a? Ei /500 2 Guajcet la pet I Zi IL 4 [23 ı758 " f : BERBTC.H. IV \ ae DIE PHYSIOLOGIE 2D, D. JOH. CHRIST. REIL, BROFESSOR, IN BALLE PRINT ER - BASED MIT VIER. KUPFERTÄAFELN, TRUE IN DER CURTSCHEN BUCHHANDLUNG 2799- EIER Em N James aa wa ws Pal EN. h BIaN.e” Tashra)h;R des dritten Bandes Erste siniesft. . 1. Vorlefung über einige Krankheiten der Horn- “haut und der geraden Mufkeln des Auges, 'und ihrer Behandlung von E. Home. S;l-30, 2. Ueber. die Befruchtung der Thiere, eine mit Verfuchen verbundene Abhandlung von ]J. Haighton. 31-73, 3. Verfuche, bey welchen die Fyer der Kaninchen am dritten Tage nach der Begattung in den Muttertrompeten, und am vierten in der Ge- bährmutter gefunden wurden; nebft der erften Geftalt der Frucht von W. Cruikfhank. 74-94. , Ueber einen neu entdeckten Wurm in der Fifch- blafe der Forelle, Cyftidicola Farionis, an Herrn Prof. Reil von D. Gotth. Fitfcher, 95-100, 5, Ein Paar Worte über die Wiedererzeugung der Nerven vom Prof. Arnemann in Göttingen. 100-105, 6. Ein Beytrag zur medicinilchen Zeichenlchre, vom Prof. Reil. 109-148, 7. Auszug eines Briefes des Herrn Prof, C. C: E. Schmid zu Jena an den Prot. Reil, 148-154. B, Recenfionen,, 155-164, DEREN te 8. Det 1, Eine Anmerkung über die Phyfiologie des Ge- bärs, von J. D. Herhold. S. 165 - 178. 2. Beobachtungen und Verfuche über das Vermö- gen der Galle, die Verdauung zu bewirken, von 3 E. Smith. 179-187. 3. Etwas über die fenfible Atmofphäre der Nerven, von C. A. Rudolphi. ı88-.201._ 4. Ueber medicinilche Kunft und ihre Methodolo- gie, von D. C. A. Wilmans. 202 - 348. 5, Einige allgemeine Grundlätze zu einer Theorie der Recenfionen, von J. C. Greiling. 349-335. 6. Recenfionen, 2.....8386-400. Drittes Herr 1. Beytrag zur Gefchichte der Zäune von D. Carl EN Rudolphi. S. 401 -Z1o, ‚ Bemerkungen über, einige Pflanzenfäfte, und San, die Art der Bewegung des Kohlenftofsund feines Abfatzes in den Pflanzen, um fie zu näh- ren; vom Prof. Chaptal. Arı 423, 3, Veränderte Mifchurg und Form der thierifchen Materie, als Krankheit oder nächfte Urfache der Kıankheitszufälle betrachtet; vom Prof. Reil. 424 - 461. 4: Beobachtungen über die Erzeugung desSchwe- _ fels und feinerSäurevoniHerrn Smith. 461-465. 5, Ueber den Begriff des Lebens und der Gefund- heit und Krankheit, als Zuftände d-flelben; an den Herrn Prof. Reil, vom Prof, Hoffbauer. 465 - 476. 6. Recenfionen. 477-499 AT HTLT für die En dk i-0.d 0.8.8 €: Dritten Bandes erftes Heft. Vorlel[lung über sinige Krankheiten der or u h%3,£ und der geraden Muskeln des Auges und ihrer Behändlung von E. Home *) L meinen beiden vorigen Vorlefusgen über dag Sehen #*) habe ich inich blos auf das Vermögen des Auges, Gegenltände m verfchiedenen Entfer- nungen zu erkennen, eingelchränkt: Die Aufmeik- Tas *) Philofophical Transactions, for ıhe Year 1797, Pärt: I London 1797. p.1. “*) Archiv, Bd.2. S; 35,07 und 416; Arch. f. dı Phyjiol. 111, Bd, I. Hefe. A 2 ———— 'faınkeit, die ich bei diefer Unterfuchung auf die Wirkung der Muskeln und den Bau der Hornhaut an- wenden mulste, hat mich auf die Wirkungen diefer Theile, wenn fie krank find, und ihren Biuflufs auf das Sehen geleitet. Diele Bemerkungen will ich jetzt vortragen. Allein vorher mufs man die Wirkungen der geraden Muskeln des Auges in ihrem gefunden Zu- ftande kennen, wenn man fich richtige Begriffe von , den Krankheiten machen will, die von ihrer fehler- haften Wirkung entftehn. Die Verfchiedenheit ihrer Wirkung bängt nicht allein davon, dafs fie einzeln oder in Verbindung wirken, fondern auch von dem Grade ab, mit welchem lie fich zulammenziehn. Die erfte und einfachfie ihrer Wirkungen belteht darin, dafs fie den Augapfel nach verfchiedenen Rich- tungen bewegen. Ihre zweite Verrichtung ift die, dafs fie beide Augen [o vollkommen in einerley Richtung bewegen, dafs der Eindruck eines Gegenltandes, wenn man ilın mit beiden Augen anlieht, an einerley Stellen der Netzhaut beider Augen bewirkt wird. Ihr dritter Zweck belteht darin, dals fie den Aug- apfel zur Seite zulammendrücken, dadurch die Horn. haut [tärker wölben und die Linfe nach vorn drängen, um das Auge zum Sehen naher Gegenfiände fähig zu machen. x Von dielen verfchiedenen Wirkungen der geraden Muskeln hängt das deutliche Sehen mit beiden Augen ab. Ein Fehler in demeinen oder andern dieler Stücke macht das Organ unfähig zu feinen Verrichtungen, und muls als eine Krankheit angelehen werden. In In der Erfahrung kommen uns drey verfchiedene Krankheiten vor, die von einer fehlerhaften Wirkung der geraden Muskeln herzurübren [cheinen, nemlich das Unvermögen, nahe Gegenl[tände deut- lich zu [ehn, das Doppel.-Sehen, und das Schielen. Von jeder diefer Krankheiten werde ich befonders [prechen, 13 Von dem Unvermögen, nahe Gegen- stände deutlich zu sehen. Zum Sehen naher Gegenltände wird.der frärkfte Grad der Zufammenziehung der Muskeln erfordert: Dies greift fe an, und hie können es [elbft im ge- funden Zufiande nicht lange aushalten: ‚ Sind Le, krank, lo [ind fie zu dieler Action unfähig; das Auge kann keine nahen Gegenftände ohne Schmerz und nicht deutlich [ehn, weil es nicht lange genug in dem Zuftaud verharrt, der dazu erfordert wird, Fol: gendes Bey[piel wird die Natur diefer Krankheit am beften erläutern, Ein Maon, vierzigJähr,alt, kurzen Gehichts, reiz: bar von [einer Kindheit an, der körprrliehe Anfıren, gungen nicht gut ertrug, vom Gehn und-andern Mus: kelbewegungen bald müde wurde, hatte folgenden Zu: fall an feinen Augen. Bis zum neunzehnten Jahr war fein Gelicht voll- kommen gut gewelen. Zu der Zeit wohnte er in einer Gegend, die einen kreidigen Boden halte, wel- cher eine unangenehme Dlendung verurlachte; . Sein. Zeitvertreib fowohl bey Tage als bey Licht war Zeich- nen, welches er nichit Selten bis zur Ermüdung [einer Aa Augen 4 I Augen Fortfeizte. -Solchergeltalt nahmen feine Be- fehwerden ihren Anfang, die fich zuerft dadurch äulserten, dafs er nicht lange einen Gegenftand ohne Schmerz anlehn und nicht ohne Schmerz ein Frarkies Licht ertragen konnte. Dem Scheine nach waren die Augen gut, ohne Rö:he, Walferlaufen und Eiterab, fonderung. Man fchwächte ihn allgemein und örtlich; allein dadurch wurde er noch reizbarer und [eine Augen fchlimmer, Nach achtjährigen Verfuchen ver- fchiedener Art letzte er.alle Ärzneyen bey Seite. In den folgenden fünf Jahren blieb das Uebel unverändert. Allein am Ende diefer Periode verhel er in eine grolse Seelenanglt, und zu gleicher Zeit wurden feine Augen böfer, welches letztere von dem Zuftande [eines Ge- müths abhing: Denn wenn [eine Melancholie nach- liels, fo kehrten auch [eine Augen zu ihrem vorigen Zuftande zurück. Unter diefen Umftänden lah ich "ihn im Jahre 1795 zum erften male, Aeufserlich fah ınan [einen Augen keine Krankheit an, und ihre Mus- kKeln bewegten fich nach jeder Richtung ohne die geringlte Befchwerde, Gegenftände von einiger Ent- fernung, z. B. die Tapeten des Zimmers, konnte er ohne Schmerz anfehn. Allein [obald er ich bemühte, _ zahe Dinge anzufchauen, fo bekam er durch diefe Anftrengung augenblicklich eine [olche üble Empfin- dung in feinen Augen, dals er davon abltehen mulste, "Das Lefen und Schreiben mächte ihm gleich Schmerz, und er mulste aufhören. Allein [obald als er auf- hörte, das Auge anzuftrengen, fo befand er [ich auch wieder wohl. Seine Krankheit beftand alfo darin, dafs er nicht im Stande war, feine Augen hinlänglich lange fo zu richten, dals er nahe Gegenltände deutlich (ehen konnte; 5 konnte; daher konnte er nicht lefen noch [chrei- ben. Dies rübrte meiner Meinung nach"von einer Krankheit der geraden Muskeln ber, die zwar alle Zulammenziehungen mittlerer Stärke, aber die [tärk- ften Zulammenziehungen obne Schmerz nicht voll- bringen konnten, Da man die[e Symptome, wie ich glaube, [onft nicht auf diefe Art erklärt hat,‘ fo könnte vielleicht jemand, der keine ähnliche Zufälle der Muskeln ge- fehn hat, glauben, die gegenwärtige Expolition [ey mehr theoretifch als praetifch. Ich will daher diele Krankheit der Muskeln des Auges durch Beyfpiele anderer kranken Muskeln zu erklären suchen, die leichter zu beobachten find. Die folgenden Bey/[piele beziehn fich [ämmtlich auf die-Muskeln des vordern Arms und der Hand, deren Action jedermann bekannt, und ein Beweis find, dafs auch diefe Muskeln auf die- felbe Art, wie die Muskeln des Auges, leiden können. Ein Mann von [echs und vierzig Jahren, reiz- baren Temperaments, das noch durch einen langen Aufenthalt in Weltindien vermehrt war, hatte in die- fer Gegend [eit acht Jahren viele Gef[chäfte, die befon- ders im Schreiben beftanden. Vor dem Abfegeln eines Schiffs nach England [chrieb er mehrere Stunden bin- ter einander, um einige wichtige Briefe zu endigen. Die unmittelbare Folge dieler Anfırengung war eine blolse Ermüdung und Steifigkeit der Muskeln. "Allein als er mit diefen Muskeln wieder [chreiben wollte, [o fühlte er einen Nervenfchmerz in dem vordern Arm, der ihn nöthigte, davon abzufiehn. Dies machte ihn belorgt, er glaubte, es rühre von Lähmung her, und wandte allerhand Hülfsmittel zu [einer Genefung an. Er 6 En Er gebrauchte die Electricität und andere reizende Mittel, aber dadurch wurden die Befchwerden heftiger und fie dauern noch fort. Der Umftand diefes Bey- fpiels, der zu meinem Zweck gehört, ift der, dafs er den Schmerz nur beym Schreiben fühlt, und alle ande- re Bewegungen der Finger und des Daumens ohne Be- fchwerden machen kann. Ein reizbarer Mann von fechs und vierzig Jahren, der für einen ganzen Abend die Karten austheilen mulste, hatte eine Nacht fechs Stunden hinter ein- ander dies Gefchäft beforge. Das Wetter war warm, er ging in voller Ausdünftung zu Haufe und zu Bette. Das Fenfer feines Schlafgemachs, das gegen Norden und dem Fufsende [eines Bettes gerade gegenüber lag, war offen geblieben ‘und die Bettvorhänge nicht zuge- zogen. In der Nacht änderte fich das Wetter plötz- lich und wurde kalt, der Wind kam aus Norden, und fücls gerade auf feinen rechten Arm. Beym Rr- wachen am Norgen war diefer Arm krank. Doch dies verlor lich wieder, aber ein Schmerz in den Muskeln, die zwifchen dem Daumen und Zeigefinger und an dem Vorderarm liegen, blieb zurück. Man hielt diefen Zufall für eine Lähmung, legte Blafen- pflafter an die Schulter beym Urfprung der Nerven, und empfahl den Gebrauch des Bades. Die Blafen. pflaftıer vermehrten den Zufall, und dadurch wurde wan zweifelhaft in’ Betreff feines Urfprungs. Bey . einer genauen Unterfuchung fand ich, dafs nur einige Muskeln krank waren, und zwar die, die er zum Karten- Austheilen gebraucht hatte, Bey der Ruhe waren fie ohne Schmerz, allein derfelbe ftellre [ich gleich ein, [obald Ge die befiimmte Bewegung mach- ten. i 2 ten. Die Schmerzen waren bald grösser, bald gerin- ger. Schon dauern lie ein Jahr, und {ind noch nicht ganz gehoben, i Ein vornehmer Schenkwirth in London bekam im Vorderam, der bis zum Flienbogen fıeif war, einen Schmerz, der zuweilen fehr fiark war. Bey einer genauen Unterfuchung der kranken Theile fand ich, dafs der Schmerz nicht im Gelenke lag, fondern von einer Kranicheit des Mufe. fupinator. brevis herrührte, weil er bey der Action die[:s Muskels enıfland. Dies fagte ich im zwar, konnte aber die Urfiche nicht entdecken, wodurch diefer Muskel verletzt war. Allein auch dies klärte [ich bald auf, als er mir fagte, dafs er den meiften Schmerz beym Ausziehn der Pfröpfe aus den Bouteillen fühle,, welches er mit einem gewil Sen [chnellen Ruck zu tbun pflege, und dafs er bei die- fer Art von Anftrengung zum erftenmaldiefen Schmerz gefühlt habe. Es zeigte ich nun binlänglich, dals befonders diefer Muskel angeltrengt und dadurch un- fähig zu ftarken Actionen gemacht war, Diefe Fälle beweifen hinlänglich, dafs ein und mehrere Muskeln das Vermögen verlieren können, Be- wegungen zu verrichten, die eine [tarke Anfirengung erfordern, wenn lie gleich alle andere Bewegungen ohne Belchwerden zu machen im Stande lind. Halten wir allo nach diefen Bemerkungen das Unverinögen, nahe Gegenftände‘zu lehn, für eine Krankheit der Muskeln des Auges, und vergleichen lie mit der nemlichen Krankheit anderer Muskeln, fo werden wir uns leicht überzeugen, dafs alle Reize und alle Dinge, die diefe Theile oder den ganzen Körper fchwächen, nachtheilig feyn müllen. Wir werden dar’ 8 — daraus den Schlufs machen können, dafs eine folche Behandlung fehlerhaft ift, und ftatt derfelhen Mittel anwenden, die die Empfindlichkeit der Theile min- dern, fie beruhigen,. und ihr Wirkungsvermögen ftärken; denn auf diefem Wege allein können die Muskelfafern ihren Ton wieder bekommen, Von dem Doppelfeh en, Man hat mancherley Meinungen dagüher vorge- tragen, wie es zugehe, dafs uns die Gegenftände nur einfach er[cheinen, wenn wir lie gleich mit zwey Au- gen anfchauen. Der D. Reid zu Glasgow hat dielfen Gegenltand mit vielem Scharffinn und grolser Gelehr- famkeit abgehandelt, Seine Meinung ift dıe, dafs die Gegenl‘ände deswegen einfach erfcheinen, weil fie an dem nemlichen Ort der Netzhaut beider Augen lich abbilden; dafs fie hingegen doppelt er[cheinen, wenn dies nicht der Fall if. Diefe Meinung wird aller- dings durch folgende Beobachtungen über das Dop- pellehen beftätigt. Es giebt zwey Fälle, bey welchen das Doppel- [ehn ftaufindet: der eine, wenn die Muskeln des Auges nicht gleichförmig wirken, und daher beide Augen nicht regelwälsig auf den Gegenftand gerich- tet werden; der andere, wenn in den breehenden Körpern des einen Auges eine Veränderung vorge- gangen ilt, die es verurfacht, dafs der Brennpunkt der Lichtftrahlen die Netzhaut beider Augen an ver- fchiedenen Stellen berührt. _ Ich hahe Beyfpiele des Doppelfehns beider Arten beobachtet. Es — ch Es ift durch Verfuche bekannt, dafs, wenn die Augen nicht gleichförmig auf einen Gegenfiand ge- richtet werden, derfelbe doppelt erfcheint, und die Krankheit der Muskeln, die diefe Wirkung veranlafst, ift. der Gegenftand,, von dem ich rede. Doch mufs man die[e Art des Doppellehens von jener unter[chei-" ‘ den, die durch eine Verletzung der brechenden Kör- per des Auges yeranlafst wird. Am beften wird dies dadurch gefcheben, dals man die Natur dieler Ver- letzung, die eine [olche Folge hat, auseinander letzt. If: auf einem Auge die Linfe ausgezogen und das andere gelund geblieben, [o erfcheinen die Gegen- fände, die man mit beiden Augen anlieht, doppelt. Dies ilt eine Thatfache, die ich in der vorigen Vor- lelung angezeigt habe. Anfänglich [cheint es [chwer, diefes Doppellehn zu erklären, zumal wenn beide Bil- der ganz von einander getrennt [ind, Von dem Man- gel der Life kann es nicht berrühren, weil dadurch die Stellung der Bilder auf der Neızhaut nicht ver- ändert wird, und die beiden Bilder, die in verfchiede- nen Entfernungen, aber an einerley Ort der Netzhaut find, würden das Aufehen haben, als wenn eins vor _ dem andern wäre. Auch können die Muskeln des Auges nicht Schuld an diefer Krankheit [eyn, weil fie i durch die Operation im geringften nicht verändert werden, Die Urfache des Doppelfehens mufs alfo in diefem Fall in der Hornhaut liegen, die durch die Operation flächer als die andere geworden ift, und den Lichtftrah- len eine andere Richtung giebt, [o dafs das Bild an einen Ort der Netzhaut fällı, der verfchieden von dem Orte im andern Auge ift, Sind . Io SS — Sind die Linfen beider Augen ausgezogen, und eine folche Perfon fieht mit einem convexen Glafe vor einem Auge einen Gegenftand an, fo erfcheint er ‘doppelt; bringt fie aber das Glas in verfchiedenen Richtungen vor das Auge, [o wird fie einen Ort finden, wo er einfach bleibt. _ In diefem Falle find die Muskeln und die Hornhaut beider Augen in den nem- lichen Umftänden; liegt der Mittelpunkt des Glafes gerade in der Gelichtsaxe, [o mahlt fich das Bild ge- rade auf dem nemlichen Orte in dem einen Auge wie in dem andern ab; liegt aber der Brennpunkt des Gla- fes aulser der Gelichtsaxe, [o ilt dies nicht der Fall, und man lieht den Gegenftand doppelt, Die Verfuche, von welchen ich jetzt die Reful- tate erzähle, [ind an einer Frau gemacht, die durch den Staar ihr Gelicht verlor, ich auf beiden Augen o operiren liels, und darnach ein vorzüglich deut- liches Geficht wieder erhielt, [po dafs fie fehr be- quem zu dielen Verfuchen war. Nachdem ich nun die beiden Arten des Doppel- fehns, die nach Operationen erfolgen, durch welche die Brechung verändert wird, angegeben babe, will ich nun von dem Doppelfehn fprechen, das von einer kranken Wirkung der Muskeln enil[icht. Ich habe felbft einige folche Fälle beobachtet, und werde mich etwas dahey verweilen, weil man fie oft von einem Fehler in dem Auge herleitet und unrecht behandelt. Man hat es längft gewufst, dafs eine Krankheit der Muskeln das Doppelfehn hervorbringe. Allein da auch andere Fehler das nemliche thun, fo hat man diefe Krankheit nicht practifch genug behan- delt, nn II delt, wenigftens nicht als eine folche, die fehr häufig vorkommt, Der erfte Fall dieler Art, der meine Aufmerkfam- keit auf diefen Gegenltand heftete, betrafeinen meiner Freunde, einen Oberftlieutenant der Artillerie, der vollkommen gefund auf feinen eigenen Gütern in Schottland auf die Jagd gegangen war. Er war fehr erliaunt, als er gegen Abend nach einem ermüdenden Tage fand, dals er alles, feine Flinte, [ein Pferd und den Weg, doppelt fah. Diefer Zufall machte ihn [ehr mifsmüthig; er wufste nicht, wie er fich zu Haufe finden follte, doch dies erreichte er dadurch, dafs er feinem Pferde den Zügel liefs, Am Morgen war das Doppelfehn faft wieder ver- gangen, und nach zwey oder drey Tagen ging er von neuem in den Brüchen auf die Jagd. Allein nun kam fein Zufall weit heftiger wieder. Er ging nach Edin- burg, um lich euriren zu lalfenı. Man fuchte die Krankheit im Auge, fchor ihm die Haare ab, legte ihm Blafenpflafter und Blutigel an den Kopf, gab ihm Quecklilber, und verordnete eine magere Diät. Die Krankheit wurde [chlifnmer, und nach vielen Ver- Suchen ging er muthlos zurück, [perrte fich in [ein Haus ein, und unterliefs den Gebrauch aller Arzney. Sein Gelicht war in der ganzen Zeit fehr deutlich; nahe Gegen[tände fah er einfach, aber in einer Ent- fernung von drey Ellen doppelt, und bey einer gröfse- ren Entfernung trennten fie fich weiter von einander, Wenn er einen Gegenftand anlah, fo konnte der, wel- cher neben ilım ftand, bemerken, dafs er'denfelben nieht mit beiden Augen in gleicher Richtung anfah, Der Zufall war am Morgen am fchlimm/ten, und wurde nach ‚L2 nach Tifch beflfer, wenn er einige Gläfer Wein ge. trunken hatte. Er dauerte falt zwölf Monate, und. nahm dann allmählig ab. Gegenwärtige Krankheitsgefchichte habe ich von dem Patienten [elbft, der ein verftändiger Mann ilt, ‚bald nach [einer Genefung erhalten, Es ift in der That eine fonderbare Krankheit, und ich habe über diefelbe mitHerrn Ramsden mehrmals gefprochen. Je mehr wir über diefelbe nachdachten, defto mehr wurden wir überzeugt, dals fie ganz in den Muskeln ihren Sitz gehabt habe; welches ich auch dem Kran- ken [agte, Es lind jetzt acht Jahre verftrichen, ohne Rück- kehr der Krankheit. Allein feit den letzten drey Jah- ren hat er eine Schwäche der unteren Extremitäten bekommen, die ihn hindert allein zu gehn, Einige Zeit nach der Herftellung diefes Mannes wurde ein Stubenmabler, der viel mit Bleyweils um- ging, ins Sct. Georgs-Hofpital aufgenommen, weil er ein Fieber mit heftigem Kopfweh hatte, Alserfichvom _ Fieber erhalte, bemerkte er, dafs er alles doppelt lab, und wurde mir zur Heilung diefer Krankheit über- geben. Bey der Unterfuchung fand ich feine Zufälle von eben der Art, wie die in der vorigen Krankheits- gelchichte, und behandelte fie allo als eine Krankheit. der Muskeln. Ich band das eine Auge zu, und liefs das andere offen: nun fah er jeden Gegenltand ein- fach und deutlich; doch verurfächte es ihm Schmerz “im Auge, und Kopfweh. Ich [chlofs hieraus, dafs ich das gelunde Auge zugebunden hätte; ich nahm da- her demfelben die Bandage ab, und band das andere zu. Nun [ah er die Gegenltände ohne allen Schmerz und sn 13: und Befchwerden, Er trüg die Binde eine Woche, legte fie dann ab, und feine Krankheit war gehoben, kam auch nicht wieder, [o lange er im Spital war, Ruhe allein hatte allo den Ton der Muskeln wieder hergeltellt, Aufzählung mehrerer Fälle ift läftig; ich habe daher nur [oiche gewählt, die zu Erklärung des Phänomens des kranken Zuftandes des Auges nothwen- dig ind, von Hem wir gegenwärtig [prechen. Die in diefer Rücklicht angeführten Beyfpiele muls man nicht [owohl als Gefchichten einzelner Kranken, [on- dern vielmehr als das Detail fo vieler Verfuche be- trachten, die in Betreff der Unterluchung der Natur dieler Krankheit gemacht find, Sind die Muskeln über die Maafs angeltrengt und dadurch ermüdet, fo muls dies unfer erltes Au, genmerk feyn, ihnen Ruhe zu verfchaffen, und fie von’aller Bewegung abzuhalten, Diele Regel muls "nicht allein bei den Krankheiten der Muskeln des Auges, fondern auch anderer Theile befolgt wer- den. Vom Schielen, Wenn die Bewegungen beider Augen von ein- ander abweichen, entweder in einem geringen Grad, dals dadurch Doppelfchn entf:eht, oder in einem grölsern Maals, dafs das eine Auge ganz von dem Gegenftande abgewandt [ieht; fo nennt man diele Krankheit das Schielen. Doch will ich gegenwärtig „unter diefem Namen nur die Krankheit betrachten, wo die Abweichung der Gelichtsaxe des einen Auges von der des andern größser ilt, als dals lie blos Doppellehn her- 14 hervorbringt. Ich betrachte alfo das Doppelfehn als einen Mittelzuftand Zwilchen dem einfachen Sehen und dem Schielen. Gewöhnlich leitet man daff]be blos von einem Unvermögen der Muskeln, das Auge auf den Gegenltand zu richten, her, Allein wahrfchein- lich ift kein urfprünglicher Fehler in den Muskeln da, wenigftens kein fo ftarker, dafs dadurch diele Meinung vollkommen befiätigt würde, Denn die Muskeln eines [chielenden Auges haben das Vermögen, demfelben einige Bewegung und Richtung mitzu- theilen, obgleich dies mit Anftrengung gefchehen mufs, Der Fehler fcheint daher vorzüglich in dem Auge felbft zu liegen, welches zu [chwach ıft, dem anderen im deutlichen Sehen beyzulehn. Diefer Schwäche wegen haben die Muskeln deffelben nicht gleiche Leitung, es zu richten, wie die Muskeln des anderen Auges, und können ihre Actionen denen der Muskeln des andern Auges nicht gleichförmig ein- richten, wenn fie gleich vollkommen gelund find, Bey einer [chielenden Perfon fehn licher beide Augen das Object nicht an. Wer neben ihr [ieht, be. merkt es deutlich, dafs die Richtung des einen Auges fo [ehr von der des andern verfchieden ilt, dafs die Lichtftrablen eines Objects unmöglich auf die Netz- haut beider Augen fallen können. Das eine Auge fieht allo den Gegenltand nur, das andere nicht. Daffelbe kann man noch auf eine andere Art be- weilen. Wenn nemlich eine geringe Abweichung des einen Auges von der Gelichtsaxe Doppelfehen erregt, lo muls eine gröfsere Abweichung diefelbe Wirkung haben, nur mit dem Unterlchied, dafs die Entfernung beider N ————— 15 beider Bilder gröfser ift, bis fie So grofs wird, dafs bloßs.ein.Auge auf den Gegenltand gerichtet ift. Beyim Schielen. ift offenbar eine größsere Abweichung von der Gelichtsaxe als beim Doppellebn; und doch er- fcheinen die Gegenftände nicbt doppelt: fie werden allo nicht von beiden Augen gelehn, Alle Beobachtungen folcher Perfonen, die an einem vollkommnen Schielen leiden, ftimmen darin überein, dals fie ein unvollkommnes Auge haben welches auch die Behauptung unterfiürzt, dafs bey diefer Krankheit das eine Auge zu [chwach ift, um deutlich zu S[ehn. Nach diefen Beobachtungen [ollte man glauben, dafs bey dem Verluft des Gelichts auf einem Auge ein Schielen entltehen mülfe. Dies gefchieht aber nicht, fondern die Bewegungen beider Augen bleiben gleich- förmig, obgleich nicht vollkommen. Die Abweichung * von der Gelichtsaxe ilt nicht fo [tark wie beym Schie- len, ‚[ondern gering, wie beym Doppell>hn. Die Urfache, warum das unvollkommne Auge beyım Schielen von dem Gegenl:ande abgeleitet wird, da es, wenn es blind ift, den Bewegungen des andern Auges folgt, ift wahrfcheinlich folgende. Das un- deutliche Sehen des unvollkommnen. Auges hindert die Muskeln deffelben, dafs hie es nicht mit der Ge- nauigkeit, wie das andere Auge, auf den Gegenftand richten. Diele geringe Abweichung von der Gelichts- axe verurlacht Doppeifehn, und hindert das deutliche e Gelicht des gefunden Auges. „Es ilt allo eine Folge - eines Beltrebens, lich von einem verwirrten Bilde zu befreyen, dals dieMuskeln eine Fertigkeit bekommen, f den 16 ————n - den Gebrauch des unvollkommnen Auges zu verfäu- men. Ift das Auge [o unvollkommen, dafs es von keinem Gegenftande fich ein deutliches Bild verl[chaf- fen kann, [o ift es möglich, dafs es gleich vom An- fang verläumt wird. Sieht man einmal deutlich mit dem gefunden Auge, lo ilt der Zweck erreicht, und die Seele hat nachher keinen Trieb wieder, das ande- re anzuwenden. ; Die Richtung, welche’das Auge bey einem dieler Umftände nimmt, ilt nach innen zur Nafe hin. Der Mufc. adductor wird kürzer als die übrigen Muskeln def[felben: Folgender Fall eines Kranken, dem ich die Linfe ausgezogen hatte, [cheint die Behauptung zu unter- frützen, dals eine ungleiche Richtung des einen Auges auf den Gegenftand ein verworrenes Bild verurlscht; und dafs es deswegen ganz abgekehrt wird. Diefer Mann fah nemlich zu [einem grölsten Leidwelen die Gegenfiände doppelt. Allein nach einigen Monaten erwarb er [ich die Fertigkeit; .da$* unvollkommene Auge abzukehren, und nun fah er wieder ohne Be- fchwerde einfach. Die ver[chiednen Grade des Schielens [cheinen init der Unvollkommenheit des Gelichts auf das kranke Auge im Verhältnilszu ftehn; In einigen Fällen kann der Kranke entfernte Gegenftände mit beiden Augen anfehn, und Ichielt blos beim Anfchauen naher Dinge: Folgender Fall lehrt dies. Ein junges Frauenzimmer von zwei und zwanzig Jahren hätte von Kindheit an gefchielt. Allein man glaubte nicht, dals diefer Zufall von einem Fehler ihrer GE —_— 1 17 ihrer Augen herrührte;; londern leitete es'von der Stellung ihrer Wiege her,, vermöge welcher das Licht nur auf eins ihrer Augen gewirkt hatte. Ihre Augen waren dem Scheine nach gelund. Sah'he einen Gegen- Siand an, der einige Ruthen von ihr entfernt lag, [o £hielte fie. nicht; \ allein. wenn’ ihre Augen nicht be- [chäftigt waren, oder wenn fie einem nahen Gegen, Stand anlah, [o fehielte fie merklich. | Als ich lie fragte, ob fie mit beiden Augen deut- lich [-he, antwortete fie: allerdings, doch fehe das eine Auge ftärker als das andere. Um mich davon zu überzeugen, band ich das’ltarke Auge zu, und gab ihr ein Buch. Allein wie grols war ihr Eıltaunen, als fie’ bemerkte, dafs fie keinen Buchltaben, und überhaupt keinen nahen Gegenftand unterlcheiden konnte. Ent- ferntere Gegenftände lah fie, aber nicht deutlich. In der Thür eines Bücherkaltens konnte fie ein Bund kleiner Schlüffel erkennen, aber nicht, wie viel es waren, Um zu erfahren, ob beide Augen einerley Focus ‚hatten, liels man fie einen Gegenftand mit einem Mikrolkop anlehn, und fand, dafs fie denfeiben mie beiden Augen bey einerley Brennweite aın deutlich. ‚Iıen ‚fab, obgleich das Object, mit dem gelunden Auge weit deutlicher als mit dem kranken gelehen anrdei Der Focus beider Augen war alfo der nemliche, N 4 Ich fchlug ihr vor, das Kufonde Aa zuzubin- den, das fchwache allein zu gebrauchen, und lich zu bemühen „nahe Gegenltände mit deinfelben zu erken- nen, Anfangs, konnte hie nichts Sehn , allein in einigen Areb./. d, Phyfiol,. IB. 1. Hof /B ° Wochen. 18 Wochen hatte fie es fo weit gebracht, dafs fie nähen konnte; nur nicht lange; das Auge wurde müde und verlangte Ruhe, [chmerzte aber nicht. Lefen kann fie aber mit demfelben nicht. Diefe Verfuche werden blos einige Stunden an jedem Tage und erlt l[eit zwey Monaten gemacht. Doch glauben ihre Freunde, dals fie fchon weniger [chielt als zuvor. Bey dielem Fall if: es mir wahrfcheinlich,, dafs das [chwache Auge nie das Vermögen, fich zur Er- kenntnils naher Gegen[tände zu richten, gehabt/habe.! Denn da das deutliche Sehen nothwendig zu leyn [chsint, die Muskeln in ihren Bewegungen zu len- ken, [o hat das gefunde Auge zu diefer Richtung, weniger Uebung nötbig, als das andere. Wenn. nun nahe Gegen['ände bey dem Gebrauch. eines Auges | deutlich werden, die Seele allo von dem Mangel des) andern nicht benachrichtigt wird: lo, fehlt, es an, allem Beftreben, die Richtung, zu, vervollkommnen, und das kranke Auge wird bey dem Gebrauch des,, gelunden verliumt. Nach dielen Beobachtungen Icheint es, dafs das , Schielen von einer Schwäche des Gelichts in dem einen _ Aüge herrührt. Doch kann .es auch bey Kindern, deren Linfen einen verlchiednen Focus haben, oder „ "bey welchen ein Auge liärker als das andere ife, N oder durch Nachahmung in der Gelellfchaft [chie- ] lender Perfonen allmählig entltehen, wo hie nach und nach eine Fertigkeit erlangen, den Gebrauch des einen Auges zu verabliumen. ’ So kann man auch in einem befiimmten Alter (ich das Vermögen, willkürlich zu [chielen, erwerben. " ir — = 19 Wir finden dies bey Per£onen, die viel durch Telefko- pe fehn; fie wenden ihre ganze Aufmeiklamkeit auf Ein Auge, und fehn mit dem andern gar nicht. Im Anfang folgt zwar der Gewohnheit wegen das verab-. fäumte Auge dem andern; allein in der Folge bey wiederholten Verläumniflen verliert lich dieler Zwang, und es bewegt fich in einer ‚andern Richtung, Von; einigen Altronomen, die ihre Augen oft auf diele Art gebraucht baben, lagt man, dals fie nach Willkür fchielen können; Nach’ diefen'Reflexionen kann dasSchielen unter folgenden drei Umländen Ltatifinden: wenn nemlich nur das eine’Auge ein deutliches Gelicht hat; ‘wenn zwar beide Augen Gegenliände erkennien können, aber das eine Bbller als das andere; und endlich; wenn die Muskeln des einen Auges durch Uebung das Ver- mögen erlangt haben, fich unabhängig von denen des andern Auges zu bewegen. = Wo das Schielen vo einem gänzlichen Mangel des Gelichts auf dem einen Auge herrührt, da af kei- ne "Heilung möglich. Entlweht es von einer Schwäche des Gefichts auf, £ einem nn fo kann ihn in einigen Fällen geholfen r werden; allein die Kur ilt nur auf die Art möglich, dafs ‚die Perlon das Ljarke Auge zubindet und A fchwache ‚gebraucht, Durch die befiändige Uebung 5 bekommen die Muskeln die Bertigkeit ,. das Auge auf den Gegenltand zu. richten, und lie werden därker durch, die Tätigkeit, , lt dies pelchehen, , lo kann man dem andern Auge feine Freyheit wieder geben, Pa Liie 20 Die Zeit, die zur Kur nöthig ift, hängt von dem Grad der Schwäche’ des Gelichts, und von der Länge der Zeit ab, die die Muskeln lich [elbft überlallen gewefen find. Denn fie erlangen nicht ohne Befchwerde einen hohen Grad von Thätigkeit wieder, wenn fie lange an eine eingelchränkte Zufammenziehung gewöhnt lind, Ueber die Natur der Hornhaut, einige ‚ihrer Krankheiten, und die Art sie zu heilen. Die Hornhaut gehört dem Namen nach unter die Häute; Haller vergleicht fie mit weichen Nägeln, und glaubt, dafs lie wie die Oberhaupt genährt wer- de. Ihre Unempfindlichkeit und der Mangel roher Blutgefälse in derfelben giebt Anlafs zu diefer Mei- nung, die durch ihr Anfehn, welches fie im Brannt- wein bekommt und den Nägeln an ihrer Wurzel gleich ilt, beftärigt wird. Da die Oberbaut kein Leben hat, fo ift fie nur während ihres. Entftehens Krankheiten unterworfen. Ift fie einmal gebildet, fo bleibt lie unverändert. Wäre die Hornhaut von der[elben Natur, [o würde lie gleich- falls durch Krankheiten oder andere Ur[achen nicht zu andern Erf[cheinungen beftimmt werden können. Allein wir beobachten das Gegentheil: fie erleidet mancherlei Veränderungen, die vollkommen denje. nigen gleich find, die andere lebendige Theile des thierifchen Körpers durch Krankheiten erleiden, Ich halte fie daher für einen lebendigen Theil, und finde, dafs einige neuere Anatomen meiner Meinung find. Um 2L Um zu beweifen, dafs die Hornhaut Leben habe, mufs ich vorher zeigen, dafs Empfindlichkeit und Gegenwart rother Blutgefölse zum Leben nicht wefent. lich fey. Um dies darzuthun, werde ich Theile an- zeigen, die leben, ob lie gleich keıns von beiden haben, nemlich die Sehnen und Bänder in ihrem natürlichen Zuftande. Dals diefe Theile kein rothes Blut haben, fieht ınan wit Augen, und dies bedarf da- her keines weilernBeweifes. Dafs lie keine Empfind- lichkeit haben, hat zuerli der verltorbene W. Hun« ter *) behauptet, der darüber folgende Bemerkung bekannt macht. **) Bey einem Menfchen wurde das letzte Gelenk des Ringfingers fo ausgedreht, dafs die Sehne des Beuge- muskels einen halben Zoll über den Stumpf hervor. ftand. An derfelben machte man in Betreff ihrer Empfindlichkeit folgenden Verfuch, Man band eine Saite, die mit der Sehne einerley Dicke hatte, ums Handgelenk , und legte fie an der Seite des Fingers (o berauf, dals fie mit dem Einde der Sehne gleich lang war. Der Mann mulste das Gelicht wegkehren, und Sagen, welcher Theil durchftochen würde. Man durchftach die Sehne, und der Mann fagte, es fey die Saite gewefen, weil er nicht den geringlten Schmerz gefühlt hatte, Diefer Verfuch ift beweifend. Allein die Gegenwart des Lebens der Hornhaut hängt nicht allein *) Hunter machte diefe Meinung zuerlt im Jahre 1746 bekanat, und Haller beltäugte Ge durch Verfuche, die er im Jahre 1750 anltellıe. ®*) Medic. Oblerv, and Inquir. Vol.1V. p.343. 22 = allein von negativen Beweilen ab, welches ich jetzt zeigen werde. Die Hornhaut befteht aus membranölen Lamellen, Die eine derfelben fcheint eine ea der Con- junetiva zu feyn; allein hie ift entweder fo zart oder fo felt mit den darunter liegenden verbunden, dals fie nur theilweife fich trennen läfst. Fine andere Lamell if:, wie ich in der vorigen Lection gefagt habe, eine Fortfetzung der Sehnen der vier geraden Muskeln des Anges. Allein in lo fern diefe beiden Lamellen einer- ley Figenfchaften mit den übrigen Theilender Horn- haut haben, mülfen wir hie als Beltandtheile derfelben betrachten. Die Conjunetiva und die Sehnen, durch deren Forıl[etzung die erlten’Lamelien der Hornhaut gebildet werden, hält man für lebendige Theile. Die übrigen Thäle find von diefen in ihrem Bau nicht verfchie- den. Wir müllen lie alfo auch für lebendige Theile halten, Eine verwundete Hornhaut heilt wie andere le. bendige Theile unmittelbar ohne Eiterung zulammen, Il: die Wunde mit einem feirien Melfer gemacht, [o bleibt eine [chmale Wunde zurück; ift fie gröfser und durch ein [tumpfes Infirument veranlalst, [o wird eine grölsere Menge coagnlabler Lymiphe des Bluts zu ihrer Vereinigung erfordert. 4 Wenn bey der Extraction des Staars die Hornhaut durchlchnitten ilt, (o heilt he meiftens ohneEiterung; doch zuweilen ift diele Vereinigung mit Entzündung verbunden, die eine Trübigkeit derfelben verurlacht. von Zur Zuweilen ilt dieEntzündung [tark, und endigt fich mit einer Biterung der ganzen inneren Höhle des Auges’, Diele Perioden der Entzündung kommen aber blos in Theilen vor, die Leben haben. Die Hornhaut kann allerdings verletzt werden, und kleine Stücke eines Metalls können, ibrer un- empfindlichen Natur wegen, Monate lang darin ohne Entzündung ftecken* Allein eine geringere Ver- letzung der Conjunctiya an ihrem Rande bringt eine Entzündung der[elben hervor, die Ach bis zur Horn. haut ausdehnt. Denn es ift nicht möglich, dafs die Gefäfse der Hornhaut, die in ihrem natürlichen Zu- ftande Lymphe enthalten, Blut enthalten konnen, wo- fern nicht benachbarte gereizte Theile ihnen .dafllelbe mittheilen, Haller bezweifelt es, wenn er es gleich nicht ganz leugnet, dafs man in einer kranken Hornhaut rothe Blatgefälse antreffe. Die Behauptung, fagt er, mufs erft noch durch Erfahrungen beftätigt werden, und dazu ilt ihın Petit’s und anderer Aerzte Aucto-. rität, die er anführt, nicht hinreichend. Allein es ift eine fo gemeine Erfahrung, bey Ent- zündungen des Auges Zweige von Schlagadern zu finden, die fich von der Conjunctiva über die Horn. haut ausbreiten, dafs ein jeder practilcher Arzt fie gefehen haben mufs. In einigen Fällen, die mir (-Ibfe vorgekommen find, habe ich die Gefälse ınit einem - Wergrölserungsglas unterfucht, und es deutlich gelehn, dals kleine Arterien der Conjunctiva auf derHornhaut fich 24 ı\ m— Gich in einen gemeinfchaftlichen Stamm vereinigten, der gröfser als einer der Aelfte war, aus welchen er entfiand, und fieh dann wieder in Aelte zertheilte, die fich über die ganze Hornhaut verbreiteten, Einige Phyfiologen glauben, dafs diefe Gefäßse fich blos in der Fortfetzung der Conjunctiva befinden, die die Hornhaut bedeckt. Allein dies ift nicht der Fall, da hie auch unter dieler Tamell liegen, und allo fowohl den untern als oberh Lamellen angehören, Auch hat man in verfchiedenen Fällen wirklich rothe Blutgefäfse in den tiefen Lamellen der Hornhaut ge, funden. Richter *) fagt, er habe eine v.rlickte Hornhaut durchfchnitten , und aus den Gelalsen ihrer Subfl!anz [ey rothes Blut ausgefloffen, Die Hornhaut ift nicht allein zu einer fchnellen Vereinigung, zur Entzündung und Fiterung fähig, Sondern. bey einer ftarken Entzündung kann durch die Eiterung gar ein Theil ihrer Subltanz verloren gehen. Das entftandene Gefchwür füllt [ich mit coa- gulabler Lymphe, welche wieder Hornhaut wird und Durchlichtigkeit bekommt. ‘Der neugebildete Theil ift weicher als die übrigen, fpringt meifiens vor; und hat das Anlehn einer Art von Traubenauge, Bund, um den Fufs eines Staphyloms habe-ich oft in der, Subftanz der Hornhaut xothe Blutgefäfse gelehn. Kr} *) In Nov. Comm, $oc, Reg, Gotting, T. VI. ad zub num 1775, wem — a ———| 25 Man: hat’ die’Pleeke in der Hornhaut , eben weil man fie für einen Theil'ohne Leben hält, zur Chirur- gie gerechnet, und die Heilung derfelben den Augen- ärzten überlalf’n. ° Man hat fie als eine Wirkung ei- nes Häutchens von einer leblofen Materie betrachtet, die ich über die Hornhaut hergelegt, und daher [char- fe Dinge, pulverilirtes Glas, Zucker u. (. w. empfoh- len, um dadurch dies Häuıchen zu zerfiören. Und da diefe Mittel einen guten Erfolg hatten; [o wurde mau dadurch in der Meinung über die Natur der Krank- heit befüärkt, Nachden: ich nun gezeigt habe, dafs die Horn- haut Leben hat, werde ich andere Theile auffuchen, die mit ihr fowohl im gelunden als im kranken Zu- Sıande Aehnlichkeit im Bau haben, und mich bemühn, durch diele Vergleichung einige allgemeine Principien auszumitteln, durch welche der Nutzen reizender Mittel bey Verdunkelungen und Entzündungen der-) felben deutlich wird. Die Hornhaut ähnelt in ihrem Bau nach einigen Verfuchen "und Beobachtungen, die in der vorigen Lection erwähnt find, einem elaftifchen Ligament. Sie hat alle Figenfchaften der Bänder und aufserdem noch Elafticität und Durchlichtigkeit. „Sie läfst Ich, wie die Ligamente, in Lamellen zer. legen, hat im gefunden Zuftand keine rothen Blutge« fälse, und ift ohne Empfindlichkeit, Wild hie zer- Iehnitten, [o vereinigt hie lich fchnell wieder; entzün.' det lie lich, ‚fo wird lie Jehr empfindlich, die Entzün- dung De 777" 26 == dung zertheilt fich langlım, und. wenn dies gefchieht, bleibt die gerinnbare Lymphe, die fich in der Ad’ häliv-Periode derfelben abgeletzt hat, zurück, und verurlacht eine Verdunkelung, die nachher nicht [fo leicht zu heben ilt, Die Lebenskräfte der ligamentöfen Theile, zu welchen ich die Hornhaut rechne, find [chwach; dies kommt daher, dafs lie keine rothen Blutgefälse haben. Entzünden fie [ich alfo, welches ein Zuftand erhöhter Thätigkeit ift, fo haben fie eine andere Behandlung nöthig, als folche Theile, deren Lebenskräfte fiark find, weil fie viel rothes Blut haben, Eine ächte und gute Entzündung mu[s mit ver- mehrter Thätigkeit in dem leidenden Theile verbun. den feyn. Wird diefe entweder von Schwäche oder Unempfindlichkeit nicht gehörig unterftützt, fo geht die Entzündung nicht [chnell genug durch ihre Stadien fort, [ondern bleibt zwifchen Discuflion und Suppu- ration ftehn, Daher muls man bey Entzündungen ligamentöler Theile die. Action in demfelben anfpor- nen, um die Discuffion zu hefördern, und es zu ver- hüten (uchen, dals fie nicht in einen Zultand von Unempfindlichkeit und Untbätigkeit verfallen, Allein dies ilt oft fchwierig; oft verdicken fie fich durch einen Abfatz coagulabler Lymphe während der Adhä- fiv-Periode der Entzündung, wadurch hey der Horn- haut Verdunkelung entfteht, Die Verdickung bleibt nach der Entzündung zurück, und kann nur durch Re- forption gehoben werden, die am beften durch die An- wendung von Reizmitteln unterktützk' wird, Nach Nach dielen Grundflätzen erfordern die ligamen- tölen Theile eine eigene Behandlung, welches durch die Behandlung der Entzündung der-Gelenke und der Hornhaut des Auges beftätigt wird. - Die Mittel, welche in beiden Fällen die befien Dienfte thun, find reizender Natur, Die Vortheile diefer Behandlungsart find wahr. -feheinlich zufällig entdeckt, und dielelbe, weil fie fich befiatigte, in der Folge zu einer allgemeinen Methode erhoben. Doch wird fie zuweilen von Aerzten, denen es an allgemeirten Grundfätzen fehlt, ohne Nutzen, ja zum Nachtheil des Kranken ange- wandt. j Es ift ein befonderer Umfiand in der Arzney- kunde, dafs die Anwendung eines örtlichen Mittels gegen diele Krankheit [chon vor 2513 Jahren entdeckt ifr, ohne dafs es oder ein ähnliches nachher allgemein geworden, und ohne dals die allgemeinen Grundfätze ausgemittelt find, aus welchen [ich der Nutzen delffel- ben erklären Jäfst, Und dies ift wirklich der Fall mit der Anwendung reizender Mittel bey Krankheiten der Hornhaut. Nur aus dem Mangel der Erkenntnifs des Baues derfelben läfst ich dies begreifen; und auch dieler Fa}} lehrt uns, wie wichtig &as Studium der Anatomie fey. Wir finden nemlich in den apokryphi- [chen Büchern, im Buche Tobias, *) eine Gefchichte einer Verdunkelung der Hornhaut, die durch reizende Mittel, ”) Tob. ce. VI, v. 2—8. €. XI, 7 1ı—13, 28 Mittel, nemlich durch die Galle eines Filches, geheilt wurde. *) * - Ich ”) Nach der Vorlefung diefer Abhandlung machte mein Freund, derD. Walls, mich auf folgenden Fall auf- merklam, der in dem Annual-Regilter Vol. XI. pP. 143. 1768. fteht. Ein Pariler Blatt erzahlt nemlich fol- gende belondere Kur einer Blindheit durch dıe Galle eines Barben. Ein gewiller Cen[ier hatte gehört, das Mittel, womit Tobias (einen Vater geheilt habe, ley.die Galle eines Barben gewelen. , Er entfchlols ich, damit einen Verluch an [einer Schwiegermutter, der Witwe Ger- main, zu machen, deren Augen lechs Monate lang ge- fchworen haıten und mit einer Haut bedeckt waren, die fie gane blind machte. Genlier nalım dieGalle dieles “ Filches und belirich am Abend damit durch eine Feder die Augen leiner Mutter. Sie bekam darauf eine halbe Stunde lang heftige Schmerzen, die fich nach und nach minderien, und aus ihren Augen fofs eine Menge Wal- fer, Am Mor;en konnte fie die Augen nicht öffuen, weil lie durch die Ablonderung zugeklebt waren. Er badete "fie mit reinem Waller, und fie konnte mit dem Auge etwas (lehn, in welches die meilte Galle bineingekom- ınen war. Am andern Abend gebrauchte er die Galle wieder: os enıftand darauleine Entzündung, das Weilse ’" derfelben wurde roch, die Durchlichtigkeit derHornhaut fiellie fch allmahlig wieder ein, und ihr Gehicht wurde ftärker. Er verfuchte dies Mittel ‚zum drittenmal mit | dem glücklichlten Erfolg. Kurz, fie bekam ihr Geficht wieder ohne alle andere Mittel. Sie ilt 53 Jahr alı; die " Wundärzte des Hötel de Dieu haben lie für blind er- klärt, und ihre Blindheit und nachmalige Genelung if auf Ordre des Generallieutenanıg der Polizey beflätigr. Sie licht jeızt durch Zufall beller als zuvor. 29 Ich fragte meinen Freund D. Ruf£fel, wie die Araber die Entzündungen und Verdunkelungen der Hornhaut behandelten, und er antwortete mir dar auf: „dafser von ihrer Behandlung der Augenkrank- beiten nichts in [einen Papieren fände. Ein Augen. arzt gehöre bey ihnen zu einer eignen Profellion, und die Mittel, die er gäbe, wären Geheimnilfe, die der Vater auf den Sohn forterbte. Die arabilchen Schrift- - Steller führten viele Formeln an, die gröfstentheils aus dem Galen und aus griechifchen Aerzten genommen wären. Im Avicenna [iehe eine Vorlchrift, die die. Galle einer Krähe, eines Krauichs, Rebhuhns und einer Ziege enthalte. Zu Aleppo fey die Galle des Silurus , Glanis Linn. in grolsem Ruf; allein man f[eizte der. Galle verfchiedene andere Dinge zu, und es [ey ge-. wöhnlich in den Gegenden, dals ein Recept aus einer Menge Ingredienzien beftehee Was mir in ihrer Be. handlungsart auffel, war die slükliche Anwendung. reizender Arzneyen zu einer Zeit, wo ich erweichen- . de und milde Dinge gebraucht haben würde. « Nach diefer Nachricht des D. R uflel [cheint ‘ es, dafs die orientalifchen Völker, vom Tobias an bis ' auf diefe Zeit, die Galle gegen Augenkrankheiten gebraucht haben. \ ‚Seit den letzten drey Jahren habe ich inehrere Ver[uche mit der Anwendung der Galle gegen Krank. heiten der Hornhaut gemacht, Ich'habe fie unver. mifcht und verdickt gebraucht, ihre Wirkungen mit denen des Unguent. Hydrarg, nitr. und der Solution des Argenti nitrati verglichen, und gefunden, dafs fie bey 30 bey veralterten Flecken zuweilen mehralsalles Andere 'thut. Die Galle der vierfülsigen Thiere verurlachte bey meinen Verluchen mehr Schmerz als die Galle der Fifche. Ein bis zwey. Stunden dauerte derlelbe heftig fort, und verlor [ich alsdann. Noch muls ich be- merken, dals der gute Erfolg ihrer Wirkungen mit der Heftigkeit der Zufälle im Verhältnils [tand, die lie bey ihrer Application verurlachte. | Weiter darf ich mich nicht auf die Heilung der Flecke der Hornhaut einlallen, weil dies nicht für. diele gelehrte Gelellfchaft gehört, die fich nur mit allgemeinen Principien der verfchiedenen Willenfchaf- ten befchäftigt; und Thatfachen faınmelt, von wel- chen neue Regeln abgelondert, oder durch welche “die alten beltätigt werden können. Fünf und zwanzig Jahrhunderte lang hat mar reizende Mittel gegen Krankheiten der Hornhaut an. gewandt; ihr Nutzen bedarf daher keines weiteren Beweifes. Ich habe gegenwärtig die Abficht gehabt, die Principien auszumitteln, nach welchen ihre gute Wirkungen erklärt werden, und die uns als Richt- fchnur bey unlerer Practik dienen müflen; uns war- nen, diele Mittel nicht bey der Zunahme der Ent- zündung zu gebrauchen, fie aber anzuwenden ge- bieten, wenn dielelbe im Stehen ift, und lie nicht [o lange auszufetzen; bis ein unempfindlicher Zultand lich einftellt, der fich oft mit Verdunkelungen endigt, die nachher auf keine Art gehoben werden können, Ueber 31 Ueber die Befruchtung der Thiere, eine mit Versuchen verbundene Abhandlung von J. Haigton.*) t . m — Ien übernebmeveine [chwere Arbeit, de- ren Erfolg kaum demLeler genügen wird, fagte ‚Hallery-als er fich an diefen. Gegenf'and machte, Ordnung und Regel in dem Chaos zu fin. den, und zu zeigen f[uchte: \ „wie der dunkle Punkt eines Welens feine er[te Form verändert und zu einem Mann heranwächlt,* Garth. Solche Schwierigkeiten, die (elbft die gröfsten Naturforfcher niederfchlugen, können mir unmög- , lich Muth einflößsen. Allein ich werde mich damit trölten, dafs, wenn ich irre, ich es bey einer gro. Isen Unternehmung ihue. Die Menge von Phylologen, die auf dielem Felde Lorbeeren zu erndten l[uchten, überzeugen uns "am beften von der Schwierigkeit dieler Unterfuchung; und der [charfünnige Harvey, der den Kreislauf des *) Philofoph, Transactions of de royal Sociery of Lon- don for ıhe Year 1767. Parı 1. Lond, 1797. ps159. 32 des Bluts vollkommen entdeckte, luchte umlonft den mylteriöfen Vorgang der Zeugung zu _ enträthleln. Seine richtige Art, durch Verfuche zu forfchen, er- warben ihm bey dem einen: Gegenftand einen unlierb- lichen Namen, , allein. in Betreff des- anderen kam er wicht weiter als [eine Zeinbnglle: Andere, die vielleicht eine grölsere Neigung für diefen Gegenfiand hatten, arbeiteteh mit mehrerem Glück, drangen in dieGeheimnille der Natur ein, und brachten Dinge zu Gelicht, von welchen die vorigen Naturfor[cher glaubten, dafs fie unerreichbar wären. So haben wir in Anfehung unferer Kenntnifle über diefen Gegenftand den Arbeiten eines Steno, ‚de! Graaf, Haller und Anderer, ‚viel zu verdanken. Dem Steno und de Graaf [ind wir manche inter-,, e[fante Thatfachen über die Structur der Fyerltöcke fchuldig. Sie haben die angenommene Aehnliehkeit 'derfelben mit den männlichen Teftikeln widerlegt, und den Zufainmenhang ihrer Velicular - Structur mit den Eyern oder dem erfien Keim des neugebildeten Thiersbin länglich bewielen. Aus de Graaf’s Nary, fuchen mit Kaninchen lernen wir: ı) dafs die Eyerfiöcke der Sitz der Euoplange | nifs find: “ 2) dafs eine oder mehrere ilırer Bläschen ver- ändert werden; I 3) dals ihre Veränderung in einer Vergrölserung derfelben, verbunden mit einem Verlult der Durch- fichtigkeit der Fiülligkeit, die fie enthalten, befte- he, welche nämlich eine dunkele und rothe Farbe be. komunt; 4) dals ' 4) Dafs die Zahl der fo veränderten Bläschen der Zahl der Früchte gleich fey, und aus ihnen das wahre Ey gebildet werde. -5) Dafs diefe veränderten Bläschen in einer be- ftimmien Zeit nachher, dafs der männliche Saame auf fie gewirkt hat, eine Subftanz von [ich geben, die von den Franzen der Muttertrompete aufgenommen und in die Gebährmutter geführt wird, dalelbft deut- lich die Geltalt einer Blale annimmt, und ein Ey ge- nannt wird. 6) Dals diefe Keime des- RR Thiers, an denen man für eine Zeitlang keine Theile unterfchei- den kann, in der Folge ausgebildet werden und die verfchiedenen Organe entwickeln, aus welchen das neue Tbier belteht. Be Diefen Thatfachen kann man noch zufügen, dals der Kelch oder die Kapfel, welche die Wände der Bläschen bildet, fich verdickt und dadurch die Höhle verengert. Die Höhle, fammt der Oeffnung, durch weiche der Keim der Frucht herausgegangen ift, ver. fchlielst lich, und wird corpus luteum genannt, weil es von den Wänden der Bläschen eine gelbliche "Farbe bekommen bat. Allein wenn gleich fo viele wichtige Thatlachen berichtigt find; fo giebt es dennoch viele andere, F ie noch problematifch find. Die Phyliologen lind h uneins über die unmittelbare Ur[ache der Empfängnifs. Sie nehmen zwar alle an, dafs zur Befruchtung eine Vereinigung der Gelchlechter erfor- dert, und ein weiblicher Theil unmittelbar vorm männ. 7 Arch, S.d, Phyfiol. 111.B. 1. Hefe. c lichen 34 „lichen Saamen berührt werden müffe. ' Allein was dies eigentlich für ein Theil fey, das ilt bis’jerzt noch ein Geheimnils. Auch find fie nicht eins über den Zuftand der Sulftanz, die aus den Eyerfiöcken her- vorgeht, ob fie nemlich zur Zeit ihres Ausgangs aus -denlelben eine blalenförmige oder gar keine beftimm- te Geltalt habe De Graaf und Malpighi des ‚vorigen Jahrhunderts, und einige angefehene Phylio- logen der gegenwärtigen Zeit, lind der erften, Hal- ler und Andere der letzten Meinung zugethan. Es-giebt noch mehrereProbjeme in der Zeugungs- lehre, die ich aber vorjetzt übergehe, um meine Auf- merklamkeit defto genauer auf die angegebne Frage verwenden zu können. Gegenwärtig will ich mich damit belchäftigen, | die näch[te Url[ach der Befruchiung der Thiere aufzufuchen, und die fichtbaren Wirkungen derfelben von ihrem Anfang an, bis zu der Zeit, wo der Keim der Frucht in der Gebährmutter gefunden wird, und den eigenthünalichen Charakter des Eyes angenommen hat, zu befchreiben. Sobald wir mit dem Keim der Frucht oder „mit dem dunkeln Punct eines Welens “ bekannt ind, aus welchem fich die Frucht Schritt vor Schritt regelmälsig entwickelt; ‚fo beginnt ein anderer Theil der Unterfüchung, wie nemlich diefe Bildung des neuen Thiers während des’ ganzen Ver-, laufs vollbracht wird. Allein da dies mehr zur Ocko- 1 nomie der Frucht als der Mutter gehört, To werde, ich davon in der gegenwärtigen Abhandlung nicht, [prechen. | In a 35 Indeffen werde ich mich auf die Unterfuchung der nächlien Urlach der Befruchtung nicht einlaffen können, wenn ich nicht vorher die Merkmäle feltge- fetzt habe, durch welche ınan es erkennen kann, dal fie ftattgefanden habe, Ich werde allo' meine Ab- handlang in drey Abfchnitte theilen: ı) Welches find die Kennzeichen der Befruchtung? 2); Was ilt dienäch[te Urfache derfelben? 3) In welcher Geltalt geht der Keim der Frucht aus dem Eyer- ftock zur Gebährmutter über? Erster Abschnitt. Welches find die Kennzeichen der Befruchtung? Dafs ein weibliches Thier befrucktet fey, wenn man eine lichtbare Frucht bey ihm Äindet, bedarf kei- nes Beweifes Allein in Betreff einiger Schlülfe, die in der Folge diefer Abhandlung vorkommen, if: es nothwendig, beweifen zu können, dafs ein weibliches Tbier empfangen habe, ehe [ich noch bey ihm Spuren des neuen Thieres finden. Die Zeichen diefes Zultan- des muls man in den Eyerfiöcken fuchen. De Graaf und Haller haben diefen Gegenltand durch Ver- fuche fo klar gemacht, dals fernere Verfuche über- Aufig zu feyn [cheinen. Allein, um mich in den Zeichen diefes Zulian- des zu unterrichten, unterfuchte ich mit grofser Sorgfalt die Eyerftöcke ausgewachlener jungfräuiicher Kaninchen, und fand, dafs in ihnen, wie de Graaf ‚ es angiebt, eine Reihe von Zellen vorhanden war, die reine durchlichtige und farbenlofe Flülligkeit enthiel. DE ten. Es war notlıwendig, darüber gewils zu feym G2 dals 36 dafs diefe Kaninchen nie ein Männchen zugelaffen hätten, damit man nicht die Ueberbleib[el einer vori- gen Schwängerung mit den Merkmalen des jungfräu- lichen Zufiandes verwechfelte. Ich unterfuchte daher Sorgfältig nicht allein die äufsere Geltalt dieler Körper, fondern auch ihre innern Theile; allein nirgends fand ich die begrenzten Subftanzen, die von ihrer gel- ben Farbe carpora lutea genannt werden, _ Ich ftellte ähnliche Unterfuchungen bey Kaninchen an, die kürzer oder länger vorher gelchwängert waren, und fand allemal mehr oder weniger deutliche Merk- male dieler Corpora lutea, nach Verfchiedenheit der Zwifchenzeit der Schwängerung. Ich kann allo be- haupten, dals keine Corpora lutea in. jungfräulichen Thieren vorbanden find, und dafs ihre Gegenwart ein unumftölslicher Beweis fey, dafs Befrughtung [tatt- finde, oder [tattgefunden habe, Allein den Unterfchied zwifchen einer vorigen und gegenwärtigen Befruchtung kann man ‘nur da- durch finden, dafs man die fich. folgenden Erfchei- Hungen einer frifchen Schwängerung, und die Merk- male derfelben in ihren verfchiedenen Perioden auf. zeichnet. Ich war daher genöthigt, einige Verluche des de Graaf zu wiederholen, um die Wahrheit derf[elben, wenigftens in [o fern ihreRefultate mit den meinigen übereinfimmen, beftätigen zu können, VvVerfuch, Ich verfchaffte mir mehrere jungfräuliche Kanin- chen, die zur Befruchtung fähig waren, und liels eins derfelben zum Männchen. Zwölf Stunden nach- her EEE. EDEL ZELLE En SIc re 37 her tödtete ich es, unterfuchte die Eyerftöcke, und fand einige der Bläschen deutlich vorliegend, die ihre Durchlfichtigkeit verloren, dunkel und roth gewor- den waren. Wenn ich in fie ftach, fo Aofs eine Flülfigkeit von derfelben Farbe aus. Ich zerlegte einige derfelben, konnte aber in diefer frühen Periode ‘die Corpora lutea, die durch die Verdickung der Wände diefer Bläschen entftehn, nicht deutlich ent- decken, Ich entfchlofs mich daher, fie in einer [pä- tern Periode zu unterfuchen, Verfuch. Ich liefs ein anderes Kaninchen zum Männchen, und unterfuchte es vier und zwanzig Stunden nach- ber. Die Farbe der Flüfügkeit in den Bläschen war wie bey dem vorigen Verluch, Die Bläschen ftanden ftärker vor, und ihre verdiekten Wände, die Anfänge der corpora lutea, waren deutlicher, vVertuch, Die Eyerftöcke eines andern Kaninchens unter. fuchte ich acht und vierzig Stunden nach der Begat- tung. Nun fchienen die Bläschen dem Berften nahe , zu leyn, und eine halbdurchfichtige Materie, dem Schleim an Confiltenz glejch, war im Begriff, aus einigen hervorzudringen. Andere waren noch nicht fo weit. Die Franzen der Müttertrompeten waren in Bereitfchaft, den Inhalt derfelben aufzunehmen, hatten ihre gewöhnliche Lage verändert, und die Eyerltöcke lo umarınt, dafs nur ein kleiner Theil derfelben ficht- bar war, bevor man nicht diefelben wegnahm. Ich durch. 38 mn durchfchnitt die verdickten Bläschen und bemerkte eine deutliche Ausbildung der corpora lutea, Da bey diefem Verfuch die Bläschen dem Berften nahe waren, fo hätte ich nun auch gerade den Zeit- punkt abwarten follen, wo fie ihren Inhalt ausgeleert hätten. Allein da ich jetzt blos die Bildung der cor-. pora lutea beobachten wollte, fo ftellte ich deswegen den nächfien Verfuch eine längere Zeit nachher an. Verfuch Ich unterluchte l[echzig Stunden nach der Be- gattung die Eyerftöcke eines andern Kaninchens. Der Keim der Frucht war fchon heraus, aber die Höhle der Bläschen im Eyerltock noch wenig ver« Kleinert. Man konnte leicht eine Borlie in die aufge- rillenen Oelfnungen bringen. Die Bildung des corpus Inteum war fo vollkommen, als man fie um diese Zeit erwarten kann. y Der Inhalt der Bläschen war heraus, und man konnte nun eine [chnelle Verfchwindung der Höhle erwarten. Ich unterfuchte daher diefe Theile unter den nemlichen Uıimfltänden am dritten, vierten und fünften Tage. Beym letzten Verluch war kaum noch eine Spur der Höhle zu bemerken, und man konnte. jetzt behaupten, dafs die corpora lutea vollkommen gebildet l[eyen. ' Ob, ich gleich bey den oben bemeldeten Ver. Suchen vorzüglich auf die Bildung der corpora lutea gefehn habe, fo habe ich doch dabey die Gelegenheit, andere Beobachtungen anzuftellen, nicht verabläumt, die aber nicht für diefen Theil der Abhandlung ge- hören, PR am 39 hören. Ich habe aulserdeim noch viele andere Kanin, chen in diefer Rückficht in fpätern Perioden unter- Sucht, um theils die fernere Ausbildung der corpora ‘ Iutea, theils ihre Verbindung mit der Befruchtung genau zu beobachten. Allein es würde langweilig feyn, alle diefe Ver[uche über den einen Gegenftand, die fich in ihren Refultaten fc ähnlich find‘, zu be- fehreiben. Ich lege alfo blofs las Refultät vor, nem. lich daß ich bey den vielen Verfuchen, die ich an Thieren angeltellt habe, und bey der häufigen Ge- legenheit, die ich gehabt habe, die Eyerftöcke von Menfchen zu unterfuchen, nie ein frifch gebildetes corpus luteuım gefehn habe, ohne andere deutliche . Kennzeichen einer Befruchtung. "Ich habe mehr als Einmal ein frifeh gebildetes corpus luteum hey einem 'Menfchen ohne eine Frucht gefunden; ja fogar eben bey diefem Subject Spuren eines Jungfernhäutchens. Allein in alten diefen Fällen fand ich ander Gebähr- ° zutter deutliche Zeichen eines vorhergeganguen und frifehen Abortus. Zweyter Abschnitt. Was ifi die; nächfte Urfäch der Empfängnils. f "Die erfteFrage, welches: nemlich die Zeichen der Empfängnils find, habe ich beantwortet, ich komme aun zur zweyten, nemlich zur Entwickelung, auf . welche Art diefe Zeichen und Veränderungen en:!tchn ?’ & Alle Erklärungen über die Nothwendigkeit der 5 Vereinigung der Gefchlechter übergehe ich, weil dies ein unbedentender und undelicater Gegenktand ilt. " Blos'das erwähne ich, dafs die Aufnahme des männ- lichen > „r 40 = lichen Saamens in die Geburtstheile des Weibes bey den Meovfchen und andern Thieren, die ihm ähnlich find, eine nothwendige Bedingung [ey. Da diele Gefchlechtsmittheilung lo wichtig ift, [fo mufs es der Natur auch nicht gleichgültig feyn, zu welchem Theil der weiblichen Geburtstheile der Saame hingeführt werde. Er bleibt entweder in der Mutter[cheide, oder kommt in die Gebährmutter, oder geht weiter durch. die Muttertrompeten zu den Eyerliäcken, woraus das neue Thier feinen Urfprung nimmt, und reizt diefel- ben. Allein ob das Eine oder das Andere gefchehen mag, ilt mehr beftritten, als vielleicht irgend ein an« derer Gegenftand der thierilchen Oekonomie, Die ftreitenden Parteyen kann man in folche theilen, die einen Zugang des Saamens zu den Eyer« ftöcken durch die Muttertrompeten, und in folche, die dieZweckloligkeit dieles Vorgangs behaupten. Die letzten nehmen eine Einfaugung des Saamens aus der Scheide, und als Folge derfelben eine allgemeine Excitation des ganzen Syftems an, wovon die Ver- änderung in den Eyerfiöcken eine örtliche Wirkung ift. Allein obgleich diefer Punkt von beiden Seiten mit allen Eifer beftritten ilt, fo haben doch bis jetzt noch competente Richter in diefer Sache keiner Partey den Sieg zuerkennen können, Die Vertheidiger der erften Meinung führen an, dals man den Saamen fowohl in der Gebährmutter als in den Muttertrompeten gefunden habe, und berufen [ich in Betreff des erlten auf Morgagni’s, und in Anfehung des letzten auf Ruyf[ch’s Autorität, Man glaubt, dafs er durch die Muskelkraft diefer Theile, nem- — 41 nemlich durch eine periftaltifche Bewegung derfelben dahin gebracht werde, die in der Gebährmutter an- fängt und an den Franzen der Muttertrompeten fich endigt,. Man glaubt, dafs auf diefe Art der Saame der Oberfläche der Eyerftöcke mitgetheilt werde, und durch eine unmittelbare Berührung die Befruchtung ’ bewerkfiellige. Ob ich gleich zeigen werde, dafs diefe Hypothefe blos fcheinbar ift, fo ift uns doch dies nicht gleich auf den erften Blick einleuchtend.. Denn keine Be- hauptung, befonders werm fie nicht aus der Vernunft oder durch Verluche erwiefen werden kann, hat Widerfprüche in fich, wenn lie Analogien für lich hat. Und dies ifı hier der Fall; die Eyer der Frö- fche und Kröten werden nemlich nach "Roefel; Schwammerdam und Spallanzani von dem Männchen gelchwängert, wenn lie [chon von dem Weibchen abgegangen find. Eben dies gefchieht bey den Waller Eidexen, Hier berührt der Saaıne die Eyer unmittelbar, Auf der andern Seite [cheint die- Analogie des vegetabilifchen Reichs nicht für die Berührung des Saamens mit den Eyerliöcken zu feyn. Denn man wird fchwerlich, wenn man auch mit Linng die Nothwendigkeit zweyer Gefchleclhter annimmt, [tren- gen Naturforfchern es beweifen können, dafs das - Pollen durchs Piftill geht, und durch eine unmittel- bare Berührung den Keim zur Entwickelung reizt, Hier if: alfo keine Berührung des Saamwens. Jeder Anhänger feiner Meinungen mufs allofolche Analogien für lich anführen, die (einer Hypothele güuftig lind, Doch 42 — Doch kann man bei der letzten Analogie, wenigftens mit einigem Schein der Wahrheit, behaupten, ' dafs he ferner als die erfte liege, und auf einer Voraus- fetzung der Nothwendigkeit zweyer Gelchlechter bey den Pflanzen beruhe, die Einigen verdächtig und un- gegründet vorkommt. Allein bevor wir einen Schluls aus der Analogie in Anfehung der Mittel ziehn, die die | Natur zur Erreichung eines Zwecks anwendet, müllen wir die Infırumente zu folchen Wirkungen mit der größsten Genauigkeit unterluchen. Sehn wir, dafs die Natur bey ver[chiednen Thieren ver[chiedene Inftru- mente zur Erreichung: einerley Zwecks gebraucht, [o halte ich dafür, dafs der $chluls: die Mittel feyen ' welentlich ver[chieden, am richtlgfien fey. Je ähn- licher im Gagentheil fich die Organe oder Inftrumente find, um delto mehr werden die Mittel fich auch ähneln. Nach diefem ‚Satz dürfen wir von Beobach- tungen, die an Pflanzen, Fröfchen, Kröten, Eidexen gemacht find, keinen Schluls auf das menfchliche Gefchlecht machen. Die Vögel werden durch die Aufnahme des Saamens in ihrem Körper gefchwän- gert, und ähneln hier in der menfchlichen Empfäng- nifs' mehr als die vorigen; und doch find fie in An- fehung der Art, wie lich die Frucht aus dem Ey ent- wickelt, fo verfchieden, dafs ich’auf ihre Analogie nichts bauen möchte. Doch muls ich nochreiner be- fondern Thatfache von ihnen Erwähnung ıhun, die einigermalsen zu unlerm Gegenftand gehört, nemlich die fortdauernde Wirkung, die eine Bey- wohnung bey ihnen hat. Beym Abt Spal- lanzani und anderswo habe ich gelefen, dafs die Eyer 43 Fyer einer Henne, die fie in zwanzig Tagen legt, fimmtlich durch eine Begattung befruchtet ind; und Herr Cline erzählt mir, dafs diefe Thatfache in Norfolk an den welfchen Hühnern zuverläfüg, und ‚zwar auf eine längere Zeit, beftätigt [ey. Dies macht allerdings einige Schwierigkeit bey der Erklärung der ‚Schwängerung durch die Berührung des Saamens., ‚Allein ich mag diel®s Factum, wegen der grolsen Ver- fchiedenheit zwifchen eyerlegenden und lebendig ge- "bäbrenden Tbieren, nicht weiter verfolgen. In der That Sollten die Naturforfcher fich hiebey erinnern, dafs die von Analogien hergenommenen Gründe, wenn fie nicht eine [ehr nahe Beziehung haben, [ich eher zur Erläuterung als zum Beweife [chicken; und das folche - Gründe, wenn lie gleich bey einge[chränkten Natur, forfchern Beyfall finden, doch von vorlichtigen Pby- Gologen nicht anders als mit Mifstrauen angelehen, werden dürfen. Die Partey, welche den Fortgang des Saamens durch die Muttertrompeten läugnet, Stellt einige Schwierigkeiten auf, die ihre Gegner über[ehn haben. Sie fagt nemlich, man mülle den Beobachtungen des "Morgagni und Ruyfch keinen blinden Glauben - beymeflen; was Ge in der Gebährmutter und den Mut- tertrompeten für Saamen angelehen hätten, fey nichts als ein Schleim diefer Theile gewelen. Sie Sucht ferner die Beweiskraft dieler einzelnen Beobachtungen dadurch zu fchwächen, dals fie ihnen eine zahllofe . Menge des Gegentheils entgegenftellı; denn bey den Ar vielen Verfuchen, dieHarvey, deGraaf, Haller - und Andere gemacht haben, fand man aufserhalb der Mutter- 44 Mutterfcheide keinen Saamen; ausgenommen bey einem Verfuch des Herrin von Haller mit einem Schaaf, bey welchem er fünf und vierzig Minuten nach der Begattung Saamen in der Gebährmutter, fand. _ Allein diele ilolirte Beobachtung kann im Gegenlatz der vielen Erfahrungen vom Gegentheil auf eine un- parteyifche Entlcheidung keinen Einflufs haben. Dennoch [tützt ich Haller auf diele eine Thatfache, und behauptet, dafs bey der Befruchtung der Saame in die Gebährmutter komme und darin bleibe, das Thier aber unbefruchter bleibe, wenn er aus der Mutter- fcheide zurückflielse, Im letzten Fall, fagt er, ley der Saame nicht weiter als in die Mutfer[cheide ge- kommen, fonft würde er zurückgeblieben feyn, und glaubt, diefer Grund fey uuumftöfslich. Indefs entging die Unzulänglichkeit diefes Be- weiles den Gegnern nicht, und die grofse Menge Er- fahrungen vom Gegentheil ftürzte diefe Behauptung, Dadurch kamen’ die Anhänger derl[elben in die Enge, aus welcher lie [ich auf folgende Art halfen. Sie be- haupteten nemlich,.dafs zur Schwängerung nicht die Herübruge eines tropfbaren Saamens, [ondern nur ein fubtiler Ausflufs deffelben, denfie aura feminalis nannten, erforderlich‘fey, deffen Berührung die Eyer- ftöcke hinlänglich reizen könne, Allein auch diefe Meinung ift nicht ohne An- fechtung geblieben. Einige begreifen nemlich nicht, wie die Muttertroınpeten zweyerley Bewegungen in entgegengeletzten Richtungen zu machen im Stande find, nemlich die eine zur Hinführung des Saamens zu den Eyerftöcken, die andere nachher, un den Keim der SR 45 der Frucht zur Gebährmutter zu bringen. Eine folche doppelte Action, meinen fie, [ey der thierifchen Oekonomie nicht angemellen. Doch haben fie keinen Grund fär diefe Meinung. Sie können mit gleichem Rechte die Möglichkeit der periltaltifchen und anti» periftaltifchen Bewegung der Gedärme und die ent- | gegengeletzte Action des Schlundes bey den wieder- käuenden Tbieren leugnen. Es lälst lich denken, dafs man dem Fortgange des Saamens durch die Muttertrompeten nicht ohne Grund: folche Schwierigkeiten entgegenltellte, Sondern lich dadurch den’ Weg zu einer andern Erklärung bahnte. Nemlich man kam nach einer natürlichen Folge der Gedanken darauf, dals zur Befruchtung blos die Ge- genwart des Saamens in der Mutter[cheide hinrei- chend [ey. Zur Unterltützung dieler Meinung führt mannoch einige anatomilche Beobachtungen an, bey welchen der Zugang des Saamens zur Gebährmutter unmöglich, und doch in einigen Fälleu Befruchtung erfolgt Ley. Ich würde zu weit auslchweifen, wenn ich diele That. Sachen im Detail anführte, zumal da ich nichts daraus folgern wiag; auch würde dadurch das Problem nicht gelöft werden. Diele Beobachtungen lind bereits in dem Belitz der Phyliologen, allein man erkennt fie nicht als gültige Beweile an. Die Gegner bezweifeln u. Genauigkeit, oder ziehn andere Schlüfle daraus, Es würde alfo verlorne Mühe [eyn, auf diefem Wege zu überzeugen. Daher bleibt uns nichts anders übrig, als dafs wir mit Geduld Verfuche machen, um da. durch neue Tharfachen zu fammlen, die uns in den Air: Stand 46 — ‚Stand fetzten, diefen gordifchen Knoten zu löfen. Die- ‘fe Unternehmung führt natürlich auf zwey: verfchie- dene Anfichten der Streitfrage, 'nemlich: Ift der Fortgang des Saamens durch die Mutter- trompeten wefentlich zur Schwängerung? Wo nicht; auf welchem andern Wege ge- fchieht es denn? ii Wenn es wahr ilt, dafs der Saame durch die Mut- | | tertrompeten zu den Eyerftöcken gelangen mulfs, be- vor ‘eine Befruchtung (tattfinden kann: mufs dann | nicht nothwendig, wenn die Trompeten verfchloffen. find, das Thier nach einer Beywohnung unbefruchtet | bleiben? Oder mufs nicht die Verfchliefsung der derfelben Seite kindern ? N Ich hatte [chon einige entfernte Muthmafsungen, ehe ich diele Verfuche machte, dals die Zerfchneidung | beider Trompeten mit der Extirpation beider Eyer- t ftöcke einerley Wirkung haben würde; und dies wur -de durch meine naghherigen Erfahrungen hinlänglich I beftätigt. Allein diele Operation zerliört nicht allein das Vermögen zur Empfängnils, föndern benimmt auch dem Thbiere alle Lult dazu. | Nse.r.Inwichhr Ich verfchaffte mir ein ausgewachfenes jungfräus liches Kaninchen, das Luft zur Beywohnung zu haben fchien, machte unten auf jeder Seite einen Einfchnit& gerade über die Muttertrompeten. Ich zog den mituf lern Theil derfelben mit meinem Finger und mit einet krum- H I —— ——— 47 krummen Sonde hervor, und f[chnitt ohngefähr ein Achtel eines Zolls aus demfelben heraus. , Nachdem die beiden Enden wieder zurückgebracht waren, 'ver- ‚einigte ich die Wunde durch die blutige Nath. : Die -felbe Operation machte ich auf der andern Seite, und in wenigen Tagen waren die Wunden geheilt. x. Sobald das Kaninchen geheilt zu [eyn [ebien, liefs ich es zum Männchen; allein der Appetit zur Liebe fchien ihm ganz vergangen zu [eyn. Ich glaubte, es fey noch nicht wieder vollkommen gefund, fütterte es noch einen Monat lang recht gut, liels es wieder zum Männchen; . allein et fträubte [ich wie zuvor. Ich vermutheie nun, dafs der Gefchlechtstrieb bey ihm unwiederruflich verloren war. Da es aber Winter war, [o hob ich es bis zumFrühling auf. Allein auch jetzt liefs es ich auf keine Art beywohnen. Ich töd- tete und unterfuchte es. Die zer[chnittenen Enden der Muttertrompeten waren an die Lendenmuskeln angewachlen und unvollkommen verf[chlolfen, dafs we- der Luft noch Quecklilber durchdrang. Die Eyer- ftöcke fand ich kleiner, als fie bey mannbaren Kanin- chen zu feyn pflegen, ausgeartetund ihrer natürlichen Belchaffenheit beraubr. Diefer Umftand [chemt mir von der Zerftörung der Harmonie in der Wirkung die- fer Theile herzurühren, die im gelunden Zultande zu den Ablichten der Natur nothwendig ilt. Von diefem _ Mangel der Harmonie rührte die Gleichgültigkeit ge- gen das andere Gelchlecht, und die Abneigung gegen daffelbe her, Ser n . Noch 48 nn} Noch mufs ich bey diefem Verluch bemerken, dafs ich einen Theil der Trompete, ob er gleich nicht grols war, ausgefchnitten hatte, um die Verwach- fung derfelben defto ficherer zu bewirken. Es ilt nicht ganz gleichgültig, zu willen, ob diefe Ab- neigung von der Ausfchneidung eines Stückes her- rührte, oder ob lie auch entltanden feyn würde, wenn die Trompete nur durchfehnitten wäre. _ Eben [5 ift es nicht gleichgültig, zu wilfen, ob eine bleße Thei- lung der Trompete hinreichend ift, fie gänzlich zu verfchlielsen, weil dadurch den Theilen weniger Gewalt angethan, und in der Folge ihre Verbindung weniger geltört wird, Verfuch An einem anderen vollkommen reifen Kaninchen wiederholte ich die Operation ganz auf die nemliche Art, nur dafs ich blofs die Trompeten durchlehnitt, Allein der Trieb zur Liebe fehlte ganz, wie beym vorigen Fall; es konnte nicht zur Begattung gebracht werden, wenn es gleich in einer Zeit von drey Mami: ten dazu von einem recht kräftigen Männchen gereizt wurde. Bey der Zergliederung fand ich, dafs die Mut- tertrompeten vollkoımmen, wie beym vorigen Ver- [uch, verwachlen, auch die Eyerfiöcke ausgeartet waren.” F Bey diefen beiden Verfuchen hatte man an kei- nem der Kaninchen Zeichen der Befruchtung wahrge- nommen, ob man gleich vorher Merkmale der Brunft an ihnen gefunden hatte. Ich nahm daher jetzt eins, das [chon Junge gehabt hatte. Ver- nm ———_ 49 = Verf[uch. An einem gefunden Kaninchen, das vor einiger Zeit von [einen erften Jungen getrennt war, wieder- holte ich meine Verfuche, Ich nahm die Gelegenheit wahr, die Eyerftöcke zu. befühlen und ihre Gröfse mir zu merken, um nachher über ihre Veränderung defto be[fer urtheilen zu können. “Auch dies Thier weigerte [ich, wie in den beiden vorigen Fällen, das Männchen zuzulalfen. Bey der Zergliederung [ah man, dals die Eyerfiöcke fehr verändert waren und in drey Monaten die Hälfte ibrer Gröfse verloren hatten, Ich fand wenig Aufmunterung, die[e Verfuche fortzufetzen, enilchlols mich daher, fie zu verän- dern und die Wirkungen zu beobachten, die die Durchfchneidung einer Trompete haben würde, Ich hatte gefunden, dafs die Zer[chneidung beider Trom- peten die harmonifche Wirkung des Generations- Syftems gefiört hatte, und glaubte daher, dals diefel. be bey der Zer[chneidung einer derlelben, wenigliens in einem gewillen Grade, fortdauern werde, Vorzüg- lich wünlchte ich diefe Beobachtung an einem jung- fräulichen Kaninchen zu machen, um defio weniger Gefahr zu laufen, durch die Ueberbleibfel einer vor. hergegangenen Empfängnils hetrogen zu werden. Verluch. Ich zerf[chnitt eine der Trompeten eines vollaus- gewachlenen jangfräulichen Kaninchens nahe an der Gebährinutter- Die Wunde heilte ‚bald, und es war ganzihergeltellt; allein es äulserte keine Neigung zur Arch. f. d, Phyfiol, II,B. I, Heft. D Be- Flo) ——arn Begattung. Ich [chrieb dies zum Theil’ der Kälte der Jahrszeit zu, denn es war in der Mitte des Decembers 1794, ob ich gleich bey Tage [einen Aufenthaltsort heizen liefs. Ich behielt es bis zum erften May, und letzte es in dieler Zeit oft zum Männchen, Aber es fchlug dalfelbe immer aus, einmal ausgenommen, im Februar; allein diefe Begattung.war ohne Wirkung. Nach’dem Tode fand ich, dafs die zerfchnittene Trompete vollkommen verwachlen, und die andere gelund war. Allein beide Eyerliöcke waren zulam- mengefchrumpft. Dies Refultat des Verfuchs war wider meine Erwartung; denn a priori liels es fich nicht einfehn, dafs die Verltümmelung einer Seite die Harmonie des ganzen Zeugungsfyliems fiören würde. Ich fürch- tete, dals diefer Erfolg allgemein [-yn und meinen Unter[uchungen ein unüberwindliches Hindernils in den Weg Stellen möchte. Doch liefs ich nich von ei- nem milslungnen Verfuch nicht abfchrecken, fondern ich fah mich genö:higt, dielelben fo oft zu wieder- holen, bis ich mit Zuverläfligkeit beftimmen konnte,, ob ein Thier. unter diefen Umfltänden befruchtet werden könne, oder nicht. Verfuch. Der letzte Verluch wurde an zwey andern aus- gewachlenen und gefunden Kaninchen wiederholt, und ihnen nachher in einem Zeitraum von drey Mona- ten zu verlchiednen Zeiten ein Männchen angeboten, Sie weigerten fich durchgebends ; doch zwey-- bis drey- mal lielsen fie es in diefer Zeit zu, wurden aber nicht träch- { win ae bi ————— 51 trächtig. Da die Zeichen der Abneigung immer merk: licher wurden‘, öffnete ich fie, und bemerkte eben diefelben Veränderungen an ihren Eyerltöcken, wie bey den andern, nur in einem geringern Grade, Der Kanihchenhändler [agte mir, dafs folche, die "fchon Junge gehabt hätten, fich leichter belegen liefsen; daher ich daran die Verfuche zu wiederholen mich enılchlofs, Verfuch Ich nahm ein Kaninchen, von dem man vor drey Wochen die Jungen, die zehn Wochen alt waren, genommen hatte, lo dals, die Zeit des Trächtiglfeyns mit eingerechnet, vier Monate nach der leızten Empfängnils Verlloffen waren, Es wak- zwar nicht wahrfcheinlich, dafs jetzt noch deutliche Spuren der vorigen Empfängnils an den Eyerliöcken fichtbar feyn follten,; doch war mir diefer Punkt wichtig, Ich unterfichte fie daher. genau, fand‘ aber keine deutliche Spuren der corpora lutea, die mit frifchen Kennzeichen derfelben hätten verwechlelt werden können, Die Muttertrompete wurde auf der einen Seite durchfchnitten. Allein zu meinem gröfsten Verdrufs war dies Kaninchen unfruchtbar, ‘wie die vorigen, ob man ihm gleich drey Monate lang zu verfcbiednen Zeiten ein Männchen anbot, Die Ge: burtstheile zeigten nach dem Tode eben die Merks male, wie bey den vorigen Fällen. Hier und bey den vorigen Verfuchen verglich ich Fin eingelchrumpfien Zultand der Eyerfiöcke mit em gefunden und ftarken Volum vor der Operätion. Da Dies 52 Dies beftätigte die [ympathetifche Verbindung der verfchiednen Theile des Generationslyltems unter einander, lehrt uns, dals zur Hervorbringung eines neuen Thiers die Mitwirkung verfchiedner Theile nothwendig ift, und dafs, wenn die Beyhülfe eines Theils fehlt, die andern, gleich als wenn fie nach Ueberlegung handelten, auch aufhören zu wirken. Allein noch war ich unbeftimmt in Betreff desZwecks meiner Verluche, und das öftere Mifslingen derfelben Nölste mir wenig Muth ein, fie fortzuletzen. Ich kam falt auf die Vermuthung, dels die Unfruchtbarkeit, als Folge der Zer[chneidung einer Trompete, ein un- wandelbares Grleız in der Oekonomie diefer Theile ey. Allein durch den folgenden Verluch wurde ich auf andere Gedanken gebracht. Verf£Luch. Ein anderes Kaninchen, falt von derfelben Be- [chaffenheit als das vorige, operirte ich eben fo, fand auch die Eyerfiöcke in den nemlichen Un:ltänden. Hier war der Erfolg erwünfcht; denn als ich es einen Monat nach der Operation zu.einem Männchen liels, bezeigte es keine Abneigung, und wurde trächtig. Zehn Tage nachher tödtete und öffnete ich es. Beide Eyer- ftöcke hatten ihr natürliches Volum und Spuren von Befruchtung; es waren nemlich corpora lutea da, mit allen den Merkmalen, die ich in dem er£ten Theile die- fer Abhandlung befchrieben habe. Die corpora lutea desEyerltocks der verltümmelten Seite waren vollkonı- men I men denen der unverletzten Seite gleich, doch ohne Früchte; da hingegen auf der unverlerzien Seite [o viele Früchte, als corpora lutea, vorhanden waren. Ich unterfuchte nun forgfältig, ob die Mutter- trompete vollkommen verfchlollen war. Sie war es, und weder Luft noch Quecklilber ging durch. Hier giebt es Stoff zum Vernünfteln; an beiden Eyerfiöcken land man einerley Zeichen der Befruch- tung, aber Früchte nur auf Einer Seite. Wie ift dies Phänomen zu erklären? weder Saame noch Aura [eminalis konnte hier zum Fyerftock ge- langt [eyn, und doch waren an deml[elben unverkenn- bare Merkmale der Befruchtung vorhanden. Sie muls allo von etwas anderem als von einer unmittelbaren Berührung des Saamıens abhängen, Aufserdem dringt [ich nun hier noch ein anderer merkwürdiger Gegen[tand zur Unterfuchung auf, Warum fand man an der verltümmelten Seite blos corpora lutea und keine Früchte? Ift die Application des Saamens auf dieScheide und die Gebähriutter bin- reichend, dieEyerltöcke in dem Grad zu reizen, dals fie zwar ihre erften procreativen Operationenanfangen, aber lie nicht vollenden können? Wird dazu die fort- dauernde Energie des Saamens und die unmittelbare Berührung deflelben mit der Oberfläche der Eyerftöcke erfordert? Diele Fragen lallen fich nicht durcht Relle- xion, fondern durch Verluche entfcheiden. Doch zu- erlt, glaubte ich, fey es nothwendig, die vorige That- Sache 54 - fache durch neue Verfuche zu beftätigen. Ich ver- fchaffte mir daher, fobald als möglich, von einem Ka- ninchenhändler [echs Stück derfelben, die hrünftig waren. ı Verfuch Im Verlauf eines Monats durchf[chnitt ich die Muttertrompeten auf einer Seite bey [echs Kaninchen. Die Jahrszeit war warm und der Begattung günfig, Sohild fie hergefiellt waren, brachte ich lie zum Männchen, allein nur zwey unter ihnen wurden trächtig, und der Kaninchenhändler verlicherte mir, dals eins derfelben noch nie trächtig gewelen ley. Im Verhältnils mit den vorigen Verfuchen mufste ich mit diefem Erfolg zufrieden feyn. Eins der gefchwänger- ten hatte drey corpora lutea und drey Früchte auf.d unverletzten, und zwey corpora lutea, aber keine Früchte, auf.der verftüimmelten Seite. Das andere jungfräuliche Kaninchen hatte zwey corpora lutea und zwey Früchte auf der vollkonumnen, und ein cor- 'pus luteum, aber keine Frucht, ‚auf der operig» ten Seile, Da ich nun drey unwiderfprechliche Beweife für diefe interelfante Thatfache habe, [0 glaube ich, dafs jeder Einwurf von Zufälligkeit wegfällt, und’ dals- man esals ein zuverlälliges Geferz annehmen kann, dafs die Eyerftäcke von dem Reiz der Schwängerung affieirt werden können, ohne Berührung eines tropfbaren Saa, mens, oder einer aura feminalis. De ——— nf 55 Sicher werden die Phyhiologen, ‘die für die Mei- nung der unmittelbaren Berührung des Saamens ein. genommen [ind, meiner Behanptung ihren Beyfall nicht geben, ohne fie der [irengfien Prüfung zu unter- werfen, und derf-iben alle mögliche Einwürfe ent- gegenzukeilen. in der That hat die Frage Grund, warum, wie Nuck es doch will, keineFrüchte, weder in dem Eyerfiock, noch in dem Theil der Trompete gefunden find, der über dem zer[chnittenen Ort liegt; wenn doch, wie ich behaupie, der Eyerltock ge- fchwängert war, Auf der anderen Seite nützen viel» leicht meine Gegner diele [cheinbare Schwierigkeit für fich, und behaupten, dals, wenn die Trompeıe nicht , bis nach der Begattung ver[chlollen gewelen wäre, der Saame den Eyerfiock unmittelbar berübrt und das Werk der Befruchtung vollendet haben würde. Um ihre Behauptung zu unteıf ützen,‘ führen fie viel- leicht das Refultat eines Verluchs an, den Nuck ge- macht haben foll, welcher nemlich dadurch eine Empfängnifs außser der Gebährmutter bewirkte, dafs er bey einer Hündin drey Tage nach der Beywohnung die Muttertrompeten unterband. i Diefe Einwürfe haben allerdings einigen Schein; allein es lälst lich nur durch Verfuche ausmachen, ob fie auch Grund haben, Auf den.erlten Einwurf antwortete ich, dafs mei- ne und Nuck’s Verluche auf eine ver[chiedene Art "angeltellt [ind, und daher nicht einerley Refultate geben können, wenn ich ibm auch vollen Glauben in dem beymelle, was er daraus gefolgert bat. Indefs thut es mir mir doch leid, dafs ich von einem berühmten Schrift. fieller in der Beftimmung einer Thatfache abweiche, deren Ausmittelung beiden gleich nahe liegt. Allein ohngeachtet der Achtung, die ich für den Namen die- fes Mannes habe. mufs ich doch geltehn, dafs es mir fehr problematifch fcheint, ob dieler Verfuch mehr wahr, oder mehr linnreich fey. Durch Thatfachen hoffe ich zu zeigen, dafs mein Verdacht auf Gründen beruhe, Wenigfiens mus ich auf die allgemeinen Gründe des Einwurfs antworten, und durch Verluche zeigen, in wie fern er Aufmerkfamkeit verdient, Wenn nemlich diefer Einwurf Grund hat, [o folgt es nothwendig, dals' wir bey der Oeffnung eines Thiers, eine befiimmte Zeit nach der Begattung, einige Anftalten in den Franzen der Trompete, eineAnnähe- rung derfelben und nachmalige Umfallung der Eyer- ftöcke finden müllen, den Saamen dahin zu bringen, Diefe Anfialten mülfen nach der Theorie, eher als die gewöhnlichen Zeichen der Befruchtung, Statt haben, die bey den Kaninchen nach [echs Stunden [chon ficht- bar, und nach zwölf Stunden zuverläffg find. Ferner, wenn ich auch die Währlcheinlichkeit zugebe, [fo bleibt mir noch die Frage übrig, was für eine Kraft den Saamen zu einem [olchen ent- fernten Orte hinbringt. Entweder muls es durch die Kraft des Mannes, nemlich durch die vis iaculationis, öder durch die Muskularkraft der Trompeten, nach Art einer periltaltifichen Bewegung, gefchehen, In dem erften Fall muls es unmittelbar während der Be. gattung gelchehen, in dem letzten Falle hingegen ! fcheint - RN 57 . fcheint eine kleine Zwilchenzeit nothwendig zu [eyn, in welcher die Trompeten von dem Reiz afficirt und zur periltaltifchen Bewegung vorbereitet werden, Viel- leicht erhält die Streitfrage durch die Aufopferung einiger Thiere zu ver[chiednen Zeiten zwilchen der Begattung und den erften fichtbaren Kennzeichen der "Befruchtung Licht. Bey dirfen Verfuchen muls man auf die Veränderungen [owohl in der Befchaffenheit, als in der Lage der Muttertrompeten Rücklicht neh- men. Das Refultat diefer Unterfuchung erhellt aus dem folgenden Verluch. Verfüch. Ich liefs im warmen Sommer ein weibliches Kanin- chen befpringen, unter[uchte wenige Minuten nach- her die Eyerfiöcke und Muttertrompeten, und fand die Franzen derlelben in ihrer natürlichen Lage. Ich wiederholte diefen Verfuch an zwey anderen, = vollkommen ınit dem nemlichen Erfolg. Diele Thatlachen ftreiten wider die Möglichkeit der Zufuhr des Saamens durch die Ejaculationskraft des Mannes, und beweilen, fo fern es durch drey Beylpiele gelchehen kann, dafs, wenn die Kraft zur Fortbringung dem Weibe angehört, fie nicht in dem- felben Augenblick der Begattung wirklau ilt, Allein werden die Kräfte des Saamens wohl je- mals durch die Thätigkeit der Trompeten den Eyer- - ftöcken zugeführt? Diefe Frage verwickelte mich in weitläuftigere Verluche, als ich anfangs glaubte, indem die Refultate einiger BB ı- — einiger nicht genügend, waren, Doch fand ich mich gedrungen, hie fortzuletzen, und diefe Theile zu ver- Schiednen Zeiten zwifchen der Begattung und der Zeit, wo lie ihre Wirkung äußert, zu unterfuchen,. 'Alleın ich fand durch eine regelmäfsige Reihe von Beobach- tungen, die ich an verf[chiedenen Kaninchen, in jeder Stunde nach der Begattung, zwilchen der erlten und neunten angrliellt;habe, dafs die Franzen faft in ihrer natürlichen Lage geblieben waren, Die einzige Ver- fchiedenheit, die ich in den letzten Stunden wahr- nahın, beltand darin, dafs die Gefälse derfelben lich‘ mehr gefüllt hatten, und diefelben gleichlam zu einer wichtigen Wirkung vorbereiteten. Nach der neunten Stunde ftellte ich keine weitern Verfuche an, weil um diefe Zeit lich deutliche Merkmale der Befruchtung an den Eyerliöcken zeigten, wenn gleich noch keine Zeichen von Thätigkeit an den Trompeten, durch welche der Saame den Eyerliöcken hätte zugeführt werden können, lichtbar waren. Obgleich diefe Verfuche, bey ihrer erften Anlicht, meinen Wünfchen entfprachen, und die Streitfrage genügend zu entfcheiden fchienen: [o fank doch nachher meine Hoffnung wieder, und ich wurde üher- zeugt, dafs meine Verfuche blos zur Wahrfcheinlich- keit leiteten, und meinen Gegnern Gelegenheit genug zum Sceptieism übrig lielsen. Man konnte nemlich Sagen, dafs vielleicht die Trompeten in den Zwifchen- zeiten der erwähnten Stunden lich den Eyerliöcken genäherthätten, nachher wieder inibre natürliclie Lage zurückgekehrt, und auf diefe Art meine Verluche ver- eitelt a “ ee hie en 59 eitelt wären. Ich muls es aufrichtig geliehen, dafs die letzten Verluche .diefen Einwürfen nicht gehörig begegnen können. Ich fann daher auf einen Plan zur Unterfuckung, der dem Gegenliande mehr angemellen war, und.auf - Verfuche, die beftimmter enılchieden, Ich entfchlofs _ mich, eine der Trompeten zu ver[chiednen Zeiten nach der Begattung zu verfchliefsen, und eine hinlängliche r Zeit nachher die Wirkung davon zu unterfuchen. Ich batte dabey die Ablicht, eine 'hinlängliche Zeit ver- fireichen zu lallen, in welcher der Saame zu den Eyer- Nöcken gelargen, wenn dies nemlich gefchehen [ollte, ‚und feine Wirkungen hervorbringen könnte, um fie _ entweler als Dunlt oder als tropfbare Flülfigkeit zu - reizen. Ferner wollte ich es ausmitteln, ob bey diefen Verfuchen Früchte gebildet würden, da nach der Verfchliefsung der Muitertrompeten vor der Begattung nichts weiter als corpora lutea [ichtbar wurden. Im Fall diefs gefchäbe, fo würde es ein binlänglich wich- tiger Grund für die Befruchtung durch unmittelbare Berührung des Saamens [eyn, Wenn aber im Gegen- _ theil nur corpora lutea ich zeigten, fo würden da- b durch die Gründe für die entgegengeletzte Meinung beftärkt werden, Ver£fuch. Eine der Muttertrompeten eines Kaninchens wur- de eine halbe Stunde nach der Begattung zer. ‚ Schnitten, und die Wunde wie zuvor geheilt, Ich liefs be viehrzehn Tage lang gehen, fand aber in keiner Seite eine Spur von Befruchtung. Frey- 60 Freylich mag-wohl die Befruchtung leicht durch Verftümmelungen dieler Theile unterbrochen werden ; inde[; vermuthete ich doch, dals es in Wiefem Fall durch eine zu frühe Störung der Zeugungskraft beym Anfang ihrer Operationen gefchehen feyn möchte, Ich entfchlols mich daher, den nächf[ten Verfuch einige Stunden [päter zu machen, um dies delto ficherer zu vermeiden, en, Ich wiederholte die Operation an zwey andern Kaninchen; bey dem einen vier, bey dem andern fechs Stunden nach der Beywohnung, wartete das Ende der zweyten Woche ab, und fand das letzte fchwanger, das erfie aber nicht. Bey dem gefchwän- gerten waren vier corpora lutea auf der rechten Seite, und eben [o viel Früchte in demfelben Horn der Ge- bährmutter; allein an der linken und operirten Seite waren drey corpora lutea, aber keine Früchte. Die corpora lutea auf beiden Seiten wurden zerfchnitten, und zeigten nicht die geringlte Ver[chiedenbheit. Wenn die Berührung des Saamens mit den Eyer- Stöcken zur Befruchtung nothwendig ift, [o war dazu in diefem Fall fechs Stunden lang Gelegenheit gewelen. Dennoch ift fe nicht im Stande gewelen, die Operatio- nen der Zeugung weiter als bey denjenigen Verfuchen zu bringen, wo die Trompete vor der Begattung zer- Schnitten wurde. Wir wollen jeızt einmal den Fall ftellen, die Zwifchenzeit (ey verlängert, damit die vollftändige Befruchtung durch die längere Reizung der 61 der Fyerltöcke vermittellt des Saamens bewerklitelligt werden könne. Verfuch. Ich zerfchnitt die linke Trompete zwölf Stunden nach der Begattung , unter[uchte die Theile funfzehn Tage nachher, fand vier corpora lutea und eben [o #iel Früchte auf der rechten, und drey corpora lutea, aber keine Früchte, auf der linken Seite. In zwölf Stunden hatte allo hier die [upponirte Einwirkung des Saamens keine Fort[chritte in den Operationen der Zeugungskraft an der verletzten Seite bewirkt, Verluch. Diefelbe Operation wurde vier und zwanzigStun- den nach der Begattung wiederholt. Ich fand corpo- ra lutea an beiden, aber Früchte nur an der unverletz- ten Seite. Bey einem vorigen Verfuch in dem er[ten Ab- Schnitt diefer Abhandlung habe ich bemerkt, dals die Bläschen acht und vierzig Stunden nach der Begat- tung lehr heryorfiehend und dem Berlien nahe [eyen. Ui diefe Zeit muls man es doch wohl zugeben, dals fie das volle Maafs des Reizes empfangen haben. Wenn man daher in diefem Moment eine der Trompeten durchfchneidet, fo muls das Relultat mehr entlchei- dend l[eyn. Verfwüuch. Die Operation wurde um die angezeigte Zeit ge- macht, und nach vierzehn Tagen fand ich drey cor- pora 62 en pora lutea und eben [o viele Früchte an der unverletz. ten, aber zwey corpora lutea ohne Früchte an der operirten Seite. Wie foll man diefePhänomene mit ihren Urlachen verbinden? Hat die Verftümmelung die Wirkung des Reizes aufgehoben, der die Befruchtung anlıng? Sind die Erfcheinungen an den Eyerltöcken mehr als ange, fangne Rückfälle in ihr voriges Nichts? Allerdings fcheint es [o. Allerdings [cheinen diele Phänomene deutlich eine [ympathetilche Verbindung des einen Theils des Zeugungslyltems mit dem andern anzuzei- gen. Und wenn ich mir den Aus/pruch eines neuern berühmten Phyfiologen zueignen darf, [o würde ich lagen, „dafs die Eyerliöcke der verletzten Seite das Unvermögen der Trompete, ihren Inhalt zur Gebähr- mutter durchzulalfen, fühlen, und daher ihre ge= wöhnlichen Wirkungen einftellen, weil fe willen, dafs fie unnütz find.“ *) f Allein u Sympatbie ( Verbindung und Abhängigkeit) der Theile eines organilchen Körpers ılt Thatlache und unleugbar. Allein follte in dem obigen Faile das Verbindungsmittel wohl Bewufstleyn, Vorftellung leyn? Sollte hier nicht ein anderes Geleiz der ıhierilchen Oekonomie zum Grunde liegen, dafs nämlich die Thätigkeit der Lebens, kraft durch Anlirengung derfelben in einem gewillen Theil (durch Verwundung deflelben) von einem anderen abge- leiter wird? (Archiv, B.ı. Heftı, S.ı51.) Zambec- cari (Archiv, B,.i. Heftı. $. 115.) Schnitt bey Hühnern © den Blinddarm weg, ‚und bemerkte, dals die erfien drey Tage nach der Operation der Hirlen im Kropf ganz unver ändert re Ann won et re * | y FB 63 * Allein dies Raifonnement [cheint fch nicht mit einer bekannten Thatlache, nemlich mit den Früch- ten aulser der Gebährmutter, zu reimen, Durch die Zergliederung find wir jetzt völlig überführt, dafs eine Frucht aufser der Gebährmutter, in den Eyerftöcken, "dem Unterleibe, oder in den Trompeten, [ich entiwik- keln und eine anfehnliche Gröfßse erlangen kann. Allerdings werde ich die Wahrheit diefer That.‘ Sachen nicht leugnen, ‚doch kann ich es auch nicht zugeben, dals lie die Folgerungen umliofsen, ‚die ich jaus meinen Verfuchen zu ziehen wünfche. Ich halte es für einen welentlichen Unterfchied, ob die Natur fich felbfı von ihren gewöhnlichen Geletzen losmacht, und ihren letzten Zweck durch unregelinäfsige Mittel zu erreichen [ucht, oder ob ihr, bey dem natürlichen Gange ihrer Operationen, Hinderniffe vorkommen, die ein Naturforfcher ihr deswegen in den Weg gelegt, hat, um fie in ihren Ablichten zu fiören. In dem erften Falle hat fie, wahrfcheinlich Hülfsmittel zur Hand, in dem letzten Nicht, Hier werden wir uns wieder an Nuck’s Ver- fuch erinnern, der auf eben die Art, aber mit einem ganz andern Erfolg, angeltellt war. Vielleicht werden Einige, die die Autorität delfelben [chätzen, diefen yo. Ver- r 4 ändert blieb, und die Verdauung erft in dem Maafse Eich wieder kinftellte, in welcher die Wunde heilte, "Waren hier duch etwa Vorftellungen das Verbindungs- mittel zwilchen Magen und Blinddarm? Welchen ver- S münftigen Zweck konnten lie bier haben? R, 64 ee — Verfuch den meinigen entgegen ftellen, und es von mir fordern, über die Verlchiedenheit Rechenfchaft zu geben. Allein dazu halte ich ınich nicht verpflichter, Denn man kehrt die Ordnung der Unter luchung um, und giebt Anlals zu Muthmafsungen, wenn man die Gültigkeit der Verluche dem Vernünfteln ausfetzt. Es ift für mich genug, Beweife für das beyzubringen, wovon ich ausgehe, und diefe Beweife find meine Operationen. Diefe Reflexionen haben mich beftimmt, meine Verfuche fortzul:tzen, und fie befonders auf dies letzte Stück zu richten. Bey dem letzten Verluch waren die Bläschen auf dem Punkte, zu berfien, als die Trompete zerfchnitten wurde Der nächfie Schritt der Unterfuchung [chien mir daher der (eyn zu mül- fen, die Folgen zu beobachten, die alsdann entftehn würden, wenn die Trompete eine kurze Zeit nachher durchfchnitten wird, nachdem der Keim der Frucht durch fie durchgegangen ilt. Hören die Wirkungen der Zeugungskraft auf, wenn die Trompete, nach der Abfetzung desEyes in der Gebährmutter, durch[chnit- ten wird? Ve’rfuch, Ich wiederholte dieOperationan zwey Kaninchen, von welchen das eine vor zwey Tagen und achızehn Stunden, das andere vor zwey Tagen und zwölf Stunden befprungen war. Meine und de Graaf’s Verfuche haben mich nemlich gelehrt, dals die Bläs- chen ihren Inhalt [chon früher als um diefe Zeit aus- geleert haben. Die Oeffnung, welche ich um die se un n F £ 65 gewöhnliche Zeit anftellte, zeigte, dafs die Thätigkeit diefer Theile nicht durch die Zerfchneidung einer Trompete unterbrochen werde, wenn es nach der Zeit gefchieht, dals die Keime der Frucht fcbon in die Gebährmutter gebracht ind. Denn es waren cor- pora lutea in beiden Eyerltöcken, und Früchte in bei- den Hörnern der Gebährmutter, Diefe Verluche ftofsen, wie ich glaube , [o weit Verfuche es nemlich können, jeden Grund um, den man bis jerzt für die Hypothele angeführt hat, dafs die Berührung des Saamens mit den Fyerliöcken, in tropfbarer Geltalt, oder als Dunft, ein welfentliches Stück der Befruchtung fey. Denn, wenn die Eyer- Stöcke nicht: anders, als durch die Berührung des Saamens, erregt werden können, wie geht es denn zu, dals die Wirkungen diefer Erregung nichtmehr und nicht dentlicher bey den Ver£uchen fichtbar waren, wo acht und vierzig'Stunden lang, nichts dielelbe un- ‚terbrochen hatte, als bey denen, wo die Commu., nication zwilchen der Gebährmutter und den Eyer-, föcken fchon vor der Begattung abgefchnitien war? In dem einen Falle hätte man doch wohl die vollen. Wirkungen der Befruchtung , und in dem andern keine Spur derfelben. erwarten dürfen? Allein hart dellen waren dıe Operationen der Zeugungskraft gleich | weil gediehen, fowohl in dem Falle, wo der Weg für den Saamen offen, als wo er verfchloffen war. Ver- ‚ Sobieben wir die Operation bis zu der Zeit, wo die! ‚ Eyerfiöcke ihr Werk vollendet haben, welches bey’ | Kaninchen ohnge'ähr fünfzig Stunden nach de# Bex' Arch. f.d, Phyfiol. I1.B, 1. Heft, E gat- | | | 66 gattung gefchehen ift; fo wird der Zeugungsprozels nicht gefiört, und die Entwickelung der Früchte geht wie gewöhnlich von ftatten, weil nun die ver- fchiednen Theile des Generations[y[tems in der Lage find, dafs jeder für fich fein eigenthümliches Ge- fchäft vollbringen kann. ı) Der Saame reizt die Mutterfcheide, den Ge- bährmuttermund, die Höhle derfelben, oder alle diele Theile zu gleicher Zeit. 2) Der Eindruck diefes Reizes wird den Eyer- £:öcken durch die Mitleidenfchaft der Organe mitge- theilt. 3) Eins oder mehrere der Bläschen im Eyerftock vergrölsern ich, drängen fich hervor, berften, und entledigen fich ihres Inhalts, 3) Während dafs diefer Procefs in den Eyer- ftöcken vor fich geht, bereitet fich die Trompete dazu vor, den Eyerftock zu umfalfen, und von dem- [elben die Keime der Frucht aufzunehmen, 5) Diefe Vorbereitung befieht zum Theil in einer ftärkeren Turgelcenz ihrer Gefälse, und einer da- durch bewirkten Erweiterung ihrer franzigen Fx. tremität. Nach diefer Vorbereitung nähert fie lich dem Eyerltocke. 6) Nachdem die Trompete ihr Gefchäft durch eine Art von wurmförmiger Bewegung, die von den Franzen anfängt und in der Gebährmutter [ich endigt, vollendet bat, kehrt lie allmählig zu ihrer vorigen Lage und beichaffenheit zurück. — £ 67. „) Während dafs diefe ver[chiedenen Operationen in den Anhängen der Gebährmutter vor fich gehn, ereignen fich nicht weniger wichtige Veränderungen für die Abficht der Natur in der Gebährmutter Selbft, Die Tunica decidua wird [chnell gebildet, um [o lange eine Verbindung zwifchen dem zarten Ey und der innern Fläche der Gebährmutter zu bewirken, -bis durch die After die eigenthümliche Vereinigung zu Stande gebracht ilt, 8) Um den zu frühen Abgang des Eyes noch fiche- rer zu verhüten, [ondert ich in dem Gebährmutter« mund und Hals, durch eine eigne Einrichtung, die jetzt wirklam wird, eine fchleimartige Materie ab, wodurch der ganze Kanal des Mutterhalfes ausgefüllt, und die Gemeinfchaft zwifchen der Höhle’der Gebähr- anutter und der Mutterfcheide verfperrt wird. 9) Damit endigt fich die Vorforge der Natur für die Erhaltung des neuen Thiers noch nicht. Denn zu ‚der nemlichen Zeit, wo fie fich mit der Bildung und Vervollkommnung ihres Werks in dem Syftem der Ge« bährmutter befchäftigt, trifft fie Schon Anftalten zur Ernährung deflelben nach der Geburt, indem fie nem. lich die Abfonderung der Milch in den Brüften vor- bereitet, i ‚ Veberfchaun wir diele progreliven Wirkungen, , und verfolgen den Gang der Natur durch die ver* fchiedenen Perioden ihrer Operationen, fo glaube ich, dafs wir Recht haben, zu behaupten, dals es Wir- kungen eines in der thierifchen Oekono- mie vorhandenen Geletzes lind, welches | | | | E a wir 68 wir Sympathie oder Mitleidenichaft der Theile nennen. . Dals der Saame zuerft die Scheide, den Gebähr- muttermund,. die Höhle derfelben, oder alle dielfe Theile zugleich reize. R Dals durch Sympathie die Bläschen der Eyer- fiöcke fich vergröfsern, vordringen und berlten. LZ Dafs durch Sympathie die Trompeten ich zu den Eyerfiöcken neigen, fie umfalfen, und die Keime der Frucht in die Gebährmutter führen. Dafs durch Sympathie die Gebährmutter die nöthigen Anflıalten zur Bildung und zum Wachsthum der Frucht trifft. Und dafs durch Sympathie die Brüfte Milch abzulondern anfangen, um die Frucht nach der Ge- burt zu nähren. Nachdem ich nun mit gehöriger Ordnung, wie ich hoffe, diefe verwickelte Quäftion abgehandelt habe, fo komme ich jetzt auf den letzten Theil mei. ner Abhandlung, nemlich zur Betrachtung des Zu- ftandes oder der Geltalt der Subftanz, die als Folge der Befruchtung von den Eyerltöcken ausgeht. "Deitter Abf[chnitt. Was füreine Geltalt hat die Subltanz, die als Folge der Befruchtung von den Eyerftöcken Vorzüglich haben die Phyfiologen ‘die Exiftenz des neugeborenen Thiers in den Eyerliöcken nachge: ausgeht? fucht, wenn ihre Neugierde fie antrieb, die ‚Geltalt def- | n 69 deffelben zu entdecken, die es in dielen Körpern hat, befonders um die Zeit, wo es im Begrilf fteht, aus denfelben herauszugehn. Die analogen Phänomene mit denen der eyerlegenden Thiere, und die Structur der Eyerltiöcke, wie fie de Graaf befchrieben hat, unterlcützten die Meinung, dafs in den Eyerliöcken der lebendig gebährenden Thiere Eyer, enthalten wären. Davon bekamen diefe ‚Körper nicht ohne Grund ihren Namen Eyerftöcke, Allein obgleich viele Phyliologen diefer Meinung zugethan find, ‚[o find fie doch über die Belchaffenheit der Eyer.in den Eyerfiöcken nicht einerley Meinung. Einige glauben, dafs die von de Graaf belchriebenen Bläschen die wahren Eyer feyen, und durch die Befruchtung, aus ihnen herausgetrieben werden; andere haben mit ‚mehr Wahrfcheinlichkeit diefe Bläschen nur als An- fialren betrachtet, welche die Natur zur Bildung des Eyes vermittellt eines eigenthümlichen Reitzes anwen- det. Sie glauben, dafs zwar immer eine [chleimige Flüfligkeit in diefen Bläschen enthalten fey, die aber erft durch den Reitz der Befruchtung in ein kleines Bläschen oder in ein Ey verwandelt werde, das fich "in der gröfsern (urfprünglichen ) Blafe befinde, und dals die letzte fich hierauf verdicke, eine gelbe Farbe hekomme, und corpus Juteum genannt werde, Aus diel«m Körper werde das innere Bläschen, oder das Ey, hervorgelftolsen. f Andere verwerfen beide Meinungen, und be. haupten, dafs die Subftanz, welche'von dem cor- ‚pus luteum ausgeltofsen wird, die Geltalt einer. Blafe ‚nicht habe.. Der Name eines Eyes: “s alfosnicht-in Karla Be- 79 RE] Betreff der Aehnlichkeit der Form, fondern nur in Anfehung des Zwecks pafslich, in (ofern nemlich in diefer Subftanz die Keime des künftigen Thieres wie in einem Fy enthalten feyen, De Graaf behauptet, dafs die Uranfänge der Frucht, felbft in den Fyerliöcken, eine blafenartige Geltalt haben. Nachdem er die Vergröfserung der urfprünglichen Bläschen befchrieben hat, Sagt er: „. Aufserdem werden lie einige Tage nach der Begar- tung von einer dünneren Subfianz eingefafst, enthal- ten inwendig eime von der Haut eingefchloffene durchlchtige Feuchtigkeit, die zugleich mit der Haut ausgetrieben wird, und eine kleine Höhle in ihnen zurückläfst.* Er ift allo vollkommen der Meinung, dafs; fobald das Product der Befruchtung erkenn- bar ilt, es eine blafenförmige Geftalt habe. Und dies, glaubt er, ley der Fall am Ende des dritten Tages, obgleich die Subftanz fchon' einige Stunden vor diefer Zeit aus den Eyerftöcken herausgeht. Indeffen fcheint er diefe Meinung nicht fowobl zu beweilen, als fie vielmehr blos anzunehmen. Denn er fand zwey und funfzig Stunden nach der Begattung die Bläschen des Eyerftocks ausgeleert, ob er gleich weder in den Trompeten noch in der Gebährmurter neue Bläschen index komnte. ‚Aber nach zwey und hiebzig Stunden waren diefelben fo deutlich, dafs er ohne Mühe die beiden Häute, nemlich das Chorion und Amnion, . woduzch fie gebildet waren, entdecken konnte. Sie - woaufsten, alfo nicht mehr fehr klein feyn. _ Hieraus £olgt, dafs, wein man bey der Wiederholung diefes Verluchs am dritten Tage kein Bläschen finden fallte, dies — "1 dies nicht von ihrer Kleinheit herrühren kann. Wer fie deswegen fucht, darf nicht nach mikrolkopifchen Objecten fuchen. - Valisneri fuchte diefeEyer mit grofsem Fleifs;, allein er fand fie nicht, wenn gleich [eine Verfuche zweckmälsig angeltellt waren. Daher behauptet Haller, nach einer regelmä- fsigen Reihe von Verfuchen, die er an einem Schaafe, das fünf Monat trächtig geht, angeftellt hat, dafs einige Tage zwilchen dem Fortgang der Subftanz aus den Fyerl'öcken und der Frfcheinung eines begrenz- ten Körpers in der Gebährmutter, den man erfı ein Ey nennen könne, verftreichen. Er fagt, dies er- eigne lich nicht vor dem fiebzehnten Tage nach der Begattung. In der frühern Zeit finde man blos un- regelmäfsige Mallen von Schleim, Die um die ange- zeigte Zeit vorhandne begrenzte Gelialt fchiene ihm von der Bildung der Häute der Frucht abzuhangen, die nun'die fchleimartige Subftanz einfchlöffen, Diefe fcheinbar homogene Maffe erleide am neunzehnten Tage eine Veränderung ihrer Natur; es entftehe in ihr ein dunkler Punkt, welcher durch fortgeferzte Beobachtungen fich als das erste Merkmal der Ent« wiekelung der Frucht beftätige, An diefem dunke- len Punkte eines thierifchen Welens bemerkt man eine Reihe regelmälsiger Veränderungen, wodurch aus einer unorganilchen [chleimartigen Suhltanz die Ichönfte und zufammengefetztefte Mafchine in der Natur gebildet wird. Allein es gehört nicht zu mei. nem Plan, diefe progrelüve Ausbildung zu befchrei- ben. Haller 72 = — Haller und de Graaf find alfo blos;über die Form der Subftanz, die von den Eyerftöcken. aus- geht, ob fie um diefe Zeit blafenförmig [ey oder nicht, verfchiedner Meinung ; in Betreff des ferneren Vorgangs treffen fie nahe zulammen. Diele Aufgabe kann aber nicht durch Raifonnement , fondern blos durch Verfuche enıfchieden werden, ’ Meine Verfuche [timmen nicht für de Graaf”s Meinung; Denn ich habe bey Kaninchen nie vor deın Sechften Tage einen brgränzten und regelmä- [sigen Körper in der Gebährmutter gefunden; und eben um diele Zeit war die Suhftanz mit einer folchen zarten Haut umgeben, dafs ie kaum Feftigkeit genug hatte, diefe Geftalt der Subftanz zu unterhalten, Vor dem fechften Tage habe ich nichts anders als eine un. regelmälsige und [chleimartige Materie in der Gebähr- mutter gefunden. Nach diefer Zeit hatte dieSubltanz Feftigkeit genug, dals man he in Brandwein aufbe- wahren konnte, wie ich denn davon ein Exemplar in meiner Sammlung habe, rele Erhaltung der Form hängt aber nicht fo. wohl von Verfchiedenheit der Conliftenz, als vielmehr ‘von der Bildung der Meınbranen ab, durch welche die Subftanz einge[chlolfen wird, In dem ferneren Verlauf der Ausbildung [ind dies die Membranen, die unter dem Namen Chorian und Amnion bekannt ‘find. Um diefe Zeit, wo das Product der Befruch- tung eine beltiimmte Geltalt hat, kann man es wohl erft mit Recht ein Ey nennen; vorher find die ver- Ichiednen Theile deffelben nicht fiehtbar; am ‚zehnten Tage 73 Tage fieht man bey Kaninchen einen dunkeln Punkt in diefem Ey, der täglich grölser wird, und EREBSUE die Bildung der Frucht anzeigt. i Fs verdient noch bemerkt zu werden, dafs bey ‚Kaninchen, die dreifsig Tage trächtig (ind, ein Dritt- tbeil der Zeit dazu erfordert, werde, den dunkeln Punkt fichtbar zu machen, und die übrigen zwey Dritttheile hinreichen, die vollkommene Ausbildung der Frucht zu bewirken, Es [cheint, als wenn dazu eine ınehrere Anftrengung der bildenden Kraft erfor- dert werde, den Theil hervorzubringen, den wir figürlich den Kern der Frucht nennen können, als "zur vollkommenen Aushildung derfelben. Doch dies gilt nur von Kaninchen; denn bey Menfchen lehren uns Abortus von drei Monaten, dafs die Fntwicke- lung der Frucht [chon einige Zeit vorher gelchehen fey. Eine fo grofse Verfchiedenheit macht uns aller- dings mifstrauifch ‘gegen Folgerungen, die Gch blos auf Analogien ftützen, , Die fernere Ausbildung der Frucht übergehe ich, weil [ie nicht zum Zweck mei. ‚ner Abhandlung gehört, . Ver- 74 mann szmzen Verfuch e, bey welchen die Eyer der Kaninchen am dritten Tage nach der Begattung in den Muttertrompeten, und am vierten in der Gebähr- mutter gefunden werden; nebft der erften Geftalt der Frucht von W. Cruikfhank. *) D:;. Alten glaubten, dafs die Weiber Hoden, wie.die Männer, und ihren eignen Saamen hätten; dals bey der Begattung eine Mixtur des männlichen und weib- lichen Ssaamens in der Gebährmutter, dadurch eine Art von Gährung, beider Flüfligkeiten, und auf diefe Weife eine Frucht zu Stande käme, Leuwenhoeck. hehauptete, die Frucht ftamıne vom Manne; er fah, glaubte wenigftens, Thiere in dem männlichen Saamen zu [ehen, die dem Thiere ähnelten, dem fie ange- hörten, Allein Spallanzani hat bemerkt, dafs fowohl der Saame der männlichen Tbiere, der keine Saamenthierchen hat, als der andere, fruchtbar fey. Hieraus folgert er, dafs die Saamenthiere nicht die Früchte find. Steno fand in den Eyerftöcken der Weibchen runde Bläschen, die den Eyern der Vögel ähnlich feyn follten, nannte diele Körper deswegen Eyer- *) Philofophical Transactions of ıho royal Society of Lon- don for ıhe Year 1797. Part.l. Lond. 174,» p- 197. —— ——_———_— 75 Fyerftöcke, ‘und behauptete, dafs ihre Structur dem Eyerltöcken der Vögel gleich fey. Darauf lehrte Har- vey, dafs Alles, was lebe, felbft der Menfch, aus einem Ey ent£fiehe, De Graaf hat die Eyer in den Eyerftöcken der Kaninchen genau befchrieben, daher Haller fie ova Graafiana nennt. Allein in den Eyerftöcken vierfüf,iger Thiere findet man auch Hydatiden, und es wird [chwer, dırfe von den Eyern zu unterf[chei- den. Ich unterfcheide fie folgendermaalsen: dieEyer liegen in Kapfeln, die [ehr viele Arterien und Venen haben, weiche rothes Blut führen. Die Hydatiden haben keine Gefalse, wenigftens folche nicht, die rothes Blut haben. Die Kapfel (Calyx) und das Ey werden nach der Begattung, felbft vor derfelben, bey demZuftand der vierfülsigen Thiere, den wir ihre Brunft nennen, fchwarz wie Tinte, von dem grölse- ren Zuflufs des Bluts, und dieEyer fehn wie [chwarze Flecke aus. Sie drängen lich ‚näher zur Oherfläche des Eyerfiocks hin, und drängen lich zuletzt fo fıark wor, wie diegWarzen an einer Weiberhruft. Finige ‚Stunden nach der Befruchtung fpringt der Kelch nebft den Bedeckungen des Eyerftocks, und das Ey geht heraus, Es kann nun in die gemeinfchaftliche Hähle des Unterleibes fallen, und eine Befrychtung aufser der Gebährmutter veranlaflen. Allein in der Regel fällt es in den Mund der Muttertrompete, die mit ihren Fran- zen, wie mit Fingern, den Eyerftock, gerade an dem Ort, wo das Ey fich losmacht, umfafst. Die Geftalt des Eyes, zur Zeit, wo es fich aus [einem Kelchlosreilst, und in die Trompete herunterlteigt, war unbekannt. De 76 un De Graaf entdeckte fie 1672 in den Muttertrompe- ten der Kaninchen, und [agt: „minutillima ova inve- | nimus, quae, licet perexigua, gemina tamen tunica amiciuntur ;* und fetzt noch hinzu: haec quamvis “inceredibilia, nobis demonftratu facillima funt.* DeGraaf hatte das Schick(al der Callandra: man glaubte ihm nicht, wenn er die Wahrheit [agte, D. Hunter hatte [eine Zweifel; und Haller, für de[fen Autorität ich fonft die gröfste Achtung habe, traute de Graaf nicht, „vix liceat admittere “ find feine Worte; und gleich darauf: „denique, quod caput rei elt, neque Hartmannus cum experi- menta Graafiana iteravit; neque Valisnerus tot et tam variis in beftiis; neque ego in paene cen- tum experimentis, neque nuperiorum anatomicorum quispiam, vefliculam, quales [unt in ovariis, polt eonceptionem, aut in tubo vidimus aut in utero, * Im Anfang desSommers 1778 [prach ich über die- fen Gegenftand mit dem D. Hunter, und fagte ihm, dafs ich diefe Verfuche wohl wiederhol@n möchte. Er billigte dies, erbot fich, die Koften derfelben zu tra. gen, [chickte mich nach Chellea zu einem Mann, der eine Kaninchenzucht hatte, und f[agte demfelben, dals er inir fo viele Kaninchen ablaffen follte, als ich verlangte. Ich machte die Verfuche, und will jetzt ‘die Copie meines Tagebuchs darüber vorlegen. *“ Erfter Verfuch. . Am 3olten May 1778 nahm ich ein weibliches Kaninchen, das, wie’die Perlonen [agen, die fie ziehn, 3 brün- 77 brünltig war. Sie erkennen dieBrunft daran, dals, fie den Schwanz des Thiers aufheben und einen Theil, leiner Mutterfcheide umkehren. Die Mündung der-, felben ift alsdann nemlich fo [chwarz wie Tinte, vom der grofsen Anhäufung des Bluts in diefen Theilen,, Ich ftiefs ein zweyfchneidiges Meller zwifchen dem,, erlten und zweyten Wirbelbein ins Rückenmark, und das Thier ftarb den Augenblick. Disefe Todesart wählte ich deswegen, weil dadurch die Befchaffenheit der inuern Theile, in Betreff des Zuftandes der Ge- fälse, am wenigften verändert wird. Bey der Unter. fochung, einige Zeit nachher, fänd ich die innern Ge- "burtstheilg wie die äulsern, nemlich [chwarz wie’ Tinte. An den Eyerfiöcken fah man- unmittelbar unter ihrer Oberfläche viele [chwarze, runde und blutige Flecke, etwas kleiner als Senfkörner. Diele fchwarzen Flecke waren die Kelche, in welchen die Eyer lich erzeugen. Sie waren [ehr gefäfsreich, die Eyer felbft durchlichtig, und hatten keine fichtbaren Gelaßse mit ro:hem Blut. Diefe Kelche erweitern lich bey der Ausireibung der Eyer, werden gelb, treten ftark über dıe Fläche der Eyerl:öcke hervor, und bil-' den die Corpora lutea. Letztere [ind ein zuver- lafiges Merkmal der Befruchtung bey allen vierfü- Cigen Thieren, [elbft bey den Menfchen, es mag nun eine Frucht fichtbar feyn oder nicht, Der Nutzen derfelben ift noch nicht beftiimimt ; allein die Oeffuung, in ihnen, durch welche das Ey heraus und in die Trompete eingegangen ilt, hieht man oft [ehr deutlich. ‚ Sje hat nicht [elıen eingekerbte Ränder; wie es bey zerrillenen Theilen gewöhnlich ift., Die Mutter- . trum. | | 78 | ————n trompeten waren dunkel von Farbe, gewunden wie | ein kriechender Wurm; ihre Franzen waren [chwarz, umfafsten, wie man mit den Fingern einen Gegen- ftand umfalst, die Fyerliöcke [o felt, dafs dazu einige Gewalt und eine geringe Zerreilsung erfordert wurde, um lie los zu machen. Zweiter Verfuch. Ich öffnete ein weibliches Kaninchen zwey Stun- den nach der Begattung, Die I[chwarzen blutigen Flecke fıanden [tärker über die Oberfläche der Eyer- ftöcke hervor. Einige der aufgeborfinen Oeffnungen waren gerade fichtbar. Doch an vielen Schwarzen Flecken war keine Spur einer Oeffnung zu erkennen; daher glaube ich, dafs fie fchnell zuheilen, Ich injicirte das arterielle Syftem dieles Tbiers, da es noch warm war, mit roıher Malle. Dadurch wurde jeder Gegenltand, den ich vorher gelehn hatte, noch deut- "licher, Ich fand nun, dafs die [chwarzen Flecke, von denen ich es vorher vermuthet hatte, dafs fie eine Sammlung von Blutgefälsen waren, wirklich daraus beltänden. Dritter Verfuch. Ich öffnete ein anderes Kaninchen am dritten Tage nach der .Begattung, Es war aufser Zweifel, dafs es befruchtet war. Denn ich habe es noch nie gefehen, dafs die Befruchtung fehlgefchlagen wäre, wenn das Weibchen brünftig und das Männchen nicht vorher erlchöpft il Dabey 'beltätigten die corpora lutea der Eyerltöcke dallelbe. Die Erfcheinungen waren diefelben, wie beym vorigen Verfuch, nur fand ich grö- ——— 79 öfsere corpora lutea. Allein wie ich die Trompe. en im Sonnenfchein unterfuchte, konnte ich keine yer, weder in denlelben, noch in den Hörnern der rmutter, finden. Vierter Verluch. Ein anderes Kaninchen öffnete ich fünf Tage ch der Begattung. Die Phänomene waren falt die. ben, wie bey dem vorigen Falle. Blos die corpora utea waren grölser. Doch konnte ich nirgends eine pur einesEyes finden. Ich war im Begrilf mit Hal- er auszurufen; „vix liceat admittere.* Fünfter Verfuch. Ich öffnete ein anderes Kaninchen acht Tage. ch der Begattung. Nun fand man Eyer in der Ge- bährmutter; fie [chimmerten durch die Subf:anz der- felben in der Grölse einer Gartenerbfe durch. Wenn ich nach der Oeffnung der Gebährmutter die Eyer durchfchnitt, fo flofs eine 'verhältnilsmälsige Quan- tität lıiquor Amnii aus. Doch durch ihre Be. feliigung an der innern Fläche der Gebährmutter blieben lie ausgedehnt und fielen nicht im mindelten zulammen. Eine Frucht war nicht fichtbar, Allein ich hatte ofi, bey meinen Verfuchen mit bebrüteten Eyern, das Küchlein dadurch fichtbar gemacht, dafs ich auf den fchwarzenFleck, wo dalfelbe feyn mulste, einen Tropfen defiillirten Weinellig fallen liefs. Ich‘ that dies, Schnitt die Spitzen der Zellchen weg, liels einen Tropfen Weinefüg hineinfallen, und den Au- ) genblick war die Frucht lichtbar, Sech- so ——— Sechfter Verfuch. Ein anderes öffnete ich am neunten Tage. Die Frucht lagjim Aınnion, das in einer andern Flüfßg- keit zwilchen ihm und dem Chorion [chwamm, Diele Flülfigkeit gerann von [tarkem Brandwein, Einige corpora lutea, waren hohl, andere nicht, keine Spur einer Oeffnung war da. Die corpora lutea waren ver-, hältnilsmäfsig mit der Zunahme der Frucht gröfser, blalsroth und [ehr. gefälsreich. Siebenter Verfuch. Ein anderes öffnete ich am eilften Tage. Die Eyer und die Frucht waren wenig grölser als zuvor, Ich fand nur zwey Eyer, aber mehrere corpora lu- tea. Einige durchhichtige Bläschen [chienen an der äufsern Seite der Trompeten zu hängen. , Waren dies etwa Eyer, die des Weges verfehlt hatten? Sie hatten Gefäfse, Das Herz der Frucht war voll von Blut, die Nabelgefäfse deutlich, aber noch in keinen Strang vereinigt, wider de Graaf. Achter Verfuch. ’ Ein anderes öffnete ich am fiebzehnten Tage: fieben corpora lutea in dem einen, und eins indem andern Eyerfiock ; nur zwey Eyer in der Gebährmut- ter, in jedem Horn eins; das in demHorn des Eyer- Stocks mit einem corpus Juteuın war verdorben, keine Frucht war fichtbar, lelbft nicht durch Weinelüg; das andere war nach Verhältnils der Zeit grols. Der Nabelftrang war jetzt erft deutlich, und das Ende def- DE ———_—_—— 8E deflslben von der untern Fläche der Gebährmutter ab- getrennt. Am Kopf fand ich etwas Unerklärliches‘ Er war zur Seite nahe am Munde gefpalten, mit ei- ner Vertiefung an jedem Ende; die Gedärme, wenig: | s der Maftıdarm, waren deutlich, fo auch die hin- -tern Extreinitäten, Neunter Verl[uch. Ich öffnete ein Kaninchen volle fechs Tage nach der Begattung, fand die Eyer locker und ohne Ver- bindung in der Gebährmutter, wie es de Graaf befchrieben: fie hatten die Gröfse der corpora luteaz fechs waren in d«m einen, und vier in dem andern Horn ; dieEyer waren durchlichtig und von ver[chiede, ner Größse; fie waren doppelt, und jedes enthielt in- wendig noch eine Blafe; die meilten derfelben hatten einen Fleck an der Seite, den ich für den Ort hielt, wo lie fich an die Gebährmutter befefligen wollten. Das innere Bläschen war dem äufsern nicht überall proportionell ‚ in einigen gröfser, in andern kleiner ; ich glaubte auch etwas von der Frucht zu [ehn. Eine < olypöle Excrefcenz der Gebährmutter, nahe an der Öeffnung der Muttertrompete, hatte vier Eyer an die: fein Ort zurückgehalten; die andern lagen in der Ge- bährmutter; geräde wo eins der Bläschen Polı gefalst hatte, fing ein weißser, mit Gefälsen verfehener Gürte an, Gich zu bilden, in deffen Mitte eine Höhle war, " worin das Bläschen lag. Die innere Haut hielt ich für das Amnion, die äulsere für das Chorion; u ’ Arch. f. d. Phyfiolalil.B. 1 Hefn F Zehn: 82 - Zehnter Verfuch. Ich öffnete ein anderes am fiebenten Tage: die Eyerftöcke waren eingelchrumpft; etwas Aehnliches wie drey corpora lutea fand man, aber nicht deutlich; ın dem linken Horn der Gebährmutter waren zwey Polypen oder felte Exerelcenzen, aber keine Eyer. Eilfter Verfuch. "Einen Tag nach der Begattung machte ich eine kleine Oeffnung in der linken Seite des Unterleibes, gerade über die Muttertrompete, und unterband fie nahe an der Gebährmutter, in der Ablicht, den Gang für die Eyer zu unterbrechen. Das Refultat folgt unten. / Zwölfter Verfuch. Ein anderes öffnete ich aın fiebenten Tage nach der Begattung: die Eyer waren fänmtlich an der Gebährmutter befeltigt, und erregten eine deutliche Gefchwullt in Geltalt von Gürteln an ver[chiedenen Theilen derfelben; das Amnion [chien dem Chorion bey einigen näher, bey andern ferner zu leyn. Die Feuchügkeit zwilchen dem Amnion und Chorion war theils gallertartig, theils nicht; von einer Frucht er- kannte ich nichts. Dreyzehnter Ver[uch. Acht Tage nach der Begattung öffnete ich ein Weibchen; fand zehn bis eilf Eyer; die Früchte faft deutlich in allen, doch nicht ohne Anwendung des ‚Ellis für einige Minuten, und nachher durch den Ge- , Gebrauch eines Starken Brandweins. In einigen fand ich das Gehirn, Rückenmark und die Wirbelbeine, die zwey Säulen in einiger Entfernung bildete; hin- terwärıs näherten Jie lich allımählig wieder; denn bey einem der Kaninchen konnte man es blos noch vor- " wärts [ehen: Vierzehnter Verfuch. Ich öffnete ein Kaninchen am ein und zwanzig- i ften Tage nach der Begattung:, bey einem der Früchte kamen fünf Gefälse, aufser dem Urachus,; aus dem Nabel hervor. Die Art. omphalo meleraica war [ehr deutlich, ‚und theilte fich im Gekröle in zwey Aelte; den Urachus, die Alantois und, die Membran, zu welcher die Art. omphalo-mefleraica gebt, konnte man nicht hinlänglich deutlich [ehn. Funfzehnter Verluch. Ein anderes öffnete ich am fünften Tage nach der 5 Begättung; fand die Eyer, [echs an der Zahl, locker in der Gebährmutter; die innere Haut der[elben war kleiner; in den Trompeten warehı keine Früchte: X . ” j ‚Sechzehnter Verf[uch: ‚ Ich öffnete vierzehn Tage nach der Operation das Kaninchen, bey dem ich oben dielinke Trompete unterbunden hatte. Die Gebährmutter der rechten ‚Seite war lo grols, wie lie’am ;lechlten Tage zuwleyn gt; 1 und der Eyerftock war dann wieder rück- 15 gegangen, ohne Feucht, obgleich die plucenta Fa von 83, fichtbar 'war; an der linken Seite war kein Zeichen , 54 Sen von Pefruchtung in der Gebährmutter; keine placenta;; die Muttertrompete war [ehr weit und zart; der Fyer- ftock zweymal flo grofs als auf der andern Seite, roth und mit gerinnbarer Lymphe bedeckt, in der Trom- pete fah man eineHydatide, die eine helle Flüfigkeit enthielt, aber keine Frucht: Ich vermuthe, dals ich durch die Unterbindung der Trompete den Ausgang der Eyer aus dem Eyerltock auf diefer Seite gelindert habe, und dals, nachdem hie im Eyerftock vergrölsert (ind, der Proce[s unterbrochen ift; dafs der Procels auf der andern Seite einige Tage länger, gedauert und alsdann auch geftopft ilt. Die Gebährmutter und der Grimmdarm der linken Seite waren entzündet, viele gerinnbare Lyınphe dafelbft ausgefchwitzt, Waller im Unterleibe, und überall Spuren vonPeritonitis. Diefe Operation fchien dem Thiere keine befondern Schmer. zen gemacht zu haben, denn es als und war munter, bis zu der Zeit, da es getödtet wurde. Siebzehnter Verfuch: Drey Tage nach der Begattung öffnete ich ein anderes Weibchen; die hervorl ehenden Theile der corpora lutea waren [ehr durchlichtig, ehe man die Gebährmutter anrührte; allein in dem Augenblick, wo die Arter. [permatica und hypogaftrica durchfchnitten wurde, um die Gebährmutter herauszunehmen, wur- den fie, wie von einem electrifchen Schlag, fämmtlich undurchlichtig. Der vorliegende Theil, glaube ich, ılt dasEy, dasan der Spitze des corpus luteum Steht ; ift fehr gefäfsreich, befonders an feiner Balis: a fo- 85 fobald es reif oder zur Fxpullion fertig ift, ‚führt es kein rothes Blut; zwey bis drey Tage lang wächflt es durch ich [eibft in der. Gebährmutter ohne Verhin- “dung, daun treibt es Wurzeln und wird [ehr gefäls- reich; in der Tube und der Gebährmutter war nichts zu finden, Achtzehnter Verfuch. Ein anderes öffnete ich am vierten Tage, allein es hatte nicht empfangen. Neunzehnter Verfuch. Am Abend des vierten Tages öffnete ich ein - anderes; die Phänomene waren wenig von denen am Morgen.des fünften Tages verf[chieden, dieEyer waren weniger durch die Gebährmutter vertheilt, fondern ınehr in der Nähe der Mündungen der Tuben ange- ‚bäuft. Das Aınnion lag dem Chorion näher. : Zwanzigfter Verfueh. I Ein anderes öffnete ich am Ende des dritten, oder "vielmehr am Anfang des vierten Tages; die Fyerköcke waren dunkelbraun, die Tuben und Gebäbrmuiter taft fchwarz, von der großen Anbäufurg des Bluts in "ihnen. Ich öffnete die Gebährmutter an ihrem obern - Taande, damit alle Theile bey ihrem Tugor blieben; "die Vala fpermatica und hypogaftriea Schnitt ich ee durch; die corpora lutea waren fehr gefälsreich, die Aefte der Pulsadern vertheilten fich zu beiden - Seiten und am ftärklten im Mittelpunkt. Der obere b Theil 86 ER Theil des corpus luteum war etwas eingerückt, wie der Kopf einer eingefallenen Pocke; aher ohne deut- liche Oeffnung. ‘Ich glaube, die Eyer waren [chon . herausgegangen, doch konnte ich nichts von ihnen weder in den Tuben, noch in der Gebährmutter fehn; die Franzen waren gefälsreicher, als ich fie je gefehen habe, und umfafsten die Eyerltöcke vollkommen; die periftaltilche Bewegung der Trompeten war deutlich’ ‚und lebhafter, als ich fie jemals beobachtet habe. Die innere Fläche der Gebährmutter war körnig, von weilsen Körperchen: dies halte ich für die decidua oder für das corpus glandulofum Eversrah- di. De Graaf fah an dielem Tage die Eyer in | der Trompete. ı Ein umd zwanzigfter Verfuch. Ich öffnete ein Kaninchen fieben Tage und zwölf f Stunden.nach der Begattung, Die Eyer in den Hör- nern der Gebährmutter waren gerade im Begriff [ich anzuheften, aber noch nicht durch Gefälse befeltigt; fie waren in Vergleichung mit dem [echiten Tage [ehr grols, und eine Seite derlelben, nahe an der Gebähr- mutter, hatte einen deutlichen rothen und runden Fleck; Chorion und Amnion lagen [ehr nahe an ein- ander, man konnte lie leicht aus der Gebährmutter „ausfebütten, die fie allenthalben, aufser am Boden, fehr locker umfalste; die corpora lutea waren [ehr fäfsreich, die Trompeten blafs, da fie ihr Gelchäft geendigt hatten; die körnige Geftalt an, der innern Fläche der Gebährmutter war nicht fo deutlich, wie bey dem vorigen Verfuch, 2 Zzwey — 37 Zwey und zwanziglter Verfuch. Ich öffnete ein anderes Weibchen volle heben Tage nach der Begattung; [chüttete eins der Eyer aus, doch mit einiger Schwierigkeit; es war etwas grölser als im vorigen Fall; die Subftanz der Gebähr- E mutter, die fie bedeckte, war Tele dann und Hürch- fichtig, dals fie falt blos zu liegen [chienen; auch war diefer Theil nicht fo gefäfsreich, als man hätte glauben follen, wenn man die Veränderungen erwägt, die in ihr vorgegangen waren; das Ey barft in dem Augen- blick, als es von der Gepährmutter getrennt wurde; aus demfelben flofseine gerinnbare Lympbe aus; keine Frucht war fichtbar, f[elbft nicht durchs Mikrofkop. Drey und zwanziglter Ver[uch. Ein anderes öffnete ich am Ende des dritten Ta- ges einige Erlcheinungen waren: wie beym zwanzig- fien Verfuche; ich fuchte umfonft die Eyer in dem rechteu Horn der Gebährmutter; ich führte eine Sonde fanft über die Trompete der linken Seite fort, nach- dem fie vorher einen Zoll lang in der Nähe der Gebähr. "mutter geöffnet war, und drückte mehrere Eyer aus ihr heraus, die aus ihrer Mitte zu kommen [chienen; ‚das Amnion machte einen Fleck in der Mitte, und war kleiner als das Chorion; in der Gebährmutter waren keine Eyer, } Vier und zwanzig[ter Verl[uch. n} Ein anderes öffnete ich drey Tage zwölf Stunden Bh der Begattung, Die Fyerliöcke hatten das An- Sehn 88 — fehn, als wenn die Ryer noch nicht abgegangen wären; doch fand ich verfchiedene in defGebährmut- ter und andere in den Trompeten; ich erhielt ohnge- 'fähr [echs, die andern gingen verloren, indem fie beym Auffchneiden der Trompete theils durch die Finger, tbeils durch die Scheere zerdrückt wurden; in dem einen Eyerftock waren acht bis neun corpora lutea, in dem andern nur zwey, an der Seite mit zwey corpora lutea fand ich nur Ein Ey, das aber zweymal fo grofs war, als die auf der entgegengeletz. ten Seite, Ich bemerkte, dafs die Röthe der Gebähr- muiter mit dem Verlufte des Bluts im Zufammenhang fiand,; denn wenn das Thier beym Tode viel Blut ver- loren batte, fo fand ich die Trompeten und die Eyerliöcke immer blals, Fünf und zwanzigfter Verfuch. Ich öffnete ein anderes Kaninchen zwey Tage und zwölf Stunden nach der Begattung; die Fyerfiöcke waren befruchtet, ‚allein in den Trompeten fand ich keine Eyer, auch keine Oeffnungen in den corpora lutea, Sechs und zwanzigfter Ver[ueh, Ein anderes öffnete ich am Ende des dritten Tages; ich fand [echs bis fieben Eyer in den Mutter- trompeten, nahe an ihrem Ende, ohngefähr einen Zoll innerhalb derfelben am Gebährmutterende; unter dem Mikrofkop fchien es, als wenn das Ey drey Häute hätte; die mittelfte wird vielleicht die Alantois, oder die Membrana quarta, ; ; Sie- m 89 Sieben und zwanzigfter Verfuch. Aberinals öffnete ich eins, zwey Tage zwölf Stun- den.nach der Begattung: viele corpora lutea, aber keine Eyer; lie waren wabrfcheinlich zu klein, um gefehen werden zu können; denn felbft am Ende des Gritten Tages waren einige Fyer noch unlichtbar, wenn man fie nicht in eine Flülligkeit legte und mit dem Mikrofxop füchte, Acht und zwanzigf[ter Verf[uch. Am Ende des dritten Tages, weniger zwey Stun- den, öffnete ich wieder eins; fand [echs Fyer in einer, . und lieben in der andern Murtertrompete ; eben [o viel corpora Jutea waren in den Eyerl[töcken auf jeder Seitez die Eyer hatten drey Häute, wie vorher bemerkt ilt. Die Kreile in der Narbe der Hühnereyer find ihnen vielleicht gleich. Die Eyer fcheinen während ibrer Reife durch die Trompeten zu wachlen, [o wie eine Erbfe fehwillt, ehe lie Wurzeln treibt. Selbft in der „ Gebährmutier find fie zwey Tage lang, entweder locker und ohne Verbindung durch Gefälse, oder die Ge- fälse [ind fo klein, dafs fie nicht wit dem Mikrofkop gefehen werden können, Die corpora lutea waren Pächer an ihrer Spitze, als ich es fonft gelehen habe, Nenn und zwanzigfter Verfuch, Endlich öffnete ich noch ein Kaninchen acht Tage zwölf Stunden nach der Begattung: Alles, war deutli- cher und weiter gefördert, als am achten Tage; das Herz war lichtbar, und ähnelte dem bebrüteten Ey in der acht und vierzigften Stunde. Es waren fieben cor- \ 90 corpora lutea im rechten Eyerfiock, aber nur vier Eyer im rechten Horn der Gebährmutter; drey fand ich im linken Eyerltock und nur zwey Eyer in der Gebährmutter auf dieler Seite, Allgemeine Folgerungen. ı) Das Ey wird in dem Eyerftock gebildet, und geht aus demlelben heraus nach der Begattung. 2) Es geht durch die Muttertroinpeten, und braucht zu diefer Reife durch diefelben einige Tage, 3) Es wird zuweilen in der Trompete aufgehal- ten, und komınt nicht in die Gebährmutter. 4) De Graaf fah nur Einmal, und nur EinEy in den Muttertrompeten, „in oyiductus dextri medio unum.“ Ich lah darin einmal dreyzehn, ein anders- mal fünf, wiederum einmal fieben, und endlich noch einmal drey, zulammen acht und zwanzig, 5) Das Ey kommt am vierten Tage in die Ge- bährmutter, ü E 6) De Graaf fah die Frucht Mr am zehnten Tage; ich fah lie am achten Tage. Diele Verfuche erklären das, was man bey den Weibern der Menfchen beobachtet bat; nemlich: ı) Ich zeige in meinen Vorlefungen ein Kind: vor, das in den Eyerliöcken fo lange zurückgehalten ilt, bis es die Grölse einer fünfmonatliehen Frucht hatte; die Säfte dellelben waren verloren, und die feften Theile hart, und in die Geltalt einesEyes zulam- men- 07: mengedrückt. Es hatte fein Chorion und Amnion, feine Nabellehnur und Placenta, 2) Ich befitze die Gebährmutter mit den Eyer- föcken von einer jungen Frauensperl[on, die gerade gel’ orben war, als fie ihre Regeln hatte; die äufsere Haut der Eyerfiöcke ilt an einer Stelle geborften. Ich vermuthe, dals aus diefer Oeffnung ein Ey herausge- gangen, durch die Trompete in die Gebährmutter ge- kommen, und aus letzterer mit dem monatlichen Gehlüt fortge[chwemmt ift, 3) Zuweilen verfehlt dasEy die Muttertrompete, fällt in den Unterleib, und es entfteht ein foetus ex- trauterinus abdominalis, Derlelbe wächft zuweilen zu leiner natürlichen Gröfse heran, dieGeburtswehen treten im neunten Monat ein; man muls alsdann das Kind durch den Kaiferfchnitt wegnehmen, oder es fürbt, und wird zerfiört, fault aber nicht, und kann zuweilen mehrere Jahre ohne grolse Belchwerde bey der Mutter bleiben. 4) Das Kind kann in die Muttertrompete herein- gehn, aber darin feftgehalten werden: es entlteht eine graviditas tubae Fallopianae. Einen merkwürdigen Fall der Art erzählt Hunter in [einem Werke über die gelchwängerte Gebährmutter: dieMuttertrompete (prang, und die Mutter blutete [ich zu Tode. 5) Oder endlich, das Ey gelangt in die Gebähr- mutter, wo es Raum zu leinem Wachsthum und eine Oeffnung zum Ausgang aus dem Körper hat, Er- Erklärung der Kupferiafel, Tafß I. 7 Ich hielt es nicht für nöthig, die ganze Gebähr- mutter der Kaninchen abzubilden; he befteht, wie'bey andern vierfülsigen Thieren, aus einer Mutter[cheide, „einer zweygehörnten Gebährmntter, Muttertrompeten und Fyerltöcken. De Graaf hat diefe Theile für feine Zeit ziemlich gut abgebildet; Ich [chränke mich blos auf die erlte Geftalt der Eyer ein, und erkläre daher beygehende Kupfertafel, die Schon vor neun- zehn Jabren geltochen ift, Die Figuren, die mit dem dritten Tag be- zeichnet find, find Eyer aus der Muttertrompete, die ich darin an dielen: Tage nach der Begattung gefun- ten habe. Die drey er[ien [ind in ihrer natürlichen Grölse, die andern drey vergrölsert vorgektellt. "Bey allen war das Chorion und Amnion deutlich, und bey einigen, wie ich glaube, auch die Alantois. Die Figuren, diemit.drey und einem hal- ben Tag bemerkt find,. find Fyer, die um etwas mehr gefördert ind, Einige diefer Art fand ich in den Trompeten,-andere inden Hörnernder Gebährmut- ter. Die drey erften haben ihre natürliche Grölse, die andern zwey lind mit einem Gmplen Mikrofkop vergrölsert. Die Figuren, mit dem vierten Tag bezeich- net, lind gröfsere Eyer der Gebährmutter, die noch locker lagen, nicht abhingen, und die man nach der Oeffnung der Gebährmutter, durch den leifelren: Hauch eines Blaferohrs von einem Ort zum andern be- wegen konnte. ] Die nach Basire von Krebr wijt Ste 02. gas Tag. 32 Tau zur Tao Se 8.8 :..@ O5 9508 9 nach Basire von brebe wat ‚Reils Arch. fd» Ayfil. 3% B. 1er IE. ——— 93 Die Figuren, mit dem fünften Tag. bezeich- net, find Fyer des fünften Tages; noch locker in der Gebährmutter, und konnten auch" durch den Hauch eines Blaferohrs von einer Stelle zur andern getrieben, werden. Sie ähneln den vorigen ganz, nur find he etwas größser. Die drey erfien haben ihre natürliche‘ Gröfse, die andern drey find vergrößert. Die Figuren, welche mit dem fechlten Tag "bemerkt find, GndEyer diefes Tages aus den Hörnern N der Gebährmutter, , Sie find merklich grölser als.die yorigen. Sie hatten noch keine Befel\isung an der inneren Fläche der Gebährmutter ; doch kann man „diefe Zeit auch als den letzten Termin für lie aufchn, wo fie diefe Belchaffenheit haben. Die vier erften W haben ihre natürliche Gröfse, die drey letzten find, e vergrößert. Nachdem fie einige Jahre aufbewahrt Bar, hatte lich ‚das Amnion beträchtlich von dem Chorion entfernt. h Diemitdem fiebenten Tag bezeichneten Figu- “ren find Eyer des fiebenten Tages. Das erlte ltellt ein \Eyi in [einer Zelle in dem geöffneten Horn der Gebähr- mutter vor; die drey folgenden {ind eben folche Eyer, v die aus ihren Zellen herausgenommen find und den vorigen ü ähneln. Die drey letzten (ind mit dem vori- rigen Mikrofkop vergröfsert. Nachdem fie einige Jabra Aufbewahirt u waren, fand man das Schaafhäutchen noch E Ttärker von dem Lederhäutchen getrennt, Figuren, mit dem achten Tag bezeichnet, Das erlie ftellt die Frucht vor, die un diele Zeit ala dem blofsen Auge lichıbar ift, wenn an % einen 94 en —— einen Tropfen defüllirten Weineflig darauf fallen Jäfst. Es liegt noch in [einer Zelle, in dem geöffneten: Horn der Gebährmutter. * Etwas darüber fieht man noch eine angelchwollene und ungeöffnete Zelle, und dar- unter eine halb durch[chnittene Zelle, Die zwey fol- genden Figuren, in derlelben Linie, find Früchte anderer Kaninchen, aber von demlelben Alter, die vergröfsert ind, Man fieht daran die erlten Anfänge der Wirbelbeine und die erlte Geltalt des Rü- ckenmarks, An der dritten vergrößserten Figur Geht man die erfien Merkmale der zwei Heim ilphä- rien des Gehirns. Figuren mit dem neunten Tag bemerkt. Die eine derfelben (tellt eine Frucht vor, die jetzt zum _ erften für fich mit blolsem Augen fichtbar ilt ; nahe am Schwanz hängt fie dicht und eng mit der Placenta zu- fammen. Der Nabelfirang ift noch zu kurz, und da- her nicht fichtbar. Die zweyte Figur ilt dielelbe, aber vergrölserte Frucht. Die letzte mit No. ı6. bezeichnete Figur ftellt eine Muttertrompete von einer Seite der Gebähr- mutter eines Kaninchens vor; ihr franzigtes Ende, das ich in den Unterleib öffnet, und ihre entgegen- gefeizte Extremität, die fich in die Gebährmutter öff- net. Neben ihr liegt der Eyerltock, ein corpus luteum in demlelben, das über die Oberfläche def. felben hervorlteht: ; Ueber — ; 95 Die bie x einen neu nei, ai in der Fifchblafe der Forelle, Cyfiidicola Farionis, an Herrn Prof. Reil, B- von Gotthelf Fifcher, der Weltweisheit Doctor und der Arzneyw. Bacc, Wien, den ılten October 1797. E = Sei der Zeit, dals ich die Ehre hatte, Ihnen meinen "Verfuch über die Fifchblale*) ‘vorzulegen, habe ich eine Menge Filche zergliedert, und durch.- die dabey gemachten Beobachtungenfgeleiter, vieles gefunden, was ich in jener Schrift zuletzen und wegftreichen möchte. Belonders hier, an einem "Orte, wo man Donaufifche, wie Haufen, Störe, "Welle und anderevonfehr beträchtlicher Gröfse fieht, findet der Liebhaber der Ichthyologie hinlängliche Be- friedigung. Hier war es auch, wo ich vor kurzem Würmer in dem Luftbehälter der Forelle entdeckte, die ohnlireitig noch niemand fah, und De ‚deren kurze BrIchreibung mit einer Zeichnung ver- Fe 2 - bunden ich Ihnen hiermit vorlege: x i "u 4 Die I *) Leipzig 1795. 8. bey Rabenhorlt, S; auch Reil’s Ar- chiv für dıe Phyliol, B. IL. Heft 1. $. 135% P.j Die [chi Entdeckungen, mit welchen Mül- ler, Götze, Bloch, Pallas, van den Böfch, ©. Fabricius, Treutler u. a. ‘die Helmintholo- gie bereicherten, flöfsen in der That eine Befcheiden- heit, einen Unglauben an jede neue Entdeckung in diefer Wilfenfchaft ein, dals ich mir felbfi nur durch lange Vergleichung bisber bekannter Befchreibungen die Ueberzeugung erwarb, dafs dieles fonderbare Ge- fchöpf eine andere Gattung ley, als die bisher bekann- ten. — Solehr ich mit Retzius*) einverlianden bin, dafs Pallas vielleicht zu wenige, und Götze zu vieleGenera annahm, fo wenig kann ich mich über- zeugen, nur nach dem zu [chliefsen, was ich bisher von Würmern in Filchkörpern fand, dafs man hie alle auf die von ihm angenommenen lieben Genera: Alcas xis, Gordius, -Cucullanus, Echinothyn- chus, Planaria, Falceiola und Taenia, brin- gen könne, wenn man nicht den Belchreibungen offenbare Gewalt anthun wollte. Indefs find die Cha- raktere an dielem Wurme [o auffallend verfchieden von jedem andern jetzt be[chriebenen. dals ich ihn als einen neuen Wurm, mit gelpaltenem Kopfe, zu befchreiben wage. ' y Ich fand nemlich am 2ten September in dem Luft: behälter einer Forelle, welche in der Donau gefangen war, fechzehn Würmer; (die Filchblale der Forelle ift einfach, und hat ganz die Geftalt,, Structur, Verbin- dungen mit andern Theilen, denfelben kurzen Kanal uf. w *) A. J. Retzius de vermibus intellinalibus, inprimis humanis. Holmiae 1786. 8. 5,6 97 u. £w., wie der Hecht, deflen Luftbehälter ich aus- führljch belchrieben habe. *) Die Entdeckung, in diefem mit Luft ängefüllten Raume Würmer zu Anden, war mir eben [o neu, äls die nachher unter[uchte Ge: ftalt des Wurmes [elbft. Die größern Würmer, wovon ich die natürliche Grölse des Einen Fig. ı. angegeben habe, unterfuchte ich zuerfti, — (die übrigen kleinern brachte ich in eine Unterf[chaale, die mit Waller ange- füllt war) — und fand denn einen runden durch- fichtigen Körper, der nach dem Kopfende hin breiter; näch dem Schwanzende hingegen [chmäler wird. Der Kopf ift der Länge nach gelpalten, welcher Spalt unten bis an die Säugöffnung geht. Obefi oder auf dem Rücken, einige Linien hinter dem Spalt, zeigen fich an beiden Seiten zwey Punkte, oder zwey krum- me Linien, welche Ringe zu bilden fcheinen, und beynahe wie die Augen der Naiden äusfehen. — Die Säugöffnung ift rund, und durch eine Zwifchenwand in zwey beynahe gleiche Hälften gerheilt. Von der Mitte nach dein Schwanzende läuft der Körper fafı mit gleichförmigem Umfange fort, bis zu einer Stelle vor “ dem Schwänze, welche breiter, nicht dicker ilt, und an den Seiten kleine Vertiefungen und Erhöhungen hat (crenatae). Von dielem Punkte an endligt lich der Schwanz in eine plrieinenförmige Spitze. — Der Därmkanal ift dreymal fo lang als der ganze Körper; indem er zwey Beugungen macht, und lich endlich in eine Schwarze [pirallörmige Windung endigt: Uebri: #) 8. Filcher's Verfuch über die Schwimmblale, S.2ı bis 25. Arch. f. d, Phyfio). III.B. I. Heft: G 98 6 Uebrigens find diele Ge[chöpfe lo zart, ‚dafs die. , jenigen, welche ich ins Waller gelegt und der fer. ı nern Unterfuchung beftimmt hatte, nach ‚einer hal-;, ben Stunde aufgelöft waren, und, wie die. runden . Kugeln ‚mit Schwänzen in der Priefileyifchen' grünen Materie, im Waller herum[chwamımen. Ich: babe dielen Wurm nur vorläufig und fo lange den Blafenbewohner der Forelle (Eyftidi. cola) nennen wollen, als man noclı keinen diefer ı Gattung. aulserhalb’der Blafe gefunden hat, Es ift in.der That befremdend, ein Gelchöpf in, faft reinem Azot lebend zu finden,. da bekannt- ; lich die Luft in der Schwimmblale Azot, mit wenig, „ Koblenfäure gemengt, ilt.*) — Man follte überhaupt |, aufmerklamer auf die verfchiedenen Atmolphären, feyn, in welchen fich die Eingeweidewürmer aufhal. ten, da diele eben [o verfchiedenartige Lebensprocelle ; in-ibnen vorausletzen. So leben die Afcaris- Arten > der Eingeweide in Hydrogen, und kohlenlaurem Gas, während die Alcaris trachealis in der Lunge ins ftetem Contact mit der Lebensluft if. Herr von i Humboldt hat in [einem Werke über den Mulkel- reiz bereits, auf diele Verhälinilfe aufmerklam_ ge- macht.**) Er fand, dals die Alcaris Ranae ; unter Waller [päter erltickte als Alcarisinlons, wahrf[cheinlich weildas erftere Thier als Bewohnen der wei Eingeweide länger des wohlthätigen Reizes entbeh- - sa 2) Filcher am angezeigten Orte, $. 14. 15. **) S. von Humboldt über die gereizte IMmu$? kel- und Nervenfaler, B. ı. S. >7ı. ' ven kannzmalsdas zweyte, re der Teenbien‘ bewohnt; il Satz es I & |; [ + Ich würde die Befchreibung [o abfalfen: l Cyftidicola, Corpus teres, inarticulatum, capite longitudinaliter dil- a 3 [ectos 1. sl Pa N Farionis. Ore orbiculari, dilatato,. ara, divilo;. Corpore pellueido, [uperius ver- [us caput lineis curvis oculorum ad h inftar obfito, cauda [uhulata, paulo retrorlum lateri, deprella, crenata utrinque; Er ift verfchieden von Unciaria, capite labia. x ‚to, durch die labia membranacea angulata, da die . zwei Spitzehän dem Cyltidicola, wenn jman lie u N neunen wollte, dick und beynahe vollkommen run | find; vom Echinorhynchus, probofeide — durch N den ganzen Zufatz — cylindrica retractili aculeig | uncinatis coronata; ; vom Caryoph Ka aeus durcH & den gelpaltenen Kopf, y” Ki ulby Brklirung der Figuren, Tat TI. 1) Der Wurm ; in feiner nasurijollet Gröfse, h 2) Derfelhe durch eine [chwache Vergröfserung, Man lielit die Spiralföürmige Windung des Darmkanalsı Der Schwanzift durch die Pincette etwas werletzts, 3) Der Kopf nach einer fiärkern Vergrölserung, Man lieht die Linien; ‚welche eine den Augen ähn- 54) Der'Köpf nach. der[elben Vergrölserung nach unten, mit der Saugöffnung. 5) Diefelbe Anficht des Kopfs von unten nach einer ltärkern Vergröfserung. 6) Das Stück vom Schwanze, welches breiter ilt, an den Seiten die Erhabenheiten und durch die Häute die [chwarzen [piralförmigen Windungen [ehr ‘ gut zeigt; nach der vorigen Vergrölserung, “4 Ein Paar Worte über die Wiedererzeugung der Nerven. rn ge L des If. Bandes drittem Heft des Archivs für die Phyfiologie find einige Verfuche über die Reproduction der Nerven, von dem Herrn Studiof. Meyer, aufge. nommen, welche (nach feinem Urtheil) die von mir und Andern mit Recht geleugnete Wiedererzeugung der Nerven beweifen und aulser allen Zweifel fetzen follen. Die Abficht ift unftreitig lobenswerth. Seit- dem meine Verfuche über die Regeneration angeltellt worden, find wir in der Kenntnifs der Naturkräfte fortgerückt, mehrere Aerzte haben über die Repro- duction Refultate geliefert ; es find neue Reizmittel ver- fucht; Herr Prof. Reil hat vortreifliche Hülfsmitte zur zur Beftimmung der Structur der Nerven bekannt ge- wacht. Wer würde fich nicht freuen, wenn auch neue Mittel entdeckt würden, um eine dem praktifchen Arzte und Wundarzte fo wünfchenswerthe und wich- tige Kraft zu befördern? Ich mufs aufrichtig geftehen, dals es mir fehr fchmerzlich gewefen. in fo vielen und fo langen Verfuchen immer :diefelben traurigeit Refultate zu finden, oh Herr Meyer hat dabey eine Veranlafllung ge- nommen, über meine Verluche und die Erklärung derfelben Verfchiedenes zu fagen, woraus ich fchlie: #en mufs, dals er in dem Studio der Arzneywilfen- fchaft noch nicht fa weit fortgerückt ift, um meine Verfuche in ihrem, ganzen Umfange zu verliehen, Davon alfo kein Wort, nur bitte ich um Erlaubnils, über die neuen Verfuche, und die Anmafsyngen ein Paar Bemerkungen zu machen. j Die Verfuche, welcheHerr Meyer an warmhlir tigen Thiere angeltellt und befchrieben hat, find dreyzehn an der Zahl. Aufser dielen noch einige an Fröfchen, welche nicht bieher gehören, Die erltern, zerfallen in zwey Klaffen, I. In fechs Verfuchen ilt aus den Nerven ein Stück herausgefchnitten; bier ift allo wirk- licher Verluft von Nervenlubftanz, und nur bier kann von Regeneration die Rede Seya. MW. In den übrigen find die Nerven blos durchge fchnitten. Diele kommen, unter die Rubrik, der Reunion. Er 102 e .. „Er: fand..diefelben' Er[cheinungen „.‚wie ichılie-in meinen Ver[uchen über die Nerven befchrieben habe- Sobald der. Nerve durchgefchnitten, wird, quillt das Nervenmark | heryor;;.die Enden. der Nerven ‚werden in der Folge mehr, abgerundet, fie bilden einen kleinen Kooten, und diefe Stelle erhärtet mit.der Zeit, Dabey werden die Nerven ‚gemeiniglich etwas mehr. ausge- dehnt und verlängert, In dem er[ten ‚hieher,gebörigen Verfuche ‚waren acht Lirmen aus; dem ‘N. ilchiadicus gefchnitten, — und‘wie Herr Meyer ausdrücklich fagt, hatte keine Vereinigung Statt, | \ % In dem vierten Verfüche ‘wären aus dem Ulnaris drey Linien weggefchnitten — die Enden waren nicht PR vereinigt, In dem fünften Verfuche : aus dem irchiadieus zwey Linien weggelchnitten — und ebenfalls nicht xeprodueirt, Aus dem Tibialis-waren zwey (?) Linien weg: Belchpitten _ die Enden waren [ehr dünn vereinigt. Im echten Verluche aus'dem Tibialis ‚eine Linie Wesbelghnitten — die Enden waren vereinigt. mie, Im achten Verfuche aus Bee Tibialis eine Linie weggefchnitten — die Enden ebenfalls yereinigt. Hieraus’ erhellet nun "augenblicklich," "dafs in den drey erlten Fällen; wo nur irgend ein:beträcht. licher Theil (zwey und'mehr Linien ) aus den Nerven weggelchnitten waren, keine Wiedererzeügung folgte. — 50 un 103 — $o find ja wohl auch hierdurch (wenn es anders noch nöthig war) meine Verfuche beftätigt ? In den drey letzten Verfuchen, wo weniger Sub- "Stanz weggenommen worden, erfolgte eine Vereini- "gung. Ich erkläre dieles [o: Die Nerven hatten eine "folche glückliche Lage, und es war [o wenig wegge- nommen, dafs die verlängerten Nervenenden mit ein- ander in Berührung kamen, und zuflammenwachlen konnten. Die Nerven verlängern fich zwey Linien, auch wohl drüber. Die: Vereinigung ‘war dennoch immer dünne wie Herr M. ausdrücklich felbft Sagt —— alfo immer auffallender, fichtbarer Verluft, der nicht wieder erfetzt war, und der deutlich[te Beweis, dafs diefe Vereinigung blos von dem mehr oder we- 'niger hervorgequollenen Nervenmark herrührte. Die Figur und Form der Knoten ift allemal ver- Schieden, mannigmal mehr rund, in andern Fällen mehr länglicht oder mehr zugelpitzt.. Dies kann ‚wohl nicht anders feyn; denn einestheils ift daran die verfchiedene Structur der Nerven [elbft Schuld, ‚zum Theil auch wohl äufsere Umftände, gröfsere oder geringere Action in dem Theile, gröfsere Ruhe u. [. w. Wenn nun der Knoten in einem Falle mehr verlängert und ausgedehnt wird, [(o ent[tebt natürlich unter [ol- ‚chen Umftänden eine leichtere, und nach Maalsgabe der Entfernung dünnere Vereinigung. Ueberall aber, wo Herr M. es für gut fand anzumerken, waren die y Mufkeln des Theils, zu 'welchem der zerf[chnittene Nerve ging, welker, der Gang der Thiere war auffal- lend unvollkommen, und dergleichen mehr, _Allo Nerven und keine Nerven! Die 104 —I Die Verfuche, wo die Nerven blos durchgefchnit- ten worden, beweilen gar nichts für das Reprodn- etionsvermögen. In einem Verfuche, wo Herr M. den N. ifchiadicus blos durehgefchnitten hatte, fand er eine dünne Vereinigung, welche von dem einen Ende zum andern fortlief. Dieler Verfuch ift befonders merkwürdig. Ausder Zeichnung (Fig. 2.) ilt es of- fenbar, dafs eine Faler des ifchiadifchen Nerven gar nicht mit zerfchnitten gewelen ift. Dafs nun aber zerfchnittene Nerven wieder zu- Jammenheilen, wenn dieEnden in Berührung bleiben, daran hat wohl niemand je gezweifelt; und wenn lie zulaminengeheilt find, dafs dann an der Stelle der Ver- einigung Nervenfubftanz zu Anden ilt, wie konnte es wobl jemand einfallen, darüber zu experimentiren! Wenn eine Hieb - oder Schnittwunde durch die Re- union wieder zulammenheilt, wo ilt da Reproduction? Sie ift ja auch gar nicht nöthig! Quae, qualis, quanta! Ich habe die Präparate von fogenannten regene- rirten Nerven des Herrn Monro zu Edinburgh, in Oxfort in der Sammlung des anatomifchen Theaters, in London in verfchiedenen Hofpitälern und $amm. lungen gefehen, und alle find den meinigen völlig gleich. Herr Cruikfhank lfagte mir einft: zur Wiedererzeugung eines nur etwas beträchtlichen Ner- venftücks würden vier, fünf, fechs Jahre erfordert. Da mufs man den Finger auf den Mund legen. So alt ift keiner von meinen Verluchen. Der ältefte Verfuch, welchen Here Mayer gemacht hat, war von eilf Wochen. Aber fo viel ich weils, hat niemand folche Ver- E— — _g 105 Verfuche angeltellt.. Woher Herr Cruikfhank diefes weilx, kann ich nicht beftimmen. ' Sobald es meine Gelfchäfte erlauben, werde ich, veranlalst durch die Abhandlung über die Reproduction: der Nerven in den Philofophical Transactions der königlichen Societät der Wilfenfchaften zu London, meine Gedan. ken über dielen Gegenftand vorlegen. Göttingen, Arnemann, Ein Beytras zur medicinifchen Zeichenlehre, vom Profelfor Reil. A.cig: Bi. Zeichen nennt man überhaupt alles dasjenige, wodurch die Wirklichkeit von etwas Anderm erkannt werden kann, Die Zeichen find entweder natürlich oder willkürlich. Diefe werden abfichtlich her- worgebracht, um einem Ändern etwas zu erkennen zu geben; jene bezeichnen, unabhängig von aller Will. kür, das Bezeichnete. Der Arzt befchäftigt ich zwar & „gröls- ‚ro6 [m sgröfstentheils'mirmatürlichen, doch zum A"Theil auch mitı/willkürlichen Zeichen, nemlich mit der An- ‚gabe'ider Gefühle des detah durch Br teund Geberden, BP TIDeLEER N 9.2 Es bedarf ‚wohl ‘keines Beweiles, dafs von der Vollkommenheit der medicinifchen Zeichenlehre zum Theiltder glückliche Erfolg der Bemühungen des Arztes abhängt. So lange er den kranken Theil, und befonders die Natur [einer Krankheit, nicht mit Zuver- läfligkeit erkennt, fällt jede wilfenfchaftliche Kur weg, und der gute oder böle Erfolg [einer Handlungen ilt mehr oder weniger dem;$piele eines blinden Ohnge- fährs überlaffen. Mir [cheint diefer Gegenliand, über welchen ich beyläufig fchon einige Bemerkungen in meiner Fieberlehre ($. 70. ) gemacht habe, [o wichtig zu feyn; Idafs ich»ihn noch einmal,in Anregung brin. ge, wenn ich auch dabey Gefahr laufen follte, hie und da einem Bernau Erzprielier des Aefculaps ein Haar [eines Barts zu verfengen. Der Mechanicus er- kennt nicht gleich, wenn.leine Uhr [tehen bleibt, aus diefem Phänomen die innere Urfäche derlelben; er muls die Schaale öffnen und jeden Theil einzeln unterfuchen. Und"doch ift‘diefe Mafchine fein eige- nes Machwerk, undin Vergleichung mit einem orga- nifehen Körper höchft einfach. * Der Arzt hat es mit der Erkenntnifs'"der"Fehler organilcher Körper zu thun,..deren :Schaal® er"nicht öffnen kann, und von deren innerem Getriebe und dem'Zulammenhang ihrer Werkzeuge er kaum den taulendften Theil begriffen log e hat. 107 ‚hat. «Unftreitigveine weit [chwerere Aufgabe, und ‚Irrthümer in der Auflöfung derfelben [ehr verzeihlich,, aber defto unverzeihlicher die leichtfertige Unter- Juchung der Kranken, die ich bey vielen berufenen ‚Aerzten gelehen habe, welche nach einigen Fragen, ‚meiftens oline Kopf, fchon mit der Zunge nach den Neuigkeiten des Tages, und mit der Hand nach der Feder hafchen, um eine Arzney zu verfchreiben, Ein Arzt hörte es gar an dem Gange desKranken, der die Treppe herauifiieg, dals er die Bruftwaller[ucht habe, felbe in die Thür hinein getreten war; und Fother- ‚gill %) rühmte lich einer 'höhern Eingebung, durch welche ver‘ die Krankheiten verkannte, ohne ihre . Zeichen unterfuchen zu dürfen, $. 3, > Die medicinifche Zeichenlehre‘ hat, mit Mängeln aller Art, mit abfoluten Gebrechen, ;die.nie ge+ hoben werden können, und mit relativen Feblern "zu kämpfen, die lich auf,den gegenwärtigen unvoll- kommnen Zoftand der Kunlt, und des Künltlers be. - ziehen, und einer Verbellerung fähig End; Eine - Krankheit ift [chon an fich,‚nichts Abfıractes, (ondern wird nur [o gedacht.; ‚Sie ilt eine Veränderung in der Mifchung und Form eines Individuums, allo lınmer etwas Anderes, und [elbft ibr&nächbften Wir; kungen auf das Gemeingefühl.des Kranken, und auf die Sinne des Arztes, die dem Arzı als Zeichen. die- ar: E nr men, 9) 6. Fordycde"s’Abhandlung'über das Fieber, Zittau Wogund Leipzig 1797. S. 128. "und hatte die Meerzwiebel [chon verordnet, ehe der D 108 —_——— nen, find von einerley Gattung und Art, aber bey ver[chiedenen Individuen fich nie vollkommen gleich, fondern mehr oder weniger durch das Individuuın modihcirt. Ferner nimmt der Arzt die unmittelbaren Wirkungen einer Krankheit nur in fo fern wahr, als fie auf feine Sinnorgane wirken, das heifst, als Indi- viduum, und fucht den nexum fignificatus zwilchen dem Zeichen und dem Bezeichneten, nach der ibm eigenthümlichen Aflociation feiner Ideen; ein jeder Arzt alfo nach [einer Art. Dann find die meilten Organe eines lebenden thierifchen Körpers den Sinnen des Arztes unzugänglich. Er kann daher nicht die unmittelbaren, fondern nur die entfernten und mitrtelbaren Wirkungen ihres veränderten Zuftan- des linnlich wahrnehmen. Diele find aber zufällig, und nicht allein von dem innern und urfprünglich kranken Organ und feinen näch[ten Wirkungen, Son. deru zum Theil, bald mehr, bald weniger, von der individuellen Receptivität der Organe, auf welche fie als Kıankheitsurfache wirken, abhängig, Eine In- einanderfchiebung der Gedärme ift an lich leicht zu erkennen, wenn fie unmittelbar auf unfere Sinne wirken kann. Ihre mittelbaren Wirkungen find aber zufällig, [o und anders, wie es die Individuen find, und können von andern Urfachen eben fo wohl, als von einer Ineinanderfchiebung herrühren. Daher die häufigen Irrthümer in Anfehung ihrer Diagnolis. End- lich hat der Arzt es mit organifchen Wefen zu thun, die theils durch ihre innern Thätigkeiten, und durch die beftändige Einwirkung und Gegenwirkung ihrer feften und Aülligen Theile, theils durch die, Wirkun- gen ——--—— mo 109 gen der Dinge aulser ihnen in jedem Augenblick fich verändern, und daher auch verhältnilsmälsig mit die- fer Veränderung in jedem Augenblick auf eine andere Art gegenwirken müllen. Die Kette von Wirkungen der Krankheit eines innern Theils ilt alfo fo mannig- faltig, als die Individuen es find, und wird in dem- felben Individuum fo mannigfaltig abgeändert, als es fich felbft abändert. Däher können wir von den letz. ten Wirkungen, die von ihr zu Tage kommen, nicht immer mit Zuverläfßgkeit auf eine beltiimmte innere Krankheit zurückfchliefsen, Soll die Semiotik eine! mehr willenfchaftliche Geftalt bekommen, fo müllen wir diefe abfoluten Mängel kennen, fie von: den relativen fondern, und die letzten, [o viel an uns ilt, zu verbeflern fuchen, Dazu will ich gegenwärtig einige Ideen als Bruch- ftücke hinwerfen. $. 4. i Esüberhaupt zu erkennen, dafs ein Menfchkrank fey, ift durchgehends nicht fo fchwer. Allein das ‚genügt dem handelnden Arzte nicht, es mülste denn eine Kurmethode geben, die fürs Krankfleyn. hülfe, Er muls die Natur der Krankheit, ihren Sitz, ; die Modification derfelben durch das Organ und durch das Individuum wiffen, worin fie ich befindet. Erft muffen wir daher feltfetzen, wohin wir wollen Sonft Steuern wir mit unferm Schiff auf einer wilden‘, See ohne Zweck herum: Meiner Meinung, nach. ift, das Object, welches durch die Zeichen erkannt wers_ den foll, dreyfach, nemlich: i) Die LIO nn | © 1) Die'ßattung der Krankheit; 2) ihre Art, und endlich EM 3) die Modification derl[elben en die individuelle Befchaffenheit des lei-, denden Subjects. rat Sind diefe drey Dinge, nemlich welcher, Theil des Körpers leide, und wie er leide, rich, tig erkannt, lo ift die Erkenntnils des gelammten Krankheitszultandes klar, und von dieler Seite dasEr- fordernils zur Heilung berichtigt. Vielleicht ift man geneigt, auch noch die Ausmit« telung der entfernten Urlachen der Krank- heiten, befonders folcher, die im Körper liegen, mit zu. den Objecten der medicinifchen' Zeichenlehre zu rechnen. Alleindiejenigen entfernten Urlachen einer ' Krankheit, welche im Körper liegen, find entweder, Krankheiten, und dann gilt von ihnen alles das, was ich bis jetzt von den Krankheiten überhaupt gefagt habe, oder fie (ind es nicht, z. B. Würmer oder ein Blalenftein. In’ dem letzten Fall find fie entweder ohne Wirkung auf den Körper, und alsdann uner- kennbar, wenn hie nicht etwa für fich und durch ihre eigenthümlichen Merkmahle in die Sinne fällen. Oder fie wirken auf den Körper, verurfachen'Krankheiten, und. werden alsdann durch die Phänomene dieler' Krankheiten erkannt, in Betreff welcher abermals die drey Punkte auszumitteln find, die ich’ eben im Allge« meinen angegeben habe, Allein da die entfernten Urfachen mit den Krankheiten, die fie hervorbringen, in keiner nothwendigen, fondern zufälligen Verbın- u dung fe — —_C———u itiı! ung. [tehen ‚,‚wie ich. unten.zeigen) werde, ‘fo kann’ n auch aus jeiner 'erkannten..Krahlcheit- nieht mit) ‚ewilsbeit, ı [ondern nur mit Walt [cheinlichkeitiaußl ihre entfernte Uxlache ‚[chlielsen,. Ge, wmag'nun ieiney dere Krankheit, oder ein fremdartiges Ding im Körper leyn, 2) +." Sind: Krankheiten entfernte Urlachen’anderer in emlelben. Individuum,“ [ob wird jede Kraiıkheit fir" ieh durch die: ihr eigenen'Zeichen erkannt, und die uelachliche Gemeinlchäft zwilchen beit den, welche: nemlieb Wirkung; welche -Urfach Ley)” kann nicht durch die Anfchäuung der Zeichen, 15h?" dern. durch'ein Urtheil des Verftandes nach beftihunil” ten Regeln des. Denkens, gefunden werden, ‘Auch” können noch. zufällig,mehrere: Krankheiten zü"glei.® cher Zeit, in einem Individuum vorbanden feyn , die’ gar keine Gemeinlchatt mit einander haben. WW s A ch naaaahtechs Die entfernten Urfachen einer Krankheit, x welche abfolut äufsere find‘, und aufser dein Körper liegen, „ haben entweder eine ganz zufällige Wirkung, und können dann nicht füglich durch Zeichen am kranken Körper, fondert ficherer auf eine andere _ Al, 2.B. dureh eirie hiftorifche Erzählung, gefunden werden; oder fie haben beltiinm tere Wirkungen, _ diealsdann Theile der Gattung ünd Art einer Krank, heit ind, 'von’welcher wir durch die” Erfährung ; ge- } lernt haben, dals he mit einer beliimmten entfernten s Urfache i in einer näheren Verbindung [tehen, Die Beltimmung, der Heilurfachen und, anderer ähnlicher Dinge gehört gleichfalls nicht in die Zpighen. lehre, x ı12 === | lehre. Denn diefe Dinge können nicht durch An- "| fchauung der Zeichen und ihrer Verbindung mit dem Bezeichneten gefunden werden, fordern lie find Ge. 1 genltände des Verfiandes und der Urtheilskraft, br. Die Zeichen! der Krankkeiten find entweder willkürlich, 'nemlich die Angabe der Gefühle des Kranken durch Worte und durch Geberden; oder fie find natürlich: Alle natürliche Zeiehen lind ' Ginnliche Erfcheinungen, die’mit dem’ Bezeichneren in einer nähern oder entferntern Verbindung [tehen: Sie [ind entweder unmittelbar finnlich und werden gleich durch unfere Sinne wahrgenommen; oder fie bedürfen erft eine gewiffe Vorberei- tung, um [innlich gemacht zu werden: | Wir können hiernach die Zeichen unter folgende Ab» } theilungen bringen: #i i) Die ganz finnlichen Zeichen, die oh- ne weitere Vorbereitung unmittelbar von unfern Sin- nen erkannt werden, und über deren Exiltenz und die Art ihrer Fxiltenz weiter kein Streit feyn kann, wenn || anders dieSinne des Arztes gefund ind. Gaubius*). hät diele Zeichen in verletzte Actionen, feh-, lerhafte Befchaffenheit der ausgeleerten Materien, und in qualitates alienatas eim- getheilt; 2) Zeis *) Inftitut, pätktologiao medicin, Lipl. 1759. $. 87. 119; ı er 654: nn 113 2) Zeichen, die erltdurch Vorbereitung, durch die Anwendung eines Mikrolkops, und befon- ders durch gegenwirkende Mittel, und durch eine ‘chemifche Zergliederung lichtbar werden. Die Zer- gliederung des Harns beym Fieber, und die Darfiel. lung des Zuckerftoffs in dem Urin folcher Kranken, . die an der Harnruhr leiden, mag als Beyfpiel dienen, Allein diefe Methode ift in dringenden Fällen nicht expedit genug, die Chemie organilcher Körper ilt noch fehr unvollkommen, und auf diefem Wege lind Irrungen möglich, wenn nemlich die Vorbereitungen x nicht mit der gehörigen Genauigkeit gemacht werden, "3) Die Gefühle des Kranken. Diefe ind zwar für den Kranken riatürliche Zeichen; allein da . der Kranke und der Arzt gewöhnlich verf[chiedene Perfonen find, [o müffen diefe Gefühle für den Arzt durch willkürliche Zeichen, durch Geberden, und befonders durch Worte, er[t [innlich gemacht werden, In diefer Beziehung gehören fie unter die willkür- lichen Zeichen, $. 6. Ueber diefe Krankheitsgefüble, als Zeichen, muls ich noch befonders einige Bemerkungen machen. Bey "denfelben muls man zweyerley in Betrachtung ziehen: nemlich das Gefühl felbft und deffen Bedeu- tung, und die willkürlichen Zeichen, durch - welche der Kranke dalfelbe dem Arzte zu erkennen h giebt. Die Krankheitsgefühle beziehen fich falt alle auf das Gemeingefühl; dies ilt aber fowohl in An- Arch. f. d, Phyfiel, III B, I. Heft» H lehung 114 fehung des Objects, als in Anf=hung des Orts dellel- ben [ehr trüglich.*) Die Seele nimmt durch das Gemeingefühl das Object deffelben, nemlich ihren eig- nen Körper und die Theile deffelben, [fo auch den Ort desObjeets verworren wahr, und irrt {ich nicht felten in Anfehung beider Stücke. Endlich kann noch das Gemeingefühl an einer idiopathilchen Krankheit leiden. Die kranken Nerven [tellen als- dann nicht mehr die kranken oder gefunden Theile des Körpers vor, wie fie wirklich Giud: fie fıellen ihre eigene Krankheit vor, betrügen die Seele, die nach dem Gemeingefühl über ihren Körper urtheilt, und bringen fallche, oder gar ganz erdichtete Vorftellun- gen von dem körperlichen Zuftandein der[elben her- vor. Die eingebildeten Krankheiten der Hypochon- drilten und die albernen Vorfiellungen einiger Wahn- finnigen von dem Zultande ihres Körpers, die gläferne Fülse, Rüflel wie die Elephanten, und Geweihe wie die Hirfche zu haben glaubten, mögen als Beyfpiele dienen.+}) Das Krankheitsgefühl ift allo für den Kranken felbft nicht immer ein glaubwürdiger Zeuge (eines inneren Zuftandes. » Dies bey Seite geletzt, fo kommt es nun noch darauf an, ob der Kranke dem Arzte durch Worte und Geberden [eine Gefühle verfiändlich zu erkennen geben kann. Oft hat er nicht den Willen, dies zu Ihun, bey erdichteten und verheimmlichten Krankheiten. Ein *) Hübner Differt, de coeuaeliheli, $..3. 14. 15..19. T) Büttner de Organo animae, p. 176, i1s Ein andermal fehlt es ihm an Vermögen dazu, z.B. bey Kindern, dummen, blödlfinnigen, wahnfnnigen, apoplektifchen und loporöfen Perfonen. Einige Men- fchen find wenig, -andere zu [ehr aufmerklam auf ihren körperlichen Zuftand; diefe' vergrölsern, jene verringern den Grad ihrer Gefühle. Der Kranke hat für den Grad derfelben keinen beltimmten Maalsltab;; die Worte grols und klein, ftark und gelind, find blofse Relationen [eines jetzigen Zuftandes mit einem andern, der dem Arzte unbekannt ilt. Er ilt Sehr geneigt, nicht feine Gefühle, (ondern die ihm wahrlcheinliche Urfache derfelben anzugeben. Auf die Frage, was ihm fehle, fagt er z. B., er habe Schärfe in den Säften, habe lich verbrochen, die Mutter [ey aus dem Lager gekommen. Wenn der Arzt den Kranken mit folchen Angaben nicht zurück- weilt, fo läfst er [ich in [einem Gelchäfte vorgreifen, und bekommt Volkshypothefen ftatt Thatfachen. Endlich haben wir für alle Gefühle gar keine Worte, die diefelben deutlich ausdrückten. Sie Sprechen durch Gleichnilfe, welche trügerilch find. Bey den Vorftellungen des äulsern Sinnes verf[chaffen wir uns einigermalsen dadurch eine Vorltellung von einem gewillen Object, die der Vorfiellung eines andern von demfelben ähnlich ift, dafs wir dallelbe, oder ein ähn« liches Object, auf unfere Sinne wirken laflen. Dies geht aber im Betreff der Objecte des Gemeingefühls nicht an. Diele find nemlich der Körper und der körperliche Zuliand des Fühlenden [elblt, und kön- nen nur ayf ihn, und auf keinen andern wirken. Auch [ind die Vorftellungen der äufsern Sinnorgane H 2 mehr 116 mehr rectificirt. Der Vorrath derfelben ift zahlrei- cher, und die Möglichkeit, fie durch Worte zu verglei- chen, grölser. Beym Gemeingefühl giebt es der Vor- Stellungen kranker Theile wenige; und daher ift auch die Möglichkeit zu Vergleichungen derfelben unter einander einge[chränkter. 9.7 Zwifchen den natürlichen Zeichen und dem Be- zeichneten mufs ein Zulammenhang feyn. Dieler Zulammenhang ift die Verbindung, die zwi- fchen Urfache und Wirkung [tatt findet. Auf diefer Verbindung beruht die Möglichkeit und Wirk- lichkeit, und der Grad der Wahrfcheinlichkeit und Gewifsheit der natürlichen Zeichen. Die Angabe die- les Zulammenhangs nennen wir ratio [ignifica- tus, und dadurch unterfcheidet [ich ‚eine rationelle Semiotik von einer empirifchen, . Durch diele Angabe des Zufammenhangs probiren wir aufser der Induction vorzüglich dieGüte und den Grad der Wahrfcheinlich- keit [emiotifcher Aus[prücheälterer und neuerer Aerz- te. Wenn wir willen, dafs Röthe, Hitze, Gefchwullt des Gelichts, Kopf[chmerz, Schwindel u, [. w. Wirkun- gen einer vermehrten Anftrengung der Hals - und Vertebralarterien find, [o werden wir auch den Gehalt dieler Erfcheinungen als Vorboten eines Nalenblutens richtig würdigen können. Allein hier giebt es nicht geringe Schwierigkeiten. Wir haben es mit einem organifchen Körper zu thun, von deffen innerer Ein- richtung uns [ehr wenig bekannt ilt, indem,eine grofse Zahl ver[chiedener Krälte in den mannigfaltigften Ver- hält- ———— 117 hältniffen wirkfam find, mit einem Körper, in wel- chem fich Caufalreihen ereignen, die bey jedem In- dividi:um anders find, und in welchen uns allenthal- ben Glieder dunkel bleiben. In Anfehung der Verbindung zwifchen dem Zeichen und dem Bezeichneten find nur folgende Fälle denkbar; 1) Das Zeichen ift die Urfache von dem Be- zeichneten; 2) das Zeichen ift die Wirkung von dem Bezeichneten; 3) endlich das Zeichen fowohl als das Bezeich- nete find beide Wirkungen einer gemein- Schaftli&hen Urfache. 8 Ilt das Zeichen die Urlache und das Bezeich- nete die Wirkung, - fo können wir jederzeit mit Sicherheit aus dem Zeichen auf das Bezeichnete [chlie- Isen, wenn das Zeichen an fich [chon, und nicht etwa _ erlt unter zufälligen Umftänden, die Urfache von dem Bezeichneten ift. Allein dies ift eben nicht der fruchtbarfte Weg, zur Diagnoftik der Krankheiten zu gelangen, Denn bey den Krankheiten fallen nicht fowohl ihre Uıla- chen, als vielmehr die Wirkungen derfelben in die Sinne. ; Um aber die Urfachen der Krankheiten als Zeichen derfelben, und ihren’Werth in diefer Be- ziebung richtig [chätzen zu können, Wird uns vor- her 118 nn ber eine deutliche Erkenntnifs derfelben und ihrer ver[chiedenen Arten nothwendig [eyn. Eine jede Krankheit letzt einen veränderten Zu- ftand in irgend einem Theile des Körpers Was der den Grund der anomalifchen Phänomene des kranken Theils enthält. Dielen Zuftand nenne ich die näch- [te Urfach der Krankheit, und halte dafür, dafs fie von der Krankheit [elbft nicbt welentlich verfchie- den [ey. Diefer veränderte Zuftand wird in dem kranken Theile durch etwas Aeufseres (wenn er nemlich vorher. gelund gewefen; denn [onft kann er auch durch feine Krankheit und durch feine eigenen Thätig- keiten weiter verändert werden), hervorgebracht. Dies kann eiwas ab[olut Aeulseres, z, B.Kälte oder feuchte Luft, oder etwas relativ Aeulse- res (eyn, ‚Das letzte kann wiederum einim Kör- per vorhandenes zufälliges Ding, z.B, ein Wurm, Stein u. [. w., oder eine Krankheit del[- felben [eyn, Der Körper mufs endlich noch eine Fähigkeit haben, durch äufsere Urfachen verändert werden zu können, die bald natürlich, bald widernatürlich ift, und Dispolition genannt wird, Die natürliche Dispofition gehört zur Phyfio- logie, und die widernatürliche ift eine Krank- heit des Körpers, von der alles das gilt, was ich über- haupt von den Krankheiten als Urfachen und Zeichen anderer bemerken werde, Nur 119 Nur die nächltie Url[ache einer Krankheit ift eine folche, die an fich [chon, und nicht erft unter zu- fälligen Umftänden, dielelbe bewirkt. Frkenntnifs derlelben wäre die Erkenntnifs der Krankheit felbft. Und wenn diefe erkannt ilt, [o brauchen wir dazu keine Zeichen mehr. Auch ilt uns nur in wenigen Fällen, etwanur bey folchen Krankheiten der Form, die unmittelbar in die Sinne fallen, dienächfte Urfsche de:felben bekannt. Bey der Verrenkung fällt die feh- lerhafte Lage des Knochens, beym Vorfall der Gebähr- mutter diefelbe, bey Wunden der Oberfläche der ge- trennte Zufammenhang in die Sinne. Bey den Krankheiten einer fehlerhaften Mifchung, die wir auf die Lebenskraft beziehen, haben wir von den nächlten Urlachen derlelben gar keine Begriffe. Wir willen nicht, was für andere Belftandtheile oder andere Verhältnifie derlelben in einem zu reizbaren Nerven find. Auch kann die fehlerhafte Mifchung von der Art leyn, dafs’der äulsere Habitus des kran- ken Tbeils dadurch nicht verändert, lie alfo nicht un- mittelbar durch unlere Sinne erkennbar ift. Endlich ift bey. den Krankheiten innerer Theile die unmittel- bare Einwirkung einer feblerhaften Mifchung auf die Sinnorgane des Arztes deswegen nicht möglich, weil diefe Theile [einen Sinnen unzugänglich find. "In allen dielen Fällen find wir daher genöthigt, die Zeichen der Exiltenz und der Art der Exiltenz diefer Krank- heiten von ihren Wirkungen herzunehmen, Die entfernten und äufseren Ur [:chen einerKrank- heit erkennen wir theils nicht immer, theils haben fie 120 Le —— I M fie durchgehends eine höchft zufällige Wirkong. Sie können daher nur in gewilfer Beziehung Urlachen einer Krankheit genannt werden. Nicht aus ihnen ° allein, [ondern vorzüglich aus der Receptivität des Körpers mufs die Exiltenz der Krankheit; nicht aus ihnen, l[ondern aus einem ‚veränderten thieri[chen Körper mülfen die Wirkungen der/elben erkannt wer« _ den. Aus der Kälte an [ich betrachtet, wird weder ein Katarrh, noch ein Rheumatism, noch ein Fieber deutlich. Sie bewirkt bald dies, bald etwas Anderes, bald gar nichts; bringt bald Katarrh, bald Rheu- matisın, bald Kolik, bald Durchfall, bald gar keine Krankheit hervor. Das Product der entfernten Urlachen gehört nicht ihnen allein, fondern gröfstentheils dem Individuum an, auf welches fie wirken. Nun ift aber jedes In- dividuum von dem andern verf[chieden, [elbft daffelbe verändert [ich in jedem Augenblick zu einem andern, Die Producte der abfoluten Kräfte der entfernten Urfachen müflen allo immer etwas anders feyn, und aus ihnen kann daher nie auf eine beftimmte \Yirkung mit Zuverläliigkeit gefchloffen werden, Freylich giebt es hier eine Ver[chiedenheit unter den entfernten Urfachen. Finige haben eine folche ablolute Kraft, dafs Ge bey jeder-Dispofition des Kör- pers eine mehr beftimmte Wirkung hervorbringen, z. B. die Gifte, die Anlteckungen und die mechanifchen Kräfte, Wir nützen daher auch als Beyhülfe diefen Weg in der Diagnoftik; wir Fchliefsen aus einer gefchehenen Anfteckung auf einen ähnlichen Charakter des Fiebers; auseinem ver[chluck- ten = 0 + & —,—_—— 21 a . u ten Gift auf eine Entzündung desMagens. Doch mit Zuverläffigkeit können wir auch aus diefen wirklame- ren äufseren Ur[achen nicht auf alleBeltiminungender Krankheit [chliefsen. _ Wenn ein gelunder Menfch nach einem Beyfchlaf einen [chnerzhaften Ausflu[s aus der Harnröhre bekommt, [o muthmalsen wir, dals er einen venerifchen Tripper habe. Allein wir wilfen es nicht zuverlälfig, aus den nemlichen Gründen, warum ' wir es nicht bey dem Kranken wiflen,.dafs das Frauen. zimmer, der er beygewohnt hat, unrein [ey ; auch ift es möglich, dafs nach einem Bey[chlaf mit einer unreinen Perfon keine Anfteckung erfolgt; und end- lich kann zufällig nach einem unreinen Beyl[chlaf ein | gutartiger Tripper enıltiehen. Die Urlach ift allo felbft in diefem Fall kein zuverlälfiges Zeichen, Dazu kommt noch, dafs die Krankheiten nicht bleiben, was lie an- fangs find, fondern durch [ich [elbft, nach Be[chaffen- heit des Individuums, in welchem fie ftattfinden, ihren Charakter und ihre Art verändern. Wir können daher von den erkannten entfernten Urfachen nur auf die Natur der Krankheit in ihrem Anfange I[chlielsen, und müffen ihre folgenden Veränderungen’ an ihren veränderten Wirkungen wahrnehmen. Das Pocken- gift bringt zwar Pocken, aber Pocken von verfchiede- ner Gattung hervor, die in ibrem Verlaufe fich [elbft verändern, und als entfernte Urfache die mannigfalıig- fıen Krankheiten anderer Art hervorbringen, $. 9. Der zweyteFall: DasZeichen ifı die Wirkung und 122 .— und das Bezeichnete die Urlache. Hier muls man | aber Folgendes unter[cheiden: ı) Das Zeichen kann keine andere Urfache, als das Bezeichnete haben, und ilt alsdann' ein zuver- lälliges Zeichen des Bezeichneten. Eine gewille | Röthe der Augen muls Entzündung, eine Verdunke- | lung hinter der Pupille einen grauen Staar zur Url[ach haben. 2) Das Zeichen kann aufser dem in Anfrage [te- henden Bezeichneten noch irgend eine andere, oder mehrere Urfachen haben. Es deutet alfo nicht etwa eine beftimmte, [ondern mehrere Krankheiten an, ift kein zuverläffiges, (ondern nur ein wahr£cheinliches Zeichen der inAnfrage ftehenden Krankheit. Schmerz der Gedärme kann von Krampf, Rheumatism, Entzün- dung; Dyspnöe von Entzündungen, Gelchwüren oder Krampf der Lungen, von Bruftwafler[ucht, Empyem u. [. w. herrühren. Im letzten Fall kann der Grad der Wahrfchein- lichkeit grölser oder geringer feyn, Um dielen Grad der Wahrfcheinlichkeit möglichft genau zu beftim- men, muls man unterfuchen: a) Aus welchen andern Urlachen, die von den in Aufrage [tehenden bezeichneten unabhängig lind, das Zeichen noch herrühren könne? Man erwägt es z. B. bey einer Verhaltung des Urins, dafs diefelbe aulser einem Stein, der den Blafenhals verfchlielst, noch von einer mangelnden Abfonderung des Urins, von Blut, Eiter und Schleiw in der Blafe, von An: fchwellung der Profiata, vom Krampf im Blalenhals, von 123 von Verengerung der Harnröhre, von Lähmung des Conftrictors der Blafe entfteben könne. b) Man unterfucht es, welchen Grad der Wahr- feheinlichkeit jede andere diefer Url[achen an lich hat, Je kleiner diefe ift, defto gröfser ift die Währfchein- lichkeit, dafs das Zeichen das in Anfrage ftehende Bezeichnete bezeichne. Ift die Wahrfcheinlichkeit ge- ring, dals die Proltata angefchwollen, die Harnröhre verengert [ey u. [. w., [o wird die Wahrfcheinlichkeit defto gröfser, dafs im gegenwärtigen Falle ein Stein die Verhaltung des Urins veranlaffe. 3 e) Welche das Zeichen begleitende Umftände vielmehr für das in Anfrage [tehende Bezeichnete, als für eine andere Urlache reden. Die meilten Krank. ‘heiten offenbaren fich nıcht durch ein Z&chen, [ondern durch einen Inbegriff mehrerer, dieihr, und keiner andern, in diefer Verbindung eigen find. Je mehrere wir von dielen Zeichen warnehmen, die lich auf lie beziehen, de(to mehr wächft die Wahrfcheinlichkeit für ihre Exiltenz. Wenn z. B. bey einer Urinverhal- tung, aulser dielen Zeichen, noch Jucken in der Ei. chel, Schwere in der Schaamgegend, blutiger Urin nach heftigen Bewegungen, Abgang von Gries und Schleim mit dem Harn vorhanden lind, lo werden diefe begleitenden Umftände vielmehr für das in An. frage ltehende Bezeichnete (Stein), als für eine ande. re Urlache der Urinverhaltung reden, $. 10. Da wir auf diefem Wege, nemlich durch die Wahr- mehmung der Wirkungen der Krankheiten, vorzuglich zu 124 —— ———— zu ihrer Diepnoftik gelängen, fo muls ich mich noch einige Augenblicke bey der Anwendung der im vori- gen Paragraphen gegebenen Grundfätze auf die medi- | einifche Zeichenlehre verweilen. Vorzüglich wird es nothwendig [eyn, erft genau auszumitteln, waseine Krankheit (als Art) wirken könne? Darnach wirdes [ich dann beurtheilenlaflen, welchen Werth jede ihrer verfchiedenen Wirkungen als Zeichen derfelben habe? Meiner Meinung nach find alle, Wirkungen einer Krankheit (das heifst eines widernatürlichen Zuftandes in irgend einem Theile des Körpers) nur von dreyerley Art. ı) Eine Krankheit wirkt, als eine phyfilche Urfache, [o wie fie ift, nothwendig und unmittelbar etwas. Sie [tärt ihrer Qualität und Quantität nach die Verrichtungen des kranken Theils, in fo fern derfelbe jetzt etwas anderes als ein gelunder Theil ift, undäuch anders wirken mußs. Sie wirkt auf dasGemeingefühl des Kranken undfauf die Sinnorgane des Arztes, und wird dadurch erkennbar. Diele Wirkungen nimmt, der Atzt nur fo wahr, wie fie auf ihn, das heifst, auf ein Individaum, wirken; er nimmt fie an einem Individuum wahr, allo immer anders, als an an- dern Individuen. Sie erfcheinen ihm als actiones laelae, vitia excretorum, und qualitates alienatae. Die fehlerhaften Excretionen find Wirkungen kranker Actionen, und. die qualitates alienatae Merkmale, die das Ding an fich hat. Die Actiones laelae haben ihren Grund in dem veränderten Zuftande des Organs und den Reizen (natürlichen und widernatürlichen, künftlichen und eigenmächtigen), die auf jdaffelbe wir- E 125 wirken. Daher wenden wir auch bey der Aufluchung der Krankheiten abüchtlich auf die kranken Organe Reize an, deren gewöhnliche Wirkung im gefunden Zuftande uns bekannt ilt, um aus ihrem veränderten Effect auf den veränderten Zuftand des Organs [chlie- fsen zu können. Die Application des Lichts erregt bey dem [chwarzen Staar kein Sehen; die Getränke fchmecken bitter bey der Galllucht; bey gewilfen Krankheiten hat der Patient Abfcheu gegen Fleifch- fpeifen; bey bösartigen Fiebern verfagen die Brech- mittel und Fliegenpflafter ihre Wirkung; das Ste. chen und Brennen erregt bey der Epileplie keinen Schmerz. Auch dies Find Wirkungen der Krankheit, die wir willkürlich durch die Anwendung beltiinmter Reize in dem kranken Organ erregen, und fich blos dadurch von ihren anderen (pafliven und activen) Wirkungen unterfcheiden, dafs die letzten von der Einwirkung der natürlichen und von uns unabhängi- gen Reize entftehen. Die[e unmittelbar in der in Anfrage ftehenden ‚ Krankheit gegründeten Wirkungen. können wir wohl eigentlich nur ilre wefentlichen Phänomene, ihre [ymptomata pathognomonica nennen.*) "In fo fern jede befondere Gattung und Art von Krankheit, als folche, ihre eigenthümlichen Wirkun- gen haben mufs, ift auch eine zuverläflige Diagnolis derfelben, doch nur unter der Bedingung möglich, dals wir diefe Wirkungen [inn- lich wahrnehmen. Dazu wird aher erfordert, dafs fie an fich finnlich wahrnehinbar und an Theilen vorhanden Jind, zu welchen unlere Sinne gelangen können. 126 — können. Wir können auch wirklich viele Krank- heiten nach diefer Regel mit Zuverläfligkeit erkennen, z.B. die Krankheiten einer verleizten Form, grauen Staar, Entzündungen äufserer Theile, u. [,w. Allein es giebt Krankheiten, die weder auf das Gefühl des Kranken, noch auf die Sinne des Arztes wirken, z.B. eine anfangende Balggelchwulft im Unterleibe, und daher ganz unerkennbar find. Die Gelundheit hateine beträchtliche Breite; es können allerhand kleine Febler im Körper vorhanden feyn, ohne dals fie auf das Gemeingefühl des Kranken oder auf die Sinne des Arztes wirken. Ferner werden die meilten Krank- heiten nicht etwa /durch eine Wirkung (Zeichen ), fondern durch einen beftimmten Inbegriff mehrerer bezeichnet; und zu ihrer zuverläfligen Diagnolisift die Erkennitnils des Inbegriffs aller erforderlich, Wo wir Röthe, Gefchwulft, Hitze und Schmerz wahrnehmen, da ıft dieEntzündung vorhanden. Bey den Entzündun- gen innerer Theile nehmen wir aber von allen dielen Zeichen höchftens nur den Schmerz wahr. Diefer allein kann aber, aulser einer Entzündung, auch eine Wirkung eines Drucks oder einer Dehnung eines Ner- ven, eines Rheumatisms u. [, w. leyn. Bey den'Krankheiten der inneren Theile nehmen wir die unmittelbaren Wirkungen derlelben entweder, gar nicht, oder nicht ihren Inbegriff, l(ondern nur den Einfluls wahr, den fie auf die übrige Oeconomie haben, Auf diefe wirken fie aber nur, als entfernte Urfichen, zufällig, nicht, nach ihrer abfoluten Kraft, fondern in Verbindung mit der Capacität, Reülienz und Unabhängigkeit der Organe, auf welche he — 127 lie wirken, *) wie ich unten weitläufiger [agen werde. Die von diefen Krankheiten. zu. Tage kommenden Erfcheinungen können daber auch keine zuverläfligen Zeichen ihrer Gattung und Art mehr (eyn. 2) Die Krankheit wirkt auf den Theil, in wel. chem fie vorhanden ift, und verändert denfe!ben weiter. Dadurch wird der natürliche Zuftand wieder hergeltellt, oder ein anderer widernatürlicher (eine andere Krankheit) hervorgebracht. Eine Entzündung zertheilt fich, eitert, geht in Brand, ein Scirrbus in Krebs, Synocha in Typhus, und diefer in Lähmung über. In eben der Proportion ändern [ich auch die Wirkungen der ur/prünglichen Krankheit auf das Gefühl des Patienten und auf die Sinne des Arztes, . und daran erkennen Beide die Veränderung der Krankheit. Ueberhaupt fetzt ein jeder Wechfel der Symptome bey einem Patienten, der nicht von ihrer verfchiedenen Intenfität herrührt, Uebergang der Gat- tungen und Arten in andere, oder Vermehrung und Verminderung der Arten voraus. Diefe Phänsmene können aber alsdann nicht mehr als Zeichen der vori- gen Krankheit gelten, fondern find Zeichen der gegenwärtigen. Uebrigens find diefe Wirkungen der Krankheit [ehr zufällig, welches unfere häufigen feh- lerhaften Prognofen in a ihres Ausgangs hin- länglich beweilen. Beyläufig mufs ich hier noch die Bemerkung machen, dafs unter andern Urfachen auch diele Ver- änder- *) Veit Diff. de Organorum c, h. energia S\ activitate interna etc, Halae 1707. 128 änderlichkeit der Krankheiten der Errichtung eines 5 logifchen Syftems in der Krankheitslehre und ihrer Eintheilung in Gattungen und Arten, keine geringe Schwierigkeit im Wege (telle. Acute Krankheiten ändern lich zuweilen von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende in jedem Moment, und zwar durch unmerkliche Schritte. Sie ändern lich ihrer Gattung und Art nach. Ihr Uebergang von einer Gattung in die andere ge- [chieht fo unvermerkt, dals wir zwar bei der Ver- gleichung entfernter Theile ihres Verlaufs einen deut- lichen Unter[chied gewahr werden, aber nirgends be- fümmt die Gränze l[tecken können. 3) Die Krankheit (oder das kranke Organ) wirkt auf andere mit ihr näher oder entfernter verbundene Organe, und macht auch diefe krank. Die Ent- Zündung eines inneren Eingeweides reizt z. B. das Gefäls[yfiem, und bringt ein Gefälsheber hervor. Wir erkennen dieles daran, dals Er[cheinungen entftehen, die einer andern, nemlich der neuen Krankheit, eigen» thümlich find. Allein diefe Wirkungender Wirkungen , zeigen die erlte Urfache nicht mehr beftimmt an, weil Ge nicht mehr das Product derfelben allein, londern auch der Receptivität der Organe find, auf welche die erfte Urlache der Reibe nach gewirkt hat. Je länger die Reibe von Urfachen und Wirkungen ift, ehe die letzten zu Tage konımen, defto unzuverlälfiger wird die Diagnoßis. Die Reihe von Veränderungen, die eine zerltörte Herzklappe (deren unmittelbare Er[cheinun- } gen nicht in die Sinne fallen) hervorbringt, geht bey jedem Individuum durch eine andere Kette eigen- thüm- —_————— 129 thümlich gemifchter, geformter und an einander ge- reihter Organe. Die letzten zu Tage kommenden Erfcheinungen find daher auch bey jedem Individuum anders. In zwey lich gleichen Individuen würde auch diefe Reihe von Veränderungen [ich gleich (eyn, und man würde aus dem letzten fichtbaren Gliede zuver- läflig auf ihr erftes unlichtbares [chliefsen können. In einer entfernten Urfache kann mehr oder weniger als in ihrer Wirkung enthalten feyn. Im “ erften Fall ift nur ein Theil ihrer abloluten Kraft wirk- fam geworden, und diefer kann auch nur durch die Wirkung bezeichnet werden; im letzten Fall hat der afficirte Theil eine Summe von Phänomenen durch lich felbft hervorgebracht, die daher auch nicht auf die entfernte Urfach hinweilen können. Ein Opiophag verfehluckt ein Loth Mohnlaft, und wird kaum fchläf. rig davon; ein reizbares Mädchen kann von einer Glas- perle, die ins Ohr gekommen, epileptifch werden. *) Als Beyfpiel diefer dreyerley Wirkungen einer Krankheit mag eine gährende Flüflli gkeit dienen. Sie hat ihre eigene Farbe, Conliltenz, Ge. ruch, und wirft Blafen aus, welches wir durch ihre Wirkung auf unfere Sinnorgane erkennen. Allein fie wirkt auch in und auf [ich felbft, welches die Folge der weinigten, lauern und faulen Gährung lehrt. Endlich kann fie auch auf Körper aulser lich wirken, ein Licht auslöfchen und ein Thier ıtödten, das mit ihr in einerley Raum eingefchlollen ift. Gau- *) Fabr. v. Hilden Öbferv. Cent. I. obferv. 4. et 5. p. 15. Arch. f. d, Phyfiol. II1.B, I. Heft. I 130 - Gaubius*) kat noch mehrere Wirkungen einer Krankheit, die Symptome der Urfache, Symptome der Symptome, die Reactionen der Heilkraft, der Natur u, f. w. aufgezählt; allein ich glaube, dafs diefe Dinge entweder unter die aufgeftellten Rubriken ge- hören, oder nicht eigentlich Wirkungen der Krankheit genannt werden können. Aus dem, was ich bis jetzt über die Wirkungen einer Krankheit gelagt habe, folgt allo, dafs wir lie nur dann mit Zuverlälligkeit erkennen, wenn wir fie felbft, wie fie ift, ihre nächften und unmittelbaren Wirkungen, und diele in ihrem Inbegriff, finnlich wahrnehmen, Wir erkennen hie, wie fie unlern Sin- nen erlcheint, oder wie der Kranke fie fühlt und durch willkürliche Zeichen uns feine Gefühle mit- theilt. In allen andern Fällen ift die Diaguolis mehr oder weniger zweifelhaft, $. 11. Der dritte Fall: Das Zeichen [owohl, als das Bezeichnete, [ind Wirkungen einerge- meinfchaftlichen Urfache, Es {ind hier zwey Fälle möglich: ı) Das Zeichen und das Bezeichnete find beides notbwendige Wirkungen der Urfache. In dielem Fall erkennen wir aus dem Zeichen zuverläflig das Be- zeichnete. 2) Das Zeichen kann auch eine andere Urfache, und diefe andere Nebenwirkungen haben, Hier hat der lc. 5.36 | 131 der Schluls von dem Zeichen auf das Bezeichnete nur Wahrfcheinlichkeit, und den Grad der Wahrfchein- lichkeit müffen wir nach den im neunten $. ange- gebenen Gründen beurtheilen, Ift hier die Rede von der näch[ten Urfache des Zeichens (allo von einer Kraukheit), fo ift die Krankheit [chon aus dem Zeichen erkannt, und wir füchen noch aus einer lichtbaren Wirkung der Krank- heit ihre unfichtbaren auf. Wenn wir z.B. aus den vorhandenen Zeichen eine Gehirnentzündung erkannt haben, fo fchlielsen wir zugleich auf ein Extravafat der Lymphe, auf Gelehwullt und Druck des Gehirns. Sehen wir eine Bauchwallerfucht, [o denken wir an Maceration der Eingeweide, an Compreflion derfeiben, an gelatinöfe Nieder[chläge auf ihrer Oberfläche. Wir fchliefsen ferner von dem Zeichen auf die Urlache, und von diefer auf die künftigen und entlegenen Wirkungen; von einem entzündeten Furunkel auf künftige Fiterung,; von vorhandenen Flecken der Haemorrhoea. petechialis auf künftige Blutflülle; von vorhandenen Pocken auf Narben; von einer Angina parotidea auf künftige Anfchwellung der Teltikeln und der Brüfte, ft die Kede von einer entfernten Urlache: fo können wir aus einer Wirkung derfelben, durch welche wir lie erkennen, nur auf [olche andere Wir- kungen derfelben mit Zuverläfligkeit [chliefsen, die ihr nothwendig find. Haben wir z. B. aus einem Jucken der Nale, einem erweiterten Augenltern, Ueblichkeiten am Morgen, Würmer erkannt:, [o I. können können wir auch folgern, dafs diefe Würmer fich bewegen, fich nähren und ich fortpflanzen. Allein damit ilt dem Arzte wenig geholfen, dafs er dieEigen- fchaften einer äulseren Urfach erkennt. Er will die gemeinfchaftlichen Wirkungen derfelben auf den thierifchen Körper willen; diefe find aber überhaupt, allo f[owohl die eine, die als Zeichen dient, als die andere, die bezeichnet werden foll, zufällig. Wenn wir aus Ueblichkeiten u. [. w. Würmer erkennen, [o folgt daraus nicht, dafs auch eine epilepfa verminola nothwendig fey. Doch nützen wir auch diefen Fall in der medicinifchen Zeichenlehree Wenn wir aus den heftigen und plötzlichen Zufällen einer Magen- entzündung ein genollenes Gift vermuthen, [o fchliefsen wir auch, dafs dies Gift eine Zerftörung der feften Theile, Brandflecken u. f. w. bewirkt habe, $. 12. Man erlaube mir, dafs ich jetzt noch eine kurze Anwendung diefer Grundlätze auf den gegenwärtigen Zuftand un[erer Semiotik mache. Ich habe oben [chon gelagt, der Zweck der Semiotik [ey : zu erken- nen, welcher Theil leide, und wie er leide, oder Erkenntnils der Gattung und Art der Krank. heit, und ihrer Modification durch das Indivi- duum, in welchem fie‘ vorhanden ift. “ Die Erkenntnifs der Gattung oder .des Charakters der Krankheit durch Zeichen ilt durch- gehends mit den gröfsten Schwierigkeiten verbunden. Allerdings baftimmt die Art der verletzten Kräfte denCharakter der Krankheit, und diefe muls ent- - 133 entweder in einem Fehler ihrer Quantität oder ° Qualität, oder in allen beiden zugleich ge- Sucht werden. Die Qualität und Quantität der Kräfte ift abhängig von der Form und Mifchung der thieri- fchen Materie, und Fehler der Kräfte letzen allo Fehler in der Mifchung und Form voraus, Von der zweckmälsigen Form der Organe thieri- feher Körper und ihres Gegentheils, haben wir durch die Anatomie hinlänglich deutliche Erkenntnifle, Allein wir können fie nur dann mit Zuverlälßigkeit’er- kennen, wenn ihre unmittelbaren Wirkungen in die Sinne fallen. Sobald dies nicht gelchieht, fobald die unmittelbaren Wirkungen derfelben unfichtbar find, und diefe erft eine mehr oder weniger lange Kette von Veränderungen durchlaufen müffen, ehe fie zu Tage kommen, [fo wirddie Diagnofis ungewils. Die Urlache davon habe ich oben ($, 8. und 10.) angegeben. Die nächften Wirkungen der verletzten Form find ent. fernte Urlachen für die folgenden, die alfo zufällig - find, nicht von ibnen allein, [ondern auch von der individuellen Receptivität der Organe abhängen, auf welche fie wirken. Sie können daher fo und anders feyn. Wer wird z.B. an einem lebenden Menfchen eine Verfchlielsung des Gallengangs, eine Verfchlin- ‚gung. der Gedärme, einen Bruch desZwerchfells, die Krankheiten des inneren Ohrs, von welchen die Taub- heit eine Wirkung ift u. [. w., mit Zuverläflgkeit erkennen? Von der Mifchung der thierifchen Materie haben wir gar keine Erkenntnils; wir [chliefsen nur aus der Ver- 134 —_—___—— Verfchiedenheit ihrer finnlichen Wirkungen auf Ver- fchiedenheit derfelben, auf ihren gefunden oder kran- ken Zuftand, und auf die Arten ihrer Krankheit. Diefe finnlichen Wirkungen beziehen wir entweder auf eine verletzte Quantität oder Qualität der Kräfte. Allein es if! [chon an fich [chwer, die Intenfität der Kräfte und ihre Qualität aus diefen Merkmalen zu erkennen, wenn auch ihre 'nächften Wirkungen unmittelbar in die Sinne fallen, da wir dafür keinen Maalsftab, und mit fo vielen Verhältnillen zu kämpfen haben, die in dem Individuum liegen, das wir beurtbeilen. Wer kann in allen Fällen mit Zuverläfligkeit die innere Stärke des Pulfes aus dem Gefühl deflelben erkennen ? - Vorzüglich wird aber die Diagnofis des Charakters oder der Gattung diefer Krankheiten dadurch unlicher und [chwierig, dals die meilten Organe des Körpers unfern Sinnen unzugänglich find, und daher ihre feh- lerhaften Actionen nicht unmittelbar auf disfelben wirken. Der kranke Theil muls auf andere wirken, und durch deren verletzte Wirkungen erft Gchtbar wer« den. Allein davon läfst lich auf die Bef[chaffenheit des -erften Gliedes in der Kette kein beftimmter Schlufs machen. Die Action der Gekrösdrüfe ilt an ich un- fichtbar, allo auch die Quantität und Qualität ibrer Action; und der Schlufs von derfelben auf den Charakter ihrer Krankheit ilt unmöglich. Ihre Ver- letzung wirkt auf andere Organe, und wer kann dar- aus einen zuverlälligen Schluls auf den Zuftand ihrer Kräfte folgern? Wir ————— 135 Wir nehmen in diefen Fällen, um zur Erkennt- nils des,Charakters der Krankheit zu gelangen, unlere Zuflucht zu folgenden Hülfsmitteln: ı) Wir fehen auf die Natur der entfernten Urlache, und [chliefsen daraus auf die Natur der Krankheit. Allein die meilten entfernten Urfachen bringen keine Krankheiten, die einen beftimmten Charakter haben, hervor, z. B. dieKälte, aus Grün- den, die oben ($. 8. und ı0.) genau angezeigt ind. Einige entfernte Urlachen wirken zwar mehr beftimmt, z. B. die anfteckenden Gifte; allein auch bey dielen bezieht [ich die Beftimmtheit ihrer Wirkung mehr auf _ die Art, als auf den Charakter der Krankheit. Das Pockengift bringt zwar immer Hautkrankheit, aber ‘bald eine entzündliche, bald eine bösartige BL Diefe Stütze ift daher unlicher. 2) Wir fehen auf die Natur der Reaction deskranken Theils, bey der Anwendung ver- fchiedener Reize, der Heilınittel und anderer äulserer Dinge, auf ihn. Die eigene Art der Verfimmung thierifcher Kräfte, die das venerifche Gift hervorbringt, können wir in manchen Fällen aus feinen Wirkungen im Körper nicht allein erkennen, Die Wirkungen dellelben beziehen lich auf verletzte Quantität und Qualität der Kräfte, und auf Affectionen befonderer Organe, die wir auch von anderen Krankheiten wahr- nehmen. Wir erkennen [ie (aufser ihrer Beziehung auf die entfernte Urfache, von der [chon gefprochen ift) aus der eigenen Relation, die lie zu dem Queck- filber hat, Wir erkennen den Typhus an feiner Ver- träg- 136 träglichkeit mit der Rinde. Allein eigentlich follten wir wohl die Krankheit vorher erkennen, ehe wir Heil- mittel anwenden, Auch giebt es ver[chiedene Krank- heiten, die gleiche Relationen zu einerley Mitteln haben. Das Queckfilber z.B. heilt aufser den veneri- [chen Entzündungen auch viele andere Entzündungen. 3) Wir fehen auf die Belchaffenheit der Lebenskräfte überhaupt in dem leiden- den Individuum, befonders bey der Beltimmung des Charakters der Fieber, Allein der Zuftand vieler Organe ift kein zuverläfliger Bürge für den Zuftand aller, Der ganze Menfch kann gut, und das Ohr allein fchlecht und taub [eyn, 4) Wir fehen auf den [ichtbaren Cha. rakter der mitvorhandenen Krankheiten, der uns als Zeichen des unlichtbaren Charakters der übrigen dienen foll. Allein in meiner Fieberlehre ($. 70.) habe ich [chon gefagt, dals diefe Mittel, zur Diaguolis zu gelangen, mifslich find, weil die Organe des Körpers nicht ablolut abhängig von einander find, einige [chwach, andere [tark, einige krank, andere gelund, einige fo und anders leiden können, *) 5) Wir fehenendlichaufdas Alter derKrank- heit, aufdie CGonltitution desKranken, und auf andere Dinge, die aber ebenfalls nicht zur Ge- wilsheit, nur zu Muthmafsungen und Wahrfchein- lichkeiten führen, Mit der Ausmittelung der Art der Krankheit hat es durchgehends weniger Schwierigkeiten. Fällt das 1) *) Veitd,.c, Archiv, 1, B, ı. Heft, S. 104. ee 137 das kranke Organ und die unmittelbaren Wirkungen delfelben in die Sinne, fo ift die Diagnolis der Art unhezweifelt, z. B. die Entzündung eines äulseren Theils. Ferner haben auch bey Krankheiten innerer Theile die vorhandenen Symptome doch meiftentheils irgend einige Beziehung auf ein beftimmtes Organ, und weifen uns dadurch auf den leidenden Theil hin. Allein doch auch bier giebt es Schwierigkeiten. Die Krankbeit, auf welche uns die vorhandenen Phänomene hinweilen, kanneine mittelbare und nicht die urlprüng- liche [eyn. Ein vorhandenes Erbrechen zeigt Krank- heit des Magens, aber nicht das Gefchwür im Zwölf. fingerdarm an, das ihn krank macht. So giebt es viele Organe, deren Verrichtungen nicht unmittelbar fichtbar find, z.B. die Leber, die Gekrösdrüfe, In dielen Fällen werden nur die mittelbaren Wirkungen fichtbar, deren Bezeichnung auf die ur[prüngliche Krankheit zufällig ift. In einigen zulammengeletzten Organen können mehrere Arten von Krankheiten zu- gegen feyn. Taubheit ift eine Wirkung fehr ver- fchiedener Krankheiten des Ohrs. Die Lungen kön. nen an Knoten, Gefchwüren u. f. w. leiden. In die- feın Fall wird die verletzte Verrichtung nicht [peciell, fondern nur überhaupt eine Krankheit der Lungen anzeigen. - Wir müffen in dielen Fällen abermals zu andern Quellen unfere Zuflucht nehmen. 1) Wir Sehen auf die Wirkungen des kranken Tbeils, in fo fern er als entfernte Urfache andere Theile krank machen. kann. Bey Entzündungen innerer Theile beobachten wir die Be[chaffenheit des Pulfes, weil diefelben das ganze Gefälslyliem krank machen, 138 —— wachen, oder ‘beide aus einer gemeinfchaftlichen Urfache entfprungen [eyn können. Allein es ift durch- gehends zufällig, dafs eine Krankheit eine andere er- regt, und welche lie erregt. Ein Gefälsfheber ift nicht nothwendig bey Entzündungen, und aufser den Ent. zündungen ein Gefährte vieler andern Krankheiten. 2) Wir fehen auf die entfernten Urfachen, an- fteckendes Gift, epidemifche Conftitution, auf die Dispohition des Individuums u. [. w. Allein alle diefe Dinge ftehen mit beftimmten Arten von Krankheiten in-keiner nothwendigen Verbindung, führen höch- [tens zur Wahrfcheinlichkeit, nie zur Gewilsheit, In wie feru die Krankheit (Art und Gattung) durch das Individuum modificirt [ey, mufs dadurch erkannt werden, dafs wir das reine Bild der Krankheit mitder gegenwärtigen vergleichen, und das abfondern, was in ihr anders, als in dem reinen Bilde derfelben ift. Allein da wir nie eine ab- ftracte Krankheit, fondern diefelbe immer in einem Individuum, und modificirt durch dallelbe, wahrneh- men: [fo haben wir auch keinen anfchaulichen Begriff der reinen Krankheit, [ondern höchftens nur einen abgelonderten von dem, was in vielen Fällen am häu- fig’en war. Es fehlt uns alfo an einem genauen Maal.ftabe zur Vergleichung der gegenwärtigen Krankheit mit der reinen. $. 13. Zu der Zeit, wo wir das Zeichen wahrnehmen, ift das Bezeichnete entweder etwas Gegenwärti- ges, oder etwas Vergangenes, oder etwas Künf- tiges. In —— 139 In dem erften Fall heifst das Zeichen ein an- zeigendes (l[ignum indicativum, demonftrativum, diagnofticum), und ift vorzüglich dem Arzte bey dem Heilgefchäfte nothwendig. Iın zweyten Fall heilst es ein Erinnerungs- zeichen (fgnum anamnefticum, mnemonicum), welches befonders dem gerichtlichen Arzte wichtig ilt, z. B. die weilsen Linien auf dem Unterleib, als Zei- chen einer ehemaligen Schwangerfchaft und Geburt. Im letzten Fall nennt man es ein vorbedeu- tendes Zeichen (fignum prognoliicum), welches, in fo fern es auf künftige Naturbemühungen hinweilt, oder eine künftige Veränderung der Krankheitanzeigt, die auf die gegenwärtige Behandlung Einfluls hat, wichtig feyn kann. Als Beylpiel führe ich die Zeichen an, aus-welchen wir muthmalsen, dafs ein inflamma- torifches Fieber in einen Typhus übergehen werde. $. 14- Etwas blos in dem jetzigen Augenblick Gegenwärtiges kann ein Zeichen nur be- zeichnen, wenn das Zeichen und das Be- zeichnete von einer gemeinfchaftlichen Urfache herrührt. Denn wenn dasBezeichnete die Wirkung des Zeichens ift, fo kann es nur auf dies folgen; und ift es die Urfache davon, fo muls es ilım vorhergehen. Ich fage aber mit Fleils: etwas blos in diefem Augenblick Gegenwärtiges. Denn es kann (ehr wohl feyn, dafs ein in diefem Augenblick gegenwärtiges Zeichen von einer Urlache ber- 140 — berrührt, die felbft noch fortwährt, Allein alsdann ift, genau zu reden, diefes Zeichen ein Zeichen einer fchon vorhergegangenen Wirklamkeit der noch be- ftehenden Urfache. Eben fo ift es möglich, dafs das Zeichen die Urfache von dem Bezeichneten ift. Allein alsdann kann es in dem jetzigen Moment nur in [o fern von dem Bezeichneten ein Zeichen [eyn, als es fchon vorher wahrgenommen worden, oder es ift von dem Bezeichneten nichtein jetzt gegenwärtiges Zeichen. Indeffen pflegen wir in der medicinifchen Semiologie nicht [o genau zu gehen, [ondern Zeichen, die Wir- kungen einer noch beftehenden Urfache, und von der- felben nicht durch einen merk baren Zwilchenraum der Zeit getrennt, find für gleichzeitig mit dem Bezeich- neten zu halten. Wir halten das Gefühl des Schmerzes für gleichzeitig mit der Urfache dell[elben. $. 15. Etwas Vergangenes kann durch ein Zeichen nur angezeigt werden: a) In (o fern das gegenwärtige Zeichen eine Folge von dem Vergangenen, eine Narbe die Folge einer vorhergegangenen Wunde ift. In dielem Fall muls die Zuverläffgkeit oder Wahrfcheinlichkeit des Zeichens nach den Regeln, die im gten $. aufgeltellt find, beurtheilt werden. b) In fo fern das vergangene Bezeichnete und das gegenwärtige Zeichen von einer gemeinfehaftlichen Urfache herrühren. VonPockennarben kann man auf ehemalige Gegenwart aller welentlichen Symptome der Pocken nn ———_—_— 141 Pocken fchlielsen. In diefem Fall kommen die $. ıı. gegebenen Regeln zur Anwendung. Der dritte Fall, wo das Zeichen die Urfache, und das Bezeichnete die (mittelbare oder unmittelbare ) Wirkung ift, kann hier nicht stattfinden, da die Wir- kung der Urfache nicht vorhergehen kann. $. 16. Etwas Zukünftiges kann durch ein Zeichen nur da angezeigt werden, wo entweder a) das Zeichen die Urfache des Bezeichneten ilt; oder b) das Zeichen und das Bezeichnete eine gemein- fchaftliche, noch fortdauernde Urlache haben. Der dritte Fall, wo das Zeichen die Wirkung von dem Bezeichneten ilt, findet hier nicht Statt, weil die Wirkung nicht vor der Urlache exiltiren kann. $. 1m. Zuletzt noch einige Vorfchläge zur Verbelferung der Mängel in der Semiologie; nemlich: ı) Wir müflen die abfoluten Mängel der Zeichen- . Jehre von den relativen zu [ondern fuchen. Dadurch werden uns die letzten kennbar, und in Betreff der erften find wir gelichert, dafs wir uns nicht mit einer vergeblichen Arbeit befallen. Dazu wird aber eine wilfenfchaftliche Ueberlicht der Semiologie und der Medicin überbaupt, und eine richtige Schätzung ihres gegenwärtigen Zultandes erfordert. 2) Dann 142 —— 2) Dann wird eine gute Methode, Kranke zu examiniren, zu diefem Zweck mitwirken — eine \e. thode, die nicht blos lehrt viel zu fragen, fondern zweckmälsig zu fragen.*) Bey der Unterfuchung der Kranken [oll der Arzt alle Sinne, wenn es nöthig ift, anwenden; nicht blos fragen und [ehen, oft auch fühlen und riechen, geheime Theile finnlich unter- fuchen, z. B. bey Hämorrhoiden, Krankheiten der Blafe, der Geburtstheile. 3) Unfere meilten f[emiotifchen Angaben find empirilch, und der Zuflammenhang zwifchen dem Zeichen und dem Bezeichneten ift uns unbekannt, Als Beylpiele mögen Hippocratis Prognoltica, und felbft der Inhalt vieler neuen lemiotifchen Schrif- ten dienen. Ob wir gleich folche Angaben nicht ver- werfen dürfen, fo find fie doch unvollkommen, und haben immer einiges Mifstrauen wider fch. Sie find trocken, fchwer zu memoriren, und unfer Urtbeil über ihre Zuyerlälligkeit oder Wahrlcheinlichkeit und deren ver[chiedene Grade, ohne lichere Stütze. End- lich find die Beweile, dals wir den Krankbeitszuftand nicht deutlich erkennen, fondern eine Lücke in der Kette feiner Wirkungen haben, durch welche das Zeichen von deın Bezeichneten [ubjectiv getrennt ilt. Bey dielen femiotilchen Angaben müllen wir die noch unbekannten rationes Jignificatus auffuchen,, und dadurch die empirilche Semiologie zueiner rationellen erheben. Dazu wird ein mehreres Studium der Phylio- *) Reil-über die Kur und Erkenntnils der Fieber, er- fier Theil, $. 257. —— 143 Phyfiologie überhaupt, , und der pathologifchen Phy- fiologie befonders erfordert. 4) Mehr Philofophie und eine ftrenge Kritik würde der Semiologie einen welentlichen Dienft er- weifen, Die Principien der Semiologie überhaupt find noch nicht überall richtig genug-auf die medicinilche Zeichenlehre angewandt, ihre Lücken und die Ur- fachen derfelben find noch nicht bekannt genug, Wir fchauen die Zeichen nicht immer wie lie lind, nicht inımer frey genug von Vorurtheilen, oft durch das gefärbte Glas unferer Lieblingsmeinungen an, und fchieben ihnen falfche rationes fignifcatus unter. Aus den Phänomenen des Katarrhs, der Gicht, des Rheu- matism’s [chliefsen wir auf eine katarrhalifche, rbeu- matifche und gichtilche Schärfe; aus den Wande. rungen der Krankheiten auf Wanderungen des Krank- heitsftoffs; folgern allo ınehr aus den Phänomenen, als daraus gefolgert werden kann. Wir zählen atrabilari- fche Unreinigkeiten mit unter den Urlachen der Epi- leplie auf: nicht weil wir die atrabilarifchen Unreinig- keiten zuverläflig durch Zeichen aufgefunden; nicht weil wir ibren urfachlichen Zulammenhang mit der Epilepfie unbezweifelt bewielen haben; fondern weil nach einer angewandten Ekelkur die Epileplie aufge- hört bat. Ich kenne ein Triumvirat von Aerzten, woswon der eine überall gichtifche Materie, der andere überall Galle, und der dritte überall ein ver hrecktes venerifches Gift Geht. Diele Irrthümer werden wir am ficherften dadurch vermeiden, dals wir nach obigen Principien die Regeln zur Kritik der Semiologie auffuchen; dann unfern femiotifchen Reichthum ihr unter- 144 unterwerfen, das Zuverläfige von dem Wahrlchein- lichen fondern, und die Grade der Wahrfcheinlichkeit feltletzen, damit wir nicht klüger [cheinen, als wir es wirklich find. Dals die Medicin überhaupt und ihre einzelnen Zweige einer folchen Kritik bedürfen, wird niemand leugnen. 5) Wird ein richtiger Eintheilungsgrund ‚der Krankheiten und ein darnach angefertigtes Sy[iem der Pathologie, das uns noch mangelt, die Veryollkomm- nung der Semiologie [ehr fördern. Wir follen durch Zeichen ausmitteln, welcher Theil leidet, und wie er leidet, oder Gattungen und Arten der Krankheiten und ihre Modificationen durch das Individuum beftimmen. Dies können wir aber alsdann erft mit Vortheil thun, wenn das Chaos der Krankheiten in ein richtiges Syftem gebracht ift, Und hier giebt es in der That noch überall Lücken, Den Bandwurm nennt man z. B. eine Krank- heit; er ilt aber [o wenig, als eine kalte Luft, Krank- heit, weder ein natürlicher noch widernatürlicher Zu- fıand; weder Gelundheit noch Krankheit des Körpers, fondern ein blos äufseres Ding, und kann unter ge- wilfen Bedingungen entfernte Urlach einer Krankheit werden. Als lolche find feine Wirkungen zufällig, fo und anders, nach der Capacität des Individuums und der Organe delfelben, auf welches er wirkt. Seine Wirkungen auf den menfchlichen Körper können alfo auch keine zuverlälligen Zeichen [einer Exiltenz (eyn, Diefe und andere Gegenftände gehören wohl nicht eigentlich in die belondere, fondern vielmehr in die allgemeine Krankheitslehre. Viele Zeichen (Symptome ‚ und 145 und Wirkufigen) der Krankheiten, hat man zu Krank: heiten gemacht, z. B. das Schielen, däs Doppelfehen; die Taubbeit, die Dyspeplie, den Gebährmütter - Blut- Bufs, und andere mehr. Doch find diele Frfcheinun. gen blolßse Wirkungen widernatürlicher Zuliände, aber nicht Einer, [ondern mehrerer Arten: _ Das Schielen kann ein Symptom einier Schwäche der Sehkraft, eines Krampfs und einer Lähmung der Muskeln des Auges feyn, allo von [ehr verfchiedenen Arten vön Krank- heiten entftehen: Ferner müffen auch die Urfachen und Wirkungen (Symptome) einer Krankheit und ihre verfchiedenen Artenrichtig unter[chieden werden, um über ihren Werth als Zeichen beftimmt ur:heilen zu können. Nur die Zufälle der Krankheit, die ihr als Art eigen find, nemlich das, was lie, als folche, unmittelbar wirkt, was ihr nothwendig ift, die Störun- gen der Oeconomie, die unmittelbar von der Krank- heit des leidenden Theils abhängen, das, was die Krankheit auf den Arzı und das Gefühl des Kranken direct wirkt, find zuverläffge Zeichen ihrer Exiltenz; und dürfen mit ihren anderen Wirkungen auf den leidenden Theil und auf andere Organe nicht ver: wechfelt werden. Die Wirkung der Krankheit auf . den leidenden Theil bringt immer andere Arten und Gattungen hervor, die mit den vorigen nicht für einerley gehalten werden können. Ueberfeheh wir dies, und halten eine Krankheit, die wir im Anfang durch ihre Zeichen als eine beftiimmte Art erkannt haben; in der Folge, wenn fie eine andere Gattung und Art geworden und mit andern Zufällen erfcheint, noch für diel=lbe Art, und nehmen die neuen Zeichen Arch. f. d, Phyfiol. 1II.B. 1, Heft. K auch 146 = auch als Zeichen derfelben Art an: fo geben wir von einerley nächfier Urfach verfchiedene Wirkungen zu, und bringen die größste Verwirrung in die Medicin. Die Wirkungen kranker Organe auf andere [ind zu‘ fich zufällig, und noch mehr die Art ihrer Wirkun- gen. Bey einem grauen Staar ift ein weilser Fleck hinter der Pupille, und der Kranke fieht nicht. Diefe Wirkungen auf den Arzt und den Kranken find noth- wendig; aber es ı[t zufällig, dafs der Kranke [ich über die bemerkıe Blindheit grämt und in eine Melan- cholie verfällı.*) Es ift zufällig, dafs eine Nieren- entzündung auf den Magen wirkt und Erbrechen erregt. Durch dırle Wirkungen entltehen neue Krank- heiten, die von den wL[prünglichen getrennt werden müffen. Dyspeplie erzeugt Hypochondrie, und umge- kehrt; allein deswegen dürfen wir, wie es gelchieht, beide Krankheiten nicht.zu Einer Art machen, und nachher die Symptome der Dyspeplie als Zeichen der Hypochondrie auflübren, 6) Wir-mülfen uns einer zweckmäfsigen Analylıs der Phänomene, und befonders der Wirkungen einer Krankheit in das, was der Gattung, der Art und dem Individuum ängehört, befleifsigen, und darüber eigene Regeln aufftellen, Die Wirkungen einer Krankheit find, wie wir fie wahrnehmen, an fich coneret, Pro- ducte aller drey Momente, und mülfen, wenn hie als Zeichen der Gattung, Art und individuellen Modifi cation dienen follen, abgelondert werden. Der fchnel- le Puls zeigt eine Art (Gefalsfieber), und [eine Stärke Gattung (Synocha) an. ' 7) Wir *%) Zollikofer de lenlu exterao, p. 69. ' 147 7) Wir müllen bey zweifelhaften Krankheiten die genaneften Krankheitsgefchichten mit den klein- ften Uusftänden aufzeichnen, nach dem Tode den Leichnam genau und kunftmäfßsig zergliedern, den Be- fund nach dem Tode mit den Phänomenen während * des Lebens vergleichen, und den Zulammenhang zwi- fehen Zeichen und Bezeichnetem aufzufinden [nchen, 8) Wir müllen uns beinühen, durch Vorbeteitun- gen, durch gegenwirkende Mittel, und belonders durch die chemilche Analylis, mehrere Zeichen zu er- finden und ihre Bedeutung auszumitteln. Höchft wahrfcheinlich laflen lich durch die Zergliederung des Urins, Eiters, Schweilses, Athems;, Speichels, Bluts, Stuhlgangs u. [. w. noch manche kranke Zuftände näher beltiimmen, die unfern blolsen Augen unlicht- bar find. Bey der Hyfterie und Harnruhr wird vieler und blaffer Urin gelalfen. Allein nur bey der letztern Krankheit findet der Chemift Zuckerftolf, bey der erftern nicht. Auch mufs ich hier das Mikrofkop in Erinne- rung bringen, das fowohl beym Leben, als nach dem Tode zur Ausmittelung der Krankheiten vielleicht zu wenig -gebraucht wird. Wichmann entdeckte durch daflelbe die Krätzmilben, und Boerhaave [chätzte es [o fehr, dals er [elbft bey hitzigen Krank- heiten die Augen damit unterfuchte, 9) Eine gute Ordnung in der Semiologie gehört endlich noch hieher. Büttner*) lagt, die Zeichen- . Ka lehre #) Oritices Semiologiae medicinalis sulimenta. Roflochii 1791, pP: 94, 148 =— —— —— lehre des gefunden Körpers gehöre in die Phyfiolozie; die allgemeine pathologıfehe Semiologie in die allge weine, die befondere in die befondere Paıhulogie; und meiner Meinung nach mit Recht. Sobald die rationes fignificatus berichrigt find, und die Zeichen auf ihre Gattungen und Arten bezogen werden kön- nen, wird man fie auch wahrfcheinlich bey der Be. fchreibung derfelben zufügen. Allein wir haben jetzt noch fo viele Zeichen, die auf keine Art be= zogen werden können, weil ıhre ratio hgnıficatus unbekannt ift, die daher in der Pathologie keinen Platz Anden und vore:ft als ein Choas gelammelt werden müllen, bis fie berichtigt find, Auszug eines Briefes des Herrn Profe[lors ©. C.E. Schmid zu Jena an den Profelfor Reil, vom gten December 1797, _ Ankeatı bald mit einem Paar Abhandlungen und Recenlionen für Ihr Archiv zu kommen, er[cheine ich nun [pat mit einem leeren Briefe. Daran ift mancher. ley, Häusliches, Körperliches, Literarifches (mit dell»n Erzählung Ihuen nicht gedient feyn kann), daran ift mein h —— 149 nein Entfchlufs, eine Zoonomie im Ganzen heraus- zugeben — wobey es viel zu thun giebt, und lich für jene Abhandlungen ein Plätzchen findet, — daran find auch Sie [elbuft, mein verehrter Freund, vor- nehmlich Schuld Warum mußsten Sie ein ‚Buch fchreiben, das mein Studium, fo [ehr auf fieh zog, mich theils befriedigte, theils zu Unterfuchungen - reizie und leitete? Ich meine Iıre Fieberlehre, der ich zwar viel gelehriere, aber mit gleicher Liebe zur Sache und Wahrheit erfüllte Lefer wünfche, als Sie an mir einen gefunden haben. Mit Kraft und Muth ba- ben Sie Ihren Gegenftand ergriffen und ftandhaft feft. gehalten; Sie habenin div fe wichtige Materie viel neues Licht, viel Zufammenhang gebracht. Da Sie aber ein Wahrheitsfreund find, dem es nicht um feine Mei- nung eben zu thun il:, fo darf ich auch mit einigen Erinnerungen freymüthig vorrücken und über einige Punkte meine abweichende Vor frellungsart entwickeln. Reizbarkeit (mit Finbegriff des Wirkungsvermö- gens) und Vegetationskrafi lind Eine und dıe[elbe Kraft, aus verfchiedenen Gelichtspunkten betrachtet. : Sie hängen in ihren Wirkungen zulammen, und ihre Zu- ftände laufen miteinander parallel. Das Moment der Reizung ift Moment der organifchen Mifchung und Bil. dung, und umgekehrt. Die Action organilirt oder ve- getirt (wie man es nennen will), die Vegetation ge- fchieht vermittelft der durch Reiz erregten Wirkl[am- keit. Erhöhte, gefchwächte, verbefferte, verkehrte Glienata) Reizung (Action) und Vegetation (Mifchung und Bildung) enıfprechen einander; eben fo die bei- den Vermögen: ı) gereizt und in Thätigkeit ge- Setzt 150 —o fetzt zu werden; '2) genährt und in gehöriger 'Mi- fehung und Form erhalten zu werden, Fine Krankheit ilt allo nicht entweder ans. (che (Krankheit der Kräfte) oder organi[che (Krank- heit der Mifchung undBildung), fondern jede Krank- heit ilt jedesmal inyerfchiedener Beziehung beides; wiewohl bald die. Syınptome der einen, bald die der andern Art uns ([ubjectiv) mehr ins Auge fallen. Ihr Begriff vom Fieber [cheint mir weder dem " Sprachgebrauche, noch Ihrer eigenen’Clalühcation an- gemellen, wie Sie zum Theil z. B. bey der Lähmung Selbft gefühlt und ehrlich geftanden haben; welches erftere Ihrem Scharflinn, das andere Ihrer Wahrheits- liebe Ehre bringt, Ich gehe in meiner Reflexion yon Ihrer naturgemälsen Eintheilung aus, und finde, in- dem ich den Gaitungsbegriff dazu auffuche, dals Sie dieKrankheiten überhaupı (lo fern hedynamifch nd), nicht aber (las Fieber insbelondere eingetheilt haben, oder — wenn das letztere dennoch gefchehen wäre, | dafs jede.Krankbheit ein Fieber nach dem bey. Ihrer Eintheilung vorauszufetzenden (obgleich in. ibrer Definition nieht ausgedruckten) Begriffe ift, Beides läuft auf Eins hinaus, Den letztern Satz habe ich ‚fchon in meiner Pflychologie, zweyte Ausgabe $.,81. S. 270 zu behaupten gewagt, Mein Beweis ilt in der Kürze diefer ; ’ Fieber ift Krankheit der Kräfte, der Lebenskräfte, (Sonft ift der Begriff gänzlich unbeltimmbar, und [onft wäre Ihre Lähmung zwar Folge des Fiebers, aber nimmermehr [elbft ein Fieber.) ) Jede —— 151 vaBRe Krankheit modifeirt die Kräfte. (Dies folgt aus der Identität der Keizbarkeit und der Organilırionskraft, die, dünkt mich, von Ihrer Theorie der Lebenskraftlich nicht weg- denken lafst. ) Folglich — ift jede Krankheit Fieber. Die Krankheit ift verfchieden; ihre Verfchiedenheit betriffttheils die verfchiedenen kranken Organe, theils die verfchiedene krankhafte Modihcation (fehlerhafte Milchung, Bildung, Erregung und Action) derfelben. Diefe Mod;fication betrifft nemlich theils die Milchung der Stofle, ıheiis die Textur der ge- bildeten B-[iandtheile, z. B. der Falern, Zeilen, als Lockerheit, Rigidität, Elaftieität, Mobilität, theils die Structur der Organe [elult, z. B. Zerreilsung, Exerefcenz, Verfchruwmpfung, Verwachlung Erweite- rung, Verengerung, Verfchliefsung der Kanäle u. dgl. Jede dief»r Modificationen der Organifation modi- feirt auch die Kräfte, und umgekehrt; oder hie ift viel- mehr Eins und daffelbe, in verfchiedener Beziehung. Sie unterfcheiden bey den Rräften Reizbarkeit und Wirkungsvermögen. Beyde beziehen lich auf die vor- handene organifche Thätigkeit. Reizbarkeit betrifft den Grad der Erregbarkeit des Organs zu Actionen; Wirkungsverinögen den Grad der Tauglichkeit zur Ausführung der Acıion, [owohl dem Grade, als der Dauer, der Richtung (in Bezug auf denZweck ; Action als Function betrachtet), und dem Umfange nach, Beide find verfchieden, hängen aber doch innig zu- 42 (> laın- 152 fammen, Worauf beruht diefes Verhältnils verfchie- dener Phänomene? Hier ift meine Idee; Die Reizbarkeit beruht wohl vornehmlich und zunächft auf der Milchung; in dieler nun wird leichter und durch geringere Urfachen eine beträcht- liche chemifche Veränderung bewirkt. Daher ilt fie fo veränderlich, mehr als das Wirkungsvermögen. Das Wirkungsvermöfgen beruht hauptläch- lich und zunäch[t auf Textur und Structur, welche freylich durch die veränderte Milchung, folg- lich auch durch das, was diele Veränderung veran- lafsı, jedesmal, aber in merklich geringerem Grade und beträchtlich lang[amer auf eine bemerkbare Wei- fe verändert wird, Anm. Schwäche des Wirkungsvermögens ge- wifler Art, z. B. Mangel an Mobilität, kann leicht für Mangel an Reizbarkeit gehalten werden, und umge- kehrt. — Die Einfchränkung und Verkehrung (aliena. tio) des Wirkungsvermögens eines gewillen Organs gründet [ich auch öfters in einem andern, verbunde- nen Organe, — Ferner der Fehler der Reizbarkeit eines Organs gründet [ich öfters in einem andern, xeizend- einwirkenden Organe. A. Krankheiten der Reizbarkeit — Kr. der Mifchung, . a) Erhöhte Reizfähigkeit = lebhafter chemilch - thierilcher Procefs, b), Verminderte Reizfähigkeit — [chwacher ehemilch - thierilcher Progefs,; e) Spe- tn ec) Specihlch veränderte 153 = fremdartiger, [pecififch - abweichender chemi- fcher durch neue Reagentien;, Ab- Procels, chemi- [chen Procelles der Qua- lität nach thierifchen, fem Organe eigenthüm. weichung des von dem oder die- lichen, ohne den letz- ten Charakter gänzlich zu verleugnen, a Periodifch aufgehobene = Ruhe; blos chemifcher Procefs, wie er in der unorganilchen Statt findet. Textur und Structur bleibt, 'ift das Uebel noch innerlich heilbaz ; aufserdem aber durch Natur (So: lange ‚Abftolsung und Repro. duction, Kraft der ge- funden Organe.) Krankheiten des Wirkungsvermögens. a) Mit Beybehaltung der Form; blofse Veränderung der Cohäfion, z. B. Loxität, Rigidität. b) Veränderte Form, dieaber dochnoch organifch it, a) Der Textur, - ß) Der Structur, e) Auf. 154 — ec) Aufgehobene thier:fche Form, der Textur und Structur; z, B, brandige Auflölung. Die Krankheiten des Wirkungsvermögens entftehen a)aus Krankheiten der Reizbarkeit, durch verän- derte chemilche Mifchung, z.B. Lähmung aus Typhus. Innere Krankheiten. b) aus mechanifchen Urfachen, z. B. Rinfchnitten, die aber jedesmal auf die Mifchung wirken, und folglich auch die Reizbarkeit einer Veränderung ausleızen. Aeufsere Krankheiten. Ich wünfchte fehr über diefen Vorfchlag zu einer [yftematilchen Pathologie, weicher fich an Ihre Haupt- ideen fo gut anzufchliefsen [cheint, Ihre Gedanken zu erfahren. Zur Ausführung deflelben bedürften wir einer wverbeflerten Phyfilogie, wozu Ihr Journal das Seinige beyträg. Die Materia medica und Therapie würde lich dann auch befler reguliren lal- fen u. [. w. Recen- 155 Pecenlionen. Letrfätze aus der Phyliologie des Men- [chen, von D, Georg Prochaska, ordent- lichem Lehrer der Anatomie, Phyliologie und Augenkrankheiten in Wien, mehre. rer gelehrten' Gelellfchaften Mitglied, zum Gebrauche [einer Vorle[lungen, Er- fterBand 2588. Zweyter Band 3975. Wien 1797: 8. Durch die vielen Entdeckungen, womit uns die neuere Zeit in der Naturlehre überhaupt, in: der Phylik und Chemie, und befonders in der Anatomie und Pbyliologie, bereichert hat, [ind die Haller- [chen Anfangsgründe als Handbuch bey Vor- lefungen unvollftändig, und ift ein Lehrbuch zum Be- dürfnifs geworden, in welchem das Neue [ylfiematilch geordnet, und die Phyhiologie überhaupt in einem ihrem jetzigen Zuftande angemel[lenen Gewande dar- “ gelvellt ift. Von dem gelehrten Herrn Verfaller die- fes Buchs, der fich als feiner Anatom, als treuer Be- obachter, als [charffinniger Phyliolog bekannt gemacht hat, konnte man es erwarten, dals er diefe Arbeit, feiner würdig, ausführen würde, Er hat alle intere[- fanten Entdeckungen, -Erfabrungen und Meinungen der neueren Zeit genutzt, hie und da eigene [charf- finnige Winke eingefireut, gleich weit von Neue- rungslucht und Anhänglichkeit an alte Lehrmeinun- gen geprüft, alte Theorien, auf welche die Aerzıe left wie auf Lückfchen Sohlen zu [tehen glaubten, ohne Furcht vor Verketzerung angefochten, und lich über- all all als ein vorurtheilsfreyer Selbftdenker gezeigt, der mit einer edlen Freymüthigkeit [ein vorgeftecktes Ziel verfolgt. Befonders hat es Rec. mit Vergnü- gen bemerkt, da/S der Herr Verfaffer die allgemeine Phyhologie vollltändiger vorgetragen, als es his jeızt g’ [chehen ilt, und in der [peciellen einige ganz neue Capitel zugefügt, andere ganz umgeformt hat. Sein Styl ift präcis, und der Druck gelchmackvoll und correct. Das Werk ift an fich keines Auszugs fähig, und verkent es überdies, nicht etwa im Auszuge, fondern ganz von den Aerzten gelefen zu werden. Rec, be- gnügt lich daher mit einigen Bemerkungen über die Ordnung defflelben, Der Verfalfer hat die Phyfiologie in die allge- meine und be[ondere eingetheilt, jene [chön und vollftändiger als feine Vorgänger vorgetragen, diefe nach den vier ver[chiedenen Clallen der Verrich- tungen, den Seelen- und Nervenverrichtun- gen, den Lebensverrichtungen, den natür- lichen Functionen und den Gefchlechts- verrichtungen’eingetheilt, und zuletzt in einem Anhange einige Gegenftände nachgetragen, die unter obige Antheilungen nicht gebracht werden konnten. Ree. feheint diefe durchgehends ange. nomınene Qıdnung nicht die bequemfie zu feyn. Sie geht nicht-nach der Regel von dem Einfachen zum Zufammengefetzten fort, fondern macht nicht [elten mit den verwickeltften Gegenltänden, z. B. mit den ERRINFRFUN des Nerven[yfiems, den. Anfang, bey welchen 157 welchen zu viel vorausgeletzt werden mufs, Alsdann fallen auch bey ihr viele Materien, die offenbar in die Piyliologie gehören, z.B, die Naturlehre der Knochen, ganz aus, Rec. hat in [einen Vorlefungen über die Phylioiogie folgenden Gang genommen. ‚Fr theilt fie mit dem Herrn Verfaller in die allgemeine und befondere ein. In jener trägt er die allgemeinen Begriife der Naturlehre überhaupt und der Natur- lehre des Mealchen insbelondere vor, die allgemeinen Eigenlichaften der thierilchen Materie, ihre nähern und entlerntern Befiandtheile, ihre Merigung und Milchung; ihre phylifcben und chemifchen Kräfie, die ihr über- all eigen ind, die zulammengefeizien Kräfte derfel- ben, die durch ihre mannigfaligen Verbindungen wirklich werden, die allgemeinen Geletze, nach wel. chen lie wirkt, die Organilaiion und Bildung über- haupt, und was dadurch wirklich wird. In der be- foudern Phyliologie macht er den Anfang mit den eihfach[ten oder Elementar-Organen; han- delt die Knochenfaler, Knochen, Knorpel, Zäh» ne, ihre Milchung, Organjfation, Kräfte und Zwecke ab; dann die Zellfafer überhaupt und die Thbei- le, die daraus gebildet (ind, das zelligte Gewebe, die Membranen, Schleimbeutel, Bänder, Sehnen und fehnigten Häute; die Muskelfaler an lich, und ibre Aggregation in den Muskeln, nebft der Muskel- bewegung; endlich die Nervenfaler, das Gehirn, Bückenmark, dıe Nerven und die Kräfte und Wir kungen dieler Theile. Hierauf geht er zu deu ein- fachlten organilchen Zulammenletzungen fort, die aus dielen klementar- Organen gebildet find, zu 158 m zu den Plurtgefälsen, den Saugadern und ihren Drüfen, zu den übrigen Drüfen“n. [. w. Dann kommt er zu den mehr zulammengeletzten Organen, den Lungen, dem Darmkanal, der Leber, Milz, den Harn- wegen,“ männlichen und weiblichen Zeugungstheilen, und ihren Kräften und Wirkungen. Die zulammen- geletzten Verrichtungen, z. B. die Ver- däuung, die durch die gemeinfchaftlichen Actionen ınehrerer Organe wirklich werden, trägt er unmittel- bar vor, wenn die Organe einzeln abgehandelt find, die dazu mitwirken. Die Säfte, Blut, Schleim, Speichel , "Thränen, Saamen, Ohrenfchinalz u. £ w: werden, jeder für Ich, entweder in einem eignen Abfehnitt, als Phyliologie der Säfte, oder bey den Organen vorgetragen, durch welche fie erzeugt werden, Endlich träg: er in einem Anhang alles das nach, was unter die obigen Abfchnitte nicht hat aufgrltellt werden können. Die Kräfte des thieri[chen Körpers ($.72.) feheint der Herr Verfaller, welches er auch [elbft eingefieht, zu [ehr vervielfältigt zu haben. Federkraft ift Modi. fication der Cohärenz; Infıinet, Gewohnheit, Organi- fation, Wirkung der Kraft; und Wärme, Luft, Electrieität Gnd nicht fowohl unter die Kräfte, als viel- mehr unter die Stoffe zu zählen, Höchft wahrfchein- lich laflen ich die verwickelten und höchft zulammen- geletzten Kräfte des thierifchen Körpers auf [ehr we- nige Grundkräfte, vielleicht auf Schwere, Cobä- renz und Expanfivkraft, zurückführen. In dem Capitel von der Einfaugung vermifst Rec, den Procels der Auflölung, der nothwendig vor der Ein- — 159 Einfaugung der fel' en Theile vorhergehen mufs. Ach if: einer der vorzüglichl'en Zwecke diefes Procefles und der nachherigen Finfaugung, nemlich die Mit- wirkung dieler Anftalt zur Bildung der feften Theile, nicht angemerkt. Die feften Theile, und befunders einige der[elben, verändern von ihrer erlien Fxiltenz bis zum Tode immerhin ihre Form. Bey der Frucht im Mutterleibe gelchieht dies am ftärkften; die Bruft- drüfe verfchwindet ganz; das Knochengebäude ändert fich immerhin. Bey verfchiedenen Krankheiten, bey den Infecten [eben wir die auffallendf:en Umformun- gen. Dies wichtige Ereignifs tbierifcher Körper lafst Sich fchwerlich anders als aus 'einer Auflöfung der felten Materie, Einfaugung und neuen Ablatz derfel- ben begreifen. Doch urtheilt ein jeder nach feiner Art, und fehwerlich wird jemand bey einer [olchen viel um. falfenden Arbeit von Mängeln frey feyn. Gegrnleitige Mittheilungen, Verfuche, anhaltendes Studium und endliche Berichtigung der Grundprincipien werden fie mindern, und die Phyliologie, nach und nach, dem Ideal ihrer Vollkummenheit näher bringen. Reil, D.Jo.Frid, Blumenbachii, M.Britann. R.aConfil.Aul., Prof. Med. ordinar., In» fiitutiones phyfliologicae, Fuitio nova auctior et emendatior. Gottingae 1798. 8. Sig Seiten, mit vier Kupferpiatten, Jeder- 160 u Jedermann kennt dies im In- und Auslande ge- fehätzte und in mehrere Sprachen überlerzte Hand- buch der Phyliologie. Der berühmte Verfalfer deffel- ben hat die neue Ausgabe durch viele Zulätze und Verbefferungen in der Form und Materie bereichert, und lie dadurch ihrem Zwecke zum Unterricht bey Vorlefungen mehr angepalst. Reil, Te Hiftoria Syftematis [alivalis phylio- logice et pathologice conliderati, acce- dunt ex eadem ducta corollaria chirur- giea. Auctore Joanne Bartholomaeo Sie- bold, Med. et Chir. Doctore. Cumll, Tab; aeneis. Jenae 1797. 4. 172 Seiten. Der Herr Verfafler hat uns in diefer Schrift, die er als Inaugural- Dillertation ausarbeitete, eine’ der vollftändiglien Monographien über die Speicheldrüfen, namentlich über die Ohrendrüfen, die Glandulae fubmaxillares, ‘[ublinguales, buccales, labiales und die Gekrösdrüfe geliefert. Er hat [einen Gegenltand, der überall, und befonders in der Pathologie, noch wmanche Lücken hatte, phyfiologilch und pathologifch beleuchtet, Afleilsig und zweckmälsig gelammelt, zu- geletzt, verbellert, diefe weitläufiige Materie in einer natürlichen und falslichen Ordnung aufgeftellt, und übernaupt durch diefen erften Verfuch auf der fchrift- fıellerifchen Bahn eineProbe [eines Fleilses und [einer Talenie abgelegt, die ibn leines berühmten Herrn Vaters würdig machen: Als u we u et — 16: Als Einleitung ift ein vollftändiges Verzeichnifs aller Schriftfteller, die ich um diefe Materie verdient gemacht haben, in chronologifcher Ordnung voraus- gelchickt. Die Anatomie der Speicheldrüfen hat der Verfaller zum Theilnach eignen Präparaten genau vor« getragen, und fie durch [chöne und treue Abbildun. gen in Verbindung mit den Schlagadern und Nerven erläutert, wodurch diefe Schrift in chirurgi[cher Hin- Geht ein vorzügliches Interef[e gewonnen hat. Die Kräfte und Wirkungen dieler Organe find volll:ändi« ger als irgendwo, nicht blos nach mechanifchen Ge. Setzen, fondern den Lehrfätzen der neuern Phyfiologie angemellener, entwickelt. Dann folgt die chemifche Zergliederung des Speichels nach eignen Verf[uchen, die der Verfaffer mit Hülfe eines [einer Freunde, des Herrn Juch, angeftellt hat. Der pathologifche Ab- fchnitt ift vorzüglich [ehr reichhaltig; auf die allge- meine Pathologie diefer Drülen folgt die befondere, die Urfachen ihrer Krankheiten und der Einfluls der« felben auf das Ganze der thierifchen Oekonomie, Zu- letzt ilt noch ein anatomifch - chirurgifcher Abfchnitt angehängt von der Exltirpation der [eirrhöfen Ohren. drüfe und der glandula fubmaxillaris, von der Fifiel des Excretions- Kanals der er[ten, und von der Ver: meidung der Verletzung des ductus Warthonianus bey der Einfchneidung des Zungenbandes. Rec, hätte gern noch, befonders für das Ausland, einen Aus. zug dieler gutgerathenen Schrift geliefert, wenn er nicht gefürchtet hätte, durch Kürze unverltändlich zu werden, und durch Vollltändigkeit die Gränzen einer Anzeige zu über[chreiten, Reil, Arch. f. d, Phyfiol. III.B. I. Heft, L Dis. 162 —— Disquilition Ampullularum Lieber- kuhnii phylico- miceroleopica. Sect., I. cum IV. tab, aeneis, quam publice ad disputandum propoluit R. A. Hedwig, Libb. art. Mag. et Med. Baccal. Lipliae 1797. 4. 29 Seiten. Der Vater desHerrn Verfallers, der durch Hülfe des Mikrofkops in der Anatomie. und Phyliologie der Pflanzen fo viel geleiltet hat, meint, dafs man auch bey der Zergliederung der Tbiere dies Werk- zeug nicht verabfäumen dürfe, wenn es darauf an. komme, die [ubtile Structur der Theile zu entzif- fern, Zu dergleichen Unterfuchungen foll man ein Mikrofkop mit zwey oder mehreren Linfen, und durchlichtige und in feine Blättchen Zerfchnittene Theile nehmen, die mit einigen Tropfen Waller an« gefeuchtet, unter das Mikro/kop gebracht, beobach- tet werden, wozu freylich eine gewille Uebung er- fordert wird. Die Unterfuchungen müllen oft wieder- holt, und an Thieren von verfchiedener Art und von ver[chiedenem Alter angeltellt werden, Nachdem der Verfaller eine Gelchichte der Ampullen des Darmkanals vorangefchickt hat, kommt er zu den eigenen mikrolkopifchen Unterfuchungen derfelben, Er nahm dazu feine, von dem Leerdarm abgefchnittene Blättchen,, die er, mit Waller befeuch. tet, unter das Mikrofkop brachte, und fand, wie Lieberkühn, die Ampullen von einem [chwam« migten Bau. Denfelben fand er überall, bey ver- fchie- = 163 [chiedenen Thieren und an verfchiedenen Theilen der- felben von einerley Art. An der Spitze derfelben fah er eine Mündung, die nach Lieberkübns Meinung eigentlich die Ampulle ift, dem Verfalfer aber das Ende eines Kanals zu (eyn [cheint, der zu den inwendig liegenden Saugadern führt.. Denn, wenn gleich die Ampulle, ihrem Bau gemäls, in allen Punkten einfaugt: fo fcheint doch diefer Kanal das Aufgenommene an einen gemeinfchaft- lichen Ort hinzuführen. Der äufsere Rand dieler mit einer Mündung verfehenen Ampullen war weils. Die Geftalt derlelben war bey verfchiedenen Theilen deffelben Tbiers fich gleich; aber verlchieden, cylin- drifch, conifch, keulenförmig, zugelpitzt, pyramida- lifch bey verf[chiedenen Gattungen und Arten der Thiere. Je länger und ftärker die Ampullen find, je dichter fie fıeben, und je rafcher fie wirken, defto fchneller wird der Milchfaft von den Hefen gefchie- den, und die Ernährung gefördert. Nach des Verfaflers Beobachtungen ftanden die Ampullen lo dieht, dals nirgends eine leere Stelle war, als höch- ftens an den Orten, wo die Schleimdrüfen lagen. Sie haben nach [einer Meinung Nerven, und durch die- felben einen Gelchmacksfinn, vermittelft deflen fie Gutes und Böfes erkennen, keine [chädliche Stoffe, fondern nur den Milchfaft aufnehmen. In den Fröfchen (rana efculenta) fand er keine Ampullen, fondern die innere Haut der Gedärme [chlangen- förmig gefaltet. Bey Kölbern und Katzen waren noch runde Körper neben den Ampullen bemerkbar, die z 164 die der Verfaller für Behälter anfeht, in: welchen der Milchlaft für eine Zeitlang aufbewahrt wird, bis er von den Saugadern aufgenommen wird. Endlich meint er noch, dafs vielleicht die Saugadern überall im Körper einen ähnlichen [chwammigten Urfprung haben könnten. Die angehängten vier Kupfertafeln find inftructiv. Rec. wünfcht die Forıfetzung die- ‚fer Arbeit, die uns zu neuen Entdeckungen in der Arzneykunde Hoffnung macht, und‘ die alten be- tichtigen und beltätigen kann. Beil. Reserch i. für die Wr otre ge D.-ıntiten? Bam! due-:s zweytes Heft. Eine Anmerkung über die -Phyfiologie des Gehörs, als Seitenftück zut Abhandlung des Herrn Kölner in dem ıften Hefte des aten Bandes diefes Archivs, von Joh Dan Herholde, Divifions-Chirurg bey dem See - Etat zu Kopenhagen, E; war von je her eine bekannte Erfahrung, dafs einige Taube beffer hören, wenn fie den Schall der lautenden Körper mit offenem Munde auffangen, ” So lange man das Dafeyn der Euftachifchen Trom- Pete nicht kannte, war diefe Erfahrung ein Problem, an deffen Auflöfung felbft keiner der feharffinnigften Naturforfcher fich wagte, Eıft nachdem ınan durch genauere anatomifche Verfüche entdeckt hatte, dafs Arch, f« d, Phyfiol, III, B. Il, Heft. M ‚die. die Luft, "welche die Pauke ausfüllt, durch diefe Trompete mit der Atmofphäre in Verbindung fteht, meinte man, dies Geheimnifs der Natur aufdecken zu können. Nun nalım man als einen untrüglichen Satz W en, dafs die SchwingungenderLuft nicht allein durch den äufsern Gehörgang, . Sondern auch durch die Eufachifche Röh- ze bis.in die Pauke fortgepflanzt wür- den; dafs alfo auch durch difen Weg das Paukenfell und die Gehörknochen in eine zitternde Bewegung gefetzt, und {olehergeftalt jener finnliche Eindruck durch den Gehörnerven erweckt werden könne Diefe Theorie blieb bis zur Mitte des jetzigen Jahrhunderts unangefochten, und erhielt demnach durch ihr Alter ein glaubwürdiges Anlehen. Zwar ‚hatte man unterdeflen wahrgenommen, dafs eine Glocke u, dgl. , wenn fie an die Zähne, vorzüglich des Oberkiefers, angebracht wurde, einen verftärkten Eindruck aufs Gehörorgan erweckte, ja es war fo- gar bekannt, dafs auch dann diefe Wirkung erfolgte, wenn man die äufsern Gelhörgänge, den Mund und die Nafe gefchloffen hielt, und den fchallenden Körper nur äufserlich gegen den Hirnfchädel andrückte, Allein demohngeschtet fiel es niemanden ein, durch diefen Verluch das Trügliche jener Thearie ‚an den Tag zu legen; fondern man verliefs fish durchgängig, - nach wie vor auf ihre fcheinbare Glaubwürdigkeit. ‚Zndlich, - ftellte man, wo ich nicht irre , zuerft in Frank- ° ne uc Ni6d Frankreich, noch einen andern finnreichen Verfuch‘ an, wodurch diefer Gegenftand in ein helleres Licht geletzt ward. / Diefer Verfuch heftand darin, dafs man eine kleine Tafchenuhr tiei in ien Mnnd fteckte, und zwar mit der Vorlicht, dais fie weder den Gaumen noch die Zähne, kurz, keinen feften organifchen Theil berührte, Wider alle Erwartung fpürte man auf diefe Art von demSchlagen der Uhr nicht die gering ffe Empfindung; welches doch hätte gefchehen müfen, weni die Schwingungen der Luft durch die Trompete fortge- pflanzt werden könnten. - Durch diefen Verluch ward alfo ausgemacht, dafs die Trompete an de: Empfindung, welche fchal lende Körper durch den Mund zu erwecken vermögen; keinen Antheil hatte, Nun nahm man genauere Rückficht auf die noth- wendigen phyfifchen und organifchen Bedingungen für die Fortpflanzung des Schalles überhaupt; und, entdeckte dadurch in den neueren Zeiten noch mehrere Gründe, die mit jener T'heorie nicht übereintrafen Diefe Gründe haben Perolle *%), und vorzüglich Köllne: **) mit einleuchtendet Klarheit dargefellt. Die wichtigften derfelben find auch fchon vor einigen Jahren bey uns in der arzneykundigen Gefellfchaft unter dem Präfidiam meines fchätzbaren Lehrers, des Herrn Prof. Tode, geprüfet worden ***), M3 50. er heinbere Magazin zten Bandes jtes $t, p, 47. 3”) Reils Archiv für die Phyfiol, 2.B. i:H. p. i8; #44) Noget om Hörelfens Redfkaber, forfvaret i Nov, 1797: af Beaufin, Regiments - Chirurg: 168 — So.willig und dankbar ich aber erkenne, wie fehr wir diefen gelehrten Männern auch deswegen verbun- den find, dafs fie zur Tilgung jenes Irrthums und zur Entdeckung des wahren Nutzens der Euftachifehen Trompete das Ihrige beygetragen haben *), fo kann ich *) Man ift bishero auf den Nutzen der Trompete in dem'Toe- tus noch nicht fo recht aufmerkfim gewelen, Bey unge- bohrnen Thieren finder man, dafs die ganze Pauke mir dem Schaafswafler gänzlich angefüller ilt, Dies Waffer trier darch die Trompete in diefe Höhle hinein, und wird wahrfchein- lich durch denleiben Weg nach und nach verneuerr, Da- durch entftehet ein beftändiges Gleichgewichr zwifchen der. ganzen Mafle des Schaafswaffers und diefer kleineren Portion, ie die Pauke anfüller, Auf folche Aır wird folzlich der Druck aufs Gehörorgan von allen Seiten gleich ftark, Die Pauke beliält demnach die gehörige Freyheit fich auszu- bilden, ihre beltimmre Figur anzunehmen, und das zarte Paukenfell wird durch diefe Einrichtung befchutzt Nach der Gebuıt fchleicht fich das Schaafswaffer durch die Trom- pere heraus, und atmofphärifche Luft trirt an deflen Stelle wieder hinein. Erit nachdem diefer Wechfel gefchehen ift, fängt die Function des Gehörorgans an, Doch bleibt diefer Sinn noch immerhin unvollkommen, bis das Organ völlig ausgebilder,- und die Knochen des Haupts ihre tefte Ver- bindung und Härte erhalten haben. Die Philofophen der Vorzeit, die diele Einrichtung nicht kannten , träumten von einem’ adre congenito ‚oder innato in der Pauke, Noch eine andere Einrichtung, die diefer völlig ähnlich-ift, har in der Lufrröhre flartt. Verfüuche, die ich auf der hiefigen Veterinairfchule, in Bevfeyn desHerrn Prof, Abildgaards und Affeffor Rafns angefteller, und die der Herr Prof. Wib.org noch neulich wiederholt hat, haben mich gelehrr, dafs auch die Höhle diefes Canals ‚das Schaafswafler auf- nimmt. Gemeiniglich’leert die Natur dieles Waffer während der Geburtsarbeit unbemerkt aus, Doch bleibt es auch zu- weilen in der Luftröhre zurück. In diefem Falle kann das Kind nichtachnen, und'finkt zugleich in eine Afphyxie, die durchaus tödtlich it, wenn nicht das Schaafswaller aus dem Luüfiwege fortgefchaft wird, Zur Bewirkung diefes "End-' ch doch nicht umhin; wiederum denHerrn Köllner eines trügenden Irrthums zu befchuldigen, wo er (S. 20. l.c.) das Mitwirken der Zähne zur Fortpflanzung des Schalles aus jener Neı- venverbindung der Angefichts- Nerven, oder der harten Portion des fiebenten Paars (Nervus facialis, £.,portio dura leptimi paris), mit dem Hautnerven der Wange (fubeuraneus malae), einem Zweige des füntten Paars, herleitet. Denn # h | 5 Eindzwecks ift aber der Rath, den man in allen praktifchen Schriften fo ausdrücklich empfielt, nicht hinreichend, Es heifst nemlich: man foll den Mund und den Rachen. des Kindes miteinem Finger, einen Schwamme oder dergleichen, vom Schleime (aubern, damit die Luft einen freien Zutrit zur Luftröhre erhalte, Man veıgifse alfoı den wichrigiten Theil, die Luftröhre felbftl. Man vergifst, dafs das Schaafswafler in dem nemlichen Falle, wo die Luft wegen Veritopfung der Nafe und Anklebung der Zunge RER Zutritt zur Lunge Ändert, dals, fage ich, allda ch das Schaafswaffer nicht har bervnllielien können, Es ift alfo nicht hinlänglich, den Mund, den Rachen und die Nafe gereinigt zu haben, fondern man mufs noch, wenn dies gefchehen, dem Kopf des Kindes auf eine kurze Zeit eine abhängige Stellug geben, damit das Wallet aus der Luft- röhre hervordringen kann. Diele Rerel habe ich in der lerzten Zeit nie verabfäaumt, wo die Anwendung derfelben mir nöthig fchien, Und wahrfcheinlich liegt hierin zum Theil der Grund des fo fehr erwünschten Glückes , womit ich jetzt diefe Krankheit behandle, Von 13 todtgeböhrnen Kindern habe ich in diefem Jahre ı2 gererrer. , Sucht man bey sodtfcheinenden Kindern durch Reize etwa das Zwerg- fell in Bewezung zu bringen, oder unternimmt man das Einblafen der Luft, ehe jenes Waffer aus der Luftröhre heraus ılt, fo find entweder diefe Mittelohne Wirkung, oder das Wafler wird in die Lungenbläschen hineingerrieben, und "verurfacht difelbit einen gefährlichen confulfiyifchen Hulten, oder Altıma, Entzündung iind den Tod, 179 ER, 1) hat, fo "viel wie ich weifs, weder Herr Köll- ner felbft, noch fonft jemand, auch nur einen ein« zigen Beweis für die Wahrheit diefes Satzes angegeben noch weniger glaube ich, dafs dies bey unferer big- heıfo unvollkommnen Aufklärung in der gefammten Naturlehre möglich fey. Der einzige Grund, der fich für die Wahrfcheinlichkeit j jener Aeufserung anführen liefse, wäre vielleicht der Eindruck, den der galvas nifche Metallreiz, in den Mund angebracht, aufs Auge zu erwecken vermag. .Es lälst fich nemlich diefes Phänomen fchwerlich erklären, wenn wir nicht eine organifche Verbindung zwifchen den Nerven- zweigen des ‚fünften Bsars , den Ciliarnerven und der Netzhaut vorausfetzen, wodurch entweder der electri- fche Strom, oder doch der Reiz felbft, bis an den Seh- nerven und das Gehiın fortgepflanzt werden kann *), Die Analogie diefes Verfuchs, und die Vorftellung, die man fich gemeiniglich davon macht, haben, wie ich vermuthe, den Hertn Köllner verleitet, den angeführten Lehrfatz fo ganz unbedingt anzunehmen, Aber abgerechnet, dafs ein folcher analogifcher Schlufs nicht zuverläfig 'ift, fo deucht mir, dafs gerade - derfelbe Verfuch feiner Lehre gänzlich zuwider fey, da der galvanifche Reiz an das fünfte Nervehpaar angebracht, wie bekannt, nicht die geringfte Wir- kung aufs Gehörorgan äulsert, Diefer durchdringliche Reiz aflicire mittelbar nur das Auge allein, welches übrigens kein bekannter Stoff, felbft das fchärflte Licht nicht vermag, ; 2) Es *) Hartenkeils medicinifch - chirurgifche Zeitung, 1797. keylage zu Nr. 63, p. 207. s— 171. 2) Es befitzt jedes Organ eine eigenthümliche Erregbarkeit, diez. E. inder Netzhaut ganz anders modifizirt ift, als in den’ Zungennerven. Dieferwegen erfordert auch jedes Organ denjenigen fpecififchen Reiz, mit welchem ‘es in einem natürlichen Verhält« niffe teht. So wirkt die Lichtmaterie nur aufs Auge, ein lautender Körper nur aufs Ohr. Es müfste allo bewielen werden können, dafs die Hauptnerven der Wange diefe Modification in ihrer Empfindung, diefes refpective Verhältnils zu den lautenden Körpern wirk- lich befitzen, Aber eine folche Uebereinftimmung oder Harmonie mit dem Gehörnerven if zum wenig- ften nach meinem Begıiffe aller -Wahrfcheinlichkeit zuwider. Ein lautender Körper, der in den Munde oder fonft wo angebracht wird, wirkt auch nicht aufs Gehör ohne Dazwifchenkunft.der Zühne oder anderer harten Theile. Ein Zahn z. E,, der wackelnd ift, läfst uns das Schlagen einer Uhr nicht vernehmen, obgleich fein Empfindungsvermögen unbelchadigt, ja fogar widernatürlich erhöhet ift. 3) Geletzt aber auch, dafs ein lautender Körper | den angeführten Zweig des fünften Paars affıeiren könn« te, und dafs der dadurch erregte Eindruck bis in den Angelichts- Nerven oder den harten Zweig des fiebenten Paars fortgepflanzt würde; fo wäre ja hiemit noch _ nicht dargethan, dafs dies eine finnliche Empfirdung. im Gehörorgan zur Folge haben mülste, Es ift nem- lich eine erkannte Wahrheit, dafs der Angelfichtsnerve mit dem e gentlichen Gehörnerven ‚Nervus aculticus, feu portio mollis feptimi paris) auch nicht durch den allerkleinttenNervenzweig in Verbindung fte e, fon- dern 172: — _ dern dafs hingegen jener für fich ein eignes Paar aus- mache, welches durch den ganzen Felfenknochen von dem Gehörnerven abgefondert lieget *). Der Ange- fichtsnerve hat dieferwegen nur einen mittelbaren Ein- flufs aufs Gehör, fo wie die Ciliarnerven aufs Geficht; er verräth auch in Krankheitsfällen keinen unmittelba- ren Zufammenhang mit dem Gehörnerven, | 4) Es ift bey der angeführten Art, den Laut bis an den Gehörnerven fortzupflanzen, keine nothwendige Bedingung, dafs der lautende Körper mit den Theilen, welche die Nervenzweige des fünften Paars auf- nehmen, in unmittelbarer Berührung gehalten werde. Man nehme z. RB, eine Tafchenuhr feft in feine Hand, und verftopfe mit einem Fingergelenke derfelben Hand den äufsern Gehörgang genau; fo wird man ohner- achtet der Dazwiflchenkunft des Fingers das Schlagen der Uhr empfinden, Das Gefühl in den Fingern ıft doch wol nicht fo modifizirt , dafs auch diefe durch ihre fpecifike Nervenkraft zur Empfindung desSchalles follten mitwirken können? Ganz dasGegentheil! Man unternehme diefen Verfuch mit der Hand eines leben. den Menfchen oder eines Cadavers; man halte die Uhr gegen den Zahn, deffen Nerve aller Empfindung beranbt ift, ‚oder gegen eine Reihe todter künftlicher Zähne, und die Wirküng bleibt fich unter allen diefen Umftänden gleich, Hier brauchts alfo keiner fpecifi- fchen Organifation, keiner Nervenverbindung, Selbft da , wo die Hauptnerven der Wangen ihre Empfindungs- fähigkeit gänzlich verlohren haben (wie in der Rabpa- nie, *) Sömmerrings Hirn- und Nervenlehre 1791. 173 nie, Hemiplegie, nach äufserlichen Verletzungen, ‚und dergl.) glaube ich überzeugt zu feyn, dafs das Schla- gen einer Uhr den gewöhnlichen Eindruck durch den Mund erwecken könne. 5) Jenes angeführte Phänomen: dafs einige Taube mit offenem Munde befler hören, läfst fich auf eine andre Art erklären, die weniger gekünftelt , viel be- greiflicher und mehr überzeugend ift. Jn den Zähnen, Angefichtsknochen und den Hirnfchädel hat nemlich jene alleinige Bedingung ftatt, die zur Fortpflanzung eines Schalles erfordert wird; das heifst: diefe orga- niiche Theile find mit der gehörigen Schneilkraft be- gabt. Durch diefe Kraft befitzen fie die Fähigkeit, dafs fie in eine zitternde Bewegung gefetzt werden können. Dies gefchiehet auch wirklich, wenn ein lautender Körper mit dem Kopfe in Contact gehalten wird, Man drücke z. B. eine Tafchenuhr feft gegen die Zähne in dem Obeikiefer. eines Cadavers, verftopfe feine Gehörgänge ,; lege feine Stirne an dieScheitel des Cadavers, und — man wird das Schlagen der Uhr empfinden. Ein fo deutliches Schüttern in dem ganzen Schädel kann unmöglich flattfinden, ohne dals dadurch eine wellenförmige Bewegung in dem Waffer des Labyrinths, welches den Gehörnerven umgiebt, veranlafst werden mufs. Sollte alfo hier wirklich noch mehr erforderlich feyn, um einen finnlichen Ein- ‚druck auf. diefes empfindliche Organ hervorzubrin- gen? Man erwäge doch, wie [chwach nur jene Bewe- gung feyn kann, in die das Paukenfell von den Schallftrahlen geletzt wird, die den äufseren Gehör- gang treffen; und wie deutlich, wie angemeflen ift dem- 174 ——— demohngeachtet der dadutch bewirkte Eindruck! ‘Warum follten wir dann nicht jene Empfindung als eine direete Wirkung der zitternden Bewegungin den Schädelknochen anfehen dürfen ? "Warum wollen wir lieber ohne allen Grund dies Phänomen aus dem Mitwirken eines Nerven herleiten, der fonft zum Ge- hör nichts beyträgt, 'und nichts beytragen kann? Ich meines Theils finde die Hypothefe des Herrn Köll- ners fo fehr herbeygezogen, dafs ich nicht einmal begreife, warum er gerade ‘den, Hauptnerven der Wange’ vorzugsweile als das mitwirkende Geräth an- gegeben hat? Mir fcheints, dafs er hiezu jeden andern Zweig des fünften Paars: mit gleichem Rechte hätte wählen können! Wäre eine folchie Nervenverbindung zur Fortpflanzung des Lautes durch den Mund und durch den Schädel wirklich nothwendig, woher dann jenes fürchterliche Getümmel, welches folchen Kran- ken fo äufserft läftig ift, die mit unbefchädigter Em- ° pfindung der Gehörnerven, die Trepanation des Schä- dels, des Zitzenfortfatzes und dergl. aushalten? Diefe Operation wird ja nur’ da unternommen, wo die Knochen vorläufig entblöfst, alles Gefünls beraubt, oder gar cariös find; und wo folglich ihre vormalige Ver- bindung mit den Nerven gänzlich zerftöret ift, - Hin- gegen lälst fich meiner Meinung nach, fowohl diefe Empfindung, als auch jenes fürchterliche Krachen, welches die Herausziehung eines feftitzenden Zahns begleitet, fehr füglich aus dem Drönen der Schädel- knochen und dem dadurch bewirkten ‚Schwunge des Labyrinthwaflers herleiten, 6) End 6) Endlich wird auch diefe meine T'heorie noch _ durch diejenigen Bedingungen bekräftigt, die zur Fortpflanzung des Lautes durch den Mund und fonft durch den Kopf nothwendig find. Hieher gehöret: a) Dafs der lautende Körper mit den Knochen des Haupts entweder in unmittelbare Berührung gefetzt wird; oder doch, dafs diefe Knochen, da wo man einen folchen Körper anbringt, nicht mit einer gar zu dicken und weichen Bedeckung umbhüllet find, wodurch die Zitterung gedämpft werden kann, ehe fie den Schädel erreicht. — Dahero verfpüret man das Schlagen einer Uhr nicht, wenn fie gegeneine weiche Balggefchwulft und dergl. aın Kopfe angehalten wird, b) Dafs die Knochen des Haupts ihre natürliche Härte befitzen, und mit einander in genauer Verbin- dung ftehen. Daher ift der Eindruck fchwächer, ‘wenn man die Uhr gegen den Unterkiefer hält, weil diefer mit den übrigen Knochen durch ein bewegliches Ge- jenk verbunden ift, daher wird ihr Schlagen nach und nach undeutlich, fo wie fie tiefer am Halfe herunter- gerückt wird; daher können auch kleine Kinder und andere, deren Hauptknochen (wegen Wifferfucht des Kopfs, Rachitis und dergl.) noch nicht zufammenge- wachfen find, den Eindruck der lautenden Körper nicht fo deutlich veıfpüren, als Erwachfene; daher ift das Ohr gegen "jedes Getöfe, welches an einen wak- %kelnden Zahn hingeleitet wird, unempfindlich, _. €) Dafs der Gehörnerve (Nervus acuflicus) feine Fmpfindungsfähigkeit befitze. In der Organifation des Ohres ift dies die einzige welentliche Bedingung: Ich 176 ! — f Ich habe Kranke gefehen, die beträchtliche Gefehwäl- fte in den Mandeln (Amygdalae) hatten, wodurch die Verrichtung der Euftachifchen Trompete verhindert wurde. Alle folche Menfchen waren fehrfchwerhörend, demohngeachtet empfanden fie aber einen ftarken Ein- druck von dem Schlagen der Uhr, wenn diefe gegen die Zähne des Oberkiefers angehalten wurde. Und dies it auch der Fall, wo die Taubheit aus einem Fehler in dem äufseren Gehörgang oder in der Pauke herrühret. Dies waren die Gründe, worauf meine Theorie über diefen Gegenftand fich ftützt. Dahingegen finde ich nichts, wodurch jene Aeufserung des Herrn Köllners bekräftigt werden kann. Fs kommt mir vor, dafs diefe eine allzu grofse Aehnlichkeit mit der: veralteten Hypo- thefe habe, die man erdachte, um zu erklären: warum taubgebohrne Kinder immer ftumm bleiben, Man wollte fichnemlich nicht mit der einfachen Wahr- heit begnügen laffen, dafs der Menfch nur durch blo- ' fses Nachahmen, wozu das Gehör nothwendig ift, Sprechen lerne, man nahm lieber feine Zuflucht zu ‚einer Nervenverbindung zwifchen der Zunge und den Ohren (durch den ramum lingualem quinti paris und den nervum facialem), und glaubte fo den Knoten auf- gelöft zu haben, Endlich erfuhr man doch, dafs auch diefer Glaube getäufcht hatte, und folchermaafsen hoffte man in manchen Fällen fich der Wahrheit ge- nähert zu haben, gerade in dem Augenblick, da man ihre Fufsftapfen verliefs. Ich — 177 Ich würde mich in diefen meinen Betrachtüngen kürzer gefafst haben, wenn der hier erwogne Gegen- ftand ganz fpecula:iv wäre, und auf die Ausübung der Heilkunft keinen merklichen Einfluls hätte. Da ich aber anderswo ») gezeigt habe , wie wir, falls meine Theorie richtig ift, durch Beyhülfe eines lautenden Körpers, welcher an die Zähne des Oberkiefers ange- halten wird, uns eine zuverlälfigere Gewifsheit von der nächften Urfache einiger Arten der Taubheit, “deren Welen fonft unergründlich ift, verfchaffen können; . und da hingegen die Hypothefe des Herrn Köllners gröfstentheils den Grund zernichtet, worauf ich diele ‚Hoffnung bauete; fo hiclt ich es für Pficht, meine Gründe fo ausführlich darzuftellen. Vielleicht liefse fich noch einige Aufklärung über diefen Gegenftand hoffen, wenn man die eigenthüm- ‚liche Fähigkeit der verfchiedenen feften Körper zur Fortpflanzung des Schalles, fo weit möglich, genauer befimmt hätte. Mein Freund, der Afleffor Rafn, und ich ftellten zu dem Ende folgenden Verfuch an: Wir nahmen einen gewundenen flachfenen Faden, befefligten das eine Ende deffelben in freyer Luft an ‘einen hölzernen Pfahl, und knüpften dafelbft einen filbernen Eislöffel an den Faden an, Nunmehr ent- fernten wir uns ohngefähr 3c0 Ellen von dem Pfahle, wickelten das freye Ende des Fadens um einen Finger herum, und drückten diefen in den äufseren Gehör- ' gang, oder biflen den Faden mit den Zähnen feft. Als- „ 9) Betrachtungen über die fogenannte JofferfcheOperation in Pr. Tode’s Arzneykundigen Annalen, ıztem Heft, S.27- IN Alsdann fpannten‘wir"den Faden, fo weit möglich, an, und hiefsen einer? Gehülfen mit einem elfenbeinernen Stecken den angebundenen Löffel anichlagen, Hatten wir unterdeflen beide Ohren mit, den Fingern zuge» ftopft, fo Ipürten wir beym Anichlagen des Löffels nicht-die geringfte Empfindung durch die‘ wellenför- mige Bewegung dar Luft; durch den Faden hingegen empfanden wir einen fehr ftarken Eindruck eines dum- pfigen Schalles, gleichlam als ob mit einer grofßsen - Glocke geläutet wurde.” Liefsen wir ‚das eine Ohr offen, fo_war der Klang des Löffeis durch diefen freyen Gehörgang noch kenntlich, es war uns aber auffallend, dafs der flärkere Schall durch den Faden alsdann falt eine Seeunde früher den Gehörnerven aflicirte. Der Eindruck war üdrigens immer fchwächer, wenn wir auf angeführte Art den Faden zwifchen den Zähnen fefthielten, Nahmen wir anftatt des flachfenen einen meflingenen Faden, fo war immer die Wirkung des Schalles heftiger. T. Aus diefem Verfuche ift es einleuchtend, wie aufserordentlich fähig fefte elaftifche Körper find, einen Schall fortzupflanzen, Fs gefchichet diefe Fortpflan- zung weit fchneeller, mit ftärkerm Nachdruck, und wahrfcheinlich bis in eine grölsere Ferne durch einen einfachen Faden, als durch die Luft, ganz nach dem verfchiedenen Grade ihrer Elafticität. Sollte man alfo. ’ noch bezweifeln können, dafs die ‚Knochen des Schä- dels durch diefe todte Kraft jene Wirkung in dem lebendigen Körper wirklich hervorbringen ? Es ne . 379 Es wird mich freuen, wenn. der Herr Köllner und andere fcharflinnige Gelehrte diefen Verfuch und meine übrigen Gründe ihrer Aufmerkfamkeit wür« digen. Beobachtungen und Verfüche über" das Vermögen der Galle; die Verdauung zu bewirken (digefive powers of the bile), von Eaglesfield Smith, M.D. und Mitglied der Gefellfchaft zur Aufmun- “steräng der Künfte, Manufacturen u. dgl, aus dem European Magazine for June 1797. überfetzt i von gertn Joh. Baptift Bonzel, h der A, Cand. zu Jena, ’ ; Ir Anfange des jetzigen Krieges beforgte ich einen Kranken, der 'an der Gelbfücht. litt, die wir einer Wunde aufeirieben, welche er in der Leber. bekom« "men hatte, Sein Stahlgang war‘ weils, durchs Er- brechen wurde keine Galle ausgeleert, doch der Appetit war eben fo gut als vor der Krankheit, allein feine “i 1 . Dauungs- 180 — Dauungskraft war fehr geftört, fo dafs alles, wag er als, es mochte feyn was es wollte, ftatt in einen ge- funden Milchfaft verwandelt zu werden, in Gährung überging. Dies erregte Auftreibung des Magens, Kopfweh, und nicht felten Erbrechen. x . Da die gewöhnlichen Mittel dem Kranken keine Erleichterung verfchafften, und er täglich an Kräften abnahm , fo verfuchte ich es, ihm’innerlich , als ein Palliativmittel, täglich Galle von andern Thieren zu geben, weil mir alle Symptome.der Unverdaulichkeit von einem Mangel diefer fich fonft in den Magen er- giefsenden Flüfigkeit herzurühren fchienen.. Ich liefs ihn daher eine halbe Unze Galle 'von einem frifch geichlachteten Schafe in zwey Unzen Waffer nach einem mälsigen Mittagsmahle nehmen. Dies beför- derte die Verdauung und gab dem Kranken auf eine Zeitlang den Stand feiner vorigen Gelundheit zurück. Da diefer Verfuch fo gut gelungen war, fo wurde ernoch verfchiedenemale wiederholt, wodurch ich den Kranken fo lange erhielt, ‚bis die Verhinderung des Ueberganges der Galle in den Magen glücklich geho- ben war. Dies veranlafste mich, folgende Verfuche anzuftellen, um mich von der die Verdauung bewir- kenden Kraft der Leberfecretion ganz zu überzengen. Es if eine allgemein angenommene Meinung, die fich auf die von Spallanzani und andern angeltellten Verfuche flützt, dafs die Verdauung von der auflöfen- den Kraft des Magenfaftes abhange, der von der innera Oberfläche der Magenhäute, und bey Thieren, deren Magen = \ BU ‚agı Magen aus flarken Mufkelfafern befteht, wie bey Hühnerh‘, im Oelophagus fecernitt wird, u6w Er(ter Verfuch deh that einige Gerftenkörner (die jedoch worher 'zerftolsen waren, um defto genauer mit einer Plüfig« keit in Berührung (in Contact) kommen zu können, ) in zwey zinnerne Röhren, welche an beiden Enden “offen undin der Mitte mit kleinen Löcherchen ver+ Sehen wareiı. Diefe Röhren befeitigte ich an Bind- fäden, und fiels fie hinunter in den Oefophagus eines | jungen Hahns bis an den mufculöfen Mägen; befe- figte darauf den heraushängenden Bindfaden am Schnabel, und liefs.den Hahn zwölf Stunden in diefem _ Zuftande, Während diefer Zeit hatte die in den ein- gebrachten Röhren eingefchloffene Geifte wegen des eingelogenen Saftes des Oelophagus [ehr am Gewichte zugenommen. Es fchien indeffen keine Verdauung vor fich gegangen zu feyn, auch war die Gerfte gar nicht mit Galle gefärbt, und ganz unfchmackhaft Cinfipid). 5 ‚Mir deucht, es ift hinlänglich bewiefen, und alls gemein angenommen, dafs die hornartige Subftanz, die inwendig den Magen diefer Thiere ‚bekleidet, wenig oder gar nichts (ecernirt; und dock finden wie das genoffene Futter; ehe es aus dem Magen in die „Därme geht, gänzlich verändert; Sowohl feiner Con« iftenz als feiner Farbe nach: es wird nemilich zu einer ‚Flüffigkeit von einer gelblichgrauen Farbe, ünd von bitterm Gelchmacke. Ich babe diefen Verluch auch Arch. fs d, Phyfiol. III Bd, I1,Hefws N un 2 182 — an andern Vögeln gemacht, als, an Puterhünern, Tauben und dergleichen, \ Zweyter Verfuch. Ich nahm zwey Quenten gefottenes und gehacktes_ Kalbfleifch, that es in eine zinnerne Röhre von der vorher befchriebenen Art, Diefe ftiefs ich einer Eule ‚in die Speiferöhre hinab, und befefligte fie mittelft eines Bindfadens am Schnabel, damit fie nicht in den Magen kommen follte. Nach vierzehn Stunden hatte das Fleifeh nichts am Gewichte verlohren, fondern wegen des eing fogen n Speiferöhrenfaftes vielmehr daran zugenommen; auch hatte es, da diefer Saft felbft nur fade (infipid) fchmeckt, keinen befonderen Gefchmack angenommen. Ich that alfo das Fleifch wieder in die Röhre, die ich run bis in den Magen hinunter ftiefs, doch fo, dafs fie nichtbisan den Boden deffelben herabging, um fie nieht mit der Galle in Berührung zu bringen, welche bey allen Thieren ins- gemein den Boden des Magens einnimmt. Nach ' vierzehn Stunden war nicht die mindefte Veränderung vorgegangen, auch war kein befonderer Geruch zu bemerken. Dritter Verfuch. In eben die zinnerne Röhre, womit ieh‘den vori- ‘gen Ver(uch gemacht hatte, that ich zwey Drachmen gefottenes Kalbfleifch, und brachte es der nemlichen Eule wieder bey, doch fo,!dafs es nun/den Boden des , Magens erreichte. "Als ichs nach fünf Stunden wieder ° heraus- > * —— ’ 233 "herauszog, fand fich, dafs es die Hälfte am Gewichte ver- lohren hatte, ind der in feiner ganzen Confiftenz ver* änderte Reit hatte eine weifse Farbe angenommen, und war in eine Art von Etey verwandelt, der wegen der Galle, womit er durchdrungen war, äufserft bitter fchmeckte. Diefen Brey brachte iclf mittelft der Röhre zum zweytenmale hinab. Nach zwey Stunden, als ich fie wieder herauszog, fand ich fie ganz leer. Diefen Verfuch habe ich mit dem nemlichen Erfolg mehrmals an Eulen, Krähen und andern Raubvögeln angeftellt, Vierter Verfuch Ich hatte Gelegenheit an einigen Schaafen, welche gefchlachtet werden follten , folgenden Verfuch zu machen, Ich füllte mit zerftofsenen ‚Pflanzenblättern zinnerne Röhren an , welche wie die oben befchrie« benen beichaffen waren. Einem diefer Schaafe gab ich fechs folcher Röhren, und zwat in verfchiedenen Zeiträumen, damit fie nicht alle, wenn das Thier ge- fchlachtet würde, bis in den letzten Magen gekominen, feyn möchten. Als das Schaaf nach fieben Stunden gefchlachtet wurde, fand ich eine Röhre im Zwölffin- gerdarme, und zwey am Boden des vierten. Magens ganz leer, In einer, die noch nicht lange dutch den ‚Magenmund des vierten Magens gedrungen zu feyn fehien, war kaum eine Veränderung vorgegangen, denn das, was darin enthalten war, hatte weder einen ausgezeichneten Geruch, nochGefchmack angenommen, aber eine Menge Magenfaft eingelogen, Die zwey Na übrla 184 no — übrigen Röhren waren nicht fo weit gegangen, als die obigen, und ‘fchienen nicht im 'mindeften verän- dert, aufser dafs fie durchs Kauen ein wenig gequetfcht waren (were a little bruifed with chewing). Seitdem habe ich diefen Verfuch fat mit eben dem Erfolge mehrmals gemacht. Die.Röhren , die mit der Galle, welche am Boden des letzten Magens immer in grolser "Menge gefunden wird‘, in Berührung kamen ‚wurden meift leer gefunden, oder wenn ja was darin ‚war, fo war es in einen weichen graulichen fehr bitter fchme- E% ckenden Brey verwandelt. Fünfter Verfuch Um zu fehen, ob Thiere bey unterbundenen Gallengängen noch zu verdauen im Stande find, habe ich folgende Verfuche an Fröfchen angeltellt, weil - kaltblütige Thiere zu meinem Zwecke befonders- ger fchickt zu feyn fchienen , indem fie ein weit zäheres Leben haben, als warmblütige, und ihre innern Höhlen, wenn fie geöffnet werden, weit weniger zur Entzündung. geneigt find. An verfchiedenen Fröfchen, die ich geöffnet hatte, unterband ich den Gang , der die Galle in den Zwölf- fingerdarm erg’elst, in einer Entfernung von ungefähr einem Drittelzoll vom. Pförtner; nähete darauf die Wunden wieder zu, und liefs ihnen einige Zeit, fich wieder Zu erholen, wobey.ich fie mit’ Infecten und kleingehackten Regenwürmern fütterte. Zwey Tage nachher öffnete ich den Magen von zwey Fröfchen, und fand nicht den geringften Anfehein von Ver- dauung. dauung. Die Saugadern fchienen zwar einigermafsen hie und da auf ein Stückchen Regenwurm gewürkt zu haben; allein das war doch fo unbedeutend, dafs man es kaum bemerken konnte. ‚Die übrigen Frölche für- terte ich mit Galle von andern Fröfchen, die’ ich zu dem Ende getödtet hatte, und fand die Erfcheinungen ganz verfchieden, als ich fie nach zwölf Stunden , öffnete; denn die Mägen waren ganz leer, und es war nichts übrig geblieben als die Flügel der Infecten. In Anfehung der Gefundheit diefer Thiere, woran die Operation gemacht war, konnte ich keineVeränderung wahrnehmen; indem in den Magen gebrachte Milch coagulirte. fo wie im gefunden Zuftande diefer Ca- vität. Diefer Verfuch fchlug wir den Sommer hin- durch, wo die Fröfche den höchfien Grad von Reiz- barkeit oder Lebenskraft erreicht haben, nie fehl, Sechster Verfuch. Um die Dauungskraft der Galle aufser dem thieri- fchen Körper zu unterfuchen, und zu fehen, wie fie - fich hierin gegen die des Magenfaftes verhalte,” that ich zwey Drachmen gelottenes Rindfleifch, das ge- hackt war, um demfelben mehr Berührungspuncte zu geben, in zinnerne Röhren nach obiger Art. Diefe Röhren brachte ich in die Galle eines ftifchgefchlach- teten Schaafes, die vorher mit Wafler verdünnt war, um fie zum Eindringen in die Löcher der Röhre ge- fchickter zu machen. Die nemliche Menge Fleifch legte ich in den Speiferöhrenfaft von Hühnern, und eben fo viel in den aus dem untern Theile der Speife- röhre, = a ‘yühre von Krähen fecernirten Saft, den ich mir durch Schwämmchen verichafft hatte, und an welchen ich weder einen befondern Gel hmack, noch eine Farbe bemerken konnte, weil er nicht im mindeften mit Galle vermifcht war, Zu gleicher Zeit that ich auch eben fo viel Rindfleifch in Wafler, und gab allem zufammen einen Wärmegrad, der dem unfers Körpers gleich ift. Nach vierzehn Stunden fand ich, dafs das in Galle gelegte Rindfeilch die Hälfte des Gewichtes verlohren, und der Deberreft davon feine Confiftenz ganz abgeändert hatte, und in einen weilsen Brey mit füfsliehbitterm Gefchmacke verwandelt war. _Hin- gegen’war'das in die andern Flüfigkeiten gebrachte Fleifch nicht im mindeften verändert, weder an Ge- wicht, noch Farbe, noch Confiftenz. Diefen Ver- fuch habe ich auf verfchiedene Art, und immer mit dem nemli-hen Erfolg, fowohl mit Pflanzen als mit Fleifchfpeifen, angeftellt, Aus diefen Verfüchen 'erhellet nun hinlänglich, dafs nicht der Magenfaft, fondern die Galle bey Thie- ren die Verdauung bewürkt; dach leugne ich es nicht, dafs die There eine gweraume Zeit leben’ können, ohne dafs der Galle der Zugang in den-Magen offen fteht, wie diefes der Fall bey .der Gelbfucht if. Schon ducch die einfaugenden Gefäfse allein kann Futter, nachdem es vorher gehörig gekaut ift, verzehrt wer- den; wie dies auch häufig bey fremden Subftanzen der Fall it, die auf irgend eine Weife in eine Cavität des menfchlichen Körpers gekommen find, Thiere können ‚Wochen lang durch Klyftiere erhalten werden. In . BEE 187 In: Frankreich. und Italien hat man die Galle hereits ı längft als ein Magenftärkendes Mittel bey einer fchwa- chen Verdauung heilfam gefunden; auch ich habe-lie in vielen Fällen bey Leuten, die nach einer flarken Mahlzeit fich unbehaglich und befchwert fühlten, mit fichtbarer Erleichterung angewandt. Wahrfcheinlich ' haben falfche Grundfätze von Delicateffe die Galle aufser Gebrauch gefetzt, ungeachtet wol kein anderes Mittel mit eben fo gutem Erfolge ihre Stelle vertreten wird, Bey verfchiedenen weniger civilifirten Nationen, wo viel Fleifchnahrung gebräuchlich ift, wird. die Galle fogar als ein Artikel desLuxus betrachtet. (Siehe Lobo’s Reife nach Abyflinien.) Man hat diefer Flüf- üigkeit, wiewohl die fie fecernirende Leber bey den meiften Thieren das gröfste Eingeweide ausmacht, nicht einmal einen -hinlänglichen reellen Nutzen zu- gefteben wollen; und doch ift uns kein Thier bekannt, dem die Leber mangelte. Vielmehr giebt es verlchie- dene Raubfifche, bey denen fich Sogar die Galle unmit- telbar in die Höhle des Magens ergielst. Zudem ift uns kein Beyfpiel bekannt, wo in irgend einem Thiere Ver- dauung ftattgefunden hätte, ehe das genoflene Futter den Boden des Magens errsicht batte, und mit der Galle in Berührung gekommen war, Dies ift nicht nur der Fall bey Menfchen und andern Thieren, die blos von Fleifch leben, fondern auch in Kälbermagen finden wir die coagulirte Milch nur in dem Verhält- niffe verdaut, wie fie im vierten Magen oder in dem Zwölffingerdarm mit der Galle gemiicht worden, Bey . Schlangen und einigen Fifchen, die ihr Futter ganz Vver- 1 sg K, N — verfchlingen, finden wir,,dafs derfelbe gar keine Ver. änderung erleidet, aufser in dem Theile des Magens, ‚der zunächft an den Boden gränzt; und bey näherer Unterfuchung ihres Magens finden wir in Anfehung der Oberfläche gar keinen Unterfchied, weder in den "obern noch untern Theilen deffelben;; auch fcheint die darin abgefonderte Flülfigkeit, wenn man fie heraüs- prefst, in allen Theilen deffelben von einerley Be- fchaffenheit zu feyn, nemlich ohne Farbe und ‘von tadem Gefchmacke (infipid). Galle hat zugleich die Eigenfchaft, thierifche Oele mit Wafler zu-vermilchen, und wird deswegen bey Färbern häufig dazu gebraucht, vor dem Färben das Fett aus der Wolle zu bringen, Meiner Meinung nach befördert eben dies Aflimilations* vermögen derfelben auch die Verdauung, Ich finde, dafs keiner der Verfuche, die Spal- lanzani und ] Hunter angeltellt haben, mit.dieier Theorie. im Widerfpruche ftchet, m —— , Er Et Wo ale über die fenfible Atmofphäre der Nerven, von D, Carl Asmund Rudolphi. Tore tedlichen Phyfiologen, fo wie einem jeden, der eine Wiffenfchaft aufrichtig liebt, und fie alfo nieht einzig deswegen treibt; um fich durch fie vergöttert 2 re ler zu fehen, kommt es var auf Wahrheit an. Obaher ein Hallerfcher’oder ein Darwinfcher Satz wahr fey, dies mufs mir gleichgültig feyn, ich mufs jedem be» reitwillig folgen, wenn ich feine Gründe gültig finde, Alles, was wir in der Phyfiologie wiffen, ift Gemein- gut, es gehört nicht einzelnen an, die nur darüber wachen, dafs weder‘ Körner nach. Spreuen davon ge- nommen werden, Und doch fcheint es oft fo, als wenn diefer oder jener Satz, diefe oder jene Theorie einem einzelnen zugehörte, der auf Tod oder Leben dafür kämpft, ‘und aut cum eo, aut in eo, ausruft, Wenn ich eine Antikenfammlung befälse, und mich nicht einzig begnügte, eine Menge Schaslen, Ca- meen u f. w, zu befitzen, fondern in den Geift der Alten und ihrer Kun einzudringen fuchte, fo ‚müfste es mich nicht fcehmerzen, wenn mir jemand in meiner Sammlung eine Copie zeigte, und wenn ich fie felbft entdeckte; es mülste mich freuen, das Falfche vom Guten fondern zu können : im würklichen Leben ift es_ gewöhnlich anders, und der Antikenfammler wirft oft einen tödtlichen Hafsauf den, welcher ihm zuruft; Freund! dies Srück if nicht ächt. Solche Antiken- fammler find viele Phyfiologen, und bitter und heftig ftreiten fie über Sätze, deren die Nachwelt in der Folge höchftens in den Bibliotheken gedenkt, O' neunzehntes Jahrhundert, lafs doch ‘nie wieder eine - folche Animofität anfkommen! — Dies als Eingang zu nachflehender kleinen Abhandlung ; habe ich Recht "in meinen Behauptungen, fo hoffe ich fie mit Ber feheidenheit vorgetragen zu haben, und habe ich r Un. 190 nn R \ Unrecht, fo werde ich um fo leichter Entfehuldigung finden. EN an Es ift die alltäglichfte Erfahrung von der Welt, dafs jede Berührung der Haut eine Empfindung ver- urfacht. Da nun aber — fo weit unfre Erfahrung reicht — jede Empfindung im thierifchen Körper Nerven vorausfetzt, fo ift der Schlufs fehr natürlich, dafs die Haut fehr reich an Nerven feyn mtifle. Jeder, der fich das Vergnügen gemacht hat, die Veräftelun- gen eines Hautnerven recht weit zu verfolgen, fieht auch, wie viele Nervenfäden fich in einen geringen Fleck der Haut verbreiten. Wenn er auf der andern Seite aber eine glückliche Ausfprützung derSaugadern oder Blutgefäfse der Haut betrachtet, wird er doch leicht von dem irrigen Gedanken, in jedem Punct der Haut Nerven anzunehmen, entfernt bleiben. Finde ich alfo in dem Zellgewebe der Haut Arterien, Venen, Saugadern und Nerven in reichlicher Anzahl; fehe ich, dafs überall Empfinden, Einfaugen, Ausdünften ftatt- findet, dafs bey jedem Stich in die Haut ein Bluts- "tropfen hervorquilit: fo werde ich ohngefähr ein Fünf- theil der Haut den Arterien, eben fo viel den Venen, fo wie den Saugadern und den Nerven beylegen, und etwas mehr als ein Fünftheil bliebe vielleicht für das ‚Zellgewebe zurück, dafs alle jene Theile verbindet, und {o mit ihnen gemeinfchaftlich die Haut ausmacht. Weniger als ein Fünftheil möchte ich nicht gerne für die Hautnerven beflimmen,,da doch wol alle Reifer- chen der Arterien, Venen und Saugadern fo gut ihre Nervenfäferchen bekommen, als gröfsere Fäden ftär- kere tur y FT un 9% kere Aefte von jenen verforgen. Die Nerven der Haut- wärzchen kommen noch. überdies in Betrachtung, Wenn nun alfo die Hau:nerven fo zahlreich find, und alle Theile der Haut innig mit einander verbunden find, fo mufs ja natürlich auf jede Berührung der Haut eine Empfindung erfolgen. Ich berühre fie mit. einer Nadel: entweder treffe ich eine Stelle, wo grade ein Nerve liegt, und folcher Stellen. find ja unzählige, oder jene Berührung reizt das benachbarte Nervenfä- ferchen durch den Druck, den der getroffene Theil ‚erlitt, und der fich natürlich verbreiten mufste, Aufser- dem wirkt ja die Berührung eines Punetes auf alle ihm zunächft liegenden Puncte, alfo nichtj allein auf die ihm rechts oder links, Sondern auch auf die unter ihm liegenden... Was hier von. der Haut gefagt ift, ‚gilt ceteris. paribus auch von andern Theilen, in Anfehung ihrer Empfindung, Die Blutgefäfse eines Theils, z. B. der grade an einer Congeftion leidet, find ftark vom Blut ausgedehnt, hierdurch müflen ja wol die Nerven, welehe in den Wänden der Blutgefäfse befindlich find, ofhcirt werden, und eben fo alle übrige Nerven diefes Thbeils, nicht allein durch den mechanifchen Druck der ftärker angefüllten Gefäfse auf fie, (fondern weil auch jetst mehr Blut zu den Nerven felbft ftrömt, grade wie ein Nerve auf die entgegengefetzte Art lei- den muls, wenn wenig oder gar kein Klut zu ihm kömmt, wodurch manches bey den Entzündungen, von dem Nutzen der Ad* .uffe u. f. w. deutlich wird; ı denn die zahlreichen Blutgefäfse der Nerven wird ge- wifs 92 —— { wils keiner für überflüig halten. Eben fo leicht laffen fich die fogenannten Knochenfchmerzen erklä- ren. Entweder der Knochen felbit ift angefchwollen, - und reizt die benachbarten Theile, wo man denn irri- ger Weile den Schmerz derfelben im Knochen fucht; oder die Blutgefälse des Knochens und der Beinhaut find in einem krankhaften Zuftande, und dadurch wiederum ihre Nerven; oder endlich die Nerven, die zu den Gefäfsen des Knochens und der Beinhaut ge- hen, find fonft in irgend einem gereizten und kränk- lichen Zuflande, indem die Nerven, aus denen fie entfprüngen, primario afficirt waren. Denn dafs das parenchyma des Knochens und (eine Erde im. krank- haften Zuftande eben fo unempfindlich bleiben mufs, als im gefunden, kann durchaus keinem Zweifel un- terworfen feyn. Allenthalben’ aber, wo Blutgefäfse laufen, find auch Nerven, und diefe, fie mögen fo “ fein feyn, wie fie wollen, find empfindlich. Wenn wir diefen lezten Satz nicht vergeffen, wie er doch wirklich vergeffen zu werden fcheint, werden wir der nervenlofen Theile fehr wenige haben; ich baue aber auch um fo mehr auf diefe Nerven der Blutgefäfse, da wir ja noch nicht wiffen, ob nicht bey weitem die mehrften Nerven aller Theile BEpEHURBÄAR zu den Blutgefäfsen gehen, Wird nun alfo ein Reiz an irgend einen Theil angebracht, ein Reiz, verfteht fich, der ftark genug it, eineEmpfindung hervorzubringen, fo mufs er fie auch hervorlocken, indem entweder gradezu ein Nerve af- ficirt wird, oder durch Fortpflanzung diefes Reizes die el" > 2 In UL > Do ee ac BEN re ‘die Nerven der nächften Theile in Thätiekeit geferzt werden. Der Fall, wo wir in einer ftarken Diftraction . einen applicirten Reiz nicht bemerken, kann natür- lich nicht dagegen ftreiten, hier ift im Grunde der Reiz nicht ftark genug, eine Empfindung hervorzu«- locken; hieher gehören auch die heimlichen Entzün- düngen, wo man nach dem Tode erit Folgen einer Carditis u.Lw bemerkte, män achtete entwedernicht genug auf den unbedeutenden Schmerz, ‘oder man ward durch gröfßsere Leiden von ihm abgezogen, Der Fall hingegen, wo ein Theil in völliger Apathie ift, oder der gegebne Reiz fo heftig würkt, dafs er das Empfindungsvermögen des von ihm angegriffenen Theils zugleich aufhebt, ‘gehört gar nicht hiener. Mir fcheint diefe eißfache Idee der Fortpflanzung völlig hinreichend, die Empfindungen-zu erklären, die auf den Reiz eines nervenlofen Theils folgen. Nahe an dem angebrachten Reiz ift die Empfindung ftark; je weiter jener fich fortpflanzt, um fo fchwächer wird diefe, grade’ wie die Flamme in der Nähe brennt und verzehrt, in einiger Entfernung wärmt, und in einer gröfseren gar nicht vom Gefühl bemerkt wird, Der Reiz mag nun übrigens mechanifch oder chemilch feyn, in beiden Fällen kann er lich fo zum Nerven fortpflanzen, und ich werde in der Folge noch. auf mehrere Beyfpiele kommen, z, B, auf die Reizung "der Zalnnerven. h Einer unfrer erften Phyfiologen, der Herr Profeffor Reil, hat, wie bekannt, eine andere Erklärungsart vorgefchlagen, indem er annimmt, dafs nicht blos die un- unmittelbaren Berührungen der Nerven, fondern auch. die, welche in ihrer Nähe gefchehen, vom’ Seelen- organ wahrgenommen werden. Dielen Satz "drückt Herr von Humboldt *) folgendermafsen aus: „Man ‚kann fich um jeden Nery, wie umeinen magnetilchen Stab, eine punctirte Linie denken, welche den fen- fiblen und reizenden Würkungskreis deflelben bezeich- net. Er glaubt fogar diele Hypothefe zur finnlichen Evidenz gebracht zu haben.» Es fey mir erlaubt, feine Gründe für diefe fenfible Atmofphäre der Nerven et- was näher zu beleuchten. Wenn beym Galvanifiren eines lebhaften Frofches der präparirteSchenkelnerve quer durchfchnitten ward, und die durchfchnittenen Enden deffelben bis auf # ‚Linien von einander entfernt waren, fo entflanden Mulkelbewegungen, wenn die Armatur durch. einen heterogenen metallifchen Leiter mit einem der beiden Nervenenden -verbunden ward. Eben fo gelang es dem Herrn vonHumboldt bey folgendem Verfuche, Mufkelbewegungen hervorzubringen : der Nerve des Frofchfchenkels lag mit feinem abgefchnittenen Ende auf einer Zinkplatte, auf welcher der eine Arm der Jilbernen Pincette ftand, den andern Arm derfelben' ümwickelte er an der Spitze mit fr.(chem Mufkelflei- fche, und bewegte ihn fo nach dem Frofchfchenkel, wie er aber noch mit dem Mufkeltieilche $ Linien weit *%) Verfuche über die gereizteMufkel- und Nervenfafer, r.B, Pofen und Berlin 1797. 8. Ss 218. Ueberhaupt lefe man in diefer Rücklicht $. 213-243. und $,483. und folgg. ferner 5. 86. > Ar un Dane EEE RR r ————n 195 weit vom Frofchfchenkel entfernt war, entftanden fchon in diefem lebhafte Zuckungen. Je mehr aber die Erregbarkeit des Frofchfehenkels abnahm, delta kleiner mufste der Abftand feyn, nach vier bis fünf Minuten hörten alle Zuckungen bey diefem Experi- ment auf. Er glaubt, in diefen und ähnlichen Fällen, wo der galvanifche Reiz fchon aus einiger Entfernung auf die Nerven würkte‘, die fenfible Athmofphäre def- felben bewielen zu haben ; fo fehr ich aber fonft auch den Scharffinn des Herrn von Humboldt bewun- dere, fehe ich hier doch keinen Grund, feiner Mei- nung beyzutreten. Warum foll ich nicht das weit einfachere annehmen, dafs nemlich das galvanifche Fiuidum, nicht blos bey unmittelbar opplicirtem Lei- ter, Sondern auch fchon in einiger Entfernung, diefes Leiters vom Nerven, denfelben, wenn er nur reizbar genug ift, afficiren oder in ihn ftrömen und fo Mufkel- bewegungen hervorlocken kann? Wenn eine Flamme in einiger Entfernung von meiner Hand fie erwärmt, will ich dies auch dem fenfiblen Würkungskreife oder nicht lieber der fich bis dahin erftreckenden Kraft des Feuers beymeffen? Dafs ein mechanifcher Reiz nicht aus der Ferne auf meine Nerven würkt, verfteht fich von felbft, aber warum ? Weil von dem mechanifch- reizenden Körper nichts zu ihnen ftrömt. Daher auch, wenn Herr von Humboldt zwifchen die durchge- 'fehnittenen Nervenenden eine Glasfcheibe brachte ‚fo entftanden jene Mufkelzuckungen nicht; die Diftanz, der Neryenenden yon einander blieb die nemliche, im > 196 — im Netven konnte dadurch wol keliik Vers änderung, vorgehen, allein von'dem Leiter konnte jetzt das gal- vanifche Fluidum nicht frey durch beide Nervenftücke ftrömen, oder der Strom des. gälvanifchen Fluidums war durch das Glas unterbrochen. h Wenn derfelbe Verfaffer ferner (S. 213.) RN dafs das allmälige Schwinden des fenfiblen Würkungs- kreifes eines Nerven eine der auffallendften Etfchei- nungen in der belebten Natur fey, fo muls ich ge= ı Steben, dafs ich nichts auffallendes in diefem Phäno- men finde. Das galvanifche Fluidum ftrömte aus der - Ferne (in einer Diftanz von $ Linien )5 allo wahr- fcheinlich nur fchwach, wenigftens nicht fo flark, als wenn der Leiter unmittelbar applicirt war, zu dem Nerven hin, und wenn diefer reizbar genug war, ent- flanden Mufkelbewegungen, Naelr kurzer Zeit war „diefer Reiz dem Nerven fo habituell geworden, oder er warikm nicht mehr ftark genug, es mulste allo ein ftärkerer applicirt werden; dies gefchah, indem der Leiter näher an den Nerven gebracht ward. Herr ven Humboldt hat bey einer andern Gelegenheit ($, 198,) ‘ein Beyfpiel von einer duftenden Blume hergenom- men, das mir hier fehr pafend feheint gegen ihn felbft zu gebrauchen, ‘Von diefer Blume, fagt er nem- lich, werden die Geruchswerkzeuge in gleicher Nähe nur kurze Zeit afhicirt, fo dals wir uns ihr bald nähern müflen; wenn -wit-noch ferner ihren But bemerken ‚ wollen, Beym _ ; . Y - ? 4 y { * Ä, u 5 y ee . m . v : # n N N ! 197 Beym Schenkelnerven des Frofches fand er in leb- haften Subjecten die fogenannte fenfible Atmolphäre 3 Linien grofs; bey Mäufen, Ratten, einem Lamme und mehreren Kaninchen hingegen auf 3 Linie und weniger eingelchränkt. Bey Vögeln gelang ihm das Experiment gar nicht, wodurch er diefen Würkungs- kreis zu beweilen fucht (S. 2ı8,). Es ift allgemein bekannt, wie viel empfänglicher die Amphibien für den galvanilchen Reiz find, als die warmblütigen Thiere, und wie viel länger fie es bleiben, beionders als die Vögel, bey denen, wie ich felbft erfahren habe, der galvanifche Reiz zuweilen gleich nach dem Tode nicht mehr würkfam ift, da doch im Leben die warın- blütigen Thiere im Ganzen, d. h. gegen eine gröfsere Menge von Reizen, empfänglicher find. So gut wie einzelne Organe durch fpecifike Reize in Thätigkeit gefetzt werden, fo gut kann es auch bey einzelnen. Thieren der Fall feyn, dals fie gegen gewille Reizg empfänglicher find. Dazu bedürten fie aber keiner eignen Atmolphäre, (Dais einige Thiere längere Zeit ihre Reizbarkeit behalten, als andre, fcheint mir ziemlich leicht zw erklären. Der Einflufs der Circulation des kluts auf y _ die Würkung des Nerveniyftems ift bekannt, Eben fo ftark würkt Erichöpfung oder nur Mangel an Blut, und auf der andern Seite ( eberflufs deflelben. Nicht minder grofßs if der Einflufs der Wärme und Külte, Wenn nun, während ein Thier lebte und empfand, warmes Blut zu feinen Nerven firömte, ‘io müflen ja diefe fchon gewaltig affieirt werden, wenn ftatt des - warmen kaltes und geronnenes Blut da if, Wenn ein Arch, f. 4, Uhyfiol, Il, B, 11, Heft, o Glied Glied erfroren, das Blut alfo von ihm weggetiieben. ift, haben wir kein Gefühl darin, und fo, denke'ich mir, mufs die Reizempfänglichkeit in den Nerven der j warmblütigen Thiere auch bald nach dem Tode 'auf- hören, da fie in einer fo veränderten Temperatur find, Bey den Amphibien hingegen ilt das Blut fo fehr viel, kälter, und deswegen kann. nach dem Tode die Reiz- "barkeit am längften bleiben, fo wie fie bey den Vö- seln, deren Blut'am heifseften it, am fchnellften auf- hört. :So fterben’ Inteftinalwürmer zus warmblütigen Thieren bald in einem kältern Medium, aus kaltblü- tigen Thieren erhalten fie üch zum Theil tagelang im ‚Waßer, wie z. B. die Trieufpidaria pifeium. ) “Ich glaube alfo, dafs das galvanifche Flaidum fo gut wie das elektrifehe (wenn nicht beide eins und daffelbe, nur anders modifcirt find,) ein kräftiges Reizmittel fey, glaube aber doch auch, dafs Vorlicht . nöthig fey, um aus den Verfuchen mit Nervenftücken, mit abgeriflenen Theilen, aus Verfuchen, die nach dem Tode angeftellt werden, auf’ die Würkungsart der Nerven im Leben zu’fchliefsen. So hoch, wie einige die galvanifche Entdeckung anfchlagen, möchte ich fie (mit Monro) nicht anfchlagen; ich"glaube nicht, dafs von ihr eine neue Epoche in der Phyfiologie her- zunehmen if. Wenn ich garz. B. fehe, dafs das obenangeführte Experiment gelingt, wenn Nervenftücke vom Frofeh und der Kröte, oder vom Frofch und der Eidechfe (S. 216.) gegeneinander ‚über ‚gelegt wurden, kann ich natürlich nicht anders fchliefsen , ‚als dafs der Reiz von einen zum andern Stücke fortftrömt; von.einer den® 2 Zt h N | 199 Senfiblen Atmofphäre, die beide Nerven aus verfchie- denen Thhieren hierbey zeigen, kann ich mir durch« aus keine Idee machen. Wo foll endlich die Atmofphäre befindlich Kae 2 Um den Nerven. Der Nerve liegt ja aber im Mufkel, in den Wänden der Gefälse, im Zellgewebe u. f. w. Alle diefe Theile werden alfo in der Nachbarfchaft eines Nerven felbft zum Nerven. Denn diefe Atmo- fphäre mus doch aus einer feinen Flüffigkeit beftehen, überall alfo im Körper wäre diefes Nervenfluidum, der ganze»Körper wäre Nerve. Wir haben, wenn eine folche Atmofpbäre ftattfindet, der Nerven viel zu vie. Wenn beym Frofch die Atmofphäre $ Linien weit um den Nerven wäre, brauchte er doch wahrlich nur fehr wenige Nerven überhaupt; er hat deren aber eine ziemliche Menge, alfo Ichliefse ich auf die Nichtexiftenz eines folchen Würkungskreifes, da wir nichts Ueherflüffiges im Naturreiche finden. Derch welchen Weg follte nun auch wieder die äufsere Flüf- figkeit (d. b. welche die Atmofphäre ausmacht ) mir der in den Markfäden befindlichen correfpondiren? Doch das wäre eine der geringiten Schwierigkeiten. Zum Schluffe diefer vielleicht Schon zu langen Abhandlung über eine fo fpecielle Materie, will ich noch ein’ paar Worte über das Stumpfwerden der Zähne « herferzen. Herr von Humbold fpricht in dem ange- 2 £ führten Buche (S. 168 und folgg.) darüber, ich muls ‚aber von ibm abweichen, fo fchr ich es fonft mir zur Ehre Ichätzte, mit ihm einerley Meinung zu (eyn. Wenn eine Säure den Zahn hinlänglich lange berührt, Pain: fie leicht den Schmelz, fo wie den Kno- 02 chen- 200 Kg | chentheil des Zahns , und kann auf die in der Zahn- höhle ausgebreiteten Nerven unmittelbar würken. Herr von Humboldt fagt zwar |. c, dafs die Reizempfäng* lichkeit ‘der Nerven durch Säuren depsimirt wird, allein ein andtes ift,,ob ein in Säuren gebadeter Nerve für den Galvanifmus empfänglicher wird; ein andres, ob’ eine Säure, an den lebenden Nerven gebracht, ihn nicht reizen und von ihm ftark empfunden werden kann.. Ich möchte auch das von ihn ($. 164.) ange- führte Experiment felbfl gegen ihn anwenden, Da der Schmels und fo der ganze fefte Theil des Zahns leicht durch Säuren verdorben wird, war es ja meinem Bedünken nach ‘die wohlthätigfte Einrichtung, dafs der Nerve gleich von der Gegenwart! eines fehädlichen Reizes benachrichtigt wird, indem diefer durch den Schmelzu. £ f. zu,ihm dringt. If nun einmal der Zahnnerve empfindlich, fo mufs jede Berührung des Zahns Schmerzen hervorbringen, fo wenn die Zähne Aumpf find, fo wenn irgend Zahnfchmerzen da find. Auch hier gilt alfo die Idee der Fortpflanzung *). =) So fehr ich auch geneigt bin, meinentMeinungen zu ent- fagen, wenn mich Gründe des Gegentheils belehren: fo ge- ftehe ich es doch, dafs Herr R, mich bis jetzt noch nicht überzeugt hat, dafs die Idee eines reizbaren Würkungsktei- fes der Nerven ganz ohne Grund fey. Vorerft mufs,ich aber bemerken, dafs ich unter dem veizbaren Würkungskreis der Nerven nicht erwan ein elaftifches Fluidum verftehe, das gleich einem Heiligenfchein den Umfang der Nerven um- fchwebt, Nein; ich denke mir darunter ein Vermögen der Neıven, den an fie angränzenden Theilen, die nicht Nerye find, in einem verfchiedenen Maafs, nach ihrer verfchie- denen Capacität, Reizbarkeit und Empfindlichkeit mitzu> theilen. Wie fie dies bewerkftelligen mögen, das laffe ich völlig unentfchieden, ‘Herr R, hat die in ıneinen Exerc, auat, (Een . War 201 &nat. angeführten Gründe für meine Meinung nicht alle widerlegt, und von feinen Gegengründen trifit mich nur der crite, den ich daher auch blos allein beantworte, Die Haut, fagt er, hat viele Nerven, ein Fünftheil derfelben mag aus Nerven beftehn, Es kann alfo, auch nicht die ganze Haut, fondern nur ein Fünftheil der- ‘“felben fühien, wenn nemlich zum Fühlen eine unmittelbare Berührung des Reizes und des Nerven nothwendig ift. Doch lehrt die Erfahrung, dafs die fpitzefte Nadel in jedem Punct der Haut Empfindung erregt, Hier bleibt ‚keine an- dere Erklärung übrig, als entweder anzunehmen, dafs der nervenleere Punct auch Gefühl habe, oder dafs der Reiz fich von demfelben zum benachbarten Nerven fortpflanze.. Der erften Meinung bin ich;.der letzten Herr, Rudolphi. Die Fortpflanzung eines mechanifchen ‚Reizes kann nicht anders ‘ als mechanifch durch Druck zur Seite und unterwärts ge- fchehen. Allein der Druck einer fpitzen Nadel und der Druck eines weichen thierifchen Theils erregen fo verfchie- dene Gefühle , dafs wir fie leicht untericheiden, Wir fühlen aber immer eine fpirze Nadel, nie Einmal diefe und vier- mal einen ftumpfen Druck. Die Empfindlichkeit des fri- fchen Callus, in allen Puncten deffelben, an entblöfsten oder gebrochenen Knochen, rührt wol fihwerlich von Nerven her, die überall in demfelben gegenwärtig find. Sollte wol die Säure des unreifen Obftes beym Stumpfwerden der Zähne durch die ganze Subftanz des (oft gefunden )! Zahns dringen? Sollte fie die Empfindung des Stumpffeyns da- durch hervorbringen, dafs fie die Reizbarkeit des Zahn- “nerven erhöhte? Ich kann wenigftens diefer Meinung nicht beyflichten, fondern glaube; vielmehr, dafs durch die Säure die Oberfläche der Subftanz des Zahns aufgelockert und empfindlich werde, und dafs diefe zunächft die fpecifike Empfindung des Stumpffeyns errege, Oft find die Zahn- nerven, z.B. beym Zuhnweh, äufserft empfindlich, die Zähne fchmerzen , ‚aber fie find nicht ftumpf, Die kleine P) ungefchwängerte Gebährmutter'ift am Ende der Schwanger- fchafe vielleicht um einige hunderemal an Mafle vermehrt. Wahrfcheinlich nleht durch Zunahme der Nervenfubftanz; und doch ift fie, bey und nach der Geburt, wo nicht ı mehr, doch eben fo empfindlich als im ungefckwängerten Zuftande. Reil, m —— . Ueber / VE 302 —— |, k Ueber medicinifche Kunt und “ihre Methodologie, von RDE CE N A; Wilmans. GE D: Arzneykunde, oder beffer die medicini- - fchegKuntt (ars medica), hat zu ihrem Object den. _ menfchlichen Körper, Ihr Zweck ift, diefen fowohl ‚im Individuo, als iın ganzen Menfchengefehlecht, in feiner natürlichen Beftimmung und Lage, d.h. in feinem Gefundheitszuftande, zu erhalten, und, wenn er von diefem :nabgewichen ift, ihn wieder dahin zu-' sückzuführen; fo wie auch alles das zu entfernen, was den Krankhejtszuftand in ihm hervorbringen, oder ihn darin erhalten kann. Diefer wichtige Gegenftand der menfchlichen Be- fchäfftigung ift, befonders in neuern Zeiten, zu einer faft unüberlelibaren Mafle von Materialien ange- wachfen; fo dafs es {chon mehreren Aerzten nothwen- dig gefchienen hat, die ganze Summe medicinifcher Kenntnifle einer genauen Unterfuchung und einer fcharfen Critik zu unterwerfen, um nach diefer in der Folge ein Syftem der Theorie unferer Kunft aufbauen zu können. Um zu einer folchen Unterfuchung ein kleines Scherflein beyzutragen, habe ich es verfucht, ; den — 203 den wahren und wefentlichen Charakter diefer Kunf, ihr Unterfcheidungs- Merkmal von der Naturwilfenfehaft, und Zugleich den Stand- -punet zu beitimmen, aus welchem fie von uns angefehen werden mufs, in. der Ablicht, durch diefe Beflimmungen zu einer richtigen und jenem Charakter angemefl.nen Methode in derfelben zu gelangen. Est hier nicht meine Abficht, etwas vollfändig Fearbeitetes und Durchgeführtes zu liefern, fondern ich will ner einen Verfuch machen, die wefentlichffen Gelichtspuncte und Anfichtsarten fowohl in der Heil- kunit überhaupt, als auch in ihren verfchiedenen Zwei- gen, dem Zweck diefer Kunft mehr angemeflen zu be- fimmen, "um fo auch zugleich jedem diefer Zweige feine wahre und einzig mögliche Stelle im Syftem an- weifen zu können. Der Inhalt diefer ERDE be- ‚ Schränkt fich deswegen 7) auf einige allgemeinere Bemerkungen über. die * Naturwiffenfchaft- und die. medicinifche Kunft überhaupt, zur Beftimmung der: wahren. Natur von beiden, und ihres in diefer gegründeten Ver- hältnifles zu einander, , 2) auf einige Ideen zu einer aus ihrem wefentlichen Charakter hergeleiteten Methode in der mpBichni- ' fchen Kunft. 3) ‚auf eine kurze, aber vollftändige Eneyelopidie der nach diefer Methode behandelten "medicinifchen, Kunft, in.der Abficht, jedem Zweige derfelben feine wahre Stelle anzuweifen, und feinen Inhalt zu beftimmen, - F Baht 2: 204 [- mn Mi $. 2. Unfer Vorftellungsvermögen ift mit der uns um- gebenden Natur nicht unmittelbar, fondern nur vers mittelft unferer äufsern Sinne, in Correfpondenz ge- fetzt; wir können alfo auch nur vermittelft diefer, Vorftellungen von den Gegenftänden der Natur erbal- ten, Es ift unferm Verftande und unferer Vernunft gänzlich verfagt, eine unmittelbare intuitive Kenntnifs von ihnen zu ziehen, und alle unfere Kenntnifs von’ der Natur beruht nur auf finnlicher Anfchauung. Dem Verfiande it nur vergönnt, das, was die Sinne ibm darbieten, aufzunehmen, zufammenzufaffen, zu vergleichen, und dadurch, nach feinem fubjectiv noth- “ wendigen Bedürfnils, Einheit und Ordnung in die mannigfaltsgen Anfchauungen zu bringen ; um fo eine ihm angemeffene Kenntnifs von der uns umgebenden Natur zu erhalten. Alle unfere verallgemeinerte Kennt« nifs von der Natur ifl daher nur eine fecundäre Kennt nifs, welche auf einer Reihe von Schlüffen beruht, die der Menfch, der Mangelhaftigkeit und Eingefchränkt- heit feines Verftandes wegen, anftellt, um durch fie in die fonft unferer Vernunft verfchloffene Werkftätte der Natur einzudringen. Hierdurch werden wir dann in den Stand gefetzt, Gefetze, d. h. gänzlich generali- firte Beobachtungen, aufzufinden, nach welchen wir die Natur würken latfen, um [o vollends unferm Ver- ftande zu Hülfe zu kölnmen. Alle unfere Kenntnifs von der Natur beruht alfo auf Beobachtung derfelben in ibren Erfcheinungen und Würkungen, aus welchen wir auf die Urfachen nur fchliefsen. Naturwiffenfchaft it ift ‘daher eine Erfahrungswiffenfchaft, in welcher der Verftand für fich nichts, fondern nur alles durch finn- liche Beobachtung und nachherige Generalifirung. des: Beobachteten bewerkftelligen kann, 7 4 SRlzr Die Natur erfcheint uns in fehr mannigfachen Verhältniffen. Sie zeigt uns überhaupt eine Mate- rie, die fo mannigfaltig gemifcht und geformt if, dafs dadurch eine unendliche Menge von Naturkörpern entftehet. Allen liegt diefe Materie zum Grunde; nur die jeder Art von Körpern fpecififch- eigentiümliche Mifchung und Form diefer Materie giebt ihnen die ihnen fpecififch- eigenthümliche Art ihrer Exiftenz. Alle hieraus entitehende Eigenfchaften und Würkun- gen der verfchiedenen Gattungen und Arten der Kör- per können alfo auch nur Refultate_diefer ihnen eigen- thümlichen Mifchung und Form ihrer Materie feyn. %. 4 Unftreitig ift nun das Hauptrefultat einer gewiffen befondern, uns unbekannten, und für unfern \ erftand undurchdringlichen Modification diefer Mifchung und Form der Matrrie unfers Erdballs, das Leben eines Theils der Naturkörper. Durch diefe Erfcheinung zerfällt die ganze Mafle der Naturgegenftände in zwey Hauptelaffen: inbelebte und unbelebte Körper. _ Wir können weiter gehen, und behaupten, älles in der Natur fcheint da zu feyn, um endlich in einem Theile derfelben das Refultat: „Leben,“ hervorzu- A brin- PS eg bringen; und fo können: wir alles Uhbelebteitheilk als das Vehikel des Belebten, worauf, in welchem und unter welchem dieles feine Exiftenz erhält und forıfetzt, \ anfehen ; theils als. das, woraus das Belebte entfteht, um Leben zu erhalten, und in welches es wieder ver- geht und zurückkehrt, wenn .es ausgelebt hat, d.h, wenn die zum Leben gemifchte und geformte Materie entweder dutch ihre eigene Würkung, nämlich durch - das Verleben felbft, allmälig oder plötzlich, oder wenn fie durch irgend eine ablolut oder relativ äufsere Urfache fo entmifeht und entformt worden ift, dafs niün aus diefer Materie in didfer veränderten Mifchung und Form nicht mehr das Relultat „Leben” hervor- gehen kann. Alles Unbelebte fdhieint alfo nur die Mafle : und gleichfam das Magazin von Materie zu feyn, in welchem alles nur mechanifch und chemifch gemengt‘ und gemifcht il, und aus welchem die belebten Kör- per, die fich 'beftändig felbft neu erzeugen, die Ma. terie erhalten, um durch eine organifeh- chemifche Mifchung und Form, oder durch Organifation derfel- ben, belebte Körper ihrer Art hervorzubringen. ü An merkung, Wir können den ganzen Procefs, fowohl des Entftehens belebter Körper vermittelft der urfprünglichen Mifchung und Bildung der Materie, als auch des Fortlebens derfelben vermit- telft des beftändigen Wechfels der. organifehen Meterie, die Vegetation der Körper nennen; welche Benennung denfelben:Procefs für die be- lebte Natür bezeichnet, den das Wort Cryfa l- lifation für die todte ausdrückt; Ob wir aber für — 207 für diefe Erfcheinung eine eigene Vegetations- kraft annehmen dürfen, oder ob wir fie nicht vielmehr als einen Effect derfelben Kraft anfehen müffen, welche unfer Verftand aufftellt, um über- haupt die Erfcheinung „Leben“ zu erklären,‘ diefes wäre wol einer Unterfuchung werth. Hier darüber nur einige Worte, Bey der Cryftallifation würkt phyfifeh- cheinifche Anziehung und An- -eienung; bey der Vegetation würkt organilche " Alfetzung der Materie durch die Enden der Ge- fälse und Abneigung derfelben an ein belebtes Punctum fixum. Wenn dabey eine Kraft, aufser ‘ der zuführenden Kraft in den Gefäfsen,, als würk- fam angenommen werden foll; fo liegt hie nicht in der organifeh gemifchten, zugeführten Materie, der wir blos Lebensfähigkeit zufchreiben, Sondern fie liegt in dem fchon vorhandenen Pun- ctum fixam, dem wir würkliches Leben beylegen. Mithin würde die quäftionirte Vegetationskraft nicht!in der blos organifch- gemifchten Materie, fondern in der. fchon organilirten Materie zu {uchen feyn, und dann redueirt Die fich auf das weiter unten zu beitimmende gewöhnliche Aeu- fserungsvermögen eines organilirten Körpers. _ Ich bemerke hier noch, dafs ich im Verfolge das Wort organifch. gem ifeht blos auf die or» ganilch- chemifche Mifchung der Materie, das Wort Organifation aber, fo wie auch orga- nifirt, auf beides, auf Mifchung, und, Form derfelben beziehe. $. 5. B08 — $. 5 ' Damit nun diefes endliche Refaltat, Leben, aus einem befondern Körper hervorgehen ‚könne, Scheint es nicht hinreichend zu feyn, dafs diefer Kör- per blos auf eine ihm eigenthümliche Art phyfifch- chemifch gemifcht und etwa, nach allgemeinen Um- ' riffen geformt fey; fondern es gehört dazu, fo weit unlere Kenntnifs der Natur reicht, ‘ein zulammenge- fetzter organifcher Bau eines Körpers, fo dafs diefer aus mehreren in gewifler Rückficht von einander un- abhängigen, aber mit einander correfpondirenden und zum gemeinfchatftlichen Zweck, Leben, würkenden Syftemen befteben mufs, aus welchen die zur Ent- ftehung, Erhaltung und Fortpflanzung der Körper nothwendigen Organe in jedem einzelnen Körper gebildet werden können, die wiederum jedes für fich eigenthümlich gemifcht und geformt find, und in fo- fern unabhängig von den andern fowohl ihr eigen- thümliches Leben führen, als auch zum SUSMDEREN. Leben des ganzen Körpers beytragen. $. 16. Die Art der Zufammenfügung diefer Syfteme und Organe in einem Körper, und die ihr angemeffene befondere Mifchung und Form der Materie diefes Kör- pers und feiner Theile, weicht in den verfchiedenen Naturkörpern fehr von einander ab; und zwar, vor- züglich auf eine zweyfache Art, um fo auch eh zwey+ faches Refultat oder eine doppelte Art des Lebens her! vorzubringen. Nämlich entweder find die Theile eines Körpers 2 } s i Be? j 209 # Körpers fo' zufammengefügt, dafs daraus nur ein in- neres ind blos in und auf fich würkendes Leben eines Körpers entftehen kann, wodurch diefer in den Stand geletzt wird, fich durch innere Kraft(nemlich Reiz. barkeit und Würkungsvermögen) zu erhalten, zu näh« zen, das phyfifch oder mechanifch Verlohrne aus dem allgemeinen Magazin der todten. Natur zu erfetzen, und fich fortzupflanzen; oder diefe Theile find fo zufam- mengefügt, dafs daraus aufser jenem auch noch ein nach aufsenhin würkendes Leben, nicht blosder Theile, fordern des ganzen Körpers, entfteht, wodurch diefer die Fähigkeit erhält, fich von einer Stelle des Raums in eine andere zu bewegen. Diefer Unterfchied zwi- fchen blos innerm Leben derSyfteme und Organe eines Körpers, und zwilchen diefem, verbunden mit dem äufsern Leben des ganzen Körpers, conftituirt für uns eine zweyfache Clafle der belebten Körper, nämlich Pflanzen und Thiere*). Beide unterfcheiden fich wefentlich fowohl in dem Baue des ganzen Körpers und feiner Theile, und der Form und Zufammenfü- gung derfelben, als auch in der Mifchung ihrer Ma- terie, Sie unterfcheiden fich in Rückficht der Art‘ ihrer äufsern Exiftenz dadurch, dafs die Pflanzenkör- per ihren Standort nicht verändern und keinen ihrer Theile willkührlich bewegen können, dafs’ ihnen alfo g das *) Ich will durch diefe Beftimmung keine objectiv gültige Gränze zwifchen Tbieren und Pflanzen abftecken: denn diefe exiltirt in der Narur nicht; die Natur macht keinen Sprurg, und jedes Syftem, in welches wir fie, unfers eingelchränkten Verftandes wegen , formen, thut ihr Ge. walt an, s A 210 — r das Leben des ganzen Körpers, als der Summe .der Theile; fehlt; da hingegen die Thierkörper gewiffe äufsere Theile von fich nach Willkühr bewegen, und dadurch ihren Standort verändern können, fo dafs ihnen allo Leben des Ganzen negehrieben werden mufs, ER Es ift hier wol der fchicklichfte Ort, um vorläufig das Nöthige über den Unterfchied zwiflchen den. fo oft verwechfelten Begriffen von Lebenskraft, Leben und Lebensbewe- gung beyzubıingen. Man muls nicht blos, mit Hufeland, Lebenskraft und Lebensbewe- gung unterfcheiden, fondern zwifchen beiden liegt etwas in der Mitte, welches Product der er- #tern mit Organilation it, und von welchen, in Verbindung mit einem Reize, erft.letztere entfteht. Dieles Etwas heilst Leben; zwifchen Lebenskraft (nach dem gewöhnlichen Begriffe) und Leben ift ein grofser Unterfchied.. Das Blut, der Saamen, die Galle u..l. w, haben Lebenskraft, aber kein Leben, Es ift in ihnen nur Lebensfähigkeit; ihre Materie it fo gemilcht, dafs das Refultat „Leben“ „daraus entitehen kann, wenn noch die zur Orga- nifation gehörige Form hinzu kömmt. Zum würklichen Leben, wie in den felten Theilen eines lebenden Körpers, gehört mehr als diefe Lebens- kraft, nämlich noch die Fähigkeit, fich äußern zu können, ein Punctum fixum, eine gewile Form. Mit einem Worte: diele Lebenskraft hängt nur von der Milchung der Materie ab, Leben - aber x Bee ‚all Fi. x aber von der Mifchung and Form, oder von der Organifation derfelben. Lebenskraft läfst fich oh- ‚ne Organifation und alfo ohne würkliches Leben - denken, aber Leben ohne keines von beidem. — Und genau genommen läfst fich auch eine voll- endete Organifation, die noch in keinem welfent- lichen Theile zerftört it, nicht ohne Leben und Lebenskraft denken: denn Leben ift ja erft das Product einer vollkommenen Organilatibn, und wo die Urfache ift, mufs auch die Würkung feyn. Wollte man hiergegen das Beyfpiel eines Schein- todten oder eines eben geftorbenen Thierkörpers anführen, fo glaube ich, ohne zuviel zu wagen, behaupten zu. können, dafs würklich in der Or- ganilarion, und zwar befonders in der Mifchung der Materie diefer Körper, eine welentliche Ver- änderung vorgegangen feyn müffe, wodurch die Krankheit odei der Tod bewürkt wurde, fo dafs allo ein todter Körper nicht mehr ein vollkommen . organifirter genannt werden darf. — Man mufs alflo nothwendig dreyerley unterfcheiden: Le-- bensfähigkeit, Leben, und Lebensäu- fserung. Lebensfähigkeit ift dem ganzen tbierifchen Körper und allen feinen Theilen eigen, und ift die Eigenfchaft der organifchen Ma. terie, fich vermöge ihres beftändigen Wechfels als folche zu erhalten, und alfo aufser und neben ihren phyfifchen und chemifchen Eigenfchaften noch eine befondre eigenthümliche, zu zeigen, die wir, aus Mangel eines [chicklichen Wortes, ihre leben- % R /lebendige nennen, und die einen organifch- ehe- milch gemifchten Theil zum Leben fähig macht, wenn eine dazu paflende Form hinzu tritt: Leben aber ift nur den organifirten Theilen des Körpers I" eigen, und befteht in Reizfähigkeit, nebit dem Würkungsvermögen; es fetzt Lebensfähigkeit r voraus, Lebensäufserung endlich ift das Product, aus diefem letztern, nemlich dem I\eben, mit dem Reize; fie fetzt beides Lebensfähigkeit - und Leben vorans. — Diefe Lebensfähigkeit wäre das, was man Vegetationskraft nennen könnte. Aber jeder fieht, dafs hier das Wort Kraft mit Unrecht gebraucht werden würde; denn fie ift nichts anders, als die Eigenfchaft der organifch - ge- milfchten Materie, die diefe der alleinigen Herr- fohaft der,blos chemifchen Gefetze der todten Natur entzieht, und fie dagegen den organifch- chemifchen Gefetzen unterwirft. m Wodurch die befondere Art des Lebens der Thier- körper zuletzt bewürkt werde, ob durch einen Inftinet und/eine Seele, oder ob blos durch eine befondere Organifation des fogenannten Seelenorgans; dieles zu unterfuchen gehört nicht hieher, Wir halten uns ‘ blos an die Erfcheinungen, — Und such nur durch diefe geleitet, können wir den Unterfchied zwifchen Menfch und Thier fefifetzen. Wir wiffen in der Naturwiflenfchaft nichts von einer Seele, oder etwas dem ähnlichen, wovon wir einen Eintheilungsgrund her- 4 + ’ a ee i 213 hernehmen , könnten; fondern in ihr betrachten wir den Menfchen nur als Körper, nur als Glied im der Reihe der Natur,’ nicht” aber als moralilches Wefen. Die Natur aber macht keinen Sprung; alles in derfel- ben, und alfo auch in der Thierwelt, läuft in unmerk- lichen Abflufungen fort vom ERTRER ER NR zum yollkommnern. Unftreitig gehört auch der Menich zur Thierwelt, und wir nennen ihn das vollkommenfte Thier. Aber welcher ift denn unfer Befiimmungs- grund der Vollkommenheit eines Thieres? Die Thiere find zur Selbfterhaltung, und mithin zu Verrichtungen beftimmt. Je befler und zweckmiälsiger diefe Verrich- tungen von einem Thiere vollführt werden, je weniger es hierbey durch blos äufsere nothwendige Naturbe- ftimmungen geleitet wird, defto vollkommner er- fcheint uns-ein Thier. Aber wir bemerken, daß jedes Thier in diefer Hinficht feine eigenthümliche Voll- kommenheit hat; das eine ragt Irervor durch feine Stärke, das andere durch feine Gewandtheit, und wir "finden, dafs der Menich in jeder feiner: blos körper- "lichen Eigenfchaften wenigftens‘ von irgend einer 2 Thierart übertroffen wird. Der Beftimmungsgrund der Vollkommenheit wird alfo mehr in deın Zwecke ‚der Verrichtungen, verbunden mit der barmonifchen Vebereinftimmung derfelben zur Erreichung dieles Zwecks, zu fuchen feyn, und dann ift allerdings der * Menfch das vollkommenfte Thier zu nennen: dena wir finden den Unterfchied zwilchen der Menfchenart "und.den übrigen Thierarten fowohl darin, dafs der Menfch, auch als blofses Naturglied betrachtet, doch Arch, f, d. Phyfiol. 111. Bd, II, Heft. R über- 214 A: überhaupt unabhängiger von den Aufsendingen exi- firt, und feine Kräfte mehr zu beliebigen Zwecken und nach eigner Uebkrlegurg verwenden kann; als auch darin, dafs’mehr Harmonie zwifchen feinen Kräf- ten und Verrichtungen herrfcht. Und worin ‚werden wir den Grund diefes phyfifchen Unterfchiedes fachen? doch wol nirgends, als in einer eigenthümlichen Or- ganifation des Menfchenkörpers. Der Menfch’gehört zur Thierclaffe, und in fofern mufs die Mifchung und Bildung der Materie zum Menfchenkörper mit der des Thierkörpers übereinftimmend feyn, und in der That, wir finden bissjetzt in der Mifchung der Materie beider keinen finnliceh bemerkbaren welentlichen Unterfchied, wohl aber in der Form und Bildung diefer Materie. Allein eben des dennoch ftattfindenden allgemeinen Unterfchiedes wegen’ zwifchen Menfehen- und Thier- körpern, und wegen der fichtbaren Abweichung in der ! Bildung der Organe beider, müffen wir auch auf einen Unterfchied in der Mifchung der Materie derfelben, oder mit Sk Worte, in der ganzen Organilation - beider Körper, fchliefsen, denn nur in diefer kann die . eigenthümliche Lebensäufserung gegründet feyn, und dieLebensäufserung eines blofsen Thierkörpersift durch- aus eine ganz andere, als die eines Menfchenkörpers, — Alfo mufs auch die eigenthümliche Art des Lebens und der ganzen Exiltenz des Menfchenkörpers in feiner befondern Organifation, d. h. in der befondern Mi- fchung und Form der Materie diefes Körpers und feiner t Theile, gegründet feyn. Und nur durch Unterfuchung diefer eigenthümlichen Mifchung und Bildung der Materie EIERN \ [> pr ET Tee ee 215 Miterie des Menfchenkörpers, verbunden mit der Be- obachtung aller feiner Verriehtungen und Handlungen in der Welt, oder der Aecufserungsart feiner Kräfte und des Verhältniffes mit der ihn umgebenden Natur, können wir zur Kenntnifs deflelben in allen feinen - Zuftänden gelangen. - : / $. 8 Nun zeigt fich aber der Menfchenkörper in fehr verfchiedenen Zuftänden und Verhältniffen zu den Aulsendingen. Oder: wenn wir das vollkommene Ver- hältnifs des Menfchen zu der ihn umgebenden Natur, und die vollkommene Uebereinftimmung und Harmo- nie aller feiner Lebensäufserungen und Actionen (wie wir es nur in abltracto denken können) als Maafsftab- der vollkommenen Exiftenz eines Menfchenkörpers annehmen ; fo bemerken wir eine unendliche Verfchie- denheit, in mannigfaltigen Abftufungen von diefem Maalsftabe, in der Art eines Menfchen zu exiftiren, Wir können aber, um dem menfchlichen Verftande (der immer gern Eintheilungen macht und alles ab- Tohdert und trennt, um es fieh als für fich exiftirend denken zu können) zu Hülfe zu kommen, alle diefe Abfiufungen in zwey Claffen bringen, und dadurch eine doppelte Art des Verhältnifles des Menfchen zur Natur feltfetzen. Einmal bemerken wir bey dem Men- fchen ein zwar nie vollkommenes Verhältnifs zur Natur und Harmonie feiner Lebensäufserungen, aber doch ein folches, von dem wir fagen können, die Art feiner Exiftenz ftimme mit dem überein, was uns dem Zwecke derfelben gemäls zu feyn Scheint; und da wir diefe P2 Aıt I \ 216 tern Art des Lebens’bey den meiften Menfchen finden, fo . können wir einen folchen Zuftand eines Menfchenkör- pers, eben weil uns durch ihn der Naturzweck‘ er- reicht zu werden fcheint, feinen natüriichen. oder selunden Zuftand nennen. — Dann aber bemer- ken wir auch eine andere Art zu leben beym Men- fchenkörper, wodurch diefes natürliche. Verhältnifs zur "Natur oder dieler fogenannte Zuftand verändert wird. Der Menfchenkörper kann bey diefer Art feiner Exi- ftenz nicht die'gefunden Eebensäufserungenj.d. h. die,, welche wir bey den meiften Menfchen finden, zeigen, und daher find wir gewohnt, diefen feinen Zultand, obgleich er, objectiv betrachtet, ihm völlig natürlich und mit feinem Körper durchaus übereinftimmend ift, dennoch in fubjectiver Rücklicht einen widerna- türlichen oder kranken Zuftand zu nennen, im Vergleich nämlich mit unferer Beobachtung der: Lebensäufserungen der meiften andern Menfchen. $. 9: Genau genommen aber ift diefer Zuftand oder „giefe Art der Lebensäußserung objectiv, d. h. für diefen Körper felbft, kein widernatürlicher, fondern ein diefem Körper mit feiner, jetzigen Organilation. ganz angemeflener Zuftand: denn, wenn nicht der Körper felbft in der Mifchung und Bildung feiner Mate- rie oder in feiner Organifation verändert worden wäre, fo könnte auch die davon abhängende Lebensäußerung nicht verändert feyn. Alfo ift der fogenannte kranke Zuftand, objectiv genommen, ein diefem Körper mit. diefer ET E rn 217 "diefer Organifation ganz angemeflener und mithin natürlicher Zuftand, weil doch immer auch diefer Körper einen Theil’ der Natur ausmacht, ‘nur dafs er jetzt ein ganz befonderer, von vielen andern abwei- chender Theil derfelben „ir. und nur in Rückficht diefer Abweichung können wir fubjectiv den Zuftand eines folchen Körpers einen kranken nennen. — ‘Im Gründe wird es hier jetzt völlig einerley feyn, wie wir diefe kranken Zuftände anfehen wollen, ‚ob näm- lich. als ganz eigene Arten der Exiftenz eines Men- fchen, oder ob blos als Abweichungen und Modifica- tionen der einen abfiracten Art eines Menfchen zu exiftiren: denn immer werden wir doch als Maafsftab "b.ider den Zuftand und die Art der Exiftenz eines " Menfchenkörpers zum Grunde legen müffen, welche wir einestheils bey den meiften Menfchen finden, und von welchen wir anderntheils wiffen, dafs fie dieje- nigen find, bey denen der Menfch fich wohlbefindet "und keine Abänderung in feiner Naturftelle verlangt. 7 $. 10. - Wenn wir es nun als ausgemacht annehmen, dafs in der Natur jeder Körper und alfo auch jeder Men- Schenkörper feine ganz eigenthümliche Mifehung und Zufammenfügung der Materie oder feine ganz eigen- thümliche Organifation haben mußs, um ein eben fo eigenthümlicher, von allen andern verfchiedener Theil der Natur feyn, und als folcher leben und würken zu können; fo müffen wir auch zugeben, dafs es, weil wir in der Erfahrung jeden Menfchen auf eine andere Art exillirend finden, fo viele individuell verfehiedene Orga- En 218 O:ganilationen der Menichenkörper in der Natur geben mufs, als es Individuen in der Menfchheit giebt:, Von einer andern Seite aber erhalten wir wieder eine noch Sröfsere Multiplication dieler fo unendlich verfchiede- nen Zuftände. Da nämlich jeder Thierkörper aus ver- fchiedenen, von einander unabhängigen und doch auf einander Einflüfs habenden Syltemen und Organen zulammengeletzt ift, jedes derfelben aber feine .eigen- thümliche Organifation haben mufs, um ein eigen- thümlicher Theil des Körpers feyn, und als folcher ‚würken zu können; und da durch jede Verfchieden- heit eines einzelnen Organs im Körper, dicker ein an- deres Verhältnifs zur Natur erhält; fo mufs dadurch jeder Thierkörper einer fo vielfachen Abänderung in der Art feiner Exiftenz unterworfen feyn, als diefer Körper aus Theilen und Organen zulammengefetzt it. $. 11. Da nun die Erfahrung lehrt, dafs viele. diefer Zuftände mit einem Wohlbehagen, viele aber mit einem Milsbehagen verbunden find, fo pflegen wir alle diefe Zuffände, wenn fie auch gleich alle ihrem Körper angemeflen und infofern naturgemäls find, dennoch der practifchen Ablicht wegen, nämlich, alle dahin zu difponiren, dafs fie ‚mit Wohlbehagen ver- bunden find, in zwey Klaflen zu theilen; ı) die Zu- ftände, die mit dem Gefühl des thierifchen Wohl behagens verbunden find; 2) die, bey denen ein thierifches Mifshehagen Statt findet. Alle jene unendlich mannigfaltigen Zuftände der erften Clsffe pflegen wir unter einen Begriff, nämlich den des a Rn Zn 5 R — 219 Ges gelunden Zuftandes, zufammenzufaffen und zu verbinden. Bey denen der zweyten Clafle aber gehen wir umgekehrt zu Werke: denn wir fuchen jeden einzelnen Zuftand für fich darzuftellen, um die individuelle Organifation, worin diefer Zuftand ge- gründet it, von allen andern und befonders von der, die den gefunden Zuftand hervorbringt, abgefondert zu erhalten, und wir bringen fie nur deswegen, fo viel wie möglich, unter allgemeine Begriffe und in gewiffe Ordnungen, Gattungen und Arten, um theils fie nach- her defto deutlicher und,bequemer abfondern und für fich darftellen zu können, theils um fie, wenn wir den einzelnen Zuftand als folchen nicht genau erkennen und darftellen können, doch wenigflens durch Analo- gie im Allgemeinen beftimmen zu können. Alle diefe Zuftäinde der zweyten Claffe nennen wir kranke Zuftände des Körpers; und der Zweck diefer Un- terfcheidung ift, diefe kranken Zuftände auf den ge- funden Zuftand, von welchem wir annehmen, dafs jene von ihm ausgegangen und alfo nur'Abweichun- gen von ihm find, zurück zu bringen, j Kur 12: Diefes it nun der Gegenftand einer eigenen menfchlichen Kunft geworden, die wir die Heil- kunft oder Arzney wiffenfchaft nennen, deren nächfter Zweck alfo ift, den kranken Zuftand eines Menfchen in den gefunden Zuftand zu verändern, Aber wie ift es möglich, dafs Menfchen auch nur denken können, ein folches Werk zu unternehmen ? Denn nothwendigerweile gehört doch zu einer folchen Kunt, um ren Ben BIO, TR ‚Kunf, ehe fie ausgeübt werden kann, ‘vorher die . Kenntnifs ihres Objects, nämlich die genaue Kennt- nifs aller der mannigfaltigen und bis ins Unendl! che verfchiedenen Modificationen der Exiftenz Veines Men. fchenkörpers, fowol für fich als auch im Verhältnifs zu der ihn umgebenden Natur, um hieraus eılt er- ‘kennen zu können, welche unter diefen Modificatio- nen den gelünden, und welche den kranken Zuftand därftellen, welcher letztere dub wieder in feiner taufendfachen Geftalt erkannt werden mußs. Zu’diefer Kenntnifs zu gelangen, dazu wäre weder Vernunft “ noch Erfahrung hinreichend. Aber wir fragen: was ift denn eigentlich kranker Zuftand des Körpers? Es liegt fchon in der Frage leiblt, dafs er eben fo Wie der gefunde Zuftand nur durch innere eh des Körpers würklich werden kann, _Wäs heifst aber eine innere Beflimmung eines ns Wol nichts anders, als eine in feinem Körper gegründete eigene Modifi- . cation feiner -körperlichen Exiltenz. Und wodurch endlich wird diele Exiftenz 'beflimmt? Doch nur dureh Mifchung und Bildung, oder Organifation der Ma- " terie. Es folgt hieraus, dals endlich alle fogenannte kranke Zuflände in der Organilation der Materie ih- ren letzten Grund haben müllen, oder dals ein kran- ker Zuftand nicht ohne eine vorhergegangene Verän- derung in diefer Organilation würklich werden könne; d. h, allo:: ein kranker Zuftand eines Körpers oder feiner Theile ‘befteht in einer Veränderung der Orga- © pifation, oder der Milchung ünd Form der Materie dieles Körpers, 5 '& 13. B: \ 7 2 “ - n Be \ B- ; m RER 221 r 4 $. 13. Wie aber wollen wir die mannigfaltigen Modifi- cationen einer Orssanifation einfehen, da wir noch nicht "einmal diefe Organifation felbft kennen? Und geferzt, wir kennten diefe, wie wollen wir eine kranke Ötganilation von einer gefunden unterfcheiden, da es fo viele verfchiedene Organifationen giebt, als Indi- n viduen da find; da alfo die Organilationen der Men- fchenkörper unter fich bis ins Unendlicha von einan- E der abweichen, und von der vollkommenften bis zur unvollkommenften ftufenweife fortgehen, ohne dafs " wir abfolut beitimmen können, welches eigentlich der vollkommene und welches der unvollkommene Zuftand ift; fondern blos vom Gefühl eines Menfchen, der Eu = ein Milsbehagen fühlt, und ein befchwerliches Ver- hältnifs zwifchen fich und der ihn umgebenden Natur bemerkt, auf einen kranken Zuftand feiner Organi- fstion fchlielsen müffen? Denn wodurch fonft wären wir wol berechtiger, eine eigenthümliche Art der k#rperlichen Exiltenz eines Menfchen, die auf einer —. ganz eigenthümlichen Organifation- feines Körpers “beruht, die allo auch ihre eigenthünliche‘ Vollkom- "menheit hat, wobey wir die Vollkommenheit eines‘ “andern von ihm verlchiedenen Körpers nicht zum ) - Maalsftabe nehmen können, einen widernatürlichen oder kranken Zufland zu nennen, wenn wir nicht einen. äufsern Manfsftab. nämlich unler Verhältnis zu der ’ ‚uns umgebenden Natur zu Hülfe nehmen wollten? Und „auch felbft dieler Maafsftab kann uns erft denn beftim- nen, der Natur ein Milsverhältnifs Schuld zu geben, wenn das eigene Gefühl des Wohl- oder Milsbehagens eines 222 —— eines Menfchen uns bey der Beurtheilung des gefun- den oder kranken Zuftandes leitet. Bo Anmerkung. Ich gebe es gern zu, wie auch zum Theil $. 8.9. und’an mehrern Stellen bey- -läufig bemerkt ift, dafs aufser diefem Gefühle auch noch vergleichungsweife die Häufigkeit des gefunden und die Seltenheit des kranken Zuftan- des, fo wie auch der Mangel gewifler Verrich- tungen, und die frühere Vernichtung der leben- digen Exiftenz des Körpers beym kranken Zu- ftande, den Menfchen auf den Begriff von Krank- heit führen konnten, fobald er anfing, über diefe Zuflände zu raifonniren. Dies ftreitet aber nicht mit meiner Behauptung: dafs wir nämlich ur- {prünglich nicht durch Verfchiedenheiten in der Organifation und in dem Verhältnils unfers Kör- pers zur Natur auf die Begriffe von Gefundheit und Krankheit geführt worden find, fondern dafs zuerft die Veränderungen im Körper auf das eigne \ Gefühl des Kranken würken mufsten, ehe er fagen konnte, „ich bin krank.‘ Die veränderten Zu-, ftände des Körpers mufsten ihn erft incommodi- ren, ehe er klagen konnte, $% Ip 'ı Ich ziehe hieraus für jetzt folgende Definition *) des kranken Zuftandes. Er ift eine folche entweder : einem *) Diefe Definition mag freylich. nicht practifch brauchbar feyn, Sie ift aber- auch nicht für eine Krankheitslehre be- E fimmt; TE — 22 einem Körper urfprünglich natürliche, oder durch etwas Aeculseres in ihm hervorgebrachte eigenthüm- liche Organifation diefes Körpers, oder eines Theiles von ihm, durch welche diefer beftimmt wird,’ fo in der ihn umgebenden Natur zu exiftiren, dafs das da- durch hervorgebrachte Verhältnifs zwifchen ihm und ‚diefer in jenem das Gefühl eines Mifsverhältniffes er- regt. Durch diefe Beflimmung fcheint uns ein Weg gebahnt zu werden, um herauszubringen, was wir eigentlich gefunden und was wir kranken Zu- ftand eines Körpers nennen können, und wie wir beide unterfcheiden und darftellen müffen. Die Organifa- tion eines Körpers ift an fich iimmer eine diefem na türliche, und fein Verhältnifs zur Natur ift, fo weit es von ihm abhängt, immer diefer Organifation angemeflen, und infofern alfo ebenfalls natürlich. Krankheit iftjalfo immer etwas fubjectiv- relatives, Ein kranker Menfch ift, abfolut betrachtet, nicht wi- dernatürlich befchaffen, d. h. er fteht nach feiner - Organilation und nach feinen K:äften nicht würklich in einem Mifsverhältniffe mit der Natur; denn das wäre ein Widerfpruch,; fondern er fühlt fich nur krank, d.h. er fühlt fich in einem ungewohnten Ver- hälıniffe; ie die ihn umgebende Natur ift diefelbe_ geblieben, aber fein Körper hat fich verändert; es ifk allo nur ein{andercs Verhältnifs (nicht ein Mifs- \ ftimmt; fondern fie foll uns hier nur behülfich feyn zur weısern Entwickelung der wahren Natur der Arzneykunde und zur Beltimmung einer Methode, ‘wie fie (ylkematifch behandelt und ‚gelehrt werden mufs, =24. Mifsverhältn ifs) an die Stelle des vorigen 'ge- 4 "treten, und.diefes andere Verhältnifs ift ein folches, was in ihm das Gefühl des Mifsbeh‘ ogens erregt, und ‚gem Beobachter veränderte Erfeheinungen darfkellt. $. 15. Wie können wir ntn zur Erkenntnils diefes fo- genannten kranken Zuftandes gelangen? Unmöglich ‚können wir von der Organifation der Körper ausgehen, Yachn 1) wir kennen fie nicht hinlänglich, weder ih- sem Wefen nach, noch nach ihren mannigfaltigen Abwechfelungen und Modifieationen; und'2) jede Ot- gänilation eines Körpers, fie fey welche fie wolle, ift, abfolut betrachtet, ihm angemeflen und’allo natür- lich. Wir würden, wenn wir urfprünglich von den verfchiedenen Organilationen’ausgingen, geletzt auch, wir kennten fie, nie auf den Begsiff von Krankheit ftofsen, fondern nur auf den Begriff von Verfchie- denheiten in der Organifation, die jede ihrem Körper natürlich wäte, — Wir können aber auch nicht von den verfchiedenen Verhäitniffen der Körper zu der fie umgebenden Natur ausgehen: denn, abfolut betrachtet, Acht jeder Körper mit diefer Natur in einem natürlichen Verhältnife, d. h. in einem fol- chen, welches grade feiner jetzigen Organilation an- gemeflen it. Allo bleibt, uns nichts übrig, als die eigene Wahrnehmung des Menfchen, dafs er fich in einem ungewohnten Zuftande, oder dafs er fich.in einem unangenehmen Verkältnifle mit den Aufsendin- “gen befinde. — Wir werden dann oft auch mit unfern Sinnen y - z 225 Sinnen eine Befchaffenheit feines Körpers wahrneh- men, die wir bey vielen andern Menfchenkörpern nieht finden, und werden daraus fchliefsen, das diefe \Befehaffenheit und Organifation des Körpers wol den Grund des bemerkten Mifsverhältnifles enthalte, und dafs alfo grade diele Organilation, wenn wir fie näm- lich auffinden können, eine folche feyn müfle, von der es gut wäre, wenn wir fie in eine andere, mehr den Aufsendingen angemeflene, verändern könnten, Oft aber und zwar mehrentheils werden wir eine fol- che veränderte Organilation des Körpers nicht wahr- nehmen, und wir haben dann nichts als das eigene Gefühl des Kranken von feinem innern Zuftande, ver- bunden mit mehr oder weniger finnlich bemerkbaren » Würkungen diefes innern Zuflandes, von welchen wir denn auf diefen felbft und auf eine ihn verurfachende veränderte Organilation zu fchliefsen genörhigt find, $. 16. R Hieraus folgt nun, dafs, wir mögen die Sache k nehmen wie wir wollen, wir eigentlich nie zw " einer rationellen, wiffenfchaftlichen, und > ausder Kenntnifs des Körpers felbft un- mittelbar gefchöpften Kenntnifs der ver- “fchiedenen kranken Zufände deffelben gelangen können: denn 1) gefetzt auch, wir kenneten die Organifation des Körpers ihrem Wefen N und ihren Modifieationen nach, und wir wollten nun von diefer Kenntnifs ausgehen, um die kranken Or- ganilationen zu beftimmen, ohne dafs wir auf das h Gefühl f v 226 ren Gefühl des Kranken Rückficht nähmen, fo würden wir nie auf den Begriff, Krankheit, fondern immer nur auf mannigfaltig abwechfelnde Organifa- tionen ftofsen, die jede ihre eigene Natur und ‚alfo ihre eigenen Gefetze hätte, wonach fie würkt; jede derfelben müfste uns alfo, und wenn. fie auch noch fo abweichend von andern wäre, ja wenn fie auch fo be- Schaffen wäre, dafs fie nothwendig bald den Tod her-- beyführen müfste, dennoch als ihrer eigenen Natur gemäls, ‚und alfo als natürlich befchaffen erfcheinen» Wir kennen aber 2) die Organilation, d.h. die Mi- {chung und die von diefer abhängige, jedem Theile eigenthümliche Bildung und Form der Materie des Körpers weder ihrem wahren innern’Wefen nach, noch nach ihren mannigfaltigen Modifieationen, wenigftens fo weit bis jetzt unfere Kenntnifle reichen; und es ift uns'alfo durch die Eingefchränktheit unferer Sinne fchon gleich anfangs jeder Verfuch abgefchnitten, auf diefem Wege zur rationellen Kenntnifs der Krankhei- ten zu gelangen. Aber auch auf dem zweyten Wege werden wir nie zu einer wiflenfchaftlichen Erkenntnils der Krank- heiten gelangen. Denn, wenn man nun auch ganz mit Recht fo argumentirte: die Begriffe von Gefund» heit und Krankheit find nicht abfolut, fondern nur zelativ zu nehmen; fie werden immer nur beftimmt durch unfer Verhältnifs zu, der uns umgebenden Na- tur; wir werden alfo nur diefe Verhältniffe aufzufuchen haben, um dadurch zur Kenntnifs der verfchiedenen kranken Zuftände zu gelangen, fo würde uns dies doch EEE war Vo erg Niger doch ‘nicht auf den Begrif von Krankheit führen; denn 1) würde hierzu fchon eine genaue Kenntnifs der Organifation der Körper vorausgefetzt werden müffen,, weil die uns umgebende Natur, nur einzelne Abweichungen derfelben ausgenommen, immer die- felbe it, und die verfchiedenen Verhältniffe derfelben zu uns nlfo hauptfächlich nur durch die verfchiedenen Organilationen beftimut werden. Und 2) würden wir das Verhältnifs diefer Natur zu einem gewiflen Körper, und die aus diefem Verhältniffe auf ihn ent- ehende Würkung doch immer als feiner fpecifilch- individuellen Organifation gemäfs anfehen müffen, und fo hätten wir doch immer noch nicht Krankheit, fondern nur eine befondere Art des natürlichen Zu- ftandes. Anmerkung. Ich mufs hier ein- für allemal be- merken, dafs man nothwendig unterfcheiden mufs die Begriffe eines natürlichen oder wi- dernatürlichen, und eines gefunden oder kranken Zuftandes eines Körpers. Erftere zei- gen ein objectives, letztere aber ein fübjectives Verhältnifs des Körpers an, Objectiv betrachtet liegt in dem Begriffe eines widernatürlichen Zu- ftandes eines Naturkörpers ein Widerfpruch, wenigftens für uns, da die gefammte Natur doch aus allen einzelnen Körpern befteht, und nicht einzufehen ift, wie wir \uns anmafsen könnten, einen Theil derfelben für ihr widerfprechend aus- zugeben. Hingegen find die Begriffe, gefund und krank, als blos fubjective Begriffe, füglich an- ZU- zunehmen, ohne dafs durch fie der Natur ein Widerfpruch aufgebürdet wird. $. 17, . ; Wenn wir nun alfo weder aus der Kenntnifs des Körpers felbft, noch aus der Kenntnißs der uns um, gebenden und auf: uns würkenden Natur, zur ratio- nellen Erkenntnils der 'kranken Zuftände in diefem ‘Körper gelangen können, fo bleibt uns kein anderer Weg übrig, als der rein empirifche: dals wir den Menfchenkörper i in allen feinen Zuftänden, Lagen und Verhältniflen beobackten, dafs wir auf das Gefühl des Menfchen in diefen Beftimmungen und. auf feine Aeufserungen von ihnen Acht geben, und dafs wir mit diefem allem die finnlich bemerkbare Befchaffen- heit des Körpers und feiner Theile, und die verlchie- ‚denen Verhältniffe der ihn umgebenden Natur ver- gleichen, um fo zuerft nur uf den Begriff von Krankheit zu kommen, und die Bemerkung zu machen: „.dals es gewifle Organilationen des Körpers geben Mülfe, die, wenn fie mit den Aufsendingen in Verbindung kommen, ein unangenehmes Gefühl und die Idee von körperlicher Unvollkommenbeit erregen; und wiederum gewifle Verhältniffe der Aufsendinge, die eine folche Veränderung in der Organilation des, Körpers bewürken können, dals vermöge diefer der Menfch ‚fich krank fühlen mußs.“* Dafs dieles fo fey, erhellet anch noch aus Helen "Bemerkung: dals wir den Begriff von Organifation der Menfchenkörper als Gattungsbegriff doch immer erfk \ nn. :. f rn 225 erft von allen einzelnen Individuen abftrahiren müßten, und dafs wir die Begriffe von gefunder und krankhaf ter Organilation nicht in dem allgemeinen Begriffe derielben finden. Da wir nun durch Beobachtung aller einzelnen Organifationen immer nur auf den Begriff von Organifation ftofsen, fo bleibt uns ja gar nichts übrig, als den Einflufs zu beobachten, den die ver- fchiedenen Organilationen auf das Gefühl und auf die Aufsenverhältniffe des Körpers haben, und wir werden alfo immer nur auf diefem Wege auf den Begriff von Krankheit ftofsen, d.h. auf den Begriff von einer möglichen Organifation , die ihren Zweck verfehlt, $. 18 Aus allem diefem Gefagten ziche ich nun folgen. _ de Refultate: ' f 1) Das ganze Wefen des Menfchenkörpers, alle feine Eigenfchaften, der Grund aller feiner Verhält- nifle und Actionen, und mit einem Worte (der Grund “ feiner ganzen Exiftenz, fo wie fie gerade jetzt be- ftimmt ift, mufs in der Organifation,. d.h. in der Mifchung und Zufammenfügung der Materie diefes individuellen Körpers, gegründet feyn. 2) Alle Veränderungen in der Art diefes Körpers, zu exiftiren, fie mögen nun urfprünglich, oder wäh- rend feiner Exiftenz hinzugekommen feyn, müffen in “einer Abweichung und Veränderung diefer Organifa- tion felbft gegründet feyn; oder: jede Veränderung im Körper mufs einen innern in diefem felbf liegen- den Grund haben, d.h. wenn wir die Würkungen Arch, f. d, Phyfiol, III. B. II, Heft. Q eines 230 mn eines Körpors, und denEindruck, den er durch-irgend etwas auf uns macht, verändert finden, fo können wir - den letzten Grund diefer Veränderung nicht in etwas äufserlichem oder von den Aufsendingen heriühren- dem, fondern wir müflen ihn in der veränderten. Ur- fache diefer Würkungen, alfo in dem veränderten Kör- per und feiner Organifation felbft fuchen. i 3) Diefe Organifation eines thierifchen Körpers, fo wie die Veränderungen derfelben, können wir aber, während dem Leben deffelben, und alfo auch bey den veränderten Arten diefes Lebens, mit unfern ‘Sinnen nicht erkennen: weil fich uns nur die Ober- fläche des Körpers darftellt; alfo können wir auch den letzten Grund jener Veränderungen, während dem Le- ben, nie finnlich wahrnehmen, und mithin nicht den Forderungen unfers Verftandes gemäfs kennen lernen. 4) Da es aber fchon in dem Begriffe eines leben- den Körpers liegt, dafserein Aeufserungsvermögen be- fitzen mufs, welches mit der Organifation diefes Kör- pers da ift und durch fie beflimmt wird; und da mit einer Vegänderung in der Organifation auch eine Ver- änderung in diefem Aeufserungsvermögen oder in der Kraft des Körpers zu leben erfolgen mufs, fo werden wir den nächften Grund der veränderten Actionen and Verhältniffe eines Menfchenkörpers in der verin- derten Lebenskraft deffelben zu fuchen haben, wenn wir ihn nicht in einer veränderten formalen und me- chanifchen Befchaffenheit deffelben finden können, und wir werden aus der veränderten Lebenskraft aufeine ver- änderte Organilation der Materie des Körpers fchliefsen. ! An- — 231 Anmerkung. Ich gebrauche hier den Ausdruck Lebenskraft nicht in dem Hufeland’ichen - Sinne des Worts, deflen Begriff beffer durch das "Wort „Lebens- oder Vegetationsfähig- keit,, bezeichnet werden könnte, „Lebe n$= kraft‘ bedeutet vielmehr hier das Aeufserungs- _ vermögen oder die Actionskraft eines belebten Körpers überhaupt, die.darin befteht, dafs diefer Körper nach einem auf ihn würkenden Reize in ‘eine felbftthätige Action geräth. Sie kann, ob- jectiv beträchtet , vermöge ihres wefentlichen Be- griff, nur eine einige feyn; fubjectiv aber kön- nen wir fie zum practifchen Gebrauche in’ unferm Verftande in Reizbarkeit und Wirkungs- vermögen trennen, wobei wir aber immer wohl bedenken müffen, dafs Reizbarkeit keinebefondere Kraftift, fondern nur ein Prädicat des Würkungs- vermögens. Das Wort Reizbarkeit bezeichnet nur eine Eigenfchaft des Actions- oder Wür- kungsvermögens, dafs nemlich die organifirte Materie, oder (deren Repräfentant bei unferm Verftande) die Lebenskraft nicht für fich, (ondern nur auf einen angebrachten Reiz in Action ge- räth. — Mehr über diefe Materie, nemlich befonders über die Begriffe von erhöheter und gefchwächter Reizbarkeit, fo wie überhaupt über den Begriff von Kraft, f. weiter unten- 5) Aber die Kräfte eines lebenden Körpers find nicht etwas, was fich für fich, urfprünglich und intui- tiv walırnehmen läfst, fondern wir fchliefsen nur ihre £ Q2 Ge- 232 Ei — — — Gegenwart aus gewilfen Würkungen des Körpers; alfo können wir auch die Veränderungen derfelben nur aus ihren veränderten Würkungen erkennen. Mithin werden wir auch nur durch Beobach:ung der Actionen eines lebenden Körpers und feiner Theile die Verän- derungen der Organifation und materiellen Befchaffen- heit deflelben ergründen können. 6) Was die Aufsendinge, als Urfachen von Ver- änderungen im Körper, betrifft, fo können diefe nie für fich und unmittelbar, wenn fie mit dem Körper auf irgend eine Art in Verbindung kommen, in ihm veränderte Würkungen der Kräfte hervorbringen, wenn fie nicht vorher die Organifation des Körpers felbft ° verändern: weil die Kräfte des Körpers ganz von def- fen Organifation abhängig find, und alfo erft diefe angegriffen feyn mufs, ehe jene Zeichen einer erlitte- nen Veränderung von fich geben können. 7) Alles diefes aber wird uns für fich nie auf den Begriff von gefunder oder krankhafter Befchaf- fenheit eines Körpers führen: denn a) jeder lebende Körper hat feine ihm eigne Organifation und alfo auch feine eigne individuelle Natur. b) Die Kräfte eines Körpers find immer von diefer feiner Organifa- tion abhängig, und find alfo, fie mögen würken wie fie wollen, für fich betrachtet immer naturgemäls. ec) Die Aufsendinge find in der Hauptfache immer die- felben, und das befondere Verhältnifs eines Körpets zu den Aufsendingen wird immer durch feine indivi- duelle Natur beftimmt ; diefes mufs allo auch immer die: fem Körper, mitfeiner jetzigen Befchaffenheit, ange- meffen E‘ ir Sa u A A Br u Tee See meflen und folglich naturgemäfs feyn. — Weil alfo jeder Körper feine ihm eigne Organifation und feine blos ihm eigenthümliche Natur hat, fo ift in foweit kein Grund einzufehen, warum wir den einen Körper gefund oder natürlich befchaffen, und den andern krank oder widernatürlich befehaffen nennen follten*). Jeder Körper, nuch der, welcher uns der übelgebil- detfte fcheint, ift ein Glied in der Stufenleiter der Natur, und er ift feiner ganzen Befchaffenheit, fei- nen Kräften und feinen Actionen nach vollkommen mit fich übereinffimmend. 8) Wir werden alfo einen andern Beftimmungs- grund deffen aufzufuchen haben, was wir gelund oder krank nennen wollen. Unddiefer kann kein an- derer, als das eigne Körpergefühl feyn, welches wir Gemeingefühl nennen; d. h. der Theil der Sivnlich- keit, wodurch dem Vorftellungsvermögen nicht die Welt, fondern fein eigner Körper in feiner in- nern dynamifchen Befchaffenheit vorgeftellet, und wodurch es alfo von dem innern Zuftande deffelben unterrichtet wird. Wir müffen aber hierbey a) alle Begriffe von natürlicher oder widernatürlicher Befchaf- fenheit eines Körpers vergeffen: denn es giebt keinen widernatürlich befchsffenen Körper, weil jeder Kör- per, feine eigne Natur hat. b) Kann nicht von ei- nem würklichen Mifsverhältniffe zwifchen dem Körper : ' und #) Es fey denn, dafs wir die Begriffe gefund und krank, wie oben bemerkt wurde, auf etwas anderes alsjauf objecrive natürliche und widernarfirliche B fchaf. fenheit eines Körpers beziehen, nemlich auf einen nur fubjectiv beitimmbaren Zuftand, und feinen Kräften die Rede feyn: denn diefes,exiftirt pie; letztere harmoniren vielmehr immer mit jenem, weil fie gänzlich von ihm ‘abhängig find; c) dürfen wir auch nicht an ein würkliches Mifsverhältnifs zwi- Jchen dem Körper und feinen Aufsendingen denken; denn dieles Verhältnifs it immer diefem Körper natür- lich, und wir müflen die Aufsendinge in diefer Rück- Sicht blos als pafliv, und nur den lebendigen Körper, von dem gerade die Rede ift, als de activen Theil des Verhältniffes, d. h. als den, von welchem diefes abhängt, vorftellen. — Alfo.die Begriffe von Gefund. beit und Krankheit find immer, etwas fubjectiv- rela= tives, und werden nur durch das fubjective Gefühl " des Gefunden oder Kranken beftimmt; die Natur felbft weifs nichts von ihnen. , Wir können alfo nicht jeman- den krank: nennen, wenn er fich nicht krank fühlt; mithin können wir urfprünglich es nur von dem Men- chen felbft erfahren, ob er krank ift. Ein ‘Anderer kann das nichtwiffen, und wir können es durch.nnichts, weder durch eine uns fcheinbare üble Befchaffenheit- des Körpers, noch durch ein uns fcheinbares Milsver- bältnifs zwifchen. ihm und den Aufsendingen, einfe- hen, dafs ein Anderer kraok if. ' Anmerkung. Ich fürchte nicht, mifsverftanden zu werden, wenn ich bemerke, dafs hier nur, 'von der urfprünglichen Entitehungsart des Be- griffs von Kıankhieitin unferm Verftande die Rede ift, nicht aber vom Krankenbette. Hier wird das Dafeyn einer Krankheit fchon vorausgefetzt. Der Arzt foll hier nicht unterfuchen und beftim- men, N ED Se en y 235 men, ob und dafs diefer Menfch krank ift; fon- ‚dern worin feine Krankheit befteht, oder welche die Urfache feines Krankheitsgefühls if. 9) Alsdann erfl, wenn wir durch’ Beobachtung vieler Menfchen, die fich krank fühlen, unterrich- ter worden find, bey welcher Beichaffenheit nnd in welchen Verhältniffen des Körpers jemand fich krınk fühlt, und wenn wir die befondern Würkungen diefer Befchaffenheit als Zeichen eines befondern Zuftand:s des Körpers oft genug deobachtet haben; alsdann erft wird ein anderer hieryon Unterrichteter aus ähnlichen Zeichen ‚muthmafslich beftimmen können, ob jemand krank ift. Wir werden alfo erft aus den Angaben vie- ler kranken Menfchen uns die Zuftände und Befchaf- fenheiten des Körpers abftrahiren mülfen, in welchen ein Menfch, 'bei dem wir diefe vorfänden, fich krank fühlen würde. Anmerkung. Man ’fieht jezt, warum ich in Rückficht der Beftimmung ünd Auseinanderfet- zung der blofsen Subjectivität des Begriffs von Krankheit fo weitläuftig feyn mulste, da meine Abficht war, den wahren Grund anzugeben, wes- wegen die medicinifche Kunft als eine ihrer Na- tur ‚nach blos empirifehe Kunft dargeltellet werden mufs, und zugleich fie, wie aus dem Ver- folge erhellen wird, von .der Natyrwiffenfchaft gänzlich zu trennen, indem.die Natur den Begriff von Krankheit gar nicht kennt. In dem auf Be- obachtung und Erfahrung beruhenden und allo factifchen Begriffe von Verfchiedenheit der Körper in in ihren dynamifchen Verhältniffen ift der. Begriff von Krankheit durchaus nicht zu finden. Die Or- ganifationen können noch fo fehr verfchieden feyn, das Factum der Krankheit ift demnach nur dem Gemeingefühle darftellbar, alfo nur dem kranken Subjecte felbft, nicht aber urfprünglich den Sinnen Anderer *), Wenn wir alfo die mög- lichen Ordnuungen, Gattungen und Arten der dynamifchen Veränderungen des Körpers aufzäh- len, und ein Syftem der Krankbheitslehre darauf bauen, fo gefchieht dies nur um einen Faden zu haben, an welchen wir die Auslagen des Kranken und die Beobachtungen des Arztes anknüpfen können; nicht aber, um gleichfam a priori be- ftimmen. zu wollen, dafs diefe Veränderungen eine Krankheit feyen; denn diefes kann uns nur der Kranke felbft fagen, — Es verfteht fich, dafs hier; yon ;den fogenonnten : organifchen Krank- heiten, oder beffer von den Krankheiten!der Form der Materie nicht die Rede ift, obgleich auch fie, Alreng genommen, nicht eher Krankheit heifsen können, als bis der Menfch felbft es uns Sagt, und eine Abänderung diefer Zuftände verlangt. 10) ») Eine gennuer beorlindete Darftellung der blofsen Subjecti- virär dev Begriffe. Gefundheit und Krankheit, be- halte ich mir für "ine folgende Abhandlıng vor; in wel- cher ich zu zeigen mich bemühen werde, dafsjene Begriffe in der That ein wrfprüneliches auf den eignen Körper angewendetes , Voritellen find, indem fie die urfprüngliche Anfchauung der vom Hrn, Prof. Reil därzeltellten drit. ten Modification ‚det Sinnlichkeit, nemlich des eignen Körpesfinnes (Gemeingefühls), ausmachen, 237 v 10) Da der nächfte Grund diefes krankhaften Ge- fühls in einem nicht paflenden Verhältnifs des Kör- pers zu den Aufsendingen liegt (denn ohne Aufsen- dinge ift keine Action, fo wie überhaupt kein Leben möglich), und da diefes Verhältnifs durch das Aeufse- rungsvermögen, d. h, durch Reizfähigkeit, verbunden mit dem Würkungsvermögen auf die Aufsendinge, und alfo durch die Lebenskraft des Körpers beftimmt wird, und da endlich diefe in der organifirten Materie gegründer it; fo muls in einem Körper ein krankhaf- tes Gefühl fo vielfach und verfchieden entflehen kön- nen, als a) dafs Aeufserungsvermögen des Körpers aus verfchiedenen allgemeinen Eigenfchaften deflelben befteht, b) auffo mannigfache und verfchiedene Art die Materie des Körpers organifirtift, oder aus fo viel- fach verfchiedenen Syftemen, Organen und Theilen er befteht, die jedes für fich auf feine eigenthümliche Art jenes Aeufserungsvermögen befitzen, undc) in ei- nem fo vielfach verfchiedenen Verhältnifs er zu den Aufsendingen fteht, fofern nemlich diefes durch letz» tere beftimmt wird und von ihnen abhängig it, wohin 2. B. Luft, Clima, Witterung, Nahrungsmittel, epi- demifche Conftitution ete. gehören. ı1) Da aber jeder lebende Körper feine ihm ganz eigenthümliche, entweder durch Organifation ur- fprüngliche, oder während feiner Exiftenz durch all- mälige Veränderung erworbene Natur hat, und da allo fowohl das Aeufgerungsvermögen, als auch die Syfieme und Organe des Körpers, und das hiervon abhängige verfchiedene Verhältnils.deflelben zu den Aufsen- I 238 — ——__ = Aufsendingen, jedem einzelnen Körper ganz eigen- thümlich und nur ibm allein zukommend find; fo müffen auch hierdurch die Kranklieiten wieder um fo viel vervielfachet werden, als es verfchiedene Men- fchen giebt: denn jeder Menfch, der feine eigne von allen andern verfchiedene Organifation und Natur hat, mofs auch in einen blos ihm eigenthümlichen Verhält- niffe zu. den Aufsendingen ftehn, und fich alfo, wenn diefes Verhältnißs ihm’ ein Mifsverhältnifs dünkt, auch auf feine eigne Art krank fühlen. $. 19. Diefes ungeheure Gemifche von Beobachtungen, wenn wir das einzelne foviel als möglich auf allge- meinere Erfahrungen zZurückgebracht , [und wenn _ wir auch diefe wieder foweit generalifirt haben, dafs. wir das ganze Heer von Beobachtungen unter mög- lichft wenige, einfache Gefetze, nach welchen der Körper Veränderungen erleidet, und in feinen verän- . derten Zuftäinden würkt, zufammenfaffen können, nennen wir Krankheitslehre, und diefe macht die Grundlage einer befondern Kunft aus, die wir die Heilkunft oder Arzneywiflenfchaft nennen. Das Object derfelben ift alfo der menfchliche Körper, und'ihr Zweck ift, diefen in der Befchaffenheit zu er- halten, durch welche alle Bedingungen erfüllt werden, um fich körperlich wohl und alfo gefund fühlen zu können; und ihn, wenn diefe Befckaffenheit verän- dert ift, und dadurch ein körperliches Mifsbehagen entftcht, wiederum durch Veränderung diefer Befchaf- fenheit ——— —— > 23) . - fenheit in den Zuftand, mit dem die Gefundheit, d. x das eigne Wohlbefinden, vereinbar ift, zurückzubrin- gen. Schon aus dieler Angabe des Zwecks dieler Kunft erhellet, dafs fie im Wefentlichen aus vier von einander verfchiedenen Theilen beftehen muß, nemlich: ı) Vollfländige Kenntnifs ihres Objects, des menfch- lichen Körpers, in dem Zuftande, den wir den gefunden nennen. 2) Vollfländige Kenntnifs diefes Körpers in an: Zuftande, den wir denkrankhaften nennen. 3) Vollfündige Kenntnifs der Art und Weile, wie und wodurch diefer Körper im gefunden Zuftande erhalten werden kann. 4) Voilfländige Kenntnifs der Art und Weife, wie und wodurch die krankhaften Zuftände” diefes Körpers, fie mögen nun urfprünglich oder erwor- ‚ben feyn, in den gefunden Zuftand umgeändert werden können- 6, 20. Hier ift es nun durchaus nothwendig, die Begriffe »gefund undkrank“ von den Begriffen „natür- lich und widernatürlich“ gehörig zu unterfchei- den: denn hier entfteht die Frage, wie und auf welchem Wege follen'und können wir diefe Kenntniffe erwer- ben? Ganz anders wird der Weg und das Refultat feyn, wenn wir von natürlicher oder widernatürlieiier ' Befchsffenheit eines Körpers ausgehen, und ganz an- ders, wenn von Gefundheit oder Krankheit die Rede ift, 2 Woll- > ” \ 2 48 Lo een Wollten wir die natürliche oder widernatürliche Be- fchaffenheit der Körper unterfuchen, fo würden da- zu Kenntnifle und eine Einficht in die Natur der Din- ge erfordert werden, die durchaussunfern Sinnen und unterm ‚Verftande verfchloflen find. Geletzt aber ‚ auch, dies wäre nicht, die Natur läge in ihrer ganzen Stufenleiter und in allen ihren Modificationen offen vor uns; fo würden wir doch, wie Schon gefagt, nichts anders als Natur und gewils nichts wider- natürliches finden. ‘Ja wir würden nicht einmal et- was widernatürliches fuchen und ahnden können; . denn woher follte uns wol der erfte Gedanke kommen, das vielleicht in der Natur etwas widernatürliches zu finden wäre, da er doch fchon in fich einen Wider- fpruch enthält? — Ganz anders hingegen verhält es fich mit den Begriffen von Gefundheit und Krankheit. Hier ift nicht mehr die Rede von der Natur, als folcher, wie fie da ift, fondern von In- dividuen, die mit ihrer Naturftelle entweder zu- frieden oder unzufrieden find, und alfo entweder darin erhalten, oder in eine andere verfetzt feyn wollen. — Hier liegt der Unterfchied zwifchen der Methode in der Naturwiflenfchaft, als einer blos theoretifchen Redutaifs, und in der Arzneywiffenfchaft, als einer Kunft, in welcher die theoretifche Kenntnifs nur zum Behuf der practifchen Anwendung erworben werden foll, Denn ganz anders werden wir verfahren bey der Unterfuchung der Natur thierifcher Körper, wenn wir den widerfprechenden Begriff von widernatürlicher Natur gar nicht kennen, und nur überall Natur fe hen; x GT h 241 hen; und ganz anders, wenn unfer Verfland gleich an- fangs, ehe noch die Unterfuchung beginnt, die Objecte derfelben in zwey einander entgegengefetzte Claffen theilt, nemlich gefunde und kranke Körper, wovon der Begriff der erflen Clafle auf einer objectiv falfehen Vorftellung ‚beruht, der Begriff der letzteren aber nicht von der Natur, fondern von unferm in- - dividuellen Gefühl gefetzt if. Fi $.. 21. In der Naturwiffenfchaft haben wir es blos mit der Natur zu thun, wie fie da ift; wir wollen fie im Detsil kennen lernen, und verfolgen fie allo bis in ‚ihre feinften Modifieationen. Hier ift es uns nicht darum zu thun, z. B. bey einer Thierart irgend eine Organifation als punctum fixum' zu einem practifchen Zweck uns zu abftrahiren, um von diefem abftracto die Abweichungen kennen zu lernen; fondern hier wollen wir den Gang der Natur in ihren mannigfalti- gen Modificationen unterfuchen, und wenn wir hier dennoch irgend ein abftractum feftfetzen, fo ift es nicht der Wiffenfchaft wegen, fondern nur um dem menfchlichen Verftande zu Hülfe zu kommen, der gern einen Faden haben will, vermittelft deffen er 'in dem Irrgarten der Natur geleitet werden könne, um alsdenn deflo leichter jede Abweichung als. ein ‚eignes Ganzes für fich darftellen zu können. Die Me- thode in. der Naturwiflenfchaft hat allo das wefent- lich eigenthümliche, dals fie den allgemeinen Begriff nur um des Einzelnen willen bildet und ihn fairen lälst, 7 242 — a "läfst, oder doch fahren laffen follte, fobald fie a vollfändig. dargeftellt hat: denn es ift ihr nur darum zu thun, die Natur, in welcher nicht von Regeln und alfo auch nicht von Abweichungen die Rede feyn kann, in ihren Modifieationen und in ihrer.-Mannig- faltigkeit darzuftellen; die Natur verfährt gar nicht nach Regeln und allgemeinen Begriffen, fondern in ihr it alles individuell beftimmt, und jedes Indivi« duum har feine eigne Natur. \ \ NE? Ganz anders it die Methode in der Arzneys, wiffenfehaft oder medicinifchen Kunft. Sie hat es h ‚zwar auch mit der Kenntnifs eines Theiles ‚der Natur [ zu thun, und hat in fofern ebenfalls auch In theo- retifchen Theil. Aber diefer ift nicht eigentlich und zunächft dazu beflimmt, eine Kenntnifs der Men- fchenkörper als Thierart, als Theil der‘, Natur #%), zu erwerben und zu verfchaffen; fondern k vielmehr nur das Object der-Kunft kennen zu J lernen, und ein abftractum von Gefundheit' 1 finden, von welchem man die wahrgenommenen Un- terfchiede.der Organifation als Abweichungen und; in | Veränderungen anfehen könne. Die Verfchiedenheit j 2 *) Die Naturwiffenfchaft der Menfchenart als Species der Thiergattung,, alfo als Naturgegerftand , gehört nicht indie | medicinifcehe Kunft, fondern in die Naturwiflenfchaft. Sie } wird nur von diefer, aber gewifs fehlerhafter Weile, über- gangen, weil diefe gewohnt ift, die medicinifche Kunft als” ihre Tochter anzufehen. Dafs fie aber das nicht fey, fon- ” dern vielmehr, wenn man doch einmal ein Verhältnifs zwifchen beiden fetzen will, eine ihr feindfelige Kunft wird, denke ich, weiterhin deutlich erhellen, — : 243 in der Methode beider entfteht alfo daher, dafs der theoretifche Theil der medicinifcheg Kunft eigentlich und zunächft einen practifchen Zweck hat; da hinge- gen die Naturwiffenfchaft, als folche, einen blos theo= retiflchen, Die medicinifche Kunft unterfucht das Ein- zelne, um durch Zulammenfaflung deflelben auf all- gemeine Begriffe zu kommen. Es ift ihr alfo überall nicht eigentlich um Kenntnifs der Natur zu thun, welehe fie vielmehr immer nur als Mittel zu ihrem Zwek betrachtet; fondern um ein punctum fixum, von welchem aus fie auf die Verfchiedenheiten der Natur würken könne. — Wenn die Naturwiffenfchaft neubemerkte Verfchiedenheiten in. der Organifation der Menichenköirper als einen Zuwachs ihrer Kennt- nifs der Natur betrachtet; fo fieht hingegen die medi- cinifche Kunft oft eben diefe. Verfchiedenheiten als fo viele Abweichungen von ihrem abftracto der Gefund- heit an, üm welche fie die Stufenleiter der Natur ver- kürzen zu müffen glaubt. Wenn die Naturwiffen- Schaft fieh nur Regeln und allgemeine Begriffe bildet, um vermittelft ihrer defto leichter-ins Detail der Natur eindringen, und jedes Individuum mit feiner eigen- thümlichen Natur als ganz individuell und einzig in feiner Art darftellen zu können ; fo geht hingegen die „medicinifche Kunft nur ins Detail, um fo viel als möglich in dem Einzelnen Uebereinftimmung zu fin- _ den, es möglichft zu generalifiren, und fo endlich allgemein, geltende Regeln aufzufinden, die fie. der “Natur als würkliche Verfahrungsarten gern aufbürden möchte, und um Geletze zu finden, von welchen i fie 244 ne fie annehmen. könnte, dafs fie der Natur vorgefchrie- ben find, und dafs alfo auch fie diefelben benutzen, vermittelt ihrer die Narur des Einzelnen erfahren, und fo nach Willkühr auf fie würken und fie verän- dern könne, So hat alfo die Methode der medicinifchen Kunft das eigenthümliche und fie von der der Naturwilfen+ fchaft wefentlich unterfcheidende, dafs fie innmer gern die Mannigfaltigkeit der Natur generalifiren möchte; anftatt dafs diefe immer fpaltet und individualilirt: dafs fie gern die unendliche Menge von verfeliedenen Organifationen der Menfchenart in eine einzige, in- dividuell beftimmbare vereinigen möchte, um das etwa übrig bleibende als Abweichung und widernatürlich anfehen, und es wo möglich durch Kunft auf jene einzige zurückbringen zu können; ftatt dafs die Na- turwiffenfchaft vielmehr jede einzelne Verfchiedenheit als ein in fich vollkommenes und in feiner ganzen in- dividuellen Natur vollftändig beftimmtes Individuum darftellt; und endlich: dafs die medicinifche Kunft eine Menge von Beobachtungen fammlet, und diefes ungeheure Chaos nur in zwey Claffen wirft, nemlich entweder in das abftractum von Gefundbeit, oder in: die concreten, jedoch möglichft generalifirten, und dadurch ebenfalls zu abftractis geformten Fälle von Krankheit; fatt dafs die Naturwiffenfchaft durchaus keinen Begriff von Krakheit hat, fondern durch jede Beobachtung einer einzelnen Verfchiedenheit ihre ge- machte Tabelle der Stufenleiter der Natur vergröfsert dieht. $. 23. m ? e 245 e j u: 23; Diefer hier angegebene Unterfchied zwifchen Na- turwiflenfchaft und medicinifcher Kunft zeigt deutlich, dafs, wenn man die Sache beym Lichte betrachtet, letztere gar nicht zur Naturwiffenfchaft gehöret, oder befer, dafs in der medicinifchen Kunft gar keine Na- turwiffenfchaft enthalten ift; fondern dafs im Gegen- theil vielmehr beide einander entgegenftehen, und dafs jene gern die Anfichtsart diefer gänzlich verbannen möch- te. Mankannalfoauch nicht iagen, dafs der theoretilche Theil diefer Kunft Naturwiflenichaft fey: denn in der Natur findet fich keineEinheit, esift in ihr nichtvom Menfchen, fondern von den Menfchen die Rede; er äft vielmehr blos und allein ein Gefchöpf des menfch- . lichen Verftandes, zum Behuf des practifchen Theils oder der Kunft gefchaffen. Diefe nimmt gar keine Rückficht auf die Naturwiffenfchaft als folche, und fie kann es auch nicht, weil beide einen wefentlich- ver- " fchiedenen Charakter haben. Alles, was von jener in Hinficht auf diefe gefordert werden kann, if diefes, dafs fie die durch die Naturforfchung erworbene Kennt- _ nifs der Natur zu ihrem eigenen Zweck benutzt, ohne br ak ausmacht. weiter auf den Zweck der Naturwiffenichaft Rückficht zu nehmen. Und fo entlehnt fie aus diefer eine Kennt- nifs, die fie zwar nur als Hülfswiffenfchaft anfieht, die aber doch im Grunde, fobald ihr der wefentliche / Charakter der medicinifchen Kunft, nemlich Ein- heit, aufgeprägt ift, eine Art von Grundlage derfel- And, f. d, Phyfiol. 111, Bd, 1, Hufe, R Anm. \ 246 | nen Anm. ad $,. 21.22.23. Ich habe in diefen drey $$., um nicht zu weitläuftig zu werden, nur das We- fentlichfte über die Beftimmung des Begtiffes beider Wiffenfchaften und über ihren Unterfchied zufam- mendrängen wollen. Es fey mir nur nocherlaubt, mit wenigen Worten zu bemerken, woher es wol kömme » dafs man beide Wiffenfchaften zu- fammenwirft, und die medieinifche Kunft gewöhn- ‚lich als einen Theil der Naturwiffenfchaft anfieht. Ich glaube hiervon zwey Gründe angeben zu können: ı) Weil wir uns mit einem Natur- gegenftande befchäftigen, welchen die Natur- wiffenfchaft gewöhnlich, aber fehlerhafterweife, übergeht und der medicinifehen Kunft überläfst, fo bilden wirunsein, dafs diefes Naturwiffenfchaft des Menfchenkörpers fey, ohne doch theils zu bedenken ,” dafs die Heilkunft der Naturwif- Senfchaft geradezu Abbruch thut, indem jene die Stufenleiter der Natur befländig zu verkürzen bemühet ift; theils, dafs die Naturwiffenfchaft mitihrem Gefichtspuncte und nach ihrem we- fentlichen Charakter ganz anders verfahren müfste; indem z. B. es der Naturwiflenfchaft gar nicht einmal einfallen würde, eine Pathologie des Menfchenkörpers aufzuftellen, von welcher fie den möglichen Begriff gar nicht kennt, fondern ihren | Inhalt vielmehr eben fowohl als Naturwilfenfchaft aufftellen müfste, als den der Phyfiologie. 2) Weil die Aerzte fich wahrfcheinlich fchämten, blofse Künfler zu feyn. Man giebt deswegen die Heil- nn — 247 Heilkunft gewöhnlich für eine Wiffenfchaft aus. Dals fie diefes aber nicht fey, fondern blos eine Kunft, liegt fchon in dem Begriffe beider. Das Welen der Wiffenfchaft it theoretifche Einficht, Wiffen; des Wefen der Kunft aber ' it Handeln, oder: felbiithärig, vermittelft ei- nes vorausgeletzten Wiflens oder Vermö- gens, auf einen oder mir einem Naturgegen- ftand würken. Die Naturwiffenfchaft ift eine Wiffenfchaft; denn in ihr ift es blos um theoreti. {che Kenntnifs, um ein Wiffen zu thun. In der Aırzneywiflenfchaftaber, oder beffer in der me.» einifchen Kunft, ift nicht das Willen, oder die Kenntnifs, unfer Zweck; fondern Handlung, Würkung auf die Natur. — Kunf als blofse me- chanifche Fertigkeit zu beftimmen, ift dem wefent- lichen Begriff derfelben entgegen. Bey jeder Kunft mufs ihrer Ausübung ein Willen vorherge- hen. Zufällig iftesaber, ob diefes vorhergehende Wiffen ein Wiffen mit Begründung, defleiben, und allo ein auf Theorie gebauetes, oder ob es ein blos. merhaniich erleıntes Wiflen, gleichlam ein Wiffen der Hände ift, eine mechanifche Fer- tigkeit ohne Bewufstfeyn der Gründe des Han- delns., — Objectiv mufs jeder Kunft eine Wik- Senfchaft zum Grunde liegen, oder auch, jede Kunft, bey welcher Regeln des Verfahrens ange- ben laffen, ift eine Wiffenfchaft ( doctrina), die gelehrt werden kann. — Subjectiv aber ftellt fAich die Frage anders, nemlich: ob es beym blo- R' isen 230 f ee) ten: denn dafs fie viel Fehlerhaftes in der Natur antreffen mufs, fetzt fie, noch ehe die dielelbe kennt, fehon ihrem welentlichen Charakter gemäls voraus, a 3) Sie beobachtet nun felbft den Menfechenkörper, 'ünd unterfucht die Beftändtheile defelben, ihre Milchung,, ihre Form, die ganze Orgahifation des Körpers und feine Aeufserungsart; fie be- trachtet die verfchiedenen Zuftände, Lagen und Verhältniffe zu den Aufsendingen,,-in denen er fich befindet, und diefes alles vergleicht fie mit dem damit verbundenen und dadurch erzeugten körperlichen Wohl: oder Misbehagen der Indivi- duen. Bey dieler Unterfuchung aber geht fie fo zu Werke, dafs fie alle Menfchenkörper, die ihrem Gefühle nach in einem körperlichen Wohl. behagen fich befinden, gleichfam in ein Indivi- » duum zufammenbringt, um dadurch in der Natur felbft ihre Vorausfetzung beitätigt zu finden; daß ein gewiffes allgemeingeltendes Ideal der körper- lichen Vollkommenbheit exifire, welches noth- wendig in feinem Körper ein Gefühl der Gefund- heit hervorbringen müffe, und dafs alle Körper, in denen dieies nicht ftattfinde, auf irgend eine Art in ihrer Organilation fehlerheft feyen, 3) Auf .diefe Unterfuchung, fich ützend, entwirft ‚ fie nun ihr abfiractum von Gefundheit, und ihr Ideal eines vollkommenen ‚Körpers, welches fiein allen Körpern, die mit dem Gefühle der Gefund- „ heit exifiren, in einem höhern oder mindern Grade 1) nn ———— 257 Grade alsnothwendig vorhanden vorausfetzt. Auf diefe Art bildet fie nun eine Lehre von dem Men- fchenkörper in feinem natürlichen oder gefunden Zuftande, oder vielmehr, fie liefert eine Befchrei- bung derjenigen Organifation und des in diefer fich gründenden Aeufserungsvermögens eines Menfchenkörpers, welche ihrem aufgefundenen 'Ideal der Gefundheit entfpricht. 4) Diefes abftractum von Gefundheit zum Grunde gelegt, betrachtet fie jetzt alles, was nicht mit ihm übereinftimmt, als widernatürlich (krankhaft), und gründet dadurch einen ganz neuen Begriff, nemlich den Begriff von Krankheit. Sie be- merkt die Abweichungen fowohl in der Organi- dation, als auch in dem Aeufserungsvermögen der Menfchenkörper von ihrem Ideal der Voll- kommenheit; fie beobachtet die verfchiedenen Verbältnifle zu den Aufsendingen, die mit die- , ‚den Abweichungen: entweder als Urfache oder als Würkung verbunden find; fie beobachtet die mannigfaltigen Erfcheinungen an einem Körper, ‚bey dem fie den Zuftand von Krankheit voraus- ferzt. Sie generalifirt nun ihre Beobachtungen durch öftere Wiederholung derfelben, und clafli- ficirt fo zulezt alle bemerkbare Abweichungen vom gefunden Zuftande. Auf diefe Art bildet fie eine Lehre vom Menfchenkörper, wie er fich in einer unendlichen Menge von krankhaften Zu- ftänden befinden kann, oder fie liefert eine Be- fchreibung derjenigen Arten von Organilation und 252 | me } und Aufserungsvermözen, welche ihrem SM von Gefandheit entgegenftehen. y ih 5). Da fie nun die Befchaffenheit des bieten ‘{owohlin feinem gefunden alsim kranken Zuftande dargeftellet hat, und zu wiffen glaubt, worin der eine 'und der andere befteht, wenn er da ift, und wodurch er da it; fo wird fie nun, ihrem eigen- thümlichen Charakter gemäfs, aufMittel denken, ' den gefunden Zuftand zu erhalten und den kranken “umzuändern, Nachdem fie zur Aufindung derfel- ben eine hinlängliche Menge von Beopachtungen glaubt angeftellt, und dadurch die Mittel und die Art ihres Gebrauchs gefunden zu haben, » entwirft die nun die jbeiden völlig practifchen Wilfenfchaf- " ten, zu deren Behuf fie vorher alle ihre, theore- tilchen Unterfuchungen angefellt hatte. ' 2) Die Erhaltungskunft (ars confervatrix) des Menfchenkörpers (diaetetica) , vermittelft welcher fie die Aufgabe: löfen will, den Körper, bey dem fie in einen höhern oder mindern Grade ihr abftraetum der Gefundheit gefunden zu haben glaubt, in diefem vollkommenen Zuftande zu er- halten.- b) Die Heilkunft (ars medicatrix) des Men- fchenkörpers (therapeutica) , vermittelft wel- cher fie alle die mannigfaltigen kranken Zuftände des Körpers auf den einzigen gefunden und voll- kommenen Zuftand deflelben, der ihrem abftracto von Gelundheit entfpricht, in einem mehr oder weniger vollkomnienen Grade zurückhringen zu können glaubt, indem fie nemlich davon ausgeht, dafs A er 253 dafs alle Verfchiedenheiten im Körper urfprüng- lich nur Abweichungen von der einzigen voll- kommenen Art des Körperszu exiftiren find, und alfo möglicher Weile auf diefen müllen zurückge- bracht werden können, $ .26. So zerfällt alfo die ganze fo beftimmte medicini-” fche Kunft im Welentlichen, d. h. wenn alle zufällige Beftimmungeu und Eintheilungsgründe wegfallen, in (die oben fchon aus der Angabe des Zwecks derfelben hergeleiteten) vier Hauptab- heilungen, nemlich: I. Die Lehre vom Menfchenkörperin en einigen gefunden Zuftande. 1]. Die Lehre vom Menfchenkörper in feinen unend- lich mannigfaltigen kranken Zuftänden. III. Die Kunft, den einigen gefunden Zuftand in . Seiner dermaligen Verfaflung zu erhalten. ‚IV. Die Kunft, die mannigfältigen kranken Zuftände auf den einigen gelunden Zuftand zurückzubrin- gen. Die beiden erften Abtheilungen Konkitäiren dentheo- retilchen, die beiden letzten aber den practi- fchen Theil der Kunft. Oder, wenn man einen andern Gefichtspunct vor- zieht, fo conftituiren die erfte und dritte Abtheilung die Hygiäne, die zweyte und vierte aber die Nofo- dik. Für die Wiffenfchaft wird es gleichgültig feyn, welchen Gefichtspunct man wählen will. In Hinficht auf den Unterricht ifl es beffer, die ganze theoretifche Lehre 254 | Lehre zuerft vollftändig + bzuhandeln, um den Schüler das Object feiner Kunft bald anfangs in feinem ganzen Uimfange kennen zu lehren. Ich werde hier für -mei- nen Zweck dem zweyten Gefichtspunct folgen, um das- jenige gleich nach einander ftellen zu können, was der Materie nach zufammengehört. l. ‚Lehre vom Menfchenkörper in feinem einigen gefunden Zuftande. Anm. Wir haben für diefen Zweig der Arzeneywiflen- Schaft keinen fchicklichen Namen; denn der Name, NaturlehredesMenfchenkörpers, ift ohn- ftreitig falfch ; theils weil er, fireng genommen, beide Zweige der theoretifchen Arzeneywiffenfchaft in fich fafst, da doch ein kranker Körper eben fo gut zur Natur gehört, und feine Natur hat, als ein gefunder; theils weil. der Name Naturlehre eigentlich zu derjenigen Anfichtsart der Natur ge- härt, die wir oben der Naturwiffenfchaft im Gegen- fatz von Arzneywiflenfehaft zufchrieben. Eben fo verhält es fich mit den Namen : Anthropologie, So- matologie, u. f. w., fie paffen alle nicht für den wahren Character der Arzeneywiflenfchaft. ‚Am be- ften wäre noch Gefundbheitslehre. ‚ Diefe Lehre kann wol zum Behuf der medicinifchen Kunft nicht anders zu Stande kommen, als dafs diefe die Anfichtsart eines Individuums aus der Natur- wiffenfchaft entlehnt. ‚Aus diefer weils fie, dafs jeder lebende Körper, um leben zu können, aus einer Ma- terie beftehen mufs, deren Beflandtheile fo untereinan- - der \ En sa a u a 255 der gemifcht, und in diefer Mifcbung fozufammenge- ‘ fügt find, dafs das Refultat hiervon in einem gewillen ‘ innern Aeufserungsvermögen befteht. Jene eigen- thümliche Mifchung und Form der Materie eines Kör- pers nennen wir feine Organifation, die nächfle Urfache des Acufserungsvermögens aber die in der Organilation eines Körpers gegründete Lebenskraft def- felben. Wir werden alfo fehr bequem zur Kenntnifs des Körpers gelangen, wenn wir zuerft feine Organi- fation, und dann die Lebenskraft*) deffelben unterfu- chen, Darnach zerfällt alfo die Gefundheitslehre des Menfchenkörpers in zwey Abtheilungen, nemlich: A) Lehre von der Organifation des gefunden Körpers ; B) Lehre von der Lebenskraft oder dem Aeufserungs- vermögen deffelben, A. Lehre ”) Da der Begriff von Lebenskraft, wie weiterhin erhellen wird, ein’ blos fubjectiver (auf den Verftandesacten von Subftanz und Cawfalität beruhender ) Verhältnifs- Begriff ift der fich in Objecte keinesweges als etwas Wuirk- liches realiren läfst, fo Geht ein jeder leicht, dafs die Tren- mung der Lehre von der Lebenskraft, von der der Organifä- tion, ebenfalls ein bloßser fubjecriver Behelf unfers Verftan- des ilt, Objectiv berrachter, würden die Lehre von der Organifation und die Phyfiologie in eines zufammenfallen, weil durch die Lehre von der Organifation der Materie die ganze Willenfchaft des Körpers eigentlich fchon erfchöpft „it, Indeffen ift es doch nocthwendig, beide zu trennen, und. jede von ihnen befonders darzuftellen, weil der Be- griff von Lebenskraft bey unferm Verftande die mangelnde Kenntnifs der Organifation, als der wahren Urfache der Erfcheinungen des Körpers vertritt, und alfo abgefondert dargeltellt werden mufs, A. Lehre von der Organifation desMen- 'fchenkörpers in feinem gefunden Zu- ftande. j Anm. Auch für diefen Zweig der Arzeneywiflen- fehaft haben wir noch keine fehickliche Benennung. Man könnte ihn füglich Organologia corporis humani nennen. Diefe Lehre wird die ganze materielle Befchaffenheit des Menfchenkörpers vollftändig zu ergründen und darzuftellen fuchen. Der Menfchenkörper ift ein orga- nifirter Körper, die Materie deffelben ift daher nicht blos gemengt und zufällig zu einer Mafle zufammen- gereihet; fondern wir bemerken, dafs fowohl die er- ften Beftandtheile der Materie chemifch gemifcht find, "als auch dafs diefe Aggregate nach einer gewiflen feft- beflimmten Ordnung an einander gefügt, d.h. dafs De’ organifirt find. Die Organologie wird alfo zu- erft die thierifch-chemifche Mifehung, und nachher die Form des Körpers und feiner Theile zu betrachten haben, und hiernach zerfällt die ganze Lehre von der Organifation des Körpers wieder in zwey Theile, nemlich; ı) Lehre von der thierifch. chemifchen Mi- [chung der Materie des gefunden Körpers. 2) Lehrevon ‚der. Form der Materie diefes Körpers und feiner Theile, x 1) Chemie des Menfchenkörpers im gefun- den Zuftande. (Hiftoria materiae mixtae, Chemia animalis.) j Sie ift ‚die "Lehre von der Mifehun g der uran- fänglichen oder einfachen fowohl, als auch der nähern ER und es — ‚257 "und mare Beftandtheile der Materie ‘ des Körpers, und von der Att und Weife, wie diefe h Mifchung der Materie das Ihrige fowohl zur Orga nifstion, als auch überhaupt zur ganzen körperlichen = Exiftenz nach allen ihren Beflimmungen in einem - Menfchenkörper beyträgt. Sie zerfällt a)in die allge, meine, d.h.die Chemie der thierifchen Materie über- % haupt; 'b) in die’befondere nach Verfchiedenheit der Organe, ohne Rücklicht auf die Form derfelben, "2; B. die Muskelmaterie als folche, ohne auf die fafe= ü rigte Structur und Form des Muskels Rückficht zw nehmen, — "Diefer Zweig der Naturlehre des tbierifchen Kör- ee pers ift der uncultivirtefte in der ganzen Natur- und " Arzneywiffenfchaft:; denn im Grunde wiflen wir hier “noch gar nichts. 2) Befchreibung der Geftalt des Körpers und feiner Theile, ( Hiftoria materiae formatae.) h N Man nennt diefe Wiffenfchaft, von dem Gebrauch der Mittel zu ihrer Erlernung: Anatomie. Sie ift die Lehre von der Form der Materie des Körpers und feiner Theile; oder vielmehr die Lehre von dem Kör- per und feinen Theilen, infofern ihnen eine gewiffe nu or nr unfern Sinnen bemerkbare Form zukömmt. Die Form der Theile des Körpers wird durch eine mannig- faltige Bildung der Materie deflelben befjmmt, Die ‚eifte ehemifch - thierifche Mifchung der urfprünglichen | Beftandtheile ift unfern Sinnen gänzlich verborgen. -$0 weit wir auch den nicht chemilfch zerlegten Theil des Fhie- "258 m Thieres verfolgen, finden wir doch immerfchon organi- fcheBildung. Ausdiefer erften organifchen Materie ent- feht die allgemeine Grundlage aller feften Theile des Körpers, nemlich das ‚mannigfaltige, unendlich ver- febiedene, mehr oder weniger: blätterige Gewebe, welches wir Zellgewebe nennen. Aus diefem ent- ftehen die Theile des Körpers fo, dafs wir einen Theil deflelben verdichtet und im häutige Ausdehnungen übergegangen finden, Aus diefen bilden fich in Ver- bindung mit einem Theile. des übrigen Zellgewebes die durch den ganzen Körper verbreiteten und eigene unabhängige Syfteme darftellenden Canäle, die wir Gefäfse und Nerven nennen. Und diefe endlich in Verbindung mit freyem Zellgewebe ünd den übrigen wnorganifirten erdigten und flüffigen Beflandtheilen des Körpers bilden die Organe des Körpers, die diefem feine dermalen beftimmte Exiftenz geben. Man mufs älfo nothwendig die Anatomie in zwey Theile ab« fondern, nemlich in die allgemeine und in (die be- fondere Anatomie, a) Allgemeine Anatomie. | Sie betrachtet die geformten Beftandtheile des Kör- pers von ihrer erften organifchen Bildungan, undver- folgt fie bis zu ihrer Organilation in den einzelnen Organen. Sie foll eine vollftändige genetilche Ge- fchichte des Körpers liefern, und die Art und Weife darftellen, wie der Körper aus feinen wefentlichen Be- ftandtheilen das werden konnte und geworden ift, wie wir ihn jetzt finden. Sie :hat es allo mit der organi- ‚Schen a un —— . 259 überhaupt zu thun, ohne weiter auf die durch fie ge- bildeten einzelnen Organe Rücklicht zu nehmen. Sie enthält alfo: \ ’ (1) Die Lehre vom Zellgewebe, als una des ganzen Körpers. (2) Die allgemeine Lehre von den Häuten und Be- deckungen des Körpers, und von ihrem Zufam- menhange unter fich. (3) Die Lehre von den Syftemen des AROFEERR. Und zwar a) Die allgemeine Nervenlehre, b) Die allgemeine Gefälslehre, (4) Daritellung der Art und Weife, wie aus diefen z Syftemen die Organe des Körpers gebildet wer- den, Hierbey liefert fie zugleich eine allgemeine Ueberficht diefer Organe, theilt fie nach der Verfchiedenheit ihrer Beftimmung und ihrer Verrichtungen in naturliche Claffen, und giebt von jeder Clafle das an, was den ‘ im ihr enthaltenen Individuen gemeinfchaftlich zu- kommt. 2 b) Befondere Anatomie. Sie ift eine Art von Topographie des Menfchen- körpers, indem fie den Körper in feinen nächften Be- ftandtheilen, nemlich den Organen, deflelben nach ihrer Lage, Gröfse, Geftalt, Verhältnifs zu den übri- gen Theilen,, und nach ihren äufserlichen, finnlich — bemerkdaren Kennzeichen, betrachtet. Sie zerfällt - (1) indie Topographie der Knochen; ' @) in v BE TR 260 — ! - (2) in die Topographie der Bänder: (3) die Topographie der Muskeln und Sehnen; (4) die Topographie der Se- und Excretionsorganes (5) die Topographie der Sinnorgane; (6) die Topographie der O:zane des Athems; (7) die Topographie der Verdauungsorgane ; (8) die Topographie der Zeugungsorgane; (9) die Topographie des Herzens und der Gefäße, / (10) die Topographie des Hirns und der Nerven,’ Anm. Nr. 5. bis 8. und einen Theil von Nr. 4. pflegt man fonft nach einem blos zufälligen Ein- theilungsgrunde unter dem gemeinfchaftlichen Namen der Eingewe idenlehre zufammenzu- faffen. Warum rechnet man denn nicht auch die übrigen Drüfen dazu ?— Die Lehre von den |ym- phatifchen Drüfen rechnet man mit Recht zur Gefäfslehre, Wohin aber foll man die Lehre von der Milz rechnen, zur Gefäfslehre (nemlich zum fyftema portarum) oder zur Drü- fenlehre? If die Milz etwa etwas ähnliches für die Pfortader, was die Jymphatifchen Drüfen für die Lymphgefälse find? Es ift, aber nicht genug, in der befondern Anatomie die Topographie des Menfchenkörpers überhaupt dar- geftellt zu haben: denn diefer exiftirt auch noch be- fonders unter verfchiedenen Formen, nach Verfchie- denheit des Gefchlechts und des Alters eines Menfchen. Die befondere Anatomie zerfällt vielmehr nach diefem fehr wichtigen Eintheilyngsgrunde in zwey Abtheilungen. (D) To- | — 261 (1) Topographie des vollftändigen ausgewachlenen Menichenkörpers, abfolut betrachtet. (2) Vergleichende Topographie der Menfchenart. (Doctrina differentiae organicne fpeeiei humanae.) Sie ift- der Theil der Anatomie, welcher die we- fentlichen Unterlchiede in der Bildung des Men- fchenkörpets nach Verfchiedenheit des Gelchlechts und des Alters darftellt, } (a) Nach Verfchiedenheit des Gefchlechts. &) Topographie des Eigenthümlichen des männ- lichen Körpers, 9) Topographie des eigenthümlichen des weib- lichen Körpers. ' Hierher gehört ırit Recht 7 der ganze anatomifche Theil der Entbin- dungskunft a) Topographie des Eigenthümlichen des weiblichen Körpers im jungfräulichen ‘oder u ‘ ungefchwängerten Zuftande. . 6) Im gefchwängerten Zuftande und während der Schwangerfchaft, nebfl einer Anatomie des ungebohrnen Kindes *)in den verfchie- denen Zeiträumen der Schwangerfchaft. ce) Im ”) In einem Lehrbuche mag die Anatomie des ungebohinen Kindes freylich wol bequemer zur Anatomie des Kindes überhaupt, alfo zu No, (b) &) zu rechnen feyn. Allein hier, wo ich nur die Abficht habe, jedem Zweige der Wilfenfchaft feine wahre Stelle im Syftem anzuweifen, mufs ich fie in der befondern Anatomie der gefchwangerten Frau j aufführen: denn fo länge noch das Kind vermittelft der Nabelichnur mit der Mutter zufammenhängt, und blos in ünd mir diefer exiltire, fo lange macht es atıch nur einen Theil, ja felbit ein wefentliches Organ des Mutrerkörpers Arch, f. &, Phyfiol, 11, B. II, Heft. $ aus, "962 —— ©) Imgebährenden Zuftande, nebfb einer Be- fchteibung der organifchen: Veränderun- ‘gen, welche das Kind durch die Geburt erleidet. . ‚.d) Während dem Wochenbette und dem Stil- len des Kindes, (b) Nach Verfchiedenheit des Alters. «) Topographie des Kindes zu der Zei, da es angefangen har, ein felbftitändiger Theil de, Natur zu feyn. £) Vergleichende Anatomie des Kindes-, des Jünglingsalters, des männlichen Alters und des Greifenalters. B. Lehre von der Lebenskraft oder dem Aeufserungsvermögen des Menfchenkör- persim gefunden Zuftande. Man nennt diefen Zweig der Arzeneywilfenfchaft Phyfiologie, welcher Begriff aber bey weitem mehr in fich fafst, als ihn. Beffer würde man ihn be- zeichnen durch den Namen Dynamologia E.H. oder Doctrina virium et actionumC,. H.— Auchin diefer Wiflenfchaft'follte man, eben fo wie in der Ana- tomie, zwey verfchiedene Theile abfondern, nämlich 1). die allgemeine Phyfiologie, 2) die befondere Phyfio- logie. Wenn man genau die AFGNNEN eines Men- „ fchen- aus, welches fo gut wie die Leber und alle übrige Organe deffelben,, nothwendig zur vollftändigen Exiltenz des Mur- - terkörpers gehört, und auch eben fo gur das feinige zum dermaligen Leben eines Mutterkörpers beyträgt, 5 _ mn Ne 263 Ichenkörpers und ;die Verrichtungen feiner Organe beobachtet, fo wird man, fowohl in Rückficht ihrer Würkung als auch ihres Aeulserungsvermögens, eine deutlich bemerkbare, wefentliche und ohne Zweifel in der individuell eigenthümlichen Natur jedes Organs gegründete Verlchiedenheit der Syfteme und Organe bemerken, und hieraus analogifch den Schluts ziehen, dafs diefen Actionen deswegen auch, zwar nicht ver- fchiedene Kräfte, aber doch wenigftens verfchieden modificirte Kräfte zum Grunde liegen müflen, Dafs ‘ aber nicht jedes Orpan feine eignen Kıäfie habe, fondern nur eigenthümliche Moditicauionen derfelben von dem ganzen Körper geäulserten Lebenskraft, wer« den wir leicht gewahr werden, wenn wir auf die Art der Actionen in allen Syft:ınen und Organen ohne Ausnahme Acht geben. Wir werden dann finden, dafs diefe überall darin beitcht, dsfs auf eine durch irgend eine äulsere oder innere Urlach eifolgte Erres gung eines Theils eine Action deflelben, und nach diefer irgend ein Effect, erfolgt, diele beftchen nun worin fie wollen. Wir werden allo hieraus folgern müf- fen, dals der ganze Körper dergeftalt organifirr Sey, dafs das allgemeine Reiultat diefer Urganifation in Reiz« barkeit (oder Erregbarkeit) und Würkungsver mögen beftele; dals abeı jedesSyflem und jedes Or gan im Körper fo Ipecitifeh eigenthümlich, organifirt fey, dafs das Refultar diefer belondern Organifation auch noth wendig in einer ipecifitch verfihiedenen Reiz» barkeit und Würkungsverniögen befehen mülfı, Die fpecifiiche Lebenskraft jedes Organs befteht allo ben darin, dals jedes Organ auf feine nur ihm ei- 53 gen ©) Imgebährenden Zuftande, nebft einer Be- fchteibung der organifchen: Veränderun- gen, welche das Kind durch die Gebust erleidet. ) ‚.d) Während dem Wochenbette und dem Stil- len des Kindes. (b) Nach Verfchiedenheit des Alters. «&) Topographie des Kindes zu der Zeit, da es angefangen har, ein felbftitändiger Theil der Natur zu feyn. ß) Vergleichende Anatomie des Kindes-, des Jünglingsalters, des- männlichen Alters und des Greifenalters, B. Lehre von der Lebenskraft oder dem Aeufserungsvermögen des Menfchenkör- persim gefunden Zuftande. Man nennt diefen Zweig der Arzeneywillenfchaft Phyfiologie, welcher Begriff aber bey weitem mehr in fich fofst, als ihn. Befler würde man ihn be- zeichnen durch den Namen Dynamologia E.H, oder Doctrina virium et actionumC. H.— Auchin diefer Wiflenfchaft'follte man, eben fo wie in der Ana- tomie, zwey verfchiedene Theile abfondern, nämlich 1). die allgemeine Phyfiologie, 2) die befondere Phyfio- logie. Wenn man genau die ANERUBEN eines Men- fchen- aus, welches fo gut wie die Leber und alle übrige Organe deffelben , nothwendig zur vollftändigen Exiftenz des Mur- - terkörpers gehört, ‚und auch eben fo gut das feinige zum dermaligen Leben eines Mutterkörpers beyträgt, > — i 263 Ichenkörpers und. ‚die Verrichtungen feiner Organe beobachtet, fo wird man, fowohl in Rückficht ihrer Würkung als auch ihres Aeufserungsvermögens, eine deutlich bemerkbare, wefentliche und ohne Zweifel in der individuell eigenthümlichen Natur jedes Organs gegründete Verlchiedenheit der Syfteme und Organe bemerken, und hieraus analogifeh den Schluts ziehen, dafs diefen Actionen deswegen auch, zwar nicht ver- fchiedene Kräfte, aber doch wenigftens verfchieden modificirte Kräfte zum Grunde liegen müflen, Dafs aber nicht jedes Orpan feine eignen Kıäfie habe, fondern nur eigenthümliche Moditicauionen derfelben von dem ganzen Körper geäufserten Lebenskraft, wer« den wir leicht gewahr werden, wenn wir auf die Art der Actionen in allen Syft.ımen und Organen ohne Ausnahme Acht geben. Wir werden dann finden, dafs diefe überall darin beitcht, defs aut eine durch irgend eine äufsere oder innere Urlach ctfolgte Erres gung eines Theils eine Action deflelben, und nach | diefer irgend ein Effect, erfolgt, diele beftchen nun worin fie wollen. Wir werden allo hieraus folgern müf- fen, dals der ganze Körper dergeftalt organifirr fey, dafs das allgemeine Refultat diefer Girganifation in Reiz« barkeit (oder Erregbarkeit) und Würkungsver mögen beftehe; dals aber jedesSyftem und jedes Or« gan im Körper fo Ipecififch eigenthümlich organifirt Sey, dafs das Refultar diefer belondern Organifation auch noth wendig in einer ipecifitch verfihiedenen Reiz« barkeit und Würküungsverniögen befehen müle, Die fpecifiiche Lebenskraft jedes Organs betteht allo. «ben darin, dafs jedes Oıgan auf feine nur ihm ei- Sa gen 264 2 genthümliche Art lebt, weil jedes uns ganz ei- genthümliche Würkungen zeigt. Es heilst dies nicht, das jedes Organ etwa befondere Kräfte befäfse, folcke Kräfte exiltiren blos in unferın Verftande, fondern je= des Organ hat feine eigene Organifation, und lebtund würkt mithin auf feine nur ihm eigene Art, und hat alfo auch fein eigenthümliches Aeufserungsvermögen, d. h. Lebenskraft. Die Leber fondert Galle ab, der Mufkel zieht fich zufammen, die Sinnorgane empfin- den und fetzen das fenforium commune in Action, und eben darin. befteht ihr Leben oder die jedem eigenthümliche Aeufserungsar. Wenn wir nun diefem Leben, als der Würkung, eine Lebenskraft als Urfache voranfetzen (es verfteht fich, nur im Ver- ftande; denn im Objecte ift es die organifirte Mate- rie); fo hat jedes Organ feine eigenthümliche Lebens- kraft, die in feiner befondern Reizfähigkeit und Würkungsvermögen beiteht; oder, wenn wir die Würkung ftatt der Urfache fetzen, darin, dafs jedes Organ auf feine eigenthümliche Reize in feine eigen- thümliche Action geräth. — Wollen wir alfo das Aeu- fserungsvermögen des Körpers und feiner Theile voll- ftändig darftellen, fo werdeg wir auch nothwendiger Weife zuerft des, was ihm in allen Syftemen nnd Or- ganen gemeinfchaftlich zukömmt, und alsdann erft feine fpecififche Modificaton in jedem einzelnen der- felben darftellen müffen. Jenes giebt uns eineallge- meine, dieles eine befondere Phytiologie. ı) All- ——— I 265 1) Allgemeine Phyfiologie oder Dynamo- logie. Sie ift die Lehre von der Lebenskraft des Men- fchenkörpers, fo fern diefe in allen feinen Theilen diefelbe it. Sie unterfucht alfo zuerft, worin das Aeufserungsvermögen diefes befondern Körpers befteht, oder wodurch der fo organifirte Körper nun mit den Aufsendingen in eine fowohl paffive, als auch active Correfpondenz gefetzt ift; fie unterfucht alsdann das Verhältnifs, in welchem die Lebenskraft zu den Au- fsendinzen fteht; und fucht zulezt die Geletze auf, nach welchen diefe im Allgemeinen würkt, oder nach welchen überhaupt der Körper lebt, 2) BefonderePhyfiologie oderDynamologie. Sie ift die Lehre von der Lebenskraft des Men- fchenkörpers, fo fern diefe durch die befondere Orga- nifation der einzelnen Syfteme und Organe in jedem derfelben befonders modifieirt ift, und eine eigen- | thümliche Aeufserungsart erhalten hat. Sie hat es alfo nicht, wie die allgemeine Dynamologie, mit dem abftracten Begriffe von Lebenskraft überhauptzu thun, fondern mit den individuellen Beftimmungen, ‚Eigen- fchaften und Würkungen derfelben in den einzelnen Theilen des Körpers. Sie zerfällt, fireng genom- men, in diefelben Abtheilungen, wie die befondere Anatomie, und betrachtet alfo zuerft, nach der Norm derfelben, jenes Organ als einen für fich beflehenden und von allenandern Organen unabhängig würkenden Körper, und ftellt fein Aeufserungsvermögen..d. h. feine Reizbarkeit und feine Würkungskraft, nebft den Wür- 266 =—— Würkungen derfelben, eben fo dar, wie die allge- meine Dynamologie das des ganzen Körpers, Als- dann aber betrachtet fie die Organe und Syfteme im Zufammenhange, und ftellt die Art und Weife dar, wie. allo durch die letzte Zufammenfügung und Bil- dung des Körpers vermittelft der Syfteme und Organe- diefes jetzt beflimmte Ganze entfteht, und als fol- ches in der Welt exiftirt und lebt. Auch, die befondere Dynamologie oder Phyfio- logie zerfällt nach einem fehr wichtigen Eintheilungs- grunde, eben fo wie die befondere Anatomie, in zwey Abtheilungen: ) 1 a) Belondere Phyfiologie des vollfländigen ausge. ‚wachfenen Menfchenkörpers abfolut betrachtet. b) Vergleichende Phyfiologie der Menfchenart, Doctrinae differentiae dynamicae , f. actionum fpeciei humanae. Sie ift der Theil der Dynaıno- logie, welcher die wefentlichen Unterfchiede in den Würkungen der Lebenskraft des Körpers nach Verfehiedenheit des Gefehlechts und des Alters darftellt. Der weibliche Körper if in feiner Or- ganilation wefentlich verfchieden von dem männ- lichen‘; alfo mufs er auch nothwendig eine an- dere, nämlich diefer Verfchiedenheit angemeflene, Lebenskraft äufsern. Eben fo der fo reizbare Körper des Kindes. Bey letzterm hängt der Un- terfchied wol hauptfächlich von der ‚befondern Mifchung der Materie ab; bey erfterm aber fowohl von diefer, als auch hauptfächlich von der abweichenden Organifation der anders geform- ten Tieile überhaupt. 1) EEE m ———— . 967 (1) Nach Verfchiedenheit des Gefchlechts. (a) Dynamologie des Eigenthümlichen des männli- chen Körpers. h (b) Dynamologie des Eigenthümlichen des weibli- chen Körpers. Hieher gehört mit Recht der phyfiologifche oder dynamifche Theil der Ent- bindungskunft, alfo im Grunde betrachtet der ganze theoretifche Theil derfelben, fofern “nämlich die Geburt ein blofser Procefs der Na- tur it, oder vom Weibe felbft verrichtet wird, ohne Hülfe des Arztes, x) Im jungfräulichen oder ungefchwängerten Zu- ftande. | £) Im gefchwängerten Zuftande und während der Schwangerfchaft; 'nebft einer Phyfiologie des ungebohrnen Kindes in den verfchiedenen Zeit- räumen der Schwangerfchaft. 7) Im gebährenden Zuftande, Geburtslehre#); nebft einer Phyfiologie des ungebohrnen Kin- des, d. h. Lehre von den dynamifchen Verän« derungen, welche es durch die Geburt erleidet. .- 8) Dynamologie der Wöchnerin und der fäugen- ‘den Mutter. 2) ı *) Die Aerzte ftimmen noch nicht durchgehends überein, ob fie die Zuftände der Schwangerfchaft, Geburt , Wehen, Nachwehen u, f, w. zur Gefundheit oder zur Krankheit rechnen follen. Natürlich find’alle diefe Znftände un- ftreitig; allein damit ift noch nichts gewonnen, denn Krankheit ift auch narürlich. Der flreitige Punct hat in der That einige Schwierigkeiten: denn wir haben oben den Begriff 268; = (1) Nach Verfchiedenheit des Alters, AS (a) Dynamologie des Kindes von der Zeit an, da es ein felbfifländiger Theil der Natur ik (b) Vergleichende Dynamalogie des Kindes», des Jünglings-, ‘des männlichen, und des Greifen. Alters, Alle unfere bisherige Phyficlogie if sreikhin nichts als eine Mifchung aus allgemeiner Anatomie und be- fonderer Dynamologie , d. h. allo, weil doch nur die h allge- Begriff „Krankheit“ vom Gemeingef hle abgeleitet, und manche Wöchnerin möchte während der heftigen Geburts- fchhmerzen wol mehr geneigt feyn, fich krank alsgefund zu fühlen, Indeffen lätsr fich diefe Schwierigkeit bald heben. — Denn x) werden alle diefe Zuftände nur durch gefunde Narur- procefle würklich; nämlich Schwangeıichaft durch ge- fünde Ernährung; und Geburt, Wehen u. f. w durch Zufammenziehung der Gebährmutter, Kıankhafz wäre es, wenn keine Wehen da wären. 3) Das Gebahren gehört wefentlich zur Beftimmung des Weibes; ‚die Zeugungs- und Gehurtsorgane find einzig zum Gebähren beftimmt. Der wahrhaft gefunde Actions- zuftand diefer Organe befteht alfa in Ernahren, Tra- gen und Gebähren eines Kindes. Krankheit ift es, wenn irgend eine organifche oder mechanilche Urfache im Körper ift, die das Wirklichwerden diefer Zuftände verhindert. 3) Die Geburtsorgane erfüllen erft dann den Zweck ih- res Lebens, wenn fie gebähren, Zum Gebähren gehört aber Action So wie es nun zum gefunden Zu- ftande des Mufkels gehört, nach der Ruhe wieder zu ayiren; eben fo gehörr es auch zum gefunden Zuftande diefer Theile, wenn fie nach der Ruhe nun im ge- fchwängerten Zuftande in Action gerathen, 4) Der Zuftand der Schwangerfchaft und der Geburt ift der haufigere; der entgegeng ferzte „ber der feltenere, Dieier wird überall für einen Mangel gehalten: denn wenn EEE Ex nm allgemeine Dynsmologie die wahre Grundlage und der Mittelpunkt der gefammten Lehre von der Lebenskraft des Körpers feyn kann, im Grunde gar keine Phyfio- logie (ich nehme einige neuere ‚Bearbeitungen einzel- ner Theile derfelben aus, die gewifs i in dem wahren Gefichtspunkte aufgefafst find). Daher behauptet auch Sömmering, in der Vorrede zu feiner Eingewei- denlehre, von diefer Phyfiologie ganz mit Recht: „ Die Eintheilung in Anatomie und Phyfiologie, habe keinen hinreichenden Grund, beide machten vielmehr nur wenn ein Individuum nicht gebahr, fo waren die Ge- nerarionstheile in diefem Individuo unnütz. _ 5) Krankheitszuftände der Organe find andere, fremd- artige Zuftände derfelben, und find ihnen durchaus zufällig. Schwangerfchaft, Geburt und Wehen aber find den Zeigungstheilen zur Zeit ihrer Action we- fentliche Zufände, die ihnen ihrer Natur nach an- gehören. Es wäre aber erwas abfurdes, zu behaupten, dafs gewiffe Organe zu kranken, d, h. zu zufälligen und ihnen fremdartigen Zufländen beftimmt wären, da offenbar alle diefe Zuftinde wefentlich ‚zum Begriff des weiblichen Körpers gehören, 6) Endlich ift ja noch nicht jeder Schmerz Krankheirs- gefühl; er kann auch Gefühl einer großen willkührli- chen Anftrengung feyn, So wie derMann bey feiner fchweren Arbeit oft ein fchmerzhaftes Gefühl hat, ohne deswegen nur entfernr an Krankheit zu denken; eben fo, it auch diefe fchwerfte Arbeit des Weibes mic fchmerzhaftem Gefühle verbunden; und genau unter- fucht, möchre auch wol bey Weibern das Gemeingefühl während der Geburtsarbeit nicht Krankheit vorftellen, fondern eine heftige, fchmerhafte Anftrengung, — Wenn die Geburt entfernte Urfach von Krankheiten in den Geburtsorganen wird, fo gehört der Fall gar nicht hieher: denn diefe weiblichen Organe find eben fo gut würklichen Krankheiten UnterWorten, wie alle andere Organe, - 270° un nur eine unzertrerinbare Lehre vom Base des Körpers aus. ** Ich habe hier diefe Trennung noch einmal ver- fucht, Man verftehe mich aber - -bey der Abfonde- rung der Phyfiologie, oder befler Dynamologie, von der Organologie, wohl. Ich habe fchon gelagt, dafs diefe Wiffenichaft, ’fo fern fie nämlich die von uns fupponirte Urfache der Actionen, d.h. die Lebens- kraft, betrifft, blos fubjectiv, und auch nur zum Be- hufe unfers Verftandes, begründet werden kann; in- dem der einzige objectivwahre Theil der Phyfiologie in der Lehre von den Actionen ‘der Organe und, von den Effecten diefer Actionen befteht. Ich wiil alfo durch jene Trennung keine objective Beflimmung auf- #tellen, als ob etwa Lebenskraft als etwas für fich beftehendes und von dem Begrifie der Materie im Ob- jecte trennbares, oder als etwas aufser der Materie noch als ein Subftrat derfelben exiftirendes (wie etwa Brown’s Erregbarkeit) angegeben werden follte; fol- che Beflimmungen überfchreiten bey weitem die Ge- fetze unferes Verftandes, da wir durchaus keine an- dere finnlich bemerkbare Urfache der Erfcheinungen ‚ kennen, als die Materie. Die Abfonderung gefchieht einzig und allein durch und für ann Ver- ftand. Es könnte aber dennoch die Frage entftehen: ob diefe Eintheilung in Organologie und Dyna- mologie des Körpers auch wol überhaupt im Sy- ftem ftatthaft it, da die Lebenskraft der Materie, der Gegenftand derDynamologie, doch hauptfächlich von der Mifchung der Materie, alfo von dem Gegenftande der (une 271 Sn ee 4 der chemia animalis, eines Theils der Organologie, abhängig it? — Hert Prof. Reil fchlug mir deswe- gen vor, .ftatt meiner kintheilung lieber das Ganze . Phyfiologie zu nennen, und als Theile derfelben feltzufetzen: 1, Chemia animalis, worin, aufser der Mifchung der Materie !ohne Rücklicht auf Form, von den phyfifch- chemifchen Kräften, die der Thier- körper als ein corpus fpecifice mixtum hat, die Rede wäre. 2) Die fogenannte Anatomie, worin der Körper als ein corpus e materis fpecifice mixta for- matum betrachtet würde, und in welcher alfo zugleich von den, von der Zufammenfetzung und Bildung der Organe abhängigen, organifchen Kräften, Fertigkei- ten und Würkungen der Individuen dieRede wäre, So von den Bewegungen; indem’ die Bewegungsorgane', ihre Action durch Veränderung ihrer Form zu Stande bringen z. B. der Mufkel zieht fich zufammen, wo- äurch zugleich fein innerer Zuftand verändert wird. Unftreitig ift diefe Fintheilung bey weitem rich- tiger, als die obige, und die einzige genetifch wahre; denn bey unferer Lebenskraft können wir uns doch! eigentlich nichts weiter als die Materie felbft denken. Der Ausdruck Lebenskraft ift nur ein Wort, wel- ches wir gebrauchen, um eine weitläuftige Umichrei- bung zu eriparen. — Allein fchon der häufige Ge- brauch diefes Wortes zeigt die fubjective Nothwendig- keit feines Begriffs. Es fcheint mir für unfern Ver- ftand fafslicher zu feyn, wenn wir gleichfam feiner eigenen Aufforderung folgen, und ftatt der uns be- kannten lebendigen Materie lieber” den Begriff von Lebens. 272 En —— — [4 Lebenskraft, als Stellvertreter derfelben, aufflellen, um diefe fubjectiv als Urfache der Erfcheinungen an- zufehen. Der Verftand dringt uns, wo wir Materie in Action fehen , unwiderftehlich den Begriff von 1 Kraft auf, wie unfere täglichen Gefpräche auch bewei- fen, indem wir unwillkührlich von dem ‚Begriff der Organifation zu dem Begriffe von Lebenskraft überge- hen. — Ich halte es deswegen bey der fyftematifchen Anordnung der medicinilchen Wiffenfchaften für zweckmäfsiger und ihrem practifchen Gebrauche ange- meflener, wenn in dem Lehrgebäude unferer Kunft zuerfi das Werkzeug des Lebens nach feiner ma- teriellen Befchaffenheit befchrieben wird, ohne auf ihn als einen lebenden Körper Rüchficht zu nehmen, Es wird dann nachher leicht feyn, diefen nämlichen Körper in einer zweyten Abtheilung der Gefundheits- lehre nun als lebende Körper darzuftellen. — Für diefe Eintheilung fpricht überdies auch noch der fehr wichtige Grund, dafs wir eigentlich nicht genau unterfcheiden können, welchen Antheil bey der Her- vorbringung des Lebens die (pecififcheMi- {chung der Materie, und welchen die Form der- felben habe. Es ift doch gewifs, dafs zum Leben, zur Action der Materie, fowohl eine fpecififche Mifchung, als auch eine gewiffe Form derfelben unumgänglich nothwendig if. Die blos organifch gemifchte Materie ohne Form, z, B. das Blut, ift nicht actionsfähig ; fie lebt 'nur in einem gewiffen Sinne, wofür wir kein Wort haben. (Das Wort leben hat in der Sprache einen doppelten Sinn: einmal lebt das Blut: es ift Lebensmaterie; dann aber lebt es auch nn 273 auch nicht: esift keine lebende Materie, &s vei- hält fich bey der Bewegung deffelben paffiv.) Dagegen, die örganifirten Theile leben in jedem Sinne des Wor- tes, weil ihnen auch eine organifche Form zu- - kommt, Alfo ift beides zum Leben erforderlich“ Aber wir wiflen nicht, was jedes von beidem dazu beyträgt. Wir fehen zwar, dafs z.B. der Mufkel hauptfächlich durch Veränderung feiner Form würkt, und dafs er hierzu fähig ift durch, eine eigenthümliche Bildung feiner Materie; aber es ift doch auch- eine fpecififche Mifchung derfelben dazu nöthig. Welchen Antheil diefes Lebensactes follen wir nun in der Chemia animalis, und welchen in der Anatomie ab- handeln? Gerathen wiraber fchon bey den Bewegungg- organen in Verlegenheit, um wieviel mehr würde diefes bey den Empfindungsorganen der Fall feyn, bey deren Action durchaus keine Veränderung der Form bemerkt werden kann. — Esift deswegen bef+ fer, dafs wir, bis wir uns genauer werden unterrich- tet haben, die Lebens- oder Actionskraft des Körpers feiner ganzen Organifation überhaupt zufchrei. ben. Und alfo auch aus diefem Grunde ift es zweck- mäfsiger, die Lehre vom lebenden Körper oder die Dynamologie deflelben befonders, und zwar als der gefammten Organologie coordinirt, auf. zuftellen, die Chemia anımalis aber und die Anato= mie als Theile diefer Organologie. % 274 Tr — AI. Kunf, den gefunden menfchtichen Körper in diefem einigen gefunden Zuftande zu erhalten. Man hat in’ der medicinifchen Runf einen’Zweig derfelben, den man Diätetik nennt, Man verfteht in den -Schulen unter diefer Benennung die, Lehre vom rechten Gebrauch der fogenannten fechs nicht natür- fichen Dinge. Die ganze Behandlung diefer Wiffen- Schaft zeigt: deutlich, einestheils, dafs mıan mehr die Abficht hatte, ‚Kränkheiten vorzubeugen, als dafs man den allgemeinen. Begriff von Aufrechthaltung der Gefundheit aufgefafst hätte; und anderntheils, dafs es den Schulen mehr darum zu thun war, eine materia diaetetica zu erhalten, und nebenhin eine’ An- weilung. zum richtigen Gebrauch der in ihr abgehan- _ delten Mittel zu geben, als würklich eine wahre Diä- tetik oder Gefundheit - Erhaltungslehre ‚darzuftellen, _ Sie befolgten offenbar eine umgekehrte Ordnung, indem fie von den Mitteln ausgingen, und von diefen erft auf den Zweck kamen. Man fteckte alfo der Wiffenfchaft diefer Kunft vorher die Gränzen ab, ehe man unterfucht hatte, was denn wol eigent- lich zu ihr gehöre; daher der eingefchränkte Umfang derfelben. Bin ganz anderes Anichen wird,fie erhal> ten, wenn wir von ihrem Zwecke ausgehen, von- diefem ihren Begriff abftrabiren, und aus diefem eıft ihren Umfang und ihre Gränzen beflimmen Der Zweck der Diätetik ift nicht etwa, eine def Gefund- heit'angemeffene Diät vorzufchreiben, oder eine gut- gewählte materin slimentaria zu liefern, oder die beite Form san nn en a 275 Form der Kleider zu zeigen u.f.w. ‚Denn alle diefe Dinge find nur Mittel zur Erreichung ihres Zwecks, ** Diefer Zweck ift vielmehr der, ‚‚den gefunden Zu- ftand des Menfchenkörpers‘, wie die medicinifche Kunf ihn als einen einigen angenommen hat, und wie die Natur ihn in: den meiften Individuen mehr oder weniger vollkommen darftellt, aufrecht zu er- halten, alle natürliche Veränderungen deflelben, die mit diefem gelunden Zuftande in einer naturgemäfsen Verbindung ftehn, zu unterftützen, oder wenigfteng die Hindernifle wegzuräumen, die Mittel dazu mögen auch feyn, weiche fie wollen; und überhaupt als Kunft fo zu würken, dafs diejenige Art der Exiftenz des. Menfchenkörpers, die der Lehre vom gefunden Zuftande deffelben angemeffen ift, richt in eine andere ver- ändert werde.“ Die Diätetik ift alfo das für die Lehre vom gefunden Zuftande, was die gefammte Therapeutik für die Lehre vom kranken Zuftande ift, Sie befchäfftigt fich deswegen nicht etwa mit einer ge» wiffen Claffe von Mitteln, um fie von den Arznei- mitteln zu unterfcheiden,. fondern überhaupt mit der Erhaltung der Gefundbheit, die Mittel ‚dazu "mögen feyn, welche und von welcher Art fie wollen. - Diefe Unterfcheidung, dafs nämlich nichtdie Mittel, Sn = fondern nur der Zweck den Inhalt einer practilchen - Wilfenfehaft beftimmen können, ift von Wichtigkeit, weil man ohne fie die Gränzen der Diätetik entweder zu weit oder zu eng abftechen wird, So fpricht man 2.B, fo oft in der Diätetik von der Lebensordnung tür Kranke 276: \ ‚Kranke und Reconvalefeenten;, und‘meint, “dafs diefe, weil der Arzt’fich dazu der Nahrungsmittel bedient; in. die Diätetik gehört, da’ doch offenbar Hier der Zweck'ift, einen Kranken wieder herzuftellen, nicht aber den gefunden Zuftand zu erhalten. Die thera- peutifche Diät gehört gar. nicht in die Diätetik, fon- dern ganz und gar in die Therapeutik. — Dagegen meint man auf der andern Seite oft, dafs, wo zur Er- ‚haltung des gefunden Zuftandes. Handgriffe und In- ftrumente nöthig find, diefes zur Chirurgie ge- höre, — grade als ob Chirurgie eine für fich- befte- hende Kunft oder Wiflenfchaft feyn könne, die einen lichen, -eigenthümlichen Realzweck aufzuweilen hätte, und als ob die Diätetik nicht eben fo gut wie die Therapeutik ihre Chirurgie, d.h. Lehre von den Handgriffen, von den Operationen, von den Inftru- “ menten und ihrem Gebrauch, von Bandagen u.f, w. haben könnte, Chirurgie für fich, kann, vermöge ih- res weiter unten näher zu beftimmenden Characters,- nach welchem die Ausdrücke Chirurgie und materia: chirurgia diefelbe Sache bezeichnen, ‚immer nur ein Hülfszweig der medicinifchen Wiffenfchaft feyn', wc- bey, wenn man fie für fich darftellen wollte, immer - noch die Frage bliebe: zu welchem Zwecke? So wie überhaupt jede materia medica, fie fey nun materia diaetetica joder materia therapeutica, die jede befon- ders ihre materia chirurgica enthalten, diefen Cha. sacter behaupten mufs, weil fie nur die abgefonderte und jvorangefchickte Lehre von den Mitteln enthält, deren wir uns zu Erreichung unfers Zwecks bedienen, Die beiden Zwecke der medieinifchen Kunft find aber ent- Fe, 277 “ entweder die Gefundheit zu erhalten, oder fie wieder herzuftellen; und durch diefe durchaus verfchiedenen Zwecke find beide Zweige unferer Kunft fo gänzlich von einander getrennt, dafs ihre Gränzen, wenn man Aur immer auf den Zweck hinfieht, vermöge ihrer Na- tur, gar nicht zufammenfallen können. Nur darf ' es bey der Beftimmuhg des Inhalts und Umfangs der » Erhaltungskunft der Gefundheit, als einer für fich be- " ftehönden Wiffenfchaft nieht auf die Mittel ankommen; Here wir uns bedienen, fondern nur auf den Zweck der Erhaltung der Gefundheit. Man ficht alfo leicht; dafs die Diätetik grade von fo weitem Umfange ift; x wie die Therapeutik, dafs fie genau denfelben Gang nehmen mufs, und dafs fie alfo auch derfelben Clatfi: - Äication unterwoıfen ift, wie diefe, Syftematifche Eintheilung der Diätetik: Sie mufs nothwendig aus drey Theilen beftehen: a A. Aus einer Einleitung. B, Aus einer materia diae= F tetica, C.’Aus der Diätetik felbft; | A. Einleitung zur Diätetik. . Sie enthält zuerft die Beftimmung des Begriffs \ derfelben und ihres Zwecks, nebft einer hierauf ge- > fützten genauen Definition, Beftimmung des Umfangs und Begränzung diefer Wiffenfchaft; älsdann ein mög- ı -Jichn vollltändiges Bild der Gefundheit, Angabe deffen; " worauf es ankömmt bey der Beflimmung der Gefund: heit; und worauf es ankömmt bey der Erhaltung der- felben ; allo eine möglichft vollländige und erfah- tungsmälsige Darftellung der Zeichen des gefunden = Arch. fid, Phyfiol, UI, B. 15 Heft: T Zu: 278 —— Zuftandes, die allgemeinen Grundfätze der Behand- lung zur Erhaltung der Gefundheit, und die allge- meine Anzeigung der vorhandenen Hüifsmittel und ihres Gebrauchs; und endlich die Angabe und (yte- matilche Eintheilung aller Theile, die wefentlich zur "Diätetik gehören. — Hauptfächlich allo ift hier die wahre Stelle für die BRYEIRIEh FRE Semiotik; (f. w. u) B. Materta diaetetica. . Sie’enthält eine Angabe und Recenfionväller der Mittel, deren fich der Menfch zur Erhaltung feiner gefunden Exiftenz bedient, oder doch bedienen könnte und follte, Es wäre unnütz, diefen Zweig ® vollftändig in der medicinifchen Wiffenfchaft behan- deln zu wollen, weil viele Künfte und Handwerke den Arzt.diefer Mühe überheben. Es wird allo bey den meiften hinlänglich feyn, eine kurze Recenfion derfelben zu liefern. Z. B. bey der Bekleidung, bey den Gegenftänden der Kochkunft u. f, w. ' Uebrigens wird aber alles eigentlich hieher gehören, was die Diätetik als Mittel zur Erreichung ihres Zwecks an- giebt, um eine vorläufige hiftorifche , phyfifche oder technifche Kenntnils von allen diefen Dingen zu verfchaffen. ! Anmerk. Wegen der fyftematifchen Eintheilung „Verweife ich auf die unten vorkommende Claffifica. tion der materia therapeutica, die ganz auch hier anwendbar ift, die ich aber hier übergehe, theils weil bey der Therapeutik der fchicklichite Ort dazu ift, theils um mich nicht zu wiederholen und % ve fein we Ka 279 h y und diefelbe Form für zwey verfchiedene Wiffen- Ichaften zweymal anzugeben. Soviel nur vorläu- fig, dafs die wefentliche Eintheilung it: materja En EN - . os . „ imedico - diaetetica, materia. chirurgico diaetetica, ünd materia mechanico- diaetetica, EBEN €. Diätetikfelbtt. Es verftehbt fich, dafs hier nicht meine Abficht Seyn kann, eine Abhandlung über das Welen der ‚Diätetik zu liefern; fondern ich will'nur kurz ange- ben, was nach dem Zwecke derfelben und nach ih- rem Begriff wefentlich'zu ihr gehört. Der Zweck der Diätetik ift aber; den einigen gefunden Zu: ftand des Menfchenkörpers aufrecht zu erhalten. Wir werden alfo bey der Claifitieation ‚derfelben auch nothwendig die Lehre vom gefunden "Zuftande des Menfchenkörpers zur Norm nehmen müf- ‚fen, doch fo, dafs fie der practifchen Abficht diefer Kontt angemeffen ift. 4) Diätetik des ausgewächfenen Men- Ichenkörpers überhaupt, oder abfolut betrachtet. Hieher wird alles gehören, was überhaupt zur Erhaltung der Gefundheit eines Men-+ fchen von diefem zu thun nöthig ıft. So gehört hieher z.B. die Lelire von der beften Art, den Körper mit der Welt oder den Aufsendingen in Correfpon- denz zu fetzen und zu erhalten; ‘die Lehre von der 4 beften Art der Ernähtung des Körpers durch Speile ‚und Getränke, die diätetifche Lehre von der Luft, 3 von der Bekleidung, vom Schlaf und Wachen; von . Fa dei 280 nn | der Ruhe undBewegung (Gymnaftik); fetner von de Erhaltung des Lebens und der Gefundheit bey Gefah- ren, 2.B. Gewittern, irrefpirabelen Luftarten 5 bey den verfehiedenen Urfachen von Erflickungen,, bey den verfchiedenen ungefünden Gewerben und Nahrungszweigen u.f.w. Befonders aber gehört hie- her die diätetilche Lehre von der Gefünderhaltung fo= wohl der Organe des Körpers, als auch der Lebens- kraft deffelben. So die Lehre von der Gefunderhal- tung der Sinnorgane, z.B. des Gefichts; von der Er- haltung der Zähne, von den Ab- und Ausfonderun- gen, von den Verdauungswerkzeugen u. f; w.; die diätetifche Lehre von den Leidenfchaften, und über- haupt von dem Einfluffe der Gehirnwürkungen aufden übrigen jKörper, und umgekehrt. — Man könnte biernach füglich die Diätetik in zwey Haupttheile ab- Sondern : a) Lehre von dem Gebrauche und der zweckmäfsigen Benutzung des Verhältniffes zwifchen dem Men- fchenkörper und den Aufsendingen. b) Lehre von der Behandlung des Körpers felbft, fo- wohl für fich betrachtet, als auch in Beziehung auf jenes Verhältnifs. 1% (1) Practifche Organologie, Diätetik der Organifa- tion des Körpers. (a) Den Körper als ein Ganzes betrachtet, z. B. Gymnaftik. (b) In feinen einzelnen Theilen, nach Pet Norm der fpeciellen Anatomie, | (2) X Fe 281 @ Practifche Dynamologis, Diätetik des Aeur fserungsvermögens. (8) Von der Gefunderhaltung der Lebens- kraft überhaupt, z. B. Lehre von den Lei- denfchaften. (b) In den einzelnen Syftemen und Organen, ' nach der Norm der fpeciellen Phyfiologie. x Diätetik des Abweichenden in der Men- fchenart. a)Nach Verfchiedenheit Be G e Tclechts: (1) Diätetik des männlichen Körpers, als fol- chen; z. B. Diätetik der Zeugungstheile, vom Beyfchlafe u. £. w. \ @) Diäterik des weiblichen Körpers, als folchen. In diefer zweyten Abdtheilung ift die einzige wahre telle für den Theil der medicinifchen Kunft, den man Geburtshülfe ‚ Entbindungskunft nennt, Der anatomifche und phyfiologifche Theil gehört gar nicht zu ihr, weil fchon ihr\blofser Begriff ihr einen ‚blos practifchen Gang anweifet; ihrObject befteht blos in der Hülfsleitung der gebährenden Frau, wenn die "Natur zur Vollendung des Gebuttsprocefles nicht hin- os: ift. Es iflin ihr durchaus weder von Heilung eines krankhaften Zuftandes, noch auf irgend eine Art on Wiederherftellung der Gefurdheit die Rede: denn das vermöchte die Geburtshülfe keinesweges; Sondern ’ s von Erhaltung der Gefundheit und des Lebens fo- hl der Mutter als desKindes. Die Schwanperfchaft und Geburt gehören zum natürlichen, geluniden Zu- 9 Stande 282 ' u ftande des ‚weiblichen Körpers; die Behandlung und Unterftürzung derfelben gehären alfo nothwendig zur Diätetik, und machen nur einen Theil von diefer unter 3 dem Namen :Geburtshülfe aus, Sie gehört fehlt 7 nach 'einem doppelten Gefichtspunkte zur Diätetik: einmal als Geburtshülfe (embryuleia), um dem Kinde bey feinem Eintritte in die Welt als felbftfän- digem Theil der, Natur behülflich zu feyn, und die 2 vorkommenden Hindernifle wegzuräumen; dann als Entbindungskunf, »(Cars obfletrieis) um der A Frau, deren natürliches, gelundes Gefchäfft es ilt, ihres gleichen in (ich zu erzeugen und zu ernähren, bey der Trennung des Kindes von ihrem eigenen Kör- h per zu helfen, Es verfteht fich von felbl, dafs wäh- rend und. nach der Schwangerfchaft und Geburt vor- I kommende Krankheiten (wenn maiı nicht etwa wefent- 7 liche Folgen der Geburt darunter verfieht, welche A " aber nicht Krankheiten find) nicht hieher, fondern in.die Pathologie und Therapeutik gehören. \ ; » Krankheiten zu heilen, kann durchaus in dem ‚4 Zwecke;der Entbindungskunft nicht mit eingefchloffen feyn,, Sie it einzig und allein dazu beftimmt, dem Kinde bey feinem Eintritte in .die Welt, fo wie der ] - Mütter bey der Lostrennung deffelben von ihrem Kör- "per behülflich zu feyn, Stellen fich hierbey ‘dem 7 7 glücklichen Ausgange Schwierigkeiten, oder Krank- heiten der Mutter oder des Rindes entgegen: ‚fo hegt die Geburtshülfe auch nicht einmal den entfernteften — 283 Einfe ste; Zerfückelung u. [.w.,, um nurden gefun-, den’ Zuftand entweder beider, oder eines von bejden, auf Unköften des "andern, zu erhalten. - Das.Welen diefer'Kunft befteht immer nur in Erhaltung des gefunden Zuftändes, und eben deswegen find auch alle die Mittel, die fie anwendet zur Erreichung ähres Zwecks, diätetifche und zwar Beorstentheils chirurgifch- diätetifche Mittel, ‘z. B. die Zange, der Hebel, der-Kaiferfchnitt, die Trennung der Schaambeine u. f. w. Durch alle diefe Mittel kann kein ‘kranker Zuftand geheilet werden. Wenn dus Mecken zu enge it, fo kann kein Kaiferfchnitt es weiter machen; Sondern der Zweck defelben ift nur, das Kind auf einem-andern Wege zu holen, und dadurch beide, der Mutter. und dm Kinde, das Le- ben zu-erhalten. Und wenn man auch z.B. durch . die Synehondrotomie.die Abficht hätte , das: Becken würklich zu erweitern, fo ift doch der nächfte und Hauptzweck derfelben nicht Heilung der Krankheit des Beckens, fondern Erhaltung der Mutter und des Kindes. — Es ift alfo. Sehr unrichtig , wenn man "diefe Kunft zur fogenannten Chirurgie (nämlich als zweytem Theile der Therapeutik) gerechnet hat, da fie offenbar zur Diätetik‘'gehört: denn dafs man fich bey ihrer Ausübung hauptlächlich ehirurgifcher.Mit- tel und Operationen bedient, diefes kann doch un- möglich ihre Stelle im Syftem beflimmen. ‚Und es ift überdies gar nicht eipzufehen, warum die Diätetik nicht eben fo gut zur Erreichung ihres Zwecks fich follte der chirurgifchen Mittel und nöthigenfalls auch der 284 ————n der Operationen bedienen können, wie die Therapeu- tik; jene Kunft ift eben fo wichtig, wie diefe, — Ich glaube alfo mit vollem Rechte die Entbindungs- kunft in die Rubrik der Diätetik fetzen zu können. a) Diätetik des jungfräulichen und ungelchwän- gerten, weiblichen Körpers, b) Diätetik der fchwangeren Frau , z.B. das Touchiren , die befondere Lebensordnung u.f.w. e) Diätetik der gebährenden Frau und des zu ge- bährenden Kindes. Entbindungskunf, ‚Geburtshülfe. Sie;zerfällt nothwendig in drey Theile: ) «) Einleitung, enthaltend die allgemeine Theorie der Kunf, Beflimmung ihres Be- © griffs, ihres Wefens, der Anzeigungen zur Hülfe, der Hülfsmittelu.£ w. Der vorzüg- - lichfte Inhalt it aber eine genaue Semiotik zum Gebrauch des Geburtshelfers. £) Materia obftetricia. Sie macht zwar eigentlich nur einen Theil der materia diae- tetica aus. Es ift aber, bey ihrer belon- dern Wichtigkeit, des Unterrichts wegen beffer, fie befonders abzuhandeln. Hieher gehört nun mit Recht die Lehre vom Kai- ferichnitt, von der Trennung der Schaum- beine, vom Hebel, von der Zange, vom Ge, burtsfuhle, von den Haken, von den.Kopf- ziehern u, Sf, w, N) m un nm ' 285 „) Entbindungskunf felbft. (d) Diätetik der Wöchnerin und der fäugen+ den Mutter, wobey aber durchaus nicht von den Krankheiten. derfelben, z.B, vom Kindbett-, Milch- Fieber u. f, w. die Rede feyn kann. b) Nach Verfchiedenheit des Alters, (1) Diätetik des neugebohrnen Kindes bis zur Zeit der Mannbarkeit. : Phyfifche Erziehung der Kinder. j i (2) Diätetik des Menfchen in feinem verfchie- denen Alter, als Jüngling, als Mann als Geeis, III, Lehre vom Menfchenkörperin feinen mannigfaltigen kranken Zuftfänden. Diefer Zweig der: medicinifchen Wiffenfchaft hat den Namen Pathologie erhalten, welcher auch ganz zweckmäfsig feyn würde, wenn nur nicht ver- fchiedene Abtheilungen dieler Wiffenichaft noch be- fonders denfelben Namen führten. Man hat bisher die Pathologie in die allgemei- ne und befondere abgetheilt, ‘und.in jener die allgemeinen und einfachen, möglieben oder würkli- chen Fehler der Theile und Kräfte des Körpers, nebit ihren Urfochen und Zeichen; in diefer aber die be- ftimmten, benannten und durch gewifle Zufammen- fetzungen entflandenen Krankheiten, fo wie fie am Krankenbette wüıklich angetroffen werden Sollten, abzuhandeln gelucht, Es ift aber kaum einzufehen, dafs 268 $ ‚dafs man bey diefer‘Eintheilung auf einen hinläng- lieh beflimmten, und von dem Gegenflande felbft ent- lelınten Eintheilungsgrund Rückficht genommen habe- Derin was follen die Nainen, allgemeine und be- fondere Pathologie, eigentlich bezeichnen? Sind die Krankheiten, die in der einen dargeftellt werden, auch würklich allgemeiner oder einfacher, als die in der andern? Wodurch unterfcheidet fich 2. B. eine Wünd:, als blofse Trennung’ der Theile betrachtet, in diefer Beziehung von einem einfachen Fieber? Und Werden nicht viele von den in der' allgemeinen Patho- logie abgehandelten Krarikheiten eben fo einfach am Krankenbette vorkommen, umgekehrt aber fat alle in der befondern Pathologie abgehandelte Krankheiten nieht individuell genug dargeftellt feyn? as Es verdiente wol einmal die Frage eine befondere Unterluchung , woher es wol kam, dafs man über- haupt beim Raifoannement über- Krankheit fo unbe- ftimmte Begriffe findet, auf welche fich durchaus kein dem Object angemeflener Eintheilungsgründ bauen läfst? Man vergafs, denke ich, fich gleich anfangs zu fragen: was ift Krankheit? Krankheit ift doch ein deutlich in die Sinne fullender Zuftand des Körpers, und doch findet man überall, wo von ‘Krankheit die Rede ift, bis auf unfers Reils Fieberlehre, immer nur eine qualis occulta. Die nächfte Frage wäre doch wol diefe gewefen: wer ift denn eigentlich krank, oder welches il 'das wahre Subject der Krankheit? , Die zunächft hegende Antwort it: der Körper, an den wir diefen Zuftand bemerken. Alfo kann auch diefer \ % I _—_—___—_——_ 287 diefer Zuftand in nichts aufserhalb dem Körper Beund- lichem zunächft gegründet feyn;, fondern nur in ihm felbf. Krankheit if allo, fo wie Gefundheit, ein innerer Zufand des Körpers felbfl. Wäte nun diefer Körper ein einfaches , ich will fagen, ein aus feiner Materie nach einerley Gefetzen, nach einem und degpfelben Gefichtspunkte und nach derfelben Form gebildetes Ding, {b müfsten auch nothwendig alle in ihm gegründete Zuftände deffelben von einerley Art feyn, und Krankheit wäre nur ein Begriff von einfach veränderten Zuftänden diefes Körpers *), — Es ift nicht *) Auf diefem Folgefatze , jedoch ohne Erweis der Richtigkeit des Vordesfatzes, verbunden mit einem gleich anzuführen- den zweyten Princip, beruht das Brown’fche Syitem. Nämlich nach unferer'Meinung find zum Leben zwey noth- wendige Bedingungen erforderlich: zJeine lebensfähige Organifation eines Körpers, und 2) eine Corre- fpondenz de(felben mit den Aufsendingen. Ein Körper ohne Organilation ift todt, ein organifirter Kör- per ohne Aufsendinge ift auch todt, Krankheit macht eine . befondere Claffe des Lebens aus; fie entlieht allo entweder (unmittelbar) durch Veränderung der-Organifation, oder (mittelbar) durch Veränderung der Reizung der Aufsen- dinge. Mithin müffen auch die Heilmittel entweder auf dem oft langfämen Wege der unmittelbaren Veränderung der Me- terie würken, oder auf-äem mehrentheils fchnellern W eoe der Veränderung der Reizung der Aufsendinge, — Diele lerztere Methode, ohne auf dieetitere, wichtigere, Rückfich; zu nehmen, it die Brown®fche, ‘Nach Brown ragt der Körper felbft zum Eeben nichts bey; fondern nur die’ Aufsendinge: nämlich das in Beziehung auf den Körper felbit relative Aufsending, feine Erregbarkeit,. (mic welcher der todte Körper, gleichfam wie mit einer Sauce, übergofien ift,) und die abfoluten Aufsendinge, die Welr, Brown kennt nur eine Bedingung zum Leben, namlich Reizung der Aufsendinge; feine Eiregbarkeit ift, wie nicht einzufehen, warum ein Theil eines folehen Kör- pers, der eben fo befchaften wäre, wie der andere, ti nicht ... wie ein deus ex machina, zwifchen dem Körper und der Welt nur in die Mitte gefchoben — und das Leben bleibt, nach wie vor, unerklärt — Diele beiden Grundfteine des Brown’fchen Syftems, nämlich: ı) die Einfachheit des ‚Körpers, und 2) diePafflivitäc deffelbenbeym _. Proce[s des Lebens, nebft der Annahme ar wahrnehmbaren Princips, der Erregbarkeit, hätte man-an- greifen follen ,- um das ganze Luftgebäude in Nichts zu- fammenfallen zu machen; nicht aber die aus unrichtigen Principien hergeleiteten, ma erialiter oft richtigen, Folge- sungen, Brown’s Patholgie.ift blos eine Parhologie der Gattungen, und zwar nur des Gröfsen - Verhältniflesj ‚der S Reizung (nicht der Erregbarkeit; denn die Anhäufung oder Confumtion der Brown’fchen Erregbarkeit ift gänzlich ab- hängig von der Reizung), und feine Therapie befteht blos in einer Veränderung der Reizung der Anfsendinge. Den grölsten Theil der Pachologie, fo wie den welentlichften Theil der Therapie, nämlich die Heilung der Krankkeiten durch Veränderung des innern Zuftandes des Körpers, mufste er. nach’ der Regel "der Confequenz, vermöge je- ner beiden Prineipien feines Syltems, ganz übergehen, Der Fehler des Brown’fchen Syftems liegt alfo hauptfächlich in den Grundprincipien, Was aber das Kefuhat betrifft, fo beftehr der begangene Fehler mehr in Auslaflung,, als in würklicher Aufitellung, In feiner Pathologie der Gattungen liegt gewils fehr viel genetifch - wahres, neues und trefflich gedachtes. —, Schade nur, dafs er bey feiner Erregbarkeie nicht die Leichtigkeit der Actionen von der Stärke derfelben unterfcheiden durfte, Diefes durfte er aber deswegen nicht, weil feine Erregbarkeit nichts anders ift, -als ein unbekanntes Etwas, welches den, von ihm nun ein- mal für fich als todt fupponirten, Körper für Erregung von Seiten der Aufsendinge blos fähig macht. , Er konnte alfo gar nicht von Leichtigkeitund Stärke der Acrionen fprechen,_ weil er die Urfache davon hätte in den Körper felbit ferzen müfn, der doch todt it. — Aber es Scheint überhaupt als wenn fowohl Browns Anhänger, als’ auch feine Gegner das wahre Wefen diefes fophiltifchen Syftems, welches nur j ange- Ya a el j NR f 289 nicht auch nur denfelben Veränderungen und keinen andern follte unterworfen feyn, wie diefer: Nun ift aber angelegt zu feyn fcheint, um die dumals herrfchende foge- nannte Cullenfche Nervenpathologie zu unter drücken, ganz verkannt haben. Was ift feine Reizung anders, als eine ftatt der funfzig Schärfen der alten Humoralpathologen? wenn man fich nämlich nichtan Worte föfst, und Schärfe als ein,Ding definirt, was den Körper krank macht, oder übeihaupt ihn Veränderungen erleiden last, obne feinen innern Zultand zu verändern, — Erreg- barkeit aber ift an fich ein im Brown’fchen Syftem ganz überflüffiges Ding, und Brown fcheint fie nur deswegen hireingebracht zu haben, um bey feinem Rei zungs- fyftem, wobey der Körper paliv feyn foll, confequenr feyn, und diefen würklich als für fich todt anriehmen | 2 zu können (denn eine gewiffe urlprünglich vom Körper felbit herrührende Action deflelben ift duch nicht zu ver- kennen, fo fehr man fich auch iträuben mag). Reizung, und ein fimpeler Gegenftand der Reizung, nämlich der Körper, find die einzigen welenrlichen Erforderniffe zum Brown’fchen Syitem. Iit zu viele Reizung da, fo heifst-der h Zuftand (aichr des Körpers, denn diefer iftja tod: ; fondern ! des Verhalrmifles zwiichen aem Körper und der Welt,) fthenifchz ift zu wenig Reizung da, fo heilst der Zuftand direct afthenifch; ift aber fo viele Reizung vorherge- gangen, dafs nun durch die gewöhnlichen Reize keine Reizung mehr erfulgt , fo heifst der Zultand indirect afthenifch. Man fiehr, Erregbarkeit und Action des Körpers it hierbey überflüfig. Alfo das Wefentliche itt Reizung, dh Schärfe. — Es wäre (ehr zu wünfchen, dafs einmal ein Mann, wie Herr Prof. Reil, die Critik diefer tief verfteckten Sophifterey unternähme ; da gewils niemand befler das Brown’Iche Syltemi in feinen Tiefen zu beurtheilen und zu widerlegen im Stande ift, als der Urhe_ ber unfers neuen und gerade jener Reizungs - oder Schärfen- parhologie entgegengefeizten Syltems, der es gewils nach, feiner Aufltellung der Gattungen des Fiebers am beiten zw beurtheilen veriteht, wie genetifch ( pathologilch) richtig, und wie practilch (rherapeurifch) unbiauchbar Brown’s Sthenie und doppelte ‚Althenie aufgeltelic find, — \ 290 ——n S aber diefer Körper kein folches einfäches Ding, fon- dern er it. ($, 5.) zufammengeletzt aus mehreren von einander verichiedenen Körpern, wovon jeder etwas ganz anderes it, wie der andere, und alfo auch auf eine ganz andere Art Veränderungen erleidet, wie Sieler, d.h. der Körper it ein Aggregat mehrerer kleinerer, aber verfchiedenartiger Körper. Da nun aber überhaupt der Zuftand des Aggregats oder des ganzen Körpers, als der Summe feiner Theile, in dem Zuftande diefer feiner Theile, d.h. der Organe des Körpers, gegründet feyn, undalfo auch der veränderte Zuftand des Körpers von den veränderten Zufländen feiner Organe abhängen mußs; fo folgt nothwendig, dals, wenn der Körper krank ift, er.nur in feinen Theilen, d.h. in den Organen, krank feyn kann. Der Begriff von Krankheit des Körpers beruht alfo auf dem Begritfe von Krankheit eines oder mehrerer Organe, und wenn allo z. B. von einem Fieber die Rede ift, fo kann man nicht fagen: der Körper hat ein Fieber, fondern das und jenes Organ des Körpers hat ein Fieber. — Nun haben aber alle Organe etwas ihnen allen gemeinfchaftlich zukommendes, nämlich diefes, dafs ie leben und würken, d.h, dafs fie auf einen auf fie angebrachten Reiz in Action gera- then: Wir nennen diefe Erfcheinung ihre Lebenskraft. So fern nun diefe Lebenskraft ihnen allein, obgleich jedem auf feine nur ihm eigene Art, zukömmt, in- fofern ınüflen auch Veränderungen der Lebenskraft auf eine allen gemeinichaftliche Art in allen Organen gedacht und ihnen zugefchrieben werden können. Z.B, in allen mufs die Lebenskraft erhöher oder ge-. | fchwächt ’ N) , —— m 4 NIE Mithin können die Krankheiten. aller Organe unter gewiffen .allge- meinen‘Gefichtspunkten zufammengefafst werden, in: dem gewifle Merkmale dafind , fchwächt. vorgeftellt werden können. die jeder einzelnen "zukommen, — Und fo-hätten wir allo {chon einen deutlichen, im Objecte felbft gegründeten. Einthei- lungsgrund für die Krankheiten des Körpers aufge. funden, wonach wir wenigftens Gattungen und Arten der Krankheiten ‘genau begränzt und fyftematifch beftimmen können. (Die Klaffe wird beffimmt durch den Begriff von Krankheit, im Ge- genlatze von Gefundheit, Die Ordnungen der Krankheiten werden wir im Verfolge auffnchen.) — „.» Aber der Fehler liegt nicht allein im Eintheilungs- grunde, fondern auch in der Äbtheilung felbft nach dielem Eintheilungsgrunde. Beide Theile, nämlich ‚allgemeine und befondere Krankheitsleh- re (nach der fonft gewöhnlichen Behaftdlung), unter- fcheiden fich nicht wie das Allgemeine vom Befondern, fondern beide behandıln ganz verfchiedene Gegen- ftände. Die allgemeine Pathologie handelt nur fehr wenig von Krankheit überhaupt, d.h. von dem, was allen Krankheiten gemeinfchaftlich ift; fondern fie ift, nämlich nach diefer Eintheilung, ohne Rückficht auf ihren Eintheilungsgrund, das Gegenftück der Phyfio- E logie; indem fie die Theile und Kräfte des Körpersi im „verletzten Zuftönde darftellt, und dabey die Natur, f E unsachen., Würkungen und Symptome deflelben an- i ‚giebt. Hingegen hat die befondere Pathologie in der Phyfiologie nichts ihr correlpondirendes, indem fie 2 von * [4 1; & 292 N u von folchen Krankheiten handelt , die nicht mehr blofse reing Folge verletzter Verrichtungen find, fon- dern das Refultat des Zufammentreffens inehrerer der- felben unter befondern Umftänden, welche eben da- dier einen befondern Naınen erhalten. Alfo unter- fcheiden fich nach diefer Idee allgemeine und befon: dere Pathologie, fo, dafs jene.blos von nsgativen, diefe aber von pofitiven ganz eigenthümlichen Zuftänden , die vielleicht 'aus mehreren Negationen entftanden s handelt: Man würde daher, wenn man doch einmal jenen Eintheilungsgrund beybehalten wollte, beffer ‚ thun, wenn man die Pathologie in drey Theile ein- theilte, nämlich 1). allgemeine Pathologie oder Ein- leitung zu derfelben, enthaltend eine Pathogenie und die allgemeine Naturlehre des kranken Zuftandes; 2) Pathologie der verletzten, Theile und Verrichtun- gen, und endlich 3) Pathologie jener befondern Krankheiten, nebft der Nofologie. Allein ich halte ‚dafür, dafs überhaupt der diefer Eintheilung zum Grunde liegende Eintheilungsgrund nicht richtig gewählt fey, indem es doch durchaus nothwendig ift, zuerft alle kranken Zufrände, fo viel wie möglich, rein ünd’unvermifeht zu zeichnen, und dann erf ihre Zufammenfetzungen und Verwickelun- gen anzugeben; da ingegeh bey jener Eintheilung alle Krankheiten, fowol die feinen und einfachen, als auch die zufammengeletzten und verwickelten, durch- einander dargeftellt werden müffen: Man will in den päthologifchen Lehrbüchern immer gern: die Krank: heiten fo darftellen und zeichnen, wie fie ami Kranken: bette re 293 bette vorkommen, ohne zu bedenken, dafs diefes, wegen der Individualität einer jeden in der 'Natur'vor- kommenden Krankheit, durchaus unmöglich if, Je- des Individuunt hat feine eigenen Krankheiten, und - felbft von allerIndividualität abgefehen, können fchon a'priori fo viele mögliche Krankheiten aufgeftellet wer- den, als es Gattungen und Arten desfelben giebt, wenn man ihre Zahl mit fich felbt und alle durch einander multiplieirt, und nun die Summe zieht. Und an eine folche Aufzählung hat doch noch niemand gedacht. Sie wäre auch eben fo unnütz, als die bisher gewöhn- liche Darftellung der Krankheiten in unfern patholo- - gifchen Lehrbüchern. Man follte deswegen hier aufden wahren und we- fentlichen Chäracter der medicinifchen Kunft mehr Rückficht nehmen, der auf det einen Seite darin befteht, - dafs fie ein gewiffes punctum fixum für den gefunden - Zuftand annimmt, welches fie in der Organologie und \ Dynamologie darftellt, und nun alle kranken Zuftän- de als Abweichungen von diefem Ideal des gefunden " Zuftandes anficht; auf der andern Seite aber darin, dafs fie eine Erfahrungswiffenfchaft it; und ihre ur- fprüngliche Kenntnifs des kranken Zuflandes erft vom Krankenbette, d.h. von den kranken Individuen, ent- lehnt. Diefes wird uns einen doppelten Gefichtspunkt für die fyftematifche Behandlung der Krankheitslehre f an die Hand geben, nemlich zuerft den, welchen uns die Gefundheitslehre, und zweytens den, wel- chen uns dasKrankenbette darbietet, Hiernach werden wir die fümmtliche Krankheitslehre in zwey, Arch. f. d, Phyfiol, III, B. II, Heft; U fo- 294 nn fowohl ihrem Inhalte, als auch ihrem Zwecke nach, ganz von einander verfchiedene Hauptzweige abtheilen können, nemlich : | A. In die pathologia theoretica, die es blos mit dem Wefen des kranken Zuftandes, und mit den Ordnungen, Gattungen und Arten der Krankheiten zn thun hat, fo fern diefe als blofse Abweichungen vom gefunden Zuftande angefehen, und als folche rein und einfach dargeftellt werden können, B. In die pathologia cafuiftiica fı elini- ca, die fich blos mit. den Arten der Krankheiten be- fchäfftiget, {o wie Tie, einfach oder zufammengefetzt, sein oder verwickelt, würklich in der Natur vorkom- men, in Verbindung mit den Eigenfchaften der Indi- viduen, in welchen fie vorkommen, Bey der Eintheilung und Behandlung der eritern nehmen wir den Gang der Lehre vom gefunden Zuftan- de zur Norm; bey. der Eintheilung und Behandlung der letzten aber den Gang aller fpeciellen Theile der. theoretifehen Pathologie. Syftematifche Eintheilung der Krank heitslehre. A. Pathologia theoretica. Obgleich zwar in der Natur keine würkliche Ent- gegenletzung von gefund oder krank ftattfindet, fo können wir doch, um eines gewiffen Zwecks willen, und zwar hier um einer fichern Eintheilung willen, die theoretifche Pathologie als ein Gegenftück, oder auch, wenn man lieber will, als ein Seitenftück der Gefund« heits- BEN RT 295 U heitsiehre auffellen, indem wir diefe als Grundlage " annehmen, von welcher aus die theoretifche Patholo- "gie alle Abfchweifungen und Verirrängen (yftematifch “ und vollfländig darftellt, und.alfo auch dabey ihrem Gange folgen mufs. Hiernach zerfällt die ganze tlıeo- " 1etifche Pathologie in zwey Abtheilungen: n ı) Pathologie der Organifation, Pathologia F BIEREmeo -organien: Organolozia pathologica. f Sie it die Lehre von der krankhaften Mifchung und Form der Materie des Körpers und feiner-Theile, | Vermöge diefes ihres Inhalts zerfällt fie in zwey Theile: P Pathologie der Mifchung der Materie, ‚ Cliemia pathologica. Pathologia materiae mixtae. So wenig wir überhaupt von der organilchchemi- “felien Mifehung der thierifchen Materie wiffen, fo wenig willen wir auch von den Veränderungen der „Materie in Rückficht auf ihre Mifchung. Es exiflirt ello eigentlich ein folcher Zweig der medicinifchen Wiflenichaft noch gar nicht, ‘obgleich er gewifs von der gröfsten, Wichtigkeit wäre, und die vorzüglichfte B tandlage zu einer rationellen Erkenntnifs der Krank- y . Fr "heiten feyn würde, ) Patholögie der Form der Materie, Ana- ktomia pathologica, Patlologia materiae formatae, Sie ift die Lehre von allen krankhaften Verände- Fi gen des Körpers, die in einer krankhaft veränder: en rare der Materie deffelben urfpiünglich ihren U2 Grund v Grund haben. Es it für das Syftem gleichgültig, ob die veränderte Form äulserlich oder innerlich Nattfin- det; ob fie urfprünglich, oder zugezogen und erwor- ben ift; eb fie beym Leben des Meriichen, oder et nach dem Tode entdeckt wird; ob fie in einem Man- gel oder Ueberflufs, in eiver Trennung oder in einem zu feften Zulammenhauge befteht: ob würklich die Form oder auch nur die Lage des Theilskrankhaft ver- ändert ift. Hier ift alfo ein fchicklicher Vereinigungs- pünkt deffen, wasman fonft pathologifche Ana- tomie und Pathologie der. Chirurgie nennt; und durch diefe Befiimmung als Pathologie der Form. der Materie erhält erft die pathologifche Anatomie ihren wahren praktifchen Werth und ihre wichtige Stelle in der Krankheitslehre. Das aber, was man fonft Chirurgie nennt, kann unmöglich für eine nach richtigen Grund[ätzen abgefonderte und be- gränzte Wiffenfchaft oder Kunft gehalten werden; denn fie ift ein folches Gemifch aus allen Theilen der Medicin, dafs die Autoren der chirurgifchen Lehrbü- cher felbft nicht einmal mehr wiffen, was fie dazu neh- men oder nicht nehmen follen, Beflimmt man aber die Chirurgie als Pathologie und Therapie der Form " der Materie des Körpers, fo erhält,man dadurch einen wichtigen Zweig unferer Kunft, der nach richtigen Grundfätzen abgefondert und in genau beflimmten Gränzen eingefchloffen if. Und dann auch erft wird man die chirurgifchen Operationen, oder die zur Hei- lung zu machenden Krankheiten, von den zu heilen- den Uebelu gehörig wnterfcheiden, und ihnen als "Hülfs- P a nnd 297 Hülfsmitteln ihre, Stelle in der Heilmittellehre an- weifen. Wegen der Claffification der pathologifchen Ana- tomie, verweile ich, um’ mich nicht zu wiederholen, auf den folgenden Abjfchnitt, verbunden mit der oben angegebenen Clafüfication der Anatomie des gefunden Körpers; indem auch jene aus einerEinleitung,, allge- meinen und fpeciellen pathologifchen Anatome be- ftehen mufs; letztere aber, ganz nach der Norm der fpeciellen-Anatomie, aus einem abfoluten Theil, und aus einem vergleichenden nach 'Verfchiedenheit des Gefchlechts und des Alters. 2) Pathologie des Aeufserungsvermögens, oder der Lebenskraft und der Actionen des Körpers und feiner Theile. Pathologia theoretico-dynamica. Dynamologia pathologica. Sie it die Lehre von allen krankhaften Verände- sungen des Körpers und feiner Theile, die in der krankhaft veränderten Lebenskraft deflelben gegründet ind. Die genetifche Beftimmung des Gegenftandes der Pathologie der Kräfte oder einer Krankheit, irı engern Sinne des Wortes, würde diefe feyn: Sie befteht in einer krankhaften Veränderung der Mifchung der Ma- terie, durch welche das in diefer gegründete Aecufse- zungsvermögen des Theils dergeftalt krankhaft verän- “dert wird, dafs nur. diefes ‘(in diefem Theile oder Or- gane) die ganze Organifation in ihrer dynamifchen Exiftenz fo beftimmt oder verändert, dals nun, ver- mittelft dieler fo veränderten Organilation, die be- “N . merk- 298° ER merkten krankhaften 'Actionen und Würkungen her- vorgebracht werden. Ehe ich weiter gehe, mufs ich zuvor ‚bemerken, dafs wol keine Namen in. der. medicinifchen Wiflen- fehaft unglücklicher gewählt find, als die Benernun- gen „allgemeine ;und befondere Patholöo- gie“: denn man mag fie auch nehmen wie man will, - fo werden fie imıner auf falfche und verwirrende Be- griffe führen. Eine Pathologie nemlich mufs, "wie aus dem Verfolge erhellen wird; immer aus dieyen ‚Theilen beftehen :/aus einer Einleitung, aus einer Pathologie der Gattungen, undaus einer Pa- thologie der Arten. Nun könnte man die Ein- ‚leitung eine allgemeine Pathologie nennen, weil in ihr das Wefen und die allgemeinen Begriffe von Krankheit auseinander geferzt werden. Aber man könnte auch die Pathologie der Gattungen eine allgemeine Pathologie nennen, ! weil doch alle . Arten immer in jeder Gattung enthalten feyn müffen, Ueberdies kömmt nicht einmal der Pathologie der Arten ausfchliefslich der Name der fpeciellen Patho- logie zu; denn in Rückficht auf die Einleitung ift auch die Pathologie der Gattungen eine fpecielle Pa- thologie, Man wird alfo befler thun, diefe Namen von allgemeiner und befonderer Pathologie (und Therapie) gänzlich wegzulaflen, und die drey welent- lichen Theile derfelben lieber nach ihrem Inhalte zu benennen, 8 2) Ein- r Ku 7 u EEEEEREBELEBEEZER, S 299 'a) Einleitung zur ‚Pathologie der Kräfte. ‚Sie ift ein 'wefentlicher Theil der Pathologie, der aber noch nicht’als eigener Zweig der Arzneywillen- fchafı vollfländig und genau begränzt aufgeflellt ift *), Sie mufs ı) den wahren Begriff von Krankheit darflel-- len, als etwas nicht widernatürliches, fondeın als einen Begriff, der blos in der medicinifchen WiffenIchaft fein Object findet, 2) fie muls eine Pathogenie enthal- ten, die gänzlich und allein auf eine rientige Phyfiolo- gie geftützt ift, 3) eine Naturlehre des kranken Zuftandes überhaupt, 4) eine allgemeine Aetiolo- gie, 5) eine allgemeine Symptomatologie des‘ kranken Zuftandes, 6) fie mufs alles das aufluchen und darftellen, was einen logifch richtigen Eintheilungs- grund der Krankheitslehre herbeyführen kann, fie mufs alfo befonders alle zufälligen und wefentlichen Unterfchiede des kranken Zuftandes angeben; und endlich 7) fie mufs ‘ein vollfländiges, auf diefen Ein- theilungsgrund gebautes Syftem aller Krankheiten, oder eine fyfematilche Nofologie liefern, 2 b) Pa- ") Etwas .diefer Idee ähnliches hat -Hufeland in feinen, „Ideen über Pathogenie‘“ geliefert, obgleich der‘ Inhale diefes Werkes, als ein Ganzes und als Einleitung zur Pathologie berrachter , fowohl zu weit als auch zu engesilt indem es theils dir angegebene Idee einer Finlei- tung nicht erfchöpft, theils aber zu viel Phyfiologıiches und eigentlich Pathologifches beybringr; welches freilich wol zu der befondern Abficht des Verfaffers nörhig war‘ — Vortreffliche Winke und meilterhafte Ausführungen einzel, ner Theile einer folchen Einleitung f, in Reils .allge- meiner Ficberlehre,, 300 — b) Pathologie der Gattungen der Krank- heiten, der. Kräfte, Sieift das Gegenfück der allgemeinen Phyfiologie, indem fie mit diefer fo correfpondirt, dals hie mit ihr denfelben &egenftand bebandelt, nur in einer anderen Form “oder in einem veränderten Zuftande deffelben. Sie ift die Lehre von den krankhaften Veränderungen der Lebenskraft des ganzen Körpers, d.h. fo fern diefe im ganzen Körper und in elien feinen Theilen und Organen diefelbe ift. Sie hat alfo, fireng genommen, nicht etwas würklich in der Erfahrung gegebenes, fön- "dern nur etwas von ihr entlehntes oder abgefondertes, ein Abftractum, zu ihrem Gegenftande: denn da der Körper aus feinen Theilen und Organen befteht, und alflo, wenn er krank ift, nur in diefen Theilen und Organen, nicht aber als Abftractum eines Ganzen, krank ift, fo mufs es mit. der in ihm fich gründenden Lebenskraft eben fo der Fall feyn, und die Gattungen der Krankheiten enthalten alfo nur: das, was von allen Arten gemeinfchaftlich gilt; oder mit andern Worten: die Gattungen beffimmen den Krankheitsch« racter der Arten; fie machen alfa ein wefentliches Object der Krankheitslehre aus. Ehe wir in der Claffification weiter gehen, müffen wir wenigftens mit einigen Worten bemerken, was wir uns eigentlich bey dem Begriffe „Kraft“ zu denken haben. - Kraft”) ift unftreitig ein blos fubjectiver " Be- ®) Es ift hier nicht meine Abficht, eine Definition von dem Begriffe Kraft zu geben, fondern nur. über feine empiri- fche Entftehungsart in unferm Verltande das hier Nörhige bey- Te N / | — — ——_ I m 501 Begriff, den wir auf kein würklich in der Erfahrung, gegebenes Object beziehen können. Wirerzeugen'uns diefen Begriff, wenn wir etwas materielles in Action bemerken; wir find dann genöthiget, die Urfache die- fer Würkung in die Materie felbft zu fetzen. Wir. find aber gewöhnt, die blofse Materie uns immer als todt zu denken; wirlegen alfo, um dem menfchlichen Ver- ftande zu Hülfe zu kommen, ‚irgend ein actives Etwas in diefe Materie, und nennen dieles Etwas Kraft. Wenn wir aber diefe Vorftellung analyfiren, fo wer- den wir finden, dafs fie ohne Object, ‘und alfo eine leere, fingirte Vorftellung ift. Es ift aber hier unum- gänglich nöthig, diefer Vorftellung ihre Realität zu verfchaffen, und diefes wird dann leicht, wenigftens zum practifchen Gebrauche hinlänglich feyn, wenn wir auf den Urfprung derfelben zurückgehen. Wir be- merken gewiffe active Erfcheinungen in gewiffen Kör- pern, und diefen Körpern legen-wir Kräfte bey; in an- dern Körpern aber bemerken wir jene nicht, . Diefen Unter{chied genau unterfucht, finden wir, dafs jene erftern Körper einen gewiflen beftimmten und in allem übereinftimmenden Bau und Zufammenfetzung ihrer Materie haben. Wir nennen, diefe Erfcheinung die Organifation der Körper, und fchliefsen: alle organifirte Körper befitzen ein Aeufserungsvermögen, oder Kräfte *). Wir bemerken aber keinen andern we- Sent- beyzubringen. Auch verfteht es fich, dafs hier nur von Naturkräfren die Rede if. #) Ich witderhole hier eine obige Anmerkung, : dafs doch wol von einem geftorbenen oder durch irgend eine ande- Te 392 « fentlichen Unterfehied zwifchen diefen und den übri. gen:unorganifirten Körpern, als eben diefe’ Organila- arme = nn «tion ; alfo mülfen diefe Kräfte auch in der Organilation felb ihren Grund haben, d.h. gewifle Körper befte- ‚hen’aus einer fo gemifchten und geformten Materie, dafs das Refultat derfelben ihr Akulserungsvermögen if, © Alfo Kräfte find nichts anders, als wefent- liche und nothwendige Eigenfchaften ei- ‚ner organifirten Mäaterie*).‘ Sie machen mit- hin nicht etwas befonderes aus, fie find nichts felbft- ftändiges’und für fich beftehendes, fordern blofse phy- fifche Eigenfehaften und Prädicate der organifirten Ma- terie/' Alles, was wir an ihnen bemerken und von ih- nen ausingen, gilt eigentlich mar von der Materie, in welcher wir fie füpponiren; und wir gebrauchen die Vorftellung von ihnen nur deswegen, weil wir die Organifation der Materie nicht hinlänglich kennen, - und uns alfo an ihr Aeufserungsvermögen, als eiwas finnlich bemerkbares, hälten müffen. Die Organifation eines Körpers, haupffächlich aber die Mifchung feiner Mäterie, ift nun, fowohl deı Natur der Sache, als auch der Erfahrung nach, eineı fehr mannigfaltigen Veränderung unterworfen. wii mögen jetzt den erfiern Weg a priori einfchlagen, oder oh auch re U fach jetzt nicht belebten Thierkörper (weil er nem- lich todt, und doch organifirt wäre) kein Einwurf herge- nommen werden wird: denn ein folcher Zuftand kann doch ' jinimer nur durch welentliche Veränderung der, Organilation eıfolgen, und hier ift ja nur von zum Lebensfahiger Orga- nifarion die Rede, deren unterfcheidende Merkmale. wir freilich mehrentheils nur aus den Würkungen kennen, “ f. Wore S, zor, [e u a, I I» % wen ee Sa auch von derErfährung, d.h. hier von der Beobachtung der Lebenskraft des Körpers, ausgehen‘, ‘fo leidet die Mifchung der Materie hauptfächlich'auf eine doppelte Art eine krankhafte Veränderung, memlich: (1) die, wodurch ihr Aeufserungsvermögen dem Grade nach verändert wird; die Kräfte find in der Gröfse, Stäike und Lebhaftigkeit ihrer Wür- kung fo wie in ihrem Gsöfsen- Verhältnifle unter einander verändert. .@ Die, wodurch das Acußerungsvermögen nicht alleinim Grade, fondern auch in feiner Natur verändert wird; die Lebenskraft ift in ihrer Quali- ‚tät ganz verändert, es ift, als obein ganz anderes Aeufserungsvermögen da wäre, die Würkungen der kranken Organe find ‘durchaus ganz andere. Z. B. Bey den Scrofeln , der Luftfeuche Yr dem Ausfatze, dem Weichfelzopfe, und bey allen an- fteckenden Hautkrankheiten. Diefe Beobachtung theilt die.fämmtliche Patholo- gie derLebenskraft, fowohl die.der Gattungen, als die der Arten, alfo überhaupt die Krankheiten dey Kräfte, in zwey Ordnungen. Aber wir haben noch für beide keine allgemein eingeführte Namen. Man hat immer viel von acuten. und ‚chroni- fchen Krankheiten gefprochen. Es kann aber doch#uinmöglich die Dauer, oder der mehr oder weniger heftige Verlauf der Krankheiten einen richtigen Ein- theilungszrund für fie abgeben ; denn diele erfährt man ‚doch erit, wenn fie vorüber find, Und überdies find diefe Beftimmungen nur zufällig, da hingegen eine Sy- / ftema- 304 m — ftemätifche Claffifieation auf den welentlichen Differen- zen beruhen muß. Daher kömmt es denn auch, dafs wir unter den Benennungen „acute und chroni- fche Krankheiten‘ fo durchaus. fremdartige Krankheiten zufammengebracht finden, dafs jene Ichon lange von vielen Aerzten für unfcatthaft gehal- .ten worden find. Ich werde es deswegen verfuchen, nach dem oben angegebenen Gefichtspuncte die zwey Ordnungen der Krankheiten zu beffimmen. Reil hut in feiner Fieberlehre die Krankheiten der er- ften Ordnung Sehr paflend mitdem Namen „Fieber“ belegt. Vielleicht könnte man die Krankheiten der zweyten Ordnung nicht weniger paflend mit dem Na- men „Nichtfieber“ belegen, um nemlich dadurch ihren wefentlichen Character in Beziehung auf unfere Kenntnifs von ihnen ’anzudeuten.. Wir können doch -nicht läugnen, dafs wir fie, was ihr Wefen und ihre Natur'betrifft, gar nicht kennen, und auch, vermöge diefer ihrer Natur, nicht kennen können; denn wir haben in der Phyfiologie keine ihnen entfprechende Grundlage. Gradveränderungen laflen fich meflen und angeben, nicht aber gänzliche Umänderungen, Wir finden in dererften Ordnung von Krank- heiten nur entweder vermehrte oder verminderte, ver- flärkte oder gefchwächte Würkungen, die Actionen gehen entweder leichter oder fehwerer von Statten; kurz, wir mögen diefe Krankheiten hetrachten, wie wir wollen, die Aeufserungsart der Organe ift-in ih- nen, dem Wefen nach, diefelbe, wie die im %efunden *Zuftande; und der Unterfchied liegt blos im Gröfsen- ver- ni sn 305 verhältniffe. Z. B. die Ab - und Ausfonderungen find nicht wefentlich verändert, fondern nur in ihrem Quaı.* titätsverhältniffe; die Galle, der Urin find dicker oder dünner, ftärker oder fchwächer gefärbt u.f.w.; aber fie bleiben doch immer Galle und Urin nach ihrer we» fentlichen Befchaffenheit: Und wenn auch der Eiter in der That eine Feuchtigkeit ift, von deren Abfon- derung wir im gefunden Zuftande nichts wiflen, wel- che vielmehr erft vermittelft des kranken Zuftandes ent- fteht; fo it er doch immer nur Effect eines Organs, welches vermittelt einer vorhergegangenen Kıankheit des Gröfsenverhältniffes der Kräfte, nemlich der Ent- zündung, entftanden ift,; und es würken alfo bey der Abfonderung des Eiters diefelben Kräfte, die nur ih- rem Grade nach verändert find. Ganz anders aber verhält es fich mit den Krank- heiten der zweiten Ordnung. Ich rechne hieher alle diejenigen Krankheiten, — fie mögen nun chronifch oder acut, heftig oder gelinde, mit einem Fieber ver- ‘bunden, oder nicht verbunden feyn,’— bey welchen wir die Actionskraft des Körpersihrer Natur nach fo‘ vetändert finden, dafs jetzt durchaus dem Körper ganz fremdartige Würkungen zum Vorfchein kommen; Hier ift nicht mehr die Rede von vermehrten oder ver- iminderfen, fondern von ganz andern Würkungen; obgleich auch jene blos dem Grade nach veränderte Würkungen zugleich dabey ftattfinden können, ‘und auch wol der Natur der Sache nach dabey fattfin- den müffen: denn diefe Krankheiten heben doch deswegen die gewöhnliche Actionskraft nicht auf; da- gegen 7 306. : u nn gegen aber werden fie diele gewils auch bald aus dem Gleichgewichte bringen. Z.B. bey der Luftfeuche, dem Ausfatze, dem Weichfelzopt, felbft bey der Krätze, den Blattern, den Malern u.[.w.; in allen diefen Krankheiten wird ein wahres Gift abge- fondert, und wenn auch bey manchen von ihnen, wie bey den Blattern und Malern, diefe Giftabfonderung; “oder vielmehr die diefer Ablonderung zum Grunde lie- gende Krankheit, das Nichtfieber, von dem begleiten- den Fieber bald überwunden wird, fo ıft doch eben dieie Giftabfonderung, eine fo durchaus ‚fremdartige Würkung, dafs wir auch auf eine eben fo freindartige nächfte Urfache im Körper, nemlich auf eine fo verän- derte Mifchung der Materie im leidendeh Theile fchlie- Isen müflen, dafs nun eine ganz andere Lebenskraft in dem Abfonderungsorgane würken mufs, Denn, wäre 2.B,bey den Blattern blos ein Fieber und nicht auch zugleich ein Nichtfieber, und wären demnach die bey den ‚Blattern entfehenden Pufteln blofse Gefchwüre oder locale Entzündungen, in welchen die Lebenskraft nur dem Grade riach- verändert wäre; fo mülste auch“ ° notlıwendig, als natürliche Folge derörtlichen Entzün= dung, in. diefen Pufteln ein blofses Eiter, und zwar entweder bey den gutartigen Dlattern ein mildes Eiter, oder bey den’bösartigen eine eiterartige Jauche abge- Sondert werden, da. doch hier offenbar etwas ganz fremdartiges; nemlich ein Gift, abgefondert wird, welches, in andere Körper übergetragen, in diefen die- Selbe Krankheit erregt. Dals aber auch hier, als Ve= . hikel des Giftes, zugleich;lEiter abgelondert wird, if Sehr un u ch Zr he Zur — ; 307 - fehr natürlich, ‚weil auch zugleich Entzündung, alfo ‚ eine Krankheit des blofsen Gröfsenverhältniffes der Le- benskräfte, vorherging, welche, ihrem wefentlichen " Charakter gemäfs, Eiterung zur Folge haben mufs. — “ Bey den Scrofeln, bey der Rachitis etc. bemerken wir eine fo durchaus fremdartige Reizbarkeit und Wür- kurgsvermögen, dafs oft in diefen Krankheiten und während ihres Verlaufs ein ganz anderer Körper ent- - fteht. Wir können:hier doch unmöglich die Actions- kraft des Körpers blos als dem Grade nach. veränderg anfehen; fondern wir müffen hier auf eine würkliche' Veränderung derfelbeh in ihrer Natur und ihrer in- nern Wefenheit fchliefsen ; nemlich in denjenigen Orga- nen, welche von diefen Krankheiten befallen find, wobey andere Organe ganz gefund, oder auch von einem Fie- ber befallen feyn können: Ja es würde felbft nicht wi- derfprechend feyn, anzunehmen, dafs daflelbe Organ zugleich an einem Fieber und an einem Nichtfieber leiden könne, z.B. bey den Blattern; wenigitens fehen wir keinen Widerfpruch, da uns die Natur der Nicht- fieber- unbekannt ift. ” - Wollen wir nun diefe Krankheiten det zweyten Ordnung „Nichtfieber‘ nennen, fo werden wir ‚finden, dafs diefe Nichtfieber mehrentheils mit einem - Fieber (in Reils Sinne des Wortes) verbunden find, "oder auch fich oft det Form eines Fiebers bedienen, as Fieber aber ift hierbey immer nur fecundäre tankheit,; und kann alfo auf den Eintheilungsgrund fir die Ordnungen keinen Einflufs haben, Mithin wer- den 1 308 i den alle diefe Krankheiten, auch felbf die Blattern, ‘ und Mafern, nicht indie Ordnüng nefARiehier; fondern in die Ordnung der Nichtfieber ge- hören. Und man fieht nun leicht, dafs auch die Be- nennungen „acute und chronifche Krank- heiten‘ zum practifchen Gebrauch ganz ftatthaft find; nur dafs von ihrem Begriffe kein Eintheilungs- grund im Syftem hergenommen werden kann. Wit können zum practifchen Gebrauche fowohl die Fieber als auch die Nichtfieber in acute und chronifche ein- tbeilen, fo dafs wir acute und chronifche Fieber und acute und chronifche Nichtfieber haben. Aber diefe Beftimmungen dürfen nicht ins Syftem übergetragen werden, und auf die Claffiication nach Ordnungen, Gattungen und Arten keinen Einflufs haben, indem die Dauer und der Verl«uf der Krankheiten für das Syltem eben fo zufällig find, wie der Typus, Com= plication, Epidemie usf, w. (i) Pathologie der Gättungen der Fieber, (Pyretologie der Gatfungen.) Sie ift die Lehre von der krankhaft veränderten - Lebenskraft des Körpers überhaupt, fo fern fie ‘blos dem Grade nach verändert ifl. Sie befteht (a) Aus einer Einleitung, fowohl in die Fieber- lehre überhaupt, als auch in die der Gattungen 'befonderss; Ihr hauptfächlicher Inhalt befteht, aufser der Darftellung des Begriffs und der Na- turlehre des Fiebers, feiner Actiologie, Sympto- matologie u, f, w.;, in einer möglichft genauen SR und _ I —_—_——— 309 und vollfändigen Pyretogenie, und einem > darauf gebaueten Syftum der Fieberlebre. (b) Aus der Pyretologie der Gattungen Selb. Ich kann mich hier. auf Bea Inhalt derfelben nicht weiter einlaffen, und bemerke nur, dafs Herr, Prof, Reil, der Urheber jenes neuen und fo tief ın das Welen der kranken Natur eindringenden Krankheits- Syftems, drey Gattungen des Fiebers feftfetzt, nämlich ; Synocha, Typhus und Paralyfis, Der Grund diefer Eintheilung beruht auf der zum practiichen Gebrauche nothwendigen Trennung der beiden Hauptmomente der Lebens- oder Actionskraft, nämlich der Reizfähigkeit und des Würkungs. j vermögens Für fich betrachtet ift zwar Lebens- kraft nur.eine einige, nicht in ınehrere Kräfte zerleg- bare, Kraft, eben weil ihr Begriff ein blos im Subject entftandener Verhältnitsbegriff if. Aber wir können bey ihrer Aeufserung, oder bey der Action der Ma- terie zwey verfchiedene, der Zeit nach einander fo] gende und folglich auch trennbare Momente unter- fcheiden, nämlich ı) die Eigenfchaft der Materie, dafs fie äufsere Eindrücke oder Reize pereipirt, und 2) die Eigenfchaft derfelben, dafs fie nach dieler Reizung in Action geräth. Die Nothwendigkeit der Trennung diefer beiden Eigenfchaften der Lebenskraft fällt bey der Bearbeitung der Phyfiologie nicht fo fehr in die Augen, als bey der Bearbeitufig der Pathologie.( Des, wegen finden wir auch bey Brown nichts ‚von diefer Trennung, weil bey ihm der Körper felbft; er werde nun phyfiologifch oder pathologifch betrachtet, die Arch f» d. Phyfiol, Il. Ba, il, Hejt, x ficht- x 310 — “ fichtbaren Krankheiten der Forın der Materie ausge» nommen, immer daffelbe Ding ift,) Im gefunden Zuftande nämlich, wo die Lebhaftigkeit der Erregung eines Organs mit der Energie der Würkung ‚deflelben inı gefunden Verhältnifle fteht, haben wir zar Erklä- rung der Actionen nur den einzigen Begriff von Le- beriskraft nöthig. Im Fieber aber, wo wir nicht allein den Grad der Lebenskraft überhaupt verändert finden, “ fondern auch das Verhältnifs der‘ Leichtigkeit der Actionen zur Stärke derfelben, würden wir fchwerlich mit den blofsen Beftiinmungen von erhöheter oder ge- fchwächter Lebenskraft ausreichen. Wir bemerken bier nicht allein einen Unterfchied überhaupt in der Gröfse der Actionen, fondern auch in ihrer Lebhaftig- keit oder Leichtigkeit fowohl, als in ihrer Energie oder innern Kraft, mit einem Worte in dem Gröfsen- Verhältniffe jener beiden .Eigenfchaften der Ma- terie. Wir haben hier alfo nothwendig auf eine dop- pelte Beftimmung Rückficht zu nehmen, nämlich: 1) ob das Organ leichter oder fchwerer auf einen angebrochten Reiz in Action geräth, und 2) ob diele Action mit Stärke oder ohne Stärke ver- richtet wird. al Erfteres nennen wir erhöhete oder verminderte Reizbarkeit, letzteres erhöhetes oder vermin- dertes Würkungsvermögen. Wenn alfo auch gleich die Reizbarkeit nicht, als eine Kraft, fondern nur als ein Prädicat des W ürkungsvermögens auf- geftellet werden kann; fo ilt es,doch in parhologifcher Rückficht von Wichtigkeit, erftere von letzterem zu tiennen, und als eine körperliche Eigenichaft aufzu- ftellen, u — { Bellen, die auch für fich eine krankhafte Veränderung _ erleiden kann, wobey das Würkungsvermögen gelund bleibt, 4 Hierauf beruht nı nun die Beflimmung der Gattun- gen der Fieber, weil beide Eigenfchaften allen Orga- nen gemeinfchaftlich zukommen. So vielfach nämlich | Gradveränderungen unter ihnen möglich find, fo viele \ Gattungen des Fiebers können aufgeft-llet werden. Bern Profeflor Reil fielit nur drey Gattungen auf, nämlich : $ 1) die, wo beide Eigenfchaften in einem erhöheten Zuftande erfcheinen, Synocha 2) Die, wo beide in einem gefchwächten Zuftande erfcheinen, Paralyfis. 3) Wo die Reizbarkeit erhöhet, das Würkungsver- ‚mögen aber gefchwächt erfcheint, Typhus. Hier fehlt nun ein Glied in der logifchen Eintheilung, nämlich: 4) Wo das Würkungsvermügen erhöhet, die Reiz- \ - barkeit aber gefchwächt erfcheint, ; ‚Ob fich diele Gattung in der Natur finden, und fo die 8. priori gemachte Eintheilung fich durch die Eıfahrung beftätigen follte, wage ich nicht zu beftimmen, Es feheint mir aber, als wenn man z.B, Melancholie, alle Arten der Starrlueht und tonilchen Krämpfe, ver« Ichiedene. Arten der Manie uf. w. hieher sechnen innte, fo wie überhaupt alle die Krankheiten, bey welchen wir einen gewillen Torpor und eine Long=- » imkeit der Aetionen mit Stärke verbunden finden, eil hier ein ftarkes Würkungsveimögen init ar g% er Reizbarkeit zu Seyo Icheiat, er x ] j 1 3ı2 —_—__—__—— (2) Pathologie der Gattun gen der NEE fieber. Die Nichtfieber find als Kesakhettan beftimmt worden, bey deren Dafeyn die Lebenskraft des Kör- pers. oder des kranken Theils in ihrer Natur ‚gänz- lich verändert ift, und durchaus dem Körper fremd- artige Würkungenzeigt. Dafsauch bey diefen Krank-, heiten die nächfte Urfache, oder, welches einerley, it, der eigentliche Krankheitszuftand, jedesmal ein, innerer Zuftand des Körpers felbft feyn müfe, diefes liegt [chon in dem Begriffe einer Krankheit, als eines veränderten Zuftandes des Körpers. Was aber die entfernten Urfachen betrifft, (o werden wir finden, dafs, mit Ausnahme einiger, die mehreften diefer Ktänkheiten durch Anfteckung vermittelt eines Giftes entftehen, welches die Milchung der thierilchen Ma- terie in den kranken Orgahen’ dergeftält verändert, dafs nun ftatt der gewöhnlichen Actionen derfelben, oder auch neben und mit dielen, ein’ jenem gleiches Gift von ihnen abgefondert wird. In’ diefen Nicht- fiebern wird alfo’der Charaeter oder die Gättung der Kıankheit durch das Gift befimmt, fofern nämlich hier nur von dem reinen Nichtheber die Rede ift;'F denn das oft fie begleitende Fieber har feinen eigenen Character. Es ift alfo jetzt die Frage, was'man denn eigentlich unter einer Pathologie der Gattungen der Nichtfieber zu verftehen habe, und obauch wol über- haupt bey dem jetzigen Zuftande der medicinifchen Kunf ein lolcher Zweig derfelben aufgeftellet werden könne? da doch, der Beflimmung einer Gattung ge- mäls, eigentlich durch m belondere Milchungsver- ände- EZ s — 5 313 änderung der Materie eine befondere Gattung confti- tuir werden foll, und gewifs durch jede befondere, anfteckende Krankheit fowohl, als durch jedes andere Nichtfieber, z. B. Scrofeln, die Mifchung der Materie auf eine andere, jedem Nichtfieber eigenthümliche Art verändert wird. Man hat bis jetzt allgemein die ‘hieher gehörigen Krankheiten, 2. B. Krebs, Scrofeln, Luftfeuche, Rachitis, Ausfatz, Weichfelzopf u. {. w. als Arten betrachtet, und mehrere von ihnen 'in eine gemeinfchaftliche Claffe unter dem Namen „Cache- xie” zufammengeworfen. Es wäre aber wol einer genauern Unterfuchung werth, ob nicht vielleicht diefe allgemeinen Benennungen vielmehr ‘ Gattungen als, Arten bezeichneten, indem doch gewils jeder diefer Krankheiten ihre eigenthümliche Verletzung der Or- ganilation zum Grunde liegt. Ganz anders äufsern fich die Organe in der ferofulöfen , ganz anders in der venerifchen Krankheitsgattung- Und follten nicht viel- leicht z. B. der venerifche Tripper, derSchanker, der Bubo u. f. w. als Arten der letzteren betrachter werden können, fo wie der Gefichtskrebs, der Bruftkrebs, ‚der Mutterkrebs u. f. w. als Arten der Krebs - Gattung? — Wollte man aber auch mehrere diefer Krankheiten nur als Krankheiten der Syfteme, z. B. die Scrofeln als Krankheit desiymphatifchen Syftems, gelten laffen, fo ift doch nicht zu läugnen, dafs der ganze Körper foiche Erfcheinungen zeigt, die, ohne eine Verände- zung in der Mifchung der thierifchen Materie im gan- zen Körper anzunehmen, nicht erklärt werden können, — Ich wage es nicht, mich in eine weitere Unter- fuchung diefer Materie einzulaffen, und es if mir genug, 314 i rn ne N ‘genug, diefe Idee, nur hingeworfen zu haben, "um dadurch vielleicht eine genauere Behandlung und Un- terfuchung der Natur diefer Krankheiten, die fo we- fentlich verfchieden -von Reils ‚Fieber find, zu veranlaffen, ©) Pathologie der Arten der Krankheiten der Kräfte. Sie it eben fo das Gerenftück der fpeciellen Phyfiologie,, wie die Pathologie der Gattungen der allgemeinen Phyfiologie entgegenfteht, _ Sie ilt die Lehre von den krankhaften Veränderungen der Kräfte des Körpers, Io fern diefe durch die einzelnen Syfteme und Organe deflzIlben zu ganz eigenthümli- chen Aeulserungsarten modihcist werden. Die Kräfte des Körpers find überbaupt in der Organifation def- felben gegründet, und fofern an diefer allgemeinen Organifation des Körpers die’ Organe deflelben, als feine Theile, Antheil nehmen, müffen auch in jedem Organe die allgemeinen Kräfte d+flelben gegründet feyn Aber aufser diefer allgemeinen Organifation ‘des Körpers hat jedes Organ, als für fich beflehender Körper, wieder feine eigenthümliche , von allen an- dern» Organen verlchiedene, Organifstion, und fo weit die Eigenthümlichkeit diefer Organilation ficher- ftreckt, mufs auch! das Aeulserungsvermögen diefes einzelnen Organs blos, dielem eigenthümlich feyn. Ift aber ein Organ in feinen Kräften, und allo auch in feinen Actionen, ‚verfchieden von allen andern, [o mufs auch, wenn überhaupt die Kräfte eine krank- hafte Veränderung erleiden, die in jenem entftehende " Krank- ER Krankheit, blos den ihr aufgedrückten Gattungscha- racter ausgenommen, eine blos diefem Organe eigen- thümliche und in keinem andern mögliche Krankheit feyn. So erhalten wir alfo in der Pathologie der Arten eine Lehre von den örtlichen Krankheiten der Kräfte, die eben fo, wie die Pathologie der Gattun- gen, in zwey Zweige zerfällt, nämlich: (1) Pathologie der Arten derFieber; z.B. Synocha — Gefäßsfieber, Typhus — Leber- (Gallen-) Fieber u.[.w. (2) Pathologie der Arten der Nichtfie- ber; z. B. Lippenkrebs, Mutterkrebs, Brufß- krebs. ; Die Unterabtheilung diefer Zweige der Krankheitswil- fenfchaft wird fich blos und allein nach der Pathologie der Gattungen richten: denn fo viele Gattungen der Krankheitsformen diefe engenommen hat, "fo viele Abtheilungen wird die Pathologie der Arten erhalten, weil nämlich die Gattungen nur als Krankheitscha- racter angelehen werden. können, und alle Arten in jeder Gattung vorkommen müflen. Dafs nun auch noch eine weitere Claffification der Pathologie nach Verfchiedenheit des Gefchlechts und des Alters notlıwendig ift, zeigen fchon die vorhan- denen Lehren von den Krankheiten der Schwangern und Wöchnerinnen, und von den Kinderkrankheiten, Es giebt aber noch mehrere. jedem der, beiden Ge- fchlechter eigenthümliche Krankheiten, z, B. Hyfterie, Chlorolis, Hypochondtie u. f. w., die in einer be- Sondern Eintheilung ihre befondere Stellen verdienen. Ich verweife deswegen auf die obigen Eintheilungen» da 316 — ‘ da hier tan die Cliflification der fpeciellen Pb fiologie zur Norm dienen mufs. & B. Pathologiacafuiftica f. elinica Sie ift die Lehre von den Krankheiten, fo wie fie jn der Natur am Krankenbette in individuellen Fällen , vorkommen, die theoretifche Pathologie 'mag fie nun als einfach oder zufaınınengeletzt, als rein oder ver- wickelt darftellen; fie nimmt fie, wie fie fie vorfindet, mit allen den individuellen Eigenfchaften und Beftirm- mungen, die fie nur durch ihr Daleyn in diefem kranken Individno erhalten konnten. Eigentlich kann diefer "Theil der Pathologie nicht 'gelehret, fondern nur gezeigt werden: denn er beruht auf eigener An- licht, auf Beobachtung und Unterfuchung jedes ein- zeinen Falles. Er kann alfo auch nie vollfändig be- handelt werden, weil jedes Individuum feine eigne Natur bat, und weil fo viele würkliche Krankheiten in einem Individuo möglich find, als Gattungen und Arten dafind, nedft der Summe aus der Multiplication jeder von ihnen mit allen ührigen: denn jede denk- bare Zufammenfetzung und Verwickelung kann einen eignen Krankheitszuftand conftituiren.. Ueberhaupt aber ift- die Cafuiftik kein Gegenftand einer blofsen Lehranftalt, fondern nur einer folchen in Verbindung mit einer Krankenanftalt, einem fogenannten Clinico, wovon fie auch den Namen erhält, . Alfo nur am Krankenbette ift eine cafuiftifche Krankheitslehre möglich. Es wäre deswegen eine fehr undankbare und unnütze Arbeit, auch hiereine vollftändige Claf- fification vornehmen zu wollen ; denn eine jede Clafi- fication u i I ! 317 $eation kann man. doch nur immer zum ‚Behufe der theoretilchen Einfeht anftellen wollen ; dieler Ablicht "aber if: fehon durch die Aufftellung der theoretifchen ‚Pathologie hinlänglich Genüge geleiftet worden, und diefe wird ja auch einzig zum Behufe der Cafuiftik ent- © worfen, indem der Zweck jener'ift, diefer eine theore- tilche Grundiage zu verichaffen , die zwar felbft erft von ihr entlehnt ift, die ihr aber. doch jetzt gleichfam zu einem Faden dient, woran fie ihre Beobachtungen und Facta anknüpfen,-und diefen, fo wie fie nach und. nach gefammlet werden, gleich anfangs bis zu mehrerer Vollfändigkeit einen fixen Punct verfchaffen kann, Aber die Arbeit einer Clafification in der cafuiftifcben Pathologie wäre nicht allein unnütz, fondern auch - fehr undankbar: denn wir würden bey näherer Unter- fuchung finden, dafsgar keine folche möglichift. Wir müffen doch die Natur nehmen, wie fie ift; die Natur verfährt aber nach keinem Syfteme, wir finden nur eine „ unendliche Reihe von Verfchiedenheiten. ‚So finden wir Verletzungen der Forin der Materie und Verletzun< gen der Kräfte in einem Kıankheitszuftande beyfam- > men, und wie oft finden wirin demfelber Körper, nur in verfchiedenen Organen, die verfchiedenften Krank- heiten aus beiden Ordnungen zu; gleicher Zeit exifti- rend. Mit einem Worte: nur durch Erfchaffung ei- o.ner Wiffenfchaft von Seiten des menfchlichen Verftan- „des wäre es möglich, in’die Krankheitslehre ein Sy- Öfen au bringen; und diefes Ge(chöpf des Menfchen sin die theoretifche Pathologie, Alles was aufser diefer "noch für ‚den Unterricht gefchehen könnte, würde et- # wa 318 nen wa darin beftehen 3 &n man die vornehmften Formen der Krankheitszuffände und die am häufigften vorkom- | ‚menden Zufammenfetzungen und Verwickelungen der Krankheiten, fo wie die Erfahrung fie dargeboten . hat, zufammenfafste, und zum Behufe des intuitiven @linifchen Unterrichts in einer eignencafuiftifchen Krankheitslehre aufftellre; wobey aber immer bemerkt ‚werden mufs, dafs ein folches Ruch nur | Fragmente enthalten kann. — Uebrigens verfteht es fich, dafs, was die Verfchiedenheit des Gefchlechts | und des Alters betrifft, eine Claffification auch hier durchaus nothwendig ift. Sie ift auch die einzige, die wir von der Natur felbft entlehnen können. IV. Kunft, die mannigfaltigenkranken Zu-_ Stände desMenfchenkörpersaufden einr- ‘gen gefunden zurückzübringen. - Man belegt diefe Kunft fehr paflend mit dem Na- men Therapeutik, obgleich er mehrentheils nur |; von einem Theile derfelben gebraucht wird, von dem man, unfchicklich genug, unter dem Namen der Chi- | rurgie, den erften Theil getrennt hat. Ich fagemit Fleifs „unfchicklich”: denn einmal ift durch- „aus der Zweck nicht einzufehen, warum man diefen ' "Theil der Therapeutik fo ganzabgefondert, und einer eignen Clafle von Aerzten übergeben hat; und dann it das, was wir Chirurgie nennen, ein fo fonder-/] bares Gemilche von Therapie und Heilmittellehre,, dafs ‚aan falt nicht mehr weifs, welches von beiden die) Hauptfache in derfelben it, Man kann nämlich die Eegce heu« heutige Chirurgie von zweyen Seiten betrachtet: ein- mal als Lehre von d»n Operationen, von den Hand- grifn, von den Inftrumenten, von den Bandagen u. f.w.; dann aber auch als Lehre von der Heilung ° der Krankheiten der Form der Materie. Beide find fo heterogene Dings, dafs man gar nicht einfieht, wiefie zulam’nenkommen konnten, Die erfte Lehre macht einen Theil der materia therapeutica aus: denn fie hat es blos nit Heilmitteln zu thun, oder, wenn man lie-' ber wil!, mir Krankheiten, die abfichtlich gemacht wer- den, um dadurch andere fchon vorhandene zu heilen, welches aber bey den meiften übrigen Heilmitteln ebenfalls der Fall it, Die zweite Lehre aber ift ein Theil der Therapie, d. h. fie hat es mit zu heilenden, Krankheiten zu thun. Ein eigenthümlicher Zufam- menhang findet aber zwifchen beiden durchaus nicht ftart: denn die chirurgifchen Heilmittel find eben fo gut Mittel für die Krankheiten der Kräfie, als für die Krankheiten der Form der Materie; z. B. eine Ader- las hält jeder mit Recht für ein chirurgifches Heilmit- tel, fowohl als Handgriff und Operation, als uuch als Heilmittel durch Veränderung der Form des Körpers; aber weicher ift ihr, Zweck? beides, Heilung der Krankheiten der Kräfte und der Krankheiten der Forın der Materie, wie bey dem Entzündungsfieber und bey Wunden. Uebrigens ift der Name Chirurgie nicht un- psfl:ıd, wenn man ihn nur von einem Theile der Pharm cologie gebraucht, dem nämlich, der die Mit- tel beftimmt, die durch Veränderung oder Verletzung der Fo. dyr Materie Kıankheiten heilen, nnd zwar / ie- 320 mn fowohl Krankheiten der Kräfte, als organifche Krankhei- ‘ten, Aber unbequem und verwirrend ift es, zweyen verfchiedenen Dingen einen Namen zu geben, und - man follte allo für die Kunft,, die Krankheiten der Form zu heilen, nicht den Namen der Chirurgie ge- brauchen, weil er durchaus unwahr ift und eine fal. fche Beftimmung enthält, indem er fich. blos auf die - Art der Anwendung gewiffer Heilmittel bezieht. Uebrigens verweife ich den Leler wegen der ge- wöhnlichen Unterfcheidung der Therapie in allgemeine und befondere auf die Einleitung zum vorhergehenden Kapitel, indem das,dort von der Pathologie Gefagte auch hier auf die Therapeutik völlig anwendbar ift. Bey der Claflification der Therapeutik nehmen wir die der Pathologie zur Norm, doch fo, dafs, weil wir es- hier mit einer practifchen Wiflenfchaft zu thun haben, vorher die allgemeinen Grundbegriffe und Vorkennt- niffe des Heilgefchäfftes in einer Einleitung zur The- rapeutik, und die Lehre von den zur Heilung der Krankheiten nöthigen Mitteln in einer materia thera- peutica vorangefchickt werden. Syftematifche Eintheilung der Thera- peutik. A. Einleitung zur gefummten Thera peutik, Sie enthälteine Entwickelung des Begriffs der The- rapeutik, gebauet auf die Natur des kranken Zuftan- des und feinen Unterfchied vom gefunden Zuftande; fie liefert eine volliiändige Darftellung des Heilgelchäff- ı tes N ———— 321 es; die allgemeinen Grundlätze und Regeln der Exa_ mination; die Angabe der Anzeigen zur Heilung, und der allgemeinen Hülfsmittel. Hauptfächlich aber ift hier dıe wahre Stelle für einen der wichtigften Zweige der medicinifchen Wiffenfchaft, deffen Inhalt man des- wegen auch zu einer eignen Wiflenichaft gelammlet und geordnet, und den man dann mit einem eignen Namen benannt hat, nämlich für diemedicinilch- pathologifche Semiotik. Sie ift die Lehre von den Zeichen, woraus der Arzt fowohl im Allgemei- nen das Dafeyn des kranken Zuftandes,, als auch ins- / befondere die Ordnung, die Gattung und die Art der Krankheit | erkennt. Sie ift alfoim ftrengften Verftande blos eine Erfahrungswiflenlchaft , und ‚zwar eine der fchwierig(ten ‚ in fofern uns fo oft die Kenntnils des Zufammenhangs zwilchen Urfache und Würkung. man- gelt, und befonders in fofern wir fofl nie das Wefen der nächften Grundurfache des kranken Zuftandes er- kennen. "Man hat diefe-Semiotik immer ganz ifolirt, und) als ein für fich beftchendes Ganzes dargeftellt, wahr- fcheinlich weil man nicht wufste, wohin man fiebrin- gen und zu welchem Hauptzweige der medicinifchen aotend man fie rechnen follte. Und zu irgend einem muls fie doch nothwendig gehören, entweder zur Pathologie oder zur Therapeutik: denn fie befchäff- ’ tiget fich mit dem kranken Zuftande, unddiefer wird in den beiden Hauptzweigen der Nofodik, nemlich in der Lehre von der Kenntnifs und von der ‘Heilung deffelben, vollftändig dargeftellt. ZurPathologie kann die r 4 re (R ’ 322 fie'nicht gehören: denn diefe hat es mit der Kenntnife 4 des kranken Zuftandes, als einer objectiven Befchaffen- heit des Menfchenkörpers, zu thun; die Semibtrk bins) gegen ift blos ein fubjectives Hülfsmittel für den Art, aın Krankenbette, um vermiftelft ihrer jene objective Beichaff: nheit zuerkennen und zu unterfcheiden. Und wenn man auch zuweilen die Semiotik ine umgekehr- Re Pathologie nennt, fo ift diefes nur in fofern rich- tig, alsfie eine folehe der Natur der Sache gemäls ent- hält: denn die Semiotik mufs nothwendig. da anfan- gen, wo die Pathologie aufhört, nämlich bey den Syurptonen, von welchen fie, der Analogie undEırfah- - rung gemäls, auf.die Krankheit fchliefst, Die Se miotik lehrtdie Kunft, die Krenkheiten ausden Wür- kungen derfelben in einem individuellen Falle zu er» kennen; fie fetztalfodie Kenntnifs der kranken Zus ftände felbit fchon voraus, folglich hat fie auch nicht die Befimmung, irgend eine Art des Unterrichts über den kranken Zuftand zu ertheilen, und fie kann. mit. hin auch in keiner Rückficht als zur Pathologie 'gehö. tig angefelten werden. Dagegen ift es eben hieraus klar, in welchem Verhältniffe fie zum Heilgefchäffte fteht, nemlich in demfelben, wie die Lehre von den Heilmitteln , als nothwendig der Heilkunft votausges hende Hültswiflenfchaft. So wie der Arzt ohne Kenn® nifs der Heilmittel die Krankheit nicht heilen kann, fo kann er auch ohne Kenntnils der Zeichen die Krank- heit nicht erkennen. Beide enthalten alfo, auch bey der vollftändigften Kenntniis der Krankheiten, dennoch aum Heilgelchäftte felbft nochwendige Vorkenntniffe, nur u 323 nür mit dem Unterfchiede, dafs die Heilmittellehre ‚würklich einen eignen Zweig der Therapeutik aus- ‚ macht, da hingegen die Semiotik nur eine Hülfswik- ‚fenfchaft it, weswegen fie auch befler zur Einleitung in die Therapeutik gerechnet wird, B Materia therapeutica, Heilmittellehre. Diefer Zweig der medicinifchen Wiffenfchaft ver- ‚hält fich fo zur Therapeutik, wie die materia disete- tica zur Diätetik. Der Zweck der letztern war, die Mittel zur Erhaltung des gefunden Zuftandes anzuzc- ben, ohne fich darum zu bekümmern, was das für Mittel find, und welche Namen man ihren gegeben hat; der Zweck der erftern aber ift, dieMittel zur Ver- reibung des kranken und zur Wiederherftellung des „gefanden Zuftandes anzugeben, dies gefchehe nun "durch Mittel, die man Arzeneyen nennt, oder durch "Nahrungsmittel, oder durch Inftrumente und chirurgi- che Operationen. Es gehören alfo zur Pharmgrologie- fehr mannigfaltige und verfchiedenartige Dinge, die un- ‚möglich anders in einem Gefichtspunkte zufammenge- #alst werden können, als in dem ihres Zwecks. Diefer - würde aber in einer Lehre von den Mitteln eine fehr un- beqteme Methode an die Hand geben, indem, wenn: man ihn zum Grundellegte, diefe Methode diefelbe wie die in der Therapeutik felbft feyn mülste, Es würde, 'allo z.B. eine eigene Abtheilung für die Krankheiten @ Form der Materie und eine eigene für die Kıank. eiten der Kräfte gemacht werden müffen. Dies würde iber zu unendlichen Wiederholungen Veranlafung B- geben, "324 ————— ‚geben, weil ein und dafelbe Mirtel oft für beiderley Krankheiten als Heilmittel gebraucht werden kann. Es könnte vielleicht jemandem aufden erften Anblick fchei- nen, dafs diefe Methode eine bequeme Eintheilung in eine materin.organico therapeutiea, dieman dann ma- teria chirurgica nennen würde, und in eine materia dynamico - therapeutica, die man materia medica fchlechtweg nennen würde, andie Hand gäbe, mit der Idee nämlich, dafs doch die chirurgifchen Heilmittel unmittelbar auf die Form der Materie, die, medicini-) ’,fchen aber auf die Milchung derfelben, und alfo auf | die Kräfte, würken. Aber näher betrachtet, findet fich durchaus kein eigenthümlicher und ausfchliefsli- cher practifeher Zufammenhang zwifchen einer Krank. | heit der Forın der Materie und einem chirurgifchen Heilmittel, wenn auch jene auf eine mechanifche Art entflanden wäre, und Jiefes auf 'eine mechanifche Art . würkte: denn wie oft heilen wir nicht’ Krankheiten der Kräfte durch chirurgifche Heilmittel, d. h, du:ch | Erregung eirter Krankheit der Form der Materie, und wiederum Krankheiten der Form durch medicinifche Heilmittel’ oder Arzneyen im engern Sinne des Worts, f und wie oft eine und diefelbe Krankheit durch beider- ley Mittel. Die practifche Anfichtsart einer Krankheit der Forın der Mäterie und die eines chirurgifchen Heil- | mittels find alfo durchaus verfchieden, und ftehen in: gar keinem befonderen Verhältniffe zu einander, Wir, werden deswegen in der Heilmittellehre die Hoffnung eines practifch brauchbaren Eintheilungsgrundes, der‘ # yon dem Zwecke der Wiffenfchaft hergenommen wäre, | ‘ wol 5 i E;: nn 325 r wol ganz aufgeben müffen,. und uns dagegen begnü- gen,.die Mittel fo gut wie möglich nach'einem' von ihnen felbft entlehnten Gefichtspunkte zu claffifieiren, Diefen, feheint es, ‘wird man wol am beften in ihrer eigenen Befchaffenheit und Würkungsart , verbunden, mit ihrem Gebrauch von Seiten des Arztes, auffinden können. — Zuerft wird es aber nöthig feyn, eine ganze Clafle von Mitteln, deren fich zwar der Arzt auch oft am Krafıkenbette, als wahrer Heilmittel ,. be- dient, und diealfo infofern in einer Heilmittellehre ih- se wahre Stelle hätten, die aber, als hauptfächlich zur Erhaltung des gefunden Zuftandes beftimmt,, fchon aus der materia diaetetica als bekannt vorausgeletzt wer- den, nemlich die Nahrungsmittel und alle übrige für den gefunden Menfehen nöthige Aufsendinge von den verändernden Heilmitteln zu trennen, um dadurch die Plarmacologie mehr in enge Gränzen einzufchliefsen ünd die Ueberficht zu erleichtern. Es bleibt doch im- mer der Therapeutik überlaffen , ob fie ihre Mittel aus dem Magazin der materia therapeutica oder ayıs dem der materia diaetetica nehmen will: denn erft der Gebrauch eines Dinges macht dieles zu einem Mittel, und alfo kann auch nur der ärztliche Gebrauch beflim» men, ob. diefes Mittel jetzt ein Heil-oder ein Nah« tungsmittel genannt werden foll. — Nach Abfonde- tung diefer Clafle bleiben uns'nur noch die eigentli« „chen Heilmittel übrig, die wir zum Unterfchiede von "den diätetilchen Heilmitteln veräöndernde Heilmic- el nennen künnen; obgleich wir gefichen müffen, "dafs auch ae legriff oft genvg ganz Iveı lür uns Arch. f, d, Phyjiot, 11, Bd. 11, Heft, Y feyn 4 x 326 m —— Eu deyn wird,.und dafs wir uns begnügen müffen ‚fie alg Mittel zuibeftimmen, durch. welche wir imKörper eine‘ beabfichtigte Krankheit erregen, ym dadurch eine an- dere jetzt vorhandene zu heben, „Nehmen wir nun bey diefen Mitteln ihre Befchaffenheit und ihren Gebrauch zum Eintheilungsgrunde, fo werden wir lie in.drey Claflen zufammenfaffen können, nemlich: erftens, die chirurgifchen Heilmittel; zweytens, die foge- nannten -medicinifchen Heilmittel; und drit- tens, ‚die blas mechanifch würkenden Heil- mittel. 19) Materia chirurgico-therapeutica, Vielleicht kann man diefe Mittelals folche beftim- “ men, vermittelft welcher wir durch Erre gung ei- ner Krankheit der Form der Materie, alfo durch irgend eine Verletzung oder Veränderung der. felben, eine in oder am Körper vorhandene Krank- heit heilen. Hierher gehört der ganze Inhalt der foge- nannten ManualChirurgie, die Lehre von den ‚Opera- tionen und von den Wunden als Heilmitteln, die Leh- re vom Gebrauch der Inftrumente, von den Banda- gen, 'wf. w. Einen Arzt, der fich beflimmt, durch diefe Mittel zu heilen, nennt man einen Chirurgus, vom Gebrauch der Hände; ein fehr paflendes Wort, deflen Begriff in der Ausübung der Med'einalgefehäffte nur realifirt werden follte, Ganz etwas anderes bezeich- net das Wort Wundarzt, nemlich einen Arzt für dieKrankheiten der Form der Materie; und ganz etwas ! anderes das Wort Chirurgus. Man fetzt bey der ) ö 3 F Un- ; 327 Unterfcheidung de Arztes Er des Wündarztes die Möglichkeit voraus, eine genaue Gränze zwifchen Krankheit der Form der Materie und zwilchen Krank- heiten der Kräfte i in der ausübenden Heilkunde ziehen zu können; welche Möglichkeit aber nie wird darge- than werden können, n „Man I RR, hier Dinge, die durchaus wefentlich und ‚durch die genauen Verflech- tung in der Natur auian menhangen Y und bilde; da- durch zwey "Cha oe n,von Aerıten, die ‚nie beftimmt wif- fen können, wo ihr ‚Wäikungskr i is "sufl ört: daher denn auch das fondeibare Nerhältnilsvon S bordination und Coordination zu gleicher Zeit zwili hen Arzt und Wundarzt entftanden ift, weiches ünsjetzt ie tägliche Erfahrung zeigt, und wele hes füglich. vermieden wer- den könnte, wenn man, den Chirurgus, eben fo ‚wie { den Apotheker, dem Arzte, deflen Würkungskreis fonit fo weitumfaflend (eyn. würde, an die ‚Beite fell. te, nemlich alsmedieinife hen Operateur und In@rumentarius, d.h, als Chirurgus ‚im wahren Sinne des Wortes, ; IT I 2) Materia medico - ‚therap eufica. ® Auch est, Inhalt ki könnte man dahin beftimmen, dafs fie diejenigen Heilmittel unterfucht und derftellt, vermittelft welcher wir, durch Erregung eier Kık. heit. der Kräfte im ganzen Körper oder in einzelnen > Theilen und Orgınen deflelben, eine in ‘diefen oder in endern Organen vorhandene Krankheit heilen. Man „ kann diefen Theil auch Pharmacologie im PAERER - Sinne des Worts nennen. Y2 Wenn ne A 328 PER Wenn es auch in der Folge der Zeit, bey volle) kommnerer Kenntnils fowohl der Natur der Krank- j heiten, als auch der Würkungsart der Heilmittel, | j vielleicht einmal möglich feyn follte, diefe Claffe von | Heilmitteln nach ihrem therapeutilchen Zweck elalfi- firiren zu können; fo ift doch bis jetzt an eine folche wahrhaft fyftematifche Eintheilung , fo nützlich und \ zweckmälsig fürs Ganze fie auch wäre, noch nicht zu | denken. Und wenn auch diefe Idee vielleicht für die \ Gattungen der Fieber fchon jetzt ausführbar wäre, fo | ift fie es doch um fo weniger bey den Arten derfelben, | befonders aber bey den Krankheiten von veränderter Natur der Kräfte. Wir werden alfo bis dahin uns fo | gut wie. möglich helfen, und, um wenigftens diefer | Idee möglichft nahe zu kommen, die gewöhnliche Eintheilung der Mitrel nach ihren allgemeinern Wär- | kungen beybehalten müffen. Um aber die verfchie- | denen Gelichtspancte, aus welchen ein Heilmittel be. urtheilt werden kann, und um die unendliehe Man-ı nigfaltigkeit der Mittel fo viel wie möglich zu fimpli- ficiren, d dadurch die Ueberficht des Ganzen eini- germalsen zu erleichtern, wird es doch nöthig feyn, die ganze grofse Summe von Materialien zuerft unter drey Hauptrubriken zu vertheilen. a) Einleitung zur medieinifchen Heil- mittellehre, Ein fehr fehwieriges CGapitel. Der hauptläch- lichfte. Inhalt derfelben müßte nemlich in folgendem bettelien : e: - (1) Die Mn i 329 (1) Die allgemeinen Vorkenntniffe und Grundbe- griffe von einem medieinifchen Heilmittel, be- fonders eine Unteriuchung ihrer allgemeinen Würkungsart auf die Lebensart, d, bh. auf die 'Mitchung der thierifchen Materie (2) Ein vollfändiger, aber nur hiftorifch aufge- R führter Caralogus aller je gebrauchten Mittel, nebft einer ‘kurzen Gefchichre jedes einzelnen, (3) Eine genaue, pragmatilche Recenfion aller diefer Mittel, eine hieraufgegründete Ausfcheidung des Ueberfüffigen, und eine Angabe.der jetzt unter ihnen als würkfam und brauchbar befundenen. (4) Unterfuchung und Beftimmung eines therapeu- tifehen Eintheilungsgrundes für diefe letztern Mittel. b) Medicinifche Heilmittellehre felbf, Diefe mufs die in der Einleitung als brauchhar angegebenen Mittel vollftändig unterfuchen und dar- dtellen, undzwar (1) naturhiftorifch, nach ihren äufsern Merkmalen; (2)chemilch, nach ihren Be- ftandtheilen und Zulammentetzungen; (3) phy- fifch, nach ihren Eigenfchaften , Kräften und Wür- kungen, vermöge ihrer Beflandtheile, (1) Naturgefchichte der Heilmittel oder materia medica im engften Sinne des Worts. Sie entlehnt aus der allgemeinen Naturgelchighte die # vollltändige Befchreibung derjenigen Theile der . ; Natur, die als Heilmittel gebsaucht werdem Sie > unterfucht alfo die, äufsere Beicnaffenheit, und die. ” lon* ° 1 330 — finnlichen Merkmale und Kenilskfelen‘ der Heil- mittel, die diel- als’ &ißene Körper darfeiten, | und fie von allen and:tn unterfcheiden, ohne fich "weiter auf ihre Beftan. 3theile und auf ihr arzeney- liches Verhältnifs einzulaffen. “ (@@)Chemie derHeilmittel, oderPharmacie. Sie ift die Lehre von den Beft guächtilen der Arz- neymittel, von der chemifchen Verwandtfchaft derfelben, von 'hren Verbindungen'und Zufam- menfetzungen, und von ihren Zerfetzungen. Sie ünterfucht die Heilmittel befonders nach ihren nähern 'Beftanctheilen, lehrt die rohen Körper zweckmälsig zu bearbeiten, zu zerlegen, zufam- menzufetzen; fie \ehrti endlich diefe Beftandtheile umzufetzen , und fo die zulammengefetzten Mittel zu Bereiten. (3) Phyfik “der Heilmittel. Sie unterfucht diefe, fowohl die einfalhen als zufammengeletzten, nach ihrer innern Belchaff-nheit, nach ihren Ei- - genfchaften, Kräften nd Würkungen auf den menfchlichen Körper. Sie ift allo die Lehre von | der Beitimmung des Verhiltnifles diefer Natur- dinge zu dem menfchlichen Körper, infofern hie als Heilmittel gebraucht werden follen, Diefer ift daher der wefentlichfte Theil der Heilmitel- lehre, by dem es vorzüglich auf eine zweck. mälsige Clalification.der Mitrel ankömmt. "Diefe aber il fo vielen Schwierigkeiten unterworfen, I dafs lie beynahe bey dem jetzigen Zuftande de, Heilkunde noch unmöglich Scheint. Am beften‘ wäre — 4 33r wäre es freylich‘, Ö wenn wir weniegftens in diefer Abtheilung dieMittelnach ihrem therapeutiichen Zwecke ordnen, und fie in die allgemein 'wür- kenden,; oderin dieMittel für die Gattungen der Krankheiten, undin die auf befondere Organe würkenden, oder in die Mittel-für die Arten der. Krankheiten eintheilen könnten. Wir ımülsten aber dann doch zuerftzwey, fowohl in Rücklicht der Art ihrer Würkung „als auch des Zwecks bey ihrem Gebrauch, ganz verfchiedene'Claffen von Mitteln unterfcheiden , nemlich. I) die, welche durch V eränderung "oder Entfernung derentfern- ten Urfachen der” Krankheiten würken, und 2) die, welche durch Veränderung derMifchung der Materie, allo durch Entfernung der kächtten Urfache der Krankheiten wüken. ' Zureiften Claffe würden a) diejenigen Mittel gehören, welche durch Entferhung oder Verände:üng der Reizung der Aufßsendinge, oder der äufsern entfernten Uilschen ' der Krankheiten Wilken, Hierher geh Sen: ı.B. die wi ärme- "sbleiten ieh, in Sofern nemlich die Wätme frey, und nicht mehr organifch - chemifch gebunden ılt; die ausleeren- den Mittel, als Bl: che; die anthelinisithica, die Gegengifte und Gift-einwiekelnden Mittel; die "Säure- tilgenden ; die zeitheilenden und außötlen- den Mittel hr als Tolche, u.f, w. b) 'Diejehigen Mittel, welche durch Veränderung derinnern \ entfernten Urlachen"würken. Hierher würderge-. hören die aditingirenden, und tonilchen Mittel, als - 338: als folche;' die erweichenden und fehlüpfrig ma- chenden Mittel; die verdünnenden und verdicken- den Mittel; die austrocknenden und anfenchten- den Mittel; die fäutnilswidrigen Mittel; die‘ nährenden Mittel, wenn fie gegen den Habitus gerichtet find, u. L w. — Zur zweyten Clafe würden alle diejenigen Mittel gehören‘, welche du:ch unmittelbare Ver- änderung des innern organifehen Zuftandes felbft, allo durch Entfernung, der nächften Urfachen ‚der Krankheiten würken, Diefe mülste in zwey Alı- theilungen zerfallen: a), die Mittel, welche gegen das veränderte. Gradverhältnils. der Lebenskraft gerichtet find. Diefe Abtheilung kann nicht mehr und nicht weniger als. vier-Nuinmern haben,. nemlich ‚(t) reinfchwächende Mittel, gegen Sy- nocha; (2) reinflärkende Mittel, gegen Typhus; (3) reinreizende Mittel, gegen Torpor; (4) rei- zend -flärkende Mittel, gegen Paralyfis. In Rückficht der Arten der Krankheiten müffen für ‘diejenigen Organe, die eigene Mittel erfordern, 2. B. für das Gefälsiyftem, für den Darmkanal u, f. w., diefe befondern Mittel unter jenen Rubri- ken angegeben werden, b) Die Mittel, welche gegen die veränderte Natur der Lebenskraft ge- richtet werden, Hierher würden gehören die an- tifypbilitica, die antifcrofulnfa, die fpeeififchen Mittel gegen’den Krebs, gegen die Hundswuth, gegen die Rrätze, u. f. w, Aber FOR 333 Aber wer fieht nicht, wie vielen Unbequemlich- keiten auch diefe', fonft vielleicht natürlich Icheinende, “Anordnung der Heilmittel, befonders wegen der häu- figen Wiederholung, unterworfen ift. Doch könnte- vielleicht diefer Schwierigkeit dann abgebolfen werden, wenn man fichendlich einmal entichlielsen ‚wollte, nur die wenigen wahrhaft würkfamen Heilmittel in die Pharmacologie aufzunehmen, und diefe' dann nach ihren, durch Erfahrung erprobten, reinen Würkungen auf.die thierilche Materie, gensu zu beftimmen, "e) Das Formulare. ‚Zu den vorigen beiden Abtheilungen kommt nun noch zuletzt ein Theil.der Heilmittellehre, der wahr- fcheinlich dadurch entftanden ift, «als man die Berei- tung der Arzneyen in der Perfon des Apothekers von den Heilgefchäfften des Arztes getrennt hat, nemlich das fogenannte Formulare, oder deKunft Re- cepte zufehreiben, Von diefer Seite betrachtet wütde dieler Theil nur als Lehre: von der kunftmälsi- gen Vorfchrift für den Apotheker angefehen werden müffen, und würde alfo, zwar nicht feinem Inhalte und Zwecke nach, indeflen doch als Objeet des Un- terrichis, fehr gering!ügig feyn. Er wird aber ein wichtiger, Theil der Pharmacologie, wenn man:feinen Inhalt, wie es auch jetztgewöhnlich.gefchieht, dahin befiimmt, dafs er die Lehre enthält von der Art und _ Weile, wie die Arzneyendem Kıanken gegeben wer- den müfen,..ferner die Lehre von .der beften Form - der Heilmittel, von ihrer zweckmälsigen Verbindung nach 334 — nach ‘ chemifch-phyfifchen Grundfätzen, von der Quantität oder der Dofis, Sowohl der einfachen, alsauch der Beftandtheile der zulammengefetzten Mittel, und von der genauen Unterfcheidung des Hauptmitiels in "einer Zulammenfetzung von den Acceflorialmitteln. Auf diele Art beftimmt, könnte man diefem wichtigen Theilder Pharmacologie befler den NameneinerPhar- imacologia caluifticabeylegen, weil er die Anwen- dung der Pharmacologie auf den individuellen Fall am Krankehibette lehrt. 3) Materia methanico-therapeutica, Sie enthält diejenigen‘ Mittel, die weder auf die Mifchung , noch 'auf' die Form der Materie, alfo ei- gentlich gar nicht auf den organifirten Körper felbft, ondern nur auf örelativ'äufsere, aber dem Orte nach im Körper’ enthaltene, jedoch nicht mehr zu feiner Organilation gehörige, Dinge würken, „Sie find alfo nicht" beflimmt, Krankheiten des Körpers zu heilen; | fondern nur, folche Körper, die in offenen Hülen des j Körpers enthalten find,‘ und als Krankheitsurfachen würken ‘könnten, auf eine mechanifche Art zu ent- fernen; Dahin gehören z. B. das laufende Queckfilber gegen Verftopfungen im Darmkanal, die Anwendung des Carheters bey “verhaltenem Urin, die Reinigung der Wunden durchs Auswalchen, die Ausziehung von Kugeln, 'Splittern und andern fremden Körpern in offenen‘, entweder hatürlichen.oder’durch’hie gebilde- ten’ Hölen und Gähgen u, 1. w. Ditfe'mechanifch würketrde Mittel 'unterfeheiden' fich «wefentlich' von den RE 295 den’ beiden andern Ciaffen der Mittel, ‘die auf orga- nife h e Art wirken, und dürfen alfo nicht mit den chirurgilchen Heilmitteln 'verwechfelt werden. Sie entfernen nur Rrankheitsurfachen‘, Sind ki in fofern diäterifche Mittel, N rt { er hier ah ati: Die Ordnung in diefer wilfenfehaft'mufs,, nach abgelonderten und vorausgefchickten Hültswiflen- chatten, jetzt ganz der Ordnung in der Pathologie folgen, und wir werden alfo’'hier diefelbe Clafifica- tionerhalten, eben weil hier derfelbe Gegenftand, nur practifch, behandelt wird. "Ich werde mich hier alfo ganz kurz faflen, und verweife in Rückficht der nähern Begründung der ‚Glsfihestön. auf Ei vorhergehende Capitel. =. Tharapeutica theoretica, ı Sie entfpricht völlig der Päthologia 'theoretica,, und kann mit % eben dem Rechte‘ theoretifch- zenannt werden, dr weil fie die wahre Theorie der Heilkunft ent- "wickelt. ' Siezerfälltalfo auch, ra in zwey 1 Hauprabtheilungen: vn! 5 Sia% ‘a) Therapie'’der Organifation, therapia theoretico organica. "Sie ilt dieBehre von der Heilung der krar'khaften Mifchung und Form der Materie des TER "Sie Dee alfo aus zwey Theilen: f (1) Fran der kran Ghaften Mi- fchung der Msterie Ein Zweig dei $ Heilkunit, der. zwar lehr wichtig und noth- ! wendig w) 0 A — „wendig, wäre, von dem. wir aber bis jetet „noch, durchaus keinen, Begriff haben, (2) Therapie der krankhaften Form ‚der Materie, therapia anatomica, fonft auch chirurgica genannt. Sie ift die Lehre von der Heilung aller krankhatten Verände- rüngen.des Körpers, die in einer krankhaft veränderten Form der Materie deffelben un- mittelbar ihren Grund haben, und die alfo nur, yermittelft der Heilung, diefer geheilt. werden können.‘ Hier haben wir allo den wefentlichften Tbeil deffen, was man fonft Chirurgie nenht, und zwar. einen-genau begründeten und begränzten Zweig der me- dieinifchen Kunft , der am beften in drey Abtheilungen behandelt werden kann, N (8) Einleitung. Sie ftellt den wefent- lichen Begriff dar, von dem, was es heilst, die verletzte Form der Materie heilen; fie liefert. die allgemeinen Grundfätze der Ver« fahrungsart bey diefen Krankheiten; fie lehrt die allgemeinen Hülfsmittel, unddie Anzeigen zuihrem Gebrauche kennen; und liefert zuletzt eine fpecielle Semiotik diefer Krankheiten. (b) Allgemeine Therapie derkrank- haften Form- Sie ift die Lehre von der Heilung, der Verletzungen der Form des Körpers überhaupt, fo wie feiner Sy- fteme und Haupitheile, ohne bey jenen auf , z N e = — 337 auf,einzelne Organe und Theile, und ohne bey diefen auf einzelne Verletzungen Rück- fiebt zu nehmen, Sie handelt alfo zuerft 2. B. von Heilung det verfehiedenen Wun- den, der Gefchwülfte, der Gefchwüre, der ui Fifteln, der Aneuryfmen, der Quetfchun- gen etc. überhaupt, ohne Rückficht auf . den Theil, in welchem fie ftattfinden, und allo auch ohne Rückficht auf ihre indivi- duelle Befchaffenheit, die nur durch ihr Daleyn indiefem und keinem andern Thei- le beftimmt wird. Alsdann aber handelt fie z. B. von Nervenverletzungen und von G«fäfsverletzungen überhaupt, von Kopf., Bruft. und Bauchverletzungen, als folchen, ohne weiter auf die befondere Art der Verletzung Rückficht zu nehmen, (©) Belondere Phefantr der krank- haften Form. Sie if die Lehre von der Heilung der Verletzungen der Form der einzelnen Theile und Organe des Körpers, infofern fie in diefen eine eigenthümliche Geftalt bekommen, und ‘alfo auch eine jedem Theile angemeflene und eigenthüm- liche Behandlung erfordern. Hierher ge- hört 2. ,B, die Wehandlung des grauen Staars (da hingegen diedes fchwarzen Staarg zur Therapie der Krankheiten der Kräfte v gehört), der Thränehfitel, des Anenryfina- tis arteriae Popliteae u. Sf, w, bY The- 338 I — „b): ‚Therapiader Krankheiten der Kräf- be, therepia. ‚Fheoretico. ‚dynawica £, medieinalis. ‚Um mich; nicht . zu wiederholen ‚ ‚verweile ich } auf das Kapitel von der. Pathologie, und gehe os fogleich zur Eintheilung über. 69) Ban eine, Sie fellt den Begriff diefer 34% ‚2 Wälfenfchait, dar,, und liefert die allgemeinen Gmndiätze,, und; Regelh ;des -Heilgefchäfftes :bey; Krankheiten der ‚Kräfte, die Lehre von ‚„Beltimmung der Heilsanzeigen, und Kurme- thoden, yom Gebrauch. der Hülfsmittel, und „yon den, belondern Zeichen diefer Dance heiten, _ Sie enthält alio eigentlich nur eine „Anwendung des, Inhalts der allgemeinen Ein- deitung zur Therapeutik überhaupt auf die be- in ‚Jondere ‚ Therapie der Krankheiten der Kräfte, @) Therapie ı.der ‘Gattungen der „Krankheiten der Kräfte. Sie ift die = Lehre von der Heilung der Krankheiten der aM R Lebenskraft überhaupt, ‚oder fo fern diele-in allen Organen und Theilen des „Körpers die- felbe ist, ‚in fo kr alfo alle Arten. "der Krank- Deiten durch fie befimmt und modificirt werden, oder durch sie einen gewillen Cha- zacter erhalten, Sie ift alle im Grunde der. wichtigfie Theil, der Therapie , eben weil fie uns die Krankheiten nach ihrer Natur und nach ihrem wefentlichen Charakter zu behandeln lehrt, und weil die uns die allgemeinen Regeln an die Hand giebt, die uU - mn © unendlich vielen zufammengefetzten und ver- wickeiten Formen der Arten der Krankhei- ten, die uns am Krankenbette aufftofsen, und die, unmöglich fo individuell im Syftem der Krankheitslehbre dargeftellt werden können, auf ihren Gattungscharacter zurückzubrin- gen, und ihm, als der erften und vornehm- ften Indication, gemäfs zu veriahren. Sie zerfällt inzwey Theile: 22 @) Therapie (der Gattungen der Fieber. Sie ift die Lehre von der Hei. lung der krankhaft veränderten Lebenskraft des Körpers überhaupt, fo fern diefe blos dem Grade nach verändeıt if. '(b) Therapie der Gattungen der Nichtfieber, Sie ift die Lehre von der Heilunz der Krankheiten der Lebenskraft des Körpcss überhaupt, fo fern diefe nicht blos dem Grade, fondern auch ihrer Natur nach verändert, oder in- Sofern fie gänzlich alienirt if. % (3) Therapie der Arten der Krank- heiten der Kräfte. Sie ift die Lehre von der Heilung der Krankheiten der Lebens- kraft der einzelnen Organe und Theile des Körpers, oder der localen Krankheiten der Mifchung der Materie, Auch fie zerfällt in zwey Theile: (s) Therapie der Fieber. (b) Therapie der Arten der Nicht fieber, wenn anders letztere bey "dem jetzigen „349 2) jetzigen Zuflande der medicinifchen Kunft fchon aufgeftellt werden kann. Anmerk. Ich war bier vielleichts fchon zu weitläuftig, da hier durchgehends der Gang -der Pathologie zur Norm genom- “ men werden muls, fowohl in diefem ab- foluten Theile der Therapeutik, als auch in dem zweyter ‚relativen Theile nach Verfchiedenheit des Ge- fchlechts und des Alters, Therapeutica ealuifica f, elinica. Sie enthält die eigentliche wahre practifche Heilkun- ds: denn fie erft lehrt und ‚zeigt die Anwendung aller vorher von der Pathologie und Therapie sufgeftellten Kenntniffe und Grundfätze auf die individuellen Fälle am Kıankenbette. Aber wir ınüflen fie auch für das nehmen, was fie deın Wefen der Sache gemäfs feyn mufs, nemlich für - keine Wiffenfchaft, die gelehrt werden könnte, Sondern für eine Handlung, die, was den Unter. ticht betrifft, gezeigtwerden mufs, Sie beftehtin einer Würkung auf die Natur, die wir als krank fupponiren. Sie #t eineiRKunft, der wir zwar wol eine Wiflenfchaft als Grundlage vorausfchi- eken können, wie diefes durch Formirung der theoretifehen ‚Therapeutik gefchehen ift; bey de- ren Ausübung wir uns aber immer bewufst feyn müflen, dafs diefe nur ein Hülfsmittel für den suenfehlichen Verfland ift, welches ihm zu einem Standpuncte dient, von welchem er bey der Un- tet- \ — 343 terfuchung der Kränkheit ausgehen, und zu wel« chem er wieder zurückkehren könne, um der Analogie und der Erfahrung gemäfs zu handeln. Sobald es darauf ankömmt, auf die Natur zu würken , fo müllen wir auch nothwendig auf das “würken, was wirin ihr vorfinden, Wollten wir bey diefem Gefchäffte die Natur in unfer gefchaf- fenes Syflem hineinzwängen, fo würden wir ihr freylich leicht etwas andichten können, was mit unferm Syftem vortreflich harmonirte; aber nie wird dann die würkliche Natur dargeftellt und umgeändert werden können, weil nur fie, nicht aber das Syftem, die wahre Quelle der Krank- heitsgefchichte it. Am Krankenbette haben wir es mit der würklichen Natur, d.'h. mit Individuen zujthun, von welchen jedes auf feine eigene Art krank if. Davon weils das Syftem nichts; es nimmt einen. Menfchen für alle, und ftellt die krankhaften Veränderungen feines Körpers rein und einfach dar. - DiejNatur hingegen kennt kei- nen Unterfchied zwifchen einfachen und zufam- mengefetzten, reinen und verwickelten Krank” heiten; in ihr iftalles individuell, und wir müffen allo die Krankheit diefes Individuums nur in die- fem Individuo, nicht aber im Syftem, auffuchen. Alfo darf das Syftem auf die Natur felbft keinen Einflufs haben. Aber dennoch ift eben diefes Syftem von grofser Wichtigkeit in der medicinilchen Wif- fenfchaft, nemlich für den Arzt als fubjectives Arch, f« d, Phyfiol, III, Ed.1l,Beft. z Hülfs- 342 ERTRRRRN Hülfsmittel, welches ihm dient, die Erfahrungen anderer zweckmäfsig zu benutzen, und die Arten der Krankheiten diagnoftifch richtig zu unter- fcheiden; es if. ihm behüiflich, den wefentlichen Character der Krankheit leichter und früher auf- zufinden, und diefe jenem gemäfs zu behandeln» wenn ihm die Art der Krankheit noch nichtdeut- lich if. Ueberhaupt aber hilft 'es dem Arzte, den ‚ganzen Krankheitszuftand beffer und eindringen- ‘der zu beurtheilen, die Zufammenfetzung und Verwickelung deflelber leichterzuerkennen, und feinen gröfsern oder kleinern Umfang und Ein- Alufs auf den ganzen Körper nachrichtigen Grund- fätzen der Erfahrung zu beftimmen, vorausgefetzt nemlich bey diefem allem, dafs das Syitem felbft nur von der Natur entlehnt fey, Anhang. Die medicinifche Kunft, Als eine menfch- liche Kenntnifs und Kunft, die es mit der wichtigften Forderung des Verftandes, nemlich mit der Erhaltung des Lebens und der Gefundheit, und mit der Befreyung von Krankheiten zu thun hat, die fich alfo mit der „nächften Angelegenheit des Menfchen, und mit dem hauptfächlichften Gegenftande feiner Sorgfalt befchäff- tigt, mufs, der Natur der Sache gemäfs, fehr häufig mit andern Gegenftänden der menfchlichen. Befchäffti- gung in Correfpondenz kommen, fo nemlich, dafs zwar die medicinifche Kunft keiner andern menfchli- chen Wifenfchaft, die Naturwiffenfchaft aus- | gs ı1 “ — \.9943 genommen, zu ihrer, vollffändigen Exiftenz bedarf, dafs fie aber oft wird von andern Wiffenfchaften zu ‘Hülfe gerufen werden. Diefes ift, hauptfächlich der Fall mitder Rechtswiffenfchaft, und mit dem "Theile der Staatswiffenfchaft, der es mitBegründung, Erhaltung und ‘Wiederherftellung des öffentlichen Wohls zu thun hat,.nemlich der Polizeywiffen- fchaft. Diele _Wiffenfchaften hängen in einigen Rücklichten fo fehr von der medicinifchen Wiffenfchaft ab, dals man zur Beforgung der von ihr abhängigen Angelegenheiten die Anftellung bloiser Rechtsgelehr- ten und Policeybenmten nicht für hinlänglich gehalten, fondern fich genöthigt gefehen hat, auch Aerzte in diefen Fächern anzuftellen. Zum Behuf diefer Rechts” und Polizey - Aerzte, oder der fogenannten Phyfici, hat man der medicinifchen Wiffenfchaft noch zwey. befondere Wiflenfchaften beygefügt, nemlich die ge- richtliche Arzeneykunde und die medieinifche Policey- Wiflenfchaft. 1) Gerichtliche Arzneykunde Man nennt fie bey weitem fchicklicher medici. nifche Rechtswilfenfe haft, weilhier nicht von einer medicinifchen Kunft, die auf rechtlichen Prin- cipien beruht, fondern von der Rechtswiffenfcheft, in- fofern fie der medicinifchen Kenntnifle bedarf, die Bede ift; oder weil nicht die medicinifche Kunft die Rechtswiffenfchaft, fondern umgekehrt diele jene zu- Hülfe nimmt- Die medicinifche Rechtswif- Senfchaft ik diejenige Wiffenfchaft, welche den AR) gericht- AN un gerichtlichen Arzt in den Stand fetzt, Rechtsfragen, die nur durch die medicinifche Wiffenfchaft entfchie- den werden können, nach richtigen medicinifchen Grundfätzen, und in rechtlicher Form, deutlich und mit Sicherheit zu beantworten. Die Methode bey ihrer Behandlung wird alfo diefe feyn, dafs lie dem Gange der Arzneywiffenfchaft Schritt für Schritt folgt, und dabey erwägt, was hier für den Richter zu wiffen nöthig feyn könne. Sie mufs alfo mit dieler beftän- digen Hinficht den ganzen gefunden und kranken Zu- ftand des Menfchen betrachten, um fo über die phy- filche Befchaffenheit des Menfchen, über Schwanger- fchaft, über Geburt, über dasDafeynıoder Nichtdafeyn, und über den Grad und die Natur von Krankheiten, über Verletzungen des Körpers, ‚Vergiftungen u f.w. ein richtiges und ficheres Urtheil fällen, und dem Richter zum Rechtsgebrauch darlegen zu können Genauigkeit in der ärztlichen Unterfuchung, und in der Befolgung der eingeführten gerichtlichen Form, find alfo die erften Bedingungen bey der medicinilchen . Rechts - Praxis. 2) Medicinifche, Polizey-Wifflenfchatt, Diefe Benennung ift unfreitig die paffendfte für diele Wiffenichaft, weil fie ganz den Gegenftand der- felben umfalst, und ihren Inhalt, fo wie ihr Verhält- nifs zur Staatswiffenfchaft, richtig und deutlich aus- drückt. Esift fehr unrichtig, wenn man diefe Wiffen- fchaft, wie es von verfchiedenen gefchehen ift, für eine Sta atsdiätetik hält; grade als ob in ihr blos von # von Erhaltung der allgemeinen Gefundheit, und von der Vorbeugung allgemeiner Voikskrankheiten die Rede wäre; da fie doch auch offenbar von Wiederher- ftellung der allgemeinen Gelundheit, und von der Heilung der Volkskrankheiten handelt. Gehört es night fo gut zur medicinilchen Polizey, wenn der Staat für die allgemeine Behandlung.der verfchiedenen Seuchen, für Rettungsanftalten Verunglückter und Scheintodter, für öffentliche Krankenanftalten u.[. w., als wenn er für gefunde Nahrungsmittel, für Reini- gung der Luft und Verbeflerung des Clima’s. für Vor- beugungsanftalten u. f. w. forgt, ‘und gehört nicht, jenes zur Therapeutik , wie diefes Zur Diätetik? Die medicinifche Polizey - Wiffenfchaft uinfalst' .alfo . die ganze medicinilche Kunft, fowohl die Diätetik- als die Therapeutik, infofern nemlich der Staat zur Fürforge für das allgemeine Gefundheitswohl feiner Bürger fich verpflichtet hält, Tabellarifche Ueberficht dermedicänifchenKunft 1. Hygiäne, A. Gefundheitslehre, %. Organologie. “ 1) Thierifche Chemie. a) Allgemeine, b) Befondere, 2) Anatoınie, a) Allgen:eine, b) Belondere ( Topographie ), IC) Ab- % RS ei" 346 N, Yes (0) Abfolut betrachtet, taken (2) Relativ beträchtet, (a) Des Mannes. ri _ >. (b) Des Weibes. » ; ’ (e) Des Kindes. 8.’ Dynamologie. 'D) Allgemeine.. 2)" Befondere j i a) Abfolut betrachtet. } '-* .»b) Relativ betrachtet. (1) Des Mannes. (2) ‚Des Weibes. (Geburtslehre etc.) > (2) Des Kindes. B. cGefundheiterhaltungskunft (Diätetik), %. Einleitung (phyfiologilche Semiotik etc.), ©. Materia diaetetica. I) Materia medico- diaetetica. 2) Materia chirurgico - diaetetica.. 3).Materia mechanico - diaetetica. €. Diätetik felbft. ı) Abfolut betrachtet. a) Vom Gebrauch der Auhendiee. b) Yan der Behandlung ‚des Körpers, (1) Diätetik der Organifation. (2) Diätetik des Aeufserungsvermögens, : 2) Relativ betrachtet, v a) Diätetik des Mannes, b)Diätetik des Weibes. (Entbindungs- kunft etc.) €) Diätetik des Kindes. II. No- ” - 347 UI. Nofodik. A.. Krankheitslehre. ‘X. Theoretifche Krankheftslehre. 7) Pathologie der Organilation, " a) Pathologie der Mifchung der Materie, b) Pathologie der Form der Materie. 2) Pathologie des Acufserungsvermögens. a) Einleitung. (Pathogenie, allgemeine Aetiologie etc. ) b) Pathologie der Een: (1) Der Fieber. (2) Der Nichtfieber. ce) Pathologie der Arten. (1) Der Fieber, (2) Der Nichtfieber. 9. Cafuiftifche Krankheitslehre, B, Krankheits- Heilkunft ( Therapeutik). ; %. Einleitung. (Pathologifche Semiotik etc.) . Materia therapeutica. 1) Materia. medico - therapeutica, a) Einleitung. b) Pharmacologie. (1) Naturgefchichte der Heilmittel, (2) Chemie der Heilmittel (Pharmacie) (3) Phyfik der Heilmittel. ce) Formulare, 2) Materia chirurgico -therapeutica 3) Materia mechanico-therapeutica, €, Therapeutik felbft. 1) Theoretilche Therapeutik a) The- 348 — 8) Therapeutik der Organifation. (1) Der Mifchung der Materie, (2) Der Form der Materie. (a) Einleitung. (Semiotik etc. ) (b) Allgemeine Therapie der Form. (ce) Belondere Therapie der Form. b) Therapeutik des Aeulserungsvermögeng, (1) 'Einleitung. (Semiotik etc.) (2) Therapie der Gattungen. (a) Der Fieber, (b) Der Nichtfieber, (3) Therapie der Arten. (a) Der Fieber, (b) Der Nichtfieber, 2) Cafuiftifche Tberapeutik. Anhang: 1) Medicinifche Rechtswiffenfchaft, 2) Medicinifche Policeywiffenfchaft, 349 Einige ! allgemeine Grundfätze x zu einer Theorie der Recenfionen *) **) von Johann Chriftoph Greiling, Prediger zu Schochwirz in der Graffchaft Mansfeld. | enn Wiffenfchaft ein [yftematifch geordnetes, aus einem Princip hergeleitetes Ganzes a priori ausge- machter Erkenntniffe ift, foift die ganze Medicin keine Wiffen- *) Die hier vorgetragenen Ideen find im Wefentlichen diefel- ben, wie ich fie im Philof.. Journal, herausgegeben von Fichte und Niethammer, erörterthabe, nur mit Weglaffung deffen, was nur auf Recenfionen philofophifcher Werke Bezug hat. Ob die entwickelten Grundfätze auch bey me- dicinifchen Recenfionen anwendbar (eyn, und ob es nöthig iey, nach Grundfätzen oder nur fo frifch von der Fauft we zu recenfiren — mag der prüfende Lefer felbit entfcheiden, =) Das Recenfentenwefen fteht mit dem Wachsthum der Atz- neykunde in Verbindung ; drückt und hebt duffelbe. Es macht Muth, wenn von unferen Bemühungen, unfere Kunft zu vervollkommnen, unparteyifch und nach ihrem wahren Werth an das Publicum referirt wird; aber es macht muth- los; wenn unfere Arbeiten ; ftatt fie einer Critik nach Re- geln zu unterwerfen, mit Unfinn und Recenflenten- Geifer befpieen werden, Ein Theil des medicinifchen Publicums nimmt das auras ed« des Recenfenten ftattGründe an, und . ein Theil der Recen/enten fucht feine Autoritäten {kart Be- weife geltend zu machen, Denn welche andere Beweiskraft liegt wol in folgenden Ausdrücken? die doch fo gewöhn- lich vorkommen: Rec. hält dafür ; ift darin mit dem ıV:rf, einverftanden; vortreflich! es ift Rec aus der Seele ge- fchrieben. Ich glaube daher, dafs gegenwärtise Grundfärze zu einer Tlieorie der Recenfionen in meinem Archiv an ährem Plarze (tehen,, in fofern es Beyträge zur Vervollkomım. nung der Arzneykunde famnlen foll, Reil, a 350 ——— > Wiffenfchaft, und kann es auch nie werden ‚fo if und bleibt diefelbe Arz'tneygelehrfamkei t. Ihre Bafıs it methodifcjhe, d..i. nach Grundlätzen ver- fahrende, Empirie. Je mehr aberein Zweig des menfch- lichen Wiffens von beobachtender Erfahrung abhängt, defto weniger kann derfelbe je ein gefchloflenes Ganzes werden, defto mehr ift er einer Vermehrung feines Stoffes ins Unendliche fähig. , Derempirifch gefundene “Inhalt ‚der Arzenieygelehriamkeit kann aber. wiffen- fchaftsmälsig, Syftemartig geordnet werden. Man kann durch Beobachtung im Einzelnen das Befondere, im Befonderen das Allgemeine auffuchen. Wer Spricht: es fey 'befler, dafs die Arzneygelehrfamkeit kein Syftem, oder beffer: nichts Syftemmälsiges, werde; der behauptet, dafs es befler fey, in derMedicin keine Grundfätze zu haben; der will, ‘dafs Verftand und Vernunft ihr Weien treiben follen, wofie wollen, nur nicht in der Medicin. Wo Grundfätze find, da ift Verftand und Vernunft, und umgekehrt. Methodifche Natur-und Körper - Beobachtung iff - der Lebenskeim der Medicin. Natur und Körper fte- hen aber unter Naturgeletzen, deren Character Allge- meinheit und Nothwendigkeit if. Wer nun die Natur beohachtend fragen will — mufs diefe allgemeinen Gefetze zum Grunde legen, und denfelben gemäfs fragen, fonf®wird er oft Feigen lefen wollen von den Difteln. In ihrem letzten Gründen dedarf daher die Medicin der Philofophie. Soll, das durch Beobachtung gefundene Mannig- ‚faltige iyftemmälsig geordnet werden, damit es nicht eine TT— er): 'eine wiffenfchaftlich todte Materie bleibe, fondern etwas Organifch- Zweckmäfsiges werde, fo find wieder ‚Grundfätze nöthig, ‚um denfelben gemäfs das Man- nigfaltige zu verbinden, zu ordnen, zu claffificiren, ‘Alle Beobachtungen, die Verbindung derfelben zur Syftemmäfßsigkeit bedürfen der Grundlätze, die die Philofophie zu erweilenhat. Warum allo Philofophie aus der Medicin exilirt (eyn foll, ift [chwer zu be- greifen. Gegründeter wäre die Klage, dals die Phi- lofophen den Aerzten noch wenig in die Hände gear- beitet haben. — Ein jedes Ding hat feine eigene Art und Weife, feine Regeln. Es mufs daher auch das Recenliren in allen Fächern der Wiffenfchaften feine allgemeine — allen Recenfionen ohne Unterfchied zukommönde — und befondere — befonderen Wiffenfchaften eigen- thümliche — Regeln haben, Die allgemeinen Grundfätze der Recenfionen zu entwickeln, ift der Vorwurf diefer Abhandlung, eine Unterfuchung,, die ihre Schwierigkeit und ihre eigene Gefahr ‚hat, Wer dich erkühnt, über das ehrwürdig, wiffenfchaftliche Gefchäfft des Recenfirens ein Urtheil zu fällen, der ift den Dolchen diefer Fehmrichter oft ausgefetzt, weil das Recenfionsgefchäfft oft als ein vermummtes Fehm- gericht betrachtet und betrieben wird, — Ich bin gewohnt, freymtthig zu fprechen Y und grade das, was ich denke, unbekiimmert um den Spott, felr eklimmert aber um Urtheile, die auf Grundfätzen fsen. Der Zweck dieler Abhandlung iftdaher, einen _ noch nicht unterfuchten Gegenftand zu unterfuchen; r und 352 nun und wo ich Recenfionen antreffe, die den aufzuftel- lenden Grundfätzen zuwider find, werde ich das Ding bey feinem Namen nennen. Keinesweges aber bin ich Willens, Männer zu belehren, ,, die wie es im Journal der Erfindungen St. XXL ’S, 142. höchft be- fcheiden ausgedruckt ifl, — auch etwas in der Welt zu gelten vermeinen, und Gefühl ihres Werths ge- | nug ©) haben, um fich nicht von jedem mit vorneh. mer Miene fehulmeiftern zu iaffen,,, Es ift mir nicht um eine Theorie der Recenfenten, fondern der Recen- fionen zu thun. Ueber letztere foll die Vernunft in mir nachforfchen, bis die Vernunft eines Andern etwas Tauglicheres hierüber feffetzt. 91 Begriff einer Recenfion, * Wenn man den Begriff einer Recenfion an würk- lich gegebenen Recenfionen abftrahiren will, fo ifts unmöglich, den Begriff derfelben zu beftimmen. Da heifst Recenfiren bald: einige Bemerkungen zu einem Buche machen, weil man nicht weils, wo man mit diefen Bemerkungen hinaus foll, da fie fich weder zu einer Abhandlung, noch zu einem Buche qualificiren; bald heifst es: mit vornehmer Miene gemeine Dinge fagen ; jemandem ein Compliment machen, jemandem verleumden u. f. w. Auf diefem Wege kommt man nicht zum Ziele, wir müffen ihn daher verlaffen. Recenfiren kann in einer hiftorifchen und philofophifchen Bedeutung genommen werden. In *) Daran mags nicht fehlen, nach diefer Stelle zu urtheilen, ‘ 1 ") D; hi) | v.333 In der erfteren Pedeutung würdeesheifsen: den Inhalt eines Baches darlegen, referiren In der philofophi- fchen Bedeutung hingegen mufs esheifsen:: den Geift, d. i. die Principien eines Buches, nach Grundfätzen der Wiflenfchaft prüfen, zu welcher es, feinem Inhalte nach, gehört. Erftere Art von Recenfionen heifsen Anzeigen, die zweyte Recenfionen in engerer Bedeutung. Recenfion in der weiteren Bedeutung — begreift beide Arten in fich. Um uns der Merkmale des Begriffes einer Recen- fion noch mehr zu bemächtigen, müffen wir denfelben mit andern verwandten Begriffen vergleichen. $. 2. Vergleichung desBegriffeseiner Recenfionmit verwandtenBegriffen, Verwandt ift ein Begriff mit dem andern, wenn diefelben einige Merkmale mit einander gemein haben, aber nicht alle. Mit einer Recenfion verwandte Be- griffe find: Critik, Difeiplin, Cenfur. Critik ilt die Unterfuchung des Urfprungs, der Gültigkeit und der Gränzen gegebener Erkenntnifle, Jede Recenfion eines ‚wiffenfchaftlichen Buches muß daher Critik enthalten, d. h. die Grundfätze deffelben müffen nach ihrem Urfprung, ob fie aus der Er- fahrung oder ausreinen Grundfätzen genommen, nach ihrer Gültigkeit oder objectiven Wahrheit, dafs fie nicht Hirngefpinfte (feyn, und nach den Gränzen ihres Gebrauchs geprüft werden. Diefe Critik ifteben das, was im $. 1. Recenfion in engerer Bedeutung hiefs, Difci- 45 DEE ‚. Difeiplin if eine negative Gefetzgebung der | reinen Vernunft, die fie fich felbft giebt, um fich in. ihrem reinen Gebrauche. gegen den vernünftelnden Schein und die leeren Täufchungen der Grundfätze a] priori zu fichern. Jede einzelne Wiffenfchaft bedarf einer folchen Difeiplin, welche zum Zwecke hat, dafs \ die Grundfätze in Anfehung ihres Gebietes beffimmt, und die Gränzen einer Wiflenfchaft nicht verwirrt | werden. Genfur ift eine Prüfung einzelner Grundfätze, folglich in jeder Recenfion enthalten, Es giebt aber noch eine ganz befondere, vom Staate undj!der Kirche veranftaltete Cenfur, welche verhüten foll, dafs nicht Erkenntnifle ins gemeine Leben: ‘wie Contrebande fich einfchleichen, welche dem Staate und der Kirche gefährlich werden könnten, Diefe Cenfur mafst fich keine Prüfung des inneren Werthes der in. einem Buche enthaltenen Grundfätze | an ( dazu ift öffentlicher Vernunftgebrauch und freye Prüfung nöthig)'; fondern das Princip, wornachdiefe | Cenfur verfährt, find die gegebenen ftatutarifchen Rechts- und Kirchengefetze. Diefe Cenfur hat auch | allein zur Abficht: ne respublica et ecclefia aliquid | detrimenti capiant. Dadurch unterfcheidet fich die Cenfur von einer Recenfion. Diefe urtheilt nach wif- fenfchaftlichen Grundfätzen überdeninneren Werth, jene nach ftatutarifchen Staatsgefetzen über das äufse- re Verhältnis eines Werkeszum Wohldes gemeinen Welfens. Die Cenfur geht ferner der öffentlichen Er- fcheinung eines Buches vorher; die Recenfion aber urtheilt | » —. 355 urtheilt über ein öffentlich erfchienenes Werk. Die Cenfur macht ihr Urtheil nicht öffentlich bekannt, eine Recenfion hingegen legt ihr-Urtheil zu jedermanns Prüfung öffentlich dar. Die Cenfur hat äufsere Ge- walt, eine Recenfion hat keine Kraft, als welche der- _ felben ihre Gründe und freye Prüfung zugelftehen: Recenfiren heifst demnach: ein freyes*), nur ‚nach Grund[lätzen der Wilfenfchaft ge- fältes Urtheil über den Werth der Ge- danken eines öffentlich erfchienenen Bu- ches öffentlich bekannt machen, Wenn nunaber weder referirt, noch geurtheilt wird, wie foll man dann ein Ding nennen, das in der Rubrik von Recenfionen fteht? So ein Ding ift die feyn follende Recenfion vom Archiy für die Phy- fiologie von D Reilin der A.D.B.B. 27. St. I. $. 156. Ich wähle vorzüglich Recenfionen Reilfcher Schriften, weil an diefen, als neologfchen Schriften, » der Recenfenten Grimm befonders fichtbar if, Ich kann hier diefe Recenfion nicht beurtheilen, es verfteht fich, blos als Recenfion, ihrer Form nach. Aber ich mache mich anheifchig, dem Herrn Verfaffer der- felben , wenn er es verlangt, zu zeigen, dafs feine Recenfion höchf elend fey. Nur einiges zur Probe. Mit einer Lüge, falfcher Relation, hebt er an, und fpricht, dafs Herr D. Reil durch Vervollkommnung der Phyfiologie der Mediein das nöthige Licht und hinlängliche Confiftenz geben wolle. Mit Erlaubniß, Wo *)d. i, von allem äufsern Zwange und jeder willkührlichen Norm unabhä.giges, — 7 356 =: non “ Wo fteht das? Schlagen Sie doch S. 3. des Reilfchen ' Archivs auf, und 'Sie werden finden, .dafs es Herrn Reils Ueberzeugung fey » „ dafs die Arzeneykunde an einer verbeflerten Naturkunde des Menfchen eine fefte Grundlage gewinnen werde.” Kennen Sie einen befle- sen Weg, fo gehen Sie auf demfelben voran. Dafs nun aber Herr Prof. Reil diefer feiner Ueberzeugung gemäfs verfährt, daran thuter wolrecht. Woäufserte er aber den ftolzen Gedanken, der ihm in der Recen- fion beygelegt wird ? Dafs Herr Reil fich in feinen Gränzen, innerhalb der Natur, hält, dafser die thierifche Materie in ihren mancherley Zuftänden unterfucht, ‚dafs er nicht rha- pfodifch, nicht aufs‘ Ungefähr, fondern methodifch, nach Allgemeinen Grundfätzen der Naturlehre über- haupt, verfährt; dafs Herr Reil als Phyfiologe Natur. forfcher it, und Kraft und Thätigkeit der Materie "nicht „von fremden Kräften” (die doch entweder wieder äufsere Materie oder Geift, d. i. in der Natur- lehre, Gelpenft feyn müfsten, ) ableitet, darüber kann Rec. mit feinem: es liefse fich wol, man könnte etc* die Achfeln nicht genug zucken, Lieber Dk! lefen Sie Ihre Recenfion noch einmal, und fehen Sie nach, ob Sie eine einzige Behauptung Reils mit ihren Gründen dargeftellt, oder ob Sie nicht Reils Refultate aufeine Art dargeftellt haben, dafs man mit dem armen Reil herzliches Mitleiden haben foll ? „Er nutzt einige Sätze aus der Kantifchen Philofophie, ohne fie ganz und richtig gefafst zu) haben.” Warum thaten Sie denn nicht die Barmherzigkeitanihm, und zeigten = 357. —— . zeigtenihm, wo? und wie? Ich dächte, fchon der Uinftand überhaupt, dafs Reilein Kantianerift, bräche ihm den Hals, — Beobachtet er nicht methodifch? Sucht er nicht Grundlätze ftatt intereflanter kleiner Bemerkungen? Und wenn er die körperliche Natur (lachen Sie nicht, es giebt auch eine geiftige Natur!) unterfuchen will, fo bleibt er ja erzkantifch bey der‘ Materie, dem Beweglichen im Raume, ftehen, berührt die Metaphyfik des Geiftes auch nicht im geringften, und ift als Naturforfcher nichts ‚als Naturalift und .Materialit. Zwar hat Reil feine eignen Ideen und Worte, aber deswegen ift alles nur ein alter umge- wandter Rock. Alfo ifts wol wahr, alte Wahrheit, was R. Sagt, das wufsten Sie fchon lange ? “ Nachdem nun hin und her geklefft worden, zieht fich der Rec. , um keine litterarifche Rohrdommel zu feyn, ober es gleich nach allen den $. 7. des Archivs angegebenen Prädicaten im höchlten Grade ift, zurück, und fpricht: „, Der Verf. mag Recht haben, bis andere Gelehrte fich die vergebene Mühe nehmen, die Irr- thümer zu widerlegen.” Ich bitte Sie, was ift das’ gelagt? Können oder wollen Sie nicht widerlegen? © Das war ja hier Ihre Schuldigkeit. Zeigen Sie doch ' - in Ihrer Recenfion nur einen einzigen Grund auf, dafs . Reils Prämiflen falfch , dafs feine Gedanken Irrthümer, dafs die wenigen wahren Sätze mitneuphilofo,hifchem “und neuchemifchem Bombaft verbrämt find! Das ift hart gefprochen, mein Herr! Und doch ift von allem „auch kein einziger Grund angegeben. Heilst das nun recenfiren, oder verleumten? — - Arch. f, d, Phyfiol, III, Bd, Il, Heft Aa Wie A Wie es nun in diefer Recenfion hergeht, fo geht es oft in halben Dutzenden von Recenfionen in einer ununterbrochenen Reihe her. Ich will aber nicht weiter«citiren. ' 9 3 YineRecenlion gründet ffch auf wiffenfchafe, liche Grundfätze. Da Recenfionen Urtheile über Geiftes - Producte und deren Gedanken, fowohl der Materiealsder Form nach, enthalten, diefe Gedanken aber zu irgend einer theoretifehen oder practifchen Wiflenfehaft gehören; fo kann ein Recenfent über Gedanken, deren letzte Gründe nur in der Wiffenfchaft wifenfchaftlich nach- gewielen werden können, nie nach Gutdünken , nie nach feinem individuellen Dafürhalten, nie nach feinen befonderen Grundfätzen urtheilen, Ueber Gegenftände einer Wiffenfchaft kann wie- derum nur wiflenfehaftlich, d. i. ausobjectiven Grün- den, geurtheilt werden. Alles Meynen, Dafürhalten etc, gehört nicht in Recenfionen. Man denke fich einen Richter auf dem Richterftuhle, der, mit demFlebile; Ich bin geneigt zu glauben — ich möchte wol an- nehmen etc. feinen kläglichen Spruchanhöbe: würden nicht Alle die Köpfe fchütteln, was der Mannanfdem Stuhle wol vorhabe? Ein Recenfionsurtheil ift nicht ein Gericht über den Autor, fondern über fein Werk; das Urtheil wird nicht für den Autor, fondern für die Wiffenfchaft gefället. Und fo wie in einer Rechtsfache nicht ein Menfch fein Uırtheil, fondern die Gerechtigkeit ihre Sentenz durch einen R Men- ————— ..359 Menfchen, der von ihr eıfüllt it, bekannt macht; fo fitzt auch bey Recenfionen die Wiflenfchaft zu Ge- richte, und fpricht durch ihre Vertrauten. Die Wil- fenfchaft felbt meint nichts, fondern fie 'weifs alles. Wo aber keine Wiffenfchaft it, da kann fie freylich nichts wiflen und nicht wiflenfchaftlich fpre- chen. Es verfteht fich gäher von [elbft, dalsin folchem Falle ein Recenfent nicht Dolmetfcher der Wiffen- fchaft feyn kann, wo keine ifl, und dafs er nicht im gravitätifchen Cothurn der Wiflfenfchaft, fondern auf ganz gemeinem Fulse auftreten müffe, So vielerley Arten von Syftemen es nun giebt, fo vielerley Arten von Recenfionen giebt es daher auch. Es wird allo Hippokratifch- Galenifche, Recen- fionen von der chemifchen, von der Brownfchen Par- tevu.f.w. geben, Nur Recenfionen, denen gar keine Erkenntniffe und Grundlätze zur Bafıs dienen, find und heifsen x«r’ z&oxyv leichte, In Ermangelung einer Wiffenfchaft und der letzten. Principien derfelben hat ein jeder Gedankenrichter die formalen logifchen Grundlätze, haben Aerzte noch überdies die Erfahrung (deren Kunft aber von der ge- meinen: Bemerkungen zu machen — fehr weit verfchieden i,) und Experimente, nach welchen fie im erfteren Falie die negative Wahrheit, Gründlich- keit und Folgerichtigkeit, und im zweyten Falle die materiale Wahrheit beurtheilen können. Kin jeder Recenfent mufs zu oberft darauf fehen,, ob ein Autor richtig deducire, gründlich beweife, bündig fchliefse, und aus feinen Grundfätzen richtig folgere; mit an- . dern Worten; ob alles Jogifch, richtig fey, und ob Ana die 360 —— die Gedanken frey von formaler Unvernunft feyn; Das Wenigfte, was man von einem Recenfenten for- dert, ift, dafs alles logifch richtig fey, daes, in der Medicin 'befonders, oft fo fchwer ift, die materiale „ Wahrheit aus Grundfätzen auszumachen. Ich will einige Beifpiele anführen. Im Journal der Erfindungen St. XXI, S. 57. heifst es: ,„ Aufserdem liegt einige überzeugende Kraft in der überredenden Wortfülle etc. Gnade Gott dem armen Verftande,”der fich durch überredende Wortfülle überzeugen läfst! — S. 61. deflelben Jour- nals: „, Die Bildung eines Salzkryftalles und die eines jangen Thieres im Uterus, find fo himmelweit unter- fchiedene Kıryftallifationen, dafs man die kktztere nicht mit der erftern in Analogie ftellen darf.” Ich will darüber. nichts fagen, dafs Recenfensund Recenfendus das Wort Analogie nicht in derfelben Bedeutung neh- men mögen, wo Herr Reil, wenn er das Wort im Sione der kritifchen Philofophie nimmt, manches er- ‚wiedern könnte; fondern ich will nur bemerken, dafs Rec. beide Arten der Bildungen „‚, Kryflallifationen ” nennet, und’ allo beiden infofern etwas Gemein- fchaftliches, Analoges zugefteht. Dafs aber die Ent- ftehung eines organifchen Körpers nicht nach Kryftal- lifations- Geletzen erklärt, und die verborgene Werk- ftätte der Natur dadurch nicht aufgefchlofen werde, glaube ich recht veft mit dem Herrn Recenfenten, Salzburger Zeitung 1793. 3 B. S. 389. heifst es: „es frägt fich nicht, wie (befler: woher) entfteht der häufige Puls, fondern, was zeigt eran ? Der häufige Puls ift zweifelsohne eine Würkung feiner Urfache, \ und — 361 und zeigt alfo feine Urlache an, und man kann alfo recht gut fragen: wie entfleht er? $. 65. des angeführten Stücks des Journals der Er- findungen wundert fich Recenient, wie eine E:chei- nung Würkung und Urfache zugleich feyn könne? ‚Rec. dachte allo nicht an das Gefetz der Wechfel- wirkung, das bey organifchen Producten eine fo wichtige Rolle fpielt, und verwirft allo’Herrn Reils Gedanken, weil fie — ein Naturgefetz für fich haben. Ein Recenfent darf auch nicht nach feinen indivi- duellen, befondern Meinungen urtheilen. — Nichts ift leichter, als, ein gründlich fcheinendes und den- noch leeres Recenfions - Urtheil abzufaflen, wenn man einen Autor nicht nach feinen (dem Autor eigenen) dem Werke zum Grunde liegenden Principien beur» theilt, und in deren Deduction eingeht, fondern ihn nach andern, oft ganz entgegengefetzten, Principien richtet. Findet ich zwifchen einem Autor und feinem Recenfenten Widerftreit ‘der Grundfätze, fo mufs der Recenfent, wenn er kann und will, den Verfaffer aus ihm felbft widerlegen, d.i. Rec. mufs zeigen, dafs der Verf, nicht richtig deducire, feine Grundfärze niekt richtig anwende, dals er falfch fubfumire, nicht confequent folgere u. f. w. Wenn aber Hippocrates nach Brown, wenn Brown nach Hippocrates widerlegt wird, fo erhält man kein anderes Urtheil, als: Brown denkt anders als Hippocrates, und umgekehrt. Man mufs jedes Syftemin fich felbft wahr oder tallch finden, und nicht ein anderes zu Hülfe rufen. ‘Denn vor Gott und der Wiffenfchatt gilt kein Anfehen der Perfon. i Freylich i Freylich iftes leicht, einen Autor nach der erften Seite zu recenfiren, wenn man da merkt, dafs er dem Syftem, dem wir anhängen, entgegen fey. Da wird aber nicht nur die alteRegel übertreten, dafs man mit feinem Gegner ex concellis difpütiren müffe, fondern auf diefem Wege kommen lauter Urtheile zu Stande, die. vor der Unterfuchung vorhergehen, d.i. Vorur- theile.. Und da heifst es denn; \ Qui meprife Cotin, n’eftime point Son roi,, Erın’a felon Cotin ni foi ni Dieu ni loi, Poileau. $4 Recenfionen betreffen entweder wiffenfchaft. liche oder populäre Werke, - Alle Urtheile des Verftandes find entweder, wenn man aufiihren Gehalt fiehet, fynthetifch oder analy- tifch. Im erfteren Falle kömmt zum Subjecte eine Beftimmung, die durch Analyfe des Subjeetes’ nicht im Subjecte gefunden wird. Im zweyten Falle wird eine in dem Begriffe des Subjects fchon enthaltene Beffimmung nur zu einem kläreren Bewufstfeyn her- vorgezogen. _ So wie nun alles Urtheilen entweder erweiternd oder erläuternd ift,, fo find auch-alle Ver- ftandesproducte entweder folche, welche die Wiflen- fchaft in ihrer Begründung, und Umfang erweitern, folglich die Wiffenfchaft bereichern; oder die Rellen die gemachten Entdeckungen, die geltenden Grund- fätze populär, .d.i, auf eine concrete Weife,, der Faflung u———— 463 Foffung *) der ‚nicht abftract denkenden Menfchen- klaffe angemeflen dar. i Strenge gegen die Beweife, und Schonung gegen die Verfafler, follten durchaus Recenfionen wil- fenfchaftlicher Werke charätterifiren. Strenge gegen die Beweife, damit fie nicht Grundfätze;und Maximen fich in Wiffenfchaften einfchleichen,, die nicht dahin gehören. Schonung gegen die Verfaffer, damit nicht wiffenfchaftliche Köpfe in ihren ruhmwürdigen, geletzt auch vergeblichen, Bemühungen muihlos gemacht werden, damit fie nicht für den Aufwandder edelften Kräfte Verhöhnung , für ihre thätige Liebe zu den Wiffenfchaften Undank und Mifsmuth einerndten. Scheint es aber nicht, als wenn viele nur den littera- zilchen Dreyfufs befteigen,, um wiflenfchaftliche Köpfe mit Koth zu weıfen ? Verdienet wol Herr Prof. Reil, dufs ihm folche.‚entfetzliche Plattheiten vorgerückt werden, wie S. 68. des fchon angeführten Stücks des Journals der Erfindungen? Wenn auch an der Reil- fchen Theorie fchlechterdings nichts wäre, verdienet ein Mann, der nach etwas Gewiffem , nach Grundfätzen firebet, wenn er auch die Perle nicht findet, dafs er wie ein Tertianer von einem hypochondtifchen Conrector lächerlich gemacht wird? Aber mit der gröfsten Strenge müffen po- puläre Schriften überhaupt, vorzüglich in der Medicin, ange- *) G:wöhnlich fücht man Popularität in der Sprache allein, Fichte fpricht in der populärften Sprache für die meilten unverftändlich, Popula irät ift inderDenkartr, nenılich in der gemeinen — nicht wiffenfchaftlichen — zu füchen, „ Der Ausdruck ilt blos eine Folge dieler Dinkweife. 364 ei angezeigt und beurtheilt werden. Da das Publicum, an welches folche Werke gerichtet find, mehr auf Refultate als auf deren Giünde, mehr auf eine fchöne Darftellung als auf firenge Beweife fieht, da es fo ge- neigt ift, fchön gefagten Unfinn für etwas Herrliches und Vortreffliches zu halten; fo kann keine Crifik - firenge genug feyn, damit nicht Irrthümer unter dem Volke überhand nehmen, und dem Familien -undStaa- tenwohl ein unerfetzlicher Verluft bewürkt werde. 9.5 Nothwendige Eigenfchaften einer Recenfion. Die Gegenftände, worüber eine Recenfion fpricht, find wiffenfchaftlich nahe oder entfernt. Das Urtheil des Recenfenten ift kein gemeines (vulgäres), fondern ein gelehrtes, wiffenichaftliches. Das Urtheil fällt die Wiffenfchaft, und es wird für die Wiffenfchaft gefällt, Gründe werden geprüft, gebilligt oder getadelt, nicht der Verfaffer, Recenfiren kann daher auch erklärt werden : durch ein allgemeines Urtheil das Verhältnifs eines Werkes zu der Wiffenfchaft beftimmen, zu wel- cher es feinem Inhalte nach gehört. ($- 3.) Ein Recenfions- Urtheil ift kein fubjectives, in der Idiofyncrafie des Subjeets, — fondern ein objecti- ves — in und durch die Wiffenfchaft — gegründetes, folglich kein’ privat-, fondern allgemeingültiges Ur- theil. Aufser dem ift es ein gemeines Urtheil, das ein fubjectives Dafürhalten ausdrückt, Es wird hier keineswegs behauptet, als wenn jedes Recenfionsurtheil diefen Character an fich habe, (denn .. i — 365 (denn es giebt fehr viel gemeine Urtheile unter den- felben,, fondern, dafs ein jedes, der Idee einer Recen- fion gemäß, diefen Character an fich haben foll, -Um nun ein gefetzmälsiges Recenfions - Urtheil zu fällen, dazu wird vor allem vertraute Bekanntfchaft mit der Wiffenfchaft vorausgefetzt, in deren Geifte und für welche man ein Urtheil fällen will. Diefe Bekanntfchaft darf ferner nicht blos hiftorifch feyn, dals man nur wiffe, wie weit eine Wiflenfchaft ge- diehen, welche Gegenden angebaut worden, welche nochödeliegen, wie fehr fich eine Wiffenfchaft ihrem Urbilde genähert habe, oder wie entfernt fie noch von demfelben fey, welche abweichende, einander widerfprechende Grundlätze und Methoden es gebe u.f.w., fondern ein Recenfent, der nicht blos an- zeigen, fondern auch urtheilen will, mufs über feine Wiffenfchaft felbft refectist und philofophirt haben, um aus Grundlätzen beffimmen zu können, in- wiefern und warum die mannigfaltigen Syfteme nach fo verfchiedenen Endpuncten fich zerfireuen, wo der allgemeine Sitz der Trennung fey, wie und wodurch fie gereiniget werden können? etc. Olıne die hiftorifche Bekanntfchaft mit einer be- Sondern Wiffenfchaft zu befitzen,, ift ein Recenfent aufser Stande, das Neue, Originelle eines Werkes zu beitimmen, neue Ausdrücke von alten Wahrheiten zu unterfcheiden. Dein Unwiflenden ift alles neu, und was fich über fein gewöhnliches Maafs erhebt, it ihm aufserordentlich, originell. ‘Ohne aber nach Piin- ‚366 r — “ Principien über feine Wiffenfchaft zu-denken, ift ein Recenfent ein völlig incompetenter Richter. y Nicht blos mit der Wiffenfchaft, fondern auch mit dem Werke, das beurtheilt werden foll, mufs ein Recenfent vertrauliche Bekanntfchaft.haben. Denn er Toll ja dem Geift eines Buches darftellen ‚ und das Ver- hältnifs deffelben zur Wiffenfchaft beurtheilen. Da nun aber das Titelblatt nicht den Geift eines Buches enthalt, und zufälliges Blätter)», nicht auf den Zufam- menhang der Ideen führet; fo folgt, dafs der Bücher- richter ein Buch ganz, im Zufammenhange, mit be- ftändiger Rückficht auf die demfelben zum ‚Grunde liegenden Principien durchlefe. Infofern eine voll- kommene Recenfion auch das in fich begreift, was oben „Anzeige” genannt worden, fo mufs der Re- cenfent als Referent die Gedanken treu, unverfällcht, ‘ unverftümmelt und im Zuflammenhange darlegen, Ich weils nicht, obandere, diemit mir an keine Autorität glauben, und es nicht gegen das Gewiffen halten, Recenfionen zu critifiren, ob auch andere die Bemer- kung gemacht haben, dafs Recenfenten bey berühmten Autoren an Stellen deuteln und erklären, bis fie, wie manche Exegeten, einen vernünftigen Sinn heraus- bringen, auch da, wo keiner ift; hingegen bey un- berühmten Verfaffern fo lange an Stellen drehen, bis fie etwas Albernes herausgebracht haben, Ich habe Stellen in Menge in Bereitfchaft, und wenn das nicht wäre, die Hefte kritifcher Journale eines jeden Monats- liefern Exempel. — Ein jeder Recenfent mufs daher auch „eine richtige. Erklärungskunft befitzen, damit nicht nicht einem Autor Gedänken untergefchoben werden, die er nicht hatte, oder feine wirklichen Gedanken verfälfeht und entftellt werden. Faftaber möchte man- glauben, dals mancher Recenfent von der Maxime ge- leitet würde: Quilibet auctor praelumitur amens et fatuus, donec probetur contrarium: Recenfionen folleh ferner Geiftesw erke, nicht die Verfafler, Gedanken, .deren Gründlichkeit und Zufammenhang, nicht die Denkenden, kritifiren. — - Nur aus der Vernachläffigung- diefer fimpeln Regel entfpringen fo viele perfönliche, anzügliche und inju- riöfe Recenfionen, welche mehr fubjectiven Zwecken und Leidenfchaften der Recenfenten:, als dem objeeti- ven Zwecke der Wiffenfchaft, warum es doch einzig ‚und allein zu thun ift, dienen können, In jeder Recenfenten Moral follten daher die Worte Kants auf jeder Seite ftehen: „Wir haben eine Pficht der Ach- tung für den Menfchen felbft im logifchen Gebrauche feiner Vernunft: die Fehltritte derfelben nicht unter dem Namen der Ungereimtheit, des abgefchmackten Urtheils u. dgl. zu rügen, fondern vielmehr voraus- zufetzen, dafs in demfelben doch etwas Wahres feyn müffe, und diefes herauszufuchen *); dabey aber auch zugleich den trüglichen Schein, (das Subjective der Beftimmungsgründe des Uıtheils, was durch ein Ver- fehen für objectiv gehalten wurde,) aufzudecken, und fo, indem man die Möglichkeit zu irren erklärt, ihm noch die Achtung für feinen Verftand zu erhalten, Denn, „*) Die Moxime wäre allo die der obigen entgegengeferzte: quilibet a .cr ı ı raefı nitmr Sapiens, done etc, BT — ' Denn, fpricht man feinem Gegner in einem gewiffen Urtheile durch jene Ausdrücke allen Verfland ab, wie will. man ihn dann darüber verfländigen, dafs er ge- irret habe?“ Tugendlehre $. 141 — 142. Ich kann es nach meinem Gefühle und nach mei- nen Grundfätzen nicht anders als eine fchändliche und abfcheuliche Inquifitor - Maxime nennen, Verfaffer wie Verbrecher za behandeln, die vor dem litterarilchen Gerichtshofe verhört werden. Sind denn Gedanken Thaten, die imputirt und zur Schuld angerechnet wer- den können? Ein Recenfent kann nichts fagen und behaupten, als was die Wiffenfchaft und Gründe durch ihn fagen. Wenn nun fogar Gefinnungen, Privatan- gelegenheiten u. f- w. vor das Recenfions - Tribunal gezogen werden, wenn Recenfenten den Witzling, den Epigrammatiften, den Luftigmacher fpielen, da, wo fie, von der Würde der Wiflenfchaft befeelt, mit Würde, als Dolmetfcher der Wiflenfchaft fprechen und fich bezeigen follen; das können doch wol keine Männer feyn? Ich will jetzt nicht von dem Tone reden, der unter den Gelehrten, befonders bey Strei- tigkeiten, Mode- Ton wird, und der, aufs gelindefte beurtheilt, das gerade Gegentheil aller Urbanität ift. Von dem Tone, infofern er zu meinem Zwecke ge- hört, weiter unten. Wenn man aber auf Airtalaniäkte Acht hat, fo wird man finden, dafs fich diefelben felten auf Gründe und Gegengründe einlaffen, wo der ruhig geführte Streit etwas Ehrwürdiges haben würde; fondern dafs diefe Zänkereyen mehr in Befchuldigungen, Verdre- hungen aa 369 hungen und Grobheiten beftehen. Was nun diefen ‚ Streit betrifft, fo möchte man es einem jeden Schrift- fteller zur Maxime empfehlen, gegen jeden Recen- fenten aufs artigfte fich zu betragen, weil bis jetzt die Recenfenten im beilsenden groben Tone immer Mei- fter blieben. X Da es bey Recenfionen gar nicht auf Peifonen, fondern nur auf Gedanken, Beweife und Folgerich- tigkeit ankömmt, fo fchliefst eine Recenfion, als ein durch Grundfätze beffimmtes Urtheil alle fubjective, auf Neigungen beruhende Gründe des Lobes und Tadels aus. So wenig auf die Sentenz eines bürger- lichen Richters fubjective Verhältniffe Einflufs haben dürfen, wenn die Gerechtigkeit feines Urtheils nicht verdächtig werden foll: eben fo wenig darf ein Recen- - fionsurtheil von folchen nicht wiffenfchaftlichen G:ün- den aflieirt werden. — Hiftorifche und philo- fophifche Bekanntfchaft mit der Wiffen- fchaft, zu welcher ein Buch gehört; ge- naue Bekanntfchaft mit dem zu recen[i renden Buche, und richtige Erklärungs- kunf, um dieGedanken treu darzuftellen "und richtig zu beurtheilen; Achtung für jeden Verfa [fer — dies find die bisher entwickel- ten Eigenfchaften einer Recenfion. j $ 6. Fortferzung, Es wird öfters darüber geftritten, wofür man das Urtheil der Recenfenten halten müffe? und Schrift- fteller, deren Eigenliebe von Recenfenten beleidiget worden, \ {} D r 4 370 re nme worden ;ı fuchen oft fehr mit Unrecht dergleichen ’ Urtheile herabzufetzen. Da mir noch keine ernfthafte Unterfuchung hierüber bekannt if, und das Endur: theit hierüber auf die Beftimmung der Eigenfchaften einer Recenlion Einflufs hat, fo will ich hierbey ver- weilen. Welcher Werth diefer oder jener Recenfion bey- gelegt werden müfle, liegt aufser den Gränzen einer Theorie der Recenfionen, wo wir es mit Recenfionen in der Idee, fo wie fie feyn follen, zu thun haben, Diele Thieorie mufs aber den Maafsftab zur Beurthei- lung aller Recenfionen aufitellen. Eine Recenfion ift vor allen keine $enten2, in welcher rechtskıäftig entfchieden wird, was wahr fey. Denn ein Recenfent hat keine Gefetze vor fich, unter welche er beftimmte Sätze fubfumire, und darnach ihre Wahrheit ausfagen könnte. Deshalb find aber Recenfionsurtheile keine individuelle Urtheile, wofür reizbare Schriftfeller diefelben gerne halten möchten, w Ein Urtheil'nemlich, dafs von irgend einem Iti- dividuo gefällt wird, und irgend jemand mufs es doch fällen, if deswegen kein individuelles, d.h. blos für das urtheilends Subject, aus befonderen, zufälligen, nach Aflociationsgefetzen erklärbaren Gründen, gelten« des Urtheil. Recenfionsurtheile follen durch Grund- fätze der Wiflenfchaft entftehen, folglich als aus einem allgemeinen objectiven Standpuncte entfpringend bhn- gefehen werden. Ein jedes dergleichen Urtheil kün- digt fich demnach als allgemeingültig, als Utrtheil des Publicums, an, Dies heifst durch- 7 aus Ten 378 aus nicht, als wenn ein folches Urtheil fchlechterdings allgemeingültig wäre, und von nun an jeder das für walır halten mülste, was ein Recenfent dafür ausgiebt; fonderın — es macht nur Anfpruch auf Allgemein” gültigkeit, erwartet aber diefelbe noch, Mit anderen Worten: ein jeder Recenfent hat die Maxime (nem- lich der Recenfent in der Vernunftidee; der Recenfent in der Erfahrung foll die Maxime haben), ein all- gemeingültiges, von allen fubjectiven Gründen freyes Urtheil zu füllen; und mehr kann man billigerweile von einem Recenfenten nicht verlangen, Ob allge- meine, objective Gültigkeit auch in der That dieRegel und das Wefen eines folchen Urtheils fey ‚' bleibt der freyen Prüfung zu entfcheiden übrig. Wollte der Recenfent diefes geradezu behaupten, fo wäre diefes der lächerlichfte Stolz, er — einlitterarilcher Defpot; wollten die Lefer diefes gutmüthig vorausfetzen, fo ; wäre diefes ein Vorurtheil, und ihr Verftand hätte ‘ einen Herrn nöthig. Aus diefen Gründen feheint mir die Apdtlaioh. der Schrifrfteller ans Publicum ganz unftatthaft zu feyn. Denn wer ilt das Publicum? Wo ift es? Wo findet "man deflelben Stimme? — Diefe Appellation wird nur dann erhoben, wenn Schriftfteller ungerecht be- handelt worden zu feyn glauben. Sie halten, eben deswegen das ihnen zu Theil gewordene Urtheil für. parteyilch, und indem fie an das Publicum ap- pelliren, fo nehmen fie an, dafs ein für fie glinitigereg unparteyilches Urtheil möglich fey. An das Publi- ‚eum appelliren, heifst daher : ein-objectives unpar- ‚teyifches Ustheil erwarten, “Indem aber ein Recenfent aus v men ren 372 aus objeetiven Grundfätzen, aus einem allgemeinen Standpuncte der Wiffenfchaft, folglich als leiden- Schaftslofe Vernunft, fine ira et fudio, die etwas Sub- jeetivesfind, urtheilt: fo ift (unterdiefer Bedingung) der Recenlent das Publicum, und feine Stimmeift Stimme des Publicums, Publi- cumifteine Idee, undnicht ein Menfchenhaufen, und bedeutet in diefem Falle die Stimmfähigkeit, oder die Tüchtigkeit, ein uninterefhirtes, allgemeines, objecti- ves Urtheil fällen zu können. Das’ Publicum hat keine Leidenfchaft als Publicum, und kann fich felbft nicht unrecht thun. Nun foll aber der Recenfent laut des Begriffes von feinem Gefchäffte, in der Idee des Publicums recenfiren, d. h. fein Urtheilfoll’befchaffen feyn, wie das Urtheil eines Publicums befchaffen feyn... würde, es foll allgemein, durch Grundfätrze befimmt, unparteyifch feyn, Die Idee des,Publicumg ift dem- - nach das Regulativ einer Recenfion in thefi; ob auch in hypothefi? ift eine ganz andere Frage. Eine Ap- pellation vom Recenfenten ans Publicum ift demnach eine Appellation vom Publicoan das Publicum. Doch gilt immer die Apellation a publico-male inftructo ad publicum melius inftruendum, Von diefem Standpuncte aus laflen fich die Merk- male einer Recenfion weiter entwickeln. Hier nur einige Merkmal=, deren volltändige Aufzählung in eine Theorie ‚gehöret, zu welcher hier nur einige . Prolegomena mitgetheilt werden. Wenn ein Recen- fent nur aus objectiven Gründen der Wiflenfchaft, als Publicum, recenfiren foll,. fo liegt alles Subjective, alles äufsere Verhältnils apiser Seiner Sphäre. Wer Spreche, Jpreche, wird nicht gefragt, fondern wie gedacht und gefprochen werde. Ein Recenfent it demnach wif- fentlich nie parteyifch, und wenn ein Autor auch zu einer Secte gehörte, die Rec. auf den Tod haflet, fo entftehet doch kein Zweykampfzwifchen Perfonen, fondern zwifchen Gründen und Gründen. Man kann aber päarteyifch wohlwollend, gütig und hachfichtig, und parteyifch übelw ollend, herabwürdigend urtheilen. In beiden Fällen ift man ungerecht. Indem ein Rec. nur aus Gründen der Wiffenfchaft urtheilt, fo ift fein Urtheil frey von allem äufseren Zwange, (fo wie es eine Hauptangele= _ genheit aller Recenfions -Inftitute feyn mufs, die Frey- heit des Geiftes zu ehren und zu fchürzen.) Ein Re= ) eenfent fpricht daher auch freymüthig, wie jeder Biedermann, noch mehr als Sprecher des Publicums, als Organ der Wiffenfchaft.' Die. unzähligen negativen Merkmale, die eine Recenfion nicht haben foll, kann jeder leicht finden, wenn er mit diefen wenigen Ideen an die Erfahrung gehet, $. 7. Von der Gültigkeit der Recenfionsürtheile, Recenfhionsuttheile gelten für reiflich überlegte wiffenfchaftliche Urtheile, welche vor allen andern Anfprüche auf Wahrheit und Allgemeingültigkeit "machen. Deshalb wird die Wahrheit nicht widerlegt, dafs Iren menfchlich fey, Denn ein Recenfent if nie die reine Vernunft in Perfon, fondern hat Fieifch und Arch, fu d, Phyfiol, 111, ba, 11, Heftı Bb Bla, 374 — Blut, wie alle. Daher ift auch kein Rec. für infallibet zu halten, ob man gleich zu aller Zeit; in allen Wilfenfchaften undSecten, Männer nennen kann, an die als infallibel geglaubt wird. Woher kämen font die Widerfprüche der Recenfenten? Wie könnte z. B. in der Allg. ‘deutich. Bibl. B. 36. 1. St. S.}148, das Brownfche Syftem getadelt, und in demfelben Bande St, ı. $. 153. 154. und 2. St. ‘S. 353. gelobt werden ? Ein Rec. kann feiner guten Maxime ($. 6.) ungeachtet von falfchen Principien ausgehen, unrichtig FRRIURE zen, folgewidrig folgern. Zwifchen Autor und Recenfent if auch nicht das Verhältnifs, wie zwifchen Unterthan und Oberherrn, | fondern beide ftehen auf dem Fufse der formalen |. Gleichheit. Es it demnach kein Majeftäts-Verbrechen, | wenn ein Autor feinen Rec, widerfpricht. Wider- | Spruch ift aber keine blofse Entgegenfetzung der Mei- nungen, fondern Nachweifung falfcher Gründe und | fallcher Folgerungen. Wenn nun ein Rec. falfch refe- | sirt, oder des Autors Gründen erweislich falfche | entgegenfetzt, fo hat der Autor nicht nur das Recht, | fondern um der Wahrheit und der Vernunft willen foll } er gegen ein unwiflenfchaftliches Verfahren protefli- ren, und demRec. zeigen, dafs er nicht als Publicum, | fondern als irrendes Individuum geurtheilt habe, da- mit nicht in den Acten der Wiffenfchaft Lügen in das Archiv der Wiffenfchaft, niedergelegt werden. Derf Critik fteht demnach eine»eben fo zuläfige Anticritik | entgegen, und.ohne diefe würde die Republik der Gelehrtenin den allerfchändlichften und verworfenften Arifto- —_—— 2.3703 Ariftoeratism und Despotiam ausarten, und freye Un- terfuchung , Vernunft und Wahrheit der WillkAbe weniger preilsgegeben werden. J ‘Da es unter Gelehrten um Ausmittelung der Wahrheit zu ıhun ift, fo müflen Gründe und’ Gegen- gründe in aller Schärfe vorgelegt, und der Streit fo lange fortgefetzt werden, bis die eine oder andere Partey nichts Vernünftiges mehr ‚entgegnen kann. Da der Streit die Wahrheit betrifft, und Perfonen weder Wahrheiten noch Gründe find, fo verfteht fich von felbft, dafs alles Perfönliche aus dem Spiele bleibt, Nichts ift grölstentheils eckelhafter, als die kleinen : Plänkereyen in Intelligenzblättern, wo die Gegner einander mehr necken, als Krieg führen. Was foll durch folche Scharmützeln gewonnen werden? Es ift nach der nothwendigen Einrichtung der Journale, die fonit ein unendlicher Fehdebrief feyn würden, fchon nicht anders möglich, als dafs der Rec. das letzte Wort behält, und werdiefes behält, hat bey dem Pöbel Recht. Auf diefe Weife wird kein Streit geendet, fondern gemeiniglich immer mehr verwickelt, und der Are. kritiker mufs fich oft als der Gemifshandelte fill« fchweigend zurückziehen. Es ift eine bey Recenfenten und Schriftftellern höchft feltene Gabe, Widerfpruch ruhig anhören zu | können. Diefe Gabe wird abr: nicht durch Phlegma gegeben, fondern durch philofophifche Energie er- worben. .Daher das feindfelige Benehmen der Schrift. fteller gegen ihre Recenfenten. Wie felten find doch ' die Antikritiken, wo man einen Rec, des Irrthums, : B bh und 376 — | und wie häufig find nicht diejenigen, wo man die \ Recenfenten eines böfen Willens befchuldigt! Was gehen euch die Recenfenten an? Ihr habt es mit den Recenfionen zu thun! Gehet den Gründen der Re- cenfenten, nicht ihren Perfonen zu Leibe! Aber wenn Recenfenten keine Gründe haben? — ' Da ift kein philofophifcher Streit möglich, wenn es dem Recenfenten an der unentbehrlichen Klinge fehlet- Doch daran fehlet es felten. Es ift nur die Klage im Publico, dafs fie von Recenfenten zu kräftig gefchwun- gen wird. Es ift mehr die Manier des Streites, wor- über man fich!bey Recenfenten öfter zu befchweren Ur- fache hat, als über Mangelan Wäffen. Jeder gelehrte Streitift etwas Ehrwürdiges; Zänkereyen aber gehören für den Pöbel. Wer Gründe hat, der laffe fie hören, und tödte damit die Gründe feines Gegners. In Ewig- keit aber können Perfonen nicht Wahrheitsgründe wer- den. Nur Freunde der Wahrheit können ftreiten. Aber auch die Manier des Streites mufs beweifen, dafs die Streitenden Jünger der Wahrheit find, 8 Ueber die Anonymität der Recenfionen, Die Anonymität ift zeither (fo viel ich weils) aus Gründen der Klugheit, die vorzüglich den Recenfen- ten zu Statten kommen, vertheidiget worden. Der neuefte Verfuch, durch Namens - Unterfchriften, der Geletzlofigkeit, dem Muthwillen und der Ungerech- tigkeit im Recenfiren vorzubeugen, fcheint mir ein neues Uebel, nemlich Furchtfamkeit und Aengftlich- keit H keit hervorzubringen, wodurch die Freyheit und Freymüthigkeit leidet. Auch die ganze Sprache ver- räth es, dafs die Urtheile, wo man fich nicht mit dem blofsen Referiren begnügt, nicht für Urtheile, in der Idee des Publicumsabgefafst, fondern für individuelle, für.ein ohnmaaßsgebliches Dafürhalten follen gehalten werden. Diefes Gefetz der Namensunterfchrift il allerdings eine Difeiplin, welche den Hang zur Un- gerechtigkeit einfchränkt. Allein bey Gelehrten, die auf dem Richterftuhle der Litteratur fitzen, follte eine folche Difeiplin nicht von aufsen an fie, gebracht wer- den, fondern in ihnen felbf, in ihren Grund- fätzen, in ihrem Selbftzwange, in ihrer Freyheit anzu- treffen feyn. In diefer Forderung finde ich wenigftens gar nichts Uebertriebenes. Nach dem Obigen follen Recenfionen fo befchaffen feyn, dafs fie auf allgemeine Gültigkeit Anfpruch machen, als Urtheile des Publicums gelten können, weil Recenfenten, laut der Idee ihres Gefchäfftes, von allem abfirahiren follen, was ihre Urtheile auf Privat- gültigkeit einfchränken könnte, Indem nun der Rec. aus dem allgemeinen Standpuncte der Wiffenfchaft, aus Principien, mit der Maxime: als Publicum — zu zecenfiren, fein Urtheil fagt, fo kann, unter diefen Bedingungen, fein,Urtheil als Urtheil des Publicums gelten. Diefes Publicum heifst aber weder Cajusnoch Sempronius, Unterfchreiben fich C. und $., fo kün- digen fie auch nur Urtheile des C. und S,an. Indem man nun über Recenfionen alfo reflectirt, als wenn fie aus 2 1 % l aus der Vernunft in abftracto Telbft a wäten, fo find folche Recenfionen anonym. dl, Ein würdiger Recenfent kann aber nicht anders alsein PubJicum recenfiren. Die Maxime, die ihn leitet, kann nur folgende feyn: ich wi!l fo re eenfiren, dafsich wollen kann bekannt zu werden, oder: als werde ich ganz ge wifs bekannt werden. Diefe Maxime wird ei» | nen jeden bewahren, dafs er die Publieität nicht zu fcheuen hat, und wir ihn entweder ganz vom Recen- firen, ‚oder‘doch von Seichtigkeit und ungerechter | Härte zurückhalten. # Wenn aber ein Autor feinen” Rec. nachweilet, dafs er nicht als Publicum gehandelt und gefprochen habe; wenn z. B, das Hülfsgefchrey erhoben und die Obrigkeit aufgefordert wird, mit dem Schwerdte zu widerlegen, was Res. aus Gründen nicht widerlegen kann: in einem folchen Falle, dächte ich, hätte der Autor ein Recht zu verlangen, dafs Rec, mit’aufge- zogenen Vilier hervortrete, oder dals die Direction den unwürdigen Recenfenten nenne. Denn wenn Recenient nicht mehr das Publicum ift, fo mufs er doch etwas anderes feyn, und man kann daher mit allem Fug und Recht fragen: wer bift Du? Ein merkwürdiges Beyfpiel, dafs mancher Recen- fent .nicht die Stimme des gelehrten Publicums fey 5 ftellt die A. d. Bibl. auf. Im27.B. 1.St.S. 164. wird .des Francifeo Gil Anweifung zu einerfichern Methode, die Völker vor Blattern zu be wahren, und dadurch die gänzliche Aus. rot’ \ \ \ — |, 379 rottung drefer Krankheit zu erlangen etc. angezeigt. Die Recenfion fchliefst fich mit den merk- würdigen Worten: „Man mufs wahrlich aller Gefchichte zum Troz 'an die Perfectibilität eines Gefchlechts, dafs fich unaufhörlich die Hälfe bricht, glauben, um auch nur das Wohlwollen, das hiebey zum Grunde liegt, als möglich zu ahnen. Und dann, wäre diefe Ausrottung,, infoferne fie Vermehrung der Menfchenzahl -ur Folge hätte, auch wahre Wohl- ‘that? Wenn der hierdurch ausgeftrichene Calcül _ der Moralität nicht von felbft durch irgend eine andere Natureinrichtung erfetzt würde, was wollte man wählen, die Guillotine permanente, oder la guerre permanente, um — Raum zu machen? Ich will dem um Raum. beforgten Recenfenten nicht die bekannte, ihm aber gänzlich unbekannte Wahr« heit entgegenftellen, dafs da, wo von Pflicht die Red« ift, wir uns nicht um die Folgen der Pfichtbeobach- tung zu bekimmern haben ; vorausgefetzt, dafs etwas, 2. B, Menfchenerhaltung,, Pflicht fey, nnd dafs dem Menfchen gegen das Recht und die Pflicht keine Wohlthar erzeigt werden dürfe, Ich will nicht fol- gern: dafs des Rec. auıs feinem moralifchen Gefühle gefchöpftes Railonnement gegen die ganze Medicin, gegen alle Aerzte beweife; und dafs Recenfent, wenn er fich auf die Kunft der Menfchenerhaltung eben fo _ wohl, als auf ein albernes Raifonnement verfteht, von Stund an unter der Guillotine fallen miüffe; dafs man keinen 380 — a keinen- Ertrunkenen , keinen Erhenkten retten dürfe ete, Sondern ich will. nur fragen; ob bey der ganzen ernft- haften Verhandlung diefes Süjets noch fo etwas Al- bernes, einen. moralifchen Schauder Erregendes ge- fprochen worden fey? Dafs der Rec. von Sittlichkeit auch- nicht den mindeften richtigen Begriff habe, fagt die obige Stelle fchreyend genug. . Wenn Kine‘ alte Leichenfrau oder ein Todtengräber fo urtheilte, fo wäre diefes Urtheil erklärlich, Wenn aber ein Arzt, ein zur Menfchenerhaltung Berufener, wenn ein feyn- follender denkender Mann, ein Recenfent, folchen Unfinn, oder vielmehr folche niedeiträchtige Gedan- ken hervorbringt, o dann Schande über einen folchen Kopf, über das herzlofe Herz! Männer Neutfchlands'! Soll folcher Unfug derRecenfenten , die die allgemeine Meinung beftimmen und leiten follen —u ngeahndet bleiben? Kann .man es folchen fchiefen Köpfen ftark genug lagen, dafs ihnen Menfchenverftand, gelch weige wiffen {chaftliche Vernunft, mangelt, damit fie behutfam werden in ihrer Anonymität, dummdreift zu feyn, und namenlofe Urtheile zu fällen, damit fie nicht auf den ehrwürdigen Namen der Recenfenten Schimpf und Verachtung wälzen? Gerne drückte ich mich noch ftärker aus, um den moralifchen,Schauder anzudeuten, den diefer Recenfent erregen mufs, Er nenne fich! und ich will über obige Stelle mit ihm rechten. ‚Er unterfchreibt fich Nb. WVermutblich foll dies ein merkwürdiges Nota bene bedeuten, wie man nicht secenfiren foll; 9. 9 ————r 38: 3 $. Nurzen der Recenfionen, it . W.!chen Nutzen Recenfionen und kritifche Jour- nale für den Anbsu der Wiffenfchaften, für die Ver; breitung des freyen Prüfungsgeiftes, für Gelehrte ete, haben, habe ich im philofophifchen Journale weiter auseinandergeletzt, und zugleich auf einige Mängel aufmerkfam gemacht, die bey Anzeige philofophifcher Schriften obwalten, Daich die Mängel in Hinficht medieinifcher Schriften nicht kenne, fo kann ich fie nicht nennen, und die Wünfche der Aerzte nicht aus- drücken, Doch Eine dort gemachte Anmerkung mufs ich auch hier wiederholen, ‚Wir bedürfen, fo wie in jedem gemeinen Wefen, eben foauchimLitterarifchen einer litterarifchen Policey. Die Freunde der Wilfenfcbaften machen eine unfichtbare freye Republik aus, und in diefer gelten durchaus keine andere Gefetze, als welche aus der Vernunft felbft entfprin- gen. Freyheit ift hier Zweck und Regel. . Die litterarifche Republik, aus welcher alle Cultur aus- gehet, die in öconomilchen, politifchen, kirchlichen Verhältniffen das Salz der Erde feyn und alles menfchliche Wohlfeyn bewirken foll, mufs daher ihren freyen Gang wandeln, und kann nichtzugeben, durch eine äufsere Macht eingefchränkt zu werden. In diefem litterarifchen Areopag, mufs vielmehr alles wiffenfchaftlich begiündet, von der Vernunft gebil- liget, und mit ihrem Stempel bezeichnet feyn, ‘che in bürgerlichen und kirchlichen Verhältniffen davon Gebrauch gemacht werden kann, Die 382.” — “ Die litterarifche Republik, die geiftige Vormün- derin aller anderen, mufs fich daher dusch ihre eige- nen Geletze der Vernunft fo leiten, dafs fie nirgends und zu keiner Zeit anftöfsig werde. Es fehlet aber zu keiner Zeit an litterarilchen Renomilten, die allent- halben necken, herausfordern und ausfchlagen, in " Anfehung welcher, der gemeinen Sicherheit wegen, eine eigene litterarifche Policey nöthig if. Auch Grundfätze,, die das gelehrte Publicum verwirft, wer- den von WVolksfchriftftellern verbreitet, es fchleicht fich fogar bisweilen in die Wilfenfchaften felbf ein Ton ein, weshalb eine folche Infpection wünfchens- würdig if, ’ Wann nun.der Geift eines Zeitalters in Anfehung feiner Grundfätze fich von der Vernunft, dem ewigen Polarlterne, und von der Erfahrung entfernet, wenn erweislich falfche Grundlätze durch das zeitige An- fehen eines Schriftftellers fich ausbreiten; wenn unter den Gelehrten Seichtigkeit unter den beliebten Titel ‘der Popularität; wenn Pedanterey, Steifheit und Sprachverderbniffe unter dem Titel der Gründlichkeit überhand nehmen; wenn Inurbanität, Ungezogenheit und'Pöbelhaftigkeit fich in den Ton der Behandlung und in der Manier die Vortrags einfchleichen: dann tritt die Cenforpflicht der Recenfenten, als Spre- cher des Publieums, ein, ein freymüthiges Wort zu Sprechen, damit nicht das litterarifche gemeine Wefen zur Verachtung herabfinke, und der übrige Pöbel feine Ungezogenheiten nicht durch die Priefter der Wifen- fehaft für geheiligt halte. i $ 10. STTROSRBEI 383 = $. 10. Ueber den Tonider Recenfionen, Wenn man auf den in Recenfionen herrfchenden Ton Achtung giebt, fo mufs man. geftehen, dafs die ganze Tonleiter aller möglichen Töne durchgegangen wird. Am nmieiften aber fpielen Recenfionen in dur. Der Ton ift die eigenthümliche aus der herr- fchenden Geiftesftimmung eines Autors ent[pringende Manier feines Vortrags, und fteht mit der Stärke oder Schwäche feiner Empfindungen, mit der Lebendigkeit oder Trägheit der Einbildungskraft, mit dem äftheti- fchen Character und Temperamente in der engften Verbindung, Da in Recenfionen das Interefle der Wiffenfchaften , der edelften und würdigften Producte menfchlicher Kräfte, nach Grundfätzen verhandelt wird; da hier gleichfam die Wiffenfchaft felbit zu Ge- zichte fitzt, und über die Gefckenke und Verfuche ibrer Jünger urtheilt, (o kann der Ton, in welchem die Wiffenfchaft durch ihre Vertrauten fprichr, nicht anders als edel und würdig feyn- Ueber den abwlirdigenden Ton, in welchem Recenfenten oft von Autoren Sprechen, und fich anftelien, als wenn fie ein Exercitium corrigirten, ift fchon oben gefprochen worden. Die Jenaifche Allg. Litter. Zeitung-hat fehr viele Mafter wahrer Recenfionen aufgeftellt, deren wiffenfchaftlicher Geift, märnlich ernftet Ton, deren Leffingifche Sprache ein ernfthaftes Studium verdient, Man findet folche Recenfionen in allen Fächern der Wiffenfchaft in ihr, und wo Schütz felbft Spricht, wird wird es fogleich merklich. Sie liefert aber auch Proben einer muthwilligen Critik, des Recenfenten- Dünkels, und des hochfahrenden Tones, :Selbft Re- cenfionen im Iyrifchen Tone findet. man bey ihr. Bey wiffenfchaftlichen Werken kann der Ton nur Würde, die Sprache überall nur Adel und Beflimmtheit ver- rathen. Dielen Ton fordert die Sache, die felbft etwas Ehrwürdiges it; fordert die Achtung, die man jedem freywilligen Theilnehmer an dem Anbau der Wiflen- - fchaften fchuldig it; endlich auch die Idee des Publi_ cums, in deflen Geifte und für welches man fpricht, Recenfionsurtheile machen zwar Anfpruch auf Allgemeingültigkeit; aber fie gebieten nicht, fon-' dern erwarten fie von der-freyen Prüfung und Zufam» menftimmung Anderer. Kein. Recenfent kann daher feine Urtheile als Entfeheidungen in oberfter Infanz, oder als mit Gefetzes- Kraft verfehene Sentenzen an- kündigen. Der vornehme, arrogante Ton ftrei- tet daher gänzlich mit der Natur und den Grundfätzen einer Recenfion. So wenig eine Recenfion kriechen und Furchtfamkeit und Wehmüthigkeit verrathen darf, welches mit ihrer Würde unvereinbar ift; eben fo wenig darf fie ftolzen Sinn und Arroganz ankün- digen. Mit der Würde mufs daher Befcheiden-. beit verbunden feyn. Diele befteht in der Herab- ftimmung feiner Anfprüche auf katholifche Gültigkeit — auf die Möglichkeit dennoch geirret zuhaben, und ein fubjectiv fcheinendes allgemeines Urtheil für ein objectiv allgemeines gehalten zu haben; oder in dem Urtheile; allgemeingültiges Urtheil auszufprechen, } fey — 385 fey zwar die Maxime des Rec. gewefen, darum fey aber noch nicht ausgemacht, ob: die intendirte Allge- meingültigkeit auch in der That das Wefen der Re- cenfion fjey. Diefe Reflexion führet nothwendig; zur Mälsigung feiner Anfprüche, oder zur Befcheidenbeit, welche aus den obigen Grundfätzen ($. 6.7.) folget und daraus deduciret worden if. Da nun überdiefes das Object der Arzneygelehrfamkeit nicht derjenigen Beftimmtheit fähig ift, als Mathematik und reine Phi- lofophie, fo folget von felbft, dafs der richterlich. ge- bietende Ton medieinifchen Recenfionen nicht wohl anftehe, Da nun Anticritiker eben den Zweck haben, wel- ehem Recenfionen nachftreben, nämlich die Wahrheit _wiffenfehaftlich auszumitteln, fo folgt, dafs auch der Ton der erfteren weder kriechend und kleinmüthig,, ünd wie um Gnade flehend, noch grob und trotzig feyn dürfe. Oft heifst es freylich: intra peccatur et extra, 1 Recen- 386 t re Recenfionen. Gysi Vrolik Differtatio medico- bo. tänica, fitens Obfervationes de Defolia- tione Vegetabilium, nec non de viribus plantarum, ex ptincipiis botanicis diju- dieandis, Lugduni Batavorum 1796..8 Der gelehrte Herr Verfaffer diefer Streit - Schrift entfchuldiget ihre Unvollkommenheit damit, dafs er genöthiget gewelen fey, fie in fehr kurzer Zeit anzu- fertigen. Wir werden ihn gern entfchuldigen, wenn wir unfere Dispüten, die feftinante calamo entworfen find, mit dem Gehalt der Seinigen vergleichen, Die Naturforfcher haben fich theils überhaupt um die Urfache der jährlichen Entblätterung der Pflanzen wenig bekümmeıt, theils bey den Unterfuchungen diefes Gegenftandes nicht genug auf die Lebenskraft in der vegetabilifchen Oekonomie Rückficht genom- men. Dü Hamel hat zwey Erklärungsarten diefes Phänomens angegeben. Der Theil des Blatiftiels, fagt €r, der fich mit den Aeften des Baums verbindet, hat vielleicht weniger Stärke als dieandern Theile, und wird daherleichter von der Kälte des Herbftes verletzt. Allein die zarten Blätter, die erft im anfangenden Herbft entftanden find, widerftehn dem Abfallen am ° längften, und die Bäume in den Treibhäufern entblät- tern fich eben fowohl als die Bäume im Freyen. Seine zweyteErklärungsart iftdie, dafs die Blätter im Herbfte mehrere Säfte ausdünften, als fie durch die Wurzeln be, — 387 bekommen, daher austrocknen, ihre Stiele keine glei- che Ausdehnung mit dem Aft mehr halten können, und fich deswegen abırennen. Allein die Blätter dün- ften zur Zeit, wo fie dem Abfallen nahe find, äm we- nigiten aus, (Hales) und die faftreichen Blätter fallen fo gutalsdieausgetrocknetenab. Muftel (Trait& theo- retique et pratique de Ja Vegetation) ift der entgegen- gefetzten Meinung, und glaubt, dafs die Blätter im Herbft weniger ausdünften, die von Säften firotzen- den Gefäfse daher zerreiffen und die Trennung des Stiels von dem Baume bewirken. Allein alle diefe Erklärungsarten find zu mechanifch; unfer Verfaffer Schlägt daher folgende_vor, ei 1. Das Leben der Blätter hat zwar Verbindung mit dem Leben des Baums, aber es ift doch auch ein ihnen eigenthümliches Leben, 'und durchläuft feine eignen Perioden für fich. Zur Zeit der Entblätterung haben die Blätter ausgelebt und fterben, wenn das Leben des Baums noch fortdauert, Diefer ihr Tod ift die nächfie Urfache der Entblätterung. 2. Die todten Blätter werden nach eben dem Ge- fetze von den Aelten getrennt, nach welchem im gan- zen organifchen Naturreiche todte Theile von den lebendigen fich trennen, nemlich durch die Einfau- gung der letzten lebendigen Fläche, Diele Erklärung erläutert der Verfafler auf folgende Art. Das Leben organifcher Körper verhält fich ver- Schieden, je nachdem fie ihrem Urfprunge oder ihrem Ende nahe find. Daszwifchen dielen Puncten liegenden Leben kann man zwar nur fubjectiv, doch mit Nutzen, in in mehrere Perioden abtheilen. Allein nichtalle Theile des Individuums därchlaufen die Periöden ihres Le: - bens in gleichen Zeiträumen. Einige Theile wachfen fehneller, und nehmen fehneller ab, als die andern, Das körperliche Leben ift nicht etwas von dem Körper verfchiedenes, nicht etwas in ihn hineingetrichtertes, fondern das nothwendige Refultat feiner gefammterfl Organifation, und dasLeben desIndividuums, der zu: faınmengefetzte Effect des Lebens aller, felbft feiner kleinften Organe. Jede organifche Partikel lebt für fich und durch fich, und durchläuft für fich feine ihm eigenthümlichen Lebensperioden, Der Embryo hat Theile, die fchnell wachfen, abnehmen und den Tod. ‚vor Alter fterben‘, wenn gleich die übrige Mafchine deffelben fich er in dem erften Zeitraum feines Da- feyns befindet. Wenn die Jungen der meiften Fifche (Silarus, Squalus) aus dem Ey auskriechen, fo hängt die Placente feft an ihrem Unterleibe an, hat etwan die Mitte ihres Lebensalters erreicht, und wenn der jung® Fifch ins Alter der Kindheit hinaufrückt, fo hat fie fchon das Greifenälter erreicht und flirbt bald ganz ab. Ilre Lebensbahn ift zu Ende, wenn der Fifch die zweite Periode deflelben, die Kindheit, noch nicht. geendiget hat. | Die Jungen der Fröfche und Suemanider haben, wenn fie aus dem Ey ausktiechen, Organe an der Seite des Kopfs, die ihnen zur Refpiration dienen und den Kiemen der Fifche gleichen. Diefe Organe werden bald hart und fterben (chon ab, wenn der übrige Köt- ‚per des Thiers noch nicht zu feiner Vollkommeniheit ge: FR 389 gelangt ift. Eben\dies Verhältnifs hat das Leben der Bruftdrüfe bey den Säugethieren zu dein Leben ihrer übrigen Theile: ' Die Hörner der Hitfche durchlaufen ihre Lebens- bahn in einem Jahre, die übrigen Theile defelben haben dazu viele J.hre nöthig: Bey den Pflanzen finden wir noch häufigere und dentlichere Beyfpiele diefer Art. Das Maık des Bau- mes if.fchon abgelebi, ivenn noch die übrigen Theile deflelben in ihrem vollen Wachsthum find, Die dem Mark am nächften liegenden Holzringe find fchon itarr und zum Forttrieb der eingefognen Sätte fat un- brauchbar, wenn die äufseren Ringe fich erft in der Blüthe ihres Alters befinden: Die Säamenblätter find fchon ausgewachfen,, wenn fich der Keim der Pflanze erft entwickelt, und weiken init allen Zeichen des Greifenalters wieder dahin, wenn die Pflanze kaum in die Periode des kindlichen Alters eingetreten ift: Auch die Blüthen haben ihre eignen Lebensperio- den; die fie in einer kurzen Zeit vollenden. Ihre Lebensperioden fiehm mit den Lebensperioden der Pflanze, der fieangehängt find, in gar keinem Verhält- nifs. Pfropft man auf eitien Baum einen Zweig eines ändern Baus von aändeter Art; fo leben fie zwat beide initeinandergemeinlchaftlich, allein jeder Theil hat feinie eigene Lebensperioden. Zuweilen vollendet der Zweig ‚die feinigen früher, zuweilen lanigfamer äls der Baum; allein nie beftimmt der letzte die Lebenslänge des er. ten. So haben auch die Blätter ihr eignes Leben und Arch. f, d, Phyiöl, II, Bd, H, Heft; Ge ihre 399 ihre eignen Lebensperioden, die fie in einem Jahre, | ja gar in wenigen Monathen vollenden, wenn gleich der Baum dazu ein Jahrhundert und noch länger nöthig hat. al) Die Function der Blätter befteht darin, ‘dafs fie Feuchtigkeiten, die mit ihnen in elafifcher odertropF- barer Geftalt in Berührung kommen, einfaugen, die- felben zur Nahrung für andere Theile zubereiten, bey | Tage Sauerfloffgas und bey Nacht Kohlenfaures - Gas abfondern und ausfondern. In ihrer Jugend ’ift diefe Einfaugung und Ausdünftung am ftärkften ‚ im Herbft, wo fie alt werden, fehr gering (Hales, Bonnet). Nach Guettard verhält fich ihre Ausdünftung im | October zu der im Auguft wie 22 zu 9, Ebenfo ver- hält es fich mit der Erzeugung des Sauerftoffgas, Bey der bevorflehenden Entblätterung hören alle diefe Functionen auf: und dies rührt nicht etwa von der Kälte des Herbftes-her; denn fie verlieren auch in} den Treibhäufern ihre Blätter. Ebenfo verhält es fich “auch mit den übrigen Gefchäfften der Blätter. Pflanzen, | die durch Drüfen , an den Blättern und Blattftielen, ei- | nen Saft abfondern (Erythrina corrallodendron, Urena finuata), thun dies im Frühjahr am ftärkften, und wer- den gegen die Zeit der Entblätterung trocken. _ Die milchenden Pflanzen, z.B. einige Arten der Euphorbia, Morus nigra, geben diefe Milch in ihrer Jugend am häufigften. Eben diefe Bewandtnifs hat es. Ai der Reizbarkeit der Blätter. Das Licht ift ihr vorzüglichiter Reiz, der] ilre Gefchäffte belebt, und würkt im Frühling’am! ftärk- | "39% ftärkften auf fie, zur Zeit der Entblätterung gar nicht “ mehr. Durch den Reiz des Lichts nehmen fie ihre natrliche Stellung wieder an, wenn man fie aus-der- felben gebracht‘ hat ( Bonnet ), und zwar in ihrer Jugend am fehnellften, im Alter träger und zuletzt gar nicht mehr. Die Pflanzen, deren Blätter fich bey Nacht zufammenzicehn (z.B. die pl. papillionaceae), oder die es durch einen äufsern Reiz thun ( Dioneamufeip.,, Dorfera longif., rotundif., Mimofa fenfit., pudica), find zu diefem Gefchäfft im Frühjahr am fähigften, im - Sommer werden fie fchon träger, und im Herbft würkt kein Reiz mehr auf fie. So verhält es fich auch mit widernatürlichen Reizen, dem Bifs und Stich der In- fecten, die, in der Jugend desBlatts, Gefchwüre und grolse Gefchwülfte,.erregen, in.der Folge aber, je älter das Blatt und je flumpfer die Reizba’keit deffelben mit dem Alter wird, immer weniger diele Verände- rungen hervorbringen können. Ueberall gilt in der organifchen Natur das Gefetz, das in der Jugend der Körper faftreich , feine Falern gefchmeidig, reizbar, die Bewegung der Säfte rafch, die Abfonderungen ftark find ; mit dem Alterwirdalles ftarrund fteif, die Reizbarkeit nimmtab, die Abfonderungen vertrocknen, und die Säfte bewegen fich langfam. Diefe Folge von Veränderungen finden wir auch in dem Lebensiauf der Blätter. Die Bäume werden alfo entblättert, weil ihre Blätter aın Marasmus fenilis geftorben find. Mit diefer Angabe der Urlache der Entblätterung fimmen alle Phäno- mene zulammen, die wir bey derlelben beobachten ; nemlich Rum: Cea r)) nr REN 92 BR : ı) Die perennirenden Pflanzen verlies tennichtin einerley Zeitraum und nicht zu gleicher Zeit ihre Blätter. Einige Pflan- zen behalten ihre Blätter wenige Monate, find hernach ohne Laub, bekommen es aber Zuweilen im Sommer wieder; andere bekommen es am Ende des Frühlings, und verlieren es im Anfang oder in der Mitte des, Herbftes; andere behalten bis zum Anfange des Win- ters ihre Blätter; andere behalten diefelben nicht etwan. ein und das- andere, fondern mehrere Jahre. Der: Grund davon liegt in der: verfchiedenen Lebenslänge derfelben. Die fchnell abfallenden Blätter transfpiriven ftärker, hauchen mehr Sauerftoff atıs, als die plantae fempervirentes, die langfamer würken, und daher länger leben. Pflanzen, die im Anfange des Win- ters nicht alle, fondern nur einige Blätter und diefe nicht zu einerley Zeit verlieren, werden plantae fempervirentes genannt, z. B..einige Arten des Pinus, Juniperus. 2) Einige Pflanzen find der Entblät- terung nicht unterworfen, dieplantae femper- Virentes,_ viele perennes und faft alle annuae. Bey den annuis durchlaufen Blätter, Äefte, Stämme und Wurzeln in einerley Zeit ihre Lebensbshn ; das ganze Individuum flirbt zufammen; es findet alfo keine Entblätterung flatt. Bey den petennirenden Pflanzen, die man Halbfttäuche nennt, vollenden Blätter, Aefte und Stämme in einerley Zeit ihre Lebenszeit, blos die Wurzeln fterben nicht mit. 3) Die Pflanzen, welche zufammenge- fetzte Blätter haben, laffen das Haupt- blatt fallen, wenn vorher die kleinen Blätter fchon abgefallen, oder dem Ab. fallen nahe find. Die Lebenskraft der kleinen Blätter ift (chon erfchöpft, wenn fie noch in dem Hauptblattftiel ftatt hat, das zuflammengefetzte Blatt wird alfo erft in feine Theile zerlegt, ehe es ganz zu Grunde geht. ° 4) Wird ein Reis eines immergrünen Baums auf einen Baum gepfropft, der feine Blätter fallen läfst (die Lorbeerkir- fche auf die Kirfche), fo behält das ge- pfropfte Reis feine Blätter, wenn der Baum,derihm Herberge giebt, [feine fal- len läfst, Jeder Theil diefes Individuums lebt nach feiner eignen Lebensweife, die durch die Ver- einigung nicht geftört wird. 5) Die Blätter verändernnahe'yor dem Abfallen ihre Farbe, werden meifens gelb. Die Farbe if ein Zeichen der Befchaffenheit . Ährer Structur; die grüne Farbe, die in dem Paren- chym des Blattes ihren Sitz hat, ift Würkung des Vigeurs der Organifstion; die Farbe verändert fich, weil die innere Organifation verletzt if, dies zieht den Tod und der. Tod das Abfallen des Blattes nach Sich: '6) Ift die Hitze im Sommer fehr grofs, oder fälltein fchädlicher Nebel, (o fallen die Blätter vor der Zeit ab, Eben dies ge u fchieht, fehieht, wenn fie durch zufällige Urfahen' getödtet werden. Kallen die Blätter von, einer ftarken Hitze ab, fo wachfen oft neue wieder, und diefe ftehn fpäter im Herbf fort, ‚alses gewöhnlich zu gefchehen pflegt, weil fie fpäter zu leben angefangen haben. „ 7) RrankeBlätter fallen fehneller ab als gefunde. Alle Krankheiten ohne Ausnahme bewürken dies; fie find Zugaben zu den nothwendi- gen inneren und äufseren Todesurfachen, und be- fchleunigen daher das natürliche Lebensende, Daher fallen auch die bunten Blätter eher, als die grünen» Die bunte Farbe ift nemlich Krankheit, die.vom Bo- den, der Nahrung und Cultur herrührt, und oft erblich ift. Aus eben der Uriache laffen Bäume, die zu feucht oder zu trocken ftehn, ihre Blätter früher fallen. i 8) Der Froft befchleunigtdie Entblät- terung; er befchleunigt den Tod des Alters. Zwar erhöht ein mäfsiger Grad der Kälte die Thätigkeit der Lebenskraft, und erquickt die Pflanze, die von der Hitze matt geworden ift. Allein es giebt hier ein Maximum, dafsmit der Art der Pflanze im Verhältnifs fteht, welches, wenn es ‚von der Kälte überfchritten wird, die Lebenskraft zerflört. Eben dies Gefetz gilt auch im Thierreich. Die Pflanzen widerftehn, wie die Thiere, bis auf einen gewiflen Grad der Kälte und Hitze. Die Flüffigkeit in den Lymphgefäfsen der Bäume, die an fich gefrierbar it, gefriert im Winter nicht. Ihr Gefrieren würde die Gefäfse zerfprengen. ' In der Treibhäufern kann die Hitze fo ftark’feyn, dafs die v 2 395 die blofsen Flüffigkeiten fich fchnell in Dunft ver- wandeln; allein das Vermögen der Lebenskraft, die Hitze zu mäfsigen, macht es, dafs dies in den darin aufbewahrten Pflanzen nicht gefchieht. If die Hitze im Treibhaufe 36 bis 90° Fahr., und man fteckt die Kugel des Thermometers in die Subftanz eines faftreichen} Blatts (des Mefembryanthemums, der Aloe, der Agave, die immer in einer folchen Hitze leben) , fo fällt das Queckfilber augenblicklich, und fteigt wieder, wenn man das Thermometer wieder herausnimmt. Einige Blätter widerftehn der Winter« kälte, nicht weil fie harzigte Säfte enthalten, fondern weil fie mehr Lebenskraft haben, Die Blätter des Ilex aquifolium und der Primula veris erfrieren nicht leicht; allein wenn man fie zu Mufs Röfst, wodurch ihre Lebenskraft verlohren geht, fo gefriert diefer Teig, und doch enthalten die Blätter der Primeln kein Harz. Die Kälte befchleunigt das natürliche Lebensziel der Pflanzen. Daher verlieren einige Arten des Ahornsund das Liguftrum vulgare ihre Blätter in einem harten Win- ter, behalten fie, wennergelindeift. Die Winterkälte ift um defto fchädlicher, wenn vieler Regen im Herbft vorausgegangen ift. Der Regen vermindert nach Guettard die Tranfpiration, alfo auch die Urfache derfelben, die Lebenskraft; und eine gefchwächte Lebenskraft wird durch die Winterkälte fchnellcr zerftört. 9) Die Bäumean der Nordfeite eines Waldes verlieren ihre Blätter Später, als die 396 \ = die übrigen, Ihre Thätigkeit ift nicht fo ‚ange- ftrengt gewelen,, fielebten langfamer,, daherdänger. Nachdem der Herr Verf, es ‚hinlänglich ‚erwiefen ‚zu haben glaubt, dafs der Tod der Blätter die Urfache der Entblätterung fey: fo fügt er nun noch einiges über die Art hinzu, wie dies gefchieht, Eine mechanifche Kraft bewürkt die Trennung im Geringften nicht, auch die Fäulnifs nicht, Die Tren- nung gefchieht augenblicklich nach dem Tode, auch bey Blättern, die ihrer Natur nach der Fäulnifg wider- ftehn,, zu einer Jahrszeit, die der Fäulnifs nicht gün- ftig ift, und fie wird befchleunigt durch alle Dinge, die der Fäulnifs widerftehn, N $ Die Trennung der todten, Blätter wird durch eine Action des lebendigen Baums bewürkt, Wenn der Baum, deffen Blätter geftorben find, auch todtift, fo findet keine Entblätterung ftatt. Stirbt der Baum zuerft, | und nachher die Blätter, fo fallen letztere nicht ab. Auch gefchieht dies. nicht, wenn Stamm und Blätter, | wegen des innern Mechanifmus, wie bey den plantis annuis, oder wegen eineräufsern Urfache, zu gleicher Zeit fterben. Hat der Blitz einen Baum getroffen, und das Lebensprineip überall in einem Augenblick zerftört: fo fallen die Biätter nicht ab, } Im allgemeinen ift die Verbindung des Blatts mit dem Aft folgende. Von dem auswendigften Ring des . Holzes des Aftes fondern fich fünf, fieben und mehrere Büichel von Holzfafern ab, die nach der Art der Pflanze eine verfchiedene Geftalt haben, Diefe Fafern dringen queer durch die Rinde, werden bey ihrem Durchgang vom or Parenchym der Rinde und ihren Gefälsen umhüllt, gehn ununterbrochen in den Blattftiel über, und die Epidermis überzieht diefen Ort vonaufsen. Zwifchen dem Blatt und diefen Organen ift allo eine würkliche - Continuitär vorhanden, welches man im Sommer durch dänglichte Einfchnitte in den Blattftiel und den Aft, und durch Maceration genau fehen kann. Nachdem = Aitelkemeitich die Oberhaut und das Parenchym zer- ftört hat: fo bleiben die vom Aft zum Blatte fortge- fetzten Holzfafern übrig. Diefe Verbindung wird nun bey der Entblätterung auf folgende Art getrennt. Zuweilen entfteht an dem Ort, wo nachher die Trennung erfolgt, eine fehmale, gefärbte, meiftens dunkel gefärbte Linie, die den ganzen Stielumgiebt. Hierauf wird auch die Cortical. Subftanz getrennt, und. das Blatt hängt blos noch durch die Holzfafern mit dem Aft zufammen. Zu- weilen ift bey ftarken Blättern ( der Aralia fPinofa, Aefchylus Hippocaflaneus und Payia)diefe Trennung der Oberhaut und der Rinde fo fterk, dafs man ein Pferde- haar hineinlegen kann. Bald darauf erfolgt nun auch die Trennung der Holzfafern dadurch, dafs ein Zwi- fehenblättchen zwifchen Blattftiel und Att weggenom- men wird. . Die getrennte Fläche fieht glatt aus, blos die Stellen, wo die Holafafern Aurchlaufen erfcheinen etwas mehr versieft, Eben fo verhält vsfich im Thier- reich; ıft ein Theil tbdt, fo wird ein Biättchen zwi- fchen demfelben und dem lebendigen eingefogen, doch fo, dafs das eingelogene Blättchen von dem lebendigen und nicht von dem todten genommen wird. Die Hoiz- Holzfafern werden zuletzt eingefogen; fie enthalten die Stämme der Gefäfse, durch welche die Einfaugung bewürkt wird. Bey einigen Buchen und Eichen erfolgt die Entblätterung erft im Frühjahr, und zwar alsdenn auf eben die Art, durch Einfaugung, die durch eine frühe Trägheit der Gefälse der Aefte im Herbft nicht erfolgen konnte. Den zweyten Theil diefer Streit- Schrift, der von den Kräften der Pflanzen handelt, infofern fie nach botanifchen Grundfätzen beurtheilt werden können, übergehtRec. , weiler nicht phyfiologifch ift. Schliefs- lich kann er den Wunfch nicht bergen, dafs es dem Herrn. Verf. gefallen möchte, uns mit einer fyftemati- Ichen Phyfiologie der Pflanzen zu befchenken ‚die, mit den neueflen zerftreuten Entdeckungen bereichert, dem Arzte in der Naturlehre des Thierreichs manchen angenehmen Auffchlufs gewähren würde. Reil. Partium externarum oculi humani, imprimis organorum lacrymalium defcri- ptio anatomica, Iconibus (Tab, V.) illu- ftrata, auctore J. Ch. Rofenmüllero, Phil, Med. et Chir. Doctore et in Theatro ana tomico Lipfienfi Profectore, Lipfiae 1797. 4 ' Noch bis jetzt fehlte es uns an einer genauen Befchreibung und Abbildung der Thränenwerkzeuge und ihrer, Wege. ‚Der Herr ‚Verf, hat durch gegen- ‚wärtige PZ u ——— ET 399 wärtige gelehrte Schrift diele Lücke ausgefüllt, und dadurch nicht allein den Zergliederern , fondern auch den Aeızten und Wundärzten einen wefentlichen Dienft erwiefen., Er hat felbft die Structur aller Theile, bekannt mit den Arbeiten feiner Vorgänger, mit der gröfsten Sorgfalt, nicht blos mit dem Meffer allein, fondern auch durchs Kochen, Maceriren und durch die Anwendung verfchiedener Auflöfsungsmittel zu er- gründen gelucht, fie deutlich und genau befchrieben, und fchöne und getreue Abbildungen derfelben ge- liefert. Nach einer vorläufigen Bücheranzeige handelt der Herr Verf. in zwölf befondern Abfchnitten von den Knochen der Augenhöle, ihrer Verbindung mit der Nafe, von der Beinhaut derfelben, den Augenliedern undihrer Structur, vonder Thränendrüfe , dem Nafen- canal, den Mufkeln, Gefälsen und Nerven des Auges, und endlich von den Gefchäfften aller diefer zum Auge gehörigen Theile. Da die Schrift an fich keines Auszugs fähig ift, fo willich nur einige Bemerkungen des‘ Herrn Verf. zur Probe anführen. Am oberen Augenliede fteht der äufsere Rand deffelben fchärfer und ftärker als der in- nere hervor. Am untern Augenliede liegt hingegen der äufsere Rand tiefer als der innere, fo dafs die Augenlieder vollkommen auf einander fchliefsen, und Ferrein’s Canal zwifchen den gefchlofenen Augen- -liedern in der Natur nicht ftattfindet. Auf der inneren Wand der Aıgenlieder farid er keine Drüfen in der Conjunctiva die Janin dafelbfl gefunden haben will. Die Meibom..Ihen inieftinula beftehn aus I ollikeln, die in i 4990 N — in drey Ordnungen nebeneinanderfichtbarfind. Diefe Follikeln der einzelnen Linien haben unter einander Verbindung, an einer jeden Linie geht ein Blutgefäfs fort, das an jeden Follikel ein zartes Aeftchen abgiebt, Den Canal, den Morgagni bey Menfchen und Ochfen in der Mitte der Linie fand, und in welchen fich die Follikeln der Reihe nach öffnen follen, fahe der Verf nicht, ob er gleich der Meinung ift, dafs er dafeyn müffe. Die Caruncula lacrym. ift kein blos drüfigter Körper, fondern befteht, wie der Tarfus, aus einer knorplichten und durchfichtigen Subftanz, wel- ches man fehen kann, wenn man fie gegen die Sonne hält. Sieiftmiteiner Haut bedeckt, in welcher zwölf bis fünfzehn Oeffnungen find; in jeder Oefinung fteht ein feines Haar, unter diefer Haut liegen Fettdrüfen, wie beym Tarfas, deren Ausführungsgänge fich in die genannten Oeffnungenendigen. Man kann fie alseinen Theil des Tarfus mit feinen Meibomfchen Drüfen be- 'trächten, der im inneren Winkel des Auges die Stelle des Tarfus vertritt, wo, wegen der Lage der Thränen- canäle in den Augenliedern, diefe Anftalt nicht möglich war. Eine genaue Befchreibung der oberen und unteren (glandulae congregataeMonroi) Thra- nendrüfe hat uns der Herr Verf. $, 35. gegeben, Den Thränenpuncten fcheint das Vermögen zu fehlen‘, fich zu erweitern und fich zu verengern. Reil, Archiv für die Phyfiologie, Se ? Dit 1. en, BB; an des Drittes Heft, nn \ Beytrag zur Gefchichte der Zähne von D. Carl Asmund Rudolphi. D. kleinen Entdeckungen haben esmit den grofsen häufig gemein, dafs fie durch einen Zufall gemacht werden ; etwas, dasweder dem Entdecker noch derEny deckung zur Laft fallen kann, Ein nachtheiligeres Licht aber wirft'es auf den Entdecker, wenn er von feiner Entdeckung eingenommen ift, da er fi® doch nur ei- nem Zufall verdankt, und fie alfo einem jeden andern Menfchen anheimfallen konnte, Noch übler aber ib. es, wenn er zu vorfchnell feinen Fund bek-nntmacht, wenn er das, was ihm der Zufall fchenkte, nicht ver- edelt, die Entdeckung nicht von mehreren Seiten prüft, mit andern vetgleicht, und Refultate daraus eht; wodurch die Wiflenfchaft würklich gewinnt. eder Phyfiologe kann freylich nicht einSpallanzani yn, aber jeder follte es wünfchen, HN ‚Arch, fy d» Phyfiol, III Bd, I, Hfu DA Ich # 409 2 fr m Ich liefere hier einen kleinen Beytrag zur Anato» mie; fo wenig er auch enthält, wird er doch vielleicht nicht ganz unwillkommen feyn, da es die Gefchichte der Zähne betrifft, von welcher manche geglaubt haben und glauben, dafs fie keines weitern Zuwachfes fähig wäre. Dies hat fchon ‚mein Freund Florman wi- derlegt *), und hoffentlich werden wir auch in der Folge noch immer mehr vom Gegentheil überzeugt werden. Um meinen Zuhörern die Befchaffenheit der Kno- chen zu zeigen, welche man vermittelft einer Säure ihres erdigen Theils beraubt hat, legte ich vorandert- - halb Jahren, nebft mehreren anderen Knochen, auch den» Unterkiefer eines Kindes, an demalle zehn Milch- zähne vollkommen ausgebrochen waren, in verdünnte Salpeterfäure. Wie grofs war aber nicht mein Erftau- nen, als ich fand, dafs, nachdem der Schmelz völlig aufgelöfet war, die Krone eines jeden Zahns nicht mehr aus Einem Stück beftand. Ich bemerkte fol- gendes, Von den vier Schneidezähnen war ein jeder von vorne nach hinten bis auf die Wurzel in dıey Stücke gefpalten,, wovon das mittlere das gröfsefte, nach oben zu breiter auslaufend, alfo meifselförmig geftaltet, und an den Seiten offen war, fo dafs die Höhle „welche im Bl, Zahn . *) Obi. inhodiernam dedentibus praecipue hominum doctri- nam, prael. Arvido Henı: Florman, Med. Doct, et Profecr. re[p S,H, Bring,Lundae 1793. 4to Unterandern hat ser auch gefunden, dafs das Schwein , fo gut wie andere ‚ ‚Thiere. die er unterfuchthat ‚. die Zähne wechlelt, wovon der berühmte Blumenbach (£ deilen Knochenlehre 5, 255.) das Gegentheil behauptete. Me — 403 Zahn befindlich ift, hauptfächiich durch diefes Stück gebildet wird. Die beiden Seitenflücke waren viel fchmaler, und liefen nach oben zu fpitz aus, doch waren fie nicht fo hoch wie das mittlere. Sie fchlie- {sen in den Seiten die Höhle deffelben zu. } Die beiden Eckzähne waren von vorne nach hin- ten bis auf die Wurzel in zwey gleiche Hälften gefpal- ten, fo dafs jede von ihnen gleich viel zur Bildung der Höhle im Zahn beytrug. ‘ Die Krone des erften Backenzahns (bicufpis) auf jeder Seite war in die Queere gefpalten (nicht von vorne nach hinten, wie bey den vorigen Zähnen), hier gab es allo ein vorderes und ein hinteres Stück. Das Hinterftück des rechten erften Backenzahns war durch eine Spalte der Länge nach (von vorne nach hinten ) wieder in zwey Theile gefpalten, So dafs alfo die Krone des linken Zahns aas zwey, die des rechten aus drey Stücken beftand. Der zweyte Backenzahn (bicufpis) aufjeder Seite, warauch wie der erfte durch eine Queerfpalte getheilt, die Queerftücke waren aber wieder auf der einen Seite einfach, auf der andern doppelt gefpalten, fo dafs die Krone aus vier bis fechs Stücken beftand. Die Wurzeln von allen diefen Zähnen waren 'gar nicht gefpalten. Die Rudimente der bleibenden Zähne waren zu wenig von der Säure angegriffen , als. dafs ich über ihren Bau hätte urtheilen können, der Schmelz lag noch wie ein fefter Kalch auf ihnen. Nur die Spitze der Schneidezähne erfchien flark gekerbt, fo dafs ich gleichfalls drey Stücke vernmuthen konnte. Dd2 Ich % a! | * a4 | Ich legte alfo die rechte Hälfte eines Oberkiefers in Salpeterfäure, dem der dritte und vierte Backenzahn fchon ausgebrochen war, und deffen - lockerfitzende ' Milchzähne ausfielen. Nach fechs Wochen, wie der Oberkiefer ganz erweicht war, unterfuchte ich.die Rudimente der bleibenden Zähne, denen noch die Wurzeln fehlten, und fand folgendes. % Der eıfte Schneidezahn war durchaus von vorne nach hinten in drey Stücke gefpalten, wovon das mitt- lere das breitefte und nach oben zu meifselförmig ge- ftaltet war. Die Seitenftücke waren nach oben zu fpitz, auf der hintern Fläche des Zahns aber machten fie nach unten zu den gröfsten Theil des Zahns aus da das Mittelftück fich hinten nur bis auf die Hälfte des Zahns erfireckte. Die eigentliche Höhle des Zahns war im Mittelftück. - Der zweyte Schneidezahn war von vorne nach hinten ganz und gar in zwey gleich grofse Stücke gefpalten. Der Eckzalın beftand ebenfalls und auf eben die Art aus zwey gleichgrofsen Stücken. N Die beiden erften Backenzähne (bicufpides) waren fich ganz gleich. Jeder beftand aus einem grofsen (5) und einem kleinen (z) Stück. Die eine ganze Spitze und die Hälfte der andern machte nämlich das eine Stück aus, und das andre Stück beftand nur aus der Hälfte der andern Spitze des Zahns. Alle .diefe fünf Zähne zerfielen von felbft, in ihre Stücke, fo wie ich fie aus dem Kiefer nahm, welches auch nicht anders feyn konnte, da die Stücke durch ” keine » — NEN 7405 keine Wurzeln (und auch nicht durch den Schmelz } zufammengehalten wurden. Der dritte und vierte Backenzahn, die fchon aus- gebrochen waren, hatten eine in fünf Stücke getheilte Krone. Ich legte hierauf mehrere einzelne Milchzähne und Zähne von Erwachfenen in die gehannte Säure, Die Krone der Schneidezähne fowohl von Erwach- fenen als von Kindern fand ich, zwey Ausnahmen ab- gerechnet, allemal aus drey Stücken zufammenge- fetzt, fo wie ich fie oben angegeben habe. In dem einen ausgenommenen Fall beftand der Schneidezahn «(eines Erwachfenen) nur aus zwey Stücken; und in dem andern war ein Milchfchneidezahn durchaus ungetheilt. Irren konnte ich mich hierin nicht, der Schmelz war ganz nufgelöfet, und derZahn weich ge- worden, wobey fonft die Spalten gleich offen ftelıen, auch mit der Lupe war nichts einer Spaite ähnliches zu finden. Zum Ueberflufs durchfchnitt ich den Zahn noch von der Seite (die Spalten gehen, wie oben ge- dagt it, bey diefer Art Zähnen von vorne nach hin- ten), aber es war keine Spalte zu finden, 4 Die Eckzähne fowohl von Erwachfenen als Kin- dern immer gleich, aus zwey Hälften beftehend. Die Krone der zweyfpitzigen Zähne (bicufpides) fand ich bald aus einem gröfsern und einem kleinern (wie ich oben beym Oberkiefer von den Rudimenten der bleibenden Zähne angeführt habe), bald aus drey Stücken beftehend, wie ich bey den Milchzähnen aus dem Unterkiefer angab, Die bleibenden zweyfpitzi- gen 406 — gen Zähne fcheinen mir öfters aus einem Stücke we- niger zu beftehen, als eben diefe zweyfpitzigen Milch- zähne. Der Grund läfst fich leicht finden, die bleiben- den bicuf,,ides haben gewöhnlich eine Wurzel weniger, allo einen minder zulammengefetzten Bau. Die Krone der eigentlichen oder hintern Backen- zähne, fie mögen noch nicht völlig ausgebildet oder ganz ausgewachfen feyn, befteht aus vier, fünf oder Sechs Stücken, die mehrentheils alle in der Mitte der Oberfläche der Krone zufammenftofsen, Ich war nun auch neugierig zu wiffen, welche Befchaffenheit die hintern Zähne bey den Thieren aus der Ordnung Ferae bey Linn., die Retzius *) fehr paflend ferini nennt, haben möchten, und um leichter zum Ziel zu kommen, nahm ich von einem kleinern Thier, dem Marder, den rechten Unterkiefer, In ein paar Wochen waren alle Kronen ‚gelpalten. Der Eckzahn war bis auf dieWurzel von vorne nach hinten in zwey gleiche Theile gefpalten, Die erfien drey koni(chen und einfachen Hinterzähne (ferini fpurii) waren auch in zwey Stücke getheilt, der erfte von diefen in eben der Richtung wie der Eckzahn, dıF zweyte und dritte in entgegengeletzter, oder in die Queere. Die Krone des vierten Backenzahns (ferinus, verus) auch in die Queere getheilt, die Querflücke aber wieder doppelt getheilt, fo dafs diefe Krone aus Sechs Stücken beftand. Eben j *) Animadverfiones in claffem mammalium Linneanam, refp, Jacob Sönnerberg. Lund, 1796. gro. Der verdienft- volle Verf, unterfcheidet auch noch ferini veri und fpurii, [. p. 10. Eben fo neugierig war ich auf die Vorderzähne .der Nagethiere, deren Wurzeln fich fo weit in den Kiefer erftrecken. Ich wählte die Vorderzähne eines Eichhörnchens zum Verfuch, habe aber, nachdem die Säure acht Wochen lang darauf gewürkt hatte, durch- ' aus nichts von Spalten gefunden. Vielleicht‘ waren fie auch hier überflüfig. Die vordere Hälfte diefer Zähne ift durchaus ohne Höhle und ganz folide, nur der hintere Theil des Zahns (die Wurzel) ift hohl. Es findet fich alfo, welches merkwürdig ift, in diefen Zähnen vorne nichts von einer Höhle, und ein andrer Bau, als bey den mehrften Zähnen; desfalls können fie auch wol zuweilen widernatürlich lang "werden, oder wie man gewöhnlich fagt, auswachfen. Wenn ich nicht irre, erzählte mir der Herr Präfident von Schreber, -bey meiner Durchreife, in Erlangen, dafs ein graues amerikanilches Eichhörnchen (Seiurus cinereus L. ) bey ihm eben die Rranikheit der Vorder- zähne gehabt hätte. - Ich habe noch nicht Mufse ge- habt, die Vorderzähne von andern Nagethieren'weiter zu unterfuchen. Aus obigem folgt alfo, dafs die Zähne 'des''Men- fchen nicht aus Einem Punct verknöchert werden, Die Schneidezähne haben gewöhnlich drey; die Eck- zähne, fo viel ich gefunden habe, immer ‚zwey; die zweyfpirzigen zwey bis drey; die Backenzähne vier bis fechs Knochenpunkte. So lange der "Zahn noch Rudiment und ohne Wurzel ift, befteht er aus eben fo vielen Stücken, fobald ihm der Schmelz genommen ift; wenn er aber Wurzeln hat, werden durch diefe die Stücke, woraus die Krone beiteht, zufammenge- halten, , 408 a me nm halten. . Die ‚Wurzel gehört zu allen Stücken der Krone, oder ilt eine Verlängerung von allen. Die Stücke der Krone find auch nicht durch'ein Zellge- webe oder durch ein Parenchyma zufanımenverbunden. Denn da, wo fie einander berührt haben, find fie ganz glatt, es ift auch. felbft mit der Lupe nichts fadenähnliches oder dergieichen zu fehen. Ein ein- ziges Beyfpiel (f. oben) habe ich gefunden, wo ein Sehneidezahn nur Einen Verknöcherungspunkt gehabt hat, feine Krone allo auch nur aus Einem Stück be- ftand, Dies ift eine feltene Ausnahme. Die Knie- Icheibe ( man fehe die treflichen Abbildungen bey Walter’s Knochenlehre ) hat faft immer’ nur einen einzigen Verknöcherungspunkt, ich.habe aber auch eine Kniefcheibe gefehen, diemehrere Knochenpunkte hatte. x ‚ Acufserft merkwürdig ift aber, dafs dieKnochen-. ftücke, aus denen der Zahn anfangs beftand, nicht in der Folge miteinander verwachfen, fondern in der Krone getrennt bleiben. Indels, fie werden durch den Schmelz und die Wurzeln zufammengehalten. Vor einem halber: Jahre fah ich jedoch einen drey - bis vierjährigen Knaben, an deffen mittleren Schneide- zähnen im Unterkiefer, obgleich fie vom Schmelz nicht entblöfst waren, ich den Ort der Theilung deut- lich fehen konate.. Auch fand ich in einer Sammlung von. Zähnen einen Milch - Schneidezahn, aus deflen Krone das mittlere oder meifselförmige Stück fehlte, ' Dafs die gebildeten Zähne oder die etwas’ gröfsern Rudimente der Zähne gefpalten find, habe ich bey keinem einzigen Schriftfteller, bemerkt "gefunden. Asulserft ee ..409 Aeufserit angenehm würde es mir feyn, wenn mir jemand etwas hierüber nachweilen könnte, 'Nesbitt (f. deflen Ofteogenie aus dem Engl. von Greding, Altenburg, 1753- $. 62.) führt nur an, dafs die Backenzähne um den fechften Monath nach der Empfängnifs, oft aus drey oder vier Stückem beftehen, Jancke (Dif. poft. de ofibus mandib. pueror feptenn. Lipf. 1751.) führt $.4, p. 13. von der Krone des zweyten bleibenden Backenzahns (der im Unter- kiefer noch verborgen ift) an, dafs fie an vielen Stellen gefpalten fey. Von andern Zähnen nichts. Denn wenn er ebendaf. $. 2. p. 8, fagt, molares quafi ex quatuor caninis fibi invicem adpofitis conftare viden- tur, fo verftehr er darunter wol die äufsere Figur. Dafs die Scherbchen (teftulae), aus denen die "Backenzähne gebildet werden, aus mehreren Srücken zulammengefetzt find, wufste Albin fehr gut. Man vergleiche nur die zılte, 32fte, gofte, "befonders aber die 48fte und 4glte Figur der zweyten Tafel zum zweyten Theile feiner Annotationes academicae, Er fagt auch in der Erklärung der 48ften Figur: teftulae duse nondum conjunctae, und bey der gglten: qua- tuor sngulorum tefulae eonjunctae inter fe, quinti adhuc lfeparata, Hunter (in feiner Gefehichte der Zähne $. gr.) bemerkt, dals in’der breyartigen Subftanz,' weiche den Keim des Zahns bildet, die Verknöcherung bald an einer, bald an mehreren Stellen ihren Anfang nimınt. Bey den Schneidezähnen gemeiniglich an drey Punk- ten, bey den Spitzzähnen blos an einereinzigen Stelle, hrv 410 bey denzweyfpitzigenan zwey Orten, bey den Packen- zähnen an vier oder fünfStellen. Hunter iftoffenbar, was die Verknöcherung der Zähne betrifft, am weite- ften vorgerückt. Was er aber von den Ecekzähnen fagt, habe ich nie fo gefunden, fie beftanden immer aus zwey Stücken. ‘ Hildebrandt führt ‘im dritten Theil feines " Lehrbuchs der Anatomie ($. 218. in der Note) Hun- ter’s Erfahrungen an. Sömmering (f. deffen Befchreibung der Kno- chen, $. 205.) bemerkt nur, dafs in den Kiefern des Embryo, gegen den fünften Monath nach der Empfäng- nifs, in der Gallert kleine, einfache, dünne, hohle Scheibchen oder Scherbchen als Anfänge von den Kro- nen der künftigen Schneide - und Eckzähne, und mehrere eckige Stückchen für die Backenzähne ent- ftehen. Er fcheint alfo Hunters Erfahrungen nicht im Sinn gehabt zu haben. Bey andern fowohl ältern als neuern Schriftftellern, Havers, Böhmer, Walter, 'Blumenbach u.f. w. habe ich nichts hieher gehöriges gefunden. Figuren halte ich für überflüfig, da jeder leicht die Zähne felbft unterfuchen kann. Bemer- —— Pis: Bemerkungen über einige Pflanzen fäfte, und über die Art der Bewe- gung des Kohlenftoffs und feines Abfatzes in /den Pflanzen, um fie zu nähren; von Chaptal, Profeffor an der ecole de fante zu Mont- pellier, D:: Zergliederung des Safts der Euphorbia leitete mich durch die vorgefundenen Phänomene auf eine vergleichende Unterfuchung einiger andern Pflanzen- fäfte. Ich ftelle hier das Refultat derfelben auf, um daraus einige Folgerungen abzuleiten, die auf die Er- pährung Beziehung haben. Dreyerley Methoden habe ich angewandt, den Saft,der Euphorbia zu erhalten. 1. Zerfchnitt ich die Zweige der Pflanze mit der Scheere, und fchüttelte fie mit kaltem Waffer. Das Woaffer wurde weifs davon, und löfte den Saft voll- kommen auf. 2. Zu der Jahrszeit, wo der Saft in den Pflanzen - am häufigften und am NAüffigften ift, fchnitt ich die Aefte der Euphorbia ab, und fammelte die ‚weifsen Tropfen, die aus den abg«schnittenen Enden hervor- dringen, in ein Glas. Auf diefe Art erhielt ich, zwar mühlanı 412 x — mühfam und zu wiederholten malen, drey bis vier Unzen diefes Safts, und denfelben vollkommen rein. Um ihn auf diefe Art defto reichlicher zu erhalten, mulfs man die Spröfslinge des Jahrs an ihrem Urfprung abfchneiden, es zur heifseften Zeit des Tages thun, und die Aefts gegen die abgefchnittene Stelle mit den Fingern ftreichen. Die Euphorbia Cyparyfias hat mir den meiften Saft gegeben. '\ 3) Habe ich endlich den Saft mit der Prefle aus- gedrückt, durch welche Methode ich ihn aber grün und mit Extractiv- Stoff vermifcht bekam. Diefer- auf die letzte Art gewonnene Saft hat feine eignen Er- fcheinungen, a) Setzt man ihn in einem Gefäfse der Luft aus, fo bildet fich eine Haut darauf, die man, ohne Je zu zerreilsen, mit der Hand wegnehmen kann, die eine gewifle Durchfichtigkeit hat und nicht fchimmelt. Nachdem man die erfte Haut weggenommen, bildet fich bald eine zweyte, mit den nemlichen Eigenfchaf- ten, und fo verdickt fich auf diefe Art allmälig der ganze Saft der Euphorbia, b) An der Luftgetrocknet- werden diefe Häute zerbrechlich, entzünden fich, an der Flamme, doch brennen fie nicht lange für fich und es bleibt wach der Verbrennung eine reine Kohle zu- rück. ce) Beym Kochen entfteht ein Niederfchlag, der in dem welfsen nach den beiden erften Methoden ge- wonnenen Saft nicht erfolgt. Der Niederfchlag fchim- melt an der Luft, da hingegen der von dem weißsen Saft keine Veränderung erleidet. Fourcroy hat es fchon bemerkt, dafs die Häute, die fich auf den Säften 'e niger Pflanzen bilden, im Waller unauflöslich find. Er eıklärt dies von einer Ver- Zysla war 413 Verbindung derfelben mit Sauerftoff. Ich werde den Gtund diefes Phänomens unten angeben. Ich habezu meinen Unterfuchungen den weifsen Saft der Euphorbia genommen, der durch die beiden erften , und befonders durch die zweyte Methode ge- wonnen if, j Der Saft ift klebrigt. Befchäfftigt man fich einige Zeit mit der Wolfsmilch, fo werden die Hände fo klebricht, dafs alles an ihnen hängen bleibt. Setzt man denfelben einige Zeit in einem offenen oder verfchloffenen Gefäfs hin, fo fällt eine weifse " Materie nieder, die ihrer Geftalt, Farbe und Confi« - ftenz nach, dem käfigten Theil der Milch gleicht, der durch Säuren daraus niedergefchlagen ift. "Die Schwefelfäure verändert die Farbe des Safts . ‚der Euphorbia in eine orangerothe Farbe, und bringt nach 24 Stunden einen Niederfehlag darin hervor, Die Salpeterfäure erregt nicht gleich, fondern "nach 24 Stunden einen Niederichlag. { Die oxigenirte Salzfäure, die man durch den weilsen Saft gehen läfst, bewürkt einen weilsen und zeichlichen Niederfchlag. Der Niederfchlag fenkt fich "nach einiger Zeit vollkommen, und die über ihm fte- hende Flüfigkeit wird hell wie Wafler. Der durch ein Seihwerkzeug abgefonderte und getrocknete Nie- erichlag ift weils wie der fchönfte, Hefen, und erhält h ohne Verderbnils. „Auch in dem Safte, den man durchdie Preffe aus, :drlickt hat, bewürkt die nämliche Säure einen Nie- tlchlog, wenn men fit durch denfelbeg,, gehen läfst, - Allein 2 414 armen Allein der Niederfchlag fieht grün aus, und bekommt durch das Trocknen eine ichöne orangerothe Farbe. Die Künftler können ihn als eine angenehme Farbe nutzen. Das;obenftehende Waffer bleibt gelb, Potafche und Mineralalkali erregen,. mit dem weilsen Saft gemifcht, nach 24 Stunden einen: Nie: derichlag. Blos das Ammonisk bewirkt, wenn es zugefetzt wird, weder eine Veränderung der Farbe noch der Durchfichtigkeit: Die Mifchung bleibt milchigt. Das Alkohol bewiıkt auch einen Niederfchlag in dem Safte, Nachdem man den Niederfehlag abgefondert, und die von ihm getrennte Flüfligkeit abgedämpft hat, .bekömmt man eine kleine Quantität Extractiv - Stoff, der die Farbe und den Geruch des Extradts des Mohn- fafts hat. ; Zwey Unzen reiner Saft der Wolfsmilch geben fünf Quenten (gros) fechs und dreyfsig Gran (grains) Nie- derfchlag,.vier und zwanzig Gran Extractivftoff, und eine Unze zwey Quenten nnd zwölfGran reines Waffer. Der Niederfchlag , der fich in den erwähnten Fällen bildet,‘ fcheint mir eine vorzügliche Aufmerk- famkeit zu erfordern. Zu den folgenden Verfuchen “ mit diefem Niederlchlage habe ich vorzüglich denjeni- gen genommen, den ich durch die oxygenirte Salz- fäure erhielt. Ich erhielt ihn nemlich durch dies, Mittel am reinften, reichlichften und leichteften. Weder kaltes noch heifses br wirkt auf diefen Niederfchlag: nerklich, Er | 415 Er verkohlt fich im Feuer mit Aufblafen, Die Luft verändert weder die Farbe, noch die Con- filtenz deffelben. Ich nahm drey Glaskolben, und legte in jeden fechs Quenten des rein gewalchnen |Niederfchlags der. Euphorbia hinein, Auf die eine Portion gofs ich vier. k Unzen reines Alkohol; auf die andere eben fo vielvon einer faturirten Auflöfung der Potafche; und auf: die dritte die nemliche Quantität Ammoniak. Nach einer Digellion von 48 Stunden‘ war. das Alkohol opalfarben geworden; die Potafche hatte ihre Farbe nicht verändert; und das Ammoniak eine mil- chigte Farbe angenommen. Die Conliftenz, Mafle und Farbe des Nieder- fchlags fchien nicht merklich verändert. Nun fetzte ich diefe drey Gefäfse in die Wärme eines Sandbades. Des Alkohol löfte am meiften auf. Zugegoflenes Wafler machte die Auflöfung milchigt. N Der unaufgelöfte Satz wog zwey Quenten. Der mit frifch aufgegoffenem Alkohol gekochte Satz erlitt da- durch keine weitere Verminderung. Die Alkalien brachten keine Veränderung hervor. Der unaufgelöfte Satz im Alkohol hatte alle Merk- male des Faferfloffs. i Der Niederfchlag des Safts der Euphorbia befteht alfo aus einem Drittheil Faferftoff und zwey Drittheil Harz. Diefe beiden Beftandtheile find durch Hülfe ‚des Extractivftoffs im Wafler aufgelöt. Das Sauer- ftoffgas , der Wärmeftoff, die Säuren, die feuerbeftän- digen Laugenfalze, das Alkohol und die blofse Ruhe find 46 BER find im Stände, diefe Verbiädung zu trennen, und den Niederfchlsg von den: Extractivftoff zu fondern. Eine merkwürdige Eigenfchaft des Niederfchlags des Safts der Euphorbia ift noch die, dafs er fich voll- kommen mit Oehlen verbindet, mitihnen eine fchmie- rigte, gleichfam feifenartige Mifehung macht, deren Eigenfchaften unfere ganze Aufmerkfamkeit verdienen. Um diefe Verbindung zu bewürken, wäfcht man den Niederfchlag aus der Euphorbia mit kochendem Waffer,, und reibt ihn mit einen fchmierigen Oehl in einem Mörfer. Die Verbindung gefehieht nicht leicht} Allein, wenn man nachund nach Waffer zugiefst, und das Reiben fortfetzt: fo verdickt fich die Mifchung, wird teigigt und zugleich fehr weils. Das 'Waffer ift in diefem Fall, wie bey der Bereitung der Seife, ein Hülfsiittel zur Verbindung. Die Quantität des ; Waflers ift nicht gleichgültig. Das erfte Wafler mifcht fich leicht, allein die Verbindung wird immer fchwe- zer, undendlich kümmteinMoment, wo die Mifchung gelättigt ift, und keins weiter annimmt. Diefe Materie behält befländig eine weifse Con- fiftenz, färbt fich in der Folge fchwach gelb, und ein - Theil des Waffers, der vollkommen damit verbunden zu feyn febien » fondert fich in feinen Tropfen auf.der Oberfläche derfelben ab. Der Niederfchlag der Euphorbia trübt und Kl letzt , obgleich langfam, eine Auflöfung der Seife. a Der ausgedrückte Saft der Euphorbia, der aus Faferfloff und Extractivftoff beiteht, geht nicht in die gedachte Verbindung mit Ochlen über, ö a Ein x — ne. Ein Aufgüfs von Galläpfeln und eine Auflöfung des Alauns, flatt des Waflers angewandt, um die Ver- bindung des Niederfchlags aus dem Saft der Euphor- bia mit dem Oehl zu befördern, hatte mit dem Waffer einerley Effect. Ich werde in der Folge diefe Mifchung aus dem Niederfchlag und dem Oehl Seife des Fa- Serfoffs nennen, ob ich gleich wol weils, dafs ein grofser Unterfchied zwifchen einer würklichen Seife und.diefer Subftanz ftattfindet. Diefe Seife löft fich weder im Wafler noch in Al- kohol auf. “ Schürtelt man fie mit einer Auflöfung der Pot- afche, fo löft fie fich vollkommen darin auf, und wenn nach einiger Zeit die Auflöfung trübe wird, fo kann man fie durch neues Schütteln wieder herftellen. Alle andern, dem Safte der Euphorbia ähnlichen Säfte, auf gleiche Art behandelt, gaben faft die nem- , lichen Refultate. . Der Saft des Chelidoniums wird gelb bey der erften Berührung der Luft, verdickt fich bald, wird nachher orangengelb und endlich braun. Diefer Saft löf fich nieht leicht im Waller auf, mit der Hand in der Luft gefchlagen wird diefe Mifehung grün und fchäamend, Die exygenirte Satzfäure macht den Saft eitronengelb; * der dadurch bewürkte Niederfchlag fieht orangegelb aus, und die darüber fehende Flüfigkeit bleibt gelb. Nachdem ich alle diefe Säfte unterfucht hatte, \ 6 wählte ich andere Pflanzeniäfte von verlchiedener. ea um fie auf die nemliche Art zu probiren; niemlich die Emulfionen von Saamen; den Seft des Arch, f, d, Phyfiol, III, Bd» 11, Heft, Ee Haus“ 418. m Hauslauchs; den Saft einiger weichen, und ded ‚Ab, fud einiger holzigten Pflenzen. 2 Wenn ich die oxygenirte Salzfäure durch die Saa- menmilche gehen liels, fo entftand augenblicklich eine grofse Menge weilser Klümpchen, die fich auf den Boden des Gefäfses’ niederfenkten. "Alkohol und andere Säuren gaben einen ähnlichen Niederfchlag. Ein Theil diefes Niederfchlags löft fich, wie bey der Euphorbia, in Alkohol auf, und der unauflös- liche Satz hat alle Eigenfchaften des Falerftoffs. Diefer Niederfchlag verbindet fich leichter als der Niederfchlag der 'Euphorbia mit Oehlen; aber die Mifchung, die davon entlteht, mifcht fich nicht fo leicht mit Wafler. ] Der mit Wafler susgezogene Saft des Hauslauchs wird gelb durch die oxygeniste Salzfäure; es fondert fich eine leichte Materie ab, die auf der Flüfligkeit fchwimmt, und einen weifsen Schaum darauf: bildet, gleich dem von der Kiefelerde, wenn die Flufsfpath- fäure fie verläfst, und fich mit, dem Wafler verbindet. . Diefer Schaum hat zu den Oehlen und den andern gegenwürkenden Mitteln mit dem obengenannten Nie- deıfchlage einerley Verhältnifs. Der Abfud junger Weinreben giebt eine grau- gelbe, fchmutzige, balb durchfi fichtige Auflölung. Läfst man durch fie, wenn fie noch warm ift, oxyge- nirte Salzfäure gehn: fo entfieht ein gelber Nieder- fchlag. Schwerer bildet fich der Niederfchlag in der kalten Flüfigkcit; allein bey dem Durchgang der Luftblalen ı.r oxygenirten Salzfäure durch diefelbe, \ & entfteht nenne] 415 entfteht ein fo reichlicher Schaum, dafs er anden Wänden des Gefälses niederläuft. Diefe Materie, fie mag obenfchwiimmen oder fich fenken, ift immer von einerley Art, und hat die nemlichen Eigenfchaf.- ten, als die obengedachten Niederfchläge. _ Die gegohrnen Säfte des Spanifchen Klees (Sain- foin), des Geisklees (Galega) und der Luzerne werden "durch die Gährung fehr fchleimigt und ftinkend. Die oxygenirteSalzfäure macht fie gelb, und erregt einen Niederfchlag darin. Alle Pflanzenfäfte, die ich auf die angezeigte Art behandelte, gaben mir ohne Ausnahme die nemlichen Erfcheinungen. Der Unterfchied beftand blos in der Quantität des Niederfchlags, und in der verfchiedenen Schnelligkeit, mit welcher er erfolgte, Indefs mufs man eswohl merken, dafs die durchg Auspreflen und die durchs Auskochen erhaltenen Säfte einen Niederfchlag von verfchiedener Art geben. Denn die Niederfchläge von den holzigten Pflanzen find mit einer grofsen Quantität Extractiv - Stoff ver- bunden, von welchem man fie vorher befreyen mufs, ehe man fie mit Oehlen mifchen kann, Alba Eine andere Bemerkung, die unmittelbar auf die Vegetation angewandt werden kann, ift die, dafs die > Sasmen ünter allen Pfanzenftoffen: den meiften Nie- derfchlag geben, Die Natur fcheint den Fafer- oder Kohlenftoff deswegen in ihnen anzuhäufen, um dem vegetabilifchen Embryo, bey feiner erfien Entwicke- Jung eine zulängliche Nahrung zu verfchaffen, ' ke Er. u 420 nn n———n Erinnern wir uns nun an'die Phönomene, die ' wir an den eigentlich nährenden Säften des menich- lichen Körpers. beobachten, fo werden wir uns über ' die Aehnlichkeit derfelben wundern. Die Milch wird durch die nemlichen gegenwürkenden Mittel zerfetzt, und der Niederfchlsg hat diefelbe.Befchaffenheit, wie bey den Pflanzen, Er ift unauflöslich im Wafler, er löft fich in Oehlen auf, und befteht aus Faferftoff; die obenftehende Flüffigkeit ift hell, durchfichtig, und enthält einen falzigten und einen Extractiv - Stoff, Der ganze Unterfchied befteht in der verfchjedener Natur der Elemente diefer Zufammenfetzungen. Da- her zeigen fich nich dieler erften Zerlegung, bey den fernern Unterfuchungen, Phänomene, die keine Aehn- lichkeit untereinander haben. - Am Blut fehen wir diefe Aebnlichkeit thierifcher und vegetabilifcher Beftandtheile noch deutlicher, Der Faferftoff fondert fich fchon durchs blofse Erkalten, von demfelben ab, Verhindert man diefe Abfonderung dadurch, dafs man es gleich rübrt, wenn es noch warm if, und läfst alsdenn oxygenittes falzfaures Gas durch die Flüffigkeit, gehn: fo wird jede Blafe feft, und die ganze Maffe wird ein Aggregat grauer Rlafen, ohne dafs eine Flüfligkeit übrig bleibt, weil der Faler- und Eyweifsftoff ganz in eine folide Subflänf überge- gangen find: Die verfehiedenen Phänoinene bey unferen Ver- fuchen liefern uns noch einige Folgerungen, die über die Behandlung Bo härben vegetabililcher Producte ö Licht « — I 421 Licht verbreiten; fie liefern uns einige Auffchlüfte über die Ernährung der Pfanzen und Thiere. Die vorhergegangnen Verfuche haben uns gelehrt, dafs der aus den Pflanzenfäften niedergefchlagene Faler- ftoff mit Oehlen eine fefte, in Waffer und Alkohol unauflößsliche Verbindung mache. Giebt nicht diefe Thatfache die Theorie zu dem Gebrauch bey Färbe- reyen des Cattuns und Leinwands, die vegetabilifchen Fafern mit Oehl zu tränken, und fie dadurch fähig zu machen, eine haltbare Farbe anzunehmen ? Wir haben gefehen‘, dafs, wenn der Saft durchs Auspreflen erworben war, alsdenn der Niederichlag zu keiner Verbindung mit Oehlen fähig fey. Hieraus lernen wir, warum das Abfieden des’ Leinens und der, Baumwolle mit Seife vor dem Färben diefer Stoffe nothwendig vorhergehen müffe. Dadurch wird nem- lich die Fafer frey und rein der Würkung der Ochle blofsgeftellt.. Die Erfahrung lehrt, dafs die Farben Sum defto dauerhafter und fehoner find, je vollkomm- ner die Fafer von aller fremden Materie gereinigt ilt. j Kommen wir nun zu den Phönomenen der Er- ‚ nährung, fo werden wir fehen, dafs fie fich ganz auf die Prineipien gründet, die wir bereits feltgefetzt haben. Die Zergliederung der Pflanzen liefert uns nur drey wefentliche Beftandtheile derlelben, Kohlenftoff, Waflerftoff und Sauerftoff, Von der Zahl und dem Verhältnils dieler Beftandtheile hängen alle Verfchie- - denheiten, Nuancen und Modifiestionen ab, die uns die verfchiedenen Producte der Vegetation darftellen. Die 422 Ü nn VER Die Erfahrung lehrt uns, das Wafler und Kohlen- ftoff die zwey Subftanzen find, durch welche die Er- nährung der Pflanzen eigentlich bewürkt wird. Das Waffer giebt durch feine Zerlegung den Wafferftoff und Sauerftoff.ber, den Kohlenftoff bekommen fie von aufgelöften thierifchen und vegetabilifchen Körpern, Die Zergliederung lehrt uns ferner, dafs die von "aller fremdartigen Materie gereinigte Fafer fat blos aus Kohlenftoff beftehe. . Wie kömmt nun aber der Kohlenftoff in den Körper der Pflanzen hinein ? Wie und durch welche Mittel wird er dafelbft abgeletzt, um zur Ernährung derfelben beyzutragen? Dies find Aufgaben, deren Beantwortung aus den oben aufge- ftellten Prieipien folgt. “ . Reiner Kohlenttoff, fo wie wir ihn auf dem Heerd haben, mit reiner und trockner Erde gemifcht, nährt bekanntermafsen keine Pflanze. Hingegen wiffen wir, dafs die Pflanzen, wenn fie abgeftorben und auf den Grad zerfetzt find, dafs ihr Gewebe und ihre Confiftenz erfchlafft und erweicht ift, den lebendigen Vegetabi- lien die Beftandtheile liefern. Die fcheint meiner Meinung nach davon abzuhängen, dafs in dem letzten Fall der Kohlenftoff in einen öhligen, refinofen, alka- lifchen Extractivfloff aufgelöft it. Diefe Verbindung kann das Wafler auflöfen und verdünnen, es. dient derfelben zum Vehikel, durch welches fie in den Kör- per die Pflanze aufgenommen wird, Hier geht nun die weitere Verdauung und Ernährung vor fich. Wir haben gefehn, dafs das Waffer, die Wärme, die Säugen und die blofse Ruhe fchon im Stande find, den i m © : 423 den Kobhlenftoff niederzufchlagen. Diefe gegenwür- kenden Dinge, die das Feftwerden -des Falerfloffs be- würken, und dadurch das Wachsthum und die Er- nährungen zu Stande bringen müflen, finden wir alfo allenthalben. Dus Lebensprincip, welches jedes Organ belebt, eignet fich felbt, fo wie es ihmidienlich if, den Nahrungsftoff an; es modifieirt die Action aller äufseren Reagentien, und präfidirt gleichfam bey allen Operationen in dem lebendigen Laboratorium, fo wie der Chemift die Operationen feiner Werkftätte regiert, und die Refultate dadurch modificirt, dals er die Zahj und Stärke feiner Reagentien modifcirt. Nachdem diefe allgemeinen Grundfätze der Er. nährung einmal feftgeferzt find, läfst es fich leicht be- greifen, dafs nach der Natur des Bodens, nach dem Standort der Pflanze, der Temperatut des Climas, und dem Verhältnifs, in welchem dief» drey Stoffe der Pflanze dargereicht werden, der Wafferftoff, Kohlen- ftoff oder der Sauerftoff hervorftechen müffe. In den Thieren feheint es mir, dafs die Ernährung denfelben Regeln folge. Hier ift der Fafsıfloff in den Eyweilsftoff aufgelöft, und die Ruhe, die Luft, die Säuren find gleichfalls im Stande, ihn niederzufchla- gen. Hier wird der Eyweilsftoff felbft, der auch ein reichliches Nahrungsmittel für das Thier ift, feft durch die Würkung der Luft und des Wärmeftoffs. Viel- leicht ift die Luft, die durch mehrere Wege in den menfchlichen Körper eindringt, wefentlich dazu be- . ftimmt, den Faferfioff und Eyweilsftoff niederzuichla- gen und feftzumachen, ———;, Ver- 424 " i | Veränderte Mifchung und Form der thierifchen Materie, als Krankheit oder nächfte Urlache:der Krank- beitszufälle betrachtet; vom Prof. Reil, ! ’ 5 D. eigenthümliche Natur derjenigen Materie, aus welcher die thierilchen Körper beitehn, enthält den vorzüglichften Grund ihrer eigenthüm- lichen thierifchen Erfcheinungen., Die Le- benskraft, die wir als Urfache diefer Phänomene be- trachten, und in die organifche Materie hineintiagen, ilt nicht etwas von deıfelben Verfchide- nes; fondern die Materie felbfl, als folche, ift die Urfache dieler Phönomene. Die meiften thierilchen Erfcheinungen laffen fich aus den allgemeinen Kräften der Materie überhaupt erklären. Wir gebrauchen daher keine Lebenskraft als identifche Grundkraft zur Erklärung derfelben; wir gebrauchen dies Wort bles als kurze Benennung für den \nbegrif der phyfilchen, chemifchen und mecha- nilchen Kräfte der organifchen Materie, durch deren Eiyenheit und Verbindung die thierifchen Erfcheinun- gen würklich- werden. Diefe — ..0425 Diefe Sätze habe ich an mehreren Orten meines Archivs dureh Gründe zu unterftützen gefucht, Der Gegenfland ift von Bedeutung für das Wachsthum der Arzneykunde. Ift die Lebenskraft, als unbedingter Grund der thierifchen Erfcheinungen, ein Phantom; fo hat fie uns lange genug geäfft, unsauf unftuchtbare Steppen geleitet; fo ift es Zeit, diefe unbekannte Göt- tin zu befehden, ihre Altäre umzuftofsen, und auf den Ruinen der'elben ein dauerhafteres Gebäude aufzufüh- ren. if Mifchung und Form der Grund der thieri- fchen Ericheinungen, fo willen wir, was wir wiffen, nicht wiffen und vorjetzt nicht wiflen können. Wir haben suf einmal ein feftes Princip für die Arzney- kunde und eine Norm ihrer Critik aufgefunden, deren fie fo fehr bedarf. Es öffnet fich uns ein unermefsliches Feld neuer Unterfuchungen, grofser Entdeckungen. Freylich hat die Chemie organifcher Körper gegenwär- tig noch wenig geleiftet, Allein deswegen verzage man nicht. Was war die Anatomie in ihrer Kindheit, und was ift fie jetzt? Die meiften thierifchen Phänomene; die Vorftel- lungen ausgenommen, find Gegenflände des äufsern Sinnes; müflen daher auch in etwas, das Gegenfland des äulseren Sinnes it, gegründet feyn. Diejenigen Erfcheinungen der organifchen Materie, durch welche wir fie überhaupt als Miterie erkennen, nemlich ihre Beweglichkeit im Raume, Undurchdrinzlichkeit, Aus gedehntheit, Schwere, Coh ıenz, Milchang, Form, e. [. w. ftehn mit den eigentlich thierifchen Phänome: ren derlelben in einem fo genauen Vehältniffe, dafs 4 426 — ‚dafs fich regelmälsig diefe allgemeinen Erfcheinungen derfelben mit ihren befondern thierifchen Phänome- nen verändern. Die ganze Summe ihrer Phänomene mufs alfo auch einerley abfoluten Grund haben, und’ von einerley Bedingungen abhängen. . . * Was foll die Lebenskraft feyn, wenn fie nicht Eigenfchaft der organifchen Materie, als folcher, if? Hat fie ein überfinnliches Subftrer? If die organifche Materie blos Vehikel derlelben ? Dies find Gefpenfter dei Einbildungskraft, und der Naturforfcher gewinnt nichts durch dielelben. TUR. Wer wird die Kräfte der todten Natur in etwas anderem, als in ihrer Materie, nnd die Modification ihrer Kıäfte in etwas anderem, als in der Modification dieler Materie füchen ? If das Bley , oder eineSchwer- kraft in ihm fchwer ? Ift die/Zunahme feines Gewichts . bey der Veik Ichung Folge feiner Veränderung oder Folge der Modifica'ion feiner Schwerkraft? Die eigenthümlichen thierifchen Phänomene, (die Vorftellungen ausgenommen) alle Bewegungen leben- . . ‚der Körper, Jaflen fich ohne Zwang, aus den fchon bekannten Kräften der Materie, aus einer veränderten Cohärenz ‚ als Folge einer veränderten Mifchung, er- klären. Sie find Wirkungen, die durch die Verbindung mehrerer phyfifcher und chemifcher Kräfte entftehn. Wozu alfo noch eine neue Grundkraft ? Gewinnt nicht die Naturwiflenfchaft an Einheit, je weniger Kräfte wir nöthig haben? In einem Ey finden wir durch unfere Sinne weiter nichts, als tiierifche Ma.cı.e, und alles, was wir mehr hin» —— IRRE or hineintragen , ift eine Geburt unferer Phantafie. Als folche kann fie eine lange Zeit unverändert fortdauern, und lich in ihrer Mifchung erhalten. Nach Verfchie- denheit der Reagentien, "die wir derfelben zufetzen, kann fie bald faul, durch Hitze und Aikohol hart ge- macht, und durch ein beflimmtes Maafs der Wärme, in einer hinlänglichen Zeit, in ein Rüchlein, d.h, in Federn, Mulkeln, Häute, Gebitn, Eingtweide u.fw. verwandelt werden. Damit ein Ey würklichwerde, damit dies fich in ein Thier verwandele; find gewilfe Bedingungen nothwendig, unter welchen dieler Eıtolg immer entfteht, und nicht entfteht, wenn diefe Be- dingungen fehlen. So if jeder chemifche Trocefs, auch der einfachfte, bedingt. Was foll allo der Ein- wurf bedeuten, dafs der Chemiker aus blos roher Materie in feinen Tiegeln noch kein Thier habe zu- fammenfetzen können? Stehn denn dem Chemiker die Kräfte zu Gebote, die der Natur zu Gebote Itehn? Er mag es verluchen, aus dem Küchlein wieder ein Ey zu machen, ein todtes Stück Holz, Elfenbein, Flachs u S. w. aus den einfachen Stoffen zu bilden, aus wel- eben diefe Dinge beftchn. Aus der Materie, jagt man, fey die Zweckmälsiz- keitder Form, die Zweckmälsigkeit in der Ockonomis der Thiere überhaupt nicht zu begreifen. ft denn die Regelmäßsigkeit der Kryfialle aus der Materie be- greifich? lit das alles nicht wahr, was wir nicht be» - greifen können ? Welcher Sterbliche darffich erkühnen, feinen Veıftand zum Maalsflabe ihrer Kräfte zu fetzen ? - Wer hätte es wol vorläufig aus der Materie begriffen, ’ dafs 1 ‘chen als Knochen, 28 TEN dafs man fie in Maflen wie Weltkugeln, ohne Stütze, in einen leeren Raum . hinichleudern könne ? Sehn wir nicht überhaupt nur Phänomene, ohne den letzten Grund 'derfeiben zu erfahren, ohne es zu erfahren, was die Materiern fich fey? Wer wird bey der Unter-- fuchung der Natur ihre Beziehung auf Zweckmätsig- keit, als objectiven Erkiärungsgrund ihrer Phänomene gelten lafen ? Die Nothwendigkeit diefer Verknünfung geht fie nichts an, fondern bezieht fich blols auf die Verbindung unferer Begriffe *), Jedes Organ wirkt feiner Materie gemäfs, Kno- Nerve als Nerve, Mufkel als folcher. Der Filch befteht aus einem andern Stoffe, als der Vogel, diefer aus einem andern, als das Wildpret, Eine gute Zunge unterfcheidet fie blos durch den Gefehmack. Wahrfcheinlich koftet fie die Materie, und nicht die Verfchiedenheit derLebens- kräfte nach dem Leben. So verfchieden die Materie in den Arten der Thiere ift; fo verfchieden find auch die Lebensäufserungen derfelben, während ihres Lebens, ‚ „Wozu das Blut? Woher der gleichzeitige Verluft des Bluts und des Lebens? Wozu die Refpiration ? Wozu das Bedürfnifs eines beffündigen Zufatzes orga- nifcher Materie in ausgewachfenen Thieren? Wozu das gröfsere Bedürfnifs derfelben bey mehrerer Astion? Das grofie Elendtbier foll, wenn es von den wilden Nordamerikanern parforce gejagt ift, nicht niehr als ein Quart Blut übrig, behalten haben **), Wie entfteht ! der *) Kants Kritik der Urtheilskraft S. 304. 366. **) Hearne’s Reife von dem Prinz von Wallis Fort bis zum Eismeere ; Magaz. von Reifebeichr, 14 B. 244 5. x — ö 429 der Menfch ? Wie-dauert er fort ?. Wie lebt und würkt diefer Erdenklöfs? Er mufs Brodt und Fleifch effen, wenn er handeln foll. Ein ‚modernder Pilz, eine lichtfcheue Trüffel, ein verächtliches Thier, müf- fen ihm ihre Beftandtheile borgen ‚um feine exiftenz zu bewürken, müffen mitwürken, wenn er als Buonaparte fechten, als Leibnitz und Kant denken foll. Wozu der beftändige Wechfel der thierifehen Ma- terie, der felbft in den härteften Organen, in den Kno- chen, unleugbar ift? Die Vegetation der Thiere be- würkt, vermehrt und erfetzt die thierifche Materie, erhält fie als folche, und wird dadurch Schöpferin, ' Nährerin und Erhalterin ihrer thierifchen Kräfte. Die Organe der Thiere würken und vegetiren, beides zu- gleich, durch einen Wechfel der Materie; dadurch erhält fich die thierifche Materie als folche, die fonft in ihre Elemente fich auflöt. Auch die lebendige löft fich, wie die todte, beftändig auf, aber fie wird nicht, wie diefe zerftört, wel fie immerhin durch die Vege- tation in derfelben Qualität wieder hergeftellt wird. Der ununterbrochene Wechfel der thierilchen Materie ift unleugbar. Daraus folgt nothwendig ein beftändi- ger Wechlel der Phänomene. Und was it das Leben eines Thiers anders, als ein ununterbiochner Wechfel “feiner Ericheinungen ? Seine Kräfte verhalten fich, wie fich die Maffe, Güte und Bildung feiner Materie ver- ‚hält. . Der erfte Hüfige Tropfen feiner Exiftenz hat keine andere thierifche Kraft, als Vegetationskraft. So wie 430 teste X A wie derfelbe an Malle zunimmt, in- und Aus demlelbei fich Organe bilden, und diefe fich immer mehr- und inclır ausbilden: fo nehmen auch feine thierifchen Kräfte zu, und fein Vermögen, als Thier zu würken, Die Qualität und Quantität der Kräfte eines Thieres verhalten fich, wie fich die Qualität und Quantität feiner Organe‘ verhalten. Durch die Verfchiedenheit der Organe und ihrer Aneinanderreibung zu einem Indi- viduum, werden die verfchiedenen Thierarten beftlimmt, Nelimen wir ein Organ, z.B. das Zeugungsorgan, aus der Reihe weg; fo nehmen wir der Art auch die Vollkommenheit, die in diefemOrgane gegründetifl, die Prolifiestionskraft. Selbft die Seele erleidet durch diefe Amputation einen wichtigen Verluft, den Verluf der phyfifchen Liebe. Das Abfallen der Krebsfcheeren, der Hörner und Geweihe, die Reforption der Milch- zähne und der Zahnfortfätze werden blos durch einen Wechfel der Materig würklich. Die Schlagadern an dem Kopfe des Hirfches find zur Zeit, wo er fein Ge. weihe wechfelt, grölser. Wie löfen fich die Scrofelge. fchwülfe wälırend der Pubertät auf? Die flarre.Materie verändert fich in eine liquide, und dann fangen die Saugadern die ein. Reize können die Vegetation feh- lerhaft, und mit derfelben das Organ krank machen, dafs es unregelmälsig, zu viel oder zu wenig würkt.' Die fehlerhafte Vegetation verletzet das Organ weiter; es entftehn Desorganilationen. Bey einer Cardialgie kann anfangs blos die Reizbarkeit, wegen einer noch unfichtbaren Milchungsveränderung , erhöht feyn, diefe Närkere Actionen ; diefe flärkern Zuflufs des £ Bluts, 431 Bluts, der Zuflufs des Bluts‘ mehr Abfatz und Anfatz (mehr Vegetation } im Zellgewebe und in den Drüfen veranlaffen, Die, veränderten Organe find andere Kerne geworden, die eine andere Wahlanziehung ha- ben; fo werden Gelchwüre, Verhärtungen der Häute, Seirrhen und der Krebs würklich. - Und gefetzt, Mifchung und Form wäre nicht alles, auf welches das Leben fich gründet; fo ift doch eine fpecifiiche Milchung dazu ebenfowohi eine notlı- wendige Bedingung als eine fpecififche Forın. Noch hat kein Stein eben gehabt. Wie viele Auffchlüffe ‘find wir der Anatomie durch die Erklärung der Form fchuldig. Warum widerfetzt man fich denn, die an- dere Bedingung desLebens, die Mifchung, zu un- terfuchen ? deren Bekanntfchaft uns wahrfcheinlich in der Naturlehre organifcher Welen noch mehr Licht . geben wird, = Ich will nach und nach in meinem Archive eine Reihe von Krankheiten aufftellen, bey welchen Mi- fchungsverletzungen handgreiflich find, um-auch auf diefem Wege meiner Meinung eine Stütze zu ver fchaffen. Diefer Abhandlung werde ich in der Folge eine andere, über die Veränderlichkeit der organifchen Materie überhaupt und ım Vergleich mit der Materie der todten Na- tur, an die Seite fetzen, um dadurch ihre innere Fä- higkeit zu den fchnellen und häufigen Veränderungen zu zeigen, die bey dem beftändigen Wechfel der Phä- nomene eines lebenden Thiers nothwendig it, j Es \ 43% WE Es giebt für jedes befondere Otgan "eine gewille Befchsffenheit feiner Materie, die wir feine gefunde Befchaffenheit nennen. Von der(elben haben wir zwar keinen deutlichen Begriff, als welcher dadurch allein gegeben würde, dafs wir die näheren und ent- fernteren Beftandtheile derfelben, nach ihrer Qualität, Quantität und Verbindung, kurz ikrer Milchung, an- geben könnten. Dem ohngeachtet erkennen wir fie doch, zwar dunkel, an ihrem Habitus, nemlich an ih- ser Forin, Maffe, Härte, Weichheit, Dichtigkeit, Co härenz, Farbe, Geruch, Gefchmack u. f. w. Durch diefe Merkmale unterfcheiden wir 2. B. ein gefundes Fleifch, Eingeweide t.£. w. eines frifch getödteten Thiers von dem entgegengeferzten Zuftande diefer Theile. Wir finden, dafs diefe Befchaffenheit die häu- figfte, und mit ihr die vollkommenfte Gefundheit und Thätigkeit der Orzane, verbunden fey, Diefe foge- nannte gefunde Mifchung, die freylich in der Natur nicht anders als inviduell, aber doch mehr oder weniger fich ähnlich vorkönimt, ‚nehme ich in der gegenwärtigen Abhandlung als einen feften Punkt (gleichfam als Normal - Mifchung) an, und rechne Abweichungen von derfelben,, die durch obige Kennzeichen wahrnehmbar find, unter die Mi- fchungsverletzungen, j Ich nehme dies Wort aber nicht im ftrengften che. mifchen Sinne, fondern zeige durch daffelbe jede Ab- weichung der organifchen Materie von ihrem gefun- den Zuftande an, fie mag durch Verminderung oder, Vermehrung der Maffe, durch Mengung und Mi- fchung, m 433 fchung, Zufatz neuer, oder Entziehung der gewöhn- lichen Stoffe,- durch Veränderung des quantitativen, Verhältniffes, durch andere ‚Verbindung der Beftand-, theile gefchehen fey. Kurz, wenn die Materie .eines Organs, ihrer Quantirät und Qualität, nach anders, als im gefunden Zuftande erfcheint:, fo nenne;ich, diele. Veränderung derfelben Milchungsverletzung., Eben fo nehme ich auch das Wor: Form, in einem weitläuf«, tigern Sinne, und verftehe nicht allein die Bildung ‚und den Umrifs der einzelnen Theile darunter , fon- dern auch ihre Gröfse, ihre Zahl, ih: Ebenmaafs, das Verhältnifs derfelben unter einander, und die Regeln, nach welchen jedes Organ an feinem Orte in dem In- dividuum geftellt feyn mufs. Alle diele Dinge haben mit der unbekannten Lebenskraft nichts zu thun, find materiell, und doch von einem wichtigen Einfluls für die Ocekonomie des Ganzen. Kurz, ich laffe dieLebens- kraft, als Grundkraft, ganz aus dem Spiele, und er- kläre blos folche Krankheiten, die aus) der Materie und ihren veränderten phyfifchen,. chemifchen und mechanifchen Kräften .erklärbar find. N In der gegenwärtigen Abhandlung werde ich Krankheiten aufführen, bey welchen Verletzungen der, thierifchen Materie, Verletzungen ihrer Milchung und otm, Umwandelungen, Anhäufungen, Zerflörungen, )esorganilationen derfelben, ‚dureh, die, obigen Zei- hen, nämlich durch eine veränderte Form, Farbe, eruch, Gefchmack, Cohärenz, Dichtigkeit, Schwere . f. w. finnlich wahrnehmbar find. - Das diefer Ha- itus und feine Zeichen in der Materie und ihrem ver- "Arch, fd, Plıyfiol, III, Bd, 111. Heft, F£ fchie- 434 —— fchiedenen inneren Zuftande feinen Grund habe , wird mir fehwerlich jemand abftreiten, der nicht Sophifte- reyen den Vorzug vor Thatfachen in der FNRGRNLEUNE ; einräumen will. in !Esbfeiben freylich einige Krankheiten, "2. B. die Fieber, Iifbrig, bey welchen wir keinen hinlänglich fichtbaren Veränderten Habitus Währnehmehl ob er gleich‘ nicht ganz fehlt, fondern auch hier Magerkeit, Welkheit u. f{. w., wenn gleich keine grobe Desorga- nilationen, fichtbar find. Allein theils gehen mich diefe Krankheiten hier nichts an, theils beweifen diefe Beyfpiele noch nicht, dals ihnen deswegen keine, Mifchungsverletzungen zum Grunde liegen, weil fie nicht fichtbar find. Wie viele Mifchungsveränderun- gen mögen in der organilchen Materie möglich feyn, ohne dafs wir fie gleich ‚durch einen veränderten Ha+ ' bitus erkennen, zumal da wir nicht immer alle Sinn- organe zur Ausmittelung deffelben anwenden können, Ein ranzigtes Oehl fieht wie ein gutes Oehl aus. An einem gefchlachteten Thiere find lange nach dein Tode keine Veränderungen des Habitus fichtbar, obgleich mit dem Augenblick des Todes Mifchungsveränderun- gen in ihm würklich find, .eine Art von Fäulnils vor geht, die wir die Modification des Fleifches nenne ‚Bey denjenigen Krankheiten, bey welchen wir eine Verletzung der Mifchung und Form dev thieris fchen Materie finnlich wahrnehmen, find die 'Krank- heitszufälle ({ymptomata) eben in diefer verletzten _Mifchung gegründet. Der verletzte Zuftand der PERFREUN if'allo grade das, was wir + Krank. 1 3 Krankheit (morbus) nennen.‘ Ich behaupte dies dreift. und werde diefe Meinung nicht aufgeben, wenn auch alle Journale Deutichlands das Gegentheil « behaupteten. Krankheit ‘It ein innerer verletzter Zuftand des Individuums und feiner einzelnen Organe. Eine fichtbare Mifchungsverletzung if ein innerer verletzter Zuftand, er bringt andere Phönomene (fymptomata) als der gefunde, z. B. die verminderte Dichtigkeit und Co- härenz der Knochen, beym Beinfrals, Brüchigkeit derfelben hervor. Beym grauen Staar wird es Ichwer, lich jemand leugnen, dafs die Entmilchung der Mate» terie der Linfe derjenige Zuftand fey, der den Grund feiner eigenthümlichen Kıankheiiszufälle enthält, Endlich mufs ich noch einem Einwurfe begegnen, den ich vorausiehe, dals nemlich die fichtbare Mifchungsverletzung bey diefen Krank- heiten nichtdie Krankheitfeibft, Sondern Wirkung und Folge derfelben fey. Im Anfange des Rheumatisn:s, der Gicht, fagt ınan, find keine Mifchungsverletzungen , fondern fie find erft in der Folge fichtbar; das venerifche Gift ift die Krank- ! eit, und dies bewürkt erft Mifchungsverletzungen, "Knochengelchwülfte, Warzen u. f. w. Allein kann nicht im Anfange der Gicht die Mifchungsverletzung gering, blos fühlbar flir den Kranken, und blos ficht- bar für den Arzt durch die'verlerzte Action feyn? If nicht überall Wechfelwürkung im Körper? Können nicht die Mifchungsveränderungen ftufenweile ent Stehn, und mit'ihrer Veränderung fich auch dia Phä- nomene verändern? If wol dns venerifche Gift, als blos äufseres Dings an fich eine Krankheit? Kann Fa man 436 > man wol eine Krankheit von einem Körper trennen, fie, wie das venerifche Gift , mit einem Impffaden ins Cabinet ftellen? Dies Gift it nicht Krankheit, blos äufsere Urfache derfelben, die erft den innern ver- letzten Zuftand bewürkt, in welchem die Symptome gegründet find. Die venerifche Warze ift kein Syın- ptom, fondern eine Krankheit; ihre Erhabenheit, ihre veränderte Farbe, ihr Geruch, und das, was fie ab- fondert, find ihre Symptome. Ich werde die Krankheiten nach den Arten der Organe ordnen, 2. B. von denKrankheiten der Kno- chen, Mulkeln, Knorpel, Eingeweide, Diüfen, Ge- fäfse,‘ Nerven u. f. w. befonders fprechen. Doch werde ich mich nicht genau an diefe Ordnung binden, fondern hie und da Supplemente merkwürdiger Fälle nachfügen, die etwa vergeflen find. Lieb wär es mir, wenn meine Amtsbrüder, befonders die Zerglie- derer, mich mit Befchreibungen feltener und noch nicht genug beobachteter Mifchungsverletzungen aus ihren Kabinetten unterflützen wollten, Die H;»uptbeyfpiele werde ich aus dem -Kabinet des Herrn Geh. Rath Meckels nehmen, aus Büchern nur einige Fälle kurz zufügen. Das Publicum hat dadurch zugleich noch den Vortheil, mit den Schätzen dieler intereflanten Sammlung näher bekannt zu wer- " den. Bey einigen Organen, z, B. den Knochen, ift die Wahrheit, dafs Mifchungsverletzungen ihre Krank- heit find, fo einleuchtend, dafs ich mich faft fchäme, fie noch durch Beyfpiele aus Büchern beweifen zu wollen. Zugleich hoffe ich das Fublicum der practi- {chen Aerzte durch diefe Abhandlung auf eine neue An- 437 Anficht der Krankheiten zu leiten, die wenigftens bey einigen Organen, 2. B. den Mufkeln und Nerven, bis jetzt noch nicht hinlänglich bearbeitet zu feyn fcheint. Ich mache den Anfang mit den Brüften. Die Brüfte. (Mammae.) In-dem gegenwärtigen Abfchnitt werde ich von den Krankheiten der Brüfte, ihrer Warze und der Feuchtigkeit fprechen, die fich darin abfondert, “ nemlich von folchen Krankheiten diefesOrgans, z.B. von _ feiner Welkheit, veränderten inneren Subftanz, un- rechtem Ort in den Individuen, Fehlern der Gröfse, der Zahl u. f. w. fprechen, die ohne Beyhülfe der Lebenskraft blos aus der verletzten Mifchung und Form der thierifchen Materie erklärbar find. Die rechtmäfsige Refidenz des weiblichen ‚Bufens ift der erhabenfte Theil der vordern Bruftläche, auf’dem grofsen Bruflmufkel, zwifchen der dritten und fechften wahren Rippe. Beide Brüfte find durch das Bruftbein getrennt. Allein zuweilen liegen fie zu hoch oder zu niedrig, fich fo nah, als wenn fie zu- fammengefchmolzen wären, oder fo entfernt von ein- ander, als wenn fie fich Aöhen, Ich habe einen ‘Fall gefehn, wo fie faft aus den Achfelgruben hervorzu- kommen fcheinen. Ja ınan will gar Beyfpiele haben, dafs fie ftatt der Fläche der Bruft fich den Rücken zu ihrem Wohnlitz gewählt hatten *). Eine £ " #) Ephem. N C. Dec, I, Ann, IX,et X, Obf. 194. Dec, I. Ann. IV, app. 203. { 438 i ss reg r 7 Eine Frau hat zwey Brüfe;, dies iftdiegewöhn- liche Zahl. Doch Bartholin *) erzählt die Gefchichte einer Frau, die drey ‚undCa brotiu sAry die Gefchichte einer anderen, die gar vier Brüfte ge- habt haben foll. Haller **) und Plouquet }) führen ähnliche Fälle an. Auch will man Beobach- tungen natürlicher und künftlicher Amazonen haben, die nur eine, oder gar keine Fruft hatten. Sie litten entweder an einem uriprünglichen Mangel derfelben, oder hatten fie durch Abfcefle, Gefchwüre, denKrebs. und durch die Ampurstion des Meffers verlohren. In Anfehung der Gröfse der Brüfte haben wir uns ein gewiffes mittleres Maafs gleichlam als Normal- maafs der Gröfse abgefondert, das wir als das fchönfte und gelündefteannehmen, und merkliche Abweichun. gen von demfelben für fehlerhaft halten, Bey einigen africaniichen Völkern, den Bewohnern des Südmeers, in Egypten, in Portugall findet man ungewöhnlich grofse Brüfte, die bis über das Knie berunterhängen, über die Schultern geworfen und unter die Arme durchgefteckt werden können, um die Kinder aufdem Rücken zu fäugen ++). Auf dem Cap foll man Geld- und Tobaks - Säcke aus den Brüften der Hottentottinnen feil haben. Auch unter uns hat man dann und wann. folche ungeheuer grolse Brüfte beobachtet, die übri- e gens *) Epift. IV. p. 218. at ı®°) Obferv. N 7. av) Elem. Phyf. T, VII. P. IT. p. 46 +) Initia bibl pract T. Y. p. 332, +71 Blumenbach de generis hum, yariet, nat, 235. . E—_———— 439 gens dabey gefund oder krank waren. Borell, Welfer, Salmuth *) und Leske**) ‚erzählen Fälie von Brüften, „die zehn, zwälf, gar vier ‚und fechzig Pfund gewogen haben. Mandelsloh 2 führt ein Beyfpiel eines zweyjährigen Mädchens an, deren ‚Brüfte fo grofs wie bey einer fängenden Frät waren, und ‚die fehon in ihrem dritten Jahre ihre Rei- nigungen bekam. Auch. habe ‚ich mehrmals, fchwam» migte Mannsperfonen gefchen,, ‚deren Brüfte gröfser als die Brüfe einer Amme waren, Ein folches mon- Strös - grofses Euter it weder fchön, noch ‚gelund; es beleidiget das Auge, hindert die ‚freye Bewegung der Arme, die Refpiration durch ferhe Schweere und pflegt durchgehends eher arm als reich an, ‚Milch zu feyn. Fälle des Gegentheils, Brüfte, die fo klein find,, dafs fie ihr Gefchäfft nicht verrichten” können, finden wir noch häufiger. Manche Weiber, ‘die Mann, jungfern, und befondets die langen, dürren "und hectifchen Schatten, "habeh eine platte Bruft, Wie die Mannsperfonen, die’ Haut it "aufdie ‘Rippen’ ahfge- leimt und die Bruftwarze "gleichfam in die Knochen eingelchroben. Sind die Eyerftöcke vor der Manhbat- keit weggefchnitten, fo follen “gar ‘Keine Brüfte ent: ftehn; fie follen fich wieder verzehren, wenn diefe Am- putation nach der Mannbarkeit vorgenommen wird })- Die Form einer Halbkugel ift wol der ge- wöhnliche Umrifs, den eine fchöge Weiberbruft haben ‚fol, *) Plouquet l\c. T. V. 330, *") Abhandl, 1, B ”) Epift. ad Olear, p. ıt. = +) Samml, a, Abh, für pr, Aerzte, 9, B, 51 5, 440 — e foll.' Um defto Kränkender ift es für das.’ weibliche Gefchlecht, dafs die Natür es fich fo oft erlaubt, von dieferNormalform Ausnahinen zu machen. Gewöhnlich pflegt fehon das erite' Wochenbeite diefe Form mehr oder weniger zu verletzen. Mın findet fie kegelför- mig zügelpitzt, wie eine Den platt BERSBEKEWIE ein Flaien,. "walzenförmig, wie ein Handfchüh, ‘oder hän- gend und fackförmig wie die Nefter A Beütelmeife. Ja mail erzählt gar einen Fall einer Bruft, "die die Ge- fallt einer männlichen 'Ruthe (mamma "mentulata) hatte N ‚Solche Deform itäten find aufser dem Ver- ftols‘ gegen die Regeln der Schönheit auch dem Ge- fchäffe der Brüfte mehr ader weniger nachtheilig. Es ‚giebt einen gewilfen Grad von Derbheit und Härte der ‚Brüfte, die wir ihre natürliche Härte, nennen, und welche theils von der Cohärenz der feften Theile, theils von, ‚dem Gegendruck der Säfte -und des. Fetts entfteht, ; Allein oft finden wir fie zufchlaff, ‚welk, hängend, oder zu hart und ftarr, Die Derbheit der Brüfte ift gleichfum das Barometer der weiblichen Gefundheit. Hat das junge Mädchen getanzt, getrunken, Nächte durchgefchwärmt: fo find am Morgen ihre Brüfte welk und ohne Ton. Trotz aller Künfte haben. gie leichten Jungfern welke Brüfte vom:Webermaafs des Beifchlafs und den Schwächungen, denen fie bey ihrer Lebensart ausgeletzt find. Jede übermälsige Anftrengung des Körpers und der Seele, nagender Kummer, fchwärmerifche Traurigkeit, un- glückliche Liebe, hitzige und chronifche Krankheiten sauben den Brüften ihre Spannkraft. Eben diefe Wür- R küng *) Eph. N. C, Dec. Il, An, 7, obfetv, 123, t MR — ——— — A441 kung hat das Alter, das ditere Stillen, und häufige Manipulationen der Brüfte, Ein plötzliches Welk- werden derfelben in der Schwangerlchaft ift oft eim Vorbote eines bevorftehenden Umichlags. Im Gegen- theil kann beym. Eintritt der Reinigungen, beym Mangel derfelben und bey der Mutterwuth die Derb- heit der Brüfte ihr natürliches Maafs' überfchreiten. Zuviel Reizbarkeit und Contractilität der feften‘ Theile und ein zu ftarker Andrang 'der Säfte ift die Urfache diefes Zuftäandes. R. a Caftro*) hat’ uns, denfelben unterdem Namen tumor flatuofus mamınarum befchrieben. Die Brüfte find angefchwollen, hart, natürlich von Farbe, etwas glänzend, und beym Zu- fammendrücken derfelben mit den Händen findet man, dafs fie ganz, und'nicht ein Theil derfelben gefpannt ift. Die Drüfen find gefund und ohne Schmerz. Die Krankheit verfchwinder-fchnell, ohne einen Schmerz oder eine örtliche Härte zurückzulaflen, und kömmt fchnell bey der Menftruation, nach dem Wechfel des Mondes, oder durch andere veranlaffende Urfachert: wieder. Noch merkwürdiger ift die Gefchiehite, die‘ uns Schurig **) erzählt. Eine Frauensperfon von vier und zwanzig Jahren, die vor fechs Monathen ihre Reinigungen verlohren hatte, erwachte auf einmal des Morgens mit einer folchen Gefchwulft der Brüfte, dafs diefelbe fie beyın Aufrichten im ‘Bette wieder nieder- drückte, Die linke Btuft wog fünf und dreyfsig, die zechte etwas weniger als fünf;und dreylsig Pfund. Vom *) de univerfa Kr morborum medicina. Hamburg 1662 P, II. p. 113, y "*) Parthenolozia , Dresd. et Lipf. 1729 .4.P. 183, 442 — Vom Halfe , dem Rücken, dem Bauch, kurz von Her ganzen umliegenden Gegend her, war die Haut gegen die, Brüfte zulafnmengezogen, um fie bey ihrer unge- heuren’ Gefchwulft: bedecken zu können, Die Ge- fchwulft.war übrigens ohne Schmerz. { Endlich ereignen fich noch felbft in de; inneren Subflenz der Brüfte allerhand Veränderungen und Desorganifationen , die fowohl die Form als 'die Mi- fehung der thierifchen Materie betreffen, Bey neuge- bornen Kindern, oft auch fpäterhin,, zur Zeit der Pubertät, bey Mädchen und bey Knäben, entflehn zuweilen: Verhärtungen: unter ‘den Bruftwarzeri, die wahrfeheinlich: urfprüngliche.Gerinnungen Iymphatie. fcher Säfte find, fich durchgehends 'zertheilen, aber zuweilen auch in Eiterung übergehn, Einjge-Perfonen bekommen zur Zeit der Reinigungen fo viele und fo harte Knoten in den Brüfen, dals man fie für feir- rhös halten würde, wenn diefe Knoten nicht ver- fehwänden und wiederkämen. Es giebt Scrofeln. und Balggefchwülfte verfchiedener Art in den Brüften. Herr Kock *) erzählt einen Fall von einem plötzlichen Wachsthum der Brüfte durch eine Ablagerung des Fet. tes. EineNonne in Pavia bekam mehrere Knoten in der: einen Bruf, die ällmählig. in eine Gefchwulft zulam- menfchmolzen; die Gefchwulft war fchmerzhaft und hatte eine ungleiche Oberfläche. : Die Bruft brach auf, das Gefehwür heilte nicht, bis endlich der Wundarzt, aus derfelben einen Körper hervorzog, der die Gröfse einer *) Actes de la Socidt& de Medecine, Chirurgie et Pharmacie, &ta- blie A Bruxelles, A Bruxelles 1797. T, I. Procts verbaux XIX. For 443 einer Wallnnfs hatte, aus kleinern und gröfsern Kno- chenflücken beftand, die durch eine ligamentöfe Sub» ftanz mit einander vereinigt waren ®. Bey einer an dern Nonne waren die Brüft: durchaus, blos die Haut ausgenommen.in Knochen verwandelt **). Ein ähn- licher Fall ift in den Tagebüchern ‚der Naturforfeher aufgezeichnet ***), Bafst) fand in der Bruft einer Wittwe Körper, die beym Aneinanderftofsen den Ton von Steinen gaben. Weber der Bruftwarze eineı Manns- perfon aus einer gichtifchen. Familie entffand eine Ge-, fehwulft, die nach einem Jahre fo grofs wieeine Fauft war, aufbrach und in ihrer ganzen Höhle eine kalk- artige Materie enthielt, die theils hart, theils weich war. Sebaft. Scarabicius erwähnt. in feiner Ge- fchichte eines in Stein verwandeiten Ochfengehirns, einer Bruft, die hart wie Marmor geworden war, Stoll+t)unterfuchte einige amputirte Brüfte ‚und fand fie der Farbe und Confiftenz nach in eine unorgani- fche und knorplichte Maffe verwandelt. , Auch andere Aerzte haben eine folche, Verwandlung, der Brüfte in, „Knorpel beobachtet+}t).: Man hat Haare, Sand, Steine, eine blutige Lympfe in den Brüften gefunden titf). “ Schmalz *) Morgagni de fedibus er caufis morborum T, HI, ‚Epift. 50, n. 4"; **)) Morgigni Tec n, 44 .”"*) Eph. N, C. Dee. 1, "An, VI, Obf. 210, +) Morgaeni T, c. n, 44 rm. P. 11. p. 442. ttr) Men, de PAc. de Chir I.p.3u - +rH) Plouquet T} V, 3325 Gooch cafes ‚ dit, nov, 128,134. er 444 — Schmalz *) erzählt die Gefchichte einer fehwärenden Bruft, in welcher ein fleifcherner Strick enthalten war. Scirrhöfe und krebshafte Brüfte haben zehn, zwölf, gar vier und fechzig Pfund gewogen **). In einer krebs- haften Bruf reizt der kranke Kern die Vegetation, fie it wider die Regel vermehrt, es entftehn Schwämme und lockere Auswüchfe, undjederPunct desneuenSchwamms äft ein neuer Punct der Anziehung. Die Vegetation nimmt mit ihrem Producte in gleichem Verhältniffe zu. In’ wenigen Monathen erreicht beym fchwammigten Kıebs eine Bruft die Gröfse eines Huthkopfs, fie treibt grofse, in Lappen getheilte, dunkelrothe Schwämme hervor, die wie Carfiolköpfe ausfehn, leicht bluten, und ein lockeres, ihrem fchnellen Entftehn angemeflenes Ge- webehaben. HerrLange***) erzählt ein folches Bey- fpiel einer kranken Bruft, die fehnell, ein und aber- mhals, Schwämme wie Trauben hervortrieb, Bier-' chen) fah eine Bruft, die fo grofs war, dafs fienicht' allein die gefunde bedeckte, fondern wie ein grofses Küffen über den Magen und die Hüfte herunterhing, Die Flüfigkeit, die fich in den Krebs - Gefchwüren ab[ondert, hat eine alkalifche Natur }}). Diefen *) med. und chir. Vorfälle, **) Richters chir. bibl. 3. B 21.Rofcius Refchreib. einer glücklich abgenommenen Biuft von zwölf Pfunden. Königs- berg 1769. 4. Leske, Samml. I, Th. “ *4#), Richters chir bibl, 8. B. 564, +) vom Kıebfe, Göttingen 1775. p. 25. +P) Crawford; Samml. auserl, Abhandl, f, pr. Aerzte ı5, B. 344: 5» 4 445 * Diefen Beobachtungen fügeich nun noch neun Fälle kränkerBıüfte hinzu, die mir der Herr Geh. RathMeckel aus feinem Cabinet mitgetheilt hat. Sie waren entwe- der ganz oder zum Theil ausgeartet, fcirrhös, desor- ganifirt und mufsten deswegen abgenominen werden, No. ı. Ein kleiner Knoten, einen Zoll lang, drey Viertel Zoll breit, von einer zwey und zwanzig jährigen, gichtifchen Perfon, die ihn ohngefähr ein Jahr getragen hat. Hinter der weichen und natürlich befchaffenen Milchdrüfe konnte man ihn, in der Tiefe, durch das Getühl von Ungleichheit und Härte, erkennen, Selten ersegte er einen ftechenden Schmerz, und diefer war unbedeutend. Im Durchfchnitt gewährt diefer Knoten eine doppelte Anficht, er erfcheint als ein Körper, der theils aus einer verbärteten Mafle, theils aus feften und neuerzeugten Häuten befteht, die diefe Maffe umge- ben. Der gröfste Theil feiner Subfjanz befteht aus. kleinern und gröfseren Körnern, die entweder durch ein lockeres Zellgewebe zufammenhängen, oder dicht aufeinander gedrückt und gleichfam zufammengeklebt find. Die Zwifchenräume find mit kleinen, häutigen Säcken ausgefüllt, die eine Jymphatifche Feuchtigkeit enthalten *). Die körnigte Subftanz if zwar, überhaupt genommen, unorganifch, doch nähert fie fich dem blätterichten Bau. Der ganze Knoten ift jetzt merklich weicher als während feines Lebens, und gleicht einem Körs . *) Herr Adams (Bemerkungen über Krankheitsgifte, Phage- däna und Krebs. Breslau 1796. $. 124- 157.) hält dafür, dais diefe Beurel oder Säcke, dieerkrebsartigeHya A- tiden nennr, die erlte Form und den wahren Character des Carcinoms ausmachen, 1 ® 446 a Körper, der theils aus Häuten, theils aus einer fetti- gen wallrathartigen Snbitanz befteht. "No. 2. Ein ähnlicher Knoten , anderthalb Zoil lang und drey Viertel Zoll breit, von einem fechs und zwanzig jährigen Frauenzimmer, der ohne äufsere Veranlaflung nicht fowol von körperlicher Krankheit,. als vielmehr von einem anhaltenden Kummer entftanden war. Er lag vor der Bruftdrüfe, unmittelbar unter der Haut, im obern Theil der Bruft, und fühlte fich ungleich ‘an. Aeufserlich umgiebt ihm ein lockeres Zellgewebe, von der Art, wie überhaupt dies Behältnifs des Fettes in der Bruft zu feyn pflegt; daher er auch jetzt noch innerhalb deffelben beweglich if, Er liegt in einem, - eine halbe Linie dicken, faltigen Sack, der. fich in mehrere Blätter trennen läfst, die durch ein feftes, fat aponeurotilches Zellgewebe zufammenhängen. Der Sack liegt nich@eng an den Knoten an, fondern fteht durch ein fehr lockeres Zellgewebe nıit demfelben in Verbindung. Der darin beändliche Knoten ift auf det Oberfläche ungleich, wie er fich während feines Lebens anfühlen liefs; und befteht aus einem grölseren, in det Mitte liegenden, und acht bis zehn kleineren, hatten, sunden oblongen Körpern, die den mittleren umge ben, und durch ein lockeres Zellgewebe verbunden find. Zwifchen denfelben find beträchtliche häutige Höhlen, mit einer trüben, zum ‚Theil eiterattigen | Feuchtigkeit angefüllt, vorhanden. Diefe Körper, die auch jetzt weicher als während des Lebens find, haben nichts blätterartiges oder faferigtes 'in ihrem Bau, ton= dern beftehn aus einem unzegelmäfsigen geronnenen Fafer- — —— | 447 Faferftoff. Ueberhaupt ift aber diefer Knoten felter als der erfte, und befitzt eine Derbheit, die zwifchen frifch- geronnener Blutfafer und weich knorplichter Subftanz in der Mitte fteht. No, 3. Eine ganz abgenommene, mit ihrer Haut undieinigen Haaren der Achfelyrube bedeckte Bruft, die'in der’ Mitte eine Vertiefung hat, welche die Stelle “der ehemaligen Eruftwarze anzeigt. Auf der hintern Fläche fieht man ein dünnes Stück des grofsen Brufl- mufkels. Ihre Länge von oben nach unten beträgt zwey, die Breite vom Bruftbein,.zur Achfelgrube zwey und drey Viertel, und ihre Dicke vom Bruftmufkel zur Haut kaum einen Zoll. Auswendig ift diefe Maffe mit einer ohngefähr vier bis fünf Linien dicken Fettdecke bekleidet, die aus felten Fettfchollen befteht, weiche . allmählig und faft unvermerkt in den eigentlich kran- ken Kern übergehn, in welchen die Drüfe ausgeartet ift. Der Kern liegt hinten in .einer feften, häutigen, einfachen Capfel, die ınit der Fettdecke äufserlich Schr dicht, inwendig mit dem Kern etwas lockerer zufam« menhängt. Der Kern ift nicht uneben , fondern fo- wohl an feinen Rändern, als auf feiner vorderen und hinteren Fläche glatt. An der Subftanz der Bruftdrüfe findet man keine Spur ihrer vorigen Structur mehr; der körnigte Bau, der fie und die Drüfen, zu welchen fie gehört, characterifirt, ift ganz verlchwunden, Sie ift in eine fefte, dem Knorpel fich nähernde Subflant ausgeartet, welches fowohl aus. ihrer Feftigkeit, und Elafticität, als auch aus ihrem Fafer- und blätterlofen Bau erhellt, den fie mit den Koorpeln gemein hat. Sie Sieht m nun "GN 4 5 fieht aus wie feft geronnenes Fett oder Gallert, und it inwendig ganz ohne häutige Höhlen. No. 4. Eine der jetzt befehriebenen ähnlicheBruft; allein der Knoten darin ift kleiner, weil ihn eine Fett- decke von der Dicke eines halben Zolls umgiebt. Die Brufdrüfe if in einen faft runden Körper ausgeartet, der fünf bis fechs Linien dick ift und faft anderthalb Zoll im Durchmefler bat. _An feinen Flächen und Rändern ift er glatt und eben; feiner Confiftenz nach fo hart, als der vorige No. 3.), ja an einigen Stellen noch härter. Auch die Subftanz diefes Knotens ähnelt der vorigen, ift knorpelartig, nur im Mittelpuncte, grade da, wo die Bruftwa:ze anliegt, ift die knorpelar- tige Maffe zerletzt, und in eine blutfalerartige Materie verändert, die ohngefähr ein Zwölftheil des Ganzen ausmacht. No. 5. Eine fehon exulcerirte Rruft einer ledigen Weibsperfon, die fich während (des Lebens hart und uneben anfühlte und wegen dichter Anlage ‚an.den grofsen Bruftmufkel, ‚nebfteinem Theildeflelben, abge- nommen werden mulste. Ueber der vertieften und ver- härteten Warze befinden fich zwey Gefchwüre, von wel- chen das unterfte ‚einen und drey Viertel Zollbreit, und einen Zoll tiefif. Innerhalb der eiternden Fläche find zwey Schwämme, deren Subftanz einem frifchgeronne- nen Faferftoff gleicht. Der öbere, flach exulcerirte, drey: Viertel Zoll hohe ‘und breite Schwamm fonderte beym: Leben eine dünne Jauche ab, und ift von etwas fefterer fett- und gallertartiger Confiltenz, ohne Fafern oder Blät-ı ter, Indem ganzen Umfang von zweynndsinem;halben! Zoll N [ — mm ——— 449 Zoll Breite und drey und einem halben Zoll Höhe, in welchem die Bruft abgenommen ift, findet man die Haut verhärtet, desorganifirt und über zwey Linien dick. Die über derfelben hervorragende und: verhär- tete Bruftwarze ift im Inneren feft, faft knorpelartig, ohne faferigten oder blätterartigen Bau, Eine zwey Linien dicke Fettdecke umgiebt die degenerirte Bruft- drüfe m die einen feften, zwey Zoll langen und eben fo breiten Kern bildet, mit einer nach oben und aufsen hin ausgeftreckten, fechs Zoll langen Spitze. Die Sub- ftanz des Kerns hat allen körnigten und drüfenartigen Bau verlohren, undift in eine fefte, unorganifche, einem | anfangenden Steatom ähnliche Maffe ausgeartet, ohne Fafern oderBlätter, mit wenigen Höhlen verfehen und an einigen Stellen, fowohl dem Anfehen als dem Ge- fühl nach, ganz knorpelartig. Auch hier ift der obere, der Haut und den Fungofitäten zugekehrte Theil der Bruft lockerer, aus einer weicheren Mafle’ gebildet, und gleicht ‘einer Höhle, die aus weichem Faferftoff befteht und damit auch angefüllt ift. No. 6. Eine amputirte Bruft von einem anfehnli- chen Umfang, die in der Breite vier und einen halben Zoll, und in der Tiefe von der Warze zum Bruftmuf- kel fünf und einen halben Zoll hält. Unter der wenig verdickten, fonft gefunden, mit einer gefunden Warze verfehenen und oval weggefchnittenen Haut, fühlt han eine in der Nähe der Warze feftere und gröfsere, und im Umfang derfelben weichere knotige Maffe. Den Kern umgiebt eine beträchtliche Lage von Fett, das gleichlfam talgartig geworden und in mehrere > Arch, f.d, Phyfiol, III Bd, II, Hefe, GE Schol- 430 0 Ne Schollen vertheilt if. Jede Fettfeholle liegt in einem eigenen, mehr oder weniger runden Sack; von wel- chen einige durch einen Zufatz eines fadenartigen Ge- webes eine befondere Feftigkeit erhalten haben. Diefe Fettfehollen machen den gröfsten Theil der Bruft aus, Nachdem fie weggenommen find, bleibt ein Kern zu- | rück, der kaum zwey Zoll in der Länge und Breite hat. Der Kern ift vollkommen unorganifch, ohne kör- nigten Bau, ohne Fafern oderBlätter, feft, Knorpelartig, an vielen Stellen, der Farbe und dem fchmierigten Ge- fühl nach, einem verdickten und verhärteten Fette gleich. Nach,vorn zu find unregelmäfsige Höhlen vorhanden, die mit einem blutfaferartigen Gewebe an- gefüllt find. Fan No. 7. Eine Bruft, deren’ hintere Fläche durch | einen Kreuzfchnitt getheilt und auf diefe Art auf der eıften Tafel (Taf. I. Lit. A.) vergeftelltit. Die Haut, die fie bedeckt, ift gefund, doch ungewöhnlich dick, auch | die Warze (papilla) ift natürlich, weder zu grofs, | noch zu hart. Neben ihr fitzt eine andere Warze | (verruca), die fchon vor der Krankheit dagewefen zu feyt fcheint. ‘Schon durch die Haut fühlt man, weil nicht viel Fell vorhanden ift, fefle, kleine und grofse, | äufserft ungleich hervorragende Knoten, die die vor- dere Fläche der Bruft ganz in dem Zuftand zeigen, den man als ein Merkmal einer zunehmenden Ver- I fehlimmerung des Sceirrhus anzugeben pflegt. Die | Bruft ift vier Zoll lang, drey und einen halben Zoll breit und beynah drey Zoll dick. Ikre Form weicht “ nicht allein durch die Ungleichheiten, fondern auch durch clfe PIC u Pl. 2 u ft .GCberhand. 4 H. Od 3, r Arch. [ al huficl. Merl | 451 durch eine nach unten hingekehrte Verlängerung von der gewöhnlichen Regel ab: Auch bey ihr fehlt die Bau zufammengeletzter und dadurch von den vorigen verfchieden, die mehr als einfache, ausgeartete Körper erfchienen. Sie befteht namlich aus dreylsig bis vier- , 2ig verfchiedenen, meift runden, duzch ein lockeres Zellgewebe unter einander verbundenen, gröfseren und kleinern Knoten, die mit einer feften Haut umgeben find. Die Subflanz derfelben ilt eine unorganifche Mafle, nicht faferartig, dem Knorpel an .Fefligkeit gleich, und hat an verfchiedenen Stelleıt vollkommen die Natur des Knorpels angenommen, welches fich aus der Feftigkeit, Elaflicität und halb durchfiehtigen Milchfarbe derfelben ergiebt; "N. 8. Die von ihrer hinteteri Fläche, mit verfchie- dalan Einfchnitten auf,der etften Tafel (Taf, 1, Lit, B.) vorgeftelite Bruft: Sie hatte an dem Körper der Perfon; der fie angehörte, eine ovale Geftalt, war: vier Zoll breit und fechs Zoll lang: Die Warze ift gefund, such die Haut, doch dicker als im natürlichen Zuftande: Zwifehen ihr und der Bruftdrüfe liegt ein halber und an einigen Stellen ein ganzer Zoll Fett, von gewöhn- licher Weichbeit,- Unter demfelben erfcheint die Bruff Selbft vollkommen dteyeekig, zwey Spitzen derfelben liegen unten, von welchen die eine ndch innen; die ändere nach aulsen gerichtet if, und die dritte tunde Spitze it nach oben gekehrt. Diele Aumpftn Hörner hit man auch durch die Haut und durch die dicke ettlage, Der ganze dreyeckigte Klumpen it durch 683 eine characteriftifche körnigte Organifation, doch if ihr .. 52 Sn \ n. fete Haut begränzt. Die, oberfte hervorftehende” Fortfetzung derfelben (Taf. 1. Fig.B.Lit. a) zeigt bey einem kreutzweifen Durchfebnitt nichts mehr von dem körnigten Bau der Bruftdrüfe; fieift eine gleichförmige Subftanz, die wie ein gallerigt- fettes Concrement aus- fieht und. mit einigen häutigen Höhlen, nach der vor» deren Fläche der Bruft hin, verfehen ift. Das untere und äufsere ftumpfe Horn (b.) befteht aus einer dick- häutigen Capfel, wie die Balggefchwülfte fie zu haben pflegen, die an mehreren Stellen, befonders nach un- ten und aufsen eine Dicke von drey, vier bis fechs Linien hat. In ihr find einige dickhäutige Höhlen vor- handen, die-eine verdickte Lymphe enthalten. Den Kern derfelben (x) macht ein mit runden Erhabenhei- ten verfehener Körper aus, der aus einem verdickten, talgartigen und fchmierigen Fett befteht, welches mit Häuten und Fafern durchwebt ift. Das dritte, nach unten und innen gerichtete Horn (B. c.) ift aus meh- reren, äufserlich faft häutigen und inwendig knorpel- artigen Blättern gebaut, und nimmtgegen dieMittezu, wo aller faferigter oder blätterigter Bau verfchwindet, | immer mehr eine vollkommene knorpelartige Natur an. Zwifchen diefem und dem oberften Horn der Bruft (a. c.) liegt ein Knochenkern (B. d.), der die Grö- fse einer Hafelnufs hat und mit eineg_drey Linien di- ° cken, felten und knorpligten Capfel umgeben if. Nirgends fieht man noch eine Spur der ehemaligen Form und Mifchung der Bruftdrüfe, überall merkwür- " dige und mannigfaltige Degenerationen der Materie, /] Fett, Knorpel, Knochen. No. 9. Zu eu ee “me a 8% Du em rd ea ne ee er | 6.:2 ’ Ar nit #3 Irufe Reis Arch. F 4. Phufid. 3B.3EH — 453 No. 9. Eine Bruft (Taf. II.) einer fechs und vierzigjährigen grolsen und robuften Frau, die ich erft vor einigen Monathen amputirt habe. Die Perfon ift zwar verheurathet, aber nie fchwanger gewefen. Die Bruft fing vor ungefähr fünf Jahren an hırt zu wer- den, die Härte nahm langfam zu, kurz vor der Ampu- tation kamen erft lüchtige Stiche und ein reichlicher Ausflufs einer Iymphatifchen Feuchtigkeit aus der Bruftwarze hinzu. Oben und innenwärts, nach dem Bruftbein zu, fühlte man ein paar vorzüglich harte Knoten, die mit einer mifsfarbigen Haut bedeckt waren. Hier lag auch die Bruft befonders feft auf dem Bruft- mufkel auf. Die Ablöfung mufste fat ganz mit dem Mefler, daher langfam verrichtet, und zu diefem Behuf die Aefte der äufseren und inneren Bruftpulsadern, fo wie fie durchfehnitten wurden, unterbunden werden, ‘Die Bruft mifst von oben nach unten vier bis fünf, und vom Bruftbein zur Achfelhöhle hin fünf bis fechs ‚Zoll. Die Haut ift blos verdickt, nicht zerflört. Zwilchen der Haut und dem Seirrhus liegt eine faft halbzöllige Lage Fett, das aus harten, ziemlich grolsen Schollen befteht. Die Brufldrüfse zeigt nichts mehr von ihrer natürlichen Geftalt. Sie ift durchaus und aufs mannig. ' faltigfte degenerit. Bey einer genauen Unterfuchung zeigten fich an diefer merkwürdigen Bruft folgende Abweichungen vom gefunden Zuftande: 1. Ein wahres Ofteofteatom, (Taf. IT. Lit.a‘) das we- nigftens einen halben Zoll dick, einen.guten Zoll breit und anderthalb Zoll lang ift.. Auswendigift. es mit einer 454 ——— hi einer dicken häutigen Kapfel bekleidet, hierauf folgt eine Knochenrinde, die anderthalb Linien dick if, und der Mittelpunkt deffelben ift mit einer fpeckigt knorpeligten Materie ausgefüllt, K 2. Eine Höhle (b), won der Gröfse einer Wallnufs, dievon einer häutig - knorpeligten, einigeLinien dicken, Wand begränzt wird und feft auf dem Bruftmufkel auflag. Sie war mit einer gelben Lymphe, der ähn- lich, die aus der Bruftwarze vor der Operation aus- flofs, ftark angefüllt, und drang in einem bogenför- wmigen dünnen Strahl hervor, der mehrere Fufs weit fortfprützte, als bey der Operation die Capfel mit dem Meffer geöffnet wurde, 3. (Ce) 'Ein runder, einen Zoll im Durchmefler baltender, durchaus knorpeligter Körper, der mit den knorpligt- häutigen Bedeckungen von i 4. (d) in Verbindung fteht. Diefe Höhle, die grade kinter der Bruftwarze liegt, wie bey einigen der oben befehriebenen Brüfte, ift die gröfste unter allen, beynah zwey Zoll breit und anderthalb Zoll tief. Ihre Wände find häutig knorpligt, an einigen Stellen drey bis vier Linien dick. Inwendig war fie theils mit Blut» faferftoff, theils mit würklichem Eiter angefüllt. 5. (e) Ein ovaler, ganz knorpligter Sack, deflen Größe auf dem Kupfer fichtbar it. Er enthielt eine dicke, Iymphatifch - eiterartige Materie. 6. Cf) Ein durchaus knorpligter, 'fphärifcher Körper, der in einem feften Fett eingehüllt liegt. ’ 7.(8) \ ma #55 7: (8) Eine unregelmäfsige fefteMaffe, die durch knorpelartige Fortfetzungen mit dem Körper (f) ver- bunden if. & (Ch) Ein fefter, kreuzweis durchfchnittener Körper, der äufserlich unbegränzt ins Fett der Bruft übergeht, inwendig ganz knorpligt, einen Zoll dick‘ wnd anderthalb Zoll lang ift. ; ; In der That mufs die Lebenskraft in diefer Bruft £onderbar herumgefpückt haben, wenn diefe mannig- faltigen Desorganifationen und Ausartungen der thie- rifchen Materie nicht durch die ihr felbft beywohnen- den Kräfte entltanden., fondern Apıyh jene zufammen- gezimmert feyn follen. Auch die Bruftwarze ift mancherley Fehlern | der Forin und Milchkung unterworfen. Sie foll ganz gefehlt und ein anderes mal doppelt dagewefen, feyn *). Bey unverheiratheten Perfonen findet man oft ftatt der Papille eine Grube. Beym Stillen kehrt fich durchs Saugen die nach innen geienkte Haut her- aus und die Warze ift da. Zuweilen ift fie folang und dick, dafs das Kind fie kaum mit dem Mund umfaffen Kann. In einigen Warzen fehlen die Oeffnungen der Milchgänge, welches ein urfprünglicher Fehler feyn kann, oder meiftens von dem Druck der Schnürbsuft herrührt. Endlich bekömmt fie zuweilen, befonders von Krebs und der franzöfiichen Seuche, Riffe, Ge- fchwüre und fchwammigte Auswüchfe. 4 Zuletzt erwälne ich noch die materiellen Fehlerder Milch, die fich in den Brüften abfon- dert. ’ ») Plouquetr 1, ce. T. VL p. 17% Lu _ 456 — "dert. Oft fehlt die Milch} wo fie dafeyn follte: die Brüfte bleiben nach der Geburt welk, es erzeugt fich gar keine Milch, oder es fondert fich ein unbedeutendes Etwas ab, das mehr Lymphe als Milch ift*%). Einan. deres mal fondert fich zuviele -Milch ab; «die Brüfte fchwellen ftark an, fchmerten, ‘das Kind kann vor ; Gefchwulft nicht faugen, und die Mutter wird durch den übermäfsigen Verluft ihrer Säfte entkräftet ”r), Haller ***) erzählt von einer Frau, die aufser der Milch, welche das Kind fog, noch täglich drey Maafs derfelben verlohr. Ebenderfelbe erwähnt eines Falls einer andern Frau, die fechs Pfund Ziegenmilch trank, und davon einen folchen Zuflufs der Milch bekam, dafs ihre Bruft fat platzte, und erft durch das 'Säugen vieler Kinder bezwungen werden konnte, Zuweilen finden wir Milch bey Perfonen, die keine haben foll- ten, bey Kindern +), Jungfern, Männern und alten Weibern +). Oft wird die Milch durch ungewöhn- liche Wege, durch eine Wunde des Fufses, durch die Geburtstheile. +}}) ausgeleert. Eine Schuftersfrau zer- brach während der Schwangerfchaft das Bein, die Knochen waren zerfplittert, es entftand ein grofses | s Ge- *) Jo. Varandaeus de morb. mulierum, Geneyae 1620. P-, 483: *) Varandaens ec, 497. ww, EL Phyf, T VIE P. II, 2. +\ Schurig Syllepfiologia p. 399. h “pp Haller El Phyf, T VII-P. Ik p, 16. Schürig Par- thenologia, Dresdae et Lipfiae: 1729. p. 118: 122. ++) Schurig Parthemol, 217. ——— ; 457 Gefchwür, das bis auf ein kleines Loch am Fufsgelenk zuheilte, aus welchem vor der Geburt zur Zeit des Vollmondes Blut, nach der Geburt die Kindbetterei- nigungen, und dann mehrere Wochen lang eine grofse Quantität Milch ausflo(s*). Ein anderes Beyfpiel er- zählt Scharig **) von einem neunzehnjährigen Mäd- chen, deren Brüfte unmäfsig anfchwollen und Milch gaben. Als fie diefe aus den Brüften vertrieb, flellten fich bey ihr Reinigungen durch die Geburt ein, die wie wahre Milch ausfahen und fo rochen. Es giebt fat keinen Theil des Körpers, aus welchem man nicht dann und wann die Milch hat ausfliefsen fehen, aus dem Munde, .den Augen, dem Nabel, dem Rücken, der Biegung der Schenkel, aus den Füfsen ***), Baldift die Milch zu dick, bald zu dünn; bald hat fie zu viel, bald zu wenig Käfe oder Rahm. Das Coloftrum der Kühe enthält eine fo grofse Menge-Ey- weifs -und Faferftoff, dafs es ganz durch Alkohol und Hitze in eine fefte Maffe gerinnt +). Man hat Bey- fpiele einer grünen, fehwarzen, öhlichten, rofigten, mit Würmern verunreinigten Milch aufgezeichnet +f). Morgagnittt) erzählt einen Falleiner Frau, die eine grüne Milch in den Brüften hatte; einen andern von einer Frau, bey der man eine dunkelgrüne und fchwar- ze ®) Schurig Parthen. 809, ®* ) Parthen, 216. *") Plouquetl.c, T. V.a200, +) Archiv-I, B: 3, Heft 184 S. ‚ +r) PlowquerT, V, 207-209 +rp) T. Il. Epift, L. n. 47. 458 anne | - ze Feuchtigkeit aus der Bruftdrüfe ausdrücken konnte, und endlich.noch einen Fall einer Perfon, die, fo oft die es wollte, eine dieke, pechfchwarze Flüfligkeit aus ihrer Bruft ausmelken konnte, die die Leinwand gras- grün färbte. ‚Aus den Warzen feirrhöfer Brüfte habe ich oft eine grofse Menge einer mifsfarbigen, gelben, siechenden Feuchtigkeit ausfliefsen fehen. Bey hefti- gen Gefäfsfiebern und beym Entwöhnen ift die Milch käfigt, und ‘der Falerftoff von dem Waller getrennt. Bey der Amenorrhöe Nielst oft ftatt Milch Blut aus den Brüften *). Die Beftandtheile der Milch richten fich nach dem Futter, das das Thier geniefst. Die Milch einer Kuh, die ein wällerigtes Gras frifst, hat wenig Käfe ae), Von deın Genuls desbittern Klees ( Ttifolium pratenfe), des wilden Knoblauchs (Allium latif, paluftre),. der Münze ( Mentha filveftr.), wilden Senfs (Thlafpi) und des Liebftöckels (Ligafticum) bekommt die Milch einen bittern Gefehmack. Die ButterinNeu York fchmeckt nach Zwiebeln, weil man das Aliium pratenfe von den Feldern nicht ausrottet, das die Fütterung verdirbt ***), Eine Art Saudiftel (Sonchus pedunculisiquamofis, flo- ribus racemofis) foll' den Gefchmack der Rennthier- milch verderben }), Auch follen die fchirmtragenden Pflan- *) Schurig Parchenol p. 34. *) Percival’s Effays p.254. Twamley’s Anweif. engl, Käfe zu machen, Frankf; a, M.\1787: **) Heinrich Wanfeys Tagebuch einer Reife durch.die ‚ vereinigten Staaten von Nordamerica, Magaz, merkw, Reifebefchr. 14. B. $. 203, 1..Y F) Young delacte p. n. und ı2s ——nnne 459 Pflanzen und die Tedradynamien des Linn's den Ge- fchmack der Milch verändern *). Die Milch der - Kühe, die die Wolfsmilch ( Tithymalus) gefreflen ha- ben, erreet Brechen und Durchfall# Auch nach der Gratiola foll. fie eine purgirende Eigenfchaft bekom- men, Daher ftelın die Wielen zu Ambrün in einem fchlechten Ruf, weil auf denfelben dies Kraut häufig ) wächft**). Die Milch der Kühe, die Herr Young mit Krapp füttern lieis, bekam eine rothe Farbe ***), Eben diefe Würkung foll die Opuntia haben , ‘der Saf- fran foll fie geib, der Indig fie blau färben t). Nach dem Saffran, Wermuth, Thymian, Quendelbekömmt die Milch den Geruch und Gefchmack diefer Pflanzen, Nach blofsen Pflanzenfpeifen ift dieMilchder Am- men fehr zur Säure geneigt; nach blofsen Fleifchfpei- fen wird fie gar nicht fauer (Bergmann). Kranke © wollen es.garan dem Gefchmack der Efelinnenmilch has ‘ben merken können, ob das Thier gehörig zgeftriegelt it, oder nicht.ft). Die Milch einer Elelin, die auf Mr einem offenen Platz weidete, etregte einer Kranken . \" immer Paffion, wenn fie von den Knaben geneckt war, _ Wenn Suglinge das Wechfelfieber haben, fo giebt „ nıan der Amme die Rinde, um das Fieber ‚des Kindes © zu dämpfen. Beylchlaf, Geilheit und die Monarbezeis verderben die Milch der Ammen, - Pur- #) Ferris über die Milch, Leipzig 1787. S. 15, - #) Haller El, Phyf. Tom, VIl.L, 28..p- 26. "*)Reirisl.ic.$, ı6, +) Haller El, Phyf,. T. VI. £ 24, p. 26. ++) Young de lacte p, 56, 460 — Purgiermittel, die die Amme nimmt, laxiren das Kind mit, oft das Kind allein*). Diätfehler der Mut- ter würken auf das Kind; es bekömmt Windcoliken, wenn fie Kohl, Hülfenfrüchte und andere blähende Speifen gegeflen hat. Raufch der Amme in ftarken Getränken foll dem Kinde Conyulfionen zugezogen haben **). Heftige Leidenfchaften der Amme, Zorn, Aerger, Indignation, können ihre Milch fo verändern, dafs fie wie ein Gift würkt, Erbrechen, Durchfall, Con- vulfionen, Epilepfie und den Tod erregt. Hier würkt weder die Leidenfchaft, noch die Lebenskraft in ‘der Milch, fondern ihre verletzte Milchung. Aufidiefen Erfahrungen, dafs die Nahrungsmittel des Thiers die Natur. der Milch verändern, beruht der Vorfchlag der Aerzte, ihr abfichtlich eine arzeneyhafte Kraft mitzutheilen. Befonders hat man zu diefem Behuf die Ziegen vorgefchlagen, die am leichteften ein Fut- ter von verfchiedener Art freflen. Galen rühmt vor- »züglich die gefunde Milch zu Stsbiae, einer Stadt in Cammpanien, weil die Wiefen dafelbft viele gute Krän- ter trugen. Rösmer empfiehlt wider die Wafferfucht die Milch der Kühe, die mit Mauerkraut (Parietaria ) gefüttertfind. BeymZweywauchs foll man die Milch von Thieren geben, die Färberröthe unter das Futter be» kommen; bey der goldnen Ader die Milch von Thie- ren trinken Ialien., die mit der Steinneflel (urtica mi- \ nor) ! *) Haller El, Phyfiol. T. VL. PH, p, 24,' **) Ferrisl, c,I9,f —— - 461 'nor); bey der Verftopfung, von Thieren, die mit Salat und Portulak *) gefüttert find. ; Hier fehn wir überall veränderte Mifchung und Form der thierifchen Materie, Abweichungen derfel- ben von ihrer Normal - Regel, andere Materie, alfo auch andere Phänomene, das heilst Verwandelung des ge. funden Zuftandes in einen kranken, ’ Beobachtungen über die Erzeugung des Schwefels und feiner Säure, von Herrn Smith *). l u D. Schwefel, diefen allgemein bekannten Körper, findet man in den meiften Gegenden der Erde. Er füb- limirt fich bey einem gelinden Grad der Hitze, ift leicht entzündbar, brennt mit blauer Flamme und erftickenden Dämpfen, die unter dem Namen fAlüchtiger Schwefelfäure bekannt find, Er vererzt fich mit den meiften Metallen und erzeugt dadurch den Oker; mit dem Queckfilber z. B. bildet er den Zinno- ber, Die urfprüngliche Erzeugung des Schwefels ift lange unbekannt gewefen. Chaptal glaubt, er ent- ftehe *”) Ferrisl.c, ı% *") European Magazine for February 1798, p, 92. 458 m) ftehe durch die Zerfetzung thierifcher und vegetabili:, {cher Subftanzen. Herr Dewynhat es zu beweilen gefucht, dafs er urfprünglich in gewiffen Pflanzen exi- fire. Allein hier entfteht die Frage, ob der Schwefel fich in diefen PAanzen 'und Thieren vor ihrer Zerfet- zung bildet, oder während und nach derfelben? Oder ob die Pflanzen und Thiere das Vermögen haben, in fich auf die nemliche Art Schwefel zu erzeugen, wie die letzten Kalk» und Thon- Erden in fich hervorbringen ? Einige find der Meinung, dafs er fich während der Zerlerzung thierifcher und vegetabilifcher Subftanzen; in dem faulenden Wafler, oder vielmehr durch die Fäuloifs der Subflanzen, die im Wafler enthalten find, erzeuge. Nach der Verdauung der Nahrungsmittel und ihrem Fortgang zum Maftdarm, hatdie Luft, die fich ausleert, oft einen fchwefligten Geruch, Eben diefen Geruch bemerkt man an faulen Eyern, Steckt man einen Löffel von reinen Silber‘ in einEy, fo wird dexfelbe nach einem oder ein paar Tagen fchwarz, wel- ehes die Gegenwart einer hepatifchen Luft anzeigt, Das Waffer in dem Boden der Schiffe-und die Pflanzen in einem gewiflen Zuftand der Fäulnifs geben den nemlichen Geruch. _ Meiner Meinung nach entfteht die hepatifche Luft auf folgende Art: das Ammoniak in den Pflanzen verbindet fich mit dem Schwefel und bil- det Schwefelleber. Diefer wird nachher, bey ei- nem anderen Zultand der Fäulnifs, durch gewifle Mit- tel, entweder durch die Luft oder durch eine Säure zetletzt und dadurch das hepatifche Gas entwickelt; Das hepatifche Gas befteht bekanntermaalsen aus einem ger — 463 gewiffen Theil Schwefel, der in Wafferfloff aufgelöfst ift. Wir haben «daher, zur Bildung der hepatiichen Luft, die Verbindung des Schwefels mit einem Lau- genfalz nicht nöthig. Der Wafferftoff, der während der Fäulnifs entiteht, nimmt einen TheilSchwefel auf; und hält ihn in fich aufgelöfl. Eben dies kann: man von dem Phosphor -Gas behaupten. In dem Kirchfpren- gelKirkpatric Fleeming in der Grafichaft-Du m: frielhire liegt eine grofse Pläne, die aus fchwar- zer Dammerde befteht. Die Einwohner erzählen, hier fey ehemals ein tiefer See gewefen, der fich 1ach und nach durch die Zeit und die Thätigkeit der Natur aus- gefüllt hebe. Indem Mittelpunct diefer Pläne ilk eine Schw efelquelle, die vollkommen fo ftark als die zu Moffat in Schottland oder zuHarro wgate‘inEng- land ift. Da diele Quelle fich in dem Mittelpuner einer grofsen Pläne befindet, die aus abgeftorbnen. Pflanzen beflcht, und fie die einzigeSchwefelquelle in diefer Gegend ift, fo ift es wahrfcheinlich, dafs das Waffer durch die abgeftorbnen Pflanzen mit dem hepa- tifchen Gas gefchwängert, durch den Eoden durch- geleiht und als Schwefelwaffer zur Quelle geleitet wird, Die Quelle zuMoffat, die auch Schwefelwafler giebt, liegt in dem Grunde einesGebürges, der ausabgeftorb: nen Pflanzen, Moofen und Torf - Mohr befteht. Ich glaube, dafs man bey einer genauen Unterfuchung der übrigen Schwefelquellen es ebenfalls finden würde, dafs fie von irgend einem Bette abgeftorbener Pflanzen. und von einem faulenden Wafler ihren Urfptung nch- - meg. Weng man die heilse Alche des brennenden " Torfs "464 — | Torfs (peat) in einem finfteren Zimmer Nörrelt, fo ı fieht man an derfelben eine blaue Schwefelflamme, - Entfleht .diefe Frfcheinung durch die Zerfetzung des Torfs beym: WerbrnnEb) oder präexiftirt der Schwefel in dem Torf? ' Diefe Beobachtungen beweifen foviel, dafs der - Schwefel bey der Zerfetzung der Pflanzen und Thiere fichtbar wird; nur ünterrichten fie uns nicht über die Art, wie der Schwefel gebildet wird. Ich bin geneigt zu glauben, dafs während der Vegetation in den Pflan- zen'ein gewilfer Procefs vor fich gehe, durch welchen Schwefelfäure erzeugt wird, die fich entweder unmit- telbar mit den Beftandtheilen derPflanze, oder mitdem feuerbefländigen Laugenfalz, als Schwefelfaures Pflan- zenalcali, verbindet. Aehnliche Procefse bemerken wir in den Körpern der lebenden Thiere, durch welche Säuren von verfchiedener Art, Weinfteinfäure, Zucker- fäure, Phosphorfäure erzeugt werden, Während der Verbrennung verbindet fich der Sauerftoff der Säure mit dem Kohlenftoff oder mit dem entzündbaren Gas, und bildet Kohlenfäure oder Wafler; dex freyge- wordne Schwefel fängt, an der Luft und bey der Hitze, Feuer, und verbrennt. Derfelbe Procefs mag bey der Fäulnifs vor fich gehn; doch mit dem Unterfchied, dafs fich hier der Schwefel mit dem Ammoniak verbin- det, und wenn er zerfetzt wird und fich in dem über- Algen Waflerftoff auflöft, hepatifches Gas bildet. In den heifsen Klimaten geht die Zerfetzung fchneller von ftatten, als in den kalten; daher findet man in den erften- auch mehr Schwefel als in den letzten, Vulcane müffen ee ec ek —y r — nr 46 ‚nüffen durch ihre Ichnelle Zerfetzung dert vegetabili- fchen Subftanzen vielen Schwefel bilden; und man fin- ‚det auch würklich , wo fie find, eine ungeheure Quan- tität von, Schwefel, Ueber den Begriff des Lebens, und der Gefundheit und Krankheit, als Zuftände deffelben; an. den Herrn Profelior Reil, vom Profeflor Hoff bauer. i Wis fie fich nicht, dafs ich, der ich in der Wiffenfchaft des Arztes ein Fremdling bin, und Ihnen > diefes, auch wenn Sie esnichtwülsten, gern eingeftehen würde, Ihnen meine Gedanken über Gelundheitund Krankheit vorzulegen wage? — Was noch mehr ift, ich nehme für fie nicht die Nachficht des grofsen Arz- tes, und gelehrten Kenners der Theorie deflelben,, bey - Ihnen in Anfpruch, fo fehr ich auch übrigens aufIhre Nachficht zu rechnen Urfach habe, und natürlicher , Weile wünfche , dafs Sie meinen Gedanken die Auf- merkfamkeit fehenkei mögen, mit welcher ich fie von "jedem feharffinnigen Kopfe geprüft fehen mögte, Es "mag immer feyn, dafs der Zweck der Kunft des Arztes kein anderer ift, als die Gefundheit zu erhalten, oder wo fie verlohren ift, wiederherzuftellen; fo liegt den» Arch. f. d, Phyfol. Ih Bd. Ill, Heft, _ H h hoch 466 z ) noch der Begriff der Gefundheit n'cht innerhalb der Theorie jener Kunft felbf, wenn er diefe gleich leiten mufs. ; a - ” Das fcheint wunderbar; aber gewifs ift es um pichts wunderbarer, als-dafs der Begriff eines Rechts’ überhaupt, nicht innerhalb der Theorie irgend eines pofitiven Rechts liegen kann, fondern zu ihrem Be- hufc anderswoher entlehnt werden mufs. k Die Ausdrücke: Ge[fundheit und Krankheit, bezeichnen Zuftände von Naturkörpern, und insbefon- dere von organifehen Körpern, wie jedermann weils. Die Frage kann alfo nur feyn, was für Zuftände diefe, Ausdrücke bezeichnen. \ Ich will abfichtlich diefe Frage noch nicht fo- ‚gleich in ihrer Allgemeinheit beantworten; lieber will ich Ihnen meine Gedanken zuerft in der Ordnung mit- theilen, wie fie fich bey mir entwickelt haben. Alles methodifch zufammenzufellen, wie es etwain einem Lehrbuche geordnet feyn mülste, kann hernach nicht anders als leicht feyn. ' Wir finden bey dem Menfchem verfchiedene Ver- mögen, des Körpers fowohl alsder Seele, die fichtheils willkührlich, theils unwillkührlichäußern. Jedes die- fer Vermögen betrachten wir als zu einem gewilen Zwecke vorhanden. So betrachten wir nicht allein die einzelnen Vermögen; fondern auch dieeinzelnen Theile des Körpers. Wir fetzen- bey jedem derfelben einen gewil- Z—— 467 gewilfen Zweck voraus, wenn wir in vielen Fällen, ja vielleicht auch in den meiften, diefen Zweck be- ftimmt anzugeben nicht im Stonde feyn follten, Ich fage mit gutem Vorbedacht, wir ferzen einen folchen Zweck voraus; ich fage nicht, dafs - ein folcher Zweck vorhanden fey. Denn diefes mag feyn oder nicht leyn, zu-meinem Vorhaben kommt eg nicht in Betrachtung. Der Zweck, zu dem wir die einzelnen Vermögen des Menfchen und feiner Theile uns vorhanden denken, kann der Naturzweck derfelben, und infofern wir vorausfetzen, dafs fie dem Menfchen zu. diefem Zwecke verliehen find, die Naturbeffimm u ng derfelben genannt werden. ‘Wir nennen nun den Menfchen gefund, wenn feine Vermögen ihrer Naturbeflimmung gemäfs thätig find; krank hingegen, wenn fie auf die entgegen- geletzte Art, oder auf eine Art thätig find, die mitihr ftreitet. Wenn der Mager und die übrigen Verdauungs- Werkzeuge die Nahrungsinittel nicht gehörig, oder vielmehr falfch, auflöfen, wenn durch fie in die Mi- fchung des Körpers das aufgenommen wird, was | gerade i in fie nicht aufgenommen werden follte; fo jft - der Menfch krank. Würde hingegen die Verdauung bey dem Menfchen nur gehindert, ginge aber nicht verkehrt vor fich, {o wäre noch keine Krankheit da; allein es würde wegen der natürlichen Verknüpfung, - in welcher alle Theile des Körpers fiehen, daraus taft Hha I - noth- 468 — notliwendig Krankheit entftehen- Krankheit befteht allo in einer verkehrten Acufserung der Vermögen des Menfchen, u EUR R R 11 aber jede verkehrte Aeufserung eines Vermö- gens Krankheit? — Ich habe das Vermögen, einem andern meine Gedanken mitzutheilen, das Vermögen zu eflen und zu trinken. Jedes diefer Vermögen hat "feine Naturbeffimmung. Wenn ich das erfte brauche, um einen andern zu hintergehen,, und dasletzte, den Gaumen blos durch den Genufs zu kitzeln, unbeküm- mert, ob mein Leben vielleicht nicht dadurch abge- kürzt wird; fo mache ich davon einen Gebrauch, der mit feiner Naturbeffimmung ftreitet. If diefes aber. Krankheit, ? In beiden Fällen war die Aeufserung meiner Ver- mögen willkübrlich; fie hing unmittelbar von meiner Willkühr ab. Krankheit ift alfo der Zuftand, ia welchem fich die Vermögen des Menichen ihrer Naturbeflimmung zuwider unwillkührlich äufsern, und Gefundheit der Zuftand, in welchem fie fich ihrer Naturbeflimmung gemäls unwillkührlich äufsern. Beide, Krankheit fo wohl als Gefundheit, beziehen fich alfo auf unwillkühr- liche Aeufserungen der Vermögen des Menfchen, Um allem Mifsverftande vorzubeugen, erinnere ich hier ein für allemal, dafs ich nur das willkühr- lich nenne, was von unferer Willkühr unmittelbar, alles hingegen unwillkührlich nennen werde, was von ihr nicht unmittelbar abhängt, es fey nun, ' dafs x g — N 469 dafs es gar keine Folge derfelben‘, oder nur eine mit- telbare Folge derfelben ift. Wer fich durch muthwillige ' Ueberladung den Magen verdorben, mag immerhin krank, und durch feine "chuld und alfo auch zu Folge einer willkührlichen Handlung,krark feyn; allein der Zuftaud, in welchem fich feine "Vermögen jetzt. ihrer Naturbeffimmung zuwider äufsern, ift in der angege- benen Bedeutung nicht willkührlich zu nennen. } Ich glaubte mit der Entwickelung des Beyriffs von Gefundheit und Krankheit fertig zu feyn, und finde doch, dafs er noch nicht ausführlich entwickelt ift. Es giebt nemlich gewiffe Naturfehler, Fehler, die dem Menfchen angebohren find, die nothwendig eine Verkehrtheit in den Aeufserungen der körperlichen Vermögen nach fich ziehen. Dergleichen find z.B. die Fehler in der Organifation. Die Kunft des Arztes | fehmeichelt fich auch nicht einmal 'mit.der Möglieh-: keit, diefen irgend einmal abhelfen zu können, ob fie gleich diefe Hoffnung in Anfehung keiner Krankheit aufgegeben hat. j Krankheit denken wir uns alfo als etwas an fich. Zufälliges, was möglicher Weile vorübergehend if, mit Einem Worte, als einen Zuffand des Lebens. - Ich mufs alfo, um meinen Begriff vollländig zu ent- wickeln, noch den Begriff des Lebens erklären. Leben legen wir nar Naturwelen bey. Wir verfte- hen darunter nichts anders, als das Vermögen deflel- ben nach Gefetzen feiner Natur thätig zufeyn. Aufser en Gefeizen der gelaimmten Natur, welchen alle Na- tur« X 470 ; — turbegebenheiten überhaupt unterworfen"find, hängen die Veränderungen einer beftimmmten Art von Dingen, noch von Gefetzen ab, die diefer Art von Dingen eigen- thümlich find. wenn wir gleich diefe Gefetze wegen des allgemeinen Zufammenhangs, den wir in der gan- zen Natur vorausfetzen, uns nur als Anwendungen jener Geletze denken können. " Ich fehe auch bey diefem Begriffsdes Lebens gewiffe Einwürfe voraus, die man mir machen könnte, und vielleicht auch machen wird. Ich will fie daher im‘ Vo:aus zu beantworten fuchen.' Erftens wird man fragen: „Wie können Verän.. „derungen, die mit einem Natufwefen, nach Ge- „, (etzen, denen es unterworfen ift, fich ereignen, Thä- v„tigkeiten deflelben genannt werden?” — Ich ant- worte: Jede diefer Veränderungen denken wir uns in einer vorhergehenden Veränderung eben deflelben ‘ Naturwefens, wenigftens zum Tbeil, gegründet. . Sobald wir. ein Naturwefen als exiftirend denken, betrachten wir auch jede Veränderung deflelben als eine Wirkung des Naturwelensz- diefes Na- turwefen mithin felbft als thätig, wenn gleiches felbft und leine Exiftenz wiedernm von andern Urlachen ab- hängt, und diefe mithin als die mittelbaren Urfachen feiner Veränderungen zu betrachten find. Eben deswegen können wir das Leben als ein Ver- mögen zu Verändeıungen aus einem innern Princip, und weil’alle Ve änderungen äulserer Gegenftände lich auf Bewegung zuwückführen laffen, das Leben eines folchen x nes ; 471 folchen Gegenftondes, durch das Vermögen, aus einem inzern Princip bewegt zu werden, definiren, Ein zweiter Einwurf, den ich mir mache, ift fo'gen- der: „, Wir fetrzen dem Leben den Tod entgegen, „ Beide Ausdrücke bezeichnen Zuftände, die einander „, entgegengeletzt find, Diefem zufolge fcheint der 3, Begriff des Todes widerfprechend au leyn. Denn wie - 5 kann ein Naturwelen fich in eineın Zuftande befin- sy den, in welchem es das Vermögen nichthätte, nsch „, den Gefetzen feiner Natur fich zu verändern? Ein »„ Naturwefen nemlich, das ee ed Natur „ thätig zu leyn das Vermögen hat.’ - Ich antworte: Leben und Tod find allerdings Zu- , Stände, allein nicht Zuftände des Naturwefens felbft, fondern eines Etwas, das wir uns blos als Materie.den- - ken. Das Leben kann kein Zuftand des Naturwefens feyn, eben fo wenig als Ausdehnung ein Zuftand des Körpers feyn kann, weil ohne Leben kein Naturwefen " feyn kann, jeder Zuftand aber als etwas Zufälliges ge- dacht wird; der Tod kann eben fo wenig ein Zu- Stand deflelben feyn, weil jeder Zuftand einer Sache etwas in ihr mögliches feyn mufs. Bedarf es hier eines Beyfpiels, fo darf ich nur nach dem Erften dem beften greifen. Der abgeflorbene Baum ift eigentlich kein Baum, fondern nur cine Materie, diein einem vorher- » gehenden Zuftande ein Baum war, Hierraus, dünkt mich, wird auch begreiflich, dafs man das Leben eines Naturwefens auch durch die Fortdaue: feiner Nitur definirınkaun. Der Tod wäre als- m; al:dann der Zuftend, in welchem eine vorher belebte Aaterje zu leben aufgehört hat. r Ich wollte beftimmen, was Gefundheit und Krank- heit des Menfchen it, und ‘bin auf allgemeinere Be, griffe. gerathen, auf .den Begriff des Lebens über- haupt, -der Gefundheir und der Krankheit über, haupt, ; Ich will jetzt alle diefe Begriffe, nach dem Zufam» menhange, in welchem fie an fich ftehen, zufammen» Stellen, und.alsdann zu ihrer Erläuterung noch einige Anmerkungen hinzufügen, 3) EinNaturwefenin der weiternBedeutung, nenne ich ein Wefen, das nicht als von Menfchen _ zu einem gewiflen Zwecke hervorgebracht gedacht werden kann. : 2) Bey gewiffen diefer Natuswefen finden wir ver- fchiedene Theile, Vermögen, mit Einem Worte ein Mannigfaltiges, was wir ihnen nur als zu einem gewiffen Zweck verliehen betrachten können, 3) Der Zweck, der unferer Vorftellung nach dabey zum Grunde liegt, ift der Naturzweck def. felben, und in fo fern wir annehmen, dafs es die- fem gemäls abfichtlich eingerichtet ift, feine Na- turbeffimmung. 4) Das Segenfeitige Verhältnifs der Theile eines Na- turwefens nach feiner Naturbefiimmung nennt man Seine Organiiation, und die einzelnen Theile felbft, zwifchen welchen diefes Verhältnils fich tindet, Organe, 5) Ein nn } 473 5) Ein Naturwefen in dm engern Sinne, nenne ich ein organifirtes Welen. (vergl. T, 2, 4.) 6) Leben ift das Vermözen deffelben, nach den Ge- fetzen feiner Natur thätig zu feyn. Der Zuftänd, in welchem die Veränderungen deflelben feiner Naturbeftimmung gemäls erfolgen , ift Gefund- heit, und wo fie mit derfelben ftreiten, Krank- heit. Dieerfte Frage it: Wieift Krankheit möglich ? Denn es fcheint, dafs ein Naturwefen nicht anders, als fei- ner Naturbefimmung gemäls, thätig feyn könne, und alla nothwendiger Weile gefund feyn mülfe, Ein Naturwefen befteht aber nicht für fich allein genommen; fondern in Verbindung mit allen übrigen Dingen, welche möglicher Weile einen Einflufs auf daffelbe äufsern können, Wäre dies nicht, fo könnte ein Naturwefen nie anders als feiner Naturbeftimmung gemäls thätig feyn. Bey einer -Art von Naturwefen kommt hiezu noch ein anderer Grund. Sie find mit Willkühr begabt. Durch eine willkühriiche Handlung kann aber der ganze Zuftand derlelben verändert wer- den, Alle Veränderungen deffelben, die fonft unaus- bleiblich feiner Naturbeftimmung gemäfs hätten erfol- gen müffen, können jetzt mit leiner Naturbeflimmung ftreiten, obgleich jede deifelben nach den eigenthüm- lichen Geletzen dieles Naturwefens erfolgen mufs, } Dieles letzte erläutert vielleicht ein ähnliches Rey- Spiel. Wenn eine Uhr richtig, d. h. nicht zu ge- fcbwind und nicht zu langlamı, geht; fo wirdfie, wenn fie 4 474 D* Dr enteo —— 2 fie einmal falfch geftellt it, die Zeit falfch anzeigen, und nach eben demfelben Gefetze falfch anzeigen, nach welchem fie, wenn fie richtig geftellt wäre,’ die wahre _ Zeit anzeigen würde. Ren 1# nun einmal durch eine äufsere Urfach, oder durch eine willkührliche Handlung des Naturwelens ‚felbft, fein Zuftand, fo zu fagen, verruckt; fo mufs nothwendiger Weile eine ganz andere Reihe von Ver- änderungen in demfelben erfolgen, als fonft erfolgt feyn würde. “Diefe kann nun mit der Naturbeftim- mung deffelben ftreiten, und doch gänzlich nach den. ihm eignen Gefetzen erfolgen. Diefer Zuftand it Krink- heit, deren Möglichkeit alfo aus dem Gefagten 'er- hellet. . ; Hieraus wird auch eine Behauptung begreiflich, dafs eine Krankheit nur durch eine andere gehoben werden könne. Ift einmal nemlich eine Reihe von Veränderungen in einem Naturwefen würklich, die mit der Naturbeflimmung deffelben ftreitet, fo kann fie nicht anders geendiget, oder die gehörige Ordnung wiederhergeftellt werden, als durch eine anderweitige Veränderung | die gleichfalls an fich der Naturbeffimmung diefes Wefens zuwider if. Hier muß eine Urfach darwifchen treten, die bey völliger Gefundheit diefe verletzen mülste , weil fie der ganzen Reihe von Veränderungen in dem Naturwefen, fo zu fagen, eine andere Geflaltgiebt, die aber jetzt, indem Zuftande der Krankheit, diefe aufhebt, u‘ddengefun- den Zuftand wiederherftellen kann. Ich fage ablicht- lich x en — 475 lich kann; denn es war an fich möglich, dafs eine folche Urfach an die Stelle der bisherigen Krankheit eine andere fetzte, Man könnte gegen meine vorhin gegebenen Defi- nitionen von Gelundheit und Krankheit noch einwen- den, dafs man durch fie Gefundheit und IREFERHER nicht jedesmal erkennen könne. r Hierauf würde ich antworten, dafs diefes , für fich allein genommen, kein Einwurf fey. Vielleicht ift es nicht überflüffig, mich hierüber näher zu erklären. Wenn eine Definition richtig ift, fo müffen, wie jedermann weifs, die Merkmale, welche fie angiebt, zureichen, das Definitum von andern zu unterfcheiden, Ich mufs mithin, wo ich die Merkmale zufammenge- nommen finde, zu urtheilen berechtigt feyn: hier ift das Definitum. Allein deshalb bin ich noch nicht im Stande , durch diefe Definition die Merkmale felbft auf- zufinden ; fondern nur, wo ich aus andern Gründen die Merkmale an einer Sache gefunden habe, zu urthei- len: hier ıft das Definitum. Um durch diele Definitionen Kran!.heit und Ge- fundheit unterfcheiden zu können, mufs man zuvor. die Naturbeflimmung der einzelnen Vermögen des, Körpers und feiner Theile erkennen. Diefes, denke ich, foll mich auch gegen den Vorwurf fchützen, als wollte ich mich in die Angelegenheiten des Arztes milchen. Denn fein Gefchäfft mufs es feyn, die Na- tusbeftimmung der einzelnen Theile des Körpers und feiner Vermögen zu beftinimen, Gefetz!, 476 m m? Ge'etzt, die gegebenen Definitionen von Krank. heit und Gefundheit wären neu, fo mag man vielleicht fragen, wie,es möglich fey, dafs man di-te Begriffe fo lange habe entbehren können._ Ich meiner Seits würde antworten, dafs, wenn man auch eine Sache noch nicht definirt hat, daraus noch nicht folge, dafs man, keinen Begriff von derfelben habe. } Recenfionen. ‘ Staen inaugurale, fiftens quaeftiones mediciargumenti, quod pro gradu Docto« ratus confequendo, publico examini fub- mittit J. C. B. Bernard. Lugduni Batavo- rum 1796 i In der vor uns liegenden Streitfchrift hat fich der Herr Verf. auf die Erörterung folgender medicinifchen Aufgaben eingelaflen ; nemlich: ı Auf den Begriff der Lebenskraft. Die Urfache derjenigen Phänomene in den organifchen Naturreichen, die denfelben eigenthümlich find, und durch welche fiefich von dem todten Naturreich unter- fcheiden, fagt der Verf., kann man ihre Lebenskraft überhaupt nennen, Die Kräfte der Muskeln, Nerven, des Zellgewebes, der Abfonderungsgefäfse find Lebens- kräfte. Da nun jedes befondere Organ auf feine eigne Art würkt; fo giebt es auch in der Natur eben fo viele befondere Lebenskräfte, als es fpecififch - verfchiedene Organe giebt. Indefs kann man auch die verwandten Arten der Lebenskraftunter eine gemeinfchaftliche An, ficht zufammenziehn, und die Zahl derfelben zum Vor theil der Kunft zu vermindern. Dies ift aber ein Werk der Kunft, und daher zufällig. Die Lebenskräfte find zwar von den allgemeinen Kräften der Körper überhaupt verichieden, aber doch in in ihnen gegründet. Ohne \Cohärenz ift keine Reizbar- keit in der Muskelfafer gedenkbar. Die beftimmte Organifation der Theile enthält den Grund ihrer Lebenskräfte, daher verhalten diefe fich, wie fich jene verhält. Qualis fabrica, talis vis. Die Erfcheinungen der Lebenskraft haben zu der " Organifation des Theils, in welchem fie flattfinden), daffelbe Verhältnifs, welches jede andere Erfcheinung zu ihrer Urfache hat. Die Lebenskraft würkt, wie jede andere Kraft, nur unter der Bedingung, dafs fie von aufsen herzur Thätigkeitangereiztwird. Diefe äufsere Urfache nennt man den Reiz. Reizbarkeit ift alfo im allgemeinften Sinne Eigenfchaft aller Kräfte überhaupt. Die Würkungen der Lebenskräfte find Refultate eines zufammengelerzten Verhältnifles der Organifation und des Reizes. 2. Von der Verrichtung der Gallen- blafe. Herr Prof, Brügmanns fecirte 1794 ein Cadaver, in welchem die Gallenblafe fehr ausgedehnt und halbdurchfichtig war. Der ductus ceyfticus war von einem Gallenftein vollkominen verfchloffen; die Gallenblafe gefund; die darin enthaltene helle Flüfig- keit wurde genauer unterfucht. Sie war durchfichtig wie Wafler, von der Con- fiftenz des Eyweilses oder desGelenkwaflers, und liefs fich, wie das letzte, in Fäden ziehn. Setzte man fie, fich felbftüberlaffen, einer mäfsig warmen Atmofphäre aus: fo verlohr fie ihre Rlebrig- keit, und fetzte. eine fadenartige, einem käfigten. Schleim — 479 Schleim ähnliche Materie ab. In einem flachen Gefäfs trocknet fie zu einer fchuppigten Membran ein. - Mineralalkali entdeckte man deutlich in_ ihr. Sieroch faul, wurde trübe, und ftiefs Ammoniak aus. Gemifcht mit Wafler, machte fich daffelbe fchlei- mig, beym Schütteln mit demfelben'entftanden Blafen, Durch Hitze geronn fie nicht, aber es fonderte fich ein fadenartiger Stoff ab, unddie übrige Mafle blieb fchlei- mig. Weder Alkohol, noch Säuren, brachten eine Ge- sinnung in ihr hervor, fondern fchlugen eine Nockigte Materie nieder. - Durch Mineralalkali und en lapee Baar alkali wurde fie nicht verändert. Aus dielen Verfuchen erhellt, dafs die Flüfigkeit mit der Synovia Aehnlichkeir habe, aber mit dem Ey- weils nicht einerley Naturfey. Aus.diefer Beobachtung zieht der Herr Verf. nachftehende Folgerungen: 8) Die Lebergalle kann nicht anders als durchden ductus eyflicus zur Gallenblafe gelangen, b) Die Blafengalle wird eingelogen durch die Saugadeın der Gallenblafe. Denn es war keine Galle in der Gallenblafe, und es if nicht wahrfcheinlich, dafs fie zur Zeit, wodie Verfiopfung entftand, vonder- felben leer gewelen fey. e) Die gröfsere Vifeofität der Blafengalle entfteht nicht fowohl von der Einfaugung, als vielmehr durch Ablonderung einer klebrigten Flüfigkeit i in der Gallen blafe, die der Synovia ähnelt, d) Auch 4830 r — ’ d) Auch fcheint die Gällenblafe das io RR Galle gefundene kohlenfaure Mineralalkali, vorzüglich zu erzeugen. e) Der Eyweifsftoff, den man in der Blafengalle gefunden, fcheint von der innern Fläche der Gallen» blafe abgelondert zu werden. f) Ein kranker Zufland der Gallenblafe und ihrer Adfonderung feheint zur Entftehung, wo nicht aller, doch einiger Gallenfteine mitzuwirken, &) Eine zu dicke Gälle entfteht von einer zu reich- Yichen Abfonderung der vilcöfen Flüfigkeit der Gal« lenblafe. 3. Von einigen noch wenig bekannten Sinnorganen. Der verfchiedene Bau des Nerven überhaupt und befonders feiner peripherifchen Endi- gungen in dem Sinnorgan ift die Urfache der verfchiede- nen Finpfindungen in der Seele. Da nun diefe Bedin- 4 gung einer ins unendliche verfchiedenen Modification fähig find: fo können auch bey den Thieren unzäh* "lige Sinnorgane ftattfinden, von denen wir gar. keinen Begriff haben, und durch welche, für uns ganz unbe- kannte Medien würken können. Es folgt daher nicht, dafs in den Fühlhörnern der Infecten keine Sinnorgane vorhanden find; es folgt nicht, dals fie, wenn fie vor: handen find, mit den unfrigen, übereinkommen. Vermittelft eines eigenthümlich modificirten Baues der Nerven können Medien auf ein Thier würken, die auf uns gar nicht würken. Daher können Fifche und Fle - dermäufe RarBslgeluh, Hinderniffe meiden, bequeme Ruhes Area 481 Ruheflätte finden, ihren Raub verfolgen, ob’fiegleich der Augen beraubt find und vom Geruch, ‘Gehör. und Getühl nicht geleitet werden. Daher können die In» " fecten und andere Thiere Veränderungen des Wetterg vorherverkündigen« "In der veränderten 'Structur der Nerven liegt der Grund), dafs Menichen nach Kno- chenbrüchen Vorempfindungen des’ Wetters zurück. behalten. arsaiı j 4. Von der Anfehwellung. der Gekrös- drüfen. Aerzte und Nichtärzte fprechen gleichhäu- fig von verfopften Gekrösdrülen. ' Doch hat man die- fe Krankheit nie unterfucht, und weder'durch Verlus che noch durch Beobachtungen ihre Exiftenz beftätti- get. Herr Profeflor Brügmanns öffnete in dem Militair - Spital der Hannoveraner 1794 vierhundert Leichen, bey welchen er: ungewöhnlich häufig ange- fchwollene Gekrösdrüfen fand. Bald waren fie im Durchfchnitt gleichlam fleifchigt, bald mit einer weis fsen, zähen, käligten Materie, bald niteinem weifsen Brey angefüllt, als wenn man eine feine Erde mit Waf. fer'zu einem Teige anmengt, bald waren fie fteinhart und zerfielen nach der Maceration entweder in unförm- liche Körnerchen, oder fahen wie Klumpen aus, die aus kleineren Steinchen zufammgelfetzt waren. Al. lein waren diefe Drüfen würklich verftopft ? waren die Kanäle in ihnen, durch welche der Milchfaft fortgeht, verfchloffen? Unter der gefchwollenen Drüfe fah man " pie die Saugadern von Lymphe ausgedehnt, Es fcheint ber, dafs dies nothwendig hätte erfolgen müf- fen, wenn anders diefe Gefälse eingelogen haben, Arch, f, d, Phyfol, Il, Bd, Il, Heft, ° Ji wel. 482 —— welches'man wol nicht leugnen 'kann. | Herr Br üig- manns: füllte die'Saugaderni unter den gefchwollenen Drüfen mit'Queckfilber. Das Queckfilber ging immer zu den Drüfen hin, ging. oft durch fie durch, und mehrmals füllte: es fehr' fehön 'dierganzen Drüfen an. Kurz, es ging mit eben der Leichtigkeit durchfie fort, wie durch'gefunde Drüfen. Nahm man nach der Injec- tion die äufsern Bedeckungen derfelben weg,: fo fah man in den eingelprützten Drüfen' zahllofe Windun- gen der Saugadern in ihnen, wie fie.Mafcagni und andere. befchrieben huben. Man fah es mit Augen, dafs diefe kranken Drüfen nicht verftopft waren. Man fahes, woderStoff, derdie Anfchwellung verurfachte, fteckte.. War es eine kalkartige, fleinigte Materie: fo lag lie zwifehen den Windungen der Saugadern. War.es eine vifcide Materie: fo fchienen die Häute der Saugadern felbft angefchwollen zu feyn, welches aus ihrer Undurchfichtigkeit erhellte. Doch find diefe Drüfen krank., Und wie wird durch ihre Krankheit die allgemeine Gefundheit ver- letzt? Wären fie blos dazu da, den Milchfaft durchzu= laffen : fo könnte aus ihrer Anfchwellung eben kein grofser Nachtheil 'entflehn. Allein wenn fie nach Herrn Brügmanns Meinung die Säfte nicht blos, durchlaffen,, fondern auch die Natur derfelben verän- dern, wenninihnendieSanguification unddie Vitalität: felbft ihren Anfang nimmt: fo mufs durch ihre Krank- heit allerdings eine’ grofse.Stöhrung der Gelundheit erfolgen, Wenn die Natur der Saugadern fo vernädert ift, dafs in’ihnen fich kranke Coneremente erzeugen: To Pr — 483 fo können fie nicht mehr regelmäftig auf die Aniwa- lifirung des Milchlafts würken. Es entfteht ein kıan- kes Blut, und durch daflelbe ein Umiturz der Gelund- heit überhaupt. - Was hat es nun mit den auflöfenden Mitteln für eine Bewandtnifs, wenn keine Verftopfungen zu löfen find? Sie würken, wenn fie anders würken,, auf die Heilung einer Krankheit in den’ feften Theilen. 5. Von dem Urfprung des Kindspechs. Einige Aerzte glauben, es entflehe vom niederge- fchluckten und verdauten Schaafwafler; andere find der Meinung, es fey das Refiduum einer durch die Ge- fälse in den Darmkanialausgehauchten Flüffigkeit. Die erite Meinung ift nicht wahifcheinlich, weilman auch bey Kindern, ‚die mit verfchlofiener Nafe und Mund gebohren find, Kindspech gefunden hat. Regn de Graaf fand Kindspech in den dicken Gedärmen eines jungen Thiers ohne Kopf, Büchner in viermonath- lichen Kindern mit verwachfenem Munde, und Herr Bonn fand es in einer Milsgeburt ohne Kopf (und Magen. Ein zweykörperichtes Schaaf, ' das Herr Brügmanns zergliederte,-hatte nur, Einen Schlund, | Einen Magen und Einen vollkommnen Darmkanal in dem rechten Körper, der mit:dem Magen zufammen- bing. Der Darmkanal des linken Körpers endigte fich oben in einem ftumyfen Sack, der mit dem Magen in gar: keiner Verbindung fand, : Doch enthielt diefer Darınkanal ein braunes Mutterpech. "Aus dielen Beobachtungen erhellt, dafs das Mut- terpech niclıt von verfchlucktem Schaalwafler, und feine li 2 Farbe Ge — ig Farbe nicht blos vonzugemifchter Galle entfieht. Denn in dem Fall, welchen HerrBrügmanns erzählt, hatte der Darmkanal der linken Seite eben fo wenig mit den Gallenwerkzeugen als mit. dem Magen Verbin- dung. Das Mutterpech entfteht alfo aus den Säften, die in den Darmkapal ausfchwitzen, Der Darmkanal ver- ändert fie, feinem Bau und feinen Kräften gemäßs, in eine kothartige Materie von brauner Farbe, 6. Beobachtete Gefchwülfte in der Le- ber und Milz, die über die Eitererzeu- gung Licht verbreiten. Herr Brügmanns öffnete in dem Feldlazareth der Hanoveraner den Leich- nam eines vierzigjährigen Soldaten, und fandan der hoh- len Fläche der Leber in der'rechten Seite eine unge- wöhnliche Gefchwulft, weils von Farbe, und hart beym Anfühlen, wie ein mit Feuchtigkeiten angefüllter ela- ftifcher Sack. Die Gefchwulft war rund, 3 bis 4 Zoll im Durchmeffer , und lag gleich unter der äufseren Mem- bran der Leber. Diefe äufsere Haut, die ungewöhn- jieh dick war, wurde behutfam eingefchnitten, ‘und bey der Erweiterung des Schnitts floffen höchftensnur ein paar Unzen eines guten und gekochten Eiters aus. Darauf fprang aus der Höhle eine Kugel, dem Aniehn: nach membranös, 4% Zoll im Durchmefler, hervor, Bey einer genauern Unterfuchung fand man diefe) Kugel halbdurchfichtig,, wie eine mit Feuchtigkeit an-.| gefüllte Blafe, äufserlich mit einem dicken-Eiterumge- | ben. Sie beftand aus einer Haut, die inwendig Flüf- | ag-| figkeit enthielt. Die Hülle war äufserlich eiterartig, aus mehreren, wenigftens 12 bis 15 Blättern. laminae), zufammengefetzt, die fämmtlich weich, häutig, und einer in Geftalt einer Membrane geronnenen Entzün- dungshaut nicht unähnlich waren. Die äufserften Blät- ter waren am ‚weichften, faft eiterartig, zufammen enthielten fie die Dicke eines Drittheils eines Zolls, Nachdem das innerfte Blut durchfchnitten war, quoll eine wäfsrigte, durchfichtige, fehr flüffige, geruchlo- fe, falzigte Flüfigkeit hervor, die durch Hitze, Alco- hol und mineralifche Säuren nicht gerann, alfo kein Blutwaffer war. Dergleichen Gefchwülfte fand Herr Brügmanns noch in vierandern Cadavern; drey an derhohlen Fläche der Leber, und eine in derMilz. Aus diefen Beobach- tungen zieht er nachftehende Folgefätze; a) Die äufsere Membrane der Leber war verdickt, nach dem Gefetz, dafs lebendige Theile durch einen gelinden Druck, der ihre Zerftörung durch Einfaugung nicht bewürken kann, ficb verdicken, b) Die weicheren Theile, nemlich das Parenchym der Leber und derMilz, die dem Druck nicht hinläng- lich widerftehen konnten, waren durch die Einfaugung zerftört, und auf diefe Art die Höhle entftanden, in welcher die Kugel lag. - c) Wie diefe Gefchwülfte entftanden feyn, ift fchwer zu beflimmen. Drey Kranke waren an einem gaftri- fchen Fieber, der vierte an der Ruhr geftorben. Von einer vorhergegangnen Entzündung der Eingeweide an der verletzten Stelle fand man keine Merkmale. Die Weich- 486 — ————__—| Weichheit, Congeftion des Bluts und die Entzün- dungshäute auf der Oberfläche der Eingeweide fehl- ten, die man gemeiniglich bey der Entzündung der- felben zu finden pflegt. Dem Herrn Verfaffer ift es wahrfcheinlich, dafs die Ge(chwülfte auf folgende Art fich erzeugt haben, Zuerft, glaubt er, habe fich das Waffer in der Subftanz der Leber ergoffen, dann fey nach und nach Blutfafer ausgefchwitzt, ‚geronnen, dadurch die Blätter (Häute) von dem erften bis zum letz ten entftanden; endlich habe fich Eiter abgefondert, (Allein kann nicht auch die erfte Effufion Blutwafler gewefen feyn, aus demfelben der Faferftoff fich gegen die Peripherie praecipitirt haben, dadurch das Wafler rein geworden und die erfie Lamell gebildet feyn? R.) Der Herr Verfaffer glaubt es nicht, dafs die Membra» nen aus dem Waffer entftanden und die äufserften fich in Eiter aufgelöft haben, weil daffelbe nicht gerann, nicht faul war, kein Sediment hatte, und nach Herrn Brügmanns Erfahrungen aus Blutfafer kein'Eiter entftehe. (Die merkwürdige Beobachtung von Hydati- den in der Leber, welche im 2. B, diefes Archivs S, 486, fieht, verdient mit diefen Eıfahrungen verglichen zu werden R ) 7. Ueber die Urfach der Schärfe des Ichors. Der Ichor unterfcheidet fich durch feine Schärfe vom Eiter. Scharf ift eine Flüfigkeit, die die Organe zu widernatürlichen Actionen anreizt und ihrer Rau zerflört, Was ift die Urfach der Schär- fe dus Ichors? Verwandelt fich der mild abgefonderte Eiter — 487 Eiter in Ichor? Oder.wird er, als folcher, urfprünglich fcharf abgefondert, oder:präexiftirt die Schärfe deffel- ben in den Säften? Diefe Aufgaben beantwortet der Herr Verfaffer folgendermalsen; a. Mildes Eiter verwandelt fich nicht durch'die Zeit in Ichor; in lange gelchloffenen Abfceflen finden wir oft das mildefte Eiter, und in offenen,Gefchwüren Ichor, in welchen gar kein Aufenthalt, ftattfindet. b. Eiter, in Digeftionswärme gefetzt, wird nie Ichor. | ©. Auch keine andere Säfte des Körpers werden durch Ruhr und Wärme in Ichor VETWARLRERE d. Ichor ift nach Herrn Brügmanns Verfuchen keine faule Rlüfligkeit, denn er befördert nicht, als ein Ferment, die Fäulnifs. Der Ichor entfteht vielmehr nach des Herrn EN faflers Meinung: a) Durch eine.Art von Abfonderung verhöge ei” gens dazu beftimmter Gefäfse. Der:Eiter:.wird abge- fondert und der Ichor ift eine dem Eiter ähnliche Flüf- figkeit, Die fremde Stimmung der feften Theile in dem Gefchwür, das Ichor abfondert, ift die Urfach, dafs ‘ Dicht Eiter, fondermIchor abgefondert wird. 'b) Allemal, wenn ein gutartigesGefchwür, ftatt eines guten Eiters, Ichor abzufondern anfingt, fehn wir es mit Augen, dafs zu der nämlichen Zeit auch die Organilation des Gefchwürs verändert worden ift. Umgekehrt, wenn ein ichoröfes Geichwür Eiter ab’u- fondern anfängt, wird vorher die Organilation deflel- ben verbeffert. ec) Zu- nn c) Zuweilen beobachten wir es, dafs in de ei-‘ nen Theil großser Gefchwüre gutes Eiter, in’einem andern Ichor abgefondert werde. Dies läfst fich weder aus einer praeexiftirenden Schärfe des Kluts, noch aus dem Aufenthalte des Abgefonderten in dem Gefchwüre erklären. d) Das Blut, welches aus einem ichoröfen Gefchwüre hervordrang, war nach Herrn Brügmanns Erfah- zungen eben fo gefund, als das übrige Blut. e) Mit dem Tode, wo doch würklich Fäulnifs ein- tritt, verfchwindet augenblicklich der eigenthümliche Geruch des Ichors. An einem Individuum kommen oft ichoröfe Gefchwüre vor, und Gefchwüre, die zutes Ei- ter geben, Der Attact des Ichors in einem gutartigen Gefchwüre kann daflelbe in ein ichoröfes verwandeln. Bey der Heilung ichoröfer Gefchwüre kömmt al- fo alles darauf an, die'kranke Befchaffenheit der feften Theile zu verbeflern. Reil ee ——— ) 489 D: Galvanifmo SpecimenT, quodaddis- putandum proponit J. C.L, Reinhold. Lip- fiae 1797. 4. De Galvanifmo SpecimenII, quod pro gradu Doctoris publice defendet .C,L. Reinhold. Liypfiae 1898. 4. Die vorliegende Schrift weift uns auf einen Verf. hin, der mit feinem G genftande vertraut it, und mit einer grolsen Belefenheit eine fcharfe Kritik und ein gefundes Urtheil verbindet. Der gelebrte Herr Verfaffer hat felbft experimentirt, viele neue Verfuche gemacht, andere wiederholt, die Hauptrefultate derfel- ben vollftändig gefammlet, die Meinungen der Natur- forfcher über den Galvyanisın aufgeftellt, geprüft, kurz, diefen Gegenftand nach feiner gegenwärtigen Befchaf« fenheit in feinem ganzen Umfang richtig dargeftellt. Die :chrif: ift übrigens für den Raum unferer Blät- ter keines Auszugs fähig. Daher Recenf, fich begnügt, blos den Hauptinhalt derfelben und die Ordnung an- zuzeigen, nach welcher diefe Materie abgehandelt ift. Nach einer vorläufigen Litteratur über diefen Ge- genftand, die vollftändiger ift, als wir fie bis jetzt ir- - gendwo befitzen, fpricht der Herr Verfaflfer zuerft von dem Einflufs des Galvanifmus auf die Bewegungsfafer und liefert uns eine vollftändige Sammlung aller Ver- fuche, die in diefer Rückficht an Thieren aller Gattun- ‘gen und Arten, an Jen Säugethieren, Vögeln, Fi- fchen, Amphibien, Infecten, G.würmen angeftellt find. Auch die Verfuche, die man mit Pflanzen, aber ohne 4909 —— | ohne Erfolg, angeftellt hat, find angezeigt. Dann folgen die Verfuche mit den verfchiedenen Theilen der Thiere; an der Harnblafe der Hunde und den Mus, kelhäuten der Arterien ift es dem Herın Verfaffer ge- lüngen, durch den Galvanism Zufammenziehungen hervorzubringen. Im dritten Abfehnitte trägt er die Würkungen des Galvanisms auf die empfindende Fafer und die Sinnor- gane vor, Dann folgen die Verfuche mit dem Galva- pism in verfchiedenen Medien,- in atmofphärifcher Luft, in allerhand künftlichen Luftarten ;, der Einflufs, den die Beflimmungen des Thiers, infofern feine Reiz- barkeit erhöht oder erniedrigt ift, auf das Refultat der Verfuche haben, Im fechften Abfchnitt kommen die verfchiedenen Arten der Galv. Ketten nebft einer mög- lichft vollfändigen Sammlung der Verfuche vor, die in Betreff der Leitungsfähigkeit verfchiedener Subftan- zen angeftellt find, nach welchen man fie in Exeitato- ren, Conductoren und folche Subftanzen eingetheilt hat, die das galvanifche Fluidum nicht leiten, In den beiden letzten Abfchnitten trägt end- . lich der Herr Verfafler feine und anderer Naturfor- fcher Meinungen über die Natur der galvani- fchen Flüffigkeit vor, Er hält nemlich dafür, es fey eine (galvanifche) Flüfigkeit da, eine Flüfigkeit' | eigner Art, deren Natur uns bis jetzt unbekannt fey, die in den Nerven der Thiere abgefondert und aus Be- flandtheilen erzeugt werde, die auch in der Mifchung der electrifchen und magnetifchenMaterie enthalten find, Daher die Verwandtfchaft und Verfchiedenheit der gal- vanı- — 491 — vanifchen Flüfigkeit mit. der Electricität,und dem Magnetism, ‘Daher ihre Verfchiedenheit nach der Art des Thiers, dafs fie abfondert. Er glaubt, diefe Flül-. figkeit würke als ein mechanifeh - chemifches Reizmittel auf die organifirten Theile der Thiere. Sie gehe, wenn andere Subftanzen ihrem Erzeugungsort nahegebracht werden, in einige derfelben leicht über, in andere nicht; diene den Nerven zur Empfindung und Bewe- gung; alles ruhe, wenn fie überall gleichmäfsig ver- theilt fey und im Gleichgewichte ehe; ein geftörtes Gleichgewicht derfelben treibe aber die Nerven zu ih- rem Geichäfft an, Reil N... » encefalotomia. Pavia 179r. $& 207° Vorliegendes Werk, das aus 7 Briefen des Herrn Pröf. Malacarne zu Padua an Herrn Bonnet, mit den Antworten des letztern auf diefe Briefe, befteht, ift anatomifch - phyfiologifchen Inhalts, und befchäf- tiget fich mit der Naturbefchreibung des Gehirns und des Nervenfyftems. Sicher ift unter allen Theilen des Körpers das Ge- hirn der wichtigfle; um deftomehr ift es zu bedauren, pafs wir mit der Structur diefes wichtigen Eingeweides grade am wenigfien bekannt find. Wir haben höch- ftens 492 — ftens eine dürftige Erkenntnifs von dem äufseren Um- rifs feiner gröbern Theile; die innere Organifation diefes Eingeweides, feine feineren Beftandtheile, der Zufammenhang und die Verbindung derfelben ift uns verborgen. Schwerlich werden wir auch durch die jetzt übliche Zergliederungsart deflelben, nach welcher man eine Scheibe nach der andern abfchneidet, zu einer vollfländigen Erkenntnifs feiner Structur gelan- gen.. Wahrfcheinlich müffen wir das Gebirn vorher zur Zergliederung fo vorbereiten, dafs feine Theile mehr Härte und Zähigkeit bekommen. Zum Theil erreichen wir diefen Zweck durch Alkohol, in welchen wir das frifche Gehirn, von feinen Häuten entblöfst, ganz oder theilweife; hineinlegen, und diefe Opera- tion einigemal nach einander wiederholen. Der würdige Herr Verfaffer diefer Briefe hat einen grofsen Theil feines Lebens, mit Befeitigung aller an- deren anatomifchen Arbeiten, auf die Zergliederung des Gehirns verwandt, und befonders durch eine aus. gedehnte Vergleichung des Menfchen- Gehirns mit dem Gehirn der Thiere fich den Weg zur Entdeckung fei- nes künftlichen Baues überhaupt und vieler. Eigenhei- ten des Menfchen - Gehirns insbefondere gebahnt. Wenn die Vollkommenheiten eines Organs, fagt der Herr Verfaffer, darin befteht, dafs es in einem gegeb- nen Raum die gröfste Menge befonders organifirter Theile enthält: fo hat der Menfch das vollkommenfte Gehirn; nach ihm der Hund, der Fuchs, der Wolf, das Pferd, dann folgt die Ratze, die Wielel, das Eich- hörn. hörnchen, die Ratze, das Schwein, die Ziege, das Schaaf, der Haafe, das Kaninchen, der Maulwurf und die Fledermaus. In den Vögeln haben einige Theile des Gehirns eine ganz verfchiedene Structur. Weni- ger künftlich und zufammengefetzt ift der Bau des Ge- hirns derFröfche, Schlangen, Salamander, Eidechfen, Kröten und Ottern. Die Fifche-haben ein von den übrigen Thieren ganz verfchiedenes Gehirn. | Gegen Bonnet behauptet der Herr Verfaffer, dafs am Gehirn derMenfchen allerdings vieleVariationen vor- kommen, und führt zum Beweife die Blättchen des klei- nen Gehirns an, deren er 780 in einem, in einem an- dern 700, endlich in einem andern 600 gefunden hat, In einem Blödfinnigen fand er gar nur 324 derfelben, In den Gehirnen der Thiere von einerley Art findet man weit weniger Abweichungen von der Normalorga» nilation, als in den Menfchen. Von diefen Verfchiedenheiten in dei Bau des Ge- hirns leitet er den Unterfchied der Seelenkräfte der Menfchen her, und verfichert, dafs er vor der Section, wenn er ‚das;Individuum während feines Lebens ge- kannt habe, die Anzahl der Windungen des grofsen ‚ und der Blätter des kleinen Gehirns und die Tiefe ih- rer Furchen habe vorausfagen können. Die Silvifche - Grube, die Länge und Grölse der Gehirnhöhlen, die Zirbeldrüfe , die Befchaffenheit und Gröfse der Vier- hügel, die Gehirnanhänge, der Urfprung und ‚Lauf ‚der Gehirnnerven variiren fehr, je nachdem das Indivi- duum blödfinnig oder geiftreich wars bey geiftvei- chen 494 — chen Perfonen find alle Theile des Gehirns deutlicher ausgedruckt. In Perfonen,; die während des Lebens ein ftarkes Gedächtnifs, vielen Witz und eine grofse Leb- haftigkeit hatten, fand der Verfaffer nach dem Tode die gröfste Anzahl Blätter im kleinen Gehirn. Reich- thum des’Verftandes ftand immer im gleichen Verhält- nifs mit dem Reichthum des Gehirns; und Perfonen, die 780 Blätter des kleinen Gehirns hatten, befalsen "während des Lebens mehr Verftand und Gedächtnifs, als folche, deren kleines Gehirn nur 700 oder 600 Blätter enthielt. Die Mark/ubftanz des Gehirns ift nach feiner Meinung nicht überall und ohne Unterfchied für jede Art von Eindiücken und finnlichen Vorftellungen fähig. Der Herr Verfafler bedient fich eines Hirnmeffers (cephalometer), durch welchen er die Länge desGehirns von der Nafenwurzel bis zurjProtuberanz des Hinter- hauptbeins in zwölf Theile, die er Zoll nennt, und jeden Zoll wieder in zwölf Unterabtheilungen (Linien) eintheilt.. Dadurch ift er im Stande das Verhältnifs der Haupttheile des Gehirns zur Länge und zum Umfang deffelben und das Verhältnifs der kleineren Theile zu den gröfseren zu beftimmen. Gegen Haller behauptet der Herr Verfaffer, dafs die Vögel ein Corpus callofum und eine Zirbeldrüfe haben. Der glänzende Maıikftreifen, den Haller das Gewölbe nennt, ift nemlich das wahre corpus cal- lofum, durch welches die beiden Gehirnhälften mit einander verbunden werden, Die grolsen-Gebirnhöh- len —— I oe len liegen nahe an der länglichten Furche, findmitei- ner fehr feinen Rinde von grauer Subftanz bedeckt, tiefund lang, aber nicht breit, ihr vorderes Horn ift {pitz, und nach hinten erweitern fie-fich immer mehr und mehr. Die Zirbeldrüfe liegt bey den Vögeln da, wo die länglichte Furche, durch welche die Hemifphät rien getheilt werden, fich in die fchiefen Furchen en. diget, zwifchen dem hinteren Theil ‘der Hemifphä- rien und der vorderen Spitze deskleinen Gehirns. Bey den kalekutfchen Hühnern hatfie die Gröfse des Herzens der Fıöfche. Man findet fie in allen Vögeln, felbit bey dem Zaunkönig. Nur mufs man die Hirnfchaale forgfältig öffnen und dieharte Hirnhaut behutfam weg- nehmen, fonft bleibt fie an derfelben hängen. Es giebt keine Stelleim Gehitan,, wo die Hirn -Endi- gungen der Nerven zufammentreffen; umgekehrt, je tiefer dielelbe ins Gehirn eindringen, defto mehr ent- fernen fie fich von einander. Statt zehn Paar Gehirn- nerven nimmt der Herr Verfafler fiebenzehnPaare an; nemlich ı. N. olfactorii,2 .N. optici, 3.N. moto» rii communes oculorum, 4. N. accefforii ad motores communes, 5.N, pathetici, 6- N. accefforii ad patheti- 08, 7. N. ophthalmici, 8. N. maxillares füperiores, 9. N. axillares inferiores, 10. N. motorii externi oculorumy 1. N. (ympathetiei magni, ı2 N.acaftici, 13. N, fym- athetici minores,; 14: Ni fympathetici medii f, par va m, 15. N. acceilorii ad par vagum, 16. N. But 7. N. infraoccipitales, * Diefe Nerven theilterin Empfindungs - ‚ Bewegungs- ven undin gemilchte Nerven ein, Zuden erften zählt‘ . er - 496 i er die Geruchs, Gefichts -und Gehörsnerven. Zuden zweitenrechneter dieN. motorii oculorum, dieN. acce(- forii ad motoresoculorum, dieN pathetici, dieN. moto- „ri externi und die N. infraoccipitales. : Die N. {ympa- thetici magni, parvi. et medii, die N. ophthalmici, die N. maxillares fuperiores und inferiores, die N. accef- forii Willitii und die N. hypoglofli machen endlich die dritte Clafe aus. Dals diefe, Eintheilung nicht will- kührlich fey, glaubt der Verfafler, würde in kurzem nicht blos aus ihrer verfchiedenen Verrichtung, fon- dern auch aus ihrem welentlich verfchiedenen Bau, Farbe, Confiftenz ihrer Stämme und Wurzeln bewielen werden können, Die Eınpfindungsnerven find fchlei- mig und afchgrau; die Bewegungsnerven fadenartig, weifs und hart, und.die gemifchten Nerven haben eine gemifchte Farbe und Confiftenz. Die Häute der Ner- ven dienen ihnen dazu, ihre Fäden zufammenzuhal- ten, und ihnen die gehörige Fefligkeit bey den verfchie- denen Dehnungen und Bewegungen des Körpers zı geben. L u In den Nerven der zweyten und dritten Claffe. ift die Markfubftanz nicht mehr deutlich, nachdem fie, fich vom Gehirn entfernt haben; ihre, Fäden verichlin- ; gen fich theils aufeine mannigfaltige Art, theilslaufen Sie parallel neben einander fort, und man fieht es bey | den Zeräftelungen oft deutlich, wie einige Fäden fich vom Stamme trennen und den Aft bilden, indem .die anderen in dem Stamme fortlaufen. . \ "SC Auch die Nerven der erlten Claffe haben bey ih- | sem Urfprung eine fadenartige Structur, doch find die] Fäden | | — 497 Fäden weicher und mit einem wolligten Wefen umge- ben, dafs fich nach und nach verliehrt. Durch die Ver- einigung der weichen Hirnhaut und der Spinneweben- haut entiteht eine fehwammigte Subftanz, die der Vers fafler mit dem Marke des Hollunders vergleicht, in deren Höhlen fich die Nervenfafern in zshllofen Krümmun- gen und Verwickelungen ausbreiten. Nachdem fich ‘ nun noch die harte Hirnhaut um fie herumlegt, wird der Stamm härter, aber die Markfubftanz in den Zel- len bleibt unverändert, bis zu ihrer fchleimigten Aus- breitung in denAugen, derNafe, und demLabyrinthe der Ohren. Die Nerven dienen nicht allein zur Empfindung undBewegung, fondern auch zurErnährung desKörpers, Hierauf geht der Verfaffer zu einer äufserft genauen und an neuen Bemerkungen reichen Fefchreibung des Urfprungs diefer einzelnen Nervenpaare fort, In dem Ganglion des Geruchsnerven eines Wahnlfinnigen fand er einmal eine Höhle, wie bey den vierfüfsigen Thie- ren, die aber begränzt, und weder rückwärts mit dem Gehirn Verbindung hatte, noch vorwärts in den Ner- ven fortgeletzt wurde. Auch in der Commiflur der Gelichtsnerven hat er einigemahl eine Höhle gefunden, die aber auch befchränkt war. Im gefunden Zuftand läfst es fich wegen der Weichheit der Gefichtsnerven fchwer beftimmen, ob fie fich durchkreutzten; der pathologilche Zuftand Icheint dem Verfaffer mehr dafür zu feyn, dafs fie fich nicht durchkreutzten. Der kranke Zuftand des Nerven vor der Commiffur pflanzte fich jenfeits derfelben immer auf derfelben Seite fort, Arch, f.d. Phyfiol, III. Bd, III, Heft Kk Die 498 FE Die N. acceflorii ad motores communes entllehn vom obern Theil’ der Schenkel des kleinen Gehirns, zur Seite der grofsen Gehirnklappe, in der halbmond- förmigen Krümmung des kleinen Gehirns, folgen dem Umfang diefer Schenkel, nahe am obern Rande des grofsen Gehirnknoten, von welchem diefe Wurzeln ‚bis zu dem Ort in der Tiefe bedeckt find, wo die N. motorii communes entlpringen Die N. accefforii der N. pathetic. fah er mehrmals “mit zwey dünnen Fäden aus dem rhomboidalifchen Theil der vierten Gehirnhöhle entfpringen. Sie gin- gen über die Fortfätze des kleinen Gehirns zum Rückenmark , krümmten fich. zwifchen den Anhän- gen des kleinen Gehirns und dem unterften Rand des Gehirnknotens, kreuzten fich mit den Wurzeln der N.acceflor, adN. motorem communem, und vereinig- ten fich mit den oberen Wurzeln des N. pathetici, . Der N. ophtalmicus, N, maxillaris fuperior und inferior des Verfatfers find die drey Aefte des fünften Paars, Der Motor externus oculorum ift der N. abdu- cens; der N. fympathicus major der N. intercoftalis; der fympathicus minor die portio dura des fiebenten Paars, und der fympathicus medius das par vagum, Der N. acceflorius ad par vagum ift der N, accefforius Willifi; derN. guftatorius oder hypogloflus das neun- te Paar; und der N. infraoccipitalis die hintere Wur- zel des N, cervicalis primi. Reil Regifer des dritten Bandes wi; über die Befruchtung der Thiere, von J. Haigthon 1. 31. 73; über medicinifche Kunft und ihre Methodologie von Dr. Wilmans II. 202. 348; über veränderte Mifchung und Form der thierifchen Materie, als Krankheit oder nächfte Urfache der Krankheitszufälle betrachtet, vom Prof. Reil III, 424- 461; über den Begriff des Lebens, und der Gefund- beit und Krankheit, als Zuftände deflelben; vom Herrn Prof Hofftauer Ill. 465 - 476. Abfolute Fehler der medicinilchen Zeichenlehre I. 107; abfolute Kraft einiger entfernten KrankheitsurJachen I. i2o. . Abfonderung der Gallenblafe IIT. 479. Abtheilungen der Krankheitszeichen I. 112, Actiones laefae I. 124. Acute Krankheiten Il. 303. 308- Aehnlichkeit der eigentlich nährenden menfchlichen Säfte mit den Säften der Pflanzen III. 420. Aör congenitus innatus im Gehörorgan des Fötus 11. 168. Acufserungsvermögen, willkührliches, unwillkührliches ILL, 468- Albin befchreibt die Scherbehen der Backenzähne III, 409. Allgemeine Folgerungen aus den Verfuchen über die Be- Schaffenheit der Eyer nsch der Befruchtung I. 90, . ka All —— P} 500 m \ Allgemeine Grundfätze zur Theorie "der!Recenfionen von Greiling II, 349. Allgemeine Phyfiologie Il. 265 ; Therapie der krankhaften Form der Materie II. 335. Alter der Krankheit dient zur lung des Cha- racters derfelben I. 136. Amnion und Chorion, Zeit der Bildung derfelben 1. 79, 72 81. Ampullen des Darmkanals I, 163. Analyfe, eine zweckmäfsige der Phänomene und Wür- kungen einer Krankheit würde;zur Verbeflerung der Semiologie dienen 1, 146; chemifche, durch fie könn- ten wir mehrere Krankheitszeichen entdecken und die Semiologie verbeflern I. 147. ' Anatomie 11.257.271; allgemeine II. 258; befondere 1. 259. Anatomia pathologica 11. 205, Angaben, die femiotifchen , find meiftentheils empirifch I. 142. Anhang zur medicinifchen Methodologie II, 340. Anmerkung über die Phyfiologie des Gehörs von J. D. Herholdt II. 165. y Anonymität der Recenfenten II. 376. Anfchwellung der Gekrösdrüfen III. 48r: Anfteckung, ihre mehr beffimmte Würkung auf den Körper I. 120. Anwendung der gegebenen Grundfätze über die Zeichen und das Bezeichnete auf unfere Semiotik 1. 13.2. Anzeigendes Zeichen I..139. Arnemann von der Wiedererzeugung der Nerven I. 100- Ars conjervatrix, medicatrix 11. 252. Artıder Krankheit, ein Object der medicinifchen Zei-- chenlehre I. 110; fie ift leichter zu entdecken, 136. Art der verletzten Kräfte beftimmt den Character der Krankheit. 132; wie fie auszumitteln ift I, 135. 136. Arten, wie die Mifchung der Materie eine Be hafte Veränderung erleidet II, 303. Arte- 1 ——— 501 Arterien, kleine, ‚verbreiten fich bey Entzündungen “ über die Hornhaut I. 23: Arzneykunde, gerichtliche ll. 343. Arzneymitteffwür- ken durch die Milch der Amme auf das Kind Lil. 459. Arzneywijjenfchaft, Zweck derfelben,II, 219, 238; Eintheilung derfelben II, 239, Ascaris trachealis, ranae, infons I, 98. Asphyxier neugebohrner Kinder, häufige Urfach der. felben II 168. Alfimilatiensvermögen der GalleIl. 188. Atmosphäre, lenfible der Nerven, eine Abhandlung darüber, von Rudo/phi II. 188. Aura ferminalis I. 44; auch ohne fie können die Eyer- ftöcke durch den Reiz der Schwängerung afheirt werden I. 54. 65. Ausmittelung der entfernten Urfachen einer Krankheit, fie gehört nicht zu den Objecten der medicinifchen Zeichenlehre I. 110, Auszug eines Briefs vom Herrn Prof. Schmid I. 148. Backenzähne, Zufammenfetzung ihrer Kronen II, 403. 404. Bau der Ampullen des Darmkanals I. 163; Bau, ver- fchiedener, des menfchlichen Gehirgs IIL, 493; der Nerven III. 496 Bedeutung des Wotts: Mifchungsverletzung der Organe Lil. 432; des Worts: Form der Organelll. 433. Bedingungen, unter welchen das Gegenwärtige in der , Zeicheniehre nur angezeigt werden kann I. 139; unter welchen das Vergangene nurangezeigt werden kann I. 140; unter welchen das Zukünftige nur an- gezeigt werden kann I. ı4ı ; phylilche und organi. - {che zur Fortpflanzung des Schalls II. 167. 173. 175 nothwendige der Befruchtung der Thiere 1, 39. Be- _ ‚Befruchtung der Thiere I. 31; Kennzeichen derfelben 1.35; aulser der Gebährmutter I. 63. Begriff von Krankheit, auf welchem Wege er zu er- langen ift II- 228; des Lebens, der Gelundheit und der Krankheit, als Zuftände deffelben III. 465. 469; der Lebenskraft III. 477; des Organs und der Orza- nilation Ill. 472; einer Recenfion II. 372- Belebte- Körper Il. 205. Beleuchtung der Humboldfcher Gründe für die fenfible Atmosphäre der Nerven I? 194. Bemerkungen über Krankheitsgefühle I. 113 ;über eini- ge Pflanzenfäfte von Chaptal III. gt. Beobachtete Gefchwülftein der Leberund Mil?, die über die Eitererzeugung Licht verbreiten III. 484. Beo- bachtung über die Erzeugung des Schwefelsund feiner Säure von Smith II}. 461; über das Vermögen der Galle die Verdauung zu bewürken von SmithIII 179- Bernard, J.C.B. fpecimen inaugurale, fiftens quaeftio- nes medici argumenti III. 477. Befchaffenheit der Lebenskräfte eines Kranken, fie dient mitzur Ausmittelung des Characters der Krankheit I, 136; gefunde jedes befondern Organs TIT 432. Befchreibung der Filchblafe der Forelle I. 96; ange- fchwollener Gekrösdrüfen III. 481; der Geftalt des Körpers und feiner Theile II. 2575 einiger Knoten aus weiblichen Brüften III. 445; einer abgenomme- nen weiblichen, krebshaften Bruft III. 447; einer exulcerirten weibtichen Bruft IIl. 448 ; — der erften Kupfertafel des dritten Heftes IIL 450; der zweyten Kupfertafel des dritten Heftes III. 453; der Würmer in der Fifchblafe der ‚Forelle T 97. 99. Befondere Phyhologie m. 265; des vollftändigen, ausge- wachfenen Menfchenkörpers II. 266. Befondere The- rapie der krankhaften Form der Materie II. 337. De- Beftand:heile der Haut II. 190; der HornhautT. 22; des Safts der Euphorbia III. 4145 des Niederfchlags aus demfelben III. 415; wefentliche der IlIPflanzen‘. 421. Beftinmte Würkung der entferntenUIrf>chen einer Krank- heitl. ıı1; Beftünmung der Heilurfachen gehört nicht in die medicinifche Zeichenlehre I.jı sr. ; eine genaue, der wahrfcheinlichen Zeichen einer in Anfrage ftehen- den Krankheit I. 120; Beftimmungsgrund des gefun- den und kranken Zuftandes des Menfchen II, 233. III, 465 ; der Gattungen des Fiebers II. 311. Bewegungsnerven 111. 495. Bau derfelben III. 496. B-weife, dafs die Hornhaut Leben habe I. 22. ‚ Beyfplel der dreyerley Würkungen einer Krankheitl. 129. Beyfpiele von Krankheiten der geraden Mufkeln de® Auges I. 3; von Krankheiten der Mufkeln des Vor- derarms und der Hand I. 5; von mißsfarbiger menfchlicher Milch III. 457. Beytrag zur Gefchichte derZähne, von D.C. A. Ruao!- phi III. 401; zur medicinifchen Zeichenlehre ,-vom Prof. Reil I. 105. Blättchen im kleinen Gehirn des Menfchen, ihre ver- fchiedene Zahl III. 493. Bleibende Zähne, auchihreKronen find gefpalten III, 404: Blumenbachü inftitutiones phyfiologiae I. 159. Blut, mit oxigenirter Salzfäure behandelt III, 420, Brownfches Syftem 11. 287. Brunftzeit der Thiere I. 75. Brüchigkeit der Knochen beym Beinfrafs ift ein Beweifs der Mifchungsverletzung derfelben III, 435. Brügmanns Meinung über die Verrichtungen der Ge- ‘ krösdrüfen I’. 482. Brüfte, Krankheiten derfelben IIT. 437; ungewöhnli- cher Sitz derielben ‚II. 437; ungewöhnliche Zahl . derfeiven Ill, 458; ungewöhnliche Gröfse derfelben II. a. 111. 4385 ungewöhnliche Form derfelben ZII. 439; ungewöhnliche Schlafheit, Derbheit und Härte III. 440; ungewöhnliche innere Subftanz derfelben III. 442; krebshafte, ihre Entftehungart III. 444° Bruftwarzen , ihre Krankheiten Ill, 437. 455: Cachexie Il. 313. Caruncula lacrymalis II, 400, Cerjur U. 354. Cephalometer Il. 494. h Chaptals Bemerkungen über einige Pflanzenfäfte und über die Art der Bewegung des Koblenftoffs und feines Abfatzes in den Pflanzen, um fie zu ernähren III. 411; feine Meinung über die Erzeugung des Schwefels III. 461. Character der Krankheit it durch Zeichen fchwer zu erkennen I, 132; deffen Erkenntnils I. 125. Chelidorium, Beichaffenheit feines Saftes III. 417. Chemie des Menfchenkörpers im gelunden Zuftande, Chemia animals Il 256. 277; ihre Eintheilung II. 257; fie it am unbekannteften in der Natur- und Arzneywiffenfchaft IL 257. Chemia pathologica II. 295. Chemie der Heilmittel Il. 230. Chemifche Unter- fwchung des Saftes der Euphorbia III. 413; des Nie- derichlags aus dem(elben II, 415, der Galle III, 478. Chirurgie II. 276. 296. 318. Chirurgijche Heilmittel U. 326. Chorion und Armnion, Zeit der Bildung derfeiben I. 70. 72: 8: Chronifche. Krankheiten II. 303 308. " Conftitution des Kranken, fie dient zur Ausmittelung des Characters der Krinkbeit I. 13%. Corpus glandulofum Eversrahdi 1. 86; ey Vögeln III. 494: Corpus luteum, 1. 33. 6..7753 wird nieht im jungfiäulichen Zuftande gefunden I. 36. Critik, a —— u ng 505 Critik, Beftimmung des Begriffs derfelben II, 353. < uikfhanks W. Verfuche mit den Eyern der Kaninchen in der Muttertrompete und Gebährmutter I. 74 Gryftallifation Bedeutung des Worts Il. 206. (ur der Asphyxie Neugebohrner II. 169; einiger Krankheiten der Hornhaut I. 20. 27. 30; des Schie- lens I. ı9; des Unvermögens, nahe Gegenflände deutlich zu fehen I.7. , Cyftidicola Farionis, Belchreibung deflelben I. 95. 97. Decidual 86. Definition des kranken Zuftandes II. 222, Defoliatio vegetabilium II. 386. Dentes ferini, Zufammenfügung ihrer Kronen III. dee Derbhe:t und Härte ungewöhnliche, gewöhnliche weib- licher Brüfte III. 440. Desorganifationen der innern Subftanz weiblicher Brüfte III. 442. Deutlic'es Sehen, Eıforderniffe deffelben I. 2. 3. Dewyns Meinung über die Erzeugung des Schwefels IL 462 h Diagnofis, zuverläfsige einer Krankheit I. 125, 130. 13735 zweifelhafte I. 130- 133% Diaetetica II. 252. 274. 279; was darunter verftanden wird? I. 274. 279; therapeutiiche II. 276. Diaete- tik des Abweichenden in der Menfchenart {I. 281. Difeiplin, Beftimmung des Begriffs derfelben II. 354. Difpofition zur Krankheit, natürliche, widernatürliche 1. 118. Dijguifitio ampullularım Lieberkühnii phyfico - micro- fcopica, Auct R. A Hedwig I. 162. Doctrina differentiae organicae fpecieihumanae II. 261; virium et actionum corporis humanill, 262; differön- tiae dinamicae IL 266, Doy- 506 m——— 3 Doppel- Sehen‘, Urfachen deflelben I. 3.8. Dreyerley Würkungen einer Krankheit I. 124. 129. Dynarnologia corporis humani II, 262; allgemeine, be- "fondere II. 265. 266; patholögica Il. 297. Eckzähne, Zufammenfetzung ihrer Kronen III, 403- 404- Ejaculationskraft des Mannes ift nicht hinreichend den Saamen bis zu den Eyerftöcken zu bringen I, 57. Eichhörnchen , Befchaffenheit feiner Zähne II. 407. Eichen[chaften, merkwürdige, des Niederfchlags aus dem Safte der Euphorbia III 416; nothwendige, einer Recenfion II. 364; des Schwefels IH. 461. Eingeweidenlehre Il. 260. Einleitung zur Diätetik II. 277; zur Fieberlehre II. 3085 zur Geburtshülfe IL. 284; zur medicinifchen Heil- mittellehre II 328; zur Pathologie der Kräfte II. 299; zur gelammten Therapeutik II. 320; zur The- “ rapie der Krankheiten der Kräfte II. 338. Eintheilung der allgemeinen und befondern Anatomie II. 259; der Chemie des Menichenkörpers 1. 257; fyftematifche der Diätetik II.277 ; der Diätetik felbft II. 279. 280; der Gefundheitslehre des Menfchen U, 255; der medicinifchen Kunft im Wefentlichen II, 253; der Lebenskraft II. 231; der Nerven III. 495, der Organologie II. 256; der Pathologiell 283; der ' Phyfiologie I. 156. II. 265. 270; der befondern Phy- hiologie II. 266. Einthelungsgrund, ein richtiger der- Krankheiten würde die Semiologie erheben I. 144- Einwürfe gegen den Begriff des Lebens III. 470. Eitererzeugung, wie fie muthmaßslich, erfolge III. 486, Empryulcia Il 282. Empfängni/s 1. 34: 39- Empfindlichkeit fehlt der Hornhaut im natürlichen Zu- ftande IT. 21. 25. Einpfindungsnerven Ill. 465; ihr Bau IT’. 446, Eın=- 2 I nn 507 Eimpirie, durch fie kann man nur zu einem Begriffe vom Krankheit gelangen II. 228. 235. Endbindungskunft Il. 261. 267 281. 284. 285. Entblätterung der Pflanzen‘, Beobachtung über diefelbe. II. 386. Entfernte Krankkeitsurfacher I. 119 131; abfoluteKraft einiger d rfelben 1. 120; ihre Natur dient zur Er- kenntnils des Characters der Krankheit I. 135. Entftehung der Krankheiten des WürkungsvermögensT. 154. 157- Entzündungen, heimliche II. 193. . Erforderniffe zum Deutlichfehen naher GegenftändeT. 3, zur Entfteliung des Lebens II. 208; der Heilkunft Il, 219. Erhaltungskunft des Veekrdkir gen Il. 252, 283. Erhöhte Reizfähigkeit I. 133. Erinnerungszeichen 1. 139. Erkeantnifs des Characters einer Krankheit I. 135; der Arteiner Krankheit I. 136; des kranken Zuftandes kann nicht aus der Organifation genommen werden, I. 224. 232, der Würkung der Aufsendinge ayf die Organilarion Il. 232. Erklärung des Knochenfchmerzes 1. 192; der Kupfer. tafeln I. 92 - 99. — III. 450. 453. Erklärungsart der&nrblätterung der Pflanzen II. 387. 396. Ernührung der Pflanzen Ill. 422, der Thiere III. 423, Erregbarkeit, eigenthümliche,, jedes Organs II, 471, Erfcheinungen des ausgeprefsten Saftes der Euphorbia Ill. 412. Erzeugung des Schwefels und feiner Säure, Beobachtun- g.n darüber vom Hrn. Smith Ill, 461. Euphorbia, Met ode ihren Saft zu erhalten III, 11. Eu horbia cv ariffias hat ‘en meiften Saft 11I. 412. Euftachifche Röhre, fie hat keinen Antheil ar der Fort- pflanzung d:s Schalles durch den Mund I. 167. : Erer 508 ' ET —————n Eyer find in den Eyerftöcken lebendiggebährender Thiere enthalten I. 69; fie verdienen erft: dann ihren würklichen Namen, wenn fie mit Häuten in der Gebährmutter verlehen find I, 72; der Kaninchen ' am dritten Tag nach der Begattung, von W. Cruik- ihank beobachtet I, 74. Eyerftöcke der Thiere find der :itz der Empfängnifs I. 32; fie können durch den Reiz der Schwängerung aflicirt werden, ohne unmittelbare Berührung I. 69. Eyweijsftoff in der Blafengalle 111. .480. ’ Fudenartiger Bau einiger Gehirnnerven III, 496. Fälle, bey welchen das Doppellehen ftatt findet I.; 85 bey welchen das Schielen ftatt findet I. 17. 195 ge- denkbare, in Anlehung der Verbindung der Krank- heitszeichen und dem Bezeichneten I. 1175 wie viel- fach ein krankhaftes Gefühl entitehn kann II. 237- Faferjtoff in den nährenden Säften des Menfchen III. 420; im Niederfchlage des Safts der Euphorbia III. 415: Fehler, materielle, der Milchin den weiblichen Brüften III. 455; in der Organifation 111, 469; der Kräfte, ihre Vorausfetzung I. 133 ; abfolute und relative in der Zeichenlehre I. 107. / Ferreins Canal ll. 399. / Fieber, was ift es ? I. ı50.Il. 304; bey ihm find die’ Mifchungsverletzungen nicht fo fichtbar, als bey vielen andern Krankheiten II. 434. Fiebergattungen 11. 309.7 Y Fifchers, Gotthelf , Befchreibung eines neuen Wurms in der Fifchblafe der Forelle 1. 95. Flecken in der’Hornhautl. 25; ihre Heilung I. 20. 27- Foetus extrauterinus , abdominalis 1. gI. ; ’ Folgerun;en aus den Beobachtungen über Leber-und Milzgeichwülfte, zur B:ieuchtung der Eitererzeu- gung RE 509 gung III. 485; aus den Verfuchen über die Befchaf- fenheit der Eyer der Kaninchen nach der Befruch- tung I. 90; aus Verfuchen mit der Galle III. 479; aus Verfuchen mit Pflanzenfäften, auf die Färberey ', angewandt III. 420; aus den Würkungen einer Krankheit I. 130. Form der Organe, Bedeutung des Worts III. 433; ge- wöhnliche und ungewöhnliche weiblicher Brüfte II, 4:9. Formulare II. 333. Fröfche, fie haben keine Ampullen des Darmkanals I. 163. Funktionen der Blätter der Pflanzen II. 390. Galle, eines Barben hielt eine dunkle Hornhaut I. 385 von andern Thieren zu eben diefem Behufe I. 29; ihr Vermögen die Verdauung zu bewürken II, 179- 186; aufser dem Thierkörper II. 185 ; chemifch un- terfucht III. 478; eine zu dicke, ihre Urfachen IIT. 480. Gallentlafe, ihre Verrichtungen III. 478. Gal- lenfteine, ihre Entftehung III. 480. Galvanism, feine Natur und Würkungen III. 490; ift ein kräftiges Reizmittel II. 198; feine Würkung durch den Mund aufs Auge dient nicht zu einem analogifchen Schlufs der Würkung des Schalles auf das Gehörorgan durch den Mund II. 170. Gattungen der Fieber 11. 309; der Krankheit, ein Objecr der medicinifchen Zeichenlehre I. 110; ift [chwer durch Zeichen zu erkennen I. 132. Gaubius Eintherlung der ganz finnlichen Krankheits- zeichen I, 112. 124; der Würkungen der Krankheit Li 130, Geburt, ift fie Krankheit? II, 267, Geburtslehre 11. 267, 281. Ge- 510 af — Gefühle des Kranken find willkührliche Krankheitszei- chen I. 113; des Menfchen dienen zur Erreichung des Begriffs von Krankheit IE. 228. Gegengründe wider Rudolphis Gründe gegen die fenfible Atmosphäre der Neıven II. 200. Gehirn, feine Structur kennen wir am wenigften III, 491; des Menfchen ift das gröfste und vollkommen.» ‚ fte III. 492. Gehirnnerven, fiebenzehn Paar III, 495. Gekrösdrüfen, ihre Anfchwellung III. 481. Gemeingefühl, Beftimmung des Wortes II. 233; auf daffelbe beziehn fich faft alle Krankheitsgefühle 1. 113; esift trüglich in der Zeichenlehre I. 114; es if der Beftimmungsgrund des gefunden und kran- ken Zuftandes des Menfchen II, 233. Gemifehte Nerven III. 495; Bau derfelben III. 496. Genera der Würmer in den Fifchkörpern I. 96. Gerade Mufkeln des Auges, einige Krankheiten derfel- ben und ihre Behandlung 1. I; ilıre Verrichtungen im gefunden Zuftande I. 2. 3 Gerichtliche Arzneykunde 11, 343. Gefchichte der Zähne von Rudolphi III. 4or. Gefchmackfinn der Ampullen des Darmkanals I..163- “Gefchwülfte in der Leber und Milz, zur Beleuchtung der Eitererzeugung beobachtet III. 484. Ge/talt der Subftanz, welche nach der Befruchtung aus den Eyerftöcken hervorgeht I, 08, Verfuche darüber von W. Cruikfhank 1. 74. 75» Gefunde Befchaffenheit jedes befondern Organs II. 432. Gejunder Zuftand des Menfchen II, 216.218. 227. IH, 465. Gefundheits - Erhaltungs - Lehre II. 274, Gele heitslehre des Menichenkörpers II. 254. Gifte, ihre mehr beflimmte Würkung im Körper I. 120. Graaf (de) Behauptung über die Uranfänge der Frucht : in En no ee 0 u . sıl in den Eyerflöcken I. 70. 72; hat die Eier in den Eyerftöcken der Kaninchen genau befchrieben I. 75. Grade, verfchiedene, des Schielens I. 16, Graviditas tubae Fallopianae 1. gr. Greiling, Joh. Chriftoph, allgemeine Grundfätze zu einer Theorie der Recenfionen II. 349 Gründe für die Behauptung, dafs Mifchungsverletzumg, der Organe die Krankheit felbft, und nicht Wür- kung und Folge derlelben fey IH. 435; gegen Köllners Theorie von der Fortpflanzung des Schalles durch den Mund II. 170; warum man die medici” _ nifche Kunft für einen Theil der Naturwiffenfchaft hält II, 246. Grunafätze, allgemeine, zu einer Theorie der Recenfionen, von Greiling II. 349. Gröfse, gewöhnliche und ungewöhnliche weiblicher Brüfte III. 438. Gröjsenverhältnifs der Gehirne ver- fchie ener Thiere III. 492. Gültigkeit der Recentionsurtheile II. 373. ji Härte, gewöhnliche und ungewöhnliche weiblicher - Brüfte III. 440. Häute der Nerven, ihr Nutzen III. 496. Haichthons a ndlangg über die Befruchtung der Thie- re I. 31. Hallers Meinung über die Geftalt der Frucht, kurz nach der Begattung I. 71; er bezweifelt die Gegen- wart rother Blutgefälse in einer entzündeten Horn- haut I. 23. Hamels (du) Erklärung der Entblätterung der Pflanzen IL 386. Harveys Meinung über die Entftehung der Thiere 1.75. Harz im Niederfchlage des Safts der Euphorbia IL. 415. Hauptcla/fen der Naturgegenflände II, 205. Hauslauch, dellen safı chemilch behandelt IL 418. = Hedwig, 512 — Hedwig, R. A, Difquifitio ampullularum Lieberkühnii phyfico- microfcopica I. (62. Heilkunft 11. 219. 238. 252; fie it empirifch II. 2353 ihre Eintheilung II. 239. Heilmittel, medieinifche und chirurgifehe II. 326. Heilmittellehre I. 323. 329, Heilung ichoröfer Gefchwüre III. 488. Heilurfachen, ihre Beffimmung gehört nicht in .die medicinifche Zeichenlehre I. ı1t. Heimliche Entzündungen , 11. 193» Hepatifches Gas, deflen Befandtheile III. 462. Herholds , J. D. Anmerkung über die Phyfiologie des Gehörs H. 195» ’ Hirnendigungen der Nerven, fie treffen an keinem Orte in dem Gehirn. zufammen II. 495. Hirnmefjer II. 494- Hijftoria materiae formatae II. 257; materiae mixtae 1. 256; fyftematis RR Auct. Joh, Barth. Siebold I. 160, Hoffbauer, über au Begriff des Lebens, und der Gefundheit und Krankheit, als Zuftände deflelben TIL. 465. Home Vorlefungen über einige Krankheiten der Horn- haut und der geraden Mulkeln des Auges und ihre Behandlung IL. ı. Hornhaut des Auges, ihre Beftandtheile I. 22; Flecken in derfelben I. 25; einige Krankheiten derfelben und ihre Behandlung I, ı. 20; ihre Natur I. 20; ihre Vergleichung mit andern Theilen des Körpersl, 25; ihre Verdunkelung I. 26. Hunters Bemerkung, dafs Sehnen keine Empfindlich- keit haben I. 2ı.; Belchreibung ‚der Verknöcherung der Zähne II. 409. | / Hydatiden findet man oft in den Eyerftöcken der Thiere 1.75. “ + Hygiäne, 1 er — 513 Hygiäne, Inbegriff derfelben II, 253. Hypothefen über die Art der Befruchtung der Eu I, 40. Ichor, Urfach feiner Schärfe III. 48%. . Idiopatijche Krankheiten des Gemeingefühls I. 144. Inhalt der Abhandlung ü et medicinifche Kunit und ihre Methodologie Il. 203; der allgemeinen Anato- mie Il. 259, der Einleitung in die Diätetik II. 2775 der Einleitung in die medicinifche Heilmittellchre 11. 428; der Pathologie der Kräfte II. 299. Inftitutiones phyfiologicae Blumenbachü 1. 159. Irrthum des Hın. Köllners in der Herleitung der Fort- pflanzung des Schalles zum Gehörorgan durch den, Mund I. 169. 174. Kennzeichen der Befruchtung bey Tbieren 1.35, Kindspech, Us/prung d:flelben III, 483. Kleines Gehirn, Verichiedenheit feines Baues bey Men- {chen III. 493. Knochen des Kopfs, fie müflen hart feyn, wenn durch fie der Schall gut zuın Gehörorgan fortgepflanzt wer- den Soll II. 175. Knochenpunkte der Knielcheibe III. 405; der Zähne II. 407; fie bleiben getrenne Ill. 408. Knochenfchmerz, feine Entftchungsart Il. 192 Knoten weiblicher Brüfte, einige find befchtieben III, 443: 447. Körper, belebte, unbelebte IT. 205; runde, neben den Ampullen des Darmkanals bey Kälbern und Katzen “1. 164. Kohlenfaures Mineralalkali Toll von der Gallenblafe ab- gelondert werden Ill. 480. E Kohlenftoff der Pflanzen, feine Bewegung Und Abfatz in denfelben IH. 411; ift ein wefentlicher Befland» ‚theil der Pflanzen Ill, 421. Arch, f, d, Phyfiol, II, Ba, 111. Heft, il Kraft, 514 —_— as Bedeutun® des Worts II. 300; unrichtiger Ge- brauch diefes Worts IE. 212; des belebten Körpers kann nur aus feinen Wirkungen bekannt werden Il. 231;, der. auflöfenden Mittel in; Gekrösdrüfenan- fehwellungen III. 483; der todten Natur ift in ihrer Materie gegründet III. 426. Kranker Zuftand des Menfchen 11. 216. 219. 227; Defi- nition deflelben II. 222; er ift auch natürlich II, 216. 223; er kann nicht aus der Organilation er- kannt werden II. 224r Krankhaftes Gefühl, wie viel- fach es entfichen kann? II. 237. Krankheit, was fie it? 1.107. M. 251. 287. III: 434. 465: 466. 468; Nächfte Urfach jeder Krankheit I. 118; fie hat mei- ftens mehr als ein’ Zeichen I. 123, jede modihciit die Kräfte des Körpers I. 151; eine wird durch eine andere gehoben III. 474; wie ift fie möglich? III. 473: Krankheiten, acute , chronifche II. 303. 3085 innere, äulsere I. 154; örtliche II. 315; der Bruft und ihrer Warzen III. 437. 455; einige der Horn- haut und der geraden Mufkeln des Auges und ihre Behandlung T. ı. 3. 20; der Mulkel des Vorder- arms und derHand I, 5; derReizbarkeit I. 152; des Würkungsvermögens IL. 153; der Textür und Struc- tur I. 153;, Urfachen ihrer Verfchiedenheit Il. 237; ihre Würkungen find von dreyerley Art I. 124. Krank- heitsgejchichte, eine genaue, in zweifelhaften Fällen, würde die Semiologie verbeflern I. 147; Krankheits- lehre 11. 288; [yftematifche ‚Eintheilung derfclben II. 294. Krebshafte Brüfte III. 444. 447. i Kronen der Zähne, fie beftehn nicht aus einem 1 Stücke Ill. 402. 404. 405; der bleibenden Zähne III. 404; des Marders Ill, 406; der Milchzähne IH. 402; der Zähne der Nagethiere III, 407. ‘ Kunft, =—n) sı5 „Kunfa, ‚den zekiiriden menfehlichen Körper in diefem einigen gefunden Zuftande zu erhalten IT, 274; die mannigfaltigen kranken Zuftärde des Menfchenkör- pers auf den einigen gefunden zurückzubringen. U. 318; Recepte zu fchreiben II. 333. Bupfertafeln, S. Erklärung der Kupfertafeln, Lamellen der Hornhaut I. 22. Leben; was es il? 205: 2iT. 212. III. 465. 469. 473. Lebensäufserung 1. zır1. 212, einzelner thierifchen Theile und ganzer Thiere find nach Verfchiedenheit ihrer Materie verfchieden III. 420. Lebensfähigkeit Il. 211, 212. Lebenskraft, Bedeutüng des WortsII, 231. 271. III. 426. 477; als identifche Grundkraft ift zur Erklärung der thierifchen Ericheinungen un- nöthig III. 424; eine veränderte, läfst auf eine ver- ‚änderte Organifation felliefsen M.230. Lebenskräfte, ihre Verfchiedenheit III. 477; eines Kranken, ihre Belchaffenheit dient zur Ausmittelung des Charac= ters der Krankheit I. 136; der ligamentöfen Theile find fehwach I. 26. Lebensperiode der Blätter der Pflanzen U. 387; der Blüthen II 389. Lebergalle TIL. 479. Lebeige[chwülfte III, a84 Lehre von der Lebenskraft Il. 255; von dem Menfchen- körper in feinem einigen gelunden Zuftande Il, 254; „vom Menfchenkörper in feinem mannigfaltigen kran- ken Zuftänden II. 255; von der Organilation des gefunden Körpers’. 255. 2356. Dehrfätze aus der Phyliologie des Menfchen von Prochaska I. 155. Leichenöffnungen, Nützen derfelben I. 197. : =» Leidenfchaften , heftige, der Amme würken durch ver. letzte Mifchung der, Milch nachtheilig auf das Kind II. 460. Lenvenhöcks Meinung über die Erzeugung der Thiere u.7 4 Lie . Li- 516 2 —- — —_| Liquor amni, er wird acht Tage nach der Re in dem Ey eines Kaninchens gefunden; 1. 79. Literarifche Policey Il 381. Mängel in der Semiologie, abfolute, relative I,’ 107, ihre Verbeflerung I. 141. Magenfaft, er bewürkt aie Verdauung nicht II, 186. Mal«carne Neuro - encefalotomia III. 4gı. Mammae, rechtmälsiger Sitz derfelben LI. 437 ; mils- farbige III. 457: Marder, Zerlegung der Kronen feiner Zähne III. 406. Markfubjtanz des Gehirns, fie foll nicht überall für jede Ait von Eindrücken fähig feyn III 494. Materia chirurgico- therapeutica IT, 326; diaetetica If. 278; mechanico-therapeutica II. 334; medico»the- rapeutica Il. 327; obitetricia II. 284; tberapentica Il. 323..| Materie in der Natur, liegt allen Naturkör- pern zum Grunde Il. 205. Mechanijche Kräfte, ihre mehr beffimmte Würkung im Körper I. 1.0. x Medicinifche Heilmittel\1. 326, Medicinifche Kunft, warum ınan fie zur Naturwiffenichatt rechnet Il. 246. Medi- e.nifche Methodologie ll. 202. Medicinifehe Policey wif- Senjchaft II 344; Rechtswifjenjehaftll 343; Zeichen- lehre, Beytrag zu-derlelben, vom Prof. Reil’l, 105, Medicinifeh- pathologijche Semiotik ll. 321. Meibom/chen Dwülen IL 399. Meinung, Brügmanns,, über die Verrichtung der Gekrös- drüfen Ill 482; über das Einfachfehen mit zwey Augen I, 8; über die Geftalt der Subflanz, welche na:h der Befruchtung aus dem Eyerftock hervorgeht 1. 36. 68 74; Hallers, über die Natur der Hoınhaut 1.20. Meinungen der Alten, über die befruchtung des Weibes I. 74; über die Befruchtung der Eyer- ftöcke der Thiere .. 40; über die Erz ugung: des Scliwefels I. 461. 464; über die Natur und Wür- kun — 517 ‚ kungen der galvanifchen Flüfigkeit III. 490; über den Urfprung des Kindspechs III. 483. Methode in der Arzneywiflenfchaft II. 242; Kranke zu examiniren, eine gute, trägt zur Verbeflerung der Semiotik bey I: 142; in der Naturwiffenfchaft, ihre Befchäftigung II. 241; den Saft der Euphorbia zu erhalten III. 4ıı. Methodologie, medicinifche I. 202. Mikrofcop , fein Nutzen zur Vervollkommung der Semiologie I 147. Milch, ihre Beflandtheile richten fich nach dem Futter» das das Thier geniefst III. 458. 460; bey Kindern, Männern und alten Weibern III. 456; Krankheiten derfelben III. 437.455. Milchausleerungen aus unge- wöhnlichen Theilen des Körpers III. 456. Milch- zühre, Zufammenfetzung ihrer Kronen III. 402. Mijchung, gefunde der Organe III. 432; der Materie, fie leidet auf eine doppelte Art eine krankhafte Ver- änderung II. 303; organifcher Körper, von ihr hängt hauptfächlich die Reizbarkeit ab IT. 152, Mifchungsverletzungen der Milch würken fchädlich auf das Kind III. 460; der Organe III, 432; ift Krankheit Il. 434 Mifsbehagen, thieriiches I. 218. Modification im Bau der Nerven modifieirt die Sinn- organe III 480; der Krankheit, ift ein Object der medicinifchen Zeichenlehre I. 110, 138. 151; dnrch das Individuum I. 138. Nüchfte Urfach der Befruchtung I. 34. 39; jeder Krank- heit L. 118. 1:9. 131. Nagethiere, Anatomie ihrer Zähne II. 407. Natur der galvanilchen Fiülligkeit ILL, 490; der ent- fernten Urlach einer Krankheit dient zur Eikennt- - niss 518 — nifs des Charakters der Krankheit I.135 ; der Horn- haut I. 20. 25; der Reaction eines kranken Theils, dient zur Ausmittelung des Charakters der Krankheit I. 135. Naturbefchreibung des Gehirns und der Net- ven lll. 491. Naturbeftimmung 111. 467. 472. Na, Zurgefchichte der. Heilmittel Il. 339. Nazurlehre des“ Menichenkörpers' II. 254. Naturwefen im engern Sinne II. 473; in der weitern Bedeutung Ill. 472. Naturwiffenfchaft, ihre Beflimmung Il. 204; der Menfchenkörper ift das erfte Princip der Methodolo- gie der medicinifchen Kunft II. 242; ihre -Verfchie« ‚denheit von der medicinifehen Kunft II. 242. Nä- türliche Difpofition. zu einer KrankheitI 118. Natür- liche Krankheitszeichen 1.106. Natürlicher Zuftand des Mehlfchen II. 215. Nerven der Ampulien des DarmkanalsI. 163; des Ge- hirns, fiebenzehn Paare III. 495, ihr verfchiedener Bau III. 496. Nerveneintheilung 111, 495; Nerven- häute, ihr Nutzen III, 496. Neuro - encefalatomia ll, 491. Nichtfieber Il. 304. 307: Niederfchlag aus den Saamen der Pflanzen IH. 418; aus den nälhırenden menfchlichen Säften IIL, 420; aus den Säften einiger Pflanzen III. 414. Normalmifchung der O:gane III, 414. Nofodik, Inbegriff derfelben II. 253. Nothwendige Eigenfchaften einer Recenfion II. 364 Nutzen der Euftachiichen Trompete im Bötus II. 168; des Fafeıftoffs in den vegetabilifchen Saamen III, 419; genau angeftellter Leichenöffnungen I. 247; des Mikrolcops zur Verbefferung der Semiologie 1. - 147 ; der Nervenhäute III. 496; der Recenfionen II, 38: der Vollkommenheit der medicinilchen Zeichen- lehre I, 106. 112. ©b- ER 519 Chject der medicinifchen Kunft II. 202. 238. 242; der medicin:ichen Zeichenlehre I, 109 ; der Naturwiflen- fchaft :E2 241. R ( bfer yationes de defoliatione vegetahilium II. 386, * Operationen der Natur nach der Begattung I. 66, Ordnung , eine gute, in der S:miologie diente zu ihrer Verbefferung I. 147. Ordnungen der Krankheiten der Kräfte II 303. Organ, jedes würkt feiner Materie gemäls III, 428. Or- ‚gane, Begriff derfelben' IL 208. III, 472; ihre,eigen, thümliche Erregbarkeit II. 171; alle wechfeln be- Ständig ilire Materie III. 429. Organifation, Begsilf derlelben III. 472; eigenthümliche jedes Körpers in der Natur II. 217. 255. 273; in ihr ift die ganze Exiftenz des Menfchen gegründet II. 229. 273; die eigenthümliche jedes Körpers ift uns noch unbekannt II. 221. 230; fie kann nicht zur Erkenntnifls des kran- ‚ken Zuftandes dienen 1,224. 232. Organologia cor- poris humani II. 256. 273; pathologicall. 295. Oertliche Krankheiten II. 315. Ojteofteatom in einer weiblichen Bruft III. 453. Ova Grafiana 1. 75. Paralyfis ‚11. 309. 311. Pathologie 1. 385 , der Arten der Fieber IT. 315; der Arten der Krankheiten Ik 314; der Arten der Nicht- fieber I. 215; der Form der Materie, Pathologia materiae formatae 11.295; der Gattungen der Fieber ll. 308, der Gattungen der Krankheiten der Kräfte IT. 300; der Gattungen der Nichtfieber II. 312; der Lebenskräfte und der Actionen des Körpers undfei- ner Theile, Pathologis theoretico- dynamica II, 297; der Milchung der Materie, Pathologie materige.mix- tae 11,295; der Örganifation, Pathologia theoretico- organica II. 295; theoretifche, cafuiftifche oder elinifche Il. 294 3.16. r Ta- 520 — Periodifch aufgehobene Reizfähigkeit I. 153. Pflanzen UI. 209. Pflanzenalkali, (chwefelfaures III. 464, Pflanzenfüfte, Bemerkungen über einige III. grı. Phänomene, bey der Entblitterung der Pflanzen beob- achtet.II. 391; wefentliche einer Krankheit I. 125; thierifche $. thierifche Erfcheinungen, ‚ Pharmacie 11. 330. Pharmacologie Il. 327; cafuiftifche II. 334. Philofophie und firenge Kritik BR zur ur Verbefferung der Semiologie dienen I. 143. Phyfik der Heilmittel II. 330. Phyfiologie, allgemeine, befondere I. 156. II. 262. 265, Phyfiologifche Semiotik II. 278. Policey, literarifche 11.381. Policeywiffenfchaft, medi. cinifche TI. 344. Practifche Dynamolagie II. 281; Organologie II, 280. Practifcher Theil der medicinifchen Kunf II. 253. rochaska, Georg , Lehrfätze aus der Phyfiologie des Menfchen I. 155. Purgirmittel , fie würken durch Mifehungsveränderung der Milch der Anime auf das Kind III. 460. Pyretologie der Gattungen II. 308. 309. Ratio fignificatus der Semiotik I. 116; nöthige Auffu. chung derfelben I. 142. Recenfionen 1.155. 159. 160. 162. II. 386. 389. IT. 477. 489. 49\; Anonymität derlelben Il. 376; Begriff derfelben I, 352; fie betreffen entweder wiffenfchaft- liche oder populäre Werke 362; Grundlätze der "Theorie derfelben von Greiling Il. 349; fie gründen fich auf wiffenfchaftliche Grundlätze Il. 358; noth- wendige Eigenichaften derfelben II. 3064; ihr Nu- tzen Il. 381; ihr,Ton Il. 383. Recenfionsurtheile, ihre Gültigkeit I. 373. Recenfiren Il. 355- Bechtswilfenfchaft, medieinifche II. 343. Re- —— 521 Regeln, welche beym Gemeingefühl, als Beffimmungs- grund des kranken Zuftandes des Menfchen zu beob- achten find II. 233. Reids Meinung über das Einfachfehen mit zwei Augen Lg. Reils Beyträge zur medicinifchen Zeichenlehre I. 105. über veränderte Form und Mifchung der thieriichen Materie, als Krankheit, oder als nächite Uriach \der Krankheitszufälle betrachtet ITi. 424. Reinhold de Galvaniimo Ill. 489. : Reizbarkeit, Bedeutung des Wortes II. 231. III. 478; fie beruht auf der Milchung organifcher Theile I. 152 ; der Blätter der Pflanzen 11. 399; erhöhte, a “ minderte II. 310, Reizbarkeit und Vegetationskraft find einerley Kräfte I. 149. Reizende Mittel werden bey Krankheiten der Hornhaut empfohlen I. 27. Relative Fehler der medicinifchen Zeichenlehrel, 27. Refidenz, rechtwälsige, der weiblichen Brüfte III, 437° Rejultate, aus dem, was über Be Ak kranken Zuftand des Menfchen gefagt ift II. "Bichter fah aus den Arterien der Hehe Blut ausflie- {sen I. 24: Rofenmüller, J. Ch partium externarum oculi humani, inpuimis organorum lacrymalium defcriptio anato- mica II. 398. Rudolphi, D_C, A. Etwas über die fenfible Atmosphäre der Nerven II ı88. Ruhe, Rellt den Ton der geraden tie wie- der her I. ı3. gaamen der männlichen Thiere hat nicht immer Saa- menthierchen I, 74, Saamenmilch mit oxigenirter Salzläure be’ andelt IH. 418. Saamenthierchen, fie find nicht zur Befruchtung nöthig I. 74, Saxer- muB 522 EU Sauerjtoff ilt ein welentlicher Beftandtheil der Pflanzen IH, 421. Schaafswajjer, aus ihm foll das Rindepech entftehn, I. 483; in der Pauke und Luftröhre des Fötus II. 168. Schärfe des Ichors, Urfache deffelben III. 486. Schall, feine Empfindung wird nicht durch die eufta- chifche Röhre zum Gehörorgan befördert II. 167. Scherbchen der Backenzähne Ill. 409. Schielen, 1.3. 13; Car deffelben I. ı9; feine Urfachen 1. 13. 15.18: 145 ; feine verfchiedenen Grade 1. 16. Schneidezähne, Zulammenfetzung ihrer Kronen III. 402. 404. > Schwangerfchaft, ift fie Krankheit ? II. 267. Schwefel und feiner Säure Erzeugung II. 467; er wird häufiger in heilsen als in kalten Climaten gefunden ‚UI. 464. Schwefelleber, mutbmafsliche Entitehung derielben aus den Pflanzen III. 462. Schwefelguellen, ihre Entftehung III. 463. Schweflichter Geruch der . Euft aus den Eingeweiden der Thiere III. 462. Schwein, es wechfelt die Zähne auch fo gut wieandere Thiere III. 402. _ Seiurus cinereus L. Krankheit feiner Zähne II. 497- Sehnen, fie leben in ihrem natürlichen Zuftande I ar, Seife des Faferftoffs aus dem Niederfchlage des Safts der Euphorbia‘ II. 417. Seitenftück zur Abhandlung der Phyfiologie des Gehörs von Köllnern Il. 166, Semiotik, medicinifch-pathologifche II. 321. Semioti- fehen Angaben, fie find meiftens empirifch I. 142, Senfible Atınosphäre der Nerven, Etwas darüber I. 188, fie wird bezweifelt II. 199. : Sichtbarer Charakter mitvorhandener Krankheiten dient mit zur Ausmittelung ‚des wahren Charakters einer Krankheit I. 136, # Sie- 1 ———r 525 Siebold, Joh. Barth. , hiftoria fyfrematis falivalisI. 160, Signum anamnefticum, indicativum, prognojticum, 44 29 Sinnlich gemachte Krankheitszeichen I. 113; unmittelbare I. 112. Sinnorgane, einige, noch wenig bekannte III. 480. Sitz, ungewöhnlicher, weiblicher Brüfte III. 437; der Zirbeldiüfe bey Vögeln IIT. 495. Smith, Beobachtungen und Verfuche über das Vermö- 2 gen der Galle die Verdauung zu bewürken II. 179; über die Erzeugung des Schwefels und feiner Säure I. 461. Sömmerings Befchreibung der Knochenanfänge der Zähne IIT, 410. Spallanzanis Beobachtung über den Saamen männlicher Thiere 1.74. Specifijche Mifchung und Form der Materie ift zum Leben nothwendig Il. 272. Specififch veränderte Reizfähig- keit I. 153. Specimen inaugurale, fiftens quaefiiones medici argu- menti von J. C. B. Bernard Ill. 477. 'Staar, der graue, giebt einen unleugbaren Beweis, dafs die Materie der Linle entmifcht fey III. 435. Stenos Beobachtung über die Eyerftöcke der Weibchen I. 74. Structur des Gehirns, fie ift am wenigften bekannt III. 491; organifcher Körper, von ihr hängt hauptfäch- lich zunächit das Würkungsvermögen derfelben ab 1. 152. Stumpfwerden der Zähne 11. 199. " Sympathie der Theile eines organifchen Körpers I. 64; + würkt vorzüglich bey der Befruchtung der Thiere 1. 68. Symptomata, Grund derfelben bey einigen Krankbaikei IIL, 434; pathognomonica einer Krankheit I, 125, Sy- 524 Synochz 11. 309. 311. ' Syftematijche, Eintkeilung der Diätetik II. 277; des Krankheitslehre II. 294; der Therapeutik II. 320: Tabellarifche Veberficht der medicinifchen Kunft 11.34 Teftulae der Backenzähne II. 409 Textur organifcher Theile, von ihr hängt zunächft ihr Würkungsvermögen ab I. 152. Thatjachen über die Befruchtung der Thiere I. 32.42 go. Theile der Heilkunf Il, 239. Theorie, ehemalige, des Gehörs I. 166; der Recenfio- nen 11. 349. Theoretifcher Theil der mediecinifchen ‚Kunf'1l. 253. ? Therapeutica Hl. 252 318. 355; cafuifica f. clinica IT. ' 3405 theoretica II. 335; theoretico - dynamica II. 338. Therapeuti/che Diätetik Il. 276. Therapie, all- gemeine II. 356; der Arten der Fieber Il. 339; der Arten der Krankheiten der Kräftell 339; der Arten der Nichtfieber II. 339; befondere 11. 337; der Gat- tungen der Fieber II. 339; der Gattungen der Krankheiten der Kräfte Il. 339; der Gattungen der Nichtfieber 11: 339; der krankhaften Form der Ma- terie-1l, 336; der krankhaften Mifchung der Materie 11. 335; der Organilation II 335. Thiere 1. 209. Tbhierifche Materie, ihr befländiger ‚Wechfel ill. 429; ihre eigenthümliche Natur enthäit den vorzüglichften Grund der eigenthümlichen thie- sifchen Ericheinungen Ill. 424; ihre veränderte Mi- “ fchung und Form als Krankheit, oder als rächfte Urlache derKrankheitszufälle betrachtet ILL. 424 AR Tod der Blätter der Pflanzen Il. 396. Ton der Recenfionen II. 383. Topographie des Menfchen, Theile derfelben II, 259, des vollfländig ap ewchlacnAlenfihin län ers u, 261; vergleichende Il, 261, Tu- { — 525 Tumor’ flatuofus mammarum Ill, 441. : Typhus II. 304. 311. Veberficht, tabellarifche, der medicinifchen Kunf U. 345- Unbelebte Körper Il. 205. Ungewöhnliche Zahl weiblicher Brüfte III. 438. Unmittelbare finnliche Krankheitszeichen 1]. ı12. Unterfchied zwilchen den Begriffen gefund und krank und natürlich und widernatürlich II. 239; der Cy- ftidicola farionis undanderer Würmer L'99; zwilchen gefundem und krankem Zuftand des Menfchen II. 229. 240; zwilchen den Hydastiden und den Eyern in den Eyerftöcken I. 75; zwifchen Ichor und Eiter Ill. 486; zwifchen Lebenskraft, Leben und Lebens- bewegung II. 210; zwilchen Menfchen und Thieren II. 212; zwifchen der Methode in der Naturwiffen- ‚fchaft und der der medicinifchen Kunft II. 2,2; der Seelenkräfte foll von der Verfchiedenheit der Structur des Gehirns abhängen III. 493; zwifchen Thieren und Pflanzen II 209; zwifchen Vegetation und Cryftallifation II. 207. Unvermögen nahe Gegenftände deutlich zu fehen I. 3, Urinverhaltung deren mögliche Urfachen I. 122- Urjachen der Asphyxie Neugebohrner II. 168; einer ungewiffen Diagnofis I. 117. 123.133. 134; des Dop- pelfehens I. 8. 9; unmittelbare, der Empfängnis, find noch nicht ausgemittelt I. 33. 34; der verfchied- nen Empfindungen in der Seele III. 480; warum die Erkenntnifs des kranken Zuftandes nicht aus der Organitation genommen werden kann II. 225 , der zu dieken Galle und der Gällenfteine III. 480; der verfchiedenen Grade des Schielens II. 16; nächfte, und entfernte der Krankheit I. 119: 1315 warum Arch, fu d. Fhyfiol, 111. Bd. Ill, Heft, Mm man ’ 5865; Kr —————— | man in heifsen Ländern mehr Schwefel findet, als in kalten III. 464; warum einige Thiere ihre Reizbar- keit nach dem Tode länger behalten, als andere II- f 1975 der Schärfe des Ichors III. 486; des Schielens 1.,13. 15. 18; der Verfchiedenheit der Krankheiten If. 237; der Verfchiedenheit der Pflanzen II. 421: Urfächliche Gemeinfchaft zweyer auf einander folgen- der Krankheiten I. 111. Ur/prung der, Gehiinnerven III. 497; des Kindspechs Il. .483- Ur:heil über Prof. Reils Begriff vom Fieber I. 150. Valisneri fand bey feinen Verfuchen keine Eyer kurz nach der Befruchtung I. 71. Variationen in Gehirnen der Menfchen III. 493. Vegetation der Körper ll. 206; Vegetationskraft II. 207. Veränderte Mifchung und Form der thierifchen Materie, als Krankheit, oder als nächfte Urfach der Krank- heitszufälle betrachtet, vom Prof. Reil III. 424. Ver- änderungen, alle, des menfchlichen Körpers in feiner Exiftenz, find in der Veränderung feiner Organifa- tion rundet II. 229; in.der inneren TRUE der Brüfte III. 442. Verdunkelung der Hornhaut , wodurch fie zuweilen ent- fteht I. 26. Verfahrungsart der imedicinifchen Kunft ein vollkom- menes Ganzes aufzufinden II. 249. - Vergleichende Phyfiologie der Menfchenart nach Verfchie- denheit des Alters ‘und Gefchlechts IL, 266 - 268. Vergleichende Topographie des Menfchen nach Ver- fchiedenheit des Alters und Gefchlechts II. 261. 262. Vergleichung des Begriffs einer Recenfion mit verwand- ten Begriffen II, 253; der Hornhaut mit andern Theilen I. 25. Ver- u ————— , 527 Verhältnifs, genaues, der finnlichen Erfcheinungen der organilchen Maferie mit den eigenthümlich thieri- ‚ fchen Erfeheinungen derlelben Ill. 425; des Men- fchen zur. Natur Il. 215. Verhärtungen in den Gekrösdrüfen III, 481; in weibli- chen Brüften III. 442. 445. Verhultung des Urins, deffen mögliche Urfachen I. 122, „ Verminderte Reizfähigkeit I. 153. Verrichtungen der Gallenblafe III, 478; der Gekrösdrü- fen III. 482 er Verfchiedenheit des Baues des menfchlichen Gehirns II. " 493; des Baues der Nerven III. 496; der entfernten Krankheitsurfachen I. 120; der Würkungen einer Krankheit I, 124; der Würkungen-der Lebenskräfte IH. 477. Verfucke über die Befruchtung der Kaninchen I. 36; nach zerftörten Muttertrompeten I. 46; über die Fä- higkeit der Euftachifchen Röhre den Schall zum Ge- hörorgan fortzupflanzen II. 167; . über die eigen- thümliche Fähigkeit fefter Körper zur Fortpflanzung des Schalles II. 177; über die Dauungskraft der Galle aufser dem Thierkörper II. 185 ; über das Vermögen der Galle die Verdauung zu bewürken von Smith II. 179; bey-einer Eule II. 182, bey Fröfch:n IT. 134, bey einem jungen Hahn IT. 281; bey Schasfen II, 183; über die Zeit der Einwürkung des männlichen Saamens auf die Eyerftöcke nach der Begattung I. 57: 60. 64 74 76. Wrolick, Gerardi, Differtatio medico - botanica, fiftens obfeıvationes de defoliatione vegetabilium 11, 386. Vögel, fie haben auch ein corpus callofum und eine Zirbeldrüfe III. 494. Vorbedeutendes Zeichen J. 139. Vor- Vorhereitung des Gehirns zur Zergliederung III. 492. Vorlefung über einige Kra'kheiten der Augen, der Hornhaut und der geraden Mufkeln des Auges und ihre Behandlung, von E. Home I. ı. Vor/chläge zur Verbeflerung der Mängel der Semiologie I. 141. Warzen weiblicher Brüfte , ihre Krankheiten III. 437: 455. . Wajferftoff der hepatifchen Luft III. 462; wefentlicher Beftandtheil der Pflanzen III. 421. Wechfel, beftändiger, der thierifchen Materie, Nutzen derfelben El. gac. Weg, auf welchem ınan zu einem Begriff von Krank- heit gelangen kann II. 228. Weinrebenabfud mit oxygenirter Salzfaure behandelt IH. 418. Werkzeug des Lebens Il. 272, Wefen der Wiffenfchaften und Wefen der Kunft II. 247. Wejfehtliche Bejtandtheile der Pflanzen III. 421; der Phä- nomene einer Krankheit I, 125. Widernatürliche Difpofition zu Krankheiten I. 118. Wi- dernatürlicher Zuftand des Menichen II, 216. Wiedererzeugung der Nerven, ein paar Worte darüber von Arnemann I. ı00'; fie foll eine lange Zeit eıfor- dern 1. 104 Willkührliche Krankheitszrichen 1. 106. 112- 113. Wilmans G. A. über medicinifche Kunft und ihre Me- thodologie 'I. 202 Wohlbehagen , thierifches IT. 218. Würkung der aufiöfen‘len Mittel bey Anfchwellung der Gekrösdrüfen 11}. 48:. Würkungen der Aufsendinge auf die Osganilation lus 2325 a entfernten Urlach einer ee — 529 _ einer Krankheit I. ıı 1. 120; der Galle in Krankhei- ten der Hornhaut I. 28x der geraden Mufkeln des Auges im gefunden Zuftande I.‘ 2; einer Krankheit I. 124. ı27. 1:8; der Krankheiten innerer Theile I. 126; der Lebenskräfte II 478. Würkungsvermöger der Organe beruht hauptfächlich aufihrer Textur und Structur I. 152; erhöhtes und vermindertes II. 310, Wurm, ein neuer, in der Fifchblafe der Forelle I. 95. 97- 99 Wurzeln der Zähne, fie find nicht gefpalten III, 403 ; ihr Nutzen III. 407. Zähne, Gefchichte derfelben, von Rudo/philIl, 401 ; fie dienen zur Fortpflanzung des Schalles zum Gehör- organ II. 169: die des Menfchen verknöchern fick nicht aus einem Punkte Ill; 407; ihr Stumpfwerden II. 199. Zähne, bleibende Ill. 404; des Eichhörn- chens II. 404; der Nagethiere III. 407. “ Zahl, ungewöhnliche, weiblicher Brüfte IIT. 438; ver- fchiedene der Blättchen des kleinen Gehirns III, 493. Zambeccaris Verfuch mit Ze:flörung des Blinddarms bey Hühnern 1. 62. Zeichen, anzeigendes, vorbedentendes I. 139; wahr- fcheinliches I. 122 Zeichen, daffelbe fowohl als das Bereichnete find Würkungen einer gemeinfchaftli- chen Urfache I, 130; es ıft die Würkung I. ı21; es ift die Urfach I. ı17. Zeichen der Bruft bey Kanin- chen I. 77. Zeichen, ‚natürliche nnd willkührliche I. 105. 112; zuverlälsige I. ı22. Zeichenlehre, me- di-inifche, Bey r „ zu derfeiben I, 105. Zeit der Bilduny desChorion und Amnionl. 70. 72. 81. Zei: 330. um u in den Eyerftöcken jungfräulicher Kaninchen : 35- "Zergliederung,. chemifche des Abfuds des Geifsklees, Spanifchen Klees und der Luzerne III. 419; desAb- fuds der Weinreben III. 417; der Saamenmilch II. 417; des .Safts der Euphorbia III. 413; des Nieder- fchlags aus demfelben III, 415; des Safts des Haus- lauchs III. 417. Zirbeldrüfe im Gehirne der Vögel III. 494. 495: Zufällige Würkung der entfernten Urfache einer Krank- heit 1. rır. Zufammenhang der natürlichen Krankheitszeichen nd des Bezeichneten I. 116. Zufammenfetzung der Kronen derBacken- und Eckzähne TII. 403: 404; der Schneidezähne III. 402. Zuftände des Lebens III. 465, verfchiedener des Men- fchen zu den Aufsendingen II. 215. 218. 227. Zu- ftand des Todes III. 471. Zuverläffige Diagnofis, ihre Bedingung I. 125; Zuver- läffige Zeichen des Bezeichneten I. 122. Zweck der Diätetik II, 274; ;der Heilkunft II. 202. 219. 239. Z-D.