2 500 A /, % 5 ar = + ET Fr: BC HEN PHYSIOLOGIE z. voN DEN D, PROFESSOREN TON SCHPRIST.:BEIL UND D. J.H. F.AUTENRIETH, MIT SECHS KUPFERTATELN, IA KLVE IN DER CURTSCHEN BUCHHANDLUNG ı812, u I Zn I. 2, Erftes Heft Ueber den Urlprung des fünften Nervenpaares des Gehirns, vom Dr. Niemeyer. Ss. 1-88 Die vördere Commiflur im grofßsen Gehirn, vom Prof, Reil. 89— 100 Die Scheidewand, ihre Höhle, die Zwillings- binde und die Höhlen im Gehirn, von Eben- demf. j 101 —ıı6 Zweytes Heft. Nachtrag zu den Beobachtungen üher den Ein- fluls des Stimmnervens auf die Befpiration, neblt einigen Bemerkungen über dem Iympathi- [chen Nerven bey den Säugetbieren und Vö- geln, vom Dr. A, F. Emmert, $. 117 — 130 Ueber Reproduetion im Allgemeinen, und über Reproductionsfähigkeit einzelner Organe, befon- ders der Nerven und Muskeln, vom Dr, Zim- mermann, 1317 — 155 {e,} I. Ueber das Rückenmark der Vögel und die Bil dung delleiben im 'bebrüteten Ey, vom Dr. Ni- colai. $, 156 —2ı9 Einige Bruchfiücke aus der Anatomie des Ge- hirns der Vögel, vom Dr. Franke. 220— 228 Ueber das Athmen, belonders das Athmen der Vögel und der Inlekten, vom Dr. Reimarus. 2 229 — 256 Ueber die Entltehung und Natur der thierifchen Concremente , insbelondere aber der Gallen- fieine, 257 — 262 Drittes Heft. Ueber die Zwitterbildungen , vom Profelfor Meckel. S. 263 — 346 Mangel des mittleren und freyen Theils des Balkens im Menfchengehirn, vom Profellor Reil. 341 — 344 Nachträge zur Anatomie des grolsen und klei- nen Gehirns, von Ebendeml, 345 —376 Archiv für die Physiologie. Eilften :Bandes erftes Heft. Nr Tun / Ueber den Ur[prung des fünften Nervenpaares des Gehirns, vom Dr. Niemeyer *). Erfter hiftorifcher Theil. SEEL Tan ich hier das Refultat meiner Unter[uchun- gen, über den Urfprung des fünften Nervenpaares des Gehirns, öffentlich niederlege, [cheint es mir *) De origine paris quinti nervorum cerebri Monographia; auctore Guil, Herm, Niemeyer, Med. et Chir, Doctore, Halae 1812, Archiv f, d. Phyfiol. XI. Bd, I.Heft, A. = u dem Zweck diefer Abhandlung angemellen , in ei- nem gedrängten Auszuge alles das zulamımen zu ftel- len, was die befien Zergliederer aller Zeiten über dielfen Gegenfltand in Widerfpruch genommen, oder als erwielene Thatlachen [eltgeftellt haben. | 8.2. Wenn man die Gefchichte der Anatomie, von ihren Urfprunge bis auf unfere Zeiten verfolgt, fo erhellet, dafs das Nerven[yftem von jeher für ei- nen der wichtigften Gegenftände anatomilcher Un- terfuchung gehalten wurde; dafs diefe Unterfuchung aber zugleich mit fo vielen Schwierigkeiten verbun- den war, dafs die [charfiinnigften Zergliederer, das Ziel ihrer Nachforfchungen erreichen zukönnen, ver- zweifelten. Auch fehlt hier wirklich noch das Meifte ‚an einer vollendeten Frkenntnifs. _Befonders aber jft die Structur des Gehirns, und der Urfprung der Nerven, [o unvollkommen und unrichtig befchrie- ben worden, dafs felb£t in unfern Zeiten nach [o vie- len vorhergegangenen Nachfor[chungen , bey einer wiederholten Unterfuchung irgend eines Theiles def- felben, das Auffinden von etwas noch nicht Erkann- iem, felten fehlen wird. Als Reil eine neue Unter- "Tachung der Örganilation des Gehirns unternahm, war das Refultat derfelben fo fehr von der gangharen Meinung über die Struckur' dieles Theiles abweichend, .dals er ein, ganz neues Organ entdeckt zu haben fchien. Nicht minder weichen die ver[chiedenen Anfichien von dem Urfprunge der Nerven von ein- ander ab, Einer läugnet, was der Andere mit eignen ers: 3 Augen gefehen haben will. So halten Einige das ver- längerte Rückenmark für den Ort des Urfprunges der Nerven, eine Meinung, der ganz neuerlich auch Gall beytrat, indem er das yerlängerte Rücken. mark bis in den vorderen Lappen des grolsen Gehir- nes verfolgt. Andere läugnen den Urfprung irgend eines Nerven aus dem grolsen oder kleinen Gehirn. Andere leiten fie aus'der grauen Subftanz, Andere aus den Hirnfäulen ber. Noch Andere glauben, den Ort des Urfprunges in der Zirbeldrüfe, der Brücke, dem corpore callofo, den Hirnhöblen, oder einer einzelnen Hirnhöhle, befonders der dritten oder vier- ten, in der markigen Scheidewand, dem centro ova« li, oder endlich in den Sehhügeln gefunden zu haben, Die. grofse Verfchiedenheit diefer Anfichten finder allerdings einen bedeutenden Grund’ in den grofsen Schwierigkeiten, mit welchen die Unterfuchung die- fer Theile verbunden ilt. Nicht weniger trug aber Auch gewifs die Artund Weile, wie man diefelbe un- ternahm, dazu bey, dafs diefen Theilen fo lange eine richtige Structurbeftiimmung. mangelt, Man wollte die Organifation des Gehirns durch ganz will- kührlich gemachte Durchfchnitte erforfchen , eine Methode, durch welche die einzelnen Organe dem Gehirn mehr künftlich eingebildet wurden, als dafs fie richtige Auffchlüffe über das natürliche Verhält« nifs der Theile gegeben hätte. Die älteren Zerglie- derer haben [ich gar nicht um den Urfprung der Ner- ven bekümmert, indem fie nur den Ort anzeigen, Az + eis wo der Nery auf der Grundfläche des Gehirnes, oder am verlängerten Rückenmark zum Vor[chein kömmt Erft in neueren Zeiten wurde. dieler Mangel gehörig berückfichtigt, und das Anfehn von Haller, Bon- net und Camper, trug nicht wenig dazu bey „die Aufmerklamkeit der Anatomen; auf dielen Gegen- ftand zu lenken. , Allein noch immer beweilt. die Verfchiedenheit‘der Meinungen, ‚dafs die Sache noch nicht lo ausgemacht [ey, als dafs die Unterluchungen für gefchloflen angelehen werden könnten. $..3. Hippokrates hatte von den Nerven- fyltem gar keine Kenntnille, er vermengt Neryen, Flechlen und Bänder ,, und begreift fe bald unter der gemeinfchaftlichen Benennung rovwv oder veugx; noch weniger erwähnt ‚er des Urfprunges derlelben. — Auch Plato, obgleich er von dem, Nerven[yltem, belonders aber von dem Gehirn’ und-Rückenmarke, fchon eine beftimmtere Kenntnifs hatte, verwech- felt öfters Flechfen und Nerven, denn er verl[tand unter &rovoı, nicht vorzugsweile die Nerven,’ wie Einige behaupten, [ondern verlteht auch öfters die Flechfen (veuex) darunter. Ariltoteles muls als der Entdecker der Nerven und ihres Ur[prunges .an- gelehen werden. Er bebanptet zuerft, dafs der Ur- fprung derfelben im, Gehirn zu fuchen (ey, und un- terfcheidet he als rogaı rou &yxeP%Aov von allen übrigen Gebilden. Ich halte aber die, Meinung derer, mit Sprengel «@) für fallch, die glauben, Ariltote. a) Sprengel Verfuch einer pragmatilchen Gefchichte der Heilkunde Th. I. S. 320. ae 5 _ les habe mit dem Wort veugx die Nerven’ bezeichnen wollen, und ihren Urfprung aus dem Herzen herge- leitet 6), da er hierdurch die Flech[len, und deren vermeintliche Endigung im Herzen, andeutet. Söm- merings ec) Meinung, Ariltoteles habe den Ur- {prung der Nerven ins Herz geletzt, um dadurch auf die Wichtigkeit diefer Organe hinzudeuter, möchte wohl keine ftrenge Kritik aushalten. — Ueber die phyliologifche Bedeutung dieler Organe, wufste Ari- Stoteles noch nichts, und leitet die Empfindung aus dem Herzen her, Kaum zu begreifen'ilt es aber, wie Ariftoteles, der in Rückficht des Nervenfy- ftems fo: überwiegende Kenntnilfe vor feinen Vor- gängern hatte, gegen Plato den Zufammenhang des Gehirns mit dem verlängerten Rückenmark läugnet, und beide Theile als, [owohl in ihrer Structur als auch ihrer Function, [ehr welentlich von einander unterfchiedene Organe annimmt. $. 4. Von.den Anatomen der Alexandri- nifchen Schule ift, durch den Verluft ihrer Schriften, nur das Wenige auf uns gekommen, was Sich bie und da in Galens Schriften zer[treut Ain- det. Es ift dies um [o mehr zu bedauren, da die Gelfchichte ihnen einen grolsen Ruhm in der Anato- b) Hillor. animal, Lib, III. e) Sömmering de bafi ensephali etc. (in Ludwig Seri- ptor. neurologic, minor. T. 1.) Lib, I, Adnorau 30. pP 6. 6 Eu — mie beylegt. Sie zergliederten menfchliche Leichen, und machten, wenn man dem Celfus glauben will, felbft an Menfchen Vivileetionen, was aber wohl zu den Fabeln gehörd, mit denen man das Alterthum fo gern aus[chmückt. Befonders zeichnet Galen den Herophilus und Frafiftratus aus, die un- ter dem erften Ptolomäer die Anatomie bearbeiteten. Herophilus, den [elbft noch Falloppia in der Anatomie für untrüglich hält, erklärte zuerlt die Ner- ven als die Organe der Empfindung und Bewegung, doch (o, dals nur die aus dem Gehirn und Rücken- mark ent[pringenden, dielen Functionen vorltehen, andere aber zur Verbindung der Knochen und Mus- keln beftimmt find d). Erafiftratus lehrte den Urfprung der Nerven aus der Hirnmaffe; nachdem er [eine frühere Meinung, wonach die Hirnhäute der Ort des Entftehens der Nerven waren, dahin ver. beflerte e), $. 5. Von diefer Zeit bis auf Galen, hat, aulser dem Marinus, den Galen belonders auszeichnet, und aus deflen Schriften er Vieles ge- fchöpft zu haben fcheint f), kein Anatom ein be- fonderes gefchichtliches Intereffe. Er fetzte ieben Nervenpaare feft, indem er den olfactorius und pa- d) Rufus de appellatione partium Lib, II, p. 65. e) Galen in Placitis Hippocratis er PlatonisLib, VI. Cap. Il, /) Galenus de adminilt. auatomic. Lib. II. Cap, 1. thetieus überfah , len. auditorius une t'oflopharin- geus;aher ‚. zu: einer andern Nervenklalle verletzt. Galen, und, nur mit Ausnahme wenigen, die gan ze Reihe fpäterer Anatomen, bis zu Willis, be- hielten diefe Angabe bey. ? $. 6... Erft mit Galen fängt die. befondere Gelfchichte des fünften Neryenpaares any ..da,, ob; gleich Marinus den Nerven [chon kannte, [eine Bücher uns die erfte [pecielle Befchreibungdeflelben. liefern... :Das neunte Buch [einer Schrift : de ufu partiim, und die Abhandlung de dillectione nervo- rum adtirones, enthalten das Wichtigfte, was uns darüher'von ihm übrig ift . . Galen theilt den Ner- ven, mach der Autorität Anderer, wie er [elbft [agt, in zwey Paare, und befchreibt ihre Verzweigung als dritte und vierte Conjugation. Seine Befchreibung ‚ift aber noch höchft unvollkommen, und der Natur wenig getreu. Von der Art der Entftehung des, Ner- ven, fagt er nur, dafs er mit: mehreren Wurzeln aus ‚der Grundfläche des Gehirns entfpringe. Es [cheint mir übrigens fehr wahrfeheinlich „dafs: [chon Ga- len den Urfprung des fünften Nervenpaares mit Zwey von einander gerennten Wurzeln beinetkt ha- be. Die Trennung des Nerven in zwey verfchiedene z Paare, ünd feine Belchreibung des erften Verlaufes der vierten Conjugation 8) deuten wenigftens darauf g) Calen de diffectione nervorum Cap. 5. Quarta vero zervorum e cerebro provenientium conjugatio paulo is durior, po/i exorrum: ftatim ‚cum tertia ‚permilcex hin. Auch liegt diefe Trennung [o zu Tage, als dafs die Schwierigkeit der Erkenntnils, meine Meinung beeinträchtigen könnte, $. 7. Auch Andreas Velalius 2) nimmt fieben Nervenpaare an, um nicht von der Angabe feiner Vorgänger abzuweichen, obgleich er felhft fagt, dafs man wohl noch mehrere annehmen könn» te 2). Es ilt diefes gerade bey ihm um fo auffallen- der, da es gewils mit unter die grölsten Verdienfte diefes Mannes zu rechnen ilt, als der Erlte‘es ge- wagt zu haben, die Schriften des Galen, die als heilige Orakel[prüche verehrt wurden, einer Kritik unterworfen, und das Falfche und Irrige derfelben dargethan zu haben. — Von dem dritten Nervenpaa- re (unlerm fünften), dem er auch eine Abbildung von Titian beyfügt Ak), lagt er /), es entlpringe mit zwey Wurzeln, deren eine dünner aber härter ift, und weder bey ihrem Entftehen, noch auch wäh- rend ihres Verlaufes mit der ftärkeren Wurzel eine tur, Kimulque praetergreditur, primum quidem cral- fam ipfam cerebri membranam , poltea vero, iplum etiam capitis os, deinde rurfus ad oris palatum [e- eedit. s Z) Andreae Velalii de humani corpor. fabrica Lib, VI. Balil. 1555. ui ö) 1. e. Lib. IV. Cap. 2. p. 515. A). l..c, Lib. IV. fig. I. er U. D) 1. e. Lib. IV.’ Cap. VL 'p.u519. _—— 9 Verbindung eingeht. Zwifchen heiden Wurzeln fol ein [o bedeutender Abftand feyn, dafs er die dünne Wurzel viel mehr für ein eigenes Nervenpaar, als für eine Portion des dritten Nerven halten möchte. Was für einen Nerven Velal unter diefer dünnen Wur- 2el verftanden habe, ift zweifelhaft. Einige, und unter diefen befonders Meckel n), behaupten, Ve- fal wolle mit der dünneren Portion den erlten Alt des fünften Nervenpaares bezeichnen, da Andere hingegen, wie Falloppia z), Morgagni o) und Sömmering p) die kleinere Portion für den patheti- fchen Nerven halten. Sowohl die Befchreibung des Urfprunges der dünneren Wurzel, befonders aber, das eigene Geftändnifs des Velal’s 4), dals die Verzweigung diefes Nerven etwas zu grols von ihm dargeftellt fey, geben der letzteren Meinung mehr Gewicht. 4 $. 8 Gabriel Falloppia 7), wohl der grölste Anatom [einer Zeit, weicht in der Belchrei- bung des dritten (unfers fünften) Nervenpaares von m) Meckel de quinto pare nervor, cerebri,. Goetlingae 4748. Secı. I. $.V. - n) Obfervat. Anatom, p. 403. 0) Morgagn. Epit. auatom. XV, 6. 45. p) Sömmering de balı encephali XV. $. 51. g) Velal, exam. oblervar, Falloppii p. 303. -r) Gabrielis Falloppiae Mutinenlis opera. omnia, Francolarti 1600. ‚p, 402. er leq. Io — allemiübrigen Schriftftellern.ab, und betrachtete, was diefe für zwey Paare, das dritte und, vierte ‚hielten, nur.als ein einziges Nervenpaar. ' ‚Er lagt: quam#+ vis’ origo iftius.nervi videatur pluribus, chordis, .aliz quot/qwidem, mollioribus, et aliguot magis, duriori- bus conftare, tamen eum una fit atjue uno ex loco orta, et unica tantum in fede duram! membranam, perforet , non eft quod. iplum. nos diftinguanmıs. Auch war er der Erfte, der diefen. Nerven, nicht wie feine Vorgänger, in zwey, [ondern.in .drey Aelfte'theilen zu müflen glaubte, von denen der erfte für das Auge, der zweyte für das Gelicht, der dritte aber für die Zunge beftimmt fey. Auch den Urfprung, und den erften Verlauf befchreibt er, rücküichtlich feines Zeitalters, [ehr gut, Das dritte Gehirnner-« ven-Paar ift [chon. bey [einem Urfprunge, unter- halb des zweyten Nervenpaares, ohngefähr in der Mitte der Grundfläche des Gehirns, ‘bedeutend Itark. Es befteht aus mehreren mit einander ver- 3 £ a “bundenen Theilen, und hildet, nach Durchböhrung der harten Hirnhant in allen Thieren, wo’es’fich fin+ det, einen netzförmigen Plexus, von wo aus es fich in die [chon bezeichneten drey Aefte theilt. $. 9. Obgleich Bartholom. Euftachius kei- ne Befchreibung des fünften Nerven lieferte, fo läfst doch der grofse Ruf, den er als Anatom hat, befon- ders aber feine Zeichnung s) dieles Theiles, auf fei- s) Barthol. Euftachii tabular. anatomie. Edit. Albi- niana Lugd: Barav, ı744. Tab. XVII er XIX. re 1! ne genaue anatomifche Kenntnifs diefes Nerven Schlielsen. $. 10. Realdus Columbus 2) lälst das dritte Nervenpaar, wie Galen und Velal, mit zwey Wurzeln ent[pringen, und befchreibt den ner- vus palatinus und lingualis als viertes Nervenpaar z); Er trennte zuerft den malletricus vom fünften Ner- ven x), wie in neueren Zeiten Paletta y), und be- fchreibt ihn als achten Nerven, denn aus der ganzen Befchreibung erhellet deutlich, dafs, wie Pfeffin- - ger will 2), nicht der fechfte Nery darunter zu ver- ftehen [ey. $. ı1. Die folgenden anatomifchen Schriftftel- ler folgteri theils den Anfichten von Galen und Ve- fal, theils den befleren des Falloppia, oder be- Diefe im Jahr 1552 von Euftach belorgten Zeich- nr nungen wurden zuerlt von Maria Lancilio, Am- Sterdam ı72ı, dann von Cajetan Petrialini, Rom 1740, am vorzüglichfien aber von Albini herausge- geben. et) Realdi Columbi Cremonenfis de re anatomica Li« bri XV. Francolurti 1593. a. c, Lib. VIL.'p. 359. z) 1. c. Lib, VIII. p. 365. y) Paletta de nery, crotapbhytico er buccinatorio (in Ludwig felecr, lcripror, neurologic, minor, Toin. III. y P- 63.) ’ z) Pfeffinger de liruetura nervorum. Kect. H. $. 21. B 12 == mühten fich, neue Entdeckungen zu erzählen, die aber alle als unrichtig, und der Natur wenig getreu, keiner ausführlichen Erwähnung verdienen. Rück- fichtlich unfers Nerven , [o befchrieben fie. diefen bald als ein Nervenpaar, bald als zwey und drey'von einander getrennte. Die bedeutendften derfelben find: Vidus Vidius-a), Archangel Picolho- anini 5), Caflp. Bauhin e), Joh. Vesling d), Johann Riolan der Sohn e), Hadrian Spie- gel /f), Johann van Hoone 8), Dominicus Marchetti %), C. Bartholin 2), Gerh. Bla. fius W), Isbrand von Diemerbröck /). a) Vid. Vidio Florentini de anatome corp, humani Lib. VII. Venet. 1591, Lib. III. Cap. IL p: 58; b) Praelectiones anatomicae Romae 1586. Lib. V, Lect, V, P- 264. ce) Theatrum anatomicum. Francofurti ı62r. d) In Syntagmaıe anaromico. Patavii 1647, p. 177. e) Joan, Riolani filii opera anatomica. Paris ı649. im ejusque Anthropographia Lib, IV. Cap. II. p. 264. f) De buman, corp. fabrica. Francof, 1632. Lib, VII. Cap. Il. p. 245. g) In Microcosmo fo, qui reperitur in opufculis ejusdem anatomico - chirurgicis a Joan. Guil. Pauli editis, Lipf. 1707. p. 162. 7) In anatomija. Patay. 1654. p. 122. ö) In anatome Thomae Bartholini ex obfervat. alio- rum et imprimis C. Bartholini quart. renoyat. Lugd. Batav. 1673. Lib. III. Cap. U. p. 673. k) Milcellanea anatomica hominis. Amliel. 1673. p. 87- 2) Opera omnia. Ultrajecti 1585. $. 12.» Thomas Willis 2) beftimmte un- fern Nerven zuerft als fünftes Paar 2). Ueher den Urfprung und .erlten Verlauf des Nerven Sagt er: „Quintum par infra priores nervos a lateribus pro- celfus annnlaris a cerebello dimil@, trunco, amplo et lato procedit; fibris hoc quidem plurimis, quarum aliae [untimolles, aliae duriores, fimul colligatis con- ftät, adeo ut magnus ipfius, candis, prope ‚originem nihil aliud fit quam) plurium nervorum fafeiculus, ‚quorum feilicet aliqui his partibus alii autem aliis im- penduntur, _Quod yero tot,nervi tob,yarlis ac inyi- eem rematis deftinati, uno tamen oriundi in eundem "veluti faleem colligantur , ratio elt, ut in partibus uniyerfis quibus neryi ilti profpieiunt, ‚[ympathia. et actionum conl[en[us quidam confervetur.” — Wenn er aber fagt, dafs der Nerv zuweilen bey [einem Ur- fprunge aus der Brücke, öfters aber erlt, nachdenı gr die harte Hirnhaut durchbohrt hat, fich in zwey ' Aefte theile, verfällt er in einen groben Irrthum, über den man fich um [o mehr wundern muls, da er hin- zufetzt, dafs fich der Nerv bey Thieren auf gleiche Art werhalte, mit Ausnahme einiger, bey welchen er Jich in drey Aefte ıheilt, deren einer für den Umter- kiefer, der andere für den Oberkiefer , der dritte aber für das Auge und die Nale beftimmt if. Die m) Thomae Willis opera omnia. Genevae 1676. — Cerebri anatome cui accellit nervor., delcriptio et ulus fiudio Thom, Willifii. Amitel, 1664. p. 214. n) lc. Cap. XXI, p. 113 legq. ı4 Fe beygefügten Zeichnungen 0), in welchen’ der Nerv, ganz von allen’ übrigen Theilen getrennt, und’ auf einer Fläche ausgebreitet vorgeftellt wird, haben das Verdienft des Fleilses und der Kunft, find aber von gar keinem Nutzen. j r) { $. 13. Raymund VienfLen befchreibt ın feinem Werke p), einem Mufter von Fleifs -und Scharffinn, diefen Nerven beffer und weitläuftiger als feine Vorgänger. Sein befonderes Verdienft aber ilt es, auf den ganglienähnlichen Plexus beftimmter aufmerkfam gemacht, und unferın Nerven dadurch gleichlfam einen neuen fehr bedeutenden Theil bey- gefügt zu haben. Folgendes find [eine Worte über das Verhalten des fünften Nerven 9): „Ifta nervo: rum conjugatio, 'truncis amplis e lateribus proceffus a cerebello ad medullam oblongatam oritur. Haec pluribus Abris conftat, quarum aliae funt molles, aliae duriores, et aliae ab aliis facile feparari polfunt, licet fimul colligatae funt, adeo ut uterque illius caudex prope originem nihil aliud fit, 'quam fafeiculus plu- Klum nervulorum qui in diverfas partes inferuntur. Quintae conjugationis nervos, interdum juxta'ipfam originem in duos truncos divilos, craffa meninx in- veftit, ftatim atque os petrofum utrinque fuperfcan- 6) 1. © Cap: XXL p. 118. Tab. IX er X. p) Raymundi Vieuffei neurograpbia univerlalis etc, Lugd. 1684. 7) 1. €. Lib, Ul. Cap. III, p. ı6g. PIPBERES 15 derungzeösgde in fareolarveluti facculo recondit, b quem ipfamet in utroque calvariae Jatere ‚pone' recep- tacula felkıe equinae Jateribus appolita e[formar, ubi änfignem in. plexum 'ganglioformem abeunt, ‚Ganglioformis autem hujusmodi plexus, crallae me- ningis in&rventu, ol petrofo utrinque Armiter ad- haerentis', »nerveae Abrillae, quae maximamıpartem ‚carnolas fihras'referunt, fimul’coalefcendo, | inter le varie-colligantur ac implicantur‘, :quod 'a natura ita comparatum ‚fwiffe videtur, ut inter diverlas partes qui- PETER ° bus profpiciunt, fympathia, [eu actionum conlenfus quidany habeatur.”” — Uebrigens’verfiel'auch Vieuf- fenin, den Wiüllififchen,Fehler, indem er den Ner- = An: zwey,grolse Aelte theilen läfst. Von feiner bey- R Zeichnung‘ r) gilt-daffelbe, was bey der von Willis'gefagt wurde (he. Tab. XXIL p.175.). Beller ind die,:auf denen der Urfprung des Nerven aus dem Gehirn abgebildet ift (le Fah. V. XIV. XV. XVIL Fig. 1.)y doch halten auch diefe mit den ‘Abbildun- gen 2) de[felben Gegenftandes, von Haller, RR mering und: Gel keinen Vergleich; aus. $ 14. Jacob Ben Winslow &) folg= te im Allgemeinen den Angaben von Vieuflen, verbefferte zugleich aber einige [einer bedeutend(ten r) le. Tab. XXII. p- 4. s) l.e. Tab. V. XIV. XV. XVII Fig. t. e) „Expofition anatomique de la ftructure du corps humain par J, B. Winslow.” Amiterdam 1732 16 er £ Fehler , nur handelt ‚er die ganze Anatomie diefes Nerven, für feine Wichtigkeit, zu kurz ab. — Dalsg feine Angabe von dem Eindringen des Nerven in den finus cavernolus, vor dellen Blut er befpühlt werden foll, irrig ley, ift in den neuren Zeiten hinlänglich erwielen. Den Nerven [elbft befchreibt er fo z):: „Ces nerfs font fort gros, ils naillent anterieurement des parties laterales de la protuberance.transverlale (de la mo@lle allongee, par plulieurs ‘lets tres-colles enfemble qui forment deux‘gros trones,. un.peu ap- platis, un de chaque ceöte. Chacun de,cesitroncs le ‚porte vers la pointe de l’os pierrenx ‚voilin, et perce Ja dure mere immediatement devant cette pointe, un ‚peu au-delfous du bord de l’extremite, ou portion anterieure de la tente du cervelet. Il s’enfonce dans le finus caverneux du ın®me cöte, apres quelgues at- taches ä la pointe de los pierreux, ou a une > elpece d’os [elamoide qui [e trouve [ouvent a cette pointe, et apres avoir donne quelques Alets. a la dure mere, il s’elargit d’ahord dans le m&me Anus et forme une elpece de Ganglion applati et irregulier, en maniere de plexus. — Enfuite le tronc [e divile en trois gros branches, plus ou moin applaties, qui traver[ent le i- nus caverneux, etant fort attachees a ces ‚Slamens [pongieux et baignent dans le fang venal de ce rnıs etc.” — Weit bedeutender find aber [eine Angaben über ' den Urfprung des Nerven, den er in die corpora py- rami- x) 1, c. Tom. Ill. p. 146. a4 7 ramidalia des verlängerten Rückeumarkes letzt x). - Ich kann Meckel y) nicht beyftiimmen, dafs Wins- low diefen Urfprung nicht beybehalten babe, da er bey der befondern Belchreibung des Nerven deffel- ben nicht erwähnt. Diefe Befchreibung ift aber im dritten Theil feines Werkes, und er[t im vierten die Angabe des Ur[prunges, wo er gewils diele Angabe würde zurückgenommen haben, wenn fie ihm noch ‚verdächtig gelchienen hätte. Winslow gab dem Nerven zuer[t den Namen trigeminus, von der Art feiner Spaltung. $. 15. Ich komme nun auf Dominicus San- torin, der nach meiner Meinung, um die Unterfu- chung des Urfprunges .der Nerven das gröfste Ver- dienft hat. Mit welchem Beyfall [eine anatomifchen Beobachtungen z) aufgenommen wurden, ift allge- mein bekannt, und die berühmtelten Schriftfieller, wie Boerhave, Morgagni, Albin, Haller, z) l. e. Tom. IV. p. 182. „Ces deux nerfs [ont d’a- bord de gros troncs qui tiennent chacun - leur origine principalement dos parties la- terales et pofterieures de la gro[l[e protube- rance transver[ale et un peu des corps oli- vaires et des corps piramidaux.” 9») 1. c. Lect. II $. 31. adnotar, X, =) Oblervatioges anatomicae Joan. Dominici Santo- rini, Venet, 1724. Archiv f.d, Phyfiol, Al, Rd. I. Heft. B ı8 — haben fie mit dem grölsten Lobe empfohlen, So lagt Haller: „in his oblervationibus anatomicum inde- feflum in diffeillimis extricandis artihciofifimum et päene nimis per[picuum [e gelft, fi omnino hie liquid nimii Jocum habeat 2),” und Sömmering in feiner Dilfertation ‘de Bafı Encephali : „jam per biennium labores ad cerebri fabricam pernofeen- dam impenderam, antequam de Santorini tabu- lis quidguam mihi innotefceret, parumque 'aberat, ut confilii mei me poeniteret!’”” — Es ilt indelfen nicht leicht, Santorins Meinung über den Ur- fprung unfers Nerven zu verftehen, denn dafs er [elbft in fpätern Zeiten, nach wiederholten Unterfuchungen , manches, was er in [einen ana- tomilchen. Unterfuchungen aufftellte, bezweifelt habe, zeigt fein eigenes Exemplar der Obfervat. ana- tomic., in welcheın [ich viele nachgetragene Randglof- fen finden, die theils früher aufgeltellte Behauptun- gen beftätigen, theils aber auch neue Anlichten ent- halten, und das früher Gelagte verwerfen. Die von Michael Girardi beforgte Ausgabe des Santo- rin enthält diefe Glollfen 6). Das gröfste Ver- dienft diefes Mannes um den fünften Nerven, be- fteht aber darin, dafs er [einen Urfprung zuerft aus a) Herm. Boerhavii methodus fiudii medici, emacu- lata et accellionibus locupletata ab Alberto ab Hal. ler. Amftel. 1751, p. 541. 8) Jo. Domin. Santorini anatomici fummi [eptemde- cim tabulae quas nunc primum edit et explicat Mich. Girardi, Parmae 1775. —— 19 dem Innern des Gehirns herleitete, und er hat diefe anatomilche Unter[uchung mit einer [olchen Ge- nauigkeit ausgeführt, dafs ihm in diefer Rückficht kein anderer Zergliederer an die Seite zu letzen ift. Haller aber, welcher die alte Meinung beybehielt, und dem [ein grolses Verdienlt, auf eine Zeit, die Alleinherrfchaft über die Meinungen erwarb, ift vorzüglich Schuld daran, dafs, wie [o vieles Andere, auch diefe Entdeckung bezweifelt oder unbeachtet blieb. Da alles, was Santorin über diefen Ge- genltand fagt, von der gröfsten Wichtigkeit, [ein Buch aber nur in Weniger Hände ift, [o wird es nicht unzweckmälsig [eyn, das zu diefem Gegenftande Ge- hörige hier zu wiederholen ce), „Quinti nervorum paris originis difheilior multo inquilitio atque invefti- gatio fuit, cum praecedentes anatomici intactam fere hanc partem reliquere. Non eam originem voco qua ex annulari protuberantia, [eu Varolii ponte nervus is in fafeiculum collectus prodit, verum eam unde ejusdem plurimae ac diverfae fibrae primo exoriun- tur. Saepius ubi firmiora cerebra offendi, non ex uno prodire hiatu certo deprehendi, [ed tenuiorem fibram feorlum paulo fupra emergere ac mox ceteris copulari , reliquas autem omnes uno tantum hiatu evadere; quae tamen non ab uno univerl[ae principio profieifei videntur. Ex his namque falcieulis fub ex- timo annularis protuberantiae fibrarum [trato, ex ima Bz e) 1. c. Cap. I. $.XVI. p. 64 fegq. vergl. 1, c, Mich. Girardi in explicar, Tab, I. pn 1. 20 % — ejusdeim parte exoriri videtur, cum nondum tamen eonltet utrum a productis crurum medullae oblonga- tae fibris [urfum ver[um reflexis, an ab ejusdem an- nularis protuberantiae interiore [ubftantia exoriatur. Tertius autem earundem fafeieulus, qui multe cortie: annularis dietae protuberantiae mollior elt, non ex eodem progigni loco, verum inferius diverfam longe nanci[ei originem apparet. Hunc igitur, quoniam frmiorem nonnumquam inveni, diligenter profequu- tus in intimiora, primum annularis protuberantiae fefe conjicere vidille vifus [um, tum a caeteris five transverlum five fecundum longitudinem produetis Abris discretum, infra eam [e demittere oblervavi, atque eo usque [um perlequutus, unde in interiorem ınedullae oblongatae caudicem conjectus fere inter Olivaria et Pyramidalia corpora locatus, quo demum pergeret, cum tenuium fibrarum implexus, tum earun- dem mollitudo ne confequerer omnino prohibuere. Utrum vero ex [uperioribus medullae oblongatae de- mifßs primum [urfumque verlum poftmodum reflexis fibris is ortum trahat, an ab inferioribus, in fuperio- ra provectis, [eu denique quadantenus a cinerea fub- ftantia, quae in olivarium corporum interiore parte perbelle dispofta eft, non fatis conftat.” — In feinem Exemplar hat er noch folgende Anmerkungen beyge- fügt, welche Girard d) in feiner Ausgabe mit ah- gedruckt hat. „De quinti origine ac procelfu duo mihi non levis [ane momenti monenda [unt, alterum ad originem fpectans, alterum ad iter, Ethadili. l. c. Explicar, Tab. II. p. 16 gg. P pP 197 a en —_ 2I gentioribus, adverfae fbrae hujusce hc faepe discre- tae [unt, ut in binos fafeiculos [eparari facile polfint: harum tamen fafeiculum minorem non ab eodem cum caeteris exoriri loco certum eft. Nam major e de- ductis transverfis protuberantiae annularis ihris emer git, minor autem ab ulteriori loco procedens majori guidem copulatur; quamquam harum principium in ejusdem cerebelli pedunculi longitudinem ab lateri- bus penetralium cerebelli emergat; qui ubi ad majo- rem accel[fit, copulari quidem videtur, [ed revera fic adjungitur, ut cum eodem procedens, diftinctus ta- men, mox eidem [ubjiciatur atque duram matrem in- grellus, ex interiori latere, adjieitur, ut diver[um iter inftituat, et diverfam naturam prae [e ferat. Nam fafeienlus major, mox polt penetratam duram ma- trem in plexum conformatur, non equidem ganglio- formem, led retiformem potius, cuji quaedam quafi carnola natura late Jaxeque fuperinducta videtur, no- Stro interea, minorique falciculo, neque huic majori immixto, neque hoc plexu donato procedente. Ubi autem fie diseretus, fie immutatus ex ovali calvariae foramine evafurus elt, in plexum vere gangliformem anutatur, ac poltmodum in faleiculos diseretus, in maxillae mufculos, malleterem ac pterygoideos, prae- eipue inferitur.” — Alles dieles ift fo vollkommen und genau, dafs den nachfolgenden Schriftftellern kaum etwas anderes ührig bleibt, als feinen Angaben genau zu folgen. Um [fo unbegreiflicher aber ift es, dafs er bey einer folgenden Anmerkung dielen Ur- (prung wieder bezweifelt, wenn nicht vielleicht ein 22 zufälliges öfteres Mifsglücken der Darftellung des Ver- laufes des Nerven im Gehirn, ihn mifstrauifch machte. Er fagt: „Nonnulla alias a nobis producta, quae no- ftrae inquifitioni oblata [unt, in praelens tameıli nen revoco, confirmare tamen non audeo, cum erebro re- petitae oblervationes non fuppeditaverint, praeter- quam quod primo fere obtutu inveniri poteft; fibrae fiquidem tum [ummae, tum interiores annularis pro- tuberantiae firmae omnes confpieiuntur; contra au- tem, quae nervi quinti funt, mox corticem protube- rantia ingrelfae mollifimae funt, et hac mollitudine femper omnino profundiora fubeunt, ut certo ex trans- verlis protuberantiae fihris eas oriri minime rationi eonveniant praeeipue ob diverhitateın naturae e).” — Ich fetze hier fogleich Girardi’s f) Urtheil über Santorins Meinung hinzu; denn obgleich er weit [päter fchrieb, [o trug er doch alles, waser über den fünften Nerven fagte, in die Erläuterun- gen der Santorinifchen Tafeln über. Girardi mufste, obgleich vieles mit feinen und anderer Beob- achtungen übereinftimmte, doch einigem [einen Bey- fall verfagen. Was nemlich erftens den gröfseren Nervenbündel betrifft, fo behauptet er, dafs derfelbe niemals aus den Querfalern der Brücke entfpringe, wmd dafs dieler Urfprung wohl mehr in der Einbil- dung als in der Natur ftattgefunden haben möchte. Er folgt hier der Meinung von Haller und Me- e) l. c, explicat. Tab. I. p- 18. N) « pag. 17. —— 23 ckel, und läfst das fünfte Nervenpaar aus den pe- dunculis lateralibus cerebelli hervorgehen. Minder wichtig find [eine Bemerkungen über den kleineren Bündel, und mehr Erläuterungen als Widerlegungen des Santorin. Ein grolses Verdienft erwarb [ich Girardi aber durch die Bekanntmachung der vor- treffliehen Zeichnung der Balıs des Gehirns g), wel- che unter Santorins Auflicht verfertigt wurde, auf welcher befonders der fünfte Nerv [ehr gut darge- Stellt ift, $. 16. Mehr der Sonderbarkeit als der Wich- tigkeit wegen, verdient Le Cat %) hier angeführt zu werden. Er giebt uns in feinem Buch über die Sinnergane, eine neue, unerhörte Zeichnung der balıs encephali, in welcher die Augen, die Brücke, die Arteria bafilaris, und alle Urfprünge der Nerven zu gleicher Zeit zum Vorfchein kommen, bey übri- ‚gens nicht umgekehrtem kleinen Gehirn. Am ‚fehlechteften ift aber auf derfelben Tafel die Zeich- nung des fünften Nerven gerathen. Seine Ausbrei- ‚tung in der Höhle der harten Hirnhaut gleicht einem Viereck, aus welchem an jedem Winkel ein Nerv "hervorgeht, er RE | ö 0: 17. Was Haller über diefen Gegenftand der Anatomie Sagt, ilt [ö unbedeutend, dafs es kaum ge) l. c. Tab, U, h) Traits des Sens, Amiterdam 1744. p» 78. 24 zu erwähnen wäre, wenn ich nicht zugleich glaubte, dafs er eben durch fein Anfehen veranlafste , dafs feine Schüler, die genauere Unterfuchung des Ur- fprunges diefes Nerven vernachläflfigten. ‘Er fpricht von [einem Ur[prunge als von einer ganz klaren und ausgemachten Sache. So [agt er: „nervusquintuse ce» rebello evidentillime produeitur z).” An einem an- dern Ort: „nervus quintus a pedunculis cerebelli evi dentilfime nafeitur %).” In [einer grolsen Phyfiologie lieft man ohngefähr ganz däffelbe D). „Grandiffimum quintum par eft, originem ducens innumerabilibus fibris nerveis, a laterali et anteriore parte crurum ce- rebelli, qua primum a cerehello recedunt.” Von dem Ur[prunge mit zwey Wurzeln ift nirgends die Rede. Auch das Ganglion Galleri fertigt er [ehr kurz ab m). „Non enim ganglioformem plexum cum Il. Vieul- fenio et Winslovio latam hane expanlfionem A- brarum, nervi quinti paris, intra caveam [uam dicere fas putavi, cum nihil cum gangliis reliquis nervorum corporis humani commune habeat, fed fibrae tantum nerveae in planitiem expanlae fibique varie interfer- tae Iint. | EIN, #) Primae lineae phyfiologiae.. Goetting. 1765. $. 37t. p- 167. k) 1. c. $. 362. p. 159. En u y U) Elementa phyliologiae. Laufanne 1762. Tom, IV. Leet. VI, p. 209, | m‘) In Nor. ad Boerhavii Inftirut. Vol. II, p. 560. not. a. nn 25 $. ıg. Johann Friedrich Meckel mach- te zuerft durch feine genaue anatomilche Unterle, chung des fünften Nerven z) feinen Namen berühmt. Nach ihm-o) entfteht das fünfte Nervenpaar aus der Brücke, zuweilen mit zwey oder mehrern von ein- ander getrennten Wurzeln, die fich in einen Haupt- ftamm vereinigen, öfterer aber als ein einfacher, aus _ mehreren Strängen zufammengeletzter Nerven[tamm. Der fo aus hebzigbis neunzig Nervenfträngen zulam- mengefetzte Nerv geht nun nach vorn gegen den obern Winkel des Felfenbeins, geht hier in das ovale Loch der harten Hirnhaut, und in die von ihr gebil- dete Scheide. In diefer breiten fich die mittellt der pia mater vereinigten Nervenltränge alsein Netz aus, indermn fie fich auf vielen Punkten vereinigen und wie- der theilen. Dieles Netz befteht aus einer doppelten Nervenfchicht. Meckel benennt es nach Haller „ taenia nervofa, und verwirft die alte Benennung ple- ige ganglioformis, da es mit einem Ganglio gar keine Aelmlichkeit haben foll. Die taenia liegt anfangs ganz frey in der Scheide, ilt aber, nachdem fie fich in die drey Aelıe getheilt hat, mit der innern Platte der harten Hirnhaut feft verbunden. Einige Fäden derfelben durchbohren zwar die harte Hirnhaut, ge- . ben aber nicht in derfelben fort, fondern zur taenia zurück. Endlich widerlegt er noch Vieulfens und Winslow’s Behauptung rücklichtlich des Durch- „n)Jo. Fr. Meckel D. de quinto pare nervor. cerebri. G Goettingae 1748. 0) 1. ec, Lecr I. 65, 37 — 37. 26 MR 7 ganges des Nerven durch den finus cavernofus. Zu bedanren aher ilt es, dafs Meckel auf [einer bey- gefügten, übrigens ausgezeichnet [chönen, Kupferta- fel, weder den Urfprung unfers Nerven, noch das Ganglion Gafleri abbildete, $. 19. Die Differtation von Anton Baltha- far Raymund Hirfch >), hatte diefelbe Ten- denz als die gegenwärtige, die Be[chreibung des Ur- fprunges des fünften Nervenpaares, und des Ganglü Galleri. In den Angaben des Urfprunges des Ner- ven, der Befchreibung der Scheide und der Structur des Nerven, ift er gröfstentheils Haller und Me- ekel gefolgt. Das Eigene und Wichtigere diefer Abhandlung befteht ohngefähr in Folgendem: Die Fäden, welche beym Urfprunge des Nerven lole zu- fammenhängend neben einander verlaufen, leiden bey [einem weiteren Verlauf in der Scheide eine Aen- derung, indem fie ich auf mannichfaltige Weile un- ter einander vereinigen, theilen, und wieder vermi- fchen. Der Nery befteht hier aus mehreren über einander liegenden Nervenfchichten, wovon die in- neren röther find. Der Nerv erleidet hier zugleich - eine welentliche Veränderung, denn was Meckel und Haller als taenia nervola befchrieben, ift eine Auflöfung des Nerven in ein wahrhaftes Ganglion. Seine Gründe dafür find: erftens nennt man alle die p) A.B.R. Hirfch paris quinti nervorum encephali dis»' quißitio anatomica. Viennae 1765 (in Ludwig [crip- tor. nevzelogic. minor. Tom. I. p. 244.)- — 27 Nervenanfchwellungen, aus denen mehr-und ftärke- re Nervenfäden ent[pringen als hineingehen, Gan- glien. Zweytens ilt der Bau der Ganglien der Art, dafs eine innere weichere Malfe von einer härteren Rindenfubftanz bekleidet wird, was von dielem Wulft befonders deutlich nachgewielen werden kann. Nun folgt die Befchreibung des Wulftes, den er zu Ehren feines Lehrers Ganglion Gafferi nennt. „Ganglion ex transverl[o eft ftum, figuram [emilu- nae, [eu faleis prae [e ferens, cujus concavitas origi- nem, convexitas frontis partem interiorem relpicit; longitudo ejus [ex circiter lineas adaequat, latitudo duas. Color eft rubellus, carneus, albo mixtus.” — Seine Abbildung des Ganglii ift fchlecht und ohne Werth. Uebrigens möchte die ganze Diflertation von dem Vorwurf der Seichtigkeit und Oberflächlich- keit nicht ganz frey ge[prochen werden können. 77 .$. 20. Johann Ernft Neubauer 7) folgt in der Hauptlfache feinen Vorgängern. Der Nerv ent[pringt aus den Schenkeln des kleinen Gehirns, h feitwärts und nach aufsen, mit vielen Nervenfäden, von denen zwey, drey und viere, aus dem äulseren und feitlichen Theil des Schenkels entfpringen, und bis hierher von den Seitenlappen des kleinen Gehirns bedeckt find. Nur einmal fah er einen, aber.dicke- ren und weicheren Faden dem Nerven beytreten. Diefe verfehiedenen Wurzeln werden nun mittellt q) J. E. Neubaueri deferiptio anatomica nerrorum car- diacorum, Jena® 1772. 5. I. p. 9 faq. 28° u Zellgewebes zu einem, felten zwey oder mehr Ner- venbündeln vereinigt, die zwilchen dem feitlichen Hirnlappen und der Brücke hervorgehen. Hierauf wird der weitere Fortgang des Nerven bis zur Schei- de, und die Scheide [elbft (ehr kurz nach Meckel befchrieben. Von dem Verhältnifs des Nerven in der Scheide, fagt er: „Parumper in hac cavea pro- vectus nervus, lenfim in latitudinem magis expanlus, Suas hbras variis omnino modis fibi invicem inlertas Sltit, quae in plures iterum transverlae [ecedentes divilae, a lateribus ver[us medium, et ex medio obli- que verlus latera (efe invicem deculfando ducuntur; quaedam in his recta via procedunt, aliae in [uperiori [uperficie, eminentes ätque rubicundae, [efe paulu- lum.extollunt, et cellulola intermixta tela, aggeris lunati quafi [peciem fiftunt, cujus margo concavus originem, convexus vero diftributionem hujus ner- virefpieit.” Gegen Hirfch behauptet er, dals der Wulft weder in [einem innern Bau, noch in faindın äufsern Anfehen, mit den übrigen Ganglien die ge- ringfte Aehnlichkeit habe. $. 21. Heinrich Auguft Wrisberg lie ferte auch eine befondere Abhandlung über diefen Gegenltand r). Er theilt die[elbe in drey Abfchnit- te, deren erfter den Ur[prung des Nerven, der zweyte die Befchreibung der ringförmigen Erhaben- heit, der dritte aber eine Kritik der von einigen, von r) H. A. Wrisbergii obfervationes anatomicae de quin- to pare nervorum encephali etc. Goettingae 1777. —— 29 diefem Nerven in die harteHirnhaut übergehend, an- genommenen Nervenfäden, enthält. Seine Schrift hier in einem Auszuge zu wiederholen, gebt nicht gut an, da alles [o bedeutend ilt, dafs die Beftimmung, ‘was wiederholt, oder was weggelallen werden [ollte, _ febr [chwer feyn möchte. Ich werde daher nur das ausheben, was ich in der Schrift für neu halte. Der Nerve entfteht, nach Wrisberg, mit zwey Wur- zeln, die fo beftimmt find, dafs fich hier nie eine andere Formation findet. Die vördere kleinere Por- tion ent[pringt aus einem höheren Theil der Brücke, in der Nähe der feitlichen Lappen des kleinen Ge- hirns. Die gröfsere Portion entfpringt aus der Mit- "tellinie der Brücke auf die Weife, dafs die Fäden der kleinern Portion fich mehr nach hinten, die derıgrö- [sern mehr nach vorn endigen. Zweymal verfolgte er die Wurzel des Nerven bis in die corpora pyra- nidalia des verlängerten Rückenmarks. Der anfangs ganz weiche, falt zerflielsende Nery theilt fich gleich nach [einem Austritt aus der Brücke in mehrere Ner- venftränge, die von der weichen Hirnhaut bekleidet werden. Die Zahl dieler Stränge vermehrt fich nach der Geburt, und ift auf der rechten Seite meilt ftär- ker als auf der linken. Nach dem Eintritt in die Scheide fand er nur felten beide Portionen noch von einander getrennt. Die kleinere Portion fenkt Gch ohne alle vorhbergegangene Verbindung mit dem Wulft in den dritten Alt des fünften Nerven ein. Vom Ganglio Gafferi, von dem er eine [ehr gute Belchreibung, aber ganz unvollkommene Abbil- Ei} —— dung giebt, behauptet er, dafs es ein blofses Ge- flecht vielfach mit einander . verfchlungener Ner- ven [ey, und will ihn wegen feiner Form intume- feentia feınilunaris genannt willen. Im dritten Ab- fehnitte erweilt er fehr genau den Irthum derer, die vom fünften, in die harte Hirnhaut übergehende Ner- venfäden angenommen haben. $. 22. Anton Scarpa ») hat zur Gelchichte dieles Nerven nur wenige Beyträge geliefert: „Par quintum, fagt er, duobus germinat initiis, minori uno, majori altero. Minor [eu anterior ex [uperiore et elatiore peduneuli cerebelli parte oritur. Major, potius ex media pedunculi linea, aut ex medio mar- gine. Binae iftae portiones paris quinti feparatae incedunt per aliquod fpatinm intra cranium, deinde coalefeunt 2)” Vom Wulft fagt er u): „Iteratae ob- fervationes me docuerunt, radicem paris quinti, ante quam in tres prineipes ramos facelcat, intumefcen- tiam ganglio affınem efficrere. Nam uhi ftamina ner- vea paris quinti [ecedunt in tripliceem ramum aliquan- tulo primum dehifcunt, et plexuola incedunt, [eu datis nonnullis, acceptisque flis, irretita deinde ma- jora interftitia relinguunt, quo magis rami a [uo trun- co recedunt. Imterea [ubftantia quaedam grano[a quae tela cellulola eft humore mucilaginofo referta, non tantum interltitia replet ftaminum radieis quinti 5) A. Scarpa Oblervationes anatomicae, Mutinae 1779. +) 1. c. Lib. I. Cap. DI. $. ı7. p. 107, i «) 1. c, Lib. I, Cap. II. $..29. p- 74. 51 paris, [ed et ipfam radicem [uceingit et volumine ad- auget. ” Von Vieg dAzir x) gilt daffelbe, indem auch er weder über den Ur[prung, noch den erften "Verlauf des Nerven etwas Neues aufftellte, l[on- dern nur das wiederholt y), was Wrisberg und Neubauer darüber angeben. 0.8.23. Georg Prochasca lieferte die befte Abbildung des Ganglii Galleri 2). Er erkennt es für ‚ein wahrhaftes Ganglion an, da er aber nur in der _ Erklärung der Kupfertafel ganz oberflächlich über die _ Structur diefes Theiles [pricht, und das Wenige, was ‚er darüber fagt, keine neuen Anfichten enthält, [o habe auch ich nichts weiter hinzu zu [etzen. “ Eben das gilt auch von Roland Martin a), de[lfen Namen genannt, und def[fen Schrift angezeigt zu haben, ich für hinlänglich halte. - ta 5), indem er wegen ihres getrennten Ur[prunges $. 24. Eine ganz neue Anlicht liefert Palet- 2) Trait€ d’anatomie er de phyfiologie avec des plan- ches colories ec, Paris 1786. 2) In delcriptione Tabulae XVIIL. p. 52. 46 et 47. =) De ftructura nervorum, Vindobon. ı779. Tab, II. Fig. IV. V. er VI. a) Rol, Martin. inltitut, neyrologicae etc. Holmiae er Lipf. 1781. $. 22 (qq. p. 19. #)J. B, Paletta de nervo crotaphytico et buccinatorio, Mediolan, 1787. 32 fowohl als ihres getrennten Verlaufes, ‘die kleinere Portion durchaus vom fünften Nerven trennt, und als zwey ganz für fich beftehende Nerven befchreibt. Nachdem das grofse Gehirn ausgefchnitten, das Zelt zerltört, und alles, was über dem auffteigenden Schenkel des kleinen Gehirns liegt, weggenommen ilt, kommt der Stamm des fünften Nerven zum Vor- [chein. Schneidet man auch diefen durch und [chlägt ihn zurück, [o werden die beiden Nerven [ichtbar e). Der erf[te und grölste Bündel (nervus cerotaphyticus) liegt höher, und entfpringt aus dem oberen und hin- teren Theil der Schenkel des kleinen Gehirns, geht | anfangs allein fort, nähert fich dann dem opthalmico, und [cheint bey [einem Eintritt in das eyförmige d Loch der harten Hirnhaut, fich mit demfelben zu verbinden; diefe Vereinigung ift aber nur [chein- bar d). Der kleinere Bündel (neryus buceinatorius) ent[teht an der Axe der columna medullaris, aus dem Innern der Hirnfchenkel, und kommt, indem er ge- rade durch fie durch geht unter dem nervo maxillari fuperiori hervor, geht unter dem. fünften Nerven | fort, verbindet ieh mit dem Crotaphytico, und [enkt fich mit ihm in das foramen ovale ein ©). . Bey der Befchreibung des Wulftes, den er mit Malacarne Armilla nennt, folgt er Wrisberg, und erklärt ihn u für 1 c)1. c. Fig. I. met n. d) 1. e. Fig. II. 3. e) l. c. Fig. II, 4. ee 33 für ein Nervengellecht, zu dem viele Gefälse treten, und'roth färben. ” k 7 8. 25. Samuel Thomas Sömmering ' folgt in [einer erften Diflertation getreu den Lehr- fätzen [einesLehrers Wrisberg f). Nervi hujus.de- feriptionem cum praeltantilfimi faeculi noftri incilo- res fuforem abfolverint, ne actum quibusdam agere viderer, praetermittere forfan fummo jure potuilfem, attamen ne hac in parte opus noftrum defectu.labo- _ret, breyiter de illo agendum mihi elle exiftimavi g).” Zwanzig Jahr fpäter entdeckte er durch einen Zufall einen neuen Urfprung diefes Nerven %). Hiernach entfteht derfelbe aus dem Gehirnknoten nahe am kleinen Gehirn mit zwey verfchiedenen Portionen, einer grölseren und einer kleineren. Die grölsere Portion ent[pringt in der Tiefe der Brücke falt vom Grunde der vierten Hirnhöhle, [o dafs [ein Central. ende von der in der vierten Hirnhöhle befindlichen Flüffigkeit befeuchtet wird 2). Auch die kleinere /) S. Tb. Soemmering de bali encephali et originibus nerverum e cranio egredientium. Goettingae 1778, (in Ludwig felect, [eriptor, neurologicor. minor. a Tom. II, p- tr.) 3) l. c Lib. III. Sect, V. $. 58. 4) 8. Tb. Soemmering über das Organ der Seele. Kö- nigsberg 1796, $.21. S. 36. Derl. Vom Bau des menfch- lichen Körpers. Frankfurt am Mayn ı800. Th. V. Sect. I. $. 165, S, 165, +4) Ueber das Organ der Seele Tab. II. $. 9. Archiv fd, Phyfiol, XI. Bd. I, Heft. G 34 — Portion kommt aus der Tiefe des Gehirnknöotens her- vor. Beide hängen durch lockeres Zellgewebe zu- fammen, find aber zuweilen auch durch azwilchen laufende Blutgefälse getrennt, Die grölsere Portion theilt ich nach Durchbohrung der harten Hirnhaut in mehrere feine Fäden, und bildet durch ihre fefte Verbindung mit der harten Hirnhaut einen durch die vielen dazutretenden Arterien rothgefärbten Knoten. In diefem Knoten, der ein Mittelding zwilchen Gan- glion und Plexus ift, wird der Nerv beynah [echs Mal gröfser. Diefer Knoten ilt weicher als die der Rückennerven, härter als der bulbus cinereus des Biechnerven. Die dünnere Portion verläuft, die Verbindung durch einige unbedeutende Nervenfäden ausgenommen, ganz von der dickeren getrennt, und vereinigt ich beym Eintritt des dritten Alts des fünften Nerven in das ovale Loch des Keilbeins mit die[em. $. 26. Xaver Bichat, der durch eine ge- nauere Verbindung der Anatomie mit der Phyfiolo- gie, jener eine ganz neue Gelftalt gab , hat auch rückfichtlich unfers Nerven uns mehrere neue An- fichten gegeben A). „Ces nerfs nailfent de la partie externe et inferieure des prolongemens polterieures de la protuberance cerebrale, pres de !’endroit oü ces prolongemens [e reunilfent ä cette eminence. Leur origine [e fait par un tres grand nombre de Rlets di- ftincts et aplatis. Ces hleıs, folides et denfes dans k) Traite d’ anatomie delcriptio par Xaver Bichar. Paris 1802. na 35 leur [tructure, &caule du nevrileme qui enveloppe ehacun d’eux, tiennent fort peu 4 la [ubltance me- dullaire dont ils partent et s’en detachent par le moin- dre effort. Cette [ubltance medullaire forme a Pen- droit de l’origine unee[pece de faillie oude mam- melon, qu’on ne voit pas d’abord parce qu’il fe trouve cache au milieu des filetsnerveux. Quand on enleve avec precaution la pie- mere en allant du pro- longement polfterieur a ces filets fur lesquels elle fe continue, ils [e detachent de delfus cette [aillie et la lailfent a decouvert. En les enlevant ainli avec pre- caution, on voit, quils nailfent fur toute [a [urface, ä la bale et a fon (lommet. Par cette dispofition, ils occupent moins de place que s’ils naiffoient fur une furface plane: aufli l’elpace qu’occupe cette origine eft-i] petit malgre leur grand nombre. Ainfi des fi- bres charnues naillant tout autour d’une apophyle ou d’untendon, tiennent elles moins de place fur une Surface olleufe. Ce tubercule medullaire, de m&me nature que le prolongement dont il nait, eft [eule- ment un peu plus mou; il differe effentiellement des filets nerveux auxquels le nevrileme donne beaucoup de confiltance 2).” — Diefe Fäden [ind falt in allen ‚Leichen in zwey, durch Zellgewebe von einander ge- trennte Portionen getheilt, und nur der gröfseren kommt der oben bef[chriebene Bulbus zu. Die Fäden der kleineren Portion find weicher und dicker. Der Stamm fenkt fich bald in das ovale Loch der harten Ca 2) 1. c. Tom. UI, Article VII, $. 3. p. 6. 36 nn — Hirnhaut ein, wo die Arachnoidea, mit welchewer bekleidet war, fich umfchlägt, und nach dem Ge- hirn zurückgeht, Vom Wulft giebt er folgende Be- [chreibung 2). „Le nerf s’elargit et s’aplatit beau- coup en palfant [ur le bord [uperieur du rocher. Les filets y [ont encore paraleles; mais parvenus dans la foffe temporale interne, ils s’ecartent les uns des au- tres, et en divergant fenfiblement, et formant par la un ruban aplati, an lieu d’un cordon arrondi; des efpaces plus fenfibles les feparent; mais ils ne s’in- terlacent que tres peu, ne s’unillent, presque point les uns aux autres, comme cela arrive dans le traject des nerfs; chacun parait refter diftinet, et peut-etre fuivi depuis l’origine jusqu’au renflement medullaire. Ce renflement elt d’une nature toute differ ente des h- lets: grilfätre tandis qu’eux font blancs, il offre une cavite de leur cöte pour les recevoir et une convexite pour donner nailfance aux trois diviions du nerf qui nous occupe. — Il n’a point le tilfu denle et bulbeux des ganglions; on y voit des areoles et un entrecroil- fement des fibres qui le raprochent des plexus. I eft intermediaire pour ainlı dire aux unes et aux autres, et [e raprochant plus des derniers. Les flets nerveux qui viennent s’yrendre, s’y confondent et s’y entrela- cent tellement, quw'il eft impoffible de les y fuivre. Il femble rompre toute elpece de continuite entre ces’ $lets, et ceux des trois diviions du nerf. ı Ces divi- fions y trouvent reellement une origine nouvelle, Cependant quand la dispolition plexiforme elt tres- [4 zn) loc. cit. p- 165. marqude, ‘on peut [uivre la continuite de quelques- unes dans les trois divions des nerfs.” — Den Ver- lauf der kleinen Portion befchreibt er wie Sömme- ring $. 27. F. J. Gall x) hat in feiner Anatomie des Nervenfy[tems , nur geringe Beyträge zur Ge- fchichte unfers Nerven geliefert. Er folgt im Allge- meinen Santorins Angaben, denen er befonders durch die vergleichende Anatomie noch mehr Ge- wicht gab. InFifchen, fagt er o), ift das Ganglion, aus welchem der Nery entlpringt, vom Gehirn ge- trennt, und daher auch die Fäden von ihrem Ur- fprunge an ohne Verbindung mit dem Gehirn. — In den Säugthieren fteigt der Nerv als ein dieker Stamm im verlängerten Rückenmark in die Höhe, und trennt [ich nach [einem Durchgange durch das Quer- ‘band von der gemeinfamen Malle ab. Bey Menfchen und Affen ift er von der ringförmigen Erhabenheit zum Theil bedeckt, und [cheint aus ihr zu entl[prin- gen. Schlägt man aber den hinteren Theil der Brü- cke zurück, [o ergiebt fich [ein Urfprung aus den Oliven fehr deutlich. Schon hier erfcheint der - Nerv deutlich aus drey beftimmt getrennten Portio- nen beftehend, auch ift fein Urfprung aus der grauen n) Anatomie und Phyliologie des Nervenlyltems im allge- meinen und des Gehirns insbefondere, von F. J, Gall und K. Spurtzheim,. Paris ıgıo0. 0). c, Tb. I. Abth, IV. $. arı ff, 38 Subftanz nicht zu verkennen. Auf der beygefügten Kupfertafel hat er den Nerven in diefem Verlauf ab- gebildet p). ‘In wie weit meine Unterfuchungen mit diefen und allen bisher angegebenen Meinungen übereinftimmen oder nicht, wird im folgenden Theil be[timmt werden. p) Tab. V.A. ik. B, r2. Zweyter theoretifcher Theil, Einleitung $. 28. N ur Weniges [ey mir erlaubt, diefem zweyten Theil meiner Arbeit voranzufchicken. Doppelte Schwie rigkeiten [tellten fich mir dabey entgegen. Bey ei- nem Gegenftande der Anatomie, ift es nicht allein hinreichend, den Gegenftand der Unterfuchung [o zu ergreifen, wie ihn uns die Natur, oft nur gar zu verborgen, gegeben hat; falt eben [o [chwierig ilt es, das Gefundene mit Worten zu befchreiben, und vor der Seele des Lelfers zur Anfchauung zu bringen; ja felbft es nur [o deutlich zu machen, dafs Andere das "Befchriebene wieder auffinden können. Um diefer letzten, ganz welentlichen Forderung nach meinen Kräften Genüge zu leiften, fügte ich nach Reils Beyl[piel, meinen Befchreibungen die Art und Weile sy, wie ich diefen Gegenftand behandelte, um zu den Refultaten zu gelangen, welche ich hier nie- | derlege. $. 29. Bey der Behandlung der Befchreibung felbft, bin ich von der Natur abgewichen. Um diefer treu zu bleiben, hätte ich die Darftellung des Nerven von feiner Centralendigung anfangen, und von bier . 40 Br aus in feinem Fortgange verfolgen follen. Ich habe den Ort,wo eram Halle des [eitlichen Schenkels des kleinen Gehirns zum Vor[chein kömmt, gleich[am als den Cen- tralpunkt angenommen, und ihn von hier aus vorwärts und rückwärts verfolgt, ohne deshalb auf diefen Ort | ein belonderes Gewicht legen zu wollen. Die falt noch immer allgemein verbreitete Annahme, dafs die- fer Ort fein wahrer Urfprung ley, und die dadurch gewonnene leichtere und deutlichere Darltellung mögen mich deshalb ent[chuldigen, da ja am Ende ein Fehler der Form wenig in Betracht kommt, lo» bald die Sache dadurch deutlicher wird. $. 38. Dieler Theil zerfällt hiernach in vier Abfchnitte. Der erfte enthält den Verlauf des Ner- ven im Gehirn. Der zweyte handelt vom Fortgange des Nerven nach [einem Austritt aus der Brücke, und - den näher zu ihm gehörenden Theilen. Der dritte ilt für die eigentliche Structur des Nerven beftimmt. Der vierte endlich, enthält die Befchreibung der ner- vor. erotaphytici und buccinatoril. Die Schriften und Meinungen Anderer zeigte ich nur daan, wo es der Gegenltand welentlich zu: fordern [chien. Theils enthält der erfte Theil das Wichtigfte derLitte- ratur diefes Gegenltandes, theils giebt die Ueberfül- ‘Jung mit Citaten, einer folchen Arbeit, wie die ge- genwärtige, nur zu oft, mehr einen gelehrten An- ftrich, als dafs fie wahrhäft auf Belefenheit und aus- gebreitete Kenntnilfe hindeutete. — Ich habe mich, falt aus[chlielsend, auf die Unterfuchung menlchli-, - een 41 cher Leichen befchränkt, und die comparative Ana- tomie weniger berückfichtigt. Nur die Unzuläfslich- keit, meine Zeit diefem Gegenftande allein widmen - zu können, kann mich deswegen ent[chuldigen, da "ich es felbft recht gut weils, wie viel das Ganze durch den Erfatz diefes Mangels gewinnen würde. $. 31. Ehe ich aber weiter gehe, wird es nicht unnöthig f[eyn, einiges über die Methode zu [agen, “deren ich mich befonders bey meinen Unterfuchun- gen bediente, und der ich es befonders verdanke, eine richtigere Anficht der Anatomie diefer Theile liefern zu können. Ich habe die Gehirne und Ner- ven ganz nach der Art behandelt, wie Reil in [ei- nen Schriften [chon öffentlich gelehrt hat 9). Am ‚ glücklichften war ich mit Präparaten, die kurze Zeit in einer Auflöfung des Sublimat's erhärtet, und nach- her in eine nicht [ehr ftark verdünnte Salpeterfäure eingelegt waren. Durch diefe doppelte Behandlung vermied ich die übermäfsige Contraction, und die Bröcklichkeit, die das zweyte Reagens erregt, und die Unterfuchung [ehr [chwierig, ja fat unmöglich macht. — ‘Ob es der rechte Weg [ey, die Gegen- fiände der Anatomie auf diefe Weile zu behandeln, würde kaum der Erwähnung bedürfen, da die Arbei- ten von Reil fowohl über die Nerven als das Ge. hirn, und einige andere Gegenltände der Anatomie q) Reilii exercitat. anatom, falc, primus de fIructura neryorum. Halae 1798. p. 15 faq. Reil Archiv der Phyliolog. B. 8. S. 18. B. 9. $. 37. 42 (z. B. der Structur der Linfe) zu laut für diefe Me« thode fprechen, als dafs ihr Werth noch in Zweifel gezogen werden könnte, wenn nicht einer der erlten Anatomen unlerer Zeit ein folches Beginnen zwey- deutig zu machen gelucht hätte, indem er meint, dals man durch eine [olche Behandlung etwas künft- lich darftellte, was nicht vorhanden wäre. Die Be- handlung der Neryen mit Säuren kann diefer Vor- wurf nicht treffen, da die Säuren hier nur die Mem- branen und Hüllen zerftören, und auf diefe Art den Nerven frey machen. Was die Vorbereitungen des Gehirns betrifft, fo ift es wohl gewils, dafs die ein- zelnen Theile, die in diefem Organe ganz [einer Function angemellen, nicht [o [treng gefondert find, wie z. B. im Muskellyftem ein jeder einzelner Mus- kel; f[ondern mehr in ein organifches Ganze zufam- mengeflolfen; fich durch eine folche Behandlung mehr in ich zulammengezogen und gefondert haben; hier- durch aber wird durchaus noch keine neue oder künftliche Bildung gefetzt. Sollte diefes aber auch der Fall feyn, lo mülste die Tendenz immer diefe be- [timmte Form nach der Einwirkung eines Reagens anzunehmen, [chon in der Maffe liegen, da der Al- kohol doch die Organe nicht bilden kann, und man würde dadurch erreichen , das potentia Vor- handene auch actu darzuftellen. .Es ilt ein be- kannter Verfuch, dafs fich aus der, noch ganz ho- mogenen Gallerte, in welcher auch mit dem Mikro- fkop nichts zu bemerken war, durch Aufgiefsen von Alkohol der Embryo deutlich darltellte, und wer woll- 43 te wohl behaupten, der Branntwein [ey’hier das for- mende Princip gewefen? Hierzu kömmt aber noch, dafs das meilte an erhärteten Präparaten Gefunde- ne, fich auch am frifchen Gehirn wieder nachwei- fen läfst, fo dafs jener Tadel wohl [chwerlich tref- fend ift. A. Verlauf des Nerven im Gehirn. $. 32. Bey den folgenden Unterfuchungen ha- be ich die Organifation des Gehirns, wie fie Reil angegeben hat, zum Grunde gelegt. Es wäre nur weitläuftig und ganz ohne Nutzen, hier nochmals diele Darftellung zu wiederholen, ich letze fie im Gegenwärtigen als bekannt voraus, und werde nur bey der Erwähnung der einzelnen Organe die Stellen der Reilfchen Schrift angeben, wo das Nähere dar- über gelagt ift. 6. 33. Der fünfte Nerv kommt am Halfe der feitlichen Schenkel des kleinen Gehirns zum Vor- fchein, wie Camper ihm diefen Ort zuerft genauer beftimmt 7), Die Querfalern der Brücke gehen hier r) Camper in epift. ad Albinum. Tab. aen, Fig. i. a, Man [ehe auch Reils Archiv B.g8. Tab, r, Fig. 2. g. Tab. IH. Fig. I.e. Tab, VE Fig. I. wo die Spalte deutlich zu [ehen ift. 44 en unter und über ihm weg, und bilden [lo eine wulftige Spalte zu [einem Austritt. Das Geflecht der Nerven- fäden hört gerade hier auf, [o dafs die‘Spalte nur erft deutlich zum Vor[chein kömmt, wenn der falri- ge Theil des Nerven an der Brücke weggenommen wird. In Präparaten, diein Alkohol erhärtet und zulammengefchrumpft find, hat es das Anlehen, als fpränge der Körper vor der Brücke bandförmig her- vor, was aber in frifchen Gehirnen durchaus nicht. der Fallift. Auch die Spalte wird in, mit Alkohol behandelten Gehirnen weit deutlicher. — Immer hat der Nerv nur einen Körper, doch gehen auch hier öfters Querfafern durch ihn durch, fo dafs es- öfters das Anlehen hat, als gefellten fich noch meh- rere kleine Bündel zu ihm, die ich bald mit ihm ver: einigen. — Der Nerv geht nun plattgedrückt und bandförmig zwilchen‘ den Querfalern der Brücke durch, die fich zuweilen durch ihn durchfchlagen, und auf diefe Art in mehrere Stränge zertheilen. — Bey der natürlichen Lage des Rückenmarks liegt er mit feiner breiten Fläche falt wagerecht, bey einer horizontalen Stellung des Rückenmarks hingegen mit der vörderen Fläche nach unten, mit der hinteren nach oben zugekehrt. Er fteigt (anft von unten nach oben, von vorn. nach hinten durch den Körper des feitlichen Schenkels, nach dem Ort zu, wo der leit- liche s) und vördere £) mit dem nach vorn zu durch- s) 1. c. p- 499 ” e) ). canp. 505, en 45 brechenden hintern ) Schenkel, auf der Spitze der fichtbaren und blolsliegenden Schleife &) in einem Punkt zufammenftofsen, und das Zelt y) bilden. Ge- rade an diefem Orte bricht die graue Subltanz aus der Area zwilchen der Schleife, dem vörderen und hinteren Schenkel, und über dem Körper des fünf! ten Nerven durch, und ilt blofs mit dem Epithelio bedeckt. Hier tritt er an der untern Fläche, und ‚dem hintern und oberen Rande der Schleife hinweg, ‚und [cheint mit einigen Falern, die äufseren Fafern „jenes Randes zu durchbohren.- Auf diefem Wege hat der Nerv eine eigene, [ehr feine Scheide von Zellgewebe, und ilt ganz in die Querfafern der Brü- w ckeeingelponnen, von denen einige fich unter fpi- tzigen Winkeln in ihn einzufenken fcheinen ; er felbft ift deutlich der Länge nach gefalert. $. 34. Auf diefem Wege begleiten den Nerven vier Arterien; zwey auf den Rändern, und zwey ge- hen auf der Mitte [einer Fläche parallel mit (einen “ Fafern herab. Sie machen auf diefem Wege gar kei- ne Veräftelungen , fo dafs hier der Gegenlatz der Nervofität und Arteriohirät ganz rein getrennt ilt. — Um diefe Gefälse zu erkennen, bedarf es gar keiner Injection. Sobald man die pia mater um den Ner- ven ringsherum ab[cehneidet, und nun den Ner- ‚ ven auf die unten anzugebende Weile verfolgt, lo ul. c. p. 494 z) 1. ec. p. 505. 9) Archiv B. 9. p. 493. Tab. XI. r. », t, 46 _— fieht man diefe feinen, mit etwas geronnenem Blut gefüllten Gefälse {ehr deutlich. Die angegebene Vorficht ift dabey aber durchaus nothwendig, da [o- bald, wie.es gewöhnlich ge[chieht, die pia mater von dem Nerven abgezogen wird, diefe feinen Ge- fälse immer mit herausgezogen werden. $. 35. Bis zu diefem Punkt ift der Nerv deut- lich, ‘fo dafs über [ein für fich Beftehen gar kein Zweifel Statt inden kann. Auch hat Sömmering ihn bis hierher [chon beftimmt verfolgt, und [ein Centralende falt an die äulsere Wand der vierten Hirnhöhle gefetzt.. Seine Methode, den Verlauf des Nerven auf diefem Wege darzultellen, ift folgende: Er f[chneidet die Brücke [o gerade durch, dafs die Endpunkte desSchnittes zwilchen die Spalte des fünf- ten Nerven von der einen Seite, und der Mitte der Wand der vierten Hirnhöhle, von der andern Seite fallen, wodurch der Körper des Nerven zu Gelicht kommt. Diefe Methode ift aber zu unficher, und milsglückt zu oft, als dafs fe empfohlen werden könnte. Durch eine weiter unten anzugebende Me- thode, ift es mir nach einiger Uehung auch bey [chon ziemlich weichen Gehirnen nie mifsglückt, den Ver- lauf des Nerven darzuliellen. $. 36. Mit Unrecht aber [chreibt ich Söm- mering die Entdeckung dieles Verlaufes zu, da ihn [chon Santorin, bis hieher, und noch weiter, ver- folgt hatte. Auch könnte man Sömmering noch u 47 den Vorwurf machen, dafs er fowohl in der Bel[chrei- bung, in welcher er nichts [agt, als dals der Nerv bis zu diefem Punkte gehe, als auch in der beygefügten Zeichnung, fich nur auf den Nerven, und gar nicht auf das Verhältnifs der ihn umgebenden Theile ein- - gelalfen habe, was doch ganz welentlich zu einer r % By. 4 anatomilchen Beftimmung erfordert wird. Wenn man aber erwägt, dals erft ganz neuerlich die eigent- liche Structur und Organilation diefer Theile näher beftimmt ilt, [o möchte diefer Vorwurf ungerecht f einen. In der beygefügten Zeichnung [cheint mir Sömmering den Neryen viel zu breit abgebildet zu haben. 2, $. 37. Weniger deutlich, als der bis hierher angegebene Verlauf des Nerven, ilt fein weiterer Fortgang bis ins verlängerte Rückenmark. Oefterer ge[chieht es, dafs bey der Verfolgung des Nerven nach innen, derfelbe hier aufzuhören fcheint, und man fich vergebens bemülıt, [einen weiteren Fort- gang aufzufinden. Noch öfterer aber zeigen fich wohl einige Fafern, die man für den Fortgang des Nerven halten kann, die aber doch nicht deutlich genug find, dafs fe gar keinen Zweifel über ihre Bedeutung übrig liefsen. Andere be[lere Präparate hingegen, an denen der Fortgang deutlich zu bemerken war, verbunden mit den Angaben von Winslow, San- torin, und den zwey Beobachtungen, welche Wrisberg angiebt, nach welchen der Nerv aus der medulla oblongata entlpringt, beftätigen den weitern 48 6 Fortgang des Nerven. Befonders wichtig ift hier aber die vergleichende Anatomie, da ich fchon bey den Säugthieren der Nerv, der hier überhaupt Sehr ftark ift, deutlich bis in das verlängerte Rückenmark verfolgen lälst. Meine Unter[uchungen befchränken fich hier blofs auf einige Gehirne von Pferden, Schaa- fen und Kälbern. Gall hat diefes weitläuftiger be. handelt und an mehreren Thieren nachgewielen; dochhat aucher, [owohl inRückficht auf die menfeh- liche, als auf die vergleichende Anatomie , dielen Gegenftand zu kurz und leicht behandelt, als dafs etwas Bedeutendes dadurch gewonnen wäre. —Gall hat zwar den Neryen richtig verfolgt; doch fcheint er mir [chon, zu Gunften [einer Hypothe[e vom Ur- Sprunge der Nerven, zu beftimmt von der Endigung des Nerven in den eorporibus olivaribus zu [prechen, da .diefes, obgleich wahrfcheinlich, doch nicht mit apodictifcher Gewilsheit behauptet werden kann. Auch wird jeder, der diefe Unterfuchungen wieder- holen [ollte, finden, dals es gar nicht L[o leicht ift, wie Gall vorgiebt, den Nerven in feinem Verlauf durch die medulla oblongata zu verfolgen, befonders in frifehen Gehirnen, deren er lich zu [einen Unter- Süuchungen bediente. $. 38. Nachdem der Nerv jenen Ort erreicht hat, den ich oben angegeben habe, [chlägt er fich um den [eitlichen Schenkel herum, und geht rück- wärts zwilchen dem [eitlichen und hinteren Schenkel durch, / 49 durch, unter dem hinteren fort. In diefer Gegend, und hefonders, wenn er über den [eitlichen Schen- kelhinaus bis ins Zelt gekommen ift, bedeckt ihn die graue 'Subftanz unten und oben, [o dafs er durch fie durchgeht. Wenn man den Nerven aufhebt, und feine untere Fläche verfolgt, fieht man diefes ganz deut- lich. Er verliert fich an diefem Ort, allo nicht in die ‚graue Subltanz, fondern durehbohrt fie nur, und ‚geht durch fie durch, unter dem hinteren Schenkel fort, faft bis zur unteren Spitze der area. Zwilchen "ihm und dem hinteren Schenkel liegt noch eine dün- ne Scheibe grauer Subftanz, die mit der im Zelt her- vorbrechenden zufammenhängt. Unter dem hinteren Schenkel geht der Nery ohngefähr eine halbe Linie vom äufseren Rande des Rückenmarks in der Rich- tung der Linie fort, die die Oliven vom hinteren Schenkel trennt. — Von diefem Punkt an wird der Fortgang des Nerven [o dunkel und unbeftimmt, dafs der eigentliche Centralpunkt nicht mitGewifsheit an- gegeben werden kann, doch ift es wahrfcheinlich, dals er noch bis in die Oliven geht. Mehrere Ana- tomen wollenihn bis hierher verfolgt haben; auch macht die Analogie des Urfprunges fo vieler anderer > Nerven dieles noch wahr£cheinlicher, $. 39. Ueber die Verbindung, die der Nerv auf diefem Wege mit dem N. acultico und yago eingeht, _ kann für jetzt auch noch nichts Beftimintes gelagt werden. Bald fcheint es, als wenn der fünfte und „Archiv fı d.Phyfiol. XI Bd. I. Heft. D 50 — febente Nerv fich zu einer anfa verbänden, die die innere Seite des leitlichen Schenkels umfalst, noch öfter aber [chien der Nervus acufticus mit mehreren Wurzeln in gerader Richtung unter dem hinteren Schenkel über dem fünften Nerven auf die giape Sub- ftanz in der area loszugehen. F M : TEEN S ss $. 4b. Präparation. Man fchneidet die Hirnfchenkel vor der Brücke des Rückenmarks ab, Nun entblöfst man. die Schleife vom Fpithelio, hebt die Haube über dem Schenkel des grofsen Gehirns auf, macht. den vörderen Schenkel frey, und löft ihn von dem [eitlichen und hinteren Schenkel ab. Nun wird auch der Körper des hinteren Schenkels frey gemacht. _ Nach diefer Vorbereitung [chneidet man das Stück der [eitlichen Schenkel, welches den Ner- ven bedeckt, von "obenher zu beiden Seiten ein, bis auf den Punkt, wo der Nerv aus der Spalte hervor- tritt und bricht es heraus. Durch diefe Präparation verfolgt man ihn bis ans Zelt, und feine Umbiegung; — Will man den Nerven an frifchen Gehirnen 'in dielem Verlauf darftellen, fo kann man das ihn be- deckende Stück des feitlichen Schenkels nur ganz allmählig wegnehmen, indem man mit Hülfe eines hölzernen Mellers, die Decke der Brücke von aulsen nach innen vorkehtig von ihm abdrücken und dann ftückweile wegnehmen mufs. — Eine andere, aber weniger taugliche Behandlungsart, den Nerven in die- fem Verlauf darzuftellen, ift folgende: Man-brichr die area in der Mittellinie ein, hebt die Haube über I der oberften Querfchicht der Brücke auf, damit das Zelt frey werde, in welchem man bald die Wurzel des üi ften Nerven findet. Man [chneidet nun [eine Scheide von innen nach aufsen, von oben nach un- ten durch. — Nachdem man auf die angegebene Weile den Nerven bis zu [einer Krümmung um den feitlichen Schenkel herum verfolgt hat, [chneidet man den vörderen Schenkel an dem Punkt des Zu- fammenltolsens der drey Schenkel ab; den hinteren Schenkel hebt ınan in die Höhe, und fchiebt ihn nach aufsen ‚ oder [chneidet ihn ab und lest ihn nach hin- - ten zurück. Dieäufsere Wurzel des Nervi acultici bricht man durch, und verfolgt die innere bis dahin, wo fie unter dem hinteren Schenkel eindringt. Nach- dein dielfes gefchehen ilt, hebt man den ganzen Ner- ven auf, und macht [eine untere Fläche frey, wodurch man am belten feinen Fortgang durch die graue Sub- Stanz in feiner Krümmung erkennt, und den Ner- ven am belten in [einem ganzen Verlauf verfolgen kann. B. Fortgang des Nerven nach feinem Austritt aus der Brücke, und die näher zu ihm gehö- renden Theile $. 41. Nachdem das grolse Gehirn an feinen beiden Schenkeln weggelchnitten, und das Zelt auf- gehoben ilt, kömmt der Austritt des Nerven aus der Brücke, und fein Verlauf im Schädel zum Vorfchein. Der Nery zeigt ich hier fogleich aus zwey beltimmt in ihrem Urfprunge getrennten Portionen beftehend, aus einer kleineren und einer gröfseren. In diefem und dem folgenden Abfchnitt ift nur von der gröfseren Portion die Rede, da der vierte aus[chlielsend für die kleinere beftimmt ift. $. 42. Indem diefe Portion aus der Brücke hervortritt, zeigt fie [ich [ogleich aus ınehreren Bün- deln beftehend. Sobald man das Gehirn von allen feinen Häuten reinigt, erfcheinen aber diefe Fäden nicht als von der Brücke felbft ausgehend, es zeigt fich vielmehr ein kleines Knöpfchen aus der Spalte der Brücke hervordringend , welchem die Fäden fo leicht anhängen, dafs die leifefte Berührung hinrei- chend ift, den Nerven von diefem Markknoten zu trennen z). Diefes Mark ift aber nichts anders als =) Wrisb ergl.c. $&. 4. Dum hic nervus ex cerebelli pedunculo provenit, eundemque derelinquit, in nervum integrum abiturus leni quadam umbra mollis et aequa- bilis neryi pulpa hucusque nil fibroli ofiendens circum- leribitur etc. —— 53 die portio cerebralis des Nerven felhft, welche nach der Lostrennung der Häute, theils durch die Schwere des Nerven [elbft, theils durch ein nicht zu vermei- dendes Anziehen des Nerven bey der Präparation aus dem Gehirn heraus tritt. Bey Gehirnen, die in Alkohol erhärtet find, zeigt fich dieles fehr deutlich, indem durch die Contraction des Gehirns der Cervi- ealtheil des Nerven oft um eine Linie hervor tritt. Auf die Art, wie fich der einfache Nerv hier in die Fäden zertheilt, hat Bichat zuerft aufmerklamı ge- macht @). Auch meine Unterfuchungen, die ich an, durch verfchiedene Reagentien erhärteten Nerven anftellte, zeigten mir an dem Ort der Theilung ein kleines Knöpfchen, von welchen die Nerven rund herum entlpringen, fo dafs auf diefe Art die [chnelle Verdickung des Nerven möglich wird. — Vergebens aber uhterfachte ich diefen Knoten, um vielleicht graue Subftanz, nach Analogie des bulbi cinerei ner- wi olfactorüi darin zu finden, mit welchem er mir viel Aehnlichkeit zu haben Schien. 8.43. Von diefem Knopf aus nimmt der Nerve, wie [chon gefagt, nicht allein an Dicke zu, fo dafs er der ftärkfte unter den Hirnnerven wird, oder dem Sehnerven wenigftens an Dicke gleicht, [ondern er theilt fich auch in mehrere Fäden, die wieder in Stärkere Stränge zulamımnen treten, die eine feftere Natur annehmen, indem fie von der Nervenhaut be- kleidet werden, welche bis zu dem Knöpfchen fehl- a) Siehe oben $. 26. 54 —_— te. — Die Zahl der Fäden diefer Portion ift [ehr' ver[chieden, ich zählte gewöhnlich achtzig bis hun-' dert, [elten mehr oder weniger 2). Nervenftränge' find gewöhnlich dreifsig bis vierzig zu zählen. Wris- berg c) fand bey Frwachlengn [echs und dreilsig bis vier und vierzig. [olcher Stränge und drüber; da fich hingegen beym Fötus und zarten Kindern nur neunzehn, vier und zwanzig und acht und zwanzig zeigten d). Sömmering e) hat dalfelbe beobachtet. Ich hatte nur Gelegenheit, einen Fötus von acht Mo- naten, und zwey neugebohrne Kinder zu unterfu- chen, wo ich diefe Angabe vollkommen beltätigt fand. Im Fötus zählte ich achtzehn Stränge, in den beiden Kindern acht und zwanzig und dreifsig. — Diefe Thatfache [cheint mir :mit grofsem Unrecht von den Phyfiologen unbeachtet geblieben zu leyn, da fie in der Lehre von der Bildung gewils von der gröfsten Wichtigkeit ift. Auch in der Zahl der Strän- ge der beiden Nerven einer Leiche fand fich öfters eine kleine Differenz. Gewöhnlich ift die ganze Ausbreitung des Nerven von [einem Urfprunge aus der Brücke, bis zu feiner Theilung auf der rechten 6) Neubauer 43—60. Hirfch 70 — go, Meckel 70 — 100. Sömmering 70— 100, ec) 1.0279 d) Vesling in oblervat. anatomic. No. VIII, e) Debalf, encephali $, 60. = 55 Seite (tärker als auf der linken f). ' Wrisberg 8), Sömmering A), Vieq d’Azir z) beobachteten daffelhe. In fechs und zwanzig Leichen, die ich deshalb unterfuchte, fand ich diefes vier und zwan- zig Mal, in den beiden andern war die linke Seite die ftärkere.. Niemals aber fand ich beide von glei- cher Grüfse, doch hat Wrisberg auch diefes beob- achtet A). Ueberhaupt aber ift dieler Nerve in Rück- ficht feiner Grölse bey den verfchiedenen Menf[chen Sehr verfchieden. $. 44. Der Nerve geht nun. gerade nach vorn, indem die unteren Fäden etwas au[wärts [teigen, ge- gen den oberen Winkel des Fellenbeins. Bis hierher liegt er ganz frey im Schädel, nur von einer Pro- duction der Arachnoidea mehr [ack- als [cheidenför- mig umgeben. Ift der Nerv bis hierher gekommen, Nana in eine Scheide der harten Hirnhaut ‚aufge- ‚In diefem Verlauf hat der Nerv eine ovale a Gefah, "die fich anfangs der runden nähert, nach um nach aber immer mehr in die Breite aus einan- der geht. ei Ariftoteles bemerkte dieles [chon bey der Anatomie 4 “der Thiere. Monro Eilay on comparative anatomy, vid. Opera omnia, Edinbourg ı178r, ner, u gDhe 4 h) l..c. $. 60. - 1) lc p. 52. k) Baro in utroque latere aequales deprehandi, 56 nn $. 45. Die Scheide 2). Indem der Nerv zum oberen Winkel des Fellenbeins gekommen ift, geht er in ein ovales, von der harten Hirnhaut gebil- detes Loch, welches der Anfang einer Scheide ifty die den Nerven bis zu [einer Ausbreitung ins Gan- glion in fich [chliefst. — In ausgewachl[enen Perlo- nen ilt diefes Loch vier bis fünf Linien breit. — Im oberen Rande des Felfenbeins bemerkt man hier ei- nen Aus[chnitt 7) und eine kleine [pina, welche den untern Rand diefes Loches bilden. In ihrem Anfan- ge ilt die Scheide mehr cylindrifch, wird aber nach unten in dem Verhältnifs, als ich der Nerve mehr ausdehnt, breiter, und von oben nach unten platt gedrückt. — Bey der Befchreibung der Art, wie die- fe Scheide gebildet wird, [prechen die Schriftfteller z) von zwey Lamellen, in welche die dura mater vom procelfu clinoideo pofteriori aus fich hier trennen foll. — Wenn man aber diele Bildung genauer be- trachtet, [o ilt eigentlich eine [olche Spaltung nicht vorhanden, die harte Hirnbaut macht vielmehr nur eine Duplicatur, indem fie ich fackförmig nach in- nen umfchlägt, fo dafs die Gehirnfläche der dura mater in dieler Scheide den Nerven berührt. Der Umfchlag geht aber nur bis zum Ganglio Galleri fort, 7) Vieu[[en ilt der Erfte, der fie befchreibt, und foveola vel (acculum nennt. m) Albin Hiftoria olfium p. 144. Tab, III. fig. 2 u.3. k. n) Palettal.c. Meckell.c, $, 32.und33. Hirfch l,c. $. 18. 57 und.der Nerve wird von hier aus von (der pagina ex- terna durae matris umgeben. Dafs die Behauptung von Winslow 0) unrichtig fey, dafs der Nerv hier dürch den finus cavernofus gehe , und vor deflen Blut befpühlt werde, ift fchon von Haller p) und Meckel g) hinlänglich widerlegt worden. Palet- tar) hat von neuem darüber Unterfuchungen ange- ftellt, und auch die Unrichtigkeit der er[ten Angabe beftätigt gefunden. Auch ich habe mich an mehreren Leichen fowohl durch Injeetionen, als durch das Ein- bringen vonSonden vonder Unrichtigkeit der Win s- low’fchen Angabe überzeugt. Eine Lamelle der harten Hirnhaut bildet hier ein eignes Septum , wo- durch der Sinus ganz von diefer Höhle getrennt wird. Der ramus ophthalmicus hängt diefem aber [o felt an, dafs bey feiner Wegnahme das (eptum leicht mit weg- geht; ein Umftand, der leicht zu jenem früheren Irr- thum Gelegenheit geben konnte. In der unteren Lamelle der die Höhle bildenden dura mater, wo fie die vördere Fläche des Felfenbeins bekleidet, findet lieh nicht [elten ein kleines off. fefamoideum. Rio- lan hat es zuer[t beobachtet, und Winslow s) 0) Siehe oben $. 14. p) Dillertat, de vera nervi intercoftal. origine in Differtar. anatom, felect, Vol. Il. Goetting. 1747. $. X. Nora Ber P- "lc. p.54 rn) lc. pP. 67. + 8) [, oben $, 14. 58 —— giebt es als conftante Bildung an. , Meckel Z).lahı es nur einmal bey einem Kinde von einigen Jahren, Wrisberg z) und [eine Schüler [ahenes oft, [o dals eres, wenn nicht für eine eonltante Bildung, doch, für nicht felten hält. Unter zehn Leichen, die ich deshalb unterfachte, fand ich es vier Mal. ' Aufser‘ diefem aber bemerkte ich noch an zwey'Leichen, bey der einen auf der rechten, bey der’ andern (auf der! linken Seite, zwilchen der Duplicatur der harten’ Hirnhaut, ‘wo fie fieh am oberen Rande des foram. oval. nach innen zur Bildung ‚der Cavea umfchlägt,' ein ähnliches langes, [ehr dünnes und etwas geboge- nes Knöchelchen. ‚Ich finde diefes noch von Nie- mand angegeben, und Wrisberg [agt beftimmt: fe numquam tale quid in anteriore lamina vidille, re- cordari. Der Nerv [elbft liegt in diefer Scheide nach oben ganz frey, lo dafs man die obere Wand, ohne den Nerven zuberühren, auffchneiden und die Decke +) Meckell.c. $. 35. Invenitur interdum in lamina du- rae matris nervo [ubjecta, quae ollis petrofi hedram fu- periorem obducit, [ub nervi quinti in cavea [ua explana- tis, in interioribus fibris juxta claulum ac [eparatum in cayea neryi quinti paris finum cavernolum , officulum f[e- R famoideum in latere, quo olli petro[o incumbit planum, in illo vero, quod nervum quinti paris fibi impofhrum habet, convexum. _ u) Wrisberg 1.c. $. XI. Adnotat. Pluries nitidilimum quoddam olficulum, orbicularis figurae, et cannabis granuli magnitudinem nonnumquam [uperans in pofte- riori Jamina deprehendi, — 59 zurücklegen kann. Auf beiden Seiten aher, und nach unten, ift er durch lockeres Zellgewebe an die Wand der Scheide angeheftet, von welcher man ihn aber mit leichter Mühe, und feib[t ohne [charfe In- ' ftrumente abtrennen kann. “Nach unten aber, wo der Nery fich als Ganglion aushreitet, ift die harte Hirnhaut, befonders auf der oberen Seite, [o feft an den Nerven angeheftet, dafs man fie nur mit dem Melfer, und kaum ohne Verletzung einzelner F äden SQ des Nerven lostrennen kann. An der unteren Seite ift diefe Adhälion weniger [tark, allein immer [tär- ker als oberwärts. $. 46. Noch habe ich der Nerven zu erwäh- nen, die, wieEinige behaupten, vom Ganglion, und der Verzweigung der Nerven aus in die dura mater \ ‚übergehen [ollen. Vieuffen «), Winslow y), und unter den Neueren Lieutaud 2), Le Cat a) und Laghi 2) haben diefe Nerven angenommen ae FE c p- 171. i y) Traite de la ıöte No, 47. 2 2) Lieuraud Efllais anaroiniques, Paris 1742. p. 434. a) Le Cat Dillerr. fur fenfibilit€ de la dure mere in Traire de l’exiltence, de la nature et des propridies du Auide des nerfs, Berl. 1760. p- 176. . 5) Laghi Sulla [enfitivita er irritabilita Halleriana, opus- coli di vari autori, raccoli da Giac. Barthol, Fa- bri, Bolögna 1756, Part. U. p. 113 u. 333. mit Knp'ern, die den Verlauf dieler Nerven därftellen, Tab. U. N O. co er und [ogar gezeichnet. Wrisberg hat auch diefen Gegenftand einer belondern Aufmerklamkeit gewid- met, und in feiner Schrift über diel[elben , 'hinläng- lich das Unltatthafte jener Behauptung bewielen, was Lobftein e) wahrfcheinlich gemacht, und wofür fich auch Haller 4) [chon früher erklärt hatte. Um bey meinen Unterfuchungen durch keine Autorität, fondern allein durch Autopfie mich leiten zu.laflen, fo unterfuchte ich auch.diefen Theil genauer, konnte aber nie Nerven in die. harte Hirnhaut übergehend bemerken. Noch machte ich einen Verfuch, der mich vollkommen von der Abwelenheit jener Nerven überzengte, Ich brachte einige Tropfen nur wenig verdünnter Salpeterfäure in die cavea durae matris. Diefes wurde [o lange fortgeletzt, bis der Nerv an dem hervorragenden Ende eine gelbe Farbe zeigte. Ich öffnete nun den Kanal, und fand den ganzen Nerven gelb gefärbt, bey der weiteren Unterfuchung fanden fich aber durchaus keine in die harte Hirnhaut abgehende Fäden, die bey diefer, von den übrigen Theilen [ehr verfchiedenen Färbung des Nerven lich leicht hätten müllen erkennen laflen. c) De nervis durae matris Argentor, 1772, Seine Änmer- kungen zu Haller’s prim. lin. phyliolog, p. 174. d) Haller (Göttinger gelehrte Anzeigen Jahrgang 1758. 8.228.) (agt bey der Recenfion der Laghilchen Ab- handlung, die abgebildeten Nerven ‚[eyen fällchlich für folche gehaltene Arterien. an 61 $. 47. Ehe ich zur Befchreibung der Structur des Nerven übergehe, bleibt mir noch übrig, eini- ges über die Gefälse hinzuzufügen, welche der Nerv in diefem Verlaufe erhält. Ich kann hier um [o kür- zer [eyn‘, da diefes nicht eigentlich zu meinem The- ma gehört, und ich derfelben nur erwähne, damit meine Arbeit von diefer Seite keinen Mangel leide. Meckel e) hat dielelhen am genaueften und beften befchrieben. Auch Murray f) und Mayer g) folgen der Angabe von Meckel. Nur [ehr wenige und kleine Arterien gehen aus den arter. cerebralibus mit dem Nerven [elbft ins cavum durae matris über. _ Vieuffen A) will faft alle Arterien des Nerven von diefen ableiten. — Bedeutendere Aelfte giebt die meningea interna, befonders aber giebt die carotis cerebralis Z) von der Stelle, wo fie die Flexur bildet, "ein oder zwey Arterien ab, welche das Septum durch- bohren, fich befonders in der Gegend des Ganglii _ ausbreiten, mit den übrigen anaftomofiren, und vor- züglich den zweyten und dritten Zweig des Nerven begleiten. e) Meckell.c. 6.35. ’ f) Murray Delcripiio arteriarum corporis humani, in ta« bulas redacıa. Upfaliae 1780. p. 18. £) Mayer von den Blutgefäfsen des menfchlichen Körpers. 4) Vieulfen |, c, p. 168. Tab. XVI, lit. pp, i) Haller Icon. anatomic, Falc.1. Tab. VL lit, e,e, * 61 en C Fon der Structur des Nerven und dem Ganglio Ga/feri. $. 48. Nachdem ich bis jetzt nur ganz im All- gemeinen, über die Art des Verlaufes und das äufse- re Verhalten des Nerven, nach [einem Austritt aus der Brücke gelprochen, und diejenigen Theile be- fchrieben habe, welche zwar nicht unmittelbar zu u ihm gehören, aber auf [eine ganze Natur einen be- [ondern Bezug haben, bleibt es mir nun noch ührig, den Bau und die Structurveränderungen näher zu beftimmen, die der Nery in feinem Verlauf erleidet. Die ver[chiedenen Meinungen und Anfiehten der grölsten Anatomen, beweilen hinlänglich die Schwie- rigkeiten diefes Unternehmens, und wenn mir auch fortgefetzte Unter[uchungen, age die verfchiedenen Präparationen und Durchfchnitte einigen Auffchlufs über diele fo höchft verwickelte Structur gaben, [lo geltehe ich doch gern, dafs ich über manches noch nicht mit Gewifsheit entfcheiden mag, und die Un- ter[uchung gar noch nicht für beendigt halte. Fortge- Tetzte Verfuche, die Nerven und alle die feinern Theile, die fich den rohen Angriffen des Meffers ent- ziehen, durch [chickliche chemilche Reagentien zur Unterfuchung vorzubereiten, und befonders die ver- gleichende Anatomie, deren eifrigeres Studium ge- wils zu den beften wilfenfchaftlichen Beftrebungen der neneren Zeit gehört, werden, wie über [o viele Objecte der anatomifchen Unterfuchung, gewifs auch ne 63 \ ein Licht in diefes Arachnäilche' Gewebe bringen. Das einzige Verdienft, welches meine Arbeit in die- fem Theile vielleicht hat, ift theils der Beytrag einer zaeuen Anlicht zu den vielen [chon vorhandenen, die bey künftigen Unterfuchungen nicht ganz ohne Werth feyn dürfte, theils die Belorgung einer neuen " Zeichnung diefes Gegenltandes, da alle bis jetzt ge- lieferten Abbildungen, unter welchen die von Wris- berg und Prochasca [elbft von ausgezeichneten Anatomen für klalfifch gehalten werden, kaum den Gegenltand, den fie darltellen [ollen, wieder erken- nen laffen. Dals die beygefügten Zeichnungen beller find als alle bis jetzt vorhandenen, darfich ohne An- malsung behaupten, doch fehlt auch ihnen noch manches zu ‚einer vollendeten Darftellung des Gegen- Standes, da die Hand des kunftfertigften Meilters kaum hinreichen möchte, diefes zarte Gewebe fein genug, und in den verf[chiedenen Lagen über einan- der [o darzuftellen, wie es die Natur vorgezeichnet hat. Indeffen wird auch diefe Zeichnung hinreichen, fich ein deutlicheres Bild von dielem Gegenftande zu machen, | ” 6. 49. Nachdem der Nery fich nach feinem Austritt aus der Brücke auf die [chon angegebene Weife in eine grolse Zahl von Strängen, die wieder aus mehreren Fäden beltehen, getheilt hat, erfcheint er eine Zeitlang, wenn man ihn blols von aufsen be- trachtert, als ein Convolut neben einander fortlaufen- der Nervenftränge, die in keiner Verbindung zu 64 nn ftehen fcheinen, und auch von keiner belondern ge- meinfchaftlichen Haut bekleidet werden. Diefes ilt aber keinesweges der Fall, denn fobald man die Bün- del nur etwas aus einander zieht, [o zeigt lich [chon hier ein netzförmiger Zufammenhang der Stränge un- ter einander, [o dals einzelne Nervenfäden fich von dem Strange, zu dem hie anfangs gehörten, lostren- nen, und zu einem andern übergehen, ganz auf die- felbe Weife, wie Reil A) die Analtomofen, der in die Fläche aus einander gezogenen Bündel der Arm- nerven dargeftellt hat. Auf diefe Weile geht der Nervein einem gleichmäfsig dicken ovalen Strange bis zum foramine ovali durae matris fort. Sobald er fich in diefes eingefenkt hat, und nun auf der vör- dern Fläche des Fellenbeins herunterläuft, wird er platter, und fängt an, lich fächerförmig mehr in die Breite auszudehnen. — Die Bündel, die bis hier- her dicht an einander lagen , [o dafs man nur die oberften Schichten fehen konnte, gehen nun in dem Maalse, als der Nerv lich entfaltet, mehr aus einan- der, (o dafs man nun verf[chiedene über einander liegende Nerven-Strata unter[cheiden kann, in wel- chen dicke und dünne Neryenftränge ohne eine be- ftimmte Regel mit einander abwechleln. Die Strän- ge laufen aber jetzt noch immer neben einander fort, ‚ohne bedeutende Verzweigungen unter einander, [o- bald fie aber noch ohngefähr zwey Linien vom Gan- glio Galleri entfernt find, fangen fie an, fich auf die ver- &£) Reil de firucrura neryorum Tab. IN. Fig. VI — XU. 65 verfchiedenfte Weile zu zertheilen, und unter ein- ander zu anaftomoliren. Die Theilung gel[chieht meilt auf die Weile, dafs ein [tarker Aft fich in drey Zweige Spaltet, von denen wieder jeder einzelne neue Theilungen erleidet /). In den Anaftomolen der einzelnen Fäden unter einander, ift es mir nie gelungen, einen beftimmten Typus zu finden. Bald geht ein Nery zu dem andern, und bildet mit ihm einen neuen dickeren Stamm, bald verbiuden Ge fich - in ihrer Theilung fo genau, dafs man nicht beftim- men kann, von welchem [tärkeren Afte die Verzwei- gung ausgegangen fey — zuweilen ift über diefen Plexus noch ein Netz der allerfeinften Nervenfäden ausgefpannt, die meilt aus denen, dem Rande zu- nächft liegenden Strängen ent[pringen, an den Wulft fich anheften, und an zwey bis drey Orten ftrahlen- förmig nach einem Centro zulammenlaufen,, in wel- chem [ich dann ein kleines Knötchen zeigt. — Um dieles Netz recht beltimmt zu fehen, mufs man fich 2) Es würde gewifs eine [ehr intereflante, und für die Ana- tomie fowohl als für die Plıyliologie insbefondere, nicht unwichtige Aufgabe leyn, einem beflimmten Typus der Verzweigungen jedes befonderen Nerven, fowohl in [ei- nen Geflechten, als auch in feiner Vertheilung in den ein- zelnen Organen, nachzufor[chen. Sollten [ich hier nicht bey den fo verl[chiedenen Nerven ganz verf[chiede- . ne Verbältniffe finden, und auch bier, wie bey den Pflanzen und niederen Thieren, befondere Zahlen, als - der ordnenden Kraft dieler Gebilde zum Grunde lie- gend, herauswerfen, Archiv f. d.Phyfiol, XI. Bd. I. Heft. E 66 m— der Lupe bedienen, wie überhaupt die ganze Anlicht dieler lo zarten Organilation (ehr durch ‚das Vergrö-. (serungsglas gewinnt, Nachdem fich der Nerv auf die angegebene Weile in eine unzählbare Menge klei» ner Fäden zertheilt hat, (enkt er fich in den halb mondförmigen Wullt ein. $. 50. Um die Structur des Nerven his hierher zu erkennen, bedarf es gar keiner künftlichen Vor- bereitung. Man nimmt dasZelt des kleinen Gehirns weg, und fchiebt vorlichtig ein Meller, oder den vorn abgerundeten Arm einer feinen Scheere in das foram. oval. ein, und fchneidet den Kanal [einer Länge nach auf. Die Lappen [chlägt man zur Seite, oder fchneidet he ab, wo dann der Nerve, nur noch von der Arachnoidea, wie in einen Sack eingefchloffen, zum Vorl[chein kömmt. Die Arachnoidea wird nun vorlichtig aufgehoben, geöffnet, und zur Seite ge- legt. — Am beften kann man den Nerven dann [e- hen, wenn fich in dem Sack der Arachnoidea Waffer angelammelt hat, welches theils die feinen Fäden dem Auge deutlicher macht, theils das [tärkere Zu- [ammenfallen des Nerven verhindert *). Wenn man das Präparat in recht klares Waller letzt, kann man dieles etwas, doch nicht ganz erfetzen. ’ 6. si. Das Ganglion Galleri erfcheint ‚als eine halbmondförmige Erhabenheit , die mit ") Warum hier fo hüufig Waffer? Gewile ilt die fiärkere Er- zeugung des Wallers in allen Organen, die vorzugsweile thäug und lebendig; Gad, ein Phänomen von einer hohen plıyfiologifchen Bedeutung , das noch eine befondere Betrachtung verdient. ee, 67 ihrem eoncaven Rande nach hinten und oben, von einem Ende der Cavea [ich bis zu dem andern hin- überzieht, und diefe begränzt. Seine Kreisform ift bald ftärker, bald [chwächer, und nicht felten un- regelmälsig. Es ilt, von der einen Spitze bis zu der andern gerechnet, [echs bis acht Linien breit, doch habe ich es auch wohl, be[onders bey Menlchen, mit ftark ausgebildeten Gefichtszügen, bis zu der Gröfse von zehn Linien gefunden. Sein hinterer concaver Rand ift [charf begränzt , fo ‘dafs die Nerven des Plexus unter ihm wegzugehen [cheinen, ohne fich mit ihm zu vereinigen. Nur wenige einzelne, fehr dünne Nervenfäden machen hiervon eine Ausnahme, indem fie fich über das Ganglion wegfchlagen, und ohne Verbindung mit demfelben, in den ihnen zu- nächftliegenden der drey Aefte übergehen. — Der Wulft hat ganz das röthliche hornartig- pellucide An. fehn der Ganglien. Seine Farbe ift bald ftärker bald fehwächer tingirt; er [elbft fcheint weicher als die übrigen Nervenfafern. Bey, mit Salperfäure behan- delten Nerven, ver[chwindet die Farbe ganz, und der Wulft nimmt die [chwefelgelbe Farbe der übrigen. _ Nerven an. Daffelbe ift auch bey, in der Sublimat- folution erhärteten Nerven der Fall. Oefters wieder- holtes Auswafchen mit Waller , machte die Farbe etwas blälfer, konnte fie aber nicht ganz weghrin- gen. — Auf eine ganz andere Art als die Fäden in dielen Wullt eindring, gehen fie wieder aus ihm heraus. Denn nachdem er kaum eine halbe Linie Ei 68 breit, ein gleichmälsiges Continuum dargeltellt hat, löft er ich in die neuen Fäden wieder auf, 'ohne ei- nen beftimmten Abfatz zu bilden; fo dafs diefer Wulft nicht als ein für ich Beftehendes, [ondern als die letzte Endigung der drey Aelte er[cheint, in wel- che die vom Gehirn kommenden Fäden aufgenom- men werden, In dielem Knoten [cheint der Nerve mehr als vier Mal an Dicke zu gewinnen z). Die Fäden, welche nun als ganz neue, und ohne Ver bindung mit den oben befchriebenen, aus dem Wullt ent[tehen, befolgen die entgegengeletzte Art der Ver- breitung mit den vorigen, indem hier die dünneren Fäden fich zu grölseren und [tärkeren vereinigen, nachdem fie auf die verfchiedenfte Weile wieder unter einander anaftomofirt haben, und [o’die drey Zweige mit einander verbinden. $. 52. Das bisher Gefagte bezieht fich belon- ders auf die obere Fläche des Nerven. Die untere ift aber ganz auf diefelbe Weile gehildet, nur dals hier mehr einzelne Fäden über den Wulft weggehen, als es bey der oberen der Fall war, ohne fich mit. dem- felben zu verbinden. Die netzförmige Ausbreitung des Nerven ift bier auch weniger deutlich. _Ganz eigenthümlich ift diefer Fläche der vereinigte Nervus crotaphyticus und buccinatorius, welcher über die- felbe wegläuft, und von dem weiter unten ausführ. m) Sömmering (vom Bau des menfchlichen Körpers B.V. 8.168.) giebt das Verhältnils feines Wachsthums wie ı zu 6 und drüber an; ich halte dieles aber für zu grofßs, — 59 licher die Rede feyn wird. Hier bemerke ich nur _ noch, dafs nach feiner Wegnahme eine beftinimte Furche längs [einem Verlauf zurückbleibt, die in der Gegend, wo er über den Wulft weggeht, befonders deutlich ift. $. 53. Die nun entftandenen Nerven bilden nun auf die angegebene Weile, ohngefähr noch zwey Linien breit ein gleichförmiges Continuum ; dann _ aber gehen fie in die drey Hauptäfte des Nerven aus einander, indem noch immer die Fäden jedes befon: deren Altes neue Geflechte unter |einander bilden, nur fo, dafs die Fäden hier durch die fie felt um- Schliefsende Scheide der harten Hirnbaut, weit en- ger und dichter an einander liegen, als es hey der oberen Ausbreitung der Fall war. Je mehr fich die drey Aelte den Löchern nähern, durch welche fie aus dem Schädel austreten, defto mehr nähert fich ihre anfangs platte Form wieder der runden. Die Aelte verhalten fich gegen einander auf folgende Weile: der erfte (ram. ophthalmie.) ift der [chwäch: ftesund ohngefähr zwey Linien breit. Der zweyte Alt (ram. maxillaris) it ftärker, er beträgt in [einer Breite drey bis drey und eine halbe-Linie. Der dritte Alt (ram. maxillar. inferior) ilt von allen der färklte, . und hat vier bis fünf Linien im Durchmeller, Die Divergenz der Nerven verhält fich [o, dafs der erlie mit dem zweyten Alt einen fpitzen, der zweyte mit dem dritten aber einen weniger fpitzen Winkel hil. den, wie dieles auf der beygefügten Kupfertafel, der Natur ganz treu, abgebildet ift. zo PTEBENN $. 54. Von dem halbmondförmigen Wulft an, ift, wie [chon gelagt, der Nerv [o feft von der har- ten Hirnhaut umkleidet, dafs eine ganz reine Dar, ftellung deffelben mit Hülfe des Meffers unmöglich ift, da einzelne Fäden der harten Hirnhaut fich ganz tief zwifchen die Nervenbündel einfenken z), die immer zurückbleiben, wenn man die oberften auch noch [o rein dargeftellt hat. Es [chienen fogar ein- zelne Fäden fo mit der feften Hirnhaut verflochten, dafs fie über ein Blättchen derfelben zu fteigen, und wieder an den Nerven zurückzukehren [chienen 0). Um diefen Theil des Nerven daher ganz rein darzu- ftellen, mufs man ihn, nachdem er fchon im Schä- del [o viel als möglich von der harten Hirnhaut ge- reinigt ift, mit Salpeterfäure behandeln, wo fich dann die zurückgebliebenen Theile in eine helle Gal- lerte auflöfen, und leicht, mittelft eines feinen Pin- fels weggenommen werden können. $. 55. Schon [eit langer Zeit haben fich die ‚Anatomen über die Structur des Ganglii Galleri rm) Wrisberg (1. c.1$.'ıg.). Hi falciculi multis in locis brevillimis ilamentis feptulorum inltar feparantur. Haee vero filamenta ex dura matre oriuntur et in interltitia horum faleiculorum nerveorum defcendunt, illos a fe in- vicem diltingunt et mihi vila funt fe in inferius durae matris planum, cui nervi truncus incumbit, inferuiffe. S 0) Sömmering vomBau des menIchlichen Körpers, B.Y. 5,168. $. r66. 2 A rl geftritten. — 'Befonders hatten fie dabey die Beant- wortung der Frage vor Augen: Ob [ich der Nerv hier wirklich in ein Ganglion auflöfe, oder ob ein blofser Plexus vorhanden [ey? Die Meilten erklärten fich gegen die Annahme der er[ten Formation, fanden aber bey der Unterfuchung doch zu viele Abwei- chungen von der gewöhnlichen Structur der Plexus, als dafs fie diefen Wulft nicht, nur mit Einfehränkun- gen, unter die Kategorie der Nervenvertheilungen zu bringen gewagt hätten. Die Anatomen l[uchten fich durch Worte aus diefer Verlegenheit zu ziehen; daher die grofse Menge der Benennungen dieler Organifation p), eine Sache, die im Grunde ganz gleichgültig ift, fobald die richtige Anlicht des Ge- genftandes dadurch nur nicht beeinträchtigt wird. Nur wenige 9) erklären fich für die Annahme eines wahren. Ganglii, und unter diel[en ift Hir[ch der Einzige, der ich weitläuftiger darauf einlälst, feine Behauptung durch Gründe zu unterftützen. Meiner Anficht' zufolge, kann ein folcher Streit gar nicht Statt inden, da das Object deffelben noch gar nicht beftimmt ift. Die Structur der Ganglien ift noch d dunkel, und fo wenig Beltimmtes darüber gefagt wor- Be: ganglioformis Vieuflen; Plexus retiformie ‚Santorin; Intumelcentia ganglio affınis Scarpa; _ Taenia nervofa Haller u, Meekel; Intumelcentia femilunaris Wrisberg, Sömmering; Agger lu- natus Neubaujer;; Armilla Malacarne und Pax lerra. gq) Winslow, Gafler, Hirfch, Prochasca. 72 — den, dafs die wefentlichen Kriterien der Ganglien noch gar nicht feftftehen, ohne welche es aber durch- aus nicht ausgemacht werden kann, ob eine gegebe- ne Bildung unter diele Klaffe zu rechnen [ey oder nicht. Ich übergehe allo diefe Frage ganz, und be- [ehränke mich auf die Erzählung dellen, was ich fand. $. 56. Von der äufseren Form und Be[chaffen- heit diefes Wulftes ift [chon oben die Rede gewe- fen, und es bleiben hier helonders nur noch zwey Fragen zu beantworten. Zuerft: gehen die Fäden durch den Wulft ohne abzuletzen ? und zweytens: von welcher Natur ift die den Wulft bildende Malle? In Rückficht der erften Frage bemerke ich Fol- gendes. $. 57. In dem hinteren, ziemlich breiten con- caven Rande des Wulltes, ift eine Furche, die fich von [einem einen Ende bis zu dem andern erftreckt, und welche dazu dient, die vom Gehirn kommen- ' den Fäden in fich aufzunehmen. Bey Nerven, die fchon eine längere Zeit mit Salpeterfäure behandels worden, kann man diefen Graben ganz darftellen, wenn man die Fäden des Plexus, die dem Wulft nur noch leicht anhängen, nach oben abzieht, wo dann an jedem einzelnen Faden, an feiner Endigung ein kleines Knötchen, wie die Zwiebel am Haar fitzen. bleibt. Die von oben kommenden Fäden des Ner- ven, (enken fich eigentlich alfo nicht in die Subftanz - ?3 des Wulftes ein, fondern fitzer nur auf demfelben auf, und das Einfenken ift nur fcheinbar wegen des Grabens, der ihren Anfatz dem Auge verbirgt. Wenn man den Wullt gerade der Quer durchf[chnei- det, fo dafs man einen der Aefte dadurch in zwey Hälften theilt, fo zeigt fich auf der Durchfchnitts- Bäche diefe Structur noch deutlicher r), — In den hier von neuem entfpringenden Fäden, ift der be- ftimmte Punkt ihres Entftehens mehr verwifcht, [6 dafs fich der Wulftin diefe Fäden gleichlam aufzulö- fen [cheint, auch hängen fie mit demfelben weit in- niger zulammen, und es ift mir nie gelungen, fie auf die Art, wie die oberen Fäden, vom Wulfte zu trennen, [o, dafs ich faft glaube, der Wulft fey nichts für ich Beftehendes, [ondern die letzte Endigung der drey Aelte, deren einzelne Fäden hier ich zu ei- ner homogenen Malle auflöfen. — Auf der Ober- fläche entftehen die neuen Fäden am oberen und hinteren Rande des Wulftes, [o dafs derfelbe f[chma- ler zu feyn [cheint, als er wirklich ift, nach innen zu gewinnt er aber immer mehr an Dicke, indem die Endigung der oberen, und der Anfang der unte- ren Fäden weiter von einander abfteht, [o dafs der Querdurch[chnitt das Anfehen eines herzförmigen Blattes bekömmt. Diefes ilt die gewöhnliche Form, doch finden fich nicht felten Abweichungen, indem der Wulft im Innern oft nur ein dünnes Blättchen. zu [eyn [cheint, welches die Endigungen der beiden 5) Siebe auf der Kupfertafel Fig. 3: Portionen trennt. Bichat s) [cheint eine ähnliche Structur diefes Theiles anzunehmen ‚ doch hat er den Gegenftand zu kurz abgehandelt, als dafs aus feiner Belchreibung das ganze Verhalten dieler Orga- nilation eingefehen werden könnte. Indem ich aber behaupt®@, dafs hier eine. vollkommene Trennung zwilchen den oberen und unteren Nervenfäden Statt finde, weils ich es recht wohl, dafs ich'mich gegen die Meinung der gröfsten Anatomen, felhft folcher erkläre, die diefen Gegenltand mit be[londerer Auf merkl[amkeit unterfuchten. So fagt Wrisberg £) ganz beftimmt, dafs die Fäden der drey Aefte Fort- fetzungen der oberen Portion wären. Scearpa zn) beobachtete daffelbe.. Paletta [agt: nil fere aliud elle videtur, quam reticulum fibrarum validarum, quibus interfparfa valcula fanguifera ex receptaculo advenientia rubellum colorem inducunt. Haller) ift derfelben Meinung. Ich unterwarf diefen Gegen- ftand einer oft wiederholten Prüfung an menfchli- chen fowohl als an Nerven von Tieren, frifch, oder! auf ver[chiedene Weile vorbereitet, fand aber meine angeführte Meinung immer beftätigt. Zuweilen, be- fonders bey Thieren, wo der Wulft faft ganz ver- Schwindet, [cheint es wirklich, als ob die Fäden ein Continuum bildeten, bey einer genauern Unterfuchung s) Siehe oben $. 26. 2) Wrisberg l.c, $. XI. u) Adnotat. anatomicae Cap. II. $. 29. ®) Anatom, fafcicul, IV, p. 37. = 75 aber, befonders mit Hülfe der Lupe, wird man im- mer einen Punkt finden, wo beide von einander ge- trennt find, auch findet man nur, dafs, wenn man den oberen Faden etwas anzieht, er fich gerade an diefem Punkte von dem unteren Faden lostrennt. — Obgleich das Gleichnils nicht ganz paller.d ilt, [o _ möchte ich doch wagen, die Verbindung der Uterin- und Foetal-Placenta, als etwas diefer Art von Ver- bindung Analoges aufzultellen. $. 58. ImRückficht der zweyten Frage, die Natur der Mafle des Wulftes betreffend , bemerke ich Folgendes. Wrisberg y) fagt: fie [ey einCon- volut von Nerven-Fäden, die aus der harten Hirn- haut fich einfenkten, und von Blutgefäfsen mit [ehr zarten Häuten. Sömmering z) ilt derfelben Mei- nung. Paletta @), der dafür hält, der Wulft liege nur wie ein Band über den Fäden, beftreitet diele Angabe und will ihn von der pia mater herleiten. — Ich legte einige ganz frifche Ganglien, die falt ganz rein abpräparirt waren, in nur wenig verdünnte Sal- peterläure, zugleich mit diefem Zellgewebe, einige feine Gefälse, ein Stück der harten und der weichen Hirnhaut. Es wurde nach und nach immer mehr Säure zugegollen. Nach einiger Zeit waren alle ein- y) Wrisberg ı. e. $, XI, 2) Sömmering vom Bau des menfehlichen Körpers B,'V. 4% S, 165. a) Paletra l.c. p. 66. »$ EN gelegte Theile in eine gallertartige Malle aufgelöft, die Subftanz des Nerven ausgenommen, an welchem aber der Wulft eben fo deutlich als vorher, nur et- was platter zu bemerken war. Ich glaube, aus dielem angegebenen Verfuch den Schlufs ziehen zu können, dafs der Wulft wirklich aus Nervenmark beftehe, wel: ches hier einige Modificationen erlitten hat, und fich eben fo verhalten mag, wie die ihr ähnliche Corti- callubftanz der Ganglien 5). Ob nun die veränderte Farbe dieles Theiles von der Menge der fie umgeben- den Blutgefäfse herrühre , oder ob fie durch eine Modification des Eyweilsftoffes, dem Hauptbeltand- theil der Nerven gefetzt fey, wage ich nicht zu ent- fcheiden. — Die Pellucidität des Theiles [cheint auf eine [olche Modification der Milchung hinzudeuten. Verfuche, die Farbe durch das längere Auswaflchen im Waller wegzubringen, gelangen nicht vollkom- men, da die Farbe dabey nur verblafste. Indellen b) Auf gleiche Weile, wie die Idee des Circulationsfyftems nur durch den Gegen[atz von Arteriofität und Venolität, des Magnetismus, Galvanismus und der Elektricität, nur durch eine Verbindung des Pofitiven und Negativen möglich wird, fordert auch das Nervenlyftem eine Eini- ' gung zweyer Gegenfätze, die fich im Gebirn, als der höchften Entfaltung der Nervofität, fcharf als graue und Marklubftanz trennen, und [o durch die gröfste Tren- nung, die grölste Einheit bilden. Dafs die Ganglien eine ähnliche Bedeutung haben, leider, wohl keinen Zweifel, und gewils verdient auch, von diefem phyflio- logifchen Standpunkt aus, das Ganglion Gafleri eine befondere Aufmerklamkeit, san 77 würde auch das gänzliche Verfchwinden derfelben noch nieht evident dieFärbung durch das Blut bewei- fen, da, wenn die Farbe dem Theil auch wef[entlich zukäme, ihr Verfchwinden von der Luft, und der angenden Entmifchung durch die Fäulnifs zuge- fchrieben werden könnte. Für die Färbung durch das Blut aber [pricht wieder die allgemein beftätigte Erfahrung, dafs in blutleeren, leucophlegmatifchen Subjecten, der Wulft immer weit weniger [tark tin- girtift, als in [tarken blutvollen Leichen. “ r Bi w—— « D. Verlauf der kleinen Portion des fünften Ner- ven, oder des nervi crotaphytici et buccinatorii, $. 59. Ich werde in diefem Abfchnitt nur ganz kurz feyn, da die Genauigkeit, mit welcher Paletta diefen Gegenltand behandelte , kaum et- was Neues zu [agen übrig läfst, [o dals ich faft eine treue Wiederholung deflen, was er angiebt, für die befte Art diefe Nerven darzuftellen halten mufs. $.60. Santorin c) war derErfte, der auf die- m doppelten Urfprung aufmerklam machte, Denn, bgleich [chon Falloppia einen Unterf[chied zwi- Ichen harten und weichen Nerven angiebt, [o fagt er c) Santorin, [. oben $. 15. 73 — doch, dafs beide aus demfelben Orte entfpringen 4): Auch feine Nachfolger Willis e) und Vieuflen f) fcheinen den Falloppia hier abgefchrieben zu ha- ben, oder derfelben Meinung gewelen zu feyn, und mit Unrecht wird einem von dielen diefe Erfindung _ zugelchrieben. Meckelg) und Neubauer hy gehen von diefer Meinung wieder ab, und behaupten, | nur [elten ent[pringe der Nerve mit zwey Wurzeln, meilt [ey er einfach. Dafs auch Haller dieles glaubte, beweilt feine Zeichnung de bali encephali, auf welcher der Nerv als ein einfacher Stamm abge- bildet if. Hirfch erwähnt die ganze Sache gar nicht. Wrisberg 2) hat das Verdienf[t, von neuem auf diefen doppelten Urf[prung wieder aufmerklfam | gemacht zu haben. Seine Nachfolger Vicq d’Azir, Prochasca, Martin, Sömmering, Bichat etc. nahmen es als eine conltante Bildung an. Gall dagegen hat der kleineren Portion gar nicht gedacht, auch vermilst man fie an [einer Abbildung dieles Nerven. Paletta beltätigte die früher angegebene Bildung, und berichtigte fie, und es ift ganz unbe- greiflich, dafs einige Schriftfteier nach ihm, z. B. Sömmering und Hildebrand, obgleich nicht d) Falloppial.c.p. ı69. e) Willis l ep ug f) Vieullen 1 c. p. 169. \ R g) Meckel, I, oben $. 18. A») Neubauet, [. oben $. 20, i) Wrisberg, I. oben S. ar. , \ tan RR) unkundig über das, was Paletta gefagt'hatte, den- noch die frühere Anatomie diefes Theiles beybe- y #8. 61. Die dünne Portion des fünften Nerven entlteht mit zwey beftimmt von einander getrennten rzeln, einer oberen (nerv. crotaphyticus) und ei- ner unteren (nervus buccinatorius). Der Nervus ero- taphyticus kömmt ohngefähr ein und ein halb bis 'zwey Linien A) über dem fünften Nerven, nicht ge- 'rade in der Mitte, [ondern etwas mehr nach hinten, nach dem feitlichen Schenkel, über dem angulo ex- o anteriori des lobi quadrati hervor. Der Ab- ftand diefes Nerven vom fünften ilt nicht immer leich, oft ift er geringer, [elten gröfser. Zuweilen Ei die Nerven [fo nahe zulammengedrückt, dafs fie aus einer Spalte zu entlpringen [cheinen. — Diefes ile aber nicht der Fall, und beide find immer beftimmt von einander getrennt. Die Wurzel diefes Nerven dringt in eine eigene Spalte der Brücke ein, und geht durch fie durch zum Zelt hin, über dem fünf. ten, en mit 2 in einer Richtung, Paletta /) Sr k) Wrisb giebt den gewöhnlichen Abitand der Ner- ven auf ein Viertel bis eine halbe Linie an, ‚4) Prior falcieulus profundas trahit ab imo fulco, qui erura.cerebelli alcendentia dirimit a cerebri cruribus, aut [ub ea foveola radices, a qua originem haber nür- vus accelforius Malacarnei ad tertium Par tum obli- que per medullam pedunculi incedens ex editiori er polteriori medullae oblongätae parte prodit duahus eirciter lineis fupra ophihalmicum exortum. 80 hat’ denfellien Verlauf arigegeben. Nach [einem Aus- tritt aus der Brücke, ift er in drey.bis vier Fäden ge- theilt z). Er fällt auf die obere Fläche des fünften Nervem'herab, geht an [einem vörderen Rande, [o dals er falt den Rand [elbft ausmacht, fort, indem er etwas über denfelben hervor tritt, dafs, wenn man den fünften Nerven umkehrt, noch ehe er fich auf die hintere Fläche umgelchlagen hat, einige [ei- ner Bündel vor dem Rande des fünften hervor zu : treten [cheinen 2), und [chlägt fich einige Linien, ehe er ans Ganglion kömmt, an die untere Fläche des Plexus herum, wo er [ich mit dem nervo bueei- natorio verbindet, — Der nervus buccinatorius iegt unter dem fünften, und wird, ganz von ihm bedeckt. Erft nach jenes Wegrahme oder Umkehrung kömmt er zum Vorf[chein. Meilt entfpringt er dicht unter dem fünften, und nur ein dünnes Blättchen trennt beide von einander, welche Scheidewand man aber oft vermilst, wo dann beide.aus der[elben Spalte her- vortreten. Zuweilen ftehen die Nerven auch mehr von einander ab. Paletta giebt den normalen Ab- ftand des Buccinatorii vom Quinto aufeinige Linien an.! ‚So weit habe ich ihn nie abftehend gefunden, höchftens fand ich dieNerven kaum eine halbe Linie von m) Wrisberg: ex tribus craflioribus, interdum ex qua- tuor aut tribus majoribus, et uno vel duobus mino- ribus conltabat. Palerta 5 — 6, n) Siehe die beygefügte Kupfertafel Fig. II. a. - N EEE sı von einander entfernt. Nach innen geht er mit dem fünften in gerader Richtung fort, und fcheint fich noch in der Brücke mit ihm zu vereinigen. Palet- ta lagt: exortum dueit a columnae medullaris axi, feu ab intimis pedunculi cerebelli penerralibus, Ge- wöhnlich befteht diefer Nerv aus fieben bis acht Strängen, wie auch Paletta angiebt, die Beobach- tung aber, dals der Mangel eines oder mehrerer Bün- del des Nerven durch einen dann vorhandenen Ue- berfchuls des anderen er[etzt werde, habe ich zuwei- len, allein nicht immer, beftätigt gefunden. _ Der Nerve läuft nun an der unteren Fläche ‚des fünften gerade herab, bis zu dem Ort, wo der crotaphyticus fich nach unten umfchlägt. Hier vereinigt er lich nit ihm zu einem Stamm. Paletta giebt die Ver- einigung dieler beiden Nerven meilt erlt unter dem Ganglio an; ich habe diefes aber nie bemerkt, [on- dern beide Nerven immer gleich vereinigt gefunden, nachdem der crotaphyticus Äich auf die untere Fläche umgelchlagen hatte, { $. 62. Der vereinigte nervus erötaphytico-bue- einatorius gebt nun quer über die untere Fläche des Plexus, und fenkt fich mit deflen drittem Alt in das foramen ovale ollis [phaenoidei ein, Bey diefem ganzen Verlauf Spricht Paletta immernoch als von zZwey ganz von einander getrennten Nerven, Ich kann ihm hierin nicht 'beyftimmen ‚. daich immer: fand, dafs die beiden Nerven, nach ihrem Zufam- Archiv f.d, Phyfiol, X1. Bd. 1. Heft. F 82 ner mentritt fich fo genau mit einander vereinigen, dafs es wohl unmöglich [eyn möchte, die Fäden des ei- nen von denen des andern zu [ondern, oder beide ohne gewalifame Zerreilsung von einander zu tren- nen. — Diefe Portion ift in. ihrem ganzen Verlauf be- ftimmt vom fünften Nerven getrennt, einige einzelne Fäden ausgenommen, die falt in allen von mir unter- [uchten Nerven, vom Plexu des fünften Nerven in die- felbeübergingen. Zuweilen bemerkt man einzelneFä- den, die aus dem Plexus auflteigen, und fich über die dünnePortion wegfchlagend, diefelbe ringförmig um- geben, und an denPlexus anheften, ohne eine Verbin- dung mit ihr einzugehen. — Gerade an dem Orte, wo der Nerye über das Ganglion weggeht, bemerkt man gewöhnlich eine zwiebelartige Auftreibung deffelben, doch ift diefe-Formation nicht conftant. Mit dem Ganglion [elbft fteht er durchaus in keiner Verbin- dung. — Wenn der Nery in das foramen ovale oliis, Sphaenoidei eingetreten ilt, .[o verbindet er fich mit dem dritten Aft des fünften Paares in einen Plexusy wodurch der Nerv an Malle gewinnt, Santorin o) will'bier ein Ganglion gefehen haben. _Ich habe diefes nie gefunden, und auch Paletta [pricht, nur von einem Plexus. — Die Fäden dielfer Por- tion find immer weit härter als die des fünften Nerven. Paletta /[agt, fie hätten. auch eine weilsere Farbe, indelfen iflt:.diefer Unter[chied: nicht auffallend, und mag wohl auf einer Täufchung 0) S. oben $, 15, ” ar organ 83 beruhen 2). Was den weiteren Fortgang dieles Nerven betrifft, [o gehört deffen Befchreibung nicht mehr zu meiner Aufgabe, und ich bemerke nur, dafs einige Male wiederholte Unter[uchungen mich denl[elben [o finden liefsen, wie ihn Paletta ange- geben hat. p) Ludwig Anmerkung zu Sömmering de bali ence- phali, in Scriptor. meurologic. minoribus [electis T,Ik P- 84. 54 vo Befchreibung der ‚Kupfertafel. ' 301 Tab. 2 Fig.‘ 1. [tellt den. Nerven in! feinem ganzen Verlauf im Gehirn, bis unter die hinteren, Schenkel; aulser demfelben bis an den Ort, wo er aus dem Schä- delheraustritt, dar. Auf derhiriken Seite ieht man fei- nen Verlauf bis zu deıh Ort, wo die zulammentfiblsen- den drey Schenkel des kleinen Gehirns das Zelt Bilden, undwoer zuerftin.die graue Subltanz einge[enkt wird. Die rechte Seite ftellt feinen Verlauf aulser dem Ge- hirn, und [einen Fortgang unter dem hinteren Schenkel des kleinen Gehirns dar, — Die Hirn- fchenkel find über der Brücke weggefchnitten; das kleine Gehirn an der Stelle, wo [eine Schenkel in daffelbe übergehen, weggebrochen, [o dals die Area frey geworden ift; die Schleife ift vom Epithelio be- freyt, und die Schenkel des kleinen Gehirns find fämmtlich frey gemacht. 1. Die abgefchnittenen Schenkel des grolsen Gehirns mit der Haube. Hinter diefen liegen die vier Hügel im natürlichen Zultande. 2.2. Fortgang der Schenkel des grolsen Ge. hirns, von oben anzulehen. 3. Die Schleife vom Epithelio befreyt. 4.4. Die [eitlichen Schenkel des kleinen Ge- hirns. 5. Die Area. \ 85 „> 6. Der vördere Schenkel des kleinen Gehirns. Vorn kömmt er unter: .der Schleife hervor, ‘und ilt mehr zulammengedrückt, hinten weiter aus- gedehnt. Fr Aut der rechten Seite ift dieler Theil bald, nachdem er unter der Schleife hervorgetreten ide, > ‚abgefehnitten. ; et l Aw Lers4 k; ae 7.7. Der hintere Schenkel; auf der linken Seite vom Wurm und dem vörderen Schenkel, über den eı er lich wegfchlägt , "abgetrennt , und feitwärts en) auf der rechten Seite it er fr ey ge- acht, und aus [einer natürlichen Lage i in die Höhe, und etwas zur Seite gezogen. 8. Das verlängerte Rückenmark, a. Der fünfte Nery. in feinem Verlauf durch die Brücke. ‚Der feitlieha Schenkel hat bis, auf den Nerven einen Auffehnitt, um den Fortgang detfel, ben zu Gelicht zu bekommen. Nach aufsen bemerkt an noch einen Theil des Plexus. , An dem Punkt, wo er aus dem Feithöben Schenkel. austritt , ilt er mehr zulammengedrückt, dann, wird. er bandförmig, und man kann ihn nun auf diefer Seite-bis zu dem Ort verfolgen, wo er [ich in dem Zelt nach hinten umfchlägt. In diefem Verlauf ift der.Nerv deutlich feiner Länge nach gefalert. An der;Stelle, wo die Spitze der Schleife, .der äufsere Rand des vörderen Schenkels, der innere ‚Rarid des [eitlichen Schen- kels, und der fünfte Nerv äuf einem Punkt zulam- menftofsen, bemerkt man einige graue Subftanz den 86 — Area, welche hier hervor bricht, und von welcher das fie bedeckende Epithelium weggenommen ift. bed. Die drey Aelte des fünften Nerven, mit der natürlichen Divergenz ihrer Winkel b. ram. pri- mus, c. ram. fecundus, d. ram. tertius. Ueber den- felben ilt die netzförmige Ausbreitung des Nerven nach ihrem Austritt aus dem Ganglio, und vor ihrer Zertheillung. Man bemerkt deutlich, wie die Ner- ven hier ganz allmählig aus dem Wullt entftehen, da hingegen die Endigungen der von oben fich einen. kenden Fäden des Plexus ganz [charf begränzt find, In Fig. 3. ift diefes noch deutlicher angezeigt. ee. Der hintere [charfe Rand des Wulftes. f. Die Spalte im Halfe des feitlichen Schen- kels, aus welcher die grölsere Portion des Nerven entfpringt. Gleich über derfelben bemerkt man eine kleine Spalte für die obere Wurzel der kleineren Por- tion, und deren Verlauf bis zu dem Orte, wo fie fich hach der unteren Fläche des Nerven umfchlägt. f gg. Der'Verlauf’des fünften Nerven unter dem hinteren Schenkel. Ohngefähr in der Mitte der inneren Fläche des etwas leitwärts gelegten‘ feit- lichen Schenkels, bemerkt man eine der äulseren, für den Austritt des fünften Nerven beltimmte, 'ge- rade entgegengeletzte innere Spalte, aus welcher der Nerv nach hinten’ wieder hervor kömmt, und nun in der grauen Subftanz unter dem hinteren Schenkel fortläuft. ” 87 h. Der nerv. acufticus. Er hat eine weiche Scheide, welche ihn ganz umkleidet. Diefe Scheide if hier von innen nach aufsen abgezogen, lo dafs ein Theil vorn, wo der Nerv abgefchnitten wurde, Sitzen blieb. i. . Nervus durus. k. Nervus octavus. FB 2.) „Fig. 2., Die Rückfeite,des Nerven, Er ift nach oben dicht am Gehirn, nach unten an den Stellen, wo er aus dem Schädel austritt, abgef[chnitten. Die Zeichnung wurde nach demfelben Nerven gemacht, deffen obere Fläche in Fig. ı. abgebildetiift: a. Nervus crotaphyticus, b. Nerv. buccinatorius, e. Der Ort, wo fich der Crotaphyticus nach der Rückfeite umfchlägt, P dd. ‚Der hintere; fcharfe Rand des Wulftes. Man bemerkt hier [ehr deutlich die einzelnen Fäden, die ich aus dem Plexus über ihn weglchlagen, e. Ramus ophthalmicns. f. Ramus maxillaris [uperior, g. Ramus maxillaris inferior. 38 = Fig. 3. Der Querdurchfchnitt des Nerven. Der Nerv wurde in der Mitte des zweyten Altes’ [ö durchlchnitten , dafs er dadurch in zwey gleiche ' Hälften getheilt wurde. Die Zeichnung ift falt um die Hälfte vergröfsert, um der Darftellung mehr Deut- lichkeit zu geben. a. Die vom Gehirn kommenden Fäden des Nerven. AO bb, Die Rinne im Wulft, in welche die von oben kommenden Fäden Sich einfenken. c: Die aus dem Wulft neu enitftehenden Fäden, =u0 euonFig: 4 Die Figur des Ganglii Gafferiinach Wegnahme ‘der Faden. Es ift in der Mitte durch“ gelchnitten, um auch die Anficht des fenkrechten. Durchfchnittes mit zu geben. Auf die Art, wie hier, die unteren Fäden vom'Wulft zu trennen; geht nicht an, und die Figur wurde nur beygefügt, um vielleicht einiges in der Belchreibung dunkel je bliebene, dadurch zu erläutern, Fig seo Der'Plexus,'das Ganglium und die ’Aelte des fünften Paars von oben, um die Verwebung der hier befindlichen zarten Fäden 'darzuftellen. Fig. 6. Daffelbe Object, von unten, ‘mit dem Nerv. crotaphyticus und buceinatorius, um daran die Verbindung diefer Nerven mit dem dritten Alt des fünften Paars zu zeigen. u Far Khet uı Die vördere Commilfur im grofsen "Gehirn, vom Prof. Reil *), . Sechlte Fortletzung *?). xVIL D: vördere Commiffur kann man füglich in einen K örper und zwey Extremitäten eintheilen. Der Körper ift eylindrifch, und wenigltens nech ein- ‚.") Der Name die[es wichtigen Hirnorgans ift gewils nicht feiner Natur enılprechend; doch kann er nicht eber be- richtiger werden, als bis uns die eigentliche Befiimmung dellelben bekannt ilt. **) Die Veränderung meiner äufseren Verhältniffe hat mich zwar gebinder:, dafs ich feit einiger Zeit keine Fort- fetzungen meiner Hirnunterluchungen bekannt gemacht = babe. Doch habe ich die Arbeiten [elbft ununterbro- chen fortgeletzt, und werde von nun an ihre Refultate mittbeilen. Vorzüglich habe ich eine Idee, die mich immerhin bef[chäftiger bat, den Organismus des Gehirns und die an [elbigen gemachten Entdeckungen in Wachs nachbilden zu lal- fen, an meinem jetzigen Aufenthaltsort zu realiliren ge- fucht. Einige Präparate lind bereits zwar mit Mühe, aber noch nicht in der Vollkommenheit zu Stande gebracht, 90 — mal [o ftark als.ein Schnerre. Uebrigens varlırt ihre Dicke fehr, wie überhaupt alle nervenartigen Kör- per im Gehirn, diefe Commilflur, die Urfprünge der Zwillingsbinde aus den Schhügeln und die lämmtli- chen Gehirnnerven ein unbeftimmtes Volum in den verfchiedenen Individuen haben. "Die Negei follen verhältnifsmäßsig [tärkere Hirnnerven haben, als an- dere Racen. als ich es wünfchte; weil es hier an Künftlern fehlt, die, wie die italiänifehen, für dergleichen Arbeiten Gelchick haben. Ich habe ihnen eine Form zu geben gelucht, in welcher man das Innerfte des bis jetzt unzugänglichen Gehirns, mit dem meilten Voriheil an ihnen darftellew kann. Sie find daher zugleich als Cartes blanches zu betrachten, in welchen die Meridiane für alle künftigen Entdeckungen gezogen find, Gerade für die Anatomie des Gehirns find diele Kunftwerke von einem entlchie4 denen Werth. Sie geben das Körperliche anfchaulicher, als die Zeichnung es in der Horizontal-Ebne geben kann. Dann kann man das Gehirn wegen [einer brüchi- gen Belchaffenheit immer nur Theilweile präpariren, aber nie an einem Gehirn die ganze Organifation in ih- ‚rem Zufammenhang ausarbeiten, , Auch verlieren die natürlichen Präparate durchs Aufbewahren bald Schön« heit und Deutlichkeit. Es fehlt uns alfo tbeils an ei- nem Normal zur Comparation in der Unterfuchung, theils bar der Lehrer zur Demonftration kein Präparat, an welchem er dem Zuhörer die Theile im Ganzen und in ihrer natürlichen Verbindung vorlegen kann. Diefen Mangel erletzen die Wachspräparate. Sobald die Origi- nale nach meinem Vermögen zu Stande gebracht [ind, will ich davon gern für einzelne gelehrte Inftitute Co- pieen anfertigen lallen, gi Die Commiffur hat vollkommen den Bau eines Nervenftrangs. In der That eine (onderhare Forma- tion, die zu ganz eigenthümlichen Zwecken führen mufs, dafs mitten in der Hirnmalle ein [olcher ab- gefchiedener Nervenftrang liegt und quer durch fie geht. Die Commiflur befteht aus Bündeln, die Bün- del aus [o feinen Falern, dafs ie kaum fichtbar find. In diele Fafern zerfällt fe jaugenblicklich, wenn man ihre Scheide einfchneidet und, das zarte Zellge- webe trennt, durch. welches diefelben bie und da zufammengehalten werden. Ob ihre Falern durch Maceration in verdünnter Salzläure [ich in noch zär- tere Fäschen ‚auflöfen, ‚wie es bey den Nerven der Fall ift,; habe ich nicht unterfuchen können, weil ein gewiller Hr. Langermann, der [elb[t Gefahr läuft, fich in [einem eignen Schlamm aufzulöfen, ei. nen Policeybefehl gegen mich auswirkte, der mir an einem, Ort'das Maceriren verböt, wo ganze Ströme von Blut aus den Schlachthäufern auf den öffentli- ehen Strafsen faulen, Auswendig ift die Commiffur mit einer zarten . membranöfen Scheide umgeben, . die fie aus dem Grunde der dritten Hirnhöhle mitnimmt, in ihrem ganzen Lauf zu beiden Seiten durch die grolsen Hirn- ganglien behält, und erft ablegt, wo ihre Extremitä- ten Sieh in ein [trahligtes Gebilde ausbreiten. In- wendig löft ich diefe Scheide, nach der Art des Neu- rilems der Nerven, in ein zartes Zellgewebe auf, das die Gefäfse leitet und die Nervenfäschen zulammen- 92 bindet. Nimmt man die Commilfur mit ihrer Schei- de weg, [o heht'man den glatten Kanal in den Hirn- ganglien, dureh welchen fie fortläuft. Die Commiffur geht von einem Mittellappen zum andern quer durch das Gehirn fort. Ihre Mitte,! die fie in.zwey vollkommen gleiche Hälften tkeilt, liegt zwilchen den beiden Hirnhälften frey. ° Ueber ihr biegen fieh die Bögen der Zwillingsbinde herab und gehn hart hinter ihr zu den Knöpfchen fort.o Am den vörderen und conyvexen Rand diefer Bögen letzt fich die Scheidewand' an. Vor ihr [teigt das Leift- chen von der Siebplatte aufwärts, geht dicht an ihr vorbey und dringt über demSchnabel des’ Balkens in das Septum ein, ' «Beide Leiftchen find noch durch ine zarte‘ Membran verbunden, die vor der Com- milfur liegt, "und fich an die’ obere Fläche der Com- milflur der Sehnerven anfchliefst. Zwifchen diefen Leiftchen und den‘'Schenkeln 'der Zwillingsbinde dringt die Commiffur durch ein eyrundes Loch im die geftreiften Körper ein. Sie dringt an der vörde- ren Extremität der Sehhügel, zwilchen diefen und den hinteren Rand der geftreiften Körper, allo in den Hals zwilchen beide, in welchen die Taenia herab- läuft, ein, Der mittlere und freye Theil der Commilfur liegt etwas höher und etwas mehr rückwärts, [enkt fich zu beiden Seiten in die graue Maffe der geftreif- ten Körper ein, und geht hart unter dem er[ten Stab 93 des Stabkranzes durch, den fie berührt, und der aus- wärts vor ihr liegen bleibt. Doch zuweilen liegen auch noch ein oder ein Paar Stäbe einwärts, und umfallen fie wie eine Zange. Weiter einwärts, gegen die Seitenwand der Kapfel des grolsen Hirnganglions zu, in welche die Commilfur durch das eyrunde Loch eindringt, gehn geltreifter Körper und grofses Hirnganglium unmittelbar in einander über. Auf diefe Weife tritt fie nun in das unter dem Stabkranz fich ausbreitende grofse Hirnganglium ein, geht durch daffelbe in einer Entfernung von drey bis vier Linien über der Siebplatte fort, biegt fich während diefes Laufs mit einem l[anften, faft in der Horizon- tal-Ebne liegenden Bogen, und falt veoncentrifch mit den $Sehnerven um die Hirnfchenkel herum, fenkt fich wieder um etwas gegen die Mittellappen des Gehirns abwärts, geht dann [tark rückwärts, un- ter dem hinteren Theil des hakenförmigen Bündels im Eingang der Sylvifchen Grube fort, bis dahin, wo ihre Extremitäten fich [trahligt ausbreiten. Sie folgt allo in ihrem Lauf einer in einer Horizontal -Ebne lie- genden Sanft nach oben und unten, nach vorn und ‘ Kinten fortgehenden Schlangenlinie. I Auf diefe Weife geht der Körper der Commif- für auf die Mitte der inneren Fläche des hakenförmi- gen Bündels zu, und kömmt dafelbft an der Grund- Näche des grolsen Hirngangliums aus feinem Kanal, dellen Mündung [chräge rückwärts gerichtet ift, zum Vorfcheim. Hinter diefem Bündel biegt er &ch unter 94 — “einem ftumpfrunden, falt rechten Winkel rückwärts, legt feine eylindrifche Form ab, und breitet fich in feine fächerförmig [trahlenden Extremitäten aus. Diefe Radiationen legen fich an der inneren Fläche der hakenförmigen Bündel an, gehn mit denfelben rückwärts auf das ftumpfrunde Ende des ablteigen- genden Horns und deflen obere Wand zu, fallen zwifchen der äufseren Kapfel des grofsen Hirngan- glions in der Sylvifchen Grube und der inneren von den Hirnfchenkeln ein, und fchmelzen mit diefen Radiationen in eine Strahlung zufammen, die in der oberen Wand des abfteigenden und hinteren Horns über der Tapete fortgeht, und die vorwärts gehende Radiation der hinteren Extremität des Sehhügels im Seitenhorn fchneidet. Faft in der Richtung mit dem ‚Lauf der Commiflur dringen die Gefäfse durch die Siebplatte ein, und umfchlingen ihren Körper un- mittelbar, belonders da, wo er lich in [eine Extremi- täten auflöft. Gewils ilt hier ein Ort, wo eine vor- zügliche animalilche Thätigkeit Statt hat. Die Commiffur verbindet allo die beiden Mit- tellappen, die Hirnhöhlen in den Seitenhörnern, die Badiationen der beiden Hirnfchenkel, und kömmt wenigftens mit den Kolben nahe zulammen, mit welchen die Zwillingsbinde in den Seitenhörnern ausläuft. Beym Schaaf theilt (ich der mittlere, gleichlamı gedoppelte und aus zwey an einander gelegten Cy- Er 95 lindern beftehende Theil in vorwärts und rückwärts gehende Aelte. Die vorwärts gehenden zangenför- ” migen Aefte find die ftärkften, biegen fich an dem inneren und äulseren Rand der geftreiften Körper, bart an dem erlten Stab des Stabkranzes vorwärts, gegen die procel[us mammillares und deren äufseren Wände zu, und verlieren fich, wo fich die procelfus ° mammillares durch eine enge Mündung in die vör- deren Hörner der grolsen Hirnhöhle öffnen, unmit- telbar an und um das Epithelium, was diefe Mün- dungen auskleidet. Sie (cheinen an der Mündungdie- fer Tuben [ich kegelförmig [trahlend auszubreitenund die Tuben zu umfaffen. Die rückwärts gehenden Aefte find viel dünner, und gehn auf den Hals zwi- [chen Sehhügel und geftreifte Körper zu, in welchem die Taenia läuft. Jene! tubenförmigen Organe, die durch ihre Mündung mit allen Hirnhöhlen in Ge- meinfchaft ftehn und inwendig markig find, haben gewils eine grolse Bedeutung , und müffen den Thie- ren ganz eigenthümliche Vermögen und Si: nesfähig- keiten mittheilen. _ In Haafen fah ich die nemliche Organilation. f Präparation. Man fchrieidet die oberen Theile der Hämifphären bis auf den lalken ab, här- tet das Gehirn in Alkohol , präparirt die Sylvifche Grube, und vorzüglich die hakenförmigen Bündel im Eingang derfelben. Dann kehrt man das Gehirn um, richtet feine Grundfläche fGch zu, nimımt die untere Wand des Seitenhorns weg, [chneidet die ha- 96 — 2 kenförmigen Bündel in ihrer Mitte (quer durch, .helit ihren hinteren Theil auf und zieht denlelben gegen den Mittellappen zu ab, wodurch der Ort an der Grundfläche des grolsem Hirngangliums entblölst wird, wo die Commifllur aus ihrem Kanal'zum Vor- Ichein kömmt, und ich rückwärts gegen das Seiten- horn zu fortfchlägt. - Nun kann man entweder von dielen Extremitäten her gegen die Mitte zu, ader belfer von der Mitte gegen die Extremitäten: hin, die Siebplatte und den Kanal für die Commillur aufbre- chen und fie dadurch in ihrer ganzen Länge blofs- legen *). Erklä- *) Unter die vorzüglichlten Mängel meiner Behandlungsart des Gehirns mit Alkohol, gehört das Schwinden oder Einkliogen delfelben, wodurch [eine falerigten Strablun- gen fo. in einander gedrängt werden ‚ dafs’ lie fich nach- her nicht leicht genug entfalten lallen. Auf die Ner- venftränge hat die Salpeterfäure die nemliche Wir- kung, dahingegen fallen diefelben in ihre primiti- ven Falern äus einander, wenn man fie in verdünnter Salzfäure macerirt. Ich habe allerley werfucht, 'um jenem Mangel abzuhelfen, aber bis jetzt noch kein Mittel‘ gefunden, welches meiner Ablicht vollkommen Genüge leiliete. Einigermalsen thut es das Terpen- tinöl. Ich lege einzelne Stücke des frifchen Gehirns vier bis [echs Tage lang an einem kalten Orte in Terpentinöl, erneuere es oft, und härte es nun in Al- kohol. Mittellt dieler Bereitungsart bin ich im Stan- de, es leichter in [eine organilchen Beftandtheile zu zerlegen. — 97 Erklärung der XII. Tafel ‘*) Die Seitenfläche der rechten Hirnhälfte, an welcher die Sylvifche Grube präparirt ift. Die äulfse- re Wand der Kapfel für das Hirnganglium, die mit demfelben nicht zufammenhängt, [ondern fich glatt abziehen lälst, ilt weggenommen, und die graue Malle, alflo das eigentliche Ganglium blofsgelegt. Der obere Rand def[felben bildet einen halben Kreis, dellen horizontaler Durchmel[ler aber um etwas kür- zer als der verticale if. Die Grundfläche ilt mehr oder weniger gradlinigt, doch vorn mehr gelenkt, hinten etwäs mehr gehoben. Beide Flächen deffel- ben find gewölbt, es hat allo eine linfenförmige Ge- Stalt, ilt an der Grundfläche, und etwas über derfel» ben, am dickften, ünd wird nach öben zu immer dünner, [o dafses an feinem kreisförmigen Bogen fich mit einem [charfen Rande endiget. Die äufsere Kapfel fällt an dem kreisförmigen oberen Rande mit der inneren vom Hirnfchenkel- Syltem zulammen, beide kreuzen fich, was man an dem aufgehobenen und fitzen gebliebenen Lappen der äufseren Kapfel *) Aufser dieler Zeichnung, die blols die eine Extremität der Commillur vorliellt, follte noch eine zweyte den Körper derlelben, in feiner ganzen Länge, von der Ba- fis des Gehirns ber blolsgelegt, vorftellen, Archiv f, d, Phyfiol, XI, Bd, I.Heft. G 98 Bon fieht, So kreuzen fich auch die Falern am Rande der grauen Malle unter ich, und mit der äufseren Kapfel. Der hakenförmige Bündel im Eingang der Sylvifchen Grube ift in feiner Mitte quer durch abge- fchnitten, und [ein hinterer Theil, der fich [ftrahligt in der oberen Wand des Mittellappens ausbreitet, ge- gen denfelben zu abgezogen. Dadurch ift am Grun- de des grofsen Hirngangliums die Mündung des Ka- nals blofsgelegt, aus welchem die Commiffur zum Vorfchein kömmt, fich unter einem [tumpfrunden, faft rechten Winkel rückwärts biegt, fich bald fächer- förmig ausbreitet, und mit den Radiationen der äu- [seren und inneren Kapfel, zwilchen welche fie em- dringt, zulammenllielst. N "An der Decke der Sylvifchen Grube, wo der Balken, der Stabkranz des Hinfchenkels und die äu- [sere Kaplelwand zulammenftofsen, am oberen Ran- de und auf der Radiation der äufseren Kapfel, liegt die intermediaire Mark[ubf[tanz, ift in der Mitte der Sylvilchen Grube am ftärkften, geht von da rückwärts, [chlägt fieh um das Ganglium und, concentrilch mit demfelben herum, und verliert Gel in die Windungen des Hinterlappens. Hingegen fcheint diefe intermediaire Subltanz im vörderen Theil der Sylvifchen Grube zu fehlen. Hier fetzen fich die Windungen unter einem rechten Winkel un- mittelbar auf die Radiation der Kapfel, und kreuzen fich mit ihr. In diefer Subftanz, deren fonderbares — 99 Gewirr ich jetzt noch nicht enträth[eln kann, findet man mehr Poren von Gefälsen, als in dem Mark der auf ihr fitzenden Windungen. Auch ift das Mark nicht [o weils. a.b.c. Die Seitenfläche der rechten Hirn- hälfte, an welcher die Sylvilche Grube präparirt, die äufsere Kapfel und der hintere Theil des ha- kenförmigen Bündels in ihrem Eingang weggenom- men, und die äufsere Fläche des Gangliums blols- gelegt ift. d. Der vördere Theil des hakenförmigen Bün- dels, der an den vörderen Hirnlappen geht. e. Der Körper der Commilfur, der an der Grundfläche des’Gangliums aus [feinem Kanal durch- bricht, fich rückwärts biegt, fächerförmig lich aus- breitet und mit den Radiationen der äulseren und inneren Kapfel zulammenf[chmilzt. f. Die intermediaire Markfubltanz, die an der Decke der Sylvifchen Grube zwilchen der Radiation des Kerns des grolsen Gehirns und den Windungen fortläuft, Sich rückwärts [chlägt, und fich in die Win- dungen der Seitenfläche des hinteren Lappens auf- löft. Im hinteren Theil der Sylvifchen Grube gehn die Radiationen des Kerns deutlich unter ihr durch, G 2 100 und man kann hier beide leicht: von einander trennen. g. Ein fitzengebliebener Theil der äulseren Kapfel, der über dem oberen Rand des Gangliums abgezogen und aufgehoben ift, [lo dafs man deutlich ihre Kreuzung und Verflechtung mit der inneren Kapfelwand erkennen kann. are Tol % n Die Scheidewand, ihre Höhle, die Zwillingsbinde und die Höhlen im Gehirn, vom Prof, Reil. Siebente Fortlerzung. XVIIL Die Scheidewand und ihre Höhle. D. Scheidewand theilt in den vörderen Lappen des Gehirns, vor den Schenkeln der Zwillingsbinde, die grofse Hirnhöhle , wie ein Mediaftinum, in zwey gleiche Theile. Sie entfteht auf die nemliche Weile wie das Mediaftinum in der Bruft, Das Epithelium jener Höhle tritt nemlich von beiden Seiten her ge- gen einander, befeftiget fich an die Schenkel der Zwil- 102 \ — lingsbinde, deren Lage in der Mitte des Gehirns ge- wils zur Bildung der Scheidewand beyträgt, verdop- pelt fich hier, und bildet durch diefe in der Mitte beider Hirnhälften fenkrecht [tehende Duplicatur die Scheidewand. Doch berühren ihre Blätter fich nicht überall, (ondern lallen, oben am Balken, eine kleine Höhle zwilchen fich offen, die mit einemgeignen Epi- thelium ausgekleidet ift. ' Das Epithelium, was die zu beiden Seiten in der Höhle der vörderen Lappen liegenden Theile, die Sehhügel und geltreiften Körper, den Balken und [ei- nen Schnabel überzieht, hängt [ich an die in der Mit- te liegenden Schenkel der Zwillingsbinde an, ftöfst hier von beiden Seiten zulammen, um fich zu ver- doppeln, und bildet durch (eine Verdoppelung die Scheidewand. Diele Scheidewand hat eine un- beftimmte, falt dreyeckige, von krummen Linien begränzte Geltalt. Ihre eine Spitze ift nach unten gekehrt, und ruht auf der zwilchen den Schenkeln der Zwillingsbinde und den Leiftchen liegenden vör- deren Commilfur; die hintere Spitze liegt zwifchen der Zwillingsbinde und den Balken in der Nähe der Leyer, die vördere in. der Curvatur des Balkens. Ihre Grundfläche, die von hinten nach vorne gelinde auf- wärts fteigt, ilt die kürzefte; ihr hinterer concaver und ihr oberer convexer Rand [ind am längften. Am hinteren concaven Rande geht auf jede Zwillingsbin- de ein Blatt der Scheidewand zu. Doch find die _—— 103 Zwillingsbinden unten, wo fie eylindrifch find, noch getrennt, und die Blätter der Scheidewand legen fich er[t vor der Commilfur an einander. Allein in der Mitte der Höhe find beide Zwillingsbinden durch die Scheidewand und das Epithelium ihrer Höhle verei- niget. Die Scheidewand unterftützt allo die Schen- kel der Zwillingsbinden auf ihrem Wege vom Grun- de der Hirnhöhle, wo fie aus der grauen. Subltanz der Sehhügel zum Vorfchein kommen, bis zur De- ecke derfelben, dem Balken. Die Grundfläche fteht theils auf dem Schnabel des Balkens, theils rückt fie hinten über denfelben hinaus, geht bis an die, vörde- re Commiflfur rückwärts, und [chlielst auf diele Wei- fe die offene Stelle zwilehen Schnabel und vörderer Commiffur zu. Man fieht nemlich, wenn man das Gehirn umkehrt, zwilchen dem Schnabel und der vörderen Commilfur eine Spalte oder Rinne, die von den Leiftchen begränzt wird, welche Rinne eben die Linie ift, in welcher die Duplicatur der Scheide, wand im Grunde der Hirnhöhle zulammenltöfst, und zwilchen dem Schnabel und der Commiffur frey liegt. Von der hinteren Extremität diefer Rinne, die un mittelbar auf die Commilfur ftölst, f[teigt nun noch eine zarte Membran vor der Commiffur und hinter den Leiftchen, an deren hinterem Rand, zur Ober- Näche der 'Commiffur der Sehnerven ‚herab, und fchliefst diefen Theil der grofsen Hirnhöhle von der vörderen Commiffur bis zur Commilfur der Sehner- ven zu. Man kann in diefer Rinne die Duplicatur 104 zn der Scheidewand von unten trennen und dadurch in die Höhle der Scheidewand kommen, wie man von der Höhle der Scheidewand, allo von innen nach aufsen, in diefe Rinne durchbrechen kann. Da- durch wird das grofse Gehirn in zwey fich fo voll- kommen gleiche Hälften getheilt, dafs an jeder die eine Hälfte der Scheidewand hängen bleibt, Im oberen Theil der Scheidewand liegt‘ zwi- fehen ihren Blättern eine Höhle, die Höhle der Scheidewand, welche mit einem eignen Epithe- lium in der Form eines Sacks ohne Oeffnung ausge- kleidet if. Diefe Höhle ilt vorn am geräumiglten, und geht von der oberen Wand des Balkens bis auf feine untere, den Schnabel, herab. Aber vom Schna- bel rückwärts verengert fie ich immer mehr und mehr dadurch, dafs in diefer Gegend die Blätter der Scheidewand im Grunde weniger getrennt find, zieht fich über die Schenkel der Zwillingsbinde in die Hö- he, nimmt eine griffelförmige Geltalt an, und zieht fich über der Zwillingsbinde bis an die Leyer fort, wo fie mit einem [pitzen und gefchloffenen Ende auf- hört. Oben am Balken hat fie die Breite von einer bis anderthalb Linien ; abwärts läuft fie [charf zu. Da die vördere Krümmung des Balkens gerade in [ei- ner Mitte, wo die Scheidewand [teht, am ftärkften zulammengezogen ilt, hingegen zu beiden Seiten vor- wärts [pringt, um das [tumpfrunde vördere Ende der geftreiften Körper zu umfaflen; [o mülfen auch die EN 105 äufseren Flächen der Scheidewand theils mehr vor- wärts [pringen, theils tiefer gegen den unteren Rand der geftreiften Körper herabfinken. Die Scheidewand befteht demnach aus einer unorganifchen Malfe, nemlich aus dem Epithelium, das fich in ihr verdoppelt, und bekommt blols von den Leiftchen, die von der Siebplatte aufwärts [tei- gen und über den Schnabel eindringen, und von den conyexen Bögen der Zwillingsbinde einige Falern. bündel, die von oben nach unten mit den Leiftchen zulammenfallen, wie ich unten [agen werde, r - 106 NER XIX. Die Zwillingsbinde (Fornix). Die Zwillingsbinde entfpringt mit einer gleichlam aufwärts gekehrten Wurzel aus dem Inne- ven der Sehhügel. Diefe Wurzeln liegen etwa eine Linie tief unter ihrer Oberfläche unter einem Höcker am vörderen Theil derfelben in der Nähe der Taenia. Hier verlieren fie fich zwilchen den oberen Blättern der Sehhügel. Von ihrem Urfprungsort [teigen fie in der Subftanz der Sehhügel [anft von vorn nach hinten und von oben nach unten falt' (enkrecht her- ab, biegen fich, in der Scheidungslinie zwifchen ova- ler und viereckiger Fläche der inneren Wand der Sehhügel, mit einem Knie von hinten nach vorn und von innen nach aufsen, damit fie um die Hirn[chen- kel herum kommen, Spalten fich faft immexfflfmit- telbar über die Knöpfchen in zwey, auch wohl in drey Stränge, gehn in der viereckigen Fläche der in- neren Wände der Sehhügel abwärts, und kommen an der hinteren und unteren Ecke, und am unteren Rande diefer Fläche unmittelbar hinter dem Hirnan- \ hang zu Tage, [chlagen [ich von innen nach aufsen um, und bilden dadurch dieKnöpfehen. Die Knöpf- chen [cheinen inwendig etwas graue Subftanz zu ent- halten. Von den Knöpfchen fteigen fie wieder, bo- genförmig gekrümmt, von hinten nach vorn und von unten nach oben, in der Diagonale jener viereckigen Fläche, und bedeckt von einer Lage ihrer grauen Pa 107 Subftanz aufwärts, und kommen an ihrer oberen und vörderen Ecke, in der Nähe der vörderen Extre- mität der Sehhügel wieder zum Vorfchein. Hier nehmen fie vorher noch einen Markbündel von der Dicke eines Binfen vom Sehhügel, und zwar von der linienförmigen Markfubftanz, durch welche feine obere und fenkrechte Fläche fich fcheiden, gerade der vörderen Commilfur gegenüber, an ihrer inne- ren und hohlen Seite, unmittelbar unter der vörde- ren Extremität der Taenia in fich auf. Von nım'an fteigen fie bogenförmig aus dem Grunde der Hirnhöhle zum Balken aufwärts, und werden auf diefem Wege, mitten durch die Hirnhöhle, von der Scheidewand gehalten. Sie lehnen fich mit ihren Bögen auf die vördereCommilfur. Die hohlen nach innen gekehrten Ränder ihrer Bögen, find frey, hingegen befeftiget fich über der Commiffur die Scheidewand an ihre vörderen und convexen Rän- der. Ueber der Commiffur laffen die Bögen dünne Fafernbündel von der Commiffur herabfallen, die fich indie Scheidewand verlieren und mit den Leiltchen zulammenfallen. Bis über die Commiffur hat die Zwillingsbinde eine cylindrifche Form; allein, gleich über derfel- ben, auf der Mitte ihres Weges vom Grunde der Hirnhöhle bis zu ihrer Decke, wird fie bandförmig, und nimmt nach und nach die abgeblattete Geltalt 1085 — ” eines Schilfblattes an. So lange ift auch jede von der andern getrennt, [ö dalsman, bey der Anficht von hin- ten, die vor ihnen fortlaufende Commilfur frey liegen Geht. Bald über der Commilfur vereinigen fich beide Zwillingsbinden und bleiben vereinigt bisan die Leyer, allo fo lange als die Scheidewand fie begleitet. Hinter: wärts trennen fie fich wieder, und bilden dadurch dieLeyer. Den mittleren vereinigten Theil könnte man den Körper nennen, der fich vorn und hinten in zwey Fülse [paltet, deren vörderes Paar in die Sehhügel wurzelt, das hintere in die Kolben ausläuft. Am Balken treten die Zwillingsbinden fo zulammen, dafs ihre inneren Ränder abwärts hangen und fich ab- runden, die äufseren am Balken hefeftiget ind, um das griffelförmige Ende der Höhle der Scheidewand zwifehen fich aufzunehmen. Daher bilden beide, von hier bis zur Leyer, einen dreyeckigen Körper, der zwifchen den beiden Sehhügeln ruht und die dritte Hirnhöhle zudeckt, ‘ Rückwärts trennen fich beide Binden wieder, bilden dadurch die vördere Spitze der Leyer, und werden von nun an vollkommen bandförmig. Von diefem Bande il: blofs der innere Rand an den Bal- ken angeheftet; beide Flächen und der äufsere Rand find frey. Den hinteren Schenkel der Leyer macht die aufgefetzte Wulft des Balkens,. Ob der innere Raum derLeyer Balken, und blofs vom Epithelium, oder mit einer dünnen Falerlage von den inneren Rändern der Zwillingsbinde bedeckt [eyn mag? Mei- ftentheils hat wohl das Erfte Statt, Nahe vor der aufgefetzten Wulft geht ein Fa: fernbündel vom inneren Rande der Zwillingsbinde ab, und gerade auf die Wulft zu, dringt zwifchen ihr und dem Balken ein, und geht zwifchen beiden in die zangenförmigen Productionen des hinteren Theils des Balkens über, die ich in die Windungen der hin» teren Lappen verlieren. Der übrige [tärkere Theil der Zwillingsbinde, ihre eigentliche Fortfetzung, die ich um den hinte; zen Rand der Sehhügel herum in die Seitenhörner fort[chlägt, geht an die entgegengeletzte untere Wand des Seitenhorns über, an welcher der Kolben anliegt. Hier nemlich, wo fich der Kolben zu bilden anfängt, krümmen fich die Längenwindungen, die über den Balken fortlaufen, fo um den hinteren Theil deffelben herum, dafs fie an delfen hinterem. und unteren Theil divergiren; um an die Seitenhör- ner zukommen, Daher ift an der unteren Fläche des Balkens eine herzförmige Stelle der aufgeletz« ten Wulft blofsgeleg. An dielem Ort verbindet fich der eine Rand der Zwillingsbinde mit der [trahi- ligten Membran, in welche fich die aufgefetzte Wullt auflöft, um fich über die untere Wand des Seiten» horns fortzufchlagen. Beide bilden gleichlam eine Rinne, den Anfang des Kolbens, in welcher der ers -I10 en Ste Theil feiner grauen Subftanz aufgenommen wird. Die Zwillingsbinde wird (ehmäler, wo fie mit dem Kolben zufammentritt, und geht an dem concaven Rand deffelben fort. Ein Theil derfelben überzieht den Kolben, ein anderer Theil geht als ein umge- [chlagener Saum an [einem concaven Rand fort, und endet an dem hinteren und inneren gelpaltenen Hü- gel, mit welchem der Mittellappen an dem Hirn[chen- kel anliegt, und zwar an dem oberen Theil feiner Spaltung, der mit dem Kolben zulammenflielst, und hinter welchem er als Flufspferdefuls endet. Der Kolben ift, wie [chon anderwärts bemerkt ift, als eine Windung anzufehn, die ihr Inneres nach aufsen gekehrt hat. Seine äufsre Markmembran bildet fich grölstentheils wohl [elbft, im Gegenfatz der grauen Subftanz, und bekommt aufserdem noch theils von. der Zwillingsbinde, theils von der aufgeletzten Wulft einige Zulätze von Markfalern. Die Fafern feiner Markhaut find [ehr zart, divergiren von innen nach aufsen, und [chlagen fich vielleicht auch um den äu- fseren Rand defl[elben zu feiner unteren Wand fort, mit welcher er aufftzt. Im Inneren enthält der Kolben graue Subftanz, die ihren Anfang mit einem walzenförmigen Klümpchen nimmt, welches an der aufgeletzten Wulft, unmittelbar vor der Längen- windung hängt, die fich um den hinteren Theil des Balkens herumfchlägt. Diele ‚graue Subftanz liegt zwar an der grauen Subftanz jener Längenwindung an, doch ift lie keine unmittelbare Fortletzung der- —— ı1I felben. Weiter vorwärts nimmt diefe graue Subltanz eine zahnförmige Gelftalt an, und fteigt über die Zwillingsbinde hinaus in die Spalte des hinteren und inneren Hügels des Mittellappens auf, und endet mit mehreren Productionen in dem ftumpfrunden Ende des Kolbens als Zähen des Flulspferdefulses. Diele graue Subftanz im Kolben hat auf ihrer Oberfläche eine Siebplatte, der Kolben alfo eine ganglienartige Natur und eine höhere Bedeutung, als eine gewöhn- liche Windung. Ob er Fort[etzung und Extremität - der Zwillingsbinde, oder ein für fich beftehendes ei- L genthümliches Organ feyn mag? Eine comparative Betrachtung der Zwillingsbinde in der Thierreihe könnte darüber vielleicht Auffchlufs geben. Sie ife in einigen Thieren um [o ftärker, als andere Theile des Gehirns weniger ausgebildet find, gleich[am eine Mittellage zwilehen Grundfläche und Wölhung des Gelirns. . Die Zwillingsbinde geht von grauer Subftanz zu grauer Subftanz, von den Sehhügeln zu dem Kol- ben, befteht aus reinem Mark und liegt an reines Markan. Ihr Bau ift fafrigt, die Falern fund zart, gewirrt, flachsbündelartig. Inwendig in jeder Binde läuft gleichlam ein Centralgefäls fort, und aufserden begleitet das Adergellecht fie, delfen Erfcheinung mit ihr und in ihrer Nähe gewifs von grolser Bedeu- tung ift. Das Adergeflecht ift gleichfam einer Kieme ähnlich, die an den Saum ihres freyen Randes ange- 112 u heftet ift. _Gefäls- und Nerven-Pol tehn fich räum- lich am reinften gefondert entgegen, und find des- wegen wahrfcheinlich dynamifch am innigften in einander verfchmolzen. Die Zwillingsbinde umgiebt inwendig;, wie die bedeckten Längenbänder auswen- dig, denBalken. Sie verbindet das Gehirn in der Länge, von vorn nach hinten, die vörderen Hörner mit den [eitlichen, wie die Commilfuren' es in.der Breite verbinden. Sie ift gleich[am eine blofsgelegte Commilfur. _ Bedeutungsvoll ift noch ihr Urfprung aus dem Innieren der Sehhügel. Zwillingsbinde, Bal- ken und die Commilfuren haben keine graue Sub- ftanz , find vielleicht nur Conductoren, keine Moto- xen der Erregbarkeit. Die lebendige Spannung zwilchen dem Gegen: fatz des Contractiven und Expanfiven, äufsert fich felbft in der äufseren Bildung des Gehirns. Einer- feits flieht diefelbe den Mittelpunkt, indem fie fich nach allen Seiten [trahligt ausbreitet, andererfeits wälzt fie fich in fich zurück, und fucht fich gleich- fam gegen einen Mittelpunkt zulammen zu ziehn. Der Balken zieht ich vorn im Schnabel, hinten in der aufgeletzten Wullt in fich felbft zurück; dieLän- ] genbänder über dem Balken krümmen fich vorn um feinen. Schnabel, hinten um die aufgefetzte Wulft gegen einander zu; die grofse Hirnhöhle fucht, in- dem fie ich um die Sehhügel herumwindet, mit ih- ren hinteren Extremitäten in den Seitenhörnern, die vör- — 113 vörderen gleichfam wieder auf; Sehhtigel, Vierhügel und das ganze Gehirn haben eine kugligte Geltalt. Doch ift die ftrahligte Formation vor der kugligten im Gebirn überwiegend. XX. Die gro[lse Hirnhöhle entfteht dadurch, dafs der Balken das rechte und linke Gehirn vereini- get, und die von unten kommende Radiation der "Hirnfchenkel von oben zudeckt. Eigentlich giebt es Nur eine Höhle, die die Sehhügel, als die Brennpunkte in der Hirnbildung umkreift, zwifchen beide bis in den Hirnanhang herabfällt, und durch den Aquäduct mit der vierten Höhle unter dem kleinen Gehirn in Verbindung fteht. Es giebt allo nur Abtheilungen in diefer einen Höhle. Auch ift diefelbe nicht überall durch Hirnfubltanz gelchlofferi, fondern unter dem hinteren Theil des Balkens und zwilchen dem klei- nen Gehirn und dem Rückenmark offen. ' Die vör- ‚deren Hörner haben ihre Decke vom Balken, ihren Grund vom Schnabel, den geftreiften Körpern und den Sehhügeln. Zu beiden Seiten [pringen fie zwi- [chen den geftreiften Körpern und der Krümmung des Balkens ftark vor. Vor der Zwillingsbinde find fie durch die Scheidewand getrennt, hinter derfelben Archiv f.d. Phyfiol, X1.Bd. I. Hefi. H 114 Siefsen fie unter fich und mit der dritten Hirnhöhle zufammen. Diefer vördere Theil der grolsen Hirn- höhle fenkt fich zwilchen beide Sehhügel, unter dem Namen der dritten Hir:.nöhle zum Hirnanhang hin- ab, wird oben von dem Körper der Zwillingsbinde zugedeckt, zu beiden Seiten von den [enkrechten Wänden der Sehhügel begränzt , vorn [teigen die Schenkel der Zwillingsbinde an ihr in die Höhe und bilden hier den hinteren freyen Rand der ‚Scheide- wand. Zwilchen dielem hinteren freyen Rande der Scheidewand, der gerade in dem Halfe zwifchen Seh- hügel und geltreiften Körpern liegt, und den geftreif- ten Körpern und Sehhügeln, öffnen ich die vörderen durch die Scheidewand getrennten Hörner in ihr. Im Grunde hat fie eine fchräg gegen, den Hirnanhang abwärts gehende Rinne, die Fart[etzung des unter den Vierhügeln in der dritten Hirnhöhle fich öffnen- den Aquäducts, der bis an die Knöpfchen ftölst und auf der Vereinigung der Hauben beider Hirnfebenkel in dieler Gegend fortläuft. Die hinteren Hörner find dreyeckig, dringen tief in die hinteren Hirnlappen ein, haben [chrägftehende obere und untere Wände, deren Organilation bereits befchrieben ift, und in den Nachträgen zur Anatomie des Balken- undHirn- fchenkel - Syftems berichtiget werden [oll. Die ab- Steigenden Hörner gehn mit den hinteren Extremitä- ten der Sehhügel um die Hirnfchenkel herum, und enden ohngefähr in der Mitte ihrer unteren Fläche: — 115 ' Präparation. Man [chüeidet die beiden Hämifphären nahe über dem Balken ab, hebt die Längenwindungen, die auf dem Balken liegen, auf, und bricht fe um:den Schenkel’herum bis an ihre vördere Endigung in der Nähe der Sehnerven ab. Nun [chneidet man den Balken vorn in der Raphe ein, bis man in die Höhle der Scheidewand kömmt, öffnet diefe Höhle ihrer ganzen Länge nach, von oben her, drückt nun die Scheidewand aus einander, bis aufihren Grund, [o dafs man in jener oben bemerl« ten Rinne durchkömmt. _ In dem Maalse, als dies gefchieht, [chneidet man den Balken immer weiter der Länge nach und [enkrecht durch, bis man beide Hirnhälften fo getrennt hat, dafs an jeder die eine Hälfte der Scheidewand und eine Zwillingsbinde fitzen geblieben Alt, Nun bricht man auch den hinteren Theil der Längenwindung, der unı den hinteren Rand des Balkens zur Windung des Seitenhorns fort- geht, [o ab, dafs man fie theils rückwärts, theils zu gleicher Zeit [eitwärts aufhebt, damit die zangenför- ige Production des hinteren Theils des Balkens, die in den hinteren Hirnlappen geht, und die Radiation der aufgefetzten Wulft frey wird, die fich in die un- tere Wand des Seitenhorns verbreitet. Den Bruch mufs man fo leiten, dafs er in den Rand der Win- dung, die am Seitenhorn liegt, fortgeht, daher jenen — 116 Rand mit einemMelfer gelinde einfchneiden. Nun nimmt man noch aus dem Anfang des Kolbens die graue Subftanz berays, damit die Verbindung der Zwillingsbinde mit der: Radiation ‘ der‘ aufgeletzten Wulft fichtbar werde. — BZ. . ler Ardı APR a r LufR > . ar 2 1 30.7 HALS ID! RR Le un zr rc Archiv für die Physiologie. Eilften Bandes zweytes Heft. Tr / Nachtrag zu den Beobachtungen über den Einflu[s des Stimmner- vens auf die Relpiration, nebft einigen Bemerkungen über den [ympathilchen Nerven bey den Säugethieren und Vögeln, vomDr. A. F. Emmert, on. y Einige Zeit, nachdem ich meine Ver[uche über den > Einflufs der Zerfchneidung beider Stimmnerven auf den Athmensprocefs, Herrn Prof. Authenrieth für das phyliologifche Archiv (B.X. $. 377.) eingelchickt hatte, machte ich mit Herrn Dr. Hochltetter, Pro- Sector an dem anatomifchen Theater zu Bern, die Beob, Archiv f, d, Phyfiol. XI, Bd, H,Heft. I 118 nn achtung, dafs der grofse [ympathifche Nerve, bey den meiften in der Schweiz fich vorindenden Säugethie- ren, fich bald nach feinem Austritt aus dem obern Halsknoten mit dem Stimmnerven verbindet. Na mentlich ift dieles bey dem Hund, dem Wolf, Fuchs, Marter, Iltis, bey der Katze, Ziege, deın Stier, Schaaf, Pferd, Efel, Schwein und dem Murmelthier der Fall. Bey dem Schweine ift die Verbindung die- fer Nerven nicht fo innig, wie bey den übrigen ge- nannten Thieren , auch erltreckt fie fich nicht bis über die Mitte des Halles, bey den übrigen hingegen findet fie an der ganzen Pars Cervicalis N. Interco- Stalis Statt, und diefer trennt fich erft in der Nä- he des erften Ganglion thoracicum vom Stimmner- ven, indem er, meilt als ein einfacher, zuweilen doppelter Faden, der nicht dicker als die Fortletzung des Halsknotens ift, von dem Stimmnerven abtritt und in den obern Brultknoten übergeht. Bey dem Wolf, dem Hund und Iltis ift die Verbindung [o in- nig, dafs man fie nicht einmal durch das Meller tren- nen kann, bey dem Elel und Pferde ilt dieles noch möglich , allo die Verbindung keine Verwachfung, aber doch [ehr innig, hingegen bey den übrigen vorhin erwähnten T'hieren liegen beide Nerven nur in einer Nervenfcheide; [o dafs man fie mit dem blofsen Au- ge von einander unterfcheiden kann, wie z. B. bey der Katze. — Bey dem Hafen und dem Kaninchen laufen beide Nerven ganz getrennt in einer Entfer- nung von einigen Linien. Alle diefe Thiere kom- men aber darin mit einander überein, dals der [ym- —— 119 pathifche Nerve immer mehr gegen die Mitte des Hal- fes, als der Stimmnerve liegt, und fich nicht mit den Halsnerven, wie bey dem Menfchen verbindet, die zwey letzten (bey einigen der erwähnten Thiere) ausgenommen. Ich füge diefem nur noch die Be- merkungbey, dafs nach meinen Unterfuchungen, den Vögeln ebenfalls die Pars Cervicalis, des [ymparhi- fchen Nervens zukömmt, und zwar in weit vollkom- imenerem Grade, als den Säugethieren, wenig([tens den vorhin erwähnten. Nemlich das Ganglion, das zwi- fchen dem oberften Theile des Halfes und dem Un- terkiefer, neben den dort aus der Schädelhöhle tre- tenden Nerven liegt, und das Cuvier, Anatomie Comparee Tom. II. p. 239. als einen Theil des N. Glof- fopharyngeus und .p. 233. als das Ganglion Cervi- cale primum des [ympatbifchen Nervens betrachtet, fteht nach meinen Unterfuchungen am Reiher und Raben mit der Reihe von Nervenknoten in Verbin- dung, die in dem Kanal zu beiden Seiten der Hals- wirbel liegt, in welchem die Arteria Vertebralis hin- Jauffteigt, und die Cuvier als einen auflteigenden Alt vom Ganglion thoracieum primum betrachtet, den er nicht bis zum Kopf verfolgen konnte. Jener "Nervenknoten giebt nemlich in der Nähe [eines un- tern zugelpitzten Endes zwey Aelte, einen nach vor- wärts laufenden, von [einem vördern Rande, und “einen rückwärts gehenden, von dem hintern Rand: jener ilt ein N, Cardiacus, dieler die eigentliche Fort- Serzung des [ympathifchen Nerven. Der vordere 12 i20 —. dünnere Alt [teigt gegen die Mitte der vordern Flä- che von den Halswirbeln längs den inneren Caroti- den hinab, verbirgt fich mit diefen unter den Hals- wirbeln, und vereiniget ich mit dem der andern Sei- te und der Stelle, wo beide Carotiden aus einem Stamme entfpringen, wie z. B. bey den Eulen und Falkenarten, dem Raben, der Gans u. [. w.; hin- gegen bey dem Reiher, der zwey befondere innere Halsfchlagadern hat, laufen auch’ beide N. Cardiaci getrennt fort, — Aber bey allen diefen Vögeln wird dieler Nervenaft im Hinabfteigen immer feiner, und verliert fich in der Nähe der unter[ten Halswirbel. — Bey der grolsen Ohrenle und dem Mergus Merganfer fand ich, dafs fich der einfache N. Cardiacus, der aus der Vereinigung der beiden Nervenäfte entfteht, durch mehrere feine, zu ihm hinauffteigende Nerven- fäden, mit der Reihe von Nervenknoten in den Ka- nal für die Arteria Vertebralis verbindet. Bey dem Mergus Merganfer konnte ich folche Verbindungen auf jeder Seite unterfcheiden, und bey der grofsen Ohreule bemerkte ich an der Stelle der Verbindung kleine Ganglien. Der andere, gröfsere rückwärts laufende Ner- venalt tritt gleich in den Kanal zu beiden Seiten der Halswirbel, in welchem die Vertebralarterie liegt, fteigt neben derfelben bis in den oberften Bruftkno- ten hinab, und verbindet fich jedesmal da, wo zwey Halswirbel an einander liegen, mit dem vordern Alt jedes Halsnervens zu einem länglichen Nervenknoten, ’ aus delfen vorderm Rande, dem Eintritt des Halsner- ! — Ii2I vens gerade gegenüber, ein Nervenalt ent[pringt, wel- cher fich in die Theile, die vorn am Halfe liegen, ver- breitet, Daher ähnelt dasHalsftück des [ympathifchen Nervens einer Reihe zulammenhängender Kreuze. Die Ganglien liegen in ziemlich gleicher Entfernung von einander, fie nehmen gegen den Brulftkaften et- was an Grölse zu, die drey unterlten find die gröfs- ten, liegen auch näher an einander, und find weni- ger begränzt, weil fie allmählig in die Nervenäfie übergehen, die das Armgeflecht bilden. Der Nerven- faden, welcher die Ganglien verbindet, ertheilt nie den benachbarten Theilen Nerven, er ift zwifchen den letzten Halsknoten doppelt, eben [o der Theil deffelben, der das letzte Ganglion Cervicale mit dem thoracicum primum vereiniget. — Das Halsftück des [ympathifchen Nerven gleicht [omit bey den Vögeln ganz dem Bruftftück diefes Nervens bey den Säuge- _thieren. . Die ausführlichere Auseinanderfetzung dieles Gegenltandes ver[pare ich auf eine andere Gelegen- heit, da das bisher darüber Erwähnte als Einleitung in die folgende Betrachtung zureicht. Aus diefen Bemerkungen ergiebt fich, dafs man bey den meiften unlerer grölsern Säugethiere - den Stimmneryen, ohne den [ympathifchen, nicht wohl zerfchneiden, oder unterbinden kann, was fchon Petit 2) vom Hunde behauptet, und dafs a) M&m. de l’Acadömie royale des Sciences a, 1727. P.1. 122 Arneman 2) fich fehr irrt, wenn er fich eben diefer Behauptung wegen, über die Art, wie Petit experimentirt, aufhält, und wenn er glaubt, der [ym- pathilche Nerve liege mehr nach aufsen,, als der Stimmnerve. ‘Es folgt ferner daraus, dafs Dupuy- tren in [einen Verfuchen den [ympathifchen Ner- ven mit dem Stimmnerven zerfchnitten hat, weil bei- de bey dem Pferde innig mit einander verbunden find und bey dem Hunde in einer Nervenfcheide lie- gen, während in meinen Verluchen an Kaninchen, und in den neueren von Ducrotay mit Vögeln, blofs der Stimmnerye verletzt wurde. Es frägt fich daher, ob nicht das Widerf[prechende in den Reful- taten von Dupuytrens und von den Verfuchen, die ichundHerr Dr. Hochftetter angelftellt haben, blofs eine Folge von der Verletzung des [ympathi- [chen Nervens war, diein Dupuytrens Verfuchen Statt fand? Freilich fpricht die Art, wie diefe Ner- ven fich verbreiten, nicht für diefe Vermuthung, und die Beobachtung, dafs Thiere, denen diefe beiden Nerven nach meinen obigen Bemerkungen zerfchnit- ten wurden, namentlich Hunde und Katzen, noch wmehrerelTage fortlebten, ja nach Arnemans c) Verfuchen diefe Verletzung für Hunde gar nicht tödt- lich ift, nehmen ihr alle Walır[cheinlichkeit: um in- deffen völlige Gewilsheit iiber diefen Gegenftand zu erhalten, [tellte ich auf der veterinärifchen Schule zu 5) Verfuche über die Regeneration an lebenden Thiesen, B. 1. S, 136 u, S. 194. ec) Ebend. S, 260, — 123 Bern, in Verbindung mit meinem Bruder, dem Pro- fellor an derfelben, und mit Herrn Dr. Hochltet- ter, folgenden Verfuch an einem alten, übrigens ge- funden Pferde an. Um 10 Uhr 44 Minuten wurde der linke Stimm- nerve, und der mit ihm verwachl[ene fympathifche Nerve zerfchnitten; das Thier äufserte dabey gar keinen Schmerz, und zeigte überhaupt keine bemerk- liche Veränderung. Um 10’ 55“ unterbanden wir die linke Hals- fchlagader. Um 10° 563° öffneten wir die Hals[chlagader unterhalb der Unterbinduug, liefsen etwa ein Pfund Blut heraus, und unterbanden fie dann zum zwey- tenmal. — Das Blut drang hochroth aus der Schlag- ader, mit der Farbe, die gewöhnlich dem arteriöfen Blut der Pferde zukömmt, die aber nicht ganz [o feharlachroth ift, wie beym Menfchen. Um 10° 573‘ wurde der genannte Nerve auf der andern Seite, ebenfalls etwa in der Mitte des Hal- fes zer[chnitten. Das Pferd äufserte wieder keinen Schmerz; freygelallen athmete es mühlamer, mit Starker Oeffnung der Rüftern, und langfamer, als vor der Verletzung des Halsnerven, (nemlich etwa fünfmal in einer halben Minute, und vorher zehn- mal). Nachdem wir es aufgerichtet hatten, blieb es ruhig ftehen, ohne fonft ein merkliches Leiden zu zeigen, und nahm von dem ihm dargebotenen Heu, kaute [ehr langfam und verfchluckte es: die Relpi- ration wurde etwas freyer. 124 — Um ı1° 12° athmete es fünf- bis [echsmal in einer halben Minute, aber micht fo [chnaufend wie vorher, es reilst dabey die Rültern ftark auf, die Lippen und die Nafe find blafs, aber nicht dunkler, die Wunde hochroth. 11° 16° athmete es mühlam, fünfmal in einer halben Minute, fchnauft dabey, der Bauch und die Flanken erheben fich kaum dabey, das Thier zittert und wankt, frilst aber von dem ihm vorgelegten Heu; die Farbe [einer Lippen ift unverändert. Das Thier wurde einigemal herumgeführt, ohne feinen Zuftand merklich zu verändern. Wir unterbanden jetzt auch die andere Hals- fchlagader und öffneten fie um ı1°20°. Das Blut drang [charlachroth heraus; es hatte diefelbe ro- the Farbe, als das früher aus der andern Carotis er- golfene. Letzteres, das bisher in einem geheitzten Zimmer Stand, war gleichförmig geronnen, und fchien uns ehr etwas dunkler, als heller an der Luft geworden zu feyn. Das Thier wurde einigemal im Zimmer herumgeführt, ohne [einen Zultand zu ver- ändern. ı1’ 30° öffneten wir beide Carotiden, um das Thier, das keine auffallende Veränderung, aufser die erwähnten zeigte, zu tödten: das hervorftrömende Blut fchien uns etwas hochröther, als das erftere, an. der Luft etwas dunkler gewordene, auf keinen Fall war es dunkler, als vor der Zer[chneidung beider Nervenftämme. Einige Minuten fpäter, nachdem fich das Thier faft verblutet hatte, aber immer noch —— 125 athmete, zer[chnitten wir auch die grolsen Halsve- ren; das Blut drang in einem [chwarzen Strome aus denfelben, der fich auffallend von dem hochro- then Blut unterfchied, das die Halsfchlagadern noch immer ergollen. Um 11° 35‘ hingen wir eine Quanti- tät von dem arteriöfen und venölen Blute in zwey Gefälsen auf und [tellten es in daffelbe geheitzte Zimmer, in welchem wir das arteriöfe Blut der Ca- rotiden aufbewahrten. Um 12’ 20° war alles arteriöfe Blut gleichför- mig geronnen und gefärbt, nur erfchien das zuletzt aufgefangene etwas röther als gleich nach dem Aus- & tritt aus den Carotiden; das er[te und dritte Blut war > zueiner gleichförmigen, ziemlich feften, rothen Maf- P: fe geronnen, deren untre Schichte nur etwas mehr Cruor als die obere enthielt. Das zweyte Blut war in zwey Schichten geronnen, wovon die obere blofs Cru- fta phlogiftica, nemlich Faferftoff mit Serum war, die _ antre diekre fich wie das Blut eins und drey. verhielt, nur aus mehr Cruor beftand; aber alle drey Quan- titäten des coagulirten arteriöfen Blutes ergollen beym Zerfchneiden noch ungeronnenes. Das Ve- _ menblut war noch ziemlich dunkel gefärbt und bilde- te eine gleichförmige Malle von der Confiltenz einer geltehenden Gallerte. Um zwey Uhr zwanzig Minuten verhielt fich das arteriöfe Blut noch wie vorher, nur hatte fich et- was Blutwaffer daraus gefchieden; das venöfe Blut war noch immer dunkel und von gallertartiger Conli- ftenz, aufdem Durehfchnitt beftand es aus einer dün- 126 nen, weichen, phlogiftifchen Crufte und einer, un- ter dieler liegenden, dieken dunklen Blutfchichte.” Um fünf Uhr war aus den ver[chiednen Mallen des arteriöfen Bluts mehr Serum ausgelchwitzt, das venöle Blut zwar etwas felter, aber weder [o felt, noch fo hell gefärbt, als das arteriöfe. Selblt am an- dren Tage um zwölf Uhr, allo mehr als vier und zwanzig Stunden nach dem Herauslalfen deffelben aus den Gefälsen war das venöle Blut deutlich vom arteriöfen verfchieden, nemlich weder fo hochroth, noch [o confiltent als dieles, aber die Malle von Blut» waller bey beiden Arten von Blut vermehrt. Das Pferd lebte falt noch eine halbe Stunde nach Zerfchneidung der Halsgefälse, daher wir es durch einen Schlag auf das Hinterhaupt tödten lie- [sen. Bey der Section fanden wir die beiden Stimm- und [ympathifchen Nerven etwa in der Mitte des Halles ganz zerfchnitten. Bemerkenswerth [cheint mir noch, dafs diefes Pferd nach Unterbindung beider Hals[chlagaderftäm- me gar keine Veränderungen in dem Kopf zeigte, nemlich noch [ah, hörte, kaute und gehen konnte, wie vorher. A In der Hauptfache [timmt diefer Verfuch ‘ganz mit meinen früheren, [chon publieirten Beobachtun- gen überein: er fagt nemlich, dafs das Blut in den Ar- terien des Aorten[y[tems nach dem Zer[chneiden bei- der [ympathifchen und Stimmnerven bey den Pferden, hellröther und gerinnbarer, als das der Venen ilt; fogar unter Umltänden, unter denen das Blut des ne 127 Hohlvenenfyftems gewöhnlich eine arteriöfe Befchaf- fenheit annimmt, nemlich bey Verblutung, dals über- haupt das Blut des Aortenfyftems fich auffallend von dem venölen durch die Art, wie es gerinnt, unter- fcheidet, und eben fo arteriös wie vor der genannten Verletzung ilt, wenigftens [o lang, als das Mechani- Sehe des Athmens nicht geftört ift. Den Wider[pruch, worin diefes mit den Beobachtungen von Dupuy- tren und den Herren Berichtserftattern des Natio- nalinftituts fteht, kann ich mir nicht ganz erklären: die Verfchiedenheit der Pferde mag vieles dazu bey- tragen; das, an welchem ich experimentirte, war alt, abgelebt und fehr unempfindlich. Vielleicht wür- de das arteriöfe Blut mehr die venöfe Bel[chaffenheit angenommen haben, wenn die Zer[chneidung der _ Nerven das Pferd mehr afficirt hätte, denn nach Du- puytrens Beobachtungen wurde das Blut des Aor- tenlyfteıns auch bey Zerfchneidung jener Nerven blos auf einer Seite venös, wenn das Pferd fich ftark bewegte, und bey einer Katze, an der ich in Verbin- dung mit Hrn. Dr. Hoch[tetter diefe Nerven auf beiden Seiten zerfehnitt, wurde das Blut der Caroti- den bald nach diefer Verletzung deutlich dunkel, das Thier bewegte fich aber auch [o ftark, Wals wir es nicht fefthalten und die Unterfuchung genau genug machen konnten d). Unter diefen Umftänden häuft d) Zugleich bemakrkten wir aber auch an diefem Thiere, dafs die Carotiden, die auf Zufammenpreflung der Lufiröh- re völlig die Farbe der Venen angenommen hatten, wie- der rötber wurden, als wir Luft in die Lungen blielen. 12$ —— fich nemlich melır Blut in den Lungen an, und dann - reicht die geringere Menge von Luft, bey den Teltne- ren Athemzügen und die [chwächere innere Bewe- gung der Blutmafle, nicht zu, es vollkommen arte- riös zu machen. Die Verfuche von Ducrotay de Blain- ville e) kommen ganz mit den meinigen überein, und ergänzen fie in gewiffer Hinficht, daher ich fie hier im Auszug mittheile. Er ftellte fie mit Kanin- chen, Tauben und Hühnern an und erhielt folgende Refultate: ı) Die Kaninchen [terben immer, wenn man ihnen beide Stimmnerven zerf[chneidet, meiltens nach heben Stunden. 2) Wird nur einer diefer Nerven durchfchnit- ten, [o ftirbt das Thier nicht und die Störungen des Athmens, die daraufeintreten, verlieren fich ganz; zer[chneidet man aber auch den zweyten Nerven [echs Tage nachher, [o [tirbt es auch etwa in fieben Stunden. 3) Die Tauben und Hühner [terben auch in Folge des Durchfchneidens der beiden Stimmnerven, in einem Zuftande vollltändiger Abzehrung. 4) Mehrere [orgfältig wiederholte Verfuche zeigten, dafs jene Vögel und Kaninchen nach der Operation eben [o viel Luft in die Lungen einneh- waen, als vor der Operation. e) Gehlens Journal für die Chemie, Pbylik und Mineralo- gie. 7 Bd. 8. 532. { ANZ Bee 129 $) Die chemifchen Erfcheinungen der Relpira- tion fcheinen nach dem Durchlehneiden des herum- fchweifenden Nervenpaars eben fo wenig eine Ver- änderung erlitten zu haben, denn das nemliche Sal- petergas abforbirte diefelbe Menge von der vor und nach der Operation geathmeten Luft diefer Thiere. | 6) Ducrotay und feinFreund Breton konn- ten bey diefen Thieren keine merkliehe Abweichung von der gewöhnlichen Farbe des Arterien- und Ve- nenblutes wahrnehmen. \ 7) Die Zahl der Infpirationen der Kaninchen und Vögel fchien fich allemal eine beftimmte Zeit lang zu vermindern; hingegen fchien es, dafs die Thiere auf einmal eine grölsre Menge Luft einzuath- men [uchten. 8) Die Function der Verdauung fchien in die- fen Verfuchen gänzlich vernichtet. Das Thier frifst nicht mehr, oder wenn es auch Nahrung zu fich nimmt, fo wird diefe im geringften nicht verarbeitet, Bey den genannten Vögeln blieb der Kropf immer von Körnern aufgetrieben bis zu ihrem Tode. Die Tbiere blieben traurig, in einer Art von Fühllofig- ‚ keit, einzig mit der Refpiration befchäftiget. 9) Bey der Oeffnung der Thiere, die an den Folgen diefer Verfuche [tarben, hat lich Folgendes ge- _ zeigt: Ihre Lungen enthielten nicht mehr Blut als ge- wöhnlich und diefes Blut war auch nicht ungewöhn- lich f[chwarz, Das Herz enthielt blofs in der rechten Höhle Blut, und wenig oder beynahe gar keines in der linken. Das Gehirn zeigte keine Spur von Conge- 130 ftion, oder ausgetretenem Blute; den Magen und Kropf fand man immer mit den vor der Operation genollenen Nahrungsmitteln angefüllt; bey den ge- nannten Vögeln war der Kropf von einer beträchtli- chen Menge einer weifslichen, fäuerlichen Flülhgkeit ausgedehnt, welche die Lackmustincetur ftark röthete, und deren Anhäufung fich gleich nach der Durch- fchneidung des Stimmnervenpaars anfıng. Aus allen bisherigen Beobachtungen über das Zerfchneiden des herumfchweifenden und [ympathi- [chen Nervenpaars ergiebt fich [omit als Refultat, dafs dadurch der chemifche Proces, der beym Athmen in den Lungen vorgeht, (in [oweit er fich aus der Far- be und Gerinnung des Blutes und der Befchaffenheit der ausgeathmeten Luft beurtheilen lälst), keine an- dre Veränderung erleidet, als eine folche, die fich aus dem verminderten Luftzutritt in die Lungen und aus dem geltörten Kreislauf erklären läfst. Ueber Reproduction im Allgemei- nen, und über Reproductionsfä- higkeit einzelner Organe, befon- ders derNerven und Muskeln, vom Dr. Zimmermann, prakt. Arzt und Privatdocenten zu Erlangen. | DD. menlchliche Organismus‘ nur in fofern als _ ein organilches Ganze zu exiftiren vermag, in wie- - fern er nieht nur von einer Aufsenwelt bedingt wird, Sondern auch wieder bedingend, vermöge [einer ihm urfprünglich eingebohrnen Autocratie auf diefelbe zurückzuwirken vermag, und alfo in wiefern er fich ‚gegen dielelbe zügleich pofitiv und negativ verhält, - fo ift einleuchtend, dafs zwilchen dem Organismus d der Aufsenwelt ein Wechfelverhältnils der Art = mülfe, dafs erfterer bald als ein mehr acti- ver — durch eigene Thätigkeit den Impuls der ein- wirkenden Natur hemmender — bald als ein mehr palliver — durch den Zulammenflufs äufserer Influen- ‚zen befehränkter hervortrete. Damit er aber dies ‚werinöge, damit er in jedem Momente [einer Exiltenz in Ablicht feiner Umgebungen nicht nur beltimmt, 13? a fondern auch beftimmend [ich verhalte, [fo muls in der Einheit des Lebensprocel[les und Organismus die Möglichkeit gegeben [eyn, in jedem kommenden Zeitmomente das zu werden, waser im erft vergan- genen war, ein durch eigene Thatkraft beftehendes Ganze, ein Mikrocosmus. Die Möglichkeit diefer Selbftbeftiimmung des lebenden Organismus ift nun in nichts anderem ge- gründet, als in dem Welen des Lebens [elbft, in der Einheit des geiftigen und materiellen Princips. Die Zerfpaltung diefer gegebenen Einheit zer- legt uns den Menfchen in [eine beiden Exiltenzfor- men, nemlich in die als Geilt und in die als Körper. Beide löfen fich aber wieder in ihre Formen und Ein- zelnheiten auf, bis die Summe derfelben gleich ift dem Ganzen. So gelangen wir auf die Anlicht der Syfteme und einzelne Organe und der ihnen entfpre- chenden Actionen und Functionen des Organismus. Auf der einen Seite des Menfchen, der idealen, tritt nun das Leben als Vernunftthätigkeit, als eine fich £[elbft beftiimmende und immer von neuem fetzende, reproducirende ideale Thätigkeit, auf der andern aber, der reellen, als Reproduction auf, die als Einheit von Selbftbeftimmung und Beftimmbar- keit des Organismus ange[ehen werden kann und in welcher das Leben zugleich als Producirendes und als Produkt er£cheint. Letztere ift nun der Gegenftand vorliegender kleinen Abhandlung. Ich werde mit wenigen Sätzen die — 133 die allgemeinen Momente des reproductiven Procel- fes berühren und dann fogleich zu dem Hauptzweck dieles Auffatzes, zu der Reproductionsfähigkeit ein- zelner Organe, befonders der Nerven und Muskeln, übergehen. R z So wie wir in der geiftigen Sphäre des Men- _ [chen zwey Seiten auffallen können, nemlich Ver- nunftthätigkeit und Sinnenthätigkeit, [o fallen wir ebenfalls in der materiellen Sphäre deflfelben, in der Repröduetion zwey Seiten auf, nemlich Anähnli- chung und Ausfcheidung. In der Einheit beider liegt der Grund aller Metamorphofe des thierifchen Orga- nismus. Erfterer entfpricht die Einnahme des zu alfimilirenden Stoffs in die organifche Sphäre, dann Refpiration und Verdauung, dem zweyten Momente _ aber ent[prechen diejenigen Functionen, die wir un- ter Excretion und Secretion begreifen. In dem Acte der Relpiration, der den Organis- - zhus und Lebensprocels unmittelbar an die Aulsen- "welt anknüpft, vereinigt [ich das Blut mit dem Sauer- fF der eingeathmeten atmofphärifchen. Luft, da- urch wird der in dem Venenblute und vorzüglich in lem Blute des Pfortader[yftems fich immerwährend häufende Kohlen- und Wafferftoff dem. Blute ent- "rilfen, in Gasform ausgeführt und dadurch immer wieder die nothwendige Wärme erzeugt, die alle Au- genblicke dem Organismus entfliegt. Es ift mithin dieler Procels zur Fortdauer des Lebens äufserft nothwendig. In dem Proceflfe der Verdauung aber, © Archiv (.d. Phyfiol, X1.Bd. U, Heft. K I34 —— der den der Affimilation einleitet, wird vermittelft der Galle @) das Homogene des Nahrungsltoffs von. dem Heterogenen gefchieden, dann vermöge der im der fortfchreitenden Metamorphofe der Nahrungsbe- ftandtheile gelteigerten alfimilativen Thätigkeit dem thjerifchen Stoff immer mehr und mehr angeeignet. Auf der erlten Stufe twitt der Nahrungsftoff ‚als. Chy» mus, auf.der zweyten aber als Chylıs hervor, wel- cher letzterer ein [chon mehr durch das Prineip der Animalifation, durch Stickftoff potenzirter thierilchen Stoff ift. Der Chylus verbindet fich mit dem Venen, blute und geht dann mit dielem vereinigt zu ‚dem, Sammelplatze alles Blutes, um yon. da aus, wie aus einem Centrum, zu den peripherifchen Organen zu ftrömen und hier zur allgemeinen Reproductions- mall[e zu dienen, j m‘ So findet denn allo der ganze affimilative Proi cefs in der Vereinigung aller diefer Momente, in der Cireulatiön, feine Vollendung. Sie ift es, die nicht allein der ganzen Sphäre des Organismus, [ondern auch jedem Theilganzen deffelben aus einer und der nemlichen Quelle die Malfe der’ Reproduction dar: reicht, hie ilt es, die den Organen die, durch die ne! gativen Momente der Reproduction, nemlich — f Ku) Dals diefe zum Proce[s der Verdauung mehr als der Ma- genlaft, und vielleicht das meilte, beytrage, geht aus Smiths Verluchen hervor. Beobachtungen und Ver- füuche über das Vermög. der Galle, die Verdauung zu bei fördern, y, C. Smith, überl, von Bonzel, in Reils Archiv f. d. Phyf. 3 Bd. 2H. — 135 die Ab- und Ausfcheidungsprocelfe entzogenen Stof- fe wieder erfetzt und ihnen die Stoffe darbietet, die Ge zu ihrer eigenthümlichen Organilation nothwen- dig haben, fie ift es endlich hauptfächlich, die Ano- zmalieen in der Organilation der Gebilde wieder ver- bellert. Circulation ift mithin begründendes Mo- ment aller Reproduction. So wiederholt fich allo nicht nur der durch das Ganze fich aus[prechende Lebensproeefs in feiner dynamifchen Form, nem- lich in der Relation der Lebensfactoren einzelner Synthefen, fondern auch in materieller Form, als fich [elbft objectivirendes Leben, unter der Form der Reproduction einzelner Gebilde. Da Reproduction, wie wir [ahen, nicht blols alßmilativ, fondern zugleich auch egeltiv ift, da dem thierifchen Organismus nicht nur von aulsen Stoffe zugeführt, fondern auch in jedem Momente wieder entzogen werden, [o mus fich derfelbe mithin durch eine beltändige Metamorphole der thierifchen Mate- rie ausdrücken und Reproduction der Gebilde, fo wie des Ganzen kann überhaupt nur in dem Wech- _fel zwifchen Verlult und Erfatz gegeben feyn. Die- fe Metamorphole ift nach den verfchiedenen Fpo- chen. des menf[chlichen Lebens entweder progreliv (Zunahme, Wachsthum, Incrementum), oder retro- grefliv, (Abnahme, Decrementum). Im erftern Falle ilt wenig Verluft mit viel Erlatz, im zweyten aber viel Verluft mit wenig Erlatz verbunden, Ka 136 TR Man hat ehedem Reproduction fowohl in allge- meiner als in befonderer Bedeutung in dem Begriffe Bildungstrieb zufammengefalst und.denfelben in Con- creto gleich[am als eine eigenthümliche und vom Le- ben unabhängige Tendenz darzuftellen gefucht; al- lein mit grolsem Unrecht. Denn in dem lebenden Organismus kann keine andere Thätigkeit, als die, des durch das Ganze verbreiteten Lebens- und Re- productionsprocefles wirkend leyn. Viele haben fie nach chemifchen Anfichten zu erklären gefucht und fie in Bezug der eigenthümli- chen Organifation der Gebilde thierifche Cryftallifa- tion genannt, die nach beftimmten Gefetzen der Af- finitäten der thierifchen Materie vor [ich gehen foll. Allein [o grofs auch die Analogie feyn mag, die zwi- [chen den chemifchen Proce[[en und der Bildung und Organifation des thierilchen Stoffs Statt findet, fo ift doch lange nicht der innere Grund 'aufgefunden, der für die Identität beider [präche. Denn aus der An- nahme einer Analogie folgt wahrlich noch nicht, dafs fie blofs chemifch begriffen werden könne. Es müls- ten, bevor eine chemifche Erklärung möglich wäre und in die Wilfenfchaft aufgenommen werden könn- te, alle Merkmahle aufgefunden [eyn, die die[e thie- rilche Cryltallifation von der rein chemifchen unter- fchieden, es müfste der innere Zulammenhang dieles chemifchen Proce[lles mit dem des Lebens beftimmt angegeben werden können, Denn auch die todte thierifche Materie gehorcht dem Gelfetze der chemi- fchen Affinität. Aber wie ganz verf[chieden ift nicht das Produkt dieles Procefles von dem der lebenden Materie? Eben fo unrichtig ift es, wenn man Reprodu- etion in einzelne Kräfte, z. B. in vegetative, bilden- de u. [. w. zerlegt. Denn diefe nur auf dem Stand- punkte der Reflexion aufgeltellte einzelne Kräfte vertragen [ich als [olche fchlechterdings nicht mit der Anlicht von Organismus und Leben, das zwar in [ei- nen äufsern finnlichen Erfcheinungen unendlich mo: dificirt erfcheint, aber doch immer, [owohlim ganzen Organismus, als in jeder feiner Synthefen als das gan- ze Leben wirkt. Nicht weniger ift die Annahme zu billigen, dals die allmählige Ausbildung der Individuen, [einer Or- ‚ gane, die Befchaffenheit und Fähigkeiten derfelben nichts anders als Produkt feiner Gewohnheiten, Le. ' bensarten und der Umftände fey, in welchen fich die Individuen befunden haben, alfo keineswegs EF- fect des productiven und reproductiven Procel[les, von dem doch jede Organilation abhängt 2). Es ift zwar nicht zu läugnen, dafs die allmählige Ausbil- dung der Organe eines Individuums quantitativ be- trachtet, [ehr von äufsern Bedingungen abhängig fey. Die Einwirkung des Klimas, Gewohnheiten und individuelle Lagen und Umftände können z.B. > 5) Lamark über die Organifation lebender Körper und be- fonders über ihre Entliehung, die Urfache ihrer Ent- wicklung, ihrer fernern Ausbildung u. [. w. Neues Jour« mal der ausländifchen med. chir. Litt. herausgegeben v. * Dr. Harles und Hufeland, Ill. Bd. ıltes Heft p. 3. 158 un in Abficht der Conftitutionen der Individuen, der Gröfse, Stärke und Eigenheiten ihrer Organe von grolsem Finfluffe feyn, allein nie wird angenommen werden können, dafs die Bildung derfelben, an und für fich, und der diefen entfprechenden eigenthüm- lichen Verrichtungen, worunter man doch ihre Fä- higkeiten zu verftehen hat, ganz und gar in dem Ein- wirken äufserer Momente gegründet feyen, „Die Organilation des ganzen Individuums, [o wie feiner Theilganzen kann fchlechterdings nur als ein inne- rer, durch den Lebensprocels felbft begründeter Act angefehen werden, welcher in der, durch die Repro- duction geletzten progrelfiven und retrogre[fiven Me- tamorphofe der thierifchen Materie realihirt wird. So wie das Leben [elbft, fo ftellte man fich auch Reproduction bald zu fubjectiv, bald zu ebjectiv vor. Man [ah fie bald nur als Re[ultat der auf den blols er« regbaren Organismus einwirkenden Aufsenwelt an, ohne fich zu geftehen, dafs der Organismus nicht blos von aufsen beftimmbar fey, fondern auch eige- ne Thatkraft befitze, wodurch er eben als ein organi- fches Ganze lich zu behaupten vermag; bald führte man auch den Grund des Lebens und der Reprodu- ction bis auf die eigenthümliche Form und Mifchung der Individuen und ihrer einzelnen Gebilde zurück. Allein Reproduction mufs nicht blo[s materiell, [on- dern fie mu[s auch dynamilch aufgefalst werden. Denn fie ift ja nichts anderes als Einheit des Lebens- procefles;und der thierifchen Materie, welche Anficht uns das Leben zugleich als das bildende und das Ge- 139 bildete anfchauen lälst. Theorieen, die im Lebenspro- cefs nichts anders fahen als blofse Erregung durch äufsere Momente, find daher eben fo einfeitig, als die- jenigen, welche das Leben in der thierifchen Malle erfterben liefsen. Sie verhalten (ich zu einander, wie zwey Radien eines Cirkels, die nur in ihrer Vereini- gung zu einer Linie den ganzen Cirkel durchmel- fen. 1 Reproductionsfähigkeit einzelner Organe, Da, wie wir aus dem Vorkergehenden fahen, nicht nur im Ganzen des Organismus, fondern auch in jedem Theilganzen deffelben eine und die nemli- che Möglichkeit der Reproduction Statt findet, da jede, auch die kleinfte thierifche Synthefe ja nur eben dadurch als ein relativ für fich beltehendes Gan- zes exiftirt, in fofern lich in ihm nicht nur das Le- ben in feiner dynamifchen, [ondern auch in [einer znateriellen Form, nemlich in dem Momente der Cir- eulation wiederholt, fo folgt, dafs es in der Sphäre des lebenden Organismus kein Gebilde geben könne, das nicht auch Reproductionsfähigkeit habe. Denn Leben ift ja Bedingung aller Reproduction, [o wie Reproduction Bedingung des Lebens ift. Der Re- production eine beftimmte Gränze anweilen, hiefse mithin eben fo viel, als dem Leben in der thierifchen. Malfchine eine beftimmte Umgränzung geben, was der Anficht des lebenden Organismus gänzlich wi- derlpricht. 140 an _ Von diefem Satze, glaube ich, müls man aus= gehn, ‘um die Anficht der Phyfiologen über Repro- ductionsfähigkeit einzelner Organe gehörig würdigen zu können. Im Allgemeinen kann, in Abficht der Repro- ductionsfähigkeit einzelner Organe die Behauptung gelten, dafs diefelbe in den verfchiedenen Thieror- ganismen in dem Grade hervortrete, in welchem fich die, in allem Organifchen fich ausdrückende univer- [elle Reproduction nach ihren ver[chiedenen Tenden- zen entweder nach aulsen oder nach innen entfaltet hat, je mehr oder weniger das Thier noch an die Aufsenwelt gefe[felt ift. Je mehr alfo die Reprodu- etion noch in fich ge[chloffen erfcheint, je weniger fie fich noch in Senfbilität und Irritabilität entfaltet hat, defto grölser ift auch der Grad der Reprodu- ctionsfähigkeit. Bey keiner Klalfe von Thieren findet man aber eine lo grolse Gebundenheit an die Aufsen- natur, bey keiner noch [o wenig Entfaltung des Le- bens und daher auch [o wenig Individualität, als wie bey den Würmern. Es ift daher auch bey keinen an- dern Thieren die Wiedererzeugungsfähigkeit bey Ver- luft der fie conftituirenden Theilganzen fo grofs als eben bey ihnen, Bey einigen diefer Thiere ift alles fo ganz Reproduction, dafs [elbft auch ihre Fort- pflanzung nur als folehe begriffen werden kann. Der getrennte Arm des Polypen bildet fich zu einem neuen Thier feiner Art aus. Höher [teht [chon in diefer Hinficht die Klaffe der Infecten, es hat. fich bey ihnen das Leben [chon mehr entfaltet, Es äu- 141 Isert fich allo auch bey ihnen die reproductive Thä- tigkeit in einem bey weitem geringeren Grade, als: wie bey der vorigen Klalle, Jaber demohngeachtet noch der Art, dafs fich ganze verloren- gegangene Glieder wieder ergänzen können. Der Krebs ver- liert zum Bey/[piel feine Scheeren und es wachlen ihm.neue wieder. Geringer als wie bey der vorigen Klaffe, aber dennoch noch in bedeutendem Grade, trittfie bey denFilchen und Amphibien hervor. Dem - Walferfalamander (Lacerta Jacultris) kann man z. B. die Augen exltirpiren und es regeneriren fich wieder neue. Bey den Vögeln und Säugthieren endlich, in welchen [ich das Leben [chon allfeitiger und vorzüg- lich nach der Seite der Sinnenthätigkeit hin entfaltet \ hat, ift zwar die Wiedererzeugungsfähigkeit in Be- - zug auf einzelne Gebilde am befchränkteften, aber _ dennoch nicht [o befchränkt, dafs fich nicht [elbft wichtige Organe nach Trennung ihrer Subltanz oder nach Verluft derfelben wieder regeneriren könnten e): Was aber einzelne Gebilde diefer Thierklaffe anbelangt, [o find in Abficht ihrer Reproductionsfä- ‚higkeit die Phyfiologen noch nicht einerley Meinung, inigen hat man fie zugetheilt, einigen aber gänz- lich abgefprochen; dies ift unter andern der Fall mit den Nerven, [o wie auch mit den Muskeln gewelen. Wie aber im Allgemeinen diefe Ver[chiedenheit der Meinungen zu würdigen fey, geht theils aus den obigen Sätzen, die ich in Bezug der Wiederholung €) Götting[che gelehrte Zeitungen Nr. 47. den 26ften März ' 1785. 142 der Reproduetion in einzelnen Theilganzen des Orga- nismus aufgeftellt habe, theils aus den folgenden em- pirifchen Facten hervor, denen ich noch einiges aus der Phyfiologie und Anatomie des gefunden Nerven habe folgen laffen. Ueber Wiedererzeugungsfähigkeit der Nerven. Was nun ‚die Wiedererzeugungsfähigkeit der Nerven und der verloren-gegangenen Subftanz der- felben anbelangt, [o hat fie, wie bekannt, Arne- man gänzlich geläugnet a) NEr behauptet gegen Cruikfhank, Haighton und andere Phyfiolo- gen, die der entgegenletzten Meinung find, dafs zwar entzwey-gefchnittene Nerven vermittellt der Reunion, wieder zulammenwachfen könnten, dafs aber keineswegs verloren - gegangene Subftanz derfel- ben fich wieder erzeuge, er behauptet ferner, dafs in allen den Fällen, wo man wirkliche Wiedererzeu- gung wahrgenommen zu haben vermeint, durehaus wieder nichts anders, als blofse Reunion im Spiele gewelen fey, und dafs die zwifchen den Nervenen- den fich wieder erzeugte Subftanz nichts weniger als. wahre Nervenmaterie war, kurz, dafs alfo alle die für diefe Regeneration fprechenden phyhiologifchen und anatomifchen Beobachtungen fich auf Selbfttäu- fchung Stützen. Allein wenn wir [elbft von der Wahr- heit, dafs die wiedererzeugte Subltanz wirklich ner- d) Ein Paar Worte über die Wiedererzeugung der Nerven. Reils Archiv f. die Phyfiologie Zen B. ıftes Heft p. 100, — 143 vöfer Natur ift, durch keine dielelbe argumentiren- den Beobachtungen überzeugt werden könnten, ja, wenn uns felb[t nichts weiter als die blofse/ Reunion der beiden Nervenenden übrig bliebe; fo fpräche die- fe fchon, weil fe ja eben auch nichts anders als Ef- fect der Reproduction ift, für die Regenerationsfä- higkeit der Nerven. Denn wenn wir auch den Zwi- fchenraum zwiflchen den beiden Nervenenden fo klein als nur immer möglich wäre, annehmen woll- ten, (o bleibt er in Bezug des getrennten lebenden Nerven dennoch immer ein Zwilchenraum. Es ilt alfo auch hier keine gänzliche, das heifst organifche Vereinigung möglich, als durch das Dazwifchentre- ten einer neuen Subftanz, die, wenn fie in Abliche ährer Mifchung, Form und Eunction der Nervenma- terie gleich ift, doch wohl Nervenfubltanz feyn muls, Wenn dem nun [o ift, wenn überhaupt im lebenden Organismus keine Vereinigung nach vorhergegange- ner Trennung’blols mechanilch oder phylifch, fon. dern fchlechterdings als ein Act der Beproductiäis- fähigkeit zu begreifen ift, fo leuchtet ein, dafs Ar- % neman gegen [eine Gegner nichts bewielen, ja, dals er vielmehr durch die Erklärung der Wiedervereini- gung der Nerven, vermittelft der Reunion, mehr ge. gen lich als für fich dargethan habe. , Dafs aber verloren -gegangene Nervenfubltanz "wirklich wieder erzeugt werde, kann, wie ich glau- be, den Verfuchen Cruikfhanks, Haightons und Anderer zu Folge nicht mehr geläugnet wer- 144 ae dene). Man unternahm die[le Verluche theils an Hünden, theils an Fröfchen. Da aber die an den letz- tern vorgenommenen Operationen nicht hjeher gehö- ren, (o beziehe ich mich blofs auf die mit Hun- den vorgenommenen Verfuchen. Die Operation wurde nun auf die Art ausgeführt, dafs man bald das achte Paar, bald den Intercoftalnerven, bald beide Nerven mit einander, bald endlich auch das Rücken- mark zerfchnitt. Zur Operation wählte man die bei- den entgegenftehenden Seiten des Halles, das Rü- ekenmark aber wurde zwilchen dem letzten Wirbel des Halfes und dem erften des Rückens zer[chnitten. Je nachdem nun blofs der Intercoftalnerve oder das achte Paar der einen Seite zer[chnitten wurden, oder je nachdem diefes auf beiden Seiten ge[chah, hatte die Operation auf die Function des Athmens und der Verdauung und auf das Leben des Thiers mehr oder weniger Einflufs. Im erftern Falle äufserten fich falt allemal Symptome eines geltörten Athmens und Ver- dauungsprocelles, allein das Leben des Thiers war ganz und gar nicht gefährdet, es genas vielmehr fehr bald wieder, allein die auf die andere Methode vorgenommene Operation führte jederzeit einen bal- digen Tod des Thiers herbey, wofern nicht zwilchen dem Zerfchneiden der Nerven auf der einen Seite und dem auf der andern ein beträchtlicher Zeit- vaum ver[twichen war. In diefem letztern Falle, [o e) Man vergl. auch Otto Huhn de regeneratione partium moll. in vulnere, Götting. 1794, und Sömmerings Nervenlehre. Er a 7 ei — 145 wie in dem, wo man die Nöten nur auf der einen Seite zerfchnitten hatte, [tellte fich nicht nur der Nerven-Einflufs auf die ihnen entf[prechenden Orga- ne bald wieder her, [ondern man fand auch, dafs fie ich wirklich wieder durch Nerven[ubltanz verei- aigt hatten. Die Operation des Rückenmarks betref- fend, zog man aus den mit dieler Operation verbun- denen Erfcheinungen das Refultat, dafs der Einflufs der Operation auf das Leben des Thiers grölser oder geringer war, je nachdem man das Rückenmark .. oben oder mehr unten zer[chnitt. Im erftern Falle folgte der Tod [ehr bald durch geftörte Refpira- _ tion, im zweyten aber viel [päter. Diefe Verf[chie» denheit des Ausgangs gründet fich, wie Hunter - meint, darauf, dafs im erftern Fall die Zwerchfellsner- ven mit verletzt wurden, wodurch der Einfluls auf das Athmen geltört werden mulste. Seine Behaup- ii Dlnmte auch mit einem WeHluche überein, den ‚nachher Cruikf[hank angeltellt hat. Er zer- Schnitt nemlich das Rückenmark mehr nach unten, aber auch zugleich die Zwerchfellsnerven mit, worauf “denn das Thier auf der Stelle ftarb. Diele Verfuche dem Rückenmark beweilen zwar nicht ummittel- bar die Regeneration der Nerven, fie können aber - doch foviel darthun, dafs alle Bewegung im Organis- mus, in [ofern fie vom Gehirn ausgeht, durch die Nerven zu den entlprechenden Organen fortgepllanzt werde. Wird mithin diefe Einwirkung durch Tren- nung eines Nerven in etwas geltört und ftellt fich diefelbe in der Folge durch Vereinigung wieder her, 146 —— wie dies bey dem erltern Falle durch Vereinigung der Nervenenden Statt fand, [o hat man. mit Recht daraus das Refultat ziehen können, dafs der Nerve Regenerationskraft habe. Zu diefen Verfuchen gehören vorzüglich auch noch diejenigen, die in Halle von Hrn. Meyer un- ter Reils Anleitung angeltellt worden find, die um fo [prechendere Beweile für die Regeneration der Nerven abgeben, weil bey denlelben der Nerve nicht blofs durch Schnitt getrennt, fondern aus demfelben wirklich Subftanz herausgenommen wurde /). Die zu diefen Verfuchen gewählten Nerven, waren der ifchiadilehe-, der Tibial- und der Ulnarnerve. Bey einigen diefer Verfuche waren zwar nach Heraus- nahme des operirten Nerven die beiden Enden noch nicht vereinigt, allein fie hatten fich doch fchon um ein anfehnliches genähert, bey allen übrigen‘ wurde die Vereinigung durch einen dünnen Strang vermit- telt, der von (den beiden angefchwollenen Enden ausging. Beym erftern Falle, wo noch keine Ver- einigung da war, hatte man ein Stück von g Linien aus dem Nerven ausgel[chnitten, in allen übrigen be- trug das herausgef[chnittene Stück zwey Linien. Dalfs aber wirklich die, die beiden Nervenen- den vereinigende, Subftanz bey oben erwähnten Verfuchen wieder neu erzeugte Nervenlubftanz war, kann, wieich glaube, nicht mehr geläugnet werden, obgleich Arneman anderer Meinung ift, Als Be- * M Reils Archiv llten Bd. Ztes Heft, RR 147 weile dieler Behauptung treten nicht nur die durch die neuerzeugte Sublfanz wieder hergelftellte Ner- veneinwirkung auf die im Zuftande der Ifolirung krankhafte Functionen äufsernde Organe, Sondern, , auch die anatomifche Vergleichung der eigenthümli- - chen Neryenfubftanz mit diefer wieder neu erzeug- _ ten auf, welche hinlänglich beweift, dafs die vorhin getrennten beiden Nervenenden, in Abficht des wie- ererzeugten und zwifchen ihnen getretenen Stoffs ein organifches Continuum ausmache, und dafs mit- derfelbe, weil er die im Gehirn bewirkte und durch das Nervenmark fortgeleitete Bewegung propa- 1 girt, nervenartig feyn mülfe. Zwar hat die nener- zeugte und zwifchen beide Enden getretene Subltanz noch,nicht den [trangartigen Bau des übrigen Ner- ven, die beiden Enden And vielmehr verdickt und ‚Vereinigung.derfelben gefchieht durch einen dün- . Strang,.allein diefe Beobachtung beweilt im Gan- zen nichts, ‚als dafs zur gehörigen Ausbildung. des, neu erzeugten Theils eine längere Zeit erfordert wer- L , als man [ich bisher vorgeftellt-hat, Die Organi» Sation des wiedererzeugten Nerven gehtja lo langlam von ftatten, dafs Cruikfhank und Andere einen. | aum von'6 Jahren dazu feltfeizen. Uebrigens braucht man fich gar nicht bey Würdigung des wie« dererzeugten Stofls an den Mangel des [trangartigen Baues zu ftofsen, weil diefer für ich allein doch nichts entfcheiden könnte, Wir willen, dafs fich 2. B. der Knochen reproducire, aber wie verfchieden - von dem andern ift nicht der regenerirte Knochen- 148 al theil? Wollen wir deswegen die Regeneration der Knochen [elbft läugnen ? Den vorzüglichlten Beweis für die Integrität der wiedererzeugten Nervenfubftanz hat uns haupt- fächlich die Chemie in der Wirkung der Salpeterl[äu- re auf den Nerven gegeben g). Diele hat nemlich die Eigenfchaft, dals fie den Zeilftoff des Nerven zer- ftört und das eigenthümliche Mark deffelben zurück- lälst. Man hat fie vorzüglich bey den Verfuchen, - wo:man ein Stück aus dem Nerven f[elbft herausge- Ichnitten hatte, angewendet und gefunden, dals die zurückgebliebene Subftanz wirkliches Nervenmark gewelen [ey. ’ Hiezu erlaube man mir noch einige Beweile aus der Phyhiologie und Anatomie des gefunden Nerven hinzu zu fügen, ur . Jeder Nerve ift als olcher betrachtet zwar Aus« druck und Produkt des mehr auf die Seite der Senf: bilität ich hin entfaltenden Lebens, [o wie der Mus: kel'mehr Ausdruck der irritablen Tendenz: deffelben ift; allein jedes von dielen Organen ilt das, was es ife, nicht abfolut, [ondern blofs relativ, 'allo in Be- zug des ihm entlprechenden Gegenfatzes, der im Nerven der irritable, im Muskel aber der fenfible Fa. etor ift. Eben[o wenig allo der Muskel blofs irrita- “bel, fondern zugleich. auch, ob[chon im mindern Grade, [enlibel ift, — denn er befitzt auch Nerven, eben g) Reilii Exercitationum anatomicarım ‚ de structura ner vorum Falc. I. Halae 1796. Fol. _— 149 eben [o wenig ift auch der Nerve blofs fenfibel, — er belitzt auch Gefälse. Denn jeder Nerve wird durch- „aus von [einem Centralende bis zum peripherifchen Ende delfelben von einer oder mehrern [einer Grö- [se angeme[lenen Arterien begleitet, welche [ich in ein [ehr feines Netz um und zwifchen [eine Fäden verbreiten 2). So hat auch jeder Nerve, wie bekannt, aulser der zelligten Haut noch eine eigenthümliche, nemlich das fogenannte Neurilem, in welchem fich zahllofe von benachbarten Gefäfsen herkommende Gefälse verbreiten. „Sie ilt”, [agt Reil, „nicht blofs Behälter, fondern auch Abfonderungsorgan des Ner, venmarks, allo auch ein wefentlicher Theil des Ner- ven; fie erhält es durch Vegetation in [einer fpecihlch eigenthümlichen Qualität und hilft durch eben diefen Procels die Action des Nerven zu Stande zu brin- gen” i). Auch [elbft im Gehirn findet diefer Gegen- fatz Statt, nemlich der zwilchen der Cortikal- und Markfubltanz deffelben. Je jünger noch der Men/ch ift, je rafcher bey ihm der Reproductionsprocels fich äufsert, defto mehr tritt auch dieler Gegenflatz her- vor, defto mehr überwiegt die Cortikallubftanz die Markfubftanz an Umfang und Menge. Daher hat denn auch im Gehirn des Embryo und des Fötus, deffen Leben faft ganz der Reproduction zu unterlie- gen [cheint, erftere über letztere grofses Ueberge- 4) Sömmering vom Baue des menlchlichen Körpers. ‚ Nervenlehre. 7) Reils Fieberlehre Ater Band S. ır. WArchiv f. d. Phyfiol. XI. Bd, II Heft. $ 150 nn wicht. Ueberhaupt ift in diefer Epoche des begin- nenden Lebens das Gehirn gefälsreicher und röthlis cher als im zunehmenden Alter und bey dem Er wachl[enen. N Da fich allo in dem Nerven [owohl wie in je dem andern Gebilde des thierifchen Organismus die beiden vermittelnden Momente der Reproduction, nemlich Senfibilität und Irritahilität, vereinigen, [o ift evident, dafs der Nerve auch Reproductionsfähig- keit haben und dals wenn fich zwilchen getrennten Nerven eine neue Subltanz regenerirt, oder wegge- nommene wieder erzeugt, dieles Effekt oder Produkt davon feyn mülfe. Ferner folgt, dafs die Wiederer- zeugung des Nerven nicht als alleiniges Produkt des Nervenmarks, fondern hauptfächlich auch des Neuri- lems anzulehen [ey und dafs man fich deshalb fehr irren würde, wenn man annehmen wollte, dafs fich die Nervenflubltanz als [olche, worunter man nicht den ganzen Nerven zu ver[tehen hat, durch eigene Autocratie wieder reproducire. Dies wäre wahrlich foviel als wenn man verlangte, die Knochenmaterie folle fich durch eigene Knochenkraft erfetzen. Wenn es möglich gewelen wäre, bey allen den oben ange: führten Verfuchen an den beiden Enden des entwe- der durch Schnitt oder durch Subftanzverluft ge- trennten Nerven eine Stelle lang nach unten und nach oben die mit den Nerven laufenden Gefälse neblt der durch diefe gebildeten zelligten und eigen- thümlichen Haut (Neurilema) von dem Nervenmark zu trennen, [o würde gewils keine Wiedererzeugung | | | j | Be en 151 möglich gewelen [leyn, oder diefe würde wenigltens nur dann er[t eingetreten [eyn, wenn [ich diel[e abge- trennten Gebilde wieder erzeugt hätten. . Was das Innere diefes Reproductionsprocelles der Nerven anbelangt, [o haben wir darüber noch fehr wenig Licht. Ich getraue mir daher nicht, et- was Befltimmtes darüber zu lagen. Es ift dies ein Procels, den nur eine lange Reihe von Verfuchen aufklären kann, die nicht nur in Bezug auf die Meta- morphofe des fich erneuernden Organs und der &ich dabey thätig zeigenden Gebilde angeltellt: wer- den, fondern die auch von dem erften- Beginnen des Wiedererzeugungsprocelles bis zu deflen Vollen- dung ins Unendliche wiederholt werden mülsten, um gleichfam diefen Vorgang in jedem Momente fei- ner Aeulserung belaufchen zu können. Was uns die Kenntnils der Regeneration in andern Organen [agt, ift, wenn anders auf Analogie gegründete Folgerun- gen in dem Reiche der Naturforfchung nicht trüglich find, noch das einzige, was uns hier einen Finger- zeig geben könnte. Ich glaube mich auf diefem Wege um [o weniger weit von der Wahrheit zu entfernen, je gewiller es ift, dals das Leben in jedem Organe ei- nen bleibenden Typus verfolge, ob es [chon nicht geläugnet werden kann, dals es fich nach der formia- len Befchaffenheit de[felben auch formal verändern müffe. Jedes Organ wird durch den Wechfel des Stoffs, allo durch den Wechfel zwifchen Verluft und Erfatz, La 152 ut regenerirt, was auch hier der Fall feyn wird. Das in den Gefälsen der Nervenhaut eirkulirende Blut giebt wahrfcheinlich den Stoff dazu her, weleher an die Enden des Nerven, die gleich[am als der erlte Stock angelehen werden können, [ich anletzt, durch die Saugadern aber wieder eingelogen wird, welcher Wechlel von Anlatz und Wegnahme dann [o lange continuirt, bis die neue Nervenmaterie ihre eigen- thümliche Form und Mifchung wieder erlangt hat, Aus diel[er allmähligen Metamorphofe läfst es fich er- klären, warum im Anfang die erneute Nervenltelle noch nicht die, den Nerven zukommende Form und Mifchung des Stoffs hat und warum die Vereinigung in den erften Monaten durch einen Strang vermittelt wird, der erft in. der Folge [ich vervielfältigt und die eigenthümliche Nervenform erlangt. Da die beiden Nervenenden die Punkte find, von welchen die Re- generation ausgeht, da fich dafelbft die getrennten Gefalse der Nervenhaut in ein dichteres Netz verei- nigen, [o ilt erklärbar, warum hier mehr Nervenma- terie abgeletzt wird und dadurch der Nerve fich ver- dickt. Eben [o wahrfcheinlich ift es, dafs zwilchen dem Mark und der Nervenhaut in Abfiicht der Wieder- erzeugung keine Priorität Statt finde, dals he fich vielmehr gleichzeitig regeneriren und dafs mithin von keinem Vorfchwellen des Nervenmarks die Re- de [eyn könne. Aus allem diefen, von den Nerven Erwähnten, folgt nun das Refultat, dafs der Nerve zwar Regene- rationsfähigkeit habe und mithin verloren -gegange- FT 153 ne Subftanz wieder erzeugen könne, dafs diefe Repro- duction fich aber nicht [owohl auf die eigenthümli- che und das ätherifche Vehikel der Senlationen dar- Stellende Subftanz des Netven, infofern wir darunter das Nervenmark x«7’ z£0xyv verftehen, fondern viel- mehr auf die vegetative Natur des Nerven oder auf den in der Gelammtmalle eines jeden Nerven fich ausdrückenden Gegenfatz von Senfibilität und Irrita- bilität, in deren Finigung Reproduction [elbft liegt, beziehen müfle. Ueber Regenerationsfähigkeit der Muskeln, Was die Wiedererzeugung der verloren-gegan- genen Muskelfubftanz anbelangt, fo behauptet zwar Schallhammer A), dafs diefelbe in keinem !Falle wieder erzeugt werde. Er ftützt fich dabey, [owohl äuf Murrays und Huhns Behauptung, als auch auf einen Verfuch von Meckel, den dieler mit ei- nem Hunde angelftellt hat. Allein was die Behaup- tungen der beiden erften betrifft, [o fcheinen diefel- ben mehr Vermuthungen zu [eyn, die erft durch viel- feitige Erfahrungen und Beobachtungen Evidenz er- halten müfsten, und Meckels Verfuch mit dem Hunde, dem aus dem geraden Lendenmuskel ein Stück herausgefchnitten wurde, beweift nichts, als dafs die an diefer operirten Stelle gebildete fehnigte Malle noch keine Muskelflubftanz war, aber keines- k) Sch allhammer über die Krankheiten der Muskelfaler, die in ihrer Mifchung und Form gegründet find, in Reils Archiv für die Pbyliologie Bd. U, St. 3. 154 „ua, wegs, dafs fie nicht wieder erfetzt werden könne, Die Erzeugung jener (ehnigten Subftanz kann ja ver- [chiedene zufällige, äufserliche urfächliche Momente gehabt haben, deren Abwefenheit wahrfcheinlich ein: anderes Relultat in Abficht der, der neuen Subftanz zukommenden Natur zur Folge gehabt haben würde. Es ift bekannt, dafs ein beftändiger Druck auf die weniger he[chützte Muskelfafer derfelben eine l[eh-, nigte Structur geben könne; und dafs die[es bey die- fem Hunde [ehr leicht der Fall leyn konnte, ilt ja äufserft wahrfcheinlich, um [o mehr, da bey der Hei- lung einer Muskelwunde, um die derfelben nachthei- ligen Bewegungen zu verhüten, ein gröfserer Druck auf den Muskel nathwendig war. Ich möchte mithin dem Muskel die Fähigkeit, fich wieder regeneriren zu können, vor der Hand noch nicht abfprechen. Ein Verfuch der Art kann, wie wir gefehen haben, nichts beweilen. Wir brauchen übrigens nur auf ge- wöhnliche Erfcheinungen im Organismus Rücklicht zu nehmen, um hier einen Haltungspunkt zu haben. Ift nicht die Wiedererzeugung einer Hautftelle oder eines jeden Gefälses zugleich Regeneration der Mus- kelfubftanz? — Löfflers 2) Beobachtung einer Re- generation eines verloren-gegangenen Auges dient nicht nur zum Beweis für die Regeneration der mei- [ten andern Organe, fondern auch hauptfächlich für die der Muskeln. — Eine rheumatifche Augenent- zündung ging nemlich in Eiterung über, das Auge 2) Deflen Beyträge zur Wundarzneykunde in Kortums med. chir. Handb. $. 179. — 155 wurde zerltört, die Augenlieder helen zulammen und man [ah nichts, was die entferntefte Aehnlichkeit mit einem Auge gehabt hätte; nur tief im Hintergrun- de bemerkte man eine mit varikölen Blutgefäfsen überzogene Malfe. Nach einiger Zeit fing diefe an fich zu vergrölsern, der Kranke empfand Schmerz und nach zwey Monaten war die Augenhöhle mit ei- nem Aeilchigten Auswuchle angefüllt, auf deffen Mitte fich ein rundglänzender Fleck zeigte, begränzt von einem fleifchigten Rande. Diefer Mittelpunkt bildete fich immer mehr und mehr aus,‘ der Kranke bemerkte wieder Licht und die Sehkraft nahm zu, ftellte ich aber nicht ganz wieder her. Diefes wie- der neu erzeugte Auge konnte fich, wiewohl unvoll- kommen bewegen, was zum Beweile dient, dafs die durch die Fiterung zer[törten oder wenigltens ge- trennten Bewegungsmuskeln des bulbi oculi fich mufsten wieder erzeugt oder doch wenigftens wieder ergänzt haben. Im entgegengeletzten Falle hätte ich das neu erzeugte Auge gewils nicht bewegen können. Ueber das Rückenmark 'der Vögel und die Bildung delfelben im be- brüteten Ey, vom Dr. Nicolai 2). Erfter Ab[chnitt. r e nı » Bau des Rückenmarks im ausgewach[e- nen Vogel. Fr. ! Einige litterarifche Notizen über diefen Gegenltand. S. viel ich weils, hat noch Niemand die[en Gegen- ftand einer eignen Abhandlung gewürdigt, und was ja hierüber in Druck gekommen ift, findet fich nur zer[treut in einzelnen gröfseren Werken. Theils ilt das Rückenmark der Vögel in den Büchern der thie- rifchen Anatomie nur oberflächlich [einer äufsern Form nach befchrieben; 'theils findet man auch nur eine ganz allgemeine Befchreibung eines beftimm- ‚ten Theils deffelben, (ich meine den Sinus rhom- boidalis, den wir weiter unten näher kennen lernen werden). a) Th.G.I. Nicolai differt. inaug. de medulla [pinali avium, ejusdemque generatione in ovo ineubato, Halae ıgır, mer 157 Ich hielt es daher nicht für unzweckmäfsig die- fe oberflächlichen, ‚oft fehlerhaften Befchreibungen zu verbellern, und das Mangelnde zu ergänzen. "4 Zuvörder[t will ich das, was bis hierher über die- fen Gegenltand gelagt wurde, hier kurz anführen; woraus ein jeder felbft erfehn wird, in wiefern ich Recht hatte, wenn mir die bisherigen Befchreibun- gen nicht genügten; indem ein [fo wichtiger Theil in der vergleichenden Anatomie, wohl eine genauere anatomilche Zergliederung verdient. > 0 In den älteften Schriften /indet man falt nur eine kurze Anzeige eines Sinusrhomboidalis in der Be- ckengegend, und auffallend ift es, dafs ungeachtet diefer frühern Erwähnungen einer [o merkwürdigen Abweichung vom Bau desmenfchlichen Rückenmarks und aller übrigen Thiere, diel[elbe bis hierher nicht näher unterfucht, ja [elbft von [pätern Schriftftel- lern nicht einmal angeführt wurde. Zuerft erwähnt der berühmte Nicolaus Ste- nob) diefen Sinus, indem er [agt: „Nec in aliis ani- mantihus argumenta dehiderantur idem confirmantia, cum in iis, quibus praeter fpinam artus dati funt, eirca lumborum regionem [pinalis medullae cralfities _ multum augeatur, immo in avibus.eodem in loco .ca- _ yitas rhomboidalis reperiatur.” Eine Abbildung diefes merkwürdigen Sinus rhomboidalis, ohne Rückficht auf das übrige Rücken- mark, fand ich zuerft bey Mich. Bernh. Valen« b) De Cans Carcharia. Vid, Myologiae [pecimen (. musculi defcriptio geometrica, Florent. 1667, 4. pag. 108. 158 PRSEREN tinc)und Ol. Jacobäus d). "Erlterer liefert he in feinem grolsen zootomifchen Werke und erklärt Ge - nur ganz kurz bey der Befchreibung des Adlers mit folgenden Worten: „Medulla [pinalis in duos quali ramos diyila, qui poltmodum fibi in pofteriore parte junguntur F. $.”. Zur Erklärung der Figur, die mit den Buchftaben T.ıT. V. X. bezeichnet ilt, fügt er hinzu: „Eadem medulla dislecta, ut oltendatur qua ratione binae partes (T. T.)!quae truneum medullae in parte anteriore dividunt, in parte polteriore (X.) jungantur, ut forment, cavitatem.” Die Kupfertafel felbft ift [chlecht und die Erklärung nicht hinrei- chend. Und doch erwähnt er weder bier, in ‚der Befchreibung des Adlers, noch an irgend einem an- dern Orte, z. B. bey Befchreibung der Henne u. £.w, etwas mehr, woraus der Bau des Sinus rhomboidalis oder des Rückenmarks überhaupt näher hervorginge. Die Abbildung des Ol. Jacobäus ift ganz der vorigen ähnlich, auch eben [o unvollkommen erklärt. Er fagt blols: „Figura Sinus rhomboidalis in [pinali medulla avium e regione lumborum ubi ollfa acetabu- lo inferuntur.” ! Bey A. Perraulte) findet fich fehon etwas mehr, wenigltens liefert er eine etwas genauere Be- 6) Amphitheatrum zootomicum, tabulis aeneis quam pluri- mis exhibens hiftoriam animalium anatomicam etc, Tom. II, pag. 7. Tab. XLVI. Fig. S. et T. T. V.X, Gis- (ae typis J. Mülleri MDCCXA,. Fol. ed) Acı. Hafa. vol. U, No, 124, Anat. Pfittaci, pag. 317. e) Delcr. anatom. de trois aigles a.a. O.T.3. P.U.p.300, \ ker 159 fchreibung des Sinus rhomboidalis. Er fagt: „Ona fait une remarque dans Pun de ces [ujets fur la moel- le epiniere, que l'on eroyoit d’abord estre partieu- liere a cet [ujet, mais que l’on a reconnu depuis eftre commune ä d’autres oileaux. On a trouve, que vers Je milieu du dos la partie exterieure [e fend et le [e- pare en deux et rejoint en fuite, la partie interieure demeurant entiere et eltant feulement dilatee: ce qui fait la figure d’une fronde. Cette [eparation de la par- tie exterieure et cette dilatation de l’interieure estoit de longueur d’une pouce et demi et de largeur de huit lignes dans ce [ujet, et aux autres oifeaux a propor- tion. Onatoujours trouye la Cavite, que les deux parties Ecartees laillent au milieu, remplie d’une hu- eur blanche et gluante, qui paroilfoit ötre de l’hu- - meur Jymphatique epaiffe.” " a2 G. Cuvier f) falst bey der Belchreibung des »Rückenmarks alle rothblütigen Thiere zufammen und vergleicht es mit einem falt runden Cylinder. — Dals er aber hierbey nicht recht! verfahren fey, wird fich fpäter unten, bey der Bef[chreibung des genannten Theils felbft deutlicher zeigen. Nirgends erwähnt er den Sinus rhomboidalis, dener, wenn er ihn ge- fehn hätte, feines merkwürdigen Baues wegen, noth- wendig einer Erwähnung hätte würdigen müflen, f) Lesons d’anatomie comparde recuillies er publides fous [es yeux par C. Dumeril, chef des raveaux anatomiques de l’&cole de medecine de Paris. Paris An VIU. Tom. U. Art. XU. pag, 188. 160 I Der Ueberfetzer diefes Werks, der berühmte Profelfor Meckel g), einer meiner verehrungswür- digften Lehrer, hat zu diefer Stelle des Originals eine Anmerkung hinzugefügt, die wichtig ift, und auch hierher gehört. Er fagt nemlich hierin, dals bey den Vögeln das Rückenmark an der Stelle, wo aus demfelben die Nerven der obern und untern Extre- mitäten abgehen, daflelbe in zwey Theile zur Seite weicht, woraus die Nerven jeder Seite ent[pringen. Nach vielen Verfuchen, die er hierüber anltellte, fand er, dafs nicht das ganze Rückenmark, fondern nur der hintere oder obere Theil deffelben gefpalten; der vordere aber ganz bleibe.: Diefe Bildung fand er wenigftens immer beym Haubentaucher, bey der Bachmewe, der Wald[chne- pfe, der Ente und dem Huhne. Hinter diefer Stelle, fagt'er, verbinden fich die beiden Stränge wieder, und laufen fo verbunden bis zum Schwanze fort. Sonach [chiene an diefen Stellen das Rückenmark zulammengerollt zu [eyn u. f. w. N Derfelben Meinung ift auch der Dr. Keuf- fel 4). Er erwähnt das Rückenmark der Vögel nur kurz und fagt unter andern davon: „Duo quidem. funes laterales in hoc loco medullae avium verflus utrumque latus fecedentes omnino fere fejunguntur, 8) Vorlefungen über vergleichende Anatomie von G. Cu- vieru.[,w. Ueberfetzt und mit Anmerkungen und Zulä- tzen vermehrt von J, F, Meckel, Profeflor der Anato- mie und Chirurgie zu Halle. Mit Kupfern, Leipzig 1809. T. I. XI. Abfchnitt $, 198. 7%) Dillert, inaug. de medulla [pinal. Halae ıg10, Sect. II. $.9, Pe En 161 ita, utin fuperiore, contra procelfus fpinales verfa parte fulco profundo plane divih, et inferiore parte non nifi Jamina mallae albae latis [ubtili conjuncti fint. Ita fit, ut maflla alba utriusque funis quidem cohaereat, [ed cinerea l[ejuncta fit etc.” Tiedemann ;) fagt: das Rückenmark der Vögel [ey nach Verhältnifs [ehr grofs, und von den- felben Häuten wie das menlchliche umgeben. In den Halswirbeln habe es eine runde Form und [ey - überall gleich dick; in den Bruftwirbeln werde es di- cker und zugleich breit; in den Lendenwirbeln ver- liere es von [einem vorigen Volumen und gehe in ei- nen kurzen Pferdefchweif über, de[[en Hauptltamm in dem Kanal des Steifsbeins fortlaufe, fo dals wir ihn bis an das Ende diel[es Beins verfolgen könnten. Die graue Subltanz bilde die innere, die weilse die äufsere Lage. “ Hier erwähnt er nichts von einem Sinus rhom- boidalis; wohl aber in den Supplementen zu diefem$. „Merkwürdig ift, [agt er hier, in dem Rückenmark der Vögel, der Sinus rhomboidalis, der in dem Theil delfelben gefunden wird, den die untern Bruft- und i obern Lendenwirbel einfchlielsen.” Hierauf führt er noch einige von den frühbern Autoren an, die von demfelben handelten; welcheich auch [chon früher genannt habe. 2) Zoologie, zu [einen Vorlelungen entworfen von D, Fridr. Tiedemann, Profellor der Anatomie u. Zoologie zu Landshut. II, Bd. Anat, und Naturgefehichte der Vögel. Heidelberg bey Mohr und Zimmer 1810. 8, 8, ı7. 162 EEE Der berühmte Gall A) endlich, liefert in [ei- nem grofsen Werke, das er kürzlich herausgegeben, viele treffliche Beyträge über den Bau des Rücken- marks, vorzüglich über das Verhältnifs der grauen Subftanz zu der weilsen, und über das der grauen zu den aus dem Rückenmark entfpringenden Nerven. Ich werde ihn jedesmal am den Orten citiren, wo es gelchehen mufs; da feine durch einen grofsen Theil des Werks zerftreuten Entdeckungen, die für mich palfen, fich nicht gut an einem Ort kurz zulammen fallen lallen. Aufgefallen ift es mir indes doch, dals er den Sinus rhomboidalis gar nicht erwähnt. G. 2 Plan zur vorliegenden Abhandlung, Den Bau des menfchlichen Rückenmarks hat ’ der Dr. Keuffel in [einer vortrefflichen Differta- tion mit grolsemFleifs und allem ihm eigenen Scharf finn behandelt. - Er unterfuchte bey de eireenifetr das Rückenmark vieler andern Thiere, und wie ich weils, auch das vieler Vögel. 'Ich werde mich daher in manchen Stücken kurz fallen, und den Lefer auf diefe Schrift verweilen können. So übergehe ich auch die Belchreibung der, das Rückenmark umge- benden Häute, da Haller, Huber, Frot[cher und mehrere andere mir hierin vorgearbeitet haben. k) Anatomie und Phyfiologie des Nerven/yltems im Allge- meinen und des Gehirns ins Befondere v, F,I. Gall u,.K. Spurzheim. I. Bd. mit XVII. Kupfertafeln. Pa- ris bey F. Schoell. Rue de Folles. [. g. L’auxerrais No. 29. 1810, 8. — 163 Bey meinen Unter[uchungen. des Rückenmarks der Vögel habe ich denfelben Gang gewählt, den der Dr. Keuffel bey den feinigen einfchlug, und viel- leicht ift es mir gelungen, etwas Neues, durch ande- re Unterfuchungen noch nicht bekanntes, aufzufin- den. — Im er[ten Ab[chnitt glaube ich wird zuvörderlt eine Be[chreibung der äufsern Geltalt des Rückenmarks nötlig [eyn, fo wie es ich den Augen darfiellt, fobald wir die Wirbelfäule geöffnet haben; dann foll die Befchreibung deffelben folgen, die es hat, wenn wir die Häute weggenommen haben; bier- auf werde ich den innern Bau de[lelben, ın [ofern er vom menlchlichen abweicht, abhandeln, und am Ende diefes Abfchnitts noch etwas über den Ur- fprung der Nerven aus dem Rückenmark fagen. Im _zweyten Abfchnitt foll fodann etwas über die Bildung des Rückenmarks folgen. 97 $. 3 Eiwas über die Wirbelfäule der Vögel, Viel vorher von der Verfchiedenheit der Wirbel- fäule bey den verfchiedenen Klallfen der Vögel zu reden, dazu ift hier, [o intere[lant diefe Materie auch feyn möchte, der Ort nicht; aber etwas von dem in- nern Bau der zur Wirbelfäule gehörenden Knochen, znufs ich voraus[chicken; weil ich nirgends diefe Be Schreibung gefunden, und jeder, der diefelbe öffnen, und das Rückenmark herausfchälen will, den innern Bau der, das Rückenmark umgebenden Knochen ge- “ 164 nau kennen mufs, um zu [einem Zwecke zu gelan- gen. \ ] Die ganze Wirbelfäule der Vögel ift fehr von der des Menfchen verfchieden. Eine Vergleichung der- [elben liegt gleichfalls nicht in meinem Plan. Die Halswirbel, deren Zahl, nach Tiedemanns An. gabe, zwilchen 9 und 23 liegt, weichen der äufsern Form nach bey den verf[chiedenen Klalfen fehr von einander ab; ihren innern Bau fand ich aber, der Hauptfache nach, überall gleich. Je mehr fie fich vom Kopfe entfernen, delto gröfser werden fie, fo dafs der letzte derfelben die übrigen an Gröflse über- trifft. Die Rückenwirbel deren es 6 — ı1 giebt, find viel grölser,, ‚als die vorigen, und gehen, da die ei- gentlichen Lendenwirbel bey den Vögeln fehlen, in das Heiligbein nach und nach über. Das Heiligbein aber, in dem das Rückenmark fortläuft, ift [ehr lang und hat eine eigne Geftalt, auf die ich [päterhin kommen werde. Die ganze Wirbelfäule endigt fich mit dem Steilsbein, welches aus mehreren, knorpel- artigen Wirbeln zulammengeletzt ilt, als wir es beym Menfchen zulammengeletzt finden. Wenn wir die äufsere Knochenfchicht, die je- den Wirbel umgiebt, zugleich mit den [chiefen und Dornfortfätzen mit dem Meller oder Meilsel wegge: nommen haben, finden wir eine [pongiöfe Mafle oder Diploe. Durch die weiten Poren derfelben, [ehn wir wir den knöchernen Kanal, ‚der das Rückenmark ge- ' nau umgiebt und ganz die Geftalt deffelben annimnit. Anders iftjedoch dieinnere Structur des Kreutz- beins. Schon auf den erften Anblick fehen wir auf demfelben, und zwar auf deffen unteren ziemlich breiten Fläche, eine flache Furche, die in demfelben Grade eine Erhöhung nach innen bewirkt. Die fpongiöfe Malle ift hier fehr verringert, [o dafs der knöcherne Kanal dieht unter der äulsern Kno- chenlamelle liegt, und diefelbe platte Form, die hier das Rückenmark hat, annimmt. Auf der erften Hälfte der obern Fläche, die nach den Dornfortfätzen gerichtet ilt, ift der ganze Kno- chen [ehr zulammengedrückt, erhaben und [pon- giös; lo dafs man faft über die Hälfte weg[chneiden muls, um auf den Kanal felbft zu kommen. Auf der andern Hälfte diefer Fläche ilt die äulsere Kno- chenlamelle wieder mehr abgeplattet, durch eine tie- fe Furche der Länge nach in zwey Hälften getheilt, und die fpongiöfe Malle [ehr verringert. Nimmt man die äufsere Lamelle weg, [o findet man mehrere, meilt[echs bis acht halbeirkelförmige, in die Quer lie- gende Ringe, die von dem Kanal, der das Rücken- A umgiebt, gebildet werden, und auf den Stel- len, wo die [pongiöle Malle (ehr verringert ift, mit der äulsern Lamelle verbunden erfcheinen. Dadurch entltehen Zwilchenräume, die breiter find als die Ringe und auch nicht mit Diploe ausgefüllt find. "Nimmt man die Oberfläche der Ringe weg, [o findet Archiv f. d.Phy/iol, XI. Bd. II. Heft. M 166, — man ihre innere Fläche mit den. umgebenden Häuten des Rückenmarks ausgekleidet; reilsen diefe zufäl- lig, oder [chneidet man fie ein, fo kommt uns eine Flülfigkeit entgegen, von der nachher die Rede feyn wird. Hier ift daher, wenn wir nichts ver- letzen wollen, der vorlichtig[te Gebrauch der Inftru- mente nöthig. Da wo die Ringe, oder ringförmiger. Fortlätze endigen, treten die Nerven aus dem Rü- ckenmark jeder Seite hervor. Von den Ringen felb£t ift der erfte und letzte der kleinfte, der mittel- fte der grölste, weil hier das Rückenmark die gröls- te Ausdehnung erhält. Hierauf, wo das Rücken- mark wieder fich vereinigt und kleiner wird, bildet fich der knöcherne Kanal wieder wie vorher, und ınan kann ihn bis zum Ende des Steilsbeins verfol- gen, " $. 4 i Aculsere Gelialt des Rückenmarks [elbit. Um die Geltalt des Rückenmarks [elbft, fo wie es [ich uns zeigt, wenn es noch von den Häuten um- geben ift, 'genau [ehn zu können, ‚öffnete ich jedesmal die Wirbelfäule ihrer ganzen Länge nach, legte dann diefelbe einige Tage in abfoluten Alkohol, worin das Rückenmark erhärtete, und fo- nach konnte ich es jedesmal unverfehrt aus feiner knöchernen Hülle herausnehmen. Cuvier Z) l[agt, dals das Rückenmark eine nicht vollkommen eylindrifche, [ondern etwas breit gedrückte Geltalt habe. Doch ilt diefe Befchreibung unvollkommen. ß D 1 c.T. U. Art, XII pag. 158. Te 167 Keuffel m) dagegen fagt, das Rückenmark der Vögel bilde einen vom Kopf bis zum Ende des Steilsbeins fortlaufenden Cylinder; der, jemehr er Sich dem Ende naht, defto dünner wird, bis er fa- denförmig im Steifsbein endigt. Und kurz darauf erwähnt er doch die Anfchwellung des Rückenmarks ganz kurz. Noch anders befchreibt Tiedemann die äu- Isere Geltalt des Rückenmarks der Vögel, wie wir es vorher [chon fahen. Alle diefe Befchreibungen find oberflächlich, mangelhaft oder falfch, und ge- wifs verdient diefer Gegenftand eine genauere und vollftändigere Be[chreibung. Im Allgemeinen ift der Umfang des Rücken- marks in allen Klaffen nicht verfchieden und fteht meilt mit der Grölse des Körpers im Verhältnifs. Von diefem Verhältnils liefert uns Tiedemann eine genauere Tabelle. Wie fich dies jedoch in dem verfchiedenen Alter der Vögel verhält, werde ich im folgenden Abfchnitt zu zeigen [uchen. In den Halswirbeln hat das Rückenmark eine faft vollkommen runde Geltalt, und behält bis den Letzten diefer Wirbel eine gleiche Stärke. Fe hier an wird es nach und nach dicker und zugleich etwas platter, fo dals es hier ei- ne falt ovale Geltalt annimmt, In den erlten Brult- wirbeln erlangt es dann die grölste Stärke und Breite, feine obere Anfchwellung. Hierauf nimmt m) 1. c. Sect, IL, $. 9. pag. 29, M 2 168 es in demlelben Grade, wie es vorher zunahm, wie- der ab, bekommt wiederum die Geltalt eines Cylin- ders, und läuft [o, nachdem es um die Hälfte von [ei- nem Umfang, den es in der eben erwähnten obern Anfchwellung hatte, verloren hat, bis zum Kreutz- bein herab. Hier wird es nach und nach wieder [tär- ker und bekommt [eine untere An[chwellung. Hat man hier mit vieler Mühe und Vorlicht die Kno- chen rund herum abgefchält, [o bekommt man einen weiten Sack zu Gelicht, derin [einer Mitte die gröfste Dicke erreicht,und zu beiden Seiten verdünnt herab- fteigt. Auf der untern Fläche legt fich die dura ma- ter, die diefen Sack bildet, ar die platte Fläche des Rückenmarks falt ganz an; auf der obern Fläche hin- gegen, die den proce[libus [pinofis zugewandt it, bil- det fie eine grolse Wölbung, und wird ganz von dem Rückenmark getrennt und zwar dutch die [chon er- wähnte Flüffigkeit, auf die ich [päterhin wieder kom» men werde. Ift das Rückenmark frifch, [o fieht man durch fie hindurch die f[onderbare Bildung, die das Rückenmark hier erhält. n Hierauf wird das Rückenmark nach und nach wieder dünn und rund, die Häute legen fich wieder dicht an, und es endigt endlich fadenförmig in den letzten Wirbeln des Steifsbeins, wo die Velamente ei- nen blinden Sack bilden, in welchen fie das Rücken- mark einf[chliefsen. Die Häute liegen übrigens dicht auf dem Rü- ckenmark auf, und find oft durch Gefälse mit dem- felben verbunden, l[o dals die Unterfuchung mit vie- — 169 ler Vorficht angeltellt werden mufs, vorzüglich da, wo das Rückenmark den Sinus rhomboidalis bildet. Die Häute find hier zwar von dem Rückenmark ‚durch eine Flüffigkeit getrennt, aber auf beiden Sei- ‚ten liegen [ie felt an den Knochen an, und find durch viele kleine Bänder, Gefälse und durchgehende Ner- ‚ven (plexus cruralis) genau mit ihm verbunden, vor- züglich da, wo fich die halbeirkelförmigen Fort- fätze in den Knochen finden. Die Gefälse bilden auf diefer Stelle wunderbare Anaftomofen, welche man am beften würde [ehn können, wenn man die arteria inferior des Rückenmarks injieirte, nur mög- te dies mit Schwierigkeiten verbunden [eyn. 9 5 Aeculsere Geftal: des Rückenmarks, nachdem die Häute abgenommen find, Hat man die Häute vom Rückenmark getrennt, fo erhält es ein etwas anderes als das bisher bel[chrie- ‚bene Anfehn, An dem untern Theil delfelben nemlich, läuft in der. Mitte eine wenig vertiefte Furche der Länge nach herab; In dieler liegt die arteria infer. medullae Jpin. Je näher diefe Furche dem Heiligbein kommt, ‚defto deutlicher wird fie und bildet hier nach und nach einen tiefen Kanal. In der Mitte des Heilig- beins, wo das Rückenmark.die untere Anfchwellung bildet , wird daffelbe in zwey Stränge, die nach bei- ‚den Seiten weichen, deutlich abgetheilt, lo dafs fich än der Mitte dieler Stränge eine oft ziemlich tiefe und weite Aushöhlung bildet, Die Stränge. felbit Anıl 170 ia, auf der Oberfläche abgeplattet, und ’erreichen in ih- rer Mitte die höchfte Breite; bald darauf aber wird ihre Stärke und Breite wieder in demfelben Grade verringert, fie (kölihäehi fich immer näher, und laufen endlich wieder oben [o zulammen, wie fie vorher aus einander wichen. So verbunden endigt fich als- dann dasRückenmark fadenförmig in dem Steilsbein. Die obere Fläche des Rückenmarks hat bis zum Heiligbein daffelbe Anfehn, wie die untere Fläche, doch ilt die oben erwähnte Furche auf dieler Seite faft noch undeutlicher. Ferner hat das Rückenmark auf beiden Seiten zwar die gleiche Form, [o dafs es oben. platt wird, wenn dies unten der Fall ift; allein auf der Stelle, wo es in den Brultwirbeln anfchwillt, (obere Anfchwellung) erfcheint esauf der untern Seite mehr platt, auf der oben hingegen mehr convex. Bey der nähern Befchreibung der obern Seite des Rückenmarks aber, die jetzt folgt, komme ich auf einen höchft wichtigen und merkwürdigen Ge- genftand, nemlich auf den Sinus rhomboidalis: unter welchem Namen diefe Bildung bey den frühe- ften Schriftftellern vorkommt. In dem Heiligbein, in der Gegend, wo [ich die untern Extremitäten an daffelbe anlegen, theilt fich das Rückenmark auf diefelbe Art, wie wir es vorhin auf der andern Seite [ahen; doch fo, dafs der dazwi- - [chen entl[tehende Sinus viel tiefer hineingeht, als es auf der untern Seite der Fallwar. Die Ränder die- fes Sinus’ (die Stränge des Rückenmarks) haben die Geltalt von dicken Lippen, fo dafs hier das Rücken- melde 172 mark die Form eines Mundes mit aufgeworfenen Lip- pen annimmt. Dennda die erwähnten Stränge auf diefelbe Art, und auf derfelben ‚Stelle, wie vorher, fich wieder vereinigen, [o erhält die dazwifchen ent- ftehende Grube eine ovale Geftalt. Da allo auf ein und derfelben Stelle im Rückenmark durch feine Theilung in zwey Stränge, unten und oben zwey Gruben entftehn, von denen die obere [ehr tief ift, fo kann man [chon aus der Dicke des Rückenmarks fchliefsen, dafs beide Gruben nur durch eine [ehr dünne Scheidewand getrennt [eyn können. ' Auch lehrt die nähere Unterfuchung, wie wir nachher fehen werden, die Wahrheit diefes Schlufles. Diefe Bildung desRückenmarks fand ich bey allen Vögeln aus allen Klaffen. Den untern Sinus fand ich aücht überall gleich grofs. Oft war es nur eine ober- Aächliche Austiefung. Beym Filchreiher (Ardea cine- rea) fand ich fie immer überaus grofs. Sowaren auch bey demfelben Vogel die Lippen: des Sinus rhomboi- dalis (ehr grofs und dick, die Gränzen [ehr beftimmt, und der obere Rand war etwas nach aulsen überge- bogen und ftumpf gezahnt. 7 Das Rückenmark hat alfo in der Mitte des Hei- ligbeins, da, wo es den Sinus rhomboidalis bildet, folgende äufsere Geftalt: Auf der untern Fläche ift es breit gedrückt, der Länge nach oval; in der Mitte findet fich eine ausgehöhlte Aache Grube, die esin zwey Stränge theilt, fo dafs aus den Winkeln dieler Grube die Linie ausläuft, welche die art. infer. me- dull. [pin. aufnimmt, Auf der obern Seite erheben 172 fich die Stränge, find dreykantig, fo dafs die höchlte, äufserfte Kante: etwas nach aufsen. übergebogen ift, Zwifchen ihnen bildet fich ein ovaler, mehr läng- lichter tiefer Sinus (rhomboidalis), deffen Winkel nach und nach in die Linie übergehn, welche 'das Rückenmark in zwey Hälften theilt, von der vorher die Rede war, Re Die cauda equina, EineCauda equina fand ich bey den Vögeln nie, wie auch Keuffel z) diefelbe fchon früher läug- nete, und zwar aus dem Grunde, weil die Nerven, die bey vierfülsigen Thieren, wie beym Menfchen, früher aus dem Rückenmark ent[pringen, und erft weiter unten aus der Wirbel[läule durch 'eigne Löcher: hin- austreten, bey den Vögeln immer diefen Löchern ge- genüber entfpringen, und [ogleich aus ihnen hinaus gehen. Iftdies nun aber der Fall, fo müllen Cu- viero) und Tiedemann p), die von einer Cauda equina bey Vögeln reden, nothwendig geirrt haben. Es endigt das Rückenmark der Vögel fadenför- mig in dem blinden Sack, den die Häute bilden, es hält aber (ehr fchwer, und ift; ohne das Rücken- mark vorher «erhärtet zu haben, faft nicht möglich, es hier gariz rein von [einen Häuten abzupräpa- viren. 4 2) 1. c. pP 29. 0) l. c. p. 1399. Pia pi 1 nn 173 Sn . Aeußere Geltalt der weilsen und grauen Subltanz im i y Allgemeinen. Auf den erften Anblick [cheint offenbar die graue Subltanz das Uebergewicht über die weilse zu haben; allein bey genauerer Betrachtung findet man doch wohl ein gleiches Verhältnifs zwilchen beiden. In allen rothblütigen Thieren umgiebt die wei- fse Subftanz die graue vollkommen. Allein merk- würdig ilt, dafs auch hier die Vögel eine Ausnahme anachen, bey denen [ich eine Stelle findet, wie wir nachher [ehen werden, wo.die graue Subltanz von der weilsen nicht bedeckt wird. Monro irrt aber gewils, wenn er bey einigen ‚Thieren die graue Subftanz ganz nach aufsen gefun- ‚den zu haben behauptet. Die Urlach diefes Irrthums erklärt auch [chon Keuffel 9). Ich felbft habe das Rückenmark einer Krähe unterfucht, die durch ei- nen Flinten[chufs' getödtet war,; und zwar [o, dafs ein Schrotkorn die Wirbelfäule an einer Stelle zer- [chmettert hatte. In der Gegend der Wunde felbft fand ich, nachdem ich die Wirbel abgenommen hat- te, ein [tarkes Blutextravafat, welches ein aufmerk- James Auge nicht mit der grauen-Subltanz verwech- feln konnte, Aber durch die ganze Länge des Rü- ckenmarks, war die Farbe def[felben [o [elt[am ver- ändert, dafs ich fogleich auf die [charflinnige Erklä- zung meines Freundes über dielen erwähnten Irr- thum fiel. 4) I. c. p. 3% 174 an Keuffel r) fand die graue Subftanz bey Men- fchen nicht in dem vordern Theil des Rückenmärks, fondern näher nach den Körpern der Wirbel liegend, und die Geltalt deffelben faft immer’ gleich, wie uns dies die Kupfertafel zeigt. Anders fand ich es bey Vergleichung in dem Rückenmark der Vögel. In der obern Anfchwellung, fo 'wie in der un- tern, wo wir den Sinus rhomboidalis finden, ent- deckt man die grölste Menge der grauen 'Subltanz. Sobald wir aber die graue Subltanz’fo aus der wei- fsen, ohne diefe zu verletzen, herausnehmen könn ten, dafs fich die Stellen, wo fich die graue Subltanz in Ueberflufs befand, nach Verhältnifs zulammen« zögen, fo würden wir vielleicht einen’ beynahe voll. kommenen Cylinder erhalten, der gegen das Ende in einen Conus ausläuft, wie dies Keuffel s) vom menlchlichen Rückenmark behauptet. 7 Das Verhältnils der grauen Subftanz zur wei- Ssen, ift gewils von höchfter Wichtigkeit, und trifft mit der Function des Rückenmarks gewils zulam- men; jedoch läfst fich für jetzt der Grund diefes Zu fammenhanges und Verhältniffes noch nicht be- ftimmen. Schon Monro £) lehrt uns,‘ dafs nicht blofs im Gehirn, fondern auch im Rückenmark die Pro- r)l.c. $. 12. p. 39. $. 21. p. 36. 37. Fig. ı. 2. s)l e.$ ı2. e) Bemerkungen über die Structur und Verrichtungen des Nervenfyltems, durch Alexand. Monro, der Arzney- kunft Doctor etc. Aus dem Englifchen überletzt, nebft | en 175 tuberanzen durch die graue Subltanz hervorgebracht werden. Und dies zeigt ich auch im Rückenmark der Vögel. So können wir auch zwilchen den Nerven, die vom Rückenmark auslaufen und der grauen Subftanz ein beltimmtes Verhältnifs entdecken. Denn wo die beiden gröfsten Anfchwellungen im Rückenmark find, da gehen auch die gröfsten Nerven aus demfel- ben ab; nemlich der plexus brachialis und cruralis. Die Menge der Vögel, die ich bis hieher zu un- terfuchen Gelegenheit hatte, reicht nicht hin, dafs ich meine Meinung über diefe eigenthümliche, wun- derbare Einrichtung der Natur hieher [etzen könnte), jedoch glaube ich beftimmt, dafs die Gröfse dieler Bewegungsnerven mit der Function derfelben im Ver. ' ‚hältnifs Ttehe. j Wenn aber die Intenfität der Nervenfunction mit ihrer Gröfse in Verhältnifs fteht, [o ift dies Ver- hältnils auch daffelbe zur grauen Subftanz. Daher fpricht bey den Vögeln, die vorzüglich ihre Flügel ge- ‚brauchen, z. B. bey den Schwalben u. f. w. die obere Anlchwellung im Rückenmark, durch graue Subftanz bewirkt, in diefen Vögeln vorzüglich deutlich fich aus; fo wie im Gegentheil die untere Anf[chwel- lung bey den Schwimmvögeln, und denen, die meilt nur laufen, vorzüglich ausgebildet ift. Daher glaube ich, dals der Sinus rhomboidalis, z.B. bey dem Strauls ganz. vorzüglich grols und deutlich ausgebildet ift. einigen Anmerkungen und Zufätzen. Mit ı3 Kupfert, Leipzig in Schwickertfchmn Verlage 1787. 4. p- ı7. 176 — Einerley Meinung ilt mit mir auch Gall z), -der'an den Orten, wo Nerven aus dem Rücken- mark ausgehen, immer Anfchwellungen der grauen Subftanz fand, die nach Verhältnifs der Nerven grö- [ser oder kleiner waren. Die graue Sublftanz wird aber durch den Abgang der Nerven aus dem Rücken- mark keinesweges aufgezehrt; deshalb tadelt: Gall x) auch ganz mit Recht diefe Meinung, die vorher Spie- gel, Piccoluomini, Laurentius und Acker- mann vortrugen, $. 8 Innerer Bau des Rückenmarks. Einiges, was hierher gehört, mulste ich [chon früher fagen, da von dem Verhältniffe der grauen und weilsen Subftanz die Rede war. Keuffel war der Erfte, welcher in diefem Theil der vergleichenden Anatomie mir die, Fackel vorantrug. Früher nemlich hielt man das Rücken- mark für halbflüffig, fürchtete bey der Unterfuchung deffelben Mühe und Arbeit zu verlieren, und be- gnügte-fich deshalb mit einer meilt oberflächlichen Befchreibung der äulsern Form. : Wenn diel[er wich- tige Theil fogar in der menfchliehen Anatomie nach- läffig behandelt wurde, wer kann erwarten, dafs in der: thierifchen hierin mehr gefchah? , Vorzüglich u) ].e, I. Band, p- tog. ıro. Pl.I. Fig. U. ı — 4. p. ııı. Pl.I. Fig. II. ı. 2, Fig. IV. 3.4. Pl.II. Fig... 5—1o. 22— 25. s) l. e. p. 112. 113. urn 177 gilt dies nun auch von dem Rückenmark der Vögel: Denn was von dem innern Bau deffelben gelagt ift, kann kaum als fragmentarifche Notizen über diefen Theil gelten. Gall ift der einzige, der, wie gefagt, viele treffliche Beyträge liefert. Keuffel alfo, der den innern Bau des Rücken- marks beym Menfchen unterfuchte, war mir der be- fte Führer und Leitfaden auf meinem falt unbetrete- nen Wege. Man kann das ganze Rückenmark der Vögel in zwey ganz von einander getrennte Theile zertheilen. Hiermit [iimmen auch Galls y) Unterfuchungen überein, "Wenn man die umgebenden Häute getrennt und abgelöft hat, ‘und feine, [tumpfe, zu dielem Zwecke palfende Inftrumente in den Sinus rhomboi- dalis einfetzt, [o kann man, wenn man beide Inftru- mente zu gleicher Zeit wirken lälst, die Wände de[- felben zu beiden Seiten nach aulsen zurückdrücken: Setzt man nun diefes Manöyre vorlichtig fort, lo dals man die Inftrumente immer höher in der Linie, die aus den Winkeln des Sinus rhomboidalis fortläuft, einfetzt, [o kann man das ganze Rückenmark [einer ganzen Länge nach bis zum foram. magn. oceipit. in zwey gleiche Hälften theilen. Man muls jedoch vor- Sichtig zu Werke gehen, damit die neu erhaltenen Flächen des [o getheilten Rückenmarkes immer glatt bleiben und keine Falern zerfchnitten oder zerriffen y)l.e.p. 4 uf, p. 118, 178 werden; lonft läfstman fich leicht bey der Unterf[u- chung täufchen. So fand ich auch erft immer drey Stränge im BRückenmark. Ich fetzte nemlich die Inftrumente, aus Furcht etwas zu zerreifsen, nicht tief genug in die, befchriebene Linie ein, und fobald ich zu der Stelle kam, wo fich die graue Subftanz wieder an- Fängt zu häufen, und die obere Anfchwellung bildet, fand ich einen dreyeckigten Strang zwilchen den beiden anderen, den ich als folchen behut[am [chon- te; und fo konnte ich diefen dritten künltlich berei- teten Strang bis zum Ende des Rückenmarks hinauf verfolgen. Ich verfuchte ihn endlich zu theilen. Dies gelang! mir auch fogleich, und ich fand ihn nie wieder, wenn ich die Inftrumente gleich tief und ge- nau genug einletzte, Am beften läfst ich das Rückenmark theilen, wenn man es vorher durch chemifche Reagentien härter, dann laffen Ach beide Stränge fogleich zur Seite ziehn. In einem [o getheilten Rückenmark kann man den Verlauf und die Geltalten der beiden Subftanzen am beften beobachten, Wenn man auf der untern Seite des Rücken- marks die Häute an demfelben läfst, dann kann man die beiden Stränge fo zur Seite zurückIchlagen, dafs fie [o dicht neben einander eine breite Fläche bilden, Die weilse Subftanz bildet dann die unterfte Lage: in ihr eingefchloffen fieht man die graue Sabftanz und ihre Geltalt. Legt man fie ganz aus einander, nn 2 N 179 und nimmt die graue Subltanz ganz weg, [o fieht man den falrigen Bau [ehr fchön. Die graue Sub- ftanz kann man, vorzüglich in einem’vorher erhärte- ten Rückenmark, ganz wegnehmen, [o dafs nichts als weilse zurückbleibt, Zieht man diefe [o aus ein- ander, dals der faferigte Bau deutlich wird, [oge- währt dies unter dem Mikrofkop einen trefllichen Anblick. Macht man, [o wie der Dr. Keuffel in einem ‚frifchen Rückenmark Querdurchfchnitte, fo kann. man die verfchiedene Geltalt und Lage beider Maf- fen [ehr gut fehen. Im Allgemeinen hat die graue Sublftanz bey den Vögeln diefelbe Geltalt, die fe im menfchlichen Rückenmark hat; jedoch liegt fie bey den Vögeln mehr nach dem obern Theil des Rücken- marks zu. Doch ändert hie falt in jedem Wirbel (die obern Halswirbel ausgenommen) ihr Volumen, Ort \ und Geftalt. (Nach unten zu bildet fie immer eine grade Linie, alle Veränderungen gelchehen nach oben, und zu beiden Seiten.) In den mittelften Bruftwirbeln nimmt die graue Subftanz eine kurze "Strecke lang den mittelften Theil des Rückenmarks ‘ein, und alle ihre Gränzen laufen hier faft parallel fort, (die Anfehwellungen zur Seite ausgenommen, ‚die fie da bildet, wo die Nerven abgehn), Nimmt man einen [ehr dünnen Querdurch- fehnitt von einem vorher erhärteten Rückenmark, und rollt es mit Hülfe der Inftrumente zur Seite aus einander, [o trennt man die beiden Subftanzen [o von einander, dals man vier Pyramiden erhält, wel. 180 — ehe natürlich, wenn man es wieder zur vorigen Schei- hengelftalt zulammen legt, in einander paffen, l[o dafs die vorige Cirkelfcheibe vollkommen wieder her- geltellt wird, \ R Das Uebrige, was ich von der [ubltantia fbro- fa und medullofa im Rückenmark, von der Art die- felbe zu'behandeln, von der [ubftantia fibrola in der grauen und weilsen $ubftanz; von der Natur und Eigenfchaft des Neurilems und von der fubltantia ‚medullaris im Rückenmark im Allgemeinen fagen könnte, übergehe ich ganz; da dies alles der Dr. Keuffel z) umftändlich und gut aus einander geletzt hat. Ich habe feine und andere Verfuche gemacht, und nichts gefunden , was mich auf eine andere Mei- nung, als die [einige ift, führen könnte. $. 9 Der Fortfatz der weichen Hirnhaut. “Auch über den Procellus piae matris hat der Dr. Keuffel a) fchon vieles Gute gefagt, dafs ich nur Weniges hinzuzufetzen für nöthig halte, Auf der untern Seite des Rückenmarks, kön- nen wir diefen Fortfatz der weichen Hirnhaut bey den Vögeln genau bemerken. Denn derlelbe geht, wie es auch Keuffel angiebt, bis zur grauen Subftanz. Diele liegt aber bey den Vögeln meilt mehr nachdem obern Theil des Rückenmarks, der den procell. [pi- no[. zugekehrt ift. Und dies ilt der Grund, warum wir hier.dielen Theil vorzüglich ausgebildet finden. Wenn z) 1. c. $. 16.,17. 19. 20. 21, 24. r a)l c.$ 18 N N Se ı$r Wenn man an einem Rückenmark, das vorher in einer Sublimat - Solution oder in Alkohol oder ver- dünnter Salpeterläure erhärtet ift, auf der Mitte deffel- ben ein kleines Stück der pia mater ablölt, dies mit einer Pincette falst und der Länge des. Rückenmarks nach langfam in ‚die Höhe zieht, [o kann man den procellus piae matris aus [einer Furche hervorziehn. Wendet man aber hierbey nicht die gröfste Vorficht an, [o verletzt man leicht das Rückenmark [elbft, und trennt die weilse Subltanz von der grauen ganz und gar; und hieraus erhellt der genaue Zulammeii- hang diefes procelfus piae matris mit dem Rücken- mark felbft. Ift das Rückenmark erhärtet und in feine beiden Stränge zerlegt, fo kann man auf die: felbe Art verfahren. Man fieht alsdann den procef- [us ganz genau; [o dals [ich an [einer Exiltenz nicht zweifeln lälst. Auf der Stelle aber, wo das Rückenmark den Sinus rhomboidalis bildet, fehlt diefer Fortfatz. Die pia mater legt fich hier dicht an das Rückenmark an, und diearteria medullae infer. bildet hierihre vielen omolen. Sobald lich aber das Rückenmark wie- E. hat, fängt der procelfus wieder an, {und man kann ihn fodann bis ans Ende der pia mater, wo fie den erwähnten blinden Sack mit bilden hilft, verfolgen. Und fo bewirkt diefer procellus piae ma- ris wenigftens bis zur Hälfte des Rückenmarks eine Scheidewand der beiden Stränge. "Archiv f.d. Phyfiol, XI,Bd. I.Hef. N 182 DE... 10 Ueber eine dritte Subltanz, die fich im Rückenmark vor- finden [oll. Eine dritte Subftanz, die Frot[cher 2) mal- fa [ubalbida nennt, und von beiden vorigen ver- fchieden feyn [oll, fand aufser ihm keiner bey den Menfchen, und ich fand fie auch nicht im Rücken- mark der Vögel. Alle Exemplare, die ich vom Rückenmark be- kommen konnte, unter[uchte ich mit der genauelten Sorgfalt, um diefe neue Subltanz zu entdecken, und hatte vielleicht Gründe, die mich zu einer entfern- ten Hoffnung, fie zu finden, berechtigten. Keuf- fel c) nemlich behauptet, und gewils [ehr wahr und mit Recht, dafs die graue Subltanz die höchfte von allen thierilchen Bildungen fey. Die Farbe gehört aber gewils als ein welentliches Zeichen mit zu dem Gebilde und ift unzertrennlich von der Function. Warum Sollte [onft die weilse Subfltanz weils, die graue grau feyn? Und zur Vollkommenheit der Fun- ctionen mögte wohl ein beftimmter Grad der grauen Farbe gehören. Nun glaubte ich bey den Thieren "niederer Bildung auch einen niedereren Grad der Färbung zu finden ; und unterf[uchte aus diefem Grun- de mit gro[ser Genauigkeit. Doch konnte der Er- folg meine Hypothele nicht beftätigen. Nicht ein- 2) Deferiptio medullae [pinalis ejusque nervorum iconibus illuftrata; auctore Georg, Chr, Fro:fcher, Erlangaa Hl Profe[lore. 1788. pap. 7: co) 1 0.8.5. Me 1 83 mal einen Uebergang konnte ich entdecken; fon- dern fand vielmehr die graue Subftanz, wie beym Menfchen, mit beftimmten Rändern auch bey den Vögela auf der weilsen aufliegen. S'iT. Der Sinus rhomboidalis im Rückenmark der Vögel, Die Meinungen der frühern Schriftfteller über diefen Gegenltand, habe ich [chon früher angeführt, fo wie auch das Allgemeine der äufsern Form be- fchrieben. Jetzt [ey es mir erlaubt, den Bau des Sinus rhomboidalis felbft aus einander zu letzen. h So wie die obere Rückenmarksanfchwellung, fo wird auch die untere, und alfo der Sinus rhom- boidalis und feine eigenthümliche Form durch die graue Suftanz bewirkt. Denn hier erhält die graue Subftanz offenbar das Uebergewicht, und indem fie gegen die Mitte des Heiligbeins nach und nach ver- mehrt wird, drückt fie die beiden Stränge des Rücken- znarks zur Seite, [o dafs die weilse Subltanz zurück- ‚gefchlagen, und gleichlfam zur Seite gerollt wird. Ob ei die graue Subftanz hier fehr angehäuft ift, ührt fie fich doch nicht mit beiden Rändern; fondern weicht, gleichfalls getrennt, bis auf einen gewillen Grad zur Seite. Hat lie diefen Grad er- reicht, [o nähert fie fich auf diefelbe Art wieder und bildet fo zwifchen beiden Strängen einen Sinus, den Sinus chomboidalis. N 2 154 nn Die Lippen dielfes Sinus, mit denen ich vorher Ichon diefe Bildung verglich, werden grölstentheils aus grauer Subltanz gebildet, [o dafs, wenn ich den Vergleich weiter fortfetzen will, der innere‘ rothe Theil der Lippen, hier aus grauer Subftanz, der äu- [sere aber, der bey aufgeworfenen Lippen, fo auch hier zurückgebogen ilt, aus weilser Subftanz befteht. So entfteht eine Grube, welche die Gelftalt ei- nes aufgeworfenen Mundes hat, die ich mit den frü- hern Schriftftellern Sinus rhomboidalis genannt habe. Beide Stränge des Rückenmarks weichen hier allo aus einander, und zwilchen.beiden befindet fich nur eine dünne Marklage, welche die Stränge mit einan- der verbindet; und zugleich den Grund des Sinus rhomboidalis ausmacht. Der Herr Profelfor Meckel d), und mit ihm der Dr. Keuffel e) behaupten beide, dafs dies die weilse Subltanz fey, die gar nicht getrennt würde. Ich ‚habe viele Verf[uche hierüber angeltellt, und die- fe zwingen mich, eine andere Meinung anzunehmen, Schon in einem frifchen Rückermark kann man deutlich Querfafern in diefem Septum erblicken.. Bey einem in chemifchen Reagentien erhärteten Rü- ckenmark kann man die Lippen, welche die Wände des Sinus rhomboidalis bilden, mit [tumpfen Inftru- menten, zur Seite zurück drücken; dann fieht man deutlich, dafs dies Septum aus Querfalern befteht,, und fich da, wo: die graue Subltanz fich auf die wei- d) 1. c, pag. 195, e)l. c. 9.9. u. —- , 185 fse auflegt, mit gezähnten Rändern inferirt. Auf der untern Seite,’ die nach den Körpern der Wirbel hin- gerichtet ift, befteht dies Septum aus weilser Suhftanz und communicirt allo mit diefer; aber auf der ent- gegengeletzten obern Seite indet man auch eine dün- neLage grauer Subftanz; fo dafs dies dünne Septum doch die Verbindung zwifchen beiden Schlange erhält. An feinen Enden gehn die Querfalern nach und nach in die Längenfalern des Rückenmarks über und wegen [einer grolsen Zartheit gelang es mir nie, - es unverlehrt herauszunehmen. Es ft fo dünne, dafs man es der Länge nach zerreilsen kann, und dem unbewaffneten Auge erf[cheinen dann die Rän- 4 der glatt, unter dem Mikrofkope fieht man aber deut- lich, dafs fie gezähnt find, welche Zähne durch die zerriffenen Querfafern entltehn. Auf dieler Stelle des Rückenmarks gehn aus demfelben viele und be- 2 trächtliche Nerven ab (plexus eruralis) und die gan- ze Geltalt des Sinus rhombhoidalis [cheint durch eine grolse Gewalt entltanden zu [eyn, mit welcher die - Nerven die Stränge. des PRückenmarks aus einander "zogen. Da, wo die gröfselte Weite des Sinus ift, geht auch der ftärkfie Nerv ab. In der obern Rückenmarksanfchwellung konn- te ich, ohngeachtet aller aufmerkfamen Unterfuchun- gen, keine ähnliche Bildung, wie fie der Herr Pro- 5 fellor Meckelf) fand, entdecken, Ich fand viel- 4 Pa Selbft bey der ausnehmenden Stärke diefer Stel- n lc, p. 193. 136 en le, doch die beiden Stränge des Rückenmarks dicht neben einander fortlaufend. 412, Die eyweifsähnliche Flüffigkeit. Der berühmte Perrault erwähnt, wie wir vorher [chon fahen, diefe Flülfigkeit, und nannte fie Phumeur Iymphatique epaiffe. Sie erfüllt den Sinus rhomboidalis und umgiebt an diefer Stelle den ganzen obern Theil des Rückenmarks in grolser Menge; [o dals fe die Bedeckungen des Rückenmarks erhebt und den Sackibildet, von dem ich vorher gelprochen habe.‘ Da der Sinus rhomboidalis die einzige Stelle ift, wo die graue Subftanz nicht von der weilsen be- deckt wird, lo tritt diefe Flülfigkeit an die Stelle die- fer Subftanz. Ich nenne fie eyweilsähnliche Flülhig- keit, weil fie gröfstentheils aus Eyweils zu beftehen fcheint. Schon das äufsere Anfehn und der ganze Habitus deutet daraufhin. Sie erhärtet in [pirit. vin. rectihicat., wiein verdünnter Salpeterfäure, [o auch wenn fie gekocht wird. Dann kann man den Sinus nicht fehen und man glaubt zuerft, das Rückenmark fchwelle hier ungeheuer an. Im einer Auflöfung von Kali cauftie, löft fich diefe Flülfigkeit ganz auf. SWML3- “ Vom Urf[prunge der Nerven aus dem Rückenmark im All- gemeinen, Auch über diefen Gegenftand hat der Dr. Keuf- fel 2) fo viel Gutes gefagt, dafs mir hier nur noch g) 1. c. Secr, IV. — 187 wenig hinzuzufügen übrig bleibt. Ueber die Nerven, die in den Vögeln vom Rückenmark abgehn, über ih- ren Verlauf und Zahl nach dem verfchieden verän- derlichen Verhältnifs ‚der Wirbel, [chrieb Tiede- mann 7) [chon vieles. Den Bau der Nerven, da, wo ieaus dem Rücken- mark abgehn, fieht man bey den Vögeln an dem Or- te gut), wo lich der Sinus rhomboidalis befindet, von welchem der plexus cruralis ausgeht. Wenn man ein frifches Rückenmark mit Vorficht herausnimmt, be[ler geht es mit einem in verdünnter Salpeterläure erhärteten, fo Geht man hier deutlich die einzelnen Stränge, welche den Nerven conltituiren. Denn an diefem Orte umgiebt die pia mater das Rü- ckenmark nicht unmittelbar; [ondern die dazwifchen iretende eyweilsähnliche Flüffgkeit trennt fie davon. Trennt man diefe, und nimmt die Flülfigkeit weg, fo wie die Knochen, die in verdünnter Salpeterläure weich, faft lüffig werden, fo fieht man den Verlauf dieler Stränge, wie fe dem Rückenmark zu divergi- rend, der pia mater zu conyergirend verlaufen, Frotfcher 2) und Gall kA) bemerkten in dem Rückenmark aller niederen Tbiere, dafs die vor- deren Stränge feiner wären; und dies fand ich auch 1) 1. c. T. 11. 8. 34— 39. a) lc. pag. 15. k) Unterluchungen über die Anatomie des Nervenfyltems überhaupt und des Gehirns insbelondere u, [. w. von Gall und Spurzbeim,. Paris nad Stralsburg 1809, Pag. 19. 238 —— bey den Vögeln beftätigt. Die Hypothele aber, wel- che der Dr. Keuffel hierauf bauet, kann ich we- der widerlegen, noch beftätigen. Merkwürdig wür- de es aber feyn, wenn Jemand die Wahrheit hierüber auflinden könnte. Die einzelnen Stränge verbinden fich in den Häuten des Rückenmarks in einen Knoten, aus wel- chem der Nerv erft hervorgeht. Monro /) behauptet, die hinteren Stränge bilden den Knoten, die vordern hingegen verbinden fich erft hinter demfelben mit dem Nerven. Nach meinen Unterfuchungen, die ich auch nach [einer Art anftellte, kann ich diefer Meinung nicht beytre- ten. Denn, wenn man den Knoten quer durch- [chneidet, fo fieht man das Ganglion, durch die Ver- einigung aller Stränge entltehn, und ich konnte nie einen andern Nervenftrang entdecken, der vor dem Knoten vorbeyging, und fich er[t hinter demfelben mit den Nerven verbände. Diefelbe Meinung trägt auch Mayer m) und Andere vor. 2) le p-.28. m) Anatom, und phyfiol. Abhandlung vom Gehirn und Rü« ckenmark und Ur[prung der Nerven v. J. Ch. And. Mayer, Leipzig und Berlin bey G. J. Decker 1779. 4» p.30. Blalius Anat, comparat. Tab. VU. Bidloo Tab. X, Fig. 4. Haller Element. phyliol. Lit. X. p. 240. Edit, in 8. Tom. VII. p.385. Prochaska, de fiructura nervorum Tab. 4. ” , — 189 , \ a 7 n' Vom Ur[prung der Nerven aus dem Rückenmark [elbit. Gall 2) und Keuffel o) lieferten viele treff- liche Beyträge über diefen Gegenftand bey Befchrei- bung des menfchlichen Rückenmarks.. Gall war der Erfte, der einen Zufammenhang der Rücken- marksnerven mit der grauen Subftanz behauptete, den Keuffel nachher, nach vielen mit Fleifs über. diefen Gegenltand angeftellten Verfuchen beftätigte. Nach meiner Meinung kann man diefen Zulammen- hang bey dem Rückenmark der Vögel fehr deutlich fehn. Die'erwähnten Nervenf[tränge durch die weilse Subftanz hindurch bis zur grauen zu verfolgen, hält Sehr fchwer; leichter aber wird es, „wenn nur wenig weilse Subftanz die graue bedeckt, wie auf. der obern Seite des Rückenmarks der Vögel, wo in der obern und untern Anfchwellung die graue Subftanz [ehr angehäuft ift, und nur wenig von weilser Subltanz bedeckt ift. ’ Zuerft zerftörte ich meift die Neryenur[prünge, wenn ich die pia mater wegnahm, und konnte nicht einmal einen zurückgelalfenen Eindruck wahrneh- nen, der,den Sitz des Nervenftranges anzeigte. Leg- te ich aber das Rückenmark einige Tage in verdünn- te Salpeterläure, und nahm dann die Häute , die nun erweicht waren ‚ vorlichtig weg, [o fahe ich deutlich die Nervenftränge als die Urfprünge der a) 1. o. p. 334. “) 1. c. $. 29. 190 — ’ Nerven liegen. Diefe Stränge find [ehr dünn, breit, und liegen fchief auf dem Rückenmark angedrückt, fo dafs die Enden gegen die pia mater zu laufen. Man kann diefelben bis zur grauen Subftanz, aus der fie ihren Urfprung nehmen, verfolgen. Es gelang mir fogar einmal, dafs ich, nachdem ich die weilse Subltanz weggenommen hatte, mit ei- ner Pincette eine kleine Portion grauer Subftanz, die ich jenfeits der Nerveninfertion falste, durch den Nervenftrang hindurch bis zur pia mater ziehen konnte. Es wollte mir zwar nicht wieder gelingen; aber einer Erwähnung verdient es dennoch gewils. Warum [ollte denn jedesmal da, wo die gröfsten Ner- ven entfpringen, die graue Subftanz fo beträchtlich angehäuft feyn, wenn nicht ein Zufammenhang zwi- fchen beiden Statt fände? Gall fand ja eine folche Anhäufung der grauen Subltanz bey jedem Nerven- paare. Es findet gewils dieler Zufammenhang Statt, und nicht blofs ein dynamifcher, fondern ein mate- rieller und mechanifcher, wie ihn Keuffel fchon feltfetzte p). i Die Nervenltränge, die vom Sinus rhomboida- lis ent[pringen und den plexus cruralis bilden, zei- gen diefen Zulammenhang noch deutlicher. Sie find mehr rundlich, divergiren gegen das Rückenmark, und laufen convergirend in der pia mater zulammen. Drückt man an dieler Stelle das Rückenmark vor- fichtig von ihnen ab, [o bleibt auf der Spitze eines ‚p)1. c. pP. 76. 77- 19T jeden Stranges ein Knötchen fitzen, welches aus grauer Subftanz gebildet wird. Der befte Beweis, dafs die Nerven mit diefer Subftanz verbunden find, und aus derfelben ihren Urfprung nehmen. . An einem andern Orte konnte ich niemals die- fe Knoten entdecken, ob ich gleich die Nervenfträn- gen auf verfchiedene Art aus dem Rückenmark her- ausrils; fe fchienen vielmehr an jedem andern Orte Sch fadenförmig in der grauen Subltanz zu verlieren. S.7ı1% Kurzer Rückblick auf das Ganze. Das Rückenmark der Vögel ift von denfelben Häuten umgeben, die das menfchliche bekleiden. Es verläuft in den Halswirbeln falt ganz rund von gleicher Stärke, bis es in den letzten Hals- und erften Bruftwirbeln die obere Anfchwellung bilder. Nach- dem es dann wiederum um die Hälfte von [einer Stärke verloren hat, verläuft es bis zum Hei- ligbein fort. Hier wird es wiederum nach und nach [tärker, nach unten breit, und bildet in der Mitte des Heiligbeins die untere Anfchwellung, in derfelben unten eine flache länglichte Aushöhlung, oben den Sinus rhomboidalis, der durch das Ausein- anderweichen der beiden Stränge entlteht, die durch ein eignes Septum, das aus Querfafern befteht, ver- bunden find. Der Sinus rhomboidalis felbft, ift mit der eyweilsähnlichen Flülfigkeit gefüllt, die hier die Stelle der weilsen Subltanz vertritt, und die freylie- gende graue Subftanz bedeckt. Hinter demfelhen wird das Rückenmark immer dünner und endet, oh- 192 ne, eine cauda equina zu bilden, fadenförmig in den von Häuten gebildeten'blinden Sack. Das ganze Rü- In den grofsen Hirmhöhlen liegen die ge- ftreiften Körper, von denen fich von unten und aufsen die Gehirnmaffe zurückfchlägt, die De- eke der Hirnhöhlen bildet und fie oben zufchliefst. Die Hirnfchenkel treten, [obald fie von den Sebhü- geln abgegangen find, mit deutlichen Falern in die Hämilphären und verfchwinden in den gro[sen ova- len Körpern, die in den Hirnhöhlen liegen. Die Hirnfchenkel breiten fich bier aus, nehmen graue . Subftanz zwifchen ihren [trahligten Falern auf, bil- den oberwärts die ovalen Körper, welche ich für die geltreiften Körper halte und unter ihnen liegt, wie bey den Säugeihieren, das Ganglium magnum, fo dafs auf gleiche Weife, wie bey den Säugethieren, der Hirnfchenkel der Vögel durch die geltreiften Kör- per und die Ganglia magna durchgeht. Hierauf geht, wie [chon gelagt, die graue Mafle des Gehirns von unten und aulsen nach oben zu ab, nimmt die Mark- falern der Zwilchenplatte auf und bildet (o dieDecke der Hirnböhlen. Ob ich nun gleich nicht wie Vicq d’Azir die ganzen Hämilphären für geftreifte Kör- per anfehe, fo bilden fie doch den gröfsten Theil der- felben, und werden, wie bey den Säugethieren, von ihnen eingefchloffen. Ich kann daher jene grauen. Erhabenheiten, zwifchen welchen die dritte Hirn« höhle liegt, nicht als geftreifte Körper anerkennen, 224 PP wie einige gemeint haben, [ondern halte hie für die- jenige graue Malle, die man hier auch bey den Säu’ gethieren Iindet und die Reil die Haube nennt. Die vörderen Hirnlappen laufen, wie bey den Säugethieren, im die Procef[us mammillares aus, find’hohl, liegen auf der Siebplatte, bilden gleichlam den Anfang der Hirnhöhlen. Sie machen den vörderen und unteren Theil der Zwifchenplatte aus, von der fie gebildet werden. Aufser ihnen fand ich keinen Geruchsnerven, Die Zirbeldrüle liegt hinter den Hämilphä- ren des grofsen Gehirns und vor dem kleinen, und wird durch ein ‚markiges Plättchen,, das eine Fort- [etzung der Zwilchenplatte ift, an das grolse Gehirn befeftiget. Ob fie bey allen Vögeln ilt, weils ich nicht, aber fie war bey allen, die ich unterfucht ha- be, nenlich den Gänlen, Enten, Hühnern, wellchen Hühnern, Rebhühnern, Krähen, Raben, Tauben, Sperlingen, Finken, Lerchen, Goldammern, Zeili- gen und Kreutz[chnäbeln. Die vier Erhabenheiten, die Haller und Cuvier im Strauls zwilchen den Sehhügeln und den angeblichen geftreiften Körpern, gefunden ha- ben wollen, und von denen nichts ähnliches in den. Gehirnen der Säugthiere gefunden wird, habe ich in den von mir unterfuchten Vögeln nicht entdecken können, 1 Die Knöpfchen (corpora candicantia) [ah ınan deutlich bey den Gänfen und Truthühnern. Sie lagen vor dem Hirnanhang zwilchen den Sehhügeln. Bun 225 Die Glandula pituitaria liegt im hinteren und unteren Theil des Türkenfattels, der bey den Vögeln [ehr tief ausgehöhlt ift, hinter und unter der Commilfur der Sehnerven. Sie ift von der harten Hirnhaut bedeckt, und durch fie vom Gehirn ge- trennt, mit dem fie blols durch einige Blutgefälse zufammenhängt. Daher zeigt fie ich nicht eher als vu bis man die harte Hirnhaut wegnimmt, und deswe- gen haben die meiften Anatomen, aufser dem Va- lentini, der fie im Straufs fand, fie überl[ehen. Sie hat eine linlenförmige Geltalt, ift in den Hühnern nicht gröfser als ein Hirfekorn, dunkelfleifchfarben, inwendig etwas heller und von der nemlichen Maffe, wie bey den Säugethieren. Hinter der Commilfur der Sehnerven liegt eine kleine Grube , die dem Schein nach vom Eindruck der Glandula pituitaria, aber wahrfcheinlicher vom hinteren Theil des Tür- kenfattels herrührt, weil jene Glandel diele Grube fchwerlich veranlalfen kann. Die Sehhügel liegen bey den Vögeln nicht, wie bey den Säugethieren, innerhalb der Hämilphä- 2 ren, fondern auswendig, an den Seiten des kleinen - Gehirns hinter und unter den Hämilphären. Sie - find verhältnilsmäfsig weit gröfser als bey den Säuge- thieren, rund und von aufsen glatt, von einem blät- trigten Bau, inwendig hohl, und ihre Höhle mündet unter der hinteren Commiffur in die vierte Hirnhöh- le. In diefer Höhle liegt ein rundes Knöpfchen, das "wie die Schhügel auswendig markig, inwendig grau ift. In die Schhügel dringen die Hirnfchenkel, doch 226 at nicht ganz wie bey den Säugethieren, aber gröfsten- theils ein, und gehn von ihnen zu den geltreiften Körpern fort. Eben diefe Organifation ift das ei- genthümliche Merkmal der Sehhügel. Daher irrt Gall, der diefe Körper für das vördere Paar der Vierhügel hält, und die Sehhügel innerhalb der Hä- milphären fucht. Die hintere Commiflur verbindet die Sehhügel. Sie ift die ftärkfte von allen, befteht aus einer länglichten Markplatte, die zwilchen der dritten und vierten Hirnhöhle quer über die Hirn- fchenkel läuft, zubeiden Seiten in die Sehhügel ein- dringt und in deren Subftanz fich verliert. Aus dem vörderen Theil der Sehhügel'ent[prin- gen die Sehnerven, fchlagen fich zu beiden Sei- ten um die Hirnfchenkel herum und bilden auf dem Türkenfattel ihre Commiffur. Man mufs das Gehirn nach Reils Methode fo lange in verdünnte Salpe- ter[äure legen, bis das Neurilem aufgelöft ift, dann die Neryen’von vornher,in der Commilfur aus einander ziehn, um das [chönfte Schaufpiel ihrer eigenthüm- lichen Kreutzung wahrzunehmen. Jeder Nerve zer- theilt Gch in mehrere Plättchen, deren ich achte auf jeder Seite zählte, welche horizontal liegen. Diefe Plättchen kreutzen fich eins ums andere in der [chön- ften Ordnung, ohne irgend eine Vermifchung oder Verbindung einer Platte mit der anderen *). Man kann diefe Kreutzung felbft im frifchen Zuftande, *) Zuverlälig muls diefe merkwürdige Organilation , die eine Vervielfältigung der Kreutzung ill, wie fein den Te _—— 227 nur nicht [fo deutlich, wahrnehmen, wenn inan'die Commiffur von vorn nach hinten [enkrecht durch- [chneidet. Wie weit diefe Plättchen nach hinten ge- gen die Sehhügel und nach yorne gegen die Augen fich ausdehnen, ift ungewils. Zwifchen den Plätt- chen, die weils find, [cheint graue Suhftanz zu lie- gen, was auch einige Anatomen behauptet haben. Allein dies ift ein Sinnentrug, der gleich verfchwin- det, wenn man nur die Plättehen von einander zieht. Dem kleinen Gehirn fehlen die Seiten- theile, es ift blolser proceffus vermiformis. Seine Geltalt ift kegelförmig; die Säule ruht zu beiden Sei- ten mit ihren Schenkeln auf dem verlängerten Rü- ckenmark , über welches es wie ein Bogen ausge- fpanntift, und läfst unter lich eine Höhle dffen, die mit der vierten Hirnhöhle zufammenflieflst. Jener Kegel fpaltet ich an feiner Oberfläche vorn und hin- ten in Platten, die ihn wie eine Glorie umgeben, und mit grauer Subftanz bekleidet find. Eine dritte braune Subftanz, die Sömmerring gelehen .ha- ben will, habe ich nicht in dem Gehirn der Vögel gefunden. Daher die Erfcheinung des Lebensbaums, _ wenn man das kleine Gehirn der’ Länge nach von vorn nach hinten durchfchneide. Die Zahl der Plättchen variirt nach der Art der Vögel; bey den Schwimmvögeln zählte ich deren dreyzehn, bey den Hühnern vierzehn , bey den Raben funfzehn, und bey den Singyögeln fiebzehn. Die unterlte diefer Filchen angewroflen wird, einen wichtigen Einfluß auf die Function des Schorgans haben. R. 228 nn Plättchen auf der vorderen Fläche bildet, wie bey den Säugethieren, einen Vor[prung, der in die vier- te Höhle ’hineinragt, und den Reil das Züngelchen genannt hat. Unter jener Platte inferirt lich das vördere Markfegel. Das kleine Gehirn hat nur ein Paar Schenkel, nemlich die hinteren, zum Rücken- mark gehenden. Nie habe ich die [eitlichen Schen- kel beobachtet, die in Säugethieren die Brücke bil- den. Diefe Brücke , oder der Hirnknoten, fehlt da- her den Vögeln, und dies [cheint mir die wichtigfte Differenz in der Bildung des Gehirns der Säugethiere und der Vögel zu [eyn. ‚DiePyramiden habe ich befonders deutlich in der Lerche wahrnehmen, hingegen die Oliven nirgends [ehen können. Noch giebt es eine dritte Commiflur im Vogelgehirn, die man findet, wenn man die Com- milfur der Sehhügel wegnimmt, unter welcher fie liegt. Sie it kleiner als diefe, aber grölser als die vördere, hat die Geltalt eines kleinen Plättchens, dringt in die Subftanz der Hirnf[chenkel ein, verbin- det diefelben mit einander, und ver[chwindet in ihnen. Das Verhältnifs der Hirnmaffe zur Malle des ganzen Körpers, des kleinen Gehirns zum grolsen, variiert nach den Arten der Vögel. Doch davon fchweige ich, da es von Tiedemann mit grofser Genauigkeit angegeben ilt. Ueber 0 Ueber das Athmen, bef[onders das Athmen der Vögel und der In[ek- ten, vom Dr. Reimarus in Ham- burg. Verfchiedene Irrthümer find offenbar nur daraus entltanden, oder haben nur deswegen fortdauern können, weil man nicht beflilfen gewelen ilt, fich eine deutliche-Vorltellung von der Sache zu machen, So ilt es denn auch dem Gelchäfte des Athmens ergangen, und die irrigen Meinungen find um delto mehr fortgepflanzt worden, da fie fich auch in die Sprache eingefchlichen haben, Athemholen, Athemzug. Wie läfst fich aber eine unzufammen- hängende Flüffigkeit anholen, herziehen? Und doch ift dies die gewöhnliche Vorftellung vom Athmen fo- wohl als vom Saugen. — Aber der berühmte Otto Guerike hat uns ja [chon längft belehrt, ‘dafs es nur der Druck der äufsern Luft [ey, welcher die Er- fcheinung beym Pumpen u, f. w. verurfache) und der helldenkende Mayow hat diefe Lehre [chon Archiv f. d. Phyfiol. XI. Bd. U, Heft, Q 230 deutlich auf das Athmen angewandt 2). Ich würde alflo diefes hier nicht vorgetragen haben, "wenn ich nicht aus Herrn J. D. Herholdts Anmerkungen über die Wunden der Brult 5), wo er die richtige \ a) Joh. Mayow opera medico - phyliea, Hagae Com. 1681. 8. p. 239 u. fi tab. 2. fig. 6. In Köllners Ueberfetzung $. 267 u. f, — Der $. 273. ilt nicht recht überletzt. Im Latein heilst es: alioquin enim, fi dila- tato pectore, cum vix aer interiorem pectoris cayitatem (quae pulmonem ambit) adimpleverit, foramen a vul- nere factum obtundatur, etc, 5) Kopenh. ıg0r.8. Die Schrift ift vielleicht bey uns nicht bekannt genug geworden.— Seine Relpirations- Fla[che ift nur zu [ehr zufammengeletzt, und bezieht [ich nur auf die Wirkung des Zwerchfelles, welche doch nicht die Hauptfache ausmacht. Bey Männern ilt es zwar ge; meiniglich mitwirkend, befonders beym Seufzen, wie man an der Erhebung des Bauches beym Einathmen lie- het: bey eingelchnürten Frauenzimmern wirkt aber falt allein die Bruft, mit Erhebung der Rippen. Auch kön- nen wir willkührlich, durch Anziehung der Bauchmus- keln, das Zwerchfell beym Einathmen anhalten, und bey dem krampfigten Gähnen [cheinr es nicht zu wir« ken, indem der Bauch eingezogen bleib. Mayows Blalebalg, mit der eingefchloflenen, an der Mündung "befeltigten ‚ Blale, [cheint mir einfacher und vorzügli- cher. VWVenn man in dem einen Blaıte dellelben ein Loch bohrte, fo würde diefes das Verhalten der Luft bey einer Bruftwunde, und wenn man auf diefes Loch den Hals einer Blafe anklebre, zugleich das wechfelfei- tige Ahmen der Vögel vorftellen, davon nachmals, — Beym Austreiben der Luft aus der Wunde [cheint der nen 23% Vorftellung erläutert- hat, gefehen hätte, dafs doch noch neuerlich berühmte Männer, und was das wichtigfte ift, auch in der Anwendung fich dabey geirrt haben, und es allo wohl nicht überflülfig wäre, den wahren Vorgang des Athmens wiederholt in Er- innerung zu bringen. Diefes allo hier nur beyläufig. Mein eigentli- cher Zweck war nur, von dem Athmen der Vögel, ‚und befonders von der Füllung und Ausieerung ihrer Luftzellen und Knochenhöhlen zu handeln. Auch hiebey hat man verläumt, auf die Wirkung des Drucks der äufsern Luft zu achten. Faft durchge- ‚hends heifst es in den Schriften über diefen Gegen- Stand: „Beym Einathmen der Vögel werden jene Zellen (und Höhlen) zugleich mit erfüllt. Dureh Einathmen verfteht man aber ja die Erweiterung der - Bruft. In diefer wird allo die enthaltene Luft ver- dünnt, folglich mufs dahin vielmehr von allen En- _ den her Luft zufchielsen: allo gewils auch aus den - (Zellen oder Höhlen, die Gemeinfchaft mit der Bruft ‚haben, und fie kann alsdann keinesweges in dief[el- - 2 Ausdruck Auspumpen (S.95 u. f,) nicht palfend: fie wird durchs Zulammenziehen der Brufihöhle aus« geprelst, u.f.w. Doch ich [ollte keine Kleinigkei- ten in dieler [o nützlichen Abhandlung auszeichnen, die in der Lehre fowohl, z. B. was das Athemholen de» % t } rippenlofen Frofches betrifft, als belonders in der rich« tigen Anwendung, lehr zu loben ilt. 332 — ben hineindringen. Die Zellen und Höhlen können fich auch nicht zugleich durch eigene Kraft mit er- weitern. Jene, nicht gefpannte, weiche Säcke kön- nen fich nicht ausdehnen, und fo auch nicht die [tei- fen Knochenhöhlen. Ja, wenn fie auch mit Muskel- falern verfehen wären, fo könnten diefe doch nur eine Zufammenziehung, nicht aber eine Ausdehnung bewirken, wie Mayow mit Recht von den Lungen fagt, und es mit dem Beyfpiele der Blafe und des Magens erläutert e). Herr Doct. Nitz[ch, der im achten Bande diefes Archivs ($. 355 u. f.) ausführlich von der Refpiration der Thiere handelt, und die ver- ‘fchiedenen Lufthöhlen der Vögel fehr wohl be- Schreibt, fcheint ($. 367.), da er die Füllung der Zel- len durch die Erweiterung der Brufthöhle gefchehen läfst, eine Ausflucht in dem befondern Baue ihrer Rippen zu fuchen. Wenn aber diefes auch einigen ‘EinAufs hätte, [o würde fich derfelbe doch nur auf die noch unter den Rippen begriffenen Zellen, nicht aber auf den Unterleib u. f. w. erftrecken können. Nothwendig allo mufs hier eine wechlelsweife und gegenlei tige Wirkung erfolgen. Wenn die Bruft erweitert wird, welches man Einathmen nennt, müffen die Zellen, da aus ihnen die Luft nach dem verdünnten Raum hinlchielst, etwas zulammenfal- len, und hingegen beym Ausathmen, da die Bruft zu- fammengezogen wird, muls dieLuft zum Theil in jene Höhlungen gedrängt werden. Durch diefe befondere und vortreffliche Einrichtung entfteht nun dem Vo. ©) Oper. p- 240, Ueberl, $, 269. —- 233 gel der grofse Vortheil im Fliegen. Wenn er, wie die Säugethiere athmete, fo würde fein Umfang bey jedem Ausathmen [o viel vermindert, dafs er in der Luft merklich finken müfste. Nun aber werden eben alsdann die Luftzellen [o mit der durch die Wärme verdünnten Luft ausgefüllt, dafs der Körper, und zu- mal der finkende, von der Einlenkung der Flügel entfernte Unterleib, gleieh dem Schwimmer auf un- tergefchnallten Blalen, getragen wird. Diele Gedanken find mir oft, bey Betrachtung des eigenen Baues der Vögel, entltanden, und ich habe fie auch [chon manchmal in'meinen Vorlefun- - E . a Br gen meinen Zuhörern, wie auch in andern Gelprä- chen geäulsert. Ich hätte mich aber vielleicht noch | 8 _ enthalten, fie öffentlich vorzutragen,, wenn ich nicht zufälliger Weile eine klare Erfahrung zur Beftätigung angetroffen hätte. In den Memoires pour [ervir & " Phift, nat. des animaux fteht nemlich, bey Gelegen- _ heit der Zergliederung des Straufses, nicht allein die deutliche Befchreibung jenes wechlelleitigen Verhält- nilfes, fondern die Herren Akademiker fügen noch ah „fie hätten ausdrücklich an lebendigen gro- Essen Vögeln, Gänfen und Truthähnen, den Ver- Such angeltellt, den Unterleib [fo zu öffnen, dafs die darin enthaltenen Luftzellen nicht verletzt worden, "und da habe man bemerkt, dals, wenn die Bruft des Thieres durch das Ausathmen niedergedrückt wor- den, die Zellen im Unterleibe aufgeblafen würden, und dafs diefe hingegen fich gelenkt hätten, wenn 234 } —_— die Bruft fich erweitert hätte” d). Da haben wir al« fo eine erfahrunggemäfse Bemerkung, die [chon vor hundert Jahren gemacht worden, und darauf man bisher nicht geachtet zu haben [cheint e), obgleich der Erfolg fich aus der Naturlehre 'icher vorauslagen. liefse. Die Höhlungen in den Knochen der Vögel waren damals noch nicht bekannt. Herr Doct. Nitzfch [agt f), die Luft mü[fe in ihnen [tagriren, Aber mich dünkt, ob fie gleich [teif find, fo muls doch, wenn fie auch nur mittelbaren Zulammenhang mit der Brult haben, etwas von der in ihnen enthal- tenen Luft heraustreten, wenn die in jener enthalte- ne durch die Ausdehnung verdünnt wird, und wie- derum, wenn fich die Bruft zufammenzieht, auch in fie hineingepre[st werden. Nur, wie es mit den Lufthöhlen im Kopfe, die Herr Nitz[ch ($. 357.) befchreibt, zugehe, weils ich nicht. Unfere Herren Anatomiker mögen deren Befchaffenheit näher un- ter[uchen, Wo der graufame Verfuch befchrieben ftehe, dafs man eine Taube, bey verfchloffenem Mund und Nafe, durch den durchfägten Schenkelknochen hat athmen lallen, entinne ich mich jetzt nicht, aber d) Ouvrages adoptes par l’Academie, A la. Haye 1731. 4. T.1I. p. 370. 371. Sie vergleichen es [ehr wohl mit dem doppelten Schmiede- Blalebalge. . e) Mayows Werk habe ich nicht durchgelefen. Er würde, wenn er auf das Atımen der Vögel gekommen wäre, gewils denlelben Gedanken gehabt haben. f) Am angef, Orte $. 368, — 235 gewils mufs dieLuft bey Erweiterung der Bruft durch den Stumpf des Knochens hinein, ‘und bey Zulam- menziehung der Bruft herausgedrungen l[eyn. Als Anhang wage ich noch-eine Vermuthung beyzufügen, welche mir doch nicht ohne Grund zu feyn fcheint. Wir wiffen, dafs bey den Raupen ‘ and andern Infekten der ganze“Körper mit Luft- röhren gleichlam' durchwebt ift, die verfchiedene Oeffnungen nach aufsen haben. Sie bedürfen auch der Lebensluft, und fterben, wenn man fie derfel- ben beraubt. Was hülfen aber alle diefe Luftröhren, wenn die Luft in ihnen [tockte ? da fie alsdann nicht mehr nützlich, fondern, weil fe im Thiere verdirbt, nothwendig fchädlich feyn mülste. Sie würde aber in diefen engen Röhren ftocken, wenn nicht eine Einrichtung da wäre, fie wechfelsweile ‚ einzulaffen und auszuftofsen, und hiezu müfste im Innern des Körpers 'eine wechflelsweife Zulammen- ziehung und Ausdehnung veranftaltet feyn, dazu wir das Werkzeug zu errathen haben. Offenbar aber “findet fich in den Raupen ein folches Werkzeug, dar- an weder Lyonet noch Cuvier irgend ein davon | ausgehendes Gefäls haben finden können; an wel- - chem wir aber eine wech[elsweife Zufammenziehung und Ausdehnung bemerken. Nun frage ich — kann “nicht diefes Werkzeug, wenn es gleich gefchloffen ift und zu den Luftröhren keinen Zugang hat, den- noch gleichfam den Dienft eines Rlafebalgs verrich- ten? Die Zufammenziehung deffelben mufs doch im- 236 mer den Druck auf die Luftgefäfse vermindern, und allo der äulsern Luft das Uebergewicht laffen, um in die offenen Mündungen einzudringen , und diefes kann auch fortfchreitend, periftaltifch von einem En- de zum andern gefchehen, da die Mündungen der Luftröhren fich fo der Länge nach am Körper erftre- cken. Die Ausdehnung des befagten Werkzeuges mülste auf die daneben gelegenen Luftgefälse das Gegentheil bewirken, und damit wäre der nöthige Luftwechf[el verurfachet. u ee — 237 Ueber die Entftehung und Natur der thierilchen Concremente, ins- befondere aber der Gallenltei- ne 2). —n User Abficht it," etwas über die Erzeugung der Gallenfteine zu [agen. Viele haben zwar davon ge- redet, nur zum Beweis, wie dürftig diefer Gegen- Stand für die Beobachtung ift, mehrere ihm ihre Auf- "merkl[amkeit nicht gelchenkt, weil er nicht in die engen Gränzen ihres Fachs eingefchlofl[en ift. Ver- gebens befragen wir die Phyfiker, denn diefe be[chäf- tigen fich nur mit den Er[cheinungen des Himmels, der Erde und der Cryftalle, kurz mit dem, was man die todte Natur genannt hat, vergebens die Phylio- logen, die verfchmähen, über die lebendige Natur hinauszugehen, Pflanzen und Thiere find der Gegen- Stand ihrer Aufmerkfamkeit, die Gallenfteine [ind aber weder Thiere, noch Pflanze, noch Cryltall. Sol. che Bildungswirkungen der Natur, wie die Gallen- Steine find und alle ähnliche Frzeugnilfe der Thie- re und Pflanzen, die weder der lebendigen, noch der a) Molovius dill, de caleulorum Animalium eorumque imprimis biliariorum origine er natura. Berolini 1812, 238 todten Natur angehören, können nur denjenigen in- tere[lfiren, welcher die Einheit beider erkannt hat, und für den es in der That keine todte und lebendige Natur giebt, [ondern nur Thiere, Pflanzen, Cryltal; le, Sonnen und Planeten u. f. w., die alle aus dem Lehen, der einzigen Natur hervorgehen. Ihm ift die Erfcheinung eines Gallenfteins nicht minder wich- tig, als die eines Cometen, nicht als eine ilolirte Er- fcheinung, fondern durch den Zufammenhang mit den übrigen Naturbegebenheiten. Als eine ilolirte Begebenheit interelhirt diefes Object den Arzt, [o- fern es Schmerzen verurfacht und das Leben fähr- det. Die leidende Menfchheit zwingt von jeher die Aerzte zur Philofophie der Natur, und die Pathologie ilt ein fruchtbares Feld für diefelbe. Denn in ihren tragifchen Situationen offenbart fich die Natur in ih- rer gröfsten Tiefe. So mag uns denn auch ein Gal- lenftein nicht zu klein feyn, um an ıhm die Wir- kungsweifen der Natnr kennen zu lernen, und von dem Gränzftein der lebendigen und todten Schö- pfung einen Blick in die Harmonie der Welt zu thun. Wir werden zuerft die rohe Beobachtung hin- ftellen,, und [odann durch Vergleichung des Beob- achteten unter fich und mit andern Naturer[cheinun- gen und Naturbegebenheiten die Bedingungen, Ge- fetze und Urfachen des Beobachteten zu beftimmen Suchen, wir fangen mit der Erkenntnifs des Products an, und hoffen mit einem Beytrag zur Frkenntnils der Produetionsweile zu endigen, und dieles ift der näher beftimmte Zweck dielfer Arbeit. a, — i 239 Die Gallenfteine afhciren die Beobachtung von zwey Seiten, einmal als eine Bildungswirkung eige- ner Art, zweytens als eine befondere Metamorphofe der thierifchen Materie. Von den Affinitäts- oder Mifchungsäufserungen der Gallenlteine, von ihren chemilchen Be[tänd- theilen, Milchungen, Farbe u. L. w. Was erftlich die Mifchung der Gallenfteine be- wifft, [o ift he ganz einfach und wenigen Variatio- nen unterworfen. Wir finden in der Regel zwey Beftandtheile in denfelben, in äufserft mannichfaltigem Verhältnifs, bis zum Verfchwinden des einen; jener, welcher conftant ift, ift dem Wallrath ähnlich, eine in [chief- doch beynahe rechtwinklicht vierfeitigen Tafeln ery- ftallilirbare, weilse, fettglänzende, fettig anzufüh- lende, geruch- und gefchmacklofe Subftanz, [chmelz- bar, wiewohl [chwerer als Wallrath, wobey fie ei- nen Geruch nach Wachs ausftöfst, beym Erkalten ftrahligt eryftalliirt, entzündlich und für fich mit Flamme-brennbar. Im Waller ift fie unauflöslich, eben fo in Säuren; von der eoncentrirten Schwefel- “ äure wird fie zerletzt und roth gefärbt, ohne zu zer- fsen; von der Salpeterfäure foll fie in eine der Campher[äure analoge Flü[fhgkeit verwandelt werden; auf glühenden Kohlen ftöfst fie einen weilsen Dampf aus, mit einem Geruch nach Benzoäfäure; lie Jäfst fich mit cauftifchen Alkalien verbinden, kohlenfaure wirken nicht darauf. Eine 'gröfsere Verwandtlchaft zeigt fie mit andern combuftiblen Materien, nament- 240 lich mit. den Oelen, fixen und flüchtigen und Aether. Alkohol Jöft fie in der Kälte, und vorzüglich in der Wärme auf, in der Kälte [cheidet fich ein grofser Theil in blätterigten Cryftallen aus, die übrige Flüf- Gekeit kann mit Waller gefällt werden, oder mit Säuren, oder man erhält den Ueberrelt der fettwachs- artigen Materie durch Abdunftung, eryftalliirt; die Auflöfung in Terpentinöl f[cheidet in der gröfsten Kälte nichts aus. Diele Subftanz hat mehr Aehnlich- keit mit Wachs oder mit einem oxydirten vegetabili- fchen Oel, als mit Wallrath 2). Der andere Beftandtheil varürt etwas in [einen Eigenfchaften, und die äufserfte Abweichung ift, dals er als eine [chwarze Kohle er[cheint. Im Allge- meinen aber zeigt er ein dem Verhalten der vorigen Subftanz gewillermafsen entgegengeletztes, durch eine gröfsere Verwandtfchaft zu den oxydirten und . eine geringere zu den hydrogenirten Subltanzen. Diefe Subftanz, die immer gefärbt ift, und beftän- dig Gelb zur Grundfarbe hat, ilt in allen jenen com- bufthlen Materien unauflöslich, fie geht zwar ver- mittellt der andern Subftanz oder auch für fich eine Verbindung mit ihnen ein, wenn fie bewegt wird, z.B. durch Wärme, allein in der Ruhe [ondert fie fich mit der Zeit vollkommen wieder ab. Hingegen 5) Alle Behauptungen von Unauflöslichkeit dieler Subftanz in Alkohol, z. B. von Gren, Meckel, Schreger, find durchaus falfch. Ift der Alkohol wällerigt, dann erfolgt freylich keine Auflölung. u 241 ift fe ın Säuren [ehrleicht auflöslich, und bildet mit der Schwefelfäure und Salz[äure eine grüne, und mit Sal- peter[äure eine röthliche Auflöfung. Die Salpeter[äure 'zerletzt fie, die concentrirte Schwefelfäure auch, und dann verliert die Auflöfung die grüne Farbe. Lau- genlalze [chlagen fie aus dielen. Auflöfungen keines- wegs nieder, fie fcheinen fie vielmehr aufznlöfen. Waller foll fie nieder[chlagen. Uebrigens ilt diele Subftäanz ebenfalls geruch - und gefchmacklos, und im Waller unauflöslich; fie ift [pecifilch fchwerer, als die vorige Subftanz, und minder entzündlich, brennt nicht mit Flamme, fondern nur mit einem Glühen, wie Kohle, und ift unfchmelzbar.. Diefe Subltanz zeigt überhaupt keine geringe Aehnlichkeit mit den Subftanzen, die aus den Pflanzenextracten durch die Einwirkung des Oxygens gebildet werden. Je deut- licher und abgefonderter in einem Gallenfteine die weifse cryftallinifche Materie zu [ehen ift, defto dunkler erfcheint andererfeits in einem [olchen Stein oder an einer [olchen Stelle diefes Pigment. Uebri- gens rührt die ganze Farbenmannichfaltigkeit der Gallenfteine, die überaus grols ift, von der verhält- nifsweifen Menge, der Vertheilung, und wie es _ Scheint, felbft einer etwas variirenden chemifchen Qualität diefes Beftandtheils her. Bey Gallenfteinen, die durch den Stuhlgang abgehen, bemerkt man eine grüne Farbe auf der Oberfläche, die bey denen, die aus der Blale genommen werden, höchft [elten, viel- leicht gar nicht vorkommt, dort geht lie immer aus dem Gelben ins Braune und Röthliche über, 242 Beide Subftanzen find vielmehr gemengt'als ge- milcht ce). Von den Aggregations- oder Bildungsäulseruna ‚gen und den [ichtbaren Beftandrheilen der Gal- ‘lenlteine, fichtbarer Zulammenfetrzung, Form uf w q Was diel[e betrifft, [lo bemerken wir im Allge- ‚meinen bey den Gallenfteinen ı) eine ftrahligte Textur yon der Mitte nach der Peripherie; 2) concentrifche Lagen, durch welche die Strahlen ihre Richtung un- geltört fortfetzen. In diefem Aggregat ilt der gefärb- te Beftandtheil [o vertheilt, dafs er concentrilche Ringe bildet. Dies gilt allgemein, ob es [chon wnanchmal deutlicher zu bemerken, manchmal mehr €) Im Frühjahr [oll man zuweilen Zückerläure in den Gal. lenfteinen finden. Uns wurden die Steine fig. 7 und rı. für Gallenfieine überliefert, von welchen der erfte fich durch [eine Härte und Rigidität, der zweyte durch feine Zulammendrück- barkeit und Elafticität und fchwammigte Textur aus- zeichnete. Der erfte beftand gänzlich aus Harnfäure; der zweyte aus einem gelben in Alkohol unauflöslichen und in Wafler auflöslichen Stoff und einer fibrölen » farbenlofen Subltanz, die durchaus un/[chmelzbar war, mit einem vegerabilifchen Geruch verbrannte, kein Oel gab, wenn fie verkohlt wurde, und eine leicht ein- zuäfchernde Kohle 'zurückließs.: Wir "bezweifeln die Aechtheit.ibrer Abkunft, — 243 verwortenilt. Je mehr die fettwachsartige Subflianz überwiegt, defto deutlicher ift die ftrahligte Textur; überwiegt im Gegentheil die färbende Suhftanz, [o ver[chwindet oft das [trahligte Gefüge beynahe ganz, und es find blofs Ringe oder über einander gelegte Schalen zu bemerken. Diele Subftanz nimmt vor- züglich die Peripherie ein, die ftrahligte Subltanz mehr die Mitte des Steins, zuweilen bildet die weilse fettwachsartige Materie auch einen 'concentrilchen [chaligten Ueberzug auf der Oberfläche ;. öfters.ilt eine Efflorefcenz in der Mitte des Steins zu bemer- ‘ken, indem fich dafelbft Höhlungen vorfinden, die durch eine dunklere Farbe ausgezeichnet find 2). Ift ' der Stein ganz ceryftallinifch „fo fieht man deutlich, dafs es lauter Blättchen find, welche das [irahligte Gefüge bilden und den Stein ’mit einer zelligten.Ober- ' fläche endigen, fonft bemerkt man auch, dafs die - Strahlen wieder in Bündel verfammelt (ind und Ke- - gel darftellen, welche fich auf der Oberfläche mit ei- | ner convexen Bafıs endigen, S[o dafs die ganze Ober- Bäche ein Maulbeerförmiges Anfehen bekommt; ein folcher Stein zeigt zugleich im Ganzen eine elliptifche Form, und dies ift immer der Fall, wenn die Steine . n. zugleich, vorzüglich wo die färbende Materie einzeln vorkommen. Oefters aber findet man ihrer überwiegt, und alsdann find fie zufammengedrückt und ahgefchliffen ‚die Oberfläche ift eben, die Form dtumpfeckigt und wandelbar, die Cryftallilation un- deutlich, a d) Fig, 1.2. 3. 4. 5.6.8.9. 10 244 u Mit der Zahl fteht die Gröfse im ümgekehrten Verhältnifs. Vergleichung der Gallenfteine mit der Galle, ala der Materie und umgebenden Flülligkeit, aus und in welcher [ie [ich bilden. - Vergleichen wir jetzt die Gallenfteine in Ab- ficht auf die eben erwähnten Belchaffenheiten mit der Galle, aus welcher fie fich erzeugt haben, [o ift erftlich in Hinficht der Materiatur Folgendes zu be- ‘merken. \ Es ift anftatt des eignen thierifchen Geruchs und bittern Ge[chmacks, und der Auflöslichkeit in Waller, Gefchmack - und Geruchlofigkeit und Un- auflöslichkeit in Walfer eingetreten. Von der Farbe der Galle finden wir noch ein Analogon an der Farbe der Subftanz der Gallenfteine » wir vermiflen aber an diefem Pigment, aufser dem bittern Gefchmack und der Auflöslichkeit in Walfer, auch die Auflös- lichkeit in Alkohol , und überhaupt die Verwandt. [chaft mit hydrogenirten Subftanzen, die wir indel- fen an dem andern fettwachsartigen Beltandtheil in erhöhtem Maals antreffen. Der Stick[toff' [cheint beynahe ver[chwunden und dagegen der Kohlenftoff vermehrt zu [eyn. Bey dieler Vergleichung können wir nicht um- hin, einer analogen Veränderung bitterer Pflanzen- extracte durch die Einwirkung des Oxygens zu gedenken. Der im Walfer und Alkohol, vor züglich im letztern und im erftern vorzüglich mit Hülfe —— E 243 Hülfe der Wärme auflösliche, bitter [chmeckenda und braune Extractivftoffe der Chinarinde, der auch durch feine vorzugsweile VerwandtlIchaft zu den Al- kalien und geringere zu den Säuren, durch Leine Brechbarkeit und durch [einen Stickftoffgehalt einige Aehnlichkeit zeigt mit dem Gallenharz, doch auch durch [eine Unfchmelzbarkeit unterfchieden ift, wird durch die Einwirkung der oxygenirten Salzläure [o- wohl, als der atmolphärifchen Luft, Io wie auch durch die Vegetation im Waller und Alkohol unauflös- - lich und gefchmacklos, bildet jetzt ein rothes Pigment, das durch die Permanenz leiner Farbe ausgezeichnet ift, was offenbar eine analoge Veränderung ilt _ wie fie die Galle bey der Steinerzeugung erleidet, ' Setzt man die Einwirkung der oxydirten Salzläure weiter fort, lo verwandelt man dadurch die rotlıgefärbte Subftanz in eine heller gefärbte gelbe, in Waller; vollkommen unauflösliche, aber in Alkohol, vorzüg; | „lich mit Hülfe der Wärme, auflösliche und fchmelzba+ ‘re Subftanz, die allo unferer fettwachsartigen Sub- Stanz ähnlich il: Erinnert man lich jetzt noch an die Verwandlung der Leber in Fettwachs dtirch Aus: hängen in die atmofphärifche Luft, an die Verwand- _ Jung der Muskel in Fett durch Salpeterläure, an die Verwandlung der vegetabilifchen Oele in Wachs - durch die Einwirkung des Oxygens, fo kann man wohl geneigt [eyn, die Metamorphofe der Galle in - diefem Fall von einem Oxygenationsprocels und die Bildung der wachsartigen Materie von einem dem Archiv [, d. Phyfiol, XLBd, I.Befe. ©. R 246 Oxygenationsprocefs . untergeordneten rn &onsprocels herzuleiten. Vergleichen wir die Gallenfteine mit der Galle hun auch in Ablicht auf die, Aazseeniänl ihrer Thei« le, [o bemerken wir: ı) dafs die Theile, welche in der Galle ver- mifcht find, bier getrennt und gleichlam aus einan- der geworfen er[cheinen; '2) dals die Theile einer Art in einen Strahlen- büfchel hingeworfen find, die Theile anderer Art dagegen in lauter concentrifchen Ringen. Hier ilt. die Analogie mit den elektrifchen Fi- guren unverkennbar. { 5 3) Diefe Heterogenefirung und Polarifirung gefchieht auf Koften der Flüffigkeit der Materie. Die elektrifchen Figuren des Wallers bieten uns ganz ‚die. felbe Erfcheinung dar. EN zii 35? Fr Es [cheint daher, Er sarngah phofe auf einem Öxygenationsprocels, die Form und Conformation übrigens, auf einem Elektrilationspro- ce[s beruhe. Vergleichung der Gallenlteina mit den Harn- fteinen als einem andern Extrem der thierilchen Goncretionen, Den Galienlteinen ftehen in Abficht auf Mie fchung und Form die Harnlteine e directo entgegen. Stoff fey. u 247 1) In Ablicht auf Mifehung, denn fo wie die Gallenfteine gänzlich aus combuftiblen Materien be- Stehen , [o beftehen im Gegentheil die Harnlteine aus lauter comburirten Materien, Erden, Laugen- falzen und Säuren; dort ift eine fettwachsartige Ma- terie das Product der krankhaften Metamorphofe, hier Zuckerfäure; dort eme der Kohle (dem Holz) verähnlichte Materie gewöhnlich ein zweytes Ingre- diens des Steins, hier Harnfäure, von der es nicht unwahrfcheinlich ift, dafs fie ein geläuerter Harn- ’ 2) Eben [o auch in Abficht auf Form und ficht- bare Zufammenletzung. Die Nierenfteine zeigen fich gewöhnlich ramificirt, ein Unter[chied, der zwar in - der Bildung der Nieren [einen Grund hat, aber nichts defto weniger hieher gehört, denn der Stein und das Organ haben eine gemeinfchaftliche Quelle. Ganz etwas analoges zeigt [ich bey den Blalenlteinen, Je- ren Oberfläche häufig mit einer unzähligen Menge von Spitzen oder kammförmigen Cryftallifationen bedeckt ift. — Bey den Gallenfteinen bemerkt man vielmehr eine gleichförmige Oberfläche und eine cry- ftallinifche Effloreleenz öfters in entgegengeletzter Richtung, nemlich von aufsen nach innen, [o, dafs ne das Cryftallen tragende Receptaculum innen end die Blüthe aufsen, die Gallenfteine dagegen die Blüthe innen und das Receptaculum nach aufsen haben. » R 2 £ 248 u Ferner find die Harnfteine mehr flach gedrückt, d.i. es prädominirt in denfelben eine ebene Fläche viel [tärker, als in den Gallenfteinen. Ferner pflegen fie zu einer gröfsern Malle ans zuwach[en, mit verminderter Zahl; der Gallenfteine pflegen mehrere und kleinere zu [eyn. . Die Harnfteine gehören alfo fchon ihrer Grund- lage nach der pofitiven Metamorpholfe des Wallers an, die Gallenfteine der negativen. Uebrigens [chei- nen heria dureh einen widernatürlichen Oxygena- tionsprocels gebildet zu werden. Den Harnfteinen mangelt die untergeordnete negative Polarität, fie ge- hören [chon mehr der todten Natur an. Eine Folge ihres gröfseren [pecififchen Gewichts, in Relation der umgebenden Flüffigkeit , ilt ihre gröfsere Malfe und geringere Anzahl, weil durch den gröfsern Wider- Stand bey einem geringeren [pecififchen Gewicht die Atmofphäre der Anziehung eingefchränkter ift. Auf diefe Art erklärt ich auch die Verf[chiedenheit der Gallenlteine in Abficht auf Zahl und Gröfse. Zu- “ gleich concurrirt zur Vermehrung der Malle die grö+ [sere Summe von Anziehungen, die von der innern) Mannichfaltigkeit der umgebenden Flüffigkeit, und von der allgemein die Affnitätsäulserungen begün- ftigenden Oxygeneität des Conerements abhängt. Die Homogeneität der fämmtlichen oxygenirten Beftand- theile der Harnfteine, die Stärke ihrer Affnnitätsäu- fserung und Anziehung überhaupt, und daher ihre = 249 Rigidität [cheint auch mit Urfache zu feyn von einem andern Unter[chied, nemlich diefem: dafs die Gal- lenfteine, nachdem fie fchon im. Ganzen gebildet find, noch einer weitern Ausbildung im Innern un- terworfen find, die Harnfteine blos nach aufsen fort- wachlen; die Gallenfteine [cheinen diefe Mutabilität “ vorzüglich ihrer innern Heterogeneität und dem Um- ftand zu danken, dafs fie die Flülhgkeit in ich auf- nehmen, aus der fie gebildet werden. Die nemlichen Urfachen, die dem Harnftein jene Rigidität ertheilen, (cheinen auch die Präponde- ranz einer ebenen Fläche in demfelben zu be[tim- men. Es ift dies eine allgemeine Bildungswirkung, die wir [owohl im ganzen Welt[yftem, im Sonnen- und Planetenfyftem, als auch in den ilolirteften Ge- > bilden, in den Cryltallen wahrnehmen, die ebene Fläche und die gerade Linie treten um fo Stärker in dem Bildungstypus hervor , je mehr in demfelben ' ‘ das Allgemeine ausgelchlol[en und je ilolirter die Bil- dungswirkung ift. So würden fich die Planeten nach geraden Linien bewegen, wenn die Sonne aus ihrer Mitte genommen würde, So find ferner die organi- fchen Bildungen, z. B. Haare, Nägel, defto mehr verflächt und verlängt, je mehr fie aus der allgemei- men Beziehung der Organilation gefetzt (ind, und [o find endlich die Cryftalle ganz durch ebene Flächen und gerade Linien begränzt. Daher wundern wir uns jetzt nicht, auch bey den Harnlteinen eine vor- zugsweile Verflächung anzutreffen, kurz, wir bemer- 250 wu ken bey ihnen vorzugsweile die Bildungsgeletze , wie bey den ifolirten Gebilden jenleits der Thier- und Pflanzenwelt. — Bey den Gallenfteinen bemerken wir, dafs das Concrement, wenn es ganz ceryltalli» nifch ift, keineswegs ein blolses Aggregat [olcher re- gulären vierleitigen Tafeln’fey, wie wir fie aus der Auflöfung diefer Subftanz durch Cryltallifation er- halten, [ondern beide Enden der Tafeln find fich ungleich geworden, das eine ver[chmälert, und das andere nach der Peripherie gekehrte, durch eine krumme Linie begränzt. Die Harnfteine und die Gallenfteine haben es mit einander gemein, dafs fich im Kern des Steins immer die chemilch metamorphofirte Materie, vor- zugweile befindet. In allen Harnfteinen, welche Zuckerfäure enthalten, bildet die zuckerfaure Kalk- erde den Kern des Steins, auf diefe folgt diejenige Metamorphofe der Materie, die nicht [o weit vorge- rückt ift, die Harnfäure, oder im Fall, dafs jene abwelend ift, bildet fie den Kern. e = Die chemifcheMetamorphofe feheint daher die nächfte Ur[ache der Steinbildung zu feyn, fie führt die Heterogeneität der Materie herbey , welche die Trennung der Flüffigkeiten zur Folge hat, und diefe Heterogeneität und dieler Trennungsprocels begrün- det einen elektrifchen Procefs oder etwas analoges, wie wir oben ge[ehen haben. . | u 251 Vergleichung der Gallenlteine und 'der Harn- [teine mit andern thieri[chen Concrementen und dieler überhaupt mit den Alterorganilationen als u a zu den regelmälsigen Forma; tionen des Organismus, Gallenfteine und Harnfteine find nur entgegen- A geletzte Extreme einer Reihe tbieri[cher Concremen- te, in deren Mitte die Polypen [teben, ‚die fich zu» weilen im Blut bilden ‚ und welche, in [ofern fie das Blut in fich aufnehmen, und als unzerletzter Stoff felbft noch jeder Metamorphofe fähig find, nun auch noch einer weitern Entwicklung unterworfen feyn können, und einer (olchen, die uns .unyermerkt un« ter die Afterorganilationen führt, und eine Verglei- chung nit diefen anzultellen nöthigt, durch welche wir eine nicht geringe Analogie zwilchen denfelben und den thierif[chen Concrementen entdecken. Nemlich: fo wie die Afterorganifationen mit einer Auflockerung der organifirten Theile anfangen, Io fangen die Steinkrankheiten mit einer Neigung der Säfte zur chemifchen Trennung an, daher ilt der Harn eines Steinkranken dem Harn eines, am,Faul- fieber Kranken ähnlich. Ferner [chlielsen die thierifchen Concremente die umgebende Flüffigkeit, aus der fie gebildet wer- den, und durch welche fie dem Ganzen als ein Theil einverleibt waren, aus, gerade wie die Afterorgani- fationen die Syfteme ausfchliefsen, durch welche fie 25% in einem ähnlichen Verhältnifs zum Ganzen waren. %o fchlielst der Gallenftein die Galle, der Harhliein den ) Harn und den Harnftoff, und eben [o [chliefst der Polyp in den Blutgefälsen das Blut aus, was wun- derbar genug ilt, da bey der Coagulation des Bluts aufserhalb des belebten Körpers der Cruor dem Fa- fer[toff fo genau anhängt, und was man fich nicht ohne Sue befondere hier Statt indende Repulfön, etwa eine elektriflche, denken kann, von welcher wir noch Spuren, auch bey den Gallenlteinen, deut- Hch antreffen, und es [cheint, dafs diefe Ele a: tion durch die Oxygenation [ollieitirt werde, welche die allgemeine Urfache der thierilchen Concremen- te ilt, Wir finden zwar in der Reihe der Gallenfteine noch anche Attribute der Galle und diefelben nur allmählig verfchwindend, noch eine gelbe Subftanz, die unseinige Analogie mit dem Gallenharz zeigt und stur allmählig ausgefchloffen wird, eben [o in/den Harnlteimen ein Analogon des Harnltoffis, die Harn- fäure, die, vielleicht blos oxygenirter Harnftoff ilt. Allein es erhellt eben daraus zugleich, dals diele Ma- terien, [ofern fie in die Concremente aufgenommen find, eine der Natur diefer Concremente angemelle- ne Metamorphofe erlitten haben ‚! und es ergiebt [ich daraus nur eine neue Analogie mit den Afterorgani- fationen, die ebenfalls das Blut nur nach und nach aus[chliefsen. Die Metamorphofen felbft [cheinen durch die beiden Metamorpholen des Wallers jzu ge- o— 253 fchehen, Wir fchenen uns nicht zu behaupten, dafs heh von dem einmal entftandenen Concrement aus diefe Meramorphofe fortpflanzen könne, wenigftens da, wo die Entwicklung deffelben nocht nicht geen- digt ift. Die Gallenfteine verändern fich fogar noch eine geraume Zeit aulser dem Körper— im Innern —; pflanzt ja auch die galvanifche Säule ihre Verände- rungen fort. Iapyyet Endlich finden auch diefe Concremente eine Gränze ihrer Vermehrung und ihres Wachsthums in der erregten Senhibilität und Irritabilität, durch de- ren Wirkungen hie befchränkt und abgeltolsen wer- ‚den. Die Natur bedient fich zu ihrer Einfchrän- kung derfelben Kräfte, der fie fich überhaupt zur Einfchränkung der Bildungswirkungen im thieri« fchen Körper bedient. Wenn nun auch die[e Körper durch ähnliche Kräfte gebildet werden, wie wir theils fehon gezeigt haben, theils noch zeigen wollen, [o kann man fürwahr die Steine als abgefallene Organe des thierifchen Körpers betrachten, ungefähr wie Zähne und Haare, die den unmittelbaren Uebergang zu ilınen machen, und die fogar auf ihre Weife, nemlich als urfprünglich abgefallen, vorkommen können. Denn was find die Fettklumpen voll Haare und Gallertkugeln voll Zähne, im Uterus, j'oder gar am Darmkanal hängend, anders, als [olche thieri[che Conceremente zu einer höhern Stufe der Entwick. Jung gediehen? 254 — > Es würde daher nicht unfchicklich feyn, die Steine Afterorganilationen der Flüffigkeiten, oder vielmehr nur Flüffigkeiten zu nennen, wo fich uns aber (ogleich der. Einwurf aufdringt, dafs der Begriff einer Organifation nicht auf diefelben anwendbar ‚fey. Diefer Einwurf ift übrigens unbedeutend , [o- fern fie als noch nicht entwickelte oder [chon abge- ftorbene Organifationen angefehen werden. Die Polypen, die fich im Blut bilden, find fähig, unter günftigen Umftänden fich zu organifiren, Nimmt man dies an, [o dringt fich ein. neuer Unterf[chied auf, nemlich der, dafs ihre Entwicklung nur augen- hlicklich ift; allein auch diefer Unterlchied gilt nicht in aller Strenge , fchon fofern fie wachlen. Wir ollen uns nur an jene Zähne und Haare erinnern, beynahe alle Unterfchiede verfchwinden zu [e- hen. Mitihren Extremen, als einer zum Aeulserften gegangenen Zerletzung des thierifchen Stoffs, [tehen die thierifchen Concremente freylich zunächlt an der vollkommenen Desorganifation; allein von. ihrer Mitte aus gehen fie allmählig in die Afterorganilatio- nen über, wie die Desorganifationen felter Theile, Steatome u. f. w. Sie [elbft find Uebergänge aus dem. Organifchen ins Unorganilche, Gegen[tände der Be trachtung des einen und des andern und Beweile für die Harmonie des Ganzen, Und nun betrachten wir die Frfcheinungen, welche die Steine zu begleiten pflegen. = _— 255 Von den begleitendenEr[cheinungen der Steine im Organismus, und den Umftänden, unter de- nen fie [ich bilden. j Wahrfcheinlich ift eine Erfcheinung, welche beftändig mit der Bildung der Steine coexiltirt, eine veränderte Milchung der Flüffigkeiten, aus welchen hie gebildet werden. Weniglftens find uns Fälle be- kannt, wo die Galle fich in Abficht auf Mifchung den Gallenfteinen ähnlich zeigte, ohne dafs in die- [em Fall Steine vorhanden waren, weil vielleicht die 'Zähigkeit diefer Galle die Concretion des [einen Ele- imenten nach gegenwärtigen Gallenlteins verhinder- te. Die Galle war dunkel gefärbt, gleich[am ver- kohlt, Alkohol zog eine Materie daraus, welche in glänzenden Schuppen ceryftallifirte, und die eyweilsar- tige Materie der Galle war [chwarz wie Kohle und fteif. Fben [o hat man'aus der atra bilis einerfeits eine farbenlofe, glänzende und eryftallinifche Mate- rie, und andererfeits eine [chwarze [chuppigte Mate- rje erhalten, [7 , (2 2 Der ME welchem fich Steine bilden, zeigt eine Trüßigkeit und befondere Neigung, fich zu zerletzen. Oefters findet man zugleich im Blut ‚die Neigung, Polypen zu bilden. In wie fern das Blut verändert (ey, aus welchem lich die Concremen- te bilden, ift unbekannt, es [cheint aber vorzüglich eine Neigung zur Trennung [einer Beltandtheile, na- mentlich des rothen Theils und des Falerftoffs zu be» Sitzen, und es [cheint alfo, dafs eine [olche Neigung 256 ° zur Trennung ein allgemeiner Charakter der Flülfig- keiten (ey, wenn lich die thierifchen Concremente : denfelben bilden. Man bat gefehen, dafs die Gallenfteine in ei- ner feften Fettmaffe (afsen, die fich auf Kolten der Gallenbla[e gebildet hatte; in einem andern Fall, wo fich Gallenfteine durch den Nabel ausfchieden (und nachher keine Spur von Gallenblale gefunden wurde), fand man dafelb[t und in der fettreichen Gegend des Unterleibes eine Menge Speckgefchwülfte, die;fich durch die Haut wie Steine anfühlten; die Leber war ausgezeichnet blutarm, theils [cirrhös, und enthielt in einem Gelchwür [elbft [peckartige Maffen. Fer- ner begünltigen alle die Umftände, welche die Fett- erzeugung begünftigen, auch die Erzeugung der Gal- lenfteine; und wiejene, ift auch diefe oft von Er- fcheinungen der Wallerfucht begleitet. Die Harnfteine find öfters von Vereiterung der Nieren begleitet; der Harn gie lenten Satz in der Gicht, und die Erzeugung der Steine zeigt einen unverkennbaren Nexus mit Gicht, Rhachitis, Scropheln, Knochenfrafs und folchen Krankheiten überhaupt, deren Producte oxygenir find, und die fich vorzüglich aus Organen entwickeln, welche oxygenirender Natur find, wie der Magen, die Lungen, Knochen, Nieren, Den Eiter hieher zu rechnen , berechtigen uns alle chemifchen Ver- hältniffe deffelben, feine Anhänglichkeit an das ters einen puru- 4 — 257 Waller, [eine grölsere Affinität zur Gallerte als zu den Oelen, [eine oxydirende Eigenfchaft u. [. w. Wir betrachten den Eiter [elbft als ein thierifches Concrement, das auf der Stufenleiter zwilchen den Polypen des Bluts und den Harnlteinen [teht. Von dem Verhältnils ihrer Entftehung zu den Entwicklungsveränderungen und Kraftäulserun- gen des Menlchen, Die Erzeugung der Gallenfteine, der Harnltei- ne und der thierif[chen Concremente überhaupt [teht in einer auffallenden Verbindung mit den Entwick- lungsveränderungen und den Kraftäufserungen des Menfchen, ] Je mehr der Organismus oder ein Organ ich noch in materieller Entwicklung und Wachsthum rt, defto weniger bilden fich Steine in dem- felben. Je mehr der Organismus freyere Geilteswir- kungen äufsert, je mehr fich immaterielle Kräfte aus ihm entwickelt haben, und je mehr er davon Ge- brauch macht; und je weniger er neue Malle [ich anzubilden fähig ift, defto eher werden Steine gebil- det e). a Die Coneremente bilden fich vorzüglich in Or- ganen,, die mit den)Organen der geiltigen Affecte e) Die Steine lind häufiger bey Gelehrten, beym Förus has der man lie gar nicht, 258 und Kraftäufserungen in Conlens [tehen, oder ihnen der Lage nach entgegengeletzt ind, oder in ihrer Nähe. Die Steine bilden fich vorzüglich zur Zeit der Pubertät, und noch mehr zur Zeit des geletzten Al- ters, allo einmal zur Zeit, wo der Geift mit einem Mal freyer hervortritt, und fich Gefchlecht und Phan- tafie entwickelt hat, und wieder da, wo anltatt der 'Ausfchweifung der Druck der äufsern Umftände (oder die böfe Gewohnheit ) die nemliche Ge- [chäftigkeit mit gröfserer Anftrengung zur Folge hat, wie zuvor der naturgemälse Trieh ; dage- gen ilt die Zwifchenperiode, wo der Verftand des männlichen Alters die Ausfchweifung mä- fsigt, und ein ruhiges Gleichgewicht hervorbringt, - merklich durch eine Paufe in der Steinerzeugung aus« gezeichnet. In jener Periode der Luft, wo die Ent- wicklung gewiller Organe, nemlich der Phantafie undides Gefchlechts jene Excelfe in den Kraftäulse- rungen zur Folge hat, bilden fich Steine in der ange» gebenen Beziehung auf diefe Organe in gewillen an- dern Organen, in den Nieren! Hingegen in der [pä- ter eintretenden Periode der Anftrengung überhaupt bilden fich auch Steine aller Art. In den Jahren von dreilsig bis funfzig bilden ich Gallenfteine und Harn- fteine in Menge, die letztern zeigen fieh auch häufig vor dem zwanzigften Jahr; dann tritt eine Paule ein f). f) Es ilt die Periode neuer Reproductionsregungen , der Weisheitssähne, # _— 259 Die Gallenfteine erzeugen fich jetzt aber vor- züglich im Conflict mit Gemüthsaffeeten, und dies ift vielleicht mit ein Grund, warum ihre Häufigkeit zit der weiblichen Gelchlechtsentwicklung in Ver- hältnifs fteht 2); die Harnfteine find gewöhnlicher beym männlichen Gefchlecht %), und pflegen mit den Kraftäufserungen de[felben, die Bin eigen find, Zulammenzuhängen. Von dem Verhältnils der Ent[tehung der Steine su den chemilchen Metamorpholen des menfch« lichen Organismus. Je mehr eine Entwieklung durch überwiegende Oxygeneitätcharakterifirt ift, defto eher giebt fie Ver- Unter 98 Harnblafenfteinen beym chi Ge- Tchlecht fielen ı8 ins erfie Decennium, ı8 ins 2te, 5 ins Zte, 2 ins Ale, ı$ ins Ste, gins6te, Sinsyte, x ins Bte, * Unter 15 beym weiblichen Gefchlecht 2 in die 2 erften Decennien, Zins Zte, $in die Zeit vom dreilsigften bis zwey und vierziglten Jahr. Unter 20 Nierenfteinen bey Männern fielen über die Hälfte, nemlich $ ins ‚vierte Decennium und nur 5 ins zweyte u, [. w. 5) Unter 89 Gallenfteinen fielen 4ı dem männlichen , 48 - dem weiblichen Gefchlecht zu. %) Unter 114 Harnblafenfteinen waren 99 vom männlichen und 15 vom weiblichen; von 34 Niereolteinen 40 vom männlichen und ı4 vom weiblichen Gefchlechr. 260 anlaffung zur Erzeugung der Steine, je mehr ent- wickelte Hydrogeneität mit diefer überwiegenden Oxygeneität ın Conflict kommt, delto eher bilden fich Steine von der negativen Form, — Bey dem Ein- Aufs der Gefchlechtsyer[chiedenheit ift der hydroge- ne Charakter des weiblichen, der oxygene des männ-. lichen Gefchlechts ein, bedeutender Umftand. " So- fern die Oxygeneität jede Entwicklung follieitirt, [o bilden fich auch Harnfteine in jeder Periode. Die Hydrogeneität an und für fich giebt keine Veranlaß fung zu Steinen, ob fie gleich die Gallenfteine vor« bereitet, die weniglten Gallenfteine finden wir vor dem dreifsigften Jahr. Von der überwiegenden Hy- drogeneität des weiblichen Gelchlechts mag es her. kommen, dafs in der Erzeugung der Gallenfteine bey ihnen periodi[che Paufen eintreten, wie dies aus der Vergleichung der auf einander folgenden Decen- nien als ein auffallendes Refultat hervorgeht; und eben fo, dafs bey ihnen die Erzeugung der Gal« lenfteine länger fortdauert, als bey den Män- nern 2). Y Von 5) Von 4g Gallenfteinen bey Weibern fiel ı ins Zte Decen- nium, ı$ins Zte, 7ins Ste, ı0 ins 6te, Zins 7te, ıo ins 8te. Von 4ı bey Männern ı3 ins!4te, !18 ins Ste, 17 ine Ge, Sins 7te, 2 ins Ste. FE 261 Von dem Verhältnifs ihrer Entftehung zu äu- [sera Beltimmungen des menf[chlichen Organismus. Was endlich die äufsern Finflüffe betrifft, wel- che die Erzeugung der Steine befördern oder ihr hin- derlich And, [o ftimmen fie vollkommen mit dem überein, was wir aus den innern Bedingungen der- felben und der Befchaffenheit der Producte [elbft auf die Natur derfelben gefolgert haben. Alle diejenigen Umftände, welehe die Säfte- alle hydrogeniren, wie [pirituöle Getränke, Bier, ‘die Umftände,, unter welchen [ich Fett anhäuft,, wie fieim kalten Klima Statt finden u. [. w., bereiten zu den Gallenfteinen vor, und dagegen ift ihnen eine frifche vegetabilifche Nahrung hinderlich. Diejeni- gen Umftände, welche die hydrogenirte Säftemalle oxydiren können, begünftigen und veranlaflen die Erzeugung der Gallenlteine, dahin gehört der Win- ter, kaltes Klima. Hydrogenation von der einen Seite, vom Darmkanal- und Pfortader-Sy[tem aus, Oxydation von der andern, von den Lungen und Ar- terien aus, S[cheinen den Procels mit einander zu fpielen, deffen Refultat die Gallenlteine find 2). Al- le antifeorbutica auf der einen Seite, und auf der an- dern Seite die hydrogenirenden Mittel, Schwefelle- 2) Niedrige, kalte und feuchte Gegenden, die nemlichen Umftände, unter denen bey weiter gehender Meramor- phole Scorbut enıltehr. Archiv [.d, Phyfiol, X1. Bd. II. Heft. S 263 ber, Balfame, und vorzüglich ätherifche Oele, find gegen diefelben angezeigt und wirkfam befund« worden, [o wie auch Queckfilber. Solche Umi:\ de, durch welche dem Darmkanal m) die Rolle der Lungen übertragen, und durch welche die Säftemaf- fe von innen heraus oxydirt wird, wie heilses Kli- ma 2), [aure Weine u. [. w. pflegen eher Harnfteine nach fich zu ziehen. 7) (Und der Leber, als Kohle abfonderndem Organ) — die nemlichen Umftände, unter denen bey weiter gehender Metamorphofe Typhus mit roıhem Venenblut entitehr. n) Beym Schwein auf Jamaica findet man keine Gallenftei- ne, aber Harnfteine, bey uns nicht felten Gallenfteine, Die Harnfteine beym Menfchen [ind häufiger in Italien als in Deutlchland, "Tab.IV E# dsumpel. del: ob Songp; VRRE Hs u. Autencielhs Arch £9 Phyftol,X1LB IH an Er B n an (| che EEE EEE UT TER EL 7 FE Archiv für die Physiologie. Eilften Bandes drittes Heft, an ww Ueber die Zwitterbildungen, vom Prof. Meckel, . Dar. die ganze Natur waltet ein Gegenlatz, den dich in den organifchen Körpern am vollkommenften ‚durch das Männliche und Weibliche anal ‚aber auch [elbft in demfelben Organismus durch das I 'Nervenfyftem und Blutfyftem dargeftellt ilt, vor ‚welchen jenes für die Vegetation des Individuum ‚das ilt, was die männlichen Gelchlechtstheile für die Vegetation oder Frhaltung der Art, während das Blut für das Individuum daffelbe, was das weibliche Archiv fd, Phyfiol, X1.Bd. III Hefe. % 264 Zeugungsl[yftem für die Art leifte. Durch die be- Ständig fortwährende Begattung beider wird die Er- haltung des beftehenden Individuums möglich , [o wie durch die Vermifchung der Gefchiechtstheile ein neues hervorgerufen wird. Beide ent[prechen ein- ander durch ihre allgemeine Form und durch die Ver- änderungen, welche fie in der Thierreihe erleiden. Wie das ganze Nahrungsfaftgefäls[y[tem der Infecten nur ein unverältelter, überall gefchlollener, gerader, durch die Längenaxe des Körpers verlau- fender Schlauch ift, [o treten auch aus dem Rücken- marke der Nereiden, Amphinomen und des Sandwurms keine Nervenfäden ab, und unge- achtet beym Regenwurm Nerven von ihm abge- hen, bietet es nicht die gewöhnlichen Knotenan- Schwellungen dar 2). Das Gefäls[yftem desBlutigels belteht vorzüg- lich aus drey longitudinalen Gefälsen, einem mitt- lern und zwey Seitengefälsen: eben fo finden fich, nach Bibiena, bey dem knotigen Blutigel (Hirudo tuberculata) drey Nervenknotenreihen, eine mittlere und zwey feitliche. Bey allen wirbellofen Thieren tritt der Anfang der Speiferöhre durch den vorderlten Theil des Ner- venlyftems, der immer über, häufig auch zur Seite und unter ihm zu einem oder mehrern, durch Zwi- fchenfäden vereinigte Knoten anfchwillt. Eben fo verläuft beym Regenwurm die Speileröhre durch a) Cuvier Vorl. über vergl. Anat. Bd. 2. S. 339. u ee. nF > E# EEE a a en Mu ee Mi ee ee De - . ‘ve ’ ns —— 265 mehrere Herzpaare, die fich über und unter ihr von einer Seite zur andern mit ihrem obern und untern Ende verbinden. Eben [o geht auch bey den mei- ften kopflofen Mollusken, das entgegengeletzte Ende des Darmkanals durch die Herzkammer und öffnet fich der After bey den meiften Gafteropoden, wenn er auch nicht das Herz durchbohrt, doch in der Nähe deffelben und in dem Refpirationsorgan , oder in feiner Nähe. So wie fich die Bildung des Gefäls[yftems durch höhere Steigerung des Herzens veredelt und zufam- menfetzt, er[cheint auch die Bildung des Nerven- [yftems durch vollkommenere Entwickelung des Ge- hirns vervollkommnet. Die Wände des einfachen Herzens der Infecten und Cruftaceen find dünn, dort gar nicht, hier nur [chwach muskulös, wie die Wände des Gehirns beym Embryo der höhern Thie- re, den Filchen und Reptilien, auch noch bey den Vögeln, dünn find. So wie das Herz anfangs beym Embryo der höhern Thiere und den Cruftaceen nur eine Höhle hat, dann diefe fich in eine Kammer und eine Vorkammer [cheidet, der [ich erft in den Repti- lien eine zweyte Vorkammer und nur undeutlich eine, zweyte Kammer anbildet, die fich erft von den Vö. geln an vollkommen’ entwickelt und individualifirt, fo ift beym Embryo anfangs kein Unterfchied zwi- fchen Hirn - und Rückenmark , auch fpäter bildet der ganze , dem Schädel entfprechende Theil (das Centrum des animalifchen Lebens) nur eine grolse T'3 266 Perr 2 \5 Höhle, welche nachher fich in die Vierhügel ver- wandelt, wenn fich ihr das grofse und kleine Ge- hirn anbilden.: Die! grolsen Seitenhöhlen find bey den Filchen [o wenig vorhanden als die Hemi/phä- ren, indem die dafür gehaltenen Theile nur den Vierhügeln und den Urfprungsftellen des Riechner- ven ent[pringen. Die Hemifphären bilden fich dem [chon vorhandenen Theile erft an, wie die rechte Herzhöhle der linken. Das ganze Gehirn zerfällt in das grofse und kleine Gehirn, wie das Herz in Kammer und Vorhof. Eben fo ähneln einander auch die männlichen und weiblichen Genitalien, eben [o differiren fie von einander. Der Typus, nach welchem beide gebildet find, ift derfelbe, nur ilt er etwas abgeändert durch Vergröfserung, Verkleinerung, Stellverfetzung, nie doch aber lo, dafs Anatomen jemals hätten be- ı haupten Sollen: die Genitalien beider Gel[chlechter differirten abfolut, während die übrigen Organe des Mannes und des Weibes nur relative Differenzen darböten 2). Dafs fich in der That die männlichen und weib- lichen Genitalien vollkommen in ihren einzelnen Theilen ent[prechen, glaube ich, nachdem auch an- dere Schriftfteller ähnliche Parallelen gezogen hatten, durch neuere gegentheilige Behauptungen veranlafst, hinlänglich erwiefen zu haben c). Ich nahm dort 3) Hildebrandts Anat. Bd. 3. S. 575... s) Beytr. für vergl. Anat, Bd. 2. H. 2. S. 164 fi. — ‘265 vorzüglich nur auf den regelmälsigen Zuftand der Genitalien Rückficht, und entlehnte aus der Bil- dungsgefehichte und der vergleichenden Anatomie die Beweile. Nicht weniger wichtige bietet auch die pathologifche Anatomie dar, indem der gröfste Theil der Zwitterbildungen [einem Welen nach, Vermi- [chung der männlichen und weiblichen Charaktere an einem Theile der Genitalien ift, der fich bey re- gelmälsig vollendeter, höherer Bildung derfelben in dem einen Gelchlecht nur mit einigen der Attribute zeigt, welche hier in ihm vereinigt (ind. Diele Vereinigung des männlichen und weibli- ‚chen Charakters erftreckt fich nicht blols auf die Ge [chlechtstheile, fondern , [o wie fich der Gefchlechts- unter[chied nicht blo[s durch fie, Sondern auch dem “ Totalhabitus aus[pr icht, auch auf dielen, [o, dals bald ein Widerfpruch zwilchen diefem und dem Cha rakter der Genitalien, bald Bildung eines Theiles des > Körpers nach dem Typus des männlichen, eines an- dern dagegen nach dem des weiblichen, bald ein ‚Conıralt zwilchen der Richtung des Gelchlechtstrie- Auen und der Totalform, fo wie der Form der Geni talien beobachtet wird. ” Diefe Widerfprüche find die leifeften Andeu- tungen diefer Vereinigung beider Gefchlechter in demf£elben Individuum. * Am vollkommenften ent- wickelt fie ich in dem Widerfpruche, worin die ver Schiedenen Qualitäten eines und deffelben Theiles des Gefchlechtsapparates, [o wie die ver[chiedenen 268 weh Theile desGef[chlechtsapparates mit einander ftehen, der fich endlich in mehr oder weniger vollftändige Vervielfachung der Organe auflöft, die dort durch Differenz des Typus, nach welchem fie ich gebildet hatten, dem Wefen und der Thätigkeit, wenn auch gleich nicht der Zahl nach, [chon gedoppelt waren. Alle diefe Bedingungen find, dem Wefen nach, durchaus diefelben, Vereinigung beider Gef[chlechts- typen in demf[elben Individuum, nur dem Grade nach ver[chieden. Wo fich auch keine Spur eines Mehr- fachwerdens der Genitalien findet, bricht jener Wider- fpruch auf eine oder die andere Weile hervor. Er macht das Welen der Zwitterbildung aus. Indem ihn aber die meilten neuern Schriftlteller überfahen, ver- kannten fie das Wefen derfelben fo völlig, dafs fe es blols in eine unvollkommene Bildung der Genita- lien letzten, und allo entweder zwey Rlaflen felt- fetzten, von denen die eine aus Männern, die an- dere aus Weibern mit unvollkommen gebildeten Ge. fchlechtstheilen beftand a oder alle nur für Indivi- duen eines Gel[chlechts mit regelwidrigen Genitalien. hielten. So hält Oliander d) beynahe alle‘ Herma- phroditen blofs für Männer mit von der Ruthe zu- rückgezogener Harnröhre. d) Neue Denkw, für Geburtsb. B. ı. Bogens. 2. No. $, pP. 245 & j — 269 Parlons e) und Hill, f) dagegen und meh- rere andere, erklärten alle Zwitter für Meiben mit regelwidrig grolsen. Kitzlern. Portal g) hält Individuen, bey denen voll- kommne männliche und unvollkommne weibliche Genitalien vereinigt vorkommen [ollen, durchaus nur für Männer mit gefpaltenem Hodenfacke und im Unterleibe verweilenden Hoden, diejenigen dage- ‘gen, wo vollkommne weibliche Genitalien mit un- vollkommnen männlichen angenommen werden, für Weiber mit vergröfsertem Kitzler , diejenigen, wo weder das eine noch das andere Gelchlecht vollkom- men entwickelt ift, für Perfonen, bey denen eine äufserliche Gefchwulft oder regelwidrige Bildung die Unterfcheidung des nicht entwickelten Gelchlechts unmöglich macht, Voi gtel %) hält gleichfalls alle vorgeblichen Zwitter für Männer oder Weiber, von denen die er- ften durch Zurückbleiben der Hoden hinter dem Bauchringe, Kleinheit oder Spaltung der Ruthe, des Hodenfackes, regelwidrige Oeffnung des Maftdarms in einen dieler beiden Theile (in wiefern durch diefe Communication ?); die letztern durch Verfchlielsung ‘der Scheide, der Lefzen, monftröfe Anfchwellung e) Med. and crit. inquiry into the nature of hermaphrodite, London 1741. f) Review of ıhe philof. Transaer, 8) Anatomie medicale T. V. p. 474. A) Handb. d, path. Anar. Bd, 3. S. 366 f. 276 —— dieler oder des Kitzlers und fcheinbare Oeffnung in demfelben entftellt waren. Aus demfelben Grunde hat'man auch Regeln aufgeftellt, nach welchen man in einem jeden con- creten Falle das Gefchlecht eines vorgeblichen Zwit- ters zu erkennen habe; allein, der Natur der Sache wegen, mis wenig Erfolg, wie [chon die Ver[chie- denheit zwilchen den Meinungen mehrerer Beobach- ter über denfelben Fall mehr als einmal hinlänglich bewielen hat. Haller z), der auch die meilten Zwitter ent- weder für Männer oder für Weiber mit unvollkom- men gebildeten Genitalien hält, fucht zwar , wie auch fehon Pare und Bauhin, allein nur, um den vorfchlagenden Charakter zu bezeichnen , gethan hatten, die Kriterien anzugeben, welche den Mann und das Weib in einem [treitigen Falle bezeichnen; allein die Betrachtung der von diefer Milsbildung ver- zeichneten Fälle wird hinlänglich darthun, dafs diefe nicht ausreichen können, indem fie fich nur auf den normalen Zultand beziehen. Glätte und Weiche des Körpers, Mangel an Bart- und Afterhaaren, Mangel der Saamengänge und Hoden, Breite der Hüften, Kürze der Clitoris, eigenthümlicher Bau dieles Organs, horizontale Lage ihrer Zellkörper über dem Schaameingange, Mangel der Vorhaut am untern Theile der Clitoris, Gegen- wart der Nymphen, Anwelenheit der Scheidenklap- i) Comm. [oc. Gotting Vol. I. Num dentur hermaphroditi ? — ö at ‚pe, runzliche Befchaffenheit der Scheide, Menltrua- tion ‚ oder, bey ver[chlolfener Mutter[cheide, Drang ‚zu derfelben, auf Männer allein gerichteter Ge- Ichlechtstrieb, bezeichnen zwar das regelmälsig ge- bildere und entwickelte Weib’, fo wie Anwelen- heit von Bart- und Afterhaaren, robufter Körperbat, ‚Anwelenheit von Hoden und Saamengängen, breite ‘Schultern, eine die Eichel in ihrem ganzen Umfange bedeckende Vorhaut , Anwefenheit des Bändchens der[elben , Saamenergielsung und männlicher Ge- ‚fchlechtstrieb dem vollkommenen Manne zukommen; allein der Gelchlechtstrieb ift häufig gar nicht entwi- ckelt, er [teht oft auf die wunderbarfte Weile mit der ‚Bildung der Genitalien und des ganzen Körpers im "Widerfpruche, und bey dem Weibe,! def[len Kitzler ‘verlängert, [o wie die Ovarien nach Männerart her- vorgedrungen find, ift die‘ Scheide häufig verengt, ‚die Menftruation fehlt, ohne Befchwerde zu veranlaf- _ fen, und der Körper ift behaart, ungeachtet die Be- ‚gierden blo[s auf Männer gerichtet find. Bey dem Zwitter, in deflen Gefchlechtsorganen der männliche ‚Typus vor[chlägt , ift die gefpaltene Ruthe häufig fehr klein, kaum merklich, und könnte für einen Kitzler gelten, wenn nicht der Mangel der Scheiden- öffnung und die kleinen im Hodenlacke liegenden Hoden das männliche Ge[chlecht vorwaltend zeigten- Zugleich fehlt der Bart häufigft, die Brüfte find weib- lich entwickelt und eine Spalte zwilfchen dem After und der Ruthe deutet offenbar auf weibliche Bildung him Denn, was ift diefe Spalte, die fich gerade an 272 SE der Stelle der Scheide, mit kitzlerähnlicher; Ruthe, mit Rleinheit der oft im Unterleibe zurückbleibenden Hoden, mit weiblicher Völle der Brüfte verbindet, - wenn fie nicht ein Rudiment der Scheide darftellt? Sie [oll zu keinem Muttermunde führen ; allein, der Umftand, dafs fie fich blind endigt und die Gebär- mutter fehlt, ändert ihre Bedeutung nicht, [o,wenig, als der Mangel der Scheidenklappe , der auch bey unvollkommener Bildung der weiblichen, Genitalien beobachtet wird. Die Verfchmelzung'beider Gelchlechtstypen in demfelben Individuum 'fpricht fich am häufiglten. fchon bey der Geburt aus, indeflen ent[teht doch bisweilen erft in [pätern Lebensperioden ein Wider- fpruch zwifchen dem Totalhabitus und den Zeugungs- theilen, wenn Theile, die erneuert werden, und die in beiden Gefchlechtern anders geformt oder ge- färbt find, oder in dem einen regelmäfsig fehlen, ent- weder im Verlauf des Lebens die Farbe oder Geltalt annehmen, welche fie beym andern Gelfchlecht ha- ben, oder überhaupt erfcheinen. Hieher gehören die Veränderungen des Gefie- ders mehrerer weiblicher Vögel im Alter, das Hervor- brechen des Bartes und überhaupt das [tärkere Be- haartwerden mehrerer Weiber und das Er[cheinen von Hörnern bey Hindinnen. Hunter A) erzählt drey Beyl[piele von weibli- chen Hühnern, die im Alter in der Maufle die weib- k): Bem, über die th. Oekon. S. 38. 39. 273 lichen Federn verloren, und männliche, [o wie die charakteriftifchen Spornen bekamen. Daflelbe beob- achtete er bey einer Pfauhenne im eilften Lebens- jahre. NR Rumball Z) beobachtete einen ähnlichen Fall bey einer Ente, dieim achten Lebensjahre in ihrem Schwanze die eigenthümlichen krummen Federn des Erpels bekam. | . Fälle von bärtigen und [ehr behaarten Weibern hatSchurig =) aus mehrern Schriftftellern gelam- melt, Aehnliche haben Seger r), Vicat a ‘Vaulevier‘p) u. a. m. Beyl[piele von gehörnten Hindinnen haben Langelot 9), Ridinger r), Wildungen s). / Sehr merkwürdig find die Bedingungen, unter "welchen gewöhnlich diefe Abweichungen von der Regel eintreten. Entweder nemlich waren die Ge- ‚[chlechtsfunctionen niemals regelmäfsig entwickelt, ‘oder fie erlöfchen, und nun erft entfteht der Wider- “fpruch zwifchen dem Totalhabitus und dem Charak- ter der Genitalien. 2) E. Home über Zwitter a, d. pb, Tr. 1799. in Rool[e’s 00 Beytr. z, öffentl. Arzneyk; St. 2. S. 230. Zı. _ m) Parthenologia p. 184 lg. ) a) Eph.n.c. D.ı. a.1X.X, obf.95. i 2 _ 0) Vicat fur la plique polonaife, in Murray pr. Bibl. Bd. I. S. 578. 'p) Roux j. de med. T. 69. q) Epb.n. c.D.1.a.IX. X. obf, 88. r)) Abbild, felıner Thiere Taf. 79. «) Tafchenbuch für Forft- und Jagdfr. 1865. $, 13. ı7. 274 Die gehörnten Hindinnen find gewöhnlich un- fruchtbar £). In einer in England unterfuchten Hindinn, die nur auf der einen Seite einiGeweih trug, das voll- kommen mit dem eines dreyjährigen Hirfches über- einkam, fand man den Eyerltock der[elben Seite [cir- vhös, während der auf der hornlofen Seite völlig ge- fund war z). Die von Hunter und Rumball beobachte- ‚ten Vögel waren alt.. .Ueberhaupt. verändert ich ihr Gefieder erlt, wenn fie unfruchtbar. werden. Ja, mit dem veränderten Gefieder kommen auch ganz entgegengeletzte Triebe zum Auftritt... Rumballs ‚Ente legte bis zum achten Jahre regelmäfsig Eyer und .brütete fe aus. Von jetzt an veränderte fich nicht nur ihr Gefieder, fondern fie trat [ogar Enten im Waller, und benahm fich, nebf[t ihnen, nach vollbrachtem Gelchäft, auf die gewöhnliche‘ Weile. Ungeachtet diefer Veränderung der Triebe fanden indelfen fowohl Hunter als Rumball die Geni- talien ganz nach dem weiblichen Typus gebildet. Bey. den Weibern ilt das Erfcheinen ftärkerer Behaartheit im Allgemeinen und Hervorbrechen ei-- nes Bartes insbefondere häufigft mit unzeitigem Ver[chwinden oder Nichterfcheinen;der Menftrua- tion, und gewöhnlich mit Unfruchtbarkeit verge- [ellfchaftet. :) Mellin b. Wildungen S. 17, u) Göttinger Talchenbuch 1796. 275 Ein Mädchen von vier und zwanzig J ahren verlor ihre Menftruation, wurde phthiffch, und be- kam einen Monat vor ihrem Tode einen zolllangen Bart, der fich gegen die letzten Tage ihres Lebens noch bedeutend verlängerte x), In einem andern Falle verlor ein Mädchen in ihrem zwanziglten Jahre plötzlich ihre bisher [ehr _ regelmäfsige Menftruation, Bald darauf bekam fie, _ aulser mehrern Befchwerden, vorzüglich ein [tarkes, - oft wiederkehrendes Nafenbluten, bis zur Ohnmacht, . Nachdem diefe Zufälle einen Monat gedauert hatten, _ erfchien ein dichter , [chwarzer Bart, der ich immer wieder erneuerte, am ganzen Körper brachen [tarke Haare hervor, und zugleich wurde ihre Stimme rau- her. Die Menftruation er[chien nie wieder, eben fo wenig auch die angegebenen Zufälle y). Bürlin hat eine eigne Abhandlung hierüber gelchrieben z). - Offenbar find diefe Später ann Um- wandlungen des weiblichen Habitus in den männli- chen, wenigftens eine Andeutung von den Ge fchlechtsverwandlungen, welche die Alten fabelten, fo wie auf der andern Seite bey Knaben [ich biswei- len die Ruthe erft um die Zeit der Pubertät beträcht- lich vergröfsert, zugleich ein vorher wenigftens nicht "gangbarer Kanal), den Harn durch dieganzeLänge der. =) Vicata.a, 0, _y) Vaulevier a,a.0, 2) De barba mulierum ex menftruorum [upprellione, Altorf 1664, 276 = felben zu führen anfängt, [tatt dafs er vorher an der Baflıs ausflols 2), und gerade um dielelbe Zeit, ge- wöhnlich die Hoden, wenn ıfie, mit oder ohne an- derweitige zwitterartige Bildung der weiblichen Ge- nitalien über die gewöhnliche Zeit im Unterleibe ver- weilt hatten, hervortreten. Auf eine ähnliche Weile hindert auch die Zerltö- rung der Theile, welche der Hauptfitz des Zeugungs- vermögens, die welentlichften Parthieen der Ge- fchlechtsorgane find, die Entwicklung des charakte- riftifchen Totalhabitus, oder ändert ihn [ogar um, nachdem er vollkommen beftanden hatte. Der Kehlkopf Caftrirter bleibt bedeutend klein, weich, daher die Stimme fein, ihr Becken ilt mehr weiblich als männlich und ihr Körper zur Fettbildung geneigt. Im Gegentheil wurde ein Mädchen, dem Pott die durch den Bauchring vorgefallenen Ovarien weg- fchnitt, ungeachtet ihre Gefundheit diefelbe blieb, von diefem Augenblick an mager, muskulöfer, ihr Bufen [chwand, und die Menftruation verlor fich auf immer 2b). Wahrfcheinlich alfo ift die angebohrne oder fpäter eintretende Differenz zwilchen der Form der Genitalien und ihrer Function, fo wie mit der Tor talform des Körpers in einer Umftimmung der Thä- tigkeit der Hauptorganue, der Ovarien und der Ho. den, begründet. a) F. Hernandez nov. plant. anim, et mineral. Mex, hi- fioria c. not. J. Fabri Rom, 1651. p. 546. b) Chir. works vol. 3. Obferv. on rüptures c. 24. p. 329. BETT | E | . | | | | 2; 272 ‚Indeffen ift jener Widerfpruch nicht nothwen- dig mit mangelhafter Function der Genitalien verge- fellfchaftet. In einem, als Ausnahme merkwürdigen Falle diefer Art, bekam eineHindinn in ihrem zwey- ten Jahre auf der rechten Seite ein Geweih, aus wel- chem im folgenden eine Augl[profl[e hervorwuchs, die aber beide er[t im fünften Jahre ich, und auch hier unbedeutend vergrölserten. Sie warf zweymal regel- mälsig gebildete Junge, Befonders merkwürdig ilt es, dals während der Trächtigkeit, was vorher nicht ge[chehen war, das Baft des Geweihes [ich verlor, dieles allo fich vollkommner entwickelte, und gleich- falls auch während der Säugzeit das Geweih, allein nicht ganz, [ondern nur [einem obern Theile nach, abgeworfen wurde, nicht blols fich wieder er-' zeugte, [ondern vergrölserte und einen neuen Alt. trieb e). Am beften nun kann man wohl die ver[chiede- nen Bildungen , deren Welen eine Verfchmelzung’ des Typus beider Gelchlechter in demfelben Indivi- duum ift, auf folgende Klaffen zurückführen. Die erfte begriffe die, deren Genitalien regel- mäfsig entwickelt find, wo aber der Habitus des übri- gen Körpers und die Richtung der Triebe mit der Bildung derfelben im Widerfpruche Steht, Hieher gehören die Viragines, die, ungeachtet ihre Genita- lien weiblich find, durch Magerkeit, häufig durch e) Mannweiber unter dem Wilde in Wildungens Ta- [chenbuch für Forlt- und Jagdfreunde 1800. S. 14 £ 278 — unweibliche Schmalheit des Beckens, Plattheit des Bulens, ftärkere Behaartheit, befonders des Bartes, Abneigung‘vor weiblichen und Neigung zu männ- lichen Gefchäften, einen folchen Widerf[pruch zwi- fchen dem Totalhabitus und dem Charakter der Ge- nitalien offenbaren. Bisweilen ift die Function der Genitalien normal, häufig auch nicht, indem'fie un- fruchtbar find und der Menftruation ohne Nachtheil für ihre Gelundheit ermangeln. Beyfpiele von dieler Klalfe habe ich [o eben angeführt. Der Widerfpruch ift da defto auffallender, wo durch Geltalt oder Far- be eines von den Genitalien verfchiedenen Theiles. fich beide Gefchlechter im Normalzuftande von ein- ander nnterfcheiden. Die Grade find hier [ehr ver- [chieden. Am auffallendften ift der Widerf[pruch zwilchen den Genitalien und der Form des Körpers im Hirfchgefchlecht z. B. da, wo fruchtbare Hin- dinnen Geweihe tragen; allein bisweilen disharmo- nirt Geltalt und Function der Genitalien bey ihnen mit der Form des Körpers, auch wenn [ich kein Ge- weih gebildet hat. So fand man eine Hindinn, die durch Jange Barthaare, Geltalt und Stellung der Oh- ren, Anwel[enheit eines dichten, hohen Haarfchopfes auf der Stirn, dicke und ftarke Behaartheit des Hal- fes und des Unterleibes, Geruch diefes letztern und Form der Extremitäten, ungeachtet fie kein Geweih trug, vollkommen einen Hirfch dargeftellt haben würde, wenn nicht die Genitalien, fowohl die in- nern als die äulsern, durchaus weiblich gewelen wä- ren. r —— 279 ren. Atch hatte fiefich, wie ein Hirfch, zu Hin- dinnen gehalten 4). Gewöhnlich findet ich das Ge- weih der Hindinnen nur auf einer Seite e), weicht auch durch feine Anordnung und die Veränderun- gen, welche es erleidet, von dem des Hirfches ab; doch findet [ich zuweilen ein vollkommenes Doppel- geweih f). Auf ähnliche Weife haben auch bisweilen übri- gens weibliche Käfer oder Schmetterlinge auf einer oder beiden Seiten männliche Fühlhörner, Frefs- werkzeuge oder Fülse, letzteres gewöhnlich nur in einem Paare. Diefen weiblichen Bildungen ftehen die männ- lichen entgegen, deren Körper durch weibliche Zart- heit, Rundheit, Glätte, auch durch die Form des Beckens, der Extremitäten, Fettanhäufung, Annä- herung an den weiblichen Habitus zeigt, während die Genitalien regelmälsig entwickelt find, die männ- lichen Thiere, welchen die Sexualabzeichen fehlen, An diefe Bildungen [chliefsen fich äufserlt un- merklich die, wo die Genitalien zum Theil nach dem männlichen, zum Theil nach dem weiblichen Typus gebildet find, ohne dafs fich doch ühberzählige Organe angebildet hätten. Dies find die von den Alten [o- genannten männlichen und weiblichen Her. d) Wildungen a.a.0, S.20f, e) Wildungen. Göttinger Talchenkalender 1796, ff) Langelora.a. 0, Archiv f.d. Phyfiol, X1.Bd. IIL, Hefi. U 280 _—— maphroditen, auf welche die meilten Schriftftel- ler gern alle als auf unvollkommene Männer oder als unvollkommene Weiber zurückführen möchten, in- dem fie über[ehen, wie gerade die Art der Unyoll- kommenheit in der Bildung der Genitalien von der Art ift, dals fie eine Ver[chmelzung des Charakters beider Sexualabzeichen in demfelben Individuum an- deutet, Dem Typus der Genitalien widerfprechende Form des Körpers, Widerfpruch zwifchen den bei- den Hälften deffelben, der rechten und linken, oder der obern und untern können fich zu dielem Wider- [pruch der Genitalien unter einander gelellen, und den Beobachter werwirren. Diefe Bildungen berühren durch eben fo unmerk- liche Uebergänge die [eltne dritte Abtheilung wo fich wirklich die Zahl der Genitalien eine hat, und die Verfchmelzung beider Gefchlechter nicht mehr blofs durch Verdoppelung der Charaktere, lon- dern durch Anbildung mehrerer ausgelprochen ilt, die den fchon vorhandenen entfprechen, allein nach dem Typus des ändern Gefchlechtes geformt find. Eine Spalte, welche den Hodenfack in zwey Hälften theilt, läuft vor dem Maltdarm Eh oder we- niger tief in die Höhe, und es ilt ein Anlatz zur Bil« dung eines weiblichen Theiles, der Scheide, er- [chienen. Die Bruftdrüfe der einen oder der andern Seite, oder beider entwickelt ich [tärker , wird milchge bend. a >» 281 Bey vorwaltender weiblicher.Bildung geht diefe Klalfe vielmehr durch Verfchwinden von Theilen in die letzte über, [o durch Verwach[ung der Scheide. Diefe Zwitterbildungen find es, welche zu der Klaffe der Doppelmifsgeburten führen. Sie find, belonders beym Menfchen, wo das bildende Leben dem geiltigen am meiften unterliegt, äulserlt Selten und nur fehr unvollkommen, indem die Zahl der überfchülfigen Organe äufserft gering und ihre Entwicklung [ehr unbedeutend ilt;, eine Erfcheinung, welche [ich an die Bemerkung, die ich fchon anderwärts gemacht habe, anfchliefst, dafs bis jetzt auch nicht ein zuverläffiges Beyfpiel von ei- ner Doppelmilsgeburt bekannt ift, deren beide Hälf- ten einen ver[chiedenen Gefchlechtscharakter ge- habt hätten. Mit diefer verwandt ilt die von Hun- ter g) und Scarpa 4) gemachte, von Blumen- bach zZ) wohl nicht auf ganz gegründete Autorität’ bezweifelte Bemerkung , dafs bey Zwillingskälbernr ‚ver[chiedenen Gelchlechts, die Genitalien des einen und namentlich nicht des männlichen, das immer regelmäfsig gebildet ift, fondern des weiblichen, [o- wohl der Form als der Function nach gewöhnlich unvollkommen entwickelt ind. Wenn es auch ein- zelne Ausnahmen von diefer Regel giebt, fo (cheint U- z g) Obf. on diff, parı= of animal oeconomy, No, II, A) Mem, della foc. italiana T, U. p. 846 lqa. 7) Med. Bibl, Bd. 3. S. 7.. P) . - 282 — es doch, nach den Erkundigungen, die ich hierüber eingezogen habe, als beftätige ich, wenigltens für die Mehrzahl der Fälle, die von Hunter und Scarpa geäufserte Meinung. Auch beym Menfchen findet fich bisweilen etwas Aehnliches. So führen z. B. Katzky A) und Saviard /) Fälle an, wo beide Zwillinge an den Genitalien zwitterartig ent- ftellt waren, Auch da, wo die Form der Genitalien unter diefer Bedingung die regelmäfsige ift, kann doch ihre Thätigkeit unvollkommen [eyn, Nach Home ) findet in einigen Gegenden die Meinung Statt, dafs Zwillinge, wovon der eine weiblich, der andere männlich ift, unfruchtbar find. Es wäre intere[lant, hierüber beftimmte Thatfachen zu fammeln. Ich kenne nur ein hinlänglich gewiffes Beylpiel [ehr ge- nau, wo ein Zwillingsbruder und eine Zwillings- [chwelter verheirathet find und mehrere Kinder ha- ben. Merkwürdig ift es indeflen vielleicht, dafs die fieben Kinder der Schwefter lauter Töchter ind. Die Seltenheit und Unvollkommenheit der zuletzt betrachteten Art von Zwittern beweilt hinläng. lich, dafs die Alten fich ihrer Phantafe zu [ehr über- liefsen, wenn Montan dreilt erzählt, er habe Ak) Act. m, Berol, Dec. I. Vol. 9. p. 6t. 2) Obf. chirurg. p. 284 ff. zn) Ueber Zwitter a, d, pbil. Tr.in Roofe’s Beytr, 2. öf- fentl. Arzneyk, St. 2. S, 256. du = zü — 283 « felbft "einen Hermaphroditen gekannt, der an einen Mann verheirathet war, dem er Söhne und Töchter ge- bahr, während er felbft die Mägde des Haules [chwän- gerte n); wenn Pare o) und [elbft Arnaud p) aus diefen Hermaphroditen eine eigene Klaflle bilde- ten, die fe unter dem Namen der vollkommenen Hermaphroditen aufftellten und abbildeten, wo die männlichen und weiblichen Organe entweder ne- ben oder über einander, und hier wieder die Ruthe über der weiblichen Schaam lag, oder umgekehrt; Pare [ogar eine Doppelmifsgeburt abbildet 9), wo in beiden, im Rücken vereinigten Körpern die weiblichen und männlichen Genitalien fich neben‘ einander befinden. Wo die weiblichen Genitalien über den männlichen liegen follten, war das Welen der Mifsbildung wahrfcheinlich Harnblafen[palte, im entgegengeletzten Falle aber wirklich Annäherung zur weiblichen Bildung durch eine kürzere oder län- gere [cheidenartige Vertiefung zwilchen Ruthe und After gegeben. Wenn es aber auch richtig ift, dafs in demfel- ben, einfachen Organismus zwiefache Gefchlechts- theile fich nur höchft unvollkommen entwickeln, [o ift doch durchaus auch nicht der geringfte Grund zu n) Schenck obf. med. var. L. IV. c. r. ob[.4. p. 251. 0) Bauhin de hermaphr. 1. c. 4. p. 35. p) ObL. [. les hermaphr. in M&m, de chir, t. 1. p. 251. 340, 357. Tab. VI. VU. VIII, q) Oeuvres p. 655. 284 — dem. Waltherfchen Aus[pruche vorhanden, dafs Hermaphroditen diefer Art nicht Lebensfähig leyenr). Selbft die Ackermannlche Beobachtung, auf wel- che er. die Möglichkeit diefer Bildung gründet, [pricht für das Gegentheil, und noch weit mehr wird dieles durch andere, zuletzt anzuführende Fälle erwielen werden, wo, mit noch weit gröfserer Zulammen- [etzung, als in Ackermannfchen Falle, das Le- ben [ehr lange fortgeletzt wurde. Uebrigens gelten für diele Klaffe von Mifsbil- dungen diefelben allgemeinen Gefetze als für die übrigen, So haben z. B. gewille Familien oder Indi- viduen die Neigung , Zwitterbildungen zu produci- ren. Heuermann [ahe zwey Brüder durch Kürze der Ruthe, Oeffnung der Harnröhre hinter dem vor- dern Ende derfelben, [cheidenartige Vertiefung und Verweilen der Hoden im Unterleibe verunftaltet, und erfuhr von ihrer Mutter, dafs nicht allein der Bru- der der letztern auf eine ähnliche Weile verunftaltet und dadurch begattungsunfähig, [ondern dafs auch, fo weit fie ihre Familie kannte, alle männlichen In- dividuen derfelben auf ähnliche Weife milsgebildet ‚waren, [o dafs fe nur durch die immer normal ge- bildeten weiblichen Kinder fortgepflanzt wurde s). In der Normandie ilt, nach Le Cat, die Oeffnung der Harnröhre gegen das hintere Ende der Ruthe [ehr häufig. Zugleich führt er eine Frau aus r) Phyfiol. Bd. 2. $. 380, s).Med, Bem. Th. a. S. 233. Be nn a Le er EEE EDER m, A GETRETEN DEZE LEERE VEDREDE —- 235 derlelben Gegend an, deren Knaben faft alle mit die- fer Mifsbildung gebohren wurden t), Gmelin, Weitbrecht und Boerhaave befchreiben vier Zwitter, von denen je zwey Brüder und an demfelben Orte kurze Zeit hinter einander gebohren waren a), und Lepechin x) drey auf ähnliche Weife mifsgebildete Brüder. = Daffelbe gilt auch [für die Entftehungsweile die- fer Mifsbildungen, £ Die Vermuthung, dafs Zwitterbildungen [pä- ter, nachdem [chon die Organe regelmäfsig entwi- ckelt waren, entftehen könnten, hat zwar wenig Schein, indell[en ift fie dennoch von Herrn Olian- der gemacht worden y). Er [ucht das Welen der Zwitterbildung nur in einer Spaltung der Genitalien, befonders der männlichen, und [etzt fünf Grade die- fer Spaltung felt. Im _erften ift die Raphe gefpalten, das Scrotum fehlt daher. Im zweyten ift die Raphe bis zur Hautdecke der Ruthe gefpalten und die Harn- röhre abgeri[len. ‘Im dritten ift überdies die Zellhaut unter der Harnröhre noch in die Tiefe getrennt, wo- durch eine fcheidenartige Höhle entfteht. Im vier- ten ift das ganze männliche Glied gelpalten und zu- rückgefchlagen in die Bauchhaut verwach(fen. Man t) Arnauda.a, 0. S. 3ı2. z) N. comm, petrop, T. 1. p. 315 fqq. =) Ebend. Tom, XVI, p. 525 lgq. y) Neue Denkw. f. Aerzte und Geburtshelfer Bd. r, 2te Bgz, S. 264 — 267. ’ 286 on fieht hier weder Ruthe noch Hodenfack , und der Urin fliefst nur aus Oeffnungen über dem Schools- hügel. Im fünften und letzten ift nicht blols die Ru- the, [ondern auch die Schaambeinfuge und die Harn- blafe gelpalten. Diefe Spaltungen gefchehen nach ihm, ohne Zweifel fehr früh in der Schwanger[chaft, entweder durch äulsere oder innere Urfachen, oder durch bei- de zugleich. Zu den erftern rechnet -er vorzüglich das Aus- einanderdehnen der Fülse durch Umfchlingungen oder durch Druck an die Wände des Eyes und den Druck der Ferfen gegen die Gelchlechtstheile, wo dann die Wiedervereinigung der einmal gefpaltenen Theile durch das Dazwilchentreten des Fruchtwal- fers gehindert werde. Als von innen wirkende Urfachen fhieht er vor« züglich Anfammlung vieles Harnes in der Harnblafe und Harnröhre und Verftopfung, oder Verwachlung der Harnröhrenmündung an, indem er bey Fötus von drey bis vier Monaten die letztere mit einem Schleimpfröpfchen angefüllt gefunden habe. Allein, wenn die mechanifche Entftehungs- weile irgend einer Mifsbildung unwährfcheimlich ilt, fo ift es wohl die der Zwitterbildungen. Gegen he [pricht, aufser der Erblichkeit, dem vielleicht Endemifchen, zu [ehr die von Herrn Oliander z) [elblt bemerkte Conftanz mancher Ar- z) A.a.0.S. 259. EwZ | Rz un “ an 287 ten der Zwitterbildung, die anfängliche Identität der männlichen und weiblichen Genitalien, die Ueber- ‚ einkunft zwilchen dem, was bey höhern Thieren als Zwitterbildung erfcheint, mit dem, was bey nie- drigern Regel ift, und der wichtige Umftand, dafs dabey nicht die Gefchlechtstheile, [ondern auch der ganze Körper auf eine analoge Weile vom Normal- typus abweicht, als dafs man [eine Erklärungsweile geradezu zu widerlegen brauchte, die nur auf einem Vielleicht, und, was die von innen wirkenden Ur- Sachen betrifft, auf der unwahrfcheinlichften aller Vorausletzungen beruht, dafs der Fötus harne. Uebrigens bemerke ich nur, dafs die beiden letzten Grade gar nicht zu den Zwitterbildungen ge- hören. Sie können zwar zu Gel[chlechtsverwechs- Jungen Veranlallung geben, allein fie find keine Zwitterbildungen, indem kein Theil der Genitalien den Charakter des entgegengeletzten Gelehlechtes annimmt. Die Ruthe ift hier nie kitzlerartig an der untern, fondern immer an der obern Fläche ge- furcht. 4 Dafs auch diefe beiden Grade nicht auf mecha- nifche Weile entftehen, habe ich [chon anderwärts zu beweifen gefucht a). Ich gehe jetzt zu der nähern Betrachtung der Art über, wie die beiden Gefchlechtsformen in dem- felben Individuum vereinigt [eyn können, Die, wo fich der Zwitterhabitus blols durch Widerfpruch zwi- «@) Paıbol. Anat. Bd. ı. 238 ut '[chen der Totalforın und dem Charakter der Genita- lien ausgefprochen findet, habe ich [chon auf den vorigen Seiten hinlänglich erörtert, fo dals ich jetzt nur die Formabweichungen der Zeugungstheile zu betrachten habe. Jeder Theil der Genitalien kann, während alle übrigen, in Uebereinftiimmung mit der Totalform des Körpers, nach dem Typus eines Ge- fehlechtes gebildet find, fich nach ‘dem Typus des entgegengefetzten Gelchlechtes bilden, und dadurch eine zwitterartige Bildung, [ey fie auch noch [o leife angedeutet, hervorbringen, fey es durch veränderte Dimenfionen, durch abweichende Lage oder Form. Die Möglichkeit hievon ilt in’ der oberäberührten Analogie der männlichen und weiblichen Genitalien enthalten, Das ganze Leben hindurch entfprechen einander die Hoden und Ovarien, die Saamengänge und Trompeten, die Saamenblafen und vielleicht ein Theil der Saamengänge,, nebft der Vorfteherdrüfe und den Cowperf[chen Drüfen der Gebärmutter, die Ruthe dem Kitzler und der Scheide ‚ der Hodenlack den äufsern Schaamlippen. Noch gröfser aber ift diefe Analogie in den frühern Perioden des Embryo- lebens. Bis zur [echften Woche fehlen die Genita- lien, wenigftens die äufsern, noch ganz. Dann er- [cheinen in allen Embryonen die den Hoden und Ovarien entlprechenden Organe an derfelben Stelle, und die äulsern Genitalien in Geltalt eines rundli- ehen, nicht perforirten Knöpfchens. Wie lange ich nun noch kein Gefchlechtsunter[chied wahrnehmen läfst, ift nur durch Unterfuchung einer grofsen Men- 20 “- u AT REN 289 ge von Embryonen aus den nächftfölgenden Wochen zu beftimmen. So lange, wie Herr Walther die Gleichförmigkeit der Genitalien in allen Embryonen " annimmt, fehlt er beftimmt nicht. Nach ihm:ift bis zum vierten Monate der Schwangerfchaft die weibliche Form von der männlichen in den äufsern Genitalien nicht ver[chieden 6). Ich finde zwar bey drey achtwöchentlichen Embryonen ganz diefelhe Form, nur ein längliches Höckerchen, das an [einer untern Fläche der Länge nach gefurcht ift, keine Spur von Lippen oder Hodenfack; allein es fragt fich Sehr, ob nicht diefe Furche der er[te Gefchlechtsun- terfchied und jene Embryonen blofs weiblich find. Einen Grund für die Vermüthung, dals diefe Form noch beiden Gel[chlechtern gemein fey, könnte man zwar von der Analogie der Schildkröten herneh- men, wo Kitzler und Ruthe gleichmälsig gefurcht find, allein diefe würde nur dann benutzt werden dürfen, wenn es [ich aus einer Unterfuchung einer [ehr grolsen Menge von Embryonen diefes AL ters als höchft wahrfeheinlich ergäbe, dafs die[e Bil- dung allen gleichmäfsig zukomme, Bis dies ge[che- hen ift, zweifle ich aus folgenden Gründen. Bey ‚den drey Embryonen, die ich vor mir habe, find die innernGenitalien durehaus ganz nach demfelben Ty- pus gebildet. Die Ovarien liegen dicht unter den Nieren [chief von ober: und aufsen nach innen und unten einander entgegen, find an ihrem innern obern Rande ausgefchweift, und im Verhältnils zum Kör- b) Phyliol.. Bd. 2. 5. 382, BoD, er per klein. Bey [ehr'wenig [pätern Embryonen un- terfcheiden fich die Hoden von den Ovarien [chon deutlich durch weit anfehnlichere Gröfse, Rundlich- keit, [enkrechte Stellung, und zugleich ilt hier voll- kommen deutliche Gelchlechtsver[chiedenheit der äufsern Genitalien eingetreten. Die Ruthe und der Kitzler kommen zwar durch ihre Gröfse und Rich- tung mit einander überein, allein ihre Geftalt ift durchaus ver[chieden. Zwar ift bey beiden die obere Fläche nichtmehr glatt und einförmig, indem fich von ihrem hintern Theile eine Falte, das Rudiment der Vorhaut, erhebt, welches die Fichel, den zuerft vor- handenen Theil, noch ganz unbedeckt läfst, allein beide unterfcheiden fich von einander an der untern Fläche vollkommen, indem die Vorhaut des Kitzlers auf jeder Seite in einen anfehnlichen Streifen aus- läuft, der ich zwifchen beide, jetzt zuerft er[chei- nende äulsere Schaamlippen legt, das erfte Rudi- ment der innern Lippen, zwifchen welchen fich wie- der zwey, aber weit kleinere, Vorfprünge behnden, welche die zuer[t vorhandene Furche bilden. Die männliche Ruthe dagegen ift an der, untern Fläche - durchaus gefchloffen, indem fich die Vorhaut nach unten und innen um die Eichel gefchlagen zu haben fcheint. An der Stelle jener Furche verläuft ‘hier die Nath an der untern Fläche der Ruthe und des Hodenfackes, der als ein einfacher Höcker die bei- den weit entfernten äulsern Schaamlippen anlehnlich an Gröfse übertrifft. Dieler Ge[chlechtsunterfchied ilt in der zehnten Woche conftant; indef[len ift.es nn 2ag8 merkwürdig, dafs die Oeffnung fich nicht am vor- dern Ende der Eichel, [ondern an ihrer untern Flä- che, etwas nach hinten findet. In wiefern die[e Bil- dung ein Ueberbleibfel der ehemaligen totalen Spal- te, oder nur eine Andeutung der niemals beym männlichen Embryo vollkommen zum Auftritt ge- kommenen ilt, wage ich aus den angeführten Grün- den nicht zu ent[cheiden. ’ Von den anfangs gleichen, einander beftändig fehr ähnlichen Organen, kann ein jedes fich nach dem Typus, welcher dem der übrigen und des gan- zen Körpers durchaus entgegengeletzt it, geltalten, - indera es entweder auf einer 'frühern Rildungsftufe, " der Gröfse, äufseren Form und inneren Textur oder - Lage nach [tehen bleibt, oder indem es eine Lage, - äufsere Form und Textur oder Volum annimmt, wel» j che nur dem entgegengeletzten Gelchlecht norınge- mäls zukommt. Da die Genitalien zuerft die weibliche Form Ä haben, [o wird es am zweckmäfsigften [eyn., zuerft die Bedingungen anzugeben, durch welche die ein- $ zelnen weiblichen Theile fich dem männlichen Ha« . bitus fo nähern können, dafs dadurch, wenn gleich _ leife, eine Verfchmelzung des männlichen und weih- lichen Typus in den Genitalien deffelben Indivi- - duums angedeutet werden kann. Die äufsere Oeflnung der Genitalien und dieScheide ahmen durch Verfchlielsung und "durch Enge offenbar die männliche Bildung nach, die Verfchliefsung erftrecke fich nun durch einen x 292 größsern oder geringern Theil der Scheide,.oder blofs auf die Scheidenklappe, oder endlich auf die äufserm oder innern Schaamlippen.' Die Bedeutung der letz- tern Bildung ergiebt ich befonders da, wo durch die ver[chliefsende Haut, wie über den Hoden[ack, von: vorn nach hinten eine Nath verläuft. Fälle dieler Art babe ich an einem andern Orte gelammelt ec). Diefe Bildung ilt offenbar in einem Stehenblei- ben begründet, indem fich anfangs keine Schaamöff- nung findet, und fie bey ihrem Entf[tehen), auch mit anlehnlicher Gröfse desKitzlers, kaum merklich ift. Der Kitzler vergröfsert fich bisweilen fo, dafs er in Hinficht auf [eine Dimenfionen einer Ruthe ähnlich wird, eine Bildungsabweichung delfelben, die vorzüglich [üdlichen Völkern eigen ilt, [o dafs Clarke d) oft bey Negerinnen den Kitzler einen. Zoll lang.und verhältnilsmäfsig dick fand. Indeffen glaubt Home e) wohl mit Unrecht,. dafs fie bey nördlichen Völkern nicht vorkomme, da van Horr nef), deGraafg), Gallay 4), Arnaudi) oft bey Holländerinnen und Normänninnen denKitz- ler (ehr anfehnlich fanden. ec) Path. Anat. Bd. ı. S. 662. 666. d) Bey Home a.a. 0, S. aı2, ‚e) Ebend. S. 2ır, /) Microtechne p. 464. ge) De Mulier, organis p- 299. A) Arnaud herm. p. 309. ö) Ebend. p. 374- Ps , OR dt « Der ‚Grad. der Länge dieles Theiles varüirt. Clarke fandihn bey einer Negerinn im Ruhezultan- de zwey, im Ereetionszultande drey Zoll lang, im letztern zugleich auch feine Dicke beträchtlich vers wehrt; GaNay drey und einen halben Zoll lang. Arnaud lo diek als die männliche Ruthe und fünf , Querfinger lang. % Auch diefe Bildungsabweichung ift ein Fort« wachfen nach dem Fötustypus, indem noch im vier- ten Monate der Kitzler [o grols als die Ruthe ift. «1... Dem Welen nach diefem Zuftande entgegen- | geferzt ift dagegen das, Hervordringen der Ovarien, | durch den Bauchring, das bisweilen durchaus, ohne ti. Andeutung des Zwitterhabitus vor- k nr "Vielleicht gehören hieher die [eltnen Fälle su von Letenbrächen, welche durch das Ovarium ge bildet wurden. ‘Einen von Pott beöbachteten Fall, _ wo.beide Ovarien. bey einem jungen Mädchen vorla- gen, habe ich,[chon angeführt. _ In andern Fällen fahen Veyrat k). und Camper /) nur ein Ova rium vorgetreten. Verwandt damit ilt auch das Her- vortreten einer Trompete durch den Bauchring, das. von Voigt m) und Bel[lier a). beobachtet Wurde, ' t R © k) M. de lac.’de ehir. t. 2. p- 2. 2) Ueber die Brüche. ; Preisabhandl. des Monnikh. Legats, Th. L.S. 43. m) Hufelands Journal Bd. 8. St. 3. S. 176, n) Lavater de dur goonegıaTahN in ‚Halleri coll. difl, chir, 7,3. p. 41 294 —_- Die Entftehung diefer Brüche ift wahrfchein- lich nur in einem Herauswach[en des Ovariums nach Art des Hoden begründet, [o wie bisweilen auch ein Stück des Grimmdarms mit [einem Gekröfe nach Art des Hoden herabfteigt, da, auch im normalen Zuftande, beym weiblichen Fötus immer fich das Di- vertikel desPeritonäums in den Bauchring [enkt. Un- ter normalen Bedingungen nicht zur Aufnahme des Ovariums beftimmt, nimmt es dieles doch bisweilen auf, und als Bruch erfcheint dann, was beym Manne regelmäfsige Bildung ift, als Bruch[ack, was beym Manne- Scheidenhaut des Hoden wird. Mehrere diefer Bedingungen nun [letzen fich häufig nicht blofs unter einander, fondern mit mehr oder weniger männlichem Habitus des Körpers zu- fammen. So fahe Columbus 0) mit zolllangem Kitzler die Scheide enger als die Spitze des kleinen Fingers. Diemerbrock p) befchreibt eine Perfon, wo mit regelmälsiger Menftruation und weiblicher Bil- dung der Genitalien der Kitzler im Ruhezuftande ei- nen halben, im erigirten einen ganzen Finger lang war. Zugleich hatte fie einen Bart, [tark behaarte Schenkel , [ehr unentwickelte Brüfte, und die Schaamlippen enthielten einen rundlichen Körper. Noch * 0) Dere anat. 1. 15. p. 494. p) Anat. I. r. c.26. ee un a 1 ' “ - 2 m: 2 Noch mehr ift die Verfchmelzung beider Ge- fchlechter entwickelt, wenn lich Enge oder völlige Verfchliefsung der Scheide, Vortreten der Ovarien mit männlichem Totalhabitus zulammenletzen. Arnaud g) befchreibt einen Zwitter, der o& fenbar, was die Gefchlechtstheile betrifft, ein Weib mit embryonilch gebildeten weiblichen Gelfchlechts- theilen war, in deffen übrigem Körper aber unver- kennbar männliches und weibliches Gelchlecht ver- f[chmolzen waren. Sie hatte einen, für die Ruthe gehaltenen Kitz- ler, der im ‚ruhigen Zuftande zwey Zoll neun Linien Mans war, eben [o viel im Umfange maals, zwilchen der obern Commillur der Schaamlefzen verborgen war, von dem man, wenn die[e verfchlollen waren, "nur die Eichel [ahe, fich erigiren konnte, und, aber ohne Frection, zur Zeit der Menftruation anfchwoll. Er hatte ganz die Geftalt einer männlichen Ruthe; die ihn bedeckende Haut unterfchied fich nicht von der. übrigen, nur am hintern Umfange war er roth, [ehr fein und mit Talgdrüfen bekleidet, Die Eichel hatte ‚viele Aehnlichkeit mit einer männlichen, war von -der Vorhaut bedeckt, hatte fogar ein kurzes und di- ‚ckes Bändchen, das lich aber an den Kitzlern junger > Embryonen immer findet. Die Fichel war aber [o wenig als die fogenannte männliche Ruthe durch- j bohrt, fondern an der untern Fläche beider verlief gg) a. a 0. S. 265 MH, F Archiv f. d. Phy fiol. XL, Bd, III Heft. X 296 eine Rinne, neben der man zu beiden Seiten die bei- den an der Mitte der Schaambeine befeftigten. Zell- körper deutlich fühlte, bis zur Oeffnung der Harn- röhre, die füich an ‘der Wurzel des Gliedes befand. Offenbar hatte diele Bildung des Kitzlers die verfüh- rerifchelte Aehnliehkeit mit einer gelpaltenen männ- lichen Ruthe, [owohl durch ihre Geltalt als durch ihre Länge. Noch leichter konnte man zu diefer Meinung durch die Anwefenheit zweyer Körper ver- anlalst werden, die [ich auf beiden Seiten neben der Buthe in der Leiltengegend befanden‘, von denen der linke kleinere, höher als der rechte lag, und nur zur Zeit der Menftruation fich herablenkte. Diele Körper [chienen deutlich an einem Saamenltrange befeftigt zu feyn, waren aber wahrl[cheinlich nur die, vorgefallenen Ovarien. Die Säcke, worin fie lagen, kamen genau mit den grofsen Schaamlippen überein, waren an der innern Fläche zart, roth und mit Schleimdrülen befletzt. Die Harnröhre verhielt fich genau wie beym weiblichen Gelchlecht. Dicht hinter ihr vereinigten fich die Lefzen, worin die Ovarien enthalten waren, und bildeten ein unvollkommnes Schaamlippen- band. Der After war von dielem zwey und einen hal- ben Zoll weit entfernt, und diefe Stelle durch eine lockere weiche Haut eingenommen, die dem Drucke nachgab, vor einer Höhle ausgefpannt f[chien und mit keiner Nath ver[ehen war, — 297 Diele Höhle war offenbar die Scheide, denn jeden Monat [chwoll diefe Haut einige Tage lang an, und darauf wurde das Menfiruationsblut durch den After entleert, ohne dafs man jedoch mit Beftimmt- heit eine Communication zwifchen ıhm und den Ge- “nitalien entdecken konnte. Als diefe Haut geöffnet wurde, entdeckte man hinter ihr ein lockeres Zellge- webe, nach delfen Trennung man in die zwey und einen halben Zoll lange und acht Linien weite Schei- de gelangte, in deren Grunde man deutlich den Mut- termund fühlte. Die eingebrachte Wieke war in den zwey Wochen, während deren die äufsern Wände verheilten“ nur an der Stelle, wo fie mit ihr in Be- rührung ftand, fonft nirgends, mit Fiter bedeckt. Dreymal menftruirte die Operirte durch diefe Oeffnung, allein fe fchlofs ich drey Monate nachher, nachdem fie fich [chon früher beträchtlich verengt hatte, weil die Wieke weggelallen worden war. Die Kranke [tarb zwar, wurde alıer aus Nach- Jäffigkeit des Chirurgen Ve rdier, der deshalb na- ınentlich angeführt zu werden verdient, nicht un- terlucht. Was den übrigen Habitas betrifft, lo war die Hautrauh und dick, der Bart ftark und [chwarz, die ; Stimme rauh und männlich, die Bruft eng, der Bu- - fen platt und trocken, die Arme mager und Neifchig, - die Hände grols, die Finger lang und ftark, Der obere Theil des Körpers fchien daher ganz männ- “lich, der untere dagegen weiblich, indem die Becken- P xa 398 f re tal knochen weit ausgelchweift, das Gefäls diek, Len- den und Beine rund, und die Fülse klein waren.: Man kann nicht ohne Verwunderung bemerken, dafs auch -die Gelchlechtstheile, wie, der ganze Körper, zum Theil nach dem männlichen, zum Theil nach dem weiblichen Typus entwickelt waren, und dafs gerade die männlich entwickelte Hälfte nach vorn und oben, die weiblich entwickelte nach hinten lag. "In diefem Falle kann man fich den männlichen Habitus eines Theiles der Genitalien durch die An- nahme erklären, dafs he embryonifch fortgewachlen feyen, während die wirklich weibliche Bildung. der übrigen durch Nichtöffnen der Schaamfpalte verbor- gen war. In,'andern Fällen ift zwar das letztere gefche- hen, allein die Scheide ilt doch zu eng und kurz ge- blieben. Julien und Soules 7) fanden bey einer im- mer menftruirt gewelenen Frau, deren Gefchlechts- trieb ganz weiblich war, an der Stelle der weiblichen Schaam eine funfzehn Linien lange Oeffnung, die zu einem [ehr engen Gange führte, der den Finger nur mit Mühe zuliels, und oben durch zwey Bänder ver[chloffen war. Die Harnröhre befand fich an der gewöhnlichen Stelle, die Clitoris war zwey Zoll lang, die freyliegende Eichel an der Balıs durch einen Fa- den befeftigt. In denLefzen glaubte man die Hoden von gewöhnlieher Grölse, und die Saamenftränge wahrzunehmen. r) Arnaud a,a, 0. S. 290, 298 Diefe Frau hatte einen [tarken Bart und Haare im Umfang der Bruftwarzen, ungeachtet die Brülte felhft regelmälsig weihlich gebildet waren. Die Bildung eines Theils des Körpers nach dem männlichen, des andern nach dem weibli- chen Typus fand fich auch in der, durch die vie- len widerfprechenden Meinungen der berühmteften Anatomen und Wundärzte bekannt gewordenen Drouwart. ? Mertrud s) hielt fie für einen wahren Her- maphroditen, Auch Morand /), aber mit vor- herrfchendem männlichen Gefchlecht. Arnaudz), der fie im fechszehnten, Delius =), der fie im dreilsigften Jahre [ahe, für einen Mann. Krüger, Sabourin und Guyot y), fo wie Ferrein z), » . Le Cat =) und Caldani 5) für ein Weib, N _ Was zuerftdie über den ganzen Körper verbrei- # Duplicität des Gef[chlechtscharakters betrifft, fo fanden Morand und Le Cat das Becken weit, den linken Schenkel weiblich, den rechten männlich, in- dem jener von einer glatten, weilsen und zarten, dielfer von einer harten, gelblichen, rauhen Haut “s) Merc, de France 1750. 6) Mem. de l'ac. des [c, 1750. p. 165 — 170, u) a. a. 0. 5, 298 ff. n x) Fränk. Samml, Th, VII. 1765. S. 398 ff. y) Mem. de l'ac. des fc, 1756. p. 71 — 73- z) Ebend, 1767. S. 205. a) Bey Arnaud über Zwitter S. 60, b) Mem. della loc. italiana T. VII. p. 130 — 1352. 300 u bekleidet war. Das Perinäum war, wie auch Fer- rein bemerkte, breiter als gewöhnlich beym weibli- chen Gelchlechte. Der Bruftkaften war platt, ohne Brüfte, [chon im [echszehnten Jahre war der Bart hervorgebrochen, aber, ungeachtet der vollkommen- [ten Gelundheit, die Menltruation nicht er[chie- nen. Allein der'Bart war, nach Ferrein, noch im fieben und zwanzigften Jahre, nach Caldani im fechs und dreilsigften , ein blofser Milchbart und wurde nie abgenommen ; ihre Menftruation [tellte fich, nach Krüger, im neunzehnten Jahre, wie- wohl unvollkommen, ein, indem fie, nach Sabou- rin und Guyot, nurin Intervallen von [echs Wo- chen erfchien ; die Schlüffelbeine waren wie bey Mädchen gebildet, der Kehlkopf bildete auch im fechs und dreifsigften Jahre, nach Caldani, kei, nen Vorfprung, die Brüfte waren in dem[elben Alter ftärker als bey Männern, mit einem deutlichen Hofe ver[ehen, und Hüften, Lenden, Waden und Knieen zugleich ganz weiblich. Alle Beobachter fanden im- mer die Stimme weiblich, oder wie bey einem jun- gen Knaben. Selbft Delius, der, die Drouart im dreifsigften Jahre für einen Mann hielt, Sagt das letztere. Laffen nicht diefe Verfchiedenheiten in den Angaben , befonders da die genauern Befchreibun- gen, die von Morand und Caldani, in ganz ver- [chiedenen Perioden, in der Entfernung von zwan- zigJahren angeltellt wurden, f[chlielsen, dafs fich:der Habitus des ganzen Körpers allmählig, wiewohl lang- 301 fan, auch bey Mifsbildungen diefer Art fo heftim- aue, dals er mit dem Typus, nach dem die Genita- lien gebildet ind, übereinkommt? Uebrigens war die Drouart in Beziehung auf die letztern nur weiblich, wiewohl embryonifch ge- bildet, und, was merkwürdig ilt, auch fie hatıen lich‘ das ganze Leben hindurch embryonifch weiter ent- wickelt. ArnaudundMorand fanden im [echszehn- ten Jahre den Kitzler nur zwey Zolllang und einen dick, Caldani im [echs und dreilsigften, wo lie keiner Erection fähig war, drey Zoll lang. Im fechs- zehnten Jahre [ahe fie Arnaud bey der Erection nur etwa neun Linien länger werden; im ein und zwanziglten befchreiben fie Sabourin und Gu- yot vier Zoll lang und über einen Zoll dick. Die Eichel war klein, undurchböhrt, von der Vorhaut nur eben bedeckt, diefe unten durch ein doppeltes, kurzes Bändchen befeltigt, das die Nym- phen darftellte, deffen beide Hälften bis zur Schaam divergirten, kürzer als die Ruthe waren und diele deshalb ftark nach unten krümmten. Dadurch er- hielt diefer Kitzler das Anlehen einer unten gefpalte- nen Ruthe. Die grofsen Lefzen waren rundlicher und dicker als gewöhnlich, und die zwifchen ihnen belindliche Spalte von dem Kitzler, im ruhigen Zu- Stande, ganz verfteckt. Sie hatte mit dem Hoden- fack Aehnlichkeit, enthielt aber keine Hoden, und Caldani konnte den Saamenltrang, an dem Mo- rand die drey Gefälse unterfcheiden zu können za . autg glaubte, und. der auch rur das runde Mutterband feyn konnte, nicht in ihnen 'entdecken. Nicht weit‘ hinter der Wurzel des Kitzlers fand fich zwilchen den Lefzen eine Oeffnung, die im lechszehnten Jah- re die Weite des Scheideneingangs eines neugebohr- nen Mädchens hatte, und den kleinen Finger zuliefs. Am: untern "Theile diefer Oeffnung fand fich ein Knöpfchen, auf welchem [ich der Strahl des Harnes fpaltete. Die Scheide war, nach Caldani, durch eine dünne Scheidewand, in eine rechte und linke Hälfte getheil. Die Harnröhrenmündung befand fich viel weiter oben als gewöhnlich, nach le Cat zehen Linien weit über der äufsern Oeffnung, beides äufserft merkwürdige Umftände, weil fie Nichtent- wickelung und Thierbildung darftellen. Die Nymphen fehlten nur [cheinbar, und wa- ren durch die zu [tarke Entwickelung des Kitzlers nach vorn gerillen und einander näher gerückt. Hieher gehört auch ein von Chevreul e) be- [chriebener Fall. Das Individuum hatte eine Ruthe, die fieben his acht Linien breit, anderthalb Zoll lang, und mit einer verhältnifsmälsigen, aber entblöfsten Ri- chel verfehen war. In der Mitte diefer Ruthe öffnete fich die Harnröhre [chief. Von diel[er Stelle an bis zum vordern Fade der Ruthe verlief ein Bändchen. Unter der Oeffnung der Harnröhre befand fich eine halbmondförmige Falte, anf der rechten Seite eine Art von Lippe, die auf der linken fehlte. Unter der c) J. de med. .t. 51. p. 44ı [gq. a nn EEE en Be — 303 . Rutbe lag fogleich der After, fo dafs alfo die Scheide, wenigftens äufserlich, fehlte. In der linken Weichengegend bemerkte man eine harte [chmerzlofe geftielte Gefchwulft, die drey Zoll im Durchmelfler hatte, durch den Bauchring trat, und mit einer andern harten, runden Ge-. fchwulft zufammenhing, die in der linken Darmbein- gegend lag. Ueber diefen aber befand lich eine an- dere grölsere, die bis zum Nabel reichte, und mit einer zweyten in der Oberbauchgegend und dem lin- ken Hypochondrium liegenden, verbunden war. Die- fe Gelchwülfte waren blofs accidentell im vier und zwanziglten Jahre nach einer Anfırengung ent- ftanden. M Die Perfon war dreymal menftruirt gewe[en, hatte ein weites, weibliches Becken, behauptete, ein- nal den Beyfchlaf mit einem Mädchen vollzogen zu haben, betrieb blofs männliche Befchäftigungen, hat- te eine platte Bruft, keinen Bufen, männliche Ge: fichtszüge und einen Starken, [chwarzen Bart. Nach ihrem Tode fand man in der Mitte der Unterbauchgegend über.der Blafe eine hohle, felte, normale Gebärmutter von der Länge eines Zolles, deren zwey Zoll langer Hals fich in die Harnröhre, einen Zoll weit von der Oeffnung der letztern in die Ruthe, mit einer ovalen Mündung öffnete, deren unterer Rand in den Harnröhrenkanal überging, während der obere [rey war, und eine röthliche Lippe mit einem, wahrfcheinlich zu einem Schleimbalge führenden Grübchen bildete. Auch die innere Unter- 304 I [uchung zeigte, dafs die Scheide fehlte, wenn man nicht den verlängerten Hals der Gebärmutter dafür anfehen will, ungeachtet freylich der innere Mutter- mund fehlte. Auf der rechten Seite befand fich an der Ge- bärmutter das runde und breite Band, die Trompete, und ein, wiewohl kleines Ovarium; auf der linken begab fich die Trompete zu einer runden, zwey Zoll breiten, durchlichtigen Gefchwulft, voll einer gelb- lichen, [chleimigen Flüffgkeit, welche die äufsere im Bauchringe enthaltene Maffe bildete. Offenbar war hier Leiftenbruch des degenerirten linken Ova- riums zugegen. Die übrigen Gelchwüllte beftanden aus einer grolsen Menge Tuberkeln und dem [cirrhö- fen Mefokolon. Die Blafe war hornähnlich , die übrigen Organe normal. Bey diefen Bildungen, wo der weibliche Typus vorf[chlägt, find, wie ich aus den angeführten Fällen Ichon hinreichend ergiebt, die Gefchlechtsfunctionen mehr oder weniger unvollltändig, die Befruchtung ift häufig [chon wegen Enge der Scheide unmöglich. Ueberdies aber weicht auch die Menftruation nicht felten von der Norm ab, fehlt bisweilen fogar gänz« lich. So befchreibt Caldani d) einen vierzigjäh- zigen weiblichen Zwitter, wo fie, ohne Befchwerde zu veranlalfen, das ganze Leben hindurch gefehlt hatte. Der Kitzler diefer Perlon war zwey Zoll lang, die Schaamöffnung [o eng, dals fie nur die Spitze ed) Mem. della foc. ital. t. 7. p. 147. ae 305 des kleinen Fingers zuliels. Ueber diefer engen Oef- nung befand fieh die Mündung der Harnröhre und die Oeffnung eines zweyten engern Kanals, wahr- fcheinlich der Mutterfcheide. Die Brüfte fehlten gänzlich, die Warzen waren [ehr klein, doch fanden fich weder auf der Bruft noch den Achleln Haare. Indels [chlug unftreitig hier der männliche Charakter wenigftens eben [o [tark als der weibliche vor. Blofse normwidrige Gröfse des Kitzlers ilt übri- gens kein Hindernifs der Befruchtung, er müfste denn mechanifch den Weg verl[chliefsen; doch ift es merkwürdig, dafs eine von Hendy e) befchriebene Perfon, die wahrfcheinlich ein Zwitter mit vor- fchlagendem weiblichen Gelfchlechtscharakter war, zweymal abortirte. Dieler Fall ift zugleich wegen der auffallenden Mifchung des männlichen und weib- lichen Typus merkwürdig. Die Züge der Perfon waren vollkommen männlich, fie hatte etwas Bart- Der Schaamberg, die Ruthe, die Hoden, der Hoden- fack, verhielten fich in jeder Rückficht völlig wie beym Manne, nur war die Harnröhre in ihrem vor- dern Drittheil undurchbohrt. Die Eichel: war von einer Vorhaut bedeckt, von der fie entblölst werden konnte. Doch war der Kehlkopf, die Stimme und das Betragen mehr weiblich. Ueberdies war fie re- gelmäfsig ıwmenftruirt, und die weiblichen Organe wiehen nur durch Kleinheit und zu grofse Nähe am After vom Normal ab. Dennoch waren die Schen- e) Medical repolitory no, 45. p. 1807. 306 EEE UN kel magerer als gewöhnlich, und fie hatte durchaus keinen Gelchlechtstrieb auf Männer, In. manchen Fällen ilt die Bildung den Genita- lien fowohl als des übrigen Körpers mehr männlich als weiblich ; allein der Gelchlechtstrieb nur weib- lich, [o dafs auch diefer Wider[pruch eine Ge- fchlechtsverfchmelzung andeutet und den Beobach- ter verwirrt. Clauder f) erzählt einen Fall, wo eine [echs und zwanzigjährige, nie menftruirt gewelene Per- Jon, durchaus nur das männliche Gelchlecht liebte, ungeachtet ihr übriger Körper falt ganz männlich, und auch die Genitalien wenigftens [ehr unvoll- kommen weiblich gebildet waren. Der Körper 'war ftark, die Stimme männlich, die Brüfte fehlten durch- aus. Das undurchbohrte Glied war einen Finger lang, wurde beym Berühren doppelt fo grols; es war im obern Theile in einer engen Schaamöffnung ent. halten, die zu einer blinden und engen Vertiefung führte, i Auch Hannah Wilde g) begehrte die Män- ner [o (ehr, dafs fe der Anblick eines [chönen Man- nes in hyfterifche Convulhionen verletzte. Sie war bis zum dreyzehnten Jahre auch wirklich für ein Mädchen gehalten worden, und hatte [eit dem [echs- zehnten Jahre regelmälsig ihre Menftruation; allein fie hatte einen männlichen Habitus, männliche Stim- /) Eph.n. c. dec. I, an. 5. ob[. 75. p. 170, g) lbid. dec. I.,an, 3. obf. 168. pag. 323. a. d, phil. transact, 307 me, breite Pruft, keinen Bufen, [ehr kleine War- zen, einen [tarken Bart, einen ganz behaarten Kör- per. Die Ruthe, welche im dreyzehnten Jahre her- vorgedrungen war, maals bey der Frection vier Zolle, war aber nicht perforirt. Seit dem l[echsten Jahr hatte fie auf jeder Seite an der normalen Stelle einen gewöhnlichen Hoden, ungeachtet der Hodenfack ge- [palten war. Hinter der Ruthe befand fich eine enge, durch eine, in der Mitte der Sehaamfpalte ausgeipann- te Membran zum Theil verfchlolfene Scheide ‚\in welche der Finger nur mit Mühe eingebracht werden konnte, Beym männlichen Gefchlechte [pricht fich der geringfte Grad des Hinüberfpielens in die weibliche . Bildung dadurch aus, dafs Theile, welche im Nor- malzultande beym Manne nur als Imitamente der weiblichen und im Rudiment vorhanden find, nach weiblicher Art lich entwickeln und thätig werden. Diefe Organe find die Brüfte, und hieher ge- hören daher die Fälle von milchgebenden Männern und Thieren, worüber Schacher %) viele Beobach- tungen gelammelt hat. Merkwürdig ilt es, dafs in mehrern Fällen diefer Art das milchgebende Thier entweder caltrirt /) oder zwitterartig /) war. In einem von Anfiaux beobachteten Falle hatte fich bey einem jungen , fehr robulten Men h) De lacte viror. et virg. Lipl. 1742. p. 14. 15. 1) Getze in Starks Archiv Bd. 4, $. 733. k) Brookes bey Home 4.4.0, $. 226 ff, 308 ec fchen mit völlig normaler Bildung, der Genitalien nur die linke Bruft nach dem weiblichen Typus ent- wickelt, und befonders [eit dem Eintritte der Puber- tät bedeutend vergröfsert 2). Auf andere Weife wird die Bildung durch [ehr Itarke Entwicklung des Schaamberges bey Männern mit übrigens normaler Genitalienform weiblich. Oft ift dieSchaambeinvereinigung breiter als gewöhnlich, die Ruthe kleiner, und fcheint aus einer Grube in der Tiefe des Schaamberges hervorzufteigen, Aufser dem Fette, welches den Schaamberg bildet, [teigt bisweilen eine andere Fettmafle in den Hodenlack herab n). Hieher gehören auch die an einem andern Or- te n) angeführten Beobachtungen von Home anK&Kna- ben von [echs und dreyzehn Jahren, und einem drey und zwanzigjährigen Manne, wo die Brüfte [tarl entwickelt waren, der Körper durch Bartloßigkeit, Feinheit der Haut, rundliche Form der Muskeln, Kürze der Hände den Charakter der Weiblichkeit aus[prach und der Gelchlechtstrieb durchaus fehlte. Einen völlig ähnlichen Fall fahe auch Renaul. din o). Die Hoden waren hier, wie im Home’. [chen Falle, nicht gröfser als eine Halelnuls. 2) Corvisart j; de med. t. 14. p. 262. m) Monteggia fascic. pathol. p. ırg. z) Path. Anat. Bd. 1. S. 6g0, e) Mei. de la loc. d’emu), T. I. p. 24t. rm a 309 Noch weiblicher wird die Bildung, wenn fich mit Kürze der Ruthe entweder gänzliches Verweilen der Hoden im Unterleibe, oder eine der weiblichen Schaamöffnung ähnliche Höhle vergelellfchaftet, oder auch die normal lange Ruthe gefpalten er[cheint. So fand Itard de Riez) bey einem, völlig nach dem weiblichen Habitus gebildeten drey und zwanzigjährigen Menfchen mit einer Ruthe von der Länge eines Zolles, deren Eichel nur die Gröfse ei. ner Erbfe hatte, übrigens aber normal gebildet und perforirt war, in dem kaum merklichen Hodenfacke keine Hoden, von der Balis der Ruthe bis zum After eine [chaamähnliche Spalte, Mit diefer Beobachtung kommen die Yon Brand g), Columbus 7), Hannäus s), Men- zel 2), Riedlin z), Wrisberg x) in [ofern über- ein, als auch in allen, mit ungelpaltner Ruthe, fich zwilchen ihr und dem After eine, der weiblicher Schaam mehr oder weniger ähnliche Stelle fand. Doch unter[cheiden fie ich davon durch die normale Gröfse der Hoden. Die Brandfche Beobachtung ift infofern fehr interellant, als fie den erften An- P) Ebend. t, III. p. 293. q) Cale of a boy who had beenmilt for a girl, London 1787, r) Dere anat, p. 495 s) Act. hafn. T. IV, p. 183. #) E.n.c. d, I. a. 8. 0.8. p.& #) Ibid. Cent. I. obf. og. =) De lingul. gen. deform. rec. in Sylloge comment, 'T. I, pP: 553. 310 Ze fang. der Verähnlichung bildet, indem in dem ge- {paltnen, die Hoden enthaltenden, Hodenfacke an der Stelle, wo fich beym weiblichen Gelchlecht die Scheidenklappe findet, nur die Haut lehr gefäfsreich war und reichlichen Schleim abfonderte. Auf der andern Seite findet (ich durch Imperfo- ration.der Ruthe allein eine Annäherung an die weib- liche Bildung, die in dem Maalse grölser ift, als die Imperforation einen beträchtlicheren Theil der Ru- the einnimmt, die Harnröhre (ich daher mehr oder weniger weit von ihrer normalen Stelle entfernt öffnen. Die geringfte Abweichung vom Normalzuftande ift die Hypofpadie, wo üch die Harnröhre bis zu der Eichel gebildet hat, allein an der untern Fläche derfelben öffnet. Diele Oeffnung befindet lich ge- wöhnlich dicht hinter dem vordern Ende der Ruthe, doch fahe ie Weygand y) in der Mitte der untern Fläche. R Hier ift nicht [elten die Bildung der normalen dadurch noch mehr genähert, dafs fich an der nor- malen Stelle eine blinde Vertiefung in der Eichel fin- det. Dies fahen Polis z) und Stalpart van der Wiel a). Baillie 5) [ahe logar einen zwey Zoll langen Gang, der fich von der normalen Harnröh- reIl- y) Bresl. Samml. 1726. Nov. $. 557- z) E.n.c. d.I. a.9. ro. 105. a) Obff. Cent. 1. o. 86. 6) Morbid anat. p. 230. —— zır renmündung nach hinten erftreckte, hier aber blind endigte, und aulser jener eine, mit dielem Gange nicht communicirende Harnröhrenmündung an. der untern Ruthenfläche. In einem von Mareltin c) beobachteten Falle verlief dagegen von der im Mit- tellleifch befindlichen Vertiefung, aus welcher Harn und Saamen traten, an der untern Fläche der Ruthe, bis zum vordern Ende der[elben, ein Gang, der nur an der Spitze der Eichel mit einer dünnen Membran _ ver[chlo[fen war. { Der normalen Bildung ift diejenige noch näher, wo fich die Harnröhre völlig gebildet hat, nur aulser der normalen Oeffnung fich eine zweyte an der un. tern Juthenfläche findet. In einem von Mor- gagni d) beobachteten Falle lagen zwar diel[e bei- den Oeffnungen nicht weit von einander entfernt, allein die vordere doch nicht am vordern Ende, [on- dern der untern Fläche der Ruthe, am Ende eines Halbkanals, der fich von der vordern Fläche der Ei- chel bis zu ihr erfireckte. Dagegen lag in einer Beohachtung von Plater e) die hintere an der Wur- zel der Fichel, die vordere dagegen an dem vordern Ende derfelben. £ ' . Endlich ift, wie im Brandfchen, und zwey andern, von Wrisberg f) beobachteten Fällen, der ce) Sedillot rec. per. vol. 8. p, 116 ly. d) De C. er S.XLV. 9. e) Obi. 1, 3. o. ı. p. 792. f aa. 0. p. 534. Archiv f. d. Phyfiol, XL Rd, IH. Heft, Y 312 Körper der Ruthe nur noch dadurch kitzlerähnlich, dafs er durch das Vorhautbändchen unter der Haut befeltigt, aber völlig durchbohrt ift, und durch die Operation ganz frey gemacht werden kann. Auch die ünvollkommenfte Bildung der Ruthe, wo fich die Harnröhre an die Balis öffnete, ' ilt indef- fen kein Beweis für unvollkommene Entwicklung des Gelchlechtscharakters und der zeugenden Kraft. ‚ Nicht nur befruchtete der von einem [olchen Manne ausgelpritzte, aufgefangene, und durch eine Spritze in die Scheide gebrachte Saamen 2) , nicht nur wurde fruchtbarer Bey[chlaf auch von Männern vollzogen, deren Harnröhrenöffnung fich dicht hinter der Ri- chelfpitze befand %); l[ondern in den von Lepe- chin 2) und Vallisneri A) und andern belchrie- benen Fällen, auch von folchen, deren Ruthe kurz und in ihrem ganzen Verlaufe gefpalten war, ver« muthlich, indem der Halbkanal durch die Turgescenz der Erection und die Wand der Scheide, wie bey den Schildkröten, completirt wird. Die abnormfte und am meiften kitzlerähnliche Bildung der Ruthe ift die totale Spaltung der Harn- röhre, [o weit fie längs der Ruthe verläuft, daher die Oeffnung derfelben im Mittellleilch, wenn gleich ihre obere Wand gewöhnlich durch Glätte und An- welenheit von Schleimhöhlen an der untern Fläch © g) Hunter bey Home.a.a,O. S. 210, A) Fribe Eph.n.c. d.I. a. 3, obf. 98. p. 158. 2).a a Qi k)a. a. 0. tee i 313 ‘ der Ruthe angedeutet if. Dabey findet fich natür- lich die Vorhaut nur im obern Umfange der Eichel. Schnepfenkopf und Oeffnungen der Saamengänge find normal. Die getrennten Hälften des Harnröh- renzellkörpers er[cheinen neben und hinter der Oefl- nung der Harnröhre häufig als Verdopplungen an der innern Fläche des Hodenfackes, die mit den innern Schaamlefzen die grölste Aehnlichkeit haben. Fälle diefer Art haben Saviard /), Hal- ler n), Vallisneri rn), Güyon o), Tabarra- ni,p). Hier ift bisweilen die Rutbe zu kurz g), oder gehörig lang r). Bisweilen vereinigen fich kitzlerähnlich ge- fpaltene Ruthe und [cheidenähnliche Vertiefung, wodurch die Annäherung an die weibliche Bildung fich noch mehr vergröfsert. Fälle diefer Art haben Walther 5), Stover 2) und Boudou z). ‚Im letzten Falle war diele Vertiefung unbedeutend, hat- Y2 2) Obf. chir. mm) Num dent, hermaphr. Comm, [oc, Gott. t.I. a, 1751. P- 5. 2) Eph. n. c. Cent. IX. X. p. ı6r, 0) H. de l'ac. des [c. 1750. p. 75. p) Aui diSiena, 'T.V. p. 467. 4 gq) Güyon. Vallisneri in einem Falle, r) Haller, Vallisneri, in einem Falle, Saviard, #) Epb. nn. c. C. lIl, er IV. obl, 135. p. 305. e) Abh. f. pr. Aerzte, Bd, 20. S. 458. u) Arnaud herm. p. 287. 314 i N, te dagegen in den beiden andern Fällen eine Tiefe von zwey Zollen. Zugleich fehlte allen der Bart ganz oder beynahe ganz, und der Bulen war weiblich ent- wickelt. Indem Gegenltande der Stover[chen Beob- achtung war der Gefchlechtstrieb gar nicht entwi- ckelt, in dem Waltherf[chen vollkommen männ- lich, auch beide Hoden, die völlig die normale Grölse hatten, hervorgetreten, konnten aber noch im zwan- ziglten Jahre leicht in den Unterleib zurückgebracht werden. Im Boudou’fchen Falle lag dagegen der eine Hode an der Stelle der Gebärmutter, In einer Beobachtung von Wrisberg x) war nicht blofs die Ruthe und der Hodenlack gefpalten, fondern zugleich Kloakbildung vorhanden , indem Harn und Koth aus derfelben Oeffnung kamen, eine Beobachtung , die wegen des Zulammenfallens der Imperforation der Reptilien, und Vogelruthe mit Kloakbildung höchft merkwürdig ift. Der höchfte Grad diefer Milsbildung der männ- lichen Organe, ift unftreitig die gänzliche Trennung der beiden Ruthenfchenkel, vermöge derer fie fich in einem Theile ihres Verlaufes gar nicht berühren, Hel[felbach y) beobachtete einen Fall dieler Art. Er fand bey einem alten Manne die Ruthe ih- rer Länge nach bis über die Hälfte in zwey Schenkel getrennt, von denen der rechte etwas länger als der z) De fingulari genitalium deformitate in puero hermaphro= ditum mentiente, rec, in Comm, [ylloge Vol. I, p. 504 feg- y) Salzb. med. Zeit. 1808. Bd, 2, S, 355. - 315 linke war. Die Harnröhre war an der untern Fläche der Ruthe noch weiter, bis zur Schaambeinvereini- gung, gefpalten, wo fie mit dem oberften Theile des Hodenfackes, der fich mit beiden Schenkeln der Ru- the vereinigte, eine fenkrechte Spalte darftellte, die durch einen, anfangs weiten, dann verengten Gang, unter dem Schaamberge zur Harnblafe führte, An beiden Schenkeln der Ruthe fand man von der Fichel eine deutliche Spur. Nur im rechten Ho- denfack fand fich ein normaler Hode, der linke war weit kleiner und weicher. Die Schaambeinvereini- gung war mehr weiblich und die herabhängenden Schenkel der Ruthe und die fenkrechte Harnröhren- fpalte hatte mit den äufsern weiblichen Genitalien Aehnlichkeit. Diefer Fall ift äufserft intere[lant, indem er an. die Bildung der Ruthe der Didelphen z) erinnert, die bekanntlich auch an ihrem vordern Ende in zwey Eicheln gelpalten ift. Zugleich erinnert diefer Fall an einen andern, von Oelsner «) beobachteten, wo bey einem Er- wachfenen die Ruthe an der Eichel gelpalten war, der fich aber von jenem dadurch tinterfcheidet, dafs die Ruthe übrigens äufserlich die regelmäfsige Bil- dung hatte, die Harn- und Saamenröhre aber von einander verfchieden waren, indem aus der rechten Eichel blofs Harn, aus der linken aber, auf Manu, Stupration, blols Saamen ausHlofs. “ z) Cuvier Vorlef, über vergl. Anat. Bd, 4. S. 486. a‘) Medic. Silef. latyr. [pec. VII, obf. 4. p. 26. 316 —— Ich würde anltehen, diefen Fall, wenn er al- lein da ftünde, als wahr anzufehen, allein in Ver- "bindung ınit dem Helfelbachfchen und einem an- dern, von Te[ta 2) befchriebenen, der ich von dem letztern nur dadurch unter[cheidet, dals die Saamen- öffnung ich am vordern Ende der Ruthe, unter der Harnöffnung befand, und die Fiehel nicht getheilt war, glaube ich ihn für hinlänglich erwielen halten zu dürfen. Im Tefta’[chen Falle gelangte man nur durch die obere Oeffnung zur Harnblale.. Nur aus ihr kam Harn, [o wie nur aus der untern Saamen, und deutlich fühlte man äufserlich, dafs die beiden Röhren nirgends zulammenhingen. Merkwürdig it es, dafs diefe Milsbildung im letztern Falle logar vom Vater auf Sohn fortgeerbt hatte. Uebrigens [pringt es in die Augen, dafs diefe Bildung, wo in der ganzen Länge der Ruthe zwey Gänge, der Harn - und der Saamengang völlig ge- trennt verlaufen, vollkommen weiblich ilt, indem auch beym weiblichen Gefchlecht fich die Scheide- und Harnöffnung getrennt öffnen, während beide im männlichen Gefchlecht zu einem langen gemein- fchaftlichen Gange ver[chmelzen. Merkwürdig ilt noch die Verfehmelzung der Form beider Gef[chlech- ter, indem die äulsere Form männlich, die innere weiblich war. Die Annäherung an die weibliche Bildung ift noch vermehrt, wenn, wie Sonlis, Boerhaave, b) De re med, epilt. p. 136. — 317 Heuermann, Valisneri, Fabarrani, Ar- naud beobachteten, nicht blols die Ruthe klein und gelpalten, fondern auch die Hoden zurückgeblieben find e). In den bisher erzählten Fällen war die Ver- Schmelzung zweyer Gelchlechter nur durch ungewil' fe Geltalt der äufsern Gelchlechtstheile und analoge Befchaffenheit des Totalhabitus angedeutet, ohne dafs fich Spuren einer Anbildung von Genitalien an die vollftändig vorhandenen gefunden hätten. _All- zmählig erweitert fich jene Spalte des Mittelfleifches, die einzige [chwache Spur einer Scheide, welche zman gewöhnlich nicht als folche anfehen will, an- Sehnlich, und rechtfertigt dadurch die Meinung über ihre Bedeutung im fo mehr , als fich zugleich ein zmehr nach innen gelegener Theil, der bey den ge- wöhnlichern Graden der Zwitterbildung mit vor[chla- gendem männlichen Charakter l[eine. Geltalt nicht veränderte, die Vorfteherdrüfe, oberhalb der Scheide, in eine weite, gebärmutterartige Höhle verwandelt. Angedeutet fand fich diefe Bildung in einem von Malacarne d) anatomifch unter[uchten Falle. Er fand in der Leiche eines jungen Mannes längs der ganzen untern Fläche der Ruthe eine Spalte, die fich gegen das Mittellleifch hin allmählig vertiefte, ange- fchwollnere, mit einer feinen), röthlicheren Haut verfehene Ränder bekam, und zu einer im Mittel- «) S. Path. Anar. Bd. 1. $. 694. d) Pleudohermaphrodito — Pfeudaofcheo Monfersino in den Mem, della loc, ital. Vol. IX, 1802. p. 109 (q. 318 — Neifche und unter dem Schaambogen befindlichen Höhle führte, in welcher der Finger zwey Zoll tief eindrang. Der hintere Theil der Ränder dieler Spal- te, der auf die Schenkel des Ruthenzellkörpers ge- heftet war, ähnelte den grofsen Schaamlippen. Zwi- [chen ihnen ftiegen vom Schaambogen zwey aus ei- ner feinen, röthlichen Hant gebildete, den kleinen Schaamlippen ähnliche Wülfte herab, die fich auf ih- reın Wege in der Strecke von drey Linien vereinigten, dann aber wieder entfernten und dadurch einezwey- te, ovale Oeffnung bildeten, zu einer, zwey und einen halben Zoll tiefen, gegen den Maftdarm gewandten, \ von der er[ten völlig getrennten blinden Höhle führ- ten, die, völlig wie die Scheide, voller Querrunzeln, mit einer talgähnlichen Suhftanz angefüllt,‘ und vorzüglich in ihrem obern Theile mit einer reichli- chen Menge [chwammiger Subftanz, wie die Scheide, umgeben war. Zu beiden Seiten dieler Subftanz falsen zwilchen der Blafe und dem Maltdarm die, eng mit ihr verbundenen, viel zu kleinen Hoden, von welchen fich die [ehr kurzen Saamengänge nebft den Saamenblalen zu der [chmalen Verbindungstltelle der kleinen Lippen begaben, -wo fich die Ausfpritzungs- gänge nach aulsen öffneten, nachdem fiein einem anfehnlichen Theil ihrer Subftanz verlaufen waren. Malacarne bemerkt ausdrücklich , dafs diefer nichts als die auch im normalen Zuftande in dem Schnepfenkopfe befndliche Höhle, die gewöhnlich auf der in dielem Falle durchaus fehlenden Vorfteher- drüle auffitze, aber in ungeheuer ausgedehntem Zu- nn 3. Stande, gewelen [ey. Die vordere Oeffnung führte zur Hafnblafe. Mit diefem Falle kommt ein von Giraud e) befchriebener fehr überein, der bey einer neun und dreifsigjährigen Perfon mit ftarkem Barte , breiter Bruft, aber zugleich (ehr weitem Becken, ahftehen- den Schenkeln, zarten Gliedern, eine undurchbohrte, ö drey Zoll lange und zwey im Umfange haltende Ru- the, neben diefer Nymphen und Lefzen, von denen diefe die regelmäfsigen Hoden enthielten, zwilchen jbnea die Scheiden- und Harnröhrenöffnung an der- felben Stelle als im weiblichen Gefchlechte fand. Die Scheidenöffnung führte zu einem fehr dünnhäutigen, aber weiten, zwilchen Blafe und Maftdarm liegenden Blindfacke, der, durch einen queren Vor[prung in eine obere, gröfsere und eine kleinere untere Höhle getheilt, genau mit der Vorfteherdrüfe zufammen- hing und die Saamengänge aufnahm. Die Saamen- blafen waren ganz folide, die Ruthe beftand aus dem Zellkörper, der feinen Aufrichter hatte, der Harn- fchneller war in den Scheidenfchliefser verwandelt. Etwas weiter noch war die Aehnlichkeit diefer Theile mit der weiblichen Bildung in einem von Ackermann f) befchriebenen Falle entwickelt, Bey einem fechswöchentlichen Kinde hatte das männliche Glied ziemlich die gewöhnliche Länge, e) Sedillor rec, per, de la [oc, de med. ä Paris rt. a, p- 315 — 319. f) Hit, er ichnogr. inf, androgyni. Jenae 1805, 320 nt die Eichel aber war nicht perforirt, von der, wie beym Weibe zu den Schaamlefzen, [o hier zu dem Hodenfacke verlaufenden Vorhaut nicht bedeckt, doch in ihrer Spitze mit einer kleinen Vertiefung ver- fehen. Unter und hinter der Balis der Ruthe befand fich eine, ungefähr fünf Linien lange, an ihren Rän- dern mit einer dünnen Haut bekleidete Spalte, neben. ihr der Hodenfack, deffen beide Hälften durch die[e Spalte von einander getrennt waren. Der Harn Nofs aus der ganzen Spalte, und man konnte äulserlich keine eigene Harnröhrenmündung wahrnehmen. Es fanden fich zwar keine Nymphen im Umfange der kitzlerähnlichen Ruthe, doch zeigte fich wenig- ftens eine Annäherung an den weiblichen Bau in einer, ihren Urfprung bedeckenden Hanutfalte. Das beym männlichen Gelchlecht den Zellkörper der Harnröhre bildende Gewebe, [chien hier die Scheide zuumgeben. Die erwähnte Spalte führte zu einer wahren, einen Zoll langen, hinten erweiterten. Scheide, in welche fich, mehr nach hinten als ge- wöhnlich, die Harnröhre, und noch weiter nach hin- ten ein hohles Organ öffneten. Die Harnröhre war acht Linien lang, zwey breit, erweiterte [ich aber an beiden Enden etwas, [o dafs dadurch ein männ- licher Ifthmus gebildet wurde, In den Hodenfäcken fanden fich regelmäfsig gebildete Hoden, aus deren jedem ein Saamenftrang durch den Bauchring trat. Der Saamengang bog fich nicht um, fondern lief nach oben fort, und [enkte fich in einen Körper, der, an der Stelle der Vorfteherdrüfe, hinter der Harnblale 321 lag, aber, weit grölser als diele, Gebärmutterähnlich entwickelt, wiewohl mit dünnern Häuten verfehen war, und fich auf die angegebene Weile mittellt ei- nes Halfes in den Grund der Scheide öffnete. In ihn traten die Saamengänge , nachdem lie die Saa- menblafen aufgenommen hatten, vom aufsen an der Stelle, wo die Trompeten abzugehen pflegen, gingen aber zwilchen feinen Häuten weit herab, und öffne- ten [ich erft zu beiden Seiten des Muttermundes mit einer äufserft kleinen Mündung in den Scheiden- grund. Die einzige, aber [chwache Spur einer Annä- herung zum Mehrfachwerden in diefem Falle war die Anwelfenheit der Saamenblalen mit der Gebärmutter- Vorfteherdrüfe und die etwas anfehnliche Gröfse des Beckens, welches Ackermann etwas weiter als gewöhnlich beym [echswöchentlichen Kinde fand. Endlich erftreckt fich die Verfchiedenheit des Gelchlechtstypus nicht mehr blofs auf Organe, de- ren Bildung keinen directen, oder wenigftens einen blofs mechanifchen Einflufs auf das Zeugungsgef[chäft "hat, fondern auf die, von deren Befchaffenheit das Gefchlecht unmittelbar abhängt, auf die Ovarien und Hoden, und hier Spricht fich das Welen der Zwitter- bildung noch deutlicher als durch die vorigen Abwei- chungen aus. In mehrern der vorigen Fälle fanden wir zwar die erftern nach Art der Hoden hervorge- treten, die letztern in der Weichengegend , klein, doch fchienen fie (ich nach dem Typus des vorwal- tenden Gelchlechts gebildet zu haben, da in’ den 322 BA. meiften Beyf[pielen, der abweichenden Lage ungeach- tet, der Gelfchlechtstrieb regelmälsig, im erftern Falle auch die Menftruation zugegen war. Wo dieler fehlte, war vielleicht ihre Bildung unbeltimmt, doch ent[chied die anatomifche Unterfuchung hierüber‘ nicht. Merkwürdig ift daher ein von Süe und Mo. rand g), undein anderer, von Verdier #) unter- [uchter Fall. In beiden Fällen fand fich auf einer Seite ein Ovarium und eine Trompete, auf der andern ein Hode und ein Saamengang. Der Gegenftand der erften Beobachtung war ein Kind von dreyzehn bis vierzehn Jahren, das immer für einen Knaben ge- halten worden war. Die Ruthe und der Hoden[ack waren auf den erften Anblick regelmäfsig gebildet, allein die Ruthe war in.der That undurchbohrt, und bedeckte die Oeffnung einer Scheide und einer Harn- röhre, welche fich am vordern Theile des Hoden- [ackes befand. Im Becken befand fich zwifchen dem Maftdarm und der Blafe eine wahre Gebärmutter. An der rechten Seite ihres Grundes befand ich ein Ovarium, das längs einer Trompete lag, die vom Grunde der Gebärmutter auslief und fich mit deutli- chen Frangen endigte. Von derfelben Stelle ging auch ein rundes Mutterband bis zur Leiltengegend. n) Bey Arnaud a.a. O. S. 295 f, h) 'Ebend. S. 323. Arnaud hielt zwar beide Beobachtun- gen für diefelbe, allein die Seiten und mehrere Umftän- de find ganz verfchieden, 323 Auf der linken Seite fand fich ftatt der Trompete und des runden Mutterbandes ein Saamengang, der zu einem länglichen, im Unterleibe liegenden, mit einem vollkommnen Nebenhoden verfehenen Hoden führte, aus dem noch zwey Gänge traten, welche : Sieh in den Saamengang, kurz vor dem Eintritt def- felben in die Gebärmutter, (enkten. Verdier fand die Ruthe ziemlich an[ehnlich, mit einer Harnröhrenmündung verfehen, unter ihr eine Scheidenöffnung wie bey jungen Mädchen. Auf der rechten Seite- lag ein Hode, ein Saamengang und eine Saamenblale, auf der linken ein Ovarium und eine Trompete nebft Zubehör. Es fand fich eine Gebärmutter, die auf beiden Seiten ein rundes Mutterband, aber auf der rechten keine Trompete hatte, So wie fich hier die wefentlichlten Gefchlechts- ‚ organe auf jeder Seite deutlich nach einem 'entgegen- - geletzten Gelchlechtstypus bildeten, fo bricht end- ‚lich in feltnen, aber mit hinlänglicher Genauigkeit und Glaubwürdigkeit verzeichneten Fällen, wahre "Vervielfachung der gleichnamigen, gleichfalls nach ‚dem entgegengeletzten Typus gebildeten Organe hervor. a Den einfachften Fall befchreibt Colum- busi). Erfand bey einem Weihe den Kitzler, den ‚er als ein männliches, nicht ftark entwickeltes, mit einer dünnen Haut bekleidetes, und mit zwey, nicht mit vier Muskeln verlehenes Glied befchreibt, Stark #) De re anar, L. XV. 324 — entwickelt. Die Gebärmutter war’ durchaus normal, die Ovarien aber, die an der gewöhnlichen Stelle la- gen, grölser als gewöhnlich. Von ihnen gingen auf jeder Seite zwey Gänge, die grölsern zur Gebär- mutter, die kleinern zur Wurzel der Ruthe, welche fie durchbohrten. Die Harnöffnung befand fich an der gewöhnlich weiblichen Stelle. Offenbar waltete hier zwar der weibliche Cha- rakter vor; allein die welentlichften Gelcklechtsthei- le [tellten durch ihre Lage die Ovarien, durch ihre Gröfse die Hoden dar, und entfprechen durch die Befchaffenheit und Zahl der von ihnen abgehenden Kanäle beiden Organen gleichmäfsig, Vollftändiger war das Mehrfachwerden in eis nem von Petit Ak) befchriebenen Falle, nur war hier der Totalhabitus nicht, wie dort, weiblich, (on- dern männlich. Er fand in einem zwey und zwanzigjährigen Körper eine regelmälsig gebildete Ruthe, allein inı Hodenlack keine Hoden. Hinter der Harnblafe lag, an ihren Hals befeltigt, eine Gebärmutter, welche fich zwilchen dem Harnblaflenhalle und der Vorlte- herdrüle in die Harnröhre mit einer Mündung öffne- ten, in deren Umfange fich ein Wulft von [chaam- lefzenähnlicher Subftanz befand. Aus dem Körper - diefer Gebärmutter ging, drey Zoll über ihrer Verei- nigung mit der Harnröhre, auf jeder Seite eine Trom- pete von drey und einem halben ZollLänge zu einem kleinen Körper, welcher die Stelle des Ovariums ein- %&) Hilft. de l'ac. des [c. i720. p. 38, En a .r — 325 nahm, und [eine Blutgefälse auf diefelbe Weile er- hielt, aber den Bau wahrer, männlicher Hoden hat- te. Jeder dieler, Körper hatte, aufser der Trompete, feinen Nebenhoden und Saamengang. Die Trompe- ten fetzten fich an den Nebenhoden, die fieben und einen halben Zoll langen, vier Zoll weit an die Ge- bärmutter gehefteten Saamengänge gingen ganz re- gelmälsig zu den Saamenblalen, die aber nur zehn Linien Jang waren, und deren Bedeutung fich nur durch ihre Infertion offenbarte. Ungeachtet der Verbindung zwilchen Harnröh- re und Gebärmutter, konnte doch, wegen des Wul- [tes an der Mündung der letztern, kein Harn in ihre Höhle dringen. i Bier allo waren die äulsern Gelchlechtstheile normal, die Hoden durch Lage und Volum weihlich, durch Structur männlich, aufser der Vorfieherdrülfe E und der Saamenblafe aber eine Gebärmutter, aulser den Saamengängen die Trompeten gebildet. h Die obige Aeulserung beweilt auch ein von Maret /) unterfuchter Fall. „Ein fiebzehnjähriger Menfch hatte feinere Züge Y als bey Männern gewöhnlich vorkommen, eine [ehr zarte Haut und nicht den geringften Anflatz zu einem , Barte. Seine Stimme war knabenartig, der Kehl- X kopf ftand nicht vor, der Bruftkalten war [ehr hoch und breit und trug zwey runde, [chöngeltaltete Brü- fte von mittlerer Grölse mit einem breiten, röthli- ehen Hofe, der eine rothe und harte Warze ein- 4) Mem, de Dijon T. U. p. 157 fgq. 316 fchlofs. Die vorderen waren rund und fein, die Hand breit, die Finger kurz und dick. So weit. über- wog die weibliche Bildung, in der untern Hälfte des Körpers aber die männliche, denn das Becken und die Hüften waren [chmal , die Schenkel viereckig, die Kniee klein. Er hatte keine Neigung zum weib- lichen Gelchlecht. Die Ruthe war vier Zoll lang und verhältnifs- mälsig dick, die Eichel von der Vorhaut bedeckt, mit ihrem Bande und einer Harnröhrengrube verle- hen. Sie bedeckte eine breite Spalte, die durch zwey Schaamlippenähnliche Hautfalten gebildet war, deren obere Vereinigungsftelle die Ruthe, wie beym weiblichen Gelchlechte der Kitzler, war. Die- [e Falten hatten mit Schaamlefzen viele Aehnlichkeit, allein die linke enthielt einen weichen hodenähnli- chen Körper, die rechte war zwar leer, doch konnte man in fie leicht vom Unterleibe aus einen Körper und aus ihr in die Unterleibshöhle zurückdrücken. Von der Wurzel des Bandes der Fichel ent- fprangen zwey Nyımphenähnliche rothe, eine Linie hohe [chwammige Kämmchen, die nach hinten all- _ mählig grölser wurden, und zwilchen denen fich die Harnröhre öffnete. Unter diefer befand fich ein andere, nur zwey Linien weite Oeffnung, die durch eine’kleine, hin- wen. befeftigte, Scheidenklappenähnliche Membran verengt war. Bey * no 327 Bey der anatomifchen Unterfuchung fand man die Ruthe aus zwey, von den Sitzbeinen kommen- den Zellkörpern gebildet, die fich an einander legten und in der Eichel endigten, welche dus der gewöhn- lichen Zellfubftanz beftand, aber, fo wie die Ruthe, undurchbohrt war. Die linke Schaamlippe enthielt einen normalen Hoden und Saamenftrang; der Saamengang trat durch den Bauchring zu [einer Saamenblafe, die grö- Sser als die rechte war. Beide endigten fich in eine blinde, einen Zoll tiefe, einen halben Zoll weite, zwifchen der Harnblafe und dem Maftdarm liegende häutige glatte Scheide, zu welcher jene zwey Li- nien weite Oeffnung führte, und worin fich unten der Schnepfenkopf befand. Von der linken Saamen- blafe ging gleichfalls ein Saamengang ab, verlor fich aber im Fett. Der leicht bewegliche Körper lag auf dem in- nern Darmbeinmuskel in einer eignen Tafche, ‚von der fich ein Fortfatz in die rechte Schaamlippe begab, war anderthalb Zoll lang und einen breit. Rechts und oben ging von ihm eine Trompete ab, Schlug fich unter ihm weg, und umfalste mit einer offnen Mündung ein völlig normales Ovarium, das auf der rechten Seite lag, und mit ihm durch ein Band vereinigt war. Er enthielt eineHöhle von fünf Linien Länge und dreyLinien Breite, aus der man Luft in die Trompete blafen konnte, die aber, übri- gens durchaus keine Oeffnung hatte. Archiv f.d. Phyfiol, Al. Bd. III. Heft. Z 328 ni Offenbar [chien diefe Höhle die Gebärmutter; allein fie war der einzige überfchülfge weibliche Theil, indem auf der Seite, wo das Ovarium lag, der Hode fehlte, en Die vollkommenfte menfchliche Zwitterbil- dung finde ich endlich von Schrell m) befchrieben, Er fand bey einem [ehr grolsen, neunmonatlichen Knaben die Ruthe nur durch anfehnliche Gröfse und die Geltalt der Vorhaut, die vorn aufgefchnitten und zulammengerollt ausfahe, vom Normal abwei- chend. Der Hodenfack war vollkommen normal, An der Wurzel der Ruthe befand lich eine weibliche Schaamöffnung von der Gröfse einer Erbfe, ohne Harnröhrenöffnung, indem die Harnröhre die männ- liche Richtung, Lage und Oeffnung hatte. ‚Aufser dem Hodenfacke fanden fich die grofsen und klei- nen Lefzen, aber diefe an der Ruthe, Die Mutter- [cheide drang durch den Knorpel der Schaambeinver- einigung und endigte fich mitten vor der vordern Harnblafenfläche in einen warzenähnlichen Körper, an dem man etwas der Muttertrompete und den Eyerftöcken ähnliches entdeckte. Die Hoden und Nebenhoden waren normal und im Hoden/lacke ent- halten. Alfo vollkommne männliche Bildung mit ange bildeten Rudimenten weiblicher Genitalien. Bey Thieren [cheinen die vollkommnern Zwit- terbildungen, wo Ach Organe verdoppeln, häufiger als in der menlchlichen Species zu feyn; wenigltens m) Schenk med. chir, pr. Archiv, Heft I. Wien 1804. 5 329° finden fich einige Beobachtungen verzeichnet, wo die Vervielfachung der Gelchlechtstheile den höch- ften Grad davon in der letztern bey weitem übertraf, Zur Vervollftändigung diefer Unterfuchung führe ich einigeder merkwürdigften Fälle dieler Art an. Mascagni, Borkhaufen, Hunter und Leigh befchreiben einige merkwürdige Fälle dielfer Art. - Der er[tere unterfuchte einen neunjährigen Stier, der [einem äufsern Habitus nach vollkommen männlich, aber, wenigftens äufserlich, nicht mit Hoden verl[ehen war. Zwifchen dem Maftdarm, der Blafe und den Nieren, fand fich ein Körper, .der [ich in ein rech- tes und linkes Horn theilte, mit funfzehn bis [ech- zehn Pfund einer walferhellen Flülfgkeit angefüllt war und völlig mit der Gebärmutter und Scheide übereinkam, indem fich an dem obern Ende eines ' jeden Horns eine offne Trompete befand, fich aber mit einer Oeffnung, welche nur die Grölse eines Stecknadelknopfes hatte, zwilchen beiden Saamen- gängen in die Scheide öffnete, Die Stelle der Eyerftöcke nahmen wahre, mit Saamengängen verfehene Hoden ein, welche er, nebft den Nebenhoden, durch die erftern mit Queck- filber anfüllte.e Hinten und zu beiden Seiten der Scheide lagen zwey grolse, längliche Säckchen, in welche fich die Saamengänge öffneten, und die fich gegen das Ende der Scheide mit den fehr vollkom- Z2 33@ u, men entwickelten Vorfteherdrülen verbanden. Diefe kingen gleichfalls [ehr deutlich mit den Saamengän- gen zulammen. Hoch oben lag, dicht neben dem linken Hoden, und mit ihm durch Blutgefälse ver- bunden, ein dünner Körper, von der Structur des Eyerftockes und im Hodenfacke kleine , gleichfalls eyerltockähnliche Körperchen, welche Mascagni in der That auch für Eyerfiöck&hält, Die Ruthe war normal ). Der Gegenftand der Borkhaulen’[chen Beob- achtung ilt ein Widder 0), deffen Gefchlechtstheile fich fogar fo vollkommen verdoppelt hatten, dafs er die Begattung, wiewohl ohne Erfolg, auf beiderley Art vollzog. B orkhaufen [ahe ihn zweymal weib- liche Schaafe befpringen, doch kam wegen der un- vollkommenen Bildung der Ruthe, die nur einen Zoll lang hervortrat, kein wahrer Beyfchlaf zu Stan- de. Bey der Unterfuchung des lebenden Thieres fand man eine [ehr kleineRuthe, und einen, bis zum Unterleibe in zwey Hälften, deren jede einen Hoden enthielt, getheilten Hodenfack. Hinter den Hoden fand ich ein Anfatz zu einem mit vier Warzen ver- fehenen Euter, ftatt dafs die Schaafe gewöhnlich de- ren nurzwey haben und eine normale weibliche Schaam. Bey der Section des beftändig unfruchtbar gebliebenen Thieres fand Borkhaufen die Harn- röhre von der Harnblale an eine Strecke lang ein- 7) Atti di Siena. Tom. VII. p. 201 —20g. o) Rheinilches Magazin zur Erweiterung der Naturkunde, Gielsen 1793, Bd, I. $. 608 — 624. a 331 e fach, zuletzt aber in zwey Gänge getheilt, von de- nen der weisere in die weibliche Schaam, der’engere, . in den kaum eineKlavierfaite gebracht werden konn- te, in die Ruthe führte. Das Thier hatte daher den Harn immer nur durch die weibliche Schaam in ei- nem vollen Strome gelallen, aus der Ruthe war er nur getröpfelt. Die Hoden waren normal gebildet, allein gröfser als gewöhnlich, und bekamen zwey Starke Saamenarterien.' Die Aufrichter der Ruthe waren klein, die Vor- fteherdrüfe undeutlich ; dagegen aber fand Aich im Becken eine normale weibliche Gebärmutter , die nur kleiner als fonft, aber mit den gewöhnlichen Bändern verfehen war. Die Trompeten waren nicht hohl, die Eyerftöcke fanden fich, waren auch voll Eyer, aber in einer [tarken Haut eingelchloflen, die Scheide völlig regelinälsig entwickelt. Auch Hunter p) fand eine beträchtliche Zu- Sammenfetzung doppelt gewordener männlicher und‘ w weiblicher Organe hey einem Zwitterrinde, deflen - äufsere Gelchlechtstheile fogar kleiner als bey der Kuh waren, Die Scheide zog fich von der Harnröh- renöffnung aus zu einem engen Gange zufammen, der fich in zwey Hörner theilte, an deren jedem ein | Eyerftock [als. Aufser dem Eyerltock aber fand - fich aufjeder Seite, neben ihm, ein Hode, der die - Geltalt und Gröfse einer Muskatennufs hatte. —_ p) Obflervations on different parts of animal oeconomy, In der Ueber[. S. 80. No, U, 332 % — Die Fallopifchen Trompeten fehlten. Eben fo waren auch die Saamengänge \mangelhaft entwi- ckelt, indem beide fich gegen den Hoden blind en- digten, ungeachtet fie fieh mit einer offnen Mündung neben der Harnröhre in die Scheide öffneten. Zwi- {chen der Blafe und Gebärmutter lagen die zu klei- nen Saamenblafen, deren Gänge [ich neben den Saa- mengängen in die Scheide einmündeten. Auch bey einem E[elszwitter f[ahe er die Oyvarien und Hoden doppelt 4), Aeufserlich fand fich ein fehr grolser, fünf Zoll langer, kitzlerähnli- cher Theil. Die Scheide war ein kurzer Blind[ack, an deffen Grunde die hohle Gebärmutter, die hch in zwey Hörner theilte, abging. Die Trompeten fehl- ten, die Ovarien aber lagen an der gewöhnlichen Stelle. Von den beiden Bändern ging ein von der Scheidenhaut bekleidetes rundes Mutterband bis zum Bauchring und in'der Scheidenhaut lagen die, aber mit keinen Saamengängen ver[ehenen Hoden. Unvollkommner doppelt fand er die gemilchten Gelchlechtstheile in einem andern Falle 7) bey ei- nem Zwillingsftier, der einen mehr weiblichen Habi- tus als gewöhnlich hatte. Die Euter waren im Ver- gleich mit den Eutern der Kühe klein, aber gröfser als fie bey Zwillingsltieren gewöhnlich: find. Die Scheide, deren Anfang normal war, endigte fich nicht weit über der Harnröhrenöffnung; fetzte üch 4) Ebendaf. S. 75. r) Ebendaf. S. gr, No, I: aber jenleit diefer Stelle fort, war aber, fo wie die Gebärmutter, nicht hohl. Diele theilte ich in zwey Hörner, an deren Enden die Ovarien auflalsen. Von den Hoden fand fich keine Spur, und: nur längs der Seite der Gebärmutter ein unterbrochener Saamen- gang. Die Saamenblafen dagegen waren normal, wand neben den Saamengängen an der[elben Stelle als im vorigen Falle geöffnet. Noch weniger vollkommen war. die Duplieität in einem dritten Falle, wo fich bey einem Zwillings- ftier 1) eine blindgeendigte Scheide, an deren Grund ein zweygehörnter Uterus aufltieg; 2) an der Stelle der Eyerltöcke zwey Körper, die wenigftens zwan- zigmal grölser als gewöhnliche Ovarien waren, Saa- znenarterien,, wie beym Stier, und einen wahren Kremalter erhielten, aber durch ihre, Structur fich durchaus vom Hoden unter[chieden, auch keine Saa- ‚mengänge abfchickten; 3) normale Saamenblafen, und 4) ein Mittelding zwifchen Ruthe und Kitzler fanden s). Einen fehr ähnlichen Fall befchreibt und bildet auch Leigh t) ab. Er fand bey einem zweymo- natlichen Lamm, mit äufsern männlichen Genita- lien, aber ohne Hoden/ack, im Unterleibe die Gebär- mutter an der gewöhnlichen Stelle. Sie war durch die gewöhnlichen Bänder befeltigt, die Trompeten gingen von den Enden ihrer Hörner ab, aber die s) Ebendal. $, 79. No. I. £) Ausgew. an. pathol. Abb. Leipzig 1810. No. Ill, S, 23 ff. a, d, Engl. 334 Hörner felhft enthielten keine Cotyledonen, An der Stelle des Muttermundes fand fich eine dicke, halb- mondförmige Klappe, [lo wie an der Stelle der Schei- de ein nach unten blind geendigter Beutel. Die Ovarien fehlten, die Trompeten aber gelangten zu zwey, vollkommnen Hoden ganz ähnlichen Körpern, von denen ein, dem Queckfilber permeabler Neben- hode und Saamengang abging, um fich an der ge- wöhnlichen Stellein die Harnröhre zu fenken. Die Saamenblafen und Ruthe waren völlig normal, die Harnblafe nicht mit der Scheide, fondern der Ru- the verbunden. Dielen Beyfpielen kann ich [elbft die Befchrei- bung der merkwürdigen Genitalien eines achtmonat« lichen Ziegenzwitters beyfügen, welche ich der Güte eines vortreflichen Arztes der hiefigen Ge- gend, des Herrn Medicinalraths Brunn zu Köthen, verdanke. Sie wurde anfangs für weiblich gehalten, bis fich fpäter die Charaktere der Männlichkeit ficht- bar entwickelten. Sie bekam einen [ehr behaarten Kopf, [tark behängten Hals, wurde in der Brunft- zeit, wie die gewöhnlichen Böcke, nach Ziegen be- gierig, und zeigte auch den eigenthümlichen Geruch derf[elben. Die äufsern Genitalien er[cheinen auf den er- Iten Anblick faft durchaus weiblich. Sie liegen, wie bey den weiblichen Thieren, unmittelbar vor der Afteröffnung. Unter einer anlehnlichen Vorhaut be- findet fich eine ungefähr neun Linien lange, Ltark nach unten gekrümmte Eichel, die fich mit einem —— 335 angefchwollenen Knopfe endigt, unter ihr eine Grube von. der Tiefe und Weite einiger Linien. Von hier aus verläuft eine ein und einen halben Zoll lange haarlofe Furche nach hinten, welche in der Entfer- zung eines Zolles vom After durch die Haut des Mit- tellleilches gefchloffen, und in einen Kanal verwan- delt wird, Diefer Kanal ift der hintere, [tark mus- kulöfe Theil der Harnröhre, der ganz männlich ge- bilder if: 24 Ueber der angegebenen Furche liegt, aber Sehr [tark gewunden und auf einen kleinen Raum zulammengedrängt, der Zellkörper der männlichen “_ Ruthe, der wenigftens beynahe die gewöhnliche Län- ge hat. -Er, wie die Vorhaut, ilt mit den gewöhn- lichen Muskeln verfehen. Schon in der Bildung der Ruthe ift allo Ver- [chmelzung der männlichen und weiblichen Bildung Sehr deutlich. Diele Zufammenletzung [pricht ich noch ftärker durch die Anordnung der innern Geni- “talien aus. Der muskulöfe Theil der Harnröhre nemlich fpaltet lich in feiner Mitte in zwey Aelte. Der vor- dere, die eigentliche Fortfetzung deffelben , führt zur Harnblafe, der hintere zu einem weiten, mus- kulöfen, dünnhäutigen Sacke. Diefer ift in feinem untern, zwey und einen halben Zoll langen Theile, ein und einen halben Zoll weit, verengt [ich aber oben plötzlich und zugleich verdicken fich feine Wände bedeutend, Diefer engere und dickere Theil fpringt mit einem halbmondförmigen Rande in den 336 er untern etwas hervor, der ihn um einen halben Zoll überragt. Nachdem er [elb[t ungefähr ein und einen halben Zoll hoch nach oben geltiegen ilt, fpaltet er fichin zwey, unter einem [pitzen Winkel voneinander weichende Hörner, die fich mit einer etwas vereng- ten Mündung in ihn öffnen, deren Höhle zwar wei- zer als diefe Mündung, aber überhaupt enger als die feinige ift. Das rechte diefer Hörner ift um die Hälf- te kleiner als das linke. Beide find blind geendigt. Sie wenden fich nach aufsen und oben gegen zwey zundliche, vollkommen hodenartige Körper, die fie aber nicht erreichen ‚ fondern [chon einen halben Zoll früher aufhören, Indef[fen find fie durch eine Peritonealfalte mit ihr verbunden. Von diefen Körpern ift der linke in demfelben Verhältnifs bedeutend kleiner wie der rechte, als das linke Horn das rechte an Grölse übertrifkt. Von dem äufsern Ende beider entfteht der Ne- benhode, der an dem entgegengeletzten Ende in den Saamenabführungsgang übergeht. Dieler fteigt auf beiden Seiten an dem äufsern, gewölbten Umfange des re[pectiven Hornes herab, und letzt fich bis zu dem untern Ende des obern zulammengezogenen "Theiles des einfachen Sackes fort. So lange diefer Gang neben dem Horne herabfteigt, ift er zwar ge- nau an daffelbe geheftet, aber leicht von demfelben zu trennen und als eigner Gang darzuftellen, allein, längs dem einfachen Theile ift er [o genau mit der Suhftanz deffelben verfchmolzen, dals er durchaus 337 nicht davon getrennt werden ‚kann, [ondern in der Dicke feiner Wände verläuft. Dicht unter dem untern Ende des letztern, da, wo erin den weiten Sack tritt, öffnet fich der Saa- .mengang auf jeder Seite in einen erweiterten, in der vordern Wand des Sackes herabfteigenden Kanal, der fich bis zu der Stelle, wo der Sack fich in den mus- kulöfen Theil der Harnröhre öffnet, herab erltreckt, aber hier blind endigt. Die blinden Kanäle beider Seiten find in der Mittellinie durchaus von einander durch eine liniendicke Scheidewand , und eben fo nach hinten durch das hintere Blatt der vordern Wand des Sackes von der Höhle des letztern ge- trennt, In den blinden Gang einer jeden Seite öffnet fich, ungefähr einen halben Zoll unter dem Eintritte des Saamenganges in fein oberes Ende, durch einen kurzen, mit einer weiten, durch eine Klappe ver- fchloffenen Mündung verfehenen Gang, eine conglo- merirte, längliche, beynahe einen Zoll lange Drüfe, und unter diefer, in derfelben Entfernung, und auf diefelbe Weile eine weit kleinere, mit einer weiten Höhle ver[ehene. Offenbar hatten fich hier den männlichen, zum Theil durch Mangel vollkommner Entwicklung des vordern Theiles der Ruthe, zum Theil durch Zurück- bleiben der Hoden an der urfprünglichen Bildungs- ftätte den weiblichen ähnelnden Zeugungstheilen 338 en auch noch weibliche angebildet, indem der weite ‚dünne Sack nichts als die Scheide, und der über ihn befindliche zweygehörnte, die Gebärmutter ift. Die weiblichen Genitalien waren unvollkommen, fofern. ihnen die Ovarien und die Trompeten fehlten, indel- fen vollkommner als die männlichen, [ofern he fich nach aufsen öffneten, und, wie gewöhnlich, die Harnröhre aufnahmen, während jene nach unten verfchlolfen waren, Diefe waren durch vollkommne Ausbildung der Hoden und die Anwelenheit der Vorfteherdrüfen und der Cowperlfchen auf der andern Seite [ehr vollkommen. Merkwürdig ift es, wie die Entwicklung der männlichen und weiblichen Genitalien fich gegenlei- tig gehemmt hatte, indem auf der Seite des gröfsern Hoden fich das kleinere Gebärmutterhorn befand, und umgekehrt. Merkwürdig ift es auch, wie die einander ent» fprechenden Theile, die Saamengänge und die Ge- bärmutterhörner genau an einander geheftet verlie- fen, gerade, wie bey den meilten Galteropoden, unter den Mollusken, der Saamengang und der Ovi- duct dicht neben einander verlaufen, und bisweilen felbft ganz oder [treckenweile zu einem Gange werden. Wirft man nun einen Blick auf die Reihe der Zwitterbildungen, fo fieht man deutlich, dafs falt alle Stufen derfelben normalen Thierbildungen ent- 339 fprechen. Die Grölse des Kitzlers findet man in den Affenweibchen wieder; die mehr oder weni- ger vollkommne#“Spaltung oder die Imperfora- ‚ tion der Ruthe im Ai, mehrern Vögeln, den Schildkröten, ihre Kleinheit bey den meilten Vögeln und Reptilien; den fcheidenähnlichen Gang in einer Vertiefung zwilchen der Ruthe und dem After bey den Cavien, welche eine ähnliche Feuchtigkeit abfondert. Dals diefer Gang, wo er fich beym Mann findet, Scheiden- und Gebärmutter- rudiment fey, beweilt unwiderleglich die Modifica- tion feiner Form bey den verfchiedenen Thieren, welche genau mit der Modification der Gebärmutter- forın übereinftimmt. Einfach beym Menfchen ift er gelpalten beym Thiere. Der Entwicklung einer [eit- lichen Verfchiedenheit, [fo dafs fich auf der einen Seite die anfangs indifferenten Organe männlich, auf der andern weiblich ausbildeten, entf[pricht die Bil- dung der meiften Bauchfülsigen und Flügel- fülsigen Mollusken, wo fich die bey den Ace- phalen einfachen, aber in allen Individuen blofs weiblichen Genitalien in demfelben Individuum in männliche und weibliche, aber [lo gefchieden haben, dafs beide nicht paarweile, Sondern einfach find, wie auch bey den Galteropoden mit getrennten Ge- fchlechtern nur ein Hode und ein Ovarium vorhan- den find, bis höher hinauf auch die in verfchiedenen Individuen verfchiedenen Organe wieder Paarweile erfcheinen, Den Bildungen endlich, wo fich nicht blofs die anfangs gleichförmigen Organe ver[chie- 340 — dentlich diferenzüirten, [ondern neue, paare Organe zubildeten, den höchften Zwitterbildungen, wovon fich beym Menfchen nur [chwache Andeutungen Äin- den, würden, nach Cavolini, als conftante, nor- male Thierbildungen die Anordnung der Genitalien der Perca marina und P. cabrilla L, entfpre- chen , wenn es mit Beftimmtheit erwielen wäre, dals die über[chüffgen Theile wirklich zum Gelfchlechts- apparat gehörten. — ‚ 341 Mangel des mittleren und freyen Theils des Balkens im Menlchen- gehirn, vom Prof. Reil, Eine Frauensperfon von einigen dreifsig Jahren, die fonft gelund, aber [tumpfinnig war, doch, wie einige Fexe, von dem Dorfe, wo fie wohnte, für andere in die Stadt gehn und gemeine Bothfchaften ausrichten konnte, fiel auf einmal vor einem Bäcker- laden um, und [tarb [chlagllülßg, Bey der Oeffnung des Kopfs fand man, aufser einer mäfsigen Anfül. lung der Hirnhöhlen mit Waller, dafs der Balken in feiner Mitte, der Länge nach, getrennt war, oder, dafs vielmehr der mittlere und freye Theil de[felben _ in feinem ganzen Verlauf fehlte, die Sehhügel blofs lagen und die beiden Hirnhälften blofs durch die Com- miffur der Sehnerven, durch die vördere Commilfur, die Haube der Hirnfchenkel vor der Brücke und durch die Vierhügel zufammengehalten wurden. { Vorn fehlte das ganze Knie und der Schenkel - des Balkens, allo auch die Scheidewand, die inwen- dig in dem Knie liegt. Die vörderen Hirnlappen waren auf ihrer inneren Fläche, bis an die Commil- fur der Sehnerven und die vördere Commilfur, völ. 342° lig getrennt, und die Stelle ihrer inneren Fläche, wo das Knie und der Schnabel des Balkens in fie hätte eingreifen [ollen, war mit eben den Windungen be- deckt, womit gewöhnlich die Oberfläche des Gehirns bedeckt ift. Eben fo fehlte der mitilere und hintere Theil des Balkens, mit dem aufgeletzten Wulft. . Die Zwillingsbinde entfprang, wie gewöhnlich, aus den Thalamis, formirte die Knöpfchen, [tieg von denfelben hinter der vörderen Commiffur auf- wärts, flols zu heiden Seiten mit der Decke der Hirnhöhle, die unmittelbar unter den Längen - Win- dungen fortgeht, zulammen, und bildete mit ihr ei- nen glatten und abgerundeten Rand, krümmte fich um den hinteren Theil der Sehhügel herum, drang in die ablteigenden Hörner ein, formirte fich in den- felben auf die gewöhnliche Weife und endete mit den linken. Ob diefer Defect urfprünglicher Bil- dungsfehler war? So [cheint es, weil blos der mitt- lere Theil des Balkens fehlte, alle andere Theile un- verfehrt, die Ränder glatt und abgerundet waren, und an dem Orte Windungen lagen, wo das Knie des Balkens in die Hämifphären hätte eingreifen fol- len. Allein Ränder der Defecte, die durch blofse Einfaugung entftanden find, find an [ich fchon glatt, und diefelben haben ich allmählig abrunden können, wenn der Defect durch einen Wallerkopf in der Kindheit entftanden war. Die Gegend der Hämi- fphären, wo das Knie hätte eingreifen follen, war mit / i J Su 543 nit Windungen bedeckt! Aber es können fich auch Windungen bilden, z, B. auf der grolsen Hirn- klappe. Man hat zwar [chon einzelne ähnliche Beob- achtungen, dafs der Balken im Menfchengehirne ge- fehlt bat, ja er verkürzt fich oder zieht fich in den Quadrupeden, befonders in den Känguruhs , von» feinen Extremitäten immer enger gegen [eine Mitte zulammen, bis er in den Vögeln ganz ver[chwindet, Bey den Filchen erfcheint er in einzeln Gattungen wieder. Indefs bleibt doch diefer Mangel des Bal- kens in einer gedoppelten Hinficht merkwürdig, theils in Beziehung der Bildungsgefchichte, wenn er urlprünglich gewelen feyn folle, wo er ein Zurück- bleiben auf einer niederen Bildungs[tufe andeutet, theils in Beziehung auf die Phyfiologie des Gehirns, wo der Mangel eines [fo bedeutenden Theils im Hirn- bau ohne gänzliche Zerrüttung des Zulammenhan- ges der Seelenkräfte ein Beweis ift, dafs die Hirn- functionen nicht an fixe Formen gebunden find, [on- dern gleichfam aus dem Brennpunkt ihrer dynami- Schen Spannung nach allen Richtungen ausgehn und auf die Theile fallen, die eben in diefer Richtung liegen, wie fie übrigens auch geftaltet feyn mögen. Dafs das 'Gehirn gewöhnlich einen fixen Typus [ei- - ner Bildung habe, widerlpricht diefem nicht, da es einerley Organismus des thätigen ift, der urfprüng- lich geftaltet und nachmals als freye Activität an die Gebilde hervortritt. Die plötzliche Entftehung des Archiv f, d. Phyfiel. XI. Bd, III. Heft, Aa 544 —— Schlagfluffes bey Jahrelang vorausgegangener und unveränderter organifcher Ur[ach ift auch hier, wie überhaupt merkwürdig. Sein Wefen muls darin beftehn, dafs das Vitale plötzlich das Beharrliche verläfst, und das Gehirn in ihm ohngefähr in dem nemlichen Zuftande fich befindet , in welchem die - Finger find, wenn fie abgeftorben find. ——— 345 Nachträge zur Anatomie des gro- fsen und kleinen Gehirns, vom Profellor Reil. Achte Fortletzung. XXI. Nachträge zur Anatomie des grolsen Gehirns, BB, der Schwierigkeit der Zergliederung einer wei- chen, fcheinbar homogenen, ganz unbekannten und - doch höchft verwickelten Organifation, deren Fun- ction uns wenigftens gegenwärtig noch gar keinen Auffchlufs über ihren Bau giebt, war es voraus zu fehen, dafs fortgeletzte Unterfuchungen das Vorige berichtigen und zu neuen Entdeckungen führen wür- 2 een den *). Demnach liefere ich gegenwärtig einen ([ol- Aaz j *) Durch immer gröfsere mechanilche Fertigkeit in der Zer- gliederung, durch fortgeletzte unermüdete Unterfu- chung, durch künftige Injectionen der Gefälse, durch Beobachtungen des Bildungsprocelles des Gehirns in . den Früchten der (Juadrupeden und durch eine durch die Thierreibe durchgeführte vergleichende Unterfu- chung des Gehirns, hoffe ich dies Ponfum, wenn os 346 — chen Nachtrag, befonders zur Anatomie des grolsen Gehirns, und füge demfelben eine in der Materie wichtigere und in der Form gelungenere Zeichnung bey. Aber die Conception inftructiver Zeichnun- gen des Gehirns hat ihre grolsen Schwierigkeiten, wovon fich jeder überzeugen wird, der. den Ver- fuch machen will, Denn theils ift es [chwer, das Innere eines Organs klar darzultellen, welches in eine kuglichte Malle zulammengewickelt ift, theils ilt es Schwer, [eine Theile, die man nur [tückweile präpariren kann, in ihre natürlichen Grölsenverhält- nilfe wieder zulammen zu [tellen, Die hinter der Brücke dicht an einander liegen- den Anfänge der zwey Hirn[chenkel (Py- ramiden) breiten fich auf ihrem getheilten Durch- gang durch die Lagen der Brücke und vor derfelben von hinten nach vorne, von unten nach oben und von innen nach aufsen allmählig wie ein Fächer aus. Dadurch bleibt zwilchen beiden oben ein Raum of- fen, der vom Balken zugedeckt wird und die grofse r auch grols und [chwierig ift, noch vor meinem Tode zu vollenden, zumal da mir nach und nach mein klei- nes Inftitut, das unter meiner Leitung für die Cultur der Phyfik der Organismen thätig ift, und drey fähige und Afleifsige junge Männer, Herrn Dr. Sigwart, Me- ckel und Witfack zu Gehülfen hat, zu Hülle kömmt, und nächltens neben der Arbeit des Herrn Dr. Mofovius über die thierilchen Concremente, die Anatomie desFifch-, Vogel- und Quadrupeden - Gehirns liefern wird. nn — 347 Hirnhöhle bildet. Beide in ihrer Vereinigung bilden den Kern des grolsen Gehirns. Der Balken zieht fich in feiner Mitte von vorn nach hinten gegen feinen Mittelpunkt zulam- men, "indem er ich vorn. als Schnabel umbiegt, hin. ten fich als aufgefetzte Wulft aufrollt. Dagegen Iprin- gen [eine „vier Ecken, vorn radförmig, wie ein Pfauenfchwanz, und hinten als zangenförmige Pro- ductionen vom Mittelpunkt gegen . die Peripherie vor. Um die äulsere Fläche des Balkens bequem unter[uchen zu können, mufs man theils das Hirn in feiner Längenaxe in zwey gleiche Hälften theilen, theils das ungetrennte Hirn nehmen, aber die He- ımifphären, etwa einen halben Zoll über dem Balken ahfchneiden. An dem letzten Praeparate bricht man nın die Längenwindungen,, ‚die unmittelbar auf dem Balken liegen und die Längenbänder enthalten, gegen die innere Wand der Hemilphären zu auf, und zieht hie dann, mit den Längenbändern, rundum ab, vor- wärts um die Krümmung des Balkens herum, über den Schnabel weg, bis an die Leiftchen, rückwärts bis zur Seitenwindung, die das abfteigende Horn be- gleitet. Dann kehrt man das Gehirn um, die Grund- - fläche nach oben gekehrt, und bricht noch die Win- dungen an der inneren Fläche der vörderen Lappen von innen nach aufsen weg, die zu beiden Seiten 348 — auf der radförmigen Radiation des gekrümmten Bal- kens fitzen, damit der Schnabel frey werde. Nun fieht man, dafs der Schnabel abgeftumpft, und mit einem glatten Rande, etwa einen [tarken Viertel-Zoll vor der vörderen Commilfur endet. Von dielem Rande de[lelben läuft eine Rinne rückwärts, die durch die Duplicatur des Epitheliums gebildet wird, welches die vörderen Hörner der grofsen Hirn- höble auskleidet und die Scheidewand bildet. Diele Rinne theilt den Fuls der Scheidewand ([. No. XVIIL) und läuft mit ihr parallel. An diefer Rinne gehn zu beiden Seiten zwey Leifltchen fort, die vom hin- teren Rande der Siebplatte kommen, am hinteren und inneren Rar.de der vörderen Hirnlappen gegen die vördere Commilfur zu aufwärts [teigen, an jener Rinne fortgehn, und aus einem Bündel von Mark- fafern beftehn, die mit der ungenannten Markfub- Stanz zufammenhängen. Diefe Leiftchen begrän- zenjene Rinne. Von denfelben gehn zuweilen hell- weilse Fäden ab, die meiftens in das blinde Loch über dem Schnabel eindringen und [ich in die Schei- dewand verlieren, zuweilen aber auch auswendig auf dem Schnabel fortgehn, fich um den vörderen Theil des Balkens herumkrümmen, und auf deffen oberen Fläche mit der linea Lancifii zulammenfallen. An der vörderen Extremität diefer Rinne bildet fich I zwifchen diefen Leiftchen, der Duplicatur des inne- ren Epitheliums und dem Rande des Schnabels ein blindes Loch, das über den Rand des Schnabels eindringt. Jene Leiltchen I[chliefsen von oben, und — "349 die um die Hirnfchenkel herumkommenden Sehner- ven von unten einen rhomboidalilchen Raum ein, in dellen kurzem Durchmeller eine dünne nervöle Membran liegt, die von der hinteren Extremität der Rinne an, mit welcher fie an die vördere Commil- fur ftöfst, hinter dem Leiltchen zur oberen Fläche der Commilfur, der Sehnerven abwärts [teigt und die _ dritte Hirnhöhle vorn zufchliefst, die unten von der Commilfur der Sehnerven, dem Tubere cinereo, dem Knöpfehen und derjenigen Rinne gelchloffen wird, welche vom Aquäduct, auf der Haube der Hirnfchen- kel, gegen den Trichter zu, herabläuft. Der vördere, nach unten umgekrümmte und als Schnabel endende Theil des Balkens, ift in der Mitte am meiften gegen den Mittelpunkt zurückge- zogen, aber feine beiden Ecken [pringen vor, entfalten fich radförmig, wie Pfauen[chwänze, die vertikal und mit ihren Wölbungen fich gegenüber ftehn, und den Windungen der inneren Fläche der vörderen Hirnlappen zur Unterlage dienen, die man mittel[t eines oberflächlichen Bruchs leicht von ih- nen abtrennen kann. Der Rand, mit welehem der Schnabel endet, ift in der Mitte am kürzeften, Die Seitentheile deffelben Springen rückwärts und ab- wärts vor der Mitte vor, verdünnen fich, Stolsen rückwärts an die Leiftchen, und abwärts an die Sieb- platte an, und gehn in diefe Theile über, fo, dafs die Windungen der inneren Fläche der vörderen Lap- pen, an deren hinteren und unteren Ecke, mit ei- ner dünnen grauen Lage gegen die Leiftchen zu aus- 33e ET laufen. _Bricht man, etwa einen Viertel- Zoll über der Rinne, der Siebplatte gegenüber, ein, und rich- tet den Bruch tiefer, und [o, dafs man die Windun- gen der inneren und unteren Fläche der vörderen Lappen leitwärts und auswärts überbiegt , fo geht der Bruch unmittelbar unter dem grolsen Hirngan- glium fort, und man fieht nun, dafs die tieferen Ra- diationen des Schnabels mit den Strablungen des hakenförmigen Bündels, im Eingang der Sylvilchen Grube, zulammenflielsen, und in die äufsere Be des grolsen Hirngangliums übergehn. Bricht man an einem ungetrennten Gehirn, an dem blofs die Hemilphären nahe über dem Balken abgeftutzt find, unter den Längenwindungen wage- recht über dem Balken ein und nimmt diefelben weg; fo erfcheint der Balken noch einmal [o breit, und behält bis jenfeits des äufseren Randes der Längen- bänder und der Rinne, in welcher die Längenwin- dungen liegen, [einen eigenthümlichen bündlichten Bau. Aber auswendig von jenen Rinnen ändert fich der Bruch, wird mulchelförmig, und die Strahlung geht in die Windungen fort, die auf der inneren Flä- che der Hemifphären liegen und den Balken zunächft umgeben. Die Strahlung [teigt im Scheitel der He- milphären gerade aufwärts, geht vorn vorwärts und abwärts und hinten rückwärts, allo der Richtung der Windungen und.den Radiationen des Balkens paral- lel. Diefe Formation mufs man an einem der Län- ge nach getheilten Gehirn beobachten, von dem man ein Hemilphärium mit der inneren Fläche gegen fich ir 358 legt, und nun die Längenwindungen rundum und oberflächlich wegbricht. Rückwärts [chlagen fich jene Längenwindun- gen um den hinteren Theil des Balkens herum, und gehn in die Windungen über, die die abfteigenden Hörner begleiten. Gerade da, wo jene Windungen fich von oben nach unten um den Balken herum bie- gen, drückt man lie feitwärts und rückwärts ab, und ° werfolgt den Bruch theils rückwärts, nach der Lei- tung der zangenförmigen Productionen des Balkens - in die hinteren Hirnlappen , theils gegen die Win-. dungen zu, die die abfteigenden Hörner begleiten. Auf diefe Weife entblölst man die zangenförmigen Productionen des hinteren Theils des Balkens, die bis in die Spitzen der hinteren Hirnlappen dringen, und entblöfst zugleich die auf feiner unteren Fläche liegende aufgefetzte Wulft, welche durch Umkrem- pelung deffelben entfteht. Diefe aufgeletzte Wulft breitet fich oben auch gegen die Seiten zu [trahligt aus, aber diefe Radiationen gehn in die unteren Wände des hinteren und abfteigenden Horns. Sie fchliefsen fich nemlich an die zangenförmigen Pro- ductionen an, überziehn die blafigte Erhöhung der inneren Fläche der unteren Wand des hinteren Horns, die unter dem Namen des kleinen Flufspferdefufses bekannt ift, und einer tiefen Grube entfpricht, 'wel- che an der inneren und unteren Fläche des hinteren Lappens liegt, gehn dann in gerader Linie feitwärts, biegen fich nun immer mehr vorwärts, geben Bündel an die Windungen, die an die Seitenhörner fort. 552 man laufen, und fchliefsen fich endlich an die Zwillings- binde an, und bilden mit ihr die Rinne, in welcher fich die graue Subftanz des Kolbens [ammlet. So biegt fich eigentlich auch der hintere Theil des Bal- kens, wie der vördere, um, nur dals hier der umge- bogene Theil in der Mitte fich aufletzt, und fich dann feitwärts (trahligt ausbreitet, mit einer oberen Ra. diation, die als Tapete die oberen Wände, und mit einer unteren, die die unteren-Wände des hinteren und Seitenhorns überzieht. In den Quadrupeden - Gehirnen, die ich unterfucht habe, ift der umgebo- gene hintere Theil des Balkens getrennt von dem oberen und nicht aufgeletzt, wie vorn beym Schna- bel. . Noch habe ich bey der äufseren Fläche des Bal- kens einiges über die Endigung der Längenbän- der nachzuholen, derenLage und Lauf vorher [chon im Allgemeinen befchrieben ilt. Beide machen einen fichtbaren Eindruck (Furche, Rinne) auf jeder Seite im Balken. Vorwärts krümmen fie fich um den Balken herum, nähern fich auf dem ‘Schnabel einander, werden [chmäler und zarter, zuletzt faft fadenförmig, (alfo zulammengehalten) und enden, dem kleinen Loch gegenüber, in dem Winkel, den ‘das Ende des Schnabels mit den Leiftchen macht, in welchem Winkel auch die den Balken begleitenden, um den Schnabel fieh herumkrümmenden Längen- windungen der inneren Fläche der Hemifphären aus. laufen. Am hinteren Theil des Balkens krümmen fich auch die Längenbänder mit den Längenwindun- u — 353 gen um ihn, wo man nach ihrer Wegnahme einen " tiefen Eindruck fieht, und um die zangenförmigen Productionen delfelben herum , fahren dann aber Strabligt aus einander, werfen eine zarte Radiation unter der Radiation hin, die von der aufgeletzten. Wulft kömmt, und die innerfte Schicht der unteren Wände des hintern und abfteigenden Horns bildet, und kreutzen fich mit derfelben. Die anderen und Stärkeren Bündel fallen mit der Markfubftanz der Windungen zulammen, die an den. abfteigenden Hör- nern fortgehn. Jene Längenwindungen, mit den in ihnen enthaltenen Längenbändern, die von denLeift- chen an, über den Balken fort, immer in gleicher Entfernung von einander fortlaufen, entfernen fich rückwärts, auf der unteren Hirnfläche von einander, damit fie um die Hirnfchenkel und Sehnervenhügel berumkommen, für deren Durchgang fie einen ey- förmigen Auslchnitt frey lalfen, Durch diefe Ent- fernung von einander ift auf der unteren Fläche des Balkens, eine herzförmige Stelle der aufge- fetzten Wullt blols gelegt. - Bricht man tiefer, in der Horizontal- Ebne des Balkens, zwifchen ihm und dem Fufs der auf ilize Sitzenden Windungen ein, lfeitwärts über und gegen die Sylvifche Grube zu, die man vorhen präpariren, muls; [fo kömmt der Bruch in der Sylvifchen Grube, und zwar am oberen Rand der äufseren Kapfel dur&h, und die tieferen Schichten des Balkens [chei- nen mit jenem Rande, in welchem äufsere und inne- re Kaplel zulammenfliefsen, zu münden. Auf diele 354 eg Weile kann man den Kern des Gehirns, Balken- und Hirnfchenkellyftem, von feinen Umgebungen trennen, ihn gleichlam aus den Windungen aus- Schälen, Ich komme nun zur inneren Fläche des Bal- kens. In der Mitte [eines vörderen Theils [teht die Scheidewand. Die radförmigen Seitentheile umfal- fen das ftumpfrunde Ende der gelftreiften Körper; und der Schnabel geht über die Windungen der un- teren Fläche der vörderen Hirnlappen gegen -die vör- dere Radiation des hakenförmigen Bündels im Ein- gang der Sylvifchen Grube fort, wie dies alles bereits oben gefagt ilt., Zwifchen dem Balken und dem ftumpfrunden En- de der geltreiften Körper , alfo an deren vörderen Extremität, liegt ein glatter halbmondförmiger Saum, deffen Mitte am breiteften , deffen Hörner zu beiden Seiten [charf zugehn. Diefer Saum ift dieEin- fallung der vörderen Stäbe des Stabkranzes, die durch die graue Malfe des grolsen Gangliums und der ge- Streiften Körper fortftrahlen, und fich hier wieder in eine Markmaffe (ammlen. Ueber demfelben ftofsen Balken- und ‚Hirnfchenkellyftem zulammen, und man kann von dielem Winkel aus bis in die Spitze der vörderen Lappen durchbrechen. In diefem Bruch hat es das Anfehen, als wenn die Radiationen des umgekrümmten Balkens und die durch die geltreiften Körper durchgehende Radiation des Hirn[chenkels parallel neben einander fortgingen, jene auf der in- neren, diefe auf der äufseren Fläche der vörderen TE 355 Lappen. So wie alfo der hintere Theil des Balkens S zangenförmig fich in die hinteren Lappen des Ge- hirns verlängert, [o verlängert ich der vördere Theil in die vörderenLappen. Der Bau ilt an beiden Fxtre- men analog. Mit den vereinigten Radiationen des Balkens’und der Hirn[chenkel Nielsen noch, auf der äufseren Seite, die Radiationen des vörderen Theils der Sylvifchen Grube, oder die äufsere Kapfel des grolsen Hirngangliums zulammen, und gehn gemein- [chaftlich vorwärts. Auf der äufseren Fläche diefer Radiationen ftehn die Windungen der äufseren Flä- che der vörderen Hirnlappen, wie bey der Belchrei- bung der Sylvifchen Grube angemerkt ift. Der Balken behält überall feine Richtung in der Quere, und mehr oder weniger auch [ein Verhälmifs zur Horizontal-Flhne bey, die Bündel liegen paral- lel neben einander, und blols der vördere und hinte- re Theil deffelben krümmt fich nach unten, wahr- fcheinlich gezwungen durch den Zug des unter ihn fich ausbreitenden Hirn[chenkelfyftems, dem er in “allen-Punkten begegnet. Hingegen [teigen die Hirn- Schenkel , die der Längenaxe folgen und mit dem Balken [ich [chneiden, aufwärts, nehmen den Tha- lamus zum Mittelpunkt, und breiten fich von diefem Mittelpunkt [trablenförmig, nach allen Richtungen vorwärts, feitwärts und rückwärts aus, und begeg- nen daher der Organifation des Balkens in verfchie- denen Raumverhältnilfen *), Balken - und Hirn- *) Nur das Mark ilt gebilder, die graue Mafle überall in Klumpen und Neltern zwilchen dem Mark ausgeltreut, 356 fchenkel- Syftem ftofsen vorn mit einem [pitzen Win- kel zulammen, hingegen erweitert lich derfelbe rück- wärts, hinter den Sehhügeln immer mehr und mehr. Rundum und über den geftreiften Körpern und den oder als Rinde über dallelbe ausgebreitet. Die graue Malle befteht aus Kügelchen, in deren polarilcher Span nung noch Attraction und Expanfion [ich das Gleichge- wicht halten; im Mark überwiegt [chon das Attractive, Daher deflen Bildung. Die Formation des Markes ift fafricht, bündelförmig oder membranenar- tig; die Richtungen der Bildungen find verfchieden, doch fcheinen diefe Richtungen (ämmtlich durch gewil- fe Centralpunkte der bildenden Kraft beftimmt zu werden, Die kreisförmigen und ftrahlenden Rich- tungen find die herr/chenden, z. B. im Bau der Hemi- fphären des kleinen Gehirns, der Expanlion der Hirn- fchenkel von den Thalamis aus, in der Radiation der Sylvifchen Grube, in der Richtung der Windungen des grolsen Gehirns gegen [einen Kern. Andere Bildungen folgen der Längenaxe, z. B. die Schenkel des kleinen und grolsen Gehirns, aber in ver[chiedener Richtung gegen die Horizontal-Ebne, und gehn bald. von hinten nach vorn, bald von vorn nach hinten zu, z.B, die vorderen und hinteren Schenkel dee kleinen Gehirns, Endlich liegen die fämmtlichen fogenannten Commillu- ren, und größstentheils auch alle Nerven in der Quere oder in der Aequatorial- Richtung, und behaupten un- ter allen ihre Richtung aın hartnäckigften, Zuverlällig mufs man diefe Richtungen der Gebilde als Monumente einer Strömung des urlprünglich - thätigen bildenden Lebens und ihr Verbältnils zu einander als Monumente der Befiimmungen eines Central-Punkts durch die an, x deren anfebn, -— 357 Sehhügeln, an deren äulserem Rande, ftofsen Balken: und Hirnfchenkel-Syftem in einem fpitzen Winkel zulammen. In diefen Winkel ift eine faft'unorgani- [che Markmalfe ausgegolfen, die am äufseren kul« bigten Rande den gelftreiften Körper in bogenförmi- gen Productionen bricht, deren eine hinter der an- deren liegt. An den äufseren und convexen Rand diefer Bögen fetzen fich die Radiationen der Sylvi- [chen Grube federförmig an, und diefe Federn bre- chen in die Sylvifche Grube durch. Jene Markmafle wird im Menfchen rückwärts immer dünner, und endet, dem hinteren Rand der Sehhügel gegenüber, netzförmig, hingegen nimmt fie in den Gehirnen der Quadrupeden rückwärts zu, ift der Keim der Ta- pete, und breitet ich als folche über das Hirnfchen- kellyftem aus. In einem von Waller in den Hirm« - höhlen ungeheuer ausgedehnten äufserft merkwürdi- ‘gen Gehirne einer erwach[enen Perfon , begegne- ten fich am äufseren Rande des kulbigten und vörde- | ren Theils der geltreiften Körper, eben da, wo die bogenförmigen Productionen liegen, die Bündel des Balkens und der Hirnfchenkel in gerader Linie, und gingen unmittelbar, durch Anaftomofe, in einander j über. Die Ausdehnung war ganz allein im Kern des Gehirns , nemlich in der Höhle zwifchen Balken- und Hirnfchenkel-Syftem; hingegen waren alle Win- j dungen dicht, nicht gefpalten, alfo durch die innere dehnende Urfache nicht afficirt. In diefer Gegend, dem oberen Rand der Sylvi- fchen Grube gegenüber, S[tölst alles von allen Seiten 358 en zulammen, Balken, HirnIchenkel und die Radiation der Sylvifchen Grube. Auf der äufseren Seite, an der Wurzel des Dachs der Sylvifchen Grube läuft die intermediäre balkenartige Subltanz ‚fort, krümmt fich im hinteren Theil der Sylvilchen Grube um- und abwärts, und geht über die gerade rück- wärts gehende Radiation der Sylvifchen Grube her- unter. Jene horizontale und diefe vertikale Portion krentzen fich in dem oberen und hinteren Winkel der Sylvifchen Grube, wo he zulammenftolsen, was man nur dann und wann bey zufällig günltigen Brü- chen zu Gelicht bekömmt. Diele Subltanz nimmt vorn die Windungen der Decke der Sylvilchen Gru- be auf, verläuft hinten in die dafelb[ft befindlichen Windungen, ift mit mehreren Gefäfsen durchwebt, weicher, lockerer, hat eine gelind- röthlich- braun- tingirte Farbe, durch welche fie fich von der wei- [sen Farbe des übrigen Markes unterf[cheidet. Aufser anderen Zwecken [cheint fie-auch noch zur Verbin- dung entfernter Windungen zu dienen. Im kleinen Gehirn findet man zwilchen dem Kern und Lappen etwas Aehnliches. Um diefe Subftanz zu Geficht zu bekommen, mufs man die Sylvifche Grube präpari- ren, dann die Windungen ihres Dachs, nachdem die Hemilphären vorher abgeftutzt find, von vorn nach hinten zu abbrechen. -Alles dies kreutzt und wirrt fich hier auf eine [o mannichfaltige Weile durch einander, dafs die Organilation hier [chwer zu enträthfeln und es nicht zu befiimmen ilt, ob Bal- ken- — 359 ken- und Hirnfchenkel-Syftem in einander münden, oder neben einander fort in die Peripherie und die Windungen übergehn, oder ob fie gar keine mecha- nifche Verbindung haben, fondern fich blols als dy- namilche Gegenlätze bedingen. Mehr rückwärts, am hinteren Rande der Seh- hügel, wo fich der Winkel zwifchen Balken und Hirn- [chenkel ftärker öffnet, und jene in diefem Winkel faft unorganifche Markmafle netzförmig ver[chwin= det, [cheinen unter diefem Netze die Bündel des Balkens und des Hirn[chenkels in einander zu mün- den, wie dies in dem wafferfüchtigen Gehirn [chon früher und vorwärts gefchehen war. Dann folgt, " noch etwas mehr rückwärts, eine Stelle, wo die Bün- del des Balkens mit, den vom hinteren Rande der Sehhügel kommenden Stäben fich zu kreutzen, oder - wo jene fich vielmehr auf diefe zu feizen [cheinen, was an dem Kupfer aın belten erkennbar ift. Die noch mehr rückwärts liegenden Bündel des Balkens, hinter dem Sehhügel, fallen abwärts und als Tape- te über die Radiation des Hirnfchenkels weg; dies - auf eine [olche Art, dafs die auswärts liegenden Stra- ta früher und höher enden, indem fie lich auf die "Radiation des Hirnfchenkel-Syftems letzen, die in- neren immer tiefer, und über die äufseren wegfallen, fo, dafs die Tapete gegen ihre Gränze zu immer dünner wird. Die zunächft um den hinteren Rand der Sehhügel herumlaufenden Bündel der Tapete -fehlagen fich in das ahfteigende Horn herab, in wel- Archiv f. d. Phyfiol. XI, Bd, I, Heft. Bb 550 chem fie die äufsere Hälfte [einer oberen Wand als Tapete auskleiden. Die innere Hälfte kleidet eine Radiation aus, die mit der hier befindlichen Endi- gung der Taenia zulammenhängt. Nemlich von der Oberfläche der Sehhügel fallen Falern gegen ihren äufseren Rand herab, die fich von vorn nach hinten um diefen Rand, oder den Hals der Sehhügel, win- den, und in Verbindung mit der hier befindlichen Duplicatur des Epitheliums, zur Aufnahme von Ge- fälsen, die Taenia bilden. Die Fafern fammlen fich vom hinteren Rand der Sehhügel, bis gegen ihre hintere Extremität zu, immer [tärker an, bilden ei- nen dicken Bündel, der hart am äufseren Rand der Sehhügel fortgeht und die Strahlung bedeckt, welche von der einen Spitze der hinteren Extremität der Sehhügel ausgeht. Diefer Bündel ftrahlt an feinem äulseren Rande aus und bildet ein Netz, welches, der Tapete gegenüber, die innere Hälfte der oberen Wand des Seitenhorns auskleidet, und dringt dann ins Innere des kolbigten Endes ein, mit welchem der Mittellappen an den Sehnerven und der Siebplat- te adbärirt, was man als die Endigung der Taenia anfehen kann. Zwilchen beiden Radiationen, der von der Taenia und der von der Tapete, geht der Schwanz des geltreiften Körpers bis ans Ende des ablteigenden Horns fort, liegt hier theils | in einer Rinne zwiflchen beiden Radiationen, aus der manihn mit Behutfamkeit herausheben kann, theils breitet er fich zu beiden Seiten über jene Radiatio- nen aus, und hat hier manchmal ein eignes Verhält- \ 361 nils. Einige Male kam es mir nemlich vor, als wenn einzelne Theile delfelben fich in Mark verwandel- ten, das fich in Fäden und Netze auflöfte, wodurch er fich der Natur der Ganglien näherte, die [ich an ihren Rändern in Mark verwandeln. Die Tapete fällt [owohl im hinteren als abftei- genden Horn in die Gränzlinie zwilchen den oberen und unteren Wänden diefer Hörner hinab und endet dafelbft. Auswärts an jener Linie gehn Radiationen theils vom Hirnfchenkel- Syftem, theils von der äufse- ren Kapfel der Sylvifchen Grube von vorn nach hin- ten zu fort, und es fcheint, als wenn fich die Endi- gungen der Tapete mit jenen der Länge nach fort- gehenden Radiationen des Hirnfchenkel - Syftems kreutzten, Endlich endet der Balken mit der aufgeletz- | ten Wulft, die durch die Umkrümmung des Bal- kens von oben nach unten, oder durch [eine Aufrol- lung entfteht. In den Quadrupeden ift er hinten wie vorn, blofs umngekrümmt, nicht aufgeletzt. Der mittelfte Theil der Wulft ift am ftärkften, und ragt am meilten nach innen und gegen den Mittelpunkt ‚des Balkens vor. Von diefem mittelfien Theil an P kommen zu beiden Seiten ein Fafernbündel nach dem anderen aus der Wulft und über ihr hervor, von welchen die erften noch als Tapete an die obere "Wand, die folgenden zu den zangenförmigen Pro- Muctionen und mit denfelben in die hinteren Hirn- lappen gehn, und die übrigen von oben nach unten Bb 2 362 —n ‚ fich umwälzen, und die unteren Wände der hinte- ren und abfteigenden Hörner überziehn, wie oben gelagt ift. Die Radiation des Hirn[chenkels und der Sehhügel, die ich mit einem nicht ganz pals- lichen Namen den Stabkranz genannt habe, um- kreilet den äufseren Rand der Sehhügel. Die vörde- ren Stäbe [teigen von ihrem Mittelpunkt an aufwärts, die mittellten, l[eitwärts liegenden, nähern lich der Horizontal - Ebne, und die hinterften fenken fich wieder herab, [o dafs fe in. der Wellenlinie den Seh- hügel umgeben. Dem gemäls mufs fich auch die grolse Hirnhöhle geftalten. Die erften und vörderen Stäbe des Stabkranzes entftehn nicht vom Hirnfchenkel, [ondern von einer Radiation der kuglichten Ganglien *), welche *) So giebt es auch in dem hinteren Vierhügel - Paar ein Paar Ganglien, die ich die kernförmigen nennen will, und in der fünften Fortletzung XV]. angemerkt, und auf der XI. Tafel fchon abgebildet find. Sie ma- chen den Kern der hinteren Vierhügel und den gröfsten Theil ihrer Subftanz aus, find blofs mit dem Epithelium und einer dünnen Markhaut bedeckt, haben eine eyför- mige Geltalt, ohngefähr die Gröfse eines Gerltenkorns, und liegen mit ihren Spitzen gegen einander gekehrt, Man präparirt fie leicht, wenn man die Schleife von ih- rem Epithelium bis an die Arme der hinteren Vierhügel befreyt, nun das Inftrument in diefem Winkel anletzt, und die Kuppe der Vierhügel über der Schleife abhebt. Dadurch werden die Ganglien, die fitzen bleiben, von! obenher entblöfst, und man kann [ie nun mit leichter 363 über der Radiation der Hirnfchenkel fortläuft, und bey den Thalamis genauer befchrieben werden [oll. Die Nefter der grauen Subftanz find nemlich gegen die inneren Wände der Sehhügel und rückwärts ge- drängt, und löfen fich vorwärts und [eitwärts in markige Strahlungen auf, die gröfstentheils alle in den Stabkranz zufammenfliefsen. Allein die inner- ften Strahlen der in Frage [tehenden Radiation ver- mifchen fich nicht. Einige derfelben gehn mit dem Stabkranz vorwärts, andere, noch mehr naeh innen liegende, krümmen fich um den inneren Rand der Hirnfchenkel als ungenannte Markf[ubltanz herum, und begegnen den äufseren Bündeln des Hirnfchenkels, die von der entgegengeletzten Seite fich gleichfalls um ihn herumkrümmen und auf fei- ner unteren Fläche zulammenfliefsen. Diele unge- nannte Marklubftanz ilt von eigner Art, nicht grau, nicht reines Mark, adhärirt hinten an der Radiation der hinteren Extremität der Sehhügel, und verbindet Sich mit dem äufseren und oberen Rand der Sehner- ven. Von den Stäben des Stabkranzes liegen einer, auch wohl zwey, einwärts von der vörderen Commil- fur, fo dafs ie durch dielelben und nicht vor ihnen - vorbeygeht. Mühe ganz aus[chälen, Sie gehören auch zu der nefler« förmigen Vertheilung der grauen Malle in der Ganglien- kette, und befonders in den Sehhügeln, von der ich bey den Sebhügeln belonders [prechen werde, 364 Erklärung des Kupfers. Tab. XIIL Da diefe Tafel eine Verbe[lerung der IXten ift, fo beziehe ich mich auf das, was ich dafelbft im All- gemeinen über die Vorbereitung und den Entwurf diefer Zeichnung und der in ihr dargeftellten Theile gelagt habe. A.A. Die vörderen, B. B. die mittleren, C. C. die hinteren Lappen des in der Mittelli- nie von unten, und bis in die grofse Hirnhöhle ge- öffneten grolsen Gehirns, von welchem das kleine durch die Durch[chneidung der Hirnfchenkel, hin- ter den Vierhügeln, in D.D. getrennt iift. Links ift die untere Wand des hinteren Horns vom hinteren Rande der Sehhü- gel bis in die Spitze des hinteren Lappens in E. E. aufge[chnitten. Die untere Wand des abfteigenden Horns ift horizontal , und unmittelbar über der Siebplatte von der oberen in F.F. getrennt und aufgebogen, G.G. Das Ende des Kolbens, unter dem Na- men des Flufspferdefufses bekannt, auf der inneren Fläche der unteren Wand, und H.H. die vorftehenden Zähne, mit welchen die graue Subltanz im Kolben zu Tage kömmt. a. Der Schenkel des Balkens, der zu bei- den Seiten von der inneren Fläche der vörderenLap. —— 365 pen und rückwärts’ über der Commiffur der Sehner- ven abgetrennt ift. b.b. Die Linien, auf welchen die Längen- bänder fortlaufen. Einwärts von denfelben ift die Organilation des Balkens falrigt-bündlicht, auswärts hat er einen mufchelförmig - blättrigen Bruch, mit welchem er in die Windungen der inneren Fläche der vörderen Lappen fortftrahlt, die hier e. c.c. c. weggebrochen find, d. Der glatte und gekrümmte Rand des Schnabels, mit welchem der Balken vorn endet, und e. die membranöle Fortl[letzung dellel- ben, die von dem Epitheliun der vörderen Hörner gebildet wird, und mit welcher unten die grolse Hirnhöhle zufchliefst. Die Leiftchen auf diefer Membran und das blinde Loch, was zwilchen ih- nen und dem Rand des Schnabels gebildet wird. f.£ Die in der Commillur zerfchnittenen Sehnerven. g.g. Die in ihrer Mitte zerfchnittene vörde- re Commillur, unter welcher die erften Stäbe des Stabkranzes fortgehn. h.h. Die inneren Wände der Sehhügel, mit welchen fie die dritte Hirnhöhle bilden, und die mit ihnen in gleicher Richtung durchfchnittene Haube der Hirnfchenkel, Zirbeldrüfe und vördere Theil der Varolsbrücke. i. Die Wurzel der Zwillingsbinde,, mit wel- eher fie aus dem Inneren der Sehhügel entfpringt, 366 k. Die Knöpfchen , in welchen fe fich um- fchlägt, und mit denen fie in der Grundfläche des Gehirns hinter dem Tubere cinereo zu Tage kömmt. 1. Der auffteigende Theil der Zwillingsbinde, der gleichfalls in der grauen Maffe verfteckt liegt, die an der vörderen Extremität des Sehhügels liegt, und E als Tuber cinereum fich abwärts drängt, m. Ein Markbündel, welches vom oberen und inneren Rand der Sehhügel an diefen aufliei- genden Alt der Zwillingsbinde fällt und fich mit ihm vereiniget. n. Der dritte Hirnnerve, der zwilchen dem inneren Rande des Hirnf[chenkels und deffen Haube entlpringt. in o. Die innere faferigt-bündlichte Fläche des Balkens, von der die Zwillingsbinde und das Epithe- lium weggenommen ilt. p- Die [trahligte Ausbreitung des Balkens hin- ter den Sehhügeln, die unter der Radiation desHirn- [chenkels fortgeht, und diefelbe als Tapete über- zieht, ihre Ausbreitung an der ganzen oberen Wand des hintern Horns, ihre Strahlung bis in die Spitze des hintern Horns und deren unmittelbaren Verbin- dung mit den zangenförmigen Productionen des Bal- kens (p. p.). g. Die Radiation der Taenia im abfteigenden, Horn, die die innere Hälfte feiner oberen Wand als Tapete überzieht. Zwifchen diefer und der Radia- tion des Balkens läuft der Schwanz des geltreiften, — 367 Körpers fort, und: endet am Extrem des abfteigen« den Horns. r. Der Theil der Tapete, der fich um den hin- teren Rand des Sehhügels herum in, das abfteigende Horn fortfchlägt und die äufsere Hälfte [einer oberen Wand bekleidet. N s. Die Endigung der Tapete in der Gränzli- nie, in welcher obere und untere Wände des hinte- ren und abfteigenden Horns zufammenftolsen; eine [cheinbare Kreutzung der Endigungen der Tapete in diefer Linie mit den Radiationen des Hirn[chenkels und der Sylvifchen Grube, die hier auswärts von die- fer Linie in den hinteren Hirnlappen fortlaufen. t.| Stellen, wo die Tapete mit der ihr entgegen kommenden Radiationen des Hirnfchenkel- Sy[tems theils zu anaftomofiren, theils fich zu kreutzen Scheint. u. Die zangenförmigen Productionen des Bal- kens von unten, mit denen er in paralleler Richtung mit den Radiationen des Hirnfchenkels, in die hin- teren Lappen des Hirns fortgeht, und die Ausbrei= ı tung derfelben in die Windungen der inneren Fläche des hintern Lappens, die bier weggebrochen ift. v. Tiefere und mehr auswärts liegende Schich.- ten des Balkens, die theils mit den Radiationen des Birnfchenkels zu münden, theils fich auf dee ee aufzuleızen [cheinen. w. Die aufgeletzte Wulft auf der un- ' term Fläche des Balkens, die in der Mitte am [tärk- ften vorwärts oder einwärts ragt, rechts einen Ein- 368 _—— druck zeigt, in welchem Aich die Längenwindung um den Balken herum gegen die Windung des ablteigen- den Horns fortfchlägt, in der Mitte ‚die blo[sgelegte herzförmige Stelle von der Divergenz jener Win- dungen. x. Ein Stück der Zwillingsbinde , deffen in- nerer Schenkel unter der aufgefetzten Wulft ein- dringt, dahingegen der äufsere mit der Radiation der aufgefetzten Wulft zulammenflielst und den Kolben bildet. y. Die Radiation, in welcher ich die aufge- fetzte Wulft feitwärts ausbreitet, und von den zan- genförmigen Productionen an die unteren Wände des hinteren und abfteigenden Horns überzieht; y. die nächlte Expanfhion, die blafigte Erhöhung im hinte- ren Horn, z. die folgende, welche die übrigen Theile der unteren Wände des hinteren und [eitlichen Horns überzieht. 1,2. Die Radiation des Hirnfchenkel-Syftems, das mit der Radiation des äufseren Randes der Seh- hügel zufammenfchmilzt und den Stabkranz bildet. ı. Die vorwärts gehenden Strahlungen, die inwen- dig von der grauen Malle der geltreiften Körper, aus- wendig von den grolsen Ganglien bedeckt werden. 3. Der halbmondförmige Saum, der diefe Radiation am vörderen kulbigten Ende der geftreif. ten Körper umgiebt und begränzt. 2. Die rückwärts, in die hinteren Lappen fort- laufende Radiation des Hirnfchenkels. nn 369 4.4. Der Theil diefer Radiation, welcher un- „nittelbar am hinteren Rande der Sehhügel von der Tapete nicht bedeckt wird. 5. Die Radiation , welche von der hinteren Extremität des Sehhügels ausgeht und mit der Radia- tion des Hirnfchenkels im abfteigenden Horn zufam« zmenllielst. Tab. XIV. Soll die Verbindung des Balkens und Hirnfchen- kel-Sy[tems noch befonders zeigen, a.a.a. Balken und Tapete. b.b,b. Radiation des Hirnfchenkels, die den äufseren Rand des Sehhügels umkreilet und mit def. fen Strahlung zufammenfliefst. Vorn [cheinen die Bündel des Balkens faft rechtwinklicht auf die Seiten der Bündel des Hirnfchenkels zu [tofsen, in der Mitte [cheinen fie mit einander zu münden und hin- ten fich zu kreutzen, [ich aufzufetzen und über ein- ander wegzugehn, 370 — XXIL Nachträge zur Anatomie des kleinen Gehirns. Das Corpus ciliare hat die Geltalt eines von oben nach unten zu platt gedrückten Kegels, de[fen abgeftumpfte Spitze nach vorn, dellfen Grundfläche nach hinten gekehrt ift. Diefer Kegel ilt von einer Platte gebildet, die aus grauer Mafle befteht, in Dop- pelfalten eingekerbt und zu jener Form zulammen- gewickelt ift. Daher hat das Corpus ciliare [owohl inwendig als auswendig die Geftalt von parallel ne- ben einander liegenden Därmchen, und zeigt im vertikalen Durchlchnitt ein Zickzack, das in einen plattgedrückten Kreis zulammenläuft. Vor der ab- geltumpften Spitze und über dem vörderen Schenkel des kleinen Gehirns liegt eine [chön gegitterte Sieb- platte zum Durchgang der Gefälse. Mitten durch dielen Kegel gehn die vörderen Schenkel des kleinen Gehirns und zwifchen den Zaeken, [owohl inwendig als auswendig, und zwifchen den Bündeln des durch- gehenden Schenkels liegen Röhren , die inwendig glatt und von Blut geröthet ind, in welchen Gefäfse von vorn nach hinten fortlaufen, die ‘durch die Sieb- platte an der abgeltumpften Spitze eindringen. Von oben wird das Corpus ciliare von den l[eitlichen und hinteren Schenkeln bedeckt, uriten liegt die hügel- förmige Extremität des langen Schenkels in den Schwalbenneltern, unter der äulseren Ecke des halb- mondförmigen Segels, frey, und ift blofs mit dem PAR 371 Epithelium überzogen. Hingegen werfen fich die Markftämme der zarten und zweybäuchigen Lappen ‘ und der Mandeln, fo wie das mit grauer Subftanz überzogene Band, was von der Wurzel der Mandeln quer über zur Wurzel des Zäpfchens geht, über den kurzen Schenkel weg. Das Corpus ciliare liegt blofs in den Hemifphären, allo in jeder Hemifphäre eins. Daher fehlt es auch den Thieren, die keine oder un- bedeutende Hemilphären haben, zum Beyfpiel den Vögeln. Man kann diefen plattgedrückten Kegel in eine obere und untere Platte theilen. Die obere reicht faft bis an die Siebplatte im vörderen Rande des klei- nen Gehirns herab, hat vorn die Breite des vörderen. Schenkels, wird rückwärts immer breiter, in dem Maafse, als fich der vördere Schenkel ausbreitet, und geht bis an die Gränze fort, wo die hinteren oberen Lappen des kleinen Gehirns auf dem Kern auffitzen, Ob hier, am hinteren Rande, beide Platten zulammen- laufen, oder getrennt find, und den vörderen Schen- kel durchlaffen? babe ich nicht mit Sicherheit aus- mitteln können. Wahrfcheinlich ift es mir, dafs beide Platten am hinteren Rande zulammenlliefsen und die Höhle [chliefsen. Der feitliche äufsere Rand diefer Platte [töfst an den Stamm der feitlichen 2 Schenkel, der innere an den Wurm an. Beide wäl- zen lich dann in die untere Platte um und fliefsen mitihr zufammen. Die untere Platte hat die Ge- 372 as ftalt eines halben Hufeifens, alfo einen langen und einen kurzen Schenkel, womit fie die Schwalbenne- fter, wie mit einem Wall umgiebt, oder eigentlich bildet. Der lange Schenkel liegt auswärts, geht bis auf den hinteren Schenkel des kleinen Gehirns her- ab, der unmittelbar in Verbindung mit einem Bün- del des Markftamms der Flocken unter ihm durch- geht, ‚und endet über demfelben mit einem kleinen Hügel unter der äulseren Ecke der halbmondförmi- gen Klappe. Hier liegt er blols, nur vom Epithelium bedeckt, ift auch ohne Präparation fichtbar, und das äufsere Paar der fünf Körper, die in der Decke der vierten Hirnhöhle fichtbar find. Der kurze Schen- kel geht in der Höhe quer über den vörderen Schen- kel fort, bis an deffen inneren Rand, dem Stamm der Pyramide gegenüber, wo er lich in die äufsere Platte umwälzt, ilt allo um [fo viel kürzer, als der vördere Schenkel des kleinen Gehirns in den Schwal- benneltern frey liegt. Die Doppelfalten diefer Plat- te liegen [trahligt um die Schwalbennefter herum, mit ihren inneren Extremitäten denfelben zuge- kehrt. So viel für jetzt von diel[er räth[elhaften Or- ganilation; die Zukunft, und befonders Injectionen der Gefälse, müllen weitere Auffchlüffe geben. Ei- nige Aehnlichkeit hat fie mit dem Bau des Kolbens, in welchem auch die graue Malle in Walzen geformt ilt, die als Zähne zum Vorfchein kommen, und mit vielen Gefälsen durchfloffen find. Nur find diefe Walzen weicher, grauer, und liegen in einer geraden Ta 373 Linie. Ich halte das Corpus ciliare für ein Ganglium, weil es gelbgrau ausfieht, eine Siebplatte und viele Gefälse hat. Es ift allo für das kleine Gehirn, was die Sehhügel, die geftreiften Körper und die grofsen Ganglien fürs grolse ind. . Die Präparation des Corporis ciliaris bedarf noch einer vortheilhafteren Methode, als diejenige ilt, welche ich angeben kann. Denn darauf kömmt doch alles an, dafs man jeden Theil ficher finden und in feiner natürlichen Geltalt darftellen kann. , Man mufs das Gehirn nicht zu lange in Alkohol här- ten, nun vorer[t die vierfeitigen Lappen oben, und an ten die zarten und zweybäuchigen Lappen und die Mandeln wegbrechen, und es dann noch ein Paar Tage in Terpentinöl legen. Hierauf präparirt man zuerft die untere Platte, zieht die Flocken über die hinteren Schenkel des kleinen Gehirns ab, und macht diele Schenkel frey, nimmt die halbmondför« migen Seegel aus den Schwalbenneftern weg, und zieht das Epithelium von der inneren Fläche der vör- deren Schenkel des kleinen Gehirns bis an die Grän- ze der Schwalbennelter oder den inneren Rand des Corporis ciliaris ab. Nun fieht man am äufseren Rande der vörderen Schenkel des kleinen Gehirns, und unmittelbar über dem durchgehenden hinteren, Schenkel jenes glatte Hügelchen liegen, mit welchem - der lange Schenkel der unteren Platte des Corporis ciliaris endet, Man hebt nun das Epithelium von 37% ae der hügelförmigen Extremität des langen Schenkels und die Markblätter der zarten und zweybäuchigen Lappen, die vom feitlichen Schenkel quer über den kurzen Arm weggehn, von unten nach oben, oder vom inneren Rand des Hufeifens gegen den äufseren zu, ab, und entblöfst auf diefe Weile die untere Platte in ihrem ganzen Umfang ziemlich leicht. Die letzten Markblättchen gehn, befonders in zu harten Gehirnen, am fchwerften ab. Schwieriger ift die Präparation an der oberen Platte. Man muls an ih- rem inneren Rande und deren vörderen Ecke, wo die Hemilphären mit dem Wurm zulammenltofsen, und der Knoten der vörderen Grube des Wurms liegt, zwifchen ihr und ihren Deckel zu kommen [uchen, und diefen nun von innen nach aulsen, gegen den Suleus horizontalis zu abdrücken. Der Wurm [teht mit den Hemifphären in ei- ner eignen, noch nicht genug erörterten Verbindung. Er ift zwifchen diefelben eingelchoben, oder viel- mehr find die Hemilphären,, als eine weit [pätere Organifation, ihm angehängt, und durch eine Art von Naht zu beiden Seiten mit demfelben verbunden. Daher nehmen die vierfeitigen Lappen, wenn man fie vom £ulco horizontali her gegen den Wurm zu ab- zieht, diefen nie mit, [ondern reilsen immer aus- wärts an der Gränze der Naht, ab. Am öberen Wurm kann man an drey Orten, zwifchen d unde, o undg, und g und h, Tab. III. die Blättchen von einem Li ET TEE ee ne 373 einem Stamm gegen den anderen zu ahziehn, wo- durch tiefe fphärifche Gruben entftehn, die vorn und hinten von den Markftämmen des oberen Wurms, und zur Seite von den Nähten begränzt werden, und hier, jeder Grube gegenüber, in der Naht einen Knoten bilden, in welchem fich eben die Hemifphären mit dem Wurm verweben, Die mittelfte Grube ift die gröfste und tieflte, die vördere kleiner und die hinterfte die kleinfie.e Hingegen kann man am unteren Wurm diefe Brüche nicht machen, fondern die Markftämme des Knötchens, Zäpfchens und der Pyramide brechen mit dem vör- deren Marklegel parallel, und find blofs leitwärts an die bier befindlichen Lappen angeheftet, fo dafs das vördere Marklegel unter den Gruben des oberen Wurms durch, in den Markftamım der Pyramide fortzugehn, und gleichlam die Scheidewand zwi- " fehen oberem und unterem Wurm zu machen - Scheint. An der unteren Fläche des vörderen Schenkels des kleinen Gehirns, fteigt die grau. fehwarze Sub- u . ftanz aus der vierten Hirnhöhle in die Höhe, und ugiebt demfelben hier ein Polfter, auf welchem er " suht. Nimmt man diele Subftanz fammt dem Epi- thelium weg, fo löft fich fein äufserer Rand voll. kommen ab, und man lieht, dals er nicht mit dem feitlichen Schenkel in Verbindung fteht. Dahinge. gen fallt das äufsere Bündel des vörderen Schenkels, 7 Archiv f.d, Phyfiol. X. hd. IH Heft, Ce 376 —— was unmittelbar von dem letzten Knopf des Corporis ciliaris herahfteigt, an den hinteren Schenkel hin« über, l[o dafs der obere Winkel des Zelts für den fünften Nerven ganz allein von dem vörderen Schen- lkel gebildet wird. > > F re Pr y t % Pl u Be iR" IR r x N ‘ Rz v x ” | E “ / » B/G 4 se bey Bus re > 14 3 Y % N Te 2 In hreibung einer eek rs w ben Er einander und zum Ganglion Galferi 69. in, V, Im ’ . _ y u. ERCRRCE | % . 1% Y f £ J Pa } r \ A RN ‚378 Afterorganifationen, Vergleichung derfelben mit den thierifehen Conerementen 251 FR. Anphibien, befizen eine geringere Reproductions- fähigkeit als die Infekten ı4r. Anfchwellung, obere, im Rückenmark der Vö- gel, ilt befonders bey ‘den frark und fehnell Nie- genden Vö; geln am gröfsten 175. Ariftoteles als Entdecker der Nerven 4. Arnaud Belchreibung eines merkwürdigen Zwit- ters 295 — 298. Athmen über daffelbe, befonders der Vögel „und Infekten, eine Abhandlung von Reimarus 229 — 236. Auge, Fall von einer Regeneration delfelben 155. B. Balken, Mangel des mittleren und freyen Theils de[felben im Menfchengehirn, Eine Beobachtung von Reil 341; Structur delfelben 347 — 355. Becken, anfehnliche Gröfse dellelben bey zwit- - terartiger Bildung der Genitalien 321. Beltandtheile, zwey der Gallenlteine 236 —. 242. Bichat Anfichten deffelben über den Urfprung des fünften Nervenpaares 34. 37. Bildung des Rückenmarkes der Vögel im Ey 192 fl. vn NE zn tn nn - u Sn) 379 Bildungstrieb ift keine eigenthümliche Tendenz 136. Blut erleidet in den. Lungen die gewöhnlichen . Veränderungen , ungeachtet der Zerfchneidung beider Stimm - und [yinpathifchen Nerven 123. "129. Borkhaufen Befchreibung eines merkwürdigen 'Zwillingswidders 330: 331. Brüfte, weibliche, Entwickelung derfelben bey . Männern ilt Annäherung an Zwitterbildung. Fälle f} _ "307. 308. Buccinatorius nervus, feine Wurzel ilt ganz von der des crotaphiticus getrennt 79, C. Cauda equina fchlt beym Rückenmark der Vögel 172. Centralpunkte der im Gehirn nach verfchiede- nen Richtungen wirkenden bildenden Kraft, deren Refultate die ver[chiedenen Formen des Markes find 356. - Chemifche Erklärung der Reproduction ift nicht zuläflig 136. { Chevreuls Befchreibung eines merkwürdigen Zwit- ters 302 — 304. Circulation, Nutzen derfelhen 135. ö 380 Columbus verbeffert die Befchreibung des fünften Nervenpaares ı1; Befchreibung einer merkwürdi- gen Zwitterbildung 323. 324. Commilfur, über die vordere im grolsen Gehirn, eine Abhandlung vom Prof. Reil 389 —.100; hat vollkommen den Bau eines Nervenftranges y1; befteht aus gefaferten Bündeln, und ilt von einer [ehr zarten niembranölen Scheide umgeben ebend. Befchreibung ihres Verlaufes beym Schaaf und dem Hafen 94. 95. — vördere, im Vogelgehirn 222; hintere 226; drit- te 228. ‚Concremente, über die Entftehung der thieri- fchen, eine Abhandlung vom Dr. Mofovius 237 — 262. Corpus ciliare des kleinen Gehirns, Structur und Präparation deffelben 370 — 374. Cryltallilation, thierifche 136. Crotaphitico-buccinatorius nervus, Befchrei- bung deffelben 77. 83, entlteht mit zwey ganz ge- trennten Wurzeln, die beide immer vom fünften Nerven getrennt find 70; verbindet fich nicht mit dem Ganglion,, fondern erft jenleits des eyrunden Loches durch ein Geflecht mit dem dritten Alte $2; [eine Fäden find härter als die des fünften Paares ebend. Cuvier Belchreibung des Rückenmarkes der Vögel 159. N | | | | | \ 4 1 7} 2 j ! i j er ; . 381 D. Drouart, ein merkwürdiger Zwitter. Be[chreibung deffelben und widerfprechende Meynungen be- rühmter Anatomen über ihn 299 — 302. " Dura mater erhält keine Nerven aus dem fünften Nervenpaare und deffen Ganglion 59. E. Entwickelungsveränderungen, Verhältnifs ‘ derfelben zur Entftehung der Steine 257. Erhabenheiten zwifchen den Sehhügeln und ges Streiften Körpern finden fich nicht im Vogelgehirn. 224. Elelszwitter, merkwürdiger, von Hunter be * fchriebener 332. Extractiv[toff der Chinarinde, Analogie deffel- ben mit dem Gallenharz und den Gallenflteinen 245: \ Einflüffe, äufsere, welche die Entftehung der Steine begünftigen 261. Einheit des geiftigen und materiellen Prineips ilt das Welen des Lebens 132. Enge der weiblichen Gefchlechtsöffnung, eine An« näherung an die männliche Bildung 291, Id Falloppia’s Befchreibung des fünften Nervenpaa- res 9. [4 332° Farbe der Gallenfteine, worin fie begründet ift 241. Fifche, ihre Reproductionsfähigkeit ift geringer als bey den Infekten 141. Flüffigkeit, eyweilsähnliche, im Sinus xhomboi- dalis der Vögel 136. Fortpflanzungsfähigkeit wird durchaus nicht immer durch zwitterähnliche Bildung der Genita- lien gehindert 305. 312. G. Galen gab die erfte Gefchichte des fünften Nerven- paares 7. Gall’s Befchreibung des Urfprungs des fünften Ner- venpaares 37; des Rückenmarkes der Vögel 162. Gallenfteine, ihre Mifchung ift einfach 239; be- ftehen gewöhnlich aus zwey Beftandtheilen , die einander gewillermalsen entgegen geferzt [ind 240; Bildungsäufserungen derl[elben 292 f.; fie belte- hen aus ftrahligen und concentrifchen Lagen, Ver- gleichung mit der Galle 244 R Ganglien, ihr Begriff ift nicht fixirt 71, Ganglion Galferi, Belchreibung deffelben 66 — 77; von ihm an ilt der fünfte Nerv [ehr feft mit der harten Hirnhaut bekleidet 705 verfchiedene Benennungen deflelben 71; ob es ein Knoten — 383% "oder Geflecht fey 72; [cheint nichts für lich be- ftehendes, [ondern eine Auflöflung der drey Aelte des fünften Nerven zu einer homogenen Malle 73; die vom Gehirn kommenden Nervenfäden gehen ‚nicht durch ihn, [ondern letzen lich in eine Fur- "che , wo fie fich mit einem Knöpfchen endigen, ebend.; befteht wahrl[cheinlich aus Nervenmark 76. Ganglion magnum des Vogelgehirns 223. Gefälse des fünften Nerven 61. ‚Gegenlatz zwilchen dem männlichen und weibli- chen, Spricht fich in demfelben Individuum durch "= das Nerven - und Plutfyftem aus. Vergleichungs- punkıe zwilchen diefen beiden Syftemen 262 — 266. Gehirn, Gegenfatz der Irritabilität und Senhbi- lität in demfelben 149; wird zuerft an der Balis “ feft 202; Bau deffelben bey den Haubenhühnern 221; kleines der Vögel foll keine Seitentheile ha- ben 2:7. Gelchlechtstheile, männliche und weibliche, find nach demfelben Typus gebildet, und ihre Ver- Schiedenheiten entftehen nur durch unbedeutende Abänderungen deffelben 238 — 291; Belchrei- "bung derfelben aus früben Embryonen 289. 290, alle haben anfangs die weibliche Form 291; Fälle, wo fich die anfangs indifferenten Organe auf der einen Seite das Körpers münnlich, auf der andern weiblich entwickelt hatten 322. 323. a 354 Be Gefchlechtstrieb, Widerfpruch zwilchen dem- -felben und dem Totalhabitus, oder dem Typus der Genitalien ift Zwitterart 267; Fälle 306. Glandula pituitaria der, Vögel 225. Graue Subltanz im Rückenmarke der Vögel, wo in gröfster Menge vorhanden 174. H. Hallers Unterfcheidungszeichen zur Ausmittelung des Gefchlechts von Individuen mit regelwidrig ge-. bildeten Genitalien find unzulänglich. Gründe 270 — 272. Harnfteine, Vergleichung derfelben mit den Gal- lenfteinen 246 f.,; ftehen den Gallenfteinen durch Mifchung und Forın gerade entgegen ebend.; gehören der politiven Metamorphofe des Wallers an 248; Warum fie gro[s und in geringer Menge vorhanden ebend.; warum flach 249. Hennen, über das Brüten derfelben 196. Hildebrandt, [eine Anlicht der Gelchlechtstheile 266, Hills Meynung über die Zwitterbildungen 269. Hindinnen, Geweihtragende, oder anderweitig männlichgebildete, nd. zwitterarig 272. 273. 277. Ä Hirnhaut, weiche, Fortfatz derfelben im Rücken- marke der Vögel 190; hängt [ehr genau mit dem . —— 385 Rückenmark zulammen ı$g1; fehlt im Sinus rhomboidalis ebend. Hirnhöhlen, grofse, Befchreibung derfelben im Menfehen ı13 — ıı6; der Vögel 222. Hirnfunctionen find nicht an fixe Formen ge- bunden 343. Hirfch über das fünfte Nervenpaar 26. Hoden, KRleinheit und Verweilen derfelben im Un- terleibe als zwitterähnliche Bildung 308. 309. Hunter Befchreibung mehrerer merkwürdiger Zwit- terltiere 331. T. Jacobäus Befchreibung des Sinus rhomboidalis im Rückenmark der Vögel 158. Jamaica, Schwein hat dafelbft keine Gallenfteine 262. # Inlekten befitzen eine geringere Reproductionsfä- bigkeit als die Würmer ı41. K. ‚Kern der Gallenfteine und Harnfteine enthält die am meiften chemi[ch metamorphilirte Materie 250; des grolsen Gehirns durch die Vereinigung des Bal- "kens und der Hirnfchenkel gebildet 347. Keuffel Befchreibung des Rückenmarkes der Vö- r gel 160. 14 386 —— Kitzler, Vergröfserung deflelben, eine Annähe- zung der weiblichen Genitalienbildung an die männliche 292; 'ift nicht blofs füdlichen Völkern eigen ebend.; ilt ein Fortwachlen nach dem Fö- tustypus 293. Knochenhöhlen der Vögel werden nicht beym Einathinen, [ondern beym Ausathmen mit Luft gefüllt 231 F. Knoten der Rückenmarksneryen bey den Vögeln wird nicht blo[s durch den vordern Strang gebildet 188. Körper, geftreifte, des Vogelgehirns 223. Kohle, [chwarze, das Extrem des zweyten Be- ftandtheils der Gallenlteine 240. Kreutzbein der Vögel, befchrieben 165. L: Langermann hindert die Unterfuchung des Ge- hirns 91. Leigh Befchreibung eines merkwürdigen Zwitter- lammes 333. Luftzellen der Vögel, £. Knochenhöhlen. M. Malacarne Belchreibung einer merkwürdigen Zwitterbildung 317 — 319. Mal- Fr 387 Malpighi über die Entwickelung des Rückenmar- kes 192 ff. Maret Befchreibung einer merkwürdigen Zwitter- bildung 325 —328. Mark allein ift gebildet im Gehirn 355. Mascagni Anatomie eines Zwitterltiers 329. Malle, graue, zwilchen welcher die dritte Hirn- höhle der Vögel liegt, entfpricht nicht den gelireif- ten-Körpern 223. Meckel Befchreibung des Sinus rhomboidalis im Rückenmarke der Vögel 165; Gelchichte des © fünften Neryenpaares 25. Menftruation fehlt bisweilen mit zwitterartiger Bildung 304: 305. Metamorphofe der thierifchen Materie variirt nach den verfchiedenen Epochen des Lebens 135; Chemifche des menfchlichen Organismus. Ihr Verhältnifs zur Entftehung der Steine 259. Mifch ung, veränderte, der Flülfigkeiten coincidirt | mit der Steinbildung 255. Mittelfleifch, Spalte in demfelben bey Männern ilt eine ZwitterLildung, indem fie eine Audeutung der Scheide ift 309. 317. ’ ' Monro irrt; wenn er im Unılange der weilsen Sub- Stanz des Rückenmarkes graue gefunden zu haben glaubt 173. . Archiv f. d, Phyfiol, X id. IE. Heft, 4 D4 = 388 er Muskelflubftanz, Kegenerationsfähigkeit derfel- ben darf durchaus nicht geläugnet werden 155. N. Nachträge zur Anatomie des grofsen und kleinen Gehirns, eine Abhandlung vom Prof. Reil 345 — 376. Nerven, ihre Reproductiönsfähigkeit 141, ift nieht zu läugnen 143. 144, — 153, Beweile für diefelbe aus der Phyhologie und Anatomie des gefunden Nervenfyftems 148 —ı53; Nerv ift nicht blols fenfibel 149; Ueber das Innere [einer Repro- duction mangelt das Licht, und es müflen darüber viele Verfuche angeltellt werden ıst; Mark und Neurilem regeneriren fich wahrfcheinlich gleich- zeitig 152; Urfprung derfelben aus dem Rücken- mark der Vögel ı86 fi; ihr Urfprung aus der grauen Subltanz ift fehr deutlich 139. Nervenartige Körper im Gehirn; ihre verhält- nilsmälsige Dicke variüirt bedeutend in den ver- fchiedenen Subjecten 90. Neryvenpaar, fünftes, über den Urfprung deffel- ben, eine Abhandlung vom Dr. Niemeyer ı — 88; Schwierigkeiten bey Unterfuchung deffelben 39; Methode derfelben 41; [ein erftes Erfcheinen , aufser dem Gehirn 43; wird von vier unveräftel- ten Arterien begleitet 45; Fortfetzung derfölken“. im das verlängerte Rückenmark 47. 48; verliert fich nicht in geauer Subltanz, londern durchbohrt re; 339 fie 49; entfteht wahrfcheinlich aus den Oliven 49; [eine Gröfse varüirt auf beiden Seiten 5% Fortgang de[felben nach [einem Austritte aus der Brücke 42 — 38; erfcheint hier aus zwey Portio- nen beftehend 52; Befchreibung der grofsen Por- tion 5s2— 62; Zahl ihrer Fäden und Stränge 54; [cheint fich mit dem Alter bedeutend zu vermeh- ren 54; Belchreibung der kleinen Portion 77 —83. O. Oliven fehlen im Vogelgehirn 228. Organismus, über fein Verhältnils zur Aufsenwelt 131. Ofianders Anficht der Zwitterbildungen 268; und ihrer Entftehungsweife 284. Olla [lelamaidea, kleine, in der harten Hirnhaut an der Durchgangsftelle des fünften Nerven 57.58. Ovarien, Hervordringen derfelben durch den Bauchring, eine Annäherung des weiblichen Ge- fchlechtstypus an den männlichen. Fälle davon 293. B: Paletta, Verdienfte deffelben um die Gef[chichte des fünften Nervenpaares 31. Parlons Anlicht des Welens der Zwitterbildungen 269, Dda 399 en Perrault Befchreibhung des Sinus rhomboidalis im Rückenmark der Vögel 158. Petit Befchreibung einer merkwürdigen Zwitterbil- dung ‚324. 325. Platte, markige, zwilchen beiden Hemifphären im Vogelgehirn 221. Portal Anlcht des Welens der Zwitterbildungen 269. Präparation zur Darftellung des Urf[prungs des ' fünften Nervenpaares 50. 51. Procef[[lus mammillares des Vogelgehirns 224. Protuberanzen im Rückenmark der Vögel rüh- ren von der grauen Subftanz her 175. Pyramiden im WVogelgehirn 228; Ausbreitung derlelben im Menfchengehirn 346. ; R. Reproduction, eine Abhandlung über diefelbe von Zimmermann 1317 —ı55;, kann als Einheit von Befiimmbarkeit und Selhftbefiimmung des Or- ganismus angelehen werden 132; ift nicht blofs allımilativ, [ondern auch egeltiv 135; Zerlegung derfelben in einzelne Kräfte ift nicht zuläffig » 137; wurde bald zu fubjectiv, bald zu objectiv vor- geftellt 158; Fähigkeit einzelner Organe zur Re- produetion 139 ff; er[treckt fich über alle Organe — 391 139; ilt bey den niedrigften Thieren am gröfsten 140. Refpiration, Welen derfelben 133. _ Reunion derNerven [pricht für die Reproductions- fähigkeit derfelben 143. Rückenmark über das der Vögel, eine Abhand. lung vom Dr. Nicolai 156 — 219; äufsere Geltalt de[felben 166; hat im) allgemeinten. bey allen Vö- 'geln diefelbe verhältuifsmälsige Gröfse 167, ift in dem Halswirbelkanal rund. und gleich dick; -Schwillt in den erften Bruftwirbeln an ebendaf.; verengt ich bis zum Kreutzbein, wo es eine zwey- te Anfchwellung bildet 168; endigt ich im Steils- bein ebend.; Furche an feiner obern und untern Fläche , die fich nach hinten allmählig vertieft 169. 170; innerer Bau delfelben 176 ff.; be- Steht in [einer ganzen Länge aus zwey getrennten Hälften 177; Theorie der Bildungsgel[chichte def- felben 201; wird zuerft an der untern Fläche felt zoz, Rückengefäfs der _Infekten foll durch feinen Wechfel von Ausdehnung und Zufammenziehung den Luftwechfel befördern 236. B.uthe, Kleinheit, Imperforation und Spaltung der» [elben find zwitterartige Bildangen, indem fie Kitz+ lerähnlichkeiten find; verfchiedene Grade derfel- ‚ben 509 — 317; Theilung derfelben in zwey Ka- ge ‘ 392 Zn näle, wovon der eine nur den Harn, der andere nur den Saamen führte; Fälle 315. 316. S. Säugthiere, Reproductionsfähigkeit derfelben 141. Santorini Gelchichte des fünften Nerven I7 — 22. Schaamberg, ftarke Entwicklung deffelben bey 8» Männern als Andeutung von 'Zwitterbildung 308. Scheide des fünften Nerven 56. Scheidewand des Gehirns und ihre Höhle; Be- [chreibung derfelben 101 —ı05; befteht aus dem verdoppelten Epitbelium 105, Schrell Befchreibung einer merkwürdigen Zwitter- bildung 328. R Schwein, [ympathifcher Nerv deffelben 118. Schwimmvögel, Form ihres Gehirns 220. SEN der Vögel 225. Sehnerv der Vögel 226. Sinus cavernofus, der fünfte Nerv geht nicht durch denfelben 57. — rhomboidalis im Rückenmark der Vögel, von wem zuerlt befchrieben ı57 ; genaue Belchrei- 395 bung feiner äufsern Form 170— 172; bommt bey 5 allen Vögeln vor 160. 171; oberer und unterer ı Sinus ebend.; Befchreibung feines Baues 183 — 136; erltes Erfcheinen deffelhen am hebenten Tage der Bebrütung 201; Aehnlichkeit deffelben mit der vierten Hirnhöhle 204. Sömmering über den Urfprung des fünften Ner- venpaares 33. 34. Spaltung der harten Hirnhaut zum Durchgange des fünften Nerven ilt nicht vorhanden 57. Spina bifida, Zufammenhang ihres häufigen Vor- kommens im der Lendengegend mit dem Sinus rhomboidalis der Vögel 204. Stabkranz im grofsen Gehirn 362. Stehenbleiben, ein, aufeiner niedern Bildungs- ftufe ilt der Mangel des Balkens im Menlchenge- hirn 333. Steinbildung, näch[te Urfache derfelben 250; "Umftände nnd Erfcheinungen, unter welchen fie entfteht 255. Stimmnerv über den Finflufs deffelben auf die Refpiration, eine Abhandlung vom Dr. Emmert 117. 130. . Strang, dritter, im Rückenmark der Vögel ift eine Täufchung 173. 394 mern Strata, verl[chiedene über einander liegende des fünften Nervenpaares, deren Fäden netzförm'g unter einander verbunden find 64. Subltanz, graue und weilse des Rückenmarkes der Vögel 173; beide ind in gleicher Menge vor- handen ebend.; dritte, von Frot[cher ange- nommene, findet fich auch im Rückenmark der Vögel nicht 132, dritte braune fehlt im Vogelge- hirn 227; unorganilche in dem Vereinigungswin- kel zwifchen Balken- und Hirn[chenkellyftem aus- gegollene 357. Sylvifche Grube, ihrem obern Rande gegenüber ift der Vereinigungsort aller Markltrablungen im Gehirn 358. Sympathilcher Nerv verbindet fich bey den mei- ften Säugthieren [ehr früh mit dem Stimmnerven und nicht mit den Halsnerven; fein Halstheil ı1$. 119, kommt den Vögeln zu i19 #. Kr | Tapete im grofsen Gehirn 359. I Tiedemann Belchreibung des Rückenmarkes der Vögel 161. Totalhabitus, Widerfpruch zwi fchen ihm! und der Bildung und den Fynetionen der Genitalien, ift Zwitterbildung 267. Um- re 395 U. = Umftände, enthalten nicht den Sr der Bil- dung der Individuen 137. Ungenannte Markfubftanz 363. Urfprung, erfter, des Rickenmarkes, erfeheint nach vier und zwänzigftündiger Bebrütung 197. 3 Verdauung wird durch Zerfchneidung des Stimm. i nerven ganz geltört 129; Welen derfelben 134. Ver[chliefsung der weiblichen Gefchlechtswege, eine Annäherung an die männliche Bildung 292. Veflal, feine Beichreibung des fünften Nervenpaa- res 9. Vieuffens Belchreibung des fünften Nervenpaares 14. 15. Vögel, ihre Reproductionsfähigkeit 141; über das Gehirn derfelben; ein Auffatz von Dr. Franke 220— 22%; Verwandlung des Gefieders weibli- cher Vögel in mäunliches, ift eine zwitterartige Erfcheinung; Fälle, Bedingungen und begleitende Erfcheinungen 272 — 274. Voigtels Meynung über die Zwitterbildungen 269. Vorfteherdrüfe, angeborne Vergröfserung und Erweiterung derfelben, ift Zwitterbildung, indem Archiv [, d, Phyfiol. XI, bd, II. Heft. Ee 396 pa neene, fie dadurch der Gebärmutter verähnlicht wird; Beobachtung davon 319 —321. MW. Wallrathähnlicher Beftandtheil der Gallenftei- ne 239; Eigenfchaften deflelben ebend. und 240; “nimmt vorzüglich die Mitte ein 243; entfteht durch einen untergeordneten Hydrogenationspro- cels 246. Wafllerlüchtiges Gehirn, merkwürdige Structur deflelben 357. Weiber, bärtige und behaarte, find zwitterartige Erfcheinungen 272. 273.75. Willis beftimmt den fünften Nerven zuerft als [ol- chen 13. Winslow Belchreibung des fünften Neryenpaa- res 17. Wirbel[äule der Vögel; Befchreibung derfelben 163 — 166; ilt [ehr von der menfchlichen ver- fchieden 164. Wolf über die Bildung des Rückenmarkes im Hühn- chen 194 ff. : Wrisberg über das fünfte Nervenpaar 28 — 30. Wulft, aufgeletzter 361. Wurm des kleinen Gehirns 374. az} 397 2 Ziegenzwittter, merkwürdiger, von Meckel be- fchrieben 334 — 338. Zirbeldrüfe der Vögel 224. Zuckerläure kommt bisweilen imFrühjahr in den Gallenfteinen vor 242. Zwillingsbinde oder Fornix, Belfchreibung delfelben 106 — 113. Zwitterbildungen über die, eine Abhandlung vom Prof. Meckel 263 — 340; das Welfen derfel- ben ift Verfchmelzung beider Gefchlechtscharakte- re in demfelben Individuum 267. 268; Meinun- gen der Schriftfteller über das Wefen derfelben 268— 272; verf[chiedene Arten der Zwitterbildun- gen 277— 2$1; zwitterartiges Doppeltwerden der Genitalien in einem einfachen Individuum ilt fel- ten, aber dem Leben nicht hinderlich 283. 384; Frblichkeit und Endemie der Zwitterbildungen 284. 285; Gründe für ihre Urfprünglichkeit und ge- gen ihre zufällige, mechanifche Entftehungsweile 285—285; Angabe der Art, wie die verf[chiede- nen Theile der weiblichen und männlichen Geni- talien den entgegengeletzten Gefchlechtshabitus annehmen können 291 — 317; die Zwätterbildung ift defto vollftändiger, wenn mehrere Theile des Gelchlechtsapparates den entgegengeletzten Cha- rakter annehmen 294; Fälle davon 294 — 304 und 313 — 317; Fälle von zwitterartigem Mehr- 398 fachwerden der Genitalien in dem[elben, übrigens ‚ einfachen Individuum im Menfchen 317 — 3285 in Thieren find fie häufiger 328; Beylpiele davon 329— 338; Vergleichung der meiften beym Men- . fchen und den Säugthieren vorkommenden Arten von Zwitterbildungen mit normalen Thierbildun- \ gen 338 — 340. KL: Tab. XI. 1 Ksfchreter voufee 7 G Gar 7 3077 4 Arch. A. Phisiol_IM.B, IH untl er » ' Tab.XW. | gar ad watzdel, IT hnrtar feife: i Rails w.Autenrieths Arch.£.d.Uhysinl. XLB.=M, 7 8 R X.) )): 2