Aiteiiiv FÜR W NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN ERAUSGEGEBEN D» AR. FR. AUO. l/VIEOMANN, AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH -^VILHELMS- UNIVERSITÄT ZU BERLIN. VIERTER JAHRGANG. Erster Band. MIT NEUN KÜPFERTAFELN. I BERLIN 1838. [ IN DER NICOLAl'SCHEN BÜCHHANDLUNG ti «I ii U» Inhalt des>er&ten Ba»de«» i»'Z o d'l <^ g^^ 'er "•>'{>• 1. Ucber den Manati jes Orinoko von Hrn. A.' v. Humboldt. 1 Hierzu Taf. I. und II.) 2. Znsatz vom Herausgeber . . . ... . . 10 3. Beiträge zur Kenntnifs der europäischen Spitamäusc von H. Nathusius. Erster historischer Theil . .. ., . . 19 4. Nutzen der Spechtraelse durch Vertilgung der Bortenkäfer von Siemuszowa-Pietruski . . . . . . 48 5. Uebcr zwei neue Käfergattungen aus M^j^f^s^ar von» Geh. Jöi: Obermedizinalrath Prof. Klug . • Aj/,ji>;\i,» ,,j ,.'a .» 67 6. TJeber die FamiÜe der Karpfen vom Prof, Djt. L. Agassi z . 73 7. Zur geographischen Verbreitung der Springmäuse. Notiz . 82 8. Ueber die Gattungen der PlagIostomei]( vüQ< J^^M üUer und Henle. Zweite Mittheilung . .• /,,..■' . .83 9. Ucber die Familie der Trograuschcln (J\lac;tradae) von J. E. Gray . . ... . . . . . 86 10. Ueber fossile Quadruraancn. — Notiz ..... 95 11. Einige Bemerkungen über das caspischc Meer, vom Staatsrath Prof. Eichwald 97 12. Ucber das Gebifs des "Wallrosscs, vom Herausgeber . . 113 13. Bemerkungen über den Schädel von Lutra und Spalax von Herrn. Nathusius . 130 14. Gnathostema. Neues Genus der Entozoen von R. Owen . 131 15. Cheloniorum tabula analytica auctore Carolo L. Bonaparte 136 16. Evadne Nordmanni , ein bisher unbekanntes Entomoslrakon von Löwen. (Hlezu Taf. V.) ...... 143 17. Ornithologische Beiträge aus dem zool. Museum zu Greifswald von Dr. Hornschuch und Dr. Schilling 1) Uebcr X.«'- mosa Meyerl Leisl. und L. rufa Brifs 167 18. Ueber die weiblichen Geschlechtsorgane der Tachincn von Dr. C. T. V. Siebold .191 19. Zur Gattung Scarabus Montf. v. Dr. F. H. Troschel (Hier- zu Taf. IV. 1—3.) 202 20. Ueber einige vaterländische Landschnecken von Dr. Aug. Mül- ler (Hiezu Taf. IV. f. 4— 6) 209 21. Ichthyologische Beiträge zur scandlnavischcn Fauna von B. Fr. Fries. 1. Theil. Das Geschlecht Syngnathus, (Hiezu Taf. VI.) 236 22. Metamorphose der kleinen Meernadel (^Sy7ignathus lumhrici- formis) von Demselben (Hierzu Taf. VI. fig. 7. 8.) . . 251 23. Betrachtungen über das Gcbifs der Raubthlere (JPerae) vom Herausgeber. Erste Abhandlung. Das Gebiis der carnivo- ren und Omnivoren Raubthicre' ...... 256 24. Ueber die weiblichen Geschlechts- W^erkzeugc des Aales {An- guilla fluviatilii) von H. Rathke . . . . 299 25. Helminthologische Beitrüge. Vierter Beitrag. Ueber gcschlechts, lose Neraatoideen von Dr. C. TJi. y. Siebold . . • 302 26. Entwrickelungsgeschichte mehrerer Insectengattungen aus der Ordnung der Neuropteren v. Friedr, Stein (HiczuTaf. Vif.) 315 27. Einige Worte über die Grattung Lmi^/f/^ ron Prof, J. van der Hoeven in Leiden . . .> •. . . . 334 28. Bemerkungen über den Hautungsprozefs der Krebse und Krab- ben von J. C o u c h . . . . . . . . 337 29. Ueber Mytilus polytnorphus (Tichogonia Rofsm,) vom Heraus- geber . . . . . ' 342 30. Zwei Arten Singschwäne in Deutschland von Joh. Friedr. Nau- mann, nebst Zusätzen vom [Herausg. (Hierzu Taf. VIII. u. IX.) 361 31. Ornithologische Notiz von J. F. Naumann (JFiirdus pallidus Fall. T. Seiffertit%ii Brehni betreffend^ . . . .372 32. Helminthologische Bemerkung von Dr. Creplin . . . 373 33. Entgegnung des Prof. B. Fr. Fries an den Herausgeber . 374 34. Zoologische Notizen von Dr. v. Siebold {Pelobates filSCUS- Begattung der Libellen) 375 35. Bemerkung zu dem Aufsatze des Herausgebers über il/y/?'/?^* /?0- Jymorjthus von Prof. van Beneden in Löwen . . 376 Botanik. 1. Botanische Notizen von Dr. M. J. Schieiden (Hierzu Taf. III.) Bodenstetigkeit der Pflanzen — Inhalt des Pollen- kornes — Grübchen In der Epidermis einiger Blätter — zur Geschichte der Metamorphose • — Vorkommen der Spaltöff- nungen — harmlose Bemerkungen über die Natur der Spaltölfnungen — über die sogenannte Holzfaser der Chemiker 49 2. Ueber vegetabilische Spermatozoen von J. Meyen . . 212 3. Ueber die Bewegungen der Pflanzen von Dr. M. Dassen . 214 4. Ueber die Bildung der faserförmigen Zellen (Faser- Zellen) oder Baströhreu der Pflanzen von J. Meyen . • • 297 5. Ueber die Bewegungen der Pflanzen von Dr. Dassen (Schi ufs.) 345 Berichtigung, S. 287. Z. 18 V. u. sind die Worte Geocyotl Wagl zu streichen. VN^agler erfand diesen Gattungsnamen für Proteles, licis dagegen Canis pictus richtiger Weise in der Gattung der Hunde. Ueber den Manati des Orinoko von Herrn A. v. Humboldt. (Aus dessen französischen Manuscripten übersetzt vom Herausgeber *). Hierzu Taf. I. und II. jyian hat mit Recht den reisenden Naturforschern vorgewor- fen, dafs sie mehrere Arten gröfserer Säugethiere verwechselt hätten, während sie von Mollusken, Insecten und den klein- sten froschartigen Amphibien die ausführlichsten Beschreibun- gen geben. Es geht mit unserer Kenntnifs in der Zoologie eben so, wie mit denen in der Botanik. Eine unzählige Menge von Ixien, Cypripedien u. dergl. sind mit grofser Sorgfalt be- schrieben, während dieselben tropischen Länder, welche diese krautartigen Pflanzen verbergen, Bäume hervorbringen, deren colossale Gröfse an die der Anacardien, Cavanillesien und Hy- menaeen gränzt, und von welchen wir dennoch die Blüthen- theile g^ nicht kennen. Und in der That, es ist eben so schwer, die Blüthen dieser Bäume von 30 — 40 Meter Höhe zu erreichen, als sich die grofsen Arten der Cetaceen, Amphi- bien-Säugethiere und Pachydermen zu verschaffen. Es ist noch nicht gar lange, dafs man den grofsöhrigen Elephanten Afrikas von dem indischen Elephanten mit vertiefter Stirn 1) Herr v. Humboldt, dessen zoologische Tagebücher noch so manche ungedruckte Notizen enthalten, hat lange angestanden, mir dieses Fragment über den Manati des Orinoko mitzutheilen. Ein be- sonderes Interesse wird aber diese sorgfältige Beschreibung noch dadurch erhalten, dafs dieselbe in der Gestalt, in welcher wir sie hier geben, vor fast 40 Jahren am Orinoko selbst entworfen wurde. Sie war zu einer Abhandlung in dem Rec. d'Ohserv. d. Zool. bestimmt, und ist es mithin, aufweiche sich Hr. v. Humboldt in seiner Voyag. mix reg. equinox. VI. p. 235., als im zweiten Bande jenes Werkes er- schienen, bezieht. Herausgeber. IV. Jahrg. 1. Band. -^ 1 nicht zu unterscheiden wufste, und dafs man alle Krokodile, welche die Flüsse der heifsen Zone bevölkern, unter zwei Arten vereinigen zu müssen glaubte. Es ist eine der zahlrei- chen Entdeckungen Cuyi er s, zuerst die Existenz von 12 — 15 Arten dieser raubgierigen Reptilien nachgewiesen zu haben. Wie viel Ungewifsheit herrscht nicht noch immer in der Be- stimmung der grofsen Phoken, Pottwalle, Wallfische und an- derer Cetaceen, welche das hohe Meer bewohnen. Mehrere reisende Botaniker hatten die genaue Prüfung von Pflanzen der südlichen Hemisphäre vernachlässigt, von denen sie annahmen, dafs es dieselben Pflanzen seien, welche in Europa wachsen. Eben dieser Mangel an Sorgfalt ist es, welcher die Irrthümer veranlafste, die sich in den Werken über geographische Verbreitung der Gewächse fortpflanzten. Man hat angegeben, dafs Pflanzen Läpplands auf den graniti- schen Felsen des Feuerlandes oder auf dem Gipfel der Anden wüchsen. Genauere Untersuchungen , welche man über diese Pflanzen von europäischer Form, oder, wenn man so sagen darf, von europäischer Physiognomie, anstellte, habfeh gezeigt, dafs hier nur eine Analogie, nicht eine Identität der Arten ob- waltet. Diese Quelle des Irrthumes war dieselbe für die Geo- graphie der Pflanzen und der Thiere. Die reisöndön' Zoolo- gen haben in den Thieren der heifsen Zone des neuen Con- tinentf^ dieselben Arten zu erkennen geglaubt, welche von Na- turforschern beschrieben wurden, die Afrika oder die Ufer des Ganges durchforschten. Wenn die Cataloge, denen wir den pomphaften Namen Systema naturae geben, für ein und das- selbe Thier die Aequinoctial- Länder verschiedener Continente als gemeinsames Vaterland angeben, dürfen wir mit gröfster Wahrscheinlichkeit voraussetzen, dafs verschiedene Arten un- ter demselben Namen verwechselt sind. Das Thier, dessen Beschreibung der Hauptzweck dieser Abhandlung ist, gehört zu den grofsen Saugethieren, welche man in allen Reisebeschreibungen erwähnt findet, ohne dafs man dahin gekommen wäre, es durch scharfe Charactere von analogen Arten zu unterscheiden, welche dieselben Climate be- wohnen. Der Manati, welchen Namen dies Thier in den spanischen Colonien führt, wurde bekanntlich von Linne und andern Naturforschern zu dem Wallrofs (Trichechus) ge- stellt. «Er unterscheidet sich von ihm schon allein durch den Mangel der lüntcrn Gliedmafsen. Das Wallrofs hat vier Glied- mafsen und einen ähnlichen Hals wie die Robben; beide sind fähig, ihren Kopf zu drehen. Der Manati hat nur vordere Gliedmafsen und zeigt kaum eine Spur des Halses. Cuvier wies ihm, wie dem Dugong, die richtige Stelle bei den Ceta- ceen an. In Wahrheit ähnelt der Dugong, dessen zwei ge- waltige Vorderzähne gleich Stofszähnen aus dem Munde her- vortreten, dem Wallrofs noch mehr als der Manati, dessen kahler Körper ganz die Gestalt eines zweihändigen Cetaceum^ darbietet. Beide verhalten sich in Beziehung zu den Robben und dem Wallrofs gewissermafsen ebenso, wie die Siren la- certina zu den Salamandern. Während Robben und Wallrosse, sovVie die meisten der beschriebenen Cetaceen, da§ Meer bewohnen, giebt es unter den Manati eine Art, die sich nur in den Flüssen findet, welehe das Innere des neuen Continents durchschneiden. Diese, der Manati des Orinoko, scheint durchaus verschieden von Linnens Trichechus manatus australis pedibus unguiculatis. Er ist gemein im Orinoko bis zu Atures (unterhalb der Catarac- ten, die er nicht zu übersteigen vermag), im Rio Meta, Apure und besonders im Cano del Manati. W^ir zergliederten eines der gröfsten Weibchen zu Carichana. Es hatte 9' 2" Länge, 2' 5" Breite. Die Länge des Schwanzes betrug 2' »3", die Breite 1' 1". Dieser ist sehr flach, am Rande kaum ^" dick, und wo er am dicksten ist, hat er nur 2" Höhe. Die Entfernung des Afters von der Schwanzwurzel beträgt 9", von dem After zur Geschlechtsöffnung 6", von dieser zum Nabel, der in einer Spalte offen bleibt, 2' 3", vom Nabel zu den Zitzen 1' 8", von den Zitzen zur Spitze der Unterlippe 1' 5". Die Ober- lippe ragt über die Unterlippe 4" hinaus. Die Breite der Schnauze beträgt am Ende 6". Die Breite in der Gegend der Flossen 1' 6", am Bauche 2' 5". Die Höhe des Thieres 1' 6" am Bauche, an den Flossen aber 1' 1", die der abgestutzten Schnauze 4". Der Körper hat eine eiförmig- oblonge Ge- stalt, ist oberhalb convex, auf der Unterseite verflacht, der wagerechte häutige Schwanz abgerundet. Die Farbe bläulich- grau. Der Körper ist nackt, doch ganz und besonders um den Mund, die Nasenlöcher und Flossen mit etwas steifen, f " 1* langen, gelblichen Borsten besetzt, wahren Schvveins]>orsten. Am Rücken stehen deren etwa kanm 5 — 6 anf einem QZoIl, an der Schnauze aber 45 — 60. Das Aeufsere des Thieres ist gleichsam ein Gemisch von Pachydermen- und Fischbildung. Der Kopf gleicht etwas einem Schweinskopfe. Beim ersten Anblick begreift man es kaum, wie ein so ungeheueres Thier von 800 Pfd. Gewicht, gleichsam von einem Sacke umschlos- sen und ohne Gliedmafsen schwimmen kann. Aber der hori- zontale Schwanz, welcher mehr als 3' im Quadrat hält, und die Flossen, deren Bewegung, unterstützt von starken Mus- keln und Nerven, ungemein schnell ist, begünstigen sein Schwimmen. Die Hände bieten übrigens wenig Oberfläche. Es sind verkehrt eiförmige oder verkehrt keilförmige Flossen, am Ende schief abgestutzt, welche höchstens 40 nZoll mes- sen, da sie auf 1' 4" Länge höchstens 6" in der Breite haben. Die vorragende bewegliche Schnauze gleicht in etwas eineni Schweinsrüssel. Die Oberlippe ist quadratisch an ihrem Ende abgestutzt, oberhalb convex, innen am Rande umgeschlagen, so dafs sie hier fast gespalten erscheint (T. 1. F. 2. die Darstellung des Thieres von der Unterseite, und die Vorderansicht des Kopfes T.2. F. 1.) Die Oberlippe ist um 4" länger als die Unterlippe. Die ganze Schnauze hat eine sehr zarte, mit Papillen und Haaren besetzte Haut. Sie bildet einen zum Tasten taugli- chen Rüssel, geschickt die umgebenden Körper zu unterschei- den, ein Tastorgan, welches dem Manati äufserst nöthig ist, da sein Körper in der Haut wie in einem Sacke steckt. Die Nasenlöcher sind halbmondförmig. Man kann abwärts ,2 — 3" tief in sie eindringen. Der Geruchsinn scheint recht fein zu sein. Ich entdeckte nichts, was einem äufseren Ohre vergli- chen werden könnte, auch keine äufsere Ohröffnung ^). Die 2) Nach Andern fehlt die äufsere Ohröffnnng nicht, sondern ist nur sehr klein. De la Condamine bei Büffon (^Hist. nat. Tom. XIII. p. 388.) ^iebt ihr bei einem 7.1 Fufs langen Exemplare die GrÖfse eines Nadelstiches (trou d'ephigle\ und M'eiter unten giebt er den Durchmesser auf höchstens eine halbe Linie an, und bemerkt, dafs das Thier sie enger zusammenziehen könne, und daher Adan- son sie beim Manati des Senegal übersehen habe. Auch G. Gutier nennt sie in seiner Beschreibung un trou presque imperceptible. Herausgeber. MujkIIiöIiIg Ist sehr seltsam gebildet. Weder Vorder- noch Eckzähne sind vorhanden. Sechs abgestutzte, dicht gedrängte, wenig hervorragende Backenzäline finden sich jederseits im Oberkiefer, im Unterkiefer nur 5. Im Unterkiefer crbHcfct man eine röthliche, dicke, fleischige Zunge, von 5" Länge und 1" 5'" Breite ; sie ist aber ganz unbeweglich und durclil Liga- mente befestigt. Sie ragt 'nach vorn |" über die Zähil^' hin- aus. (T. II. F. 3. e. Durch g / sind die Gelenk fortä^ze des Unterkiefers angedeutet.) i "1 Das Thier tastet und sucht das Gras, von dem es sich nährt Qel camelote), mit den Lippen, die es verlängert, vor- züglich mittelst der oberen. Es reifst das Gras mit «lern Gau- men ab, der verflacht ist und eine^ ErhabeHheit, eine Art Pol- ster, und eine Vertiefung bildet, welchen im Unterkiefer eine Vertiefung und ein Polster entsprechen. Das fleischige Polr ster der Oberkinnlade (T. II. F. 4. n und F. 2. de), von 2" Länge, tritt in eine Aushöhlung des Unterkiefers («. h. T. II. F. 3. oder o in F. 4.) Eben so tritt das Polster oder die Er- habenheit des Unterkiefers (T. II. F. 3. h c oder p in F. 40 von 2\" Länge in eine Concavität (e f F. 2. oder q F. 4.). Es findet sich mithin die Aushöhlung in der Unterkinnlade vor der Erhabenheit, imd umgekehrt im Oberkiefer die Erha- benheit vor der Vertiefung. Die Vertiefungen sind mit einel" chagrinir ten Haut bekleidet, besonders die der oberen, welche von kleinen Ritzen durchzogen ist. Das Polster der Unter- kinnlade zeigt 3 — 4 Furchen. Die Länge von «bis g in F. 3. (T. IL) beträgt 8". Die vielleicht etwas bewegliche Spitze der Zunge, welch« ein wenig vor den Backenzähnen hervorragt, verbirgt sich auch zum Theil in der Vertiefung cj\ aber ihr gröfster Umfang entspricht dem nicht schwieligen Theile des Gaumens (f h). Die weit nach hinten gerückten dicht gedräng- ten Zähne (T. li. F. 2. Ä/ und F. 3 e gX welche 3" Länge einnehmen, dienen nur zum Zermalmen. Die Augen sind sehr klein, der Bulbus hat nur 2". Sie sind von Haaren umgeben und besitzen nur eine Nickhaut. Die beiden Zitzen sind Brustzitzen, erscheinen als 2;}'" lange, runzlige Höcker (tiibcraäes), und stellen in der Ach-^ selgegeud an der Insertion der Flosse» Sie entsprechen einer kleinen Drüsenmasse. Die Milch soll sehr gut und etwas warm sein. Die -Lunge ist das, was am Manati am meisten Erstaunen erregt. Man würde sie, wenn man das Thier vom Rücken aus öffnete, unmittelbar zu oberst liegend finden. Deriii sie liegt über dem Magen. UBd den Eingeweiden, indem sie sich in zwei länglich-lanzettlichen Säcken jederseits neben dem* Rückgrate unter den Rippen hin ersteckt. Man möchte sie iÜrer Form und Lage nach für Schwimmblasen halten. Die Liaftröhre hat da, wo sie sich in die «beiden Bronchen theilt, 1 J" im Durchmesser. Jeder Lungenflügel mifst 3' in der Länge bei %" Breite, und bildet einen sich gegen die Bron- chen verengenden Sack. Bläst man Luft ein, so sieht man, dafs diese Säcke sehr weite Zellen und fast 4" Höhe haben ^). Der grofse leere Raum, welchen sie unter dem Rücken in der ganzen Körperlänge bilden, begünstigt vielleicht das Schwim- men des Manati. % »In einer Entfernung von 2' 6" von der Unterlippe liegt äin wahres Zwerchfell, welches anfangs auf dieselbe Weise, wie bei den übrigen Säugethieren , die Ernährungsorgane von den Respirationsorganen als vertikale Scheidewand trennt, dann aber gegen den Rücken sich umschlägt und sich über dem Magen und den Eingeweiden der Länge nach unterhalb der Lunge hin erstreckt *). Die beigegebene ideelle Zeichnung (T. IL F. 5.) wird dies näher erläutern. In 1 ist das Herz, in 2 die Lunge, in 3 und 4 Magen und Darmkanal ^ in 5 das Zwerchfell angedeutet. Die Respiration scheint nach der Gröfse der Respirationsorgane und nach der Quantität des 3) In seinem Reiseberichte (^Voyag. aux reg. equin. VI. p.231.') bemerkt Hr. v. Humboldt, dafs ihr Umfang, wenn sie mit Luft an- gefüllt sind, über 1000 Kubikzoll (alt französ. Maafs) betrage. Herausgeber. 4) Daubenton in seiner Anatomie des Manatifötus (Buff. hüt. nat. Toni. XIII. ed. Ato und To?n. XXVII p. 277. ed. 8.) deutet auch auf diese eigenthümliche Bildung hin : 11 m'a paru que le diaphragmc se jjrolongeoit en arricre entre les poumons et les untres visceres — ainsi l'ahdomen etoit smis une partie de la poitrine a l'endroit des fuus- ses-cötes, qui etoit fort etendu — la partie qui etoit sous les vraies cotfs avoit fort peu d'etendue, et ne contenoit que le coeur , la tra- cliea arter e etc. Les poumons etoient en cntier sous les fausscs-cö- tes au dess'ns de Taldomen. Herausgeber, sclir rotheil Blutes, die man überall antrifft, sehr vollkommen zu sein. Auch vermag der Manati nicht lange Zeit unter dem Wasser zu verweilen, jedoch tritt er über demselben nur mit dem Rücken und dem Kopfe hervor. Sollten aber die Be- wegungen der Lunge nicht durch die Verdauung behüidert werden? Die Eingeweide s^nd von ungeheuerer Länge, wie bei den Wiederkäuern, und starke Blutgefäfse verbreiten sich auf ihnen. Es findet sich ein zweitheiliger Magen. Seine erste Hälfte bildet einen oberhalb convexen Sack von 1' 4" im Durchmesser, die zweite Hälfte hat nur 5" Weite. Kaum kann man beide als einen durch Einschnürung getheilten Magen betrachten, obwohl in beiden Hälften die innere Ober- fläche von gleicher Art, nämlich etwas runzlig, aber ohne Blätter oder netzförmige Maschen ist. Die dünnen Därme haben 68' Länge bei einem Durchmesser von 2". Bei Oeflf- nung des Magens fanden wir das in seinen beiden Hälften ent- haltene Gras noch wenig verändert. In den dünnen Därmen wurde es mehr stinkend und braun, und zwar um so mehr, als es sich dem Dickdarme näherte. Dieser ist 40' lang, 4" weit und aufgetrieben. Die Excremente bÄden Kugeln von 3" Durchmesser. Sie sind stinkend und gleichen denen des Och- sen. Man sieht sie öfter auf der Oberfläche des Wassers schwimmen. Fast der ganze Speisekanal, der Magen und die 108' langen Därme waren ganz mit Camelote gefüllt, woraus man sich von der ungeheueren Grasmenge, welche der Manati auf einmal zu sich nimmt, einen ungefähren Begriff machen kann. Der Magen hat sowohl an seiner linken Hälfte als an seiner Einschnürung Anhänge; nur die beiden an letz- terer befindlichen Anhänge sind einfache Blindsäcke, der An- hang der linken Hälfte enthält dagegen eine harte Drüsen- masse, die auf dem Durchschnitte der arhor vitae ähnelt. Das Herz hat 6.}" Länge und 5" Breite. Es ist von vielen Anhängen eines durchsichtigen Fettes umgeben, wodurch es auf seiner Oberfläche höckerig, gleichsam mit Beeren besetzt erscheint. Auch in seinem Innern zwischen den Muskelbal- ken fanden wir wahres Fett. Die Flossen gleichen den Ru- derfüfsen der Seeschildkröten, sind ganzrandig und zeigen äufserlich keine Spur von Fingern. Im Imiern erscheinen sie als vollkommene Hände. Die Länge des Hunierus 7", Vorderarmknochen die ganze Hand . die Handwurzel . Mittelhand . . . erste Phalanx zweite Phalanx . dritte Phalanx . I am längsten oder Mit- telfinger gemessen. 6", 7", 1", 3" 5'", 2" 1" — 0,7' Die dritte Phalanx hat unläugbar ein Rudiment eines Nagels ^). Der Daumen ist sehr klein, mifst von der Handwurzel ab 4". Viele Ligamente gehen von einer Phalanx zur andern, denn die Phalangen beugen sich nicht. Im Ganzen findet sich nur wenig Muskelfleisch, das meiste am Rücken und gegen den Schwanz hin. Die Haut, mit Ein- schlufs des Fettes, zeigt eine Dicke von 1|". Wir fanden 50 Wirbel^), nämlich: 7 sehr kleine Halswirbel, 40 Rücken- und Kreuzwirbel mit Apophysen, und 3 Schwanzwirbel ohne Apophysen. 26 sehr breite Rippen. Das Fleisch ist vortrefflich und gleicht sehr dem Schin- 5) In seiner Reise (^Voyag.etc. VI. jt?.235.) hat sich Hr. v. Hum- boldt noch bestimmter über die Nägel ausgedrückt: Nous n'avons pas trouve des vestiges d'ongles mr la face exterieure et le hord des nageolres, qui sont entiereinent llsses; mais de petits rudimens d'ong- les paroissoient ä la troisieme phalange, lorsqu'on öte la peau des nageoires. In einer Randnote zu diesem Manuscripte unterscheidet der Hr. Verf. den Manati des Orinoko durch die schwächere Behaa- rung und den Mangel äufserer Nägel vom Manatus austraUs. Herausgeber. $^ 6) Die Wirbelzahl scheint variabel. Daubenton giebt 6 Hals-, 16 Rücken- und 28 Kreuz- und Schwanzwirbel, also ebenfalls 50 an; Cuvier 6 Hals-, 16 Rücken- und 24 Kreuz- und Schwanzwir- bel, im Ganzen also 46. E. Home zählt 7 Hals-, 17 Rücken- und 24 Schwanzwirbel, also 48. Die Zahl der Rippenpaare ist nachD aub en- ton und Cuvier 16, nach Home 17, nach Robert beim Manatus senegalensis 16; daher ich fast vermuthen möchte, dafs die bedeu- tende Abweichung in Hrn. v. Humboldts Angabe auf einem Schreib- fehler beruhe und statt 16 hier 26 verschrieben sei. Herausgeber. 9 ken. Die Guamos und dio Otomakos sind am meisten da- nach lüstern, und diese zwei Völker sind es auch, welche sich vorzüglich mit der Manati- Fischerei abgeben. Die Pi- raoos verabscheuen es; sie verbargen sich zu Carichana, um es nicht zu berühren. Sie behaupten, dafs man nach seinem Genüsse sterbe, und dafs es Fieber hervorbringe, welche Erfahrung die Spanier nie gemacht haben. Das Fleisch wird eingesalzcn und an der Sonne gedörrt, das ganze Jahr aufbewahrt, und da die Geistlichkeit dieses Säugethier unter die Fische zählt, so ist es während der Fastenzeit sehr begehrt. Der Manati hat ein sehr zähes Leben. Er wird, nachdem er harpunirt ist, gebunden, aber man tödtet ihn nicht eher, als bis man ihn in die Piroge ge- bracht. Dies geschieht, zumal wenn das Thier grofs ist, oft mitten im Strome, indem man die Piroge zu zwei Drittheil ihres Gehalts mit Wasser füllt, sie alsdann dem Thiere unter- schiebt und das Wasser mittelst einer Schale von Crescenüa Cujete wieder ausschöpft. Der Fang dieser Thiere ist zur Zeit, wo die grofsen Ueberschwemmungen zu Ende gehen, am leichtesten: der Manati geht dann aus den grofsen Flüssen in die umlie- genden Seen und Sümpfe, und w^enn die W^asser nun schnell fallen, so befindet er sich wie abgeschnitten in einem enge- ren Räume. Zur Zeit der lesuiten- Herrschaft in den Mis- sionen am unteren Orinoko, versammelten sich die lesuiten alljährlich in Cabruta, unterhalb der Mündung des Apure, um mit den Indiern ihrer Missionen, am Fufse des Berges, wel- cher jetzt El Capuchino heifst, eine grofse Manati -Jagd anzu- stellen. Das Fett des Thieres ist unter dem lü^am^ii Manteca de Manati bekannt und wird zur Unterhaltung der Kirchen- lampen benutzt. Man gebraucht es auch zur Zubereitung von Speisen. Es hat nicht den widrigen Geruch des Thranes der Wallfische oder anderer blasender Cetaceen. Die Haut der Seekühe wird in Riemen geschnitten und, gleich den Streifen der Ochsenhäute, zu vortrefflichen Stricken gebraucht, ist aber im Wasser der Fäulnifs unterworfen. In den spanischen Co- lonien werden Peitschen daraus verfertigt; auch sind die Worte latigo und 7n«/i«// gleichbedeutend. Diese Peitschen sind ein grausames Strafwerkzeug der unglücklichen Sklaven und selbst auch der Indianer in den Missionen. — Mit den Manatikno- '^^ 10 chen (den Felsenbeinen) treibt man viele Charletaneric. Das Gehirn ist sehr klein. Die Mundhölile zeigt eine fühlbare Wärme. Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. 1. Der Manati des Orenoko im Profil. Fig. 2. von unten gesehen. Taf. II. Fig. 1. Kopf von oben. Fig. 2. Ansicht der Oberkinnlade von innen. Fig. 3. Ansiclit der IJnterkinnlade von innen. Fig. 4. Maulöffnung im Profil. Fig. 5. Ideeller Längsdurchschnitt des Rumpfes. Zusatz vom Herausgeber. Aufser den wichtigen Aufklärungen, welche uns Herr v. Humboldt in vorstehender Beschreibung des südamerikani- schen Manati über dessen innere Organisation und besonders über die merkwürdige Bildung seiner Mundhöhle giebt, setzen es auch seine nach sorgfältigen Messungen entworfenen Ab- bildungen aufser Zweifel, dafs der Manati Südamerika's von denen der westindischen Gewässer specifisch verscliieden ist. Hr. V. Humboldt hat liierauf nicht nur im Eingange dieses an Ort und Stelle verfafsten Manuscripts hingedeutet, sondern es giebt sich diese seine Ansicht auch aus einer Anmerkung zu S. 235. des 6. Bandes seiner Reise zu erkennen, wo er, auf den 2. Band seines Rec. d'Ohserv. d. Zool. verweisend, den Manati des Orinoko als vom westindischen Manati ver- schieden aufführt '). Freilich ist die Verschiedenheit beider Thiere schon frü- 7) Voyage mix reg. eqidn. etc. Tom. VI. p. 235. note: ,^ Vot/ez sur le Lamantin de l'Orenoque et celui des Antilles" etc. her ausgesprochen, aber sie gründete sich nur auf vage Ver- muthungen, da man einen specirischon Unterschied nicht nachzu- weisen vermochte. Zuerst scheint d e 1 a C o n d a m in e eine Ver- schiedenheit beider Tliiere gealmet zu haben. Wenigstens deuten seine Worte ^) darauf hin. „C'est le jnhnCy^^ setzt er zur Bcsclircibung des Manati vom Amazonenstrome hinzu, „qu*on nommoit autrefois manati, et qu'on nomme aujourdhui Lamantin ä Cayennß et dans les iles francoises cTAme- rique, mais je crois Vespece un peu di/ferente^^ Dies mag hauptsächlich Buffon bewogen • haben , einen gro- fsen Manati der Antillen (grand Lamantin des Antil- len), und einen kleinen Manati Amerika's (petit Laman- tin dAmerique) anzunehmen {Suppl, Tom. VL), was Cut vier geradezu umkehrt, wenn er dem Buffon einen petit Lamantin des Antilles zuschreibt. Auch gründeteBuf- fon nicht, wie Cuvier angiebt (Oss. foss. 4 edit. VllL p. 59.) , den Unterschied beider einzig und allein auf den ver- nieintliclien Mangel der Backenzähne bei der kleineren Art, sondern es war einerseits die verschiedene Gröfse, anderer- seits die Verschiedenheit der Lebensweise, was bei ihm die Vermuthung einer specifischen Differenz beider Thiere er- weckte. Der gröfsere westindische Manati sollte mehr ein Kiistentiiier sein, höchstens in den Mündungen der Flüsse sich sehen lassen, dabei eine Länge von 12, 14, 15 — 20' erreichen; der kleine Manati Südamerika's sollte um f kleiner sein (p. 404.), und sich nicht nur an den Küsten, sondern auch in den Flüssen und Seen des Innern von Südamerika linden, im Ori- noko, Oyapock, Amazonenstrom, in der Campeche-Bay und an den kleineren südlich von Cuba belegenen Inseln. Buf- fon's Angabe, dafs sich letztere Art vom Manati des Sene- gal luid der Antillen durch den Mangel der Backenzähne un- terscheide, steht mit seinen früheren Worten', in welchen er alle 3 Manati- Arten durch den Besitz wahrer Backenzähne vom Maiiatus horealis (Jiliyüna III.) unterscheidet, im ge- raden Widerspruche. Dafs diese auf Mifsverständnifs unge- nauer Angaben beruhenden Unterschiede vor G. Cuvier 's strenger Kritik keine Anerkennung ünden konnten, leuchtet 8) Vo//agc dans d'intcr. de l'Ameriq. merid. 1770. 8. p. 152. 12 ein. Er verwarf sie mit Recht als Nominalarten. Ais indes- sen dieser grofse Naturforsclier die zweite Ausgabe seiner Recherches sur les Ossein, fossil, besorgte, lag ihm eine Ab- bildung vor, welche ihn wohl eines anderen hätte belehren können. Ich meine die Abbildung eines von Jamaica einge- sandten Manati, welche Everard Home in Aqw P/ülos. Transact. vom Jahre 1821 publicirt hatte. G. Cuvier kannte und citirt sie; ja er lobt sie als eine gute Abbildnng. Dafs aber die beigefügte Darstellung des Skelets in der Schädel- form mehr mit seinem MarMtus senegalensis, als mit seinem Manatus americanus übereinstimmte, entging ihm. Eben so wenig ist neuerlich Fr. Guvier in seiner liist. nat. des Ce^ tac6s, Paris 1836, hierauf aufmerksam gewesen. Er betrach- tet Home's Abbildung als die einzige gute Figur des süd- amerikanischen Manati, und copirt sie auf der ersteh Tafel seines Atlas, als den Manatus americanus (^Lamantin de VAmerique mcridionale) vorstellend. Und doch hätte er um so mehr das von Home abgebildete Skelet einer genauen Prüfung unterwerfen müssen, als dieses nicht aus Südamerika, sondern aus den westindischen Gewässern stammte, und in- zwischen Harlan nach zwei Schädeln eine neue Art unter dem Namen Manatus Z«/irOtV/m unterschieden hatte ^),! wel- cher Art er Westindien als muthmafsliches Vaterland zuschreibt. Nach Dr. Büro w's Mittheilungen an Harlan finden sich nämlich diese Thiere in grofser Menge an den Mündungen der Flüsse, in der Nähe der Vorgebirge von Ostflorida, unter 25** nördl. Br. Die Indianer tödten sie mit Harpunen wäh- rend der Sommermonate. Sie messen 8 — 10' und haben etwa das Gewicht eines fetten Ochsen. „Wir haben eini- gen Grund, anzunehmen," setzt Harlan hinzu, „dafs diese Art auch Westindien bewohnt, und wahrschein- lich ist es dasselbe Thier, dessen Cap. Henderson in seinem Account of tJie hritish settlement of Honduras erwähnt." Harlan's Abhandlung war Hrn. F. Cuvier nicht unbekannt; er führt dessen Art freilich auf, scheint jedoch in ihre specifische Differenz noch einige Zweifel [zu setzen, aber gewifs ohne 10) Journ. of thc Äcad. of nat. sc. of Philad. IIL, % p. 390. u. Phi/sic. medic. Research, p. 70. 13 Grnnd, denn rlio freilich nnr an zwei bepcliä^l Igten Scliädolii genommenen Dimensionen beweisen hinreichend, dafs Har- lan's M. lalirostris eben so wesentlich vom M. senegalen- sis, wie vom südamerikanischen Manati verschieden ist. Ueber- dies ist die Form der Naseuöffnung in allen 3 Arten eine an- dere ; beim südamerikanischen Manati ist sie schmal und läng- licli, bei M. latirostris breiter und länglich eiförmig, bei M, senegaleusis l)reit eiförmig. Bei der erstgenannten und zwei- ten Art bildet die Symphyse des Zwischenkiefers am vordem Theil der Nasenöffnnng einen spitzen Winkel, bei M. sene- galensis ist dieser abgerundet. Im Uebrigen nähert sich der M. laürostris im Schädelbau mehr der westafrikanischen Art, als dem südamerikanischen Manati. Ein Gleiches treffen wir auch bei dem von Home abgebildeten Skelet, so viel sich aus der Profilansicht entnehmen läfst, denn leider hat es der englische Anatom weder für nöthig erachtet, seine Abbildung mit einer wissenschaftlichen Beschreibung zu begleiten, noch hat er den Schädel in verschiedenen Ansichten darstellen las- sen. Der Kopf erscheint im Verhältnifs zu seiner Höhe kür- zer, als beim brasilischen Mauati, was, wie beim M, senega- lensls, vorzüglich der Verkürzung der Kieferregion beizu- messen ist. Das Scheitelbein, welches am Schädel delr süd- amerikanischen Art mit dem Stirnbeine in fast gleicher Ebene liegt, bildet in Ilome's Abbildung mit dem Stirnbeine einen stumpfen Winkel, indem es sich gegen das Hinterhaupt schräg abdacht. Der Körper des Jochbeins ist kürzer und höher, als bei jenem ; die Form des Zwischenkiefers ähnelt mehr dem des M, senegalensis, daher zu erwarten steht, dafs die Form der Nasenöflfnung, welche ungleich kürzer (vielleicht gar zu kurz gezeichnet) ist, der des afrikanischen Manati ähnlicher sein werde. Noch übereinstimmender mit dem des M. sene- galensis zeigt sich der Unterkiefer. Der obere Rand seines vorderen Thciles ist nämlich nicht geradlinig, wie beim süd- amerikanischen Manati, sondern gekrümmt, wie beim M. sene- galcnsis; der Unterrand seiner Aeste ist inicht fast gerade, wie bei ersterem, sondern tief ausgebuchtet,, wenn auch nicht ganz so stark, wie beim letzteren. Ueberdies ist, wie beim M. senegalensis , der Unterkiefer im Verhältnisse zu seiner Länge hölier, besonders an der Symphyse, wo er in der Pro- filansicht eine fast beilförme Gestalt zeigt. Alles angegebene finden wir auch am Schädel des M. latlrostvis ; nur zeigen die Abbildungen einige Differenzen, welche vielleicht auf Rech- nung der Zeichner zu stellen sind. So viel geht aber aus ei- ner Vergleichung beider hervor, dafs der von Harlan abge- bildete Schädel dem von Home dargestellten Manati zugehört, mithin Home's Abbildung nicht Cu vier 's M. americanus, sondern Harlan's ikf. latirostris darstellt. In dieser Ansicht, welche sich mir bei Vergleichung der von Cu vier und Home abgebildeten Skelete schon früher aufgedrängt, wurde ich auf das überraschendste durch Hrn. v. Humboldt's Zeichnung des Manati vom Orinoko bestärkt. Ein Blick auf die Zeich- nung läfst keinen Zweifel an der specifischen Verschiedenheit beider Thiere übrig; und wir müssen um so mehr bedauern, dafs E. Home so gut wie gar nichts von der äufseren Ge- stalt seines Thieres aufgezeichnet hat.^ Ueberhaupt hat er in dieser Beschreibung des Manati einen glänzenden Beweis ge- liefert, wie wenig er mit den Arbeiten seiner Vorgänger be- kannt war. Er sagt nämlich: „die grofse und kleine Zehe haben jede nur 2 Phalangen, die der grofsen Zehe zunächst folgende hat 3, die folgende 4, die vierte 3." (Hierbei sind müner 'die Mittelhandknochen als Phalangen mitgezählt.) Nun aber trägt, nach Cuvier, der Mittelhandknochen des Daumen, sowohl beim südamerikanischen Manati, als beim Dugong, keine Phalanx, und sämmtliche übrige Finger besitzen de- ren 3. Nimmt man auch an, dafs die oberste Phalanx des zweiten und vierten Fingers in der Haut stecken geblieben sei, so steht doch die vorhandene Phalanx des Daumens, als dem Typus der Familie widersprechend, entgegen, und merk- würdiger Weise finden sich in der von Home gegebenen Ab- bildung des Dugong-Skelets dieselben Abweichungen. Ist dies in beiden nur dem Zeichner zuzuschreiben? Und hat Home erst nach dessen Zeichnungen seine Beschreibung entworfen? Die Dürftigkeit der letzteren macht es fast glaublich. Eben so fragt es sich, ob die Verschiedenheit in der relativen Länge der Mittelhandknochen wirklich bei dem abgebildeten Manati- Skelete vorhanden ist, da sie dann eine characteristische Ei- genthümlichkeit der Art sein würde, oder ob man sie nur dem Zeichner zuzuschreiben hat. Beim südamerikanischen Manati 15 nehmen nÜmlicli die Mittelhandknochen von der Radial- zur lllnarseite allmälig an Länge zu, und zwar so, dafs der Mit- telhandknochen des äufsern Fingers der längste, und fast dop- pelt so lang als der des Daumens ist. Davon findet sich in Home 's Zeichnung (nicht die geringste Andeutung, vielmehr erscheinen hier sämmtliche Mittelhandknochen fast von glei- cher Länge, und eher sind die des zweiten und Mittelfingers etwas länger, als die übrigen. Es wäre zu wünschen, dafs wir hierüber von einem englischen Zootomen näheren Auf- schlufs erhielten. Endlich ist, wie ich bereits oben in der Anmerkung erwähnte, in beiden Manati-Arten die Zahl der Rückenwirbel und Rippen verschieden, nämlich bei der von Home abgebildeten Art (M. laiirostris ?) 17, bei dem süd- amerikanischen nach Cuvier und Dauben to-n 16. Während so die Skeletbildung beider Arten auffallende Unterschiede darbietet, wird es schwerer, specifische Charac- tere nach der äufsern Gestalt beider Thiere festzusetzen; je- doch nur deshalb, weil E. Home keine detaillirte Beschrei- bung gegeben hat, und man nicht weifs, wie weit man sich auf seine Abbildung verlassen darf. Nach dieser ist zunächst die Bildung des Kopfes sehr verschieden. Während in Hrn. v. Humboldt's Zeichnung der Kopf gestreckter und im Ver- hältnifs zu seiner Länge niedriger ist, und hierin mit der Schä- delform des Manati von Guiana und Brasilien übereinstimmt, ist dagegen derJKopf des von Home abgebildeten Manati viel kürzer und höher, besonders in seinem Schuauzentheile; die Schnauze selbst erscheint breiter. Vorn schief abgestutzt. Home sagt nur: jhe snout is flaltenedy'' und setzt hinzu, dafs sich an den Flossen, am Ende der Finger, Nägel finden. Die Abbildung zeigt ihrer 4, wie auch ältere Beschreiber vom westindischen Manati angeben. Hr. v. Humboldt erwähnt in seiner Beschreibung nur Rudimente der Nägel, und setzt in der angeführten Stelle seines Reiseberichts hinzu, dafs sie nur bei Wegnahme der Haut zum Vorscheine kommen. Auch legte er in einer an den Rand geschriebenen Diagnose beider Ma- nati hierauf besonders Gewicht. — Inzwischen bleibt es noch zweifelhaft, ob dem südamerikanischen Manati äufserlicli sicht- bare Nägel durchaus abzusprechen seien. D^ubeuton, in seiner Beschreibung des Manati-Fötus von Guiana, sagt: „o/t 16 voyoit la naissance des ongles.^^ In einer von Eduard Pasquet gezeichneten, von J. F. Schröter gestochenen Ab- bildung eines Manati-Fötus , welche mir Hr. v. Humboldt gütigst mittheilte, finden sich 4 Nägel angegeben, obwohl die Kopfbildung melir zum südamerikanischen Manati pafst. Auch G. Cuvier, welcher ein von Cayenne gesandtes, fast 4 Me- ter langes Exemplar beschrieben, erwähnt 4 Nägel am Rande der Flosse. {Son hord est garni de quatre ongles plats et ajTondis, qui rten [depassent point la memhrane etc^ Ein jüngeres Individuum zeigte ihm nur die Spur von 2 Nä- geln, und bei einem Fötus sah er an der einen Seite nur 3, an der andern nur einen sehr kleinen vierten. Dagegen führt Hr. V. Humboldt in seiner Reise VI. p. 235. eine Stelle des Pater C aulin an, der ausdrücklich den Mangel der Nägel be- merkt (Tiene dos hrazuelos sin dmsion de dedos y sin unasJ) Auch sind sie in einer ziemlich rohen Abbildung eines Manati vom Amazonenstrome in Smyih and Lowe Narrative of a Journey from Lima to Para, London 1836. 8., auf wel- che mich Hr. v. Humboldt gütigst aufmerksam machte, nicht angegeben, und die Beschreibung gedenkt ihrer nicht. — Auch die Behaarung des westindischen Manati möchte kaum dichter sein, als bei der südamerikanischen Art. Buffon iührt (^Suppl. VL p. 396;) eine Stelle aus Rochefort's Bist. nat. et mo- ral. des Antill. an, in welcher die Haut parsemee de pe- tits poils genannt wird. Auch spricht für eine nur schwache Behaarung Home's Abbildung, da sie in dieser gar nicht an- gedeutet ist. — Dagegen möchte die relative Länge des Schwanzes und der Flossen Artunterschiede darbieten. Er- sterer macht, nach übereinstimmenden Angaben von Hrn. v. Humboldt, Cuvier, Smyth und Lowe, etwa den vierten Theil der ganzen Körperlänge aus. Die Länge der Flossen wird bei einem 9' 2" langen Thiere von Hrn. v. Humboldt auf 1' 4", von Smyth und Lowe bei einem 7' 8" langen Manati des Amazonenstromes auf 1' 3", und von de la Con- damine bei einem Manati desselben Flusses, von 7' 6" Länge, auf 1' 3" angegeben. Mithin hätten sie etwa \ der ganzen Körperlänge, In Home's Abbildung mifst der Schwanz fast -^ der; ganzen Körperlänge. Die Flossen sind im Verhältnifs zur Totallänge des Körpers etwas länger, erscheinen aber kürzer, da sie, besonders am Unterarme, viel dicker sind, als m Hrn. V. Hiimboldt's Abbildimg. Alles dies iHfst auf erhebliche Verschiedenheiten schliefsen, die, wenn sie erst vollständig ge- kannt sind, eine sichere Charakteristik der westindischen Art nach äufsern Merkmalen znlassen werden. Es fragt sich noch, welche Benennung für die südamerikani- sche Art anzunehmen ist, da si« von einigen Zoologen, so von G. und Fr. C u V i e r , D e s m a r e s t u. A. M. americanus, von andern Naturforschern, wie T i 1 e s i u s und J. B. F is c h e r M. australis genannt wird, wobei jedoch immer der westindische Manati als nicht specifisch unterschieden mit einbegriffen ist. Die er- > stere Benennung wird minder bezeichnend, seit es kaum einem Zweifel unterliegt, dafs noch eine zweite Art die amerikani- schen Gewässer bewohnt. Der letztere Namen, aus Linne's Varietät /?. australis entstanden, wird dagegen bezeichnender, theils weil die südamerikanische Art, so weit unsere Kenntnifs reicht, die einzige ist, welche sich in ihrer Verbreitung auf die südliche Hemisphäre erstreckt, theils weil diese Benennung zugleich ihr geographisches Verhältnifs zum westindischen Ma- nati, Harlan's iJf. Z«firo^^n>, auf das bestimmteste ausdrückt. Für die geographische Verbreitung der südamerikanischen Art füge ich schliefslich noch eine von F. Cuvi er Über- gangene Notiz hinzu, die, so viel mir bekannt ist, den süd- lichsten Punkt ihres Vorkommens bezeichnen dürfte. Sr. Durchlaucht der Prinz Maxim, von Neuwied, berichtet näm- lich (Beitr. zur Naturgesch. v. Brasilien 2. p 602.), dafs der Manati sich in den Umgebungen des Flusses St. Matthaeus, sowohl in diesem selbst, als in einer grofsen mit ihm in Ver- bindung stehenden grasreichen Lagoa finde. Ihre Verbreitung«^' Sphäre würde demnach vom Stromgebiete des Orinoko bisr* etwa zum 19*^ südl. Br. reichen. Hinsichtlich der Etymologie des Wortes Manati finden wir noch immer Oviedo's irrige Ansicht wiederholt, dafs es aus dem spanischen Mano (Hand) gebildet sei und die bandförmige Be- schafi'enheit der Flossen bezeichnen solle. Selbst G. Cuvi er im Regn. anim. 1. p. 283. 2. edit. tritt noch dieser Ableitung bei, obwohl es ihm nicht unbekannt war, dafs Hernandez das Wort aus der Haitisprache, und La Condamine aus der Caraiben- und Galibisprache ableiten (0^4. /oss. 4. edit. VlII. IV. Jahrg. 1. Band, 2 2. p. 10.)> "iid obgleich Herr v. Humboldt (Voyäg* aux r6g. eq, p. 235. not. 1.) die erstere Ableitung als ganz irrig nachgewiesen hatte. Auch Roulin (^sur le Tapir p.l, note) führt an, dafs der Name indisch sei und schon als ein solcher von Fernando Colon, Sohn des Entdeckers, erwähnt werde. Nach ihm bedeutet in mehreren Dialecten der Antillen und in deir,,0aUbisprache von Guiana, . welche fein Gemisch dieser Sprachen und der Guaranisprache sei, das Wort Manati so viel, als Brüste (inamellesy. Er setzt noch hinzu: „Manati de kßiroUy ses mamelles 'ne sont point encore abattues, sagt P. Raymond Breton (J)ict. Car. p. 349.). Manattoui ist nach diesem der Name des Thieres. Nach Harcourt trägt es in der Sprache der Yaios von Guiaua den Namen Co/m" merOy aber in dieser Sprache bezeichnet Manatii ebenfalls die Brüste." — Nach Hrn. v. Humboldt (Z. c.) nennen :g^ die Indianer am .Orinoko den Manati Apcia und \Avia, Nachträgliche Bemerkung zu S. 8. Note 6. Eben nach Abdruck des ersten Bogens erhalte ich durch die Güte des Hrn. Prof. J. A. Wagner in München über die beiden dor- tigen Manati-Skelete einige Mittheilungen, welche die in obiger Note ausgesprochene Ansicht, dafs die Wirbelzah] des Manati variabel sei, bestätigen. Nach Hrn. Wagner besitzen beide Skelete 6 Halswir- bel, aber nur 15 Rückenwirbel und Rippenpaare, und das eine der- selben 27 Lenden- und Schwanzwirbel, von denen die 6 letzten keine Apophysen haben; bei den andern ist der -Schwanz defect. üeber die Nägel schreibt mir derselbe: „Nägel der Flossen nehme ich an unsern 3 ausgestopften Exemplaren nicht wahr. Da man indessen bei der Präparation derselben, wie der Augenschein lehrt, nicht sehr säuberlich verfahren sein mag, so können dieselben leicht ursprüng- lich vorhanden gewesen sein." OF Beiträge zur Kenntnifs der europäischen Spitzmäuse von Herrn. Nathusius in Hundisbur^. Erster, historischer Theü. " ^ JcLin Blick in die besten Handbücher der Zoaiogie genügt, i^in sich zu überzeugen, dafs die Kenntnifs der kleinsten europäi- schen Säugethiere noch' sehr unvollkommen ist. Keine Gatr- tung aber ist weniger in der -Natur selbst studirt, als Sorexi Noch mehr drängt sich diese Ansicht auf, wenn man die spe- ciellen Arbeiten der letzten Jahre über diese Thijjjte prüfij^ir ' Als iclv vor 7 Jahren meinen Aufentlialt aui dem Lande in einer ziemlich reichhaltigen Gegend nabm, stellte ich mir unter Anderem die Aufgabe, die kleinen Säugethiere nach Kräf- ten möglichst genau zu beobachten ; ich bemühte mich, aus be- nachbarten Ländern und Gegenden möglichst viele Exemplare von solchen Thieren zum Vergleich zu bekommen, und so isii es mir denn mit Hülfe einiger Freunde gelungen, als Material zu vorliegender Arbeit eine Sammlung von 6U0 Spitzmäusen in Spiritus, von ungefähr 100 trocknen Häuten und^mehr als 50 osteologischen Präparaten um mich zu versammeln.. Ich besitze aufserdem von allen Arten und von sehr verschiedenen Alters- und Färbungszuständen höchst gelungene Abbildungen durch die Güte des Hrn. Saxe«en in Clausthal und einiger anderer bekannten Zeichner, welche ich, so wie die Fieder^? mause und Nager, demnächst zu publiciren hoffe. nz'/l 'jfh-^ Für jetzt will ich mich darauf beschränken, die mir be- kannt gewordenen eigenthümlichen Arbeiten über die Spita-^ mause durchzugehen, und demnächst das Resultat meiner eigei- nen Beobachtungen mitzutheilen. .'b.unf/^ ;i'\o"v^\.v\ ':..'>^ Die wenigen Beobachtungen und die inanchörfei..7AimiTheH 2* 20 sinnigen Fabeln der altern Schriftsteller hat Gesner gesam- melt, doch weder bei ihm noch seinen Nachfolgern wurden verschiedene Arten getrennt, obgleich es klar wird, dafs we- nigstens einige der jetzt bestimmten Arten schon früher gese- hen sind. Linne gab in der 1. Ausgabe der Fauna suecica (Stockh. 1746. n. 33.) unter dem Namen Sorex eine kurze Beschrei- bung, welche ohne Zweifel allein auf die Art pafst, die erst viel später wieder unter dem Namen tetragonurus unterschieden wurde. Die Angabe des Gebisses kann sich nur auf diese Art beziehen, obgleich Linne einen Lückzahn im Oberkiefer zu wenig zählt, dieser Zahn ist aber so klein, dafs er fast nur an rein präparirten Schädeln deutlich zu erkennen ist, und über- haupt darf man in solchen Angaben aus jener Zeit nicht die Genauigkeit erwarten, wie sie nach dem jetzigen Zustande der beschreibenden Zoologie nöthig geworden ist. Auch Linnens Beschreibung des Fledermausgebisses in jenem Buche pafst auf keine Art. Dafs aber hier wirklich eine Art aus der Gruppe deÄraunzähnigen Landspitzmäuse gemeint sei, geht schon allein aus den Worten ^Jncisores 2 recti, serratV^ hervor, und dafs wir diese Art gerade auf die später tetra- gonurus genannte beziehen, wird dadurch gerechtfertigt, dafs die Exemplare, welche ich durch die Güte des Professor Retzius und anderer Freunde aus der Umgegend von Stock- holm erhielt, mit den deutschen vollkommen übereinstimmen, und auch die leider noch nicht vollständigen Mittheilungen der neuern schwedischen Zoologen beweisen schon hinlänglich die Identität der schwedischen und deutschen Thiere. Dieser iS'o reo: der I.Ausgabe wird nun zuerst von Linne im Jähre 1754 (Mmä. Adolph. Frid. p. 10.) Sorex vulgaris genannt, eine Name der zwar von Linne selbst wieder auf- gegeben, aber nichts destoweniger der passendste ist und all- gemeine Annahme verdient, da der viel spätere Hermann- sche Name tetragonurus nicht einmal bezeichnend ist. — In der 11. Auflage der Fauna ^suecica (Stockh. 1761. n. 24.) wir4 die Beschreibung aus der ersten Ausgabe wörtlich wie- do-holt, in der Diagnose der unglückliche Zusatz cauda cor- pore longiore gemacht, und als Trivialname Araneus aufge- nommen, welcher von da an bis auf die heutige Zeit überall mit 21 Linne's Autorität auftritt, obgleich es schon bei oberflächli- cher Vergleichuiig klar werden mufste, dafs die von Buffon, nach Daubenton's Untersuchung, und von Bech3tein so benannte Art eine ganz andere ist. Im Jahre 1756 machte zuerst Dauben ton (Ilist de VAcad. edit. Amste\. 321. ed. princ. p. 203.) eine etwas aus- führlichere Arbeit über die Spitzmäuse bekannt, unterschied 2 Arten, Musaraigne de terre und Mus. d'eau, und lieferte von beiden rohe Abbildungen, welche später vielfach copirt sind. Obgleich einige wesentliche Dinge, z. B. die eigenthüm- liche Schwanzbehaarung bei der Landspitzmaus, nicht berück- sichtigt sind, so ist es doch, namentlich nach Angabe des Ge- bisses, keinem Zweifel unterworfen, dafs diese Daubenton- sche Art die auch in Deutschland vorkommende und zuerst vonBechstein ganz gut unter dem Namen «röf/i^w.s beschrie- bene sei, und es scheint zweckmäfsig, diesen Namen mit Schreber's Autorität für dieselbe beizubehalten, da auf diese Weise keine weitere Confusion möglich ist, obgleich von Linne selbst unter diesem Namen eine andere Art verstan- den wurde, welche aber früher von ihm selbst, wie ich oben auseinandersetzte, schon vulgaris benannt war. — Die zweite Art, die Wasserspitzmaus, war z\V^ar schon früher beobachtet (in Deutschland von Klein, Seh reber III. 573.; in England von Merret), wurde aber auch hier zum erstenmale ausführ- lich beschrieben, und einzelne Angaben später noch in der grofsen Ausgabe des Buffon von Daubenton berichtigt. Auf diese Arbeit Daubenton's bezogen sich fast alle Schrift- steller ohne eigene Untersuchung. Die Wasserspitzmaus aber wurde von Pallas bei Berlin im Jahre 1755 beobachtet; er liefs sie auf einem einzelnen sehr seltenen Blatt in Kupfer stechen und benannte sie iS*. fodiens, unter welchem Namen wir sie zuerst bei Pennant {Synopsis. Chester, 1771.) und dann bei Sehr eher QIIL 571.) finden. Wahrscheinlich ohne diesen Namen zu kennen, nannte sie Erxleben 1777. (syst, regn, anim, Leipz.^ S. Dauhentonii. Im Jahre 1780 gab Zimmermann (geogr. Gesch. II. 382.) zuerst eine kurz^ Uebersicht der neuen Entdeckungen Herrmann's, welche dieser selbst im Jahre 1783 publicirte (Jabul. affinit Argent 79. not i/.), indem er sagt, dafs er 22 in' der Nähe von Strafsburg 5 Arten dieser Gattung gefunden habe, welche er araneus, tetragonurus , leucodoriy carina- tus und constrictus nannte, und durch kurze Diagnosen cha- rakterisirt. Auf die erste hatte er diesen Namen auf Schre- ber's Autorität angewandt, obgleich er wegen Kürze des Schwanzes Zweifel hegte, und bei Zimmermann wird sie deshalb S, russulus Herrn, genannt. Die 4te Art hielt er gleich Anfangs selbst für Daubenton's Wasserspitzmaus. Die kurzen Diagnosen gingen nun unverändert in meh- rere Werke .über. Hermann selbst verwies auf das Schre- b ersehe Werk, welchem er Abbildungen mitgetheilt habe; es waren auch im 33. und 34. Hefte desselben (1781.) die drei neuen Arten geliefert, der Text dazu ist jedoch nie erschie- nen. Ausführlicher werden nun die bisher genannten 5 Arten in dem nachgelassenen Werke Hermann's (Ohserv. zool. ed. Hammer^ Argentor. et Paris. 1804. 4o. p. 46.) behan- delt, führen dort die zuerst aufgeführten Namen, mit Aus- nahme des zuerst araneus, dann russulus genannten Thieres, welches zweifelhaft ohne Speciesnamen dasteht. Von allen die- sen Arten blieb bei genauer Vergleichung mit der Natur allein jS*. constrictus zweifelhaft, von welcher Art Hermann nur ein Nest mit Jungen gesehen hatte. Dieser Zweifel ist nun durch die neuere Arbeit Duvernoy's gehoben, indem ihm die Untersuchung der noch in Strafsburg vorhandenen Origi- nal-Exemplare gezeigt hat, dafs dieselben junge Individuen des S. fodiens sind, Hermann's tetragonurus ist dÄ gemein- ste Art: Linne's vulgaris-, leucodon eine vorher übersehene Art; carinatus ist Daubenton's Wasserspitzmaus, und die im nachgelassenen Werke zuletzt aufgeführte Art ohne Zwei- fel Daubenton's Musaraigne de terre^ also araneus Schreb. Von selbstständigen Beobachtern ist nun ferner Bech- stein zu nennen; in der 1. Ausgabe der gemeinnützigen Na- turgeschichte (Leipzig 1789. 1. 388.) beschreibt er zuerst die Musaraigne de terre Daubent. unter dem Namen Sorex ara- neus (jedoch fälschlich mit Linne's Autorität) so gut und ausführlich, wie diese Art weder vorher, noch nachher beschrie- ben ist, und es hätte ferner kein Zweifel über dieselbe sein können, wenn die französischen Autoren dieses Buch gekannt hätten; dann die Wasserspitzmaus ebenfalls gut, und namient- lich das Gebifs derselben ganz richtig. Ferner führt er die 3 neuen Hermannschen Arten nur namentlich auf, uhd ^agt in einer Anmerkung, er halte dieselben für Veränderungen der gemeinen Spitzmaus, und diese könne er noch vermehren; auch erwähnt er eines maikäfergrofsen Thieres, welches neuer- dings für S. pygmaeus Pallas erkannt ist. Hier hatte' 'er aber offenbar nicht genug beobachtet, und er gesteht dies selbst dadurch ein, dafs er bald darauf, im 3. Bande desselben Wer- kes (1793./;. 746.) eine neue Art unter dem Namen: die grk- bende Spitzmaus, Sorex fodiens (nicht Pallas^ welche er Vieh er ßuviatilis oder Daubentonii genannt wissen will) be- schreibt. Im Jahre 1796 nennt er dieselbe Art Eremita (Ge- treue Abbildungen. Cent. 2. p. 22. und 14. F. 2.), und 1801. legt er ihr sogar nochmals einen neuen Namen: S. cunicula- j'ia bei (Gemeinnütz. Naturgesch. 2. Ausg. 879.). Diese Ab- bildung stellt nun, obgleich ziemlich roh, doch nicht zu ver- kennen, den iS*. vulgaris Linn. oder tetragonurus Herrn, dar, die Beschreibung dagegen weicht nicht nur von dieser Art, sondern auch von der dazu gehörenden Abbildung selbst in wesentlichen Punkten ab: die Zähne sollen gelb, aber nur 3 Eckzähne im Oberkiefer vorhanden sein, welches nach allen bis jetzt bekannten Arten schon ein Widerspruch in sich selbst ist; ferner soll der Schwanz mit einzelnen sträu- bigen Borstenhaaren besetzt sein; hierunter könnten zwsrf" sol- che Haare verstanden werden, wie sie der Gruppe Croci- JwraWagl. eigenthümlich sind, obgleich diese nicht eigentlich sträubig sind ; doch zeigt die Abbildung solche nicht nur nicht, sondern ganz die Behaarung des S. vulgaris. Es ist fast tin- Diöglich, über die kleinen Zähne ganz klar zu werden, wenn man nicht die Schädel rein präparirt, und so dürfen wir wdlil in diesem Punkte dem alten, sqnst so guten Beobachter einen Irrthum vorwerfen, und schon das wiederholte Umtaufen kann ein Mifstrauen rechtfertigen. Ich besitze durch die Güte mei- mes Freundes Lenz gerade aus Bech st ein' s Vaterland meh- rere Hunderte von Individuen, von denen zwei Drittheil ganz auf die Abbildung Bechstein's passen und sämmtlich zu S. vulgaris gehören, dahingegen dem unermüdlichen Eifer des Dr. Lenz es seit mehreren Jahren nicht gelungen ist, eine 24 Spitzmaus zu fangen, auf welche die Bech st einsehe Beschrei- bung gänzlich pafste, welcher das Thier doch selbst „gar nicht selten" nennt. Ich glaube daher unbedingt, diese 3Bechstein- , sehen Namen auf S. vulgaris Linn. zurückführen zu müssen. Mit dem Jahre 1811 treten zwei gewichtige Namen in der uns hier beschäftigenden Litteratur auf: Pallas undGeof- froy St. Hilaire. Der erste lieferte in der Zoogrophia rosso-asiatica {Fe- irop. 1811. 130.) die Beschreibung von 6 iSor^o:- Arten, von denen 4 in den erst neuerlich herausgegebenen Abbiklungen enthalten sind. Die schon mehrfach getaufte Wasserspitzmaus nennt er (vielleicht wegen Bechstein's Confusion?) S, hy- drophylus, und sagt, sie sei bei uns gröfser, als im Osten. Die als araneus aufgeführte Art gehört wahrscheinlich nicht hierzu, denn die kurze Diagnose: ,,cauda nudiuscula obsolete tetra- gona" widerspricht dem gänzlich, um so mehr, als Pallas bei den folgenden Arten die einzelnen längern Schwanzhaare, wel- che auch den araneus charakterisiren, besonders hervorhebt; vielleicht ist darunter der iS*. vulgaris gemeint, welcher am weitesten verbreitet zu sein scheint. Es ist um so mehr zu bedauern, dafs wir hierüber keine Gewifsheit erlangen können, da die Besclireibungen der folgenden 9 Arten sich zum Theil auf diesen falschen Araneus bezielien. — Sorex Güldenstäd" tu Pallas (F. 1.), welcher von Güldenstädt im südlichen Cauc^sus häufig gefunden war, gehört nach der ^klaren Be- schreibung zu der Gruppe Crocidura, und es pafst dieselbe, so wie auch die angegebenen Ausmessungen durchaus in allen Theilen auf unsern S, araneus (nicht so gut dagegen auf S, leucodon, wie Gloger in der weiter unten zu nennenden Ab- handlung angiebt). Auf die Abbildung ist kein Urtheil zu gründen. — S. suaveolens (F. 2.) bleibt ein ganz zweifelhaf- tes Thier: leider sind keine Gröfsenangaben vorhanden; unter dem Schwänze soll sich eine nach aufsen mündende Drüse be- finden, wodurch sich diese Art von allen andern bekannten unterscheiden würde. — S. Gmelini (F. 3.) weicht nach der kurzen Beschreibung ebenfalls in nichts von vin?,Qvm Araneus ab, welcher auch häufig griseo-ferrugineus ist. Auch auf diese Abbildung ist nicht wohl ein bestimmtes Urtheil zu grün- den. Möchte uns doch recht bald über diese Arten eine Auf- 25 klärung von den thätigen Zoologen zukommen, denen jene Ge- genden oder Pallas' sehe Exemplare zugänglich sind. — S. pygmaeits (F. 5.), welcher jetzt in ganz Deutschland gefun- den ist, wird, mit Ausnahme des Gebisses, ausfiilirlich und ge- nau beschrieben, als Synonyme S. exilis Gmel. und S. minu- ius Laxm. aufgeführt, welcher letzte Namen auf ein einziges verstümmeltes Exemplar gegründet war, und angeführt, dafs auch wahrsclieinlich S. coecuticns Laxm. dazu gehöre. Die zweite wichtige Abhandliing lieferte Geoffroy St. Hilaire in den Annales du Museum d'hist natur. (JParis. t. XVIL 1811. 169.). Er handelt zuerst über die Gattung im Allgemeinen, begränzt dieselbe schärfer, als es früher ge- schehen war, indem alle Arten des neuen Continents, welche Gmel in dazu rechnete, zu andern Gattungen gehören. Dann folgen einige anatomische Eigenthümlichkeiten. Indem er zur Beschreibung der Arten übergeht, führt er 1) den S. ara- neus auf, w*elchen Daubenton gut charakterisirt habe; es seien ihm aber mehrere Formen davon vorgekommen, welche sich durch verschiedene Färbung und Schwanzlänge unterschei- den, die er aber nicht für specifisch verschieden halte. 2) S, Daubentonü. 3) S. tetragenurus Herrn., welche Art nach der Beschreibung mit der schwedischen und deutschen zusam- menfällt. 4) S. constrictus Herm. Durch Dunernoy sind wir belehrt, dafs dieser Name gänzlich aus unsern Registern zu streichen ist. Geoffroy citirt dazu die Bechst einsehe Abbildung des S. cunicularius , giebt die Maafse etwas grö- fser an, als bei S. tetvagonuruSy die Haare um die Nase stän- den dichter, und gäben dem Kopf ein dickeres Ansehen, die Zahl der Zähne sei dieselbe wie bei i^. tetragonurus — welchem jedoch Geoffroy 's spätere Arbeit (Memoires d, Mus., 1. 308.) widerspricht — der Schädel unterscheide sich von dem des tetragonurus: „la hoite cerebrale est sensiblement plus large et moins hoinhee dans le constrictus, et le cJian- frein plus arque dans rautie" Es ist möglich, dafs Geof- froy ein Paar alte Exemplare des tetragonuriis vor sich ge- habt hat, welche eben jene kammartige Bildung der Nasen^ haare zeigen; die Angaben der Gröfse und Farbe passen ganz darauf; da aber die Schädelbildung als verschieden angegeben wird, so darf man wohl den S, constrictus GeoS. (nicht Her- 26 inann*s) bis jetzt noch nicht unbedingt zu ^S*. tetragonurus ziehen, und fernere Belehrung darüber erwarten. Wie schon gesagt, widerspricht sichGeoffroy in zwei verschiedenen Ar- beiten über diese Art in den wesentlichsten Punkten, und es ist daher wohl möglich, dafs er zu verschiedenen Zeiten ver- schiedene Thiere vor sich gehabt habe. Die Abbildung ist für genauere Vergieichung unbrauchbar, wie es leider von allen diesen gesagt sein mufs: sie sind von geübter Hand hübsch und manierlich gemacht, aber durchaus ohne die nöthige Cha- rakteristik. — Was die Angabe über die Schädel betrifft, so kann ich mich nicht enthalten, im Allgemeinen in diesem Punkt zur gröfsten Vorsicht zu ermahnen: die Schädel sind so klein und zart, dafs ein geringer Druck, z. B. auf das Hinterhaupt, wenn die Präparate in W^asser gelegen haben oder frisch aus dem Kopfe genommen sind, schon hinreicht, die richtige Lage der Schläfenbeine zu einander und zu andern Knochen für immer zu verschieben. Eben so verändert schnelles Trock- nen in der Sonne die Gestalt des Schädels gänzlich, indem die äufserst dünnen Platten, welche nicht durch Nähte fest verbunden sind, sich krümmen und unnatürliche Wölbungen annehmen. — 5) iS'. leucodon Herm., welche Art ganz sicher von Geoffroy nicht vollständig erkannt ist, indem er dem ölten Thiere braune Zahnspitzen zuschreibt, welche dasselbe in der That niemals hat. Dagegen pafst die als Hauptkenn- zeichen angegebene charakteristische Farbenvertheilung voll- kommen auf diese Art, und es scheint deshalb als wahrschein- lich, dafs Geoffroy die ächte Hermann sehe Art gekannt habe, und entweder durch oberflächliche Beobachtung am fri- schen Thier — wo die feinen Zähnchen durch die hindurch- scheinenden Zahngefäfse röthlich gefärbt sind — oder durch Vermengung mit einer Art aus einer andern Gruppe, jene auf keine bekannte Species passende Beschreibung entworfen habe. Duvernoy hält dafür, er habe junge Wasserspitzmäuse vor sich gehabt, was mir nicht wahrscheinlich ist, da sich diese durch die plumpe Gestalt und Behaarung der Füfse so sehr auszeichnen. Fischer und Andere nahmen Geoffroy 's falsche Beschreibung ohne Prüfung auf, und verbreiteten die Confusion immer mehr. — 6) S. lineaUis Geoff. Länge 76 Mill., des Schwanzes 40 MilL, aus der Umgegend von Paris. 27 Schlanker und mit längerem Rüssel als die vorigen, der runde Schwanz unten stark carene, Farbe schwärzlich braun, Bauch nur wenig heller, Kehle grau, besonders ausgezeichnet durch eine schmale, weifse Linie, welche von der Stirn bis zu den IXasenlöchern sich erstreckt und einen weifsen Fleck hinter dem Ohr. Schneidezähne mit braunen Spitzen. Das Gebifs ist leider nicht weiter beschrieben, und eine neuere Original- beschreibung ist mir nicht bekannt geworden. Demnach ist nicht einmal mit Bestimmtheit auszumitteln, zu welcher Gruppe diese Art zu rechnen sei, obgleich es wahrscheinlich ist, dafs sie zu den Wasserspitzmäusen gehört, da sie zunächst mit der folgenden Art verglichen* wird. Einen weifsen Ohrflecjc haben die jungen Individuen des S. fodiens liixifi^, und schon Her- mann hat ihn beschrieben (ohserv, zool. p.^l.y, doch würde es voreilig sein, diese Art deshalb schon jetzt zu streichen. 7) S, remifer. GeoflF. Länge 108 Mill., des Schwanzes 70 Mill. Er sah nur 2 Exemplare, welche sich von der vorigen durch einen dicken und kurzen Rüssel unterscheiden und plum- per seien; die Färbung sei ganz ähnlich, ohne den weifsen Zü- gel, aber mit dem weifsen Ohrfleck. Die Zahnspitzen rost- Ibraun. Die Schwanzform unterscheide die Art von allen an- dern; derselbe ist an der ersten Hälfte vierseitig, die Seiten sind eben, nur die untere gefurcht, und von dem Ende dieser Furche entspringt auf der andern Hälfte ein Kiel, welcher sich um so mehr nach unten verlängert, als der Schwanz dünner wird; am Ende ist er zusammengedrückt und platt. — So ei- genthümlich hiernach und wegen der bedeutenden Gröfse diese Art zu sein scheint, so habe ich mich durch die Beobachtung von beinahe 50 frischen Wasserspitzmäusen dennoch überzeugt, dafs die beiden Exemplare, welche Geoffroy zur Aufstellung derselben veranlafsten , nur alte Thiere der gemeinen Wasser- spitzmaus gewesen sind, wie sie uns hier unter den andern oft vorkommen. Auch von der hierzu gehörigen Abbildung müfste ich mein Urtheil wiederholen. — Der Sphlufs der Ab- handlung betrifft aufsereuropäische Formen, welche nicht hier- her gehören. Im Allgemeinen scheint, unbeschadet der Verdienste jenes eigenthümlichen Forschers, das Urtheil wohl gerechtfertigt, dafs diese Abhandlung nur die herrschende Verwirrung vergröfsert 28 habe, da nicht lebende oder frische Thiere, ^sondern mir eine viel zu geringe Zahl ausgestopfter Bälge beobachtet sind, und die verschiedenen Formen unter einander verglichen werden, ohne einen absoluten Anhalt dem fremden Leser zu geben. Einige Jahre später {Mein, du Mus» Paris 1815. I. 299.) publicirte Geoffroy eine zweite Abhandlung, die zwar die Kenntnifs der Formen nicht bereichert oder berichtigt, aber von gröfserem Interesse ist. In der ersten Abhandlung hatte er eines kahlen Fleckes an den Seiten gelegentlich erwähnt, und ihn für eine pathologische Erscheinung gehalten ; hier wies er nun nach, dafs alle Spitzmäuse an jener Stelle eigenthiim- liche Drüsen haben, deren früher nur unvollkommen von Pal- las Erwähnung geschehen sei. Er vergleicht diese Drüsen mit den Seitenlinien der Fische. — Es liegt aufser dem Zwecke dieser gegenwärtigen Mittheilung, die mehrfachen anatomischen Eigenthümlichkeiten der Spitzmäuse zu behandeln und meine ziemlich zahlreichen Untersuchungen zu erzählen; — hier nur so viel, dafs sich mir die Vermuthung Geoffroy*s vollkom- men bestätigt, jener Drüsenapparat stehe mit den Geschlechts- funktionen in Verbindung; die Drüsen sind nur an erwachse- nen Männchen vollkommen entwickelt und zur Zeit der Brunst eigentlich secernirend, bei den Weibchen und jungen Thieren nur in kaum zu erkennenden Rudimenten vorhanden, oder gar nicht aufzufinden. — Im Verfolg der Abhandlung theilt Geof- froy noch Ansichten über die Deutung der Spitzmauszähne mit, und sonderte die Wasser- und Landspitzmäuse in 2 Grup- pen; leider sind aber auch hier der Beobachtungen zu wenig, als dafs es ihm gelungen wäre, die wesentlichen Unterschiede der Gruppen festzustellen. Am Ende wird noch einer neuen, vom Abbe Man esse in Holland gefundenen Art {Musaraigne noire ä collier hlanc) ohne weitere Beschreibung gedacht. Bis zum Jahre 1822 ist mir keine selbstständige Beobach- tung bekannt geworden, wo Savi eine sehr ausgezeichnete neue Art in Italien auffand, welche das Kleinste aller bekann- ten Säugethiere ist. Er beschrieb sie unter dem Namen S. etruscus (JSuov. Giorn d'lett No. 1. 60. pl. 1.). G loger lieferte 1826 einen interessanten Beitrag zur deutschen Fauna , indem er (Nov. Act. Caes. Leop. XIIL 2. 279.) den Sorex py^maeuSy welchen Pallas zuerst ge- 29 nau aus Sibirien beschrieben hatte, in Sclilesien auffand, um- ständlich und genau beschrieb, und ihn mit der lebend häufig vorkommenden braunzähnigen Spitzmaus verglich, welche er mit allem Recht für S. tetragomirus Ilerm. liält. Im Anhang wird noch berichtet, Gravenhorst habe dasselbe Thier in Meklenburg gefunden, undBechstein habe es wahrscheinlich schon früher in Thüringen gesehen (was ich schon oben er- wähnte). Dieser Theil der Gl oger sehen Abhandlung ist eine sehr schöne Bereicherung der Kenntnifs nicht nur dieser Art, sondern auch der Gattung im Allgemeinen, und eine wieder- holte Vergleichung der Beschreibung mit frischen Thieren hat mir dieselbe als genau. und richtig erwiesen; mit dem fernem Inhalt derselben kann ich mich aber desto weniger einverstan- den erklären. Gloger hat nämlich in Schlesien eine kleine Spitzmaus gefunden, welche er für das Junge des S, leucodon Herm., zugleich aber für den S. etruscus Savi hält, indem diese Be- schreibung ganz auf jene passe, und er spricht diese Ansicht später (Schlesiens Wirbelthier-Fauna. Breslau 1833.) mit Be- stimmtheit noch einmal aus. Ich bin überzeugt, dafs das von Gloger erwähnte Thier nicht die Savische Art ist, von welcher ich mehrere Original- Exemplare besitze; jedenfalls aber ist diese nicht ein junger leucodon, sondern von diesem so verschieden, wie nur irgend zwei Species sein können. Gloger hat auch wahrscheinlich unter S, leucodon in der ersten Abhandlung 2 Arten ver- mischt, nämlich den Sehr eher sehen ^raneus und H er- mann's leucodon; über erste Art ist er nicht ganz im Rei- nen gewesen, sonst hätte er unbedenklich den etruscus hierzu und nicht zu leucodon ziehen müssen, mit welchem er eine viel gröfsere Aehnlichkeit hat. m--. In demselben Jahre trat Brehm mit 4 Arten neuer Was- serspitzmäuse auf {Ornis, Jena 1826. II. 26.). — i)S./odiens Bechst. 2) amphihius Brehm. Diese Art hat mich sehr lange in Zweifel gelassen, ich habe sie in grofser Anzahl be- obachtet, und halte jetzt dafür, dafs mit diesem Namen keine eigenthümliche Form, sondern der Jugendzustand der gemei- nen Wasserspitzmaus bezeichnet ist; doch sind die Untersu- chungen hierüber noch keinesweges als geschlossen anzusehen, 30 wie ich im zweiten Theil dieser Abhandlung weiter ausführen werde. 3) iS*. natans. „Alle obern Zähne weifsgrau oder grauweifs (!), die obern und untern Eckzähne haben vorn un- deutliche, nicht getrennt stehende Spitzen." 4) .S". stagnalis Br. „Die Eckzähne sind klein und, wie alle andern, weifs, nur zuweilen hat ein oder der andere Zahn ein röthliches Spitzclien." — • Später (Isis 1830. 1128.) fügt er noch eine 5te Art hinzu; rivalis Br. „Der Schwanz so lang, als der Leib, die untern Schneidezähne nur ziemlich lang, wenig gebogen, fast nicht eingeschnitten, nur an den Spitzen brand- gelb, die obern Lückzähne undeutlich getrennt, ziemlich stumpf, der zweite nicht, oder kaum länger, als der erste." -i>... Es ist durchaus unmöglich, auf eine gröfsere Anzahl fri- scher Exemplare solche Diagnosen anzuwenden, und sich durch den Mückensch warm von „ziemlich, kaum, fast nicht, undeut- lich, zuweilen, kaum merklich" u. dgl. hindurch zu finden; ich besitze aber vom Prof. iW agier einige Original-Exemplare von Brehm mit festgehefteten Etiketten seiner eigenen Hand- schrift versehen, und. von Mehlis, dem Brehm einmal sämmtliche Exemplare seiner Sammlung zur Ansicht zu- schickte, eine höchst genaue Beschreibung jedes einzelnen In- dividuums, und kann, hierauf gestützt, mit der gröfsten Zuver- sicht behaupten, dafs diese sämmtlichen vermeintlichen Arten, mit Ausnahme des iS*. amphibius, durchaus weiter nichts sind, als die unbedeutendsten individuellen Modifikationen, mit mehr oder weniger abgenutzten Zähnen, mehr oder weniger im Tode eingetrockneten Schwänze u. dgl., und ich kann hierüber, wenn es einmal nöthig sein sollte, ganz im Speciellen den Beweis führen. Jede genauere Beobachtung mufs willkommen sein, auch wenn sie gegen hergebrachte Formen und Ansichten ver- stöfst, und es ist gewifs höchst einseitig, die sogenannte Tren- nung der Arten zu verwerfen, wenn sie wirklich auf genauen Beobachtungen beruht, und selbst nur Grnppen von indivi- duellen Formen deutlicher erkennen lehrt, — und so ver- kenne ich nicht, dafs Br eh m's Arbeiten auf einem andern Felde theil weise interessant und gewifs fördernd sind. Wer aber die eben erwähnte Arbeit mit der Natur selbst oder mit Ori- ginal-Exemplaren des Verfassers vergleichen kann, wird gewifs darin mit mir übereinstimmen, dafs in diesem Fall weder von Sl „Subspccics" noch climatischen Varietäten oder dergleichen die Rede sein könne, sondern dafs es sich hier nur nm ein- zelne getrocknete Häute mit verscliiedenem Namen liandelt. Mi 11 et hat 1828. (JFaune de Maine et Loire. Parisy eine Spitzmaus unter dem Namen S. coronatus beschrieben. Ich habe dieses Buch auf keine Art erlangen können, und kenne nur die im Ferussac Bulletin iXVllI. 97.) mitge- theilte Diagnose-, welche ganz genau auf das alte Männchen von S. vulgaris pafst, welchem Wagler später den Namen »S. rhifiolophus beilegte. Zu dieser Art möchte ich das Sy-< nonym denn vorläufig stellen. '. Ich habe jetzt über einen .Mann zu berichten, von dem zwar; keifne Arbeit über vorliegenden Gegenstand publicirt ist^ der aber von Allen, die seine Arbeiten zu würdigen wissen, für einen der gründlichsten Beobachter gehalten werden niufe; Mehlis, Bergmedicus in Clausthal am Harz^ hatte seine Aufn merksamkeit ebenfalls den kleinen deutschen Säugethieren zu- gewandt. Er konnte jedoch nur der Versammlung der Natur- forscher zu Hamburg über eine für neu gehaltene Hwpudaeus- Art eine Mittheilung machen; an der Vollendung ^er andern Arbeiten verliinderte ihn ein früher Tod. Ich war in dersel^ ben Zeit eifrig mit diesen Thieren beschäftigt, und kam in den Besitz des sämmtlichen Materials, welches sich darüber in sei^ nem Nachlafs befand. Es bestand dieses aus einer Sammlung^ von ungefähr 110 Exemplaren deutscher Spitzmäuse in Spiri- tus und einem Dutzend Schädel, welche, mit wenigen Ausnah- men, auf dem Harz, und von Lenz vin Thüringen gefangen waren, — in einem sehr genauen Journal, worin jedes Exem- plar mit Datum und Fundort aufgeführt wird, begleitet von Messungen an frischen Thieren und andern Bemerkungen; — ferner in zwei, nach lebenden Thieren gemachten Zeichnungen von S.fodiens und tetragonurus, in einer höchst ausführli- chen Kritik der vonBrehm ihm zugeschickten kleinen Samm- lung, und in einer Zusammenstellung derjenigen Arten, wel- che er damals, zum Theil nocli zweifelnd, als solche annahm. Wenn ich auch in wesentlichen Punkten, bei Verfünffa- chung des Materials und mehrere Jahre hindurch fortgesetzter Beobachtung, andere Ansichten gewonnen habe, so gestehe ich doch gern den Vorarbeiten dieses trefflichen Mannes den gröfs- 32 ten Theil an dem zu, was an meiner eigenen kleinen Arbeit etwa Gutes sein möchte. Die weiter unten anszufiihrende Gruppirung der Arten, durch welche die Kenntnifs jedenfalls sehr erleichtert ist, hatte Mehlis zwar auch erkannt, ohne sie jedoch so auszuführen, wie es Wagler in derselben Zeit that. Die von ihm bezeich- neten Species sind folgende: 1) S. Araneus Bechst, 2) leucodon Herm., 3) etruscus Savi? „möglicherweise auch ein junges Thier von Araneus"^.'' Ein einziges im Mai 1832. auf dem Harz gefangenes Indivi- duum hatte ihn zu dieser fragweisen Annahme vermocht, von welchem eine Skizze von Hrn. Saxesen entworfen wurde, welche mir derselbe später nach demselben Exemplar ausge- führt hat. Ich hatte auch einigemal, und auch jedesmal im Frühjahr oder Sommer, einige Thiere gefangen, welche offen- bar nicht mehr im Wachsen begriffen und doch bedeutend kleiner als Araneus waren, von welchem sie übrigens nicht zu unterscheiden sind, als durch einen sonderbaren zwerghaf- ten Habitus. Ich bin jetzt zu der Ueberzeugung gelangt, dafs diese gar %)ht seltenen abnormen Thierchen solche sind, wel- che von in Häusern lebenden, also dem Wechsel der Jahres- zeiten weniger unterworfenen W^eibchen des Araneus im Winter geworfen sind, und dann ihre volle Ausbildung nicht haben erlangen können. Der ächte S. etruscus war zu jener Zeit noch nicht in deutschen Sammlungen, und Mehlis kannte die Savi sehe Arbeit nur aus Schinz's Auszug. 4) Tetragonurus Herm., und also dieser sehr nahe ste- hend, hatte er 10 Exemplare mit dem Namen: 5) S, macro- trichuSy und 4 als 6) melanodon bezeichnet. Er theilte ei- nigen Freunden diese Entdeckung brieflich mit, wo es sich denn zeigte, dafs letzteres die Form sei, welche Wagler, un- abhängig davon, mit demselben Namen bezeichnet hatte. Meh- lis hegte selbst über die Selbstständigkeit dieser letzten Art immer Zweifel, und sprach wiederholt die Vermuthung aus, es könnten diese Thiere nur Junge des tetragonurus sein — wovon ich mich später vollkommen überzeugt habe, nachdem ich ein Weibchen mit noch saugenden, aber schon ganz aus- gebildeten Jungen erhielt. — S, macrotrichus unterschied er 33 durch geringere Gröfse und vorzüglich dadurch, dafs die Kör- perhaare um 1 bis i^'" länger seien, als bei tefragonurus: „Schädel, Zahnbildung, Nase, Rüssel j Fiifse seien aber völlig identisch." Das genaue Verzeichnifs der M e h 1 i s ' sehen Samm- lung hat mich in den Stand gesetzt, zu ermitteln, dafs diese Exemplare sämmtlich in den Wintermonaten, vom 25. Novem- ver bis 4. April, gefangen sind , was die längere Behaarung hinlänglich erklärt. Eine häufig wiederholte Vergleichung ei- niger hundert frischer oder lebendiger Thiere hat mir die Ueberzeugung aufgedrungen, dafs es keine Gränze zwischen diesen beiden Formen gebe. — 7) S. pygmaeus Fall., wel^ chen Mehlis von Lenz aus Thüringen erhalten hatte. 8) S^ fodiens Fall. Er hatte sich nicht überzeugen können, dafs es mehrere von dieser specifisch verschiedene Wasserspitzmäuse gebe, obgleich ihn Brehm's amphibius und in geringerem Grade auch dessen S. natans zu genauerer Vergleichung ver- anlafst hatten; diesen hielt er zuletzt für ein grofses Indivi- duum des fodiens; über jenen fand ich weder in seinem Journal, noch in seiner Correspondenz ein entscheidendes Urtheil. Gleichzeitig mit diesem Freunde war Wagler in Mün- chen mit den Spitzmäusen beschäftigt. In der Isis (1831. p. 53.) wurden von ihm sieben neue deutsche Arten benannt und eine Monographie der Gattung angekündigt, welche indefs nicht ausgearbeitet worden ist. Nach dem unglücklichen Tode Waglers kam ich durch Vermittelung des seitdem in Nau- plia verstorbenen Michahelles in den Besitz der sämmtli- chen Spitzmäuse, welche W^ agier hinterlassen hatte, und ich erhielt auch die angebliche Monographie, welche aber in wei- ter nichts bestand, als in dem Manuscript jener Abdrücke in der Isis. Die ebenfalls jetzt in meiner Bibliothek befindlichen, dort erwähnten Abbildungen sind zwar von einem berülimten Zeichner, aber für unsere Zwecke nur Wenig brauchbar, indem sie nach schlecht conservirten Leichen in unnatürlichen Stel- lungen gezeichnet und grell mit Deckfarben gemalt sind. Lei- der hat sich auch hier Wagler verleiten lassen, nach einigen wenigen Exemplaren, zum Theil sogar nach einem einzigen unvollständigen Balge, eine Menge von neuen Namen als* Bal- last einzuladen, von denen auch nicht einer beizubehalten ist^ lY. lahrg. I. Band, 3 34 wie ich mich bemühen werde, auf Grund der Original-Exem- plare zu beweisen. Sehr verdienstlich ist dagegen die Bezeich- nung der Gruppen, welche Wagler in demselben Jahrgang der Isis (275.) lieferte, wodurch er die Kenntnifs der Arten wesentlich befördert hat. Einen dritten Beitrag lieferte er ei- nige Monate Sy)äter (l. c. 1218.) durch Aufstellung noch 3 neuer Arten. Er nennt die Gattung „Ordo" und theilt diese in folgende H 3 ,,genera'': I. Sorex Wagl. Dentes molares anteriores minores (laniarii alior. aiit.^ maxillae quinque. Incisivi mandi- hulae serrati. Dentium apex coloratus. II. Crossopus Wagl. Dent.mol. ant maxillae qua- tuor, Incisivi mandibulae angulo aucti. Dentium apex plus minusve coloratus. III. CrociduraWsLgl. Dent.mol ant maxillae treSy incisivi integerrimi, omnes toto alhi. Cauda pilosa, pilis longioribus sparsis, fluitantihus ßmhriata. Das der ersten und dritten Gruppe hinzugefügte Kennzei- chen: yglandula utrinque ad trunci latera maris" mufs aber wegbleiben, da es der ganzen Gattung zukommt, und nicht, wie W^ agier glaubt, den Wasserspitzmäusen fehlt; und bei der dritten Gruppe wechselt die Zahl der Lückenzähne zwischen 3 und 4. Abgesehen hiervon und davon, dafs auf die ausländischen Arten bei dieser Gruppirung keine Rück- sicht genommen ist, wozu es allerdings an hinreichendem Ma- terial noch fehlt, ist dieselbe durchaus in der Natur begrün- det. Hätte doch Wagler seine Mittheilung über die Spitz- mäuse auf diese beschränkt, und den jetzt zu erwähnenden erst eine gröfsere Reife gegönnt! Die zuerst (Isis 1832. 54.) aufgestellten und die später (p. 1218.) hinzugefügten 3 Arten will ich hier nach den Ori- ginal-Exemplaren einzeln durchgehen und, hoffentlich für im- mer, beseitigen. 1) S. Musculus Wagl. Notaeo murino, gastraeo albo, cauda solidiuscula^ cylindrica, squamoso-setulosa; dentihus incis. sup. nigj'is. Long. 3{" caudae 1^". "A) S. psilurus Wagl. Notaeo atro, gastraeo alho; 35 cauda gracili, guadrangulari, squamososetulosay hicolore, dent apice fusco-rvfis. Long. 3" 4'". caudae 1" 7'". Von beiden Arten befinden sich wenig Exemplare in Wag- ler's Sammlung, welche, wenn die Etiketten gelöst werden, nicht von einander zu unterscheiden sind. Der einzige, schein- bar vj^esentliche Unterschied beider Diagnosen ist auch nur bei der einen der schlanke, vierseitige, bei der andern der runde, dickere Schwanz. Dieser Unterschied ist lediglich auf indivi- duelle Zufälligkeiten begründet, und ganz besonders auf ver- schiedene Conservation des todten Thieres, wie weiter unten bei Gelegenheit der Arbeit von Duvernoy noch einmal be- sprochen wird. Beide Arten sind nach beiderseitigen Original- Exemplaren gleichbedeutend mit S, amphibius Brehm (was allerdings schwer zu glauben sein mag, wenn man nur die Diagnosen beider Schriftsteller vergleichen kann), und bezeich- nen folglich höchst wahrscheinlich nur die Jugendzeit des S. fodiens Pallas. 3) S. concinnus Wagl. Notaeo velutino-fusco , lateri- his fuscescentibus-rufescente^ gastraeo alhido, cauda tereti annulato-setulosa, suhhicolore, dentihus ine. apice extimo croceis. Long. 2" 11'". caud. 1" 5'". 4) S. rhinolophus Wagl.' N. velutino-fusco , lateribus dilute fuscescente , gastraeo albido, cauda gracüi, teretiu- scula, dense setulosa, hicolore; pilis supra nasi hasin in morem cristulae erectis. Long. 2" 9'". caud. 1" 6^'". 5) S. melanodon Wagl. Not. velutino-fuscescente, la- teribus dilutioribus ; gastraeo albo; cäuda crassiuscula, te- reti, hicolore, apice penicillata setoso-pilosa ; dentihus apice rufo-fuscis, primorihus ibidem fusco-nigris. Long, 2" 9'". caud 1" 6J'". Es befinden sich in Wagler's Nachlafs einige Dutzend zu dieser Gruppe gehörende Spitzmäuse, von denen nur ein Exemplar mit dem Namen Concinnus bezeichnet ist, und dies ist Hermann's tetragonurus , also die gemeine Art in der gewöhnlichen Form; \on rliinolophus finden sich zwei Indi- viduen, welches Männchen mit entwickeltem Driisenapparat sind, und bei denen allerdings die Haare auf der Nase gewöhn- lich etwas aufwärts stehen und dem Thiere ein eigenes Anse- hen geben ; dieses finde ich aber nicht nur bei fast allen männ- 3 * 36 liehen Thieren des S. vulgaris, sondern aucli bei S. pyg- maeus und eben so bei den andern Gruppen. Da sich kein anderer Unterschied findet, auch Wagler selbst in den Diagno- sen einen wesentlichen nicht angeben konnte, so ist es wohl unbedenklich, dafs der Name rhinolophus nicht beizu- behalten, indem er die geschlechtsreifen Männchen AesS.vul- garis bezeichnet. Dafs S. melanodon das junge Thier der- selben Art ist, habe ich schon oben ausgesprochen. Es zeigt sich bei den beiden Gruppen unserer einheimischen braunzäh- nigen Spitzmäuse die . Eigenthümlichkeit, dafs diese Färbung der Zahnspitzen bei den jüngsten Thieren, gleich nach dem Dutchbruch der Zähne, sehr intensiv, und dann allerdings zu- weilen schwarzbraun ist, und bei allen Thieren durch die Ab- nutzung des ganzen Gebisses intensiv und extensiv immer mehr abnimmt. 6) S. fiinbriatus Wagl. 2 Monate später (/. c. 275. An- merk.) umgetauft und Crocidura moschata genannt, unter welchem Namen sich in Wagl er 's Sammlung 7 Exemplare befinden, von denen 3 junge S. leucodon Herm. sind; die 4 andern, welche Geschwister eines Wurfes sind, gehören als junge nicht ausgewachsene Thiere zu S. j4raneus Sehr. Dafs Wagler diese letztern mit dem neuen Namen bezeichnen wollte, geht daraus hervor, dafs seine Abbildung, welche den- selben trägt, nach einem dieser Exemplare gemacht ist; dann ist aber die Länge des Schwanzes, welche die Diagnose zu 1" 1'" angiebt, entweder durch einen Druckfehler oder falsche Messung nicht richtig, denn bei allen Exemplaren ist der Schwanz 1" 5'" lang. 7) S. pumilio Wagl., später (Z. c. 1218. Anm.) für S. pygmaeus Glog. erklärt, welcher von der Pal las 'sehen Art verschieden sei, eine Behauptung, die nichts für sich hat, und für welche jeder Beweis fehlt. Die erste Art der dritten Mittheilung nennt er Crocidura major j weil sie um ein Drittel gröfser sei als Cr. moschata; aufserdem drehen sich die angegebenen Unterschiede um ge- ringfügige und schwankende FarbendiiOferenzen, indem es von Cr. moschata (^z=z S. ßmbriatus)]ieiM: „notaeo fuscOy gas- traeo albido," \on Cr. major dagegen: „notaeo cinerascenti fusco, gaslraeo griseo-albido.'^ Indem ich die angegebenen 37 Dimensionen (Körper 3" 4'", Schwanz 16 — 18i"') an den 6 aus Wagler's Naclilafs erhaltenen Exemplaren nachmesse, fmde ich dieselben nicht genau: das gröfste mifst zwar 3" 4'", der Schwanz desselben ist aber 1" 8'"; die übrigen Exemplare sind bei 16 — 18'" SchwanzlUnge 3" lang. Diese Croc. major ist demnach die gewöluiliche, ausgewachsene Form des von Bech stein vor langer Zeit so gut beschriebenen S.Araneus Schreb., und Cr. moschata das junge, nicht ausgewachsene Thier; ich habe, während ich dies schreibe, aufser 11 Schädeln und vielen Bälgen, 63 Exemplare in Spiritus von dieser Art vor mir, und zwar von noch nackten, einige Tage alten Jun- gen, alle Gröfsenverschiedenheiten bis zu den von Wagler angegebenen Dimensionen der Croc. major und noch gröfsere. — Die zweite Art: Croc. ritfa, wird beschrieben: ^'Tota fu- sccscenti-rufa , gastraeo pariim palUdiore; cauda pedlida^ miicolore. Longit. cum cauda f er e^\ caudae 1" 7'". Ad Rhcnum.^^ Ich fmde in dem W agier sehen Nachlafs nur zwei Exemplare, welche sich von der gewöhnlichen Färbung des iS*. Araneus durch auffallend rostrothe Haarspitzen unterscheiden, aufserdem aber nicht den geringsten Unterschied von dieser Art zeigen, und sich beide durch abgenutzte Spitzen der Schneidezähne und deutliche Bauchwarzen als alte Weibchen zu erkennen geben. Diese beiden Thiere sind sicher nur un- gewöhidich gefärbte Exemplare des so häufigen und in der Farbe mannichfach variirenden iS*. Araneus, und ich habe zu verschiedenen Zeiten ungefähr ein Dutzend davon erhalten und zum Theil im lebenden Zustand mit Individuen der etwas mehr grauen, gewöhnlichen Färbung vergleichen können, ohne im Stande zu sein, irgend einen andern Unterschied aufzufin- den. Da nun aber die Wagl ersehen Exemplare im gestreck- testen Zustande von der Nasenspitze lAxin After nur 3" und 3" 2'" messen, so findet zwischen dieser Köcperlänge mit der von Wagler angegebenen (fast 6" — 1" T" =5 4" 5'") Qin sehr bedeutender Unterschied Statt, und es wäre daher wohl der Einwand möglich, die ächten Originale der Cr. rufa be- fänden sich nicht mehr in W agier 's Sammlung^ Es ist aber wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs Wagler's Angabe auf einem Irrthume oder einem Druckfehler beruht; denn 1) befindet sich ein so ^rofses Thier nicht in Wagler's Samm- 38 lung; 2) würde er schwerlich eine bedeutend kleinere, zu gleicher Zeit beschriebene Art major genannt haben, wenn er wirklich eine so grofse vor sich gehabt hätte, indem diese Cr. major nur 3" 4'" lang ist, also um den dritten Theil klei- ner als die Angabe von C. rufa; 3) würde Cr. riifa, wenn die Angabe richtig wäre, einen so kurzen Schwanz haben, wie keine andere der deutschen, und überhaupt keine Art der gan- zen Gattung, indem nur der amerikanische S. hrevicaiidus Say. ein annäherndes Verhältnifs zeigt. Von allen deutschen Arten hat »5*. leiicodon den kürzesten Schwanz, welcher sich zur Körperlänge wie 1 : 2, 3. verhält, bei C. rufa würde dagegen das Verhältnifs = 1 : 2, 8. sein. — Ich glaube da- her, auch die Cr. rufa unbedenklich zu iS*. Araneus ziehen zu müssen. Was endlich die dritte Art dieser Gruppe betrifft, die A. foliogastra AVagl. (jiotaeo mminOy gastraeo alhido, cctuda unicolore. Long, cum cauda 3^" caudae fere 13'"), so be- schränkt sich die Differenz von Cr. moschata allein auf ei- nen Farbenunterschied, indem jene ,;notaeo fusco^^ diese „tz. murino'^ bezeichnet ist. Diese Art hat Wagler nach einem einzigen Balg, welchen er „vom Rhein" erhielt, aufgestellt, und es zeigt derselbe wirklich nicht den kleinsten Unterschied von den auf dem Lande in jedem Hause leicht zu erlangenden S. Araneus, auch nicht einmal von den Exemplaren, welche Wagler mit eigner Hand als Cr. moschata bezeichnet hat. Wenn ich übrigens bei Reduction dieser 10 vermeintlichen Arten der Ohren, Füfse, Zähne und anderer Theile, welche gute Kennzeichen liefern, keine Erwähnung that, so geschah es nur, weil eine möglichst genaue und oft wiederholte Ver- gleichung auch nicht den mindesten Unterschied' ergeben hat. 1834 gab Zahle eine von Melchior hinterlassene Schrift über die dänischen Säugethiere heraus {den danshe Stats og Norges Fattcdyr Kjohenhavn 8.), in welcher 3 Spitzmäuse aufgeführt werden: 1) S. fodiens Fall., 2) S. ni- gripes Melch., welcher Name höchst unnöthiger Weise dem S. natans Br. beigelegt wird, weil derselbe sich \oi\ fodiens durch schwarze Fufssohlen und weifsgraue Schwimmhaare un- terscheiden soll, worüber ich mich schon früher in diesem Archiv (II. 77.) ausgesprochen habe. Der 3) aufgeführte S. ' 39 Araneus ist zwar allerdings Linne's Art dieses Namens fn der 2ten Ausgabe der Fauna sitccica, aber keineswegs der später genau unter diesem Nanien bescliriebene ächte Ara- neuSj und daher S. vulgaris Linn. '). In demselben Jahre ilng Küster in den Oa'ctushecken von Cagliari 4 Spitzmäuse, welclie er mir sämmtlich überlas- sen und {Isis 18o5. 76.) mit dem Namen S. pachyurus ber- legt hat. Sie unterscheiden sich nicht im Geringsten von klei- nen Exemplaren des deutschen Araneus, denn der Schwanz ist weder kürzer noch dicker, und da Küster die Schwanz- länge zu 12^" angiebt, so hatte er wahrscheinlich nur die ein- getrockneten beiden Häute gemessen, denn die beiden Exem- plare in Spiritus, welche ich seiner Güte verdanke, haben über 15'" lange Schwänze. Von allen Schriftstellern hat ohne Zweifel Lenz in Schnepfenthal die umfassendste practische Kenntnifs der deutschen Spitzmäuse. Ohne die wirklich aufserordentliche Unterstützung dieses fleifsigen Freundes wäre es mir, so wi^ früher dem verstorbenen Mehlis, unmöglich gewesen, ein so bedeutendes Material zusammenzubringen. Ich allein verdanke f.einer Güte mehrere Hundert Spitzmäuse, welche er alle selbst in der Gegend von Schnepfeuthal gefangen und mir theils lebendig, theils in Häuten, gröfstentheils aber in Spiri- tus zugescliickt hat. Für die Lebensart dieser Thiere ist dem- nach auch seine Arbeit (Gemeinnütz. Naturgesch. Gotha '1835. 1. 75.) die wichtigste und, mit Ausnahme von Bechstein, die einzige Quelle. Lenz hat in jenem Werku schon meirffe 1) Als ich Melchior's Werk in diesem Arohiv anzeigte, er- wähnte ich beiläufig, die gemeinste braunzahnige Landspitzmaus sei fälschlich für S.tetra^onurus Herrn, gehalten, um gerechten Ein- würfen hierüber vorzubeugen, mufs ich diese Aeufserung erklären: Ich hatte nämlich bei Abfassung jenes Berichts an meinen Freund Wiegmann die kurze Anzeige der Duvernoy 'sehen Arbeit in Vln- stitut gelesen, — die Memoires waren noch nicht, erschienen — , und da Duvernoy den tetrag^onurns und den allbekannten ,/o<'7?'ew.v dem Zahnbau nach in eine Gruppe vereinigt, mufste ich wohl nothwendi- gerweisß den ächten tetragonurus anderwärts su:^hen. Die Duver- noy'sehe Monographie hat nun darüber aber hinlängliche Aufklärung 'gegeben, indem sie zeigt, dafs Hr. Duvernoy das GTebifs ^qb Jodiens gar nicht untersucht hat. 40 Ansicht über die deutschen Arten mitgetheilt, die sich durch fortgesetzte Beobachtung seit 3 Jahren nicht hat verändern können. Wir gelangen nun in der befolgten chronologischen Ord- nung zu der umfangreichsten Arbeit über die Spitzmäuse, wel- che wortreicher als alle frühern zusammengenommen ist, zu Duvernoy's Fragmens siir les Musaraignes (J\Iem. de iStrashourg, IL 13.), gelesen im Juni und December 1834. In der Zeitschrift Vlnstitut (Nr. 70. 13. Septbr. 1834.) war schon ein Auszug dieser Arbeit mitgetheilt, worin aber von den spätem abweichende Resultate vorgetragen werden, z. B. dafs iS*. leucodon nur Varietät des S. Araneus sei. Wir hal- ten uns natürlich hier an die vom Verfasser selbst vertretene, gröfsere Abhandlung. Ehe ich zum Bericht über die einzel- Den Theiie derselben gehe, mufs ich jedoch eines traurigen Umstandes erwähnen, der die Confusion, welche in der Sache herrscht, mehr als verdoppelt und leider schon Früchte getr^^- gen hat: Hr. Duvernoy hat nämlich ohne allen Zweifel das Gebifs der gemeinen Wasserspit?maus nicht gekannt, und schreibt daher dieser Art das Zahnsystem des S, tetragonurus zu, Da er nun auf die Verschiedenheiten des Gebisses Gruppen begründet und die Arten danach cha- rakterisirt, so ist die ganze Arbeit, was diesen Hauptpunkt be- trifft, vom Anfang bis zum Ende falsch. Als Einleitung berichtet Hr. Duvernoy, dafs der nach- mals berühmte Dr. Gall die Spitzmäuse gefangen habe, wel- che Hermann beschrieb — dann spricht er über die Kenn- zeichen, welche zur Unterscheidung der Arten dienlich seien: die Farbe scheine nach Alter, Geschleolit und Jahreszeit nicht nur in den Nuancen, sondern auch in deren gegenseitiger Ver- theilung zu variiren ; der Schwanz sei bei jungen Thieren kür- zer und dicker, als bei alten; die vierseitige Gestalt komme fast allen Arten zu und sei nur im Alter vorhanden, eben so sei es mit der Einschnürung an der Basis desselben, und es könnten daher alle diese Kennzeichen nicht allein zur ßestim- ?nung der Arten dienen. Meine eigenen Erfahrungen haben mir diese Aussprüche yollkominen bestätigt, nur scheint mir die gegenseitige Vert]iei- 41 hing der Rücken- und Bauchfarben', ob dieselbe allmählig in einander übergehen oder scliarf getrennt sind, im Allgemeinen constant und demnacli ein gutes specifisches Unterscheidungs- zeichen zu sein, und auch die Einschnürung der Schwanzbasis ist als constant zu betrachten, wie die Beobachtung des S. vulgaris in den verscliiedenen Lebensperioden, und, wo sie am eigenthümlichsten ist, des S. pygmaeus, lehrt. Nachdem der Verf. einige verschiedene Angaben über den Zahncharakter der Gattung durchgegangen ist, stellt er 3 Ty- pen auf und sucht die Hermann' sehen Arten genauer zu bestimmen. Gruppe A. Sorex Duvernoy. Die beiden mittlem untern Schneidezähne mit einfacher Schneide, die beiden obern halcig; 3 oder 4 folgende kleine Zähne im Oberkiefer schnell vom ersten zum letzten an Gröfse abnehmend. Kein Zalin gefärbt. 1) S. Araneus Linn., von Daubenton und Geoffroy beschrieben. Linne habe wahrscheinlich die Wasserspitzmaus darunter verstanden. Hr. Duvernoy erwähnt die ihm be- kannt gewordenen 9 Individuen, wodurch auch die Ansicht, dafs Hermann's S. russulus (welcher Name Hrn. Duver- noy nicht bekannt geworden ist) wirklich der Araneus sei, ge- rechtfertigt wird. 2) i5'. leucodon Herm. Aufser 3 Individuen, welche von Hermann herrühren, erwähnt der Verfasser noch einiger an- derer, und es geht aus der Beschreibung derselben klar her- vor, dafs die in Deutschland verbreitete Art wirklich die H e r- mannsche sei, woran nach dessen präciser Beschreibung oh- nehin nicht zu zweifeln war. Gruppe B. Hydrosorex Duv. Untere Schneidezähne mit gezähnelter Schneide, die obem gabelig, fünf kleinere obere Backzähne, unmerklich vom er- sten zum letzten an Gröfse abnehmend. Alle Zähne an den Spitzen gefärbt. 1) {Espece type.") S. fodiens Fall, et Gmel. =;: S. ca- rinatus Herm. Es ist durchaus unrichtig, dafs fodiens das hier beschriebene Gebifs hat, welclies nur der folgenden Art zukommt, und es ist durchaus naturwidrig, diese beiden Arten in eine Gruppe m vereinigen, welche durch Zahnbau, FufsbU- 42 düng und abweichende Lebensart mehr von einander verschieden sind, als die beiden Gruppen der Landspitzmäuse unter sich. 2) S, tetragonunis Herrn. Davon besitzt das Strafsbur- ger Museum 3 Exemplare und einen Albino. Wichtig ist nun die Bemerkung Duvernoy's, dafs die Farbe dieser Original- Exemplare nicht „splendide niger et atro einer eus"^ sei, wie Hermann angab, und was nicht ganz auf die so häufige Art pafst, und daher immer noch einen geringen Zweifel übrig liefs, sondern dafs sie „schön braunroth" sei, wonach denn die Identität dieser Arten aufser allen Zweifel gesetzt ist. — Ein dazu gehöriges Exemplar habe Verf. aus dem Tübinger Museum unter dem Namen ^S'. cunicidarius erhalten. Für uns das wichtigste Ergebnifs dieser Arbeit ist die nun folgende Erläuterung über i^. constricius Herm., welchen man bisher nicht zu deuten wufste, und wonach denn auch diese Art aus den Listen gänzlich zu streichen ist, indem von den 5 Original-Exemplaren drei ohne Zweifel junge Individuen des Araneus , zwei dagegen des fodiens sein sollen , und höchst wahrscheinlich hat wohl Hermann diese letztere beschrieben. Gruppe C. Amphi-Sorex Duv. Untere Schneidezähne einfach, obere hakig, die beiden ^- sten kleinen Zähne gleich, der dritte ein wenig kleiner, der vierte „rudimentaire.'^ Zahnspitzen ein wenig gefärbt. 1) iS*. Hermanni Duv. Mit diesem Namen bezeichnet Verf. ein einziges w^eibliches Exemplar, welches er unter dem Namen Araneus im Museum in Spiritus fand, — und später habe er noch ein zweites aus Baiern erhalten. Länge des ersten 0,078, des Schwanzes 0,052; bei dem zweiten sei der Schwanz so lang als der Körper. Eine genaue Beschrei- bung wird leider nicht gegeben, und eben so wenig befriedigt die Abbildung (pl. I. f. I.). Ueber diese Art müssen wir da- her fernere Belehrung erwarten, da keinem der bisherigen Beobachter ein ähnliches Thier vorgekommen ist. Es sei je- doch erlaubt, eine Vermuthung zu äufsern, wofür ich aller- dings keinen Beweis liefern kann. Hr. Duvernoy hat das Gebifs des so häufigen S. fodiens ganz unrichtig beschrieben, wahrscheinlich aber doch wohl untersucht, da er eine Gruppe darauf gründet, welcher er das Gebifs des S. tetragonunis zusehreibt. Der fragliche S. Hermanni hat nun das Gebifs 43 des iS". fodieiis, denn nach der Abbildung ist die Schneide der untern Schneidezähne nicht einfacli, sondern hat einen kleinen Höcker, wie der Zeichner in diesem Falle sehr richtig gesehen hätte, und die Abbildung des ganzen Thieres sieht so ziemlich aus wie ein Araneus, den Wagler 7*z{/*M.y nennen würde, besonders der Rüssel. Sollte da nicht eine Verwech- selung der kleinen Schädel vorgegangen sein, und der iS*. Her- manni ein gewöhnlicher yiraneus sein, welcher den Schädel des fodlens nur einstweilen usurpirt? In einer Nachschrift sagt Hr. Duvernoy: Menk^ aus Pyrmont habe ihm in Stuttgart erzählt, dafs Wagler auch schon Gruppen von Spitzmäusen aufgestellt habe, welche im Jahrgang 1832. der Isis ständen, diese sei aber in der Thät viel später erschienen. Wagler 's Gattung Sovex sei seine Gruppe Ilydrösorex f es fehle aber darin der iS*. fodiens, und die demselben zugeschriebenen Charaktere seien falsch. Auf wessen Seite aber in diesem Fall der Irrthum ist, davon wird sich Jeder überzeugen, der eine Wasserspitzmaus in die Hand nehmen will. Hr. Duvernoy liefert schliefslich noch interessante Frag- mente über Anatomie und Physiologie der Spitzmäuse, mit de- nen ich im zweiten Theile meines Versuchs die Resultate mei- ner eigenen Beobachtungen vergleichen werde. Doch möchte ich schon hier eine Differenz nicht mit Stillschweigen überge- hen. Hr. Duvernoy behauptet nämlich, die Spitzmäuse hät- ten keinen Zahnwechsel , was allerdings bis jetzt nicht direct nachgewiesen werden kann; überhaupt aber sei die Verbindung der Zähne mit den Kiefern eine andere als bei den übrigen Säugethieren , die Wurzeln säfsen nämlich nicht eigentlich in einer Alveole, sondern „penetrent une sorte de diplo'e ou de tissu celluleux osseux, aucjuel elles adhhrent coinme par sotidure,"^ und deshalb habe das Wachsthum der Spitzmaus- zähne eine Analogie mit dem von Anarhichas Lupus, Allerdings hat die Gestalt der Backzähne dieser Thiere manches Eigenthümliche, und es fallt namentlich auf, dafs die Basis der Zahnkrone sehr breit ist, und dafs die Wurzeln nicht, wie es bei andern Backzähnen gewöhnlich der Fall ist, mehr oder weniger alimälig in die Krone übergehen, sondern hier gleichsam wie Nadeln aussehen, welche durch die unten 44 flache Zahnkrone gesteckt sind. Uebrigens hat aber jede Wur- zel ihre Alveole, die man an frischen Thieren leicht bioslegen und aus welchen man durch Maceration sehr leicht die Zähne mit ihren feinen, leicht zerbrechlichen Wurzeln befreien kann. Es scheint in der That ein wesentlicher Unterschied zwischen der Verbindung dieser Zähne mit den Kiefern von der ge- v^öhnlichen der Landsäugethiere nicht da zu sein, am wenig- sten eine Aehnlichkeit mit den Verhältnissen bei Anarhichas Lupus. lieber den von Hrn. Schinz aufgestellten S. alpinus (Froebel und Heer Mittheil.) kann ich mir kein Urtheil er- lauben, da ich kein Exemplar davon erlangen konnte. Hr. Schinz hat die Güte gehabt, mir eine Zeichnung seines ein- zigen Exemplars zuzuschicken, wonach die Art durch unge- meine Schwanzlänge und eine gleichmäfsige helle Schieferfarbe ausgezeichnet zu sein scheint. Hr. Duvernoy hat dieselbe neuerdings untersucht, und wird in den Strafsburger Memoi- ren wohl genauere Mittheilungen darüber machen. Die jüngste mir bekannt gewordene Arbeit ist ein sehr gründlicher Aufsatz vonJenyns über die britischen Spitzmäuse (Jardine, Selhy et Johnston Magaz. vol. IL Juni No. VIL 1837. London). Leider hat Duvernoy's unrichtige Angabe über das Gebifs der Wasserspitzmäuse hier eine neue Verwir- rung veranlafst. Jenyns beweist ausführlich, dafs S. Araneus aller eng- lischen Autoren nicht die von Daubenton beschriebene Art sei, sondern »5*. tetragonurus Herrn., und findet es wahr- scheinlich, dafs auch Linne diese Art gekannt habe, was mir nach schwedischen Exemplaren und I^inne's ersten Angabe keinem Zweifel mehr unterworfen zu sein scheint. S. Ara- neus sei dagegen noch nicht in England gesehen, lieber die englische Wasserspitzmaus kommt Jenyns aber nicht ins Reine, da er sie, Duvernoy's Beschreibung folgend, für ver- schieden von der auf dem Continent hält; er nennt sie daher, mit Shaw, i^. hicolor. Aus seiner guten Beschreibung wird aber klar, dafs beide nicht von einander abweichen. Hr. Bujack (Naturgesch. und fauna prussica. Königs- berg 1807. 60.) erklärt Mus minutus und 6'. pygmaeus Pa|l. für Synonyme. 45 Zur leichtern Uebersicht will ich hier die zahlreichen Sy- nonyme chronologisch ordnen, wobei ein ! andeutet, dafs Exem- plare der Autoren untersucht und verglichen sind, — und dem- nächst werde ich den Freunden der vaterländischen Thierkunde die von mir entworfenen Beschreibungen und Bemerkungen über Lebensart, Verbreitung u. dgl. vorlegen. Erste Gruppe. Crocidura Wagl. 1832. (= Sorex Tixi- vern. 1834.). 1) Sorex Araneus Schreb. ^ 1756. Musaraigne de terre. Daubenton hist.de VAcad, '203.ßg. 1780. S. Araneus Schreb. Säugeth. III. 373. T. 160. — — russulus Eerm. Zimmerm. Geograph. Geschichte II. 382. 1783. — Araneus Herm. tob. affin. 79. not. 1789. — — Bechst. Gem. Naturgesch. I. 388. 1804. — an Araneus? Herm. ohserv. 49. 1811. — Araneus Geoff. Annal. XVII. 169. 1832. — fimhriatus Wagl.! Isis 54. (juven.^ Crocidura moschata Wagl.! ih. 275. (fuven.^ — — major. Wagl.! ih. 1218. dadult.) — — rufa Wagl.! ih. (fem. adult.) — — poliogastra Wagl. ! ih, (juven.^ 1835. iS*. pachyurus Kiist.! ih. 76. 2) Sorex leucodon Herm. 1780. S. leucodon Herm. Zimmerm. Geogr. Geschichte II. 382. 1781. — leucodon Schreb. Säugeth. T. 159. D. 1783. — — Herm. tah. äff. 79. not. 1804. >- — . — ohserv. 49. 1832. Crocidura leucodon Wagl. Isis 275. 3) Sorex etruscus Savi. 1822. S. etruscus Savi. Nuov. Giom, No. I. 60. 1832. Crocidura etrusca Wagl.! Isis 275. Zweite Gruppe. Sorex Wagl. (Hydrosorex Duvern. zum Theil.) 4) Sorex vulgaris Linn. 1746. Sorex. Linne/aw/i. suec, I. ISo. 33. 1754. S, vulgaris Linn. Mus. Adolph. 10. 1761. — Araneus Linn. faun. suec. II. No. 24. 1780. — tetragonurus Herrn. Z immer m. Geogr. Gesell^. II. 383. 1781. — — — Schreb. Säugth. T. 159. B. 1783. — — — Tah. äff. 79. not. 1793. ■— fodiens Beclist. Gem. Naturgesch. III. 746. 1796. — Eremita Bechst. Getr. Abbild. Cent IL 22. 1801. — Cunicularia Bechst. Gem. Naturg. ed. II. I. 879. 1804. — tetragonurus Herm. Ohserv. 48. 1811. — — GeoflF. Ann. XVII. 177. 1828. — Coronatus Millet. Faune de Loire^ 1831. — ^^ tetragonurus Mehl.! in litt. — — macrofricJius Mel>l.! — — melanodon Mehl. ! (fuven.') 1832. — concinnus Wagl.! Isis 54. — — • rhinolophus Wagl.! ih. (mas. adult.) 1832. — melanodon Wagl.! ib. (juven.) 1834. — Araneus Melch. danske Patt. 69. 1835. — ^ Nilss. Blum. Fig. Heft 16. 32. 5) Sorex pygmaeus Pall. 1811. S. pygmaeus Pall. Zoogr. I. 134. (mit den älteren Synonymen). 1825. — — Glog. Nov. Act. Leop, XIB. 2. 481. 1832. — pumilio Wagl.! Isis 54. Dritte Gruppe. Crossopus Wagl. (Hydrosorex Du- vern. zum Theil.) 6) Sorex fodiens Pall. 1756. iS*. fodiens Pall. Ta&. «er. ??ic. — Musaraigne deau Daubent. hist. d. Vac. 203. 1771. S. fodiens Penn. syst. 308. 1777. — Bauhentonii Erxleb. syst. 124. 1780. -^fodiens Schreb. Säugeth. HI. 571. T. 161. — — carinatus Herrn. Zimmerm. Geogr. Gesch. II. 383. — — constrictus Herm. ih. {pull. n. Duvern.) 1783. — — — Tah. äff 79. not. 1789. — Bauhentonii s. fodiens Bechst. Gem. Naturgesch. I. 394. 47 1793. S. ßuviatilis Beclist. ib. III. 746. 1804. — carinaUis Herrn, ohs^ 46. -^ — constrictus Herrn, l. c. (^pull. n. Duvern.) \%\\, — hydropliilus Pall. zoogr. I. 130. — — Dauhentonii Geoflf. Ann. XVII. 176. — — remifer Geoff. ib. 182. 1826. —-fodicns Br.! Omw II. 25. — — amphibius Br. ! i&. 38. (Juven.^ — — natans Br.! ib. 44. — — stagnatilis Br, ! z6. 47. 1830. — rivalis Br.! /^w 1128.. 1832. — Musculus Wagl.l Isw 54. (juven.) — — psilurus Wagl.! ib. — Crossopus fodiens Wagl.! ib. 275. — — stagnatilis Wagl.! ib. — — Musculus Wagl.! ib» — — psilurus Wagl.! ib. 1834. S. nigripes Melch. Vanske Patt. 68, 1837. __ bicolor Shaw. Jenyns Jard. Selby Mag. VII. Zweifelhafte Arten. iS". constrictus GeofFroy (nicht Herrn.). — leucodon Geoff. (nicht Herrn.). — lineatus Geoff. Musaraigne noire ä coUier blanc Geoff. S. alpinus Schinz. — liermanni Duvern. 2)* 48 Nutzen der Spechtmeise (Sitta europaea), durch die Vertilgung der Borkenkäfer beobachtet von Stan. Konst. Ritter v. Siemuszowa-Pietruski. Im Jahre 4834 sind fast alle Waldungen des Saraborer und Stryier Kreises in Galizien mit der schrecklichen, durch die verwüstenden Verheerungen der Borkenkäfer entstandenen, Wurmtrocknifs behaftet gewesen. Dieses Uebel, welches der Regierung und den dortigen Güterbesitzern viel Besorgnifs verursachte, hätte wahrscheinlich die traurigsten Folgen nach sich gezogen, wäre nicht die ungeheure Vermehrung dieses Ungeziefers durch folgende interessante Begebenheit gehemmt und mithin das Unglück im Keime erstickt. Im Juli dessel- ben Jahres erschien daselbst eine fast unglaublich grofse An- zahl von Spechtmeisen, alle Wälder und Lustgärten waren mit diesen Vögeln angefüllt. Sie besuchten auch die Obstgärten und flogen sogar bei offenen Fenstern in die Zimmer hinein. Der Zug kam von Norden nach Süden. Sobald diese Vögel eine Zeit lang in den Gärten herumgestrichen waren, bemerkte ich, dafs sich ihre Anzahl daselbst bedeutend vermindert hatte ; wie angenehm aber wurde ich überrascht, als ich diese nütz- lichen Vögel in den von Borkenkäfern am meisten behafteten Waldstrecken entdeckte. Sie flogen hier haufenweise itmher und waren wenigstens in meiner Waldung so zahlreich, dafs man beinahe auf einem jeden kranken Stamme 3 bis 4 her- umklettern sah. Sie hackten zwar nicht tief ins Holz, konn- ten deswegen selten die Larven und Eier bekommen, vertilg- ten aber dafür Millionen der Käfer selbst, die gewöhnlich früh und Abends auf der Oberfläche des Stammes umherkriechen. Die Vögel hielten sich in dieser Gegend durch 4 Monate, ohne dafs man eine merkliche Verminderung bemerken konnte, erst Ende Oktobers fingen sie wieder an, einzeln wegzuziehen, nachdem sie uns, mit Hülfe einer später eingetretenen nassen Herbstwitterung, von einem Uebel befreiet, wodurch gewifs, hätte dieses Unglück länger gedauert, alle hiesigen Gebirgs- wälder zu Grunde gegangen wären. Podhovodce in Galizien, den 26. Novbr. 1837- Botanische Notizen von Dr. M. J. Schleidcn. 1) lieber Bodenstetigkeit der Pflanzen. In Unger „über den Einflufs des Bodens auf die Verthei- lung der Gewächse/* Seite 172, wird Euphorbia Cyparissias als kalkstete Pflanze aufgeführt. — Eigenthümlich ist es, dafs, während diese Pflanze in unermessener Menge die Sandheiden in der Umgegend von Berlin bedeckt und mit unverminderter Individuehzahl auch die Kalkberge von Rüdersdoriff überzieht, dieselbe auf dem Muschelkalk in der Umgebung von Göttin- gen gänzlich fehlt, dagegen sogleich auftritt, wenn man bei Witzenhausen den Muschelkalk verläfst und den bunten Sand- stein betritt. — Die Pflanze ist also bald kalkstet, bald sand- stet, bald wieder gemeinschaftlich, was darauf hinzudeuten scheint, dafs zwar allerdings der Boden einen wesentlichen Einflufs auf das Vorkommen der Pflanzen ausübt, aber nur neben einer anderen, dem Einflufs des Bodens noch überge- ordneten, jedoch durch diesen wirksamen Ursache, die viel- leicht climatisch, auf jeden Fall bis jetzt von uns nicht einmal erkannt, noch weniger aber als Gesetz aufgefafst ist. 2) Ueber den Inhalt des Pollenkornes. Im vorigen Jahrgang dieses Archivs (S. 428.) tadelt mich Meyen, dafs ich behauptet: „der Inhalt des Pollens sei zum gröfsten Theil Stärke." Meyen hat die Stelle, wo ich das gesagt habensoll, nicht angeführt, und ich habe es in der That nirgends gesagt. — Wahrscheinlich hat ihm indefs eine Stelle (Wiegmann*s Archiv 1837. S. 315.) vorgeschwebt, wo ich ziemlich beiläufig gesagt: „der Inhalt des Pollens be- steht im Wesentlichen aus Stärke." Dafs beide Sätze IV. Jalirg. 1. Band. 4 einen himmelweit verschiedenen Sinn haben, bedarf keiner Nachweisung. — Indefs war jene Bemerkung von mir da- mals nur im Vorbeigehen gemacht, indem ich auf Amylum nur in sofern Werth legte, als es der uns^ekannteste bil- dungsfähige Stoff in dem Pflanzenorganismus ist, und gern will ich zugeben, dafs ich mich daselbst in incorrecter Kürze ausgedrückt habe. Es lag nämlich schon damals mein Auf- satz über Zellenbildung (s. Müller's Archiv f. Physiol. Bd. 1838. Heft 2.) fertig vor mir, und indem ich in der angeführ- ten Stelle sagte: „es würde mich zu weit führen, wollte ich auch die Zellenbildung daselbst ausführlich behandeln," bezog ich dieses stillschweigend mit auf die Erläuterung des streiti- gen Punktes. Es will mich übrigens bedünken, als hätten die gründli- jchen chemisch-mikroskopischen Untersuchungen vonFritsche über den Pollen (Petersburg 1837.) den angeblichen Saamen- thierchen so ziemlich das Garaus gemacht, denn es verträgt sich doch schlecht mit der thierischen Natur, dafs die lebhaf- ten, scheinbar infusoriellen Bewegungen nach Zusatz von absolutem Alkohol, in welchem Jodine gelöst (ein Gift, wel- ches alle Infusorien und thierischen Spermatozoen sogleich tödtet), ungestört fortdauern, wie Pritsche ganz allgemein angiebt und ich selbst in vielen Fällen beobachtet habe. Bei den Oenotheren aber, auf die sich Meyen vorzugs- weise beruft, habe ich durchaus nichts von Saamenthierchen wahrnehmen können, und gerade bei ihnen besteht der Pollen- inhalt quo ad solida auch zum gröfsten Theil aus Stärke.^ Ich habe wenigstens bei Oen. simsiana, grandiflora und cras- sipes durchaus nichts anderes im Pollen finden können, als Gummilösung und die von Brongniart als Saamenthierchen beschriebenen, leicht kenntlichen, Spindel- oder halbmondför- migen Körperchen. Diese sind aber bestimmt Stärke und bleiben Stärke, selbst wenn der Pollenschlauch schon tief in den nucleus des Eichens eingedrungen ist. Um die Stärke aber hier durch Jod zu erkennen, mufs man sich der wässeri- gen Solution bedienen, da bei der weingeistigen Tinktur ei- nestheils das Gummi coagulirt, anderentheils aber die Stärke so dunkel gefärbt wird, dafs man bei der Kleinheit der Körn- chen nicht mehr über die Farbe urtheilen kann, und siewe- 51 gen des umhüllenden Gummi leicht für dunkelbraun ansieht. Die Krümmungen dieser angeblichen Saamenthierchen, die von Manchen beobachtet sein sollen, erklären sich übrigens sehr leicht, da wenigstens viele von ihnen halbmondförmig gebogen sind, und in Bewegung daher, je nach ihrer Stellung zum Auge, bald rechts, bald links gekrümmt, bald gerade erscheinen. Es ist übrigens nicht immer ganz leicht, das Stärkemehl in den Pflanzen durch Jodine zu erkennen. Um nur ein Bei- spiel anzuführen,' erwähne ich der in saftigen Pflanzen gar nicht selten als Träger des Chlorophylls vorkommenden Stärke. Hier ist es oft der Fall, dafs das durch absoluten Alkohol oder Aether vom Chlorophyll befreite Amylum im ersten Au- genblicke auf Tra. Jod. gar nicht reagirt, und erst nach län- gerem Liegen (von 5 Minuten zuweilen) eine helle bläuliche Färbung annimmt, welche noch viel später in ein dunkleres Blau übergeht, wie ich es noch kürzlich unter anderem bei Tradescantia hirsuta beobachtete. 3) üeber die Grübchen in der Epidermis ei- niger Blätter. Im so eben angeführten Bande dieses Archivs, S. 424, hat Meyen eigenthümliche trichterförmige Vertiefungen auf den Blättern \oi\' Fleurothallis ruscifolia beschrieben und abge- bildet, und dieselben für Stellvertreter der Spaltöfi"nungen er- klärt. — Ganz ähnliche Bildungen bei den Nymphaeaceen hat Meyen schon in seiner Phytotomie S. 96. ohne sonderliches Glück mit den Spaltöflfnungen zusammengestellt, und ih, T. II. F. 4. eine Abbildung davon aus Nymphaea odorata gegeben. — Ich verfolgte schon 1833. ihre Bildungsgeschichte, und fand dadurch leicht das Verständnifs derselben. Es sollte überhaupt nach gerade allgemeiner anerkannt werden, dafs wir mit un- sern Erklärungen und Deutungen an dem beständig in leben- diger Entwicklung begriffenen Organismus nur im Dunkel um- hertappen, wenn wir ihn nicht eben als ein Werdendes, ewig sich Veränderndes auffassen und nur in seiner Entwicklung beurtheilen. Jede Speculation über eine einzelne, aus dem Zusammenhange des Lebens herausgerissene Erscheinung spielt wahrlich bei dem jetzigen Zustande der Naturwissenschaften eine ziemlich undankbare Rolle. 4* 52 \ Was nun die erwähnten Organe an NympJiaea betriflft, so will ich bei dieser Gelegenheit mittheilen, was ich früher darüber niedergeschrieben, da sie noch immer, so viel ich weifs, einer genauen Untersuchung entgangen sind. Betrachtet man die Oberhaut der untern Blattfläche eines ausgewachse- nen Nymphaeaceenblattes, z. B. von Nuphar luteum^ so zeigt sie sich etwa so, wie ich sie in F. 1. dargestellt. — Die Ober- hautzellen sind etwas länglich Geckig, und zwischen ihnen be- merkt man einzelne, wie eingestreute runde Zellen erschei- nende, Organe. Bei genauerer Betrachtung sind sie aber nicht so einfach. — F. 2. stellt ein einzelnes solches Organ stärker vergröfsert vor, und man erkennt nun leicht, dafs man ein 'Von einem wulstigen Rande umgebenes Grübchen vor sich hat, in dessen Grunde sich ein kleines Löchlein befindet. Die zwi- schen dem Rande und diesem Löchlein erscheinenden concen- trischen Kreise erklären sich aber erst durch einen gelunge- nen (Querschnitt, wie ihn Fig. 3. darstellt. Hier sieht man nämlich, dafs die innere Fläche des Grübchens mit einigen leistenartig vorspringenden Reifen besetzt ist, die bei der trich- terförmigen Gestalt des Grübchens einer vor dem andern um so mehr hervorragen, je tiefer sie liegen und so jene concen- trischen Kreise bilden. Gehen wir nun auf den Ursprung des Organs zurück, so finden wir, dafs die Blätter der Nymphäen (wie das bei vielen Pflanzen der Fall ist, die vielleicht bei ge- nauerer Untersuchung in dieser Beziehung ebenfalls interes- sante Erscheinungen darbieten würden), so lange sie noch in der Knospe ruhen, mit langen, weichen, seidenartigen Haaren bekleidet sind, die bei der spätem Entwicklung der Blätter ab- fallen. Diese Haare bestehen aus 3 oder mehreren länglichen, cylindrischen, einfachen Zellen (ß), und einem Bulbus von 3 bis 4 scheibenförmigen Zellen (i), wie das Fig. 5. zeigt. Mit diesem Bulbus sind nun die Haare in jenen Näpfchen festge- wachsen (F. 4.), obwohl in der Jugend weder die Wandung, noch der über die Fläche der Epidermis hervortretende wul- stige Rand so stark entwickelt sind, wie es sich später zeigt. Offenbar entsprechen nun die oben erwähnten Reifen auf der Innern Fläche des Grübchens den Fugen zwischen den schei- benförmigen Zellen des Bulbus. — Fast immer fand ich in der Basis des Bulbus die in der Abbildung (F. 5. c) darge- 53 stellten Härchen, als seien sie eine Art von Wurzel für den-/' selben. Ich darf indefs auf diese Beobactung nicht viel ge- ben, da es mir nicht gelang, über die Natur der Fäserclien ins Klare zu kommen, ich hatte damals nur ein kleines Tasclien- mikroskop von Gary mit etwa 120 maliger linearer Vergröfse- rung zu meiner Disposition, und andere Arbeiten haben mich seitdem abgehalten, die Untersuchung wieder aufzunehmen. ^ In Grübchen befestigte Haare, die nach ihrem Abfallen ähnlich erscheinende Narben zurücklassen, kommen übrigens häufig vor. Ich führe hier noch zwei Beispiele an. Fig. 6. stellt ein Stückchen Oberhaut von Acrostichum alcicome vor, und a die Narben abgefallener Haare. Diese Haare sitzen nämlich in einer kleinen Vertiefung der Oberhaut, und beste- hen aus einer kurzen, stets grün gefärbten Zelle und einer sehr langen cylindrischen, wasserhellen, wie es sich F. 7. a an einem Querschnitte zeigt. Eine zweite Form, bei der das Grübchen schon viel tie- fer eingesenkt sich zeigt, findet sich bei Feperomia peresciae- folia. Hier sitzt in dem sehr tiefen, trichterförmigen Grüb- chen der Oberhaut ein Haar, welches aus zwei Zellen besteht, einer sehr kleinen bauchig -cylindrischen und einer völlig kugligen, der die vorige zum Stiel dient (vergl. F. 8. ci). Ich wende mich nun noch mit einigen kurzen Bemerkun- gen zu den Organen bei Fleurothallis , deren Eigenthümlich- keiten durch die von Meyen gegebene Beschreibung keines- weges erschöpft sind, wobei ich voraussetze, dafs auch er die im hiesigen botanischen Garten unter dem Namen Pleujothal- lis ruscifolia vorhandene Pflanze vor Augen hatte. Erstlich sind nicht einige wenige von diesen Organen auf der untern Blattfläche vorhanden, wie Meyen sagt, sondern eben so viele, vielleicht mehr als auf der obern, da sie aber auf beiden Flächen sehr unregelmäfsig vertheilt sind, so kann man leicht zufällig zu einer falschen Ansicht darüber kommen, wenn man nur ein kleines Stück, nicht gröfsere Flächen, zur vergleichenden Untersuchung nimmt. Ich selbst hatte anfäng- licli geglaubt, dafs sie der obern Blattfläche ganz abgingen. Zweitens sind diese Grübchen nicht durchgehende Oefiimn- gen, wie Meyen sie darstellt, sondern etwas über ihre Mitte durch eine Membran geschlossen. Wegen der in die unter- 54 halb vorhandene Höhlung abgesonderten Stoffe ist aber die ganze Umgebung verdunkelt und dadurch die Untersuchung sehr erschwert; auch sind die Theile dadurch sehr brüchig ge- worden, so dafs die Membran meist durch den Schnitt abge- rissen wird; indefs sieht man, wenn der Schnitt genau die Mitte des Grübchens traf, an beiden Seiten stets noch die Reste derselben. — Durch passende Menstrua, z. B. ätheri- sches Oel etc., gelingt es leicht, die Stoffe zu entfernen, und dann stellt sich an einem genau die Mitte des Trichters tref- fenden Querschnitt auch die verschliefsende Membran unver- letzt dar (s. F. 9. c). Drittens hatMeyen nicht erwähnt, dafs die diesem Grüb- chen anliegenden Epidermiszellen eigenthümlich angeordnet sind, wie es sich auf feinen Querschnitten deutlich zeigt (F. 9.). Endlich hat M e y e n ebenfalls das höchst interessante Fac- tum übergangen, dafs sowohl die regelmäfsig gestellten Spiral- faserzellen der untern Blattfläche, als die meist keine Spiral- fasern zeigenden Zellen, die unmittelbar unter der Epidermis der obern Blattfläche liegen, in ihrer Wandung auf eine höchst eigenthümliche Weise modificirt werden, wo sie mit den um den erwähnten Trichter liegenden Zellen in Berührung treten, indem sie daselbst, eben so wie die Wände dieser Zellen selbst, netzförmig porös erscheinen (F. 9. d, 10. c). Da es bei der Seltenheit der Pflanze für's erste nicht thun- lichist, diese Organe in ihrer Entwicklung zu verfolgen, so läfst sich über ihre eigentliche Bedeutung noch gar nichts mit einiger Gewifsheit sagen, und ich würde auch gänzlich über diese mir längst bekannten Bildungen geschwiegen haben, wenn Meyen dieselben nicht zur Sprache gebracht hätte. Aus der vergleichenden Zusammenstellung mit den vorher von mir be- schriebenen Bildungen scheint mir indefs das Material zu einer richtigem Deutung, als die von Meyen vorgeschlagene, gege- ben zu sein *). 1) Es bedarf kaum der Erinnerung, dafs ich mit dem Obigen keine Feindseligkeit gegen Meyen beabsichtige. Ich wollte nur zei- gen, dafs vortreffliche Mikroskope, auf deren Besitz Meyen (l. c. S. 418.) nicht ganz ohne Grund stolz ist, allein noch nicht genügen den Besitzer vor allen Mifsgriffen zu schützen. — Ich achte im Ge- gentheil Meyen für einen zu scharfsichtigen und unermüdlichen Be- 55 4) Zur Geschichte der Metamorphose. In „Ernst von Berg 's Biologie der Zwiebelgewächse, 1837. S. 65." kommt folgende Stolle vor: „Von der Annahme, dafs Sexualorgane sich in Corollenblätter, und diese sich in Stengelblätter verwandeln sollen, halte ich, aufrichtig gesagt, überhaupt nicht viel." Also Linne, Wolff, Göthe, Decan- doUe, Brown, Liudley und noch so viele grofse, nament- lich deutsche Botaniker haben den besten Theil ihrer Geistes- kraft einem leeren Trugbild ihrer Phantasie zugewendet, wel- ches der Herr Ernst v. Berg mit wenige;n Zeilen in sein Nichts zerfliefsen macht? — Oder wollen wir lieber gestehen, dafs wir sehr in Verlegenheit sind, ob wir einen solchen Aus- spruch der unbegreiflichen Unkenntnifs der Thatsachen, oder der noch unbegreiflichem Beschränktheit in Erklärung dersel- ben beimessen sollen? Solche Männer arbeiten mit an der Physiologie der Pflanzen, und ich habe auch sogar schon eine sehr preisende Beurtheilung dieser Biologie (?) gelesen. 5) lieber das Vorkommen der Spaltöffnungen. Ueber die Vertheilung der Spaltöffnungen auf der Epi- dermis der Pflanzen sind unendlich viele vorgefafste Meimm- gen lange vertheidigt und erst allmählig beseitigt worden. — Nachdem man nach und nach allen Blütheutheileh das Recht, Spaltöffnungen zu besitzen, vindicirt hat, nachdem man die Spaltöffnungen den Parasiten zugestanden, ist man endlich dabei stehen geblieben, dafs nur die (ihrer Natur nach) unter Was- ser vegetirenden Pflanzen und die Saamen ohne Spaltöffnun- gen seien. Da die Epidermis der Saamen -Integumente aber, ihrer Entstehung nach, eine continuirliche Fortsetzung der Epi- dermis der ganzen Pflanze ist, so ist ihr auch a priori das Anrecht an Spaltöffnungen durchaus nicht abzusprechen. Frei- lich fehlen sie, so viel mir bekannt, selbst an den lebhaft grün gefärbten seminibus denudatis der Leontice-Arten, indessen existirt doch ein Factum, welches bis jetzt, wie ich glaube. ob acht er, als dafs ich nicht wünschen sollte, er möge seine scliöneu Mittel lieber uugetheilt der solcher Arbeiten bedürftigen Wissenschau znw enden, statt sie in mindestens unerquickliclicn literarischen Feh- den zu zersplittern. f 56 von keinem Botaniker angemerkt ist, und auch diesem Gebilde sein angestammtes Recht gewissermafsen durch eine feierliche reservatio ad acta sichert. Viele, wahrscheinlich alle Arten des genus Camia zeigen nämlich wirkliche Spaltöffnungen auf der sehr festen und brüchigen Oberhaut ihrer Saamen, und vielleicht würden diese hartnäckigen Saamen ohne diese Or- gane, die der Feuchtigkeit den Zugang ins Innere erleichtern, gar nicht keimen; hat doch unser treuer Beobachter der Can- nen, Bon che, gesehen, dafs ein Saame erst nach Verlauf von 3 Jahren keimte. In Fig. 11., 12. und 13. habe ich eine Dar- stellung dieser Organe aus Canna maculata und patens ge- geben, und zwar in der zweiten Figur von der Fläche gese- hen, in der ersten und dritten aber im Durchschnitt. 6) HarmloseBemerkungen über die Natur der Spaltöffnungen. In allen jungen Pflanzentheilen bilden sich die sämmtli- chen Zellen auf dieselbe Weise (vergl. meinen Aufsatz über Thytogenesis in Müller's Archiv für Physiologie Bd. 1838. Heft 2.), und sind anfänglich in Form, Inhalt und Funktion völlig gleich. Alle Differenzen von Oberhaut, Parenchym und Gefäfsbündel treten erst später ein, — Ich habe aber schon am angeführten Orte bemerkt, dafs die Zellen der äufsern Lage früher, als die darunter liegenden, aufhören, in ihrem Innern neue Zellen [zu erzeugen, und diese Schicht ist es, welche später die Oberhaut darstellt. Indessen sind hiervon einzelne Zellen dieser Schicht ausgenommen, die sich schon hier, wo die erste wesentliche, auf ihre Entwicklung begründete Diffe- renz zwischen Oberhaut und Parenchym eintritt, von den Zel- len der Oberhaut trennen und denen des Parenchyms sich gleichstellen. Zur Zeit nämlich, wenn die Parenchymzellen zum letzten Mal in ihrem Innern Zellen entwickeln (z.B. bei einigen Cotyledonen erst bei der Keimung), zerfallen auch jene Zellen noch einmal in zwei, und diese sind es, die nach Resorption der Mutterzellen die Spaltöffnung bilden. So sind diese in ihrer Entstehung schon den Zellen des Parenchyms gleich, und bleiben es auch in ihrer Funktion während ihres ganzen Lebens. Man hat diese beiden Zellen zusammen wohl mit dem Namen Drüse bezeichnet. Wollen wir indefs" auf 57 wissenschaftlicliem Grunde bleiben, d h. aus den durch strenge Prüfung geläuterten Thatsachen nach den strengen Gesetzen der Logik Gesetze finden, so sehe ich zu dieser Benennung keinen haltbaren Grund, noch wiifste ich, weshalb eben sie mehr Drüsen sein sollten, als die ihnen ganz gleichen Paren- chymzellen. Von diesen unterscheiden sie sich aber einzeln genommen gar nicht, in ihrer Lagerung aber nur scheinbar, indem diese dadurch bedingt ist, dafs nur zwei Zellen an der Bildung eines Intercellularganges Theil nehmen, nicht drei oder mehrere, ein Fall, der übrigens auch in den innern Theilen der Pflanzen nicht ohne Beispiel ist. — Uebrigens enthalten sie, wie das umliegende Parenchym, bald Gummi, bald Schleim- kügelchen, bald Stärke, und diese letzteren Stoffe bald mit Chlorophyll gefärbt, bald nicht, und zwar stets so, dafs ihr In- halt mit dem der übrigen übereinstimmt, niemals aber, wie ich glaube, findet man Stoffe in ihnen, die eigenthümlicher Natur wären und den Ausdruck Drüse zu rechtfertigen vermöchten. (Nur bei ^gavc lurida erinnere ich mich, einige Oeltropfen darin gesehen zu haben.) Schon der grofse Widerstreit der Angaben über das Ge- öffnetsein der Spalte führt zu der Annahme, von deren Rich- tigkeit sich ein Jeder leicht in jedem Augenblicke überzeugen kann, dafs das Offenstehen durchaus nicht durch constante, äufsere Einflüsse bedingt ist, sondern höchst wahrscheinlich von der augenblicklichen Lebensthätigkeit der Pflanze, des Organs oder auch nur der Parthie des Zellgewebes, wozu die Spaltöffnung gehört, abhängig ist. Man beruft sich auf die an und auf der Spaltöffnung ab- gelagerten Stoffe, macht dann mit mehr oder weniger guten Gründen wahrscheinlich, dafs diese Stoffe nicht von der Ober- haut selbst abgesondert werden könnten, und zieht dann mit einem halsbrechenden Salto mortale den Schlufs, folglich wer- den diese Stoffe von den Zellen der Spaltöffnung secernirt. — Vergebens indefs habe icli nach einer Thatsache geforscht, wodurch man auch nui- wahrscheinlich machen könnte, dafs jene Sekretionen mehr von den Ausdünstungen der angebli- chen Drüsenzellen, als von denen der andern Parenchymzel- len, besonders von denen herrühren, die unmittelbar an die Höhlung grenzen, in welche die Spaltöffnung hineinführt, und 58 mir scheint die angebliche Funktion auf dem jetzigen Stand- punkte der Wissenschaft eine blofse petitio prindpü zu sein. Nehmen wir z. B. die Coniferen. Hier finde ich Harz auf der Spaltöffnung; wenn ich dieses durch ätherisches Oel ent- ferne, zeigt sich die Spaltöffnung immer weit klaffend, dann finde ich darunter eine Höhle, die (die beiden Spaltzellen eingeschlossen) von lauter Zellen umgeben ist, die Gummi, Schleim, etwas Stärke, Chlorophyll, aber keine Spur von Harz oder Terpentin enthalten, dagegen finde ich viel tiefer im Parenchym grofse Terpentingänge, und schliefse nun, dafs das flüchtige Terpentinöl aus jenen Gängen in Dunstform austritt, den Intercellulargängen folgend in jene Höhlungen gelangt und von hier sich vermittelst der Spaltöffnungen in die Atmosphäre verflüchtigt, wobei es, wie seine Natur es mit sich bringt, eine gewisse Quantität Harz zurückläfst. Dieser Schlufs scheint mir natürlich ; wenn man dagegen mit einem Male ganz will- kürlich von jenen ganz gleichen, mit Grün gefüllten Zellen zwei auswählt und etwa, weil sie mehr nach aufsen liegen, zu Harz absondernden Drüsen macht, so sehe ich eigentlich nicht ein, mit welchem Handbuch der Logik man das rechtferti- gen will. Sind nun aber diese Zellen von den übrigen Parenchym- zellen in nicl^ts verschieden, als dafs eben nur zwei und nicht mehrere in einer Fläche liegen, wo sie einen Intercellular- gang bilden sollen, so folgt daraus auch von selbst, dafs, da das grüne Parenchym wohl in allen Pflanzen dieselbe Bedeu- tung und Funktion hat, auch diese dem Parenchym angehöri- gen Zellen bei allen auch noch so verschiedenen Pflan- zen, bei denen doch gewifs auch die Ausdünstung qualitativ und quantitativ verschieden ist, fast völlig gleich auftreten und somit in physiologischer Hinsicht keine weitere Aufmerksam- keit verdienen, als eben die andern auch. Als das einzige Wesentliche an diesen Organen erscheint mir daher die Oeffnung nach Aufsen, die freie Communica- tion zwischen den im Innern der Pflanze ausgeschiedenen gas- oder dunstförmigen Stoffe mit der Atmosphäre, oder mit dem guten, gebräuchlichen terminus „die Spaltöffnung»" Diese we- sentliche Qualität, in der die eigenthümliche Bedeutung dieser Zellenanordnung gesucht werden mufs, wird daher auch bei den 99 verschiedenen Pflanzen mannichfaltig durch die verschiedene Configiiration der diese Oeffnung umgebenden Oberhautzellen modificirt. — Dafs gerade dies Verhältnifs in wichtiger Bezie- hung zum eigenen Leben der Pflanze steht, geht daraus her- vor, dafs gröfsere oder kleinere Gruppen von Pflanzen, die in ihren Eigenschaften und ihrer Vegetation nahe verwandt sind, auch leicht an der Bildung der Oberhaut in der Nähe der Spaltöffnungen erkannt werden. Ich will hier nur die Cacteen, Proteaceen, Coniferen, Piperaceen, Agaven mit einigen ihr nahe stehenden Liliaceen, Tradescantien und Gräser als Beispiele anführen, 7) Einige Bemerkungen über die sogenannte Holzfaser der Chemiker. In den Handbüchern, welche die organische Chemie ab- handeln, findet man gewöhnlich unter den indifferenten Pflan- zenstoffen neben Stärke, Gummi , Zucker etc. auch die Holz- faser als einfachen Stoff aufgeführt. Die früheren Analysen betreffen nur die Holzmasse. Erst in neuerer Zeij; hat Reade (JLond. et Edhib. phil. Mag. etc. Nov. 1837.) versucht, sich das Verdienst zu er- werben, die verschiedenen Formen der organisirten Pflanzen- substanz gesondert zu analysiren, indefs mufs ich bezweifeln, dafs dadurch etwas auch nur irgend Brauchbares für die "Wissen- schaft geliefert ist. Ich will keineswegs in Abrede stellen, dafs Hr. Reade wirklick isolirte Spiralgefafse zur Analyse benutzt habe, da er es ausdrücklich versichert, aber er erwähnt auch nicht einmal des entferntesten Versuches, die Gefäfse und Zellen vorher von ihrem Inhalt zu trennen, was doch nothwendig hätte geschehen müssen, wenn auf das Ergebnifs der Elementar- Analyse auch nur irgend einiger Werth gelegt werden sollte. Es entsteht aber wohl bei Jedem, dem es bekannt ist, dafs der gröfste Theil des Pflanzengewebes aus einer wasser- hellen Membran und den auf ihrer innern Fläche abgelagerten Gebilden besteht, die Frage: sind denn auch jene Membran und die späteren Ablagerungen aus denselben chemischen Sub- stanzen gebildet? Ja, da wir durch Mohl und Meyen wis- sen, dafs die Verdickung der Zellenwände aus verschiedenen 60 Scliicli teil besteht, dafs. selbst die Spiralfaser aus einer ursprüng- lichen Faser und einer später um sie abgelagerten Hülle zu- sammengesetzt ist (was ich in unzähligen Fällen bestätigt fand), so fragt sich sogar noch: sind selbst die einzelnen Ver- dickungsschichten, sind die Theile der Spiralfiber nicht noch unter einander verschieden? Da nun von einer mechanischen Trennung so eng ver- bundener und durchaus mikroskopischer Theile nicht die Rede sein kann, so bleibt nichts übrig, als auch bei der chemischen Untersuchung das Mikroskop zur Hand zu nehmen und die Wirkung der Reagentien auf die verschiedenen Elementartheile des Pflanzenbaues auf diese Weise zu beobachten. Die Re- sultate einiger Untersuchungen der Art, die ich vor Kurzem anstellte, will ich hier mit wenigen Worten mittheilen, da ich hoffe, dafs, wenn sie dadurch in geschicktere Hände als die meinigen gerathen, sehr gewinnreiche Ergebnisse für die Che- mie wie für die Pflanzenphysiologie zu erwarten sind.' I. Ein in ganz anderer Absicht angestellter Versuch ver- anlafste mich durch die dabei gemachte Beobachtung, diese Untersuchungen zu beginnen. Ich hatte nämlich feine Ab- schnitte aus einem zollstarken Internodium von Ariindo Do- nax gemacht, und kochte dieselben einige Minuten lang in ei- ner concentrirten Aetzkalilauge. Als ich darauf die Schnitte wieder unter's Mikroskop brachte, wurde ich durch eine ei- genthümliche Erscheinung überrascht. Einige Spiral- und Ring- gefäfse waren nämlich so durchshnitten, dafs man deutlich die Schnittflächen der hier sehr dicken Fiber sehen konnte. Durch das Kochen in Aetzkali war nun das Spiral gefäfs in seinen einzelnen Theilen auf ganz verschiedene Weise angegriffen. Die äufsere umhüllende Membran (die ursprüngliche Zellen- wand) war dem Anscheine nach völlig unverändert, fest, straff, durchsichtig und wasserhell. Die Fiber selbst zeigte sich aus zwei Bestandtheilen zusammengesetzt, nämlich aus einer (pri- mären?) unmittelbar der Wandung anliegenden Fiber und einer dieselbe auf den 3 freien Seiten nach Innen umhüllenden Rinde. Diese letztere war durch das Aetzkali etwas dunkler gelb ge- färbt, übrigens fest und scheinbar unverändert, die primäre Fi- ber dagegen war in eine gelatinöse Masse verwandelt, so dafs 61 sie an den Schnittflächen in einer ziemlich bedeutenden Erhe- bung hervorgequollen war. Leider verfolgte icli diese inter- essante Beobachtung mit den gleich anzuführenden Modifica- tionen erst dann, als ich schon den Rest der frischen Donax- Stengel weggeworfen hatte. II. Den nächsten Versuch stellte ich bei den Blättern von Vleurothallis ruscifoUa an. Die Zellen derselben zeigen gröfstentlieils schöne, breite Spiralfibern, die fest mit der Zel- lenwand verwachsen zu sein scheinen. Diese Fibern sind alle sehr breit und platt, bandartig, in der Dicke sind sie, je nach ihrer Lage, verschieden. Die Zellen, welche unmittelbar un- ter der Oberhaut der untern Blattfläche senkrecht aufgesetzt sind, zeigen eine dickere Fiber, als die weniger regelmäfsig geordneten Zellen, welche von den vorigen durch eine grüne Pareuchymzellenschicht, und von der Oberhaut der obern Blatt- fläche durch eine obwohl zuweilen unterbrochene Schicht farb- loser Zellen mit meist einfachen (Ausnahme s. No. 3. dieser Notizen) Wänden geschieden ist. — Nachdem ich nun feine Absclmitte des Blattes^ einige Minuten in Aetzkali gekocht hatte und sie dann wieder betrachtete, fand ich, dafs sich die Spiralfibern der erst erwähnten Schicht ganz von der Zellenwand getrennt hatten. Unt^r dem einfachen Mikroskop konnte ich leicht ein- zelne Zellen mit der Nadel zerreifsen und die ganze Spiralfi- ber unverletzt isoliren. Alle Fibern waren übrigens durch die Behandlung mit Aetzkali aufgequollen und hatten ein gallert- artiges Ansehen bekommen. Ich s"fetzte nun einen Tropfen Schwefelsäure zu, wodurch sich das Kali unter heftigem Auf- brausen neutralisirte, und fügte dann Auflösung von Jodine in Alkohol hinzu. Aufs angenehmste wurde ich überrascht, als ich nun wie- der das Objekt unter's Mikroskop brachte. Alle Spiralfibern erscliienen, je nach der Dicke des Schnittes (und daher der verschiedenen Einwirkung des Aetzkali's) in den verschiedenen Farbennuancen vom Weinroth bis in's tiefste Veilchenblau. An den Stellen, wo der Schnitt nicht dicker als eine Zelle war, zeigte sich zwischen den Fibern der beiden eben er- wähnten Schicliten in sofern ein Unterschied, als die der untern Blattfläche (die dickern), selbst wo sie am tiefsten gefär])t wa- ren, kein reines Veilchenblau, sondern eine mehr röthliche Färbung gaben, etwa wie durch eine schwache Beimischung von Orange. Auch waren diese Fasern offenbar weniger auf- gequollen und zeigten schärfere Begrenzung. Die in der Mitte des Blattes dagegen erschienen ganz gelatinös und hellblau gefärbt. Die Zellenmembran selbst aber war bei allen völlig wasserhell und ungefärbt. Indefs war das nicht Alles. Dieje- nigen Zellen, welche keine Spiralfibern enthalten und welche vorher bei 230 maliger Vergröfserung mit ganz einfachen' Wän- den erscheinen, selbst die des grünen Parenchyms, zeigten sich jetzt völlig porös, und zwar so, dafs die ursprüngliche Zellen- membran und somit die Poren, welche sie verschliefst, was- serhell und farbelos waren, während die die Poren bildende Verdickungsschicht ebenfalls veilchenblau gefärbt war. III. Ich nahm nun zur Vergleichung einen holzigen Sten- gel von Rosmarinus ofßcinalis, und behandelte ihn auf die so eben angegebene Weise. Das Resultat wich von dem vo- rigen in etwas ab. Die Markzellen sind hier nämlich sehr dick- wandig porös, die Rindenzellen ebenfalls. Das Holz, besteht aus der Markscheide von Spiralgefäfsen und aus Prosenchym- zellen, die einen ähnlichen Bau der Wände zeigen, wie ganz junge Coniferen- Holzzellen. Hier war nun an allen Theilen, mit Ausnahme des jüngst gebildeten Jahresringes, die ursprüng- liche Zellenmembran (auch bei den Spiralgefäfsen) ungefärbt, die darauf abgelagerten Theile aber und selbst die Spiralfiber tief orangegelb. Die Zellen des jüngsten Jahrringes dagegen erschienen schwach porös und sehr blafs blau. IV. Eine Species von Pelargonium, deren drittletzten Trieb ich untersuchte, gab derselben Behandlung unterworfen ähnliche Resultate, nur waren die dünnwandigen, aber porösen Rindenzellen in ihren Verdickungsschichten ebenfalls blau gefärbt. V. Bei den Teltower Rübchen und bei der Mohrrübe blieben die primitiven Zellenwandungen ungefärbt, die Ver- dickungsschichten derselben wurden blau, die Fibern der Spi- ral- und netzartigen Gefäfse dagegen dunkel orange. 63 V^ Bei einem Blatte von Onidium altissimum, das 7 Monate in schwachem Weingeist (von etwa 30") aufbewahrt worden war, wurden die Spiralfasern der Blattzellen orange gerarl)t. Die Spiral faser besteht aber hier aus zwei auf der Scluiittfläche deutlich zu unterscheidenden Theilen, eben so wie bei Ariindo Donax, und ich vermuthe, dafs die Spiralfiber bei Pleurothallis nur der inneren ursprünglichen Fiber ent- spricht. Mit frischen Blättern dieser Pflanze konnte ich keine Versuche anstellen und deshalb diese Frage nicht mit Sicher- heit entscheiden. Die ursprüngliche Zellenmembran blieb hier wie bei den früheren ungefärbt, und die Verdickungsschichten wurden auch hier noch blau. VII. Opuntia monacantha gab dasselbe Resultat. An allen vollständig verholzten Zellen wurden die Ablagerungen, gleichviel ob spiralig oder porös, dunkel orange gefärbt. Am der Mark- und Rindenzellen blau, und die primären Membra- nen blieben auch hier wasserhell. Ein Echinocactus gab dasselbe Resultat. VIII. Das Holz von Betula alba und Populus tremula, der angeführten Manipulation unterworfen, zeigten lauter po- röse Gebilde, deren Primitivmembran ungefärbt blieb und de- ren Verdickungsschichten sich dunkel orange zeigten. IX. Ein etwa 5jähriger Stammtrieb von Pinus sylve- stris gab in Bezug auf die ursprüngliche Zellenwand nur die Bestätigung der constanten früheren Beobachtungen. Die Ver- dickungsschichten wurden ebenfalls orange gefärbt, die Zellen der Rinde und des jüngsten Holzringes hellblau. Es versteht sich von selbst, dafs ich mich bei allen diesen Pflanzen durch vergleichende Untersuchungen vorher von der Abwesenheit des Stärkemehls in den betrefi'enden Zellen über- zeugt hatte. Es scheinen die vorstehenden, obwohl nur noch vorläufi- gen Versuche folgende Resultate anzudeuten: 1) Die Pflanzensubstanz (yulgo Holzfaser, vegetabilischer Faserstofi") besteht aus 3 chemisch verschiedenen Stofi'en: 64 a, die ursprüngliche Zellenmembran; i. die primären Ablagerungen auf dieselbe; c die secundären Ablagerungen. 2) Die erste Substanz (1. cl) wird durch kurzes Kochen in Aetzkali scheinbar nicht wesentlich verändert. 3) Die zweite (1. V) wird durch kurzes Kochen in Aetz- kali unter Bildung von Kohlensäure in Stärkemehl verwandelt (vorausgesetzt, dafs Stärke der einzige Stoff ist, auf den Jodine so charakteristisch reagirt). 4) Die dritte (1. c) wird durch Kochen in Aetzkali in einen eigenthiimlichen, noch nicht bekannten (?) Pflan- zenstoff verwandelt, der sich durch Jodine orangegelb färbt. Ob hierbei ebenfalls Kohlensäuse gebildet wird, wage ich nicht zu entscheiden; bei dem Versuche VIII. bemerkte ich w^enigstens nach Zusatz von Schwefelsäure kein Aufbrau- sen. Diese orangegelbe Farbe ist übrigens von der, welche der vegetabilische Schleim durch Zusatz von Jodiue annimmt, himmelweit verschieden. Ob die gebildete Kohlensäure auf Kosten der Kohle der Pflanzensubstanz durch den Sauerstoff der Luft, oder durch Wasserzersetzung gebildet wird, ist noch zu untersuchen, so wie ebenfalls zu erforschen ist, ob vielleicht diese Kohlensäure bei längerem Kochen durch Aufnahme von noch mehr Kohle in Oxalsäure übergeht. Das interessanteste Resultat ist aber ohne Zweifel, dafs ein Theil der Pflanzensubstanz, durch Einwirkung von Aetz- kali, gleichsam in rückschreitender Metamorphose wieder in Stärkemehl umgeändert wird, eine Entdeckung, deren weitere Verfolgung für die organische Cliemie ohne Zweifel die inter- essantesten Resultate hoffen läfst. 65 Erklärung der Abbildungen. Taf. III. Fig. 1. Oberhaut der untern Blattfläche eines ausgewachse- nen Blattes von Niiphar luteum, bei schwacher Ver- gröfserung. Fig. 2. Ein einzelnes rundes Grübchen auf Fig. 1., mit den nächstliegenden Zellenstücken, vergröfsert. Fig. 3. Das vorige im Querschnitt (senkrecht auf die Blatt- fläche). Fig. 4. Ein Stückchen Oberhaut von einem Blatte derselben Pflanze, welches noch in der Knospe eingeschlossen war. Man bemerkt die Grübchen und die in ihnen befestigten Knospenhaare. Fig. 5. Ein isolirtes Haar aus Fig. 4. a. cylindrische Zelle; h, der aus 3 scheibenförmigen Zellen bestehende Bulbus des Haares; c. Fäserchen an der Basis des Bulbus. Fig. 6. Oberhaut der untern Blattfläche von Acrostichum alcicorne. a. Grübchen, in denen Haare sitzen, h. Spaltöffnungen. Fig. 7. Dieselbe im Querschnitt, a, Häärchen (oben abge- schnitten), h. Spaltöffnung. Fig. 8. Oberhaut von Peperomia peresciaefoUa im Quer- schnitt, a. In einem trichterförmigen Grübchen be- festigtes Haar; h. Zelle einer Spaltöffnung, die andere Zelle war, weil der sehr dünne Schnitt gerade durch die Mitte der Spaltöffnung traf, weggefallen. Fig. 9. Trichterförmiges Organ an der untern Blattfläche von Fleurothallls ruscifolia (die der obern Fläche sind durchaus eben so gebaut), c. Membran, die den Trichter verschliefst; d. Poröser Theil der Spiralfa- serzellen, die unmittelbar unter der Oberhaut liegen; e. Spiralfibern dieser Zellen. Fig. 10. Ein dünner Schnitt, parallel der Blattfläche ebendaher (die punktirten Linien a und h in F. 9. bezeichnen die Richtung und ungefähre Dicke des Schnittes). a.- Obere Enden der Spiralfaserzellen durch die Ober- haut durchscheinend; h, Wandungen der Obcrhaut- IV. Jahrg. 1. Band. 5 / 1)6 Zellen ; c. die dem trichterförmigen Organ anliegenden netzförmig -porösen Obethautzellen. (Zuweilen sind noch einige andere benachbarte Oberhautzellen auf ihrer inneren, dem Blattparenchym zugekehrten Wand eben so modificirt.) Fig. 11. Theil der Saamen- Epidermis von Canna maculata. a. Oberhautzellen; h. Spaltöffnung; c. Parenchym des Saamen-Integuments. Pig. 12. Dasselbe von der äufsern Fläche gesehen. Fig. 13. Theil des Saamen-Integuments von Canna patens im Querschnitt, a. Zellen der Oberhaut; h. Spaltöffnung; c, äufsere Schicht des Samen-Integuments, deren Zel- len grofse Poren haben; d. innere Schicht, deren Zel- len einfache Wände zeigen. ^' p? Ueber zwei neue Käfergattungen aus Madagaskar Gell. Obcrinedicinalrathe Prof. Klug, Colohodera* /zwischen die Gattungen Cebrio und Atopa auf der einen, Cyphon auf der andern Seite, stellt sich, der natürlichen \(er- wandtschaft folgend, die Gattung Fülodactyla lllig, De/.y und es tritt auf solche Weise eine Gattung* mit anscheinend nur 4 Fufsgliedern fast in die Mitte der pentamerischen Coleop- teren. Dieselbe merkwürdige Eigenthümlichkeit zeigt aufser- dem nur noch eine, wenn gleich kurze, Reihe madagaskari- scher Käfer, welche Fülodactyla auch sonst in der Form sehr ähnlich und ein neues Beispiel der Uebereinstimmung raa- dagaskarischer und brasilischer Arten, zusammen eine eigne, deutlich neue Gattung bilden. Die Aehnlichkeit mit Ptiloda- ctyla verräth sich, in Hinsicht einzelner Theile, besonders in der Gestalt des Kopfes mit den langen, nur nicht gekämm- ten, Fühlern und dem mit hautähnlichem Fortsatz versehenen vorletzten Fufsgliede. Unterschiede dagegen ' bietet, aufser der mehrentheils betrachtlicheren Gröfse, ansehnlicheren Länge des Körpers, namentlich der Deckschilde, gröfseren Breite des Halschildes am hintern Ende, den in allen Theilen längeren Beinen, breiteren Fufsgliedern u. s. w., die Gestalt des haut- ähnliclien Fortsatzes am vorletzten Fufsgliede und die Be- schaffenheit der Klauen. Der genannte Fortsatz ist an der Spitze, statt wie bei Ptilodactyla gerade zu sein, ge- kerbt, die Klauen dagegen sind einfach, nicht, wie bei Fülodactyla, gespalten. Das wichtigste Kennzeichen befindet sich jedoch im Munde, und es reicht hin zu bemerken, dafs das Endglied der Labialpalpen bei Ftilodactyla eirund und zugespitzt, hier quer gezogen beilförmig ist. Aus folgender ausführlichen Beschreibung der Mundtheile der Gat- tungen, Ttilodactyla sowohl, als der neuen, für welche ich wegen des hinten so kurz abgestutzten, in der Länge fast ver- kümmerten Halsschildes die Benennung Colobodcra in Vor- schlag bringe, wird sich die zwischen beiden Gattungen herr- schende Verschiedenheit am vollständigsten ergeben. Ptilodactyla. Maxillae angustae, cor- neaef lacinüs subaeqiialihus^ interna lanceolata, externa lineari, suMongiori. Palpi maxillares ma- xillis longiores, quadriarti- cidatif articulo primo reli- qiiis hreviore, seciindo primo plus duplo tertioque vix illo longiori cylindricis, quarto longitudineferc secundi ova- tOy apice [oblique iruncato eifere securiformi. Mentum fere semicircu- larey transverswn, apice truncatum, corneum, ^ Ligula memhranacea, subrotundata apice late et profunde emarginata. Palpi labiales ligula duplo longiores, triarticu- lati, articulo primo elongato cylindrico, secundo breviori conico, tertio longitudine fere primi ovato acumi- nato. Colobodera, Maxillae subelongatae, compressae, corneae, lacinüs ovatis aequalibus villosis. Palpi maxillares ma- xillis longiores, quadriarti- culati, articulo primo bre- vissimo, cylindrico, secundo longissimo tertioque secundo breviori conicis, quarto lon- gitudine tertii securiformi. Me ntum subquadratum, transverswn, corneum, apice truncatum, integrum. Ligula magna, mejnbra- nacea, apice rotundata, me- dio acute emarginata. Palpi labiales ligula purum longiores, triarticu- lati, articulo primo ovato, tertioque transverso, secu- riformi aequalibus, longio- ribus, secundo breviori conico. Sämmtliche Arten stimmen in der Gestalt, Färbung und über- liaupt im Aeufsern so überein, dafs sie beim ersten Anblick eine einzige, nur in Hinsicht der Gröfse der Individuen unbeständige 69 und einigen geringfügigen Abänderungen unterworfene Art aus- zumachen scheinen. Alle sind länglich, etwas flach gedrückt, mit verhältnifsmäfsig kurzem, vorn gewölbtem, hinten breiteren Halsschilde. Sie sind fast glatt, sehr fein und dünn behaart und hierdurch einigermafsen seidenartig glänzend, schwarz mit einfar- big hellbräunlichen Deckschilden, Fühlern und Beinen. Es ist somit eine genaue Feststellung der Artunterschiede wohl schwie- rig, wie dies jedoch bei der verwandten Gattung Ptilodactyla nicht weniger der Fall ist. Anzuführen ist noch: dafs die Mandibeln gekrümmt und einfach, die Fühler aber dünn, fa- denförmig und mindestens so lang als die Deckschilde sind und aus 11, mit Ausnahme des ersten und zweiten, fast gleich langen Gliedern bestehen, indem nämlich das erste etwa halb so lang als das dritte, zugleich etwas stärker, das zweite aber viel kürzer als eins der übrigen ist; dafs das Kopfschild quer gezogen, fast viereckig, an der Spitze schwach ausgerandet ist, die Augen rund sind und etwas vortreten, das Halsschild vorn gerade, an den Seiten gerundet, nach hinten erweitert, der hin- tere Winkel nach innen gekrümmt, zugespitzt, der hintere Rand in der Mitte und zu jeder Seite ausgebogen und überall dicht gekerbt, das Rückenschildchen ziemlich grofs und herz- förmig ist; dafs an den Beinen die Schienen mehren theils ver- längert, die Dornen einfach und kurz, an dem verhältnifsmä- fsig breiten Fufs die 2 ersten Glieder fast cylindrisch sind, das erste an den hintersten Beinen verlängert, das dritte Glied überall zweilappig, das vierte, versteckt, kurz und cylindrisch, das fünfte lang, an der Spitze etwas verdickt und mit 2 ein- fachen Klauen bewaffnet ist; dafs endlich die Deckschilde mehr als 3 mal so lang als das Halsschild, vorn gerade, an den Seiten fast gleichlaufend, an der Spitze (mehrentheils) ge- meinschaftlich abgerundet sind. Colohodera n. g. Cololodera ovata n. sp. C, ihorace confertim ptinctalo, ovala, siihdcpressa, puhescens, nigra, elytrisalu- iaccis, dense piinclalis, ohsoletc striatis^ tcstaceiSj hasi ni- gris. Long. 3.5— 4V". Colohodera elongata /z. sp. C. tJiorace suhtills- *70 sbrie dense punclato , elongata , puhescens, nigra ^ elytris dense punctulatis, substriatis pedibusque testaceis. Long. S^^'". ' Colöhodera mucronata n. sp. C. thorace siibti- lis^me confertunpunctato, elongata, puhescens nigra, ely- tris subaluiaceisy confertbn punctatis, apice mucronatis pe- dihiisque testaceis. Long. 2^-'". • ' Colöhodera nitida n. sp. C. thorace vage et siib- iilissime punctato, latörihus depresso, elongata, puhescens, nigra, elytris confertim punciatis pedibusque testaceis. Long.r. ■ ' Colöhodera striata n. sp. C. thorace confertim punctato, elongata, puhescens, nigra, elytris punctulatis, punctato-striatis pedibusque testaceis. Long. 2"'. IL Aulonocneinis. Noch ist hier- zweier, ziemlich kleiner, mattschwarzen Aphoflien mit gestreiften Deckschilden, wie es deren mehrere, namentlich feüd-afrikanische Arten giebt, beim ersten Anblick nicht unähnlicher Käfer zu erwähnen, die zusammen eine in viöler Hinsicht ausgezeichnete neue Gattung in der Familie der La- mellicornen bilden. Sie haben, wie gesagt, die Gestalt der Apho- dien, stehen überhaupt Aphodius, in mancher Hinsicht auch Aegialia nalie, und geben nur bei einem in der Mitte gewölb- ten, nach hinten verengten und reclitwinkligen, vorn seitswärts Vorgezogenen und -erweiterten, am Rande flach gedrückten Halsschilde, breitem, angedrücktem Kopfe, sehr verdickten Vor- derschenkeln und in demselben Verhältnifs erweiterten, an der Spitze abgestutzten, fast dreieckigen Vorderschienen mit anlie- genden Tarsen, eine Annäherung an Opatrum zu erkennen, die jedoch nur auf dem Habitus beruhet und durch eine nä- here Untersuchung keineswegs bestätigt wird. Letztere ergiebt vielmehr, dafs die Fufsglieder zwar kurz und wenig von ein- ander abgesetzt, die Klauen einfach und klein, jedoch an allen Beinen in der Zalil von 5 deutlich vorhanden sind. Es sind aufserdem die Schiendornen sehr kurz, an den hintersten Bei- 71 neu kaum zu bemerken, die Schienen der hinteren Beine am Aufsenrande gar niclit, die der vordersten scharf dreigezahnt. Der erste Zahn bildet sicli nämlich an der'Spitze aus, der zweite steht bald hinter dem ersten, der dritte etwas kürzere in glei- cher Entfernung vom zweiten, kurz vor der Mitte der Schie- nen, lieber letzteren Zahn hinweg erstreckt sich dicht am Rande eine auf der inneren Fläche der Schienen eingegrabene, nach hinten etwas gebogene, vorn frei ausmlündende, bei dicht angezogenem Kopf und Bei- nen für die Aufnahme des letzten Gliedes der Kinnladentaster wohl passende geglättete Rinne. Was aber endlich die an dem Kopfe befindlichen Theile, Augen, Fühler und Mundtheile betrifft, so ist in dieser Hinsicht Folgendes zu bemerken: Von den Augen ist oben nur ein kleiner Theil, der gTÖfsere Theii an der unteren Seite kugelförmig hervortretend sichtbar. Die Fühler überragen mit ihren Keulen seitwärts den Rand des grofsen gerundeten Kopfschildes. Sie bestehen aus 9 Glie- dern, von denen das erste sehr lang, cyliudrisch und etwas gekrümmt ist. Ihm folgen ein zweites, verhältnifsmäfsig gro- fses, kugelförmiges und hierauf dicht an einander gedrängt 4 sehr kurze Glieder. Dem letzten derselben ist die aus 3 mit ziemlich langen und breiten, einander dicht berührenden Fort- sätzen verselienen Gliedern bestehende Keule aufgesetzt. Unter dem Kopfschilde ist die cirkelförmig gerundete Lefze deutlich sicht- bar. DieMandibeln sind grofs, flachgedrückt, fast dreieckig, mit stumpfen, zweispitzigen Enden. Sie haben an der inneren Seite einen breiten, scharf gerandeten, am Rande gewimperten, membranösen Ansatz. Die Ma- xillen theilen sich, wie immer, in 2 Hälften, von welchen die xmtere länglich viereckig und hornhart, die vordere oder die eigentliche Lade mehr lederähnlich , der äufsere Lappen grofs und stumpf gerundet, der innere sehr kleiji und drei- eckig ist. Die ziendich langen Kinnladentaster sind aus ' 4 Gliedern zusammengesetzt, von denen das erste sehr klein, das zweite cylindrisch zusaunnengedrückt, etwas gekrümmter und im Verhältnifs lang, das dritte klein, fast dreieckig, das letzte fast länger noch als das zweite, länglich und an der Spitze gerundet ist. Das hornartige Kinn (ineniiwi) ist quer gezo- gen, von einer erhöl\eteu Leiste nach hinten begränzt, vorn 72 tief ausgerandet, seitwärts schräg abgestutzt. An jeder Seite und ziemlich von einander entfernt tritt ein fast lanzettförmi- ger membranöser Streifen der bis auf den Grund getheilten Zunge (Jigula) vor, welche wieder die aus 3 kurzen, fast viereckigen, gleich langen Gliedern bestehenden Lippentaster noch etwas überragen. Bei so vielfältig eigenthiimlicher Bildung kann darüber, dafs aus diesen Käfern wirklich eine neue Gattung zu bilden, "kein Zweifel mehr sein. Schon im Munde würden sich hinrei- chende Unterschiede von den verwandten Gattungen, zunächst / von Aphodius in den zweispitzigen, noch mehr von Aegialla in den mit membranösem Anhang versehenen Mandibeln, au- fserdem in dem Verhältnifs der Palpenglieder, der Beschaf- fenheit der Zunge u. s. w., bemerklich machen. Hiermit übereinstimmend zeigt sich auch in der Bildung der äufsern Theile, namentlich der Beine, die merkwürdige Eigenthümlich- keit, dafs, ungerechnet die Kürze der Fufsglieder, den Mangel der Bewaffnung des Randes der hinteren Schienen, die Schie- nen der vordersten Beine auf ihrer inneren Fläche auf die schon beschriebene Weise gefurcht sind. Mit Rücksicht auf dieses unter den Lamellicornen ungewöhnliche Vorkommen erlaube ich mir für die neue Gattung die Benennung Aulono cne- inis, zusammengesetzt aus avlwv {canalis) und xvjjixlg, in Vorschlag zu bringen. Aulono cnemis n, g, Aulono cneinis opatrina n. sp. A. nigra, capite thoracecjue confertiih punctatis, elytris striatis, striis pun- ctis transversa interruptis, interstitiis planis seriatim pun- ctatis. Long. 2f"'. Aulono cnemis exarata n. sp. A. nigra, capite thoraceque iwpresso-punctatis , elytris obsolete sulcatis, in sulcis punctatisy interstitiis elevatis, suh-costatis. Long. 2^'". Ueber die Familie der Karpfen vom Prof. Dr. Louis Agassiz. (Aus den Memoires de la Societe des Sciences naturelles de Neucha- tel Tom. L p. 33.) Die Familie der Karpfen ist für das Studium eine der schwie- rigsten, sowohl wegen der grofsen Gleichförmigkeit der gene- rischen Typen, die sie umfafst, als auch wegen der grofsen Menge sehr ähnlicher Arten, welche man diesen zuzählen mufs. Diese Umstände machen die Aufstellung mehrerer Gattungen nothwendig, welche auf den ersten Anblick überflüssig erschei- nen könnten. Indessen geht es mit demWerthe derGattungs- merkmale wie mit allen Verschiedenheiten, welche zwischen den Geschöpfen vorhanden sind: wie sehr sie zuweilen unbe- deutend und relativ erscheinen, wenn man sie mit denen an- derer verwandter oder analoger Gruppen vergleicht, so sehr sind sie innerhalb derselben natürlichen Gränzen charakteri- stisch und absolut. Die Familie der Karpfen, in ihrer Gesammtheit betrach- tet, scheint nur auf die Gattungen Cyprinus und Cohitis Linn. begränzt werden zu müssen, dann ist sie sehr scharf durch die Struktur der völlig zahnlosen Kiefer charakterisirt. Die Zwischenkieferbeine, welche für sich allein den Oberrand des Mundes bilden, und die Oberkieferbeine, welche an ihrem Un- terende etwas breiter sind, bilden 2 concentrische, ähnliche, hinter einander stehende Bogen; mit dem Unterkiefer, dem Gaumenbogen und Schläfenbeine schliefsen sie die Seiten des Mundes. Dieser ist klein, am häufigsten bogenförmig ge- krümmt, und am Ende, oder zuweilen unterhalb und mehr oder minder quer, von fleischigen mehr oder weniger dicken Lippen umgeben, oft selbst mit mehr oder minder zahlreichen 74 llaiitaiihäiigeu in Gestalt von Bartfäden versehen. Der Gaumen, besonders im Grunde des Mundes, ist mit einer dicken schwam- migen Masse bekleidet, welche vielen Schleim absondert, im gemeinen Leben Karpfenzunge genannt wird und für einen sehr delikaten Bissen gilt. Die wahre Zunge ist klein und glatt. Die unteren Schlundknochen sind mit einer oder meh- reren Reihen starker, bald platter, bald konischer oder selbst hakenförmiger Zähne bewehrt, die sich beständig an der Ober- fläche und dem äufsern Rande des sie tragenden Knochens in dem Maafse ersetzen, als die des iiinern Randes sich abnutzen und abfallen. Ein besonderer Muskelapparat bewegt die bei- den zahntragenden Knochenbogen gegen einander und drückt sie zugleich gegen eine sehr harte Knorpelplatte, welche in einer breiten Vertiefung des untern Dornfortsatzes des Os ha~ silare befestigt ist. • Diese Stücke bilden einen gewaltigen Kau- apparat, auf welchem ein wenig erweiterter Magen folgt, /der sich in einen dünnen kurzen Darmkanal ohne Coeca fort- setzt Dieser macht nur 2 Windungen, und ist von einer sehr verlängerten Leber umgeben, welche den Windungen des Darm- kanales folgt. Die Milz liegt hinter dem Magen verborgen. Die Schwimmblase ist grofs, durch eine Einschnürung in 2 Hälften getheilt, und steht durch eine sehr enge Röhre mit dem Scldunde in Communication. Die Nieren sind sehr grofs, besonders an der Einschnürung der Schwimmblase stark ent- wickelt, und münden durch 2 Harnleiter in eine kleine Harn- blase. Zur Laichzeit dehnen die Eierstöcke und Hoden die Bkuchwände beträchtlich aus und lassen den Bauch viel mehr als gewöhnlich hervorragen. Der ganze Körper ist mit Schuppen bekleidet, die aus ei- ner grofsen Menge ganzrandiger, glatter Zuwachslamellen ge- bildet sind. Mehr oder weniger zahlreiche Furchen verbrei- ten sich vom Mittelpunkte ihres Wachsthumes zum Rande der Schuppen; an ihrem frei liegenden Theile sind diese Furchen deutlicher, fächerförmig. Der Kopf mit Einschlufs der Kiemen- deckelstücke ist immer glatt und frei von Schuppen. Alle ha- ben nur 3 mehr oder minder platt gedrückte Strahlen in der Kiemenhaut. Die Karpfen leben in süfsen Gewässern; eine geringe Zahl von ihnen findet sich auch an der Mündung der Flüsse im 75 salzigen Wasser. Man kennt mehrere fossile Formen, welche den tertiären Süfswasserbildungen angehören und sehr den jetzt lebenden gleichen. Die Mehrzahl der Karpfen nährt sich ausschliefslich von in Zersetzung begriffenen organischen Sub- stanzen, und selbst von Schlamm oder von Kräutern, Körnern, Würmern und Insekten; nur einige machen Jagd auf kleine Fische. Aus dieser Charakteristik ergiebt sich, dafs alle Genera in Cuvier's Regne animal, welche auf die eigentlichen Schmerlen (Cohitis) folgen, als Andbleps, Poecilia, Lehias, FunduluSf Molinesia und Gyprinodon, ausgeschlossen sind und eine eigene Familie, die der Cyprinodonten, bilden. Mit Unrecht trennt Fitzinger die Cohitis von den Karpfen, denn sie unterscheiden sich wenig von Goibio und haben im Ganzen alle Charaktere der Familie, selbst die seltsamen und so wenig bekannten Nackenwirbel. Auch stellt man mit Un- recht die wahren Karpfen an die Spitze der Familie, weil diese sich einerseits durch Cohitis au die Gadi und Aale, anderer- seits durch Aspius und Pelecus an die Häringe anschliefst. Ich ordne die Genera folgendermafsen : Acanthopsis Ag. (^Cohitis Taenia L.) — Cohitis Rond. Ag. — Gohio Rond. Cuv. (Botia Gray.^ — Cir rhinus Cuv. — Barhus Rond. Cuv. — Laheoharhus Riipp. — Cyprinus Rond. Ag. {Cyprinus et Cyprinopsis Fitz.) — Rhodeus Ag. (Cyprinus amarus Bl.) — Tinea Rond. Cuv. — Phoxinus Rond. Ag. — Leuciscus Rond. Klein. — V aricorhinus Riipp. — Chondrostoma Ag. (^Cyprinus Nasus L.) — Laheo Cuv. QBangala Gray.) — C at ast o mus Lesueur^). — Aspius A^. (^Cyprinus aspius Bl.) — Ahramis Cuv. — Pelecus Ag. (^Cyprinus cultra- tus L.) — Chela Buchan. Man sieht, dafs Rondelet im Ganzen mehrere Genera dieser Familie sehr gut festgestellt hat; er hat selbst die Mehr- zahl derer, welche Cuvier wieder in ihre Rechte eingesetzt hat, gut unterschieden. Bei der Charakteristik der Genera beschränke ich mich auf diejenigen, von welchen Europa Re- 1) Rüppell hat sehr richtig bemerkt, dafs Lesueur's Cata- Storni mit schmaler Rückenflosse ein besonderes Getms bilden müsse- 76 Präsentanten besitzt, und werde nur die diagnostisclien Merk- male angeben. In meiner Naturgeschichte der Süfswasserfi- sche Europa's, welche ich bald herauszugeben hoffe, werde ich die Beschreibungen aller Genera geben, welche von der rela- tiven Stellung der Flossen, ihrer Gestalt und der Struktur der Schuppen hergenommen sind. Die Zahl der Strahlen, oder vielmehr ihre allgemeine Formel ^), wird auch zu einem Gat- tungscharakter, wenn die Genera auf ihre nattirlichen Grän- zen zurückgeführt sind. Die absoluten Zahlen der Flossen- strahlen bedeuten als Artunterschiede nichts. Für alle Genera der Karpfen-Familie bieten die ganz vernachlässigten Schlund- zähne vortreffliche Charaktere dar. 1. ACu^NTHOPSIS Agass. Körper zusammengedrückt. Erster Suborbitalknochen scharf, gabiig, beweglich. Sclilund- zähne sehr spitz und in einer Reihe. Sehr kurze Bartfäden um den Mund. Schwanzflosse abgerundet. Cohitis TaeniaL, und einige indische von Bucha- nan beschriebene Arten. Eine fossil vonOeningen: A. an- gustus Ag. Foiss. foss, Vol. 5. t 50. /. 2. u. 3.^ 20 Folgendermafsen glaube ich, dafs man in Zukunft die Strah- len der Flossen bei allen Fischen ausdrücken müsse. Brust- und Bauchflossen xlx, Rücken- und Afterflosse xlx, wenn sie einfach, oder xlx—xlx, wenn sie doppelt oder dreifach oder aus Strahlen ver- schiedener Art gebildet sind; die kleine x bezeichnet die Zahl der kleinen Strahlen, die sich am Vorderrande der Flossen finden, I der grÖfste Strahl, welcher auf sie folgt, wenn er sich von den an- dern unterscheidet, vmd die grofse X die Zahl der Strahlen, welche den Haupttheü jeder Flosse bilden. Wenn sich am vorderen Rande einer Flosse 2 oder 3 verschmolzene Strahlen befinden, so fügt mau dieser Zahl einen Bruch hinzu, um es anzuzeigen, ^, f u. s. w. Hin- sichtlich der Schwanzflosse bezeichnet xlx den oberen Lappen dieser Flosse, xlx den unteren, der selten in Zahl und Beschaffenheit der Flossen gleich ist: so kann es am oberen Lappen einen grofsen StraM I geben und keinen am unteren Lappen, so wie die Zahlen der klei- nen Strahlen am Rande der Flossen, und die der Strahlen» welche den oberen und unteren Dornfortsätzen des letzten Wirbels angefügt sind, selten dieselbe ist. Alle diese sehr wesentlichen Verschieden- heiten gehen verloren, wenn man die Strahlen in runder Zahl angiebt; andererseits vermeidet man bei diesen Formeln lange Beschrei- bungen, 77 2. COBITIS Rond. Ag. Körper cylindrisch. Suborbi- talbeino glatt. Scliluiulzälme meifselförmig. Zahlreiche Bart- fäden um den Mund. Schwanzflosse abgerundet. Cohitis harhatula L. — Cohitis fossilis L. — Fitzinger entdeckte eine dritte Art in Oestreich, die er C. Fürstenhergii nennt und Parreys unter dem Na- men C variahilis versendet. Buch an an hat mehrere ostindische Arten beschrieben. Es giebt 2 fossile zu Oenin- gen. C. cephcdotes Ag. Poiss. foss. Vol. 5. t 50. /. 5. 6. 7. und C centrochir hg, ibid. f. 1. u. 4. — Lacepede hatte aus G. fossilis ein eigenes Genus gebildet, unter dem Na- men Misgurn, in Rücksicht auf die beiden Kieferzähne, wel- che ihm Bloch beilegt; Cuvier sagt (71.-^. F. 2. p. 278.), dafs er sie vergeblich gesucht habe. Es findet hier ein dop- pelter Irrthum statt. Diese Zälnie existiren wirklich, aber in den Schlundkiefern, wo Cuvier sie nicht suchte, und die Bloch schlechtweg Kiefer nennt; Lacepede hatte sie durch zu wörtliche Uebertragung in die Kieferknochen versetzt. 3. GOBIO Rond. Cuv. Körper spindelförmig. Schlund- zähne konisch, an ihrer Spitze schwach gekrümmt, in zwei Reihen. Zwei Bartfäden. Schwanzflosse gabelförmig. G. fluviatilis Ag. (^Cyprinus Gohio L.) — G. ura- noscopus Ag. IsisiS29. Eine illuminirte Abbildung werde ich in meiner Naturgeschichte der europäischen Süfswasser- fische geben. Güldenstädt, Buchanan und Rüppell haben mehrere exotische beschrieben. — G. analis Ag., fossil, von Oeningen; Rech. Poiss. foss. Vol. 5. t. 54./. 1. 2. u. 3. 4. BARBUS Rond. Cuv. Körper spindelförmig. Schlund- zähne konisch, verlängert, am Ende gekrümmt, in 3 Reihen. Bartfäden. Schwanzflosse gabelförmig; Rücken- und After- flosse kurz. B.fluviatilis Ag. (Cyprinus Barlus L.) — Bar- hus caninus Bon. — B. plehejus Vol. — B. equcs F«Z.— Gülde;nstedt,Forskael, Pallas, GeoffroySt. Hilaire, Buchanan, Rüssel und Rüppell haben eine 78 Menge exotischer Arten aus Asien und Afrika beschrieben. Ich besitze eine neue Art, B. leptopogon Ag., aus den Teichen in der Nähe der Maison cairee zu Algier. Cu- vier citirt Arten aus Amerika. Ich kenne keine fossile. 5. CYPRINUS Rond. Ag. — Körper dick, mehr oder minder breit und zusammengedrückt. Schlundzähne in einer Reihe, mit flacher, gefurchter Krone. Rückenflosse sehr lang; Schwanzflosse gabelförmig. (Die Gattung Carassius Nilfs. oder Cyprinopsis Fitz, beruht nur auf dem Mangel der Bartfäden und' scheint mir nicht beizubehalten; sie begreift wahre Karpfen.) Cyprinus Carpio L. und seine Varietäten G. ma- crolepidotus und nudus. — C. carassius L. — C. Gihelio Bl. — ^ C. Moles Ag. eine neue Art des Donau- beckens — China und Indien beherbergen andere Arten. Ich kenne keine fossile. 6. RHODEÜS Ag. Körper breit, zusammengedrückt. Schlundzähne meifselförmig. Rückenflosse mittelständig. Schwanz- flosse gabelförmig. Cuvier vereint irrig die lebende Art mit den eigentlichen Karpfen. R7i. amarus Ag. (Cyprinus ajnarusBV) Icli kenne zwei fossile Arten von Oeningen: Rh. latior. Ag. Poiss. foss. Vol. 5. t 54./. 7. und Rh. elongatus A^. ih.f.^. 5. und 6. ■> 7. TIN CA Rond. Cuv. Körper plump. Schlundzähne keulenförmig. Kleine Bartfäden. Schwanzflosse abgestutzt oder wenig gabelförmig. Sehr feine Schuppen. T. Chrysitis Ag. und eine Varietät; T. Chr. an- rät a (^Cyprinus Tinea h.^. Ich kenne mehrere fossile Ar- ten: T. furcata Ag. Poiss. foss. Vol. 5. t. 52. von Oe- ningen. r. leptosoma Ag. T. 51. von Oeningen. T. pygoptera Ag. von Steinheim. — Ich kenne keine exo- tische. 8. PHOXINUS Rond. A^. — Körper cylindrisch, plump, mit sehr kleinen Schuppen besetzt. Schlundzähne spitzig. Schwanzflosse gabelförmig. 79 J?h, laevisAg. (Cyprinus phoxintish,) — P7i, Ln- maireul (ßyprinus Lumaireid Bonn.) aus dem Po. — • Pallas führt eine russische Art auf. Ich kenne weder exo- tische, noch fossile Arten. 9. LEUCISCUS Rend. Klein. Körper spindelförmig, mehr oder minder zusammengedrückt. Schlundzäluie fast ko- nisch, an der Spitze etwas gekrünnnt, mehr oder weniger ab- gestutzt und selbst gezähnelt an ihrem inneren Rande, in zwei Reihen. Schwanzflosse gablig. Rücken- und Afterflosse- klipin lind beide von gleicher Gestalt. Man kann dieses Genus in zwei Sectionen theilen: A. Rijndliche Arten: L. dohula Cuv. {Cypr. Do- hula L.) — L. Aphya Nilss. (C Aphya L.).— Tj. Gr is- la gine Cuv. {Cypr. Grislagine Art.) —r L. argenteus Ag. (C. Leuciscus L. et Aut.) — L. rostratus Ag. ^ L. rodens Ag. — L. majalis Ag. {Cypr. lancastrien- sis Shaw, (mit dem C. leuciscus verwechselte Arten.), — Im Hegeri Ag. B, Mehr oder minder zusammengedrückte Ar- ten, tei denen die Schuppen hinter den Bauch- flossen einen vorspringenden AVinkel bilden: L. Orfus Cuv. (C. oifus El.) — L. Idits Cuv. (C. Idus L. et C. Idharus L.!) — L. Jeses Cuv. {C.Jeses Bh) — L. rutilus Cuv. (C. rutilus L.) — L. prasinus Ag. (Jj, azureus Yarr.) — L. erythropIitJi almus Cuy. (6*. eryilivophthalmus L.) — L. decipiens Ag. Von allen diesen Arten werde ich Abbildungen und Be- schreibungen in meiner Naturgeschichte der europäischen Süfs wasserfische geben. Der Prinz von Musignano hat auch mehrere Arten in den Flüssen Italiens entdeckt, welche von den französischen und deutschen verschieden sind. Die exo- tischen Arten sind zahlreich, aber die meisten noch nicht abgebildet. Ich kenne mehrere fossile: L. oeningensis Ag. Foiss. foss. Vol. 5. t. 58. u. 57. /. 4. u. 5. — L. pu- sillus Ag. ihid. t. 57. /. 2. u. 3. -— L. Jieterurus Ag. ih. f. 57./. 1. von Oening^n. L. papyr accus Bronn. Ag. Foiss. foss. Vol. 5. t. 56. in den tertiären Ligniten. — L. 80 leptus Ag. ih. t 59. von Habichtswald. — L. gracilis Ag. von Steinhoim. — C. Hartmanni Ag. ebendaher. 10. CHONDROSTOMA Ag. Körper verlängert, cylin- drisch. Mund unterhalb, quer; Lippen knorplig, schneidend. Schlundzähne sehr zusammengedrückt, an ihrem Innenrande schief abgestutzt, in einer einzigen Reihe. Schwanzflosse gabelför- mig. Rücken- und Afterflosse klein. Chondrostoma Nasus Ag. (C. nasus L.) — Ch. Rysela Ag. (Rysela Gess.) — Rüppell hat eine dritte Art in Abyssinien entdeckt. Ich kenne keine fossile. 11. ASPIUS Ag. Körper zusammengedrückt. Unterkie- fer länger als der obere. Schlundzähne verlängert, ein wenig gekrümmt an der Spitze, in zwei Reihen. Rückenflosse klein. Afterflosse verlängert. Schwanzflosse gabiig. A. rapax Ag. (C aspius L.) — A. alburnus Ag. (C. alburnus L.) — A. hipunctatus (C hipunctatus L.) — A. ochrodon Fitz. — Ich kenne noch nicht den Aspius Heckelii Fitz. . — Hr. v. Joannis hat neulich 2 Arten im Nil entdeckt und unter dem Namen Leucis- cus niloticus und L. tJiehensis beschrieben. Man kennt eine gröfsere Zahl aus Ostindien und Amerika. Ich kenne zwei fossile Arten: A, gracilis Ag. Poiss. foss. Vol. 5. t 55. /. 1. 2. u. 3. von Oeningen. — A, Bro- gniarti Ag. ib. t. 55./. 4. von Menat. 12. ABRAMIS Cuy, Körper zusammengedrückt. Schlund- zähne sehr zusammengedrückt, nach einwärts gebogen, schwach gekrümmt, an ihrem Innenrande abgestutzt, in einer Reihe. Rückenflosse klein. Afterflosse sehr lang. Schwanzflosse gabiig; der untere Lappen ein wenig länger als der obere. Abramis Brama Cuv. {Cypr. Brama L.) — A. Blicca Cuv. (C Blicca BL C» latus Gm, C. B/'oerkna Art.) — A. Ball er US Cuv. (C Ballerus L.) — A.fa- rewM5 Nilss. {C. farenus kwi^ — A. BuggenJiagii (C. Buggenhagii BL) — A. Wimba Cuv. (C. Wimba L.) Eine Vergleichung der Arten des Rheines, der Donau und der Rhone läfst mich noch unterscheiden: A. microle- 81 pidotus Ag. — A. halleropsis Ag. — ^. argyreus Ag. — A. micropteryx Ag. — A. melaenus Ag. — A, erythropterus Ag. — A. elongatus Ag., die ich in meinem Werke abbilden werde. Es giebt Arten in Ost- indien, aber ich kenne keine fossije. 43. PELECUS Ag. Körper sehr zusammengedrückt und verlängert. Bauch schneidend. Rückenflosse der Afterflosse entgegengesetzt, die sehr laug ist. Brustflossen sehr lang. Seitenlinie durchbrochen. P. cultratus Ag. (C. cultratus L.) Hr. v. Joan- nis hat eine Art aus dem Nil beschrieben, als Leuciscus Bihie. Ich kenne keine fossile. Man mufs noch die In- dien eigenthümlichen Arten mit untersetztem Körper tren- nen, dann begreift die Gattung Chela nur indische Arten mit Bartfäden. Die Familie der Karpfen ist von Cuvier in die zweite Abtheilung der gewöhnlichen Fische, in die der Malacopte- rygiij gesetzt, und zwar in die Ordnung der Malacopterygii abdominales, welche genau der Ordnung der Ahdominales Lin- ne's entspricht, da dieser nicht dieselbe Wichtigkeit auf die Be- schaffenheit der Strahlen in den vertikalen Flossen, wie Ar- tedi, legte. Cuvier hat mit seinem bekannten Scharfblicke mehrere natürliche, im Allgemeinen sehr wohl begränzte Fa- milien gebildet. Ich will jedoch bemerken, dafs die Beziehun- gen, welche Mugil und Atherina mit den Cyprinen verbin- den, ihm gänzlich entgangen sind, weil er auf die An- und Ab- wesenheit der Stachelstrahlen in der Rückenflosse zu grofses Gewicht legte. Die Karpfen entbehren sie allerdings völlig, obwohl die Gattung Cyprinus s. str. und Barhus im Anfange ihrer Rückenflosse Strahlen besitzen, welche in ihrer Solidität und Steifheit beträchtlich die der Stachelflosser über- treffen. In der Familie der Siluren, welche auch zu den Ma- lacopterygien gestellt sind, giebt es noch auffallendere Bei- spiele dieses Kontrastes. Andererseits besitzen Mugil und AiJierina, wie grofs auch ihre Verwandtschaft zu den Cy- prinen oder besonders zu den Cyprinodonten , von denen sie sich kaum unterscheiden, ist, eine sehr deutliche stachelstrali- IV. Jahrg, 1. Band. 6 lige Rückenflosse. Allein dieser Charakter kann die grofse Kluft, welche man zwischen diesen Fischen gelassen, nicht rechtfertigen, und um so weniger, als es zwischen. den Sta- chelflossern mehrere giebt, welche keine Stachelstrahlen auf dem Rücken haben, wie u4spidophorus und mehrere Scombe- roiden. Es läfst sich indefs nicht läugnen, dafs Mugil, Athe- rina und die Cyprinodonten die innigste Vervvandtsqliaft zu den Karpfen darbieten, und dafs die Cyprinodonten das beide verbindende Zwischenglied sind. Ich habe demnach nach einem allen gemeinsamen Merkmale gesucht, unter welchem sie sich vereinigen lassen, und habe dies in den Schuppen ge- funden, die völlig aus ganzrandigen Zuwachsplatten bestehen. Ich stelle sie deshalb in meiner Classification in die t)rdnung der Cycloiden. Zur geographischen Verbreitung der Springmäuse. Notiz. Nach Mittheilungen von Ogilby in der Linnean Society (Dec. 5.) ist ein wahrer Dipus (D. Mitchelln Ogilb.) vom Ma- jor Mitchell in den centralen Ebenen von Neuholland, nahe bei der Vereinigung des Murray und Morrumbidgee, entdeckt worden. Er unterscKeidet sich von den Springmäusen Asiens und Afrika's dadurch, däfs er vier Zehen an den Hinterfüfsen besitzt, nämlich drei normale Zehen und eine Afterzehe höher an der Innenseite des Metatarsus. (Beiden vierzehigen Springmäu- sen Afrika's, D. tetradactylus, ist es bekanntlich die Innenzehe, welche gänzlicli fehlt. Wahrscheinlich werden auch hier sich Verschiedenheiten im Schädelbau und Gebifs zeigen, welche es rechtfertigen, aus Dipus, mit Ansschlufs der Gerbillen, eine eigene Familie zu bilden. W.) lieber die Gattungen der Plagiostomen von Job. Müller und Henle. Zweite Mittheiluiig. Unsere bereits im vorigen Jahrg-ange dieses Archivs Bd. 1. S. 394. mitgetheilten systematisclien Arbeiten über die Fami- lie der Plagiostomen erhielten durch eine nach England und Holland in dieser Absicht unternommene Reise manche Erwei- terungen und Zusätze, von denen wir hier vorläufig einige her- ausheben, mit dem Bemerken, dafs noch in diesem Jahre die ersten Lieferungen unserer Monographie erscheinen werden. Von der Familie der Scyllien zeichnet sich die Gattung Stegostoma, aufser den schon angegebenen Characteren, auch dufch die eigenthiimliche Stellung der Flossen äu&, von denen die erste Rückenflosse gerade über den Bauchflossen steht. Zu derselben Familie kam die Gattung Hemiscyllimn hinzu, welche in der Bildung der Naseidöcher, des Mauls und der Stellung der Kiemenlöcher mit Scyllium übereinstimmt, aber die zweite Rückenflosse vor der Afterflosse hat, wie CÄi- loscylliuin (ßq. ocellatus). Die Gattungen der zweiten, gröfsern Abtheilung der Hai- fische, mit Afterflosse, bei denen die zweite Rückenflosse vor den Bauchflossen steht, lassen sich nach der Nickhaut, den Spritz- löchern, der Gestalt der Zähne und Flossen in folgende Grup- pen zusammenfassen: I. Mit einer Nickhaut und kleineii Kiemenspalten , von denen immer die letzte oder die beiden letzten über der Brust- flosse stehen. A. Ohne Spritzlöcher. öf. Mit schneidenden, gezähnelten oder glattnmdigen 6* 84 Zähnen. Hierher die Gattungen ScoUodorif Carcharias und Zygaena. h. Mit spitzen Zähnen und Nebenzacken an denselben, nach Art der Scyllien, umfafst die Gattungen Triaenodoji N. und Leptocharias Smith, die sich von Triaenodon durch den Mangel der Sohwanzgrube , des untern Lappens der Schwanz- flosse und durch einen Cirrus an der Nasenklappe unterschei- det. Die Zähne haben 1 — 2 Nebenzacken jederseits. B. Mit Spritzlöchern. a. Mit schneidenden platten Zähnen mit oder ohne Zähneluug, enthält die Gattungen Galeus, Galeocerdo und die neue Gattung Loxodon N., die sich von Galeocerdo unter- scheidet durch den Mangel der Zähnelung an den Zähnen (welche wi« bei Scoliodon sind) und des zweiten Einschnitts im obern Lappen der Schwanzflosse. Die Spritzlöcher sind viel kleiner als bei den beiden anderen Gattungen. h. Mit spitzen Zähnen, die neue Gattung TriaJtis N. Zähne wie Triaenodon, Schwanzflosse wie Leptocharias, Schwanzgrube fehlt. ^. Mit pflasterartigen Zähnen. Musielus. IL Ohne Nickhaut, mit grofsen Kiemenlöchern, die sämmt- lich vor den Brustflossen liegen, und sehr kleinen Spritzlö- cliern, die bisher übersehen w^aren. Halbmondförmige Schwanz- flosse mit seitlichem Kiel und deutlicher Schwanzgrube. Die After- und zweite Rückenflosse einander gegenüber, klein. Fa- milie der Lamnoiden; Gattungen: Lamna, Oxyrrhina, Car- charodon, Selache, Rhineodon» Carcharodon Smith, Lamia 'Rond., Cuj'charias verus Ag. ist eine Lamna mit Carcharias- zähnen. Der dritte Zahn des Oberkiefers ist kleiner als die übrigen (Lückenzahn), Rhineodon Smith, zeichnet sich da- durch aus, dafs das Maul am vorderen Ende der Schnauze liegt. Die Zähne sind klein, spitz, hecheiförmig. III. Kiemen- und Spritzlöcher wie bei den Lamnoiden, ohne Nickhaut. Schwanzflosse wie bei Carcharias , ohne Schwanzgrube. Zweite Rücken- «nd Afterflosse grofs, die letz- tere hinter der erstem. Triglochis, IV. Die hintern Kiemenlöcher über den Brustflossen. Sehr kleine Spritzlöcher. Zweite Rückenflosse über der Afterflosse. Gattungen: Alopecias, ^' 85 V. Kieraenlöcher wie bei den vorigen. Spritzlöcher klein. Zweite Rückenflosse zwischen Bauch- und Afterflosse. Ein Stachel vor den Rückenflossen. Gattungen: Cestralion. Zur Abtheilung der Haifische mit nur einer Rückenflosse und mehr als 5 Kiemeulöcliern, und zur Abtheiliuig der Hai- lische ohne Afterflosse sind keine neuen Gattungen hinzuge- kommen. Die Gattungen der Familie Rhinohatus wurden in 2 Ab- theilungen geordnet: *- a. Erste Rückenflosce über den Bauchflossen. RJiina und Rhynchohatns, h. Beide Rückenflossen auf dem Schwänze. Gattungen: Rhinohatus. Die obere Nasenklappe reicht nicht bis ans in- nere Ende des Nasenlochs. Platyrrhinu N. die Nasenklappe setzt sich über den innern Nasenwinkel bis fast zur Mittelli- nie des Körpers fort. Die Verlängerung der Schnauze fehlt. Die Verhältnisse der Scheibe nähern sich daher der Familie Torpedo, Trygonorrhina N. Nahe der Trygon mit dem Schwanz von Rhinohatus. Die beiden letzten Genera sind neu. Die Familie der Zitterrochen wurde um eine Gattung vermehrt, Temera Gray, ohne Rückenflosse. Die Familie Ra/'a wurde auf 3 Gattungen beschränkt, da die Propterygia Otto sich als Monstrosität erwies. Die Gattung Trygon zerfällt in 3 Untergattungen, Try- gon s. s.j mit oberer und unterer Schwanzflosse, Hirnantura ohne Schwanzflosse, und Hemitrygon N. (neu), wo nur eine untere Schwanzflosse vorhanden ist. Diese Gattung bildet mit den Gattungen Taeniura, IJypolophus und Üsolophus eine Familie. Die übrigen Familien der rochenartigen Plagiostomeu blie- ben unverändert. Ueber die Familie der Trogmuscheln ^»,*;o {Mactradae Gray) von John Edward Gray, F. R. S. eic. Präsident der botanischen Gesellschaft zu London. (Aus London' s Magaxine of Natural History. Vol. 1. new series p. 370.) JJie Mantellappen am untern Vorderrande frei, vorn und hinten verwachsen, und in zwei vereinigte retractile Röhren verlängert. Der Fufs lancettförmig , nach vorn gerückt. Der Schlofsknorpel innerlich, in einer dreieckigen Grube hinter den Schlofszähnen. Schlofszähne zwei in jeder Schale ; der jhintere klein, zusammengedrückt, oft rudimentär; der vordere dreieckig, unten mehr oder weniger tief gefaltet. Die Seiten- zähne der linken Schale einzeln, und zwischen zweien der rechten Schale eingreifend. Die Einbucht der Mantelröhren deutlich. Die Gattungen sind leicht folgendermafsen an den Ver- schiedenheiten des Ligaments kenntlich: A. Ligament äufserlich. 1. Scliizodesma Gray. a. in einem Schlitz (slit). 2. Mactra Linn. h, in einer Grube des Randes. B. Ligament fast äufserlich, am Rande, nicht getrennt von dem Schlofsknorpel. 3. Spisula Gray, a, Hintere Seitenzähne doppelt und einzeln. 4. Lutraria Lam. &. Hintere Seitenzähne einzeln oder fehlend. 87 C. Ligament innerlich in derselben Vertiefung mit dem Sciilüfsknorpel. 5. Mulinia Gray. a. Seitenzähne einfach. 6. Gnathodon Gray. h. Vorderer Seitenzahn beilförmig. I. Schi2>odesma Gray. Schale eiförmig, dreieckig, fast winklig an jedem Ende. Schlofs- und Seitenzähne wie bei Mactra. Einbncht der Mantelröhren eiförmig, deutlich. Ligament änfserlicli, in einer schrägen dreieckigen Grube, die in den obern Rand der Ver- tiefung des Schlofsknorpels sich öffnet. 1. Schlzodesma Spengleri; Mactra Spengleri Ljnn. Gmel. ; Spengler Cat t 3./ 1—3. ; Chemn. VL /. 199 — 201.; Enc. Meth. it. 252./. 3.; Sow. Gen. f. 1. Fundort: Cap der guten Hoffnung. 2. Schizodesma nitida ; Mactra nitida Schrot. Einl. /. 8. /. 2.; Mactra corallina Chemn. Fundort: die afrikanischen Meere. IL Mactra Linn. Schale eiförmig dreieckig, fast winklig an jedem Ende. Zwei Schlofszähne in jeder Schale, der vordere*) Zahn in der linken, und beide in der rechten Schale, dünn, zusammenge- drückt; der hintere der linken Schale dreieckig, gefaltet. Vor- dere und hintere Seitenzähne deutlich. Einbucht der Mantel- röhren oval, deutlich. Ligament äufserlich, in einer mehr oder weniger schrägen Grube, die von der Vertiefung des Schlofs- knorpels durch eine deutliche Scheidewand getrennt ist. A. Die Seitenzähne fast gleich, lätiliilär, dtinn, mäfsig ent- fernt von den Wirbeln und den Schlofszähnen. Schlofs am Rande, doppelrandig (douhle-edged). * Lunula und Area glatt. 1) Mactra glauca, M. helvacea Chemn. 2) Mactra stultorum Linn., weifse Varietät. 3) Mactra maculata Lam. 1) Offenbar verwechselt hier der Verfasser vorn und hinten, denn der vordere Zahn der linken Schale ist gefaltet. 8» ** Liinula concentrisch gefurcht, ^rea glatt. 4) Mactra discors Gray. Schale eiförmig, dreieckig, ziemlich fest, bauchig, weifs. Wirbel genähert, mit zwei diver- girenden röthlichen Linien. Area ziemlich eben, runzlich> ge- randet durch schwach erhabene Linien, mit zwei oder drei er- habenen concentrischen Linien. Ligament sehr klein. Fund- ort: — . Hat den Habitus einer Muliniaj aber vorn gefurcht. *** Lunula und Area concentrisch gefurchte« §, Schale dünn. Wirbel ziemlich entfernt. Ligament divergirend. 5) Mactra tumida Chemn.; M. turgida Lam. Der vordere Zahn T förmig, indem der vordere Theil von der Mitte der Vorderseite des hintern Theils entspringt. 6) Mactra gxandis Lam. 7) Mactra ornata Gray. Röthlich, blafs gestreift und weifs gefleckt. Wirbel hellroth. Vaterland: China. 8) Mactra Chemnitüi Gray; M. violacea australis Chemn. /. 1954. Ö) Mactra pulcJira Gray. 10) Mactra abhreviata Gray, King, Voy. N. H. §§. Schale stark. Wirbel genähert. Ligament sehr schief, fast am Rande. Seitenzähne glatt. 11) Mactra cygneaP Chemn. Fundort: China. 12) Mactra rufescens Lam. Der hintere Seitenzahn ziemlich der kürzeste. B. Der hintere Seitenzahn sehr klein, genähert; der vordere verlängert. Schale dreieckig. l'S) Mactra striatula Linn. ; M. carinata Lam. 14) Mactra exoleta n. sp. Schale dreieckig, weifs, dünn, durchsichtig, schwach concentrisch gestreift; bedeckt mit einer dünnen, blassen Oberhaut; die vordere Abdachung {slope) zu- sammengedrückt, vorgezogen; die hintere Abdachung bauchig, eben, gerandet, mit einem schwach erhabenen Kiel. Fund- ort: — . C. Die Seitenzähne fast gleich, ziemlich lang, sehr nahe den Schlofszähnen. (Die vorderen nahe dem Wirbel, und mit einem verdickten Fortsatze an ihrem obern Theile.) Schale dünn, dreieckig. Schlofsrand doppelrandig. 89 15) Mactva pUcataria Chemn. VI./ 202. 204., Gmel.; M. suhplicata Wood. Suppl. t. 1. /. 6. 16) Mactva Reevesii Gray. Schale keilförmig, dünn, weifs, durchsichtig, gestreift; in der Nähe des Wirbels con- centrisch gestreift. Fundort: China. (J. R. Reeves, Esq.) 17) Mactra suhplicata Lam., nicht Wood. D. Der hintere Seitenzahn kurz, nahe den Schlofszähnen; der vordere verlängert, zusammengedrückt, dünn, beträchtlich unter dem Schlofszahn. Schale dünn. Schlofsrand doppelt. 18) Mactra violacea Chemn. VI. /. 213, 214.; Enc. Method., f. 254. y. 1. Vaterland: Tranquebar. E. Die Seitenzähne sehr klein, kurz, nahe an den Schlofs- zähnen und kaum von ihnen getrennt. Schlofsrand doppelt. Schale sehr dünn; Hintertheil gekielt. 19) Mactra elegans Sow, Tank. Cat f. Fundort: Florida. 20) Mactra viti^ea Gray. 'Schale länglich dreieckig, dünn, weifs, durchsichtig. Wirbel gekrümmt, etwas nach hin- ten. Die vordere Abdachung eben; Rand wellenförmig. Lu~ nula vertieft, lancettförmig. Hintere Abdachung zusammenge- drückt. Area verlängert, mit einem schwach erhabenen Rande. Die Höhlung in der Vorderseite des Schlofsrandes sehr lang und tief. Sie hat einige Verwandtschaft mit M, recurva und M. suhplicata Lam. Vaterland: — . III. Spisula Gray. Schale eiförmig, dreieckig, fast winklig an jedem Ende. Schofs-und Seitenzähne wie böi Mactra ; aber der Schlofszahn der linken Schale klein. Mantelröhren Einbucht eiförmig, deut- lich. Ligament genau in dem Sclilofsrande, über dem Schlofs- knorpel, von demselben niclit durch eine Platte getrennt, und zum Theil durch den obern Hinterrand verdecktr A. Seitenzähne kurz, glatt. a. Schale dick. Hintere Abdachung schwach angegeben. 1) Sp. striatella; Mactra striatella Lam. 2) Sp.fragilis; M. fragilis Chemn., VI. /. 235. ; M. bra- siliana Lam., Nr. 27. 3) Sp. sinülis; M. similis Gray, Wood. Cat. Sup. t. L f. 5. Schale länglich eiförmig, ziemlich dünn, blafs röthlich weifs, mit einer dünnen olivenfarbenen Oberhaut. Die Seiten- zähue kurz, dreieckig, genähert. Fundort: Van Diemensland. Z>. Schale dünn. Hinterseite schwach runzlich. Die Sei- tenzähne schief, und der vordere Schlofszahn der linken Seite doppelt. * Schale glatt. 4) S\). teuer a; 31. teuer a Humph., Wood. Cat. Sup.y t, I. /. 4.; M, aspersa Sow. Tauk. Cat Nr. 117. Schale zusammengedrückt, ziemlich fest; weifs, dunkel gefleckt, vorn concentrisch gefurcht. Fundort: — . 5) iSp. elojigata; M. elougata Quoy Voy. Astrol. Schale länglich-eiförmig, ziemlich fest, blafsbraun, mit einer ziemlich dünnen, olivenfarbenen Oberhaut. Die Seitenzähne genähert, ziemlich kurz; der vordere gekerbt (uotched), der hintere ziemlich dreieckig. Vaterland: Neu Zeeland. 6) Sp, pellucida; M. pellucida Chemn., VI./. 234.; M. depressa Lam., Nr. 29., nicht Desh.; M, dealbata Montag., T. B. t. 5. /. 1. Fundort: Brasilien. ** Schale strahlenförmig gerippt. j7) Sp. nicoharica; M. uicobarica Gmel.; M. rugosci var. Chemn., VI./. 237.; DiUwyn. 145. 8) Sp. Solanderi; M. Solanderi Gr.; M. carinata So- lander MS. Hintere Abdachung stark gekielt. 9) Sp. aegyptiaca; M. aegyptiaca Chemn.; XI. /. 1955. 1956; Dillwyn. 145. Nr. 35. C. Schale dick, fest. Hintere Abdachung runzlig, sehr ähnlich den vorigen, aber der vordere Seitenzahn ist fast senk- recht. Der vordere Schlofszahn der linken Schale zusammen- gedrückt, geknickt (nickcd'). 10) Sp. rugosa; Lutr. rugosa Lam. Nr. 3; M. rugosa Gmel., Chemn., VI./ 236. 237.; Euc. Meth. 254. 11) Sp. LamarcM; Lutr. rugosa var. h. Lam. Fund- ort: St. Domingo. B. Seitenzähne verlängert, quer gerippt. a. Vordere und hintere Abdachung glatt. ^ ^ 12) Sp. solidissima; M. solidissima Chemn., X./1656,, Dillw.; M. gigautea Lam. Nr. 1; Enc. Meth. t. 259. /l. Fundort: Nordamerika. Sie heifst Clam und ist lebendig an- gespült gefunden worden auf den Ufern von Long-lsland und New- York. Sie wird als Leckerei betrachtet, und die Schalen werden von den Milchmädchen als Rahmkellcn angewendet. Sie sollen im Magen des Wallfisches gefunden sein. Mit- chell in Silliman's Journal X, 288. 13) Sp. Sayilf M. Sayii Gray. Schale glatt, ziemlich zusammengedrückt. Fundort: Florida. h. Vordere und hintere Abdachung gefurcht. 14) Sp. solida-, M. solida Moutague, 15) Sp. cj-assa; M. crassa Turton. 16) Sp. subtruncata; M. subtruncata Montague. 17) Sp. triangidaris; D^f. triangularis Lam., E. M., t 253./. 3. IV. Lutraria Lam. Lutricola Blainv. Schale länglich, abgerundet, und an jedem Ende klaffend. Zwei Schlofszähne in jeder Schale ; der vordere der linken Schale dreieckig, unten gefaltet, der hintere oft fehlend. Seitenzähne klein; der vordere einfach, kurz, fast senkrecht, nahe den Schlofszähnen, oft fehlend an der rechten Schale; der hintere schief, sehr dünn, rudimentär, oft beim zunehmenden Wachs- thum verschwindend. Mantelröhreneinbucht sehr tief, eiför- mig. Thier wie hei Mactr^a. Die Röhren verwachsen, breit — Beim ersten Anblick könnte man L. hians als eigenes Genus betrachten, aber in der Jugend sind die Seitenzähne so deut- lich wie bei irgend einer andern Art; der Zahn und der Raum, den er einnahm, verschwinden beim Wachsthum der Schale in die Vertiefung des Scldofsknorpels. a. Schale eiförmig, hinten etwas klaffend. 1) L. elUptica Lam., Sow. Gen.; M. Liäraria Linn., Lister, C. t. 415./. 259.; Chemn., C. VL / 240. 241. Fund- ort: Sandküsten Europa's; fossil, Italien. 2) L. senegcdeiisis n. s. Schale schmäler. Fundort: Afrikanische Küsten. Vergl. L. elUptica var. h. Lam. und L. eiisis Quoy. Voy. Astrol. t 83. / 36. 3) L. planata; M. planata Chemn. VI./ 238.239. Hin- tere Seitenzähne sehr deutlich, einer in jeder Schale. b. Schale hinten wenig klaffend, mit deutlicher, von ei- 92 jier erliabenen Linie begrenzten ytrea. Hintere Seitenzähne bei den alten verschwindend. 4) L. elongata n. sp. Schale verlängert, ei-lancettför- mig, fest, weifs, hinten verschmälert, schief. Fundort: Insel Prinz Wales. 5) L. cotnpressa Lam. Nr. 4.; Ligula compressa Leach, Dacosta f. 13. /. 1. ; Enc. Meth. t. 257. /. 4. Lister Conch. t. 253. /. 88.; ^ng. t. 4. /. 23.; Mactra piperita Gmel., Chemn., VI. /. 21.; Lutr. compressa Blainv. Man. t. 77. /. 2.; Carinella Adanson Seneg., t. 17. /. 18. Vaterland: Nordsee, Afrika, Senegal, Mittelmeer. c. Schale hinten, weit klaffend. Area ohne eine hin- tere Kante (fiidge), Seitenzähne deutlich. 6) Jj. solenoid^s Lam., Nr. 1., Sow. Gen., /. 1.; Mya ohlonga Gmel., Chemn., VI. /. 12.; Mactra Juans Dillwyn; Lutr, solenoides Blain., Malac. Seitenzähne fehlen im Alter. In der Jugend mit einem deutlichen hintern Seitenzahn^ Be- wohnt die Küsten Europa's, und fossil in der Nähe von Rom. 7) L. zealandica Gray. Schale zusammengedrückt, glatt, grofs, unten an jedem Ende etwas abgestutzt. Die hintern Seitenzähne fehlen im Alter. Fundort: Neu-Zeeland. d. Schale länglich, hinten stark klaffend und umgebo- gen, mit einer schiefen hintern Kante (liidge). Seitenzähne deutlich. 8) L. recurva; Mactra recin^a Gray, Wood. Sup. t. J. /. 2.; M. papyracea Lam. (nicht Syn.), Sow. Gen.,/. 1. 9) L. Cypjinus; M. Cyprinus Gray, Wood. Sup. t L /. 1- e. Schale dünn, hinten klaffend, mit einer Kante (Ridge). Hintere Seitenzähne deutlich. 10) L. campechensis; M. campechensis Gray; List. t. 308./. 141.; Wood Sup. t L f. 3. V. Mulinia. Schale eiförmig, dreieckig, fast winklig an jedem Ende. Schlofs- und Scitenzähne wie hoi Mactra. Mantelröhren-Ein- bucht eiförmig, deutlich. Ligament innerlich! ganz in einer dreieckigen Grube der obern Fläche der tiefen schiefen Schlofs- knorpelgrube verborgen. Diese Gattung und Gnatliodou sind 93 die einzigen mir bekannten Bivalven, welche ein inneres Li- gament haben. Bei allen andern Muscheln, auch bei denen, die einen inneren Schlofsknorpel haben, ist das Ligament äu- Iserlich , und findet sich auf dem äufsern Theile des Schlofs- randcs der Schale. Die Schlofsränder der alten Muschel die- ser Gattung sind zuweilen sehr verbreitert, indem die Wirbel beträchtlich durch eine deutliche Area von einander getrennt sind, wie bei der Gattung Area, Diese Area zeigt nichts wie bei Area, die Grube des Ligaments , sondern ist nur mit einer schwachen schiefen Linie bezeichnet, welche die Lage desselben andeutet, und diese Linie ist oft so schwach, dafs sie kaum zu bemerken ist. Diese Muschel kann als ein Bei- spiel der letzten Form betrachtet werden, in der die obere Fläche des Ligaments von einer Kalkplätte bedeckt wird. a, Hintere Abdachung von einer erhabenen Linie begrenzt. 1) MuL typica n. sp. Schale eiförmig, fast kreisförmig, convex, fest. Wirbel sehr entfernt. Area rautenförmig. Sei- tenzähue sehr kurz, hoch, dick, rund. Die Vertiefung des Schlofsknorpels springt in die Höhle der Schale vor. Fund- ort: — . 2) Mal. hicolor n. sp. Schale eiförmig, ziemlich convex, stark, weifs. Wirbel und hintere Abdachung orange, bunt. Seitenzähne kurz, zusammengedrückt, c^reieckig. Die Vertie- fung des Schlofsknorpels springt in die Höhle der Schale vor. In der Jugend ist die hintere Abdachung röthlich braun, von einer deutlichen Linie begrenzt. Wirbel bräunlich. Var.? eiförmig, dreieckig. Der vordere Seitenzahn et- was breiter und dicker. Fundort: — . h> Schale dreieckig. Hintere Abdachung eben. 3) Miil lateralis-, M. lateralis Say. (Fide Spec. Say.). Vaterland : Nord-Amerika. 4) Mal. donaciformis n. sp. Schale dreieckig, bauchig, weifs; überzogen mit einer dünnen Oberhaut. Hintere Abda- chung eben, am Rande gekielt. Fundort: Südsee. — Capit. Beechey's Expedition. 5) M. edulis\ M. edulis King, in Zool. Journ. v. 335. Schale (jung?) eiförmig, dünn, weifs, glatt; mit einer dünnen, M olivenfarbigen oder röthlichen Oberhaut, die zwei erhabene Ränder an der hintern Abdachung biklet. Hintere Abdachung weifs; Seitenzähne kurz, dreieckig, Fundort: Port Famine. — Capt. King. c. Hintere Abdachung einfach. 6) M, Byronensis m sp. Schale eiförmig, schwach drei- eckig, weifs, ziemlich stark. Seitenzähne dick, abgerundet, in der Jugend dünner. Vaterland: Südamerika. — Capit Lord Byron. 7) M, exalbida. Schale länglich eiförmig, weifs, ziemlich dick. Wirbel etwas vorn. Die Seitenzähne kurz, dick. Der vordere fast tubercular. Fundort: Südamerika. — Capit. P. P. King. VI. Gnathodon Gray, Rang, Sow. Rangia Desm. Schale eiförmig, dreieckig, stark, weifs ; bedeckt mit einer braunen knorpligen Oberhaut. Rand scharf, einfach. Wirbel häufig zerfressen. Zwei Schlofszähne in jeder Schale; der vor- dere der linken Schale breiter, zweispaltig; der hintere der linken und die der rechten Schale gleich, klein, einfach. Hin- tere Seitenzähne sehr lang, zusammengedrückt, quer gefurcht; der vordere kürzer, runzlig, erweitert und oben fast dreieckig. Mantelröhreneinbucht kurz, halb eiförmig. Schlofsknorpel in- nerlich. Ligament innerlich, am obern Rande der sehr tiefen Schlofsknorpelhöhlung, welche oft durch das Abreiben der Wirbel oben offen ist. Thier: Mantelröhren kurz, getrennt. Mantellappen vorn verwachsen. Sie gleicht Cyrena Cor in der Gestalt der vordem Seitenzähne, und kommt mit MuU- nia darin überein, dafs sie ein inneres Ligament hat. 1) Gnathodon cuneata Gray. Sow. Gen.; Rangia cy- renoides Desmoulins Act Lin. Soc. Bord. IV. 58; Clathro- don cuneata Conrad in Silliman's Journal, aus meinem Manuscript. Die Stadt Mobile in Nordamerika ist, wie uns Conrad berichtet, auf weiten Lagern dieser Muschel erbaut, und sie kommt überall auf der Alluvialküste des Golfs von Mexico, zwischen Pensacola und Franklin, in Louisiana vor. Des- 95 m Olli ins sagt, sein Exemplar habe er aus tlcm See Pont- chartrain, in Ost -Florida, nahe bei New -Orleans, der wahr- scheinlich salzig ist, erhalten. Ich beschrieb mein Exemplar nach zwei einzelnen Schalen, die aus einem Ballasthaufen in Canada, wohin derselbe wahrscheinlich vom Golf gebracht war, ausgesucht sind. Die Beschreibung wurde vor vielen Jahren nach Amerika geschickt, aber nicht publicirt, w^eil die ameri- kanischen Conchyliologen sie als eine Cyrena betrachte- ten, und sie in ihren Sammlungen Cyrena truncata Lam. nennen. Fossile Quadrumanen. Notiz. An die bereits im vorigen Jahrgange Bd. 1. S. 376. mit- getheilten Entdeckungen fossiler Affen, reiht sich eine neue, durch welche unsere Kenntnifs fossiler Quadrumanen um eine Art bereichert wird. Die Hrn. P. T. Cautley und H. Fal- coner, denen wir bereits die Auffindung und Beschreibung des Sivatherium verdanken, haben nämlich in der Te^tiärfor- mation der Sewalik -Hügel, im nördlichen Hindostan, das Sprungbein (^Astragalus) vom rechten Hinterfufsie eines Affen gefunden, und dasselbe in einer genauen, bei der zoologischen Gesellschaft zu London eingesandten Beschreibung mit dem Sprungbeine eines Semnopithecus entellus verglichen. Ob- wohl der fossile Knochen offenbar einer verschiedenen Art an- gehört, so gleicht er doch dem Astragalus jener lebenden Art sehr, sowohl in Gröfse, wie in der gesammten Gestalt. Er ist vollkommen versteinert, hat ein specifisches Gewicht von etwa 2,8 , und scheint mit Eisenhydrat imprägnirt zu sein. Obgleich nur dieser einzelne Fufsknochen gefunden war, so liefsen sich doch an diesem die Beziehungen eben so sicher feststellen, als wenn das ganze Skelet aufgefunden wäre. Indessen ver- schoben die Entdecker die Mittheilung in der Hoffnung, auch bald Schädel und Zähne zu finden ; letzteres ist inzwischen den »6 Herren Baker und Durand geglückt, indem diese ein be- trächtliches Fragment des Oberkieferknochens mit einer gan- zen Reihe von Backenzähnen der einen Seite eines Quadruma- nen entdeckten, welches indessen einer viel gröfseren Art an- gehört, als das von Cautley und Fal coner aufgefundene Sprungbein. Die Verfasser suchen die Seltenheit fossiler Af- fenknochen daraus zu erklären, dafs die Ueberreste der Affen, weil sie von Hyänen, Wölfen und Schakals so eilig fortge- schleppt werden, noch jetzt in Indien, selbst da, wo grofse Affengesellschaften die Mangobäume inne haben, höchst selten gesehen werden, so dafs die Hindu meinen, die Affen beerdig- ten ihre Todten bei Nacht. — In denselben Lagern mit dem fossilen Sprungbeine fand sich Anoplotherium Sivalense F. et C, Crocodilus hiporcatus und gangeticus, welche jetzt noch den Ganges bewohnen. Mithin würden die Quadruma- nen gleichzeitig mit einem Gliede des ältesten Pachydermen- Geschlechts von Europa und noch jetzt lebenden Reptilien existirt haben. Aufserdem finden sich in denselben Lagern: Camelus si- valensis F. C, eine Antilope, Elephant, Mastodon, Hippopo- tamus sivalensis und dissimilis F, C, Rhinoceros, Schweine, Pferde, zusammen mit dem Sivatherium giganteum, einem riesenmäfsigen Wiederkäuer mit vier Hörnern, die wie bei den Prunkhorn- Antilopen {Bicranoceras) getheilt und gelappt waren. Ferner ein Moschusthier von Hasengröfse, Felis cri- stata F» C, Hundearten, Hyäne, Vrsus sivalensis , ein Ra- tel und andere Raubthiere. Von Vögeln: Stelzläufer, die noch gröfser als Mycteria Argala sind. Aufser dem Gavial und Magar (jCroc. hiporcatus^ andere Gaviale von enormer Gröfse (JJ,j\ Leptorhynch. crassidens F. C), Schildkröten von ge- wöhnlicher Gröfse aus den Gattungen Emys und Trionyx, und dabei Oberarm- und Oberschenkelknochen, so wie Panzer- fragmente einer Schildkröte, deren genannte Knochen so grofs als die entsprechenden des indischen Rhinoceros sind. (Lond, andEdinh Philos. Mag, OctoK 1837. Volii. p. 383.) Einige Bemerkungen über das kaspische Meei* vom Staatsralh und Prof. E. Eichwald in Wilna* JUiben damit beschäftigt, einen gröfsem Beitrag zur kaspisch- kaukasischen Fauna erscheinen zu lassen, will ich unter- dessen diesem Werke einige Bemerkungen über die Meeres- bewohner des gröfsten Landsee's der alten Welt entnehmen und sie vorläufig dem Publicum mittheilen. Wenn gleich die gröfste Zahl der Fische des Meeres Flufsfische sind, die jedoch als solche nicht an den Mündun- gen der gröfsern Flüsse, also da, wo das Seewasser süfs Ist, leben, so finden sich dennoch mehrere eigenthümliche Arten, und zwar aus Gattungen, die bisher nur im salzigen Seewas- ser beobachtet wurden, so dafs man schon daraus auf den Salz- gehalt des Seewassers und auf die Selbstständigkeit des Mee- res schliefsen darf. Dadurch wird die Ansicht derjenigen wi- derlegt, welche sich das kaspische Meer vordem in Verbindung mit dem schwarzen dachten und in beiden gleiche Seethiere annahmen, wenigstens in jenem keine Arten, die sich nicht auch in diesem finden sollten. Wir wollen erst die Fische und, so viel es sich in der Kürze thun läfst, auch die andern Meeresbewohner des kaspi- schen Meeres namentlich aufführen, und dann den Unterschied der Wasserbewohner beider Nachbarmeere zeigen, um die Selbstständigkeit der kaspi sehen Fauna zu erweisen. Die zahlreichste Fischgattung in diesem Meere bilden die Cyprinen, von denen — aufser vielen Arten, die in der Wolga, im Ural, Terek und Kurflusse leben — aucli einige nur die- sem Meere und seinen Flüssen ganz eigenthümlich sind. IV. Jahrg. 1. Band, 7 98 Zu diesen letztem gehören vorzüglich der Cypritms iny- staceus Fall, (mursa Güld.), der C. capito Güld, und C. fundulus Fall, (capo'eta Güld.\ welche aus dem Meere den Kurflufs hinaufsteigen und selbst bei Tiflis und oberhalb der Stadt im Kur gefangen werden; zu ihnen gesellt sich noch der Cypr. chalcoides Güld. (cliipeoldes Fall.), der eben so häufig, wenn nicht häufiger, den Terek hinaufsteigt und auch im Kur lebt. Alle diese Fische finden sich nicht im schwarzen Meere, eben so wenig wie der Cypr. persn GmeL, der in der Süd- hälfte des kaspischen Meeres in Gesellschaft des Cypr. cha- lyheatus PalL (bulatmai Gmel.^ lebt und hier nur selten die Mündungen der Flüsse hinaufsteigt. Zu den häufigsten Fischen , die aber ^uch zugleich das ' schwarze Merr bewohnen, gehören der Cypj\ cephalus PalL (kutum persisch genannt), der Cypr. cultratus Güld. (per- sisch hilintschhalucTi) y der Cypr. rapax Fall. *) und car- pio L.; vorzüglich sind die Karpfen durch ihre Gröfse (gar nicht selten sind sie ellenlang) bemerkenswerth, worin sie de- nen des schwarzen Meeres nicht nachstehen, so dafs sie viel- leicht als eigne Art aufgestellt werden könnten. Zu diesen Flufsfischen gesellen sich noch die gewöhnli- chen Cyprinen,. wie C. hrama, vimba, dohula, grislagine, nasus, idus, erythrophthalmus, hallerus, tinca u. a. ra. Von Cobitis-Arten finden sich in der Wolga Coh. harha- tula und taenia L., aber in einem Meerbusen im Norden von Lenkoran lebt eine neue Art: Cobitis caspia m. E fusco nigroque nebulosa, media fascia e fusco violacea longitudinali. Corpus compressissimum, molle, squafiiarum loco regulä- res impressiones ubique conspicuae, membrana branchiostega subtus connexa, apertura branchialis ad latus utrinque hians; 1) Er findet sich im Kur sehr häufig und unterscheidet sich vor- züglich durch eine gröfsere Anzahl aller Flossenstrahlen (von denen die erste in den Brust- und Bauchflossen weichstachlig ist) und durch Längsstreifung von Ci/pr. aspius L. {i'apax Pall?)\ daher hatte ich ihn früher auch Cyjtr. taeniatus genannt (in meiner Zoolog, special. T.IIlpag.idZ). 9Ö aculeus sub oculo antrorsiim sitiis, incnrviis, ad basin divisus; OS edentiilum , caput nigromaculatum; dorsiim e fusco iiigro^ qiie nebiilosum, maculis passiin evanidis, taenia longitudinalis fusca cobaereiis, distincta nee interrupta. * ' Radii p. dors. 7, pect. 7, abdom. 6, anal. 6, caud. 15. Radü pinnae dorsalis et analis longissimi, pinnis hisce nigro- punctatis, pectorales vero et abdominales excoiores, caudalis basi nigra. Longitudo corporis 2 poll. 8 lin., ad extremam usque caudam computata; altitudo 5 lin. accedit. Aus der Gattung der Clupeen findet sich im kaspischen Meere nur eine Art, die von Güldenstädt i\\v Clup. Alosa und von Pallas für Clup. Filtschardus gehalten worden ist; am nächsten steht sie der Clup, finta Cuv., unterscheidet sich aber auch von ihr und bildet eine neue Art, die so zu cha- racterisiren wäre: Clupea caspia m. Exaltata, pinnae dorsi radiis 13, caput maximura, maxilla utraque aequali. Macrolepidota, alta, squamae facile deciduae, abdomen tenuiter serratum, aculeis serraturae inter pinnas pectorales et abdominales paullo conspicuis, post abdominales magis emet*- gentibus; habito corporis longitudinis relatu, europaearum spe- cierum longe latissima. Caput maximum, lamina subocularis osque tympanicum serrata, dentes utriusque maxillae exigui, linguae nulli, at paullo majores ossis vomeris et palatini; inferior maxilla medio sub- tus late hians, foveam scilicet profundam, ovatam inter utrutn- que ramum maxillarem offerens, maxilla superior apice pro- funde excisa, quod solet in Alosis Cuv.; lamina subocularis in antica praesertim parte inferiore serrata, at profundius ser- ratum OS tympanicum ad inferiorem ejus partem ; lamina bran- chialis superior striato-sulcata , veiuilosa, venulis ramosis cre- brioribus huc illuc decurrentibus. Quatuor pluresve maculae adesse videntur post operculum branchiale, in servato specimine minus tamen conspicuae; os nigro maculatum, nigra quoque macula ad juncturam posterio- rem rami maxillae inferioris obvia, basis pinnarum pectoralium 100 et abdommalium nigerrima ; pinnae abdominales sub initio pin- nae dorsalis fix,ae. Pinn. D. 13, Pect. 15, Abd. 8, An. 18, Caud. 19. Lon- gitudo corporis totius cum caudali pinna 7 polL, longitudo ca- pitis a rostri apice ad extremam laminam branchialem 1 poll. 10 lin., altitudo capitis 1| poll., altitudo trunci ultra 2 poll. «xcedit. Dieser Art zunächst steht die Clupea des schwarzen Meeres', die sich jedoch durch folgende Merkmale von ihr und der Clup. finta Cuv., wofür ich sie früher ^) genommen hatte, unterscheidet. Clupea pontica m. Elongata, pinna dorsi 15 radiata, caput mediocre, macula post operculum nigra. Caput quartam fere totius corporis partem tenet, non com- putata cauda; dentes in utraque maxilla, majores in lingua, longitudinali serie dispositi, et alii in vomere, osseque palatino utroque ; maxillae superioris apex, illius instar, profunde emar- giriatus, lamina opercularis superior radiätim sulcata, nigro- punctata, nuUis venulis notata, simplex macula nigra major post operculum branchiale obvia; inferioris maxillae ramus uterque subtus connivens, nee foveam profundam ut in cas- pia, inter se includens; abdomen serrato-acutum , cauda bifurca. Pinn. D. 15, Pect. 15, Abd. 9, An. 20, Caud. 19. Cor- pus 7 poll. 8 Ijn. longum, solum caput 1 poll. 8 lin., pin. abd. sub antica pinn. dorsal, parte sitae. Squamae minoresj valde fluxae. ,, Eben so besitzt auch die Gattung Atherina eine bishei für hepsetus gehaltene Art, die aber von dieser sowohl, wie auch von der im schwarzen Meere lebenden Art, verschieden ist und sich von beiden durch folgende Merkmale unter- scheidet: Atherina caspia m. Incrassata, caput laeve, oculus maximus, extrema caudf eo multo angustior, anus profunda fovea ovali exceptus. Dorsum rectum, frons vix declivis, granulata, nee ossi 2) Zoolog, special. IIL pag. 98, [ loi frontalia porosa, ut in p optica, apex maxillae iiiförioris pro- ininulus, ad supremum fei'e orbitae marginem accedens, carina frontalis inter oculos minus conspiciia, anteriora versus magis cminens; uterque ramus maxillae inferioris subtus imbrieatim tubulosus, postice ab invicem remotus foveamque vix conspi- cuani anteriorem constituens. Iris aurea supra nigromaculata, dentes numerosi maxillares exigui, alii mediae linguae majores, alü in ossibus palatinis obvii. Distantia ab antico oculi margine ad rostri apicem minor diametro ipsius oculi ; altitudo caudae extr^mae vix superiorem marginem lentis oculi accedens, ideoque u^a saltem linea mi- nor ejus diametro. Pin. abdom. ante p. dorsi priorem sitae, anaüs pinnam dorsi secundam paullo excedens. Longitudo corporis caudaeque 4'poll. 8 lin., altitudo ejus supra p. abdom. 7 lin. et'crassities hoe loco 5^ lin. accedit. Fovea anum excipiens 3 lin.: longa, et 1 lin* lata, pro- funda^ squamis destituta. / Fascia lateralis argentea, lata, recta, squamarum dorsar lium margines nigro punctati* Pin. D. 8. D. IL 12. Abdom. 6. cum appendice triangu- lär! interna. An. 15 — 16. Auch die Atherina des schwarzen Meeres ist von der Ath. presbyter Cuv., für welche icli sie früher 3) gehalten hatte, verschieden, und wird am füglichsten durch felgendje Merkmale characterisirt : Atherina pontica mi , Minor, dorso abdomineque minus crassis, acutioribus, anus nulla fovea exceptus. Caput minus, quam in Atherina hepseto L., quocum magis videtur congruere, quam cum Ath. presbytero Cuv., ideoque sexies cum dimidio totam corporis longitudinem ex- cedit; carina frontalis a rostro inter orbitas decurrens, utra- que carinae parte laterali excavata, ossa frontalia ibidem po- rosa, laminae infra ocularis osseae instar subtiliter perforato- porosae. Distaötia apicis rostri ab antico oculi margine multo mi- 3) Zoalo'^. special Hl jmg. 1% m nor (saltem una linea) diametro ipsius oculi (in Ath. hepseto utraque dimensio aequalis), altitudo caudalis extremae partis multo quoque minor diametro oculi, licet paullo major quam illa rostri distantia; in Ath. hepseto utraque caudalis partis extremae et oculi dimensio subaequalis. Maxillae inferioris uterque ramus subtus imbricatim tubu- losus, posteriora versus subtus ex toto invicem clausus vel con- nivens, anteriora versus inter utrumque ramum profundam fo- veam includens. In ceteris corpus magis compressum, dorso abdomineque obtuso-acutiusculis, latitudo corporis non f, sed ^ altitudinem accedit ideoque minus crassa, quam Ath. hepsetus; linea late- ralis recta non incurva, ut in hac. Pin. D. 8. D. IL 12. Abd. 15. An. 15 — 16. Pinnae abdominales ante p. dorsi I. sitae, pin. analis dor- salem secundam excedens. Superior oculi pars, frons et os nigra. Longitudo corporis cum cauda 3 poU. 7 lin., altitudo ^ poll., longitudo capitis inde ab apice maxillae superioris ad extremam laminam branchialem 8 lin., altitudo capitis supra oculum 4^ lin. accedit. Quoad corporis formam potius conf. cum Ath. hepseto, at Caput non ita declive, nee ipsum corpus ita longum et cras- sum; quoad parvitatem accedit magis ad Ath. Mochonem Cuv., quam ad illam, altiore tamen cauda ab ea recedens. Das kaspische Meer besitzt auch einige neue Gobiusarten (den Gobius sulcatus m., affinis m. und caspius m.), ja sogar eine neue Gattung aus der Familie der Gobien, die ich Bentho- philus genannt habe*), und die im schwarzen Meere nicht beobachtet wird, während in diesem viel zahlreichere, ganz ei- genthümliche Formen von Gobien bemerkt werden. Benthophilus m. Caput depressum, dilatatum, alepidoti trunci instar verru- cis aculeigeris undique obsitum, operculum branchiale aculeato- verrucosum, apcrtura branchialis exigua lateralis, pinnae ab- dominales sub pectoralibus infixae medio connatae, pinna Dorsi duplex, priore 3 radiata. 4) In Nov. Act. Acad. sc. petrop. Vol. L p. 52. 103 lienthophilus macroceplialus m. (Gobiiis macroceplialus Fall.) \ Verrucosus, verrucis aculeigeris per tres series longitudina- les utrinque in truiico obviis, superne fuscus, subtus argenteo- albus. Caput postice dilatatum, antice sensim acuminatum, utra- que maxilla aequali immer osissimis dentibus per plures series obviis stipata, os latiusculum, semicirculare , at multo minus amplum, quam quod ab ili. Pallasio describitur ac delinea- tur ''), qua sc. figura propter latissimum caput alia, quod vi- detur, species indicatur; frons impressa granulis aspera, genae autem maxillaeque nuraerosis verrucis majoribus corneis acu- leigeris obsitae, exiguum operculum et ipsum occupantibus, emi- uentia cornea plana post oculum prominula, lateralis; radii branchiostegi 5, gula et pectoralis regio ad anum usque laevis; dehinc acuta cauda oborta. Truncus post amplum occiput subito decrescens volmnine, utrinque ad pinnam dorsi priorem profunde impressus, cauda deinde compressa, nee lata, qualis apud ill. Pallasium de- lineatur, tribus seriebus verrucarum, aculeis^ munitarum, obsi- tus, media serie parum conspicua. Maxiüa superior scaber- riraa, inferior longissima; oculi majores superL Pin. D. I. rad. 3, D. IL 9 molliores, simpliees, illis bre- viores, Pect, circiter 16, Abdom. bis 5, singulis radii» latis, filamentosis , diremptis, utraque pinna^ media pellicula interce- deute, connexa, acuto-ovata, analis elongata 6 radiata, caudalis 13 radiata. Pinnae abdominales sub pectoralibus sitae ad ana- lem usque pedunculum pertingentes ; pectorales carnosae in- fixae basi, ad aperturam branchialem semicircularem nee nisi ad latus hiantem accedenti. Longitudo totius corporis 2 poll. 2 lin., maxima capitis versus posteriora latitudo 8 lin., oris 4 lin., ut itaque capite oreque minus amplis praeprimis recedat a Gobio macrocephalo Pall., multo majore. Gobius %ulcatus m. Incrassatus, fronte sulco semicirculari exarata, radiis omnium pinnarum robustissimis , incrassatis, filamentosis. Hab. cum insequente in sinn bolchanensi caspii maris. Flavo-fuscus, nigromaculatus, macula pinnae dorsalis prio- i04 ris maxima, basi secundae nigrescente; caput dilatatum, buc- catum, regio interocularis transversam oculi diametrum acce- dens, sulcus frontalis a naribus imius lateris ad illas alterius excurrens, semicircularis, orificium pori glandulosi eidem post- positum ac recessus profundior eidem antepo^itus, nares oculo utrinqae propius sitae quam rostro, genae tumidissimae , in- erassatae. Pinnae pectorales latae elongatae, ad sextum usque pin- nae dorsalis secundae radium pertingentes; abdominales con- nexae multo breviores ad pedunculum usque analem acceden- tes, anum contegentes ipseque pedunculus ibi lata basi ortus. Longitudo totius corporis cum caudali pinna 3 poU. 9 lin. accedit, caput 9 lin. ad operculum usque branchiale extensum, una cum operculo, subpollicare; altitudo corporis supra pin- nas abdominales 1^ lin. accedens, ut quintam, fere quartam cum dimidia totius corporis (cum caudali pinna simul sumpta) ex- hibeat; crassities hoc loco semipollicaris ; at regio buccalis 9 lin. erassa, altitudo partis caudalis 4 lin. Pinnae pectorales 41 lin., abdominales 8 lin. longae, eaeque expansae ab uno radio extreme basali ad alterum prope pelliculam latam 4 lin. hiant. Omnes squamae longitudinaliter et subtilissime striatae, pleraeque acutae, reliquae subrotundae. Radii pinnarum eodem, quo in sequente, numero, at omnes crassiores, dirempti, ramentosi. Gobius affinis m. Compressiusculus, superne passim nigro maculatus, maxilla inferior paullo brevior superiore, pinnae pectorales et abdomi- nales elongatae, maximae. Caput anteriora versus obtuso-acuminatum, exiguum, ge- nae non tumidae, nares oculo propius appositae, nee itaque ut in G. nigro L. mediam distantiam inter eum et rostri api- cem servantes; regio internasalis paullo elevata, prominula; la- titudo regionis interocularis dimidiam diametrum transversam oculi paullo excedens; sulcus Ä-ontalis transversus nullus. Corpus fuscum, caput dorsumque nigro maculata, pinna dorsi prior postice et basi pinnae pectoralis magna macula nigra notata; utraque maxilla paullo carnosa, inferior paullo brevior "superiore, latiore. 105 Latera corporis plana, 'cauda 'compressa, linea lateralis nulla. Longitudo corporis cum caudali pinna 3 poll. 5 lin., ca- pitis ad operculum usque branchiale 81in., cum operculo vero 10| lin. acedens; crassities capitis maxima sub utraque ma- xilla 4 lin., et quod excurrit; summa trunci altitudo sub pinna dorsi priore 7 lin., crassities ejus hoc loco 5 lin., ideoque alia omnino, quam inG. nigro, cujus altitudo eadem est cum corporis crassitie. Longitudo pinnarum pectoralium, basi earum carnosa non computata, 9 lin. accedit, ut itaque supra 5 radios pinnae dor- salis secundae et 3 pinnae analis priores expandantur; longi- tudo pin. abdominalium connexarum 8 lin., eaeque supra anum ad extremum apicem pedunculi tubuliformis excedunt, quintam itaque partem totius corporis tenentes; pectorales vero pinnae quartam et quod excurrit partem corporis adimplentes, nee itaque ultra quintam, quod solent in G. nigro, longitudine cor- poris prae nostro excellente. Squamae pleraeque subrotundae, aliae acutiusculae, subtilissime striatae, margine passim serrato. Radii p. D. I. 6, II. 46, Pect. 18, Abd. 12, Anal. 13, caud. 15. Gobius caspius ta, Fusco-niger, pinnis atris, capite incrassato, genis tumidis- simis, buccatis, corpore antice obeso. Maxilla superior longior inferiore, oculi prominuli, labia carnosa tumida, dentes, ut in antecedentibus , aciculares, mi- nuti, numerosi. Pinnae abdominales minores, ad duas lineas ab ano remo- tae, ad apicem usque connatae, angusta pellicula eaque crassa utrinque paullo excisa, pinnae pectorales latlssimae rotunda- tae; omnium pinnarum radii incrassati, longiores, ramentosi. , Longitudo totius corporis 6 poll. accedit. Pinn. dors. I. 6, IL 16, pector. 18 — 19, abdom. 12, anal. 13, caud. 13, ideo- que radiorum numero a G. nigro L. recedit. Ich will jetzt noch der übrigen Flufsfische erwähnen, wel- che im kaspischen Meere an derMi'indung der gröfsern Flüsse leben; dahin gehört die Perca ßuviatilis und Lucioperca San- dra Ciw., die auch südlich im Murdofschen Golfe unfern Len- korau vorkommen. Von Salmoncu ündeu sich vorzüglich S» 106 eriox L., solar L., leudchthys Güld., die weit häufiger im Kur und Terek als in der Wolga angetroffen werden; liier lebt auch S. hucho L. Aufserdem bewohnen noch das Meer und dessen Flüsse: Esox lucius L, , Silurus glanis L. , Petrojnyzon fluviatilis L. und marmus L., so wie die grofse Schaar der Störe, die weit und breit das Meer durchziehen, wie A. Gülden^ städtii BrdL, huso L., stellatus L., schypa Fall, und ru- thenus L. Endlich besitzt das kaspische Meer noch ein Paar neue Arten Syngnathij die bisher mit Unrecht für S. acus L. und pelagicus L. galten, nämlich: Syngnathus nigrolineatus m. E fusco cinereus, heptagonus, cauda tetragona, scuta ab- dominal ia 15, caudalia 37, margines scutorum acuto-prominuli, abdominali nigro. Rostrum elongatura, carina inter orbitas ob via, occiput supra branchias utrinque profunde impressum, membrana- ceum; corpus feminae multo crassius illo maris, medio tumi- dum, e fusco cinereum, scutellis singulis tenuissime nigrostria- tis, margine laterali supra anum sensim adscendente, et post pinnam dorsi in dorsalem illum caudae excurrente, cumque eo itaque confluente. Cauda tetragona, subtus latiore (feminae), at dilatata, ex- cavata (maris), pro ovulis ibidem gestandis et evolvendis, ex- trema cauda utriusque sexus quadrangulari, attenuata. Rostrum maris brevius, tenuius, abdomen et ipsum, si non brevius, tamen angustius, macilentum, at cauda in proliferis latior, tumidior. Margo abdominis medius semper nigerrimus, speciei ,no- men dedit; pinna dorsi 33 radiata, albida, inimaculata. Ro- strum sextam circiter partem corporis tenet. Syngnathus caspius m. Rostrum brevissimum, truncus obtuse heptagonus, margo lateralis post pinnam dorsr cum dorsali caudae margine con- fluente, pinna anali nulla; scuta abdominis circiter 16, caudae circiter 37. Rostrum exiguum, teres, cauda tetragona, antica ejus pars larainas subtus proliferas figens, brevior, quam reliqua extrema. Caput minimum, uoüam fere totius corporis partem teuens. i , 107 oculi in medio rostro tumidiore et brevi infixi, antica parte caudae dimidiae prolifera, tuniida, dilatata; proliferae laminae incrassatae, nullis loculis instructae, prole jamjam egressa. Vertex inter oculos carinatus, operciilum argenteum; ubi duo corporis scuta conveniunt, id flavo^fuscum, quasi obscu- rius fasciatuin. Longitudo corporis 3 poll. 5 lin. accedit, minimum caput 1 poll. 2^ lin. ab ano remotum. Pinna D. 33 mollis, excolor, transparens, Pect. 10, Caud. 10. Analis minima. ^ Dies sind also die Fische des Meeres, von denen die neuen Arten nur diesem Meere angehören, und nur verwandte Arten im schwarzen Meere beobachtet werden. Weniger ausgezeichnet sind die Amphibien des Meeres; unter ihnen ist die Clemmys caspia besonders bemerkens- werth, da sie bisher noch nicht im schwarzen Meere aufgefun- den ist und dem kaspischen Meere eigenthümlich wäre, wenn nicht etwa dieselbe Art auch im adriatischen vorkäme, was um so auffallender ist, da sie weder im schwarzen, noch im Mit- telmeer bisher beobachtet wurde. Der Tropidonotus hydrus galt vordem ebenfalls fiir eine dem kaspischen Meere eigenthiimliche Schlangenart; allein da ich sie auch bei Odessa im schwarzen Meere beobachtet habe, so ist sie als beiden Meeren gemeinschaftlich anzusehen. Der Tropidonotus scutatus Fall, ist zwar bisher nur ira kaspischen Meere beobachtet worden; allein er scheint mir eine schwarze Abart des Trop» Natrix zu sein und daher nicht als eigne Art gelten zu können. Dasselbe gilt auch von Trop. persa Fall, der offenbar dieselbe Art mit Trop. Na-- trix und murorum Fitz. ist. Die Ufer des Meeres haben dagegen viele eigenthünjliche Amphibienarten, von denen hier jedoch keine Rede sein kann; dahin gehören vorzüglich Tomyris {Na/a) oxiana jn., Fsum- mosaurus caspius m., der über 5 Fufs lang wird, die vielen Phrynocephalen und Trapelen, der zierliche Gymnodactylus caspius m., der Trigonocephalus halys^ van caragana u. dgl. m. Weniger ausgezeichnet sind die Krustenthiere als Bewoh- ner des kaspischen Meeres ; dalün gehören vorzüglich ein neuer 108 Gammarus caspius Fall, und ein neues Stenosoma pusil- Tum Tti. Aufserdem lebt aber im Meere und zwar an seinem südwestlichen Ufer der Flu fs krebs des südlichen Rufslands, Astacus leptodactylus Eschh., der sich jedocli auch im schwar- zen Meere, im Dnjester u, a. Flüssen, wie in der Kama, Me- scha, Wolga u. s. w. findet. Die kaspische Abart ist immer klein und in jeder Hinsicht zierlicher, während die pontische wenigstens 2 mal, oft 3mal so grofs wird, ihr jedoch in jeder Hinsicht gleicht. Dieser Krebs gehört zu denjenigen Thieren, die eben so gut im Flufswasser, als auch im salzigen Seewas- ser leben. An Schalthieren ist das Meer reicher, aber im Ver- hältnifs zum schwarzen Meere auch darin sehr arm zu nennen. Aufser einigen sehr kleinen Paludinen und Neriten finden sich gegenwärtig nur zweischalige Arten im Meere lebend; da- hin gehören vorzüglich Cardien, wie das Card, edule L., das allein als lebende Art angesehen werden darf, da die übri- gen, wie C incrassatum m., trigonoides Fall, und rusticum L, nur in leeren Schalen fast alle Ufer des Meeres bedecken, und jene zwei dem Meere eigenthümlich sind. Dazu gehört auch die von mir als Corhula caspia aufgestellte Ait, die je- doch eben so wenig lebt, sondern nur in ausgestorbenen Scha- lenresten die Ufer bedeckt. Vielleicht finden sie sich noch lebend in der Tiefe des Meeres, wo auch die Venus- und Do- Daxarten vorkommen könnten, die unter allen am seltensten einzelne Trümmer ihrer vormaligen Existenz in diesem Meere an seinen Ufern zeigen. Zu den lebenden Arten gehören ferner die Dreissena polymorpha, der Myülus edulis, und endlich eine der Gly- cymeris verwandte Gattung, Hypanis Fand., die mehrere neue Arten im kaspischen Meere besitzt, so Hyp- plicata m., die jedoch auch im Don, Dnjestr, Bug u. a. Flüssen, so wie im asowschen und schwarzen Meere angetroffen wird, und eher eine Seemuschel zu nennen wäre, die nur zufällig jene Flüsse hinaufsteigt. Zu den andern bisher von mir nur im kaspischen Meere beobachteten Hypanisarten gehört die Hyp- lacvluscula und vitrea m,\ auch Pallas 's Mya edentula scUieM sich au sie an. I 109 Von niedern Seethieren hat Pallas noch eine Nercis noctiluca in der nördlichen Hälfte des Meeres beobachtet. Pflanzenthiere sah er nicht, eben so wenig wie ich, und wenn liin und wieder in naturhistorischen Werken von einer Corallina ^) oder einem ähnlichen Zoophyten, als einem Be- wohner des kaspischen Meeres, die Bede ist, so wäre darun- ter wohl, wie es scheint, eine Alge zu verstehen, wie ich de- ren auch zwei Arten (die Chondria obtusa Ag, und die Polysiphonia fruticulosa Grev. zuerst im Meere an der Küste von Derbend und im balchanischen Meerbusen beobach- tet habe, aufser der Ulva intestinalis, die auch im süfsen Wasser lebt, während jene beiden nur Bewohner des Meer- wassers sind. Sie finden sich sehr häufig im adriatischen Meere, bei Venedig und Triest, und zeigen dadurch, dafs auch ein ähnliches Vorkommen der Algen beide Meere einander nä- hert; im baltischen Meere finden sie sich nicht: daher darf man in dieser Hinsicht keine Verwandtschaft mit diesem Meere und dem kaspischen annehmen, aber schon aus dem Vorkom- men dieser Seöalgen auf den Salzgehalt des kaspischen Mee- res schliefsen. Die Armuth des kaspischen Meeres an Seethieren zeigt sich vorzüglich, wenn man diese mit den so zahlreichen Be- wohnern des schwarzen Meeres vergleicht. Hier finden sich Delphine aufser den Phoken, die auch im kaspischen Meere häufig sind, vorzüglich aber viele Fische, so die vielen Arten von Rochen und Haien, welche gänzlich dem kaspischen Meere fehlen; nächstdem eine Menge anderer Fische, so mannich- fache Arten aus den Gattungen Blennius, Trachinus, Calliony- mus, Pleuronectes, Scomber, Trigla, Sciaena, Scorpaena, Mul- lus, Mugil, Cottus, Labrus, Spams, Belone, Engraulis u. v. a., die man vergebens im kaspischen Meere suchen würde. Von Schalthieren finden sich noch mehr Gattungen in den schönsten Formen, so Arten derOstrea, Solen, Teredo, Mactra, Pecten, Tellina, Lucina, Chiton, Patella, Baianus, Tro- chus, Turbo, Rissoa, Nassa, Buccinum, Conus, Mitra, Cerithium, Spirorbis u. dgl. m. Auch Medusen beleben in vielfachen ^) Menetries, cafa/ogue raisonne des objets de Zoologie, re cueiUis dans un voyage an Cavcase. Petersb. 1832. />. 75. 110 Arten das Meer, und Krebse ans den Gattungen der Or- chestia, Cancer, Carcinus, Crangon, Pagurus, Palaemon, Bopy- nis, Sphaeroma u. a. finden sich häufig an allen Küsten; zu ihnen gesellen sich Nereiden, Celleporen und andere kleine Phytozoen und mancherlei Fucusarten. Dies mag als ein kleiner Beweis dienen, wie grofs die Verschiedenheit der Fauna des schwarzen Meeres von der des kaspischen ist, und wie wenig daraus eine ehemalige Verbin- dung beider ^Meere angenommen werden kann. Wenn gleich in der Steppe zwischen dem asowschen und dem kaspischen Meere durch den Manytsch und den Kamaflufs auf eine vormalige Verbindung beider Meere geschlossen wer- den könnte, so darf sie doch nicht in den ersten Jahrhunder- ten unserer Zeitrechnung angenommen werden, vielmehr miifste eine Verbindung der Art noch lange vor Herodot stattge- funden haben, da schon der Vater der Geschichte, so wie Aristoteles, das kaspische Meer ein in sich geschlos- senes nennt. War also je diese Verbindung zwischen beiden Nachbarseen wirklich vorhanden, so kann sie nur in jene Zeit der Tradition versetzt werden, in der die Argonautenfahrt un- ternommen wurde, und zwar in der Richtung, wie sie der an- gebliche Orpheus besungen hat. Er führt nämlich seine Aben- theurer vom Phasis in das asowsche Meer und von da in den Tanais, aus welchem sie in das Eismeer gelangen, — ein Was- serweg, der damals vielleicht wegen höhern Standes des kas- pischen Meeres, das sich weit nortwärts erstreckte, möglich gewesen sein mochte. — Damals bildeten vielleicht alle die ostwärts vom Ural liegenden Seen, bis zur barabinskischen Steppe, mit dem Eismeere eine Wassermasse. Dies war aber eine vorhistorische Zeit, die wohl mit der Deucalionischen Wasserfluth zusammenfallen könnte. Seitdem sank die Oberfläche des kaspischen Meeres, und ist gegenwärtig um 100 Fufs niedriger als der Wasserstand des schwarzen; aber auch diese engen Grenzen nahm das Meer nach dem Absatz der Tertiärkuppen an den einzelnen Küsten ein, so dafs auch sie in eine entfernte Periode der Erdbildung fallen. Daher finden sich in diesen Tertiärhügeln versteinerte Mu- scheln und Schnecken, die jetzt nicht mehr als Bewohner des < 111 Meeres vorkommen, obgleich sich mit ihnen ztigleich andere Arten finden, die noch jetzt im Meere leben. Zu diesen ge- hört vorzüglicli die Drcissena polymorpha ^ Mytilus cdulis, Cardlum edulc oder eine verwandte Art, die schwerer zu bestimmen ist, da sie nur stark zertrümmert vorkommt. Zu den Arten, die als ausgestorbene Meeresbewohner angesehen werden können, gehören vorzüglich einige zierliche Rissoen, wie R, caspia, dimidiatay conus m. u. a. Unter ihnen finden sich auch einige neue Paludinen, wie Pal. exigua m. und Pah jmsilla m., selbst FaL impwa fossil, wie sie noch jetzt mit einer neuen Art das Meer bewohnt. An der Ostküste von Tükkaragan stehen dagegen die Ter- tiärkuppen in höhern Hügelketten an, und enthalten in einer sehr bröcklichen Kalkmasse, ohne alles Bindemittel, nichts als Schalentrümmer einer undeutlichen Muschelart, die ich vorläu- fig Crasatella caspia m, genannt habe. Weiterhin sieht man einen andern Tertiärkalk, der ganz und gar aus kleinen, zier- lich gewundenen Spirorben {Spir, serpulifovmis m.) besteht. Auch hier finden sich Kalkkuppen, die meist aus Mytilen, so wie aus Cardien und Venus-ähnlichen Gattungen bestehen, aber so stark zerbrochen sind, dafs sie nicht näher bestimmt werden können. So geht denn auch aus der Betrachtung der nächsten Ter- tiärgebirge der West- und Ostküste (au den andern Küsten scheinen diese Ilügelkuppen gänzlich zu fehlen) deutlich hervor, dafs selbst die vorweltliche Fauna des Meeres eben nicht rei- cher war, als es die gegejiwärtige ist. Und sollte das schwarze Meer damals dieselbe Fauna besessen haben und diese nicht etwa späterhin, nach dem Durchbruch der Dardanellen aus dem Mittolmeere, eingewandert sein, so wäre es allerdings nicht zu begreifen, wie das kaspische Meer durch seine frühere Verbin- dung mit dem schwarzen nicht zahlreichere Formen von Schal- thieren erhalten hätte. Eine frühere Verbindung der Art würde vielleicht auch die Annahme voraussetzen, dais beide Meere ein gleich gesal- zenes Wasser gehabt hätten und noch haben müfsten; allein auch dies ist wenigstens gegenwärtig nicht der Fall, und läfst sich auch für die Vorzeit durch nichts erweisen; im Gegen- theil war bei Griechen und Römern (wie z. ß. Plinius und 112 Strabo versichern) die Annahme ziemlich allgemein, dafs das Wasser des kaspischen Meeres süfs sei, wie man dies auf dem Zuge Alexanders d. Gr. und des Cnejus Pompejus nach dem kaspischen Meere erfahren haben wollte; man glaubte es um so mehr, weil man in dem Meere Schlangen (den Tropido- notus hydrus und Natrix, var. scutatus Fall.) in grofser Menge beobachtet hatte. Allein neuere Beobachtungen lehren, dafs Schlangen auch im salzigen Seewasser, selbst des gro- fsen Oceans leben, und dann wäre es ja auch durch nichts erklärbar, wie das Meer erst späterhin sich in einen Salzsee umgewandelt hätte. An den Küsten hat das Meer noch jetzt da, wo sich grofse Ströme in dasselbe ergiefsen, wie am Aus- flusse der Wolga, des Ural, Terek und Kur, weit und breit ein so süfses Wasser, dafs es getrunken werden kann, aber weiterhin nimmt die bittersalzige Beschaffenheit des Wassers so zu, dafs es für den Genufs durchaus untauglich wird und daher vom Flufswasser völlig verschieden ist. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dafs im Laufe der Jahrhunderte das See- wasser des kaspischen Meeres immer salziger geworden ist, und dafs gerade dieser allmälig erhöhte Salzgehalt, vorzüglich eine starke Anhäufung des Bittersalzes ^), die Ursache des Ab- sterbens seiner Meeresbewohner wurde, wie eine ähnliche, nur noch weit stärkere Anhäufung der Salze die völlige Thier- armuth des todten Meeres bedingt; dies Meer ist nämlich so reich an Salzen, dafs kein Fisch, keine Muschel, auch kein anderes Seethier in ihm leben kann. Da in der Nähe des kaspischen Meeres, vorzüglich um Baku, Sallian und nach der Ostküste hin, auf der Insel Tsche- lekän, so viele und so mächtige Salzniederlagen vorkommen, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs das Seewasser immer mehr Salztheile auflöst und in sich aufnimmt; dadurch mufs es bei steter Verdunstung des Seewassers in heifsen Sommern immer salziger werden und mithin der Lebeuserhaltung der Seethiere immer mehr gefährden: dies also wäre der Hauptgrund der jetzigen Thierarmuth des Meeres. 6) S. meine Reise auf dem kaspischen Meere Bd. I. Abth. 1. p. 136. Ueber das Gebifs des Wallrosses vom Herausgeber. (Vorgetragen in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin im Juli 1833.) Mit vollem Rechte hat die neuere Zoologie auf die Keniit- nifs des Gebisses der Rückgratsthiere entschiedenen Werth ge- legt und es zum Hauptkriterium natürlicher Gattungen, wie nach seinen Allgemeinheiten zum Kriterium natürlicher Fami- lien erhoben. Selbst in den unteren Klassen der Rückgrats- thiere, die ihren Raub meist ohne ihn weiter zu verkleinem verschlingen, bei den Amphibien und Fischen, wo man der Gestaltung des Gebisses geringern Einflufs zuschreiben möchte, treffen wir dennoch in den Arten kleiner natürlicher Genera eine so grofse Uebereinstimmung, dafs auch hier die genaue Untersuchung und Darstellung der Zähne den sichersten An- halt zur Characteristik der Genera giebt. Ich brauche für die Fische nur an Cuvier's Leistungen zu erinnern *). Eben so ist es auch bei den Amphibien. In den Schlangen, nament- lich den verschiedenartigen Formen, die Linne und seine Nachfolger unter Coluber vereinigten, ist ohne Berücksichti- gung des verschiedenartigen Gebisses kein Durchkommen, wäh- rend sich bei dessen Berücksichtigung, neben wenig in's Auge fallenden Merkmalen, die natürlichsten Genera herausstellen *). *) Spätere Anmerk. Selbst die Schlund zahne der Karpfen geben nach den interessanten Untersuchungen von Agassiz (S. 73.) vortreffliche Unterschiede für die einzelnen Genera dieser Familie. ^) Spätere Anmerk. Ich kann deshalb mit Hrn. Schlegel IV. Jahrg. 1. Band. 8 114 Wenn nun aber selbst in jenen Klassen der Zahnbau von sol- chem Belang ist, um wie viel wichtiger mufs er nicht bei den Säugethieren erscheinen, wo das Gebifs des Thiercs in so ge- nauer Beziehung zu seiner Nahrungsweise steht, wo wir, wie dies bei den Raubthieren der Fall ist, zugleieh mit unerheblich scheinender Modifikation in der Zahl und Bildung der Backen- zähne gleich eine bedeutende Verschiedenheit im Naturell des Thieres gegeben sehen? Nicht mit Unrecht hat man daher auf die Beschreibung des Gebisses der Säugethiere schon seit längerer Zeit eine immer gröfsere Sorgfalt verwandt; nicht mit Unrecht hat man bei sonst ähnlicher Organisation der Ge- nera eine Uebereinstimmung des Gebisses gefordert, und an der Abweichung desselben, wo sie sich zeigte, nicht geringen Anstofs genommen. Einer jener wenigen Fälle, wo bei gro- fser Aehnlichkeit der sonstigen Organisation das Gebifs sich bedeutend verschieden von dem der übrigen Familienglieder zeigt, ist das Wallrofs. Unkunde seines Gebisses liefs es in der ersten Zeit der neueren Zoologie mit den Robben in eine Gattung stellen ; nähere Bekanntschaft trennte es später weit von ihnen. Allein die grofse Kluft, die sich nach der ersten nur oberflächlichen Bekanntschaft zwischen ihm und den Robben in der Systematik aufthat, zog sich immer mehr zu, je näher man mit der wahren Beschaffenheit seines Zahnbaues und mit dem Grunde jener Anomalie bekannt wurde. Merkwürdig ist dieses Thier auch deshalb, weil es so lange Zeit bedurfte, ehe sich die eigentliche Bedeutung seiner vorhandenen Zähne und damit zugleich der genauere Zusammenhang dieses Thieres mit den Robben vollständig herausstellte. Indem ich hoffe, dafs ein Beitrag zur Kunde seines Gebisses, wenn er auch nur Ge- ringes zu dem bereits bekannten hinzufügt, aus den eben an- geführten Gründen nicht ohne Interesse sein dürfte, glaube ich, dafs es zur Beseitigung der Widersprüche, welche wir über nicht übereinstimmen, wenn derselbe in seiner sonst so verdienstli- chen Physiognomie des Serpens, Amsterdam 1837, die Beschaffenheit des Gebisses wieder in den Hintergrund stellt. Die rein habituellen Genera, welche er annimmt, werden zu zahlreichen Mifsgriffen An- lafs geben, um so mehr, als sehr oft die Gattungscharactere auf ein- zelne der dazu gezogenen Arten keinesweges passen. 4i5^ dio Zahl der Wallrofszähne in den Schriften der Zoologen an- treffen, nicht überflüssig sein wird, wenn ich die zunehmende Bekauntscliaft mit dem Zahnbau dieses Tliieres nach ihrer hi- storischen Entwicklung in möglichster Kürze vorausschicke. In den ältesten zoologischen Schriften finden wir keine ei- nigermafsen sorgfältige Beschreibung des Gebisses. Man be- gnügte sich mit der Bemerkuiig, dafs aus dem Maule des Wall- rosses zwei lange, gekrümmte Stofszähne hervorragten. Linne selbst war mit dem Gebisse dieses Thieres bei Abfassung der verschiedenen Ausgaben seines Systema naturae völlig unbe- kannt, und indem er zugleich auf die Arbeiten Anderer wenig Rücksicht nahm, so war er es vorzüglich, der die gröfsten Irrthümer beging und veranlafste. Noch in der 10. Ausgabe seines Systema naturae (1758) stellte er dies Thier, durch seine äufsere Gestalt sehr richtig geleitet, als dritte Art zu seiner Gattung Fhoca, als Fhoca RosmaruSy und mit den Robben in seine Ordnung der Raubthiere Ferae, indem er es von den übrigen Robben nur durch die Diagnose: dentibus laniariis superioribus exsertis unterscheidet. Auch hier, wie so oft in den Schriften dieses grofsen Mannes, dessen Genera nicht gelten heutigen natürlichen Familien zu entsprechen pfle- gen, finden wir denn die natürliche Beziehung des Wallrosses vollkommen richtig aufgefafst. Dafs aber Linne, indem er diesen glänzenden Beweis eines natürlichen Sinnes gab, die Beschaffenheit der Zähne des Wallrosses nicht näher kannte, geht wohl daraus hervor, dafs er als gemeinsamen Charakter der Robben in der Gattungsdiagnose 5 — 6 dreispitzige Bak- kenzähne (jnolares 5 — 6 tricuspidati) feststellt. Indessen war schon von Vorstius die Gestalt der Backenzähne des "Wallrosses angegeben. In dessen von John Ray (jSyn. Qua- drup. 1693. p, 192.) und von Hasaeus {Dissert. phüolog, 1731. p. 468.) mitgetheilten Beschreibung heifst es; Os inte- rius dentibus planis utrinque munitum. Auch hatte An- derson 1747 in seinen Nachrichten von Island S. 231. ge- sagt, dafs es 3 Zähne unten und 4 oben habe, und aus dem obern Kiefer noch 2 lange, wenig gekrümmte Zäluie hervor- ragen u. s. w. Eben so Klein {Quadnip. dispos. 1751.), der hinzufügt, dafs er den ganzen Kopf des Thieres besessen habe. Zwei Jahre vor Herausgabe der 10. Auflage des Syst. 8* 116 naturae war ferner Brisson's Regnum animale erschienen (1756), der dem Wallrosse (S. 48.) 4 Backenzähne jederseits in beiden Kiefern giebt, und ihm dabei die Vorderzähne gänz- lich abspricht. Da er in seiner Anordnung der Säugethiere vorzugsweise das Gebifs berücksichtigt, so stellt er es wegen des Mangels der Vorderzähne als besondere Gattung Odohenus hin, und vereinigt es mit dem Elephanten in seiner dritten Ordnung der Quadrupedia dentibus mcisorihus nullis, cani- nis et molaribiis praesentibus donata. Der Name Odohe- nus hätte beibehalten werden müssen, da der ganz abge- schmackte Name Trichechus gar nicht dem Wallrosse, sondern ursprünglich dem Manati angehört, und von Artedi für die- sen gebildet war, um die bei einem Fische oder vielmehr Wall- fische auffallende Behaarung zu bezeichnen 3). In der zehn- ten und den früheren Ausgaben des Syst, naturae wird auch von Linne der Manati mit diesem Namen bezeichnet. Wäh- rend, aber Linne in den früheren Ausgaben nach Artedi's Vorgange den Manati mit den Cetaceen zu den Fischen ge- stellt hatte, trennt er ihn in der 10. Ausgabe, wo er die Ce- taceen zu den Säugethieren zog, von diesen ab und stellt ihn zwischen den Elephanten und die Faulthiere in seine Ordnung der B rata. Zugleich ändert er die von Arted»i gegebene Dia- gnose dieser Gattung, entlehnt aus Leguat's Abbildung und Beschreibung des Duyon (bei Ilasaeus Dissert. philol. p. 544.) die Laniarii superiores solitarii,' aus St eller 's 1749 er- schienenen Beschreibung der Rhytina die falsch verstandenen Worte: Molares ex osse rugoso utrinque inferius duo — und die Labia geminatay und ausKlein's von Brisson ge- theilten Zweifeln über den Mangel der Ilinterfüfse beim Ma- nati, die pedes posteriores cpadunati in pinnam. In diese so fehlerhaft characterisirte Gattung Trichechus, welche zuerst fiir den Manati gegründet und deren Diagnostik aus der Be- schreibung dreier verschiedenen Thiere zusammengestückt war, wird nun in der 12. Ausgabe 1766 auch das Wallrofs als erste Art, Trichechus Rosmarus, aufgenommen; kein Wunder, dafs die späteren Zoologen, vielleicht unkundig des 3) Phüos. Ichthyol. 1538. p. 14. Trichechus a dQi§ et 'lyßoq (sie) ])iscis, quia solus inter pisces fere hirsutus stf. Hergangs, ihm die Benennung TrichecTins liefsen, wodurch denn der Manati des vvolil verdienten Namens verlustig wurde. — Ein Jahr vor Erscheinen der 12. Ausgabe des Syst, na- lurac hatte Daubenton (1765) inBuff.hist. nat XIII. das Wallrofs beschrieben und, wieBrisson, 4 Backenzähne jeder- seits oben und unten angegeben. Er, wie Buffon, der künst- lichen Systematik fremd, handeln es mit den Robben ab, wäh- rend Brisson und nach ihm Linne, nur auf den Mangel der Vorderzähne fufsend, es gewaltsam von diesen losrissen. Erst allmälig wurde diese Spaltung durch die Forschung der Folgezeit völlig gehoben. Seh reber that 1775 den ersteh Schritt hiezu (Säugeth. Bd. 2. p. 260.). Er war auch meines Wissens der erste, welcher an dem Schädel eines jungen Wall- rosses des Erlanger Kabinets zwei kleine Vorderzähne in der obern Kinnlade beobachtete; er bemerkt, dafs sie wahrschein- lich nicht aus dem Zahnfleische hervorragten, und vermuthet, dafs sie bei zunehmendem . Alter des Thieres ausfallen und nicht wieder wachsen. „Sie kommen also," setzt er hinzu, „hier in keine weitere Betrachtung, als dafs sie ÜQm Sy- stematiker einen Wink geben, dies Thier nicht zu weit vom Robbengeschlechte zu entfernen." Backen- zähne zählt er in jeder Kinnlade jederseits vier; indem er aber von den drei ersten der Oberkinnlade angiebt, dafs sie längs dem Eckzahne nach innen ständen und in der Seitenan- sicht von diesem verdeckt würden, läfst er erkennen , dafs er die beiden äufseren Vorderzähne als die ersten Backenzähne ansieht, mithin, während er nur 2 Vorderzähne angiebt, in Wahrheit 4 an seinem Schädel vorfand. Gm el in 's Verbes- serung der generischen Diagnose in der 13. Ausgabe des Sy- slema naturae p.b9.: Benies primores (^adultd) nulHuti-in- quc ist von Seh reber entlehnt, desgleichen die nähere Be- schreibung des Gebisses. — Göthe brachte, ohne dafs man von ihm, dem Dichter, Notiz nahm, die Kenntnifs um einen Schritt weiter. Er war es, welcher die vier von Schreber bereits gesehenen Vorderzähne sämmtlich als solche erkannte. Es geht dies aus einer Stelle in Peter Camper's kleineren Schriften Bd. 3. S. 21. hervor, wo dieser in seiner bereits 1786 erschienenen Abhandlung über den Duyon sagt: „Das Wall- rofs (Tz-icÄccÄ?/^) hat, was Linne auch davon sagen mag, zu- il8 verlässig vier Sclineidezäline in den Zvvisclienbeinknochen, und . im Oberkiefer vier, im Unterkiefer fünf, bisweilen nur vier Backenzähne, welche alle, da sie einander ähnlich sind, mei- stens aus Mangel an Kenntnifs, Backenzähne genannt werden. Es ist der Hr. Göthe, sachsenweimarscher Geheimer Rath, der mir zuerst die ossa interinaxillaria des Wallrosses und die Schneidezähne desselben hat kennen lernen, indem er mir «ine vortreffliche Abhandlung mit schönen Zeichnungen dieser Knochen verschiedener Thiere *) zugeschickt hatte." — Diese K^otiz ist nicht allein dem Herausgeber des Syst naturae un- bekannt geblieben, sondern auch allen späteren Schriftstellern, so dafs G. Guvier erst später selbstständig dieselbe Ent- deckung machte. Nachdem er in seinem Tahleau eiern, und in dem Leg. d'Anat. comp, nur 2 Vorderzähne und f Bak- kenzähne angegeben hatte, sagt er sowohl in seinen Rech. s. les oss. foss. IV. p. 280., wie im Regne anim. ed. 1. Vol. 1. p. 168., dafs zwischen den beiden Eckzähnen zwei Backzahn- ähnliche Vorderzähne vorhanden wären, welche, obwohl sie im Zwischenkiefer ständen, gewöhnlich für die vordersten Bak- kenzähne gehalten würden, und setzt hinzu, dafs sich zwischen ihnen bei jungen Individuen noch zwei kleine spitzige Vorder- zähne fänden. Als die Zahl der Backenzähne giebt er für beide Kinnladen jederseits 4 an, indem er nicht, wie frühere Schrift- steller, den äufsersten Vorderzahn der Oberkinnlade als Bak- kenzahn mitzählt, so meint er unter dem vierten den bereits von Camper erwähnten hintersten Backenzahn, von dem er auch bemerkt, dafs er in einem gewissen Alter ausfalle. Fred. Cuvier (Dens d. Mammif. p. 234.) giebt dieselbe Zahl an, bemerkt aber, dafs im Unterkiefer bei ganz jungen Thieren jederseits ein rudimentärer Vorderzahn vorhanden zu sein scheine, der früh verschwinde. Auch er spricht noch dem Wallrosse die unteren Eckzähne ab, und findet überhaupt im Gebisse so viel Abweichendes, dafs ihm das Wallrofs bei al- ler Aehnlichkeit seiner Extremitäten mit denen der Robben ein ganz eigenthümliches Zahnsystem zu besitzen scheint, wel- ches mehr zum Zermalmen vegetabilischer Substanzen, als zum Zerschneiden einer animalischen Nahrung geeignet sei. Es bil- 4) Später publicirt zur Morphol. S. 211. und in den Act. Acad. Caes. Leop. Carol. XV. i. 119 det nach ihm eine der isolirten Gruppen, welche die continuir- liche Reihefolge unterbrechen, die man deshalb beliebig der einen oder der anderen Gruppe des Systems anreihen könne, je nach dem Gesichtspunkte, welchen man dabei vor Augen habe (!) Er selbst handelt das Gebifs des Wallrosses .nach dem der Wiederkäuer ab, und macht die Bemerkung, dafs mit ihm die Reihe derjenigen Säugethiere beginne, bei welchen die^ Zahl der Zähne, wegen der bald verschwindenden rudimentä- ren Zähne, nach den Individuen variire, so dafs man nicht sowohl auf die Zahl derselben, als auf ihre Form und Struk- tur zu sehen habe. — Beiden, indem sie die Zahl der Backen- zähne auf { jeders^its angeben, scheint es entgangen zu sein, dafs früher bereits 111 ig er und nach ihm Desmarest die Zahl der Backenzähne auf f jederseits angegeben hatten. Letz- terer schreibt hier lUiger's Diagnose ab; lUiger aber folgte, wie es scheint, einer Angabe von Rudolphi, ohne jedoch seine Quelle zu nennen. Rudolphi hatte nämlich 1802 (ana- tomisch-physiologische Abhandlungen S. 145.) die Zahl der Bak- kenzähne in beiden Kiefern auf jederseits 5 angegeben. Da er indessen sagt, dafs der dritte Backenzahn der Oberkinnlade doppelt so grofs, der vierte etwas gröfser als der zweite sei, und dabei bemerkt, dafs die drei ersten Backenzähne mehr nach innen stehen als die Hauer, so ergiebt sich, dafs auch er den äufsersten bleibenden Vorderzahn des Zwischeukiefers für einen Backenzahn mitzählte, mithin nur im Unterkiefer die Zahl der Backenzähne um einen rudimentären Zahn vermehrt wird, denselben, dessen bereits P. Camper gedenkt. Dieser fünfte Backenzahn ist nach ihm gleichsam nur ein Analogon eines Zahnes. Hinter dem vierten Zahne befinde sich eine kleine Zelle von kaum 2'" Durchmesser, und in ihr liege ein Zähn- chen von kaum 3'", doch sei dessen Substanz eben so hart^ und aufser dafs die Wurzel sehr dünn sei, stimme seine Form mit der der übrigen Zähne überein; seine Krone stehe hervor und man könne ihn nicht wohl mit den sogenannten Wolfs- zähnen der Pferde vergleichen. Ueberdies ist Rudolphi der erste, der die unteren Eckzähne erkennt. Er bemerkt näm- lich, dafs der erste Backenzahn des Unterkiefers sich von den übrigen durch seine Gröfse auszeichne, und wenn auch der Form nach einem Backenzahne ähnlich, doch seiner Gröfse 120 nach beinahe für einen Eckzahn zu halten wäre, was später durch Rapp, dem indessen diese Notiz unbekannt blieb, au- fser Zweifel gesetzt ist. Von oberen Vorderzähnen schweigt Rudolphi, und wenn I lüg er in seinem Prodroinus Den- tes primores supra duo minuti erwähnt, so scheint er sie aus Schreber's und Cu vi er 's früheren Angaben entnorti- men zu haben, so wie er auch in die Zahl 4 oder 3 als die gewöhnliche Zahl der Backenzähne in Parenthese zur obigen hinzufügt. So stand es um die Kenntnifs der Zähne des Wallrosses, als Rapp so glücklich war, das Gebifs eines Fötus untersU' chen zu können, und die Resultate seiner Forschungen in den zu Stuttgard erschienenen naturwissenschaftlichen Abhandlun- gen (Bd. 2. Heft 1.) mittheilte. Rapp beweist, dafs der erste Zahn des Unterkiefers, den man bisher gewöhnlich als den er- sten Backenzahn angesehen hatte, der dem Wallrosse früher abgesprochene untere Eckzahn sei; dafs er sich selbst bei er- wachsenen Thieren, wenn er auch noch so sehr abgenutzt sei, durch gröfsere Länge und Dicke vor den Backenzähnen aus- zeichne. — Er macht ferner darauf aufmerksam, dafs der Eck-r zahn etwas mehr von den übrigen Backenzähnen entfernt sei, als diese unter sich, dafs er dagegen dicht an dem frühzeitig verschwindenden äufseren unteren Vorderzahn stehe, und auf den äufseren oberen Schneidezahn passe. Beim fast reifen Fö- tus fand er seine Krone sowohl am Milchzahne als am blei- benden konisch zugespitzt und überall glatt; es fehle ihm die flache, in die Quere gehende Vertiefung, die man an der in- neren Seite der Krone der Backenzähne, bevor sie abgenutzt sind, beim jungen Thiere bemerke. Von besonderer Wichtig- keit war die Entdeckung der Vorderzähne des Unterkiefers, da hierauf allein sich noch die Anomalie des Wallrofs-Gebisses beschränkte. Rapp fand beim Fötus in der einen Hälfte des Unterkiefers drei, in der anderen nur zwei Vorderzähne, ver^ muthet aber richtig, dafs sechs die Normalzahl der Vorder- zähne sei und in diesem Falle nur einer in der Entwicklung zurückgeblieben scheine. Im Zwischenkiefer fanden sich sechs Vorderzähne. Noch war kein Zahn durch das Zahnfleisch durchgebrochen; nach Entfernung des Zahnfleisches zeigten sich aber sowohl die IMilchzähne, als die bleibenden, Erstere 121 waren im Verliältnifs zu den letzteren sehr klein, ohne getheilte Wurzeln, und bei allen war die Krone stumpf kegelförmig. Bei den früh ausfallenden Vorderzähnen des Unterkiefers, wie bei den beiden ebenfalls früh verschwindenden mittleren Vor- derzähnen der Oberkinnlade fand Rapp keine Ersatzzähne dagegen hatte der vierte sehr kleine Backenzahn seinen Er- satzzahn. Es begreift sich also, wie jene nur im ersten Ge- bisse der Milchzähne vorhandenen Zähne selbst bei jungen Thieren fast spurlos verschwunden sind. Der obere Eckzahn war schon beim Fötus sehr dick und lag jetzt schon an der äufseren Seite der Backenzahn-Reihe. Die Backenzähne waren an der Krone von beiden Seiten zusammengedrückt und en- digten mit einer einfachen stumpfen Spitze. An der inneren Seite der Krone zeigten sie eine flache quergehende Vertie- fung. Die Zahl der Backenzähne setzt Rapp mit G. und F. Cuvier auf vier im Oberkiefer, und nach Abzug des unteren Eckzahnes auf drei im Unterkiefer. — Durch diese interes- sante Beobachtung ist dennoch die Sache noch nicht völlig erschöpft, da im Fötus noch nicht alle Zähne vorhanden sind, im Erwachsenen bereits einige verloren zu sein pflegen. Nur an einem Schädel aus döm früheren Lebensalter läfst sich das Gebifs vollständig ermitteln. Zwei solche Schädel des hiesi- gen zootomischen Museums fielen mir daher besonders auf, bevor ich noch P. Camper's und Rudolphi's ganz verges- sene Angaben kannte, und gaben mir Gelegenheit, die normale Zahl der Backenzähne festzustellen. Bei dem einen (Nr. 3951 sind die Alveolen der mittleren Vorderzähne des Zwischenkie- fers noch sichtbar, aber schon völlig mit Knochenmasse aus- gefüllt. Sowohl die bleibenden äufseren Vorderzähne des Zwi- schenkiefers, wie die drei im erwachsenen Thiere vorhandenen Backenzähne der Oberkinnlade zeigen noch ihre ursprüngliche, zusammengedrückt -konische, stumpfspitzige Krone, sind aber immer schon stark abgeschliffen und mit der flachen Vertie- fung versehen, welche das Zusammentreffen mit den entgegen- stehenden unt^jren Zähnen an ihrer hinteren Seite hervorbringt; der dritte hat am meisten seine konische Gestalt bewahrt. Hinter dem dritten Backenzähne bemerkt man jederseits 2 leere Zahnfächer. Beide sind aber von ihrer Seitenwandung und von ihrem Grunde aus fast völlig mit Knochenmasse ausge- ■\ I 122 füllt. Das vorderste dieser beiden Zahnfächer weniger, das hinteVe fast gänzlich, so dafs kaum noch eine schwache^ Ver-" tiefung in der Area der AusfiilJungsmasse zu erkennen ist. Das vorderste dieser beiden Zahnfächer gehört dem vierten, bereits von Cuvier und Rapp erwähnten, früh ausfallenden Backenzahn an; das hinterste einem fünften, dessen meines Wissens von keinem Schriftsteller Erwähnung geschieht ^). Da die Ausfüllung dieses Alveolus vollständiger ist als bei dem vierten, so ergiebt sich wohl, dafs der Zahn früher ausfiel als der vierte, obgleich er glicht, wie dieser, im Milchzahngebisse vor- handen war und demnach wohl erst später hervorbrach ®). In der Unterkinnlade sind die Backenzähne von stumpf koni- scher Gestalt, innen stark abgeschliffen, vorn an der Spitze, wo sie mit den oberen Zähnen zusammentreffen, stark abge- flacht. Die schon im ersten Zahnwechsel verschwindenden Vorderzähne finden sich nicht, auch sind ihre Alveolen voll- ständig ausgefüllt und schwer zu bemerken. Jedoch erkennt man bei genauerer Ansicht vier kleine längliche, gegen die übrige Knochenmasse ziemlich scharf begränzte Stellen, von denen zwei dicht neben einander an der Symphyse liegen, als Ueberbleibsel der Alveolen des innersten und äufsersten Paa- res der Vorderzähne. Der früher als erster Backenzahn ge- deutete Eckzahn des Unterkiefers giebt sich deutlich als Eck- zahn zu erkennen, indem er sowohl höher als die übrigen ^'Backenzähne ist, als auch von diesen etwas entfernter steht, I als diese unter sich, und eine mehr konische, minder breite Gestalt hat. Aufser ihm finden sich die Alveolen der drei be- kannten Backenzähne, und dicht hinter dem hintersten, nur durch eine dünne Scheidewand von dessen Alveole geschieden, ist jederseits ein sehr kleines Zahnfach vorhanden, welches ei- nen vierten, dem vierten Backenzahne des Oberkiefers ent- 5) S. unte». 6) In einem Schädel eines jungen Wallrasses von etwa gleichem Alter, der in der Sammlung der hiesigen .Gesellschaft naturforschen- der Freunde vorhanden ist, findet sich das Zahnfach des vierten Bak- kenzahnes völlig ausgefüllt, und das des fünften zeigt in der Mitte seiner AusfüUungsmasse eine wenig tiefe trichf erförmige Grube, so dafs also hier der vierte Backeßzahn früher ausgefallen scheint. 123 sprechenden, rudimentären Backenzahn enthielt. Nach der BescRaflfenheit des Zaluifaches zu schliefsen, in vvelcliem man keine Spur von Ausfüllung bemerkt, fiel dieser hinterste und rudimentäre Backenzahn nicht bei Lebzeiten des Thieres, son- dern erst später aus. Wirklich treffen wir auch im Unterkie- fer eines andern Schädels des hiesigen Museums von etwa gleichem Alter (Nr. 3952.) diesen vierten Backenzahn einer- seits noch im Durchbruche begriffen, während er auf der an- dern Seite noch nicht durchgebrochen ist. In diesem Unter- kiefer sind auch die länglichen Alveolen aller Vorderzähne äufserst deutlich, wenn gleich sämmtlich mit Knochenmasse ausgefüllt, welche in dem äufsersten jederseits über den Rand des Alveols fast 1'" hervorragt, wa'lirscheinlich fiel also der äufserste Vorderzahn am spätesten aus. Uebrigens finden sich noch manche individuelle Verschiedenheiten. So sind die bei- den mittleren Alveolen des Zwischenkiefers in dem zuerst er- wähnten Schädel, der den fünften Backenzahn-A^veolus so deutlich zeigt, völlig verschwunden, während dochGöthe und Cuvier und vor ihnen Seh reber noch diese Vorderzähne fanden. Eben so ist in einem, nach Verwachsung der Nähte, etwas älteren Schädel mit längeren Stofszähnen das Zahnfach des mittleren Vorderzahnes der Oberkinnlade linkerseits noch vorhanden, aber bis auf eine wenig tiefe trichterförmige Grube bereits ausgefüllt, rechterseits völlig verschwunden '). An ei- nem Unterkiefer eines . alten Schädels fand ich links vier, rechts drei Alveolen; es hatte also dieses erwachsene Thier links drei, rechts nur 2 Backenzähne. Dies würde zu den älteren Angaben von Anderson und Cranz passen, nach welchem, den Eckzahn mitgezählt, nur drei Backenzähne im Unterkiefer vorhanden sein sollen. Es würde zu weit führen^ wenn ich hier mich in diese individuellen Verschiedenheiten einlassen wollte, indem es hier nur darauf ankommt, festzu- 7) Umgekehrt ist bei dem oben en\ähnten jungen Wallrofsschä- del der naturforschenden Gesellschaft im rechten Zwisehenkiefer der noch sehr tiefe Alveolus des mittleren Vorderzahnes vorhanden, und wenig von der Wandung aus ausgefüllt, der Zahn also erst spä- ter am Schädel ausgefallen; linkerseits ist das entsprechende Zabn- fach vollständig geschlossen, aber deutliche zu erkennen als die des innersten Paares der Zwischenkieferzähne., 124 stellen, dafs im früheren Lebensalter sowohl oben wie nnten jederseits ein [freilich rudimentärer Backenzahn mein- vorhan- den ist, als man gewöhnlich angiebt, und dafs er früh wie- der ausfällt. Am frühesten hervorzubrechen scheint der vor- dere (vierte) rudimentäre Backenzahn des Oberkiefers, der nach Rapp schon im Milchzahngebifs vorhanden ist und sei- nen Ersatzzahn hat, dann der fünfte obere, der noch früher als der vierte ausfällt. Am spätesten, oder bald vor dem Aus- fall der hinteren Backenzähne des Oberkiefers, würde der vierte des Unterkiefers hervorbrechen, und scheint auch nur sehr kurze Zeit zu bleiben, da er, aufser von Camper und Rudolphi, von keinem Schrittsteller angeführt wird. Wir sehen, dafs sich das Wallrofs bei dieser normalen Zahl der Backenzähne, |^-|, noch weniger von der in der Familie der Robben gewöhnlichen Anzahl der Backenzähne entfernt, als es bei Betrachtung des Gebisses eines alten Thieres den Anschein hat. Bei der Mehrzahl der Robben finden wir fünf Backen- zähne jederseits oben und unten, oder oben jederseits sechs, unten fünf, und auch diese letztere Anzahl würde nur eine neue Verwandtschaft darbieten, indem wir daraus ersehen, dafs wo die Zahl der Backenzähne in beiden Kiefern verschieden ist, der Oberkiefer, wie beim Wallrofs, jederseits einen Zahn mehr besitzt als der untere. Auch die gegenseitige Stellung der Backenzähne beider Kiefer zeigt beim jüngeren Thier mit dem Gebisse der Robben gröfsere Uebereinstimmung, indem die Backenzähne so alterniren, dafs die oberen an ihrer Hinter- seite, die unteren an der Vorderseite ihrer Spitze durch ge- genseitige Berührung abgeschliffen erscheinen. Eben so wenig entfremdet die Gestalt und Beschaffenheit der Backenzähne das Wallrofs von den übrigen Robben. Seine sämmtlichen Backen- zähne haben nur eine lange, fast einfache Wurzel, und nur eine einfache, stumpf konische, etwas zusammengedrückte Krone ; eben so finden wir bei mehreren Phoken Backenzähne mit einfacher Wur- zel, und konischer, fast einfacher Krone. Eben so wenig steht das Wallrofs durch die feste elfenbeinartige Substanz seiner Zähne isolirt, denn auch bei den Robben mit einfachen konischen Backenzähnen treffen wir eine äufserst feste Zahnsubstanz, welche in dieser Hinsicht der des Wallrosses nur wenig nach- stehen möchte. Die starke Abschleifung der ursprünglich 125 stiimpf-koiiisclien Krone der bleibenden Zahne durch das Ge- geneinanderwirken auf feste Substanzen, begreift sich aus der Nahrungsweise. Sehr richtig sagt F. Cuvicr {Dens d. Mam. mif. 7^.233.): „Man möchte sagen, diese Zalme seien beson- ders zum Zerstampfen, zum Zerbrechen harter Substanzen bestinmit, denn sie wirken gegen einander wie der Stöfsel auf den Mörser." Nach Anderson besteht die Nahrung des Wallrosses in einer, wohl eine halbe Elle und tiefer im Schlamme steckenden Muschel, welche sie mit ihren Hauern herausarbeiten. Cranz sagt auch, dafs Muscheln und See- kraut seine Hauptnahrung ausmachten. O. Fabricius be- stimmt jene Muscheln näher als Mya. Somit fällt auch die abweichende Gestalt der flachen Krone weg. Dafs die Zahl der oberen Vorderzähne und ihr Mangel im Unterkiefer nach Rapp's Untersuchungen keine Anomalie übrig lasse, ist schon früher bemerkt. Wäre man früher dar- auf bedacht gewesen, das Wallrofsgebifs auf das der Robben zurückzuführen, man würde die Spuren der ausgefallenen un- teren Vorderzähne sehr leicht bemerkt haben, da sie an jün- geren Schädeln deutlich genug bemerkbar sind. Aber auch selbst das Zahlenverhältnifs der bleibenden Vorderzähue hat nichts Anomales. Da nämlich fast bei allen Phoken, ja schon bei dem an sie mahnenden Gränzgliede der wahren Raubthiere, bei ^er Seeotter, die Zahl der bleibenden unteren Vorder- zähne um ein Paar geringer zu sein pflegt, als die der obe- ren, so dafs sich theils J, theils, wie bei Steimnatopus und Macrorhinus F. Cuv., nur ^ Vorderzähne finden, so kann es kaum auffallen, wenn in demselben Verhältnis das Wall- rofs bei zwei bleibenden oberen Vorderzähnen unten gär keine bleibenden Vorderzähne besitzt. Da aber nach Rapp beim Wallrofs, welches das Minimum bleibender Vor- derzähne zeigt, sechs Vorderzähne im Milchgebisse in beiden Kinnladen sich vorfinden, so leidet es wohl keinen Zweifel, dafs ursprünglich dieselbe Zahl, wie im Milchzahngebisse der Seeotter, so auch in dem aller Phoken vorhanden ist. Beim Wallrosse werden nicht nur die beiden mittleren Vorderzähne des Zwischenkiefers und sämmtliche Vorderzähne des Unter- kiefers durch keine neue ersetzt, sondern auch das zweite Paar der oberen, obwohl im bleibenden Gebisse anfangs vorhanden, 126 fällt früh ans, doch wahrscheinlich immer erst nach dem Aus- fallen der beiden hinteren rudimentären Backenzähne der Ober- kinnlade, von welchen nach Rapp nur der vordere (vierte) im Milchzahngebisse vorhanden war. Beider Alveolen findet man schon bei sehr jungen Thieren mit Knochenmasse ausge- füllt. Merkwürdig ist noch, dafs diese Ausfüllung durch eine von innen und unten angelagerte Knochenmasse, noch wäh- rend die Zähne in den Alveolen sitzen, selbst bei den blei- benden Zähnen stattfindet, so dafs sie, was besonders bei jün- geren Thieren auffällt, wie mit einer Area umgeben scheinen, die sich sehr deutlich gegen die Knochenmasse des Kiefers abgränzt. Vielleicht findet diese Ablagerung in eben dem Maafse statt, als die Wurzel resorbirt wird. \ Späterer Zusatz. Bald nach dem Vortrage dieser Abhandlung fand ich in der reichen Dissertationen- Sammlung des Hrn. Theod. Müller eine hierselbst vor meiner Zeit erschienene Dissertation von K ersten (^Capitis Trichechi Rosmari descriptio osteolo- gica. BeroUni 1821. 8.), in welcher der Schädel Nr. 3951. des zootomischen Museums beschrieben und von unten und von der Seite abgebildet wird. Das Gebifs ist kurz so angegeben, f worauf schon Fr. Cuvier Dens des Mammif. S. 235. hinweist, zu unterscheiden, wobei denn auch die Zahl der Backenzähne einen Unterschied abgeben soll. Bei der ei- nen Art, auf welche der Verf. den Namen Tr, Rosmarus an- gewendet wissen will, sollen die starken divergirenden Stofs- zähne reichlich die Hälfte des ganzen Kopfes haben, obwohl die Länge nach den Individuen mehr oder minder variirt Sie zeigen an der Aufsenseite schwache Furchen (sleuveii), an der Innenseite zuweilen zwei Furchen; die Anzahl der wahren Backenzähne beträgt fün^, von denen die beiden hin- tersten sehr klein sind. Der unterste Rand der Nasenöffnung soll wenig hervorstehend, der queere Kamm des Hinterhaupts sehr entwickelt sein und die Knochen des Schädels eine grofse specifische Schwere haben. Die gröfsere Entwicklung der Hin- terhauptsleiste könne nicht als vom Alter herrührend angesehen werden, da sie gerade bei jüngeren Schädeln, deren Nähte noch sehr sichtbar waren, wahrgenommen werde. Bei der anderen Art, Tr. longidens Frem. soll die Länge der Stofs- nem Gedächtnifsfehler fälschlich Mulder als den Verfasser dieser Abhandking genannt. 9) Mem. de VAcad. de St. Petersbourg. 1836. Scienc. niatliem. phys. nat. Tom. IV. Part. II. Sc. nat. Sie ist erst nach Abfassung i des Jahresberichts in meine Hände gekonunen und blieb deshalb un-/ erwähnt. 128 zahne mehr als -f- der ganzen Schädellänge messen, zuweilen selbst ihre Länge die ganze Schädellänge übertreffen. Sie ha- ben besonders an der Innenseite eine ziemlich tiefe Furche. Die Zahl der wahren Backenzähne soll nur vier betragen und der hinterste derselben sehr klein sein. Der untere Rand der Nasenöffnung soll sehr hervortreten, aber die Hinterhauptslei- ste selbst bei alten Thieren, deren Schädelnähte verschwunden sind, weniger entwickelt und die specifische Schwere der Kno- chen geringer sein. Die dritte Art, mit convergirenden Stofs- zahnen, will Verfasser, wenn sie als eigene Art angenommen zu werden verdiene, Tr. Cookii nennen, obwohl er auf Cook^s Abbildung, nach welcher Shaw seine Art darstellte, keinen besonderen Werth legte. Verf. hatte Gelegenheit, im Klinken- bergischen Museum einen Schädel mit convergirenden Stofs- zahnen zu untersuchen, an welchem allein der linke Zahn von seiner Richtung abgewichen ist, indem der rechte Stofs- zahn senkrecht vom Rande der Alveole hinabsteigt und der linke erst ein wenig senkrecht fortläuft, dann allmälig nach innen weicht, endlich sich mit der Spitze dem andern nähert und diesen so vollständig erreicht, dafs sie an dieser Stelle durch gegenseitige Reibung eine kleine platte Fläche haben. Eine äufsere Beschädigung war an der Alveole nicht im ge- ringsten wahrzunehmen. Die Stofszähne waren in diesem Schä- del sehr lang und ziemlich dünn, aber der Beginn einer Spi- raldrehung, wie sie Shaw angiebt, liefs sich durchaus nicht wahrnehmen. Der Schädel stammte übrigens aus der Baffins- bai, worauf Verf. einigen Werth legt, da auch Cook dieWall- rofs-Heerde an der Nordwestküste von Amerika beim Eiskap angetroffen habe (S. 376.). Im übrigen Bau stimmte dieser Schädel mehr mit dem des langzahnigen Wallrosses überein (S. 385.). — Ob wirklich die hier angegebenen Unterschiede die Annahme zweier Arten rechtfertigen, will ich nach den mir zu Gebote stehenden Hülfsmitteln nicht entscheiden, möchte aber eher glauben, dafs dieselben tlieils individuelle, theils sexuelle sind. Hr. Fremery führt an, dafs Hr. Tem- minck einen (nach Deutlichkeit der Nähte) noch jungen Schä- del des Reichsmuseums mit ausgezeichnet langen dünnen Stofs- zähnen für den eines Weibchens gehalten habe. Ich erinnere mich auch von Gröulandsfahrern gehört zu haben, dafsi sich 129 das Weibchen durch längere, dünnere, das Männchen durch kürzere, aber viel dickere Stofszähne auszeichne. Die gerin- gere Entwicklung der Ilinterhauptleiste, die geringere Schwere der Knochen, selbst das Zurückbleiben des hintersten Backen- zahnes im Oberkiefer könnte, wenn es wirklich nur sexuelle Verschiedenheit sein sollte, mit Analogien belegt werden. Sol- len doch auch beim menschlichen Weibe die hinteren Backen- zähne (Weisheitszähne) am häufigsten fehlen und seine Kno- chen geringere specifische Schwere zeigen. Die stärkere Ent- wicklung der Hinterhauptsleiste dürfte bei bedeutenderer Schwere des Schädels am wenigsten auffallend sein. Die mehr oder minder starke Hervorragung des unteren Randes der Na- senöffnung kann ich dagegen nur für eine individuelle Vei^- schiedenheit halten, da ich sie bei einem Schädel mit kurzen Stofszähnen, der die übrigen vom Verf. hervorgehobenen Merk- male besitzt, sehr stark, und umgekehrt bei einem alten Schä- del mit langen Stofszähnen kaum merklich finde. Schwer erklärlich sind mir endlich des Verf. Zweifel über die richtige Deutung der vorderen bleibenden Zähne des Un- terkiefers, welche Rapp sehr richtig für Eckzähne erklärt hat. W^ie Hr. de B^remery keine der von Rapp angegebenen Be- sonderheiten dieser Zähne an den von ihm untersuchten Schä- deln wahrnehmen konnte, begreife ich nicht. An jüngeren Schädeln kann über die richtige Deutung des vordersten Un- terkieferzahnes als Eckzahn kein Zweifel bleiben. Hrn. Fre- mery's Bemerkung, dafs er an vier Schädeln vor den vier Backenzähnen des Unterkiefers, nach vorn und von denselben entfernt, kleine kegelförmige Spitzzähne (Jioektandeii) oder deren Alveolen deutlich wahrgenommen habe, so\Vie dafs er in einem Schädel einen auffallenden Spitzzahn (Jioektand) an- traf, der aus einer breiteren Basis mit aufgesetztem dünneren Kegel bestand, vermag ich nur auf den äufsersten unteren Vor- derzahn zu deuten, welcher, wie bereits oben angedeutet wurde, ziemlich spät auszufallen scheint, obgleich er einer der Wech- selzähne ist. Sein, wenn auch etwas obliterirtes Zahnfach macht sich am ersten bemerklich, daher denn auchF. Cuvier das frühere Vorhandensein dieses Zahnes muthmafste, noch IV. Jahrg. I. Band. 9 130 bevor Rapp im Fötus die sechs unteren Vorderzahno nach- gewiesen hatte. Bemerkungen über den Schädel von Lulra nnd Spalax von Herrn. Nathusius in Hundisbure. Ti' Berthold hat auf die merkwürdige Veränderung auf- merksam geflacht, welche der Schädel der Lutra tmlgaris nach der Geburt bei vorrückendem Alter erleidet, und gezeigt, dafs namentlich der vordere Theil des Stirnbeins, welcher eine Röhre zur Aufnahme der vordem Gehirnlappen bildet, bei dem alten Thier absolut um \ schmäler und enger ist, als bei dem Jüngern Tliier (Isis 1830. 570.). Da selbst in bedeutenden Sammlungen Schädel einheimi- scher Thiere im jugendlichen Zustande fehlen, scheint es nicht überflüssig, einige Messungen in dieser Beziehung mitzuthei- len. An zwei mit allen Nähten versehenen Schädeln der Lu- tra vulgaris meiner Sammlung von jungen, noch im Zahn- w^echsel begriffenen Thieren beträgt der Querdurchmesser der Stirn an der schmälsten Stelle =0'",020; bei drei andern al- tern Schädeln, an denen die Nähte meist verwachsen und die cristae bereits entwickelt sind: 0,018 und 0,016, und endlich bei dem Schädel eines sehr alten Thieres ohne alle Spur von Suturen und mit sehr stark entwickelten Leisten: 0,012. Unabhängig von dieser Umbildung scheint noch ein se- xueller Unterschied Statt zu finden, indem vielleicht bei den Weibchen diese Stelle der Stirn breiter ist, als bei den Männ- chen. Darüber fehlen mir aber an dem hier immer seltener werdenden Thier hinlängliche Erfahrungen. Ein ähnliches Verhalten habe ich kürzlich durch Unter- suchung einer gröfsern Menge von Exemplaren an Spalax typhlus IlL erkannt. Auch bei diesem Thier sind die allge- meinen Altersverschiedenheiten des Schädels ungewöhnlich 131 stark ausgeprägt, und der Durchmesser der Stirngegend ver- mindert sich im Alter fast in dem Maafse, als bei der Fisch- otter. Ein vollkommen erwachsenes Thier zeigt nämlich an dieser Stelle einen Querdurchmesser von nur 0'",()06, während dasselbe bei einem nur halb so grofsen jungen cr= 0,008 beträgt. Leider war bei meinen Exemplaren eine Untersu- chung des Gehirns nicht mehr möglich. Bekanntlich sind die verschiedenen Angaben über die Ranz- und Setzzeit der Fischotter sehr widersprechend. Ich habe eine ziemlich ausgetragene Frucht aus einem am 8. Ja- nuar erlegten Weibchen erhalten *). Es wäre eine Reihe von Beobachtungen über diesen Punkt zu wünschen, da die schö- nen Untersuchungen über die' Rehbrunst gezeigt haben, wie viel über die einheimischen Thieic noch aufzuklären ist. Gnathostoma. Ein neues Genus der Entozoen von Owen. (Auszug aus den Proceed. of the Zool Soc, IV. p. 123.) An der inneren Oberfläche des Magens eines jungen Ti- gers fanden sich 5 — 6 Absscesse von runder oder oblonger Form und in Gröfse von einem halben bis zwei Zoll im Quer- durchmesser, welche für skrofulöse Geschwülste angesehen wurden. Der gröfste ragte etwa einen halben Zoll über die 1) Döbel versetzt die Ranzzeit in den Februar und lafst die Ottern 9 Wochen trächtig sein. Der Prediger L off 1er (preufs. Provinzialbl. 1838. Bd. 19. S. 64.) erklärt sich fiir diese Angabe, und führt an, dafs einer seiner Bekannten zwei sich paarende Fischottern im Winter auf dem Eise mit einem Schusse getödtet habe. Er selbst habe nicht allein unzahlige Male im Frühlinge die ganz jungen Fischottern am Wasser gespürt und mehrmals gesehen, sondern An- fangs Juni vier junge Ottern am Seo gefunden, die recht gut einen Monat alt sein konnten. Herausgeber. 9* 132 Ebene der inneren Oberfläche hervor; die Scldeimhant, welche die kleineren Geschwülste bedeckte, war in kleine netzförmige Runzeln gelegt, die Oberfläche der grofsen glatt. Nach Ab- wischung der zähen, schleimigen Sekretion zeigte die Ober- fläche der Geschwülste bei genauerer Untersuchung 3 oder 4 Oefi'nungen an der gröfseren, und eine einzige Oeffiiung an jeder der kleineren Geschwülste. Die Oefi'nungen führten zu unregelmäfsigen simis, den Nestern zweier verschiedenen Ne- niatoiden-Formen, einige mafsen fast einen Zoll in der Länge und eine Linie in der Dicke; die anderen waren kleiner, hat- ten nicht mehr als 5 Linien in der Länge und etwa -^^ Zoll im Durchmesser. Nur ein Paar der gröfseren Entozoen fand sich in jedem der drei gröfsten Geschwülste; die kleineren waren in zahlloser Menge vorhanden. Die Geschwülste be- standen aus verdichteten Lagen des submucösen Zellstofi'es, zeigten eine ebene Oberfläche zunächst der Muskelhaut, wel- cher die grofse Geschwulst fest adhärirte, lyid traten mit einer runden Convexität gegen die Magenhöhle vor, wo sich die si- nus Öffneton. Sie enthielten nichts von dem käsigen Sekret, welches so characteristisch für das Struma ist, sondern waren wahrscheinlich durch den Reiz der Entczoen hervorgebracht. Die oben angegebenen Maafse sind die der Weibchen, die Alännchen sind etwa um ^ kleiner. In beiden Geschlechtern ist der Körper an beiden Enden ein wenig verschmälert, das Schwanzende ist mehr gekrümmt und stumpfer beim Männ- chen; das Mundende bei beiden stumpf und abgestutzt. Die Körperoberfläche erscheint dem blofsen Auge fein in die Quere gestreift, und bunt von den durchscheinenden weilsen Ge- schlechtstheilen und dem amberfarbigen Speisekanal. Mit einer Linse von halbzölligem Fokus betrachtet, ersclrienen die vor- deren zwei Drittheile des Körpers mit kleinen ringförmigen Reihen feiner rückwärts gerichteter Stacheln bedeckt, welche bei noch stärkerer Vergröfserung drei unterschiedene Spitzen, eine gröfsere in der Mitte und zwei kleine seitliche, zeigten. Der Mund ist von einer wulstigen kreisförmigen Lippe um- geben, mit sechs oder sieben kreisförmigen Reihen sehr ent- wickelter Stacheln von eben so complicirter Structur, als die des Körpers. Die Mundöff/liing selbst hatte die Gestalt einer vertikalen elliptischen Spalte, an jeder Seite von einer kiefer- 133 ähnliclieii Haiitfalte begrän/t, deren vorderer Rand in Gestalt dreier gerader, liorniger, vorwärts gerichteter Spitzen oder Fortsätze ausgezogen ist. Diese seitlichen Fortsätze können aus der kreisförmigen Lippe dadurcli, dafs man die glatte dor- nenlose Haut hinter der letzteren drückt, horvorgetrieben wer- den, und die Elastioität der Structur bewirkt, dafs sie sich beim Aufhören des Druckes zurückziehen. Die Vulva liegt an der Gränze des mitfüren und hinteren Drittheils des Körpers. Der After hat beim Weibcheu die Gestalt einer queren halb- mondförmigen Spalte unmittelbar hinter dem stumpfen Hinter- cnde und an der concaven Seite der Krümmung. Der After des Männchens, aus dessen vorderem Theile ein einzelnes schwach gekrümmtes spiculum hervorgeschoben wird, ist mit acht deutlichen spitzigen Papillen umgeben, von denen drei in vertikaler Reihe jederseits stehen, und zwei kleinere an der unteren Gränze der gemeinschaftlichen Oeffnung des Mastdar- mes und der männlichen Geschlechtstheile. Vergleicht man diesen Nematoiden mit den bereits beschriebenen, so nähert er sich am meisten einigen Arten von Strongyhis, wie Str. Ivigonocephalus (Rud. Hist Entoz. IL 1. p. 23L), bei wel- cher Art die Bursa maris siibglohosUj hiloha, inultiradiata eine Annäherung zur Bildung der beschriebenen äufseren männlichen Geschlechtstheile darbietet, an denen jene acht Höcker die Oeffnung in etwas strahlenförmig umgeben. Bei weiterer Vergleichung hört die Aehnlichkeit auf; es findet sich keine fast kugelförmige, zweilappige Scheide am Begattungs- organe des hier beschriebenen Wurms. Der Kopf ist nicht mit einer dreieckigen, sondern von einer zirkeiförmigen Lippe umgeben; der Str. trigonocephalas gehört zu Rudolphi's Section c. ore nudo, während bei dieser Art die Bewaff- nung des Mundes so merkwürdig ist, dafs sie mich veranlafst, eine neue Gattung zu bilden. GnatJio Stoma. Corpus teres, elasticum^ utrinque attenuatum, Caput unilabiatum, lahio circulari tumido integro; os einissile, processibus corneis viaxilUformibus duobus laieralibus denticutatis. Genitale masculum spicu- lum Simplex, basi papillis circumdatum. Gn. spinig er um G. capite Iruncato, corpore Serie- hus plurimis spinularum armato. 134 Die geiierische Verschiedenheit, welche durch die äufse- reu Besonderheiten angedeutet ist, wird durch die Anatomie bestätigt. Es findet sich nämlich ein deutlicher Speicheldrüsen- apparat aus vier verlängerten, geraden, blinden Röhren, jede von etwa 2 Linien Länge, welche in gleicher Entfernung rings um den Anfang des Speisekanals gestellt sind, so dafs sie mit ihrem schmalen, nach vorn gekehrten Ende sich an der Basis der dreizähnigen Seitenfortsätze im Munde öffnen und mit ih- rem geschlossenen stumpfen Ende nach hinten in die Leibes- höhle übergehen. Mit einer Linse von ~ Zoll Fokus betrach- tet, zeigen die Wände dieser Speichelröhren sehr deutlich schiefe oder spirale, sich kreuzende Fasern. Ihr Inhalt ist beim frischen Wurm halbdurchsichtig, wird aber im Weingeist undurchsichtig. Die Existenz von Speicheldrüsen mit einem Mundapparat, welcher mehr als alles bisher bei den Entozoeu Entdeckte zum Kauen sich eignet, stimmt ganz mit den die ExistensT und Beschaffenheit der Speicheldrüsen regelnden Ge- setzen überein. Die einzige Analogie mit Speichelorganeii finde ich in Cloquet's Anatomie der Ascaris lumbricoides, wo, wie dieser glaubt, die verdickten drüsigen Wände des Oesophagus zu einer analogen Sekretion dienen. Der erste Theil des Speisekanals oder der Magen ist etwa 3 Linien lang, enthält eine milchweifse Substanz und ist durch eine sehr merkliche Striktur gegen den übrigen Theil abge- setzt, den man als Darmkanal ansehen kann; dieser ist mit einer pulpösen ambrafarbigen Substanz erfüllt, die eine um so dunklere Farbe erhält, je näher sie dem After ist. Der Darm erweitert sich in seinem Verlaufe nach hinten gering; er ist weit und gerade; unten nicht durch Mesenterialfilamente den Körperwänden angeheftet, wie bei Strongylus gigas u. s. w. ; seine Oberfläche ist unregelmäfsig und scheint eine spiralför- mige Röhre oder Klappe zu enthalten. Indessen rührt dies Ansehen von der Beschaffenheit der inneren Oberfläche der Darmhaut her, welche mit breiten, regelmäfsigen, stumpfen, rautenförmigen Fortsätzen in alternirenden Längsreihen besetzt ist. Die Seitenlinien des Körpers bestehen deutlich aus zwei Gefäfsen, welche ins Innere des Körpers hervortreten, indem sie mit einem kleinen Theile ihres Umfanges angeheftet sind und nahe dem Kopfe sehr weit und frei {free) werden. Der / 135 Nervenstrang (?) der Rücken- und Bauchseite sind in demMit- telraume der Seitengcfäfse deutlich siclitbar. Die Muskelhäute des Körpers sind wohl entwickelt, bestehen aus äufsereu Quer- und inneren Längsfasern. Die letzteren sind mit einer Lage von breiig-flockiger Substanz bedeckt. Die männlichen CTeschlechtstheile bestehen in einem schwach gekrümmten, dün- nen spiculum, welches aus dem Schwanzende des Körpers, wie oben beschrieben ist, hervorragt. Die Basis desselben communicirt mit einem erweiterten, zwei Linien langen Recep- taculum von opaker weifser Farbe, welches durch eine schwa- che Einschnürung von dem übrigen Samenkanale getrennt ist; dieser ist wie gewöhnlich einfach, halbdurchsichtig, und wird gegen sein blindes Ende, welches durch Zellgewebe an die Mittellinie der Bauchseite mitten zwischen beiden Körperendeu befestigt ist, allmälig schmäler; die ganze Länge des Samen- kanals ist zehnmal länger als der ganze Wurm. Die weibli- chen Geschlechtstheile bestehen in einer vulva, vagina, einem Uterus hicornis und Ovidukten oder röhrenförmigen Eier- stöcken. Von der vulva, deren Lage bereits erwähnt ist, beginnt die vagina, anfangs weit, dann enger, und am Ende wieder erweitert, um in den Uterus überzugehen. Sie übertrifft einen Zoll {an incli) an Länge. Die beiden Hörner des Uterus haben jeder etwa \ Linie im Durchmesser und 5 Linien Läng^; sie verengen sich und gehen ohne Einschnürung in die Eierstockröhren über. Diese sind im Verhältnifs von unmäfsiger Länge, indem jeder 30 mal die Körperläuge über- trifft. Ihre verdünnten Enden oder Anfänge sind nicht den Körperwandungen angeheftet. Obgleich das Gewinde der Eier- stockröhren auf den ersten Anblick rund um den Darm un- löslich verwebt erscheint, so bedecken sie diesen doch in Wirk- lichkeit in dichtgedrängten Falten, welche sich leicht vom Darm- kanal lösen und entwickeln lassen. Die Präparate von den entwickelten männlichen und weiblichen Geschlechtstheilen mit dem Darmkanale und dem Speichelapparate sind im Museum des College of Surgeons niedergelegt. 136 Clielonioriun Tabula Analytica aiictore Carolo L. Bonaparte, Muxiniani principe. Chelonii (Testudines Wagl.) sunt Reptilia corpore inverso, testeo; cute fornici dorsali et sterno adstricta: tetrapoda, edentula. Coiispectus familiarum et subfamiliarum, I. TESTUDINIDAE. (Testiidinidae, Emydae, Chelydae Gray. Chersites, Elodites Dum. Tylopoda, Steganopoda rostrata, Steganopoda mandibulata Fitz.) Pedes ambulatorii, lon- gitudiue pares. Thorax scutis corneis tectus. Labia nulia. 1) Testudinina. ( Testudinidae Bell. Chersites Dum. Tylopoda Fitz.) Pedes digitigradi, clavati, digitis in- f distinctis. Os corneum. Collum retractile. Pelvis mobilis. 2) Emydina. (Emydae Gray. Elodites cryptoderes Dum* Steganopoda rostrata, part. Fitz.) Pedes plantigradi, digitis distinctis, plerumque palmatis. Os corneum. Collum retractile. Pelvis mobilis. 3) Hydraspidina. (Chelydae, part. Gray. Elodites pleuroderes, part. Dum. Steganopoda rostrata, part. Fitz.) Pedes plantigradi, digitis distinctis, palmatis. Os corneum. Collum versatile. Pelvis immobilis. 4) Chelina. (Chelydae, part. Gray. Elodites pleurode- res, part. Dum. Steganopoda mandibulata Fitz.) Pedes plantigradi, digitis distinctis, palmatis. Os co- riaceum. Collum versatile» Pelvis immobilis. II. TRIONYCHIDAE. (Trionychidae Gray. Potamites Dum. Steganopoda labiata Fitz.) Pedes ambulatorii, longitudine pares. Thorax corio laevi indutus. Labia carnosa. 5) Tvionychina. (Trionychidae Gr. Potamites Dum. 137 Stegaiiopöda labiata Fitz.) Pedes plantigradi, digitis distinctü^, palmatis. Os corneum. Collum versatile. Pelvis immobilis. Ui. CIIELONIDAE. (Chelonidae Gray. ThalassUes Dum. Oiacopoda Fitz.) Pedes natatorii, compressi, longitudine inaequales, digitis indistinctis. Labia nulla. 6) Chelonina. (Chelonidae Bell.) Thorax scutis cor- neis tectus. 7) Sphargidina. (Sphargidae Bell.) Thorax corio ver- rucoso indutus. Coiispectus generum et subgenenim. Familia I. Testudinidae. Subfamilia 1. Testudinina. 1. Testitdo Dum. (Chersine Merr.) Metathorax inarticula- tus: sternum antice inarticulatum : pedes peiitadactyli. 1. Chersus Wagl. Sternum postice articulatum. Testudo marginata Schoepfe. Eur. As. Afr. 2. 2* Testudo Wagl. Sternum inarticulatum, scutis duodecim. 1) Testudo Fitz. Scutellum uuchale: scutellum caudale bipartitum. Testudo graeca Linn. Eur. m. As. 3. 2) Psammobates Fitz. Scutellum nuchale: scutel- lum caudale integrum. Testudo polyphemus Daud. Afr. Am. s. 4. 3) Geochelone Fitz. Sine scutello nuchali: testa margine laterali angulata. Testudo stellata Schweigg. As. Afr. Am. m. 6. 4) Chelonoidis Fitz. Sine scutello nuchali: testa margine laterali rotundata. Testudo tabulata Walb. Am. m. 3. 3. Chersina Gray. Sternum inarticulatum scutis undecim. 1) Cylindraspis Fitz. Sine scutello nuchali. Testudo Vosmaeri Fitz. Afr. m. 3. 2) Chersina Fitz. Scutellum nuchale. Testudo angulata Dum. Afr. m. i. 138 2. Ilomopus Dum. Motathorax inarticulatus : steriiuui iiiar- ticulatum: pedcs tetradactyli. Testudo areolata Thuiib. Afr. 111. 2. 3. Pyxis Bell. Methatliorax inarticulatus: steruum aiitice iuarticulatuiu. Pyxis araclinoides Bell. As. m. Oc. 1. , 4. Kiiiyxis Bell. (Ciuixys Wagl.) Metathorax postice arti- culatus. 1. Ciuothorax Fitz. Scutella marginalia cum nucliali vi- giuti quatuor. Kinixys Homeana Bell. Am. m. 2. 2. Ciuixys Fitz. Scutella marginalia sine nuchali vi- ginti tria. Testudo crosa Schweigg. Am. m. 1. Subfamilia 2. Emydina. § Gula sine papillis. 5. , Cisiudo Nah. (Terrapene, part. Bell. Cistudes clau^iles Dum. Pyxidemys Fitz.) Sternum metathoraci ligameutis adnexum ope scutorum abdominalium : sine scutellis axil- laribus et iuguiualibus : testa gibba binis valvis sternalibus undique obserabilis. Testudo clausa Linh. Am. s. Oc. 3. 6. Emys Nob. (Cistudes baillantes Dum.) Sternum meta- thoraci ligameutis adnexum ope scutorum pectoralium at- que abdominalium: scutellis axillaribus et inguinalibus : testa depressa non obserabilis. 1. Emys Wagl. Sternum articulatum. Testudo lutaria Linn. Eur. As. Afr. 2. 2. Cyclemys Bell. Sternum inarticulatum. Cistudo Diardi Dum. As. m. 1. 7. Terrapene Noh. (Emys Dum. Clemmys Wagl.) Ster- num metathoraci per symphysin affixum, inarticulatum; scutis sterno-costalibus duobus discretis non interjectis: digiti palmati: ungues anteriorum pedum quinque, poste- riorum quatuor: cauda gracilis. 1. Clemmys Fitz. Nasus prominulus. T. lutaria Schweigg. nee Linn. (Sigriz Mich.) Eur. As. Ajn. Oc. 36. 139 2. Rhinoclemmys Fitz. Nasus protractus. T. verrucosa Walb. Am. m. 2. 8. Geoemys Gray. (Eiriys, part. Dum. Clemmys, part. Fitz.) Sternum metathoraci per sympliysin affixum, inarticulatum : digiti fissi: ungues anteriorum pedum quinque, posterio- rum quatuor: cauda gracilis. Emys Spengleri Schweigg. Afr, 1. 9. Tetraonyx Less. Sternum metathoraci per sympliysin af- fixum, inarticulatum: digiti palmati: ungues undique qua- tuor: cauda gracilis. Tetraonyx longicoUis Less. (Emys Batagur Hardw.) As. or. 2. 10. Flatysternon Gray. Sternum metathoraci per symphysin affixum, inarticulatum, latissimum: scutis sterno-costalibus tribus: digiti palmati: ungues anteriorum pedum quinque, posteriorum quatuor: cauda grandis et longa. Platysternon megacephalum Gray. As or. 1. §§ Gula cum papillis. 11. Chelydra Schweigg. (Chelonura Flem. Rapara Gray. Saurochelys Latr. Emysaurus Dum.) Sternum metatho- raci per synchondrosin . affixum ope scutorum abdomina- lium, inarticulatum, angustum: scutis sterno-costalibus tri- bus, uno tantum interposito: scutella marginalia viginti quinque: scuta sterni duodecim: cauda grandis et longa, cristata. /T. serpentina Linn. Am. s. 1. 12. Staurotypus Wagl. (Sternotherus, part. Bell.) Sternum metathoraci per symphysin ope scutorum pectoralium ab- dominaliumque affixum, angustum, anticearticulatum: scu- tis sterno-costalibus duobus contiguis interpositis: scutella marginalia viginti tria: scuta sterni octo: cauda brevis. Terrapene triporcata, Wiegm. Am. s. 1. 13. Kinostermnn JSob. (Cinosternum et Staurotypus, part. Dum.) Sternum metathoraci per symphysin ope scuti abdominalis afüxum, articulatum; scutis sterno-costalibus duobus contiguis interpositis: scutella marginalia viginti tria: scuta sterni undecim: cauda brevissima. 140 1. Sternotherus Fitz. (Staurotypus, pari. Dum.) Ster- num angustiim, antice articulatum. Testudo odorata Daud. Am. s. 1. 2. Cinostenion Wagl. Sternum latum, antice et postice articulatum. Testudo pensylvanica Gm. Am. 3. Subfamilia 3. Hydraspidina. § Caput depressiusculum : oculi laterales. 14. Peltocephalus Dum. (Podocnemis Fitz, part.) Caput scutellatum, grande: mandibulae incurvae: sine scutello nuchali: pedes parum palmati: cauda unguiculata. Emys tracaxa et macrocephala Spix. Am. m. 1. 15. Fodocneinis WagL Caput scutellatum, superne sulcatum : sine scutello nuchali: mandibulae rectiusculae : pedes late palmati: cauda mutica. Emys expansa Schweigg. Am. m. 2. 16. Emydura IS oh. (Platemys, part. Dum.) Caput corio tectum: scutellum nuchale. " Emys Macquaria Cuv. Oc. 1. §§ Caput depressum: oculi superi. •j- Gula cum pajnlHs. 17. Velomedusa Wagl. (Pentonyx Dum.) Ungues undique quinquc: sternum inarticulatum. Testudo galeata Scboepf. Afr. 2. 18. Telusios Wagl. (Sternotherus Gray, Dum.) Ungues pe- dum anteriorum quinque, posteriorum quatuor: sternum articulatum. Testudo subnigra Lacep. Madag. 3. 19. Hydraspis Gray. (Platemys Dum.) Ungues pedum an- teriorum quinque, posteriorum quatuor: sternum inarti- culatum. 1, Platemys Wagl. Caput scutellis tectum: nasus pro- minulus: pedes scutellis contiguis. Testudo planiceps Sehn. Am. m. 6. 141 2. Rhinemys Wagl. Caput scutellis tectum: nasus pro- diictus: pedcs scutellis contiguis. Emys nasuta Schweigg. Am. m. 4. 3. Phrynops Wagl. Caput corio tectum: nasus promi- iiulus: pedes scutellis discretis. Emys Geoffroana Schweigg. Am. m. 2. ff Gtda sine papillfs. 20. Chehdina Dum. (Hydraspis Fitz.) Ungues undique quatuor. 1. Chelodina Bell. Scutellum nucliale scutellis collari- bus interpositum. Testudo longicollis Shaw. Oc. 1. 2. Hydromedusa Wagl. Scutellum nuchale scuto verte- brali primo et scutellis collaribus interpositum. Emys Maximiliani Mikan. Am. m. 2. Subfamilia 4. Chelina. 21. Chelys Dum. (Matamata Merr.) Testudo fimbria Gm. Am. m. 1. Familia II. Trionychidae.. Subfamilia 5. Trionychina. 22. Ainyda Schweigg. (Aspidonectes Wagl. Trionyx Gray^ Bell. Gymnopus Dum.) Testa margine cartilagineo : ster- num angustum: pedes non retractiles. f Ossa costalia postica contigua. 1. Aspidonectes Fitz. Os cervicale vertebralibus con- junctum, in tota superficie rugosum. Trionyx aegyptiacus Geoffr. As. Afr. 4. 2. Platypeltis Fitz. Os cervicale vertebralibus conjun- ctum, in medio tantum rugosum. Testudo ferox Gm. Am. s. 2. 3. Pelodiscus Fitz. Os cervicale a vertebralibus sepa- ratum, m medio tantum rugosum. Aspidonectes sinensis Wiegm. As. or. 1. # 142 ff Ossa costalia postica interpositls vertebralibus discreta. 4. Amyda Fitz. Os cervicale a vertebralibus separatum, in inedio tantum rugosum. Trionyx subplanus Geoffr. As. m. 2. 23. Trionyx Wagl. (Emyda Gray, Bell. Cryptopus Dum.) Testa ossiculis marginalibus aucta: sternum latum, lateri- bus valvis munitum: pedes retractiles. Testudo granosa Schoepf. As. m. Afr. 2. Familia III. Chelonidae. Subfamilia 6. Chelonina. 24. Chelonia Brongn. (Caretta Merr.) Sternum latum, scutis tredecira scutello intergulari, ope scutorum humeralium, pectoralium, abdominalium et femoralium metathoraci af- fixum: scuta disci tredecim. 1. Chelonia Nob. (Chelonees franches Dum.) Scuta disci postposita: nasus prominulus: mandibulae den- ticulatae: gnathotheca tribus partibus constans. Testudo mydas Linn. Atl. Pac. 3. 2. Caretta |Nob. (Chelonees imbriquees Dum.) Scuta disci imbricata : nasus productus : mandibulae integrae : gnathotheca individua. Testudo imbricata Linn. Atl. Pac. 1. 25. Thalassochelys Fitz. (Chelone'es Caouanes Dum.) Ster- num angustum, scutis duodecim sine scutello intergulari^ ope scutorum pectoralium, abdominalium et femoralium methathoraci affixum: scuta disci quindecim. Testudo caretta Linn. Med. Atl. Pac. 1. Subfamilia 7. Sphargidina. 26. Sphargis Merr, (Coriudo Flem. Dermochelys Blainv. Scytina Wagl. Dermatochelys Fitz.) Testudo coriacea Linn. Med. Atl. Pac. 1. Evadne N ordmanni , ein bisher unbekanntes Entomostracon. Beschrieben von S. L. L o V e 11. (Aus den K. Wetenslcaps-Academien^ Handlivgar für 1835.) Hierzu Taf. V. VV enn man an unserer westlichen Küste an einem hellen und stillen Sommertage nur hundert Faden weit vom Strande in das Meer fährt, und mit einem feinen Hamen von Kammer- tuch die ebene Oberfläche abschäumt, besonders an solchen Stellen, an welchen sich Strömungen finden, und mitunter den Hamen in einem gläsernen Gefäfse mit klarem Meerwasser abspült, sammelt man sogleich eine unzählbare Menge kleiner Thiere, Crustaceen, Anneliden, Mollusken, und unter ihnen minder zahlreiche Akalephen, Beroen, Oceanien u. s. w. Dies Gewimmel ist es, von welchem die Küstenbewohner das be- kannte Leuchten des Meeres herleiten, das man sonst mit dem Namen der Phosphorescenz belegt und so oft beschrieben hat, welches von jenen aber, nebst seiner vermuthlichen Ursache selbst Mareld ^) genannt wird. Die Anneliden sind zum gröfsern Theile bisher nicht beschrieben worden, mit Aus- nahme der dunkel angedeuteten Nereis noctiluca und einiger 1) Entweder von Mar, synonym mit dem deutschen Meer, und sonach bedeutend: Meer-Feuer, oder zusammengezogen aus Ma- riae-Eld, ähnlich wie Mare-ßndrar (Älcyonium lobatuni L.J, m ^Ichies die Fischer bei Kullen selbst als Jungfru Marias Fwgrar (Finger der Jungfrau Maria) erklären. 144 Planarien, welche Müller ebenfalls unvollständig ausgemittelt hat. Von Mollusken findet man beinahe nur eins, welches mit Fabricius's Argonauta arctica nahe verwandt ist, ein Thier von der schönsten Gestalt, obgleich ohne eine auch nur entfernte Aehnlichkeit mit der Gattung, deren Namen es in der Fauna groenlandica führt; Crustaceen aber machen da- gegen eine grofse Anzahl aus. Am zahlreichsten sind die Entomostraca, und unter ihnen, besonders Cyclops-Arten, dem- nächst aber das Thier, dessen Untersuchung ich hier darlegen werde, und endlich einige Zoea-Formen ^). Die Evadne bildet eine neue Gattung unter den Ento- mostraken, und die einzige Art, welche ich von ihr kenne, führe den Namen eines der ausgezeichnetsten Forscher ^) neue- ster Zeit in der Naturgeschichte der niederen Thiere, welcher - von dem entfernten Strande her, zu welchem hin ihn die Wis- senschaft gerufen hat, gewifs jener bis jetzt dunkelsten Seite derselben neues Licht schenken wird Divisio: Entomostraca. Ördo: Lophyropoda Latreille. Tribus: Cladocera Latr. A. Epimera maxima, in formam valvae utrinque effusa; tergo angustissimo, pedibus decem, occultis. Genera: Daphnia, Lynceus etc. B. Epimera angusta; tergo lato, domato, pedibus quattuor liberis. Genus 1. Polyphemus. — 2. Evadne nobis. Char. gen. Thorax capiti contiguus, palpi mandibulares (Antennae Latr. Remi Straufs) bifidi, ramo antico 3-, postico 4- articulato. 2) Die Zoea erleidet wirklich bedeutende Veränderungen beim Hautwechsel, wenn sie gleich wahrscheinlich nicht, wie Thompson behauptet, am Ende zu einer vollkommenen Krabbe wird. Ich werde hierüber in der Folge einige Beobachtungen mittheilen. 3) Alexander v. Nordmann, Professor am Lyceum Riche- lieu in Odessa, gegen welchen der Verfasser dieser Zeilen die gröfs- ten Verbindlichkeiten hat. 145 Speeres : E v a d n e N o r d m a n n i nob. E. thorace in gib- bum maximum offlato. Magn. : cT 0,38 — 0,44 Milürn. $ 0,45 — 0,52 — Habitat in sinu codano. Nach dieser kurzen Aufstellung der Kennzeichen, durch welche sich die Evadne von den übrigen Entomostraken un- terscheidet, will ich im Folgenden ihre Anatomie zu geben suchen, so weit diese mit Hülfe des Mikroskopes ermittelt werden konnte. Die äufsere Bedeckung zeigt schon beim ersten An- blick eine auffallende Unähnlichkeit der Formen mit denen, welche wir bei Daphnia oder Polyphemus gewahr werden. Die erstere Gattung hat, eben so wie Cypris und Limnadia, bis zu dem Grade entwickelte Epimeren, dafs sie fast allein die beiden ungeheuren Schalen bilden, welche, wie die der Muscheln, beweglich sind *). Zugleich sind die Rückenstücke entweder verschwunden, oder, bei Daphhia rudimentär, wie zwei schmale Lamellen so ganz und gar mit den Epimeren vereinigt, dafs die Naht zwischen ihnen nur durch einen er- höhten Rand bezeichnet wird ^). Aufserdem findet sich bei Limnadia, Cypris und Cythere keine Spur einer äufsern Sonderung des Kopfes vom Thorax. Bei Daphnia und Lyn- ceus dagegen ist diese Gränze bestimmt, und der Kopf wird von einem eignen vorspringenden Schilde bedeckt, welcher dort, wie bei den Dekapoden, deutlich durch die Vereinigung mehrerer Glieder entstanden ist, deren eins die Oberhand über alle übrigen gewonnen und sich so sehr nach vorn aus- gedehnt hat, dafs er selbst das Auge mit bedeckt. Bei Foly- phemus ist die Sonderung dieses Schildes vom Thorax noch vollständiger, und der Kopf hat eigene Bewegung. Aber zu- gleich sind die Rückentlieile der Bedeckung zu einer weit grö- fseren Entwickelung gelangt; sie nehmen beinahe die ganze Breite des Thieres ein, sind gewölbt, und die Epimeren, zurück- 4") Vergl. Milne Edwards Hist. nat. des Crustnces Tom. 1. 5) S. Mem. du Mus. d'Hist. nat. Tom. 5. pL 29. ßg\ 3. zu der Ab- handlung über Daphnia von Straufs, Die Naht ist dort sogar nur auf dem Kopfe und dem vordem Theile des Thorax recht deutlich. ly. Jahrg. 1. Band. 10 146 / gefiihrt zu ihrer ursprünglichen Function und Gröfse, sind weit von einander getrennt. Bei unserm Thiere ist die Bedeckung des Kopfes ganz und gar mit dem Thorax vereinigt, und ihre Riickenstiicke sind bis zu dem Grade ausgebildet, dafs sie einen Ungeheuern, ke- gelförmigen, sich über des Thieres Rücken erhebenden Höcker darstellen. Aber nun tritt hier das eigenthümliche Verhältnifs ein, dafs die inneren Organe, welche dem Kopfe und dem Tho- rax angehören, nicht, wie bei den übrigen Crustaceen, in einer einzigen Strecke vom Munde bis zum After liegen , sondern dafs der Darm und die übrigen Contenta des Thorax vom Ma- gen gerade niederwärts in einer Richtung laufen, welche mit der Achse des Kopfes einen spitzigen Winkel bildet. Dadurch ist der Rücken, so zu sagen, gebrochen, und der ungeheure Höcker, welcher bei gewöhnlicher Lage nach oben vorspringen würde, liegt nach hinten und bildet mit dem Kopfschilde ein vollkommen ebenes Gewölbe. Demzufolge tritt auch der be- merkenswerthe Umstand ein, dafs die Längenachse der aufsern Bedeckung länger ist, als die Achse des Körpers selbst, und einen rechten Winkel mit ihr macht. Der Kopfschild (Fig. 2. Ä:* A, &), welcher nur ein we- nig mehr als ein Drittel so lang ist, wie der Thorax, kann in Fig. 2. als von Ä* anfangend betrachtet werden. Von da an geht er abschüssig vorwärts, ist oben abgerundet (Rückentheil) und ohne Erhöhungen, umschliefst nach vorn das Auge {A) und ist von den Seiten ein wenig zusammengedrückt (Fig. 1.). Unterhalb des Auges wird er von einem Theile begränzt, wel- cher zu dem Segmente gehört, welches die Antennen (Fig. 5. Z»*) trägt und dem sogenannten Rostrum bei Daphnia analog ist. Seine Seitenränder stofsen an die untere Fläche des Man- dibularringes. Den Anfang des Thorax kann man bei Ä* in Fig. 2. an- nehmen, wo er mit dem Kopfschilde verschmilzt. Von da an läuft er nach hinten in Form eines aufgeblasenen Kegels, nach oben (Fig. 2. k*, B^ in eine Wölbung, die der des Kopf- schildes entspricht, nach unten {B i) mehr gerade und etwas buchtig aus. Seine Spitze *) liegt ein wenig unter der Län- 6) Natürlich kann diese unter keiner Bedingung als der langen 147 gcnachse - leren Federn des Schwanzes mit unregelmäfsigen Bändern, die sich zum Theil der Länge nach ziehen und vom Schaft abstehen. 169 Die marmorirten Stellen Die marmorirten Stellen auf auf der inneren Fahne der den inneren Fahnen der ersten ersten Schwinge gehen nicht Schwingen ziehen fast bei al- bis zum Rande , der einen len zum Rande hin, der einen breiten weifsen Saum hat. weifsen Saum hat. So sehr auch der Scharfblick Leislers, der ihn die specifische Verschiedenheit beider Vögel erkennen liefs, Aner- kennung verdient, so mufs man doch gestehen, dafs er in der Wahl der Unterscheidungsmerkmale nicht glücklich war, denn keines derselben ist beständig, alle wechseln vielmehr nach Gröfse, Alter und Jahreszeit vielfältig, und eben so wenig sind die jeder Art zugeschriebenen Farben, die Farbe des Unter- körpers ausgenommen, dieser eigenthümlich , sondern finden sich im Gegentheil bei beiden. Die Ursache dieser MifsgriflFe mufs aber wohl darin gesucht werden, dafs Leislern nur wenige Exemplare seiner L. Meyeri vorlagen, und unter die- sen, wie wir mit Bestimmtheit versichern können, kein einzi- ges ausgefärbtes Männchen im Sommerkleide. Es ist daher um so mehr zu bewundern, dafs dessenungeachtet die specifi- sche Verschiedenheit dieses Vogels von L. rufa Briss. seinem Scharfblicke nicht entgangen ist. Eben in dieser Unsicherheit der von Leisler aufgestell- ten unterscheidenden Merkmale liegt unzweifelhaft auch die Ursache, dafs man lange an der specifischen Verschiedenheit der L. Meyeri Leisl. von L. rufa Briss. gezweifelt hat und zum Theil jetzt noch daran zweifelt, um so mehr, als bis jetzt noch von keinem Ornithologen sichere Kennzeichen aufgestellt worden sind. Zwar hat Naumann in seiner vortrefflichen Naturgeschichte der Vögel Deutschlands dergleichen angedeu- tet, jedoch zu wenig Gewicht darauf gelegt. Temminck, der in der ersten Ausgabe seines Manuel d! Ornithologie die Art anerkannt hatte, vereinigte sie, wie Cuvier, später wie- der mit \h. rufa Briss. y und nur Brehm und Naumann vertheidigten, so viel uns bekannt, die specifische Verschieden- heit derselben, obgleich, wie sich aus ihren Beschreibungen mit Sicherheit ergiebt, auch ihnen kein ausgefärbtes altes Männchen im Sommerkleide vorlag, und sie keine sicheren 170 Unterscheidungsmerkmale anzugeben vermochten. Brehm's ^) aufgestellte Artkennzeichen beschränken sich, aufser dem der h. rufa auch zukommenden gebänderten Schwänze, fast aus- schliefslich auf die gröfsere Höhe der Fufswurzeln. Als un- terscheidende Merkmale der L. Meyeri von L. rufa führt er dann noch an: die beträchtlichere Gröfse, die höheren Fiifse und den viel längeren Schnabel, die blassere Farbe — die er vom Unterkörper in der Beschreibung des Ilochzeitkleides als hellgelb, oder blofs rostgelb angiebt — und die an der ersten Schwungfeder in der Mitte ihrer Länge bis auf den Rand mar- morirte innere Fahne. Am Ende seiner ausführlichen Beschrei- bung dieses Vogels stellt er die ihm wesentlich scheinenden Merkmale vergleichend einander gegenüber. Es sind die von Leisler angegebenen, mit Ausnahme des Verhältnisses der Länge des nackten Beines zur Mittelzehe, der verschiedenen Gröfse der Brustfedern, des Unterschiedes in Hinsicht der Flecken und Striche am Vorderkörper und der regelmäfsigen Schwanzbinden, da er diese Merkmale an 20 Stücken als nicht standhaft erkannt habe. Hierauf folgt dann noch eine aus- führliche Erläuterung und Beurtheilung der von ihnen für we- sentlich gehaltenen Merkmale, wobei auch noch auf die Sel- tenheit der L. Meyeri, so wie darauf, dafs dieselbe paarweise und in kleinen Gesellschaften unter L. rufa Briss. vorkomme, hingewiesen wird. Es lagen jedoch Br eh m damals nur Exem- plare von Limosa Meyeri vor, deren ausgefärbte Männchen im Sommerkleide von ihm irrthümlich für L. rufa gehalten wurden. Brehm selbst sagt, dafs unter den 20 ihm vorlie- genden Stücken nur ein Männchen im Winterkleide sei. Es geht aus seiner Beschreibung dieses Vogels in seinem Lehr- buche hervor, dafs auch da noch derselbe Fall stattgefunden, denn es heifst: „der Unterkörper bis zum weifsen Bauche blafs rost- oder hellgelb.*' Ein der Beschreibung hinzugefüg- tes Raisonnement über die Verschiedenheit der L. Meyeri von L. rufa, welches sich vorzugsweise auf die bedeutendere Gröfse der ersteren stützt, ist nicht entscheidend; gleichzeitig bemerkt aber der Verfasser, dafs er zwei Männchen der er- steren Art besitze, ohne jedoch die Kleider derselben näher 2) Beiträge zur Vögelkmide. 3. Bd. S. 541. 171 anzugeben. Die Artkcnnzeichen werden von der Länge des Schnabels und der Fufswurzel entnommen. Diesen wird in dem Handbuche (1831) endlich noch als unterscheidendes Merkmal hinzugefügt: „der Scheitel ist kaum höher als der aufgeworfene, sanft aufsteigende Augenknochenrand," während es hei L.ru/a heifst: „der Scheitel ist merklich höher als der nicht aufgeworfene, etwas aufsteigende Augenknochenrand.*' In der Beschreibung von L. Meyeri heifst es: „der Oberkopf und Hinterhals rostroth mit braunen Längsstreifen," welches nicht der Fall ist, und ferner: „der schön rostrothe Vorder- körper" etc. Bei Aufzählung der unterscheidenden Merkmale der Limosa rufa aber: „gewöhnlich ist auch die Zeichnung der Weibchen im Sommer röther als bei dem vorhergehen- den" (L. Meyeri). Aus diesen Aeufserungen müssen wir schliefsen, dafe Brehm auch bei Abfassung dieser Beschrei- bungen die L. rufa, wenigstens das ausgefärbte Sommerkleid des alten Vogels, noch nicht kannte. Meyer 3) citirt Leisler's L. Meyeri zu dem alten Weibchen der Z/. rufa Briss., und fügt der Beschreibung dieses in einer Note Folgendes hinzu: „Naumann, Boie der Aeltere" (der jedoch später diese seine Ansicht änderte) „und Brehm halten diesen Vogel für eine eigene Art, und seiner Gröfse, der Länge seines Schnabels und der Länge sei- ner Füfse nach, weicht er so sehr von der L. rufa ab, dafs ich ebenfalls mehr geneigt bin, ihn als Art für verschieden von dieser zu halten, als ihn für das Weibchen derselben auszu- geben. Doch ich will die Entscheidung anderen Ornithologen überlassen." Hieraus geht, was von Wichtigkeit ist, mit Be- stimmtheit hervor, dafs Meyern bis dahin nur weibliche Vö- gel dieser Art bekannt waren, wenigstens keine Männchen im ausgefärbten Hochzeitskleide, denn dafs er diese mit denen von L. rufa verwechselt haben sollte, ist wohl nicht anzu- nehmen, indem, wenn man beide Vögel in diesem Kleide ne- ben einander hat, eine Verwechselung derselben unmög- lich ist. Nilson ^) zieht die L. Meyeri zu L. rufa, und führt 3) Zusätze und Berichtigungen etc. S. 153. 4) Skandinavi'sk Fauna. Foglarne. Andre Bandet, p. 238. 172 an, dafs sie von schonischen Jägern Augustschnepfe, Kupfer- sclmepfe genannt werde. Es ist aus der Beschreibung nicht mit Sicherheit zu ermitteln, welche von beiden Arten, oder ob beide ihm vorgelegen, allein wir möchten dafiir halten, dafs es die L. Meyeri gewesen, um so mehr, als er sagt, sie zöge zweimal im Jahre längs dem südlichen Schweden, und zwar meist, wenn nicht allein, längs dessen östlichen Küsten. Auf Gottland, Oeland und an der Ostseeküste bis herunter nach Falsterbo finde sie sich im Herbste in nicht geringer Anzahl. Die Weibchen begönnen ihren Durchzug schon im August, und würden deshalb von den Schützen Augustschnepfen ge- nannt; dieser währte aber fort im ganzen September und sie schienen ihm besonders zahlreich im Anfang oder um die Mitte dieses Monats; sie zögen haufenweise, allein oder in Gesellschaft von ISumenius ar^quata. Von dem Frühlingszug wird nichts Näheres mitgetheilt, was darauf hindeuten dürfte, dafs dem Verf. nichts darüber bekannt und dafs sie im Frühling selte- ner in Schweden sei. Diefs, so wie dafs sie vorzugsweise an den östlichen Küsten vorkömmt, macht es wahrscheinlich, dafs der Verf. die L. Meyeri vor sich gehabt, wofür auch noch einiges Andere in der Beschreibung spricht. — Eben so ha- ben wir Ursache zu vermuthen, dafs der von Ebel^) als L. rvfa ßriss. beschriebene Vogel zu L. Meyeri gehört. Am meisten hat in neuester Zeit der scharfsichtige Nau- mann für die genauere Kenntnifs dieses Vogels in seiner vor- trefflichen „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" ^) geleistet, indem er daselbst aufs Neue als standhafter Vertheidiger der Artrechte desselben auftritt und eine ausführliche Beschreibung und sehr gelungene Abbildung davon liefert. Zwar setzt er auch noch die unterscheidenden Merkmale der L. Meyeri von L. rufa in die beträchtlichere Gröfse, den viel längeren Schnabel und die stärkeren, daher scheinbar kürzeren Füfse der ersteren, allein er fügt folgende, das geübte Auge bekun- dende, wichtige Bemerkung hinzu: „die gestreckte Stirn, der flache Scheitel, die weit vom Schnabel abstehenden Augen und der lange dünne Schnabel geben diesen Theilen ein sehr lang- 5) Ornithologisches Taschenbuch etc. zu erfordern und die Mittel, wodurch dies bereitet würde, schien ein anderer Umstand, den ich bemerkt habe, anzudeuten. Tangschnel- len lind Meerii ad ein zeigen nämlich unter einander eine grofse Verschiedenheit in Bewegungen und Orts Veränderung. Die Tangschnelle, welche einen steifen, kurzen, mit einer Flosse versehenen Schwanz hat, schwimmt gleich anderen Fi- sclien hauptsächlich mit Hülfe der Schläge des Schwanzes. Die Meernadel dagegen mit einem langen, rundlichen, sich verschmälernden und sehr beweglichen Schwänze ohne Flosse erhält für ihr Fortkommen im Wasser wenig oder gar keine Hülfe von diesem Organe, welches gewöhnlich während des Schwimmens still gehalten wird und eher für ein Steuer als für ' ein Ruder angesehen werden kann. W^enn die Tang- schnelie ruht oder! sich, stille hält, fällt sie ausgestreckt zu Boden und liegt auf dem Bauche mit ausgestrecktem Schwänze, wogegen die Meernadel ihren beweglichen Schwanz mit vieler Behendigkeit um S der oben (S.265. unten) ausgesprochenen Hegel erklären lassen, und eine Annäherung zum Extreme des Carnivoren- Typus sein, aber auch das Einzige, wie es scheint, was das Gebifs des Ratel mit dem der Katzen gemein hat, während es sonst ganz das der Iltisse geworden ist. Schon oben (S. 278.) ist diese auf dieser Stufe allerdings auffallende Annäherung zum Car- nivoren-Extreme beriihrt. Interessant ist es nocli, dafs bei Galiciis vittata^ die mit den Ratelen in greisgrauer Färbung des Hinterkopfes und Rückens bei schwarzer Farbe der Bauch- seite und Extremitäten , so wie in Verkürzung des Schwanzes übereinstimmt, ebenfalls die innere Zacke am unteren Fleisch- zahne fehlt. Noch mehr verkürzt sich der Schwanz bei den Ratelen und die Kahlheit der Sohlen reicht an den Hinter- füfsen zum Hacken, während sie bei Galictis ^\Q\i nicht ganz so weit erstreckt. In dieser völligen Nacktheit der Sohle, so wie in den langen Grabeklauen der Vorderfüfse stimmen die Ratele mit Mydaus überein, dessen Schwanz zu einem Rudimente verkümmert, dessen Nase rüsselartig verlängert ist, während sie bei den Ratelen, wie bei den afrikanischen Zorillen, mit ihrer nackten Spitze nur etwas prominirt. Die greisgraue Rückenfärbung der Ratele ist freilich bei dem schwarz- braunen Mydaus verschwunden, oder hat sich nur auf einen schmalen verloschenen Rückenstreif beschränkt, sie kommt aber in einem weifslichen rhombischen Flecke am Hinterkopfe und Nacken um so entschiedener zum Vorscheine. Alles dies, wie die geographische Vertretung der Formen, deutet auf ihre durchgreifende und innige Verwandtschaft und ich glaube nicht, dafs irgend an den systematischen Beziehungen dieser oft so weit getrennten Formen gezweifelt werden kann. Ich wende mich schliefslich zu den Ottern, die ich nur um auf die ähnliche Umbildung des Gebisses hinzudeuten im obigen Schema hinzugefügt habe ; denn jener im Vorhergehenden angedeutete Parallelismus wiederholt sich bei ihnen nicht in gleicher Weise. Vielmehr bilden sie, wenn nicht eine eigene Familie, doch eine abweichende Gruppe in der Marderfamilie. Dem Gebisse nach gehört schon gleich Lutra nicht in unsere 19 * 284 erste Reihe, sondern vielmehr in die zweite, denn, hur ihr Milchzahngebiis zeigt den Familien -Typus in seiner Reinheit. Man komme mir nicht damit, dafs der Nörz {Miistela lu- treolä) eine Otter sei, oder deren Stelle in erster Reihe ver^ trete. Was Gloger *^) auch sagen mag, der Nörz ist ganz abgesehen vom Gebifs, ein Iltifs und keine Lutra, und das zweite Höckerchen am inneren Ansatz des Fleischzahnes, welches für sein Gebifs charakteristisch sein soll, finde ich eben so wenig wie Nilfson ^^}. Eine kurze Bindehaut zwi- schen den Zehen ist sehr gemein, wenn nicht allgemein bei Mardern und Iltissen, und kommt dem nordischen Vielfrafs^*) wie dem Gulo harharus ^ ^) zu. Die für die Ottern so charakteristische Form und Behaarung des Schwanzes geht dem Nörz ganz ab, der in dieser Beziehung, wie in der Fufs- bildung, Behaarung des Körpers, und obenein im Gebifs ganz Iltife ist. . ,,. Die Gattung Lutra zeigt sich, ihrem Gebisse nach, als ein abweichendes Glied der Marderfamilie. Der innere Höcker- ansatz am Fleischzahn des Oberkiefers ist mittelständig und bedeutend grofs, breitet sich stark nach hinten aus, wodurch der Zahn einen verschoben vierseitigen Umrifs erhält. Der hintere Höckerzahn zeigt den quer-oblongen Typus der Marder- familie, mit einer Ausbreitung des crenulirten Cingulum am hinteren Innenrande, welche ihn, wie den der Zorillen, vier- höckrig erscheinen läfst. Im Wechselgebisse ist am oberen Fleischzahne der Höckeransatz schmäler als die mittlere Zacke, an welcher er, wie gewöhnlich, seinen Platz hat; es fehlt mithin die grof^e Ausbreitung, welche den bleibenden Fleisch- zahn so charakteristisch auszeichnet, gänzlich; eben so fehlt die hintere Ausbreitung am Höckerzahne, so dafs dieser im Wechselgebisse die Gestalt eines gleichschenkligen, seine Spize nach innen kehrenden Dreiecks zeigt. Im Unterkiefer giebt man drei bleibende Lückenzähne an, während oben ebenfalls drei vorhanden sind. Es ist mir wahrscheinlich, dafs unten im frühe- ren Lebensalter ein vorderer rudimentärer vierter Lückenzahn 12) Nov. Act. Acad. Leop. XIII 2. p. 503 seg. 13) Illuminer. Figur er tili Scandin. Fauna Fase. 2. 14) S. Pallas Spie. Z. l c. 36. 15) S. Rengger l. c. p. 121. 285 vorhanden ist, der, obwohl eigentlich dem bleibenden Gebisse angehörig, dnrch den ihm folgenden verdrängt wird und aus- fallt. Jedoch ist dies vorläufig nur Vermuthung, die sich nur auf das Dichtstehen der Lückenzähne und ihr anomales Zahlen- verhältnifs gründet. Im Unterkiefer hat der Höckeransatz des bleibenden Fleischzahnes dasselbe Verhältnifs zum Umfange des Zahnes wie bei Mardern und Zorillen; im Wechselgebifs ein viel geringeres. Die innere oder dritte Zacke der Schneide ist am bleibenden Fleischzahne fast von gleicher Höhe mit der mittleren Zacke, mit welcher sie in gleicher Linie steht; am Wechselzahne der hiesigen Fischotter finde ich ihn viel kürzer, als die mittlere Zacke. Es geht hieraus hervor, dafs sich das Gebifs der Lutra zn dem der typischen Glieder ebenso ver- hält, wie das der abweichenden Gattungen zweiter Reihe. Die etwas zu groteske Höckerbildung bei Enhydris läfst uns vermnthen, dafs zwischen beiden eine Mittelform vorhan- den sein mufs*^), obwohl sich das Gebifs der Seeotter auch ohne dies vollständig auf das von Lutra zurückführen läfst, da uns ihr Wechselgebifs zur Aushülfe vorliegt. In diesem 16) Gray hat jüngst ein neues Genus Pteronura (oder richtiger Pterurä) aufgestellt, welches ein Mittelglied zwischen X/2«^r« und Ew- hydris sein soll. (S. Jahresber. Band 2. des Jahrg. Carnivora) Die zu kurzen Beschreibungen des Herrn Gray lassen uns leider seine neuen Genera nicht gehörig würdigen, wenn sie auch in der Natur begründet sind. Es geht mir auch diesmal so, wie so oft bei seinen Reptilien -Gattungen; ich weifs nicht, was ich mit der neuen Gattung machen soll. Verstehe ich Herrn Gray recht, so stimmt seine P^ero- nura in der Bildung der Vorderfüfse mit Lutra, in der der Hinter- füfse mit Enhydris überein; denn so mufs ich die Worte: Feet large; toes 5:5 distinctj very largely webbed — und weiter unten Toes elongate, ivith long acute claws ; the hinder toes very long; tivo ou- ter ones longestj an the others gradually shorter to the inner ones — letzteres wäre wie bei der Seeotter, während bei dieser die Zehen der Vorderfüfse äufserst kurz, verwachsen, und mit ganz rudimen- tären Krallen versehen sind. Vom Schwänze sagt Gray: Tail elon- gate, suhcylindrical , with \a fin-Uhe dllatation on each side of the hinder half. Soll mit diesen Worten nur eine behaarte cauda anceps bezeichnet werden, so gilt es auch von der Seeotter, bei welcher der Schwanz in seiner hintern Hälfte scharf zweischneidig ist. Vom Gehisse heifst es: „Schneidezähne ^ — Backenzähne wie bei Lutra? '^ — Vcrf konnte also die Backenzähne nicht untersuchen. 286 gleicht der Fleischzahu im Umrisse dem Ilöckerzaluie des Wechselgebisses von Lufra, aber die dort schneidenden Zacken sind zu stumpfen rundlichen Höckern umgewandelt. Der hin- tere Ilöckerzahn ist stumpf dreieckig, eine genaue Wiederho- lung des stumpf dreihöckerigen Fleischzahnes, nur der innere Ansatz im Umfange gröfser. Es finden sich ^ Lückenzähne, der obere und der erste untere rudimentär. Im bleibenden Gebisse tritt ein zweiwurzliger stumpf konischer Lückenzahn zwischen den vorderen einwurzligen und den Fleischzahn. Letzterer ist ganz dem ersten Höckerzahne des Wechselge- bisses von Lutra ähnlich, nur der Höckeransatz innen melir vortretend, die Zacken der Schneide sind zu Höckern umge- wandelt. Der Zahn erscheint also stumpf dreihöckrig. Dem- nach sind der Fleischzahn des Wechselgebisses und der blei- bende ziemlich ähnlich. Der bleibende Höckerzahn gleicht dem der Lutra, nur ist der der Schneide entsprechende Theil mehr nach hinten gerichtet. Dabei bildet das Cingulum nicht mir hinten, sondern auch vorn an der Innenseite einen wul- stigen Rand um den dritten inneren Hocker, und es tritt auch überdies vorn und hinten, etwa an der Mitte des Zahnes, ein kleiner Höcker hinzu. Wir haben also hier wieder eine ähn- liche Umwandlung wie bei Melogale und den Dachsen, nur dafs die Höckerbildung bei der Seeotter wegen ihrer auf Schal- thiere (Patellen, Muscheln) beschränkten Nahrungsweise aufs Höchste überwiegend geworden ist. Bekanntlich entfernt sich die Seeotter noch durch die Zahl der Vorderzähne f vom Typus; aber im Milchzahngebisse sind -| vorhanden. Wir haben nun noch die zwischenliegenden Familien zu betrachten, durch welche die beiden Extreme der Raubthiere auf der anderen Seite vermittelt werden, die Hyänen, Hunde und Viverren. Nur indem man zu sehr an Einzelheiten fest- hielt, hat man in neuerer Zeit die Hyänen von den Hunden losgetrennt, und zu eng mit den Katzen verbunden. Richtiger verfuhr Linne, indem er die Hyäne gerade zu unter den Hunden als Canis Hyaena aufführte. Die Hyänen sind in Wirklichkeit anomale Hunde, welche sich hinsichtlich ihres Gebisses ähnlich, wie die Ratele zu den Katzen verhalten, d.h. als Uebergangsglieder zu ihnen hinüberführen. Nichts ist wohl verschiedener, als der Habitus der Hyänen und Katzen. Die 287 Scliädelbildiing, . 15. 18) Pallas a. a. O. S. 37. 19) Hcnggcr a. a. O. S. 123 und 125. ' 288 und der obere Höckerzahn im bleibenden Gebisse erleiden. Die Hyänen sind nicht nur entschieden carnivore Thiere, son- dern bilden ein Uebergangsglied zwischen Hunden und Katzen. Es kann also nicht befremden, wenn in ihrem bleibenden Ge- bisse Verhältnisse eintreten, welche es dem der Katzen ähn- licher machen, d. h. wenn es hinsichtlich der Höckerzähne auf der Stufe des Wechselgebisses der Hunde stehen bleibt und seine Vervollkommnung zum Raubthier-Extreme sich, wie bei den Katzen, lediglich auf gröfsere Entwickelung der Lücken- zähne und des Schneidentheiles der Fleischzähne beschränkt. Darauf beruht denn auch alle Verschiedenheit, welche wir zwischen dem bleibenden Gebisse der Hyänen und Hunde ob- walten sehen. Das Wechselgebifs der Hyänen wird hier ge- wifs völlige Aufklärung geben. G. Cuvier bildet QOss. foss. tob. 190. fig. 3.) einen Schädel mit den Wechselzähnen ab, leider aber, ohne sie näher zu beschreiben. Danach sind wie bei den Hunden im Unterkiefer 2 Lückenzähne und der Fleisch- zahn vorhanden, während die Katzen aufser dem Fleischzahne nur einen Lückenzahn besitzen. Im Oberkiefer weicht ferner das Wechselgebifs der Hyänen von dem der Katzen darin ab, dafs der dem Fleischzahne vorangehende Lückenzahn nicht rudimentär und einwurzlig, sondern wie bei den Hunden zwei- wurzlig ist. Cuvier bildet noch gleich hinter dem Eckzahne einen kleinen rudimentären Lückenzahn ab, den ich im Wech- selgebi^se der Hunde nicht finde. Der obere Wechsel-Höcker- zahn erscheint allerdings kleiner, als der des Hundes, da in- dessen der bleibende Höckerzahn der Hyänen mehr mit dem der Hunde, als mit dem der Katzen übereinkommt, so steht zu erwarten, dafs sich auch der ihm vorhergehende Wechsel- zahn vom Typus der Hunde nicht entfernen werde. Im blei- benden Gebisse liefert eben dieser Zahn einen entschiedenen Beweis, dafs die Hyänen nicht zu den Katzen, dagegen aber zu den Hunden gehören. Er ist nämlich wegen des weit nach hinten gerückten Fleischzahnes nur ein rudimentärer Querzahn; aber er ist nicht zwei wurzlig, wie der der Katzen, sondern drei wurzlig, wie bei den Hunden, und wie bei diesen ist seine innere Wurzel bedeutend stark. In Form und Höcker-/ bildung gleicht er, wie nach Obigem zu erwarten steht, dem Höckerzahn des Wechselgebisses der Hunde; nur ist der der 289 Schneide entsprechende Theil mehr nach hinten und innen geschoben, so dafs der vordere Höcker fast zum äufseren, der hintere zum inneren geworden ist. Wie im Wechsel-Höcker- /ahne der Hunde fehlen die beiden Höcker, welche an deren bleibenden Höckerzähnen zwischen der Schneide und dem Höcker des inneren Ansatzes stehen. Wir können also mit Fug und Recht den einzigen queren Höckerzahn der Hyäne für einen verschobenen Milch -Höckerzahn der Hunde erklären, der eben nur durch die Verschiebung seines Schneidentheiles die typisch dreiseitige Gestalt eingebüfst hat. Das übrige Ge- bifs der Hyänen weicht zunächst darin von dem der Hunde ab, dafs am oberen Fleischzahne die vordere Zacke vorhanden ist, welche am Fleischzahne der Hunde fehlt oder nur als Rudiment gefunden wird. Dieser stärkeren Entwickelung der Schneide des Fleischzahnes entspricht auch die stärkere Ent- wickelung der 3Liickenzähne, welche wir bereits im Eingange als Wiederholungen der Schneide des Fleischzahnes erkannt haben. Die beiden hinteren sind dreizackig, haben aber eine ganz stumpfe Schneide. Nach (j. Cuvier hat der C. pictus ganz ähnliche Liickenzähne und so finde ich sie auch bei einem Bullenbeifser. Im Unterkiefer sind auch nur 3 stumpf - dreizackige , sehr kräf- tige Liickenzähne vorhanden. Es fehlt also der vordere ein- wurzlige Lückenzahn der,Hunde, wenn er nicht vielleicht gleich nach dem Zahnwechsel vorhanden ist und nur früh ausfällt. Der untere Fleischzahn zeigt, wenigstens bei Hyaena striata^ ganz den Typus der Hunde. Es ist ein hinterer Höcker- ansatz wie bei den Hunden, nur in geringerem Umfange und eben so auch die hintere Zacke der Schneide vorhanden. Auch nimmt letztere dieselbe Stelle, wie bei den Hunden, ein. In den anderen beiden Arten wird der untere Fleischzahn schon dem der Katzen ähnlicher. Bei H. hrunnea Thunb. (H. villosa Sin^ ist jene innere Zacke freilich vorhanden, aber weniger hervorragend. (Cmv. Oss. foss, 4. edit. 7. p. 319.) Bei den gefleckten Hyänen Südafrika's fehlt sie dagegen gänzlich, auch der hintere Höckeransatz des Zahnes ist hier kaum an- gedeutet. Es besteht also der Zahn bei ihr, wie bei den Katzen, npr aus den beiden, sehr langgezogenen vorderen Zacken der Schneide. Wir trefi"en also hier auf ganz ähn- liche Uebergänge, wie oben bei Galicüs und den Ratelen. 290 Die Beziehung beider zu den Katzeu ist demnach die nandiche, ohne dafs es deshalb einem Systematiker einfidlen darf, die Extreme beider Familien mit den Katzen in eine Gruppe zu- sammen zu werfen. Sowie die Hyänen ein Mittelglied zwisclien Hunden und Katzen bilden, so bildet der langöhrige Fuchs {CauLs mega- lotis Desm, Otocyon caffer Licht Megalotis Lalandii der franz. Schriftsteller) ein Mittelglied zwischen ilnien und den Viverren. Wie jene vom Typus der Hunde in Vermin- derung der Zahl der Höckerzähne abweichen, so dieser, der dem Habitus nach ein kurzschnauziger, langöhriger Fuchs ist, durch abnorme Vermehrung derselben. Dadurch charak- terisirt er sich aber als ein nach der entgegengesetzten Seite abweichendes Glied der Hundefamilie, und es treten bei ihvn alle Modificationen ein, welche wir oben als Eigenthiimlich- keiten jener aberranten Glieder kennen gelernt haben. Das Gebifs der Gattung Otocyon gleicht hinsichtlich der Vorderzähne ziemlich dem der Hunde, nur haben die mittleren eine kürzere Krone, eine einfache, breitere Schneide und schliefsen enger an einander. Der äufsere des Zwischenkie- fers ist kürzer, konisch, doch weniger eckzahnähnlich; der äufsere des Unterkiefers hat denselben Ausschnitt, wie beim Fuchse, nur schwächer. Die Eckzähne sind kürzer und minder gekrümmt als beim Fuchse. Die Zahl der oberen Lückenzähne ist dieselbe, nur sind sie kürzer, weniger zu- sammengedrückt, nähern sich mehr der konischen Form. Der Fleischzahn zeigt dieselben Modificationen, welche wir bei den Omnivoren Gliedern der Marderfamilie kennen lernten. Sein Schneidentheil ist verkürzt, der innere Höckeransatz mehr entwickelt, steht der mittleren Zacke gegenüber, tritt nach innen stark hervor, und trägt einen stumpf konischen Höcker, welcher von der mittleren Zacke der Schneide durch eine kleine dreieckige Grube getrennt ist. Der ganze Zahn hat hiedurch eine dreieckige Gestalt und ähnelt auffallend dem Milch -Höckerzahne der Hunde (s. oben S. 268.) Er steht ungemein weit nach vorn mit seiner vorderen Wurzel gerade unter dem Foramen infraorhitale. Es zeigt denniach die Stelliuig des oberen Fleischzahnes in der Hunde -Familie eine merk- würdige Gradation. Bei den eigentlichen Hunden steht er 291 etwas mehr zurück, so, dafs der Hinterrand seiner hinteren Zacke etwa in die Mitte zwischen dem Foramen iafraor- hitale und dem Ilinterrande des Oberkiefers fällt; btji den Hyänen ist er ganz weit nach hinten gerückt, steht gerade unter dem Vorderendo des Jochbeins. Nacli dieser Stellung des Fleischzahnes richtet sich die Zahl der oberen Höcker- zähne. Bei den Hyänen, wo für sie kein Platz bleibt, fuidet sioh nur ein, noch dazu rudimentärer j querer Höckerzahn, bei den Hunden 2, bei Otocyon sogar 4, von denen die 3 ersten in Gestalt und Höckerbildung mit den Höckerzähnen des Fuchses ziemlich übereinstimmen. Nur ist die schon bei diesem an der vorderen Innenseite des Zahnes bemerkbare Leiste des Cingulwn an den Höckerzähnen von Otocyon mehr entwickelt, so dafs hier das mittlere Höckerpaar von einer halbbogenförmigen wallartigen Leiste und einer zwischen dieser liegenden grabenförmigen Furche umgeben ist. Der hinterste vierte Höckerzahn ist klein, in Gestalt genau dem hinteren Höckerzahne des Unterkiefers der Hunde entsprechend. Die Hauptverschiedenheit im Gebisse des Oberkiefers besteht also in der stärkeren Entwickelung des Höckeransatzes am Fleischzahne und in Vermehrung der oberen Backenzähne um zwei. Im Unterkiefer stimmen wieder die Lückenzähne in Zahl und Form mit denen des Fuchses ziemlich überein; nur sind auch sie kürzer bei gleicher Höhe. Der hinterste Lücken- zahn nähert sich darin dem des Viverren- Gebisses, dafs das CinguUnn an seinem Hinterrande sich stärker absetzt, und durch einen , schon beim Fuchse angedeuteten Einschnitt einen deutlich zweihöckerigen Ansatz gewinnt, welcher beim Fuchse nur im Rudimente vorhanden ist. Joh. Müller ist hiedurch veranlafst ^^), diesen Zahn als den unteren Fleischzahn zu deuten; allein das oben angegebene Kriterium für die Fleisch- zähne, dafs' der obere aufsen vor dem unteren eingreift, so wie dieselbe wenn auch mehr rudimentäre Bildung dieses Zahnes beim Fuchse, sprechen dafür, dafs er der letzte Lücken- zahn ist. Der untere Fleischzahn ist noch mehr verändert, ganz dem der Viverren ähnlich geworden. Der vordere Schnei- dentheil ist dreizackig; aber die hintere ist weit nach innen 20) Müll er 's Archiv. 1836. Jahresbericht S. 50. 292 und vorn gerückt, steht mit der mittleren in gleicher Linie und ist von so bedeutender Gröfse, dafs sie die vordere und mittlere (hier äufsere) Zacke an Höhe übertrifft. Der ganze Schneidentheii ist stumpfzackig. Der hintere Höckeransatz verhältnifsmäfsig kleiner als am Fleischzahne des Fuchses, zeigt nur 2 deutliche Höcker. Auf ihn folgen drei Höcker- zähne. Die beiden ersten entsprechen in ihrer allgemeinen Form dem ersten Höckerzahne der Hunde, nur dafs sie deut- licher vierhöckrig, die Höcker spitzer, und dafs der innere Höcker des vorderen Höckerpaares höher als 4er äufsere ist. Der hinterste Backenzahn entspricht dem hintersten Backen- zahne der Hunde, nur ist er zweihöckrig und das Cin^ulum besonders hinten sehr ausgebildet. Wir ersehen hieraus, dafs sich das Gebifs von Otocyon freilich auf das der Hunde- zurückführen läfst, dafs es aber auch andrerseits viele Eigenthümlichkeiten des Viverren-Ge- bisses an sich trägt. Auch in der Zahl der hinteren Höcker- zähne findet sich insofern eine Analogie, als im Oberkiefer einer mehr vorhanden ist, als im Unterkiefer. Die übrige Uebereinstimmung, welche wir im Gebisse des Otocyon und mancher Viverren antreffen, beruht darauf, dafs bei beiden dieselben Modificationen eintreten, welche wir schon im Ein- gange dieser Abhandlung bei den abweichenden Gliedern der Carnivoren statt linden sahen. Die Aehnlichkeit zwischen dem Gebisse des Otocyon und der Viverren ist mithin eine Aehnlichkeit der Analogie, und nicht auf Stammverwandtschaft gegründet. Die Viverren sind zum Theile abweichende Fleisch- fresser, bei denen jene Modificationen in einem so hohen Grade eintreten, dafs ihr Gebifs in den ganz abweichenden Gattungen dem der typischen Plantigraden ungemein ähnlich wird. Nichts ist daher leichter, als das Gebifs der Hunde (^Canis) und der Hyänen, sofern diese wahre Carnivoren sind, vom Gebisse der Viverren zu unterscheiden; schwieriger aber ist es zwischen letzterem und dem Gebisse des Otocyon einen Unterschied zu finden, weil in diesem das Gebifs der Hunde alle jene Mo.dificationen erlitt, durch welche das der Viverren zu dem der Omnivoren Plantigraden umgebildet wird. Aufser der Form und Höckerbildung der oberen Höckerzähne, welche bei Otocyon^ fast ganz denen der Hunde gleichen, bleibt noch 293 die Zahl der Höckcrzäline, welche bei den Viverreu constaiU ^ ist, während sich bei Otocyon ^ finden. • Leider sind die zahlreichen Gattungen der VivÄrreji-Fa- iriilie, deren namentlich die neueste Zeit so viele herbeigeführt hat, hinsichtlich ihres Gebisses sehr wenig bekannt; wenigstens reichen die vorhandenen Beschreibungen für meinen Zweck nicht aus, und um so weniger als- mir nur die Schädel der älteren Genera, der Viverren, Genetten, Rhyzänen, Man- gusten und des Paradoxiirus zu Gebote standen. Nach den mir bekannten Extremen, der Genetten und Paradoxuren zweifle ich nicht, dafs sich hier ein ähnlicher Parallelismus feststellen wird, wie ich ihn in der Familie der Marder nachgewiesen habe; d.h. dafs es entschieden carnivore Gattungen giebt, wie z. B. die Genetten sintl, und entschieden frugivore (Para- doxurus), und vielleicht noch eine Zwischenreihe zwischen beiden, etwa mit einem Gebisse, wie das der eigentlichen Vi- verren. Vor der Hand mufs ich mich nur darauf beschrän- ken, die Eigenthiimlichkeiten des Viverren-Gebisses»festzusetzen,* so weit sie sich aus den mir bekannten Gattungen entnehmen lassen. — Die hintere Zacke des unteren Fleischzahnes, welche bei den Hunden und den gestreiften Hyänen (Jf. striata und villosa) sehr klein ist und ganz hinten an der Innenseite der mittleren Zacke gelegen ist, finden wir bei iien minder car^ nivoren Viverren weit nach vorn geschoben, ganz innen, in gleicher Linie mit der mittleren Zacke. Sie berührt unmittel- bar die vordere Zacke, welche ebenfalls ganz nach innen ge- schoben, zu einer inneren geworden ist. Es stehen also bei diesen Viverren die Zacken der Schneide im Triangel näm- lich zwei, die vordere und hintere nach innen und nur eine die mittlere Zacke der Schneide nach aufsen. Dasselbe fanden wir auch bei Otocyon; es ist eine Annäherung an eine bei mehreren Plantigraden statt findende Bildung. Im Wechsel- gebisse der Viverren ist dies weniger der Fall. Die innere Zacke steht hier etwas hinter der Mitte der mittleren, und demnach weit von der vorderen, die weniger nach innen ge- ' schoben ist, entfernt. Es ist also dies eine zum plantigraden Typus führende Umwandlung, welche erst im bleibenden Gebisse eintritt und auch bei den typisch-carnivoren Genetten nicht in dem Grade vorkommt. Die hintere- Zacke ist bei diesen minder 2M nach vorn geschoben, steht etwa so, wie am Milch -Fleisch- zahne der Hunde, d. h. etwas hinter der Mitte der mittleren Zacke. Auch ist die vordere Zacke bei ihnen weniger nach innen gedrängt, sondern kehrt nnr ihre scharfe Schneide schräg nach innen. Der hintere Höckeransatz des unteren Fleischzahnes ist nur gering; gröfser im Verhältnifs zum Schneidentheile bei den minder carnivoren Gattungen. Eine zweite wesentliche Eigenthümlichkeit der mir bekannten Vi- verren ist, dafs sich in ihrem unteren Höckerzahne nicht wie in den Familien der Marder, Hunde, der hintere Ansatz in vergröfsertem Maafsstabe und mit gröfserer Entwickelung sei- ner Höcker wiederholt, sondern, wie bei den bärenartigen Raubthieren, der ganze Fleischzahn. Dies gilt selbst von den carnivoren Genetten. Auch hier ist der ganze Fleichzahn im Höckerzahne wiederholt, nur verkürzt. Dieselbe an die Plantigra- den mahnende Erscheinung trafen wir auch bei Otocyon. Daher auch an seinen unteren Höckerzähnen die vorderen Höcker ^spitziger sind, und der innere des vorderen Paares, als der inneren Schneiden-Zacke des Fleischzahnes entsprechend, höher erscheint als der äufsere (S. oben S. 292.) Bei dieser Aehn- lickkeit des unteren Fleischzahnes und des ihm folgenden Höckerzahnes kann man bei den Viverren leicht irre werden, ob der erstere wirklich als Fleischzahn anzusprechen ist, um so mehr als der ihm vorhergehende Lückenzahn zuweilen eben so viel oder mehr Aehnlichkeit mit einem Fleischzahne zeigt. Das oben angegebene Kriterium und die Vergleichung des Wechselgebisses beweisen die Richtigkeit der gewöluüiclien Deutung. Aber man könnte sagen, dafs bei den Viverren der hinterste Lückenzahn fleischzahn-ähnlich geworden ist, und selbst bei einigen z. B. den Genetten, bei der schrägen Stel- lung seiner scharfen Schneide wirklich als solcher fungiren mag. Es besitzt dieser Lückenzahn oder vordere Fleischzahn bald alle 3 Zacken (Genetten), bald nur die mittlere und hin- tere Zacke, und zwar stehen, wie an dem letzten Lücken- zahne andrer Carnivoren, alle beide oder alle 3 Zacken inu gerader Linie hinter einander. Aufserdem hat dieser Zahn ' auch wie der Fleischzahn einen hinteren Höckeransatz von verschiedenem Umfange. Wer nur das Gebifs von Rhyzaena betrachtet, wird zweifeln, ob er au diesem Zahne wirklich 295 die genannten Zacken vor sich liabe, oder ob nicht die hin- tere Zacke dem ebenfalls spitzigen vorderen Höcker am An- sätze des Fleischzahnes entspreche. Die Vergleiclmng von Fiverra und den Genetten, wo der laeischzahn-ähnliche Liicken- zahn dreizackig ist und insbesondere das Wechselgebifs beider bestätigt das oben gesagte. Der Lückenzalin des Wechselge- bisses ist nämlich dem Wechsel-Fleischzahne in seinem Höcker- ansatze fast völlig ähnlich, in der Schneide aber insofern un- ähnlicl^ als deren Zacken an ihm in gleicher Linie hinter einander stehen, im Fleischzahne aber die vordere und hintere, wie selbst bei den typischen Carnivoren etwas, wenn auch weniger als am bleibenden, nach innen geschoben sind. Dafs derselbe Zahn im bleibenden Gebisse weniger Aehnlichkeit mit dem Fleischzahne zeigt, liegt darin, dafs am letztern die Zacken der Schneide so bedeutend verschoben sind. Auch im Ober- kiefer zeigt der letzte Lückenzahn einen, wiewohl kleinen Ansatz an der Innenseite der langen (mittleren) Zacke, auf welche er meist allein reducirt ist, nur bei Paradoxurus vermisse ich ihn, doch wird seine Stelle durch eine an der Innenseite herabsteigende scharfe Kante vertreten. Die Bil- dung des oberen Fleischzahnes ist in den verschiedenen Gat- tungen sehr verschieden und wird wieder ein gutes Kriterium für die typisch -carnivoren und abweichenden Genera geben daher die Beschreiber auf seine Stellung im Kiefer, ob er ganz vorn oder weit zurückgeschoben, auf die relative Länge und Schärfe seiner Schneide, auf die Stellung und Bildung seines Höckeransatzes, u. s. w. genau Rücksicht zu nehmen haben. Das Gebifs der Genetten zeigt den Typus der eigentlich carnivoren Viverren, nämlich sehr comprirairte scharfschneidige Lückenzähne in beiden Kiefern, im Oberkiefer einen Fleisch- zahn, dessen Schneide sehr laugstreckig , dreizackig und sehr scharf, besonders in ihrem hinteren Theile ist. Sein innerer Höckeransatz, wenn auch vom mittleren Theile des Zahnes ausgehend und grofs, reicht ganz nach vorn, ist stark zusam- mengedrückt und scharf schneidend. Bei den Viverren {s. str,} sind die Lückenzähne stumpf, nicht zusammengedrückt, die Schneide des Fleischzahnes ist noch freilich langstreckig, aber stumpfer, der inunre Ansatz ist ein grofser schräg nach vorn geschobener, stumpfer Höcker. Bei li/iyzaena sind die Lücken- 296 zahne stumpf konisch Junten schneidend. Die Schneide des oberen Fleischzahnes ist freilich dreizackig, aber stumpf und sehr verkürzt, und der in eine stumpfe Zacke sich erhebende grofse innere Höcker steht der mittleren Zacke gegenüber, so dafs der Fleischzahn ziemlich denselben Umrifs wie die ihm folgenden Höckerzähne hat. Sämmtlich Eigenschaften, welche wir schon früher als den abweichenden Carnivoren eigen ken- nen gelernt haben. In RJiyzaena sehe ich ein Uebergangs- glied zu den Insertivoren , da der hintere Ansatz des unteren Fleischzahnes und der folgende Höckerzahn lange, ziemlich spitzkonische Höcker zeigen, wie wir sie sonst bei den Insecti- Yoren antreflfen. Andrerseits bilden die Viverren raiit mehr stümpf- hÖckrigenßackenzähnen(F^ii;err« und besonders Paradoxurus} üebergangsglieder zu den bärenartigen Omnivoren. Bei Fara- doxurus tritt die Höckerbildung an Fleisch- und Höckerzähnen am entschiedensten auf und zwar mit denselben Erscheinun- gen, welche wir bereits in der Familie der Marder kennen gelernt haben. Am Fleischzahne des Oberkiefers stumpfen sich die Zacken der Schneide zu rundlichen Höckern ab, durch Verdickung des Cingulum gewinnt der Zahn am Umfang ; und es werden auch auf diese Weise die auf ihn folgenden Höcker- zähne im Umfange vergröfsert. Am unteren Fleischzahne sind die Zacken der Schneide ganz abgekürzt und abgestumpft, so dafs, wie bei den bärenartigen Thieren, aller Unterschied zwi- schen dem vorderen der Schneide entsprechenden Theile und dem Höckeransatze aufgehoben ist. Auch am letzten Lücken- zahn, der bei den Viverren schon im Wechselgebisse fleisch- zahn-ähnlich auftritt, sind die Zacken der Schneide abgekürzt und abgestumpft, so dafs in ihm ein wahrer Höckerzahn mehr gewonnen ist. Bei Farädoxurus ist auch der obere Fleischzahn am meisten nach vorn gerückt, indem seine vor- dere Zacke sich gerade unter dem Foramen infraorhitale findet, dagegen ist er bei den Genetten mehr nach hinten geschoben, steht in der Mitte zwischen dem Foramen infraorhitale und dem Hin- terrande des Processus zygomaticus. Erst wenn die Beschreiber auf alle diese Verschiedenheiten gehörig Rücksicht genommen haben, wird man im Stande sein, die natürlichen Beziehungen der Viverren festzustellen. Soviel geht indessen schon aus dem Gesag- ten hervor, dafs man hier ganz ähnliche Gradationen wie in der Marderfamilie antriift. — üeher die Bildung der faserfÖriuigeii Zellen (Faser -Zellen) oder Baströhren der Pflanzen von J. M e y e D. Als im vergangenen Winter Herr Professor Mitscherlich und ich eine Reihe von Untersuchungen über die chemische ZusammensetzAing verschiedener vegetabilischer Stoffe anstellten, ergab sich die auffallende Erscheinung, dafs die gereinigten Flachsfasern, so wie auch alte Leinen, wenn sie in Salzsäure gekocht wurden, mehr oder weniger plötzlich ' in sehr kleine glänzende Theilchen zerfielen, welche sich in der Flüssigkeit bald zu Boden setzten. Die mikroskopische Untersuchung zeigte", dafs diese Theilchen ziemlich von gleicher Länge wa- ren, und durch ein sehr regelmäfsiges Zerfallen der Flachs- fasern gebildet, so dafs jedes Theilchen in einem kleinen Ende der 'cylindrischen oder prismatischen Röhre der Flachsfaser bestand. Zuweilen waren einzelne Stücke bedeutend länger, dann aber konnte man mehr oder weniger deutlich sehen, dafs auch diese noch aus mehreren kleinen zusammengesetzt waren, welche den vorigen in der Länge glichen; zuweilen waren aber auch die einzelnen Schichten der dicken Membran, woraus die Flachsfaser zusammengesetzt ist, durch den Ein- flufs der kochenden Salzsäure von einander getrennt. Die Untersuchung eines feinen, ungeleimten Leinen -Pa-^ pier's, welches durch anhaltendes Kochen im Wasser zu einer gleichmäfsigen Masse aufgelöst war, zeigte ebenfalls eine viel- fache Theilung der einzelnen Flachsfasern in kleinere Theil- chen und deren Wände in einzelne Schichten, jedoch war diese Zertheilung, worauf offenbar die Papier- Fabrikation be- ruht, noch lange nicht mit jener vollkommenen, fast ganz IV. Jahrg. 2. Band. 20 298 regelmäfsigen Zertheilung durch den Einflufs der kochenden Salzsäure zu vergleichen. Die spätere Untersuchung über die Entvvickelung der Knospen lehrte mich, dafs diejenige Zellenschicht, welche sich später zu Baströhren irnd zu sogenannten Holzfasern ausbildet, und sich als eine ungefärbte Zone, unmittelbar über dem Mark- hügel bis zum Kerne oder dem Keime der Knospe hinzieht, aus äufserst zarten, etwas langgezogenen, prismatischen, mei- stens 4-, 5- oder 6seitigen Parenchym- Zellen besteht, welche mit ihren Enden genau über einander stehen und sich allmälig durch Resorption ihrer Scheidewände in die langen Faser- Zellen oder Baströhren umwandeln. Jene regelmäfsig abge- stutzten cylindrischen Röhrchen, in welche die Flachsfasern durch Kochen in Salzsäure zerfallen, haben auch fast genau dieselbe Länge, welche diesen zarten Parenchym- Zellen in ihrem ausgebildeten Zustande zukommen, und dafs auch diese aus den zarten Zellen der Marksubstanz durch allmälige Deh^ nung entstehen, läfst sich an den terminalen Knospen der Rofskastanie und der Esche sehr wohl beobachten. Mit der Resorption der Scheidewände jener Zellen, verwachsen die auf einander stehenden Ränder so innig, dafs man ihre Ver- einigung noch nicht bemerkt hat, und die dadurch entstandene Röhre bildet die erste oder ursprüngliche Schicht der Membran der Faser -Zellen, deren Verdickung später durch Anlagerung •neuer Schichten auf der inneren Fläche wie gewöhnlich erfolgt. Diese kurzen Mittheilungen bringe ich zur öflfentlichen Kuade, weil sie für die Erklärung über die Entstehung der Muskel- und Nervenfaser der Thiere Andeutungen geben kön- nen , wobei ich eine genaue Beachtung der spiralen Bildungen empfehle, welche die Muskelfasern oftmals eben so deutlich, als die Baströhren zeigen ; auch scheint es mir, dafs die Mem- bran der Muskelfasern der Fische verschiedene Schichten wahr- nehmen läfst. lieber die weiblichen Geschlechts -Werkzeuge des Aales {Anguüla ßuviaiilis) von Heinrich Rathke. Ochon in meinen Beiträgen zur Geschichte der Thierwelt (Abthoilniig III. Halle 1824) hatte ich mehrere Bemerkungen über die weiblichen Geschlechts-Werkzeuge des Aales gegeben. Ihre Richtigkeit wurde durch die Untersuchungen, die ich über diesen Gegenstand wiederum im vorigen Herbste und jetzigen Frühling anstellte, völlig bestätigt. Zugleich aber machte ich noch einige Wahrnehmungen, durch die ich in den Stand gesetzt bin, jenen Mittheilungen jetzt einen weitern Umfang geben zu können. — Ueber die männlichen Geschlechtstheile des Aales hoffe ich nächstens einmal ein Näheres angeben zn können. Die Weibchen des in Rede .stehenden Fisches besitzen zweiEierstqcke, die nicht, wie bei den meisten Grätenfischen, eben so viele häutige Säcke, sondern vielmehr, wie bei den Lachsen und Stören, zwei Platten darstellen. Doch unter- scheiden sie sich in der Form von diesen dadurch, dafs sie im Vergleich zu ihrer Länge sehr dünn sind, und nicht eine Menge von Blättern auf der einen Fläche gewahr werden lassen, sondern wie eine Manschette oder Halskrause der Quere nach gefaltet sind. Sie stellen nämlich zwei lange, schmale, und in sehr viele Falten gebrochene Bänder dar, die gegen ihre Enden schmäler auslaufen, und von dem vordem Ende der Rumpfhöhle bis eine geraume Strecke über den After in den Schwanz, so weit als jene Höhle sich in den Schwanz erstreckt, hineinreichen. Ihr einer Rand ist durch eine schmale Falte des Bauchfelles an die Rückenwand des Leibes und zum 20* 300 Theil auch an die Schwimmblase angeheftet, ihr anderer Rand ist nach unten gege^i die Bauchwand gekehrt. Ihre Farbe ist meistens ein blendendes Weifs und rührt von dem vielen flüs- sigen Fette lier, das in den Eierstöcken vorkömmt, innerhalb des zellstoffigen Gewebes derselben in lauter sehr kleinen, doch verschiedentlich grofsen kugelrunden, und unter dem Mikroskope durchsichtigen Tropfen abgelagert ist, und inso- fern für den Aal eine merkwürdige Eigenthümlichkeit ausmacht, als in den Eierstöcken anderer Fische, so weit meine Erfah- rungen reichen, kein Fett besonders ausgeschieden vorkommt. Auch die Eier, die zwischen diesen Fettkügelchen zerstreut liegen und in unzählbarer Menge vorkommen, fand ich zu jeder Jahreszeit, obgleich von verschiedenem, so doch sämmt- lich nur von sehr geringem Umfange. Die gröfsern, die ich jetzt im Mai und Juni gemessen habe, hatten einen Durch- messer von ungefähr -^ Linie. Die kleinern sind im frischen Zustande ganz durchsichtig und farblos, und lassen deutlich ein Purkinjesches Bläschen in ihrem Innern erkennen: die gröfsern aber sind weniger durchsichtig, und haben eine schwach weifsliche Farbe, weil ihr Dotter mehr oder weniger reich an äufserst kleinen Eiweifskörnern und Fettkügelchen ist. Ganz undurchsichtig werden die Eier, wenn sie mehrere Stun- den im Wasser gelegen haben, weil dann ihr Inhalt gerinnt. Von Eierleitern kommt keine Spur vor. Dieserhalb und weil die Eierstöcke nicht hohl sind, unterliegt es keinem Zweifel, dafs die Eier, wenn sie sich von ihrer Bildungsstätte ablösen, in den freien Raum der Bauchhöhle fallen, wie es auch bei den Lachsen, den Stören und Petromyzen der Fall ist. ' Nun fragt es sich aber, auf welchem Wege entweder sie selber, oder die Jungen, die sich etwa im Mutterleibe ent- wickelten, endlich aus der Bauchhöhle in's Freie gelangen? Mehrmals habe ich nach einem solchen Wege ganz vergeblich gesucht, obgleich ich ihn der Analogie nach da vermuthete, wo er wirklich vorhanden ist. Endlich wurde ich in jeder Seitenhälfte neben der Stelle, wo sich der Darm und die mit der obern Seite desselben dicht verwachsene, mäfsig grofse, und dünnhäutige Harnblase durch die Bauchwandung der Rumpfliöhle wenden wollen, auf der Grenze zwischen jenen Organen an der Innern Seite der Bauchwandung eine äufserst 301 kleine und mir wenig tiefe Grube gewahr. Aber der Versuch mittelst einer Scliweinsborste oder feinen Sonde durch sie nach aufsen hindurchzudringen, schlug bei dem Aale, den ich unter Händen hatte, an dem ersten Tage nach seinem Tode fehl. Am folgenden Tage jedoch, als die Todtenstarre ver- schwunden war, vernioclite ich mittelst zweier Pinzetten die Grube zu erweitern, und dann auch eine sehr dünne Sonde durch sie nach aulsen hindurchzuschieben. Dasselbe geschah späterhin auch bei andern Exemplaren, wenn erst die Todten- starre vorübergegangen war. Es besitzt also der Aal zwei besondere, aber äufserst enge Oeffnungen in der Bauchwan- dung, durch welche man aus der Bauchhöhle nach aufsen ge- langen kann. Eigentlich sind dieselben zwei kurze trichter- förmige Kanäle, die nach aufsen und unten convergiren, und sich in geringer Entfernung hinter dem After, der gleichfalls nur sehr klein ist, in einer geringen Vertiefung der Hautbe- deckung endigen, in welcher Vertiefung auch die Harnwerk- zeuge ihren Ausgang haben. Wegen ihrer grofsen Enge ver- hindern sie, dafs von aufsen Wasser in die Bauchhöhle eindringen kann. Vermuthlich aber erweitern sie sich, wenn die Erzeug- nisse der Eierstöcke aus dem Leibe herausgeschafft werden sollen. Jedoch kann diese Erweiterung wohl schwerlieh eini- germafsen bedeutend sein. Und deshalb glaube ich denn, dafs durch jene Oeffnungen zwar die äufserst kleinen Eier einen Ausweg finden können, nidit jedoch die Jungen, wenn diese schon innerhalb der Bauchhöhle sich gebildet und sich einige Zeit aufserhalb ihrer Eier entwickelt hätten. Aufserdem spricht gegen das angebliche Lebendiggebären der Aale der Umstand, dafs wenn aus der so höchst bedeutend grofsen Anzahl der Eier beider Ovarien die Jungen schon innerhalb des Mutter- leibes auskröchen, sie durch ihre Bewegungen vermuthlich einen so grofsen Reiz auf die Eingeweide der Rumpfhöhle ausüben würden, dafs dadurch für diese ein erheblicher Nach- theil erwachsen würde. Ich halte demnach dafür, dafs der Aal ein eierlegendes Thier ist. Helmintliologische Beiträge. Vierter Beitrag. lieber geschlechtslose Neniatoideeii von Dr. Carl Theodor von Siebold in Danzig. JUie Klasse der Helminthen enthält so verschieden organisirte Thiere, dafs es noch immer schwer wird, sie durch einen allgemeinen Charakter zu bezeichnen; nicht einmal das Kenn- zeichen, dafs sie im Inneren anderer Thiere entstehen und fortleben, pafst zuf alle Helminthen, seitdem man die Ati- guillula fluviatilis, deren innere Organisation ganz mit der mancher Nematoideen übereinstimmt, nothvvendiger Weise den Helminthen beizählen mufs. Aus diesem Grunde bezeichnet man auch diese ganze merkwürdige Thierklasse besser mit dem Namen Helminthen als mit dem freilich älteren Namen Entozoen, welcher letztere Namen schon deshalb nicht gut pafst, weil auch mehrere Infusorien als Binnenwürmer vor- kommen *). Wenn einige Naturforscher sich zu der Meinung hinneigen, dafs der Gordius aquaticus ebenfalls mit den Ne- matoideen verwandt wäre, so kann ich versichern, dafs er weder hieher noch zu den Annulaten gehört ^) Auch die Sper- matozoon schliefse ich von den Helminthen aus, so sehr auch 1) Wiegmann's Archiv. I.Jahrgang. S. 73. 2) In den meisten Handbüchern der Naturgeschichte wird ge- wöhnlich vom Gordius behauptet, dafs er nur von den Nematoideen durch seine Lebensweise verschieden wäre, und Burmeister (in seinem Handbuche der Naturgeschichte. 1837. S. 535.) sagt sogar ausdrücklich: ,,Gordius ganz wie Filaria." Ich habe diesen räthsel- haften Wurm schon oft so genau als möglich zergliedert, und seinen einige Naturforscher <1artiach strelieii, ihnen als organisirtft Binnenuiirmer einen IMatz in der Reihe der Helininthen zu verschaffen. Ich fürchte, man setzt, weil bei den Infnsorien eine innere Organisation gefunden wurde, eine solche auch bei den Spcrniatozoen voraus, oluie eine solche Annahme reclitfertigen zu können; mir hat es wenigstens nie gelingen wollen, sowohl an den Spermatozoen der wirbellosen Thiere, als an solchen der Wirbelthiere und des Mehschen irgend ein Organ zu entdecken, was mit einem Saugnapfe, einem Munde oder eiiiem Magen zu vergleichen* gewes^h Wäre, ^iindltliU stimme überhaupt Herrn Rudolph Wagner bei," welcher den Satz aufstellt^): „Die Saamenthiercheh sind eben so wesent- liche Elemente des Saame^ns, ' Wie die Blutkörperchen des Bluts, beide Begriffe bedingen in beiden Fällen einander." Sollte ich Charaktere angeben, welche allen erwachsenen Helminthen gemein sind, so wären es Mut- fxiigeitde zwei nega- tive Kennzeichen: 1) kein Helminthe ' besitzt- äufsere Flimmer- organe, 2) bei allen Helminthen fehlen den primitiven Mus- kelbündeln die bekannten Querstreifeu *). Blickt man auf die OJl,. inneren Bau 30 .einzig in seiner Art gefunden, df^f^ pr^mir nach sei- ner Zergliederung fast noch räthselhafter erscheint als vorher. Nur soviel sah ich ein, dafs sein Bau von dem der Nematoideen ganz aufserordentlich abweicht. Ich konnte unter anderen an deni Öor- dius aquaticus weder Maul noch After deutlich eirkennenv auch war ich immer unschlüssig, welches von seinen inneren Organen ich für den Verdauungsapparat nehmen sollte, Athmungsorgane, Blutgefafse und Nervensystem fielen nirgends in die Augen, dagegen fand ich immer ein sehr zusammengesetztes Hautsystem, einen deutlichen Muskelapparat, dessen Muskelbündel keine Querstreifen besitzen, und sehr ausgebildete Geschlechtsorgane mit Eiern und Spermatozoen vor. Die Geschlechtsöffnung ist bisher immer für den After gehalten worden; überdem habe ich einige Individuen immer nur. mit männ- lichen, andere Individuen dagegen nur mit weiblichen Geschlechts- Werkzeugen begabt gesehen; man kann das Geschlecht dieses Gordius sehr leicht an der Gestalt des Schwanzendes erkennen, die Männchen haben eiiien gabelförmig gespaltenen Schwanz, wogegen das Hinter- ende des Weibchens etwas angeschwollen und sehr stumpf abgerundet ist. Die Männchen scheinen häufiger zu sein als die Weibchen. 3) Fragmente zur Physiologie der Zeugung. S. 30. thcsis 8. 4) Dafs die Helminthen ungestreifte Muskelbündel besitzen, wurde bereits von Rudolph AVagner beobachtet. (Müller's Archiv. 1835. S. 319.) 304 Entwicklungs - Geschichte der Helminthen, so läfst sich hier- über eben so wenig etwas Allgemeines hervorheben, um es als Charakterzeichen dieser Thierklasse hinstellen zu können, denn man trifft hier Fortpflanzung durch Eier, durch Keimkörner und durcli Sprossen an ^). In Bezug auf die Einth eilung der Klasse selbst behalten die von Rudolph i aufgestellten Ordnungen immer noch den Vorzug. Man kann alle bis jetzt aufgefundenen Helminthen ganz bequem in eine dieser fünf Ordnungen unterbringen, ohne das Bedürfnifs zu fühlen, eine neue Ordnung hinzuzu- fügen, nur müfsten die einzelnen Ordnungen noch etwas all- gemeiner, etwa auf folgende Weise, charakterisirt werden. I. Ordnung. Nematoidea, Thiere mit Mund und After und getrennten Geschlechtsorganen. II. Ordnung. AcantJiocephala, Thiere ohne Mund und After, mit getrennten Geschlechtsorganen. lU. Ordnung. Trematodaj Thiere, welche immer ein Maul haben und Hermaphroditen sind. IV. Ordnung. Cestoidea, Thiere ohne Mund und After, welche Hermaphroditen sind. a. Die Geschlechtstheile sind einfach vorhanden. (^Caiyo- phyllaeus). b. Die öeschlechtstheile sind vielfach wiederholt vorhanden. of. Mit unvollkommener Gliederung des Leibes. {Ligula. Triaenophorus. BothrioCephalus punc- latus.') ß. Mit vollkommener Gliederung des Leibes. (BotJiriocephalus. Taenia.) V. Ordnung. Cystica, Thiere, welche weder Mund und After noch Geschlechtsorgane besitzen. Ob die Gattung Pentastoma zur Aufstellung einer neuen sechsten Ordnung, wie sie Diesing unter dem Namen ^c«n- thotheca vorgeschlagen hat ''), berechtigt, will ich noch da- hingestellt sein lassen, bis die Entwicklungs- Geschichte der hiehergehörigen Thiere genauer bekannt sein wird. Wer wird 5) Ich verweise hier auf meinen Beitrag zur TEntwickelungs- Geschichte der Helminthen in ßurdach's Physiologie. 2te Aufl. B. IL 1837. S. 183. ' 6) Annalen desWiener Museums d. Naturgeschichte. B.I. Abth.l.S.15. 305 nicht bei dem Anblick der von Leon Dufoiir abgebildeten SphacnilariaBomhi '^) stutzen und überlegen, in welche der fünf Ordnungen der lielniinthen dieser Binnenvvurm wohl passen könnte? Ich bin so glücklich gewesen, diesen Wurm in der Leibesliöhle des Bomhiis terrestris, muscorum nnd sylvarwn mit ausgebildeten Jungen anzntreffen, und habe aus der Ge- stalt und Entwicklungsweise der letzteren ersehen, dafs sich dieser Schmarotzer nirgends besser als bei den Nematoideen unterbringen läfst. Aufserdem stimmt der Bau der weiblichen Geschlechtstheile von Sphaerularia Bomhi ganz mit dem von Filaria überein, dagegen bietet das übrige Verhalten des Wurms noch gar manches Eigenthümliche dar; es weicht sein Verdauungsapparat auf merkwürdige Weise von dem der Ne- matoideen ab, auch konnte ich an keinem Individiujm, welches sämmtlich Weibchen waren, irgend eine Spur von Bewegung bemerken, w^enn ich dasselbe auch noch so frisch untersuchte, wogegen seine Brut sich lebhaft hin und her schlängelte. Es tritt bei diesem Thiere wieder der interessante Fall ein, dafs die Jungen dem erwachsenen Thiere gänzlich unähnlich sind, ihre Hautoberfläche ist nämlich ganz glatt, während die des Mutterthiers dicht mit blasenförmigen Erhabenheiten besetzt ist, welches letztere übrigens einen sehr artigen Anblick gewährt. Ich gestehe übrigens, dafs man mit der eben gegebenen Charakterisiröng der fünf Helminthen -Ordnungen noch nicht zufrieden sein kann, und mache mir selbst den Einwand, dafs die I. und II. Ordnung Gattungen enthalten, welche geschlechts- los sind ®), die Verhältnisse des Mundes und Afters dürften sie indessen hinreichend von den übrigen Ordnungen unter- scheiden. Zwei solcher geschlechtslosen Nematoideen wird man durch nachfolgende Beschreibung näher kennen lernen. 1. Filaria piscium, Rud. Mit diesem Namen hatRudolphi ^) vielerlei unter sich sehr verschiedene Rundwürmer bezeichnet, welche in den verschie- 7) Annales des sciences naturelles. 1837. pag, 9. PI. I. F/g: 3. 8) Zu den geschlechtslosen Trematoden rechne ich die Gattung Diplostomnm, Cercaria, ferner Distomum duplicatum und Bucephalus polymorphus. 9) Synopsis entozoorum. pag. 10. und pag. 218. 306 densten Organen von Seefischen vorkommen. Einer dieser Würmer findet sich ungemein häufig in der Leber des Dor- sches (fiadus Callarias), eines der gemeinsten Seefische der Ostsee, auch in der Leber des Cottus Scovpio habe ich ihn angetroffen. Dieser Schmarotzer erreicht gewöhnlich die Gröfse von 8 bis 10 Lin, rhl. Länge und wird dann auch \ Lin, dick, man findet ihn aber oft weit unter dieser Gröfse. Bei kei- nem Individuum, weder bei den gröfsten noch bei 'den klein- sten, fand ich eine Verschiedenheit in der inneren Organisation. Jeder Wurm steckt in einem langen, dünnhäutigen und röh- renförmigen Schlauche, welcher an beiden Enden blind ge- schlossen ist. Niemals sieht man zwei oder mehrere Würmer in einem gemeinschaftlichen Schlauche eingeschlossen, wohl aber traf ich schon mehrmals diesen Wurm frei in der Bauch- höhle der genannten Seefische an. Diese Schläuche bilden immer sehr unregelmäfsige Windungen. Sie liegen entweder in der Lebersubstauz tief vergraben oder ragen mit dem einen oder anderen Ende aus ihr hervor; nicht selten sind beide Enden in der Leber verborgen, und ihr mittlerer Theil hängt wie eine Schlinge oder Schleife von der Oberfläche der Leber herab. Immer sind diese Hervorragungen der Schläuche vom peritonaeum eingehüllt und es haben die Schlingen zu- weilen ein förmliches mesenteriuin zwischen sich. Am häu- figsten erblickt man einzelne bald gröfsere bald kleinere Win- dungen der in der Leber versteckten Schläuche dicht unter dem peritonaeum sich hinziehen, ohne dafs sie über die Ober- fläche desselben hervortreten. Die Schläuche sind immer länger, wie die in ihnen enthaltenen Würmer, auch lassen sie densel- ben in llücksicht ihrer Weite nur sehr wenig Raum, zur Be- wegung übrig; da die Schläuche entweder mit der Leber oder deren peritonaemn fest verbunden sind, so sind die Schma- rotzer bei ihren beschränkten Bewegungen nicht im Stande, ihre Behälter mit zu bewegen. Gewöhnlich ragt der Schlauch eines solchen Wurms über dessen oberes und unteres Ende weit hinaus, der von dem Wurm nicht ausgefüllte Theil ist dann meistens enger als der Quer -Durchmesser des Wurms, und oft unregelmäfsig gestaltet, indem einzelne Stellen sack- förmig erweitert, andere Stellen dagegen zu blinddarmartigen Fortsätzen ausgestülpt sind, wodurch dieser Theil eines Schlau- 307 chßs zuweilen ein ästiges Ansehen erhält. Diese Verästelung, des Schlauches trifift mau am häufigsten in deuijeuigeu Ende desselben an, nach welchem das Kopfende des Wurms hinge- richtet ist; hier ist auch die Hülle am zartesten und aufser- ordeutlich leicht verletzbar, dalier ich glaube, dafs diejenigen Würmer, welche man frei in der Bauchhöhle der Fische vor- findet, an dieser Stelle aus ihrem Behälter hervorgebrochen sind. Das Hinterende der Schläuche ist immer deutlich an einer kolbenförmigen Erweiterung zu erkennen. Die Länge der Schläuche ist verschieden, die Röhren der gröfseren Wür- mer betragen zuweilen 13 Lin. an Länge und ^ Lin. an Dicke. Es fallen zuweilen an den Wänden der Scldäuche blasenför- mige Anschwellungen auf, welche ganz das Ansehen darbieten, als wenn die beiden Lamellen, aus welchen die Schläuche zu bestehen scheinen, in Blasenform von einander gewichen wären. Aufser dem Schmarotzerwurme enthalten die Schläuche immer viele krüniliche blasige Massen von blafsgelber Farbe, welche bald mehr eine zähe wachsartige , bald mehr eine ölartige Be- schaffenheit haben. Aus ihren Behältern hervorgezogen bewegen sich die Würmer zwar etwas stärker, aber nicht lebhafter, sie können über acht Tage lang in gewöhnlichem Brunnenwasser fort- leben, ohne zu platzen; sie liegen im Wasser häufig ganz bewe- gungslos da, und äufeern dann nur nach einer Berührung ihr noch vorhandenes Leben durch sehr träges Winden. Die Ge- stalt dieser Rundwürmer ist im Verhältnifs zu ihrer Länge gedrungen, die jüngeren Individuen dagegen besitzen eine etwas schlankere Form. Beide Enden der Würmer sind ver- schmächtigt, immer ist aber das Kopfende dünner als das Schwanzende, welches letztere bei allen Individuen hinter dem Afterwulste in eine kurze Spitze ausläuft. Die Farbe der Würmer ist schmutzig gelbroth; einige Abweichungen von dieser Farbe werden immer durch den Darm bedingt, dessen vordere Hälfte bald graugelb bald graugrün und hintere Hälfte dagegen grauroth aus dem Leibe hervorschimmert. Die Leibeshöhle dieser Schmarotzer wird von ziemlich dicken W^änden umschlossen, welche aus einer derben Cutis und sehr deutlichen Längs- und Quermuskeln bestehen. Die Cutis scheint aus Epidermis und Corium zusammengesetzt zu 308 sein, wie dies bei den meisten Nematoideen der Fall ist, nur konnte ich mich hier nicht bestimmt davon überzeugen, iudem auf der Oberfläche der Haut nur sehr undeutliche Querrun- zeln zu erkennen waren, und nirgends die Epidermis vom Corium abstand. Der Mund hat die bekannte dreieckige Form. Die Erhabenheiten, welche den Mund umgeben werden sich, wenn ich erst von dem Oesophagus gesprochen liaben werde, anschaulicher beschreiben lassen. Der Muskelapparat ist wie bei den meisten Nematoideen beschaffen, und kann daher übergangen werden. Die eigen- thümlichen birnförmigen Blasen, welche bei Ascaris Iwnbri- coides auf der inneren Fläche der Leibeshöhle festsitzen, und welche vielen anderen Nematoideen fehlen, vermifste ich auch hier. Durch die ganze Länge der Leibeshöhle laufen zwei eigenthümliche bandförmige Stränge herab, welche wir bei den meisten Rundwürmern antreffen. Sie liegen einander ge- genüber, stehen mit der Cutis in unmittelbarer Verbindung und geben einen weifsen opalisirenden Glanz von sich. Beide Bänder, auf deren innerer freien Fläche eine Rinne von oben nach unten mitten herabläuft, haben sich gleichsam fest zwi- schen die Längsmuskeln hineingedrängt und lassen nirgends Quermuskeln über sich hinweggehen. Theilt man einen Wurm in verschiedene ringförmige Querabschnitte und sieht man in das Lumen dieser Ringe hinein, so erkennt man sogleich, dafs die beiden Bänder da, wo sie der Cutis aufsitzen, schmäler und an ihrer freien Fläche, welche über die Muskelschicht hervorragt, breiter sind. Auf der äufseren Oberfläche der Würmer sind die Stellen der Cutis, gegen welche die beiden Bänder anliegen, durch eine herablaufende erhabene Linie oder Naht angedeutet. An jedem ringförmigen Abschnitte der Wür- mer dringen die beiden Bänder immer über die Ränder der Schnittflächen hervor, was wahrscheinlich deshalb geschieht, weil die sich contrahirende Längsmuskeln die Abschnitte ver- kürzen, und die Bänder nicht contraktionsfähig sind. Die Bänder sind nicht hohl, sondern bestehen durchgängig aus einer zähen gleichförmigen Masse, in deren Innern man beim Pressen viele helle Pünktchen und Querstriche bemerkt. Ueber den Zweck dieser l^eiden Bänder bin ich noch gänzlich im Unklaren; sie finden sich noch bei vielen anderen Nema- 309 toidecn vor, z. B. bei J^scaris lumhricoides , inflexa und spiculigera. An dem Verdauungsapparat läfst sich 1) der Oesophagus oder Schiundkopf, 2) ein cigenthümlicher Anhang und 3) der Darm nebst einem Coecinn deutlicli unterscheiden. 1) Der Oesophagus, welcher einem sehr verlängerten Schlundkoi)fe analog ist, zeigt den bekannten muskulösen Bau, ist ziemlich schlank, bei den gröfsten Individuen etwa f Lin. lang und besitzt an seinem unteren Ende keine kugelförmige Anschwel- lung, wie sie bei Ascaris so häufig vorkönnnt. Die Höhle des Oesophagus, welcher von drei muskulösen Längsbalkeii gebildet wird, ist dreiseitig und scheint von einem festen Epi- ieliuin ausgekleidet zu sein. Die drei Muskelbalken ragen nach oben etwas über die Cutis hinaus, und sipd hier zweimal sanft ausgebuchtet, wodurch an jedem Balken in der Mitte eine gröfsere und zu beiden Seiten eine kleinere Hervorragung gebildet wird. Diese Hervorragungen sind von einem zarten Theile der Cutis, vielleicht blofs von der Epidermis umhüllt und geben dem Maule das Ansehen, als wäre es mit drei grö- fseren Warzen, zwischen welche je zwei kleinere Warzen stehen, besetzt. Diese Warzen fallen nicht immer in die Au- gen, indem das oberste Ende des Oesophagus zuweilen mehr oder weniger in die Leibeshöhle zurückgezogen ist. Dieser Bau des Oesophagus wiederholt sich in vielen anderen Ne- matoideen. Kurz vor dem Uebertritt in den Darm erleidet der Oesophagus eine seichte Einschnürung, von welcher 2) ein Anhang herabsteigt, der ganz eigenthümlich organisirt ist. Seine Länge beträgt etwa f Lin., und seine Gestalt gleicht beim ersten Anblicke einem abgeplatteten nach unten breiter werdenden Blindsacke. Bei genauerer Untersuchung enthält dieser Anhang drei Höhlen; es befindet sich nämlich in jeder Seite des Anhangs ein dünnhäutiger Blinddarm, der nicht ganz bis zu dem freien Ende des Anhangs herabreicht, und fast immer mit einer weifsen sehr feinkörnigen Masse gefüllt ist; diese Masse läfst sich weder in die Höhle des Oesophagus noch in den Darm hineindrücken. Der übrige Theil des An- hangs besteht aus einer farblosen körnigen Substanz, in deren Mitte die dritte Höhle sich befindet, welche sich von oben nach unten in unregelmäfsigen, vielleicht auch in spiralförmi- 310 gen Windui^en herab erstreckt und stets leer zu sein scheint. Ich konnte nicht erfahren, ob dieser Raum mit dem Oesopha- gus in Verbindung steht oder nicht. Der eigentliche Darm ist eine einfache weite Röhre, mit einem blinden Fortsatze, welcher sich neben dem Oesophagus gerade in die Höhe er- streckt, allmälig enger wird, und kurz vor der Spitze des Leibes durch ein schmales Ligament mit dieser in Verbindung steht. Der Darm ist dickwandig und zeigt, durchschnitten nur ein enges Lumen, seine Wände bestehen aus einer fein- körnigen sehr aufgelockerten Masse, welche äufserlich von einer zarten Haut begränzt wird; auf der inneren Seite ist die körnige Masse dagegen von keiner besonderen Haut abge- schlossen. An den Querdurchschnitten des Darms stülpen sich die Ränder nach aufsen um. Der Blinddarm verhält sich ganz wie der Darm. Von Geschlechtsvverkzeugen war niemals, selbst bei den gröfsten Individuen, eine Spur aufzufinden. Dagegen fiel bei allen Würmern, sowohl bei den gröfsten als bei den kleinsten, -ein höchst sonderbares Organ auf, welches ich bis jetzt bei keinem anderen Rundwurm angetroffen habe. Neben dem Darmkanale erstreckt sich nämlich durch die ganze Leibeshöhle ein weifses bandartiges ziemlich festes Organ, wel- ches nach oben und unten sehr schmal zuläuft und sich in beiden Leibesenden so verliert, dafs weder Ursprung noch Ende dieses Organs deutlich in die Augen springt. Dieses Band besitzt eine äufserst feinkörnige Struktur, und ist in der Mitte seiner oberen Hälfte am breitesten. Hier bemerkt man in seinem Inneren einen grofsen hellen rundlichen Fleck, wel- cher von einer Höhle herrührt, in welcher ein blasenartiger Körper eingeschlossen ist. Dieser Körper füllt nicht immer den ganzen Raum der erwähnten Höhle aus, auch erkennt man an ihm zuweilen Einschnürungen oder Einkerbungen, wo- durch es überhaupt möglich wird, sein Dasein zu erkennen, denn die Hülle, von welcher er gebildet wird, mufs aufserordent- lich zart sein, da es mir niemals gelingen wollte, beim Zer- reifsen des Bandes und Oeffnen der Höhle, in welcher der Körper eingeschlossen steckte, diesen frei zu machen und zu isoliren; hätte ich nicht seine scharfen Umrisse gesehen, so würde ich eher geglaubt haben, es wäre nur ein feinkörniger 311 leicht zerfliefsbarer Inhalt in jener Hölile abgeschlossen. Noch^ nierkwürdiger ist ein sanft gewundener Kanal, welcher durch die Mitte des ganzen Bandes herabläuft und einem Gefäfse vollkommen ähnlich sieht. Da, wo das Band breit ist, gehen von diesem Gefälse viele zarte Seitengefäfse ab, die sich allmäh'g zu sehr kleinen kaum zu verfolgenden Aestchen in der Substanz des Bandes verzweigen; kurz, man erkennt hier ein deutliches Gefäfssystem. Ob dieses Gefafssystem mit dem blasenartigen Körper der oben erwähnten Höhle des Bandes in Verbindung steht, konnte ich nicht entdecken, ein bedeu- tender Gefäfsast tritt aber gewifs nicht zu ihm über. Das ganze Band befindet sich lose in der Leibeshöhle, ist wahr- scheinlich an beiden Enden mit den benachbarten Theilen stärker befestigt, während nur hier und da der übrige Theil des Bandes mittelst sehr feiner Fäden mit dem Darme und der inneren Fläche der Leibeshöhle in Verbindung zu stehen scheint. Diese Verbindungsfäden sind mir jedoch noch nicht klar geworden, daher ich am allerwenigsten die sonst nahe liegende Frage, ob diese Fäden nicht etwa Gefäfsäste des grofsen Längsgefäfses sind, beantworten kann. Niemals konnte ich in den Gefäfsen des Bandes eine Strömung oder eine Flimmerbewegung bemerken, eben so wenig sah ich den In-, halt der Höhle im oben beschriebenen Bande sich unter mei- nen Augen verändern. Dieses und nicht mehr weifs icli über yischen den Häuten des Darmes, sondern ziemlich lose zwischen den Darm Windun- gen und Luftgefäfsen verborgen liegt. Die Cystis ist hier leicht zerreifsbar, daher es kommen mag, dafs ich auch zu- weilen in dem Cavwn dbdominis des Käfers freie Würmer vorfand. In der Cystis bewegt sich der Wijrm nur sehr träge, meistens hat er sich in ihr spiralförmig aufgerollt; befreit man ihn aus seiner Hülle, so windet er sich ziemlich lebhaft um- her, rollt sich aber bei der Berührung sogleich wieder spiral- förmig zusammen und behauptet eine längere Zeit hindurch diese ruhige Lage. Der ganze Wurm ist im Verhältnifs zu seiner Länge eher plump als schlank zu nennen ; die Oberfläche seines Leibes zeigt undeutliche Querringel, Kopf- und Schwanz- ende sind nur wenig verschmächtigt. Am Maule fallen im- mer zwei kurze Hervorragungen auf, eine kleine Strecke un-_ terhalb des Maules bemerkt man an der einen Seite des Leibes eine kurze leicht zu übersehende Papille. Hinter dem deut- lichen After läuft der Leib des Wurms schnell in eine stumpfe Spitze aus, an welcher sich eine knopfförmige Anschwellung befindet. Diese Anschwellung ist rund umher mit kurzen IV. Jahrg. 1. Band. 21 314 Stacheln besetzt, welche aber nur mit den stärkeren Vergrö- fsernngen eines Mikroskops unterschieden werden können, zuweilen konnte ich sie aber auch mittelst solcher Vergröfse- ruDgen nicht auffinden, so dafs ich glaube, diese Stacheln gehen leicht am Wurme verloren. Vom Muskelapparate fiel(?n mir nur die Längsmuskeln beim Pressen des Wurmes deutlich in die Augen, Quermus- keln waren mit der gröfsten Mühe nicht zu erkennen. Ob die beiden eigenthiimlichen bandförmigen Stränge, welche die Filaria piscium besitzt, auch diesem Rundwurme zukommen, konnte ich seiner Kleinheit wegen nicht bestimmt in Erfah- rung bringen. Der Verdauungsapparat wird durch drei Einschnürungen in vier Abschnitte getheilt, von denen die drei oberen Ab- schnitte einen derben muskulösen Bau besitzen und über die Hälfte des ganzen Verdauungsschlauches einnehmen. Die bei- den obersten Abschnitte sind sehr kurz und dünne, der dritte Abschnitt dagegen hat eine bedeutende Länge und Dicke. Der vierte Abschnitt besteht aus einer sehr düimhäutigen engen Röhre und stellt den Darm selbst vor. Dieser Darm enthält immer blasig -körnige Masse, und bildet zuweilen in der Nähe des Afters eine kurze schlingenförmige Windung; in seltenen Fällen zeigt auch das oberste Ende des Verdauungsapparates eine sanfte Windung. Geschlechtsorgane sucht man an diesem Schmarotzer eben- falls vergebens. Ich könnte noch mehrere geschlechtslose Rundwürmer hier aufführen, da dieselben aber fast durchweg den Insekten angehören und ich nächstens einen Beitrag über die Helminthen der Insekten zu geben gedenke, so werde ich die Beschreibung der übrigen von mir als geschlechtslos erkannten Nematoideeu bis dahin versparen. Danzig, den 9ten Juni 1838. 1 Entwickluiigs-Gcscliichtc mehrerer Iiisectengat- tungeu aus der Ordnung der Neuroplereu von Friedrich Stein. (Hiezu Taf. VII.) iLs ist bekannt, dafs trotz der trefflichen Werke, die in neuerer Zeit im Gebiete der Entomologie erschienen sind, doch die Neuropteren nur wenig zur Sprache kamen, wenigstens haben wir im Verhältnifs zu anderen Insectenordnungen nur sehr wenig Specielles über sie erhalten. Als Werke die ausschliefs- lich über Neuropteren handeln, sind mir aus der neuern Zeit nur P. L. van der Linden monographiae Libellularum Europaearum specimen; Versuch einer genauen Beschreibung der in Schlesien einheimischen Arten der Gattung Raphidia von Th. E. Schummel, und Victet recher dies pour servir ä Vhistoire des phryganides bekannt geworden. Auch in periodischen Werken und Schriften vermischten Inhalts findet sich nur wenig. Daher wird die Bekanntmachung der Ent- wicklungs-Geschichte mehrerer hierher gehöriger Thiergattungen um so willkommner sein, als sie gerade in den wenigen Schriften, die diese Insectenordnung zum Gegenstande haben, fast ganz übergangen und vernachlässigt wurde, und die oft dürftigen Notizen, die die Handbücher darbieten, meistens noch aus einer Zeit herstammen, die es sich zur eigentlichen Aufgabe gemacht hatte, die Entwicklungs- Geschichte der Insecten zu ergründen. Da ich früher den Neuropteren eine besondere Sorgfalt widmete, so fand ich mehrfache. Gelegenheit, die Ent- wicklungs-Geschichte fast aller einheimischen Gattungen zu beobachten. Als Gattungen, deren Metamorphose mir mehr oder minder bekannt geworden ist , kann ich anführen : Ephe- 21* 316 jnera, y^grion, Libellula, Aesclinüy Verla, Flnygcinea, Osmylns, llemejohlus , Panorpa, Raphidla und Mynnc- coleon. Unter diesen befinden sich 3 Gattungen, von deren Entvvicklungs- Geschichte man bisher noch gar keine oder höchst nothdiirftige Kenntnifs hatte, die ich daher hier näher schildern will. Zwar haben nur die Beobachtungen der ersten von ihnen, der Gattung RapJildia, den Grad von Vollstän- ständigkeit, dafs sie auch einem specielleren Bedürfnisse ge- niigen werden, indefs hoffe ich doch auch, dafs die fragmenta- rischen Mittheilungen über die beiden andern Gattungen, Pa- norpa und Osmylus, so viel Lich^ über die Entwickelang dieser Thiere verbreiten werden, als für die systematische Naturgeschichte, in deren Dienst diese Untersuchungen zur nähern Begründung einer genetischen Methode hauptsächlich unternommen wurd'en, vollkommen ausreichend ist. I. Verwandlungs -Geschichte der Gattung Raphidla. Ich habe im Ganzen 16 lebende Larven verglichen, 6 im Freien gefundene Puppenhüllen (darunter 2 weibliche) und 2 lebende Puppen, von denen sich jedoch nur die eine, eine weibliche von Raphidla crasslcornls Hartl entwickelte. Indessen habe ich bei sorgfältiger Betrachtung der Larvenform, an ihren Mundtheilen und Füfsen keinen wesentlichen Unter- schied wahrgenommen, nur die Färbung war sowohl nacli dem Altei-, als nach den verschiedenen Arten, die doch wahr- scheinlich unter diesen vielen begriffen waren, sehr verschie- den; worüber weiter unten das Nöthige gesagt werden wird. Auch die im Freien gefundenen Puppenhüllen, die ich mit meinen beiden erzogenen Puppen verglich , zeigten keinen for- mellen Unterschied; die Färbung aber liefs sich bei den Pup- penhüllen nicht erkennen, da die ausgekrochene Puppe weiter nichts ist als eine feine, feste, gelbe Haut, an der Füfse, Flügel und Mundtheile und der ganze Körperumrifs wohl deutlich zu erkennen, die F^rbe aber mit Ausnahme der dunk- lern Mundtheile durchweg dieselbe, ledergelbe ist. Dafs aber diese Larven und Puppenhüllen nicht alle zu RapJildia crasslcornls gehören konnten, das kann man leicht aus dem sehr seltenen Vorkommen dieser Art schliefsen. Was daher 317 in der Folge über den Bau der Miindtheile, Fühler und über- Jiaiipt über den Habitus der Larven und Puppen, über ihre Lebensart und die Verwandlungen die sie durchlaufen mit- getheilt wird, kann eben so gut von der ganzen Gattung Raphidia gesagt >verden. 1) Der Eizustand. Im Freien habe ich nie Eier gefunden, nur RctpJiidia opliiojjsis legte einst einige, als sie schon an der Nadel steckte. Bevor sie sie legte, drehte sich erst der Legestachel eine Zeit lang in schlangenförmigen Krümmungen, bis sich zuletzt die kleinen eiförmigen Plättchen, in die sich der Lege- stachel endigt, von einamler ♦baten und ein kleines niedliches Ei von i\ Linien Länge herauskam, das walzenförmig, an beiden Enden eiförmig zugespitzt und noch einmal so lang als breit war. Die Farbe desselben ist milch weifs *). Wie viel das Weibchen Eier lege und w^ldie Zeit bis zum Aus- .schlüpfen derselben nöthig sei, kann ich nicht sagen, doch lange währt es gewifs nicht, da idi schon im August kleine Larven von einigen Linien fand, die vollkommenen Thiere sich aber bei uns vom Mai bis in den August finden. 2) Der Larvenzustand (Fig. 2. 4. 7. und 8.)- Beschreibung der Larve. 1) Characteristik der Larven der Gattung Raphidia überhaupt. Der Leib der Larvo besteht aus 13 Abschnitten , dem Kopfe, den 3 Absclmitten, die den Brustkasten bilden und den 9 Leibesgliedern. Die 12 letzten Abschnitte sind von weicher Bescliaffenheit und nehmen nur auf ihrer oberen Seite eine mehr lederartige Verhärtung an. 1) Die Ansicht ist also falsch, als diene dieser Legestachel blofs zum Ordnen und Anlieften der Eier an dem Orte, wo sie das Weib- chen hinlegte. Dagegen spricht schon der hohle, weiter unten be- schriebene Bau der Legeröhre, man kann sich aber auch leicht davon überzeugen, wenn man den trächtigen Hinterleib eines Weibchens stark drückt. Man sieht nämlich dann die Legeröhre sich wurm- formig krümmen und erhält zuletzt, aus der äid'sersten Spitze der- selben das eben beschriebene Ei. 318 Der Kopf besteht aus einer festen, hornartigen Masse, ist sehr platt, auf seiner obern Seite fast eine Ebene bildend, die sich nur nach den Seiten hin etwas abplattet, fast vier- eckig, nur an den beiden hintern Ecken wenig abgerundet, und länger als breit. Die obere Fläche ist sehr glatt, aber mit einzelnen borstigen Haaren, besonders nach den Seiten- wänden hin besetzt, ohne alle Vertiefung und stark glänzend. Die untere Fläche des Kopfes ist noch glatter und bildet eine vollkommene Ebene, die sich nur nach den Mundtheilen zu allmählich etwas senkt, und dicht vor ihnen eine halbkreis- förmige, flache Grube bildet, die nach den [Mundtheilen zu geradlinig begränzt ist. DieMundtheile bestehen aus einer Oberlippe, zwei Oberkiefern, zwei Unterkiefern, einer Unter- lippe, zwei Unterkiefertastern und zwei Lippentastern. 1) Die bewegliche Oberlippe ist durch eine feine Naht von dem übrigen Kopfe getrennt, trapezförmig indem sich die Seiten- ränder nach vorn zu stetig verschmälern, und an den vordem Ecken wenig abgerundet sind. 2) Der Oberkiefer (Fig. 4.) hat unten eine ziemlich viereckige Gestalt, die sich aber nach oben zu verschmälert und in einem spitzen und scharfen, ein- wärts gebogenen Zahne endigt, ist sehr stark und kräftig, von .hornartiger Structur, am Aufsenrande am dicksten und nach Innen sich verdünnend, so dafs der Innenrand scharf wird und noch dazu drei scharfe Zähne erhält, von denen der erste der gröfste und dickste, die beiden andern a%er von gleicher Gröfse und am Grunde verwachsen sind. Im Uebrigen ist die Oberfläche des Oberkiefers durch viele kleine, nur unter der Lupe wahr zu nehmender, rundlicher Punkte etwas run- zelig, sonst glän;zend und unbehaart. 3) Der Unterkiefer ist viel kleiner und viel schwächlicher aus einer krustenarti- gen Masse gebaut, die mehrfach aber undeutlich und unregel- mäfsig gesondert ist. Doch sind zwei Theile deutlich bemerk- bar, von viereckiger, etwas abgerundeter Gestalt, von denen das untere breiter und dicker, das obere schmäler ist und in zwei kleine, etwas einwärts gebogene Spitzen endet. Auf der Gränze beider Theile und der etwas heraustretenden Her- vorragung des unteren Theiles stehen die Unterkiefertaster. 4) Die Unterlippe ist klein, viereckig, die Seitenränder wenig eingebogen und die vordem Ecken etwas abgerundet. 319 durcli eine piinktirte Naht in zwei Theile getheilt, an deren Gränze die Lippentaster stehen. 5) Die Unterkiefertaster sind borstenförmig, bestehen aus 5 deutlichen Gliedern fast von gleicher Länge, nur das Wurzelglied ist kürzer und dicker und das Endglied länger und zugespitzt. 6) Die Lippen- taster sind eben so gestaltet als die üuterkiefertaster, haben aber nur 3 Glieder. — Die Fühler (Fig. 7.) sind kurz, steif, fast kegelförmig und liegen mit der Kopfplatte in einer Ebene. Sie stehen auf einer deutlichen runden Erhöhung, die sich bis an die Augen erstreckt und bestehen aus 3 Gliedern, von denen das Wurzelglied das dickste, fast walzenförmig, das zweite von gleicher Länge und Gestalt aber dünner, und das End- glied kürzer und zugespitzt ist. — Die Augen sind sehr klein, stehen ganz auf dem Kopfrande an der Gränze der Fühler und sind aus mehreren grofsen länglichen Körnern von ver- schiedener Bildung zusammengesetzt. Von Nebenaugen ist keine Spur. — Der Brustkasten unterscheidet sich bei der Larve wenig von den übrigen Hinterleibsgliedern mit Ausnahme des so merkwürdigen, diese Gattung charakterisirenden, zu einem Halsschilde verlängerten Pro thorax. Dieser tritt auch schon bei der Larve auffallend hervor und ist in seinem Umrisse dem des vollkommenen Insects ziemlich gleich, doch sind die Ränder nicht immer bei diesem auf der unteren Seite des Pro- thorax, herumgebogen. Im Uebrigen ist er so lang, als der Kopf, glatt, glänzend, sehr platt gedrückt und nur auf der unteren Seite etwas aufgeschwollen; die Seitenränder ragen etwas hervor und sind mit sehr wenigen einzelnen borstigen Haaren » besetzt. Der Mesothorax ist deutlich vom Pro- thorax getrennt, breiter als dieser und rund; gleichgebildet ist der vom Mesothorax deutlich getrennte Metathorax. Beide stimmen ihrem Baue nach mit den übrigen Hinterleibsgliedern überein, nur sind sie kleiner und ftist kreisrund. Die öFüfse unterscheiden sich in ihrem Baue nicht untereinander. Jeder Fufs besteht nändich aus 3 Gliedern, (Fig. 8.) die zusammen- gedrückt und fast gleich lang sind; das erste ist am längsten und breitesten, fast eiförmig, das zweite ist ebenso, doch schmäler, das dritte ist etwas kürzer und mehr viereckig und trägt zwei sehr kleine hornartige Klauen. Weiter bieten die 320 Füfse nichts Merkwürdiges dar, sie sind nur noch stark horstig hehaart. Von Flügeln zeigt der Brustkasten noch keine Spur. Der Hinterleib besteht aus 9 deutlich von einan- der getrennten Ringen, die einen über den Leib hervorragen- den, runden Rand haben, wodurch der ganze Hinterleib mit runden Schildchen bedeckt zu sein scheint. Alle diese Ringe sind weich, nur die Schildchen mehr lederartig; die Trennung des ganzen Hinterleibes vom Metathorax tritt nicht hervor, sondern sie isi wie die jedes einzelnen Leibesringes; nur dafs letztere, gleich vom ersten Ringe an breiter sind, als der Metathorax. Die vier letzten Leibesglieder nehmen wieder stetig ab, so dafs das Afterglied das kleinste Körperglied ist, das sich auch noch durch seine längliche, viereckige, unge- randete Gestalt von den übrigen Hinterleibsgliedern auszeich- net, und auf ihnen fast senkrecht eingelenkt ist. Diese Be- schaffenheit und Lage ist dem Thiere nothwendig, da es die Stelle eines siebenten Fufses vertreten mufs, ohne den sich die Larve wegen ihres langen und breiten Hinterleibes nur schwerfällig würde bewegen können ^). Auch der Hinterleib ist oben und besonders in den Seiten und am After mit vielen, einzeln stehenden borstigen Haaren bewachsen, der Bauch dagegen glatt und kahl; auch hat die Oberfläche des ganzen Körpers einen ziemlich starken Glanz und über den Rücken läuft noch bei manchen Larven eine flach eingedrückte Längs- linie. Geschlechtsunterschied läfst sich bei den Larven noch nicht wahrnehmen. — Die Länge des ganzen Leibes ist 8 bis 9 Linien. ^ 2) Beschreibung der Larven verschiedener Arten., Vorstehende Characteristik der Gattung kommt allen Arten zu, nur in der Farbe variiren sie nach den verschiedenen Arten ungemein, -r- In der Jugend sind fast alle Larven am ganzen Körper rothbraun, nur der Unterleib etwas heller, graugelb. Im Herbste aber und noch mehr im Frühling, wo sie gänzlich ausgewachsen sind, kann man in der Färbung ver- 2) Eine Analogie dieses Aftergliedes finden wir bei den bekann- ten Larven von Hemerobms perla Z/., die überhaupt in ihrer äufsern Form mit unserer Larve manche Aehnlichkeit hat. 321 schiedeno Arten unterscheiden. Bei den meisten Arten ist dann der Kopf glänzend schwarz, die Mundtheile braun, die Fühler gelb, an den Spitzen jedes Gelenks verloschen braun; die Fiifse sind eben so gelb und verschiedenartig braun schat- tirt. Der Hinterleib ist sehr dunkelbraun, oft' schwarz mit einer feinen gelben Längslinie auf dem Rücken und einer eben solchen breiteren in jeder Seite, der Unterleib gelb und der Brustkasten oben und unten wie die Grundfarbe des Ober- leibes, schwarzbraun. — Bei einer andern Art ist der Hinter- leib oben braun, mit vielen abgebrochenen, welligen Längs- linien. — Bei einer dritten Art, der seltensten, ist Kopf, Brustkasten, Hinterleib einfarbig rothbraun, Mundtheile und Augen dunkler, mit einer matten Linie über dem Rücken, nebst zwei dunklen Flecken daneben auf jedem Ringe, (diese Art stellt unsere zweite Figur dar). Die vierte Art ist die von Rophidia crassiconüs , die ich eben zur Verwandlung brachte. Ich hatte davon drei übereinstimmende Exemplare. Sie ist von allen am schönsten gefärbt, der Kopf schwarzbraun, der Prothorax heller, braun; ebenso die Mundtheile ; die Füfse hellgelb mit verwischten braunen Schattirungen ; die hornarti- gen Klauen dunkelbraun. Der Meso- und Metathorax sehr dunkelbraun, fast schwarz und matt gerandet. Der Hinterleib hat dieselbe Grundfarbe wie der Metathorax und auf jedem Ringe, nicht weit vom Hinterrande einen breiten, querliegen- den, oblongen hochgelben Fleck, eine breite Längslinie in jeder Seite und darüber eine feine etwas dunklere zu beiden Seiten; der Bauch zitronengelb, nach den Rändern zu etwas dunkler werdend; das Afterglied einfach gelb. — Die kurzen borstigen Haare sind bei allen Arten gelbbraun und besonders unter der Lupe deutlich zu sehen. Da sich alle Varietäten der Larven unter diese 4 Haupt- formen bringen lassen, so könnte man diese als die vier Lar- venarten der vier bekannten Insectenarten betrachten. Dia dritte der beschriebenen Arten ist vielleicht, als die seltenste Raphidia xanthosügma. Seh., die zweite Uaph. notata und die erste Raph. OpJnopsis, Doch ist das blofse Ver- muthung; vielleicht gelingt es mir künftighin auch darüber Aufklärung zu verscIiaflFen. Sollte es aber nicht sein, so wird es der genauem Kenntuifs der Gattung Raphidia und der 322 systematischen Entomologie eben nicht viel schaden, da doch die vollständige Vervvandlungs - Geschichte einer Art gege- ben wird. Aufenthalt und Lebensart der Larven. Sie leben in den Baumspalten der Eichen, Birken und Rüstern, (wenigstens fand ich sie nur auf diesfen, auf den beiden letztern nur selten, gewöhnlich auf Eichen) am lieb- sten auf alten Eichen, deren Baumrinden recht aufgesprungen und mit Flechten und Moosbüscheln bewachsen sind. Doch lieben sie das Moos und die Flechten nur während des Herb- stes und Winters, weil es gegen die Kälte schützt, im Früh- jahr aber halten sie sich mehr in Baumspalten, die ganz glatt sind und recht tiefe Höhlen haben. Auf diesen Baumstämmen wohnen sie nicht zu hoch von der Erde, aber auch nicht ganz am Boden, sondern etwa 2 Ellen über demselben. Sie leben immer sehr einzeln, nur da, wo im Spätsommer Eier hingelegt wurden, die erst im Herbste auskamen, leben an einem Baumstamme mehrere, doch nie nahe bei einander, da sie sich durchaus nicht vertragen. So fand ich einmal spät im Herbste an einem Birkenstamme, ganz nahe am Boden, 3 junge Exemplare nicht weit von einander entfernt und noch eines als Ausnahme auf einer, ein Stück über die Erde her- vorragenden Baumwurzel; doch waren alle 4 Exemplare schon im^ Winterschlafe. In diesen Baumritzen sind sie nun den Spätsommer über in lebendiger Thätigkeit, mit grofser Schnel- ligkeit und Gewandtheit, wie Bergleute in ihren Gruben, auf- und absteigend. Kommt ihnen irgend etwas in den Weg, so fahren sie gleich muthi^ mit ihrem scharfen Gebisse zu; tref- fen sie aber auf einen mächtigen Feind, so sind sie plötzlich in den feinsten Ritzen verschwunden: denn da sie ihren, ohne dies schon dünnen Körper, noch ungemein zusammenpressen können, so schlüpfen sie durch die feinsten Spalten. Bemerken sie eine Fliege oder sonst ein Insect, dessen sie Herr werden können, so stürzen sie schnell auf den Brustkasten desselben, hauen sich mit ihrem scharfen Gebifs in diesen ein, und fres- sen sich nun gierig weiter, bis weiter Nichts übrig bleibt als Kopf, Beine und Flügel, die sie unberührt lassen. Im freien Zustande fressen sie ohne Zweifel alle kleinen, weichen In- 323 secten, die ihnen vorkommen, da sie ungemein gefräfsig sind lind sie sogar reclit grofse Tliiere, die ich ihnen vorwarf, wi^ Tipitla rivosa schnell verzeln'tcn; auch mit Culex jnpieih'i, Tipiila plumosa und einigen andern Fliegenarten nährte ich sie und man sieht hieraus, dafs Latreille's Angabe^) als niihrten sie sich blofs von sehr kleinen Insecten falsch ist. Wenn ich ihnen die genannten Insfecten vorwarf, so hatte ich ihnen vorher nur die Flügel durch Zusammenpressen der Brust gelähmt, im Uebrigen aber lebten sie noch und waren mit i\Qi\ Füfscn in krampfhafter Bewegung. Nun war es sehr possir- licli zu sehen wie sich unsere Larve ganz leise heranschlich und dann mit einem schnellen Satze in den Brustkasten ein- fiel. Ihre Gefräfsigkeit geht so weit, dafs sie einander selbst fressen, wie ich selbst bei Larven in der Gefangenschaft beob- achtete. Ich hatte nämlich eine schon ausgewachsene Larve mit einer noch jungen zusammengesperrt, es aber dabei kei- neswegs an dem nöthigen Futter für beide fehlen lassen. Trotz dem hatte sich die gröfsere Larve doch lieber an ihres Gleichen gemacht, sie bis auf den hornartigen Kopf ver- zehrt und lieber ihr voriges Futter unberührt gelassen. In einer Stunde frafs eine Larve 4 — 5 Stück von Tipula pra- tensis, hortensis oder andere und jedesmal, wenn sie eins verzehrt hatte, waren die Mundtheile eine Zeit lang in schneller Bewegung, als wenn sie zu einem neuen Frafse geschärft werden sollten. Im entgegengesetzten Falle können sie aber auch sehr lange hungern, denn ich habe eine Larve vom Au- gust bis Ende Mai des folgenden Jahres lebendig erhalten, ohne ihr nur das Geringste vorzuwerfen, um zu sehen, wie lange sie wohl hungern könne, aber dann starb sie, indem ihr Körper fast ganz ausgezehrt und zusammengefallen war. In ihrem Gebisse haben sie grofse Kraft: so hatte sich einst eine Larve, die ich mit dem hintern Theile des Körpers, als ich die Rinde mit einem Messer öffnete, eingeklemmt hatte im Zorn so in ein vorgehaltenes weiches Stück Holz gebissen, dafs ich sie dadurch bequem herausziehen konnte, und es war um so mehr zu verwundern, dafs sie noch so viele Kraft hatte, da doch der Hinterleib ganz zerquetscht war. 3) Vergleiche auch Schummers Versuch einer genauen Be- schreibung der Arten der Gattung RaphiiUa etc. S. 9. 324 Sehr bewuliderungswerth ist auch ihte Schnelligkeit und Gewandtheit, besonders in der Jugend, wo der Hinterleib noch nicht so breit und schwer und ihr Bau überhaupt viel schlanker ist. Denn wenn man sie aufserhalb einer Ritze auf der Baumrinde antrifft, so hat man grofse Mühe, sie unver- sehrt zu ereilen, da sie entweder schnell in eine enge Spalte schlüpfen, oder durch schnelles Ergreifen zerquetscht werden. Rückwärts kriechen sie eben so schnell als vorwärts, wobei der Leib besonders durch das hornartige, oben schon beschrie- bene Afterglied, das wie ein Fufs fast senkrecht unter dem Leibe steht, ungemein unterstützt wird; ja durch dieses kön- nen sie sich in der Jugend ziemlich hoch schnellen, so dafs sie einem oft noch, w^enn man sie schon sicher in der Hand zu haben glaubt, durch dieses Hülfsmittel entkommen. Bei trübem Wetter und am späten Abend haben sie sich in den tiefen Baumspalten oder in eiförmige Höhlen mit einer sehr kleinen Oeffnung, die sie sich selbst bereiteten, zurück- gezogen, liegen darinnen ganz ruhig und stecken gewöhnlich mit ihrem Kopfe aus jener kleinen Oeffnung hervor, wahr- scheinlich noch, wie kleine Raubritter aus ihren Burgen nach Beute spähend. Ich habe sie Abends, namentlich wenn der Himmel sehr bedeckt war, so mehrmals getroffen. Bei hellem Sonnenschein, an heitern Tagen, besonders in den Mittags- stunden sieht man sie gewöhnlich an den Bäumen herum- klettern. Zum Winter nagen sie sich gewöhnlich in der Baum- rinde eiförmige, platte Höhlen, in denen sie sich bequem her- umdrehen können, machen diese durch die abgebissenen Spähne von Aufsen fast ganz unsichtbar, worin sie noch von dem, gewöhnlich in der Nähe dicht wachsenden Moose, unterstützt werden. Auch in der Gefangenschaft zeigen sie noch diesen Trieb. Im folgenden Jahre sind die meisten zu Ende Mai ausgewachsen, haben jedoch die Länge und die Gestalt die sie zu Anfange des Winters hatten nicht verändert; nur die Breite der ^interleibsglieder hat beträchtlich zugenommen, besonders die 3 ersten Glieder, weil unter ihnen ein Theil der Flügelstumpfe liegt, die sich zu dieser Zeit zuerst aus- bilden. Bei Raphidia crassicornis verbleicht einige Tage vor 325 dem Uebeftritt in den Pnppenstand die schwarzbraune Farbe des Rückens in ein mattes Gran, die gelben Flecken werden bläulich grau, der Prothorax wird hellei; braun, weich und uneben, der gelbe Unterleib wird blaugrau und bekömmt noch einige dunkle, unterbrochene Wellenlinien. Mehrere Stunden lang vor der Verwandlung müht sich die Larve in grofser Anstrengung, indem sie sich links und rechts schlangenförmig windet und dann bisweilen erschöpft ausruht. Nun wird die alte Haut schon etwas durchscheinend, durch den Meso- und Metathorax sieht man schon hellere Flecke durchschimmern und man nimmt unter der alten etwas durchscheinenden Haut schon einige Bewegung wahr. Die Larve nagt nun krampf- haft in das PIolz, schwingt sich mit dem übrigen Leibe hoch und stützt sich wieder mit dem Aftergliede und so platzt endlich der Kopf der Länge nach in zwei symmetrische Theile; dann der Prothorax, doch nur oben, ebenfalls der Länge nach ; zuletzt zerreifst der Meso- und Metathorax und die Puppe windet sich durch schlangenförmige Krümmungen heraus. 3) Der Puppenzustand (Fig. 1, 3. 5. 6. 9.). 1) Beschreibung der Puppe. Die Gestalt der Puppe nähert sich schon vielmehr dem vollkommnen Insecte und es ist kein Theil an ihr vorwiegend ausgebildet, sondern Alles steht im Verhältnifs. Der Kopf gleicht seinem Umrisse nach dem vollkomm- nen Thiere genau und besteht aus folgenden Theilen: 1) Die Mund theile; sie bestehen aus dem Kopfschilde, der Ober- lippe, den beiden Oberkiefern, den beiden Unterkiefern, der Unterlippe, den beiden Unterkiefertastern und den beiden Lippentastern, a) Die viereckige, bewegliche Oberlippe (Fig. 5. a.) ist nur sehr wenig an den vordem Ecken gerundet und durch eine feine Naht von dem übrigen Kopfe getrennt, b) Die Oberkiefer endigen sich in einen langen und scharfen Zahn und sind wie die gleichen Werkzeuge der LaKve gebaut, nur haben sie an der scharfen Innenseite oft blofs zwei breite, sägenförmige Zähne, c) Die krustenartigen Unterkiefer (Fig. 6. Z>.) sind sehr schön geformt, unregelmäfsig, aber doch fast die Walzenform darstellend, und bestehen aus 3 Theilen, die auf L 326 einem linienförmig verlängerten Stiele sitzen, mit dem das untere Stück zum Theil verwachsen ist. Dieses untere Stück ist unregelmäfsig gebildet, dick, vorn von Curven begränzt und wächst nach hinten in der Breite, so dafs die Kiefer von unten gesehen, (wie sie unsere Figur darstellt) ein Stück der hintern Verdeckung sehen lassen. Auf diesem untern Stücke sitzt das zweite, ebenfalls gerundete, etwas schmälere und längere, mittlere Stück, das sich auf der Aufsenseite durch einen tiefen, bogigen Einschnitt mit einem Male verschmälert. Auf der untern Hervorragung dieses Einschnittes stehen die fünfgliedrigen Unterkiefertaster, die, wie bei der Larve gestaltet, sonst nichts Merkwürdiges darbieten. Das dritte Stück des Unterkiefers ist sehr klein und fast halbkugelförmig, d) Die Unterlippe (Fig. 6. «.) ist fast viereckig, hat aber zu beiden Seiten bogige Einschnitte und ist an der untern Seite geradlinig, an der obern wenig bogenförmig begränzt. Sie trägt fast an der Spitze die dreigliedrigen, wie bei der Larve gestalteten Lippen taste r. Im Uebrigen bildet sie keine Ebene, sondern erhebt sich allmälich nach hinten zu, so wie dies auch bei dem unteren Stücke der Unterkiefer der Fall ist, — An die Oberlippe stöfstnach den Fühlern zu 2) das deutliche Kopfschild, (Fig. 5. h.) das eine fast regel- mäfsig sechseckige Gestalt hat und mit der Oberlippe durch eine feine Haut zusammenhängt. Es erhebt sich allmälich nach hinten, wo es zuletzt durch eine bogenförmige, gepunktete Naht von der übrigen Kopfplatte getrennt wird. Gleich hinter ihm stehen nach den Seitenrändern zu 3) die Fühler. Sie sind borstenförmig, kurz, bestehen aus mehrern 30 walzen- förmigen Gelenken und gleichen fast durchweg den Fühlern des vollkommnen Insects, nur sind die 3 dicken walzigen "Wurzelglieder breiter und länger als die übrigen und alle sind dichter an einander gedrängt und nicht so deutlich getrennt, als beim vollkommnen Thiere; sie stehen überdies, wie bei diesem, auf einer halbkreisförmigen Erhöhung. Noch ist an ihnen ihre eigenthümliche Lage zu merken: sie stehen nämlich nicht gerade aus, sondern liegen immer rückwärts über die Kopfplatte gekrümmt. Sonst aber bieten sie kein Kennzeichen dar, etwa an ihnen schon die künftige Art unterscheiden zu können. 4) Die Augen sind nicht mehr, wie bei der Larve 327 zusammengesetzt, sondern einfach, viel gröfser und treten stark halbkuglig über die Kopfränder hervor. Nebenaugen sind auch bei der Puppe noch nicht vorhanden. Der Brustkasten tritt bei der Puppe zuerst ganz deutlich auf. Der Prothorax ist wie bei der Larve, und also auch dem des vollkommnen Insects ganz ähnlicli; der Meso- und Metathorax sind von gleicher Breite und Länge, aber etwas kürzer und breiter als der Prothorax, beide un- terscheiden sich deutlich von den llinterleibsringen durch ihre viereckige Gestalt. Die Fiifse haben an der unteren Seite des Brustkastens dieselbe Stellung, wie bei der Larve und bestehen aus fünf plattgedrückten Gliedern: davon ist das erste fast eiförmig und am breitesten, das zweite am längsten, wal- zenförmig, nur nach unten etwas verdickt, das dritte noch kürzer als das erste, und wie das zweite gestaltet, das vierte ist sehr klein und umgekehrt herzförmig und das letzte von der Gröfse und Gestalt. des dritten trägt zwei lange, scharfe, hornartige Klauen. — Ueberdies trägt der Meso- und Meta- thorax die vier kurzen, gleichlangen Flügelstumpfe. Sie sind dicht an die Seiten des Leibes angelegt, doch frei und beweg- lich. Beide Paare unterscheiden sich durch Gröfse und Ge- stalt nicht von einander und sind ganz glatt, ohne Adern und Randmahl. Der Hinterleib besteht aus 9 abgerundeten Ringen, ganz von der Gestalt und Lage der Larven; nur ein neues Organ tritt hier auf, wodurch die weiblichen Puppen kennt- lich werden, der Legestachel. Er besteht aus zwei hohlen verbundenen, über der AfteröflFnung fest gewachsenen, wal- zenförmigen, etwas breitgedrückten Röhren, die bis zum fünf- ten Hinterleibsringe über den Rücken laufen, an diesem anliegen und sich in zwei kleinen, kegelförmigen Spitzen endigen. Im Uebrigen ist der ganze Körper noch viel dichter als bei der Larve mit borstenartigen, kurzen Haaren bewachsen, die besonders um die letzten Hinterleibsglieder und den After sehr dicht stehen; nur die Flügelstumpfe sind ganz kahl. — Da ich nur lebende Puppen ,von Raphidia cj'assicornis besafs, so kann ich auch von ihnen nur die Färbung beschreiben. Gleich nach der Verwandlung zur Puppe sind Kopf, Füfse, Fühler und ProthorAX gelb, letzterer mit einigen kleinen ver- 328 loschenen, braunen Flecken, die aber bald verschwinden; Mimdtheile und Augen rothbraun, Meso- und Metathorax seh warb raun, dunkelgelb gerandet, sonst ungefleckt, Fliigel- schciden einfach gelb. Der obere Theil des Hinterleibes hat dieselbe lebhafte Farbe, als die Larve, der Unterleib ist gelb, mit feinen verwischten Wellenlinien, der Legestachel gelb- braun. Nach einigen Tagen werden die Mundtheile luid Augen dunkler braun, zuletzt schwarz; auch Hinterkopf und Fliigel- scheiden w^erden brauner; das Kopfschild wird durch seinen breiten braunen Rand noch kenntlicher. Der ganze Brust- kasten wird unten dunkelbraun und unterscheidet sich somit auch durch seine Farbe deutlich von dem Hinterleibe. 2) Lebensart der Puppen. Im Leben der Puppe sind zwei merkwürdige Perioden zu unterscheiden. In den ersten zehn Tagen nämlich köunen sie ihre Fiifse gar nicht zum Gehen gebrauchen, denn diese sind wie gelähmt und liegen fast unbeweglich an dem Körper angedrückt. Daher kann sich die Puppe nur auf der Seite liegend durch schlangenförmige Krümmungen bewegen. In dieser ersten Periode ruht sie immer in der Lage, die unsere Fig. 3. darstellt und bewegt sich nur in heftigen Krümmungen, Wenn sie von Aufsen her beunruhigt wird. In der zweiten, viel kürzern Periode, die bis zur Verwandlung dauert, be- kommen die Füfse ihre Kraft und Haltbarkeit, sie treten vom Leibe ab , und das Thier liegt nicht mehr' auf der Seite , son- dern immer auf dem Bauche. Mit dieser Periode ändert sich auch die Färbung ungemein und die ganze Puppe wird dem vollkommnen Insecte ganz ähnlich. Der Kopf wird dunkel- schwarz, die Mundtheile braunroth, der Prothorax schwarz mit braunen Rändern, der Meso- und Metathorax oben und unten sehr dunkel violett, die Füfse und Flügel rostbraun, Hinterleib dunkelschwarz mit den gewöhnlichen, oblongen, gelben Flecken, die Seiten in beträchtlicher Breite gelb, durch eine unterbrochene schwarze Linie in zwei Hälften getheilt, die untere Seite des Hinterleibes dunkelschwarz, mit hellgel- ben Hinterrändern an jedem Gliede. — Die Puppe ist also eine ruhende und nimmt als solche keine Nahrung mehr zu sich. k 329 Zuletzt nehmen auch die Fliigelstumpfe eine andere Fär- bung an, indem man auf etwas hellerm braunen Grunde ganz deutlich die dunkeln Adern und einen kleinen, schwar- zen Fleck an dem obern Ende der Flügel als Randmahl wahr- nimmt. Endlich hatte die Puppe nach einem dreizehntägigen Puppenstande ihre vollkommene Ausbildung erlangt; sie klam- merte sich nun an die Seitenränder der Schachtel, in der ich sie gefangen hielt, so, dafs ihr Körper senkrecht herunter- hing, blieb hier ohngefähr acht Stunden hangen, während sie versuchte mit ihren neuen Mundtheilen sich aus der alten Kopflüille heraus zu beifsen; platzte dann am Kopfe bis zu den Augen auf, und liefs den vordem Theil desselben, die Hülle der Fühler, des Kopfschildes und der Mundtheile auf die untere Seite des Prothorax sinken. Als nun noch der Brustkasten auf der obern Seite gesprengt war, wurde das« Insect ganz frei und erlangte in wenigen Augenblicken seine vollendete Gestalt. Auf diese Weise erhielt ich aus^ einer Larve, die am 30. Juni in den Puppenstand getreten war, am 12. Juli ein vollkommen ausgebildete« Weibchen von Raphidia crassicornis, das gleich nach dem Auskriechen folgende Fär- bung hatte: die zwei Wurzelglieder der Fühler hellgelb, Füfse weifsgelb, Prothorax an der vordem Seite mit einer rostfar- benen Binde, sonst stark glänzend schwarz, mit mehrern gelb- braunen, haarförmigen , deutlichen Zeichnungen, (ähnliche Zeichnungen, doch viel gröbere, stehen auch auf dem Meso- thorax) Legestachel grau, Flügel mit einem starken violetten und grauen Schiller, an der Einlenkung weifsgelb, die schwar- zen Hinterleibsringe oben wie bei der Puppe, unten aber jedes Glied in noch beträchtlicherer Breite am Hinterrande gelb. — Die Puppen die im Freien leben, kriechen aus ihrem Verstecke auf ein hervorragendes Stück Baumrinde, das von allem Moose und Flechten entblöfst ist, klammern sich hier mit den Füfsen fest an, heben den Prothorax und Kopf empor, während sie sich mit dem Unterleibe und den Flügelstumpfen gegen den Baumstamm andrücken, worauf die Haut, wie oben, platzt und die Mundtheile und das Kopfschild auf die untere Seite des Prothorax herumsinken. In diesem Zustande fand ich sechs ausgekrochene Puppen, worunter zwei weibliche IV. Jahrg. 1. Baod. 22 130 waren, an denen man wohl den Habitus des Puppehkörpers, aber keinen specifischen Unterschied bemerken konnte. II. Verwandlungs-Geschichte der Gattung Panorpa. (Fig. 10 — 13.) ^ ' Wenn ich gleich über den Larvenstand nichts Näheres mittheilen kann und mich blofs auf die genauere Characteristik der Puppe beschränken mufs, so glaube ich doch, dafs dieser fragmentarische Beitrag für die Systematik der Neuroptern mit Dank werde aufgenommen w^erden, da man sich ja bei den meisten Thier^n dieser Ordnung, sobald der Puppenstand bekannt ist, ein ziemlich richtiges Bild von der Larve ent- werfen kann. Der ganze Körper besteht aus 13 Segmenten, ganz wie bei der Gattung Raphidia, eins bildet den Kopf, drei den Brustkasten und die übrigen neun den Hinterleib. Der Kopf (Fig. 11.) hat schon ziemliche Aehnlichkeit mit dem vollkomm- nen Insecte (natürlich ist hier blofs Panorpa communis ge- ifaemt), nur sind die Mundtheile bei weitem nicht so verlängert, sondern kurz und breit. Die viereckige Oberlippe ist durch eine deutliche Ouerfurche vom- Kopfschilde, das ebenfalls ein deutliches vom übrigen Kopf gesondertes Stück bildet, getrennt, ist am Rande bogenförmig ausgeschnitten und auf seiner Ober- fläche mit vielen blasigen Runzeln bedeckt Die Unterlippe ist ziemlich viereckig, mit zwei warzigen Erhöhungen, zwischen denen sich ein schwarzer Punct befindet. An ihr haften die dreigliedrigen Lippentaster, deren Glieder aber sehr verwachsen und kegelförmig sind. Das Endglied ist schwarz und horn- artig, während die übrigen Glieder weicher und gelbbraun sind* Die Oberkiefer haben die gewöhnliche Form, sind auch kräftig, aber nur mit einem Zahne an dem. scharfen Innen- randö versehen. Sie haben einen starken Glanz, sind sehr glatt und zugespitzt, schwarzbraun, nach unten gelb. Die Unterkiefer sind ziemlich verwachsen, und scheinen aus 3 Thei- , len zu bestehen. Die Kiefertaster sitzen an der gewöhnlichen Stelle, sind aus 5 Gliedern zusammengesetzt, die walzenförmig und mit Ausnahme des schwarzen, hornartigen, etwas längern Endgliedes, gleich grofs sind. Sonst sind die ganzen Mund- 331 theile gelblyraiin gefärbt und man sieht aus der gegebenen Beschreibung, dafs sie schon sehr mit dem ausgebildeten In- secte übereinstimmen. Ganz vorn auf dem eigentlichen Kopfe stehen die sehr langen, borstigen Fühler, die über das Auge hinvveggeleukt, idatt an beiden Seiten des Körpers,, über,, den Flügeln anliegen und sich bis zum fünften Ilinterleibsgliede erstrecken. Sie sind aus einigen 40 Gliedern zusammengesetzt, von denen die einzelnen cylindrisch und' gleich grofs sind, während das Endglied länger und konisch, das Wurzelglied und das i^veite aber am dicksten und längsten sind. Ihre Färbung ist glänzend schwarz, nur das Wurzelglied ist zur Hälfte schwefelgelb, die andere Hälfte und das zweite Glied stimmen mit den übrigen Gliedern überein. Die grofsen, zu- sammengesetzten Augen, die zu beiden Seiten des Kopfes als Halbkugeln hervorragen, sind rothbraun. Mitten auf dem Scheitel stehen viele borstige Haare, zwischen denen sich drei glatte, nicht sehr deutliche Nebenäugen befinden. ' ' Der Brustkasten besteht aus drei grofsen, deutlich gesonderten Stücken. Der Prothorax ist schön glänzend schwe- felgelb mit einzelnen schwarzen Flecken und Puncten und hat auf dem Rücken zwei glänzend^ schwarze Querstreifen , die sich bis in die Seiten erstrecken. Der Mesothorax! ist matter gelb, auf dem Rücken dunkelgrau, ebenso der Metathorax. D'er Hinterleib ist auf der Rückenseite dunkelbraun mit gelben Rändern, unten glänzend schwefelgelb. Auf der Oberseite stehen auf jedem Ringe regelmäfsig in Querlinien stehende borstige Haare. Die Viter letzten Glieder verdünnen sich stetig nach dem Ende zü; währönd die vorhergehenden fast gleich grofs, alle aber eine ziemlich cylindrisehe Gestalt haben. Das letzte Glied (Fig. 13.) endigt in einer abgestumpften, aus zwei cylindrischen Stücken gebildeten Scheere. Die letzten Leibesglieder tragen oben und unten Borsten. Die Luftlöcher liegen nahe an der Eihlenkung der einzelnen Glieder in den Seiten, sind etwas' erhaben, heller, die Vertiefung röthlich. Die zu den Seiten des Leibes platt anliegenden Flügel lassen schon die Zeichnungen des darunter liegenden erkennen. Die Füfse (Fig. 12.) sind an der Einlenkung schmutzig grau, die Tarsen glänzend schwarz. Ich habe im Juni iKir eine einzige, ruhende Puppe, einige 22* 332 Zoll tief, im feuchten, moorigen Boden, um einen Erlenstamm gefunden, ans der sich bald nachher ein Männchen von Pa- norpa communis entwickelte. III. Die Puppenhülle von Osmylus maculatus. Noch dürftiger sind die Notizen, die ich von dieser Art liefern kann, da ich zu der Zeit, wo ich an einer genauem Beobachtung verhindert wurde, nicht einmal eine Zeichnung entwarf. ludefs ist dieser Beitrag insofern wichtig, als er einen Irrthum berichtigen hilft, den schon Latreille vermie- den hat, indem er eine eigene Gattung aus dieser Art bildete, die man sonst zu Hemerohius zählte, mit der sie doch in der Entwickelung durchaus gar nichts gemein hat. Die Puppe lebt an Wassergräben, wahrscheinlich wie die vorige Art im feuchten Erdboden. Wenn sie sich verwandeln will, kriecht sie auf das Gras hervor, wo ich sie fand, als eben das Insect herauskroch. Was den Kopf anbetrifft, so gilt davon dasselbe, was schon bei der vorigen Gattung bemerkt wurde, dafs er schon ganz dieselben Theile wie die erwachsenen Thiere zeigt, von denen höchstens die feinern etwas verwachsen und nicht so deutlich sind. Auch der Brustkasten ist schon ganz vollkom- men ausgebildet, und die 9 Hinterleibsringe bilden einen an der Spitze abgestumpften Kegel, indem das letzte Glied abgestumpft, fast abgeschnitten ist und an den Seiten zwei feine haarförmige Fortsätze trägt. Die Flügelscheiden sind um die Seiten und den Bauch herumgeschlagen und überkreuzen sich mit den äufsersten Spitzen etwas. Die Füfse weichen etwas ab, indem nur die Wurzelglieder mit den ausgewach- senen Exemplaren übereinkommen, die Tarsen aber ziemlich verwachsen und nur aus 3 Theilen zusammengesetzt sind, davon das letzte nur eine unvollkommene Klaue zeigt. Der ganze Hinterleib ist mit regelmäfsigen Reihen borstiger Haare besetzt, die sich am After so anhäufen, dafs sie zu beiden Seiten einen langen Haarpinsel bilden. Der ganze Körper ist grau- violett, die Flügelscheiden, etwas heller gelb mit einem schö- nen in's Grüne und Blaue fallenden Schiller. Die Puppe ist ruhend. 333 Erklärung der Zeichnungen. Fig. 1. Ein sehr vergröfsertes Weibchen von RapJiidla cras- sicornis. Ilarll. mit den* über den After gebogenen und an den Rücken angelehnten Legestachel («.) im Puppenzustande. Fig. 2. Ausgevvaclisene, sehr vergröfserte Larve von RapJiidia crassicornis. Fig. 3. Eine Puppe von derselben Art in ihrer natürlichen ruhenden Lage. Fig. 4. Ein Oberkiefer derselben Art im Larvenzustande. Fig. 5. Die obem Mundtheile derselben Art. (ö.) Die Oberlippe. (&.) Das Kopfschild. Fig. 6. Die untern Mundtheile. («.) Die Unterlippe. (J.) Der Unterkiefer. Fig. 7. und 8. Fühler und Fufs der Larve. Fig. 9. Fufs der Puppe. Fig. 10. Stark vergröfsertes Männchen von Fanorpa com- munis im Puppenstande. Fig. 11. Der Kopf desselben Thieres. Fig. 12. Ein Fufs. Fig. 13. Der Afterring mit seinem scheerenförmigen Fort- satze. — Einige Worte über die Gattung Limulus von Prof. X van der Hoevpn in Leiden. (Schreiben an den Herausgeber.) Oeit ich in Nro. 47. des Algemeene Kunst- en Letterbode einjgß Bemerkungen über das Geschlecht L/mz//?/.? niittheilte, die ich Ihnen vor wenig;en Tagen zusandte, erhielt ich von meinem verehrten Freunde, dem Prof. Duvernoy in Strafsburg Mittheilungen über die im Strafsburger Museum befindlichen Limuli. Durch diese nun weifs ich, dafs bei Limulus Poly- ■phemus das männliche Geschlecht ein Paar pedes monodac- tyli hat, und sind dadurch meine erste und dritte Frage am Schlüsse jenes Aufsatzes beantwortet. Die erste war, ob bei L. Folyphemus die Füfse der Männchen ebenso geformt sind, als bei L. rotundicauda? Die dritte war, ob es Arten giebt, bei denen nur ein Paar Füfse monodactyli sind? Es ist dies nämlich gerade bei L. Polyphemus der Fall. Wenn man auf diesen Unterschied der Füfse sieht, kann man die bekannten Arten so classificiren: Limulus Müll., Fabr. ^ntennae nullae. Corpus testa coriacea, in dorso durissima tectum. Scuta duo. Anterius e confluente capite et thorace factum (^cephalotliorax), lunatum, angulis lateralibus productis, postice truncatum, supra gibbum, carinis tribus dorsal ibus. Oculi duo compositi ovales aut reniformes, remoti, ad externum latus carinae lateralis; ocelli duo approxi^ mati in antcriori cephalothoracis parte. Scutum pos- terius s. scutum secundum {abdometi) sexangulare, 335 ad latera planum, postice excisum, spinisque sex mo- bilibiis, dcpressis, acuminatis, lateralihiis, margine denticulato, dcntibiis cum spinis alternantibus. Ciiuda Cornea, elongata, acuminata, basi in sinu postico scuti secundi recepta. Pedes 12 in cephalothorace et totidem in abdomine, 5 paribus posticis branchiferis. Species: A) Pedes secundi et tertii paris in maribiis mono- dactyli ; pedes omnes in feminis didactyli Cauda trigona, carina dorsali aculeis reversis, acutis. 1. Limulus moluccaniis Latr. Spinae tres poste- riores in margine scuti secundi in. feminis crassae, breves, latae. Scutum primum in utroque nQXii margine anterior! integro. (Icon. Rumph. Amb. Rariteitk.) Habitat in Oceano indico. 2. Limulus longispina nob. Spinae tres posteriores in margine scuti secundi in feminis crassae, bre- ves, latae. Spinae tres anteriores in feminis, in maribus omnes longissimae. Scutum primum in maribus antice trilobum. Habit, in Japönia, et ad insignem pervenit magnitudinem. B) Pedes secundi paris in maribus monodacfyli; pedes omnes in feminis didactyli. DcwtQ ultimo marginis lateralis scuti secundi elongato, reliquis maiori. 3. Limulus Polyphemus Latr. Scutum secundum angustum, subtriangulare. AculeL sex validis- simi in medio dorso. Cauda trigona, corpore brevior, carina superne aculeata. (Icones: Des märest Crustaces, Guerin Iconogr. du Regne an., Ilandhoek der Dierkunde enz.) Habit, ad litora Americae septentrionalis et in India occidentali. C) Pedes omnes utroque in sexu didactyli. Dente ultimo marginis lateralis scuti secundi reliquis non maiori, spina mobili sexta ultra ipsum producta. Cauda rotunda aut vix carinata, laevis. 336 4. Limulus rotundicauda Latr. Pedes secundi et tertii paris utroque in sexu didactyli; in ma- ribus chela inflata. (Icon ?) Habit, in Oceano indico. (Aculei parvi, numerosi in cephalothorace et abdomine. L. moluccano minor et rarior esse videtur *). Meine zweite Frage, nämlich ob es Arten gebe, bei denen in beiden Geschlechtern 4 Fiifse monodadyli sind, bleibt noch unbeantwortet. Ich glaube es nicht und fürchte, dafs sich das hierauf gründende Geschlecht TachypleusLeach. Limulus heterodactylus Latr. wegfallen wird. Es gereicht mir übrigens zur Befriedigung, dafs auch Hr. Duvernoy bei allen von ihm untersuchten Exemplaren nur zwei einfache Augen gefunden hat, und nicht drei, wie viele Schriftsteller und noch unlängst Milne-Edwards be- hauptet haben. Was einige Schriftsteller für ein drittes ein- faches Auge nahmen, scheint nichts anderes, als die abge- schliffene hornartige Spitze zu sein, welche zwischen und hinter den 2 einfachen Augen steht, in der Linie, welche mitten über ^qh Brustschild läuft, üebrigens ist es nicht der bewegliche äufsere Finger (doigt mobile) der den Männchen fehlt, sondern der innere unbewegliche, umgekehrt also, wie es von Latreille {Cuvier le regne anim, nouv. edit. lom. IV. p. 188.) angegeben wird. 1) Er scheint auf die gröfsere Nähe von Indien beschränkt und dort nicht selten zu sein. Die Sammlung von Lamare-Picquot enthielt ihn in grofser Anzahl; auch wurde er vom Missionär, Herrn Pred. Röttger von Bintang eingesandt j scheint also auch längs der Küste von Malacca hinabzugehen. Herausgeber. Bemerkungen über den Häutungsprocefs der Krebse und Krabben von Jonathan Couch. (Aus Jardine, Selby and Johnston Magaxine ofZoology and Botany. Band 1. S. 171. und 341.) Xieaumur ist unsere einzige Autorität für die feineren Vor- gänge im Häutungsprocefs der Flufskrabbe (^Potamohius fluviatilis Leach.). Wenige Tage vor der Operation enthält sich die Krabbe aller festen Nahrung, und die Rückenschale und die Abdomina|segmente zeigen gegen den Druck des Fin- gers geringeren Widerstand. Bald nachher erscheint die Krabbe unruhig, reibt ihre Glieder gegen einander; legt sich dann auf den Rücken, wirft ihren ganzen Körper hin und her, dehnt ihn dann aus, wobei die Häute, welche das Rücken- schild mit der Bauchdecke verbinden, bersten und das grofse Rückenschild in die Höhe gehoben wird. Einige Ruhepunkte folgen auf diese ersten Anstrengungen; bald aber setzt das Thier wieder alle Organe in Bewegung; man sieht den Rücken- panzer sich allmälig unten von den Beinen erheben, und in weniger als einer halben Stunde hat sich das Thier von die- sem Theile seiner Hülle losgemacht. Durch Zurückziehen werden Kopf, Antennen, Augen und Beine wie aus einem Futteral hervorgezogen; das Losmachen der letzteren ist als die schwerste Operation, mit so vieler Mühe begleitet, dafs die Anstrengung bisweilen den Verlust eines oder mehrerer dieser Organe mit sich führt. Die hinteren Theile werden mit geringerer Schwierigkeit losgemacht; während der Kopf unter das Bruststück bewegt, und der Scliwanz mit einer Vorwärts- bewegung, die zugleich schnell und dehnend ist, abgeworfen 338 wird, sieht man das Thicr aller seiner Last entledigt und die abgestrerfte Hülle ist unverletzt. — Dieser Hergang scheint mit dem übereinstimmend, welcher helmPalacjnoh serratus Leach statt fnidet, obschon Verf. diesen nicht bei der Operation beobachtete, sondern nur die abgestreifte Hülle. Diese ist dünn, elastisch, durchsichtig; das Kopfbruststück mit dem sägenartigen Fortsatz^e ist ganz, die Antennen vollständig bis auf ihre kleinsten Enden, Palpen und Kiefer in die Höhle des Thorax eingezogen und theilweise von der Sternalplatte los- getrennt; letztere mit den Beinen noch in losem Zusammen- hange, ohne Bruch, aber etwas %Q^e\\ die Höhle des Thorax einwärts gezogen. Das Futteral und der Stiel des einen Au- ges war innerhalb des Thorax, das andere nicht zu finden. Die Beine vollständig. Die Schwanzplatten waren an ihren Gelenken verbunden, aber an keinem Theile war eine Zwi- schenmembran, so dafs dieser Theil nicht mit den solideren Deckenstücken abgeworfen zu werden scheint: ein Umstand, welcher dafür spricht, dafs die Augen nach Abstreifung der Haut nicht lange an die angränzenden Theile angeheftet bleiben. Anders ist es mit AQm]\nmmQv (^ Ast acuseuropaeusLeacK). Nicht nur enthält er sich nicht des Fressens, sondern wird sogar häufig in den Krebstöpfen mit dem gewöhnlichen Köder gefangen; zuweilen entschlüpft er danti während ihn der Fi- scher gefangen glaubt, indem er die leere Hülle zurückläfst, durch eine enge Oefi'nung, die ihn mit fester Schale nicht durchgelassen haben würde. Aufserordentliche Bewegungen und Krümmungen scheinen bei der Häutung nicht statt zu finden. An der abgestreiften Kruste war das Futteral der An- tennen und Palpen bis zu seinen feinsten Enden vollkommen; ebenso der Augenstiel und der durchsichtige Ueberzug der Augen waren unverletzt, der erstere nur noch an seinem un- teren Theile festgeheftet. Die Segmente des Hinterleibes mit den Schwanzplatten waren miteinander verbunden, aber ohne alle Zwischenmembran, die unteren Theile von der Schnauze abwärts, Kiefer, Kieferfüfse, Sternalplatte, Oesophagus und der innere Ueberzug des^ Magens hildeten eine zusammeniiän- gende Portion, mit keiner weiteren Trennung, als die, welche durch die Abwesenheit jedes Theiles der Zwischenmembran entstand. Das Ganze dieser unteren Theile war beträchtlich 339 iu den Rückenpanzer einwärts gezogen; letzterer zeigte eine Spur der Art und Weise, wie sich das Tliier von seiner Hülle befreit liatte. Durch seine Mitte verlief, wie mit einem Messer geschnitten , eine gerade Linie, durch die Spitze der Schnauze, an deren Grunde sie sich zur Rechten wandte. Die geringste Anstrengung mufste hinreichen dem Thiere den Ausgang zu gestatten. Auch am lebenden Hummer ist eine dunkle Linie wahrnehmbar, in welcher die Trennung statt findet. An einem kleinen Hummer, bei dem der Häutungsprocefs eben begann, hatte sich am Üufseren Theile, beinahe in der halben Länge des Rückenpanzers, ein tiefer Kanal gebildet, während die in- nere Portion noch fest blieb; hätte er wenige Tage länger gelebt, so wäre die Trennung vollständig geworden. Das Warhsthum der jungen langschwänzigen Krebse ist äufserst schnell, und es wird daraus glaublich ,< dafs der Häutungs- procefs 2- oder 3 mal im ersten Lebensjahre wiederholt werde. Im Verlaufe des Sommers findet man unter mehreren Garneelen (pj'mvns) immer einen oder zwei, welche diesen Procefs erst eben bestanden, im October oder November scheinen sie alle ihn zu, bestehen, die Brutzeit endet, und kein weiterer Scha- leuwechgel findet bis zum Eintritte des Frühlings statt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die allgemeine Meinung, welclie eine einmalige Häutung der erwachsenen Thiere annimmt, richtig ist. Nach Spuren alter Beschädigungen und Incrustationen parasi- tischer Tiiiere zu schliefsen, scheint der Hummer im vorge- rückten Lebensalter seine Kruste nicht regelmäfsig, vielleicht selbst gar nicht abzuwerfen. Die gemeine Krabbe (^Cancer pagurus L.\ wenn sie ihre Schale abwerfen will, zieht sich an einsame Orte, besonders unter den Schutz von Felsen zurück. Ihre gierige Efslust scheint während dieser Zeit suspendirt, doch war das Exem- plar, dessen abgestreifte Kruste Verf. beschrieb, in einen Krabbentopf nach dem Köder gegangen. An der abgestreif- ten Kruste betrug der längste Durchmesser des Brustpan- zers 6J", der Umfang der gröfsten Scheere und die Länge des Schwanzes 3J". Der Brustpanzer war unversehrt, aufser an seiner ünterfläche da, wo im gewöhnlichen Zustande eine krumme Linie von den Kiefern rückwärts zu dem Hintertheile des Körpers geht."^^ Als sie das Tliier fingen, bemerkten die 340 ^ Fischer, dafs dieser Theil lose geworden sei, und ntin war der zwisclien der welleiifärmigen Linie und der Sternalplatte be- findliche Theil ganz getrennt und einwärts gefallen. Die Fut- terale der Antennen und Palpen waren vollständig. Ein Auge war verloren gegangen, das andere mit seinem durchsichtigen Ueberzuge vollständig, der Stiel lose befestigt; der Schwanz mit seinen Anhängen vollständig; die Sternalplatte im Begriff in der Mitte quer durchzubrechen, so dafs sie jederseits auf jeder Hälfte ein Paar Beine liefs; da dies aber keine voll-> ständige oder natürliche Trennung war, mag sie allein durch das Gewicht der Beine oder die Anstrengungen des Thieres hervorgebracht sein. Scheeren und Beine waren in allen ihren Anhängen vollkommen, die Membran nicht zerrissen, die flachen Fortsätze, welche die Mitte der Muskeln einnehmen, und ihnen als Ansatzpunkte dienen, waren unbeschädigt und an jedem Gelenke befestigt, ihre abstehenden Enden hingen lose in der Höhle des Beinfutterals. Die Bedeckungen der Kiemen waren bis in ihre kleinsten Enden vollständig; und aufser der inneren Bekleidung des Magens, war auch das ganze innere Skelet des Thieres ohne Bruch oder Verrückung abgeworfen, mit Einschlufs der beiden Hebel, welche von den Kiefern durch die Mitte des Körpers gehen, um sich innen an der Rückenwand des Brustpanzers anzuheften; wo sie früher angeheftet, lose hingen. Das sonderbare Zahngerüst des Ma- rens, so wie die beiden kalkigen Körper (Krebssteine) am Pylorus und alle kalkigen Scheidewände oder Kammern, welche die Bewegungsmuskeln der Beine aufnehmen, waren ohne Verrückung losgelöst. Der lebende Repräsentant dieses wunderbaren Skelets mafs 7^" im längsten Durchmesser, der Umfange der gröfsten Scheere und die Länge des Schwanzes betrug 4", das Gewicht 24yUnze, 5 Unzen mehr als eine ge- wöhnliche Krabber von gleicher Gröfse wiegt. Er war plump, wie ein von einer Haut umschlossener Teigklumpen, weich, mit wenig kräftiger Bewegung, zeigte sich nur empfindlich, wenn er an der Unterseite des Bruststückes berührt wurde. Die Farbe war oberhalb roth, unterhalb blafsgelb; der Schwanz purpurfarbig; die Rauhigkeiten an den Beinen völlig ausge- bildet, aber weich; dagegen ist Porcellana platycheles , bei welcher die Behaarung characteristiach ist, ganz kahl, wenn 341 sie sich gehäutet. Beim Aufschneiden erschienen Beine und Scheercn und die krustigen Platten der Miiskelansätze weich wie Pergament. Als die gröfste Scheere abgebrochen wurde an dem Gelenke, an welchem das Thier sie bei Verletzung loszutrennen pflegt, legte sich die gewöhnliche Membran gegen den Körper und kein Ausströmen fand statt: aber eine wässrige Feuchtigkeit drang reichlich von der Oberfläche gegen den Handy welcher bald so leer wurde, dafs er sich wie eine Blase aufblasen liefs. Auch beim Aufschneiden des Körpers flofs die Flüssigkeit in reichlicher Menge ab, in wenigen Mi- nuten sank der Körper in eine unförmliche Masse zusammen. An dem untern und inneren Theile jedes Gliedes der Schee- ren und Beine blieb eine Oefi'nung, ein Schlitz, durch welchen der flache Fortsatz, der sich in der leeren Schale fand, heraus gezogen war. Diese Oeff^mmg mufs sich schliefsen, wenn die Schale ganz erhärtet ist. Eine genauere Betrachtung ergiebt, dafs die abgestreifte Haut des Hummers aus denselben Theilen, wie die der Krabbe besteht, nur sind sie in der letzteren wegen ihrer festeren Textur deutlicher. An einer Krabbe, welche Spuren des beginnenden llau- tungsprozesses zeigte, waren die Beine zu f des Volumens ihrer Kruste eingeschrumpft, indem der weiche Inhalt der Scheerenspitzen mehr vermindert war, als ihre Muskulatur. Vor dem Eintritt der Häutung scheint noch eine gröfsere Ab- nahme statt zu finden. Die eben ausgeschlüpfte Krabbe hat finfangs Kraft genug zu einem Schlupfwinkel zu kriechen, von oft so engem Eingange, dafs es auffällt, wie sie in ihrem neuen Gröfsenzustande daraus wieder hervorkommen soll. Nachdem sie einen Schlupfwinkel gewonnen, wird so viel Flüssigkeit absorbirt, dafs die gemeinsame Bedeckung ihres Körpers biegsam wie Sammet zur vollen Ausdehiumg ihrer Capacität ausgedehnt wird; wodurch die Ablagerung von Kalk- theilchen nach den neu erlangten Gröfsen- Dimensionen ge- macht wird. In den ersten Wachsthumsstadien ist die Zu- nahme der Gröfse im Verhältnifs beträchtlicher. Einige der kleineren Individuen findet man in jedem Monate diesen Pro- cefs bestehend; in einigen alten Individuen aber mufs die Kruste für eine lange Zeit halten; Verf. sah ein Exemplar mit Austern besetzt, welche 2^ " Länge hatten, an einem an- 342 dern fand er einen Mytilus von 1" Länge angeheftet. Ob wie man sagt, die Krabbe ihre alte Schale verzehrt, mufs in Zweifel gezogen werden ; Verf. kennt aber einen Fall, wo eine Krabbe die andere bis auf die Beinspitzen verzehrte. Bei einer Garueele, die sich eben gehäutet, fand er kleine Schal- thiere im Magen, und ist geneigt in dieser Nahrung die Quelle der neuen Kalkablagerung zu vermuthen. Ueber Mytilus polymorphus {Tichogonia Mossm.) Y o m Herausgeber. Herr Dr. v. Siebold hat in den preufs. Proviilzialblättern (Band 19. Januar-Heft. S.57.) meinen Ausspruch, „dafs der üfy- tilus polymorphus erst seit wenigen Jahren in der Umgegend Berlins so ungemein zahlreich geworden, und vielleicht durch das Flöfsholz aus Ostpreufsen .eingeschleppt sei," in Zweifei gezogen. Er bemerkt, dafs er, diese Muschel im Jahre 1829 schon sehr häufig in. dem grofsen, mit der Havel zusammen- hängenden Tegeler See angetroffen und dieselbe auch, was noch stärker gegen obige Vermuthung spreche, in dem ganz abge- schlossenen gröfseren See des Grunewalds unweit Berlin ^uf den Schalen AerAnodonta ponderosa festsitzend gefunden habe. Seit 1827 kenne auch ich diese Muschel als einen Bewohner des Tegeler See's und es war Hr. Prof. Ehrenberg, welcher sie dort zuerst auffand. Bald darauf erschien sie schon in grofser Menge in den Havel-Seen bei den Picheisbergen, spater, vor etwa drei Jahren, in grofser Anzahl bei der Pfauen -Insel, wo sie Störungen in der Bewässerungs-Maschinerie hervorbrachte, und deshalb als ein unbekannter Eindringling an Herrn Geh. Rath Lichtenstein übersandt wurde. Alle diese Facta machten es mir wahrscheinlich, dafs sie kein ursprünglicher Bewohner unserer Gewässer, sondern durch die Kanalverbindung von Osten her eingeschleppt sei; entweder über Ostpreufsen oder direct ausPolen. Hr. Gray hat in den Annais of Philosophy New Ser. Fol IX. p. 139. London 1825 die Mittheilung gemacht, dafs der Mytilus volgensis. (JM. po- lymorphus Gm.) lange Zeit aufser dem Wasser zubringen 343 könne, und dafs er einen 3 Wochen hindurch gesund erhalten habe. Er ist der Meinung,* dafs die Exemplare, welche sich in den Cojmnercial Docks fänden, \vahrscheinlich mit Schiff- bauholz von der Wolga eingeführt seien. Letzteres ist nun wohl vsclnvcrlich der Fall; vielmehr mögen sie aus einem Ost- seehafen eingeschleppt sein. Dieselbe Ansicht wiederholt Herr Gray in den PJiilos. T r ans act i83o. IL: „der M. polymot- phus ist erst jüngst :(reC6?/tf/j) im Harlemer See und den Handelswerften van Rotherhithe eingeführt, ohne Zweifel mit russischem Bauholze; denn er hat wie die AmpuHarien, Pala- dinen, Neritinen des süfsen Wassers und die Littorinen, Mö- nodönten und Cerithien des Seewassers, die Fähigkeit, langß Zeit aufser Wasser zu leben. An beiden Orten vermehrt dr sich mit grofser Schnelligkeit. Ich weifs, dafs Herr L y el 1 ^i^ Einführung auf andere Art erklärt; allein nach den Versuchen, welche ich selbst über die Fähigkeit des Thieres aufser dem Wasser zu leben angestellt habe, kann jeh keinen Anstand neh- men, eher der f)bigen Erklärung den Vorzug zu geben, als anzunehmen, dafs die Art am Kiel eines Schiffes quer durch das Meer von einem Flusse zum andern verschleppt sei." — Letzteres ist indessen nicht ganz unmöglich. Im dritten Jah- resbericht des Manheimer Vereins für Naturkunde 1836. S. 15. erzählt Hr. Prof. Kilian, dafs im Jahre 1835 ein grofses Ilhein- sclüff unmittelbar von Rotterdam in Mäuheim ankam, dessen Kiel besonders in den Fugen ganz mitMytilus polymorphuh besetzt war. Hier wäre also das Festsitzen an einem FJufs- schiffe constatirt. Hr. Dr. Aug. Müller fand unsere Muschel häufig im Kieler Kauale und in der Eider, welchen Weg ■ be- kanntlich viele kleinere Ostseeschiffe nehmen. Er fand sie selbst in dem nahe liegenden TKeil der Ostsee, im Salzwasser. Ba^ gegen erklärt Hr. Dr. v. Siebold (a. a. O. S. 57.), dafs et nie eine kiHcheTichogonia polymorpha in der Ostsee bei Danzig bemerkt, oft aber die leeren Schalen derselben in der Nähe der Weichsel-Mündung aufgelesen habe. — Er stellt ferner in Abi- rede, dafs sie an Flöfsholz vorkomme; was ich indefs aus eige- ner Erfahrung versichern kann. Auch Hr. Dr. Aug. Müller hat in seinen mir gütigst mitgetheilten Notizen über Tichogonia dasselbe angemerkt: „Sie findet sich bei Berlin sehr häufig am Flöfsholz, welches damit oftmals an der W^asserseite wie mit 344 einer dicken Borke überzogen ist; auch sieht man an der ge- wöhnlichen Aiislade-Stelle des Flofsholzes bei Monbijou die Erde wohl handhoch mit den zufällig abgestreiften Thieren bedeckt. Merkwürdig ist, dafs die Individuen, welche an einem Stamme sitzen, eine bestimmte Gröfse nicht überschreiten; es finden sich z. B. an einem Flöfse nur ganz kleine bis zur Gröfse eines Weizenkornes, an einem anderen gröfsere, wie eine Buchnufs. Nie aber fand ich an Flöfsholze Individuen erster Gröfse, wie sie im Pichelsberger See an Pfählen vorkommen, welche seit langer Zeit ruhig im Wasser stehen. Die Thiere selbst können die Byssusfäden, wodurch sie sich befestigt, nicht wieder lösen ; folglich können sich nur ganz junge Thiere mit ihrer ursprüiig- licheu Befestigung an das Flöfsholz hängen und sie werden um so gröfser werden, je länger das Flöfsholz im Wasser liegt. Man könnte aus dem Zeitraum, während dessen sich das Holz im Wasser befindet, auf die Schnelligkeit des Wachsthumes der Muschel schliefsen." — Hr. Dr. Müller bemerkt ferner, dafs er sie in der Elbe oftmals, aber niemals in der nicht schifi'ba- ren Ohre gefunden habe, die sich kurz unter Magdeburg in die Elbe ergiefst. Auch fand er sie nicht in dem isolirten Plöt- zensee bei Berlin, sondern nur in den Seen, welche mit der Havel und Spree in Verbindung stehen. Wir müssen daher annehmen, dafs sie durch irgend einen Zufall in den Grune- walder-See gerieth, wo sie Hr. Dr. v. Siebold fand. — Ich halte mich also nach wie vor überzeugt, dafs der M.polymorphus ursprünglich ein Bewohner der Flüsse Polens'und des südlichen Rufslands ist, und dafs Preufsen und die Mark ihn zuerst durch den Schifi'verkehr auf den Kanälen und durch die Holzflöfsen erhielten. Im Jahre 1834 wurde er auch im Unions- Kanäle bei Edinburg von Hrn. Stark entdeckt; im Jahre 1836 von Berkeley undStreatfield iniNen. Hr.Berkeley sagt, dafs er erst nach 1828 im Nen durch Bauholz von Wisbeach aus eingeführt sein müsse, denn früher habe er mit seinem Freunde Lowe mehrere Jahre hindurch diesen Flufs durchsucht, ohne auch nur ein einziges Exemplar damals zu entdecken. — Alles dies spricht für meine Ansicht. Möchten die Naturforscher Polens uns über das dortige Vorkommen unserer Muschel bald nähere Aufklärung geben; denn von dort aus scheint ihre Verbreitung in unserer Gegend herzurühren. IJeber die Bewegungen der Pflanzen von i Dr. M. Dassel!,. (Schlufs). ' S e c'h s t e s Kapitel. Betrachtung der schnellen, mehr oder minder unregel- mäfsig geschehenden Bewegungen der sich drehenden ' ' Blätter. JL)ie merkwürdigste Erscheinung, welche das Pflanzeureicli dar- bietet, sind die stets sich bewegenden Blättchen des Hedysa- rum gyrans und einiger mit diesem genau verwandter Arten, wie H, vespertilionis , deren Blätter, sofern sie aus 3 Blätt- chen bestehen, Bewegungen- in den beiden seitlichen zeigen sol^ len, obgleich viel schwächer als bei der erstgenannten Pöänze. Verf; geht in die Beschreibung der ersteren Pflanze näher ein, und führt die an derselben gemachten Beobachtungen früherer Schriftsteller umständlich auf. Auch bei Hedysarum gyroides glaubt Verf. eine solche Bewegung bemerkt zu haben, doch nur dann, wenn sie im Sonnenlichte stand und reichlich mit Wasser versehen war. Er bemerkt zugleich, dafs ihm keine Pflanzen bekannt seien, deren Blätter sich so schnell dem Lichte zuwenden, als die der genannten Hedysarum- Arten, womit die besondere Zärtlichkeit ihres Lebens in Verbindung zu stehen scheine. So sah er ein ik'^^x^QS Hedysarum gyrans ohne er- sichtliche Ursache in zwei Tagen gesund und todt, und die' Versuche mit Hedys. gyroides mifsglückten ihm fast allein IV, Jahrg. 1. Band. ^ 23 # 346 , . * . ■ ■ . deshalb, weil die Pflanzen zu früh abstarben. — Die ürsach der Bewegungen des Iledys. gyrans ist in dem Punkte zu suchen, wo die besonderen Blattstiele dem gemeinsamen ange- fügt sind, wo man ähnliche Anschwellungen findet, wie bei den beweglichen Blättern. Verf. konnte es nie weiter bringen, als die Anschwellung der einen Seite abzuschneiden. Deutlich hing dann das Blättchen nach der Seite hinüber, an welcher die Anschwellung weggeschnitten war, ohne dafs es sich je wieder aus dieser Ricjitung erheben kpnnte. Es geht hieraus hervor, dafs auch hier die Anschwellung das eigentliche Werk- zeug der Bewegung ist; das Aufsteigen der Blättchen wird durch eine Ausdehnung der unteren, das Senken durch eine Ausdehnung der oberen Anschwellung bewirkt. Es bleibt noch die Ursache der abwechselnden Ausdehnung beider entgegen- stehenden Anschwellungen zu untersuchen. Leider konnte Verf. zu den Versuchen nur eine Pflanze von H. gyrans verwen- den. Im Allgemeinen richtet sich die Schnelligkeit der Bewe- gung nach der Gesundheit der Pflanze. Dies gilt jedoch nur unmittelbar von den Theilen, zu denen die Blättchen gehören; denn man kann einen Zweig abschneiden, und doch fahren die Blättchen Anfangs eben so fort sich zu bewegen; setzt man den Zweig in's Wasser, so dauert die Bewegung auch länger. Merkwürdig ist, dafs die Bewegungen der seitlichen Blätter aufhören, wenn das Terminalblatt durch den Wind bewegt wird ; Broussonet erklärt diefs aus vermehrter Verdunstung, wodurch die Säfte im Blatte selbst vermindert werden sollen, was jedoch nicht wahrscheinlich ist, weil grofse trockne Wärme die Bewegungen beschleunigt. Besser stimmt mit Brousso- net's Ansicht überein, was v. Humboldt sagt, nämlich dafs, wenn man ein Iled. gyrans 2 oder 3 Stunden lang in's Dun- kel setzt, man alsdann, eine Beschleunigung der Bewegung wahr- nimmt, wenn man es dem Lichte wieder aussetzt; denn wäh- rend der Aussetzung in's Dunkle ist eine Vermehrung der Feuchtigkeit in der Pflanze entstanden. Wärme ist eins der unentbehrlichsten Erfordernisse zu den Bewegungen bei dieser Pflanze; sie hören sogleich auf, wenn man kaltes Wasser über die Zweige derselben giefst, lassen sich aber durch warme Wasserdämpfe sogleich wieder herstellen. Auch wird die Pflanze gleichsam gelähmt, wenn man sie aufser dem warmen Hause 347 der gewöhnlichen Temperatur aussetzt. Ueber den Einflufe der Electricität und des Galvauismus ist viel gestritten worden; allein viele der Versuche wurden von Naturforschern ange- stellt, welche nicht Botaniker waren, und die grofse Zartheit der Pflanze konnte leiclit zu falschen Resultaten führen. Auch konnte leicht durch das Herbringen der Pflanze und durch das Hinsetzen beim Versuche selbst Veränderung in der Bewe- gung entstehen. Van Marum und v. Humboldt, von de- nen Ersterer über den Einflufs der gewöhnlichen Electricität, Letzterer über den des Galvanismus Versuche anstellten, fanden, dafs sie keinen Einflufs darauf haben. Verf. geht nun die ver- schiedenen Erklärungen des Phänomenes durch, findet aber keine derselben ganz genügend. Im siebenten Kapitel giebt Verf. eine allgemeine Uebersicht der Pflanzen mit reizbaren Blättern. I. Aus der Familie der Droseraceae. 1) Dionaea muscipula L. (Ellis Beschreibung der Dionaea etc. Erlangen, 1780). II. Aus der Familie der Oxalideae. 2) Averrhoa Bilimbi L. (Decand. Prodr. Syst. veg. Vol. I. p. 689. — 3) A. Carambola L. (B. Bruce Philos. Trans. 1785. 356). — Oxa- lis sensitiva (Houttuin Nat. Bist. 2. St. 8. p. 659 — 61). III. Aus der Familie der Leguminosen. 6) Aspalathus persica Burm. J. C. D. Schreber bei Ellis 1. c. p. V. — 5) Nauclea pudica Descourt. (Bullet, des Sc. natur. de Fe- russac Tom. VI. p. 215). — 7) Aeschinomene sensitiva Swai-tz (De- candoUe 1. c. Vol. II. p. 320). — 8) A. indica L. (Schreber 1. c. p. IV). — 9) A. pumila L. (id. ib.) — 10) Smithia sensitiva Aiton (Decand. 1. c. Vol. n. S. 323). — 11) Miraosa casta L. (Hort. Cliffort. p. 208). — 12) M. pernambucana (Schreber I.e.) — 13) M. asperataL. (Link Elcm. phil. Botan. p. 431). — 14) M. pigra L. (Schreber 1. c.) — 15) M. quadrivalvis L. (ib.) — 16) M, pudica L. •— 17) M. sensitiva L. — 18) M. Viva L. Willd. (Schreber 1. c.) — 19) Desnianthus la- custris (Decand. 1. c. p. 444). — 20) D. natans Willd. ib. 21) D. sto- lonifer. Dec. ib. 22) D. triquetris Dec. ib. 23) D. plenus Willd. ib. 24) D. polyphyllus. Willd. ib. 25) Ocacia acanthocarpa Willd. De- cand. 1. c. p. 463. Zu diesen Arten, von denen es genugsam bekannt ist, müssen noch nach Schreber 2 Avio^w yleschinomcne gerech- net werden, welche von Rheede nicht deutlich genug be- 23* schrieben sind, nm bblanisch bestimmt werden zu können, des- gleichen eine Acacia vom Senegal, deren Decandolle ge- denkt, so dafs sich die Zahl dieser Pflanzen auf 28 belaufen würde.' Alle gehören zu den Vascular- Pflanzen, und zwar zu dei/ Exogenen. Betrachtet man ihr Verhältnifs zu allen an- dern Vascularpflanzen, und nimmt deren Zahl mit Rob. Brown auf 83,000 an, so folgt?, dais sich diese zu jenen wie 1178:1 verWalt^nj VerglevcÜt man die Familien, in 'denen Pflanzen mit reizbaren Blättern vorkommen, deren Zahl nur 4 beträgt, zu der 'ganzen Zahl der Familien der Vascularpflanzen, diese mit Lindley zu 206 angenommen, so ergiebt sich ein Verhältnifs von '66, 5:1. Vergleicht man endlich die Zahl der reizbaren Pflanzen mit der Zahl der übrigen Pflanzen derselben Fami- lien v^öi denen '^ieseEVs^heinung nicht vorkommt, so ergiebt sich Folgendes: Die Familie der Droseraceae enthält 44 Ar- ten ohne reizbare .Blätter und eine mit solchen; das Verhält- nifs ist also wie 44:1; die Oxalideae 156 der erstem und 3 der letztern giebt 52 : 1 ; die Leguminosae 3869 und 24 giebt 161 : 1. Alle Pflanzen mit reizbaren Blättern, mit Aus- nahme der Diojiaea, gehören der heifsen Zone an ; diese kommt in ^en wärmeren Gegenden der gemäfsigten Zone in Nord- amerika vor. Nach den Welt.theilen: Asien besitzt 12, Afrika 3, Ame- rika 13; Neuholland und Europa entbehren ihrer, soweit uns bekannt, gänzlich. Im Allgemeinen lieben alle diese Pflanzen die feuchtesten Oerter; einige, als die Desmanthus -Arten, ge- hören sogar zu den Wasserpflanzen. Die meisten bei weitem sind Kräuter, wenige Sträucher und Bäume ; letztere kommen allein unter den asiatischen Pflanzen vor. Aus dieser allgemeinen Betrachtung folgt: 1) die Reizbarkeit der Blätter ist eine sehr beschränkte Erscheinung, sowohl im Vergleich zum ganzen Pflanzenreiche, als zu d^n Familien, in denen sich solche Pflan- zen finden; demnach hängt diese besondere Eigenschaft mit der ganzen Organisation der Pflanze nicht genau zusammen. 2) Je höher die Familien, welche diese Erscheinung darbieten, in der Reihe der Pflanzenentwickelung stehen, desto gröfser die Zahl der Arten, welche reizbare Blätter besitzen. 3) Weil die Pflanzender warmen Zone ein kräftigeres Leben und einen schnel- leren Verlauf desselben besitzen, als die Pflanzen der kälteren 349 Zone, luid beinahe alle l^flanzeii mit röiülyareu Blättern iii, der ersteren angetroffen werden, so niufs man genannten Pflanzen ein kräftiges Lebeii zuerkennen. Endlich -4) weil die kraut- artigen Pflanzen diircligängig einen beträchtlich rascheren und kräftigeren Lebenslauf haben, als die Holzgewäclise, ,,^^nf|,,44»> Pflanzen mit reizbaren Blättern beinahe allein der erst^eren Klasse angehören, so folgt hieraus, dafs die Pflanzen mit reiz- baren Blättern zu denen gezähUvverden müssen, in. welchen die Lebenserscheinungen einen kräftigen. j9n^schaellen.,yjc«7^ lauf haben. i r i Achtes Kapitel. ^ Von den Erscheinungen der reizbaren Blätter und den äufseren Ursachen des Schliefsens und Oeffnens dieser Pflanzen. Die reizbaren Blätter nehmen durch , äufsere Heize ., ent- weder die Richtung an, welche sie ohnedijes auch des NacKtS^ erhalten, oder eine Richtung^ welolie-. sie allein in ihrer .er^teft, Jugend haben. Zu ersteren gehören die Oxalldeae und^L^- gumiiiosae mit reizbaren Blättern; zu letzteren clag^gQ^^ i^^Pp,. naea iriuscipula. — Verf.- geht' nun die besonderen ,^rschei-j nungen der Bewegung bei Dioiiaea muscipula , uivßirjioßr carambola, Mimosa pudica und sensitiv a durch. Nach D,e,7( candolle sollen bereits die Saameülappen der jteimen^en ifcT^f pudica reizbar sein, was Verf. nicht wahrnehmen konnte 5 viel-; mehr blieben sie sowohl auf chemische als mechanische Reize unbeweglich. Nach Link sollen die jungen Blätter mehr Reiz- barkeit als die alten zeigen; Verf. fand dagegen, dafs die jun- gen Blätter, bevor sie die dunkelgrüne Farbe der älteren er- halten, wenig Beweglichkeit besitzen. Diese geringere Beweg- lichkeit derselben schreibt Verf. mehr der grofsen Weichheit der Theile zu, als einer geringeren Unabhängigkeit . von pel- zen, denn er sah sie oft absterben unter Einwirkungen, welche bei älteren nur Bewegungen hervorbrachten. Auch die gelb gewordenen Blätter sind nicht sehr reizbar, \vas aber weniger bei Anwendung mechanischer, als chemischer Reize bemerkbar wird. Daraus ist vielleicht Peschier's Ausspruch zu erklä- ren, dafs die gelben Blätter beinahe nichts von ihrer Beweg- lichkeit verlieren. Bei Entwickelung neuer Blätter und beim - Blühen vermindert sich die Beweglichkeit in den nächstste- m Iienden Blättern merklich ; beim Reifen der Früchte hören alle Bewegungen auf. Verf. kommt dann zur Betrachtung der äufseren Ursa- chen (Reize), welche Bewegungen veranlassen. Giebt man einem Blatte der Mhnosa pudica einen Stofs, sei es mit der Hand, mit Wachs, Metall u. s. w., so nimmt es sogleich die nächtliche Richtung an; diefs ist aber nicht Folge der Berüh- rung, denn wenn man ein Stück Blei vorsichtig da auf den allgemeinen Blattstiel legt, wo der besondere entspringt, so kann man das Blatt beugen, ohne dafs Bewegungen entstehen; läfst man aber dasselbe Stückchen Blei darauf fallen, so schliefst sich das ganze Blatt. Auch kann man ein Blatt drücken, ohne dafs Bewegung erfolgt. So schliefsen sich auch durch einen Staubregen die Mimosenblätter nicht, während diefs ein stär- kerer zu Wege bringt. Sehr merkwürdig ist, dafs sich Mi- mosa pudica an diesen Reiz gewöhnen kann. Bekanntlich nahm Desfontaines eine Pflanze im Wagen mit, durch des- sen Bewegung sich die Blätter schlössen, dann aber öffneten sie sich wieder und blieben in diesem Zustande, obschon die Bewegung fortdauerte, und als der Wagen eine Zeit lang ge- halten, schlössen sich die Blättchen, als die Bewegung wieder begann, öffneten sich jedoch dann aufs neue. Verf. wieder- holte diesen Versuch, indem er M. pudica 3 Viertelstunden lang in eine schaukelnde Bewegung brachte, wobei die Blätter sich schlössen, aber nach einer halben Stunde sich wieder öff- neten. Nach Beendigung des Versuchs waren die Blätter eine gute Stunde lang unbeweglich. Mit einem Male fingen alle Blätter an sich zu senken, und als sie sich dann wieder auf- richteten, war die Reizbarkeit in ihnen wieder hergestellt. Diese Ge>vöhnung an den Reiz scheint jedoch bei den Blättern der Dion. muscipula nicht Statt zu finden, da sie, durch Berührung eines Insectes geschlossen, nicht geöffnet werden, so lange dasselbe sich zwischen den Blattlappen befindet. Die mechanischen Reize durch Verwundung haben keine Bewegungen zur Folge, es sei denn, dafs sie mit Saftverlust oder Erschütterung ver- bunden sind, wie man denn beim Einschneiden in ein Blatt Bewegungen entstehen sieht, nicht aber, wenn diefs mit einer feinen scharfen Scheere und nöthiger Vorsicht geschieht. Che- mische Reize, Chlorine, ^mmonia liquida, ^cidum ni- 351 trosum, sulphuricum, sulphurosum , Aether sulphuricus, ätherische Oele u. s. w., als Dampf oder Flüssigkeit mit den Blättern der Mimosa pudica in Berührung gebracht, inachen, dafs sie dio nächtliche Richtung annelimen. Campher hat keine solclie Wirkung, vernichtet aber die Empfindlichkeit und tödtet die Pflanze, ohne dafs die Blätter sich schliefsen. Diefs be- weist, dafs jene Stoffe, welche zugleich starke Gifte für das Pflanzenleben sind, nicht als solche wirken. Ein Gleiches beob- achtete Verf. auch bei andern Giften, obwohl es andererseits wahr ist, dafs die genannten Reize zuweilen mit dem Zusam- menfalten der Blätter den Tod bringen, wie Verf. solchen bei unvorsichtiger Anwendung des Gas acidum nitrosum eintre- ten sah. Es mufs diefs aus einer zu starken Anwendung der Reize erklärt werden, dafs sie zugleich ihren vergiftenden Einflufs an den Pflanzen äufsern. Chemische Reize können ihre Einwirl^ung sehr weit erstrecken. So kann man dadurch, dafs man eine starke Säure vorsichtig auf ein Blättchen bringt, ohne damit eine Erschütterung zu verbinden, bewirken, dafs alle nahe stehenden Blätter sich schliefsen. Verbrennung durch Feuer ist einer der kräftigsten Reize. Verf. wiederholte die von Du Fay, Peschier und S ig wart angestellten Ver- suche mit gleichem Erfolg. Er bediente sich dazu dünner, mit Wachs getränkter Baumwollenfäden. Die sehr kleine Flamme derselben blieb sich stets gleich, und lieferte daher mehr als jedes andere Werkzeug einen gleich starken Reiz, welcher zu- gleich des schädlichen Einflusses der chemischen Reize ent- behrt. Verf. konnte mit ihnen junge Blätter zur Bewegung bringen, welche auf keine andere Weise zu bewegen waren. Mit Electricität und Galvanismus stellte er selbst keine Ver- suche an, hält aber die Resultate von vanMarum und v. Hum- boldt der Wahrheit gemäfs, weil Electricität am thierischen Organismus auf die Contraction der Muskelfasern wirke, diese aber den reizbaren Blättern fehlen, mithin die Beweginig der letzteren durch Electricität eine ganz neue Erscheinung sein würde. Alle Reize bringen bei den reizbaren Blättern nur ein Schliefsen, nie ein Oefi"iien hervor. Wenn S ig wart das Licht als eUien das Oeffnen bewirkenden Reiz betrachtet, so ist diefs unrichtig. Verf. nahm 2 ganz gleiche Exemplare von Mimosa 352 piidica , reizte sie auf gleiche Weise .und bedeckte dann die eine ^gegen alle Einwirkung des Lichtes . mit steifem Papier. Gleichwohl öffneten sich beide wieder gleich schnell, -so» dafs das Oeffnen der Biättchen eine aus dem Innern der Pflanze hervorgehende Lebenswirkung ist, zu der es keiner besonde- ren äufseren Ursache bedarf. Je kräftiger eine Pflanze ist, um so'»sohneller geschieht auch diefs Oeffuen, daher denn Tages. mid Jahreszeit, wie andere Umstände, auf die Verschiedenheit in deren Zeitdauer Einflufs äufsern. Im Allgemeinen ist die Merbiei gebrauchte Kraft gröfser, als zum Oeffnen nöthig ist. An dem allgemeinen Blattstiele am Ursprünge der besonderen befestigte Gewichte hinderten weder die Schnelligkeit noch die Kral6t::des:Deffnens, so lange sie nicht 'mehr als 9 Gran betru- gen; war Letzteres der Fall, so wurde die Bewegung langsam und das Blatt erreichte die vorige Höhe nicht wieder. .■:/?rfI,ßb iiVA, > .;..,:i: .. ■ Neuntes Kapitel. Die unmittelbarenioder inneren Ursachen dieser Bewe- ^iiirJiti'* gungen. •Wie Dutrochet fand, sind auch hier die Anschwellungen der Sitz der Bewegungen, und zwar geschieht die Bewegung durch Ausdehnung des Theils derselben, welcher der Rich- tung der Bewegung entgegengesetzt ist. Schnitt Verf. den oberen Theil der Anschwellung weg, so stieg das Blatt; schnitt er die untere weg, sank es, ohne sich je wieder zu heben; wurde einer der seitlichen Theile weggeschnitten, so bewegte sich das Blatt nach der Seite, wo die Anschwellung weggenom- men war. Die Bewegung geschieht also durch Ausdehnung gerade umgekehrt wie im Thierreiche. Die entgegengesetzten Theile der Anschwellungen haben also eine entgegengesetzte Wirkung; sind beide gleich stark, so findet keine Bewegung statt; es beträgt dann der Winkel des Blattstieles mit dem Zweige 90 ''. Verf. schnitt die oberste Anschwellung weg und beschwerte das Blatt mit 9 Gran, welche ein unversehrtes Blatt leicht trägt; es erhob sich sehr langsam und unregel- mäfsig, blieb 2 — 3 Tage in dieser Haltung und fiel dann schlaff nieder. Mehr Gewicht konnte kein so behandeltes Blatt höher als 90'^' bringen, sogleich sank es schlaff nieder, und die un- tere Anschwellung verlor alle Kraft und AufgeschwoUenheit. 353 Die Wegnahme der entgegengesetzten Anschwellung vermehrt also die Kraft der übrigbleibenden nicht, sondern vermindert sie sogar. — Dafs nicht, wie Dutrochet früher glaubte, die Krümmbarkeit des Gewebes der entgegengesetzten Anschwel- lungen die nächste Ursache der Bewegungen ist, wenn anch^ wie er fand, dünne Lagen der entgegengesetzten Anschwel- lungen, m Wasser geworfen, ..sich in entgegengesetzter Rich- tung kreisförmig krümmen, folgert Verf. daraus, dafs 1) die^ aufsersto Lage der Anschwellung jene Krümmbarkeit entbehrt; 2) dafs die ganze Hälfte der Anschwellung, in's Wasser ge- worfen, sich nicht krümmt, und dafs die Lagen, aufser durch Wasser, -durch keine Reize zur Krümmung gebracht werden? konnten. Er glaubt deshalb, dafs ihre Krümmbarkeit im Was- ser nur der Wirkung des Wassers zuzuschreiben sei. Wäre' die Krümmbarkeit des Gewebes die Ursache der Bewegung^ so müfste die Wegnahme der oberen Anschwellung das Blatt; wie mit einem Stofse, steigen lassen, da alsdann nichts mehr die untere Anschwellung hindern würde, aus ihrem gedrückten Zustande, zur Ausdehnung überzugehen. Dilfs geschieht jedoch nicht, sondern es dauert 3 — 5 Minuten, bis ein Blatt nach Wegschneiden der oberen. Anschwellung seine vollständige Erl- hebung vollführt; auch wird diese erst 10 — 20 Sekunden nach dem Schnitte bemerkbar, so dafs die untere Anschwellung lang- sam Kräfte zu sammeln scheint. Diefs wnirde dafür sprechen, dafs die Anschwellungen durch Vermehrung und Verminderung der Säfte in ihnen wirken. Um diefs näher zu untersuchen, machte Verf. verschiedene Einschnitte in die obere Anschwel- lung eines nach unten gesenkten Blattstieles. Im Ueberflufs drang eine hell grün -gelbliche Flüssigkeit hervor, und in dem Maafse stieg das Blatt; darauf war die Einlenkung einige Tage nicht beweglich. An einer anderen Anschwellung machte er nur eine Wunde durch W^egschneiden der obersten Lage ; die Beweglichkeit ward dadurch nicht vermindert, doch so oft die verwundete Anschwellung passiv wurde, bemerkte man einen Safttropfen auf der Wunde. Da sich nun Flüssigkeiten wenig zusammenpressen lassen, so mufs auch bei einer unverletzten Anschwellung, wenn sie passiv wird, diese Flüssigkeit versetzt werden. Am natürlichsten scheint es freilich, dafs die Säfte aus der passiv werdenden Anschwellung in die activ werdende über- 354 treten. Verf. hob durcli Wegschneiden der seitlichen Anschwel- lungen den Zusammenhang zwischen der oberen und unteren auf; es erfolgte vollkommene Lähmung, die aber auch durch den grofsen Saftverlust herbeigeführt sein kann. Deshalb un- ' terbrach Verf. bei einigen anderen Blättern nur mittelst eines länglichen Schnittes durch die beiden seitlichen Anschwellun- gen den Zusammenhang, und die Beweginig wurde nicht ver- nichtet. Ferner brachte er eine Mimosa pudica in einen krank- haften Zustand, indem er sie einige Tage hindurch in völlige Dunkelheit stellte, so dafs die Blätter unbeweglich wurden; alsdann machte er in einige der oberen Anschwellungen Ein- schnitte, aus denen nur sehr wenig hellgriine und sehr dünne Flüssigkeit hervortrat, und drückte dann die Blätter sehr stark hinab, wodurch ebenfalls kein gröfserer Saftzuflufs entstand, wie doch zu erwarten war, wenn die Säfte aus einer Anschwel- lung in die andere strömen könnten. Die Säfte, welche sich aus der passiv werdenden Anschwellung entleeren, können sich nicht in den Blattstiel entleeren; denn die Anschwellung bleibt reizbar, wenn auclf der Blattstiel ganz weggeschnitten ist. Sie müssen demnach in den Zweig zurücktreten, aus welchem auch die Saftmasse kommen mufs, welche die activ werdende An- schwellung ausdehnt. Um diefs durch Versuche zu bekräfti- gen, schnitt Verf. aus einem Stamme einer M. pudica ein Scheibchen, an welchem ein Blatt safs, gerade so dick, als der Platz der Einfügung des Blattstieles. Diefs Scheibchen befe- stigte er sogleich zw^ischen 2 Stückchen Kork und hielt diese stets feucht; aber alle Reizbarkeit des Blattstieles war ver- schwunden. Dafs dieses nicht durch das Abschneiden entstan- den sei, gehe genugsam daraus hervor, dafs abgeschnittene Zweige im Wasser Tage und Wochen hindurch reizbar blei- jjen. — Das Gewebe der Anschwellungen kann man mit der tela erecülis der Thiere vergleichen; denn wie diese, werden auch die Anschwellungen durcli Flüssigkeit ausgedehnt; wie diese besitzt es viele Gefäfse (vasn laticis), und wie jenes Gewebe sehr reizbar ist, so besitzt auch das der Anschwellun- lungen besonders viel Reizbarkeit; und wie endlich in Folge der Reize bei der tela erectilis deren AnfüUung durch Blut zu Wege gebracht wird, so wird durch Reize das Gewebe der Anschwellungen mit Säften erfüllt. 355 Zehntes Kapitel. Von der Uebertragung der Reize. Augewaiidte Reize dehnen bei Mimosa pud/ca ihre Wir- kung oft weit über den Ort ihrer Anwendung aus. Besonders deutlich ist diefs, wenn man ein lilättclien sachte brennt, denn viel weiter, als sich die Wärme erstreckt, legen sich die Blät- ter zusammen. Dutrochet nahm zur Erklärung dieses Phä- nomens Nerven an, nämlich die kleinen Kügelchen, die, in den Zellen eingeschlossen, überall gefunden werden. Diese sollten aber die Reize nicht selbst leiten, sondern er schrieb dieses den Ilolzgefäfsen zu, da er sich durch Versuche überzeugt hatte, dafs diese allein die Uebertragung der Reize ausführen können, und zwiir glaubte er, dafs der Saft, welchen sie füh- ren, der Leiter sei. Um diese seltsame Annahme zu widerle- gen, beraubte Verf. einen langen dicken Zweig in einer Länge von 0,1 Ellen der Rinde, und prefste das Holzgerüst mit aller Kraft zwischen zwei Ilolzblöckchen, so dafs es aller Flüssig- keit beraubt wurde. Dann liefs er den Zw^eig einige Minuten liegen, während welcher sich die Blätter einigermafsen öfiFne- ten, und berührte hierauf das äufserste Ende des Zweiges mit einer kleinen Flamme, worauf ein neues, stärkeres Zusammen- legen folgte; keinesweges leiten also die Säfte die Reize, son- dern die Holzgefäfse. Bei Wiederholung der von Dutrochet angestellten Ver- suche über die Schnelligkeit der Fortpflanzung der Reize, wel- che nach diesem im Blatte 0,015 Ellen, im Stamme 0,003 El- len während einer Sekunde betragen, und weder durch Tem- peratur, noch gröfsere oder geringere Reizbarkeit der Pflanze abgeändert werden soll, war Verf. nicht so glücklich feststel- len zu können, wie viel Raum die Reiz^» m einer Sekunde durchlaufen, da diefs theils unmerklich, theils ansehnlicher war, als D. angiebt, obschon der Reiz stets gleich blieb. — Um zu sehen, ob Rinde, Mark oder das Gewebe der Anschwellung, wenn sie selbst gereizt werden, nicht im Stande sind, diefs andern Theilen mitzutheilen, stellte Verf. folgende Versuche an. Am Ende eines langen, sehr starken Zweiges der Mimosa "pudica «chnitt er Alles aufser dem Marke weg, an einem an- dern liefs er nur die Rinde in einer Länge von 0,1 Elle übrig, stellte beide dann eine Zeit lang in's Wasser, damit sich die Blätter entfalteten, und brannte hierauf das bei dem einen aus Mark, bei dem andern aus Rinde bestehende Ende sehr stark. Zwei andere, ebenso zubereitete Zweige brachte er mit dem Marke und der Rinde in Acidum sulphuviciim, ohne dafs die Reize eine Wirkung hervorbrachten. Dutrochet nimmt an, dafs das ganze Holzgeriist zur Uebertragung der Reize geschickt sei; nach ihm sollen selbst die Wurzeln leiten. Indefs wandte •er, diefs zu beweisen, verdünnte Schwefelsäure an, die aber auch sehr gut aufgesogen und in den Stamm übergeführt wer- den konnte. Verf. nahm 2 Pflanzen aus ihren Töjjfen und reinigte deren Wurzeln, stellte dann eine in reine Schwefel- säure, welche wiegen ihrer zerstörenden Kraft nicht aufgesogen werden kann, und verbrannte die Wurzel der anderen mit einer kleinen Flamme. Durch keinen dieser Reize entstand die ge- ringste Bewegung in den Blättern. Es sind also allein die Holzgefäfse des Stammes, welche die Reize empfangen und leiten, und es erklärt sich nun leicht, warum 4) die Blätter so besonders reizba*- sind, denn in ihnen sind die feinsten Aus- breitungen der Holzgefäfse nur von einer sehr dünnen Haut bedeckt; 2) warum die Stacheln und Rinde der Pflanze gereizt werden können, ohne Bewegungen hervorzubringen; 3) warum, wenn ein Zrweig mitten durchgeschnitten und die Wundfläche gereizt wird, hierdurch Bewegungen entstehen. Elftes Kapitel. Von der Einwirkung des Lichtes, der Wärme, Luft, Feuchtigkeit und der Gifte auf diq künstlich erwcsckbare Beweglichkeit der reizbaren Blätter. Licht. Des Verf. Versuche mit Entziehung des Lichtes stimmten ziemlicli mit denen von Dutrochet überein. Bei 16 ^ Temperatur zeigte eine mit steifem Papier überdeckte Pflanze nach 4 Tagen Abnahme der Beweglichkeit; am 6ten Tage waren die Blättchen so gut wie gelähmt, am 7ten war auch die Einlenkung des gemeinsamen Blattstieles fast unbe- weglich, am 8ten war allein in diesem letzteren noch einige Beweglichkeit bei starken Reizen zu bemerken, am 9ten end- lich war alle Beweglichkeit verschwunden. Damit waren aber keinesweges die natürlichen Bewegungen vernichtet, welche 357 noch 3 Tage mehr oder weniger regelmäfsig fortdauerten. Verf. folgert hieraus, dafs das Licht keinen unmittelbaren Ein- flufs auf die Reizbarkeit der Blätter übt, sondern nur durch seine Wirkung auf die ganze Pflanze, wie denn auch Majo und Burnet die Anschwellungen mit Kienrufs bedeckten, ohne dafs dadurch die mindeste Veränderung entstand. Wärme. Verf. fand, dafs eine M. pudlca bei 10 — ll** R. reizbar bleiben kann; doch leidet dann die ganze Pflanze sichtlich und die Entwickelung neuer Zweige hört auf Bei 7 — 8" R. sah er alle Reizbarkeit aufhören. Auch eine zu grofse Wärme (37 " 'R.) vernichtet sie. Verlähmung durch grofse Wärme und Kälte möchte Verf. theilweise dem physi- kalischen Einflüsse auf die Safte (durch Ausdehnung und Zu- sammenziehung) zuschreiben, weil er an einer M. pudica, wel- che er plötzlich einer Temperatur von 7® R. aussetzte, die Reizbarkeit vernichtet sah. Luft. Die Versuche von Du Fay werden angeführt. In einem Glase, worin das Barometer auf 3'" gesunken war, verloren Zweige von M. pudica am folgenden Tage ihre Reiz- barkeit; eine ganze Pflanze verlor sie bei einem um eine Linie höheren Barometerstande am 4ten Tage. Wahrscheinlich sei diefs der starken Ausdehnung der Gefäfse bei verminder- tem Luftdrucke zuzuschreiben. Feuchtigkeit. Die Beweglichkeit der Blätter scheint nicht mehr Feuchtigkeit zu erfordern, als für die Gesundheit der Pflanze nöthig ist. Die Pflanzen starben dem Verf. stets, wenn er ihnen die Nässe so entzog, dafs die Beweglichkeit vernichtet wurde. Zu grofse Feuchtigkeit, der Wurzel gebo- ten, hatte l^einen merklichen Einflufs. Ein stets tropfendnasser Schwamm, 14 Tage lang an einen Zweig der M. pudica be- festigt, gab kein sicheres Resultat; eben so wenig ein Versuch, bei welchem eine Pflanze unter einer mit Wasserdunst erfüll- ten Glasglocke stand. Bei einer M. pudica, wenn sie unter Wasser steht, bleibt in der ersten Stunde die Reizbarkeit un- verändert ; dann nimait sie bald ab und verschwindet gänzlich. An abgeschnittenen, auf dem Wasser treibenden Zweigen fand Verf., dafs alle die mit dem Wasser wirklich in Berührung kommenden Gelenke die künstliche Beweglichkeit in sehr kur- zer Zeit verloren. Vergiftungen. Die Reizbarkeit der Blätter verschwin- det, bevor die natürlichen Bewegungen aufhören; diese bleiben noch bis einige Zeit vor dem Tode der Pflanze. Bei starken Giften erlischt auch zuweilen das Leben der Pflanze gleich mit Vernichtung ihrer Reizbarkeit. Wie die Gifte auf die Be- wegungs-Werkzeuge wirken, läfst sich nicht leicht beantworten. Gewifs dringen sie aber nicht bis zu den Anschwellungen hin- durch; da diese nur absteigende, in den Blättern bereitete Säfte enthalten, das Gift also erst in -die Blätter eindringen miifste. Aber eine M. piidica wird getödtet, bevor die Blät- ter durch das Gift erreicht werden, und so kann man dessen Wirkung nur aus seiner Wirkung auf die ganze Pflanze erklä- ren, die verschieden nach den Giften ist, da bei narkotischen die Glieder schlaff, bei corrosiven Giften steif werden. Bei allen jenen Einflüssen zeigt sich das Gesetz, dafs zuerst die künstlich erweckbaren Bewegungen verschwinden, dann die natürlichen und endlich das Leben selbst. Es folgt hieraus, dafs die erstgenannte eine Lebenswirkung ist, die allein bei ungestörter Gesundheit der Pflanze stattfindet, und nicht gleich- bedeutend mit dem Leben genommen werden mufs. Nachdem Verf. im 12ten Kapitel die verschiedenen Erklä- rungen der Bew^egungen reizbarer Blätter aufgeführt, versucht er im 13ten eine Erklärung der verschiedenen Blatt- bewegungen. Als Grundursache derselben glaubt er die 'Bewegung der bereiteten Säfte annehmen zu müssen, weil er im 9ten Kapitel bewiesen, dafs diese Säfte die Bewegungs- werkzeuge der M. pudica in Bewegung bringen, und dafs die beweglichen, drehenden und reizbaren Blätter durch dieselben W' erkzeuge bewegt werden, glaubt er aus der Analogie schlie- fsen zu können, dafs auch bei den beweglichen und drehenden Blättern eine Versetzung der Säfte in den Anschwellungen die Ursache der Bewegungen sei. Die allgemeine Ursache sei also gleich, trotz der Verschiedenheit ihrer Wirkungen. Das Drehen und die Reizbarkeit ist nichts Anderes als eine erhöhte Beweglichkeit beweglicher Blätter. Hedysarmn gyj^ans wiederholt durch dieselben Werkzeuge die Bewegun- gen unaufhörlich, welche durch die beweglichen Blätter nur 1 oder 2 Mal täglich ausgeführt werden, während Mimosa 359 pudica die Bewegungen, welche sie des Abends wie alle be- weglichen Blätter vollbringt, auch noch auf besondere Reize wiederholt. Der besondere Bau der ersteren Pflanze giebt hin- reichende Gründe für die stete Bewegung; während die beträcht- liche Gröfse der Anschwellungen, die Menge von Säften und die unläugbare Reizbarkeit des llolzgeriisies von Mimosa pu- dica hinreichend die Reizbarkeit ihrer Blatter erklärend Nimmt man für die Tagrichtung Gleichmäfsigkeit der Säftemasse in beiden Anschwellungen, für die Nachtrichtung Ungleichmäfsig- keit derselben an, ruft man sich dabei in's Gedächtnifs, dafs im gewöhnlichen Zustande bei beweglichen und reizbaren Blät- tern in den Anschwellungen mehr als hinreichende Kraft vor- handen ist, um die Bewegungen zu vollführen; nimmt man die grofse Verschiedenheit dazu zwischen den Pflanzen mit beweg- lichen Blättern, so wird man in diesen Thatsachen die Ursache der Erscheinung finden. Ist die Beweglichkeit der mit An- schwellungen versehenen Blätter eine Folge der Bewegung der bereiteten Säfte, so ist deutlich, dafs auf die Ausübung der Lebensfunction Kälte, Feuchtigkeit, Wärme, Licht, Dunkelheit und im Allgemeinen alle Veränderungen der äufseren Umstände Einflufs haben können und müssen; haben jedoch verschiedene äufsere Einflüsse in dieser Hinsicht nicht dieselbe Wirkung auf verschiedene Pflanzen, so kann diefs uns nicht wundern, da gleiche Einflüsse nicht auf alle Pflanzen gleich kräftig einwir- ken. Fahren die Pflanzen eine Zeit lang fort, sich zu bestimm- ten Zeiten zu bewegen, wenn ihnen die gewohnten Einflüsse fehlen, welche die entfernteren Ursachen der Bewegung sind, so thut diefs dem allgemeinen Gesetze keinen Eintrag; denn während stets im natürlichen Zustande mehr Säftemasse in den Anschwellungen vorhanden ist, als zu den Bewegungen erfor- dert wird, so können, wenn z. B. eine Pflanze im Dunkeln steht und deshalb keine neuen Säfte erzeugen kann, die An- schwellungen noch einige Tage fortfahren, abwechselnd im Verhältnifs zu einander gleich oder ungleich angefüllt zu sein, obschon sie hierbei stets an Feuchtigkeit verlieren. Nimmt man an, zu der täglichen Richtung eines Blattes ist das Gleich- gewicht der Anschwellungen 2:2, in der nächtlichen 1:3 oder 3 : 2, dann wird im gewöhnlichen Lauf der Dinge das Gleich- gewicht Morgens wieder 2:2 werden, bleibt aber die Pflanze 360 im Dunkeln stehen, 1|:1^, nothwendig folgt dann wieder die tägliche Richtung. Entsteht dann wieder im Laufe von 12 Stun- .den Ungleichraäfsigkeit, so dafs die Anschwellungen wie i : 1^ angefüllt sind, so folgt wieder die Nachtrichtung u. s. w. Nicht zu verwundern ist es daher, weshalb man besonders bei reiz- baren Blättern leichter die Nacht- als die Tagrichtung künst- lich hervorbringen kann. Es mufs leichter sein, eine unbe- stimmte als eine bestimmte Veränderung hervorzubringen; das erste kann durch einen unbestimmten, das zweite nur durch einen bestimmten Einflufs geschehen, und letzteres sollte für die beweglichen Blätter allein in dem natürlichen Laufe der Vegetation bestehen, wenn nicht die Anschwellungen mit mehr als hinreichender Kraft versehen wären. Dieses liefert auch noch eine gute Erklärung für die Bewegung der Blätter von Hedysarum gyrans während der Nacht; denn auch bei die- ser Pflanze müssen wir der Analogie nach annehmen, dafs mehr Säftemasse in den Anschwellungen vorhanden, als zu den Be- wegungen nöthig ist. Der eigentliche Zweck der Bewegungen ist dem beschränk- ten Verstände des Menschen verborgen. Der Nutzen, den man in dem sogenannten Schlafe der Pflanzen gesucht hat, ist zu unbe- deutend ; nur sehr selten werden durch die veränderte Richtung (1er Blätter Blumen und junge Zweige bedeckt, ebenso berühren sie sich einander meist nur sehr unvollkommen, so dafs eine gegenseitige Bedeckung eben so wenig der Zweck jener Er- scheinung sein kann. Zwei Arten Singschwäne in Deutschland von Joh. Friedr. Naumann. (Hierzu Taf. VUI.) Wenn unter dieser Aufschrift der Ornitholog, welcher Brehm's Naturgesch. der Vögel Deutschlands etc. kennt, auch nichts Neues zu erwarten hat, so wird doch eine nähere Beleuchtung jener 2 Arten hoffentlich nicht unwillkommen sein, zumal eine ganz entgegengesetzte Meinung viele Ent- deckungen jenes verdienstlichen Forschers verdächtig zu ma- chen gesucht hat. Prüfet Alles und das Beste behaltet! Und suum cuique! Im harten Winter 18|| zeigten sich in Deutschland und auch in hiesiger Gegend hin und wieder Singschwäne, an denen uns schon im Fluge ihre geringere Gröfse, und meinem Bruder, welcher die ersten 4 Stück sah, auch ihre verschie- dene, so noch nicht gehörte Stimme auffiel. Ein solcher wurde bei Meckern, unweit Leipzig, ein anderer hier, beides alte ausgefärbte Individuen, geschossen, und der letzte kam zum Ausstopfen in meine Hände. Er war völlig ausgefärbt und, nach Zähigkeit des Fleisches und Harte der Knochen zu urtheilen, wohl nicht unter 3 Jahre alt, noch dazu ein Männ- chen; dabei mufste ich jedoch über die geringe Gröfse dieses Vogels erstaunen, indem ich noch nie einen so kleinen alten Schwan gesehen hatte, und mich noch sehr wohl der grofsen stattlichen Singschwäne erinnerte, die wir in den 90 er Jahren in Heerden (ein Mal 32 Stück beisammen) in der Nähe des Salz- see's im Mannsfeldischen auf dem Durchzuge sahen; aber IV. Jahrg. 1. Band. 24 362 noch deutlicher standen die in meinem Gedächtnifs, die in einem Winter der erstem Jahre dieses Jahrhunderts bei Des- sau geschossen waren, wovon 3 Stück, 2 Alte und i Junger, flügellahm, im Besitze Sr. Durchlaucht des hochs. Erbprinzen Friedrich, mehrere Jahre lebend unterhalten und von mir nach dem Leben gemalt und beschrieben wurden. Diese waren nach den genommenen und aufbewahrten Ausmessungen wahre Riesen gegen jene beide; denn der bei Leipzig geschossene war eben ein solcher kleiner, als die 13 Stück, von wel- chen am 14. Mai 1823 der meinige erlegt wurde. Diese wa- ren sämmtlich von einerlei Gröfse, oder doch so wenig von einander verschieden, dafs dies auf Büchsenschufsweite wenig- stens nicht bemerklich war, wohl aber dem Schützen, obgleich gewöhnlicher Jäger (d. h. Nichtkenner) sogleich auffiel, dafs sie überhaupt kleiner als andere Schwäne wären ^). Später (das Jahr ist mir entfallen) wurde ein junger Schwan der grofsen Art in hiesiger Gegend erlegt; ich erhielt ihn aber erst, als er bereits einige Jahre, gut ausgestopft, aufbewahrt war. Zwar noch im grauen Jugendkleide und wohl kaum J Jahre alt, war er dennoch um so sehr viel gröfser als je- ner alte Vogel, dafs ich sogleich zu einem nähern Vergleich beider schritt, wo dann neben einem gewaltigen Abstände in der Gröfse, zumal der Zehen, auch noch eine ganz verschie- dene Schnabelbildung sich zeigte, die nicht blofs individuelle Verschiedenheit sein konnte. Mir fohlten indessen mehrere und namentlich frische Exemplare, um meine Vermuthung von 2 Arten in Gewifsheit zu bringen. Da erschien 1831 Brehm's Naturgesch. a. Vög. Deutsch!., worin zwei, der nordöstliche Singschwan, Cygnus musicus BechsL, und der isländi- sche Singschwan, Cygnus islandicus Brehm, als zwei verschiedene Gattungen (im Sinne des Verf. s. EinL S. XI. u. f.) aufgestellt waren, deren äufsere Unterscheidungszeichen mit den von mir gesejißnen völlig übereinstimmten. Immer _________ Off) ifa# dool;.»; dot oHh.. . 1) Brehm erwähnt vom Jahre 1827 in der Isis 1830 S. 1125 ein Päärchen dieser kleinen Singschwäne, das (vielleicht auch im J. 1823) im Entenfange bei Mühlhausen gefangen und da lebend nach Gotha geschickt und, weil es nicht am Leben blieb, ausgestopft wurde. 363 noch fehlten mir frische Stücke der grofsen Art; da erschien 1836 Eyton history of the rarer british Birds, mit Be- schreibung und Abbildung der kleinen Art Singschwan, unter dem Namen: Bemck's Swan QCygji. Bemcküj Tarrell) *), deren äufsere Unterscheidungszeichen alle auf meine kleine Art und zwar auf das genaueste pafsten; dagegen entsprach der Bau des Brustbeins und der Luftröhre, in Abbildung bei- gefügt, durchaus nicht dem meines 1823 erhaltenen alten Männchens, von dem ich diese Theile glücklicher Weise noch besafs, wonach also Yarrell's C. Bemckii eine dritte, auch von Brehm's C. islandiciis verschiedene, Art sein müfste. Dies bewog mich zu einer vorläufigen kurzen Be- kanntmachung meiner Beobachtungen in dieser geschätzten Zeitschrift, zumal ich endlich so glücklich war, bei der stren- gen Kälte im Februar dieses Jahres (1838) einen Alten der grofsen Art, wovon in diesem Winter in Deutschland viele vorkamen und in meiner Nähe 3 Stück erlegt wurden, frisch zu erhalten, um ihn mit allen frühern Singschwänen vergleichen zu können und, da ich ihn aber leider nicht selbst ausstopfen konnte, froh sein mufste, durch besondere Güte des Aus- stopfers zum Besitz des Brustbeins und der Luftröhre zu ge- langen. Was von der durch Eyton 1. c. S. 88 in Plolzschnitt sauber und deutlich dargelegten Abweichung des Brustbein- und Luftröhrenbaues seines Cygnus Bemckii von der des C. islandicus Br., wie ich die letzte gefunden und in Abbil- dung hier beifüge, in Bezug auf Artverschiedenheit zu halten sei, überlasse ich den Einsichten geschickterer Anatomen. Ob dieser Cygn, Bewickii schon in Deutschland vorgekommen sei, weifs ich auch nicht, ersuche aber diejenigen Forscher, welche ihn hier aufgefunden, um gütige Mittheilung ihrer Ent- deckung in diesen Blättern ^). Was die von mir selbst in 2) Ci/gn. Bewiclcii wurde von Yarrell schon im Anfange des Jahres 1830 aufgestellt; die Abhandlung in dem 16. Bande Aev Trans- act. of the Lin. Society Part. IL erschien 1830, also früher als Brehm's Handbuch. Herausgeber. 3) NachFr.Boje's Mittheilung in der Isis 1835111. S. 262 wurde ein Exemplar von Cygii. Bewickii bei Dünnkirchen erlegt, was we- 24* hiesiger Gegend beobachteten beiden Arten (wirkliche Species, nicht Subspecies) betrifft, so belasse ich ihnen einstweilen die von Hrn. Brehm ihnen beigelegten Namen, nenne also mit ihm die grofse Art Singschwan: Cygn. musicus, die kleine Art: Cygn. islandicus, weil wohl zu hoffen steht, dafs sich Hr. Br. völlige Gewifsheit verschafft hat über das, was er vom verschiedenen Aufenthalt beider, insbesondere der kleinen Art, als allein isländisch, a. a. O. mit Bestimmtheit aus- spricht. Um auf diese Vogelarten aufmerksam zu machen, gebe ich hier in aller Kürze die am meisten in die Augen fallenden Kennzeichen, wodurch sich beide, C. musicus ^ind C. islandi- cus, von einander unterscheiden; eine ausführlichere darf ich wohl für mein gröfseres Werk (Naturgesch. d. Vög. Deuschl.) aufsparen. Sie sind nach möglichst genauer Untersuchung an vielen ausgestopften und frischen, auch mehreren lebenden Exemplaren von mir selbst und stets so gefunden, und ich habe die wichtigsten auf beigefügter Abbildung, in halber natürlicher Gröfse, eigenhändig und treu nach der Natur ge- zeichnet, dargestellt. Zu ihrer Erläuterung bedarf es nicht vieler Worte. An den Schnäbeln sieht man die sehr verschie- dene Gestaltung, namentlich in den Profilumrissen. Der Schna- bel von C. musicus (Fig. 1) ist viel platter, der Nagel nicht deutlich unterschieden, die Seitenrandleiste deutlich, fast dop- pelt, der Unterschnabel nicht sehr tief in den oberen einge- senkt, das von der Seite durchsichtige Nasenloch horizontal, die gelbe (in der Jugend bleichröthliche) Farbe bis unter dasselbe vorgehend, auch an der Wurzel des Unterschnabels etwas Gelb oder Fleischfarbe, die ganz nackte Fläche vom Auge und der Schnabelwurzel bis zum Schnabelende hat da- her bei weitem mehr Gelb etc. als Schwarz ; — der des C. is- landicus (Fig. 2) ist dagegen höher und walziger, der Nagel deutlicher getrennt, die Seitenrandleiste kaum unterschieden, der Unterschnabel tiefer in den obern einschlagend und ganz schwarz, das Nasenloch etwas schräg gestellt, nur aus einem nigstens sein Vorkommen im nordwestlichen Deutschland wahrschein- lich macht. Herausgeber. 365 Gesichtspunkte durchsichtig, die golbe oder bleichröthliche Farbe lange nicht bis an das Nasenloch reichend, die nackte Fläche vom Auge und der Schnabelwurzel bis zum Schnabelende hat daher bei weitem mehr Schwarz als Gelb oder Fleischfarbe. * Das Brustbein nimmt bei beiden Arten in seinem hohlen^ Kamm oder Kiel den unteren Theil der Luftröhre auf, doch, auf etwas verschiedene Weise, wie es denn auch schon yojy, aufsen, seine ungewöhnliche Abweichung in der Gröfse unbe- achtet, besonders auf seiner hinteren Fläche, am obern Rande des Kammes hinsichtlich des bogenförmigen Ausschnittes, na- mentlich aber im Längendurchschnitt, sehr wichtige Verschie- denheiten darbietet. Unsere Abbildung zeigt in Fig. 1. d, wie hier der ganze Kamm mit zelliger Knochensubstanz angefüllt ist, bis auf die Höhle, worin sich die sehr starke oder weite Luftröhre herab und wieder hinauf beugt, diese dazu an meh- reren ihrer Ringe mit der äufserst dünnen hintern Knochen- wand des Brustbeins in Eins verschmolzen und so in den ihrer Beugung entsprechenden hohlen Raum gegen 1^ Zoll lang festgehalten ist; — während bei Fig. 2. h der Durch- schnitt, unterhalb der schwachen oder engen, zwar auf ähn- liche Art gebogenen, aber nirgends mit dem Brustbein verwach- senen, also völlig freien Luftröhre, noch einen langen, tief herabgehenden, freien, hohlen Raum zeigt, eine Fortsetzung des obern, mit eben so glatter, wie polirter Fläche, wodurch, es wahrscheinlich wird, dafs die freie Bewegung der Luftröhre in dieser Kapsel in manchen Fällen bis in die Spitze dieser vordringt, jene dann also bei weitem tiefer hinabreicht, als bei der grofsen Art. Andere, minder auffallende Verschiedenhei- ten, darum aber fast eben so wichtig, werden die mit möglich- ster Sorgfalt und Genauigkeit gefertigten Zeichnungen dar- legen. . Aufserdem bemerke ich noch Folgendes: Cygnus musi- cus Bechst, dem viel schiankern C. islandicus Brehm ge- genüber, ist um ein so Bedeutendes schwerer und grölser, dafs an blofse Zufälligkeiten, wie sie wohl unter Individuen einer Art, namentlich von grofsen Vögeln, vorzukommen pflegen, hier niclvt gedacht werden kann. Ich stelle sie hier neben einander. 366 Drei Jahre alte Vögel. C. musicus. : C. islan dicus. mas. fem. mas. fem. Gewicht: 24 Pfd. ') 181 Pfd. 11 Pfd. 10 Pfd Länge: 58" 53" 451" 43" Flugbreite: 96" 90" 82" 79" Lauf: ^" ^" 41" 4f" Mittelzehe: 7^" n" er 1 ;; 5i" Die verschiedene Schuabelgröfse giebt die Abbildung. Die Messungen sind frischen Exemplaren entnommen, nach Leipziger Maafs. Erklärung der Tafel. Fig. 1. Cygnus m.usicus Bechst. ...ij«. Schnabel in der Seitenansicht. j,,^. Derselbe gerade von oben gesehen. c. Brustbein von hinten gesehen. d. Dasselbe in der Mitte seines Kammes, sammt dem ihn auf- nehmenden Theil der ab- und aufsteigenden Luftröhre, der Länge nach durchschnitten. j Fig. 2. / Cygnus islandicus Brehm: Sbhnabel in der Seitenansicht. Gerade von oben. Brustbein von hinten. Dasselbe in der Mitte des Kammes mit dem ihn aufnehmen- den Theil der ab- und aufsteigenden Luftröhre der Länge nach durchschnitten. 4>Nach Bechstein 25, nach Brehm 27 Pfd. 367 Zusatz : vom Herausgeber. (Taf. IX.) Eytoii's hisloiy of tlie rarer hriiish B'uds befindet sich leider jiicht in den hiesigen Bibliotheken, und ich kann 4aher die dort gegebene Abbildung des Brustbeins vom Cj- gnus BewicMi niclit selbst vergleichen. Ich kenne diesen Schwan nur aus ,Yarri2irs Abhandlung in den Tr ansäet, of ihe hin. Society. VqI XVI. Part. II. 1830 S. 445. Yar- rell giebt dort drei Abbildungen des Brustbeins, aus denen hervorgeht, dafs die Ausdehnung der Luftröhren- Krümmung zwischen den Platten des Brustbeines nach dem Alter der In-, dividuen bedeutend verschieden ist. Ich habe es -.flMr. ^^^g ^^^ -Hooper. Gewicht 13| Pfd. 24 Pfd. Länge von der Schnabelspitze zum Ende des Schwanzes ... 3' 9" 5' 0" Fliigelbreite ..... 6' 1" 7' 10" Von der Schnabelspitze zum Vorder- kopfe 3V' 4|" Von der Schnabelspitze zum Auge 4f" 5^^" . — — Hinterkopfe 61" 7|" Vom Carpus zürn Ende der Schwungfe- dern . ■'t'^'-^^' . . . 201" 25r Länge des Tarsus .... 3i" 4" Länge der Mittelzehe . . . 5^" 6i" Brustbein 6|" 8^" Die Luftröhre steigt im Brustbein hinab 5f" 3" „Die Schlinge der Luftröhre auf den Kiel des Brustbeins beschränkt, entfernt sich • beim Hooper in keinem Alter von der vertikalen Lage, und bei den ältesten Individuen zeigt sich nicht die geringste Aushöhlung im Brustbeine selbst; bei der neuen Art nimmt dagegen die Luftröhre bei alten Vögeln stets die horizontale Richtung an, und selbst bei jungen ist das Brustbein in gröfserer Tiefe ausgehöhlt, bereit die Schlinge der Trachea aufzunehmen, die sich in einer späteren Periode entwickelt" u. s. w. Was nun die geographische Verbreitung anbelangt, so macht das Vorkommen der kleineren Art in Island nach Brehm es sehr wahrscheinlich, dafs sie im Winter das nur wenige Längegrade östlicher gelegene Irland und England berührt. Seit man auf das Vorhandensein einer zweiten Art aufmerk- 370 sam geworden, gehört auch ihr Vorkommen in Grofsbritanien nicht mehr zu den gröfsten Seltenheiten. Im strengen Winter 4829 — 30 waren wilde Schwäne in England sehr zahlreich, und unter ; einer beträchtlichen Anzahl fand Yarrell auf dem Markte in London 5 Individuen der neuen Art von verschie- denem Alter. Ungleich häufiger erscheint er in Irland, häufi- ger selbst als der gemeine Singschwan (Thompson im Mag, of Zool and Botany a. a. O. Seite 462 u. 465). „Im Winter 1829 — 30 wurden 2, aus einem Schwärm von 7, flü- gellahm geschossen und in Gefangenschaft gehalten; ihre Iris war schwärzlich, statt orangegelb. Die Federn am Vorder- kopfe und der Augengegend waren weifs, obwohl diese Theile, als die Vögel gefangen wurden, rostfarbig w^ren. Bei einem der Exemplare, welches ein Weibchen zu sein scheint, ist keine Spur von Tuberkel an der Basis des Oberkiefers; sein Hals erscheint durch seine Biegung kürzer als beim anderen ; das Gelb der Schnabelwurzel ist blafs citronenfarbig, bei jenem orange; sie haben 3' 10" .Länge von der Schnabelspitze zum Ende des Schwanzes, ,6,', 4" Flugweite. Der Höcker an der Schnabelwurzel des vermuthlichen Männchens hatte wäh- rend 4 Jahren an Gröfse nicht zugenommen; bei dem ver- muthlichen Weibchen ist die Firste des Oberkiefers {ridge) von der Basis zur Spitze schwarz, ein kleiner unregelmäfsiger Fleck von hellgelber Farbe erscheint allein an den Seiten des Oberkiefers etwa 3'" von der Basis; bei allen 4 von Thomp- son gesehenen Individuen erschien die gelbe Farbe an den Schnäbeln verschieden vertheilt. — ' In jedem Frühlinge und Herbste wurden sie während der Monate März und September sehr unruhig, wenigstens 3 Wochen lang, gingen dann aus ih- rem Verschlufs heraus, in welchem sie sich das ganze Jahr hindurch hielten. Ihr Ruf, besonders zur Wanderzeit erschal- lend, ist ein tieftönendes, einmal wiederholtes Pfeifen (^whistle). Ihre Haltung auf dem Wasser hält die Mitte zwischen der des stummen Schwanes und der gemeinen Gans; wenn sie aber auch nicht die Grazie und Majestät des ersteren auf diesem Elemente zeigen, so scheinen sie auf dem Lande, wo sie sich die meiste Zeit auflialten, mehr im Vortheile zu sein (to much TYiore advantage). — Im Januar 1836 erschienen Züge von 28 nud 19 Individuen bei Belfafs; auch im Februar und März 371 bei Dublin. Es schien fast, als ob sie sich auf dem Lough Neagh vom Anfang Januar bis zu ihrer Frühlingswanderung aufhielten." Auch der Norden der westlichen Hemisphäre hat, wie schon Hearne berichtet, zwei Arten Singschwäne, eine grö- fsere und jene kleinere. Die gröfsere, der Trompeter-Schwan, C. huccinator Richards., gröfser als der C. musicus^ mit ganz schwarzem, im Verhältnifs längcrem Schnabel, 24 Steuerfedern, liefert den gröfsten Theil der Schwanbälge, welche die Hud- sons Bay Company einführt. Auch Pallas (Zoogr. 2 S. 214) erwähnt eine gröfsere und kleinere Art in. Sibirien, von denen letztere schwerlich der Cygn. BemcMi sein möchte. * Da einmal von Schwänen hier die Rede ist, so mag hier gleich erwähnt werden, dafs Hr. Yarrell im Febraar dieses Jahres über eine zweite europäische Art stummer Schwäne in der zoologischen Gesellschaft Mittheilungen gemacht hat. Sie ist dem Hausschwane nahe verwandt, hat aber Läufe, Ze- hen und Schwimmhaut von blafs aschgrauer Farbe, während diese beim Hausschwane schwarz sind. Die Vogelhändler Lon- don's sollen sie aus der Ostsee (??) empfangen und polni- sche Schwäne nennen. Die Jungen sollen schon bei ihrer Geburt rein weifs sein, daher sie Hr. Yarrell C. immutabilis nennt. Im letzten strengen Winter zeigten sich Züge dieses Schwanes in südlicher Richtung wandernd längs der Nord- Ost-Küste von Schottland bis zur Mündung der Themse. 6) Dafs die voll Yarrell neu aufgestellte Airt nicht die Ostsee bewohnt, unterliegt keinem Zweifel. Nilsson in seiner Scand. Fauna {Foglarna IL S. 362) führt den wahren C. olor als Bewohner des südlichen Schwedens auf. Es ist ferner der C. olor, welcher auf Use- dom und Jasmund an der pommerschen Küste (Hornschuch und Schilling, Greifswalder akad. Zeitschr. Heft 1 S. 50), und in Liv- land (Meyer, Vögel des Liv- und Esthlands S. 421) brütet. Or nit h ol ogi s che Notiz] von Job. Fr. NaumanD. Z^u den grofsen Seltenheiten gehört wohl das Vorkommen des Turdus pallidus Fall, oder T. Seyffertitzii Brehm in Mitten von Deutschland. Die wenigen Exemplare, von wel- chen dies bekannt geworden, beschränken sich deshalb auf eine nur ganz kleine Anzahl. Es gereichte mir daher zur be- sonderen Freude, am 27. Septbr. d. J. ein herrliches Männchen jener seltenen Drossel von meinem Bruder, dem Herzogl. Förster zu Klein-Zerbst, im Anhalt-Cöthenschen, zu erhalten, welches er Tags zuvor in seinem Dohnenstege gefangen hatte, in demselben Walde, welcher uns vor mehreren Jahren ein schönes Männchen des Turdus minor, und früher sogar eins von Turdus saxatilis lieferte. Unsere jetzt erhaltene seltene Drossel ist in diesem Individuum noch besonders interessant, weil es noch Spuren des Jugendkleides trägt, an den Kropf- seiten und der Oberbrust nämlich noch nicht alle Federn desselben gewechselt hat. Diese einzelnen Federn sind etwas blasser gelb, als die neuen, und jede hat an der Spitze einen runden oder ovalen mattschwarzen Fleck; der junge Vogel dieser Art ist demnach an den unteren Theilen drosselar- tig gefleckt. Diese Beobachtung scheint mir neu, wenig- stens nicht allgemein bekannt. ^ Helinintkologische Bemerkung. von Dr. Creplin. JDer vom Herrn Dr. von Siebold Seite 302 dieses Bandes gelieferte, höchst dankenswerthe Aufsatz über geschlechts- lose Nematoideen giebt mir Veranlassung, auf ein Gesetz aufmerksam zu machen, welches ich, nach Anderer und meinen eigenen vieljährigen Beobachtungen ohne Ausnahme bestehend, wenngleich nirgends als solches ausgesprochen, gefunden habe, dafs nämlich • ein in einem ringsum geschlossenen Balge (^cystis) einzeln - „für sich lebendes, oder auch in eine Membran eijg und ganz eingehülltes ]S ematoideum niemals Geschlechtstheile besitzt Rudolphi führt allenthalben, wo er von so eingeschlos- senen Nematoideen spricht, an, dafs er bei ihnen keine Ge- schlechtstheile gesehen habe. Bei der Ascaris (e mesenterio Cotti Scorpii) angulata erwähnt er zwar einen Geschlechts- unterschied (^Entoz. Jiist. naf. II. 1. p. 152), beweist aber mit seinen Bemerkungen nicht die Richtigkeit der Behauptung, mvd wenn Zeder (Naturgesch. §. 53 — 4) von einer Gebärmutter und walirscheinlichen Saamengefäfsen bei seinen Capsulariis redet, so hat auch er mit nichts bewiesen, dafs die beobachte- ten Organe die von ihm ihnen beigelegte Function haben. Ich beschränke mich hier auf diese kurze Notiz ohne na- mentliche Angabe der in Rede stehenden und von mir Tintei"- suchten Nematoideen, indem ich diese an einem anderen Orte zu beschreiben denke, und erlaube mir nur noch die Bitte an die Herren Helminthologen, die von ihnen in dieser Hinsicht gemachten Erfahrungen zur Bestätigung oder Widerlegung der 374 Allgemeinheit des erwähnten Gesetzes ebenfalls hier mitthei- len zu wollen. Greifswald, den 19. Septbr. 1838. Entgegnung an den Herausgeber. von Prof. ß. Fr. Fries. j Sie "suchen im dritten Hefte Ihres Archives (p. 242 Note dieses Bandes) meinen Ausspruch: „das Exemplar, welches zum Originale für Bloch's Eigur diente, ist S. aequoreus gewe- sen," durch die Angabe zu schwächen, dafs „das einzige Exem- plar der Bloch'schen Sammlung mein S. ophidion sei." Ich bedaure sehr, dafs Sie sich nicht zuerst die Mühe gegeben ha- ben, das Bloch'sche Exemplar mit der Figur direct zu ver- gleichen; dann wären Sie gewifs zu einer entgegengesetzten Ansicht gekommen. Ich habe das Bloch'sche Exemplar nie gesehen, doch bleibe ich dabei, dafs ein S. ophidion niemals zum Originale der angegebenen Figur gedient habe, weil kein S. ophidion solche Proportionen zeigen kann, wie die, welche die Bloo4\'sche Figur angiebt. Bei keinem wahren S, ophi- dion kann die Rückenflosse so gestellt sein im Verhältnifs zum After; die Figur zeigt gerade die Verhältnisse an, die man bei iS". aequoreus finden würde, weil kein S. ophidion so grofs oder dick werden kann, weil kein S. ophidion ein solches rostrum hat. Diese Sache kann wohl als Kleinigkeit erschei- nen und einerseits ist es so, andererseits aber ist es für die Aufklärung der Synonymie und aller daraus entstandener Irr- thümer nichts weniger als Kleinigkeit, und ich fordere Sie also auf, baldmöglichst in Ihrem Archiv eine Berichtigung zu liefern. Stockholm, den 21. August. Anm. Indem ich den Wunsch des geehrten Einsenders hiermit erfülle, bemerke ich, dafs ich allerdings die Abbildung Bloch's, des- sen Werk ich nicht zur Hand hatte, nicht verglich, in der falschen Voraussetzung, dafs das einzige Exemplar seiner Sammlung auch von ihm abgebildet sei. Es geht indefs hieraus hervor, dafs Bloch beide Arten nicht unterschied. Herausgeber. 375 Zoologische Notizen. von Dr. V. Siebold. (Aus dessen Briefen an den Herausgeber). 1) Pelohates fuscus wurde von mir schon öfters hier in Preufsen in trockenen Löchern angetroffen, obgleich diese Kröte sich mehr an sumpfigen Oertern aufhalten soll. Ich war neu- gierig, zu sehen, wie dieses Thier seine beiden scharfen Platten an den Hinterfüfsen zum Graben gebraucht, da ich mich nicht erinnerte, etwas Näheres darüber gelesen zu haben. Zu die- sem Zwecke setzte ich ein Paar lebende braune Kröten in ein grofses Gefäfs, dessen Boden ich mit Schlamm angefüllt hatte. Es währte nicht lange, so safsen die Thiere still und aufrecht, und drückten mit angezogenen Hinterbeinen ihren Hinterleib fest gegen den Schlamm, wobei die beiden Platten schräg nach unten und aufsen gerichtet waren; hierauf rückten sie mit ih- rem Steifse langsam hin und her, wodurch die Platten derHin- terfüfse in den Schlamm einschnitten und diesen zertheilten; unter diesem Manöver versanken die Kröten allmälich und sahen binnen Kurzem nur noch mit ihren Köpfen aus dem Schlamme hervor, in welchem sie zuletzt gänzlich rückwärts verschwanden. Es hatte das ganze B^iehmen der Thiere bei diesem Vergraben wirklich etwas sehr Komisches an sich. 2) Noch mufs ich Ihnen mittheilen, welche Streiche die Libellen bei ihrer Begattung machen. Es ist bekannt, dafs Rathke nachgewiesen, dafs das eigenthümliche Aneinanderhän- gen der Libellen, welches die früheren Naturforscher für den Coitus hielten, nicht der eigentliche Coitus sei, sondern nur eine Vorbereitung dazu, weil bei den Männchen die Geschlechts- organe sich am Hinterleibsende nach aufsen öffneten, und nicht an der Brust. Dank sei den Alles belebenden Spermatozoen ! die Alten haben doch Recht. Es öffnen sich zwar die männ- licheu Geschlechtsorgane am hinteren Leibesende; aber mira- hile dictu, in dem Organe der Brust bei den Männchen findet man, wenn sie in der Zeit des vermeintlichen Pseudo- Coitus untersucht werden. Alles von Spermatozoen wimmelnd; es ist dieses Organ also die von den übrigen Geschlechtsorganen ganz getrennte vesicula seminaliSt welche sich das Männchen erst 376 füllen mufs, bevor es den Coitus beginnt. Ein Näheres werde ich in Müller's Archive mittheilen. Bemerkung zu des Herausgebers Aufsatz über My- tilus polymorphus (S. 342). ,., vom if)!! -iXK ji Professor Van Beneden in Löwen. -. (Aus dem Französischen). Aus dem letzten Stück Ihres Archivs ersehe ich, dafs Herr V. S i e b o 1 d Ihre Ansicht über den Ursprung des Mytilus po- lymorphus in der Umgegend Berlins in Zweifel gezogen hat. Ich kann Ihnen indessen ein Factum mittheilen, welches Ihrem Ausspruche zur Stütze dienen kann, und weit aufserordent- lichor ist. Ich habe durch Herrn Guerin Süfswasser-Mytili vom Se- negal erhalten, welche noch an andern Mollusken dieses Flusses festsafsen. Diese Miesmuscheln gehören zu derselben Art, wel- che sich in dem Bassin von Antwerpen findet, und von Herrn Kickx unter dem Namen M. cochleatus heschriehen*} ist. Es ist diefs zugleich dieselbe Art, welche ich Dreissena africana genannt habe. Die Individuen, welche ich Anfangs besafs, zei- gen eine übermäfsige Entwickelung der beiden Reihen Lamel- len auf der Aufsenseite jeder Schale. Unter den vielen Exem- plaren, welche mir durch Hrn. Guerin mitgetheilt sind, fand ich alle Uebergänge bis zum vollständigen Verschwinden beider Linien. Wir haben diese Art nur in dem grofsen Bassin von Antwerpen gefunden, und ich glaube, dafs man sie anderwärts vergebens suchen wird. Es scheint mir keinem Zweifel unter- worfen, dafs die Individuen zu Antwerpen afrikanischen Ur- sprungs und durch HandelsschiflFe hinübergeführt sind.^ Diese Reise ist sicher viel ungewöhnlicher, als die, welche Sie den Mytilus polymorphus bis zur Umgegend Berlins machen lassen. *) Fälschlich hatte ich diese Art früher auf M. polymorphus be- zogen, wurde aber durch Exemplare, welche mir Herr Van Be- neden gütigst mittheilte, von der specifischen Verschiedenheit beider Arten überzeugt. Herausgeber. Gedruflil bei den GoTir. ünger. ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN n^' AR. FR. AUG. l/VIEOMANN, AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH - WILHELMS - UNIVERSITÄT ZU BERLIN. VIERTER JAHRGANG, Zü euer Band« BERICHT ÜBER DIE LEISTUNGEN IM GEBIETE DER NATUR- GESCHICHTE WÄHREND DES JAHRES 1837 MIT EINER TAFEL. I BERLIN 1838, IN DER NICOLAI'SCHEN BUCHHANDLUNG. iTJiüHilO^ ^>.äutam Inhalt des zweiten .Bandes. Scit< 1. Jahresbericht über «lie Resultate der Arbeiten im Felde der physiologlichen Botanik v. d. Jahre 1837. von J. Meyen 1 2. Bericht über die Leistungen in der Entomologie während des Jahres 1837. von Dr. W. F. Erichson . . . .187 3. Bericht über die Leistungen In der Naturgeschichte der Mol- lusken während des Jahres 1837, bearbeitet von Dr. F. H. Troschel . . . . • 2a5 4. Bericht über die Leistungen im Gebiete der Helminthologie während des Jahres 1837, von Dr. C. 'l'h. v. Siebold , 291 5. Bericht über die Leistungen in Bearbeitung der übrigen Thicr- klasscn während des Jahres 1837, vora Herausgeber . . 309 Jahresbericht über die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik von dem Jahre 1837. von J. Meyen. iVlit raschen Schritten geht die Bearbeitung der Pflanzen- Physiologie vorwärts, alljährlich vermehrt sich die kleine Zahl ihrer Bearbeiter, alljährlich gewinnet die Resultate ders^elben an Wichtigkeit, und schon sehen wir der Zeit entgegen, in welcher eine entschiedenere Trennung der Pflanzen-Physiologie von der beschreibenden Botanik stattfinden mufs, denn es scheint, dafs diese beiden Wissenschaften nicht mehr zu glei- cher Zeit von einem und demselben Botaniker in dem Maafse bearbeitet werden können, wie es die gegenwärtige Zeit ver- langt. Die Zahl der anatomisch-physiologischen Arbeiten des vergangenen Jahres ist überaus grofs, und vorzüglich ist es die Morphologie, welche sich in diesem Zeitraum der regsten Bearbeitung zu erfreuen hatte; ihr steht jetzt ein ähnlicher Kampf bevor, wie er früher in der Anatomie der Pflanzen durchgeführt wurde, wo auch nicht eine einzige Beobachtung ohne Widerstand aufgenommen ist. Auch die Morphologie darf nicht das Werk der Speculation sein, sondern auch sie mufs einzig und allein auf die Beobachtung der Natur gegrün- det werden; auf diese Weise bearbeitet, wird sie eine leicht zu fassende Lehre sein, welche unsere Kenntnifs von dem We- sen der Pflanze überaus erweitern wird. Bei der regeren Theilnahme, welche die Pflanzen-Physio- logie aufzuweisen hat, und bei der überaus grofsen Anhäufung des Materials wird dieser Bericht von Jahr zu Jahr eine müh- samere Arbeit; da derselbe aber auch von einigem Nutzen für IV. Jahrg. 2. Band. 1 . 609 — 631. sind. Es wurden junge Pflanzclieii von Fisum salivum, Lu- pcnus luteus und Calendula ofjlcinalis genonmieu und mit ihren Wurzeln so in Wasser gestellt, dafs nur die Wiirzel- choT, etwa 3 Linien tief, ;von dem Wasser berührt wurden. Schon nach wenigen Stunden waren die Wurzeln welk und nach einigen Tagen ganz trocken; nur derjenige Theil der Wurzel, welcher im W^asser befindlich war, erhielt sich tur- gescirend. Hierauf wurden dann auch eine Menge von Pflan- zen so in Wasser gestellt, dafs die Spitzen der W^urzelzasern aus dem Wasser hervorragten, während die ganzen Seitenfllä- chen der Wurzelzasern im Wasser befindlich waren. Auch wenn die Wurzelspitze mit Lackfirnifs bestrichen war, wuch- sen die Pflanzen vortrefflich, wenn nur die ganzen Flächen der Wurzelfasern im Wasser befindlich waren. Aus diesen Versuchen zieht Hr. O. den Schlufs, dafs die Wurzelzasern die Feuchtigkeit nicht durch die Spitzen, sondern an den Sei- ten, oder durch die ganze Oberfläche einsaugen. Diesem Schlüsse möchte Ref. jedoch nicht ganz beistimmen, denn er kann ebenfalls Versuche anführen, welche beweisen, dafs die W^urzelspitze bei dem Einsaugungsgeschäft gleichfalls und zwar sehr stark bethätigt ist; auch habe ich diesen Gegenstand, so wie meine Untersuchungen über den Bau der Wurzelspitze, im zweiten Th^ile meiner Pflanzen -Physiologie näher ausein- ander gesetzt, worin auch die herkömmlichen Ansichten über die sogenannten W^urzelschwämmchen, welche in der Na- tur gar nicht vorhanden sind, widerlegt wurden. Man mufs durchaus annehmen, dafs die Pflanzen mit der ganzen Ober- fläche ihrer Wurzeln einsaugen, doch wird diese Oberfläche in vielen Fällen und besonders an gewissen Stellen so verändert dafs die Einsaugung daselbst vermindert und allmälich ganz unterdrückt wird. Auch Hr. V. Mirbel^) hat mit wenigen Worten über die Structur der Wurzelspitzen gesprochen, und die Wurzel- schwämmchen, als eigene Orgaue der Wurzelspitzen, ebenfalls bestritten. Herr Dutrochet ^) hat in der Gesammtausgabe seiner 4) L'lnstitut. d. 1837. p. 311. 5) Memoircs pour scrvir a Vkütoim anatomique et physiologique 8 , ■^. physiologischen Arbeiten einen sehr reichhaltigen Aufsatz über die Endosmose gegeben, welcher durch seine äufserst wichti- gen Resultate für die Pflanzen-Physiologie von der höchsten Wichtigkeit ist. Hr. Dutrochet suchte zuerst zu bestimmen, wie sich die Endosmose einer und derselben Lösung unter verschiede- nen Graden der Temperatur verhält. Es wurde das Coecuin eines Huhnes auf einer Glasröhre befestigt, dieselbe mit einer Lösung von Gummi in 10 Theilen Wasser gefüllt und in destil- lirtes Wasser gestellt; bei einer Temperatur des Wassers von 4^ R. zog die Gummilösung innerhalb 1^ Stunden so viel Wasser an, dafs die Vorrichtung eine Gewichtszunahme von 13 Gran zeigte, und in einem Wasser von 25 bis 26" betrug die Gewichtszunahme in jener Zeit 23 Gran. Um nun die Resultate von dergleichen Beobachtungen mit gröfster Bestimmt- heit angeben zu können, verfertigte Hr. Dutrochet eine be- sondere Vorrichtung, welche er Endosmometer nennt; ver- mittelst dieses Instrumentes wurde die Geschwindigkeit der Endosmose bei verschiedenen Stoffen gemessen, oder vielmehr die Quantitäten der Flüssigkeiten, welche in einer gewissen Zeit in den Endosmometer aufstiegen. Z. B. Zuckerwasser von 1,047 specifischer Schwere zog in 1^ Stunden so viel Wasser in den Endosmometer, dafs das Instrument 3-} " zeigte. Dage- gen zeigte eine Zuckerlösung, von 1,258 Dichtigkeit, in eben derselben Zeit i.^\^. Das Resultat dieser Versuche war, dafs die Schnelligkeit der Endosmose, erzeugt durch die verschie- dene Dichtigkeit einer und derselben inneren Flüssigkeit, im Verhältnisse steht zu dem Uebermaafs der Dichtigkeit der in- neren Flüssigkeit über die Dichtigkeit des äufseren Wassers. Hr. Dutrochet bestimmte auch durch eine Reihe von Versuchen die Kraft, mit welcher die Endosmose bei verschie- denen Stoffen und bei verschiedener Dichtigkeit dieser Stoffe vor sich geht, und gerade die Resultate dieser Versuche sind für die Pflanzen-Physiologie von besonderer Wichtigkeit. Der Apparat, mit welchem diese Versuclie angestellt wurden, ähnelt jenen doppelt gebogenen Glasröhren, deren sich Stephan des vegetaux et des aiümaux. Avec un atlas de 30 planch. Paris 1837. 2 Vol. 9 Haies bediente, als er die Kraft zu bestimmen suchte, mit welcher der rohe Saft im Weinstocke emporsteigt, doch mufs das Ende des kleinen Schenkels trichter- oder glockenförmig ausgeblasen sein, um auf diese Weise eine gröfsere Fläche von Membran zur Endosmose darzubieten. In der ersten Bie- gung der Röhre bringt man eine, durch einen Glasstöpsel zu verschliefsende, Oeffnung an, um durch diese die verschiede* nen Flüssigkeiten einzugiefsen, mit welcher man die Versuche anstellen will, und an dem äufseren langen Schenkel befestigt man einen Maafsstab. Wenn man nun in diesem Instrumente die Endosmose eintreten läfst, so wird die Flüssigkeit in dem- selben durch die Einziehung des äufseren W^assers emporstei- gen, und hat man in den beiden äufseren Schenkeln der Glas- röhre etwas Quecksilber eingegossen, so wird dieses Quecksil- ber durch die emporgeschobene Luftsäule im inneren Schen- kel niedergedrückt und im äufseren emporgehoben werden, was man alsdann durch den beistehenden Maafsstab näher bestim- men kann. Durch dergleichen Beobachtungen kam nun Herr Dutrochet zu dem Resultate, dafs die Kraft, mit welcher das Wasser bei der Endosmose eingesaugt wird, um so stär- ker ist, je dichter die Flüssigkeit im Inneren des Instrumentes im Verhältnisse zum äufseren Wasser ist. Es wurden dann Zuckerlösungen von 1,035, 1,070 und von 1,140 specifischer Schwere bereitet; letztere enthielt etwa ein Theil Zucker und zwei Theile Wasser. Der Ueberschufs der Dichtigkeit dieser Flüssigkeiten über die Dichtigkeit des Wassers verhielt sich wie 1, 2, 4. Die Zuckerlösung von 1,035 Dichtigkeit saugte in jenem Instrumente während 28 Stunden so viel Wasser ein, dafs die Quecksilbersäule 10" 7'" gehoben wurde. Die zweite Zuckerlösung hob die Quecksilbersäule in 36 Stunden auf 22" 10"' Höhe, und die dritte Lösung von 1,140 Dichtigkeit in 48 Stunden bis auf 45" 9"' Die Beobachtungen geschahen bei 16^° Reaum. Temperatur, und man sieht aus denselben, dafs sich die Kraft der Endosmose ganz ähnlich verhält wie die Schnelligkeit derselben. Aehnliche Versuche wurden mit mehreren anderen Substanzen angestellt, und Hr. Dutrochet kam dabei zu dem Resultate, dafs Eiweifslösung die stärkste Endosmose zeige; hierauf folge der Zucker, dann das Gummi, und am schwächsten zeige sich dabei die Gallerte; ja diese 4 10 Substanzen verhalten sich in Hinsicht der Stärke ihrer Endos- mose, in Zahlen ausgedrückt, wie folgt: Eivveifslösung 12, Zuckerlösung 11, Gummilösung 5,1 und Gallerte 3. Nach diesen höchst interessanton Entdeckungen des Hrn. Dutrochet darf man kaum noch zweifeln, dafs die Kraft, mit welcher der rohe Saft im Weinstocke und in anderen Pflanzen emporsteigt, nichts weiter als die Wirkung der En- dosmose ist, welche durch die unzähligen Zellen der Wurzel- spitzen und der Wurzelhärchen mit ihrem zuckerhaltigen Safte auf die Feuchtigkeit des Bodens ausgeübt wird. Hr. Dutrochet *') hat in einer folgenden Abhandlung eine Aenderung seiner Ansichten über die Organe der Saft- führung bekannt gemacht; früher hielt derselbe die Spiralröh- ren für solche, gegenwärtig aber die fibrösen Holzzellen. Die Structur dieser Elementarorgane, sagt Hr. Dutrochet, ist ganz besonders geeignet, um dem Aufsteigen der Flüssigkeiten zu dienen. Es sind diese fibrösen Röhren an beiden Enden äufserst fein zugespitzt; ihre Höhlen sind die feinsten Haar- röhrchen, und die Spitze der unteren Röhre ist mit der Spitze der oberen Röhre in Articulation. Hr. D. will sich auch überzeugt haben, dafs die Spitzen dieser Röhren freie Oeff- nungen haben und auf diese Weise mit einander communici- ren. Diese angeblichen Oeffnungen an den Enden der Holz- röhren hat noch kein deutscher Phytotom bemerkt, und Ref. glaubt auch, dafs dieselben gar nicht vorhanden sind; ja es scheint sogar, dafs dergleichen Oefi'nungen auch ganz überflüs- sig wären, denn es ist hinreichend bekannt, dafs der rohe Nahrungssaft nicht nur von unten nach oben durch die Röh- ren des Holzkörpers läuft, sondern dafs er sich auch, und zwar fast eben so schnell, seitlich durchziehen kann, wo Hr. Dutrochet jene Löcher noch nicht bemerkt hat. Dagegen führe ich eine Stelle aus Hrn. Unger's Beiträ- gen zur Kenntnifs der parasitischen Pflanzen ') an, worin auch dieser ausgezeichnete Physiologe sein Glaubensbekennt- 6) Recherches sur les condaits de la seve et sur les causes de sa progressmi. — Mem. pour servir a l'histoirc atiat. et phys. des vc- get. et des anim, I. p. 368. 7) Aim. des Wiener Mubcums II. S. 25. ' 11 nifs über die Funktion der Elementarorgane der Pflanzen ab- gelegt hat, welches mit demjenigen des Referenten fast voll- kommen übereinstimmt. Das Spiralgefüfs , sagt Hr. U., und die mit ihm gewissermafsen verwandte Prosenchymzelle ist ur- sprünglich gewifs eher dazu bestimmt, die Nahrungsflüssigkeit zu leiten, als sie zu bewahren und für chemische Veränderun- gen vorzubereiten, dagegen mufs man die Parenchymzellen mehr als Nahrungsreservoire ansehen. Die Parenchymzellen sind jedoch nach Ref. Meinung nicht blofse Reservoire für die Nahrungsstoffe, sondern in ihnen werden die Nahrungsstoffe gebildet, und von ihnen gehen wiederum alle Bildungen aus. Auch Hr. A. Poiteau^) hat einige Bemerkungen über das Ausfliefsen des Saftes aus dem durchschnittenen Stengel der Lianen bekannt gemacht, welche sich nach dem heutigen Zustande der AVissenschaft vollständig erklären lassen. Er durchschnitt den Stengel einer Liane und sah, dafs an keiner der beiden Schnittflächen Wasser hervortrat; wurden jedoch 4 Fufs lange Stücke des Stammes abgeschnitten, so lief das Wasser, welches darin enthalten war, sogleich heraus. Ref. hat schon oftmals angegeben, dafs jenes Wasser in den me- tamorphosirten Spiralröhren enthalten sei, welche im Stamme der Lianen, wie in der Weinrebe, so grofs sind, dafs sie nicht als Haarröhrchen wirken können, daher unterliegt das Aus- fliefsen des Saftes aus den abgeschnittenen Stengelenden solcher Pflanzen ganz und gar dem Drucke der Atmosphäre; es ge- schieht augenblicklich, wenn das Ende des abgeschnittenen Stengels vertikal gestellt wird ; es geschieht dagegen sehr lang- sam, wenn derselbe horizontal liegt. Trennt man dagegen den oberen Theil des Stammes, welcher noch mit seinen Blät- tern besetzt ist, von dem Wurzelende desselben, so kann auch aus dem Ende des ersteren das Wasser nicht ausfliefsen, weil die Transpiration der Blätter, wenn deren 2^ahl hinreicheiid grofs ist, eine Kraft entwickelt, durch welclie das Wasser in den grofsen Spiralröhren des abgeschnittenen Endes zurück- gehalten wird. Es ist dieser Gegenstand im zweiten Theile meiner Pflanzen -Physiologie durch verschiedene Experimente 8) Note sur la Liane des voyageurs. — Ann. des scienccs natu- relles, Avril 1837. p. 233. 12 erwiesen. Endlich bleibt noch die Angabe zu erklären übrig, weshalb auch aus der Schnittfläche des unteren Endes jener Liane kein Wasser auslief, wie es Poiteau beobachtete. Es ist durch viele Beobachtungen erwiesen, dafs das Thränen der Gewächse, d. h. das Ausfliefsen ihres rohen Nahrungssaftes über das Niveau der Verletzungen, welche dem Stamme jener Gewächse beigebracht sind, ganz und gar der Endosmose der Wurzelspitzen zuzuschreiben ist, und dafs diese Erscheinung nur dann stattfindet, wenn die Pflanzen, wie bei dem Treiben der Blätter und der Knospen, eine grofse Menge Nahrung bedürfen. Ueber die Saftbewegung iii den Charen haben wir eine Arbeit von Hrn. Dutrochet^) erhalten, welche, nebst den schon längst bekannten Erscheinungen, auch viele neue Beob- achtungen enthält. Bei allen den vielen Untersuchungen, welche über den Bau der Oharen in Deutschland erschienen sind, be- ginnt Hr. D. mit einer Beschreibung dieser merkwürdigen Pflanzengattung, aus welcher man sicherlich keinen richtigen Begriff von derselben erhalten würde. Es ist von einem Cen- tral- und von einem Rindensystem der Charen die Rede, letz- teres müsse man abpräpariren, um bei der Chara flexilis die Circulation im Centralsystem sehen zu können. Man sieht hieraus, dafs Hr. Dutrochet eine doppelhäutige CA«?'«, wahr- scheinlich Chara vulgaris ^ aber keineswegs Chara flexilis vor sich gehabt hat, ein Fall, der auch einem berühmten phi- losophischen Botaniker Deutschlands vorgekommen ist, wel- cher Vieles über Circulation der Säfte in den Pflanzen ge- schrieben hat. Das künstliche Abziehen der äufseren Haut bei Chara vulgaris ist ebenfalls schon lange bekannt, und hält man diese Pflanzen zur Winterzeit im Zimmer, so pflegen sich gröfsten- theils jene Häute von selbst aufzulösen, oder in grofsen Stük- ken abzutrennen. Auch Hr. D. hat die Beobachtung gemacht, 9) Observation sur la Chara flexilis. Modification dans la cir- culation de cette plante sous l'influence d'un changement de tempe- rature, d'une irHtation mecanlque, de l'action des sels, des acldes et des alcalls, de celle des narcotlques et de l'alcool. V. Comptes ren- dus etc. Nr. 23. 4. Dec. 1837. p. 775. 13 dafs der Lauf des Saftstroms in den Schläuchen der Charen durcli die Stelluii^^ der grünen Kiigelchen angedeutet wird, welche auf der inneren Fläche der Charen-Schliiche linienförmig aneinandergereiht sind, und theilt gegenwärtig mit Hrn. Am ici die Ansicht, dafs jene grünen Kügelchen die Quelle der Be- wegung enthalten, welche in den Schläuchen jener Pflanzen beobachtet wird. Hr. Du tr och et hat aber auch gesehen, was ebenfalls schon lange bekannt ist, dafs die Saftbewegung auch an solchen Schläuchen der Charen vor sich geht, welche keine grünen Kügelchen auf der inneren Fläche besitzen, und dieses ist ja auch bei allen anderen Pflanzen der Fall, wo bis jetzt diese Bewegungen im Safte der Zellen beobachtet sind, also kann auch in jenen grünen Kiigelchen nicht die Quelle der Bewegung gesucht werden. Auch hat Hr. D. ganz über- sehen, dafs eine ähnliche Circulation in allen Zellen der soge- nannten Rindenschicht der Charen vorkommt; aber es scheint, als wenn derselbe von allen den unzähligen Arbeiten, welche über die Charen und deren Saftbewegung erschienen sind, nichts weiter als die des Hrn. Amici gelesen hat. Auch Hr. Dutrochet unterband die Schläuche derChara und sah die dadurch entstandene Theilung der allgemeinen Strömung; ein Internodium, welches dreimal zusammenge- schnürt wurde, zeigte vier besondere Kreisbewegungen, welche sogar fortbestanden, als die angrenzenden Abtheilungen abge- schnitten wurden. Hr. D. untersuchte den Einflufs verschiedener Temperatu- ren auf die Bewegung in den Charen, und sah ebenfalls, dafs dieselbe noch bei dem Gefrierpunkte des Wassers bestehe, aber nur sehr langsam vor sich gehe. Corti sah aber schon, dafs eine Kälte von 2 — 5" die Pflanze tödte; doch im Allge- meinen darf man nur sagen, dafs wirkliches Gefrieren die Pflanze tödte und die Bewegung zum Aufhören bringt. Herr D. sah, wie die Saftbewegung bei gröfseren Wärmegraden sich beschleunigte, was bis zu 27° Cels. hinauf ging; er hat aber nicht bemerkt, dafs nicht nur in den verschiedenen Schläiichen, nach dem verschiedenen Alter derselben, bei einer und dersel- ben Temperatur jene Bewegung sehr verschieden ist, sondei^n dafs selbst in den Zellen der sogenannten Rinde und des in- neren Schlauches die Schnelligkeit in der Saftbewegung ver- 14 ^ schieden ist. Bei Anwendung höherer Wärmegrade, sagt Hf. D., wurde iie Bewegung anfangs etwas langsamer, erhebt sich jedoch wieder und kommt endlich zur gewöhnlichen Schnel- ligkeit; aber ein Wasser von 45' Cels. tödtete die Pflanze, welche sich aucli nicht mehr erholte. Den Einflufs des Lichtes sucht Hr. D. als unumgänglich nöthig für die Erhaltung der Strömung in den Charen darzu- stellen, und zwar nach den Ansichten, wonach das Licht als das Mittel zur Fixation der Kohle aus der Kohlensäure der Luft angesehen wird. Das Licht scheint dem Referenten auf die Bewegung des Saftes in den Schläuchen der Charen von keinem unmittelbaren Einflüsse zu sein, denn er liefs Charen- pflanzen mehrere Monate lang in einem dunkeln Räume genau bedeckt stehen, sah aber in denselben, bei 7 — 8** R. Tempe- ratur, noch eben so lebhafte Bewegungen, als eben dieselben Pflanzen im Sommer und bei einer noch höheren Temperatur zeigten. Hr. D. hat mehrere Charen in einen vollkommen fin- steren Raum bei 14 — 22^ C. Temperatur gestellt und beob- achtet, dafs die Bewegungen des Saftes in den meisten lang- samer wurden, ja in den jüngeren Pflanzen sogar in 24 — 26 Tagen gänzlich aufhörten, wobei sie bleichsüchtig geworden waren. Nach Ref. Beobachtung hat es jedoch mit jener Bleich- sucht der Charen eine ganz eigene Bewandnifs; sie besteht . nämlich darin, dafs sich die Zellen der äufseren Haut ablösen und dann nur die innere Haut zurückbleibt, welche bei der Chara vulgaris nur sehr wenige kleine grüne Kügelchen auf der inneren Fläche aufzuweisen hat, daher denn auch ein blei- ches Ansehen zeigt. Die Endglieder dieser Pflanzen sind je- doch noch immer eben so schön grün, als die frischen Pflan- zen, wenn sie auch noch so lange im Dunkeln stehen, und die Bewegung in ihren Schläuchen hört nur mit dem eintre- tenden Absterben auf. Hr. D. setzte eine Chara in luftleeres Wasser und sperrte die Röhre in Quecksilber ab; die Saftbewegung erhielt sich auch in diesen Verhältnissen bis zum 22. Tage und endete erst mit dem Leben der Pflanze, also ungefähr ähnlich wie bei vollkommenem Lichtmangel. Auch Corti sah schon, dafs die Bewegung des Saftes in den Charen langsamer wurde, wenn die Pflanzen unter Oel oder unter Milch lagen. Corti 15 brachte Charcn in den Recipicnten einer Luftpumpe, verdünnte die Luft so weit es ging und liefs die Pflanzen 48 Stunden lang darin stehen. Die Saftbewegung hatte aufgehört, aber nachdem die Pflanzen in frisches Wasser gelegt waren, begann dieselbe im Verlauf von 8 --12 Stunden von Neuem. Auch die Einflüsse der mechanischen Einwirkungen in Bezug auf die Saftbewegung in den Charen hat Hr. Dutro- chet aufmerksam beobachtet. Jeder Druck und jede mecha- nische Reizung des Cliaren-Schlauches bewirkt ein augenblick- liches Langsamwerden und selbst eine vollkommene Cessation der Saftbewegung, welche sich aber bald wiederherstellt, ganz im Verhältnisse der Stärke der Einwirkung. Wirkliche Ver- letzung der Membran, und wenn auch nur mit der Spitze einer Nadel, bringt augenblickliches Aufhören der Bewegung hervor, welche nie wieder zurückkehrt. (Die Wirkung der Verletzungen bei den Charen sind überhaupt ganz ähnlich, wie bei den übrigen Pflanzen, in deren Zellen ähnliche Bewegun- gen vor sich gehen. Schneidet man einzelne Aeste der Cha- ren ab, so cessirt die Bewegung in den zunächst liegenden Zellen auf längere Zeit, ja bei der Vallisneria dauert es oft 10 — 15 Minuten, bis die Bewegung in den Zellen des ange- fertigten Schnittes wieder in voller Lebhaftigkeit vor sich geht. Ref.). Hr. D. will auch beobachtet haben, dafs der einfache Charen-Schlauch leichte convulsivische Bewegungen zeige, wenn der eine Knoten eines Internodiums gestochen wird, und auch wenn die äufsere Rindenhaut abgeschabt wird. Aach in die- sen Fällen sollen Reihen grüner Kügelchen die Ursache der Bewegung sein, denn sie sollen sich zuweilen im Zickzack krümmen, ähnlich den Muskelfiebern, während die Membran des Schlauches dabei keinen Antheil nimmt. Ref. hat sich von der Richtigkeit dieser Angaben noch nicht überzeugen können. Interessant sind eine Reihe von Beobachtungen über die Einwirkung verschiedener chemischer Stoffe auf die Saftbewe- gung in den Charen, deren Wirkung auf die Excitabilität der Thiere bekannt ist. Es wurde ein Ende einer Chara in eine Lösung von kaustischem Kali gestellt, welche -^öVö^ desselben enthielt; die Bewegung wurde zuerst langsam, doch 5 Minu- ten später wurde sie wieder sehr stark. Nach 25 Minuten 16 wurde die Bewegung wieder langsamer, und nach 35 Minuten hörte sie gänzlich auf. Kalkwasser hob die Bewegung in den Charen Schläuchen in 2 — 3 Minuten auf; Ref. kann die- ses auffallende Resultat bestätigen. Augenblickliches Eintau- chen der Charen in Kalkwasser schadet denselben nichts, doch blieben dieselben 4, 5 und 6 Minuten in dem Kalkwasser lie- gen, so hörte die Bewegung auf. In einer Lösung von Weinsteinsäure (1 Theil auf 50 Th. Wasser) dauerte die Bewegung in den Charen -Schläuchen nur 10 — 12 Minuten ; in einer schwächeren Lösung dieser Säure (1 Theil auf 1000 Th. Wasser) wurde die Bewegung sehr langsam, doch 5 Minuten später erlangte dieselbe wieder ihre Lebendigkeit durch die Reaction der Lebensthätigkeit. Nach ~ Stunden wurde die Bewegung wieder langsam, und nach einer Stunde hörte sie ganz auf. Aehnlich verhielten sich die Charen in einer Lösung von Meersalz, und Hr. D. kam durch diese Beobachtungen zu dem Schlüsse, dafs starke Do- sen von Salzen und von Säuren die Bewegung in den Charen für immer aufheben, dafs aber eben dieselben Stoffe, in gerin- geren Quantitäten, anfangs zwar eine Stockung in der Bewe- gung des Safts veranlassen, dafs aber später diese schädliche Einwirkung durch die Lebensthätigkeit der Pflanze v/ieder be- kämpft wird, und die Bewegung nach wie vor zu beobachten ist. Indessen ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem Ve- getations-Prozesse bei anderen Pflanzen. In einem Charen-Schlauche, welcher in eine Lösung von Opium -Extrakt (1 Theil auf 14 Th. Wasser) gestellt wurde, hatte die Bewegung 6 Minuten nach der Einwirkung gänzlich aufgehört. Nach einer Viertelstunde begann sie wieder ganz langsam, doch nach einer halben Stunde hörte sie gänzlich auf. In einer schwächeren Opium -Lösung (1 Th. auf 288 Th. Wasser) war die Wirkung ähnlich, doch nach 10 Minuten kehrte die Bewegung wieder ein und dauerte mit, angeblich noch gröfserer Schnelligkeit, noch 18 Stunden hindurch. In einer halb so starken Opium-Lösung wurde die Bewegung nur etwas langsamer und kehrte später mit noch gröfserer Leben- digkeit zurück. Die Einwirkung des Alkohols auf die Bewegung verhält sich ähnlich der W^irkung des Opium's. Aehnliche Beobach- 17 tungcii hat man auch an anderen Pflanzen angestellt, vorzüg- lich findet man dergleiclien in einer Dissertation von Schüb- ler und Zell er: lieber die Einwirkung verschiedener Stoffe auf die Vegetation etc. Tübingen 182(). — Herr Becquerel ^) hat eine Reihe interessanter Ver- suche angestellt, um die Natur der Kraft zu erforschen, welche jene Kreisströmungen des Saftes in den Schläuchen der Cliaren veranlasst. Herr Amici u. A, m. hielten jene Thatigkeit für eine, der galvanischen Kraft ähnliche, welche durch die Säulchen von grünen Kügelchen veranlafst würde, womit die imiere Fläche der Charen- Schläuche bekleidet ist. Die Ent- ladung kleiner Säulen durch schneckenförmig gewundene Cha- ren brachte in der Saftbewegung derselben keine Veränderung hervor, woraus der Schlufs gezogen wurde, dafs die Bewe- gung in den Charen nicht durch die Electricität, sondern durch eine andere, ihrer Natur nach ganz unbekannte Kraft verursacht werde. Dagegen führten die Beobachtungen über die Wirkung anhaltender Ströme auf die Bewegung in den Cliaren zu anderen interessanten Resultaten. Die durchge- hende Electricität bewirkt anfangs eine Erstarrung der Bewe- gung, welche sich ganz nach der Stärke des Stromes rich- tet, und zwar zu gleicher Zeit auf beide Ströme, d. h. auf, den aufsteigenden und auf den herabsteigenden äufsert. Hat man durch eine gewisse Plattenzahl die Säule so stark gemacht, dals ihre Wirkung die Bewegung sogleicli aufhebt, so fängt dieselbe, einige Augenblicke nachher, unter dem Einflüsse des electrischen Stromes wieder an, und kehrt zu ihrer frühem Lebhaftigkeit zurück. Vergröfsert man nochmals die Zahl der Platten -Paare, so steht die Bewegung von Neuem still, und das kann man in der Art fortsetzen, so dafs durch die Wirkung einer starken Säule die Bewegung auf mehrere Stun- den still steht. Durch allmählige Wegnahme der Platten- Paare kann man die Bewegung wieder um so schneller zu- rückführen, doch wird keine Desorganisation durch den durchlaufenden electrischen Strom verursacht. So zeigte sich also die Wirkung der Electricität auf die Saftbewegung in 10) hißuence de l'electricite sur la circulation du Chara. — Compte rendu 1837. p. 784. IV. Jahrg. 2. Band 2 x 18 den Chareu ähnlich der Wirkung der WHrme, nur eine Be- schleunigmig derselben, konnte durch die I^ectricität nicht verursacht worden, was docli bei der Einwirkung der Wärme beobaclitet wird, indessen, wie Referent glaubt, doch nur mit- telbar, indem die Vegetation der Pflanze dadurch erst an In- tensität gewinnt; von dem Grade der Wärme hängt wenigstens die Schnelligkeit der Bewegung in den Charen- Schläuchen nicht ab. Herr Morren**) hat einige Betrachtungen über die Be- wegung des Saftes bei den Dicotyledonen bekannt gemacht, wobei er die Bemerkung macht, dafs Herrn Mohl's Ent- deckung einer Intercellularsubstanz zu einer richtigeren An- sicht über die Organe der Saftbewegung führen müsse. In- dessen schon viele Jahre früher war es, wie Ref. glaubt, von mehreren Physiologen nachgewiesen, dafs die Intercellulargänge der Pflanzen nur Luft führen, und diese kommen dann auch in solchen Pflanzen vor, wo die innige Vereinigung verdickter Zellenwände durch sogenannte Intercellularsubstanz vor sich gehen soll. In vorigem Jahresbericht wurde sehr ausführlich über diesen Gegenstand gehandelt, und ich habe mich durch neue Beobachtungen noch deutlicher überzeugen können, dafs die Intercellularsubstanz keine eigene Substanz ist, sondern aus den verdickten, anliegenden Zellen wänden besteht. Ich empfehle zu diesen Beobachtungen alte Blattstiele von Rheum- Arten und den alten Stengel der Kürbifs- Pflanzen. Herr Morren betrachtet die Pleurenchym- Zellen des Holzkörpers als die Wege des aufsteigenden rohen Nahrungs- safts, wozu Qjnige Erklärung nöthig sein möchte, indem diese Benennung in Deutschland noch nicht allgemein adoptirt ist. Ref. stellte das Wort: Pleurenchym als eine Benennung für die Baströhren im Jahre 1830 auf, erkannte aber später, dafs auch die sogenannten Holzzellen eine ähnliche Structur, wie die Bastzellen besitzen, und unterschied dann im ersten Theile seiner Pflanzen -Physiologie kurze Pleurenchym- Zellen und langgestreckte Pleurenchym -Zellen, letztere umfassen die Baströhren, erstere die Holzzellen, welche man in Deutsch- 11) Consideratloin snr le mouvement de la seve des dicotyledo- nes. — Bullet, de lAcadem. des scietis. de BruxeUes. 1837. p. 300. 19 laud iiocli hünfiger mit dem Namon clor Prosenchym -Zollen belegt, worunter Ref. die Ilolzzellen der Coniferen versteht. Herr Alorren hat sehr richtig die Thatsache angeführt, dafs der rohe Nahriingssaft im Holzkörper nicht nur von Unten nach Oben steigt, sondern auch in horizontaler Richtung und ebensowohl schräg durch das Holz, ganz wie es bei der Bewe- gung des Saftes von Zelle zu Zelle imüiachym der verschiedenen Organe vor sich geht. Herr Morren ist indessen auch der Ansicht, dafs diese kurzen Pleurenchym- Zellen von derselben Entstehuug und Bedeutung wie die übrigen Zellen sind, und gleichsam aus sphärischen Zellen, dem sogenannten Mereu- chyme hervorgehen, daher denn auch die Wurzelhärchen eben- falls als solche Zellen zu betrachten wären, welche am Wur- zelstamme emporsteigen u. s. w. Indessen gegen diese An- sicht liefse sich Vieles einwenden; die Wurzelhärchen sind äufserst zarte Parenchym- Zellen, und Parenchym und Pleu- renchym unterscheidet sich nicht nur durch die Form der Zellen, sondern auch durch die Function. Das Pleurenchym dient mehr zur blofsen Fortführung der Säfte, das kurze Pleurenchym führt den rohen Nahrungssaft in die Höhe und das langgezogene Pleurenchym (die Baströhren) führen einen verarbeiteten Bildungssaft von Oben nach Unten zurück. In den Parenchym -Zellen geschieht indessen die Assimilation der aufgenommenen Nahrungsstoffe; sie respiriren durch die In- tercellulargänge , während die Respiration der Pleurenchym- Zellen wegen Mangel an Intercellulargängen fehlen mufs. Referent hat in seiner Pflanzen -Physiologie mehrere Fälle auf- geführt, wo Intercellulargänge selbst zwischen den Baströhren auftreten, wie z. B. bei Asclepiadeen und Apocyneen und dafs in diesen Fällen diese Röhren zugleich eine milchartige Flüs- sigkeit führen, welche reich an Kügelchen ist! Die Entste- hung der Würzelhärcheu aus den Parenchym -Zellen ist auch vollkommen zu beobachten. Herr Morren giebt hierauf eine specielle Betrachtung eines umgekehrt aufgepfropften Astes einer Camellia um zu zeigen , dafs sich die Richtung in dem Steigen des Saftes nicht nur für einzelne Stunden umdrehen könne, sondern selbst während der ganzen Lebensdauer der Pflanze. Das Erstere ward bekanntlich schon durch Stephan Haies wissenschaft- 2* 20 lieh erwiesen, und Ref. hat auch zu zeigen gesucht ''), daCs das Steigen des Saftes in abgesclinittenen Zweigen ganz und frar durch die Transpiration der Blätter u. s. vv. bewirkt werde, deuuiach die Richtung in dem Verlaufe des Saftes ganz nach Belieben des Experimentators abgeändert werden kann. Die Begriffe aufsteigend und absteigend für die Bewegung des rohen Nahrungssaftes sind offenbar niclit ganz riclitig; der rohe Nahrungssaft wird stets denjenigen Theilen der Pflanze zugeführt, welche desselben bedürfen, und somit wird er auch der Knospe eines Schnittlinges zugeführt, selbst wenn derselbe umgekehrt dem Subjekte aufgepfropft ist. Der luft- leere Raum, welcher durch die Transpiration der jungen Knospe und deren Blätter entstehen mufs, wird sogleich durch die Feuchtigkeit ausgefüllt, welche demselben zunächst liegt, und so steigt der rohe Saft aus dem Subjekt durch den Holzkör- per des Pfropfreises in das Auge, was sich selbst durch Ex- perimente erweisen läfst. Herr v. Mirbel *^) hat eine höchst interessante Abhand- lung über das Cambium und die Art der Zellen- und Gefäfs- Bildung in den Pflanzen der Akademie zu Paris mitgetheilt. Es werden darin die früheren Angaben, dafs das Cambium eine zellige Schleimmasse von aufserordentlicher Zartheit ist bestätigt, und Herr v. Mirbel ist der Meinung, dafs man seine Lehre über die Entstehung der Gefäfse (wahrscheinlich werden Spiralgefäfse darunter verstanden), welche aus Zellen hervorgehen sollen, deren Querwände zerstört -werden, allge- mein angenommen habe, was aber wohl keineswegs der Fall ist. Ref. geht auf den Inhalt dieser Mittheilungen noch nicht weiter ein, indem Herr v. Mirbel diese Arbeit wahrschein- lich sehr bald und ausführlicher bekannt machen wird; es finden sich darin ^iiberaus schöne Darstellungen über die Bil- dungen der neuen Holzzellen aus dem Cambium, und die Verdickung deren Wände durch Bildung neuer Schichten aus Letzterem. 12) Pflanzen -Physiologie. II. Berlin 1838. 13) Observatfons sur , ie cambium et snr quelques Jiiodes de for- mations utrlculaire ou vasculaires dans les vegetmix. — Compte rendu 1837. ;> 295. V Institut de 1837. ;;. 311. M Herr Girou de IJiizareiiigues **) hat . 10. 16) Püanzeu-Physiologie. I. p. 411 etc. 17) L'Instiiut d. 1837. ;>. 317. 22 raen und Aristolocliicn bekannt gemaclit sind. Da die Arbeit wohl sehr bald erscheinen wird, so halten wir wnser Referat noch zurück, denn die Mittheilungen im L'Institut sind hiezu zu kurz. Von der auffallenden Struktur des Stammes der Gattung Cissampelos, hat auch Ref. in seiner Pflanzen-Physio- logie S. 374 u. s. w. gesprochen. Herr Link hat das zweite Heft seiner anatomisch -bota- nischen Abbildungen zur Erläuterung der Grundlehren der Kräuterkunde ^®) herausgegeben, welche mit rleutschem und lateinischem Texte begleitet sind. Ref. hat schon im vorigen Jahresberichte auf dieses nützliche Unternehmen aufmerksam gemacht, welches zur allgemeinen Verbreitung der phytoto- mischen Kenntnisse Vieles beitragen mufs. Die Abbildungen sind überaus sauber und schön in Stein ausgeführt, und im vorliegenden Hefte befinden sich wiederum viele, welche die Verschiedenheiten zwischen den Monocotyledonen , den Dico- tyledonen, den Coniferen, Cycadeen u. s. w. vortrefflich her- vorheben, und defshalb auch den Geognosten zu empfehlen sind. Herr Morren * ^) sucht zu zeigen, dafs ihm die Priorität in der Entdeckung der Zellenvermehrung durch blofse Thei- lung zukomme, indem er schon im Jahre 1830 die Beobach- tung bekannt gemacht habe, dafs sich ein jeder vierte Theil seiner niedlichen Algen-Gattung Crucigenia bei der Vergröfse- rung wiederum in 4 kleinere Zellen theile u. s. w. Im vo- rigen Jahresberichte ward dieser Gegenstand S. 20 u. s. w. besprochen und Referent führte Herrn Dumortier, als den Entdecker dieser interessanten Thatsache an, welche 1832 pu- blicirt wurde; Herr D. war wenigstens der erste Botaniker, der sich der Bedeutung der Thatsachen bewufst war, aus wel- chen man mit Bestimmtheit auf die Vermehrung der Zellen durch Theilung schliefsen durfte, und Herr Mohl hat diesen wichtigen Gegenstand an Conferva glomerata noch uraständ- liclier erörtert. Vennuthungen und stille Voraussetzungen, dafs sich die Zellen auf eine solche Art vermehren, sind schon sehr oft geäufsert, aber es ist ein sehr grofser Unterschied 18) Berlin 1837, fol. 19) Bulletin de, l'Acadenüe royak d. science etc. de Bruxelles 1837. p. 300. 23 zwischen cler Dntsteliiing neuer Zellen auf dem angegebeneu Wege lind zvvisclien der Bildung der Pollenbläsclu'n, welche ähnlich den Zellen im Eiweifskörper der Saamen entstehen, und Herr Morren darf wohl nicht die Priorität in der Ent- . 418—421. 29 Sauerstoflfgas und tue Spiralgefäfse Wasserstoffgas überschüssig enthalten, was aber durch Analysen in deutschen Laboratorien nicht bestätigt wird. Auch soll Herr Rigg schon seit längerer Zeit gefunden haben, dafs das Perigonium der Ilyacinthe über- schüssiges Sauerstoffgas enthalte, während das Pistill und der Pollen einen Ueberschufs an Wasserstoffgas zeige, so dafs Herr Reade dadurch zu dem Schlüsse kommt, dafs die Fiber (wahrscheinlich wird Spiralfaser*darunter verstanden!) Wasser- stoff und die Zellenmembran Sauerstoffgas überschüssig enthalte, und zwar in solchem Verhältnisse, dafs diese Gase Wasser bil- den, wenn jene Organe zusammen analysirt werden. Was nun die Analysen der Spiralgefäfse und des Zellen- gewebes aus den Wurzeln der Hyacinthe betrifft, so mufs ich bemerken, dafs es zu den schwierigsten, bei der Hyacinthe sogar zu den unaiisführlichsten Arbeiten gehört, die Spiral- gefäfse dieser Pflanze in so grofser Menge, d. h. vollkommen von Zellengewebe jeder Art getrennt darzustellen, als zu irgend einer Elementar-Analyse DÖthig ist; auch zerreifsen die Spiralgefäfse bei der Hyacinthe sehr leicht, und höchstens könnte man etwas Fasern rein darstellen. Auch erhalten wir gar keine Mittheilungen, auf welche W^eise sich Herr Reade über die Reinheit der angewendeten Substanzen überzeugt hat. Eine jede einzelne Zelle des Zellengewebes mufs zer- stückelt und dann durch Alkalien, Säuren, Alkohol, Aether und Wasser mehrfach ausgelaugt werden, wenn man ein Re- sultat über die Zusammensetzung der Membran erhalten will. So ist auch der bedeutende Gehalt an Stickstoff, welchen jene Analysen zeigen, wohl nur den stickstoffhaltigen Substanzen zuzuschreiben, welche in den Zellen enthalten sind; denn die vielen sorgfältigen Analysen des Zelleugewebes, des Holzes u. s. w., welche bisher schon angestellt waren , liefern mei- stens gar kein Stickstoffgas, oder doch nur so viel, dafs man es als einem fremdartigen Bestandtheile zugehörig betrachten mufs. Herr Rigg hat sogar über die verschiedene Theile des Blüthenschaftes der Hyacinthen verschiedene Analysen ausge- führt; so trennte er die Epidermis, ferner das Zellengewebe, M'elches dicht unter der Epidermis liegt, die Spiralgefäfse und die längeren Zellen, welche bündeiförmig durch das Paren- chym verlaufen, und unterwarf eine jede dieser 4 Substanzen 30 einer besonderen Analyse welche, auffallend genug, Resultate gegeben haben, die den Erwartungen ganz entsprechen. Man möge es indessen dem Referenten verzeihen, wenn er über jene Theilung des Biiithenscliaftes in die genannten 4 Sub- stanzen seine wahre Meinung ausspricht^ nach welcher dieselbe zur Erlangung so grofser Massen, als 2:ur Analyse nöthig sind, in keiner Hinsicht vollkommen auszuführen ist, selbst dann nicht, wenn man diesft Theilung unter dem Mikroskope vor- nimmt und ein ganzes Jahr Zeit dazu verwenden könnte. Hat man aber die genannten Substanzen nicht vollkommen getrennt von einander zur Analyse angewendet, so folgt schon hieraus, dafs die Analysen y selbst wenn sie richtig ausgeführt sind, ihrem Zwecke nicht entsprechen. Vor Allem ist aber jener Gegensatz in der Zusammensetzung der Zellenmembran und der Spiralfaser, welcher sich durch vorherrschendes Wasser- stoffgas und Sauerstoffgas darstellen soll, nicht anzuerkennen. Zu einiger Bestätigung der vorangeschickten Vermuthun- gen, führe ich hier einige Elementar- Analysen an, welche Herr Prof. Mit scher lieh mit gröfster Genauigkeit ausge- führt hat; es wurde die Flachsfaser, das reine Zellengewebe aus dem Innersten des Hollundermarkes, und die reine Spiral- faser aus dem Blüthenschafte einer Musa angewendet. Alle diese Substanzen waren vorher verkleinert, dann in jeder Rücksicht von fremdartigen Beimischungen gereinigt und stets mikroskopisch controUirt worden, so dafs man ganz sicher war diejenige Substanz möglichst rein vor sich zu haben, welche analysirt werden sollte. Nach diesen Analysen ent-' hielt die Flachsfaser in 100 Theilen 45,98 Kohle; die reine Spiralfaser des Pisang's 48,88 und das Zellengewebe des Hol- lundermarkes 50,65 Kohle. Wasserstoff und Sauerstoff waren '^ im Verhältnisse wie im W^asser vorhanden, doch zeigten leider .sämmtliche Analysen etwas überflüssigen Wasserstoff, welcher aber um so geringer war, je genauer die Analyse ausgeführt wurde. Von überschüssigem Sauerstoff und von Stickstoff wurde nichts beobachtet. Die vollkommene Verbrennung der Substanzen mufste mit durchgefüliHen Sauerstoffgase bewirkt werden, in-' dem eine genaue Mengung derselben mit dem Kupferoxyde nicht ausfiilirbar war, und vielleicht ist gerade dieser Methode das Vorkommen des überschüssigen 'Wasserstoffgases zuzu- 31 schreiben, was noch durch fernere Untersuchungen zur Ent- scheidung gebraclit werden soll. In einer anderen Abhandlung hat Herr Reade **) zu be- weisen gesucht, dafs Totasche, Kalk und Kieselerde als orga- nisirbare Substanzen in die Structur der Pflanzen eingehen. Die («runde, welche Herr Reade dafür anführt, bestehen eigentlich nur in der Beobachtung, dafs man in der weifsen Asche der Kohle die Form der Elementar -Organe derjenigen Pflanzentheile wiederfindet^ welche man verbrannt hat, und dafs dieses Gerüste theils aus Kali, Kalk und Kieselerde be- steht. Es hat schon vor 2 Jahren Herr Goeppert^*) von einem Kali- und Kalk- Skelette gesprochen, welches nach dem Verbrennnn der Pflanzen zurückbleibt und die Form der Zel- len, so wie der übrigen Elementar- Organe der Pflanzen voll- ständig nachweist. Dieses Auftreten des Kali's und des Kalkes in Form der Elementar -Organe nach dem Verbrennen derselben, ist aber wohl keineswegs von der Bedeutung des Kieselpanzers, welcher bei manchen Land- und Wasserpflan- zen so sehr ausgezeichnet ist, denn wenn jene Alkalien und Erden in dem Innern der Elementar- Organe vorhanden sind, so müssen sie sich bei dem Verdunsten der Feuchtigkeit auf die Wände derselben niederschlagen und nach dem Verbren- nen derselben die Form der Zellen, Spiralröhren u. s. w. bei- behalten. Je genauer man die Zellen der Pflanzen zerstückelt und durch Säuren, Alkalien u. s. w. reinigt, um so weniger Asche liefern die Membranen und Fasern nach dem Verbren- nen, wie es mehrfach wiederholte Beobachtungen zeigen; in- dessen, wenn auch in jeder Hinsicht die anhängenden Alkalien und Erden abgeschieden sind, so zeigen dennoch alle Zellen- membranen und selbst die äufserst zarten Spiralfasern eine Spur von Asche, und diese stellt sich ebenfalls in Form der verbrannten Elementar- Organe dar. So fand Herr Mitsch er- lich, dafs die zarten Flachsfasern, welche ich auf jede mög- liche Weise zertheiltund gereinigt hatte, fast jö^ Procent solcher 24) Fiirther Observations on the Structure of the Solid Mate- riah fovnd in the Ashes of recent mid Fossil Plmits. — The London ftnd Edinburgh Philos. ßagax. and Journ. of Scienc. Nov. 1837. ;>. 413 — 417. 25) Poggendorff's Annalen. Bd. XXXVllI. p. 568. ^ 32 Asche lieferten, die sicli in Fprm Uufserst zarter Membranen darstellt, welche zum Theil die Form der Fasern andeuten. Das Zellengewebe des Hollundermarkes, welches nicht so leicht gereinigt werden kann, indem sich die einzelnen Zellen nicht zerreiben lassen, gab dagegen eine viel gröfsere Quan- tität Asche, denn 0,5945 Theile Mark gaben 0,0105 Asche. In der Asche des Flachses fand Herr Mitscher lieh eine Spur von Kieselerde und aufserdem Kali und Kalk; die Asche des Hollundermarkes enthielt dagegen keine Kieselerde sondern viel Kalk und Spuren von Kali und Thonerde. Man kann es also gegenwärtig als ziemlich ganz gewifs annehmen, dafs die genannten Alkalien und Erden auch in der Substanz der Wände der Elementar-Organe auftreten, hieraus folgt aber wohl noch nicht, wie Herr Reade glaubt, dafs man diese Substanzen ebenfalls als constituirende Theile der Elementar-Organe an- sehen müfse. Schon Herr Morren hat vor einigen Jahren (1830) die Ansicht aufgestellt, dafs die Kieselerde als consti- tuirende Substanz der Zellenmembran anzusehen sei; doch dieselbe hat keinen Beifall gefunden, denn man kann sehr wohl einsehen, dafs das Auftreten oder das Fehlen dieser Erden und Alkalien in der Membran ganz von dem Gehalte der Flüssigkeiten abhängt, welche darin eingeschlossen waren. Ueber das Auftreten der Krystalle in den Pflanzen möchte gegenwärtig wohl das Wichtigste bekannt sein; eine sehr ausführliche Bearbeitung dieses Gegenstandes hat Re- ferent ^^) mitgetheilt, und auch Herr Unger^*^) hat eine Abhandlung über ebendenselben Gegenstand, begleitet mit einer Tafel schöner Zeichnungen, bekannt gemacht. Herr Unger hat die Angabe, dafs die Krystalle nicht in den Inter- cellulargängen , sondern im Inneren der Zellen gebildet wer- den, bestätigt gefunden. Ref. hat dagegen mehrere Fälle be- obachtet, in welchen Ausnahmen von dieser Regel vorkom- men^®). Herr Unger giebt z. B. an, dafs die Krystalldru- sen, welche auf den Wänden der Lufthöhlen von Myriophyl- 26) Neues System der Pflanzen-Physiologie I. S. 212 — 246. 27) Ueber Krystallbildungen in den Pflanzenzellen. — Araialeu des Wiener Musemus. III. S. 1. 28) S. 1. c. S. 242 u. s. w. 33 lum spicatum vorkommen, ebenfalls in einzelnen hervorra- genden Zellen enthalten sind, und bildet auch diese Zellen- wiinde ab; Ref. konnte dagegen, selbst mit den neuesten In- strumenten, jene Zellenvvände, welche die Krystalldrusen ein- !^chliefsen, in allen ihm vorgekommenen Fällen nicht sehen, und ebenso ist es den Herren Treviranus und v. Mirbel ergangen. Da ich aber mit meinen Instrumenten selbst die einzelnen Krystalle, woraus jene Drusen bestehen, viel rich- tiger sehen kann, als sie Herr Unger dargestellt hat, so bin ich doch der Meinung, dafs jene von Herrn Unger gezeich- nete Zellenhaut rundum die Krystalldrusen, nicht vorhanden ist. Ref. hat in seiner angefühtten Schrift noch mehrere ähn- liche Fälle aufgeführt, wo die Ablagerung der krystallinischen Massen aufserhalb der Zellen vor sich geht und auch darauf aufmerksam gemacht, in welcher Art man sich die Bildung dieser Krystallö vorzustellen habe. In einigen Fällen, wie bei Charen, bilden sich Krystalle äufserlich, durch blofses Nieder- fallen der basischen kohlensauren Kalkerde, indem die Koh- lensäure, welche dieselbe in gelöstem Zustande erhielt, von der Pflanze eingesaugt wird. Legt man dagegen Conferven in Kalkwasser, so bilden sich auf ihrer Oberfläche kleine Kalkkrystalle, indem die Kohlensäure der Pflanze herausge- zogen wird und sich mit dem Kalke verbindet. Alle diejeni- gen Fälle, wo es noch zweifelhaft bleiben kann, ob die ein- zelnen vorkommenden Krystalle mit oder ohne Zellenhaut um- schlossen sind, hat Ref. sehr umständlich erörtert, es würde aber zu grofsen Raum in diesem beengten Berichte einneh- men, wollte ich die neuen Thatsachen aus den im vergange- nen Jahre von mir publicirten Schriften aufführen; ich werde meine eigenen Arbeiten vom vergangenen Jahre überhaupt nur dann berühren, wenn die darin enthaltenen Thatsachen mit anderen Beobachtungen im Widerspruche stehen. Bei Gelegenheit, wo Herr Unger von der Frequenz der Krystalle in den Pflanzen spricht, macht. derselbe die Bemer- kung, dafs es noch nicht näher bestimmt sei, ob hierbei das Alter der Pflanzen lind der Standort wesentlich beitragen, obgleich man es wohl annehmen könne. Ref. glaubt jedoch, dafs die Physiologie gegenwärtig über diesen Punkt ziemlich im Reinen ist, denn wir wissen, dafs die Pflanzen Alles auf- IV. Jahrg. 2. Band. 3 34 nehmen, was ihnen der Boden im gelösten Znstande dar- bietet, dafs sich aber die Mengen der verschiedenen Stoffe, welche aufgenommen werden, ganz nach dem Grade der Lö- sung verhalten, in welchen sich dieselben befanden, und dann nach der Menge jener Lösung, welche durch die Pflanzen hindurchgehen. Die festen Stoffe bleiben in den Pflanzen zu- rück, denn das Wasser wird verdunstet; nun können die ver- schiedenen Säuren, welche in der Pflanze erzeugt sind, so wie jene, welche von den Pflanzen aufgenommen wurden, das Spiel ihrer Verwandtschaft treiben. Das Alter der Pflanze, das Alter und der Lebenszustand der einzelnen Theile der Pflanze, die Transpiration, welche an verschiedenen Theilen der Pflanze verschieden ist, und der Grad der Lösbarkeit der zu krystal- lisirenden Substanzen, das Alles sind Momente, welche das verschiedenartige Auftreten der Krystalle in den Pflanzen er- klären. In den Zellen, worin Sauerkleesäure enthalten ist, da werden sich die sauerkleesauren Kalkkrystalle bilden; das Amylujn mufs hier fehlen, wenn die Kleesäure schon vor dem Eintritte der Kalkerde in der Zelle enthalten war, denn dasselbe wird durch! langsame Einwirkung von Säuren in Zucker u. s. w. umgewandelt. So möchte man die bewunderungs- würdige Erscheinung erklären können, w^elche Herr Unger (1. c. p. 5.) anführt: „yimylum, grüngefärbte Zellensaftkügel- chen, gefärbter Zellensaft, Zellen mit Krystallen u. s. w. Alles dieses tritt häufig in den einzelnen, aber neben einander lie- genden Zellen auf, und in den Zellen selbst sieht man nicht den Grund dieser verschiedenen Bildungen." Herr Unger gedenkt der grofsen Schwierigkeiten, welche sich dem Beobachten der Krystallformen entgegensetzen, hat aber von mehreren Pflanzen, als der Strelitzia Regina , Pa- pyrus antiquorum, Rheiim midulatum, Yucca gloriosa, Musa paradisiaca und M. coccinea und der Maranta z,e- hrina die verschiedenen Formen der darin enthaltenen Kry- stalle abgebildet und diesen Punkt mehr krystallographisch behandelt. Mehrere dieser Angaben stimmen mit meinen Be- obachtungen nicht überein, die nächste Zeit wird die Richtig- keit der einen oder der anderen zeigen, mir scheint es aber, dafs sich hier ein reiches Feld für den Krystallographen er- öffiiet, daim unzählbar sind oftmals die schönsten KrystalJe 35 mit allen ihren Abänrleriingen in einer imd derselben Pflanze. Die Krystalle von geschobener Form, welche Herr Unger aus der StrelUzia Regina abgebildet hat, so wie die meisten in Mnranthe zebrina und im Marko der Peperomien und Piper-Arten bestehen aus Gyps; in letzteren Pflanzen fand sie Referent neben den Krystallen von kleesaurem Kalke. Als Anhang zu der Abhandlung über Krystallbildungen in den Pflanzen, hat Herr Unger auch Einiges über die Milchsafts- oder Lebenssafts-Gefäfse der Pflanzen mitgetheilt, und er verspricht dabei gelegentlich zu zeigen, was es über- haupt mit der Art von Saftbewegung, welche in jenen Ge- fafsen stattfindet, für eine Bewandtnifs habe. Wahrscheinlich wird Herr Unger diese noch immer unbegreiflich gebliebene Erscheinung zu erklären im Stande sein. Auch glaubt Herr Unger durch seine Beobachtungen den Streit über die Selbst- ständigkeit der Milchsaftgefäfse beendet zu haben und zwar durch folgende Angaben. „Die Milchsaftgefäfse sind nur ein Theil der Gefäfsbündel (es werden danmter jene Bündel von Elementarorganen verstanden, welche bei den meisten Pflanzen verholzen und deshalb auch Holzbündel heifsen), sie bilden zwar ein, durch häufige Anastomosen zusammenhängendes Sy- stem von saftführenden Kanälen, sie scheinen jedoch näher dem Parenchyme, als dem Systeme der Gefäfsbündel verwandt zu sein." Für diese Ansicht sollen sprechen : einmal die Lage dieser Gefäfse im Rinden- und im Markkörper, und zweitens die Genesis der eigenen Gefäfse. Die Genesis dieser Gefäfse beruht jedoch auf folgenden Beobachtungen: Herr Unger hat auf einem Längenschnitte aus dem Marke von Ficus henga- Icnsis, welcher auch in Fig. 1. zu der Abhandlung über die Krystallbildungen in den Pflanzen dargestellt ist, mehrere, per- pendiculär übereinander gestellte Parenchymzellen beobachtet, welche sich durch ihren Inhalt, der dem der übrigen Milch- saftgefäfse dieser Pflanze glich, von den angrenzenden Zellen imterschied. Offenbar, sagt Herr Unger, kann man dieses für nichts anderes, als für den Anfang eines Lebenssaftgefäfses, das wahrscheinlich in diesem Falle eine neue Anastomose zwi- schen zwei, der Länge nach verlaufenden Stämmen zu bewerk- stelligen sucht, halten, und die, noch als zarte Zwischenwände 3* 36 erscheinenden horizontalen Zell wände, als jene Theile, welche im weiteren Fortgange der Entwickelnng nach und nacli obli- teriren. Bald darauf nennt Herr Unger diese Angaben und Vermuthungen eine Entwickelungsgeschichte der Lebenssaftge- fäfse^ und glaubt, dafs sich die Bildung der Spiralröhren eben so verhalten. . Ref. Beobachtungen über diesen Gegenstand stehen den Vermuthungen des Herrn Unger ganz entgegen; in der frü- hesten Zeit sind die Wände jener Gefäfse noch nicht wahr- nehmbar, und in ununterbrochenen Strömen befindet sich c>er Milchsaft gleichsam zwischen den Zellen: später erst werden die Wände dieser Gefäfse unmer dicker und unterscheiden sich dadurch immer deutlicher von den angrenzenden Zellen- wänden, ja in einzelnen Theilen der Pflanzen, wie z. B. im Wurzelstocke u. s. w., werden sie durch die angrenzenden Zellen mit mehr oder weniger starken Einschnürungen verse- henen, so dafs dadurch selbst solche Formen entstehen, welche Herr C. H. Schultz unter gegliederten Gefäfsen versteht. .„Da sich diese Lebensgefäfse," sagt Herr Unger, „aus •Zellen heranbilden, so müssen nothwendig auch die Eigentliüm- lichkeiten in Betreff der Struktur der Wände derselben auf diese Gefäfse Anwendung finden. So wie man nun die Zell- wand aus zwei, mehr oder weniger verwachsenen Lamellen (oder nach meiner Ansicht aus einem ursprünglich einfachen allmälig in zwei Lamellen zerfallenden Membran) ansehen kann, so kann man auch den Lebenssaftgefäfsen einen nur die- sen zukommenden Bestandtheil seiner äufseren Umgrenzung kaum absprechen u. s. w." Ref. hat sich in seinen Schriften: Ueber die Secretions- organe der Pflanzen (Berlin 1837 4.), und in der Pflanzen- Physiologie (U. S. 370 — 428.), über diesen Gegenstand etwas deutlicher ausgedrückt; er glaubt, dafs die Botaniker die eige- nen Wände der Milchsaftgefäfse anerkennen müssen, weil die- selben in der Natur vorhanden sind, und sich Jedem sichtbar zeigen, der darnach sucht; hat aber Herr Unger die Bewe- gung des Saftes innerhalb der Gefäfse von Ficus hengalensis noch nicht gesehen, so wird er dieselbe wohl noch künftig bemerken, denn sie ist darin wirklich vorhanden. 37 Herr Mandl *^) hat einige Resultate seiner Untersuchun- gen über den Milchsaft der Pflanzen bekannt gemacht, welche die Aufmerksamkeit der Gelehrten . im hohen Grade auf sich ziehen müssen. Herr Mandl will nämlich gefunden haben, dafs der Milchsaft fast aller. Pflanzen Infusorien von verschie- yichtige Entdeckung ist, aber nur eine Bestätigung der An- sicht, nach welcher die Zellenmembran aus Spiralfasern zu- sammengesetzt ist, wofür dem Ref. gegenwärtig schon Hun- derte von Thatsacheu bekannt sind. Herr Cortla irret aber sehr, wenn er glaubt, dafs die kurzgegliederten Spiralröhren ohne umschliefsende Haut sind, ein Gegenstand worüber in^ Ref. Pflanzen -Physiologie. I. S. 139 etc. etc. sehr ausführlich gehandelt ist. Auch über die Bedeutung der getüpfelten Röh- ren beginnt Herr Corda wieder die Fehde, denn er glaubte auf seiner deutschen Reise bewiesen zu haben, dafs jene Röh- ren Gefäfse sind, indem er Menschenhaare durch die Höhlen derselben führte (!?). Leider giebt H.err Corda keine Defi- nition von Gefäfs und von Zelle; wär^ sie gegeben, so würde man sogleich zeigen können, dafs es sich hier nur um einen Wortstreit handelt, dessen Beilegung Ref. in seiner Physio- logie (L S. 78 etc.) versucht hat. Herr Biot *^)'hat die Blumen weifser Hyacinthen durch Einsaugung des Saftes der Phytolacca decandra roth ge- färbt, ein Versuch, welcher schon seit mehr als 100 Jahren angestellt und seitdem auch von verschiedenen Beobachtern wiederholt worden ist, aber auch nicht immer glückt. Anatomisch -physiologische und chemische Unter- suchungen über die Pfanzenfarben. Auch zur Lehre von den Pflanzenfarben haben wir im vergangenen Jahre sehr wichtige Beiträge erhalten. Herr Mohl**') hat vorzüglich die winterlichen Farben derjenigen 45) L'Institut de 1837. p. 1. 46) Untersuchungen über die winterliche Färbung der Blätter. Eine Inaugural-Dissert. Tübingen 1837. I m Pflaiizoii in anatomisciier und pliysiologisclier Hinsicht unter- tersncht, welclie den Winter hindurch ihre Blätter behalten^ er theilt diese Pflanzen in Beziehung anf die lu'lialtung ihrer ]5Jätter in meln-ere, wennauch jiiclit ganz scharf getrennte O'rnppen. Bei einem Theile der bei Tübingen wild wachsen- den, oder häufig cnltivirten l*flanzen erhalten sich säniintlichc* oder wenigstens die meisten im Sounner entwickelten Jilätter nicht nur den Winter über, sondern auch den folgenden oder auch mehrere Sommer hindurch. Diese Pflanzen bilden die erste Gruppe und es gehören dahin die meisten Coniferen, Iledera Helix, Iberis sempervirens, Sempervivum , die- mei- sten Sedtijn-AriQn , Empetrwn nigruiriy Azalea wwA alle die übrigen Pflanzen mit lederartigen und immergrünenden Blättern.' Eine zweite Klasse von Blättern, welelie sich im Winter grün erhalten, gehört zweijährigen oder auch ausdauernden Pflanzen an, welche aus sogenannten Wurzelblättern gebildete Blattrosetten besitzen, die sich im Laufe des vorausgehenderi Sommers und Herbstes bei den aus Saamen gewachsenen Pflanzen, oder aus Knospen, welche aus dem Mittelstocke ausschlagen, entwickeln. Die Blattrosetten erhalten sich den Winter über frisch, sterben aber im Frühjahr, und zwar geht dieses Absterben von Aufsen nach Innen vor sich ; die Inneren sterben oft nur theilweise. Die Lebensdauer dieser Blätter währt nur bis zur nächsten Vegetationsperiode und es gehören zu dieser Gruppe z. B. Plant ago - Arten , Dipsacus- Arten, Echium vulgare, Vej'hascumLychnitis,Thapsus, nigrum etc. Viele Syngenesisten und Lmbellaten, Lychnis und Potentilla- Arten, Fragaria vesca u. s. w. Die dritte Klasse enthält theils einjährige Pflanzen, welche noch im Herbste gekeimt haben, aber erst im nächsten Früh- jahre zur Blüthe kommen, theils ausdauernde Pflanzen, welche im Herbste neue Aeste entwickelt haben. Sie unterscheiden sich von den Pflanzen der zweiten Abtheilung eigentlich nur dadurch, dafs ihre im Herbste gebildeten Blätter keine Ro- setten bilden, welche auf dem Boden ausgebreitet sind, son- dern dafs bereits ein längerer Stengel getrieben ist, welcher mit Blättern von jeder Stufe der Ausbildung besetzt ist. Zu dieser Abtheilung rechnet Herr Mohl einen grofsen Theil der Gräser, z. B. Bromus mollisj manche Euphorbien, Vero- 54 nicen, Anthirrhimim majus, Cerinthe minor , Senecia vul- s^ariSj Sonchus oler accus, Hypericum perforatum etc. Die Blätter dieser Pflanzen leben wohl nur in seltenen Fällen ein ganzes Jahr hindurch. Herr Mo hl sucht nun vor Allem die Frage zn entschei- den, ob die rothe Färbung der Blätter im Winter eine von der herbstlichen Färbung der absterbenden Blätter und von der rothen Färbung der sich entwickelnden Blätter unabhän- gige Erscheinung, oder ob sie nicht vielmehr bald der einen, bald der andern dieser Ursachen zuzuschreiben sei? Es wer- den eine Menge von Pflanzen aufgeführt, deren Blätter im Sommer vollkommen grün sind, sich den Winter über mehr oder weniger tief roth färben und im Sommer wieder grün werden, was z. B. bei Sedum- und Sempervivum- Arten, so wie am Epheu zu beobachten ist. Bei den Blättern der Pflan- zen der zweiten und dritten Abtheilung ist man ebenfalls ge- nöthigt, die Entstehung der rothen Färbung dem Einflüsse der Winterkälte zuzuschreiben, da hier die Blätter von allen Stufen der Entwickelung jene röthliche oder bräunliche Färbung an- nehmen. Da wir nun, sagt Herr Mohl, bei denselben Pflanzen Blätter finden, \velche sich im Winter roth färben und im Frühjahre absterben, während andere Blätter sich auf gleiche Weise roth färben, aber im Frühlinge nicht absterben, son- dern wieder grün werden und weiter wachsen u. s. w. , so wird man berechtigt, jeden Zusammenhang zwischen der Er- zeugung einer rothen Farbe und zwischen dem Absterben der Blätter zu läugn^n und anzunehmen, dafs die Erzeugung der rothen Farbe der Blätter im Herbste und Winter Folge der in dieser Jahreszeit eintretenden Veränderung der physiologi- schen Functionen des Blattes ist, dafs aber das Absterben der Blätter nur zufälliger Weise bei einer Anzahl von Pflanzen mit dieser Periode zusammentrifft, während es bei anderen erst Monate lang nachher eintritt u. s. w. Auch durch In- sektenstiche und durch Entwickelung von Entophyten wird gewöhnlich die rothe Farbe hervorgerufen, wobei das Blatt nur eine Störung an der normalen Entwickelungsweise er- leidet, aber nicht dem Absterben zugeführt wird. Herr Mohl deutet dagegen auf eine Parallele j welche zwischen der Erzeugung des rothen Pigments in den Blättern 55 uiul (lorjeiiigeii in clt'U Friicliteii vürliaiidon zu sein soliciiit; es wäre dieselbe vielleiclit mit dem lleifungsprozesse der saf- tigen Fruchthiille zu vergleichen. Herr Mo hl meint, dafs die Bildung des rothen Pigmentes in den Früchten, unabhän- gig von der Ernährung ist, weil auch Früchte zur Reife kom- men, die schon im unreifen Zustande von. der Pflanze ge- trennt sind, doch gegen diese Annahme liefse sich wohl Vieles sagen und Ref. stinunt derselben nicht hei. liei den Blättern, sagt Herr Mohl, ist es die Kälte, welche ihren Vegetationsprozefs unterbricht und veranlalst, dafs sich, 'wenn Lieht auf die Blätter einwirkt, rothes Pigment in ihnen bildet. Bei den Pericarpien dagegen, deren Entwik- kelung ein zusammengesetzterer Prozefs ist, ist es die Wärme, welche die vollkonnnene Entwickelung begünstigt und somit den Eintritt der letzten Lebensperiode derselben beschleunigt. Als Resultat der Untersuchungen kann man an- nehmen, dafs die Pigmentbildung die Begleiterinn verschieden- artiger Störungen des normalen Vegetationsprozesses der Blätter und ihrer Verarbeitung vom roheren Safte ist, dage- gen nnifs man es für zufällig halten, dafs sie in diesen Fällen in einem dem Absterben nahen Organe eintritt, indem sie, wie ich schon oben anführte, häufig genug in Blättern auftritt, welclie noch lange Zeit leben und wieder grün werden. Wenn die im Winter roth gewordenen Blätter untersucht werden, so wird man das Chorophyll . wenig oder gar nicht verändert finden, dagegen neben demselben noch rothes Pigment in den Zellen wahrnehmen, und meistens sitzt dieses nur in den Epidermis- Zellen. Ref. hat jedoch schon häufig rothgefärhten Zellensaft ,init darin enthaltenen grüugefärbten Kügelchen, selbst in der grünen Schicht der Rinde beobachtet. Seltener ist es, dafs sich rother Zellensaft nur in den äufseren Schichten des üiachym's der Blätter entwickelt, auch hier, sagt Herr Mohl, findet es sich in Blättern, welche im Früh- jahre ihre Vegetation wieder beginnen, mehr auf die äufseren Zellen beschränkt, z. B. bei Chelidoiüiiin majus, Hedera Helix u. s. w., wogegen bei Blättern, die im Frühjahre ab- sterben, die Pigmeutbildung beinahe alle Zellen des Diachym's ergreift, z. B. bei Isatis tiiiciorla. Mit allem Rechte bezweifelt Herr M o h 1 an einer anderen 56 Stelle, ob man die Entstehung des rothen Zellensaftes aus einer Lösung und ümvvandelung des Chloropliyirs in den vor- hin angeführten Fällen erklären dürfe, da die grüngefärbten Zellensaftkügelchen in diesem roth gefärbten Safte eben so schön gefärbt auftreten, als in gewöhnlichen Fällen. Herr v. Berzelius '''^) hat die herbstliche Farbe der Pflanzen in chemischer Hinsicht untersucht, auch er sah rothe Blätter nur an solchen Bäumen und Sträuchern, deren Früchte roth sind, indessen diese Annahme gilt nicht allgemein für das ganze Pflanzenreich, auch hat schon Herr Mo hl u. A. m. ver- schiedene Pflanzen aufgeführt, wo roth gefärbte Blätter mit anders gefärbten Früchten vorkommen. Herr v. Berzelius untersuchte das Laub des Kirschbaumes und besonders das der rothen Johannisbeeren, welches oft so roth wie ihre rei- fen Beeren aussieht. Der Farbestoff wurde mit Alkohol aus- gezogen, welcher nach dem Abdestilliren eine rothe Flüssig- keit zurückliefs, die erst vom gefällten Harze und Fette ab- filtirt werden mufste. Der Farbestoff ist in Wasser löslich und stimmt also wohl mit dem rothen Extractivstoffe Uberein, welchen Herr Marquart aus den rothen Blumen zog und für ein gesäuertes Blumenblau erklärte. Herr v. Berzelius nennt jenen rothen Farbestoff Erythrophyll , Blattroth, und spricht sich gegen die Ansicht aus, nach welcher diese rothe Farbe immer nur ein gesäuertes Blau wäre, indessen er fand denselben auch in den Früchten des Kirschbaumes und der schwarzen Johannisbeere, so dafs dieser Farbestoff mit Herrn Marquart's gesäuertem Blumenblau offenbar in nächster Verwandtschaft steht. Ganz besonders interessant sind, Herrn v. Berzelius Untersuchungen über die gelbe Farbe der Blätter zur Herbst- zeit; dieser Farbestoff-stimmt nicht mit dem Blumengelb des Herrn Marquart überein, sondern es ist ein eigenthümliches Fett, ein Mittelkörper zwischen fettem Oele und Harz, wel- ches, mit Beibehaltung seiner Eigenschaft, in Alkohol schwer löslich, schmierig und fettig zu sein, ausgebleicht werden 47) Ueber die gelbe Farbe der Blätter im Herbste mid über den rothen Farbestoff der Beeren und Blätter im Herbste. — S. Annalen der Pharmacie. Bd. XXL Heidelb. 1837. S. 257-264. 57 kann. Herr v. Berzelius nennt diesen Stoff Xanthophyll, Blattgell), lind stellte ihn durch kalte Infusion der gelben Blatter in starkem Alkohol dar, welche 48 Stunden lang an- hielt. Wird die erhaltene Infusion bis auf ^ abdestillirt, so .setzt sich bei dem Erkalten eine körnige Substanz ab und bei fortgesetzter Destillation erhält man eine gelbe, weiche, schmie- rige Substanz, welche, gleich wie die obigen Körner, die far- bige Substanz der gelben Blätter darstellen. Die Lösung dieses Stoffes in Alkohol wird durch Wasser so gefällt, dafs eine blafsgelbe Milch entsteht. Vom Aether wird Xanthophyll aufgelöst und in coucentrirter Schwefelsäure wird es braun, lieber die Bildung des XanthophylFs aus dem Chlorophyll sagt Herr v. Berzelius: «Man hat allen Grund zu vermu- theu, dafs beim Verschwinden der grünen Farbe und V-er- wandlung dieser in Gelb, das Blattgelb durch eine von der Kälte bewirkte Veränderung der Organisation des Blattes und dadurch veranlafsten veränderten organischen Prozefs, aus dem Blattgrün hervorgebracht werde.« Doch vergebens wurde es versucht, diese Umwandelung künstlich zu veranlassen. Die braune Farbe des Laubes, sagt Herr v. Berzelius, hat mit der gelben keine Gemeinschaft; sie wird darin von einem anfangs farbelosen Extracte hervorgebracht, welches durch Einwirkung des Sauerstoffes braun wird , doch kann man in diesem letzteren Falle auch beobachten, dafs alle Zel- lenmembranen des Blattes eine braune Farbe erhalten haben, die selbst durch Digestion mit schwacher Alkalilösung nicht ausgezogen werden kann. Die verschiedenen Verhältnisse, in welchen dieser braunwerdende Extractivstoff mit dem Blatt- gelb auftritt, geben den herbstlichen Farben der Blätter eine Menge von Nuancen. Bei allen diesen schönen Untersuchungen, welche wir in den letzteren Jahren über die Farbenbildung in den Pflanzen, sowohl in anatomischer, als in chemischer Hinsicht erhalten haben, sind wir dennoch sehr weit von der Lösung dieser Räthsel entfernt, wie wir es gleich in den folgenden Untersuchungen kennen lernen werden. Herr J. Decaisne*®) zu Paris hat eine sehr ausführ- 18) Recher c hei anatomiqttes et phymlogiques sur la Garance, 68 liehe Untersuchung der Ruhia tinctorum und der damit ver- wandten Arten gegeben, welche zur Gewinnung des Krapp's oder der Färberröthe cuitivirt werden. Ref. wird dieses Werkes noch mehrmals erwähnen, doch hier wollen wir nur die Beobachtungen, welche auf die Bildung des bekannten Far- benstoffes dieser Pflanzen Bezug haben, aufführen. Herr Decaisne hat sich durch ; vielfache Beobachtungen überzeugt, dafs der Farbestoff in der Ruhia tinctorum und überhaupt in den Krapppflanzen nicht in besonderen Gefäfsen oder eigenthümlichen Secretionsbehältern vorkommt, sondern im Inneren der Elementarorgane. Bekanntlich wird nur die Wurzel jener Pflanzen zur Bereitung des Farbestoffes benutzt und in derselben befindet sich der Farbestoff in sehr grofser Menge, wenn man jedoch den Stengel ausgewachsener Pflan- zen untersucht,', so findet man in demselben auch hie und da mehr oder weniger grofse Stellen, wo Zellen und Spiralröh- ren mit Farbestoff gefüllt sind. In der lebendigen Wurzel der Krapppflanze findet sich nur gelber Farbestoff, welcher im gelösten Zustande die ver- schiedenen Elementarorgane erfüllt. In ganz jungen Wurzeln ist diese gelbe Farbe noch sehr schwach, sie wird aber im- mer intensiver, je älter die Pflanze wird. liier finden wir also den gelben Farbestoff im Zellensafte gelöst, eine Beob- achtung, welche auch Ref. schon vor mehreren Jahren bei einer anderen Pflanze im jungen Zustande gemacht hat. Die- ser gelbe Farbestoff ist aber offenbar von ganz anderer Natur als das Blumengelb des Herrn Marquart, welches meistens ein sehr schwer löslicher harziger Extractivstoff ist. Sobald der gelbe Saft der Krappwurzel mit der atmosphärischen Luft in Berührung kommt, nimmt derselbe eine rothe Farbe an, und es bildet sich eine gekörnte Substanz in diesem roth ge- färbten Safte. Selbst die Cotyledonen, sobald das junge Pflänz- chen hervorgebrochen ist, enthalten in ihrem Zellengewebe einen gelbgefärbten Saft, welcher nach dem Durchschneiden derselben sehr bald eine tiefrothe Farbe annahm. Dieses Um- wandeln des gelben Zellensaftes in feinen Schnitten, welche zur sur le developpement de la matiere colorante dans cette plante, sur sa culture et sa prepraration, siävies de l'examen hotanique du genre Ruba et de ses cspeces. Bruxelles 1837. Äo. X. pl. Ato. I 59 Beobachtung unter das Mikroskop gelegt wurden, hat Hr. De- caisne durch eine Menge von Abbildungen verdeutlicht. Mau sieht auf denselben die Zellen mit mehr oder weniger tief gelb ge- färbtem Safte; man sieht, dafs in anderen Zellen dieser Saft ganz schwach rosenroth gefärbt ist, während dazwischen oft nocli ein- zehie gelbe Zellen enthalten sind; an anderen Stellen ist der rothe Zellensaft schon dunkeler geworden, und es hat sich eine gekörnte Masse in demselben niedergeschlagen. Wurden die frischen Wurzeln der Krapppflanze vollkommen getrocknet und dann mikroskopisch untersucht, so bemerkte Herr D., dafs, obgleich alle Flüssigkeit verschwunden war, die Zelle» dennoch eine gelbe Farbe zeigten, woraus er folgerte > dafs der FarbestoflF eine feste Substanz ist , welche vorher im Zel- lensafte gelöst war, doch er könnte dieselbe nicht als einen besonderen Körper wahrnehmen. Ref. hat zwar die Wurzeln der Krapppflanze noch nicht untersucht, aber in den gelbge- färbten Zellen des Stengels ist ganz dasselbe wahrzunehmen, und hier wird der gelbe Farbestoff, nachdem das Wasser des Zellensaftes verdunstet ist, theils von den Zellenwänden ein- gesaugt, theils auf der Oberfläche derselben abgelagert. Herr Decaisne stellte auch verschiedene Versuche an, um die Ursachen naher zu erkennen, durch welche der gelbe Saft der frischen Krapppflanze bei der Berührung mit der atmosphärischen Luft roth gefärbt wird. Er legte feine Schnitte der Wurzel in ausgekochtes Wasser und sah, dafs dieselben in vollkommen geschlossenen Gefäfsen ihre gelbe Farbe voll- kommen erhielten. Hierauf wurden andere Stücke dem di- rekten Einflüsse verschiedener Gasarten ausgesetzt und unter Quecksilber abgesperrt; es ergab sich aus diesen Versuchen, dafs das Sauerstoffgas und etwas Feuchtigkeit als die Ursachen anzusehen sind, durch welche die Umwandelung des gelben Farbestoffes in den rothen verursacht wird; Sauerstoff allein, d. h. ohne Feuchtigkeit, veranlafste keinen Farbenwechsel. Die rothe Farbe des Krapps's ist also, wie Herr Decaisne sagt, ein chemisches Produkt, ganz und gar unabhängig von dem Leben der Pflanze, dagegen gehöre die Bildung der gel- ben Farbe dieser! an. Aus diesen interessanten Beobachtun- gen geht wenigstens hervor, dafs es mit unserer Kenntuifs der Basen der Pflanzeiifarbe noch nicht sehr weit gekommen 60 ist. Wir sehen hier den Uebergang einer vollkommen gelben Farbe in das schönste Roth und dieses erfolgt durch denEin- flufs des Sauerstoffs bei vorhandenem Wasser. Die Wurzeln junger Krapppflanzen geben nur wenig Far- bestoff; von 18 Monaten Alter kann man dieselben mit Vor- theil zu benutzen anfangen, ihre färbende Substanz nimmt aber bis zu einem Alter von 3 Jahren beständig zu. Herr Decaisne stellte auch eine Reihe von Versuchen an, um den Einflufs des Lichtes auf- die Erzeugung des Far- bestoffes in der Krapppllanze zu erforchen; er liefs zu die- sem Zwecke junge Pflanzen unter verschiedenen Graden von Beleuchtung wachsen. Die Pflanzen wurden in Glaskasten gestellt, welche mit Baumwolle bedeckt wurden; andere wur- den unter gefärbte Gläser gestellt, als unter rothes, gelbes und grünes Glas. Eine andere Pflanze wuchs unter weifsem Glase; eine blieb in freier Luft und eine wurde in Erde ge- legt und 3 Fufs hoch mit leichter Erde bedeckt. Die Pflanzen, welche mit Baumwolle verdeckt waren, hatten in 8 Tagen ihre Farbe so weit verloren, dafs sie blafs erschienen; die Pflanze unter dem rothen Glase zeigte diesen Farbenwechsel in einem noch höheren Grade, und die unter den anderen Gläsern be- fanden sich in einem ähnlichen Zustande. Im Allgemeinen gaben diese Versuche mit dem Wachsen der Pflanzen unter gefärbten Gläsern eben so wenig Resultate, als jene, deren wir im ersten Jahresberichte (1835. S. 189.) aufgeführt haben. Nach O sann 's Beobachtungen gehen nur 34 Lichtstrahlen durch rothes Glas, während 966 darin zurückgehalten werden, hellgrünes Glas läfst 630 durchgehen und hält 340 zurück. Man sieht hieraus wie verschieden die Menge des Lichtes ist, welches den Pflanzen zukommt, die unter solchen verschieden gefärbten Gläsern wachsen, aber wir wissen auch schon durch andere Versuche von Herrn Alexander von Hu^nboldt, De Candolle u. A. m. mit welcher geringen Menge von Licht die Pflanzen vorlieb nehmen, und dafs die Bildung der Pflanzenfarben nicht aus der unmittelbaren Einwirkung des Lichtes hervorgehen. Die eine der Krapppflanzen, welche unter der Erde wuchs, zeigte llmwandelung des grünen Farbestofls, nämlich der mit Chlorophyll gefärbten Zellensaftkügelchen in die gelbe Farbe, 61 welolio im Zellensafto gelöst war; ja Herr Decaisne hat (lioso Ihiiwandeliiiig- dos ChlorophyU's in verscluedeiioii Zoitpc- riodeii beobachtet und dadurcli um so genauer verfoli^eii kön- nen, auch hat er diese Beobachtungen durch mehrere sehr instructiv colorirte Abbihhiiigen nachgewiesen. Ref. hat diese IJmwandelung des ChlorophyU's in gelben, im Zellensafte lös- lichen Farbestoff an jungen Pflänzchen der Vicia Faha beob- achtet, welche gleich nach ihrem Hervortreten im Dunkeln wachsen mufsten; daneben traten aber auch Zellen mit roth gefärbtem Safte auf. Alle diese Farben verschwinden wieder, wenn diese Pflanzen einige Zeit im Lichte wachsen. Schliefslich haben wir Herrn MohPs*^) Beobachtungen über das Auftreten des ChlorophilFs in den grün gefärbten Zellensaft-Kügelchen mitzutheilen, ein Gegenstand, welcher in dieser Abhandlung zum erstenmal speciell- erörtert ist. Zu gleicher Zeit wurde über denselben Gegentand ein besonderer Abschnitt: Auftreten der gefärbten Zellensaft-Kügelchen, in des Referenten Pflanzen -Physiologie (1. S. 200 — 209.) pu- blicirt. Die Resultate dieser Arbeiten sind folgende: Herr Mohl und Ref. stimmen darin überein, dafs das Clüorophyll in den Zellen der Pflanzen theils in formloser, theils in ge- körnter Gestalt erscheint, auch hat Ref. dieses und noch man- ches Andere über den fraglichen Gegenstand schon vor eini- gen Jahren publicirt ^®), um gegen Herrn Treviranus An- sicht zu zeigen, dafs der Zellensaft niemals grün gefärbt ist, was nun auch von Herrn Mohl bestätigt wird. Das Auftreten der formlosen ChlorophyU's in den Schläuchen der Conferven giebt auch Herr Mohl an, und es werden auch eine Menge von vollkommenen Pflanzen genannt, worin formloses Chloro- phyll mit gekörntem Chlorophyll iu den Zellen vorkommt. „Bei den Phanerogamen , sagt Herr Mohl, trifft man ge- wöhnlich das formlose Chlorophyll zugleich mit Chlorophyll- Körnern in denselben Zellen, indem es einen Anhang dieser Körner bildet oder gröfsere Massen einer formlosen Gallerte 49) Untersuchungen über die anatomischen Verhältnisse des Chlo- rophyU's. Eine Inaugural- Dissertation, der öffentlichen Prüfung vor- gelegt von W. Mi chlor. Tübingen 1837. Mai. 50) S. den Jahresbericht von 1835. S. 90 u. s. w. 62 darstellt, in welchen die Chlorophyllkörner eingesenkt sind u. s. w." Diese verscliiedene Form trifft man z. ß. in den Parenchymzellen der Blätter vieler Zeil-Pflanzen , wie bei Se~ dinn Sempervlvinn, Pinus Strohus etc. Ref. zeigte^*), dafs diese iingeformten Massen an den inneren Wänden der Pflan- zenzellen ausgebreitet sind, und oftmals auch von gewöhnli- chen grün gefärbten Kiigelchen begleitet werden. In den Zellen der vertikalen Schicht der Blätter ist dieses Auftreten des un- geformten Chlorophylls besonders allgemein, so dafs, wie z. B. bei den Cycadeen, die ganzen Wände jener Zeilen zuweilen damit bekleidet sind. Herr Mo hl sucht t/nterschiede zwischen Körnern aufzu- stellen, welche im Chlorophyll liegen und den Chlorophyll- körnern selbst, obgleich es auch ihm wahrscheinlich ist, dafs dieselben in einer näheren Verbindung mit einander stehen. Hier stimmen Herrn M o h 1' s und des Ref. Beobachtungen nicht mit einander überein, denn das Chlorophyll (1. c. S. 201.) ist eigentlich weder gekörnt, noch formlos, sondern es haftet bei den Körnern an einer ungefärbten, halb erhärteten Masse, welche von demselben durchdrungen wird, und ebenso ist das sogenannte formlose Chlorophyll nur eine durch Chlorophyll mehr oder weniger stark gefärbte schleimige, halb geronnene Substanz. Woraus diese schleimige Substanz, die Basis des formlosen Chlorophyll's besteht, das ist schwer auszumachen. Da die Massen zu gering sind, mit welchen man hier zu operiren hat. Anders verhält es sich dagegen- mit der Substanz, welche den durch Chlorophyll gefärbten Körnern zum Substrat dient, welche Herr Mo hl fälschlich Chlorophyll -Körner nennt. So- wohl Herr Mo hl als Herr Schieiden ^^) suchen gegen den Referenten zu zeigen, dfs jene Körner nicht Bläschen, sondern feste Massen sind, was derselbe aber schon vor 2 Jahren pu- blicirt hat. ^^). Der Fall, dafs man körnige Massen für Bläschen ge- halten hat, ist noch bis vor wenigen Jahren sehr häufig vor- gekommen, und nur die Mikroskope waren daran Schuld, 51) Physiologie. I. S. 202. 52) Beiträge zur Kenntnifs der Ceratophylleeti - Linnaca von 1837. S. 331. 53) S. den Jahresbericht von 1835. S. 90 etc. 63 welc^be, bei einigen solclier Kiigelchcn, einen so starken Schat- tonring zeigton, dafs man daraus auf das Vorhandensein einer eigenen, umschliefsendon Membran schliefsen zu müssen glaubte, wie es ja Herrn Mohl selbst mit den Amylum- Kiigelchcn in jener; Zeit ergangen ist. Doch wir kommen jetzt zu dem wichtigsten Gegenstände, welcher in Herrn Mohl's Abhandlung dargestellt ist. Der- selbe beobachtete nämlich bei Cliara flexilis, dafs im Inneren eines jeden griingefärbten Körperchens, welche die innere Fläche dieser Schläuche bekleiden , ein bis 4 scharf begrenzte Körner lagen, welche durch Jodine blau gefärbt wurden, und also aus Amylum bestanden; die umschliefsende grüne Hülle wurde dagegen bräunlich gefärbt. Diese Beobachtung bestä- tigt Ref., der sie im' vergangenen Jahre zufällig an Chara tmlgaj'is machte, luid zwar an Schläuchen, welche sigli in einem vergeilten Zustande befanden, aber er fand auch, dafs sich dieses an verschiedenen Individuen nicht nur bei der Chara vulgaris ^ sondern auch bei den einhäutigen Charen, welche in seinem Zimmer seit Jahren wuchsen, sehr verschie- den verhielt. In den meisten Fällen wurden die grüngefärbten Zellensaft -Kügelchen durch Jodine bräunlich gefärbt, ganz besonders in den jungen, kräftig wachsenden Aestcheu; bei anderen Individuen, und selbst an einzelnen Schläuchen älte- rer Individuen, sah man eine, oftmals sehr regelmäfsige Thei- lung jener grünen elliptischen Körperchen in 2 bis 3 kleinere, mehr runde Körperchen, wobei die grüne einhüllende Masse, woraus anfangs das Ganze bestand, immer mehr zurücktre- tend verschwand und nun zeigte es sich, dafs die neu ent- standenen Körperchen durch Jodine blau gefärbt wurden. Obgleich ich beständig Charen in meinem Zimmer ziehe, so habe ich doch die Verhältnisse, durch welche die Bildung der Amylum -Körner in den grünen Körperchen, welche die innere Fläche der Charen -Schläuche bekleiden, noch nicht erkennen können; bei der Chara vulgaris zeigte es sich sehr häufig bei alten, im Dunkel wachsenden Schläuchen, von deren Oberfläche sich die äufsere Zellenschicht durch Fäulnifs alJtrennt. Wir wissen aber auch, dafs sich aus den Achseln solcher alten Pflanzen neue Aeste entwickeln, durch welche dann das Individuum fortlebt, daher scheint mir das Auftreten 64 des Amylum's in solclieii Schläuchen zur Ernährung der jun- gen Pflanzen bestimmt zu sein, aber keineswegs darf man den alJgemeinen Satz aufstellen, dafs die grünen Zellensaft -Kiigel- chen der Charen Amylum-Kügelchen als Kerne aufzuweisen haben. Ref. kann zu jeder Zeit Charen zeigen, deren grüne Kiigelchen keine Spur von Amylum enthalten. Herr Mo hl fand auch, dafs die gröfseren grüngefärbten Kügelchen, welche so häufig in verschiedenen Conferven auf- treten, einen Kern enthalten, der durch Jodine blau gefärbt wird; aber auch dieses findet bei den Conferven nicht zu allen Zeiten statt, was Ref. durch wiederholte Beobachtungen nachgewiesen hat ^^). Herrn M oh l's fernere Untersuchungen gingen dahin, auch in den grüngefärbten Zellensaft- Kügelchen der höheren Pflanzen das Vorkommen des Amylums nachzu- weisen, was denn auch bei vielen Wassergewächsen und auch bei einigen saftigen Landpflanzen sehr leicht ist; so wurde denn die Erscheinung bei ValUsneria spiralis und der Tra- descantia discolor beobachtet, wo ein jedes solcher Kügelchen einen grofsen Amylum- Kern zeigt. Herr Schlei den (1. c. S.531) beobchtete die Zellensaft -Körner von Ceratophyllura und giebt an, dafs sie aus Stärkemehl bestehen, welches mit Chlo- rophyll überzogen ist. Dergleichen Beobachtungen sind aber von dem Ref. schon vor 11 Jahren an Vallisneria und seit 3 Jahren an der Tiadescantia, ZanichelUa u. s. w. angestellt uijd publicirt, aber auf eine andere Weise gedeutet und, wie es scheint, ist diese die richtigere. Ich habe nämlich bemerkt, dafs die Amylum- Körner in der Vallisneria und in den an- deren genannten Pflanzen, wo sie in denjenigen, der Ober- fläche näher liegenden Zellen auftreten, durch Chlorophyll ge- färbt werden, und zwar beginnt diese Umwandlung des Amylum's in Chlorophyll auf der Oberfläche und wird immer bedeuten- der, je mehr diese Kügelchen dem Einflüsse des Lichtes oder überhaupt dem Herde eines stärkeren Carbonisations- Prozesses ausgesetzt werden. So verhält es sich mit dem Auftreten der 54) Anmerk. Zuweilen zeigt sich das Amylum unter ähnlichen Vnrhältnissen auch in den Closterien, wo ich einigemal die grÖfseren grünen Kügelchen und auch zuweilen alle die kleineren, womit das ganze Closterium gefüllt war, durch Jodine blau und blauviolett färbte. Ref. 65 Amyluni-Körner in den sogenannten Chlorophyll-Körnern, welche in der Natur gar nicht vorhanden sind; wie denn auch Herr Seh leiden sehr richtig bemerkt hat, dafe das Chlorophyll immer eine homogene, formlose, wachsartige Masse ist; aber keineswegs kann ich dem Nachsatze beistimmen, dafs sie Amylum- Körner und Zellenwände überzieht. Das Chlorophyll, diese wachsartige Substanz, wird von der Pflanze auf sehr verschiedene Weise gebildet, bald aus Amylum, bald aus halb- flüssigen, schleimigen Substanzen, welche sich im Zellensaft bilden, bald aus jenen festeren Stoffen, welche am Allge- meinsten die Basis der grüngefärbten Zellensaft- Kügelchen ausmachen, mit Jodine bräunlich gefärbt werden und, wie Ref. vermuthet, aus geronnenen stickstoffhaltigen Nahrungsstoffen bestehen. Diese Substrate bilden sich auch in jenen Fällen, wo man die Bildung des Chlorophylls unterdrückt, aber auch sie selbst können unter solchen Verhältnissen aufgelöst und zu anderen Stoffen umgewandelt werden. Solche Amylum- haltende Chlorophyll- Kügelchen, welche sich durch Jod blau färben, hat nun Herr Mo hl in einzelnen Theilen vieler Pflanzen gefunden, z. B. in den Zellen der Hautdrüsen (Porenzellen von Herrn Mohl genannt), in den Epidermis- Zellen \ on Aspidiwn exaltatum, yow Calla aethio- picttf im Diachym von Ahies pectinata, Plnus alha^ Ca- mellia fiponica u. s. w. und Ref. ^ ^) hat sie in den Elementar- Organen der Markscheide und in den Zellen der Markstrahlen verschiedener Bäume und Schlingpflanzen beobachtet. Eine zweite, an die eben beschriebene Form sich unmit- telbar anschliefsende Abänderung von Chlorophyll- Körnern, sagt Herr Mohl, welche mit den vorhergehenden den scharf- begrenzten ümrifs gemein hcxt, unterscheidet sich von ihr blofs dadurch, dafs jedes Chlorophyll-Korn mehrere Amylum-Körner enthält. Die Hülle dieser Körner erscheint theils ganzrandig, theils, wenn dieselbe dem Umfang der einzelnen Amylum- Körner sich anschliefst, crenulirt. Solche Körner finden sich im Diachym von Aspidkim exaltaünn, Sempervivum tecio- rum, in den Markzellen der Stapelia maculosa u. s. w. Eine andere Form von solchen Chlorophyll -Körnern 55) Physiologie. I. S. oll etc. IV. .lalirg. 2. Band. 66 schliefet mehrere, aber sehr kleine Amyhim-Kü gelchen ein, <|eren blaue Färbung bei der Verbindung mit Jod nicht mehr leicht zu erkennen ist, indem die gebräunte Hülle des Chlo- rophyll's zu dick ist. Es finden sich, sagt IlerrMohl, solche Chlorophyll- Körner theils zwischen denen der vorigen Form durch mainiichfache Mittelstufen in sie übergehend, z. B. im Blattstiele von PoiJios lanceolata, theils in anderen Zellen- schichten, als hei 0 rontium /aponicuin, Sediim anglicum u.s.vv. Die letzte Form jener Chlorophyll -Körner bilden dieje- nigen, welche in der Regel ziemlich grofs, aber weniger scharf begrenzt sind, als die beschriebenen; bei starker Vergröfserung findet man in ihnen eine Menge sehr kleiner Pünktchen, die sich durch Jod tief braungelb färben. Dessen ungeachtet glaubt Herr Mo hl, dafs diese feinen Körner ebenfalls aus Amylum bestehen, worin Ref. nicht beistimmen kann, denn nach vor- hergegangener Entziehung des Chlorophyll's mit Aether bleibt eine gelblichweifse Masse zurück, welche durch Jodine braun gefärbt wird, und eben in dieser Form treten die durch Chlo- rophyll gefärbten Zellensaft -Kügelchen in den meisten Pflan- zen auf. Herr Mo hl stellt nun die Frage, ob sich die Amylum- Körner zuerst bilden und die Hülle sich erst später um die- selben anlegt, oder ob umgekehrt das Chlorophyll sich zuerst bildet, und erst später die Körner in ihm entstehen. Herr Mohl entscheidet die Frage, wie es die Beobachtungen der Natur lehren ; in einigen Fällen nämlich tritt zuerst Chlorphyll auf, und später erst zeigen sich Amylum- Körner, wie z. B. bei den Spiro gyren Lk. und den Charen, wie ich es schon vorher anführte, aber in anderen Fällen findet sich zuerst das Amylum und dann tritt erst die Bildung des Chlorophyll's ein. Den dritten Fall, welcher aber wohl gerade der häufigste ist, hat Herr Mohl nicht aufgeführt, wo nämlich die Bildung des Chlorophylfs weder vorher noch nachher mit Amylum-Bildung in Verbindung steht, wo dasselbe eine halbfeste gelblich weifse, durch Jod braun zu färbende Substanz zum Sub- strat hat. Aber auch bei den Conferven und den Spirogyren kann man zieiwlich allgemein annehmen, dafs die Bildung des Chlo- rophyll's aus dem Amylum hervorgeht, denn die Amylum-Kü- 67 gelchen sind es, welclie bei der Bildung des Saamens der Spirogyren aufgel(")st werden, mit der vorlmndenen grünger färbten Substanz, zusannnenschmelzen imd den Stoff zur Bil- dung der beiden Häute hergeben, welche jedes Saamenkorn dieser Pflanzen nmschliefsen, sich dann wieder condensiren und selbst im Saanien eine spiralförmige Stellung annehmen, bei dem Hervorkeimen der jungen Pflanze, welche aus einer Verlängerung der dritten oder innersten Haut hervorgeht, aber wieder verbraucht werden, um den Stoff zur Bildung der formlosen durch Chlorophyll gefärbten Masse herzugeben. Fragt man nach dem physiologischen Zwecke, welchen wold die Natur durch diesen Absatz von Amylum in den Blättern erreicht, so möchte Herr Mohl darauf antworten, dafs es eine Reservenahrung ist, dazu bestimmt um bei den nur einmal blühenden Gewächsen zur Entwickelung der Frucht verwendet zu werden, und um bei den ausdauernden, im Winter ihre Blätter verlierenden Gewächsen im Herbste in den Stamm übergeführt und daselbst als Material niedergelegt zu werden (?), auf dessen Kosten sich im nächsten Frühjahre die Knospen entwickeln sollen. HerrPayen*^) hat Flechtenstärke aus dem Isländischen Moose dargestellt und nachdem dieselbe bei 100® getrocknet war, einer Elementar-Analyse unterworfen, die C. * * H. * ® O. * ergab, eine Zusammensetzung, welche der des Amylum's der höheren Pflanzen ganz nahe steht Grofse Verschiedenheiten in der Zusammensetzung zwischen Stärke und Moosstärke waren nicht zu erwarten, es wurde jedoch bisher allgemein angenommen, dafs letztere durch Jodine gelbbraun, erstere da- gegen blau gefärbt werde; Ref. hat jedoch mehrmals gefun- den, dafs auch die Stärke in frischen Flechten durch Jodine blau gefärbt wird, und zwar besteht die Flechtenstärke nicht etwa in Form von Kügelchen in den Flechten, sondern sie bildet die Membranen und den Inhalt der Elementar- Organe derselben. In einer späteren Note, welche Herr Payen der Philo- raatischen Gesellschaft zu Paris vorgetragen hat *'), macht derselbe die Bemerkung, dafs er die Stärke des Isländischen 56) L'Institut de 1837. p. 128. 57) L'Institut de 1837. p. 145. 5* Mooses unmittelbar unter dem Mikroskope habe sehen kön- nen, und zwar zu kleinen Ballen vereinigt; Herr Payen hat aber nicht bemerkt, dafs die Wände der Zellen jener Pflanze ebenfalls blau gefärbt werden. Monographische Bearbeitungen verschiedener Pflanzen-Familien in physiologischer Hinsicht. Von Herrn Unger^®) haben wir eine sehr reichhaltige Arbeit über die parasitischen Gewächse erhalten, welche be- sonders die Einwurzelung der Parasiten aufi hren Mutterpflanzen sehr umständlich erörtert. Es ist hier die Rede von ächten Parasiten, welche selbstständige und individualisirte Gewächse sind, welche, wenngleich nicht in ihrer Entstehung, so doch in ihrer Lebensdauer von andern Gewächsen, in welche sie sich gleichsam einpfropfen und von denen sie fast ausschliefs- lich ihre Nahrung ziehen, abhängig sind. Durch diese eigen- thümliche Lebensäufserung , aber weniger durch ilire Form und durch ihren Bau, werden diese Gewächse zu einer eigen- thümlichen Gruppe vereint. Ein gröfserer oder geringerer Grad des Mangels an Wurzeln oder wurzelähnlichen Organen ist allen Parasiten mehr oder weniger eigen und, sagt Herr Unger, wenn wir auch bei einigen vollkommen gebildeten ein förmliches Rhizom, ja sogar verzweigte und verästelte Wurzeln wahrnehmen, so zeigt dieses weniger eine Abwei- chung von der allgemeinen Regel, als von dem überall sich offenbarenden Streben der Natur, innerhalb der Grenzen ge- wisser Lebensnormen auf alle mögliche Weise sich in Bildungs- V. VI. Ivig. 1. nach einem (Querschnitte abge- bildet habe. Dieser Z,>vischenkörper bildet mit seinem pareii- chyuiatoesen Rande eineii ßecher, wotin die Aufgebrochene Blume wie in einem Kelche sitzt. Hieraus folgt schon, dafs wenigstens die beiden ersten Gruppen der Parasiten nach Herrn ünger zusanimenfallen'V 'ob« der Mittelkörper etwas mehr oder etwas weniger grofs ist, darauf koumit hierböi nichts an. . . Bei Lüihraea kommt keine Rhizom vor, feott^tii 'sfeii^k verästelte Wurzeln, welche durch Saugwärzcliön nüt der Mutterpflanze verbunden sind. Herr Unger wird diesen Gegenstand nächstens in einer besonderen Abhandlung be-^ kannt machen. Interessant ist die eigen thümliche Verbindung, weiöhe vli^ Wurzeln der Mojwtropa hypopythis mit deil Wurzelii d^r Mutterpflanze {Vinus Ahies L.} zeigt. Es ist nach Herrn VJnger's Entdeckung ein Rhizom -ähnlicher, knollenförmiger, unregelmäfsiger Körper, woraus die Bliithenschafte dies«* Pflanze entspringen, und dieser Körper besteht aus einem Con- volnt von innig verfilzten W^irzelfasern , welche zürn Theil dem Parasiten, mm Theil der Nährpflanze angehören. Dieser Wurzelfiiz ist von auisen etwas lockerer, von erdigen Theileu durchdrungen, nimmt aber gegen die Mitte so an Dichtigkeit zu, dhfs diese beinahe ganz verschwinden, und ein Gewebe von Wurzeln, welches auf keine Weise zu entwirren is*, übrig bleibt. Der Contact der beiderseitigen, in Farbe, Form und Consistenz leicht zu unterscheidenden Wurzeln ist innig, ohne dafs jedoch Saugwärzchen oder ähnliche Organe vor- handen sind, wodurch eine unmittelbare Vereinigung, eine Durchdringung beider, bewirkt würde. Dör Parasit ernährt sich also hier aus den Ausschwitzungen der Wurzelspitzen. Man glaube aber nicht, dafs diese Nahrung in den Excrementen der Pflanzenwurzeln bestehe, denn Referent glaubt gezeigt zu haben, dafs es sich mit jenen augeblichen Excrementen ganz ebenso vorhält, wie mit der gesammten Lehre von den Wur- 72 zelschwämmclien und den Wurzelschwammwülstchen, von wel- chen in der Natur gar nichts vorhanden ist. Auch über das Wachsthum der Cuscuta -Pflanze hat Hr. Unger einige sehr interessante Beobachtungen bekannt ge- macht. Man erzieht diese Pflänzchen sehr leicht, wenn man ihre Saamen unter schon gebildete grünende Pflänzchen säet^ In der ersten Zeit verlängerte sich die junge Pflanze täglich fast um einen Zoll, doch der ursprüngliche Embryo vertrocknet bis zu demjenigen Punkte des Stengels, wo die ersten Saug- wärzchen auftreten. An den Blättern von Sedum alhinn wollten die kleinen Keime nicht fortkommen, obgleich die Saugwärzchen der Cuscuta daran hafteten. Eine junge Cus- cuta-Pflanze mit ihrer Nährpflanze wurde unter ein Glas ge- stellt und durch Wasserdämpfe feucht erhalten; drei Tage lang vergröfserte sie sich, dann schlang sie sich in 1^ Win- dungen um sich selbst und trieb sogar an dieser Stelle Saug- wärzchen. Der untere Theil der Pflanze blieb nun zurück, wälirend jene Saugwärzchen an den umschlungenen Stellen in der Substanz ohne eigene Pflege hervordrangen. Auch sah Herr Unger die Umwandelung eines der ursprünglichen Saug- wärzchen in einen Trieb. Auch über das Keimen und die Wurzelbildung der Viscum- Pflanze hat Herr Unger eigene Beobachtungen angestellt, doch über diesen Gegenstand ist nach den Beobachtungen von Du Hamel, Gaspard u. A. m. wohl nur Weniges unbekannt geblieben. Bei mehreren tro- pischen Loranthus-Arten hat jedoch Herr Unger beobachtet, dafs die horizontal -verlaufenden Wurzeln nicht in der Rinde des fremden Astes, sondern über derselben befindlich sind, die Zweige innig umstricken und sich mit ihren Enden sogar an denselben befestigen. In einer zweiten Abtheilung giebt Herr Unger die ana- tomische Untersuchung der Parasiten, deren Einwurzelung in die Mutterpflanzen vorher erörtert wurde; er folgert aus der- selben, dafs sämmtliche parasitische Pflanzen in systematischer Hinsicht, in drei Abtheilungen zerfallen. Die erste umfafst jene Parasiten, deren unvollkommene Gefäfsbündel nach dem Prototype der Langsdorfia in einen Kreis gestellt und durch Anastomosen unter sich verbunden sind. Diese Abtheilung wird der Bildung des Farrnstammes parallelisirt. Eine zweito 73 Gruppe bilden jene Parasiten, wo gleichfalls die Gefafsbündel noch unvollkommen sind, aber zu der früher allein bestande- nen Endsprossung, wie es scheint, auch eine peripherische hin- zutritt. Es gehören hieher die Gattungen Orohmiche, La- thraea, Monotvopa, Cuscuta, Cassyiha und Herr Unger glaubt, dafs diese Gewächse in Hinsicht ihrer anatomischen Znsammensetzung und der Wachsthumsweise mit keiner der grofsen Abtheilungen der Pflanzen zu vergleichen sind, wäh- rend die Gattungen T iscum, Loraiühus u. s. w. zur dritten Abtheilung gehören, vollkommene Gefafsbündel besitzen und ähnlich den Dicotyledonen wachsen. Diese Eiutheilung der parasitischen Gewächse möchte je- doch wenig Beifall fniden, Referent weifs in der That nichts, wodurch man beweisen will, dafs z. B. Orohanche, Lathraea, Monotropa, Cuscuta u. s. w. in ihrem Baue und Wachsthume von anderen Dicotyledonen wesentlich verschieden sind. Wohl aber zeigt sich bei Rafflesia und Brugmansia ein ähnliches Aneinanderlagern von Holzbündeln, oder Gefäfsbündeln, wie man sie hier nennt, wie bei den Farrn, aber Referent kann auch Cactus- Stämme vorzeigen, an welchen so etwas vor- kommt, und daher ist man nicht berechtigt, jene Gattungen parasitischer Gewächse mit den Farrn in Analogie zu bringen. Herr Unger glaubt seine Ansichten über die Reihenfolge der Parasiten durch den Bau ihres Saamens bekräftigen zu kön- nen, doch diese Annahme ist eben so irrig, als die grundlose Lehre von dem Hervor wachsen wahrer parasitischer Wurzel- Pflanzen ohne wirkliche Saamen, welche Referent als eine seiner Jugendsünden schon seit vielen Jahren bereuet. Herrn Blume's Brugmansia hat Referent untersucht, das Exemplar, welches reife Saamen haben sollte, war mehr als halb ver- fault, daher die Faden- Pilze in und neben jenen Saamen auf der Abbildung, und vielleicht fehlte auch der Embryo, doch die Formveränderung des Saamens (Fig. 17.) liefs auf einen befruchteten Zustand schliefsen. An der jungen, noch nicht aufgebrochenen Blume hat dagegen Ref. den Saamen ganz nor- mal mit seinem Nucleus und einer einfachen Saamenhülle beob- achtet, und in Fig. 16. Tab. 6. der Flora Javae abgebildet. Man bedenke jedoch, dafs diese Untersuchungen im Februar 1827 geschahen, zu einer Zeit, in welcher die berühmten Arbeiten ^4 über das Pflanzen -Eiclien noch nicht bekannt waren, gegeii- wärtii^ aber, selbst wenn Herr II. Brown auch noch nicht den Embrvo in dem Saanien so lang als br^it, und an ihnen beobachtete Ref. auch die Vermehrung durch blofse Theilung, jedoch selten. Herr Schwann zeigt den Zusammenhang zwischen dem beseliriebenen Pilze und der Weingährung, doch möchte es woiil noch zu früh sein die Erscheinungen der Gährung durch die Entwickelung desselben zu erklären, einmal nämlich zeigt sieh die Bildung des Pilzes viel früher, als die Entwickelung der Kohlensäure in der gährenden Flüssigkeit, dann aber giebt es noch mehrere andere Pflänzchen, welche sich in der gäh- readeji Flüssigkeit, mehr oder weniger zu gleicher Zeit mit jenen entwickeln, wovon mehrere, mit den vorhergehenden in Verbindung, unter der unhaltbaren Gattung Mycodej-ma Per- soou und Desmazier es heschriehen sind; ja wären die angeb- lichen. Myco derma -Arten nicht von Desmaüeres'''^^ abge- bildet, so würde man wohl niemals über dieselben auf das Reine gekommen sein. Desmazieres beschrieb ein My- co derma villi, glutinis, farinulaey malti-juniperi, malti-cere- visiae und cerevisiae, aber immer sind hier 2 ganz verschie- dene Sachen mit einander vereinigt, welche gar nicht mit ein- ander zusammengehören. Nämlich jener kleine gegliederte Pilz, von welchem im Vorhergehenden die Rede war, den wir SaccharomyceSj Zuckerpilz, nach Hrn. Seh wann' s Vorschlag nennen und bis jetzt die Arten Saccharomyces vini, cerevi- siae uiid pomorum aufstellen, kommt in allen gährenden Sub- stanzen neben einem gröfseren fadenförmigen vor, dessen Bil- dung in vieler Hinsicht ebenfalls sehr merkwürdig ist. Es gehört hieher jener Fadenpilz, welchen Herr Amici im Safte des thräneuden Weinstockes beobachtete, dessen Wachsthum 76) L'Imlit. de iSL Fehr. 1837. Ar. 199. ;?. 73. 77) iS'. Ann. des sciens d'Hist. nat. T. X. i im ebenfalls so .schnell vor sich geht, dafs man die Verlängerung in wenigen Minuten bemerken kann. Dieser fadenförmige Pilz ist in verschiedenen gührenden Flüssigkeiten mehr oder weni- ger kurz gegliedert, oft auf lange Strecken ungegliedert und verästelt, und dann bilden sich die Glieder an den Aesten, oft über den ganzen Faden in mehr oder weniger regelmäfsigen Entfernungen, und alsbald, besonders gegen das Ende der Aeste hin, schwellen die Glieder kugelförmig an, lösen sich später ab und wachsen wieder zu neuen Pflanzen aus; doch wird man selten 2 Flüssigkeiten finden, worin sich diese Pflänz- chen ganz gleich verhalten. In dem ausgeprefsten Safte eines Borsdorfer Apfels bildete sich neben dem Saccharomyces auch ein Fadenpilz der Art von ausgezeichneter Schönheit; es zeigten sich mehr oder weniger grofse, fast kugelrunde, oft erbsengrofse Flocken in jener Flüssigkeit, welche von einander getrennt waren und jedesmal aus einem sehr grofsen, ja unzählbaren Convolut von solchen einzelnen, an der Basis wahr- scheinlich zusammenhängenden Fadenpilzen bestanden. Ich be- obachtete diese sehr interessante Bildung viele Wochen huidurch, und legte einen einzelnen solcher Flocken in ein Uhrgläschen mit reinem Wasser, so dafs die Aeste desselben dicht an die Oberfläche des Wassers zu liegen kamen; um die Verdun- stung des Wassers zu verhindern, wurde das Ganze mit einer Glasplatte verdeckt. In Zeit von 6-— 8 Tagen zeigten sich neue, strahlenförmig auslaufende Bündel und unter diesen konnte man noch sehr viele beobachten, welche aus den ku- gelförmig abgeschnürten Gliedern des ursprünglichen Fadenpil- zes hervorwuchsen, während andere schon bis zur Frucht entwickelt waren und nichts Anderes darstellten, als Mucor Mucedo, wenn man denselben in Wasser wachsen läfst. Diese in Wasser wachsende Form des Mucor' s ist nur sehr wenig von jener gewöhnlichen Luftform verschieden, und selbst die äufsere Kaut des Sporangium's kann man daran noch bemerken. Herr Berkeley''®) hat die Entstehung die- ses Fadenpilzes im Rosinenweine beobachtet, und dann auch bemerkt, dafs derselbe die Fructificatious-Organe von Mucor 78) On a Confervoid State of Mucor clavatus LJc. — J ardine, Selby and Johnston's Magaxine ofZoology and Botany for i^l Vol. IL p. 390. 102 clavatus Lh. entwickelte. Die Abbildungen, welche Herr B. beigefügt hat, beweisen mir vollständig, dafs wir in beiden Fällen eine und dieselbe Pflanzen -Art beobachtet haben, ich halte jedoch den Mucor für M, Mucedo und bin in Folge wirklicher, sehr häufig wiederholter Beobachtungen der Mei- nung, dafs M. clavatus nur eine geringe Formverschiedenheit von M. Mucedo ist, und nicht als eigene Art angesehen wer- den kann. Aus dieser Beobachtung, welche ich wiederholte, ziehe ich den Schlufs, dafs die Mycodermen unentwickelte Pflanzen- formen sind, und wie einige andere Beobachtungen zeigen, den Gattungen Mucor, Pennicillium und Aspergillus ange- hören'^). Und hieher gehört denn auch die gröfste Zahl der Arten von Agardh's angegebener Gattung Hygrocrocis, als H. acida, vini, rosae, atramenti, salviae u. s. w. In den gährenden Flüssigkeiten kommen aber auch noch mehrere andere schwer zu bestimmende Sachen vor; so be- merke ich in der Bierhefe äufserst feine fadenartige Gebilde, welche meistens etwas länger, als die einzelnen Glieder des Zucker- pilzes sind, aber höchstens nur —0 ^^^ Breitendimension zei- gen; sie sind nicht gleich lang und vermehren sich durch Zertheilung in noch kleinere Fäden. Nur bei 300 maliger Vergröfserung werden sie hinreichend bemerbar. In dem aus- geprefsten Safte der Trauben beobachtete ich aufser den, schon vorher beschriebenen 2 Gewächsen, noch einen zarten weifsen Absatz, welcher sich am Rande der Flüssigkeit dem Glase ansetzte; derselbe wurde aus unzähligen, vollkommen runden und gleichgrofsen Körper chen gebildet, welche etwa —ö so grofs als die Glieder des Zuckerpilzes waren und nach Verlauf von 3 — 4 Tagen gänzlich verschwanden. Die Anzahl der vegetabilischen Gebilde, welche sich in den gährenden Fruchtsäften zeigen, ist also nicht gering, und ob die Gährungs-Erscheinungen von dem einem oder von dem 79) Anmerk. Hiebei möchte ich die Botaniker dringend auf- fordern, endlich auch auf die Entwickelung der niederen Pilzformen ihre Beobachtungen zu lenken, ein Gegenstand, welcher im höchsten Grade belohnend sein wird, wenngleich auch die Zahl der sogenann- ten Arten und Gattungen der neuesten Zeit furchtbar zusammen- schmelzen mufs. 1U3 alliieren abhä^igig sind, ist nicht zq entscheiden. lir. Schvvai,in stellte Beobachtungen mit derWeingährung an, ans welclicni «»r den Schlufs zog, dafs bei derWeingälirung, wie bei der Fänlnjf^, nicht der Sauerstoff der atmosphärischen Luft es ist, welcher dieselbe veranlafst, sondern dafs es ein in der atmosphärischen Luft enthaltener, durch Hitze zerstörbarer Stoff ist. Es wur. 5. 159 austriacnm iiml moldavicinn hat Herr Morrcn^^^) aber- innls einige lieobachtmigen bekannt gemacht, welche sich an diejenigen anschliefsen, worüber im vorigen Jahresbericht Nach- riclit gegeben wurde. Ilr. Morren beobachtete jene Erschei- nimg bisher an: DracocepJialum vh^gmianum , austriacum nnd an Ynoldaviciim; bei der ersten Art ist die sogenannte Catalepsie in einem hohen Grade bemerkbar, bei der zweiten ist dieselbe weniger bedeutend, und bei Dracocephalum moU davicum findet sie in noch geringerem Grade statt. Es sind, in der genannten Abhandlung, die äufseren Verhältnisse sehr ausführlich und genau beö■ Referent gab Beobachtungen: IJeber die Entwicke- lung des Getreidebrandes in der Mays-Pflanze**''), welche das Entstehen dieser unheilbaren Pflanzen -Krankheit im Inneren der Zellen des erkrankten Theiles nachweisen. Ref. erkennt es als eine ausgemachte Thatsache, dafs der Ge- treidebrand (UstUago Link^ keine ansteckende Krankheit ist, sondern zu den erblichen gehört, welche aber durch .eine Stockung der Säfte, herbeigefiiht durch übermäfsige und der Natur der Pflanze fremdartige Düngung veranlafst wird. An einer oder an mehreren Stellen der inneren Fläche der er- krankenden Zelle erzeugen sich kleine Schleimablagerungen, aus welchen fadenartige, sich verästelnde Gebilde hervorwach- sen, welche ungefärbt und fast durchsichtig sind, aber eine Menge ' kleiner Moleküle enthalten, welche aus einem etwas festeren Stoffe bestehen. Diese schleimigen Fäden im Inneren der Zellen zeigen alsbald an verschiedenen Stellen Abschnü- rungen, meistens an den Spitzen der kleinen Seitenäste zu- erst, und diese abgeschnürten Endchen nehmen eine ellipsoi- ^ dische, endlich -eine Kugelform an, färben sich gelblich und wandeln sich in jene kleine braune Bläschen um. Woraus der Getreidebrand besteht. Mit der Anhäufung dieser Brandbläs- chen in den erkrankten Zellen beginnt die Zerstörung der Zellenwände durch Auflösung, und dann findet man die Bläs- chen in grofsen Massen neben einanderliegend , das ganze In- nere des erkrankten Organes ausfüllend, oft ohne eine Spur der ursprünglichen Zellenwände dazwischen zu zeigen. '^'^ Herr Leveille **^) hat in der philomatischen Gesell- il?)'.^! dieses Archiv's 3ten Jahrganges Isten Band, S. 419. ■'HS) Vhtstttut de 1837. ;?. I91. 163 Schaft zu Paris einen Vortrag über die Uredines gehalten, worin er sowohl die Ansicht des Herrn Tu rpin, so wie die- jenige des Herrn Unger über die Entstehung und Bedeutung dieser Bildungen bestritten hat. HerrLeveille hält diellredines für wirkliche parasitische Pilze und nicht für Krankheiten der Pflanzen , worauf dieselben vorkommen ; sie sollen aus einem byssoidischeri Gewebe unter der Epidermis der Gewächse ent- stehen. Wahrscheinlich wird uns Hr. L. ausführlichere Mitthei- lungen über diesen Gegenstand bekannt machen, um seine Angaben zu erweisen, welchen, so weit dieselben mitgetheilt sind, Referent nicht beistimmen kann, dessen Untersuchungen aber auch lehren, dafs die von Hrn. Unger aufgestellte An- sicht, als wären jene Gewächse als Krankheiten der Respirations- Organe zu betrachten, nicht richtig ist, denn sie alle nehmen ihren Ursprung in den Zellen. Herr v. Voith ^^^) zu Regensburg hat gewisse abnorme Gebilde beschrieben, welche er im Holze der Rüster (JJlmiis) beobachtet hat; es sind dreieckige, einer zusammengedrückten Krämertute nicht unähnliche Gebilde, welche von der Rinde aus in das Innere des Holzes hineingehen. Da bei der Beob- achtung dieser Gebilde das Mikroskop gar nicht angewendet ist, und Ref. dieselben in unserem, bei Berlin vorkommenden Rüsterholze nicht findet, so kann er aus der mitgetheilten Be- schreibung zu keiner richtigen Vorstellung darüber gelangen, denn es wird dabei nicht einmal bemerkt, ob der fremdartige Körper aus Rinden -Substanz oder aus Holz besteht. Wohl möchte ich vermuthen, dafs diese krankhaften Bildungen aus der Rinden -Substanz gebildet werden, und dafs die Ursache dieser Deformität, wie e^ Hr. v. Voith vermuthet, in dem Besteigen der Bäume mit Steigeisen zu suchen sei, wodurch die Rinde in das Holz hineingequetsclit, aber nicht zerstört wird. Die neuen Jahresringe des Holzkörpers drängen sich später um die Spitze der eingedrückten Rinden durch , il. s. w. Sind des Referenten Voraussetzungen richtig, so ist alles Uebrige leicht zu erklären. I 119) Ueber ein sonderbares Gebilde in der Ulme. — Flora von 1837. Nro. 17. - 11* 164 Herrn D iitro che t's- Mittheilungen über die Bildung des Mutterkorns wurden schon S. 159 aufgeführt. lieber die Wirkung der Gifte auf die Pflanzen sind durch Herrn F. A. W. Miquel ^^") wiederum sehr zahlreiche Ver- suche angestellt worden; es wurden gröfstentheils abgeschnit- tene Pflanzentheile in Anwendung gesetzt, und kaustisches Ammonium, essigsaures Blei, Galläpfel -Tinctur, Campher, Kirschlorbeer -Wasser, Opium- und Jfyo.se/a7nw5-Extrakt in Hinsicht ihrer Wirkung auf dieselben beobachtet. Bei dem Ammonium und dem Carapher wurde auch die Wirkung die- ser Stoffe in Dampfform beobachtet, und Hr. M. erhielt im Allgemeinen bei allen seinen zahlreichen Versuchen ganz ähn- liche Resultate, als schon von seinen Vorgängern aufgestellt waren. Referent fügt jedoch noch die Bemerkung hinzu, dafs die Schnelligkeit, mit welcher die verschiedenen Gifte auf die abgeschnittenen Pflanzentheile einwirken, ganz und gar von der Verdunstung derselben abhängt, denn nur in Folge dieser saugt der abgeschnittene Pflanzentheil das dargebotene Wasser mit dem Gifte ein u. s. w.; man mufs also bei solchen Beob- achtungen, wenn man künftig übereinstimmende Resultate er- halten will, auch den Feuchtigkeits - Zustand und die Wärme der Luft beobachten. Zur Pflanzen-Geographie. T)ie interessanten Mittheilungen, welche Herr Alexander von Humboldt '^^) über seine Besteigung des Chimborazo's gegeben hat, enthalten auch wichtige Thatsachen für die Pflan- zengeographie, welche zugleich als berichtigend für die Anga- ben des Obersten Hall angesehen werden müssen, die im er- sten Jahrgange dieses Archives mitgetheilt wurden, lieber die Höhe von 9720 Fufs hinaus fand Hr. Alexander vonHum- boldt den Chimborazo mit grofsen Ebenen umgeben, welche stufenweise über einander liegen; die erste Stufe ist 10200, 120) Proeven over de Werlcing van Vergiften of Planten. — Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. 1837. IV. 1. 2. pag.ibi — 2Q^. 121) üeber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. — Schumacher' s Jahrbuch für 1837. S. 176 — 206. 165 die zweite 11700 Fufs hoch, und sie sind so horizontal, dafs man einen Seeboden zu sehen glaubt. Die weit ausgedehnten Grasfluren (las Fajonales) sind am Chimborazo, wie überall um die hohen Gipfel der Andeskette, so einförmig, dafs die Familie der Gräser (Arten von Paspalum, ^ndropogon, Bromus, Dejeuxia, Stipd) selten von dicotyledonischen Pflan- zen unterworfen werben, wodurch die Vegetation grofse Aehn- lichkeit mit der Steppennatur des nördlichen Asien's zeigt. NurCalceolarien, Compositen und Gentianen, worunter G. ceiniia mit purpurrothen Blüthen, erheben sich in jenen Hochebenen zwischen den gesellig wachsenden Gräsern, welche der gröfsten Zahl nach nordeuropäischen Geschlechtern angehören. Auch stimmt die mittlere Temperatur dieser Höhen ungefähr mit derjenigen des nördlichen Deutschland's, z. B. von Lüneburg in 53° 15'Breite. Der höchste Punkt, welchenHerr Alexander von Humboldt auf der Spitze des Chimborazo erreichte, lag in der Höhe von 18097 Pariser Fufs; nur einige Stein- flechten waren bis über die Grenze des ewigen Schnee's ge- folgt. Die letzten, welche gesammelt wurden, waren Lecidea atrovirens und Gyrophora rugosa Achar. ungefähr in 2820 Toisen Höhe. Das letzte Moos, Grimmia longirostris, grünt 400 Toisen tiefer. Herrn v.Baer's denkwürdige Reise nachNowaja-Semlja* *^) hat eine der gröfsten Lücken in den Quellen für das Studium der wahren Pflanzen- Geographie ausgefüllt. Alles, was wir früher über die Vegetation in der Polarzone, über die Grenzen Europa's hinaus wufsten, das beschränkte sich auf ganz ver- einzelte Nachrichten, jetzt aber, nachdem ein Gelehrter, wie Herr v. Baer das unbekannte' Nowaja-Semlja besucht hat, haben wir eine Schilderung der Vegetations-Verhältnisse dieser Zone erhalten, wie sie nur wenige Gegenden aufzuweisen haben. Es hat sich neuerlichst ergeben, dafs Nowaja-Semlja als eine Fortsetzung des nördlichen üraFs zu betrachten ist, wo- durch es schon im Voraus wahrscheinlich wurde, dafs die Ve- getation jener Inseln mit derjenigen in der Region der Alpen- kräuter des südlichen Ural's übereinstimmen möchte. Doch 122) S. Bulletin sdentlf. publie par VAcademie imperiale des Sciences de Saint -Petersbourg. Tome III. p. 171. 166 wir gehen zu Herrn v. Baer's Schilderungen über das Klima und die Vegetation von Novaja-Semlja über. Nirgends sah man zusammenhängende Grasdecken, welche den Namen einer Wiese verdient hätten, ja nicht einmal eine zusammenhängende Moosdecke; selbst die laubförmigen Flechten gedeihen auf Nowaja-Semlja nur kümmerlich, während die krustenförmigen Flechten jeden Block von Augitporphyr überziehen und auch auf den anderen Gesteinen, doch weniger häufig vorkommen. Dryas octopetala dagegen überzieht in zusammenhängenden falben Rasen trockene Bergabhänge die von Schutt gebildet sind. Das Heidekraut fehlt daselbst, sowie Einpetrum jiigrum, Arhutus alpina, Betula nana, Ledum palustre, Ruhus Chamaemorus u. s. w., kurz alle diejenigen Pflanzen fehlen hier, welche Ref. in seiner Pflanzen -Geographie als characte- ristisch für den südlicheren Theil der Polar -Zone angeführt hat, die er als arktische Zone von der Polar -Zone zu trennen versuchte. Abwesenheit der Vegetation, sagt Herr V. Baer, ist der Character der Nowaja-Semljaer Wüsten; einzeln stehende Individuen der Gattung Draba findet man daselbst. Die Trümmerhaufen der festen Gesteine zeigen die incrustirenden Flechten, Verrucaria geographica ist die ge- wöhnlichste, das Stereocaulon paschale und vereinzelt ste- hende Exemplare von Cochlearia und Papaver nudicaule. Der Felsenschutt ein mehr verwittertes Gestein zeigt rasen- förmig ausgedehnte Pflanzen, wie Silene acaulis, Saxifraga oppositifolia, Arenaria rubella. Dazwischen wachsen Draba alpina und andere Arten, Arenaria ciliata, Myosotis vil~ losa, Dryas octopetala. Der Lehmboden, welcher im Som- mer austrocknet und in 1 — 3 Zoll breiten Rissen in den be- kannten, mehr oder weniger regelmäfsigen Polygonen auf- springt, zeigt Platypetalum purpurascens, Saxifr aga- Avien, als S. Hirculus, Draba verna in vereinzelt stehenden Exem- plaren. In den Furchen sammeln sich allmälich Moose und in diesen wächst Salix polaris, der gemeinste der hiesigen Sträucher, dessen Aestchen ganz kurz sind und nur 2 Blätter mit dem Kätzchen aus der schützenden Decke erheben, neben Eriophorum - Arten. Als Pflanzen des sterilsten Bodens werden angeführt Rhodiola rosea, Erigeron coniflorwn, ein Vaccinium, da?; 167 mit dem holzigen Stamme in engen Felsenritzen sitzt und nur die Blätter hervortreibt, Papaver nudicaule, Ranunculus nivalis y der nur Schneevvasser verlangt und schon in Bliithe steht, wenn der Boden noch nicht über 1*^ erwärmt ist. Fast ebenso genügsam ist Oxyria renifonnis. Aber es giebt auch schön geschmückte Stellen in Nowaja- Semlja, wo die Vegetation alle Farbenpracht gleichsam auf den Boden ausgeschüttet hat, denn die schönen Blumen er- heben sich nur wenige Zoll. Die purpurfarbigen Blumen der Silene acaulis und Saxifraga oppositi/olia, die blauen Blu- men der Rasen von Myosotis villosa waren bunt mit gold- gelben Ranunkeln und Drapa alpina, mit pfirsichblüthigen Parryen, weifsen Cerastien, blauen Polemonen und dem nied- lichen Vergifsmeinnicht gemischt, und machten den Eindruck eines bunten Teppichs. Obgleich diese Vegetation offenbar mit derjenigen der Alpenregion südlicherer Gebirge überein- stimmt, so macht doch Hr. v. Baer die Bemerkung, dafs hier die einzelnen Gewächse in gröfseren Massen, auf Nowaja- Semlja dagegen viel bunter durch einander stehen, so dafs man auf einem Spaziergange von einer halben Werst fast die halbe Flor von Nowaja-Semlja vereint fand. Besonders begünstigte Stellen Init einer ziemlich dichten Pflanzendecke völlig bekleidet, sind auf Nowaja-Semlja sehr selten; die Ranunkeln, jufser Ranunculus nivalis, sind fast nur auf diese humusreichen Stellen beschränkt. Wie soll aber auch auf jenen unwirthbaren Inseln eine bedeutendere Vegetation vorkommen, da der wärmste Monat in Nowaja-Semlja nur so viel Wärme zeigt, als der October in Drontheim, der December in Edinburgh und der Januar im mittleren Frankreich. Hr. v. Baer zeigt nun, dafs jene An- sicht, als gehe im hohen Norden die Vegetation äufserst rasch vor sich, wenigstens für den höchsten Norden nicht richtig ist, denn bei einem 3 wöchentlichen Aufenthalt in einer und derselben Gegend fand man den Fortgang der Vegetation weit langsamer als in niederen Breiten, dort kommen aber nur solche Pflanzen vor, welche eine sehr kurze Vegetationszeit bedürfen, etwa wie bei uns die Frühlingsblumen. Die gemeine Kresse wurde im Mai zu St. Petersburg und im Juli in der Breite von Matotschkin - Schar ausgesäet und die Entwickelung 168 derselben an letzterem Orte ging dreimal so langsam vor. sich als an ersterem Orte; daher ist es denn auch wirklich erklärlich, dafs man beim Eintritt des Winters fast nirgends reife Saamen auf Nowaja-Semlja fand. Pflanzen wie Tussilago frigida, Salix Brayi und das angeführte F^«r;d«iw//i schei- nen sogar nicht einmal zur Bliithe zu kommen, woraus man vielleicht auf ihre Einwanderung von den Küsten der Nach- barschaft schliefsen zu können glaubt. Obgleich auch Herr V. Baer die Annahme einer solchen Einwanderung der Pflanzen als fetwas schwer Annehmbares bezeichnet, so bemerkt er doch, dafs wer diese Gegenden selbst bereist hat, gewifs für dieselben gestimmt sein werde. Die Küsten sind im Allgemeinen immer reicher an Pflanzen, als entferntere Gegenden, und das Eis möchte Herr v. Baer für das beste Mittel zur Strandung der wandernden Saamen ansehen. Die Pflanzen Spitzbergens sind fast ohne Ausnahme in Nowaja-Semlja gefunden, aber auch einige andere Pflanzen sind daselbst, welche man bisher nur in Nordamerika angetroffen hat, und daher auch als eingewan- derte auf Nowaja-Semlja betrachten möchte. Herr v. Baer handelt hierauf sehr ausführlich über die Höhe der ewigen Schneegrenze auf Nowaja-Semlja, kommt aber zu dem Resultate , dafs es unmöglich ist eine allgemeine Bestimmung dafür anzugeben, indem der Einflufs der Locali- täten dabei auffallend grofs sei. T^jotz der geringen Wärme schmilzt gegen Ende des Juli aller Schnee in der Ebene, doch in allen Buchten und Vertiefungen wird der Schnee nicht zum gänzlichen Schmelzen gebracht. In einem so kalten Lande, wo die mittlere Temperatur der Luft so aufserordentlich niedrig ist, da mufs die höhere Erwärmung des Bodens durch die Sonnenstrahlen auf das Vorkommen der Vegetation von höch- ster Wirkung sein, und Hr. v. Baer hat diesem Gegenstande die umsichtigste Beachtung geschenkt. Durch diese höhere Erwärmung der Oberfläche des Bodens wird einmal die unterste Luftschicht und zweitens die der Oberfläche zunächt liegende Erde erwärmt, und wie die Beobachtungen lehren, so findet auch auf Nowaja-Semlja die ganze Vegetation in diesen klei- nen Regionen statt. Nur ganz kurze Wurzeln steigen daselbst in die Tiefe, aber jede längere Wurzel läuft unter der Ober- fläche des Bodens fort. Meistens läuft die Wurzel fast hori- 169 zontal fort und bildet mit dem Stamme einen rechten Winkel. Die Riesenform unter den Sträuchern von Nowaja-Semlja ist Salix lanata ; sie wird spannhoch, während die Wurzeln, oder vielleicht richtiger der unterirdische Stamm die Dicke eines Zolles beträgt, und bis auf 10 — 12 Fufs Länge entblöfst wurde ohne das Ende zu zeigen. Wegen der geringen Erwärmung der Luft, welche sich eigentlich nur auf die unterste Schicht beschränkt, erheben sich die Pflanzen daselbst nur auf 2 — 3 Zoll, die von 4 — 5 Zoll Höhe sind schon seltener, und von 6 Zoll sehr selten. Salix Brayi scheint recht anschaulich zu machen, dafs die Luft in 8 Zoll Höhe nicht mehr genug Wärme erhält um eine Knospe zu entwickeln. Aehnliche interessante Nachrichten verdanken wir Herrn V. Baer*^^) über die Vegetation an verschiedenen Punkten der Küsten des weifsen Meeres, welche mit derjenigen 'von Lappland, die uns so genau bekannt ist, die gröfste Ueber- einstimmung zeigt. An der Ostküste des weifsen Meeres in 65^ 20' n.Br. waren die Abhänge der Winterberge reich mit Bäu- men und Sträuchern besetzt und prangten mit üppigen Paeonien (P. intermedia Meyer), Aconiten, Rosa spinosissima, He- dysarum neglectum^ Polemoniwn coerulium, doch in den Höhen von 150 — 200 Fufs trat wiederum ganz der nordische Character. ein. An der Südküste von Lappland (66*^ 10' n.Br.) war die Vegetation sehr verschieden von der vorher geschil- derten. Hier traten die Ebenen mit Flechten und Moosen bedeckt auf, mit Ruhus Chamaemorus und Vaccinium uligi- nosum durchwachsen. Bei 67" Breite fand Herr v.Baer raseri- förmig sich ausdehnende Wucherungen von Diapensia lappo- nica, Arhutus alpina, Azalea procumbens,Empetrum nigrum und Heidekraut. Doch in der Nähe der Küste sieht man an einzelnen Punkten auch etwas ßaumwuchs. Kornbau findet in diesen Gegenden nicht statt. Aus Herrn A. Erman's **'*) Reisebericht entnehmen wir folgende Beiträge für die Pflanzen-Geographie : In der Nähe Von 123) S. Bullet, scientif. de l'Acad. de St. Petersbourg. IL pag. 132 — 144. 124) Heise um die Erde durch Nord-Asien und der beiden Oceane in deö Jahren 1828—1830. U, Iste Abtheilung. 470 Tobolsk, in 58® n. Breite sind die hügeligen Gegenden mit dichten Wäldern aus Tannen, Fichten, Pappeln und sehr hohen Birken bedeckt. Bei Irkuzk und der nächsten Umgebung (52® n. Br.), wächst Pyrus haccata mit Erbsen - grofsen Früchten ; bei Kjachta sind sie von der Grölse einer Kirsche. Auch wächst bei Neotschinck die wahre Aprikose mit saftloser Fruchthülle aber wohlschmeckenden Mandeln, und dicht daneben die sibi- rische Zirbelfichte. lieber Jakuzk unter 62® Breite giebt uns Herr Er man sehr interessante klimatologische Nachrichten, welche für die Pflanzen-Geographie ganz besonders wichtig sind. Die Boden- Temperatur daselbst zeigte in 50 F. Tiefe — 6® R. und hiemit übereinstimmend ist auch die mittlere Wärme der Luft^^*). In jedem Jahre fällt daselbst die Temperatur unter — 40® R.; den 25. Jan. 1829 sogar bis — 46,4® R. Der letzte Nacht- frost fällt auf den 12. Mai und nun währt der Sommer bis zur Mitte des September. Die mittlere Wärme zu Jakuzk ist im Juni, Juli und August, 11, 15 und 13® R. und oft sieht man daselbst das Thermometer im Schatten unter 20® R. stei- gen. Mehrere Getraidearten , als Sommerwaizen und Roggen werden in der Nähe der Stadt gesäet und tragen 15- bis in einzelnen Fällen selbst 40faches Korn, obgleich der Boden nur 3 Fufs tief ungefroren ist. In den Gärten werden Kar- toffeln, Kohl, Rüben, Radieser und in Mistbeeten auch Gurken gezogen. Selbst von der Lena aus erstrecken sich die Isothermen nicht gerade nach Osten, sondern steigen auch stark nach Norden. BeiAnfscha einen Grad nördlicher als Petersburg und 2244 Par. Fufs über dem Meere, war die Vegetation üppiger als am Brockenkri%e im Harze. Hochstämmiges Laubholz zierte daselbst die Wälder. Bei der Reise über das Aldami- sche Gebirge wurde Betula nana häufig gefunden, welche aber gegen die kalte ;Bergluft empfindlicher ist als die Lärche. Bei 3444 Par. Fufs am Ende des Antscha-Thales standen noch viele Lärchen, wodurch sich die Temperatur -Verhältnisse im östlichen Theile des Aldamischen Gebirges günstiger zeigen als 125) Anmerk. Das Bodeneis soll daselbst nach gang neuen Mittheilungen 382 Fufs Mächtigkeit haben. 171 im westlichen , wo die Baumgränze um lÜOO Fufs niedriger sein soll. Auf dem Kapitanberge standen noch in 3780 Fufs Höhe Lärchenbäume, in 4000 Fufs Höhe waren nur Flechten zu finden. Herr Errwan bemerkt, dafs die Lärche kein Knieholz bildet, wie die Nadelhölzer unserer deutschen Ge- birge. In der Nähe der Arka beobachtete Hr. Er man eine eigenthiimliche Conifere, deren Stamm 3 Zoll im Durchmesser und 10 — 12 Fufs Länge hat, sie wächst ganz gerade und schlank zu mehreren Stämmen aus einer Wurzel, findet sich aber im Winter so stark zur Erde gebogen, dafs sie vom Schnee ein- gehüllt wird . so dafs man darüber hinreitet ohne es zu ahnen. Die Zapfen sollen nur halb so grofs werden, als die der sibi- rischen Ceder, enthalten aber ebenfalls wohlschmeckende Saamen. lu dem Reisebericht des Herrn G. Rose*^^) finden wir die, für die Pflanzen- Geographie sehr wichtige Nachricht, dafs Herr Feder off die Gipfel des nördlichen Ural zu 8 und 9000 Fufs Höhe gemessen hat, wobei dieselben selbst unter dem 66^ n. Br. frei von Schnee sind. Der Schnee findet sich da- selbst nur in den sattelförmigen Vertiefungen zwischen den einzelnen Gipfeln und an den östlichen und nördlichen Ab- hängen. Herr Goeppert^^') hat die Vegetation auf einem in der Tiefe brennenden Kohlenflötze bei Plaenitz unweit Zwickau beobachtet. An einigen Punkten kommt das Flötz daselbst zu Tage und das Ausstreichen desselben bezeichnet im Winter ein von Schnee entblöfster grüner Rasen, im Sommer dagegen ein verdorrter Rasen. An den Hauptausgangspunkten der heifsen Dämpfe beobachtete Herr Goeppert 50 — 54^ R., auf den vorzüglich mit Moos bedeckten hügeligen Erhabenheiten 35 — 36®, in dem mit Gras bewachsenen Theile 14 — 30® R. Hr. Goeppert führt eine grofse Menge von Pflanzen auf, welche auf diesem heifsen Boden wuchsen ; dieselben fanden sich aller- 126) Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere, ausgeführt im Jahre 1829 von A. v. Humboldt, Ehrenburg und G. Rose. Berlin 1837. S. 381. 127) Bemerkungen über das Vorkommen von Pflanzen in heifsen Quellen und in ungewöhnlich wannen Boden. — Dieses Arehiv's 3ten Jahrgang, isten Band. S. 101. 172 dings auch in der nächsten Umgegend aber weniger entwickelt und nicht in voller Vegetation. Der wärmste Punkt war eine mit 6 Zoll dicken Rasen bedeckte Stelle, welche noch in 3 Zoll Tiefe 45^ R. zeigte. So ausgezeichnet diese hohe Boden- Temperatur auch für unsere Gegenden sind, so sind doch ähnliche für gewisse tropische Gegenden sehr gewöhnlicli. An der Küste der Insel Lantao (China) habe ich im August Nach- mittags 3i Uhr, das Wasser einiger Reisfelder zu 36 '^ R. ge- messen, offenbar war der danebenliegende Sand, der ganz mit Pflanzen bedeckt war, noch höher erwärmt, denn zur Mittags- zeit hatte ich die schwarzen Wände des Schiffes bis auf 49,2*^ R. erwärmt beobachtet. Als Einleitung zu dieser Arbeit hat Hr. Goeppert sehr ausführliche historische Nachweisungen über das Vorkommen der Pflanzen in heifsen Quellen und in ungewöhnlich warmen Boden gegeben, welche für künftige Bearbeiter dieses Gegen- standes sehr erwünscht sein müssen. Ueber die geographische Verbreitung der Cacteen hat Herr Zuccarini '^^) bei seiner Bearbeitung dieser Familie sehr ausführlich gehandelt. Das Vorkommen der Cactus-Ge- wächse ist in der neuen Welt vom 49' n. Breite bis zu den süd- lichsten Theilen von Chile beobachtet, und es läfst sich erwar- ten, dafs diese Pflanzen in der südlichen Hemisphäre eben so tief nach Süden hinabgehen, als sie in der nördlichen nach Norden hinaufsteigen. Ihre vertikale Verbreitung geht durch alle Regionen hindurch, «aus der heifsen Ebene der Tropen bis in die Nähe der ewigeu Schneegrenzen. Auf der Westseite von Nordamerika wurden in 44 — 45 '^ Breite noch in bedeu- tenden Höhen einige Arten dieser Familie gesammelt, und Nut t all hat in gleichen Breiten mehrere Cacteen auf den hohen Bergen im Mandan-Districte entdeckt. Auf der Ostseite von Nordamerika sind Opuntien bis zu 41° Breite beobachtet. „Eine so ausgedehnte Verbreitung der Familie, sagt Herr Zuc- carini, läfst natürlich auch eine grofse Mannigfaltigkeit der eigenthümlichen Standorte einzelner Arten erwarten. Es mufs 128) Denkschriften der mathematisch -physikalischen Classe der Königl. Akademie der Wissenschaften zu München. Bd. II. 1837. Auch in der Allgemeinen Gartenzeitung von Otto und Dietrich. Nro. 8, 9 und 10. 1837. mitgetheilt. 173 aber hiebei bemerkt werden, dafs mit Ausnahme der cnltivir- ten Opuntien und Cereen alle übrigen Si)ecies nur auf kleine Distrikte in ihrem Vorkommen beschränkt sind, und dafs des- halb Angaben, wie z. B. von Meyen über das Vorkommen des mexikanischen Cereus senilis auf den Anden von Chili wahrscheinlich auf durch Mangel an Vergleichung herbeige- führten Irrungen beruhen." Ref. freut sich hierüber einigen Aufschlufs geben zu können. Ich habe den Cereus senilis auf den Anden von Chili nicht gesehen, weifs also auch nicht, wie Herr Z. zu jener sonderbaren Angabe kommt; dagegen sah ich einen Cereus in den Cordillern des südlichen Peru, welcher dem Habitus nach dem Cereus senilis unserer Ge- wächshäuser gleich erschien , ja ich habe denselben auf meiner schnellen Reise nicht einmal ganz in der Nähe gesehen, viel weniger näher betrachtet, so dafs er sehr wohl eine andere Species sein kann, doch mufs man dieses nicht zu früh be- haupten, denn die climatischeu Verhältnisse, worin der Cereus senilis in Mexico vorkommt, und die im südlichen Peru, in jener Höhe, wo ich diese Pflanzen fand, sind sich äufserst ähnlich. Auch hat ja Hr. Ljehmann einen Cereus Bradypus aus Brasilien beschrieben, welchen Hr. Pfeiffer mit Cereus senilis Haw. für synonym erklärt. Diese Angaben müssen aber auf wirklichen Vergleichungen beruhen, und dann wäre es am Ende doch noch irrig, wenn man den Cacteen-Arten ganz allgemein ein sehr beschränktes Vorkommen zuschreiben wollte. Ueberhaupt eigenen sich Pflanzen von sehr beschränk- ten Stationen nur selten zu grofser künstlicher Verbreitung, \^as wir doch bei den Cacteen sehen. „ Die Unterlage des Bodens scheint bei den Cacteen ziem- lich gleichgültig zu sein, denn es werden die einzelnen Arten ohne Unterschied auf Kalk, Sandstein, Urgebirge und auf vulkanisch - alterirten Gebirgsarten gefunden." Selbst am See- strande sind sie nicht selten zu finden, besonders Cereen und Opuntien , doch kann Ref. nicht beistimmen, wenn Hr. Z. sagt, dafs sämmtliche Cacteen, mit Ausnahme der Peireskien freien sonnigen Stand verlangen. Alle diejenigen Cacteen, welche ein anhaltend heifses und feuchtes Clima verlangen, und nicht selten parasitisch, d. h. auf den Rinden anderer Bäume vor- kommen, als die Epiphylleen nach Herrmann's Annahme, 174 lind auch viele Rhipsalis- Arten, wuchern am kräftigsten im Schatten ; die Peireskien dagegen, welche mir in ihrem Vater- lande vorkamen, standen ganz frei der Sonne ausgesetzt. Es werden ferner durch Hrn. Z u c c a r i n i eine Reihe von Beobachtun- gen aufgeführt, aus welchen sich ergiebt, dafs das Clima, welches den verschiedenen Cacteen zusagt, von der Hitze der Tropen- länder bis zur Temperatur der kälteren gemäfsigten Zone durchgeht, dafs es also auch für die Cultur unmöglich sei, alle Arten unter gleichen aufseren Einflüssen naturgemäfs zu erhalten, wenngleich auch den meisten Arten eine bedeutende Schmiegsamkeit nicht abzusprechen ist. Für eine grofse An- zahl von mexikanischen Cacteen hat Herr v. Karwinski die natürlichen Standörter und die Höhen, worin dieselben vor- kommen, angegeben und sie in dieser Arbeit des Hrn.Zuccarini publiciren lassen. Der Echinocactus macrodiscus kommt dort noch zwischen 9 und 10000 Fufs Höhe vor. Bei der Betrachtung über die Verbreitung der Cacteen aufserhalb Amerika , neigt sich Hr. Zuccarini zu der Ansicht, dafs Rhipsalis Cassytha auch auf Isle de France und Bourbon, sowäe Cereus ßageUiformis auch in Arabien einheimisch sind, und daselbst nicht etwa in einem verwilderten Zustand über- gegangen sind. Dafs in Indien Opuntien vorkommen, ist als eine ganz ausgemachte Sache zu betrachten, doch über die Verbreitung der Opuntien in Afrika und dem südlichen Europa sind wenig sichere Nachrichten vorhanden. Desfon- taines führt die gelbblühende Opuntia für die Barbarei an; in Griechenland ist sie sehr häufig. In Tyrol kommen die Opuntien bis zu 47" Breite; im nördlichen Italien wachsen nur Opuntia italica Tenore und 0. vulgaris Mülle?', im süd- lichen Italien dagegen mehrere Arten. In Spanien sind die Opuntien so zu Hause, dafs hier zum Theil die Frage ent- steht, ob nicht einige Arten von Spanien nach Amerika, oder von Amerika nach Spanien gekommen sind. Die Opuntia Tuna de Castilla wird in Amerika ganz vorzüglich der schönen Früchte wegen gebauet. Audi über die Benutzung der verschiedenen Cacteen giebt Hr. Zuccarini eine ausführliche Uebersicht. Die Opuntien und die hohen stachelichen Cereen werden zu Hecken und zur Befestigung von Verschanzungen benutzt; dafs Holz der f 175 Cactcen liefert ein vortreflfliches BrennmateriaJ, welches in holz- armen Gegenden vielfach benutzt wird, ja in der Umgegend von Copiapo selbst zum Kupferschmelzen. Ref. hat öfters das trockene Holz der Cereen und Opuntien zum Brennen be- nutzt und fand es nur defshalb vortrefflich, weil es im trocke- nem Zustande sehr schnell brennt; das Kupferschmelzen in der Provinz Copiapo, dem nördlichsten Chile, vermittelst Cactus- Holz ist aber nicht mehr im Gange, ja man kann daselbst mitunter Tage lang reisen, ohne einen einzigen Cactus zu Gesicht zu bekommen. Vielleicht hat man diese Gewächse so schonungslos ausgerottet, als man vor 100 Jahren die Bearbeitung der Ku- pfererze daselbst mit dem gröfsten Enthusiasmus anfing. Auf der mexikanischen Hochebene gewähren die stundenlangen Ge- biisclte von Cereen, Opuntien und Echinocacten in der trocke- nen Jahreszeit den Heerden von Hornvieh ein Mittel den Durst zu löschen. In Mexico werden die zarten Triebe der Opuntia Nopalilio wie Kohl als Gemüse gegessen und das Fleicsh des Echino cactus cornigeus u. A. m. wird wie Kürbisschnitte in Zucker eingekocht. Die Früchte der Opuntien werden be- kanntlich überall gegessen und in manchen Gegenden mit gro- fser Leidenschaft. Die beliebtesten Arten sind in Mexiko der Alfajayuca und die Tuna de Castilla. Erstere hat Früchte von dem Umfange einer starken Mannsfaust: sie ist grün oder gelblich von Farbe, fast dornenlos und enthält ein süfses weiches Fleisch. Die Früchte der Cereen werden auch in verschiedenen Gegenden gegessen (die Früchte des Cereus chilensis schmecken sehr fade, werden aber vom Volke viel gegessen. Ref.) Durch Cultur werden auch diese Früchte sehr veredelt. Eine ähnliche Arbeit haben wir auch durch Herrn Jas Bateman*^^) über die Verbreitung der Orchideen erhalten. Diese prachtvolle Pflanzen 7 Familie hatte zu Linne's Zeiten nur 100 Arten aufzuweisen und gegenwärtig haben sich die- f selben bis auf 2000 vermehrt. Europa hat nur wenige Orchi- deen, dieselben treten erst zahlreicher und schöner auf, je ^mehr man sich der heifsen Zone nähert, in deren feuchten Gegenden sie in bewunderungswürdiger Artenzahl und Farben- 129) The Orchidaceae of Mexico et Guatemala. I. Fase, fol 176 pracht der Blumen auftreten, und hierin alle anderen Pflan- zenfamilien übertreflfen. Afrika, Asien und Amerika werden sich wahrscheinlich in die vorhandene Zahl der Orchideen gleich- mäfsig theilen; aber einen jeden dieser Erdtheile scheinen ei- nige characteristische Formen eigen zu sein, so dafs der Ken- ner schon aus der Physiognomie der Pflanze deren Vaterland angeben könnte. Die Formen mit hängenden Stengeln und reizend schönen Blumen vieler Dendrobien, Aerides und deren Verwandte geben den Character der schönen Orchideen-Flor Indien's, welche stark contrastirt gegen die Form der Bulbo- phyllen, oder der langen Anhängsel der Angraaeum-Arten von Afrika. Amerika zeigt dagegen die aufrechtstehenden Formen der Epidendrum-Arten, die langen, einzeln stehenden Blüthen- Aehren vieler Orchideen und eine grofse Mannigfaltigkeit von grofsartigen und wunderbaren Formen, mehr als irgend eine andere Gegend der Welt. In eine weitere statistische Untersuchung über die Ver- theilung dieser verschiedenen Orchideen-Formen kann man ge- genwärtig wohl noch nicht eingehen. lieber die pflanzengeographischen Verhältnisse der preu- fsischen Rheinprovinz hatHerrPh. Wirtgen ^^^) eine schätzens- werthe Arbeit geliefert. Zuerst werden die physikalischen Ver- hältnisse der Oberfläche jenes Landes erörtert, als Lage, Grän- zen, Gröfse, Klima, Vertheilung der Gebirge mit Angabe de- ren höchsten Punkte, wozu eine sehr grofse Anzahl von ge- messenen Höhen aufgeführt werden. Nach dem Culturzustande zerfällt die Oberfläche der Rheniproviuz in: Morgen Morgen Aecker . . . 4,337,691, Wild- und Schiffelland 673,467 Waldungen . . 3,148,713, Wege und Flüsse . 297,573 Wiesen und Weiden 905,313, Gärten und Baumplätze 240,841 Oede Ländereien 870,396, Weinbergen . . . 44,756 In Summa 10,217,450 Man wird aus diesen Angaben leicht ersehen, dafs die preufsische Rheinprovinz, worin gegenwärtig mehr als die Hälfte der Oberfläche in sorgfältig cultivirtem Boden besteht, 130) Erster Jahresbericht des botanischen Vereins am Mittel- und Niederrhein, Bonn 1837. S. 63-133. / 177 worin nur noch -j mit ziemlich lichten Waldungen bedeckt ist und nur j~ der Ländereien öde liegt, dafs ein solches Land in früheren Jahrtausenden etwas anders ausgesehen haben mufs, als gegenwärtig, und dais demnach durch das Lichten der Wäl- der und das Austrocknen der Sümpfe auch der Charakter der Vegetation selbst im Wesentlichsten etwas verändert sein mufs. 13ei der Betrachtung der Vegetation der Rheinprovinz in statistischer Hinsicht giebt Herr Writgen eine Tabelle über die Anzahl und die arithmetischen Verhältnisse der wildwach- senden Pflanzen, woraus ich einige Angaben über die hauptsäch- lichsten Familien entnehme. Die Anzahl der Phanerogamen beträgt 1480; die Dikotyledonen verhalten sich zur Gesammtzahl = 1 ; 1,29, die Ranunculaceae =: 1 :30,8, die Papaveraceae und Polygaleae = 1 : 296, die Cruciferen z=^ 1 : 18,5, die Rit>- saceen = 1 I 30,8, die Leguminosen z^ 1 : 18,7, die ümbelli- feren = 1 l 24,3, die Compositae = 1 : 10, wobei sich die Ci- chorinae = 1 : 28 verleiten. Die Labiaten = 1 : 21,1, die- Scrofularinen = 1 : 26,8. Die Monocotyledonen rs 1 : 4,1, die Gramineen = 1 1 12,9 und die Cypera<5een =11 18. Zu al- len diesen Angaben hat Herr W. noch Vergleichungen mit d«n Verhältnifszahlen derselben Familien anderer benachbarter Län- der angegeben. Auch ist eine Tabelle über die Lebensdauer der rheinischen Pflanzen mitgetheilt ; die 1480 Phaneroganen zerfallen darnach in 307 einjährige, 117 zweijährige, 913 pe- rennirende und in 143 Holz-Gewächse u. s. w. In dem dritten Abschnitte wird die Physiognomie der Ve- getation der Rheinprovinz characterisirt; es sind fast durch- gängig Laubhölzer, welche die dortigen Waldungen ausmachen, und zwar die Rothbuche, die Eiche und Birke, während die Weifsbuche, die Ulme, die Eiche, der Spitzahorn u. A. m. meist nur vereinzelt auftreten. Unter den Gesträuchen sind zu nen- nen: der Haselstrauch, die Erle, vorzüglich Alnus glutinosa, der blutrothe Hartriegel, der Mefsholder (Acer campestre). Einen eigenthümlichen Anblick gewähren die Felsen des Mo- selthales durch die ungeheure Menge des Buxbaumes (ßuxus sempervirens), welcher mit seinem dunkeln Braungrün die Abhänge bekleidet und der Gegend ein fremdes Ansehen giebt. Am kräftigsten zeigt sich der Baumwuchs auf basaltischem Bo- den. Wegen der geringen Erhebungen, welche die Rheinpro- IV. Jahrg. 2. Band. -[2 178 vinz aufzuweisen hat, da der höchste Punkt, die Spitze des Hochwaldes 2405 rli. F. erreicht, fehlen alle eigentliche Ge- birgspflanzen, nur die Schatten-liebenden Waldpflanzen, als Co- rydalis hulbosa und tuberosa, Anemone ranunculoides, Vinca minor, Dentaria hulbifera u. s. w. zieren den Boden der höhern Gebirgsabhänge, wie auch die Wälder der Ebene. Nadelhölzer zeigen sich eigentlich nur auf den höchsten Spitzen des Hundesrücken, können aber hier, wegen der Beschaffenheit des Bodens zu keiner grofsen Ausdehnung gelangen. Herr W. unterscheidet die Vegetation jener Gegenden in die einer un- teren und einer oberen Region ; die obere Grenze des W ein- baues (c. 800 Fufs absolute Höhe) wird hier als Grenze fest- gesetzt und viele Pflanzen werden aufgeführt, welche, wie es scheint, über diese Grenze nicht hinausgehen. Bei den Untersuchungen über den Einflufs der geognosti- schen Beschaffenheit des Bodens auf die Vegetation kommt auch Herr Writgen zu dem Schlüsse, dafs man der Tempe- ratur, der Feuchtigkeit und dem Aggregatzustande des Bodens wichtigern Einflufs zuschreiben müsse, als seiner geognosti- schen Beschaffenheit. Es werden Beobachtungen angeführt wie verschieden Kalk und Schiefer, in Verbindung mit Licht, Wärme und Feuchtigkeit auf die Entvvickelung der Vegetation einwirken. Auf den Schieferbergen am Rhein wurde auch CypTipedium Calceolus beobachtet!! In der Eifel, auf der Grenze des Thonschiefers und des Kalkes, wird nur auf Letz- terem Spelz und auf Ersterem Roggen gebauet, und der Land- mann unterscheidet daher Spelz- und Roggenboden; in dem Rheinthale aber, wo das Clima und die äufsere Beschaffenheit des Bodens das Gedeihen der Feldfrüchte so besonders begün- stigt, kennt man diesen Unterschied nicht. Auch über die eigenthümliche Verbreitung einiger Pflan- zenspecies finden sich in dieser Arbeit interessante Mitthei- lungen. Herr Siegmund Graf^*^^) hat ähnliche Untersuchun- gen über die Vegetations- Verhältnisse des Herzogthums Krain 131) Versuch einer gedrängten Zusammenstellung der Vegetations- Verhältnisse des Herzogthums Krain. Laibach 1837. 8. ~ Auch enthalten in der Linnaea von 1837. iiütgetheilt und obgleich auch dieses Land keine auggezeichnete natürliche Grenze besitzt, so geben doch dergleichen specielle Jiearbeitungen kleiner Ländertheile, immer mehr oder weniger >vichtige Thatsachen für das grofse Gebäude, welches die Pflan- zen-Geographie aufzurichten sich bestrebt. Krain ist bekannt- lich ein sehr unebenes Land und umfalst 1,735,694 Wiener Joche (zu iöOO nKlafter) Oberfläche, wovon fast y mit! Wal- dungen bedeckt ist, -i- cultivirt wird, etwa ^ in Wiesen und Weiden besteht und welches nur weniges unproductives Land aufzuweisen hat. Der höchste Berg in Krain, der Terglon, ist 9036 W^ Fufs hoch und mit ewigen Schnee bekleidet. In der Ebene von Krain sind Weinberge und Obstgärten vorhanden, im wärmeren Innerkrain selbst Feigen, Granatäpfel und Lauras nohilis, Zyz'iphus vulgaris u. s. w« wachsen hier. Die Hauptmassen der Wälder in Krain bestehen dagegen ganz aus eben denselben Laubhölzern, welche in unserm Deutsch- land die Wälder zieren ; es fehlen freilich die Höhenangaben für diese Wälder ganz und gar, obgleich es das Wichtigste ist, doch möchte Ref. vermuthen, dafs dieselben über 15 — 1600 Fufs hinaus gelegen sind, weil die gröfste Menge der gemes- senen Höhen dieses Landes zwischen 2 und 3000 Fufs liegen, daher mufs auch hier, nach den von mir tiuf^estellten Grund- sätzen, die Region der Laubhölzer herrsbhen und der Character der Vegetation mufs demnach ähnlich demjenigen auf der nörd- lichen Seite der Alpen sein. Auch die Unterhölzer, d. h. die Gesträucher, sind ganz dieselben, welche überhaupt in den Eb'^nen Deutschlands vorkommen. * In den Gärten von Laibach (46*;2' -Nv B.) überwintern eine Menge von Pflanzen der subtropischen Zone, als Magno- lien, Laur US Sassafras, yiucuha j'aponica u. s. w. Krain ist so reich an Pflanzen, dafs Herr Graf fast -j der gesammten Pflanzen Deutschland's daselbst gefunden hat, nämlich 1654 Arten. Die Familie der Compositeji enthält 8j7 der gesamm- ten Artenzahl; die Gramineen 13,8, die Papilionaceen 15,6, und die ersteren sind auch an Anzahl der Individuen die reichhal- tigsten. Die Umbelliferen betragen 19,2 der Artenzahl; die Cruciferen 20,4, die Personaten 21,0, die Labiaten 21,2, die Rosaceen 23,0, die Cyperoideen 25,4, die Ranunculaceen 27,1 und die Cargophyllacccn 27,5. 12* 180 / . , Herr Graf *^^) hat auch eine Menge von Pflanze aiifge- fiilirt, welche in verschiedenen Monaten auf dem Grofskahlen- berg bei Laibach blühen. Eine überaus werthe Arbeit haben wir von Herrn Au- guste de Saint-Hilaire ' ^^) über die ursprüngliche Vege- tation eines Theiles von Brasilien erhalten, dessen botanische Schätze derselbe so sorgfältig erforscht hat. So wie die Ve- getation in den kultivirtesten Ländern von Europa gegenwärtig ein ganz anderes Ansehen haben mufs, als vor einigen tau- send Jahren, so bemerkt man auch schon gegenwärtig, in ver- schiedenen Gegenden Brasilien, eine grofse Veränderung in dem Character der Vegetation durch den Einflufs der Cultur des Bodens. Eine weit ausgedehnte Strecke des brasilianischen Amerika's, sagt Herr v.Saint-Hilaire hat beseits ihre Physiognomie geändert; ein grofses Farrnkraut (Pteris caudatd) und Sac~ charum, Sape ersetzen die grotesken Wälder, und in den unermefslichen Räumen scheinen alle Pflanzen vor dem Ca- pim godura {Melinis minutiflorä) zu fliehen. Europäische, afrikanische und nordamerikanische Pflanzen folgen dagegen den Schritten des Menschen. Doch auch die primitive Vege- tation zeigt in der Provinz Minus geraes so grofse Verschie- denheiten, dafe man denselben besondere Bezeichnungen bei- gelegt hat. Das ganze Land zerfällt in Matos und in Campos. Die Wälder sind entweder primitiv (JMatos virgens) oder sie sind durch die Menschen angelegt. Die Catingas sind weni- ger üppige Wälder, welche jährlich ihre Blätter abwerfen; sie sind durch Herrn v. Martins vortrefi"lich geschildert. Die Carrascos bedeuten niederes Gehölz , welches aus 3 — 4 Fufs hohen Sträuchern besteht; die Carrasquenos dagegen bilden einen Uebergang zwischen den Carrascos und den Catingas, ihre Bäume sind höher als im Ersteren. Die Campos sind Ebenen, welche, mit Kräutern bedeckt, rund umher die Matos einfassen; sie sind ursprünglich und durch die Menschen her- vorgerufen auf dem Boden der zerstörten Wälder. Man glaube 132) DerGrofskahlenbergbeiLaibach. — F/om von 1837. Nro. 42. 133) Tahleau geograj)hique de la Vegetation primitive dans la Vrovince de Minas Geraes. Paris 1837. Hvo. — Extr. des Notiv. Ann. des Voyages. 181 jedoch nicht, dafs die aufgeführten Verschiedenheiten der bra- silianischen Vegetation so genau begrenzt sind, wie es in deil Schriften angegeben wird, überall wird man fmden, dafs lieber^ gänge ans de^n einen in die anderen dazwischen liegen, so auch von den Carrascos bis zu dem wirklichen Campos. Herr v. Saint-llilaire giebt hierauf eine interessante Schilderung von der Physiognomie der Vegetation, welche dieselben in den verschiedenen, vorhin aufgeführten Zuständen der Provinz Minas geraes darbietet, worüber auch unsere deutschen Naturforscher, welche jene Gegenden bereisten, so herrliche Arbeiten geliefert haben. In Herrn llooker's Companion to the Botanicul Ma- gazine findet man auch in dem Jahrgange 1837 sehr^ wichtige Arbeiten für die Pflanzen-Geographie, welche Ref. jedoch nur den Namen nach anführen kann, da dieselben zu sehr in das Specielle eingehen, um hier im Kurzen wiedergegeben werden zu können. Vor Allem ist die schöne Abhandlung von Allan Cunningham *^*) anzuführen, welche eine Zusammenstellung sämmtliclier, bisher auf Neu Zeeland gefundenen Pflanzen nach natürliclien Familien enthält. Ferner James Backhouse ^^^) Bemerkungen über die efsbaren Pflanzen von Van Diemen's Land, worunter die Wurzehi von Pterh escideiita eine Haupt- rolle spielen; sie sind oft von der Dicke eines Mannes Dau- men und ziehen sich dicht unter der Oberfläche der Erde hin. Die Wurzelknollen einiger Orchideen, wie z. B. die Gasirodia sesamoides bilden die dortigen Kartofi'eln u. s. w. Von Cy- hotimn Bdlardieri und Alsophüa australis essen die Einge^ bornen das Herz. Die übrigen Nahrungs- Pflanzen sind wahr- lich ohne Bedeutung und können nur dem Hunger einige Abhülfe thuen. — Des unglücklichen Douglas *^^) literarischen Nachlafs, 134) Florae Insularum Novae Zelandiae precursor: or a specimen of the Botany of the islands of neio Zealand. — Companion etc. IL p. 222', 327 und 358. 135) Sofne Remarks on the Roots aud otJier indigenous Esculeiits of Van Diemen's Land. — Companion. IL p. 39. 136) Memoir of the Ufe of David Douglas with aportrait. — His sketsch of a Journey to the N. Western parts of Atnerica, His letters from the Columbia, his Journey across the Rocky Mountaifis 182 bestehend in Briefen, welche er an seine Freunde nach Eng- land gesandt hat, finden wir ebenfalls in Hook er 's Com- panion mitgetheilt. Es finden sich viele, für die Pflanzen- Geograpliie sehr brauchbare Mittheilungen darin zerstreut ; die auffallendste von Allen sqjieint mir die Nachricht von einem riesenartigen Cactus, welchen Du glas auf den Galla- pagos beobachtete; der Stamm desselben ist 2 — 3Fufs im Durch- messer und 40 bis 50 Fufs hoch. Der Cactus gehört zur Gattung Opunüa und hat lange und breite gelbe Blumen und sehr lange flexible Stacheln. Herr Beilschmid ^^'^) dem die Botanik und haupt- sächlich die Pflanzen- Geographie die gröfsere Verbreitung vieler der interessantesten Schriften verdankt, hat W atson* s Remarks on the geogr. Distribution o/ British plants, chießy in connection with Latitude, Elevation and Climate. London 1835; übersetzt und mit interessanten Beilagen und Anmerkungen versehen; auch dieses Werk ist durch Herrn Beilschmied gleichsam neu herausgegeben, denn bisher haben wir dasselbe nicht einmal in Berlin gekannt. Als eine Folge der Publication des vorhergenannten Werkes ist die Arbeit des Herrn R. Schneider ^^^) zu betrachten, worin eine sehr hübsche Vergleichung der Vegetation von Schlesien mit derjenigen von Grofsbritannien vorgenommen ist, wobei besonders die Zahlenverhältnisse zwischen den briti- schen und den schlesichen Pflanzen, welche in Tabellen neben einandergestellt sind, in die Augen fallen. Herr Schneider hat im vergangenen Jahre auch Beiträge zur schlesischen Pflanzenkunde (Breslau 1837) herausgegeben, welche aber Ref. nicht zu sehen erhalten konnte. -In einer ausführlichen Abhandlung: Ueber die Eigenthüm- lichkeiten der Flora der Torfmoore in der Umgegend von to Hudson's Baij. etc. etc. — Companion etc. IL p. 19, 82^ 98^ 105^ 107, 113, 124-178. 137) Bemerkungen über die geographische Vertheilung mid Ver- breitung der Gewächse Grofsbritanniens, besonders nach ihrer Ab- hängigkeit von der geographischen Breite, der Höhe und dem Klima Breslau 1837. 138) Vergleichung der schlesischen Flpra mit der britischen nach Watson's Angaben. — Flora v. 1837. Nro. 33 und 31 183 Oreifswald '^^) hat Herr llornschuch alle die Pflanzen spe- ciell aufgeführt, welche sowohl bei der Torf Bildung in dortiger Gegend Antheil haben, als auch diejenigen, welche auf einem solclien Moorboden vorzüglich gern wachsen. Die verschie- denen Torfmoore jener Gegend zeigen in ihrer Beschaffenheit grofse Verschiedenheiten und jedes derselben hat etwas Eigen- thiimliches, was sich auch in der Flora derselben ausdrückt, lieber die Bildung des Torfes in den Torfgruben giebt Hr. H. folgende Mittheilung: Das Sphagnum ciispidatum überzieht allmählig die ganze Oberfläche des Wassers der Grube, sinkt durch seine eigene Schwere mit den darauf wachsenden an- deren Pflanzen unter und füllt jene aus oder bildet schwim- mende Inseln, und seine Stelle vertritt alsdann Sphagnum acuü/oliiim. Diese allmählige Umwandlung der Vegetation in diesen Gruben wird durch folgende Stufen bezeichnet. Das Sphagnum cuspidatum, setzt sich an einer Seite der Grube fest und dicht zusammen, schwimmt aber noch in Wasser und wird von Wasser umgeben, in welchem Equisetum limosum und Carex filiformis vegetiren, während an den übrigen Sei- ten der Gruben von den Wänden derselben aus Juncus uligi- nosus die Wasserfläche zu überziehen beginnt. In älteren- Gruben überzieht Sphagnum die ganze Oberfläche, auf und zwischen ihm siedeln sich Schoenus albus, Eriophorum va- ginatum, Comarum palustre in einzelnen Stücken, Drosera intermedia an und die unter dem Wasser schwimmenden Rhizome \on Equisetum limosum durchbrechen jene Pflanzen- decke mit ihren Halmen u. s. w.' Herr Unger*'*^) hat bei der Versammlung der Natur- forscher zu Prag einen Vortrag gehalten, worin er neue An- gaben aufgeführt hat, um seine Ansicht über die Abhängigkeit gewisser Pflanzenformen von der Qualität des Bodens zu ver- theidigen ***). Herr Unger hat seine neuen Beobachtungen in der Umgegend von Grätz in Steiermark gesammelt; er hat daselbst eine Menge von Pflanzen aufgefunden, welche er als kalkstete bezeichnet und wiederum andere, welche zu den 139) S. Flora von 1837. Nro. 47 und 48. 140) Flora von 1837. Nro. 40. 141) S. den vorjährigen Jahresbericht S. 113. 184 kalk -holden gehören. Es ist hinreichend bekannt wie ver- schieden die Ansichten der Botaniker über diesen Gegenstand sind; die Gegner der von Herrn Unger vertheidigten Mei- nung können indessen ebenso viele Thatsachen gegen jene Ab- hängigkeit der Pflanzen von dem geognostischen Character des Bodens aufführen, als Herr Unger dafür ausgesprochen hat. Eine selir reichhaltige und äufserst fleifsige Arbeit des Herrn Sauter v. Bregenz: Ueber die Vegetations-Verhält- nisse in der Gegend um den Bodensee und in einem Theil Vorarlbergs ^*^), so wie die Schilderungen der Herren Tom- masini ^*^) und Brunner ***) kann Ref. leider nur an- führen, da sie mehr von lokalem Interesse sind imd ihre vielen speciellen Angaben eine allgemeine Darstellung ihrer Resultate nicht wohl erlauben. Sehr wichtig für eine künftige Bearbeitung der Pflanzen- Geographie der Südsee-Inseln ist Herrn Guillemin's ^'*^) Zephyritis Taitensis; in Verbindung mit Herrn Endlich er's Bemerkungen über die Flora der Südsee-Inseln, und der schö- nen Arbeit über Neu-Zeeland, welche S. 181 angezeigt wurde, eignet sie sich ganz besonders in einer speciellen Bearbeitung in statistischer Hinsicht. Herr F. A. W. Miquel ^*''') hat eine Abhandlung über das Auftreten des Sargasso in dem danach benannten Sar- gasso- Meere gegeben, worin einige Punkte sind, welche die Pflanzen-Geographie zunächst berühren. Hr. M. hat sich eben- falls überzeugt, dafs die h&iAQn Sargassum-Avien Agardh's, iS*. vulgare nämlich und iS". hacciferum zusammengehören und nur eine Art bilden, für welche Hr. M. den Namen Sargassum Columbi vorschlägt, indem dieser kühne Seefahrer am 16. Sept. 142) Flora von 1837. I. Beiblätter. S. 1. 143) Ausflug von Görz auf die Krön -Alpe und iu das Reibler- Thal in Kärnthen. — Flora von 1837. Nro. 5 und 6. 144) Ausflug in's Zermatt-Thal im Julius 1836. — Flora von '1837. Nro. 10. 145) Enumeration des jtlantes decouvertes pur les voyageurs daus les Isles de la Societe principalement dans celle de Taiti. — Ann. des sclenc. natur. 1837. /. 146) Over het Sargasso ofZeehroos. — Tijdschrift voor Natnur- lijice Geschiedenis en Physiologie uitgeg. door v. d. Hoeven en d. Vriese 1837. IV. 1 en % p. 25—41. 485 1492 (Ue Sargasso - See berührte. Nach dem unter den Bota- nikern gebräuclilichon Gesetzen, dürfte indessen eine solche Naniens-Umänderung nicht allgemein Beifall finden ; die Pflanze, welche in der Sargasso-See undierschwimmt, ward von L i n n e e Fuchs natans genannt und ist mit Fucus natans Tum. identisch; Gmelin that gewifs unrecht, als er obige Pflanzen Fucus Sargasso nannte. Der Gattungname ist nun zwar verändert, aber es ist kein Grund vorhanden den Linn ee 'sehen Speciesnamen umzuändern, daher inufs dieser Tang Sargassum natans heifsen, obgleich man spater gefunden hat, dafs die- selbe Art auch festsitzend angetroffen wird. Herr Miquel kommt zu der Frage über den Urprung jenes herumschwimmenden Tanges und meint, dafs wenn mau annimmt, dafs derselbe losgerissen ist und nur einige Zeit hindurch leben bleibt, man nicht sehr von der Analogie ab- weicht. Hierauf werden verschiedene Zweifel gegen die An- sicht des Referenten aufgestellt, welcher beobachtet hat, dafs die umherschwimmenden kleinen Exemplare jenes Tanges ganz deutlich zeigen, dafs sie niemals festgesessen haben, dafs man also auch nicht nach dem Boden zu suchen habe, worauf sie entstanden sein möchten, sondern da(s die Oberfläche des Wassers, worauf sie schwimmen, als solcher zu betrachten sei. Die Zweifel, welche Hr. M. gegen des Ref. wirkliche Beob- achtung aufstellt, sind jedoch sehr leicht zu beseitigen; überall wo Hr. M. glaubt, dafs meine Beobachtung (Ich habe über jenen Gegenstand nicht eine blofse Ansicht aufgestellt, son- dern wirkliche Beobachtungen mitgetheilt! Ref.) ohne Analogie ist, da habe ich wirkliche analoge Fälle aufgeführt und spätere Beobachtungen haben meine Kenntnisse hierin noch erweitert. Alle Exemplare jenes schwimmenden Tanges, welche Hr. M. aus dem Sargasso-See erhalten hat, haben einen kurzen Hanp<>- stengel, was Ref. sehr erklärlich findet, denn jener Tang schwimmt in mehr oder weniger grofsen Massen umher, wo- von einzelne die Länge von 2, 3, 5 Fufs und darüber errei- chen, und jeder derselben hat Hunderte und selbst Tausende von Stengel, Aesten und Zweigen '*') aufzuweisen. Diese 147) An merk. Man darf aber nicht übersehen, dafs alle diese Theile nur blattartige Gebilde sind, und dafs ein Tang weder einen 186 grofsen Exemplare sind es aber, welche die Seefahrer auffi- schen, um ihren Freunden in der Heimat dergleichen Pflanzen mitzubringen , und ganz nach ihrem Belieben werden die Sten- gel und Aeste von dem aufgefangenen Exemplare aufgefischt. Ref. überzeugte sich sehr bald , dafs die Untersuchung jener grofsen Exemplare nicht zum Ziele führen kann; er fischte defshalb nach den kleineren und nach den kleinsten, welche das Räthsel sehr bald lösten, und die von ihm mitgebrachten Exemplare beweisen seine Angaben. Absterbende oder abge- storbene Exemplare jenes Tanges hat Ref. in der Sargasso- See nicht bemerkt, sie können demnach nur sehr selten sein. Da sich nun die Frage über den schwimmenden Tang in der Sargasso-See alljährlich wiederholt, und besonders häufig in der Akademie der Wissenschaften zu Paris zur Sprache gebracht wird, so Übersand Ref. ein Exemplar jener Pflanze an diese berühmte gelehrte Gesellschaft, damit doch wenig- stens ein Factum festgestellt werde, dafs nämlich diese Pflanze nie festgesessen habe. Obgleich nun dieser Gegenstand an den übersendeten Exemplare ganz leicht zu entscheiden ist, so hat doch ein gelehrtes Mitglied der Akademie, ofiTenbar ohne das Exemplar zu untersuchen, gemeint, dafs es dennoch wohl abgerissen sein könne. Nach Feststellung jenes Factums, dafs die umherschwim- menden vollständigen Tangen in der Sargasso-See, nicht fest- gesessen haben, kommt man allerdings zu der Frage, woher denn die Saamen jener Pflanzen gekommen sind, diese Frage ist aber wohl nicht schwer zu beantworten, wenn man die starken Strömungen berücksichtigt, welche in und um die Sargasso-See herum herrschend sind; besonders da wir wissenv dafs die festsitzenden Exemplare des Sargassum natans an der amerikanischen Küste und wahrscheinlich auch an den Ufern der Azoren u. s. w. Früchte tragen. Stengel noch eine Wurzel in der Bedeutung der höheren Pflanjjen hat^ wefshalb schon gar keiue Gründe für Herrn MiquePs Ansicht sind, dafs jener Tang nicht herumschwimmend gebildet sein könne, sondern mUsse aufrecht gewachsen sein. ISericIlt über tlie Leistungen in der Entoinologio ^ während des Jahres 1837 von Dr. W. F. Erichson. Uiirch eine lebhafte Thätigkeit in allen Zweigen der Ento- mologie wird der Umfang dieser Wissenschaft jährlich bedeu- tend erweitert: wetteifernd haben aucl\ im vergangenen Jahre die meisten Länder Europa's ihre Beiträge zu diesem Zwecke geleistet. Die besonderen, der Entomologie ausschliefslich ge- widmeten Vereine in Frankreich und England haben ihre Schriften in derselben Weise wie in früheren Jahren erscheinen lassen, nämlich die Amiales de la Societe entomologique de France, t VI., die Transactions of ihe Entomogical Society of Lon- don, Fol. II. p.I., und The Entomogical Magazine, VoL 'IV, (Letzteres konnte Ref., aller Bemühungen ungeachtet, unglücklicher Weise nicht zur Benutzung erlangen, und zu seinem eigenen gröfsten Mifsbehagen sieht er sich genöthigt, die mannigfachen interessanten Beiträge, die es enthält, unbe- rücksichtigt zu lassen.) In Rufsland ist die entomologische Thätigkeit in nicht geringerem Grade lebendig, und mit Recht besonders auf die Erforschung der eigenen höchst interessan- ten und reichhaltigen Fauna (vorzugsweise der Käfer) gerich- tet, und fehlt auch ein besonderes entomologisches Blatt in diesem Reiche, so ist doch in dem Bull, de la Societd Impe- riale des Naturalistes de Moscou der der Entomologie zu- gehörende Inhalt so reich und fast überwiegend, dafs man es wohl für eine entomologische Zeitschrift ansprechen kann, der es bei so reichen Beiträgen, wo unter Anderen einer der er- sten Entomologen, Hr. Graf Mannerheim, seine Theilnahme IV. Jahrg, 2. Band. 13 188 an derselben bekundet, an wissenschaftlichem Gewicht nicht mangelt. Deutschland und Schweden, beide im vergangenen Jahre ohne eigene periodische Schrift, sind in der Förderung besonderer entomologischer Werke nicht zurückgeblieben. Letz- teres besonders hat in der Schön her r'schen Bearbeitung der Rüsselkäfer einen Punkt zur Vereinigung seiner Kräfte ge- funden. ^ Von einem allgemeineren Interesse ist ein Werkchen, welches Herr A. Keferstein über die Naturgeschichte der schädlichen Insecten, und zwar zunächst der den Menschen und den Thieren schädlichen Insecten herausgegeben hat, und worin mit ungemeiner Belesenheit alle hierauf Bezug habenden Beobachtungen zusammengetragen sind. Gleichfalls für einen weiteren Kreis von Lesern bestimmt ist: Kort Underrättehe om Scandinaviska Insecters, all- männarc Shada och Nytta i Ilushallningen. En Handbok för Landtbrukare och N aturforskare af G. Dahlhom, worin der treffliche und durch seine hymenopterologischen Ar- beiten bereits rühmlich bekannte Verfasser entomologische Kenntnisse unter seinen Landsleuten zu verbreiten bemüht ist, und sowohl eine allgemeine Einleitung in das Studium der Entomologie, eine Charakteristik der verschiedenen Ordnungen und Familien und der bekanntesten und gewöhnlichsten Arten derselben zugleich mit ihrer ganzen Naturgeschichte giebt, als auch das specielle Interresse seiner Leser in der Art berück- sichtigt, als er die theils durch ihre eigene Naturgeschichte, theils für unsere Oekonomie merkwürdigen Arten zur Schil- derung besonders auserwählt hat, und den Nutzen und Scha- den der letzteren namentlich erwägt. lieber die Entozoen und parasitischen Larven in den Orthopteren und Hymenopteren theilt Leon-Du- four eine interessante Zusammenstellung seiner Beobachtun- gen in den Annal. d. scienc. nat. Ser. IL Vll. Zool. p. 5 mit. Die Entozoen sind bei den Hymenopteren selten, weni- ger bei den Orthopteren, und zwar gehören sie dea Gattungen Fllaria, Oxyuris? Sphaerularia und Gregarina an; die erste und dritte leben in der Bauchhöhle, die anderen beiden im Darmkanal. Bei Hymenopteren finden sich nur eine Fila- ria in Sphccodes gibbus^ und die Sphaerularia Bombi i\\ 189 Hummeln. Von Gregarina kommen mehrere Arten in Heu- scbrecken verschiedener Familien vor. — Von parasitischen Insectenlarven bildet Leon Dufour mehrere ab, die er in Heuschrecken und Bienen gefunden und die offenbar Dipteren, zum Theil wohl Tachinen angehören, die ja bekanntlich auch in vollkommenen Insecten anderer Ordnungen vorkommen. Sonst ist das Factum auch bei Ocyptera und Conops be- kannt, und Hr. L. D. vermuthet, dafs auch Pangonia margi- nata in solcher Beziehung zu Dasypoda plumipes stehe, welche sie hitzig verfolgt. Endlich giebt Hr. L. D. noch Ab- bildungen von den Puppen zweier Rhipipteren, und zwar au- fser der des bekannten Xenos Rossii aus Polistes gallica, noch die einer neuen Art aus Sphex sahulosa, die sich durch ^as, nur mit einem dünnen Stiel mit dem übrigen Körper zu- sammenhängende hornige Vordertheil sehr auszeichnet, von der es Hrn. L. D. bisher nicht gelungen, das vollkommene In- sekt aufzufinden, dessen Bekanntmachung wir aber durch Hrn. V. Siebold, der ein ähnliches auch bei Danzig entdeckte, Jiiit Nächstem entgegensehen dürfen. Bei Gelegenheit seiner Beobachtungen über die Sperma- tozoen, die bei den Insecten, wie bei allen niederen Thieren, haarförraig sind, hat Hr. Dr. v. Siebold in Müller's Archiv für Physiologie u. s. w. sehr interessante Mittheilungen über den Bau der weiblichen inneren Geschlechtswege gemacht. Bekanntlich finden sich an der Scheide mehrere,, meist vier, seltener weniger Anhänge von verschiedener Ge- stalt, die von den Anatomen gewöhnlich gar nicht oder nur willkürlich gedeutet sind, bis Audouin bemerkte, dafs einer derselben zur Aufnahme des Penis während der Begattung diene. Diese Bursa copiilatrix ist nun bei den Insecten selir allgemein vorhanden, und nach der Begattung bleibt in ihr der weiche erectile Theil des Penis in Gestalt einer mit einer körnigen Masse angefüllten Blase zurück, und da, wo mehrere Begattungen Statt fanden, lassen sich noch immer die durch die später eingedrungenen Penis sehr zurückgedrängten lleberreste der früher zurückgebliebenen erkennen. Ein zwei- ter, selten paariger, oft schlauchförmiger Anbang mit nicht sel- ten hornigen Wänden, der mit einem darmartigen Anhange versehen zu sein pflegt, dient nun zur Aufnahme des mäunli- 13* 190 clieii Samens, wio aus dem Umstände hervorgeht, dafe er nach der Begattung mit Spermatozoen angefüllt ist, und zwar so sehr, dafs dieselben eine zusammenhängende Masse zu bilden scheinen und erst bei weiterer Verdünnung erkennbar sind während in den übrigen Theilen der Geschlechtswege, selbst in der Begattungstasche, nur immer einzelne Spermatozoen sich finden. Ein drittes paariges und symmetrisches Absonde- rungsorgan, welches der Sclieide angehängt ist, dient wahr- scheinlich dazu, einen Ueberzug für die Eier zu bereiten, und ein viertes, ebenfalls paariges, oft gefärbtes, welches erst diclit vor dem Ausgang der Scheide sich öfi'net, vielleicht eine Flüs- sigkeit zum Anlocken der Männchen abzusondern. Nicht im- mer aber kommen alle vier Arten von Anhängen gleichzeitig vor, am meisten fehlt die letzte Art, wo sie nicht ihrer Lage und Kleinheit wegen übersehen wurde, dann die dritte, selten die erste, und die zweite vielleicht nie. Das Receptaculum seminis ist immer dem inneren Ende oder Anfange des Eier- gangs zunächst gelegen, steht zuweilen mit der Bursa copu- latrix in besonderer Verbindung, und ist bald von ganz ein- fachem, zuweilen auch von sehr zusammengesetztem Bau. Bei Coleopteren läfst sich der Samenbehälter bei al- len vorkommenden Abweichungen immer in die drei Theile, den Samengang, die eigentliche Samenkapsel und die Anhangs- drüse zerlegen. Letztere hat die gewöhnliche schlauchförmige Form der Absonderungsorgane der Insecten, und dient viel- leicht, die Spermatozoen in der Samenkapsel lebend zu erhal- ten. Durch einen sehr langen, schraubenförmig gedrehten Sa- menkanal zeichnet sich die Samenkapsel bei Cassida aus. Die Begattungstasche ist bei Käfern häufig eine einfache Aussak- kung der Scheide (jChrysomela etc.), zuweilen zu einer Blase verlängert {Melolontha etc.), zuweilen gestielt (^Ceramhjx etc.), mitunter aber auch nur durch eine örtliche Erweiterung der Scheide angedeutet. Bei Orthopteren fehlt die Bursa co- pulatrix durchweg, die Samenkapsel ist meist einfach, mit ei- nem gewundenen Samenkanal, aber ohne Anhangsdrüse, nur bei Blatta finden sich vier gestielte QBl. germanica^ oder zwei darmförmige Samenkapseln. Bei Psocus sind die von einem besonderen häutigen Sacke umgebenen Bläschen mit ge- wundenen Stielen, die sich gemeinschaftlich in die Vagina öflf- i9i nen, Samenkapseln. Unter Neuropterqn haben Panorpa com- munis und llemerobius Verla dasselbe Organ in Gestalt einer lang gestielten ßlase, sehr zusammengesetzt fand sich aber der Bau bei Phryganaa, ganz verschieden von der von Pictet gegebenen Darstellung desselben. Bei Hymeno- pteren kam bei mehreren untersuchten Gattungen von Ichneu- monen, Wespen und Bienen das Receptaculum seminis yov, und bei den Honigbienen mufs dies Organ von besonderer Wichtigkeit sein, da sich nur aus seiner Anwesenheit die That- sache erklären läfst, dafs eine Königin in Folge einer einzigen Begattung mehrere Jahre hinter einander fruchtbare* Eier legt Von den Hemipteren haben die Cicaden (z. B. Aphroph, spu- jnarid) eine Begattungstasche und einen paarigen Samenbe- hälter, bei den Wanzen dagegen fehlt die Begattungstasche zu- gleich mit der Anhangsdrüse der Samenkapsel. Bei mehreren Arten von Phytocoris liefs sich keine Samenkapsel, die durch Erweiterung des Endes des Samenkanals entstanden wäre, wahrnehmen, sondern dieser Kanal, zwar lang und verschlun- gen, endete blind ohne Anschwellung, und höchstens zeigte sich bei einigen Arten eine Erweiterung an seiner Mündung. Bei Pachymerus ist eine förmliche Samenkapsel mit einem längeren oder kürzeren Eingangskanal vorhanden, die bei meh- reren Arten mehr oder weniger eingeschnürt ist, bei Pyrrhoco- ris apterus ist der Kanal selbst in der Mitte zu einer weiten Blase erweitert. Ein ^ehr merkwürdiger Bau findet sich bei den Schildwanzen (fiimex, Aelia, Tetyra F.). Der Samen- kanal erweitert sich hier ebenfalls in eine weite Blase, in der- selben ist ein horniger Stiel enthalten, der, genauer betrachtet, aus zwei in einander steckenden Röhren besteht, die mit ih- rem unteren Ende eng verbunden sind und genau in den trich- terförmigen unteren Ausgang der Erweiterung des Samenka- uals hineinpassen; am oberen Ende geht der Rand der äufse- ren Röhre in die Wandung der Erweiterung des Samenkanals über, die innere setzt sich noch eine kurze Strecke weit fort, und erweitert sich dann zur Samenkapsel. Bei Cydnus fehlt die Doppelrölire, und die Erweiterung des Samenkanals ist auch nur gering. Bei Tetyra {Odonloscelis) scarabacoides ist die Doppclröhre vorhanden, aber kurz, und scheinbar un- mittelbar in die Scheide mündend. Anhänge an der Samen- 192 kapsei finden sich bei mehreren Cimex- Arten (drei bei C. rnfipes) und in gröfserer Anzahl bei Coreus (jnarginatus). Bei pipteren ist das Receptaculum seminis oft übersehen worden, es kommt aber ganz allgemein vor: Anhangsdriise derselben aber und Begattungstasche fehlen, die dritte Art der Anhänge von paarigen blinddarmähnlichen Organen ist meist vorhanden. Abweichungen in der Form und Zahl der Samen- behälter sind sehr mannigfaltig, bei einigen Asiliden enden die Samenkanäle sogar blind. Bei Hippoboscen hat LeonDufour keine Samenkapseln dargestellt, wahrscheinlich aber übersehen, da Melophagus ovinus ein vor dem sogenannten Uterus gele- genes Organ dieser Art zeigte. Das paarige Absonderungsor- gan fand sich auch hier, wie bei Hippobosca, ästig zertheilt, und enthielt eine weifse körnige Masse, die wahrscheinlich zur Ernährung der im Uterus aufwachsenden Larve diente. Bei den Lepidopteren kommen die drei ersten Arten der Ne- benorgane der weiblichen Geschlechtsorgane überall vor, der Samenbehälter hat seine Anhangsdrüse wie bei den Käfern, die Begattungstasche ist immer vorhanden, zuweilen sehr lang gestielt (wie bei Wicklern), und sie hat eine besondere äu- fsere Oeffnung, so dafs die Schmetterlingsweibchen drei Ausgänge am Hinterleibsende haben, den After, die Oeffnung des Eiergangs und den Eingang zur Begattungstasche. Der Zweck des besonderen Behältnisses für die Aufnahme des männlichen Samens ist unverkennbar der, dafs die Eier, durch den Contact mit demselben, beim Durchgange durch den Eierleiter befruchtet werden, welche Wirkung dem Samen so lange zuzukommen scheint, als die in demselben enthaltenen Spermatozoen noch lebendig sind. Bei der allmähligen Ent- wickelung der Eier im Eierstocke und dem allmähligen Able- gen derselben kann bei dieser Vorrichtung eine einmalige Be- gattung lange hinreichen, und bei der Einmündung des Samen- behälters am Anfange des gemeinschaftlichen Eierleiters kann die Befruchtung aus demselben auch da Statt finden, wo sich das Ei schon im Eierleiter entwickelt (bei Viviparen). Da der erectile Theil des Penis der Männchen in der weiblichen Begattungstasche zurückbleibt, ist es nicht glaublich, dafs solche Männchen mehr als einmal zur Begattung gelangen, während das öftere Vorkommen zweier und mehrerer Penisblasen in 193 der Bursa copidatrix nachweist, dafs die Weibchen nicht so zur Monogamie genötlügt sind. An diese Untersuchungen schliefst sich die Darstelhnig der Anatomie der weiblichen Geschlechtstheile der Cicaden, die llr. Doyere in den Annal. des Scienc. Nat. Ser. 11: t. VII. p. 200 gegeben hat. Die Weibchen der Cicaden ha- ben auf dieselbe Weise drei Oeffnungen am Hinterleibsende, wie Hr. v. Siebold es bei den Schmetterlingen gefunden hat, indem der Eingang für die männlichen Geschlechtstheile ein anderer ist, als der Ausgang der Eier. Die Be- gattungstasche ist sehr grofs, blasenförmig, und der Zugang zu derselben bildet an der Stelle, wo er den engen röhren- förmigen Einleiter unterbricht, eine Erweiterung, die Herr Doyere Vestihulum nennt. Die Samenbehälter sind paarig, blinddarmähnlich, ohne kapseiförmige Erweiterung an ihrem Ende, und münden unmittelbar neben den besonderen Eier- leitern der einzelnen Ovarien in das innere Ende des gemein- schaftlichen Eierleiter. In das äufsere trichterförmige Ende des gemeinschaftlichen Eierleiters münden noch zwei Secre- tionsorgane, von denen das eine paarig ist, und aus einem je- decseits gelegenen langen Gange von der Stärke eines feinen Haares besteht, von der sich jeder in die Seite eines Säck- chens einsenkt, das mit dem Eierleiter selbst kommunicirt. Das andere unpaarige ist viel weiter, blinddarmartig, lang, und an seinem Ende in einer fast muskulösen Schicht versteckt. In der Physiologie der Insecten ist besonders in dem Ka- pitel über die Laute , welche die Insecten hören lassen , Viel geleistet worden, und die von Burmeister an verschiedenen Orten entwickelte Theorie, dafs das Ausblasen der Luft aus dem Stigma des Metathorax die Hauptquelle dieser Töne sei, namentlich da, wo ein förmliches Musiciren Statt findet, durch Beobachtungen an lebenden Thieren in dem Grade widerlegt, dafs der Respiration nicht einmal überall noch ein Einilufs auf etwanige Modificationcn des Tones beigemessen werden kann. Es sind die Beobachtungen, welche hier näher anzugeben von Interesse sein wird, in den Armal. d. la Soc. Entom. de Fr. VI. niedergelegt, und rühren von den Herren Goureau und So Her her. Ersterer hatte schon früher in einer in Sil b er- mann's Revue Entomologique enthalteneii Abhandlung der 194 ' von Burmeister ausgesprochene Idee, dafs das Summen der Bienen und Fliegen ein Blasen mit dem Stigma des Metatho- rax sei, sich entgegengestellt, weil das Summen bei verklebtem Stigma nicht behindert werde, wovon Burmeister zwar das Gegentheil beobachtet haben will, welches Ref. indefs bestätti- gen mufs und hinzufügen kann, dafs er sich von dem Nicht- betheiligtsein des genannten Stigma beim Summen aufserdem noch dadurch überzeugte, dafs eine dicht vor dasselbe gehal- tene Flaumfaser auch während des Summens gar nicht durch einen ausgestofsenen Luftstrom abgeweht wurde, und er mit der Lupe das Stigma sich während des Summens eben so ge- mächlich abwechselnd verengern und erweitern sah, als auf- serdem. Hr. G. ist demnach der Meinung, dafs bei diesem Summen die Schwingungen der Flügel, die Schwingungen der Horndecke des Thorax und die Schwingung der aus den bei- den vorderen Stigmaten des Thorax ausströmenden Luft zu- sammenwirkten. Man sieht aber nicht ein, weshalb die vor- deren Stigmaten einen Einflufs auf diesen Ton haben sollten, der den hintersten versagt ist, und kann sich durch Kürzen und Abschneiden der Flügel leicht überzeugen, wie wenig der summende Ton durch die geminderte oder aufhörende Mitwir- kung der Flügel geschwächt wird: dafs aber die ganze Per- gamentschale des Thorax in eine zitternde oder vibrirende Be- wegung geräth, sobald und so lange das Thier summt, fühlt man, wenn man ein solches zwischen den Fingern hält. So hatte Herr G. auch schon früher das Summen erklärt, und wenn Burmeister in einem früheren Jahresbericht (für J 835) dieses Archivs ihm die Meinung unterlegt, dafs es Reibung der Abschnitte des Thorax gegen einander sei, kann er ihn nur mifs verstanden haben, denn G. nennt diese Bewegung Vibration. Muskelaction ist offenbar die Ursache dieser Be- wegung, daher das Summen während des Fluges, und die Schwingung der Flügel während des Summens. Aufserdem, bemerkt Hr. G., lassen die Dipteren zuweilen noch einen anderen Ton hören, der zwar gleiche Quelle mit dem gewöhnlichen Summen zu haben scheint, sich aber we- sentlich darin unterscheidet, dafs er viel höher, schärfer und pfeifender ist. Aufser bei dem Syrphus pipiens F. hatte G. ihn bei Chrysotoofum arcuatum und einem Merodon wahr- J95 genommen, und er scheint zu dem Kosen vor der Begattung zu gehören. Er wird nur während des Stillsitzens hervorgehracht, und zwar von beiden Geschlechtern, entweder gleichzeitig oder wechselweise. Auch merkt Herr G. an, dafs die bekannten Signale der Honigbienen Töne dieser Art seien. Besonders verdienstlich sind auch Hrn. Goureau's Be- obachtungen über das Schwirren der Heuschrecken, aus denen ebenfalls hervorgeht, dafs die von Burmeister auch hier angenommene ursprüngliche und hauptsächliche Thätigkeit des Metathorax-Stigma wirklich nirgends Statt finde. Aus der Fa- milie der Gryllen (^Acheta F.) beobachtete Hr. G. zunächst das Feldheimchen. Es ist in der Freiheit sehr scheu und nicht leicht zu belauschen. Sperrt man aber ein Männchen mit einem Weibchen zusammen in eine Schachtel, so fängt das erstere bald an zu musiciren, und man kann es bequem sehen. Es spreizt die Beine, drückt die Brust gegen den Bo- den, hebt den Hintern ein wenig in die Höhe, und reibt in dieser Stellung eine Flügeldecke heftig gegen die andere. Je heftiger die Bewegung der Flügeldecken, um so lebhafter und stärker wird der Ton. Dafs weiter nichts als die Reibung der Flügeldecken gegen einander denselben hervorbringt, zeigte sich dadurch, dafs er ganz aufhörte, als eine Flügeldecke ab- geschnitten wurde, obschon die andere die frühere Bewegung fortsetzte. Bei Gryllus sylvestris sind die Flügeldecken viel kürzer und einfacher gebaut, es wird derselbe in demselben Maafse weniger hell schwirren als das Feld- und das Haus- heimchen. Von der Maulwurfsgrylle hat Hr. G. nicht Gele- genheit gehabt, ein lebendes Exemplar musiciren zu hören, konnte aber einen ähnlichen Ton durch Reiben der Flügel- decken gegen einander künstlich hervorbringen. Bei Xya spricht die ganze Bildung der Flügeldecken gegen die Mög- lichkeit des Schwirrens, und Hr. G. hat es auch nie beobach- tet. Die Locusten haben ziemlich dieselbe Vorrichtung w^e die Gryllen, mit trommelartigen' Feldern auf den Flügeldecken, die ebenfalls nur den Männchen zukommen; nur sind die Trommelfelder so eingericlitet, dafs nothwendig die linke Flü- geldecke die obere sein mufs, wenn durch das Zusammenrei- ben beider ein Ton entstehen soll. Eine Ausnaluiie davon machen die Arten der Gattung Epliippiger Latr.j wo es 196 nicht nur gleicligültig ist, ob die rechte oder linke Seite der kurzen, fast blasigen Überflügel iiberliegt, sondern wo auch die^ Weibchen sich der Fähigkeit des Gesanges in fast eben so hohem Grade als ihre Männchen erfreuen. Ge- rade diese Gattung zeicluiet sich, wie Hr. G, zu beobachten Gelegenheit hatte, durch ihre helles und lautes Schwirren aus, welches wohl aus der besonderen Beschaffenheit der Flügel- decken erklärt werden mag; diese sind dabei aber so kurz, dafs sie von einem Luftstrom aus den Stigmen des Metatho- rax nicht berührt werden können, der, nach Burmeister's Annahme, bei den Locusten gegen die Trommelfelder der Flü- gel spielen und diese in Schwingungen setzen und ertönen lassen 50II. Das Metathorax-Stigma ist auch bei den Locusten so klein und einfach, dafs man ihnen ohnehin solches Talent gar nicht zutrauen möchte. Die Acrydien {Latv.^ haben mehr zirpende Laute, auch we^niger anhaltende als die Gryllen und Locusten, und die Einrichtung der Flügeldecken ist eine ganz andere. Bei allen Arten, welche Töne hören lassen, sind die Seiten glasartig-häutig, von einem vorspringenden Längsnerven und eben so vorspringenden Quernerven durchsetzt. Diese Nerven sind es, und besonders der Längsnerv, die durch Rei- bung das linke Seitenfeld des Flügels in tönende Schwingun- gen setzen, und zwar geschieht der Strich des Schenkels gegen den Flügel zunächst vermittelst einer an seiner Innenseite vor- springenden Längsleiste, die bei allen Arten, die vornehmlich zirpen, feilenartig gekerbt ist. Die ganze Vorrichtung ist mit einer Geige zu vergleichen. Der beste Musicus unter den Acrydien ist, nach Hrn. Goureau's Angabe, A. grossum: bei ihm sieht man auch die Organe dazu am meisten ausge- bildet. Den Weibchen aller, und auch vielen Männchen, nament- lich solchen mit farbigen Unterflügeln, ferner denen mit ver- kürzten oder verkümmerten Flügeldecken, fehlen die Einker- bungen der Leiste des Schenkels, die den Violinbogen vor- stellt; bei ihnen sind die Seiten der Flügeldecken auch mehr von lederartiger Beschafi'enheit und augenscheinlich nicht zum Tönen eingerichtet; auch hört man von ihnen keine Laute, und nichts destoweniger sah Hr. G. diese Thiere oft und wie- derholt eben so eifrig mit den Schenkeln die Flügeldecken, streichen, als jene, bei denen mau auf dies Maueuver auch im- 197 mer den Ton erfolgen hört. Er nimmt daher an und spricht sich in einem besonderen Schreiben an die entomologische Gesellschaft in Paris {Ann. VI. p. 407) noch nälier darüber ans, dafs es Töne geben möchte, die unserem unbewaffneten Ohre völlig entgingen, und hätten wir nur Instrumente, das Gehör zu schärfen, wie wir sie fiir's Gesicht haben, würden wir am Ende auch von diesen Heuschrecken, wie von manchen anderen Insecten, die uns jetzt lautlos erscheinen, Töne wahr- nehmen. An den Arten von Tettix Latv. {Acrydium F.) hat Hr. G. nie ein Zirpen bemerkt, auch fand er Schenkel und Flügel nicht dazu eingerichtet, konnte auch künstlich durch Reiben der Schenkel gegen die Flügel keinen Ton hervor- bringen. Die Töne, die man bei, wenn auch todten, doch noch frischen oder weichen Exemplaren, wo die Gelenke bieg- sam sind, bei Gryllen vlvlA Locusten durch Reiben der Flü- geldecken gegen einander, bei Acrydien durch Reiben der Schenkel gegen die Flügel, herausbringt, sind hinreichend, um glauben zu machen, dafs nichts weiteres als diese Bewegung zum Musiciren nothwendig ist, und wenn auch die Töne, die wir auf diese Weise nachmachen, unvollkommen genug gera- then, wie können wir erwarten, es auf diesen Instrumenten ihren natürlichen Inhabern gleich zu thun zu vermögen? Bei den Acrydien ist bekanntlich das Stigma des Meta- thorax sehr grofs und mit einer trommelartig ausgespannten Membran verschlossen. Dies scheint Burmeister darauf ge- leitet zu haben, anzunehmen, dafs, wie bei den Cicaden, hier der eigentliche Sitz der Stimme sei. Wäre dies der Fall, so müfste, dabei allen Acridien, selbst den ungeflügelten, die Einrichtung dieses Stigma nur mit sehr geringen Modificationen, dieselbe ist, die Fähigkeit, Töne hervorzubringen, allen Acrydien in ziemlich gleichem Maafse gemein sein. Goureau's Beobachtungen lebender Thiere thun jetzt aber das Gegentheil dar. Dafs diese Trommelmembran bei dem oben beschriebenen Zirpen nicht in Theilnahme sei, meint Goureau dadui:ch erwiesen zu haben, dafs er diese Membran zerstören konnte, ohne darauf eine Modification im Ton wahrzunehmen. Dafs dieser beson- deren Einrichtung des Stigma des Metathorax eine besonde- ren Function desselben zum Grunde liege, ist wohl nicht zu bezweifeln,, künftigen Erfahrungen mufs es aber verbleiben zu 198 ermitteln, welche. Herr G. spricht sich, ohne J. Müller's früher geäufserte gleiche Ansicht zu kennen, für die Idee aus, dafs es als Gehörorgan diene, und glaubt bei den Locusten in dem trichterförmig erweiterten Stigma des Prothorax, und bei den Heimchen in einer, mit einer Membran geschlossenen Oeffnung der Vorderschienen das entsprechende Organ wieder zu finden. Allein abgesehen davon, dafs dieselben Oeffnungen an der Basis der Vorderschienen auch sehr allgemein bei den Locusten vorkommen, die dann zwei verschiedene Orgai^e für dieselbe Funktion hätten, ist es nicht wohl anzunehmen, dafs ein so wesentliches Organ, als das des Gehörs, bei verschie- denen nahe verwandten Thieren seine Stelle wechseln, dafs ein so allgemein verbreiteter Sinn nicht allgemein deutlich entwickelt sein, und dafs er so versteckt als in den Stigmen, oder so entlegen als in den Schienen, angebracht sein sollte. Die Beobachtungen Hrn. Solier 's an den Cicaden bestät- tigen im Allgemeinen das, was Reaiimur schon darüber aus- gesprochen hatte. Der eigentliche Sitz des Tons ist in der gefalteten Membran, die in der Höhle am Grunde des Hinter- leibs auf jeder Seite liegt, und die durch einen starken Mus- kel, der von der unteren Seite des Metathorax entspringt und sich mittelst einer Sehne an sie befestigt, in Schwingungen ge- setzt wird. So wie die Membran beschädigt oder zerstört wird, wird der Ton augenblicklich geschwächt oder aufgeho- ben. Wurden dagegen die zum Theil trommelartig gespannten Häute, die die Wände der umschliefsenden Höhle bilden, eine nach der andern zerstört, so ward der Ton zwar verändert und geschwächt, dauerte aber trotz dieser Verstümmelungen fort. Am wenigsten litt die Stärke des Tons dadurch, dafs die obere hornige Klappe der Höhle weggenommen wurde, indem dann die tönende Membran biosgelegt ward, und der Ton dadurch noch stärker ausfiel. Diese Klappen scheinen den Klappen auf Blasinstrumenten vergleichbar zu sein, nur dafs hier die Klap- pen feststehen, während das Instrument sich bewegt, denn Cic. pleheia wenigstens zieht beim Singen den Hinterleib beständig aus und ein; bei Cic. orni indefs, wo diese Klappen so viel kleiner sind, findet diese Bewegung des Hinterleibs nicht statt. Hr. Soli er war jedoch nicht im Staude zu bemerken, dafs bei C. plebeia hiermit eine Modulation im Tone verbunden 199 gewesen wäre. Gleichzeitig aber mit dom Gesänge gorathen bei beiden genannten Cicaden der Rücken des Thorax und die Flügel in zitternde Bewegung, und es ist wohl anzuneh- men, dafs dies von der Theilnahme der Bewegungsmuskeln der Flügel an der Thätigkeit der Singmuskeln ausgehe. Eine Mitwirkung des Metathorax-Stigma beim Gesänge nimmt Herr Soli er auch an, er glaubt eine lebhaftere Bewegung dessel- ben in diesem Zustande gesehen zu haben, und schreibt dem Ausströmen der während des Gesanges eingezogenen Luft ein sausendes Geräusch zu, welche C. plebeia jedesmal hören läfst, wenn sie eine Pause macht, oder mit dem Gesänge ganz aufhört. Es scheint aber doch noch sehr zu erweisen zu sein, wie und ob überhaupt das Stigma an dem Tönen Theil nimmt, denn lebhaftere Respiration ist ja mit jeder Muskelan- strengung verbunden. G, orni läfst jenes Sausen nicht hören. Hr. Soli er bestättigt ein merkvvürdiges Factum, dafs näm- lich die sonst sehr scheuen Cicaden, wenn man, während man sich ihnen nähert, eine monotone Melodie, ähnlich ihrem Ge- sänge, pfeift, ganz zutraulich werden, und zwar so sehr, dafs sie sich selbst auf dem Zweige, auf dem sie sitzen, dem Pfei- fenden nähern, und hält man ihnen behutsam ein Rohr hin, sie sich auf dasselbe setzen, und, immer rückwärts nä- her kommend, zuletzt selbst bis zu ihrem Beobachter ge- langen. Eine sehr eigenthümliche musikalische Vorrichtung be- schreibt auch Hr. Soli er an der Chelonia pudica. Schon im ersten Bande der Annal. d. l, Soc. Ent. de Fr. hat Hr. V. Villiers bemerkt, dafs dieser Schmetterling besondere Töne hören lasse, und dafs er ein Paar mit einer Haut ver- schlossene Gruben auf der Brust zu diesem Zwecke habe. Diese Organe, berichtigt Hr. Sol., liegen eigentlich in der Hinterhüfte, und bestehen aus einer häutigen Blase mit ver- schiedenen Längsrippen, die der Mittelhüfte zugerichtet sind. Diese ist an den entsprechenden Stellen mit kleinen Haar- bürsten besetzt, und Hr. S. vermuthet, dafs durch eine Rei- bung der Hinterhüften vermittelst der Blase gegen die Mittel- liüften — denn diese scheinen unbeweglich zu sein, — der Ton hervorgebracht werde. Zwar läfst das Insekt den Ton besonders beim Fluge hören, indefs scheint es doch vollkom- 200 men Herr desselben zu sein, indem die Fliigelbewegnng auch ohne diesen Ton stattfinden kann. Auch das Geschrei des Todtenkopfschwärmers (^Acherontia Atropos^ ist von Hrn. Goureau näher untersucht worden. Er konnte sich nicht überzeugen, dafs es vom Kopfe ausgehe, am wenigsten , dafs es durch Reibung des Rüssels gegen die Taster hervorgebracht werde. Dagegen bestättigte sich die von Hrn. Lorey gemachte Beobachtung, dafs es vom Hinterleibe, und zwar von den Gruben neben den beiden ersten Stig- nienparen desselben ausgehe, nur nicht, dafs es das Ausblasen der Luft aus diesen sei, denn diese Stellen, die Hr. L. für Stigmen genommen hat, sind mit einer trommelartig ausge- spannten Membran völlig verschlossen. Herr Goureau fand bei näherer Untersuchung, dafs diese Membran mit einem be- deutenden Muskel in Verbindung stehe, durch dessen Action also diese Trommeln wahrscheinlich in Schwingungen gesetzt werden. Hr. Göüreau spricht endlich noch das Resultat aus, dafs es überall Membranen seien, die bei den Insecten die Töne hervorbringen, die zu dem Zwecke entweder durch Reibung oder durch die Thätigkeit eines besonderen Muskels in Schwin- gungen gesetzt werden. Ofi'enbar ist die Ursache dieser Töne nicht so einfach, als man sich in der neuesten Zeit vorgestellt hat, und es läfst sich erwarten, dafs fortgesetzte vorurtheilsfreie Beobachtungen unser Wissen darüber immer mehr aufklären werden, wobei dem Professor Burmeister jedenfalls das Verdienst bleibt; durch seine geistreichen Arbeiten das In- teresse für diesen Gegenstand angeregt zu haben. Sehr wichtig für die Physiologie sind ferner die Beob- achtungen die Hr. Newport über die Temperatur der In- secten gemacht, und in den Philosoph. Transactions of the Royal Society of Lond. 1837. p. 259. niedergelegt hat. Eine erhöhte Temperatur hatte man bei zusammen eingeschlossenen Insecten langst gefunden, eine eigene Temperatur, höher als die der umgebenden Luft, war den Insecten aber abgesprochen worden. Dr. Berthold in Göttihgen hatte indefs ermittelt, dafs die Wärme der Insecten die des umgebenden Mediums überstiege, Hr. Newport ist indefs nicht allein zu demselben Resultate gekommen, sondern, wie in Deutschland auch Hr. Prof. S c h u 1 z e (s. d. Jahresb. v. 1836 p. 135) , noch zu dem weiteren, d a f s 201 sich die eigene Temperatur des Insect.^ nach dem Grade seiner Activität erhöhe, und dafs sie fer- ner nach dem Zustande des Insects verschieden, dafs nämlich die Temperatur der Larve niedriger sei, als die des vollko mmen en Insects, und höher als die der Nymphe. Die Wärme der Oberfläche ist von der Wärme im Innern des Körpers nur wenig abweichend, und zwar, wenn das Insect in Thätigkeit ist, höchstens um ein Paar Grade, ist es ruhfg, aber etwa um einen halben. Die umfangreichen Untersuchungen des Hrn. Newport örstf ecken sich über die verschiedenen Verwandlungsstufen, Zustände und Ordnungen der Insebten. Das Verhältnifs der oben schdn be- merkten Verschiedenlieit der Temperatur der Larve und des vollkommenen Insects ist bei Hymehopteren (Bienen) von 2 — 4 zu 3 — 10 Gr. Fahr, über der Temperatur der Luft, in- defs ist bei Hymenopteren die eigene Wärme am berfeute^ndsten, bei Dipteren (Fliegen) übertrifft die eigene Temperatur der Larve, die der umgebenden Luft nicht leicht um 1, 5 Gr: und die des vollkommenen Insects um 2, 5 Gr. Fahr. Auch grofse Schmetterlingsraupen, als die von Sphinx Jltropos, Lignstri, Bomh. hucephala zeigten nur einen Unterschied von der Tem- peratur der Luft, der' diesen um einen einzigen Grad überstieg, ja im Schlafe sank das Thermometer, das die Bauchseite der Raupe berührte, ganz zu der der umgebenden Luft herab, stieg aber augenblicklich ein wenig, sobald das Thier nur im Ge- ringsten aufgestört wurde. Der Puppenzustand ist dem des Schlafs wohl sehr analog, und daher ganz in Uebereinstimmnng mit den oben erwähnten Beobachtungen an Larven, die Puppe so lange sie still liegt, fast' nur die Temperatur des umgeben- den Mediums hat, nur wenn sie eben erst diese Verwandlung' überstanden hat, ebenso wenn das vollkommene Insect aus- kriechen will, und gleicher Weise, wenn die Puppe beunruhigt wird, das in Contact gebrachte Thermometer um einige Grade steigt. Dipterenpuppen (von Musca vomitorid), um die Ku- gel des Thermometers angehäuft, äiifserten nicht den mindestefi Einfliifs auf dasselbe. Bienen -Nymphen fanden sich aber im-' mer um einige Grade wärmer als die Luft. Das aus der Puppe kriechende Insect zeigt anfangs nur eine geringe Zunahme an Wärme, aber so wie es anfängt thätig zu werden, steigt seine 202 eigene Temperatur rasch um mehrere Grade. Dies ist selbst bei den Bienen der Fall, die nicht nur im Puppenzustande eigene Wärme erkennen lassen, sondern die auch im Stocke schon eine Temperatur vorfinden, welche über der der äufse- ren Luft ist. Die gleich im Anfange genannte Thatsache, dafs die ei- gene Temperatur der Insecten mit dem Grade ihrer Activitat übereinstimmt, hat nicht allein auf die äufsere Thatigkeit, sgn- dern.auch auf die innere Anwendung: verdauende Individuen sind wärmer, als fastende. Es zeigt sich auch immer ein Ver- hältnifs zwischen der Beschleunigung der Respiration und der Zunahme der Wärme. Bei äufserer Ruhe sinkt die eigene Temperatur des Insects bis auf ein geringes Mehr über dem des umgebenden Mediums, und im Schlafe ist auf der Ober- fläche des Insects schon gar kein Unterschied mehr wahrzu- nehmen, lieber den Winterschlaf der Insecten hat Herr N. zwar noch keine umfassende Beobachtungen angestellt, sehr richtig aber schon die Fettanhäufung in überwinternden In- secten, als etwas für denselben Wichtiges und Wesentliches erkannt und beurtheilt. Die Verschiedenheit der Temperatur bei verschiedenen In- sectenordnungen betreffend, haben die Hymenopteren die be- deutendste eigene Wärme und nächst ihnen die Schmetterlinge. Auch bei den Heuschrecken ist sie nicht gering. Im Allge- meinen scheint sie bei den Insecten, die am Tage, besonders im Sonnenschein in Thatigkeit sind, am bedeutendsten zu sein, weniger bei solchen die erst am Abend in Bewegung kommen, wie denn die Maikäfer eine geringere Temperatur zeigen, als spanische Fliegen und Coccinellen, und am geringsten bei sol- chen die erst in der Nacht ihr Wesen treiben, und bei Tage an dunklen feuchten Orten im Verstecke bleiben, wie Caraben und Staphylinen, selbst wenn sie munter gemacht wurden, nur ein Steigen des Thermometers um höchstens 1 Gr. Fahr, verur- sachten, während z.B. Bienen in gleicher Lage dasselbe gleich um 10 Gr. und mehr in die Höhe brachten. Blaps ist noch kälter, selbst in voller Munterkeit machte er das Thermometer nur um yV ^^' Fahr, steigen. Eine besondere Betrachtung ist mit Recht den Nestern der gesellschaftlichen Insecten geworden, und es fand sich, dafs 203 die Temperatur derselben eine höliere ist als im Freien, und dafs sie noch stie^, wenn die Gesellschaft in Allarm gerieth. In Iluiiiniclnestern betrug- die Differenz 3 — 6 Gr. Fahr., und stieg- um einige Grad, wenn die Hummeln beunruhigt wur- den. In einem Wespenneste war die Luft um 10 Gr. wär- mer als draufsen, und bei der Beunruhigung der Wespen stieg sie noch um 5 Gr. In einem Ameisenneste (von F. Jierculeana) fand sich die Temperatur gleichfalls um 10 Gr. höher als draufsen, und stieg hier selbst über das Dop- pelte. Dabei hat indefs jedes Individuum der Gesellschaft seine eigene Wärme, die noch etwas höher ist, als die des Nestes im Allgemeinen. Daher ein in einem Bienenkorbe be- festigtes Thermometer sogleich um etwas steigt, sobald sich eine Biene auf die Kugel desselben setzt. Und es kann auch jedes einzelne Individuum seine eigene Wärme willkürlich ver- mehren, welches die Brutbienen thun, und zwar durch be- schleunigtes Athmen. Während bei einer gewöhnlichen Biene nur 40 Inspirationen in der Minute stattfinden, beobachtete Herr N. bei Brutbienen 120 — 130. Das Thermometer, an den Bauch solcher Individuen gehalten , stieg noch 12 — 15 Gr. Fahr, über die Warme" im Stocke. Im Winter, wo sich die Bienen ruhig verhalten, und das Athmen sehr schwach ist, sinkt die Temperatur im Bienenstöcke auch sehr bedeutend, sie steigt aber augenblicklich einige Grade, wenn die Bienen gestört an- fangen sich zu bewegen und. zugleich lebhafter zu athmen^ Auf die W'eise erklärt Herr N. es, wenn Huber die Tempe- ratur im Stocke während des Winters höher angiebt als sie wirklich ist. Ebenso erklärt sich das Factum, dafs die freie Wärme im Stocke bedeutender im Sommer ist, als im Winter, und am Bedeutendsten zur Zeit des Schwärmens, wo die gröfste Aufregung im Stocke herrscht. Als Fortsetzung seiner vorigjährigen Untersuchungen 4iber die Bernsteininsecten hat Herr Hope im ersten Hefte des zweiten Bandes der Tr ansäet, of tlie Entomol. Soc. o/Lonä» die im Anime- Gummi eingeschlossen gefundenen Insectei^ genauer behandelt, und sehr schätzbare Mittheilungen über die- sen Gegenstand gemacht. Man nennt das Gummiharz welches diese Insecten enthält, gemeiniglich Kopal, indessen aufser ei- nigen chemischen Differenzen kommt der eigentliche Kopal IV, Jahrg. 2. Baud. "14 ' ''■ 204 stets aus Südamerika, nnrl ist das Prodiict von Bäumen der Gattung Hyrnenaea, namentlich nach Piso der llym. Curharil, und es enthält niemals Insecten. Das Anime- Gummi dagegen ist Ostindischen Ursprungs, und wird unter dem Namen Sund- roos auf die Indischen Märkte gebracht. Es ist das Harz von Vatcria Indica, und auch das des Trachylohiwn Gaertne- rianum kommt unter gleichem Namen in den Handel. Den Namen Anime leitet Herr Hope aus dem Portugiesischen her, und vermuthet dafs das häufige Vorkommen von Insecten in diesem Harze die Veranlassung dazu gegeben habe, indefs möchte Ref. seinem gelehrten Freunde in dieser Etymologie nicht beistimmen, da der Kunstname nicht Gummi animatum, sondern Gummi animae ist, welches auf eine ganz andere Deutung führt. Unter der grofsen Anzahl von Insecten die in diesem Gummiharze vorkommen, theilt Herr H. von folgenden, die sich meist in der bedeutenden Sammlung des Lackfabrikanten Hrn. Strong befinden, die Beschreibungen und Abbildungen mit. Osorius Irtmnicornis , Temnodera testacea, ein Pselaphus , der sich der Gattung nach wenig von Batrisus zu unterscheiden scheint, Mecynocantluis unicolor, ein Elater mit scharf vorspringen- den Vorderecken des Halsschildes, Cteniceras eximiiis, ebenfalls ein Water, der aber seiner grofsen Aehnlichkeit mit einigen Madagas- carischen Arten nach zu urtheilen eher zur Gattung Hemirhipus ge- hören möchte, Elater Wallisü, eine kleinere Art, in der Ref. einen CardiopJiorus vermuthet, Tillus ^maculatus, Stigmatm?n Ifasciatum^ ebenfalls ein Tz7/?/.P-artiger Käfer, Brenthiis nasalis, EumorpJms casta- neus, Catotelea aurantia, ein kleines Hymenopterum, vielleicht mit Platygaster Boscü in eine Gattung gehörend, wenigstens hat das Weibchen einen ganz ähnlichen keulförmigen Fortsatz auf dem er- sten Hinterleibssegment, Calyoxa st upliy Unoides , eine mit Bethy- lus verwandte Gattung mit kammformigen Fühlern, und Cercopis Strongü. Von ähnlichem grofsen Interesse sind die Darstellungen der Abdrücke vorweltlicher Insecten in der Braunkohle, welche Hr. Prof. Germar theils nach Exemplaren aus der Samm- lung des Grafen Münster, theils und zwar gröfstentheils aus der Universitätssammlung zu Bonn gemacht, und im 1.9. Hefte seiner Fauna Insectorum Europae mitgetheilt hat. Es sind die Spuren dieser Insecten zum Theil zwar sehr wenig voll- ständig, indefs hat Hr. G. mit vielem Scharfsinne, und wie es 205 scheint, mit vielem Glucke ihre Deutung unternommen. Es sind folgende Insecten aus den verschiedensten Ordnungen: 1. Eine Larve^ muthmafslich von einem Dytiscus, 2 — 4. Bupre- steiiy von denen zw ei fast nicht vollständig ausgebildet zu sein schei- nen, als ob sie von der Katastrophe, die ihre ganze Mitwelt vernich- tete, in dem Augenblicke überrascht wären, wo sie eben im Begriff waren, sich zu entwickeln, sonst aber zu den deutlichsten Stücken der ganzen Sammlung gehören, vielleicht weil sich die Thiere noch im Innern des Holzes befanden. 5. Eine Silpha, ähnlich aS*. littoralis. 6. Ein Geotrupes {Scarahaens /.)» ähnlich dem sylvaticus. 7. Ein Platycertis. 8. Ein Tenebrio. 9. Eine sehr deutliche Trogosita. 10. Ein BrucJms? 11. Ein sehr kleiner länglicher Brachycerus. 12. Ein Prionus. 13. Eine Saperda. 14. Ein Molorchus (Hinterleib fehlt). 15. Eine Cocdnella? 16. Eine Locusta. 17. Ein ziemlich grofses Belostoma. 18. Ein Alydus. 19. Eine Formica (man sieht aber von der Schuppe des Hinterleibes nichts). 20. Ein Ypsolophus. 21. Eine Empis. 22. und 23. Zwei Bihio, 24. Eine Phthiria. 25. Ein Helio- philus? Bei den Zweiflüglern scheint die Deutung am mifslichsten zu sein , natürlich, da sie bei ihrer Weichheit am Wenigsten in ihrer Gestalt blieben. Von Faunen, die sich iiber alle Ordnungen verbreiten, ist von: Panzers Deutschlands Insecten, fortgesetzt von Dr. Herrich - Seh äff er, das 140--146ste Heft, und von den Insecten der Schweiz, die vorzüglichsten Gat- tungen je durch eine Art bildlich dargestellt von J. D. Labram, nach Anleitung und mit Text von Dr. Im Hof ein zweites Bändchen als Fortsetzung erschienen. Als einen Beitrag zur Kenntnifs der geographischen Ver- breitung der Insecten hat Hr. Lherrainier seine Beobach- tungen über die Insectenfauna der Insel Guadeloupe in den ^rmal. d. l. Soc. Entomol, de France. T. VI. p. 497. mit- getheilt, die sich weniger auf eine Aufzählung der Arten, als auf Bemerkungen über ihre Lebensweise, besonders auf eine Auszeichnung der Schädlichen bezieht. Bekanntlich fallen in den Tropen die schädlichen Insecten dem Menschen mehr zur Last als bei uns. Auf Guadeloupe ist den Büchersammlungen die Larve eines Käfers verderblich, die Hr. Lh. für Dcrme- stes Chmensis hält; Denn. Chinensis F. ist nichts als Ano- 14* 206 hhnn paniceinn^ und diesem kann die frcaglicho Larve nicht angehören, es bleibt also ungewifs, welcher Art dieser Käfer sei. Ohrwürmer kommen auf der Insel nicht vor, Blatten aber in grofser Zahl, doch sind es nur lU. gigantea und orientalis, die lästig werden, andere, als Bl. Surinamensls ^ ^Jmericana, nivea und Brasiliensi^, fanden sich nur im Freien. Die Nym- phen der Libellen, wenn sie von Pferden, Maulthieren und Rindern verschluckt werden, veranlassen diesen Thieren tödt- liehe Magenentzündungen. Termiten und Ameisen zeigen sich auf Guadeloupe nicht weniger zerstörend, als in anderen Ge- genden des wärmeren Amerika. Beachtenswerth ist die Beo- bachtung an einer Lainia^ die hier Saperda hhermiiiieri ge- nannt ist, die mit ihren Mandibeln zolldicke Zweige, indem sie sich im Fluge um diese herumdreht, abschneidet. Sie gehört in eine eigene Gruppe, die Graf Dejean mit dem Gat- tungsnamen Oncideres versehen hat, in welche auch ha- mia amputator F. gehört, die nach derselben Eigenthümlich- keit schon benannt ist. Es ist möglich, dafs alle Arten dieser Abtheilung darin überein kommen. Dafs der Herkuleskäfer es ähnlich mache, führt Hr. Lh. zwar an: es ist diese Meinimg wohl unter den westindischen Kreolen allgemein, Hr. Lh. hat es aber gewifs nicht selbst gesehen, obgleich er diesen Käfer in sehr grofser Menge fing. C o l e o p t e r a. Der Fortsetzungen einiger Werke über diese Ordnung wird bei den einzelnen Familien, mit denen sie sich bescliäftigen, nähere Erwähnung geschehen, es bleiben hier im Allgemeinen nur zwei in Berlin erschienene Arbeiten zu berücksichtigen: 1. Die Forstinsecten, od-er Abbildung und Be- schreibung der in den Wäldern Preussens und der Nachbarstaaten als schädlich oder nützlich bekannt gewordenen Insecten; in systematischer Folge und mit besonderer Rücksicht auf die Vertilgung der Schädlichen. Von J. Th. Ch. Ratzeburg. Erster TheiJ. Die Käfer. Es wäre unmöglich, für diesen Bericht alles Neue auszu- zeichnen, womit dies umfassende Werk die Wissenschaft be- reichert hat. Natürlich ist der Lebensweise und den oecono- 207 mischen Verhältnissen der fraglichen Insccten die hauptsäch- lichste Betrachtung gevvi(hnet, und hier hat sich aus der Zu- saruinenstellung einer grofsen Menge eigener und fremder Er- fiihningeii sehr viel Neues, und häufige liericlitigung älterer Meinungen ergeben. Die früheren Zustände zu ermitteln war von desto gröfserer Nothvvendigkeit, als die meisten der hier in Betracht kommenden Insecten als Larven ihre hauptsäch- ste Wirksamkeit zeigen. Sehr interessant, auch für den Ento- mologen, ist es, bei allen Holz- und Rindenkäfern auch die Form des Frafses durch Holzschnitte oder Steindrucke vor- trefiflich abgebildet zu sehen. Neue Arten haben sich be- sonders bei den Bupresten {Agrilus'), den Anobien und Be- strichen aufzuführen gefunden, deren genauere Beschreibung wohl aufser dem I^lane- des Werkes lag, die aber doch mit wenigen Worten charakterisirt, und besonders die Bostrichen durch sehr genaue Abbildungen kenntlich gemacht sind. 2. Die Käfer der Mark Brandenburg, beschrie- ben von W. F. Erichson. Das ganze Werk ist auf drei Bande berechnet. Die hier erschienene erste Abtheilung Enthält die Familien der Caraben, Dytiscen, Gyrinen, Hydrophilen, Silphen, Pselaphen und von den Staphylinen die Gruppe der Aleocharen. Mit Ausnahme der letzten sind im Ganzen wohl wenig neue Arten beschrie- ben, es ist dies aber auch gerade das, was Ref. sigh bei seiner Arbeit am Wenigsten zum Zwecke gemacht hatte» Einige neue Käferarten, die von Karelin und Zablotzky an den östlichen Ufern des Kaspischen Meeres entdeckt sind, hat Hr. Zoubkoff in dem Bulletin de la Sociale Imp. des Natuvalistes de Moscou 1837. iV. V. p. 59. beschrieben und auf den Tafeln 3 und 4 abgebildet. Es sind: Cymindis impcriaUs, Scarites impresslcollis (nach der Ansicht des lief, ein sehr grofses Expl. des in der Grofse sehr veränderlichen Sc. s KarcUni, Euncctes pitnctatiis (vom -weit verbreiteten E. gnseus wohl nicht zu unterscheiden) , Jkis ZnhIouUi, Akts dcpressa, Mylabris. elcf^antissitna und Cleonis imperialis. In demselben Hefte dei-selben Schrift fmdet sich ein aus Briefen an Hrn. Zoubkoff gezogener Bericht des Hrn. N. MotschouUky, Russischen üfllciers, über eine Reise durch 208 Europa, in welchem folgende Arten kleiner Europäischen Käfer geschildert und abgebildet werden. 1. Thoraxopliorus cortidnus, eine mit Micropeplus verwandte Gattung der Staphylinen, die weniger eine Annäherung an die Pse- laphen, wie Hr. M. will, als an die Lycten, z. B. Monotoma zeigt, und die zuerst in Gesellschaft des Prof. Waga von ihm bei Warschau unter Baumrinden entdeckt, und später in Paris auch in der Sammlung des Dr. Aube gefunden Avurde. Der Gattungsname ist indefs nicht nur falsch gebildet, sondern auch, da Thorax der terminus eines Theils geworden ist, der allen Insecten ohne Unterschied zukommt, ganz unzulässig, daher Ref. den dieser Gattung von ihm bereits zugedach- ten Namen Glyptoma eingehen zu lassen sich nicht entschliefsen kann. — 2. Entdeckte Hr. M. bei Warschau ein Insect, welches Villa Mo- notoma Rondam benannt hat, welches ihm aber heteromerisch und dann mit Coxelus und Diodesma verwandt zu sein schien: der für diesen Käfer vorgeschlagene Gattungsname Spartyceriis wird ^ber eben so wenig Aufnahme finden können, da er richtig geschrie- ben Spartecerus heifsen würde, wie von Schönherr bekanntlich eine Rüsselkäfergattung genannt, und welcher Name fast gleichlautend und aus denselben Wurzeln zusammengesetzt, von Laporte und Burmeister für eine Hemipteren- Gattung gebraucht worden ist. — 3. Monotoma Afoveolata, welches von Aube in Paris entdeckt ist, und welches Hr. M. auch in Daghestan gefunden zu haben glaubt; und 4. der von Hrn. Schmidt in Laybach dem Verf. zu Ehren benannte Scydmaenus MotschouhUi , der bei uns bereits auch schon von Hrn. Sturm bekannt gemacht worden ist. Einer zweiten Art von Manticora ist unter dem Namen M, laiipennis im Magaz. of Nat. liist New, Ser, I. p. 503 von Waterhouse erwähnt worden. Sie ist der bekannten M, maxillosa gevvifs nahe verwandt, soll sich aber durch breitere Flügeldecken, und weniger vorspringende Tuberkeln derselben, welche die Mitte ganz freilassen, unterscheiden. Sie gehört zu den Entdeckungen des Dr. Andr. Smith im Innern des Caplandes. Die von dem grofsen Werke über die Reise des Hrn. d'Orbigny erschienenen Anfänge der von Hrn. Brülle über- nommenen Beschreibung der entomologischen Ausbeute enthält die auf der Reise gesammelten Cicindelen und einen Theil der Caraben. Megacephala 10 Arten, unter denen die bekannte M. aequinoctia- lis unter dem Namen M. hifasdata aufgeführt wird, weil nicht sie, sondern Bradiinus complanatus F. die Cidndela aequinoctlalls Lin. sei. So richtig dies auch ist, so hätte doch in Rücksicht auf die C. aequi- 209 noctialis F., da der Linncischc Käfer zu einer so sehr verschiedenen Gat- tung gehört, der Name M. aeqiiiiioctiaUs erhalten werden müssen. Neu sind: M. cruciatiiy der vorigen verwandt, von Corrientes, M. Spixii aus Bolivia (nicht recht von M. MartU Verty verschieden, die dem lief, nach einer sehr aufmerksamen Untersuchung einer sehr grofsen Anzahl von Exemplaren von der in verschiedenen, aber nicht immer streng gesonderten Formen über den gröfsten Theil von Amerika verbreiteten M. Carolina eben so wenig als M. Brasillensis als Art unterschieden erscheint) und M. spinosa, von Moxos. — Oxycheila, eine neue Art, 0. lahiata, von Chiquitos in Bolivia. — Cicindela, un- ter denen C. annuUcornis, Apunctata^ speculffera^ der ersten, C. Pa- ta^omcttj 7'amosa, intricata, sinuo^a und crihrata der sechsten Fami- lie nach der Dejeanschen Eintheilung angehören. — Von eigentlicheren Carahen sind von Agra: J. Klugn und A. erythrocera^ von Galerita.- G. Orhignyi und gracilis , von Dromius: Dr. hicolor, aptinoides und flavipes, von Calleida: C. tristis, cyanescens, aeneipennis ; fusca und tihiaUs (letztere aus Chile) und von Lebia: L. rugiceps als neue Ar- ten beschrieben. Neue Carabcii beschrieben Graf Mannerheim im zwei- ten und Baron Chaudoir im dritten und siebenten Hefte des Bulletill de la Societe Imperiale des NaturaUstes de Mos- cou, an. 1837. Die vom Ersteren beschriebenen neuen Arten und Gattungen sind folgende: Megacephala mfuscata aus Puerto Rico (eine der vielfa- chen Abänderungen der M. Carolina') ^ Iresia Besckii aus Brasilien, grÖfser als die übrigen bekannten Arten dieser Gattung, glänzend grünlich-blau mit rothen Schenkeln. Odontocheila chrysochloris , der O. nodicornis gleich, von ihr aber durch fehlenden Schulterfleck, von O. simplicicornis durch gelbliche Schenkel und Schienen unterschie- den, und Odontocheila rvgipeyinis, der C. curvidens verwandt, beide aus Brasilien, Cicindela Tatarica (nicht Tartarica) aus der grofsen Tatarei , der C. campestris sehr nahe stehend, in der Form zwischen ihr und C. Maroccana die Mitte haltend, oben kupferroth, die Flü- geldecken mit drei weifsen Puncten am Rande und einem schmalen Querfleck an der Spitze. C, Sommeri^ eine ausgezeichnete Art aus Mexico, C. Madagascariensis (einerlei mit C. quadraticollis Chaud, und, wie Uebergänge es nachweisen, Abänderung von C. abhreviata Kl.'), C. Dregei vom Cap, C. chlorocephala von Puerto Rico (mit C. trifasciata F. tortuosa Dej. übereinstimmend). Oxygonia ^ eine neue Gattung, in der Form sich an Therates und Euprosopus annä- hernd, mit sehr kleinem Zahn in der Ausrandung des Kinnes, sehr langen Maxillartastern , einzeln in eine scharfe Spitze auslaufenden Flügeldecken, besonders ausgezeichnet aber durch die nach Art von Stenocoren an der Spitze in Dornen oder Zähne auslaufenden Schen- kel, und zwar die Vorderschenkel in einen, die hinteren in zwei 210 O. Schönherr it^ dunkel erzfarbig, die Flügeldecken pimctirt, mit sechs gelben Flecken, aus x^Lntioquia in Columbien. Ctenostoma hreviu- scnlum aus Brasilien (wohl nicht verschieden von Ct. umfasciatum Dej.'). Galerita Moritxü aus Cohimbien, (die wahre G. Americana Kl. Cur ab. Ämericanus /..). Galerita carhonaria, eine Art aus dem Innern Brasilien. Cymindis aplcalis aus Süd-Rufsland, die der Verf. selbst geneigt ist für eine Abänderung der C. binotata mit verlänger- tem Schülterfleck und breit rostrother Spitze der Flügeldecken zu lialtcvi. Calleida subaenea und lacimosa^ zwei neue Arten aus dem Innern Brasilien, Stenocnemus eine neu aufgestellte Gat., die vielleicht mit Dyscolus sehr übereinstimmen möchte, St. Jaegeri aus St. Do- mingo. Chelonodema elegans, eine neue Lebia aus Brasilien, Lebia geniculata aus Armenien, der L. cyunocephala sehr ähnlich. L. ha- stata aus Brasilien , L. LebasU Dej. von Carthagena in Columbien, L. contaniinata aus Brasilien. Helliiomorpha coracina aus Brasilien. Brachinus AegyptiacuSj vom Br. Africanus gewifs nicht hinreichend unterschieden, Br. genicularis aus Brasilien, Br. ventralis aus Co- lumbien (wahrscheinlich einerlei mit B. geniculatiis Dej., es sind aber die Kniee selten bräunlich), B. atramentarius aus Brasilien, B, gilvipes von St. Thomas (nicht Puerto Rico). Ilololissus lucanoides, (wie im vorigen Jahresberichte schon bemerkt worden, einerlei mit Basoleia BrasiUensls Westw. und zweite Art der Gattung Catajnesis Sol.'), Dyscolus coeruleo - margmatus aus Mexico, Catascopus auratiis^ ebendaher, und Anthia cruoricollis vom Cap (m ohl nur eine der viel- fachen Abänderungen Aqv A. iOguttata). Aufserdem bemerkt Graf M., dafs die von Klug der Gattung Morrnolyce angewiesene Stellung ne- ben ^^rc? ihm viel natürlicher erscheine als die von Latreille und Dejean in der Nähe \om Sphodrus, und dafs i\xv Cyjnindis bisignata Dej., die ihrer einfachen Klauen wegeu mit Cymindis nicht vereinigt bleiben kann, der von Schönherr vorgeschlagene Name PAüYo^ecww* dem Lap ort eschen Cynmidoidea schon aus sprachlichen Gründen vorzuziehen sei. Baron Ch au doir beschreibt: Cicindela Dregei dieselbe mit der gleichnamigen Mannerheimschen, Calleida affinis vom Cap, rostroth, mit grünen Flügeldecken, Coptoptera, neue Gattung zwischen Dro- mius und Demetrias, mit gezähnten Klauen, starkem und scharfem Zahn in der Ausrandung des Kinnes, eiförmigem etwas gestutztem letzten Tastergliede und einfachen Füfsen, C. brimnea von der Form des Dromiiis longiceps, mit gekerbt gestreiften Flügeldecken, vom Cap. Aptinus Halter i, dem Br mgripennis F. ähnlich, mit etwas länge- rem schwarzgerandetem Halsschilde, vom Cap. Brachinus convexiis, von Br. mexicanus durch einige un peu plus unterschieden, und Bra~ chinus cinctipennis Chevr., beide aus Mexico. Dyscolus nitidus eben- daher, Catascopus rufifemoratus vom Cap. Axinopsophus Asignatus ebendaher, schon vor mehreren Jahren von Lap orte unter dem Na- men Arsinoe 4guftata, freilich mit der irrthüralichen Vaterlandsan- 211 gäbe Madagascar, beschrieben und abgebildet. TInjrcopterus macii^ latus, ebenfalls vom Cap, vom Senegalschen Th. Jfavosignatus Dej. sclnverlich verschieden. Graphqnerns recttlineatus , vom Cap, (der Graph, trivittatiis Gory^ Scan' f es taiiricns, mit laevi^atus vergli- chen. Mario cordatus , aus Mexico (ob vom weit verbreiteten M. mo- mJicornis wirklich verschieden?). Cychrus pygmaeus von den Car- patlien, eine montane Abänderung des C. rostrati/s, Cychrus Schinidtli, eine sehr hübsche, wahrscheinlich schon in den meisten Sammlungen verbreitete Art aus Kärnthen. Carahus Bugtiiojm, von den Schwei- zer Alpen, und zwar vom Gipfel des Faulhorn, unbedenklich eine äl- l)ine Ausartung des C. FahricU. Nebria Lugdunensis, mit N. Irevi- coUis verglichen, von Lyon. N. cordicollis^ N.planiuscula, beide vom Monte Rosa. Faiiagaeus pretiosns vom Cap. Chlaenius gratiosiis aus dem südlichen Rufsland, (dessen Unterschiede vom Chi. Schran- kii, dem er sich anschliefsen soll, aus der Beschreibung nicht ersicht- lich sind. Oodes similis aus Deutschland, sonst unter dem Namen O. 7iotatus Meg. bekannt^ und wahrscheinlich wirklich eine eigene Art. Badister dilatatus, aus Deutschland, ein Individuum des B.pel- tatus mit ums Schildchen eingedrückten Flügeldecken, wie sie bei den Anchomenen häufig, und auch bei Budister nicht selten vor- kommen. Die im siebenten Hefte des Moskauer Bulletins vom Baron ChaUr doir beschriebenen Caraben sind: Cicindcia Feruviana (nichts anderes als die weit verbreitete C. trifasciata F. tortuosa Dej.') Cicindela tenuipicta vom Cap (gewifs nur Abänderung der C. lurida), Cymin- dis nigrita aus Mexico, Glyphodactyla femoralis, eine neue mit Ony- pterygia verglichene Gattung vom Cap. Stenocnemus Chevrolati aus Mexico, (ein Dyscoius), Onypterygia apicalis, Dyscoius cyanipemiis, nehrloidis , variahilis , hrunnipennis , Ciivina Mexicana, labialis aus Mexico, Melanotns Chilensis, Calathus viexicanus aus Mexico und C. obscuricollis von den Piemonteser Alpen; Anchomenus nigerrimus aus Volhynien (der A. uliginosus des Ref.), A. Brullei, Agonum alcyo- neum aus Mexico; Agonum Lelunanni aus Liefland (möglicherweise A. micans Germ, pelidnum Dej.); Eucamptognuthus Chevrolatii aus Madagascar; Omaseus tenebrosus aus Nordamerika; Feronia funesta, opaca aus Mexico; Pterostichus Italicus aus Oberitalien; Pt. Pyre- itaeus ; Zührus curtoides, letzterer muthmafslich aus Südeuropa; Bra- dytus niger aus Schlesien (eine sehr zweifelhafte Art); Br. aeneomi- ca/is aus dem östlichen Rufsland; Leirus Esehscholtxii aus Kam- schatka; wzo?j/aww* aus lllyrien; Antarctia lurida aus Brasilien; Daptotnorphus Caj^ensis, (die Gattung ist identisch mit Cratognathns Dej. der ebenfalls am Cap einheimisch ist, sich aber von Harpalus, womit es durch unmerkliche Uebergänge verbunden wird, nicht we- sentlich genug unterscheidet). AnisotarsuSj die erweiterten Tarsen wie bei Anisodaclyba, von diesem aber durch einen spitzen Zahn im Kinn abweichend: hierher zwei Arten A- brevicoUis und lueviu^ 212 sculus aus Mexico; Gynandropns Drasiliensis , ' 0/>/tofii(s anyiulatns, Harpalus Mexicamis (schon von Dejean gebrauchter Artname); Wilkensü und pallipes, letztere beide aus Brasilien. — Eine grofse Anzahl der vom Baron Chaudoir beschriebenen Arten ist nach den Beschreibungen, die grofsentheils nur vergleichend sind, durch- aus nicht zu ermitteln : wie sehr auch passende Vergleichungen mit ähnlichen Arten das Erkennen einer beschriebenen Art erleichtern, können dieselben zur hinreichenden Bezeichnung derselben, besonders wenn, wie hier, nur einzelne Arten beschrieben werden, nicht wohl genügen, denn abgesehen davon, ob die zum Vergleich dienende Art richtig bestimmt ist, wie kann man, wenn nichts gesagt wird, als länger, breiter, gewölbter u. s. w. wissen, wie viel da- von als wesentlich betrachtet wird. Jedenfalls setzt der Verf. sol- cher Beschreibungen sich dem Verdachte aus, individuelle Abweichun- gen zu Artunterschieden erhoben zu haben. Ein neuer Procrustes, Pr. Duponchelii aus Aegypten, ist von Hrn. Barthelemy in den AnnaL de Soc. Ent. de Trance. Vol. VI. p. 245 beschrieben. Er ist in den I^liigel- decken schmäler als die übrigen Arten, und zeichnet sich aufserdem durch die in zahlreichen Furchen punktirten Flügel- decken aus. Ein neuer Apotomus , A. rufithorax, ist eben daselbst p. 445 durch Hrn. Pecchioli bekannt gemacht worden. Vom A. rufus unterscheidet es sich durch eine stärkere Längsfurche auf dem Halsschilde und weniger tief punctirte bläulich -schwarze Flügeldecken. Ein einzelnes Exemplar ist in einer Maremne Toskana's gefunden worden. Die Gattung Pteroloma ist vom Ref. aus der Familie der Caraben entfernt und ihr ihre Stelle in der Familie der Silphen, zwischen Agyrtes und Catops angewiesen worden. (S. dieses Archiv HI. p. 119). Die Europäischen Hydocantharen werden gegenwärtig sehr sorgfältig von Hrn. Aube in der Iconographie et hi- stoire naturelle des Colcopteres dEurope, die Boisduval unter den Anspielen des Grafen Dejean begonnen hatte, und die, war sie früher auch als blofser Auszug des gröfseren Dejeanschen Werkes von untergeordneterem Interesse, jetzt, wo nach dem Schlüsse der Caraben Dr. Aube die Bearbei- tung übernommen, aus den Händen dieses, durch eine in Frankreich fast beispiellose Schärfe und Gründlichkeit der Beobachtung ausgezeichneten Entomologen, als eine der ver- 213 dienstvo^Ilsten wissenschaftlichen Erscheinungen hervorgeht. Grofse Vollständigkeit kann dem Werke um so weniger ab- gehen, als der Verf. die reichen Pariser Sammlungen und na- mentlich auch die Dejeansche benutzt. Die Eintheilung der Ilydrocantharen betrefTend, hat Ilr. Aube die in den yGenera Dyticeorum** vom Ref. aufgestellten Gattungen angenommen, und einige Neue, die dem Ref. damals noch) nicht bekannt waren, eingeschaltet, in der Anordnung weicht er indefs darin ab, dafs er die lialiplen an die Spitze der Familie stellt. Von Haliplus sind 13 Arten beschrieben, die auch bis auf zwei in den „Käfern der Mark," des Ref. aufgeführt sind, jene zwei sind: //. aequatus aus dem nördlichen Italien, dem //. elevatus ähnlich, aber ohne erhabene Rippe auf den Flügeldecken, und H. badius durch länglichere Gestalt und gröfseren Kopf von //. ferugineus u. a. unter- schieden: von Cnemidotus aufser caesus^ eme zweite im südlichen Europa verbreitete Art, C. rotundatus Dalil. Die Gruppe der Dytisddes beginnt hier mit Paelohius (richtiger Velohius, wie Pelophila) Ilermanni^ dann folgt Cyhister mit zwei Ar- ten, Roeselii und dem auf den Italienischen Inseln häufig vorkommen- den C. Jfricanus Lap. der sich zwar in der nämlichen Form über ganz Africa bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung verbreitet', aber vom gewöhnlich kleineren, und oft auch etwas weniger länglichen südasiatischen C. lateralis (^Dyt. lateralis J^.), nicht wesentlich ver- schieden zu sein scheint. Dytiscus, 12 Arten, unter denen vielleicht der Südeuropäische D. Pisanus Lajwrte weniger allgemein bekannt sein mag, und deren Zahl sich noch etwas verringert, wenn man die beständig unter zwei Arten aufgeführten Weibchen mit glatten und gefurchten Flügeldecken vereinigt. Hr. Aube weiset die vom Ref. aufgestellte Ansicht zweier Formen vom Weibchen bei einzelnen Arten zurück, weil nicht bei allen, namentlich D. latissimns, punctu- latus und dimidiatus diese Eigenthümlichkeit bekannt ist; Ref. scheint es dagegen schon sehr viel zu sein, dafs so ausgezeichnete Arten, wie D. lapponicus und D. circumßexus (der auch von Aube als be- sondere Art beschriebene D. perplexus Dej. ist die Form der Weib- chen mit gefurchten Flügeldecken), darin mit dem D. marginalis und circumcinctus übereinkommen. Acilius mit drei Arten, von denen aber die zweite A. hrevis blos durch ihre kürzere Gestalt und abgekürzte innere Flügeldeckenfurche der Weibchen vom A. sulcatus nicht gut unterschieden werden kann, da der ümrifs des Körpers bei den Wasser- käfern nicht selten in gewissem Grade variirt, und häufig sowohl schmälere als kürzere Individuen, als die gewöhnliche Form ist, sich finden, und da die innere Furche der Flügeldecken beim Weibchen des A. sulcatus nicht inimer bis zur Spitze herabreicht, und also auch leicht einmal bald hinter der Mitte aufhören kann. Eunectes griseus 214 mit dem Hr. Aube, wie es auch schon früher von Brülle (lilst.nat. d. Ins. V. p. 222. iiot.^ geschehen ist, die in den Si/mO. F/tys. von Klug beschriebenen Nubischen Arten E, hehohis und succinctus, die sich nicht nur durch ihre Zeichnungen, sondern auch durch die damit zusammentreffenden abweichenden Längenverhältnifse des Halsschil- des vom jK. griseiis beständig unterscheiden, mit zu wenig Rücksicht auf die Umsicht ihres Gründers als blofse Abarten verbindet, liyda- ticus, zehn bekannte irrten enthaltend, unter denen zu der beim //, verructfer ausgesprochenen Ansicht, dafs den Männchen dieser Art die erweiterten Tarsen deshalb abgingen, weil sie deren zum Festhal- ten auf der rauhen Oberfläche der Weibchen nicht bedürften, be- merkt werden mufs, dafs das, was uns aus SchMxnlen als Männchen vom //. verrucifcr zugeschickt wird, und was Gyilenhal und Aube als solches beschreiben, nur Weibchen des H. zonatus sind, und dafs H. verruc/fer wahrscheinlich auch nur eine besondere Form oder Ausartung des Weibchen des H. %onatus ist, die sich selten unter den gewöhnlichen findet, und die vielleicht auch noch einmal bei uns aufgefunden wird, wenigstens nicht ganz auf den Norden beschränkt ist: Ehrenberg sammelte z. B. ein Exemplar unter anderen des //. %ona- tus auf dem südlichen Ural, Colymbetes beginnt Hr. Aube mit zwei Arten, wo das vierte Fufsglied nicht zusammengedrückt ist: C. coria- ceus und jmstulatus; unter den folgenden hat Hr. A. sich bewogen gefühlt, die Namen der beiden Paykulschen Arten striatus und fuscus zu vertauschen, Ref. hat aber in seinem oben angeführten Werke nachgewiesen, dafs der Dyt. striatus L. und F. der Gyllenhalsche D. JJogefnaiwi, dafs der Dyt. fuscus L. und F. der allgemein unter die- sem Namen bekannte, ( C. striatus Aube, mit dem der folgende C. Dahuricus leicht einerlei sein möchte), und dafs der Paykulsche 1). striatus, sowohl Linne als Fabricius unbekannt, von Degeer mit dem C. fuscus unter dem Namen Dyt. transverse- striatus zusammenge- worfen war, und der von Ref. dort unter dem Namen C. Payhuli auf- geführt ist. Unter den übrigen Arten wird für den C. conspersus der Name pulverosus vorzuziehen sein, weil der Dyt. conspersus Marsh. eine andere, unten noch zu nennende Art ist, und aus ähnlichem Grunde hat Ref. für den C. agilis den alten Bergsträfserschen Namen Listriatus aufgenommen, weil der D. agilis F. sich als einerlei mit dem llligerschen D. ohlongus ausgewiesen hat. Endlich ist der C. 7iotalicollis Aule identisch mit dem C. infuscatus des Ref. — lly- hius enthält aufser den bekannten Arten ater, Aguttatus, fenestratus, gültiger j angustior, fuliginosus und dem J. Pi'escotii Maunerh. aus der Gegend von St. Petersburg, (dem /. fenestratus sehr ähnlich, und, wie es scheint, weniger von diesem als vom /. suhacjieus des Ref. verschieden) eine neue, ./. ineridionalis, aus Süd -Europa, dem J. fu- liginosus verwandt, und in helleren Exemplaren, mo der braune Rand des Körpers breiter ist, auch von der Färbung desselben, so dafs er sich nur durch gröfsere, flachere, hinten weniger zugespitzte Form / 215 unterschoidet. Jp;nhus mit 38 Arten, unter denen (Nr. 6") J. Retchci\ ebenso wenig als (Nr. 7), A-dsshmlis St. von J. iih'<>üwsm (Nr. 5) we- sentlich verschieden zu sein scheint, (Nr. 13) A. sinuatus aus Arme- nien, von der Gestalt des A. inamfatus ^ (Nr. 12) und Zeichnung der Flügeldecken, wie sie wohl Exemplare desselben mit ziemlich viel Schwarz haben könnten, aber mit schwarzem Kopfe und Halsschilde (Nr. 19), A. suhnehulosus (^Cofynihet.siihnehidosus Steph.^, nach Spen- ce's Mittheilung der wahre Dytiscus conspersus Marsh., indefs wohl kaum mehr als Abänderung des A. hqnmctutKs (Nr. 18). Dann (Nr. 21) A. m^ricol/is Zoubk.; (Nr. 22) A. bmotatiis; (Nr. 23) A. Goryi; (Nr. 25) A. dilatatvs Brüll, und (Nr. 27) A. melas aus dem Süden, be- sonders dem Südosten von Europa, alle mehr oder weniger dem 4- guttatus (Nr. 24) und A. biguttatm {Ihjt. biguttatns OL Nr. 26) ver- wandt, von denen Ref. A. Goryi für hellere Abart des A. dilatatus, und A, melas durch seine schmälere Form kaum für hinreichend ver- schieden vom A. biguttatns halten möchte; endlich noch als neue Arten zu erwähnen, (Nr. 28) A. adpressus aus Daurien; (Nr. 29) jh Haeffneri aus Schweden; (Nr. 31) A. opacus aus Finnland; alle drei von Mannerheim benannt' und dem Verf. mitgetheilt; (Nr. 36) A. we- lanarius aus Rufsland, nach Dejeans Sammlung und (Nr, *38) A. So- lieri \ov\ Grenoble, die zu erkennen dem Ref. nicht geglückt, wenn A. Solieri, vom A. bipustulatus (Nr. 37) besonders durch kürzere, schmälere und an den Seiten mehr gerundete Form des Halsschildes unterschieden, nicht auf eine sonst auf der Höhe der Alpen vor- kommende, offenbar durch locale Einflüfse verkümmerte Form des- selben zu beziehen wäre. Copelatus, der Kenntnifs der nur auf exo- tische Arten gegründeten Gattung wegen durch die Cayennische Art C, siilcipennis Lap. (zu der als Weibchen C. strigipennis Lap. mit nadelrissiger Oberfläche, mit Recht gezogen wird) dargestellt, wo- bei Ref. darin, dafs die Gattung durch die von ihm aufgestellten, und auch von Aube sehr richtig aufgefafsten Merkmale (namentlich sehr leicht durch die platte, nicht kielförmig zusammengedrückte Proster- numspitze), nicht aber durch die gestreiften Flügeldecken zu cha- rakterisiren sei, dem Verf. um so mehr bestimmen mufs, als eine Anzahl von Arten, unter die namentlich Colymbetcs Veruvianus und maculatus Laporte gehören, sowohl in der breiteren Form als auch in der. ganz glatten Oberseite vollkommen mit Agabns übereinkom- men. Matus Aube, eine neue Ga'ttung von Colymbetes , mit der sie im Verhältnifs der Klauen der Hinterfüfse übereinkommt, durch dop- pelt gefurchtes prosternum, und durch tief ausgerandetes Kopfschild unterschieden, auf den Nordamerikanischen Colymbetes bicarinatus Say gegründet. Coptotomus Say, von den vorigen Gattungen durch ausgerandete Tasterspitze abweichend, ebenfalls nur eine Nordameri- kanische Art, den Dyt. interrogatus F. enthaltend. Anisomera hi- striata Brülle aus Chile, eine nach einem defecten weiblichen Exem- plar nur mangelhaft charakterisirte Gattung, die jedenfalls noch anders 216 benannt werden mufs^ da bekanntlich eine Zweiflüglergattung längst im Besitz des Namens ist. Noterus die drei bekannten Arten, cras- sicornis, sparsus (vom Ref. als Dijt. semtpimctatus F. nachgewiesen) und laevis. Hydrocanthus Say , durchaus exotisch, mit Noterus, im Habitus vollkommen übereinstimmend, durch einfache Fühler, stark beilförmiges Endglied der Lippentaster, und nach hinten sehr erweitertes und abgestutztes Prosternum unterschieden, durch H, grandis {Noterus grandis Lajmrtc^ vom Senegal erläutert. SujyJiis mit Hydrocanthus verwandt, aber viel gedrungener und kugliger, durch zweispitziges Endglied der Maxillartaster ausgezeichnet: S. cimicoides aus verschiedenen Gegenden Südamerika's, Laccojthllus, dahin L. mterruptus (£>. minutus F.), minutus {D. hyalinus Degeer'), testaceus, von Rambur in Andalusien entdeckt, den Ref. aber nicht vom ersten unterscheiden kann, und variegatus. Ueber die Hydropo- riden, von denen auch der Anfang vorliegt, soll im nächsten Jahr- gange im Zusammenhange berichtet werden. Ueber die Staphylinen im engeren Sinne hat Prof. Nord- mann in Odessa in den Memoires presentes ä VAcademie imperiale des Sciences de Saint-Fetershourg par divers sa- sans t. IF". unter dem Titel Synibolae ad Monographiam Staphylinorum eine Abhandlung veröffentlicht, die er schon vor mehreren Jahren bei seinem Aufenthalte in Berlin haupt- sächlich entworfen, und die sich gröfstentheils auf die hiesige Sammlung bezieht. Bei der so verspäteten Publication war es unvermeidlich, dafs vom Verf. als neu aufgestellte Gattun- gen und Arten inzwischen unter anderen Namen bekannt ge- macht oder die hier benutzten Namen auf andere Gegenstände angewendet wurden. Ref. dankt aber seinem Freunde, diese Arbeit nicht noch länger zurückgehalten zu haben, weil er selbst im Begriff steht, seine Bearbeitung der ganzen Familie dem Druck zu übergeben, auf welche Arbeit er sich dann auch bei der näheren Anzeige der Nordmann' sehen beziehen zu dürfen glaubt. Letztere umfafst die eigentlichen Staphylinen mit den zunächst verwandten Gattungen, und zwar die Abthei- lung, die Latreille unter der Section Fissilahra begriff. N, theilt diese Abtheilung in sechs Familien, nämlich Staphyli- niformeSf Platycnemidi/ormes, Tachyporiniforines, Lathro- hiiformes, Pinophilifonnes und Agraeform.es , welche nicht näher characterisirt sind, von deren jeder eine analytische Uebersicht der darin enthaltenen Gattungen gegeben ist. Der Gattungen sind überhaupt 30, von denen auf die erste Fami- 217 lie allein 19 kommen, zu deren Unterscheidung besonders die Gestalt der Lippentaster und Vorderfüfse, die Einlenkung und Form der Fühler, und selbst die Form und Pnnctirung des Halsschildes benutzt werden. Was letztere betrifft, die auch in der Stephens 'sehen Eintheilung eine grofse Rolle spielt, so kann ihr Gebrauch als systematischer Charakter wohl über- haupt nicht gerechtfertigt werden. Die Einlcnkung der Fühler ist in der ganzen Abtheilung am Vorderrande des Kopfes, und nur darin verschieden, dafs sie entweder weiter, oder nur eben so weit von einander abstehen als von den Augen, ein Unter- schied der Einlenkung aber, wie Hr. N. ihn nach Mannerheim annimmt, in der Art, dafs sie entweder zwischen oder vor den Augen Statt finde, ist so wenig anzunehmen, dafs die den bei- den Abtheilungen angehörenden Gattungen Gyrohypnus. und Eulissns sich durchaus nicht unterscheiden lassen. Die Form der Fühler ferner betreffend, erlauben sich einige Gattungen in dieser Hinsicht sehr merkliche Abweichungen, die theils in einer Reihe von Arten allmählig sich entwickeln, theils bei an- deren schroff dastehen, aber in der Art, dafs man bei dem ge- hörigen Ueberblick des Ganzen am Ende zu dem Resultate ge- langt, dafs die Form der Fühler (geknickte und gerade ausge- nommen) hier nicht Verschiedenheit der Gattung bedingt, son- dern nur als Eigenthümlichkeit der Art auftritt, daher Ref. z. B. auch Velleius nicht mehr als eigene Gattung anerken- nen kann. Eben so ist bei manchen Gattungen der allmäh- lige Uebergang in der Form des letzten Gliedes der Lippen- taster aus der cylindrischen zur beilförmigen zu merklich, um ihr den Werth durchgreifender Wichtigkeit zugestehen zu können. Die erweiterte oder einfache Form der Vorderfüfse endlich ist oft so wenig characteristisch für die Gattung, dafs alle möglichen Verschiedenheiten des Grades der Erweiterung in manchen natürlichen Gattungen sich vereinigt finden, ja selbst nächst verwandte Arten sehr bedeutende Verschiedenheiten in dieser Hinsicht zeigen. Von den 19 Gattungen der Sta- phylinen hat Ref. die Gattungen TngonopJiorus, Tympano- pliorus, Triacrus, Creophüus und Brachydirus mit Staphy- linus (jijythropterus) als Staphylinus, Anodus und Physe- tops mit anderen Arten von Staphylinus {olciis etc.), die. durch aus einander gerückte Hüften der Mittelbeine von den 218 vorigen abweichen, als Ocypus, Velleius mit den drei Pun- cten in den Rückenreihen dos Halsschildes fiilirenden Philon- 'then als QuediuSy Gyrohypnus und Eulissus nnter dem äl- teren Namen Xanthollniis vereinigt. Oxyporus hat Ref. aus derselben Rücksicht, wie die Lathrobien und Pinophilen, von der Gruppe der eigentlichen Staphylinen ausgeschlossen, die, in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Körperform, ein sehr wesentlicher Character den Paederen mehr annähert. Den Xantholinen aufs Nächste verwandt ist die letzte Familie des Verf., die die beiden Gattungen Agrodes und Araeocnemus enthält, die aber durch die Form der Taster nicht bestimmt genug verschieden, und die vereinigt mit Sterculia Laporte identisch sind. Im Einzelnen mochte noch zu berichten sein, dafs Hr. N. gröfs- tentheils mir die neueren Gattungen und Arten genauer beschreibt, die übrigen mit den Haupt-Citaten anführt, und zwar 1. Oxyjiorus, 4 Arten ; 2. Trigonophoriis (s. c), eine neue Art,' T. myrtilUnus, aus Brasilien; 3. Tympanophorus (s. o), ebenfalls eine neue Art T. ca- ll aticulatus ^ ebendaher; 4 Änodus (s. o.), Staph. morio Gr. und 2 neue, die aber nur die beiden Geschlechter einer Art sind; 5) Pe- lecyphorus (dieser Name ist indessen einer Heteromeren- Gattung zu Thcil geworden), den Oxyporus picipes Payk. enthaltend ; 6) Phy- setops (s. o.) tataricus Mannerh. \Staph. tataricus Pall?); 7) Astra- paeiis lllmi Gr.; 8) Velleius dilatatus (s. c); 9) Cordylapsis, eine Art enthaltend, C. tuherculatus genannt, wo \ielleicht durch Schreib- fehler Sumatra statt Surinam als Vaterland angegeben ist. Dieser Käfer ist aber nicht neu, sondern er ist Staph. pllosus F. Ol, auch von Laporte unter dem Namen Smilax americanus beschrieben, da aber Smilax als Pflanzenname gar zu famös ist, um in der Ento- mologie angenommen werden zu können, wird uns wenigstens der von Nordmann gegebene Gattungsname noch immer zu Statten kom- men. 10. Triacrus (s. o.), eine durch etwas gesägte Fühler und na- mentlich durch dreispitziges Endglied derselben ausgezeichnete Form der Gattung Staphylinus aus Brasilien, die Hr. Pr. N. durch ein Wunderliches Mifsverständnifs einer aus der Langsdorf 'sehen -Samm- lung herrührenden, dem Käfer untergesteckten Notiz, die augenschein- lich nur an den Velleius dilatatus Leach (durch Schreibfehler stand dilatus auf dem Zettel) erinnern sollte, dilatus Leach nennt; 11. Creophilus (s. o.) mit 8 Arten, unter denen 3 (brasilische) neu; 12. Staphyliims , worunter 83 Arten angeführt sind, von denen Ref die ersten 49 gröfstentheils unter Staphylinus , die folgenden unter Ocy- jpw* begreift, und aufserdem noch u. a. bemerkt, dafs St. infuscatu^ aus Mexico nicht verschieden ist vom St. versicolor, dafs St. atrox^ nicht aus Mexico , sondern aus Brasilien, der St. Buquetä Lap., und 219 St. velutinus der St. dimidiatus Lap. ist, und dafs das beim St. jiU cipemiis angegebene Vaterland Ausiralia in Austria zu verbessern ist, der Name piapennis auch dieser Art nicht erlialten -werden kann, da der verwandte St. aeneoccpliabis Def^eer der St. p/'c/peiutis F. ist. Die folgende Gattung Fhilonthus enthält 102 Arten, zweckmäfsig auf die Gyllenhalsche Art nach den Puncten auf dem Halsschilde ge- ordnet, über die hier nur die Bemerkungen herausgehoben werden kiinnen, dafs der als Fh. laininatus beschriebene der St. intermedius Dej., der PÄ. viridanns Esc/i. des Verf. aber der eigentliche laminatus ist, dafs PA. coervleipetmis Mannerh. aus Nordamerika wirklich einerlei mit dem Europäischen Stnph. cyanipennis F. ist, und dafs die Ver- schiedenheit des Vaterlandes dieser Identität nicht entgegensteht, da eine sehr bedeutende Anzahl von Staphylinen aller Abtheilungen und fast aller beträchtlicheren Gattungen, namentlich auch eine nicht ge- ringe Anzahl PhilontUen, unter denen z. B. PA. aeiiens ebenso häufig in Nordamerika als in Europa vorzukommen scheint, beiden Erdtheilen ge- mein ist. 14. Gyrohypnus , worunter 32 Arten aufgeführt, von de- nen aber 6'. procerulus und die ganze Abtheilung der G. pkilonthi- formes, nämlich xanthoJoma, nanus, splendidulus, aterrivms, nigritulus richtiger unter Philoiithus stehen, und von denen man den ersten um so weniger hier suchen würde, als der nächst verwandte fucicola Leach unter Fhilonthus beschrieben ist. 15. AcyJophorus, eine sehr ausgezeichnete neue Gattung mit gebrochenen Fühlern und mehr Ta- chyporenartiger Gestalt, von der eine einheimische und eine Brasili- sche Art beschrieben sind, die erstere A. Ahrensü Nordin. aber der in der Lacordeireschen Fauna von Paris beschriebene Staph. glabri- collis Dej. ist. 16. Eulissus (s. o.). 17. Belonuchus eine neue, von N. auf den Staph. haemorrholduVis F. gegründete Gattung, der Ref. aber eine etwas weitere Ausdehnung gegeben, indem er darunter eine Anzahl exotischer, namentlich Amerikanischer Staphylinen begreift, die in der Stellung der Mittelbeine wohl mit dem Staph. rufipennis Grav. übereinkommen, und von Fhilonthus sich fast ^nur durch die Bedornung der Schenkel unterscheiden. 18. Brachydirus (s. o.) eine £///w*artige Form von Staphylinus mit besonders breiten Vorderfüfsen , hier nur noch eine einzige Art B. xanthocerus aus Brasilien zählend. 19. Flatyprosopus , aufser dem P. elongatus ist noch eine zweite, Fl. nubicus Kl., senegalensis Dcj. imter dem Namen Fl. Beduinus beschrieben. 20. Flatycnenuis lateritius, eine auffallende Form, die indefs mit Cordylaspis in der nächsten Verwandt- schaft steht, und die bereits von Laporte unter dem Namen Haemato- des bicolor bekannt gemacht ist. 21'. Trichopygvs , eine neue, auf Staph. sulmliformis Gyll. gegründete Gattung, die aber mit Hetero- tops Steph. zusammenfallen wird, und der Tachinus dissimilis und Apunctulus Gr. tngehÖren, ersterer mit dem Staph. subuliformis Gyll. letzterer mit dem Tr. pujnilio Nord/n. identisch. 22. Adelobium bra- chypteruin vom Cap, seitdem auch durch Laporte als Dolicaou luthro- IV. Jahrg. 2. Band. ^"^ 220 hioides bekannt geworden. 23. Lathrobinm , unter denen das Nord- amerikanische L. lovgfusculum der Knochschcn Sammlung wirklich ■von dem Portugiesischen der Hoffmannseggschen verschieden ist, das folgende L. hicolor Gr. zu Cryptobium, die letzten, L. obsoletum, rufiventre, beide von Berlin, und h. rnfescens aus Nordamerika mehr zünden Paederen, und ZM^ar zur Gattung Lithocharis gehören, das letztgenannte sogar vom Paedervs corticinns Grav. nicht verschieden ist. 24. Cryptobium, aufs er dem Cr.fracHcorne die beiden Nordame- rikanischen Lathr. palUpes Grav. und Cr. latebricola N. enthaltend, welche von Dejean mit eben so wenig Recht von Cryptobium abge- sondert, als mit dem Latreilleschen Namen Stiliais belegt werden. 25. Achenium mit den Arten A. depreasum und anale. 26. Pinophi- lus latipes und eine neue Brasilische Art P. palmatus. 25 Araeo- cerus, von der vorigen Gattung durchaus nicht verschieden, A. niger aus Südbrasilien. 28. Gymmirus, wohl ohne Zweifel identisch mit Taenodema Laporte, zwei neue Arten aus Para, 29. Agrodes elegans (eben daher) endlich, von der 30sten Gattung Araeocnemus (Stercu- lia Lap^ eben so wenig wie die aufser dem A. fulgens {Staph. ful- gens F.') beschriebenen Arten A. flagelUcornis und pubescens unter sich und von Sterculia formicaria Laporte zu unterscheiden. Die vorliegenden Hefte der Histoii'e naturelle et Icono- graphie des Insectes Coleopteres der Herren De Laporte, Grafen von Gast ein au und Gory enthalten Fortsetzungen ihrer Monographie der Bupresten und zwar mit einem Reich- thum von Arten die Gattungen Belionota, Stigmodera, Po- lycesta, Chrysodema und den Anfang von Buprestis. Von Belionota sind sechs Arten aufgeführt, unter denen zwei, B. Westermanni aus Guinea und B. sumptuosa von Java neu; Sti- gmodera in mehrere Untergattungen getheilt, nämlich 1. Stigmodera mit sechs grofsen Neuhoiländischen Arten, z. B. grandis und macu- laria. 2. Temiiognatha mit 14 Arten aus Neuholland, bis auf einige der St. variabilis nahe verwandt, zum Theil auch gewifs nichts als •weniger gewöhnliche Abarten derselben (als St. YarelUi, nigripennis, sanguinipennis , limbata, Donovani und unifasdata, vielleicht auch amabilis und Spencei und Reichet, wo die rothe Farbe an den Seiten des Halsschildes ganz geschwunden wäre). 3. Castiarina, 36 kleinere bunte Arten aus Neuholland, unter denen, wenn man erst grÖfsere Reihen von Individuen vor Augen hat, sich gleichfalls viele als blofse Varietäten nachweisen lassen werden. 4. Curis drei Neuholländische Arten, 5. Conognatha^ 28 grÖfstentheils Brasilische Arten, von de- nen indefs *SY. gracilis das Männchen von St. amoena, so wie St. haemorrhoidalis das der St. equestris , ferner St. covsimilis eine Ab- änderung von St. excellens, St. patricia eine neue Art, und die St. trizonata des Vörf die von Klug beschriebene Bup. patricia, ferner 221 \ * St. fasdata Abänderung; von Bt. miles, St. punctifera und superba von St. principalis, St. Mac- Leayi yon St.vuhierata sind, St. auricoU lis endlicirnicht in St. Domingo, sondern ebenfalls in Brasilien ein- heimisch ist. 6. Calodema, eine prächtige Neuholländische Art. — Von Polycesta sind sieben Arten aufgeführt, von denen die beiden ersten allgemein bekannt, und zwar die erste die Westindische Art, die hier P.porcata heifst, in unserem Museum aber crihrosa genannt ist, weil B. porcata F. einerlei ist mit der zweiten Cayenneschen, Bupr. depressa L. Von den übrigen Arten sind zwei von Mexiko, eine aus Brasilien, eine aus Aegypten und eine aus Madagaskar. — Die Gattung Cfirysodema enthält 33 Arten gröfstentheils von den Sun- da- Inseln und Neu -Guinea, unter denen Bupr. elegans, smaragdula und farinosa F. und B. sulcata Thunh. die vier Hauptformen re- präsentiren, die sich wohl als Gattungen trennen lassen möchten, von den Verf. aber nicht einmal als Abtheilungen erkannt sind. Chr. Sonner ati ist gewifs nichts anderes als Bupr. mutahilis Ol. (eine Chrysochroa), Chr. Rouxi scheint die Bupr. Dahnanni Esch. zu sein, und Chr. farinosa der Verf. ist nicht die Fabricische Bupr. farinosa, die mit seiner Bup. ventricosa einerlei ist, mit der auch die Chr. ventricosa, seniipurpurea, auro-impressa und Timorensis der Verf. zu- sammenfallen. Bup. corrusca F. aus Jamaica kann nur ihrer brillan- ten Farbe wegen von den Verf. in diese Gesellschaft gebracht wor- den sein. Von Buprestis kommen die drei Untergattungen Eu- ~ chroma, Chalcophora und Psiloptera vor. Euchroma hat aufser der Bupr. gigantea L. eine zweite Art, E. Goliath aus Mexico; Chal- cophora hat 10 Arten, unter denen B. liberta nur Abänderung von B. Virginensis, B. borealis aber die wahre B. liberta Germ., ebenso B. Lefebvrei Abänderung von B. stigmatica, und B. bisulcata die B. fusca von Herbst und auch wohl die von Fabricius und Olivier ist. Von Psiloptera sind die Südamerikanischen und Capensischert Arten abgehandelt, unter denen B. morbillosa schwerlich die gleich- namige Fabricische, B. equestris wohl die Oliviersche, aber ebenfalls nicht die Fabricische: dagegen B. fulgidu die B. equestris F. und B. Reichei nur eine kleine Abänderung derselben ist. B Hoff-^ manni hat viel Aehnlichkeit mit einem kleinen ExempK '-.von B. at- tenuata; ferner ist B, aurifera der Verf. schwerlich von der fol- genden B. torquata Dalm. verschieden, während B. aniethystlpes der Verf. die eigentliche B, aurifera F. OL ist. Ein wichtiger Beitrag zur Kenntnifs der Familie der Bu- presten ist ferner die vom Grafen Manner heim im achten Hefte des Bulletin de la Societe Imperiale des Tilaturalistes de Moscou, Ann. 1837, gegebene Aufzählung der Bupre- sten. Die Gattungseintheilung vonDejean und Solier ist zum Grunde gelegt, doch läfst der Verf. die Gattungsunterschiede 15* 222 auf. sich beruhen. Nene Arten dagegen sind mit Genauigkeit beschrieben. Aufgeführt sind von Sternocera 5 Arten, von Julodls 20, und in ei- nem Nachtrage noch 2 Arten, darunter neu /. Laporti vom Cap (indefs wohl kaum von /. Klngii Laporte verschieden), .7. Faldermanni aus ArAienien, J. Bohemanni aus Syrien, /. Jveiiii aus Candien, /. Kö- w/^'zV aus Nord africa (Bona), und /. ÄV/re/zV// aus Turkestan. Jcniaeo- dera, 1*2 Arten, darunter A. scalaris und implnvüita aus Mexico und die aufserdem im Anhange beschriebene Ä. Versica von Astrabad neu. Catoxaniha 1 Art. Chry.sochroa 3 Arten. Cyria 2 i\rten. aSV^- rmpis 3 Arten. Euchrofria 2 Arten, darunter die E. Colmnhica aus Venezuela identisch mit Bup. Goliath Lap. et Gory aus Mexico. Stlgmodera 7 Arten, darunter St. obscuripennis aus Neuholland, und St. Lebasll aus Neu -Granada neu; St. muHcollls unter demselben Namen von Laporte und Gory beschrieben; St. carlnata identisch mit B. vulnerata Perty. Polycesta 1 Art. Conognatha 3 Arten, dar- unter C. sfmgulnipennis einerlei mit der St. Nero der Laporte- Goryschen Monographie. Chalcophora 4 Arten. Lampetis 3 Arten. Evides eine Art, Bupr, Dalmanni Esch. Frlstlptera 3 Arten, davon P. subsimills und irldea aus Brasilien neu. Chrysesthes 3 Arten. Psi- loptera 10 Arten, darunter P, unrißua die Bup. dlves Germ., P. va- riabilis als P. instubüls Kl. von Laporte und Gory beschrieben. P. Würtemberf^ü , die Bup. aurifera F. Ol., P. pilo.so -maculata und P. seriata, beide, auch die letztere, bei der fragvs^eise Sibirien als Vaterland angegeben, aus Brasilien und die im Anhange beschriebene P. Cor^wrica von den Comorischen Inseln, wohl neu. Capnodis 6 Arten. Dlcerca 14 Arten, unter denen D. scabrosa aus Sicilien vielleicht die B. car- violica F. ist. Poecilonota 4 Arten. Polybothrys 5 Arten. Buprestis {Ancylochira) 19 Arten, davon B. argentata aus Turkestan, B. sa- ginata aus Mexico, B. Mannerheimü Dej. von St. Domingo, neu; B. Dalmatina, nur Abänderung der B. pimctata. Selagis eine neue Art S. Spencei aus Neuholland. Melanopkila 10 Arten, davon M. longipes Say aus Nordamerica, M. aequalis Koll. aus Dalmatien, M. chryso- lonia und i»/. prasina, beide aus dem Innern Brasiliens, neu. Cliry- sobothrys 21 Arten, darunter C. rugosa, fraterna, hexastigma (aus Turkestan), bellula, fulgurata (aus Moxico) und Goryi als neu be- schrieben , C. rugosa indefs die Bup. impressa F. und C. fraterna Abänderung derselben, C. Goryi die aurolineata von Laporte und Gory. Colobogaster 2 Arten, darunter C. multistigmosa aus Mexico, neu. Belionota 2 Arten. Cratomerus 1 Art. Anthaxia 22 Arten, darunter A, contempta vom Cap , A, praeclara aus Dalmatien und A. podolica aus Podolien neu. Cyphonotu 1 Art. Sphenoptera 17 Arten, darunter .S'. hypocrita vom Caucasus neu, S. cupraria gewifs nur Abart der vorhergehenden S. Karelini, welche Pallas' Sammlung zufolge Bupr. aurichalcea Pall. ist. Ptoüma eine Art. Strigoptera 1 Art. Polychroma 1 Art, 1 -maculata aus Neuholland. Hyper- V 223 untha, 2 neue Arten aus Brasilien» //. Menetrtesü und H. sufigni- noaa, letztere aber, obgleich der an der Spitze scharf gesägten Flü- geldecken keine Erwähnung geschieht, unbedenklich einerlei mit der B. cnrdinafis Don., Langsdorjil Klu}>-, speculigera Verty. Lasionota 1 neue Art, L,. ifasciata aus Brasilien. Aniorphoaoma 1 Art. Steno- f^astdtr 3 Arten, davon .SV. nuhila aus Neu Granada und St. murina aus Brasilien neu. Ägriliis 32 Arten, von denen A. caudatiis B^pr. imütisidnosa Kl.f A. argutulus Bupr. chrysosticta Klug, A. flavoU- neatus Bupr. hilineata Weher: A. niendax von Petersburg, A. Sahl- bergii aus Finnland, A. laetefrons aus Georigen, A. suhuliformis aus Volhynien, und A. nanulua als neu beschrieben sind. Brachys 4 Ar- ten, davon B. ßoccosa aus Mexico und B. guttuluta aus Brasilien, neu. Tracliys 4 Arten. Aphanisticus 1 Art. Herr Marchese Max. Spinola, stellt in den Annail. d. l. Soc. Eni. de France VI, p. 101 Untersuchungen über die Gattung Latipalpis Sol. an, und löfst sie in die Gattungen Dicerca {Bupr. aenea, etc.\ Latipalpis (B, Pisaria), Lam- pra {B. conspersa und rutilans), Perotis QB. luguhrisX Lampetis {B. hioculata), Polyhothrys {B. sumptuosa) und Apateum {B. Luczoüi) auf. Charactere dieser Gattungen ge- ben die feinen Unterschiede in der Gestalt der Fiihlerglieder, des Schildchens, des Halsschildes, der Endigung der Flügel- decken und der Hinterleibsspitze bei beiden Geschlechtern, Charactere, denen man nur Zutrauen abgewinnen kann, wenn man wenige Arten kennt, an denen man aber verzweifeln mufs, wenn sie auf eine grössere Zahl angewendet werden sollen. Lampra ist die einzige, deren Trennungsich rechtfertigen läfst. Neue Arten sind näher beschrieben, nämlich Perotis striata aus Africa, Verotis Buqaetii aus Chile (nicht Cayenne), welche freilich manche Eigenthümlichkeiten zeigt, und für welche auch Herr Sp. eine eigene Gattung Ectinogofiia vorzuschlagen nicht verfelüt, Poly- bothrys ancora und Q-foveolota beide aus Madagascar. Eine neue Anthaxia, ähnlich in der Färbung der A. Sa- licis, aber von mehr cylindrischer Form, in der Gegend von Florenz auf Chamillen -Blumen gefangen, ist unter den Na- men A. Passeriniiy in den Annal. de l. Soc. Ent. de France \ol. VI. p. 441 von Herrn Pecchioli beschrieben worden. Ueber die ersten Stände einer dem Agrilus viridis ver- wandten Art berichtet Herr Aube in den Annal. d. l. Soc. Ent. de France VI. p. 189. Er fand im März die Rinde junger Birken, die zum Theil schon zu Grunde gegangen vva- 224 ren, ganz ^unterminirt von Käferlarven, die sich im Juni in den oben bezeichneten Jigrilus verwandelten. "Wir sind in- zwischen von der Naturgeschichte und der Wirksamkeit dieser Thiere zwar durch Ratzeburg unterrichtet worden, es ist aber doch nicht uninteressant, die forstliche Wichtigkeit dieser Thier- clien auch von anderen Seiten her bestätigt zu sehen. Aus dem Vorkommen in Birken ist es wahrscheinlich, dafs die von Hrn. Aube beobachtete Art die sei, der Ratzeburg unter dem Namen B. Betiäeti gedenkt. Ueber die Cehrionen hatte man die Bemerkung gemacht, dafs sie beständig nach einem Gewitter zum Vorschein kamen. Hr. Graells in Barcelona berichtet näher, dafs es weniger die Gewitter sind, als die sie begleitenden Regengüsse, die das Erscheinen der Käfer bedingen, indem im Spätsommer, wo die Cebrion.en sich entwickeln , durch die vorangegangene Hitze und Dürre die Erdrinde zu fest ist, um von den unter den- selben verwandelten Thieren durchdrungen zu werden, die also erwarten, bis der Boden vom Regen erweicht ist, um in grofser Masse zum Vorschein zu kommen. Gewöhnlich kom- men diese Gewitterregen und unmittelbar nach ihnen die Ce- brionen im August, indefs verzögert sich das Erscheinen der letzteren öfter bis in den September, und selbst in den Octo- ber, wenn die Dürre so lange anhält, und es können die Thiere in einem Jahre wohl ganz ausbleiben, wo die Gewitter ohne hinreichenden Regen vorüberziehen. In so grofser Menge die Cebrionen auch nach einem Regengusse erscheinen, sind sie doch in sehr kurzer Zeit ganz wieder verschwunden. Die Weibchen halten sich auf dem Boden versteckt und sindüberhaupt seltener als die Männchen, man kann sie aber leicht auffinden, wenn man die sie aufsuchenden Männchen beachtet. Häufig sitzen die Weibchen so versteckt in ihren Löchern, dafs nur das Hinterleibsende hervorsieht, und die Copula erfolgt, ohne dafs die beiden Individuen einander ansichtig werden. Die deutschen Arten der P'amilien der Tillen und Ptinen hat Hr. J. Sturm im elften und zwölften Bändchen seiner treff- lichen Fauna Deutschlands mit grofser Genauigkeit und Sorg- falt abgehandelt, und Gattungen sowohl als bisher unabgebildete Arten, wie in den früheren Bänden, mit wohlbekannter Meister- hand abgebildet. 225 Von Tilins sind 5 Alten aufgeführt, von denen T. amhulans wohl unbedenklich als Männclien des T. eUmi^atus angenommen wer- den kann, T. hyalinus eine neue, aber ungewifs (-) wirklich deutsche Art, T. albofasciatus Cliarp. endlich allem Anschein nach ein Cylidjus. Notoxus, 3 Arten, darunter eine dem N. niollis ähnliche neue N. do- mesU'ciis St. Trickodcs, 3 Arten. Cfenis, 4 Arten. Corynetes, 5 Arten, darunter zwei neue, C. rujicornis und chalybeus, indefs ist der hier beschriebene C. violaceiis einerlei mit chalybeus ^ nicht aber der ächte C. violaceiis, wie ihn Gyllenhall beschreibt. EnojjUum, Lymexylon, Hylecoetus, je eine Art. VtiUnus, 2 Arten. Xyletinus, 5 Arten, darunter eine A. nmrinus noch unbeschrieben. Ochina, 2 Ar- ten. Anobitun, 22 Arten, AsLXxxwieT fidviconie, Vini, lo?igtcor?ie und nigrinum neu, dagegen A. paniceum und miimtum, und ebenso A. cinnamomeum und brunr.eum identisch, üorcatoma mit 6 Arten, unter denen D. ajjivis ganz neu, D. chrysomelina und ßavicornis {Bruchus ßavicojnis F.) früher meist mit D. Dresdens/s verwechselt. Hedobia mit 3 Arten, indem die Gattung an Pt. imyerialis und re- galis einen Zuwachs erhalten. (Jibbrnm, 1 neue Art. Me%iu?u (nicht wesentlich von Gibblum unterschieden) mit einer Art, die mit Curtis irrig für Pt. sulcatus F. gehalten wird, und für die man besser den Nia- men offne Ullrich annimmt. Ptinus endlich mit 16, darunter 9 neuen Arten, von denen indefs Pt. coarticollis einerlei mit dem Pt. germa- ims llligers, und Pt. subpilosus Abänderung von Pt. pallipes ist. Unter dem Titel The Colcopter ist's Manuel containing ihe Lamellicorn heetles of Liniieus and Fabricius hat Hr. Hope einige Mittheilungen über die Familie der Lamellicor- nen gemacht, die sich zunächst auf eine Revision der von Linne und Fabricius aufgeführten Arten beziehen, mit An- gabe der jetzigen Gattungen, denen sie angehören, wobei man über Arten der Bankschen und anderer englischen Sammlun- gen nicht so viel Aufschlufs erhält, als es bei manchen zwei- felhaften zu wünschen gewesen. Die gegebene Zusammen- stellung ist indefs nicht nur sehr übersichtlich, sondern auch noch durch manche interessante Bemerkungen näher erläutert. In einer zweiten Abtheilung des Werkes giebt Herr H. die Charactere einer Anzahl neuer Gattungen der Gruppen der Dynastiden, Melolonthiden und Sericiden, und zwar ganz in der Weise seines berühmten Landsmannes Mac Leay, indem er einzelne ausgezeichnete Formen als Genera hervorhebt, und den Systematikern zur Disposition stellt. Die Gruppe der Dynastiden ist bisher wenig genauer untersucht, bietet aber sehr merkliche Verschiedenheiten in Bau des Mundes dar. 226 die bei der Anordnung im hiesigen Museum durch Hrn. Geh. Rath Klug in der ganzen Abtheilung aufs genaueste verfolgt, und die auch vom Verf. unter den Characteren der neu auf- gestellten Gattungen beständig benutzt sind. Diese sind hier 1) Megaceras {Geotrup. Chorinaeus). 2) Enema (^Geotr, Enema F., von Kirby Enema infundihuliim genannt, ferner 6r. Pan und quadrispinosus F.y 3) Cheiroplatys (^Geotr. truncatus F.). 4) Chalcosoma (Geotr. ^tfas und Cauca- sus F., Dyn. Hesperus Er. und Sc. Chiron OL). 5) Stra- tegus (G. uiloeus mit einer grölseren Anzald verwandter Ar- ten). ()) Coelosis (G. hilohus F.). 7) Xyloryctes (0. Sa- iyriis F. ). 8) Syrichihus ( G. Syrichtus und Aries F.). 9) Temnorhynchus {G. retusus F.). 10) Bothynus (G, Cuniculus F.) und 11) Isodon (wohin eine neue Art J. Au- stralasiae aus Neuhoiiand). Aus der Gruppe der Melolon- thiden sind die Gattungen: 1) Lepldiofa (ilf. Stigma, rorida und tomentosa F.). 2) Holotrichia (M. serrata F. — Der von Kirby vorgeschlagene Gattungsname kann nicht wohl be- nutzt werden, weil seitdem von Burmeister eine Reduviengat- tung Ilolotrichius benannt wurde). 3) Lachnosterna (M. fervida F.). 4) Aplidia {M. transversa F.). 5) Cephalo- trichia {M. alopex F.). ()) Macrophylla {M. longicornis Hbt). 7) Stethaspis {M. suturalis F.). 8) Microdonta (M. Pini F. Auch dieser Name wäre des lange vorhandenen Microdon wegen zu vermeiden gewesen). 9) Rhomhonyx (^M. holoscericea F.) und endlich aus der Gruppe der Sericiden die Gattungen: 1) Calonota {M.festiva F.). 2) Liparetra M. Sylvicola F.) und 3) Macrosoma {M. glacialis F.) nä- her beschrieben. Die Gattungen unter den Melolonthiden sind schwerer festzustellen, als es den Anschein hat, und es nützt wenig, wenn man, wie die Engländer es machen, einzelne Arten als Typen von Gattungen heraushebt. Hier finden sich freilich Gattungsunterschiede, die evident genug sind, aber un- tersucht man eine Menge von Arten auf diese Charactere, so sind dieselben leider sehr wenig beständig, und es wird oft unmöglich, zwischen zwei und mehreren solchen Gattungen natürliche Grenzen zu finden, da Merkmale als ein langer spiefsförmiger Fortsatz zwischen den Mittelbeinen, verschie- dene Zahl von Blättern und gar von Gliedern an den Fühlern 227 u. dergl., hier nicht immer mehr bedeuten als Artunter- schiede, und selbst die Diflferenzen in den Mundtheilen, die hi^uptsächlich auf der verschiedenen Insertion der Lippentaster beruhen, mit den sonstigen augenscheinlichen Verwandtschaf- ten der Arten in keiner Beziehung zu stehen scheinen. Auch der Bildung der Klauen darf man keine zu grofse Wichtigkeit beilegen, wenn man Gattungen ermitteln will, die in der Na- tur begründet sind. Die oben aufgeführte Gattung Rhoiribo- nyx, sondert nicht nur die M. holosericea, sondern auch die M. aiiraia F. und selbst M. Junil Duft, von den öfter zum Verwechseln ähnlichen Arten ächter Anomala ab, und sind die Klauen abgebrochen, weifs man auch nicht am geringsten Merkmal, ist die Art eine Anomala oder Rhombonyx. Da dürfte freilich der Unterschied zwischen Euchlora und Ano- mala wichtig genug erscheinen, wenn neben der sonstigen vollkommensten Uebereinstimmung eine Anomala, wenn sie nur eine gewifse hellgrüne Farbe hat, keine Anomala mehr, sondern eine Euchloi^a ist. Die Charactere, die in einer Fa- milie Alles bedeuten, haben oft in einer anderen gar keinen Werth, und nicht wohl ist recht zu bestimmen, ehe man eine Abtheilung im vollen Zusammenhange untersucht hat, welche Merkmale in derselben von entscheidender Wichtigkeit sind. Es ist also zu hoffen, dafs weitere Forschungen am Ende auch die wesentlichen systematischen Unterschiede zwi- schen den verschiedenen Formen der Melolonthen aufdecken werden. Zuletzt beleuchtet Hr. Hope noch die kleine Gruppe der Goliathe und neben der Beschreibung einer neuen Art dieser riesenhaften Form, Gol. Princeps Hope, mit dessen schöner Abbildung das Werkchen geziert ist, des zweiten bekannt ge- wordenen Weibchen, beschränkt er die Gattung Goliathus auf die gigantischen Guineischen Arten, und stellt für G, Poly- phemus die Gattung MecynojJiina, für G. micans: Dicrano- rliina und für G, Heros Latr. u. s. w. : Rhomhorhlna auf. Es ist sehr augenscheinlich, besonders in dieser Parthie die Anordnung der Arten bei Gory und Percheron wenig ge- rathen, es bedarf aber die Benutzung der sich darbietenden Unterschiede der Cetonien wohl einer besonderen Vorsicht, 228 ^ . wenn, bei einseitigem Verfahren z. B. Cetoiila aurata und fastuosa als Gattungen getrennt werden niiifsten. In der Transact. of the Eniomol. Soc. of Lond. IL p. 42 hat Hr. Hope aus der eigenthiimlichen Form des Geotrii- pes claviger F. die Gattung Golofa gebildet und 7 Arten derselben aufgeführt. Am ausgezeichnetsten ist die aus dem United Service Museum unter dem Namen G. Porfe/7 beschriebene und abgebildete, sowohl wegen ih- rer Gröfse als wegen ihres langen aufrechten Kopf- und Halsschildhornes. Sie ist auch von L e b a s bei Bogota aufgefunden und es geschieht ihrer in den Annal. de l Soc. Eut. de France VI. p. XL VIII. unter dem Namen Scarabaeus Dejeani Buq. Erwähnung: wenn auch bis jetzt noch unbenannt, läfst sich diese merkMÜrdige Art doch nicht als neu betrachten, denn Petiver hat sie bereits abgebildet {Oj). Hist. nat. sp. L pl 139 f. 4). Sollte es nicht passender sein , sie Petiveri zu nennen? Wenn man bedenkt, wie verschieden entwickelt die Männchen der Geotrupen sind^ könnte man vielleicht auf den Gedanken kom- men, diesen Käfer für ein besonders stark ausgebildetes Männchen des G. Aegeon F., der in denselben Gegenden einheimisch ist, zu halten, w^ogegen jedoch Vieles, namentlich auch die Richtung des Kopfhorns, welches hier fast gerade, dort je länger, desto mehr ge- krümmt ist, und die Behaarung der Unterseite, hier sparsamer ab- stehend und fuchsig, dort dichte anliegend und greis, spricht. "Was die zweite Art, G. Incas, mit kurzem aufrechtem spitzem Hörn desHalsschildes betrifft, so ist sehr zweifelhaft ob darunter die viel aus Mexico kommende Art, die meist für G. hastatus F. gilt, verstanden wird, zumal bei dieser die Färbung des Weibchen ganz schwarz zu sein pflegt. Dann folgen G. Aegeon, claviger und hastatus, letzterer gewifs eine Abart des vorigen mit minder ausgebildetem Hörn des Halsschildes, dann G. Fizarro Hope aus Mexico, dem Claviger ver- wandt, aber kleiner, mit senkrecht aufsteigendem Hörn des Halsschil- des, und endlich G. Guildinii aus St. Vincent, vom vorigen durch sparsamere Behaarung der ünterseife verschieden. — Der Name 6*0- lafa ist spanisch, und soll nach der Hrn. Hope gewordenen Angabe zur Bezeichnung der ersten Art in Venezuela gebräuchlich sein. Nach Hrn. Moritz Bemerkung aber wird daselbst nichts Anderes so ge- nannt als Stechfliegen. Es wäre daher wohl sehr gut, wenn man diese vox harbara wieder aufgäbe. Durch Hrn. Baron Feisthamel ist in den Annal. d. L Soc. Ent. de France VI. p. 257 das Weibchen des Pachy- pus excavatus bekannt gemacht, und mit seinem Männchen t. S.f. 14. 15 abgebildet. Es ist sehr merkwürdig durch den vollkommenen Mangel von Flügeln und Flügeldecken und 229 steht hierin dem des Drüus zur Seite, ohne dessen Larvenähn- lichkeit zu theilen. Ausserdem unterscheidet es sich von dem Männchen, aufser in der Gestalt der Fühler und Beine, durch ein mehr halbkreisförmiges und nicht ausgehöhltes Ilals- schild. Es ist hier von dem Corsischen Pachypiis, der Art, dieOlivier abgebildet hat, die Rede. Der Fabriciusclie Geo- trupes dxcavatus scheint mehr mit der Sardinischen überein- zustimmen, und ist- also von jenem verschieden. Eine dritte gröfsere ganz schwarze Art ist in Sicilien zu Hause, und von dieser soll auch schon das dem des Corsischen ganz entspre- chende Weibchen gefunden worden sein. In einem Bericht über die Melasomen, der sich auf die Leistungen der Hrn. So Her und Guerin bezieht, beschreibt Hr. Fischer von Wald beim folgende neue Arten: Sternodes KareUni eine neue, aus ^&m Tenehrio caspicus des Pallas gebildete Gattung, die mit Pimelia zwar nahe verwandt, aber durch das breite nach hinten vorspringende Prosternum ausgezeichnet ist. Der Käfer hat auf jeder Flügeldecke zwei breite, aus einem weifsen Anhauch entstandene Längsbinden die dem Pallaschen Exem- plaren verloren* gegangen waren. Da aber trotzdem Herr F. die Identität des von Herrn Karelin wieder aufgefundenen Käfers mit dem Pallaschen entdeckte, ist um so mehr zu verwundern, dafs der Pallasche Artname nicht respectirt blieb. — Ferner Pimelia intermedia aus Turkestan, und Ahis Otoes, Acisba Wiedemamu, Brachyscelis nmricatiis , Pimelia interstincta, coordinata, jtlinthota und inaequalis vom Dr. Wiedemann in Natolien gesammelt. Eine sehr ausgezeichnete Gattung, die sich zwar den Pi- melien zunächst anreiht, und namentlich durch die zweizeilig behaarten Tarsen einigen Formen derselben sich mehr annä- hert als den Erodien, denen sie sich anschliessen sollte, sonst aber durch die geringere Ausdehnung des Mentum von den Pimelien uiid durch den Mangel des hornigen Hakens an der inneren Maxillarlade, von den Melasomen Latreilles überhaupt sich entfernt, während völlige Flügellosigkeit und die Form der Fühler für die zuerst angedeutete Stelle sprechen, — ist von Hrn. Guerin in seinem Magaz. d. Zool. Cl. IX. p. 172 unter dem Namen Calognathus Chevrolatü abgebildet und beschrieben. Aufserdem sind die lang vorragenden Man- dibeln in dieser Abtheilung etwas ganz Ungewöhnliches, mit denen zugleich niit seiner kurzen flacl\en Gestalt der Käfer eine 230 auffallende Aehnlichkeit mit einer Ameisenlöwen -Larve hat. Die Art, bräunlich erzfarben, die Seiten des Halsschildes und die Nath- und eine Längsbinde auf den Flügeldecken von dichtem feinem Filz weifs, ist von der Weihnachtsbai in Südafrica, und befindet sich in Hrn. Chevrolats Sammlung. Ref. war so glücklich in Hamburg von dem. Entdecker der Art, Hrn. Drege, ein Päarchen für das hiesige Museum zu er- werben, und kann hinzufügen, dafs das Weibcheji sich durch einen kleineren Kopf und kurze, ganz eingeschlagene Mandi- beln unterscheidet. In Dejeans neuestem Katalog ist dieser Käfer unter dem Namen Ancylognatlius Dregei aufgeführt und vielleicht nicht ganz unpassend hinter die Sepidien gestellt. Aus der Abtheilung der Collapteriden behandelt Hr. Solier im sechsten Jahrgange der Annalen der entomologischen Ge- sellschaft zu Paris S. 151 die Familie der Adelostomiten, die nur die Gattungen Eurychora, Pogonohasis und Adelostoma enthält. Eurychora und Adelostoma sind bekannt und hin- reichend begründet; Pogonohasis wird von Eurychora durch ungerandete Flügeldecken, den Mangel eines Höckers an der Basis des Schildchens, weniger abgesetztes Halsschild, endlich durch das Verhältnifs der Länge des dritten Fühlergliedes, welches bei Eurychora länger, bei Pogonohasis kürzer als die beiden folgenden ist unterschieden. Im Uebrigen bieten der Bau des Körpers, wie die Mundtheile keine wesentlichen Verschiedenheiten dar. Von Eurychora sind Arten mit abgerundeten Schultern: E. ciliata F., maior SoL, cinerea SoL und mit vorspringen- den Schultern: E. ci^enata SoL, alle vom Cap. Unter Po- gonohasis stehen opatroides und ornata, die erste vom Se- negal, die zweite aus Aegypten; die letztere von Klug Eu- rychora onusta benannt, und unter diesen Namen verschickt, scheint mit ihrem Namen in Frankreich mifsverstanden zu sein, denn in Dejeans Catalog wird sie als E. musta KL aufgeführt, und in Duponts Sammlung fand Solier sie als E. ornata KL aufbewahrt. — Von Adelostoma sind Arten mit gerippten Flügeldecken: A. sulcatum Duponchel aus Spa- nien, A. carinatum SoL aus Aegypten (Dejean vereinigt beide unter dem Namen A. carinatum) und A. cordatum 231 unbekannten Vaterlandes, — mit stark gerunzelten ungeripp- ten Flügeldecken: A. rus^osmn Gory vom Senegal, und A. parvujn, dessen V^aterland dem Verf. wieder unbekannt geblieben. ' Eine neue, EurycJiora nahe verwandte Gattung, Sfeira wurde von Hrn. West wo od in Guerins Magaz. d Zool, Gl. IX. t. 176. aufgestellt. Die breite rundliche flache Körper- form ist die von Eiirychora, nur ist das Kopfschild vorn nicht ausgeschnitten, und der stark buchtige Ilinterrand des Ilalsschildes schliefst sich in seiner ganzen Breite genau an die Basis der Flügeldecken. Die Zunge ist an der Spitze gerade abgeschnitten, das dritte Fühlerglied zeichnet sich vor den übrigen kaum durch seine Gröfse aus. Die einzige Art, Steira costafa, ist mattschwarz, tief punctirt, Kopf mit einer, Halsschild mit zwei erhöhten Längslinien, Flügeldecken flach, mit erhöhter Nath und einer Rippe nahe dem Aufsenrande, drei bis beinahe vier Linien lang, aus dem südlichen Africa (aber nicht von dem Continente, sondern der Insel Mauritius oder Isle de France). Die früheren Zustände des Helops lanipes JP. sind von Hrn. Blanchard in Guerins Mag. d. Zool. Gl. IX. pl. 11 0 dargestellt worden. Das grofse Schönherr'sche Werk über die Rüssel- käfer QGeneret et species Gurculionidum) ist mit dem vier- ten Bande vollendet worden. Es enthält im Ganzen in 404 Gattungen 4089 Arten. Dafs Herr Seh. jetzt schon ein Sup- plement mit 1500 neuen Arten anzukündigen im Stande ist, wird Niemanden wundern, der von der unermefslichen Monge von Insecten auf unserer Erde eine Idee gewonnen hat. Es ist diese Arbeit ein seltenes Beispiel, wie viel durch das Zu- sammenwirken Mehrerer zu einem gemeinschaftlichen Zwecke geleistet werden kann, und so, wie das Ganze vom Hrn. Seh. selbst geleitet ist, läfst sich doch so wenig eine Ungleichmäfsig- keit in der Bearbeitung bemerken, dafs nur die verschiedenen Zifi'ern unter den einzelnen Beschreibungen die verschiedenen Verfasser erkennen lassen. Es hat freilich auch die Anferti- gung der einzelnen Artbeschreibungen nach einer vorgeschrie- benen Norm den Uebelstand mit sich geführt, dafs bei aller Ausführlichkeit und Umständlichkeit der Beschreibung häufig 232 gerade das Characteristische nicht berührt und noch weniger hervorgehoben ist. Dies mag aber auch in der mangelnden Möglichkeit, die zu beschreibenden Arten mit ihren verwand- ten jederzeit vergleichen zu können, gelegen haben, wenigstens kann Ref. aus diesem Umstände, und aus dem, dafs nicht im- mer hinreichende Reihen von Individuen zur Vergleichung vorgelegen haben, leicht erklärlich finden, dafs einzelne Arten und verschiedene Abarten derselben unter verschiedenen Na- men öfter beschrieben sind, und er ist eben so entfernt dieses als eine Blöfse des Werkes aufdecken zu wollen , als ohnehin jeder Einsichtige aus dem Werke schon erkannt haben mufs, wie Grofses durch dasselbe von Schwedens tüchtigen Ento- mologen geleistet worden ist. Im Systematischen wird selbst der, dem die Natürlichkeit mancher Gattungen und höheren Abtheilungen nicht überall einleuchten will, der Schärfe der Beobachtung und dem Umfange der Untersuchungen des gro- fsen Meisters seine volle Anerkennung nicht versagen können. In Hamburg wurde eine Art der Gattung Calandra le- bend und in allen Zuständen in einem Stamme von Eiice- phalarctus Altensteinii gefunden, und von Hrn. Sommer an Hrn. Burmeister mitgetheilt, der in derselben eine neue Art erkannte, und deren Beschreibung, besonders mit genauer anatomischer Schilderung der Larve, zu einer Gelegenheits- schrift benutzte, die unter dem Titel : „Zur Naturgeschichte der Gattung Calandra, nebst Beschreibung einer neuen Art, Calandra Sommeri" in den Buchhandel gegeben ist. Bemerkenswerth ist die Uebereinstimmung der Larve mit denen der Melolonthen in dem Aneinanderrücken sämmtlicher Ganglien. Hr. B. giebt auch eine Uebersicht über die geographische Verbreitung der Gattung, bei welchen Un- tersuchungen er den Dejeanschen Catalog und die hiesige Sammlung zum Grunde legt. Es ist zwar unwesentlich, aber im Interesse der hiesigen königlichen Sammlung glaubt Re- ferent es doch nicht unterlassen zu dürfen , zu bemerken, dafs dieselbe der Dejean'schen Sammlung auch in der Gat- tung Calandra an Arten -Reichthum nicht nachsteht, dafs aber die aus den hier gemachten Angaben hervorgehende Differenz zum Nachtheil der hiesigen Sammlung darin ihren Grund hat, dafs einige Abtheilungen der Gattung, zur Zeit noch nicht 233 mit eingeordnet, von Hrn. B. ganz unberücksichtigt geblie- ben sind. Im vorigen Jahresbericht war von dem grofsen Schaden die Rede, den der Scolytus pygmaeus im Walde von Vin- cennes angerichtet haben sollte. Im sechsten Jahrgange der y4nnal. de la Soc. Ent, de France p. 393 bringt Hr. Baron Feiithamel denselben Gegenstand noch einmal znr Sprache, und zeigt, dafs das Absterben der Bäume nicht von jenem In- sect, sondern wahrscheinlich von der ungewöhnlichen Trocken- heit des Stromes 1835 verursacht sei, indem nur auf trocken gelegenen Strichen des Waldes die Bäume erkrankten, während sie in den tiefer und feuchter gelegenen gesund bleiben; dafs man, wenn der Baum zu kränkeln anfing, noch keine Spur des Käfers bemerkte; dafs 20,000 der abgestorbenen Bäume überhaupt gar nicht von ihm angegangen wurden, und endlich dafs junge kräftige Bäume, in deren Nähe das abgestandene Holz aufgeschichtet war, aus dem sich der Käfer in unge- heurer Anzahl entwickelte, unberührt blieben. Die Gattung iHo/iofomrt ist von Hrn. Aube in einer sehr genauen Monographie, die in den ^nn. d. L Soc Ent. Fr, VI. p. 449 enthalten ist, behandelt worden. Es werden 9 Ar- ten beschrieben, davon M. brevicollis, ^mericana, spinicol- lis, quadrifoveolata und wahrscheinlich auch M, quadricol- lis neu. M. americana ist die eihzige aufsereuropäische Art. Hr. Prof. Jle ich beschreibt in den Tr ansäet, of the Ent. Soc. of Lond. IL p. 9 t. 2 f. i-^3 eine sehr ausgezeichnete Gattung Torneates , die unverkennbar zur Gruppe der Prio- nen gehört, obgleich sie mehr, nur in gigantischen Verhältnis- sen, die Form eines Lyctus hat. Der Körper ist schmal, gleich breit, cylmdrisch, das Halsschild nicht kürzer als breit, völlig unbewehrt. Hr. R. ist daher geneigt, diesen Käfer -an die Spitze der Prionen zu stellen und dadurch den üeber- gang zu Parandra zu vermitteln. Er erhielt die einzige Art, T. pallidipennis , 3 Zoll lang und 7 — 9 Linien breit, pech- schwarz mit gelben Flügeldecken, aus der Provinz Entre-Rios des a,rgentinischen Freistaats. Ein neuer Purpuricenus ist unter dem Namen P. Lo- reyi von Hrn. Duponchel in den Ann. de la Soc. Ent. de France VI. p. 309 beschrieben und 1. 12 /. 4 abgebildet wor- 234 den. Er ist etwas gestreckter als P. Koehleri, schwarz, die Flügeldecken roth, Nath und Spitze breit, schwarz. Er ist zu Marseille auf einem Holzplatze gefangen und vielleicht mit Holz aus dem Orient eingebracht. Die Verwandlungsgeschichte der Cassida ohsoleta ist von Gardiner in Loud. Magaz. of Nat. Ilist. I. new ser. p. 276 beschrieben. Sie hat vor den anderen einlieimischcn Cassiden nichts Ausgezeichnetes. Die Larve lebt auf Ceii- taurea nigra und besonders häufig auf Cnicus arvensis. Ein neuer Luperüs, von Isle de France, mit einem horn- artigen Fortsatz zwischen den Fühlern, daher L. nasutus ge- nannt, ist von Hrn. Westwood in Guerin's Magaz. d. Zool. Cl. IX. pl. 177 beschrieben. Haltica nemorum ist von Hrn. Le Keux in allen ihren Ständen beobachtet und in den Transact. of the Entomol. Soc. of Lond. IL p. 24 dargestellt worden. Sie ist den Tur- nips-Feldern sehr nachtheilig. Orthoptera, Einige ausgezeichnete Formen dieser Ordnung sind von Herrn Gray in London Mag. of Nat. Ilist I. new. ser, p. 141 beschrieben. Die erste ist die schon aus dem Animal Kingdom bekannte, langgestreckte, ungeflügelte, der Maul- wurfsgrylle verwandte Gattung Cylindrodes, deren einzige Art auf Melville- Island bei Neuholland einheimisch ist. Ein .zweites Genus, welches Hr. G. hier aufstellt, ist y^nostosfoma, eine ungeflügelte Locuste mit sehr vorragenden Mandibeln, wovon eine Art, ^. aüstralasiae, aus Neuholland, beschrie- ben wird, und wohin Hr. G. auch noch die Locusta mon- strosa Herhst unter dem Namen ^. Herhstü rechnet. Ver- wandt ist auch noch die von Stoll unter den Cicaden abge- bildete Locuste, für die der Name Ilenicus Stollü in Vor- schlag kommt. Ein mexicanischer Ohrwurm mit sehr langen, parallelen, erst an der äufsersten Spitze einwärts gekrümmten, zwischen der Mitte und der Basis mit einem schwachen Zahne besetz- ten Zangen ist von Hrn. West wo od unter dem Namen For- ficula parallela in Guerin's Magaz. d. Zool. Ol. IX. pl. 178 abgebildet worden. 235 Kine sehr hübsche Monographie der Blattengattung Pho- rapsis hat Ilr. Blanchard in den Ann. d. l. Soc. Eni. d. France Vol. VI. p. 270 gegeben. Die erste Abtheilung mit geradem Hinteyande des Halsschildes enthält nur eine Art, Ph. palleiis Serv. aus Ostindien; die der zwei- ten mit gerundetem Hinterrande des Halsschildes sind alle america- nisch, und zwar Fh. atomar ia von Guadeloupe, Pä. pantherina von St. Domingo, die übrigen aus Brasilien, von denen Fh. luteola, flavi- pes, Jastuosa und nigra neu, Fh. conspersa von Brülle, leucogramma von Perty, picta von Fabricius und Drury, und cassidea von Dal man schon vorher beschrieben waren, die letzte, obschon eben nicht selten, Herrn Bl. nur aus der Beschreibung bekannt ge- worden. Eine sehr merkwürdige Form der Mantiden ist von Hrn. Serville in den Annal. d. l. Soc. Ent. de France Voh VI. p. 25 pl. 2 bekannt gemacht worden. Die Augen sind seitwärts in eine scharfe Spitze ausgezogen. Die vier hinteren Schenkel sind nach beiden Seiten blattartig und lappig erweitert; die Spitze bleibt jedoch davon frei, dagegen ist die Einlenkung der Schiene mit vier langen spitzen Stacheln umstellt. Die blattartig breitgedrückten Anhänge am After deuten auf eine Annäherung an Thespis. Auch ist die Form ziemlich lang- streckig, und die Flügel lassen das hintere Ende des Leibes ziemlich weit unbedeckt. Die nach dem sanftgebogenen Halse Toxodera genannte Gattung enthält eine Art T. denticulata von ziemlich bedeutender Gröfse, auf Java einheimisch. Eine üebersicht der Gra y 'sehen Eintheilung derPhasmen hat Hr. Fischer von Waldheim in dem Bull, de la Soc. Imp. d. Nat. de Möscou A. 1837 no. VI. gegeben. Zwei schöne neue Arten der Acrydien-Gattung Xiphicera, X. Caternaitltii Feisthamel aus Cayenne und X Pierretii Blanchard aus Brasilien, finden sich in Guerin's Mag. d. Zool. Cl. IX. pl. 184 u. 185 abgebildet. lieber die Libellen *) der Umgegend von Aix hat Herr Boy er de Fonscolombe eine sehr genaue Monographie begonnen QAnnal. de la Soc. Ent. de France Vol. VL p. 129). *) Die Ansicht, nach welcher Ref. die Libellen zu den Orthopte- ren rechnet, findet der Leser in dem kürzlich erschienenen ersten Hefte von Germar's „Zeitschrift für die Entomologie'* entwickelt. JV. Jahrg. 2. Band. |ß 236 Die daselbst zuerst erörterte Gattung Lihellula enthält folgende Arten: />. depressu , Amaculata, cancellata (dafs dies L. Uneolata Charp. ist, ist dem Verf. entgangen), coerulescens , olympia, hrunnea (zwei neue, von L. coerulescens vielleicht nicht beständig genug zu unterscheidende Arten) , ferruginea, ßaveola, nitens (eine neue aus- gezeichnete Art, die auch in Portugal vorkommt), vulgata. IJymenoptera. lieber diese Ordnung ist schon im Jahre 1836 ein Werk erschienen, das dem Ref. erst jetzt zugänglich gewesen ist, und worüber zu berichten er hier nachholt, weniger des Einflusses dieser Arbeit auf die Wissenschaft, als der Curiosität wegen. Es gehört dies Buch zu den Suites ä Buffon, und heifst: Histoire naturelle des Insectes Hymenopteres par M, le comte Lepellefier de Saint Fargeau. Tom. I. Der Name des Verf. ist hinreichend bekannt, es wird aber doch schwer sein einzusehen, wie es demselben mit seinem System Ernst sein kann. Je nachdem nämlich die Eier neben die Nahrung hingelegt, oder in andere mehr oder weniger feste Körper ein- gebohrt werden, theilt er die ganze Ordnung in die beiden Unterordnungen, Ovithers und Oviscapters. Die ersteren werden in zwei Abtheilungen geschieden: Phyiiphages, die ihre Larven mit Honig und Pflanzensäften, und Zoophages, die sie mit Insecten und Spinnen füttern. Die Ovithers Fhytophages zerfallen ferner, je nachdem sie eigene Nester bauen oder ihre Brut in fremde Nester eintragen, in zwei Unterabtheilungen. Von diesen sind die Nesterbauer {Nidifiens) entweder ge- sellschaftlich oder einsam, und die Gesellschaften der ersteren entweder dauernd oder jährig. Um eine Ueber- sicht über die Oeoonomie der Hymenopteren zu erhalten, ist solch Schema gewifs verdienstlich, aber Hr. L. ordnet Gattun- gen und Arten danach ganz rigoros. So wird denn folgende Anordnung gewonnen: Die dauernd geselligen Nesterbauer enthalten nämlich 1) die Familie Heterogynides mit den Gruppen : I. Myrmicites und den Gattungen Cryptocerus , Atta, Oecodonia QAtta cephalotes F.'), Eci- ton {Form, curvfdentata Latr.^, Myrmica. II. Ponerides, mit Odon- tomachns, Potiera. III. Formicites mit Polyergus und lormica. Die beiden ersten Gruppen haben einen Stachel, die erste 2, die zweite 1 Knoten am Hinterleibsstiel. Angehängt werden dieser Familie die beiden Gattungen Doryfus und Labidus. Arten werden nur aus La- 237 treille und Fabricius bekannte beschrieben. — 2) Die Familie Ajilurides enthält in 2 Gruppen Jjnai'iles und Meliponites die beiden Gattungen u\jns und Melipona. Von Apis werden 12 (gröfstentheils Abänderungen der A. viellifica)^ von Melipona 35, mit wenigen Aus- nahmen neue Arten beschrieben, die aber zum Theil schwer zu er mittein sind. Die Abtheilung der nesterbauenden Hymenopteren mit jährigen Gesellschaften enthält die dritte Familie Bombides in der Gattung Bomhus (25 A.), — von der natürlich die Arten ausge- schlossen werden, deren Weibchen keine Schienkörbe haben und die daher vermuthlich parasitische (Kuckuks-) Hummeln sind, deren Männchen sich aber von den ächten Hummeln durch kein einziges Merkmal unterscheiden lassen, — und die vierte Familie Polistides mit den Gattungen Vespa (15 A.), Polistes (Hinterleib ungestielt, 20 A.), Polyhia (Hinterleib gestielt, der Stiel kurz, aus \ des ersten Segments bestehend — P. liliacea F. und P. fulvo-fasciata Degeer); Agelaia (Hinterleib gestielt, der Stiel aus dem ganzen ersten Segment beste- hend.—Eine neue Art); xipoica (Hinterleib gestielt aus mehr als der Hälfte des ersten Segments gebildet — 2 Arten aus Südamerica), Rhopalidia (Hinterleib gestielt, der Stiel aus dem ersten Segment be- stehend, keulförmig — 2 Arten aus Südamerica); Epipona (Hinterleib gestielt, der Stiel aus dem ersten Segment bestehend, von der Länge des übrigen Theils des Hinterleibes — 3 Arten); Chatergus (Hinter- leib angeblich ungestielt. — P. nidulans Latr., also eigentlich Epi- pone Latr.'). Einen Gegensatz zu dem eben besprochenen Werke bil- det in der Verwerfung aller hohlen Speculation eine in unse- rer Mitte erschienene Arbeit: „Die Familien der Blatt- und Holzwespen," auch unter dem weiteren Titel: „Die Aderfliig- 1er Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung ihres Larven- zustandes und ihres Wirkens in Wäldern und Garten, von Dr. Th. Hart ig." Es ist nicht allein in der Naturgeschichte einer grofsen Menge von Arten, über welche hier Hr. H. seine Ent- deckungen niederlegt, es ist auch in der Untersuchung der systematischen Charactere, worin Herr H. viel geleistet hat, und wenn auch die Anordnung der Gattungen im Allgemeinen mehr gewaltsam als natürlich erscheinen mag, werden doch die hier gemachten Zusammenstellungen immer sehr die Beach- tung künftiger systematischer Bearbeiter verdienen. Im Ein- gange theilt Herr H. die ganze Ordnung der Hymenopteren sehr glücklich in zwei grofse Abtheilungen, in H. ditrocha mit doppelten (zweigliedrigen), nind monotrocha mit einfachen Trochanteren. In die erste Abtheilung bringt Hr. H. sämmt- 16* 238 liehe Blatt-, Holz- und Schlupfwnspeii, mit Einschlufs der Gall- wespen ; in die zweite nur die Aculeata Lntr. Bei weite- ren Untersucluingen würde er aber auch gefunden haben, dafs die Chrysiden, Chalciden und Proctotrupier in die zweite 7\b- theilung gehören, während die Cynipse ganz richtig in der ersten Abtheilung stehen. In der ersten Ilauptabtheilung wird nacli der Anheftung des Hinterleibes die Familie der Schlupf- wespen von den Blatt- und Holzwespen geschieden. Die Blattwespen beginnen mit Cwihex, womit Abia als Unter- p;attmig;, Tricliiosoma^ ClaveUaria^ Zuraea und Amasis als blofse Un- terabtheilungen vereinigt werden. — Blasticotoma, Hylotoma mit der .Untergattung Schizocera. — Dann folgt Lophyrus, welcher Gattung in Gemäfsheit ihrer forstlichen Wichtigkeit eine besondere Ausführ- lichkeit zu Theil geworden ist. Eine eigene Unterabtheilung, der Ge- stalt der Fühler in beiden Geschlechtern nach, bildet L. 7iemorum. Von den übrigen machen eine zweite Unterabtheilung die aus, bei denen der innere Enddorn der Schienen an der Spitze erweitert ist, als L. vir 6718 xxviA pallidus KL, Hercyniae und polyto?mis Hart., und für eine dritte bleiben die mit einfachem innerem Enddorn_e der Schie- nen, namentlich L. laricls , frutetorum , pini, rufus, socius und elon- gatuhis KL, und variegatus ^ similis und Pineti Hartig. Von den neuen Arten gleicht Hercyniae dem L. virens, hat aber in beiden Geschlechtern schwarze Schenkel und lebt auf Rothtannen, während dieser auf die Kiefer angewiesen ist. L. polytomus, ebenfalls auf Roth- tannen, ähnelt mehr dem L. Pini. L. variegatus ist als Wespe in beiden Geschlechtern sehr schwer von L. frutetorum zu unterschei- den. Eben so ist von L. similis das Weibchen dem des L. Pini ziemlich gleich, das Männchen jedoch in der Färbung deutlich ver- schieden. L. pineti endlich, nur im weiblichen Geschlechte noch be- kannt, aus Kärnthen in der hiesigen kön. Sammlung vorhanden, steht dem L, rufus nahe. Die im Wespenzustande oft ungemein ähnlichen Arten sind als Larven viel sicherer unterschieden, und es ist Hrn. H. gelungen, mit Ausnahme von L. politus und elongatulus, die früheren Stände aller Arten kennen zu lernen. Für die Larve ist die Grund- farbe des Kopfes ein wesentliches Kennzeichen, und zwar haben schwarze Köpfe: L. similis und rufus ^ die erstere durch eigelbe Zeichnungen des Körpers ausgezeichnet-, grüne Köpfe: L. fruteto- rum mit einfachem, L. virens und frutetorum mit doppeltem Rücken- streif, und diese beiden, so verschieden die Wespen sind, vollkommen einander gleich; braune Köpfe: P. Pini, pallidus, socius und va- riegatus, unter einander durch abweichende dunklere Zeichnungen des Kopfes unterschieden; bunte Köpfe endlich: polytomus und nemorum. Alle Larven fressen auf Nadelholz, und zwar, aufser den beiden oben erwähnten, auf Rothtannen lebenden, auf Kiefern. Gesellig fand Hr. H. : JL. Pini, pullidus , socius und rufus. Als Un- 239 tergattiing Monoctenus Duhlb. ist noch der. auf Wärhhohler lebende L. Junqieri betrachtet worden^ dem Hr. II. noch eine zweite Art zu- gesellt, />. ohscunttus , die Kef. einmal in grofser Menge auf einem Warhholderstrauche schwärmend antraf, aber trotz der allen diesen Individuen gemeinsamen dunkleren Färbung, die beim Weibchen auch die gelben Hinterleibsseiten verdrängte, doch noch nicht als hinläng- lich in ihrer specifischen Verschiedenheit von L. Jimiperl begründet ansehen möchte. Die folgende Gattung ClaiUus theilt sich in drei Sectionen: 67«- dius, Trichiocampus und Friophorus. Nctnatus, von welcher schwieri- gen Gattung eine grofse Reihe von neuen Arten beschrieben ist, mit den Untergattungen Nematus (wovon eine Art, wegen der verschie- den gebildeten lanzettförmigen Zelle neben dem Hinterrandc des Flü- gels, mit dem Sectionsnamen Leptopns, die mit erweiterten Hinter- füfsen unter dem Tribus -Namen Craesiis abgesondert werden, und Cryptocampus , deren Larven in Gallen oder im Mark von Zweigen leben, und von denen einige Arten, mit weniger gestrecktem Körper, mit dem Sectionsnamen. Dlpliadrus getrennt werden). — Dineura (Körperbildung der Nemuten, aber Flügelbildung der Allunteii) mit den Sectionen Dineura (T. De^ee?'t', sttlata, testaceipes u. s. w.) Leptocerca (T. Alni^ ^*'(/«) und Mesoneura (T. oiia4:a, venia KL und eine neue, D. palUpes^ von der vorigen nur in der Färbung verschie- den). Dolerus, von denen die ganz schwarzen um 12 Arten vermehrt sind, und dem eine Untergattung Velmatopus (ein bei Käfern lange benutzter Name) angehängt ist, die eine kleine, den kleinsten Allan- ten in der Form ähnliche Art mit sehr ausgezeichneten Flügelgeäder enthält. Eftiphyttis mit den Untergattungen.- Emphytus — diese wieder mit den Sectionen Kmjthytus (z. B. cincins), Uarpiplior^is {lepidus KL\ Aneug-menus {coronatus Ä7.), — Fhyllotoma (T. ochropoda Kl.^ und Fenusa (T. hortolana, jninnla und pygmaeay Tentliredo mit den Untergattungen Seiandria, Athalia, Macrpphya, Allantus und Tenthredo, von denen die Eintheilung von Seiandria besonders nach der Form der lanzettförmigen Zelle am Ilinderrande der Vorderflü- gel sehr beachtenswerth und folgende ist: Sect. I. Blennoca?/ipa ^') mit gestielter lanzettförmiger Zelle. Trio. 1. Blennocampa ohne Mit- telzelle im Unterflügel (T. nana, pnsilla, tenuicornis, hetuleti, ae- I liiops , fnli^inosa, alternipes, cinereipes, uncta, elongatnla, lineolata^ ifihippium, alhida, alhiventris, hyalina, tenella Kl.y Trib. 2. Mono- phadnus mit einer Mittelzelle im Unterflügel. Suhtrib. A. Monophad- nus mit kurzen fadenförmigen Fühlern (T. melanocephala , luteiven- tris, Spinolae, Inridiventris, nigripes, croceiventris, albipes, bipunctata, funerula, ßagatina, plana, micans , nigerrima KL und einige neue 2) Die Voraussetzung, in welcher diese und ähnliche Namen ge- wählt worden sind, dafs nämlich in diesen Abtheilungen die übrigen Arten mit den einzelnen, deren Verwandlung bekannt geworden, in der Form der Larve übereinstimmen werden, ist doch vielleicht zu gewagt. 240 ' , Arten). Subtrih. B. Phymatocera Dalilh. mit langen borstenförmil gen Fühlern (T. aterrima Kl?). Sectio II. Hoplocampa mit in der Mitte zusammengezogener lanzettförmiger Zelle (T. testudinea, hrun- nea, hrevis , plagiüta, Crataegi , rutilicornis , chrysorrlioea, fulvicor- nis Kl.) Sectio IIJ. EriQcampa mit schräger Querader in der lan- zettförmigen Zelle (T. repaiida, anmdipes , varipes , cinxia, adum- bratd, timhratica^ ovata, luteola KL, die erste ohne, die letzte mit einer, die übrigen mit zwei Mittelzellen im Unterflügel). Sect, IV. mit in die Schulter gemündeter lanzettförmiger Zelle ohne Querader im Ober-, und mit zwei Mittelzellen im Unterflügel {T. serva, flavens, socia, stramineipes und 7norio KL). Macrophya hat zwei Sectionen in der ersten, gleichnamigen, der dritten Familie bei Klug entspre- chend, hat die lanzettförmige Zelle bei T. Sturmii eine schräge, bei T. blanda und neglecta eine gerade Querader, bei den übrigen ist sie in der Mitte zusammengezogen; in der zweiten, Pachyprotasis, Tenthr. All. Farn. IV. Kl. verhält sich dieselbe Zelle wie zuletzt, mit Ausnahme der T. discolor, mo sie wie bei T. blanda beschaffen ist. Die Untergattung Tenthredo endlich zerfällt in die Sectionen: I. Ta- xonus, lanzettförmige Zelle mit schräger Querader, Unterflügel ohne Mittelzelle (T. nitida, stictica, bicolor, coxalis, agilis KL). \h Stron- gylogaster. Unterflügel mit zwei Mittelzellen, lanzettförmige Zelle mit schräger {T. filicis , caHnata) oder ohne Querader {cingulata, linearis, mixta, macula, ehorina KL). III. Poecilostoma. Lanzett- förmige Zelle mit schräger Querader, Unterflügel mit einer Mittel- zelle (T. obesa, obtusa, impressa KL). IV. Perineura. Lanzettför- mige Zelle in der Mitte zusammengezogen, Unterflügel ohne Mittel- zellen (T. Rubi Pan%.). V. Tenthredo. Lanzettförmige Zelle mit ge- rader Qnerader, Unterflügel mit zwei Mittelzellen Fam. VI. KL). VL Synairema. Die lanzettförmige Zelle in der Mitte zusammenge- zogen, Unterflügel mit zwei Mittelzellen {T. delicatula KL). Es scheint etwas störend zu sein , dafs alle Sectionen und meist auch die Tri- bus ihre eigenen Namen wie Gattungen erhalten haben, denn es ist nicht glaublich, dafs sie, besonders wo sie auf blofsen Abweichungen im Flügelgeäder beruhen, als besondere Gattungen angesprochen werden möchten. Sonst bezeichnet Gattungs- und Artname die Art, bei so grofsen Gattungen, als den Tenthredo, konnte es sehr zweck- mäfsig sein, eine Art Tenthredo {Ällantus) aterrima zu nennen; die- selbe würde jetzt nach H artig Tenthredo Seiandria Blennocampa Monophadnns Phymatocera aterrima heifsen! Den Schlufs der Tenthreden machen die drei Gattungen Tarpa, Lyda und Xyela; Lyda, mit seinen Larven ohne [Bauchfüfse, hat durch manche Arten wieder einiges forstliches Interesse, namentlich ist es die Rothtanne, die eine Reihe von zum Theil neuen Arten auf- zuweisen hat, als L. Kliigii, hypotrophica, saxicola, erythrogaster, al- pitia, abietina, annulata (das Männchen der vorigen), annuUcornis, svffusa, stramineipes. Die Kiefeni haben nur L. erythrocephala, pra- 241 tensis, campestrts, wahrscheinlich auch reticulata und ci/anea, die übrigen scheinen auf Laubholz angewiesen zu sein. L. enjthroce- pliala, cyanea und yrateiisis bilden eine eigene Abtheihing mit einem Seitendorn an den vorderen Schienen, der den übrigen fehlt, von de- nen sich L. syhaticn , inanis und stranu'neipes wieder durch ein nicht verlängertes viertes Fühlerglied absondern. Xyela ist wegen der zwei Enddornen der Vorderschienen noch zu den Tenthreden ge- rechnet. — Die Holzwespen (Sirtces') unterscheidet Ilr. H artig von den Blattwespen durch das Vorhandensein eines einzigen Enddorns an den Vorderschienen. Die aufgeführten Gattungen sind: Cephus, Oryssus, Xlphydria und Sirex , letztere mit der Untergattung Xylote- rus (iV. magiis und fnscicorm's) , die wohl erst während des Druckes aufgestellt worden ist, da es sonst, unmöglich Herrn H. entgangen sein würde, dafs Jurine dieselbe schon (Tremex) benajint hat. Im dritten Hefte des vorigen Jahrganges dieses Archivs (heilte lir. Hartig höchst interessante Beobachtungen über die gestielten Eier der Schlupfwespen mit. Es ist bekannt, dafs einzelne Arten von Tryphonen ganze Trauben von Eiern am Bauche mit sich herumtragen, andere, z. B. Ti\ rutilator, haben jedesmal nur ein einzelnes Ei am Legesta- chel sitzen, das mit einer knopfförmigen Verdickung am Ende seines Stiels im Rohre des Legestachels festgehalten wird. Es haben diese Eier eine vollkommene birnförmige Gestalt und enthalten eine schon vollständig ausgebildete Larve, die, wenn das Ei langer von der Mutter herumgetragen wird, auch schon den Eideckel abstöfst und mit dem Kopf aus der Eischale her- . vorsieht. Eine in den Nouveaux Memoires de VAcademie Royale des Sciences et helles lettres de Bruxelles erschienene Fort- setzung der sorgfältigen Monographie des Braconides de Belgiquc von Herrn Wesmael enthält die von ihm aufge- stellte Gruppe der Areolaires, nämlich die Gattungen: Microdus mit 10 Arten, von denen die vier letzten, M, rufipes, tumidtdus, civgnUpcs Nees und co?ispicuus W., wo die erste Cubital- zelle mit der äufseren Discoidalzelle zusammenfliefst, eine besondere Abtheilung bilden, für die der Untergattungsname TherophiluK in Vor- schlag kommt. — Ischius^ eine neue, aus Microdus Sect. 2 Nees (mit 2 Cubitalzellen) gebildete Gattung mit einer Art, /. obscurator, Mi- crodus obscurator Nees, mit der nämlich M. annulator , laevi^ator und punctniator N. als muthmafsliche Abänderungen vereinigt wer- den. — Jgathis nüt 4 Arten. — Microgaster mit 40 Arten. — Ädelins Haliday (durch 20gliedrige Fühler von Microgaster unterschieden) mit einer Art. 242 Eine neue Braconen-Gattung ist von lirn. Schiödte im sechsten Hefte von Kröyer's NaturhistorisTi Tidsskrifi un- ter dem Namen Copisura (richtiger Copidurd) beschrieben. Der Hinterleib ist gestreckt, gestielt, beim Männchen linien- förmig, beim Weibchen messerförmig zusammengedriickt, mit sehr kurzem Stachel. Die Flügel haben zwei Ciibitalzellen, von denen die hintere offen ist. Die bei Kopenhagen einhei- mische Art, schwarz mit rothemf Hinterleibe, 3 — 4 Lin. lang, ist C. rimator genannt. Hr. Walter EUiot berichtet in den Transact. of the Ent. Soc, of Lond. V. H. p. 14, dafs die berühmte Poma sodomitica , die, nach den Angaben älterer Schriftsteller und orientalischer Dichter, bei dem lockendsten Aeufsern innen bittere Asche enthielten, und über welche bisher die Meinun- gen der Reisenden und Naturforscher so getheilt waren, die Gallen einer Gynipsart wären, die mit denen decQuercus infecto- ria in naher Beziehung ständen und ebenfalls auf Eichen vor- kämen, wo sich, wenn der Cynips ausgekrochen, das schwam- mige Fleisch in Pulver umwandle. Eine Pimpla der Unter- gattung Ephialtes, die aus einem solchen Sodoms- Apfel her- vorgekommen war, wird an derselben Stelle von Hrn. West- wood unter dem Namen Eph. Sodomiticus beschrieben. Drei Insecten der Familie derCynipse hat Hr. Westwood aus der hiesigen königl. Sammlung beschrieben und in Gue- rin's Mag. qle Zool. Cl. IX. /;/. 179 bekannt gemacht. Das erste ist das aus Perty's Darstellung nur unvollkommen bekannte Leiopteron compressum aus Brasilien, von dem Hr. W. hier eine genaue Zeichnung, und namentlich auch von dem von Hrn. Geh.-R. Klug zergliederten Munde giebt. Das zweite ist eine der vorigen und auch Änacharis nahe verwandte Gattung, Perus, von der Hr. L a c o r- daire eine Art, P. nigra, aus Cayenne einsandte. Das dritte ist eine zweite Art von Ihalia, I. scalpellator, aus Georgien in Nordamerica. Hr. Spinola stellt ebendaselbst p. 180 eine neue Chalciden- Gat- tung Conura auf, die sich von Chalcis nur durch den in eine lange kegelförmige Spitze ausgezogenen Hinterleib unterscheidet. So be- sonders dadurch auch die Gestalt des Hinterleibes geworden ist, wird sich diese Form der Chalcis doch nicht gut als eigene Gattung be- trachten lassen, nicht nur weil die Männchen ganz ächte Chalcis bleiben, sondern auch weil sich bei einer Reihe verwandter Arten nachweisen läfst, dafs diese kegelförmige Spitze, die bei der beschriebenen neuen brasilischen Art, C. ßavicans , uoch von mäfsger Länge ist, ganr all- 243 mälig entsteht, und eben so allmäjig zu einem langen schwerdförmi- gen Bohrer sich umwandelt. Eine neue G,attung von parasitischen Hymenopteren hat Hr. West wo od in Loudon's Magazine of Nat. Illstory Vol. L n. ser. p. 257 beschrieben. Es ist eine der mannig- fachen Formen von Encyrtus^ eine mit strahligen Fühlern, die Hr. W. nach der Anzahl der Strahlen Tetracnemus genannt hat. Die Art T. divevsicornis hat in ihrer dunkel metalli- schen Färbung nichts besonders bemcrkenswerthes weiter. Hr. W. hat sie in England auf Eichen entdeckt, Ref hat sie auch bei Berlin gefunden, sie mag indefs wohl zu den seltensten Encyrten gehören. Eine Monographie der Dänischen Pompilen von Hrn. Schiödte ist in Kröyers Naturhistorisk Tidsskri/t, Hft. 4 enthalten. Es ist diese Arbeit sehr beachtenswerth als ein Versuch, die grofse Gattung Fompilus in mehrere zu zerlegen, und es verdient der Muth, dies mit so wenigen Ar- ten zu unternehmen, so wie die Genauigkeit der Untersuchung ^lle Anerkennung. Die Mundtheile bieten keine wesentlichen Unterschiede dar, ausgenommen beim P. rußpes^ der sich durch sein^ die Zunge an Länge übertreffenden Paraglossen, und durch in der Mitte eingeschnittene Oberlippe auszeichnet. Die Verschiedenheit der Gestalt der dritten Cubitalzelle ist mit Recht unter den Gattungscharacteren aus der Betrachtung geblieben, und die Verschiedenheit in der Bildung der Klauen vielleicht nicht bemerkt worden. Die Verschiedenheit der Bewaffnung der Hinterschienen, und das Vorhandensein oder Fehlen der Borsten an den Vor^erfüfsen der Weibchen sind hauptsächlich zur Bestimmung der Gattungen benutzt. Ab- gesehen davon, dafs der letztere Character nur dem einen Geschlechte zukommt, scheint er, betrachtet man eine grofse Reihe von Arten, nicht bestimmt genug und auch für die Oe- conomie der Thiere nicht so wesentlich zu sein, als Hr. Le- pelletier, der ihn zuerst aufnahm, sich vorstellte. Und die Dörnchen mit denen die Hinterschienen besetzt zu sein pflegen, gehen nicht nur gleichfalls allmälig in die Form von Häärchen über, sondern auch die Natur selbst sclieint dieser Verschie- denheit so wenig Bedeutung beigelegt zu haben, dafs Arten mit glatten und Arten mit bedornten Hinterschienen zuweilen 244 fast einzig dadurch zu unterscheiden sind. Selbst die Tren- nung des Pojnp. variegatus vom exaltatiis könnte! wohl aus gleichem Gesichtspunct betrachtet werden. Character non constituit genus, sed genus characterem sagt Linne. Die Danischen Arten sind auf folgende Weise in die Gattungen vertheilt. Von Ceropales kommt nur maculata vor. Die Gattung Agenia ohne Dörnchen an den Hinterschienen, und ohne Borsten an den Vorderfüfsen enthalt Pomp, variegatus und hifasciatus. Vriocne- mis mit kurzen Borsten an den Vorderfüfsen und bedornten, bei Weib- chen sägeartig gekerbten Hinterschienen: P. hyalinaUis, notatus (vom Sph. notata Ross. u. P. gutta Spin, verschieden, und daher P. femoralis Dahlb. zu nennen) pusillus ti. sp. (wahrscheinlich nicht verschieden vom P. nudipes Dahlb.^ fiisciis (^Pomp. fuscus F. serripes Dahlh^ fasciatellus , obtusiventris (P. exaltat. var. v. d. Lind, und Dahlb., aber wohl mit Recht als eigene Art betrachtet) exaltatus. Pompilus mit bedornten Hinterschienen, und beim Weibchen mit langen Bor- sten an den. Vorderfüfsen: P. cinctellus (aber von dem Spinolaschen verschieden, daher der Dahlbomsche Name P. clypeatus wohl aufzu- nehmen) sericeus, nige?' , crassicornis , spissus (zwei, dem folg. ver- wandte Arten) gibbus (aber nicht der Fabricisclie , denn dieser ist einerlei mit der Linneischen Sj)hex gibba, eine Dic/iroa), chali/bea- tus, difformis (wieder mit dem vor. verwandt), fuscus (P. viaticus F. hier als Sphex fusca Lin. betrachtet) cingulatus. Episyron: Beine wie bei Pompilus, durch den oben erwähnten Einschnitt in der Lefze kenntlich: P. rufipes F. Hr. Shuckard hat unter dem Titel: Essay on the Indigenous Fossorial Hymenoptera eine ausführliche Mono- graphie der Englischen Grabvvespen erscheinen lassen, in der es auf Fesstelluug und sichere Unterscheidung nicht nur der Arten, sondern auch der Gattungen ankommt. Die Untersu- chung der Mundtheile hat lir. Sh. als zu schwierig unter- lassen: Ref. hat bereits im vorigen Jahresberichte bei (Gele- genheit der Shuckard sehen Monographie der Englischen Chrysiden seine Ansicht darüber zu Tage gebracht. Die Flü- gelzellen, denen Hr. Sh. eine besondere Rücksicht widmet, können nur secundäre Merkmale .abgeben und niemals für sich eine naturgemäfse Trennung begründen. Hr. Sh. ist in- defs selbst bei dem Streben, Gattungen möglichst zu sondern, noch immer auf einer soliden Basis geblieben, und auch bei Crahro und Gorytes auf die L ep eil etier sehen Maxi- men nicht eingegangen. Die Anordnung ist im ganzen die Latreillesche, doch sind die Ameisen zur Zeit noch über- 245 gangen, es ist diese Fcamilie aber auch zu sehr gesondert, um mit den hier abgehandelten Gattungen in einer Reihe betrach- tet zu werden. Im Allgemeinen scheint die Englische Fauna nicht besonders reich in dieser Parthie zu sein. Von Mutilla kommen vor 3 Arten; Myrmosa 1 Art; Methaca 1 Art; Tiphia 3 Arten (keine Scolia, keine Elis, keine Meria); Sapyga 2 Arten, von denen Hr. Sh. bemerkt, dafs S. prisma KL die Linneische Apis clavicornis ist. Vompilus 18 Arten, von denen Nr. 1 P. pulcher nicht der gleichnamige Fabricische, sondern Splex plumheu F. ist. — Nr. 3 P. hifüsciatus , Sphex variegata L. Fonijh hircanus F., und Nr. 4 P. vnriegatus mithin eine besondere, anders noch zu benen- nende Art ist, die auch bei Berlin , aber sehr selten vorkommt. Bei Nr. 5 P. petiolatus wird die Richtigkeit der Annahme von v. d. Lin- den bestritten, dafs Cerop. punctum F. das Männchen dieser Art sei^ welches doch dieselbe Flügeibildung hat; das hier beschriebene Männ- chen ohne weifse Streifen im Gesicht und ohne weifsen Punct am After kennt Ref. nicht. Ein von ihm auf Rügen gefangener männ- licher Pomp, stimmt zu der Beschreibung, mit Ausnahme des wei- fsen Afterpunctes , den er besitzt, aber wegen seines kürzeren Hin- terrückens und der viel engeren Cubitalzelle kann er nicht wohl Männ- chen zum P. petiolatus sein. — Nr. 6 P. cinctellus ist der von v. d. Linden, aber nicht der von Spinola, dem der Name bleiben mufs. Nr. 10 P. notatus ist P. femoralis Dahlh. Nr. 11 P. sericans und Nt. 14 P. crassicornis sind dem P. fuscus in der Färbung ähnliche neue Arten. — Ceropales mit 2 Arten; Aporus 1 Art, es ist jedoch aus der Beschreibung nicht hinreichend ersichtlich, ob die Spino- la sehe Art A. bicolor, oder der bei Berlin vorkommende A. piillus N. der sich von jenem durch längeren Prothorax, blank schwarze Stirn und an der Basis nicht schwarzen Hinterleib unterscheidet. — Ammophila 3 Arten. — Misctis 1 Art. — Sphex 1 Art. — Dolichurus 1 Art. — Larra 1 Art. — Tachytes 2 Arten. — Miscophus 1 Art. — Dinetus 1 Art. — Astata 1 Art. — Nysson 5 Arten, von denen Nr. 2 A. interruptus anders zu benennen sein möchte, da der Fabricische Melliniis interruptus ein Nysson ist. Diese Art war von Fab. mit dem N. spinosus vereinigt, wie aus der Ent. syst, sich ergiebt, in der ersten Beschreibung im Syst. Ent. ist von ihr noch nicht die Rede. N. scalaris IlL, der von Hrn. Sh. citirt wird, ist eine verschiedene Art. — Nr. 4 N. guttatus Ol. ist Pompilus maculatus F. und zwar das Weibchen. — Oxyhelus 8 Arten, von denen Nr. 2 ferox Sh. Männchen von O. urgent atus Curt, mucronatus Enc. Nr. 4 helUco- sns nicht ein Weibchen, sondern Männchen, und zwar von O. linea- ins F. — Nr. 6 Wguttatus Abänderung von O. mucronatus F. ist. Trypoxylon 3 Arten, von denen aber Nr. 2 T. aurifrons, gewifs keine Englische, sondern eine gewöhnliche Brasilische Art ist. — Crahro 35 Arten, von denen besonders unter den kleinen ungefleckten viele 246 neue, unter denen aber wohl nicht immer die Geschlechter richtig erkannt sind, wie z. B. C. elottgatulus nicht Männchen, sondern Weib- chen und zwar vom folgenden C. luteqmlpis sein -wird. — Stigmus 1- Art. — Celia (so ist von Zimmermann eine Abtheilung der Ama- ren benannt) neue Gattung, von Stignms durch die mehr quadratische zweite Cubitalzelle unterschieden, auf Stigmus troglodytes v. d. Lind, gegründet^ dessen Männchen sich durch gelbgezeichnetes Gesicht sehr auszeichnet.— DiodontusCurt. 3A., von denen die erste nicht Pe?np/ire- don minutus F. ist, welcher einerlei mit Stig7uus jiendulus ist. — Fassa- loecus, neue auf Pemphredon insignis v.d. Lind, gegründete Gattung, 3A. enthaltend. PempJiredon 3 A. — Cemonus 2 A. — Mellinus 2 A. — Alyson 1 Art. — Gorytes 5 Arten. — Ärpactus 2 Arten. — Vsen 2 Arten. — Miinesa neue Gattung, durch die beide rücklaufenden Ner- ven aufnehmende zweite Radialzelle von Psen unterschieden, 3 Arten nämlich Ps. equestris, bicolor und unicolor. — Cerceris 6 Arten, von denen Nr. 3 C. interrupta, von der Panzerschen C. interrupta mit weifsen Zeichnungen verschieden, und in der hiesigen Sammlung von Uli g er C. nasuta benannt, mit C. lahiata die gröfste Uebereinstim- mung hat, so dafs nur der Umstand, dafs die verschiedene Bildung des Clypeus bei beiden durch keine üebergänge vermittelt zu werden scheint, für Artverschiedenheit sprechen möchte. — Philanthus 1 Art. In den Transact. of the Ent. Soc. of Lond. Vol. IL p. 68 beschreibt Hr. Shukard eine Anzahl verschiedener exo- tischer Arten von Aculeaten und zwar: Psamatha chalyhea aus Neuholland, eine neue Mutillen- Gattung, in männlichen Geschlechte bekannt; von der Form eines Mellinus, der Bildung des Kopfschildes einer Cerceris, und im Flügelgeäder durch die beide rücklaufende Nerven aufnehmende zweite Cubitalzelle ausr gezeichnet, eine 6 Linien lange stahlblaue Art, mit rothen Beinen, weifsem Kragenrande, und weifsen Flecken an den Seiten des Hinter- leibes. — Ceropales picta vom Cap, Ceropales anomalipes aus Brasi- lien, ein Männchen mit sehr verlängerten Hinterbeinen, dessen Weib- chen aber, wie sie in der hiesigen Sammlung vorhanden sind, nichts von andern Ceropalen abweichendes haben. Exeirus wieder eine neue Neuholländische Gattung, die Hr. Sh. zu den Pompiliden, aber auf dem Uebergange zu Sphex, rechnet, die aber von den erstem sich durch das kurze bogenförmige collare sehr entfernt, und eher in der Mitte zwischen Sphex und Larra stehen möchte. Eigenthümlich ist das Flügelgeäder dadurch, dafs die zweite der vier Cubitalzellen ober- wärts kurz gestielt ist, und beide rücklaufenden Nerven aufnimmt. Der Hinterleib hat keinen abgesetzten Stiel. Die beschriebene Art, E. lateritius ist 1 Zoll lang, schwarz, die Fühler, der gröfste Theil des Kopfes, der Beine und des Hinterleibes gelbroth (bei einem sehr wohl erhaltenen Ex. unseres Musei mehr goldgelb ). — Astata Au- slralasiae. — Von Pison zählt Hr. Sh. 9 Arten auf, und beschreibt 247 7 neue: P. olscurns vom Cap? Spinolae aus Neiiholland, puncHfrons von St. Helena, Hl'.v^wo^y^// aus Van Diemens Land, «///y///^y vom Cap? riifipes von Van Diemens Land; ar^entntus von Isle de France. Die beiden letzten Arten miterscheiden sich dadurch, dafs die rücklaufen- den Nerven nicht beide in die gestielte Zelle, sondern der erste in die erste Cubitalzelle münden: den für sie in Vorschlag gebrachten Namen Pisoiiitus steht Hr. Sh. mit Recht an, geltend machen zu wol- len, da keine habituelle Abweichung dieser Trennung den Schein der Rechtmäfsigkeit leihen will. Die beiden schon früher ])eschriebenen Arten sind P. ater Spin, und xanthopus (Nephridla xanthopus Brülle^ Gorytes Brasfliensis aus Brasilien — und endlich noch eine neue Neuholländische Gattung aus der Familie der Wespen, Paragia, die sich durch nicht nierenförmige Augen und zwei Cubitalzellen aus- zeichnet. Die Art P. decipiens ist von sehr gedrungenem Körperbau, 9 Linien lang, schwarz mit schmutzig gelbem Hinterleibe. Eine neue Englische Wespe ist von Hrn. Shuckard in Loiid, Magaz. of Nat. Hist Vol. I. n. s. p. 490 beschrie- ben worden. Sie ward in Pfählen entdeckt, in denen Osmia leucomelaena ihre Ne- ster hatte, und es ist nicht unwahrscheinlich, dafs eins dieser Insecten die verlassenen Baue des andern benutzt, um seine eigenen Nester darin anzulegen. Sie gehört zur Gattung Odynerus und zwar zu der Form welche die Engländer Epipone, Wesmael Oplopus nennen, wo nämlich beim Männchen das letzte Fühlerglied aufgerollt ist, in ein^r anderen Eigenthümlichkeit stimmt die neue Art aber nicht mit der bisher be- kannten Vespa spinipes L. F. überein, in den gezähnelten ^ Mittel- schenkeln, daher sie Hr. Sh. O. laevipes nennt. Sie ist kleiner und gedrungener als O. spinipes. In ihren Nestern wurde bemerkt, dafs die äufseren Zellen Männchen, die inneren, Weibchen enthielten, so dafs diese ihren W^g durch die Zellen der Männchen nehmen mufs- ten, und also erst auskriechen konnten, wenn jene schon ausgekro- chen waren. Lepidoptera. Als Fortsetzungen von bereits bekannten Schriften über diese Ordnung sind erschienen: Boisduval Icones historique des LepidopW'es d'Eu- rope, nouveaux ou peu coniius. Livr. 39 — 42. Boisduval, Ramhur et Graslin, Collection icono- graphigue et historique des Chenilles d'Europe, avec Vhi- stoire de leur vietamorphoses et des applications sur Va- griculture. Livr. 39 — 42. Fischer, Edler von Röslerstamm, Abbildungen zur Berichtigung und Ergänzung der Schmetterlingskunde, beson- 248 ders der Microlepidopterologie, als Supplement zu Treitschke und Hiibn. Europ. Schmetterling. Heft 7, 8. Frey er, Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde, mit Ab- bildungen nach der Natur. Heft 35 — 37. Geyer, Zuträge zur Sammlung exotischer Schmetterlinge^ (Fortsetzung des Hiibnerschen Werkes). Fünftes Hundert. Hr. G. beschliefst mit dieser Lieferung das Werk in dieser Form, wo die einzelnen Arten ohne systematische Ordnung auf einander folgen, um ein ähnliches Werk, mit Berücksich- tigung des systematischen Zusammenhanges wieder aufzuneh- men. Behufs der Benennung der Arten hat Hr. G. sich jetzt mit Boisduval geeinigt. Der Anfang eines neuen Werkes ähnlicher Art, erschien in Berlin unter dem Titel: Neue Schmetterlinge der Insecten- Sammlung des Königl. Zool. Musei der Universität zu Berlin, beschrieben von Klug, nach der Natur abgebildet und herausgegeben von B. Wien- ker. I. Heft. Die fünf Tafeln enthalten folgende Arten: Papilio Alcinous von Japan; Ärgynnis Euryale, Nymphälis Harrnonia, Sphinx Typhon, Sphinx Ochus von Mexico; Euprepia Thetis, Neda und Lycaste aus Brasilien; Saturnia Maia vom Cap, und S. Pandora aus Brasilien, sämmtlich von Hrn. Geh. Rath Klug benannt und genau beschrieben. Die Abbildungen sind von grofsem künstlerischen Werth. Etymologische Untersuchungen über die Gat- tungsnamen der S chmetterlinge hat Hr. Dr. Sodoffsky in Riga, im 7. Hefte des Bull. d. l. Soc- Imp. des Nat. de Moscou, a. 1837 mitgetheilt, die sich indefs nur auf die von Ochsenheimer und Treitschke beschränken. Von einigem Interesse für die geographische Verbreitung mag die Aufzählung der in Livland vorkommenden Schmetterlinge sein, die Hr. Dr. Sodoffsky im 7. Hefte des Moscauer Bulletin bekannt macht. Es kommen danach von 2231 Europäischen, in Livland 693 Arten vor, und zwar 85 Tagfalter, 21 Sphinges, 74 Spinner, 142 Eulen, ebensoviel Spanner, 38 Zünsler, 82 Wickler, 100 Tinen und 9 Aluciten. Ein ähnliches Verzeichnifs der in Dänemark, Schleswig, Holstein undLauenburg vorkommenden Schmetterlinge, bis zu den Eulen incl., hat Hr. Boye in 249 Kroyers NalurliistorisTi Tidsshrift IJ/t, 5, 6 mitgetheilt, und sind daselbst 67 Tagvögel, 26 Abendfalter, 10 Spinner und 222 Noctnen aufgefiilirt, denen manche Bemerkungen, na- mentlich über die Futterpflanze der Raupen beigefügt sind. Sehr wichtig für unsere bisher noch geringe Kenntnifs der Naturgeschichte Russischer Schmetterlinge sind die Belehrun- gen, die Hr. Prof. Eversmann in Kasan unter der Ueber- schrift „Kurze Notizen über einige Schmetterlinge Russlands," in dem Bulletin d. l. Soc. Irnp. d. Nat d. Moscou gegeben hat. Das erste Heft, enthält die Tag- und Abendfalter, und die Spinner, mit reichen Bemerkungen über die Verhältnifse ihres dortigen Vorkommens, und der Entwicklui^g der Unter- scliiede schwierig zu unterscheidender, und zum Theil mehr- fach verwechselter Arten, das sechste Heft die Eulen und Spanner, aufserdem noch mit der Beschreibung zahlreicher neuer Arten. Beschrieben sind überhaupt folgende als neu: Jrgynnis Seiemi. Lycaena Cyane, Bavius, Jgrotis Fenmca, trifurca, Noctua elegans, Tripliaena Hetaira, Hadena dentigera, leucodon, actinohola, Polia leuconota, Leucania furcata, Xanthia ferrago, Cucullia fraudatrix, Pltisia Zosimi (Hübn. t. l42. f. 651), Heliothis Cora^ Erastria pusilla, Ellopia advolata, Geometra prasinaria, Aspilates formosaria , Fido- nia hemifusaria, emucidaria (Hübn. t. 82. f. 425), loricaria, Minoa dupUcaria (Hübn. t. 40. f. 208), infuscata, Idaea exalbata (Hübn. t. 92. f. 474 — 476), exornata. üeber die Südamericanischen Brenn- und Gift- raupen sind von Hrn. Moritz einige Erörterungen in diesem Archive p. 183 mitgetheilt worden. Diese giftigen Raupen, deren Berührung Entzündung und in Folge davon Fieber mit sich bringt, sind theils Stachel-, theils Ha^rraupen. Bei bei- den scheint die Absonderung einer besonderen Schärfe statt zufmden, indem selbst bei den Haarraupen der brennende Schmerz, den die Berührung zur unmittelbaren Folge hat, auf keine Weise mit dem Jucken verglichen werden kann, welches bei mehreren unserer Raupen das blofse Eindringen der Haare in die Haut veranlafst. Hr. Donzel macht in den yinnal. d. l. Soc. Eni, de France VI. p. 11 auf das verschiedene Verhalten der beiden durch copula vereinigten Geschlechter von Tagschmetterlin- gen während des Fluges aufmerksam. Bei Thais, Thecla, 250 ^rgynnis, Melitaea, Satyriis tragt das Weibchen in diesem Zustande das Männchen, bei Vieris, Colias, Argus das Männ- chen das Weibchen. P. Cratacgi allein zeigt sich von den übrigen Pieriden hierin abweichend, und dies führt Hrn. D. darauf, diese Art als Gattung zu sondern: Leuconea, die sich in die Mitte zwischen Parnassius und Pieris stellen , und in den von 10 Längsnerven (indem der oben von der Discoidal- zelle ausgehende sich nicht wie bei Pieris in zwei, sondern in drei Zweige theilt) ein systematisches Kennzeichen finden möchte. Eine Eigenthiimlichkeit der Raupe des Charaxes Jasius berichtet Hr. Duponchel in den Annal. d. l. Soc. Ent. d. France VI. p. 193, welche darin besteht, dafs bei der Häu- tung die dicke Kopfschale nicht mit der übrigen Haut im Zu- sammenhange abgelegt wird, sondern, ohne/ zu platzen, sich von der Haut des Körpers absondert, sich immer mehr und mehr vornüber neigt, bis die Raupe endlich den darin stecken- den Theil herauszieht, worauf sich dann eine neue Kopfschale bildet, die viermal gröfser ist als die alte, anfangs einfach er- scheint, auf der aber bald die vier Hörner auf dem Scheitel sich entwickeln, die die alte hatte. Hr. Westwood theilt in den Transact. of the Ento- mol, Soc. of Lond. IL p. 1. t. 1. die von Hrn. King in Madras gemachte Beobachtung über die Verwandlungsgeschichte einer Art der Gattung Tliecla, der Hesp. Isocrates u. Pan F. (Männchen und Weibchen) mit. Die Raupen leben im Inne- ren der Pomgranaten, und fressen das Fleisch der^ Frucht aus. Diese, dadurch lose, würde vor der Zeit abfallen und am Bo- den verfaulen: das zu verhüten, bohren die Raupen sich jede durch die Schaale der Frucht durch, und weben gemeinschaft- lich ein Gespinst um den Stiel, durch welches der Apfel fest- gehalten wird. Die Art, wie die Eier in die Frucht gelegt werden, und die Raupe selbst, sind unbekannt. Sieben oder acht kommen in einem Apfel vor. Die Puppe wird durch ei- nen um den Leib befestigten Faden in horizontaler Lage ge- halten. Das von der Raupe in die Schale gemachte Loch be- nutzt der Schmetterling zum Ausclilüpfen aus dem. Apfel, ehe sich seine Flügel entfaltet haben, weil dasselbe ihn sonst na- türlich wicht mehr durchlassen würde. 251 lieber die Gattungen Erycina, Biorhia und Zeonia hat Ilr. Mo risse in den Ann. d. l. Soc. Ent. de France Vh p. 417 eine kleine systematische Abhandlung bekannt gemacht. Von Erycina ist Fap. Licarsis F. der Typus, dem sich zwei neue Arten, E. Thla Boisd. aus Mexico und E. Äristodorus B. aus Cayenne, anschliefsen. Diorina enthalt nur eine Art, D. Laonome Boisd., der Schmetterling, der in der Encyclopedie als Männchen der Eri/citia Iphinoe beschrieben ist. Zu Zeonia gehören als Arten mit undurchsichtigen Flügeln: F. Periander Cr. (Erycin, Iphinoe God. fem?), P. Anlest es Cr., P. Tedea Cr., P. Lysippvs L., P. Meliboeus F., und mit mehr oder weniger durchsichtigen Flügeln: P. Octavius F., Eryc. Morissei Isabelle und Zeonia Heliconides Swains. Von Argynnis Selenis, dieselbe, die auch von Herrn Eversmann am oben erwähnten Orte beschrieben wurde, theilt Herr Lefebvre in den Annal. de la Soc. Ent. de France VI. p. 15 pl. 1 /. 3, 4 eine Abbildung mit. Die Ober- seite ist im Wesentlichen mit der von A. Selene übereinstim- mend, auf der Unterseite fehlen aber die Perlmutterflecke eben so beständig, als sie bei allen Abänderungen von A. Selene sich finden. Ebendaselbst S. 299 macht Herr Baron Feisthamel drei neue südeuropäische Schmetterlinge bekannt: Cleophana serrata Treitschke und Acontia Gra^llsii, zwei ausge- zeichnete Eulen, die erste von Cadix, aufserdem aber auch in Sici- lien einheimisch, die zweite von Barcelona. Anthocharis Damone, aus Sicilien, von Eupheno durch die weitere Ausbreitung des Roth auf den Vorderflügeln, bis über das schwarze Möndchen fort, wel- ches sonst auf der Gränzie zu liegen pflegt, und die zahlreicheren und grünlichen Marmorzeichnungen der Unterseite der Hinterflügel abwei- chend, und so gewissermafsen in der Mitte stehend zwischen JEw/>Ä«wo und Cardamines. Ref. hat noch kein sicilisches Exemplar von Eu- pheno gesehen, hat aber von Cardamines zwei unter sich vollkom- men übereinstimmende Päärchen aus Sicilien vor Augen, die ihrerseits wieder eine Annäherung an Eupheno machen, indem das Orange auf den Vorderflügeln sich nur gerade bis an das schwarze Möndchen erstreckt und die Marmorzeichnungen der Unterseite der Hinterflügel merklich bestimmter sind, und der dazwischen liegende Grund rei- ner ist als bei den sonst vorkommenden Exemplaren. Diese Form des Cardamines könnte eben so gut die Rechte einer eigenen Art in Anspruch nehmen, aber auch mit Grund? Ebendaselbst beschreibt Herr Pierret p. 303 zwei neue Arten der Gattung Satyrus: 17 252 * Die eine, S. Prieun\ ist mit Briseis sehr nahe verwandt, auf der Unterseite sind die Binden der Unterflügel weniger bestimmt und wol- kiger als beim Männchen , und bestimmter und weniger verwaschen als beim Weibchen von Briseis, und hierin sollen beide Geschlechter der neuen Art übereinstimmen. Die Oberseite gleicht mehr der von Anthe, doch reicht die weifse Binde der Hinterflügel nicht an den In- uenrand. Die andere, S. Arcanioides, ist in der Gestalt und Färbung der Oberseite dem Arcanius völlig gleich, die Unterseite ist mehr braun gefärbt, die weifse Binde der Hinterflügel schmäler und gera- der und weiter vom Aufsenrande entfernt, und das einzelne obere Auge innerhalb der weifsen Binde fehlt ganz. Beide Arten sind aus der Berberei. S. 13 drei neue Schmetterlinge: Satyriis Abdel-Kader, ähnlich der Cordula und auf der Oberseite kaum verschieden, unten hat auf dem Vorderflügel das vordere Auge keinen gelben Umkreis, auf den, wie es scheint^ gestreckteren Hinterflügeln ist die innen schM^arze, aufsen graue Binde auf der Mitte weniger gezackt, aber viel stärker gebogen, so dafs sie in der Mitte fast einen Winkel bildet. Lycaen^ Ahencerragtis, gleicht dem Hylas, die Oberseite ist eben so, auf der Unterseite fehlen die rothen Flecken am Rande, und die schwarzen Puncte, zwar eben so gestellt, sind kleiner. Zygaena Zuleima, mit Bri%ae zu vergleichen , aber kleiner , die mittlere Längsbinde länger, schmäler, am Ende geschwungen. Alle drei von Oran, die letzte auch von Bona. S. 177 eine neue Hadena, H. Latenai, deren Diagnose wörtlich so lautet: H. Dentinae affinis, statura maior, alae obscuriores, li- 7ieamenta maculaque odontoidea mcbgis conspicua. Patria Helvetia. S. 449 eine Noctua unter dem Namen Gortyna Borelii , die mit G. flavago verglichen w'ird, sich aber doch sehr von ihr unterschei- det und, so viel sich aus der hübschen Abbildung ersehen läfst, eher zu Cosmia zu zählen sein nröchte und vielleicht nichts weiter als eine schöne Abänderung von C. Oo ist; wenigstens besitzt das hiesige Museum eine solche, die mit der hier beschriebenen Eule sehr viel Uebereinstimmung hat. Einige neue Noctiien-Gattungen sind ^nnal. de la Soc. Enf. d. Fr\ VL p. 219 von Hrn. G u e n e e aufgestellt worden, und zwar 1) Syntomopus für iV. cinnamomea, 2) Basycampa für iV. ruhiginea, 3) Mecoptera für N. satellitia, und 4) Xj- locampa für N. lithoriza und ramosa. Die Noctuen zei- gen einegrofse Einförmigkeit ihrer Bildung, und es ist ge- wifs eine schwierige Aufgabe, dieselben in natürliche und si- chere Gattungen zu zerlegen. Hr. G., ein eifriger und auf- merksamer Beobachter ihrer Naturgeschichte, benutzt jeden Zug zur Begründung der Gattungen, so dafs die von ihm aufge- 253 stellten Merkmale Alles, nur keine systematischen Charactere enthalten. Müssen nämlich die früheren Zustände, so wesent- lich sie zur Naturgeschichte der Insecten gehören, eigentlich von den systematischen Characteren ausgeschlossen sein, so können Umstände, z. B. ob sie auf niederen Pflanzen oder Bäumen leben, ob sie sich über oder unter der Erde einspin- nen, noch viel weniger Berücksichtigung finden als die Fär- bung und Zeichnung sowohl der Raupen, als der Schmetter- linge. Es ist in systematischer Hinsicht keine Insectenord- nung so wenig vorgeschritten als gerade die, in Hinsicht der Kenntnifs der Arten und der Naturgeschichte am meisten kulti- virte, die der Schmetterlinge, nicht allein hinsichtlich der Cha- ractere der Gattungen, als auch hinsichtlich der Grundsätze, die dieselben zu gewinnen, angewendet werden sollen. Um so er- freulicher ist es, einen der geachtetsten Lepidopterologen Frank- reichs, Hrn. Duponchel, auch für die Ordnung der Schmet- terlinge das systematische Grundgesetz verfechten zu sehen, dafs alle Charactere nur am vollkommenen Insect aufzusuchen seien, und dafs die Verhältnisse der Verwandlung diesen un- tergeordnet betrachtet werden müssen (^Annal. de la Soc. de France VI. p. 411). Aunal de la Soc. Ent. d. France VI. p. 123 berichtigt Hr. Güe- nee eine früher von ihm gemachte Mittheilung, dafs Bryophila AI- gae im Innern von Zweigen lebe, dahin, dafs die Raupe sich nur dort versteckt halte, dafs sie aber eben so, wie ihre Gattun^sgenossen, von Flechten sich nähre. Die ebendaselbst S. 173 von Hrn. Guenee beschriebene Agrotis VüUersii ist nichts als A. ruris Hübn. O. Hr. Donzel beschreibt ebendaselbst S. 471 fünf Eulen und zwei Spanner aus dem Departement der Nie- deralpen, nämlic^ Agrotis telifera, die viel Uebereinstimmung mit A. rectangula zu haben scheint, A. gilva, A. Honnoratiana, beide der A. decora sehr ähnlich, Polia dumosa, Apamea aquila, Melanthia breviculuta und Larentia muscosata. S. 13 einen Spanner, CrocalUs hntiscata aus Südfrankreich, von der Gröfse der C. elinguaria, die Flügel aber ganzrandig und mit schwarzen Atomen bestreut. Hr. Bugnion beschreibt ebendaselbst S. 439 vier neue Schmetterlinge: Syntomis Mestralii aus S3rrien, Epu sema Pierreti aus AegjT)ten, Ophmsa Syriaca aus Sjrien, und XyUna Lefebvrei aus Aegypten. 17* 254 ' Ueber die Verwandlungsgescliiclite der Urapteiyx sam- hiicafa berichtet Hr. Bottin-Desylles: dafs die Raupe, aufser Hollunder, auch auf Ahorn sich findet, dafs sie bei Nacht frifst, bei Tage nicht leicht sich regt, und dafs sie zur Verpuppung ein schwebendes Gespinnst verfertigt. Zu diesem Zweck spinnt sie, auf den 4 Hinterfüfsen stehend, 2 Fäden, den einen 18 Li- nien^ den andern 2 Zoll lang, heftet an dieselben eine grofse Menge ■von Blattstücken, etwa 10 Lin. vom Anheftungspuncte entfernt, steigt die beiden Fäden hinab und spinnt dort ein loses Netz, welchem die Blattstücke eingewebt werden. Das an den beiden Fäden hängende birnförmige Gespinnst gleicht so einem Haufen trockener Blätter (^An- nal. de la Soc. Ent. de France VI. p. 401). CucuUia Solidaginis ist mit ihrer Raupe in den Trans- act of tJie Entomol. Soc. of Lond. II. p. 57 pl. 3 f. 7 von Hrn. Stephens beschrieben und abgebildet worden. Die Verwandlungsgeschichte von Trochilium (^Sesid) cra- hroni/orme ist von Herrn Bree in Loud, Mag. of Nat. Hist. I. iV. Ser. p. 19 dargestellt worden. In England hatte man die Eier eines Seidenspinners aus China eingeführt, dessen Seide vollkommen weifs ist. Die Raupen unterscheiden sich von den gewöhnlichen durch die Anwesenheit eines schwarzen Flecks zu jeder Seite des Ko- pfes, die Schmetterlinge aber nur durch etwas tiefere Färbung der dunklen Linien auf den Flügeln. — Seils in den Trans- act. of the Ent. Soc. of Lond. II. p. 40. Hr. Boyer de Fonscolombe giebt in den Annal. de la Soc. Ent. de France VI. p. 179 Nachricht über zwei Ti- neen des Oelbaums, von denen die eine, T. oleella, als Mi- nirraupe in den Blättern, die andere, T. olivella, in den Oli- ven lebt. Die erste erscheint im März und verwandelt sich im April, die andere ist Ende August erwachsen, und die Motte erscheint im September. Der hauptsächlichste Unter- schied zwischen beiden Arten liegt weniger im Schmetterling, als in der Lebensweise der Raupe, daher Hr. Benard die An- sicht aufgestellt hatte, dafs von derselben Oelbaum-Schabe jähr- lich zwei Generationen vorkämen, von denen die eine in den Blättern, die andere in den Früchten sich entwickele, der aber Hr. V. Fonsc. sich aus allen Kräften widersetzt. Hr. Desjdrdins, auf der Insel Mauritius wohnhaft, be- richtet, dafs Kohl, Rüben und Kohlrüben in seinen Gärten 255 von einem Räupchen sehr litten, welches er fiir das von Alu- c'da Xylostella {Ypsoloph. Xylosiei F., Plutella xylostella Treitsch.) hält {Arinal. de In Soc Enf. d. Fr. VI. p. 229). Die Richtigkeit der Bestimmung wird von Hrn. Duponchel (ebendaselbst p. 235) bestättigt, und so scheint [dieser Fall nicht nur ein Beispiel weiter Verbreitung einer einzelnen Art, sondern aucli davon abzugeben, dafs dieselbe in verschiedenen Verhältnissen sich eine verschiedene Futterpflanze suchen könne. D i p t e r a. Mit der Beschreibung brittischer Dipteren fährt Hr. J. Duncan in Jardine's Magaz. of Zool. and Bot. I, p. 453 fort. Von Chrysojts kommen in England dir, coecutiens, rellctus und jüctus, von Uaematopata H. pluvialis vor. In den Annal. de la Soc. Ent. de France VI. p. 429 geht Herr Macquard die Gattungscharactere von Pangonia durch, und verfolgt alle Verschiedenheiten, wie sie die Länge und Richtung des Rüssels, die Gestalt der Taster und Fühler, die Form der Stirn, die Bekleidung der Augen, das Vorhan- densein der Ocellen, der Umrifs des Hinterleibes und das Flü- gelgeäder darbieten, und bemerkt, dafs, aufser dem Sringligen dritten Fühlergliede, das Vorhandensein von Spornen an den Hinterschienen der einzige beständige Unterschied von Taba- 'nus sei. Es ist diese Arbeit von Werth, in einer Zeit, wa. man nach jeder Abweichung in der Bildung irgend eines Kör^ . pertheils mit so wenig Umständen neue Gattungen creirt. Einen Nachtrag zu seiner schönen Monographie von Diopsis gab Hr. West wo od in den Tr ansäet of the Linn. Soc. XVII. p. 543 t. 28, aufser einigen von Guerin abgebil- deten oder von Macquard beschriebenen, Arten enthaltend, die er auf seiner Reise in Deutschland und vorzüglich im hie- sigen Museum zu untersuchen Gelegenheit hatte. Die Zahl der bekannten Arten ist dadurch um 10 vermehrt, und die Zalil der eigentlichen Diopsis (mit Ausschlufs von Achias') auf 3(X erhöht worden, die alle der alten Welt, besonders dem tropischen Africa (Senegal und Guinea), aber auch dem 256 Cap, Arabien und verschiedenen Gegenden Ostindiens ange- hören. Hr. L. Dufour berichtet in den Annal. de la Soc. Ent. d. Fra'iiceVl. p. 83 über eine Art Gallen, die auf den Spitzen der Erica scoparia in den Landes von Bordeaux vorkom- men und schon vor drittehalb hundert Jahren vom Botaniker Clusius beschrieben sind. Das Insect, welches sie hervor- bringt, ist eine Cecidomyia, unter dem Namen C. Ericae sco- pariae von Hrn. L. D. beschrieben. Parasitisch lebt darin ein kleiner schwarzer jEulophus mit gelben Beinen und schwarzen Schenkeln: E, Ericae L. D. H e m i p t e r a. Von „Herrich- Sc häffer, die wanzenartigen Insecten, getreu nach der Natur abgebildet und beschrieben," ist das 6te Heft des 3ten, und das Iste Heft des 4ten Bandes erschienen. Eine Aufzählung der zwischen der Wolga und dem Ural- gebirge vorkommenden Insecten dieser Ordnung hat Herr Eversmann im Bull, de la Soc. Imp. des Nat. a. 1837 p. 33 mitgetheilt. Ein weitläuftigeres systematisches Werk über Hern. He- teroptera hat Herr M. Spinola zu Genua unter dem Ti- tel: Essai sur les genres d'Insectes appartenants ä Vordre des Hemipteres Lin. ou Rhyngotes Fah. et ä la section des HeUropteres Dufour herausgegeben, welches besonders "^ine weitere Ausführung der ähnlichen Laporte'schen Arbeit ist, und dieser um so mehr folgt, als Hrn. Sp. die B ur mei- st er'sche Bearbeitung der Hemipteren unbekannt geblieben war. Ausführlicher als sein Vorgänger führt Hr. Sp. eine An- zahl neuer Gattungen ein, die weniger, als man es vermuthen würde, mit den von Burmeister errichteten identisch sind, und bei deren Feststellung mehr die Absicht vorgelegen zu haben scheint, die bei einer genaueren Untersuchung sich er- gebenden Unterschiede möglichst an's Licht zu stellen, als sie ihrem Werthe nach zu prüfen. Die ganze Abtheilung der Heteroptera theilt sich bei Hrn. Sp. in 5 Tribus: l. NepideSj \on den übrigen durch Athmung vermittels Afterröh- 257 ren abweichend, Nepa und Ranatra. II. Hydrocorixes mit Sclnvimm- füfscn an den hinteren Beinen : Belost oma, DiylonycJms, Sphaerodetna Lap., Naucoris, Corixa, Aiiüops (Stirn beim Männchen in Form einer Spitze vorspringend — Nototiecta nlvea F.), Vlea, üi^ara, Notonecta, Enithares (von Notonecta dadurch verschieden, dafs die seitlichen Gruben auf der Unterseite des Halsschildes sich auf dem Rücken fortsetzen, und dafs das letzte Glied der Fühler mit dem vorletzten von gleicher Länge ist — Notonecta indica F. und eine neue Art E. Brusiliensis). — Hl. GalguUtes mit unter und hinter den Augen ein- gelenkten Fühlern: Galgulus und Monouyx. IV. Aniphibicorixes mit fadenförmigen Beinen und zugleich über den flachen Theil des Meso- thorax vor dem Schildchen und d$is Schildchen selbst fortgesetztem Hinterrande des Halsschildes: Hydrometra, Ilülobates, Gerris, Velia, V. Geocorixes, welche in 9 Familien zerfallen. A. Reduvites (an den Gelenken des Rüssels ist einz-eln nur Fle- ction möglich). Ochetopus Hahn. (Stenopoda Lap.^ Felego?ius Latr. Acanthia F. Leptopus Duf. Mac?'opht kttlmus Lap, Uoloptilus Serv^ Hammocerns Lop. Ectrichodla Lap. Cymbus Hahn, Floiaria Scop, Emesodema (Floiar. domestica Scop. — durch den nicht über das Schildchen erweiterten Hinterrand des Halsschildes von Floiaria, und die nicht verkürzten Schienen und Füfse der Vorderbeine von Efnesa unterschieden). Emesa (die hier beschriebene E. Se- rvillei ist wahrscheinlich dieselbe Art, die Bur meist er als E. praecatoria F. beschreibt. Fäbricius spricht aber von Flügeln, und die von B. dafür angenommenen Exemplare der hiesigen Samm- lung sind ungeflügelt und keine Larven. Die von Fab. und Spin, erwähnten Exemplare mit aufgetriebener Spitze des Hinterleibs sind das andere Geschlecht). Frostemma , Pachynomus (wo F. brunneus Lap. mit Unrecht mit F. picipes Kl. vereinigt ist). Cymbides (Tim-o- des Burm.). Feirates, Sirthenea (eine eigene Gattung, besoifders da- durch ausgezeichnet, dafs die Sohlen an den Mittelschienen fehlen, während sie an den Vorderschienen vorhanden sind — Red. carina- tus F.y Oncocephalus , Myodocha, Fachymerus, Nabis, Conorhimts, Jpiomerus, Heniartes (die Schienen zusammengedrückt und bogen- förmig, die vorderen ohne Furche zur Aufnahme der Füfse — zwei neue Arten aus Brasilien, von denen die eine, H. erythromerus , mit Red. Stollii Enc. identisch zu sein scheint). Hiranetis (Schienen ein- fach, Fühler zwischen den Augen eingelenkt, durch den nicht aufge- triebenen Vorderrücken von der folgenden Gattung unterschieden — eine neue Art H. membranacea aus Brasilien). Saccoderus (Notocy?'- tus Uffi>\), Frionotus, Sthicnera {Red. angulosns Ena. — ein Arilus ühn.\ llarpactorj Fetulochirus, Reduvius). B. Coreites. Gelenke des Rüssels mit freier Bewegung, Kopf un- gerandet, Fühler an der Spitze des Kopfes eingelenkt, Halsschild den vorderen Theil des Mittelrücken bedeckend, Unterseite des Kopfes ohne Rinne zur Aufnahme des Rüssels : Corynomertis (eine Rinne auf 258 der Unterseite des Hinterschenkels zum Einschlagen der Schiene, die jedoch zu unbestimmt ist, um hei der ungemeinen Verwandtschaft des Thiers mit Cor. Äcrydioldes F., wo von dieser Rinne keine Spur vorhanden ist, eine natürliche Trennung zu begründen. Die unter dem Namen C. elevatus beschriebene Art ist Mer, tristis Perty , die wohl wegen der fehlenden Angabe der natürlichen Gröfse auf der Per- tyschen Tafel nicht erkannt wurde, und die von Burm. unter Crino- coris aufgeführt wird). Meropachus Lap. (die beschriebene zweite Art, M. Buqiietii, ist M. gracUis Bnrm,^ Pachymeria Lap. (von den beiden aufgeführten Arten wird die erste, Anisoscelis ruficriis Perty, von Burm. zu Nematopus Latr. gerechnet, die zweite, P. trianguhim Spin., ist Pachymeria armata Lap., bei Burm. die Gattung Ärclii- merus). Cerhus Hahn., Myctis Leach., Pachylis Enc. (P. rnfitarsis Spin, ist laticornis F.') Acanthocephala Lap. {Lyg. femoratus F., nicht aus Ostindien, sondern aus Nordamerica und Mexico, Diactor Burm.') Physomerus (JineatocoUis Sp. ist Cerhus phyllocnemus Bur- meist.) PlaxiseeUs (P. fusca Spin, aus Brasilien, ein Diactor nach Burm., dem D. paganus B. ganz verwandt). Nyttum (von der folgen- den Gatt, durch einfaches drittes Fühlerglied und ungedornte Schenkel unterschieden — eine neue Art, N. limbatum aus Brasilien). Cha- riesterus Lap. Verlusia {Cor. quadratus F. und F. rotundiventris Spin., aus Italien, letztere aber wohl nichts anderes als Cor. sulcicornis i^.). Coryxoplatus (identisch mit Discogaster Burm., und die Art C. pal- lens Sp. mit D. pallens Burm?). Coreocoris Hahn, Menenotus Lap., Syromastes Lap., Coreus F. {scapha und spiniger). C. Phymatites, von der vorigen Familie durch die Rinne auf der Unterseite des Kopfes zur Aufnahme des ersten Gelenkes des Rüssels unterschieden, Seitenlappen des Kopfes den Mittellappen über- ragend: Phymata ißystis F.) und Macrocephalus. D. Aradites, wie die vorige Familie, aber das Verhältnifs der Lappen des Kopfes umgekehrt: Aradus, Aneurus , Dysodius. E. Tingidites. Der Rücken des Halsschildes bedeckt den gan- zen Mesothorax : Galeatus Curt., Dyctionota Curt., Derephysia (Füh- ler kurz behaart, mit länglich-eiförmigem Endgliede — T. foliacea Fall.), Tingis, Monanthia (T. Echii F. ist sowohl bei dieser als der vor. Gattung aufgezählt), Eurycera, Catoplatus (Metasternum ohne Rinne — T. costata F.), Serenthia (übereinstimmend mit Piesma Lap., da es kein Zweifel ist, dafs Lap. den anders gefärbten hinteren Lappen des Halsschildes für das Schildchen genommen hat, ein Irr- thum, den nicht erst Brülle, sondern schon Burmeister nachge- wiesen hat. F. Cimicites. Der Hinterrand des Halsschildes greift nicht über den Mesothorax: Cimex lectularius L. G. Astemmites. Fühler hinter der Spitze des Kopfes eingelenkt; keine Nebenaugen: Macroceraea (erstes Fühlerglied doppelt so lang als der Kopf — M. longicornis Lefehvr. aus Ostindien), Pyrrhocoris, Odontopus Lap. (Ref. kann an der von Lap. beschriebenen Art keine 259 Dornen an den Tarsen finden), Astemma, Largns^ Theraneis (die Au- genhöcker nicht so abgesetzt, und der Körper über der Basis des Halsschildes am breitesten — Th. vittata, eine neue Art aus Brasi- lien), Rcsthenia (Flügeldecken mit dem Nagelfleck, Hinterrand des Metasternum über die Hinterhüften verlängert — R, scutata Sp. aus Brasilien"), Mlris, Phytocoris , Capsus , Glohiceps Enc, Byrsoptera (identisch mit Orthonottis Steph. und die Art B. erythrocephala mit Caps, rufifrons Fall), Eurycephala Lap. H. Anisoscelides. Fühler über oder auf der Mittellinie vom Auge zur Spitze des Seitenlappens des Kopfes eingelenkt: Leptocorisa Lap., Stenocephalus , Setherina (die ersten Fühlerglieder dick, das zweite und dritte gefurcht, Flügeldecken von gevröhnlicher Bildung — S. te- stacea Sp. aus Brasilien), Holymenia, Diactor {Lyg. hiUneatus F.), Anlsoscelis {Lyg. phylloptcs F.), Hypseloiiotus , Clavigralla (keulför- mige Schenkel — Cl. gihbosa Sp. von Bombay), Neides, Alydus, Mi- crelytra, Vhyllomorpha, Atractus Lap. (entspricht Pseudophloeus Burm.\ Cymodera (Rand des Hinterleibes von den Flügeldecken be- deckt, diese mit 4 Nerven in der Membran — C. tahida aus Sardi- nien), Merocoris Bahn (entspricht Coreus Burm.\ Leptoscelis, Nema- topus, Gonocerus, Micropus (eine eigenthümliche, sehr langstreckige Form, die in der nächsten Verwandtschaft mit Vachymerus steht, und sich in den verschiedensten Weltgegenden wiederholt. Von Burm. ist sie übergangen und auch sonst noch nirgend unterschieden. Die Ton Sp, beschriebene Art, M. Genei aus Sardinien, ist vom Ref. auch bei Berlin aufgefunden, und zwar nicht blos in ungeflügelten Individuen mit verkümmerten Flügeldecken, sondern auch in vollständig geflü- gelten). Chaerosoma, Acinocoris, Naeogeus Lap. (Jlebrus Westw.), Coryzns. I. Lygaeites. Fühler unter der Mittellinie zwischen Augen und der Spitze der Seitenlappen des Kopfes eingelenkt: Salda, Henesta- ris (enspricht Cymus Fam. B. Burm.^, Piesma, Xylocoris, Anthoco- Tis, Aphanus (Pachymerus Latr.), Niesthrea (Coreus Sidae F.), Se- rinetha (^Leptocoris rufus Hahn) ^ Rhopalus, Artheneis, Lygaeosotna (beide Gattungen auf kleine sardinische Arten gegründet, die sich vielleicht unter Heterogaster begreifen liefsen), Arocatus (Lyg- me- lanocephalus F. — von Lygaeus wegen des in einer Rinne aufgenom- menen ersten Gelenkes des Rüssels unterschieden), Lygaeus, Cymus. K. Pentatomites. Kopf gerandet. Von den zahlreichen Gattun- gen dieser Familie sind folgende neue zu nennen: Symjriexorhincus, Macropygium, Chlorocoris, alle drei auf einzelhe brasilische Arten gegründet, zwischen Empicoris Hahn (Jlalys variolosa F.) und Ate- locera Lap.; Ochlerus {cinctus Sp. aus Brasilien, einerlei mit Cim. inaiginutus F.), Erthesina {Halys mucorea F., wegen den erweiter- ten Vorderschienen von Halys getrennt), Apodiphus (Jlalys .spinulosus und Uellenicus Lefelvr.), Dichelops (von Pentatoma durch die über den Mittellappeii hinaus verlängerten Seitcnlappen des Kopfes unterschic- 260 den, auf eine neue brasilische Art gegründet), Spongipodiutn (JLdessa obscura F.\ Phyllocheirus für Heteroscelis Lap., welches der gleich- namigen Käfergattung halber nicht beibehalten werden konnte. Dyro- deres {Cimex iimbraculatus F.), Epipedus , Ärocera (zwei mit Fen- tatoma ganz nahe verwandte Gattungen, jede mit einer brasilischen Art), Proxys {Cini. victor F.), Jgonoscelis {indica Sp. aus Ostindien, gleicht der Ilalys nubila F., Wolf, weicht aber durch den fast bis zum Ende des Hinterleibes reichenden Rüssel ab). Heteropus Lefebvrei Sp. von Java, von Jalla und Ärma Hahn durch erweiterte Vorderschienen gesondert), Cataulax {Pent. macraspis Perty), Arvelius (C. gladia- tor F.), Vulsirea {Cimex l. B. Burm.'), Catacanthus {Cimex I. Ä. Burm.y Coryxorhaphis eine neue Art aus Brasilien, nur durch den mangelnden Dorn an den Vorderschenkeln von der folgenden Gattung Oplomus (^Asopus A. b. Burm.^ unterschieden. Stirethrosoma, die Arten von Stirethrus mit erweiterten Vorderschenkeln. Elvisura, eine neue Tetyrengattung, wo die Rüsselfurche bis zum Ende des Hinterleibes reicht (E. irrorata vom Senegal), Solenost hedium {Coe- loglossa Germ., Tetyra furcifera und lyncea F.). Die Folge, die Hr. Sp. gewählt hat, kann wohl weder im Kleine- ren, noch im GrÖfseren überall für natürlich gelten, und es scheint, als ob namentlich in der Stellung und Unterscheidung der Coreen und Lygaeen die deutschen Bearbeiter dieser Familie auf einer viel sicherern Bahn gingen; indefs hat Hr. Sp. gewifs dadurch, dafs er seinen eigenen Weg verfolgte, künftigen Bearbeitern neue Gesichts- puncte der Anordnung eröffnet, und es wird seine Arbeit, bei aller Befangenheit der systematischen Ansichten, durch die Genauigkeit ih- rer Untersuchungen noch lange ein Gegenstand des Studiums bleiben. Hinsichtlich der neugebildeten Gattungsnamen wäre es besser gewe- sen, Hr. Sp. hätte sich Hrn. Laporte nicht so sehr zum Muster genom- men, dessen Namen auf Pseudo- und- dema selbst Hr. Dejean ver- werfen konnte, und fast noch weniger L e a c h , der durch blofse Ver- setzung der Buchstaben ganz bequem wohlklingende Namen fertigte. Wirklich hat Hr. Sp. nahe an 20 Namen aus den beiden Wörtern Valerius und Theresina so gewonnen. Es mag wohl gleichgültig er- scheinen, ob die Namen, die einen naturhistorischen Gegenstand be- zeichnen sollen, gut oder schlecht sind, wenn sie ihn nur bezeichnen, und die Weise der Namengebung betrifft nicht sowohl das Wesen der Wissenschaft, als ihre Form; aber auch die wissenschaftliche Form ist so ganz unwesentlich nicht, und sollte blofser Bequemlichkeit we- gen nicht aufgegeben werden, wäre es auch allein, damit unsere Wissenschaft den Anschein entbehrte, als sei sie nur ein Zeitver- treib für müfsige Leute. A Catalogue of Hemiptera in the collection of the Rev. F. W. Uope, mth short latin descriptions of the new species, enthält bisher die Familie der Schild wauzen, und ver- I I 261 meidet einen Nachtheil anderer Verzeichnisse, welche die aufgeführten neuen Arten unbekannt lassen. Die im Anhange gegebene Charakteristik von mehr als dritthalb hundert Ar- ten, in der Form der Mitte zwischen Diagnose und Beschrei- bung haltend, mag häufig für die Erkennung der Art ungenü- gend erscheinen, indessen, wo die Gattungen genau bestimmt sind, läfst sich oft mit wenigen Worten eine Art deutlich kennt- licii machen. Die Gattungs- Sonderungen aller neueren Auto- ren, namentlich von Hahn, Laporte und Burmeister, sind in diesem Verzeichnisse benutzt, so dafs die folgenden neuen Gattungen, die hier' aufgestellt werden, gröfstentheils auch ganz neue Formen sind: HopUstodera, zwischen Stirethrus und Sciocoris gestellt, mit einer Art aus Java. Jplosterna scheint eine ähnliche Form des Metaster- num wie Edessa zu haben, Hinterleib mit einem kurzen Stachel an der Basis, 1 Art aus Gambien. Lyraniorpha, Mesosternum gekielt, Stachel am Grunde des Hinterleibes bis zum Mesosternum reichend; 2 Arten aus Neuholland. RJiynchocoris , auf Ed. hamata F. gegrün- det. Urolabida, sehr lange Fühler, das Männchen miH zwei zangen- förmigen Griffeln und einem Stachel zwischen ihnen, das Weibchen mit einem hornigen gekrümmten Anhang fast von der Länge des Hin- terleibes am After; 1 Art aus Ostindien. Vrostylis, ähnlich der eben erwähnten Gattung, aber das Männchen ohne Zange, das Weibchen mit an der Spitze gespaltenem Fortsatz am After; 2 Arten aus Ostindien. Eine Anzahl neuer exotischer Hemipteren-Arten beschreibt Herr Westwood in den Tr ansäet, of the Ent Soc. of Lond. H. p. 18. Eumttopm, eine neue Tetyren- Gattung, yvo das Schildchen den Hinterleib gröfstentheils bedeckt und wo der Kopf sich vorn in drei Lappen theilt, daher die einzige südamericanische Art E. ßssiceps heifst. Oncoscelis, in der Form mit Oticomeris sehr übereinstimmend, doch durch Abwesenheit des Stachels an der Hinterleibswurzei unter- schieden : 0. Anstralasiae aus Neuholland. Cyclogaster, eine sehr ei- genthümliche, fast ^rarfw*- artige Form von Schildwanzen mit 4s;lie- drigen Fühlern, durch einfaches Sternum und kurzen Rüssel von Tes- saratoma und Äradus abweichend: C. palUdus aus Gambien. Euce- rocoris, neue Gattung der Capsiden, durch besonders lange Fühler bemerkbar: E. nigriceps, i^^bekannten Vaterlandes, und endlich Eni- coceplialus, eine neue Reduvien-Gattung von kleinerer Gestalt, durch eingeschnürten Kopf, zweimal eingeschnürten Thorax und besonders 262 durch eingliedrige Vordertarsen ausgezeichnet, wovon 4 Arten: K ßavicolUs aus Westindien, E hasalis aus Bengalen, ]E. fulvescens, in Kopal eingeschlossen, und E. Tasmanicus aus Van Diemensland. Herr Desjardins auf Isle de France macht in den An- naJ. de la Soc. Ent. d. France VI. p. 239 ein dort einheimi- sches neues Hemipterum bekannt, welches er für eine Art der Gattung Naucoris erkannte, in der er jedoch, nach der ganz abweichenden Lebensweise (unter Steinen) eine neue Gattung vermuthet, welche Vermuthung von Hrn. Serville (ebendas. S. 241) dahin beslättigt wird, dafs die fragliche Art der La- porteschen Gattung Mononyx angehöre. Unter dem Titel: Genera Inseetorum iconibus illustra- vit et descripsit Herrm. Burmeister. Vol. I. Rhynchota, hat Hr. Prof. B. ein Werk begonnen, welches im Gebiet der Entomologie nur mit den Curtisschen und Percheron-Guerin- schen in Vergleich zu stellen ist, und welches, während es sich nicht wie das erstere auf eine Fauna beschränkt, demsel- ben weder an Eleganz noch Genauigkeit der Ausführung nach- steht, vor dem zweiten (bereits, wie es scheint, eingegangenen) den Vorzug sorgfältigerer Bearbeitung und mehreren inneren Zusammenhanges schon dadurch hat, dafs nur näher stehende Gattungen mit einander dargestellt werden, und die vorausge- gangene Arbeit des Verf. über die ganze auf dem Titel ge- nannte Ordnung (im Handbuche der Entomologie) der gegen- wärtigen zur Grundlage dienen kann. Das vorliegende erste Heft enthält Gattungen der Cicaden, nämlich: Lystra, mit 7 durch Diagnosen bezeichneten Arten, erläutert durch L. auricoma aus Mexico, die im Aeufseren eine grofse Uebercinstim- mung mit Phenax hat, der zweiten hier beschriebenen Gattung, de- ren Analysen auf der Tafel der vorigen Gattung beigefügt sind. Aco^ cephalus, durch A. costatus Germ, repräsentirt. Bythoscopiis, in 4 subgenera zerlegt: mit an der Spitze überschlagenden Flügelderken, Bythoscopus {Flata varia jP.) mit in beiden Geschlechtern einfacher, Idloceriis Lewis (z. B. Jassus fidgidus F.) mit beim Männchen vor der Spitze blattartig zusammengedrückter Fühlerborste, und mit ganz gerader Naht der Flügeldecken, Oncopsis (?.. B. B. lanid) mit gewölb- ter, und Pediopsis {B. tiliae Germ?) mit flacher Stirn. Etirymela mit 5 Arten, unter denen die bekanntestfe,^iE. fenestrata, für die Dar- stellung angewendet ist. Herr Guerin bildet in seinem Mag, de Zool. Cl, IX. 263 pl. 173 eine mexicanische Fiilgora Castresü ab. Sie ist klei- ner als die südamoricanischen Arten, deren, anfser F. later- naria, Herr G. noch einer zweiten erwähnt, die von Herrn Brülle beschrieben werden soll, die vielleicht F. luci/era Germ. ist. Es mag hier wohl die Bemerkung an ihrem Orte sein, dafs das gegenwärtig allgemein als F. laiernaria ange- nommene brasilische Insect, von welchem auch Hr. G. auf pL 174 im Vergleich mit F. Castresü einen Umrifs giebt, eine von der von der Merian beobachteten, von ihr und von StolL. abgebildeten und von der ächten Linneischen F. laternaria verschiedene Art ist, die in Surinam einheimisch ist und sich durch längere, weniger aufgetriebene Kopfblase und durch dop- pelte Pupille im Augenfleck der Unterflügel (wie bei F. Cas- tresü) von jenen besonders unterscheidet. Aufserdem enthält das hiesige Museum noch eine dritte brasilische Art, so dafs Ref. 5 Arten dieser Gruppe vor sich hat. Eine neue, von allen verwandten Arten des südlichen Eu- ropa wohl unterschiedene Cicada ist unter dem Namen C, Steveni von Herrn Krynicki in den Bull, de la Soc. Imp, des Nat. d. Moscou a. 1837. V. p. 86 beschrieben und t III. abgebildet. Sie ist der C. sanguinea QTettigonia sanguinea Fab.) am nächsten verwandt, sowohl in der Gestalt als in der Färbung der Fliigelrippen, weicht aber von ihr und allen ähnlichen Arten durch einen beträchtlich breiten gelben Hin- terrand des Prothorax ab. Ueber den Legestachel der Cicaden bemerkt Herr Doyere {Aniial. d. Sciens nat. Ser. II. t. VII. p. 193), dafs die Ansicht von Reaumur — wonach die beiden Sei- tentheile desselben durch Bewegung auf und ab, und an der Spitze gezähnelt zugleich als Feile wirkend, das Einbohren bewerkstelligten, und dafs das Mittelstück nur zum Zusam- menhalten der Seitenstücke diene — nicht richtig sein könne, indem eines Theils die Feilzähne der Seitenstücke zu stumpf seien, andererseits das ganze Instrument eines Stützpunctes entbehren würde, da nur auf den vorderen Theil des Körpers das ganze Gewicht falle. Er stellt daher die Ansicht auf, dafs die Seitentheile mehr als Klammern gebraucht würden, und dem Bohrer zum Stützpunct dienten, und dafs der Vor- 264 gang etwa der sein möchte, dafs diese Klammern jedesmal in die kleine, vom Mittelstück gemachte OeflFnung eingesenkt und diese dadurch erweitert würden, dafs das Mittelsti'ick, wieder vortretend, sie nach Art eines Keils aus einander triebe. Da die Clcaden, nach Reaumur, nur kleine abgestorbene Zweige zum Einbohren der Eier benutzten, würde die Stärke des Le- gestachels zu diesem Verfahren ausreichen. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1837. ^ Bearbeitet von Dr. F. H. Troschel. L'nter allen hierher gehörigen Werken verdient wohl Aleide d^Orhignys Voyage dans VAmerique meridionale zuerst erwähnt zu werden, wovon im Laufe des verflossenen Jahres die 26 — 34ste Lieferung erschienen ist. Das Werk ist mit so vieler Pracht ausgestattet und enthält so viele schätzbare Beobachtungen, dafs es zu den interessantesten Erscheinungen in der zoologischen Literatur gerechnet werden mufs. Des Neuen werden wir bei den einzelnen Abtheilungen der Mol-» lusken genug mitzutheilen haben. Die Diagnosen der neuen Conchylien sind bereits zum Theil in Guerin's Magazin de Zoologie 1835 al%edruckt, weshalb wir sie hier fortlassen. Von L. C. Kiener's Species gener al et Iconographie des Coquilles Vivantes sind wieder als Fortsetzung mehrere Lieferungen erschienen, die sich, wie die frühem, durch Treue der Abbildungen auszeichnen. Bei dem raschen Fortgange dieses Werkes möchte die durch H. C. Küster in Erlangen besorgte neue Auflage der Martini-Chemnitzschen Gonchylien- abbildungen mit neuem Texte (Martini und Chemnitz: systematisches Conchylien- Cabinet. Neu herausgegeben und vervollständigt von Prof. H. C. Küster) als ein ziemlich über- flüssiges Unternehmen erscheinen, um so mehr, als die Abbil- dungen den Ansprüchen, welche man jetzt an Abbildungen zu machen gewohnt ist, nicht völlig genügen. 266 Von E. A. Rofsmäfsler's Iconographie der Land- und SüfswassermoUusken erschien das 5te und 6te Heft, mit wel- chen der erste Band beschlossen wird. Ein vollständiges Rer gister, das sich auf Gattungen, Arten, Synonyme und die ter- minologischen Bezeichnungen bezieht, ist beigegeben. Die Ab- bildungen sind, wie früher, sauber und naturgetreu ausgeführt. Viele, früher weder beschriebene noch abgebildete, Arten von Ziegler und v. Mühlfeldt machen das Werk sehr nütz- lich; eben so sind einige neue Arten des Berliner Museums hier bekannt gemacht. Von anatomischen Arbeiten, welche sich über die ganze Klasse der Mollusken erstrecken, ist folgende anzuführen: Robert Garner nämlich giebt eine interessante Abhand- lung über das Nervensystem der Mollusken {Transacüons of the Linnean Society of London 1837 p. 485 t. 24—27), welche von 4 instructiven Kupfertafeln begleitet ist. Bei den Tunicaten besteht das Nervensystem aus einem Ganglion zwischen den beiden Oeffnungen; es entspricht dem hinteren oder Kiemen-Ganglion der Conchiferen. Die Lippen- und Fufsganglien der Conchiferen fehlen, da diese Organe nicht vorhanden sind. M e c k e 1 ' s Abdominalganglion erkennt Verf. nicht an. — Bei den Conchiferen finden sich, mit Ausnahme derer, bei welchen der Fufs verkümmert ist, drei Ganglienpaare. Bei Ostrea fehlt das untere oder Fufsganglion. Das hintere Ganglionpaar liegt am hinteren Muskel zwischen den Kiemen und ist Kie- menganglion. In den Gattungen, wo die Kiemen vereinigt sind {Ostrea^ Cardium, Unio, ^nomia, Venus, Pholas, Te- redo, Solen, Mya, Mactrd), sind auch die beiden Ganglien in eins verschmolzen, aber bei Mytilus, Modiola, Vecten, wo die Kiemen getrennt sind, sind auch die Ganglien getrennt. Das vordere oder Lippenganglienpaar ist nie vereint, sondern durch einen über den Mund gekrümmten NervenJFaden verbun- den. Die vorderen Ganglien sieht Verf. als dem Gehirn ent- sprechend an, weil die anderen Ganglienpaare mit ihm durch Fäden verbunden sind, obgleich sie unter einander nicht com- municiren. Bei Pecten, Spondylus und Ostrea finden sich kleine glänzende, smaragd-ähnliche Augenpuncte (?), welche einen kleinen Nerv, Pupille, Pigment, einen gestreiften Körper und eine Linse haben, die am Rande des Mantels stehen und also 2Ö7 Sehorgane sein müssen. — Ebenso wie die Gasteropoden grofse Verschiedenheiten in der Form darbieten, zeigen sie auch Unterscliiede im Nervensystem. Ueberall ist bekannt- lich das Nervensystem ein Scldiindring, der aber eine ver^ schiedene Lage hat, bei llelix ganz vor, bei Eolidia hinter der Mundmasse, bei Buccinum weiter hinten am Oesopliagus, bei einer Species von Purpura selbst hinter dem Magen. — - Das Nervensystem von Patella bildet den Uebergang von den Gasteropoden, theils zu den Conchiferen, theils zu den Cepha- lopoden. Zwei vordere Ganglien stehen durch 4 Fäden mit 4 hinteren unter sich verbundenen, in Verbindung, deren innere Verf. als den Fufsganglien der Conchiferen, die äufseren den Kiemenganglien entsprechend ansieht. Bei den Gasteropoden findet sich meist noch ein Band oder zwei Ganglien unter dem Schlünde, die die Mundmasse mit Nerven versehen. Bei Pa- tella steht dies Band mit zwei Ganglien in Verbindung, welche der Lippe des Thiers angehören, nicht aber mit dem Haupt- ganglienpaare. Dies sieht Verf. als den Uebergang zu den Ce- jjhalopoden an. — Bei Chiton, wo Augen und Fühler fehlen^ sind auch die oberen Ganglien nicht entwickelt. -»- Bei Scyl- laea pelagica besteht der Schlundring aus 4 oberhalb des Oesophagus liegenden Ganglien, an deren beiden obersten zwei kleine schwarze Punkte sich finden, die Verf. als die Rudi- mente der Augen ansieht. Bei Bullaca sind die Fufsganglien von denen des Mantels getrennt; das Kiemenganglion liegt wie bei Aplysia hinten im Thier. — Die gewundenen Gaste- ropoden zeigen beträchtliche Verschiedenheiten in ihrem Ner- vensystem. Man beobachtet in der. Regel 4 Nerven, die von den oberen Lappen entspringen, w^enn die Ganglien des Schlund- ringes sehr getrennt bleiben, bei den höheren Gasteropoden aber hinten von dem unteren ausg'ebroiteten Theil des Ringes. Die beiden äufseren sind Mantelnerven, entsprechend den Man- telnerven bei Sepia, die beiden inneren entsprechen den Brau- chiovisceral-l^erwen derselben. Von diesen gehen Fäden zu den Eingeweiden und bilden oft ein Ganglion in der Nähe des Magens. Die Nerven des Mantels entspringen aufserhalb der vorhergehenden und führen zuweilen ganz oder zum Theil zu den Kiemen. Die Schalenmuskeln empfangen ihre Nerven zum Theil von diesen Paaren, zum Theil von dem Fufsganglion. IV. Jahrg. 2. Band. |^ir manche Mittheilungen.. , «i>ia^ der Rand bildet einö kleine" Bucht aii der vorletzten Windung. — IL omalomorpha scheibenförmig, convex, ^gelbbraun, verwandt mit 274 H. incerta Drap, und H. oUvetorum F^r. — * Ä sh'aphila sehr ver- wandt mit der vorigen, weifslich. — H. orhicula scheibenförmig, ge- nabelt, glatt, graugelblich, 8 Windungen, Mündung halbmondförmig. — jff. chalicopMla scheibenförmig, genabelt, grau hornfarbig; 6 Win- dungen, Mündung rund. — IL trochilioneides scheibenförmig -convex, genabelt, weifslich, 6 Windungen, Mündung rund. — //. huonohaena scheibenförmig convex, genabelt, weifslich, 6 Windungen, Mündung gedrückt, schief. — H.hylepkila (mc\. ochthephüa als Varietät mit nur 5 Windungen), scheibenförmig convex, genabelt, gestreift, weifslich, Mündung rundlich, schief. Alle aus Bolivia. — H. dissimilis scheiben- förmig, geritzt, hellbraun, roth gefleckt, 5 Windungen, Mündung rund. Chili. — H. insigniSj verwandt mit //. cellaria, aber der Nabel ist nicht 'trichterförmig, sondern nur geritzt, nur 4 Windungen, Mündung rund, Columbia. — H. costellata scheibenförmig convex, genabelt, braun, 5 Windungen, Miindung rund. — //. elevata scheibenföcmig, genabelt, bernsteinfarbig, 6 Windungen, ßeide aas Paraguay. — //. jtrogastor aus Brasilien.. ,.. . ■ '**' Helix cenisla Charpentie?: )i. p. testa calcarea, crässa, depressa, subcarinata, superiie sulcato-rugos^; peristomate subincrassato ; um- bilico patente. Auf dem Gipfel des Mont Cenis. — Derselbe will H. nemoralis und IL hortensis als Varietäten einer Art betrachten, was jedoch bestimmt nicht der Fall ist. — H. foetens Stud. betrachtet er als Varietät von H. %onata Stud. J. E. Gray trennt (Jjoudoris Magazine new. series 1. p. 484) eine Gattung unter dem Namen Streptaxis von Helix. Die Schale ist eiförmig oder länglich, in der Jugend fast ku- gelförmig, tief genabelt, mit schnell erweiterten Windungen. Im ausgewachseneli Zustande ist die vorletzte Windung nach' reclits und der Rücke^nseite der Axe gekrümnit, der Nabel wird zusammengedrückt und fast verschlossen, Mündung mond- förmig, der Mundsaum etwas verdickt und umgelegt, und oft mit einem einzelnen '2iahne an der äufsern Seite der Innern Lippe. Die Arten leben in den tropischen Theilen vonAfrica und Südarher^ca. ^ Verf. rechnet hierher: Helix comhoides d'Orb. — Strep- taxis Mau g er ae no.Y' ^.Pr testa oblonga, alba, tenui, pellucida, nitida; anfractibus .prio^ibus tnbus regularibus, ultima et pen- ultima distortis; apertüra unidentata. Sierra Leone. — He- liv contusa Fer. — IJelix deformis Fer. — Str. nohilis nov. sp. testa ovata, tenui, albida, pellucida; anfractibus senis, re- gulariter transverse sulcata; umbilico lin^ari, clauso; apertura edentula, Sierra Leone. ^ Helix Pagoda Fer.? 275f Neue Arten zur Gattung AchatTna: ' Ä. davata Gray testa laiiceolata, teniii, pelliicida, alba, anfracti- bus 11 — 12, con-vexiiisculis, dcnse sulcatis, ultimo subcarinato; apice clavato (cJub-schaped); apicis sulris remotioribus, acutioribus et ele- vatioribus. Sierra Leone. (Loiidon's Mägaz. new ser. I. p. 487.) — A. phlo^era d'Orb. (Var. B. Regina Fe'r) länglich, ^latt, weifslich- roth, mit violettbrauncn, eine breite Binde bildenden Flecken, Apex stumpf, sclnvarz, Columella schwärzlich. — J. hacterionides d'Orb. thurmformig, glatt, weifslich, neun Windungeii',J Mündung fast vier- ekig, ungenabelt. Beide aus Bolivia. Neue Arten zur Gattung Bulimus, von d^Orbigny: a) Mit scharfem Labrum: . o B micra thurmformig, fast genabelt, stark gestreift, weifslich,' acht Windungen, Mündung oval. — B. viimosarum thurmformig, fast genabelt, gramveifslirh , 12 Windungen, Mündung oval. — B. canihd thurmformig, geritzt, sehr zart gestreift, hellgrau, 9 Windungen, La- brum violett — B. Uclienorum thurmformig, genabelt, weifslich, graugelblich marmorirt, 11 — 12 Windungen, Mündung oval, weifs- lich.— B. poecilvs (^Var. intertexta Fer.') etwas bauchig, konisch, genabelt, glatt, gelblichweifs, mit schwarzem Apex, Mündung oval. — B. sporadicus länglich, etwas geritzt, weifslich, rothgelblich oder längs gebändert, acht Windungen , Mündung länglich, oval. — B. he- Joicus länglich , glatt , weifslichgelb , Mündung länglich. — B. turri- tella länglich, bauchig, geritzt, glatt, weifslichgrau , mit sehr kleinen' weifsen Längslinien, Apex rosenfarbig, 6 Windungen. — B. crepundia länglich, glatt, braungrau, 8 Windungen, Mündung länglich. — B. Ri- vasii glatt, graubraun mit braunen Längslinien, 8 Windungen. — B. trichodes länglich, haarig, graugelb, 8 Windungen. — B. Roca- yanus länglich, konisch, ungenabelt, weifslichgrau mit unregelmäfsi- gen weifsen Längslinien, 9 Wiudungen. — B. a^odemetes eiförmig, bauchig, glatt^ weifslichgelb, grau marmorirt oder braun gefleckt. — B. Umonoicus länglich, glatt, weifslichroth mit braunen Längslinien, 8 Windungen. — B. Torallyi länglich, spitz, glatt, weifslich mit lan- gen braunen Längsflammen, kleinen, Binden bildenden Querflecken, 8 Windungen, A])ex schwarz. — B. Moiitag7iei genabelt, glatt, mit feinen. Binden bildenden Querlinien. — B. Pa:daiius länglich - pyra- midal, fast genabelt, weifslich mit braunen Längsflammen, Apex ro- senfarbig, 7 Windungen, Mündung vierseitig. — B. nivalis eiförmig, glatt, gelbbraun, Naht crenulirt, 5 Windungen, lebt 5CÜ0 Metre_s über der INleeresfläche, — B. //Mo/w* länglich, imgenabelt dünn, unregel- mäfsig netzartig, gelb, 6 Windungen, Naht crenulirt. — B. culnilncus länglich, ungenabelt,, dick, weiljslich, 6 Windungen, lebt 4 — 5000 Me- tres über der Meeresfläche. Sämmtlich aus Bolivia. — B. oreades anglich, glatt, glänzend, gelb, iinten mit braunen Längsbinden, 8 Win- dungen. — B Fvurniierä kuiz , bauchig , glatt, graugelb, 5 Winduu- 276 gen, Naht eingedrückt. -- B. montiva^us verlängert konisch, nicht genabelt, weifslich mit gelben Längslini^ Apex braun, 9 Windungen. Aus Argentina. — B. jPp?i^«m« länglich, genabelt, graugell), 7 Win- dungen. Columbia. -- B. jpolyrnorphus oval, kurz, dick, fast gena-. belt, weifsgrau, mit 4 breiten, brauuviolettcn Binden, Naht crenu- lirt. Peru. b) Mit verdicktem Labrum. B. thamnolmis oval, fast genabelt, gelbbraun, violett, mit 3 oder 5 braunen Binden, 7 Windungen. — B. Tupacli länglich, dick, gena- belt, braun, oder mit 5 braunen Binden, 8 Windungen. — B. Inca länglich, ungenabelt, dick, glatt, braunschw arz, 8 Windungen. — E. oro- haeniis etwas genabelt, der Länge nach unregelmäfsig runzlig gestreift, gelbbraun, 8 Windungen. — B. on^a länglich, etwas bauchig, bräun- lich oder braunviolett, mit unregelmäfsigen braunen Flecken, 5 Win- dungen, Mündung oval, schief, roth, 62 Mill. lang. — B. pindatmus bauchig, braunroth gefleckt, 5 Windungen, Mündung oval, schief, braun- violett. — B. cremholcus länglich, dick, fein gekörnt, braunroth, ge- bändert, Apex gestreift, 7 Windungen; verwandt mit ovata Liun. und christiana Fer, — B. Santa Cru%n länglich, glatt, braun, Apex ge- streift, braunroth, 7 Windungen. — B. lacunosus sehr lang, dick, fein quer gekörnelt, braunroth mit Längslinien, 6 Windungen. Sämmtlich aus Bolivia.— B. brephoides genabelt, dick, rothbraun, 6 Windungen, Mündung oval, weifsbraun, Labrum sehr dick; verwandt mit B. Fa- vanii Fer. — B. MathiusU eiförmig, dick, braun, Apex roth, tief ge- streift, 6 Windungen, Naht weifslich. 'Beide aus Peru. c) Mit zurückgeschlagenem Labrum. B. Cora geritzt, höckerig, weifslich- rosenroth, oder mit 4 brau- nen Querbinden, Naht glatt, Mündung grofs, seitlich, Labrum braun. Peru. — B. abyssorum bauchig, etwas runzlig, weifslich, mit breiten, unregelmäfsigen, braunrothen Längsflecken geädert, 7 Windungen, kein Nabel, Mündung oval, weifslich ; verwandt mit H. Domheyana Fer. — B. Bolivarii bauchig, mit 3 braunen Binden, und bräunlichwcifs mar- morirt, innen weifslich^ 7 Windungen, Mündung grofs, gelb; ebenfalls verwandt mit H. Domhey ana Fer. — B. hrachysoma kurz, bauchig, fast genabelt, glatt, hellbraun, in 3 Linien braunroth gefleckt, 7 Win- dungen. — B. marmarinus länglich, bauchig, dick, rothbraun, mit brauneren Flecken genabelt, mit 4 unterbrochenen Binden und unre- gelmäfsigen braunen Flecken, 7 Windungen, Mündung unregelmäfsig, weit. — B. hygrokylaeus länglich, dick, glatt, genabelt, weifslich, rothbraun gefleckt, 7 Windungen, Mündung länglich, weifslich, La- brum sehr breit. — B. xdntliostoma länglich, dick, fast runzlig, hell- rosenroth, braun gefleckt, mit 3 Binden, 8 Windungen, Apex roth, Mündung länglich, rosenroth. — B. zoographicus länglich, bauchig, ungenabelt, glatt, schmutzig -weifs, mit breiten braimen Längsflecken marmorirt, 7 Windungen, Mündung purpurfarbig. — B. Unosloma läng- 277 lieh, bauchig, nicht genabelt, weifslich, mit braunviolctten, schiefen Flecken, 6 Windungen, Mündung sehr breit, purpurfarbig oder rosen- roth. — B. fnsoides sehr verlängert, glatt, hellrosenroth, mit braun- rothen Längslinien, 7 Windungen. — B. Yun^ascnsis länglich, gena- belt, runzlig, grauviolett, braun marmorirt, 3 Binden brauner Flecke, 6 Windungen. — B. lophoicus länglich, runzlig, hellgrau, oder rosen- roth mit bräunen Linien ^ 8 Windungen, Mündung gelb. Sämmtlich aus Bolivia. — B. rhodinostoma länglich, runzlig, hellgrau mit brau- nen Längslinien, Apex und Mündung rosenroth. Brasilien. d) Zähnfe' in der Mündung (Cochlodonta Fer). B. Guarani länglich, genabelt, graubraun, Nabel runzlig, 9 Win- dungen , ein Zahn auf der Columella. — B. Alvarexii länglich , fast genabelt, dick, glatt, weifslich, 7 Windungen, 7 Zähne in der Mün- dung. Beide in Argentina. Aufserdem finden wir bei Rofsmäl^sler 1. c. zwei neue Arten: B. suhtiUs walzenförmig, Mündung spitz eiförmig, derMundsaum mit einer deutlichen weifsen Lippe. Griechische Inseln? — B. siihu- latus mit Pupit obtusa Tetwandt, aschgrau, dicht bräunlich gestreift. Taurien ? .,•,,, Neue Arten zur Gattung Pupa: P. Paradesü d'Orh. walzenförmig, braun, 6 Windungen, Mündung sehr weit, weifslich, ohne Zähne. Bolivia und Peru. — P. nodoso- ria d'Orh, länglich, glatt, gelbbraun, 6 Windungen, Mündung mit 2 Zäh- nen und einer Lamelle. Bolivia. — P. miliola d'Orh. kurz, glatt, weifslich, 5 Windungen, Mündung rundlich mit 3 Zähnen. Brasilien. — P. infandihuliforviis d'Orh. konisch, gestreift, grau, klein, sehr aus- gezeichnet durch den trichterförmigen weiten Nabel, 6 Windungen, Mündung seitlich, schief, mit einem Zahne; verwandt m\i P. Moricandt Fer. Bolivia. — P. Sempronii Charp. testa cornea, nitida, cylin- drica, ohtusa; aperttira unidentata; peristomate alho, reflexo, planö; umhilico patulo. Aehnlich der P. vmhilicata Drap., aber halb so grofs. Auf Granitfelsen am südlichen Abhänge des Simplon. — P. al- picola Charp. ist ohne Diagnose, welche sich nach der Abbildung etwa so stellen würde: testa cylindrica, ohtusa, an fr actihus sex, su- turis profundissiwis ; apertura svhrotunda, non dentnta. Etwas grö- fser als P. mar^inata', %^\\x selten Mont Gedro%; vallee de Bagne. — P. conica Roßf/i. mit P. doliu?n Drap, sehr verv\ andt, aber mehr ke- gelförmig, und mit vertiefteren Nähten; derMundsaum nicht verdickt. Steiermark, Kärnthen, Krain. — P. gu/aris Rofsrn. ebenfalls verwandt P. dofium, aber schlanker, und in der Apertur etwas verschieden. Kärnthen. — P. Kolceilii Rofs?n. an der Basis kugelförmig, Spita ke- gelförmig, Mündung rundlich, klein, mit vielen Zähnen. Krain. 278 Die zur Gattung Vertigo von Charpentier beschrie- bene Art V, Venetzii ist durchsichtiger und glänzender als Vertigo pusilla Midier, und sclieint nach der Abbildung Ver- tigo plicata ^ug. Müller zu sein (s. dieses Archiv. 1838. L p. 210. Tab. IV.^Fig. 6). Zur Gattung Auricula lernen wir durch d'Orbigny drei neue Arten kennen: A. stagnaUs weifslich, 6 Windungen, 3 Falten auf der Spindel, Apex stumpf. Columbia. — A. acuta hornfarbig, 6 Windungen, 3 Fal- ten auf der Spindel, Apex spitz. Columbia. — A. reßexilahris roth- braun, 7 Windungen, 2 Falten auf der Spindel, Mundsaum uragelelegt. Aus der Beobachtung, dafs die Limnaeaceen im Winter lange Zeit unter dem Wasser leben, ohne zu athmen, will d'Orbigny den Schluls ziehen, sie besäfsen kiemenartige Or- gane, mit denen sie die Luft aus dem Wasser abzusondern im Stande wären. Als Kiemen will er nun die Verlängerung der Lungenöffnung, welche diese Thiere beim Athmen röhrehartig vorstrecken, ansehen; das ist jedoch jedenfalls eine unglück- liche Vermuthung. Ref. hat selbst oft genug Versuche dar- über angestellt, und gefunden, dafs ein Thier dieser Gruppe höchstens 48 Stunden leben kann, ohne an der Oberfläche des Wassers Luft einzunehmen. Anders mag das freilich im Win- ter sein, wo man diesen Thieren, wenngleich sie nicht völlig erstarren, doch in sofern einen Winterschlaf zuschreiben mufs, als alle Lebensfunctionen an Lebendigkeit verlieren, so dafs das Athmungsbedürfnifs und die Einnahme von Speise, so wie jede Geschlechtsthätigkeit aufhört. Das Thier der Gattung Chilina Gray {Auricula Dom- heyana Lam.^ lernen wir durch d'Orbigny kennen. Wenn- gleich es wohl zur Familie der Limnaeaceen wird gezählt werden müssen, so unterscheidet es sich doch wesentlich von den bisher bekannten Gattungen dieser Familie. Es hat zwei platte, winklige Fühler, an deren Mitte die Augen sitzen; der Mund hat zwei starke Seitenanhänge; die Oeffnung der Kiemenhöhle rechts, mit sehr lang vorstehendem Kanal verse-. hen, der in dem hinteren W^inkel der Apertur liegt; Geschlechts- Organe wie bei den Limnäen. Verf. beschreibt aucli einige neue Arten zu dieser Gattung, so wie zu 4eu Gattungen Limnaem und Flanorlfis: 279 Ch. hulloides kuglig, braimgrün mit zwei braungefleckten Quer- binden, Spira kurz, 5 Windungen, Spindel breit, weifslich, mit einer Falte, Mündung weifslich, innen -violett, Nabel offen. Insel Chiloe. — Ch. tehneJcha braun, mit Querstroifen, ungonabelt. Patafronien. — Ch. puelcha etwas bauchig mit wellenförmigen Längslinien. Patago- nien. — Ch. Varchapjm braun, mit 4 braungefleckten Querbinden, Spira sehr ausgezogen, 6 Windungen, Nabel offen. Sie nähert sich den Limnaeen. Argentina. Limnaeus viator, die einzige bis jetzt bekannte südamerikanische Art, verwandt mit L. inmutiis Drap., aber weniger ausgezogen, viel weniger genabelt, fast ganz glatt, wogegen L. mimitus ein wenig ge- streift ist. Peru, Patagonien, Chili. Plaiiorbis moiitaiuis weifslich, weit genabelt, 4 Windungen, Mün- dung rund, verwandt mit PI. peruviamis Frod., aber mehr gedrückt, weniger gestreift, mit winkliger Apertur. — PL andecolus mehr kug- lig, die Kiele mehr markirt, Nabel trichterförmig, 4 Windungen, Mün- dung weit, fünfeckig. Mit dem Vorigen im Titicaca-See in Bolivia, 3911 Metres über der Meeresfläche. — PL tenagophilns rothbraun, auf beiden Seiten gekielt, unten trichterförmig genabelt, 5 Windun- gen, Mündung schief, halbmondförmig. Argentina, Boli^da. — PL pe- regrimis horniggrün, fast glatt, unten trichterförmig weit genabelt, 5 Windungen; verwandt mit PL sjnrorbis. Fast ganz Südamerika. — PL helophilus halb so grofs als der Vorige, fast weifs, 4 Windungen. Peru. — PL heloicus hornig, sehr gedrückt, 5 Windungen, Mündung rund. Uruguay. — PL kermatoides hornig, oben planconvex, unten planconcav, gekielt, 7 Windungen; verwandt mit PL carinatus. Peru. — PL imropseides selir flach, hornig, oben planconcav, unten eben, ge- kielt, 7 Windungen; verwandt mit PL vortex. Peru. — PL anatinus fast kuglig, glatt, hornig, oben und unten vonvex, nur im Centrum genabelt, 4 Windungen, die die vorigen stark umfassen. Argentina. Charpentier zieht Limnaeus fontinalis Sind., L. auricularius Drap., L. acronicus Stud., L. Hartmanni Stud. als Varietäten zu L. ovatus, was gewifs wenigstens zum Theil ein Mifsgriff ist. L. au- ricularius ist ohne Zweifel gut von ovatus unterschieden, und walir- scheinlich auch die andern. Zur Gattung Cyclostoma macht R o f s m ä f s 1 e r 1. c. Heft VI. p. 51 eine Anmerkung, in der er die Vermuthung ausspricht, 'OS lebe eine Gruppe der Gattung, namentlich Cyclostoma Volvidus, nicht auf dem Lande, sondern im Wasser, und ge- höre in die Nähe von Valvata. Diese Vermuthung ist jedoch wenig begründet. Ebenso spricht er die Crattung Slcganoiomay welche Ref. (s. dieses Archiv 1837. I. p. 163) aufstellte, als VVassersclmecke an, weil au den vorhandenen Deckeln zwi- schen den spiralförmigen Lamellen Sandkörnchen eingeklemmt 280 gefunden wurden. Mufs sie deshalb im Wasser leben? Dafs er den Deckel anders, als es Ref. zuerst beschrieb, am Thiere sitzend, nämlich mit der convexen Seite nach aufsen, betrach- tet, mag wohl eine richtige Ansicht sein, der Ref. beizustim- men nicht abgeneigt ist. Eine neue Art: Cyclostoma einer ascens Rofsm., verwandt mit C. patulum, aber verschieden durch feinere weitläufigere, graue Rippen auf bräunlichem Grunde, durch den einfachen, ungeöhrten Mundsaum, und durch die schiefere Mündung. Zur Gattung Helicina beschreibt d'Orbigny vier neue Arten: H.fulva_,ThierYoth\ Schale konisch-scheibenförmig, gelb, 5 Win- dungen, Mündung halbmondförmig; verwandt mit H. variaUUs Wag- ner, aber ohne Kiel, und stärker gestreift. — H. oresigena scheiben- förmig, kleiner, gelblich, 4 Windungen; Thier gelb, rothgefleckt, Füh- ler schwarz. — //. sylvatica noch kleiner, oberhalb gestreift, unter- halb glatt, gelblich, 5 Windungen; Thier weifs. — H. carinata ge- drückt, mit starkem Kiel, gestreift, gelb, 5 Windungen, Mündung drei- eckig. Sämmtlich aus Bolivia. 2) Ctenobranchia {Vectinihranches Cuv^. , A. Krohn beschreibt (Müller's Archiv für Anat. und Phys. 1837. p. 478) das Auge von Faludina vivipara, und weist dadurch nach, dafs die Augen der Schnecken sehr hoch organisirt sind. J. E. Gray theilt (^Loudon^s Magazine of nat. Jiist. new series I. p. 247; Ann. des sc. nat. 1837 p. 375) die Bemerkung mit, dafs bei Buccinum undatum von den vielen Eiern, welche in einer lederartigen Hülse eingeschlossen sind und y — \ Linie im Durchmesser haben, nur etwa 4 — 5 zur Entwickelung kommen, weil diese durch ihre Vergröfserung bis 1 Linie Durchmesser die übrigen in ihrer Entwickelung hemmen. Zwei neue Arten der im Calcutta Journal of science- von Benson zuerst beschriebenen Gattung Nematura macht G. B. Sowerby (London* s Magazine new series \. p. 217) bekannt. Den Gattungscharakter stellt Verf. folgendermafsen: Schale fast oval, etwas zusammengedrückt, ziemlich spitz, ge- fwunden, die letzte der wenigen Windungen sehr breit und bauchig, Apertur fast rund, schief, verengt, und sehr klein iui •281 Verhältnifs zur letzten Windung; Mundsaum zusammenhän- gend; Deckel spiral, hornig, mit wenigen Windungen, aufsen etwas concav. Thier unbekannt. Verf. vergleicht die Gattung mit Cyclostoma lucidum Lowe-, jedenfalls findet sie auch ihre Stellung im System zwischen Cyclostoma, ^Valv ata und Pa- ludina. Hierher gehören nur drei Arten: N. deltae Bens. \ Zoll lang, gelb, nicht glänzend. Ausflufs des Ganges. — A'. minima Sow. jK Zoll lang, durchscheinend, glatt, schwach genabelt, hellbraun. Westiudien. — N. fossilis Sow. ■D'Qrbigny reiht I.e. die Gattung -^mpw//anV/ unmittel- bar an die .Ordnung der Pulmonaten, indem er mit Quoy {Voy. de V /Istrolahe) behauptet, sie besäfsen doppelte Ath- mungsorgane: kammartige Kiemen und eine Lungenhöhle, wor- aus er auch die Thatsache erklart, dafs die Ampullarien im Stande seien, viele Monate, selbst ein Jahr lang ohne Wasser zu leben. Ob mit Recht, kann ich nicht entscheiden, doch kann ich einige Zweifel nicht unterdrücken: Verf. theilt dann die Gattung in zwei Sous-genres: ^mpullaria mit einem lan- gen linksgewundenen Sipho, und Asolene (a und otoli^v) ohne den Sipho. Die Gattung Cerafodes Guild. zieht er, als nur der Form nach verschieden , zur Untergattung Ampullaria. ' Neue Arten: A. (Ceratodes) Cldquitensis d'Orb. verwandt mit Ce- ratodes cornu nrietis , aber mit vorspringender Spira. — A. scalaris d'Orb. Spira ausgezogen, innen bläulich. Beide aus Boli^ia. — A. nie- rimides d'Orb. letzte Windung sehr grofs, Spira kurz, stumpf. Uru- guay. — ; A. insular um d'Orb. verwandt mit A. canaliculuta Lam.; das Thier braun mit kürzern Mundanhängen; Schale netzförmig ge- streift, dick, Mündung gelbroth. — A. austratis d'Orb. Spira ausge- zogen, spitz, ohne Rinne, wodurch sie sich von A. canaliculata un- terscheidet. — A. Spixii d'Orb. (in Guerin's Magaz. als A. xonata aufgeführt) Spira kurz, nur 4 Windungen. Die drei letzten aus Ar- gentina. Bei Conrad finden wir 1. c. einige hierher gehörige Ar- ten: Scalaria turlinata. — Cerastoma Nuttalli, Untergat- tung von Murex, zu der sie sich verhält, wie Monoceros zu Purpura, indem sie einen Zahn wie Monoceros hat. — Mo- noceros engonata, hrevidens, Nuttalli, Floridana, Iiarpa, hulhiformis, dumosa, macrostoma, foliacea. Sämmtlich aus Californien. Samuel Stute hbury trennt (Loudon's Magazine new 282 seriesl. p, 214) unter dem Namen Cypraecassis einige Arten von Cassis Brug. als eigene Gattung ab, nämlich: . C r/z/a, C. Massejiae, C. coarctaia und C. testiculus, wozu er durch den Mangel der V^arices, der Epidermis und des Deckels be- wogen wird. G. B. Sowerby spricht sich {ibid. p. 366 und, p. 431) gegen diese Trennung aus, da das Vorhandensein der Varices sehr variirt, und also hier nicht als Gattungscharakter genommen w^erden darf, da ei* ferner durch Cum in g erfah- ren, dafs C. coarctata einen Deckel besitze, und da er end- lich an einem Exemplare von C. rufa Spuren von Epidermis wahrgenommen. Stutchbury behauptet {ibid. p. 470), dafs er an zwei Exemplaren von G. testiculus keine Spur eines Deckels gefunden habe, was allerdings auf Gattungsverschieden- heit hindeuten würde. Durch Untersuchung der Mundtheile des Thieres würde sich der Streit leicht entscheiden. 1* : . . , 3) P om ato.br an chia (Tectibranches Cuv.'). D'Orbigny stellt 1. c. eine -neue Gattung,. yon ^amfito- hranchen unter dem Namen Postßvobvajichaßa auf, welche sich von allen übrigen dadurch unterscheidet, . dafs die Kieiuen, die Geschlechtsorgane und der After; an der linken Seite lipr gen. Der Füfs ist der Qnere nach in zwei Theile getheilt; der vordere Theil gleicht dem Fufse der [Aceren, de^- hintere dem Aqv Aplysien, denn er erhebt sich hinten in Lappen, welche die Kiemen bedecken. Der Kopf hat'iWödeT' Fühte'noch An- Tiange. Kiemen undGeschlechtstheile wie hei Aplysia, aber liid bido, papillis penicillatis, propius admoüs operto ; pede dilatato ; ostio tentaculoruin tubulari, eminente, papillär!; lobis branchialibus sex ramosis. Long. 4 cent. lat. 2 — 3. — D. Fontainii d'Orb. corpore ovato, crasso ; pallio dilatato, supra grandibus verrucis rotundis, ses- silibus, inaequalibus operto, appendicibus buccalibus brevibus ; tenta- culo ex tubo emicante, limbis integris praetexto ; lobis branchialibus Septem ramosis. Long. 7 cent., lat. 4 — 5 cent., alt. 3 — 4 cent., diam. verrucorum maximorum 4 mill. Alle von Chili. — D. peruvtaHa d'Orb. corpore ovato, depressissimo, albido, pallio medio supra brunneo, verrupulis aequalibus niinime eminentibus operto; duabus buccalibus appendicibus; tentaculis basi intubulatis; lobis branchiali- bus sex ramosis. Long. 5 cent., lat. 3. Peru. Glaucus distichoicus d'Orb. corpore decurtato, cruciformi, sa- lurc? coeruleo; pede retro curti; branchiis ex utraque dorsi parte tri- pardto glomeratis, quorum priora duabus loborum branchialium 11- neis composita; dorso flavo. Long. 3 cent. Im grofsen Ocean, iSOLieues vc^, 4er Peruanischen Küste. • Die Gattungen' Crtt;o///m Brug. und Eolidia Cuv. uiid. Blainv. vereinigt d'Orb. zu einer, der er den B r u g u i e r ' sehen Namen Cavolina bewahrt, indem er angiebt, die Gattung Eo- lidia sei nur durch Mifsdeutung der in Weingeist veränderten Kiemen entstanden. Er charakterisirt die Gattung so: Körper verlängert, weich; Fufsdick, oft hinten zugespitzt, vorn abge- stutzt oder seitlich in zwei fiihlerförmige Anhänge verlängert. (Cuvier und Blainville geben der Gattung 6 Fühler, welche sind: 1) die vordem fiihlerförhiigen Anhänge des Fufses; 2) die beiden MundMhler; 3) die beiden eigentlichen Fühler. Die fühlerförniigen Fufsanhänge fehlen bei den amerikanischen Ar- ten, und es bleiben dann also nur 4 Fühler). Kopf wenig deutlich, vorn zwei konische, meist sehr verlängerte Mundfüh- 1er, und auf dem obern Theile z\vei eigentliche Fühler tra- gend; letztere gewöhnlich fleischig, in Blätter getheilt oder ganz; an dem hinteren Grunde derselben stehen die Augen, wenn sie vorhanden sind; die an beiden Seiten des Rückens liegenden Kiemen bestehen aus zahlreichen cylindrischen oder conischen Lappen, die meist in Querlinien oder paarigen Grup- pen geordnet ^ind; Geschlechts- und AfteröflFnungen in Form von Höckern an der rechten Seite vor oder unter den ersten Kiemenlappen. Hierher drei neue Arten: C. patagonica d'Orb. corpore elongatissimo , roseo, pede lon- gissimo, absque appendicibus anterioribus, tentaculis claviculatis, fo- liatis; lineis decem octo transversalibus loborum branchialium, cylin. 085 draceorum, violaceorum, rubro terminatoriim. Long. 4 cent. Pata- gonien. — C. Inca d'Orb. corporo mcdiocriter elongato, rosco; pede elongato^ absque appendicibus anterioribiis j tcntaculis claviciilatis, fo- liatis; viginti lineis transversalibus loborum branchialium cylindra- ceoriim, violaceoruin, anniilo rubro alboque terminatoriim. Long. 8 — 9 cent. Küsten von Chili mid Peru. — C. natans d'Orb. cor- pore elongato, viridescente; jjede gracili, absque appendicibus ante- rioribus, tentaculis cylindraceis, indivisis; branchiis inultis, lobis spar- sis, conicis viridescentibus utraque. Long. 25 mill. Im grofsen Ocean, 40 Lieues von der Peruanischen Küste. 5) Hypobranchia (Jnferolranches Cuv."). D'Orbigny berichtigt 1. c. den Gattuiigscharakter von Diphyllidia in Beziehung auf die Kiemen. Nicht alle Falten, welche sich zwischen Fufs und Mantel befinden, sind, wie es Cuvier meinte, Kiemen, sondern nur die vordem, welche in der Längsrichtung des Thieres liegen. Die ändern Qnerfalten gehören zur Muskulatur. Eine neue Art wird beschrieben: Diphyllidia Cuvieri d'Orb. corpore oblongo, depresso, postice acuminato, nigrescente; pallio longitudinaliter sulcato, flavo, supra radiato; subtus transversim striato; appendicibus buccalibus dilatatis, llavo limbatis; branchiis ante ostiiim genitalium utrinque positis Long. 3—4 cent. Chili. ^ Die Gattung ^ncylus wird von d'Orb. nach Ferus- rac's Vorgange zu den Pulmonaten gestellt, was unbedingt falsch ist, da die Mundtheile, in denen imraec so schön das Verwandtschaftsverhältnifs ausgesprochen ist, himmelweit von denen der Pulmonaten verschieden sind. Auch sind ja Kie- men an der linken Seite unter einer Falte des Mantels vor- handen, und sie kommen nie zum Athmen an die Oberflache des Wassers. Verf. besclireibt drei neue Arten: Ancylus concentricus gedrückt, nur vorn sehr fein radienartig ge- streift, weifslich, Apex seitlich, rechts stark gekrümmt, spitz. Uru- guay. — A. culicoides gedrückt, weifslich, glatt, Apex fast in der Mitte, erhaben, stumpf. Columbia. — A. Gayanus (in Guerin's Mag. frü- her als A. radiatus aufgeführt) mülzenförmig, rundlicli, erhaben, grün- lich, radienartig gestreift; Apex hinten seitlich, erhaben. Chili. II L Conchifera. Philippi in Kassel beschreibt (dies Arch. 1837. I. p. 385) eine zwischen Ostrea und Anomia in der Mitte stehende 19* 286 neue Gattoiig nnter dem Namen Pododesmus , und nennt die einzige Art P. dedpiens. Owen theilt Beobaohtnngen fiber die Stnictur der Schale des Spondylus varius Brod. mit (Froc. of the zool. soc. of London. 1837. p. 63), in der sich bekanntlich mit Wasser er- füllte Höhlungen finden, die er mit den Kammern der Cephalo- poden vergleicht. Er sägte ein sauberes Exemplar, welches 8 Zoll lang war, der Länge nach senkrecht durch. In der Masse der conca- ven Schale, welche 2y Zoll dick war, fanden sich an der dick- sten Stelle 14 Kammern eingeschlossen, die durch sehr regel- mäfsig gebildete, starke, perlmutterartige Scheidewände getrennt waren. Diese waren etwas wellig, keine verlief frei quer durch die Schale, aber jede setzte sich bis zum Muskeleindruck fort. Meist entsprangen die Scheidewände einfach vom Schlofsrande der Scliale, und theilten sich ungefähr beim Viertel ihrer Länge nach dem Unterrande in zwei. Die Dicke der ungetheilten Scheidewände war gleich, oder stärker als die beiden Platten zusammengenommen, in welche sie sich spalteten. Da der Schliefsmuskel immer an der Schale festgeheftet bleibt, so sind dort natürlich die Scheidewände vereinigt. Auch in der obe- ren Schale findet sich die Neigung zur Kammerbildung. In dem beschriebenen Exemplar fanden sich hier drei Kammern mit engeren Zwischenräumen und dickeren Wänden. Diese fliefsen am Muskeleindruck ebenfalls zusammen, und jede Schei- dewand dehnt sich von dieser Anheftung trichterförmig aus, was an das Ineinanderfügen {emhoitemeni) der Kalktheile des SipJio bei Spirula erinnert. Da die Zwischenräume nicht mit einander communiciren, so können sie nicht zu einem hydro- statischen Zweck mit Beziehung auf die Ortsbewegung dienen, sondern da diese Thiere mit einer Schale angeheftet sind, so können die Scheidewände nur als häutige Absonderungen, die am Thiere hängen bleiben, angesehen werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dafs alle Kammern ursprünglich mit einer Flüs- sigkeit erfüllt sind. Bo stock hat (jMdein) diese Flüssigkeit einer chemischen Untersuchung unterworfen. Sie war trübe, hatte einen sauer- salzigen Geschmack, und einen ranzigen, unangenehmen Geruch. Nach 24 Stunden setzte sie einen weifslichen, dicken Nieder- schlag ab, lind wurde klar und durchsichtig. Die Idare Flüs- 287 sigkeit bestand fast ganz in einer Auflösung von reinem Koch- salz ; der Niederschlag schien aus birnförmigen Körpern, wahr- scheinlich organischen Ursprungs zu bestehen. A. Ro einer theilt die Gattung Pccte/z (dies Archiv. 1837. I. p. 379) in Unterabtheilungen, was bei der grofsen Anzahl von Arten gewifs nützlich sein wird. IL E. Strickland {London* s Magaz. new seriesl. p. 23) beobachtete während seines Aufenthalts in Malta die schwim- mende Bewegung mehrerer Exemplare einer Lima. Die Schale öffnet sich sehr weit, und wenn sie mit Wasser gefüllt ist, wird dasselbe durch starke Contraction des Schliefsmuskels so schnell ausgetrieben, dafs eine beträchtliche Bewegung in entgegenge- setzter Richtung erfolgt. Durch schnelle Wiederholung dieser Ausdehnungen und Zusammenziehungen schwimmt das Thier in gerader Richtung fort. Das Zusammenschlagen der Scha- len bringt ein deutlich hörbares klapperndes Geräusch hervor. An den beobachteten Exemplaren fand sich keine Spur eines Byssus. Freminville beschreibt eine neue Art der Gattung Nu- cula ilnst No. 206. p. 128): Nucula tellinaeformis , testa oblonga, glabra, dcpressiuscula; an- tico latere lanceolato, postico latiore, obtuso, subsiniiato, colore oli- vaceo, intus alba, margaritacea. 2 Zoll breit, 10 Linien lang. Ge- funden im Magen eines Pleuronectes h'ppogiossus in der Meerenge von Belle -Ile, zwischen der Küste von Labrador und dem nördlichen Theil der Insel Terre-Neuve. — Zugleich werden als Fundort von N. lanceolata Lam. die Antillen angegeben. Von T. A. Conrad's Monography of tliefamily Vnio- nidae or Najades of Lamarck of North America, Phi- ladelphia 8, wovon die erste Lieferung im December 1835 erschien, die nächsten sechs im Laufe des Jahres 1836, ist Referenten nur eine Lieferung, No. 8 vom Februar 1837, be- kannt geworden. Sie enthält, wie die frühern, sehr schöne Abbildungen der beschriebenen Arten. Nur eine neue Art: Unio collinus Conrad, Schale elliptisch, ziemlich dünn, mit rau- hen concentrischen Linien; die Wirbel -Abdachung gerundet; die hin- tere Seite schwach vorgezogen, nach dem gerundeten Ende zu ver- schmälert; Unterrand in der Mitte gerade; Wirbel klein, schwach verspringend, genähert, wellig, mit zwei oder drei Ideificn Höckern hinter der Mitte; Epidermis gelbbraun, dunkel gestrahlt; innen weifs 288 oder hell rosenfarbig; Schlofszähne schief, stark. Die Art ist beson- ders kenntlich durch die kleinen Höcker auf den Wirbeln. Virginia. Auf dem ünischlage dieser achten Lieferung wird eine neue Anodonta beschrieben: Anodonta carinifera Conrad, Schale klein, elliptisch, zusam- mengedrückt, dünn und zerbrechlich; Vorderseite klein, am Ende ge- rundet, Hinterseite vorgezogen, fast keilförmig, am Ende abgestutzt; Schlofsrand lang, gerade, vom vordem Ende nach hinten zu schwach aufsteigend; Wirbel nicht über die Rückenlinie erhoben; ünterrand in der Mitte gerade; Farbe der Epidermis unterhalb oliv en grün, ober- halb dunkler; Schlofsrand aufsen schwielig. Länge 1\ Zoll, Höhe 1^ Zoll. Kentucky Von Unionen bildet Rofsmäfsler L c. einige sehr in- teressante Formen ab, die er als Varietäten zu U. aassus setzt. Unter diesen ist eine, welche dem Verf. vom Ref. mit- getheilt war. Ref. glaubt später die Entdeckung gemacht zu haben, dafs diese Formen nichts Anderes sind, als ganz alte Exemplare von {7. hatavus, so dafs wahrscheinlich U. cras- sus und U. hatavus zusammenfallen werden. C. Th. V. Siebold giebt Notizen über die Sexualität der Muscheltliiere (dies Archiv. 1837. L p. 51), und bestätigt den Unterschied in der Schalenbildung bei den männlichen und weiblichen Anodonten (ibid. p. 415). P. J. Vanbeneden beschreibt (^Bullet de VAcad. Roy. de Bruxelles. Tome HI; ^nii. des sc. nat. seconde serie, Tome VIL p. 126) eine neue Art seiner Gattung Dreissena (Tichogonia Rofsm.^ Dr. cyanea Vaiib., deren Schale läng- lich, höher als breit, fein gestreift und im Innern blau ist; sie stammt vermuthlich aus dem Senegal. Hieran schliefst er eine Beschreibung des Nervensystems der Dr. polymorplia. Es besteht nach dem Verf. aus drei Paaren von Ganglien, deren erstes vorn zu den Seiten des Mundes liegt, und oben durch einen Nervenfaden verbunden ist. Das zweite liegt am Fufse, ist in eins verschmolzen, und steht durch zwei Fäden mit dem vordem in Verbindung; das dritte liegt unter dem hintern Schliefsmuskel, und ist ebenfalls in eine Masse verschmolzen. In dieser Abhandlung nähert sich Verf. den Beobachtungen Aug. MÜH er' s, der einer frühern Abhandlung Vanbene- den's über diesen Gegenstand vom Jahre 1835 Manches ent- gegenzusetzen hatte. Vergl. dieses Archiv. 1837. I. p. 40. F. C antra ine behandelt in einer Abhandlung (Illstoire naturelle et anatomie du Systeme nerveux du genre My- tillna, Ann. des sc. nat. 1837 p. 302) denselben Gegenstand, ludeiri er sein Prioritätsrecht gegen Vanbeneden und Rofs- mäfsler dadurch behaupten will, dafs er angiebt, er habe die Gattung scljon 1834 in einem Briefe an M. Quetelet auf- gestellt, erschwert er durch den neuen Namen Mytilina die Synonymik nur noch mehr. Jedenfalls mufs dieser Name ab- gewiesen werden, da ein Brief nichts publicirt. Das Nerven- system wird im Wesentlichen fast ebenso beschrieben und ab- gebildet, wie durch Vanbeneden, gegen den er etwas erbit- tert scheint. Die beiden hierher gezogenen Arten sind alt^^und erhalten nur neue Namen. ., Eine vollständige llebersicht über die bekannten Arten der Gattung Tichogonia Ro/sm. giebt A. F. A. Wiegmann, in- dem er den Mytilus hilocularis hierherzieht, und zwei neue Arten, T. excisa und T. virgata, beschreibt (vergl. dies Aiv chiv. 1837. I. p. 47). J. E. Gray giebt eine Eintheilung und ein Verzeichnifs der Arten der Familie Mactradae {Londons Mag. Vol. \. Tiew series p. 370). — Die Gattung Gnathodon wird hier- hergezogen, gehört aber nach Rang in die Nähe von Cyclas und Galathea. Dieser Aufsatz ist in der üebersetzung in die- sem Archiv 1838. I. p. 86 mitgetheilt. Es bleibt nur noch übrig, die schon oben erwähnten, von Conrad beschriebenen Conchylien aus Californien aufzuzählen. Leider kann eine nähere Bezeichnung der Arten hier nicht ge- geben werden, da die Abhandlung dem Ref. nur auf aufseist kurze Zeit zur Benutzung stand. Pandora punctata. — Cardium substriatimi. — C. Nuttallii. — C. Californianum. — C. quad ragen arium. — Sanguinolaria Nuttallii. — S. Californiana. — Solecurtus (Blainv.) lucidus. — S. Nuttallii. Von Solecurtus trennt Verf. ein Subgenus unter dem Namen Cultellus: Schale convex, Schlofsrand und L'nterrand parallel; fast gleich an den Enden: 2 Zähne in jeder Schale, keine deutlichen inneren Rippen. Dieses Subgenus ist auffal- lend unähnlich dem eigentlichen Solecurtus im Umrifs, und dadurch, dafs es an den Enden mehr klafft. Hierher gehören »S*. caribaeus, Dombeii, strigillatus und andere. Neu wer- 290 den als hierher gehörig beschrieben iS*. subteres; S. califor- nianus. Sphaema (Turton) Califomica. — Cumingia (Sow.) Cali- fornica. Zu Lutrmia Lam. das Subgemis Cryptodon Conrad. Schale im Allgemeinen wie bei Liitraria, aber längs des Scblofs- randes mit einem tiefen Kanal; das Thier hat zwei Röhren, welche am Ende zwei hornige klappen artige Anhänge tragen, die die Röhrenöffnungen verschliefseu. Hierher gehören L. Nut- taliii Conr. Zur Gattung Mj« Lam. das Subgenus Platyodon Conr. Schale ähnlich der ächten Mya, aber mit wenigen vorsprin- genden und breiteren Zälinen ; Manteleindruck vorn schwach bogig, hinten tief ausgebuchtet; das Thier hat zwei Röhren, welche am Ende vier schalige Anhänge tragen, die die Röh- renöffnungen klappenartig verschliefsen. Hierher M. cancel- lata Conr. Cyiiricardia Californica. — Pholas Californica. — Ph. penita. -- Periploma (Schum) argentaria. — Pecten latiauratus. — P. Monoti- itieris. — Amphidesma riibrolineata. — A. decisa. — A. bellastriata. — Mactra californica. — M. planiilata. — Psammobia pacifica. — My- tilus bifurcatus. — M. Califoriiianus. — M. crebristriatiis. — Modiola capax. — M. recta. — M. Carolinensis. — M. semicostata. — Pinna Nuttallii. — P. semicostata. — Perna incisa. — P. Californica. — P. costellata. (Wahrscheinlich ist P. quadrata Anton., dies Archiv. 1838. I. p. 285., gleich einer von diesen Arten.) — Avicula pallida. — A. nebulosa. Mytylimeria Conr. nov. gen. Schale gleichklappig, fast eiförmig, dünn, Wii-bel fast spiral, Schlofs zahnlos, mit einer schwachen linienartigen Höhlung unter den Wirbeln; zwei ziem- lich kleine Muskeleindriicke; Manteleindruck mit einem brei- ten stumpfen Sinus. Hierlier M. Nuttallii Conr, Lima dehiscens. — Thracia curia. — Lyonsia (Turton) in- flata. — L. Californica. Saxidomus Conrad, nov. gen., verwandt mit Pallastra Sow. Schale gleichklappig, hinten klaffend; in der rechten Schale 4 — 5 zusammengedrückte Schlofszähne, in der linken vier; zwei breite runde Muskeleindrücke; Manteleindruck mit tiefem Sinus. Hierher S. Nuttallii. Venus Nuttallii. — V. staminea. — V. lamellifera. — V. Mor- toni.'— Cytherea callosa. — C. prora. — C.hyeroglyphica. — C. cras- satelloides, (woraus Verf. ein Subgenus Trigonella macht), -r- Donax Californica. — Lucitia bella. — L. ^Californica. — L. Nuttallii. — Sa- xicava (Blainv.) carditoides. — S, Californica.— Chama iostoma. — Ch. exogyra. — Vulsella Nuttallii. — Tellina secta. — T. alta. — T. nasuta. — T. dispar. — T. obliquilineata. — V. lintea. — Hmnita rDef.) Nuttallii. — Anatifa carinata. — A. engonata. — A. substriata. — A. hirsuta. Bericht über die Leistungen im Gebiete der Hel- minthologie während des Jahres 1837. von Dr. C. Th. V. Siebold. JJie Systematik der Entozoen hat in Burmeister's Handbuche der Naturgeschichte manche Modificationen erlitten. Verf. ver- einigt nämlich unter der zweiten Hauptgruppe seines Syste- mes, den Gliederthieren, die Entozoen in einer Klasse, Ver- mes, mit den Rothwürmern, Strudelwürmern und Plattwürmern; vereinigt also in dieser Thiere von sehr verschiedener Orga- nisation. Als Ordnungen dieser Klasse nimmt er drei an: 1. Binnenwürmer, Helminthes, 2. Saugwürmer, Tre- matodeSj 3. Rundwürmer Annulati. Die erste Ord- nung zerfällt in zwei Zünfte. 1. Laccocephali (mit den Familien Cystici und Cestodes) und 2. Acanthocephali {Ecliinorhynchus). Die zweite Ordnung enthält drei Zünfte: 1. Dicranocoeli (die eigentlichen Trematoden) 2. Den- drocoeli (Planarien) 3. Ascocoeli die Hirudines nebst Gyrodactylus Nordm. Die Dicranocoeli zerfallen in zwei Familien: Malacohothrii, die Trematoden mit Ausschlufs von A spido gaster f Tristomuiriy Octohothrium, Diplozoon, Hectocotyle, Cyclocotyle, Nitzschia, Axine, welche zusam- men die Familie der Pectohothrii bilden. Dafs die hie- her gehörigen Thiere als Aufsenparasiten an den Kiemen der Fische und Mollusken leben sollen, pafst aber weder auf Aspi- dogaster conchicola Baer, noch auf A. limacoides Dies., noch ^\gQi\i\\c\\ 2i\xi Hectocotyle octopodis Ciiv. und Cyclo cotyle Bel- lones Otto. Die dritte Ordnung begreift aufscr den eigentlichen IV. Jahrg. 2. Band. 20 292 Aniiulaten in drei Zünften, nocli als 4te Zunft die Gpiinoderini, welche in der Farn. Acanthotheci Dies, die Gattung Penta- stoma, in der Farn. Nematodes die bekannten Rundwürmer mit Goidius und Angiiillula und in der Farn. Turhellar^ü Ehrenbergs Strudelwürmer umfafst» lieber die unpassende Stellung des Gordius aquaticus zu den Nematoiden habe ich mich bereits früher ausgesprochen (d. Arch. IV. I. S. 302.) Auch Ehrenberg wiederholt seinen früheren Ausspruch, dafs Gordius durch getrenntes Geschlecht, so wie durch Stellung und Form der weiblichen Geschlechtsorgane und (Jeren Oeff- nung in der Körpermitte, auch der männlichen Spicula unter der Endspitze, den Ascarideu sehr gleich gebildet sei^); im Darme des Gordius findet derselbe jedoch jetzt mehr Aehn- lichkeit mit dem des Echinorhynchus, da er blind zu enden scheint. Den Gordius aquaticus kann E. hiemit unmöglich meinen. Leon Dufour erklärt sich wohl mit Recht gegen die Zusammenstellung des Gordius aquaticus mit Filaria und gegen die Vereinigung jenes Thieres mit den Helminthen über- haupt {Ann. d. Sc. nat. IL ser. T. VII. p. 7.) Für eine Vereinigung der Cystica mit den Cestoideen, so wie für eine vorläufige Zusammenstellung der Annulaten, Turbellarien, Nematoideen, Trematoden und Cestoideen spricht sich auch Joh. Müller aus. (Gedächtnifsrede auf C. A. Rudol- phi. Schriften der Academie zu Berlin. 1837. p. XXV.) Nematoidea. Nathusius hat uns mit einer genauen Beschreibung zweier Schmarotzer des schwarzen Storches erfreut^). Es wurde nämlich von ihm die Filaria lahiata Crepl. aus den Lungen und Luftzellen jenes Vogels untersucht. Die weib- liche Geschlechtsöfln^ung sah derselbe am Kopfe, dicht neben der Mundöffnung. Es ist diese Lage der vuIva dieser Filaria nicht eigenthümlich, sondern wahrscheinlich ein Character des ganzen Genus, ich fand wenigstens bei allen Filarien -Arten, welche ich bis jetzt untersucht 1) Ehrenberg: die Acalephen des rothen Meeres. • S. Abhandl. der Akademie zu Berlin. 1837. pag. 219. 2) Dieses Archiv. 1837. I. pag. 53, 293 habe, immer die weibliche Gcschlerhtsöffnung sehr nahe am Kopfe, so bei Filaria atteniiuta und impillosa^ einige Linien vom Kopfende entfernt sah ich die vulva bei einer Filaria aus der Brusthöhle einer Ardea cinerea, und bei einer anderen Filaria, welche ich unter der cutis am Oberschenkel desselben Reihers fand. Dicht neben dem Maule erkannte ich die weibliche GeschlechtsöiTnung bei einer Fila- ria aus den Lungen -Tuberkeln des Delphinns Vhocaena, Gurlt hat, so viel ich weifs, bei der Filaria jyapillosa zuerst auf diese Stellung der Vulva aufmerksam gemacht QS. dessen Lehrbuch der patholog. Anatomie der Haus-Säugethiere. Th. L pag. 348.)- Interessant ist die von Nathusius bei Filaria labiata aufgefundene Theilung des anfangs einfachen Uterus in fünf HÖrner, ich kannte bisher nur eine dreifache Zersplitterung des Uterus bei einer 6 — 7 Zoll langen Ascaris aus dem Darme von Grus cinerea. Nathusius hat keine Spermatozoen in den Samengefäfsen dieser Filaria bemerken können, auch ich habe bisher in den Nematoideen überhaupt vergebens nach beweglichen Spermatozoen gesucht, obgleich Nordmann von Samenthierchen der Ascariden redet (S. dessen Micrographische Beiträge, Th. 11. pag. 141.), ich bin aber überzeugt dafs die Samenfeuchtigkeit der Nema- toideen keine formlose Masse ist, sondern dafs dieselbe ebenfalls be- stimmt geformte Molekularkörper enthält, bei welchen die Kugelform vorzuherrschen scheint. Der zweite Wurm, welchen Nathusius mit gleicher Sorg- falt beschrieben hat, ist der Stvongylus trachealis aus der Luftröhre desselben schwarzen Storchs, wobei er die vom Ref.^) aufgestellte Gattung Syngamus als irrthümlich nachweist. Dr. Eellingham theilt über Trichocephalus die Be- obachtung mit, dafs dieser Wurm, obgleich er in sehr vie- len Menschen angetroffen werde, keine schlimmen Zufälle her- vorbringe *). Dasselbe bezeugte mir Dr. Baum hierselbst, welcher zuweilen in Leichen des hiesigen Stadtlazareths eine grofse Menge Peitschenwürmer ganz unerwartet angetroffen, ohne dafs sich dieselben durch irgend ein Symptom vorher bemerkbar gemacht hätten. Rapp giebt die Gehörsinus des DelpJiinus Phocaena als den gewöhnlichen Wohnort von Stvongylus inflexus an*), 3) Ebend. pag. 60. 4) The Atheuaeum. London 1837. 7ir. 617. pag. Ö97. Seventh meeting of the british association for the udvancement of science, oder Froriep's neue Not. VL nr. 18. pag. 288. oder l'Iustitut. 1838. nr. 246. pag. 303. 5) Rapp: die Cetaceen, zoologisch -anatciulsch dargestellt. 1837. pag. 100. 20* 294 und tritt dadurch mit Creplin in Widerspruch, welcher mit Rosenthal behauptet, dafs dieser Parasit nicht eigentlich die Trommelhöhle, sondern die venösen Geflechte des Kopfes be- wohne, (s. dessen Novae ohservationes. j)og. 15.) So viel ist,vgewifs, dafs der Strongyliis inflexus nicht allein in den Bronchien seinen Sitz hat, was auch Rapp bestätigt (p«g-. 150.), sondern dafs er auch in den Blutgefäfsen des Delphins lebt, worüber Rapp keine Erfahrungen gemacht zu haben scheint. Ich selbst habe sogar mehrere Individuen dieses Wurms in dem rechten Herzen eines erwachsenen Delphins angetroffen. Von einem Wurme im Auge eines Pferdes berichtet Jeaf- freson aus Ostindien ^), dafs er denselben (gewifs Filaria pa- j)illosa) durch einen Kreuzschnitt in die Hornhaut entfernt habe, ohne dafs das Sehvermögen des Pferdes verletzt wor- den war; das Auge thrante vor der Operation, war aber von sichtlicher Entzündung frei gewesen. Diese Operation hat derselbe Augenarzt in Ostindien, wo diese Erscheinung häufig vorkommen soll, noch einige Male vorgenommen. Die Trichina spiralis scheint in England s^hr häufig zu sein. Dr. Crosse besitzt ein Muskelstück von einem Quadrat- zoll, welches 1000 bis 2000 Individuen dieses Schmarotzers enthält''), in Deutschland ist derselbe bis jetzt noch wenig be- obachtet worden. Henle's Beobachtungen sind vielleicht die einzigen dieser Art (s. Müllers Archiv für Physiologie. 1835. pag. 528.). Dr. Creplin theilte mir auf meiner Anfrage ge- fälligst mit, dafs die Trichina spiralis in Greifswalde bis jetzt noch nicht gefunden worden wäre, ebenso ist sie dem Dr. Baum bei den Sektionen der im Danziger Stadtlazarethe verstorbe- nen Personen, so sehr derselbe auch darauf geachtet hat, noch nie aufgefallen. Sehr interessant ist Rathke's Beobach- tung mehrerer mikroskopischer JFi/ör/^Ai in dem Gehirne eines 1^- Linie langen Embryo's von Lacerta agilis^^. Von Würmern in der Urinblase eines Menschen wird durch Dr. Brigham aus Amerika ein Fall mitgetheilt ^), in wel- 6) Froriep's neue Notizen. IV. nr. 3. pag. 47. 7) The medico-chirurgical review. nr. 51. 1837. pag. 147. 8) Dieses Archiv. 1837. I. pag. 335. .9) S. den Auszug aus the american Journal of the niedical science, 1837. ^the medico-chirurgical review. 1837. nr. 54. pag. 495., auch 295 chem eine 35 Jahr alte Dame zu Hartlaiid an Symptomen eines Blasensteins zu leiden schien, und diese Symptome ver- lor, nachdem ein weifser runder Wurm von 6 Zoll Länge ab- gegangen war; dieselbe Person hatte in ihrem 14ten Jahre schon einmal an Harnverhaltung gelitten, welche aufhörte, nachdem zwei, 1 Zoll lange Würmer aus der Harnblase ent- leert waren. Es ist zu bedauern, dafs wir nichts näheres vhelf die Beschaffenheit dieser bei Menschen so äufserst selten vö*»^' kommenden Schmarotzer erfahreh habetK' ' ■ ' • •** •J>'v'.o\% Ueber einen Abgang von 56 Spulwürmern durch eine spoB^ tane Oeffnung am Nabel eines siebenjährigen Knaben berich- tet Lini in dem Filiatre sebezio, Juni, 1837 ***). Einen die- sem verwandten Fall, in welchem die Entleerung der Würmer aus einem Abscesse unterhalb des Nabels geschah, erzählt' Guastamacchia ebenda**). ' . /-'i \* j >r« Ueber Filaria theilte Hope mehrere Bemerkungen in der siebenten Versammlung der hritish associaiion for the ad-" vancement of science mit, aus denen ich folgendes hervor-»'^ hebe**). Derselbe fand sehr verschiedene Insekten-Arten mit' diesem Schmarotzer behaftet. 'Et i\\\\vt\Aciliiis^ Colynibetes und Pliryganea an. Hope erklärt die Filarien, welche er fti^ Fhryganiden gefunden hat, für eigenthümliche Arten, und äufs^i*lf' die Meinung, dafs die beiden Gattungen Ascaris wr\A Filariä sich in verschiedene andere Gattungen zerfallen liefsen, worin ich ihm in mancher Hinsicht beistinunen, möchte,. ,pjefself>e glaubt ferner, dafs jede Insekten-Gattung ihre bestimmten Pa^^. rasiten besäfse, und dafs man an den verschiedenen Parasitftar der Insekten erkennen könnte, zu welcherÖrdnuii^ irgend ' ein - Insekt gehörte. " , . *' ' .'^ Leon Dufour machte mehrere fn.InseHt.^^Vpfundene iy^- matoideen bekannt, ohne dafs er slck. auf die- Untersuchung; iijuoa in Froriep's neuen Notizen, 1838, VII. nr. 14. pag. 224., und fiü^ifc^'l Zeitschrift für die gesammte Medizin von Dieffenbach, Frick« üW* Oppenheim, 1837. Bd. VI. Hft. 2. pag. 240. " ^ '"*'*f ' 10) S. den Auszug in der Zeitschr. für die gesammte Medif'^iKr'^^VV O. pag. 240. 11) Froriep's neue Notizen. III. nr. 19. pag. '304.; 12) the Athcnaetim. 1837. nr. 516. pag. 680, auch l Institut. liJ38. nr. 246. pag. 302. '\ i 296 ihrer inneren Organisation eingelassen hat*^), nämlich: Fila- via locustae Rud., in verschiedenen Orthopteren, Filaria? sphecodes Duf. (Pl.l. Fig.l.) aus der Leibeshöhle \on SpJie- Codes gihbuSj Oxymis? Gryllotalpae Duf. (Pl.l. Fig. 2.) ans dem Magen der Gryllotalpa vulgaris. Wenn Leon Dufonr behauptet (a. a. O. pag. 6. Note.), dafs die Neuropteren durch- aus keine Helminthen besäfsen, so mufs ich dieser Behauptung bestimmt widersprechen. Schon Rudolphi {entozoovum hi- storia. IL 1. pag. 81.) beruft sich in dieser Hinsicht auf Degeer, welcher in den Larven der Phiygaiieen öfters Fila- rien gefunden habe, siehe auch ,die vorhin erwähnten Bemer- kungen von Hope, ferner hat Nordmann im Darmkanale einer Neuropteren-Larve eine Nemafoideen-V orm aufgefunden (s. dessen micrograph. Beiträge. H. pag. 140.), endlich kann ich selbst bezeugen, dafs die Neuropteren reicher an Schmarotzern sind, als man glaubt, denn sowohl in Vhryganiden, Fsoci- den als auch in Lihelluliden entdeckte ich verschiedene Ar- ten von Distomum und Gregarina, welche ich nächstens zu beschreiben gedenke. Durch Owen ist die Ordnung der Nematoideen mit ei- nem neuen Genus, welches er Gnathostoma nennt, bereichert worden*'*), deren einzige Species, G. spinigerum, sich in Abscessen des Magens eines Tigers vorfand. : Die an diesem Schmarotzer gelmigene Affinrlung eines deutlichen Speicheldrüsen-Apparats mufs unser Interesse erregen; ich bin über- zeugt, dafs man dieses Organ noch bei vielen anderen Nematoideen antreffen wird, und dafs dasselbe bisher nur übersehen wurde, ob- gleich schon Mehlis das Vorhandensein eines Speichelorgans bei Stron- gylus armatus angedeutet hat (Isis, 1831. pag. 81.). Derselbe be- schreibt nämlich zwei weifse strangförmige Körper von 3 bis 4 Li- nien Länge, welche dem Vorderende der Speiseröhre innig anhängen und sichtlich eine durch ihre ganze Länge verlaufende Höhlung ent- halten, in welcher sich eine Flüssigkeit hin und her schieben läfst. Deutliche Spuren analoger Organe fand Mehlis auch bei Strongyliis hy- jto^tomus und tetracantlms.. In meinem Tagebuche habe ich über Stroiigylus striatm unter anderen folgendes angemerkt: „ein sonder- bares Organ liegt bei beiden Geschlechtern oben neben dem Oeso- phagus ^ welches aus zwei Blinddärmchen besteht, in deren Mitte sich 13) Ännales des sciences naturelles, a. a. O. pag. 7. 14) Dieses Archiv. 1838. 1. pag. 131., auch Vinstitut 1837. nr. 220. pag. 328. 207 ein heller Fleck vorfindet," Es ist dies gcwifs ein den S]icicheldrü- sen analofjer Apparat. Sollte nicht der iblinddarmartige Anhang des unteren Endes der Speiseröhre, welcher hei Ascaris mnc.ronata, la- biuta, Acus, micta, osculata^ spicull'^era etc. vorhanden ist,, einen ähnlichen Zweck haben? Die dreizackigen Stacheln, mit welchen die Haut des Vnatliostoma sphrrjermji bewaffnet ist, scheinen nicht aus- schliefsliches Eigenthiim dieses Thieres zu sein, da ich am Halse der Spiroptera crnssicauda CrepL öfters zwei einander gcffenüborstehende nach rückwärts gerichtete Stacheln fand, welche ebenfalls in drei ein- zelne Spitzen ausliefen,,.^ ,.^,,,\.,y Leon Dufoiir giebt uns unter dem Namen Sphaerularia Bojnbi die Beschreibung und Abbildung eines sehr sonderba- ren Schmarotzers^^), den er in der Leibeshöhle des Bomhus ierrestris und Jiortqrum gefunden hat; auf den inneren' Bau dieses Thieres ist er nicht eingegangen. Ich habe diesen Schma- rotzer in verschiedenen Bomhiii>'-ArtQn um Danzig nicht sel- ten angetroffen, und aus der Gestalt der Jungen, der Art ih- rer Entvvickelung und aus dem Bau der weiblicheil Geschlechts- organe erkannt, daf$ diese Sphaerularia zu den Nernatoi- deen zu rechnen ist (S. dieses Archiv. 1838. I. pag. 305.). Ehrenberg hat an einem frei lebenden, der Anguillula ährf- lichen Seethierchen der Ostsee, welches er Enchelidium ina- rinuin benannt und für einerlei mit Vibrio marinus Müll. hält, Augen und Nerven gefunden*"); das rothe Auge ist der Körperdicke gleich und hat einen markigen Knoten als Stütz- punkt, den Ehrenberg bei wahren Ascariden ohne das Pigment an derselben Stelle beobachtet hat. Diese Entdeckung erii|- nert an die mit einem brennend rothen Auge versehene Ner matoideen -F orm , welche Nordmann in dem Darmkanale der ober erwähnten Neu roptej'CJi- Larve angetroffen hat. Zur Entwicklungsgeschichte der Nematoideen hat Ref. einige Beiträge geliefert * '), aus welchen hervorgeht, dafs das Keimbläschen mit dem Kleimflecke in den Eiern der Nema- toideen allgemein verbreitet zu sein scheint, und dafs diesel- ben, wenn sie nicht immer in den reifen Eiern erkannt wer- den, in den Eierkeimen der Ovarien um so deutlicher gese- 15) Annales des sciences natiirelleS. a. a. O: pag-. 9. PI. i. fg: 3. 16) Ehrenberg: die Acalephen. a. a. O. pag. 218. 17) Burdach: die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. Bd. II. zweite Auflage. 1837. pag. 208. 298 hen werden. Im Uterus werden die Eidotter, wenn das Keim- bläschen verschwunden ist, nach einer bestimmten Regel, wie die Dotter der Batrachier durchfurcht, und erst, nachdem die Dotter in unendlich viele Theile durchschnürt sind, bildet sich der Embryo aus, in welchem der muskulöse Oesophagus von den inneren Organen zuerst zum Vorschein kommt. Diese Durchfurchungen des Dotters habe ich jetzt auch bei Ascaris •pulmonum Coluhris natricis, Filaria e tuherculis pulmonum Delphini Phocaenae und bei Sphaerularia Bomhi wahrge- nommen. üeber Pentastomum iaenioides haben wir durch Valen- tin einige wichtige Mittheilungen erhalten ^^). Derselbe sah in einem scheinbar weiblichen Individuum das weifse Ovarium mit vielen Ausstülpungen versehen, diese Organisation erinnert an die Eierstöcke der Trematoden\ durch die Angabe Valen- tin's wird auch Diesing's Beschreibung des Eierstocks der Pentasto- men aufgehellt, da der letztere höchst wahrscheinlich die vielen Aus- stülpungen des Eierstocks als eben so viele Eier betrachtet hat, wo- durch einige Undeutlichkeit in seine Darstellung der w^eiblichen Ge- schlechtsorgane sich eingeschlichen hat (S. Diesing's Monographie der Gattung Fentastomum in den Wiener Annalen. I. 1835. pag. 10.). Leider habe ich bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, frische Pe«- tastomen zu untersuchen, und mufs ich mich deshalb einer genauem Kritik über diesen Gegenstand enthalten. Valentin sah in den Eiern des P. taenioides das Keimbläschen mit dem Keimflecke. In den bei- den Blindsäckchen an der ürsprungsstelle der Eileiter, von welchen Diesing glaubt, dafs sie zur Bildung des Eiweifses und der aufsersten Eihülle bestimmt sein möchten, erkannte Valentin die schönsten Bün- del von fadenförmigen, theils gedrillten Spermatozoen und bestättigt hiemit bei diesem Schmarotzer die Anwesenheit von Spermatozoen, welche Nordmann schon gesehen haben wäll (S. dessen microgr. Bei- träge IL pag. 141.). Es entsteht nun die Frage, ob diese Spermato- zoen-Bündel sich in diesen beiden Organen ursprünglich ausgebildet haben, oder ob sie durch Begattung dahin gelangt sind. Da in der neueren Zeit von mehreren Helminthologen das getrennte Geschlecht dieses Parasiten dargethan worden ist, so wären vielleicht diese bei- den mit Spermatozoen gefüllten Organe des weiblichen Thieres den Samenbehältern analog, welche Ref. bei den Insekten-Weibchen kürz- lich nachgewiesen hat (S. MüUer's Archiv. 1837. pag. 392.). 18) Valentin'« Kepertoriumf 1837. II. 1. pag. 135. 299 Acanthocephala. Ueber die Bildung und das Legen der Eier der Echino- rhynchen hat Ref. seine Beobachtungen bekannt gemacht*®), von welchen in diesem Archive (1837. II. pag. 259.) bereits gesprochen wurde. Nur folgendes will ich noch daraus her- vorheben. Ein eigentlicher Eierstock und Uterus scheint den Echinorhynchen zu fehlen. Man trifft aber in der Leibes- höhle zwischen den Eiern eigenthümliche Körper an, welche mau als lose Eierstöcke betrachten kann. Er fragt sich, wo und wie diese Körper entstehen? Mir schien es, als ob diesel- ben von dem Ugamentujti Suspensorium , an welchem das glockenförmige Legeorgan befestigt ist, hervorsprofsten. T r e m a t o d a, Heber die Gattung Distomum hat Creplin eine ausführ- liche und gediegene Arbeit geliefert ^°). Verf. hat das Wichtigste und bisher Bekannte über diese Gattung und über die mit derselben verwandten Trematoden ir.it vorurtheils- freier Kritik zusammenges-tellt, und viele neue Beobachtungen hinzu- gefügt. In Bezug auf die Gröfse der Distomen erwähnt Verf. einer neuen Art, Dist. veliporu?». Crepl. aus Squalus griseus, welche 3 Zoll lang und 3 Linien breit ist. Verf. äufsert die Meinung 2*), dafs der Stachclkranz am Maule, welcher mehreren Distomen eigenthümlich ist, sich nicht so leicht ablöste, als die zarten Stacheln, mit welchen der Leib \ieler Doppellöcher nach Art einer Raspe besetzt ist; ich habe aber schon oft stachelköpfige Distomen angetroffen, bei denen der Stachelkranz durch einen Verlust von mehr oder weniger Stacheln unterbrochen war; auch habe ich, wie Mehlis, schon mehrmals ganz unbewaffnete Individuen von Dist. eddnatum beobachtet, so dafs es doch sehr wahrscheinlich wird, dafs diese Bewaffnung eben so häufig verloren geht, wie der Hakenkranz am rostellum vieler Taenien. Bei Dist, hrachysomum Crepl. (pag. 314.) aus Haematopns ostralegus läuft die Speiseröhre beinahe bis zur Mitte des ganzen Körpers herab. Die Ausnahme, welche nach Jurine bei Dist. tereticolle statt finden soll, dafs nämlich die beiden Enden des Doppeldarmes im Schwanz- 19) Burdach's Physiologie, a. a. O. pag. 195. 20) Ersch und Gruber, allgemeine Eucyklopädie L Sektion. 29ster Theil. 1837. pag. 309. Distoma. 21) Ebenda, pag. 312. 300 ende unter einem Bogen sich vereinigen und in einander übergehen (pag. 314.), kann ich nicht gelten lassen, denn das Dist. tereticolle hat wie fast alle übrigen Distomen zwei einfache blinde Darmenden. Verf. beschreibt ein merkwürdiges Gefäfsnetz von weifser Farbe (p. 316.), welches er in dem von ihm entdeckten Distomum picturn aus der Kloake des gemeinen Storchs antraf, spricht aber von keinem Porus, mit welchem sich dasselbe nach aufsen öffnet, so dafs man daraus nicht ersehen kann, ob dieses Gefäfsnetz mit dem Exkretions- organe, weches Bojanus, Mchlis und Andere aus verschiedenen Disto- men beschrieben haben, identisch ist oder nicht. Derselbe mag viel- leicht die dazu gehörige nach aufsen mündende Oeffnung übersehen haben, wie er auch, keine solche am Schwanzende des Dist. eleßmis und clatigerum gesehen hat, welche aber bei letzterem, nach meinen Beobachtungen, bestimmt vorhanden ist. Ich mufs es hier nochmals aussprechen, dafs ich das Excretionsorgan mit seinem nach aufsen mündenden jtorus fast bei keinem Distomum bis jetzt vermifst habe, da wo ich dasselbe nicht sah, fehlte es nicht, sondern war dann nur leer. Dieses Organ ist, mag es einfach oder verästelt sein, kräftiger peristaltischer Bewegung fähig, und kann seinen Inhalt, welcher im- mer aus glashellen Kügelchen besteht, vor und rückwärts • treiben ; ■wenn es diesen Inhalt aus seinem porus heraustreibt, so zieht es sich in der Nähe desselben so eng zusammen, dafs es dem Auge ganz verschwindet. Bei Distomum echinatum , militare, oxycephahim und anderen, in welchen das Excretionsorgan ein über den ganzen Kör- per verbreitetes Gefäfsnetz bildet, sah ich nur selten das Organ mit jenen glashellen Kügelchen vollständig angefüllt; es fielen gewöhnlich mir einzelne gefüllte Gefäfsnetz- Gruppen auf, während die anderen Gefäfse verschwunden zu sein schienen und nur dann hervortraten, wenn die peristaltischen Bewegungen des Organs seinen Excretions- Stoff in sie hineintrieben. Aufserdem besitzen die Distomen und viele andere Trematoden noch ein besonderes Gefäfssystem , welches von Creplin nicht recht hervorgehoben worden ist. Dieses Gefäfssystem enthält niemals körnige oder blasige Körper, und ist bei manchen Trematoden mit schönen Flimmerorganen verschen, welche das Ex- cretionsorgan nie besitzt, und welche zuweilen als klappenartige Fal- ten in oscillirender Thätigkeit zu erkennen sind, wie solches Ehreni berg ganz richtig gesehen hat 2"^). Da dieses Gefäfssystem in dem ganzen Körper der Distomen verbreitet ist und sowohl an den Darm- kanal als auch zu dem Excretionsorgane tritt, so wird man dasselbe wohl nicht mit Unrecht mit dem Blutgefäfssysteme der höhern Thiere vergleichen dürfen. Burmeister unterscheidet übrigens das Excre- tionsorgan von dem Gefäfssysteme der Trematoden eben so wenig 2'). Creplin bestätigt (pag. 324) die von Nordmann über die infusorien- 22) Ehrenberg: die Acalephen. a. a. O. pag. 218. 23) Burmeister's Handbuch, a. a. O. pag. 528. artigen Jungen des Dist07nnm nodulomm gemachten Beobachtungen und tlioilt zwei neue interessante Beobaclitungcn dieser Art mit. Er sah nämlich aus den Eiern von Dist, glühiporuw., av eiche in Wasser gelegt wordeu waren, infusorienautige Junge hervorschlüpfen. Diese schwammen im Wasser umher, hatten eine sehr veränderliche Ge- stalt, waren ohne Augenfleck und von aschgrauer Farbe. An den be- wimperten kugelförmigen Jungen des Distom. hepaticum sah derselbe Helmintholog ein ansehnliches dunkles Auge, bisweilen auch zwei derselben. Unbekannt mit diesen Untersuchungen, welche seit 1831 [durch Mehlis in Deutschland in Gang gebracht sind, beschreibt Dujardin die infusorienartigen Jungen von Dist. ci/gnoides '^ *} ^ und bestätigt liiemit die von Ref. bereits darüber bekannt gemachten Beobachtun- gen (S. dieses Archiv. 1835. 1. pag. 66.\ Ehrenberg glaubt grofse Aeliiilichkeit im Baue der Tre- uiatodeii und polygastrischen Infusorien zu finden ^^), und stellt darüber in Bezug auf die Sexualsysteme Vergleichungen an, zu welchem Zwecke derselbe das Distominn glohiporwn sehr detaillirt abbildet. Bei dieser Gelegenheit spricht sich derselbe in folgender Weise über die Bedeutung der Organe dieses Doppelloches aus (pag. 179.): die kleinere gelappte Drüse, welche nach den Untersuchungen des* Ref. die Keimbläschen enthält, nimmt derselbe mit Bunneister für' einen dritten Hoden. Das Fortlaufen des Endes des Eileiters nach vorne bis neben die männliche Sexualöffnung möchten, nach Ehren- berg's Meinung, Burmeister und Ref. durch Druck zur Anschauung gebracht haben. Dies ist aber bestimmt nicht der Fall. Ebenso ge- wifs gehört der breite Kanal, welcher in der Kcrpermitte verläuft und am Schwanzende nach aufsen mündet, zu dem oben besproche- nen Excretionsorgane und ist nicht Fortsetzung des Eierleiters, wie Ehrenberg glauben möchte. So viel mich meine Untersuchungen bis jetzt belehrt haben, kann ich behaupten, dafs der Eierleiter sich im- mer dicht neben dem Ausfülu:ungsgange der männlichen Geschlechts- theile nach aufsen mündet, und dafs daher, wenn der sogenannte Cir- rus aus seiner gewöhnlichen Stelle vor dem Bauchnapfe hiuwegrückt, diefem der Eierleiter mitfolgt. So sehen wir es bei D/st. ovatum und davigerum, wo die Geschlechtsöffnungen an der Seite des Mund- napfes sich befinden, und so beobachtete es Ref. an Distom. holosto- mum (aus dem rectum von KdUiis aquaticus) , wo die beiden Ge- 24) Annales des sdences naturelles. T. VIIL pag, 304.. PI, IX., fg. 3. a. b. c. s. auch l'institut. 1838. nr. 224. pag. AI. 25) Ehrenberg: Zusätze zur Erkenntnifs grofser organischer Aus- bildung in den kleinsten thicrischen Organismen. S. AbhandL der Akademie zu Berlin. 1837. pag. 167. 302 schleclitsöffnungen sonderbarer Weise am Schwanzende angetroffen werden. Späterhin hat Ehrenberg über das Eierlegen des Dist. glohiporum mittelst einer besonderen Legeröhre und über ein wahrscheinliches Respirations- Organ Beobachtungen mitgetheilt ^^). Ein Distojnum, welches von Bist. Jiians verschieden zu sein scheint, hat Nathusius zwischen den Magenhäuten des schwarzen Storchs gefunden*'). Eine neue Hexacotyle ent- deckte Sars an den Kiemen von Lampris guttatus'^^^. Cer- carien mit ihren Schläuchen fand Ref. in Cyclas rivicola und Tellina laltica''^^. Ueber die Entwicklung der Cercarien und Cercarien- Schläuche hat Ref. Beobachtungen mitgetheilt^"). Es wurden eben so viele specifisch verschiedene Keimschläuche erkannt, als Cercamw- Arten, beobachtet wurden. Die Cercaria ar- mata Sieb, entwickelt sich aus einem überall geschlossenen leblosen Schlauche; die beweglichen Schläuche Aer Cercaria ephemer a Nitxsck und Cercaria echinata Sieb, sind mit einer Mundöffnung, einem Schlund- kopfe und einem einfachen Blinddarme versehen. In den Keimschläu- chen der Cerc. ephemer a und echinata entwickeln sich neben den Cercarien auch junge Reimschläuche. Der bei der Verpuppung der Cercarien sich lostrennende Schweif zerfällt allmählig in runde und ovale Körperchen. Bei Cerc. armata geht die Hülle, mit welcher sich dieselbe bei der Verpuppung umgiebt, nicht durch Ausschwitzung, ■wie bei Cerc. ephemer a, sondern durch eine deutliche Häutung des Thieres hervor, wobei die hornige Pfeilspitze, mit welcher das Thier am Kopfende bewaffnet ist, sich ablöst und in die Hülle mit einge- schlossen wird. Cestoidea. Zur genaueren Kenntnifs der Cestoideen werden gewifs die Untersuchungen Eschricht's beitragen, welche derselbe zur Lösung einer von der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin gestellten Preisaufgabe vorgenommen hat. Durch 26) Froriep's neue Not. L 1837. ur. 13. pag. 199., s. besonders: Mittheilungen aus den Verhandlungen der Gesellschaft naturforschen- der Freunde zu Berlin. 1837. Ist mir noch nicht zu Händen gekom- men. (Es steht auch nichts Näheres darin. W.) 27) S. dieses Archiv. 1837. I. pag. 65. 28) Annales des sc. nat. T. VII. 1837. pag. 247. 29) Müller's Archiv. 1837. pag. 388. 30) Burdach's Physiologie, a. a, O. pag. 185. 303 den vorläufigen Bericht, welchen die Berliner Akademie über diese Arbeit abgestattet^*), sind die Helminthologen auf die Veröflfentlichung derselben, gewifs höchst neugierig gemacht Die Arbeit enthält nämlich eine sehr specielle Anatomie des Bolhriocephalus latus mit ergänzenden Details aus der Ana- tomie des Bot/ir, puncfatus, wobei der allgemeine Bau der Glieder und die feinere Anatomie ihrer Schichten nebst Mus- kelsystem und Struktur der Haut berücksichtigt und die voll- ständigsten Aufschlüsse über die Geschlechtsorgane gegeben worden sind. Elirenberg erwähnt beiläufig, die bei Bandwürmern bald einfach bald doppelt vorhandenen, vorn anastomosirenden und durch alle Glieder ziehenden Ernährungskanäle oft detail- lirt gezeichnet zu haben ^^). Ich kann das Anastomosiren die- ser Kanäle bestätigen. Niemals sah ich dieselben sich mit den Saugnäpfen oder mit dem Rüssel des Taenien-Koi^fes ver- einigen. Am häufigsten traf ich auf jeder Seite der Glieder zwei solcher farblosen Kanäle an, welche sich durch den Hals bis zum Kopfe hinaufschlängelten und hier durch Anastomosen ein abgeschlossenes Gefäfssystem bildeten. Bei Taenia cya- ihiformis konnte ich dasselbe äufserst deutlich erkennen; die vier Kanäle vereinigten sich hier zh einem Ringe, der den eingezogenen Rüssel gleichförmig umgab. Bei einer rüssello- sen Taenia (Jiongicollis?) aus dem Darme des Gasierosteus pungitius so wie bei Botin iocephalus claviceps erkannte ich viele Anastomosen, welche die vier Gefäfse im Halse unter- einander eingingen. Prof. Mayer theilt über die Geschlechtsorgane der Tae- nia denticulata eine kurze Notiz mit'^^), und dafs der Bo- triocepJi. latus nicht nur durch den Bau seines Kopfes, son- dern auch durch die Anatomie seiner Glieder von der Taenia verschieden sei, was eine längst bekannte Thatsache ist. Delongchamps erhebt gegen die Existenz des ^mphi- Stoma ropalo'i'des Lehlond, welches einen Tetrarhynchus als 31) Bericht üi)er die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlun- gen der KÖnigl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 2ter Jahrg. 1837. pag. 98. 32) Ehrenberg: die Acalephen, a. a. O. pag. 218. 33) Mayer : Froriep's neue Not. I. 1837. nr. 14. pag. 209. 304 Schmarotzer beherbergen soll, ähnliche Zweifel*), wie sie Ref. bereits geäufsert hat (S. dieses Archiv. 1837. II. pag. 264.). Leblond vertheidigt sich gegen die Bemerkungen des Delongchamps, giebt uns aber über das fragliche AmphistoTna dieselben ungenügenden Aufschlüfse wie früher ^^). Den von Nordmann als Gryporhynchus piisillusheschvie^ benen Schmarotzer (S. dessen micrograph. Beitr. I. päd. 101. Taf. VIII.) erklärt Burmeister wohl mit Reclit für eine junge Taenia^^}, bei aufmerksamer Betrachtung der Abbildung er- kennt man bald, dafs die vier so sonderbar gestellten Saug- näpfe des Kopfes wahrscheinlich durch Pressen aus ihrer ei- gentlichen Lage verschoben sind. Eine Scolex- Art hat Sars im Magen einer Beroe, der Mnemia norvegica Sars gefunden ^ '^). lieber die verschiedene Gestalt der Cestoideen -Eier hat Ref. seine Beobachtungen aufgeführt '*®). Die Mannigfaltigkeit in Rücksicht auf Zahl und Gestalt der Ei- hüUen ist hier so grofs, dafs man es beinah für möglich halten könnte, die einzelnen Species der Cestotdee7i-G?Lttungen nach der Form ihrer Eier zu unterscheiden. Das Purkinje'sche Keimbläschen habe ich bis jetzt m keinem dieser Eier entdecken können. An den lebenden Em- bryonen, welche Ref. in sehr verschiedenen Cesteideen-Eiern beobach- tet hat, denen er jetzt auch die Eier der Taenia crateriformis hin- zufügen kann, liefs sich weder Kopf, Hals noch Gliederung erkennen, auch war es bis jetzt nicht möglich, aufser den 6 kleinen Häkchen, welche auch Creplin gesehen hat, ^^), im Innern der Embryonen et- was von Organen herauszufinden. Die kleinste Brut, welche Ref. frei angetroffen hat, gehörte dem BotJu'ioceph. pi^ohoscideus und der Tae- nia ocellata an, die kleinsten beobachteten Jungen waren ^ Lin. rhi. lang, an denen die sechs Haken durchaus nicht mehr zu sehen waren, ebensowenig besafsen dieselben Glieder, nur bei den gröfseren Jun- gen bemerkte man Einkerbungen, die sich erst bei einer Leibeslänge von 3 Linien in Glieder verwandelten. Allen Embryonen und Jun- gen der Cestoideen, welche ich bis jetzt beobachtet habe, fehlten die Flimmerorgane; ich bemerke dies deshalb, weil Creplin die aus Bo- thrlocephaliis ditremus Crepl Ligula interrupta und uniserialis be- 34) Annales des sc. nat. T. VIL pag: 249. 35) Ebenda, pag. 264. 36) S. dessen Kandb. a. a. O. pag. ,526. 37) Ann, des sc. nat. T. VIL pag: 247. 38) Burdach's Physiologie, a. a. O. pag. 200. 39) Ersch und Gruber's Encyclopaedie, a. a. O. pag. 328. 305 obachteteii Jungen infusoricUe Thiero nennt*"), derselbe ist aber mit dem Verhalten derselben, wie er selbst gesteht, noch nicht ganz aufs Keine gekommen, und es bleibt seine obige Aeufserung nur Ver- muthung. In Bezug auf geographische Verbreitung der Eingeweide- würmer giebt die Beobachtung des Dr. v. liaselberg in Stral- sund einen neuen Beweis, dafs die Erzeugung des Bothrio- ceph. latus an einen bestimmten Boden Europa's gebun- den ist*^). r. Verf. trieb nämlich einer Dame einen 16 Fufs 9^ Zoll langen, mit dem Kopfende versehenen BotJwioceph. latus ab, nachdem der- selben Patientin im Jahre 1836 schon mehrere Fufs eines Bandwur- mes, von dessen Existenz sie bisher nichts geahndet hatte, abgegan- gen waren. Es fiel diese Erscheinung auf, da in Neupommern dieser Bandwurm bis jetzt nicht beobachtet wurde, und es ergab sich denn, dafs die Dame, welche diesen Bothriocephalus bei sich führte, zwar in Stralsund gel)oren und daselbst oder in Greifs^yalde bis zum Jahre 1811 gelebt hatte, dafs sie aber in diesem Jahre nach Kussland zog und bis 18.32 in Dorpat lebte, und dann nach der Schweiz reiste, von wo sie 1834 nach Pommern zurückkehrte. Sie hat ^mithin 23 Jahre in zwei Ländern gelebt, welche als Hauptvaterland des Dothrioce- phalus latus bezeichnet werden. Wenn Haselbprg Polen, Kufsland, die Schweiz und einige Gegenden Frankreichs als ausschliefsendes Vaterland des Botlirioceph. latus angiebt^ so mufs ich diesen Ländern * noch die Provinz Preufsen hinzufügen. Vielleicht macht der Weich- selstrom die westliehe Grenze seiner Ausbreitung, denn hier in Dan- zig kömmt schon Taenia soUum vor, während ich in Königsberg nur Bothrioceplialns latus antraf. Meines Wissens ist der Botlir. latus bis jetzt nur als Schmarotzer des Menschen bekannt gewesen, und es war mir daher bei meinem Aufenthalte in Ostpreufsen doppelt inte- ressant, einen ziemlich ansehnlichen Bothr. latus zu erhalten, wel- cher einem kleinen weifsen Spitzhunde in Braunsberg abgegangen war. — Aus Birmingham meldet Dr. Ogier Ward*"^), dafs die Zahl der Personen, besonders der Frauenzimmer, welche in dieser Stadt am tapewortu (doch wohl Taenia soUuni) leiden, zum Erstaunen grofs sei, ohne dafs eine Ursache dieser Erscheinung aufzufinden sei. Dr. Behr theilt eine ähnliche Beobachtung über Taenia solium mit; nach ihm soll in Bernburg dieser Bandwurm sehr häufig, besonders bei 40) Ebenda, pag. 328. 41) Medizinische Zeitung. 6ter Jahr. 1837. nr. 32. pag. 158. S. auch Provinzial- Sanitätsbericht des Medicinalkollegiums von Pom- mern für das 2te Semester 1836. Stettin 1838. pag. 77. 42) tJie niedico-chirurgical review. a. a. O. nr. 53. April 1837. pag 285. 306 Frauen und noch häufiger, im Verhältnifse gegen andere Orte, bei Kindern vorkommen* 3). C y s t i c a. Die Blasenwürmer hat Tschudi als Monographie bear- beitet, in welcher wir mit vielem Fleifse alles über diese Schmarotzer bisher bekannte zusammengestellt finden, und welcher von Leuckart einige Bemerkungen hinzugefügt wor- den sind**). Diese Arbeit ist keines Auszugs fähig, daher ich nur wenige Punkte daraus besprechen will. Die Eier, welche Tschudi in Cysticercus fasciolaris gesehen zu haben glaubt (pag. 24.) sind nichts anderes als die den Cestoideen und Cysticen eigenthümlichen glasartigen Parenchynikörper. Die Acephalocysten hat Tschudi als besondere Gattung aufgestellt, mir scheinen die Acephalocysten nichts anderes als die gewöhnlichen aber leeren Mutterblasen der Eckinococcen zu sein, man findet sehr oft sogenannte Acephalocysten und mit Echinococcen gefüllte Mutterblasen dicht neben einander, so dafs beide Blasenarten wohl nur verschie- dene Entwicklungsstufen eines und desselben Blasenwurms sind. Die unter dem Namen Polycephalus vorgenommene Vereinigung der Gattun- gen Echinococcus und Coenurus mifsbilligt Leuckart gewifs mit Recht (pag. 77.), auch die Vereinigung der bisher bekannten drei EcAmococ- CMJ- Arten zu einer species bedarf wohl noch einer sorgfältigen Prü- fung; Echinococcus hominis und veterinorum haben sich mir immer sehr verschieden von einander gezeigt, ersterer kommt sehr häufig ineinandergeschachtelt vor, was ich an Echinococcus veterinorum noch nie beobachtet habe. Als neu Mdrd von Tschudi der Cysticer- cus cordatus beschrieben und abgebildet (pag. 59.) welchen Leuckart im grofsen Netze der Mustela Putorius gefunden hat. Die dem Werke beigegebenen Tafeln zeigen aufser mehrere Co- pien nach Bojanus und Bremser auch einige Original -Abbildungen, bei welchen man jedoch, wenn man die neueren verbesserten Mikro- skope in Anschlag bringt, eine gröfsere Genauigkeit hätte erwarten können. Gluge hat in den Echinococcus-BlviSQn eine unendliche Anzahl weifslicher krystallinischer rechtwinkliger Blätter ab- gelagert gefunden*^), was ich vollkommen bestätigen kann. 43) Casper's Wochenschrift für die gesammte Heilkunde. 1837. nr. 40. pag. 634. 44) Tschudi: die Blasenwürmer. Ein monographischer Versuch: Freiburg. 1837. 45) Müller's Archiv. 1837. pag. 466. 307 Derselbe Iheilt aufsordem noch mehrere andere Beobachtungen über Echinococcen und deren Mutterblase mit*®), vün denen ich besonders folgende hervorhebe. G. fand nämlich die Mem- bran, aus welcher die von Echinococcen leeren Hydatiden (^Acephalocysten^ bestehen, ganz übereinstimmend mit derje- nigen Membran gebildet, aus welcher die mit Echhiococcen gefüllten Hydatiden zusammengesetzt sind. ßerthold macht auf den Verkalkungsprocefs aufmerksam, durch welchen die Natur die Blasenwürmer zu vertilgen suche *^), wobei derselbe die Frage aufwirft, ob eine solche Verkalkung dieser Schmarotzer nicht durch Darreichen kalk- haltiger Nahrungs- oder Arzneimittel absichtlich herbeigeführt werden könnte? Gegen ein solches Heilverfahren dürfte sich jedoch, meines Eraehtens, gar mancherlei einwenden lassen. Ueber die Entwicklung des Echinococcus hominis und veterinorum hat Ref. einige Beobachtungen geliefert * ®), welche hier füglich übergangen werden können, da sie bereits in die- sem Archive (1837. pag. 266.) erwähnt worden sind. Ueber das Vorkommen des Echinococcus hominis sind wieder mehrere neue Fälle bekannt gemacht worden, von de- nen ich die merkwürdigsten hier kurz anführen will. Einen Fall, in welchem Acephalo Cysten aus den Lungen ausgewor- fen wurden, beobachtete Dr. Höring in Ludwigsburg *^); über jicephalo Cysten, welche sich im Zahnfleische ausgebildet ha- ben, berichtet Lefoulon zu Paris *^). Eine Abhandlung von Bright: Ohservations on abdomi- nal tumors and intumescence , illustrated hy some cases qf acephalocyst hydatids enthält mehrere sehr interessante Fälle, in welchen der Echinococcus hominis auf den mensch- lichen Organismus auf das fürchterlichste zerstörend eingewirkt 46) Annales des sc. nat, T. VIII. pag. 314. 47) Göttingische gelehrte Anzeigen. 198. .199. Stück. 14 Dec. 1837 pag. 1969. S. auch: Ammon's Monatsschrift für Medizin, Augenheil- kunde und Chirurgie. Bd. I. 1838. pag. 183. 48) Burdach's Physiologie, a. a. O. Pag. 183. 49) Schmidts Jahrbücher der gesammten Medizin. Bd. 16. Heft. 1. pag. 24. aus dem Würtenberg, Correspond. Blatt. B. 6. nr, 21. mit- getheilt. 50) Froriep's neue Not. Bd. I. nr. 9. pag. 143. IV. Jahrg. 2. Band. 21 308 hat**). Die wahren Strukturverhältnisse dieser Würmer schei- ilien aber von Bright kaum geahndet zu werden, denn die Ab- bildungen, welche auf der 4ten Tafel die verschiedenen klei- hen Hydatiden {Echinococcen) durch ein Amici'sches Mikro- skop vergröfsert darstellen sollen, deuten auf ein gänzliches Verkennen des untersuchten Gegenstandes hin. Durch Leon Dufour lernen wir wiederum sechs neue Ar- ti^Hi'^vön Gregarijia, einem von diesem Naturforscher zu- erst entdeckten höchst räthselhaften Schmarotzer- Geschlechte kennen*^), • •• Ve^f: fand diese Schmarotzer sämmtlich im Verdauungskanale von Cofeopteren vmd Orthopteren und nur eine Art im Darme eines Hemipteron. Ich habe lange angestanden, diese Gregarinen^ welche ich auch im Darme von Libelluliden, Psociden und Tipularien ange- troffen, habe, für thierische Wesen anzusehen, bis mich erst vor kur- zem die selbsständige Bewegung derselben von ihrer thierischen Na- tur überzeugte. Ein Maul welches ihnen Leon Dufour zuschreibt, habe ich niemals sehen können. Auch kann ich sie nicht zu den Trematoden stellen. Da sie weder Maul noch After, weder Darm- kanal, Geschlechtstheile, noch sonst deutliche Organe besitzen, so müssen sie offenbar die niedrigste Stelle unter den Helminthen ein- nehmen. Nach meinen Beobachtungen bestehen die Gregarinen aus einer harten glatten den Eihüllen der Insekten -Eier ähnlichen Haut, welche nichts anderes in sich schliefst, als eine äufserst feinkörnige weifse Masse, in der ein wasserhelles mit einem körnigen Kerne ver- sehenes Bläschen verborgen steckt. Daher sprach ich diese Wesen früher nur für Insekten- Eier an ^3), indem ich das Bläschen mit sei- nem Kerne für ein Keimbläschen hielt; ein Irrthum, in den man um so leichter verfallen konnte, als die Gregarinen meistentheils in un- beweglicher Starrheit verharren. Sie sitzen mit ihrem Kopfe, der gewöhnlich durch einen engen Hals, wie bei Echinorhynchus y vom Körper abgeschnürt ist, an dem Epithelium, des Darmkanals so fest, dafs der Kopf sehr leicht abreifst, und an seiner Anheftungsstelle sitzen bleibt. Uebersieht man dieses, so bekömmt man von der wahren Gestalt mancher Gregarinen einen falschen Begriff, wie dies die von Leon Dufour gegebene 7te Figur a. auf PI. I. beweist, denn hier ist der Kopf des Thieres nicht eingezogen, sondern offen- bar abgerissen. Folgende helminthologischen Arbeiten sind noch anzufüh- ren, die Ref. aber bis jetzt noch nicht zur Durchsicht hat er- .51) Guy's hospital redorts. nr. V. 1837. pag. 432. 52) Anneies des sc nat. T. VIII. jmg. 10. 53) MüUer's Archiv. 1837. pag. 408. halten können, «lerselbe behält eSj ^ic^ ^yqr, J)ei späterer . Gele- genheit einen IJericht über sie nachzuholen: 1. Bremser:, Tratte %oologique et jthysiolo^rique snr les vers inte- stinaux de V komme, iraduit de l'allemand yar Grundler, revu et augmente de notes.jmr Blainville, enrichi d'un nouvel atlas de 15 jdanches in 4° avec im texte expL revfermant plusieurs observations ined, par C. Lehlond. Paris. 1837. (Der Atlas der älteren Ausgabe enthält nur 12 Kupfertafeln.) 2. O'vi'en: Entozbä. Iri der Cyclopäedia of anatomy and phy^io- logy, edited hy Todd. T. X London. 1837. Danzig den Isten December 1838. Bericht über die Leistungen iii Bearbeitung der übrigen Thierklassen^ während des Jahres 1837. vom Herausgeber. Indem ich hiemit, leider sehr spät, den Bericht über die zoo- logischen Arbeiten im Jahre 1837 abstatte, mufs ich bedauern, dafs meine Herren Mitarbeiter, indem sie während meiner Krank- heit an meiner Statt früher einzutreten die Gxxi^ hatten, mir nur einen kleinen Raum für meinen Bericht übrig gelassen, und dafs ich selbst jetzt noch nicht im Stande bin, die Hülfs- mittel, welche mir meine hiesige Stellung in der zoologischen Sammlung und den Bibliotheken darbietet, vollständig benutzen zu können. Ich sehe mich deshalb genöthigt, über die neu auf- gestellten Genera und Arten, überhaupt über Specialarbeiten sehr oft von jeder Kritik abzustehen. Indem ich um Ent- schuldigung der hieraus erwachsenden Mängel bitte, behalte ich mir vor, was sich etwa späterhin an solchen Bemerkungen mir aufdringen möchte, in den folgenden Stücken der Zeitschrift gelegentlich nachzuholen, oder den wichtigeren Specialwerken einen besonderen Artikel zu widmen. Unter den allgemeinen Arbeiten sind besonders erfreulich 21* m diö zahlreichen Untersuchungen über Entwicklungsgeschichte, deren bereits einige oben bei den Mollusken namhaft gemacht vvürden. Vorzüglich machte sich H. Rathke durch eine Masse von Untersuchungen verdient, welche er in seinem Werke: Zu^ Mörpliologie , Reisebemerl^ungen aus Taurien. Riga und Leipzig. 1837. 4to. — niedergelegt hat (Zur Entwickelungsge- schichtü der.iAktinien, des Skorpions, mehrerer Crustaceen und 4eJ:,s^yngnathen.). Da Verf. selbst im 2ten Bande der zwei- ten Aufl. von Burdach's Physiologie (Leipzig. 1837.) das Wich- tigste daraus mitgetheilt hat, so kann füglich hier auf letzteres Werk verwiesen werden. Auch in England hat das Studium der Entwicklungsge- schichte Eingang gefunden. Dr. M. Barry hat in zwei Ab- handlungen (^On the unity of structure in the anhnalKmg- dom. Edinh. new. phil. Journ. vol. ÄXI1.\ in welchen er eine genaue Bekanntschaft mit unserer Literatur entwickelt, die Aufmerksamkeit seiner Landsleute auf die Ergebnisse der deutschen Forschungen gelenkt und dadurch eine Abhandlung von Will. B. Carpenter: on Unity of Function in orga- nized Beings (ibid. vol. XXIII. S. 92.) hervorgerufen. Rudolph Wagner und C. Th. v. Siebold haben ihre Untersuchungen über die Samenthierchen fortgesetzt. Der erstere giebt in der Äbhandl. der mathem. physik. Klasse der Akacl. zu München die Abbildungen der Spermatozoen mehrerer Säugethiere, Vogel, Amphibien und Fische, aufserdem von Evertebra- len die von Agrion, Cypris^ Faludina im-pura, Limneus, Succinea, Li- max, Cyclas. Diese verschiedenen Typen sind theils schon von ihm selbst in diesem Archive in den brieflichen Mittheilungen (Jahrg. 1836. 1.369.) • beschrieben, theils ergeben sie sich aus des Verf. späteren Mitthei- luhgen (d. Arch. 1839. 1. S.41.). v. Siebold hat in Müllers Archiv 1837. S. 381. die Spermatozoen mehrer Bivalven und Insekten, ferner die Von Medusa aurita (welche denen von Cyclas am meisten ähneln) beschrieben und auf Taf. XX. abgebildet. Auch hier zeigt sich wie- der Form - Verschiedenheit nach den verschiedenen Familien; die Spermatozoen von Mytilus edtilis und Tichogonia jjolymorpha stim- men am meisten in der Form überein. Ihr Körper ist vorn -wie ab- gestutzt und breiter als hinten. Die der Najaden (JJiiio, Anodonta) •sind ihnen ähnlicher, als denen der Cycladen, aber oval, walzig, nicht platt, wie Prevost meint; die der Cycladen haben einen länglichen vorn verschmälerten Körper. Bei einigen war der Körper kürzer, so wie ihn Wagner abbildet; diese hält v. S. für weniger entwickelt. Der haarförmige Schweif aller Muschel -Spermatozoen ist sehr zart, und (?^her leicht zu übersehen. — Aufserdcm enthält diese Abhand- lung noch viele Einzelheiten über die Geschlechtstlieile der Muscheln, welche der Raum hier anzuführen niciit gestattet. Auch Diijardin hat über die Spermatozoon Untersuchun- gen angestellt und die vom Menschen, Esel, Meersdm'eluch9^i.j und der Hausmaus sehr vergröfsert abgebildet./ ji^^ii.nflfiM«ffö^l 71«/. VIII. S. 291 Taf. 9. " '■ Die Basis des Schwanzfadens erschien bei den menschlichen Spermatozoen zuweilen knotig, zuweilen zeigten sich an ihr Lappen, welche das Ansehen einer abgestreiften Hülle des Körpers hatten. Bei den Samenthierchen des Meerschweinchens war eine solche äufsere gallertartige Hülle des Körpers deutlich und zeigte sich in Ammoniak löslich, auch streifte sie sich durch Einwirkung des WaS^' sers wie ein Sack ab. Die Gestalt der Mäuse - Spermatozoen schiltl» dert D. anders als Wagner; ihr Körper soll nach ihiVi ohne Hüll«/' aber an einer Seite concav sein, und der Schwanzfaden sich «in dict' ser inseriren; von der Seite gesehen erscheint ihr Körper dann aller*^ dings, wie ihn Wagner beschreibt, der Klinge eines Radirmessers älttJ<- lich. Die kugelförmigen anfangs unbeweglichen Spermatozoen d^r Kar- pfen schwellen beim Contacte mit Wasser an und bewegen sich'»\ktt mit gröfster Schnelligkeit; alsdann bemerkt man auch einen langen Schwanzfaden, den einige bald darauf ösenartig zusammendrillen. Auch verkürzt sich der Schwänz dicker werdend und zieht sich zu- letzt sogar bis auf ein Wärzchen ein. (Auch R. Wagner verdutliet dies a. a. O.) Später nimmt der Körper verschiedene Gestalten an, wird theils unregelmäfsig, theils kugelförrnig. Auch sah D. siö öfters sich mit dem Schwanzende oder mit einer Verlängerung des Körpers anheften und hin und herschwingen. {Während er früher (S.291.) den Spermatozoen im Allgemeinen die Animalität abspricht, sagt er des- halb von denen der Fische: ils ont de plus ia mQut>etMntspdnt0w; qui est l'indice le plus certmn de la vie. ß!» iodo./ ,)■uW^^^■p'*n ^si Schulze und Schwann publicirteri iliire fhlher Bereif s beiläufig erwähnten Versuche über Generatio aequivoca. Der Erstere in Poggend. Annal. 39. S. 487, der Letztere Isis. /183.7» S. 524. Schulze füllte einen gläsernen Kolben zur Hälfte mit destillir- tem Wasser, dem er verschiedene animalische und vegetabilische Substanzen beigemischt hatte, verschlofs ihn mit einem Korke, der von zwei luftdicht eingepafsten Glasröhren durchbohrt war. Nachdem er durch heftiges Kochen des Wassers alles etwa lebendige im Keime zerstört glaubte, befestigte er an jede der Glasröhren den Apparat, dessen sich die Chemiker zur Absorption der Kohlensäure bei orga- nischen Analysen bedienen. Der zur Linken wurde mit conccntrirter Schwefelsäure, der zur Rechten mit einer Auflösung von Kali-Hydrat gefüllt, und so der Zutritt der atmosph. Luft abgesperrt. Die Luft 312 in dem Apparat, welcher während der Sommermonate am Fenster dem Lichte ausgesetzt war, wurde mehrmals täglich erneuet, so näm- lich, daüs am offenen Ende des mit Kali erfüllten Apparates gesogen wurde, wodurch die Luft aus dem Kolben heraus durch die kaustische Flüssigkeit in den Mund und von aufsen atmosphärische Luft in den Kolben trat, in welcher bei ihrem Durchtritt durch die Schwefelsäürej alle organischen Keime vernichtet sein mufsten. Bei täglicher Unter-, suchung des Randes der Flüssigkeit zeigte sich keine Spur von thie- rischen oder vegetabilischen Organismen, auch nicht als der Apparat aus einander genommen wurde. Dagegen zeigten sich Conferven und Infusorien schon in einigen Tagen, nachdem der Kolben offen gestan- den, in reichlicher Menge; eben so enthielt auch ein offenes Gefäfs,- welches mit denselben Substanzen gleichzeitig neben jenem xApparate dem Lichte ausgesetzt war, schon am folgenden Tage Vibrionen und Monaden, denen sich bald gröfsere polj^gastrische Infusorien und spä- ter selbst Räderthiere zugesellten. — Schwann brachte theils ein wenig von einer organischen Infusion in eine Glaskugel, doch so dafs der gröfste Theil der Kugel mit atmosphärischer Luft erfüllt blieb, und brachte dann die Kugel, nachdem er sie zugeschmolzen, in Sied. hitze, — theils stellte er, um dem Einwurfe zu entgehen, als habe beim Kochen die organische Materie den Sauerstoff der Luft in Koh- lensäure verwandelt, den Versuch folgendermafsen an: der Hals des Kölbchens wurde abwärts gesenkt knieförmig umgebogen, so dafs der andere Schenkel wieder in die Höhe stieg. Hier wurde noch ein kleines Kugel chen angeblasen und dann der übrige Theil der Glas- röhre in eine Spitze ausgezogen und abgebrochen. Das Knie wurde mit Quecksilber gefüllt, und darüber eine organische Infusion in das kleine Kügelclien gegossen, wovon die Spitze zugeblasen. Während des Kochens wurde die Flüssigkeit durch das Quecksilber von der Luft des Kölbchens abgesperrt, nach dem Kochen aber der Appa- rat umgekehrt, wobei das Quecksilber herabsank und die Infusion mit der atmosphärischen Luft des Kölbchens in Berührung trat. In beiden Versuchen zeigten sich keine Infusorien. — Die Anhänger der Generatio aequivoca werden den von beiden Naturforschern sinnreich genug angestellten Versuchen keine volle Beweiskraft zuge- stehen. Es fragt sich, ob die concentrirte Schwefelsäure in der durch sie hindurch tretenden Luft nur jede organischen Keime zerstört, sonst aber ihre Tauglichkeit zu deren Entwickelung nicht beeinträch- tigt, und ob überhaupt die Exhalation der concentrirten Schwefel- säure in jenem, die des Quecksilbers in diesem Versuche nicht nach- theilig auf die Entwicklung niederer Organismen einwirkt. Giebt man eine Panspermie zu, worauf jene Versuche hinweisen , so wird man auch zugeben müssen, dafs aus den in der atmosphärischen Luft verbreiteten Eiern nach Umständen verschiedenartiges werden kann, was aber, hält mannicht an der ide eilen Praeformation des Keimes im Ei fest, von der Annahme einer Genei^atio aequivoca nicht so gar fern liegt. Jene Eier werden im Wesentlichen aus dem Keimbläschen und 313 Keimflecke bestehen, aus einer Zelle mit ihrem Zellenkerne (nach Schwann) und ebenso lösen sich die infundirten organischen Sub- stanzen in analoge Zellen auf. In l)eiden Fallen würde die organi- sche Zelle durch Lebensbedingungen befähigt aus ihrem Zellenkerne einen neuen Organismus zu entwickeln. So lange die Genesis der Entozoen und Spermatozoen, wenn auch letztere Thiere sein sollten, nicht gehörig erklärt ist ; hat die Ge?ieratio aequlvoca in diesen ihre Hauptstütze; aber sehr wünschenswerth ist es, dafs mehr ähnliche Versuche angestellt und möglichst so ersonnen werden, dafs den Vertheidigern der Urzeugung keine Ausflucht weiter bleibt. Ueber das Meeresleuchten sandten G. Bennett und F. De Bell Ben nett der zool. Gesellschaft ihre zur See geraachten Beobachtungen ein. Der Erstere (Proc. Z. S. p. 1.) unterscheidet ein Leuchten von zwei- erlei Art. Das eine, ein lebhaftes Funkensprühen, besonders sichtbar wenn die Wellen durch heftigen Wind oder den Lauf des Schiffes gebrochen werden, und bei electrischem Verhalten der Atmosphäre, rührt wahrscheinlich von so kleinen Thieren her, dafs das Licht, welches sie ausströmen, das einzige Zeichen ihres Daseins ist — ■ das andere erscheint wie Feuerklumpen imd Feuerschweife, und rührt her von Arten der Gattung Salpa, Beröe u.s.w. Das Meeresleuchten erscheint oft in gröfserer Beständigkeit und Pracht zwischen den 3" und 4" nördl. und südlicher Breite vom Aequator, w^ahrscheinlich weil hier durch die Meeresströmung die Zahl der Leuchthiere sehr vermehrt werde. Das Leuchten hängt nicht allein von Beunruhigung der Thiere ab, denn oft sieht man ganz ohne dies eine Leuchtmasse stufenweise ihr glänzendes Licht verbreiten, oder bemerkt in ruhigen Nächten einen Lichtglanz über das Wasser ergossen, ohne dafs ihn Wel- lenbewegung hervorbringt, und entsteht dann ein schwacher Wind, so läfst das Schiff keine leuchtende Spur hinter sich, obwohl dieselbe will- kürliehe Lichtentwicklung in einiger Entfernung wie zuvor fortdauert. Dagegen war auch zuweilen weiter kein Leuchten im Meere sichtbar, als in der Schiffsspur. Zuweilen zeigte das Meer plötzlich ein glänzen- des Leuchten, so bei heftigem Regen, welches eben so plötzlich auf- hörte, zuweilen war nur eine constante Folge von Funkenspruhen sichtbar. Die Intensität des Lichtes der mit dem Schleppnetze ge- fangenen Thiere nimmt mit der Kräftigkeit derselben ab. Oft wur- den beim glänzenden Meeresleuchten aufser den Leuchthieren Cru- staceen und kleine Fische in Menge gefangen, welche vielleicht durch das Licht angelockt werden, — Die Erfahrungen von F. Debell Ben nett (Pr. Z. S. p. 51.) stimmen ganz mit denen seines Bruders überein. Er beobachtete auch bei Cleodora cuspidata, welche in ver- schiedenen Theilen des stillen Meeres in grofser Zahl an der Ober- fläche schwamm, einen zartblauen Lichtfleck, welcher durch die Spitze ihrer äufserst dünnen Schale hindurchschien. — Contact mit süfsem Wasser ruft bei Leuchtthieren das Leuchten hervor, beson- 314 (lere bei Pyrosomen^ bei diesen sogar, wenn sie verstümmelt oder dem Tode nahe kein Licht mehr ausstrahlen können. Verf. giebt auch, wie Meyen, die kleinen braunen Körper (also die, welche Sa- vigny als Leber deutete) für das Leuchtorgan der einzelnen Thier- chen an. Schneidet man das Pyrosom auf, und taucht es ins Wasser, dafs jene braunen Partikeln heraustreten, so vertheilen sie sich {dif- fuse them&elves) in der Flüfsigkeit und glänzen wie zahlreiche Fun- ken. Auch die Contraction der sphincterähnlichen Membran am of- fenen Ende des gemeinsamen Thierstocks erwähnt Verf., konnte aber sonst in diesem keine Bewegungskraft (motive power) wahrnehmen. Von den Reisen von Bär 's an den Küsten Lapplands und nach Nowaja Semlja (Bullet sc. de VAcad. de St. Pe- tei'sh. II und III.^ und v. Nordmanns (ebend. IL S. 91.) an der Ostküste des schwarzen Meeres und im Kaukasus haben wir erst vorläufige Mittheilungen erhalten, welche indessen für die speciellere Publikation der zoologischen Ausbeute lebhaf- tes Interesse erwecken. Ein allgemeines Bild von der Fauna des russischen Lapplands nebst Bemerkungen über das weifse Meer hat v. Bär (a. a. O.) ge- geben. Obwohl vom Lande fast ganz umschlossen, hat letzteres doch nicht den Character eines Binnenmeeres, denn Ebbe und Fluth sind ansehnlich genug, um weit in die Dwina hinein kenntlich zu bleiben. Der Salzgehalt scheint dem Geschmacke nach nicht verschieden von dem des Eismeeres, viel reicher als in der Ostsee, daher denn auch das weifse Meer an animalischem Leben reicher ist als die Ostsee, wenn es auch dem Mittelmeere weit nachsteht. An der Dwinamün- dung ist es dagegen durch die von dieser zugeführte Wassermasse so süfs, dafs Unionen darin gedeihen. Als ein besonders günstiger Punkt für zool. Forschungen wird Tri Ostrowa (an der Ostküste un- ter 67° Br.) bezeichnet. Die Tundra von Lappland scheint nur von wenigen Thieren bewohnt, selbst Lemminge schienen seltener als auf Nowaja Zemlja. An Eisfüchsen fehlt es nicht; ihre Felle bilden mit Biber- und Fischotterfellen einen Ausfuhrartikel. Die SeevÖgel nehmen zu, wo die Küste felsig wird, besonders Urm grylle; aber Zahl und Mannigfaltigkeit ist in keinem Vergleich zu denen der nor- wegischen Küsten. Auf der Tundia giebt es wenige Landvögel. Schon die Wälder von Archangelks zeigen eine so auffallende Abnahme von Singvögeln, dafs sie an einem schönen Frühlingsmorgen dem Wande- rer fast lautlos erscheinen. Der Ruf des Kuckucks läfst sich bis jen- seits des 66° Br. hören. Die Zahl der Hühnervögel ist aber in dem Archangelschen Wäldern noch ansehnlich; in Lappland scheint sie mit Ausnahme der Schneehühner sehr abgenommen zu haben. Von Amphibien wurde nur Lacerta crocea gesehen, Lacerta agilis gar nicht. Schlangen sind an der ganzen Westküste des weifsen Meeres bekannt, ob sie auch in russisch Lappland vorkommen, hat v, B. nicht 315 erfahren können; Frösche wurden nicht gesehen. SüfswassemaoUus- ken äufserst wenig. Die Insektenjagd fiel reichlicher aus. Am Ende des Winters, wenn das Eis in Bewegung geräth, sammeln sich viel Robben an der Südküste Lapplands; besonders kommt Vh. Groen- landica in ungeheuren Schaaren aus dem Eismeere. Im Frühlinge steigt der nordische Lachs {ßalmo nobilis Fall..) in dichten Haufen in die Flüsse und im Sommer liefert die Nordküste von Lappland viele Stockfische und Heiligbutten, Unter clen Schriften, welche sich über (Jas Gesammtgebiet unserer Wissenschaft verbreiten, ist Burmeisfcer's Hand- buch der Naturgeschichte 2te Abthl. Zoologie. Berlin 1837. hier auszuzeichnen. Es ist reich an neuen systemati- schen Ansichten, scheint mir aber dadurch, dafs der Verf. zu viel spaltet und zu viel neue Beneiuuuigen schafft, als Hand- buch für den Anfänger an Brauchbarkeit zu verlieren. Das vom Verf. gegebene System ist in den 3 Hauptabtheilungen und den 12 Klassen ganz dasselbe, welches ich seit 1829 mei- nen Vorlesungen zu Grunde lege, welches ich 1830 in den Berlin. Jahrb. f. wissentschaftl. Kritik in seinen Grundgedan- ken angedeutet und im Wintersemester 18f| in einer beson- deren Vorlesung ausführlicher entwickelt habe. Sonach hoffe ich es auch noch mein Eigeuthum nennen zu können, wenn ich es im Besonderen durchgeführt und wissenschaftlich be- gründet dem Publicum demnächst vorlegen werde. In dem Gehalte der einzelnen Klassen, besonders aber in deren Be- gründung weichen unsere Ansichten oft weit von einander ab. Anm. Künftigen Verfassern neuer Handbücher: mochte ich nachstehende Worte unseres geistreichen Landsmannes K. E. v* Bär zur Beherzi- gung empfehlen, um so mehr, als ich selbst mich bereits 1832 in der Vorrede zu meinem Handbuche in gleichem Sinne aussprach, und in diesem Buche meine abweichenden systematischen Ansichten geflis- sentlich zurückhielt. v.Bär sagt Preufs. ProvinzialbL Bd. XI. 1834. S. 114.: ,,Während die Deutschen im Allgemeinen geneigt sind, ihren Nachba- ren nachzuahmen, wollen doch die deutschen Gelehrten gern alle ori- ginell erscheinen, und sollten sie die Originalität auch nur darin be- weisen, dafs sie ein Ding dafs bisher der Länge nach lag, in die Quere stellen, oder Etwas, das andere Leute bisher A zu nennen pflegten, von jetzt ab B genannt wissen wollen. In den zoologischen Handbüchern zeigt sich dieses Streben nach Originalität darin, dafs sie die einzelnen gröfseren und kleineren Gruppen anders benennen, als es sonst gebräuchlich ist. Jene Namen für die Gruppen sind aber nur erfunden, um sich gegenseitig verständlich zu 316 So setzt Verf. das Wesen und den gemeinsamen Charakter der Quallen und Radiaten, welche er, wie Lamark und ich, in ein er Klasse vereinigt, in die reguläre d. h. radiäre Körpergestalt. Theils aber haben sie diei^e mit den Polypen gemein, theils zeigen auch die nie- deren Formen beider Gruppen (Siphonophoren und Thalassemen) eine nicht radiäre, unregelmäfsige Gestalt. So wenig also hierin das Wesen der Klasse liegen kann, so wenig entspringt hieraus die Nothwendigkeit einer Vereinigung beider. Daher fehlt es auch dem Verfasser an ei- nem gemeinsamen Charakter, um eine aus beiden geschaffene Klasse dem Afänger zu bezeichnen. Auch Ref. erkannte diese Schwierigkeit und zog es deshalb vor, den Anfängern jede der beiden Gruppen für sich zu charakterisiren, beide aber als Ausdruck desselben Begriffes, mithin als dem Begriffe nach eine Klasse bildend zu bezeichnen. Ebenso wenig kann man die Vereinigung der Räderthiere mit den Cru- staceen gut heifsen, obwohl auch Ehrenberg öfter auf die Aehnlich- keit jener mit den Entomostraceen hinweist. Nicht nur wird damit dem Typus der Crustaceen Gewalt angethan, sondern auch die na- iti-achen. Nun denke man sich, welche Verwirrung entstehen würde, wenn in den Grammatiken, die für den Unterricht bestimmt sind, Je- dermann willkürlich die gebräuchlichen Benennungen für die Klassen und ümbeugungen der Wörter verändern wollte, wenn Einer es geistreicher fände, das Perfectum ein Exactum und ein Andrer es ein Absolutum zu nennen. Es sind aber unter den Zoologen nächst den Linneischen Benennungen die Cuvier'schen am allgemeinsten bekannt imd, im Gebrauche. Ich sehe nicht ein , welchen Nutzen es bringen soll, in die Schulen andere einzuführen und glaube, dafs ein Leitfa- den um so mejir an Brauchbarkeit verliert, je mehr er sich von diesen entfernt." Was hier vom Schulbuche gesagt ist, hat auch für die dem akademischen Studium bestimmten Handbücher seine Gel- tung. Nicht besser kann man die Früchte jener Namenverwirrung kennen lernen, als wenn man die armen Studenten mit ihren verschie- denen Compendien und Heften das hies. zoologische Museum benutzen sieht. Da soll man nun sagen, wo die Myxo%oa, Oo%oa, Carpexoa, Gastroxoa, wo die Pelecypoda, Cormopoda^ Crepidopoda, und wie die obscuren Zoa und Poda alle heifsen mögen, stehen, und man mufs mit Bedauern nicht selten seine eigene Unwissenheit eingestehen; denn dafs der Zoolog neben den schon zahllosen Namen und Syno- nymen der Wissenschaft noch ganz überflüssige Compendiennamen behalten soll, wird doch im Ernst wohl Niemand verlangen. Was soll aber der Anfänger von unserer Wissenschaft denken, wenn er sich mit solchem gut eingelernten Krame nicht einmal einem Zoo- logen vom Fache verständlich machen kann? Sollte nicht die Ab- nahme des Interesses für Zoologie durch diesen Mifsbrauch theilweis befördert werden? Möchten diese wohlgemeinten Worte, welche Nie- manden beleidigen sollen, nicht vergeblich ausgesprochen sein! 317 türllt^he Beziehung der Raderthiere zu den ungegliederten Würmern, zu den Plattwürmern (den Trematoden und Dendrocoelen Ehrb.) und den Turbeilarien zurückgesetzt. Selbst die, einem Gefäfsstamme ad- härirenden Flimmerorgane der Raderthiere, welche ihr Entdecker als innere Kiemen deutete, sprechen vielleicht dafür. Sie scheinen mir den wahrscheinlich auch niu: excernirenden Flimmerorganen der Branchiob- dellen und Lumbricinen und das Gefäfssystem, dem sie ansitzen, dem ge- fäfsartigen Excretionsorgane der Trematoden zu entsprechen*). Letz- teres, wie Burmeister (Handb. S. 528) als ein (Wasser-) Athmungs- organ zu bezeichnen, welche Ansicht auch Ehrenberg in Bezug auf Distomum globipormn in der hies. Gesellsch. naturf. Freunde ausr sprach, halte ich für etwas gewagt, zumal da nach Siebold dieses Organ keine Flimmerbewegung zeigt. Soll ein Organ bei den Räderthieren Respirationsorgan sein, so pafst gewifs das sogenannte Räderorgan am besten dazu, welches auf einer höheren Stufe, bei den Annulaten, in analoger Form und Stellung, wenn auch fadenförmig zerschlitzt, in den lebhaft flimmernden Kiemen der Serpulen und Sabellen wieder auftritt. Auch spricht dafür, dafs neuerlich (Zus. zur Erkenntn. gr. Organis, im kl. Räume, p. 18.) Ehrenberg neben anderen Details des Gefäfssystemes ein kranzartiges zartes Gefäfsnetz am Kopfe vie- ler Raderthiere entdeckt hat, welches nur im ausgedehnten Zustande des Räderorganes , dicht hinter dem Wimperkranze erkannt wird, und von welchem einfache Fäden, Längsgefäfse, zu einigen, vielleicht allen Quergefäfsen des Rückens zu verlaufen schienen. Dagegen erklärt E. ebendort das Längsgefäfs auf der Rückenmitte jetzt für einen Längsmuskel, weil es Contractionen zeige. Arth. Farre {Transact of the Royal Soc. 1837. S. 398.) behauptet dasselbe von den Quergefäfsen und erklärt sie für Antagonisten der Längsmuskeln, weil sie durch ihre Contraction die Seite, an welcher sie angeheftet sind, bei Verlängerung des Körpers in Längsfalten zögen, bei dessen Verkürzung aber sich ausdehnten. 1. Polygastrica iifttf^'tyrtölö: Ehrenberg setzte seine Untersuchungen Aber fossile In- fusorien fort. Einige Resultate derselben finden sich im er- sten Bande des 3ten Jahrgangs dieser Zeitschrift mitgetheilt. Eine Gcsammtübersicht der Ergebnisse seiner Entdeckungen hat Ehrenberg in einer Abhandlung zusammengestellt, in wel- cher er zugleich aus dem Massenverhältuifs der jetzt lebenden Kieselinfusorien die Bildung des Kieseiguhr, Bergmehls u. dgl. *) Für eine solche Deutung spricht auch^ dafs nach dem Ent- decker der Durchmesser der angeblichen Kiemen (Flimmerorgane) oft kleiner ist, als der des Gefäfses, dem sie ansitzen. 318 Substanzen erklärt, in denen sich nach seinen Forschungen jene Infusorien als Hauptbestandtheil erwiesen haben. (Die fossilen Infus, u. die lebendige Dammerde. Berlin 1837.) Im Ganzen sind 79 — 80 Arten von Infusorien im fossilen Zu- stande beobachtet, welche 16 verschiedenen Generibus angehören.* Von diesen Sippen finden sich 14 in der Jetzwelt, und nur zwei sind in dieser unbekannt. Von den 79 Arten, die sie umfassen^ gehören 34 der Jetztwelt, so dafs fast die Hälfte noch lebend ist. Die mei- sten fossilen Infusorien haben einen Kieselpanzer, dem sie ihre Er- haltung verdanken, die Peridinien und Xanthidien dagegen eine weichere, hornartige, verbrennliche Hülle, und finden sich nur umla- gert und durchdrungen von einer Kieselmasse, die ihnen ursprünglich fremd ist. Von den ersteren gehören alle Gattungen ohne Ausnahme in die Familie der Bacillarien, und zwar ist besonders auffallend das Vorherrschen der Gattung Navicula (mit 24 Arten, von denen 13 den jetzt lebenden unverkennbar gleich sind), dann folgt Eunotia mit 11 (2 lebend) und Gallionella mit 7 Arten (von denen 4 noch lebend), u. s. w. Den neuesten Erdablagerungen und Tertiärgebilden gehören 71, den Feuersteinen der Kreide gehören 9 Infusorien-Arten an. Auf- fallend ist, dafs nicht die der Tertiärformation eigenen Polirschiefer die meistert jetzt seltenen oder ausgestorbenen Formen enthalten, son- dern oft gerade die mehr lockere erdige Masse (Bergmehl, Kiesel- guhr) , die man zu den neuesten Bildungen zu rechnen geneigt ist. Doch darf man wohl auf diese Verhältnisse noch nicht zu viel Ge- wicht legen, da Ehrenberg die Synedra capitata, welche im Berg- mehl von 8t. Fiora die Hauptform ist, und eben so die Gallionella distans, welche den Biliner Polirschiefer bildet,^ erst vor kurzem bei Berlin lebend fand. Die grofsen Massen, in welchen die fossilen In- fusorien sich finden, erklären sich hinreichend aus ihrem jetzigen Vorkommen. Nicht nur bedeckten Miliarden derselben im Sommer 1837 handdick die ganze Oberfläche der stehenden Gewässer des Ber- liner Thiergartens , so dafs sie mit Rechen abgeräumt werden mufs- ten, aber in einem oder 2 Tagen wieder eben so zahlreich vorhan- den waren (was Ehrenberg mehr dem Aufsteigen vom Grunde nach Wegräumung der oberen das Licht abhaltenden Schicht, als schneller Fortpflanzung zuschreiben möchte), — sondern es zeigte sich auch beim Vertiefen eines Bassins, dafs die Moorerde im Grunde dessel- ben, welche mehrere Tage lang schubkarrenweis weggefahren war, zu zwei Drittheilen ihres Volumens aus lebenden Kieselinfusorien bestand. So dafs sich leichter erklärt, wie sich Bergmehl- und kie- selguhrartige Massen bilden konnten, als wohin sich die jährlich sich erneuenden enormen Massen absterbender Kieselinfusorien verlieren. Die Polirschiefer- oder Tripel -Lager und die Kieseiguhr- und Berg- mehllager hält E. für Süfswasserbildungen, von denen erstere durch Ablagerung der Kieselschalen in ruhiger Schichtung in vulkanischen Gegenden gebildet scheinen, wobei das Wasser durch Veränderung 319 des Bodens einen raschen Abflufs erhielt. Die Bergmehllager scheinen ihm dagegen durch einfaches Austrocknen von Teichen und Sümpfen entstanden zu sein. Die Halbopale glaubt E. aus der Ver- änderung der mehlartigen Masse in ein festes Gestein hervorgegan- gen, indem aus den Kieselinfusorien durch Auflösung eine glasige oder hornsteinartige Masse gebildet ist, welche die gröberen Frag- mente oder die ganzen Schalen umschliefst. Die Feuersteine der Kreide, welche auf ähnliche Weise aus einem sie meist umgeben- den Kieselmehle aus Kieselinfusorien und Kiesel -Spongien gebildet scheinen, sind ein Produkt des Meeres und enthalten Formen, welche im Meere leben, wenn sie auch das süfse Wasser nicht scheuen. Sie lebten mit überwiegenden Kalkthierchen, deren Fragmente noch in der Kreide erkennbar sind. Vielleicht geben die Pflanzen und kali- haltigen Tange das Auflösungsmittel ab, Molche das allmälige Vergla- sen der Kieselinfusorien ohne Zutritt von Feuer einleitete. Jene Beobachtung noch lebender Infusorien in einer gröfsten- theils aus ihnen bestehenden Dammerde, welche nachdem sie Monate lang in der Sommerhitze trocken gelegen, doch noch, mit Wasser be- feuchtet, zahllose, sich bewegende Thierchen zeigt, spricht für eine grofse Lebenszähigkeit jener Wesen. Eben dort p. 7 und dies Ar- chiv III. 1. 273 weist Ehrenberg auch Turpin's Meinung zurück, dafs die in den Feuersteinen eingeschlossenen Xanthidien Cristatellen-Eier seien. Die Abbildungen, welche in der Theilung begriffene fossile Xanthidien neben lebenden Xanthidien darstellen, sprechen, abgesehen von der bedeutenden Gröfsen- und Formverschiedenheit der Crista- tellen-Eier von den Xanthidien, aufs entschiedenste gegen Turpins Ansicht. Ehrenberg's Entdeckungen über die Organisation der Bacillarien sind theils schon früher in diesem Archive (Jahrgg. III. 1. p. 377.) angezeigt, theils in dem oben angeführten Werke enthalten. An 7 Arten der Gattung Navicula fand E. 4 — 20 kleine Magen- zellen in der hellen Mitte des Körpers. Von den 6 Oeffnungen der Naviculfie scheint eine der 2 mittleren die Mundöffnung, die ihr ge- genüberliegende die weibliche Geschlechtsöffnung der gleichzeitig mit 2 kugelförmigen Hoden versehenen Thiere. Die vier Endöffnungen scheinen nur für die Rewegungsorgane zu dienen. Abbildungen auf Tafel I. flg. 18. 19. erläutern dieses. Dujardin beschreibt {^nn, d. Sc. rill. S. 306) Infu- sorien mit 2 Fäden, das eine unter dem Namen Diselmis vi- ridis, indem er bestreitet, dafs es Rüssel seien, weil sie dem Thiere zum Festheften und zur Bewegung dienen. Auch Ehrenberg war die Duplicität dieses Fadens nicht ent- gangen, (Zusätze zur Erkenntnifs grofser Organis, im kleinen Räume. Berlin 1836. S, 21; erschien dann in den Schriften der Akadem. für 320 1837.) Vielmehr bezeichnet er sie dort als vielen Infusorien eigen und stellt dort eine Gattung Vhacelomonas (P. pulvisculus) auf, welche viele » meist 10 solcher Fäden um die Mundöffnung zeigt, welche wirbelnd zur Bewegung und zum Fange dienen; mit Recht bemerkend, dafs hiedurch eine etwaige Eintheilung der Infusorien in Rüsselinfusorien und rüssellose (gewimperte) wie sie jetzt Dujardin anräth, an Schärfe verliere, zumal da einrüsselige Infusorien, wenn ihnen Längstheilung bevorsteht, periodisch 2 Rüssel zeigen, wie die zweirüsseligen. In derselben Schrift machte Ehrenberg eine Monas vivipara bekannt (S. 6 und 22.), welche lebendige, bewegte Junge mit sich führt. Die eben dort beschriebenen drüsigen Organe, welche E. für Hoden erklärt, sind bald kugelförmig, bald ei-nieren-band-perlschnur- stäbchen- oder ringförmig. Hinsichtlich der contractilen Organe erklärt sich Verf. für seine frühere Deutung. Das parasitische Infusorium im Darm der Frösche (Opalina ranarum PurJc. et Val.^ hat E. für eine Form seiner Gattung Frontonia erkannt. Im Innern der Kugel des lebenden Volvox globator finden sich nach Ehrenberg parasitische Raderthiere, welche seine Knospenhau- fen aufzehren, ein Beweis dafür, dafs es nicht ein Thier, sondern ein Haufe von Thieren nach Art der Polypenstöcke ist. (Mittheil, aus den Verhandl. der ges. naturf. Fr. S. 24.) Dujardin machte zwei neue Thierformen bekannt, durch 'iitrölche der Zusammenhang seiner Rhizopodien mit Ehrenberg's wechselfüfsigen Infusorien allerdings wahrscheinlicher wird. {^Ann, d. Sc. nat. VllL S. 310.) Bei der einen, Difßugia globosa Duj.^ welche zu der letzteren Gruppe gehört und eine hornartige, fast kuglige Schale besitzt, wer- den die fufsartigen Verlängerungen zuweilen am Ende schon ästig, bleiben aber gleich dick mit stumpfer Spitze. Bei der zweiten einer nackten Rhizopode des süfsen Wassers {Gromia ßuviatilis Duj.) zeigten sich dagegen jene Fortsätze fadenförmig, mehr verä- stelt und mit verdünnten Enden, also ganz so wie sie Dujardin frü- her bei Gromia oviformis des Meeres und den Polythalamien gefun- den hatte. Ehrenberg erklärte sich gegen eine Verbindung der Polythalamien mit den Infusorien, weil bei keinem der zahlreichen Panzerinfusorien eine Kalkschale vorkomme und er selbst dergleichen Thiere im ro- then Meere beobachtet habe, welche den Flüstern ähnlich schienen, (Die foss. Infus, etc. S. 6. Anm.) später (Bericht über d. Vers, der naturf. Freunde. Berliner Voss. Zeitg. 1839. v. 23 Febr.) erkannte er indessen beim Auflösen kleiner Polythalamien-Schalen durch schwache Säuren, welches Mittel schon Dujardin benutzte, vielgelappte Thierleiber; also ähnlich wie sie dieser 1835 schilderte. 3!2J 2. P o l y p i. Die sclion im vorjährigen Berichte ausgesprochene Be- morkiing, dafs sich die Bearbeitung der Naturforscher jetzt vorzugsweise der Ordnung der Bryozoen zuzuwenden scheine, dringt sich auch bei üebersicht der Arbeiten von 1837 auf. Wäh- rend noch vor wenigen Jahren Ehrenberg sich wegen Man- gel an Material genöthigt sah, diese Gruppe im Rohen zu las- sen, mehren sich jetzt die Untersuchungen und gestatten schon eine einigermafsen natürliche Systematik der zahlreichen For- men. Besonders hat Milne-Edwards, welcher schon 1828 imt Audouin auf die verschiedene Organisation der Polypengruppen aufmerksam machte, sich mit genauerer Untersuchung dieser Thiere beschäftigt und entwirft bereits mehrere anscheinend natürliche Familien derselben. Minder glücklich ist er in der Systematik der gesammten Klasse. (^Classif, naturelle des Po- lypes. Instit. Nr, 212. p. 178.) Indem er seinem Freunde und sich die Priorität jener Entdeckung nochmals vindicirt, nin^.mt auch er wie Ehrenberg 2 Hauptgruppen an, bezeichnet die Bryozoen mit dem Namen Tuniciens in Rück- sicht auf ihre Aehnlichkeit mit den Ascidien (Tunicata Lam^, ver- einigt aber mit ihnen auch die Vorticellen (Tuniciens cilies). Die zweite Hauptgruppe, Ehrenbergs Anthoxoa, nennt er Polypters par- enchymateux , und theilt sie in drei Familien. 1, Sertulariens (Oli- gactinia Ehrenb.^^ 2. Zoanthaires Blainv. {Polyactinia und Do- decactinia Ehrb.^ und 3. Alcyoniens. Letztere begreift die Octactinia Ehrb., zu denen er aber auch in der ersten Tribus A. pierreux noch Favosites und Catenipora (Ehrenberg'sche Dodecactinieii) stellt, und die Familie durch 8 oder 6 am Rande gefiederte Tentakeln, und 8 oder 6 Ovarienlamellen characterisirt. — Wie mir scheint, hätte Verf. besser daran gethan, wenn er mit Weglassung der ersten die Spon- gien etc. enthaltenden Familie, die übrigen 3 seines früher mit Au- douin aufgestellten Systemes als Ordnungen beibehalten hätte. Offen- bar sind diese, neuerdings auch von Arthur Farre Phüos. Trans- act. of the R, Soc. 1837. //. S. 414. aufgestellten Typen, die Grund- typen der Klasse; doch wird wohl Niemand gut heifsen, wenn der letztere danach die Polypen in 3 verschiedene Klassen spalten und diese getrennt von einander an verschiedenen Stellen zwischen den übrigen Klassen der Cuvier'schen Zoophyten einreihen will. Ebenso wenig bedarf es der von ihm gemachten neuen Namen. Da Audouin und Edwards ihre Gruppen unbenannt liefsen; so haben die von Eh- renberg eingeführten Namen das Recht der Priorität, selbst wenn auch seine Benennungen Bryoxoa und Oligactinia den wesentlichen 022 Charakter dieser Gruppen nicht bezeichnen. Farre*s Ciliohra- chiata sind Ehrenberg's Bryoxoa, und entsprechen der 4ten Fami- lie von Audouin und Edwards, seine Nudibrachiata sind Ehren- berg's Oligactinia und entsprechen deren zweiter Farn.; seine An- thoxoa begreifen Ehrenbergs Octactinien, Dodecactinien und Poly- actinien, welche jene franz. Zoologen in ihrer dritten Familie verei- nigten. Man mufs gestehen, dafs diesen, wenn auch mit veränderter Fühler- und Lamellenzahl, derselbe Typus zu Grunde liegt, ja in den Dodecactinien und Polyactinien selbst die Grundzahl (6) dieselbe sein möchte. Weil man in den Actinien eine stete Bewegung von Flüssigkeit aus den Fächern der Körperhöhle in die hohlen Fühler und zurück in die Fächer bemerke, ist Farre geneigt, den Fühlern noch die Function von Respirationsorganen beizulegen. Da ferner bei einigen Actinienformen die einfachen Fühler auf halbmondförmigen Lappen stehen, so will er letzteren, die 8 blattförmigen Fühler der Octacti- nien und deren seitliche Fortsätze (Franzen) den Fühlern jener Acti- nien vergleichen. G. Johnston giebt am Schlüsse seines langen, aber eben nichts Neues enthaltenden Aufsatzes , (Maga%. of Zool. and Botan. I. 447.) sein System der Polypen, in welchem er, ohne sie zu kennen, Ehren- bergs Gruppen unter anderem Namen wiederholt. Seine beiden Un- terklassen: Radiated Zoophytes und Molluscan Zoophytes entsprechen Ehrenbergs Anthozoen und Bryozoen. Erstere theilt er in 3 Ordnungen: Hydroidea Q=z Oligactinia Ehrb.')^ Aster oidea (==: Octactinia Ehrb.^ und Helianthoidea (=: Dodecactinia und Polyactinia Ehrb.). Ein Beweis, dafs diese von so verschiedenen Seiten anerkannten Gruppen in der Natur begründet sind; nur dürfen sie nicht der Beschaffenheit des Polypenstocks, ob er frei oder an- gewachsen, wie in Ehrenbergs Zoocorallia und Phytocorallia, subordinirt werden, vielmehr mufs sich die Beschaffenheit des Poly- penstocks dem Typus der ihn bildenden Thiere unterordnen; dieser mufs die Ordnungen, jene kann höchstens die Tribus bestimmen. a. B r y o z o a Ehrb. Milne- Edwards entwirft folgende Familien in dieser Gruppe : 1. Plumatelliens. Tentakel bilateral und symmetrisch. 2. Eschariens. Tentakel kreisförmig gestellt, der Labialrand der Hautzelle {cellule tegumentaire^ transversal, symmetrisch, mit Opercuhim. Die Tribus: a. Eschariens lamelleux (Eschara^ Flustrd) b. Es eh. moniliaires (Catenicella^ Hippothod) c. Es eh. phytoides (Cellaria, Acamarchio). 3. Myriaporiens Tentakelstellung wie bei den Escharinen, nach della Chiaje der Labialrand der Hauptzelle kreisförmig und gedeckelt (Myriapora truncata). ^ 323 4. Tu6 uh'p or/ens Teiaiakel kreisförmig, Labialrand der Haut- zelle kreisrund, deckellos; Basis treibt keine Stolonen. {TubuU- pora, Crisia, Homer a^ Frondipord). 5. Vesiculariens: Tentakel kreisförmig, Zellen mit runder Oeffnung ohne Deckel, von stoloniferirenden Stielen getragen ; die Tribus : a. V. tuhulaires {Serialaria, Vesicularia,,Daedale) h. V. iwceoles {Lu^ sia). — Hier würde sich denn in einer besonderen Familie Alcyo- niuvi gelatinosum (üalodactylus Favre) anschliefsen. Ferner würde noch eine besondere, den Uebergang zu den Vorticellen ver- mittelnde Familie die Gattung Pedicellina San bilden (f. d. Arch. Jahrg II. 2. S. 190.) In einer früheren Arbeit (^Annal. desJSc'nat. V.S. 5 fg.), welche im vorigen Berichte nur dem Titel nach angeführt wer- den konnte, hatte Edwards dieOrganisation der Gattung Escha^ ra geschildert. Er hatte nachgewiesen, dafs die sogenannten Kalkzellen, aus welchen der Polypenstock der Escharen besteht, nichts als ein Theil der Körperhaut des Polypen sind, der durch Ablagerung von Kalk- substanz in seinem Gewebe, etwa wie die Knorpel der höheren Thiere, verknöchert. Durch verdünnte Salpetersäure von dem kohlensauren Kalke befreiet, erscheinet die Zelle als ein den retractilen Theil des Polypen und seine inneren Organe bergender Hautsack, dessen Mün- dung sich unmittelbar in die sogenannte Fühlerscheide {gaine tentucu- laire\ d. h. den oberen retractilen Theil des Polypen fortsetzt. Aufsen erscheint dieser Zellensack zottig , d. 1. dicht mit einer Menge cylin- drischer Fäden besetzt, zwischen welchen sich die Kalktheilchen ab- lagern. Daraus erklären sich auch die sonst unerklärlichen Veräti- derungen, welche der kalkige Polypenstock der Escharen im w^eiteren Wachsthum an sein er Oberfläch e erleidet, dafs an seinen jünge- ren Theilen die Zellen deutlicher begränzt ergeheinen, während sich an dem älteren Theile des Stocks, an der Basis, die vertieften Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen ausfüllen und so eine ebene Oberfläche bilden , w^as nicht Statt haben könnte , wenn die kalkigen Zellenwände nicht von jenen zottenähnlichen Fortsätzen der Haut durchdrungen wären. Zieht man durch ätzende Kalilauge den thierischen Theil aus dem Polypenstocke heraus, so zeigt die äußere Oberfläche der Zellen eine grofse Menge feiner Poren, welche früher von den weichen thierischen Theilen erfüllt und verborgen w^aren. Verf. hält selbst eine Absorption nährender Substanzen von aufsen hiedurch möglich, wenn die Zellenöffnung obliterirt sey (?); denn auch die Apertur wird mit zunehmendem Alter der Zellen in Form und Grösse bedeutend verändert, wird immer enger und obli- terirt zuletzt ganz. — Das Muskelsystem besteht in 2 Paar Muskeln^ von denen das eine von der Innenseito der Hautzelle entspringend, sich unter der Fühlerkrone inserirt , bestimmt den retractilen Theil V. Jahrg. 2. Band. 22 324 des Pol}i>en (die sogen, gaine tentaculaire) ztirückzuziehen. Dafs diese Muskeln Qiieerstreifen zeigen sollen, widerspricht der Ana- logie und den Angaben \ox\. Arthur Farre (s. unten), Das anderePaar, ebenfalls vcn der Zellenwandung entfpringend , inserirt sich an der Innenseite des hornigen Deckels, eines verhärteten Fortfatzes des Labialrandes der Hautzelle, und schliefst deren Mündung. Im erweiterten Schlundtheile des Speiseschlauches will Verf. bei einigen. Bryozoen Längs- und Queergefäfse wahrgenommen haben, was, wenn es wirklich der Fall ist, eine bedeutende Uebereinstimmung mit dem Athemsacke der Ascidien darlegen würde. Unter diesem oberen Theile verengt sich der Speisekanal etwas, erweitert sich aber sogleich von neuem, ist hier mit fadenförmigen Anhängen besetzt; dann folgt auf eine zweite Einschnürung ein fast kugelförmiger Magen und dann der Darm. Wo sich letzterer nach aufwärts umbiegt, adhärirt ihm ein Organ von weicher membranöser Textur unter der Gestalt eines Blinddarms, welches sich aber mit dem Darmkanale nach oben fort- zusetzen scheint. Verf. deutet es alsOvarium. Mehrere Arten zeigen aus- ser der grofsen Zellen-Apertur und gewöhnlich unterhalb derselben noch eine kleine acoessorische Oeffnung der Zelle. Verf. vermuthet, dafs sie zur Respiration diene, indem sie dem Wasser einen Zutritt zum Inneren der Zelle gestatte, allein es erklärte sich dann die nöthige Erneuerung des Wassers nicht , da durch Zurückziehung des Polypen höchstens ein kleiner Theil des Wassers durch dies Loch herausgedrängt werden mochte. Zudem fehlt die accessörische Oeffnung bei ganz jungen Zellen der E lichenoides und umgekehrt entstehen ähnliche Oeffnungen durch das Abfallen dornahnlicher oder birnförmiger Aus- wüchse an den Zellen (z.B. bei E. decussata), welche höchst wahr- scheinlich mit der Fortpflanzung in Zusammenhang stehen. Sie wach- sen meist an bestimmten Stellen der Zelle hervor, vergröfsern sich allmälig und erhalten zuweilen einen so bedeutenden Umfang, dafs sie (z. B. bei E. sulcata, lobata) die Zellenmündung ganz verdecken. Oberhalb zeigen sie ein horniges dreieckiges Plättchen. Sie werden auch vom Verfasser als Keimbehälter gedeutet. In einer zweiten Abhandlung v. 1837 (^Ann. d. Sc. Vlll. p. 321) behandelt Milne-Edwards die Gattung Tuhulipora. — Die lebenden und fossilen Arten werden beschrieben und zum Tlieil abgebildet. Verfasser beobachtete zwei sehr verschiedene Formen der T. verrucaria, eine kreissrunde mit strahlenförmigen Zellen, und eine unregelmäfsige mit queergestellten Zellen, indem er letztere nur durch ein beschränktes Wachsthum hervorgerufen glaubt. Auch ich beobachtete beide sonst sehr ähnliche Formen lebend an, der Küste Norwegens , und zwar erstere auf ebenen breiten Flächen letztere auf schmalen Stengeln der Tange, so dafs ich dieser AnnaTi-^ me beistimmen möchte. Hinsichtlich der Fühlerzahl scheint ein Irr- thum obzuwalten; Verf. giebt 8 Fühler an, bildet aber 12 ab; in l 325 meinen Notaten finde ich: „Fühler zahlreich'* und glaube daher, daf^ mindestens 10 vorhanden seyn -werden. Uebrigens traten die Polypen so wenig aus ihren rührigen Zellen hervor, dafs ich mich nur von ihrer Bryozoen- Natur und dem Mangel des Deckels überzeugen konnte, der retractile obere Theil des Polypen scheint sich bei der Kctraction ziemlich so zu veriialtcn, wie ihn A. Farre im Folgenden bei Bowerhankia u. s. w. beschreibt. — Tm b u lip o ra pate/lata Lam ist ein Störschild nach Valenciennes. Instit, 202, was Edwards bestätigt. An die erwähnten Arbeiten von Mihie-Edwards: reiht sich eine gehaltreiche Abhandlung von Arthur Farre. (0&- servaiions on the minule structure of some of ihe higher /onus of Folypi etc. Philosoph. Transact. of the lioy. Soc. of London 1837. P. 11. p. 387.)" Seine Untersuchungen betreffen eine neue Gattung Bowerbaiikia densa (welche der Serialaria sehr ähnlich ist) Vesicularia sjn'nosa Thonipf. (ßertularia spinosa Gmel. Valkeria spinosa Flemm.^ Valkeria^ cuscntfiFlemm.{CuscutariacuscutaBlainv), Lagenella repens Farre, Ilalodactybis diaphanus Farre {Alcyonium gelatinosum. Müll.) Mem- hrnnipora pilosa {Flu^tra pilosa LGm.") Notamia loriculuta Flemtn. {ßertularia loriculata Gm.) Sämmtliche vom Verf beschsriebene Genera haben eine kreisförmige Fühlerstellung und kein eigentli- ch e s 0/>erc?/7/w«. Freilich spricht Hr. Farre an mehreren Stellen von einem Operculum, versteht aber darunter den obern flexibeln Theil der Zelle, der beim Rücktritte des Thieres über demselben durch Muskeln zusammengefaltet wird und so die Zellenöffnung vollstän- dig schliest. Sehr häufig geht der obere Rand der Zelle in Borsten aus, so bei Bowerbanh'a, Vesicularia , Halodacti/lus. Beim Hervortreten des retractilen Theiles der Polypen werden diese Borsten natürlich vor den Fühlern hervorgetrieben. Bei Bower- hankia fand Verf. diese Borsten durch eine äuserst dünne Membran unter einander verbunden. Bei Lagenella ist der obere flexible Rand mibewehrt, gekerbt, bei Notamia und Memhranipora, bei denen das Thier seitlich aus der Zelle hervortritt, ganzrandig. Dafs bei allen die- sen Formen die sogen. Zelle nur der untere rigide Theil des Poly- pen ist, in welchen sich der obere Theil einstülpt, leidet keinen Zweifel, obwohl Verf sich dieses Verhältnifs nicht klar gemacht hat. — Die Zahl der Fühler ist in den genannten Gattungen sehr verschieden, bei Boirerbankia und Notamia finden sich 10, bei Vesicularia spinosa und Valkeria cuscwta 8, bei Lagenella repens und Membranipora pilosa 12, bei Halodactylus 16. Bei Halodacti/lus und Membra?iipora überzeugte sich Verf., dafs die Fühler hohl sind und eine Oeffnung an der Spitze haben. Letztere soll überaus klein sein und bei der Seiten- ansicht zuweilen nur als eine schwache Kerbe erscheinen. Die Oeff- nung an der Basis sei deutlicher zu sehen. Hier findet sich ein 22* 326 ringförmiger Kanal, dor die Kanäle der einzelnen Fühler aufnimmt, '^-^ 'Eine noch bedeutendere Verschiedenheit zeigt sich in der Bildung des Speisekatials , sowohl in dessen relativer Lange, als auch beson- ders in der An- oder Abwesenheit eines kugelförmigen, dickwandigen Vormagens, der dann mit Recht ein Kaumagen genannt werden kann, da er nicht nur 2 runde einander entgegengesetzte Körper zeigt, von deren jedem dunkle Linien ausstrahlen, sondern auch mit dicht- stehenden spitzigen Zähnchen an seiner inneren Oberfläche beset2^ ist. Er findet sich nur bei Bowerhanlda und Vesicularia und fehlt den übrigen Gattungen. Wieder ein Beweis, wie nothwendig die Kenntnifs der inneren Organisation sonst nahe verwandter Formen ist, denn bei Valkeria fehlt er, während er bei Vesicularia spinosu, die Flemming mit jener in derselben Gattung vereint, vorhanden ist. Allen Gattungen gemeinsam ist der oblonge eigentliche Magen. Er ist mit braunen Flecken besetzt, welche Verf. für Leberfolliculi hält^ die ein Secret bereiten, durch welches der Magen wie sein Inhalt braun gefärbt erscheinen. Auffallend dabei ist, dass bei Thieren, welche gefastet haben, die Wände des Magens blass und durchsichtig werden, w^ährend jene Folliculi sich zu feinen Punkten reduciren. Die schon an andern Bryozoen bemerkte rotirende Bewegung der Speisepartikel im Pylorus wurde auch vom Verf. beobachtet, und er konnte sich deutlich von der Anwesenheit der sie veranlassenden Ci- lien überzeugen. — Das Muskelsystem besteht in Retractoren von zweierlei Art. Einer geht von der Basis des Magens zum Grunde der Zelle bis zum Pharynx, wo dieser an den Fühlerkranz gränzt. Beide retrahiren also den Speiseschlauch. Die andere Art Retracto- ren, deren Zahl variabel ist , falten, wenn durch jene Retractoren Speiseschlauch und Fühlerkranz zurückgezogen ist, den obern Theii der^ Zelle (also den mittleren Theil des Thieres) zusammen. Die ^ Muskelfasern sind wie bei allen Zoophyten ohne Queerstreifung, er- scheinen in der Verkürzung weit dicker und dann macht sich auch ein Knoten in ihrer Mitte merklicher. An den Wandungen des obern Theiles des Körpers zeigen sich Queerfasern, durch deren Action of- fenbar die Ausstülpung des Polypen bewirkt wird, indem sie die in der Leibeshöhle vorhandene Flüssigkeit zusammenpressen, was natür- licher Weise den Erfolg hat, dafs der Körper in der Direction, nach welcher er am freisten zu bewegen ist, verlängert wird, den beweg- lichen Contrahirten Mitteltheil (das operculuni des Verf.) vor sich herschiebt nnd so aus seinem rigiden Untertheile (der Zelle) hervor- taucht. Aehnlich ist es bei unsern Alcyonellen. Es scheint mir da- her nicht nöthig mit dem Verf. anzunehmen, dafs der in der Retra- ction S-förmig gebogene Speiseschlauch das Vermögen besitze, sich gerade zu machen und dadurch zur Ausstülpung desPolypen mit wir- ke. Eine fortgesetzte Untersuchung verdienen noch zwei vom Ver- fasser in Anregung gebrachte Punkte, welche den Zusammenhang der einzelnen Polypen unter einander betreffen. Bei Bowerbankia^ wo 327 die Zellen von einein gemeinsamen Stamme ausgehen, S(ih Verf. ein Filament, ähnlich einer Ucihre, von der Basis des Magens in dea kurzen die Zelle mit dem Stamme verbindenden Mals herabstei- gen , konnte es aber nicht über diesen hinaus verfolgen. Ferner sah er bei Vesicularia spinosa eine schon yowEllis beobachtete fa- denförmige Substanz im Innern des gemeinsamen röhrenförmigen Stammes, an dessen innerer Fläche unmittelbar unter den Zellen ver^ laufen, durch welche die einzelnen Polypen dem Anscheine nach zu- sammenzuhängen scheinen; von der Richtigkeit der Ellis'schen Angabe, dafs die geringsten Bewegungen der Thiere durch diese Substanz mitgetheilt würden, konnte sich indessen Verf. nicht über- zeugen. — üeber die Fortpflanzuugsorgano blieb Verf. ebenfalls im Zweifel. Zwei von ihm beobachtete Erscheinungen scheinen aber da- mit im genauen Zusammenhange. Von den braunen und weifscn Kör- pern, welche Verf. im Innern der Leibeshöhle der meisten von ihm beobachteten Thiere antraf, vermuthet er es selbst, dafs es Ovarien oder Eier seien. Von Cercarien, die er in lebhaftem Gewimmel in der Leibeshöhle der Polypen der Valkeria cuscuta und des lla- lodartylus antraf und für Parasiten hielt, möchte ich vermuthen, dass sie Spermatozoen sind. Sie bestehen aus einem langen dünnen Fa- den mit rundlichem Ende , mittelst welchem sie sich gelegentlich an- heften sollen, und schwimmen munter in der die Leibeshöhle erfül- lenden Flüssigkeit umher. Woher aber Spermatozoen, wenn es keine Hoden giebt? Deutet die Duplicität von weissen und braunen, Kör- pern, welche Verf. in der Leibeshöhle der Polypen von Bowerbaiu A/«und Valkeria theils lose, theils der Innern Vvand der Leibeshöhle ansitzend, fand, auf Duplicität der Geschlechtsorgane hin?*) Oder (deutet .ein flaschenförmiger Körper , den Verf. an einzelnen, nicht ' allen Polypen von Halodactylus und Memhranipora jedesmal zwischen zweien Fühlern sitzend -und an den Fühlerring mit einem kurzen ^tielcheu festgeheftet antraf, auf einen Sexualunterschied ? Die Höhle im Innern dieses Körpers ist mit schwingenden Cilien bekleidet, auch seine weite Mündung ist mit einer Reihe zarter, stets spielender Wimpern umgeben. — Von besonderem Interesse ist die genauere Beschreibung des Alcyoninm gelatinofum, w^elches nach den frühe- ren Beschreibungen räthselhaft blieb und felbst zu den Pflanzen ge- rechnet wurde. Mit Recht wählt Verf. einen neuen Namen, Ualo^. dactylus^ da der^ämeAkyo/ii'diuf/i, den ihmLamouroux ertheilte, von Milne-Edwards inzwischen einem wahven Aicyom'de?i gegeben ist. Der cylind erförmige gallertartige Polypenstock besteht in seinem Um- '') Anm. Von den braunen Körpern heisst es S. 416. T/iese J found sometimes, aßer being kept several days, converted into mere (ysts füll of i/vi/tg- aninmkules, which however bore no rcsemblunce to the maturc geminules/* Schade, ä afs Verf. sich hiernicht deutlicher ausgedrückt hat. 328 kreise aus Zellen, seine Axe nimmt ein zelliges mit klarer Flüssig- keit erfülltes Gewebe ein. Die sog. Zellen der einzelnen Polypen stehen parallel über einander, ihr oberes Ende ist biegsam und von kurzen steifen Borsten am Rande umgeben. Der Körper des Thie- res kann ungewöhnlich weit hervorgestülpt werden. Auf diese Poly- pen-Gattung ist also auch zu beziehen, was Graham Dalyell von der Entwickelung der Eier eines Alcyonium berichtet, in welchem man nur ein Bryozoon zu erkennen vermochte. (Jahrg. 1837. Bd. 2, S. 278). Seine Beobachtungen ergänzen nun die des Hr.Farre. Letz- terer beobachtete nur die Keimbehälter {gemmulae), welche im Früh- linge als kleine weisse^ zuweilen dunkle Punkte dicht unter der Ober- fläche des Stockes erscheinen, und in einer durchsichtigen Hülle 4 bis 6 Keime enthalten. Diese, von ovaler oder rundlicher Form, oberhalb convex, unterhalb ganz flach, schwimmen, wenn die Hülle zerreifst, mittelst der Wimpern munter umher, wie dies bereits frü- her Dalyell sah und beschrieb. Letzterem glückte es auch, die Ent- wickelung zu beobachten. {Neiv. Edlnb. Journ. XX. 1836 S. 90.) Wenn sie nämlich sich festgeheftet haben, breitet sich ein Rand ringsum aus, die Mitte wird durchsichtiger und zeigt einen unreifen Po- lypen, der sich in 9 bis 11 Tagen vollkommen aus seiner Zelle ent- faltet und nun an seinen Fühlern mit schwingenden Cilien besetzt ist. Weitere Ausbreitung der festsitzenden Basis bildet neue Polypenzel- len. — Hinsichtlich seiner sj^stematischen Stellung scheint sich Ilalo- dactylus den Cristatellen zunächst anzureihen, mit denen er jedoch wegen der kreisförmigen Stellung der Tentakeln nicht in einer Fa- milie verbunden werden kann. Es giebt aber unter unsern Süfswasser- Polypen eine Form mit kreisförmiger Fühlerstellung, nämlich die Tu- bulär ia sultana, (Blumenb. Handb. der Naturg. Taf. I. Fig. 9, Trembley übers, von Götze S. 300.), welche sich auser der geringe- ren Fühlerzahl (20) noch durch eine Reihe von Faden, die dicht an den Armen anliegen, (vielleicht den Borsten, welche Farre an seinem sog. Operculum beschreibt, vergleichbar) unterscheiden soll. Man muss sich wundern, dass in neuerer Zeit kein Naturforscher diesem Polypen im Göttinger Stadtgraben, wo er sich nach Blumenbach fin- den soll, nachgespürt hat. Auch den von Dumortier unter dem Namen Lophopus cristalUnus beschriebenen Polypen, welchen ich im vorigen Berichte (S. 280) für eine Älcyonella hielt, wage ich, nachdem mir die Original -Abhandlung des Verf. {Bullet de l'Äcade- mie roy. de BruxeUes IL S. 42'j) zu Händen gekommen, nicht auf einen der beschriebenen Polypen zu beziehen. Irrig spricht aber der Verf. den Tentakeln die Cilien ab; er übersah sie nur bei einer zu schwachen Vergröfserung, da er die Strudelbewegung am Fühler- kranze richtig beschreibt. Die Gattung steht zwischen Cristatella und Älcyonella in der Mitte, näher der ersteren, der lappig -ästige Polypenstock, von einer lederartigen Haut (inemhrane coriace^ ge- bildet, und bestehend aus den mit einander communicirenden unteren 329 Theilen der Polypen, ist bis dahin, wo sich der obere rctractUe Theil der Polypen aus der Spitze der Aeste hervorstülpt, von einer gallertartigen Masse umhüllt, welche das Sekret des Polypenstok- kes seyn mufs. Auch sollen die Tentakeln des zweiarmigen hufeisen- förmigen Trichters bis etwa zum dritten Theile ihrer Länge durch eine zar/e Haut verbunden sein. Von Tiirpin (u4nn. d. Senat. VII. 65.) und Gervais (^ihid. S. 74.) erschienen Abhanrllungen über die hartschaligen, stachlij;en Eier der Cristatella niucedo Cuv., welche der letz- tere Mitte Novembers zwischen Wasserpflanzen gefunden hatte. Es war beiden imbekannt, dafs bereits Mayen (1830) und, Gra- ham Dalyell (1834) die Eier und letzterer auch das Ausschlüpfen der Jungen beschrieben hatten. Beide beobachteten das Ausschlüpfen des jungen Polypen Mitte Decembers. Indessen hat dies wahrscheinlich nur die Zimmerwärme hervorgerufen, indem schwerlich in der freien Natur um diese Jahreszeit die Jungen das Ei verlassen möchten. Auch sagt Graham Dalyell ausdrücklick, dafs die Eier im Herbst beim Zergehen des Polypenstockes entleert würden, und nach 5 oder 6 M.onaten wie Austerschalen aufklafften (d. Arch. 1835. S. 307.) Beide Verf. geben eine Beschreibung des Polypen, welche indessen auf die anatomische Struktur nicht so eingeht, wie es wünschenswcrth wäre , und es namentlich bei dieser Gattung gesche- hen kann. Der von Turpin abgebildete Polyp hatte 2 minder ent- wickelte an seinen Seiten. Die von Gervais beobachteten Ex. pro- ducirten diese Sprösslinge später. Dafs die des ersteren nicht be- reits beim Ausschlüpfen vorhanden waren, bezweifelt Gervais; auch sagt ja T. nicht, dafs er den Polypen im Acte des Ausschlüprens,\ sondern bereits ausgeschlüpft gesehen habe. Auch sprechen Dalyells Beobachtungen für das Ausschlüpfen eines Embryo, obwohl eine Duplicität des Embryo nach Meyen und Dumortier bei AL cyonella vorkommt. Turpin entdeckte am Tage nach dem Ausschlüp- fen 3 eiförmige braune , von einer helleren Einfassung umgebene, aber stachellose Körper, welche in der Nähe des ganz isolirten Po- lypen im Wasser schwammen und nur von ihm herrühren konnten. Wegen ihrer Verschiedenheit von denen, aus welchen der Polyp her- vorging, glaubt Turpin, dafs dies noch unreife Eier seien, welche erst aufserhalb des Mutterkörpers im weiteren Wachsthum jene lin- senförmige Gestalt und stachlige Schale erhielten. Dagegen spricht aber Dalyell's Beobachtung, der die stachligen im Herbst in der Sub- stanz des Polyjjenstockes antraf. Vielleicht giebt es auch hier Sommer- und Wintereier.— Gervais hat auch eine Synonymik und Characteristik der Fedetbuschpolypen seinem Aufsatze vorausge- schickt. Er giebt unter den beiden von Lamarck für e i n e Thierform gegebenen 'tarnen Alcyonella und Flumatella, dem letzteren den Vor- 330 zug, und lafst nur eine Art P. cam'pamilata gelten, wohin er sowohl Tubularia reptaiis (den Federbuschpolypen Trembleys und Rösels) und Dumortier's LopJioptis, als auch Alcyonella stagnorum zieht. Ich kann mich mit dieser Ansicht nicht befreunden. Mit Recht trennt er Tubularia sultana Blumenb. und verweist sie in eine eigene an- dere Abtheilung, die er im Gegensatz der Polypiaria hypocrepia {sie!). Polyp, infundibulati (sie/) nennt, und in welcher er alleBryo- zoen mit kreisförmig gestellten Fühlern vereinigt. b. Änthoxoa EJirenb. In Rathke's Schrift „zur Morphologie" etc. finden wir Ei- niges über Actinien (S. 9 fg. 179. vergl. Burdachs Ph^siol. 2. Aufl. 2. Bd. S. 213.) Im Verdauungsorgane von A. mesembryanthemum Risso fand Verf. von Mitte März bis Ende Juni Eier und Junge in geringer An- zahl, und es hatte den Anschein, als sei das Organ, wenn es Junge enthält, durch eine starke Einschnürung in eine obere grÖfsere, und in eine untere kleinere, für die Ausbrütung der Eier bestimmte Hälfte getheilt. In keinem' solcher Exemplare wurden gröbere Nahrungs- stoffe in dem Verdauungsorgane wahrgenommen. — Durch die vom Verf. gegebene Schilderung der Keime werden die von Graham Da- lyell (S. Jahrg. III. 1. 2. p. 276.) gegebenen Mittheilungen ergänzt und- erweitert. Dafs die vom Verf. geschilderten Körper nicht so- wohl Eier, als vielmehr Keime waren, geht wohl aus R. Wagner's Beschreibung der Eier (d. Arch, I. 2. S. 216.) hervor und wird auch TomVerf. inBurd.Phys. angenommen. Die jüngeren Keime sind linsen- förmig rund; die grösseren unregelmäfsig, oval, am Rande mit schwa- chen, nicht die Mitte erreichenden Furchen, zeigten die früher bereits (Jahrg. I. 1. S. 27.) beschriebenen Bewegungen, aber bei SOOmaliger VergrÖfserung keine Wimpern, die Dalyell fand. Verf. bezweifelt aber ihr Vorhandenseyn in Burdachs Phys. nicht, üeberhaupt ist auf letztere Darstellung, als die unbezweifelt richtigere, zu verwei- sen. Das zweite Stadium, wo der Embryo pomeranzenähnlich und unbeweglich wird, entspricht dem, wo sie Dalyell dem abgeschnitte- nen Ende eines Zuckerhutes vergleicht. In diesem bildet sich an dem einen Ende des pomeranzenförmigen Körpers eine Mundöffnung, und gleichzeitig theilt sich die Keimhaut in 2 Schichten, von denen die aufsere zur Leibeswand, die innere zum Magen wird; später ent- stehen zwischen beiden die Lamellen und Fühler in geringerer Zahl als bei Erwachsenen. Das H'ervorsprossen der Fühler kennen wir durqh Dalyell. Vgl. Harvey Loud Mag. N. S. 1. p. ili, .welcher ganz junge Actinien mit 6, 8 und 12 Fühlern abbildet. Die Eier der Armpolypen, welche seit Rösel und Pallas nicht beobahtet waren und deren Existenz man bereits be- 331 zweifelte, hat Ehrenberg besch riehen und abgebildet. (Die fossilen Infusorien u. s. w. S. 9- Taf. 2.) Während die Eier der Cristatellen linsenförmig und nach Gervais nur neben dem Kandwulste mit Stacheln besetzt sind, sind die der Armpolypen kuüelförmig, und wie Kletten überall mit Stachelborsten besetzt, deren Spitzen sich in krumme Haken spalten. Die Eier entwickeln sich an der Basis des Fufses, da wo die Magenhöhle auf- hört, im Parenchym des. Körpws, an einer dann weifslichen drüsigen Stelle, dem periodisch entwickelten Eierstocke, und sind von der aus- gedehnten Oberhaut umhüllt, welche bei ihrem Austritte platzt. Elirenberg sah an einem Individuum 4 nach einander bilden, und be- obachtete diefes im Juny. Interressant ist, dafs dieses nur an dieser Stelle an der Basis des Fufses oder am Grunde des Magens vor sich geht, mithin Blainville Recht hatte, wenn er die Knospenbildung auf eine bestimmte Stelle beschränkt erklärte. Wo es anders zu sein scheint, täuscht die Contraction oder Ausdehnung des Körpers oder Fufses über den Ort der Anheftung. Wo E. 4 Knospen sah, waren sie allemal kreuzartig in gleicher Ebene. In der dieser Schrift bei- gefügten Abbildung hat Ehrenberg in 60mal vergröfserter Abbil- dung ^Qv Hydra vulgaris seine schönen, schon im vorigen Berichte erwähnten Entdeckungen dargestellt. Wenn man dieses Bild mit der von Corda (^Act. Acad. Caes. Leop. Car, Tom. XVIfl.) publicirten Abbildung und dessen dort mitgetheilten Entdeckungen zusammenhält, mufs man über die Divergenz in den Darstellungen zweier Mikro- graphen erstaunen, und Leute, welche in das Mikroskop mehr Mis- trauen setzen, als in die Wahrheitsliebe eines Naturforschers, kön- nen dieses Factum sehr passend zum Thema einer Controverspredigt gegen die Mikroskopie erwählen. J. B. Harwey bildet Loud. Mag: N. S, 1, 475. das Thier voa CaryophylUa Smithii ab. HL Quallen. Bei einer leuchtenden Meduse bemerkte G^Bennett nicht, dafs das Licht von einem besonderen Punkte ausging, sondern es fing an verschiedenen Punkten an und verbreitete sich allinä- lig über den ganzen Körper; zuweilen verschwand es plötzlicli, zuweilen starb es langsam ab. Drückte B. das Thier, so wurden seine Hände mit einem leuchtenden Schleime bedeckt, welcher sich auch auf andere Gegenstände übertragen liefs. (Proc. Z. S. pag. 3.) Damit stimmen sowol die Angaben früherer Schriftsteller, als auch seines Bruders Fr. Debell Bennet über- ein (JProc. Z. S. p. 51). Aus einer von Brandt mitgetheil- ten Notiz aus Heinrich Mertens Manuscript geht hervor, dafs dieser wie Suriray und Ehreuberg di(^. Noctiluca als Ur- 332 lieber! n des Meeresleiiclitens erkannte. {Bullet, de V^cad. de St. Petersh. 11. S. 353.) Auch wird dort anf frühere Mittheihingen von Mertens über das Leuchten von Callianira und Calymna Trevirani aufmerksam gemacht. Auf seiner Reise nach Sydney stellte G. Bennet Versuche mit Fhysalia pela^ica an. (Proc. Z. S. 1837 i5'. 43). Die längeren Anhänge, deren sie «ich zum Ergreifen ihrer Beute bedient, sah er sie zu einer Länge von einem halben Zoll zusam- menziehen und mit erstaunlicher Schnelligkeit 12 bis 18 F. weit "weg- schnellen, um einen kleinen Fisch zu umwickeln und zu paralysiren. Auch er läfst die kurzen, mit Oeffnungen versehenen röhrenförmigen Anhänge die Stelle der Magen vertreten. Eine Communication zwi- schen ihnen und der Luftblase, deren innere Portion mittelst eines muskulösen Bandes (?) angeheftet sein soll, konnte B. nicht entdecken; auch nicht die Oeffnung am spitzeren Ende der Blase, aus welcher auch er keine Luft hervordrücken konnte. Theilweise Entlee- rung der Luft durch Anstechen der Blase beeinträchtigte die Schwimm- fähigkeit durchaus nicht, selbst wenn sie ganz zusammengefallen war, schwamm das Thier noch an der Oberfläche. Wurde die Blase ganz abgeschnitten, so sank die Tentakelmasse auf den Boden und alle Locomotivität (actioii) war aufgehoben, wenn gleich die Vitalität noch blieb. B. setzt die paralysirende "Wirkung der Fangfäden in ihr saueres Secret (welches nach Anderen, z. B. v. Olfers alkali- scher Natur ist), dagegen hat P.W.Korthals, wie früher Tilesius, doch ohne diesen als Vorgänger zu kennen, die brennende Eigen- schaft der Fangfäden kleinen Härchen zugeschrieben, welche mit Widerhäkchen versehen zu sein scheinen. Diese Härchen sollen bündel- weise in 2 bis 8 Bündeln an den kleinen Kügelchen (Jkogeltjes) der Fangfäden sitzen. (Wahrscheinlich meint Verf mit den Kügelchen, aus welchen nach ihm die Fangfäden bestehen sollen {zij bestaan uit eene menigte kleine kog-eltJes\ die nierenförmigen Knöpfchen am am Rande der Senkfäden. Davon, dafs die Härchen das Brennen hervorbringen, überzeugte ihn die Beobachtung, dafs er wiederum ein Brennen verspürte , als er sich einige Wochen später mit einem Tuche die Hand rieb, mit welchem er sich beim Fange der Thiere die Hände abgewischt hatte. Durch vorsichtiges Ausziehen der Haare liefs sich der Schmerz beschwichtigen. Das Tuch brachte ihn aber noch nach ein paar Monaten beim Reiben wieder hervor. (v.d,Hoe- ven et Vriese Tijdschrift voor natuurlijke Geschied. A^o.209.) Auch J. B Peacock g^ebt in Loud. Maga%. N. S. 1.598 Einiges über Phy- salia. Wasser, in welchem man Physalien macerirt hat, nimmt, sagt er, nichts von der brennenden Eigenschaft an, wohl aber bringen Handtücher, in welchen man sich nach der Berührung die Hände ab- gewischt hat, noch nach mehreren Tagen einen Hautreiz hervor. Von hohem Interesse sind Sars Beobachtungen über die 333 Fortpflanzung der Cytaeis und anderer Akalephen (d. Archiv III. S. 406) durch Knospenbildung. Ein Beweis, dafs diese Klasse keinesweges allein auf geschlechtliche Vermehrung be- schränkt ist. Die Bestätigung der Solbsttheilung durch Da- lyell (S. Jahrg. III. 2. S.), die Sars zuerst bei seiner Strohila beobachtete, welche er jetzt (Jahrg. III. 1. S. 406) für die Brut der Medusa aurita erklärt, dürfte auch die gegen diese Be- obachtung erhobenen Zweifel schwächen. IV. Echinodermata. Auch für diese Gruppe haben wir durch Sars die erste Kenntnifs von der Entwickelungsgeschichte eines hierher ge- hörigen Thieres erhalten, nämlich die der Asterias sangui- nolenta (d. Archiv III. 1. S. 404.) Sie zeigt, welche abwei- chende Vorgänge wir in der Entwickelungsgeschichte der un- teren Thierklassen zu erwarten haben, und wie wenig wir die bekannten Thatsachen über die Entwickelung anderer Thier- klassen hier zum Maafsstabe nehmen können. — Die Entdek- kung des Keimbläschens, nahe der convexen Seite der runden, einerseits flachen Eier ist ebenfalls neu , wenn sie auch vor- auszusehen war. Joh. Müller fand Keimbläschen und Keim- fleck auch hei den Eiern der Comatulen und Ophiuren (Arch. 1837. Jahresb. XCVII.) Philippi unterschied in diesem Archiv III. S. J93. meh- rere mit Asterias aurantiaca nahe verwandten Arten des Mittelmeeres. Volk mann theilte Einiges über das Gefäfssystem der Seesterne mit. Drei Gefäfskreise. Der erste unmittelbar um den Mund, der zweite kleidet die innere Seite des den Mund umgebenden Kalkringes aus; der dritte und gröfste liegt an der Decke der Bauchhöhle. Das Herz, eine dünnhäutige Blase, liefs an lebenden Ex. keine Pulsation bemerken, hat innen einen auffallend vorspringenden Längsmus- kel, und steigt vom Deckel der Bauchhöhle bis in die Mundgegend, wo es sich in den ersten Gefäfskreis einsenkt. Dieser schickt zu je- dem Strahle des Thieres einen Ast, der Zweige an die Füfschen giebt; eben so giebt der zweite Gefäfskreis Aeste an die Strahlen, aber innerlich, und Aestchen an die Füfschen, die mit den Höhlungen der letzteren frei communiciren, ferner starke Verbindungsäste zum drit- ten Gefäfskreise, welcher sich dadurch schliefst, dafs er von zwei Seiten in das Herz eintritt. Der Blutlauf ist wahrscheinlich so : Aus dem Herzen in den ersten Gefäfskreis, aus diesem in die einzelnen strahlen und in di'e Röhlcn der Füfschen. Letztere sind durch ihre Contractilität gewisserraafsen so viele Venenherzen, welche das Blut dem zweiten Gefäfskreise zutreiben, aus dem es nach oben in den dritten Gefäfskreis und so in das Herz zurück gelangt. Die von Eh- renberg entdeckten Angenpunkte bestehen aus zarten Längsfasern und einzelnen Flecken, welche durch ein rothes Pigment hervorgebracht ■werden. Joh. Müller hat sehr reichhaltige Beiträge zur Anato- mie des Pentracinus caput Mcdusae in den Mittheilungen aus den Verhandlungen der Ges. uaturf. Freunde 1837 S. 25. fg. bekannt gemacht. Da Verf. auch in seinem Jahresb. 1837 XCIII. das "Wichtigste aufgenommen, darf hier wohl auf den letzteren verwiesen werden. Beschreibung eines neuen Crinoiden (?) TIolopus Ran- gii, von Rang bei den Antillen entdeckt, nebst Abbildung er- hielten wir von d^Orhigny. {Giier. Mag, d. Zool, 1837. X. 3 _ Compt rend. 1. 329. Instit. n. 199. p. 69. ^nn. d. Sc\ VII. 123. Fror. iV. Not 1. p, 247. geben nur die der Aka- demie vorläufig gemachte Mittheilung.) Die in Guerin's Mag. gegebene Abbildung habe ich im 5. Jahrg. Taf. 5. copiren lassen und dort auch einen Auszug der Abhandlung gegeben, worauf ich hier verweise. Philippi hat in diesem Archiv (III. l.S. 241) zwei mifsge- hUdete Seeigel beschrieben und daran interessante Bemerkun- gen über das Wachsthum der Echiniden geknüpft, die a. a. O. nachzusehen sind. Duvernoy sprach seine Ansichten über die sog. Testa der Echinen aus. {Insiit. S. 208.) Mit Recht tadelt er die Benennung Schale, testa, w^eil sie nicht durch Juxtaposition, sondern durch Intussusception, wie die Kno- chen, wachse. Er will sie als ein aus regelmäfsigen Reihen unbeweg- lich verwachsener Wirbel und Rippen bestehendes Skelet betrachtet wissen, und zwar als ein oberflächlich gcM^ordenes inneres, welches er dem ebenfalls peripherisch gewordenen Skelette der Schildkröten vergleicht. Er behauptet, dafs es nicht einen Theil der Haut aus- mache, sondern nur unter ihr liege, und stützt sich hierbei auf die seröse Natur der die innere Höhle der Schale auskleidenden Haut und darauf, dafs sich an die Basis der Stacheln ein Kreis von Faser- bündeln inserire, die er als Muskeln betrachten zu müssen glaubt, welche sich einerseits an die Haut befestigten. Dafs die sogenannte 335 Schale ein Skelet genannt werden könne, wird man dem Verf. gern ziiffcben, wohl aber nicht, daft sie kein Theil der Haut sei, zwi- schen deren beiden Schichten sie hier, wie bei den Seesternen liegt und sonach als ein dem sehr entwickelten Hautsysteme zugehorendes Hautskelet angesehen werden mufs. Verf. betrachtet ferner die Echi- nodermes pedicelles Cnvier's als bestehend aus Verwachsung mehre- rer symmetrischen Thiere, deren Körper entweder ihrer ganzen Länge nach verwachsen (Seeigel, Holothurien) oder in ihrem hinteren End©. mehr oder weniger frei sind, vergleicht die Seeigel -mit den Schild- kröten, die Seesterne mit mehrkörpcrigen Schlangen uj s. w., Ver,- gleichc, die zur Aufhellung deä Wesens der Klasse von \teiiie'm Be- lange sind/ ' » .' . . Sars fand den Priapiihis an^ der Westküste Norwegens, bestätigt, dafs er den Sipunkeln nahe steht, dafs sein Rüssel, wie bei diesem, mit vielen kleinen in Quincunx stehenden Ha- ken besetzt ist, nnd ist geneigt, seinen schwanzförmigen An- liang als ein Respirationsorgan zu betrachten. (Instit. 273.) Eine ausführliche Anatomie des Sipunculus erhielten wir von Grube. (Müllers Archiv S. 237.) V, Mollusca. Zu dem von Hr. Dr. Troschel gegebenen Berichte wird noch von ihm hinzugefügt, dafs von Jacquemin über die Ent- wickelungsgeschichte des Flanorhis corneus eine ausführliche Arbeit erschien .(^Nov.Acad. Caes. Leop. XVIU. P.2., und dafs F.Held über die Weichthiere Baierns (Isis. 1837) 2 Ab- handlungen publicirte. In der ersten S. 303 sind einige neue Arten aufgestellt, in der zweiten S. 904. fg. mehrere neue Genera auf Kosten der Genera Ilelix, Bulimus, Fupa. S. 903. wird die Vermuthung ausgesprochen, dafs die S cut ellig er a Amcrlandia Spix nicht zu den Schnecken, sondern zu den Gliederthieren gehöre. Zur Entscheidung dieser Frage ist eine zuverlässige Anatomie des räthselhaften Thieres un- erlässlich. In dem letzten uns erst spät zugekommenen Stücke von Guerins Mag, de Zool. 1837 Classe F. pl, 102 — 109 hat d'Orbigny einige an der französischen Küste beobachtete Nackt- kiemer beschrieben. Es werden hier aufser einigen neuen Arten {Doris rubra, Ter- fiipes corouata {Tritonia coronata Cuv., Latn.\ Tergipes afjhih\ l'o- hjcera Lessonit, pwiciilucens und ornata auch zwei neue Gattungen aufgestellt. Die erstere CaUiopaea gehört in die Nähe von Cavolma und unterscheidet sich von dieser durch das Fehlen wahrer Fühler, sowie durch die Stellung birnförmiger Kiemenlappen in Läiigsreihen auf dem Rücken. Die Art C. hellula lebt in der Umgegend von Brest. Die zweite VilUer&i?i, mufs zwischen Doris und Folycera gestellt werden, von denen sie sich besonders durch ein ovales unter dem Mantel verborgenes Kalkstück, unterscheidet. Die kxiVilliersia sctiti- gexa bewohnt die Korallenriffe an den Küsten des Oceans. Endlich darf eine Abhandlung von C. G. Carus über Magilus antiquus Moni/, im Mus. Senhenherg. Vol. IL 1837. p. 191. nicht übergangen werden. Nach einer genauen Beschreibung der Schale, w^elche sich von Verinetus beson- ders durch das Vorhandensein eines Deckels und eines Sipho unterscheidet, giebt Verf. eine Anatomie des Thieres, in wel- chem sich eine grofse Aehnlichkeit mit Veimetus zeigt. Der Fufs ist sehr klein und liegt in einem kleinen hornigen Dek- kel. Der Kopf ist ganz wie bei Buccinum. gebildet und ent- hält einen vorstülpbaren Rüssel, der beim Verinetus nicht vorhanden ist. Hiernach läfst sich vermuthen, dafs die Gat- tung ilfa^i/w^ zu den mit einem Sipho begabten Kiemenschnek- p Ifen in demselben Verhältnifs steht, wie die Gattung Verme- to zq denen ohne Sipho. Unglaublich ist die Anmerk. pag. 197., dafs sich von einer Zahnbewaffnung der Zunge im Rüs- sel nichts zeigen sollte. Hätte Verf. das nur genau untersucht, so würde das unbedingt einen Aufschluss über die Stellung im System gegeben haben. Am Rücken unter dem Mantel liegt die grofse Kiemenhöhle mit einer grofsen links nach hinten verlaufenden kammförmigen Kieme, an welche sich hinten das Herz anschliefst. Ueber die Geschlechtsorgane wird nichts entschieden. Der After mündet rechts in der Kiemenhöhle. Mit vorschreitendem Alter verläfst das Thier den älteren Theil der Schale und füllt denselben mit Kalkmasse vollkommen aus, und zwar so gleichförmig, dafs nur hier und da Absätze im Wachsthum sich bemerklich machen. Die chemische Ana- lyse ergab keine wesentliche Verschiedenheit dieser Ausfül- lungsmasse von der Substanz, aus welcher die Schalen der Mollusken überhaupt bestehen. Rang's reichhaltige Abhandlung über Cephalopoden (Guer. Mag. Cl. V.\ die uns ebenfalls sehr spät zukam, soll gele- gentlich ausführlicher besprochen werden. 337 VI. V e r m e 9. a. Tiirbellaria Ehrenb. G. Johns ton hat unter dem CoUectivnamen Nemer- les mehrere Turbellarien beschrieben, — welche indessen nicht zuNewerfes in Ehrenbergs Sinne gehören, — und über deren Anatomie einiges mitgetheilt. (Mag. of Zoot am\ Botany Vol. 1. S. 529.) Schade nur, dafs dieses im Allgemeinen ausgesprochen ist: da es offenbar sehr verschiedenartigen Gat- tungen entnommen wurde. Mund und After liegen bei den vom Verf. untersuchten Arten an den beiden Körperendcn , doch ist der einfache runde Mund schwer zu bemerken. Der Speisekanal steigt in der Mitte des Körpers her- ab als eine cylindrische Röhre von fester Textur und von fast durchweg gleichem Kaliber, obwohl partiellen und temporären Einschnürungen unterworfen. Auch ist sein Verlauf nach Willkühr des Thieres ge- rade oder gewunden, in gewundene Falten zusammengelegt bei völ- liger Contrrtction des Körpers und ganz gerade bei dessen gröfster Ausdehnung. Die Structur bietet in zwei Gruppen, von denen die eine Aemertes^ die andere Borlasia vom Verf. genannt wird, einige Verschiedenheit dar. Der Speisekanal der ersteren zeigt etwa in der Mitte seines Verlaufs eine Art Bewaffnung, die dem gleichförmigen Darme der zweiten Gruppe fehlt. Man bemerkt nämlich bei jenen, wenn der Wurm geprefst wird, an jeder Seite des Darmes in der Mitte seines Verlaufs einen kleinen runden Fleck oder eine Höhle, deren jede 3 mit ihrer Spitze nach aufsen gerichtete Dornen zeigt, unter diesen findet sich ein becherförmiges (cup-shajted) Organ, un- ten von einer schwach gefalteten Membran umgeben, und in seiner Mitte mit einem starken Stachel bewehrt, der sich am besten einer Schusterahle mit ihrer Handhabe vergleichen läfst. Der Theil des Speisekanals über dieser einem Magen vergleichbaren Stelle, die lange Speiseröhre, ist einfach, der untere Theil zeigt dagegen innen eine faltige Structur. Bei der Untersuchung wurde zuweilen ein be- deutender Theil des Speisekanals gleich einem langen Rüssel aus dem Munde hcrvorgerollt, welches Verf. indefs mehr dem Zusammenpres- sen des Wurmes zuschreiben möchte, da er weder im natürlichen Zustande, noch bei Reizen, z. B. Eintauchen in Süfswasser oder Weingeist dasselbe erfolgen sah. — Der Darm liegt lose in einer deutlichen Leibeshöhle, welche aufser dem Darme eine grumÖse Flüssigkeit enthält, die man bei der Contraction des Wurmes auf- und abwärts in unregelmäfsig strömender Bewegung sielit. (Ist viel- leicht hiermit die grumöse Masse gemeint, welche man am Darm anderer Strudelwürmer erblickt, und mit Recht als Analogen der Le- ber deutet; und die strömende Bewegung nur eine durch die lebhaf ten Contractionen des Wurmes hervorgerufene Täuschung?) Die Leibeshöhle ist noch jederscits mit einer dichten Reihe von Blasen 338 oder Zellen besetzt, welche hei der ersten (iVeOTC/7ef benannten) Gruppe augensoheiniich von den Falten einer Membran gebildet werden, bei der zweiten (^Borlasia benannten) Gruppe wie im Parenchym des Kör- pers ausgehöhlt erscheinen. Sie sind bei Nemertcs mit einer opaken Materie erfüllt, und Verf. glaubt gefunden zu haben, dafs die Intensität ihrer Färbung mit der Natur der eingenommenen Nahrung in Bezug steht, woraus er schliefst, dafs sie zum Verdauungssysteme gehören, während die Eier offenbar in den Zwischenräumen zwischen ihnen und der Haut entwickelt würden. Dagegen spricht aber, dafs jene Säckchen in keiner Verbindung mit dem Speisekanal stehen, an dessen Bewe- gungen keinen Theil nehmen und bei seiner Entfernung im Körper zurückbleiben, besonders aber, dafs sie bei des Verf. Borlasien, bei welchen die Säckchen deutlicher blasenartig und isolirt sind, und obgleich die Tiefe ihrer Färbung ebenfalls variirte, doch stets heller und klarer als das umgebende Parenchym waren, oft ei- förmige Körper enthielten, welche Verf. dann nicht in den Zwischen- räumen entdeckte. Es scheint demnach, dafs diese Organe Geschlechts- organe. Eierstöcke oder Hoden sind, oder vielleicht nur Ovarien in ver- schiedenen Stadien der Entwickelung, Vielleicht sind jene in den Interstitien vorkommenden Eier bereits gereifte Eier, die aus den Ovarien in die Körperhöhle getreten sind, wie es auch bei andern Würmern der Fall ist. — Vom Nervensystem konnte Verf. nur bei seiner Nemertes octociilata eine Spur finden, nämlich ein über dem Schlünde gelegenes oblonges Ganglion, von welchem Nervenfäden ausgingen. Das Gefäfssystem erschien vollständig, obwohl sehr ein- fach. Gleich hinter den Augen zeigte sich nämlich jederseits ein Or- gan als ein rundlicher Fleck von röthlicher Farbe, wahrscheinlich ein Herz. Beide Herzen stehen durch ein Quergefäfs unter einander in Verbindung, und von ihrem unteren Ende ging ein Gefäfsstamm aus, welcher an jeder Seite bis zum Körperende in gleichem Kaliber zwischen Haut und Darmkanal verläuft. Es blieb unentschieden, ob diese Seitengcfäfse durch Queergefäfse in Verbindung ständen; doch ist Verf. geneigt, als solche die Queerlinien anzusehen, welche man bei einigen Arten in kurzen regelmäfsigen Zwischenräumen wahr- nimn^t. Bei N. melanocephala sieht man an der Oberseite {surface) des Darmkanals ein geschlängeltes Gefäfs in der Mittellinie hin- absteigen; doch konnte Verf. weder eine Verbindung desselben mit den Herzen oder Seitengefäfsen, noch seinen Ursprung und sein Ende ermitteln, noch irgend ein Gefäfs von ihm ausgehen sehen. Auch konnte er in keinem der Gefäfse die geringste Spur einer Blutbewe- guns: entdecken. Die Arten leben unter Steinen und im Schlamme j sie meiden das Licht und lieben das Dunkel. Zu gewissen Zeiten fand Verf. in ihrer Körperhöhle kleine runde eiähnliche Körper ohne allen Zusammenhang mit irgend einem besonderen Organ, was für meine oben geäufserte Vermuthung spricht; auch fand er zuweilen Individuen, deren Körper eine begir.ncndeTheilung in zwei oder meh- 339 rere Individuen zeigte. Diese Thiere haben eine grofse Lebenszähig- keit. Schneidet man sie in verschiedene) Stücke, so lebt und bewegt sich jedes derselben und wächst wahrscheinlich zu einem vollkom- menen Wurme aus. Wirft man sie in siifses Wasser, so zeigen sie sogleich durch Windungen, wie schmerzhaft ihnen die Berührung mit diesem ist; sie zerfallen in Stücke , würgen Theile ihrer Eingeweide aus und sterben bald, indem sie sich in eine Gallerte auflösen. Die unter den oben erwähnten beiden Gruppen beschriebenen Arten, sämmtlich von Berwich Bai, wurden theils vom Verf. frülier im Zoo- lo^fi^ical- Journal als Planarien aufgestellt, theils sind sie neu, wie Nemertes gracil/s, melanocephala , pulchra, purjmrea, rufifrons. Colorirte Abbildungen aller sind beigefügt. Es ist sehr zu wünschen, dafs spätere genauere üntersuchnngen diesen Gegenstand weiter auf- klären mögen. / h, Annulata. Cuv. Die Anatomie der Gliederwürmer erhielt manche wichtige Bereicherungen durch Rathke, Grube, Milne-Edwards, Henle, Duges. Von den beiden ersteren erhielten wir ana- tomische Monographien von N er eis und Pleione. H. Rathke de Bopyro et Nereide commentatwnes anatomtco- physiologicae duae. Rigae et Dorpati. 1837. 4tto c. tah. IIL aen. Rud. Eduardi Grube de Pleione carunculata dissQrtatio xooto- mica. Regiomontii. 1837. c. tah. aen. Rathke hat seine Untersuchungen vorzüglich an Nereis {Lycoris) pulsatoria gemacht. Sie liegt unter Tags im Seetange verborgen, ge- gen Abend kommt sie hervor. Von den Fühlern können nur die dik- ken zweigliedrigen zusammen gezogen werden. Verf. betrachtet die Fufsstummel als zu den Kiemen gehörig, als deren inneren oder Stamm- Theil; eine Deutung, in welcher man ihm nicht beistimmen kann, weil sie kaum hier Anwendung findet, wo die rudimentären Kiemen- läppchen mit den Fufsstumpfen wie verwachsen erscheinen, durchaus aber wegfallen mufs, wo beiderlei Organe vollständig getrennt auf- treten. Die Verkürzung des Körpers wird durch 6 Längsmuskelbüu- del bewerkstelligt, von denen ein Paar an der Rücken-, ein Paar an der Bauchseite, und eine Muskel an jeder der beiden Seiten verläuft. Der Pharynx ist auf seinerinnern Haut mit kleinen kegelförmigen Hök- kern besetzt, durch welche in seinem Anfange mehrere dicke Falten ge- bildet werden. Die beiden hornigen Kiefern, welche er enthält, wei- chen , indem sie mit ihm hervorgestülpt werden, irni so mehr mit ih- ren Spitzen auseinander, je weiter die Ausstülpung vorrückt. Zwei Muskelpaare im hintern Theile des Pharynx dienen zu ihrer Bewe- gung, das eine entfernt sie von einander, das andere nähert sie. Auf den Schlund folgt nach einer kurzen Einschnürung der Magen; auf diesen der weite Darm, welcher durch eine Menge dünnhäutiger senk- V. Jahrg. 2. Band. 23 340 rechter Scheidewände hindurch geht, die, indem sie sich einerseits dem Darme, anderseits der Haut und ihren Muskeln anheften, eine Menge Fächer der Leibeshöhle zwischen je 2 Körperringeln vom 8. bis zum vorletzten Ringe bilden. Dem Darme fehlen alle drüsige^ Organe; aber in den Magen münden die Ausfiihrungsgänge eines Paares eiförmiger Drüsen von beryllgrüner Farbe (Leber). Mit Ausnahme der 3 ersten und der 3 letzten Körperringe enthalten alle an der Bauch- seite 2 kleine gelbliche häutige Schläuche, an deren Oberfläche sich zarte Rlutgefäfse netzartig verzweigen. Bei trächtigen Thieren er- schienen sie noch einmal so grofs, enthielten ein einzelnes Ei, wel- ches kleiner war, als die frei in der ganzen Bauchhöhle liegenden, weshalb sie vom Verf. als Eierstöcke gedeutet werden, deren jeder zur Zeit nur ein Ei ausbildet; aus der grofsen Anzahl der in der Bauchhöhle befindlichen mufs man jedoch schliefsen, dlfs sich dies öfters wiederholt. Durch eine kleine Oeffnung zwischen den beiden Aesten der Kiemen (Fufsstummel) gelangen die Eier aus dem Kör- per. Ei)! anderes Paar, den Eierstöcken gegenüber in jedem Ringel befindlicher Schläuche deutet Verf. als Hoden. — Das fast vierlappige Gehirn ist wenig gröfser als das erste Ganglion des Bauchstranges. Die aus seinen vordem Lappen zu den gröfseren Fühlern gehenden Nerven bilden am Ende ein ziemlich bedeutendes Ganglion. Unmit- telbar über den Lappen des Gehirns liegen die vier Augen, so dicht, dafs die Sehnerven ganz zu fehlen scheinen. Sie bestehen aus einer häutigen Hülle und dem Kerne (nucleus). Erstere umschliefst den Kern vollständig und besteht aus zwei Schichten, von denen die äu- fsere ein schwarzes oder violettes Pigment enthält und der Cho- roidea zu entsprechen scheint, doch ohne eine Pupille zu bilden, (die indefs Verf. hei N. Dumertlü und Grube bei den Augen der Fleione fand) die innere aber viel zarter, milchfarbig, erscheint und in den Sehnerven übergeht, demnach als Netzhaut zu deuten ist. Der Kern besteht aus einer zerreiblichen Substanz. Verf. glaubt, dafs sie der eiweifsigen Feuchtigkeit in den Augen der Wirbelthier-Embryonen zu vergleichen sei, aus welcher Glaskörper und Krystallinse sich bilden. Mit solchen Augen mögen die Nereiden wohl die Wirkung und ver- schiedenen Grade des Lichts wahrnehmen, aber nicht Gestalt und Farbe der Gegenstände unterscheiden. Das Gefäfssystem besteht in einem einfachen RÜckengefäfsstamme, dessen helleres Blut von hinten nach vorn bewegt wird, und in einem weiteren Bauchgefäfsstamme, in wel- chem die Blutbewegung in entgegengesetzter Richtung geht. Beide geben Aeste zu dem Darm, den Kiemen u. s. w. Im Vordertheile des Körpers finden sich noch als zum Gefäfssysteme gehörig 4 blatt- förmige , fast dreieckige Organe, von denen zwei dicht zusammen an der Bauchseite, zwei seitlich, eins an jeder Seite des Pharynx lie- gen. Sie bestehen aus zwei übereinander liegenden Häuten, zwischen denen die eintretenden Blutgefäfse ein grofses Netz der feinsten Ver- zweigungen bilden, daher sie Verf. Organa reticulata nennt. Die re- 341 gclmäfsige Blutbeweg:iing ist nach dem Verf. folgende. Das Blut gelit, aus dem Rückengefäfse durch einige gröfstentheils im Kopfe liegende Zweige in die vier netzförmigen Organe, und aus diesen in den Bauchstamm, durch -welchen es theilS zum hintern Körpertheile ge- trieben , theils durch seine Zweige in die Kiemen und zum Darm ge- führt wird, von welchen Organen es durch die entsprechenden Zweige dos Rückengefäfsstammes aufgenommen und in diesen übcrgefühii; wird, um in demselben von neuem nach vorn getrieben zu werden. Das in das Rückengefäfs eintretende Blut wäre hienach in den Kie- men dem Sauerstoff ausgesetzt gewesen, hätte aber auch zugleich am Darme den Chylus aufgenommen. "DieOrgafia reticulata erschei- nen dem Verf. als^Blutbehälter, die vielleicht die Vermischung des Chylus mit dem oxydirten Blute vermitteln. In Grube's anatomischer Beschreibüug der Pleione carunculata finden wir die vonStannius bei P. rostrata entdeckte Triplicität der Ganglienkette bestätigt Aufser dem mittleren, aus zwei Strängen bestehenden Bauchstrange, welcher allein den mit dem Hirnknoten zu- sammenhangenden Schlundring bildet, finden sich noch zwei seitliche Ganglienketten, die in jedem Körpersegmente aus einem kleineren mit der mittleren Kette durch Queerfäden verbundenen Ganglion be^ stehen. Auch hier sitzen die Augen fast unmittelbar auf den Seiten des Hirnknotens; von deffen hinterem Theile zwei Schlundnerven aus- gehen. — Die Queerrunzeln des kieferloseh Schlundes sind auf mitt- leren Erhabenheiten mit kleinen Zähnchen besetzt. — Von einem leberähnlichen Organe fand Verf. keine Spur; nur an der innern Wan- dung des vorderen sehr gefäfsreichen Darmtheiles viele gelbliche ^a- rmliy die ihm Secretionsorgane zu seyn scheinen. Sehr ausführlich ist die Beschreibung des Gefäfssystems , welches durch vier Bauch- stämme und drei Dorsalstämme (zwei seitliche und einen mittleren) ausgezeichnet ist. Die Seitenstämme empfangen das Blut aus den contractilen büschelförmigen Kiemen, Auch finden sich den corpo^ rihus reticulatis der Nereiden ähnliche Wundernetze. lieber das Gefäfssystem der Gliederwürmer wurde eine gröfsere Abhandlung von Milne- Edwards der französ. Aca- demie überreicht, von welcher 1837 Auszüge bekannt gemacht wurden (Instit. S. 340. S. 376 und 77.) Das Blut der Gliederwürmer ist nicht immer roth, bei Polyno'e gelblich, bei SigaUon farblos, bei einer grofsen Sahella olivengrün. Andrerseits hat Cerehrattilus mtir^inatus des Mittelmeeres, ein in Organisation mit den Planarien übereinstimmender Wurm, ro- thes Blut. Es lassen sich zwei Gefufssysteme bei den Gliederwür- mern unterscheiden; ein dorsales und ein ventrales. Zuweilmi sind sie in zwei getrennte laterale Hälften zerfallen, deren Vereinigung in der Mittellinie bei einigen z. B. Eunicc inniger wird; bei andern verschwindet die Duplicität völlig, indem die beiden paiallelen Ge- 32* 342 fäfse durch ein unpaares in der Mittellinie gelegenes Gefäfs vertreten ' werden. Bei den Hermellen besteht das Rückengefäfssystem aus zwei Längsgefäfsen , welche die Seiten des Körpers einnehmen und nur an den Enden in einen Stamm vereinigt sind. Auch das Bauchgefäfs- system ist Ijei ihnen, aber nur in der Körpermitte in zwei Gefäfs- stämme zerfallen, bei allen andern vom Verf. untersuchten Gattungen ist es einfach und verläuft in der Mittellinie. Die Bewegung des Bluts geht im Dorsalgefäfse von hinten nach vorn, im Bauchgefäfs- stamme in entgegengesetzter Richtung. Die Blutbewegung wird durch Contraction gewisser Partieen der Blutbahn hervorgebracht. Bei den Nereiden ist das Rückengefäfs in seiner ganzen Länge contractu und das Hauptorgan der Blutsbewegung; bei den Terebellen treibt der Rückengefäfsstamm das Blut in die Kiemen , welche es durch ihre Contractron in den Bauchgefäfsstamm treiben. Bei den Arenicolen sind es ebenfalls die gefäfsreichen , baumförmigen Kiemen, welche durch ihre Contraction auf den Blutlauf im Rückengefäfsstamme ein- wirken; und der Lauf des Blutes im Bauchgefäfsstamme wird durch die Pulsation zweier contractiler Blutbehälter bestimmt, welche in jeder Hinsicht den Namen zweier Herzen verdienen. Bei Euni'ce wir- ken die Kiemen nicht als Motoren der Blutbewegung, sondern Oß wirkt als solche eine Reihe contractiler Blasen , Anschwellungen der Queer- äste des Bauchgefäfsstammes , der Zahl nach oft mehrere Hundert, welche jederseits neben dem Bauchgefafse fast in jedem Körperringe gelegen, den zuführenden Gefäfsen der Kiemen Entstehen geben, mit- hin Kiemenherzen sind, insofern sie das Blut in die Kiemen entsen- den. Bei Uej^mella können die büschelweise neben dem Munde ge- legenen Barteln, welche man gewöhnlich als Kiemen betrachtet, nicht als solche gelten, da sie nur eine geringe Blutmenge enthalten. Die wahren Kiemen sind die kleinen an der Basis der Füfse längs dem Rücken gelegenen Hautläppchen, welche man bisher für Girren ge- nommen. Beim lebenden Thier strotzen sie von Blut , haben dadurch eine intensiv rothe Farbe und communiciren mit dem Rückengefäfse und dem Bauchgefäfsstamme. Verf. vermuthet, dafs eine solche Con- traction der Kiemen wie bei Terehella auch bei Amphinome und Eu-. phrosyne stattfinde. Mehrere der hier genannten Gattungen finden wir auch in Grube 's trefflicher Schrift; Zur Anatomie und Phy- siologie der Kiem en würmer. Königsberg 1838. 4. mit 2 Ku- pfertfln. — genauer beschrieben, deren Analyse dem nächsten Jah- resberichte vorbehalten bleiben mufs. Einige Bemerkungen über Guilding's Perlpatus theilte Ref. in diesem Archiv IH. 1. S. 195 mit. Vergl. die Zusätze des Hrn. C. Moritz. Jahrg. V. 1. S. 175. Duges hat Ann. des Sc, nat, Tom. VIU. S. 17.) 35 Arten der Gattung Lumhricus unterschieden, indem er von der Zahl der das CJitellum bildenden Ringel, von der Lage der weib- 343 liehen Geschlechtsöflfniingon, ob sie am 16. oder 14. Segmente und vom Ende des Clitellum, ob es am 32., 33., oder 53 Ringel u. s.w. aufhört, die Charactere entnimmt. Ich fürchte aber, dafs dergleiclien Merkmale dem Abändern zu leicht unterworfen sind, um zur Unterscheidung der Arten siclier angewandt werden zu können. Derselbe giebt ferner anatom. Details über die Respirations- mid die weiblichen Fortpflanzungsorgane cbendas. S. 25. Ueber den bekannten darinförmigen Luftbläschen findet sich nach ihm eine weifsliche Hautausbreitung, welche mit der der andern Seite in der Höhle jedes Segments zwischen den beiden muskulösen Scheide- wänden der angränzenden Segmente eine unvollständige Scheidewand bilden. Sie werden als Kiemen von dem die Leibeshöhle erfüllenden Wasser, welches zugleich mit dem gefärbten Safte aus den Rücken- poren hervordringt, bespült und es verläuft an ihrem freien Innen- rande ein Zweig der Bauchvene, der auf der Hautlamelle Queeräste abgiebt, welche von den Hautzweigen aufgenommen werden und so das in jenen Kiemen und den Hauptcapillargefäfsen oxydirte Blut dem Rückengefäfse zurückführen. Die sogen. Lungenbläschen ent- halten nur Wasser, nie dringt unter Wasser ein Luftbläschen aus ih- nen heryor. Verf. folgert hieraus, dafs die Regenwürmer nur mit- telst der Haut Luft respiriren, durch jene inneren Kiemen und Bläs- chen aber die im Wasser aufgelöste Luft athmen. Ferner gab Duges folgende systematische Uebersicht der Lumbricinen, die ich hier mittheile, obwol sie von willkühr- lichen Annahmen nicht ganz frei ist. Kaum irgend ein Zweig der Zoologie erheischt mehr eine strenge Revision der Arten, als eben dieser, weil die von früheren Autoren beschriebenen Thiere zum Theil zu vage characterisirt sind, um jetzt mit Sicherheit gedeutet zu werden. Dies gilt z. B. von des Verf. Behauptung, dafs Henle's Enchylraeus , der nach Müller nur mit zwei Borstenreihen versehene Li/wZ^Wa/Ä vermicula- ris sei. Diese Zahl Borstenreihen hat Verf. bei seinem Bero- Stoma laüceps gefunden, welches nicht eine Plana? ia, wie er früher angab, sondern ein echter Gliederwurm ist, der den Naiden zunächst steht. Die Körperglieder sind nicht recht deutlich, die Seitenborsten sehr kurz, jederseits nur eine Reihe bildend. — Verf. nimmt ferner mit einiger Kühnheit an, dafs ein bis 2^' langer rother Wurm mit 4 Reihen kurzer Borsten Müller's Lumbricus tuhi/ex sei, obgleich dieser ihm nur zwei Borstenreihen beilegt. 344 Mund un be- waffnet. ( I. Borsten in 2 Reihen. IL Bor- sten in 4 Reihen. lang kurz lang kurz V II r. Borsten in 6 Reihen? IV. Borsten in 8 Reihen V. Borsten in 9 Reihen \Mund bewaffnet Nttis eUnguis Müll. Na/sF equisetina Di(g, Nais prohoscidea Müll. Stylaria Lam. Nais serjjentina Müll. Nais? laticeps. Dug\ Nais vermicularis Müll. Linnhxicns arenarins Müller. Cli- tellio Sav. Nais barbata Müll. itata. Müll. Proto Okeii. filiformis Blainv. ' Trophonia. Aud. Edw. Ttibifex? gentilianus Dug., Tab. pallidus Dug. Lumbricus vermicularis Müll. ^Tiibifex? unQ.inarius Dug. Lumbricus variegatus Bonnet. {Nais bar Nais digi Nais filil Lumbricus L. Hypogeon Sav. Clymene Sav, Heule stellte den kleinen weifsen Wurm, welcher sich oft in feuchter Erde der Blumentöpfe findet, als eigene Gat- tung EncJiytT^aeus auf, indem er eine sehr sorgfältige Be- schreibung und Abbildung des äufsern und innern Baues gab. Müll. Archiv 1837. S. 74. Der Wurm ist von 2 — 6'" lang; das Vorderende lancettförmig zugespitzt, das Hinterende abgestutzt; am hinteren Ende des vorde- ren Drittels bemerkt man bei gröfseren Individuen zu gewissen Zei- ten weifse punktförmige Körperchen, die angefüllten Geschlechts- theile. Die Zahl der Körpersegraente variirt zwischen 19 und 61, ist aber bei Würmern von gleicher Länge ziemlich gleich; die Geni- talien nehmen aber immer den 11. und 12. Ring, vom Kopfe abge- rechnet, ein, woraus hervorgeht» dafs die Würmer durch Ansatz neuer Ringel oder durch Theilung der Ringel am hintern Körperende wachsen. Den Kopf bilden zwei Ringel, ein von oben dreiseitiger (Oberlippe) und ein schmaler, aber vollständiger. Jeder der folgen- den Ringle trägt in einer Queerreihe 4 Gruppen steifer Borsten, de- ren jede Gruppe aus 2 bis 4, selten aus 5 oder 6 Borsten besteht, die gerade, nadeiförmig zugespitzt und am dickeren Ende mit einem queeren Fortsatze zum Ansatz der Muskeln versehen, zuweilen durch eine dünne Haut unter einander verbunden sind. Am 11. von der Geschlechtsöffnung durchbohrten Ringe fehlen zur Brunstzeit die bei- d^ mittleren Borstengruppen. Der After liegt im Grunde einer trich- terförmigen Vertiefung des Hinterendes. Die- inneren Organe beste- 345 hen iii einem kufrelförini|ij;cn Schlmulkojjf, 4 Paar wasserhellen Bla- sen, welche vor einer iiia|^enähnliehcn Erweiterung in den Speise- kanal münden, dem mit zahlreichen gelblichen Blinddärmchen hd- besetzten, und dadurch aufsen ganz zottig erscheinenden Darme, der den muskulösen Scheidewänden der Körper&egmente entsprechende Einschnürungen zeigt; in einem Gefäfssysteme aus einem pulsirendeii Kückenstammc der, vorn mit 2 den Schlund umfassenden Aesten in den Bauchstamm übergeht und durch 3 qucere Verbindungszweige mit die- sem communicirt; in sogen. Lungenblasen, die fast in jedem Körper- gliede dicht über den mittleren Borstengruppen nach aufsen münden, und Flimmerbewegung zeigen. "Verf. sah übrigens weder ein Sekret, noch unter Wasser Luft aus ihnen hervortreten, während nach ihm bei Liimüiicus die schleifenförmigen Körper neben dem flimmernden Kanal noch einen besondern Schleimkanal enthalten. In den Ge- schlechtsorganen zeigt sicji Verschiedenheit, insofern bei einigen In- dividuen die äufsere Geschlechtsöffnung mitten an der Bauchfläche, auf einer kegelförmigen Papille, bei andern auf einer Cylindrischen Hervorragung seitlich neben dem Nervenstrange liegt; bei jenen führt von ihr ein feiner, geschlängelter Gang zu drüsigen Körpern, welche ihrem Contentum nach offenbar Hoden sind; bei diesen finden sich dickwandige Blasen und lappige Drüsen, welche mehr oder minder reife Eier mit Keimbläschen und Keimfleck und Dotter enthalten. Dies würde für getrenntes Geschlecht sprechen , wenn nicht in ande- ren Indivi(iuen reife Keime und bewegliche Fäden neben einander vorkämen. Nach Henle ebend. S. 88. ist' bei Heltuo die Begattung nicht eine gegenseitige, wie beim Blutegel, sondern ein Individuum spieH immer die Rolle des Männchens, das andere die des Weibchens. Der doppelte Penis des cT ^^i** ^^r Begattungszeit auf der linken Seite des Rückens etwas weiter hinten, als die weibliche Oeffnung am Bauche, hervor; er wird in die vordere am Bauche gelegene Geschlechtsöffnung des andern Thieres, welche gewöhnlich als männlich gilt, eingeführt; dieses streckt aber nicht selten einen doppelten, dem Rückenpenis des cf ganz ähnlichen Penis, am Bauche vor der den Rückenpenis des cT aufnehmenden Oeffnung hervor. Die inneren Ge- schlechtstheile beider in der iJegattung begriffenen Thiere enthalten sowohl Eier als bewegliche Fäden. Sats bemerkt (Instit. 273), dafs drei Arten Spw an der West- küste Norwegens vorkommen, zwei ohne, die andere mit sehr klei- nen Antennen; »lie cirrenartigen Fortsätze sind weder wahre Anten- nen, nocli Kiejuen, sondern cirri tentaciilares. — Die Gattung Ophe- lia soll nach ihm von S.'wigny verkehrt beschriel^en sein, das Hiuter- ende als Vorderende, die Bauchseite als Rückenseite, die Afteran- hänge als Fühler. Die Ophelien haben nach Sars einen kleinen Rüs- sel: und Augen, keine Antennen; müssen zu den fühlerlosen Nereiden gestellt werdeu. — Die Tuüellaria stellaris Fabr. {Fabricia Blainv.) 346 soll nach Sars zwei Augenpunkte am Vorder- und Hinterende haben, und wenn sie aus ihrer Röhre hervorgeht, zuweilen rückwärts krie- chen. Sagte nicht S. ausdrücklich, dafs er an Fabricius Beschrei- bung nichts zu erinnern habe, so möchte man fdst glauben, er habe EhvenhergAmphicore iürFabricia gehalten, auf welche beides angege- bene, aber nicht Fabricius Beschreibung der Kiemen pafst. VIL M y r i a p o d a. Von P. Gervais erhielten wir eine gröfsere Arbeit über diese ThiergTiippe, in welcher eine historische Uebersicht der früheren Bearbeitungen, eine Aufzählung aller bekannten und einiger neu vom Verf. aufgestellten Arten und einige neue Beobachtungen über die Metamorphose gegeben werden. (Ann. d. Sc. nat. VlI. p. 35 — 60. Taf. IV.) Hrn. Fr. Stein, welcher sich mit dem Studium der Myriapoden eifrig beschäf- tigt hat, verdanke ich hierüber folgende Notizen: Verf. betrachtet die Myriapoden als eine besondere Klasse, wel- che er einerseits an Oniscus ^ andrerseits an die Chätopoden an Pe- ripatus granzen läfst; ihr also zwischen den Annulaten und Crusta- ceen ihre Stellung anweist, wogegen aber das Respirationssystem der Myriapoden spricht. Die Klasse zerfällt Verf. in die Ordnungen Chi- logriatha uud Chilopoda; die Genera sind von LeacJi angenom- men; einige neue Genera sind nur dem Namen nach neu. Zephro- nia Gray enthält die Gen. Sphaerotherium und Sphaeropoeus Br., deren Vereinigung man nur billigen kann. Die Gattung Blaniu- lus Gerv. ist nichts weiter, als der bei uns gemeine /. pulchellus Leach, der mit Julus in allen Beziehungen übereinstimmt, und sich nur durch die verloschenen und fehlenden Augen von den übrigen Arten der Gattung unterscheidet, daher seine Trennung unnöthig er- scheint. Die nur kurz characterisirten Gen. Platyulus Gerv. und Cambala Gray scheinen Brandt's Gattungen Polyxonium und Sipho- nophora (s. Arch. 111. 1. 238.) Die eine Art PI. Audouinimms Gerv. lebt um Paris und hat sechs Augen. Brandt giebt gar von seinem Pol. germanicum nur 4 Augen an , indefs habe ich viele Exemplare dieser Art verglichen und gefunden, dafs die Augen dieser Gattung, wie die aller Myriapoden mit dem Alter an Zahl zunehmen und voll- kommen ausgewachsene nicht 4 , sondern 6 zeigen. — Die Chilogna- then trennt Verf. in die zwei Farn. Oniscoidea (PoUyxenus , Zephro- nia und Glonieris) und Juloidea {Polydesmus , Julus , Crmpedosoma, Platyulus und Cambala'); die Chilopoden in die bekannten Fam. Scu- tigeridea und Scolopendroidea: — Die Arten sind ohne scharfe Kri- tik zusammengestellt, und weder die früher von Brandt aufüestelU ten Arten, noch die vom Verf. hinzugefügten werden sieh alle bei- behalten lassen. Wer zu beobachten Gelegenheit gehabt hat, dafs die Metamorphose schon in dt^r Farbe und Zeichnung (die anderen 1 347 Unterschiede gar nicht berücksichtigt) je nach dem Alter ungemeine Verschiedenheit bewirkt, der wird sich einen Begriff von der hier herrschenden Verwirrung machen können. — Bei der Gattung G/ome- ris sollen die männlichen Geschlechtstheile hinter dem letzten Fufs- paare eingefügt sein. Ich kann zwar aus eigener Beobachtung be- stätigen, dafs die sonderbaren Organe, die sich hinter dem verletzten Fufspaare befinden, sehr grofs^ dick und angeschwollen sind, sonst aber nur, ähnlich wie bei Cryptops und einigen Geophilen riesenmä- fsig ausgebildete Füfse zu seyn scheinen, die aber auf jeden Fall in Beziehung zur Begattung stehen. Dagegen, dafs es Genitalien sein sollen, spricht die Analogie dieser Gruppe. Der dritte Abschnitt der Abhandlung bestätigt De Geerj Beobachtungen über die Metamarphose der Gattung Jtdus und widerlegt Savi, welcher die Jungen ohne alle Füfse gesehen haben will. Auch ich kann De Geer's Beobach- tungen bestätigen. Neu ist des Verf. Beobachtung, dafs mit der Zahl der Körperringel auch die Zahl der einzelnen Augen wächst. Es ist auffallend, dafs diese so leicht zu machende Beobachtung allen frü- heren Beobachtern entgangen ist. Uebrigens hat Verf. keine eben aus dem Ei geschlüpfte Junge gesehen; diese haben nicht sechs Au- gen jederseits, sondern nur 3, erhalten nach der ersten Häutung eins mehr und bekommen dann erst die vom Verf angegebene Zahl. Ebenfalls neu ist des Verf. Angabe, dafs auch die Arten der Gattung Lithohius eine Verwandlung bestehen, in welcher die Zahl der Au- gen, Körperringe, Fufspaare und Fühlerglieder mit wachsendem Al- ter zunimmt. Auch diese Beobachtung kann ich bestätigen, sowie ich denn hier im Voraus bemerken will, dafs ich die Verwandlung bei allen Myriapoden, die ich zu beobachten das Glück hatte, wrahrgenommen habe. Sie erstreckt sich immer auf die Anzahl der Körpersegmente, Fufspaare, Augen, Fühlerglieder, erfolgt nach ganz bestimmten Gesetzen und ist ein durchgreifender Character der My- riapoden, wie ich später in einer ausführlichen Arbeit auseinander setzen werde. Eine Anatomie der Gattung Glomeris gab Brandt (Müll. Arch. 1837. S. 322) nach aufgeweichten Exemplaren. Der innere Bau ist mit dem von Julus sehr übereinstimmend, ■weicht aber durch die sehr kurzen Speichelgefäfse, durch den dop- pelt gekrümmten Darm, das deutlich in 2 Lappen getheilte Gehirn und die mehr nach dem Typus der eigentlichen Insecten gebildeten Tracheen ab, F III. A r a c h n i d a e. Von allgemeinen Schriften erschienen: Koch, Deutschlands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden. Ein Beitrag zur deutschen Fauna. Herausgegeben von Dr. Herrich- Schäffer. 4~9tcs Heft. Regeusburg. \ 348 Koch, Uebersicht des Arachnidensystems. Heft 1. Nürnberg. 8. — dieArachniden getreu nach der Natur abgebiklet und beschrie- ben. Band 3. Heft ö und 6 und Bd. 4. Heft 1—3. a. Milben. lieber die Fortpflanzungsweise des Fteroptus V es- pertilionis vergl. Nitzsch in ds. Archiv HI. 1. S. 327. b. Spinnen. V. Audouin beschreibt das Nest einer Mygale, welches er aus Neu- Grauada erhalten und welclies im wesentlichen mit denen der europäischen Arten (M. cementaria und cor- sicd) übereinstimmt. (^Ann. d. Sc. nat. tom. VII. pag. 227 ) Lucas berichtigt in den Ann. d. l. Soc. Entom. de France VI. p. 369., dafs seine 'Gattung F achyloscelis mit Acti- nopus Perty und Sphodrus Walk identisch sei, und dafs dem Perty'schen Namen wohl der Vorrätig gebühre. Die Männchen haben nicht 5, sondern 6 Glieder an den Tastern, in dieser Hinsicht mit Hersilia zu vergleichen, wo auch an den Bei- nen ein Glied hinzukommt. Bei Äctinopus sowohl als bei Hev- silla ist das hinzugekommene Glied das vorletzte. An einem in Wein- geist aufbewahrten Ex. bemerkte L., dafs 4 Paar Spinnwarzen und 4 Lungensäcke vorhanden seien, das erste Paar der letzteren mehr am Rande, nahe an der Anheftung des Unterleibes gelegen sei. Eine neue Art Ä. Audulnii aus Nordamerika wird beschrieben. Krynicki beschreibt russische Spninen Bull, de la Soc, Imp. dies Nat. de Moscou. 1837. V. p. 73. Tegenaria Scolaris, Drassus cinereus, Latrodectus b-guftatus eine neue Art, schwarz auf dem Hinterleibe, oben an der Basis mit 3 , unten an den Spinnwarzen mit 2 rothen Punkten , deren Bifs für tödtlich gilt; Epeira speciosa; E. lohata, E. Lepechini Kr, (Ara- nea hicornis Lep^, E. meto Kr.; E. Ancora; Thofnisus deUcatulus Walk; Lycosa 'Rossica, die über ganz Süd- Russland verbreitete Ta- rantel und L. chersonensis, Brants hat neue Untersuchungen der Spinnenaugen an gestellt. Tijdschrift voor Nat. Gesch. T. V. 1. 2. Der Glaskörper ist convex-concav. Verf. hat hinter demselben innerhalb der Pigmentschicht Röhren bemerkt, die er den .durchsich- tigen Kegeln der Insectenaugen vergleicht, so dafs diese Augen eine Combination der zusammengesetzten Insecten- Augen und der Augen der Wirbelthiere wären. Nach Joh. Müllers wiederholten Untersu- chungen sind aber jene angeblichen Röhren keulenförmige Anschwel- lungen der Fasern des Sehnerven, welche durch fadenförmige Pigment- 349 körper getrennt sind, und ähnliches findet sich auch in den Augen der Sepien. Vergl. dessen Jahresb. Jahrg. 1838. CXXXIX. IX. C r u s t a c c a. a. Cirripedia, Portio ck wies nach, dafs die Anatifa vitrea Lam,' (Jjcpas fascicularis Ell. Moni. Lepas dilatata Don.} an der ganzen Westküste Irlands sich finde. Gemein ist Anaiifa laevls. Aufserdem finden sich an den irischen Küsten nach Ball: Anatifa sulcata {Lepas sulcata Moni.} A. striata Lam.t Pollicipes scalpelluvi Lam und Cineras viitata Leach. Lam. (Instit. S. 397.) b. Entomostraca. H. Kröyer setzte seine Untersuchungen über Schmarotzer- krebse fort {NaturUst. TijdsshriU. 1. 5. S. 375., 6. S. 650.) Hofi'entlich wird ein Auszug aus dieser reichhaltigen Abhand- lung im 5. Jahrgange dieses Archivs erscheinen. Robert Tehipleton gab eine sehr sorgfältige Beschrei- bung und Abbildung von einer neuen Lophyropodengattung^ Anomalocera, der irischen Küste. Transact. qf the entomol. Soc. of London. Vol. IL, 1. 1837. S. 34 Taf. 5.) Der Körper ist länglich, nach hinten verdünnt, mehrgliedrig, das gröfste Segment bildet der dreiseitige Kopf; 5 Glieder bilden das Bruststück, der Hinterleib, aus 3 ©der 4 Gliedern, endigt mit 2 spa- telformigen , borstentragenden Lamellen. Antennen 2 Paar; das obere viel länger, bei den muthraafslichen (^ ungleich, indem die linke peitschenförmig, undeutlich -vielgliedrig, einseitig mit Borsten be- setzt; die rechte neungliedrig in der Mitte und am vorletzten Grund- gliede auffallend angeschwollen; das zweite Paar kurz, tasterähnlich dreigliedrig, mit einem-borstentragenden Anhange an der Basis und Borsten am breiten Endgliede. Das einfache Auge bei den (^ lang- gestielt, zwischen den beiden hakenförmig herabgebogenen Spitzen der Stirn hervortretend, bei den 9 auf einem konischen Vorsprunge fest sitzend. Die Mundtheile bestehen in einer dicken haarigen Ober- lippe, einem rundlichen, borstigen Oberkieferpaar neben der Mund- Öffnung mit 5-gliedrigem Taster an ihrer Basis, und, wie es scheint, aus einem Maxillenpaar und einem grofsen nach vorn gekrümmten und mit langen Borsten tragenden Vorsprüngen versehene Kieferfufs- paare. Einfache mit Borsten besetzte Schwimmfüfse finden sich 4 Paar, und ein Paar Füfse, die in den beiden Geschlechtern im- gleich sind. Beim ij zeigt der linke 4 Glieder aufserhalb des Pan- zers, von denen das 4te sehr klein ist und einen kleinen dreiklauigcu 350 Anhang trägt; der rechte zeigt aiifsen nur 3 Glieder und ein gekrümm- tes Klauenglied, welches gegen einen fingerförmigen Vorsprung des flachen vorletzten Gliedes bewegt werden kann. Bei den $ ist das ]etzte Fufspaar sehr abweichend, trägt auf seinem zweigliedrigen Grundtheile ein undeutlich dreigliedriges, mit einem sägeähnlichen Fortsatz neben den Spitzen des Endgliedes versehenes Bein, und neben dessen Grundgliede einen sehr kleinen gabiigen rctractilen Anhang. Einen zweigliedrigen spateiförmigen Anhang, welchen Verf. linkerseits am Grundgliede des Hinterleibes fand, hält er für einen verschrumpften Eierbehälter. Guerin machte in seinem Mag. de Zöol. Taf. 21. eine neue Limnadia , L, Mauritiona, von der Insel Mauritius be- kannt. Sie hat ISPaar Kiemenfüfse, so dafs die Zahl 22 bei Hermanni nicht mehr als generischer Character gelten kann. Straufs Dnrkheim beschrieb in dem Museum Senckenh, Bd. 2. S. 119 ein neues Genus der Daphniden Estheria, Rüpp. E. dahalacensis Rüpp., welches sich zwischen den Lynceen und Limnadien einreiht, und von ihm folgeudermafsen characterisirt wird. „Kopf in die Schalen ganz einschliefsbar; diese beweglich, an ihrem ürtheil, wie bei den meisten Acephalen, mit einwärts geboge- nen Wirbeln (Nates) versehen. Der Hinterleib (Schwanz) ausgestreckt, am Ende nicht abwärts gekrümmt. Zwei ganz dicht neben einander liegende zusammengesetzte Augen. Zwei einfache Fühlhörner unter dem vorderen Hocker des Kopfschildes, oben vom hinteren Rande der abwärts gerichteten Lamelle des Kopfes, w^elche dem Schnabel der Daphnien entspricht, herabhängend. Die vielgliedrig- zweiästigen Bewegungsorgane neben dem Kopfe, welche man bei Daplinia als Antennen betrachtet, gelten dem Verf, wie dort, als erstes Fufs- paar (Ruder). — Von den Lynceen und Limnadien unterscheiden sie sich durch die Anwesenheit der Wirbel {Nates) an den Schalen, von den Limnadien durch den Kopf, der noch zum Theil vortritt, durch den Mangel des Kopfzapfens, mit dem die Limnadien sich anhängen können. Die Schalen der cf sind 4'" lang, 2'" breit, bei derf 9 -} kleiner, Acephalen-Schalen ähnlich, mit deutlichen Wachsthum- streifen. Aufser dem Ruderpaare beim (^ 2 Paar mit einem Haken und einem Tastorgan versehene Fangfüfse zum Festhalten der $ und 22 Paar Kiemenfüfse, beim $ 24 Paar Kiemenfüfse. Das Schwanz- ende heider Geschlechter mit 4 Klauen. Audouin erwähnt ver- wandte Arten aus Oran und dem südlichen Rufsland (Instit. 192. und 195. S. 40.) c. Hedriophthalma Leach. II. Rathke gab eine ausgezeichnete Monographie des Bo- 351 pyrus squillarmn (De Bopyro et Nereide. Bis^ae et Bor- patl 1837. 4^0.) Der Bopijrus findet sich nur bei Palaemon- Arten, nicht bei Crfi7ig-o?i, und merkwürdiger Weise traf ihn Verf. nur bei den Weib- chen der ersteren, deren Eier dann stets in der Reife sehr zurück waren, woraus Verf, schliefet, dafs der Bopyrus auf die Functionen des Wohnthieres sehr störend einwirke. Fast immer findet sich ein Pärchen zusammen, nie aber fanden sich 2 Weibchen in einem Pa- Uiemon. Immer bewohnt das i?o/>yn<*- Pärchen nur eine der beiden Kiemenhöhlen, und zwar so, dafs das Weibchen mit nach hin- ten gerichtetem Kopfe seine Bauchseite der Kiemendecke, seinen Rük- ken den Kiemen zukehrt, und aus der die Kiemenhöhle auskleiden- den inneren Haut seine Nahrung saugt, die nur flüssig seyn kann, da Kiefern dem sehr kleinen Munde in beiden Geschlechtern gänzlich fehlen. Das symmetrische J* verläfst nicht freiwillig seine Stelle unter dem Hinterleibe seines $, zwischen dessen platten dreieckigen Kiemen es sich aufhält und sich wahrscheinlich von dessen Kothe nährt. Die 9 sind unsymmetrisch, so dafs die rechte oder linke Seite viel länger ist, je nachdem sich das Thier in der rechten oder linken Kiemenhöhle des Palaemon aufhält; immer ist nämlich die Seite kürzer, welche dem Rücken des Wohnthieres zugewandt ist. Im frühsten Lebensalter sind die Jungen beider Geschlechter symme- trisch, ihr Rumpf hat nur 4 im Verhältnifs längere mit Krallen ver- sehene Fufspaare, und ihre Kiemen sind so bedeutend entwickelt, dafs sie ihnen als Schwimm organe zu dienen scheinen. Auch die Fühler des zweiten Paares sind bei den Jungen sehr lang, bei den Erwachsenen dagegen rudimentär. Die Augen, welche bei den Jungen und den cf vorhanden sind, verschwinden bei den $ nach Beginn des Schmarotzerlebens. Die Anatomie und äufsere Beschreibung beider Geschlechter ist im Werke selbst nachzusehen. Jene zeigt ei- nen kleinen rundlichen im Kopfsegmente gelegenen Magen, einen ge- rade zum After verlaufenden Darm, an welchem 7 Paar Leberlappen bis fast zum Ende sich erstrecken, ein dreifächrig Herz- und einen grofsen, die ganze Rumpfeshöble erfüllenden doppelten Eierstock. d. Podophthalma, Leach, Den Rost der Brachyuren, sämmtliche Macrourjn und die Storiiatopoden sind im zweiten, 1837 erschienenen Bande von Mi Ine Edwards Hw^o/rß naturelle des Crustaces ab- gehandelt. Bei dein Reichthum des Inhalts mufs hier auf eine Analyse verzichtet werden. Milne-Edwards beschrieb aufserdem ein neues Genus aus der Familie der C^arnelen, Rhynchocinetes, in den ^nn, d. Sc. nat, VIL p. 165. 352 Sie zeichnet sich durch eine bewegliche Stirnplatte aus , welche vermöge eines Cliarniergelenkes zwischen den Fühlern nieder gebo- gen und zu fast senkrechter Stellung aufgerichtet werden kann. Sie entspricht der abgesonderten Schnauzenplatte der Squillen. Ob sich mehr daraus folgern läfst^ wie Verf. will, mufs ich dahin gestellt sein lassen. Duvernoy gab Beiträge zur Anatomie der Gattung Squilla. AnJt, d. Sc. nat. VIII. S. 41. Vertebrata. Allgemeines: C, Reichert über die Visceralbogen (d. i. Kiemenbogen) der Wirbelthiere im Allgemeinen und deren Metamorphosen bei den Vö- geln und Säugethieren. Müllers Archiv. 1837. S. 120 mit 3 Tafeln Retzius Übel* den inneren Bau der Zähne, ebend. S. 486. Bujack, Naturgeschichte der höheren Thiere. (Rück- gratsthiere) mit besonderer Berücksichtigung derFmma P?'uss/'ca, Ein Handbuch für Lehrer der Jugend, Oekonomen, angehende Forstmän- ner und Freunde der Natur. Mit 2 Kpfrn. Königsberg, gr. 8. (Be- merkungen dazu von H. Rathke (preufs, Provinzbl. Bd. 18. S. 467. und von Dr. v. Siebold (ebend. S. 598.) Bemerkungen zu Lorek's Fauna primica von Dr. v. Siebold preufs. Provinz. Bl. Bd. 17 S. 433. H. R. Schinz, Verzeichnifs der in der Schweiz vorkommenden Wirbelthiere, als erster Theil der auf Veranstaltung der allg. schwei- zerischen Ges. für die gesammten Naturwissenschaften entworfenen Fauna Helvetica. Neuchatel 1837. 4to. Besonders abgedruckt aus den: neuen Denkschriften der allg. schweizer. Gesellschaft für d. ges. Naturwissenschaften. Bd. 1. Neuchatel 1837. 4to. Von C. L. Bonap arte's, Prinzen von Musignano, Fauna ita- lica gelangten zu uns Lieferung 16 — 18 (noch im Jahre 1836 erschie- nen) und 19, 20 und 21 (1837). Sie enthalten Abbildungen und Be- schreibungen von vielen bekannten, aber auch von vielen neuen Ar- ten, deren specielle Betrachtung dem 5. Jahrgange vorbehalten blei- ben mufs. Robert Templeton: Irish Vertehrate Animah; selected from. the papers of the late J. Te?npletow, Esq. in Loud. Mag. o/ Nat. Eist. New. Ser, 1. S. 403. Zur Fauna üngarn's finden wir manche werthvoUe Notizen in Be- zug auf Vögel und Säugethiere in Fr. Naumann's ornith. Reise nach und durch Ungarn, d. Arch. III. 1. S. 69. Wichtige Aufklärungen über die Wirbelthier- Fauna Grönlands, besonders dessen Fische, erhielten wir von J. Reinhard in dessen Ichthyologishe Bidrag til den Grönlandslce Fauna. 1. Heft mit 8 Kpfrn. Kopenhagen 1837. 4to. Wegen ihrer Reichhaltigkeit mufs ich einen ausführlichen Auszug dem 5. Jahrgange vorbehalten. 353 Klippels neue Wirb elthiere zur Fanua AbysSiniens Lief. 10 und 11. beschränken sich auf Vö^el und Fische, s. u. Ueber das Leuchten der Augen bei Säugethieren und Vögehi theilto Dr. Hassenstein (Isis. 1837. S. 514) Versuche mit. Bei den Herbivoren strahlt ein bläulich -grüner, bei den Carni, voren ein grünlich - weifser Lichtschimmer aus der Tiefe des Aiiges durch die Pupille hervor, stärker bei Carnivoren, als bei Herbivo- ren, stärker bei Thieren mit hoher Muskelkraft und Reizbarkeit, als bei schwächlichen, stärker bei gereizten Thieren, als im ungereizten Zustande, am schönsten an einem ziemlich dunklen Orte, wenn ein- zelne Lichtstrahlen in ihr Auge fallen können; bei völliger Dunkel- heit findet kein Leuchten statt und verschwindet gleich bei gänzlicher Absperrung der Lichtstrahlen. Bei Kakerlaken von Frettchen, Ka- ninchen leuchtet das ganze Auge mit rothem Lichte unter gleichen Umständen, und eben so bei den Eulen mit rother Iris, bei denen ein rotlier stark glänzender Ring in der vorderen Augenkammer er- scheint, der sich mit der Bewegung der Iris vergröfsert und verklei- nert. Immer ist es nur der Reflex des ins Auge fallenden Lichtes vom Tapetum lucidum, oder von der ganzen pigmentlosen Choroidea bei den Kakerlaken) oder von der Iris (Eulen); denn Augen todter Thiere geben in günstiger Stellung und Beleuchtung dieselben Er- scheinungen. X. P i s c e s. Allgemeines. Ichthyologie francoise ou histoire des poissons d' cau douce de la France par Vallot. 8. Von Scandinaviens Fiskar, malade efter lefvande Fxemjüar och ritade pa sten af W. v. Wright med text af B. Fr. Fries och C. U. Ekström. Stockhohn 1837. 4to. erschienen Heft 2 und 3. Transact of the Cambridge Philos. Soc. 1837. Vol. VI. Pars IL enthält die Abbildungen der im vorigen Berichte erwähnten Fische von Mader a von Low«, von welchem wir nach Proc. of the Zool. Soc. pag. 37 eine St/?iopsis der Fische von Madera zu erwarten ha- ben. Aufser dem Aal fehlen Süfswasserfische dieser Insel gänzlich, wegen Mangel der Seen und Sümpfe und weil es nur reifsende Berg- ströme giebt. Madera hat von Seefischen eben so viele Arten mit dem mittelländischen Meere als mit Grofsbritanien gemein; aber im Verhältnifs der Acanthopterygier zu den Malacopterygiern zeigt sich Verschiedenheit. In der Fauna Grofsbritaniens verhalten sich die mari- nen Acanthopterygier wie i{ : 1 . im Mittelmeer wie 2f zu 1 , in der Fauna von Madera wie 3^ ; 1. (Proc. Z. S. 1837. S. 37.^ Ein Verzeichnifs der Fische, welche das Wiener Museum aus Rumelien empfing, giebt Heckel in den Aunalen des Wiener Museums II. 1. S. 155. Es finden sich dort : 354 Perca ßuvlatiUs var. mgrescens, Golius semilunatus H., Cypri- nus carpioL., C. carassius, Barbus communis var. cydolepis, Tinea vulgaris Cuv., Gobio vulgaris; Rhodeus amarus Jg.; Abramis mela- nops H.; Leuciscus 'Dobula, rutihis, erythrophthalmus ^ aphya — Chondrostoma Nasus Jg. — Acanthopsis Taenia Jg., Esox Lucius Ls, Salmo fario L. Mehrere Notizen zur Fischfaima Irlands gab W. Thompson Proc. Z. S. 1837. S. 55. J. systematic and itratigraphical catalogne of the fossil ßsh by Philipp Grey Egerton. London 1837 Ato. Ueber den Darmkanal der Fische s. H. Rathke zur Anatomie der Fische in Müllers Archiv f. Anatom. 1837. S. 335. mit Abbild. ^, Acanthopterygii, J.Heck eis ichthyologische Beiträge in den Annalen des Wiener Museums II. 1. S. 143. betreflfen aus der Abtheilung der Acanthopterygii die Familien der Cottoiden, Scorpaenoi- derip Gohioidem Zwei neue Genera und mehrere neue Ar- ten werden beschrieben. Co'ttus poecilopus Hechel (T. 8. f. 1. 2.)! pinnis pectoralibus Omnibus indivisis, ventralilus variegatis; aus einem Gebirgsbache Ungarns. C. microstomus H. (Taf. 8. f. 3. 4.) oris latitudine intervallum marginum suborbitalium aequante, cauda attenuata; ^aus [der Umge- gend von Krakau; 4.'" C. gracilis H. Pinnae ventralis radiis 4, linea laterali cau- dam non attingente. Neu -York. 31 ." — Verf. giebt schliefslich fol- gende Ueber sieht: Pinnis ventrali- bus radiis 5. . . Pinnis pector. (Oris latitudine in- mdivisis radiis superio-Uervall. margi?ium ribus divisis j supertital. super an- ^te ^ cauda crassa. iOris latitudine in- tervall. marg. sub- orbital, aequante cauda attenuata. {Pinnis ventral, va- riegatis, dors. ra- diis 9 — 16. {Pinn. ventral, uni- coloribus, dors. ra- diis 8 — 18. Pinnis ventralibus radiis quatuor C. Gobio Cuv. Val C. microsto^ mus Hechel. Cott. poecilo- pus Hech. Richards. C. affin. Hech. (C. Gobio Echstr.} C. gracilis Hechel. 355 Gobius Quagga Heck. (Taf. 9. f. 5. 6.) Maxilla inferiore lon- gitndine siiperiorem siiperante, operculo pharyngem tegente; fasciis brunneis capitis 3, trunci 4. Palermo. G. semilunaris (Taf. 8. f. 5. 6.) Macula somilunari utrinque ad pinnam dorsalem, ano papillis acuminatis 10 clauso. Die beiden neuen Genera sind Scorpaenojisis Heckel und Trachydermus. Scorpaenopsis. Dentibus in utraque maxilla et in vomere; in palato nuUis; capite compresso, spinoso alepidoto; corpore squa- mato, appendicibus cutaneis lateralibus et in capite; pinna dorsali unica; radiis brachiostegis 7. Sc. nesogallica H. (Scorpaena nesogallica Cuv. Val.^ Fronte in- ter oculos dimidium oculi diametrum aequante; ossibus frontralibus posterioribus impressis. Sc. neglecta H. fronte inter oculos diametrum oculi aequante; ossibus frontalibus posterioribus planis. 5^' wahrscheinlich aus dem indischen Meere. Trachydermus Heck. Corpore fusiformi; capite depresso, spi- nis variis instructo, appendicibus membranaceis nullis; dentibus in maxilla utraque, in vomere et in palato; radiis branchiost. 6; pinn. dorsalib. 2, aut separatis aut basi coniunctis; pinnis ventralibus ra- diis 5, sub pectoralibus sitis; squamis nullis, cute aspera. .Von Cot- tus durch die Gaumenzähne unterschieden. Tr. efasciatus H. (T. 9. 1. 2.) Pinn. dorsalibus separatis; ma- xilla superiore inferiorem longitudine superante. Philippinen. Tr. llichardsonii Heck. (Cottus asper. Richards.) Pinnis dor- salibus coniunctis, maxilla inferiore superiorem longitudine superante Die Iconograßa della fauna italica enthält: Smaris gagarella , vulgaris, mauvü (Lief. 16.) — AtJiQrina hepsetus, mochon, lacustris, Bayeri (Lief. 17.) — Trigla ohscura, gumardus (Lief. 20.) In Fries und Eckströms trefflfichem Werke über die scan- dinavischen Fische Heft 2 und 3 finden wir aus dieser Ab- theilung schöne Abbildungen und Beschreibungen von: Cottus quadricornis L., C. Gobio L., .Zoarccus viviparus Cuv., Jnarrhichas lupus Z,., Lahrus rupestris L. und L. exoletus L, — La- brus rupestris wurde von Linne zuerst in der westgothischen Reise beschrieben, wo durch einen Druckfehler spinis dors. 9 statt 19 steht, welches Linne selbst veranlasste, diesen von ihm L. suilhis in der Faun. suec. benannten Fisch im System als verschieden von L. rupestris (seiner Sciaena rupestris Mus. Ad. Frid.) anzusehen. In Reinhardts Beiträgen zur grönländischen Fauna sind die Ge- nera Ly Codes und Bythites (d. Arch. 111. 1. S. 236) besclirioben und abgebildet. W. Thompson weist nach, dafs Gohiusniger Montagu IV. Jahrg. 2. Bd. 24 356 und G. niger Ciiv. Val. spccifisch vcrschioflen sind, nnd schlägt für jenen den Namen G. hriitanicus vor. Der G. niger Cuv. Val. kommt im Mittelmeere bis Corfu nnd an der Westküste Irlands vor. Pro'z. Z, S. 61. Bei G. niger Montag, ist der Unterkiefer länger, bei dem an- dern die Kiefer gleichlang. Bei jenem mehrere iinregelmäfsige Rei- hen Zähne in beiden Kiefern und die der äufseren Reihe nicht \iel gröfser als die übrigen und gleich diesen gerade, mit abgestutzter Spitze; bei G. niger C. V. ist die äufsere Zahnreihe viel gröfser und einwärts gekrümmt; bei G. brittanicvs verläuft eine Furche vom Kopf zur Rückenflosse, die beim andern fehlt; die Papillen beim britischen so zahlreich am Kopf, dafs dieser fein gravirt erscheint, bei G. niger C. V. halb so zahlreich; beim britischen Z). 6 — 14. P. 18. F. 1 — 5. A. 12. C. 15. und einige kurze; bei G. niger Ciiv.Q—iQ. P. 20 — 21. F. 5. J. 13. C. 14. — G. niger Don. Flemm. sei G. Ruthensparii Eiq^hr. (G. bipunctatus Yarr.^ G. niger JJl. sei von allen genannten verschieden. Auch G. niger Riss, weiche von G. niger C. V. in der Zahl der Flossenstrahlen ab.' Kröyer gab eine Notiz über den Blennius lumpenns Ström. Naturh. Tidsh 1. 5. S. 519. vgl. Fries, d. Archiv 1839. 1. S. 38. Eine neue Gattung der Tänioiden Echiodon wurde von Thompson in den Proz.Z. iS*. 1837. S. 55. so characterisirt : Kopf oval; Körper sehr verlängert, zusammengedrückt, schmal, lancetförmig, Schnauze mäfsig lang; Maul schief gespalten, beide Kiefer mit grofsen cylindrischen Zähnen am Ende; keine Bauchflos- sen noch Schuppen statt derselben; alle Flossenstrahlen w-eich: Rük- ken- und Afterflosse erstreckten sich fast über rfie ganze Länge, Kie- menhaut mit 7 Strahlen. — Die Art C. Drumondii 11" lang an der irischen Küste. B. Malacopterygii, Von He ekel /. c. S. 154. wurden iolgoude Gyprinoiden beschrieben : Abramis melanops H. (T. 8. f. 3) Rostro incrassato, obtuso; squamarum serieb. 10 supra, 6 infra lineam lateralem; pinna anali pone pinnam dorsalem, radiis 21. Cärassius humilis H. (T. 9. f. 4) Basi pinnae dorsalis cor- poris altitudinem aequante; squam. seriebus 6 supra, 5 infra lineam lateralem. Palermo. Carass. bucephalus. Capite incrassato, valde obtuso, dorso subelevato; pinna caudae capite breviori, linea laterali in medio cor- poris evanescente, squam. seriebus 8 supra et 5*infra lineam latera- lem. Macedonien. Mehrere Cyprinoiden der italienischen Fauna finden wir in der Iconograßa della F. I. von C. L. Bonaparte. Cyprinns regina, elatus; Tinea italica, chrysitis; (Lief. 18.^ 357 Leuciscus squabts, ruhilio^ scardafa (Lief. 19.) Leudscus ruhella, viutlcellus, trasimem'cus (Lief. 20.) Ueber die Familie der Karpfen erhalten wir manche in- teressante Bemerkungen in den Scandinavisk Fiskar von B. Fr. Fries und C. U. Eckström. Verf. zählen 18 Arten der scandinavischen Fauna. Cyprinus Fa- renits soll nach ihnen ein junger C. lirama, imd C. phoxinus Ntlfs. von C. aphya nicht specifisch unterschieden sein. Oh Idh ar- btis L. zu C. Idiis oder C. rutihis zu beziehen sei, lasse sich aus Linne's kurzer Diagnose nicht bestimmen. Cypr. microl epidotus X Ehstr. sey C. Idus im Jugendzustande. Cypr. Jeses Bl. halten Verf. für C. Idus L.\ nicht nur stimme dazu seine Abbildung von C. Jeses (Jaf. VL), welche auch Cuvier zu C. Idus citirt, keinesweges aber (^ XXXVI.^, sondern auch in seiner Beschreibung, dafs die „Seiten- linie mit 58 gelbbraunen Punkten besetzt sei," was auf die für C. Idus charakteristische Schuppenzahl der Seitenlinie (58) hindeute. — Ar- tedi beschrieb Cypr. Blicca Bl. zuerst als C. Björkna, unkundig, dafs dieser Fisch von älteren ausländischen Ichthyologen C. B allem s und Blicca genannt sei, citirte diese zu seinem Blicca^ wel- chem Linne dann den Namen B aller tis liefs. Dieser kannte Arte- di's C. Björkna nicht, sondern beschrieb als solchen in der Fau7ia Siiec. Nr. 371, wie aus der angegebenen Strahlenzahl 35 hervorgeht, einen jüngeren C. B allem s. Dagegen ist C. Blicca Bl. identisch mit Artedi's Björlna. — C. cephalüs L. ist identisch mit C. Do- hula Nilfs. Syn. und wahrscheinlich auch mit C. Dobula Retmus F. Suec. p, 3.i6. Von Bloches Abbildungen pafst C. Idus Bl. taf. 36. am besten hieher. Es ist dieselbe Art, welche die englischen Ichthy- ologen von Willugby an als Chub oder Clievin beschrieben und für welche der Name C. cephalüs L. mit Recht in England ange- nommen ist. — Von C. Idus, C. Blicca, (Heft 2) von C. cephalüs L., C. Grislagiiie Art., C. rutilus L., C. erythrophthalmus L. (Heft 3) sind vortreffliche Abbildungen gegeben, eben so finden wir von Weich- flossern noch Esox lucius (Heft 2) und Gadus minutus L. (G. luscus Nilfs.) und G. merlavgns L. (Heft 3) abgebildet. Pred. Löffler erzählt zwei an sich und seiner Familie beobach- tete Fälle, in denen der Roggen der Barbe (C. äö^^wj Z..) hef- tiges Erbrechen erregte; Pr. Provinz. BL 18. S. 545; giebt eben da- selbst einige Bemerkungen zu Fetromyxon hranchialis , Esox lucius, C. phoxinus, Colitis Barhatula , Salnio Fario, S. thymallus — und besonders über den Aal, unterscheidet eine zweite Art desselben, ohne sie genauer als durch auffallend kurzen Körper, geringere Schwere (2 t)is 3 Pfd.) und nicht schlangonformige Bewegungen zu characterisi- ren, und erzählt Erfahrungen über seine Winterruhe. Im Frühlinge sah er einst gegen 200 Aale in dem Sumpfe eines geringen Grabens fangen , welche in dem Schlamme desselben überwintert hatten. Aus der Familie der Schollen finden wir in der Icognogr. F. ituh 24 * 358 Livr. 19. eine neue Art PI. Grohmanni Bon. neben PI. passer auf- gestellt, und eine für die britische Fauna neue Art, Monochirus minutus Parnel von diesem in Mag. of Zool and Bot an 1. S. 528 beschrieb en. V. Bär fand bei Gadiis Nowaga die Querfortsätze der Bauch- "wirbel aufserordentlich entwickelt, hohl und dafs in diese Höhlungen seitliche Fortsätze der fiederförmigen Schwimmblase eingehen. Buf- let. scientif. de St. Petersb, U.p. 317 und ebend. ///. Nr. 23. Beschrei- bung des Skelets. Echeneis sedecimlamellata Eyd. Gerv.. rute coriacea, dis- ci lamelUs 16; pinnae dors. rad 28, p, 21, ventr. 5, an. 25, caud. 18 Ind. Oc? Guer. Mag. Zool. CL IV. taf. 16. Syngnathus Bainvilleamis Eyd. Gerv. appendiculis nullts; pinna dors. ano opposita; thoraco - ah domine elevato punctis asperso; squamis radiatis. Mare indic. Gner. Mag. Zool. Cl. IV. t. 17. RüppeTs Wirbelthiere beschreiben Arten der Gattungen Beto- ne, Hemiramplms , Bagrus , Clupea, EngrauUs; ferner von Sclero- dermen: Batistes, Monacantkus, Tetrodon. C. Cartilaginei. In derselben Lieferung giebt Rüppell eine Uebersicht der von ihm im rotheu Meere beobachteten Plagiostomen. Eine neue Gattung Nebrius und mehrere neue Arten werden auf- gestellt. Erstere ist mit Ginglymo Stoma Müll, und Henle identisch und da deren vorläufige Mittheilungen bereits im July erschienen; Rüppell's Lieferung aber erst im Herbste ausgegeben wurde, bleibt jenen die Priorität. Die beschriebenen und abgebildeten neuen Arten, sind: Scyltium heptagonum, von Müller und Henle als Varie- tät 3 zu Stego.■■' Gen. 1. AI ca. Brifs. Linn. e. p. Rostrum transvcrsim sulcatum, a latere inspectum ovale, compressum. A. torda L. — A. impennis L. Gen. 2, Uria. Brunn. Lath. llostrum csulcatum, subconicum, com- pressum, Caput longitudine subacquans. Nares supra totae pennu- lis tectae. Pedes fortiores. a. Subg. Lomvia. Rostrum altius et latius: ■ '■; i, U. Troile Lath. (U. Lomvia Brunn.) 2. U, Brünnichii Sab. (ü. Francsii Leach; ü. troile Brunn.) — 3. U. Ringvia Brunn, (ü. lacrimans La Pyl.) b. Subg. Grylle Rostrum angustiüs, subconium: 4. U. Grylle Lath. — 5. U. Mandtii Licht.— 6. ü. carbo. Br. Cepphus Carbo Pall. Zoogr. tota nigra, p«dibus rubris, orbitis et Stria ab orbitis pone oculos ducta albi's. a Gen. 3. Brachyramphus. Brandt. Rostrum capite multo bre- \lUs apice adunco, lateribus fortius compresso. Narium dimidia pars pennulis tecta. Pedes debiliores. a. Subg, Apobapton. Br. Rostrum minus elevatum, angustiüs. Sp. 1. Br. marmoratus Br. (Uria marmorata Lath. Cepphus perdix Pall. Zoogr.) Sp. 2. Br. Wr angelii Br. Rostrum capitis dimidii circi- ter longitudine. Caput supra, nucha et dorsum e nigricante grisea Alae et cauda nigrae. Reliquae partes, nee non Stria longitudinalis su- pra.alam albae. Tarsi digito medio breviores. Longit. tot. 9V' Patria: 3nsuL Aleuticae. Sp. 3. Br. brachypterus Br. (Uria brachyptera Kittl. Ms.) supra cinerea, alis caudaque nigricautibus. Collum sub- tus et in lateribus, pectus et abdomen alba. Rostrum capitis dimi- dii circiter longitudine. Tarsi digito medio longiores. Longitudo a rostri apice ad caudae apicem 9." Patria Unalaschka. Sp.4. Brach. Kittlitzii. Br. Supra cinerea nigricante et pallide e fusco-flaves- centc undulata et submaculata; subtus alba, subfuscescente tenuis- sime lavata, nigro et quidem in pectore frequentius undulata. Alae e cinerascente et fusco nigrae. Rostrum brevissimum, capitis lon- gitudinis } circiter adaequans. Tarsi digito medio breviores. Long, tot. 9". Kamschatka. ,^ b. Subg. Synthliborhamphus Br. Rostrum breve, altum, dilatatum, a latere inspectum fcre ovale. Sp. 5. S. antiquus Br. .367 (Alca antiqiia Lath. üria antiqiia Pall.) Sp. (5. S. Temminckii Br. (U. Wumizusume Tem. PI. col. t. 579.) 4. Gen. Mort^ulus Ray (Uria Briss. e. p. Ccphu.s Cuv.) Sp. i, Mcrg. mclan olcurus Kay (M. Alle Vieill. gal. t. 295. Uria mi- nor IJrifs. Alca alle L.) Tril). II. Gymnorhincs s. Aptcrorhines, Nares pennulig haud obtcctae. 5. Gen. Ptychorham phus. Br. Rostrum conirum, subacutum. modice elongatum. Maxillae pars basalis supra plicis nonnullis tran.s- versis, angustis, cutaneis tecta. Sp. 1. Pt. aleuticus Br. üria aleutica Pall. Zoogr.) 6. Gen. P li a 1 e r i s Temm. Rostrum breve fere trianguläre. Ma- xiila basi sine appcndice, apice aduiico. Mandibula margine supc- riore recto vel subrecto. Sp. 1. Ph. tetracula (Alca tetracula Pall. Spicil. üria tetracu- la Pall. Zoogr.) — Sp. 2. P. dubia Br. (U. dubia Pall. Zoogr.) — Sp. 3. Pb. pygmaca (Alca pygmaca Gm. s. n. üria pusilla Pall. Zoogr.) Sp. 4. Pb. microceros Br. similis habitu Ph. pygmaeae, sed paulo minor. Rostrum rubrum. Maxillae dorsum basi comiculo auctum. Caput cristula destitutum. Pectus nigro undulatum vel lavatum. Sp. 5. Ph. camtschatica Br. (Alca camtschatica Lepechin Nov. Act. Potrop. XII. t. 8. üria mystacea Pall. Zoogr.) — Phaleris cri- statella Tem. pl. col. t. 200. (Mormon superciliosa Licht. Doubl. Verz.) Gen. 7. Tyloramphus Br. Maxiila ba.si prope angulum oris tuberculo aucta. Mandibulae ßuperior margo emarginatus. Sp. 1. T. er is tateil US Br. (Alca cristatella PalL Spie, üria cristatella Pall. Zoogr.) Gen. 8. Ombria Eschsch. Rostrum valde corapressum et al- tum a latere inspectum fere ovale. Maxilla sub^pice emarginata scal- pello, mandibula apice suo acutissimo sursum directo falci similis. gpec. 1. O. psittacula Eschsch. Atl. t. 17. (Alca psittacula PalL Spie. Z. Lunda psittacula Pall. Zoogr.) Gen. 9. Cerorhina Bonap. (Chimerina Eschsch.) Rostrum comprcssum , altum , a latere inspectum fere ovale. Maxilla adunca in partis dorsalis basi corniculo compresso aucta; mandibula adunca, apice deorsum directo. Spec. C. oricntalis. (aliis Cerorliyncha Orient.) Bonap. Ann. d. Lyc. de New -York; Ch. cornuta Eschsch. Atl. 12. Alca monocerata Pall. Zoogr.) Gen. 10. Fratercula Brifs. (Lunda Gessn. Mormon 111.) Rostrum altissimum, lateribus valde compressum et ovale, apice sul- cis transversis parallelis, Ceroma tumidum, incrassatum. a, Subg. Ceratoblepharum Br. Supra palpebram superiorem appendiculus triangularis comeus. Sulci in rostri apice obvii retror- sum arcuati. Ab ocuHs ad nucham sulcus elongatus in ptilosi. Spec. 1. Fr. (Ccratobl.) arctira. Alca arctica L. Spec. 2. ¥ r. (Ceratobl.) corniculata Br .Mormon Comic. Auct. 36B \). Subg. Gymnoblcphariim. Siipra palpcbram siipcriorem appendiculus corncus nullus. Sulci in rostro antrorsum arcuati. Ab oculis ad niicham, ubf sulcus in subgenere antecedente, penicillus pennarum elongatus. Spec* 3. Fr. (Gymnobl.) cirrata. AIca cirrata Fall. Spie. Z. Fase. V. p. 7. Brandt untersebied 8 neue Arten der Gattung Cur ho. Bullet, de l'Acad. d. St. Pctersb. III. 55. fg. A. Caput crista destitutum. a. Maiores vel mediae. 1) C. penicillatus. Caput totum, collum, dorsum, pectus, abdo- men, crissmn et femora atra; capite et colli superiore parte e viola- scenti et viridi; colli inferiore parte, dorso pectore, abdomine, crisso et femoribus e viridi nitentibus. Tectrices alarum ex atro-viridi splendentes anguste atro marginatae. Gula e fuscescente alba. In regione parotica, nee non supra humeros pennae angustissimae, clonga- tae, albae, rectae, subsetaceae, subpenicillatae. Cauda breviuscula, atra, scapis aterrimis. Pedes atri. Longit. (a rostri apice ad caudae apicem) %' 1'' 4'" Patria? 2. C. cincinatus Br. Caput, Collum, dorsum, pecius, abdomen crissum, uropygium et femora atrosericea, virescentia. Cauda me- diocris, atra, nitida. Tectrices alarum e subfuscescente griseae, atro marginatae. Supra ociilum in quovis latere linea e pennis albis for- mata, quarum posteriores valde elongatae, raro ' radiolatae , subri- gi^ulae, retrorsum et deorsum cincinni instar directae et lateraliter subpatentes. Pedes atri. Long. tot. 2' 11" 10'". Insula Kodiak. 3. C. hypoleucos Br. caput et Collum supra, dorsum uropy- gium, hypochondria et femora atra ex viridi sericea. Tectrices ala- rum griseae ex atro viresccnti anguste marginatae. Cauda quadrata, breviuscula cum tectricibus atra. C^itis latera, gula, colli anterior pars et latera, pectus, abdomen et crissum Candida. Angulus oris et mandibulae basis nuda. Pedes atri. Long. 2' 2" 9"' Patria? 4. C. purpurascens Br. Caput, cervix et colli latera, dor- sum et femora atra e violascente viride nitentia. Tectrices alarum et hurtieri atra e purpurascente et viridi nitentia. Cauda breviuscula quadrata, atra, scapis basi albis, dein atris. Gulae media et colli inferior pars, pectus, abdomen et crissum, fascia transversa pone alae interiorem marginem alba. Pedes, ut videtur, e fusco-flaves- centes. Long. tot. 2' 3V Patria ignota. b. minores habitu et magnitudine ad C. pygmaeum plus minus- ve accedentes.. 5. C. mexicanus Br. Rostrum e flavescente et fusco variega- tum caput longitudine paullo superans. Maxilla supra glabra, nigii- cans. Gulae pars nuda postice arcuatim pennulis albidis terminata. Caput, Collum, dorsum, pectus, abdomen, uropygium et crissum aterrima, vix paulisper virescentia. Tectrices alarum mediae nee «lon humerales e fuscescente griseae, atro marginatae. Cauda angusta, cuneato - elongata trunco dimidio longior. In capite 369 et coHo ponnul.io sparsae albidae. Long. tot. 2 ' 1 '" Patria Me- xico (?) 6. C. sulcirostris Br. Rostrum fere ut in antecedonte» sed brevius et in maxillac dorso siilcis pluribus parallelis, regularibus instriictum. Pcnnanim mar^o giilae partem nudam postice terminans antrorsum angiiliim acutum efficicns. Color fere ut in antecedente, sed Collum sericeo - virescens. Pennulae humerales , tectrices alarum supe- riores et mediae apice rotundatae. Cauda latior, brevis, tertiam trunci longitudinis partem sua longitudine aequans. Long. tot. 23". Südsee, 7. C. melanognathos. Br. (C. pygmaeus Gray. Ind. Zool.) Rostrum capite ])revius, excepto apice fere totum nigrum. Pennarum margo gulae partem nudam postice terminans e medio angulum acu- tum antrorsum emittens. Caput, collum, dorsum, pectus, abdomen, iiropygium et crissum aterrima, nitidula, vix virescentia, Caput pen- nulis tenuissimis albo striatum. In nuchae lateribus pennae subseta- ceac, elongatae, flexuosae. Pennulae humerales acutissimae, rigidulae, radiolis subsetaceis. Tectricum alarum minorum superiores e vires- cente atrae, reliquae acutissimae, griseae, nigro margin atae. Cauda trunco dimidio paulo brevior, atra, gradata. A rostri apice ad cau. dae apicem 21" 4"'. Südsee. B. Caput cristatum. 8. C. albigula. Br. Caput totum, gulae latera, collum, dorsi media pars cum uropygio hypochondriorum superior pars et femora e fuscescente atra, subviolascentia et e viridi nitentia. Humeri et tectrices alarum atro-fuscae, vix paulisper virescentes, margine ob- scuriores. Cauda brevis, cuneata, supra cum tectricibus inferioribus atra, scapis supra totis atris', infra obscure fusca. Gulae medium et ^ colli anterioris inferior pars, pectus, abdomen totum et hypochondrio- rum posterior pars Candida. Long. 2 '4^". Chile. — Der Schopf fehlt zuweilen, wahrscheinlich nach der Jahreszeit. Von C. sarmen- tionus King durch die schwarze Farbe der Waagen und der obern Tkeile der Schenkel verschieden. Andere Arten beschrieb Gould. Phalacrocorax brevirostris.: Gould. Pr. Z. 26. P. rostro flavo culmine basique nigrescenti-fuscis; gutture, plumis' auricularibus genisfque albis. Nucha pectore corporeque subtus cum cauda nitida nigris, dorsi alarumque plumis intense cinereis, nigro marginatis, pe- dibus nigris. Long. tot. 23"; rostro 2|; alae 9^; caudae 7^; tarsi 1^. Phalacrocorax carboides Gould. P. gula et faciei lateri- bus albis; summo capite, nucha, corpore infrä, uropygio, caudäque nitide nigro -viridibus; rectricibus caudae 14; dorso alis, lateribus superioribus nigro - brunneis, singulis plumis nitide nigro - viridibus late marginatis; nucha plumis gracilibus lanceolatis albis ornatä, pau- cis apud femora externa; rostro corneo; pedibus nigris. Long. tot. unc. 34; rostri 4; alae li; caudae 3, tarsi 2|. Hab. in terra Van Diemen. Pr. Z. S. 156. 370 P. leucogastcr. Gould. P. fronte, siimmo capite, ntichäuropy- gioque viridi-nigris; dorso tectricibusque alae viridibus, singulis plu- mis nigro marginatis, primariis secimdariisque nigris, gutture, lateri- bus nuchae, corporeque infra albis; rostro nigro, rubro tincto; pedi- bus nigris. Long, tot unc. 26; rostri 3; alae, 11 1; caudae 5t; tarsi 2i. Hab. in Nova Cambriä Australi. Pr. Z. S.156. P. flavirhynchiis. Gould. P. summo capite, nucha, dorso, uropygio, crissoque nigris, tectricibus alae et scapularibus cinereo- nigris; lineä supraoculari, gutture, corporeque infra albis rostro ni- tide aurantiaco, culmine fusco; pedibus fuscis. Long. tot. unc. 23; rostri 2| , alae 9|; caudae 6^; tarsi 1^. Hab. in Nova Cam- briä australi. Pr. Z S. 157. Sula rubripes. Gould. S. capite, pectore, gutture, abdomine crissoque fusco albis; dorso, rectricibusque caudae caryophyllaceis, fusco -cinereis irroratis ; primariis secundariisque nigro fuscis, rostro flavescenti carneo, apice nigro, pedibus nitide rubro - aurantiacis. Long. tot. unc. 23, rostri, 4, alae 14, caudae 7; tarsi 1|. Hab. in Nova Cambria Australi. Proc. Z. S. 156. 'Brandt hat ferner genauere Diagnosen der 3 Phaethon-Artdn P, aethereus L., pho^nicurus Gm. und Ph. (Lepturus) candidus Brijs. gegeben. Bullet, scient. de St. Petersb. IL S. 349. , für letzteren schlägt er den Namen ßavirostris vor, weil dieser die Art besser characteri- sire. Wie ich schon im vor. Berichte aussprach, halte ich derglei- chen Abänderungen für unzulässig, soll nicht der Zweck der Namen- gebung verfehlt werden. Derselbe hat ib. S. 314. eine neue Art Catarractes Bri/s. aufgestellt und characterisirt beide Arten der Gattung folgendermafsen: 1. C. chry socome. "(Aptenodytes chrysocome Forst.) Crista intus nigra, extrinsecus sulphurea anguste in rostri basi incipiens postice dependens. Color nigricans in gula truncatus. Tectrices cau- dae superiores omnes dorso concolores. 2. C. chrysolpphus Br. Crista in media fronte incipiens ma- xima ex parte e pennis vitellinis composita. Color niger in gula triangularis. Tectricum caudae ^uperiorum mediae albido - flavicantes. Puff in US assimilis. Gould. P. summo capite', corpore suprä alis caudaque fuliginosis; lateribus faciei, gula corporeque infra al- bis; rostro fuscescenticorneo, tarsis digitisque viridescentiflavis; mcm- branä inter-digitali aurantiaca. Long. tot. unc. 41; rostri 2|; alae 64; caudae 3; tarsi 1|. Hab. in Nova Cambriä Australi. Proc. Z. S. 156. Sterna melanura. Gould. S. summo capite corporeque suprä brunneis; primariis caudaque nigro - fuscis ; caudä furcatä; fronte, guttiue corporeque infra albis; rostro pedibusque nigris. Long. 371 tot. unc. 11; rostri, Ij; alae 9; Icaiidae 4|; tarsi, |. Hab in Nova Cambriä Australi. Sterna poliocerca. Gould. Pr. Z. S. 26. S. fronte cinera- scenti-albo in nigrum ad occiput mergente; gutture, collo antice et postice^ corporeque subtus albis; corpore supra alis caudaque cine- rascentibus ; rostro flavo; pedibus nigris. Long. tot. 17^ unc; ro- stri 2|; alae 12|; caudae 7 ; tarsi 1. Terra Van Diemen. S. macrotarsa Gould. S. vertice et nucba nigris; corpore su- pra primariisque argenteo-cinerascentibus; partibus reliquis corporis albis, rostro pedibusque nigris. Long. tot. 15"; rostri 2^; alae 12, caudae 51; tarsi, 1|. Terra Van Diemen. Larus sabini wurde dreimal und zwar im Herbste in Irland geschossen, desgleichen Sterna stolida s. Mag. Zool. Botan. l S. 159. Sterna casjtia nach H. Rathke in Ostpreufsen. Pr. Prov Bl. 18. S. 498. B. Grallatores. Höchst interessant ist die Mittheilung des Pfarrers Köhler in Ostpreufsen, dafs sein zahmer weifser Storch schwimmend über den 30 F. breiten und mannstiefen Elskeflufs setzt, wobei er den Ko|)f in die Schultern zieht und diese etM^as hebt, sonst den An- stand eines Schwans zeigend. Preufs. Prov. BL Bd. 18. S. 376. V. Nordmann hat den Charadrius spinosiis ^ den man bisher als einen Bewohner Senegambiens, Nubiens und Aegyptens kannte, im südwestlichen Rufsland geschossen, und vermuthet, dafs er dort brüte. Bullet, de St. Petersb. IL p. 350. Ein $ der nordamerikani- schen Ti'inga pectoralis wurde im October 1830 bei Yarmouth, und Tringa platyrhyncha Temm. im Sommerkleide im Mai 1836 eben- falls dort geschossen. Hoy im Loiid. Mag. N. S. 1. p. 115, der ebendort p. 117. über das Vorkommen der Ardea purpurea in Suf- folk Einiges mittheilt. E. Rüppell gab eine Monographie der Gattung Otis mit Ab- bildungen der Otis Kort Burch.^ 0. Ludvigii Rüpp. und 0. Rhaad Lath. (Mus. Senckeub. IL S. 207.) Verf. begreift unter der Gruppe der trappenartigen Vögel die Genera: Oedicnemus Temm. Curso- rius Lath. und Otis Lin. Aus der ersten Gattung beschreibt er eine neue, Kordafan, Nubien und Abyssinien bewohnende Art, O.af- finis R., welche von Temminck mit dem O. capensis verwechselt ist, wenn er behauptete, der letztere finde sich auch im östlichen Afrika. Eigentliche Trappen werden 16 wohlbegründete Arten be- schrieben, und aufserdem 3 ungenügend bekannte, hinsichtlich der geograph. Verbreitung, der Synonymik und Beschreibung derselben mufs auf des Verf. gründliche Abhandlung verwiesen werden. Eben dort S. 208. bildet Hr. R. eine eigene Gattung Cheilodromas für Charadrius melanocephalus Lath., (Cursor charadrioides IVagl.), über dessen Lebensweise er Einzelnes mittheiit, IV. Jahrg, 2. Bd. 25 372 Haematopus Australasiatius. Gould. H. capite, nuchä, pe- ct ore, dorso alisqiie obscure viridi - nigris ; rectricibus caiidae basi niveis ; tectricibus, alae apice, abdomine^ uropygio et tectrieibus cau- dae superioribus inferioribiisque nheis; rostro obscure aiirantiaco. pedibus riibris. Long. tot. iinc. 17; rostri, 3^; alae 10|; caiidae, 4^; tarsi, 2|. Nova Cambria Aiistrali. Proc. Z. S. 155. Himantopus leuco cephalus. Goiild. Pr. Z. S. 26. albus; michä, dorso, alisque rigris, nitore viridi; rostro nigro; pedibus ru- fis. Long. tot. 15" rostri 2|; alae 8|; caudae 3; tarsi ad primum articulum 4 ; spatii nudi super eum 2^. Australiä, Java, Sumatra. Numenius australis. Gould. N. summo capite nuchäque nigro - fuscis , singulis plumis cervino marginatis; dorso nigrescenti- fusco singulis plumis rubrescenti - cervino ad marginem irregula- riter maculatis; tectricibus alae nigro - fuscis , cinereo marginatis; tertiariis brunneis, marginibus pallidioribus irregulariter maculatis; uropygio tectricibusque superioribus caudae nigro - fuscis , singulis plumis cinerescenti- cervino ad marginem fasciatis; tectricibus ma- joribus alarum nigro - fuscis, ad apicem albis; 1, 2, 3, 4 et 5 primariis brunneis stemmatibus albis, reliquis secundariis irregulariter albo -fasciatis; lateribus faciei, gutture, corporeque infrä pallide cer- vinis, singulis plumis, linea centrali nigrescenti-fusca; rostro ad ba- sin flavescenti-brunneo, ad apicem nigrescenti-brunneo, pedibus oli- vaceis. Long. tot. unc. 20; rostri 5 |; alae 11; caudae 4^; tar- si f. Nov. Cambr. Aust. Proz. Z. S. 155. Rhynochaea australis Gould. R. striga brevi pone oculum alba, nuchä castanea, fasciis angustis indistinctis^ viridi -brunneis, summo capite obscure brunneo; genis lateribus, nuchae nigro -brun- neis; mento albo; dorso olivaceo -viridi, cinereo tincto et obscure brunneo irrorato; pectore corporeque subtus albis, rostro rufo-brun- neo; pedibus obscure fuscis. Long. tot. unc. 8|; rostri 2; alae 5^; caudae 2^; tarsi 1^. N ov. Cambria Aus tr. Proz. Z. S. 155. Ardea calceolata Dubus. A. corpore nigro; crista occipi- tali sparsa, longa, pendula, cöUo infimo et tergo plumis subulatis longis ornatis, cauda et remigibus nigro -ardesiacis pulverulentis ; ti- biae parte nuda, tarso unguibus, rostro lorisque nigris, digitis et po- darthris flavo-ochraceis. — Guinea. Gehört zu der Abtheilung der Nachtraben {CraUers), scheint vielmehr ein wahrer Reiher. Länge 48 Centimeter, Schnabel %\ centim., der nackte Theil der Tihia ih centim., Tarsus 8 Centim. Mittelzehe ohne Nagel 5 Centim. Bullet, de BruxelL Tom. IV. p. 39. mit color. Abbildungen. Ibis olivacea Dubus. Bullet, de Brux. IV. S. 105, aus Guinea mufs mit L chalcoptera Vieill. näher verglichen werden, denen er min- destens sehr n,ahe zu stehen scheint. L facie cum fronte nudis nigris; occipite cristato; plumis cristae longiusculis, supra violaceis, subtus fuscis; regione parotica fuscescenti- fulva; collo et pectore ex fus- cescenti-olivaceis; tergo et scapularibus olivaceo -virentibus; abdo- 373 mino obsciire-bninneo-olivaceo, uropygio tectrioibusqiie caudae ob- sciire vircscenti- cupreis, cauda, remigibus tecfricibusqiie alatiim ma- joribus nigro-violaceis; alarum tcctricibus mediis minoribusque ni~ iide viridibiis in violaceum vergentibus ; rostro brunneo-rubescenti; pedibus lividis. Long. tot. 67 centim., rostri 11 C, cnemid. 3 C, tar- si 7 C, digiti med. 6. C. Guinea. I. strictipennis. Gould. 1. capite et collo superiore nudis, et nigrescenti-fuscis, coenileo lavatis; corpore toto et alis albis, cer- -vino lavatis; plumis in gula longis, angustis, lanceolatis et rigidis; primariis ad apices coeruleo-viridibus ; tertiariis valde productis et nigro coeruleis, albo sparsis; tarsis et spatio nudo sub alä rufo- fuscis. Long, tot unc. 30; rostri 6; alae 14^; caudae 6; tarsi 4. Australiä. Pr. Z. S. 106. L erythorhyncha. Gould. L dorso, alis caudäque metallice viridibus; capite coUoque superiore nigrescenti-cinereis albo sparsis; corpore subtus nigrescenti-cinereo; rostro pedibusque rubris; rostro basi nigro. Hayti. Pr. Z. S. 127. Ibis cnrunculata Rupp. Neue Wirbelth. Abyss. Vögel S. 49. zu- gleich Uebersicht der geographischen Verbreitung der in Ostafrica vorkommenden Ibisarten. Platalea regia. Gould. Proc. S. 106. P. crista occipitali pen- dente et corpore toto, pectore excepto , albo; pectore flavo parum lavato; fronte facie anteriori et gulä plumis prorsus nudis, notä super oculos atque in occipite medio aurantiacä. Long. tot. unc. 39; rostri 8^; alae 15; caudae 5^, tarsi 5^; Nov. Cambr, Austr. Foem. differt a mare adulto, statura minore, P. flavipes Gould. P. corpore toto albo; parte faciei nudä an- gustiore quam in P. regia; parte nudä et rostro aurantiacis, pedibus flavis. Long. tot. 28"; rostri 7:^"; alae 14^"; caudae 5^"; tarsi 4|, Nov. Cambr. Austr. C, C u r s 0 r e s. Darwin entdeckte gleichzeitig mit d' Orbig ny eine neue Art Rhea, welche Gould. (^Proz. Z, S» 35) mit dem Namen Rh. Darwinü, d'Orbigny mit dem Namen Rh. pennata be- legte; vgl. d. Archiv Jahrg. V. I. S. 56. Nach Gould's Beschreibung ist die Art } kleiner, als die bekannte Rhea americana, welche man nun R. major nennen sollte, hat ei- nen kürzeren Schnabel und ihre Tarsen sind vorn nicht geschildet, wie bei jener, sondern genetzt und die Befiederung reicht an den Beinen einige Zoll unter die Knie (Hacken-) beuge hinab. Bei den Gduchos Nordpatagoniens heifst sieAvestrux Petise. Ihre blafsblauen Eier sind kleiner mid länglicher, als die der gröfscrn Art. Beim schnellen Laufe breitet sie nicht wie diese die Flügel aus. Sie ist ziem- lich häufig 1*2 " südlich vom Rio Negro und ersetzt im südlichen Pa- tagonien die Rh. americajiay welche in den Ebenen vom la Plata 25* 374 und des nördlichen Patagonien häufig ist. Zweimal sah Darwin die letztere Art über den Santa Cruz-FIufs schwimmen; wo der Strom 400 Yards hreit und reifsend war. Sie machten dabei nur langsame Fortschritte, streckten die Hälse wenig vorwärts und nur wenig wJtr vom Körper über dem Wasser sichtbar. Die Eier der R. americana findet man im October und September theils zerstreut, theils in ei- nem seiehtvertieften Nest zusammen; die zerstreueten (lluachos von den Spaniern genannt) werden nie bebrütet. Das Zusammenlegen mehrerer Weibchen in einem Neste schreibt D. dem langsamen Rei- fen der Eier zu, weil, wenn die W^eibchen erst brüteten, nachdem sie das letzte gelegt hätten, das erste verdorben sein würde; so aber sind die Eier in einem Neste ziemlich von gleichem Alter, und wer- den von den (/ ausgebrütet. Thomas Keir Short schrieb der zool. Gesellschaft, dafs die Schnelligkeit der Jpteryx beträchtlich grofs sei. Die Eingebornen jagen sie entweder mit sehr schnellen Hunden, oder ahmen ihren Ruf bei Nacht nach, und blenden sie dann, wenn sie heran kommen, durch ein starkes Licht; denn der Vogel ist ganz nächtlich, geht nur Nachts seiner in Würmern und Insecten bestehenden Nahrung nach. Seine gewöhnliche Stellung ist mit zwischen die Schultern eingezoge- nem Kopfe und abwärts gerichtetem Schnabel. Proc. Z. S. 24. Vgl. Jahrg. V. r. S. 90. D. Rasores vel Gallinacei. In dem Mag. of Zool. and Botany Voi, 1. S. 450 fg. erhielten wir wieder eine ausführliche Beschreibung eines im wilden Zustande erzeugten Bastards vom Fhasianus colcJücus und Tetrao Tetrix. Neue Arten: Lyurus Derbianus. Gould. (Tetrao) L. vertice, coUo, corpo- reque suprä nietallice nigrescenti-cyaneis, nitide brunneo fasciatis et irroratis; tectricibus alae majoribus basi apiceque albis; cauda nigra, rectricibus externis brunneo irroratis; corpore subtus nigrescenti- brunneo, albo brunneoque irrorato ; crisso albo; femoribus albis; tar- sis obscure brunneis; rostro digitisque brunneis. Long, tot» unc. 15; rostri 1; alae 9; caudae 7; tarsi 2. Hemipodius melanogaster. Gould. Pr. Z. S. 7. H. capite, auriculis, gulä abdomineque nigris'; lineä super oculum ad nucham ex- currente, plumis singulis macula ad apicem alba, nuchae plumis ni- gris et castaneis, maculis pluribus albis; dorso superiore castaneo- fusco, plumis singulis macula alba, jlineis duabus nigris cum fasciä unica nigra apicali, scapulis, tectricibus primariis secundariisque rufo- brunneis, plumis singulis macula alba nigro circumdatä; reiai- gibus pvimariis saturate brunneis ; femoribus et tectricibus superiori- bus et inferioribus caudae brunneis nigro fasciatis et irroratis ; rostro 375 pallide brunneo, pedibus carneis. Long. tot. 8^ iinc; rostri 1; alae 4^; caudae 1|; tarsi 1|. Nov. Cambr. Austr. vel Terra Van Diemeu- H. melanotus. Gould. Pr. Z. S. 8. H. capite nigro plumis api- cibus briinneis; loro, linea supra- oculari, buccisque pallide flavo- brunneis;, plumis buccarum apicibus extremis nigris, nuchä laete ca- staneo -riifa , plumis singulis fascia lata nigra centrali lineaque cer- -vina ad latera externa; dorso supcriore uropygio et tectricibus cau- dae superioribus nigris, singulis, plumis brunneo minute variegatis, nee lion maculis obscure fulvis; caudae tectricibus externe, et ala- rum tectricibus majoribus minoribusque stramineis, harum plumis singulis maculä nigra centrali; ' rectricibus brunneis, gula albe- scenti; collo antice pectoreque saturate stramineis; lateribus colli et corporis pallide stramineis, vitta oblonga transversa nigra centrali; abdomine tectricibusque inferioribus caudae flavo-albidis; rostro pedibusque fuscis. Long. tot. 6^"; rostri |; alae 3{; caudae f ; tarsi l. Terra Van Diemen. Coturnix pectoralis. Gould. Proc. Z. S. p. 8. C. loro, au- riculis gulaque fulvis: summo capite nuchaque saturate brunneis, lineis duabus stramineis super oculum; lineä straminea a rostro ad nu- cham excurrente; nucha brunneä, jplumis singulis lanceolatä centrali straminea, et ad latera nigro guttatis ; dorso tectricibusque superiori- bus caudae fuscis, lineis angularibus nigris transversim notatis, strigäque lanceolatä centrali straminea ; alis fuscis lineis angularibus griseis et nigris transversim fasciatis remigibus primariis cum maculä pectorali nigris, lateribus pectoris brunneis; abdomine albo, plumis singulis linea centrali nigra ; lateribus corporis saturate brunneis, plu- mis singulis strigis tribus, quarum exteriores nigrae, intermedia alba, rostro nigrescenti; pedibus fusco - carneis. Long. tot. 6| unc; rostri ^ ; alae 3« ; tarsi |. Hab. Nov. Cambr. austr. Ortyx plumifera. Gould. Pr. Z. S. 42. O. capite, nuchä, pectoreque intense cinereis; plumis duabus gracilibus et subpenden- tibus e vertice nigris; gulä intense castaneä ad latera lineä alba, in- fra oculos notä nigra; loro sordide albo; corpore superiore oliva- ceo- fusco; rectricibus caudae fuscis, nigro irroratis; alae primariis brunneis, pogoniis externis pallidioribus ; abdominis lateribus intense castaneis; supra lineä alba marginatis; infra fasciis nigris atque al- bis ornatis; abdomine medio crissoque castaneis; rostro nigro; pedi- bus pallide -brunnescentibus. Long. tot. 9| unc,; rostri |; alae 5^; caudae 3^; tarsi If. Hab. California. Foem. vel mas junior a mare adulto differt, corpore minore, co- loribus obscurioribus, plumisque capitis brevioribus. Ortyx guttata. Gould. Proz. Z. S. 79. O. capite cristato; summo capite nigrescenti -brunneo; fronte et lineä supra- oculari us- que ad occiput tendente pallide brunneis, singulis plumis ad apicem 376 pallidioribus ; guttiire nigro in longum lineis albis exiguis striato. Plu- mis auricularibus, lineä utriusque colli lateris ad nucham coalescente, castaneo - brunneis ; dorso rufo - brunneo, plumis singulis lineis ob- scuris subfuscis delicatö fasciatis, strigä centrali albescenti - cervinä interpositä. Scapularibus alaeque tectricibus majoribus magis brun- neis, notis conspicuis nigerrimis, transversim et irregulariter striatis, interspatiis guttulis undulatis repletis: plumis scapularibus, tectrici- Ibusque majoribus et minoribus notapi triangulärem cervinam ad apicem ostendei^tibus; uropygio pallide luteo obscure guttato; caudä fuscescenti- nigra notis fasciisque rufescenti-cervinis irregulariter or- natä; pectore abdomineque intense fuscis, hoc colore in rufura ad latera transeunte; singulis plumis ad apicem notam albam triangu- lärem plus minusve nigro cinctam exhibentibus; rostro nigro; pedi- bus nigrescenti- brunneis. Long. tot. 10 unc. rostri l; alae 5|j cau- dae 3, tarsi 1|. fg. Die Columha nicobarica bauet in den Gärten der Lond. zool. Gesellschaft nicht auf ebener Erde, sondern einige Fufs hoch über dem Boden und legt nur 2 Eier. Edw. Blyth in Loud. Mag. N.S. 1. S.442 Da aber die Taube dort an unimpregnated female genannt wird, möchte sich aus der hier beobachteten Eierzahl nicht viel gegen die frühern Angaben folgern lassen. Vgl. G. Bennett d. Arch. Jahrgang I. 2. S. 312. Neue Arten Abyssiniens Col. albitorques R., C. lugens R. C. bronxina R.j C. semitorquata R., nebst Uebersicht der von ihm im nordöstlichen Afrika beobachteten Arten erhielten wir in RüppeU's trefflichem Werke über die abyff. Wirbelthiere. Vögel S. 63. E. Insessores Vig. a. Canori s. Passerinl. Ungemein zahlreich sind die Mittheilungen über diese Vögel- gruppe, so dafs es unmöglig wird, ins Einzelne einzugehen. Von einem sprechenden Kanarienvogel, im Besitze einer Dame zu London erzählte uns E. Charles wo rth, jetziger Herausgeber von Londons Mag., welcher den Vogel in Gesellschaft des Herrn Yarr eil Worte und ganze Sätze wiederholen hörte, imd zwar so deutlich, wie man es von einem Papagei nur hören könnte. Die Dame hatte den Vogel, ein Männchen, auferzogen, imd bemerkte einst, als sie ihm Zärtlichkeiten sagte , mit Verwunderung, dafs er die Worte nach- sprach, worauf sie etwa 6 Monate lang sich täglich mit ihm unter- hielt. {Loud. Mag. N. S. 1. S. 548.) Da sich zwei so achtbare Na- turforscher auf die Aufforderung jener Dame von der Wahrheit die- ser ungewöhnlichen Thatsache überzeugten, müssen wir wohl jeden Zweifel daran unterdrücken. Ob aber bei diesem Individuum, wie 377 bei denjenigen iSingvögeln, welche sprechen lernen, die membrana semilunuris des untern Kehlkopfes individuell eine grofsere Enhvik- kelung zeigt, wäre der Untersuchung werth. — Minder selten sind die ebendort S. 279 und 8. 445. als Vetitriloquismus .beschriebenen Singweisen, wo Singvögel, namentlich dort Rothkehlchen {Sylv. rubeculä) eine Stimme, wie aus der Ferne, bei geschlossenem Schna- bel hören lassen , wahrend eine Bewegung der Brust sichtbar ist. — Ebendort, S. 54, finden wir vom späten Singen der Feldlerche und des Goldamraers im November, des Stieglitz gegen Ende des Decem- bers (am 21.) Bei.spiele von N e v. Wood erzählt. . Eben derselbe be- richtet, dafs einer seiner Freunde am 14. Nov. in der Nähe seines Wohnortes bei Doncaster ein frischgelegtes Ei eines Dompfaffen ge- funden und ihm gezeigt habe. — Ausgefärbte Exemplare der rosen- farbigen Staa ramsei (Tiirdus roseus Gm.) wurden in Belgien (Instit. 221) und bei Yarmouth (^Loud. Mag. p. 54.) beobachtet. Er- steres wurde beim Plündern eines Kirschbaumes geschossen. Manche Mittheilungen über inländische Singvögel in Bezug auf Ost- preufsen (so über Meisen, Piper, Sylvia atricapilla, Accentor modu- larius, Certhia faniiliaris) gab der Pred. Löffler. Preufs. Prov. Bl. 18, S. 65 fg. '' ^ Eine höchst ausgezeichnete Abhandlung über die geographische i Verbreitung der Singvögel in Südamerika erhielten wir von D'Or- /^/■ bigny in seiner Reise. Eine Uebersetzung derselben wird der 5te Jahrgang dieser Zeitschrift liefern. Viele wichtige Beiträge zur Naturgeschichte der ostafrikanischen Singvögel finden wir in Rüppels Wirbelthieren Abyffiniens, Vögel ^ S. 73. f. Besonders reich ist die Gattung Saxicola bedacht, zu welcher Verf. auch die Steindrosseln (T. cyaneus xmiS. saxatilis) wiegen übereinstimmender Lebensweise gestellt wissen will, mit Ein- schlufs welcher er 21 Arten Steinschmätzer in Nordostafrika beob- achtete; dabei mehrere der von Ehrenberg aufgestellten Arten nicht anerkennend. Beschrieben und abgebildet werden S. serimufa R., S. albiscapulata R., S. sordida R., S. rufocinerea R., S. lugubris R., S. melaena R., S. alUfrons R. — Es folgen dann die Drosseln (ßlerula simeitsis R.; Petrocinda semiriifa R. ; Ixos leucopygos nebst einer Uebersicht der geogr. Verbreitung der drosselartigen Vögel, Bachstelzen {Motaa'lla) und Ammern im nordöstlichen Afrika. Be- schrieben und abgebildet werden Motacilla longicauda R. (Abyssi- nien^ und Emberixa septemstriata R. (ebendaher). Von Cinnyris wuraen 8 Arten beobachtet, welche theils mit west- und südafrika- nischen Arten identisch, theils neu sind, so C. affinis R. und C. gularis R. (ob C. ahyssinicus Ehrb. im Winterkleide?) Ch. Bon aparte, Pr. v. Musignano, sprach in der zool. Ges. zu London über viele südamerikanische und mexikanische Singvögel, Klettervögel und Syndactylen. Prox. Z. S. p. 108. Viele neue Genera beschrieb G o u 1 d. in den Proc. of the Z. 378 S. als: Geospixa, Cafnarhynckus , Cactornis, CertJädea, Acantho- rhynchus, Oreocinda, SymmorpJms ^ Psilopus, Origma, Ephthiamira, Sphenostoma, Cinctorhamphus , Calamantlius ^ Äcanthogenys , Plec- trorhyncha, EntomopJäla, Deren Diagnosen im 5. Jahrgange Bd. 1. mitgetheilt werden sollen, wo ich auch die Diagnosen der neuen Ar- ten dieser und der folgenden Abtheilungen abdrucken lassen werde. Rüppel stellt im Mus. Senkenb. IL S. 187 eine neue Gattung der Rabenartjgen Vögel, Psilorhinus, P. mexicahus auf. b. Zygodactyli seu Scansores. Ueber die Klettervögel des nordöstlichen Afrika's verdanken wir Hrn. Rüppell viele werthvoUe Mittheilungen (Wirbelthiere Abyssiniens 9. Lieferung, Vögel. S. 50 fg.) Verf. beschreibt aufser ^QvaPogonias rubrifrons Siüainf.(Bttc- co Saltü Sta7iL) eine zweite abyssinische Art P. undatus. Von hohem Interesse ist die allerdings wahrscheinliche Vermuthung, dafs die räthselhafto Phytotoma tridactyla Daiid. aus einem Individuum der ersteren Art, welches zufällig eine seiner Hinterzehen verloren hatte, entstanden sei. Auch Verf. erlegte ein Ex., an welchem eine der hintern Zehen (ob an beiden Füfsen, wird nicht gesagt) fehlte. Ferner Centropns monachus Rüpp. in den Thälern der Kulla in Nord- Abyssinien. — Von P. aethiopicus Ehr. undP. Hemprichii Ehr. wird genauere Beschreibung der verschiedenen Geschlechter und Alter gegeben, — Die S. 62. gegebene üebersicht der vom Verf. im iiordöstl. Afrika beobachteten Klettervögel zeigt, dafs Abyssinien ne- ben eigenthümlichen Formen manche Arten mit dem westlichen Afri- ka so Pogonias Brucci Ä., Cuculus afer Leach (falschlich von Eh- renberg als neue Art C.pica beschrieben), Psittacus torquatus Brifs., andere mit Südafrika Trogon Narina, Cuculus cupreus j andere wie Cuadus auratus , Klasici, Jndicator minor mit beiden gemein hat. Trogon resplendens Gould. ist nach Ch. Bon aparte 's Mit- theilungen (JProc. Z. S. 101.) nur auf einen Theil des gebirgigen Districts von Vera Pax in der Provinz v. Central -Amerika gleichen Namens beschränkt. — Er bauet ein tonnen- (barrel) oder sack- {bag) förmiges, an beiden Enden offenes Nest, wodurch seine langen Schwanzfedern vor Schaden bewahrt werden. Man erinnert sich nur eines Falls , dafs er domesticirt wurde. — Eine diesem und dem TV. pavonmus Sp. sehr nahe verwandte, gleich prachtvolle Art Boliviens, Tr. antisianus, welche im Osten der Anden die feuchten Wälder der Provinz Yungas bewohnt, wird von A. d'Orbigny in Guer. Mag. CI. IL beschrieben und t. 85. abgebildet. Gould stellte mehrere neue Papageien -Arten Australiens auf: Platycercus fgnitus Leadb. {Proc. Z. S. 8.) PI, flaveolus ib p. 26 PI. haemutonotus Gould. ib p. 88. PL haemotogaster id. ib. p. 89. — Nattodes elegans ib. p. 25. — Natter er beschrieb ebendort S. 44. einen neuen Pteroglossus, P. Gouldii. \on Bourjot Sl^ 379 Hilaire's Collection de Pcrroqnets erschienen Lief. 6 — 11. Auch Küster's ornithologisclier Atlas 9. und 11. Heft enthalten Papageien. 10. Heft spechtartige Vögel. c. Syndactyli. Von Merops apiaster wurde wahrend des Spätsommers 1837 ein Pärchen zu Grofs-Dirschkeim in Ostpreufsen geschossen und drei andere Ex. gesehen, die man für Junge hielt. Rathke, preufs. Pro- vinzbl. 18. S. 498., so dafs also Kl ein 's Angabe über sein Vorkom- men in Preufsen bestätigt ist. Rüppel giebt in seinen Wirbelthieren Abyssiniens eine üeber- sicht der von ihm im nordöstlichen Afrika beobachteten Syndactylen. S. 71. folgende 8 Eisvögel; Alcedo chelicuti Stanley (Dacelo pygmaea Cretxsch.) A. setnicoerulea Forsk.^ häufig in Abyssinien, A. maxu ma L. einzeln in Abyssinien, A. ispida L. häufig in unter- Egypten^ einzeln längs der Küste des rothen Meeres; A. rildü L. häufig in ganz Egypten, Nubien, Abyssinien; A. caerulea Kühl ziemlich häu- fig in Abyssinien; A. cyanostigma Rüpp. häufig am Zana- See in Abys- sinien, der A. cristata, und besonders der A. vintsioides Eyd. voii Madagascar sehr ähnlich, welche letztere Verf. nicht erwähnt. Eine Vergleichung wäre wünschenswerth. Sie w^ie A. semicoerulea sind beschrieben imd abgebildet. Die 7 in Nordostafrika vorkommenden Merops- kview sind sämmtlich bekannte: M. apiaster L- Frühlings in grofsen Schaaren in Egypten und Arabien, M. superdliosus Lath., coeruleocejihalus Lath., M. viridis Lath., M. erythropterus Lath., M. tariegatus Vieill. und M. Bulloch'i Le Vaill. Aufserdem finden sicK Epimachus erythrorhynchus und E. cyanomelas Cuv. Upupa epops L. zeigt sich Winters häufig in Egypten. d. H i a n t e s. de Lafresnaye hat die Gattungscharactere der Caprimulgiden gründlich auseinandergesetzt, und hoffentlich weiteren Fehlgriffen ein Ende gemacht, die sogar nachdem der (xMÄc/mro wieder entdeckt, und V. Humboldt's Characteristik seiner Gattg. Steatornis vollkommen richtig befunden war, nicht ausgeblieben sind. Bekanntlich haben Stea- tornis (s. d. Archiv I. 2. S. 304) Podargus \x. Ae gotheles ganz getrennte Zehen, Cap rimulg us und Ny c ti bin s dagegen sogenannte pedes insidentes mit kurzen Bindehäuten zw^ischen den Zehen. Inso- fern war immer noch die frühere Ansicht Temminck's und Lefsons, dafs Steatornis mit Podargus generisch zu verbinden sei, damals eher zu rechtfertigen, als neuerlich Burmeister's Meinung, dafs Steatornis zur Gattung Nyctibius gehöre. Die Wahrheit ist, dafs Steatornis sich in Schnabel- und Flügelbildung den Nyctibien, in der Fufsbil- dung den Podargen nähert, aber als wohl begründete Gattung 380 zwischen beiden in der Mitte steht. Dafs die gezähnelte Kralle der Mittelzehe Eigenthümlichkeit der eigentlichen Caprimulgen, da- gegen die Kralle der Nyctibien ganzrandig ist, habe ich schon in meinem Handbuche angegeben. Zu weit geht aber wohl Verf., wenn er hienach und nach der Stellung der Hinterzehe die Farn, in 2 Gruppen zerfällt, von denen die eine Engonleverts humicoles nur die Gattung Caprimulgns; die andere Eng. -prelienseurs die übrigen Gewer« be- greifen soll; denn, wenn auch bei Caprimulgus s. str. die Hinterzehe mehr nach innen gerückt und zur Vorderzehe geworden ist, so gilt dasselbe nach Vilerniinier auch von Steatornis, deren Mittelzehen- kralle aber nicht kammförmig eingeschnitten ist, und eine neue Gat- tung Gould's Amblypterus 5oll eine kammförmig eingeschnittene Kralle der Mittelzehe s^bex pedes amhulatoriü {fissP.') besitzen, Gould's neues Ge7ius Eurp stop odus Proc. Z. S. 142. auf Capr. guttatus und C. alhogularis gegründet, ist nicht wesentlich von Ca- primulgus verschieden. Dagegen ist Gould's Gattung .^i^T^/y/?/^ er m* \ih p. 1()5) auf^er in der Fufsbildung noch in Flügelbildung durch- aus von Caprimulgus verschieden. Da indef& zur Entzifferung der letzteren in des Verf. Beschreibung.» meine geringe Kenntnifs der la- teinischen Sprache nicht ausreicht , müssen des Verf. Worte hier Platz finden: Amblypterus. Gould. Zool. Soc. 105. Rostrum debile, elon- gatum. Nares elevatae et rotundatae. Rictus setis robustis instructus, rostro longioribus. Alae truncatae; remigibus externis sextis fere aequalibus et falcatis; remigibus 2., 3., 4. ad externum pogoniura emarginatis, 7., 8., 9. ad apices elongatis et attenuatis, 10. abrupte brevi; secundariis brevissimis, rotundatis et ab tertiariis tectis, his longissimis. Cauda brevissima et quadrata. Pedes ambulatorii. Tarsi elongati, graciles, squamis indistintis, antice et postice fasciati; digi- to intermedio longissimo et gracillimo; digitis lateralibus brevibus et aequalibus; digito postico parvo, debili et libero; unguibus elon- gatis, ungue raedio pectinato. 1. Art. Ä. anomalus (Domerara ?) F. Raptatoreslll Falco hrachydacttjlus B. ist auch in der Nähe Königsbergs geschossen, tlathke, pr. Prov. Bl. Bd. 18. S. 498.; Ueber die geogr. Verbreitung der Nachtraubvögel in Südamerika erhielten wir treffliche Mittheilungen von d'Orbigny in dessen Reise. Mehrere , der südamerikanischen Eulen erscheinen ihm , wie auch H^rn. Glpger, nur als klimatische Varietäten der europäischen, so Strix {Scops) Choliba Vieill. Str. perlata Licht. (Var. der S. nyc- tea) und die nord- und südamerikanische 5. brachyotus hält er unbedingt für identisch mit der europäischen, ebenso fand er Exem- plare von den Marianen, den Sandwichsinseln und Bengalen von der 381 europäischen nicht specifisch verschieden. In Bolivia» Peni, Chili, und Patagonien findet sie sich in den steinigen, dürren oder mit Gras bewachsenen Ebenen, und bis zu 14000 F. auf den Cordilleren, Mährend bekanntlich unsere europäische niedere feuchte Felder, Wiesen und Rümpfe den hohen trockenen Gegenden vorzieht, und im Gebirge kaum angetroffen wird. S. per lata findet sich nur in^ Osten der Anden, in der Ebene und bis 12000 F. auf den Anden; ihre Verbreitungsgränzen werden aber vom Verf. zu eng (v. 1.3 — 42* Br.) angegeben, da sie auch in Cayenne vorkommt. —Sie findet sich aus weiter Ferne ein , wo der Mensch höhere Bauwerke , Kirchthür- me u. s. w. aufführt u. s, w. — Wie sich Gould's neue Art Otus (^Brachyotus^ Gallopagoensis Proc. Z. S. S. 10 verhält, mufs ich dahin gestellt sein lassen. ^ Die von Audubon und A. sehr herabgesetzte Schärfe des Gei^ucbsr Sinnes der Aasvögel {Cathartes aura) hat W. Seils wieder in Schutz genommen. Vroc. Z. 8. S. 33 und Loud. Mag. N. S. I. S. 638. Er er- zählt, dafs während er eine Section eines Leichnams 20 Stunden nach dessen Tode machte, das Hausdach dicht mit diesen Vögeln be- setzt war. Auch in einem andern Falle fanden sie sich auf dem Dache und in der Nachbarschaft eines Hauses zahlreich ein, wo eine Leiche 36 Stunden unbeerdigt lag (vgl. d. Archiv L 2. S. 301). Ob aber dieses zahlreiche Einfinden der Geier in beiden Fällen nicht rein zufällig w^ar, ist eine andere Frage. R. Owen, welchen Verf. zu einer anatomischen Untersuchung des Geruchsorganes aufforderte^ findet dieses sehr entwickelt und beschreibt es im Vergleiche zu dem des Truthahns, bemerkt aber mit Recht, dafs nur Versuche dar- über entscheiden könnten, ob der Aasvogel beim Auffinden seines Frafses durch den Geruch allein geleitet werde. Viele neue Arten südamerikanischer (Proc. Z. S. S. 9) und au- stralischer Cilf 138J Raubvögel wurden von Gould beschrieben, so wie derselbe a. a. O. S. 96 vergleichende Bemerkungen über die Raubvögel Australiens mittheilt. Geier fehlen ganz; sonstige Raub- vögel kennt man 26 Arten, darunter 8 Eulen, 4 Seeadler, ein eigent- licher Adler (Aqui/a) ein Pandion, 4 Falken, 3 Habichte, 3 Gabel- Weihen (Milbus und Elanus), eine der Pernis verwandte Form, ein Circus, XIII, Mammalia. Von Schreber's Säugethieren, fortgesetzt von Prof, A. Wagner, erschienen Heft 85 — 88. Der Text, dessen Gründlichkeit und Vollständigkeit dem deut- schen Fleifse zur Ehre gereicht, behandelt die Gattungen Camelus und Lama. Die gegebenen Abbih^mgen sind zum Theil Original- zeichnungen, wie Cynocephalus Ai^tbis F. Cuv., Dasyprocta pryiU' 382 nolopha Wagl.y Mus. silvaticus L. und Hypudaeus hercynicus (beide letzteren von Saxesen in Clausthal, und gelungen, wenn gleich der Stich hinter der Originalzeichnung dieses trefflichen Zeichners gewifs weit zuriickgöbliehen ist), theils sind sie Copieen aus Richardson's Fauna boreali-americana. So finden vf'ir de&sen Neotoma Drumfnon- dti 2i\s,Myoxus Drummondii abgebildet. Durch die Güte Sr. Durchl. des Prinzen Max zu Wied hatte ich Gelegenheit, dieses interessante Thier zu untersuchen, und kann versichern^ dafs es im Gebisse, welches Richardson ganz richtig beschreibt, wie in der Fufsbildung von Myo- xus ganz verschieden ist, aber darin mehr mit Hypudaeus überein- stimmt. Das Gebifs zeigt die nächste Familien - Verwandschaft zu Hypudaeus und namentlich durch die beginnende Wurzelbildung der Backenzähne zu Hypudaeus hercynicus und das Thier kann nur in dieser Familie Platz finden. Wer am Habitus, namentlich am zotti- gen Schwänze Anstofs nimmt, wird durch die Analogie bewogen werden, mir beizustimmen, wenn ich sage, Neotoma verhält sich zu Hypuda£us incl. Lemmus , wie Spermophilus zu Arctomys ; denn da- zu, um sich die systematische Stellung und Beziehung der Gat- tungen verschiedener Familien anschaulich zumachen, giebt die Analogie, wie ich andern Orts noch zu zeigen hoffe, den besten Schlüssel. a. C e t a c e a. Die Ce^ßceew. zoologisch-anatomisch dargestellt, von Wilhelm Rapp. Stuttgart und Tübingen 1837. 8. Mit Abb. Nach einer kurzen Characteristik der Gattungen und Arten, wel- cher eine geschichtliche Darstellung der Bearbeitung dieser Ordnung Torausgeschickt ist, folgt in der zweiten (anatomischen) Abtheilung eine gedrängte, auf eigene Untersuchungen gestützte, überaus reiche Schilderung der Anatomie. Die Tafeln geben Abbildungen von einem Dugong - Fötus , von Delphinus capensis und hastatus, der Skelette von D. delphis und phocaena und einiger Eingeweide. Anatomische Bemerkungen über den nordischen Finnfisch {Ba- la£noptera rostrata), welcher 1835 zu Wijk aan Zee strandete, machte W. Vrolik bekannt (Tijdschr. voor naturl. Gesch. en Physiolog. IV. S. 1. fg.) De Bell Bennets Beobachtungen über den Pottwall (Proc. Z. S. p. 39.) bestätigen viele Angaben früherer Schriftsteller, enthalten aber auch Manches Neue. Die Schnelligkeit eines aufgeschreckten Cachelots schätzt Verf. auf 8 — 10 engl. Meilen in einer Stunde. Das Auswerfen des angeb- lichen Wasserstrahls aus den Nasenlöchern ist auch nach ihm ein blofses Ausathmen, und der Strahl selbst läfst sich eher einem 383 leichten Nebel vergleichen, wie er sich initer einer niederen Tempe- ratur beim Ausathmen der Landtliicre zeigt, hat aber keinesweges die Dichtigkeit des Wassers (cöw in wo way be comjiared to a volU' me nf water). Matrosen versichern, dafs dieser Athem stinkend und scharf {acrid) sei. Der Gehörsinn des Pottwalls erscheint dem Verf. nur gering, dagegen hält er den Gefühlssinn der Haut für sehr voll- kommen. Es scheine, dafs sie hiedurch in sehr weiter Ferne Mit- theilungen mittelst Erschütterung des Wassers erhalten, denn wenn ein Pottwall verwundet werde, sollen andere in meilenweiter Ent- fernung sogleich durch ihre Bewegung eine Kunde des Geschehenen blicken lassen. — Der Pottwall ist im allgemeinen von furchtsamem Naturell, flieht vor der geringsten Gefahr, in deren Besorgnifs er be- wegungslos, M'ie lauschend liegt, gelegentlich sein Athmen zurückhal- tend, und sich auf die Seite kehrend um die Sehaxe auf ein Object über ihm zu bringen. Plötzlich von einem Boote überrascht, ohne dafs er verwundet ist, sieht man ihn seinen halb flüssigen, stinken- den, wie KafTeegrund aussehenden Koth entleeren. Otion Cuvieri sitzt zuweilen an seiner Unterlippe, in seinem Fett finden sich die Cysten von einer Cysticercus. Axt, einzelne Onisci gelegentlich auf der Haut (wahrscheinlich Cyamus). b, Pachyderniata. Der Kopf des Dinotherium giganteum (vgl. Jahrg. III. 2. S. 177), welchen seine Entdecker in Paris zeigten, veranlafste Blainville zur Aeufserung seiner Ansicht über dessen systematische Stellung. Es gehört nach ihm zu den herbivoren Cetaceen, welche ein Be- standtheil einer Ordnung der Gravigraden sind. Es stand nach ihm an der Spitze der Wasser -Gravigraden vor dem Dugong und folgte auf Tetracaulodon , das Endglied der Elephantenfamilie. Diese An- sicht gründet er auf die Gestalt der Backenzähne, welche mit denen des Manati (aber auch mit denen des Tapirs) übereinstimmen, auf den Mangel der falschen Backenzähne und Eckzähne, wodurch eine grofse Zahnlücke zwischen Back- und Vorderzähnen entsteht, auf die Lage der Condyli occipitales ganz am Ende in der Längsaxe des Kopfes, auf die schräge Neigung der Occipitalfläche nach vorn, deren mittlere Vertiefung auf ein starkes Nackenband deutet. Den Jochbo- gen nennt er breit, stark und dick; leider aber ist er in seinem mittleren Theile beschädigt. Aus der Gröfse des Foramen injraor- bitale, welche vielleicht geringer als beim Dugong sei, folge noch nicht, dafs das Thier einen Rüssel gehabt habe, sondern eher, dafs die Oberlippe beträchtlich entwickelt gewesen, und die (nach den ünterkieferlöchern zu schliefsen) kleine Unterlippe, sowie die Ba- sis der abwärts gekrümmten stofszahnähnlichen Vorderzähne bedeckt habe. Instit. 203, S. 101. Offenbar verwandt dem Dinotherium war eine riesige Pachy- 384 derineh - Gattung, deren Schädel Darwin im tertiären Thone Süd- amcriica^s entdeckte, R. Owen nannte sie Toxodon, gab die erste Anzeige in d. Proc. of the Gcol. Soc. April. 1837. 19. nnd demnächst eine ausfiilirliche Beschreibung und herrliche Abbildungen (eine so- gar in Naturgröfse) in Charles Darwin's Zoology of the Voyage of II. M. S. Beagle. London 1838. 4to. Der Schädel hat etwa die GrÖfse eines Flufspferdsschädels, mifst 2 F. 4" in Länge und 1 F. 4" in seiner gröfsten Breite. Er ist ver- längert, niedergedrückt, besonders durch die Stärke und grofse Wöl- bung der Jochbogen, durch den schmalen seitlich zusammengedrück- ten Kiefertheil, und den grofsen am Ende etwas breiter werdenden Zwischenldefer auszeichnet. In der Bildung des Hinterhauptsloches, in der Lage der Condyli und der schräg nach vorn geneigten Lage der Hinterhauptsfläche nähert es sich dem Diiiotliermm und den her- bivoren Cetaceen. Die Entwickelung der Nasenhöhle und das Vor- handensein von Stirnhöhlen machen es unwahrscheinlich, dafs es aus- schliefslich ein Wasserthier und ohne Hinterextremitäten gewesen söä Interressant ist ferner das Gebifs, sofern es einige Annäherung zu dem der herbivoren Nagethiere, namentlich der Cavien zeigt. Es finden sich oben 4 Vorderzähne , von denen die beiden mittleren sehr klein, die beiden äufsern sehr grofs und gekrümmt sind, und mit ih- rem gleichdicken Grundtheile durch den Zwischenkiefer hindurch bis in den Oberkiefer reichen, wo ihr bleibender Zahnbulbus dicht vor den Backenzähnen gelegen war. Backenzähne waren oben jederseits 7 vorhanden. Sie sind von den Vorderzähnen durch eine grofse Lücke getrennt, wie die der herbivoren Nager, ohne eigentliche Wurzel, bogenförmig gekrümmt, aber ihre Convexität nach aufsen kehrend. Die Kaufläche der drei hintersten ist schief, ungleichseitig -herzför- mig, aber die stumpfe Spitze nach aufsen, die durch die Schmelz- falte veranlafste Einbucht nach innen kehrend. Die 3 vorderen klei- neren Backenzähne hatten eine mehr abgerundete Kaufläche, an wel- cher die innere Einbucht nur seicht ist, ja am vordersten ganz fehlt. Nach den später von Owen in Darwin's Reise beschriebenen, muth- mafslich derselben Gattung angehörenden Unterkiefer-Fragmenten hatte dieser 6 ziemlich gleich grofse Vorderzähne, und mindestens 6, viel- leicht selbst wie die Oberkinnlade, 7 Backenzähne. Die Vorderzähne sind nach vorn gerichtet, aufwärts gekrümmt, und wie die untern Vor- derzähne der Nagethiere im Wurzeltheile hohl, mithin wie diese stets nachwachsend, was auch hinsichtlich der obern und untern Backen- zähne gilt. Die unteren Backenzähne weichen von den oberen sehr ab. Ihre Kaufläche ist länglich, zeigt an den 3 hintersten innen 2, aufsen eine Falte; von den vorderen kleineren haben der 2te und 3te Zahn von vorn nur die äufsere Falte, der erste gar keine. In den Annalen des Sc. 7iat. VII. S. 20 finden wir von G. Vro- lik den Beweifs geführt, dafs auch bei RJunoceros africanus min- destens im Unterkiefer die Vorderzähne nicht fehlen; sondern rudi- mentär und unter dem Zahnfleisch verborgen bleiben. Im Zwischen- kiefer fand sich keine Spur von Zähnen oder deren Alveolen, selbst nicht bei jüngeren Schädeln und an dem eines neugcbornen Thieres. Bei dem afrikanischen Rhinozeros scheint die Zahl der Rippen 20 oder 21 zu seyn, und somit kann die Rippenzahl 19 nicht allgemein für alle gelten. Durch A. Smith's Exi)edition nach Centralafrika vom Cap aus haben wir vorläufige Nachrichten über drei sämmtlich zwcihörnige Rhinozeros -Arten Südafrika's (Rh. Ketloa africanus und Rh. Slmus White Rhtnoceros') erhalten (^ Catalogue of the South African Miiseum. London 1837. 8.)- Die erste Art findet sich nörd- lich von Lataku, sie ist dem R. africanus ähnlicher, unterscheidet sich durch die grofse Länge des zweiten Horns, einen längeren und schmälern Kopf, durch die Form des Schulterhöckers und durch ein verschiedenes Gebifs. Die lange Oberlippe ist wie bei R. africanus; es nährt sich auch, wie dieses, vom Gestrüpp (imder -wood)^ indem es dessen düiaie Zweige mit der Oberlippe abrupft. Selbst mehr ge- gen Norden, wo es häufiger vorkommt, zeigt es sich nicht in so grofser Zahl, wie beide andere Arten, nur einmal sah man 7 bei- sammen. Jm Ganzen sah man während der Reise 68 Individuen des Ketloa, während man von den beiden andern an geeigneten Stellen wohl 100 — 150 täglich sah. Das weifse (White) Nashorn (Ä. si- mus) hält sich mehr in den offenen Ebenen auf und nährt sich von Gras, seine Oberlippe ist nicht spitz, sondern quadratisch {square). Es ist grofser als die beiden anderen, doch weniger gefürchtet. Im Inneren soll es aufserdem noch zwei andere Arten geben, eine dem R. Ketloa ähnliche, zweihörnige und ei«e mit nur einem Hörn. Oberst Syk es sucht nachzuw^eisen, dafs der Dziggetai (Eqiius hemionus Pall.') vom Wildesel von üutch nicht verschieden sei. Er hat sich indessen hierbei (wie auch früher ich, Jahresbericht für 1835 d. Arch. II. 1. 288) durch Isidor Geoffroy ine leiten lassen, wel- cher fälschlich den Kulan oder Wildesel (Equus asinüs ß ona- ger') für den Dschiggetai genommen ' und als solchen in den Nouv. Ann. d Mus. IV. beschrieben und abgebildet hat. Vergleicht man die sorgfältige Beschreibung einer Kulan -Stute von Pallas und dessen in Schrebers Säugeth. taf. 312. copirte Abbildung , so wird man beide mit Isid - Geoffroy's Beschsreibung der Pariser Stute und den Bemerkungen von Sykes über die beiden Hengste des Londoner zool. Gartens übereinstimmend finden. Selbst die von beiden Schrift stellern erwähnten Querstreifen an den Schenkeln finden sich in Pallas Abb. angedeutet, wenn sie auch in der Beschreibung über- gangen sind. Die Maafse der Pariser und der von Pallas beschriebe- nen Stute stimmen fast ganz überein. An dem Fehlen des Quer- streifens auf der Schulter der Pariser Stute wird Niemand Anstofs nehmen, da er auch der von Pallas beschriebenen Stute, sowie den beiden Hengsten des zool. Gartens fehlte, dagegen bei Pallas Hengste und einem Hengste der Crofs'schen Menagerie vorhanden war! Dieser 7 7 7 15 14 14 4 5 5 4 4 4 19 20 23 396 Character ist, wie auch Geoffroy und Sykes eingestehen, nicht be- ständig. Vergleicht man nun Pallas sorgfältige Beschreibung des Dschiggetai (J5. Hemionus) so wird man die üeberzeugung gewin- nen, dafs dies ein specifisch verschiedenes Thier ist und wird sich wundern wie Isid. Geoffroy sie auf die Pariser Wildesel -Stute pas- send finden konnte. T. C. Eyton hat in den Proc. Z. S. p. 23. einige Verschieden- heiten im Skelet verschiedener Schweine - Racen angegeben: Engl. Afrikanisches Chinesisches Wild- Haus- Schwein cf Schwein 2 Schwein cf schwein schwein. Halswirbel 7 7 Rückenwirbel 15 13 Lendenwirbel 6 6 Kreuz Wirbel 5 5 Schwanzwirbel 21 13 Summa 54 44 49 50 53. Das englische Schwein gehört der sogenannten long- - legged sort an: c. Rumznantza. J. G. Bujack, Naturgeschichte des Elchwildes oder Elens, mit Rücksicht auf die neueren Beobachtungen in den Forsten Ostpreu- fsens. Aus den preufs. Provinzialbl. 1837 Bd. 18 S. 33 besonders abgedruckt. Rüp p eil entdeckte auch bei emer jungen Atitilope pt/garga weibl. Geschlechts rudimentäre Eckzähne, wie bei dem jungen (J" seiner J. montana (s. Jahrg. III. S. 180) und fragt an, ob sich nicht auch bei andern Antilopen - Arten Aehnliches im Jugendalter finde, Mus, Senclcenb. IL 303. Ebendaselbst beschreibt er das Jugendkleid der A. pygarga, bei welchem die Grundfarbe des ganzen Körpers röthlich isabell ist. Rund um die Augen findet sich ein breiter weifser Ring; unfern des vordem Augenwinkels ein kleiner schwärzlicher unbehaarter Fleck, Andeutung einer Thränengrube; die vordere Ge- gend an der Basis der Ohren, die zu den Seiten des Kopfes hinter und unter dem Mundwinkel, und ein Flecken zwischen den Nasenlö- chern sind schmutzig weifs, eben so der Bauch, die obere Innen- seite der Schenkel und ein Streif längs der inneren Seite der Schie- nen. Die Schwanzrübe ist ziemlich behaart, isabellfarbig, an der Endspitze schwarz. Das Thier kann höchstens einige Wochen alt sein, seine ganze Körperlänge bis zum Schwanzende beträgt 3 F. ^\" und die Höhe am Kreuze 1 F. 9''. Verf. fragt, oh A. per Sonata Wood Zool. Journ.) nicht etwa ein Junges der A. pygarga sei. Ogilby zeigte in der zool. Gesellschaft Proc. Z. S. 81 2 Arten seiner Gattung Kernas (Typus derselben ist A. Ghoral\ welche er 387 als ein Mittelglied zwischen Oryx und den Ziegen betrachtet^ mit letzteren in dem Gebirs:slebcn und allgemeinem Körperbau , mit er- steren im Besitz einer kleinen nackten Muffel und 4 Zitzen überein- stimmend. Die eine Art war ein rf des Iharal, die andere eine neue Art {K. Hylocrlus Og.) von den Neilgherry- Bergen, den Jä- gern von Madras \und Bombay unter dem Namen loutigle Sheep be- kannt. In Gestalt und Habitus, sowie in Hinsicht der Hörner steht sie zwischen dem Iharal und (ihoral in der Mitte. Der Körper ist mit einförmigem kurzen, wie bei den meisten Hirschen dunkel ge- ringeltem Haar bedeckt. Die Hörner sind einförmig rückwärts ge- bogen, von zahlreichen kleinen Ringeln umgeben, etwas flach ge- drückt an den Seiten, mit einer kleinen Längsleiste an der innern Vorderecke; die Ohren sind mäfsig lang, der Schwanz sehr kurz. — Die vom Verf. ebendort gegebene Ableitung des griechischen Wortes Kenias vom deutschen Gems ist sicher die richtige. J. E. Gray stellte nach einem von Clapperton aus Centralafrica mitgebrachten Schädel eine neue Büffelart B. brachyceros aus Cen- tralafrika auf Loud, Mag. N. S. 1. S. 587 vgl. Jnnal. of N. H. ISS^i Bd. n. S. 285, wo nun auch auf Taf. XIII. eine Abbildung erschien. Im Sommer 1838 erhielt nämlich Fr. Crofs ein Exemplar aus Sierra Leo- ne unter dem Namen Busch -Kuh {Busch- Cow). Vorderkopf breit, flach. Hörner kurz, sehr stark, vorn an der Basis zusammengedrückt, hinten abgerundet, seitlich divergirend, kaum rückwärts gebeugt; die Spitzen nach vorn und schwach einwärts gekrümmt. Fell braun. Wamme fehlt ganz. Ohren sehr grofs, innen mit 2 Reihen langer Haare und einem Büschel langer Haare an der Spitze. Der Rumpf ist kurz, tonnenförmigj der Schwanz reicht mit seiner Quaste bis zum Ilackengelenke. d. E d e 71 t a t a. Herrn. Fried r. Jäger gab unter Rapp's Auspicien als Inaugu- raldissertation »Anatomische Untersuchung des Orycteropus capen- si's.*'. Stuttgart bei C. Erhard 1837 in 4to. mit einer Abbildung, wel- che das Thier ruhend und auf den Hinterbeinen aufrecht sitzend darstellt. Eine Beschreibung des Thieres und seiner Sitten geht der ausführlichen anatomischen Beschreibung voraus, welche für die Zoo- tomie von grofser Wichtigkeit ist, Martin giebt Proc. Z. S. S. 13 eine Beschreibung des D. hy- bridus, indem er die früheren Beschreibungen der syst. Schriftstel- ler für ungenau erklärt; die Ohren seien keinesweges grofs, sondern viel kleiner als bei D. jteba und nur wenig gröfser als bei D. minu- tus^ fein, bei D. peba grob granulirt; die Schnauze im Verhältnifs kürzer als bei D. peba. Der Körperbau kurz und plump, die Glied- mafsen robust. Die Schildchcn des Helmes mittelmäfsig grofs, die in der Mitte des oberen Theiles verlängert und oft fast dreieckig, die IV. Jahrg. 2. Bd. 26 3/ 388 übrigen zwischen den Augen und abwärts von unregelmäfsigcr Ge- stalt, einige fast vierseitig, anderd fünf- oder sechsecldg; bei D. pe- ba dagegen nicht nur viel gröfser, sondern auch von bestimmterer Gestalt, meist ungleichseitig sechseckig. Die Schildchen des Schul- terpanzers bestehen bei D. hyhridns aus erhabenen ovalen in Quer- reihen gestellten Höckern, deren Zwischenräume mit kleineren sehr unregelmäfsigen , minder erhabenen Körnchen erfüllt sind. Dasselbe gilt von dem Kreuzpanzer, in welchem die erhabenen ovalen scutella auffallend entfernt und grofs sind, während etwas kleinere und flachere Scutella eine Rosette um ihn bilden. Länge zur Schwanzwiurzel 13'' 3'", Ohren 10'". Schwanz 6" 9'". Rückengürtel 7. e. G l i r e s. Hr. Prediger Löffler bestätigt in den Preufs. Prov. Bl. 18 p. 66 V. Siebolds Angaben, dafs der Hamster in Ost- und Westpreufsen nicht vorkomme, und zwar wegen Beschaffenheit des Bodens, der niedrig und den ganzen Frühling und Herbst hindurch anhaltend feucht sei. üeberhaupt meide er sandigen, steinigen oder schweren zähen Thonboden, halte sich dagegen da^ wo der Untergrund immer wenigstens einige Ellen tief aus gelblich braunem Lehm besteht. Die Bemerkung, dafs er diesseits (Östlich) der Elbe auf leichtem, san- digen Boden fehle, ist nicht ganz richtig. Er findet sich nach Mit- theilungen des Hrn. Fr. Stein im südöstlichen Theile der Mark Bran- denburg, da wo diese an die preufs. Provinz Sachsen gränzt, und hat noch im vergangenen Jahre in der Gegend von Nimegk, Treuen- briezen und Beizig viel Schaden angerichtet. Herr Löffler hat also Recht, wenn er seinen Ausspruch durch die Worte: »wenigstens bis herunter nach Burg« restringirt. Ogilby beschrieb m den Linn. Soc, 2 australische Nagethier- formen, bemerkend, dafs Neu -Holland aufser dem wilden Hunde, den er für eingeführt hält, nur Marsupialien und Nager ernähre. Das eine Nagethier- Geschlecht: Conilurus Ogilby (y.ovilog) soll hei- fsen : » geschwänztes Kaninchen, « soll nach Gray mit Hajtalotis Licht. identisch sein. Der andern Gattung, einer Dipus-Form ist schon in diesem Archiv IV. 1. S. 82 Erwähnung gethan. Auf beide werde ich im Jahresb. über 1838 aurückkommen. F. Cuvier stellte eine neue Nagethiergattung Elygmodovtia auf. Ami. d. Sc. nat, VII. pag\ 169, S. Jahrg. III. S. 407, Sie gehört zur Fam. der eigentlichen Mäuse, unterscheidet sich von Mus schon durch gröfsere Länge der Hinterextremitäten. W. Thompson stellte Proc. Z. S. S. 52 eine neue Ratte Irlands Mus hibernicus auf. Sie unterscheidet sich von M. rattus durch kürzere besser behaarte Ohren, kürzeren behaarteren Schwanz, wei- cheres Körperhaar, einen fast dreieckigen reinweifsen* Fleck auf der Brust und wetfse Füfse. Länge des Körpers 7" 6'", Kopf 1" 10'", Ohren 9 '", Schwanz 5" 6'", von der Ohrwiurzel zur Schnauze 1" 6'". 389 Watethouse beschrieb eine südafrikanische Art der Gattung Mus, M. subspinosus Proc. Z. S. lOi und mehrere südamerikan Arten derselben Gattunjj; ib. S. 15 und 27 und stellt ibid. S. 29 und 30 zwei neue Genera: Reithrodon und Abrocoma auf S. Jahr- gang V. I. Gray beschrieb indische Mäuse: M. rvfescens , Mus Kor. {Ar- vicola iniUca Gray I/L) Mus. Hfi?'dmckü , M. usiaticug u, s. "nv., indem er die Gattung Mus nach der Krone der Zähne in 3 Gattungen, Mu .y, Le^gada und Golnnda trennen will. Die Unterschiede derselben müssen aber genauer festgesetzt werden; mit dem bei den engl. Zoo- logen beliebten, höchst zweideutigen ^>rather«^ (rather high, rather convex u. s. w.) kann man unmöglich zufrieden sein, denn die Un- terschiede sind dadurch so durchaus graduell, dafs feie so gut wie gar nicht angegeben sind. Loud. Mag. N. S. 1. 584. Gray beschrieb a. a. O. S. 586 3 Hasenarten Amerika*s Lepus Douglassü yon Californien, Texas? (Marschhase d«rt genannt) L longicaudatus vom Magellanland und L. californicus v. Californien; die Beschreibungen dieser, sowie der von demselben Zoologen in den Proc. Z. S. p. 67 et 68 und Loud. Mag. S. 584 beschriebenen Nager : Vteromys melanotis, P. albiventer, Leachii, Sciu?U)ptera Turn- bullH,fimhriata (Proc. Z. S. 68) hoffe ich im 5. Jahrg. Bd. 1. mitzuthei- len, desgleichen die von .^teromys Horsfildii Water h. Proc. Z. S. 87 Jourdan unterschiPP eine neue Art Hydromys, ff. ßdvogaster, vom Swan-rlver, die sich durch gelben Bauch und mehr schwärzli- chen Rücken auszeichnet. Instit. 351. Compt. rend. V. 523. Unter dem Namen Nejomys trennt derselbe (ibid.) einen Theil der Stachelratten, Echy?nys, als besondere Gattung, deren Typus E. cristatus ist und beschreibt eine neue Art N. Blainvillii aus Brasilien. Sie hat 4 Backenzähne jederseits, die oberen haben 4 Querhügel, die unteren ein doppeltes nach innen gewandtes und hinten eingebogenes V auf der Kaufläche; welches Gebifs nach F. Cuvier (Ann. d. Sc. VHI. 370) auch E. cristatus besitzen soll. Sonst unterscheidet sich die Gattung Nelomys noch im Aeufseren durch abgerundete wenig entwickelte Ohren , einen behaarten (bei Echymys nackten und schup- pigen) Schwanz ; kurze Tarsen , gedrungene Gliedmafsen und plumpe Rörpergestalt. Sie bat zahlreiche lange schwarze Bartborsten; ihr Kör- per ist theils mit gewöhnlichem Haar, theils mit Stacheln bekleidet. Bei iV. ^/«/Wf?Y/« ist Kopf, Hals, die oberen KÖrpertheile und Aufsen- seite der Gliedmafsen goldroth, Maul, Gurgel, Brust, Bauch und In- nenseite der Gliedm. weifs; Schwanz braun, Füfse rothgrau. Gz Länge 45 centim.; von der Schnauze zur Schwanzwurzel 25 centim., Schwanz 20 centim.; das Ex, wurde auf eüier kleinen Insel bei Brasi- lien getödtet. f. Mars u p i a l i a. Von Richard Owen haben wir eine ausgezeichnete Arbeit über das Gehirn der Beutclthiere erhalten, welches sich nach seüier Ent- 26* 390 deckung von dem der übrigen Säiigethiere durch den Mangel des (^Corpus callosum) auszeichnet. Wieder ein Beweifs, dafs die Beutelthiere und Monotremen als ein Zwischenglied zwischen den viviparen Mammalien und den Oviparen Vertebraten zu betrach- ten sind. Ueber das Nähere mufs auf des Verf. mit vielen Ab- bildungen ausgestattete Abhandlung in den Thilos. Traiisact. 1837 /. und einen Auszug in den Ann. des Selens, nat. To?n. VIII. 175. ver- wiesen werden. Derselbe fand ferner , dafs auch dem Ei der Marsupialen die Al- lantois nicht fehle, Proc, Z. S. 82. und Loudo?is Mag. 481, Uebers. Jnn. d. Sc. nat. VII. 372, wo eine skizzirte Abbildung eines reiferen Känguruh - Eies gegeben- ist, welche unter dem sehr grofsen, von Ver- zweigungen der Vasa omphalo -meseraica gefäfsreichen Dottersacke eine kleine birnförmige Allantois mit zahlreichen Verzweigungen der Hüftnabelgefäfse zeigte. Hr. Coste vindicirt sich dieselbe Entdeckung. Indessen dürfen wir Deutsche es nicht mit Stillschweigen übergehen, dafs Otto bereits 1830 bei der Versammlung der Naturforscher er_ klärte, dafs er bei einem Känguruhfötus Nabelarterien, Nabelvenen und Vasa omphalo -meseraica gefunden habe. (Isis 1831. S. 877, wo- raus sich die Existenz einer Allantois schon mit Bestimmtheit folgern Jiefs. Die Arbeiten yon Laurent t Guer. Mag. 1837 u. 38 Cl. 1. über Marsupialien werde ich im nächsten Jahresberichte besprechen. J. E. Gray 's Bemerkungen über die -^li ihm beobachteten Kän- guruh- und Hypsipryninus-Pixien in Londons Mag. N. S. 1. 582, sowie die Diagnosen seiner neuen Genera Bettongia, Petrogale sind im 5. Jahrg. d. Arch. Bd. 1. S. 191 mitgetheilt Hr. Jourdan stellte ein neues Genus der Marsupialien, unter dem bereits bei den Saurem verbrauchten Namen Heteropus auf. Diese trattung unterscheidet sich von Macropus und Ualmaturus durch dieFufsbildung, während sie im Ge\>\^s,e mit Halmaturus über- einstimmt. Die Beine sind von mittelmäfsiger Länge; die Tarsen kurz, dick, mit Haaren bekleidet, ihre weithin nackte 'Sohlenseite zeigt eine grofse Menge platter, schwarzer, hornartiger Papillen, die dritte und 4te Zehe sind nicht von den Nägeln schubförmig um- geben {emhoites), sondern die Nägel sind klein, kurz, stumpf und schwach gekrümmt, den Krallen der Hunde vergleichbar. Bei der Art H. alhogtilaris J. ist die Sohlenfläche der Vorderfüfse runzlig, was dafür spricht, dafs sie oft auf dem Boden ruhen {qu'z'ls doivent souvent reposer sur le sol). Der Schwanz ist gleich stark entwickelt an der Basis , und wie an der Spitze stark und mit harten Haaren bekleidet. Pelz wollig, ausgenommen an den Gliedmafsen. Kopf mit einer braunen Längslinie, Wangen weifslich, Ohren aufsen schwarz, innen gelblich; Gurgel weifs, Brust und Bauch rostroth {roux) Hals und Obertheil des Rückens grau; Hinterbacken röthlich gelb; Ende (extremite) der Gliedmafsen und Schwanz dunkelbraun, letzterer am Ende weifs. Ganze Länge von der Schnauzenspitze zum Schwanz^ 391 endo? (sommet) 1 met,, 30; Vorderbeine 12 rew^, Hinterbeine 30 Centim. Rumpf 60 cejit., Schwanz 56 ceiit., Tarsen 8 cent. — Sein Vaterland sind die Bergö im Südwesten von Sidney; man sagt, dafs es mehr pehe als springe, Instit. S. 351. Com.pt. rend. V, 521. Atin. d. Sc. VIII. 368. Derselbe beschrieb eine neue Art Half naturus, H.Irma. Compt. rend. V. 523, Ann. d Sc. \III 371. Waterhouse unterschied einen neuen Macropus, M. Bennet- tu. Proc. Z. S. 103. Ogilby unterschied Proc. Z. S. S. 131 eine neue Art Phalan- giita, P. viverrina von Van Diemensland, die früher mit JPA. Cookii verwechselt wurde. Sie unterscheidet sicji von dieser, wel- che nur auf den Continent Neuhollands beschränkt scheint, durch eine dunkel aschbraune Farbe, bedeutendere Gröfse, welfse Ohren, durch Mangel des hellröthlichen Anfluges, der an der Kehle, den Seiten und den Gliedmafsen jener Art so auffallend ist. g. Carnivora. a. Carnivora, s. str. üeber die Lebensart und Begattungsweise des Dachses theilte Siemuszowa-Pietruski in d. Archiv III. 1. S. 160. seine Beob- tungen mit. Ref. gab ebendas. S. 253. eine vorläufige Monographie der Gat- tung Procyon mit Beschreibung 2 neuer Arten der hies. Sammlung- Gray 's Procyon nivea (.0 von Texas. London Mag. N.S. I. S. 580 ist vielleicht Albino-varietat meines P. obscurus, da nach Gray die Weichheit seines Pelzes ihn von P. lotor unterscheiden soll. Reichlich bedacht wurden wir mit neuen Gattungen derViverren- Familie von Isidor Geoffroy St. Hilaire (Galidia, Ichneumia Ann. d. Sc. nat. VIII. S. 251) xmd Jourdan fHemi'galus {siel) und Afn 6 lio- don. (Compt. rend. F.) Ich mufs gestehen^ dafs mir ihre Chara- cteristik aus den von mir Jahrg. IV. 1. S. 293 und 296 ausgesproche- nen Gründen nicht genügt. — Hinsichtlich der ersteren mufs auf die Abhandlung selbst, hinsichtlich der letzteren auf F. Cuvier's Bemer- kungen in den Ann. d. Sc. VIII. S. 372 und Blainville ib. 270 verwie- sen werden. Letzterer hat an letzterem Orte S. 280 eine neue Gattung Lami- ctis beschrieben, bleibt aber selbst im Zweifel, ob sie mit Gray's Cynogale (Loud. Mag. N.S.i. p. 579) identisch ist, was auch wirk- lich nach Hrn. Gray's wie gewöhnlich zu kurzer Beschreibung nicht zu entscheiden ist. Aus gleichem Grunde habe ich in dessen Gtg. He lictis Proc. S.49. oftheCommit.Z. S. 1830 — 31. Part. 1. Isid. Geoffroy's Gtg. Melogale nicht wieder erkannt, wie es richtig von Blainville a. a. O. S. 278. geschehen. Gray's Bemerkung, dafs der Gulo orientalis hieher ge- 392 höre, und die Beschreibung des Schwanzes {cauda cyl.') leitete mich irre. Nach brieflichen Mittheilungendes Hrn. Gray ist Helictls und Me/o^ö/e wirklich ge wer e identisch, und der erstere Name hat die Priorität. Hr. Gray 's Characteristik seiner Gattung Pteronura oder rich- tiger Pterura hatte ich aber richtig verstanden; vgl. Bd. 1. S. 285., aber für das Gebifs reichte sie zu meinem Zwecke nicht aus. Die beigefügte Skizze auf Taf. X., welche mir Hr. Gray zu übersenden die Güte hatte und später auch in den Afin. of Nat. Rist, publicirte, mufs allen Zweifel heben. Die Fig. a. stellt den Vorderfufs, b. den Hinterfufs, c. den Schwanz dar. Die von Bell Proc. Z. S. S. 46 unterschiedene Gattung Gale- ctis für Gulo vlttatus halte ich für unzulässig, vgl. Bd. 1. 272. Läfst man sie aber mit den Gulonen der südl. Hemisphäre zusammen, so mufs der Gattungsname Euro Isid. Geoffr. für die Grisons die Prio- rität haben. % Neue Arten: s. d. Nachtrag im 5. Jahrg. Bd. 1. Paradoxurus Philippensis Jourd. Backenzähne mit stum- pferen. Höckern als bei P. typus\ statt der Binden auf Seiten und Rücken findet sich eine grofse Menge falber und weifslicher Flecken ; Beine braun, ' Philippinen auf Luxon und Mindanno. ComjJtes rend. V. 523. Das Skelet von Otocyon C. megalotis hat nach Blainville Compt. rend. V. 425. alle Charactere vom Hunde, 13 Rücken-, 3 Lendenwir- bel, durchaus keine Schlüsselbeine, nicht einmal im Rudimente. Die fossile Gattimg Ämphicyon Lartet hat 7 obere Backen- zähne, nämlich 3Lückenzälme, einen sehr entwickelten Fleischzahn und 3 hintere Höckerzähne ; mithin die nächste Verwandtschaft mit Ütucyon Licht.^ wie Blainv. a. a. O. sehr richtig bemerkt. ß. Insectivora. Neue Gattung: Ericulus J. Geoffroy. Ann. d. Sc. VIII. S. 60. Körper unterhalb mit Haaren, oberhalb mit spitzen Stacheln ohne eingemengtes Haar bedeckt. Gliedmafsen kurz, fünfzehig, mit star- ken ziemlich langen, etwas zusammengedrückten Nägeln. Schwanz sehr kurz. Kopf verlängert. Sechs Backenzähne jederseits oben und unten, nämlich fünf Backzähne und ein Lückenzahn. In jedem Kiefer ein wenig vorstehender, wenig vom Lückenzahn verschiedener Eckzahn. Vier Schneidezähne oben und unten. Madagaskar. Centetes armatas id. ib. Cent et es variegatus Gray. Loud. Mag. 1. h. Chiroptera. Blainville hat in den Compt. rend. V. p.807. fg. seine Ansich- ten über die Classification der Fledermäuse mitgetheilt, als Probe ei- 393 nes zoolodschen Systemes, welches wir von ihm zu erwarten ba^ ben. Uafs dabei jede der Gruppen zur Erleichterung d(?s Gedächt- nisses (!) einen neueu Namen erhalten mufs, dafs die Koussettes ildfiö» ^lütycteres, die Vampire Phyllouijcteres, die eiffentlichen Fledermäuse Normonycteres u. s. w. heifsen müssen, verstdit sich von selbst, denn wie sollte eine neue Classification in Wahrheit neu sein, wenn »i« nicht auch neue Namen schaffte! Noch mehr aber wird die übliche Nomenclatur durch das Princip der Sippenvereinigung, welches VerfL wie in andern Zweigen der Zoologie, so auch hier befolgt, gefähr- det, indem die meisten der unterschiedenen Genera als Subgeiiera einem Genus subsummirt werden, was man nur billigen kann, wenn einer solchen die nächst verwandten Genera begreifenden Gruppe die Geltung einer Familie oder Tribus , nicht die eines Genus verliehen wird , denn dadurch werden wieder eine Menge von Namenverän- derungen ncithig gemacht, welche wie ein Fluch auf der Wissenschaft lasten. Die dort entwickelten Principien der Classification hier aus- führlicher zu beleuchten, würde zu weit führen, um so mehr^ als die Reihenfolge ziemlich dieselbe wie die zeither beobachtete ist. Fledermäuse existirten vor der mittleren Tertiärformation. Eiu ropa's (avant la formation des terraius tertiaires moyens de nos contrees septentrionale). Man findet sie in der Gypsform. v. Paris; sie waren wahrscheinlich Zeitgenossen des Anoplotlierium, Paläotherium. Sie existirten von dieser Zeit an, bis zu der unsrigen ohne Unter- brechung, Mcil man Ueberreste in den Diluvialhöhlen imd Knochen'- breccien findet; diese so alten Flederm. waren von den jetziin^detr selben Gegend lebenden wenig verschieden. '.iMrMaa Mehrere neue südeuropäische Fledermäuse wurden von Ch. B ör n aparte in der Iconograßa della fauna Italic. Lief. 20 nnd 21 bo- schrieben, auf welche ich gelegentlich zurückkommen werde. i • .i TjCmminck gab in seinen Monograp/ues de Mammalo^ie Vol. II. Livr. 2. S. 50 eine ausführliche Monographie der frugivoren Chiro- pteren, welche zu reichhaltig ist, um hier analysirt zu werden.— .Des^ gleichen Zusätze zu seiner Monographie der Gattung Rhinolophus: R. Nippon, von Japan^ dem europäischen R. unifer verwandt, und eine indische Art R. Rouxii — und Zusätze zu R. lucius be- treffend das Gebifs und den Geschlechtsunterschied, welcher bei die- ser Art nicht existirt. Das Gebifs zeigte einen kleinen, sechsten stumpfen Zahn im Unterkiefer zwischen dem Lückenzahno und dem ersten Backenzahne, ohne dafs sich im Oberkiefer ein entsprechen- der fände. v rroot-'l Rhinolophus L ändert Martin, neue Art \o\\ FerOanSo Po s, Proc. Z. S. 101. und dies Arch. Jahrg. V. 1. =' ' i. Q u a d r u m a n a. Ogilby hat seine bereits im vorigen Berichte erwähnte Eritdek- Icung einer mangelliaften Mautbildung an den Vordergliedmafsen der iieuweltlichen Affen ausführlicher mitgethcilt und seine darauf be- 394 gründeten systematischen Ansichten vollständiger entwickelt. Loud. Mag. N. S. 1. Dafs mit letzteren aller Natürlichkeit der Ordnungen der Hals gebrochen wird, glaube ich bereits im vor. Berichte III. ge- zeigt zu haben. «. Pro si mtl. Gallacho Aletio Waterh. neue Art von Fer- nando Po. Proc. Z. S. S. 87. ß. Simiae. Von hoher Wichtigkeit sind die bereits in ds. Ar- chiv erwähnten Entdeckungen fossiler Affen von Cautley und Falconer^ Bei dieser Gelegenheit kam in der franz. Academie die Frage zur Sprache, ob es bei Gibraltar wirklich Affen gebe. Compt. rend. V. S. 75. 450. 452. 487. 488. Allerdings giebt es ihrer dort, und ihr Vorkommen im äufsersten Süden Europas kann, wie Bory St. Vin- cent bemerkte, gar nicht befremden, da das Chamäleon in Spanien und Sicilien, nordafrikanische Amphisbänen in Spanien, Gekkonen im südl. Frankreich, Italien, Spanien getroffen werden, wohin sie sicherlich Niemand hinüber gebracht hat, wie man vom Affen in Gi- braltar allgemein meint. Der Magot, S. sylvanus, zeigt sich bei Gi- braltar in Trupps von 30—50 Indiv. Bei feuchtem Ostwinde ziehen sie auf die Westseite der Felsen. Nach Dumeril sind diese Affen der Seekrankheit unterw^orfen. In der Regentschaft Algier finden sie sich nur in Bugia; sind gemein in Marokko und auf den hohen Gebirgen zwischen Ccuta und Tanger. Ogilby zeigte in der zool. Gesellschaft einen neuen glänzend schwarzen Colobus^ C. leucof/ieros, für welchen er wegen der weifsen Farbe seiner Schenkel den Namen vorschlug. Pr. Z. S. 69. Derselbe unterscheidet dort einen neuen Hylobates, H. Chorumandus , welcher sich vor dem Hoolok durch gröfsere Höhe der Stirn und stärkeres Vorragen der Nase, sowie durch aschbraune Farbe und star- ken schwarzen Backenbart ausgezeichnet. Martin hat nachgewiesen, dafs der Nasenaffe Simia nasica im inneren Bau mit den Schlankaffen völlig überein kommt, er hat deren complicirte Magenbildung und nicht die geringste Spur von Bak- kentaschen; aber wie schon Wurmb angab, einen enormen bis zum Schlüsselbein reichenden KehlsaCk. Da nun heiNasalis recurvus Vig, Hors. die Nase bereits kürzer ist, so wird dadurch der Abstand zwischen dem langnasigen Nasenaffen und den übrigen Schlank- affen gemildert und man hat keinen Grund mehr, jenen in einer be- sonderen Gattung zu trennen. (Proc. Z. S, 70.) Eine Beschreibung des weibl. Chimpanze im Jardin des Plantes haben wir von Hrn. de Blainville erhalten. (Instit. Nr. 225. Suppl. S.385. In Temmincks Monographies de Mammalogie {II. Livr. 2. Monogr. XII. S. 113. fg.) erhielten wir ausführliche Beschreibungen und Ab- bildungen von alten und jungen Orangutangs (ßimia satyrus), sowie deren Skeletten. Hiervon, sowie von Owen's Bemerkungen über den Schädel des Simia Wurmhii werde ich im nächsten Jahresberichte bei Gelegenheit der Heusinger'schen Schrift ein Näheres sagen. Zu Jahrgang IV. Bd. 2. Während meiner Abwesenheit von Berlin sind folgende, zum Theil sinnentstellende Druckfehler im letzten Bogen deä Jahresberichtes stehen geblieben, welche ich gütigst zu entschul- digen und zu verbessern bitte. Seite 371 Zeile 12 von oben lies Sabini statt sabini 25 V. o. 1. Rhynchaea st. Rhynochaea 14 V. o. 1. erythrorhyncha st. erythorhyncha 19 V. o. I modularis st. modularius 15 V. unten 1. semirufa st. serimufa 20 V. u. 1. Brucei st. Brucci 17 V. u. I. Klaassii st. Klasici 6 V. o. 1. Engoulevents st. Engonleverts 19 V. u. 1. seiner st. einer 8 V. o. fehlt das Komma hinter Ketloa 18 V. o. ist das Kolon hinter an zu streichen 6 V. o. 1. Jungle Sheep st. Joungle Sheep 10 V. u. 1. Eligmodontia st. Elygmodontia 14 V. u. fehlt das Zeichen der Parenthese. l V. u. 1. Echimys st. Echymys » 392 » 21 V. 0. 1. Mindanao si. Mindanno » 392 » 4 V. u. 1. armatus st. armatas )> 393 » 2 V. u. 1. Handbildupg st. Hautbildung / » 394 » 5 V. o. 1. Galago Allen ii st. Gallacho Aleno Erklärung* der Abbildung auf TafX.: Pteronura Sanbachii Gray, s. S. 392 u. den Nachtrag in Jahrg. 5. B. 1. Der Herausgeber. » 372 » » 373 » » 377 M }> 377 » » 378 Vt }» 378 » » 380 » » 383 » » 385 u » 386 » u 387 » » 388 » » 388 »' M 389^ » » 389 » ^m M38. Ta.b.jr. 51. 3. AleaceU^iumboUtt cUl . ffu^o ThoacfveLsc: Tab.ni. N;idi dflT-Mat goz.vDr.Schlcidert. liUi.v.C.P.SchnniH. m ah.IY 1 liigoTiosriialoi.CK. hJchxiäcitgez C.F.Sciomctt lalli i»:jö T/^I».V Evadjii' Nnrdiiiamii ,Li 0 p' SchKuttt litK Ik IB38 Tab.VJI Fi^.l Yi^9.. FigS a Yi^A. Ti^.b Fi^.d. Fi^ 7. Fig. 8. b. Yi^.9. Yi^.lO. Yi^.n f'^g.J2 Yi^.n. Ä stein dfil. C.F.Schnndtliöv. i I k ■^^^^ m M M i CO CO CC .-'^^^k^,. ■■\^, oc CO ^^%^. ->"'l i^ ^ %