7 ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F, A. WIEGMANN. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RÜD. WAGMER IN GÖTTINGEN, HERAUSGEGEBEN TON Dr. W. f. ERICHSON. SIEBENTER JAHRGANG, Erster Band* MIT ELF TAFELN. ^ BERLIN 1841. IN DER NlCOLAl'SCHEN BUCHHANDLUNG. Inhalt des ersten Bandes. Zoologie. I Seite Die italienischen Spitznaäuse, nach den Angaben der Icono- graphia della Fauna Italica di C. L. Bonaparte, Prin- cipe di Canino e Musignano. Fase. XXIX. 1840. Im '^»'' Auszuge mitgetheilt von A. Wagner 297 Entwurf einer systematischen Eintheilung und speciellen Be- schreibung der Phoken. Von Nilsson. Aus dem Schwe- dischen übersetzt von Dr. W. Peters 3iQ 3ÖU Nachschrift zu vorstehender Abhandlung von J. Müller . . . 333 Beschreibung einer neuen Art von Bandikuts, Perameles myosu- ros, nebst Bemerkungen über Perameles obesula. Von A. Wagner 289 Gruppirung der Gattungen der Nager in natürlichen Familien, nebst Beschreibung einiger neuer Gattungen und Arten. Von demselben 111 Berichtigung einiger von Hrn. Duvernoy gemachten Bemerkun- gen über meine Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagners „Reisen in der Regentschaft Algier". Von dem- selben . 212 Briefliche Nachricht über einige sehr seltene Vögel, welche nach der Herausgabe meines Verzeichnisses der Vögel Ga- liziens entdeckt worden sind, als Beitrag zu demselben mit- \ getheilt von V. Siemuszowa-Pietruski 335 üeber die Seeschlange der Norweger. Von Heinr. Rathke . 278 Ueber die Fortpflanzungsweise des Aals. Briefliche Mittheilung von F. C. H. Creplin 230 Ein Blick auf die Classification der wirbellosen Thiere. Vom Herausgeber 1 Zur systematischen Kenntniss derlnsectenlarven. Erster Beitrag: die Larven der Coleopteren. Vom Herausgeber 60 üeber das Eierlegen der Jgrion fordpula. Von Th.v. Siebold 205 üeber den Bau und die Lebensweise zweier an der Kiefer le- bender Gallmücken-Larven. Vom Prof. J. Th. Ch. Ratze- burg 233 üeber die Balanideen, Von W. v. Rapp, Prof. in Tübingen . 168 I üeber das Gehörorgan der Mollusken. Von Prof.*C.Th.v.Sie- bold in Erlangen 148 üeber die merkwürdige Bewegung der Farbenzellen (Chromato- phoren) der Cephalopoden und eine muthmasslich neue Reihe von Bewegungsphänomenen in der organischen Natur. Von Rud. Wagner 35 Zoologische Bemerkungen. Fortsetzung. (Fossarus ein neues Genus der kammkiemigen Mollusken; über das Genus Eu- lima Risso; über das Genus Truncatella Risso; über Tornatella; Onchidium nanum n. sp.; Euplocamus la- amosus.) Von Dr. A. Philipp! 42 Beiträge zur Molluskenfauna Deutschlands, insbesondere der Österreich. Staaten. Von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel . !^^ Einige neue Land- und Süsswasserconchylien, beschrieben von E. Ch. L. Grüner, {üm'o Delphinus^ BuUmus Menhety An- • gosturensis.) 276 Bemerkungen über Linneische Conchylien- Arten, welche von spä- tem Conchyliologen verkannt sind. Von Dr. A. Philippi. {Lepas anserifera; Tellina lactea, pisiformis, divaricata; Cardium virgineum; Mactra glabrata; Voluta rustica, tringa, corniculata; Murex pusio, clathratus , corneus, li- gnariuSj scriptus; Trochus lahio\ Turbo obtusatus, neritoi" des; Nerita littoralis\ Helix amhiguai, Nerita glaucina.) . 258 Berichtigung von Berichtigungen. Von Dr. S.A. Philippi. {Pan~ dorina corruscans Scacchi, Paludinella Pfeif., Sigaretus u. Lamellaria.) 339 Berichtigung das Genus Idalia Leuck. und das Genus £w/?/oc«- 7W?ata, integra, superne angulata, peristomate disjuncto; columella perpendicularis; labrum Simplex, superne sinuatum, axi parallelum. Von Eulima verschieden durch die Rippen der Windungen, die senkrechte grade Spindel, welche eine Verlängerung der *) Risso hat {hist. nat. des princip. prod. de VEur. merid. IV. p. 224) das Genus Turbonilla aufgestellt, welches nach den Charak- teren ziemlich mit Pyrgiscus übereinstimmt, allein er rechnet dazu auch den Turbo gradlis Brocchi, welcher nach Ferussac eine Py- ramidella ist, so wie p. 394 nr. 1082. Fig. 63. die Turbonilla Hum- holdti, eine entschiedene Tornatella. Er stellt auch das Genus zwi- schen Nesciea {Buccinum d^Orbigny) und Rostellaria pes pelecani. Ich habe daher, um Confusiou zu vermeiden, den Namen Turbonilla nicht gebrauchen mögen. 51 Axe des Gehäuses ist, und mit der vorletzten Windung einen bestimmten Winkel macht. Von Rissoa unterschieden durch dieselbe "Beschaffenheit der Mündung, die thurmförmige Gestalt. Von Turritella, wohin einige fossile, wenn ich nicht sehr irre, hierher gehörige, Arten von Risso gestellt sind, durch dieselbe Beschaffenheit, der Mundöffnung und die nicht nach hinten zurückweichende äufsere Lippe. Von Scalaria, wohin Bronn jene fossilen Arten gebracht hat, ebenfalls durch die eigenthümlich gestaltete Mundöffnung und den getrennten Mundsaum leicht zu unterscheiden. Eine andere Frage ist aber die, ob sich dies Genus Fyr- giscus von Lea's Fasilhea unterscheidet. Diese Gattung ist von Lea in dessen Contributions to Geology aufgestellt, und mir nur durch den Auszug inLeonhard's undBronn's Neuem Jahrbuche etc. 1835. p. 614 bekannt. Allein da darin gesagt wird, die Oeffnung sei oben enger als bei Rissoa, und da unter andern Melania Camhessedesii dahin gezogen wird, so ist^es vermuthlich einerlei mit Eulima, was Andere, die das citirte Werk von Lea nachsehen können, entscheiden mögen. Lea erwähnt auch eines ähnlichen Genus Pyramidinn Bronn Illustr. of the conchol. of Great Britain, welches mir ganz unbekannt ist. Aufser den oben erwähnten vier lebenden Arten gehören hierher: Turho plicatulus Broc. p. 376. t. 7. f. 5. (Melania Brocchii Bronn Italiens Tertiärgebilde p. 76, Nr. 408.) und Turho lanceolatus Broc. p. 375, t. 7. f. 7. (Scalaria lance- o/afa Bronn l. c. p. 66, Nr. 347.) Turritella l. Risso, hist. nat. des princip, prod. de VEur. merid. IV. p. 109, Nr. 260. Ueber das Genus Truncatella Risso, Risso hat bekanntlich aus Draparnaud's Cyclostoma truncatulum das Genus Truncatella gemacht. S. Tiist. nat. des princip. prod. etc. IV. p. 124, worin ihm unter anderen Conchyliologen Menke undDeshayes in der neuen Ausgabe von Lamarck gefolgt sind. Andere Conchyliologen, die das Thier für ein Wasserthier erkannten und Risso nicht folgen mochten, haben es zu Paludina, wie Payraudeau, oder zu 4* 52 Rissoa, wie Michaud und ich selbstgestellt. GrafHochen- wart aber hat meinen Freund Rofsmaessler verführt, die Truncatella wieder für eine Land seh necke zu halten, in- dem er demselben schrieb: S. Rofsm. Iconographie Heft V. u. VI. p. 54, „nur einmal fand ich 3 Exemplare im Moose am Abhänge eines Hügels mit ihrem schwarzen Bewohner, daher ich selbe für eine Landschnecke halte." Es ist ein po- sitiver Irrthum, dafs das Thier schwarz sei, auch kann man es nicht zu den eigentlichen Landschnecken rechnen. Ich habe es stets am Seestrande auf der Wasserlinie gefunden, wie Fos^ saruSf Siphonaria Garnoti, Auvicula etc., kann aber nicht behaupten, dafs es durch Kiemen athme. Lowe hat zuerst das Thier genau beschrieben, Zool. journ» V. p. 209, und da die Beschreibung von Deshayes in der neuen Ausgabe von Lamarck vol. 8. p. 363 sehr genau wie- dergegeben ist, so will ich mich begnügen, zu bemerken, dafs ich seine Beschreibung mit meinen eigenen Beobachtungen vollkommen übereinstimmend gefunden habe. Wenn aber Deshayes 1. c* p. 364 sagt: „Der Fufs setzt sich nicht als Scheibe bis zum vorderen Theil des Körpers des Thieres fort, er ist durch eine (Quer-) Furche in der Mitte in zwei getheilt, und diese Bildung zwingt das Thier, wie Pedipes zu kriechen, d. h. wie die unter dem Namen „Spannenmesser bekannten Raupen," so glaube ich, dafs dieses auf einem Irrthum beruht. Die Art des Kriechens liat ihre Richtigkeit, allein der „sehr kurze eiförmige" Fufs ist nicht durch eine Furche in zwei getheilt, sondern das Thier stützt sich im Kriechen auf seine Schnauze. Dies ist allerdings sehr sonderbar, allein ich glaube mich nicht getäuscht zu haben, indem ich nicht nur die Thiere von Cyclostoma truncatulum, sondern auch von Fidelis Theresa oder Paludina Desnoyersii und von Helix Uttorina Delle Chiaje, welche diesem Genus angehören, be- obachtet und ebenso befunden habe, und weil mein Freund Scacchi, wie ich aus dessen mir gütig mitgetheiltem Manu- script ersehen habe, es gleichfalls so gesehen hat. Die Mittheilung der Beschreibung einiger anderer hierher gehöriger Arten, wird demjenigen, der sich mit dem Studium der Mollusken beschäftigt, um so angenehmer sein, als diese Arten in der Gestalt des Gehäuses sehr abweichend sind. 53 Die eine Art ist von Delle Chiaje in seiner Memoric SU la sloria e notomia dcgli animali senza vertehre dcl Regno di Napoli vol. ill. p. 215, 225 beschrieben, und t. 49. f. 36__38 abgebildet unter dem Naipen Ilellx littorina. Die jjanze Beschreibung lautet: „testa minima succinca^ spirae anfradubus giiatuor/^ Hiernach und nach der schlechten Figur läfst sich die Art allerdings nicht erkennen, allein der Fundort: das Ufer von Posilipo und die Citate von Scacchi lassen keinen Zweifel über die Identität der Art. Delle C h i a j e citirt noch Descript de VEgypte coq. t. III. f. 16. 18. 19. Im März v. J. habe ich in Palermo etwa 50 Exemplare davon bekommen und lebend beobachtet; sie sitzen in den kleinen Vertiefungen der Klippen und Uferfelseu in der Nähe des Wasserspiegels. Die Ilölie des Gehäuses beträgt f", die Breite eben so viel, es ist daher ziemlich kugelförmig, oder genauer flach kegelförmig. Die vier Windungen sind ziemlidi gewölbt, und nehmen sehr rasch zu, der letzte ist sehr bauchig; übrigens sind sie glatt, etwas glänzend und sehr blafs horn- farbig. Die Mündung ist mindestens eben so lang, als das Gewinde, eiförmig, oben etwas winklig. Der Mundsaum ist zusammenhängend, die äufsere Lippe jedoch ganz einfach, schneidend, schräg gegen die Axe des Gehäuses, die innere Lippe ist sehr deutlich als zarte angewachsene Lamelle, und bildet eine ganz feine Nabelspalte, so dafs man das Gehäuse durchbohrt nennen kann. — Das Thier ist genau wie bei Truncatella truncalula DesJi., so abweichend auch das Ge- häuse erscheint, der Kopf weit vorgestreckt in eine zweilappige Schnauze; die Fühler halb so lang wie der Kopf, stumpf, tragen die nierenförmigen Augen auf der oberen Seite ihrer Wurzel, und stehen unter einem ziemlich ofifenen Winkel ab. Der Fufs ist sehr kurz, anderthalb oder höchstens zwei Mal so lang wie breit, vorn abgestutzt mit abgerundeten Winkeln, hinten ganz abgerundet. Die Farbe ist weifslich, mit einem röthlichen Querstrich zwischen den Fühlern, und einem gelb- lichen, wenig aufiallenden Längsstreifen. Der Analogie nach rechne ich hierher ein noch kleineres ^yor^f Schneckchen, Truncatella fusca, welches ich ebenfalls bei*'^'^/0'Z Palermo in ganz -ungeheurer Menge einmal gefunden habe-^^^^^^ ohne jedoch das Thier beobachten zu können. Das Gehäuse 54 ist wenig über ^"' hoch und über ~" breit, dunkelbraun, ver- längert kegelförmig, mit stumpfem Wirbel. Die Windungen 4 oder 4^, sind ziemlich stark gewölbt, die letzte nicht bauchig; die Mundöflfnung ist rundlich- eiförmig und nimmt | der ganzen Länge des Gehäuses ein. Die äufsere Lippe ist ebenfalls ein- fach, aber fast senkrecht, die innere wenig deutlich; eine Na- belspalte ist ebenfalls nicht deutlich. Vielleicht ist dieses Thier aber auch eine Rissoa. Am Merkwürdigsten ist aber eine vollkommen mikrosko- pische Art, Truncatella atomus, welche ich im Juli v.J. zu- fällig in Sorrent fand, als ich nach Cytherinen und anderen kleinen Crustaceen suchte. Das Gehäuse hatte keine Viertel- linie im Durchmesser und war vollkommen scheibenförmig, wie von PlanorhiSf es bestand nur aus 3 Windungen, die sehr rasch zunahmen und auf dem Rücken abgerundet waren. Ober- und Unterseite schienen gleich concav. Die Mundöffnung war beinahe kreisrund. Das Thier, dessen Bildung ich bei einer secbzigmaligen Vergröfserung sehr genau erkannte, stimmte auf das AUervollkommenste mit dem der Truncatella trun- catula überein. Wenn es schon nicht häufig vorkommt, in demselben Genus thurmförmige, beinahe walzenförmige und kugelige Gehäuse anzutreffen, so erscheint es doch wahrlich wunderbar, wenn sich dazu auch noch eine scheibenförmige Art gesellt, und ich wollte Anfangs mit Gewalt die letzte Art zum jugendlichen Zustand einer andern machen, überzeugte mich aber bald, dafs es- unmöglich war. — Der Name Truncatella ist daher sehr unpassend für das Genus, wovon die Rede ist, indessen möchte eine Veränderung des Namens bei der Unzahl bereits beste- hender unnützer Namen keinen wahren Vortheil bringen. Auch existirt bereits für Truncatella der Name CJioristoma von De Cristoforis und Jan in ihrem Catalog dem Cyclo- Stoma truncatulum beigelegt. Was die Stellung im System anbetrifft, so ist Deshayes geneigt, es ganz in die Nähe von Rissoa zu stellen, allein wegen der sehr kurzen Fühler und namentlich der Stellung der Augen auf der oberen Seite, kann ich eine so nahe Verwandt- schaft nicht finden. Fühler und Augen eriiwiern an Auricula. Deshayes meint, durch den Fufs sqi Truncatella mit Pedipes 55 Adans. verwandt, allein ich glaube, dafs die Bildung des Fufses von Lowe nicht ganz richtig beschrieben ist. Uebri- gens weicht Pedipes sehr durch die Fühler ab, welche nicht an den Seiten, sondern auf der Mitte des Kopfes stehen, wie bei Pyramidella, neben welchem Genus meiner Meinung nach Pedipes stehen mufs. lieber Tornatella, Meines Wissens ist das Thier von Tornatella bisher noch nicht bekannt gemacht. Tornatella fasciata ist im Mittelmeer häufig genug, und im Frühjahr 1831 iand ich einst am Strand bei Syracus ein »noch frisches Thier vom Meere ausgeworfen, welches mir deutlich den Deckel zeigte. Ich gab es meinem Freunde, dem Dr. A. W. F. Schultz, der sich damals sehr eifrig mit der Anatomie der Mollusken beschäftigte. Bei mei- nem letzten, beinahe zweijährigen Aufenthalt in Neapel ist es mir aber nicht möglich gewesen, das Thier zu bekommen; wohl aber ist dies Herrn Delle Chiaje und Herrn Scacchi gelungen. Da die Abbildungen beider übereinstimmen, so trage ich kein Bedenken, sie hier bekannt zu machen, nebst einigen mündlichen, mir von Herrn Scacchi mitgetheilten Nachrichten. Ich darf erwarten, dafs diese Mittheilung um so willkommener sein wird, als. das Thier im System eine ganz andere, sehr unerwartete Stellung bekommen mufs, nämlich ganz in die Nähe son Bulla, DerFufs ist etwas länger iind fast um den dritten Theil breiter als die Schaale; vorn ist er abgestutzt mit hakenförmig umgebogenen Winkeln, nach hinten wird er nicht schmaler, sondern ist kurz abgerundet. Vorn legen sich über den Rücken der Schaale zwei Lappen, welche bis zur halben Länge derselben reichen, nach hinten und aufsen spitz endigen, in der Mitte zusammenstofsen, und ihre vorderen Winkel jederseits in eine Spitze vorgezogen haben. Von dem Fufse sind sie durch eine Querfurche geschieden, in deren Mitte der Mund als Längspalte erscheint. Augen hat Herr Scacchi nicht bemerkt, in der Figur von Delle Chiaje*) *) Herr Delle Chiaje hat mir am Tage vor* meiner Abreise aus Neapel den 23. Febr. d. J. 38 Kupfertafeln geschenkt, mit Nr. LXX. 56 aber sehe ich t. 77. f. 13. auf jedem der oberen Lappen einen schwarzen Punkt, der offenbar das Auge ist. Diese beiden Lappen sind offenbar die Fühler, ebenso blattartig ausgebreitet wnd über die Schaale zurückgeschlagen, wie bei Bullae auch die Lage der Augen ist ganz dieselbe. Zur Vergleichung habe ich Bulla striata Brg. mit dem Thier daneben gezeichnet. Man sieht daraus die grofse Uebereinstimmung zwischen beiden : die Farbe des Thieres ist weifs. Onchidium nanum n. sp. 0, corpore minimo, ovali, convexo, verrucoso, verrucis sex ad marginem utringue-, supra nigresceute, subtus ver- rucisque alhido. Im April 1839 fand ich in Palermo fünf Individuen auf einer Masse von Verinetus glomeratus herumkriechen; von denen das gröfste 3'" lang und 1|"' breit war. Der Mantel ist oval elliptisch, hinten etwas nach oben umgebogen, so dafs man sehr gut die grolse zur Athemhöhle führende Oeffnung sehen kann, ziemlich gewölbt, grünlich schwarz mit einzelnen helleren Warzen besetzt, von denen am Rande jederseits sechs stehen. Der Kopf ragt etwas über den Mantel hinaus und hat zwei beinahe beilförmige Lappen, zwischen denen die Mundöffnung ist. Die Fühler sind knopfförmig, wie bei IZe- lix, aber kurz, so dafs sie nicht über die Kopflappen hervor- ragen; sie tragen die kleinen schwarzen Augen auf dem Kopf wie IleliXy und sind dunkelgrau, der Fufs ist nur wenig kürzer als der Mantel, aber kaum halb so breit. Kopf, Fufs und Unterseite des Mantels sind blafsgelblich. — After und Oeffnung der Geschlechtstheile konnte ich nicht erkennen. Cuvier erwähnt beiläufig Regne animal ed. 2. vol. IlL p. 46 Note, eines Onchidium celticum von den Küsten der bis CIX. bezeichnet, welche zum fünften Bande seiner Memorie ge- hören. Er hat sich mündlich mehrmals geäufsert, er werde den Text dazu nicht drucken lassen, weil er keine hinreiclienden incorraggi- menti dazu erhalte. Auch sind diese Tafeln nicht käuflich. Es kann daher Herr Delle Chiaje keine Prioritäts-Ansprüche machen, wenn ein Anderer Thiere beschreibt, die er bereits dort abgebildet hat. Ich werde aber gewissenhaft seine Figuren citiren. I 57 Bretagne. Vielleicht ist es gegenwärtige Art; da er aber nichts als den blofsen Namen und den Fundort angiebt, so läfst sich nichts Bestimmtes darüber sagen. Euplocamus laciniosus n, sp. E. puniceiis, velo capitis distincto; cirris in margine pallii numerosis hrevihus, anticis duohus elongatis, filifor- mibus; cirris dorsalihus accessorüs; hranchiis 15 pinnatis. Im Februar v. J. bekam ich in Neapel ein Exemplar, wel(;hes sehr munter war. Es war, ausgestreckt, 9'" lang, 2^'" breit, 2'" hoch. Die Gestalt ist im Allgemeinen parallelo- pipedisch und vierkantig. Die untere Fläche ist die gröfste und wird von der Sohle des Fufses gebildet, welche am Rande namentlich nach hinten etwas gekerbt ist, und abgerundet, mit einer schwachen Ausrandung endigt. Die obere Fläche, welche dem Mantel entspricht, ist in allen Dimensionen kleiner, und vorn, wie an den Seiten, mit einem hervorstehenden Rand umgeben; die Seiten sind ausgezackt und in kurze, fleischige Fäden verlängert. Auf. dieser Fläche stehen vorn die beiden langen cylindrischen Fühler, deren Stiel von der dreimal so langen, wie bei Doris gefalteten Keule nicht abgesetzt ist; hinten aber der After, von 15 ziemlich kurzen Kiemen umgeben, welche einfach gefiedert sind, mit dichten, unter einem rechten Winkel abgehenden Blättchen. Die Cirren des Mantels verdienen eine genauere Beschreibung. Die ersten beiden, am Vorderende stehend, sind länger noch als die Fühler und fadenförmig ; die drei oder vier folgenden sind walzenför- mig, aber nur den dritten Theil oder höchstens halb so lang, die übrigen aber erscheinen platt am Grunde und können so stark verkürzt werden, dafs sie nur als kurze, stumpfe Lappen erscheinen, während das Thier sie auch häufig doppelt so lang macht, als ich sie gezeichnet habe, in welchem Fall sie ganz fadenförmig erscheinen. Die beiden letzten Cirren sitzen zur Seite der Kiemen. Aufserdem finden wii* noch auf der Mittel- linie vier kurze Cirren und jederseits einen unmittelbar vor den Kiemen. Weder Kiemen noch Fühler können in eine Grube eingezogen werden, wie dies bei Doris der Fall ist, sondern erleiden nur eine Verkürzung. — Vor den Fühlern 58 liegt vorn ein kurzer, breiter Lappen, ein velum capitis j und zwischen diesem und dem vorderen Rande des Fufses liegt der Mund, von einem kreisrunden Wulst umgeben. Die Oeffnung der Geschlechtstheile ist auf der rechten Seite, etwas hinter dem Fühler. Die Farbe ist ein schönes Scharlachroth, unter der Lupe mit feinen hellgelben Puucten bestreut; der Rand des Kopf- lappens, so wie des vorderen Theiles des Fufses ist weifs, der hintere jRand des Fufses aber gelb gerandet. Die Cirren sind mehr orangenroth mit weifsen Spitzen, was besonders an den vorderen auffällt; die Kiemen und die Mitte der Fühler blafsroth, dunkel punctirt. Die vier von mir beobachteten Arten von Euplocamus, E. croceus, frondosus^ einiger und laeiniosus zeigen einen allmäligen üebergang in der Gestalt von Tritonia zu Doris oder Polyeera. Bei E, croeeus sind die Cirren am Mantelrande ästig und stärker entwickelt, als die Cirren oder Kiemen um den After; bei E. frondosus sind sie zwar ebenfalls ästig, aber schon etwas schwächer entwickelt als die Afterkiemen; bei E, eirriger sind beide fadenförmig, die Afterkiemen aber noch gewimpert; bei E. laeiniosus end- lich treten die Seitencirren, einfache, stark verkürzbare Fäden, gegen die gefiederten Afterkiemen ganz zurück. Bei den bei- den letzteren Arten endlich treten accessorische Rückencirren auf, während bei Polyeera Cuv. diese Rücken- und Seiten- cirren in blofse Höcker zusammengeschrumpft sind. Ich habe auch Doris clavigera O. Fr. Müll, zu meinem Genus Euploeamus gerechnet, weil auf dem Rücken vier Kiemen an der Stelle stehen, wo man den After vermuthet. Auch sagt O. Fr. Müller von ihnen: „a/i loeum ani deco- rantes? quod analogia quidem fuhet; foraminulum vero ne micropio quidem detegere potui." Da er aber überhaupt keinen Anus gefunden hat, so war er allerdings der Analogie nach auf dem Rücken bei den Kiemen zu suchen, und dann war meine Vermuthung offenbar richtig. Aus dem Jahresb'fericht von Troschel, s. d. Archiv. 1839. p. 231, ersehe ich aber, dafs Johnston in J ardine Annais of nat. hist. L aus Doris clavigera ein eigenes Genus Na- mens Triopa gemacht hat. Wo der After sei, ist nicht ange- geben von Troschel, vielleicht auch von Johnston nicht, 59 was ich nicht verificiren kann, es wäre aber wohl interessant, nachzusehen, worum ich hiermit Herrn Troschel bitten will. Sollte Johnston die Lage des Afters nicht angegeben haben, so bleibt mir am Wahrscheinlichsten, dafs Triopa mit Euplo- camus zusammenfällt. Erklärung der Abbildungen, Taf. V. Fig. 1. Fossarus Adansoniy 2^mal vergröfsert; y, der Deckel ebenfalls vergröfsert. Fig. 2. Eulima distorta Desh., 6mal vergröfsert. Fig. 3. Eulima polita üesh, QRissoa ßoscii Payr,), nach einer Zeichnung von Scacchi. Fig. 4. Truncatella atomus n. sp., a. die Schaale von oben, h, von der Seite, c. mit dem Thier, ß. der Deckel; bei sechzigmaliger Vergröfserung gesehen. Fig. d. die natürliche Gröfse. Fig. 5. Truncatella f US ca n. ,yp.,/. vergröfsert, e. na- türliche Gröfse. Fig. 6. Truncatella truncatula Desh, mit dem Thiere^ vergröfsert. Fig. 7. Truncatella littorina (^Helix) delle CJiiaje; X. natürliche Gröfse derselben. Fig. 8. Onchidium nanum n« sp., a, natürliche Gröfse. Fig. 9. Euplocamus laciniosus n. sp., a. in natürlicher Gröfse auf dem Rücken liegend; A, vergröfsert auf dem Bauche kriechend. Fig. 10. Tornatella fasciata Lamk. nach D e 1 1 e C h i a j e. Fig. 11. Bulla striata Brg. 60 Zur sjsiemaiisclieii Kenntnirs der IiisccteiilarveiL Vom Herausgeber. Erster Beitrag. Die Larven der Coleopteren. Die Beobachtung der Verwandlung beschäftigte die ältesten Entomologen vorzugsweise, und die meisten Data, worauf sich unsere heutige Kenntnifs derselben stützt, rühren aus jener äl- teren Zeit her. Man hat mit Recht die Gesetzmäfsigkeit in der Metamorphose der Insecten von jeher bewundert, mit Unrecht aber, auch häufig diese auffallenden Erscheinungen als beson- deres Eigenthum der Insecten angesehen. Ist doch die Meta- morphose der Batrachier, welche man längst kennt, kaum geringer, als die der Insecten! Und jetzt, wo sich ein spe- cielles Interesse der Zoologen darauf richtet, ähnliche Erschei- nungen, welche oft viel wunderbarer und zusammengesetzter sind, als die Insecten sie darbieten, bei den sogenannten nie- deren Thieren zu verfolgen, scheint es wohl der Mühe werth, auch den Metamorphosen der Insecten ein vorzüglicheres Au- genmerk zu gewähren und sie von einem neuen wissenschaft- lichen Gesichtspunkte aus zu betrachten. Ich habe lange das Bedürfnifs gefühlt, dafs es an einer Zusammenstellung alles dessen fehle, was an Beobachtungen der früheren Stände der Insecten bereits vorliegt. Nur aus ei- ner solchen Zusammenstellung würde man übersehen können, was bisher geleistet worden, was noch zu ergänzen ist, und wo unser Wissen noch ganz fehlt. Diesem offenbaren Bedürf- nifs ist indefs zur Zeit durch meinen trefflichen Freund J. O. West wo od abgeholfen worden, welcher sich in seiner lehr- reichen Introduction to the modern Classification of Insects zur vorzüglichen Aufgabe gemacht hat, alle vorhandenen Materialien zu benutzen^ um eine umfassende Uebersicht über den Stand der gegenwärtigen Kenntnits der früheren Zustände der Insecten zu geben. Es findet sich, dafs im Allgemeinen 61 man sich begnügt hat, die änCseren Formen der Larven zu beschreiben und abzubilden, und dafs selbst da, wo man weiter eingegangen ist, und einzelne wichtige Theile, namentlich die Mundtheile, einer genaueren Untersuchung unterworfen hat, wie dies z.B. von Bouche (Naturgeschichte der Insecten) und Waterhouse (in den Transacf. qfthe Entom. Soc.) ge- schehen ist, noch manches Wesentliche nachzuholen bleibt; so dafs unter den bisherigen Auetoren, welche Insectenverwand- lungen dargestellt haben, Prof. Ratzeburg in seinem grofsen Werke über die Forstinsecten fast der Einzige ist, dessen Beob- achtungen auch einer späteren Zeit genügen werden. Diese gehen indefs glicht über die für die Forstverwaltung wichtigen Insecten hinaus. Dr. De Haan hat zur Zeit nur seine werth- vollen Untersuchungen über die Lamellicornenlarven publicirt. West wo od hat sich, obgleich er vieles Eigene hinzuthat, mit einer oberflächlichen Darstellung begnügt, so dafs eine umfas- sende und genaue Betrachtung der Käferlarven noch fehlt. Wenn ich eine solche mit dem geringen Material, welches ich vor mir habe, zu unternehmen wage, mufs man dies mit meinen Verhältnissen entschuldigt. Meine Obliegenheiten geben mir zur Zeit die Freiheit nicht, auf dem Felde und im Walde zu beobachten ; aufser Wenigem also, was ich von früher her fast zufällig aufbewahrte, habe ich kaum etwas vor mir, als was mir von einigen Freunden zugebracht ist; indefs hat Professor Ratzeburg mich kräftig unterstützt, indem er nicht nur un- sere, im Entstehen begriffene Sammlung von Insectenlarven vielfach bereicherte, sondern auch Alles, was ich wünschte, mir aus der an Metamorphosen besonders reichen Sammlung des Neustadt- Eberswalder Forstinstituts zur Benutzung mit- theilte. Es kann auch durchaus nicht die Rede davon sein, hier etwas Erschöpfendes zu liefern, und ich habe bei der Bekanntmachung dessen, was ich bisher bei der Untersuchung der Larven gefunden habe, hauptsächlich nur den Zweck, An- dere, welche in einer günstigeren Lage sind, für solche Beob- achtungen zu interessiren, und durch diesen Versuch einer systematischen Betrachtung auf die wesentlicheren Unterschiede der verschiedenen Larven von einander aufmerksam zu machen. Wenn es vor der Hand genügen mufs, die Larven der versbhie- denen natürlichen Familien mit Sicherheit unterscheiden zu 62 können, mögen spätere Beobachtnngen es herausstellen, wel- che generelle, und zuletzt auch welche specielle Unterschiede an den Larven sich finden. Wie nämlich in der Schmetter- lingskunde die Kenntnifs der früheren Stände mit den Fort- schritten der Wissenschaft immer Schritt gehalten hat, so ist zu erwarten, dafs bei anderen Ordnungen, wo die Beobachtun- gen ungleich schwieriger sind, sich mit der Zeit das Mifsver- hältnifs im Umfange der Kenntnifs der letzten und der früheren Stände ausgleichen werde. Es ist auch zu hoffen, dafs die Systematik der Insecten durch eine genauere Kenntnifs der früheren Stände unendlich gewinnen werde, man darf diese Hoffnungen aber nicht so hoch stellen, dafs darin alles und das alleinige Heil der Systematik beruhe, namentlich darf man nicht darauf rechnen, dafs eine Eintheilung nach den Larven mit einer solchen nach den voll- kommenen Insecten überall genau zusammenfallen werde. Man sollte z. B. glauben, dafs die Bupresten und Elateren sehr übereinstimmende Larven hätten: das ist bekanntlich nicht der Fall. Man sollte ferner denken, dafs sich Melasis in der Bildung der Larve näher an Elater als an Buprestis anschlie- fsen werde: in That aber entfernt die Larve von Melasis sich noch mehr von der der Elateren als die der Bupresten. Auf der anderen Seite ist die Uebereinstimmung in den Larven der Cerambycinen, namentlich der Lamien mit denen der Bupresten ungemein grofs, wo doch die Uebereinstimmung der vollkom- menen Insecten so gering als möglich ist. Dagegen scheint es, als ob die Larven aller Mitglieder einer natürlichen Familie auf eine oft überraschende Weise unter einander übereinstimmten. Die Bildung der Larven einer systematischen Eintheilung der Käfer überhaupt zum Grunde zu legen, ist nicht unver- sucht geblieben, indefs ist der Erfolg nicht eben von der Art gewesen, dieser Methode Eingang zu verschaffen, zumal sie nicht aus einer umfassenden und tieferen Kenntnifs der Ent- wickelungszustände hervorging. Der eine Versuch ist von Prof. Burmeister in dessen Hand- buch der Naturgeschichte, und theilt die Larven derColeopteren in drei Hauptabtheilungen, nämlich ^podae, Micropodiae, Macropodiae, Die Apodae begreifen hier nur die Rüssel- und Borkenkäfer, die Micropodiae sämtliche Cerambycinen, I 63 obgleich eine Hälfte derselben durchaus gar keine Beine hat, und einen grofsen Theil der Latreille'schen Xylophagen, und zwar von solchen, welche alle, so viel man sie kennt (und die Larve der Trogosita caraboides kennt man schon- seit langer Zeit), Macropodiae sind. Streng genommen würden in der ersten Abtheilung aufser den Curculionen und Bostri- chen noch die Bupresten, Melasis und die Lamien (mit Ein- schlufs der Saperden), — in der zweiten die übrigen Ceram- by einen und die Histeren, in der dritten alle übrigen Käfer stehen. Mehr glaube ich gegen diese Eintheilung nicht zu erinnern nÖthig zu haben, und sie würde hier auch schwerlich erwähnt worden sein, wenn sich nicht schon Andere auf sie gestützt hätten. Eine andere, ältere, nicht ganz so inconsequente, aber doch an Willkürlichkeiten nicht freie Eintheilung der Käfer- larven ist die von Mac Leay, welche er in den Horae En~ tomologicae II. S. 422 zuerst vorgeschlagen, dann in den Annulosa Javanica zum Theil weiter ausgeführt hat. Sie gründet sich hauptsächlich auf den Vergleich mit den soge- nannten Ins. ametaboliSy -daher die Namen der Abtheilungen: Chilopodiformes, wo die Larven den jungen Chilopoden, Chilo gnathiformes , wo sie in ihrer eingerollten Gestalt den Chilognathen, ^nop/MTi/orm^*, wo sie Läusen {Ano- plura Leach^, Thysanuriformes, wo sie Thysanuren, endlich Vermiformes, wo sie ihrer Fufslosigkeit halber mit Helminthen verglichen werden. Kirby und Spence haben in ihrer Introduction to Entomology, gleichen Princi- pien folgend, die Betrachtung (über alle Insectenordnungen ausgedehnt und die Zahl der Abtheilungen bedeutend vermehrt, ohne damit unnatürliche Zusammenstellungen zu vermeiden. Der Vergleich mit verschiedenen Classen ungeflügelter wirbel- loser Thiere, welcher von Mac Leay nicht ohne Geist ange- stellt war, erscheint hier als leere Spielerei. — Der hauptsäch- liche Fehler bei beiden, sowohl beiMac Leay, als bei Kirby und Spence, liegt darin, dafs einzelne Formen als Typen aufgestellt wurden, denen die übrigen angepafst werden mufs- ten. Dadurch wird die ganze Eintheilung, wenn sie durchge- führt werden soll, gezwungen. Es liegt auch nur eine ober- flächlichere Betrachtung der Körperform zum Grunde. 64 Dafs die Verschiedenheiten der Larve auch nicht, wie es von Mac Leay geschehen ist, zur Aufstellung gröfserer Grup- pen, wenigstens bei den Käfern (bei den Hymenopteren und Dipteren verhält es sich anders) geeignet sei, habe ich schon oben bemerkt, und das nicht allein deshalb, weil die Verwandt- schaften der Larven unter einander nicht in allen Fällen mit den Verwandtschaften der vollkommenen Insecten auf gleicher Stufe stehen, sondern auch deshalb, weil man von einer An- zahl von verschiedenen Formen die Larven noch gar nicht kennt, und diese also nach Gutdünken untergebracht werden müfsten. Es würde vom Zufall abhängen, ob nicht eine ein- zige Larve das schönste Gebäude des Systeraatikers über den Haufen werfen würde. Ist es auch nicht möglich, die Bildung der Larven der systematischen Eintheilung zum Grunde zu legen, ist es doch immer höchst wichtig, ja wesentlich nothwendig, dieselbe zu berücksichtigen und die Kenntnifs der früheren Stände bleibt, abgesehen davon, dafs sie ein integrirender Theil der Naturgeschichte überhaupt ist, auch für die Systematik von ungemeinem Vortheil, wäre es auch nur als ein Prüfstein einer nach anderen Principien gewonnenen Eintheilung. Es scheint nämlich, dafs jede natürliche Familie auch ihre, besondere Form von Larven hat. Ich will versuchen, diese im Folgenden, so weit sie mir bekannt geworden, und so weit sie sich nach der Form der Larve feststellen läfst, für jede einzelne Familie zu schildern, und überlasse es, da sie sich zur Zeit grofsentheils nur auf Untersuchung einzelner oder weniger Larvenarten aus jeder Familie gründen, künftigen aus- gedehnteren Beobachtungen, diese Schilderungen zu vervoll- ständigen und zu modificiren. Da ich den Anfang einer syste- matischen Betrachtung der Larven mache, darf man nicht erwarten, dafs ich etwas auch nur einigermaafsen Vollendetes zu Tage bringe, zumal auf diesem Felde, wo noch eine grofse Reihe von Generationen vollauf zu thun findet. Zunächst noch eine Betrachtung der Käferlarven nach ihren einzelnen Theilen im Allgemeinen. Der Kopf ist gewöhnlich hornig, meist vorgestreckt, mehr oder weniger flachgedrückt, zuweilen untergebogen; in an- deren Fällen ist er mehr kuglich, wie ein Raupenkopf, mit 65 der gewölbten Fläche nach vorn gerichtet, den Mund unten in der Nähe der Brust habend. Die Larven mit horizontal ge- richtetem und flachem Kopfe haben den Mund an seinem Vor- derende. Die mit Raupenköpfen (z. B. die der Lamellicornen, Ptinen, Curculionen u. s. w.) sind vorzugsweise Pflanzenfres- ser, nie vom Raube lebend. Die Augen sind, wenn sie nicht ganz fehlen, einfach und von verschiedener Zahl, nämlich von 1 bis 6 auf jeder Seite. Sie stehen immer an den Seiten des Kopfes, gewöhnlich hinter den Fühlern. Stirn-Ocellen kommen nicht vor. Die Fühler fehlen sehr selten. Sie sind höchstens vier- gliedrig (zuweilen vermehrt sich die Zahl durch eingeschobene Zwischengelenke) und stehen gewöhnlich an den Seiten des Kopfes unmittelbar über der Einlenkung der Mandibeln, selten sind sie mehr nach der Stirnfläche hingerückt. Ihrer Foriri nach sind sie bald fadenförmig, bald kegelförmig; im letzteren Falle können die Glieder nur vorgestreckt und zurückgezogen werden, im ersteren bewegen sie sich seitwärts nach allen Richtungen, zuweilen mit Ausnahme des letzten Gliedes, wenn dieses sehr klein, und wie eiije Warze oder Borste aus der Spitze des vorletzten hervorsieht. Sehr bemerk^nswerth istj dafs zuweilen das zweite oder dritte Glied einen kleinen ein- gelenkten Fortsatz hat.' Die Betrachtung des Mundes ist von der allerhöchsten Wichtigkeit, weil die Beschaffenheit desselben nach der Nah^ rung der Larve eingerichtet ist. Bei vielen Larven findet ein förmliches Kauen der Nahrung statt. Hier stehen die Mund- theile alle in der Oeffnung des Mundes. Bei anderen Larven kann die Nahrung nur durch Saugen aufgenommen werden: in diesem Falle ist die Mundöffnnng klein, äufserlich nicht einmal zu sehen, und die Mundtheile stehen, zum Theil selbst in einiger Entfernung von derselben, frei am Kopfe. Bei Dy- tiscus weifs man schon längst, dafs die Larven ihre Beute mittelst der Mandibeln aussaugen, bei Aqu Staphylinen\i3\iQ ich bereits auf eine ähnliche Einrichtung des Mundes aufmerk- sam gemacht. Es ist diese Form des Mundes noch viel wei- ter verbreitet, denn sie findet sich noch bei den Cicindelen, Ca- raben, Hydrophilen, Histeren, Lampyren und Lycus, Es leben diese Larven (ob die von Hister weifs ich nicht) vor- Archiy f. Naturg«sch, VII, Jahrg. 1. Band. 5 66 zugsweise vom Raube; sie ist aber nicht ^en Raublarven ei- genthümlich, denn Clerus, dessen Larve entschieden lebende Insecten frifst, hat sie nicht. Ein Kopf Schild findet sich häufig von der Stirn abge- setzt, häufig aber auch nicht Die Lefze ist entweder vorhanden, und in diesem Falle bald vom Kopfschilde oder der Stirn abgesetzt, und beweglich, bald mit der Stirn verwachsen, oder sie fehlt ganz, und in diesem Falle bildet der Vorderrand der Stirn auch den vor- deren Mundrand. Diefs findet namentlich bei allen denen (S. o.) statt, wo die Mundöfi'nung so klein ist, dass die Nah- rung nur durch Saugen aufgenommen werden kann : aber nicht bei diesen allein. Die Mandibeln sind immer hornig, nach der Verschie- denheit der Nahrung verschieden gestaltet. Bei den vom Raube Lebenden sind sie scharf, spitz, häufig ungezähnt, mehr oder weniger lang und vorragend. Bei denen, welche ihre Nahrung kauen, namentlich den Pflanzenfressern, sind sie kurz und derb, mit den Schneiden oder Kauflächen aneinander passend. Die Maxillen bestehen aus mehreren Theilen, und zwar denselben, als beim vollkommenen Insect. Die Angel (cardö), das Grundgelenk auf dem die Maxille sich bewegt, ist zuwei- len überwiegend entwickelt, so dafs es (z. B. bei Hydrophilus) den Haupttheil der ganzen Maxille ausmacht, und der Stamm der Maxille nur als ein erstes Tasterglied erscheint. Die Lade ist fast immer vorhanden, in der Regel aber nur eine. Diese ist entweder mit der Maxille verwachsen, so dass sie als eine unmittelbare Fortsetzung derselben erscheint, zuwei- len, wie bei den Larven der Maikäfer und Atopa^ zum Kauen und Zerkleinern der Speise hornig und gezähnt; oder sie ist eingelenkt wie ein Taster, meist eingliedrig, zuweilen (u. a. bei Carahen und Elateren) zweigliedig. Bei den Caraben ist die zweite Lade durch einen kleinen Fortsatz des Maxillarkörpers angedeutet. — Der Taster ist bald faden- bald kegelförmig, wie der Fühler, m die Regel dreigliedrig. Bei Melasis fehlt die ganze Maxille. Die Unterlippe besteht, wie beim vollkommenen Insect, aus dem Kinn (mentum), den Tastern mit ihren Stämmen und der Zunge. Das Kinn ist häufig mit dem Kopfe mehr oder er weniger verwachsen, häufig fleischig, nie so weit entwickelt, (lafs es die Taster oder auch ihre Stämme bedeckte. Diese liegen also immer frei da, und sind in der Regel ganz oder zum Theil mit einander verwachsen. Die Taster sind fast immer zweigliedrig. Die Zunge fehlt nicht selten oder ist rudimentär. Bei Buprestis und Melasis sind Kinn und Zunge, vorhanden, die letzte sogar sehr entwickelt, bei den ersten sind aber von den Tastern mit ihren Stämmen nur sehr geringe, ungegliederte Rudimente vorhanden, bei den letzten fehlen sie ganz. Beine fehlen bei den Buprestetiy Melasis, den Curculio- nen, Bostrischen und Lamien ganz, bei den übrigen finden sich drei Paare, und zwar an den drei ersten Segmenten nach dem Kopfe, an jedem ein Paar. Sie sind selten an den Seiten selbst, gewöhnlich auf der Unterseite, hier aber immer seitlich eingelenkt. Sie bestehen aus fünf Gelenken. Das erste ent- spricht der Hüfte, ist zuweilen kurz, häufiger aber ziemlich lang, und liegt gewohnlich dem Leibe in der Richtung nach innen und hinten an, selten gerade nach innen. Es pflegt mit dem der andern Seite so zusamhaenzutrefi'en, dafs ihre Spitzen- im Winkel sich fast berühren. Das zweite Gelenk entspricht' dem Trochanter. Es ist gewöhnlich kürzer als das folgende, und wie beim vollkommenen Insect unbeweglich mit ihm ver- bunden. Die beiden folgenden entsprechen dem Schenker und der Schiene, sie bilden den Haupttheil des Beins. Das letzte, dem Fufs entsprechende, besteht aus einem einzigen Gliede, welches bei den jungen Larven von Meloe und Lytta drei, bei den Larven der Cardben, Dytiscen und Gyrinen zwei, bei allen übrigen nur eine Klaue hat, ja in den meisten Fällen nur aus der Klaue besteht. Die drei Paare pflegen an Gröfse und Gestalt einander gleich zu sein. Der Körper besteht aufser dem Kopfe gewöhnlich aus zwölf Segmenten, von denen die drei ersten dem Thorax, die neun übrigen dem Hinterleibe des vollkommenen Insects ent- sprechen. Die Hinterleibssegmente haben keine Aftörfiifse, wodurch sich die Käferlarven von den Raupen der Schmetter- linge und den meisten Afterraupen der Blattwespen leicht un- terscheiden. Dagegen haben die meisten einen Nachschieber, der in dem röhrenförmig vortretenden After besteht. Bei den 5* 68 Tenehrionen -hdxwQW treten statt des einzigen zwei fleischige Nachschieber neben dem After hervor. Bei solchen Larven, welche keinen Nachschieber habenj namentlich bei den Lamel- licornen-Lsiryen und den meisten der Bupresten, tritt der After in Gestalt eines eigenen dreizehnten Segments vor. Bei den Lar- ven der Wasserkäfer (Dj^wcen und Hydrophilen) sind nur 11 Segmente, nämlich statt 9 nur 8 Hinterleibssegmente vorhanden, vermuthlich aus einem gleich zu erörternden' Grunde. Das erste Segment zeichnet sich häufig durch seine Consistenz, Gröfse und Form aus; eben so das letzte, welches häufig derb hornig ist, wenn die übrigen fleischig sind, ferner häufig ge- hörnt, zuweilen (namentlich bei den Staphylinen, Histeren, Silphen) mit zwei gegliederten Anhängen versehen ist, deren Nutzen und Bestimmung uns vor der Hand noch nicht klar ist. Stigmen finden sich gewöhnlich 9 Paare, das vorderste entweder auf dem Prothorax-, oder in der Falte zwischen Pro- und Mesothorax-, gewöhnlicher am vordem Theile des Mesothoraxsegment. Die übrigen 8 an dön Seiten der 8 ersten Hinterleibssegmente. Bei «den Dytiscen und Hydrophilen sind nur 8 Paare in der gewöhnlichen Gestalt zu bemerken, dasv neunte liegt am Ende des Körpers und ist äufserlich nicht; sichtbar, indefs d»ch die Hauptmündung des Tracheenstammes;, bildend. Diese Larven athmen, indem sie die Spitze des Hin- terleibes an die Oberfläche des Wassers bringen. Wahrschein- lich isjt das neunte Hinterleibssegment, welches keine Stigmen fuhrt, deshalb bei diesen Larven nicht entwickelt, damit das letzte Stigmenpaar an die Spitze des Körpers rücken könne. Hinsichts der systematischen Reihe folge ich möglichst dem System von Latreille, als dem allgemein bekannten und zur Zeit noch fast ebenso allgemein gebräuchlichen. Es sind hier gewöhnlich auch die natürlichen Familien ihrer Begränzung nach mit grofser Einsicht gegründet. Eine der natürlichsten und am Meisten in sich abgeschlos- senen Abtheilungen ist die der Carnivoren, die aufser den bei ihnen vorkommenden sechs Tastern, durch welche La^ treille sie characterisirt, sich im Käferzustande noch durch manche andere Eigenthümlichkeiten auszeichnet, namentlich 69 dadurch, dafs bei ihnen am Prothorax die Epimera und Epi- sterna sich finden, welche nicht nur allen anderen Coleopteren, sondern sogar allen anderen Insecten mangeln. Auch als Lar- ven haben sie ein Kennzeichen, welches sie von allen anderen sehr leicht und sicher unterscheidet, nämlich die Füfse endigen mit zwei Klauen, während die übrigen (die jungen Meloe- larven machen eine scheinbare Ausnahme) nur eine einzige Klaue haben, ja das ganze Tarsengelenk nur in dieser einen Klaue zu bestehen scheint. Es sind bisher 4 Typen von Larven in dieser Abtheilung beobachtet worden, welche den Familien Cicindelen, Cardben, Dytiscen und Gyrinen entsprechen. Diese 4 Typen sind; Cicindelen. ( Cicindela campestris. ) Kopf horizontal vorgestreckt oder rückwärts übergebogeu, hornig, auf der Oberseite flaöh ausgehöhlt, auf der Unterseite stark gewölbt. Oc eilen 4 auf jeder Seite, 2 grofse runde nach oben, und 2 kleine, ebenfalls runde, nach unten und vorn. ' Fühler viergliedrig, fadenförmig. Stirn nach vorn zwischen den Mandibeln vortretend, den Mund von oben schliefsend, ohne abgesondertes Kopfschild. Lefze nicht vorhanden. Mandibeln frei vorragend, aufgekrümmt, sichelförmig ge- bogen, spitz, am Grunde mit einem starken, scharfen Zahn. Maxillen frei, mit sehr verlängerter, schräg nach aufsen gerichteter Angel, ziemlich cylindrischem Stamme, dem aufsen in der Mitte der Länge auf einem Absätze die viergliedrigen Taster, an der Spitze das ungegliederte, am Ende mit einem hakenförmigen Dorn bewaffnete Rudiment der Lade eingelenkt ist. Von der zweiten Lade ist keine Spur vorhanden. Unterlippe mit kleinem,^ mit dem Kopfe verwachsenem Kinn, fast viereckiger, fleischiger, am Rande mit laugen Haaren besetzter Zunge, fleischigen, von einander getrennten Taster- stämmen und zweigliedrigen Tastern. Beine mäfsig lang, an den Seiten des Körpers eingelenkt, mit langen, cylindrischen, frei abstehenden Hüft-, kürzeren 70 Trochanter-, etwas längeren Schenkel-, kurzen, borstigen Schien- und äufserst kurzen Fufsgelenken, diese mit 2 un- gleichen Klauen versehen. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), das erste (Prothorax) von den übrigen abgesetzt, von der Breite des Kopfes, dem es sich enger anschliefst, oben hornig, die übrigen fleischig, die des Meso- und Metathorax oben mit hornigem Schilde, die übrigen mit kleinen Hornflecken, nur der letzte wieder mit einem einzigen Hornflecke bedeckt; das siebente auf dem Rücken aufgetrieben, mit einem Paar nach vorn ge- richteter, horniger Häkchen. Der After röhrenförmig vortre- tend, vermuthlich als Nachschieber dienend. Stigmenpaare 9, nämlich 8 auf den 8 ersten Hinterleibs- segmenten, an den Seiten, etwas mehr nach oben als nach unten, das neunte auf der Unterseite des Prothoraxsegments, unmittelbar hinter einem fleischigen Vorsprunge, auf dem die Hüften stehen, gelegen. Bem. 1. Diese Larve weicht von den Larven der eigent- lichen Caraben sehr wesentlich ab in der Zahl der Ocellen, dem über die Einlenkung des Tasters hinaus verlängerten Stamme der Maxillen, der ungegliederten Lade derselben, der ausgebildeteren Zunge, und vorzüglich auch den frei vom Körper abstehenden Hüften. Von einander getrennte Stämme der Lippentaster sind den Cicindelen im Larvenzustande ebenso als im Käferzustande eigenthümlich. Bern. 2. Die Ocellen werden bei den Meisten unrichtig an- gegeben. Latreille (Regn. An. Ed. IL IV. S. 356) z.B. giebt auf jeder Seite zwei an, Westwood (Introduct. I. S. 50) drei, nur Ratzeburg (Forstins. I. S. 25) giebt richtig vier an und macht auf ihre verschiedene Gröfse aufmerksam. Bem. 3. Die Mundtheile sind von Westwood (Introd. S. 48 I. f. 6.) nicht ganz genau abgebildet, namentlich ist die Zunge übersehen worden. Ratzeburg beschreibt die Maxillen ^ etwas anders als ich, hauptsächlich aus der Ursache, weil er das verlängerte Angelgelenk als den Stamm der Maxille ge- nommen hat, daher er den wirklichen Stamm nur als die gemeinschaftliche Basis der Taster (äufserer und innerer) be- trachten konnte. — Die Mundtheile sind übrigens nicht zum , 71 Kauen eingerichtet, die Mundöffnung selbst ist auch so klein, dafs man sie äufserlich nicht sieht, die Ernährung geschieht daher wohl nicht anders, als durch Aussaugen des Raubes. Bern. 4. Die Larven von Cicindela leben bekanntlich in der Erde in Röhren, wo sie am Eingange vorübergehenden Insecten auflauern. Die Häkchen auf dem siebenten Segment dienen nach Westwood dazu, um den Körper in dem Gange zu fixiren. Die Phryganenlarven mit röhrenförmigen Gehäusen haben eine ähnliche Vorrichtung auf dem ersten Hinterleibs- segmente. Caraben. Kopf horizontal vorgestreckt, hornig, auf der Oberseite flach, auf der Unterseite flach gewölbt. Ocellen 6 auf jeder Seite, dicht hinter der Einlenkung des Fühlers, in zwei Reihen auf einer kleinen schwachgewölb- ten Beule gestellt, von gleicher Gröfse, aber nicht von gleicher Form, indem die einen rund, die anderen elliptisch sind. Fühler viergliedrig, fadenförmig. Stirn zwischen den Mandibeln vortretend und den Mund von oben schliefsend, ohne abgesetztes Kopfschild. Mandibeln vorragend, sichelförmig gebogen, spitz, am Grunde mit einem starken, spitzen Zahn. Maxillen frei, mit sehr kurzem Angelgelenk, grofsem Stamme, mit langem, viergliedrigem Taster, eingelenkter, zwei- gliedriger, tasterförmiger, äufserer und durch einen kleinen zahnförmigen Vorsprung angedeuteter innerer Lade. Unterlippe mit kleinem, mit dem Kopfe verwachsenem Kinn, frei daliegenden, unter einander verwachsenen Taster- stämmen, zweigliedrigen Tastern und durch einen kleinen, hornigen Vorsprung angedeuteter Zunge. Beine mäfsig kurz, mit langen, dem Körper anliegenden, schräg nach innen und hinten gerichteten Hüft-, gleichlangen Trachanter- und Schenkel-, kürzeren Schien- und Fufsgelen- ken, die letzten jedes mit zwei gleichen Klauen. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), alle oben mit hornigen Schilden bedeckt, die Hinterleibssegmente auf der Bauchseite mit einer kleineren und dünneren, mitunter mehrfach zertheilten Hornschiene, an jeder Seite durch zwei 72 hornige Längswülste geschützt; die letzte Rückenschiene mit 2 Hörnern von verschiedener Gestalt und Länge. Der After tritt röhrenförmig vor und dient als Nachschieber. Stigmenpaare 9, nämlich 8 auf den 8 ersten Hinterleibs- segmenten, zwischen dem Rande der Rückenschiene und^der nächsten Hornschwiele, das neunte auf der Unterseite des Meso- thorax-Ringes im Vorderwinkel gelegen. Bem. 1. Die Carabenlarven haben alle eine grofse Ueber- einstimmung unter einander,_und namentlich in den angeführten Characteren kommen sie alle überein. Sie unterscheiden sich von allen auf dem Lande lebenden Käferlarven durch die zwei Klauen an den Füfsen. Am Bekanntesten ist durch Rcaumur's Schilderung die Larve des Calosoma Syco- phantaf von welcher Prof. Burmeister auch eine schöne anatomische Darstellung in den Tr ansäet Eni. Soc. gegeben hat. Die Larve des Calosoma inqiiisiior ist sehr wenig verschieden, nur merklich kleiner. Sehr ähnlich derselben sind die Larven der eigentlichen Carahi, von denen Prof. Ratzeburg die des C. aurönitens (Forstins. L T. 1. f. 8. c), Prof. Heer die- selbe und die des C. depressus und C. hortensis {Oh- servat. Ent. T. 1. 2.) abbildet. Die Larve des Proörustes coriaceus ist von Brülle in der Histoire nat. des Ins. V. S. 95 beschrieben, und T. 4. f. 6. abgebildet. Sie unter- scheidet sieh von den genannten dadurch, dafs sie auf der Stirn neben jedem Augenhügel einen stark vorragenden Höcker hat, während die Larven der eigentlichen Carabi (wenigstens von C. aurönitens und depressus^ nach Heer's Abbildung einen einzelnen Höcker auf dem vordersten Theile der Stirn haben. Einen gleichen Höcker hat auch die Larve von Cy- chrus rostratus .{Heer Obs. Ent. t. IL B.), welche von denen der eigentlichen Carahi darin abweicht, dafs das letzte Hinterleibssegment nicht eigentlich gehörnt, sondern stark - 4zähnig ist. Alle diese Larven haben ziemlich kleine Köpfe, | wenigstens sind sie schmäler als der Körper, und ihre Farbe ist bei Calosoma f Procrustes und Carahus schwarz, bei Cychrus braun. Die Larven der kleineren Caraben scheinen eine andere Form 2^u haben, indem bei ihnen der Kopf gröfser, wenigstens 73 von der Breite des Körpers ist. Sie sind auch von hellerer Farbe. Die Larve des Z ah rus gihhus hat Germar im ersten Bande seines Magazins abgebildet; auch Zimmermann hat sie in seiner Monographie der Carabiden genau beschrieben. Dieser sehr genaue Beobachter bemerkt, dafs die Larven der Harpalen, Omaren, Vterostichen{Foecilus) und Po- gonus so übereinstimmend gebildet wären, dafs es schwer hielte, positive Unterschiede an ihnen aufzufinden. Die Har- palenlarven weichen nach ihm von den anderen durch unge- rändeltes erstes Körpersegment und fehlende Schwielen der Unterseite ab. Noch mehr weicht in der Form die Larve des Omophron limhatum ab. Sie ist nach Dösmarest (Sturni Deutsöhl. Ins. VIL T. 184. und Brülle Hist nat. d. Ins. V. T.5» ha- ben die Abbildung copirt) verhältnifsmäfsig kurz, nach hinten kegelförmig zugespitzt. Der Kopf ist breit, zwischen den Mandibeln ausgebuchtet; diese sind enorm grofs, nament- lich breit. Sonst sind alle Theile im Wesentlichen so wie bei den übrigen Carabenlarven gebildet, nur soll das letzte Körpersegment statt zwei ungegliederter Fortsätze, in einem einzigen 3mal gegliederten Faden endigen. Dafs die Fühler ögliedrig angegeben sind,- ist wohl eine kleine Ungenauigkeit. Nach Latreille {Regne animal. Ed. IL IV. S. 356) stimmen die Larven von Ditomus (^Aristus hucephalus) mit denen von Cicindela überein. Ob sich dies bestättigen sollte? Aus der Abtheilung der T inline atipenn es ist meines Wissens noch keine Larve entdeckt worden. Der treffliche Westermann hat eine grofse Käferlarve^ als muthmafslich der Anthia Q- guttata angehörend, an Latreille mitgetheilt und diese Larve ist von Hrn. Lequien in seiner Monographie von Anthia (Guer Magas. d. Zool.) als Larve von Anthia abgebildet worden. Brülle (Hr>f. nat. des Ins. IV. t. 9.) und Westwood (^Introd. I. S. 67. f. 8.) haben diese Abbildung wiedergegeben, der letzte bezweifelt indefs die Richtigkeit der Angabe, und hält die Larve für die eines Elater. Das ist sie auch ganz entschieden, und zwar ohne Zweifel die des Agrypnus fuscipes. (S. Westw\ Introd. l. S. 68 not.) Bern. 2. Die Larven der gröfseren Caraben (Calosoina, Carahus u. s. w.) sind entschiedene Carnivorcn, und zwar 74 nähren sie sich von Insecten, Regenwürmern und Schnecken. Die Larven der Calosomen klettern auf die Bäume, um Raupen aufzusuchen; die der eigentlichen Caraben scheinen mehr auf dem Erdboden ilu-e Beute zu suchen. Die MundöflFnung ist sehr klein, die Mundtheile sind weit von ihr abgerückt, so dafs die Speise nicht gekaut, sondern nur durch Aufsaugen aufgenommen werden kann, ein Umstand, den bei diesen schon mehrfach und genau untersuchten Larven noch Niemand be- merkt hat. Auf diese Weise ist das so sehr gerühmte Verfahren der Sycophantalarve , von jeder Raupe nur einen Theil zu verzehren, leicht erklärlich. Die Larven der kleineren Caraben scheinen sich mehr von vegetabilischer Kost zu nähren; von der Larve des Zahrus gihhus ist dies entschieden, und mit Unrecht habe ich früher (Käfer d. Mark Br. I, S. 78) Zweifel dagegen gehegt. Vermuthlich führen auch die so ähnlichen Larven der Ama- ren, Harpalen u. s. w. eine ähnliche Lebensweise. Das Auf- fallendste hierbei ist aber, dafs der Mund hier eben so einge- richtet ist, wie' bei den gröfseren Caraben, so dafs auch hier nur Flüssiges aufgenommen werden kann. Dytiscen. . Kopf horizontal vorgestreckt, hornig, oben löehr flach ge- wölbt, unten flach, an der Basis eingeschnürt. Ocellen 6 auf jeder Seite, eine kleine Gruppe bildend, welche in zwei Querreihen geordnet ist. Sie sind zwar von ziemlich gleicher Gröfse, allein nur die äufsersten sind rund,, die inneren elliptisch, die innersten sogar sehr länglich. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, dünn, faden- förmig, viergliedrig, das letzte Glied klein, pfriemförmig. Die drei ersten langen Glieder erhalten bei erwachsenen Larven noch kurze Basalgelenke, wodurch die Zahl der Fühlerglieder, wenn man jene eingeschobenen Gelenke als besondere Glieder zählt, auf sieben steigt. Stirn ohne abgesetztes Kopfschild, zwischen denMandibeln vortretend, und den Mund von oben ganz bedeckend. Lefze nicht vorhanden. Mandibeln einfach, sichelförmig, spitz, eingeschlagen sich über einander legend. 75 Maxillen ganz frei, in einiger Entfernung von der Unter- lippe eingelenkt, mit äufserst kurzem Angelgelenk, cylindrischem Stamme, der vollkommen einem Tastergliede gleicht und oben an der Spitze mit einem kleinen, einfachen, hakenförmigen, ein- gelenkten Rudiment einer Lade versehen ist. Die Taster sind ebenfalls an der Spitze der Maxille eingelenkt, viergliedrig, das erste Glied kurz, die übrigen lang, bei erwachsenen Larven jedes (der drei letzten) mit einem kurzen Grundgelenk, daher der Taster siebengliedrig erscheint. Unterlippe bestehend aus einem sehr kjurzen fleischigen Kinn und den hornigen, ganz mit einander zu einem quer-vier- eckigen Körper verwachsenen Tasterstämmen. Von einer Zunge keine Spur. Taster zweigliedrig, bei erwachsenen Individuen jedes Glied mit einem kurzen Grundgelenk, daher viergliedrig erscheinend. Beine schlank, mit etwas dicken, langen, neben dem Seitenrande eingelenkten, dem Körper anliegenden, schräg nach hinten und innen gerichteten Hüft-, kurzen Trochanter-, län- geren Schenkel-, ein wenig kürzeren Schien- und um die Hälfte kürzeren Fufsgelenken, diese mit zwei Klauen. Körpersegmente 11 (8 Hinterleibssegmente), alle oben mit hornigen Schilden bedeckt; das erste (Prothorax) hat auch unten vor den Vorderhüften ein kleines horniges Schild; das letzte röhrenförmig gestaltete ist ganz hornig, und hat an der Spitze ein Paar ungegliederte, eingelenkte Anhänge. Stigmenpaare 9, nämlich 7 auf den 7 ersten Hinterleibs- segmenten, und zwar im Seitenrande der Rückenschiene, das achte auf der Unterseite des Mesothoraxsegment, im vorderen Winkel desselben vor der Einlenkung der Hüften gelegen. Das neunte Stigmenpaar befindet sich an der Spitze des achten Segments unmittelbar neben der Afteröffnung. Bem. 1. Die Larven der Dytiscen gleichen denen der Caraben in manchen Stücken, namentlich auch darin, dafs die Mundtheile nicht zum Kauen eingerichtet sind; sie unterschei- den sich aber auch darin, dafs das Aussaugen der Nahrung auf ähnliche Weise, wie bei den Larven der Myrmeleonen mittelst der Mandibeln geschieht, indem diese unter der Spitze eine spaltförmige Oeffnung haben. Sie weichen ferner darin 76 ab, dafs die Mandibeln ungezähnt, die Laden der Maxillen ein- fach und ungegliedert sind, und die Unterlippe keine Spur von der Zunge zeigt. Dazu die Füfse, welche mit Schwimm- haaren besetzt sind, die eingelenkten Anhänge am After, und das Fehlen des zwölften Körpersegments. Bern. 2. Die Fühler und Taster aller 4 Paare haben hier die Eigenthiimlichkeit, welche ich an keiner anderen Käferlarve bemerkt habe, dafs sich bei erwachseneren Individuen am Grunde der gröfseren Glieder kleinere eingeschoben finden. Man hat diese bisher als eigene Glieder betrachtet, ich glaube aber, dafs es richtiger ist, sie nicht als Glieder mitzuzählen, sondern sie nur als dem darauf folgenden Gliede angehörende Grundgelenke anzusehen. In meiner kleinen Schrift Genera Dyticeorum habe ich sie auch immer als besondere Glieder gerechnet, daher die hohen Angaben der Gliederzahl an den Fühlern und namentlich an den Tastern, wo auch noch der Stamm der Maxillen, als denselben angehörend, angenommen worden ist. Bern. S. Ebendaselbst (S. 14) habe ich bei der Larve des Vytiscus marginalis von 2 Ocellen auf der Stirn ge- sprochen; diese Angabe beruht aber auf einem Irrthum, wie ich an demselben Exemplar, woran ich damals meine Beob- achtung machte, mich zu überzeugen noch die Gelegenheit gehabt habe. Nebenaugen auf der Stirn sind, so viel ich weifs, an keiner Larve je gefunden worden. Bem. 4. Die beiden Luftlöcher, welche den Haupteingang zu den beiden Tracheenstämmen bilden, liegen unmittelbar an dem After, und werden mit demselben geschlossen und geöflf- net. Die beiden Anhänge, welche sich dicht unter der After- öflfnung befinden, sind mit Schwimmhaaren besetzt, und dienen vermuthlich dazu, indem sie auf die Oberfläche des Wassers gelegt werden, die Afterspitze während der Respiration etwas über dem Wasser zu erhalten. Die übrigen Stigmen sind nicht geschlossen. Vielleicht findet hier etwas ähnliches wie bei Hydrophilus statt (s. u.). Bem. 5. Rösel hat die früheren Stände von drei Dyti- scen abgebildet, welche gegenwärtig die Repräsentanten ebenso vieler Gattungen sind. Die eine ist die Larve desDj^. m ar- gin aliSf welche auch der obigen Beschreibung hauptsächlich m 77 zum Grunde gelegen hat. Bei ihr bildet der Vorderrand der Stiril einen Kreisabschnitt und ist fein gekerbt. Der zweiten, der des Cyhister Roeselii fehlen die Anhänge am After, dagegen sind die beiden letzten Segmente an den Seiten mit langen Schwimmhaaren besetzt. Der Vorderrand der Stirn ist ausgebuchtet, mit einer vorspringenden zahnartigen Spitze in der Mitte. Die dritte, die Larve des Acilius sulcatus, zeichnet sich durch ein sehr lang gestrecktes, vorn verengtes Prothoraxsegment aus. Aufserdem ist nur noch eine kleine Larve bekannt geworden, welche Westwopd {Introd. L S. 100 f. 5 — 8.) abbildet, deren ich auch schon in meinen Gen. Dyt. (S. 14) erwähnt habe, und welche nach Hope's Beobachtung einem Notents angehört. Sie ist von merkwür- diger Bildung. Die Stirn verlängert sich nämlich in ein langes vorwärts gerichtetes Hörn. Die Mandibeln sind dünn, vorge- streckt, etwas aufgekrümmt. Fühler und Taster ziemlich lang, dünn, ohne Zwischengelenke. Auch die mit einander verwach- senen Stämme der Lippentaster sind langgestreckt. Das letzte Hinterleibssegment läuft in eine scharfe Spitze aus, die fast eben so lang ist, als die unter derselben liegenden, borsten- förmigen Anhänge. Gyirinen. Die ganze Verwandlungsgeschichte dieser Insecten hat schon vor länger als 70 Jähren Mo de er beobachtet, seitdem aber Niemand. Degeer hat die Abbildung einer eben aus dem Eie geschlüpften Larve gegeben. Nach dieser Abbildimg schliefst sie sich durch die zwei Klauen an den Füfsen den Vorigen .an. Kopf länglich, flach. Oc eilen mehrere auf jeder Seite, deren Zahl Degeer nicht bestimmen konnte, auf einem schwarzen Fleck gelegen. Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt, 4-gliedrig, das erste 'Glied kurz und dicker als die folgenden. Stirn ohne abgesetztes Kopfschild, den Mund von oben schliefsend, zwischen den Mandibeln in zwei Zähnen vortretende Lefze nicht vorhanden. Mandibeln ungezähnt, sichelförmig gebogen, in der Ruhe eingeschlagen. Maxillen und 78 Unterlippe lassen in der von oben genommenen Abbil- dung nur die Taster und ein hakenförmiges Rudiment der Maxarilllade sehen. Beine mäfsiglang, mit dickerem Hüft-, kleinem Trochanter-, längerem Schenkel-, etwas kürzerem Schien- und wieder län- gerem Fufsgelenke mit 2 Klauen. Körpersegmente 12 (8 Hinterleibssegmente), flach, die 7 ersten Hinterleibssegmente mit einem, das achte mit 2 län- geren, fadenförmigen; seitlichen Fortsätzen, der After vortretend, mit 4 Häkchen bewaffnet. Stigmen sind nicht beobachtet. Die seitlichen, häutigen Fortsätze des Hinterleibs, welche im Wasser flottiren, und in deren jedem ein Gefäfs verläuft, sind wahrscheinlich Kiemen. Die Larven der übrigen Käfer haben, so verschieden auch ihre Bildung sein mag (mit Ausnahme der Meloen), wenn ihnen die Beine nicht ganz fehlen, immer nur eine Klaue an jedem Fulse. Die Familie der Brachelytra hat Latreille nicht mit Glück aus der natürlicheren Verbindung, in der sie früher mit den Silphen standen, entfernt. Ihre Larven schliefsen sie sowohl diesen, als den Histeren aufs Engste an. Die eigent- lichen Staphylini sind die Typen der Familie. Staphylinen. (Eigentlicher Staphylinus oder Ocypus.^ Kopf horizontal vorgestreckt, hornig, auf der Oberseite flach gewölbt, auf der Unterseite flach. Ocellen vier auf jeder Seite, an den Kopfseiten stehend, eine kleine Gruppe bildend, alle rund. Fühler am Vorderrande der Stirn eingelenkt, fadenförmig, 4gliedrig, das dritte Glied an der Spitze innen mit einem kleinen eingelenkten Fortsatz. Stirn nach vorn zwischen den Mandibeln vortretend, den Mund von oben schliefsend. 79 Lefze nicht vorhanden. Mandibeln sichelförmig gebogen, ohne Zähne, spitz. Maxi 11 en in bedeutender Entfernung von der Unterlippe eingelenkt, ganz frei, mit kurzem Angelgelenk, langem oylindri- schen Stamme, und an dessen Spitze mit einem 3gliedrigeu Taster und eingelenktem, einem Tastergliede ähnlichen, cylin- drischen liudiment einer Lade. Unterlippe mit fleischigem Kinn, fleischigen, an der Basis vereinigten Tasterstämmen, 2gliedrigen Tastern und häutigem, mit einer Hornspitze versehenem Rudiment einer Zunge. Beine mäfsig lang, mit langem, cylindrischem, schräg nach innen und hinten gerichtetem Hüft-, kurzem Trochanter-, lan- gem Schenkel- und Schien-, kleinem Fufsgelenke mit einfacher ziemlich langer Klaue. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), die vier «rsten auf dem Rücken mit einer hornigen Schiene, die übri- gen fleischig, auf dem Rücken und dem Bauche mit lederarti- gen Feldern, das letzte mit einem Paar ziemlich langer, 2glie- driger Anhänge. After röhrenförmig, hornig, weit vortretend, als Nachschieber dienend. Stigmenpaare 9, 8 auf den 8 ersten Hinterleibssegmenten am Seitenrande der lederartigen Rückenfelder, das neunte unten ia der Falte zwischen dem Pro- und Mesothoraxsegment gelegen. Bem. 1. Die Aehnlichkeit der Larven mit denen der Ca- raben ist zwar grofs, sie unterscheiden sich aber sehr wesent- lich durch einfache Klauen, ungegliedertes Laden -Rudiment an den Maxillen, 4 Ocellen und gegliederte Anhänge des Hin- terleibsendes. Die Verwandtschaft mit den Silphen und Histe- ren spricht sich auch in den Larven aus, namentlich in ihnen gemeinsam zukommenden gegliederten Afteranhängen, von den ersteren unterscheiden sie sich indefs durch die 4 (nicht 6) Ocellen und das Fehlen der Lefze, von den letzteren eben- falls durch die Ocellen, welche jenen ganz abgehen. Bem. 2. Die Larven sind hauptsächlich aus der Gruppe der eigentlichen Staphylinen (Staphylininf) bekannt, und diese characterisiren sich aufser ihrer Gröfse vorzüglich noch durch die Stellung der Fühler, welche wie beim vollkommenen Käfer auf der Oberseite des Kopfes am Mundrande stehen. Die 80 Larve von Ocypus olens ist von Heer (Ohserv. Enf), Blanchard (^Gu6r. Mag. de Zool.) u. Ratzeburg (Forstins.); die von Philonthus aeneus, Xantholinus punctu- latus und Quedius fulgidus (^variahilis) von Bouche (Naturgescli. d. Ins.); die von Qued. fuliginosus {tristis) vonWaterhouse (Transact.Ent. Soc.^ abgebildet. Die Larven von Xantholinus haben ganz die langgestreckte Gestalt des voll- kommenen Käfers, auch dieselbe längliche Form des Kopfes. Alle diese Larven kommen in der Bildung des Mundes iiber- ein, sie sind wahrscheinlich alle räuberisch und ernähren sich durch Aussaugen ihrer Beute; die Stellung der Mundtheile läfst wenigstens ein Zerkauen der Nahrung nicht zu. Früher glaubte ich eine Oeflfuung in den Mandibeln zu sehen, wie bei den Dytiscen (^Gen. et spec, Staph. S. 15) allein ich über- zeuge mich jetzt bei der Vergleichung mehrerer Individuen, dafs eine solche nicht existirt. Wahrscheinlich befindet sich also zwischen der Ober- und Unterlippe eine feine Oeffnung, welche in den Nahrungscanal führt. Bem. 3. Aus anderen Gruppen der Staphylinen ist über die Larven noch wenig bekannt geworden. Aus der Gruppe der Aleocharen bildet Westwood (Zool. Joiirn.) eine Larve ab^ welche der Aleo chard fuseipes angehören soll, indefs sind die Details nicht genau genug, um mehr daraus zu entnehmen, als dafs es eine Staphylinenlarve ist. Ich habe die Larve einer Homalota vor mir, welche ich unter Kie- fernrinde fand. Hier hat das zweite Fühlerglied den kleinen eingelenkten Fortsatz. Die Stirn bildet zwischen den Mandi- beln einen Vorsprung, der am Ende ausgerandet ist. Die Mandibeln sind einfach und sichelförmig gebogen, wie bei den eigentlichen Staphylinen. Die Maxillen haben eine grofse, ver- wachsene, innen mit starken Borsten besetzte Lade. Die Zunge ist häutig. Die Hüften sind nur kurz. In allem Uebrigen stimmt diese Larve vollkommen mit denen eigentlicher Staphylinen iiberein. Man sieht, dafs ein wesentlicher unterschied nur darin besteht, dafs die Maxillarlade stark entwickelt und ver- wachsen ist. Bei dieser Form der Maxillarlade scheint auch ein Kauen der Speise statt zu finden. 1 Aufserdem kennen wir nur noch über ein Paar Larven aus der Gruppe der Oxytelinen nähere Details, Bouche bildet 81 (a.a.O.) die Larve des Plaiysteifius morsitans ab. Sie kommt in der Gestalt der MaxiJle mit der eben beschrie- benen Ilomalotenlarve überein, unterscheidet sich aber dadurch, dafs die Mandibeln nicht einfach, sondern zweispitzig sind. Westvvood (Jntrod. S. 166 f. 10., 11.) giebt den Holzschnitt von einer Larve, welche er im Winter in Turnips fand, und welche vielleicht einem Oxytelus angehört. Bei ihr haben die Mandibeln 3 Zähne. — Die Larve des Micralymma hrcvipcnne, welche "West wo od im Mag. of Zool. et Bot. II. S. 130 beschreibt, weicht von den vorigen ziemlich bedeutend ab. Sie hat die Figur einer Xantholinuslarvc, aber gezähnte Mandiblen. Die Maxillen haben eine 2gliedrige Lade. V^on der Larve der Prognatha quadricornis, welche West wo od in Zool. Jour. abgebildet hat, fehlen zur Zeit noch die näheren Details. Es scheinen unter den verschiede- nen Formen der Staphylinen auch unter den Larven noch beträchtliche Verschiedenheiten obzuwalten; aus den Abthei- lungen der Tachyporini, Paederini, Stenini, Oma- liniy Proteinii ist noch über die früheren Stände gar nichts bekannt. Ueber Megarthus finde ich in Westwood's Introd. \. S. 365 die Bemerkung, dafs er nach Hrn. F. Smith's Beobachtung parasitisch auf Saper da populnea lebe: Schade, dafs nicht angegeben ist, in welcher Art. - • Bern. 4. Dafs Gravenhorst in seinen Microptera Bruns- vicensia die Larve eines Carabus als die von Staphylinus beschrieben hat, habe ich bereits in meinen Gen. et sriec Staphyl. S. 17 bemerkt. In der Familie der Sternoxen sind zwei verschiedene Typen von Larven bekannt, die den beiden Tribus der Bu- prestiden und Elateriden entsprechen. Einen dritten Ty- pus bildet die Larve vonMelasis, welche Gattung Lat r eil le nicht ganz mit Unrecht den Bupresten angeschlossen hat, welche aber doch eine eigene Abtheilung zu bilden scheint. Ob die Eucnemiden und die Cebrionen, welche letztere unzwei- felhaft in die Abtheilung der Sternoxen gehören, und den Ela- teren so nahe verwandt sind, dafs sie von denselben nicht Archiv f. Naturgesch. VII. Jahrg. i. Band. 6 82 abgesondert werden können, ebenfalls eigene Formen von Lar- ven besitzen, bleibt künftigen Entdeckungen überlassen. Buprestis. Kopf horizonkl, in das Prothoraxsegment zurückziehbar, fleischig, mit hornigem Mundrande. Oc eilen sind nicht vorhanden. Fühler sehr klein, an den Seiten der Oberseite des Kopfes eingelenkt, Sgliedrig, das erste Glied halb versteckt, fleischig, das letzte sehr klein, warzenförmig. Kopf Schild abgegrenzt, derb hornig. Lefze abgesetzt, klein, die Fuge zwischen den Mandibeln bedeckend, pergamentartig, am Rande dicht gefranzt. Mandibeln kurz, stark, fest hornig, an der Spitze stumpf gezähnt. Maxillen sehr klein, unter dem Kinn eingelenkt, mit kleinem, einem Tastergliede ähnlichem, eingelenktem Ladenru- diment und kurzem, breitem Taster. Unterlippe mit breitem, häutigem Kinn und vortretender, pergamentartiger, der Oberlippe ähnlicher, und wie diese die Fuge zwischen den Mandibeln bedeckender und gleichfalls am Rande dicht gefranzter Zunge. — Taster unentwickelter, durch ein Paar fleischige Vorragungen an der Unterseite der Zunge angedeutet. Beine nicht vorhanden; vielleicht durch eine kleine gena- belte Papille an jeder Seite jedes der drei Thoraxsegmente angedeutet. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), alle flei- schig, das Prothoraxsegment besonders grofs und breit, oben und unten mit einem derbhäutigen etwas rauhen Schilde, oben mit zwei vorn zusammenlaufenden, unten mit einer einzigen hornigen Längslinie ; die beiden folgenden Segmente viel kleiner und schmäler als das erste, aber noch breiter als die Hinter- leibssegmente, welche zum Theil länger als breit sind. Der ^ After vortretend, scheinbar ein dreizehntes Segment bildend: die Oefi"nung ein grofser Längspalt an der Spitze desselben. Stigmenpaare 9, nämlich 8 an den Seiten der ersten 8 Hinterleibsscgmcnte, das neunte an den Seiten des Mesotho- raxsegment, dieses besonders grofs; alle halbmondförmig. II 83 Bcni. 1. Die Larven der Bupresten sind aufser mit denen von Melasis mit denen keiner anderen Familie zu vergleichen, als denen der Ceramhycen, namentlich den fufslosen Lamienlarven. Sie haben ganz den Habitus derselben und weichen vornehm- lich darin ab, dafs die Taster der Unterlippe nicht entwik- kelt sind. Bern. 2. Im Wesentlichen haben alle Buprestenlarven eine grofse Uebereinstimmung unter einander, obgleich sie in der Breite des Prothoraxsegment bedeutend variiren. Die Larven der Chalcophora mariana und Bupr. Berolinensis unterscheiden sich nur in einem sehr geringen Grade. Die Larven der ylgrilus gleichen diesen zum Theil, die Gröfse ausgenommen, sehr, nur dafs bei einigen (z. B. A.Fagi) das Prothoraxsegment ungemein grofs und breit ist. Auffallend weichen einige Agrilusarten (z. B. A. higuttalus, nocivus) dadurch ab, dafs das zwölfte Körpersegment 2 nach hinten gerichtete gezähnelte Hornspitzen hat, zwischen welchen sich der spaltförmige After befindet, ohne dafs derselbe als anschei- nendes eigenes Segment vorträte. Es ist bemerkbar, dafs diese Verschiedenheiten unter Arten stattfinden, welche entschieden zu derselben Gattung gehören, und selbst so nahe mit einander verwandt sind, dafs die Verschiedenheiten der Larve mit den systematischen Unterschieden der vollkommenen Insecten in gar keiner Beziehung stehen können. Bern. 3. Westwood hat (Introduct L S. 226 f. 12.) eine Passaluslarve als die muthmafsliche Larve der Bupr. at- tenuata abgebildet. Bera. 4. Eine anatomische Beschreibung der Larve der B. mariana hat Prof. Loew in der Entomol. Zeitung vom März d. J. gegeben. Der Darmcanal zeichnet sich vorzüglich durch sehr hohe Insertion der Gallengefäfse und bedeutende Länge des mit Punctdriisen besetzten Magendünndarmes aus. — Auf dem zwölften Hinterleibssegmente bemerke ich auf der Unterseite eine kleine Stelle, welche wie eine Oeffnung aussieht. Vielleicht liefse sich durch anatomische Untersuchung ermitteln, was dieselbe bedeute. In Loew's Beschreibung finde ich nichts darüber angemerkt. Bem. 5. Ratzeburg und Loew betrachten das Protho- raxsegment als aus zwei Portionen bestehend, von denen die 6* 84 vordere sich in die hintere zurückziehen kann. Loew bemerkt, dafs die Kaumuskeln das Prothoraxsegment ausfüllten; dies gilt aber nur von der vorderen Portion, welche ich als den Kopf betrachte, der sich in den Prothorax zurückziehen kann. Es wäre auch höchst anomal, wenn sich die Kaumuskeln im Thorax befinden sollten. Die Mundgegend ist durch ihre hor- nige Beschaffenheit vom übrigen Kopfe etwas abgesetzt. Melasis. Kopf horizontal, in das Prothoraxsegment zurückziehbar, fleischig, mit mehreren hornigen Leisten und mit hornigem Munde. Ocellen nicht vorhanden. Fühler bis auf die geringste Spur nicht vorhanden. Kopfschild vorn hornig. Lefze wie der Abschnitt eines Kreises gerundet, perga- mentartig. Mandibeln kurz und stark, derb hornig, am Aufsen- rande neben der Spitze mit zwei starken, rückwärts gerichte- ten Zähnen. Maxillen gar nicht entwickelt. Unterlippe bestehend aus einem breiten, kurzen, häuti- gen Rinn und einer kleinen viereckigen Zunge; beide Theile verdecken von unten her die Fuge zwischen den Mandibeln, wie die Lefze es von oben her thut. Von den Tastern und ihren Stämmen so wenig eine Spur wie von den Maxillen. , Beine nicht vorhanden. Körpersegmente 12 (9 Hinterleibssegmente), das erste (Prothorax-) etwas breiter und flacher als die übrigen, oben und unten mit einem Paar, vorn im Winkel einwärts geboge- ner Hornleisten, und aufsen neben jenem Winkel mit einem oben kleinen, unten gröfseren Hornfleck, der wie eine Raspel mit scharfen Leisten besetzt ist; die übrigen Segmente sind fast cylindrisch, ganz fleischig, das letzte stumpf zugespitzt. Der After tritt nicht vor, sondern bildet einen Längsspalt auf der Unterseite des letzten Segments. Stigmenpaare 9, an den Seiten des Mesothorax- und der ersten 8 Hinterleibssegmente gelegen, rund. 85 Bern. Die Larve hat sehr grofse Aehnlichkeit init hinc hians, demum explanato -bivalvatum, ad basin brac- teola persistente, solitaria, convexa instructum. Masc. Pedicelli antheriferi tres, cylindrici aut subulato-arcuati, basi calycibus brevibus, trifidis aut tripartitis, extus villosis cincti, apice antheris 4 aut 8 oblongis, brevi-filamentosis, erec- tis coronati; antheris lateralibus, extrorsis, loculis per rimam longitudinalem dehiscentibus. Ovarii rudimenta 3, trigona, hir- suta, vertice stigmatibus trilobis, magnis, applanatis, sessilibus instructa, in ambitu florum masculorum posita. Fem.? Arbores Americae tropicae, 8 — 12 pedales, ramosae. Rami teretes, cortice cinereo-fusco. Folia magna, coriacea, disticha, oblongo-elliptica, glabra. Flores axillares, brevi-pedunculati. Pedunculi nudi aut squamati. Obs. Species 2 americanae; S .distichophylla et S. Marijana» '^) Aus ax^ofici und nfJQct zusammengesetzt. 179 B, Involucris h ihr acte atis, Spixia Leandro de Sacramento in Münchener Denkschriften VII. p. 231, t. 13 Spixiae species Martins in Herb. Reg. Monacense. Ferae species Endlicher gen. plant, n. 5880. Flores dioici. Involucrum coriaceo - membrana- ceum, laxum, subgloboso-vesicaeforme, stellato- pubescens, quadrifhorum, vertice hians, demiim • cucullatum, extus bracteolis duabus oppositis, in- aequalibus, persistentibus suffultum. Masc. Stamina 12, in flores 2, 3 aut 4 distinctos collecta, inferne bi-terna- tim aut quaternatim coalita, staminuui phalanges calycibus bi- aut tripartitis cinctae; antheris terminalibus, globoso-ellipticis, bilocularibus ; filamentis glabris, filiformibus, ab apice usque supra basin liberis. Ovarii rudimenta 4, sphaerico - oblonga aut turbinata, inferne plus minusvG attenuata, stigmate dis- ciformi, applanato-orbiculari, integerrimo in ambitu florum masculorum posita. Fem.: Ovaria 4 — 6, sphaerico -oblonga, villosa, subsessilia, singula calyce diphyllo cincta, trilocularia, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus brevis, cylindri- cus, villosus, deciduus. Stigma infundibuliformi-peltatum, atro-viride, viscosum. Capsulis epicarpium lignosum, durissimum, crassum, trivalve. Semina? Arbores brasilienses, romasae, cortice cinereo-fusco. Folia alterna, magna, coriaceo -membranacea, subtus plerumque pu- bescentia. Flores axillares, brevi-pedunculati. Obs. Species 3, brasilienses. S. Leandri Martins Mss. S» grandiflora Mart. Mss. iS*. harlinervis Mart. Mss. Pera Mutis. Neue Abhandlungen der Königl. Schwedischen Akademie, aus dem Schwedischen übersetzt von Kästher. 5. Band p. 299. Tafel VIII. Flores dioici. Involucrum subgloboso-vesicaeforme, hinc hians, demum explanatum, basi emarginatum, extus bracteolis duabus oppositis inaequalibus. Masc. Stamina plurima bre- vissima, receptaculo biseriatim inserta, squamulis membrana- ceis plicatis, multifidis interstincta; antherae basi fixae, oblon-' gae, tetragonae. Ovaria 4, effoeta, in receptaculi latere brevi- ter pedicellata. Stylus brevissimus. Stigma tripartitum, lobis apice latioribus emarginatisque incr^tssatis. Fem.: Ovaria 4, 12* 180 supra receptaculum squamulis plurimis, multifidis stipata, pedicellata, singula trilocularia , loculis uniovulatis, monostyla. Stylus brevis, subtrigonus; Stigmata tripartita ut in masc. Capsula pedicellata, trilocularis , subtrigona, trivalvis, yalvulis singulis bifidis, tandem bipartitis. Semina in loculis solitaria, arillata. Arbor Mariquitensis facie Spixiae. Species unica. P. arhorea Mutis. Feridium Schott in Sprengel Cur. post. p. 410. Peröa arillo carnoso calyptrata. Arbores Americae meridionalis, succo viridi scatentes, fo- liis alternis, petiolatis, coriaceo-membranaceis, nervosis, basi bistipellatis; nervis subtus magis prominentibus; floribus mas- culis glomerato-spicatis, femineis sparsis, spicatis. Species 2, altera gujanensis, altera brasiliensis. Conceveiba gujanensis Aubl. C. macrophylla Kl. 192 Alchornea Solaiider ist durch Adrian de Jussieu am citirten Orte p. 42. Tab. 13. n. 41. und durch Hayne Arzenei- gewächse Band X. Tab. 42. so bestimmt festgestellt, dafs selbst sieben neu hinzugekommene Arten, wovon eine aus dem britischen Gujana, die übrigen sechs aus Brasilien, keine Aenderung in den Gattungskennzeichen verursachen. Trib. V. Crotoneae Blume Bydragen p. 599. Ovarii loculi uniovulati. Flores saepissime coroUati, fas- ciculati, spicati, racemosi aut paniculati. Garcia Rohr ex Vahl Symbol. III. p. 100. Adr. de Juss. I. c. Tab. 13. n. 40. Endlicher L c. n. 5797, habe ich aus Mangel an Material nicht untersuchen können. Mahea Aublet Gujan. II. p. 867. T. 334. Endlicher 1. c. n. 5798., umfafst gegenwärtig drei Arten, von denen zwei in Gujana und die dritte in Brasilien vorkommt. Ich hatte Gelegenheit sämmtliche Arten zu untersuchen und habe mich dadurch überzeugt, dafs der Gattungs Charakter keiner Aende- rung bedarf. Dasselbe gilt von: Siphonia Richard ex Adr. de Juss. 1. c. p. 39. Tab. 12. n. 38. A et B. Endlicher n. 5799. Hevea Aubl. Gujan. II. p. 871. Tab. 335., von der zwei Arten, eine aus Gujana, die andere aus Brasilien, bekannt sind. Anda Piso. Martins Amoenit. Monac. T. 1. St. Hi- laire Plant, us. T. 54. Endlicher 1. c. n. 5801. Jatropha Kunth in Humb. et Bonpl. Nov.' Gen. et Spec. II. p. 82. Endlicher 1. c. p. 5805. Adenorhopiiim Pohl. - Plant, bras. I. p. 12. T. 9. \ Curcas Adans. Fam. II. p. 356. Endlicher I.e. n. 5806. Jatropha Pohl Plant, bras. I. p. 13. Cnidoscolus Pohl Plant, bras. I. p. 56. Tab. 49—52. Endlicher 1. c. n. 5807. Manihot Plumier Cat. 20, excl. sp. Endlicher n. 5808. Mo Zinna Ortega Decad. 105. T. 13. Laureira Cava- nilles Je. V. p. 17. T. 429, 430. Willd. Spec. pl. IV. p.866. Endlicher 1. c. n. 5814. Ilisingera Helenius in Act. Holm. 1792 p. 32. T. 2. Willd. Sp. pl. IV. p. 835. Adr. de Juss. 1. c. p. 34. Endli- cher 1. c. n. 5816. 193 Acidoton SwartzFlor. Ind. occid. p. 952. T. 18. Adr. de Juss. p. 32. Endlicher n. 5822. Hendecandra Eschscholtz in Mem. Academ. Petrop. X. p. 422. Endlicher 1. c. n. 5824. Astrogyne Bentham Plant. Hartweg. p. 14. hat durch Sellows unermüdlichen Eifer aus Brasilien einen Zuwachs von 6 Arten erhalten : Hendecandra glahrescens KL, IL longi/olia Kl., H, di- varicata KL, E. velleriflora KL, B, polymorpha KL, und H, jnontevidensis Kl. QCroton montcvidensis Spr.) Adelia Linne Gen. pl. n. 1137. Adr. de Juss. p. 31. T. 9. n. 28. Endlicher n. 5825. ist ebenfalls durch einige neue Arten aus Brasilien vermehrt worden. Cr o tön Linne hat zwar die diöcischen Arten und die, deren Bracteen mehrere Blumen stützen, verloren, ist aber dafür durch neu hinzugekommene Arten reichlich entschädigt worden. Julocroton Martins Herb. bras. n. 119. Endlicher n. 5825. Hierher gehört auch Croton conspurcatus Schlech- tendal, von Schiede in Mexiko gesammelt, und eine neue Art aus Brasilien (Julocroton lanceolatus Kl.). Fodostachys*) KL Flores monoici. Masc. racemoso - spicaeformes , longe pedunculati. Pedunculi terminales, inferne nudi. Bracteae parvae, persistentes, tri- rarissime uniflorae. Calyx monophyl- lus, quinquepartitus. Petala quinque, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina 8 — 10, receptaculo nudo aut vil- loso inserta; filamentis liberis, aestivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, bilocularibus, filamenti apici adnatis, loculis antice per rimam longitudinalem dehiseentibus. Fem. in apice ramulorum juxta basim spicae masculae verticillati. Calyx campanulatus, sexpartitus, ae- qualis. Petala sex, parva, linearia, laciniis calycis alterna. Germen trigonum, villosum, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus nullus. Stigmata tria, profunde bipartita, lobis filifor- mibus, apice involutis. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, nionospermis. *) Nomen e vocibus novg et aiu/vs compositum. Archiv f. Natorgesch. YII. Jahrg. 1. Bd. 13 194 Herbae brasilienses, püosae, Crotonis glandiilosi facie; foliis alternis, petiolatis, stipulaceis, margine crenatis aut ser- ratis; floribus masculis spicatis, loiige pedunculatis, femineis juxta basiii spicae masculae verticillatis. Podostachys incana Kl., P. hirta KL, P. Sellomana Kl., P. senata Kl. Hauptunterscheidungszeicheii dieser Gattung sind: ein sechstheiliger Kelch der weiblichen Blüthe, drei tief- zweithei- lige Narben, eine langgestielte, unterwärts nackte männliche Aehre, und wirtelständige , die männliche Aehre an der Basis umgebende weibliche Blüthen. Astraea^) Kl. Crotonis sp. Auct. Flores monoici, longissime spicati. Masc. Bracteae par- vae, persistentes, multiflorae. Calyx globosus, deiude magis apertus, longa pedicellatus , profunde quinquefidus , aestiva- tione imbricativa. CoroUae petala quinque calycis laciniis al- terna, aestivatione convolutiva. Glandulae 5, squamaeformes, petalis alternae. Stamina 12— 15,- receptaculo nudo inserta; lilamentis liberis, aestivatione inflexis, demum erectis, exser- tis ; antheris reniformibus, bilocularibus, filamenti apice adnatis, loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. in inferiore parte spicae masculae sparsi, bracteati. Calyx campanulatus, quinquepartitus, aequalis, laciniis angustis. Pe- tala nulla. Glandulae squamaeformes quinque, laciniis calycis oppositae. Germen oblongum, trigonum, triloculare, loculis uniovulatis. Styli tres, distincti, elongati, cylindrici, intus lon- gitudinaliter sulcati, apice in lobos 7 — 8 filiformes, unilatera- les divisi. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Herbae aut frutices Americae meridionalis ; foliis alternis, stipulaceis tri- aut quinque - lobatis , rarissime integris, petio- latis; spicis longissimis, monoicis, terminalibus ; floribus femi- neis in parte inferiore spicae masculae sparsis. Astraea Manihot Kl., A. Jatropha KL, A. tomentosa KL, A. palmata KL, A. lohata Kl. {Croton lohatus L.), A. diversifolia KL, A, divaricata KL, A. prunifolia KL Diese Gattung mufste von Croton getrennt werden, weil die Knospenlage des Kelches der männliclien Blüthen nicht *) Astraea, die Tochter des Zeus und der Themis. 1P5 klappig, sondern schindelformig rst, mehrere männliche Blü- then mit besondern Bracteolen versehen aus dem Winkel ei- ner Bractea in Form einer Afterdolde erscheinen und beson- ders, weil die'' Griffel und Narben von denen des Croton so aufserord entlich abweichen. Ocalia^) Kl Flores monoici aut dioici, spicati. Spicae strictae, ter- minales. Masc. Bracteae uniflorae. Calyx globosus, dein apertus, profunde quinquefidus , aestivatione imbricativa. Co- rollae petala quinque, calycis laciniis alterna, aestivatione con- volutiva. Glandulae quinque, squamaeformes, petalis alternae. Stairrina 10, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, ae- stivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris ovatis bilocularibus, filamenti apice adnatis; loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. Calyx campanulatus, quin- quepartitus, inaequalis, persistens, laciniis intus ad basin squa- ma obtusa, membranacea cinctis. Petala nulla. Germen glo- boso - trigonum , triloculare, pilis setaceis, stellatis undique vestitum, loculis uniovulatis. Stylus nuUus. Stigmata 3, ses- silia, bipartita, lobis filiformibus , indivisis aut bifidis, apice involutis. Capsula setosa, tricocca, coccis bivalvibus, mo- nospermis. Suffrutices asperi Americae meridionalis , Cordiae facie; foliis alternis, stipulaceis, nervosis, basi biglandulosis, margine dentato-subincisis, nervis subtus prominentibus ; spicis nunc sexu distinctis, nunc bisexualibus, masculis saepissime superio- ribus, inferioribus femineis. Obs. Species 6, quarum 1 mexicana, quinque brasilienses. Species monoicae: Ocalia grandifolia Kl., 0. angustl- folia KL, 0. hetulina Kl. Species dioicae: 0, Sellowiana Kl., 0. cordiaefolia KL, 0. echiifoUa KL Diese Gattung, welche sich von Croton nur durch die Unregelmäfsigkeit des Kelches an den weiblichen Blüthen und durch die Narben unterscheidet, weicht durch ihren ha- bituellen Charakter, der an die Cordiaceen erinnert, aufser- ordentlich von dem des Croton ab. *) Okalia, Gemahlin des Abas. 13* 196 Entropia*) Kl. Crotonis spec. Sprengel Neue Entdeckun- gen IL p. 120. Rottleriae spec. Sprengel Syst. veg. III. p. 877. Flores monoici, in spicis longissimis, strictis, terminalibus remotiusculo - aggregati. Bracteae multiflorae. Masc. Calyx profunde - quinquefidus, aestivatione imbricativa. CoroUae pe- tala quinque, calycis lacinüs alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae quinque, squamaeformes , inter se coalitae, petalis alternae. Stamina 10, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, aestivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris brevibus, bilocularibus , apice emarginatis, filamenti apice ad- natis, loculis antice per rimam longitudinalem dehiscentibus. Fem. Calyx quinque- aut sexpartitus, subinaequalis. Glandulae nullae. Germen globoso - trigonum , triloculare , loculis uni- ovulatis. Stylus nuUus. Stigmata 3, bifida, divaricatim ad- scendentia, lobis complanatis, integris aut ad apicem bifidis, involutis. Capsula tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Frutices brasilienses ; ramis divaricato - dichotomis, cortice aromatico, foliis alternis, stipulaceis, coriaceo-membranaceis, subglabris, basi biglandulosis, margine obsolete -crenatis, caly- eibusque densissime pellucido-punctulatis; spicis terminalibus, longissimis, strictis, floribus remote-aggregatis, masculis femi- neis intermixtis. Entropia hrasiliensis Kl. (Croton polyandrus et Rott- leria hrasiliensis Spreng.), E. otovata Kl. Diese Gattung unterscheidet sich in ihren wesentlichen Kennzeichen von Croton lediglich durch den Mangel der Drü- sen in den weiblichen Blüthen, durch ihre Narbenform und durch die in zerstreuten Häufchen zu einer Aehre gebildeten männlichen Blüthen, denen ziemlich bis zur Spitze der Aehre einzelne weibliche beigemischt sind. Dem äufsern Ansehen nach sowohl als ihrer durchsichtigen Punkte in den blattar- tigen Theilen wegen bewahrt sie eine auffallende Aehnlichkeit mit den Samydeen. Cleodora*"^) Kl. Flores monoici, spicati. Spicae terminales. Masc. Bracteae *) Eutropius, der berühmte Geschichtsschreiber. **) Kleodora eine Danaide. 197 multiflorae. Calyx pubescens, quinquepartitus , aestivatione imbricativa. Corollae petala quinque, lacinJis calycis alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina decem, receptaculo villoso inserta; filamentis liberis, aestivatione in- flexis, demum erectis, exsertis; antheris introrsis, lilamenti apice adnatis. Fem. Calyx ciipularis, quinqueftdus, persistens, segmentis latis, obtusis, margine imbricatis. Glandulae et pe- tala nuUa. Germen globosum, pubescens, triloculare, loculis uniovulatis. Stylus nuUus. Stigmata 3, adscendentia , tripar- tita, lobis teretibus, profunde bifidis. Capsula globosa, tri- cocca, coccis bivalvibus, monospermis. Arbor brasiliensis, ramis foliisque villoso -pilosis; foliis alternis, petiolatis, exstipulaceis , oblongis, basi emarginatis, membranaceis , pellucido - punctulatis , margine subserratis; spicis terminalibus , floribus femineis inferioribus , sparsis, masculis superioribus remote - aggregatis , singuli bracteolis suffulti. Cleodora Sellomana Kl. Der Mangel von Drüsen und drüsenartigen Gebilden in den Blüthen, so wie die Form des weiblichen Kelches und der Narben begründet die Aufstellung dieser dem Crotou ver- wandten Gattung. Timandra^) K\. Flores monoici. Masc. Brevi-racemosi. Racemi axillares, ' pauciflori. Calyx urceolato - campanulatus, profunde - quadri- fidus, aestivatione imbricativa. Corollae petala 4, aestivatioije convolutiva. Glandulae nullae. Stamina 8, receptaculo nudo inserta; filamentis liberis, glabris, aestivatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, filamenti apici adnatis. Fem. Solitarii, axillares. Calyx quinquepartitus, per- sistens. Glandulae et petala nulla. Ovarium globosum, tri- loculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus nullus. Stigmata 3, erecta, tri- aut quadripartita , lobis teretiusculis. Capsula globosa, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Fruticuli ramosissimi brasilienses Erythroxyli facie; foliis parvis, alternis, stipulaceis, serratis aut integerrimis, pilis stel- latis consitis floribusque densissime pellucido - punctulatis ; *) Timandra, die Geliebte des Alkibiades. 198 stipulis persistentibus; floribus axillaribus, bracteis suffultis, masculis racemosis 3 — 5 floris, femineis solitariis, brevissime pedicellatis. Timandra serrata KL, T. erythroxyloides KL, T. di- chotoma Kl. Diese Gattung steht sowohl ihrer habituellen als wesent- lichen Kennzeichen wegen unter den Crotoneen etwas isolirt. Besonders ist die Vierzähligkeit der männlichen Blüthentheile in dieser Abtheilung höchst selten. Medea^)¥A. Flores monoici, in apice ramulorum sparsi. Masc. Brevi- pedicellati. Calyx profunde quinquefidus, bracteolis destitutus, aestivatione imbricativa. CoroUae petala 5, laciniis calycis alterna, aestivatione convolutiva. Glandulae nullae. Stamina 10, receptaculo hirto inserta; filamentis liberis, pilosis, aesti- vatione inflexis, demum erectis, exsertis; antheris oblongis, introrsis, filamenti apici adnatis. Fem. Sessiles. Calyx pro- funde quinquepartitus , persistens, laciniis angustis, longis. Glandulae et petala nuUa. Ovarium globosum, triloculare, loculis uniovulatis, ovulis pendulis. Stylus nullus. Stigmata 3, profunde trifida, lobis erectis, teretiusculis. Capsula glo- bosa, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Frutex brasiliensis, hirtus, ramis erectis, dichotomis ; foliis alternis, confertis, subsessilibus , ovatis, evanescenti-villosis petalisque pellucido punctulatis, exstipulaceis, floribus in apice ramulorum axillaribus, femineis inclusis, masculis subexsertis. Medea hirta Kl. 1 Zunächst ist diese Gattung mit Timandra verwandt , von der sie sich durch die Fünfzähligkeit der männlichen Blüthen- theile, welche nicht in Trauben, sondern einzeln vorkommen und durch den Mangel der Stipulae unterscheidet. Der Ha- bitus erinnert an die kapische Proteaceengattung Mimetes. Chiropetalum Adr. de Juss. in Annales des sciences nat. XXV, p. 21. Endlicher 1. c. n. 5830. Crotonis spec. Adr. de Juss. ^uphorb. Tab. 8. n. 26. C. war bisher durch zwei Arten in Chili und durch eine Art in Peru repräsentirt, ^) Medea, die Tochter des Aeetes und Gemahlin des Jason. 199 jetzt hat auch Brasilien zwei Arten dieser Gattung {Ch. molle Kl. und Ch. lineatum Kl.) aufzuweisen. Caperonia St. Hilaire in Mem. Mus. XII. p. 342. Endlicher 1. c. n. 5831. Crotonis sp. Adr. de Juss. Euphorb. Tab. 8. n. 26. B. ist durch Robert Schomburgk aus dem bri- tischen Gujana um zwei Arten, von Schimper aus Abyssinien um eine Art vermehrt worden. Bitaxis Vald ex Adr. de Juss. Euphorb. p. 27. Tab. 7. n. 24. Kunth in Humb. Nov. gen. et spec. VII. p. 170. Tab. 639. Zuccarini in Abhandlungen der Akademie der Wissen- schaften I. p. 290. liat aus Brasilien einen Zuwachs von zwei Arten (D. chrysantha und D. triplinerviä) erhalten. Argythamnia P. Brown Jam. 338. Adr. de Juss. Euphorb. p. 26. Tab. 7. n. 23. hat keinen Zuwachs erfahren. Philyra*) Kl. Flor es dioici, racemosi, axillares. Masc. Racemi subcy- mosi, breves. Pedicelli bracteis tribus glumaceis suffulti. Ca- lyx gamosepalus, elongatus, acutus, candidus, deinde inaequa- liter 2 — 5-fissus. Petala 5, aestivatione convolutiva, basi subcoalita. Glandulae nullae. Stamina S — 10; filamentis in columnam connatis, apice liberis; antheris extrorsis, bilocula- ribus, oblongis, bi - triseriatim verticillatis. Germinis rudimen- tum nullum. Fem. Racemi longi, 5 — 6 flori. Flores distantes, longe-pedicellati. Pedicelli basi bracteis tribus glumaceis sti- pati. Calyx foliaceus, quinquepartitus, laciniis angustis, ae- qualibus. Glandulae 5, bilobae, laciniis calycis alternae. Germen? Stylus? Stigmata? Capsula puberula, depressa, tri- angularis, tricocca, coccis bivalvibus, monospermis. Semina globosa, albida, seminum Pisi sativi magnitudine. Arbor brasiliensis , ramosa, glabra; ramis albidis, strictis; foliis primariis in spinam flavidam bipartitam mutatis, secun- dariis alternis, stipulaceis, oblongis, membranaceis , integer- rimis, inferne attenuatis, racemis axillaribus, bracteatis; bra- cteis persistentibus ; femineis longioribus, laxis, masculis bre- vioribus, subcymosis. Philyra brasiliensis Kl. Diese Gattung gehört zuverlässig zu den Crotoneen und *) Philyra, die Mutter des Chiron. 200 reihet sich in Bezug auf die Struktur der männlichen Blüthe der vorhergehenden Gattung an; dem äufseren Ansehn nach hat sie aber durchaus nichts gemein mit ihr. Von der weib- lichen Blüthe habe ich nur eine reife Frucht untersuchen kön- nen, welche die Narben bereits abgeworfen hatte. Tribus VI. Phyllantheae. Endlicher 1. c. p. 1119. Ovarii loculi biovulati. Stamina centro floris inserta. Aufser der Gattung Epistylium Swartz, deren Heimath immer noch auf die westindischen Inseln beschränkt bleibt, ist aus dieser ganzen Abtheilung nur Phyllanthus Swartz und die unten beschriebene Gattung, welche hiervon getrennt werden mufste, in Süd -Amerika bis jetzt angetroffen worden. Asterandra^) Kl. Flores monoici, axillares, pedicellati. Calyx quinque-sex- partitus, laciniis inaequalibus. Masc. Stamina 5 — 6; filamen- tis brevibus, in columnam disco integro, subgyroso cinctam coalitis; antheris horizontalibus, umboni centrali adnatis, stel- latim 5 — 6 radiatis. -Fem. Ovarium globosum, apice in sty- lum brevem attenuatum, disco magno, integro cinctum, trilo- culare, loculis biovulatis. Stylus brevissimus. Stigmata 3, paten- tia, petaloidea, bifida aut integra, margine crenata. Capsula? Arbores Americae meridionalis , trunco ut in Palmis sub- squamato, superne attenuato, apice impressionibus rbomboideis ; ramis alternis, tetragonis, fuscis; foliis alternis, magnis, elon- gato- oblongis, acuminatis, integerrimis, reticulato - venosis, membranaceis , basi stipulaceis; racemis axillaribus, valde ab- breviatis , solitariis, multifloris ; floribus pedicellatis , basi bra- cteatis, masculis et femineis in eodem racemo. Asterandra Sellowiana Kl, A, cornifolia Kl. (FhylU anthus cornifolius Kunth.) Tribus VII. Buxeae. Bartling Ord. nat. p. 370. Ovarii loculi biovulati. Stamina sub ovarii rudimento sessili inserta. Sämmtliche zu dieser Abtheilung gehörende Gattungen sind arm an Arten; verhältnifsmäfsig wenige kommen davon in Süd -Amerika vor. ^) e VOCibus uOtriQ et avriQ, 201 Richeria Vahl Eclog. I. p. 30. Tab. 4. Adr. de Juss. Euphorb. p. 16. Endlicher 1. c. n. 5861. Amanoa Aiibl. Gujan. I. p. 256. Tab» 101. Adi*. de Juss. 1. c. p. 15. Tab. 2. Endlicher 1. c. n. 5862. Savia Willd. Spec. pl. IV. p. 771. Adr. de Juss. Eu- phorb. p. 15. Tab. 2. Endlicher 1. c. n. 5866. Tricera Swartz Flora Ind. occid. I. p. 333. Tab. 7. Endlicher 1. c. n. 5868. Drypetes Vahl Eclog. fasc. III. p. 49. Poiteau in Mem. Mus I. p. 151. Tab. 8 — 10. Adr. de Juss. Euphorb. p. 12. Endlicher 1. c. n. 5874. Discocarpus*) Kl. Flores dioici, in foliorum axillis aggregati. Pedicelli bra- ves, squamis aridis, fuscis, subpersistentibus dense vestiti. Masc. Calyx cyathiformis, inaequaliter quinquefidus, segmentis intus squama brevi instructis. Petala nulla. Stamina 5, longe exserta, inferne in cylindrum coalita. Germinis rudimentum parvura, pedicelliforme , trifidum. Fem. Calyx profunde quin- quefidus, persistens. Corollae petala 5, calycis laciniis alterna. Staminum rudimenta 5, ad basin germinis inserta. Discus hy- pogynus, carnosus, crenato - marginatus. Ovarium sessile, tri- loculare, loculis biovulatis. Stylus brevissimus, crassus. Sti- gmata tria, petaloidea, recurva, crenato -laciniata, basi angusta, supra canaliculata. Capsula globoso - depressa , pubescens, obtuse - sexangularis , tricocca, coccis bivalvibus, abortu mo- nospermis. Arbores Americae tropicae; ramis subinde spinescentibus; foliis alternis, coriaceis, rigidis, ovatis aut ellipticis, margine integerrimis , supra nitidis; floribus axillaribus, aggregato - fa- sciculatis, squamis aridis, copiosis suffultis. D. essequiboensis Kl., D. hrasiliensis Kl. Diese Gattung hat eine grofse Aehnlichkeit mit Securinega Commerson , von der sie sich durch die weiblichen Blüthen unterscheidet. Noch mufs icli einer Gattung gedenken, von der ich nur männliche Exemplare untersuchen konnte, welche, wenn sie 0 e vocibus 6iay.oi et xaQTtoS' 202 sich als Euphorhiacea bewähren sollte, ebenfalls zu dieser Abtheilung gehört. Podocalyx^) Kl. Flores dioici, densissime glomerulati. Glomeruli in spi- cas axillares dispositi, unibracteati. Masc. Calyx minimus, campanulatus , quadridentatus , longe pedicellatus. Stamina 4, exserta, dentibus calycis opposita; filamentis sub ovarii rudi- mento simplici, pulvinato insertis; antheris subglobosis, utrin- que obtusis, bilocularibus, extrorsis. Fem.? Arbor gujanensis; foliis alternis, coriaceis, exstipulaceis, glabris, integerrimis. Podocalyx loranthoides Kl. Erklärung der zur vorstehenden Abhandlung gehörigen Abbildungen. Tafel VII. A. Schismatopera Martiana Kl. d) eine zweiklappige Hülle der männlichen Blüthen mit einer Bractea gestützt, von hinten gesehen, Imal vergröfsert; V) dieselbe mit den von ihr eingeschlossenen 3 männlichen Blüthen, von vorn gesehen, 2mal vergr.; c) ein Rudiment des Ovariums aus der männlichen Hülle, 6mal vergr.; d) eine einzelne männliche Blüthe, 6mal vergr. B, Spixia Leandri Martins. ä) eine geschlossene männliche Hülle mit zwei Bracteen ge- stützt, 2mal vergr.; h) die männlichen Blüthen nebst den Rudimenten der Ova- rien nach Entfernung der Hülle, 6mal vergr.; c) ein Rudiment -des Fruchtknotens aus der männlichen Hülle, 8mal vergr. ; d) eine einzelne männliche Blüthe, 8mal vergr.; e) eine weibliche offene Hülle mit den von ihr eingeschlos- senen vier Blüthen, 2mal vergr.; f) eine einzelne weibliche Blüthe, 5mal vergr.; g) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 5mal vergr. ^) e vocibus novg et ^ic^Xv'^. 203 C. Peridium ovale Kl. a) eine offene männliche Hülle mit zwei Bracteen gestützt, 3mal vergr.; h) die Staubgefafse nach Entfernung der Hülle, 5mal vergr.; bh) Pollenkörner, unter Wasser gesehen, ISOraal vergr.; c) die weiblichen Blüthen nach Entfernung der Hülle, 5m£l vergr. ; d) eine reife Frucht in nat. Gr. e) ein Querdurchschnitt derselben, Imal vergr.; V f) eine in drei zweispaltige Klappen aufgesprungene Frucht in nat. Gr.; g) ein Same mit der mützenförmigen Samendecke, in na- türlicher Gr.; h) die Samendecke, 2mal vergr.; i) der Same ohne Samendecke, 2mal vergr.; /r) derselbe nach Entfernung der Samenhaut, 2mal vergr.; l) ein Längsdurchschnitt desselben, 2mal vergr. Tafel VIIL ^. Bactylostemon glahrescens Kl. ö) eine Blüthenähre, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 6mal vergr.; c) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; d) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 6mal vergr.; e) eine reife Frucht, 2mal vergr. B. Senef eider a multiflora Martins a) die Spitze einer Blüthenrispe, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; c) dieselbe ohne Staubbeutel, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; e) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 6mal vergr. C. Adenogyne pachys tachys Kl. d) eine Blüthenähre in nat. Gr. ; h) eine Schuppe mit drei männlichen Blüthen, 6mal vergr.; c) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; e) eine reife Frucht, in nat. Gr.; /) ein reifer Same, in nat. Gr.; 204 g) ein Längsdurchschnitt des Fruchtknotens, 3mal vergr. ^D, Actinostemon grandifolius Kl. d) eine Blüthenähre, Imal vergr.; V) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; c) Pollenkörner, ISOraal vergr.; d) eine junge Frucht, in nat. Gr. ; e) eine reife Kapsel, in nat. Gr.; /) ein Fach derselben, in nat. Gr.; g) ein reifer Same, in nat. Gr. Tafel IX. ui, Traganthiis sidoides Kl. ä) ein Stück eines Zweiges mit männlichen und weiblichen Blüthen, 3mal vergr.; h) eine männliche Hüllschuppe mit Knospen und einer offe- nen Blüthe, 12mal vergr.; c) eine weibliche Blüthe, 6mal vergr.; d) ein Querdurchschnitt der jungen Frucht, 6mal vergr. ; e) die geflügelte Centralsäule der reifen Kapsel, 8mal vergr. B, Botryanthe discolor Kl. a) die Spitze eines blühenden Zweiges, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 8mal vergr.; c) dieselbe nach Entfernung des Kelche^, 8mal vergr.; d) eine weibliche Blüthe, 5mal vergr.; e) ein Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 5mal vergr. ; jf) ein Längsdurchschnitt desselben, 5mal vergr.; JO-) eine halbreife Frucht, in nat. Gr. p. Discocarpus essequihoensis Kl. (fit) ein kurzer Zweig mit männlichen Blüthen, in nat. Gr.; h) eine männliche Blüthe, 12mal vergr.; c) dieselbe nach Entfernung des Kelches, 12mal vergr. ; d) ein kurzer Zweig mit weiblichen Blüthen, in nat. Gr.; e) eine weibliche Blüthe, 4mal vergr.; /) ein Quer durchschnitt der jungen Frucht, 5mal vergr. ; g) eme reife Frucht, Imal vergr.; A) ein Fach der reifen Kapsel, von innen gesehen, Imal vergrl 205 Ueber das Eierlegen der Agrion forelpula. Von C. Th. von Siebold. Obgleich der nafskalte Sommer dieses Jahres sich nicht eben eignete, um die Insektenwelt in ihrem Thun nnd Trei- ben draufsen im Freien zu belauschen, so habe ich zu An- fang des Augustes doch Gelegenheit gehabt, das eigenthümliche Benehmen von Agrion forcipula bei dem Geschäfte des Eier- legens zu beobachten, worüber ich mich um so mehr gefreut habe, da dieser Akt aus der Lebensgeschichte von Agrion forcipula mir ganz neu und höchst überraschend erschien. Bekanntlich gehört die Gattung Agrion zu denjenigeu Libellulinen , deren Weibchen einen sehr complicirten Lege- Apparat besitzen, mittelst welches die Eier an Pflanzen ge- legt werden, so vermuthete ich es wenigstens, als ich häufig -^^^cÄnö -Weibchen an Wasserpflanzen hängend ihren Leib unter Wasser stecken und an der Pflanze auf und nieder be- wegen sah.*) Bei Agrion forcipula habe ich mich vollkom- men überzeugt, dafs diese Thiere ihre Eier in das Parenchym gewisser Pflanzen einsenken, wobei ihnen der Lege-Apparat die besten Dienste leistet. Bei diesem Eierlegen nimmt aber auch das ^^77071- Mäimchen einen eben so thätigen Antheil, wie ich dasselbe bei Lihellula cancellata beobachtet habe.**) Nachdem nämlich die Begattung zwischen den beiden Ge- schlechtern von Agrion forcipula zu Stande gekommen ist, so läfst auch hier das Männchen sein Weibchen nicht mehr *) Siehe meine Abhandlung: Üeher die Fortpflanzungsweise der Libellulinen, in Germars Zeitschrift f. die Entomologie II. 2. p. 435. **) Ebend. p. 437. 206 los, sondern führt es am Nacken festhaltend mit sich herum, beide fliegen alsdann mit gerade ausgestreckten Leibern um- her, *) und lassen sich bald hier bald dort auf Wasserpflanzen oder auf andere in der Nähe von Gewässer befindliche Pflan- zen nieder, und scheinen in ihren Handlungen wie von einem Willen beseelt zu sein. Der Teich, an welchem ich meine Beobachtungen anstellte, war an seinen Ufern mit Scirpus palustris bewachsen; es stand diese Binse zum Theil auf dem Trocknen, ragte aber auch ein Paar Schritte vom Ufer aus dem Wasser hervor. An diese Binsen setzten sich nun die Agrion - Männchen mit ihren Weibchen am häufigsten, und kaum hatte sich ein Männchen an die Seite einer Binse gehängt, so umklammerte das Weibchen unter ihm ebenfalls die Binse und fing sogleich das Lege- Geschäft an. Dasselbe bog seinen Leib von der Binse ab, nur sein Leibesende brachte es mit derselben in Berührung und schob dieses bis fast zu seinen Füfsen herauf. In dieser Situation hat Reaumur ein ^^rion-Pärchen ganz richtig ab- gebildet;**) derselbe vermuthet auch, dafs das Weibchen mit den sägeförmigen Hornfortsätzen seiner Legeröhre Eier in das Pflanzen - Parenchym hineinschieben könne, er spricht sich jedoch nicht bestimmt aus.***) Beobachtete ich ein solches an einer auf dem Trocknen wachsenden Binse mit bogenförmig gekrümmtem Leibe sitzen^r des ^^rion -Weibchen, so bemerkte ich bald, dafs dasselbe mit seinem Lege -Apparat beschäftigt war, ich sah deutlich, wie dasselbe seine säbelförmigen Hornfortsätze aus den bei- den breiten Seitenklappen hervorzog und in das Parenchym der Binse eindrückte. Kaum war dies geschehen, so kroch das Agrion - Weibchen einige Schritte an der Binse herab, und arbeitete von neuem mit seinem Lege -Apparat an dem Parenchym der Binse, welches so oft wiederholt wurde, bis das Weibchen an dem unteren Ende der Binse angelangt war. Das Männchen, welches den Bewegungen seines Weibchens *) Vergl. Reaumur: Memoires pour servir ä l'histoire des In- sectes. T. VI. PI. 40. Fig. 2. **) Ebend. PI. 40. Fig. 3. und 9. '***) Ebend. p. 436. 207 willig gefolgt war, flog dann mit ilim davon, setzte sich aber bald wieder an eine andere Binse, und zwar fast immer an das obere Ende derselben, so dafs dadurch das Weibchen Ge- legenheit fand, an der ganzen Binse herab seine Eier anzu- bringen. Untersuchte ich eine -solche Binse, an welcher ein Pärchen von Agrion forcipiila mit dem Eierlegen beschäftigt war, so fand ich den Stengel jener Pflanze in der ganzen Länge, in welcher sich das Libellen - Pärchen von oben nach unten bewegt hatte, verwundet; ich konnte nändich eine Reihe kleiner weifsgelber Flecke erkennen, welche von der Epider- mis des Scirpus herrührten, indem diese von oben nach unten abgetrennt war und wie eine Schuppe den künstlich geöfiheten Eingang zu den weiten Luftzellen der Binse verschlofs. Das Weibchen ist nämlich, nachdem es den säbelförmigen Lege- stachel wieder aus dem Parenchym der Binse hervorgezogen hat, immer darauf bedacht, die gemachte Oefinung zu verber- gen, zu welchem Zwecke dasselbe mit dem convexen Theile des Legesäbels die abgelöste Epidermis der Binse gegen jene Oefinung aufdrückt. Wenn ich solche Binsen, an welchen ein Agrion-Viv^ chen mit dem Eierlegen beschäftigt gewesen war, genauer un- tersuchte, so fand ich fast an allen Stellen, wo ich äufserlich die Epidermis der Pflanze verletzt sah, in der hinter der Ver- wundung liegenden geräumigen Luftzelle der Binse ein Ei der Agrion forcipula stecken. Die Eier dieser Libelle besitzen eine cylindrisch^ Gestalt und sind an dem einen Ende abgerundet, an dem anderen verschmächtigt und zugespitzt ; dieses spitze Ende zeigt immer eine dunkelbraune Farbe, während der übrige Theil der Eier blafsgelb gefärbt ist. Die Eier stecken mit dem spitzen Ende in der inneren Mündung des Wundkanals fest, so dafs man daraus deutlich ersehen kann, dafs die Eier mit dem stumpfen Ende voran in die Luftzellen der Binse hineingeschoben wor- den sind. Waren die Eier schon vor längerer Zeit gelegt worden, so erschienen die Luftzellen der Binse, in welchen sie steckten, krankhaft braun gefärbt, vielleicht in Folge der Verwundung. Zuweilen fand ich auch die hinter der von dem Legesäbel des Agrion - Weibchen hervorgebrachten Wunde des Scirpus befindliche Zelle leer; es war hier wahrscheinlich 208 dem Weibchen nicht Zeit gelassen, ein Ei durch die Wunde in die Zelle zu schieben, denn die ^grion -Männchen, ob- wohl sie sich gewöhnlich an das obere Ende eines Scirpus ansetzen und sich von dem eierlegenden Weibchen an der Binse herableiten lassen, zeigen nicht immer gleiche Ausdauer, und fliegen oft, nachdem sie sich kaum niedergelassen und die Weibchen eben den Legesäbel gegen die Binse aufgesetzt haben, schnell wieder davon und nöthigen so ihre Gefährtin- nen, das eben begonnene Werk mitteil in 'der Arbeit aufzu- geben; zuweilen fällt es einem ^^Won- Männchen ein, wenn sein Weibchen .schon bis zur Hälfte der Binse herab seine Eier in diese eingesenkt hat, plötzlich davonzufliegen, ohne dem Weibchen Zeit zu lassen, die untere Hälfte des Binsen- Stengels mit Eiern zu besetzen. Die Weibchen von Agrion fordpula müssen übrigens einen sehr grofsen Drang zum Eierlegen in sich empfinden, da sie, wenn sich ihre Männchen, was nicht selten geschieht, auf andere Pflanzen, auf verdorrte Reiser, abgestorbene Gras- halme und dergleichen niederlassen, ebenfalls ihr Leibesende umbiegen und mit ihrem Legesäbel Versuche zum Eierlegen machen ; dieser Versuch mag an harten und festen Gegenstän- den gänzlich scheitern, und wenn er an abgestorbenen Pflan- zen gelingen sollte, so mögen die hineingelegten Eier später vertrocknen, während in solchen Pflanzen, welche, wie die Binse, ein spongiöses Zellgewebe besitzen (z.B. in Sagitta- ria sagtttifolia) , die Agrion -Eier wohl eben so gut ange- bracht sein mögen, als in Scirpus palustris. Als ich an den Ufern des Teiches, welche von Agrion fordpula belebt wurden, umherschlich, um das Eierlegen dieser Libelle zu beobachten, war es mir aufgefallen, dafs sich ein Agrion -Vaccchen auf eine Binse, welche nicht auf dem Lande stand, sondern aus dem Wasserspiegel des Teichs hervorragte, gesetzt und das Weibchen bereits mit dem Eier- legen begonnen hatte; lieh war neugierig, zu sehen, wie weit der Eifer desselben gehen und ob dasselbe, an der Binse rückwärts herabkriechend, sein Leibesende beim Drange des Eierlegens in das W^asser eintauchen würde. Wie erstaunte ich nun, als dieses ^^770w-Weibchen nicht allein seinen Leib in das Wasser tauchte, sondern sogar so tief mit seinem 209 Männchen an der Binse herabkroch, bis beide ganz und gar unter dem Wasser verschwunden waren. Das Weibchen fuhr hierauf fort, an dem unter Wasser befindlichen Theile der Binse seine Eier ebenso abzulegen, wie vorher an dem oberen aus dem Wasser hervorragenden Theile dieser Pflanze ; das Agrion- Pärchen kroch bei diesem Geschäfte ebenfalls immer tiefer am Stengel des Scirpus herab, bis es auf dem Grunde des Teiches angekommen war, hiernach begaben sich beide Libellen am Stengel des Scirpus wieder langsam in die Hohe, ohne sich unterwegs aufzuhalten, und flogen dann, über dem Wasser an- gekommen, sogleich weiter, ohne sich von einander zu trennen. Ich muss gestehen, dass mich dieser Trieb von ^grion forcU pulUj die Eier an einen für die Brut so zweckmässigen Ort abzulegen, zur grössten Verwunderung fortriss, zumal da die- ses Libellen-Pärchen sein Naturell so vergass, dass beide, Männ- chen und Weibchen, als wahre Luftthiere, welche fast immer fliegend umherschwärmen, plötzlich in das Wasser tauchten, in das Element, mit welchem sie nur in ihren Jugendzuständen vertraut waren. Ich glaubte anfangs, es wäre dieses Benehmen nur ein individueller Einfall des einen Agrion-Pärchen gewe- sen, diesen Gedanken gab ich aber wieder auf, als ich zu mei- ner Freude gar bald erkannte, wie alle diejenigen Agrion- Pärchen, welche sich an die aus dem Wasser hervorragenden Binsen gesetzt hatten, auf ganz gleiche Weise unter dem Was- ser verschwanden, und in demselben das Eierlegen fortsetzten, ja, einmal darauf aufmerksam geworden, bemerkte ich jetzt, in das Wasser hineinblickend, an vielen aus der Tiefe des Teiches hervorgewachsenen Binsen eierlegende Agrion-Pärchen sitzen, welche wegen der Länge der Binse, eine ziemlich lange Zeit (eine viertel bis halbe Stunde) unter Wasser verweilten, bis sie mit ihrem Geschäfte an das Wurzelende der Pflanzen angekommen waren. Die Agrion-Pärchen gebrauchten, ehe sie an den Binsen in das Wasser tauchten, jedesmal die Vorsicht, alle vier Flügel dicht an einander zu legen; hatte sich das Weibchen unter das Wasser begeben, so rückte das Männchen sogleich schnell nach, und erst dann, als auch das letztere vollständig vom Wasser umgeben war, fuhr das Weibchen wieder mit dem Eierlegen fort. Das Männchen bog unter Wasser seinen Leib Archiv f, Naturgesch. VH. Jahrg. 1. Bd, ~ ^4 210 ebenso bogenförmig von dem Stengel der Sumpfpflanze ab, wie sein Weibchen, wodurch alle unter Wasser befindlichen Agrion- Pärchen an den Binsen einen doppelten Bogen mit ihren Lei- bern biMeten; es haftete übrigens eine dünne Luftschicht so fest an ihren Leibern, Füssen und Flügeln, dass sie sich unter Wasser ganz silberglänzend ausnahmen, daher denn auch wohl diese Thiere mittelst dieses Luftvorraths athmen mögen, und wenn sie aus dem Wasser wieder hervorkriechen, sogleich trocken sind und davonfliegen können. Es kam nicht selten vor, dass an einem und demselben Scirpus- Stengel, an welchem unten im Wasser bereits ein Agrion- Pärchen sass, sich ein zweites Pärchen in die Tieie des Wassers begab, und zwar auf eben derselben Seite« in einem solchen Falle wichen sich beide Pärchen dadurch *aus, dass sich das obere nach der anderen, entgegengesetzten Seite der Binse wendete, und dann sein Geschäft ungehindert fort- setzte. Kam ich einem im Eierlegen begrifi'enen Agrion-Pärchen über Wasser zu nahe, so flog dasselbe sogleich davon, berührte ich dagegen ein unter dem Wasser befindliches Pärchen, so klammerte sich dasselbe nur noch fester an die Sumpfpflanze an, und nur, wenn ich zu heftig mit einem Stocke an diesen Thieren herumstöberte, krochen sie schneller als gewöhnlich an der Binse herauf, um, über dem Wasser angekommen, so- gleich entfliehen zu können. An denjenigen Stellen der Binsen, welche unter Wasser von dem Legesäbel des Agrionen-Weibchens angestochen waren, breitete sich äusserlich ein brauner Fleck aus, und mit der- selben braunen Farbe waren auch die Luftzellen getränkt, in welchen die Agrionen-Eier verborgen lagen. Mit solchen brau- nen Flecken waren die unter Wasser befindlichen Stengel der Binsen fast über und über besät. Bei der Untersuchung der Binsen, in welche schon vor längerer Zeit die Eier von Agrion forcipula hineingelegt waren, bemerkte ich, dass schon viele Larven in diesen Eiern sich zu entwickeln angefangen, und dass einige bereits ihre Eischalen schon verlassen hatten; in letzterem Falle stand die von der Epidermis bedeckt gewe- sene Wunde an den Scirpus-Stengeln offen. Die über dem Wasser in den Binsen befindlichen Agrionen-Eier entwickelten i 211 sich eben so gut, als die unter dem Wasser in dieser Pflanze eingesenkt liegenden Eier. Die Larven, welche aus den Eiern von Agrion forcipula hervorschliipften, zeigen eine etwas andere Gestalt als die mehr erwachsenen Agrion-Larven , sie gleichen nämlich ganz jenen Larven, welche Carus, ohne sie bestimmt zu kennen, als „vielleicht zu Semblis, Sialis oder dergleichen gehörig" be- schrieben und abgebildet hat*), der Mund ist mit der bekann- ten Maske versehen, von welcher Carus keine Erwähnung thut, die Antennen fallen sehr in die Augen, und weichen durch ihre Bildung und Länge von den Antennen derselben Larven im späteren Alter sehr ab. Diese zarten Larven liegen gebo- gen im Ei, das Kopfende befindet sich hinter der Spitze des Eies, wo die beiden schwarzen Augen deutlich aus den Ei- hiillen hervorschimmern, die Antennen, die Maske, die sechs Fiisse sind am Leibe herabgeschlagen, dass dreispitzige Schwanz- ende beugt sich in der stumpfen Spitze des Eies um, und reicht bis zum Kopfe herauf. Da die Spitze der Eier immer in der Wunde der Binsen steckt, so werden die jungen Agrion- Larven, so wie sie die Eischale verlassen und aus der Spitze der Eier hervorkriechen, sogleich in den Wundkanal der Bin- sen gelangen und auf diese Weise den Ausweg überhaupt sehr leicht finden. Erlangen den 21. August 1841. *) Carus: Entdeckung eines einfachen vom Herzen aus beschleu- nigten Blutkreislaufes in den Larven netzflüglicher Insecten. S.14. Taf. IL Fig. 1,2. 14* 212 Berichtigung einiger von Herrn Duvernoj gemach- ten Bemerkungen über meine Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagner's ^^Reisen in der Regentschaft Algier." Von A. Wagner. In der am 6. November 1841 abgehaltenen Sitzung der Societe philomatique de Paris hat Herr Duvernoy eine Ab- handlung vorgelesen unter dem Titel: Notes et renseignements sur plusieurs Mammiferes de l'Algerie, pour servir a la faune de cette contree. Ein Auszug aus dieser Abhandlung ist im Journal l'Institut Nr. 413 (25. November) erschienen und mir vor Kurzem zugekommen. Aus demselben habe idi ersehen, dass Herr Duvernoy an meinen Beschreibungen der Säugthiere in Dr. M. Wagner's „Reisen in der Regentschaft Al- gier" mehrere Ausstellungen gemacht hat, die mich zu einer kurzen Erwiederung veranlassen. 1. Bei Mus harharus sagt Herr Duvernoy: les figures coloriees de la Souris de ßarbarie adulte, publiees par Bennett et M. Wagner, ont le defaut de montrer le jaune clair comme la couleur de fond qui serait rayee de brun. Ich habe hier- auf blos zu bemerken, dass meine Figur ein getreues Abbild des Originals ist, bei dem nun einmal das Gelb quantitativ vorherrscht, so dass es selbst in der Mitte der Längsbinden durchschimmert. Ist also in dieser Darstellung ein Fehler begangen, so würde wenigstens weder die Abbildung noch die Beschreibung die Schuld tragen, sondern sie müsste dem Ori- ginal-Exemplare aufzubürden sein. IJebrigens spricht auch die Analogie mit andern gestreiften Mäusen dafür, die helle Farbe als die Grundfarbe und die dunkle als die auf sie aufgetrage- n^n Streifen anzunehmen. 213 2. Bei Aufstellung seines Gerhillus Shawii macht Herr Duvernoy bemerklich, dass dieser zwar dem Meriones rohustus von Cretzschmar höchst ähnlich wäre, so dass ich geglaubt hätte, beide vereinigen zu dürfen, dass aber jener wirklich eine eigne Art ausmache. Diese Bemerkung ist, wie ich zugestehn muss, begründet, kommt jedoch viel zu spät. Als ich nämlich die von Herrn Dr. Wagner mir übergebenen algierschen Säugthiere beschrieb, kannte ich Cretzschmar's Meriones rohustus nur aus dessen Beschreibung, die aller- dings nicht vollständig genug war, um mit Sicherheit meine algierschen Exemplare davon zu trennen, und so stellte ich sie (nicht ohne einiges Bedenken unter Erwähnung der DilBfe- renzen mit der Beschreibung), mit den egyptischen zusammen. Eine spätere Untersuchung von mir, die sich über alle Gat- tungen der Nager erstreckte, ergab mir jedoch das überraschende Resultat, dass die fraglichen algierschen und egyptischen Thiere nicht einmal der Gattung nach zusammen gehörten, woraus sich denn ihre spezifische Differenz von selbst ergab. Dieses Resultat habe ich denn auch in einem Anhange zu meinem Aufsatze: „Gruppirung der Gattungen der Nager in natürliche Familien" der Münchner Akademie unterm 9. Januar 1841 vorgelegt, was in den Blättern Nr. 50 — 54 der Münchner Gelehrten Anzeigen vom 11 — 17. März, und dar- aus im ersten Heft dieses Archivs von 1841, zur Publizität gebracht wurde. Der von mir begangene Irrthum ist demnach lange vorher, ehe Herr Duvernoy auf ihn aufmerksam machte, von mir selbst berichtigt worden, während dieser Naturforscher noch immer in der falschen Meinung befangen ist, einen Merio- nes vor sich zu haben, da er doch ein Rhomhomys ist. 3. Indem Herr Duvernoy von Macroscelides angiebt, dass bei diesem der knöcherne Gaumen von 4 Reihen Löcher und ein^m 5. Paare ausser der Linie durchbrochen sei, was in Blainville's Osteographie gut abgebildet wäre, setzt er hin- zu: „M. A. Wagner n'en a pas eu connaissance." Ich will hoffen, dass dieser Vorwurf nur in Bezug auf die Blainville'- schen Abbildungen gelten soll ; allein auch in dieser beschränk- teren Bedeutung müsste ich ihn abweisen. Blainville's 6. Heft der Osteographie, in welchem das Knochengerüste der Inse- ctivoren abgehandelt wird, ist im Jahre 1841 publizirt worden. 214 folglich konnte ich von demselben im Herbste 1840*), wo Dr. M. Wagners Reisen bereits durch den Buchhandel verbrei- tet wurden, noch keine Notiz haben, um so weniger, da meine Beschreibung der algierschen Säugthiere denn doch auch eine gute Weile vorher verfasst und dem Herrn Herausgeber zu- geschickt war, bevor sie nur an die Reihe des Drucks, ge- schweige zur Publizität kommen konnte. — Sollte obiger Vor- wurf indess, wie es fast den Anschein hat, sich auch darauf beziehen, dass ich keine Kenntniss von der Durchbrechung des knöchernen Gaumens gehabt hätte, so will ich aus meiner Be- schreibung (Band HI. S. 14 des erwähnten Werkes) nachfol- gende Stelle herausheben, welche wohl geniigen dürfte. Ich sage nämlich daselbst: „Besonders ausgezeichnet sind die Rohr- riissler (^Macroscelides) durch die mehrfache zierliche Durchbre- chung des knöchernen Gaumens, woran man allein, auch ab- gesehen von allen andern characteristischen Merkmalen, die Gattung erkennen würde. Duvernoy**) hat hierauf nicht auf- merksam gemacht und keine der vorhandenen Schädelabbildun- gen giebt sie mit Genauigkeit an. Der knöcherne Gaumen nämlich ist von fünf Paar Löchern durchbrochen , wovon vier reihenweise hinter einander liegen" u. s. w. Während Herr Duvernoy mich anführt, wo er meint mich berichtigen zu können, hätte er dagegen mit besserem Grunde sich auf mich beziehen dürfen, da, wo ich seine frühere Be- schreibung ergänzt und verbessert habe, wie in dem eben be- sprochenen Falle, und hinsichtlich des von ihm angegebenen Mangels eines Acromions, dessen Dasein und eigenthümliche Bildung ich zuerst nachgewiesen habe, indess Herr Duvernoy jetzt ganz richtig davon spricht, ohne meiner zu gedenken. *) Auf dem Titel ist zwar das Jahr 1841 angegeben, weil es be- kanntlich im deutschen Buchhandel üblich ist, die gegen den Ablauf eines Jahres erscheinenden Bücher auf das jachste zu datiren, **) Mem. de Strasb. Vol. I, livr. 2. 215 Beiträge zur Molluskenfauna Deutschlands, ins- besondere der österreichischen Staaten. Von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel. Seitdem ich nicht allein meine vaterländischen Gegenden mit grösserer Sorgfalt, als es früher geschehen war, in Be- ziehung auf Mollusken untersucht, sondern auch auf fünfmonat- lichen Reisen, hauptsächlich in den österreichischen Provinzen, diesem Gegenstande meine vorzüglichste Aufmerksamkeit gewid- met habe, sehe ich mich im Stande, nicht allein für die deut- sche Fauna manche interessante Bereicherung zu liefern, son- dern auch nach genauer Untersuchung vieler Arten in grösse- rer Menge über manche bisher zweifelhafte Artgränzen Auf- schluss zu geben. Indem ich die unwichtigem, sehr verbreiteten und hinlänglich bekannten Arten ganz mit Stillschweigen über- gehe, werde ich von denjenigen, die entweder in kritischer oder in geographischer Beziehung von Interesse sind, nach der in meiner kleinen Schrift: Symholae ad histor, Heliceorum angenommenen Reihenfolge einige Notizen mittheilen, welche zum Theil als Beweis dienen mögen, dass die äusseren Umbil- dungen der Formen nicht so sehr von den verschiedenen Lo- kaleinflüssen abhängig sind, als der scharfsinnige Forscher Hartmann (im 2. Hefte seiner Land- und Süsswassergasteropo- den) darzuthun sich bemüht. Succinea. 1. S. lev antin a Desh. beschränkt sich nicht auf den östlichen Theil von Europa, sondern lebt m vielen Gegenden von Deutschland, indem ich mich überzeugt habe, dass S. Pf^jf- feri Rm. wirklich nicht von ihr zu trennen ist. Es gehören ferner zu derselben Art S, hullina Zgl. aus Illyrien und S» hrunnea Stentz aus Croatien. In grosser Menge fand ich sie am sumpfigen Ufer des Plattensees in Ungarn. Eine noch 216 gestrecktere Form (bis zu 8:^'" Länge) fand ich in dem Schlamme des Sees nur leer und weiss, aber doch glänzend. Herr Zieg- ler, dem ich sie mittheilte, war geneigt sie für eine eigene, auch im frischen Zustande weisse Art zu halten, doch wage ich nicht darüber zu entscheiden, da ich sie nicht lebend beob- achten konnte. 2. S. oh longa ist wohl überall selten, scheint, wo sie lebt, stets in Gemeinschaft mit S. amphibia vorzukommen. Eine von Chiloe stammende Art dürfte kaum davon zu trennen sein. Vitrina, 1. V, elongata. Eine, obwohl weit verbreitete, doch überall seltene Schnecke, die häufig mit Helicophanta brevipes verwechselt wird. Am häufigsten kam sie mir bei Klagenfurt vor. Helicophanta, Seitdem Hartmann die beiden deutschen Arten genauer characterisirt hat, ergiebt sich folgendes Resultat: H. rufa ist nicht selten in vielen Gegenden Deutschlands, wo sich geeignete Localität vorfindet, auch hier bei Kassel, bei Wien u. s. w., Jff. hrevipes*) dagegen sehr selten. Einmal fand ich sie lebend bei Kassel in einem Eichenwald, während nifa hier nur in Buchen Waldung vorkommt. Bei München hat sie Dr. Er^l gefunden. Obwohl der Name sehr unpassend ist, da das Thier der brevipes im Verhältnisse zur Schale noch grösser ist, als das der rufa, so finde ich darin doch keinen Grund, mit Zieg- ler die rufa als brevipes und die brevipes als longipes zu be- zeichnen, indem jene Namen einmal in der Wissenschaft auf- genommen sind. He lix. 1. H. pomatia fand ich im Wesentlichen unverändert bis an die Küste des adriatischen Meeres. Ein Exemplar aus der Küstenprovinz mit strahliger Zeichnung gehört dem ganzen Baue nach entschieden hierher, und nur eine Uebergangsform zu H. cincta fand ich am Plattensee (H. interposita Zgl.?), die ich aber doch nicht von pomatia trennen möchte. *) Auf Rossmässler's Tafel sind die Nummern der beiden Figuren verw'echselt. 217 2. H, ligata ist in der Umg'egend von Fiume sehr cha- racteristisch ausgebildet (Rm. f. 289), ohne alle Uebergangs- formen zu den verwandten, so wie auch 3.H*cincta aus Fiume, Monfalcone u. s. w. (Rm. f. 287 a. b.). 4. H. sylvatica Dr. Mit Ferussac zähle ich die H, austriaca als Varietät zu dieser Art. Letztere ist in den mei- sten österreichischen Provinzen sehr gemein, hier und da mit der viel seltneren H. nemoralis gemeinschaftlich vorkommend, häufig dieselbe ganz ausschliessend. Sie variirt vielfältig: am häufig- sten ist die Form mit 5 dunkeln Binden, seltner mit ganz hellen Binden, sehr selten fast einfarbig. Die 2. Binde fehlt bei den steirischen und kärntnerischen Exemplaren nicht sel- ten, andre Abweichungen sah ich nicht. Die Form ist wech- selnd sehr plattgedrückt und konisch. Die Exemplare bei Görz haben häufig eine wohlerhaltene gelbe Epidermis, während sie in der Regel auch lebend eine weisse Grundfarbe zeigen. Merk- würdig war es mir, diese Art, die sonst Schatten und Feuch- tigkeit liebt, im Mürzthale (Steiermark) an nackten, dem Son- nenbrande ausgesetzten Felsen in grosser Menge in Gesellschaft mit Pupa avena zu finden. 5. H. arhustorum. Am Mönchsberge zu Salzburg fand ich kolossale Exemplare (bis 16'" Durchmesser). Deberhaupt kann man in der Gegend von Salzburg bis nach Golling eine Folge von Farbenspielarten sammeln, die an Manchfaltigkeit der H. nemoralis wenig nachgeben dürften. Während ich sie in Hessen nie ohne Binde fand, ist sie dort eben so häufig ohne als mit derselben, fast einfarbig gelb bis zum dunkelsten Braun. Als wirkliche Abarten sind aber wichtiger: a. Hei, Xatartii Farin. von der Koralpe in Kärnten, fast papierdünn, gegittert, stark faltig, mit dünnem Mundsaume, einfarbig gelb- grün oder braungrün mit Binde -^ und h. eine Varietät von 7'" Durchmesser, fest, einfarbig, gelblich, bei Heiligenblut am Glockner, oberhalb des Pasterzengletschers gesammelt. Beide Formen möchte man gern als gute Arten betrachten, wenn nicht die ähnlichen Alpenformen anderer Gegenden Uebergänge vermittelten. 6. H. Olivieri Fer. Die Form, welche als Typus in derFerussac'schen Sammlung sich befindet, ist nicht selten bei Fiume. Wenig abweichend davon ist die von Roth (diss. p. 14) 218 beschriebene Varietät aus Konstantinopel, die sich von H. pa- rumcincta (Rm. VI. 365) nur durch die kleinfleckige Zeichnung unterscheidet. Dagegen möchte ich die Varietät von Syra (Roth a. a. O.) nicht dahin zählen, sondern vielmehr für eine gute Art halten, welche ich als H. Rothii bezeichne: testa subglobosa, opaca, sordide alba, bifasciata: fascia superiore an- gusta, rufa, inferiore lata, diluta, pellucida; umbilico semitecto; apertura lunato-rotundata ; peristom. subsimplice, adumbilicum reflexo. Diam. 5|, altit. 4 lin. Anfr. 6|. — Ferussac's H. Oli- vieri ß ist seiner Sammlung zufolge li. onychina Rm. 7. H. carthusianella. In Kärnten, Krain und der Küstenprovinz sehr gemein in allen Formen, klein und gross, flach und erhaben, mit fest geschlossenem oder mehr oder minder geöfi'netem Nabel, so dass es schwer wird, bei manchen Exemplaren, namentlich bei Monfalcone, wo sie mit H. car- thusiana zusammenlebt, die Gränze zwischen diesen beiden Arten, deren extreme Bildungen sich so entfernt stehen, scharf zu ziehen. Ob dies vielleicht von einer Vermischung^ beider herrührt ? 8. jff. carthusiana. Gemein bei Görz an Hecken, mit schönem, breitem, rothem Mundsaume, zu Tausenden in der Nähe des Meeresstrandes bei Monfalcone, sehr gross. 9. Jf.yri/ificwm. Diese sah ich noch nirgends in solcher Menge, als im Mürzthale, unter Hunderten von hellbraunen nur eine mit breiter Binde und eine von der weissen Spielart, welche dann südlich von den Centralalpen mir allein vorge- kommen ist. In Steiermark lebt sie vorzugsweise an den Zäu- nen der Felder, während sie um Kassel nur an sehr schattigen Stellen in unmittelbarer Wassernähe zu finden ist. — Eine schöne, kleine, rosenrothe Spielart bei Westerhof unweit Nordheim. 10. H, circinnata Stud. Ist bei Wien an den früher bekannten Fundorten beinahe ganz verschwunden. Dagegen fand ich sie in ungeheurer Menge bei Heidelberg, zusammen- lebend in allen Fornien und Farben, die früher zu den Be- nennungen H. montana und striolata Veranlassung gegeben haben. Auch überzeugte ich mich, dass die von mir (Symb. p. 39) beschriebene ff. rufina Parr. sich nicht von circinnata trennen lässt. 11. ff. umhrosa. Ueberall von Salzburg bis an die 219 Küste, variirt sehr in der Farbe. Am Mönchsberge zu Salz- burg kommen sehr schön röthlich gefärbte Exemplare vor^ während ich sie in Berchtesgaden und anderweit nur von der hellsten Hornfarbe fand. 12. H. allen a Zgl. ist offenbar nichts als Varietät der rupestris. Letztere findet sich in allen Alpengegenden, wo Kalk vorkommt, in unglaublicher Menge; nie sah ich sie an anderen Formationen. 13. II, leucozona. Gemein in Kärnten, Krain u. s. w. Am Ovir (bei 6600' Höhe) fand ich Rossmässler's var. ovi- rensis gesellig mit der gewöhnlichen Form. Sollte diese Art nicht ganz mit Draparnaud's H. edentula zusammenfallen? Behaart ist auch H leucozona bisweilen. 14. ff. monodon. Häufig in den sogenannten Oefen der Salza, am Watzmann, bei Hallein, Wien, Grätz. 15. II. scarhurgensis. Diese glaubte ich anfangs in einer bei Karfreid im Isonzothale gefundenen Form zu erken- nen, die sehr genau mit den Abbildungen jener übereinstimmt, nach genauerer Untersuchung halte ich aber jene Exemplare aus Illyrien für junge Individuen von Pupa pagodula. 16. H. verticillus. Wien am Kahlenberg, im Salzbur- gischen, bei Grätz u. s. w., besonders häufig in der Gegend vop Tarvis in Kärnten und bei Karfreid. 17. H. ruderata. In den Oefen der Salza sehr selten. 18. H. solar ia. Tritt, wie Rossmässler richtig bemerkt, von Steyerraark an in die Stelle der rotundata. Ich fand sie auch schon im Salzburgischen und bei Ischl, desgleichen bei Baden (bei Wien) und in den Oefen der Salza, an beiden letzteren Orten gemeinschaftlich mit rotundata, welche weiter nach Süden verschwindet. Besonders gemein ist sie bei Kla- genfurt. 19. H. variahilis. Ungeheuer häufig an den Küsten des adriatischen Meeres, doch fand ich nie die einfarbige ko- nische Form, welche fast als gute Art zu trennen sein möchte, in Gesellchaft mit der flacheren, gestreiften. — H. neglecta Dr. dürfte wohl mit ihr zusammenfallen. 20. H. ericetorum. Im Süden ziemlich selten. Eine schöne Varietät mit unterbrochenen, orangefarbigen Binden auf der Growniker Ebene in Kroatien. 220 21. H. candicans Zgl. (Jf. Candida Porro in litt. sec. Zgl.). T. globoso-depressa, umbilicata, iiitide Candida, striatula; spira vix data, apice fusca; anfractibus 5 convexis, ultimo non descendente; umbilico mediocri, pervio; apertura magna, lunato- rotundata, marginibus approximatis; perist. simplice. Diam. 10, altit. 5 lin. ■ — In ungeheurer Menge bei Szigleget am Plattensee. — Unterscheidet sich als Art dui^ch den engen Nabel, die weite und hohe Mündung, und den nicht herabgesenkten letzten Um- gang, ein Character, der bei H. ericetorum sehr entschieden, aber doch übersehen ist. — Rossniässler's Fig. 519 und 520 dürften vielleicht hierher zu ziehen sein, doch ist bei beiden die Mündung verhältnissmässig viel kleiner. 22. H. intermedia. Bewohnerin der Kalkformation, von Arnoldstein bei Villach nach Süden und Osten bis Kroatien, besonders gemein an Gartenmauern zu Karfreid, wo auch die einfarbige Spielart häufig vorkommt. 23. H. Fontenillii. Ein leeres Gehäuse auf dem Gipfel des Ovir. 24. H./oetens. Nicht selten in den Oefen der Salza, eine grössere Varietät im Mürzthale an Kalkfelsen. Das Thier ist nicht übelriechend. 25. H, hirta. Gemein in den Gärten bei Fiiime. 26. IL Lefehvriana. Sehr häufig in den Ritzen alter Mauern in der Gegend von Görz, mit der folgenden gemein- schaftlich. 21. H. planospira. In Kärnten (bei Klagenfurt), dann häufig am Prediel, im Isonzothale. — Am Loibl kommt eine sehr zierliche kleinere Varietät von sehr dunkler Farbe vor, unter diesen fand ich einen glashellen Blendling ohne Spur von Binde. 28. H./rigida. An den Nagelfluhfelsen der Hollenburg bei Klagenfurt einmal von mir gefunden. 29. H. alpin a. Am Gipfel des Ovir. Offenbar gehört H. phülerata Zgl. dazu, denn ich fand beide in Begattung. — Die Form mit dem Gürtel ist am Ovir bei weitem häufiger, in der höchsteil Höhe, an Rhododendron lebend, sehr klein (aus- gewachsen nur 8'" Durchmesser), weiter nach unten immer grösser. 30. R holosericea. Ebenfalls am Gipfel des Ovir. Viel kleiner als die in Sachsen vorkommende. 221 Bulimus, 1. B. radiatus. Sehr zerstreut. Bei Wien, Heidelberg^ Growniker Ebene, dann mit sehr dicht stehenden braunen Strei- fen von Monte spaccato bei Triest, mit verwischten Flammen bei Szigleget. 2. B, tridens. An einzelnen Stellen in vielen Gegenden vorkommend.. Bei Kassel (im Ahnethale) wurde im vergan- genen Jahre 1 Exemplar gefunden. Nirgends traf ich ihn häufig an, die meisten bei Säule unweit Triest, ausserdem an einigen Stellen des Karstes, ferner bei Klagenfurt (am Wege nach dem Loibl), auch selten am Plattensee. 3. B. seductilis. Von mir nur auf der Growniker Ebene unter Dorngesträuch gefunden, dort sehr häufig, veränderlicher in der Form als selbst Pupa frumentum, bald cylindrisch ge- streckt (Pupa lunatica), bald kurz, bauchig, von 3:^ — 6'" Länge. Balea, 1. B,fragilis, Zu den seltneren deutschen Schnecken zu rechnen. Bei Kassel habe ich sie erst kürzlich an Basalt- mauern auf Wilhelmshöhe und an dem Basaltkegel Scharfen- stein wiedergefunden. Auf meiner Reise fand ich sie nirgends, ausser an den Basaltkuppen des Badatschon am Plattensee, darunter Blendlinge. Pupa. 1. P. frumentum. Von Regensburg an sehr verbreitet, fast überall, unendlich variabel. Am gemeinsten auf dem gan- zen Karstgebirge, wo fast keine v.ndere Schnecke lebt. — Ich kann Drapernaud's P. variabilis nicht constant davon unter- scheiden, 2. P. avena. Stets am Kalk, fast immer in Gesellschaft mit H. rupestris. Verträgt die stärkste Sonnengluth. 3. P. hassiaca Pfr. Symb. p. 45. Noch immer ist es mir nicht gelungen, ein zweites Exemplar dieser schönen Art aufzufinden. 4. P. Rossmässleri. Nicht selten an einer einzigen Stelle oberhalb Karfreid. Neuerdings wird diese Art als Helix Moricandi Fer. in Anspruch genommen. Aber abgesehen da- von, dass Ferussac letztere unter den Arten mit spindelförmigem 222 Gehäuse aufzählt und als Fundort Italien angiebt, wo P. Rossm. noch nie gefunden ist, würde der Name doch jenem nicht wei- chen dürfen, wenn auch die Identität zu erweisen wäre, da H. Moricandi nur im Prodromus angeführt, aber nie beschrie- ben oder abgebildet ist. 5. P. Truncatella Pfr. Syrab. p. 46. — Auch bei Kla- genfurt und Laibach seitdem gefunden, durch erstem Fundort der ächtdeutschen Fauna angehörig. 6. P. pagodula. Unbegreiflich, dass diese weit ver- breitete Schnecke so lange übersehen wurde. Ich fand sie in Kärnten und im Littorale sehr häufig, dann aber auch zu Ba- den bei Wien, Ischl, in den Oefen der Salza u. s. w. 7. P.umhilicata. Sehr gemein in Monfalcone an Mauern. 8. F.triplicata. Häufig zu Mödling und Baden bei Wien. 9. P. minutissima. Baden, Mödling, auch am Platten- see sehr häufig. Cochlicopa. 1. C. Poireti. Gemein im Littorale, zuerst zwischen Wolt- schach und Canale an feuchten Mauern und Hecken. Das Thier ist schmutzig orangefarbig, auf dem Rücken grünlichbraun, die Sohle hellgelb, die beiden Lappen des Rüssels spitz, nach unten gerichtet, divergirend, etwas grösser als auf Ferussac's Abbildung. Clausilia. 1. C, filograna. Für diese zierliche Art, die, wie schon Rossmässler beobachtete, von Steyermark bis an das adriatische Meer überall vereinzelt vorkommt, die ich auch in Kroatien nicht selten ßind, entdeckte ich einen neuen, selbst den Wie- nern unbekannten, interessanten Fundort, nämlich im Helenen- thaie bei Baden, wo sie in sehr grosser Menge lebt. 2: C. Braunii. Von dieser ausgezeichneten Art fand ich durch Herrn Professor Bronn's gefällige Nachweisung den erst kürzlich zufällig wieder entdeckten, von Einigen bisher bezweifelten, deutschen Wohnort. Sie ist an Weinbergsmauern bei Weinheim sehr häufig. 3. C. Rossmässleri Pfr. Symb. p. 48. Nicht selten an altem Gemäuer unweit Tarvis, auch auf der Höhe des Prediel an Felsen. 223 4. C. lividaMke. Nach den speziellenAngaben der Ent- decker und wahrscheinlich bis jetzt einzigen Finder, Dr. Mur- ray und Kollar, sollte diese merkwürdige Art bei Szigleget am Badatschon gesammelt sein. Leider gelang es mir, wie auch Herrn Parreyss, bei der sorgfältigsten Untersuchung nicht, auch nur eine Spur davon weder dort, noch anderswo zu finden, und ich glaube, dass dieselbe aus den östlicheren Theilen Un- garns mitgebracht sein muss. 5. C. fimhriata. Unter andern am Gipfel des Ovir ge- funden, auch in Kroatien. 6. C ungulata. Nach Untersuchung grosser Quantitä- ten dieser schönen Form glaube ich sie als gute Art betrach- ten zu müssen, die sich von C. bidens durch die schlanke Form, und besonders durch die weissgesäumte Naht constant unter- scheidet. Am Loibl (wo ich auch einen Blendling darunter fand) verdrängt sie die bidens ganz und gar, am Prediel fan- den sich beide gesellig. 7. C. commutata Rm. In verschiedenen Abweichungen häufig im Isonzothale bis nach Monfalcone. 8. C. CO st ata. Ebenda in der Gegend von Wollschach (Ulzano). 9. C. varians» Im Lavantthale (Kärnten) an Zahlbruck- nera paradoxa in den sogenannten Eulöfen, sowohl gefärbte Exemplare, als Blendlinge (Cl. diaphana). 10. C. S chmidtii y{r. Symb. p. 49. Vom Prediel an im Isonzothale häufig. 11. C.rugosa. Draparnaud's ächte Form scheint in Deutsch- land gar nicht vorzukommen, alle sogenannten deutschen Varie- täten gehören anderen Arten an, meist wohl der C. obtusa C. Pfr. 12. C. Bergeri. Solinach Michahelles' Angabe in einer Höhe von 6Ü00' am Watzmann entdeckt sein. Dies ist mir sehr unwahrscheinlich, da sie in den Oefen der Salza, wo ich sie in grosser Menge fand, nur an den tiefsten, schattigsten und feuchtesten Stellen lebt. Carychium. Dass C. lineatum Fer. nicht zu dieser Gattung derAuri- culaceen gehört, sondern nach Thier und Deckel zu den Cy- clostomaceen, hat Hartmann genügend erwiesen, und ich habe 224 sowohl bei Uneatum, als bei spectahile Rm. seine Beobach- tung zu bestätigen Gelegenheit gehabt. Es blieben also nur 2 bekannte Arten für diese Gattung übrig, C. minimum und spelaeum, wenn nicht, wie mir unzweifelhaft scheint, Say's Fupa exigua, aus Pensylvanien, hierher gehört. Zwar ist das Thier mir unbekannt, aber der allgemeine Habitus des Gehäu- ses ist ganz wie bei Carychium, und zu Pupa würde die Art nach der Mundbildung doch nicht, gezählt werden können*). — So selten C. spelaeum (seit Rossmässler's glücklichem Funde noch von Keinem wieder entdeckt), so weit verbreitet ist mi- nimum» Gern hätte ich eine sehr schlanke und kleine Form, die ich bei Karfreid fand, spezifisch davon trennen mögen, aber die Unterschiede waren gar zu unbedeutend. ^uricula. 1. A, myosotis fand ich in grosser Menge lebend an der Hafenmauer zu Triest in den Spalten, nahe über der Fluth- höhe. Ob es eine Land- oder Seeschnecke ist, dürfte kaum zu entscheiden sein. Jedenfalls athmet sie Luft, wahrschein- lich kann sie aber auch im Wasser athmen. 2. A, Firminii, Bei Triest. Limnaeus, Alle Formen, die ich hier und dort in den verschieden- sten Gewässern sammelte, Hessen sich, wenn auch als Varietä- ten, auf die bekannten und beschriebenen Arten zurückführen, mit Ausnahme des folgenden: L. Ziegleri m. — T. umbilicata, ovato-acumiiiata, tenui, pellucida, striata, pallide cornea ; spira acuta ; anfr. 5 convexiu- sculis, ultimo spiram duplo superante, vix inflato ; apertura an- gusta, pyriformi; margine columellari recto, ad umbilicum re- flexo. Long. 4j, diam. 3'". Apertura 3'" longa, 1| diam. In einem kleinen schlammigen Bache bei Fragant im Möllthale (Oberkärnten). Aehnlich einigen Exemplaren eines Limnaeus, *) Da die Art nicht allgemein bekannt sein dürfte, so gebe ich eine kurze Diagnose derselben. Carychium exiguum m, T. vix rimata, ovato-turrita, albida, hyalina; apice acute; anfr. 5 convexiu- sculis, ultimo a longitudinis aequante; apertura ovata; perist. reflexo^ simplice; columella basi denticulata. Long, f, diam. | lin. "ijtiKt 225 den ich mit der Bezeichnung L. spurcus Zgl. aus Kroatien durch Stenz erhielt. Da ich über die Identität nicht im Klaren bin, so gebe ich meiner Art den Namen eines um die Kennt- niss unserer Binnenmollusken so hochverdienten Mannes. Planorhis. 1. P. tetragyrus Zgl. Im Plattensee. 2. P. dilatatus m. — T. superne impressa, subtus pla- niuscula, cornea, nitidissima; sutura profunda; anfr. 4^ con- vexis, ultimo versus aperturam dilatato; apertura obliqua, de- pressa, suborbiculari, marginibus subreflexis, callo tenuissimo junctis. Diam. 2, altit. f lin. — Im Plattensee bei Szigleget. Cyclostoma, 1. C. maculatum. Von Salzburg an nach Süden sehr verbreitet. Im Isonzothale an einigen Stellen gesellig mit C. patulum, letzteres immer an freien, oflfnen Felsen. Bei Kla- genfurt ist maculatum häufig unter Hecken, au schattigen Stel- len, dagegen fehlt wieder patulum. Jedenfalls sind beide Arten sehr gut spezifisch unterschieden. 2. C cinerascens. In der Gegend vonFiume, darunter eins linksgewunden! 3. C. cattaroense m. — T. obtecte perforata, turbi- nata, tenui, striata, rubella; spira acuta; anfr. 5 convexiusculis, ultimo spiram subaequante; apertura ovali, intus aurantia; pe- ristom. simplice; operculo nibello, paucispiro. Long. 1|, diam. 1^ lin. — Von Cattaro an Herrn Parreyss eingesandt, wo ich es nach mehr als 3 Monaten lebend beobachtete. Es soll an einem sehr feuchten Felsen leben, und war für eine Paludina gehalten worden. Durch etwas Feuchtigkeit belebten sich die Thiere leicht wieder, und ich glaube sie zu Cyclostoma zählen zu müssen, theils nach der Form der Fühler und des Deckels, theils weil sie in absoluter Trockenheit so lange ihre Lebens- kraft erhalten hatten. Acicula Hartm. Den Namen dieser sehr entschieden zu characterisirenden Gattung hat der Begründer derselben dreimal ohne Noth ver- ändert. In Steinmüllers neuer Alpina 1821 Bd. 1 S. 205 stellte Archiv f. Naturge«ch. VII. Jahrg. 1. Band. 15 226 er dieselbe unter dem Namen Acicula auf, und äusserte schon die Vermuthung, dass das Thier wohl einen Deckel haben, und dann die Gattung mit Acmea zusammenfallen werde. Diese, so wie sie a. a. O. aufgestellt ist, fällt ganz weg, da sie ausser dem Cyclost. truncatuhim Dr. nur einige Rissoen enthielt. In Sturm's Fauna überträgt Hartmann den Namen Acme auf seine Acicula lineata, und nimmt dann endlich (Erd- und Süsswas- sergasteropoden 1840. H. 1 S. 1) den von Agassiz vorgeschla- genen Namen Pupula an. — Da indessen gegen den Gattungs- namen Acicula noch weniger einzuwenden ist, als gegen die späteren, so dürfte derselbe, als der älteste, beizubehalten sein. i. A. polita Hartm. Diese ist die Form, welche in Nord-Deutschland allein vorzukommen scheint, u. a. bei Kassel im Ahnethale, am Harze auf dem Hübichenstein u. s. w. Ob sie sich spezifisch von lineata trennen lässt, ist mir zweifelhaft. 2. A. {CarychiumRm.) spectahilis. Für diese höchst seltene Schnecke habe ich einen zweiten, aber auf einen sehr geringen Umfang beschränkten Fundort entdeckt, nämlich eine Stunde oberhalb Karfreid im Isonzothale, unter abgefallenem, dicht liegendem Buchenlaube, in Gesellschaft mit Pupa Ross- mässleri, pagodula etc. Eine ebenda gefundene Form wage ich, obgleich sie aus- gewachsen viel keiner ist, nicht von polita zu trennen. Truncatella. 1. T. truncatula Dr. In Gesellschaft mit Auric. myos- otis bei Triest, selten. So wie die cubanischen Arten fand ich auch diese nur über der Wassergränze , und zwar sehr munter kriechend. Mit Philippi's neuerlich vorgeschlagener Erweiterung die ser Gattung b Linhe aber Cyrene fluminea oder eine andre der damit nahe vefwändten, wenii Wirklich verschiedenbh Arten gemdint hat, lä'ss'i'sich liicHt älis serneff Beschreibung ausmitteln. — • ""' ■ i-. -..^^y. ."..a.ii. •!,::::.,.. ,,!,. ; .... . ' ^.m^ ^,:. *"" jjM.'tiesta läfevi,' diaphäna, striata, umbonibus laevissimis, i '^vÜlva anoqüe striätis. Hab. in O. Africano. — Testa magni- 'Hutlme' iSl(ücis) Cbryli, alba. ' Nat'eS'eft umbones laevissimi, ' 'glaberriiiii "iieb stWäti. Limbus striatus , vulva nuila carfria '"'distincta»'* - Ed. Xn. p. 1125 nr. 97. ganz Schröter Einl. lll. p. 7,5 fikt hinzu: Gualt. 71 f. ^., was fätscli isf, den'n diese t^igiir ' ist' iS^" l^ng uM ^öigt vulva 263 lind niiiis glatt. Ferner Chemn. VL t. 22 f. 21 6,.. 17, 2F' gross und bräunlich, welches die 39 Mill. = 16,7"' groäse Mäctra australis ist. Gmelin p. 3258 nr. 7 copirt, wie gewöhnlich, Schröter, ebenso Deshayes, welcher, Laniarck ed. 2 vol. VI. p. 101 Note sagt: „l'Examen que nous avons fait attentivertieiit de la Mactra australis nous a convaincu, qu'elle etait la meme espece que la M. glahrata de Linne. — Allein beide haben Unrecht. Linne sagt, seine Art sei wie eine Haseliiuss gross, die M. australis ist fast 17'" gross; Linne's Art ist weiss, die M. australis hat: „maculas violaceas nebulosas." Dieselbe hat ferner „strias transversas tenues subfurcatas", während Linne's M. glahrata „nates et umbones laevissimos" besitzt, und nur am Bauchrande gefurcht ist. Alle diese Kennzeichen,. Grösse, Farbe u. s. w. finden sich aber hei M. triangula Renieri und kann nicht der mindeste Zweifel bleiben,, dass Liniie die^eArt gemeint habe und nicht die M. australis, ^, Volutu rustica Jü> Ed. XII. p, 1190 nr. 410. Bekanntlich Columbelk' rusdca Lamk. Linne citirt a. a. O. nur zwei Figuren: Gualt. t. 43 f.(j. /i., die gewöhnliche Form, wo ; die Spira kaum. länger als die halbe letzte Windung ist, und Adans*, Seiieg. t* 9 f. 28, liger, dieselbe Form. 'uhiul/l S. Valuta Tringa JL. „V. testa integriuscula, oblonga, laevi', spira' prominente, detrita; columella triplicata; labro introrsum subdentato. -rr- Gualt. 43/J. (Dies ist ohne Frage die Varietät • der Co/iim- hella rustica mit längerer Spira.) Adanson. 1 t.,9. f,,317. (Bigni, ist offenbar Buccinum laevigatum). — Hab. in M. Mediterraneo. — Testa nitida lutea, albo-n^bulosä. Spirae mucro in omnibus, quotquot vidi, detritus. Labrüm exterius minime marginatum, in medio vero introrsum gibbum; sed minus quam in praecedentibus (d. i. mercatoria, rustica, pau- >•'-< percula, mendicaria). Die Beschreibung der Aussenlippe beweist, dass fS eine Columbella ist, die Worte colbmella triplicata passen aber nicht vollkommen auf Jie CoZt^m&eZZa ritstica var,.elOHgata. Wenn wir aber das Vaterland und die Gualtierische Figur als 264 richtig annehmen, und wenn Linne mit obigen Worten die Hök- kerchen der columella bezeichnet hat, so stimmt Alles vortreff- lich. Schröter Einl. I. p. 220 t. 1 f. 12 beschreibt eine sehr ab- weichende, mir unbekannte Columbella, und Kiener giebt als Colunibella Tringa (Mitra Lamk.) ebenfalls eine andre Art, indem er grade die Linneische Foluta tringa als Columhella rustica abbildet, und die ächte Voluta rustica L. als Varie- tät betrachtet. 9. Voluta cornicula JL. „V. testa subemarginata, oblonga, laevi, cornea ; spira lon- giuscula; columella quadriplicata; labro aequali mutico. — Gualt. t. 43 N. (Dieses Citat ist offenbar falsch und stellt sehr kenntlich d&s Bucicnum corrnculumOViyi=B. fascio- latum Lamk.=jB. Ca/mei/i Payr. dar). — Hab. in M. Medi- terraneo. — Similis antecedenti (d. i. der V. tringa L.) sed spira magis elongata, testa tota colore cornu, labrum minime denfatum aut incrassatum; variat colore toto atro. Ed. XU. p.1191 nr.415. Schröter Einl. I. p. 221 setzt mit Recht zum Citat Gualt. ein ? und giebt selber 1. 1 f. 13 eine Abbildung, welches eine gefleckte Mitra ist, nämlich M, cornicula ris Lamk. Kiener t. 12 f. 38, die im Mittelmeer nicht vorkommt, während Linne ausdrücklich sagt: testa tota colore cornu. — Linne hat unstrei- tig die im Mittelmeere ziemlich gemeine Mitra gemeint, wel- che Lamarck und Kiener unter den beiden Namen M. lute- scens und M. cornea aufführen (von welchen auch M. spongiarum Menke nicht getrennt werden darf) und auch als Varietät der Mitra Ebenus Lamk. dahin gerechnet, die jedoch Hur selten ohne die weisse Querlinie angetroffen wird. Wie ausserordentlich veränderlich diese Arten sind, habe ich in der Enumeratio Moll. Sicil. gezeigt, und auch Kiener bestätigt es. tO. Murecc Vusio Tt. M. testa ventricosa, oblonga, laevi;. anfractibus rotundatis, spira striata ; apertura laevi; cauda brevi. — BonanniRecr. 3.40. — Gualt. test t. 52 f. J. — Hab. in M. Mediterraneo. — Testa ' ^ iriagnitudine'nucis Avellanae, glauco-caerulescens, fasciis longitudinalibus griseis undatis. Sutura simplex. 265 So Liiine ed. XII. p. 1223 nr. 561. Untersuchen wir die Citate, so stellt Bonanni eine sehr rohe Figur von der Rücken- seite dar, welche deutlich schwärzliche Längsbinden zeigt. Die Beschreibung p. 118: „Turbo in Syracusano littore frequens, albo colore, fasciolis ex flavo-nigricantibus segmentatus et ni- tens. Interdum violaceo colore tinctum mucronem habet" — lässt gar keinen Zweifel, dass es Buccinum maculosum Lamk. sei. Dieses hat auch Linne unter seinem Murex Pusio verstanden, denn hiermit stimmt die Beschreibung Linne's, die spira striata, die Farbe, Grösse, das Vaterland. — Die zweite von Linne citirte Figur Gualtieri's stellt aber den Fusus arti- culatus vor, welcher nach Schröter Einl. L p. 526 der Murex Pusio L. sein soll, eine Meinung, welche Gmelin p. 3550 nr. 90 getreulich copirt. Schröter sagt ohne weitere Gründe anzu- geben: „die Abbildung bei Bonanni (welche zwar roh ist, aber mit Linne's Worten genau übereinstimmt), gehört nicht hier- her. — Schröter's Meinung ist ganz falsch, sein Murex pusio ist nicht so gross wie eine Haselnuss, sondern weit grösser, ist nicht gestreift, sondern glatt, ist nicht glaucus, mit schwärz- lichen, welligen Längsbinden, sondern „auf weissem Grunde mit braun- oder rothgelben Flecken bemalt, die in ordent- lichen Reihen stehen." Endlich ist Schröter's Art nicht aus dem Mittelmeer.*) Wie kommt aber Linne dazu, einen Fusus zu Buccinum maculosum zu citiren? Die Antwort ist sehr leicht, weil beide Arten ganz ungemein nahe verwandt sind,und noth- wendig in ein Genus gehören. Diese Aehnlichkeit ist so gross, dass sie sich auf Gestali, Verhältnisse, Mündung, Zähne der Aussenlippe, Zähne der Innenlippe etc. erstreckt, so dass die flüchtigste Betrachtung beider, wenn man sie nebeneinan- der legt, meine Behauptung sogleich selbst dem Ungläubigsten als richtig darthun wird. Eine dritte hierher gehörige Art ist Buccinum guttatum n. sp. aus der Sammlung meines Freun- des, des Herrn Dr. von dem Busch in Bremen, welches sich nur durch etwas bedeutendere Grösse, nicht gestreifte Windun- *) Dass Linne's Murex Pusio und Gmelin's Murex Pusio zweier- lei sind, bemerkt schon Lamarck bei Fusus nifaty ohne Linne's Art. erkannt zu haben. 266 gen und die Färbung unterscheidet, welche dunkel rothbraun ist mit vfeiisseh Tropfen, v'on denen diie grössten oben in der Nähe der Naht stehen. Eine Diagnose" desselben ist: Buccinum guttätum n. sp. B. testa oblonga, subfusiformi, obscure rufo-fosca, albo-gut- tata; anfractibus planiusculis, sutura profunda angusta divi- sis, laevibus; basi striata; apertura spiratii subaequante, omnino ut in B. tnaculosö Vd Fusö articulato Lamk. — Long. 13V", ^^am. 6i'". — Pätria. Java? - Andere hierher gehörige Arten sind Buccinum d'Ör- higny Payr: und B. strigosuiri Gm. p. 3494? (Gmelin hat diesen Namen drei Mal), welche schöne Art ich Herrn Dr. Jo- nas in Hamburg verdanke. Ihre Diagnose lautet also: Buccinum strigosum Gm.? Jonas. B. testa oblongo-fusiformi, longitudinaliter plicata, lineis elevatis transversis confertis majoribus minoribusve striata, albida, costis aurantiacis, in anfractu ultimo fascia alba dimi- diatis; anfractibus rotundatis; apertura ovato-oblonga, labro iiltus cfenulato-dentato. Long. 14'", latit. 8'". Patria? '''•'^' Die hier erwähnten Arten, '2u- welchen" hoch Purpura picta Scäcchi, nicht Turton, oder Buccinum Scacchianum mihi gehört, kann man mit demselben Recht zu Buccinum, wie zu Purpura stellen, so lange beide Gattungen nicht besser begränzt sind wie bisher. Wahrscheinlich wird man für die angeführ- ten Arten das Genus Pisania von Bivona annehmen müssen. 11. JULurecc clathratus Xr. „M. testa oblonga, caudata, plicis longitudinalibus submem- branaceis sulcata. — Klein Ostr. t. 3 f. 67 (kann ich nicht nachsehen, ist nach Schröter Einl. 'eine Gopie von Lister t. 926 f. 19). — Hab. iii Lslandiae Mari. J.' Zoega. König.— Testa magnitudine et facie Turbinis clathri (Scalaria commu- •\nis, also höchstens etwa 18"V denn grössere Exemplare sind ' "Sehr selten) sed leviter cäudatä^ Plicae plurimae, longitudi- liäles, erectae, compressae, superne inclinatae." — Ed. XIL p. 1223 nr. 563. -ri; 'Schröter Einl. Lp. 528 fügt, durch Linne'sGitat, verleitet, ^■tfie '43bi^^ Figur, von . Lister hirizuyv6n welcher Listßr sagt: „Buccinum variegatum, levit er admodum sttlatum, sirlgUlis 267 orbibus duplicatiira aliqiia (nach der Figijr zu schliessen ein varix) insignitiiin", was zu Linne's Beschreibung wie die Faust aufs Auge passt. — Gmelin p. 3551 iir. 92 copirt getreulich Schröter. O. Fabricius in seiner vortrefflichen Fauna groenlandica p. 400 nr. 400 hat diesen Murex richtig erkannt. Ob seine Citate Tritoiihnn clathratum Müll, prodom. 2941 mwA Buc- cininn truncatum Act. Nidros. IV. 369 1. 16 f. 26 richtig sind, kann ich nicht nachsehn, wohl aber ist das Gitat Linne' iter westgoth. 199 t.W f. 6 var. major richtig p. 230 der deutschen Uebers., nur ist die Figur durch Schuld des Kupferstechers links und 15'" lang, vielleicht vergrössert. -^L'^ '-'^ •' ^ ^- , Ich besitze diese Art aus Grönland, alyer iri'emetii ftalim 6'" langen und 3-g-'" breiten Exemplar. O. Fabricius beschreibt sie also: „Länge 3^ — 7'"; Breite U — 3^'". Die Schale ist länglich, thurmförmig, glatt, dünn, ziemlich matt, der Länge nach gefaltet. Sechs, kaum sieben Windungen (soviel zählt auch mein Exemplar, ebensoviel auch die, vielleicht vergrosserte Abbildung in der Westgothischen Reise), gerundet, nicht seht bauchig, obliqui, secundi (was heisst das?), mit hervorstehen- den, häutigen Falten, die nach links oder nach der Oeffnung gekehrt sind, geschindelt. Auf den drei obersten sind käu tA Falten, auf der letzten Windung sind sie am meisten bemerk- bar, zahlreich (14 und mehr) oben links, unten rechts gegen den Schwanz gekrümmt. Die Aussenlippe ist scharf. Die Mün- dung beinah mondförmig verengert. Die Columelle läuft i^chißif in den Schwanz aus. Der Kanal ist zietnlich kurz (nicht voll- kommen halb so lang wie die eigentlichö Mundöffnung), (besöri^ ders bei den jüngeren) zurückgebogen, ^ abgestutzt (truncatus), bei einigen weniger (retusus). Öei- De'ckelTst eiförmig, braun und schliesst die Oeffnung nicht Tollkommen. Die Spitze ist wie abgebrochen und unvollständig, und bei ziemlich vielen Exemplaren angefressen. Die Fatbb ist bräunlich gelb, in todten dder leferen Schalen weisslich." Diese Beschreibung ist so genau, dass ich nichts hinzuzusetzen weiss, als daSs das' Ge- Vihde «6 läng W wf^tlre Oeffnung' mit Vlfeiil CaWal zusammen- genommen. :• 268 lÄ. MureoD corneus Mj. „M. testa oblonga, rudi, atifractuum marginibus complana- tis; apice tuberculoso ; apertura edentula, cauda adsceiidente. It. westgoth. t. 5 f. 6 (Ein sonderbarer Irrthum von Linne! Diese Figur ist die vorige Art und stimmt mit der Beschrei- bung des M. corneus nicht im Entferntesten. Vermnthlich ist durch einen Schreibfehler das Citat an eine unrechte Stelle gekommen). — Gualt. t. 46 f. F (stellt sehr deutlich Fusus lignarius Lamk. dar). — List. angl. 157 t. 3 f. 4 (kann ich nicht nachsehn). „Hab. in Europa australiore. — Testa digito brevior, colore cornu, laevis sed non glabra, opaca." Ed. XII. p.l224 nr.565. Schröter Einl. I. p. 530 hat diese Art gänzlich verkannt, und alle Nachfolger nach ihm auf seine Autorität. Dass Linne bei Citirung der Westgothischen Reise sich offenbar geirrt, be- merkt er nicht, setzt zu der vortrefflichen Figur von Gualtieri ein ? und beschreibt eine Art „mit feinen Querstreifen", sagt „Knoten sehe ich an der Endspitze meiner zwei Exem- plare nicht, so wenig als Lister dergleichen an seinem Beispiele erblickte und abbildet." Hieraus vermuthe ich, dass das Citat von Lister zu streichen ist. Linnens Art ist ganz deutlich Fm- sus lignarius auct. Dieser ist an der Spitze knotig, seine Windungen sind nach oben „complanati", er ist „laevis" d. h. ohne Streifung, aber nicht „glaber", spiegelglatt, wie Schröter sagt, ist in Südeuropa zu Hause und von Gualtieri a. a. O. gut ab- gebildet. Murex lignarius L. ist aber Fasciolaria ta- rentina, wie ich gleich zeigen werde. 13. Murecc lignarius It, \ „M. testa oblonga, rudi, anfractibus obtuse nodosis; aper- tura edentula; cauda brevi, rectiuscula. — Bonanni Recreat. 3 f. 32 (sehr roh, kann jedoch nur Fasciolaria tarentina dar- stellen). — Gualtieri 52 S (etwas zu dick, sonst offenbar Fa- sciolaria tarentina). — Seba Mus. 3 t. 52 f. 4 (die Gestalt stimmt wohl mit Fasciolaria tarentina. Die Färbung p. 145 dilute cinereo-luteum ebenfalls, aber die Worte : fasciis veluti obvolutum, — latis profundisque sulcis pone gyros verstehe ich nicht zu deuten). — Hab. in Europa australi. — Testa I \ 269 vix digiti longitudine; anfractiis laeves, rudes, simplici Serie tuberibus obtusis." Linne ed XII. p. 1224 nr. 566. Schröter Einl. I. p. 531 setzt zuBouanni ein ?, sagtGual- tieri's Figur könne nicht hierher gehören und behauptet von Linne „Er schreibt sie aus der Nordsee her", was nicht wahr ist. Gmelin p. 3552 nr. 98 copirt Schröter, lässt den Gualt. fort, setzt aber noch Knorr Verz. 6 t. 26 f. 5 hinzu, was ich nicht nachsehn kann, und setzt ebenfalls das falsche Vaterland: Oce- anus Septentrionalis. — Lamarck vol. VII. p. 129, der doch offenbar die vorige Art als Fusus lignarius beschreibt, wie seine Worte „albida, rufo aut fusco venulata" und die Abbil- dung bei Kiener beweisen, entnimmt aus Gmelin die Worte: „anfractibus superne unica Serie nodulosis", welche auf seinen Fusus lignarius nicht im geringsten passen, so wie das falsche Vaterland: les mers du Nonl. — Die Fasciolaria tarentina stimmt dagegen Wort für Wort mit Linne, eben so mit den drei von Linne citirten Figuren und mit dem Vaterland. 14. JBEureop scriptus X. „M. testa subecaudata, fusiformi, laevi, pallida, striis fuscis longitudinalibus variis, labio dentato. — Hab. in M. Medi- terraneo. — Testa semine Hordei paullo major, undique lae- vis, oblonga, vix caudata, pallide albida, commaculata striis oblongis flexuosis, subpiceis." — Ed. XIL p. 1225 nr. 570. Schröter Einl. L p. 534 übersetzt wörtlich Linne, undGme- ,lin p. 3554 nr. 166 schreibt denselben ab. Der Murex scriptus Linne's ist aber Buccinum corniculat um Lamk. oder B. Linnaei Payraud. Man nehme Kiener t. 16 f. 56 zur Hand, wenn grade ein so gefärbtes Exemplar fehlen sollte, und man wird finden, dass Linne's Beschreibung, Grösse, Vaterland, Färbung etc. auf das Allergenaueste hiermit übereinstimmt. 15. Vrochus labio X. „Tr. testa imperforata, ovata, substriata, columella uni- dentata. — IM. L. U. 649 nr. 335 (kann ich leider nicht nach- sehn). — List, conch. 4, s. 8 c. 4 t. 3 (nach Schröter t. 642 f. 33, 34, siüWi Mono donta fr agarioides dar). Rumph. Mus. t. 21,Zi (sehr roh, die Mündung ist nicht zu sehen, die Worte p. 75 „het dier heeft een dicke en als dubbelde lippe aan 2:70 denzelveii" beweisen, dass es Monodonta laheo Lamk. ist). — Argenv. conch. 9 (Druckfehler für 6) f. N (die Figur ist äusserst roh, die Beschreibung sagt bloss : „la lettre N montre rui petit limagoii a caiinelures blanches et noires melees de verd.) — Regenfuss t. 10 f. 39 (kann ich nicht nachsehn.) — Hab. in Oceano Africano et Asiatico." Ed. XII. p. 1230 nr. 595. Scbröter Ein). I. p. 667 giebt Linne's Art für Monodonta Laheo Lamli. aus, indem er die beiden Figuren von Lister, die (jrei Figuren von Gualtieri, vvelche alle fünf die Mün- 4;ung zeigen und Monodonta fragarioides sehr deut- lich vo rs teil ei), und die Figur vpn Regenfuss, also sechs Figuren verwirft,, und nur zwei von Argenville und Rumphius, ^ie,;Sehr schlecht und undeutlich sind, und die Mündung nicht zeigen, beibehält, dagegen eine Menge andere citirt, die bei Linne fehlen. — ■ Liane aber sagt ed. XIL nichts von der wuiicierbaren Lippenbildung, und würde schwerlich dieselbe verschwiegen oder die Figuren Lister's und Gualtieri's citirt haben, wenn er die Monodonta Laheo gemeint hätte. Linne nennt ferner seine Art „substriata", wogegen M. L. „transver- sim rugosa, rugis nodulosis" ist, wie Lamarck sagt. Diese Schwierigkeit beseitigt Schröter, indem er sagt: „Diese Knoten sind so ausserordentlich flach, dass sie leicht übersehen und eben so leicht abgerieben werden können." Das erstere kann man einem Linne nicht zutrauen und beides ist zum üeber- fluss nicht wahr; sondern es ist wohl als ausgemacht anzuneh- man, dass Linne in der zwölften Ausgabe nicht die Mono- donta Laheo Lamarck, Trochus Laheo Schröter et sequen- tium, sondern die M. fragarioides gemenit hat. — Aber hat er vielleicht in dem Museum Ludovicae Ulricae Reginae die M. laheo beschrieben? Auch das nicht, denn Schröter sagt: „Linne muss in dem Kabinet der Königin von Schweden ein ganz falsches oder ganz eigen gebautes Beispiel vor sich gefeabt haben etc." Was Schröter weiter anführt, scheint frei- lich auch nicht für meine Ansicht zu sprechen. 1«. IV. Vurho ohtusatus und V» neritoides Xt. Von Turho ohtusatus heisst es in der Edit. XU. p. 1232 nr. 605: „T. testa subrotunda lae vi, superne ventricosiore, 271 . obtusissima: inargine columnari piano. — Hab. in Oceano Septentrioiiali," — Kein Citat. Von r. neritoides ebendaselbst nr. 606: „T. testa ovata, glabra, obtusiuscula, margine colu- ninari piano, — Gualt. t. 45 t F. -r Hab. in M. Mediterraneo. — Testa Neritis.inaxiuie affinis. Minuta." Unbegreiflich ist es, wie Schröter und seine Abschreiber den so vortrefflich beschriebenen Tiirho ohtusatus nicht er- kannt haben, und wie man diesen unter dem Namen T. nerU ioides L. anführen kann. Dieser soll klein, aus dem Mit- telmeere sein, eine eiförmige Gestalt und eine stumpfliche Spitze haben. Nichts von alle dem passt ja auf den Turha neritoides auct, Gualtieri's Figur stellt die Littorina Basteroti Payraud = Twr&o coerulescens Lamk. =Turho sax atilis Olixi vor, wenngleich die Windungen zu gewölbt sind. Die Worte: „B. parvum integrum, ore ohliquo, leviter striatum, striis per longitudinem sitis (die Anwachsstreifen sind in der That sehr deutlich), ex livido et albido fasciatum" lassen keinen Zweifel. Auch ist es gar kein Wunder, dass Linne, der so viele Scha- len aus dem Mittelmeer von ßrander Logie und anderen erhal- ten, diese dort so gemeine Schnecke gekannt habe. Die Worte „testa Neritis maxime affinis" nicht similis des Linne be- stätigen vollkommen meine Ansicht, dass Linne's Turho neri- toides die Littorina Basteroti sei, denn diese ist aller- dings den Isleritea verwandt durch die ebene innere grad- linige Rippe, und die halbrunde Oeff'nung, wogegen Turho ohtusatus L.,; den man gewöhnlich T. neritoides nennt, in die- sen Theilen .keine Verwandtschaft mit Nerita zeigt, Sondern nur eine Aehnlichkeit in der äussern Gestalt mit die- sem Genus besitzt. Ein Linne erkennt die erste, ein Schrö- ter nur die äussere Aehnlichkeit. Hätte Linne anstatt obtu- siuscula acutiuscula geschrieben, so wäre allerdings alle Mög- lichkeit eines Zweifels beseitigt. Unerlaubt ist es aber wahr- lich, dass Schröter Einl. n. p. 4 die Abbildung von Gualtieri ohne weiteres verwirft, das Vaterland, welches Linne angiebt, das Mittelmeer in „die Europäischen Meere und die Westindi- schen Ufer" Verändert und T. neritoides als eine Schale be- schreibt, welche „einen platten Wirbel und noch eine plattere End spitze hat." Ist das eine testa obtusiuscula? 272 Wenn Schröter hei Tui^ho ohtusatusip.d sagt: „nach die- sen Kennzeichen des Linne scheint es nun zwar nicht schwer zu sein, diese kleine (wo sagt denn Linne, dass sie so klein sei?) Schnecke zu erkennen, allein man nehme die drei Gat- tungen, die Linne Turbo ohtusatus , Turbo neritoides und Nerita littoralis nennt, vergleiche sie nach Beispielen und Zeichnungen der Schriftsteller, und man wird sich kaum her- ausfinden können" ; so behaupte ich dagegen, Linne habe diese drei Arten wohl geschieden, hinlänglich scharf characterisirt, und die Confusion sei hauptsächlich durch Herrn Schröter ent- standen, welcher einen jungen Turbo obtusatus L. „ein ganz kleines Beispiel" als cHesen, die grösseren als T. neritoides (der doch grade nach Linne klein ist) beschrieben, ganz will- kürlich Linne's Citat weggeworfen und das Vaterland ver- ändert, und ebenso wenig richtig Linne's Nerita littoralis er- kannt hat. 18. Werita littoralis X. ' „N. testa laevi, vertice carioso, labiis edentulis. — ' Fn. Suec. 2195. — It. oel. 261 (beide kann ich nicht nach- sehn). — List. angl. 164 t. 2 f. 3 (kann ich ebenfalls nicht nachsehn). — List, cortch. t. 4 ser. 8 f. 39 (nach Schrot. 649 f. 39 Druckfehler, ist ein knotiger Turbo, es soll wohl heissen ser. 5 f. 39 oder t. 607 f. 39, wo Turbo obtusatus L. zu sehn ist). — Petiv. Mus. 67 Nr. 717 (kann ich nicht nach- sehn). — Gualt. t. 4 f. LL (ist Nerita fluviatilis). — Hab. ad Maris Europaei littora scopulosque, modis innumeris va- riegata, eadem minor in lacubus dulcibus." Ed. XU. p. 1253 nr. 724. Nr. 723 ist N erita fluviatilis h, „testa rugosa, labiis edentulis." Nr. 725 N, lacustrisL. testa laeviuscula cornea, apice exquisito, labiis edentulis. Letzteres ist bekanntlich eine Varietät der N. fluviatilis. Linne stellt also seine N- littoralis zwischen zwei Varietäten der N. fluviatilis und unterscheidet sie hauptsächlich durch den abgefressenen Wirbel. Hieraus erscheint es allein schon wahrscheinlich, dass seine iV. littoralis auch nur eine Varietät der iV. fluviatilis sein müsse, der Turbo obtusatus und T. neritoides auct. kann es aber nicht im Entferntesten sein, denn von diesen kann L. 273 unmöglich sagen: habitat in lacubiis dulcibus, dies kann nur von einer Neritina gelten. Dass diese Ansicht die richtige ist, folgt ferner daraus, dass Neritina ßuviatilis wirklich in der Ostsee vorkommt, wo Linne fn. suec. u. iter oeland. die Ne- rita littoralis angibt, und zwar grade mit abgefressenen Wir- beln (ich selbst besitze solche Exemplare von Zoppot bei Dan- zig), während Turbo ohtusatus L. oder neritoides Schroet. etc. in der Ostsee nicht vorkommt, und von Linne nicht darin angegeben wird. Diesen Betrachtungen gegenüber kön- nen wir auf das Citat von Lister Conch. kein Gewicht legen, dem Gualtieri gegenübersteht, um so mehr, als Linne selbst sagt, er habe nicht alle Citate aus Lister mit eigenen Augen gesehen*). — Wenn daher Schröter Einleit. p. 288. sagt: „ich glaube, dass Turbo neritoides' und Nerita littoralis L. nicht zwei verschiedene Schneckengattungen sind," so irrt er gewal- tig. Weiter sagt er selbst: „Wenigstens würde unter Nerita littoralis und ßuviatilis kein Unterschied sein." — Nachträg- lich noch die Bemerkung, dass im M. L. U. R. Turbo neritoi- des und littoralis fehlen , und dass Fleming bist, of british animals 318. nr. 270. eine Nerita littoralis, aber kein Turbo neritoides oder obtusatus vorkommt; Fleming citirt auch List. Conch. 607 f. 39 — 44, aber nicht wie Linne List. angl. 164 t. 2 f. 3, sondern 164 t. 3 f. 11, 12, 13. — Unsern T. obtusa- tus bringt er mit Neritina virginea, welche nach Tu^on \" gross an der W^estküste Irlands vorkommen soll (etwa die iV. littoralis i. e. vaT\ der ßuviatilis?), in ein Genus! SolcherParadoxen findet man in dem Buche viele. Noch mehr zu bedauern ist es aber, dass Fleming beinahe nie einen französi- schen oder deutscheu Schriftsteller, sondern nur seine Lands- leute citirt, als ob jedes Volk eine Zoologie für sich haben müsste. Fast sollte man glauben, dass er absichtlich hierauf hinarbeitet, wenn man sieht, dass er z.B. Triton nennt, was alle Welt Murex heisst, Terebra, was Jedermann unter Ce- rithium kennt, den sehr deutlichen Strombus ornatus Des- hayes, welchen Sowerby als Murex bartoniensis abgebildet *) Ed. XII. p. 1210 Note: „Listeri conchyliorum historiam cum tabularum numeris adpositis non obtinui» dtationes eüisdem nonnul- las alioruni oculis iantmii vidi. Archiv f. Naturgcsch. YH. Jahrg. 1. Band. 18 274 hat, und welchen Herr Agassiz *) zu Tritonium Anus stellen will (sie!), nebst der Äm^icw?« Desh. unter CoZz/mteZ/a bringt; die Marginella catenata^ welche sich nur durch die Färbung von Volvaria miliacea unterscheidet, als eine Voluta be- schreibt u. s. fort. Heisst das nicht die Wissenschaft in eine heillose Confusion stürzen? %9* IKelicc anthigua £• ^A.'K\\^A2^im'.li4ii^iFossarus Adansoni. Linne citirt Adanson's Fossar und beschreibt die Schale vortrefflich, wie immer, aus eigener Anschauung. Er hat sie aus dem Mittelmeer bekommen. Herr Pfeiffer in seiner Synonymie von Helix hat es schon erwähnt, und ich bemerke es nur dess- halb, weil man dieses Thier schwerlich unter Helix suchen wird» — Schröter Einleit. II. p. 178 hat, vielleicht nur durch einen Schreibfehler, hinter dem Citat aus Adanson ein ? ge- setzt, welches Gmelin pag. 3665 nr. 157 getreulich copirt hat. Nachdem Gegenwärtiges bereits geschrieben war, bekam ich einen Brief von Hrn. Dr. Jonas in Hamburg, worin er Fol- gendes über Nerita glaucina L. schreibt: 20* JSTerita glaucina Mj, N. testa umbilicata, laevi; spira obtusiuscula ; umbilico se- miclauso; labio gibbo, discolore. — Fn. suec. 2197. — Mus. L. U.674 nr.384. — Rumph mus. t.22 f. A. (Eine sehr rohe' Figur, der Beschreibung nach offenbar Natica vitellus Lamk.: „dooyer geel, zoo dat man ze voor een dooyer van een ey zoude anzien" etc. — ) Gualt. 67 M. (ist N.fulminea Lam. punctata Swains), P (will ich nicht deuten), T (ist iV. pwncf af a Swains.) *) p. 63 der deutschen üebersetzung von Sowerby's Mineral Con- chology. Derselbe Gelehrte sagt ibid. p. 13: die Cypraeen seien links gewunden, was doch wahrlich ein sonderbares Versehen ist, das um so mehr angezeigt werden miiss, je grösser die Autorität von Agassiz ist. ' 275 — List, aiigl. 163. t. 111. f. 10. — Adan&. 1. t. 13. f. 14. (Druckfehler für 4, ist IS . fulmined), ^rr Hab. in Oceano africano. „Woher mag es kommen, dass so viele Schriftsteller diese Conchylie mit einer von derselben himmelweit verschiedenen, der Natica glaucina Chemnitz, Lamarck etc. (die Linne Ne- rita albumen nennt) verwechselt haben? Deshayes macht in einer sehr weitläufigen Note hierauf aufmerksam, doch kann ich ihm nicht ganz beipflichten. Wahr ist es, dass Linne im Syst. Nat. oder im Mus. L. ü. sich über diese Conchylie nicht deutlich ausspricht, aber in der Fauna suecica gibt er unter nr. 1324 eine herrliche Beschreibung seiner Nerita glaucina: „„Cochlea subrotunda, obtusa, umbilicata; fasciis quinque ma- culis ferrugineis sagittatis, secunda lineis undulatis. — List. anim. Angl. 163 t. 3 f. 10. — Hab. in Mari. — Descr. Magnitudo nucis Coryli; testa subrotunda, obtusa, quatuor anfractuum, albida, basi perforata seu umbilicata; anfractus (praesertim in- fimus) fasciis 5 pinguntur, quarum prima seu superior maculis ferrugineis sagittatis constat, secunda maculis ferrugineis ob- longis undulatis, tertia, quarta et quinta maculis ut in prima"". — Dass hiernach die ächte Nerita glaucina L. zu bestimmen und dass es Natica marochiensis Lamk. ist, werden Sie leicht erkennen. Die Figur des Lister ist zwar grosser als Linne angiebt, und zeigt auch keine Binden, allein hieran dürfen wir uns nicht kehren; Lister sagt bei Beschreibung dieser Schnecke: „sed de colore in vivis animalibus nihil cer- tum affirmare possum, quod testas vetustas tantum et raaris agitatione multum detritas adhuc vidi," (Die Engländer be- schreiben als Natica glaucina die Natica monilifera Lamk., und dies ist wohl die Ursache, warum Deshayes ed. II. Lamarck VIII. p. 626 sagt: il nous semble que Linne a eu en vue Fespece commune dans les mers d'Europe et ä laquelle Lamarck a donne le nom de N, monilifera. Hätte Deshayes die Fauna suecica angesehen, so wäre er in diesen Irrthum nich tverfallen.)" „Vergleichen wir die iV. marochiensis mit der N. fulminea, so finden wir den Unterschied nicht so sehr be- deutend , und es lässt sich leicht denken, dass Linne jene Ab- bildungen des Gualtieri und Adanson für Varietäten seiner 18* 5i76 Nerita glaucina angesehn hat, die sich bloss durch Grösse und Zeichnung unterscheiden." Beide Arten sind übrigens wesentlich verschieden ; N. fulminea hat z. B. einen kalkigen, N, marochiensis , die ich mit dem Thier lebend beobachtet habe, einen hornigen Deckel. Einige neue Land- und Süsswasser-Conehjlien, beschrieben von E. Ch. L. Grüner. Hierzu Taf. XI. WTnio J^elpMnus* Fig. 1. Un.: testa elliptico-oblonga, subcompressa, posterius an- gulata, viridi-fusca, transversim subrugosa, inferius arcuata, superius antice recta, mucronata, pone nates alata, ala liga- mentum celante erecta, triangula, posterius hiante, acumine bifido aut adunco, retroflexo; cardinis dentibus crenulatis: primariis exilibus, lateralibus distinctis, rectis; margarita carneo-opalina. Long. 5 polL; alt. valv. 1 poU. 10 lin.; alae 1 poll. 81in. = 3 poll. 6 lin. Hab, in Songi flumine Malaccae. Interessant durch die beträchtliche Grösse des von beiden Schalen aufsteigenden und also aus zwei, mit der inneren Fläche zusammengewachsenen Platten bestehenden, das Liga- ment verbergenden, beinahe gleichseitig dreieckigen Flügels auf dem Hinteroberrande. (Character der Gattung Symphy- nota Lea.) An den mehrsten Exemplaren ist dieser Flügel an der Spitze durch einen kleinen Einschnitt zweispaltig; an einem der vorhandenen Exemplare ist die Spitze zwar ganzrandig, aber nach hinten zurückgebogen, etwas faltig. (S. fig. 1 c.) 277 Der kleine, beinahe stumpfe, etwas vor- oder auch in die Höhe stehende und dann gleichsam einen, immer aber sehr viel kleinern zweiten Flügel darstellende Fortsatz am Vorder- oberrande findet sich nur vor, wenn die Muschel noch nicht gar alt und wohl erhalten ist. — Sie ist zunächst verwandt mit Symphynota laevissima Lea und Symphynota bialata Lea, unterscheidet sich jedoch von beiden durch ihre gestrecktere Form, die im Verhältnisse zur Höhe der Schalen beträcht- lichere Grösse des Flügels, die Beschaffenheit der Schlosszähne und andere, in der Diagnose angegebene Merkmale hinlänglich. Nach einem, dem bekannten Conchiologen in Philadelphia, Herrn Is. Lea, eingesandten Exemplare dieser interessanten Muschel, ist solche durch gelben ebenfalls unter der ihr von mir beigelegten Benennung beschrieben und publicirt. Hierher gehören die Figuren: No. 1. — Ansicht von der, Seite. - 1 a. desgl. von vorne. - Ib. desgl. von Innen. v../r> - 1 c. desgl. der Varietät des Flügels. Bulitnus Menkei* Fig. 2. B. testa ovata-oblonga, anguste perforata, solidiuscula, laevi, ochroleuca, strigis distantibus fuscis, obsolete serra- tis vittisque rarioribus nigris radiata; anfractuum infimo in- ferius fascia zonaque ad basin nigris; inferioribus tribus ad suturam linea nigra cinctis; spirae conoideae obtusiusculae anfractibus sex , convexis ; labro acuto, intus marginato : pe- richelis nigro; labro columellari albo. Long. 9 lin., lat. 4 lin. Hab, in Reipublicae Venezuelae provincia Orinoco. Diese', meinem hochverehrten Freunde, Herrn Medicinal- rath Dr. Menke gewidmete, allerliebste, eigenthümliche und selbstständige Art, ist den Cochlogenis Fer., der Abtheilung Oxycheli Mke. angehörig. Ich empfing mehrere Exemplare davon durch einen Be- kannten in Angostura am Orinoco, nach dessen Angabe selbe 278 in der Umgegend eines, nicht fern von der Stadt liegenden kleinen Landsees gesammelt worden sind. BuUfnus Angosturensis. Fig. 3. B. testa ovata-elliptica, perforata, solida, epidermide fulva induta, longitudinaliter striata, striis subtilioribus transver- sis decussata; spirae conoideae, obtusae anfractibus sex, turgidulis, sutura profunda distinctis; labro reflexo. Long. 9 lin., lat. 4^ lin. Hab. in Republicae Venezuelae Provincia Orinoco. Er gehört zu den wahren Bulimis, nach Ferrus. zu den Cochlogenis Lomastomis, nach Menke in die Abtheilung Ä. Veri, ** Conoidei, in die Nähe unsers vaterländischen Buli- mus montanus Dr. , von dem er sich durch die , in obiger Diagnose angegebenen Kennzeichen und insbesondere durch seine Dimensionen allerdings wesentlich unterscheidet. — Fundort wie Nr. 2. Bremen, im October 1840. lieber die Seeschlaoge der Norweger. Von Heinrich Rathke. Auf einer Reise, die ich durch Norwegen machte, benutzte ich die Gelegenheit, über ein noch immer räthselhaftes und selbst bezweifeltes Thier, die sogenannte Seeschlange (See-Orm in der Sprache der Norweger) Erkundigungen einzuziehen. Die günstigste Gelegenheit dazu bot sich in Christiansund dar, in, dessen Umgebung man dieses Thier nicht selten bemerkt haben will. ,^ Im Allgemeinen nun ' erfuhr ich über die Seeschlange Folgendes: Am öftersten ist sie in den grössern Meerbusen Norwegens gesehen worden, nur selten im offenen Meere. In dem so ansehnlich grossen, vielfach verzweigten und insel- 279 reichen Meerbusen von Christiansund hat sie fast alljährlich sich erblicken lassen *), jedoch nur in der wärmsten Zeit des Jahres, nämlich in den Hundstagen , und auch dann nur, wenn die Luft ganz still und die Oberfläche des Wassers ganz glatt war. Wenn das Wasser nach dem Erscheinen derselben, war es auch nur wenig, in Bewegung gesetzt wurde, verschwand sie sogleich. — Gross ist die Furcht vor ihr, so dass selbst viele sonst beherzte Fischer sich während der Hundstage nicht weit aufs Wasser begeben, ohne Asa foetida mitzunehmen, von welcher Substanz man behauptet, dass sie, ins Wasser gewor- fen, durch ihren Geruch das Thier vertreibe. Ausserdem aber rathen die Fischer an, dass bei dem Herannähern einer See- schlange die grösste Stille beobachtet und daher auch das Rudern eingestellt werde, weil jedes Geräusch sie noch mehr heranlocke. Um aber mehr, als dergleichen ins Allgemeine gehende und in dem Volke umlaufende Erzählungen zu gewinnen, wandte ich mich an mehrere Personen, die mit eignen Augen die See- schlange gesehen haben wollten. Einige davon, die auf eine Aufforderung der Gebrüder Soeren und Wilhelm Knutszon, zweier angesehener und sehr gebildeter Kaufleute, mich be- suchten, befragte ich darüber mündlich; für andere aber hatte ich etliche Fragen aufgeschrieben, die mir schriftlich beant- wortet wurden. Was meine Erkundigungen ergaben, will ich in dem Nachstehenden jetzt anführen. 1) NilsRee, Arbeitsmann bei dem Herrn Wilh. Knutszon, ein ältlicher schlichter Mensch, sagt aus: Ich sah die Schlange 2mal, einmal um die Mittagszeit, das andremal ein Paar Tage später gegen Abend, in dem Fiord hinter dem Garten des Herrn Knutszon. Das erstemal war sie von mir, als sie sich mir am nächsten befand , nur einige wenige hundert Fuss ent- fernt. Sie schwamm damals erst den Fiord entlang, dann von der Gegend aus, wo ich am Ufer stand, quer über. Ich habe sie damals über ^ Stunde gesehen. Einige Fremde, die sich gegen- über am Ufer befanden, schössen auf sie, worauf sie verschwand. Das andremal war sie weiter von mir entfernt. Sie war nur klein, etwa noch einmal so lang als das Zimmer, in dem wir sind (im Ganzen also circa 44 Fuss), und machte beim Schwim- *) Besonders häufig will man sie in demjenigen Theile des Meer- busens bemerkt haben, in welchem das Dorf Lorvig liegt. 280 wen Schlangen- Bewegungen tlieils seitswärts, tlieils auf und ab. Ihre Dicke kann ich nicht genau angeben, sie schien aber in Verhältniss zu ihrer Länge etwa so dick wie eine gewöhnliche Schlange (Natter) zu sein. Nach dem Schwanzende hin nahm ihre Dicke sehr ab. Der Kopf erhob sich mehrmals ganz aus dem Wasser, so jedoch, dass er nur wenig über demselben hervorsah; der Hals aber und der übrige Theil des Körpers ragten nur wenig aus dem Wasser hervor. Der Kopf lief nach vorne etwas spitz zu: die Augen waren sehr gross und glänzten wie die einer Katze. Eine Zunge habe ich nicht gesehen, auch überhaupt nicht bemerkt, dass das Thier das Maul aufgemacht hätte. Ob der Hals gleich hinter dem Kopfe viel dünner war als dieser, kann ich nicht angeben, denn hinter dem Kopfe begann eine Mähne, wie die eines Pferdes, die sich auf dem Wasser hin und her bewegte. Gleich hinter dem Kopfe war sie am dicksten (breitesten), wurde von da aber nach hinten immer dünner. Im Ganzen war sie nicht sehr lang. Die Farbe des ganzen Thieres war braun -schwarz. 2) John Johnson, Kaufmann, circa 60 Jahr alt, giebt in deutscher Sprache Folgendes an: Ich sah das Thier vor mehrern Jahren im Fiord in einer Entfernung von circa 1000 Schritten, als es mir am nächsten war, und im Ganzen ungefähr ^Stunde lang. Es schwamm sehr schnell: denn in derselben Zeit, dass wir seitwärts von ihm rudernd ^ Meile zurücklegten, war es etwa 4^ Meile geschwommen. Am deutlichsten sah ich es, als es um eine massig grosse Klippe, die ihm im Wege war, auf der mir zugekehrten Seite in einem Halbkreise herumschwamm, indem es sich dabei theilweise am meisten über das Wasser erhob. Seine Farbe war schwärzlich: seine Länge betrug un- gefähr die des Hauses , in welchem wir uns befinden (55 Fuss). Ausser seinem Kopf habe ich vom übrigen Körper nur wenig zu sehen bekommen, weil dieser, selbst theilweise, nur wenig über den Wasserspiegel kam: doch glaube ich nach dem zu urtheilen, was ich davon ab und zu wahrgenommen habe, die Dicke des Rumpfes mit der eines grade nicht fetten Mannes vergleichen zu dürfen. Der Kopf hatte in der Entfernung, in der sich das Thier von mir befand, die scheinbare Grösse etwa von einem Hutkopfe. Vorne lief derselbe nicht spitz aus, sondern schien abgestumpft zn sein: überhaupt aber war 281 er im Vergleich zu seiner Dicke nicht sonderlich lang. Er wurde nur wenig über dem Wasserspiegel gehalten, und zwar in einem spitzen Winkel, blieb aber fast immer, so lange ich das Thier sah, über dem Wasser. Augen habe ich nicht" deutlich der Entfernung wegen unterscheiden können. Von einer Mähne habe ich gleichfalls theils der Entfernung wegen, theils weil der Hals selten und nur wenig über das Wasser hervorkam. Nichts erkennen können. Die Bewegung, in die das Wasser durch das Thier versetzt v.urde, war sehr stark. Die Bewe- gungen des Thieres selbst waren schlangenförmig, aufwärts und abwärts, wie die eines schwimmenden Blutegels. Als das Thier an eine Stelle gekommen war, wo das Wasser durch einen aufsteigenden schwachen Wind gekräuselt wurde, ver- schwand es. Uebrigens glaube ich, dass das Thier nicht sehr zu fürchten ist, und dem Menschen nicht leicht Schaden zu- fügen dürfte. 3) Lars Johnöen, Fischer aus Smölen, circa 50 Jahr alt. Ich habe die Seeschlange mehrmals gesehen, am längsten und nächsten aber vor 12 Jahren in den Hundstagen im Fiorde nicht weit von hier, als ich allein in einem Boote an einem Nachmittage mit der Angel fischte. Ich sah sie damals im Laufe von 2 Stunden dreimal längere Zeit ganz in meiner Nähe. Sie kam an mein Boot dicht heran, so dass sie nur ungefähr 6 Fuss von mir war. (Er stellte sich im Zimmer in einer Entfernung von kaum 6 Fuss von der Wand, und sagte, so gross sei etwa der Raum zwischen ihm und der Schlange gewesen). Mir wurde sehr bange, ich befahl daher Gott meine Seele, legte mich im Boote nieder, und hielt den Kopf nur so weit über den Bord, dass ich die Schlange beobachten konnte. Sie schwamm jetzt bei dem Boote vorbei, das durch die Be- wegungen des früher spiegelglatten Wassers in ein sehr starkes Schwanken und Tanzen versetzt wurde, und entfernte sich. Nachdem sie eine beträchtliche Strecke von mir fortgeschwom- men war, wickelte ich meine Angeln auf das dabei gebräuch- liche Instrument (einen Rahmen, der um eme Achse beweglich ist) auf, und fing wieder an zu fischen. Nicht lange danach aber kam die Schlange wieder ganz dicht ans Boot, das aufs Neue durch die von ihr verursachten Bewegungen des Wassers stark geschaukelt wurde. Ich legte mich abermals nieder und 282 verhielt mich ruhig, wobei ich jedoch das Thier fortwährend im Auge behielt. Auch jetzt giug es bald an mir vorüber, entfernte sich nun aus meinem Gesichtskreise, und kam dann nochmals wieder, doch nicht so nahe zu mir, wie früher, und verschwand endlich, als ein leichter Wind aufstieg und das Wasser etwas bewegte. Ungeachtet meiner Angst habe ich das Thier doch recht genau beobachtet. Es hatte eine Länge von etwa 5 bis höchstens 6 Faden, und am Rumpfe, der rund wie der einer Schlange war, die Breite von ungefähr 2 Fuss. (L. J. bezeichnet auf einem vor ihm stehenden Tische mit den Händen einen Raum, der etwa 2 Fuss lang war). Auch der Schwanz schien mir rund zu sein. Der Kopf hatte die Länge eines Brandweinankers und auch ungefähr die Dicke desselben, und war vorne nicht spitz, sondern stumpf abgerundet. Die Au- gen waren sehr gross, rund und glänzend. Ihre Grösse (Quer- durchmesser) war ungefähr gleich der Breite der vor mir ste- henden Schachtel (5 Zoll) und ihre Farbe so roth, wie die meines Halstuches (karmoisinroth). Den Mund öfifnete das Thier nicht, ich kann daher auch nicht seine Grösse angeben. Den Kopf hielt es immer über dem Wasser unter einem spitzen Winkel, streckte ihn aber nicht s® weit vor, dass die Schnauze über den Bord eines Bootes hinaus geragt hätte. Gleich hinter dem Kopfe begann eine Mähne gleich der eines Pferdes, die längs des Nackens in einer ziemlich grossen Strecke^ verlief, nach beiden Seiten (rechts und links) ausgebreitet war, auf dem W^asser schwamm, und aus ziemlich langen Haaren be- stand. Die Mähne, wie der Kopf und der übrige Körper, war so braun wie der Rahmen dieses Spiegels (dunkelbraun des alten Mahagoni-Holzes). Flecken, Streifen und dergleichen von anderer Farbe habe icli nicht bemerken können: auch habe ich nicht Schuppen gesehen, vielmehr schien die Haut des Thieres ganz glatt zu sein. Die Bewegungen der Schlange waren mitunter sehr rasch, mitunter nur langsam, so nament- lich, als das Thier bei meinem Boote war. Als ich sie am besten übersehen konnte , waren sie schlangenförmig auf und ab. Die einzelnen Bogen, die von den Theilen des Rumpfes und Schwanzes, welche aus dem Wasser hervorragten, gemacht wurden, betrugen wohl nicht einen Faden. Diese Bogen aber trafen nicht so weit «ber das Wasser hervor, dass ich zwischen 283 ihnen und dem Wasser hätte hindurch sehen können, sondern die Bauchseite des Thieres blieb immer im Wasser. — Als L. J. diese Angaben gemacht hatte, wurde ihm die Abbildung vor- gelegt, die Pontoppidan von der Seeschlange gegeben hat. Bewundernd betrachtete er sie, lächelte, und sagte, er finde eine grosse Aehnlichkeit zwischen ihr und dem von ihm gese- henen Thiere. Dann äusserte er noch, er glaube,, dass einige von den übrigen Seeschlangen, die er gesehen habe, wohl ein gut Theil länger gewesen seien, als die gben beschriebene. 4) Der Kaufmann Wilhelm Knudtzon und der Kandi- dat der Theologie Booklune geben schriftlich Folgendes an. Wir sahen zusammen die Seesch^ange in einem schmalen Meer- busen in einer Entfernung von —g Meile, und zwar ungefähr ^ Stunde lang, nach welcher Zeit sie untertauchte, und dann so weit von uns entfernt wieder empor kam, dass wir sie nicht mehr deutlich sehen konnten. Das Wasser war spiegel- glatt, und das Thier hatte, indem es sich an der Oberfläche des Wassers bewegte, ganz und gar das Aussehen eines Wurms oder einer Schlange. Die Bewegungen des Thieres waren in Buchten und so stark, dass sich vor ihm her weisser Schaum, an den Seiten desselben -aber Wellen zeigten , die wohl mehrere Faden sich forterstreckten. Ueber das Wasser ragte es nicht sehr hoch hervor, und es war hauptsächlich seine Länge, welche beträchtlich war. Einmal jedoch streckte es den Kopf ganz senkrecht in die Höhe. Die Farbe des Leibes war etwas dunkel und der Kopf fast ganz schwarz: der Körper hatte ganz die Form eines Aales oder eines Wurmes, eine Länge von unge- fähr 50 Ellen, und eine im Verhältniss zu dieser unbedeu- tende Dicke: die Dicke n^hm von dem Vördertheile merklich ab, so dass der Hintertheil sich fast in eine Spitze endigte. Der Kopf war lang und schmal im Verhältniss zum Halse: denn dieser sah viel dicker als jener aus, was vielleicht daher kam, dass er mit einer Mähne versehen war. Die einzelnen Theile des Kopfes Hessen sich nicht unterscheiden, weil dazu die Entfernung zu gross war. 5) Der Sorenskriver Gaeschke (eine Justizperson, zu vergleichen mit unsern Landrichtern) gab mir folgende Be- merkungen. Ich sah die Seeschlange in einem schmalen Meer- busen geraume Zeit hindurch, erst von einem Boote, dann 284 vom Ufer aus, von dem letztern mehrere Minuten nur in einer Entfernung von 30 bis 36 Fuss. Anfangs schwamm sie im Meer- busen von Torvig herum, dann ging sie auf die Tiefe hinaus. Den Kopf von ihr sah ich ziemlich bedeutend aus dem Wasser hervorragen: auch konnte ich von dem vordersten Theile des Leibes 2 oder 3 Biegungen über dem Wasser sehen. Die Be- wegungen waren nicht denen eines Aales ähnlich, sondern schienen mir in auf- und absteigenden Biegungen zu bestehen. Sie gingen mit solcher Stärke vor sich, dass sie ziemlich grosse Wellen veranlassten: am grössten waren diese am vor- dem Theile des Thieres und wurden nach hinten immer klei- ner: Spuren von jhnen zeigten sich meinem Gesichte in einer Länge von 8 bis 10 Faden und in einer Breite von 2 bis 3 Faden. Der anscheinend vorne stumpfe Kopf hatte die Grösse und beinahe auch die Form eines Fischerquartiers oder eines Ankers, und die mir sichtbaren Biegungen des J^eibes hatten eine runde Form und die Dicke eines starken Rundholzes. Die Länge des ganzen Thieres konnte ich nicht beurtheilen, indem ich von dem hintersten Theile nichts wahrnahm. Die Farbe des Thieres schien mir stark schwarzgrau zu sein. Was ich für die Augen ansah, hatte meiner Schätzung nach die Grösse des Umkreises einer Theetasse. Hinter dem Kopfe befand sich eine Mähne, und es hatte dieselbe die Farbe des übrigen Körpers. Anmerkung. Nach einem Briefe, den ich vor einiger Zeit von Herrn Soern Knudtzon erhielt, soll einige Wochen später, als ich Christiansund verlassen hatte, dort von mehreren Personen wieder eine Seeschlange gesehen worden sein, und nach einem an mich gerichteten Briefe des Dr. Hoffmann, eines ehrenwerthen praktischen Arztes in der Stadt Molde, die mehrere Meilen süd- lich von Christiansund an einem der gröfsten Fiorde liegt, wol- len im Jahr 1840 der Schuldirector Hammer, der Adjunct Kraft und einige andere Personen, die zusammen in einem Boote eine Fahrt auf diesem Fiorde machten, in demselben aufs deutlichste eine sogenannte Seeschlange von sehr bedeutender Gröfse haben schwimmen sehen. Will man nun die eben mitgetheilten Angaben einer Prü- fung unterwerfen, so wird man bald finden, dass sie nicht blos manches einander Widersprechende enthalten, sondern auch einzeln genommen nicht besondere Ansprüche auf Ge- 285 naiiigkeit machen können. Jedoch glaube ich, dass man von ihnen wenigstens so viel als richtig ansehen kann, dass das, was die Personen, die mir jene Angaben machten, für ein lang- gestrecktes Thier gehalten haben, wirklich auch ein solches gewesen sei. Denn ich wüsste nicht, was die Ursache des Irrthums hätte sein können, der den Glauben an ein solches Thier erzeugt hätte. Zwar ist es mir bekannt, dass Einige der Meinung sind, es sei, was man für eine sogenannte Seeschlange gehalten habe. Nichts weiter als ein Zug von Delphinen gewesen, die in einer Reihe hinter einander fortschwammen. Allein alle jene Personen, von denen die oben mitgetheilten Angaben herrühren, waren mit dem Meere zu vertraut und hatten oft genug Del- phine beisammen gesehen, als dass sie durch eine Reihe sotther an der Oberfläche des Wassers fortschwimmenden Thiere so arg sich hätten täuschen lassen können. Wäre dies aber der Fall gewesen, so müssten alle mir gemachten Bemerkungen über die Haltung des Kopfes der Seeschlange und über die Ge- stalt desselben blosse Erdichtungen gewesen sein, was ich nicht gut glauben kann. Diesem allen nach scheint es wohl nicht be- zweifelt werden zu dürfen, dass es bei Norwegen in dem Meere ein langgestrecktes schlangenförmiges Thier giebt, das zu einer bedeutenden Grösse heranwachsen kann. Welcher Gruppe von bekannteren Thieren nun aber das- selbe beigezählt werden dürfte, darüber lässt sich natürlicher- weise noch Nichts mit einiger Gewissheit bestimmen. Sehr nahe jedoch liegt die Vermuthung, dass es demjenigen zunächst verwandt sei, welches im Jahre 1816 bei Stronsa, einer von den Orkneys-Inseln strandete, und von welchem mehrere Stücke des Skeletes an das Museum der Universität zu Edinburg und an das Museum des Königlichen CoUegiums der Wundärzte gekommen sein sollen. Eine Notiz darüber, die aus dem Werke: The naturalist's Library. Amphibious Carnivors, including the Walrus and Seals also of the Herbivorous Cetacea. By B. Hamilton, M. D. (Edinburgh, Lizars) entnommen ist, habe ich in dem Londoner Journale: The Athenaeum (Jahrgang v. 1839, Seite 902) gelesen. Eine ausführliche Beschreibung der geretteten Trümmer i des Thieres soll vom Dr. Barclay im ersten Bande der Verhandlungen der Wernerschen Gesellschaft 286 gegeben worden sein: diese Verhandlung aber habe ich mir nicht zur Ansicht verschaffen können. Nach jener erwähnten Notiz nun war das bei Stronsa gestrandete Geschöpf 56 Fuss lang und hatte (an der dicksten Stelle?) 12 Fuss im Umkreise. Der Kopf war dünn und einen Fuss lang, der Hals schlank und 15 Fuss lang. Die Bewegungswerkzeuge sollen in 3 Paar Flos- sen bestanden haben: von dem einen Paare aber wird vermu- thet, dass sie eigentlich eine Schwanzflosse zusammengesetzt haben. Die des vorders^ten Paares waren über 4 Fuss lang, überhaupt am grössten, und ihre Enden nahmen sich einiger- maassen wie Zehen aus, waren aber theilweise verschmolzen. Von der Schultergegend ging eine Art von borstiger Mähne aus, die sich bis nahe an das Ende des Schwanzes (Tail) er- streckte. Die Haut war glatt, ohne Schuppen und von grauer Farbe. Das Auge war so gross, wie das eines Seehundes. Der Schlund war zu enge, um eine Hand hindurchzulassen*). Nach diesen , freilich sehr unvollständigen Bemerkungen zu urtheilen, namentlich aber nach den Angaben, dass der Kopf verhältnissmässig sehr klein, der Hals sehr lang und dünn, und die Extremitäten flossenartig gewesen sind, darf man vermuthen, dass das bei Stronsa gestrandete Thier dem Plesiosaurus ähnlich gewesen ist, also zu den Amphibien und zwar zu den Sauriern gehört hat. Ist dies aber der Fall *) Auf Veranlassung des Verfassers habe ich die Memoirs of the Wernerian Society nachgeschlagen, und bei dem Dunkel, welches über dem fraglichen Gegenstand noch schwebt, scheint es der Mühe nicht unwerth, etwas näher auf jene Abhandlung einzugehen. Sie enthält die Beschreibung einiger Theile des im Septbr. 1808 auf die Insel Stronsa angetriebenen Thiers durch Dr. Barclay, und einige auf das- selbe bezügliche Zeugenaussagen. Unter den letzteren befindet sich ein Schreiben des Geistlichen Maclean von den Small Isles. Er be- richtet, im Juni 1808, als er neben der Küste von Coli auf seinem Boote fuhr, ein grosses Seethier gesehen zu haben. Es hatte den Kopf hervorgehoben, der in der Entfernung von einer halben (engl.) Meile wie eine Felsenspitze aussah, bis er bei einer Wendung das Auge gewahrte. Erschreckt steuerte er der Küste zu. Das Thier wandte den Kopf nach ihm, tauchte unter und verfolgte ihn. Er war indess in eine Bucht eingelaufen, die für das Thier zu seicht war, das sich mit einiger Mühe zurückzog. Der Kopf war oval, et- was breit, der Hals schmal, die Schultergegend wieder breiter; Flos- 287 gewesen, und wäre dem bei Stronsa gefundenen Geschöpfe die Seeschlange der Norweger, wie man wohl alle Ursache zu sen sah er nicht, die Bewegung geschah schlängelnd auf- und abwärts. Die Länge des Thiers schätzte er auf 70—80'. Filamente auf dem Halse Hessen sich nicht erkennen, denn als das Thier ihm am näch- sten war, hielt es den Hals unter Wasser. Es wurde auch bei der Insel Canna gesehen, wo es 13 Fischerböte in die Flucht jagte. Die übrigen Zeugenaussagen betreffen ein auf der Insel Stronsa (Orlcneys) in derRothiesholm-Bai angespültes todtes Thier. Sie sind von vier Männern niedern Standes vor zwei Friedensrichtern gemacht und eidlich bekräftigt. Zwei sahen das Thier schon auf dem Meere trei- ben und hielten es in der Entfernung für einen todten Wallfisch, bis sie heranruderten und fanden , dass es ein anderes Thier sei. Ein Sturm warf es ans Land. Die Länge des Thiers wird übereinstimmend auf 55' mit Ausschluss des Kopfes angegeben, die Länge des Halses von Einem auf 10' 3", von einem Andern auf 15'. Die Farbe war grau, die Haut ohne Schuppen, von vorn nach hinten gestrichen weich wie Sammet, von hinten nach vorn gestrichen aber rauh. Der Unterkie- fer war zerstört, ein anfangs noch vorhandenes Stück desselben wie von einem Hunde (bezieht sich vielleicht auf zackige Zähne?). Die Zähne waren weich, so dass sie dem Druck nachgaben. Im Oberkiefer waren keine bemerkt worden. An jeder Seite des Halses hatten alle zwei Speilöcher von 1| Zoll im Durchmesser wahrgenommen. Auf dem Rücken erstreckte sich eine Finne (Mähne) von der Schulter bis zum Schwanz in der Breite von 2^ zu 2" abnehmend und 14'/ lang. Diese Rückenflosse leuchtete im Dunkeln. Ausserdem werden drei Flossenpaare (als wings in der Ortssprache bezeichnet) angege- ben, das erste grösser und breiter. Einer der Zeugen will diese, als das Cadaver noch im Wasser lag, mit 10" langen Borsten (bristles) eingefasst gefunden haben, welche später sich nicht mehr fanden, wie er vermuthet, von der See abgespült. Die Schwanzspitze fehlte; der letzte Wirbel hatte 1|" im Durchmesser. Der Schlund wird von einem Zeugen so eng wie oben angegeben, von einem andern so weit geschätzt, dass er den Fuss hätvC durchstecken können. Dr. Barclay beschreibt einzelne Skelettheile, nämlich vier Wir- bel, den angeblich ersten Halswirbel und einen Theil, welcher mit Brustbein und Schultern verglichen vnrd, nebst einem Theil der Flosse (hier paw genannt). Alle diese Theile gehören ohne Frage einem Hai an. Der Knorpelbogen, welcher das erste Flossenpaar trägt, hat beim Hai dieselbe Form und Richtung, wie sie hier angegeben wird; der angeblich erste Halswirbel ist der eigentliche Schädel, von den Kiefern und andern Anhängen entkleidet. Die Wirbel sind in der Form und dem Gefüge entschieden die eines Haies. Genug es bleibt nicht daran zu zweifeln, dass die abgebildeten Theile alle ei- glauben hat, nahe verwandt: so muss es befremden, dass man die letztere nicht noch viel öfterer bemerkt hat, als dies ge- schehen ist. Denn als ein Amphibium, das, gemäss der Or- ganisations-Verhältnisse der Saurier, nur allein durch Lungen athmen könnte, müsste sie nothwendiger Weise recht oft an die Oberfläche des Wassers kommen, um die eingeathmete Luft zu erneuern. Denkbar und möglich ist es jedoch, dass sie gewöhnlich, den langen Hals in die Höhe reckend, nur mit der Nasenspitze und nur auf eine äusserst kurze Zeit bis an die Oberfläche des Wassers kommt, mit dem übrigen Kör- per aber ganz im Wasser bleibt, und dass man dann, auch wegen der verhältnissmässig nur geringen Grösse des Kopfes, bei dem Wellenschlage des Meeres nicht leicht selbst nur ein- mal die Nasenspitze zu sehen bekommen kann. nem Hai gehört haben. Dass diese Theile auch wirklich vom ge- strandeten Thiere herrühren, geht daraus hervor, dass ein Zeuge auch in seiner Aussage die Beschaffenheit der Wirbel berührt und hervorhebt , dass die Wirbelsäule einen Kanal oben und einen unten, weit .genug für einen kleinen Finger, gehabt hätte. Auch ist in den Zeugenaussagen Vieles, was vortrefflich auf einen Hai passt, z. B. die Beschaffenheit der Haut, die Kiemenöffnungen am Halse u. a. m. Anderes passt allerdings nicht, namentlich die durchgehende Rücken- flosse. Doch wird man Vieles der ünkunde der Zeugen zu Gute halten müssen. Dr. Barclay theilt eine etwas abentheuerliche Skizze des Thiers von Stronsa mit; sie stellt einen Lindwurm vor, der auf 6 zierlichen Füsschen steht. Den Zeugen ward diese Zeichnung vor- gelegt, und sie hatten daran nur wenig Ausstellungen zu machen. Ich glaube nicht, dass man Werth auf das ürtheil der hier aufge- führten Leute über einen Gegenstand dieser Art legen kann. Ev. Home hatte das Thier schon für einen Hai erklärt, und trotz Allem, was Dr. Barclay dagegen vorbringt, wird es sich wohl so verhalten, nur möchte es nicht Selache maxima, sondern Lamna cornubica, welche auch eine bedeutende Grösse erreicht, gewesen sein. Es hat also das Thier von Stronsa zu der Seeschlange der Norweger gar keine Beziehung, dagegen möchte das vom Pastor Maclean gesehene eher als solche zu beurtheilen sein. Der Herausgeber. 1 289 Besclireikung einer neuen Art von Bandikuts, Pe- rameles nijosurus, nebst Bemerkungen über Pera- meles obesula. Von A. Wagner in München. Während die Zahl der Arten bei den Bandikuts durch neue Entdeckungen sich ansehnlich vermehrt hat, ist sie auf der andern Seite durch Einziehung älterer Arten wieder vermin- dert worden. Geoflfroy stellte zuerst 2 Arten auf, die er Pe- rameles nasuta und ohesula benannte; später fügten ih- nen Quoy und Gaimard noch eine bei, der sie den Namen P, Bougainvillii gaben. Dagegen bemerkte Cuvier in der zweiten Auflage seines Regne animal, dass letztere Art nicht spezifisch von P. nasuta verschieden und dass P. obesula nicht hinlänglich authentisch sei. Wirklich ist diese letztere auch von Shaw und Geoffroy so ungenügend charakterisirt, dass man ohne Autopsie der Original-Exemplare zu keiner klaren Vorstellung von ihr gelangen konnte. Diese Schwierigkeiten wurden ver- mehrt, da Desmarest in der Zahl der Zähne zwischen P. na- suta und obesula eine Difi'erenz angab, die offenbar auf einen Irrthum schliessen Hess*). Seitdem ist ganz neuerdings die vortreffliche Monographie der Marsupialien von Waterhouse erschienen, der nicht bloss zu seiner Arbeit die grossen Samm- lungen London's benutzen konnte, sondern zu diesem ßehufe auch das pariser Museum besuchte. Wie über viele andere Punkte hat er uns auch über die älteren Arten aufgeklärt, so dass die Unterschiede zwischen P. nasuta und obesula jetzt *) Wie unsicher die Bestimmung der Arten iu dieser Gattung war, erhellt auch daraus, dass die drei Exemplare, welche im pariser Mu- seum als P. nasuta y aurita und Bougainvillü etikettirt waren, von Waterhouse für einer einzigen Art angehörig erkannt wurden. Archiv f. Naturgesch. VlI. Jahrg. 1. Bd. 19 290 schärfer angegeben werden können als ehedem. Da die hiesige Sammlung ein erwachsenes Exemplar eines Bandikuts besitzt, das ich früher für P. nasuta ansah, jetzt aber, nach den von Waterhouse gegebenen Aufklärungen, entschieden für P. obesula halte, so will ich die eigenthümlichen Verhältnisse des Schädels und Gebisses von demselben genau auseinandersetzen, um diese Art in Zukunft sicher von P. nasuta unterscheiden zu können. Dann werde ich eine neue Art, der ich den Namen P. myos- uros (rattenschwänziger Bandikut) beigelegt habe, beschrei- ben, und auch bei diesem vorzüglich die charakteristischen Züge des Schädels und Gebisses hervorheben, weil hiervon die schärfsten spezifischen Kennzeichen entnommen werden können. 1* Veravneles obesula Geoffr. Diese Art wurde auf ein ganz junges Thier begründet, das Shaw im Originale, GeoflFroy in einer Abbildung benutzen konnte. Mit einigem Bedenken zählte Letzterer ein doppelt so grosses Thier hinzu, das dem pariser Museum angehörte, und gab von ihm eine dürftige Notiz mit einer Abbildung des Schädels. Aus der Vergleichung, die Waterhouse vor Kurzem mit dem Original- Exemplare von Shaw, das noch im Museum des College of Surgeons aufbewahrt wird, anstellte, so wie aus seiner Beschreibung eines erwachsenen Thieres, habe ich jetzt klar ersehen, dass das pariser Exemplar von Geoffroy mit Recht dem Shaw'schen Thiere zugeschrieben wurde, wie auch, dass das Exemplar der hiesigen Sammlung nicht, wie ich es in meiner Monographie der Beutelthiere dachte*), der P. na- suta, sondern der obesula angehört. Da ich die äussere Be- schaffenheit dieses Exemplars am angeführten Orte ausführlich beschrieben habe, so komme ich hier nicht wieder darauf zu- rück, sondern halte mich lediglich an die genaue Darstellung der im Gebiss und in der Schadelconstruktion sich zeigenden characteristischen Verhältnisse, aus welchen die grosse Verschie- denheit von den verwandten Arten sich leicht und entschieden darthun lässt. Der Schädel von P. obesula hat unter denjenigen Arten, von welchen er mir ausserdem noch bekannt ist (P. nasuta. *) Schreber's Säugth. Supplementband. 3te Abtheil. 8.58. 291 lagotis und myosuros) bei weitem die stumpfeste Form. Anstatt plötzlich sich zu verschmächtigen, spitzt sich der Gesiciitstheil nur allmälig zu, und ist in Bezug zum Hirnkasten ansehnlich kürzer und robuster als bei den genannten Arten, was am ausgestopften Thiere ebenfalls sehr auffallend ist. Der auf- steigende Ast des Unterkiefers ist weit breiter als bei diesen, und sein Vorderrand richtet sich überdiess viel steiler in die Höhe als bei den ebenerwähnten, bei welchen er sehr schief rückwärts geneigt ist. Während bei P. myosuros zwischen den Foramina incisiva und der grossen Gaumenöffnung noch ein Paar langgezogene Oeffnungen von der Grösse und Form der ersteren im knöchernen Gaumen sich einschieben, zeigen sich an deren Stelle bei P. obesula nur ein Paar kleine rund- liche Löcher. Vom Gebisse bemerkt schon Geoffroy, dass die Backen- zähne abgeführt waren, was an unserem Exemplare ebenfalls im hohen Grade der Fall ist, woraus sich schliessen lässt, dass diese Art mehr auf Wurzelnahrung als die andern Bandikuts angewiesen zu sein scheint. Auch die von ihm sonst angege- benen Differenzen in der Stellung der Zähne zeigen sich an unserem Exemplare und sind zum Theil von Waterhouse er- wähnt. Im Oberkiefer nämlich ist der hintere Lückenzahn etwas spitzer als die andern, aber nicht grösser als sie, und steht nur um seine eigne Breite von den anderen ab ; etwas wei- ter ist er vom Eckzahn abgerückt. Dieser ist bedeutend gross und zwischen ihm und dem ersten Lückenzahne bleibt nur ein ganz kleiner Zwischenraum*). Lücken- und Backenzähne *) Owen sagt, dass bei F. obesula der hintere Schneidezahn des Oberkiefers um seine doppelte Breite von den andern abgerückt sei, dass er eine eckzahnähnliche Form habe und vom Eckzahn an Grösse wenig übertroffen werde, dass ferner letzterer weit von den Schneidezähnen entfernt sei, und der hinterste von diesen gerade in der Mitte der Lücke stände (vgl. Proeeed. VlI. p. 10.). Diese sämmt- lichen Angaben widersprechen den meinigen, während meine in üeber- einstimmung mit Geoffroy's Abbildung des Schädels von P. obesula und mit seinen Notizen sind. Indem nämlich Geoffroy zuerst von P. nasuta anführt, dass der letzte Schneidezahn, der Eckzahn und die ersten Lückenzähne von einander sehr entfernt seien, woher die grosse Länge der Schnautze rühre, bemerkt er dagege'h bei P. obesula, dass die Differenz in den Verhältnissen des Schädels frappant sei, dass 19* 292 scliliessen dicht aneinander an und crstere bestehen nur aus einem spitzen Zacken; die kleinen Seitenzacken fehlen ganz, vielleicht in Folge der starken Abnutzung. Die ächten Bak- kenzähne sind stark, selbst noch der hinterste, der von unre- gelmässig dreiseitiger Form ist. — Im Unterkiefer ist der starke Eckzahn von den Schneidezähnen nur wenig, von den Lückenzähnen mehr abgerückt. Lücken- und Backenzähne ste- hen in geschlossener Reihe. P. obesula und nasuta lassen sich nach dem Vorstehenden demnach leicht dadurch von einander unterscheiden, dass bei jener der Schnautzentheil weit kürzer ist und deshalb die Zähne viel gedrängter stehen, während bei der grössern Gesichtslänge von P. nasuta nicht blos der letzte obere Schneidezahn an- sehnlich weiter von den andern, sondern auch der Eckzahn von diesem und den Backenzähnen weiter absteht, und der erste Lückenzahn in beiden Kiefern von dem nächsten erheblich abgerückt ist. Nimmt man noch die Form des aufsteigenden Astes des Unterkiefers hinzu, und zieht man auch bei P. obe- sula den Mangel der Seitenzacken — wenn anders dieses der letzte obere Schneidezahn viel näher an den andern stände, die Lückenzähne aneinander anschlössen und die Lücke, welche den letzten untern Schneidezahn vom Eckzahn trenne, nur eine Zahn- breite betrüge. Alle diese Verhältnisse weiset auch Geoffroy's Ab- bildung nach, wie überhaupt die Form der Zähne und die Propor- tionen des Schädels und Unterkiefers ganz zu denen meines Exem- plars von P. obesula passen. Mit diesem harmoniren ebenfalls die wenigen Angaben, die ich bei Waterhouse über das Gebiss von P. obesula finde. Die Entfernung des Vorderrandes des ersten Schneide^ Zahns vom Eckzahne giebt er bei dieser nur auf 4^, bei P. nasuta auf 6J Linien an, den Abstand des letzten obern Schneidezahns, den er überdiess klein und spitz nennt, bestimmt er bei jener nur zu \ Linie, bei dieser zu wenigstens 3 Zahnbreiten. Waterhouse's Be- schreibung der äussern Beschaffenheit seiner P. obesula passf über- diess, wie ich diess noch bemerken muss, auf das in unserer Samm- lung befindliche Exemplar. — Hiernach halte ich mich deshalb für berechtigt, den mir vorliegenden Schädel für identisch mit dem von Geoffroy und Waterhouse charakterisirten von P. obesula zu erklären, woraus dann von selbst folgt, dass der von Owen dieser Art zuer- kannte Schädel einer andern Art angehört, die übrigens auch nicht P. nasuta sein kann, da bei dieser der hinterste Schneidezahn an Grösse keineswegs dem Eckzahne nahe steht. 293 Merkmal nicht bloss eine Folge der Abnutzung ist — in Be- tracht, so hat man Charaktere genug, um beide Arten sicher und unzweifelhaft von einander zu unterscheiden. Um allen ferneren Verwechselungen vorzubeugen, will ich noch die hauptsächlichsten Dimensions-Verhältnisse aufHih- ren, welche sich an den» hiesigen Schädel von P. obesula ent- nehmen lassen *). Länge des Schädels 2" 10'" — der Nasenbeine 1 2 — der Stirnbeine längs ihrer Nath 0 11 — des knöchernen Gaumens 1 6 Entfernung eines Jochbogens vom andern .... 1 2^ — des Zwischenkiefer-Endes vom vordem Or- bitalrande 1 6 — vom untern Augenhöhlenloch .... 1 1 — des 4. vom 5. Schneidezahn .... 0 | — des Eckzahns vom letzten Schneidezahn 0 i^ — — — — ersten Lückenzahn 0 | Länge des letzten obern Schneidezahns .... 0 | — — obern Eckzahns 0 3 , Gaumenbreite zwischen dem vorletzten Backenzahn 0 10 — — — ersten Lückenzahne . 0 5 — — — Eckzahne ..... 0 4 — — — vierten Schneidezahne 0 3| Länge des Unterkiefers bis zur Spitze des Winkel- fortsatzes 2 li Breite des aufsteigenden Astes in der Mitte ... 0 5 Entfernung des untern Eckzahnes von den Schneide- zähnen 0 Ij — von den Lückenzähnen 0 4 X* Verameles tnyogu/ros H^agn. P. supra e nigricante et flavido-bruneo mixta, subtus sor- dide albida; auriculis magnis, pallide fuliginosis, extus basi anteriori fulvo-maculatis; cauda brevi, squamosa, brevipilosa. *) Den Schädel von F. nasuta kenne ich übrigens nur aus Geof- froy's Beschreibung und Abbildung in den AnnaL du Mus. IV. tab.44. Nach letzterer beträgt die Länge des SchJUels ohngefähr 3^'» die Entfernung des Zwischenkiefer -Endes vom vordem Orbitalrande 2". Die Länge des knöchernen Gaumens giebt Waterhouse auf 1" 10|'" an. Das von Fr. Cuvier in den Dents des mammiferes N. 23 A. ab- gebildete Gebiss von Perameles, deren Art er nicht angiebt, wird wohl das von P. nasuta sein. 294 Unter den bisher beschriebenen Arten findet sich diese sehr ausgezeichnete nicht. An Grösse steht sie der P. nasuta beträchtlich nach. Die Schnantze ist lang, schmächtig nnd fein zugespitzt, was sich am ausgestopften Exemplare eben so deut- lich als am herausgenommenen Schädel ausspricht. Die Schnur- reu sind lang und ziemlich zahlreich. Die Ohren sind sehr gross, zugespitzt, ganz fein gegen die Ränder mit Haaren be- flogen und nur am Grunde der Hinterseite dicht wollig behaart. Au den yprderfüssen sind die 3 mittlem Zehen mit langen starken Krallen bewaffnet; die seitlichen in demselben rudimentä- ren Zustande wie bei den andern Arten. Die Hinterfiisse sind eben- falls von typischer Form, und der Lauf auf der Rückseite kahl. Der Schwanz ist kurz, sehr dünn, gegen das Ende sich all- mälig verschmächtigend, sehr fein wirteiförmig geschuppt und mit ganz kurzen feinen Härchen besetzt, also ganz einem dün- nen Rattenschwänze ähnlich. *) — Der Pelz ist grob und mit sehr reichlicher Wolle unterwachsen, was besonders auf der hintern Hälfte der Fall ist, wo sie einen dichten Filz bildet. Die Farbe der Oberseite des Kopfes und Rumpfes ist gelbbräunlich mit Schwarz untermengt, indem die Stichelhaare, welche hier alle in ihrer untern grössern Hälfte gräulich sind, mit rostig- gelbbräunlichen oder (dem kleineren Theile nach) schwarzen Spitzen enden. An der Seite verschwinden die letz- tern und die Färbung ist hier im Allgemeinen schmutzig bräun- lich; nur unmittelbar vor den Schenkeln zieht am Ende beider Seiten die dunkle Färbung des Rückens in einer breiten Längs- binde bis an die Bauchseite herab, wo sie plötzlich aufhört. Die ganze Unterseite ist schmutzig gelblichweiss, und die Haare haben hier diese Farbe durchaus. Die Ohren sind blass russ- farben, der Haaranflug immer licht rostfarbig; was sie aber sehr auszeichnet, ist ein roströthlicher Fleck, der sich auf der Aussenseite am Grunde des Vorderrandes findet. Die Füsse sind weisslich, die Krallen hell hornfarben. Der Schwanz ist auf der Oberseite russfarbig und diess ist auch die Farbe der # *) Der Schwanz scheint an unserm Exemplare vollständig zu sein, denn da er am Ende nicht einmal eine Linie dick ist, so wird er auch seine natürliche Begrenzung erreicht haben. Uebrigens hält er selbst an seiner Wurzel kaum die Stärke von drei Linien. 295 Härchen daselbst; auf der Unterseite ist er schmutzig weisslich, wie es hier auch die Härchen sind. Körper U" 0"' Schwanz 3 0 Von der Nase zum Auge 1 9 Ohrlänge 14 Ohrbreite 0 9 Hinterfuss mit Mittelkralle 1 10 Vordere Mittelkralle ..05 Hintere — . . 0 3\ Am Schädel*) ist diese Art nicht minder leicht als an der äusserlichen Gestalt zu erkennen. Der Gesichtstheil näm- lich verschmächtigt sich vorwärts eben so schnell, wie bei P. lagotis, um wie bei dieser eine lange dünne Schnautze zu bilden, die vom ersten Lückenzahne an mit fast parallelen, nur ganz schwach convergirenden Rändern verläuft. Der knö- clierne Gaumen ist noch stärker durchbrochen als bei P. la- gotis, von welcher Art Owen angiebt, dass sie diess unter den ihm bekannten Bandikuts am stärksten sei. Es finden sich nämlich nicht bloss die Foramina incisiva, dann die hintere grosse Gaumenöflfnung, welche hier am Vorderrande des drit- ten Lückenzahns bis gegen den Vorderrand des vorletzten Backenzahns sich erstreckt, so wie die 4 kleinen Löcher am hintern Rande des knöchernen Gaumens, sondern zwischen der grossen Gaumenöffnung und den vordem Gaumenlöchern (fo- ramina incisiva) stellen sich noch ein Paar Oeffnungen ein, die in Grösse und Form ganz mit letztern übereinstimmen. Diese eben genannten Oeffnungen fehlen bei P. lagotis, wofür bei ihr hinter der grossen Gaumenöffnung ein Paar kleine Löcher sich zeigen, die unserm rattenschwänzigen Bandikut abgehen. Diese Durchbrechungen des Gaumens sind nach den Arten verschieden und daher charakteristisch. **) Höchst ausgezeichnet ist der Unterkiefer durch seine ge- *) Leider ist an meinem Exemplare der untere Theil des Hinter- haupts zugleich mit den Jochbögen abgebrochen. **) Owen (^transact. of the zool. soc. II. p. 338.) sagt: in the Pe- rameles the incisive foramina are wholly surrounded by the inter- maxillary bones. Bei P. myosuros und obesula sehe ich jedoch deut- lich, dass der hintere Rand dieser Oeffnungen vom Gaumenfortsatzc des Oberkiefers gebildet wird. fe 296 streckte zierliche Form, zumal durch seinen sehr schmächtigen aufsteigenden Ast, der an seinem Vorderrande stark ausge- schnitten ist und daher sehr schief aufsteigt und ungemein schmal ist, wodurch er in einen auffallenden Gegensatz zu dem von P. obesula tritt. Auch im Gebiss unsrer Art geben sich spezifische Ei- genthümlichkeiten zu erkennen. Die Zähne sind weit feiner und schwächer als bei P. nasuta, obesula und lagotis, nament- lich sind die Eckzähne sehr schwach, obwohl sie die typische Form der Gattung zeigen. Mehr als bei den andern der oben genannten Arten nähert sich daher das Gebiss dem der In- sectenfresser an. Im Oberkiefer stehen die 4 ersten Schnei- dezähne in geschlossener Reihe; zwischen dieser und dem Eckzahn ist eine weite Lücke, in deren Mitte der fünfte Schneidezahn steht, der zwar nicht merklich höher als die andern ist, aber nicht mehr ein viereckiges Plättchen darstellt, sondern eckzahnähnlich ist» Der Eckzahn selbst ist, wie er- wähnt, klein, seitlich stark zusammengedrückt und steht vom ersten Lückenzahne fast doppelt so weit ab, als vom letzten Schneidezahne. Der erste Lückenzahn ist vom zweiten etwas abgerückt; beide sind schmal zusammengedrückt, mit einem grössern Mittelzacken und zwei kleinern Seitenzacken. Der hinterste Backenzahn ist sehr schmal, noch schmäler als bei P. obesula und nasuta, während er bei P. lagotis rundlich ist. — Im Unterkiefer steht der Eckzahn, der sehr klein und platt ist, und an der Basis der Hinterseite einen kleinen Ansatz zeigt, mitten in einer grossen Lücke, die zwischen dem letzten Schneidezahne und dem ersten Lückenzahne frei bleibt; der erste Lückenzahn ist vom zweiten abgerückt. Am Schädel und Gebisse stellen sich demnach mehrere auffallende Merkmale ein, welche dazu dienen können, den rattenschwänzigen Bandikut von den verwandten Arten zu un- terscheiden. Die räumlichen Verhältnisse des Schädels können in ihren Hauptzügen durch nachstehende Angaben bezeichnet werden. Länge des Schädels ohngefähr 2" 6'" — der Nasenbeine 12 — der Stirnbeine (längs ihrer Nath) 0 9^ — des knöchernen Gaumens 1 5| Entfernung des Zwischenkiefer -Endes vom vordem Orbitalrande 1 öi 297 Entfernung vom untern Augenhöhlenloch i" 4"' — des vierten vom fünften Schneidezahn . 0 1 — des Eckzahns vom letzten Schneidezahn 0 1 — — — vom ersten Lückenzahn . 0 2 Gaumenbreite zw^ischen dem vorletzten Backenzahne 0 7^ — — ersten Lückenzahne . 0 3^ — — — Eckzahne 0 3 — — — vierten Schneidezahne 0 2| Länge des Unterkiefers bis zur Spitze des Winkel- fortsatzes 1 11 Breite des aufsteigenden AstÄs in der Mitte . . . 0 2| Entfernung des untern Eckzahnes von den Schneide- zähnen 0 1^ — von den Lückenzähnen 0 1^ Die italieiiisclieii Spitzmäuse nach den Angaben der Iconografia della Fauna italica di C. L. Bonaparte, Principe di Canino e Musignano. Fase. XXIX. 1840. Im Auszuge mitgetheilt von A. Wagner. Der Bezug italienischer Bücher ist so unsicher und unge- regelt, dass trotz vieler Bemühungen Ref. doch erst jetzt über Paris sich das neueste Heft der Iconografia zu verschaffen ver- mochte, zu spät, als dass es noch im Jahresberichte hätte berück- sichtigt werden können, daher es hier, als Anhang zu demsel- ben, besonders erwähnt werden solL Es enthält dieses Heft eine Monographie der Spitzmäuse, nicht blos der italienischen, sondern überhaupt der europäischen, welche letztere sämratlich abgebildet sind nebst 2 aussereuropäischen Arten. Der Prinz vertheilt die von ihm aufgeführten Arten unter die 4 Gattun- gen: Sorex, Crossopns, Pachyura und Crocidura. 1) Sorex arancus (5*. vulgaris Nathus.) „bewohnt den iunern Kontinent von Europa, so wie England, aber im 298 mittlem und südlichen Italien existirt er entweder gar nicht, oder ist doch so selten, dass es uns nicht gelang ihn aufzu- finden." 2) Sorex alpinus, nur aus der Schweiz bekannt. 3) Sorex Antinorii Bonap.; „S. flavo-carneus, oculo retroposito, cauda valde longiore corpore." — Nur nach einem Exemplare des Turiner Museums bekannt, „ohne Gewissheit über die Heimath, aber kein Albino von irgend einer bekann- ten italienischen Art. Der Kopf ist etwas länger als bei S. araneus, daher weniger stumpf; Farbe gelblich zimmtfarben (cannellino giallastro), etwas dunkler an der Stirne, an der Kehle ins licht Falbe, fast Weissliche ziehend; die Schnurren (baffi) von derselben Farbe. Die Zähne sind deutlich gesagt mit rothen Spitzen (rosso di grana di cocoo). Die Ohren oval, ziemlich weit, unter den Haaren versteckt. Der Schwanz länger als der Körper, vierkantig, ganz mit starren, kurzen, glänzenden Haaren von der Farbe des Rückens, die unten heller sind, bekleidet. Jedes Haar ist in der untern Hälfte grau, in der obern zimmtfarben, dunkler am Rücken und den Schultern, am Bauche ziemlich hell und mit Schwefelgelb ver- mischt. Die Füsse haben die Farbe des Schwanzes. Körper V iV" Schwanz ...... 2 0 Kopf ...... 0 10| Von der Schnautze zum hintern Augenwinkel 0 5 Ohr 0 1 Ausser dem beschriebenen Thiere (Fig. 4.) bildet B. in Fig. 5. noch ein Junges unbekannter Art ab, das sich in der Färbung und den Proportionen jenem annähert. Dieser S. Antinorii bedarf zu seiner Anerkennung noch weiterer Unter- suchungen. , 4) Sorex pygmaeus ist zwar abgebildet, aber nicht beschrieben, daher von B. in Italien nicht gefunden, obwohl es wahrscheinlich ist, dass er hier nicht fehlen wird, da er noch südlicher, nämlich in Nordafrika vorkommt, wo er von Moritz Wagner in Oran entdeckt wurde. 5) Crossopus fodiens, „gemein in der Lombardei, selten in Toskana, sehr selten in den südlicheren Gegenden." 6) Crossopus ciliatus, von B. nicht aus Italien auf- geführt, übrigens vom vorigen wohl nicht specifisch ver- schieden. 7) Pachyura etrusca, auf den Hügeln Roms nicht weniger häufig als in Toskana. 8) Crocidura musaranea ßonap. (5*. araneus Schreb.), „die gemeinere Art bei uns und die häufigste auf unsern (römischen) Hügeln, wo sie sich in manchen Jahren unglaublich vermehrt, und dann auf einmal fehlt, wahrschein- lich aus Mangel an Nahrung. Lebt gleichfalls im ganzen mitt- lem und südlichen Europa." 9) Crocidura thoracica Savi, „C. fusco- cinerea, subtus albida, fronte, temporibus, genis, gula, pectore fulvo- castaneis; oculo mediocri submedio; cauda unicolore dimidium corporis subaequante." Nur nach einem Exemplare bekannt, das B. geneigt wäre für eine Abänderung der vorigen Art anzusehen, wenn nicht Savi es als eigene Art erklärt hätte. Die Farbe, welche auf dem Nacken dunkelgrau ist und eben- falls die ganze Oberseite des Körpers einnimmt, wird dunkler gegen den Schwanz, welcher dieselbe Farbe behält. Stirne, Schläfe und Wangen werden fulvo-sericee genannt, welche Farbe in der Nabelgegend in einen Kegel ausläuft. Die Schnautze, Lippen und Füsse sind fleischfarben gewässert, mit kleinen weissen Härchen. Die Ohren sind gross. Der Bauch ist mit weisslichen und dunklen Haaren besetzt, welche letztere länger sind. Der Schwanz hat ausser den kurzen Haaren längere abstehende, und misst ohngefähr die Hälfte des Körpers. Die Länge des Körpers ist 2^^". 10) Crocidura leucodon, im ganzen mittlem und südlichen Europa, manchmal in den Colli Albani gefunden." Den Abbildungen der europäischen Arten hat B. noch die von zwei aussereuropäischen beigegeben, nämlich vom Sorex flavescens Is. GeofFr. (^Crocidura flavescens) und vom Sorex capensis Geofi'r. (Pachyura capensis). Erstereu hält B. für identisch mit Lichtensteins i^. cinnamomeus, wor- über mir aus Mangel an Autopsie kein Urtheil zusteht, dage- gen ist seine Zusammenstellung mit iS". crassicaudus entschie- den unrichtig, da dieser nach Ansicht zweier Schädel zur Untergattung Pachyura mit 4 obern Lückenzähnen gehört. Die- selbe Zahl von Lückenzähnen hat auch Sorex coerulescenSy 300 der keineswegs, wie es B. gethan hat, mit S. indicus und myosuroSy die übrigens im Gebiss mit ihm übereinkommen, unter einer Art begriffen werden darf, wie diess Ref. im Sup- plementband zu Schreber's Säugth. 2. Abth. nacligewiesen hat. Was die Untergattung Pachyura anbetrifft, die von Selys Longchamps errichtet wurde, so halte ich deren Beibehaltung nicht für nöthig, als sie alle wesentlichen Merkmale von Cr&- cidura besitzt und nur darin differirt, dass sie einen obern Lückenzahn mehr (im Ganzen 4 jederseits) als letztere auf- zuweisen hat. Fachyura kann nur als Sektion von Croci- duva gelten. Weit eher möchte ich Gray's Myosorex für eine 4. Untergattung gelten lassen, als sie zwar im Gebiss ebenfalls die wesentlichen Merkmale von Crocidura zu erkennen giebt, der Schwanz jedoch nur die kurze feine Behaarung, keines- wegs aber die längeren starren und abstehenden Borsten zeigt, durch welche die ächten Crociduren ausgezeichnet sind. Wie Gray begründe ich diese Abtheilung auf Smuts Sorex varius, von dem mir neuerdings ein Exemplar zugekommen ist*), an welchem ich ersehe, dass genannter englischer Zoolog in der Zusammenstellung desselben mit S. cinnamomeus sich sehr vergriffen hat, obwohl der letztere, nach Lichtenstein's Beschreibung, ebenfalls der nämlichen Abtheilung angehört. Der Name Myosoj'ex kann jedoch als Vox hybrida nicht beibe- halten werden und dürfte durch den von Hapalura einen Ersatz finden. *) Jederseits sind 3 obere Lückenzähne vorhanden, unter welchen der mittlere der kleinste. 301 Entwurf einer systematischen Eintheilung und spe- cielleu Beschreibung der Phoken, von IVilsson. Aus dem Schwedischen übersetzt Dr. W. Peters. Die Seehunde grenzen durch die Gattung Vhoca an die Raubthiere und unter diesen besonders an die Gattung hu- irttj*) sie grenzen auch an die Cetaceen und unter ihnen durch die Gattung Otaria an die Delphine und durch die Gattung Trichechus an die grasfressenden Cetaceen. **j Sie möchten am Besten eine eigene Ordnung ausmachen, welche auch durch genaue und leicht fassliche Charaktere deutlich von allen anderen Ordnungen getrennt ist. Sollte man eine in wenigen Worten abgefasste Diagnose für diese Thiergruppe geben, so wäre sie folgende: Die Phoken sind mit Haaren bekleidete Säbg- thiere, deren Füsse, von welchen die hinteren nach hinten gerichtet sind, zum Schwimmen eingerichtet sind und nicht vermögen, den Körper zum Gehen zu tragen. Durch diese Diagnose werden sie sowohl von den Raub- thieren als den Cetaceen getrennt. Die Phoken haben vier sehr kurze Beine: die vorderen sind nach aussen zur Seite gerichtet, die hinteren nach hinten; die Zehen sind in die Schwimmhaut vollkommen eingehüllt, bcwaflFnet mit Klauen, entweder an allen vier oder wenigstens an zwei Extremitäten, und der Körper, mehr oder weniger zusammengedrückt spindelförmig, ist mit Haaren bedeckt. Die Cetaceen haben niemals Hinterfüsse, niemals den Körper mit Haaren bekleidet; und die Raubthiere haben nie- mals die Beine nach aussen oder nach hinten gerichtet, son- dern nach unten, um den Körper zu tragen. *) Pallas hat MustelaLutrisLin. in die Gattung Phoca aufgenommen. **) Linne rechnete den Lamantin zur Gattung Trichechus. 302 Da die Phoken hauptsächlich zum Schwimmen gebildet sind, haben sie eine für diese Lebensart passende Körperform erhalten. Der Körper ist langgestreckt, fast spindelförmig, d. h. walzenförmig rund und an beiden Enden verschmälert. Die Haare, welche sie bedecken, sind kurz, steif, und wenn sie im Wasser sind, immer an die Haut angelegt. Die Beine, von der oben angeführten Richtung, sind kurz und jeder Fuss hat 5, durch Schwimmhaut verbundene und (bei allen skandi- navischen Arten) mit spitzen Krallen versehene Zehen. Der Schwanz ist sehr kurz und horizontal abgeplattet. Der Kopf ist mehr oder minder platt, mit grossen ziemlich flachen Au- gen und sehr engen Ohrlöchern, die Naslöcher können sich sehr erweitern, wenn das Thier über Wasser ist, ziehen sich aber zu einer für das Wasser undurchdringlichen Spalte zu- sammen, wenn es untertaucht. Die eigentliche Heimath der Seehunde ist das Meer, und sie finden sich in demselben sowohl in der südlichen als nördli- chen Hemisphäre. Einige Arten steigen in die Mündungen der Flüsse hinauf, ja zuweilen weit in die Flüsse und selbst in Binnenseen hinein, in welche letztere sie bei der Verfolgung der Flüsse hinein gelangen und aus denen sie nachher nicht wieder herausfinden können. Im Kaspischen See, Baikalsee u. a. kommen Robben vor, und nach der Angabe eines Na- turforschers, der sie jedoch nicht selbst gesehen hat, sollen sich auch im Sajmensee in Finnland Seehunde finden. In Skandinavien findet sich kein einziger See, worin See- hunde vorkommen; aber höchst wahrscheinlich hat derWener- see ehedem sowohl Robben als andere Meeresthiere beherr- bergt. *) Die Seehunde finden sich mehr oder minder zahlreich in *) Im Anfange des 18. Jahrhunderts fand man ein Wallfischskelet nahe Wänga in Westgothland. Es würde uns daher keineswegs wun- dern, wenn man irgendwo an der Küste des Wenersees Robbenske- lete fände. Es würde nicht sonderbarer sein, als dass man Auster- bänke in den Gestaden am GÖthastrom und Meerschnecken an den Buch- ten des genannten Binnensees auf Dahl findet. Aber seitdem das Land sich so erhöht hat, dass der Trollhättafall sich erhoben, haben Seehunde so wenig wie Lachse vom Meere in denselben hinafufsteigen können. 303 allen Meeren und Küsten, welche die skandinavische Halbinsel umgeben, vom Nordkap bis Lindesnäs, von dort bis Falsterbo und von da bis Haparanda. Indess gehen nicht alle Arten, welche man im Eismeer findet, in die Ostsee hinein; dagegen scheinen alle Robbenarten der Ostsee im Eismeer vorzukommen. Da die Robbe sich meistens im Wasser aufhält, so ist auch ihre Organisation darnach eingerichtet, sich hauptsächlich in diesem Elemente zu bewegen. Sie bedient sich dabei der Hinterfiisse als Flossen und die Vorderfiisse liegen dabei an den Körper angedrückt, ausgenommen wenn sie sich nach einer Seite hinwendet, wo der Vorderfuss als Ruder benutzt wird. Auf dieselbe Weise schwimmen auch die Frösche. Die Robbe schwimmt oft mit der Bauchseite nach unten, aber zu- weilen auch mit der Bauchseite nach oben gewandt, und in dieser Stellung verschlingt sie oft ihre Beute. Sie geht mit unglaublicher Schnelligkeit vorwärts, so dass, wo sie hinfährt, im klaren Wasser bloss ein Streifen erscheint. Sie fängt und verzehrt lebende Fische; und eine junge Phoca vitulina, welche ich verschiedene Male Gelegenheit hatte zu beobachten, schien besonders Häringe zu lieben; auch verschluckte sie Aale, Blen- nien u. a., aber nach Cottus, Dorsch und Schollen hatte sie wenig Verlangen. Indem die Robbe oft ihre Beute vom Meeresboden auf- schnappt, ereignet es sich, dass sie damit kleine Kieselsteine verschluckt, welche wegen der grossen Enge des untern Ma- genmundes quer im Magen zu stehen kommen. Man findet deshalb zuweilen eine grosse Menge von Kieselsteinen im Ma- gen der Robben, welche man öffnet. Wenn die Phoken auf das Trockne gehen und dort fort- schreiten wollen, geschieht ihre Ortsbewegung nicht auf die Art, dass sie, wie alle anderen Säugthiere, welche auf dem Lande gehen, den Körper auf zwei Extremitäten stützen, wäh- rend sie die beiden andern fortbewegen, sondern dadurch, dass sie fast ebenso, wie einige Raupen, sich auf einen Theil des Körpers stemmen, während sie den andern fortstossen oder fort- schleppen. Die Bewegung geschieht nämlich auf die Weise, dass sie den Vordertheil des Körpers so viel als möglich zu heben und vorwärts zu werfen suchen, wobei sie mit den beiden nach aussen gewandten kurzen und breiten Vordertatzen auf den 304 Boden schlagen; darauf stützen sie sich auf letztere und die Brust, und ziehen den Hintertheil des Körpers nach vorn, so dass der Rücken gekrümmt erscheint, worauf sie wieder den Vordertheil des Körpers vorwärts stossen u. s. w% Durch diese mit dem Vordertheile hüpfende und dem llintertheile schlep- pende Bewegung, entsteht, da sie hurtig geschieht, eine Art Galopp, wodurch sie sich ziemlich schnell auf dem Lande fort- bewegen können. Man hat Beispiele, dass ein Seehund sich auf diese Art mehrere Meilen auf dem Felde fortschleppte, wobei er eine tiefe Furche in dem losen Schnee hinter sich liess.*) Sonst bringen die Robben ihre meiste Zeit im Was- ser zu, und steigen bloss von Zeit zu Zeit auf Steine oder Eisstücke oder auf den Rand des Eises, um sich in der Sonne zu wärmen, zu schlafen, ihre Jungen zu gebären oder zu säugen u. s. w. Das Haar dieser Thiere ist der Veränderung unterworfen, dass es bei den Jungen struppig und wollig, so wie von ganz anderer Farbe und Form als bei den erwachsenen ist. Bei den eigentlichen Robben und Halichoerus sind die Jun- gen mit einer weissen Wolle bedeckt**); hei Otaria dagegen ist die wollige Haarbekleidung der Jungen dunkler als sie spä- ter wird, und wenigstens bei einer Art schwarz. Bei den ausgewachsenen Thieren besteht die Haarbekleidung mehren- theils aus zwei Arten von Haaren: theils gröbere, längere und aufrechtstehende, theils feinere, mehr oder minder krause, bei den meisten dem Wollhaare der Schweine ähnlich, bei wenigstens einer Art fein und seidenartig. Beide Arten sind mehr oder minder platt, und die beiden platten Seiten sind nach dem Körper und nach aussen hingewandt. Bei Otaria australis finden sich bloss gerade steife Haare und keine Grund wolle. Ausserdem ist das Haar im Allgemeinen nach jeder Härung kürzer, glatter, anliegender und dunkler als vor der- selben, wo das Haar länger, struppiger und gebleichter ist- I *) Während des Winters 1829 gerieth ein junger Seehund (^Hali- choerus Grypus) im Leufstaer Kirchspiel aufs Land und schleppte sich in weniger als einer Woche (während welcher Zeit er keine Nahrung erhielt) vier und eine halbe schwedische Meile fort, bevor er er- schlagen wurde. Jägareförb. Tidskr. N. 32. S. 247. **) Auf diese Art kann man es bei Phoca barbata beobachten. ' I 305 Die Barthaare unterliegen bei gewissen Arten einer Farben- Veränderung von schwarz oder braun in weiss, aber niemals umgekehrt. Der Schädel unterliegt bei jeder Art grossen Verände- rungen, theils in der Form seines Umkreises und theils in seiner äusseren Gestaltung. Was den Umfang anbelangt, so ist es eine allgemeine Regel, dass die Hirnschädelregion bei jüngeren Thieren viel grösser im Verhältniss zum Gesichts- theil ist, als bei den älteren : sie ist sowohl länger als breiter, besonders nach hinten zu. Hieraus folgt, dass der Schädel, von oben betrachtet, bei gewissen Arten in der Jugend eine eiförmige Gestalt hat, und im Alter eine rhomboidale Form mit abgestumpften spitzeren Winkeln erhält. So verhält es sich bei Halichoerus. Der Gesichtstheil wird mit der Zeit theils länger und theils nach vorn zu breiter. Ersteres rührt von der grösseren Entwickelung der Backzähne, letzteres von der grösseren Entwickelung der Eckzähne her. Bei den Ar- ten von Cystophora ist die Schnauze der Jungen verschmälert, bei den älteren gleichmässig breit *). Mit dem Theil, welcher zwischen beiden genannten Regionen liegt, gehen ebenfalls grosse Veränderungen vor sich; der Zwischenbalken (jugum interorbitale) wird mit den Jahren länger, schmäler, und bei den meisten Arten nach hinten zu zusammengedrückt. Die Kinnbacken werden stärker und mehr nach aussen gebogen. Der obere Umriss des Cranium wird gewöhnlich gerader, we- niger convex. Was die Oberfläche des Schädels anbelangt, so ist sie bei den jüngeren glatter und hat bei den älteren Thieren mehr oder minder hervorragende Knochenkämme; so ist es beson- ders der Fall bei der crista occipitalis, den lineae semicircu- lares und ^der crista sagittalis. Weder die eine noch die an- dere dieser Leisten findet sich jemals bei jungen Exemplaren; dagegen findet man bei den Alten wenigstens die beiden *) Desshalb können und dürfen niemals, wie oft geschehen, spe- cifische Charactere von der Form der Gesichtsregion und ihrem Ver- hältniss zur Schädelregion hergenommen werden. Archiv f. Naturgesch. VII. Jahrg. 1. Bd. 20 306 erstgenannten mehr oder minder stark entwickelt *). Es ver- hält sich nämlich so , dass die lineae semicirculares an jungen Schädeln weit abstehend auf dem Scheitel- und Stirnbeine be- ginnen, allmälig bei dem Heranwachsen des Thieres näher an einander treten, mit der Zeit stärker werden, und sich end- lich bei einigen Arten zu einer einzigen über die Mitte des Kopfes verlaufenden Leiste (crista sagittalis) vereinigen. Sie vereinigen sich jedoch nicht bei allen Arten; bei Phoca annellata, hispida u^nd caspica u. a. vereinigen sie sich niemals, dagegen vereinigen sie sich bei Phoca vitulina; und bei Halichoerus u. a. bilden sie im Alter eine scharfe Kante. Die Phoken können am passendsten eingetheilt werden in solche**): 1) deren eigentliche Backzähne (d. h. die bei- den, welche zunächst vor den beiden hintersten lie- gen) mit doppelter Wurzel versehen sind. Hierher gehören die Gattungen: Stenorhynchus Fr. Cuv. Pelagius Fr. Cuv. Phoca Lin. 2) solche, deren zwei eigentliche Backzähne mit einfacher Wurzel versehen sind: Halichoerus Nilss. Skand. Faun. Trichechus Linn. Cystophora Nilss. Skand. Faun. Otaria Per. Alle diese Gattungen, mit Ausnahme der letzten, erman- geln äusserer Ohren und haben die Fiisse bis zu den Klauen mit Haaren bedeckt. Erste Abtheilung. Die Backzähne haben doppelte Wurzeln; ent *) Man sieht auf diese Art leicht ein , wie unzuverlässig die Cha- ractere sein müssten, welche von der mehr oder minder grossen Entwickelung dieser Kämme genommen werden. **) Vgl. ütkast tillen systematisk indelning af Phocaceerna, af S. Nilsson. Vetensk. Acad. Handl. 1837. p. 235. 307 weder alle oder wenigstens die zwei, welche zu- nächst vor den beiden hintersten sitzen. Iste Gattung: Stenorhynchus^ Der Umfang des Schädels (von oben betrachtet) läng- lich-eiförmig; I lange, pfriemen - kegelförmige, spitzige Vor- derzähne; |=f starke, fast gleichgrosse Backzähne, alle mit zwei Wurzeln und drei in einer Reihe stehenden ho- hen kegelförmigen Spitzen versehen, von welchen die mittelste die grösste und etwas nach hinten gebogen ist, die andern ge- gen diese gebogen sind. Krallen sehr klein und (an den untersuchten Exempla- ren) nicht mehr als drei an jedem Hinterfuss. Von dieser Gattung kennt man bis jetzt nicht mehr als eine Art: Stenorhynchus leptonyx, Körper länglich, oben graubraun, an den Sei- ten gelblich kleingefleckt; unten so wie an den Wangen nnd Augenkreisen blassgelblich. Länge 7— 9 Fuss. Schädel: Der Zwischenbalken lang, fast \ des ganzen Schädels, walzenförmig, dick, ein hervorragender Höcker vor der Orbita, der Gaumen hinten mit einem einspringenden Winkel oder Bogen. Grösste Breite des Unterkiefers unter dem 2ten Backenzahn. Stenorhynchus leptonyx Fr. Cuv. Diction. d'hist. nat. tom. XXXIX. p. 549. — Phoca leptonyx Blainv. Journal de physique 1820. Oeto- ber. — Desmarest Mammal. p. 247. — Stenorhinque Fr. Cuvier Memoir. du Museum tom. XI. p. 190. pl. 13. fig. 1. a. b. c. — Dents des Mammiferes p. 118. pl. 38. A. — G. Cuvier Ossem. foss. V. 1. p. 207. pl. XVIII. f. 2. — Phoca Homei Less. Beschreibung: das einzige Fell dieses merkwürdigen Thieres, welches so viel ich weiss, an ein europäisches Museum gelangt ist, wird ausgestopft auf den) Pariser, Museum aufbe- wahrt, und dies ist dasselbe Exemplar, welches Cuvier in den Recherches sur les oss. foss. V. 1. p. 208 beschrieben. Die Naslöcher liegen getrennt und das Septum narium ist mit Haaren bewachsen. Das Haar des Körpers kurz und anliegend, feiner und gröber, aber ohne Grundwolle, von der Wurzel zur 20* 308 Spitze einfarbig, gelblich weiss, mit schwarz gemischt; die Vorderfiisse behaart bis zum Innern schiefen Rande, über welchem die kleinen geraden Krallen sitzen; Hinterfüsse auch bis zum Rande mit Haaren bewachsen und in zwei grosse und drei sehr kleine Lappen getheilt; am Aussenrande dieser letzteren sitzen kleine platte Klauen. Die Farbe ist ziemlich der des gewöhnlichen Seehundes gleich. Längs dem Kopfe und Rücken graubraun, an den Sei- ten des Nackens mit kleinen gelblichen eingestreuten Flecken. Der gelbliche Anstrich nimmt allmälig an den Seiten zu, so dass die Beine und die untern Körpertheile ganz blass- gelb und ungefleckt sind. Dieselbe Farbe auf den Backen und in der Gegend um die Augen. Länge 7' 9", Jüngeres Thier. Schädel dieser Thierart habe ich im Pariser Museum und im Museum der Chirurgischen Akademie zu London un- tersucht. Sie sind, den Aufschriften nach, von den Falklands- inseln, Süd - Georgien und dem Maquarieflusse in Neuholland. Länge 16", Breite 8 und der Unterkiefer 12"; ein anderer ist 14" lang, 7^" breit, der Unterkiefer lOf". Ein anderer 13" lang und 6f" breit. Aufenthaltsort u. s. w. Nach den gesammelten An- gaben findet sich diese Art in dem Meer der südlichen He- misphaere von der Breite von Neu-Holland bis zum südlichen Polareise. Er findet sich bei Neu -Holland, den Falklands- inseln, Neu- Georgien u. s. w., und sofern die Angaben zuver- lässig sind, steigt er zuweilen, so wie Phoca vitulina, aus dem Meere in die Flüsse um seine Beute zu suchen. Man irrt sich gewiss nicht, wenn man aus den grossen Zähnen mit ihren langen Spitzen schliesst, dass diese Phoke das grimmigste Raub- thier dieser ganzen Gruppe ist. 2te Gattung: JPelagius Fr. Cuv.*). Schädel, von oben betrachtet, breit oval, mit sehr nach hinten gebogenen Kinnbacken; ^ abgestutzte, nach innen vor *) Ich hatte in der Vet. Aeademiens Handl. för 1837 p. 235 die hierher gehörige Art Mona chus mediterraneus genannt, aber seit- dem ich erfahren, dass Fr. Cuvier dieselbe schon im Dict. d'hist. nat. unter dem Namen Pelagius monachiis beschrieben, scheint mir dieser Name wegen seiner Priorität beibehalten werden zu müssen. 309 der Spitze mit einem Absatz versehene Vorderzähne ; |==| zu- sammengedrückte, kegelförmige, vorn und hinten mit einem kleinen Höcker versehene Backzähne. Krallen der Vorderfiisse klein, an den Hinterfüssen ge- wöhnlich fehlend. Auch von dieser Gattung ist bis jetzt nur eine Art bekannt: Die Mönchsrobbe, der Seemönch (^Pelagius Mo- nach US Fr. Cuv.). Schwarzbraun mit einem grossen weissen Fleck, der vomBauche nach den Seiten aufsteigt; das Bart- liaar ganzrandig; Hinterfüsse ohne Krallen. Länge 10-12'. Cranium: Der Zwischenbalken ziemlich dick, rund, un- gefähr eben so lang wie die vorn breitere Schnauze; ein her- vorstehender Höcker vor der Orbita; Hinterrand des Gaumens winkelförmig; des Unterkiefers grösste Breite unter dem drit- ten Zahn. Ph, monachus Herrn. Berlinische Abh. Tom. IV. t. 12 und 13. — Desmarest Mammal. p. 241. — Pelagius monachut Fr. Cuv. Diction. d'hist. nat tom. XXXIX. p. 550. — Phoca Hermanni Lesson, Hist. nat. des Phoques im Diction. classique d'hist. nat. tom. XYÜ.. — Phoque a ventre blanc BufF. tom. VI. Supplem. fig. 44. — Cuv. Recherches sur las oss. foss. V. 1. p, 208 pl. XVU. fig. 1. (Ske- let), fig.2, 3, 4 und 5 (Cranium). ' Schädel dieser Art habe ich in den Museen zu Paris und London untersucht. Aufenthaltsort: Bisher allein im Mittelmeer gefunden, Avo er besonders an den Küsten Dalmatiens, im Adriatischen Meer und, bei Griechenland vorkommen soll. 3te Gattung: moca Lin. Schädel eiförmig; Vorderzähne |; Backenzähne |=| mit 3 — 4 in einer Reihe stehenden kegelförmigen Spitzen, von denen der vorderste oder nächstvorderste der grösste ist. Krallen sowohl an Vorder- als Hinterfüssen wohl entwickelt. Man kennt von dieser Gattung bereits 5 Arten, welche alle in der nördlichen Hemisphäre vorkommen. Einige gehen südlich wahrscheinlich so weit als Europa sich ausdehnt, an- dere gehen nördlich ganz hinauf bis zum Pole, so weit bis jetzt Menschen vorgedrungen sind. 310 1) Der gefleckte Seehund (Phoca vitulina, Lin.) Fein schwärzlich und weisslich oder graubraun und gelbgrau gesprenkelt; längs dem Rücken ge- wöhnlich ungefleckt schwärzlich; die unteren Kör- pertheile weisslich; ein breiter blasser ungefleck- ter Ring um jedes Auge und über dasselbe ein kleiner runder Fleck, worin einige Borsten sitzen. Länge 4 — 6 Fuss. Cranium: Zwischenbalken mittelmässig dick, rund; eine convexe Fläche zwischeif der Stirn und der Schläfengrube; keine Spur von tuberculum anteorbitale ; Gaumenrand ein ein- springender Winkel, und das Gaumenloch vor der Naht; der Unterkiefer auf der äussern und innern Seite convex, mit der grössten Breite unter dem 3ten Zahn; der hintere Rand des aufsteigenden Astes hat einen abgerundeten und hervorragenden Höcker, welcher zunächst dem Gelenkknopf liegt; Backzähne convex, gewöhnlich schiefstehend, mit einer grössern vordem und nach hinten gerichteten Spitze, hinter dieser 2 — 3 an Grösse abnehmenden. An merk. Es hat jemand behauptet, dass die Backzähne nur bei jungen Individuen schief und dass sie bei älteren gerade sitzen. Diess streitet gegen meine Erfahrung. Ich habe alte Schädel vor mir, bei denen bereits die crista sagittalis entwickelt ist und bei denen die Backzähne sowohl im Ober- als Unterkiefer so dicht und schief stehen, dass der vordere Rand eines hinteren ganz vor dem hintern Rande des nächstvorhergehenden liegt« Dagegen habe ich einen sehr jungen Schädel, dessen Backzähne alle nicht schief stehen, mit Ausnahme des mittelsten im Unter- kiefer. Zu den gewöhnlichen Synonymen, welche grösstentheils in der Faun. Skand. aufgeführt sind, will ich hier hinzufügen : Phoque commun Desm. Mamm. p. 244. — Common Seal, History of british qua- drupeds by Thom. Bell. p. 263. — Callocephaie Fr. Cuv. Mem. du Mus. XI. p. 182. — Phoca Uttorea Thienemann, pl. VI. u. VII. — Phoque commun Fr. Cuv. Hist. des mammif Liv. IX. var. Anmerk. Dieses an dem letztgenannten Orte abgebildete Indivi- duum, welches im Pariser Museum aufbewahrt wird, ist von G. Cuvier in den Recherches sur 1. oss. foss. V. I. p. 205 als zu einer anderen Art gehörig betrachtet und die Vermuthung ausgespro- chen worden, dass es eine junge Phoca leporina Lepech sei. Diese Vermuthung^ ist auch von Fr. Cuvier in Mem. du mus. p. 186 angenommen. Das Exemplar, welches im Jardin des plantes 311 lebte, und wahrscheinlich hier in der Gefangenschaft eine Verän- derung der Farbe erlitt, ist bestimmt nur eine Varietät von Phoca vitulina. Auch ein Exemplar, welches im Pariser Museum unter dem Namen Phoque h fort es inoustaches aufbewahrt wird, und das von Nordamerika eingesandt ist, scheint mir zu dieser Art zu gehören. Varietäten: 1) Einfarbig rostgelb oder braungelb, etwas brauner oben, gelber unten, wo er besonders am Halse stark brandgelb ist. — Gefangen im Kanal. Hat in Gefangenschaft gelebt. Wird im Pariser Museum aufbewahrt. Man sieht die gewöhnliche Zeichnung, wenn auch schwach, in einem gewis- sen Lichte. Dies ist das in der Anmerkung oben genannte Individuum. 2) Zwischen der letztgenannten Varietät und der gewöhn- lichen Phoca vitulina findet sich ein üebergang. Hier ist die gewöhnliche Zeichnung bei einem gewissen Lichte etwas sicht- barer. Die eigentliche Hauptfarbe ist etwas Mass, mehr grau und weniger gelb als bei der vorigen. Auch diese hat in der Menagerie im Jardin des plantes gelebt. 3) Ueberall, auch auf Rücken und Bauch gefleckt. Die, welche ich sah, waren Weibchen. 4) Oben schwärzlich und mit kleinen rostgelhen Ringeln und Flecken; die Beine dunkelbraun meist einfarbig. Die Schnauze oben dunkelbraun einfarbig wie die Stirn; um die Augen und auf den Lippen blass gelblich; an der Kehle ein grosser brandgelber Fleck. Die untern Körpertheile klein- fleckig, pie Barthaare dick, weisslich. Phoque äfortes mou- staches Mus. Par. Aufenthaltsort u. s. w. Gemein um die Küsten von Schweden und Norwegen, sowohl in der Ostsee, als im Sunde und der Nordsee. Findet sich auch bei Island, Grönland und bis zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Wie weit er an den Europäischen Küsten nach Süden geht, ist noch nicht hinlänglich bekannt, aber an denen Frankreichs ist er gemein und wahrscheinlich auch an Spaniens. Dagegen ist das eine ganz andere Art, welche das kaspische Meer und wahrschein- lich auch den Aralsee, Baikalsee u. s. w. bewohnt. 312 2) Der geringelte Seehund (Phoca annellataKilss.') Rücken schwärzlich, und daselbst oder seitlich mit grösseren ovalen weisslichen dünnen Ringen (vonl^ — 2" Länge) gezeichnet; die Augenkreise ein- farbig; Barthaare dünn, braun, Backenzähne gerade- stehend. Länge ungefähr 3 Fuss. Cranium: Zwischenbalken in der Mitte sehr schmal, hinten breit und platt, gibt eine scharfe Kante ab zwischen Stirn und Schläfengrube; eine Spur von tuberculum anteorbi- tale; Gaumenrand ein einspringender spitzer Winkel (und das Gaumenbein hier vom Vomer getrennt); das Foramen palati- num öffnet sich in oder hinter der Gaumennaht; grösste Breite des Unterkiefers unter dem innersten Backzahn. Backzähne geradestehend, breit, drei- oder vierspitzig. Hinterhauptsloch quer- oval. Phoca annellata Nilss. Skand. Fauna L p.362. — Taf. 38. — Thiene- mann pl. IX. — XI. — Callocephalus diseolor Fr. Cuv. Mem. du museum XI. p. 186. Phoque commun id. Hist. des Mammif. IV. — Diese Art variirt bedeutend, sowohl in der Farbe als in der Form der Zähne. A. Varietäten in der Farbe: 1) Schwarze Ringelrobbe: dunkel braunschwarz, oben schwärzer, unten etwas an graubraun grenzend, überall mit blassen Längsflecken, welche^ genauer betrachtet, weissliche ovale Ringe bilden. Hals und Kopf mit einzelnen kleinen weisslichen Fleckchen. Schnauze und Augenkreis einfarbig schwarz. Beine einfarbig braunschwarz; Vorderkrallen schwarz, Hinterkrallen schwarzbraun. Das Exemplar ist jung. Von Grönland, befindet sich im Kopenhagener Museum. 2) Weisse Ringelrobbe: schmutzig weiss, einfarbig; in der Mitte des Rückens kaum bemerkbare Spuren einer dunklern Schattirung. Barthaar weiss. Krallen an der Wur- zel hornbraun, aussen weisslich oder weiss. Auch diese ist von Grönland und befindet sich auf dem Kopenhagener Museum. 3) Braungraue Ringelrobbe: Braungrau einfarbig mit blasserer Färbung an den untern Körpertheilen. Von einem Binnensee in Russland (wahrscheinlich dem Baikalsee?). Das Exemplar ist durch Tausch aus dem Pariser 313 Museum an das Akad. Muk. zu Lund gelangt. — Nur Frag- mente des Schädels sind mir zu Gesicht gekommen. Vielleicht bildet sie eine besondere Art. B. Varietäten in derForm der Backzähne. 1) Die vordersten oben dreispitzig mit mittlerer grösster Spitze, die folgenden mit 4 Spitzen, von denen die nächst vordersten die grössten sind, die zwei hintern an Grösse ab- nehmen; 3 — 4 im Unterkiefer haben zwei Spitzen auch vor der Hauptspitze. 2) Kleiner, haben im Oberkiefer eine geringere Zahl von Spitzen; dem Isten fehlt die vorderste Spitze gänzlich und die folgenden haben bloss eine Spur davon. 3) Nicht mehr als 1 Spitze hinter (und 1 vor) der Haupt- spitze im Oberkiefer. In wiefern diese grosse Ungleichheit in der Form der Zähne ihren Grund in dem verschiedenen Geschlecht oder mög- licher Verschiedenheit der Arten hat, ist noch nicht erörtert. Aufenthaltsort: Findet sich, wie der vorige, an allen unseren Küsten. Auch wird er im Süden wenigstens bis zum Canale angetroffen; von wo Exemplare im Museum zu Paris aufbewahrt werden. Dagegen findet man ihn nicht in BelTs Faun. Englands aufgeführt, und ich kenne auch in England kein Exemplar oder Schädel dieser Art. Er müsste demnach dort selten sein. Wenn dies dieselbe Art ist, welche FabriciusPhoca hispida nennt (was ich mir noch nicht zu bestimmen getraue, obgleich ich verschiedene Exemplare aus Grönland gesehen habe), so möchte diese Art von allen am nächsten zum Nord- pole gehen, weil Parry, der auf dem Polareise bis zum 82J ** N. B. vordrang, die Phoca hispida ühevall in den Wa- ken (Eislöchern) antraf. 3) Der kaspische Seehund (Phoca caspica Nilss.) ^ Rücken und dessen Seiten graubraun, mit un- regelmässigen dickern gelblichen Ringen gezeich- net; die Bauchseiten allmälig blasser gelblich. Barthaar dick, blass. Länge 4 Fuss. Cranium: Zwischenbalken sehr schmal, nach hinten zu breiter, aber abgerundet; eine rundliche Uebergangsfläche zwi- schen Stirn und Schläfengrube ; der Gaumen bildet hinten einen 314 Bogen (und ist getrennt vom Vonier), das Gaumenloch öffnet sich in oder hinter der Gaumennaht; grösste Breite des Unterkiefers unter dem innersten Backenzahn. Backenzähne geradesitzend, klein, weit abstehend, mit äusserst kleinen Wur- zelzacken ; die oberen mit 1 vor und 1 hinter, die unteren mit 1 vor und 2 hinter der Hauptspitze. Hinterhauptsloch zir- kelrund. Phoca canina varietas caspictty Pallas Zoograph. Rosso-Asiatica I. p. 116 — 117. Anmerk.: Jeder sieht ein» dass diese Form der Ph. annellata viel näher steht, als der Ph. vitulina.. Doch bildet sie ohne allen Zweifel eine von ersterer bestimmt verschiedene Art: sie ist viel grösser, anders gefärbt, hat viel stärkeres Barthaar, abstehendere und kleinere Zähne, und den Zwischenbalken nach hinten zu ab- gerundet, wodurch eine rundliche üebergangsfläche zwischen Stirn und Schläfengrube entsteht, wo sich beiP/t. anneliata stets eine scharfe Kante findet. Das beschriebene Thier wurde während des Winters erlegt. Es war so dick und fett, dass es, nach Pallas Ausdruck, einem mit Fett angefüllten ledernen Sacke glich. Es war weit fetter und dicker als die, welche gewöhnlich in unserem Meere getödtet werden. Sie kommt jedoch in grosser Menge vor, denn nach Pallas Zeugniss liess Graf Seh uvalof jährlich über 20,000 fangen, um den Thran an die Ledefabriken zu verkaufen. 4) Der grönländische Seehund (Fhoca groen- landica Müll.) . Grau oder weisslich gefärbt mit grösseren oder kleineren schwarzen Flecken; Barthaar wel- lenrandig; Vorderzähne an Grösse abnehmend; die Backzähne geradestehend, getrennt; Gaumenrand quer. Länge 4—^5 Fuss. Cranium: Zwischenbalken mittelmässig, nach hinten zu platt, breit mit abgeschnittenem Rande; ;Gaumen quer geschlossen, und die crist. palatina geht gerade hinauf an den Vomer. Das Gaumenloch vor der Sutur; die grösste Breite des Unterkiefers unter dem 4 — 5ten Zahn; Zähne abstehend kegelförmig, die oberen mit 1 Zacke hinten, die untern mit 1 vorn, 2 hinten. ; Phoca groenlandica Müller, Prodr. — Fabr. Faun. Groenl. p. II. — Nilss. Skand. Faun.I., 370.— Thienem. 1. c. pl. XV. — XVIII. Cra- nium XIX. — Phoca oceanica Lepechin Act. Petrop. 1777. — Harp Seal Bell British Quadrup. 269. 315 A.nmerk. 1. Bei der Versammlung der Naturforscher zu Bristol im Sommer 1836 sah ich einen vorgezeigten Schädel dieser Thier- art von einem Exemplar, M^elches in Severn getödtet war. Auf dem Museum daselbst hatte ich Tags vorher ein Cranium gese- hen, welches ich bei einer flüchtigen Betrachtung als zur Ph. annellata gehörig ansah. Im Herbst von Paris nach London zu- rückgekehrt, wurde ich vom Prof. Bell ersucht, einige Robbenschä- del zu untersuchen, worunter die zwei .genannten von Bristol, welche beide, wie sich bei genauerer Untersuchung ergab, jungen Exemplaren (aus dem 2ten Jahr) von Phoca groenlandica ange- hörten. Anmerk. 2.: Baron Cuvier redet in den Oss. foss. V. I. p. 205 von einem Seehund, von dessen Schädel Ev er. Home eine Zeich- nung in den Philos. Transact. 1822 pl. XXVIIT. gegeben hat, welcher bei den Orkaden getödtet und nebst dem Skelet an John Hunter geschenkt wurde. Ich habe das Werk nicht zur Hand, aber die Beschreibung, welche Cuvier von der Figur gibt, zeigt, dass sie zur Phoca groenlandica gehört — und ein Skelet dieser Art findet sich in der That im Hunterschen Museum in London unter Nr. 374. Wahrscheinlich ist es dasselbe Individuum, von dem Home den Schädel abgebildet hat. Cuvier glaubt, dass, weil er nicht mehr als 5 Backzähne hat, der 6te mit dem Alter aus-, gefallen wäre; aber es ist dieser Art eigenthümlich , dass sie nicht mehr als 5 hat. — Cuvier spricht p. 204 von einer Phoca, welche Gr. Milbert 1820 von New-York geschickt hat. Ich habe im Cabinet d'anat. comp, den Schädel davon untersucht. Er kommt der Phoca groenlandica am nächsten; aber entfernt sich von der gewöhnlichen dadurch, dass der Zwischenbalken vorn rundlich gewölbt ist, keine Spur von Process. anteorbitalis , und ein klei- ner 6ter Zahn hinter den andern vorhanden ist. Dies ist jedoch nur eine kleine Abnormität und der Schädel gehört ohne Zweifel einer jungen Ph. groenlandica. Diese Art variirt sehr nach dem verschiedenen Lebens- alter: Wenn das Junge geboren wird, ist es bedeckt mit glänzendem, weissem, wolligem Haar. Dies fällt bald ab. Im Isten Jahr: Blassgrau überall, jedoch am dunkelsten auf dem Rücken und Kopf, und am blassesten unter dem Bauche. Thicn. pl. XVIL (Nicht gut). 2tes Jahr: Dieselbe Grundfarbe bestreut mit dunklen Flecken *). Lepech. Tab. VII. Thienem. LXVI. — Phoca la- gura Cuv. Ossem. foss. V. I. p. 206. — Nilss. p. 37. *) In diesem Alter kann man die Haut leicht mit der eines jun- gen Halichoerus verwechseln. 316 3tes Jahr: Weissgrau, hier und da mit einer Menge schwarzer oblonger Flecken. — Dieser wird in Grönland Aglektok genannt. 4tes Jahr: Wird mehr bunt. Darauf laufen die Flecke mehr zusammen und der Kopf wird schwarz. 5tes Jahr: Weiss, aber Schnauze, Stirn und Seiten des Kopfes schwarz; auf jeder Seite ein grosser, langer, etwas mondförmiger Fleck. Geschlecht gleich, doch haben die Männchen am häufigsten den Seitenfleck gross und rein schwarz. Lepech. F. VI. Thienem. XIV. Aufenthaltsort: Das nördliche Polarmeer von Europa, Asien und Amerika; von dort machen die Jungen im zweiten Jahre zuweilen Streifziige nach südlichen Meeren, aber die älteren verlassen wohl niemals die Polargegenden*). An der Westküste Norwegens ist diese Art wohl noch nicht bemerkt ; aber ohne allen Zweifel kommen zuweilen jüngere Individuen nicht allein dort, sondern auch im Kattegat und den Bohus- scheeren vor. In Bristol habe ich bei Dr. Riley ein Skelet gesehen, welches einem Jungen dieser Art vom 2ten Jahr angehörte, erlegt in Severn (dem Meerbusen aussen vor Bristol), und auf dem Museum daselbst findet man ein ausge- stopftes Exemplar ungefähr von demselben Alter, welches auch im Meer aussen vor der Küste erlegt sein soll. 5) Der bärtige Seehund (Phoca harhata Fabr.) Barthaar zahlreich, dick, ganzrandig; Zehen der Vorderfüsse fast gleich lang; Farbe gräulich unge- fleckt; Backzähne abgestuzt, geradestehend und getrennt. Länge 8 — 10 Fuss. Schädel. Die obere Contour sehr krummgebogen mit kurzer rundlicher Schnauze; Mittelbalken breit; Tuberculum anteorbitale stark; Gaumenloch in oder hinter der Sutur; Gaumenrand nach hinten zu ein Bogen; Unterkiefer sehr breit unter dem nächst innersten Zahn; der Höcker des aufsteigen- den Astes zunächst dem Winkelknorren. *) Eine so gefärbte Phoca groenlandica wie die von Bell un- ter den British Quadrupeds abgebildete, ist, wie ich glaube, an keiner englischen Küste gefunden worden. 317 Phoca barbata Fabric. Faun. Groenl. p. 15. — Nilss. Skand.Faun. p. 74. __ Thienem. Bemerk. I. Tab. I.—III. Cran. IV. — Fr. Cu- vier Mem. du mus. XL p. 184 pl. 12. — Phöca leporina L ep echin ActPetrop I. p.264 Tab.VlU.— IX. — Phoca nautica vlvlA Phoca albigena Fall. Zool. Rosso-Asiat. p. 108 — 109. Farbe: Oben blassgrau, an den Seiten noch blasser und unter dem Bauche weiss. Vom Kopfe, der wie der Hals oben schwärzlich ist, geht ein schmaler Strich von derselben Farbe längs dem Rücken. NachFabricius istdieFarbe der Jungen auf dem Rücken bläulich und sehr blass, am Bauche weiss; mit dem Alter wird sie fast überall schwarzblau ; aber die allerältesten verlie- ren das Haar, und die Haut ist schwarz und nackt. Das noch mit Wolle bekleidete Junge: Der ganze Körper mit dunkelgrauer Wolle bedeckt, welche hinten auf dem Rücken und den Hinterfüssen dunkler wird. Längs dem Rücken von den Schultern bis zu den Lenden geht eine breite (4 — 5") weisse Binde. Die Füsse oben und unten ganz mit Haaren bedeckt; Vorderfüsse mit grossen zusammengedrückten Krallen bewaffnet, von denen die 3 mittelsten fast gleich lang, die 2 äussersten ein wenig kürzer aber auch gleich lang sind, Hinterzehen auch meist gleich lang und mit geraden Krallen versehen. Barthaar zahlreich, nach unten gebogen, braun, aussen weiss, durchaus ganzrandig. Bei diesem jungen Thier, welches noch nicht mehr als 4' 10" lang und wahrscheinlich ungeboren war, war bereits das tuberculum anteorbitale an dem Oberkieferbein ganz deut- lich entwickelt. Aufenthaltsort: So wie die vorhergehende Art, hat diese ihren Stammsitz in den nördlichen Polarmeeren von Asien, Europa und Amerika, aber so viel man bis jetzt weiss, kommen weder jüngere noch ältere in wärmeren Meeren vor. Zweite Abtheilung. Die Backzähne haben einfache Wurzeln, ent- weder alle oder mit Ausnahme der beiden hinter- sten*). *) Bei allen zu dieser Abtheilung gehörigen Arten haben alle Backzähne einfache Wurzeln mit Ausnahme der Gattung Halichoe^ 318 4te Gattung: MalichoeruSi Nilss. Schädel bei jüngeren Thieren eiförmig, bei älteren rhom- boidal mit Abstumpfung der beiden spitzen Winkel. Vorder- zähne f ; Backenzähne f =|, fast einspitzig, kegelförmig, mit einer Kante vorn und hinten, Gesichtsregion hoch, bei den älteren höher als die Schädelregion und nach vorn schief ab- gestutzt. Krallen sowohl an Vorder- als Hinterfüssen wohl ent- wickelt. Man kennt noch nicht mehr als eine Art dieser Gat- tung, und diese hat ihren Wohnsitz in den nördlichen und temperirten Meeren von Europa. Der graue Seehund (Halichoerus Grypus*^. Unregelmässige schwarze oder schwärzliche Flecken, auf ^silberweissem oder blass aschgrauem oder stahlgrauem (manchmal schwarzgrauem) Grun- de. Länge 4 — 6 Fuss und darüber. Schädel: Die Gesichtsregion (bei den altern) länger als die Hirnschale; die vordere Nasenöffnung sehr gross und oblong, die oberen Backzähne kegelförmig; die unteren hin- teren mit einer kleinen Spitze vorn und hinten. Phoca Grypus (der krummschnäuzige Seehund) Fabr. Naturhist. Selsk. Skrift.1.2. p. 167 Tab. XIII. fig. 4. (Schädel). — Halichoe- rus griseus Nilss. Skand. Faun.I. p. 377. — Tab. 34. fig. lu. 2.— Grey Seal Bell British Quadrupeds p.284 (Schädel). — In Cu- vier's Ossem. foss. V.l. p.216 findet sich eine sehr deutliche Beschreibung eines Schädels dieser Art, nach einer Zeichnung von rwf, welche die beiden hintersten Backenzähne mit zwei Wurzeln ver- sehen hat. Die einfachen Wurzeln der Backenzähne werden mit den Jahren mehr oder minder stark aufgetrieben. Bei einigen Arten werden sie so enorm dick aufgetrieben, dass die Krone nur als ein kleiner Knopf auf ihrer Spitze erscheint. Dieses tritt ein bei Otaria und besonders bei Cystophora proboscidea. Ein sehr alter Unterkiefer der letztgenannten Art ist in Fr. Cuvier's Dents des mammi- feres pl. 39A. abgebildet. Die Krone scheint wenig oder gar nicht zu wachsen, nachdem sie über dem Zahnfleisch hervorgekommen ist. **) Da Fabricius, welcher zuerst die Art beschrieben, dieselbe Phoca Grypus (nicht Gryphus) genannt hat, so möchte es am pas- sendsten sein, den längst bekannten specifischen Namen beizubehalten. 319 Ev. Home in den Philos. Transact. 1822 pl. 27, aber die An- gabe, dass derselbe von einer Phoca aus der Südsee sei, ist un- richtig. Beschreibung: AneinemjungenWeibchenvon etwas mehr als 4 Fuss Länge, war der Umfang des Kopfes 9^", die Länge des Vor- derfusses 6", des Hinterfusses 9", und des Schwanzes 2|". Der Kopf länglich, das Maul dick, ziemlich langgezogen und an der obern Contour etwas zurückgebogen. Barthaar zahlreich, stark, lang zusammengedrückt mit welligen Rändern, weisslich, sitzt rei- henweise auf der Oberlippe und an der Seite der Nase herab, Ohröffnnng klein, liegt nicht so weit vom Auge als dieses von der Schnauzenspitze. Krallen dpr Vorderfüsse hornbraun, et- was zusammengedrückt oder halbrund, oben convex, Iste und 2te gleich lang, die folgenden allmälig abnehmend, ragen etwas aus der überall behaarten Schwimmhaut hervor. Die Hinter- füsse enden in zwei fast gleich grosse Lappen mit einem Ein- schnitte zwischen sich. Die Schwimmhaut zwischen den Zehen fast nackt, längs den Zehen behaart ; die Hinterkrallen, welche mit der Spitze kaum aus den Hautlappen hervorragen, sind nie- dergedrückt, halbrund, spitzig, schmal, gerade, mit Ausnahme der seitlichen Krallen, welche ein wenig breiter und etwas einge- bogen sind. Das Haar des Körpers sehr plattgedrückt und spitz, aber nicht wellig, kurz anliegend, fühlt sich beim Herab- streichen glatt an, rauh in der entgegengesetzten Richtung. — Farbe silberweiss glänzend, marmorirt oder unregelmässig fleckig, schwarz oben, an den Seiten und den Beinen, sowohl den vorderen als hinteren. Die schwarzen Flecken sind be- sonders zahlreich und zusammenfliessend an den Seiten. Die untern Körpertheile weiss mit zerstreuten schwarzen Flecken» Erlegt im Anfang August. Das Cranium dieses Exemplars war 8" lang und zeigte, dass das Thier jung war, vermuthlicli aus dem 3ten oder 4ten Jahre. Alle oberen Backenzähne waren einwurzelig, mit Aus- nahme des hintersten, welcher zwei Wurzeln hatte, nach vorn gerichtet und mit niedriger spitzer zweikantiger Krone verse- hen. Die übrigen oben waren kegelförmig, gekrümmt, gestreift, spitzig, vorn und hinten mit einer Kante versehen; die Back- zähne des Unterkiefers auch kegelförmig, zweikantig, gestreift, aber die beiden hintersten mit einer kleinen Zacke an der 320 Wurzel vorn und hinten. Der hinterste mit zwei Wurzeln, der vorhergehende einwurzelig, aber aussen mit der Andeutung einer Theilung durch eine Furche. Eckzähne mit einer Kante vorn und hinten. Vorderzähne oben: die 4 mittelsten zusam- mengedrückt, an der Spitze zurückgebogen, die äussersten grösseren länger. Ein anderes junges Weibchen, wahrscheinlich aus dem 2ten oder 3ten Jahre von fast 3^Fuss Länge hatte blasshrau- nes Barthaar, war oben blass aschgrau mit unregelmässig zer- streuten schwärzlichen, weniger deutlichen Fleckchen versehen. Die Seiten, Beine und untern Körpertheile weiss. — Erlegt im Juni. Cranium 7 Zoll lang. Die obern Backzähne mit einem kleinen Höcker hinten an der Wurzel; die unteren mit einem Höcker hinten und vorn. Ein anderes Weibchen dieser Art, welches im Sunde fast zu derselben Jahreszeit wie das zuerst beschriebene erlegt wurde, nämlich ungefähr den 20sten Juli, beträgt an Länge 4^ Fuss und hat folgende Farben: Oben dunkelgrau, längs dem Rücken noch dunkler, schwarzgrau, an den Seiten etwas blasser grau; Rücken und Seiten mit kleinern unregel- mässigen und ungleichgrossen schwarzen Flecken bestreut; Schnauze und Beine braungrau ungefleckt. Anmerk.: Dieser Seehund hatte kürzlich gehärt, und hatte noch hier und da einige "Winterhaare übrig. Diese waren graugelb, während dagegen das neue Fell schwarzgrau und sehr fein war. Hieraus sieht man: 1) dass die Alten ihre Farbe nach der Jah- reszeit wechseln, und 2) dass die Grundfarbe verschieden dunkel ist bei verschiedenen Individuen desselben Alters und Geschlechts während derselben Jahreszeit. Anmerk.: Das Junge dieser Art kann, wenn es ausgestopft worden, leicht mit einem Jungen derselben Grösse von Phoca groenlandica verwechselt werden. Bei der Vergleichung habe ich folgende Unterscheidungsmerkmale gefunden: Junge phoca groenlandica. JungexHalichoerusGr^pus, Entfernung der Ohröffnung vom Entfernung der Ohröffnung vom Auge macht | der Entfernung des Auge beträgt kaum | der Entfer- Auges von der Nasenspitze aus. — nung des Auges von der Nasen- Vordere Barthaare braun, fein, spitze. — Barthaar von derselben hintere weiss, zusammengedrückt, Farbe und Form, aber viel grö- wellig. Vorderkrallen schwärz > her. Vorderkrallen hornbraun mit 321 lieh hornfarbig, keine weissen weisslichen Spitzen und grösser Spitzen. als bei Plioca groenlandica. Farbe: oben braungrau, un- Farbe: oben stlbergrau oder ten weisslich, überall dünn be- stahlgrau, dichter bestreut mit säet mit kleinen und sehr klei- kleinen unregelmässigen schwHrz- nen unregelmässigen dunkelbrau- liehen Flecken oder richtiger nen vollständigen Flecken von Puncten, zu unregelmässigen 1 — 1^ Zoll Grösse; der Kopf Flecken versammelt; an den Sei- oben mehr bräunlich, von wo eine ten und unlen weiss. Der Schwanz braune Binde längs der Schnauze länger als bei Phoca groen- fortgeht; ein blasserer weisser landica. Streifen um die Augen. Der Diese und die beiden vorher Schwanz graubraun, an den Sei- beschriebenen Weibchen dieser tenrändern weisslich. Art sind in der Ostsee geschossen. Aufenthaltsort: Man hat lange gewusst, dass diese Robbe sich in allen Meeren aufliält, welche die skandinavische Halbinsel umgeben: in der Ostsee sowohl als im Sunde, im Kattegat und in der Nordsee. Man hat auch längst vermu- thet, dass der Utselur der Isländer zu dieser Art gehöre, was sich auch durch Herrn Hallgrimssons interessante Beobachtungen bestätigt hat. Aber man wusste nicht, dass diese Art sich südlich bis zur Ostsee oder Nordsee ausdehnte. Hr. Ball, ein irländischer Naturforscher, hat dieselbe an der südlichen Küste von Irland entdeckt und gefunden, dass sie dort die gemeinste aller Robbenarten ist. Diese höchst interressante Entdeckung hat unsre Kenntnisse von der geo- graphischen Verbreitung dieser Robbenart bedeutend erweitert. 5te Gattung: Triohechus Linn, Der Umfang des Schädels bildet bei älteren ein oblon- ges Viereck mit abgestumpften hinteren Seitenecken, bei jün- geren ist er mehr eiförmig. Vorder zahne bei den jungen |, bei den älteren f; obere Eckzähne enorm gross wie Fang- zähne weit aus dem Munde herabragend, untere kurz, ursprüng- lich kegelförmig; Backzähne |=|, von denen der innerste kleine früh ausfällt, alle kegelförmig, mit den Jahren abgenutzt platt *). Zu dieser Gattung gehört nur eine Art: *) Vgl. Skand. Faun. I. p. 388. Archiv f. Naturgesch. Yll, Jahrg. 1. Bd. 21 322 Das Wallross, (Trichechus Rosmarus Linn.) Körper,mit kurzen graubraunen oder gelbbrau- nen Haaren bedeckt; Schnauze breit erhaben mit zahlreichen groben borstigen Barthaaren; Fang- zähne nach unten gerichtet und etwas zurückgebo- gen, bis zu 2 Fuss lang. / Trichechus Rosmarus Linn. Syst. I. p. 39.— Walross Nilss» skand. Fauna I. p. 388. — Walruss Bell. Brit. Quadr. p. 282. — Ros- marus arcticus Fall. Zoogr. Ross. I. p. 269. Anmerk. Man hat die Zähne des Wallrosses sehr oft unrichtig beschrieben. Linne bringt es zusammen mit dem Elephanten und dem Nashorn unter den Bruta und nimmt an, dass es (im erwachsenen Zustande) keine Vorderzähne habe. Pallas vereinigt es auch mit dem Elephanten unter denBelluae, und spricht ihm auch die Vorderzähne ab. Prof. Bell, in seinem neulich heraus- gegebenen vortrefflichen Werk über Englands Säugthiere, legt ihm nur 2 Vorderzähne im Oberkiefer bei, und behauptet, dass diese (sehr oft) ausfallen. Er hat sie nur bei einem einzigen Exem- plar gesehen, „sie bestehen aus einem auf jeder Seite, ganz klein und kurz, ohne Wurzel, nur an den Gaumen befestigt, wo der Kno- chen kaum eine kleine Höhlung für ihre Aufnahme hat, wesshalb sie stets an macerirten Schädeln fehlen". Diese beiden kleinen runden Zähne, welche meist verschwinden, ehe das Thier aus- gewachsen ist, sind gleichwohl nicht die einzigen Vorderzähne im Oberkiefer; denn ausser ihnen liegt auf jeder Seite nahe unter dem Vorderrande des Eckzahns ein grosser Zahn, einem Backzahn ähnlich, wofür er auch von Allen angesehen worden; aber er sitzt bestimmt im Zwischenkiefer und ist so ein wirkli- cher Vorderzahn. Dieser ist niemals ausgefallen. Die hinter diesem sitzenden Backzähne sind 4 an der Zahl, von denen die 3 vorderen grösser sind, der hinterste klein, zuweilen ausgefallen ist. Im Unterkiefer ist in der That bei den Jungen ein kleiner Vorderzahn auf jeder Seite; aber dieser gelangt niemals zurEnt- Wickelung. Der darauf folgende, deutlich ein Eckzahn (dens ca- ninus) ist höher und grösser als die drei folgenden Backzähne, hinter denen, ebenso wie im Oberkiefer, zuweilen ein kleiner Zahn sitzt. Demnach ist das Zahnsystem des Wallrosses folgen- des: Vorderzähne oben 4, von denen die beiden mittelsten klein sind und oft ausfallen; unten 2, w^elche jedoch nie entwickelt werden. Backzähne |=*, von denen die beiden innersten klei- neren bisweilen ausfallen. Obere Eckzähne enorm grosse Hauer, untere kurz, den Backzähnen ähnlich. Dass Herr Bell ursprüng- lich 5 Backzähne (von denen jedoch der hintere oft ausfalle) 323 rechnet, rührt daher, dass er auch einen Vorderzahn zu den Back- zähnen zählt. Aufenthaltsort. Der Wohnsitz des Thiers ist in dem nördlichen Polarmeere. Bei Spitzbergen, dem nörd- lichsten America und nördlichsten Asien findet es sich noch hie und da zahlreich, obgleich die fortgesetzten Verfolgungen seine Anzahl bedeutend vermindert haben ; aber an der nördli- chen Küste Skandinaviens, wo es ehedem beweislich weniger selten gefunden wurde *), wird gegenwärtig höchst selten ein einzelnes gefunden. (Vgl. Skand. Faun. p. 390. Not.) Auch an den nördlichsten Küsten Englands ist eins und das andere erlegt worden. (Bell p. 286.) Wo es zahlreich vorkommt, trifft man es truppweise zu- sammen von 50 zu 100 und darüber an den Küsten oder auf dem Treibeise. Einige Verf. behaupten, dass das Wallross hauptsächlich von Muscheln lebe ; andere, dass seine eigentliche Kost aus Tang und anderen Seegewächsen bestehe, welche es vom Meeresgrunde abweide, wobei es, nach Angabe der Wallrossjäger (mitgetheilt von Dr. S. Loven, welcher Spitzber- gen selbst besucht hat), vertikal im Wasser stehen soll, mit dem Kopfe nach unten gerichtet. Seine enorm grossen Hauer benutzt es, um aufs Eis zu klettern und um sich zu verthei- digen. Wenn das Wallross verwundet wird, greift es wüthend an und haut bald nach der einen bald nach der andern Seite und sucht die Waffen zu zerbrechen, mit denen es angegrif- fen wird. Seine Stimme ist ein kurzes abgebrochenes Ge- brüll, welches man mit dem Blöcken eines Ochsen verglichen hat. Es soll sich im Juni paaren, und das Weibchen gebiert im Spätwinter gewöhnlich ein, seltener zwei Junge. 6te Gattung: Cystophora* **) Umfang des Schädels breit oval, mit sehr ausgeboge- nen Kinnbacken, von oben ausgeschnitten und gleich- *) VglOthers Periplus, K.Witterh.Akad.Handl. Vf. p. 68—70. **) Von xvaTtg~£(f)g, vesica, y.vancoipoQa contr. xvarcotpoQcc. Hieher gehören die Gattungen Stemmatope, Macrorhine^VL. Phoque des Patagons Fr. Cuv. Jedenfalls ist die Benennung Cystophora viel älter als irgend eine von diesen. Auf Island werden diese Seethiere Blaudru- Selur, Blaserobben genannt. 21* 324 sam ausgerundet, wodurch die Orbita sehr gross ist; Schnauze kurz, ziemlich schmal; Zwischenbalken breit. Nasenöffnung lang. Vorderzähne 4, kegelförmig, spitz; Backzähne ^ = z klein, getrennt, fast stumpf, aber am Ende zu einer Schärfe gleichsam zusammengedrückt und gerunzelt. Aeussere Gestalt: Nase stark entwickelt zu einem kurzen Rüssel, oder über der Stirn eine lose Haut, welche nach Belieben aufgeblasen werden kann. Keine Spur von äusserem Ohr. Extremitäten, wie bei allen vorhergehenden, behaart, die vorderen mit 5 starken Krallen bewaffnet, die hinteren getheilt (in zwei grössere äussere Lappen und drei kleinere zwischen ihnen) und mit kleineren (oder keinen?) Krallen versehen. Diese Gattung enthält die grössten, colossalsten Thiere der ganzen Ordnung und eines derselben übertrifft an Grösse bedeutend sogar das Wallross. Man stellt ihnen nach wegen ihres reichlichen Specks, welcher vielen Thran giebt. Sie kommen darin überein, dass die Farbe bei dem jungen und alten Thiere sehr verschieden ist. 1. Der See-Elephant {Cystophora proboscided). Das Männchen hat einen Rüssel, welchen es trom- petenförmig aufbläst. Farbe bei den älteren braun, bei den jüngeren oben eisengrau, unten weiss. Länge 25—30'. Schädel: Boden der Nasenöffnung breit concav; Hin- terrand des Gaumens tief eingeschnitten vor den alae ptery- goideae. Obere Contour stark bogenförmig über die Nase herabsteigend. Unterkieferäste zusammengewachsen bis unter den 3ten Backzahn, wo sie am breitesten sind und ihre Ver- einigung nach hinten zu einen Bogen bildet. Phoca proboscidea, Desm. Mammal. I. p. 238. — Sea Lion Anson Voyage round the world p. 190. t. 190. — Phoque a trompe ou Elephant marin Peron Voy. II. p. 32. Atl. pl. 32. -« Der glatte Seelöwe Schreb. Säugth. 3. p.297. pl.83. (Phantasiestück). — Cuv. Ossem. foss. V. pl. 18. fig. 1. (Cranium). — Macrorhin Fr. Cuv. 1. c. N. 2. d. e. — Phoca dubia Fischer Mammal. I. p. 235. Anmerk. Dass Ansons Sea Lion zu dieser Art gehört, kann ich um so bestimmter bezeugen, da ich den Originalschädel ge- sehen habe, welcher im Hunterschen Museum zu London aufbe- wahrt wird. 325 Phoca Ansonii, welche in Dcsmarest's Mammal. I. p. 239. neben dieser Art steht, ist in der Beschreibung zusammengesetzt aus dieser und der Otaria leonina. Ein Theil der Diagnose: „Nez du male prolonge en une sorte de trompe m olle et susceptible de se gonfler" gehört zu Ci/stophora probosddea, aber „six incisives superieures etc." gehört z\x Otaria leo- 7itna, und die Confusion rührt daher, dass der Verfasser sich in dem pag. 239. von ihm beschriebenen Schädel geirrt hat, wel- cher im Hunt er sehen Museum zu London unter Nr. 394. aufbe- wahrt wird mit der Aufschrift: „Sea Lion from Falkland Island^* und der gar nicht zu dieser Art, sondern zu einer jungen Otaria jubata gehört. Sonst befindet sich in demselben Museum unter Nr. 379. ein Schädel, mit der Aufschrift, dass er von Lord Anson in das britische Museum gebracht worden, von wo er an das Huntersche gelangt ist. Dieser Schädel gehört wirklich der Cystophora proboscidea an, und ist das Original zu Anson's Sea Lion. — Phoca Byronii Desm. Mammalog. L p. 240. ist eine Nominalart, welche einzig und allein auf einen Schädel gegründet ist, welcher sich im Hunt er sehen Museum zu London unt.Nr.381. ^ySeaLionfrom the island ofTinian; bt/ Commodore Byron'^ heOn- det. Dies ist ein alter Schädel ohne Unterkiefer von 0/«n'« jMÄa^a. Be Schreibung eines jungen Thiers von 5 Fuss Länge: Kopf ohne Spur äusserer Ohren. Barthaar ganz schwarz, an der Wurzel wellig zusammengedrückt, aussen ganzrandig; die Vorderfüsse mit langen halbrunden Krallen, welche aus der Haut hervorragen und von denen 1 oder 2 gleich lang sind, die folgenden allmälig an Länge abnehmen. Hinterfüsse in 2 grosse breite Lappen getheilt, zwischen ihnen 3 kleinere, von denen der mittelste am kleinsten ist. Krallen fehlen. Haut der Extremitäten mit äusserst kurzem Haar. Schwanz kurz, zungenförmig. Haar am Kopfe und ganzen Körper kurz an- liegend. Farbe oben dunkel silbergrau glänzend, einfarbig, an den Seiten blasser, unten weisslich, in's Gelbe ziehend. Dieses Exemplar wird ausgestopft im Museum zu Paris aufbewahrt mit folgender Aufschrift: „Phoque gris argente a OS nasaux tres courts. Envoye de Nantes par Mr. Dubuisson.*^ Es ist dasselbe Exemplar, welches Cuv. be- schrieben in den Rech. Oss#- V. I. p. 213. Dieses Exemplar hat auch Veranlassung gegeben zur Nominalart Phoca dubia Fisch. 1. c, aber durch einen Schreibfehler steht: unguibus leviter undulatis; muss heissen: vibrissis etc. so wie: Longit. 1 ped. 8 poU. muss heissen: 4 ped. 8 poll. 326 Der Schädel desselben Exemplars wird im C ab in et d'anatomie comparee aufbewahrt mit der Aufschrift: „Phoque cendre, envoye de Nantes par Mr.Dubuis- son." Er ist fast 8" lang und 6" breit. Es ist dasselbe Exemplar, welches Fr. Cuv. beschrieben und pl. 14. f. 2. d. e. f. abgezeichnet hat unter dem Namen: Phoque des pa^ iagons, Peron soll in seiner Voyage aux terres australes (II. pag. 32. pl. XXXII.), ein Werk welches zu vergleichen ich keine Gelegenheit gehabt, eine vollständige Beschreibung dieses colossalen Thieres gegeben haben, dessen Länge 25 — 30 Fuss beträgt» Man kann von den Schädeln, welche in den Museen aufbewahrt werden, auf ihre ungeheure Grösse schlies- sen. Der grösste, den ich gesehen, befindet sich im Pariser Museum* Er hat eine Länge von 1' 9" und eine Breite von i! 4", aber ist noch nicht ausgewachsen, indem die Wurzeln der Eckzähne noch offen sind. Aufenthaltsort. In den kältern Zonen der südlichen Hemisphäre wandern sie truppweise je nach den Jahreszeiten, finden sich an der südlichen Küste von Neuholland, Kingsinsel, im Bass-Sunde, an den Küsten von Neu-Seeland u. s. w. Sie 3ind der Gegenstand einer einträglichen Jagd. 2. Die Blase-Robbe (ßystophora cristata^. Das Männchen hat über der Nase eine gcrun- zelteHaut, welche aufgeblasen werden kann; Farbe der älteren schwarz und weiss gescheckt, mit schwarzer Schnauze und Gliedern; bei den Jüngern weiss, mit grauem Rücken, weissen Krallen. Länge 7— 8 Fuss. Schädel: Boden der Nasenöfi'nulig eine schmale Rinne; Hinterrand des Gaumens fast quer zwischen den alae ptery- goideae; obere Contour fast gerade (wenig bogenförmig), Un- terkieferäste nur an den Spitzen zusammengewachsen, der Zahn- theil meist gleich breit und die Vereinigung bildet nach hinten zu einen spitzen Winkel. Phoca cristata Fabric. Naturh. Selsk. Skrivt. 1. 2. p. 120. (eine wichtige Abhandlung über diese Art.) — Fischer Syn. Mamra. I. p. 241. — Phoca mitrata id. ibid. — Phoca ieucopla Thienem. 327 Bemerk, p. 102. (jung, gute Beschreibung). — Cystophora borea- lis Nilss. Skand. Faun. I. p. 383. — Klapmyds Egede p. 46. ~ Thoca leonina Linn. Syst. XII. I. p. 55. NB. hier ist Ansons Sea Lion verwechselt mit Ellis* Seal with a cawl, Voy. Huds. p. 134. t. 6. f. 4. Der erste ist Cyst. proboscidea^ der letztere ist diese. Denselben Fehler hat Fabricius begangen in der Faunft Groenl. p.7. und in den Naturhist. Selsk. Skrivter 2. p. 120*). — Stemmatope Fr. Cuvier Mem. du Mus. XI. p. 196. pl. 13. fig. 3. g. h. i. Beschreibung. Kopf gross, mit dicker, Stampfer Schnauze; Nase vollständig behaart; die Naslöcher, welche vorn unter der Nasenspitze liegen, sind ziemlich klein (im Ver- gleich mit denen bei andern Arten) und pach oben divergi- rend. Barthaar schwach, zusammengedrückt, blassbraun und wellig. Von der Nase über die Schnauze und bis zwischen die Augen hinauf kann die Haut des Männchens nach dem Belieben des Thieres zu einer Blase aufgetrieben werden, welche an den Seiten hervorragend ist und längs der Mitte einen Kiel hat; die Vorderfüsse stark behaart, mit 5 weisslichen starken, spitzen, unten gerinnten Krallen, welche allmälig sehr an Grösse abnehmen und nicht aus dem sehr schiefen stark behaarten Fussrande hervorragen. Hinterfüsse breit und gross, in zwei grosse Seitenlappen, von denen der äussere etwas grösser ist, und 3 kleinere innere getheilt, von denen der in- nerste am kleinsten ist, jeder ohen mit einer weisslichen ge- raden, zusammengedrückten Kralle versehen. Schwanz breit und ziemlich lang. Behaarung etwas struppig, dicht und steif. Farbe: Schnauze und Stirne schwärzlich einfarbig; Körper schwarz und weiss gescheckt (bei grösseren fahl gefleckt), und zwar so, dass der Rücken mehr Schwarz, die Bauchseite mehr Weiss enthält; der Nacken und obere Hals schwarz und mit weisslichen Fleckchen ; Vorderfüsse einfarbig bräunlich, ebenso die hinteren. Dem Weibchen fehlt die Blase auf der Nase, aber es besitzt den Längskiel. *) Unbegreiflich ist es, dass er an beiden Stellen dieser Art auch im Unterkiefer 4 Vorderzähne beilegt. Ich habe eine Menge Schädel gesehen, aber nicht einen einzigen angetroffen mit mehr als 2 Vor- derzähnen im Unterkiefer. 328 Junges: oben einfarbig braungrau, an den Seiten blas- ser weisslich und unten weiss ungefleckt; Stirn, Wangen, Schnauze graubraun, mit einem weissen breiten Ring um die Augen, über ihnen ein runder Fleck, worin einige Borsten sitzen, die Lippen und unteren Kopftheile weiss. Kral- len blass, weisslich. Barthaar blass. Länge 4 — 5 Fuss. — Hieher gehört bestimmt Phoca leucopla Thienem. Naturhist. Bemerk. I. p. 102. pl. XIIL Ferner Phoca mitrata Cuv. Os- sem. V. Lp. 210. von Hrn. Milbert aus New-York gesandt. Ich habe sowohl das Fell als das Skelet im Pariser Museum untersucht. Ersteres gegen 4 Fuss. Anmerk. Cuvier 1. c. p. 211. beschreibt, wie gewöhnlich, den Schädel und Zahnbau sehr genau: II y a en haut quatre incisi- ves, dont las mitoyennes tres petites etc. — Desmarest dage- gen in seiner Mammal. I. p. 241. Anm, beschreibt dasselbe In- dividuum mit 6 oberen Schneidezähnen. Aufenthaltsort. Findet sich im nördlichen Polarmeer, wo er nach den Jahrszeiten truppweise wandert. Er findet sich zuweilen sowohl bei Island als an den nördlichen Küsten von Norwegen ein. Vgl. Skand. Faun. a. a. O. 7te Gattung: Otaria *). Schädel oblong eiförmig; vom Stirnbein geht ein star- ker Processus postorbitalis aus und von dem Kiefer- knochen ein vorspringender Anteorbitalhöcker; Vorder- zähne f, die 4 mittelsten oberen der Quere nach zweispal- tig, die beiden äusseren sehr gross, spitzig; die 4 unteren ab- gestutzt; Backzähne |=f (selten f=|) zusammengedrückt kegelförmig mit einer Zacke oder einem Höcker vorn oder hinten. An jungen Schädeln ist die Schnauze vorn verschmälert und endet vorn mit einer abgestutzten Spitze über den Schnei- dezähnen. Bei alten nimmt die Schnauze vorn an Breite zu, und endigt stumpf. Aeussere Form: Rumpf spindelförmig, etwas nieder- gedrückt; der Kopf, mit äusseren (kleinen, spitzen) Ohren ver- sehen, ist ziemlich schmal *länglich und sitzt auf einem langen *) Arctocephale und Platyrhynque Fr. Cuv. 329 Halse, so dass die Vorderbeine weiter zimicksitzen als bei den vorhergehenden. Die Vorderbeine, nach den Seiten und nach hinten gerichtet, sind an dem äussern, dünnem, etwas gelappten Rande, so wie an der Spitze nackt (gleichen den Flossen der Seeschildkröten), und man sieht in ihnen keine Zehen, sondern bloss Rudimente von Nägeln. Hinterbeine nach hinten gerichtet; ihre Füsse enden mit einer in fünf fin- gerähnliche Lappen getheilten nackten Haut, hinter welcher die drei mittelsten Zehen Krallen und die beiden äussersten Spuren derselben haben. Von dieser Gattung findet sich keine einzige Art in den europäischen -Meeren, noch auch in dem Meere zwischen die- sem Welttheil und Nordamerica. Dagegen kommen Arten derselben vor im Meere zwischen Nordasien und Nordamerica, so wie an den Küsten vom südlichen America und südlichen Africa und besonders in Australien. 1. Der Seelöwe (ßtaria juhatd), Rothbraun oder gelbbraun, Beine und untere Körpertheile dunkelbraun; Haare kurz anliegend, ohne Grundwolle; Barthaar ganzrandig, weiss (bei den jungen schwarz); Ohren sehr kurz (kaum ■!"); hinterer Rand der Vorderfüsse etwas gelappt, die 3 grossen Krallen der Hinterfüsse ragen mit der Spitze nicht bis zum Rande der tiefen Einschnitte zwischen den 5 langen Fusslappen. Das Männchen hat um den Hals längere emporstehende Haare* Länge, Männchen 10 Fuss: Weibchen 7 Fuss *) Schädel. Zwischenbalken kurz, hinten verschmälert, ke- gelförmig ; der Postorbitalfortsatz eine gerade abstehende (nicht schiefe) abgerundete Lamelle ; das Stirnbein schickt einen klei- nen Fortsatz zwischen Orbita und Oberkieferbein herab; der Processus anteorbitalis breit zusammengedrückt. Gaumen der Länge nach stark ausgehöhlt und an den Seiten von einer Knochenlamelle begrenzt, welche in den Hamuli pterygoidei endigt, die ganz nahe hinter dem queren (doppelt eingeschnit- tenen) Gaumenrande stehen. Die Entfernung zwischen dem *) Wahrscheinlich werden sie viel grösser. 330 letzten Backzahn und dem Gaumenrande ist drei Mal so gross als zwischen diesem und den Hamuli. — Der Ramus adscen- dens des Unterkiefers bildet mit dem Zahntheil einen sehr stumpfen Winkel mit einem rückwärts gerichteten Winkelhöcker; zwischen diesem und dem Höcker des Ramus adscendens ist der hintere Rand S-förmig. Otaria jubata Desm. Mammalogie p. 248. — Lion marin Forst, sec. Voyage de Cook 4. p. 54. — Phoca jubata Gmel. Syst. I. p. 63. — Lion marin Pernetty Voy. t. I. p. 47. t. 10. — Der xottige Seelöwe Schreb. Säugth. 3. p. 30. pl. 83. B. (schlecht). — n^JJOtarie molosse, {Ovaria mo/oMma Less. et Garn.) des Ma- louines par Less. et Garn.^^ wird im Pariser Mus. aufbe- wahrt, wie auch der Schädel desselben unter No. 7.; ist eine Junge Otaria jubata. — Im Museum der Chirurg. Acad. (dem ehemaligen Hunterschen) zu London liegt unter Nr. 394. ein Schä- del mit der Aufschrift: Sea Lion. Falkland Island. Er ist 11" lang, 6|" breit, die Crista sagittalis und occipitalis sind be- reits entwickelt. Er hat einer Jüngern Otaria jubata ange- hört; aber sie hat sicherlich niemals ein solches Fell gehabt, als das, welches bei Desm. Mam, p. 252. der Otaria falhlandica zu- geschrieben wird: „Pelage gris cendre, nuance de blanc terne", welches eher der Otaria ursina zukommt. — Hieher gehört Phoca Byronii Desm. p. 240. Da ich noch keine Gelegenheit ge- habt habe, einen Schädel von Stellers Seelöwen von den Aleuten zu untersuchen, so führe ich nur als zweifelhaft an Nov. comment.Petrop.il. p.360.— Aus einem sehr alten Schädel die- ser Art mit breiter Schnauze hat Fr. Cuvier seine Gattung Platyrhynchus gebildet *). *) Stellers Seelöwe ist von der hier beschriebenen Otaria ju- bata sehr verschieden. Wir besitzen das ganze Skelet des Platyrhyn- chus Fr. Cuv. aus Brasilien. Vom Stellerschen Seelöwen hat Cha- misso den Schädel aus Kamtschatka mitgebracht; er befindet sich im hiesigen anatomischen Museum, dagegen meines Wissens in keiner andern Sammlung. Er ist 14" lang und 8" breit. Der Interorbital- theil des Schädels erweitert sich ganz allmälig in den Schädel, bei Platjnrhynchus plötzlich. Der Gaumenrand ist quer, und weniger als halb so breit als die Breite des Gaumens zwischen den hintersten Backzähnen. Die Entfernung des hintern Gaumenrandes vom hinter- sten Backzahn ist so gross als die Entfernung des erstem vom Ha- mulus pterygoideus. Der Gaumen ist beinahe flach und ohne Seiten- leisten. Der Processus condyloideus des Unterkiefers steht nach hinten. Der Winkel des Unterkiefers fehlt fast ganz. Der Fortsatz 331 Aufenthaltsort: findet sich in den Meeren der südli- chen Hemisphäre, bis zu den Malouinen, bei Chili, Brasilien, Neu-Holland u. s. w. Aber es ist kaum glaublich, dass es die- selbe Art sei, welche bei den Aleuten im Meere von Kam- tschatka vorkommt. 2. Der Seebär (Qtaria ursina.^ Oben schwarzgrau, auf'^rdem Vorderrücken und Kopfe mit silbergrauen Haarspitzen; das Fell her- vorragend mit feiner struppiger röthlicher Grund- wolle; die Lippen rostgelb; Füsse dunkelbraun; Bauchseite graugelb oder rostgrau mit einer schwar- zen breiten Binde von einem Vorderbeine zum an- dern; Barthaar schwarz, ganzrandig. Die Krallen, welche weit hinter denLappen liegen, reichennicht bis zu den Einschnitten. Länge ungefähr 10 Fuss. Schädel: Zwischenbalken länger (als bei dem vorher- gehenden), mehr gleichbreit, fast cyliuderförmig: der Processus postorbitalis ein nach hinten gerichteter Sägezahn; das Stirn- bein mit einem breiten dreieckigen Fortsatz zwischen den Ober- kieferbeinen herabsteigend ; derAnteorbitalfortsalz schmal, hoch, am Ende knopfförmig. Gaumen (hinter den Backzähnen) fast eben, nicht (sehr) concav; keine Knochenlamelle an den Sei- ten zwischen den Backzähnen und Hamuli pterygoidei. Gau- menrand bogenförmig (einfach eingeschnitten), liegt unge- fähr in der Mitte zwischen dem innersten Backzahn und dem Hamulus. Der Unterkiefer bildet keinen bemerkbaren Winkel oder Winkelhöcker *). zwischen Processus condyl. und dem Winkel des Unterkiefers ist fast ganz quer und verhältnissmässig klein. Anmerk. von J. Müller. *) Die Schädel des wahren Stellerschen Seebären von Cha- misso aus Kamtschatka im anatomischen Museum zu Berlin pas- sen auf diese Beschreibung. Der Schädel zwischen den Augenhöhlen erweitert sich plötzlich zum Hirnschädel wie beim Platyrhynchus, der sonst ganz davon verschieden ist. Der Arctocephalus Fr. Cuv. mem, dumus. T. 11. tab. 15. stimmt mit den Chamissoschen Schädeln. Anmerk.. v. J. Müller. 332 Otaria ursina Desm. Mammal. p. 249. (Besehreib.) Forster I. c. — Otaria cinerea Quoy et Gaim. Voy. Astrol. pag. 151. pl. 12 — 13. (Schädel). Er wird im Museum zu Paris aufbewahrt (unter No. 2.). Er ist llf Zoll lang, 6| Z. breit. Hieher gehört wahrscheinlich auch Otaria cinerea Desm. Mamm. p. 251. u. nach der Diagnose Otaria falklandica Id. ibid. 242. — An XJrsus marinus Steller Nov. comment. Petrop. II. p. 331 ? Aufenthaltsort. In den Meeren der südlichen Hemi- sphäre vom 55. bis 30.*' S. Br. : Magellanstrasse, Patagonien, Neuholland, Cap (besonders sehr junge), — so in Australien, an den südlichen Theilen Africa's und Süd - America's. Diese Otaria hat röthliche, seidenfeine und reichliche GrundvvoUe, wesshalb auch die Haare, um sie zu beschützen, lang und vorstehend sind. Es ist das Fell dieser Art, wel- ches, nachdem das gröbere Haar fortgeschnitten ist, zur Ver- brämung von Mützen u. s. w. benutzt wird. Die Ohren sind grösser als bei O. j üb ata, nämlich ungefähr 1^ Zoll lang» Anmerk. Buffon's petit phoque^ wovon sich das Original noch im Museum zu Paris befindet, ist ein Junges von 2 Fuss Länge, welches erlegt wurde, während es noch Milchzähne hatte. Es hat 8 Schneidezähne oben, dichtes und langes Haar, dessen Farbe von der Spitze zur Mitte schwarz und darauf wie die Grundwolle rostgelb bis zur "Wurzel ist. Barthaar schwarz und ganzrandig. Das Fell rauh und langhaarig, oben rein schwarz, vorn auf dem Halse kastanienbraun, unter dem Bauche rostgelb. — Dieses Junge, welches auch Otaria Peronii Desm. p. 250. genannt wor- den, gehört höchst wahrscheinlich zu der hier beschriebenen Art. Ein ganz ähnliches Exemplar befindet sich in dem Museum zu üpsala und ist vom Cap. Es ist Thunb.'s Phoca minuta. 3. Die Südsee-Otarie (Otaria australis). Graubraun mit gelblichem Anstrich; an den Seiten und Beinen gelbbraun, am Bauche kastanienbraun. Das Haar straff und kurz ohne Grundwolle. Barthaar weiss, ganzrandig. Klauen der Hinterfüsse ragen weiter hervor als bis zu den Einschnit- ten zwischen den Lappen. Ohren kurz, kaum f Zoll. NB. Die meisten Haare sind schwarz mit graubraunen Spitzen und zahlreichen eingemischten weissen Haaren. Schädel. Zwischenbalken hinten verschmälert (wie bei Q. jubata), Processus postorbitalis breit, jedoch sägezahnför- 333 mig ; Gaumen hinter den Backzähnen fast platt, hat keine Sei- tenlamelle an den Seiten: hinterer Gaumenrand bogenförmig mit einem Einschnitte in der Mitte, liegt etwas näher der Basis des Hamulus als dem innersten Backzahn. So gleicht er oben mehr der O. jubata, unten mehr der O. ursina. Backzähne dick, oben wie unten nicht mehr als 5 (ob immer?). Der Unterkiefer bildet keinen Winkel, aber hat einen Absatz vor dem Winkelknorren. Otaria australis Quoy et Gaim. Voy. Astrol. I. p. 95. pl. 14. j cran. pl. 15. 3—4. ^Vorkommen: bei Neu -Holland und wahrscheinlich iu andern Theilen des australischen^ Meeres. Nachschrift zu vorstehender Abhandlung von J. Müller. Im anatom. Museum zu Berlin befinden sich die Schädel von 5 verschiedenen Species von Otarien. 1. Otaria Stelleri Nob. Steller's Seelöwe mit Ausschluss aller andern Citate. Siehe die Charactere in der Anmer- kung zur Abhandlung von Herrn Nilsson. 2. Otaria ursina Nilsson. Stellers Seebär. Arctoce- phalus Fr. Cuv. mem. du mus. T. 11. tab. 15. nr. 1. 3. Otaria platyrhynchus Nob. Platyrhynchus Fr. Cuv. mem. du mus. T. 11. tab. 15. nr. 2. 4. Otaria cTiilensis 'Noh. Fell und mehrere Schädel sind von Herrn Philippi^s erster Reise in Chili eingegangen und ähnliche schwarzbraune Felle sind kürzlich dem zoo- logischen Museum von Neuchatel zugeschickt, aus Chili stammend. Die Schädel zeichnen sich aus durch folgende Cha- ractere. Die Oberfläche des Interorbitaltheils des Schä- dels ist flach und sehr breit; der Schädel ist breiter hin- ter dem hintern Orbitalfortsatz als vor demselben. Der Gaumenrand ist leicht ausgehöhlt. Die Entfernung des- 334 selben vom Haraulus pterygoideus f der Entfernung des hinteren Gaumenrandes vom hintersten Backzahn. Der Gaumen ist von einer Seite zur andern leicht ausgehöhlt und hat seitliche Kanten. Der Processus condyloideus des Unterkiefers steht nach hinten. Der Winkel des Un- terkiefers fehlt beinahe ganz, der Fortsatz zwischen "Win- kel und Processus condyloideus steht nach hinten und innen. 5. Otaria Lamarii Nob. Schwarzbraun. Schädel zwi- schen den hintern Orbitalfortsätzen flach und sehr breit, breiter als vor den hintern Orbitalfortsätzen. Characte- ristisch ist hier die sehr geringe Entfernung des hintern Gaumenrandes vom hintersten Backzahn ; diese Entfer- nung ist nur halb so gross, als die Entfernung des hin- tern Gaumenrandes vom Hamulus pterygoideus. Der hin- tere Gaumenrand ist schwach ausgehöhlt. Der Winkel des Unterkiefers ist fast völlig verwischt, der Fortsatz zwischen ihm und dem Processus condyl. ist nach innen gewandt. Australien. Im zoologischen Museum einmal aus Neuholland, ein zweites Exemplar von Lamare Pi- (Juot, die Schädel von beiden im anatom. Museum. Eine sechste Art ist die Otaria australis Quoy et Gaim., deren Schädel von Nilsson beschrieben und gänzlich ver- schieden vom Schädel der vorhergehenden ist. Wir be- sitzen den Schädel dieser Otaria australis nicht. 335 Briefliche Nachricht über einige sehr seltene Vögel, welche nach der Herausgabe meines Verzeichnisses der Vögel Galiziens entdeckt worden sind, als Beitrag zu demselben mitgetheilt von Stan. Konst. Ritter v. Siemuszowa-Pietruski» Mein Verzeichniss der Vögel Galiziens, welches ich auf wiederholtes Verlangen des Professors Wiegmann im Jahre 1837 sendete, wurde erst im Jahre 1840 gedruckt; da ich aber seit dieser Zeit so glücklich war, einige neue Seltenhei- ten zu bekommen, so glaube ich mich verpflichtet, durch diese Nachrichten das Fehlende zu ergänzen, und hoffe dafür nicht nur die Verzeihung, sondern auch den Dank der Ornithologen zu verdienen, da man nur auf diese Weise zur richtigen Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögel in Eu- ropa gelangen kann, und besonders auch desswegen, weil ich bei dieser Gelegenheit Einiges über die Sitten und Lebens- weise dieser seltenen Gäste zu benachrichtigen habe. Ich fange mit solchen Vögeln an, welche in meinem Ver- zeichnisse nicht stehen. Als ich im J: 1838 das Lemberger Naturalien- Cabinet be- sichtigte, zeigte mir der dortige Cabinetdiener einen frisch erlegten noch nicht ausgestopften Vogel: es war ein junges Weibchen von Otts tetrax Linne. Dieses Exemplar wurde auf einer etwas feuchten Wiese erlegt und auf dem Wildpretmarkt zum Verkaufe ausgestellt, von hier aus kam es glücklicher Weise in die Naturalien-Sammlung, wo es sich noch bis jetzt befin- det. Später sah ich noch ein sehr schönes Männchen in der Sammlung des Herrn Kammerraths v. Tomek in Lemberg, wel- ches auf 6fen Viehtriften unweit Ruska Rvczna geschossen war. Mein verehrter Freund, Herr Prof. Zawadzki erwähnt in seiner Fauna der galizisch - bukowinischen Wirbelthiere, 336 dass diese Vögel in Podolien auf der Steppe Palatancha zu finden sind. — Eine zweite Seltenheit dieser Art bekam ich lebend im Mai d. J. : es ist die schöne bei uns äusserst seltene Häringsmöve, Larus fuscus L. (ßavipes Meyer) *). Sie war im Winter am Dniesterflusse unweit Martynow flügellahm ge- schossen; als man mir dieselbe überbrachte, war der schöne Vogel in einem äusserst elenden Zustande, die halbgeöffneten Augen, die gesträubten Federn und sein wie ein Messer schar- fes Brustbein Hessen nicht viel Erfreuliches hoffen; doch da ich einen solchen Vogel noch nie lebendig besass, wurde nun alle mögliche Mühe angewandt, um ihn am Leben zu erhalten» Meine Bemühungen blieben nicht fruchtlos; da er anfangs durchaus nicht selbst fressen wollte, so musste ihm das Futter behutsam in den Schnabel gestopft werden, dann am 3ten Tage fing er schon an allein zu fressen, in 8 Tagen erholte er sich gänzlich, und jetzt ist der schöne Gefangene vollkom- men hergestellt und sehr zahm geworden. Täglich bekommt er kleine Stücke rohes Rindfleisch, welche vorher mit Wasser angefeuchtet werden müssen, dann und wann zur Abwechslung kleine lebendige Fische, die er leidenschaftlich liebt, und fri- sches Wasser zum Saufen und Baden, welches ihm zu diesem Zwecke in einem geräumigen Geschirre hingestellt wird. Er badet sich täglich und oft 2 Mal des Tages. Im Schrecken lässt er ein lautes durchdringendes Jak, Jak hören und speit die hinuntergeschluckten Fleischstücke heraus, was seine Mö- vennatur verräth, sonst ist es ein geduldiger harmloser Vogel, welcher sich in der Gefangenschaft sehr rein hält; obwohl ich ihn schon vom Mai besitze, so hat er sich bis jetzt noch nicht gemausert. Die Staaramsel, Tiirdus roseus Lin. Dieser südliche Prachtvogel verirrt sich auch, obwohl sehr selten, in unsere Gegenden. Herr Prof. Zawadzki erwähnt in seinem Werke, dass man neulich zwei bei üdnow und Borki erlegt habe, auch wurde im Mai des Jahres 1837 ein sehr schönes männliches *) Lar. fuscus ist schon im Verzeichnisse aufgeführt, weil sich in der Lemberger Nat. Samml. ein junges Exemplar befindet, welches hier in Galizien geschossen sein sollte; die volle Gewissheit, dass sie sich zu uns verirrt, bekam ich erst im Jahre 1841. 337 Exemplar in der Gegend von Lemberg, und zwar in dem an Kamienopol liegenden Lisienicer Eichenwäldchen von einem Bedienten des Hrn. Kam. Raths v. Tomek erlegt, auch brachte der pensionirte Rittmeister Hr. v. Gilowski dem obenerwähn- ten ausgezeichneten Kenner ein von ihm im Kolomcär Kreise erlegtes Exemplar; es befanden sich damals mehrere Stücke beisammen. Dies sind die mir bekannten seltenen Vögel, welche in meinem Verzeichnisse vermisst worden sind; jetzt glaube ich, dass es nicht überflüssig sein wird, eine nähere Nachricht über einige andere zu geben, welche, obwohl es schon bekannt ist, dass sie sich in Galizien finden, doch noch immer bei uns und in ganz Mittel-Europa zu den Seltenheiten gehören. Un- ter diesen verdient die schöne und gelehrige Steindrossel, Turdus saxatilis L., den ersten Platz ; obwohl sie, wie bekannt, die südlichen Länder bewohnt, so hat man doch schon meh- rere in Böhmen, Mähren und Norddeutschland bemerkt, bei uns sind schon viele Exemplare erlegt und lebendig gefangen worden, ja es nistete ehemals ein Paar auf der alten Burg Odriykon, dass aber auch diese Vögel manchmal in Stein- haufen, so wie die Steinschmätzer nisten, war mir bis jetzt un- bekannt, und eben ein solcher Fall ist im Jahre 1834 bei Winniki unweit Lemberg vorgekommen. Ein Bauer ging im Juni von Winniki nach Lemberg, und als er sich einem Stein- haufen näherte, sah er einen Vogel herausfliegen. Voll Neu- gierde begab er sich nach der Stelle, wo der Vogel gesessen hatte, und entdeckte auf der Erde zwischen Steinen ein Nest mit 5 Jungen; diese brachte er nach Lemberg und verkaufte alle zusammen für 10 Groschen an die dortigen Vogelsteller, in 3Tagen waren schon alle Steindrosseln an verschiedene Liebhaber das Stück zu 2 Fl. C. M. verkauft, die gewiss noch einen guten Handel machten, da ich 4 Jahre später ein Paar derselben mit 10 Fl. C. M. bezahlen musste. Es gelang mir auch schon, diese lieblichen Sänger zur Fortpflanzung im Zimmer zu bringen, was die an meinen theuren Freund, Herrn Pfarrer Brehm auf Renthendorf geschickten Eier hinlänglich beweisen können. Die Bienenfresser, Merops apiaster L., besuchen auch aus Ungarn die südlichen Kreise meines Vaterlandes. Archiv f. Naturgesch, VlI. Jahrg. 1. Band. 22 338 Hr. Pr. Zawadzki erwähnt, dass man neulich einen bei Lem- berg geschossen habe; ich besitze auch schon mehrere bei uns erlegte Vögel dieser Art. Den schönsten unter allen bekam ich im April 1839, welcher in meinem eigenen Garten zu Podhorodce und zwar auf folgende Art geschossen wurde. Den 5. April fiel bei uns ein sehr grosser Schnee , welcher sehr viele Lerchen, wilde Tauben, Rothkehlchen und andere Zugvögel zu Grunde richtete; ich war damals beschäftigt Ler- chen zu fangen, als ich die angenehme Nachricht bekam, dass sich in meinem Garten ein prachtvoller, allen meinen Haus- genossen unbekannter Vogel befinde. Man kann sich nun wohl denken, dass ich alles verliess, und in möglichster Eile dem Hause zurannte, um den neuen Gast zu sehen, in welchem ich alsogleich den schönen Merops erkannte. Es war ein voll- kommen ausgefärbtes Männchen im Hochzeitskleide, er sass mit gesträubten Federn und zurückgezogenem Halse ruhig auf einem Pflaumenbaume ; sein grünlich blaues Gefieder contra- stirte herrlich mit der weissen Schneefarbe, "womit alles be- deckt war. Da ich schon mehrere solche Vögel besitze, so wollte ich diesem das Leben schenken, allein mein Thierwär- ter war weniger barmherzig, und kaum hatte ich mich ent- fernt, so hörte ich einen Schuss und bald darauf kam der Bediente mit dem Vogel in der Hand. Als ich ihn öffnete, fand ich nur die grossen Holzameisen und Bienen in seinem Magen; jetzt befindet er sich ausgestopft in meiner Sammlung. Einen zweiten bekam ich in demselben Jahre von einem Nach- bar und schickte ihn an meinen theuren Freund Hrn. Pfarrer Brehm nach Renthendorf ab. — Ende April 1840 wurde auch ein bei uns sehr seltener Vogel, der schöne Rothfussfalke, bei Sinowudzko niine im Stryier Kreise aus einem Fluge von ungefähr 40 Stück glücklich herausgeschossen und mir dann zur Bestimmung zugesandt» Ich stopfte den hübschen Vogel aus, es war ein prachtvoll ausgefärbtes Männchen. Später sah ich noch einen in einem Buchenwalde unweit meiner Wohnung, konnte ihn aber trotz aller Nachstellungen nicht erlegen. — Endlich muss ich noch eine kurze Nachricht über die galizischen Pelikane (Kropfgänse) geben. Diese Riesen un- ter den Schwimmvögeln gehören nicht zu der schönen isabell- 339 farbenen Art, Hie wir in den Menagerien so oft bewundern, sondern zu der viel grösseren grauen Gattung. Sie erscheinen viel häufiger bei uns, besonders in den an Ungarn grenzenden Kreisen, wie die früher benannten Wöget y brüten aber doch nicht und gehören noch immer gewissermassen zu den Selten- heiten. Die ersten, welche ich sah und von welchen ich ein Paar ausgestopft noch bis jetzt besitze, wurden im Stryier Kreise bei Lubieiice, den Gütern des Hrn. Peter Ritter von Siemuszowa - Pietruski, Landesvorschneiders der Königreiche Galizien und Lodomerien, geschossen. Es befanden sich da- mals 4 Stück zusammen, von denen 3 erlegt wurden. Sie waren gar nicht schön, schwammen mit zurückgezogenem Halse und tief eingesenktem Körper stattlich auf dem Stryi- flusse, tauchten sehr geschickt, um Fische zu fangen, und Hes- sen sich sehr nahe kommen, ohne wegzufliegen» — Später brachte man nach Lemberg einen lebendigen, welcher flügel- lahm angeschossen war und erst neulich wurden etliche Stücke wiederum bei Lemberg glücklich erbeutet. Podhorodce bei Stryi, den 1. November 1841. Berichtigung von Berichtigungen. Von Dr. R. A. Philippi. JPandorina corruscan» Scacchi. In diesem Archiv Jahrg. V. 1. p. 122. habe ich die Be- schreibung dieser interessanten Scacchischen Art mitgetheilt, ohne, bei dem Mangel literarischer Hülfsmittel in Neapel, wahrzunehmen, dass dieselbe ein Osteodesma ist. Hr. Gray hat in den Annais of nat. bist. vol. IV. nr. 25. bemerkt: „dass die Muschel Lyonsia striata Turton (Mya nitida Fabric, Anatina truncäta Lamck.) sei". So heisst es in diesem Ar- chiv VI. 2. p. 215. (der Original - Aufsatz von Gray ist mir 22* 340 nicht zugänglich). — Diese Synonyme erfordern eine Er- läuterung. a. Lyonsia striata, Lyonsia striata Turton (Bivalv. brit. 35. t. III. f. 6. 7., mir leider unzugänglich) ist wohl ohne Frage die von Herrn Lyons in Tenby Bay entdeckte, von Montagu zuerst in den Transact. of the Linn. Societ. vol. XI. 1815. p. 188. unter dem Namen Mya striata sehr gut beschriebene, und t. 13. f. 1. u. A. abgebildete Muschel. Dies ist aus dem Namen und aus den Citaten bei Fleming History of Brit. Animals p. 463. zu beweisen. Diese Mya striata Montagu ist aber nicht Pandorina corruscans Scac. Gestalt, Grösse, Streifung, Dünne der Schale stimmen bei -beiden Arten ziemlich überein, allein die Montagu'sche ist hinten höher als vorn, hat stärker hervorragende Wirbel, und was das Wesentlichste ist, ihr Schloss ist ein ganz anderes, wie die Figur A. von Mon- tagu und seine Beschreibung zeigen: „das Schloss ist einfach und vollkommen das einer wahren Mya, indem es einen auf- rechten breiten Zahn in der einen Valve hat, welcher in eine entsprechende Vertiefung der andern Valve passt". Es ist also die Mya striata nicht nur eine andere Species als Pando- rina corruscans y sondern auch ein ganz anderes Genus. — Möglich ist es übrigens, dass Turton, von der äusseren Aehn- lichkeit verführt, beide Arten zusammengeworfen hat, wenig- stens sagt Fleming 1. c: „Ich bin dem Dr. Turton gefolgt, indem ich die vorhergehenden Synonyme zusammengebracht habe, jedoch nicht ohne bedeutende Zweifel (not, however, without considerable hesitation). Diese Synonyme sind: Mya striata Mont. ; Mya pellucida Brown Werner. Mem. II. 505. t. XXIV. f. 1«, welches Werk ich nicht kenne , und wie es scheint, Mya norvegica Chemn. X. p. 345. t. 170. f. 1647. 48., denn unter diesem letztern Namen führt Fleming die Art auf, ohne Chemnitz zu citiren. In der That ist diese Mya norvegica Chemn. (Osteodesma corhuloides Desh.) vielleicht identisch mit unserer Pandorina corruscans ; sie erscheint nur höher, weniger verlängert. — Dass der Name Pando- rina, selbst wenn er nicht bei den Infusorien von Bory ver- 341 geben wäre, dem altern Namen Osteodesma weichen muss, versteht sich von selbst. b. Mya nitida Fabr., das zweite Synonym, welches Gray anführt, existirt meines Wissens gar nicht, wenigstens nicht in der Fauna groenlan- dica, und ich vermuthe, dass Gray Mya nitida O. Fr. Müller (prodr. zool. Dan. 2963) hat schreiben wollen. Von dieser Art heisst es bei Gmelin p. 3222, der Müller offenbar copirt : „testa ovali, alba, laevi; cardinis utriusque dente ob- tuso" upd „statura minuta"; es ist also ein ganz anderes Ding, vielleicht eine Montacuta Turton. c. Anatina truncata Lamk. ist nach Gray das dritte Synonym von Pandorina corruscans. Von dieser heisst es bei Lamarck bist. nat. V. p. 463. : testa ovata, tenui, transverse striata, antice subtruncata; pun- ctis prominulis minimis extus asperata", während die Pando- rina corruscans eine testa ob longa, longitudinaliter striata, punctis prominulis carens hat. Die ^natina truncata hat ferner ein ganz anderes Schloss, da sie nach Deshayes eine ächte Anatina ist, und also, wie auch schon aus ih- rer Diagnose erhellte, gar keine Aehnlichkeit mit Pandorina corruscans hat, ausser dass beide Bivalven, weiss und dünnscha- lig sind. Zu dieser Anatina soll übrigens als Synonym eine Mya nitida Gerville gehören, die mir unbekannt ist. Es ist also klar, dass 1) von den drei als Synonymen zu Pandorina corruscans citirten Arten keine dazu gehört; dass 2) diese drei Arten nicht nur einem andern Genus angehören, sondern 3) alle drei von einander verschieden und sogar verschiede- nen Gattungen angehörig sind. — Ich glaube es liegt im In- teresse der Wissenschaft, wenn sich dieselbe Berichtigungen der Art verbittet. JPaludinella Pfeiffer. Mein werther Freund Dr. Pfeiffer sagt in diesem Archive VII. 1. p. 226.: „Mit Philippi's neuerlich vorgeschlagener Er- weiterung dieser Gattung i^runcatella) kann ich mich 342 nicht einverstanden erklären , da die kleinen Arten . . . meinen Beobachtungen nach in der Stellung der Augen wesentlich von Truncatella abweichen" und bildet aus einer dieser klei- nen Arten ein neues Genus Paludinella. Ich glaube , es ist niemals vorth eilhaft für die Wissen- schaft, wenn jemand die Beobachtungen eines andern schlecht- weg negirt, ohne etwas Positives an deren Stelle zu setzen. Hätte Pfeiffer doch wenigstens angegeben, wie die Augen bei Paludinella und wie sie bei Truncatella stehen! Worauf beziehen sich seine Beobachtungen? a.ui Truncatella oder auf Paludinella littorina? oder auf mehrere Paludinellen? wie man aus den Worten: „da die kleinen Arten ... wesentlich abweichen" schliessen könnte. Nach den mündlichen Angaben meines Freundes kann ich diese Fragen glücklicherweise vollstän- dig beantworten. Dr. Pfeiffer hat gar keine Paludinella beob- achtet, und die Truncatella nicht kürzlich in Triest, sondern vor mehreren Jahren in Cuba, wo sie ihm in der Bildung des Thieres keinen Unterschied von Cyclostoma gezeigt hat. Auf diese Beobachtung gestützt glaubte Dr. Pfeiffer überzeugt zu sein, dass die Augen bei Truncatella, wie bei Cyclostoma aussen ständen, und dass meine Angaben, sie ständen nicht aussen, sondern oben, falsch wären. — Dem ist aber nicht so, sondern Dr. Pfeiffer hat sich in Cuba geirrt. Man kann sich sehr leicht von dieser Thatsache überzeugen; man braucht nur bei einer Truncatella mit eingetrocknetem Thier, wie sie ja gemein in den Sammlungen sind, die letzte Windung vorsichtig wegzubrechen und das Thier in Wasser zu legen. Nach etwa zwei Minuten ist es aufgeweicht und man erkennt sehr deutlich, dass die Augen genau so liegen wie ich angegeben habe. In der Stellung der Augen ist zwi- schen Truncatella truncatula und Paludinella littorina folg- lich gar kein Unterschied, die letztere Gattung also, so- fern sie sich auf einen Unterschied im Thier beziehen soll, auf einem Irrthum gegründet. Wenn aber Pfeiffer we- gen der verschiedenen Gestalt und Bildung der Gehäuse, „auf welche er bei Aufstellung der Gattungen im Gegensatz zu den Familien grossen Werth legt", Genera abtrennen will, so habe ich nichts dagegen und bemerke nur, dass er diesen Grundsatz hoi Cyclostoma und Helix noch reichlicher in 343 Anwendung bringen kann. Unstreitig wird er z. B. die Helix Caronij die H. aperta und die JFf. poly gyrata nicht in einem Genus lassen dürfen , das gäbe eine herrliche Menge neuer Namen, ob aber zum Heil der Wissenschaft? Ich muss mich zu einer entgegengesetzten Ansicht bekennen, und frei aus- sprechen, dass nur aus einem sorgfältigen Studium der Thiere eine Systematik der Gattungen hervorgehen kann, die jetzt noch sehr im Argen liegt. Hoffen wir, dass sich alsdann auch Merkmale an den Gehäusen auffinden werden; bis jetzt ist aber das betrübende Resultat feststehend, dass sehr oft die verschie- denartigsten Gehäuse von ganz ähnlichen Thieren, und die ähn- lichsten Gehäuse von sehr verschiedenen Thieren bewohnt werden, so dass jeder Schluss von der Analogie der Schaale auf die Analogie der Thiere bis jetzt ein höchst trüglicher ist. Dies habe ich selbst wieder erfahren, als ich, mit Grateloup und Michaud, eine kleine Tovnatella aufstellte, welche, wie die Untersuchung des Thieres gezeigt hat, eine Chemnitzia oder Parthenia oder Pyrgiscus ist. Sigaretus und Jdamellaria. D'Orbigny bemerkt in dem Voyage dans l'Amerique me- ridionale p. 403. (nach Troschel s. dieses Arch. VII. 2. p. 274) „der Sigavetus perspicuus von Cuvier, Lamarck, Blainville, Rang, Quoy und Gaimard und Philipp! gehört wegen der In- nern Schale und des vordem Sipho einer andern Familie (als Sigaretus Adans.) an, und muss eine Gattung in der Nähe von Coriocella bilden, die längst von Montagu unter dem Namen Lameilaria aufgestellt ist* Hier sind nicht weniger als drei Irrthümer zu berichtigen. Erstlich giebt es keinen Sigaretus perspicuus bei Cuvier, bei Lamarck, bei Blainville, bei Rang, bei Quoy und Gaimard. Man muss also corrigiren: „Mehrere Sigaretus- Arten bei Cuvier, Lamarck, Blainville, Rang, (Juoy und Gaimard, und namentlich der S. perspicuus Philippi" etc. Zweitens. Diese Sigaretus müssen nicht eine Gat- tung in der Nähe von Coriocella bilden, sondern sind die Gattung Coriocella selbst. Es heisst zwar bei Blain- ville, welcher die Gattung Coriocella aufgestellt hat, Manuel 344 de Malac. p. 466. von dieser: „sans trace de coquille exte- rieure ni Interieure" und so wäre eine sehr wesentliche Verschie- denheit da; allein Gray hat sich überzeugt (s. dessen Spicile- gia zoologica 1. p. 3.), dass eine Schale vorhanden ist, und dass Coriocella Blainville und Sigaretus Cuvier nicht nur dasselbe Genus, sondern dass sogar beide dieselbe Species sind. Auf diese wichtige Beob- achtung habe ich bereits in meiner Enumeratio p. 164. auf- merksam gemacht. Drittens. Es ist nicht richtig, wenn man sagt, die von d'Orbigny erwähnten Sigaretus, welche also identisch mit Co- riocella Blainv. sind, seien von Montagu als Lamellaria auf- gestellt. Montagu hat nämlich in den Trans, of the Linn. Soc. XI. p. 184. allerdings ein Genus Lamellaria aufgestellt, allein dieses begreift ganz heterogene Dinge in sich, nämlich das GQiixxsFleurohrancTius zugleich mit dem Genus Corio- cella, indem Montagu zwei Abtheilungen bildet: a) mit ei- nem fedrigen Anhang, wie er sich ausdrückt =: Pleurohran- chus und y) ohne einen solchen fedrigen Anhang, d. h. ohne äusserlich sichtbare Kieme = Coriocella. Indem er zwei so sehr verschiedene Gattungen in eine vereinigt, ist er daher weit entfernt gewesen eine derselben richtig zu erkennen, und man darf nicht Coriocella und Lamellaria als zwei gleich- bedeutende Benennungen desselben Genus ansehen. 345 Berichtigung das Genus Idalia Leuck. nnd das Genus Euplocamus Phil, betreffend. Von Dr. F. S. Leuckart. Das von Hrn. Dr. Philippi aufgestellte Genus Euplo^ camuSf von dem er vier Arten, nämlich E.croceus, E./ron- dosus, E. cirriger und E, laciniosus, zu beobachten und zu beschreiben Gelegenheit fand*), ist nicht neu. — Schon im Jahre 1828 beschrieb ich ein MoUusk, welches 1821 bei Cette im Mittelmeere gefunden wurde, als ein neues Genus, von mir Idalia, und die Art Idalia elegans benannt, mit der Bemerkung, dass dieser Gasteropode am passendsten wohl zwi- schen Doris und Eolida gestellt wierden könne **). — Mein nun schon wenigstens 14 Jahre altes Gen. Idalia ist aber of- fenbar eins mit dem weit später aufgestellten Gen. Euploca- mus. Die von mir als Idalia elegans beschriebene Art hat am meisten Aehnlichkeit mit dem von Philippi beschriebenen Euplocamus laciniosus, und ist, wo nicht dieselbe Art mit je- ner, doch wenigstens sehr nahe damit verwandt. *) Wiegmanns Archiv 1839. Jahrg. V. Heft 2. S. 113-115. Taf. m. Fig. I.U.2.— Ebendas. 1841. Jahrg. VII. Heft 1. S.57. Taf. V. F. 9. **) Meine Schrift: Breves Animalium quorundam maxima ex parte marinorum descriptiones. Heidelbergae 1828. 4. p. 15. Tab. I. Fig. 2. Folgende zum Theil sinnstörende Druckfehler sind zu berichtigen : S. 36. Z. 13. V. u. aplanatische statt optomatische. — 34. - 10. 9. 5. V. u. 1 yj - 2 20 V o I Flecken und Pigmentflecken statt — - - 15 14 10 V uJ Flocken und Pigmentflocken. — - - 14. V. 0. 1. vor statt von. — 38.-2. V. u. 1. bin ich im Stande statt bin ich nicht im Stande. Gedruckt bei Gebr. Unger. ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. OEORUWDET VOXT A. F, A. IVZXSOMANXr. r IN VERBINDUNG MIT PBiOF. DR. GRI8EBACH IN GÖTTINGEN, PROF. voxr 8IE-1 BOIiD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEIi IN BERLIN, PROF. A. WAGNEB IN MÜNCHEN UND PROF. RI7D. WAGBIER IN GÖTTINGEN, HERAUSGEGEBEN TON Du. W. F. ERICHSOnr. SIEBENTER JAHRGANG. Zweiter Band« ZOOLOGISCHE UND BOTANISCHE JAHRESBERICHTE. BERLIN 1841. IN DER NICOLATSCHEN BUCHHANDLUNG. Hiij'r# / Inhalt des zweiten Bandes. Seite Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säug- thiere während der beiden Jahre 1839 und 1840. Vom Prof. Andr. Wagner in München 1 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel ■während der beiden Jahre 1839 und 1840. Von Demselben. 59 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Amphi- bien während der beiden Jahre 1839 und 1840. Von Dr. F. H. Troschel. . . , • 111 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Fische während des Jahres 1840. Von Demselben 127 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomostraceen während des Jah- res 1840. Vom Herausgeber 145 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1840. Von Dr. F. H. TroscheL . . .259 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Annulaten während des Jahres 1840. Von C. Th. v. Siebold 281 Bericht über di« Leistungen im Gebiete der; Helminthologie wäh- rend des Jahres 1840. Von Demselben 289 Bericht über die im Jahre 1839 und 1840 erschienenen Arbeiten, welche die Klassen der Medusen, Polypen und Infusorien be- treffen. Von Rud. Wagner 320 Jahresbericht über die bekannt gewordenen Arbeiten für Anatomie und Physiologie der Pflanzen a. d. Jahre 1840. VonH. F.Link. 333 Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie während des Jahres 1840. Vom Prof. A. Griseb ach 433 m Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugthiere während der beiden Jahre 1839 und 1840. Vom Prof. Andr. Wagner in München. ^ ■MSBL JL)er Bericht über die Leistungen im Gebiete der Therolo- gie *) während des Jahres 1838 ist der letzte, welchdn der Gründer dieses Archivs, dessen frühzeitiger Heimgang für die Wissenschaft ein schwerer Verlust geworden ist, noch bear- beitete. Innerhalb der zwei darauf folgenden Jahre, welche den Gegenstand des vorliegenden Berichtes ausmachen**), ist über die Säugthiere eine nicht geringe Anzahl Arbeiten er- schienen, die theils durch Zufügung neuer Arten den Umfang dieser Klasse erweitert, theils durch Aufhellung des innern Baues der Kenntniss derselben eine tiefere Begründung ge- währt haben. An Werken, welche seit einer längern Reihe von Jahren der Bearbeitung der ganzen Klasse sich widmeten, hat eines, die Histoire nat. des Mammiferes von Frederic Cuvier mit der 70ten Lieferung ganz aufgehört; es ist die *) Ich bediene mich hier für Säiigthierkunde des von Wagler vorgeschlagenen Namens Therologie (von d-riQy Wild) als des kürzesten und wohllautendsten. Mammalogie und Mastologie bedeutet blos: Brustlehre, wobei ersteres Wort überdies als Vox hybrida zu verwerfen ist. Saclilich und sprachlich ist zwar Masto- zoologie richtig, lautet aber gar zu mastig. Wem jedoch auch der Waglersche Name nicht gefällt, möge jeinen bessern in Vorschlag bringen. ^^) Nur ausnahmsweise ist einigemal auch auf 1841 eingegangen worden. Archiv f. Nalur^esch. VII. Jahrg. 2. Bd. ^ reichhaltigste und schönste Sammlung von Sängthier- Abbil- dungen. Dagegen hat Temminck vom zweiten Bande das 2te Heft seiner Monographies de Mammalogie, und Verf. das 97ste und 98ste Heft von Schreber's Säugethieren noch im vorigen Jahre ausgegeben und das 99ste bis lOOste Heft ist so eben erschienen. The Naturalisfs Library von Jar- dine ist in der Klasse der Säugethiere bis zum lOten Bänd- chen vorgerückt. Neu eingetreten in die Reihe der airgemeinen Bearbei- tungen ist die Natural Ilistory of Quadrupeds and other Mammiferous Animals: comprising a description ofthe class Mammalia, including the principal varieties of Human liace. By W. Ch. L. Martin, with upwards o/" 1000 en- gravings on wood, ahout 500 of which are representa- tions of animals, drawn hy W.Harvey, and numerous anaiomical, osteologtcal und other illustratiöns. Lon- don 1840. gr. 8. Bis jetzt sind mir dahier zwei Hefte zugekommen, die nach einer kurzen Einleitung und Betrachtung des Gehirns an eine aus- führlichere Darstellung des Knochengerüstes gehen, und dasselbe mit vielen säubern Holzschnitten erläutern. Heber die vergleichende Osteologie erhielten Wir seitdem ein höchst bedeutendes Werk: Osteographie ou description iconographique comparee du squelette et du Systeme den- taire des cinq classes d' animaux vertebres recents et fos- siles, pour servir de hase ä la Zoologie et ä la Geologie par M. Ducrotay de I^lainville. Mammiferes. Paris seit 1839, bis jetzt 7 Hefte Text und ebenso viel vom Atlas. Ein grossartiges Unternehmen j für das Studium der Zoologie, Zoo- tomie und Palaeontologie von der grossten Bedeutung, mit Abbildungen, die durch künstlerische Vollendung, wie durch Treue und Genauig- keit zu den vorzüglichsten Leistungen auf diesem Gebiete gehören. Was Blainville für das ganze Knochengerüste zu lei- sten versucht, hat Owen auf das Zahnsystem -beschränkt: Odontography, or a Treatise of the Comparative Ana- tomy of the Teeth, their physiological relations, mode of developement and microscopic structure' in the Verte- hrate Animals^ illustrated hy upwarts of 150 Plates, By Richard Owen. Ijondon 1840. Von den 3 Bänden, aus welchen das ganze Werk bestehen soll, ist einstweilen einer erschienen, das Zahnsystem der Fische behan- delnd; daher ausser dem Bereiche dieser Anzeige liegend; nur soviel will Referent bemerken, dass die genauen Erörterungen der Innern Zahnstruktur und die wunderschönen Abbildungen ein Meisterwerk uns gewähren. E. Ron SS e all 's Anatomie comparee du Systeme den- faire cJiez, VHomme et chez les principaiix Animaux, hat 1839 eine neue Auflage erlebt,. die mit einer Beschreibung des Zahnsystems der gemeinen Fledermatis, des Igels und Maul- wurfs vermehrt ist. Das Milchgebiss der Fledermaus und des Igels ist hier zum er- stenmal erläutert. Am Pferde hat Rousseau keine Wechsel - Eck- zähne gesehen, wobei jedoch Ref. bemerken will, dass selbige schon von Camper gefunden und von Bojanus genau beschrieben sind. Die Abbildungen zeichnen sich durch Schönheit und Treue aus. Reichlich sind wir mit Faunen verschiedener Länder be- dacht worden. Die Wirbelthiere Europas, von A. Graf Key- serling und Professor J.. H. Blasius. Braunschweig 1840. Ites Buch. 8. Dieses erste Buch befasst sich blos mit Säugthieren und Vögeln, von welchen es jedoch eintsweilen nur die Diagnosen und im vor- ausgehenden systematischen Verzeichniss eine kurze Aufführung der Synonyme und der geograi)hischen Verbreitung liefert, während die ausführliche Beschreibung der Arten dem zweiten Buche aufbewahrt ist. Diese Arbeit ruht durchgängig auf eignen genauen Untersuchun- gen, hat mit grossem Scharfsinn eine Menge neuer Merkmale zur Unterscheidung der Arten ausgemittelt, und ist eine der gelungenen Leistungen, welche den strengsten wissenschaftlichen Anforderungen aufs vollkommenste entspricht. Europäische Fauna oder Verzeichniss derWir- belthiere v. Dr. H. Schinz, Erster Band. Säugthiere und Vögel. Stuttgart 1840. 8. Ist eine reichhaltige Sammlung, obgleich sie sich an wissenschaftli- cher Vollendung mit dem vorhergehenden Werke nicht messen kann. — Bei dieser Gelegenheit will Ref. an das von demselben Verf. schon früher erscliienene Verzeichniss der in der Schweiz vorkommenden Wirbelthiere (Neue Denkschrift, der allg. Schweiz. Gesellsch. für die gesammten Naturwissenschaften. Neuenburg 1837. I.) erinnern. Fauna der galizisch - bukowinischen Wirbel- thiere. Eine systematische üebersicht der in die- sen Provinzen vorkommenden Säugthiere, Vögel, Amphibien und Fische mit Rücksicht auf ihre Le- 1* bens weise und Verbreitung von Dr, A. Zawadzki, Stuttg. 1840. 8. Obschon der Verfasser ia seinen litterärischen Hülfsmitteln zu Przemysl sehr beschränkt seyn mag, so ist doch seine Arbeit als ein Beitrag zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der Wir- belvhiere mit Dank anzunehmen. Bonaparte, Iconografia del}a fauna ifalica, ist bis zum 28ten Hefte vorgerückt, doch enthalten die 4 letzten Liefe- rungen keine Säugthiere. Küster, systematisches Verzeichniss der in der UmgegendErlangen's beobachteten Thiere. Ites Heft. Wirbelthiere, Molusken und Käfer enthaltend. Er- langen 1840. 8. Ein Moses Namensverzeichniss, das 37 Arten Säugthiere und 220 Vögel angiebt. F. Berge, die Vertebraten Würtembergs 1840. (Aus dem Corr, Blatt abgedruckt.) Die interessante Schilderung des thierischen Lebens auf Novaia Zemlia von E. von Baer ist ins Archiv 1839. 1. S. 160 aufgenommen. Eichwald's Fauna Caspio-Cauca^sica. Petrop. 1840. 4. fasc. 1. enthält eine kurze Uebersicht der Säugthiere und Vögel der kaspisch- kaukasichen Fauna, beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit den Am- phibien. Buj ack theilt in den preussischen Provinzialblättern (März- heft 1839. S. 236.) ein amtliches Verzeichniss des vom Mark- graf Johann Sigismund 1612 — 1619 erlegten und gefangenen Wildes mit, an welches er Bemerkungen über den damaligeiv Wildstand Preufsens und Deutschlands im Verhältnifs zu un- serer Zeit anknüpft. Es sind im Ganzen 11598 Stück. Auffallend ist die grosse Zahl des Hirschvrildes, welches mit Einschluss der Kälber 4935 Stück beträgt, woraus man einen Schluss auf die damalige Verbreitung des Edelhirsches machen kann, in Gegenden, wo er seitdem ganz aus- gerottet ist. Au er sind nur 15 darunter, entweder war die Zahl derselben schon damals beträchtlich vermindert, oder man schonte sie absichtlich. Die Zahl der Elene 112, ist verhältnissmässig gering, und deutet auf eine Verminderung ihres Bestandes. Bären wurden 88 erlegt; es müssen damals viele existirt haben, da 1633 noch eigne Jagden zu ihrer Vertilgung angestellt wurden. Gering ist, um diess noch anhangsweise zu erwähnen, die Zahl der Auerhühner; sie mö- gen aber nie häufig in Preussen gewesen sein. Von Siebold's Fauna japonica ist ausser der Uebersicht der 5 Säugtliicr - Fauna von Japan (schon mitgetlieiU im Jahresbericht von 1838) nichts in unser Gebiet Einschlagendes erschienen. \Mc Clelland hat in Assam Säugthiere gesammelt, welche Ho rs- field näher bestimmte (proceed. VII. p. 148). Es sind 19 Arten, von denen die wichtigeren bei den einzelnen Ordnungen angeführt wer- den sollen. Verhandelingen over de natuurlijke Geschiedenis der Nederlandsche overzeesche ßezittingen. Door de Leden der natuurkundige commissie in Oost-Indie en andere ScT\rijvers. Zoologie. Leid. 1839 u. 1840. Fol. Bis jetzt sind 2 Hefte erschienen, die blos Säugthiere und Vögel enthalten. Voran geht eine anziehende Abhandlung von Sal. Mül- ler über die Säugthiere des indischen Archipels, hauptsächlich ihre geographische Verbreitung betreffend, welche am Schlüsse in zwei Tabellen sehr übersichtlich dargestellt ist. Da diesen Gegenstand Schlegel schon früher ausführlich abgehandelt hat, können wir hier darüber weggehen, doch wird Ref. auf die neuern Arten und auf die berichtigenden Bemerkungen über länger bekannte Arten am gehöri- gen Orte die gebührende Rücksicht nehmen. An besondern Abhand- lungen sind drei, von Müller und Schlegel gemeinschaftlich ab- gefasst, angefangen, aber noch nicht vollendet. Sie betreffen den Orang-Utang, die Arten von Pitta und die Krokodile des indischen Archipels, In wissenschaftlicher wie artistischer Beziehung reihen sich diese Verhandelingen unsern vorzüglichsten zoologischen Wer- ken anj sie sind mit solider Pracht, wie man sie von Holländern erwartet, ausgestattet. A. Smith, Illiisirations of the Zoology of South Africa, consisiing chiefly of figures and descriptions of the ohjects of natural history collecied during an expedi- tlon into the interior of South Africa in the years 1834, 1835 «wJ 1836. Lo7iJowl838 — 1841. 4. Dieses Werk rückt rasch vor, indem bereits 12 Lieferungen aus- gegeben sind. Den Säugthieren und Vögeln ist eine besondere Rück- sicht gewidmet, und viele neue Arten sind vorgeführt. Die Bearbei- tung ist in guten Händen j die Ausstattung schön, unnützer Luxus vermieden. Eine Menge guter Bemerkungen über die grossen süd- afrikanischen Säugthiere finden sich in: The wild Sports of the Southern Africa, heing the Narrative of an Expedi- tion from the Cape of Good Hope through the territories of the Chief Moselekatse to the Tropic of Capricorn^ hy Cpt. W. C. Harris. London 1840. Den Säugthieren von Madagaskar wendete wälirend seines Aufenthalts daselbst der Kapitain S ganz in {Mein, de St ras- hourg. III. 1. p, 1.) seine Aufmerksamkeit zu, doch lieferten seine Notizen, da er nur auf Buffon sich beziehen konnte, wenig Neues. In seinem Verzeichniss sind aufgezählt: 1) le Mococo, 2) le Mon- gotis Bnff, 3) le Maki gris , i)^le petit Maki gris ^ 5) le Vari Buff 6) la grande Roussette {Fami), 7) la Musaraigne {Stsi), 8) le He- risson de Madagascar {Soki, nach Flacoiirt Sora), 9) le Tanrec so- yeux, 10) le Tanrec de Madagascar (Tendrac Buff.), 11) la petite Fouine de Madagascar Buff,, 18) la Belette grise, 13) le Chien, 14) le Chat, 15) l'Ecureil de Madagascar Buff., 16) le Rat de 3/ (Titi), 17) le Rat de France {Valave), 18) le Sanglier ä masque, 19) l'Aye-Aye, 20) le Cheval, 21) le Boei/f. Mit Ausnahme von No. 9 und 19 hat S ganz in alle Arten selbst gesehen, die meisten auch im Besitz gehabt. E. Rüppell's neue Wirbelthiere zu der Fauna von Abyssinien gehörig. Frankfurt a. M. 1835 — 1840 sind nunmehr geschlossen, und ist diese werthvoUe Arbeit um so höher anzuschlagen, als Reise und vorliegende Bearbeitung ganz,a.uf eigne Kosten des Verfassers ausgeführt worden sind. Von Moritz Wagners Reisen in der Regentschaft Algier in den Jahren 1836, 1837 und 1838. Leipz. 1841. 8, ist der 3te Band ganz der Fauna der Berberei gewidmet. Die gesammelten Säugthiere hat Ref beschrieben; H. Nathusius hat einige Notizen über die kleineren Säugthiere und R. Wagner Bemerkungen über den anatomischen Bau von Macrosceliies Roxeti beigefügt. Von Moritz Wagner rühren die interessanten Bemer- kungen über das Vorkommen und die Lebensweise der Säugthiere und Vögel der Berberei her. Der Atlas ^jesteht aus 17 ko.lorirten Kupfertafeln und einer Karte. Die Abbildungen stellen dar: Mus harbarus, Macroscelides Rozeti (mit der Anatomie), Canis Vulpes, var, atlantica. Felis Caracal juv.. Felis Leopardus juv., Schädel von Herpestes Ichneumon var. numid., Viverra Genetta und das Milchge- biss von Hyaena striata. Auch die Fauna der neuen Welt ist durch werthvoUe Ar- beiten bereichert worden. The Zoology of Captain BeecJiey's Voyage:" Lon- don 1839. 4, Die Säugthiere, welche zwischen dem Felsgebirge und dem stil- len Meer, nordwärts von Kalifornien bis zum Nordende des Konti- nents, theils von der Reise -Expedition selbst, theils von Andern ge- sammelt wurden, sind vonRichardson in 70 Arten aufgezählt, zu de- nen jedoch noch einige in einem Nachtrage hinzugefügt werden. Reise in das Innere Nord-Amerikas in denJah- ren 1832 bis 1834 von Maximilian Prinzen zu Wied. Coblenz 4838. I. Bd. gr. 4. Der erste Band dieses ausgezeichneten Werkes, von dem im Archive schon einigemal die Rede vrar, ist vollendet; der zweite im Erscheinen begriffen. Zur Kenntniss der Säugthiere und Vögel sind wichtige Beiträge geliefert. ^ Schomburgk's Reise durch Guiana {Annais of naU hist. IV. S. 1.94 n. f.) giebt lehrreiche Beiträge zur Kenntniss der Lebensweise der dortigen Säugthiere. Ramon de la Sagra^ Histoire physique, politique et naturelle de Vlle de Cuba* Mammiferes. Paris 1840. 8. mit 8 illum. Tafeln in Fol. R. de la Sagra beabsichtigt eine vollständige Beschreibung der Insel Kuba und hat sich deshalb mit namhaften Pariser Gelehrten in Verbindung gesetzt. Die Säugthiere sind von ihm und Gervais bear- beitet. Im wilden Zustande kommen nur 8 Arten vor; 5 Fledermäuse^ 1 Insektenfresser und 2 Nager; sie heissen; Phyllostoma perspicilla- tum, Vespertüio Blossevillei, V. lepidus, V. Dutertreus, Molossus ob- scurus, Solenodon^ Capromys Furniert und prehensüis. Eingeführt sind: Pferd, Esel, Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Katze, Hund, Hirsch und Kaninchen; als ungebetene Gäste haben sich Ratten und Mäuse eingedrängt. Der kleine Hund, der schon den ersten Spaniern bei der Entdeckung Amerika's auffiel, weil er nicht bellen konnte, ist der Canis cancrivorus , und kommt jetzt nicht mehr auf den Antillen vor. Seine eigentliche Heimath ist Guiana, wo er noch immer im wilden und zahmen Zustande gefunden wird. Diess ist also nicht ein europäischer Hund, der, wie früher behauptet wurde, das Bellen durch das heisse Klima verloren hätte, sondern eine von unserem Hausbunde ganz verschiedene Art, die ursprünglich nicht bellen kann. D'Orhigny voyage dans VAmerique meridionale, Pa- ris seit 1834 ist bis zum 50ten Hefte vorgerückt. Der Text zu den Säugthieren fehlt noch; nur die in Patagonien verbreiteten sind zur Zeit nach ihrer geographischen Verbreitung aufgeführt. (Vgl, Archiv V 1. S. H.) The Zoology of the Voyage of IL M. S. Beagle^ Wider the commando of Captain Fitz Roy during the years 1832 to 1836. Edited hy Charles Darwin. London seit 1838. 4. Davon sind erschienen: Fossil MammaUa hy R. Owen. 2 Hefte; Mammalia hy G. R. Water house 3 Hefte; Birds by J. Gould 5 Hefte. — Den fossilen Säugthieren schickt Owen eine kurze Uebersicht der bisher in Südamerika aufgefundenen Arten derselben voraus, wobei 8 jedoch die von Spix und v. Martins in Brasilien entdeckten Frag- mente von Megalonyx nicht erwähnt sind. Ein merkwürdiger Um- stand ist, dass alle von Darwin gesammelten fossilen Knochen pflanzenfressenden Tliieren, meist von ansehnlicher Grösse angehö- ren. Die Mehrzahl kommt von Edentaten, und zwar von Gürtelthie- ren, welche vollkommene Backenzähne und einen gewürfelten Pan- zer haben. Unter ihnen ist das Megatherium von kolossaler Grösse, während die grösste der noch lebenden Arten {Dasppus Gigas) nicht das Schwein übertrifft. Die Lüclqj zwischen diesen lebenden Arten und dem ausgestorbenen Megatherium füllt in Darwin's Sammlung eine Reihe arraadillartiger Thiere aus, von denen einige die Grösse des Ochsen, andere die des Tapirs haben. Der Rest der Darwin- schen Sammlung gehört, mit Ausnahme einiger kleiner Nager, den Pachydermen und Einhufern an, nämlich einem Pferde, Mastodon und zwei neuen Galtungen, deren eine (Macrauchenia) die Dickhäu- ter mit den Wiederkäuern verbindet, die andere (Toxodon) in Ver- wandtschaft mit Nagern, Zahnlückern und grasfressenden Wal- len steht. Von Van Diemensland hat R. Gunn ein Verzeichniss der dortigen Säugthiere geliefert, das J. E. Gray {Ann. of nat. hist.I. S. 101.) mit einigen Bemerkungen begleitete. Die Arten sind: 1) Thylacinus cynocephalus ^ 8) Phalangista Cookii^ 3) Ph. vulpina^ 4) Ph. fuUginosa? , 5) Perameles Gunnii, 6) Phascolomys, 7) Dasyurus ursinus^ 8) D. mverrinus^ 9—12) 4 Arten Kängurus, nämlich: Halmatoptis major ^ Tasmanei, brevieaiidatus und vielleicht ein Potoru, 13) Echidna, 14) Hydromys chrysogaster. Ueber die geographische Verbreitung der Thiere mit be- sonderer Berücksichtigung der warmblütigen, fügte R. Wagner seiner Uebersetzung von Prichard's Naturgeschichte des Menschengeschlechts, Leipzig 1840. 1. S. 109., einen sehr in- teressanten Zusatz bei. Die Säugthier-B'auna der Urwelt fängt an immer mehr be- arbeitet zu werden. Die wichtigste Arbeit hierüber verspricht die von Lund über die fossile Fauna Brasiliens zu werden, von welcher vorläufig ein kur- zer Abriss erschienen ist. {Ann. des sc. nat. 2. ser, XI. p. 814, Xll. p. 807.) Der Theil Brasiliens, von welchem Lund die Höhlen seit fünf Jahren untersuchte, liegt zwischen den Flüssen Rio das Velhas, einem der Zuflüsse des Rio de S. francisco, und dem Rio de Parao- peba. Diese Landesstrecke bildet ein Plateau von 8000 Fuss über dem Meere, und ist in der Mitte von einer 300 — 700 Fuss hohen Bergkette durchschnitten, welche aus horizontal geschichtetem Kalk- stein besteht, der alle Charaktere des Zechsteins (?) und Höhlenkalk- 9 Steins haben soU. Er ist allenthalben von Hohlen und Spalten durch- zogen, deren Inneres ojehr oder minder von einer rothenErde erfüllt ist, welche auch die obere Lage des Landes bildet. In Jieser Erde liegen die Knochen verwirrt durcheinander; sie sind leicht zerbrech- lich, auf dem Bruch weiss, kleben stark an der Zunge, sind öfters petrifizirt, noch öfters in Kalkspath verwandelt. In einer Liste führt der Verf. die in jenen Gegenden lebenden Arten von Säugthieren zugleich mit den ausgestorbenen auf, woraus sich für letztere eine grössere Anzahl als für jene ergiebt, indem der fossilen Arten 91, der lebenden nur 79 aufgezählt sind. Darunter sind die Edentaten mit 19 Arten begriffen, die Pachydermen mit 7, die Wiederkäuer mit 7, die Raubthiere mit 1«, die Beutelthiere mit 8, die Nager mit 31, die Fledermäuse mit 4^ die Affen mit 3 Arten. Von besonderer Merk- würdigkeit unter diesen antediluvianischen Thieren ist das Vorkom- men von Affen, wovon bei dieser Ordnung noch gesprochen werden soll, ferner das von einer Hyäne (Jlyaena neogaea), und eines Bä- ren {Ursus brasiliensis). Diese beiden Gattungen fehlen der leben- den Fauna Brasiliens ; die übrigen Gattungen sind entweder erloschen, oder noch unter den brasilischen Thieren der Gegenwart repräsen- tirt. üeber die Richtigkeit der Bestimmungen lässt sich vor der Hand nichts sagen, indem man deshalb die ausführliche Beschreibung abwarten muss *). Ein Verzeichniss der in den fränkischen Höhlen aufge- fundenen antediluvianischen Säugthier-Ueberreste ist von Ref* (Münchner gel. Anzeigen 1839. S. 1034.) und von Braun (Verzeichniss der in der Kreis -Naturalien- Sammlung zu Bay- reuth befindlichen Petrefakten. Leipzig 184Ö. S» 86.) geliefert worden. Letzterer führt eine viel grössere Zahl Arten auf als ich, was davon herrührt, dass ich die Knochen von Füchsen, Dachsen, Mar- dern, Wieseln, Maulwürfen, Fledermäusen, Mäusen und andern klei- nen Nager -Thieren, die noch jetzt in jenen Gegenden vorkommen, und im Skelete keine Differenz von den Höhlenknochen mir darbo- *) Indem ich im Begriff stehe, diesen Bericht zum Drucke abzu- senden, läuft bei der hiesigen Akademie eiu: Det Kongelige Dansice Videnshabernes Selskabs naturvidenskabelige og mathematiske Af- handlinger. Ottende Deel. Kjöbenhavn 1841, worin Lund's Abhand- lung ausführlich mitgetheilt und >durch 27 Tafeln Abbildungen erläu- tert ist. Da 'gedachte Abhandlung in dänischer Sprache, deren ich nicht mächtig bin, erschienen ist, so kann ich auf ihren Inhalt so lange nicht näher eingehen, als sie mir nicht in einer der wissen- schaftlich gangbaren Sprachen verständlich gemacht wird. 10 Jäger 's treffliche Arbeit: „über die fossilen Säugthiere, welche in Württemberg in verschiedenen Formationen aufge- funden worden sind, nebst geognostischen Bemerkungen über diese Formationen. Stuttgart 1839." Fol. ist beendigt worden. Die Zahl der untergegangenen Arten von Säugthieren würde, nach des Verf. mühsamen Bestimmungen, 65 — 73 betragen^ die Zahl der mit noch lebenden übereinstimmenden 23 — 24. Recherches sur les ossemens humatiles des cavernes de Limel-Viel par Marcel de Serres, Bubrueil et Jean- jean. Montpell 1839. 4. An Säugthieren werden aufgezählt: XJrsus spelaeus u. arctoideus, Meles vulgaris, Mustela putorius u. lutra^ Canis familiaris ^ Lupus? u. vulpes, Viverra genetta, Hyaena spelaea, prisca u. intermedia. Fe- lis spelaea, leo^ leopardus, serval u. ferus, Castor danubii^ Mus cam- pestris major ^ Lepus timidus u. cuniculus, Elephas primigenius? ^ Sus scropha u. priscus, Equus caballus , Cervus intermedius^ coronatus, antiquus u. pseudo -virgininus^ Ovis tragelaphus, Bos ferus, interme- dius u. taurus. Kaup, description d ossemens fossiles des Mammif eres inconnus jiisqu'ä present, qui se trouvent au Museum de Darmstadt, 5. cah. Darmstadt 1839. Hiermit hat der Verf. sein Werk über die Säugthier- Reste aus der Tertiärformation von Eppelsheim geschlossen, doch soll noch ein Ergänzungsheft nachfolgen, mit einer üebersicht und Diagnostik der beschriebenen Gattungen und Arten. Der nächste Bericht soll auf dieses Werk näher eingehen. Als systematische Arbeiten sind zu erwähnen: C. L. Bo- naparte's, Prinzen von Musignano's neue Anordnung der Wirbelthiere (Transact. of the Linn. Society of London XVUI. 3. 1840. p.247; im Auszug in der Isis 1839. S» 848). Der Raum erlaubt nicht im Jahresbericht hierauf näher einzu- gehen»— Ferner: Leiblein's Grundzüge einer method» Üebersicht des Thierreiches. Iter Bd. der Mensch und die Säugthiere. Würzburg 1839 (auch unter dem Titel: Berichte vom zoolog. Mus. der k. Universität zu Würz bürg). Giebt ein^ gut geordnete üebersicht über die Säugthiere und zählt die in der Würzburger Universitäts- Sammlung enthaltenen Arten aus dieser Klasse auf. Als ein an Thatsachen reichhaltiges Werk ist Scheit- lin^s „Versuch einer vollständigen Thierseelen- kunde»" Stuttgart 1840. 2 Bde. hier anzuführen. — Leu- 11 ckart's Untersuchungen über das Zwisclienkiefer- bein des M enschen, Stuttgart 1840, erstrecken sich auch auf die Säugthiere. — OttO' Er unterscheidet überhaupt 4 Arten: Chr. auraia, damarensis, Hottentotta und villosa, leider sind aber Chr. damarensis und Hottentotta so ungenügend charakteri- sirt, dass man sie nicht mit Sicherheit erkennen kann, auch hat Smith es übersehen, dass schon früher von Lichten- stein eine Chr. holosericea beschrieben wurde. r In Treviranus Beobacht. aus der Zootom. u. Physio- log. I. S. 120. Tab. 17 — 19 findet sich eine gute Beschreibung der männlichen Geschlechtstheile des Igels mit schönen Ab- bildungen, und eine andere (Tab. 19. Fig. 113.) von _den weib- lichen Zeugungstheilen des Maulwurfs, Indem Ref. auf seine Monographie der Insektivoren ver- weist, kann er, wie bei den vorigen Ordnungen, es unterlas- sen, auf das von seinen Vorgängern gelieferte und von ihm bereits benutzte Detail näher einzugehen, wie er auch seine eignen Leistungen nicht weiter auseinandersetzen will, um Raum zu gewinnen für den Bericht über die seü dem Druck jener Monographie erschienenen Arbeiten. Zuerst muss er hier anführen das 6te Heft von Blain- ville's Osteographie (1841), das ganz den Insektivoren ge- widmet ist. / In ganzen Skeleten ist Talpa europaea^ Rhinaster cristatus, Myogale pyrenaica , Sorex myosuros, Macroscelides Ro%eti, Cladoba- tes ferrngineus, Centetes ecaudatus dargestellt; von Schädelabbildun- gen sind besonders wichtig die von Scalops, Rhinaster , Gymnurus Rafßesii vlhA Ericiilus spinosus; von allen Gattungen, mit Ausnahme von EchinopSj ist das Gebiss abgebildet. Blainville giebt für Sca- lops dieselbe Zahl von Zähnen, nämlich 36, an, wie Ref. und Fr. Cu- vier, während Richards ou 44 aufzählt, was vielleicht von einem Exemplare herrühren mag, das zu seinem Milchgebiss bereits von den bleibenden Zähnen einen Theil bekommen hatte. Yon Rhinaster zählt Blainville 4 Zähne mehr als Desraarest, indem er oben gleich hinter dem ersten Schneidezahn und unten hinter den beiden ersten ein winziges Zähnchen entdeckte. In der Deutung der Zähne weichen w ir sehr auseinander. An den Abbildungen des Maulwurfs- Schädels vermisse ich das Rüsselknöchelchen. 27 Von Martin 's neuer Gattung Echinops (schon charak- terisirt im Archiv V. 2. S. 421.) erschien seitdem 5, nur die Schnautze und Kehle hat eine lichtere gelblich- braune Farbe, und der Grund des Schwanzes oberhalb einen fahl rothbraunen Ton. Der ganze Körper, zumal an der Oberseite und an der Aussenseite der Beine, sowie der lange Schwanz, sind mit ziemlich langen und rauhen Haaren bekleidet. Eigen ist die strahl- st . 36 förmige Haarrichtung, welche man über den Schultern bemerkt und das kurze wollige Haar, womit der Kopf, von den Ohren an nach vorn zu, bedeckt ist. — Die 2te Art, Dendrolagus inustiis hat einen graulichen Pelz, durch eine Mengung von gelblichen, schwarzen und grauen Farben hervorgebracht, welche letztere besonders den Spitzen der langen Stichelhaare eigen ist und dem Thier ein Ansehen giebt, als ob es versengt wäre." — Da über die Gestalt dieser räthsel- haften Gattung nichts gesagt ist, lässt sie sich auch zur Zeit noch nicht ins System einreihen. Dass die fossilen Kiefer von Stonesfield, welche theils durch ihr geognostisches Vorkommen, theijs durch die über ihre Deutung entstandenen Controversen, eine ganz besondere Wichtigkeit erlangt haben, wirklich von ßeutelthieren herrüh- ren, hat Owen, wie mir scheint, bis zur Evidenz erwiesen. Aus diesen Fragmenten sind nun die zwei Gattungen Thyla- coiherium undPhascolothej^ium errichtet (Vgl. Ami. of nat. hist, in. p, 61 11. 204). An demselben Fundort (Kysson in Suffolk) ist ein fos- siler Lückenzahn zum Vorschein gekommen, der jedenfalls einem Säugthier iitfd höchst wahrscheinlich einer mit der Gat- tung Didelphys verwandten Art angehörte (Vgl. Charles- worth mag. of nat. hist. 1839. p. 448, und Owen, Ann. of nat. hist IV. p. 192). Von den brasilischen Ueberresten antediluvianischer Beu- telthiere weist Lund 7 Arten (?) der Gattung Didelphys und eine dem Thylacotherium zu. V* Modentia* Von Waterhouse ist im Mag. of nat. hist. 1839. p. 90 eine neue Eintheilung der Nager publizirt worden, wobei er als Eintheilungsgrund die BeschaflFenheit des Unterkiefers wählte und hiernach 3 grosse Abtheilungen, Marina, Hystricina und Leporina, begründete. Von dieser Eintheilung der Nager ist es zwar zu rühmen, dass Waterhouse sie auf bessere Grundlage als seine Vorgänger gestützt hat, gleich- wohl scheint es Ref., dass nicht alle Familien in ihren ge- hörigen Grenzen umschrieben, auch einige unterdrückt sind, deren Restitution nothwendig sein möchte. Er hat daher sich in einer neuen Gruppirung der Nager- Gattungen ver- sucht (Münchner gel. Anzeigen 1841. S. 401), wobei er, wie 37 es eiue natürliche Anordnung erfordert, auf alle hervorstechen- den Merkmale Rücksicht nahm. Auf solche Weise haben sich ihm die Nager unter 12 Familien vertheilt: Pedimajia, Sein- rina, Myoxina, Macropoda, C/iinchillina, Psmmnoryctina, Cunicularia, Marina, Castorina, Hystricina, Suhwigulaia und DupUcidentata. Die nähere Erörterung dieser Familien kann Ref. 'umgehen, als seine Abhandlung auch in diese Blät- ter aufgenommen worden ist. Die geographische Verbreitung der Nager stellte Water- house in einer Tabelle recht anschaulich AsiV (Froceed.VlL p. 172). In den schon öfter angeführten Verhandelingen hat Sal. Müller die geographische Verbreitung der auf den Inseln des indischen Archipels einheimischen Nager mit grosser Ge- nauigkeit erörtert und schätzbare Bemerkungen über ihre Le- bensweise, so wie über die Feststellung mancher Arten beige- fügt. Von Java zählt er 16 Arten auf, von Borneo 10, von Sumatra 13; auf Amboina, Banda, Timor und Celebes hat er keine andere Art als Mus decumanus gefunden. Von der grossen Menge Mäuse, welche Darwin in der südlichen Hälfte Südamerika's entdeckte, ist schon die Rede gewesen. Noch reicher ist aber die Anzahl der Nager, welche Richardson in Beechey's Reise (S. 6 und 12*) aus dem nordwestlichen Theil von Nordamerika aufzählt. Quatrefages, Considerations sur les car acter es zoo- logiques des Rongeurs et sur leiir dentition en particulier, Paris 1840. 4. Der Verf. entwickelt viele interessante Beziehungen der Nager zu andern Säugthier - Ordnungen , auch zu den Vögeln; seine An- sicht jedoch, dass die vordem Zähne derselben, weil sie durch den Zwischenkiefer hindurch in den Oberkiefer reichen, nicht Schneide- . zahne, sondern Eckzähne seien, wird sich gewiss keiner grossen Anerkennung zu erfreuen haben, so wenig als seine Einreihung der Spitzmäuse unter die Nager. Es ist zu verwundern, wie der Verf. einer solchen Ansicht ziigethan bleiben konnte, nachdem er selbst gefunden hatte, dass bei den Hasen die obern Vorderzähne ganz im Zwischen- kiefer eingelagert, mithin diese unbestreitbar ächte Schneidezähne sind; da sie aber in der Form ihrer Kronen mit vielen andern Na- gern übereinkommen, während die Vorderzähne in dieser Ordnung nicht die mindeste Aehnlichkeit mit Eckzähnen zeigen, so kann man des Verf. Ansicht als ein Paradoxon auf sich beruhen lassen. Sein ^ 38 ' Verzeichniss der fossilen Nager -Arten nimmt besondere Rücksicht auf die in neuster Zeit in Frankreich gefundenen, worüber genauere Bestimmungen von Blainville zu erwarten sind, der über die fos- silen Nagern aus der Auvergne bereits einen kurzen Bericht abstat- tete (^Institut. 1840. n. 338). d) Pedimana. Blainville liess \o\n Cliiromys, den er wie S'chreber zu den Halbaffen rechnet, die v.om Knochengerüste im pariser Museum vorfindlichen Theile: Schädel, Knochen des Vorder- arms mit der Hand und mehrere Knochen der Fusswurzel abbilden, und fügte eine sehr detaillirte Beschreibung auch des äussern Baues ^)ei (OsteograpJüe, fasc. 3. tcib. 5). Auf dasselbe Material wie Blainville gestützt, hatte bekannt- lich Cuvier den Chiromys für einen Nager erklärt. Diese Verschie- denheit der Deutung ist nur möglich', weil diese Gattung eine ent- schiedene Mittelform zwischen Halbaffen und Nagern ausmacht, in der Schüdelform und Bildung der Extremitäten mit jenen, im Gebiss mit diesen übereinstimmend. li) Sciuvina. Von unserem gemeinen Eichhorn unterschied Bonaparte in Aqv Fauna iialica(fascicolo 2%^ das italienische unter dem Namen Sciurns italicus als eigne Art: „Sciurus fuliginosus, pedibus concoloribus, sublus abrupte albus, auriculis penicillatis, dentibus primöribus aurantiis." — Ref. möchte der Meinung von Schinz (europ. Faun. I. S. 75) beitreten, dass da dieses italienische Eichhorn nur durch seine etwas braunere Farbe, wie sie auch unter unsern Eichhörnchen öfters vorkommt, sich aus- zeichnet, es für kefne eigne Art anzusehen wäre. B a c h m an n 's Beschreibung der nordamerikanischen Eich- hörnchen (schon erwähnt im Archiv 1839. 2. S. 419) ist nun im Mag, of nat. hist. 1839. p. 113 in ausführlicher Mitthei- lung erschienen. Unter den 17 Arten, die man hier aufgeführt findet, ist auch der von Richardson aufgestellte Sciurus Colliaei {Zoolog, of Beechefs voy. p.S. tob. 1) mit ein-, begriffen. Ausser den im vorigen Jahresbericht schon citirten Sciu- rus ephippium \m^ exilis, stellte Sal. Müller eine 3te Art in den Verhandelingen S. 55 auf: Sciurus modestus, nicht ganz von der Grösse des Sc, Plantam) 39 mit dem er in der Färbung ziemlich übereinkommt, jedoch fehlt ihm der lichte Seitenstreif. In Gebirgswaldyngen von Sumatra und Bor- neo. — Eine 4te Art nennt Müller Sciurus laticaudatus (Ver/iajid. /y. 34), die den Sc. insignis an Grösse und Habitus sehr ähnlich ist, auch oben eine ähnliche Färbung hat, worauf sich jedoch keine Kücken- streifen finden. Von Borneo. Ein Eichhorn von der Westküste SüdameHka's nannte Ogilby Sciurus variegatoides: „Supra fulvo nigroque variegatusj subtus helvolus; cauda longa, cylindiica, floccosa, canescente; auriculis imberbibus, subrufis, ni- gro-ma^ginatis.'' (Proceed. VII. p. 117). — Ebenda lieschrieb Wa- terhouse seinen Sciurus philippinensis: „supra intense fuscus, pilia nigri-rufescenti-flavo a,nnulatis, subtus cinerescenti- albus, capite et anticis pedibus cinerescentibus; auribus parvulis, cauda mediocri." %\"; von Mindanado. In demselben Bande S. 158 charakterisirteHors- field den Sc. Mc Clellandü von Assara und Bengalen, der nur i\" lang ist. — Ein wahrscheinlich südamerikanisches Eichhorn nannte Waterhouse {^Ann. of nat. hüt.V. p. 304) Sciurus dimidiatus: „su- pra griseus fulvo - lavatus , subtus flavus; capite, corpore ad latera pedibusque rufescentibus; cauda fere corporis longitudinera aequante, induta pilis nigris, flavis atque fulvis commixtis." 10" lang. Schwanz 1\". A. Sraith beschrieb seinen Sciurus Cepapi: „Supra ochreus, bruneo-nigro leviter marmoratusT; corporis la- teribus pedibusque ochreis; labio superiore, stria superciliari, corpo- risque partibus inferioribus albis, ventre flavotincto; cauda disticha, ochrea, bruneo-nigro variegata; auriculis brevibus, apicibus obtusis, margine externo versus apicem emarginato; oculisbruneis." 7|"lang. Südafrika. — Gleichfalls afrikanisch ist der in Rüppell's abyssin. Wirbelthieren (Si 38. Tab. 13) beschriebene Sciurus multicolor.- „ca- pite supra, dorso, cauda lateribusque corporis pilis rubiginosis, annu- lis umbrino-fuscis apicibusque albidis partim variegatis; lateribus capitis, rhinario, metatarsis et basi caudae subtus rubiginosis, gula et ventre isabeliinis, annulo orbital! et parte mediana gastraei ex flavo albicante." Gerade Länge 8^", Schweifrübe 9" 10'". Von Abyssinien. Den Flughörnchen wurden 2 Arten zugefügt: ' 1) Pteromys elegans von S. Müller (Verhaiid. />. 35 u. 56), von dem man als Diagnose geben könnte: Pt. supra nigro-griseoque mar- inoratus, subtus e lutescente rufus, cauda tereti fuliginoso- nigra. 0,324 M. lang, Schwanz 0,406. Von Java. — 8) Pteromys aurantia- cus vom Ref. (Münchner gel. Anzeigen 1841. S. 438): „Pt. supra au^ rantio-fulvus, subtus albidus, sparsim ochraceo - lavatus: patagio prope carpum in angulum acuminatum excurrente; cauda plana di- sticha, castanea." 5" 3"', Schwanz i" i'". Von der Insel Banka. Einen Spermophilus rufescens stellten Keyserling und Blasius auf: 40 „Kopfseiten von der Schnautze bis hinter die Ohren und über die Augen rostroth, mit einfarbigen Haaren wie Brust und Bein; ein rothbrauner Fleck über und unter jedem Auge und unter dem Ohr. Von der Schnautze an über die Mitte des Kopfes eine braungraue liängsbinde, aus schwarz und rostweisslich geringelten Haaren ge- bildet. Oberseite des Körpers röthlichbraun mit rostgelblichen Tro- pfen. Schwanz ohne dunkle Endbinde, die untern Haare einfarbig, die Obern roströthlich mit gelbweisslicher Spitze, untermischt mit schwarzbraunen." Im Orenburgischen und Kasan. c) M y o xina. Die Reise des Hofraths v. Schubert nach dem Orient hat eine neue Art Siebenschläfer geliefert, welchen Ref. (Abh. der Bayer. Akadem. der Wissensch, III. tab. 2 u. 3) als Myoxiis (Eliomys) melanurus bezeichnete: „M. supra cano-fuscus, infra albus, auriculis amplissimis; cauda nigra, basi sordide cana." 4i" lang, Schwanz 3" 4'". Vom Sinai. d) Macropoda. Von demselben Reisenden und dem nämlichen Fundorte . stammt eine Springsmaus her, die zwar mit Dipits hirtipes und lagopus Verwandt ist, doch aber auch eigenthümliche Merkmale. zeigt, so dass sie Ref. (a. a. O. Tab. 4. Fig. 2) als besondere Art ansah und Dipus viacroiarsus. benannte: „D. minimus, cinereo - flavus, subtus albus, auriculis mediocribus, pedibus posterioribus longitudine trunci, digitis subtus pilis longissi- mis, apice brunescentibus vestitis, vibrissis mediocribus." Z\" lang. Eine zweite Art, von Dr. Fischer an der Westküste Arabiens entdeckt, beschrieb Ref. (a. a. O. Tab. 4. Fig. 1) als Dipus aulacotis- „D. cinereo-flavus, subtus albus, auriculis partes duas tertias dapi-' tis aequanlibus, angustis, intus longitudinaliter scrobiculato - costatis, metatarso abbreviato." 7" 10'" lang, Schwanz 9" 9"'. Ob Harlan's Meriones microcepJialus (Froceed. VII. p. 1) von Meriones {Jacidus) labradorius spezifisch verschie- den sei, ist zur Zeit nicht erwiesen. e) C hinc h iU in a. Lagostomus irichodactylus wurde von Owen (Fro- VII. p. 175) anatomisch untersucht, woraus hervorgeht, dass unter den placentalen Säiigthieren keines eine so grosse öeed. 41 Annälierung an den Typus der weiblichen Geschlechtstlieile der Beutel thiere zeige als diese Gattung, die überdiess unter allen Nagern das kleinste Hirn hat. /) Fsainmoryctina. Die Gattung Capromys ist von Ramon de la Sagra genauer beschrieben, und durch mehrere Abbildungen erläutert worden \llist nat. de Ciiha 1. p. 11). C. Poeyi hält er nicht für spezifisch verschieden von f. pvehensilis. Den Lanzenratten fügte Ref. (Abh. der Bayer. Aka- deni. 111. 1. 1839.) eine neue Art Loncheres ohscura bei, mit Beschreibung ihres Knochengerüstes und ausführlicher Darstellung des Gebisses der beiden Untergattungen Nelomys und Echinomys, — Die ausführliche Monographie der ame- rikanischen Stachelratten von Is. Geoffroy, welche bisher nur aus einem Auszuge bekannt waren (vgl. Archiv V. ?.. S.420), ist nun vollständig erschienen (Guerin, magas. de zoolog. 1840. livrais. 12—14). A.Smith erläuterte den von ihm schon früher aufgestell- ten Petromys typicus durch eine ausführlichere Beschreibung mit Abbildung (lllustrat. of the Zool of South Afr. n, 9). g^ Cunicularia, Nordmann machte im Bulletin scienttf, de VAcad. de Petei'h. V. p. 200 darauf aufmerksam, dass unter Spalax ty- phlus bisher 2 verschiedene Arten confundirt wurden, die' nach der Schädelform fast generische Unterschiede zeigen: 1) Spalax Pailasü' Nordm. „bis 12 Zoll lang, gedrungener ge- baut, Stirn und vorderer Theil des Kopfes weisslich. Vaterland: das Gouvernement Ekaterinoslaw, das Land der donischen Kosaken, die Steppen am Fusse des Kaukasus und Grusien." — 2) Spalax typhlus Auct. (mit Ausschluss einer Menge von Synonymen): „bis 8 Zoll lang, oben einfarbig grau, rosenroth angeflogen, gestreckter gebaut. Vaterland: Ungarn, Moldau, Bessarabienj südlicher Theil von Polen, Neu -Russland bis zum Dnepr." Die letzte Art möchte Sich in den meisten Sammlungen von Deutschland befinden, Dass Spalax typhlus (nach der alten Bestimmung) um Erzerum häutig vorkomme, wird in den Proceed. VII. p. 123 berichtet. RüppeH's Bathyergus splendens (abyssin. Wirbelth. I. S. 36. tab. 12), gehört, wie sich Ref. überzeugt hat, nicht 42 zu dieser Gattung, sondern zu Rhkomys (Nyctocleptcs Temm.'). Bei Erwähnung von Diplosioma lulhwonim setzte Ri- eh ardson (^e^^c/ze-jV voy. p.9 u. 13*) die Bemerkung hinzu, dass er die äussern Oeffnungeii der Backentaschen, also die Existenz der Gattung Diplöstoma bezweifle, seitdem er meh- rere Exemplare von Mus hursarius (der ein ächter Geomys mit innen geöffneten Taschen sei) gesehen hätte. Diplöstoma falle daher mit Geomys zusammen.. Hierbei will Ref. jedoch beraerklich machen, dass es wirklich nordamerikanische Nager mit auswärts geöffneten Backentaschen giebt: die Gattung Ascomys von Lichtenstein. Eine zweite Gattung mit auswärts geöffneten Backenta- schen stellte der Prinz von Neuwied (JSov» act. acad. nat. cur. XIX. 1. p.Sll unter dem Namen Thomomys auf: „Dantes priraores %r exserti, scälpro cestriformi, pagina antica laevigati. Pro laniariis diastema. Molares -4_- 4. abnipti, obducti, trito- res, subcylindrici, coronide plana^ medio depressa; siiperioriim anticus didymiis. Rostriim subcoiiipressuni, oculi mediocreS; auriculae brevissi- inac; rotimdatae^ sacculi biiccales externi proftindi, deorsum paten- tes. Pedes distincti, plantigradi, 5-dactyli; iingiies falculares, nia- niculorum maximi fossorii, podariorum brevesj cauda mediooris^ pi- losa." Nach Vergleich mit einem ausgestopften Exemplare von Ascq- rnys mexicanus findet Ref. zwischen Thomomys und Ascomys keinen andern Unterschied, als dass bei jenem die Schneidezähne auf der Vorderseite glatt, bei diesem längsgefurcht sind. Zwar giebt Lich- tenstein für Ascomys canadensis -| Backenzähne an, allein die Ab- bildung des Gebisses von A. Quexicaims bei Eydoux {Favorite I. %. Tab. 9. Fig. 5,6.) weist auch nur -4. Zähne, so dass demnach der hin- terste im Oberkiefer leicht verloren gehen kann oder vielleicht auch erst spät hervorbricht. Die Art heisst Thomomys rufescens: „Obertheile rötblich -grau- braun, Untertheile weisslichgrau, ebenso der Schwanz, Schneidezähne gelb, Nügel weisslich." Bewohnt die westlichen Ebenen von Nord- amerika und ist wahrscheinlich mit Oryctomys Bottae identisch. //) Mur inn. Vor Allen ist hier der vortrefflichen Monographie zu ge- denken, welche Edm. de Sclys- Löngchamps (in seinen Etudes de Micromainmalogie. Paris 1839) über die europäi- schen Arten der Gattung Mus und Avvicola publizirte. Wir 43 bedauern, class der Raum nicht erlaubt, auf diese gründliche Arbeit iq:i Detail einzugchen. Die Diagnosen der Mäuse, welche auf Darwin 's Reisen entdeckt wurden, sind schon im vorigen Jahrgange des Ar- chivs aufgenommen. Die detaillirte Beschreibung der Arten ist noch nicht vollendet, daher auch die der neuen Gattungen, in welche Waterhouse sie vertheilen will, noch nicht be- gonnen. Wahrscheinlich wird schon der nächste Jahresbericht hierüber referiren können. Wegen einiger Abweichungen in der Schädel- und Zahn- form und wegen der Behaarung des Schwanzes und der Ohren errichtete Waterhouse in der Gattung Mw5 eine Untergat- tung riiloeomys {Proceed. VII. p. 108) mit der neuen Art: Mus Cumingi, 19" lang, Schwanz 13". Von der Insel Lu- zon. Die überlange Definition lautet: „M. vellere setoso, suberecto, pilis lanuginosis intermixtis; auri- bus inediocribiis extus pilis longis obsitis; mystacibus crebris efc perlongis; pedibus permagnis et latis, subtus nudis^ cauda niediocri^ pilis rigidis et longis (ad Murem Rattum ratione habita) crebre ob- sita; colore nigrescenti^-fusco sordide flavo lavato, subtus pallidiore; cauda nigrescente; pilis longioribus in capite et dorso nigris." Ref. wurde durch die vom Hofrath von Schubert aus dem Orient mitgebrachten Sammlungen in den Stand gesetzt, die daselbst vorkommenden Mäuse mit Stacheln einer nähern Bestimmung zu unterwerfen (Abb. der Bayer. Academie der Wissensch. Bd. III.), woraus sich ergab, dass Cretzsclimar's Mus dimidiatus und Lichtenstein's Mus megaloüs zu- sammengehören, und dass am Sinai eine neue Art vorkomme, die Ref. Mus russatus (Tab. 3. Fig. 2) benannte: „Mus flavue, pilis nigro - apiculatis, gastraeo sordide albido, auriculis mediocribus, angustis, albo-pilosis, dorso toto aculeato, plantis aterrimis." 3" 10'" lang, Schwanz %" 9'". Im Mag. of iiat. hisf. 1839. p. 605 macht J. Clarke bemerklich, dass in seiner Gegend Mm^ messorius sehr häufig war, 1836 aber plötzlich verschwand, so. dass es ihm erst im Herbste 1839 glückte, sich wieder einige Exemplare zu ver- schafTen. Weissenborn erinnerte {Vroceed. VII. ^.59) an die nackten Flecken, welche sich beim gemeinen Hamster an den Hüften finden, wobei Waterhouse bemerkte, dass es Drüsen, 44 ähnlich denen der Spitzmäuse, Sein möchten. Von Weiss en- born findet sich eine ausführliche Naturgeschichte unsers Ham- sters im Mag. of nat. hist. 1839. p. 473. Eine neue Art von Aleppo beschreibt Waterhouse {Proceed. VII. p. 57): ,,Cricetus auratus: Cr. aiireo - fuscesceDs, siibtus albidus; pilis mollissimis; supra ad basin pliirabeis, subtiis ad basin cinereis; auri- bus mediocribus , rotiindis, cauda brevissima pilis albis obsita. 7^" laDg. Dass Cricetus accedula um Erzerum sehr gemein ist, findet sich in den Proceed. VII p. 183 notirt. V. Siebold spricht bestimmt aus, dass der Hamster in Preussen nicht vorkomme (Preuss. Provipzialblätter, Januarheft 1840. S. 61). lieber die Wanderungen und Sitten der Lemrainge er- schien eine ausführliche Abhandlung von Martins (^Revue z.ooZo^. 1840. p. 193). Eine neue Baummaus beschrieb Ref. (Münchner geh An- zeig. 1841. S. 437) als Dendromys pumilio: „D. fulvus, sub- tus albus," 2" 8'" lang, Schwanz 3" 8"'. Vom Kap. E. Gray machte im Mag. of, nat. hist. 183,9. p. 308 bemerklich, dass Lichtenstein's Hapalotis albipes und Ogilby's Conilurus constructor synonym vyären. Ref. errichtete in den Münchner gel. Anzeig. 1841. S. 429 zwei neue Gattungen: Rhomhomys und Mystromys, je- der eine neue Art, jener den Rhomhomys pallidus, latt, dann allmälig concav, die äussere ist gewölbt. Die hintere scharfe Kante hatlO O^ereinschnitte; die Ober- fläche ist von vielen Querrunzeln durchzogen. Nach der Krümmung misst jedes Hörn 3' 4", die Spitzen stehn 2' 3" von einander ab. Die Behaarung ist kurz, reichlich und grob; auf dem Rücken, wo die Haare länger sind, bilden sie eine Art Mähne. Vom Kinn fällt ein langer Ziegenbart herab und vereinigt sich mit den (an 10 Zoll) lan- gen Haaren, welche vom Halse und der Brust lt)is gegen das Knie 55 herabhängen. Die kurzen Ohren sind aufrecht; der Schwanz kurz und aufwärts gekrümmt. Die einzelnen Haare sind weisslich und werden gegen die Spitze röthlichbraun. Die Hauptfarbe ist schrautzig- weiss mit brauner Schattirung an vielen Stellen; die Bauchseite lich- ter. Der Raum zwischen der Stirne und Schnautze, die Mähne des Vorderhalses, die Vorderbeine und Hinterfüsse sind schmutzig gelb- lich weiss. Die Schnautze, das Kinn, ein breiter Ring um die Vor- derbeine und die Schienbeine sind kastanienbraun; der Kinnbart und die Hörner schwarz. Die Grösse ist die des grössten zahmen Bocks. In den „neuen Denkschriften der allg. Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften," Neuen- burg 1838. II. lieferte Schinz: „Bemerkungen über die Arten der Ziegen, besonders mit Bezie- hung auf den sibirischen Steinbock, den Steinbock der Pyrenäen und den Steinbock der Alpen." Es ergiebt sich hieraus, dass der. Stein- bock der Pyrenäen eine von den übrigen sehr verschiedene Art aus- macht, was auch die von ihm und dem sibirischen Steinbock geliefer- ten Abbildungen deutlich ausweisen. lieber die wenig beachtete und gekannte Schafrasse der norddeutschen Haiden, die sogenannten Haidschnucken, theilte Berthold (Isis 1840. S. 507. Tab. 1) dankenswerthe Aufschlüsse mit. Die Frage, ob Ur und Wisent eine oder zwei verschie- dene Rinder- Arten bezeichnen, ist in fortwährender lebhafter Verhandlung, ohne noch zu einem Verständniss der beiden Hauptkämpfer geführt zu haben. Ouvier, Brinken, Eichwald und Ref. (Schreber's Säugtb. \?»2) erklärten sich für die Annahme von zwei Arten, wogegen Pusch (in seiner Paläontologie von Polen), in Uebereinstimmung mit Bojanus und Jarocki, in einer ausführlichen Abhandlung sich für eine Art aussprach. Die von Pusch angeführten Gründe suchte v. Baer in seiner „nochmaligen Untersuchung der Frage: ob in Europa in historischer Zeit zwei Arten von Stieren lebtenV" (^Bullet, scient. de l'Acad. de Petersb. IV. j). 113 und daraus in unserem Ar- chiv 1839. 1. S. 63) zu widerlegen, wogegen jedoch Pusch in seinen „neuen Beiträgen ziu: Erläuterung und endlichen Erledigung der Streitfrage über Tur und Zubr {Urus und Bison) im Archiv 1840. 1. S. 47 — 137 mit einem erstaunlichen Aufwände von Gelehrsamkeit und Durchmusterung der ganzen, auf die Streitfrage bezüglichen Litera- tur wiederholt seine erste Behauptung in geistreicher Weise verthei- digte. Obschon Ref. gerne gesteht, dass er seit der Deduktion von Pusch seiner Sache nicht mehr so sicher wie früher ist, so kann er doch über Herberstein' s Zeuguiss noch nicht hinüber^ und die Behauptung, dass im Niebelungen - Liede Ur und Wisent nur dlo 5a beiden Geschlechter des Bos Ums L. bezeichnen, scheint ihm, trotz dem, dass Pus eh es sehr wahrscheinlich zu machen versteht, doch noch der Bestätigung sachkundiger Sprachforscher unterliegen zu müssen. Sehr ausführliche Berichte über das wilde Riad in England, legten Hindmarsh und der Graf von Tankerville vor (jOn the WüdCattle ofChillinghamPark in den u4ww. of tmt. hist. IL />. 874), wozu Gray (ebenda S. 284), Egerton (ebenda III. S. 241) und ein Ungenannter (III. S. 356) einzelne Notizen nachlieferten. Die neueren Nachrichten über den Gauri Gau stellte Wieg- maun im Archiv 1840. 1. S. 263 zusammen. Nach Delessert {Revue Zool. 1839. S. 129) ist der Gauri Gau in Vorderindien sehr weit verbreitet; er findet sich nämlich auf dem ganzen Abhänge der West-Ghats von Surate bis zum Cap Comorin, in einer Höhe von 3 — 4000' über dem Meere; nordwärts von Surate minder zahlreich auf mehreren Höhenzügen bis Nepal, von dort ost- wärts nach Silhet in Bengalen und von hier aus scheint er sich wie- der südwärts längs der ganzen Coromandel- Küste in denOst-Ghats auszubreiten. Der Reisende selbst traf ihnl bei Salem im Carna- tik, erlegte mehrere am Fusse der Nilgherries und zu Tullamaley in Mysore, und hörte, dass er in den West-Ghats häufig gejagt würde. Delessert bemerkt zugleich, dass die Abbildung, \^elche Fr. Cu- vier von diesem Stier unter dem Namen Bos Sühetanus gegeben, nach einer schlechten Zeichnung angefertigt sei^ und spricht sich da- für aus, dass der von Lambert {Transact, Lin. Soe. VfL pl 4) zu- erst gegebene, von G. Cuvier angenommene Artname /row?«//'* nicht zu verlassen sei. Ueber den Schädel einer Kuh mit einem überzähligen Hörne an der Stirne berichtete G. Jäger in Müller's Archiv für Anatom. 1839. S. 13. In Indien sind neuerdings günstige Versuche gemacht wor- den, die Kameele zum Zug zu benutzen. Greenlaw giebt hierüber im Journ, of the Asiat. Soc. of Ben- gal. 1839. n. 7 ausführliche Nachrichten nebst Abbildungen, wie die Kameele eingespannt werden müssen. Man hat bereits mit ihnen auf diese Weise grosse Reisen gemacht, und die vom Major Pew organisirte Kameeis -Artillerie hat auf dem Marsche nach Cabul voll- kommen den Erwartungen entsprochen. Dass unter den von L und angeführten antediluvianischen Thieren aus Brasilien auch die Gattung Lama vorkommt, ist für die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Arten aus der Vor- und Jetztwelt eine interessante Thatsache. lieber die antediluvianischen Hirsch -Arten sind zwar meh- rere Arbeiten erschienen; indess die Feststellung der Arten hat in den meisten Fällen grosse, mitunter kaum zu beseiti- 57 gende Schwierigkeiten (Vgl. u. a. das Jahrbuch f ür Mineralog. 1839. S. 168,297; 1840. S. 69, 166, 358, 457). X. Cetacea» The Natural Histor/ of the Sperm Whale etc. etc. to which is addcd a Sketch of a South -Sea Whaliiig Voyage. By Thomas Beale. Lond. 1839. 8. Narrati ve of a Whaling Voyage round the Globe in the South Seaman „Tuscan" during the years 1833, 1834 and 1836. By F. D che 11 Bennet. Lond. 1840. 2 vols. 8. Von diesen beiden Schriften ist mir bisher nur die letztere zu- gekommen, indess so spät, dass ihre Anzeige dem nächsten Jahres- berichte aufbehalten werden muss. Heber die in neuerer Zeit an den englischen Küsten ge- fangenen Hyperoodon {Bottle-nosed Whale) hat Thompson viele Notizen beigebracht (^Ann, of nat. hist. IF. p. 375, r. p. 361). Eine Beschreibung und Ausmessung eines bei Charmouth gestrandeten Rorquals {Balaenoptera hoops) wurde von Sweeting geliefert (J\Iag. of nat. hist. 1840. p. 301; Ann. of nat. hist. V. p. 72 u. FL p. 301). Die ganze Länge betrug 44', der Umfang 81', das Gewicht 20—25 Tonnen. Die ganze Wirbelzahl ist 62, nämlich: Hals- 7, Rücken- 15, Lenden- 16, Schwanzwirbel 15 und 9 Sehwanzbeine. Owen hat in den Annal. des sc. nat. 2® ser. XII. p. 222 dargethan, dass der io?>si\Q Basilosaurus, welchen Har- lan den Sauriern zuwiess, keinesweges der Klasse der Am- phibien, sondern der der Säugthiere, und zwar den Cetaceen angeliörig sei, weshalb er auch für die fossile Gattung einen passenderen Namen, Zeuglodon in Vorschlag brachte. Dumortier's Memoire sur le Delphinorhyuque micro- ptere echoue a Ostende, ist in den Nouveaux Memoires de l'Academ. des Sc. et Beiles -Lettr. de Bruxelles 1839 mit 3 Ta- feln Abbildungen erschienen. Es war ein junges weibliches Thier, das zwei Tage lebend ausser Wasser erhalten wurde, doch nahm es keine Speise an. Seine Länge betrug 3 Metrcs 45 Centira. Die ganze Wirbelzahl 38, näm- lich: Hals- 6, Rücken- 10, Lenden- 11, Schwanzwirbel 11. 58 S tan n ins, erster Bericht von dem zootomisch-, physio- log. Institute der Universität Rostock (1840) enthält Beiträge zur Anatomie des Delphins. Mit ,dem neuen Namen Metaxytherium belegte Chri- stel ^Institut 1840. n. 352) eine fossile Gattung, die ein Mittelglied zwischen den Lamantins und Dugongs bildet. Es ist dies dieselbe Gattung, welche schon früher H. v. Meyer als Halianissa, Kaup als Halitherium , Bruno als Cheiro- therium bezeichneten, so dass, der neue Name von Christo 1 ganz überflüssig ist. Nach seiner Bestimmung gehört dieser Gattung an: l)der Schä- del, der von Cuvier dem Lamantin zugesprochen wurde, 2) die Obern Backenzähne, welche Cuvier dem Htppopotamus dubius^ 3) die untern Hackenzähne, welche dieser dem Hipp, medius zuwies, 4) das Oberarmbein, welches Cuvier zwei Robben zuerkannte, 5) der auf den Lamantin bezogene Vorderarm, 6) vielleicht eine Rippe und ein Wirbel, die Cuvier anfangs für die eines Lamantins, später für die des Wallrosses hielt. Ausserdem besitzt Christol noch mehrere Stücke des Skelets, die wahrscheinlich diesem Metaxytherium^ von welchem er 2 Arten unterscheiden will, zugehörten. Die grössere Art kommt aus den untern Tertiärformationen der Departements de la Charente et. de Maine- et -Loire^ die andere aus der oberen mari- nen Tertiärbildung- von Montpellier. — Nach Marcel de Serres (Institut. 1840. 7i. 360) wurde im August 1830 ein ganzes Skelet aus den zum TJertiärgebirge gehörigen Steinbrüchen von Beaucaire aus- gegraben. — Bruno hat von seinem eben erwähnten Cheirotherium eine ausführliche Beschreibung mit 2 Tafeln Abbildungen in den Me- moire della Reale Academia delle Scieu%e dt Torino. Serie seconda, Tom. L Torino, 1839. ;;. 143 mitgetheilt. Ueber die Ueberreste fossiler Cetaceen in den preussi- schen Staaten hat v. Olfers einen Vortrag .in der Berliner Akademie am 19. Dezember 1839 gehalten. Das hauptsächlichste Stück ist der wohlerhaltenc, von Bünde in Westphalen herstammende Schädel des Delphimis Karste?u\ einer eigenthümlichen Art, welche den Uebergang vom lebenden D. globi- ceps zur fossilen Gattung Ziplüus zu bilden scheint, Wirbel von Ba- laenoptera hat Prof. Becks in Münster in einer Thonschicht zwi- schen Bocholt und Oeding entdeckt. I 59 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichle der Vögel während der beiden Jahre 1839 und 1840. Vom Prof. Andr. Wagner in München. Wenn man es der Therologip mit Recht nachrühmen kann, dass sie während der letzteren Jahre sowohl in ihrer periphe- rischen als centralen Entwicklung in gleich kräftiger Weise vorangeschritten ist, so ist dagegen die Ornithologie immer noch weit mehr mit der Erweiterung ihres Umfanges durch Zufügung neuer Arten, als mit dem tieferen Eindringen in den bereits gewonnenen Inhalt durch Untersuchung des inneren Baues und Begründung einer auf selbigen gestützten Systema- tik beschäftigt gewesen. Der Grund hiervon liegt wohl darin, dass während die Therolo- gie zunächst nur von den Männern vom Fach betrieben wird, die Ornithologie dagegen eine Menge Liebhaber und Sammler anzieht^ welchen es hauptsächlich um die Kenntniss der äusserlichen Ver- hältnisse der Vögel zu thun ist; daher eine Menge Privat -Samm- lungen und ein emsiges Bestreben, dieselben mit neuen Arten zu vermehren, was bei dem ausgebreiteten und raschen Weltverkehre jetzt eine ungleich leichtere und wohlfeilere Sache ist, als dies selbst nur noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Mit Recht muss man sich freuen über diese allgemeine und lebhafte Thpilnahme, da hier- durch der Katalog der Vögel immer reicher, der Kupferwerke immer mehr werden. Auf der andern Seite darf man es aber auch nicht verschweigen, dass diese mehr heitere als wissenschaftlich strenge Behandlung der Ornithologie auch wieder von Nachtheil gewesen ist. Zunächst hat sie in die bildlichen Darstellungen einen Luxus einge- führt, dass wenigstens auf dem Kontinente nur wenige Bibliotheken noch im Stande sind, dieser verschwenderischen Pracht ihre Reve- nuen zum Opfer zu bringen. Wer kann z. B. die riesenhaften Tafeln 60 kaufen, auf welchen Audubon Adler und Reiher in Lebensgrösse darstellen lässt? Die schlimmste Folge von dieser unnützen Ver- theuerung der Kupferwerke ist, dass hierdurch auf dem Kontinente den meisten Naturforschern der Zugang zur Kenntniss der exotischen Vögel immer mehr erschwert und, was mehr sagen will, [ihre Mit- wirkung zur festen Begründung der Systematik immer mehr ausge- schlossen wird. Ein anderer Nachtheil hat sich dadurch ergeben, dass, wie es namentlich passionirten Sammlern leicht zu gehen pflegt, auf einzelne Differenzen in der äusserlichen Beschaffenheit der Vö- gel ein zu grosses Gewicht gelegt und dadurch die Anzahl der Ar- ten, noch mehr aber die der Gattungen über alle Gebühr vermehrt worden ist. Zählt doch Gray in seinem neuesten Verzeichnisse nicht weniger als 1065 Gattungen auf, überdiess zum wenigsten .eben so viel S^^nonyme. Dies ist nun gar kein richtiges Verhältniss mehr mit der Zahl der Arten selbst. Aber wie sind auch die meisten die- ser Gattungen beschaffen! Muss man doch häufig die Art zuerst kennen, bevor man auf die Gattung kommen kann. So sind denn diese vielen Genera keine Erleichterung, sondern eine Beschwerung des Gedächtnisses. Und besieht man sich näher ihre Namen, so muss man bei einem nicht geringen Theile derselben über ihre bar- barische Construktion erschrecken. So z. B. Brachypteracias (von Brachypteryx und Coracias) Corvultur (von Corvus und Vultur), Em- bernagra (von Emberiza und Tanagra), Merulaxis (von Merula und Synallaxis), Loxigilla, Certhilauda, Bucorvus u. s. w. Dieser Wort- bildung entsprechend ist häufig auch die Fassung der lateinischen Diagnosen, so dass Ref. mit Wiegmann gestehen muss, dass manch- mal seine Kenntniss des Lateins zur üebersetzung nicht ausreiche. Hier thut es wahrlich Noth, bei Zeiten auf die rechte Bahn wieder einzulenken. Indem Ref. zur Aufzahlung der Literatur übergeht, macht er bemerklich, dass er diejenigen Werke, welche Säugthiere und Vögel gemeinschaftlich behandeln und deshalb schon bei der ersten Klasse genannt sind, hier nicht nochmals aufgeführt werden. System der Pterylographie von Ch. L. Nitzsch. Nach seinen handschriftlich aufbewahrten Untersuchungen verfasst von H. Burmeister. Halle 1840. 4. Gerne stelle ich an die Spitze der ornithologischen Literatur das Vermächtniss eines Mannes, der um die tiefere Auffassung der Or- nithologie sich so hochverdient gemacht und in dieser Pterylographie die originellste Leistung uns hinterlassen hat. Während die Federn- stellung sonst gar nicht beachtet wurde, zeigt uns hier Nitzsch auf einmal, dass in der Anordnung der Federfluren eine merkwürdige 61 Gesetzmassigkeit obwalte, so dass sie zur Festsetzung der Familien und höhern Gruppen v.on wesentlicher Bedeutung sei, ja dass ganze Familien und eine Menge von Gattungen durch kein äusseres Merk- mal besser unterschieden werden können, als durch die Bildung ihrer Federfluren. Für die Systematik ist diese Pterylographie, die ihr ^inen ganz neuen Gesichtspunkt geboten hat^ von grösstem Belang. The Naturalist's Library, condactcd by Sir W. J ardine, Ornithology, ist bis zum Uten Bäiulchen vorgerückt. Temmiuck et Laugier, Nouveau recueil de planches coloriees d'oiseaux. Dieses Kupferwerk, das wichtigste für die Kenntniss der exotischen Vögel und reich an kritischen Bemerkungen und trefflichen Mono- graphien, hat mit Tab. 600 einen Hauptabschnitt gemacht und über die bisher erschienenen Tafeln ein Schema zu ihrer systematischen Anordnung geliefert. A List of the Genera of Birds witU an indication on the typical Species of each Genus. Compiled frem various sour- ces by George Robert Gray. Lond. 1840. 8. Es ist schon angeführt worden, dass dieses Verzeichniss 1065 Gattungen und wenigstens eben so viele Synonyme aufzählt. Zur Entwirrung der Synonymik leistet dieses Büchelchen, zumal wenn man den gründlich gearbeiteten Commentar von Strickland (Ann. of nat. bist. VI. p. 410 u. p. 26) zur Hülfe nimmt, vortreffliche Dienste. Schade, dass die Brauchbarkeit desselben durch den Mangel eines Registers sehr beeinträchtigt wird. Selby, Catalogue of the Generic and Subgeneric Types of Birds. 8. Newcastle 1840. Hiervon ist mir bis jetzt nur der Titel bekannt. Temminck, manuel d'Ornithologie. 4** partie. Paris 1840. 8. Hiermit hat Temminck sein Handbuch der europäischen Vögel geschlossen. Die beiden letzten Bände enthalten blos Nachträge der zahlreichen neuen Entdeckungen und Berichtigungen. Abbildungen der Vögel Europas von J. C. Suse mihi und E. Susemihl. Stuttgart. Seit 1839. Fol. Bis jetzt 4 Hefte. Nach der Ankündigung im 3ten Hefte wird den Text Schlegel in Leyden bearbeiten. Die bisher erschienenen Tafeln sind der Dar- stellung der Raubvögel gewidmet. Die Abbildungen sind vortrefflich gezeichnet und gestochen; dem Colorit allein ist etwas mehr Leb- haftigkeit zu wünschen. Wenn das Unternehmen guten Fortgang 62 hat, kann man an ihm um einen ungleich wohlfeileren Preis einen vollständigen Ersatz für das Gould'sche Luxuswerk, Birds of Europe, erhalten, , Naumann's Naturgeschichte der Vögel Deutschlands hat im Jahre 1840 den lOten Band, die Langfliigler enthaltend, vollendet, und vom Uten sind heuer bereits 2 Hefte, die Schar- ben, Pelikane und einen Theil der Gänse umfassend, ausgege- ,ben worden, so dass dieses ausgezeichnete Werk bald zum Ende geführt sein wird. Deutsche Ornithologie oder Naturgeschichte aller Vogel Deutschlands in naturgetreuen Abbildungen. Herausgegeben von G. Bekker. Neue Ausg. Darmst. Bis zum loten Hefte vorgerückt. Ausserdem sind noch an europäischen Faunen zu be- merken. Zander, Naturgeschichte der Vögel Mecklenburgs 1840. SteLief. — Berge, die Fortpflanzung europ. und aussereurop. Vögel. Seit 1839. -— Mauduyt, Tableaux methodique des oiseaux tant seden- taires que de passage periodique ou accidentel, observesjusqu'aupre- sent dans le departement de la Vienne. 1840. 8. — Macgillivray's History of British Birds. 1840. vol. 3. 8. — Meyer's Illustrations of British Birds. 1840. N. 67. 4. — Diese Arbeiten sind mir bisher nicht zu Gesicht gekommen. Audubons Birds of America, from Drawings made du- ring a Residence of 25 years in the United Stades. Dem Bohn'schen Kataloge zufolge ist dieses Werk mit der 87len Lieferung geschlossen, enthält 435 Tafeln in Elephant -Folio und ko- stet nicht weniger als 182 Pfund Sterling. Man mag solche Werke des Luxus in artistischer Beziehung anstaunen , für die Wissenschaft sind sie ein Ruin. Zum Glück hat Audubon dem wissenschaftlichen Ornithologen das angeführte Luxuswerk selbst durch seine Ornitho- logical Biography so ziemlich entbehrlich gemacht. Küster, ornithologischer Atlas der aussereuropäischen Vögel. 15 Hefte. Das 16te und 17te Heft ist angezeigt worden, mir aber noch nicht zugekommen. The Birds of Australia. By John Gould. Part first Oblong folio. Published by the Author. Lond. Decemb. 1840. Ist noch nicht bei uns eingetroffen und mir zur Zeit nur aus der Anzeige in den Ann. of nat. bist. VI. p. 471 bekannt, Gould hatte in Begleitung seiner Gattin, „well known as an accomplished ornithblogical draughts -woman", eine Reise nach Neuholland und 63 VandiemenSrLand gemacht imd ist nun, nach dritthalbjährigem Auf- enthalt daselbst, mit reicher Beute beladen, zurückgekehrt. Wir dürfen von den beiden Gatten jedenfalls eine ausgezeichnete Arbeit erwarten, zumal da Owen die anatomische Abtheilung übernom- men hat. Die ornithologische • Parthie in D'Orbigny's voyage daus TAinerique meridionale ist bereits weit vorgerückt; das- selbe gilt für Bonaparte's Fauna italica. Ueber Beide soll berichtet werden, wenn sie zum Abschluss gekommen sind. — Die ornithologische Abtheilung von der Zoology of Capitain Beechey's voyage hat Vigors bearbeitet; die Diagnosen der neuen Arten wird Ref. bei den einzelnen Ordnungen raitthei- len. Auch des Prinzen von Wied Reise in das innere Nordamerika ist reich an ornithologischen Notizen, worüber der vorliegende Bericht weitere Auskunft geben wird. Die Histoire naturelle des lies Canaries von Bark er- Web b und Berthelot hat zwar einige Abbildungen von Vögeln, aber noch keinen Text dazu. Für die Histoire physique, politique et naturelle de l'Ile de Cuba par Ramon de la Sagra hat D'Orbigny die Vö- gel bearbeitet. Kuba hat eine Lage, die es zur Aufnahme nord- und südame- rikanischer Vögel geeignet macht, indem letztere hier ihre Stand- quartiere, erstere wenigstens ihren Winteraufenthalt nehmen können. D'Orbigny bringt in Bezug auf geographische Verbreitung die 189 Arten, welche ihm Ton Kuba zukamen, in folgende 6 Abtheilungen: 1) Kubanische Vögel, welche zugleich auch Südamerika bewoh- nen, mit 14 Arten: Accipitres 3, Passeres 3, Scansores 3, Gallinae 1, Grallatores 3, Natatores 2. Unter ihnen ist der weit verbreitete Volyborus vulgaris. Die beiden südamerikanischen Singvögel {Frm- gilla dominicana und Coereba cyanea) haben hier ihre nördlichste Grenze erreicht. — 3) K. Vögel, die aus Nordamerika im September und Oktober ankommen, um auf Kuba ihren Winteraufenthalt zu neh- men und die im Frühlinge wieder nach Norden ziehen. Ihrer sind 49 Arten: Accipitres 1, Passeres 33, Scansores 4, Gallinae 2, Gral- latores 6, Natatores 3. — 3) K. Vögel, die sich zugleich in beiden Hälften des amerikanischen Kontinents finden, mit 26 Arten, wovon 15 Stand-, 11 Zugvögel sind. Die Standvögel heissen: Cathartes aura^ Falco sparverius, Columha carolinends ^ Jramus guaraona, Fhoenicopterus americmius, Ibis rubra, Porphyrio dominicana, Colym- bus carolinensiSj Pelecamis fuscus^ Sulafusca, Tachypetes Aquila^ Pkueton aethereus, Sterna stolida^ cayanensis und fuliginosa. Die Zugvögel sind : Vireo gilvus, Hirundo purpurea, Ardea candidisstma, 64 leucogaster^ virescens und exilis, Platalea ajaja, Tantalus loculaior lind ßavipes. Alias arhorea und discors. Diese Zugvögel kommen im März vom Norden her nach Kuba und begeben sich nach Südamerika, zur Zeit, wo hier die üeberschvvemmungen aufhören und den Vö- geln, eine reichliche Nahrung zurücklassen. — 4) K. Vögel, welche in der nördlichen Hälfte der alten wie der neuen Welt zugleich vor- kommen, mit 8 Arten: Falco cyaneus^ Totanus Bartramia^ Tringa Temmmclcii^ Charadrius Sqiiatarola^ Gallinula chlor opus ^ Anas ma- rüa, Halieus graculus und Larus atricilla. Mit Ausnahme des Raub- vogels sind alle andern Wasservögel, die im hohen Norden brüten und im Winter bis nach Kuba herabwandern. — K. Vögel, die bei- den Hälften Amerikas und Europa gemeinschaftlich sind, mit 5 Ar- ten: Ardea alba und Nycticorax, Scolo-pax gallinago^ Fulica atra und St£r7ia anglica, also lauter Wasservögel, die in der neuen Welt aus der nördlichen Hälfte in die südliche während des Winters zie- hen, wobei sie Kuba passiren, ohne hier zu brüten. — 6) K. Arten, die der Insel oder den Antillen eigenthümlich sind, mit 35 Arten: Accipitres 3, Passeres 13, Scansores 6, Gallinae 5. Aus diesem Ver- zeichnisse ersieht man, dass Kuba den grössten Theil seiner Vögel aus Nordamerika erhält, daher diese Insel während des Winters die meisten Arten aufzuweisen hat. In Darwin's Zoology of tWvoy. of Beagle ist die Be- schreibung der Vögel so eben beendigt worden. Ihr sind 5 Hefte mit 50 Tafeln gewidmet, mit dem Titel: Birds, described by John Gould, with a notice of their habits and ran- ges by Ch. Darwin, and with an anatomical appendix by Eyton. Von 1838 bis 1841. Alle eingesammelten Arten sind angeführt, die neuen vollständig beschrieben, zu den übrigen häufig gute Bemer- kungen beigefügt. Der vorliegende Bericht wird auf das Hauptsäch- lichste aufmerksam machen. Die Abbildungen sind prachtvoll. — Eyton' s anatomische Notizen betreffen Serpophaga albocoronata, Furnarius cunicularius, Uppucerthia dtimetoria, Opetiorhynchus vuU gan's, antarcticus und patagonicus^ Pteroptochos Tarnii und albicol- lis, Synallaxis maluroides, Phytotoma rara, Trochilus gigas und Ti- nochorus rumicivorus. Schade ist es, dass Eyton bei der Luftröhre bloss auf deren Sterno-Tracheal- Muskeln, aber nicht auf die dem untern Kehlkopfe eigenthümlichen Muskeln Rücksicht genommen hat. An Abhandlungen, welche die Faunen einzelner Gegen- den vorführen, mögen folgende genannt werden: Koch, die Vögel um Regensburg, inFürnrohr's naturhist. Topo- graphie von Regensburg. 1840. 8. Es werden hier 231 Arten Vögel aufgezählt. — Fraser's Verzeichniss der von Dickson und Ross um Erzerum gesammelten Vögel (Proceed. VH. p. 119 u. 130). — Eyton's Katalog einer Vögelsammlung von Malaya, Proceed. VII. p. 100. — Mo Clelland's Verzeichniss der Vögel von Assam. 65 Proceed.' VII. p. 154, — Kapitän Sganzin gab Notizen über die von ihm auf Madagaskar gesammelten Vögel, da ihm jedoch streng systematische Bestimmungen abgehen, so weiss man öfter die Art nicht (Mem. de Strasbourg. III. 1. p. 19). — Der Prinz von Neu- wied entwarf ein Verzeichniss der von ihm in den Monaten Novem- ber bis Februar an der Mündung der V^'abasch beobachteten Vögel (Reise in das innere Nordamerika I. S. 643). Lichtenstein be- schenkte uns mit Beiträgen zur ornithologischen Fauna von Kalifor- nien (Abb. der Akad. der Wissensch. z. Berlin. 1839. S. 417). Auch das so lange verschlossene Neu -Guinea öffnet immer mehr seine Schätze. Sal. Müller gab in der Land- en Volkenkunde der „Ver- handelingen" p. 21 eine Uebersicht der von ihm daselbst gesammel-, ten Vögel, welche sich auf 119 Arten aus 60 Gattungen beliefen. Darunter waren am zahlreichsten aus den Passerinen die Insekten- fresser, aus den Klettervögeln die Papageien, und aus den Hühner- vögeln die Tauben. Spechte wurden nicht gefunden. Als Beiträge von allgemeinerer Bedeutung zur Lebens- gescliichte der Vögel sind zu erwähnen: Brehm, über das Betragen der männlichen Vögel gegen ihre Weibchen und ihre Jungen (Isis 1840. S. 424). Ferner desselben Verfassers „Etwas über den Einfluss ungünstiger Witterung, beson- ders über die des Aprils 1837, auf das Leben der VögeP (ebend. S. 429). Da Brehm einer der sorgfältigsten Beobachter der Lebens- verhältnisse der Vögel ist und selbige in lebhaften Schilderungen mitzutheilen versteht, so folgt man mit Interesse seinen Beobach- tungen. Ueber Bastardzeugung stellte G. Cookson (Ann. of riat. bist. V. p. 424) Versuche an. Im Herbste 1838 entwischte dem Erzähler aus seinem Vogel- hause ein männlicher Vogel, der Sprössling eines Stieglitzen und eines Kanarienweibchens, und wurde nicht wieder gesehen bis zum folgenden Frühjahre, wo er in Gesellschaft mit einem Stieglitz- Weibchen erschien. Beide richteten ein Nest in einem Cederbaura neben dem Vogelhause sich zu, und in der gehörigen Zeit wurden 4 Eier gelegt. Cookson nahm diese weg und legte sie einem Kana- rienweibchen unter; sie waren aber alle unfruchtbar. Gleich darauf erbaute sich das Pärchen ein neues Nest, welches man ungestört liess, und dadurch 5 Junge aufbrachte, welche Cookson, nachdem sie ohngefähr 10 Tage alt waren, aus dem Neste nahm und aufzog, 2 Männchen und 2 Weibchen blieben davon am Leben. Im folgenden Sommer (also 1840) paarte er eines von diesen jungen Männchen (I Stieglitz, { Kanarienvogel) mit einem Kanarienweibchen. Es wurde bald ein Nest gemacht und 3 Eier- gelegt; das Männchen zerstörte zwar das Nest, doch rettete C. die Eier und legte sie einem Kana- rienvogel unter, der ein Junges aufbrachte. Es wurde hierauf ein Archiv f. Naturgcsch. VII. Jahrg. 2, Bd. 5 66 zweites Nest angelegt, das jedoch das Schicksal des ersten theilte; nun nahm 0. das Männchen weg und that es in das Vogelhaus, wo es sich mit einem andern Kanarienweibchen paarte. Da C. die Vor- sicht gebraucht hatte, das Nest mit Flanell zu umwickeln, so waren dadurch die Eier, als das Nest zerstört wurde, gerettet und das Weibchen sitzt nun über denselben. Das Männchen wurde jetzt entfernt und paarte sich mit seinem früheren Weibchen, das an dem Morgen, wo C. seine Notiz niederschrieb, ein Ei legte. Ein zwei- tes Experiment machte C, indem er das andere Bastardmännchen mit einem Bastardweibchen von demselben Neste paarte; der Erfolg waren 3 Eier, von denen eines einen Tag vor diesem Berichte aus- gebrütet worden war. So weit gehen diese Versuche, die Cookson fortsetzen will, und von denen besonders diejenigen wichtig sein werden, welche sich auf die Paarung der Bastarde untereinander beziehen. Die Blutkiigelclien der Schnee-Eule und Wandertaube beschrieb G. Gulliver (Ann. of nat. bist. VI. p. 514). Bei der Schnee-Eule (ßtrix nycteä) übertrifft die Länge der Blutkügelchen mehr als 2^ mal ihre Breite, während sie bei Strix Aluco kaum 2 mal so lang als breit sind. Unter ,den Tauben zeigt die Columba migratoria die grösste Abweichung durch die schmale elliptische Form ihrer Blutkügelchen. Ueber den Farbenwechsel der Vögel legte Bachman viele, an nordamerikanischen Arten angestellte, recht interes- sante Beobachtungen vor (Transact. of the Americ. philosoph. Soc. Philadelph. 1839. Vol. VI. part. 2. p. 197). Er zeigt, gegen Flemming und Ord, dass der Farbenwechsel bei den Vögeln, sowohl bei Anlegung der ausgefärbten Kleidung oder, wo es vorkommt, des Sommerkleides, nicht durch Farbenumände- rung in den alten Federn, sondern in Folge des Mauserns vor sich gehe, wenn gleich es mitunter einige Zeit dauert, bis die neuen Fe- dern ihre volle Färbung erhalten. Die doppelte Mauser, welche Ord geläugnet hatte, wird an vielen nordamerikanischen Vögeln nachgewiesen. Berichtigende Bemerkungen über die Bewegungen von Radius und Ulna am Vogelfliigel theilte Bergmann rait (Miil- ler's Archiv 1839 S. 296). Ueber den in Kopenhagen gemachten Fund des Schädels der ausgestorbenen Dronte (Froriep's Notizen 1841. S. 186) hat Ref. keine bestätigenden Nachrichten auftreiben können. Fossile Vögelknochen, die ehemals so selten waren, wer- den jetzt weit öfter, wenngleich noch immer nicht zahlreich, gefunden. 67 Owen (Ann. of nat bist. n. 34 p. 65) beschrieb Vögelüberreste, aus einem Brustbein mit andern Knochen und einem Kreuzbein be- stehend; das erstere Stück in der Sammlung Hunter's, das andere in der von Bowerbank; beide aus dem London clay von Sheppej-. Das Hunterische Exemplar besteht aus dem fast ganzen Brustbein, den nächsten Enden der Hakenschlüsselbeine, einem Rückenwirbel^ dem untern Ende des linken Femurs, dem nächsten Ende des ent- sprechenden Schienbeins und einigen Rippenfragmenten. Owen er- klärt diese Theile als von einem Geier herrührend, wahrscheinlich aus der Gruppe der, Aasgeier {Accipitrine Scavengers); doch zeigen die fossilen Knochen eine kleinere als bisher bekannte Art an, da- her sie wohl einer eignen Untergattung angehören mögen. Das an- dere Stück besteht aus 10 miteinander anchylosirten AVirbeln, von denen 4 den Lendenwirbeln der Säugthiere analog sind, und denen 5 andere folgen, an denen, wie bei den Geiern, die untern Querfort- fiätze nicht entwickelt sind. Owen giebt diesen Ornitholiten den pro- visorischen Namen Lithornis vultunnus. Im Süsswasserkalk von Mainz und Wiesbaden wurden ebenfalls Vögelknochen gefunden (Leonhard's Jahrb. 1839. S. 70, 77, 78. Jahrg. 1840. S. 219). — Aus dem Kenter Kalkstein erlangten Lord Cole und Eg ertön den Oberarmknochen eines Vogels, dem eines Albatros sehr ähnlich, aber stärkerund länger. Mantell fand in der Wealden For- mation von Tilgate Forest die Knochen eines Sumpfvogels, grösser als der Reiher (Ann. of nat. bist. VI. p. 493). Ein besonders merkwürdiger Fund ist an den Ueberresien eines Vogels im Kreideschiefer des Kantons Glarus gemacht worden. Auf einer Platte dieser Schiefer, welche Agassiz für eine Formation vom Alter der Kreide erklärte, fand H. von Meyer (Leonhard's Jahrb. 1839. S. 683) „Skelet-Ueberreste von einem Thiere, das nichts ande- res als ein wirklicher Vogel gewesen sein kann, was durch die deutlich erhaltenen Knochen des Flügels und des Fusses ausser al- len Zweifel gesetzt wird. Die Füsse waren nicht zum Waten ein- gerichtet, das Thier gehörte also nicht zu den Sumpfvögeln; besser passt es in die Ordnung der Sperlingvögel, und es besass die unge- fähre Grösse einer Lerche." Dies ist demnach das älteste Vorkom- men von fossilen Vögelüberresten, indem ein im Grünsand von New Jersey gefundener Knochen ganz unsicher bestimmt ist, das Kno- chenfragment aus dem Hastingssande des Waldes von Tilgate auch nicht völlig sicher gedeutet werden kann, und die Vogelfährten, die Hitchcock gefunden haben will, von H. v. Meyer nicht als solche anerkannt werden, worin ihm Ref. vollkommen beistimmt, da er sich über die Leichtgläubigkeit der Geologen in Anerkennung dieser Vo- gelfährten nie genug wundern konnte, üeberhaupt will Ref. bei die- ser Gelegenheit bemerklich machen, dass, obgleich er selbst ächte Hirschfährten, im Kalksiuter von Weilheira eingedrückt, für die hie- sige Sammlung acquirirt hat, er doch keineswegs die bekannten Ein- 5* 68 drücke in manchen Sandsteinen für Thierfährten ansehen kann, son- dern eher für Residuen von handförmig gestalteten Spongien, welche heut zu Tage noch unter seltsamen Formen vorkommen, von denen eine unter dem Namen Manus diaboli schon seit längerer Zeit Auf- sehen erregt hat. Die neue Wissenschaft, Ichnologie benannt (Ann. of nat. hist. VI. p. 495), steht demnach vor der Hand noch auf sehr schwachen Füssen *). f. A-Ccipitres» In der Revue Zool. 1839 geben Lesson (S. 102) und La Fresnaye (S. 193) Uebersichten ihrer systematischen Ein- theilungen der Raubvögel. Brehm machte (in der Isis 1840. S. 274) 5 Fälle be- kannt, wo einjährige Weibchen von Tagraubvögeln, die in der Regel erst im dritten Jahre zeugungsfähig werden, Eier gelegt hatten. Es waren dies ein Thurmfalken - , ein Sperber- und drei Habichtweibchen. In der Isis will Brehm eine „vollständige Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" liefern und hat den Anfang mit den Raubvögeln gemacht, von denen er im Jahrg. 1840. S. 593 und 767 die Geier abhandelt. Erste Gattung: Cathartes mit der einzigen Art C. percnopte- rus, die Brehm aber wieder nach seiner bekannten Weise in soge- nannte Subspecies zerfällt, nämlich den europäischen, kapischen und nordaffikanischen Aasgeier. Zweite Gattung: Vultur, wo Brehm unter den falben Arten zuerst seinen schon früher von ihm aufgestellten V. alhicolUs und dann den F. fulvus Auct. beschreibt. Hieran schliesst er die Be- schreibung von noch 3 andern, dem V. fulvus ähnlichen Arten, von welchen er meint, dass die erste und letzte auch in Deutschland vorkommen könnte. Diese sind: 1) V. gallipenis Brehm, der sich *) Bei der nun folgenden Aufzählung der neuen Arten hat Ref. ira Voraus zu erinuern , dass er, da die Zahl der Publikationen mit je- dem Jahre beträchtlicher wird, und der zugemessene Raum für den Jahresbericht daher immer weniger auslangen will, von dem Plane seines Vorgängers, die Diagnosen aller Arten mitzutheilen, in so weit abgegangen ist, dass er solches bei allgemein verbreiteten Journalen, wie die Proceedings, Revue zoologique, Annais of nat. hist. u. dergl., auch bei Hauptwerken, die der Ornitholog doch nicht entbehren kann, unterlassen hat. An eine kritische Prüfung aller als neu aufgestellten Arten, hat Ref. eben so wenig als sein Vorgänger denken können. 69 hauptsächlich durch die Krause und geringe Grösse unterscheidet und von der Insel Cypern stammen soll. 3) Der V. Kolöü hath., und 3) V. crütatusj den er für gleichnamig mit der Linneischen Art an- sieht. Unter den braunen Geiern führt Brehm Z Arten auf, den Vul- tur cinereus und Monachus Linn. Während Brehm in gedachter Weise mit Vervielfältigung der Arten aus der Gattung Vullur beschäftigt war, scheint er den mit einiger Hitze geführten Streit zwischen R ü i> p e 1 1 und T e m m i n c k über die Festsetzung der Geier -Arten ganz überhört zu haben. Dieser Streit wurde angefacht durch eine Monographie über diese Gattung, welche Rüppell in den Annales des sc. nat. XXI. 1830 erscheinen liess. Einige Bemerkungen darin veranlassten Temminck zu einer nochmaligen Revision der Geiqr- Arten in der 89. Lieferung seiner Planches coloriees, welche Rüppell in seinen abyssinischen Wirbel- ihieren S. 46 einer wiederholten und gründlichen Prüfung unterwarf, worauf Temminck bei Beschreibung des V. aegypius abermals auf den Gegenstand zurückkam. Temminck nahm im letzten Verzeich- nisse 9 Arten an: 1) V. aegypius s. auricularis^ 8) V. pondicerianus^ 3) V. imperialis T. (Chincou), 4) F. cinereus j 5) V.fulvus, 6) V. indicus (Chaugoun), 7) V. Kolbä (Chass£-fiente), 8) V. occipitalis und 9) V. a7igole?tsis. Rüppell weicht in seinem Verzeichnisse darin ab, dass er erstlich den F. atigolensis als „unwiderruflich eine Fal- kenart" erklärt, während Temminck auf dem Geier besteht, worin er auch Recht haben wird, da Nitzsch (Pterylograph. S. 68) nach Un- tersuchung der Original -Exemplare den Ausspruch thut, dass dieser Vogel gewiss nicht zu Falco gehört, sondern eher zu Neophron. Dann verbindet Rüppell F. cinereus und imperialis^ was sich aller- dings als richtig bewäliren dürfte. Ferner vereinigt er F. auricU' laris und aegypius miteinander, was jetzt auch Temminck anerkennt. Die meiste Differenz ergiebt sich hinsichtlich der grossen falben Ar- ten, unter denen Rüppell 3 unterscheidet: 1) den V.fulvus, dessen Halskrause aus weissen, langen und breiten Federn besteht (abarbes soyeuses, piliformes) und dessen Federn an Brust, Bauch und Flügel- decken lang, schmal und zugespitzt sind; 2) F. Kolbii, dem fulvus ähnlich, durch die weisse Krause mit abgerundeten kurzen Federn (ii barbes soyeuses), aber die Federn des Unterleibs und der Flügel- decken abgerundet; 3) V.Chasse-fiente (Levaillant tab. 10, Borckh. Heft 10) Federn der Krause lang, schmal, braun, die des Unterleibs von derselben Form und Farbe. — Temminck erklärte in der 89. Lieferung Rüppell's V. Kolbii für einen ächten F. indicus^ wel- chen Irrthura er indess im 4. Bande der Manuel d'Ornithologie zurück- nahm, indem er einen F. Kolbii mit den von Rüxipell angegebenen Merkmalen aufstellte, hierzu jedoch auch Levaillant's Abbildung tab. 10 rechnete. Wenn dieses Citat richtig sein sollte, so wäre die Abbil- dung ganz verfehlt, denn sie gleicht offenbar dem Rüppell'schen F. Chasse-ßente am Meisten. RüppeU's Vultur Chaise -ßente ist iden- 70 4 tisch mit dem V. fulvus Temminck's, Brchm's und der meisten Au- toren, deren Name ihm daher belassen werden muss. Rüppel's F. fulvus wird dagegen Brehm's V. alkicollis sein, lieber die neuen Brehm'schen Arten, die zur Zeit noch sehr problematisch sind, wage ich nicht zu entscheiden. Keyserling und Blasius zählen nur 8 falbe Arten auf; F. fulvus und Kolhii^ welcher letztere ihnen aber nicht aus Autopsie bekannt ist. Der bisher nur aus einem defekten und schlecht präpa- rirten Exemplare mangelhaft gekannte Vultur californianus Shaw, wurde von Lichtenstein (Abh. der Berlin. Akademie 1839. S. 424. Tab. 1) genau beschrieben und abgebildet, un- ter dem Namen Sarcoramphus californianus. Er ist mit dem Condor nahe verwandt, doch fehlt der Fleisch- kamm, der Schnabel ist stärker, die Hornscheide des Oberschnabels hat einen tiefen Einschnitt an der Bückenseite, am Kopf reicht die Befiederung nur bis an die Stirn zwischen den Augen, Hals und Nacken sind ganz nackt, die Federn der Halskrause, der Brust und des Bauches lang gestreckt und schmal. Die ganze Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende beträgt i'. Von Deppe in der Kordillere von Neukalifornien gefunden. Ob und in wie viel Arten die Barjigeier zu vertheilen sind, darüber sind sehr verschiedene Meinungen geäussert worden. Temminck erklärte sich noch im Manuel d'Ornithologie S^part. p. 7 für eine einzige Art, indem er sagt: „J'ai re9u des individus du nord de l'Afrique et un nombre assez considerable du Cap de Bonne- Esperance: tous ces sujets ne different pas de ceux de nos Alpes." -- Rüppell, der den Bartgeier in Oberegypten, auf dem sinaitischen Gebirge und besonders häufig auf allen Hochgebirgen Abyssiniens fand, behauptete mit grösster Bestimmtheit: „überall unwiderruflich dieselbe Art, welche in Europa vorkommt.^^ (Abyss. Wirbelth. S. 43.) — Auch Gebier und Brandt sprachen sich für eine einzige Art aus (Bullet, de l'Acad. de Petersb. VI. p. 293 und 895). Der Bartgeier kommt im russischen Reiche auf dem Kaukasus, Altai, dem sajani- schen und daurischen Gebirge vor. „An eine spezifische Differenz der auf diesen einzelnen Bergketten vorkommenden Vögel," äussert sich Brandt, „ist nicht zu denken, denn unsere kaukasischen Exem- plare erwiesen sich als den europäischen, altaischen und daurischen identisch; ja ich möchte nach der Vergleichung der Exemplare un- serer Sammlung nicht einmal an eine Unterscheidung von klimati- schen Varietäten denken. Vielleicht darf man auch wohl diese bei einer Vogelart um so weniger erwarten, die auf den höchsten Ge- birgen der Schweiz und Sardiniens sowohl, als auf dem Kaukasus und in Sibirien^ so ziemlich unter ähnlichen klimatischen Verhältnis- sen lebt; denn überall hält er sich mehr oder weniger in der Nähe der Schneeregion und der Gletscher, oder in den Schneeregionen und auf den Gletschern selbst." Dagegen sprachen sich andere Ornithologen für mehrere Arten aus. Brehm (Isis 1840. S. 769) trennte 3 Arten: 1) Alpengeier- adler {Gypaetos grandis), von den beiden nachfolgenden durch die bedeutende Grösse, von dem südafrikanischen auch noch durch die ganz befiederten Baisse verschieden; 2) Berggeieradler {G.subal- pitms Brehm), weit kleiner, oben schwarzbraun, unten bräunlich orangenroth, Füsse ganz befiedert; 3) nacktfüssiger Geierad- ler {G. nudipes Brehm) noch kleiner als der vorhergehende, Befie- derung und Zeichnung fast ganz wie bei G. grandis, nur ist der Bart viel stärker als bei diesem, die Farben sind höher und schöner, die Fusswurzeln sind unten 9'" hoch nackt und spärlicher befiedert» Davon kommt nach Brehm No. 1 auf den europäischen Alpen vor; No. 8 auf niedrigem Gebirgen in Sardinien, Dalmatien, auf den Py- renäen und wahrscheinlich in Nordafrika; No. 3 hält sich in Südafrika auf. — Die spezifische Verschiedenheit des südafrikanischen vom europäischen Bartgeier erkannte schon Wiegmann an (Archiv 1839. 2. S. 407); ebenso Keyserling und Blasius, die jenem den Namen G.we- ridionalis gaben. Ihre Vermuthung, dass zu ihm auch der sardinische gehören möchte, ist jedoch unbegründet, da dieser, wie es auch das Exemplar der hiesigen Sammlung erweist, ganz befiederte Läufe und eine gesättigtere Färbung der Unterseite hat. Ob man nun diese 3 Bartgeier, wie sie Brehm unterschied, als Arten oder Varietäten gelten lassen will, darüber kann gestritten werden; auf jedem Fall ist es erspriesslich, dass auf diese 3 verschiedenen Formen aufmerk- sam gemacht worden ist. Die grosse Gattung Falco ist mit mehreren neuen Arten bereichert worden. Gene stellte einen Falco Eleonorae auf, den de la Marmora auf Sardinien entdeckt hatte. Er ist dem F. subbuteo ähnlich, ist aber viel grösser, die Wachshaut bläulich, der schneidende Rand des Oberkiefers zwischen der Basis und dem Zahne nicht ausgerandet, die Eier röthlich, rostbraun gespritzelt und gefleckt (Institut 7e, Novbr. 1840; Revue Zool. 1839. S. 105; Temm. manuel. IV. p. 593). Mo Clelland unterschied in den Proceed. VII. p. 153 iind 154 zwei neue Falken -Arten aus Assam: 1) Spi% actus rufitinctus iiüi Falco int er st in et US, von denen der letztere dem weiblichen jF. Tinnunculus ähnlich ist, doch sollen beide Geschlechter gleich- farbig sein. Die von Rüppell in Abyssinien aufgefundenen neuen Falken- arten sind : Falco (Jquila) albicans, Circaetus funereus^ Buteo Augur 72 II. hydrophüus. Astur unduUventer u. perspicillaris ^ Ni'sus polyxonus u. sphe?iurus'^). Smith publizirte in den ersten 12 Heften seiner Illustrat. of ü\e Zoolog, of South Afrika als neue Falken - Arten aus Südafrika: 1) Falco semitorquatus (N. 1. tab. 1;), 8) Accipiter polyxonoides (N. 4. tab. 11.), 3) Astur melanoleucus (N. 5. tab. 18.), 4) Aquila coronata liinn. (N. 9. tab. 40. 41.), 5) Aquila bellicosa Daud. (N. 9. tab. 48.), 6) Circus Stvaiiisonii (N. 9. tab. 43 und 44), identisch mit Falco pal- lidiis Sykes, der wieder einerlei ist mit F. dalmatinus Rüpp. Vom Falco Sparverius erinnerte der Prinz von Wied (Reise ins innere Nordamerika I. S. 586), dass, obwohl die nordamerikani- schen und brasilischen gewöhnlich für einerlei Art gehalten werden, er doch einige constante Abweichungen gefunden habe. Der nörd- liche Vogel scheint etwas grösser als der brasilische, und bei allen Exemplaren aus der letzteren Gegend fehlte immer der rothbraune, mützenartige Fleck auf dem aschgrauen Kopfe, einiger andern klei- nen Verschiedenheiten nicht zu gedenken. Der Prinz schlägt daher vor, wenn sich obige Abweichungen bestätigen, dem nordamerikani- schen Vogel AQVii^ümtn Sparverius zu belassen, den brasilischen aber als sparverioides zu bezeichnen. Ref. hat hierbei zu bemerken, dass schon früher Vigors einen F. sparverioides aufstellte, dem der rothe Fleck auf dem Scheitel fehlte, dass aber d'Orbigny, der einen sol- chen Vogel in R. de la Sagra hist. de Cuba tab. 1 abbildet, ihn doch nur für eine der vielen Abänderungen des F. Sparverius erklärt. Lichtenstein (Abh. der Berl. Akad. 1838. S. 488) machte uns mit einem Falken aus Kalifornien, Falco (Buteo) ferrtigineus bekannt, der mit Pennant's St. Johns Falcon nahe verwandt ist. „Grösse 26^ Zoll. Flügelspitzem bis auf das letzte Drittheil der Schwanzlänge reichend, Tarsen bis fast an die Zehenwurzel befiedert. Oberseite rostroth mit schwarzen Längsflecken; Bauchseite weiss mit zerstreu- ten schmalen Schaftstrichen auf der Brust und mit dichteren, grösse- ren herzförmigen Flecken auf dem Bauch, die sich zu einer breiten Ouerbinde zusammen stellen; Hosen und Tarsen rostroth mit schwar- zen Querbinden, der ansehnlich zugerundete Schwanz ohne Binden, röthlichgrau." Aus der Darwin'schen Sammlung (Zoolog. Birds) hat Gould mehrere neue Arten südamerikanischer Falken publizirt. Sie heissen: Milvago albogularis (tab. 1.), Craxirex {Polyborus) galapagoensis (tab. 8.), Buteo varius und ventralis^ Circus megaspi- lus. Ihre Diagnosen sind schon in den Proceed. von 1837 (Archiv V. 1. S. 373) mitgetheilt. Die Untergattung Craxirex ist jedoch erst in der Darwin^schen Zoologie aufgestellt, mit den Merkmalen; *) Gould's etwas später aufgestellter Haliaetus sphenurus muss deshalb einen andern Namen bekommen. 73 ,^rostrum Buteonis sed longius; mandibulac supcrioris margo rectusr, versus apicera subito incurvus. Alac elongatae. Gera lata. Nares fcre rotundae, apertae. Tarsi mediocres, antice squamis tecti, Di- giti niagni, fortes; ungues obtusae." In den Preuss. Provinzialblättern von 1839 finden sich vom Prediger Löffler mehrere beachtenswerthe Bemerkungen über europäische Falken- Arten. S. 75 begründet er seine Zweifel, dass der Seeadler {F. albicülä) in Norwegen überwintere, gegen Wiegmann's Einwendungen damit^ dass erstlich der Seeadler es nie in Preussen den Winter über aus- halte; dann dass er nur zur Brütezeit zur Fischnahrung seine Zu- flucht nehme, später aber als Landvogel vom Wasser entfernt lebe^ auch könne er nur bei ruhiger See Aschen, diese sei aber im Früh- lioge und Herbste oft anhaltend sehr bewegt, so dass er eben so lange fasten müsste. Endlich würde der Seeadler im Winter ohne Nahrung sein, weniger wegen des Zufrierens der See, sondern weil die Fische der Kälte wegen in der Tiefe blieben — Hinsichtlich des Falco lagopus bezweifelt Löffler (S. 344) Gloger's Angabe, dass er auf Rügen und in der Lausitz brüte, da er selbst in Ostpreussen ein Zugvogel gleich dem Seidenschwanz und Schneeammer sei. Seine Nahrung bestehe nur in Mäusen; nie habe der Verf. etwas Anderes als Mäuse -üeberreste im Magen gefunden. — Vom F. naevius laug- net Löffler (S. 346) Gloger's Angabe, dass der Schreiadler wasser- reiche Gegenden liebe und vorzüglich Wasservögeln, nebenbei auch Hühnerarten u. dergl. nachstelle. Seine Schwerfälligkeit mache ihn dazu untüchtig. Vielmehr fände er sich im Frühling und Sommer auf Wiesen, wo er hauptsächlich Frösche fresse, im Herbste auf Aeckern, wo er einzig und allein Mäuse verzehre. Anderes würde nur gelegentlich gespeist; Aas niemals. Ueber das Betragen der männlichen Eulen gegen ihre Weibchen und Jungen IheilteBrehm (Isis 1840. S.275) einige Erfahrungen mit. — Ueber Züge von Schnee-Eulen, die auf der See gesehen wurden, berichtete Thompson (Ann* of nat. hist. III. p. 107). Lichtenstein (Abh. der Berl. Akad. 1838. S. 430) charakterisirte eine neue nordamerikanische Art: Strix frontalis: „8 Zoll Länge; Flügel und Schwanz gleich lang, Zehen bis an die Krallen befiedert, Schwanz mit 3 (aus weissen runden Flecken zusammen- gestellten) Binden und weissem Endsaum; Stirnfedern weiss und sich in weisse Bogen über die Augen her fortsetzend; Scheitel- federn gestrichelt, Deckfedern der Flügel mit einzelnen grossen weissen Flecken, erste Schwingen mit kleineren dergleichen an den äusseren und mit grösseren an den inneren Fahnen, Schwingen zwei- ter Ordnung nur an den innern Fahnen gefleckt; kleine Federn und 74 Borsten rund um das Auge, sowie die Wimpern schwarz; Schnabel immer schwarz." Lichtenstein bemerkt hierbei, dass die Strix pas- serina Linn. sicherlich nicht in Amerika zu finden und die damit zusammengeworfene St. acadtca La, th. nichts anders als das Jugend- kleid von St. frontalis sei. Zwei kapische Eulen beschrieb Smith in seinen Illustrations, gab ihnen aber unglücklicher Weise denselben Namen, was nicht zu billigen ist, da den Unterabtheilungen der Eulen doch nur die Rechte von Untergattungen zuerkannt werden können. Sie heissen: 1) Athene capensis (N. 8. tab. 33.), 2) Strix capensis (N. 9. tab. 45.). Auch d'Orbigny machte in B. de la Sagra hist. nat. de Cuba 2 Eulen -Arten bekannt, denen er den Namen Ottcs Siguapa (tab. 2.) und Noctua Siju (tab. 3.) beilegte. Eine neue Eulenart, Syrnium ocellatum^ von Pondichery be- schrieb Lesson (Revue Zool. 1839. p. 289). Der schon früher von Gould beschriebene Otus galapagoensis ist nunmehr in der Darwin'schen Zoologie auf tab. 3 abgebildet wor- den. Eine zweite Eulen - Art publizirte daselbst G. R. Gray als Strix punctatissinia und liess sie auf ^ib. 4 darstellen; sie kommt ebenfalls auf den Galopagos- Inseln vor. ZJT. JPasserinae» Das Interessanteste, was in der grossen Ordnung der Sing- vögel (im Sinne von Nitzsch genommen) vorgekommen, sind die Bestrebungen, ein äusserliches Merkmal zur Charakterisi- rung dieser grossen Abtheilung ausfindig zu machen. Keyserling und Blasius haben in diesem Archive 1839. S. 293 und in ihren Wirbelthieren Europa's S. 81 ein solches in der Beklei- dung der Läufe aufgestellt, und hiernach Oscines und Scansores un- terschieden. Von den ersteren sagen sie: „die Hinterseite der Läufe dem grössten Theil ihrer Länge nach von einer der Quere nach un- unterbrochenen Horndecke bekleidet, oder selten durch schwache Ouereindrücke in Schilder zertheilt, die dann den Tafeln der Vor- derseite in Zahl und Länge ungefähr entsprechen; mit Singmuskel- apparat." Von den Scansores heisst es: „die hornige oder weich- häutige Bedeckung auf der Hinterseite der Läufe der ganzen Länge nach vielfach zertheilt, maschig genetzt, zuweilen mit einer Reihe kleiner Täfelchen, deren Anzahl dann weit grösser ist als die der Täfelchen auf der Vorderseite; ohne Singmuskelapparat." — Bur- meister (Archiv 1840. S. 280) erinnerte jedoch gegen die allgemeine Gültigkeit dieses Merkmals, dass hinsichtlich desselben nicht blos die Lerchen, wie es schon Keyserling und Blasius angaben, eine leichte Differenz vom gewöhnlichen Typus der Laufbekleidung zei- gen^ sondern dass es noch viel erheblichere gebe, ja dass unter den 75 Ampeliden in. der Laufbckleidung Moditicationcn vorkämen, wie sie bei vielen Wiedvögeln, z. B. Caprimiilgus, Coracias, Upupa u. a. ge- funden würden. — Hierauf entgegneten Blasius und Keyserling (Archiv 1840. S. 362), dass ihnen da.s abweichende Verhalten einiger Ampeliden schon früher bekannt gewesen wäre, dass sie aber diese Formen deshalb nicht berücksichtigt hätten, weil me selbige nich ebendaher, und Cory- thaix macror%wcÄ?a Fräser (Proceed.VU.ip. 34),^ unbekannter Hel- inath. Yow Corythaix porphyreolopha lieferte S mi t h eipe schöne Ab- bildung in seinen lllustr. n. 8. tab. 35. 0n grosses Verdienst hat sich Rüppell durch seine vortreffliche Monographie der Gattung Colins erworben (Mus. Senckenberg. III. 1. p.39X Mit Beihülfe schätzbarer Mittheilungen von Laichten/stein ist es dem Verf. gelungen, die verwirrte Synonymik zu sichten und Latham's 11 Arten auf 6 zurückzuführen. Diese sind: 1) C. str la- tus L. Gm., 2) C. erythropus Ia. Gm., 3) C. leucotis Rüpp. (tab. 2. ßg. 2), Lathams striated Coly, 4) C, nigricollis Levaill., 5) C. gut- riwa (C. indicus) und 6) C, senegalensis L. Gm. Lichteastein hat hierbei nachgewiesen, dass die Gattung auf Afrika beschränkt ist, indem der sogenannte C. indicus dem Kap angehört. Derselbe hat ferner darauf aufmerksam gemacht, das9 Latham's C. viridis nichts; anderes als Glaucopis Temia ist. V. Colutnbinae» Von 13 Arten Tauben, die Rüppell (Abyss. Wirt)elth. S. 63) auf seinen Reisen einsammelte^ waren 4 Arten unbekannt: Columha aUitorques, lugens, bronxina und semitorquata. Beechey's Reise lieferte 2 neue Arten: Columha metallica und 7nonilis, Letztere, welche um Monterey gefunden wurde und auf tab. 26 abgebildet ist, kommt mit C. Fitxroyii sehr überein, unter- scheidet sich aber, dass die AVeinfarbe nur den Kopf und den untern Leib einnimmt, während sie sich bei G. Fitzrojii allgemeiner aus- breitet. Auch sind Schnabel und Füsse verschieden gefärbt. Dio Diagnose der C. metallica, die auf den Bonin -Inseln vorkommt^ heisst: C. capite colloque vinaceo - canis, purpureo - splendentibus, hoc pallidiore, nucha dorsoque imo metallice purpureis; alis, corpore infra dorsoque medio metallice viridibus, remigibus caudaque fuscis; 16" lang. — Von der Columha holiviana d'Orb. und viridis Linn. lieferte die Favorite auf tab. 23 und 24 Abbildungen j desgleichen d'Orbigny (Ram. de la Sagra, Cuba tab. 27 und 28) von C.portori- censis und inornat^. — Eine auf den Galapagos -Inseln sehr häufige Art beschrieb Gould als Zenaidif, galapagoensis (Darwin's Zool. Birds tab. 46), mit welcher ich die Columbi- Galline des Gallapagos von Ncboux (Rev. Zool. 1840) völlig identisch finde. 102 lieber die Fortpflanzung der Ringeltaube in der Gefangenschaft theilte K. v. Siemuszowa - Pietruski in diesem Archiv 1840. L S, 43 einige Erfahrungen mit. VM, Qallinaceae* ä) Mesitinae, Is. Geoffroy (Guer. mag. 1839. n. 5) machte einen sonderbaren Vogel, Mesites, aus Madagaskar bekannt, dessen Stellung im Systeme Ref. nicht klar gewor- den ist. ^ Wie Is. Geoffroy sagt, kommt er im äussern Habitus unflpuss- bildung mit den Tauben und pamentlich, wegen der Höhe der Tar- sen, mit Columbigallina überein. Die Flügel gleichen mehr denen von Penelope und Parraqua. Der Schnabel ist ganz der vonHelior- nis (Podoa) senegalensis. Is. Geoffroy betrachtet diesen Vogelals den Typus einer neuen Familie, welche sich unter die Gallinaces passeripedes, in der Nähe der Tauben, einreiht. G. R. Gray stellt ihn zu seinem Megapodiinae, zu welchen er auch noch die Menura zieht. Man wird im Systeme dieser Gattung erst dann eine gesi- cherte Stelle anweisen können, wenn ihr Knochengerüste bekannt sein wird. Die Art heisst Mesites variegata (tab. 5. 6); die Haupt- farbe ist rothbraun, die ganze Länge 10^". h) HyrvTiaptiüae, Die Gattung Pterocles bereicherte A. Smith in seinen Illustrat. mit 2 südafrikanischen Arten : Pt. guttu- ralü (tab. 3 und 31) und variegatus (tab. 10). Im Ganzen zählt er 13 afrikanische Arten aus dieser Gattung auf. c) GalUnae* Hagenbach lieferte interessante „Un- tersuchungen über den Hirn- und Schädelbau der sogenann- ten Hollenhiihner" (Müller's Archiv für Anat. 183,9. S. 311). Ausser der grossen Federhaube, welche diese Rasse auszeich- net, findet sich noch eine starke Erhabenheit am knöchernen Schä- del, welche nicht, wie gewöhnlich behauptet wird, von einer Auf- treibung der Scheitelbeine herrührt, sondern lediglich den Stirnbei- nen angehört. Dieser Knochenhügel, der von verschiedener Form und Grösse ist, zeigt sich selten ganz verknöchert, sondern enthält Lücken^ die Verbildung des Schädels bedingt aber auch eine Form- verschiedenheit des Gehirnes. Dasselbe ist z. B. länglicher und schmä- ler als das normale Hirn, die einzelnen Theile sind mehr auseinan- der gerückt 5 die Hemisphären nehmen nicht hinterwärts, sondern vorwärts an Masse zu, und zwar mehr in die Höhe als Breite, auch sind sie bei weitem nicht so symmetrisch gebaut. Der Verf. sieht diese eigenthümliche Beschaffenheit für eine Hemmungsbildung und zwar als einen der Hemicephalie sich annähernden Zustand an. Das Merkwürdige ist, wie der Verf. mit Recht hervorhebt, dass hier 103 ein abnormer Zustand, welcher io der übrigen Thierwelt nur als zufällig vorkommt, in einem stehenden, sich durch alle Ge- nerationen forterbenden Typus übergegangen ist und dadurch Veranlassung zur Begründung einer besondern Spielart gegeben hat. Die Rebhühner wurden mit mehreren Arten bereichert: Von Rüppell sind 3 Arten hinzugekommen: Perdix melänoce- phala^ Erckelä und gutturalis (Abyss. Wirbelth. S. 10). — Von Smith in seinen Illustr. Francolinus Swainsonü (tab. 18), natahU' iis (tab. 13), inleatus (tab. 14) und suhtorquatus (tab. 15); im Gan- zen zählt er 10 südafrikanische Frankoline auf, wovon noch ein neuer als F. gariepensis in den spätem Heften beschrieben werden soll. — Eine sehr zierliche Art, Francolinus nivosus von Pondichery stellte Delessert in Guer. mag. 1840. lle livr. dar. — Perdicc aeru- ginosus Eyton (Proceed. VII. p. 106) ist auf Malakka einheimisch. — Notizen über die in England angesiedelten rothfüssigen Bebhühner (Perdix rubra) theilte B. Clark e im Mag. of nat, bist. 1839. p. 142 mit. Sie wurden im Jahre 1790 nach England eingeführt, und ver- breiten sich dort immer mehr, wobei allenthalben die gxauen Reb- hühner da verschwinden, wo sich die rothfüssigen ansiedeln. Die Jagd auf letztere ist weit schwieriger als auf jene. Die seltene Ortyx Douglasü ist in der Zoologie von Beechey's Reise tab. 11 abgebildet worden. d^ Crypturidae* Hemipodius Lepurana wurde von A. Smith (Illustr. n. 4. tab. 16) nördlich von Litaku entdeckt; eine neue, damit nahe verwandtes indische Art benannte er H. Syhesii. — Bemipodius atrogularis Eyton (Proceed. VII. p. 107) gehört Ma- lakka, H. castanotus Gould (ebenda S. 145) gehört der Westküste von Neu-HoUand an. VII, Cursore«. üeber die Lebensweise von Jpteryx australis hat Allan Cu- ningham einige Nachrichten mitgethellt (Ann. ofnat. bist. IV. p. 313; Proceed. VII. p. 63), die ganz mit denen von Short übereinstim- men (vgl. Archiv IV. 8. S. 374). Aus dem Fragment eines Oberschenkelknochens, der von einem ausgestorbenen neuseeländischen Vogel herrühren soll, schloss Owen (Proceed. VII. p. 169), dass aufNeu-SeeIaqd ein i^traussartiger Vogel von der Grösse des Strausses existirte oder vielleicht noch jetzt existirt. Von Gould's Rhea Darwinü (Rh. pennata d'Orb.) ist nun die ausführlichere Beschreibung mit Abbildung erschienen (Darwin's Birds p. 123. tab. 47). 104 a) Alectorides. Von seiner Otts afroides gab 8niith eine ausführliche Beschreibung und Abbildung (lUustr. n. 5. tab. 19). Rüppell's neue abj'ssinische Art, Oti's melanogaster^ ist in seinen abyss. Wirbelthieren auf tab 7 abgebildet. b) JFulicariae. Smith stellte zwei neue Arten Wasser- hühner auf: Gallinula Jardinii (tab. 21) und elegans (tab, 32). ausserdem lieferte er von Temminck's G. dimidiata eine Abbildung (tab. 20) mit ausführlicher Beschreibung. — Ausser der Parva afri- cana fand er eine neue Art auf, die er Parra capensi» benannte (n. 7. tab. 38). — Aus der Darwinschen Sammlung von Südamerika machte Gould in Darwin's Birds 3 Arten bekannt: Zapornia notata (tab. 48) und spüonota (tab. 49), ferner Porphyrio Simplex. — L e s - son's Rallus cinnamomeus bewohnt die Küsten von Senegambien (Rev. zool. 1840. p. 99). La Fresnaye errichtete (ebenda S. 231) eine Untergattung von Ballus unter dem Namen von Brachyptrallus, die sich von Gal- linula durch kürzern und viel höhern Schnabel, durch die grosse Kürze der Flügel, die Höhe und Stärke der Läufe, durch kürzern Schwanz, kürzere und viel stärkere Krallen unterscheidet. Von Rallus differirt sie durch den sehr kurzen und an der Wurzel er- höhten Schnabel, durch stärkere und kürzere Läufe und Zehen, und durch einen viereckig abgeschnittenen Schwanz. Die einzige Art ist B. ralloides unbekannter Herkunft, cy JErodii. Die Bonin -Inseln lieferten eine neue Reiher-Art: Nyctlcoraa: craisirostris Vig. (Zool. of Beechey's voy. p. 27): N. supra castaneo-rufa, subtus plumisque tribus occipitalibus albis, ca- pite supra nigro^ rostro crasso, subrecto, mandibula inferiori al- bescenti apice fusco, superiori nigro. Länge 21". d) Pelargi. Die Lebensweise der Jabiru's (Mycteria americanä) hat Schomburgk (Ann. of nat. bist. n. 32. p. 340) durch einige Notizen erläutert. Sie besuchen die grossen Savannen des Innern Guiana und die sumpfigen Gegenden an den Flüssen Poraeroon und Guainia, wo sie von Mollusken, Krabben, Fröschen und andern Amphibien leben. Am See Amubu sah sie Schomburgk öfters in Schaaren von mehreren Hunderten. Ihr Flug ist leicht und gefällig. e) Mentiglottiües. Platalea und Ihis vereinigte Nitzsch zu einer besondern Familie unter dem Namen He- miglottides, der sicJi auf die überraschende Kleinheit ihrer Zunge bezieht, Ik's caru7iculata wurde als eine neue Art von Rüppell ent- deckt (S. 49. Tab. 13). 105 /) Odontofflo99ae. Vlioenicopierus americanus Seba ist in R. de la Sagra's Beschreibung von Kuba (Ornith. p.224 tab. 29) hinsichtlich seiner Lebensweise ausführlich beschrie- ben worden. Vom Ph. europaeus unterscheidet er sich dadurch, dass er ganz roth wird, von Ph. chilensis (Ph. ignipalliatus) durch dieselben Merk- male, wie auch durch die Schnabelform, die bei letzterem vielmehr ge- krümmt ist. Er ist gemein auf den Antillen und den benachbarten Theilen des Kontinents, und brütet gesellschaftlich in ähnlicher Weise wie die beiden andern Arten. Die Jungen werden in grosser Menge gefangen und wenn sie etwas älter sind, heerdenweise wie Schafe, nach Havana getrieben und das Stück um 5 — 7 Francs an Liebhaber verkauft. Sie werden so zahm, dass sie die Nahrungs- mittel von der Hand nehmen, und leben mit dem Hofgeflügel in bester Eintracht. Das Fleisch wird nur von armen Leuten gegessen. g) JLinticolae. Von Recurvirostra occidentalis , die bei San Francisco häutig vorkommt, erschien in der Zoolog, of Beechey's voy. tab. 18 eine Abbildung. — Eine der vielen Entdeckungen von A. Smith ist sein Vanellus lateralis (lUustr. n. 5, tab. 23); von Gould seine Squatarola fusca und Totanus fuliginosus (Darwin's Birds n. 5. p. 126 und 130). Himantopus asiaticus von Pondichery wurde von Lesson (Rev. zool. 1839. S. 44) aufgestellt. XX JS^atatores* Brandt's „Beiträge zur Kenntniss der Naturgeschichte der Vögel, mit besonderer Beziehung auf Skeletbau und verglei- chende Zoologie" sind ganz den Schwimmvögeln gewidmet. Sie sind enthalten in den Menioires de l'Acad. des sc. de St. Pe- tersb., Scienc. nat. HI. le et 2e livr. 1839. p. 81, und behandeln fol- gende Gegenstände: 1) Ueber zwei eigenthümliche Formen von Knö- chelchen, die sich am Schädel mehrerer Schwimmvögel finden. 2) Beiträge zur Kenntniss der ruderfüssigen Schwimmvögel, in Bezug auf Knochenbau und ihre Verwandtschaft mit andern Vögelgruppen. 3) Einige Bemerkungen über Podoa und ihr Verhältniss zu Fulica^ Podiceps und den Steganopoden. 4) Ueber Podicei^s und Eudytes als zwei besondere Typen in der Ordnung der Schwimmvögel. 5) Ue- ber die Flossentaucher (^Impennes s. Aptenodytitae) als Typen einer eigenen Gruppe unter den Schwimmvögeln. 6) Ueber den Skeletbau der Scherenschnäbel {Rhpichops') in Vergleich mit den Möven, Kaub- möven und Seeschwalben. •— Diese mit 29 Tafeln Abbildungen aus- gestatteten Abhandlungen sind viel zu reichhaltig und zu sehr ins Detail eindringend, als dass der mir knapp zugemessene Raum er- laubte, auf sie näher einzugehen. Ich muss mich begnügen, sie an- 106 geführt zu haben und füge nur noch Brandt's Eintheilung der Schwimm- vögel bei, die er unter 6 Typen vertheilt: 1) Podoidae mit Podoa und Fulica. 2) Urinatores mit 4 Familien: Podicipidaey Eudyiidaey Aptenodytidae und Alcadeae. 3) Steganopodes mit 3 Familien: Caröom'dae, Tachypetidae und Phaethontidae. 4) Longipennes. 5) Tubinares. 6) Lamel- lirostres. ä) liongipennes. Temminck^s Bemerkungen (in Manuel. IV. p. 466) über die unnützen Gattungen, in welche das Genus Larus zerrissen wurde, möchten den Ornithologen in diesem, wie in so vie- len andern Fällen zur Berücksichtigung bestens zu empfehlen sein. — Von den Galapagos - Inseln machte Gould den Larus fuUginosus bekannt (Darwin's Birds p. 141). — Larus Genei, dem L. ridibundus verwandt, aber grösser und durch rosenrothen Schein der Unterseite ausgezeichnet, auf Sardinien einheimisch, wurde vom Marq. De Breme aufgestellt (Rev. zool. 1839. S. 381). — Die Mouette ä queue fourchue aus Kalifornien und die Sterne centre^ welche Neboux in der Revue Zöol. 1840. p. 290 anzeigte, müssen in ihren Artrechten durch sorgfältige Vergleichung mit den bekannten Spezies ers^ bestä- tigt werden. H) ötuhinares* A.Smith hat die Gruppe der Sturmvö- gel mit 5 Arten vermehrt (Illustr. n. 11). Sie heissen: Procellaria glacialoides, macroptera , Forsten' und Turtur, ferner Pachytüa Banksii, welche auf Tab. 51 — 55 abgebildet sind; ausserdem ist von Puffinus cinereus Linn. eine Abbildung gegeben. c) Unguirostres» Monographisch witrden- die Schwäne von Rüppell abgehandelt (Mus. Senckenberg. III. 1. S. 3). Der Verf. geht von der Ansicht aus, dass es zur Errichtung von Unterabtheilungen unter den entenartigen Vögeln am erspriess- lichsten sei, ein einzelnes Kennzeichen herauszuheben, selbst wenn dasselbe vielleicht ganz unwesentlich wäre, ja sogar Combinationen veranlasse, die nicht als völlig natürlich betrachtet werden könnten. Als ein solches besonderes Kennzeichen nimmt Rüppell in diesem Falle die Beschaffenheit der Zügelgegend, und begreift unter Cygnus alle diejenigen Arten, bei welchen die Stelle zwischen Auge und Mundwinkel unbefiedert ist. Hierdurch wird er genöthigt, Anas cygnoides, canadensis und melanotus von den Schwänen zu trennen, diesen dagegen die Anas moschata zuzugesellen. Mit dieser Tren- nung kann man zwar sich leicht einverstanden erklären, nicht aber so mit der Versetzung einer ächten Ente unter die Schwäne, wegen eines so unbedeutenden Merkmales. — Die Arten, welche RüppeÜ seiner Gattung Cygnus zuweist, sind: 1) C.Olor^ 2)?nustcuSy 2) buc^ cinator^ 4) Bewickü, 5) nigricollis, 6) atratus^ "7) moschatus, 8)gam* 107 bensis. Letztere Art ist sehr ausföhrlich beschrieben, auch in einer guten Abbildung dargestellt^ überdies weist Rüppell nach, dass La- billardiere's Cygne ceudre nichts anders als Cereopsis Novae Hol- landiae sei. Lesson (Rev. Zool. 1839. S. 321) giebt eine Aufzählung der Arten derselben Gattung, welche ausser den 6 ersten Arten von Rüppell den C. anatoides Vig. und den C. immutabills Yarrell, also ebenfalls 8 Arten enthält. Die letzte Art, welche noch vonRüppell^ 80 wenig als im 4ten Theile von Temminck's Manuel, oder in der europ. Fauna von Schinz aufgenommen ist, auch von Keyserling und Blasius nur in einer Anmerkung erwähnt wird, scheint gleichwohl auf Artsrechte immer mehr Ansprüche machen zu dürfen« Eyton (Monograph. of the Anatidae p. 96) sagt von ihr, dass sie in Grösse und allen andern Stücken mit C. Olor übereinstimme, ausser in der Farbe der Füsse, welche gelblich (pedibus flavicantibus, light drab colour) seien, auch seien die Jungen vom Ausschlüpfen an weiss, niemals grau oder braun. Auf die Schädelverschiedenheit zwischen Cygnus olor und immutabilis machte Pelerin aufmerksam (Loud. mag. of nat. hist. 1839. p. 178). „Bei C. immutabilis ist der Schnabel flacher, zumal in der Mitte zwischen der Kuppe und den Nasenlöchern 5 die Vorragung an der Basis des Oberkiefers ist minder entwickelt und der Zipfel des Schä- dels, anstatt wir bei C. olor fast in einer Ebene mit der Höhe der Scheitelbeine zu liegen, erhebt sich allmälig zu diesem Punkte und hat keine Spur von dem kleinen Loch, das an diesem' Theile bei letzterer Art sich vorfindet. Die grösste Differenz jedoch stellte sich an dem Hinterhauptsbeine ein: der obere Theil desselben springt bei C. immutabilis beträchtlich weiter hervor, und es zeigen sich zwei ovale Löcher, jederseits eines über dem Foramen magnum, welche bei allen Exemplaren von C, olor fehlen; die Portion, welche die Grenze der äussern Ohrmündung macht, ist viel vorspringender und die Gelenkhöcker bilden einen spitzem Winkel mit der Basilar- Por(ion des Hinterhauptbeins." Eines der besten Unterscheidungs- merkmale des C. olor ist, nach Pelerin, das Loch auf dem Schädel- gipfel, das er nie bei den 3 andern Arten fand. Eyton untersuchte das Skelet eines Bastardes von der gemeinen und chinesischfjn Gans, und zeigte, dass jenes theils das Mittel der beiden Eltern hält, theils eigenthümliche For- men aufzuweisen hat (Loud. mag. of nat. hist. 1840. p. 90). Eine neue englische Art von Gänsen unterschied, nach 12 Exemplaren, Bartlett (Proceed. VII. p. 2) unter dem Na- men Ans er pJioenicopus von den verwandten Arten, A, segetufTif ciuereus und albifrons. 108 Seine Beschreibung von Anser phoenicopus lautet: Ganze Länge 28". Scheitel und Rücken dunkelbraun, Gesichtsseiten, Vor- dertheil des Ha«Ises und Obertheil der Brust lichtbraun, Rücken und Schultern dunkelbraun, grau überlaufen; jede Feder breit weiss gerandet, Schultern (Shoulders of wings; und Rumpf aschgraulich; Priniärfedern braun, mit grau angeflogen; Schwanz bräunlichaschfar- ben, mit breiten weissen Rändern; üntertheil des Leibes, obere und untere Schwanzdecken rein weiss; Beine und Füsse röthlich fleisch- farben (oder pink); Hinterzehe fest verbunden durch die Haut, welche längs des Randes der innern Zehe vorläuft; die Füsse auffallend dick und fleischig, Schnabel If Zoll lang, schmal und gegen die Spitze sehr eingezogen; die Basis, Seiten und Nagel schwarz; der Raum zwischen dem Nagel und Nasenlöchern röthlich fleischfarben (oder pink); angeschlossene Flügel 1^ Zoll über den Schwanz reichend." Von der Saatgans unterscheidet sich diese Art durch geringere Grösse, kleinern, vorn mehr zusammengezogenen und anders ge- färbten Schnabel, durch mehr Grau an Rumpf und Schultern, durch anders geformte und gefärbte Füsse, die bei der Saatgans gelblich orange sind. — Pelerin fügt in Loud. mag. of nat. bist. 1889. p. 180 die Bemerkung bei, dass der Schädel nicht dem der 3 andern ächten Gänse, sondern dem von Anser Bernicla gleiche. Eine neue europäische Art führte Baillon als Anser brachy- rhytichus auf, und Temminck recipirte sie im 4ten Theile seines Manuel p. 520. Da diese Art beträchtlich kleiner, der Schnabel auf- fallend kürzer als bei der Saatgans angegen wird, da sie sich ferner von letzterer durch einen rothen Fleck auf dem Schnabel, rothe Farbe der Füsse und grauen Anflug des Mantels unterscheiden soll, so vermuthet Ref., dass sie mit A. phoenicopus identisch sein möchte. Jedenfalls ist Brehm's und Naumauu's Anser arvensis eine hiervon verschiedene Art. Den seltenen Anser melanopterus Eyt. bildete Gould in Dar- win's Bird's tab. 50 ab. Eine neue Enten -Art von der Insel Luzon publizirte Fräser als Anas lu%onica (Proceed. VII. p. 113). — Vigors lieferte Abbil- dungen von Anas Carolinensis Gmel. u. seinem Urophasmnus (Zooh of Beechey's voy. tab. 13 und 14); erstere Art betrachtet auch Tem- minck (Man. IV. p. 539) als spezifisch verschieden von unserer Krick- ente. — Proctor (Ann. of nat. bist. IV. p. 104) gab einige Bei- träge zur Kenntniss der Anas Barrowü', und bestätigt es, dass A. Clangiila auf Island gar nicht vorkomme. — lieber die systematische Stellung von Anas coscoroba {Cygnus anatoides) erschienen einige Bemerkungen in der Favorite p. 62. — Die allbekannte A7ias sponsa wurde unnöthiger Weise nochmals abgebildet, in Ram. de la Sagra, Cuba, tab, 30. — In den Preuss. Provinzialblättern 1840. S. 61 machte V. Siebold bemerklich, dass Anas Stejleri in Preussen mit andern nordischen Vögeln erscheine. 109 J) Steganopodejf. Eine klare und grünflliche Ausein- andersetzung der Pelikan - Arten verdanken wir Lichten^i stein (Abb. der Berl. Akadem. 1839. S. 433). Zu dieser Auseinandersetzung gelangte er, indem er auf scharf- sinnige Weise das Verhalten der nackten und befiederten Stellen um die Schnabelwurzel zur Diagnostik der Arten benutzte. Er stellt 7 Arten auf: 1) P. Onocrotalus, Schneppe sehr lang zugespitzt, fast bis an die Hornscheide des Schnabels reichend; der Winkel hinter dem Auge etwas kleiner als ein rechter; die Federbacke vorn breit zugerundet, die Hornscheide der Kiefetäste nicht erreichend. Haube aus sehr schmalen kurzen Federn. Rücken- und kleine Deckfedern der Flügel nicht auffallend durch Länge und Verschmälerung. Tar- sen 4", Mittelzehe ohne Kralle 5". -- 2) P. mitratus Licht., Schneppe verkürzt, lange nicht bis an die Hornscheide reichend; der Augen- winkel einem rechten gleich; Federbacken wie beim vorigen. Haubei schon vom Scheitel anfangend, aus 4 — 5" langen, 1 — 1^ Linien brei- ten Federn gebildet. Kücken- und Deckfedern auffallend lang und schmal, um \ länger als |l)ei vorigem. Tarsen 4", Mittelzehe eben- soviel. Südafrika. — 3) P. crispus Bruch.^ Schneppe sehr breit, die Basis der Hornscheide ganz umfassend; Augenwinkel kaum 30"; Fe- derbacke bis an den Schnabel vorgezogen. Haube nebst Federn des ganzen Kopfes und Halses in mannigfachen Drehungen gekräuselt. — 4) P. rvfescens Rüpp,, Schneppe wie bei vorigem; Augenwinckel zugespitzt, aber grösser als bei P. crispus; Federbacken mit beiden Zipfeln die Basis der Untcirkinnlade eng umfassend. Haube aus 4^' langen, 3'" breiten, ebenen Federn. Rückenfedern ohne (bei P. cri- spus mit) schwarzen Schaftstrich. — 5) P. trachyrhynchas Lath.y Schneppe sehr breit, nicht ausgerandet, sondern stumpfwinkelig zwi- schen den Nasenlöchern auslaufend; Augenwinkel gross; Federbacken 8" weit über die Basis der Kinnlade vorlaufend. Nordamerika. — 6) P. fiiscus L. Gm., Schneppe ziemlich breit, bis zum Schnabel- rücken verlängert; Augenwinkel klein; Federbacken sehr verkürzt, schon 1" breit vor der Kinnlade aufhörend; Kehlsack bis weit über die Mitte des Halses hinabsteigend; Tarsen 2^". Südhälfte von Nord- amerika. 7) P. conspicÜlatus Temm. Neu Holland. Von den 6 ersten Arten sind die Köpfe auf einer Tafel abgebildet, auf einer andern der P. trachjrhynchus. Da Lichtenstein's Arbeit der Akademie zu derselben Zeit vorge- legt wurde, in welcher Rüppell's Notizen über die europäischen Pelikane erschienen (Mus. Senckenherg. IL), so konnte er von des Letzteren neuen Art, dem P. minor noch keine Kenntniss haben. Desto mehr ist es befremdlich, dass Temminck sie 1840 in seinem Manuel nicht aufgenommen hat, da sie, wie Ref. nach eigner Ver- gleichung eines alten männlichen ExemplaYes aus Jassy fand, eine gut begründete Art ist, deren Verschiedenheit von P. Onocr^talus 110 Keyserling und Blasius (Europ. Wirbelth. S. 234) am Schärfsten aus- einander gesetzt haben. Auch Lichtensteiu's P. müratus ist eine gut unterschiedene Art, wie Ref. durch ein Exemplar der hiesigen Sammlung, das ihr vom Kap zukam, belehrt worden ist. Zu bemerken ist noch, dass der vom Prinzen von Wied (Reise in das innere Nordamerika. S. 318) angeführte P. brachydactylus von Lichtenstein identisch ist mit des Letzteren P. trachyrhynchus. Eine neue Spezies der Kormoraue stellte Brandt als Carho nudigula auf (Bullet, de l'Acad. de Petersb. VI. n. 19). Habitus Carbonis graculi L. Rostrum mediocre, nigricans, albo- adspersum. Lora, regio ophthalmica, mandibula infra oris angulura et gula tota infra mandibulae basin nuda. Pars gulae nuda, linea pennata arcuata, atra terminata. Caput, dorsum, pectus, abdomen, uropygium et crissum atra, obscure virescentia. Tempora et gulae pars pennata fuscescentia. Humerales et tectrices alarum minores et mediae cum parapteri pennis apice rotundatae, cinereo-fuscae, margiue atro satis late limbatae. Cauda atra mediocris. Länge 30". Heimath angeblich Indien. Der brasil. Kormoran ist verschieden durch die minder von Federn entblösste Kehle, durch schmälere und spitzi- gere Schulter- und Flügeldeckfedern, die mit einem schmälern schwar- zen Rande umgeben sind, so wie dadurch, dass die nackten Theile der Kehle von kloinen weissen Federn umgeben sind. lieber die Naslöcher der Tölpel handeln einige Bemer- kungen von Schlegel (V. d. Hoeven tijdschrift VI. p. 168; Isis 1840. S. 397), Nitzsch hatte den Tölpeln überhaupt die Nasenlöcher abgespro- chen. Nach Schlegel's Untersuchungen sind sie aber bei Dyspofus melanurus und albus vorhanden, fehlen dagegen wirklich bei D. pi~ scatrix und parvus. Puffinus Lherminieri ist eine von L essen (Revue Zool. 1839. S. 102) aufgestellte Art von den Antillen. e) JPysopode*. In der Zoolog. ofBeechey's voy. p. 32 ist von Vigors ein Mergulus cirrhocephalus aufgestellt. M. capite supra, nucha, collo anteriori, abdominis lateribus pti- lisque nigris; dorso, alis caudaque plumbeo-griseis; colli lateribus, pectore, abdomine, plumis subelongatis decompositis capitis cirrhum longitudinalem efiformantibus a vertice ad nucham utrinque extenden- tem paucisque nuchae laterum albis." Länge 10^". Der Schnabel ist kürzer und gebogner als bei Uria, und viel zusammengedrückter und schwächer als bei Mergulus. Der Herausgeber des Mag. of nat. bist. 1839. p. 312 tischt seinen Lesern die Novität auf, dass ein Schiffer die Entdeckung gemacht habe, dass der King Penguin eigentlich ein Beutelthier sei, indem er sein Ei zur Ausbrütung 7 Wochen lang in einem Beutel am Bauche trage!! 111 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Amphibien, während der beiden Jahre 1839 und 1840. Von Dr. F. H. TroscheL Zu den bedeutendsten Erscheinungen über diese Klasse ist DumeriTs und Bibron's Ilerpetologie generale ou Histoire naturelle complete des Reptiles zu rechnen. Es er- schien von dieser umfassenden Bearbeitung der Amphibien im Jahre 1839 der 5te Band, der den letzten drei Familien der Saurier gewidmet ist. Die erste derselben {Lacertiens ou Sauriens autosaures) enthält 64 Arten in 19 Gattungen^ unter denen 6 neue: Neusticurus {Lacerta bicarinata Linn.), Aporomera {Lacerta americana sing ularis Seha. und Ameiva coelestis d'Orb.), S alv at or {Podinema und CtenodonWagl. Wiegm,), Dicrodon (eine neue Art)^ Calosaura {Lexard de Le- schenault Milne Edwards). — Die zweite {Chalcidiens ou Cyclosau- res) enthält 45 Arten in 16 Gattungen, unter denen 3 neue: Triho- lonotus {Zonurus Novae Guineae Schlegel), Pantodactylus {? LeposomaSptXy? Lepidosoma Wagl. Wiegm.), Ecpleopus (einfe neue Art). — Die letzte Fam. endlich (ßcincoidiens ou Lepidosaures) ent- hält 96 Arten in 33 Gattungen, unter denen 11 neue: Tropidopho- rus {Leposoma Cuv. non Spix, Tropidosaurus Gray non Boie), Amphiglossus {Keneux de l'Astrolabe Coct.), Gongylus {Eupre- pes Wiegm., mit den Untergatt. Gongylus Wiegm., Eumeces Wiegm., Euprepes Wagl., Plestiodon Dura. Bibr., Lygosoma Gray, Leiolo- pisma Dum. Bibr., Tropidolopisma Dum. Bibr.), Campsodactylus {Hagria Vosmaeri Gr&y excl. syn. Sctncus Vostnaeri, Coct.), Hete- romeles (eine neue Art von Algier), Chelomeles (eine neue Art von Neu - Holland) , Brachymeles (eine neue Art von den Philip- pinen), Brachystopus (eine Art vom Vorgebirge der guten Hoff- nung), Praepeditus (Sori'dm l/neata Gray?), Ophiomorus {An- guis miliaris Fall.), Dibamus (eine neue Art von Neu-Guinea.) ■— Es sind viele neue Arten beschrieben und ein sehr reiches Material 112 benutzt. Deshalb ist jedenfalls das Werk allen Herpetologcn eine sehr willkommene Erscheinung. Von Bonaparte's Iconografia della Fauna Italica er- schienen während des Jahres 1839 die Lieferungen 24 — 26, und im Jahre 1840 die Lieferung 27, wenigstens ist mir keine weitere zu Gesicht gekommen. Sie sind ganz nach dem frür heren Plane und mit derselben Sorgfalt gearbeitet und enthal- ten viele Abbildungen von Amphibien. Der Text handelt noch nicht von allen abgebildeten Arten, sondern nur in Lieferung 24 von Bufo vulgaris, viridis und calamita Laun, Discoglos- sus sardus'YschMdi; in Lief. 2ö von Zootoca vivipar-aWa^],, JSotopholis Fitzingeri Wiegm., ^sammodromus Edward- sianus Dum. Bibr., Acanthodactylus Boschianus (^vulgaris Dum. Bibr.), Phyllodactylus europaeusGene-, in Lief. 26 von Salamandra corsica Savi, Euproctus platycephalus Bonap. (Molge platycephala Otto, Euproctus Rusconii Gene), Tri- ton alpestris Laur.; in Lief. 27 von Chersus marginatus Wagl., Natrix Cetti Gene. • Der zweite Band von H. Schinz Europäische Fauna oder Verzeichniss der Wirbelthiere Europa's, Stuttgart 1840, enthält die Amphibien und Fische. In dem Abschnitt über Amphibien, der bis p. 78 reicht, werden 7 Chelonier, 35 Sau- rier, 33 Schlangen und 39 Batrachier, also im Ganzen 114 Am- phibien als zur Fauna Europa's gehörig aufgeführt. Im Allge- meinen eifert Verf. gegen die Unterscheidung zu vieler Gat- tungen, und glaubt, daö Studium und die Unterscheidung der Arten werde dadurch erschwert. Von neuen Arten finden sich nur zwei Eidechsen: Lacerta lineata und olivacea, J. E. Gray bearbeitete in: the zoology of captain Bee- chey's Voyage, London 1839, den Abschnitt über Amphibien. Derselbe ist von 4 Tafeln begleitet, welche sehr sauber aus- geführt sind und theils schon bekannte, theils neue Arten aus allen Ordnungen darstellen. Von Ramon de la Sagra Historia natural de la Isla Cuba, welche bereits in diesem Archiv V. 2. p. 388 erwähnt ist, erschien auch in der französischen Ausgabe der Abschnitt über Amphibien von Th. Cocteau, der die Chelonier und Saurier enthält. Ihm schliesst sich der Anfang der Fortsetzung, welche G. Bibr on bearbeitet, an. Diese beginnt mit der Gat- 113 tung TypJilops (T. Cuhae Blhr.) und wird ferner die Schlan- gen und Batracliier enthalten. In Moritz Wagner's Reisen in der Regentschaft Al- gier etc. Erster Band, Leipzig 1841, bearbeitete Schlegel den Abschnitt über Amphibien. Es werden 2Chelonier, 11 Sau- rier, 4 Ophidier und 5 Batrachier als aus der Sammlung des Hrn. Wagner stammend aufgeführt, zu denen Verf. noch ein Verzeichnifs von 18 Arten, von denen jedoch einige gewifs mit den beschriebenen zusammenfallen, hinzufügt, die meist von Gervais bereits früher als aus Algerien stammend genannt sind. Im Allgemeinen stimmt die Amphibienfauna ziemlich mit der südeuropäischen überein. Fast alle Arten finden sich nämlich auch im südlichen Spanien, Italien, Dalmatien oder Griechenland, und nur Stenodactylus guttatus, Lacerta gut- tulata und Triton Poiretii gehören Africa ausschliefslich an, und verbreiten sich mehr oder weniger auf der Nordküste bis Aegypten und Nubien, die erstere soll sogar sich bis zum Cap erstrecken. Neue Arten werden nicht beschrieben, wenn nicht die unter dem Namen Bvfo mauritanicus aufgeführte und mit B. viridis und arabicus verglichene Kröte wirklich eigene Art ist. Ueber den Fundort und die Lebensweise finden sich den einzelnen Arten zugefügte Bemerkungen vom Reisenden selbst. Nur eine Art, die Amphishaena Wiegmanni ist von Detailzeichnungen begleitet auf der 7. Tafel abgebildet. Von Andrew Smith's lUustrations of the Zoology of South Africa etc. London erschienen im Jahre 1838 die Lief^ 1 — 4, im Jahre 1839 die Lief. 5—8 und im Jahre 1840 die Lief. 9 — 12. In fast allen Lieferungen sind colorirte Abbil- dungen neuer Amphibien gegeben, und da das Werk wohl nicht in den Händen vieler deutscher Zoologen ist, so scheint es zweckmäfsig, die Diagnosen der neuen Arten unten mit- zutheilen. Von Ph. Fr. von Siebold's Fauna Japonica sind die Saurier, Batrachier unci Ophidier, bearbeitet von Temminck und Schlegel, in zwei Lieferungen erschienen (über die Chelo- nier berichtete Wiegmann früher ßd. II. 2. S. 259.) Die Ein- leitung zu den Amphibien, in der sich interessante Mittheilun- gen über ihre Verbreitung und Lebensweise finden, ist von V. Siebold selbst abgefafst. Archiv f. Naturgesch. VII. Jalirg. 2. Bd. g 114 Im Ganzen finden sich in Japan $9 Amphibienarten, von denen 7 das anspülende. Meer, 22 das Land und das süsse Wasser bewoh- nen. Unter ersteren sind 3 Chelonier und 4 Ophidierj von den letz- teren kommen auf die Chelonier 2, auf die Saurier 3, auf die Ophi- dier 6 Arten; der Batrachier sind 11, und unter diesen gehören 5 den geschwänzten Batrachiern an. Im Allgemeinen tritt das Bestreben hervor, die Arten zusammenzuziehen und sie, oft aus den entfernte- sten Gegenden der Erde, als Localvarietäten einer Art zu betrach- ten. So werden der Scincus von Japan, Sc. hicolor Harlan, Sc. ery- throcep halus GiWiams als Altersverschiedenheiten einer Art quinque- lineatus angesehen. Die Kröte von Japan gilt als Varietät von Bufo vulgaris; ebenso sollen Rana esculenta, temporaria und Hyla arborea auch in Japan vorkommen. In Anmerkungen unter dem Text werden noch mehr Arten zusammengezogen. So sollen die Spixschen Arten Bujo maculiventer, scaher^ dorsalis, ornatus^ albicans, icteri- cus, scabiosus, semilineatus sämrotlich zum Bufo agua fallen, und mehreres Andere. Die neuen Arten sind unten angeführt. Eine Abhandlung über verschiedene Arten neuer oder wenig gekannter Amphibien las Berthold in der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (Institut 1840. pag. 323.) Sie besteht aus folgenden Theilen: 1. Ueber die Amphibien Klein- asiens; sie schliessen sich an die Fauna des Kaspischen Meeres. Zwei neue Arten siehe unten. 2. Ueber die Untergattung Bron- choceles Kaup. Er hält die^B. cristatella Kühl und j?. jubataDvLtn, Bibr., welche beide vereinigen wollten, für verschieden. 3. Ueber die Gattung Draconura Wagl. Die neue Art s. unten. 4. Sieben neue Arten von Schlangen s. unten. Boie (Naturhistorick Tidsskrift utgivet af Kroyer III. J). 207.) hat über die Sitten und das Vorkommen mehrerer Amphibien Beobachtungen mitgetheilt. Die Bemerkung, dass die Klapperschlangen ihre Beute zuerst durch den giftigen Biss tödten und sie dann verschlingen, kann ich bestätigen, da eine kleine Klapperschlange, welche jetzt im Berliner zool. Museum lebt, mehrmals Mäuse auf diese Weise verzehrte; ein- mal vier Stück in einem Tage am 82. October dieses Jahres. Sie verschlang drei im Laufe des Nachmittages, eine während der Nacht^ nachdem sie jedoch zuvor alle vier getödtet hatte. Man dl beschreibt (Ann. d. sc. nat. XII. p. 291.) die Schuppen von Caecilia und Lepidosaurus. Bei ersteren besteht die obere Schicht aus Zellen oder Körnern wie beim Aal. Diese Zellen liegen in concentrischen Linien um den Herd.— Bei letzteren ist die Oberfläche durch ein Plättchen getheilt; die Plättchen der Grundfelder und der Seitenfelder sind mit Stachel- 115 clien bedeckt, deren schwarze Spitze nach dem Mittelpunkt der Schuppe gerichtet ist. Das Endfeld ist von der Haut überzogen und seine Plättchen sind statt der Stachelchen mit Wülsten bedeckt, wie wenn die Haut die Wurzel des Stachels verhindert hätte sich zu erheben. Von Vogt erschienen mehrere Arbeiten über einzelne Theile der Anatomie der Amphibien: Beiträge zur Anatomie der Hirnnerven der Schlangen (Müllers Archiv 1839. p. 39.); Beiträge zur Anatomie der Amphibien, Bern 1839, worin das Herz von Python Tigris beschrieben und abgebildet ist; Bei- träge zur Neurologie der Reptilien. Neufchatel 1840. J.Müller las in der Akademie zu Berlin über eine eigen- thümliche Bewaffnung des Zwischenkiefers der reifen Embryo- nen der Schlangen und Eidechsen (Frorieps Neue Notizen XIII. p. 152; Institut 1840. p. 211.). Mandl bemerkt in einer Notiz über die Blutkügelchen des Pro- teus und des Crocodilus luctus Cuv.y dass dieselben bei letzterem sich durch ihre längliche Gestalt auszeichnen, indem sie 2^ bis 3 mal so lang wie breit sind; bei andern Thieren erreicht ihre Länge höchstens das Doppelte der Breite. (Ann. d. scienc. nat. XII. p. 289.) Dutrochet (Recherches sur la chaleur propre des ani-* maux ä hasse temperature. — Annales des sc. nat. XIII. p. 5.) stellte sehr genaue Untersuchungen über die Temperatur der kaltblütigen Thiere mittelst eines thermo-electrischen Appa- rates an, wodurch er die eigenthümliche Temperatur dieser Thiere im Allgemeinen geringer fand, als es frühere Auto- ren angegeben hatten. Die Versuche wurden in trockener Luft, in feuchter Luft und im Wasser angestellt, und immer mit der Temperatur eines todten Thieres derselben Art ver- glichen. Im ersteren Falle war die Temperatur stets etwas höher. Im Allgemeinen fand sich die Temperatur um so nie- driger, jemehr das Thier auf das Leben im Wasser angeweisen war. So war die Temperatur der Lacerta agilis 0,18 — 0,20** C, dievonjBw/b obstetricans\ü.{r. 0,i2^ Q, und dievonilö/m esculenta 0,04 — 0,05" C. Bei den Larven des Frosches und der Kröte, so wie überhaupt bei solchen Thieren, die mit Kie- men athmen, konnte keine höhere Temperatur, als die des umgebenden Mittels wahrgenommen werden. ^. Chelonii, C. A. Lesueur reichte der Akademie zu Paris Zeich- nungen ein, welche zwei von der Harnblase unabhängige Bla- 8** 116 sen nachweisen sollen, die sich bei allen Flufsschildkröten linden. Sie liegen jederseits vom Rectum und münden in die Kloake. Schon Perault (Mem. de l'Acad. 1666— 1669. tome III. 3*partie) und Martin (Journ. de la Soc. Zool. de Londres p. I. 1830 — 1831) haben sie bemerkt, haben sie jedoch für zwei Urinblasen gehalten. (Institut 1839. p. 350.) Üeber die Lymphherzen der Schildkröten las J. Müller in der Akademie der Wissenschaften (Abhandi. d. Akad. d. Wis- sensch. zu Berlin für 1839. p. 31. Müllers Archiv 1840. p. 1. Institut 1840. p. 135.) W. Wil c 0 X erzählt, dass eioe grosse Schildkröte von 4' 5" Länge und 2' 9'' Breite an der Küste von Devoushire angespült sei. Ihr Ge- wicht wurde auf etwa 200 Pf. geschätzt. Der Richtung der herr- schenden Winde nach vermuthet derselbe, dass sie eine Bewohnerin der Azoren sei; er spricht sie für Chelonia caretta {Testudo caretta Linn.) an. (London Mag. of nat. hist. New series IV. p. 136.) Neue Arten sind: Testudo semiserrata Smith (1. c): supra brunneo-nigra; scutorum areolis et radiis ab illis divergentibus , suhochreis; infra flava radiis brunneo-nigris variegatis. S«uto nuchalitriangulari; pe- dibus anterioribus paulum supra ungues antice squamis magnis tu- berculosis obtectis; mandibula superiore uncinata. — jT. Verroxii id. ib. testa supra nigro-brunnea, maculis radiis- que pallide ochreo-flavis variegatis; infra flava, fascia longitudinali brunnea inter scuta gularla et anum; capite supra subflavo; pedibus anterioribus antice squamis imbricatis magnis tectis; scutis margina- libus angulum scutis costalibus formantibus. Emys oregonensisUnTl&u ist olivenbraun mit gelben schwarz- gesäumten Strichen. Schale ziemlich oval und niedergedrückt, vor- dere ßandplatten sehr tief, Brustbein länglich, in der Mitte etwas schmäler, vorn aiisgerandet, gelb und schön mit schwarzen krummen Linien verziert; Kopf massig, Oberkiefer vorn etwas gespalten. (Aus Silliman American Journ. No. 64. 1837. in der Isis 1840. p. 177.) Sternotherus sinuatus Smith (1. c.^: capite pallide stra- mineo-brunneo marmorato; capitis lateribus viridi-flavis ; collo li- vido-brunneo, pedibus stramineis maculis brunneis variegatis; testa supra viridi-brunnea, subtus aurantia, rubrl-brunneo marginata; un- guibus rubri-brunneis; mandibula superiori apice emarginato; infe- riori apice acuminato, sursum producta. Eine Art der Gattung Gymw ojsw* Dura. Bibr., welche in der Me- nagerie der Zoological Society gelebt hatte und vom Euphrat her- stammte, wurde in gedachter Gesellschaft vorgelegt und von Martin beschrieben. Sie weicht zwar in etwas von der Beschreibung des 117 G. Euphraticus ab^ ist aber doch wohl mit ihm identisch. (Aonals of nat. bist. VI. p. 517.) Jf. ^auri» J. Natterer macht in den,Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte etc. Band IL Abtheil. II. Wien 1839 seine mit Kitzinger angestellten Untersuchungen über die südame- rikanischen Alligatoren bekannt, welche sich vorzüglich auf die strenge Unterscheidung der Arten und Berichtigung der Synonyme beziehen. Ausser der ausschliesslich der nörd- lichen Hälfte von America angehörigen Champsa Lucius wer- den acht Arten unterschieden: Champsa nigra (Caiman niger Spix, Crocodllus Yicrcare Daud^) Brasilien^ Cayenne. — CKfis-sipes {Caiman fissipes Spix, Allig. schr- öpf Neuwied, Yacare Azara, Croc. latirostris Daud., Allig. selerops lind fissipes Wiegiii., All. cynocephalus Dum. Bibr. z. Tbl. (Brasilien, Buenos Ayres. — Ck. selerops {Cr. selerops Schneider^ Cr. Caiman Daud.^ All. cynocephalus Dum. Bibr. z. Tbl.) Brasilien, Cayenne, Su- rinam. — Ch. vallifrons, {All. punctulatus 8pix z. Tbl.?) Brasilien. — Ch. punctulata {Jacaretinga punctulata Spix^ All. punctulatus Wiegm., Dum. Bibr., Chmnpsa selerops Wagl, z. Tb.) Brasilien, Mar- tinique. — Ch. trigonata {Cr. trigonatus Schneider, All. trigona- tus Cuv., All- palpehrosiis Var. 2. Gray, Dum. Bibr.) Brasilien. ~ Ch. palpehrosa {All. palpebrosus Cuv., All. palpebrosus Var. 1. Gray., Dum. Bibr.) Brasilien, Cayenne. — Ch. gibbiceps n. sp. capite tri- angulari-oblongo, gibbo, rostro longo, attenuato, supra excavatoj porca frontali nullaj foveolis ad maxillae latera nullis; palpebris to- tis osseis, scutellis nuchae multis, biseriatis, trigono-acutis; «cutis cervicalibus in fascia secunda et tertia ternatim dispositis, scutis in- tcrmediis bicuspidatis. Brasilien. Die Abbildungen der Köpfe aller acht Arten auf 8 Steindrucktafcin befinden sich in der dritten Abtheilung des zweiten Bandes derAnna- len des Wiener Museums, welche 1840 erschien. Obne gegen die Gültigkeit der Arten einen Verdacht erregen zu wollen, muss ich gestehen, dass es mir nicht mOglich gewesen ist, die Exemplare des Berliner Museums danach mit Sicherheit zu bestimmen. Freilich sind alle im Jugendzustande, und hauptsächlich mögen wohl die Differen- zen besser bervortreten, wenn man die sämmtlichen Arten neben einander hat. Berthold (1. c.) beschreibt Draconura duodecimstriat ai squamls dorsi majoribus carinatis per 12—18 series longitudinales dispositis. Surinam? Harlan hält seine Agama eornuta von dem Tapayaxin des licrnandez {Phryuosoma, orbicularis Wiegm.) für verschieden. Erstere 118 ist kaum halb so gross, die Hörner am Kopfe sind verscliledener Grösse und stehen anders, auch fehlt ihr die schwarze O'ierbindc auf dem Rücken, die Schvvanzwurzel ist etwas eingeschnürt. Es giebt in den Vereinigten Staaten vier Arten: cornuta, collariSy Dou- glasii und orbicularis. (Aus Silliman American Journ. 1837. No. 64, in der Isis 1840. p. 177.) Phrynosoma B lai'nvi litt Gray Beecliey'aYoy. ist gelb, braun marmorirt, auf dem Rücken mit zerstreuten grösseren Schuppen, die Seiten mit 2 Reihen zusammengedrückter Schuppen, die Schuppen des Körpers ungekielt, an der Kehle drei oder vier schiefe Reihen grösserer spitzer Schuppen. Californien. Eine andere Art Pkr. Wi eg^ 771 anni hält Verf. selbst für Plir. orbiculare Wiegmann. Wozu ein neuer Name? Ranzani bringt in einer Abhandlung de Chamaeleontibus das Historische über diese Gattung zusammen. (Novi Comm. Ac. scient. instit. Bononiensis. III. p. 2J3.) Er kommt zu dem Schluss, folgende Arten als verschieden anzu- nehmen. Ch. cristatus Stutchb., blßdus Broügü.j pardalis Cuv., tfgris Cuv. , bilobus Leach, planiceps Merr. (senegalensis Cuv.), vulgaris Cuv., pumilus Daud., superciliaris Kühl, endlich subcroceus Merr. Eine Varietät von Ch. pumilus ist beschrieben und abgebildet. Lacerta ist mit 2 Arten bereichert, nämlich L. tachydromoi- des von Schlegel (Fauna Japonica) und L. hieroglyphica von Berthold (1. c): supra nigra, figuris hieroglyphicis albis notata, infra margaritacea, pedibus supra ocellatis, scuto teraporali discoidali magno ovali, squamis notaei miuimis laevibus suborbicularibus , scu- torum abdominalium seriebus mediis lateralibus dimidia parte mioori- bus, scuto anali parvo, rostro acuto, cauda hemiolia. Asia minor. Der Prinz von Musignano stellte eine zweite Art der Gattung Psammodromus y welche er bei Marseille fand, unter dem Namen Ps, cinereus auf. Sie ist einfarbig metallisch grau, unten weiss- lich und unterscheidet sich ausserdem von Ps. Edwardsianus durch den kleinem Kopf, kürzern Schwanz, kürzere Vorderbeine^ die 0 Schläfenschuppen sind grösser und schildartig, die Ohröffnungen lie- gen mehr nach vorn, die Kehlfurche ist tiefer und nicht unterbrochen. (Institut 1839. p. 275. Ann. d. scienc. nat. XII. p. 60.) Ophiops macrodactylus beschrieb Berthold (I. c); supra olivaceo -viridis, nigro-maculatus, vittis dorsalibus ocellisque femora- libus nullis^ digitis longissimis, cauda corpore duplo longiori. Asia minor. Gerrhonotus Burnet tii Gray Beeche3^^s Voy. ist oben oli- venbraun mit dunkeln Querbinden, die an den Seiten gelblich werden. Californien. Dum. et Bibr. halten ihn für identisch mit Gerrh. mul- ticarinat u s Blain v. Euprepes princeps Eichwald (Dull. de la Soc. imp. de 119 Moscou 1839. p. 303.) vom Westufer des Kaspischen Meeres, Ist ver- wandt mit Eupr. pavimentahis Wagl., also vermutlilich Eumeces Wiegm. C. Ophidii. Typhlops Cubae Bibron (Descr. de Cuba. p.204. pl.82.) hat den Kopf klein, gelblich, mit schwarzea Längslinien, den Korper schlank, oben dunkel gelblich, unten gelblich. Calamaria sagittaria Cantor (Proc. 1839 p. 49): partim cinerea, partim ferruginea, serie dorsali punctorum nigrorum, nucha capiteque albicantibus, imagine sagittac nigrae ornatis; corpore sq^ua* mis laevibus imbricatim tecto; abdomine citrino, punctis lateralibus nigris, vitta livida utrinque incluso; scuta abdom. 234, scutella sub~ caud. 69. Bengalen. — C. monticola id. ib.: olivaceo-fusca, coUari laete flavo, linea dorsali albicante^ abdomine citrino; scuta abdom. 185, scutella subcaud. 44. Assam. Von Coronella stellte Cantor (Proceed. 1839. S. 50) fol- gende Arten auf: Cor. alho einet a-, viride canescens, fasciis transversalibus albis nigro marginatis, quorum intervalla nigro-pun- ctata; scutis abdominalibus (18i) albo-flavescentibus, alterne fuscis; scutella subcaud. 65. Assam. — C. violaceai violaceo-^rubescens, squamis albomarginatis, subtus margaritaceis, scuta abdom. 196, scutella subcaud. 38. Rungpore. — C. eyelura: viride canescens striis nigris obliquis interruptis, abdomine margaritac«o, vitta triste cinerea utrinque incluso; scuta abdom. 179, scutella subcaud 43. H. Rathke's Arbeit über die Entwickelungsgeschichte der Nat- ter (JColuher Natrix) (Mit sieben K^pfertafeln. Königsberg 1839.) ist die Frucht vierjähriger sorgfältiger Forschungen, und fiüirt die ganze Entwickelung der \atter mit Ausnahme des allerersten Jugendzu- standes so detaillirt aus, dass wohl nirgend eine Lücke übrig bleibt. Ein Auszug lässt sich nicht geben. K. P. Lesson hält die Beschreibungen Merrem's und Daudin's von Coluber personatus nicht für vollständig, die des letzteren für falsch in einigen Punkten und giebt für dies Tbier folgende Dia- gnose: squamis laevibus, oblongis, cauda graciliter attenuata, cylin- dracea; corpore griseo, unicolore supra, vlridi>albido infra, laterali-r ter roseo punctato aut lineato; sincipite et lateribus capitis nigris^ cum punctis et lineolis lutescentibus. Bauchplatten 204, Schwanz- platten 118 Paare. (Revue zool. 1839. p. 168.) Folgende Arten sind neu aufgestellt: C. virgatus Schlegel (Faun. Jap.) — C. quadri- virgatus id. (ib). — C. conspicillatu» id. (ib.). — C. Dhumna Cantor (Proc. 1839. p. 51,}: olivaceo-viridis, squamis nigro-margi- natis, abdomine margaritaceo, scutis scutellisquenigro-clavatis; scuta abdom. 187, scutella subcaud. 119. Ind. Orient. — C. porphyraceus id. (ib.): laete porphyraceus, lineis nigris transversalibus albomargi- natis, pone quas lincac duae nigrae dorsales, acquidistantes; subtus 120 laete flaviis; scuta abdom. 213, scutella subcaud. 64. Assam. — C. quadrifasclatus id. (ib.): superne laete briinneo-viridesccns, fa- sciis dorsalibus 4 nigris, albo interruptis; infra flaviis; scuta abdom. 848, scutella subcaud. 83. Assam. — C. curvirostris id. (ib.): su- pra partim laete olivaceo -viridis, punctis et liueis obliquis albis ni- grisque, partim aeoeus; abdomine subfusco^ scuta abdom. 220, scu- tella subcaud. 85. Bengalen. — C. reticularis id. (ib.); superne brunneo -nigrescens; anmilis albidis reticulatis, contiguis et liueis ejusdem coloris transversalibus ornatus, cauda brunnea nigrescenti, alterne griseo-flavescenti; infra griseo-flavescens, nigro maculatus; scuta abdom. 829, scutella subcaud. 75. Chirra Punji. — C. bijjim- ctatus id. (ib.): supra triste vinoso-purpureus, squamis albo bi- punctatis, subtus albo-coerulescens; scuta abd. 181, scutella subcaii^.^ 58. Bengalen, Assam. — C monticolus Hodgson (ib.) superne lu- teo-rubescens fasciis transversalibus nigris, scutis abdominalibus albo-flavescentibus nigro marginatis. Nepal. — Coluher {Natrix) subcarinata Gray (Beechey's Voy.), verwandt mit C. bicarinatus Neuwied (Natrix bicarinata Wagl.), aber d6r Schwanz hat nur \ der Länge deis Körpers. Tropidonotus tigrinus Schlegel (Faun. Jap.)— T, viba- TcarilA. (ib.). — T. Quinque Cantor (Proceed. 1839. p. 54.): su- perne griseo-brunnescens, nucha numero V. nigro inscripta, fasciis duabus nigris dorsalibus, albo punctatis, abdoraine flavo-albescenti, fascia nigra utrinque incluso; scuta abdom. 259, scutella subcauda- lia 97. Mergui. — T. ?noestus id. (ib.): stiperne triste olivaceo -ni- gricans, subtus flavus; scuta abdom. 139, scutella subcaud. 77. Ben- galen. — T.szirgens id. (ib.): laete olivaceo-viridis, abdomine flavo linea nigra serrata utrinque incluso; scuta abdom. 148, scutella sub- caud. 23. Bengalen. — T. plumhicolor id. (ib.) supra plumbeus, fascia sagittata occipitali nigra et alba fasciisque nigris serratis transversalibus, squamis alte carinatis tectus, mento albo, abdomine plumbeo; scuta abdom. 162, scutella subcaud. 51. Malwa. Duberria ancor alis Berthold (1. c): albida, eupra vittis quatuor fuscis, subtus serie punctorum castaneorum in utroque la- tere margiois anteriores scutorum scutellorumque; vertice figura alba ancorali; squamarum laevium seriebus 19, scutis 181, scutellis 40, cauda sextantili. Surinam? Pseudoelaj)s ypsilon Berthold (I. c): luteus, supra fasciis albis, brunneo-marginatis; infra nigro-tessellatus; vertice figura ypsi- loidea; squamarum laevium seriebus 21, scutis 19ß, scutellis 48, cauda sextantili. Lycodon atropurpur eus Cantor (Proc. 1839. p. 50.): atro- purpureus albo nigroque niarmoratus, abdomine margaritaceo; scuta abdom. 257, scutella subcaud. 91. Tenasserim. — L. subfuscus id. (ib.): subfuscus, abdomine albo-flavescenti; scuta abdom. 845, scutella subcaudalia 78. Bengalen. 121 Hurriah sanguiventer id. (ib.) (Cohiber satif^uiventer. Hogd- son Ms.): superne vinoso-piirpurcus, aeneo-nitens, abdoiuine san- guineo; scuta abdom. 207, sciita subcaud. 14, scutella subcaud. 85. Nepal. llerpetodryas prio7iotus id. (ib.): supra fiisco - flavescens, uigropiiuctatus, fasclaqiie dorsali serrata nigricaüte; abdomine flavo, l'ascia serrata nigricante utrinque incluso; scuta abdom. 153, scutella subcaud. 65. Malacca. Dendrophis Boii id. (ib.) {Chrysopelea Boii Smith): superne nigro-brunnescens, vitta dorsali subfusca, abdomine albo-flavescenti vitta ejusdera coloris utrinque incluso, rostro subobtuso; scuta ab- dom. 186, scutella subcaud. 129. Bengalen, Ceylon. Dipsas ferruginea id. (ib.): supra ferrugineo-brunnea, nigro alboque rare maculata; abdomine ferrugineo-flavo, albo nigroque maculato; scuta abdom. 171, scutella subcaudalia 57. Assam. — D. monticola id. (ib.): superne triste fusca, striis aliquot nigris obli- quis^ iufra flavo-brunnescensj scuta abdom. 193. scutella subcaud. 83. Assam. Fsammophis cerasog aster id. (ib.): fulvus, aureo pallide nitens, squamis Iiexagonis rhomboidalibus summis carinatis, caeteris laevibus tectusj abdomine ceriseo, linea laete flava utrinque incluso; scuta abdom. 149, scutella subcaud. 60. Bengalen, Assam. — Ps. ni- grofasciatus id. (ib.): superne subflavo-rubescens fasciis latis transversalibus nigris, lineisque duabus barbatis dorsalibus ejusdem coloris, interstitium quarum nigro partim punctatum; abdomine al- bido; scuta abdom. 245, scutella subcaud. 75. Singhapore. Homalopsis olivaceus id. (ib.): superne olivaceus lineis ni- gris inter squamas variegatus, abdomine albicante, linea media nigra diviso, vitta albo-viresceoti utrinque incluso; scuta abdom. 167, scu- tella subcaud. 71. Bengalen. C er her US einer eus id. (ib.): superne cinereus fasciis nigris transversalibus, subtus albicans fascia nigra uudulata; scuta abdom. 143, scutella subcaud. 59. Bengalen. Tyria argonauta Eichwald (Bull, de la Soc. imper. de Moscou 1839. p. 303.), superne coeruleo-cinerascens, utrinque albo- striatus, subtus flavescens, maculue nonnullae nigrae collares, 3'. Scuta abdomiuis 175, duobus locis dimidiata, subcaud. 65, vojoi süd- lichen Abhänge des Caucasus. Bungarus lividus Cantor (Proc. 1839. p. 32.): superne li- vidus, subtus albo-flavescens; scuta abdom. 221, scuta subcaud. 56. Assam. Hamadryas ophiophagus id. (ib.): superne olivaceo-viridis, striis sagittalibus nigris cinctus, abdomine glauco nigro niarmorato; scuta abdom. 215—245, scuta subcaud. 13—32, scutella subcaud. 63— 71. Bengalen. Elaps bungaroides id. (ib.): superne lividus, striis sagitta- 122 libus albis cinctus; infra albus alternc lividus^ scuta abdom. 1237, scutella subcaud. 46. Chirra PuDJi. — E. flaviceps id. (ib.): capite flavo, dorso nigro vitta serrata alba coeruleo pallide nitente utrin- que circumdato, cauda flava linea nigra media divisa; abdomine flavo linea nigra utrinque incliiso; scuta abdom. 275, scutella subcaud. 45. Msilacc&. — E.nigromaculatus id. (ib.): superne pallide brunneo- rubesceus, maculis nigris albo-marginatis, lineis nigris junctis; cauda fasciis duabusnigrisalbo-marginatis cincta, abdomine flavo-albescenti, alterne livido, linea nigra serrata utrinque inclusoj scuta abdom. 238, scuta subcaud. 24. Singhapore. Naja larvata id. (ib.): supra brunnea, striis subflavis trans- versalibus variegata; disco annulo albo, larvae haud impari, ornato, pone quem 3—5 annuli albi, inferioris superficiei pars anterior annu- lis albis, nigro-coerulescentibus alternis circumdata, pars posterior glauco iridescens. Bombay, Calcutta, Assam. — N. leptocoryphaea Berthold (I.e.): badia, scutello verticali minimo squamiformi; squa- marum laevium seriebus 19, scutis 199, scutellis ubique per paria dispositis 47, scutellis ocularibus posterioribus 3, anteriori 1, loreo nuUo, cauda sextantili. Sunda-Inseln. Echidna inornat aSmiili (I.e.): supra flavo-brunnea, subtus brunneo-flava, brunneo marmorata; cauda supra fusco-variegata; capite distincto oblongo cordiformij scutis abdominalibus 140; scutis subcaudalibus serie duplici collocatis circiter 24. Trigonocephalus Blomhoffii Schlegel (Faun. Jap.) — Tr. erythrurus Cantor (Proc. zool. soc. 1839. p. 31.): supra laete viridis, squamis ovatis, carinatis subimbricatis, cauda cinnamo- mea, squamis laevibus rhomboidalibus tectaj abdomine flavo-viride- scenti linea nigra serrata utrinque iucluso. Scuta abdominalia 167, scutella subcaiidalia 68. Delta Gangeticum. — Tr. mucrosquama- tus id. (ib.): superne griseo-brunnescens annulis nlgris albo margi- natis, squamis ovalibus, semicarinatis mucronatis, imbricatim tectus; subtus albidus, nigro punctatus; sc. abdom. 218, sc. subcaud. 91. Assam. In den Sümpfen von Tamarack und Cranberry giebt es eine Menge kleiner, nur 14" langer Klapperschlangen, mit 3 oder 4 Klap- perringen. Die Indianer nennen sie Massasanga; es ist wahr- scheinlich Crotalus miliarius. Cr. horridus scheint in diesem Theile des Ohio fast vertilgt zu sein. (Aus Silliman American Journ. 1837 No. 63. in der Isis 1840. p. 177.) ü. JSatrachii. John Hogg bespricht (Loudons Mag. of Nat. Hist. New Series 3. p. 265 und p. 367.) die Classification der Amphibien (Batrachier). Er setzt die Charaktere der Hauptabtheilungen in die Beschaf- 123 fenheit der Kiemen, welche entweder fehlen, oder abfallen, oder bleiben. Subclass. I. Monopneumena. Athmen entweder bloss durch Lungen, oder bloss durch Kiemen. Ord. 1. Ahranchia. Kiemen fehle«. Fam. 1. Caeciliadae. Körper verlängert, wurraförmig. Schwanz sehr kurz. Keine Beine. Gatt. Caecilia. Ord. II. Caducibraiichia, Kiemen abfallend. Fam. 1. Ranidae. Der erwachsene Körper kurz, rundlich oder oval, breit, Schwanz fehlend. Vier Beine. Zunge lang. Trommel- feil offen. Gatt. : Ranay Ceratophrys^ Hyla, Bufo^ Rhinella, Otilopha. Fam. 8. Dactylethridae. Der erwachsene Körper kurz, frosch- ähnlich. Schwanz fehlend. Vier Beine. Zunge deutlich. Trommel- fell verborgen. Gatt.: Dactylethra, Bombinator, Breviceps. Fam 3. Astrodactylidae. Der erwachsene Körper kurz, froschähnlich, ohne Schwanz. Vier Beine. Zunge fehlend. Trom- melfell verborgen. Gatt.: Astrodactylus (Pipd). Fam. 4. Salamandridae. Der erwachsene Körper lang, eidech- senähnlich. Schwanz lang. Vier Beine. Gatt.: Salamandra, Sala- mandrina^ Molge, Triton. Subclass. II. Diplopneumena. Athmen durch Kiemen und durch Lungen zugleich. Ord. III. Iniperfectibranchia. Kiemen unvollkommen. Fam.l. Menopomatidae. Körper lang, eidechsenartig, oder verlängert wurraförmig, mit einem Schwanz. Vier Beine. Die kie- menartigen Organe innen. Gatt.: Me?iopo?na. Amphiuma. Ord. IV Manentibranchia. Kiemen bleibend. Film. 1. Sirenidae. Körper verlängert, wurmförmig, mit einem Schwanz. Zwei Vorderbeine. Kiemen buschig, aussen. Gatt.: Si- ren, Parvibranchus. Fam. 2. Proteidae. Körper lang, eidechsenartig oder fischartig, mit einem Schwanz. Vier Beine. Kiemen verästelt, aussen. Gatt.: Proteus^ MenobranchuSy Siredon. Der Verf. fügt einige Bedingungen hinzu. AVenn die kiemen- artigen Organe der Menopomatidae wirkliche Kiemen oder vielmehr eine besondere Modification der Kiemen waten, so niüsste die dritte und vierte Ordnung unter dem Namen Manentibranchia zusammen- fallen. Sollten dagegen künftige Untersuchungen ergeben, dass der Kiemenapparat der Menopomatidae entschieden unvollkommen wäre, und dass er nicht Wasser athmen könnte, dann würde die dritte Ordnung in die erste Subclassis übergehen müssen. Wenn endlich sich ergeben sollte, dass die Menopomatidae eine Verwandlung be- stehen, und die sehr jungen Thiere wirklich äussere Kiemen besitzen, dann würde die dritte Ordnung nicht nur in die erste Subclassis ge- setzt, sondern sogar mit der zweiten Ordnung, wenn gleich als be- sondere Tribus, vereinigt werden müssen. 124 Dumeril las in der Pariser Academie über die Stellung der Caecilien in die Ordnung der Batrachier (Ann. d. sc. nat. XII. p. 353. Institut 1839. p. 397.). Dagegen erhebt de Blainville Ansprüche, und sucht zu erweisen, dass er zu- erst den Caecilien diesen Ort im Systeme angewiesen habe (ib. p. 360.) Das laugnet Dumeril wiederum , indem er seine Priorität von 1807 herschreibt, die Blainville's von 1810. In einem kleinen Aufsatze: Notice historique sur les de- couvertes faites dans les sciences d'observation par l'etude de l'organisation des Grenouilles zeigt Dumeril, wie nützlich das Studium der Organisation der Frösche der Anatomie, Physik, Chemie, und namentlich der Physiologie geworden ist. (Ann. d. sc. nat. XIII. p. 65.) Zwei neue Frösche, Rana rugosa unAHi/la Bürgert stellte Schlegel in der Fauna Japonica auf. Van der Hoeven gab in den Mein, de la Soc. d'hist. nat. de Strasbourg III. Lief. 1. einen Auszug aus einer bereits 1832 in By- dragen tot de natuurkundige Wetenscliappen VII. p. 77. publicirten Arbeit über die Gattung Bomhinator und die dahingehörenden Arten. Gaimard machte Beobachtungen über die Unterbrechung der Lebensthätigkeit der Kröten durch Kälte in Folge seiner in den Jah- ren 1828 und 1829 angestellten Untersuchungen in Island bekannt. Diese Thiere waren so gefroren, dass alle ihre flüssigen Theile Eis waren, und so hart, dass man sie mit Leichtigkeit zerbrechen konnte, ohne dass Blut floss. Im warmen Wasser erlangten sie in 8 — 10 Mi- nuten ihr Leben und grosse Lebendigkeit wieder. Jedoch durften sie nicht zu schnell gefroren sein. (Bibliotheque universelle de Ge- neve, 1840; Froriep's Neue Notizen XIV. p. 327.) Jo^hn Brown erwies die Fähigkeit einer Kröte, längere Zeit in eingeschlossenem Räume ohne Nahrung zu leben, durch einen di- recten Versuch. Er vergrub sie drei Fuss tief in die Erde unter einem umgekehrten Bluüentopfc. Nach fast drei Jahren fand er sie lebend und nicht gewachsen; die Beine jedoch schienen sehr dünn (Mag. of nat. bist, new Öeries III. p. 518.) John Bright beobachtete, dass die Nahrung der Kröte in Amei- sen, Ohrwürmern, Raupen, kleinen Käfern, Tausendfüssen und Schnek- ken bestehe, die sie jedoch nie todt berührt. Auch eine Häutung beobachtete derselbe an einer Kröte, die sich unter einen Blumentopf verkrochen hatten. Sie war mit Feuchtigkeit überzogen, und hatte die Haut bereits im Muude^ um sie zu verschlingen. (Mag. of nat. lust. new series IV. p. 103.) Ueber die bisher beschriebenen Arten der Abtheilung der 125 geschwänzten Batrachicr giebt Schlegel in dor Fauna Japonica, s. oben p. 113, eine Ueborsicht. Er will die Trennung der Gattungen Salamandra und Triton aufheben, weil sich Uebergänge fänden. Er fügt 5 Arten aus Japan den bekannten hinzu, von denen 5'a/. naevia z^yvischen Salamandra und Triton steht; Sal. img-uiculata {Sal. japonica Houttuyn) hat Krallen an den Fingern, jedoch nur in gewissen Lebensperioden; Sal. subcristata verwandt mit Triton alpestris, den Verf. als Va- rietät von cristatus ansieht; Sal. nebulosa. Die merkwürdigste Art von allen ist jedoch ohne Zweifel der Riesensalamander Sal, maxima, der lebendig nach Europa gekommen und 3Fuss lang ist. Wenn man überhaupt die Salamander in Gruppen bringen will, sagt Verf., so würden das drei sein: Salamandra, Triton und Meno- poma, zu welcher letztern dann dieses Japanische Thier gestellt werden müsste. Van der Hoeven beweist (wie es scheint, ist dieser Aufsatz schon vor dem Erscheinen der Fauna Japonica geschrieben), dasa das in Rede stehende Japonische Thier kein Salamander sei^ sondern dass es mit der Gattung M?«o;?o77m Harlan übereinstimme, bis auf das Kiemenloch, welches der Sal. maxima fehlt. Er stellt den Leuckart- schen Namen Cryptohranchus wieder her. (Memoires de la S'o- ciete d'histoire naturelle de Strasbourg III. Lief. 1.) Leuckart bemerkt dagegen ('Froriep's Neue Notizen XIH. p. 19) dass der Cryptohranchus japonicus van der Hoeven nicht zu seiner Gattung Cryptohranchus {Äbranchus und Menopoma Harlan, Protanopsis Barton, Salama7idrops Wagler) gehöre, weil ihm die beiden seitlichen Kiemenlöcher am Halse fehlen. Er schlägt für das Thier einen neuen Gattungsnamen Hydro salamandra vor. Van der Hoeven äussert sich (ib. XIV. p. 86.) über diesen Gegenstand nochmals dahin, dass das in Rede stehende Thier trotz der fehlenden Kiemenlöcher der Gattung Menopoma zugezählt wer- den müsse, und dass daher dieser Charakter der Gattung nicht wesentlich sei. Van der Hoeven spricht sich auch für die Verschiedenheit der Salamandra atra vom gemeinen Salamander aus, indem er besonders darauf aufmerksam macht, dass ersterer nur sehr wenige Junge (3), letzterer viele (30 -40) gebäre. (Mem. de la Soc. d'hist. nat. de Stras- bourg III. 1.) R. P. Lesson beschreibt einen Salander aus der Umgegend von Rochefort als neu, unter dem Namen Salamandra e leg ans. Die Beschreibung bezieht sich nur auf die Färbung, und es mag schwer zu sagen sein, zu welcher der bereits beschriebenen Arten diese zu ziehen ist, die gewiss nur Jugendzustand ist. Es kann ein Triton oder eine Salamandra sein. (Revue zool. 1839. p. 199.) T. L.W. Bischoff besclireibt in einer jbesondem Schrift: 126 Lepidosiren paradoxe, anatomisch untersucht und be- schrieben Leipzig 1840. 4. (übersetzt in den Annales d. sc. nat. XIV. p. 116.), die Anatomie des genannten, durch Nat- terer zuerst bekannt gewordenen räthselhaften Thiers. Der Verf. sieht es als Amphibium an, indem er sich besonders auf die Bildung der Athemorgane, eine entwickelte Lunge, sehr wenig entwickelte Kiemen, bei denen das meiste Blut vorbei- strömt, und die Bildung des Herzens, mit zwei, wenngleich unvollständig geschiedenen Vorkammern, stützt. Einige der wichtigsten Gründe, welche Owen hei Lepidosiren annectens aus dem Gambia als für die Fischnatur sprechend anführt, nämlich das Nichtdurchbohren der Nasencanäle, die einfache Vorkammer des Herzens und die Schwimmblasennatur der Lun- gen, werden in Beziehung auf Lepidosiren paradoxa gerade- zu geleugnet. Sollte dennoch, so schliesst der Verf., das Thier zu den Fischen gestellt werden, so müsste es zwischen die Cyclostomen zu stehen kommen, wenigstens nach dem Bau der Wirbelsäule. Die Arbeit ist von 7 Steindrucktafeln begleitet. Milne Edwards fügt zu den Beweisen für die Amphi- biennatur des Lepidosiren paradoxa noch hinzu, dass die Oeffnung des Schlundes sich an der Bauchseite des Pharynx findet, wie es sich aus einer Untersuchung Bibron's ergab. (Ann. d. sc. nat. XIV. p. 159. Annais VL p. 466.) F. S. Leuckart spricht auch über die Stellung der Gat- tung Lepidosiren, und ist der Meinung, dass wenn die Unter- suchungen an den beiden bis jetzt bekannten Arten L. para- doxa und annectens von Bischoff und Owen richtig sind, so müsse das erstere Thier zu den Amphibien, das andere zu den Fischen gestellt werden (Frorieps Neue Notizen XIIL p. 17.), welche Meinung, nämlich dass Lepidosiren paradoxa und annectens zu verschiedenen Klassen, ersteres zu den Amphi- bien, letzteres zu den Fischen gestellt werden müsse, auch Th. Bischoff später zu rechtfertigen sucht. (Ebendas. XVI. pag. 145.) Auch J. Müller geht auf diesen Gegenstand in seinem Jahresbericht über die vergleichende Anatomie der Wirbelthiere ein (Müller's Archiv 1840. p. CLXXVI.) Die Lage der Harn- blase und der Urogenitalöffnung und die Beschaffenheit der Wirbelsäule sprechen für die Fischnatur, die beiden Vorhöfe 127 des Herzens für die Ampliibiennatur der Gattung. Er ist sehr dagegen, die beiden Arten in verschiedene Klassen zu bringen, vielmehr meint er, dass sie einer Gattung angehören müssen. Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Fische während des Jahres 1840. Von Dr. F. H. Troschel. Von Fortsetzungen bereits früher begonnener allgemeine- rer ichthyologischer Werke sind für dieses Jahr iiusser der Histoire naturelle des Poissons von Cuvier und Va- lenciennes, deren 15. Band die Familie der Welse enthält, und wovon unten die Rede sein soll, nur zwei zu erwähnen. Von dem einen, der Iconografia della fauna italica von Bonaparte, erschien nur die 27. Lieferung, welche fol- gende Fische enthält: Gonostoma denudata Rafin., Ichthyococcus ovatns {Gonostomus ovatus Cocco), /. Poweriae (^Gon. Poweriae Cocco), Scopelus Benoiti, Sc. RissOy Sc. Cocco, Maurolicus amethystino-ptmctatus., M. attenua- tuSf Myctophum Rafinesquii, M. metopoclampum^ M. Gemellari von Cocco und M. punctatum Raf., ferner Lampanyctus Bonapartii und Odontostomus hyalinus Cocco, endlich Squahts glaucus h. und Sphyrna Zygaena Rafin. Auch von dem andern : Scandinaviens Fiskar afWilh. V. Wright med text af B. Fr. Fries och C. V. Ekström Stockholm, ist im Jahre 1840 nur eine, die sechste Lieferung, erschienen. Die durch den Tod des Prof. Fries entstandene Lücke ist durch C. J. Sundevall ausgefüllt, der in Gemein- schaft mit Ekström die weitere Bearbeitung des Textes über- nommen hat. Diesmal ist der Text zugleich in Schwedischer und in Lateinischer Sprache erschienen, was die Benutzung dieses interessanten Werkes erleichtert. Die lateinische Ueber- setzung ist jedoch kürzer gehalten, auch sind die generischen Bemerkungen, sofern sie nichts Neues enthalten, in derselben fortgelassen. 128 ^ Der Text enthält Cyprinus Ballerus Linii., Pleuronectes Liman- doides BL, Myxine glutinosa Linn., Scomber scombrus Linn., Squa- lus cornubicus Gm., Cyprinus carassius L. mit Gibelio Bl. als Varie- tät. -— Abgebildet sind Cypr, Carassius und Gibelio, Merluccius ar- gentatus Ekstr. Sund., Plsur. Limanda Linn., Raja clavata L. und Gobius niger Linn. In den lUustrations of the Zoology of South Africa etc. by Andrew Smith Heft 1 — 12 sind auch einige Tafeln mit Fischen enthalten, welche zum Theil neu sind, und unten aufgeführt werden sollen. Die Lieferungen 6 — 11 der Voyage dans la Russie meridionale et la Crimee par Anatole de Demidoff Paris, enthalten die ichthyologische Fauna des Pontus, bear- beitet von Nordmann. Von p. 353 bis 549 reicht die Auf- zählung der Fische, unter denen eine neue Gattung und viele neue Arten. Die Diagnosen derselben werden unten mitge- theilt. Daran schliessen sich dann die Beobachtungen über die Schuppen der Fische und Reptilien von Man dl. Der zweite Band von Schinz 's Europäischer Fauna, Stutt- gard 1840, enthält von p. 79 ab die Fische. Eine grosse An- zahl Europäischer Fische, wozu die ichthyologischen Werke aller Länder benutzt sind, wird populär beschrieben, und von den wichtigsten Synonymen begleitet, so dass das Werk für die Bestimmung der Fische Europa's recht nützlich wird. In the Naturalis t's Library erschien von Bushnan's Ich- thyology, deren erster Band bereits im Jahre 1835 herauskam, der zweite im Jahre 1840. 8. Edinburgh. Dieser Band enthält ausser der Beschreibung und sauberen Abbildung von 31 wich- tigen Fischen aus allen Abtheilun^en, Bemerkungen über den Nutzen der Fische, ihre Ortsbewegung u. s. w. Referent machte Bemerkungen über einige Bloch'sche Fischarten. (Dies Archiv VI. I. p. 267.) Er suchte zu erweisen, dass Bloch unter seinem Platycephalus scaber zwei Arten verwechselte, die wieder von dem P. scaber Cuv^ Val. verschieden sind; — dass Scorpaena gibbosa Bl. nicht zu Sc. bufo Cuv. Val. gehöre, sondern eine gute eigene Art sei, und aus China stamme; — dass ferner Bloch unter seinem Mugil cephalus mehrere Arten verwechselte, während pr den ächten cephalus als M. lang beschrieb; — endlich dass Spams anchorago Bl. eine eigene Art der Gattung Cossyphus sei. A. Risso machte ebendaselbst p. 376 Beobachtungen über 129 einige Fische aus dem Meere bei Nizza bekannt. Diese be- ziehen sich auf Notacanthus Bonaparte n. sp. Bentex vul- garis, B, synodon, D. erythrostoma, Sehastes argus (Ho- locentrus aj^gus SpinoL). Die erste Art ist abgebildet. Einige neue Fische von Van Diemensland wurden wieder durch Richardson beschrieben. (Proc. Zool. Soc. 1840. p. 25. Annais VI. p. 306.) Auch Lowe machte wieder einige neue Arten Fische von Madeira bekannt. (Proc. Zool. Soc. p. 36.) Die Diagnosen dieser beiden Arbeiten können jedoch wegen Mangel an Raum nicht mitgetheilt werden. Agassiz sandte seine Bemerkungen über die von Mandl gemachten Untersuchungen an den Schuppen der Fische (vgl. dies Archiv VI. II. p. 357) der Pariser Academie ein, und leug- net, dass die fächerförmigen Linien Kanäle seien, dass die Schuppen aus neben einander liegenden Zellen bestehen, und dass die Einkerbungen des Randes ächte Zähne mit Wurzeln seien, wodurch er die Richtigkeit seiner frühern Untersuchun- gen von Neuem behauptet (Ann. d. sc. nat. XIII. p. 58.; Edin- burgh new phil. Journ. 1840; Frorieps Neue Notizen XIV. p. 179.) Dagegen beharrt Mandl wieder in seiner Meinung über die Organisation der Schuppen und glaubt, daSs sie durch In- tussusception wachsen. (Ann. d. sc. nat. XIIL p. 62.) Eine weitere Darstellung seiner Ansichten über diesen Gegenstand giebt Agassiz in den Ann. d. sc. nat. XIV. p. 97. Ueber Nebenkiemen der Knochenfische machte J. Müller seine Beobachtungen fn den Abhandlungen der Academie der Wissenschaften für das Jahr 1839 p. 175, in der dritten Ab- handlung über vergleichende Anatomie der Myxinoiden, welche das Gefäfssystem enthält, bekannt, und daraus in zwei Aufsätzen in seinem Archiv für Anat. und Physiol. Im Ganzen wurden 282 Gattungen untersucht, worunter 39 ohne Pseudobranchien und 43 mit drüsigen und verdeckten Pseudobranchien. In der letzteren Arbeit wurden dann auch die Untersuchungen auf die Störe und Plagiestomen ausgedehnt, und manche Angaben des ersteren Aufsatzes berichtigt. Das Nähere anzugeben, er- laubt der Raum nicht, auch ist der Aufsatz selbst Jedem leicht zugänglich. Bei der grossen Verschiedenheit im Vorkommen, im Bau, in der Lage, in der Blattzahl der Nebenkiemen dürften Archiv f. Natunresch. VII. J,ihr£r. 2 Bd. O 130 diese Organe auch für die Definition der Gattungen und Arten wichtig sein. (Müller's Archiv 1840. pag. 101; 1841. pag.263.) Rusconi: lieber künstliche Befruchtungen von Fischen und über einige neue Versuche in Betreff künstlicher Befruch* tung an Fröschen. (Müller's Archiv 1840. p. 185.) Zwei Werke: Odontography, or a Treatise on the com- parative Anatomy of Teeth, their physiological relations, mode of development and microscopic structure in the vertebrate animals. lllustrated by upwards 150 plates. By Richard Owen etc» Part. 1. London 1840. 8., enthaltend die Zähne der Fische, und Considerations sur les poissons' et particulierement sur les anguilles. Memoire lu a la Societe royale et centrale d'agriculture le 1 Juillet 1840, parM. le Baron deRiviere. Paris 1840. 8. habe ich nicht Gelegenheit finden können zu benutzen. -(€• A.canthopterygiU Aus der Familie der Percoiden beschreibt Nordmann eine neue Gattung Per curia in Demidoff Voy. : Corpus oblonguni, com- pressum^ squamis minutis, tenuibus, margine dentato-ciliatis tectuni. Caput nudum^ cavernosum, operculo et praeoperculo spinis armatis. Dentes in maxillis et vomere numerosi, muniti, acerosi. Membr. br. radiis 7. Lingua laevis. Rictus majusculus. Pinnae dors. duae dis- cretae; analis spinis duabus armata. Eine Art P. Demidoffii. G. J. Allman hat Erfahrungen über den giftigen Stich des Trachinus vipera an sich gemacht. Eine Verletzung mit dem Stachel des Kiemendeckels verursachte Schmerz und An- schwellen, das aber am andern Tage vorüber war. An jeder Seite des Stachels soll eine Furche zur Spitze verlaufen, die dadurch, dass der ganze Stachel bis fast zur Spitze mit einer Scheide umgeben, zu förmlichen Canälen werden. Eine Gift- drüse ist nicht nachgewiesen. (Annais etc. VI. p. 161.) Von P. J. Selby wurden in den Transactions of the Ber- wickshire Naturalist's Club 1840, und daraus Froriep's Neue Notizen XIV. p. 119, Beobachtungen über die Nester des 6rö- sterosteus spinachia bekannt gemacht. Sie sind etwa 8 Zoll lang, von elliptischer oder birnförmiger Gestalt, gebildet durch Verflechtung einiger Tange, die durch einen langen Faden ver- einigt sind, welcher durch, rundum und dazwischen in jeder 131 denkbaren Richtung läuft. Die Eier werden bis zu 100 Stück in einem Haufen in die Mitte des Nestes gelegt. In einem Neste werden Eier von verschiedener Entwickelung gefunden. Der Fisch hält sich in der Nähe der Nestes. Eine neue Art dieser Gattung, G. ponticus, stellte Nordmann I. c. auf: dorso spinis tribu^; scutellis trausversis ad caudam usque loricatis, carina laterali vix indicata. In der Familie der Panzerwangen {Scleroparei) sind nur drei neue Arten angegeben; eine von Lowe 1. c. Scorpaena ustulata; sie hat keine Lappen^ ihr Kopf ist schuppenlos. Die andere von Smith 1. c. Jgri'opus spinifer: dorso lateribusque superne rubro-brunneis, inaculis nebulisve flavis marmoratis; lateribus inferne, abdomineque argenteo-griseis purpureo-tinctis; pinna dorsali maculis tribus nigris notata; pinnis pectoralibus, ventralibus, analique fiavo - maculatis ; Rculeo uno ante oculum, et tribus versus angulum oris. Die dritte, Cattus bicornis Reinhardt (Kroyer's Tidsskrift III. p. 226) verwandt mit C. uncinatus im Zahnbau, verschieden durch zwei kegelförmige, spitze, zurückgebogene Dornen im Nacken und vier Dornen am Rande des Praeoperculums, von denen der am oberen Winkel zweitheilig ist. Aus der Familie der Sciaenoiden beschreibt He ekel in den Wiener Annalen II. p. 438. eine neue Art Sciaena squamosissimai Bquamis lineae lateralis reliquis triplo majoribus, singula squamis mi- noribus tecta; in adultis squamis omnibus squamulatis. 2^ Rio negro* Zur Familie Labyrinthiformes stellt 8mith 1. c. eine neue Gattung auf: Tilapiai Mund klein, am Vorderende, Lippen fleischig und weich. Zähne kurz, am Ende zwei- oder dreispaltig, die oberen in 3 Reihen, die unteren in 2; keine Gaumenzähne. Operculum hin- ten schwach wellenförmig; die Bedeckung der Suborbitalknochen und des Praeoperculums von einigen kleinen Poren durchbohrt. Zwei rudimentäre Gruben jederssits über dem obern Ende der Kiemen, mit denen sie communiciren. 5 Kiemenstrahlen. Der Kopf vorn mit glat- ter Haut bedeckt, der übrige Körper mit grossen halbkreisförmigen Schuppen. Seitenlinie unterbrochen. Eine Rückenflosse, in der die weichen Strahlen die längsten sind. Eine Art: T. Sparrmannii im süssen Wasser. Eine neue Gattung aus der Familie der Scomberoiden findet sich bei Heckel unter dem Namen Monocirrhus. Corpus ellipti- cum, valde compressum, squamatum. Os valde protractile. Dentes velutini, in vomere et palato nuUi. Maxiila inferior angulis promi- nentibus. Labium inferius medio elongatum, marginibus convolutum ad instar cirrhus dependens. Nares rotundae, geminae. Partes oper- culi laeves. Radii branchiostegi sex. Pinnae ventrales thoracicae. Pinna dorsalis unica et cum pinna anali fere tota ex radiis oiSseis composita. Radii omnes indivisi. Squamae scabrae. Eine Art M, po- lyacanthus ^"; in Waldlachen am Rio negro (Annalen des Wiener Museums II. p. 439.) 132 Bennett bestätigt die Führung der Haifische durch den Pilotfisch (Naucrates ductor). (Aus Bennett's Whaling Vo- yage II., p. 274 in Edinburgh new phil. Journ. 29. p. 195.) Zu der Familie der Gohioiden erhielten wir mehrere Beiträge: Die Untersuchung der an den Schwedischen Küsten vorkommenden Arten der Gattung Gohius von Fries ist in der Uebersetzung von Creplin bereits in dies Archiv VI. I. p. 233 übergegangen. Von zwei Arten der Gattung Gohius an der Irischen Küste giebt M'Coy die Beschreibung; den einen G. fuliginosus hält er für neu; der andere G. reticulatus Cuv. Val. ist nach dem Leben beschrieben. (Ann. väre, die generischen Cha- raktere herauszufinden. Diese ergeben sich in mehreren Fäl- len erst aus den specifischen Beschreibungen, so dass es eines genauen Studiums bedarf, um sich in die Unterscheidung, zu finden, und um danach Fische zu bestimmen. Die neuen Gattungen sind: Galeichthys^ Kopf rund, mit Haut bedeckt, ohne deutlichen Helm. Kiemenhaut mit sechs Strahlen. Sechs oder vier Bartfäden um den Mund. — PangasiuSy Helm wenig cha- grinirt, vier kurze Bartfäden, Flossenstra«len nicht verlängert, zehn Stralilen in der Kiemenhaut. — Silundia, Kopf klein, glatt, Fett- flosse sehr klein, Afterflosse lang, zwei sehr kurze Bartfäden. Zwölf Strahlen in der Kiemenhaut, nur eine oder zwei Reihen längerer Zähne in den Kiefern. — Arius, die Gaumenzähne bilden zwei deut- liche, von einander entfernte Platten. Zähne sammet-, hechel- oder pflasterartig.— Aucheniptei-us, Kopf klein, Zähne kaum wahrzu- nehmen, keine am Gaumen, fünf Strahlen in der Kiemenhaut. Rük- kenflosse sehr weit nach vorn gestellt; ein knochiger Helm bis an die Rückenflosse. A. ßircatus Val. ist Silurus nodosus Bloch. — TrachelyopteruSj}iemQ¥eti^ossQ'f sechs Bartfäden, Zähne sammet- artig, keine Zähne am Gaumen, ein knochiger Helm bis an die Rük- kenflosse. — Arges, wie Pimelodes, nur sind die Zähne am Ende zweispaltig mit nach innen gebogenen Spitzen, in einer schmalen Öuerreihe; Gaumen ohne Zähne. — Brontes, wie Arges, nur fehlt die Fettflosse. — Saccohranchus ist identisch mit der von J.Mül- ler aufgestellten Gattung He^erojtneustes und ist auch auf denselben Fisch begründet, da der Silurus fossilis Bl. mit Silurus singio Bucha- nan synonym ist. (Vergl.j^üllers'' rchiv 1840. p. 115; Abhandlungen der Acad. zu Berlin vom Jahre 1339, p. «43.) Diese Gattung ist be- 138 sonders ausgezeichnet durch zwei lange Luftsäcke, die in den Mus- keln über dem Körper der Wirbel liegen und sich zwischen den Kämmen der Kiemen öffnen. — Chaca. Eine breite Binde Sammet- zähne auf dem Unterkiefer, und eine eben solche auf den Zwischen- kieferknochen oben. 8chIundknochen mit vier Platten sammetartiger Zähne, ein kleiner Faden am Mundwinkel und zwei vor, zwei hin- ter der Einlenkung des Unterkiefers. Sieben Strahlen in der Kie- inenhaut. Brustflossendorn dick, kurz, mit drei schneidenden Leisten, zwei Rückenflossen, deren zweite in die Schwanzflosse übergeht, zwei Afterflossen, von deren zweiter dasselbe gilt. Eine neue Art Bagrus capefisis beschreibt Smith 1. c. die Unter- scheidung beruht aber bloss auf Farbenverschiedenheiten, sie mag also wohl zu einer Valenciennesschen Oapensischen Art gehören. Valenciennes macht seine Untersuchungen übei* das electrische Organ des Malapterurus electricus Lacep, be- kannt. (Institut 1840. p. 277; Ann. d. sc. nat. XIV. p. 241.) Er zeigt, dass sich zwischen der Haut und den Muskeln zwei Häute finden, deren äussere das wesentliche Organ der electrischen Batterie ist. Es ist ein nerveuses Organ, des wegen seiner Textur und des grossen Gefässes, welches das Blut dahin führt, eine ana- loge Struktur mit dem erectilen Gewebe hat. Die andere Haut ist nicht einfach, sondern besteht mindestens aus 6 Häuten, die durch Zellgewebe von einander getrennt sind. C. U. Ekström erweist in den Abhandlungen der Schwe- dischen Academie für das Jahr 1838 (daraus übersetzt von Creplin, Isis 1840. p. 145), dass der Giebel Cyprinus gibe- lio nichts anders sei, als eine durch Gefangenschaft in Teichen degenerirte Seekarausche (fiyprinus carassius L.). Mehrere neue Arten aus derselben Familie beschreibt Nord- inann 1. c. Leuciscus HecTcelU: macrolepidotus, exaltatus et compressus, maxilla superiore sublongiore, ore subinfero, squamarum seriebus 8 supra et 4 infra lineam lateralem, pinna dors. alta pinnis ventr. su- perposita, pinna anali radiis divisis 9 — 10. Aspius fmciatus : altiusculus, compressus, viridi-argenteus, fasciis duabus longitudinalibus fusco-nigris, linea laterali nigra, bipunctata, squamarum seriebus 9 supra et 4 infra lineam lateralem, pinna ani radiis divisis 5. Abramis tenellus: submicrolepidotus, altiusculus, compressus, squa- marum seriebus 9 supra et 7 infra lineam lateralem, maxilla supe- riore aliquantum longiore, pinna ani radiis divisis 17. Cobitis merga (Krynicki in litt.) cirris 6, cauda lunata. In der Familie Esocini beschreibt Reinhardt als neue Art der Gattung Micro Stoma Cuv. einen grönländischen 139 Fisch, M. groenlandicus. Die Zähne des Oberkiefers sitzen nicht im sehr kleinen Zwischenkiefer, sondern im Voraer, auch findet sich ausser der ersten Rückenflosse, die vor den Bauch- flossen steht, eine Fettflos^e (Kroyer's Naturhistorisk Tids- skrift III. p. 225). Von Clupeacee7i sind zwei neue Arten aufgestellt: Clupea cultiventris Nordmann 1. c. corpore latiusculo^ dorao recto, abdomine convexo, ore supero. Elops cape7isis Smith I.e. capite superne dorsoque subolivaceis; corporis lateribus superne viridibus purpure o-tinctis; lateribus subtua partibusque inferioribus argenteo-albis; dorsali analique pinnls ad basin vaginatis; pionis pectoralibus ventralibusque ad basin squamis membraneis marginatis; earumque posterioribus elongatis et acuminatis. Shaw hat seine Beobachtungen und Versuche über das Wachsthura und die Entwickelung des Lachses fortgesetzt (vergl. dies Archiv V. IL p. 383). Die Meinung, dass der sogenannte Parr das Junge des Lachses sei, wird bestätigt, besonders da- durch, dass der Parr die Eier alter Lachsweibchen befruchtete, und dass dies viele - zeugungsfähige Nachkommen gab. Der Uebergang des Parr's in die Tracht des Lachses erfolgt nach vollendetem zweiten Jahre. (Edinburgh new philos. Journ. 1840; Frorieps Neue Notizen XIV. p. 97.) Thomas Jenkins theilt Bemerkungen über den Samlet mit, und erklärt denselben für das Junge des Lachses (Salmon), was mit Shaw's Beobachtungen übereinstimmt. (Londons Mag. of nat. bist, new Series IV. p. 161.; Froriep's Neue Noti- zen XIV. p. 209.) Thompson hält in einem Aufsatze (Notes on British Cliar) den Salmo Umlla L. und S. Salvelinus Don. für die- selbe Art. (Ann. of nat. bist. VL p. 439.) In der Unterordnung der Kehlflosser hat Nordmann eine 'nQWt Axt, Gadus Euxinns^hescWiehem rostro extra maxillas producto, longitudine capitis altitudinem corporis superante, cirro mentali ab- breviato, corpore supra griseo-violascente subtus argenteo, cauda sublunata. Eine zu derselben Familie gehörige Gattung stellte Cantor auf: Bregmaceros, Körper verlängert, zwei Rückenflossen, eine Afterflosse, Bauchflossen sehr lang, aus einigen Strahlen bestehend, Kinn ohne Bartfaden, ein Faden entspringt auf dem Scheitel des Kopfes. Br. McClellandij Kopf klein, Stirnfaden gleich einem Viertel der Länge des Körpers, Bauchflossen gleich der Hälfte seiner liänge, 140 erste Rückenflosse hoch, fast dreieckig, die zweite sehr lang, vorn niedrig und gleich, dann massig hoch, Afterflosse wie aus drei ver- einigten Flossen bestehend: der erste Theil hoch und dreieckig, der zweite niedrig und gleich, der dritte von massiger Höhe: Rücken und Afterflossen entsprechen einander, Schwanzflosse gabelförmig. Ueber einige nordische Arten der Gattung Pleiirone- ctes findet sich eine Abhandlung von Fries in diesem Archiv VI. 1. p. 18. N. O. Schagerström beschreibt denLtparts Gobius, gefun- den im Sunde bei Landskrona, sehr genau. (Abhandlungen der Schwe- dischen Academie für das Jahr 1838, daraus übersetzt von Creplijn in der Isis 1840 p. 153. Als neue Gattung der Kahlbäuche wird von Smith I.e. aufgestellt: Leptorhynchus schlank, aalförmig. Kiefer fast gleich, schmal, vorstehend. 3 Reihen Zähne im Ober-, 2 im Unterkiefer, die an der Spitze die längsten und schwach gebogen, die übrigen kurz, spitz und eng^ eine senkrechte, halbmondförmige Kiemenöff'nung vor jeder Brustflosse. Die Rückenflosse beginnt dicht hinter den Brustflossen, und ist, wie auch die Afterflosse, schlank. Beide nehmen nach der Spitze des Schwanzes ab. Keine Schwanzflosse. L. capensis, in der Tafelbay. Zwischen Monopterus und Symbranchus stellt J, Müller eine XiQViQGKiiMVigATnphipnous auf. Kiemenloch an 'der Kehle, durch eine Scheidewand getheilt. Zwei Lungensäcke, die sich in die Kiemen- höhle münden. Hakenförmige Zähne, keine Schwimmblase. A* CucUa (Abhandl. d. Acad. zu Berlin für d. Jahr 1839. p. 245.) C« Xiophohranchii* Rathke beobachtete, dass bei Syngnathus aequoreus und ophidion es die Weibchen sind, welche die Eier unter dem Bauche tragen. (Müller's Archiv 1840. p. 145.) A. Krohn fand auch bei Hippocampus hrevirostris ein Brutorgan. (Dies Archiv VI. 1. p. 16.) Nur eine neue Art dieser Ordnung bei Richardson I.e. Syngnathus argus aus Van Diemensland. XI. JPectognathi* Ranzani machte eine interessante Arbeit über die Mond- fische bekannt, die er als eigene Familie betrachtet. Er nimmt 16 Arten an, die er in 6 Oenera vertheilt. Zwei Arten Orthragoriscus Alexandrini und Ozodura Orsini sind ab- gebildet und neu, die andern sind bereits bei früheren Schrift- stellern beschrieben und verwechselt. Die Abhandlung steht 141 im dritten Theil der Novi Commentarii Academiae scientiarum instituti Bononiensis. Bononiae 1839 und ist wohl wenig ver- breitet. Daher nehme ich hier die Resultate derselben auf: Sectio 1. Maxillac ambae bipartitae. 1. Cephalus Rissfo, mit zwei Arten: C. Luna Ranz. (Ceph. Or- thragoriscus Risso, Orthrag, Luna Rafin.) corpus scabrum in dorso nigricans, in abdomine argenteum; latitudo ejusdem aequalis' longi- tiidini; pinnae dorsalis et analis admodiim longae, illa apice nigra; caiidalis mediocris. P. 12. D. 18. A. 16. C. 18. Marc medit. — C. elon- gatus Risso: corpus leve coloris argentei, longitudo ejusdem duplo major latitudine; frons supra oculos prominens^ pinna caudalis brevis- sima. P. 12. D. 20. A. 16. C. 24. Marc medit. Sectio2, Maxiila superior indivisa, inferior bipartita. 2. Ty mp an tum Ranz., nur eine Art : T. P/aw« Ranz. (Mola altera Planci) corpus oblongum coloris argentei; pinnae pectorales amplae rotiindatae et in margine postico sinuosae; pinnae dorsalis et analiä magnae, ovatae, crassae, caudalis mediocris margine evenato; basis pinnarum caudae dorsi et ani fascia rugosa circumdata. Mare adriat. Sectio 3. Maxillae ambae indivisae. 3. Diplanchias Rafin.: Foramen uniuscujusque branchiae du- plex, nullum foramen supra oculos et in vertice. Pinna caudalis li- bera, ossiculis carens. Nur eine Art : D. nasus Raf. : longitudo cor- poris'major altitudine: color supra fuscus, subtus albescens, nasus prominens. Mare siculum. 4. Trematopszs Banz.: Foramen uniuscujus^ « branchiae uni- cum; praeter foramina narium ajia quatuor in capite; duo pauIo su- pra oculos, duo in vertice. Pinna caudalis non libera, ossiculis carens. Eine Art: F. Willugbet Ranz {the sun-ßsh Willug.) corpus breve, dorsus nigricans, venter argenteus; pinnae pectorales subrotundae, radiis 12; pinnae dors. et an. praealtae, in extremitate trunci sitae; pinna caud, semicircularis radiis rarioribus. Ocean. 5. Orthragoriscus BI. Sehn. Foramen uniuscujusque branchiae haud duplex; nullum foramen supra oculos, neque in vertice, pinna caudalis non libera, ossiculis carens. Hierher 10 Arten: a. Maxilla superior apice leviter bifida, inferior integra. O. Retxii Ranz. (T«- trodon mola Retz.) corpus rotundatum, scabrum ; pinna caudalis bre- vissima, rotundata. h. Maxillae ambae integrae. «. Pinnae pectora- les apice rotundatae: 0. Ghini Ranz. {Mola Salviani) corpus oblon- gum supra cinereum, subtus subalbidum; pinnae dors. et an. in ex- tremitate trunci sitae, pectoralibus latiores et in acumen desinentes, caud. mediocris omnino libera, basi fascia rugosa circumdata. Mare medit. — O. Rondeletü Ranz.: corpus oblongum coloris argentei; pinnae dors. et an. in extremitate trunci sitae, longiores et strictio- res pectoralibus, apice obtusiusculae; caudalis mediocris omnino li- bera? hujus basis fascia rugosa cincta. Mare medit. — 0. Blochii Ranz.: longitudo corporis pauIo major altitudine, dorsum griseum, 142 lateribus ac ventre coloris argenteij venter ac dorsum limbo auctis, pinnae dors. et an. in extremitate trimci sitae^ latae mediocris longi- tiidiois, apice rotundatae, colligatac cum pinna caudali, quae est me- diocris, margine integro, radiis rarioribus. Ocean. — O. Alexandrini Banz. nov. sp. : corpus oblongum, scabrum, in parte postica fere ova- tum, colore fusco ac lutescente varium, fronte altissiraa prominenti; pinnae pect, in margine posteriori ad basin sinuosae; pinna dors. ab extremitate dorsi haud parum distans, analis extremitate ventris insidens, utraque magna apice obtuso, basi fascia rugosa cincta; pinna caud. brevissima, integra. P. 10. A. 15. D. 13. Marc adriat. — O. Redi Banz.: pars posterior corporis veluti abrupte truncata; pinna dors. fere in medio dorsi sita, pinna caud. nulla. Mare medit. — /?. Pin- nae pectorales apice in acumen desinentes: O. aculeatus Banz. (jO. hispidus Bl. S., Diodon mola Pallas, Mola aculeata Koelreut., Mola hispida Nard.) corpus supra nigricans^ subtus albo-argenteum, lon- gitudo ejusdem minor altitudine; vertex canaliculatus, mucronibus acutissimis in quatuor series a capite ad caudam digestis; pinnae dors. et an. angustae apice acuto, venter limbo carnoso auctus; pinna caud. nulla (Koelr.) brevissima, mutica (Pall). P. 13. D. 15. A. 16. — O. elegans Banz. {O.oblongusBl.^, wozu ein neuer Name?) Corpus oblongum, dorsum virescens, latera ac venter coloris rubro-lutescen- tis; cutis rimis in particulas hexagonas divisa, pinnae fuscae, pinnae caüd. et an. in extremitate trunci sitae mediocres, margine postico integro, apice obtusiusculo , pinna caud. mediocris, margine crenato, ac ubi dorsali annectitur profunde sinuosa. P. 13. D. 18. A. 18. C. 20. Mare atlant. •— 0. Battarae Banz. {Mola Planci Nard.) corpus ob- longum leve, coloris argentei, in utroque pectoris latere quinque Seriebus punctorum nigrorum notatnm; cutis riniis in particulas hexa- gonas oblongas divisa; pinnae dors. et an. in extremitate trunci sitae, apice acutae, margine posteriori crenato; pinna caud. mediocris, cum anali ac dorsali omnino convexa, margine integro, radiis rarioribus apice veluti in penicillum desinentibus. Mare adriat, — O. varius Cuv. {Mola peregrina Jonston) corpus oblongum fuscum, maculis ac fasciis pallidis fuscopunctatis; pinnae dors. et an. mediocres in poste- riori margine crenatae, caudalis mediocris margine crenata, fere omnino a dorsali sejuncta. 6. Ozodura Banz. Foramen uniuscujusque branchiae haud du- plex; pinna caudali ossiculis triangularibus ad marginem quasi redi- mita. Eine Art: O. Orsini Banz. nov. sp.: corpus oblongum scabrum, fuscum; supra maxillam superiorem tuberculura in discum osseum desinens; dorsum limbo auctum; pinnae pectorales rotundatae, ad partem posticam basis sinuosae, pinnae analis et dors. in extremitate trunci sitae, caudalis mediocris fere membranacea, pellucida, radiis cartilagineis rarioribus, ossiculis transverse triangularibus cute vesti- tis ad marginem veluti redimita. P. 12. D. 16. A. 14. C. 14. Mare adriat. Jonathan Couch spricht von einem in Cornwall gefangenen 143 Exemplar des Orth. oblongus, und bestätigt die Verschiedenheit der Art von O. mola. Er giebt die Maasse und Flossenstrahlen (P. 15. D. 18. A. 17. C. 18.) an. Es fragt sich sehr, ob er wirklich einen O. oblongus (0. elegans Ranz.) vor sich gehabt hat. Die Zahlen spre- chen für das Gegentheil, da sie weder mit der Ranzanischen, noch mit der Schneiderschen Angabe und dem hiesigen Originalexemplare übereinstimmen (Annais of nat. bist. VI. p. 144). O'Bryen Bellingham beschreibt einen an der Irischen Küste gefangenen Orthragoriscus als O. mola. Die Beschreibung stimmt vollkommen mit einem Exemplare des hiesigen Museums überein und gehört jedenfalls der Gattung Oxodura Ranz, an, ist aber eine neue Art, da ein Knochenstück mehrere Zoll unter dem Unterkiefer vor- handen ist und die Strahlen in der Schwanzflosse den Zwischenräu- men zwischen den Knochenstücken derselben entsprechen, wogegen dieselben in Ranzani's Abbildung und in zwei Exemplaren des Ana- tomischen Museums gerade auf diese Knochenstücke zugehen. (Loud. Mag. of nat. hist. new series IV. p. 235.) Auf einige Eigenthümlichkeiten in der Bildung des Orthragon'sctis mola machte Goodsir in der Wernerian Society aufmerksam. Es umgiebt das Thier ein zähes, weisses gelatinöses Zellgewebe von 1 — 6 Zoll Dicke, welches die Haut ersetzt. Der Schwanz ist sehr eigenthümlich , die Wirbelsäule verkümmert und endet in einfache Schwanz -Wirbel 5 die Strahlen der Schwanzflosse sind durch freie Knochenstücke, welche zwischen ihnen liegen, gestützt. Verf. spricht also von demselben Fisch, wie Bellingham. Die Seitenmuskeln des Rückgrats und die Abdominalmuskeln fehlen ganz, wogegen die Mus- keln der Rücken- und Afterflosse stark entwickelt sind (Annais et" nat. hist. VI. p. 522). VonLienard wird eine neue Art OrMrfl^om«/* lanceolatus von Isle de France aufgestellt, die von denRanzanischen verschieden ist, und zur Gattung Or/Ärog'onfcw* Ranz, gehört. Diej? er Fisch ist durch eine lancettförmige, zugespitzt abgerundete Schwanzflosseausgezeich- net(Guer.Rev. zool. 1840. p. 291. und dessen Mag.de zool. 1841 pl. 4.) In den Novi commentarii acad. scientiarum inst. Bononiensis Tom. III. p. 359 steht auch ein Aufsatz von A. Alessandrini de pi- scium apparatu respirationis tum ojiec'iaiim Ort krag ori sei (^Orth, Alexandrini Ranzaui) und ist von vier Tafeln begleitet. Bei Richard so n 1. c. werden als neu beschrieben: Ostracion spilogaster^ Monacanthus rudis^ Akuteres maculosus und A. para- gaudatus. JE. Kleutherohranchi, CaUorhynchm Tasmanius Richardson I. c. verwandt mit C. Smythii Lay et Bennett, die zweite Rückenflosse beginnt hinter der Bauchflosse, und hört vor dem vordem untern Lappen der Schwanz- flosse auf. 144 Stannius macht eine Bemerkung über die männlichen Ge- schlechstheile der Rochen und Haien (Müller's Arch. 1840. p. 41.) H a 1 1 m a n n : lieber den Bau des Hodens und die Entwicke- Sung der Samenthiere der Rochen (ib. p. 466.) Die Monographie der Plagiostomen „Systematische Be- schreibung der Plagiostomen von J. Müller und J. He nie mit 60 Steindrucktafeln, Berlin 1841 ist nun ganz vollendet. Da die Verfasser die Materialien aller wichtigen fremden Mu- seen benutzt haben, so findet sich soviel des Neuen, dass es nicht thunlich ist, auch nur das Wichtigste hier aufzunehmen. Die Eintheilung in Familien und Gattungen ist bereits früher in dieser Zeitschrift (Jahrgang 1837 und 1838) mitgetheilt worden. Jedenfalls wird dieses Werk die Grundlage für alle späteren Forschungen bilden. Lowe spricht. CProc. 1840 p. 38) von zwei Haifischen Madeira's, die er als neu ansieht. Per eine, Carcharias microps, soll sich durch die Kleinheit des Auges und die, in beiden Kiefern gleichen, zweireihigen Zähne auszeichnen. Ob er mit einer Art von Müller Hfenle zusammenfällt, lässt sich nach dieser kurzen Angabe nicht entscheiden. Der ».MereAlopeczas super cih'osus soll sich von Alopias vulpes Bonap. durch die sehr grossen Augen und die vor- springenden Augenbrauen unterscheiden. De Preminville beschreibt einen Cestracion Quoyi als neu; nach der Mittheilung des Herrn Prof. J. Müller ist es jedoch nichts als C. Philippi. (Guer. Mag. d. Zool.) Nach Arthur Strickland kommt Echinorhinus spiiiosus Bonap. {Squalus spinosuslj., Echinorhinus ohesus Smith) an der Küste von Yorkshire vor (Annais IV. p. 315.) Bennet erwähnt eines leuchtenden Haifisches (Squalus fulgens n. sp.), der jedoch nicht zoologisch beschrieben wird. (Aus Bennet's Voyage H. p. 255 in Edinburgh new phil. Journ. 29. p. 196.) Es finden sich auch bei Andrew Smith 1. c. drei Haifische ab- gebildet, welche bereits von Müller und Henle in den Plagiostomen beschrieben sind: Mustelus megalopterus Sm. ist Mustelus vul- garis Müll. Henle; Echinorhinus obesus Sm. ist Echinorhinus spinosus Bonap., endlich Carcharodon capensis Sm, ist Car- charodon Rondeletii Müll. Henle. M'Coy spricht (Annais of nat. bist. VI. p. 405) über einige Bochen. Eine Raja ohne Speciesnamen wird für neu gehalten, ist jedoch gewiss Raja radula de laRoche; Raja microcellataMon- tagu wird beschrieben. Torpedo emargitiata wird als neu auf- geführt und in Holzschnitt abgebildet, sckeint jedoch identisch mit Torpedo nobili^na Bonap. zu sein. 145 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Ento- mostraceen während des Jahres 1840 vom Herausgeber. yVenii die Ausdehnung der Entomologie schon so beträchtlich geworden ist, dass nur Wenige ihrer Freunde es nicht aufge- ben, sie in ihrem ganzen Umfange zu pflegen, und die Meisten es vorziehen, sich mit desto grösserer Energie mit der einen oder der andern grösseren oder kleineren Abtheilung zu beschäfti- gen — und in der That haben gegenwärtig einzelne Ordnun- gen einen gleichen, wenn nicht grössern Umfang als noch vor wenigen Jahrzehnden die ganze Klasse — ; darf es um so weniger befremden, dass man der "Wissenschaft selbst so enge Gränzen als möglich steckte, und sie auf die Lehre von den Insecten im engern Sinne der Neuern beschränkte. Ob diese weite Absonderung der Crustaceen und Arachniden von den eigentlichen Insecten auch wissenschaftlich begründet ist, ist eine andere Frage. Der ehrwürdige Latreille wenigstens ver- harrte bis ans Ende darin, alle diese Klassen als ein Ganzes zusammenzufassen. Ref., zeither auf die specielle Bearbeitung dieser ganzen Abtheilung des Thierreichs angewiesen, glaubte darin noch eine Aufgabe zu finden, die bisher immer schwankenden systemati- schen Verhältnisse der drei Cuvierschen Klassen festzustellen und dieselben mit Characteren zu begründen, und begann eine unter dem Titel „Entomographien'' herausgegebene kleine Sammlung entomologischer Abhandlungen mit einer Unter- suchung: Ueber zoologische Charactere der Insecten, Arach- niden und Crustaceen. Die Insecten im Sinne der Neuern unterscheiden sich durch- greifend und characteristisch dadurch, dass hei ihnen Kopf, Thorax, Archiv f. Nalurgesch. VII. Jahrg. 2. Bd. 10 146 Hinterleib vollkommen geschieden sind, der Kopf nur Mundtheile und Sinnesorgane, der Thorax ausschliesslich die Bewegungsorgane (da- her stets nur drei Paar Beine, und daher nur hier Flügel), der Hin- terleib nur die Organe der Ernährung und Fortpflanzung enthält. Im Munde 3 Kieferpaare, das dritte mit dem Kinn und der Zunge zur Unterlippe verwachsen. Die Arachniden haben mit den Insecten noch die beständige Absonderung des Hinterleibes vom Vorderleibe (Cephalothorax) ge- mein, allein die Sonderung zwischen Kopf und Thorax hört auf, und die Zahl der Fusspaare vermehrt sich um eins, indem nämlich das dritte Kieferpaar (die Lippentaster der Insecten) zum vordersten Fusspaar wird, welches bei einigen {Galeodesj Phrynus, auch einigen Milben) noch klauenlos, bei den meisten aber mit gleichen Klauen wie die übrigen Füsse versehen ist. Die über dem Munde befind- lichen, meist zangenförmigen Theile, welche Latreille als Fühler deu- tete, sind als erstes Kieferpaar (Mandibeln) nachgewiesen. Von dem Verschmelzen des Kopfes mit dem Thorax, wodurch auch der erstere bei der Umgestaltung des ihm angehörenden letzten Kieferpaares zum Fusspaar als ein bewegender Theil des Körpers auftritt, ist das Zu- rücktreten der bei den Insecten so hoch ausgebildeten Sinnesorgane, der zusammengesetzten Augen und der Fühler eine leicht erklärbare Folge, daher dieser Mangel ebenfalls als characteristisch für die Klasse der Arachniden zu betrachten ist. D'iQCrustaceen ivaAEntomostraceen unterscheiden sich da- durch scharf und characteristisch von den Insecten und Arachniden, dass die Trennung des Körpers gleichsam in eine animalische und vege- tative Hälfte, erstere mit Sinnes- und Bewegungs-, letztere mit den Ernähr^ings- und Fortpflanzungsorganen, aufhört, indem hier auch die Segmente des Hinterleibes, wie bei jenen die des Thorax, jedes sein Fusspaar bekommt. Für die eigentlichen Crustaceen ist der Uebergang der Fusspaare des Thorax zu Mundtheilen (also gerade das umgekehrte Verhältniss wie bei den Arachniden) characteristisch. Bei der Mehrzahl theilt sich der Hinterleib in zwei Portionen, eine Brustportion, ^us den 5 ersten Segmenten bestehend, deren Beine hauptsächlich die Bewegung des Körpers auf sich nehmen, und eine Schwanzportion, deren Beine zwar in der Regel vorhanden, aber nie beim Kriechen mit auftreten. In Innern Bau zeigt sich diese Son- 4erung in zwei Portionen dadurch bedingt, dass die Geschlechtsorgane nur in der vorderen Platz nehmen, während der Nahrungskanal noch die hintere durchläuft. Bei den Decapodeii sind es nur die 5 Fuss- paare der vorderen Hinterleibsportion, welche zum Auftreten und zur Fortbewegung des Körpers geeignet sind, der Thorax ist ganz verschwunden und seine Beine sind alle 3 Paare zu Mundtheilen (Kie- ferfüsse) umgestaltet. Der Kopf ist unmittelbar mit dem ersten Hin- terleibssegment verschmolzen, (der Magen liegt zunächst hinter dem Gehirn) und Fühler und zusammengesetzte Augen stehen gleichsam 147 als üeberreste eines selbstständigen Kopfes auf besonderen Stielen. Bei den Stomapoden sind ganz ähnliche Verhältnisse. Bei den Am^ phipoden ist nur das erste Segment des Thorax eingegangen und auch nur das erste Fusspaar legt sich in Gestalt von Mundtheilen an die Unterseite des Kopfes, der hier immer selbstständig vorhan- den ist, daher auch keine gestielten Augen mehr. Bei den Isopoden ist das Verhältniss des Kopfes dasselbe, die beiden letzten Thorax- segmente gleichen den 5 ersten Hinterleibsegmenten, ihre Beine mehr oder weniger den Beinen derselben, daher 14 Fusspaare. Die Beine der Schwanzportion des Hinterleibes sind plattenförmig. Bei den Lacmodipoden ist diese Portion rudimentär, sonst die Uebereinstim- mung mit den Isopoden ziemlich gross. Es bleiben noch solche Crustaceen übrig, bei welchen kein Ge- gensatz zwischen den vordem und hintern Segmenten des Hinterlei- bes stattfindet, sondern diese unter einander und mit denen des Thorax eine gleiche Gestalt haben und dem gemäss auch alle in gleicher Weise zur Fortbewegung des Körpers geeignet sind. Solche sind die My~ riapoden. Nur das erste oder die beiden ersten Fusspaare sind hier, dem Character der Klasse gemäss, zu Mundtheilen umgestaltet. Die Entomostraca scheinen sich eben sowohl von den Cru- staceen, als die Aracbniden von den Insecten absondern zu lassen. Mit den Crustaceen haben sie das gemein, dass die Hinterleibssegmente mit Beinen oder Beinen analogen Organen versehen sind, entfernen sich aber darin, dass der Mund nur seine 3 Kieferpaare besitzt, übrigens nicht vor, sondern zwischen den Beinen des Thorax seine Stelle hat, so dass die Vorderbeine beständig vor dem Munde sitzen, und daher bei Manchen auch als Fühler gedeutet sind. Bei Limulus allein sind die Beine des Thorax und die 3 Kieferpaare in so fern nicht unter- schieden, als sie eine übereinstimmende Form haben, welche zwischen der der Mundtheile und der Beine in der Mitte steht, so dass hier die eigentliche Identität dieser beiden Organe recht augenfällig ist, die indess auch bei den Crustaceen und Arachniden stets wahrzuneh- men ist. Die Entomostraca stellen sich als zwei neben einander fort- laufende Reihen dar, die eine ohne, die andere mit einem Paar Fühler. Die erste führt von Limulus durch Jpus und die Daph7ne?t-aTt\gen LophjTopoden zu den Cirripedien, die andere von Branchipus durch die Cydops-^xügtn Loph^Topoden zu den Parasiten (JLernaeeiC). Zur richtigen Deutung der Theile und somit zur richtigen Kenntniss der Structur glaubt Ref. hier manchen Wink gegeben zu haben, inzwi- schen wird gerade hier noch einer sorgsamen Beobachtung der Ent- wickelungsgeschichte ein grosser Raum zur Aufklärung unserer Kennt- nisse bleiben. Im Allgemeinen sind hier nur Abtheilungen, welche längst ge- macht waren, durch Charactere begründet. Nur in der Einordnung der Myriapoden in die Klasse der Crustaceen ist eine Abweichung von der allgemein herrschenden Ansicht. Nimmt man als wesent- 10* 148 liehen Character der Crustaceen, wie eö bisher geschehen, den Besitz von Kiemen an, können sie allerdings dort nicht stehen, und in die- sem Falle, da ihre ganze Körperbildiing die Vereinigung mit den In- secten verbietet, würde der von Leach in Errichtung einer eigenen Klasse getroffene Ausweg noch der beste sein. Es scheinen aber die Modifikationen der Respirationsorgane nicht eine solche Bedeutung zu haben, dass nicht mehrere Formen neben einander in einer Klasse vorkommen könnten. Schon bei den Insecten findet sich neben der Tracheen- auch Kiemenathmung in manchen Jugendzuständen. Bei den Arachniden lässt sich nicht einmal mehr der Unterschied zwischen solchen mit Lungensäcken und solchen mit Tracheen festhalten, da mehrere Formen (die 6-äugigen Spinnen, z. B. Segestria, Djsdera nach Duges, und die Galeodes nach Ehrenberg) beide Arten der Re- spirationswege zugleich besitzen. Und die Crustaceen zeigen so vielfache Modificationen der Athmungsorgane, von vollständiger Kie- men- bis zur Hautrespiration, z. Th. selbst nach dem Aufenthalt des Thieres, dass es, wenn man nicht einen einzelnen Typus, sondern die EntWickelung des Organs in der ganzen Reihe vor Augen hat, nicht zu sehr befremden kann, sich noch in derselben Klasse ein Tracheensystem entwickeln zu sehen. Die Untersuchungen über den Innern Bau der Arachniden und Crustaceen sind noch nicht in sol- chem Umfange geführt worden, als dass aus ihnen schon die bestän- digen Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Klassen hervorgehen sollten. Ohne Zweifel werden sie sich aber, wie es sonst überall der Fall ist, mit den Unterschieden der äussern Organisation im Ein- klänge zeigen. Die Uebereinstimmungen, welche die Myriapoden im Innern Bau mit den Insecten und Arachniden darbieten, scheinen nur auf die nahe Verbindung aller drei Klassen hinzuweisen, welche vom Ref. auch nach der äussern Organisation nicht als getrennte Glieder, sondern als nach verschiedenen Richtungen ausgehende Entwicke- lungen einer und derselben Grundform nachgewiesen sind. Die Myriapoden sind das Glied, welches die Crustaceen mit den Insecten und Arachniden verbindet. Es ist aber eine ganz verkehrte Ansicht, welche das verbindende Glied mit einer als höher stehend betrachte- ten Gruppe an. die Spitze der Abtheilung stellt. Denn so wie man ein Fortschreiten der Organisation im ganzen Thierreich annimmt, ist es auch in jeder einzelnen Abtheilung desselben wieder zu finden, und gerade diejenigen Glieder, in welchen der Cliaracter ihrer Abtheilung am Vollkommensten ausgeprägt ist, und die daher die erste Stufe in derselben einnehmen, entfernen sich von den übrigen Abtheilungen am Meisten; ein Uebergang von einer Abtheilung zur andern kann also nur da stattfinden, wo der Abtheilungscharacter sich am Wenig- sten geltend macht, gerade in den unteren Gliedern. Und hier sind denn auch die Annäherungen gewöhnlich nach mehreren Richtungen hin zu bemerken. So können die Chilognathen recht wohl die unterste Stufe der eigentlichen Crustaceen einnehmen, im äussern Bau eine 149 frappante Analogie mit den Nereiden, in der Innern Organisation dage- gen bedeutende Uebereinstinimiiogen mit den eigentlichen Insecten combinirend. Die zweite Stufe, die Chilopoden, vermitteln im äussern Bau allmälig eine Annäherung an den der Isopoden, während sie in ihrer innern Organisation mit den Arachniden mehrfach übereinkom- men. Beide Myriapodenabtheilungen tragen dabei entschieden den Klassen-Character der eigentlichen Crustaceen an sich, nämlich Besitz von Fusspaaren an den Hiuterleibssegmenten und Uebergang der vor- dersten Fusspaare zu Mundtheilen.*) Von grosser Wichtigkeit ist auch die Berücksichtigung der Ent- wickelungsgeschichte, welche bei den Crustaceen und Entomostra- ceen lange unbeachtet geblieben, und erst in neuerer Zeit des gehö- rigen Interesses gewürdigt, nicht minder durchgreifend ist als bei den eigentlichen Insecten, aber hier eine gerade entgegengesetzte Rich- tung nimmt. Denn während bei den Insecten (die eine vollkommene Verwandlung haben) der Thorax erst zuletzt als bewegender Kör- pertheil ausgebildet erscheint, — bei den Larven nimmt da, wo über- haupt Beine vorhanden sind, noch der Hinterleib entweder durch After- füsse wie bei den Raupen, oder durch Nachschieber, wie bei den Kä- ferlarven, an der Fortbewegung Antheil — ist bei den jungen Cru- staceen (und Myriapoden) anfänglich nur der Thorax mit Fusspaaren versehen, und die des Hinterleibes treten erst später nach und nach auf, ja die Entomostraceen kommen als blosser Cephalothorax aus dem Ei und der ganze Hinterleib entwickelt sich erst später. Den Bau der zusammengesetzten Augen der Insecten und Crustaceen hat Dr. Will in seinen „Beiträgen zur Anatomie der zusammengesetzten Augen mit facettirter Hornhaut, Leip- zig 1840" ziemlich umfassend und gründlich erläutert. Seine Beobachtungen bestätigen die von J. Müller und R. Wagner. Der Schluss, dass diese zusammengesetzten Augen sich als eine Menge sehr innig mit einander verbundener Augen darstellen und dass die aggregirten Augen von ihnen zu den einfachen den Ueber- gang bilden, ist sehr richtig. Schon bei eigentlichen Insecten giebt *) Ich glaubte hier etwas weitläuftiger meine Ansicht über die systematische Stellung der Myriapoden erörtern zu müssen, weil sie von der allgemein herrschenden so sehr abweicht, dass nicht noch manche Einwendungen dagegen gemacht werden sollten, wie in der That auch Dr. Stein (Diss. de Myriapodum partibus genitalibus Berol. 1841) sich mit einiger Emphase gegen dieselbe ausgesprochen hat, ohne inzwischen die Gründe anzutasten, aus welchen meine Meinung her- vorgegangen ist. Will man die Myriapoden nach üebereinstimmun- gen des innern Bau's unterbringen , können sie consequenter Weise nicht zusammenbleiben, sondern man müsste die Chilopoden mit den Arachniden, die Chilognathen mit den Insecten vereinigen, 150 es Fälle, wo statt der ziisammengesetzten, aggregirte Augen vor- kommen^ und zwar in der Art, dass die einzelnen Facetten rund, und durch Zwischenräume von einander getrennt sind. Von Psela- phus hat ein solches Auge Schmidt in seiner Diss. über die Pselaphen (Prag 1837) abgebildet. Ebenso findet es sich bei Scjdmaenus, den Strepsipteren, und vermuthlich noch bei mehreren Insecten, deren Kleinheit aber der Untersuchung der innern Structur unendliche Schwierigkeiten entgegenstellen wird. lieber den Nutzen der Antennen sind in den letzteren Jahren mehrere Ansichten geäussert worden, welche zum Theil nicht ganz mit einander übereinstimmen. Die vor längerer Zeit besprochenen Untersuchungen von Newport über diesen Gegenstand sind bisher noch nicht bekannt geworden, inzwi- schen hat Duponchel (Rev. Zool. S. 75) die Meinung aus- gesprochen, dass die Fühler ein Sinnesorgan wären, bestimmt den Zustand der Atmosphäre zu untersuchen, wie dies schon 1799 von einem Deutschen, Lehmann, erkannt sei^ der ihre Function mit Aeroscepsis bezeichnet habe. Dabei würden sie den Gehör- und Geruchsinn gleichzeitig ermitteln. Es ist wün- sch enswerth und an der Zeit, dass dieser Gegenstand durch die Anatomie mehr aufgehellt wird, und die neuern Entdeckun- gen eines Gehörorgans bei den Molluscen lassen hoffen, dass -bei den Insecten Aehnliches aufgefunden werde. Namentlich wird es wichtig sein, zu erfahren, wie die Arachniden für den Besitz der Fühler entschädigt werden, da sie offenbar nur des Organs, nicht aber der augenscheinlich an dasselbe gebundenen Sinne ermangeln. Iiiseeteii. Diese Klasse wird von den Entomologen vorzugsweise gepflegt und die entomologischen Gesellschaften von Paris und London » und der im Jahre 1839 unter dem Vorsitze des Dr. Schmidt in Stettin gegründete entomologische Verein för- dern dieselbe durch Vereinigung vieler Kräfte. Die Schriften der ersten (Annales de la Societe Entomologique de France) sind bis in die neueste Zeit fortgegangen (der 9. Band ist im Laufe des Jahres 1840 erschienen, aus den beiden früheren Jahr- gängen sind die einzelnen Lieferungen, welche in den zwei letzten Jahren dem Ref. nicht zugänglich geworden waren, im gegen- wärtigen Bericht mit benutzt worden). Die Londoner Gesell- 151 Schaft hat im Jahre 1840 keine neue Lieferung ihrer Abhand- lungen erscheinen lassen, und hat daher die Berücksichtigung ihrer Arbeiten auf die Erwähnung der in dem Magazine of iiat. history mitgetheilten Proceedings beschränkt bleiben müs- sen, mit Ausnahme einer Abhandlung, welche Ref. der beson- deren Mittheilung des Verf. verdankt. — Auch der Stettiner Verein hat durch die mit dem Jahre 1840 von ihm ausgege- bene Entomologische Zeitung von seiner Thätigkeit öffent- liche Kunde gegeben. Von den der Insectenkunde ausschliesslich gewidmeten Zeitschriften is^ Germars „Zeitschrift für die Entomologie" mit sicherm Schritte vorgerückt, von Silbermanns „Revue Entomologique" sind einige Lieferungen (27 — 30 Liv. V. Tom.) verbreitet worden, endlich liegen auch die beiden letzten Jahr- gänge (1839 und 1840) des für die Entomologie vorzüglich wichtigen Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou vollständig vor. Eine allgemeine Einleitung in die Insectenkunde enthält der erste Band von der Entomology der Naturalists Library. Sie ist von Dune an verfasst, und giebt eine kurze aber zweck;- massige üebersicht über die Verwandlungsgeschichte, den äussert und Innern Bau, das Wichtigste der physiologischen Erschei- nungen und zuletzt einen Abriss vom System. Auf die Ord- nungen der Orthoptera, Neuroptera, Hemiptera und zum Theil auf die Hymenoptera und Diptera ist besondere Rücksicht ge- nommen, und sind auch viele, besonders merkwürdige und auch einige neue Formen als Beispiele näher erläutert und ab- gebildet. Vier Bände waren bereits früher erschienen, näm- lich der zweite, welcher von den Käfern handelt, und der dritte, über die Britischen Tagschmetterlinge, 1835, der vierte, über die Britischen Nachtschmetterlinge, 1836, der fünfte über die exotischen Schmetterlinge 1837, alle aus den Händen des- selben Verfassers. Des sechsten über die Bienen (1840) wird unten Erwähnung geschehen. Der Zweck des Unternehmens ist nicht Erweiterung, sondern Verbreitung der Wissenschaft. Westwood's vortreffliche „Introduction tq the modern Classification of Insects" ist vollendet worden, und bildet zwei tüchtige Octavbände mit zahlreichen, sehr instructiven , gröss- tentheils nach Originalzeichnungen gemachten Holzschnitten. 152 (133 Platten.) In den letzten Lieferungen sind noch die Stre- psiptera,Lepidoptera, Homoptera, Heteroptera,Aphaniptera und Diptera abgehandelt. Einen Anhang bildet ein systema- tisches Verzeichniss der zur Britischen Fauna gehörenden Gat- tungen. Ungern vermisst man in diesem Werke ein Register und — die Abtheilungen der Thysanura und Anoplura, wel- che doch jedenfalls wirkliche Insecten sind. B urmeister 's Genera Insectorum sind mit mehreren Lie- ferungen fortgesetzt worden, und die Darstellungen nicht weni- ger sorgsam, als es von den ersten vor zwei Jahren in diesen Berichten gerühmt wurde. Die anfängliche Einrichtung indess, nach welcher nur solche Gattungen abgebildet wurden, welche in des Verf. Handbuche der Entomologie abgehandelt sind, ist aufgegeben worden und die Aufmerksamkeit des Verf. jetzt hauptsächlich auf Lamellicornen gerichtet. Auf die Europäische Insectenfauna bezieht sich Herrich- Schäffer's Nomenciator Entomologicus, Hft. IL, enthaltend eine Aufzählung der Europäischen Coleoptera, Orthoptera, Der- maptera und Hymenoptera. Das Verzeichniss der Coleopteren ist ein blosser Auszug aus Dejeans Catalog, mit Uebergehung der Staphylinen, Xylophagen und Curculionen, bei den übri- gen Ordnungen sind erst die Gattungen, dann die Arten syno- ptisch, und zuletzt alphabetisch mit den Synonymen aufgeführt. Von den Hymenopteren ist das Flügelgeäder der verschiedenen Gattungen auf 8 Tafeln abgebildet. Die Panzersche Insectenfauna Deutschlands ist in gewohn- ter Weise von Koch und Herrich-Schäffer weitergeführt worden und wird dieselbe bei den Hymenopteren und Acari- den näher erwähnt werden. Von Faunen einzelner Europäischer Länder, welche sich über die ganze Insectenklasse verbreiten, ist ausserdem nur noch der Fortsetzung von Rambur's Faune Entomologique de l'Andalousie zu erwähnen, von der eine vierte Lieferung erschienen ist, deren Text den grössten Theil der Hemiptera Heteroptera, und deren Tafeln die eine Locusten, die übrigen Schmetterlinge enthalten, lieber die neuen Arten von Hemipteren wird unten Nachricht gegeben. Unsere Kenntniss der Fauna der Berberei erhielt einen Zuwachs durch Moritz Wagners „Reisen in der Regentschaft Algier," deren dritter Band die zoologischen Entdeckungen des 153 Reisenden veröffentlicht, die Lepidoptcra von ihm selbst, die übrigen Insectenordnungeii vom Ref. bearbeitet. Die geographische VerbreituDg dieser Insecten ist besonders be- rücksichtigt und erörtert. Ref. hatte vorzüglich die Coleopteren im Auge, welche in grösserer Vollständigkeit gesammelt waren. Eine Anzahl von Arten gehört auch der mitteleuropäischen Fauna an, eine grössere verbreitet sich über alle Küstenländer des mittelländischea Meeres, wenige mit Einschluss, die meisten mit Ausschluss Aegyp- tens, welches in seiner Fauna mehr den Character Mittelafrika'sj zeigt. Die meisten Arten hat Algerien mit den gegenüberliegenden Italienischen Inseln Slcilien und Sardinien, weniger mit dem Italischen Festlande gemein, wie dasselbe mit der Spanischen Halbinsel und dem gegenüberliegenden Marocco der Fall ist, und es trifft öfter zu, dass Spanisch-Maroccanische und Italisch^AIgiersche Arten im Yer- hältniss der Analogie zu einander stehen. Seltener hat Algier mit Marocco und Spanien Arten gemein, welche der Italischen Fauna fehlen (als Clythra Lentisci), noch seltener treten Aegyptische und Arabische Arten (z. B. Graphipterus serrator, Cleonus clathratus) in Algier auf, oder verbreiten sich gar südrussische Arten (Onitis Menal- cas) dahin. Bei alledem fehlt es an eigenthümlichen Arten nicht. Die Schmetterlinge zeigen nicht so characteristische Stellungen in geo- graphischer Beziehung, indem die weite Verbreitung einzelner Arten, welche bei den Coleopteren seltener, hier Regel ist. Ein Dritttheil der beobachteten Schmetterlinge ist über ganz Europa, die übrigen sind um das ganze Bassin des Mittelmeeres, wenigstens über alle europäischen und asiatischen Küstenländer desselben verbreitet, mit Ausnahmen von nur 2 Arten, welche neu und Algerien eigen zu sein scheinen. Ausserdem erzeugt indess die Atlaskette eine Reihe eigenthümlicher Waldvögel (Satyrus oder Hipparchia), welche von Franzosen in den Pariser Annalen beschrieben sind. Aehnlich wie bei den Schmetterlingen ist im Allgemeinen auch das Verhältniss der Verbreitung der übrigen Insectenordnungen an den Küsten des Mit- telmeeres. Beiträge zur Kenntniss der Coleopterenfauna Algiers gab auch Buquet (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. 396) durch Mitthei- lung einer Liste derselben und Beschreibung neuer Arten eben- daselbst und in verschiedenen Nummern der Rev. Zool. An die Berberische Fauna schliesst sich unmittelbar die der Canarischen Inseln, über welche wir durch die Histoire naturelle des lies Canaries par M. M. Barker Webb et Sabin Berthelot, Paris, fol., sehr umfassende Kunde erhalten haben. Die Canarischen Inseln gehören dem Character ihrer Fauna nach in das Gebiet des Mittclmeeres und Ref. hat sie auch schon inWag- nei^'s Algier, III. S. 141, als den südwestlichen Gränzpunct desselben 154 bezeichnet. Die Mehrzähl, nämlich mehr als zwei Drittel der beobach- teten Arten, ist den Canarischen Inseln, kleineren Theiles mit ganz Europa oder nur mit Mitteleuropa, grösseren Theils mit Südeuropa, namentlich der Spanischen Halbinsel und Nordafrica gemein, und nicht ein Drittel eigen thümlich, doch fast ohne Ausnahme bekannten Gat- tungen angehörend, nur mitunter, wie in einigen Oarabengattungen, ein eigenthümliches Gepräge annehmend. Unter den Coleopteren spie- len noch die Melasomen eine wichtige Rolle, namentlich ist die Gatt. Hegeter reich an Arten. Auffallend ist es, keine einzige Mylabris zu finden, die doch sonst das Mittelländische Gebiet so vielfach bevöl- kern. Die Hymenopteren sind im Verhältniss zahlreich an Arten, ohne irgend eigenthümliche Formen zu zeigen. Arm sind die Inseln dagegen an Lepidopteren und Hemipteren^ bei letzteren befremdet es, durchaus keine Homoptera aufgeführt zu finden, und namentlich keine ächten Cicaden, welche sonst in den Mittelmeers-Faunen nir- gend fehlen, und sicli den offenbar fleissigen Nachforschungen der Reisenden eben so ^'enig entzogen haben, als bei der augenscheinlich flüchtigen Bearbeitung, welche die kleineren Zirpen vielleicht zufällig unbeachtet lassen mochte, übergangen sein können. Die Bearbeitung der meisten Insectenordnungen ist leider den Händen Brülle 's an- v-ertraut gewesen, und dem umfangreichen Fleisse der Reisenden nicht entsprechend ausgefallen. Die Bestimmungen sind offenbar öfter wenig genau und die Beschreibungen der neuen Arten nicht so sorg- sam, dass es immer möglich sein sollte, dieselben darnach zuerken- nen. Die Dipteren sind von Macquart beschrieben. Zur Indisclien Insectenfauna hat Roy le's Werk über das Himalajagebirge (Forbes Royle Illustrations of tlie Botany and other branches of the natural history of the Himalajan Mountains and of the Flora of Caschmere, Lond. 1839 vollendet) einen Beitrag geliefert. Hope hat darin über die Insectenfauna des Himalajagebirges ins Besondere und Indiens im Allgemei- nen sich ausgesprochen, und West wood hat verschiedene, auf 2 Tafein abgebildete Insecten durch ausführliche Beschreibun- gen erläutert. Im Allgemeinen trägt das Himalaja-Gebirge in seinen entomolo- gischen Erzeugnissen überwiegend den Indischen Character, so dass in seinen Thälern noch dem Atlas verwandte Dynastiden, Collyris, Mi- mela und andere rein Indische Formen zu Hause sind, während auf den Höhen sich Europäische Formen einstellen, z. B. mehrere Arten von Carabus. Auffallend fand Hope die Uebereinstimmung mancher Arten mit Sibirischen, namentlich unter Chrysomelen (vielleicht sind Ch. musiva Böb. und exanthematica Wied. gemeint, welche in der That kaum zu unterscheiden sind), identisch mit Europäischen Arten eine Cicindela mit unserer C. germanica (?) und mehrere Schmetterlinge, unter denen 155 das Vorkommen von Vanessa Cardui, Atalanta^ nicht befremden kann, da sie selbst auf den Sundainseln in gewisser Höhe sich wieder- finden , das des Papilio Machaon aber immer eine sehr bemerkens- werthe Thatsache ist. (Auch die hiesige Sammlung besitzt ein Exem- plar vom Himalaja, welches durchaus mit den einheimischen über- einstimmt.) Auch aus fler Insectenfauna der Nilgerrhies ist von einigen Französischen Reisenden durch Guerin (Rev. Zool.) Einiges mitgetheilt worden. Die bisher bekannt gewordenen Insecten tragen durchaus den indischen Character, obschon man aus der im hohem Grade den mitteleuropäischen Character zeigenden Vegetation auf eine entsprechende Fauna schliessen sollte. Die Fauna der Holländischen Besitzungen in Indien er- fährt jetzt eine umfassende Bearbeitung durch die Holländischen Gelehrten in den Verhandlingen over de natuurlijke Geschiede- nis der Nederlandsche overzeesche Bezittigen. Door de Leden der natuurkundige commissie in Oost-Indie en andere Schrijvers. Leiden, fol. Die Insecten sind Dr. De Haan übergeben und ent- hält das 4. Heft der zool. Abth. die Bearbeitung der Gatt. Papilio. Für die Faunen der neuen Welt ist weniger geschehen. D'Orbignys Werk über Südamerika ist in seinem entomo- logischen Theile nicht weiter vorgeschritten. Die reichen Entdeckungen, welche von Französischen Reisenden in Bo- gota gemacht sind, werden nur sehr vereinzelt publicirt. Für die Kenntniss der Nordamerikanischen Fauna ist die Schil- derung von Interesse, welche Doubleday (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 213 und 268) von den Eindrücken giebt, die er auf seiner hauptsächlich der Entomologie gewidmeten Reise erhalten hatte. Coleoptera, Von der Deutschen Coleopteren- Fauna Sturms und der Brandenburgischen des Ref. ist nichts Neues erschienen, die Deutsche Fauna dieser Ordnung indess durch ein Verzeichniss. Böhmischer] Käfer vom Reg.-Rath Schmidt (Ent Zeit. S. 28. 114) und durch einen Beitrag zur Fauna des Osterlandes von Apetz (Osterländ. Mitth. Jahrg. 1840. Hft.4.), dessen bei den Hydrocantheren näherer Erwähnung geschehen soll, bereichert worden. Eine Dänische Fauna hat Schiödte unter dem Titel „Genera og Species af Danmarks Eleutherata, Kjöbenhavn 1840" 156 zu bearbeiten angefangen, welche nach einer Einleitung in das Studium der Ordnung die einzelnen Arten ausführlich und kri- tisch beschreibt, und die Gattungstypen mit Analysen der Mund- theile auf vom Verf. selbst gestochenen Kupfertafeln abbildet. Das Werk ist auf Befehl des verstorbenen Königs, der die Kosten des Unternehmens bewilligte, Dänisch abgefasst, wel- ches befürchten lässt, dass es die Theilnahme des Publikums nicht in dem Maasse finden wird, als es sie wegen des Fleisses des Verf. verdiente. Die zweite Hälfte von Faldermann's Fauna Transcau- casica ist im 5. Bande der Nouveaux Memoires de la Societe* Imperiale des Naturalistes de Moscou*) erschienen und lie- fert die Beschreibung der neuen oder weniger bekannten Arten, namentlich auch der von Menetries gesammelten und in Cata- logue rais. vorläufig aufgestellten Arten. Die Bestimmung ist indess öfter trotz der ausführlichen Beschreibung schwierig, weil den unterscheidenden Merkmalen keine besondere Auf- merksamkeit geschenkt ist, die Erkennung und Beurtheilung einiger errichteten Gattungen unmöglich, weil sich ihre Cha- racteristik auf eine wenig zuverlässige" Analyse der Mundtheile beschränkt, und eine Unterscheidung von verwandten Gattun- gen nicht gegeben ist. Der 6. Band derselben Memoiren lie- fert einen dritten Theil der Fauna Caucasica, nämlich, ausser einem Nachtrage zu den ersten beiden, eine vollständige Uebersicht aller in den Caucasischen Provinzen des Russischen Reiches bisher beobachteten Arten. Dieselben hat auch M o t- schoulski (Victor) durch mehrfache Beiträge im 5. Bande der Memoiren und in den Bulletins der Moskauer Gesellschaft vermehrt. CarahicU Schiödte's „Genera og Species af Danmarksi Eleutherata" liefert eine gründliche Bearbeitung der Dänischen Cara- ben. Im Allgemeinen stimmt die Fauna ziemlich mit der Branden- burgischen überein, indess enthält diese 49 Arten, welche jener ab- gehen, die dagegen 24 hier nicht vorkommende Arten enthält. Zwei derselben, Bradycelhis pubescens und Amara convexiuscula gehören salzigem Boden an. Von Cicindelen vermisst die Dänische Fauna C. germanica^ von £Iaphrinen El. uliginosus und aureus, von Carabinen Car. auratus , besitzt dagegen den Leistus rufomarginatus, von Li- '') Der 5. Band erschien schon 1837, der 6. 1839, beide sind aber erst kürzlich nach Deutschland gelangt. 157 cininen fehlt Panagaeus i-pustu!atus, von Brachininen fehlen die bei- den Arten von Demetrias, Dromius longiceps, marp^inellusy testaceus, Lebia cyanocephala, Cymindis humeralis, dagegen kommen Lebia crux minor und Cym. angularis und basalis vor; von Scaritinen feh- len Dyschirius chalceus und pusillus, von Harpalinen Jnisodactylus signatus, nemorivagus, Harpalus punctulatus^ distinguenduSy ignavus^ impiger, flavitarsis, Stenolophus vespertinuSy Bradycellus rufithorax und similis, dagegen finden sich Harpalus puncticollis , Stenolophus elegans, Bradycellus pubescens, cognattis; von Pterostichinen besitzt die Dänische Fanna in der Gatt. Amara neben der A> convexiuscula 6 vom Verf. als neu aufgestellte Arten, dagegen fehlen A. lepida^ tricuspidata^ strenua^ depressa, montivaga; von Chlaeniinen fehlen ChL 4-sulcatus, caelatus, Schranlciiy von Anch omeninen Anch» longi- ventris, uliginosus^ modestus, impressus^ elongatus, lugens, Calathus ochropteruSy dagegen kommen Calath. rotundicollis und Olistopus ro- tundatus vor. Von Trechinen finden sich Bemb. obtusum, saxatile cruciatum, brunnipes, pallidipenne {Andreae Gyll), nigricorne, dagegen bleiben B. a^rosum^ paludosum, argenteolum , impressum ^ striatum^ undulatum, fumigatum, nanum, bistriatum und Trechus obtusus aus. Tr. rubens {paludosus GjU., Carah. ruhens F.) ist, inzwischen auch bei Berlin entdeckt, beiden Faunen gemeinschaftlich. Das neu aufgestellte jBem*?*rf/t^m marinum des Verf. ist viel- leicht B. aeneum Spence Steph. \i\% Amaren sind vom Verf. grössten- theils schon früher in einer Monographie der Dänischen Amaren (S. Jahresber. für 1836) bekannt gemacht gewesen: A. convexilahriSy der A. apricans sehr nahe stehend und nach des Verf. eigener An- gabe vielleicht nicht einmal als Art verschieden; kleiner, etwas kür- zer, mit gewölbter Lefze, weniger vorragenden Augen; A. patrata (früher vom Verf. als A. nobilis angenommen) mit der A. consularis verglichen, heller gefärbt; A, melaiicholica, von derA. municipa- lis durch sparsamer punctirten Hinterrand des Halsschildes und die glatten Flügeldeckenstreifen unterschieden; A. maritima, der A. Quenselii verwandt, auf verschiedenen Küstenpuncten Bornholms, Seelands und Jütlands gefunden; A. lunicollis, wohl schwerlich von A. vulgaris Dej. verschieden, von welcher A. limbata auch leicht eine Abänderung sein könnte. — In dieser Gatt, hat der Verf. auch mehrere Namensveränderungen vorgenommen: A. picea hat den Linneischen Namen A, spinipes erhalten, A. trivialis Gyll, als Müllers Carab. vulgaris, heisst A. vulgaris; die allgemein als A. vulgaris an- genommene (wenn sie dieselbe ist, was fast zu bezweifeln, da die Flügeldeckenstreifen als nach hinten nicht vertieft angegeben sind) ist A. contrusa genannt worden; der Name trivialis dagegen mit Duftschraid's Auctorität auf die A. obsoleta übergegangen, endlich hat der Verf. die A. nitida des Ref. A. formosa benannt, weil er an der Richtigkeit der Bestimmung als A. nitida Sturm zweifelt, welche jedoch durch Vergleich mit dem Sturmschen Original begründet ist. 158 Die Kenntniss der Gatt. Omus Esch. und Amblycheila Say ist durch Reiche sehr erweitert worden. Zu Omus fügt er zwei neue Arten vom Westabhange des Felsengebirges, 0. Dejemiii und O. Audouinü {Ann. d. 1. Soc. Ent. de Fr. VII. S. 297. Taf. 10.). Am- blycheila Say ist nicht, wie man bisher annahm, identisch mit Omus, sondern unterscheidet sich darin, dass das dritte Glied der Lippen- taster eben so gestreckt ist als das zweite, dass die Lefze vorn nicht abgeschnitten, sondern gerundet und in der Mitte mit stumpfen Zähnen besetzt ist, dass der Zahn im Kinne lanzettförmig, endlich dass die Beine länger und die Epipleuren sehr breit sind. Die von ihm untersuchte und abgebildete Art, A. Picolominii Dup., aus Neu- Californien, schien ihm kaum verschieden von Say's A. cylindrifor- misy welche nach einem un ausgefärbten Exemplar beschrieben ist. (Ebendas. VIII. S. 557. Taf. 19.) Die verschiedenen Abänderungen der Cicindela campestris, durch welche die anscheinend eigenthümliche Flügeldeckenzeichnung derselben auf die Grundform der Cicindelen-Zeichnung (wie bei C, hybrida) durch allmälige Uebergänge zurückgeführt wird, wurden von Suff rian (Ent. Zeit. S. 165) beleuchtet. ■— Eine der C. campestris ver- wandte Art, welche in den Caucasischen Steppen (wo C. campestris vermisst wurde) am Rande von Sümpfen lebt, C. palustris, ward vonMotschoulski aufgestellt und von C. campestris unterschieden^ von der sie durch Form und Fleckenstellung abweicht (Bull, d, 1. Soc. Imp. d. Nat. de Mose. 1840. S. 179. Taf. 4. F. /.). — Die C. Ala- sanica dess. (Bull. Mose. 1839. S. 91. Taf. 6. F. «.) ist C. Caucasica Ad., strigata Dej. — Zwei neue Cicindelen von Pensacola in Nord- america stellte Guerin (Rev. Zool. S. 37) auf, die eine C. Saulcyi der C. lepida Dej., die andere C. gratiosa der C. suturalis F. ver- wandt. — Chenu (Guer. Mag. d. Zool.) bildete eine neue Art von Neu-Seeland, C. Douei ab, welche der C. tuberculata F. nahe steht, aber bedeutend grösser ist. Die Olivierschen Arten von Cicindela und Elaphrus musterte Hope im Mag. of Nat. Hist. New Ser. IV. S. 169. Von Carabus finden sich drei Caucasische Arten von Mot- schoulski (Bull. Mose. 1839. S. 86) beschrieben: C. chrysitis, dem C. varians ähnlich, C. orbiculatus, von sehr kurzer zugerundeter Form, und C. carinatusy später (ib. 1840. S. 189) 1-carinatus genannt. — Chevrolat stellte (Rev. Zool. S. 8) 4 Airten, C. DeyroUei (dem C. Latreillei), C. cantabricus (dem C. Helluo sich anschliessend), C. la- teralis und C. Gallaecianus {Galicianus Gory) aus Galicien in Spanien auf. Von den Canarischen Inseln sind 2 neue Arten, C. coarctatus undfaustus Brülle (U. Canar. Ent. S. 57. Taf. 2. F. 2, 3.). Den C. «/- ternans Dej. erklärte Ref. (Wagn. Alg. III, S. 147) für den wahren C. morbillosus F. — Calosoma Sycophanta wies Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 365) durch zahlreiche Fälle seines Vorkommens als wirklich Britische Art nach. Nach Murfield (Ent. 159 Zeit. S. 140) findet sich Nebria lateralis häufig bei Rheine, da- gegen N. sabulosa zwar in Gesellschaft derselben, aber selten. Er sowohl als auch Schiodte halten beide für eigene Arten. (S. indess den Jahresbericht für 1839.) N. fulviventris B e r t h o I i n i (Nov. Comm. Acad. Scienc. Bonon. III. S. 83. T. 7) von den Bologneser Appeninen, ist auch schon von Bassi (Ann. d. 1. Soc. Ent. III. S. 463) bekannt gemacht. — Leistus spi7iilabrts F. Dej. wurde von Germ ar (Zeitschr. II. S. 442) als der wahre Carabus ferrugineus Linne's nachge- wiesen.— Licinus angustiis Chevrolat (Rev.Zool. S.ll)ausGa- licien ist dem L. depressus ähnlich, zeichnet sich aber durch seine schmale Form vor seinen Gattungsgenossen aus. Lcbia Gerardii Buquet's (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. S. 393) von Algier, ist vermuthlich die wahre L. fulvicoUis F., welche BruUe zuerst von derL. pubipennis Duf., welche allgemein damit verwech- selt und auch von Dejean als solche beschrieben war, unterschied. Dromius paracetithesis wurde von IVlotschoulski (Bull. Mose, 1839. S. 91. T. 6. F.^.) In Schirwan entdeckt. — Germar zeigte, dass Cymindts pu7ictataVej.f basalis Gyll. der wahre Car. vapora- riorum Linne's sei (Zeitschr. II. S. 448), womit auch der Befund Iq Linne's Sammlung übereinstimmt (S. Hope Coleopt. Manual. II. S. 57.) — Die Canarischen Inseln lieferten 2 neue Arten von Cymindis, C. marginella und ci7icta (Brülle II. Canar. Ent. S. 55), von La Plata beschrieb Waterhouse (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. VI. S.362) drei neue Brachini ^ Br. maculipes, Platensis, nigripes, Marc machte einen neuen Helluo^ H. cruciatus vom Senegal bekannt (Guer. Rev. Zool. S. 113 und Mag. d. Zool. Ins. pl. 47) und eine andere Art von den Nilgerrhies, H. i-maculatuSf stellte Guer in (Rev. Zool. S. 38) auf. Die kleine wunderliche Gruppe der Heteromorphiden (Hope Manual II. S.109) ist durch West wo od (Linn. Transact. XVIII, S. 409) in ihrem Umfange vollständiger bekannt geworden. Typus der Gruppe ist Heteromorp ha Kirby, Drepa7ius Illig., Axinophorus Dej. eine Americanische Form, mit stark beilförmigen Lippentastern und dünnen borstenförmigen Fühlern. Die zweite Gatt, ist Adelotopus Hope, ebenfalls noch mit beilförmigen Lippentastern, aber mit kurzen entweder spindel- oder keulförmig verdickten Fühlern, wie sie sonst bei den Caraben nicht vorkommen, weshalb Hope auch die natürliche Stelle dieser Gattung nicht erkannte, und ihr vorläufig ihren Platz unter den Gyrinen anwies. Zwei neue, wie Adelotopus neuhollän- dische Gattungen Sphallo7norp ha \mdSilpho?norpha haben beide nur sehr schwach beilförmige Lippentaster, dünne borstenförmige Fühler, und auf der Unterseite des Kopfes ein Paar convergirende Furchen zur Aufnahme derselben, die erstere ohne, die zweite mit einem Zahn in der Ausrandung des Kinnes. Ausser- der Peltis-artigen Körperform, den eigenthümlichen kurzen Beinen, deren sanft nach innen gebogene Schienen eingezogen zum Theil von den Schenkeln aufgenommen wurden, zeichnet sich diese Gruppe durch die Ver- 160 wachsung deö Kinues mit dem Jugulum aus, so dass die Gränze zuweilen durch eine seichte Ouerlinie angedeutet, niemals aber eine Articulation zwischen beiden vorhanden ist. Diese Ver- wachsung findet sich auch bei Siagona und beide sind offenbar ein- ander verwandt, und es scheint als ob die Pseudomorphideri in den alten Welttheilen von den Siagonen ersetzt werden. Von Adeloto- pus beschreibt W. eine 2te Art, A. Ipsoides (eine dritte besitzt die hiesige Sammlung aus Van Diemensland), von Sphallomorpha eine, Sph. deci- piens, von Süphomorpha ebenfalls eine, S.Jallax; eine 2te S. maculata, braun, mit weissem Seitenrande des Halsschilds und der Flügeldecken und mit zwei ebenfalls weissen Flecken auf letzteren beschreibt New man (Mag. of Nat. Hist. New. Ser. IV. S.365). Neu aufgestellte Arten sind ferner: Siagona Gerardü Buquet (Rev. Zool. S. 240) aus Algier, Scarites dimidiatus Brülle (II. Can. Ent. S. 57. T. 2. F. 6.) von den Canar. Inseln, Ditomus opacus Ref. (Wagn. Algier III. S. 168), Acinopus gutturosus und Am's od acti/- lus, Dejeanii Buquet (Rev. Zool. S. 241 —über letztere s. auch Ref. in Wagn. Alg. III. S.149.) aus Algier, Leirus Armeniacus Mot- schoulski (Bull. Mose. 1839. S. 83. T. 6. F. Ä.) aus Armenien, Za- brus flavangulus^ Argutor cincticoUis, Omaseus brevipennis und attenuatus Chevrolat (Rev. Zool. S. 12) aus Galicien, Feronia {Argut.^ Canariensis , F. {Percus) glabra, Calathus depressus, carinatus^ abaxoides, angularis Brülle (II. Canar. Ent. S. 55) von den Canar. Inseln, Cal reflexicollis Faldermann (Fayna Transcaus.), Platynus fulvipes imA elongatus Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 84. T. 6. F. §•.) vom Caucasus. Agonum iWewe^n'mz Faldermann (Fn. Transcaus. Suppl.), Olistopus glabratus Bruile (II. Canar, Ent. S. 56.), Anchomenus Algirinus Buquet (Rev. Zool. S. 240) und A. fulgidicollis Hef, (Wagn. Algier III. S. 168) von Algier, Chlaenius Neelgerrhiensis Gucrin (Rev. Zool. S. 38) von den Nilgerrhies, CM. violaceus, platensis (^brasiliensis? Dej.) Westwoodi Waterhouse (Mag. of. Nat. hist. N. Ser. VI. S. 353) von La Plata, unter denen die vorletzte Art wohl mit begründetem Bedenken vom Ch. brasiliensis Dej. abgesondert ist, die letzte dagegen mit Cii. oblongus Dej. zu- sammenfallen möchte. — Bembidinm laetum imdB.{Lopha) con- color Brülle (II. Canar. Ent. S. 58). Unter den Caraben der Darwinschen Reise, welche Waterhouse bearbeitete, sind besonders einige der Südspitze und der Südwest- küste von America eigenthümliche Formen mit neuen Arten berei- chert worden. Den 3 bisher bekannten Arten von Odontoscelis (O. tentjroides, cj^aneus von Chile und Desmarestii von Cordova) werden vier neue, O. Darwinii^ Curtisü, striatus, substr latus aus Patagonien, liinzugefügt, Cardiophthalmus ist mit 2neuenArten, C. longitarsis und Stephensii vermehrt (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 354) und Cascellius ebenfalls mit 2 neuen Arten, C. nitidus vom Feuerland und «eweom^er von Valvidia bereichert. (Ebend.VI. S. 362.) 161 - Bcrtholini hat 2 Insecteolarven, welche im Winter und Früh- jahr 1832 — 33 die Weizenfelder in Ilalien verwüsteten, mit ihrer Naturgeschichte beschrieben. Es sind die von Zabriis gibbus und Ca- lathus cisteloides. Letztere, nicht so zahlreich und mithin auch nicht so schädlich, gleicht sehr einem Mehlwurm (Tenebrio-Larve), was auch dem Verf. auffiel, und man könnte sie nach der Abbildung wohl dafür halten, hätte sie der Verf. nicht zur Verwandlung gebracht. Es ist also um so mehr anzunehmen, dass die Abbildung nicht ge- rathen sei, da der Verf. angiebt, dass in der Form des Kopfes kein Unterschied von der Zabrus-Larve wäre. Nov. Comment. Acad. Sc, Bonon. III. S. 195. MEydrocanthari» Die Wasserkäfer des Osterlandes hat Prof Apetz in den Osterländ. Mittheilungen 1840. Heft 4. aufgezählt und mit interessanten Bemerkungen vorzüglich über ihr Vorkommen beglei-, tet. Von 111 als deutsche bekannten Arten enthält das Gebiet 76, davon 8 Haliplus, 1 Cnemidotus, 1 Cybister, 6 Dytiscus, 2 Acilius, 7 Hydaticus, 6 Colymbetes, 6 llybius, 13 Agabus, 8 Noterus, 3 Lacco- philus, 1 Hyphydrus, 20 Hydroporus. Graf von Mannerheim hat über die Geschlechtsverhällnisse der Hydrocantharen und namentlich die des Hydaticus verrucifer seine reichen Erfahrungen mitgetheilt. Er s^nmt der vom Ref. aufgestell- ten, von Vielen, auch von Aube nicht angenommenen Ansicht, nach welcher von manchen zwei Formen des Weibchens vorkommen, im Allgemeinen bei, und bestätigt im Besondern die im Jahresbericht für 1837 (S. 214) über den Hydat. verrucifer ausgesprochene Vermuthung, dass derselbe eine zweite Form des Weibchens des H. zonatus sei, die sich in geringer Zahl unter der gewöhnlichen fand. Was Gyl- lenhal und Aube als Männchen des H. verrucifer beschrieben, sind Individuen des H. zonatus mit glatten Flügeldecken, welche sich nicht allein durch ihre einfachen Füsse, sondern auch, wie die anatomische Untersuchung ergab, durch den Besitz von Eierstöcken als Weibchen auswiesen. Die strahlig eingegrabenen Striche des Halsschildes, auf welche beide genannte Auetoren beim angeblichen Männchen des H. verrucifer Gewicht legen, waren nicht immer bestimmt, sondern es zeigte sich ein allmäliger üebergang zu der gewöhnlichen Form mit punctirtem Halsschilde. Dagegen kam eine Abänderung von sehr blasser Färbung bei vollkommen erhärteten Ind. vor. (Acta Societa- tis Scientiarum Fennicae 1841. S. 249, vorgetragen den 20. Juli 1840.) Von einem Hydaticus cinereus mit monströsem Fühler gab Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 133) Nachricht. Colymbetes {Agabus) rectus^ als neue Art aus Norfolk von Babington im Mag. of Nat. Hist. VI. S. 53 beschrieben, scheint vom Dyt, striolatus Gyll. nicht verschieden zu sein. — Col. sinuatus M o t- schoulski (Bull. Mose. 1839. S. 82.) machte Aube schon unter dem- selben Namen bekannt. Eine neue Art von Vate litis y V. grandis, Archiv f. Naturgesch. VU. Jahrg. 2, Bd. |1 162 aus dem Innern des franz. Guiana stellte Biiquet auf. (Ann. de la Soc. Ent. IX. S. 391) lieber die Entstehung der Töne, welche Pelobius Hermanni hören lässt, hat Dr. Schmidt in Stettin (Ent. Zeit. S. 10) nähere Nachforschungen angestellt. Auf der Unterseite jeder Flügeldecke befindet sich eine mit der Naht gleichlaufende quergeriefte Leiste, und das letzte Hinterleibssegment ist von einem scharfen und dünnen hervorstehenden Hornrande ringsum umzogen. Indem nun das letzte Hinterleibssegment gegen die Flügeldecken gerieben wird, entsteht jener helle Ton, den der Käfer beunruhigt von sich giebt. Orectochilus semivestitus Guerin (Rev. Zool. S. 38) ist von Delessert auf den Nilgerrhies entdeckt. JBrachelfßtra, Staphylinus brachypterus wird durch Brülle (II. Canar. Ent. S. 59) von St. olens, der ebenfalls auf den Oanar. Inseln vorkommt, wegen der Kürze seiner Flügeldecken und der röthlichen Farbe seiner Fühler und Beine unterschieden. Vom Micropeplus porcatus hat Suffrian (Ent. Zeit. S. 139) die Beschrei- bungen der bisherigen Auetoren vervollständigt. Bupre*tida^m Die Monographie der ßupresten in der Hi- stoire naturelle et Iconographie des Insectes Coleopteres von De Laporte und Gory ist miß der Gruppe der Trachysites beendigt worden. Diese Gruppe enthält die Gatt. Et hon {Diphucrania Dej.) mit 8, sämmtlich neuholländiscben \iteiiy Brachys in zwei Abthei- lungen, die erste mit schmalen Schienen, den Gatt. Brachys und Ta- phrocerus Sol. entsprechend, mit 8 Arten, unter denen die unrichtiger Weise terminans bestimmte Art aeraria Kn. und fucata Dej. ist; — die zweite mit erweiterten Schienen {Pachyschelus Sol.) 5 Arten ent- hält, unter denen j^r. collaris mit B.granaria Chevr., Br. maculata mit B. pulverulentaChevr. übereinkommen. TracAy.?, mit 13 Arten, von denen 5 aus Madagascar, nämlich T. acephala und fasciattty unter sich nicht verschieden und einerlei mitTrachjs? apicata Chvr., durch deutliches Schildchen, welches bei allen anderen durch einen überragenden Lappen des Halsschildes verdeckt ist, abweichend, und T. marmorea, purpurea^ A-notata^ wieder nur Abänderungen von einander, und mit Tr. obsoleta Chevr. übereinkommend. Die übrigen, aus Europa, erfordern ebenfalls mehrfache Berichtigungen. Nämlich' T. intermedia Rarab. ist pumila JH., T. pumila der Verf. ist Abänderung von T. pygmaea, T. nana der Verf. ist T. troglodytes Schönh., und die T. troglodytes der Verf. ist T. nana F. Die letzte Gatt. Aphanisticus enthält ausser zwei Europäischen vier Arten von Madagascar, unter denen X bicornutus der Verf. bereits als Goniophthalma mitrata von Chevrolat beschrie- ben ist. Eine historische Einleitung, Darstellung der früheren Zu- stände der Bupresten und Register, unter denen eine synoptische Zusammenstellung der Arten der Verf. und der des Dejeanschen Ca- talogs sehr dankenswerth ist, beschliessen die eigentliche Monographie. Die folgenden Hefte liefern sehr reiche Nachträge, nämlich von 163 Sternocera 3 Arten, von Julodis 82 Arten, unter denen indess J. ornatipejinis vielleicht nur Abäoderunft der J. hirsuta, /. Tingitana, die wahre pilosa F. (die früher als solche abgebildete ist es nicht), /. jticta die J. tomentosa Ol., gnaphalon Hbt., J, deasa die J. sub- costata Lap. tomentosa Hbt. sind; — Acmaeodera mit 25 Arten, unter denen A. jnima die scalaris Mannerh., Ä. ßavosignata ge- ringe Abänderung der pulchella Hbt., A. xoiiella eine der Varietäten der 10-guttata Thunb., xanthotaenia Wied., trizonata Lap, ^. 18-^mw- ctnta die 19-guttata Pill. Hbt., A. Feist hamelii eine Abänderung der vorigen mit kleineren Flecken, ^. cr^^Mro/om« Abänderung vonA.lim- bata Lap., A. hirsutula die wahre cylindrica F. JH. Hbt. und zugleich lanuginosa Seh. ist, und A, violacea sich schwerlich als Art von gib- bosa unterscheidet. Chrysochroa, 14 Arten, unter dfenen Ch. bilis nicht hinlänglich von Ch, 4-foveolata sich unterscheidet, Ch. didyma^iQ rautabilis Hbt., Ch. marginata wohl nur geringe Abänderung von B. mutabilis Ol. ist, und Ch. Jaquemontii va die folg. Gatt. Chrysodema gehört, welche mit 4 neuen Arten bereichert ist. Ptosima hat zwei (von denen die eine, Pt. luctuosaDej. aus Nordamerica, eine Acmaeo- dera ist), Melanophtla {früher Apatura) 5, Coeculus 1 Art hin- zugefügt erhalten. Unter Bupr es tt's ist zur 2. Fam. 1 Art, B. Japo- nica, die der B. mariana verwandt, sich hauptsächlich durch fehlendes Schildchcn, welches irrthümlich in der Beschreibung als vorhanden angegeben wird, in dieser Abtheilung auszeichnet, zur 3. Fam. 22 A., unter denen B. assimilis Dej. und cribrosa Reiche zu einer und der- selben Art gehören, B. Doncherii nicht von Klug benannt, B. Som- meri bereits von Mannerheim als B. comorica beschrieben, B. morosa kleinere Abänderung von sumptuosa, B. myops schwerlich mehr als Abänderung derB. Goryi, B. indistincta vermuthlich Abänderung von solea Kl., cupreosignata Gory, so wie B. testudinea von cnpreono- tata und sparsuta Gory ist, zur 4. Fam. 2, zur 6. Fam. 4, zur 7. Fam. 4, zur 8. Fam. 2/ zur 10. Fam. 5, zur 12. und 13. Fam. je 2, zur 14.Fam. 1 Art nachgetragen. Sti'gmo der a ist mit 8 neuholländi- schen und 6 südamerikanischen Arten vervollständigt, unter welchen letzteren St. imperator die pretiosissima Chevr., und granulata De^. Abänderung der vulnerata Perty ist. Polycesta ist mit 1 Art (P. Cubae Chevr.) vermehrt worden, Colobogaster mit 13 Arten, von denen indess die erste, C. BoulardU schwerlich von cyanitarsis Lap. Gory unterschieden sein möchte, Chrysobothrys mit 32 A., unter denen Ch. H-notata Dej. mit der früher abgebildeten Colobog. viridi- notata einerlei ist, Castalia roitlA., Poecilonota n)it3A., näm- lich P. sangmnosa Mannerh., P. decorata Dej., welche indess wohl nur Abänderung von P. cardinalis (Langsdorfii Kl.) und P. scita Dej., welche wohl nur Var. von P. aulica ist, — Zemina mit 5 A, unter denen Z. coniuncta nicht die von Chevrolat, sondern blosse Abände- rung der früher abgebildeten Z. vittata ist. — Zu Stenogaster sind noch 5 neue Arten hinzugekommen. — 11 * 164 Man sieht mit Vergnügen, dass in den Nachträgen die Beschrei- bungen weniger dürftig sind, namentlich auch, dass das Hervorheben der Unterschiede mit verwandten Arten hier nicht versäumt worden ist, es bleiben dem Leser indess noch zuweilen Zweifel bei der Be- stimmung der Arten, wenn Abbildung und Beschreibung nicht zusam- menstimmen. Vermuthlich wird im nächsten Jahre über den Be- schluss des Werkes berichtet werden können. Eine Monographie der Gattungen St er aspis und Acmaeodera lieferte Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 3G*J), in welcher unter 36 Arten der letzteren mehrere neue beschrieben sind. — Ac- maeodera postverta Buquet (ebendas. IX. S. 394) aus Algier ist sicher von B. pulchra P. nicht verschieden. Einige neueBupresten, welche von Perrotet in Ostindien ent- deckt sind, und welche auch in den Supplementen derLaporte-Gory- schen Monographie erscheinen, hat Guerin (Rev. Zool. S. 337), um sich die Priorität zu bewahren, verläufig bekannt gemacht. Es sind Chry- sochroa Perrotetü und Amorphosoma fasciatum von den Nilgerrhies, Agrilus brevtcornis,Sphenoptera Perrotetü und Trachys Bali von Pon- dichery. Auch ein Paar in Europa einheimischer Arten, Coraebus aeneicol- Us und Agrilus angustulus wurden auf dem Nilgerrhy-Plateau gefunden. Eine Belionota vom Senegal, mit unförmlich verdickten Hin- terbeinen stellte Guerin (Rev. Zool. S. 107) als B. femorata auf. Dieselbe ward aber in der Monographie der Buprestiden von Gory als Männchen derB.Westermannii erkannt. Sphenoptera carduo- rum Chevrolat's (Rev. Zool. S. 14) aus Portugal, scheint von geminata JIl. nicht verschieden zu sein. Die Arten der Gatt. Sponsor stellte Guerin (Rev. Zool. S. 356) zusammen. Es sind mit dem Sp. convexus Gory 8 Arten, welche sämmtlich auf Isle de France einheimisch sind, und sich auf dem Laube der Hecken finden. Die neuen werden auch in den Nachträgen der Goryschen Monographie erscheinen. Unter den in der Lap orte -Gory sehen Monographie abgebil- deten Buprestenlarven befinden sich die von Buprestis Fahricii, wel- che von Pechioli in Pisa in Pfirsichbäumen, und die von Capnodis tenebrioniSy welche von Lamotte Bara^e in Schlehdornzweigen entdeckt wurden. Beide haben eine sehr grosse Uebereinstimmung mit den Larven von B. mariana und berolinensis. Die Larve der Sternocera chrysis hat ganz die typische Bildung der Buprestenlarven, zeichnet sich aber durch eine lange und dichte Behaarung, wenigstens im frühesten Zustande aus (vergl. vorigen Jahresbericht). Die aben- theuerliche Abbildung der angeblichen Larve von Bup. gigantea, welche nebst den Nachrichten über dieselben von der Merian ent- lehnt sind, wäre besser zurückgeblieben, indem derselben offenbar die Larve irgend eines Scarabaeus zum Grunde gelegen hat. Die früheren Zustände der Bup. chrysostigma sind von Leon Dufour in den Ann. d. sc. nat. 2. Ser. XIV. S. 118 beschrieben und 165 T. 3. 13. F. 6— 12 abgebildet. Die Larve gehört zu denen, wo das Prothoraxsegment unverhältnissmässig breit, die Hinterleibssegmente dagegen unverhältnissmässig dünn sind. Sie lebt im Eichenholz. Xlateridae, Ueber die Elateriden hat Germar in sei- ner Zeitschrift für die Entomologie seine Untersuchungen fort- gesetzt und Ref. die seinigen angeschlossen. Ref. handelte zu- nächst über den Mechanismus desSpringens derElateren. Die von Strauss-Dürkheim gegebene Erklärung desselben, wonach er nicht in dem Herausschnellen des Bruststachels aus seiner Grube, son- dern in dem Zurückprallen des gegen eine unterliegende Fläche anschlagenden Körpers bestehe, ist durchaus richtig, nur nimmt Strauss-Dürkheim an, dass sowohl der vordere Theil der Flü- geldecken als auch der hintere Theil des Halsschildes gegen die unterliegende Fläche anschlagen ; das Halsschild wird aber bei der Icräftigen Zusämmenziehung der Brustmuskeln vorüber- gebeugt, weicht also dem Stoss aus, und nur der vordere Theil der Flügeldecken empfängt den Gegenstoss, welcher den Kör- per, ihn ziemlich in seiner Mitte treiOFend, auch ziemlich gerade in die Höhe wirft, während nach Strauss-Dürkheim's Be- rechnung der Sprung schräg nach hinten gerichtet sein würde, was er in der AVirklichkeit nicht ist. Der Theil der Flügel- decken, welcher den Stoss, empfängt, ist etwas aufgetrieben,, wodurch seine Schnellkraft bedeutend verstärkt wird. Bedingt ist aber die Sprungkraft der Elateren durch die-Fähigkeit, das Halsschild rücklings überzubiegen, daher die freie Gelenkver- bindung, welche bei der bedeutenden auf sie einwirkenden Muskelthätigkeit wieder eine besondere Sicherung des Gelenkes nöthig macht. Diese wird durch den in seine Grube eingreifen- den Bruststachel gegeben. Man hat diese Einrichtung als cha- racteristisch für die eigentlichen (springenden) Elateren betrach- tet, Ref. macht aber auf die Ausnahme aufmerksam, welche eine zahlreiche Abtheilung der Elateren mit mehr oder weni- ger abgekürztem Bruststachel bildet. Diese entsprechen im Wesentlichen der Gatt. Cardi'opkorus Esch., von welcher die in der hiesigen Königl. Sammlung befindlichen Arten aufgeführt, und so weit sie nicht schon hinreichend bekannt, beschrieben sind. Bei der Mehrzahl sind die Füsse I. einfach^ ohne Haftlappen, die Klauen entweder 1) einfach (54 Arten), oder 2) in der Mitte gezahnt (N. 55— 74), oder 3) an der Spitze gespalten (N. 75-81), oder 4) dreizähnig (N. 82—86), oder 5) kammförmig gesägt (87—95); bei den übrigen ist II< das 4, Fussglied lappig, und auch hier sind die 166 Klauen entweder 1) einfach (^6—98), oder 2) in der Mitte gezähnt (99—107), oder 3) an der Spitze gespalten (108—109). Die Abthei- lung I. 5. scheint der Gatt. Aptopus Eschsch. zu entsprechen, auch ist 1.3. auf Dicronychus Eschsch. zu beziehen^ wenigstens hat Germar kein Bedenken dabei gefunden, sie S. 349 dafür anzunehmen, wo noch eine neue Brasilische Art, D. apicalis beschrieben wird. Ausser- dem mustert Germar noch die Elateren mit gelappten Fussgliedern und stellt namentlich die Gatt. PÄy^orÄe wms Esch., weiche vielleicht einen leuchtenden Kopf hat, mit 3 neuen Arten Ph. xanthocephaliis aus Brasilien, und Sturmü aus Mexico {El. erythrocephalus F. gehört sicher in diese Gatt.) und Tylotarsusy in der Mitte stehend zwi- schen Monocrepidius (Conoderus) und Agrj^pnus, mit einer neuen Art, T, cinctipes von Madagaskar, welcher sich Conoderus cuspidatus Kl. als zweite Art zugesellt. Alsdann werden die Elateren mit unten gepolsterten Füssen einer genauem Durchsicht unterworfen. Eine erste Gruppe bilden die mit Fühlerrinnen, wo die Gatt. Ägrypnus (13 Fühlerglieder), 6 Arten z. B. El, fuscipes und atomarius F., und eine neue Art, A. moerens^ vom Cap, die indess keine Fühler- rinnen hat, und besser unter Calais stehen möchte^ — Adelocera (llgliedr. Fühler, das S.Glied klein), wohin EL fasciatus F. u. s.w., eine neue Art, A. senilis^ aus Virginien, und womit (S. 439) auch eine S. 346 als Dilohitarsus'^ petiginosus aufgestellte Brasilische Art mit einem Hautläppchen am vierten Fussgliede verbunden wird; ~ La- con (11-gI. Fühler, das 3. und 3. Glied klein), wohin El. murmush. mit 3 neuen Arten, L. terrenus und turhidus aus Madagascar, L. muste- Unus aus Slam — näher erörtert sind. Wedeiförmige Fühler ohne Ainnen zum Einlegen haben die ebenfalls mit ihren Arten genauer betrachteten Gatt. Iphis Lap., Ctenicera und Hemirhipiis Latr. Endlich wird noch der Gatt. Chalcolepidius , Campsosternus ^ Alans und Calais Lap. gedacht, welche keine Fühlerrinnen und einfach ge- sägte Fühler haben. Ein Paar neu aufgestellte Arten sind Elater cyanopterus Hope (Royle Himalaja), E. Neelgerrhiensis Guerin (Rev. Zool. S. 38) von den Nilgerrhies, ein Campsosternus Latr., und Athous sutura nigra Chevrolat (Rev. Zool. S. 15) aus Galicien. Ueber Cam~ pylus mesomelas und linearis stellte Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 35) fest, dass sie die beiden Geschlechter einer Art, und zwar der erstere das Männchen, der letztere das Weibchen seien, welches Ähren s (ebendas. S. 1 38) bestätigte. Ref. bemerkte (ebend. 1841. S. 6.), dass El. linearis L. und F. nicht, wohl aber El. livens F. zu dieser Art gehören. Die früheren Zustände des El. rhombeus Ol. sind von Leon Dufour (Annal. d. sciens. nat. N. Ser. XIV. S. 41) beschrieben. Die Larve lebt in faulem Eichenholz. Eine neue Art von Physodactylus stellte Mannerheim (Act. Soc. Scienc. Fenn. 1840. S. 93) als Ph. Besckii auf. Sie ist ganz 167 üunkelgelb, und gehurt zu den Entdeckungen Bescke's in Brasilien. Hie würde die dritte bekannte Art der Gattung sein, denn der Verf. weist im Eingange nach, dass Drepaiiius clavipes Perty wohl als Gattung, nicht aber als Art mit Fhysodactylus Henningü Fisch, über- eiokoinme. JLatnpyridae* Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 81) beschrieb den Drilus ater Dej. nach beiden Geschlechtern. Das Weibchen verhält sich ganz so wie das des Dr. flavescens, ist dop- pelt so gross als das Männchen, braun, mit gelben Tastern, Fühlern und Beinen. Das Insect fand sich häufig auf feuchten Steilen der Caucasischen Steppe. Rylands hat im Mag. of Nat. HIst. New Ser.IV. S. 133 nach- gewiesen, dass Telephorus ater und flavilahris der Stephens'schen Illu- strations nicht unterschieden seien. Beide gehören zu T. flavilahris und der wahre 7*. ater (Cantharis a. L.) ist erst von B. in England entdeckt worden. Cantharis colona aus Algier ist von Ref. beschrieben wor- den. (Wagners Algier III. S. 169.) Silis {Cantharis) nitidula F. findet sich nach Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 130) häufig bei Stettin auf Vaccinium Myrtillus, am Ende des Mai's und im Anfang des Juni, das Männchen jedoch 6 mal häu- figer als das Weibchen, vielleicht weil das letztere, flügellos, unter dem Heidelbeerkraut versteckter bleibt. Das Männchen ist Silis spi- nicollis Meg. , das Weibchen fand Ref. als Cantharis nitidula in Fa- bricius' Sammlung. Eine neue Gatt. Anisotelus ist in Royle Himalaja aufgestellt, welche sich durch verdickte erstes und End-Glieder der Fühler be- merkbar macht, also mit Tjlocerus Dalm. übereinstimmt. Die Art, A. bimaculatus Hope, kommt auch in andern Theilen Ostindiens vor. Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 75) machte zwei neue Gattungen bekannt, welche hierher zu gehören scheinen. Podistra hat nach der Abbildung (T. 6. F. g.) fast das Ansehn eines Malthiuus, die Endglieder der Taster sind aber grösser als die übrigen Glieder und zugespitzt, die Flügeldecken reichen kaum auf den Hinterleib hinauf, und die Flügel fehlen ganz. P. alpina^ schwarz', behaart, mit glattem Kopf und Halsschilde, und rothgelben Flügeldecken, %\"' lang, lebt auf den Caucasischen Alpen über der Vegetationsgränze. — Thelodrias (man liest zwar beständig Thylodrias, welches aber ein Druckfehler sein muss, da die Ableitung von &riXoÖQicig angegeben ist) hat eigenthümlich gebildete Fühler, beim Männchen sind die bei- den ersten Glieder gross, das dritte etwas kleiner, das 4.-7. sehr klein, und die 4 letzten sehr stark verlängert; beim Weibchen ist das erste Glied 'gross, das zweite klein, das dritte und vierte er- weitert, das 5 — 8. wieder klein und die 3 letzten verlängert, doch nicht 80 stark wie beim Männchen. Dass Männchen hat ein trape- zisclies Halsschild, zugespitzte, klaffende Flügeldecken, keine Flügel; 168 das Weibchen ein kurzes, mondfö'rmiges ftalsschild, einen aufgetrie- benen Hinterleib und keine Spur von Flügeln und Flügeldecken. Th. coiitractuSy das Männchen schwarz, mit braunem Kopfe und Hals- schilde, blassen Fühlern, Beinen und Flügeldecken, das Weibchen blass mit dunklerm Hinterleibe, |'" lang, lebt in Tifflis in Häusern. (Das Thierchen erinnert an Sjmbium. Sollte es mit diesem vielleicht in Verwandtschaft stehen?) JtEelyridae* Die Malachien der Königl. Sammlung zu Ber- lin hat Ref. (Entomographien S. 44) ausführlich auseinander gesetzt und namentlich eine Trennung in 16 Gattungen versucht. Bei den drei ersten sind die Fühler anscheinend lOgliedrig, indem das zweite Glied ungewöhnlich klein und in der Gelenkhöhle des ersten versteckt ist: Apalochrus (Mal. laetus F. — 7 Arten) hat ein beilförmiges Endglied der Lippentaster, Collops {M. i-maculatus F. -- 14 Arten) und Latus Guer. (Megadeuterus West. — 5 Arten) haben beim Männchen das 3. Fühlerglied stark verdickt, innen mit einer Aushöhlung, welche gerade auf das Auge passt; die erstere die Vorderfüsse beim Männ- chen 4-, die letzte d^selben bei beiden Geschlechtern ögliedrig. Der Vame Malachius ist für diejenigen {M. aeneus u. s. w. — 32 Arten) erhalten, bei denen die Fühler nicht wie bei den übrigen an den Sei- ten, sondern auf der Vorderfläche des Kopfes stehen. Illops {cor- m'culahis, eine neue Art vom Cap) hat die Fühler in der Mitte ver- dickt, die Lefze nicht breiter als lang, welche bei den folgenden viel kürzer als breit ist; Attalus (5 neue Arten) hat sie abgerundet, bei Hedybius (Canth. oculata Thunb. u. a. — 9 Arten) und Änthoco- 711218 (M. fasciatus u. s. w. — 33 Arten) ist sie abgestutzt^ erstere hat ein abgestutztes, letztere ein zugespitzes Endglied derMaxillar- taster. Bei den sechs folgenden Gattungen ist der Kopf nach vorn stark verengt und das Kopfschild äusserst schmal. Bei Ebaeus (M. pedicularius u. a. — 11 Arten) sind beide Geschlechter geflügelt, bei Charopus (M. pallipes Ol. u. a. — 5 Arten) das Weibchen, hei Ate- lestus (M. hemipterus Dej., indess schon früher als M. hrevipennis von Laporte in der ßev. Ent. beschrieben), wo zugleich die Flügel- decken stark verkürzt sind,*beide Geschlechter ungeflügelt, die Vor- derfüsse bei beiden Geschlechtern dgiiedrig, bei Atelestus das erste, hei Eöaeus das zweite, bei Charopus kein Glied derselben beim Männ- chen erweitert. Chalicorus {vinulus) weicht von diesen durch beii- förmiges Endglied der Maxillartaster ab. Bei Troglops {Canth, albicans h., M. angulatusF.— 6 Arten) mit fadenförmigen und Co\lo~ tes (C. trinotatus y früher aber von Laporte als M. maculatus be- schrieben — 3 Arten) mit beilförmigen Tastern haben die Vorderfüsse beim Männchen nur vier Glieder. Die beiden letzten Gatt., Lern/? Am* (1 neue Art) und Carphuru% (2 neue Arten) beide mit verkürzten Flügeldecken, aber vollständig entwickelten Flügeln, haben Haut- läppchen, die erste, wo das vierte Glied äusserst klein ist, unter dem dritten, die andere unter dem vierten Fussgliede; die letzte zeichnet 169 sich auch durch pfriemenförmiges Endglied der Taster aus. — Von den 136 Arten der Sammlung gehören 91 der Europäischen Fauna (welche Nord- und Vorderasien mit umfasst) an, 7 sind Osündisch, 16 Africanisch und 32 Americanisch. Von den Gattungen sind der Europäischen Füun'd MalachiuSy CharopuSy Tro^hps, der südeuropäi- schen Attalns und Atelestus, der Ostindischen Carphurus, und indem sie noch nach Aegypten hinübergreift, Latus ^ der Capensischen He- dybius, Illops, ChalicoruSy der Amerikanischen nur Collops und Lem- phus eigeothümlich. Europa hat mit America Anthocomus imd Ebaens gemein j in der alten Welt verbreitet sind Apalochrus und Colotes. Malachius insignis Buquet (Rev. Zool. S. 248) von Algier ist ein ächter Malachius, grün mit gelbem Seitenrande des Halsschil- des, rothem Spitzenfleck der Flügeldecken und stark gekämmten Füh- lern des Männchen. Die in Dornen, Eindrücken u. s. w. an der Flügeldeckenspitze bestehenden G^schlechtseigenthümlichkeiten der Malachien hat D e j e a n (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. S. 205) als solche beurtheilt, um die Ansich- ten Einiger zu widerlegen, welche darin Artunterschiede zu erkennen glaubten. Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. VIII. S. 550) giebt das- selbe vom Mal. elegans an, dessen Begattung er beobachtete. Clerii. Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 362) be- schrieb 5 Nordaraerikanische Arten von Hydnovera {Phyllobaenus Dej.), nämlich Il.humeralis (Cler. h. Germ.), H. serrata^ewm. und drei neue aus Ost-Florida: //. rußpes, curtipennis und aegra. — Mot- schoulski entdeckte in den Caucasischen und dann auch in den Kirgisen-Steppen in getrocknetem Miste einen Corynetes sahulo- JM*" (Bull. Mose. 1840. S. 178. T. 4. F. z*.), kleiner und cylindrischer als C. scutellaris, Kopf, Fühlerkeule, Flügeldecken, Hinterleib schwarz, das U'ebrige roth. J^tntore*. Zwei neue Arten: Anobium e>z7/ofMm Dej. Brülle (H. Canar. Ent. S. 60), welches indess nur eine grössere Abänderung des A. paniceum zu sein scheint, und Xyletinus discolor Fald er- mann (Faun. Transcaucas. Suppl.) Silphales, Zwei neue Arten von Silpha, von eigenthüm- licher langgestreckter Form, S. figurata und teuuicornis beschrieb Brülle (II. Canar. Ent. S. 59. T.;2. F. 10. 11.), einen Ca tops pustllus Motschoulski (Bull. Mose. 1840. S. 175) aus Georgien. Derselbe (ebendas. S. 176. T. 4. F. k.) machte auch eine zweite Art der ihrer Stellung nach noch zweifelhaften Gatt. Leptinus als L. Cau^ casicus, aus Georgien, bekannt, und stellte (Bull. Mose. 1839. S. 73. T. 5. F. e.) eine neu entdeckte Gatt. Elaphropus auf, welche sei- ner Meinung nach sich zwischen Scydmaenus und Ptinus in die Mitte stellt, indess wohl mehr als bloss äussere Aehnlichkeit, auf welche der Verf. hindeutet, mit den Caraben hat. Das in den Caucasischen Provinzen am Caspischen Meere vorkommende Käfercheo, E. carahoi^ 170 des, f" lang, bräunlich gelb, mit erweiterten Flügeldecken, und auf diesen mit punctirten, in den Seiten und gegen die Spitze hin erlö- schenden Streifen, an der Wurzel des Halsschildes mit den den Cara- ben gewöhnlichen Eindrücken, mit, wie bei den Caraben^ ausge- schnittenen Vorderschienen, scheint in der That ein kleiner Trechus zu sein. Ihn für ein Bembidium (Tachys), deren es mit dem abge- bildeten ganz übereinstimmende Formen giebt, zu halten, verbietet die Abbildung der Taster, deren Endglied nicht pfriemförmig ist, vor- ausgesetzt dass diese Darstellung genau ist, wie es die, der dazu gehörigen Maxille jedenfalls nicht ist. Sisteroides» Zwei neue Arten: Hister ampUcollis Ref. (Wagn. Algier III. S. 169) und //. rujulus Faldermann (Faun. Transcaucas. Suppl.). Der letztere ist ein Saprinus der Abtheilung mit gerandeter ungerunzelter Stirn. Xlngid^ae* Cryp tophagus ßavipennis Faldermann (Faun. Transcaucas, Suppl.) scheint am Nächsten mit der ganz rotbgelben Abänderung des C. cellaris verwandt, aber doch als Art verschieden zu sein. Vielleicht ist hier unterzubringen die neue Gatt. Hypocoprus von Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 72). Sie zeichnet sich da- durch aus, dass das 5. Glied merklich grösser ist als die nächst- gelegenen. H. latridioides wurde in den Steppen am Caucasus, in Georgien und Armenien in trockenem Pferdemist entdeckt. Später (Bull. Mose. 1840. S. 184) zeigt der Verf. an, noch ein Paar andere Arten aufgefunden zu haben,, und vermuthet (mit Unrecht)^ eine vierte in der Monotoma longicollis GjU. Es muss eine grosse Irrung zum Grunde liegen, wenn der Verf. den Gattungsnamen in Uprocoprus verbessert haben will, da er doch selbst die Ableitung von vno und xoTTQog angegeben hatte. JOermestini, Auf Dr. Schmidt's Veranlassung hat v. Sie- bold (Ent. Zeit. S. 136) die Dermesten-MÄBBchen, bei denen Rousseau (S. Jahresbericht für 1838. S. 332) «auf das Vorhandensein erectiler Haarbüschelchen aufmerksam gemacht hatte, anatomisch untersucht. Heber jedem Haarbüschel findet sich ein drüsenartiger Körper von eigenthümlicher fasriger Structur, von dem v. Siebold es zweifelhaft lässt, ob er muskulöser oder drüsiger Natur sei. Da Rousseau über dieses Organ weitere genauere Aufklärungen versprochen hatte, hatte Verf. das^, was er über ihre Structur vorläufig gesagt, absichtlich ganz verschwiegen, weil es vielen Zweifeln Raum gab. Dr. Schmidt berichtet, dass die Männchen von Dermest. diniidiatus wirklich ein einzelnes Haarbüschelchen besitzen, wie die des D. vulpinus. Er macht zugleich darauf aufmerksam, dass auch die Männchen von Blaps einen Haarbüschel auf dem Bauche haben, und spricht die Ver- muthung aus, dass auch hier im Innern ein ähnlicher Körper über demselben sich gelagert finden möchte. Diese Vermuthung ist, wenn 171 Ref. durch seine Erinnerung nicht sehr getäuscht wird, auch voli- kommen gegründet. Auch bei Wanzen findet sich Aehnliches. Es würde eine zusammenhängende Untersuchung über das Vorkom- men, den Bau und die Natur dieser Organe eine sehr verdienstliche Arbeit sein. Macrodactyli* Eine neue Art von Macronychui ist von Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 70) als M. Cmicasicus bekannt gemacht. Nach der Beobachtung des Verf. wären bei dieser Art die Fühler llgliedrig, während sie beim M. tuberculatus , wie Latreille sehr richtig angiebt, nur 6 Glieder haben! Palpicornia. Sphaeridium substriatum Dej. (Fald er- mann Faun. Transcaucas. Suppl.) ist von Sph. bipustulatum F. im Wesentlichen nicht verschieden. YiXv Cyclonotiitn abdominale {Bydroph. abd. F. Coelostom. abdom. Brülle) wird von Brülle (11. Canar.) die Fabricische Vater- lands-Angabe dahin berichtigt, dass es ursprünglich auf Isle de France^ zugleich aber auch auf den Canarischen Inseln zu Hause sei, indess bleibt doch die Fabricische Angabe richtig, indem dieser Käfer in einem grossen Theil des wärmern America zu Hause ist, zugleich aber sich über ganz Africa zu verbreiten scheint, indem er ausser den von Brülle angegebenen Puncten noch am Cap vorkommt, end- lich selbst der Europäischen Fauna angehört, indem er von Gene auf Sardinien entdeckt wurde. Endlich ist hier noch einer pentamerischen Gattung zu erwähnen, der noch keine bestimmte Stelle angewiesen ist. Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 70) nämlich errichtete für einen in Derbent ent- decktenKäfer eine eigene Gatt. Xy/o wo ^ro^wj, welche mit Dejean's Platyderus identisch ist, indess bereits von Gerraar (Silberm. Rev. Ent.) als Thorictus, und von Waltl (Reise nach dem südl. Spanien) als Sphaerophorus beschrieben ist. Die im Holzwerk der Häuser lebende Art, X laticolUs Motsch., scheint mit den auf der Spanischen Halbinsel und den Italienischen Inseln vorkommenden Arten grosse Uebereinstimmung zu haben. Mjameliicornia» Nach einer Bemerkung von Reiche (Ann. de la Soc. Ent. IX. S. XVllI) fliegen mehrere Coprophagen, als Gymnopleurusy SisypJms, mit geschlossenen Flügeldecken auf ähnliche Weise wie die Cetonien. Der erstgenannten Gatt, würde die Aus- buchtung der Flügeldecken hierbei zu Statten kommen, bei der zwei- ten ist der Flügeldeckenrand gerade, und es geht hieraus hervor, dass der Flug mit geschlossenen Flügeldecken auch ohne solche Aus- buchtung möglich ist. Eine neue Gatt. Eudinopus stellte Burmeister (Gen. Ins.) auf. Dieselbe hat die meiste Uebereinstimmung mit Cauthon und Del- 172 tochilum, und steht gewissermassen zwischen beiden in der Mitte. Von Canthon unterscheiden sie das deutlich vorhandene Schildchen und die verlängerten Mittelfiisse, von Deltochilum, dem sie im Habi- tus noch näher kommt, die vorhandenen Vorderfüsse und das tief ausgebuchtete Kinn. Die Art, E. ateuchoides, von Paraguay, findet sich, wie Westwood schon bemerkt, als Scarab. dytiscoides in den Linn. Transact. VI. T. 30. F. 3 von Schreibers abgebildet. Reiche (Rev. Zool. S. 243) glaubt als besondere Art einen On- thophagus unterscheiden zu müssen, dessen Weibchen Copr.Catta F. sei, und der sich vom O.gazella durch seine geraden Hörner unter- schiede; indess ist bei diesen beiden Onthophagen, welche beide nur Abänderungen von O. honasus mit weniger entwickeltem Gehörn sind, eben so wenig ein Artunterschied, als z. B. O. capra vom 0. taurus als Art verschieden ist. — Ein 0. phanaeoides ist in Royle's Himalaya abgebildet. Eine neue Art von Om'ti's, O.strigqtusBtj. aus Algier, beschrieb Ref. in Wagn. Algier HI. S. 170. Aphodius irregularis ist inRoyle's Himalaya bekannt gemacht. Vom Ref. (Wagner's Algier S. 170) wurde ein ausgezeichneter Algierischer Bolbocerus unter dem Namen B. Bocchus bekannt ge- macht, welcher auch neuerdings in Guer. Mag. d. Zool. 1841. Ins. pl. 71 wieder abgebildet ist. Aus der Gatt. Geotrupes Latr. stellte Chevrolat (Rev. Zool. S. 15) drei neue Galicische Arten auf: G. corruscns, dem G. vernalis sehr nahe verwandt, mit kupferrother Oberseite, G. chalconotus, dem G. laevigatus nahe, und G. punctatissimus. Ref. erwähnte in Wag- ner's Algier (III. S. 154) einer 4. Art, welche Algier mit Sicilien ge- mein hat, und die mit G. stercorarius verwandt, aber durch schwarze Unterseite von allen ähnlichen abweichend, als G. Siculus Dahl in den Sammlungen verbreitet ist: dieselbe ist neuerdings auch als G. Douei von Algier in Guer. Mag. d. Zool. 1841. pl. 71. bekannt gemacht M^or- den. — G. orientalis Hope (Royle Himalaya) ist eine Ostindische Art. Eine durch Sgliedr. Fühler ausgezeichnete Gatt, der Nashornkäfer Colorhinusj mit dem Habitus von Temnorhynchus, aber mit zahn- loser, pinselartig behaarter Maxillarlade, wurde von Ref. (Wagn. Algier S. 171) auf einem Algierschen Käfer, C. obesus, errichtet. Der- selbe ist, wie ich später erfahren, einerlei mit Dejean's Pachypus truncatifrons, was ich nicht annehmen konnte, da sowohl die Abbil- dung als auch die Beschreibung von Callicnemis Latreillei Laporte, welchen Dejean als Synonym aufführt, eine solche Vermuthuug durch- aus abzuweisen schienen. Buquet hat in Guerin's Mag. de Zool. Ins. pl. 46 unter dem Na- men Scarabaeus Jupiter einen neuen Käfer von der Grösse des Sc. Hercules abgebildet, der in der Form des Halsschildes dem Sc. Neptunus Schönh. (von dem auch nur das Halsschild acht zu sein scheint) nahe steht, sich aber durch sein echlankerts und sanft wel- 173 lenformig gebogenes Mittelhorn unterscheidet. Auch das lange, starke Kopf hörn ist wellenförmig gebogen, in der Mitte gezähnt, von da ab bis zur Spitze stumpf gesägt. Der ganze Käfer ist glänzend schwarz, unten und an den Schenkeln mit rostgelben Haaren besetzt. Seine Heimath ist Santa Fe de Bogota. Derselbe (Rev. Zool. S. 212) stellte einen neuen, sehr ausgezeich- neten Hexodo7iy mit weissen Längsbinden der Flugeidecken als .H. Montandonü von Madagascar auf, der auch im Mag. de Zool. 1841. Ins. pl. 62 abgebildet und genauer beschrieben ist. Hop 3 (Mag. of Nat. Hist, N. Ser. VI. S. 300) betrachtet die dem Sc. longimanus F. verwandten Käfer als eine besondere Gruppe Eucheiridaey welche er mit einer dritten Gatt. Cheirotonus bereicherte. Dieselbe steht zwischen Eucheirus und Propomacrus in der Mitte, hat die Vorderschienen aussen unregelmässig gezähnt, das Halsschild an den Seiten gerundet und sägeförmig gekerbt. C. Mac Leayiy bronzegrün, mit bronzeschwarzen, gelb gefleckten Flügel- decken, ist vonAssam. — Wahrscheinlich gehört in dieselbe Gattung der vonBurmeister (Germ. Zeitschr. III. S. 227) beschriebene £mcä. DupontiamiSy von den Philippinischen Inseln. Ebenfalls als eine besondere kleine Gruppe trennte Ref. (Ento- mographieen S. 29) die Pachypoden von den übrigen Melolonthen ab, welche in manchen Puncten, namentlich in der Form der Unter- lippe, sich den Dynastiden anschliesst, durch den Mangel der Kau- fläche der Mandibeln besonders von den eigentlichen blätterfressen- den Melolonthen abweicht, und durch das Fehlen der Maxillarlade besonders ausgezeichnet ist. Typus der Gruppe ist Pachypus Latr., den Dynastiden am Nächsten stehend, mit Sgliedrigen Fühlern und öblättriger Keule, auf Italien beschränkt, und zwar -von den 4 jetzt bekannten, bisher mit einander verwechselten Arten P. excavatus (Cco/r. c;rc. F.) auf dem Südende des Festlandes, P. m/pre«w* und cor- nutus (Molol. com. Ol.) Corsica und Sardinien, P. caesus Sardinien und Sicilien. Die Weibchen sind ungeflügelt, selbst mit ganz ver- steckten Spuren von Flügeldecken. Näher den Melolonthen ist Ela- phocera Gene, mit lOgliedrigen Fühlern und 7blättriger Keule, eine rein südeuropäische Gattung, und zwar E. Bedeaui {Leptopus Be- deau Dej.) und longitarsis {Melol. long. Jllig.) der Spanischen, E. obscura Gene und dilatata der Italienischen (Sardinien), E. hiemalis und gracilis (Leptopus gr. Waltl) der Türkischen Halbinsel ange- hörend. Die Weibchen sind ungeflügelt, aber mit vollständigen Flü- geldecken. Die dritte Gatt. Ächloa ist neu, hat 9gliedrige Fühler mit 3blättriger Keule, gleicht sehr kleinen Rhizotrogen, und enthält zwei Arten, Ä. hehola und Caffra, vom Cap, deren Weibchen noch unbekannt sind. Buquet machte (Rev. Zool. S. 171) 7 merkwürdige Arten der Gatt. Rhixotrogus aus Algier bekannt. Sie stimmen darin über- ein, dass ihre Weibchen ungeflügelt und aufgetrieben sind, und viel 174 ♦ kürzere Füsse haben als die MänncTien. Rh. tusculus, dispar, amphy- tus, tnßatiis^ euphytuB und gahalus sind von Constantine, Gerardn von Bona. Die zweite Art, eine der ausgezeichnetsten, ist im Mag, de Zool. 1841. Ins. pl. 73 abgebildet. Rh. Gerardü ist auch in Sicilien einheimisch und als Rh. Siculus Dej. in Sammlungen verbreitet. — Eine achte, Rh. carduorum beschrieb Ref. (Wagn. Algier III. S. 173). Eine neue Gattung Phlexis stellte Ref. in Wagners Algier III. S. 172 auf. Sie hat lOgliedrige Fühler mit öblättriger Keule, eine 6zähnige Maxillarlade, gespaltene Klauen^ und das Männchen an den vorderen Füssen das zweite und dritte Glied erweitert. Die Weib- chen, wenigstens von mehreren Arten sind ungeflügelt, wie bei Ela- phocera, der diese Gatt, auch in Habitus gleicht. Ph. Wagneri ist als neue Art beschrieben, eine zweite Nordafrikanische ist Melolonth. hirticollis F., andere kommen in Südrussland, Griechenland und Aegypten vor, mehrere auf den Canarischen Inseln. Brulle's Me- lolontha hipartita^ castanea und fuscipenniSy (II. Canar. Ent. S. 60) gehören in diese Gattung. Melolontha obscura Brülle (ebendas.) hat zwar ebenfalls eine öblättrige Kenle, weicht aber in der Gestalt des letzten Taster- gliedes ab. Zwei Omaloplien, 0. ochroptera und unguicularis beschrieb Ref. (Wagn. Algier III. S. 173). Popilia splendida von den Nil- gerrhies wurde von Guerin (Rev. Zool. S. 39) aufgestellt» Die europäischen Arten der Gattung Hoplia hat Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 66) einer gründlichen Revision unterworfen. Es haben sich im Ganzen 11 als selbstständige Arten ergeben, unter denen H. Kun%ei aus der Türkei neu, und auch H. /lavipes Dej. noch unbe- schrieben waren. H. praticola (Duft.) und H, argentea haben 10-, die übrigen 9gliedrige Fühler. Die Lamellicornia melitophilß sind von Burmeister und Schaum (Germars Zeitschr. für die Ent. II. S. 352) einer kri- tischen Revision unterworfen worden, von der der erstere Verf. den generellen, der letztere den speciellenTheil bearbeitete, und welche sich zunächst mit den Trichiaden beschäftigt. Als Unterschied von den übri- gen Cetonien wird hauptsächlich auf die mangelnde Seiten-Ausbuchtung der Flügeldecken, welche ein gänzliches Aufheben der Flügeldecken beim Fluge bedinge (S. indess o. S. 171), weniger auf das Hervortreten der Scapularstücke Werth gelegt. Als Gattungen werden Euchirusy Jnca, Osmodermum, Valgus, Platygenia und Trichius an- genommen , letztere mit 9 Untergattungen. Gegen die Einordnung des Euchirus in die Cetonien-Familie hat Ref. sich schon im vorigen Jahresberichte erklärt, dagegen kommt noch eine, in dem im 3. Bande derselben Zeitschrift gegebenen Nachtrage aufgestellte, neue Gattung Coelocrates hinzu, welche mit Incain der Anwesenheit eines Zah- nes unter dem Kniegelenk der Vorderschienen, in den meisten übri- gen Characteren namentlich mit Gnorimus übereinkommt, sich 175 besonders durch die Anwesenheit eines langen Zapfens am Proster- num vor den Hüften auszeichnet, und auf Inca rufipennis Gory Perch. gegründet ist. Unter Inca ist eine neue, dem I/Bonplandi verwandte Brasilische Art, I.Besckn, unter Valgus eine siamesische, K parvulus, beschrieben. Die Untergattungen von Trichius sind 1) solche mit Szähnigen Vorderschienen, Myodermum {Myoderma Dej. Cat., Trich. alutaceus Seh., Stripsifer sordidus Gory Perch.), eine neue, Eriopel- tastes {E. leucoprymnus, neue Art von der Weihnachtsbay), durch ungetheiltes Kopfschild und behaartes Halsschild und Brust von der folgenden Stringophorus unterschieden, in welchen Namen der Gory-Percheronsche Stripsifer verbessert ist, in welcher Untergatt. Jgenius rufipentiis und ßavipennis Gory Perch., letzterer als St, lon- gipes (Scarab. longipes Swed.) mit dem Campulipus Horsfieldii Mac lue&y und Str. Zebra mit dessen Abänderung Str. niger Gory Perch. vereinigt sind; und Agenius (mit der einzigen Art A. limbatus) durch die krummen Mittelschienen des Männchens von den vorigen unterschieden. — 2) Solche wo die Vorderschienen beim Männchen schlanker und Szähnig, beim Weibchen breiter und 3zähnig sind: Clastocnemis, mit stark gekrümmten Mittelschienen beim Männ- chen, und eingeschnittenem Kopfschilde, auf einer Art, Cl. maculatus, gegründet, deren beide Geschlechter als Tr. i-maculatus und 6-^m^- tatus in Schönherrs Syn. Suppl. beschrieben sind, und zu der im Nach- trage auch Camp, incurvatus M^Leay gezogen wird. Stegopterus, mit schwach gekrümmten Mittelschienen des Männchens und behaar- tem Körper, aus dem Tr. vittatus, suturalis und einer dritten, ebenfalls Capensischen, neuen Art, St. septuSy gebildet; Trigonopeltastes^ mit beschupptem Körper und in beiden Geschlechtern ganz gleichen Mittelschienen. Den drei bekannten Arten, Tr. delta^ deltoides Newm. und triangulum werden im Nachtrage noch vier mexicanische, der letzten verwandte Arten, Tr, geometricus , ArcMmedes ^ linea und 4~sig7iatus beschrieben, von denen die beiden letzten auf dem Hals- schilde statt des ganzen Dreiecks nur mit einer vorderen Ouerlinie, als der Basis desselben bezeichnet sind. — 3) Die Vorderschienen bei beiden Geschlechtern 2zähnig: Trichius mit geraden, Gnori- mus mit gekrümmten Mittelschienen. Im Nachtrage sind auch die beiden nahe verwandten Arten Tr. piger und viridulus F. gehörig unterschieden, welcher letztere, obschon vielfach abändernd und be- reits mit einer zahlreichen Sj^nonymie ausgestattet, mit einem nicht zweckmässig gewählten neuen Namen Tr. variabilis belegt ist, wel- cher billiger Weise dem Gnorimns 8~punctatus verbleiben sollte. Trtthius fasctatusL.,abdominalisDej. und xonatusGerm, unterscheidet Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 116) als drei verschiedene Arten, von welchen Gory und Percheron wenigstens die beiden ersten, fiurmeister und Schaum die beiden letzten mit einander vereinigen. Diese beiden letzten sondern sich mehr von der ersten ab, stehen aber einander so nahe, dass auch Ref. sie früher als Abänderungen 176 derselben Art betrachtete, jetzt aber durch weitere Mittheilung sei- nes Freundes Gene in den Stand gesetzt, eine grössere Reihe des Tr. xonatus zu vergleichen, in dieser Ansicht wankend geworden ist, da die Sardinischen Käfer vom Tr. abdominalis Dej. auf eine sehr bestimmte Weise in der Zeichnung der Flügeldecken abzuwei- chen scheinen. Dr. Schmidt hat alle 3 Arten sehr umständlich mit einander verglichen, indess vermag Ref. nicht, sich an den ihm vor- liegenden Exemplaren von der Beständigkeit der aufgestellten Unter- schiede zu überzeugen. Neue Gattungen wurden unter den übrigen Cetonien folgende errichtet: Centrognathus von Guerin (Rev. Zool. S. 79), von Cremastocheilus durch gewöhnliche Grösse der dicken vorspringen- den, an der Spitze abgestutzten Unterlippe verschieden. Die Maxil- len endigen in 2 Haken, von denen der untere gespalten ist. Die einzige, gleichfalls neue Art ist C. subrugosus, von der Insel (Pulo) Penang an der Küste von Malacca. — Hypselogenia von Bur- meister (Qen. Ins. Hft. 6) auf der Dipl. concava und alhopunctata Gory Perch. gegründet, welche die genannten Monographen eben so unpassend mit ihrer Gattung Diplognatha, als M'Leay unter dem Untergattungsnamen Coelocephalus mit Ichnostoma verbinden. Es wäre wohl besser gewesen, den M'Leayschen zum Gattungsnamen zu erheben, als jenen sesquipedalischen neu aufzustellen. — Dia- phonia, von Newman (Loud. Mag. of Nat. Hist. New. Ser. IV. S. 366) von Cetonia durch die Fühlerbildung unterschieden: „lamel- lis in mare elongatis, in femina abbreviatis.'' Hierhin Cet. dorsalis Don., und eine neue in beiden Geschlechtern verschieden gefärbte Art, J). dispar, von der Känguruh-Insel. — Stethodesma, von Bainbridge (Ann. of Nat. Hist. VI. S. 481), Gymnetis-Form, mit gespaltenem Kopfschilde, dreieckigen, nach hinten erweitertem Hals- schilde, von der Wurzel an allmälig verengten, in eine mittlere Spitze auslaufenden Flügeldecken, nach vorn weit vortretender Ster- mimspitze. Die Vorderschenkel (wohl Schienen!) 2dornig, die hin- teren unbewehrt. St. Strachaniy neue Art, von Sierra Leona. Derselbe stellte (ebendas.) folgende neue Arten mit ihren Diagno- sen auf: Osmoderma Beauvoisü aus dem tropischen Africa, 0. sca- brum aus Nordamerica, Gnathocera nigrita von Sierra Leona, Gn. amabiliSy ebendaher, Diplognatha holosericea ebendaher, D. Rama^ der D. hebraea ähnlich, von Japan, Dipl. (?) pectoralis von Sierra Leona, Stripsiper ambiguus^ ebendaher, Cetonia Withillii, aus Ost- indien, C. Saundersiiy der C alboguttata Vig. verwandt, eben daher, Amphistoros affinis von Sierra Leona. — Guerin (Rev. Zool. S. 80) beschrieb folgende Arten als Entdeckungen Delessert's: Gnathocera micans und Gn. olivacea^ beide von den KilgGTThies, Macronota picta, Cetonia Malayensis^ rufovittata, von der Insel (Pulo) Penang an der Küste von Malacca, C. Gory, von der Küste von Malacca und von Java. — In Royle's Himalaya ist C. Äo^^/« abgebildet, eine Rhombo- 177 rhinaHope's. — Ref. stellte in Wagners Algier (S. 175) eine neue Art Cctonia feralis auf, und erklärte (S. 155) die C. harhara^ Awpick^ squamosa und Doguerau der Gory-Percheronschen Monographie für Abänderungen Einer Art. (Bei den letzten beiden ist wahrscheinlich die Angabe des Vaterlandes falsch, um so eher, als die vorletzte, angeblich aus Teneriffa, in den II, Canar. nicht vorkommt. Hope (Mag. of Nat. Bist. J^ew. Ser. VI. S. 299) stellte 10 Arten von Lucanusy welche Griffith in Assam gesammelt, vorläufig mit Diagnosen auf. — Eine Ostindische Art, L. Chevrolatiiy bildete Chenu (Guer. Mag. de Zool. 1840. Ent. pl. 40) ab. Sie ist vom Himalaya- Gebirge.) — Ebendaher stammt L. lunifer Hope (Royle Him.). — Eine zweite Art der Gatt. Hexaphyllum, aus Columbien machte Buquet als H. mquinoctiale bekannt. (Rev. Zool. S. 173. Ann. de la Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 375). — Den im Jahresberichte für 1838 S. 336 erwähnten Chiasognathus Feisthamelii bildete Guerin (Mag. de Zool. 1840. Ent. pl. 39) ab, und zwar vüsSphetiognathus Feisthame- liif und die Abbildung zeigt, dass er dieser Gattung mit Recht über- wiesen ist. Das Männchen weicht von dem Sph. prionoides darin ab, dass die Mandibeln Fänger und mit den Spitzen hakenförmig gegen einander gebogen sind. Eine neue Gatt. Cacostomus stellte Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 364) auf. Sie hat das Ansehn von Dorcus, der Körper ist aber beschuppt, die Augen sind ganz getheilt, wie bei Chiasognathus, die Mandibeln sind doppelt so lang als der Kox)f, an der Wurzel genähert, an der Spitze gebogen, innen mit einigen un- regelmässigen Zähnen, die rechte mit gespaltener, die linke mit ein- facher Spitze: C. squamosus, unbestimmten Vaterlandes, vielleicht von Assam, vielleicht auch aus Neuholland. Melasoma. Die Gruppe der Erodiden erhielt einen Zu- wachs an folgenden Arten: Erodius Perwcwf Faldermann, (Faun. Transcauc. im 5. Bande der Mem. als E. globosus beschrieben), £;. bicarinatus und Wagneri des Ref. (Wagn. Algier III. S. 175), E. cur- tus, obesus, laticollis, Arthrodeis subcostatus Brülle (11. Canar. Ent. S. 63), Zophosis ovata Latr. und rugosa Fald ermann (Faun. Transcauc), Z. personata des Ref. (Wagn. Algier III. S. 176), Z. pli- cata, vagans Brülle (II. Canar. Ent. S. 64). Zur P2me//ßw -Gruppe kommen Pimelia claudia Buquet (Rev. Zool. S. 242) von Constantine, P. valida des Ref. (Wagn. Al- gier III. S.176), P. laevigata^ sparsa, verrucosa, Canariensis, lusaria Brülle (U. Canar. Ent. S. 67), P. ventricosa, diihia^ Fersica^ Schön- herri, Pachyscelis granifera (J^im. metopotapha Men.), leprosa (Pim. clavaria Men.), ^a^?nV/w/a (von Dejean mit Unrecht mit leprosa vereinigt), mammillata, tjmsi'va, Trig07ioscelis armeniaca, Jde- smia Fischeri^ Ehreiibergüj nodulosa Fald ermann (Faun.Transc), Adestn. candidipennis und marginipennis de Breme (Rev. Zool. S. 112, Mag. d. Zool. 1841 Ins. pl. 60, 61) vom Cap Negro in Guinea. Archiv f. Naturgesch, Yll. Jahrg, 2, Bd. 12 178 Adesm, strophium Fisch, ist von Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 68) genau beschrieben. Trachyderma pilosa und Akts reßexa F., noch jetzt in Aegypten sehr häufig, hat mau im Innern eines einbalsamirten Ibis gefunden. Hope nimmt an, dass sie vom Ibis verschluckt und nicht erst nach- träglich beim Einbalsamiren eingelegt seien. (Mag. of Nat. Hist. New. Ser. VI. S. 482). Aus der Gruppe der Tentyriden beschrieb Faldermann (Faun. Transcaucas.) : Gnathosia caraboides depressicornis , pul- chella, rugipennis, Brülle (II. Canar. Ent.) vorzüglich viele Arten von Hegeter: H. impressus, glaher, transversus, tenuipunctatus, polituSy brevicollis, lateralis, abbreviatus, cribricoUis, fuscipes^ ausser- dem noch 3 Tentyrien^Mesostena elongata und Äwjoz^a; Ref. (Wagn. Algier): Vachychile acuminata und Tentyi'ia maura. Die Gruppe der Äsiditen wurde mit 3 Arten von Asida ver- mehrt, nämlich A. granulifera Chevrolat (Rev. Zool. S. 16) aus Galicien und A, miliaris und serpiginosa des Ref. (Wagn. Alg. S. 179). Die kleine Gruppe der Tageniden bereicherte Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 65) mit einer neuen Art, Tagenia pilosa von der Russisch-Persischen Gränze, und einer neuen Gatt. Aspidoce- phalus (ebendas. S. 63), welche sich von Tagenia durch kürzeres Halsschild und erweiterten Rand des Kopfes, und vorzüglich durch ein Merkmal, das dem Verf. entgangen, durch fehlende Augen (der Verf. giebt sie als vom vorspringenden Rande bedeckt an, sie fehlen aber ganz) unterscheidet. A. desertus wurde vom Verf. im südlichen Georgien unter Steinen entdeckt. Vielleicht gehört hierher noch die Gattung Oogaster Falder- mann^ s (Faun. Transcauc), die dem Ref. in Natur nicht bekannt ist, und deren wesentliche Charactere aus der gegebenen Beschreibung sich nicht entnehmen lassen wollen. Sie ist auf der Tagenia picea Men. gegründet. Die Gruppe der Scauriden hat Solier im 7. Bande der Annal. der Ent. Soc, zu Paris bearbeitet. Sie enthält die Gatt. Scaurus mit 15 Arten, Cephalostenus, der vorigen nahe verwandt, aber mit besonders bei den Männchen stark verlängertem hinteren Theil des Kopfes, und mit 8 Arten, C. Dejeanii und elegans, beide von der Griechischen Halbinsel; Herpiscius Dej., eine kleinere, schlankere Form, mit dünnen fadenförmigen Fühlern, an denen auch die vor- letzten Glieder verlängert sind, mit 2 Arten, H. Spinolae und Sommeri, vom Cap; Leptodes Dej., der vorigen ähnlich, durch die Verhält- nisse der Fühlerglieder und die mehr vortretenden Augen unterschie- den, mit der einzigen Art, L. BoisditvaliiDej. aus Turkestan; Poly- pleurusEsch., von den übrigen durch an die Basis der Flügeldecken schliessenden Hinterrand des Halsschildes unterschieden; mit 2 Arten, P. geminatus Dej. und ptmctatus, aus Nordamerica. — Die vom Ref. (Wagner's Algier S. 181) aufgestellten Scaurus harharus und porca- 179 tut scheinen der erstere mit Sc. dubius, der letztere mit Sc. Varvasi SSoI. zusammenzufallen und werden also einzuziehen sein. Die Gruppe der Praoctdefi ist sodann von Soli er (Ann. d. 1. Sog. Ent. de Fr. IX. S. 807) abgehandelt worden. Die Einen, sämmt- lich auf der Westseite America's einheimisch, haben das 11. Fühler- glied sehr deutlich abgesetzt. Die beiden Gatt. Coelus Esch. (mit 2 Arten) und Vraocis Esch., mit welcher letzteren Anthrasomus 6uer. vereinigt wird (85 Arten), haben die Vorderschienen kürzer und mehr dreieckig, Eutelocera (Praoc. viatica Lacord.) von der vorigen noch durch nicht bell- sondern eiförmiges Endglied der Ta- ster verschieden, Filotarsus (tenuicornis von Coquimbo) von den folgenden durch lange dünne Hinterfüsse abweichend, P/a^^Äo/mw* {Praoc. dilaticollis Lacord. und eine neue Art) vonPraocis durch tief ausgeschnittenes Kopfschild unterschieden, Calymmaphorus {cu- cullatus und Arctylus ursinus Lac.) mit den Kopf bedeckendem vor- deren Lappen des Halsschildes. — Die Andern, sämmtlich südafrica- Disch, haben scheinbar lOgliedrige Fühler, indem das letzte Glied sich dem 10. anschliesst, und ein Stück mit ihm auszumachen scheint. Hierhin gehören Cryptochile mit 18 Arten ;, von denen jedoch Cr. assimilis Dej. und Gayi unbedenklich für Männchen und Weibchen zu halten sind. Horatoma, {Cryptochile parvulaVej.) und Pachynote- lus {albiventris y neue Art), beide von der vorigen durch den unten nicht vom Halsschilde gedeckten Kopf deutlich unterschieden, erstere mit ausgerandetem, letztere mit gerade abgeschnittenem Kopfschilde. Die Gruppe der Sepiditen vermehrte Ref. (Wag. Algier S. 178) mit vier Arten von Sepidium:^S.aUferumy uncinatum, tomentosum, Wagneri. Zur Gruppe derBlaptiden sind hinzugefügt: ßlaps armeniaca, murtcata, canaliculata, anthracina Faldermann (Faun. Transcauc), B. montana Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 68) vom Caucasus, Bl. prodigiosa, stygia^ magica, superstitiosa des Ref. (Wagn. Alg. IIL S.188), Bl. alternans Brülle (II. Ganar. Ent. S. 68.) — Eleodes Fi. scheri ManmeT he im (Rev. Zool. S. 137) aus Californien, — Mi'so- lampus Goudotii Ref. (Wagn. Algier III. S. 184.) Aus der Gruppe der Pediniden stellte Mannerheim (Rev Zool. S.137) Coniontis Eschscholtxii aus Californien auf, und Fal- dermann (Faun. Transcauc.) beschrieb: Pandarus dardanus^ exten- suSf Heliopates picipes., rugipennis^ Pedinus aequaliSy fornicatus. ova- tuSj Capnisa {Bradyus) modesta. — Vielleicht gehört auch die von ihm errichtete neueGatt. ^w 2*0 cerw* mit einer neuen Art, ^4. ^m^iV, hierher. Die Gattung ist aus den angegebenen Characteren dem Ref. zweifelhaft geblieben, der Name derselben kann keinen Falls bestehen. Die Opatrinen vermehrte Faldermann (Faun. Transcaucas.) mit Opatrum setulosum, Ref. (Wagn, Alg. S. 181) mit O. larbarum^ Brülle (11. Cauar. Ent. S. 68) mit O. hispidum, Phylax costatttSy li^ 12* 180 neatus, Crt/pticus navicularis und minutus, Motschoulski (BuU. Mose. 1839. S, 60) mit Micro%oum collare, Faldermann (Faun. Transcaucas.) bildete eine neue Gattung PenthicuSy deren Unterschiede von den verwandten aus der Be- schreibung nicht hervorgehen, aus einer neuen Art, P. -parvulus. Vaocicornia, Eine neue Art: JSeomida cophosioides Falder- mann (Faun. Transcaucas.) JBEelopii, Faldermann (Faun. Transcaucas.) stellte eine neue Gatt. Cylindrinotus mit 4 neuen Arten auf, deren Unter- schied von Helops dem Ref. sich nicht herausstellen will, vermehrte Hedyphanes mit 14, zumTheil, wie es scheint, nicht recht bestimmt unterschiedenen Arten, und Helops mit 4 neuen Arten. Ref. (Wagn. . Algier III. S. 184) beschrieb einen Hei. afer, und Brülle (U. Canar. Ent. S. 70) H. quadratus und transversus. Perris (Ann. d. scienc. nat. XIV. S. 41) beschrieb die Larve von Helops coeruleus, welche schon früher von Waterhouse (Trans- act. Ent. Sog. Lond. I. S. 89) bekannt gemacht wurde. Cittelidae, Faldermann (Faun. Transcaucas.) hat folgende neue Arten: Mycetocharis gracilis^ Oniophlus dilatatus, ochra- ceipennis, Cistela alleculoides^ pulcherrima, elegans. Cistela bicolor betrachtet Dr. Schmidt (Ent. Zeit. S. 132) als das Männchen der C. sulphurea^ und zwar als eine häufigere Form desselben, indem auch eine andere dem Weibchen gleichgefärbte sich fände. Es giebt indess zwei Arten, welche sich nicht vermischen. Bei der wirklichen C. sulphurea (welche hier z. B. auf den blühenden Linden der Allee nach Charlottenburg zu Millionen erscheint) sind beide Geschlechter beständig und in allen Theilen gleichgefärbt, bei der C. bicolor giebt es zwei Abänderungen des Männchens, von denen die eine allerdings die Färbung des Weibchens hat, sich aber immer noch durch ganz schwarze Taster, schwarze Fühler, häufig auch durch schwärzliche Vorderseite der Hüften, letztes Hinterleibssegment oder Stirn auszeichnet. Das Weibchen gleicht sehr dem der C. sul- phurea, hat aber ganz braune Fühler, ausserdem sind beide im Um- riss und den Körperverhältnissen etwas verschieden. Die schon durch Kyber u. m. A. bekannte Verwandlungsgeschichte der C.atra (Helops ater F.) ist von Perris (Ann, d. scienc, nat. XIV. S. 81) nochmals beschrieben worden. ^erropalpidae» Sehr dankenswerth ist dagegen die Dar- stellung, welche derselbe (ebendas. S. 86. T. 3. F. 14— 18) von der Larve der Melandrya serrata giebt. Dieselbe weicht von denen der Teuebrionen bedeutend ab, und erscheint denen der Oedemeren näher verwandt. Die vom Westwood (Introd. I. S. 304 F. 35. 14) als solche abgebildete Larve ist von der Perris'schen durchaus verschieden Oedemeridae» Neue Arten sind; Ditylus concolor Brülle 181 (n. Canar. Ent. S. 'i(S)yNacerdes fucata, tristiSy Anog codex flavi- ventris, Oedemera Menetriesii {ventralis Men.), stenoptera^ para- doxa (letztere beide die beiden Geschlechter von O, simplex) chaly- Äe« Fald erm an n (Faun. Transcaucas.), Oed. marmorata Ref. (Wagn. Algier III. S. 185). J^rochroidae» "Von der Larve und Nymphe der Pyrochroa coccinea hat Leon Dufour (Ann. d. sc. nat.XIII. S.321)Nachricht gege- ben, welche indess von geringerem Interesse ist, als eine solche von Ahrens schon in Silbermann's Rev. Ent. I. S. 847 sich findet, welche die Redaction der Ann. d. sc. nat. S. 343 hat wieder abdrucken lassen. Die Larven kommen häufig vor, und werden jedem Sammler bekannt sein. Dagegen sind die anatomischen Untersuchungen des Verfassers schätzbar. Die Speichelgefässe sind beim Käfer ziemlicli lang, bei der Larve aber ausserordentlich klein. Der Darmkanal mit den Gallen- gefässen zeigt bei beiden keine grossen Abweichungen. Die aus zweizeilig aufgereihten Säckchen bestehenden Hoden finden sich bei der Larve schon sehr entwickelt vor, nicht aber die übrigen Theile des Geschlechtsapparats. Beim vollkommenen Insect fand sich eine aus Kügelchen zusammengesetzte Masse, welche sich jederseits von der Basis bis zur Spitze des Hinterleibes erstreckte, wo sie mit einem Ausführungsgange neben dem After endigte. Der Verf. hält diese Körper für ein Absonderungsorgan, von dem der eigenthümliche Geruch des Insects herzuleiten sei. Die Darstellung des Nervensystems scheint nicht ganz genau zu sein. Die Angabe, dass bei der Larve das Gehirn-Ganglion nicht im Kopfe, sondern im Prothorax liege, schien dem Ref. zu paradox, um nicht sogleich die Natur wegen Ge- nauigkeit derselben zu Rathe zu ziehen. Die Angabe bestätigte sich nicht, sondern es fand sich die gewöhnliche Lage der Ganglien vor. Anthicidae» Neue Arten sind Mono ceros*) brachycerus und Anthicus nobilis Faldermann (Faun. Transcaucas.) und A. com- pressicollis Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 59). MordelloHae, Leon Dufour (Ann. d. scienc. nat. 11. Ser XIV. S. 885) gab eine genaue Darstellung der früheren Zustände der Mordelia fasciata und eine Anatomie sowohl der Larve als des Kä- fers. Die Larve, welche in abgestorbenem Pappelholz lebt, scheint nach der Beschreibung ganz mit der anderer Arten derselben Gattung übereinzustimmen, die Abbildung aber (T. 11. F. 1) ist ganz verfehlt, und nicht geeignet, eine Vorstellung von ihrer merkwürdigen Bildung zu geben. Im Innern Bau zeigen Larve und Käfer manche Ueber- einstimmung, namentlich hat die Ganglienkette gleiche Zahl von Ab- *) Wenn man diese Gattung von Anthicus absondert, muss man ihr denNamen Notoxus lassen, denGeoffroy ihr zuerst gab, und den Fabricius mit Unrecht auf eine andere Gattung, auf welche er gar nicht passt, übertrug. 182 dominalknoten. Die Speichelgefässe sind bei der Larve kurz, beim Käfer sehr lang. An den Gallengefässen hat der Verf. eine wichtige Beobachtung gemacht. Sie sind nämlich dem Mastdarm angeheftet, münden aber nicht hinein, wie vielfach angenommen wird, sondern sind an einem durchsichtigen häutigen Gewebe befestigt, welches den Mastdarm umgiebt und durchaus keine der eigenen Häute des Darms ist. Bei der Larve setzt sich jedes Gallengefäss in dieser Membran als ein feiner vielfach geschlängerter Faden fort, der bei der Ver- wandlung obliterirt. Die Hoden bestehen aus je einem Büschel von 5 länglichen Bälgen. Die Eierstöcke sind wirteiförmig und bestehen jeder bei M. fasciata aus 15, bei M. aculeata nur aus 5 Eiröhren. Die Scheide hat nur einen einzigen birnförmigen gestielten Anhang» Folgende sind als neue Arten zu nennen: Mordella decora Che- vrolat (Rev. Zool. S. 16) aus Galicien (ist M, 2-punctata pej.), M. funesta^ strigipennis, splendidtda ^ Anaspis verticalis, orientalis, poecila Faldermann (Faun. Transcaucas.), Rhipiphorus apicalis Westw. (Royle Himal.) jnCeloidae, Die Mi/labrzden derBerberei sind von Che vre - lat(Silberm.Rev. Ent.V. S. 266) aufgeführt worden: Cerocoma Valilii, für welches fälschlich das Weibchen von C. Schreberi angenommen wurde, von welchem diese Art ausser .mehreren Unterschieden durch schwarze Hinterbeine des Männchens abweicht, häufig auf allen Wie- senblumen in Algier^ auch eine Abänderung mit einfarbig grünem Hinterleibe. Hycleus (^Di'ces Dej.) distinctus, neue Art aus Algier: Mylabris, 84 Arten, davon 1) Oleae, 2) tricincta, 3) rnbripenms^ 4) li^ tigiosay 5) Guerinii^ 6) melanura Pall., 10) maura, 11) circumflexa^ 13) Wagneri^ 14) impressa, 15) PayhilliJMWb., 17) 10-punctata F., 18) terminatay Id) Silbermanni, 2i)praeusta F., 22) apicalis, 83) cow- tea;ta, 84) scapularis aus der Regentschaft Algier, 8) ruficornis F., 12) Goudotühap. aus Marocco, 9)gilvipeSf 16) tenebrosahajp. 20) curla von Tunis, und 12) maculata Ol. ohne genauere Angabe der Locali- tät. Die meisten (nämlich alle im Vorstehenden ohne Auetor aufge- führten) Arten sind neu, indess M. circumflexa ohne Zweifel einerlei mit der nur aus Billberg aufgenommenen M. PaykuUi, und M. api- calis und coutexta nach des Verf. eigener Meinung nur Abänderungen von M. praeusta. — Lydus mit 3 Arten, L, algirinus, aus der ganzen Berberbei, L. sanguinipennis , neue Art, durch unbehaartes, runz- lich punctirtes Halsschild und blutrothe Flügeldecken von voriger verschieden, von Tanger, und L. marginatus {Mylabr. margin, Fab.) von Oran. Mylabris Oleae ist auch vom Ref. in Wagner^s Algier beschrieben und abgebildet. Faldermann (Faun. Transcaucas.) hat noch folgende als neue Arten: Mylabris Matthesii^Armeniaca, cingulata, süperb a, externe' punctata, unicolor, Oenas Wilhelmsü, Cerocoma Scovit zu {Olivieri Dej.) Jestiva (sicher von Schreberi nicht verschieden) Lytta Arme- niaca, Meloe exaratus. Eine neue bei Pisa entdeckte Art von Si- 183 iaris, S. Solieri, machte Pecchioli (Ann. d. I. Soc.Ent. d. Fr. VIII. S. 537) bekannt. Curculionides» Das Supplement zu Schönherrs Genera et Species Curculionidum ist bis zur Hälfte des zweiten Bandes vor- gerückt. Die zweite Abtheilung des ersten Bandes enthält den Rest der Orthoceren, nämlich die Gruppen des Brenthides, Oxycorynides (die einzige Gatt. Oxycorynus Chevr.), Antliarhinides, Cylades^ JJlo- cerides, Oxyrhynchides , und den Anfang der Gonatocera, und zwar die Gruppen der Brachyceriden, Entiniiden , Pachyrhynchiden und den Anfang Aev BracJiyderiden, welche umfangreiche Abtheilung noch die ganze erste Hälfte des zweiten Bandes einnimmt. Die grosse Zahl der neuen Entdeckungen hat nicht immer in den früheren Gat- tungen Platz gefunden, sondern auch die Errichtung zahlreicher neuer Gattungen fast überall nöthig gemacht. Das 6. und 7. Heft von Lahr am und Imhof s ,,Gattungen der Rüsselkäfer" beschäftigen sich ausschliesslich mit den Anthriben, und bereichern diese Gruppe mit mehreren neuen Gattungen: Deii- terocrates, am Nächsten mitXenocerus verwandt, aber die Augen vorn nur schwach ausgerandet, die Fühler, obgleich sonst in der Bil- dung übereinstimmend, haben das dritte Glied nicht verkürzt. Eine neue Art, D.nebulosus. Decataphanes^ sonst mit der vorigen Gattung sehr übereinstimmend, auch in der Bildung der Fühler^ nur dass sie durch Verschwinden des 10. Gliedes lOgliedrig erscheinen. Zwei neue Arten, D, gracilis und pictus. Anacerastes, im Verhältniss der letzten Fühlerglieder mit Decataphanes, in dem der ersten mit Me- cocerus übereinstimmend, d. h. das erste Glied massig lang, ziemlich keulförmig, das 2. klein, das 3. und die folgenden lang, das 10. unver- hältnissmässig kurz. Eine Art, A. lepidus. Chirotenon^ mit ver- längerten Vorderbeinen des Männchen, die Fühler hier nur von hal- ber Körperlänge, die beiden ersten Glieder klein, die übrigen ziem- lich gleich, gestreckt und dünn; beim Weibchen sind die Fühler noch kürzer, und nur die drei letzten Glieder sind gestreckt, eine lang- gezogene schmale Keule bildend. Eine Art, Ch. adustus. Alle diese vier Gattungen, welche sich zwischen Xylinades und Xenocerus stel- len, sind von Aquapim in Guinea. Eine 5. neue Gattung ist Sy- staltocerus Dej., mit Gymnognathus und noch mehr mit Analotes verwandt, die Fühler ziemlich lang, und an der Spitze nicht verdickt, an denen des Weibchen die 7 letzten Glieder eine lange Keule bil- dend. S.platyrhinuSf eine hübsch gezeichnete Art aus Cayenne. Von bekannten Gattungen sind dargestellt; Eucorynus durch E. cras- sicorm's, Lagopexus durch L. tenuicornis, Tropideres durch T. albirostris und niveirostris^ Cratoparis durch Cr.lunatus und eine neue Art, Cr. tapirus Dej. aus Cayenne, Anthribus durch A. albi- nus und 2 neue Arten, A. dama und retusus aus Guinea, Polyco- rynus durch P. compressicortiis und eine neue Art P. pantherinus aus Guinea. Voq der ersteren Art dieser Gattung lehrt der Verf. 184 auch das Männchen kennen, bei dem die Fühler von Körperlänge, die Keule nur 4gliedrig, das 5 — 8. Glied an der Spitze mit einem zurückgekrümraten Häkchen bewaffnet sind. Neue Arten sind: Bruchus i-plagiaUis Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 57, 1840. S. 185) — Brachycerus difformis Fald er- mann (Faun. Transcaucas.), Er. riguus, Thylacites fullo und coma- tus, Cleonus fastigiatus, Molytes ferus des Ref. (Wagn. Algier III. S. 185— 187), Phytonomus balteatus Chevrolat (Rev. Zool. S. 16) aus Portugal. Otiorhynchus sculptus, simplex^ squamosusf Omias tes- sellatus^ Sitona verrucosa^ Mononychus variegatus VtxwWh (II. Canar. Ent. S. 71. ~ Tylodes scaber desselb. S. 72 ist Acalles argillosus Schönh.)5 ex^^ich. Ptilopus Argus Reiche (Rev. Zool. S. 875) aus Cuba. Perris (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr.IX. S. 89) beschreibt die Na- turgeschichte eines Apion ulicicola^ dessen gelbliche Larve in Gallen der Triebe des Ulex nanus lebt, characterisirt den Käfer aber zu ungenügend, um entscheiden zu können, ob er auf eine der bekannten Arten zurückzuführen ist. Ap. atomarium lebt nach Suffrian (Ent. Zeit. S. 44) auf Thymus Serpyllum. Derselbe theilte (ebendas.) Be- merkungen über Ap. difforme und (S. 58) über Ap, apricans mit, fer- ner (S. 6) über Rhynchites auratus Scop. und laetus Schupp. , von denen er den ersten gegen Schönherr als den wahren Fabricischen Bacchus nachweist, Rh. sericeus^ comatus, (S. 44) über Rh. obscurus, der auf Eichen lebt, Hornung (ebendas. S. 68) üher Rh. hungan'cus, und Suffrian noch über Rhamphus aeneus (S. 45), Phyllobius caU caratus (S. 46), von dem er den schwarzbeinigen auf Nesseln lebenden als carniolicus Ol. absondert, den indess schon Jlliger als Alneti F. unterschieden hatte; Dr. Schmidt beschrieb (ebend. S. 131) das maschige Gespinnst, in welchem die Larve des Phytonomus Ru- micis sich verwandelt (Ref. fand mehrere solcher Cocons an einander geheftet), Suffrian stellte (ebendas. S. 59) eine zweite grössere Art von Anoplusy A. Roborzs, auf, welche auf Eichen lebt, während die andere Art vorzugsweise auf Birken sich findet. Derselbe gab über Thamnophilus flavicornis Seh. (ebendas. S. 47) Orchestes bifasciatus, erythropus(ß. 10) f quercus und Poephagus Nasturtü (ß. 60) Nachricht. Die Bewegungen des merkwürdigen Tachygomis Lecontei schilderte Zimmermann (Germ. Zeitschr. II. S. 445). 'Xylophaga. Aus der Abtheilung der Borkenkäfer be- schrieb Brülle (IL Canar. Ent. S. 71) Hylurgus crassicornis. Per- ris (Ann. d. scienc. nat. N. Ser.XIV. S. 89. T.3.A. F. 19— 24) stellte die Larve des Piatypus cylindrus dar, und Boyer deFonscolombe (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 104) führte unter den dem Oel- baum schädlichen Insecten Hylesinns oleiperda und Phloeotribus Oleae auf. Die Larve des ersteren, welche als 6füssig angegeben wird(??), lebt in den Zweigen des Oelbaums und macht sie abster- ben, die des zweiten nistet sich vorzüglich in den Astwinkeln ein, und wird Veranlassung,' dass diese beim geringsten Windstoss brechen. Aus dem bunten Gemisch von Gattungen, welche den Rest dieser 185 aus vielen Elementen zusammengesetzten Abtheilung bilden, ist Apate aterrimay Cis caucasicus Men., Lyctus suturalis, laevipenni's , Nemo- soma caucaslcum Men. (von Nemosoma cornutum Sturm's verschieden) und Brontes humeralis vonFaldermann (Faun. Transcaucas.), Tro- gosita Pini, der T. coerulea verwandt, von Brülle (II. Canar. Ent. S. 70) beschrieben. Eine neue Gatt. ^ er o/??* stellte Bur meist er (Gen. Ins. Heft 5) auf, Vielehe wohl weniger mit den Mycetophagen, wie der Verf. will, als mit Sarrotrium verwandt, kurze, dünne, 10-gl. Fühler mit 2gl. Keule hat, und sich dadurch besonders auszeichnet, dass die Augen auf seit- lichen Fortsätzen, fast wie auf Stielen stehen. Acropis tubercuUfera ist aus Brasilien. Ger mar (Zeitscbr. II. S. 342) übersetzte Newman's Monographie von Rhysodes, bereicherte sie mit 2 neuen Arten, Rh. coniungens, dem Rh. sculptilis verwandt, aus Nordamerica, und Rh. figuratus vom Cap, und bestätigte das Vorkommen des Rh. aratus (exaratus Jll.) in Europa. MäOngicornes, Dejean (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 69) hat zu Mulsants Arbeit über die Cerambycinen Frankreichs seine Be- merkungen mitgetheilt. Es sind von M. viele neue Gattungen errichtet. Ropalopus begreift Ca//, insubricum, clavipes und fe7noratum, Ca l- lidium ist skuf vtolaceum^ dilatatum^ sattguineum, umfasci'atum^ alni und rußpes beschränkt, Phymatodes enthält C. variabile^ thoracic cum (vielleicht Vini Pz.) und humerale^ Semanotus ist für C.unda- tum gebildet, Oxypleurus enthält eine neue Art, O. Nodieri^ viel- leicht Crioceph. morbillosumDej., Criomorphus entspricht Isarthron Dej., Criocephahis ist Criocephalum Dej. Unter Platynotus (vergebener Name) sind Cl. detritus und arcuatus, unter Anagly- ptus Cl. gibbosus und fnysttcus von Clytus abgesondert, Leptidea ist für Gradlia brevipennis Dej. errichtet, Stenosoma hält Dej. für einerlei niitDeroplia, Compsidea hesreift Sap. popuinea, Anae^ rea Sap. Carchan'as, Saper da ist auf tremulae, punctata und scalaris beschränkt. Polyopsia entspricht Anaetia Dej., heisst aber schon bei Stephens TetropsKnh. Anoplodera enthält I.e/?^ Q-gut- tata, rußpes, lun'da. Interessant ist noch die Bemerkung, das Hespe- rophanes pallidus {Callid. pall. Ol.) das Call mixtum F. ist. Dejean bemerkt mit Recht, dass dieser Käfer wenig bekannt sei, mit Unrecht aber, dass man ihn nur in Frankreich kenne: er findet sich auch in Deutschland, und wurde namentlich bei Berlin von Kirstein, bei Darm- stadt von Riehl entdeckt. Zwei neue, mit Spondylus verwandte Gattungen sind von Guerin (Rev. Zool. p 876) aufgestellt worden. Sie haben eine ähnliche cy- lindrische Form, weichen aber beide durch etwas gesägte Fühler von fast Körperlänge und nicht flache, sondern fadenförmige Füsse ab, deren Klauenglied nicht länger als die drei ersten Glieder ist. Ano^ ploderma hat die Mandibeln länger als den Kopf, die Maxillartaster länger als die Labialtaster, und das zweite Fühlerglied klein, das £86 dritte länger als das erste; Sypilus hat die Mandibeln kürzer als dea Kopf, die Taster beider Paare gleich lang und das zweite und dritte Fühlerglied beide kurz. Beide Gattungen gehören zu den Entdeckun- gen d'Orbigny^s, und ist die erstere, A. bicolor, auf den Andes von Peru, die zweite, S. Orhignyi, in Patagonien einheimisch. Guerin beschrieb in der Revue Zool. (S. 39) eine dem Prionus rostratus verwandte Art unter dem Namen Cyrtognathus mon- tanus^ weiche auf den Nilgerrhies im April und Mai niemals flie- gend, sondern stets auf dem Boden herumkriechend, in solcher Menge erscheint, dass die Wege förmlich von ihnen bedeckt sind, und die schwarzen Bären aus den Ghats herbeigezogen werden, um sich an diesem Insekt zu sättigen. Später (S. 88) erkannte G., dass dasselbe strenger genommen zur bereits früher schon auf dem Pr. rostratus F. gegründeten Gatt. Dorystenes Vigors gehöre, von welcher sich Cyr~ tognathus hauptsächlich durch die einfache Brust unterscheidet. Eine neue Gatt. Mecosarthron stellte Buquet (Rev. Zool. S. 172 und Guer. Mag. d. Zool. 1840. Ins. pl. 53) auf, die zu den Prionen mit stachligen Schienen gehört, zwischen Enoplocerus und Ctenoscelis in der Mitte steht, und sich durch ein besonders langes erstes Fühlerglied auszeichnet. Die ansehnliche Art, M. buphagus^ ist in Brasilien zu Hause. , Der Gatt. Callipogon fügte Reiche (Rev. Zool. S. 275) eine zweite Art, C. Lemoinei von St. Fe de Bogota hinzu; eine neue Art von Mallodon, M. spinosum aus Mexiko, stellte Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 194) auf, einen neuen eigentlichen Prio- nus, der vom P. coriarius vorzüglich durch schwärzere Färbung, grössere Glätte und an den Seiten zweidorniges Halsschild abweicht, beschrieb Fald ermann in der Faun, transcaucas. als P. Asiaticus; die Gatt. Calocomus bereicherte Buquet (Rev. Zool. S. 148, Guer. Mag. de Zool. 1840. Ins., pl. 50. 51) mit zwei neuen ausgezeichneten Arten, die beide etwas grösser, namentlich länglicher sind als C. Des- marestii, die eine, C. Kreuchelyi, schwarz mit rothbraunen Flügel- decken, mit länglichem schwarzem Schulterfleck, die andere C. Lyciusy dunkelblau, beide aus dem reicken Bogota. Auch Psalidogna" thus wurde durch Reiche (Rev. Zool. S. 358) mit einer Art ver- mehrt, Ps. erythrocerus, dem Ps. modestus Fries ähnlich, mit rothen Fühlern, aus Columbien. Menetries hat ein Essai d'une Monographie du genre Ana- colus (Mem. de l'Acad. Imp. d. scienc. d. St. Petersb. VI. Ser. V.U.) mitgetheilt. Die Gattung zerfällt in drei Gruppen. Bei der ersten hat das Halsschild einen Zahn in der Mitte und verengt sich hinter demselben, die Flügeldecken sind sehr kurz, dreieckig, spitz. Hier- hin A. lugubris Enc. und A. bimaculatus Men. Bei der zweiten Gruppe hat das Halsschild dieselbe Form, die Flügeldecken sind aber wenig verkürzt, bedecken fast den ganzen Hinterleib und sind an der Spitze abgerundet. Hierhin A. sanguineus Enc, lividus Men., praeustus^ Perty und tiigricolUs Men, Bei der dritten Gruppe ist das 187 Halsschild nicht verengt, die ganze Form ist weniger verkürzt, die Flügeldecken sind abgerundet und reichen fast bis zur Spitze des Körpers. Hierhin^, i-maculatus Gory und A. i-7iotatus Men. Bu- quet (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. S. 379) hat drei neue Arten, J. Me- netriesii, scapularis und fyj^maemi hinzugefügt, welche alle der er- sten Gruppe angehören. Die dritte Gruppe entspricht nach ihm der Gatt. Myzomorphus des Dejeanschen Catalog, Dupont hat in Guer. Magas. d. Zool. (1840. pl. 28 — 38) einen Nachtrag zu seiner, in früheren Berichten besprochenen Monographie der Tr «cAyt/ere« gegeben, worin diese Gruppe mit 3 neuen Gattungen bereichert wird. Galissus Dup., mit Lissonotus verwandt, indess ge- streckter, mit einfachen Fühlern, etwas längeren Hinterbeinen und zu- sammengedrückten, gewimperten Schienen. 1 A.^ G. cyariopterus aus Cayenne. — Aegoidus Buq. von Stenaspis und Phaedinus, wie es scheint nur durch die Höcker des Halsschildes unterschieden, indem nämlich auf dem Rücken desselben 5, wie bei Phaedinus, an den Seiten 2 (bei Phaedinus nur 1) sich finden; Stenaspis unterscheidet in der That sich nur dadurch, dass die flachen Höcker des Rückens fehlen. In der langgestreckten schmalen Gestalt des Schildchens kommen alle 3 überein, und es scheint, als ob man sie füglich (unter dem Namen Stenaspis oder Phaedinus vereinigen könnte. A, Peruvtatius aus Peru ist die Art, auf welche die Gatt. Aegoidus errichtet ist.— 0%odera^ am Nächsten mit Xylocharis verwandt, aber etwas gestreckter, mit plumperen Beinen und Fühlern, mehr nach hinten vorragender Spitze zwischen den Vorderbeinen, stumpf gerundetem Höcker zwischen den Mittelbeinen, kürzerem Schildchen und nur einem Höcker an den Seiten des Halsschildes (die Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Unterseite des Halsschildes, wovon aber bei einer zweiten Art nichts zu sehen ist). — O. xanthospilos (0. callidioides) aus Columbien. — Neue Arten der älteren Gatt, sind Phaedinus lanio Guer., aus dem innern Südamerica, Ph. tnicrothorax (Trachyderes) Perty aus Brasi- lien, Ph. Debauvei aus dem engl. Guiana, Dendrobias basalis aus Bogota, Trachyderes iuvencusy blandtts, badius (auf der Tafel mit dem Dejeanschen Namen spadiceus genannt) ebendaher, Stenaspis unicolor, vielleicht aus Mexiko. Ausserdem sind noch mehrere Arten zur Gruppe der Tra- chyderiden nachgetragen worden: Megaderus coralUfer New- man (Mag. of Nat. Hist. New Ser. IV. S. 195) aus Mexiko, Ab- änderung des M. bifasciatus Dup. — Rachidion obesum New- man (ebendas.) aus Brasilien, mit rothbraunem Halsschilde und Flü- geldecken, nicht das AVeibchen des R. nigritum Serv«, wie N. vermuthet, obschon das Männchen auch ganz schwarz ist. — Trachy- deres venustus Newman (ebendas. VI. S. 479) ist Phaedinus Debau- vei Dup. — Phaedinus moestus Newm. (ebendas. IV. S. 195) aus Brasilien, gleichzeitig von Buquet (Rev. Zool. 1840. S. 142) als Galissus h'plagiatus aufgestellt, keine eigene Art, sondern das Mann- 188 eben des Prion. Martii Vetty. — Aegoidiis Earlii Guerin (Rev. Zool. 1840. S. 384) von Bogota. — Oxodera callidmdes Dupont (Rev. Zool. 1840. S. 43) und O. bipartita Biiquet (ebendas. S. 110) beide von Bogota , die erstere (von ganz rothbrauner Farbe) nach Guerin's Urtheil (ebendas. S. 143) Abänderung der letzteren (schwarz mit gelbem Ouerfleck vor der Mitte der FJügeldecken). — Stenaspis rimosus Buquet (ebendas. S. 142) von Bogota. Buquet (Rev. Zool. S. 172) stellte eine neue Gatt. Stiphilus auf, welche mit Rachidium in näherer Verwandtschaft, sich haupt- sächlich durch die vom 6. Gliede an breitgedrückten, nicht gesägten Fühler und einfaches Prosternum unterscheidet. St. i-punctatus, tief und glänzend schwarz, mit 2 weissen Puncten hinter der Mitte je- der Flügeldecke, ist ein seltener brasilischer Käfer, der auch im Mag. de Zool. 1841. Ins. pl. 63 abgebildet ist. Derselbe (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. S. 385) beschrieb die Gatt. Pteroplatus Dej., welche sowohl in Form als Färbung auffallend an Lycus erinnert, und sich durch die abgeplatteten und nach hinten erweiterten Flügeldecken, das seitlich erweiterte flache Halsschild und die gebarteten 7 ersten Fühlerglieder auszeichnet. Die fünf be- schriebenen Arten, Pt. pulcher^ suturalis^ gracilis, Rostainei und ar- rogans sind von S. Fe de Bogota. (Andere finden sich in Brasilien und Mexiko.) Derselbe (Rev. Zool. S. 292) machte uns auch mit der Gatt. Coccoderus Dej. bekannt, welche die nächsten Beziehungen mit Chlorida und Phoenicocerus, dabei jedoch manche üebereinstimmung mit Eburia zeigt. C. bisignatus aus Cayenne und C. Q-maculatus und C. tuberculatus aus Brasilien sind sämmtlich seltene Arten. Hammaticherus erhielt Zuwachs durch H, dux Falder- mann in der Fn. Transcaucas. , dem H. heros nahe verwandt, und eine zweite Art aus Algier, von der Grösse des H. cerdo, von fei- ner Sculptur und ohne Dorn am Halsschilde, vom Ref. (Wagn. Al- gier, III. 188) H. Nerii, und etwas später von Buquet (Ann, d. 1 Soc. Ent. IX. 395) H. Mauritanicus benannt. ~ Callichroma bereicherte Hope (Linn. Transact. XVIII. S. 440. T. 30. Fig. 2. 3.) mit zwei prächtigen Arten, C. Grifßthii und Cantori aus Assam, und Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 367) führte eine dritte auf, C. ducalis, vom Navigator-Island, Halsschild und Flügeldecken mit purpurschwarzem 8ammtfilz bekleidet, die Schenkel roth, die vor- deren an der Spitze, die hintersten halb schwarz. Promeces iucun- dus und Clostrocera tricolor stellte Guerin (Rev. Zool. S. 108) als neue Arten vom Senegal auf. • Newman (Mag, of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 194) errichtete eine neue Gatt. Niraeus, vom Ansehen einer Aromia, mit breiten, an beiden Rändern mit einem grossen Zahn bewaffneten Mandibeln, sehr kurzen Maxillartastern, cylindrischem Endgliede aller Taster, Füh- lern von kaum halber Körperlänge, an den Seiten mit höckrigem 189 Halsschilde, abgerundeter Flügeldeckenspitze, kaum verdickten Schen- keln und zusammengedrückten Schienen. iV. iricolor von der Tenes- sariraküste, fast 1^ Zoll lang, ist roth, die Flügeldecken ums Schild- chen und hinten schwarz, die Fühler schwarz mit weisslicher Mitte. Die neuhollRndischen ^^eMOCÄor/^/ew sind vonHope (Proceed. Zool.Soc. S.46) auseinander gesetztworden. Die Gatt. Stenochorus istauf solche mit gedornten Fühlern und an der Spitze 2 dornigen Flü- geldecken eingeschränkt, und enthält 19 Arten, von denen die einen, wie St. semipunctatusj ein an den Seiten gedorntes, (^St. gi'gas aus dem Innern, lattfs, trimaculatus, ww^/m/ö^m* vom Schwanenfluss, longi- pennis und assimilis von Van -Diemensland, Mitchelli, acauthocerus und dorsalis sind neu), die anderen ein ungedorntes Halsschild ha- ben, wie St. uniguttatus M'Leay {Mallocera elongata Dej.) und die neuen St. rhombifer^ tunicatuSf Roei, der letzte vom Schwan enfluss. — Coptocercus mit gedornten Fühlern und abgestutzter Flügel- deckenspitze ist auf Sten. biguttatus Don. und 2 neuen Arten, C. 6-wi«- culatus und unifasciatusy erstere weitverbreitet, letztere vom Schwa- nenfluss gegründet. Die übrigen haben ungedornte Fühler. Tr«- chelorachys, mit an den Seiten und auf dem Rücken gedorntem Halsschilde und nicht verdickten Schenkeln, enthält 2 neue A., Tr. fumicolor und pustulatus, Meropachys, mit sehr unebenem und an den Seiten gedorntem Halsschilde, mit vor der Spitze kugelförmig angeschwollenen Schenkeln und mit seidenartiger Behaarung des Körpers: ebenfalls 2 neue A., M. Mac heaii und tristis, letztere vom Schwanenfluss. Bei den folgenden Gatt, ist das Halsschiid nach vorn kegelförmig verengt, ii'Xm\ic\i Scolecobrotus (^Westwoodi, der sich wahrscheinlich nicht am Schwanenfiuss, wie der Verf. vermuthet^ sondern in Van-Diemensland findet, woher ihn die hiesige Sammlung erhielt), Uracanthusy beide schon im ersten Bande der Zool. Transact. aufgestellt, die letztere hier mit zwei neuen A., U. pallens von Van-Diemensland und JJ. marginellus, vom Schwanenfiuss, be- reichert; Strongylurus mit an der Spitze abgerundeten Flügel- decken, auf den Sten. scutellatus Hope und einer neuen A. St. vari- cornis g.egründet, hat mit den beiden folg. Gatt, zusammengedrückte Fühler gemein: Coptopterus mit schräg abgestutzter Flügeldecken- spitze hat den C. cretlfer Hope, Piesarthrius mit innen gedorn- ter, aussen abgerundeter Flügeldeckenspitze, eine neue A. P. mar- ginellus vom Schwanenfiuss, zum Typus. Eburia ,virgo und puella beschrieb New man (Mag. of Nat. j^Hist. N. Ser. IV. S. 196). Das Vaterland der ersteren ist Brasilien, das der letzteren nicht angegeben. Die Gatt. Hesperophanes Dej. wurde mit 3 Arten vermehrt: Call. {Hesp.) roridum Brülle (II. Canar. Ins. S. 62. T, 1. F. 6), Call. Hesp. pulverulentum des Ref. (Wagn. Algier III. S. 189) und H. fasciculatufn Fal der mann (Faun. Transcaucas.). Ein Callid. Ion- gicolle vom Senegal stellte Guerin (Rev. Zool. S. 109) auf, einen 190 Clytus Faldermanni Dej. beschrieb Fal der mann in der Fauna Transcaucas. , und einen Cl Caucasicus Motschoulski im Bull. Mose. 1839. S. 54. Megaproct2is ist eine neue Gattung, welche Chevrolat (Silberm. Rev. Ent. V. S. 381. T. 38) aufstellt, und den Prionen zu- gezählt wissen will, welche aber mit Rücksicht auf die nicht unter sondern zwischen den Augen stehenden Fühlern den ächten Ceram- byces angehört, und sich den Callidien annähert. Sie zeichnet sich durch die Bildung des männlichen Hinterleibes aus, der anscheinend aus nur 3 Segmenten besteht, die beiden letzten jeder mit einer haa- rigen Grube. Dieser Bildung zufolge ist die in Süd-Africa einhei- mische Art M. didelphis benannt worden. Das Weibchen ist unbekannt. Ommidium nennt Newman (Mag. of Nat, Hist. New. Ser. IV. S. 196) eine neue Gattung, deren systematische Stellung er ungewiss gelassen hat. Der Kopf ist abwärts geneigt, die Fühler sind fast von Körperlänge, das erste Glied lang, das zweite kurz, das dritte, vierte und die übrigen gleich lang. Die Augen klein und schmal^ von den Fühlern entfernt, das Halsschild vorn eingeschnürt, an den Sei- ten höckrig, kaum dornig, auf dem Rücken flach, die Flügeldecken- spitze gerundet, die Schenkel allmälig verdickt. 0. modestum, gelb, behaart, mit runzligem Halsschilde, befilztem Schildchen, an der Wur- zel punctirten Flügeldecken, 0,7'" lang, ist aus Brasilien. Hope (Linn. Transact. XVni. S. 136) beschrieb mehrere neue Lamien vonAssam, zum Theil als Typen neuer Gattungen. Der Gat- tungsname I.«m/« ist auf die Form der L. rubus beschränkt, welche hier mit der L. Horsfieldii von Assam bereichert ist. Euoplia weicht von Lamia darin ab, dass die Flügeldeckenspitze 2dornig istj das Ansehn ist im Ganzen das von Monohammus. E. pofyspila ist von Assam, ausserdem werden 5 noch unbeschriebene hierhingehörige Arten erwähnt. Oplophora (ein nicht mehr vacanter Name) hat abgerundete Flügeldeckenspitze, aber einen Bruststachel. Hierhin li. punctatorF. und die hier abgebildete prächtige O. iS'o//« vonAssam. Anoplophora unterscheidet sich von der vorigen durch unbewaff- nete Brust und enthält eine prachtvolle assamesische Art, A. Stafi- leyana, Monochamus ruher Hope steht mit der Lamia rubra Dalm. (Schönh. Syn. HI. Suppl. S. 167) in der nächsten Verwandtschaft und wird daher anders zu benennen sein. — Lamia Swainsonii und Mo- nochamus heryllinus Hope (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. VI. S. 300), die erstere der Gatt. Euoplia verwandt, der zweite bläulich grün, mit schwarz geflecktem Halsschild und Flügeldecken, sind gleichfalls von Assam. L. Wallichn Hope (Royle Himal.) eine ausgezeichnete Art vom Himalaj'a und Java, ist auch als Ceroplesis tricincta Dej, bekannt. Monochamus lignator Dej. (Faldermann Faun. Trans- caucas.) ist vermuthlich einerlei mit Lam. pellio Genn., welcher nach abgeriebenen Stücken beschrieben zu sein scheint. Monochamus annU' licornis und albidvs Brülle (II. Canar. Ent, S. 68. Taf. 1. Fig. 3. 4) 191 gehören beide nicht in diese Gattung; die erstere schliesst der Deroplia Dej. sich am Nächsten an. Astynomus Dej. bereicherte Faldermann (Fauna Traoscaucas.) mit einer kleinen Art, A. hir- sutulus. Von Dorcadion beschrieb Faldermann (Faun. Transcaucas.) 6 Arten, von denen D. indutum, glaucum, laeve, persicum neu. Eine Portugisische Art, D. Lusitanicum, stellte Chevrolat (Rev. Zool. S. 16) auf. Die Lam. (Acanthod.) gibba Brülle (IL Canar, Eot. S, 72. T. 1. F. 5) scheint der Abbildung nach eine den Dorcadien sich zunächst anschliessende Form zu sein. Die Saperden erhielten in Faldermann's Fauna Transcaucasica einen Zuwachs an zum Theil ausgezeichneten neuen Arten: Saperda mirahilis^ Scovitxfi^ holosericea, Anaetia güvipes Stev., Phytoecia jmncticoUis , Faldermanm Dej., diademata, pretiosa, punctum Zgl., Agapanthia smaragdina Dej., chalybea. — Agapanthia consobrina Chevrolat's (Rev. Zool. S. 17) aus Galicien, ist der A. suturalis nahe verwandt, aber mit gelben Halsschilds- und Nahtstreifen. — De Bremens (Rev. Zool. S. 278)* Sap. GuSrinii aus Algier zeichnet sich durch grosse Geschlechtsverschiedenheit aus, das Weibchen ist die Sap. {Phytoecia) glauca des Ref. (Wagn. Algier III. S.189); das Männchen hat statt des dichten Toments, welches den Körper des Weibchens bekleidet, nur eine äusserst zarte, kaum bemerkbare Pu- bescenz, und die Flügeldecken haben ringsum einen feinen, weissen Tomentrand. Stibara Hope (Mag. of Nat. Bist. N. Ser. VI. S. 30Ö) ist eine neue Gattung, mit Saperden-förmigem, dickem, kräftigem Körper, brei- tem, vorn fast quadratischem, hinten gewölbtem Kopfe, starkem, kno- tigem, unbewehrtem Halsschilde, breiten Flügeldecken, die kaum 3mal länger als das Halsschild, an den Seiten erhaben, an der Spitze jäh abgestutzt sind, verdickten Schenkeln und kräftigen Schienen. St, te^ traspilota und tnlineata*e'md von Assam. Amphton Reiche (Annal. d. 1. Soc. Ent. VIII. S. 563) ist zu- nächst mit Hippnpsis verwandt, unterscheidet sich aber durch ein querrunzliches Halsschild und an der Spitze abgestutzte Flügeldecken. A. vittatum ist von Santa Fe de Bogota. Stenias Guerin (Rev. Zool. S. 109), nach Serville's Einthei- lung zwischen Mesosa und Saperda stehend, sehr lang, schmal, ge- wölbt, das Halsschild so breit als die Flügeldecken, ohne Dorn, die Beine kurz und plump, die Fühler von Körperlänge, unten gewimpert. Es scheint diese Gattung mit Sthemas Dej. identisch zu sein, und dann würden L. grisator, cylindrator F. (welche nicht einerlei sind) und croca/a Ol. hierhin gehören. Guerin beschreibt eine vierte, iS^üi/o- wz7, vom Senegal (die hiesige Sammlung besitzt noch eine 5. vom Kap). Eine neue mit Toxotus zunächst verwandte Gatt. Enoploderes stellte Faldermann (Faun. Transcaucas.) auf. Das Halsschild hat wie bei Toxotus einen Seitendorn. An den Fühlern ist das 2, Glied 192 kurz, das 3. doppelt so lang, das 4. wieder kurz, die folgenden erst sind gestreckt. Dass diese (5 — 10.) an der Spitze einDÖrnchen hät- ten, findet Ref. nicht bestätigt^ die einzige bis dahin noch unbeschrie- bene Art ist E, sanguineiis. (Böber sandte sie als Leptura cuprea.) Ebendas. stellte t'aldermann noch Rhagium fasciculatum (wo- mit Rh. rufipes Motsch. zusammenfällt), Toxotus persicus, Pachyta alpina, Leptura melanota^ Stenura oxyptera, Grammoptera elegans auf. Eine neue Art von Algier ist Lepttira oblongo-maculata Biiqiiet (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 396). Leon Dufour beschrieb die Verwandlungsgeschichte des Rhu- gium inqidsüor (Ann. d. 1. Soc. Ent. IX. S. 63). Die Larve fand der Verf. in Pinus maritima^ das Rh. Inquisitor F. lebt in verschiedenen Laubhölzern, es ist aber auch der Cer. Inquisitor L. gemeint, den Fabricius später als Rh. iudagator aufstellte, während er der var. ß Lin. den Namen Inquisitor beilegte. Perris theilte (An. d. sc. nat.N. Ser, XIV. S. 90. T. 3.^. F. 25— 28) seine Beobachtungen über die früheren Zustände ier Leptura (Sir a?t- galia) aurulenta mit. Die Larve lebt in Erlen. Mupoda» Neue Arten sind: Donacia Jsiatica und Lema cor- nuta Faldermann (Faun. Transcaucas.) aus den Caucasischen Pro- vinzen unä L. cruciata Gu erin (Rev. Zool. S. 41) von den Nilgerrhies. Eine Monographie von Zetigophora ist von Suffrian in der Ent. Zeit, gegeben worden. Es enthält die Gattung 4, sämmtlich in Deutschland einheimische Arten: Z. subspinosa, scutellaris^ fron- talis und flavicoUis. Die zweite Art ist neu und weicht von der ersten durch bedeutendere Grösse, hellgelbe Farbe des Kopfes und Halsschildes, Sculptur u, s. w. ab, die dritte gleicht der zweiten, unterscheidet sich aber durch schwarze Stirn, und zu ihr gehört GyllenhaPs Lema flavicoUis. Vyclica, Eine Aufzählung der Arten von Alurnus ist von Guerin (Rev. Zool. S. 830) gegeben wordin, nach der Dejean'schen Gattungseintheilung, ohne jedoch diese Gattungen zu cbaracterisiren. Alurnus hat 11 Arten, sämmtlich vom Südaraericanischen Festlande, nämlich 4 Brasilische (marginatus Latr., thoracicus Perty, Vigorsii u, A., corallinus Vig.), 1 neue (i-maculatus) aus Paraguay, auch in Brasilien vorkommend, 2 neue (nigripes und vicinus) von Corrientes, 2 gleichfalls neue {d'Orlignyi und apicalis') aus Bolivien und 2 (gros- sus F. und bipunctatus Ol.) aus Guiana. Bothryonopa^ 4 neue Arten aus Javaj Anisodera, Alurn. ferrugineus F. und eine neue Art, beide aus Java; Callistola, Hisp. speciosa Boisd., Promeco- theca, 2 neue Arten, die eine (diluta) aus Cayenne (auch in Suri- nam) die andere (Petelii) von Java. Eine Abtheilung der Gatt. Eispa, mit erweiterten und dornigen Seiten des Halsschildes, für welche der Gattungsname Viatypria in Vorschlag kommt, ist von Guerin (Rev. Zool. S.139) näher be- trachtet worden. Sie enthält 5 Arten, entweder mit langen dünnen 193 Fühlern und 6 Dornen auf der Erweiterung des Halsschildes, die einen mit zwei Erweiterungen am Flügeldeckenrande (^H. echidna^ w.K.wnA H.hystrix¥., beide ostindisch, erstere die ^. TF^YcM/^yHope), die anderen ohne die vordere Erweiterung der Flügeldeckenränder {H. corojiata und cefitetes, beide n. A. vom Senegal); oder mit kurzen spindelförmigen Fühlern {H. erinaceus F.). Von Hispa sind indess diese Arten nicht wohl generisch zu trennen. Hispa occator Brülle (II. Canar. Ent. 73. 165. pl. 1. F. 17), lebt auf den Canarischen Inseln auf Cistus vaginatus; sie scheint mit H. testacea, welche ebenfalls auf Cistus lebt, verwandt zu sein, leider sind die Unterschiede nicht ausgezeichnet. H, bigeneris Newman (Mag. ofNat. Hist. New. Ser. IV. S. 367) aus Südaustralien, ist eine stachellose ächte Hispa, wie H. inermis Zoubk. Falder- mann (Faun. Transcaucas.) beschrieb eine Cassida hella. Clirysomelinae» Die Gatt. Timarcha erhielt Zuwachs an T. Gallaeciana Chevrolat (Rev. Zool. S. 17) aus Galicien, T. tur^ bida^ generosa des Ref. (Wagn. Algier S. 189) und endora Buquet (Rev. Zool. S. 243) aus Algier, vielleicht einerlei mit der T. turbida des Ref. Neu sind ferner Chrysomela Canariensis, ohsoleta, gemina, m'tens, rttfipes Brülle (II. Canar. Ent. S. 73), Afra und consularis des Ref. (Wagn. Algier III. S. 190), und Chnjs. {Plagiodera) Rajah Guerin (Rev. Zool. S. 41) von den Nilgerrhies. Newman (Mag. of Nat. Hist. N. Ser. IV. S. 249) beschrieb 8 neue Cryptocephali aus Ost-Florida. Chevrolat (Rev. Zool. S. 17) stellte eine neue Clythra {Lachnaia) puncticoUis aus Galicien (auch in Portugal einheimisch) auf, und Guerin (Rev. Zool. S. 41) machte eine ChlamySy Chi. Indica, von den Nilgerrhies bekannt, und machte zugleich darauf aufmerksam, dass diese Gattung also nicht ganz auf Amerika beschränkt sei, was auch Ref. schon einmal mit Erwähnung einer Südafricanischen Art zu bemerken Gelegenheit genommen hatte (Germar. Zeitschr. I. S. 369). Adimonia barbarwäes Ref. (Wagn. Algier III. S. 191) gehört zu den der A. littoralis verwandten Arten, A. scutellata Chevrolat (Rev, Zool. S. 17) aus Galicien (auch in Portugal vorkommend) gleicht derA. Capreae ungemein und ist vielleicht nur Abänderung mit ganz schwarzen Beinen. , Eine Reihe von Arten nach den Dejean'schen Gattungen: Adimo- m'a, GaUeruca, Maiacosoma, Lnperus, Crepidodera, Aphthona, Teino- dactyla, Psylliodes^ Plectrascelis^ Timarcha, Chrysomela, Phratora, Colaphus, Clythra, Labidostomis, Cheilotoma^ Pachybrachys, Crypto- cephalus enthält Faldermann's Fauna Transcaucasica. Clavipalpi. Einen neuen Eroiylns (Iphiclus) tQ-maculafus aus Columbien beschrieb Buquet (Rev. Zool. S. 173), zwei neue Arten, Isc/iyrus lepidus und Tr/plax MenetriesiiV 9^^ er m Run (Faun. Trans- caucas.), endlich Agathidiam vittalum Motschoulskri (Brill. Mose. 1839. S. 53). Archiv f. Naturgpsch. VII. Jahrg. 2. Bd. J3 194 Aphid^iphagi. Eine beträchtliche Anzahl von Coccinellen und Scymnen aus den Caucasisch-Russischen Provinzen ist von Falder- mann und Motschoulski (Nouv. Mem. d. 1. Soc. Imp. de Nat. de Mose. V. und Bull. Mose. 1839. I. und 1840 II.) beschrieben worden. Coccinella {Epilachnä) Delessertii von den Nilgerrhies machte Gue- rin (Rev. Zool. S. 48) bekannt. JFungicolae» Buquet bereicherte die Gatt. Trochoideus Westw., welche wegen ihrer merkwürdigen Fühlerbildung anfäng- lich für den Pausus verwandt angenommen wurde (S. Jahresbericht für 1838. S. 343), mit einer vierten Art, T. Americanus, von S. Fe de Bogota, wo sie unter Baumrinden lebt (Rev. Zool. S. 173). Xtatridii, Faldermann (Faun. Transcaucas.) beschrieb drei Arten \oi\ Latridius , L. sculptipennis, exaratus, sinuaiicolUs, Mo i- schoulski (Bull. Mose. 1839. S. 50) machte eine zweite Art von Dasycerus, D. crenatus, bekannt, welche kleiner und gewölbter ist als D. sulcatus, und von welcher er vermuthet, dass sie auch im mittleren Europa vorkomme, und beschrieb (ebendas. S. 56) Mono- toma conicicoUis Chev. Ders. (ebendas. 1840. S. 186) ändert den für Monotoma Rondani Villa früher vorgeschlagenen Gattungsnamen Spartycerus (S. Jahresbericht für 1837. S. 208) in Apeistus um. JPselaphii» Mehrere Bemerkungen über Arten dieser Familie theilte Motschoulski (Bull. Mose 1840.) mit. Bryaxis longi- cornis Leach und laminata^ welche Ref. (Käfer der Mark Bran- denburg) als zwei verschiedene Formen des Männchens der B. san- guinea angenommen hatte, erklärt er für die beiden Geschlechter der- selben, und die B. sanguinea für eine zweite Art. Ausser den an- gegebenen Unterschieden, welche Ref. für Geschlechtsunterschiede ge- halten hat, stützt er sich vorzüglich auf in Begattung angetroffene Pärchen und auf seine Erfahrungen, dass B, sanguinea von der an- dern Art nicht geduldet würde, und dass sie nicht auf dem Caucasus, dagegen ohne die andere in Sibirien sich fände. Ref. kann für seine Ansicht nur anführen, dass bei Berlin alle drei Formen unter einan- der leben, und dass er sie lange zusammen eingesperrt gehalten, und nie beobachtet hat, dass sie mörderisch gegen einander ver- fuhren. Ob die Br. longicornis Leach oder die Form mit der Brust- platte vom Verf. als Männchen befunden sei, bleibt in seiner Darstel- lung zweifelhaft, da, vermuthlich aus Schreibfehler, bald die eine, bald die andere als solches angegeben wird. Um darüber «nt- schieden ins Reine zu kommen, würde eine anatomische Untersuchung dienen können, welche Ref. bis zum nächsten Frühjahr oder Sommer versparen muss, weil im Herbste sich die Geschlechtsorgane durch- aus noch nicht entwickelt finden Hessen. — Seine B. spinicoxa ist der Verf. jetzt geneigt für Weibchen der B, antennataAiihe zu halten. — Seinen Bythinug longiphlpis erklärt er für Weibchen des B. securigery mit dem er ihn in Copula beobachtet. 195 Derselbe (Mem. d. I. Soc. Imp. des Nat. d. Moscou V. S. 414) entdeckte eine neue Art von Claviger, Cl. colchicus, welche zwi- schen CI. foveolatus und longicornis in der Mitte steht, auf den Geor- gischen Gebirgen in den Nestern der Formica flava, und im Süden von Georgien einen neuen Batrisus, B. thoracicus^ in den Nestern der Formica capitata. Orthoptera* Ref. hat früher der Bihhmg der Mundtheile gemäss, in Uebereinstiinmiing mit der Form der Verwandlung dieser Ord- nung eine weitere Ausdehnung gegeben, indem er alle Neuro- ptercn Latreille's mit unvollkommener Verwandlung mit der- selben vereinigte. Diese Verbindung wird noch bekräftigt durch eine weitere Eigenthümlichkeit, welche die Ordnung der Orthopteren in dieser Ausdehnung vor allen übrigen Insecten voraus hat. Es entsprechen nämlich in der Unterlippe die Ta- ster mit ihren gewöhnlich deutlich vorhandenen Stämmen einem dritten Kieferpaar, und wie schon bei den Orthopteren auf dem zweiten Kieferpaar, den Maxillen, die Laden besonders entwickelt sind, so ist diese Ordnung auch die einzige, welche ladenartige Theile auf dem dritten in der Unterlippe enthalte- nen Kieferpaar zeigt, es entspricht nämlich der 4- oder bei Verwachsung der mittleren Stücke 31appige vorderste Theil nicht der Zunge der übrigen Insectenordnungen , sondern den Maxillarladen, deren jeder Tasterstamm, gleich dem Stamm der Maxille zwei, mehr oder minder entwickelt, besitzt. Hier- durch sondert sich diese Ordnung sehr von den übrigen ab, und es ist ein sehr bemerkenswerther Umstand, dass, wie die beiden Ordnungen mit unvoUkommner Verwandlung, die Or- thoptera und Hemiptera in der verschiedenen Form und Ausbil- dung der Flügel einen ziemlich gleichen Gang nehmen, sie in der Ausbildung der Mundtheile einander gegenüberstehen, indem diese bei den Orthopteren den am meisten zusammengesetzten, bei denHemipteren den einfachsten Bau zeigen. (Entomogr. S.S.) JForßculdriae* Neue Arten sind : Forficula (Forficesila) mazima und maior, Brülle (IL Canar. Ent. S.74) und F. macropt/gaWeat- wood (Royle Himal.) Slatta/riae, Ebenfalls zwei neue Arten, Blatta bivittata und vestita hat Brülle (ebend. S. 75). Jltt^antidae, Eine ausgezeichnete Form von Mantiden, M. desiccatUy findet eich in der Naturalist^s' Xibrary Entomöl. L pT. 9 13* 196 abgebildet und S. 234 beschrieben. Die Seiten des Halsschildes sind flügeiförmig erweitert, die Erweiterung hinten tief ausgeschnitten. Die Hinterschenkel sind gelappt. Diese ansehnliche Mantis ist von Malacca. Westwood bildet aus ihr eine eigene Untergattung De-- roplaty s. Zwei neue Arten, Mantis llmbata und gracilis beschrieb Brülle (H. Canar. Ent. S. 62). Sie gehören zu den kleinen Arten, und sind ohne Zweifel nur die beiden Geschlechter derselben Species. JLocustariae, Eine neue, in der Körperforni, namentlich auch in der Form des Halsschildes den Gatt. CoUyris und Tricondjla analoge Form stellte Westw. (Linn. Transact. XVIII. S. 419) unter dem ^?l- menCondj/lotnera auf, welche durch das lange, cylindrische, zwei- mal eingeschnürte, und zweiknotig erscheinende Halsschild leicht kenntlich ist. Decken und Flügel sind nur in Stummeln vorhanden. Die Beine sind lang und dünn, die Vorderschienen an der Stelle, wo sich der Spalt befindet, angeschwollen. C. tricondyloides von Java, kommt selbst in der Färbung auf die Analogie mit den genannten Cicindelen-Gattungen zurück. Eine neue, zur Gattung Conocephalus gehörige Art beschrieb Brülle (H. Canar. Ent. S. 76) als Locusia brevicauda. JLchetae. Westwood (Nat. Library Ent. 1. S. 248. T.6. F.1) hat eine neue ausgezeichnete Art, Acheta arachnoideSy von Jamaica, bekannt gemacht. A.crydit€S» Von den Oanarischen Inseln machte Brülle (H Canar. Ent. S. 77) als neue Arten: Truxalis tereticornis ^ Acrydium laetum^ asperum, vittatum, nmimtum^loöatumhek'duüty Eversmann (Bull. Mose. 1839. S. 139) gab eine genaue Beschreibung des Gompho- eerus rufus Thunb., und Motschoulski (Bull. Mose. 1840. S. 171) stellte einen Gompkocerus caucasicus auf, der dem G. Sibiriens sehr nahe verwandt, sich durch rothe Innenseite der Schenkel, rothe Schie- nen mit einem schwarzen Ringe, kürzere, dunklere Flügel und ge- ringere Grösse unterscheidet, und beschrieb als Oedipoda tatarica den Gryllus migratorius L., dem er eine Verbreitung von Ungarn bis nach China beilegt, und den er für die verwüstende Heuschrecke die- ser Gegenden ausgiebt. Es ist indess wohl möglich, dass mehrere Arten neben einander vorkommen, nämlich noch der nahe verwandte Grjllus cinerascens F. und Gr. tataricus F. Burmeister (Gen. Ins. Hft. 5) gab eine Darstellung der Gatt. Opsomala Serv. mit Abbildung der O. erythrogastra S. und viri^ dis S. {eucera B.). JPsoeidae, Westwood (Mag. of nat. Hist. VI. S. 480) stellte eine neue Gatt. Clothilla auf. Sie ist ungeflügelt, der Kopf fast dreieckig, die Fühler etwa 27gliedrig, der Prothorax kurz, die Beine einfach, die Füsse 3gliedrig. Cl. stndiosa: luteo-albida, oculis brun- 197 neis; antennis fiiscis, labro albido, incisuris abdomiais brunneis^ pedibiis albidis. 1'" lang. In Häusern. Idhellulidae» Den europäischen Libellen ist im verflosse- nen Jahre eine mehrfache gründliche systematische Bearbeitung zu Tlieil geworden, und zwar durch die Libellulinae Europaeae, dcscriptae ac depictae a Toussaint de Charpentier c. tab. XLVIII. col. Lips. Leop. Voss. 4to. Monographie des Libellulidees d'Europe, par Edm. deSelysLong- champ. Paris, Roret, Bruxelles, Muquardt. 8to. Synonymia Libellularura Europaearum Auct. H. A. Hagen. Diss. Inaug. Regiomont. Pr. 8to. Charpentier's Werk ist ein Pracht werk, mit genauen vom Verf. selbst gezeichneten, im Steindruck vortrefflich ausgeführten und sehr sauber colorirten Abbildungen, die Monographie von de SelysLong- champs ist in anspruchsloserer Erscheinung nicht weniger gediegen, und mit derselben Treue und Gründlichkeit gearbeitet, welche die übrigen Leistungen dieses Verfassers so vortheilhaft auszeichnen. Hagen's Inauguralschrift ist zu diesen beiden ausführlichen Bear- beitungen eine wichtige Zugabe, indem sie mit eben so umfassender literarischer als genauer specieller Kenntniss die Synonyme ordnet, wobei der Verf. auf einer Reise durch Schweden, Dänemark und Norddeutschland Gelegenheit hatte, viele zweifelhafte Arten nach den in den Sammlungen aufbewahrten Originalen kennen zu lernen. Auch sind noch die beiden oben genannten Arbeiten benutzt und die mit-, unter abweichenden Benennungen auf einander zurückgeführt. Charpentier nimmt nur die drei Fabricischen Gattungen an, errichtet jedoch in allen mehrere Untergattungen, welche mit eigenen Namen belegt werden. Zu Libellula gehören: Epitheca (L. bi- macu/ata), durch die Structur der Genitalien, vorhandene Bauchw^ar- zcn und die vom Mittelpuncte aus in 3 Felder getheilte Dreieckszelle der Vorderflügel ausgezeichnet; Libellula {depressa \\. a.) mit drei- kantigem, Diplax {L. ßaveola u. a.) mit cylindrischem Hinterleibe und aufrechtem zweilappigen Hinterrande des Prothorax; Chlor o- sorna (L. aenea u. a.), die Gatt. Cordulia Leach, in dem bei den Männchen ausgebuchteten Innenrande der Hinterflügel übereinkom- mend mit Aeschna, deren vier üntergatt. sind: Cyrtosoma {Je. axurea), der Gatt. Anax Leach entsprechend, bei beiden Geschlech- tern mit gerundetem Hinterwinkel, Aeschna {Je. grandü u. a.) bfeim Männchen mit ausgebuchtetem Innenrand der Hinterflügel, The- caphora {Je. lunulata)^ die Gatt. Cordulegaster Leach., die Augen nicht ganz zusammenstossend, wie bei den vorigen, sondern sich auf einer kleinen Stelle berührend; Diastatomma {Ae. forcipataw.^..^ der Gatt. Gomphus Leach entsprechend, durch die auseinanderstehen- den Augen den Agrionen sich annähernd. Diese haben die Unter- gattungen: Epallage (A. Fatime, neue Art aus der Türkei) noch mit der plumperen Gestalt der vorhergehenden und der Färbung der 198 letztgenannten Untergattungen, Calopteryx {A. Virgo u. a.) mit nach der Wurzel hin allmälig verschmälerten Flügeln, Anapetes QA. forci'pula u. a.) von Leach schon als Lestes aufgestellt, darin von den übrigen Agrionen abweichend, dass die Flügel im Sitzen ausgebreitet gehalten werden j Sympyc7ia {A. phallatiini), mit ge,- Wühnlicher Flügelhaltung, aber darin mit 'der vorigen übereinkom- mend, dass die Zellen zwischen den beiden in die Flügelspitzen auslau- fenden Längsnerven, nicht wie sonst viereckig, sondern fünfeckig- sind j Pyi'rhosoma {A. miniuni) mit sehr vorragender Unterlippe und Kopfschild; Erythromma {A. viridulum u. a.), mit im Leben rothen Augen der Männchen; Ischnura{A.pumilio u.a.) mit schmä- lerem Kopfe und verhältnissmässig kurzen Flügeln; Agrion {A.fur- eatum u. a.); Flatycnemis (A. lactetmi) mit erweiterten hinteren Schienen. De Selys Longchamp hat 18 Gattungen angenommen, von denen die drei ersten, Libellula (Libelulla und Diplax Charp.), Li- hella (identisch mit Epitheca Charp., wegen des hinter dem ersten gelegenen zweiten Auges von Libellula abgesondert) und Cordulia (Chlorosoma Charp.) als Gruppe Lihelluloides der Fabricischen Gatt. Libellula, die fünf folgenden als Gruppe Aeschnoides der Gattung Aes'chna F. entsprechen. Die erste derselben Lindenia De Haan (L. tetraphylluy welche Charp. nicht kannte, daher auch bei ihm keine entsprechende Untergattung sich findet) unterscheidet sich durch eine Auftreibung vor den weit auseinanderstehenden Augen von Gotn- phus, welcher der Diastatomma, so wie Cordulegaster derThe- caphora, Aeschna der gleichnamigen Abtheilung, Anax dem Cyrto- soma bei Charp. entspricht. Die Agrionen sind in 2 Gruppen auf- gelöst: Noi'mopteroides mit umgestielten Flügeln ohne Parastigma» mit der einzigen Gatt. Calepterya^ (Calopteryx bei Charp.) und Heteroptero'ides mit gestielten Flügeln und Parastigma, die 3 Gatt. Lestes y Sympecma uüä Agrion enthaltend, die erste der Unter- gatt. Anapetes, die zweite Sympjcna bei Charp. entsprechend, wiegen des langgestreckten Parastigma von der dritten abgesondert, welche die übrigen Charpentier'schen Untergattungen in sich vereinigt. Die Zahl der beschriebenen Arten ist bei beiden Auetoren ziem- lich gleich. Charpentier hat 60 aus eigener Ansicht beschrie- ben und ausserdem 5 ihm unbekannte aufgeführt, Selys Long- champ kennt im Ganzen 63 Arten. Charpentier hat mehr Agrionen, Selys Longchamps mehr Libellen und Aeschnen, namentlich stellt er unter Anax statt einer 3, unter Cordulia statt drei 5 Arten auf. Durch Hagons sorgfältige Aufzählung steigt die Zahl der bekannten Euro- päischen Arten auf 78, von denen die letzte, Agrion pulchellum^ vom Verf. in Preussen und Schweden entdeckt und als neue Art sorgfältig beschrieben ist. De Selys Longchamp machte in der Rev. Zool. (S. 213) drei in Belgien neu entdeckte Agrionen bekannt, welche sich auch nicht 199 auf Charpcntier^sche Arten xurückführen lassen: A. Sophia, zur Untergattung Ischnura Charp. gehörend, dem A. speciosum, A. cog- nata, dem A. puniilio nahe verwandt, A. Charpentieri, dem A. hastulatum sehr ähnlich; durch die Hinterleibszeichnung des Männ- chens und die verschiedene Grundfarbe des Weibchens beständig unter- schieden. Eine Monographie der Agrionen von Aix gab Boyer de Foos- colombe (Ann. d. L Soc. Ent. d. Fr. VII. S.547). Ueber die Fortpflanzungsweise der Libeliuliden hat V. Siebold (Germ. Zeitschr. IL S. 421) seine Beobachtungen aus- führlicher mitgetheilt. Bei den Männchen findet der sonderbare Um- stand statt, dass die Mündung der Samengänge und die Copulations- organe nicht mit einander verbunden sind. Erstere münden auf gewöhn- liche Weise am hintern Ende des Körpers, letztere befinden sich in einer besonderen Tasche am Grunde des Hinterleibes und haben einen sehr zusammengesetzten Bau. Hauptbestandtheile sind eine von einer hornigen Kapsel umschlossene und von vielen Muskpln umgebene Samenblase, und ein Penis, der bei den Libellen und Aeschnen drei-* gliedrig und der »Samenkapsel aufsitzend, bei den Agrionen von der- selben abgerückt, bei beiden an der Spitze mit je nach den Arten verschieden gestalteten erectilen Theilen versehen ist. Die mehrere Wochen nach der letzten Verwandlung brünstigen Männchen ergiessen mit umgeschlagenem Hinterleibe die Samenfeuchtigkeit in die Samen- tasche, daher man bei solchen Individuen, wo man in den Hoden reife Samenthierchen sieht, dieselben auch in der Begattungstasche, nament- lich der Samenblase, welche daher mit Recht auf diese Bezeichnung Anspruch machen kann, wiederfindet. Die Agrionen und Aeschnen haben haarfeine, sich lebhaft bewegende, im Wasser zu Oesen ge- drillte Spermazoen, während dieselben bei den ächten Libellen eine mehr gedrungene stabförmige Gestalt haben, "und stets starr und unbeweglich erscheinen. Bei der Begattung nun fasst das Männchen mit den an seinem Hinterleibsende befindlichen zangenförmigen Or- ganen das Weibchen im Nacken, welches bei einigen Arten, z. B. {Lib. i-maculata) sogleich sein Hinterleibsende zur Begattungstasche der Männchen umschlägt, während andere QLib. rubicundd) dies nicht eher thun, als bis das Männchen sich gesetzt hat, und während die Aeschnen immer in engster Begattung umherschwärmen, fliegen die Agrionen nur mit ausgestrecktem Leibe mit einander und wieder- holen die Begattung, so oft sie sich setzen. Offenbar steht dieser letztere Umstand damit in Bezug, dass der Penis nicht, wie bei den Libellen und Aeschnen, in unmittelbarer Verbindung mit der Samen- blase steht, sondern allem Anscheine nach mit seiner Mündung aus derselben die Sameufeuchtigkeit aufsaugt, daher nur eine geringe Portion des Samens bei jedesmaligem Coitus ins Spiel kommt. Die weiblichen Geschlechtstheile hat der Verf. in Bezug auf die Schcidenanhänge noch einer genauem Prüfung unterworfen. Die 200 BegattUDgstasche ist eio Blinddarm -artiger Anhang der sackförmigen Scheide, an deren V^erbindiingssteile das receptaculum seminis ein- mündet^ welches ohne Anfangsdrüse, bei den Libellen und Äeschneji paarig, bei den Agrmien einfach ist; Calopteryx (yirgo) macht zwi- schen beiden Formen den Uebergang, indem dort das Organ aus zwei kleinen Blinddärmchen besteht, welche durch einen längeren gemein- schaftlichen Ausführungsgang mit der Scheide in Verbindung stehen. Ueberhanpt haben die Samentaschen die Gestalt von Blinddärmchen, die bald länger und gewunden oder gekrümmt, bald kürzer und gerade sind. Die beiden anderen Arten der Scheidenanhänge finden sich bei allen Libellen. Ausserdem kommt aber bei einigen am Hinterleibs- ende noch ein Paar langgestreckter, blinddarmartiger Schläuche vor, die durch enge Canäle mit einem zusammengesetzten Legeapparat in Verbindung stehen. Dieser Legeapparat erinnert an die entspre- chenden Organe der Blattwespen und besteht aus ein Paar Klappen, welche vier sägeförmig gezähnte, säbelförmige Hornstücke um- schliessen. Der Verf. schliesst aus diesem Bau, dass die mit solchem Apparat versehenen Libellen — und zwar sind dies Aesc/men und die Agrionen — ihre Eier nach Art der Blattwespen in das Paren- chym der Wasserpflanzen einsenken, eine Vermuthung, welche an den Agrionen der Verf. kürzlich durch unmittelbare Beobachtung be- stätigen konnte. Die Weibchen von Libellula und Diastatomma besitzen keinen solchen Legeapparat, und lassen über dem Wasser schwebend, einfach ihre Eier ins Wasser fallen, einige beim jedes- maligen Austritt eines Eies die Hinterleibsspitze zum Wasser herab- senkend, die Lib. cancellata dasselbe thuend mit Beihülfe des Männ- chens. An solchen Stellen, wo die Libellen auf solche Weise über dem Wasser verweilt hatten, fand der Verf. ihre Eier in Menge zwischen dem im Wasser schwimmenden Kraute. Grosser Libellenzüge, welche in der Richtung von Südwest nach Nordost die Gegend von Halle passirten, erwähnte Germar (Zeit~ Schrift n. S. 443), Xphefneridne» Ueber die Lebensverhältnisse der merkwür- digen Ephemera flos aquae hat Triebke (Ent. Zeitschr. S. 54) einige Nachrichten gegeben. Das Insect findet sich bei Garz nur in dßta langsam fliessendeu Oderarm Schloo, erscheint ziemlich regel- mässig in der Mitte Juni, in manchen Jahren sparsamer, in manchen in ungeheurer Menge. Die Larve ist noch unbekannt geblieben, die Nymphe erhebt sich schnell an die Oberfläche des Wassers und das Proimago kommt so eilig aus derselben zum Vorschein, dass es .öfter schon unter Wasser die Nymphenhaut abstreift, und dann unmit- telbar aus dem Wasser ans Ufer fliegt, um sich nochmals zu häuten. Geschlechtsunterschiede sind nicht bemerkt worden, es findet kein Tanzen statt wie bei E. vulgata, die Begattung geht wahrscheinlich bei Nacht vor sich, und am andern Morgen ist die ganze Generation des vorigen Abends schon verschwunden, 201 JHfeuroptera. In dieser Ordnung sind nur zwei neue Arten, Myrmeleon alternans und Hemerobius ßaviceps von Brülle (II. Canar. Ent. S.83) aufgestellt. Vymetioptera, Die Ilistoire naturelle des Insectes Hymenopte- res des Grafen Lepelletier de Saint-Fargeau (Suites a BuflFon) wurde mit einem neuen (zweiten) Bande fortgesetzt,* welcher die Bearbeitung der einzeln nistenden Bienen und' Wespen enthält. Wenn auch hinsichts der beschriebenen Arten, namentlich bei den Wespen, durchaus keine Vollständigkeit beabsichtigt sein kann, und nur einzelne Gattungen, wie Xylocopa, Anthidium, einigermassen umfassend im Speciellen bearbeitet sind, und wenn vorzugsweise die Anzahl der auf- genommenen Americanischen Arten dürftig erscheint, ist auf der andern Seite die Kenntniss der Hymenopteren durch eine grosse Anzahl neuer, hauptsächlich theils süd-europäischer,. theils vorzüglich durch einen Reichthum Algierischer Arten erweitert worden. Ref. beschrieb in Wagner's Algier einige Algierische' Hymenopteren, welche grösseren Theils mit Lepelletier'schen Arten zusammenfallen. Spinola (Annal. d. 1. Soc. Ent. de Fr. VII.) machte eine bedeutende Anzahl meist Aegyptischer, und später (Annal. d. 1. Soc. Ent. de Fr. IX.) einen Theil Cayennischer Hymenopteren bekannt, über welche alle im Spe- ciellen Nachricht gegeben wird. Aus der Europäischen Fauna ist nur eine Aufzählung der Hymenopteren der Schweiz von Imhof (Silberm. Rev» Ent. V. S. 192) zu erwähnen. Venthredinetae* Die deutschen Arten sonTrichiosoma sind vonHartig (Ent. Zeit. S. 19) mit 2 Arten vermehrt worden: T.Sorbijmxi sammtschwarzem^ nur an der Wurzel und derSpitze weissgrau behaar- tem Hinterleibe, beim Männchen mit rother Spitze, die Afterraupe mit einem grossen braunen Fleck auf jeder Seite des Kopfes, auf der Vogelbeere fressend, eine Entdeckung Saxesens; und T. 5«/«^, eben- falls mit sammtschwarzem, aber nur an der Basis grau behaartem und beim Männchen an der Spitze gleichfarbigem Hinterleibe; auf Werftweiden. Der Verf. unterscheidet auch T. lucorum und Vitelli- nae, so dass mit T. betuldti Kl. fünf Arten aufgeführt sind. Derselbe Verf. hat (ebendas. S. 21; eine synoptische Uebersicht 202 der Nematiden gegeben, welche zur Bestimmung der Arten dieser so sehr umfangreichen und schwierigen Abtheilung wesentliche Dienste leisten wird. Ueber die Ly da- Arten der Rothtanne findet sich in der Ent. Zeit. S. 15 von Saxesen eine Notiz, welche die Hartig'sche Zusam- menstellung der Geschlechter nach seinen Beobachtungen dahin be- richtigt, dass L. Klugii H. das Weibchen zu L. alpina KI., und L. alpina fem. H. das Weibchen zu L. saxicola H. sei. L. hypptrophica H. hält S. für Abänderung der L. alpina. Spinola (Ann. Soc. Ent. Fr. IX. g. 130) beschrieb einige Cayen- nische Tenthreden: Schizocera axillaris n. A., Hylotoma. leucocephala Kl., Plagiocera Leachii n. A. und stellte zwei neue Gattungen auf: Camptopriumy mit llgliedrigen Fühlern, einer einzigen, aber appendiculirten Radial- und 4KubitaIzellen, deren zweite und dritte jede einen rücklaufenden Nerven aufnimmt. Dem beschriebenen C. Leprieuri schliesst sich eine ganze Reihe Südamerikanischer Arten an. — Aulacomerus, mit 9gliedrigen sehr behaarten Fühlern, mit einer einzigen, appendiculirten Radial- und 4 Kubitalzellen, deren zweite und dritte jede einen rücklaufenden Nerven aufnimmt, vor- züglich ausgezeichnet aber durch die Hinterbein,e, deren Hüften ver- längert, Schenkel verdickt. Schienen gekrümmt sind, letztere in eine Rinne des Schenkels einschlagend. A. Buquetü^ einzige, nur dem männlichen Geschlechte nach bekannte Art. Ichneumonidae* Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 439) hat ein Ophion Sphinx aus Aegjpten und (An. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 141) eine Anzahl Cayennescher Ichneumonen aus den Gattungen Pm/>/a, Cryptus, Hemitelusy Mesostenus, Polycyrtus, Joppa, Ichneumo?i und Ophion beschrieben. Polycyrtus ist eine neue Gattung, welche am Nächsten mit Mesostenus Gr. verwandt ist, und sich darin unter- scheidet, dass auf der Stirn ein dornförmiges Hörnchen zwischen den Fühlern steht, und dass der Rücken des Mesothorax dreihüglig ist. Es ist diese Gattung in Südamerica sehr zahlreich an grössten- theils recht bunt gefärbten Arten. Eine neue Südamericanische Joppa, J. picta, ist in Naturalist's Library, Entomol. I. S. 314. T. 31. F. 3 bekannt gemacht. LeonDufour beschrieb einige Ichneumonen, welche parasitisch in den in Brombeerzweigen nistenden Hymenopteren leben: Ichneumon gyrator (dessen Nymphe die Eigenthümlichkeit hat, sich in ihrem Ge- spinnste wie ein Kreisel herum zu drehen) /. odiferator und odyne- ricus sind ächte Cryptus nach Gravenhorst, die letzte Art selbst einerlei mit Cr. bimaculatus Gr. Die übrigen sind Anomalon mandi- bulatoTy Pimpla ephippiatoria und marginellatoria, beide der P. ocu- lata und divinator ähnlich. JBraconidae. Spinola (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 170) machte eine Anzahl Cayennescher Arten der Gattung Bracon^ Aga- this und Alysia bekannt. 203 De Romand (Ann. d. 1. Soc. Eufc. d. Fr. VII. S. 433) bereicherte die Gatt PaxT/llomma mit einer ausgezeichneten neuen Art, P. Cre- mieri, aus Frankreich. In diese Familie scheint die Gatt. Seminota Spinola's (Guer. Rev. Zool. tS.18 und Mag. d. Zool. Ins. pl. 41) zu gehören, welche im Habitus so viel Abweichendes hat, dass Westwood, der dieselbe unter dem Namen Trigonalys (Proceed. Zool. Soc. 1835) aufstellte, sie zu den Mutillarien rechnen konnte. Später (Mag. de Zool. pl. 53) nimmt Spinola den Namen Trigonalys an, mit Unrecht Klug als Urheber desselben nennend. Er bildete im Mag. de Zool. zwei Arten ab, pl. 41 eine Cayennesche, S. Leprieuri, und pl. 53, eine Deutsche, Tr. Hahnii. JEvaniitles» Aus der Gatt. Evania beschrieb Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 439) eine neue Aegyptische Art, E. dimi- dmtay und theilte (Rev. Zool, S. 244) eine „Note monographique" zu dieser Gattung mit, welche indess nicht mehr als 5 Arten umfasst, von denen nur eine, E. am'mensiSy welche der Verf. in einem Stück Gummi Animae von Madagascar eingeschlossen besitzt, neu ist. Cynipsera. Perris (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 93) beschreibt eine Gallwespe, welche im Papaver dubium lebt, unter dem Namen Diplolepis Papaveris', dieselbe ist aber kaum ver- schieden von Aulax Rhoeados Kl. Hartig (Germ. Zeitschr. II. S. 193) welche bei uns auf gleiche Weise in Papaver Rhoeas lebt. Ihre Galle bildet sich in den Mohnkapseln, deren äussere Theile keine Veränderung erleiden, ausser dass die ganze Kapsel mehr birnförmig und zugleich grösser wird, inwendig ist sie aber ganz mit dem Fleische der Galle ausgefüllt. Chalcididae, Nachträge und Berichtigungen zu seiner Mo^ nographie derChalciden der Gegend vonAix*) gab Boy er deFons- colombe (Ann. des sc. nat. II. Ser. XIII. S. 186). Zwei neue Arten von Leucospis beschrieb Spinola (Ann. d. L Soc. Ept. d. Fr. VII. S. 441), eine, L. scutellata aus Aegypten, die andere, L. Grohmanni aus Sicilien; ferner (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 199) eine Cayennesche Chaicis, Sniicra Leprieuri. Westwood (Royle Himal.) bildete Dirhinus Himalayanus &.h und gab (Trans, of theEnt.Soc. of Lond.) eine Darstellung der von Hrn. Seils aus dem Neste des Chatergus nidulans gezogenen Chaicis jiyra?nidea¥. Zwei neue südamericanische Gattungen der Chalciden mit ein- fachen Hinterbeinen stellte Spinola (Guer. Mag. de Zool. pl. 42. 43) auf. r e eine, Chryseida, zeichnet sich durch die Richtung des Kopfes aus, indem das Gesicht nach unten gekehrt ist, wobei der Mund im Ruhezustande in eine Grube der Vorderbrust eingreift. Die andere, Lycisca, ist durch ihre Vorderbeine merkwürdig, an denen * ) Aud. d. scienc. nat. I. Ser. XXVI. S. 273. 1832. 204 die Schenkel verdickt sind, und die Schienen, auf ähnliche Weise wie bei Mantis, wie ein Messer in dieselben einschlagen. Die einzelnen Arten beider, Chryseida superciliosa und Lycisca raptoria sind aus Cayenne. Perris (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 91 und 404) machte fünf kleine Chalciden bekannt, von denen die eine, Eulophus Ulicisi als Parasit in den Larven seines Apion ulicicola, zwei, Cynips Ur- ticae und Eulophis crinicoriiis als Parasiten der Cecidomjia ürticae (s. u.) leben, die letzten beiden, Cyrtosoma papaveris und Cynips papaveris sind Parasiten der Mohn-Gallwespe. Cyrtosoma ist als neue Gattung beschrieben, zufällig hatte Ciirtis ihr schon denselben Namen gegeben, so dass sie, obgleich jetzt 5mal als Gattung aufgestellt, doch nur 4 verschiedene Namen {Ormyrus Westw., Si- phonura Nees v. E., Pericyphus Bohem,, Cyrtosoma Curt- Perr.) hat. Cyn. papaveris und Urticae scheinen zu Torymus zu rechnen zu sein. Westwood (Transact. of the Ent. Soc. of Lond.II. IV.) stellte die Nachrichten über die Caprification der Feigen in Süd-Europa und der Levante zusammen, und lehrte die dabei thätigen Insekten ge- nauer kennen. Hasselquist nannte als solchQ Cynips Ficus, Cari- cae und Sycomori, von denen die ersten beiden, aus det gemeinen Feige, von Linne unter dem Namen Cynips psenes vereinigt wurden. Gravenhorst beschrieb später ein von Treviranus in Tirol in Feigen aufgefundenes Insect als Blastophaya grossornm. Den Cynips Sy-, cofnori hiit W. in der Linneischen Sammlung^noch aufgefunden: er gehört nicht allein zur Gattung Blas top haga, sondern scheint nach W» genauer Abbildung und Beschreibung und nach den von Gravenhorst der hiesigen Sammlung mitgetheilten Exemplaren mit demGravenhorst- schen Insect als Art einerlei zu sein. Die Fühler zeichnen sich dadurch aus, dass das 4. Glied eine hakenförmige Spitze hat. Die Legeröhre ist nur kurz und pfriemförmig. Eine zweite verwandte Gattung, Sy- cophaga^ mit einer neuen Art S. crassipes aus Aegjpten, hat die Legeröhre von doppelter Hinterleibslänge, worauf Linne's Angabe „aculeo longitudine corporis" besser zutrifft, während die Beschrei- bung der Fühler, welche hier an der Wurzel weniger, nach der Spitze hin etwas mehr verdickt und ganz einfach sind, mehr den oben bezeichneten Insecten nachkommen würde. Beide Arten sind klein, platt gedrückt, schwärzlich, mit kurzen verdickten Hinterbei- nen, die erste mit 12-, die zweite mit 14gliedrigen Fühlern^ die erste zeichnet sich durch einen grossen , breiten, undeutlich gegliederten Anhang an den Mandibeln aus, worin sie mit Agaon übereinjiommt. Vielleicht bilden diese 3 Gattungen eine eigene kleine Giuppe. Vroctotrttpidae. De Homand (Guer. Mag. de Zool. Ins. pl. 48. 49) bildete drei Arten von Pelecinus ah, nämlich beide Ge- schlechter des P. polycerator F., dann das Männchen des P. poiy- turator {lehn, polyt. Drury), welche beide einerlei sind. Die vom Verf. vorgenommene Unterscheidung scheint theils in Miss» 205 verständniss, theils in verfehlten Zeichnungen ihren Grund zu haben. Die dritte Art, P. Guerinüy deren Vaterland nicht angegeben ist, ist neu. Die Männchen zeichnen sich durch einen kurzen keulfurmigen Hinterleib aus. Chrysididae. Spinola (Ann. Soc. fent. Fr. VII. S. 446) be- gründete die Gatt. Pyria der Enc. durch einen sichern Unterschied von Chrysis neu: bei Pjria nämlich sind das 2. und 3. Fühlerglied gleich, während bei Chrysis das 3. beträchtlich länger als das zweite ist. P. Stilboides ist eine neue Aegyptische Art (auch am Senegal einheimisch), die P. Reichet vom Cap, einerlei sowohl mit Ohr. lyn- cea F., als mit P. armata Enc. — Ausserdem beschrieb der Verf. noch 9 Aegyptische Arten von Chrysis, 1 Hedychrum und 2 Parnopes, später (IX. S. 203) noch 3 Caj^ennesche Chrysis, von denen die erste, Chr. •punctatissima, die wahre Chr. fasciata F., zugleich Chr. viridis der Enc.^ die dritte also, in der der Verf. die Chr. fasciata F. ver- routhet, anders zu benennenist. — Leon Dufour beobachtete mehrere Chrysiden als Parasiten in Brombeerzweigen nistender Hymenopte- ren, namentlich Chrysis cyanea F. und drei neue Arten Chr. obtu- sidens, indigotea und Hedychrum minimum (ein Elampus) sowohl in den Zellen von Trypox3lon figulus und Crabro lapidarius, als von Odyneren und Osmien(?). Die Larve hat grosse Uebereinstim- mung mit Crabronidenlarven. Crahronidae, Eine Auseinandersetzung der Deutschen Cr a- Äro-Arten hat Herrich-Schäffer (Deutschi. Ins. Heft 179. 181) unternommen, die Lepelletier'sche Gattungseintheilung dabei zum Grunde gelegt, und Gattungen und Arten in synoptischen Ueber- sichten dargestellt. Solenius Lepell. wird mit Crabro vereinigt, da die Unterschiede zwischen den Weibchen allmälig verlaufen, und die Männchen in ihren Formen nicht beständig genug sind. Von Le- pelletier'schen Arten sind viele als Geschlechter oder Abänderungen vereinigt, neue sind Crabro nigritar.ws, spinicollis, nigrimis, pictipes, fuscitarsis, riigridens , microstictus, pnrvulus, Ceratocohis? trochan- tericus aus Spanien, durch seine langen Vorder- Trochanteren ausge- zeichnet und vielleicht eigener Gattung, Crossocerus laevipes. Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 409) hat die sehr richtige Bemerkung gemacht, dass Crabro vexillatus Pz. und lapidarius F. als Männchen und Weibchen in eine Art zu verbinden sind. Mit Recht leitet er aus diesem Umstände einen Angriff auf die Lepelletier'schen Gattungseintheilung der Crabronen ab. Lepelle- tier de Saint-Fargeau (ebendas. S 415) nimmt hieraus Veran- lassung seine Gatt. Thyreus zu unterdrücken, und dem Solenius lapi- darius auf Grund seines abweichenden Männchens eine eigene Ab- theilung in der Gatt. Solenius anzuweisen. Nach Perris (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 407) nistet der Solenius lapidarius in altem Holz, und macht seine Nester in den ver- lassenen Gängen anderer Insecten, namentlich in den von Wurm- 20t mehl ausgefüllten von Bockkäferlarven, in welchen er einen Gang bil- det, der durch Querwände aus den Sägespänen in Zellen getheilt wird. Diese Zellen enthalten Dipteren, und da diese Art in ihrem Futter nicht wählerisch ist, immer verschiedene Arten zusammen, stets aber mehr, als die Larve zu ihrer Ernährung bedarf. Die Larve stimmt mit der von Leon Dufour beschriebenen des S. rubicola im Wesentlichen überein, nur dass ihre Mandibeln dreizähnig sind. Auch Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VIIL S. 543) theilte einige Beobachtungen über die Lebensweise von Crabronen mit. Eine Art nistete am Ufer des Rhone im Sande, und trug ausschliess- lich Atherix Ibis ein. An einer Larve von Cr. vagus, welche in einem Gange in einem halbverwitterten Eichenzweige steckte, traf er eine andere kleine fusslose Larve mit grossem hornigem Kopfe, welche die Crabro-Larve verwundet hatte und die ausfliessende Feuchtig- keit auftrank. Welchem Parasiten diese kleine Larve angehören mochte, konnte er nicht ermitteln. Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. de Fr.IX. S. 85) führt als Arten, welche in vertrockneten Brombeerzweigen nisten, den Crabro vagus und eine neue Art, Solenius rubicola auf. Von letzterem ist auch die Naturgeschichte genauer beobachtet. Sie bildet einen Gang im Mark, und macht in Abständen von 5"' Querwände aus den Markspänen; jede Zelle enthält ein Ei und eine Anzahl kleiner Fliegen, nämlich Lauxania aenea. Die fusslose, bucklige Larve hat dreizehn Körpersegmente, einen kleinen Kopf, 8zähnige Man- dibeln und Maxillen und Unterlippe durch 3 Wülste vorgestellt. Zur Verwandlung macht sie sich ein röthliches kaum durchsichtiges Gocon. Andere Crabronen, als Stigmus ater und Pemphredon uni- color leben parasitisch in den Nestern anderer, der letztere in denen von Trypoxylon figulus und Osmia parvula; seine Larve gleicht der der übrigen Crabroniden, nur dass die seitlichen Wülste der Korper- ringe nicht so deutlich sind, sie macht auch kein Cocon. Vom Stig- mus pendulus ist noch nichts Genaueres angegeben, Ref. erin- nert daran, dass die zweite Art, St. troglodytes, nach Kennedy, eigene Nester macht und Blattläuse einträgt. Perris (a. a. O.) giebt auch Blepharipus pauperatus und Corynopus tibialis als para- sitisch an. Trypoxylon figulus bohrt sich nach Leon Dufour (a. a. 0.) Gänge in das Mark abgestorbener Brombeerzweige, und macht dort Zellen wie die übrigen dort nistenden Crabronen, ohne Lehm oder ^ Sand zu Hülfe zu nehmen. Es geht hieraus hervor, dass dies Insect sein ßauverfahren nach der Beschaffenheit der Localität modificirt. Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 489, Guer. Mag. de Zool. 1840. pl. 54) errichtete eine neue Gatt. Nectanebus, welche zwischen Cerceris und Philanthus in der Mitte steht, indem sie mit den übrigen Kennzeichen der crsteren die Form des Kopfes, die Bil- dung der Mundtheile und Vorderfüsse und das Flügelgeäder der 207 letzteren vereinigt. Die in den Ann. beschriebenen beiden Aegypti- schen Arten, N. Fischer i und histrioyiicus ^ vereinigt der Verf. im Mag. als die beiden Geschlechter derselben Art unter dem Namen des Weibchens N. Fi schert. Ausserdem beschreibt Spinola (a. a. O. der Aon.) noch fol- gende Aegyptische Arten: Philanthus variegatus, coarctatus, ruiilus, Cerceris rutila, tricolorata, Fischeri, ßaviventriSy Waltlii (Abände- rung des Männchens der folgenden), chlorotica, Hoplist es ferritgineus. Brülle (11. Canar. Ent. S. 90) hat 3 neue Arten: Cerceris lepida^ con^ cinna und Crabro {Solenius) rußpes. X^arridae. Spinola (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 476) macht darauf aufmerksam, dass bei Larra und Lyrops die hintern Ocellen eine Form veränderung erleiden und als längliche Schwielen und nicht mehr zum Sehen tauglich erscheinen. Dieselbe Form der Ne- benaugen findet sich auch bei einer neuen Gatt. Gastrosericus Spin.(ebend. S. 480), welche 3 Cubitalzellen, die dritte kaum angefangen, hat, und sich vorzüglich dadurch auszeichnet, dass beim Männchen das 3. und 4. Segment auf der Bauchseite einen häutigen, mit langer dich- ter Pubeszenz bekleideten Raum hat. Die einzige Art, G. Waltlii^ ist inAegypten zu Hause. Von mehreren ebendaselbst beschriebenen Arten von Lyrops ist L. Savignii eine Larra nach Latreille's Begränzung beider Gattungen, und zugleich eine Fabricische Art, nämlich Pomp, haemorrhoidalis F., die auch am Senegal und in Guinea einheimisch ist, die übrigen, L. tarsalis^ rufiventris^ erythropus, ge~ niculata sind neu; von 2 Arten von Oxyhelus ist die erste, O. Sa- vignii der O. lamellatus der Encycl., die zweite, O. Fischeri, scheint kaum vom O. subspinosus Kl. (in WaltPs Reise nach dem südlichen Spanien) verschieden zu sein. Setnbecidae. Spinola (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 467) beschrieb mehrere neue Arten: Bembex lusca Kl. aus Aegypten, B. undulataKl, vom Kap, B.chlorotica Kl. ausAegypten, B. Fischer i ebendaher, B. Westermanni von Guinea (irrthümlich als von Tran- quebar angegeben). Stizus Savignii, bixonatus aus Aegypten. — Leon Dufour (ebendas. S. 869) stellte zwei neue, dem St. ruficor- nis verwandte südfranzösische Arten von Stizus auf. Die eine, St. Perrisii findet sich auch in Deutschland und selbst bei Berlin, die andere St, nigricornis kommt auch in Italien und Sicilien vor. Sphegidae. Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. d.Fr. VIII. S.53S) berichtete über den abweichenden Nesterbau eines Pompiius, welcher nach seiner Beschreibung P. carbonarius {Sphex carL Scop., das Männ- chen Cerop. punctum F., das Weibchen P. petiolatus v. d. Lind.) ist. Er baut nämlich ein Nest aus 5 — 6 freien Zellen aus Erde, welche aber wenig Consistenz haben und noch eines äussern Schutzes be- dürfen, daher sie unter lose aufliegenden Steinen oder lockern Baum- rinden angelegt werden. Jede Zelle enthält eine Spinnt mit abgebis- 208 senen Beinen und ein Ei. Die Larve kommt mit der der Crabronen überein. Zugleich äusserte Goureau (ebendas. S. 538) seinen Zweifel darüber, dass die Pompili ihre Beute mit dem Stachel verwunden, wie dies allgemein angenommen wird. Er hält das Gift desselben für viel zu scharf und heftig wirkend, als dass es einen so kleinen Organismus, wie eine Spinne, nicht auf der Stelle tödten sollte, da doch bekanntlich die von Hymenopteren als Nahrung für ihre Jungen eingetragenen Insecten sehr lange Zeit in einem nur halbtodten Zu- stande ausharren. Er fand dagegen, dass die eingetragenen Insecten durch einen Biss verletzt wurden. Der oben erwähnten Spinne waren die Beine abgebissen, einen Pomp, bipunctatus traf der Verf. einmal mit einer Spinne, der der Hinterleibsstiel eingebissen war. Gleiches beobachtete er auch an Cerceris ornata, welche Hjlaeus- Weibchen einträgt, und jedem derselben, welches ihre Beute wird, den Hinter- leibsstiel einbeisst, ähnliches an Mellinus arvensis^ welche der Musca corvina nachstellt, und jeder ergriffenen in den Hals beisst. Dieser Punct in derOeconomie der Hymenopteren ist von grossem Interesse, und es wäre wohl der Mühe werth, dass darüber w^eitere Beobach- tungen angestellt würden. Neue Arten sind: Pomp, ater.-dichrousy violaceipennis Brülle (IL Canar. Ent. S. 91), Pomp, arduus des Ref. (Wagner's Algier III. S.191), Pomp. Fischeri Spinola (Ann. d. l.Soc.Ent. d. Fr. VII. S. 460) aus Aegypten, P. aenigma (ebendas.) vom Bosphorus, P. Waltlii (ebendas.) aus Aegypten. Desselben Pomp, femoralis aus Aegypten und P. Grohmanni aus Sicilien sind unter sich nicht w^esentlich ver- schieden und einerlei mit Pomp, luteipennis F. — Spinola (a.a.O.) beschrieb ferner folgende Aegyptische Arten: Jporus sericeus^ Ceropales flavicornis, interrnpta, Sphex trichargyra, Ammophila ehenina^ ru- bripes', Brülle (II. Canar. Ent. S. 93) bat drei Arten der letzten Gat- tung, A. apicalis, concolor^ nigra. — lieber das Vorkommen der Am- mophila armata Latr. in Südfrankreich berichtete Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 291). Scolietae. Shuckard (Mag. of Nat. Hist.VL S. 482) berich- tete, dass die in Griffith Animal Kingd. abgebildete Scoiia fidva nicht aus Südamerica, sondern aus Neuholland stammt, und dass das Männ- chen dem Weibchen gleichgefärbt ist. — Brülle (II. Canar. Ent.) beschrieb 2 neue Arten, Scoiia elegans und Myxine gracilis. JiKutillariae, Aus der Gattung Mutilla beschrieb Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 457) eine kleine neue Art, M. Chiesi. Klug las in der Academie der Wissenschaften zu Berlin über die Gattung Thynnus F. und unterwarf dieselbe einer genauen un« umfassenden Prüfung. Die Gattung ist auf Südamerica und Neuholland beschränkt, und zeigt verschiedene Formen, nach welchen Guerin in der Voy. d. I. Coquille eine Reihe von Gattungen errich- tete, welche aber vom Verf. nicht als solche anerkannt sind, da die 209 Verschiedenheiten nur bei den Männchen sich ausprägen, und die Weibchen alle in einem hohen Grade übereinstimmen. Dagegen ist die Gattung in vier Unterabtheilungen gebracht, von denen die drei ersten neuholländisch, die vierte americanisch ist. Bei den drei ersten ist das Kopfschild zwischen den Mandibeln mehr oder weniger verlän- gert^ bei der ersten, welche als Typus der Gattung betrachtet werden kann, und auf welche auch von Guerin der Name Thynnus seine beschränkter Anwendung gefunden hat, ist es gross, gewölbt, vorn gerade abgeschnitten, hierhin: Th. dentatus F. u. a, im Ganzen zehn Arten. Bei der zweiten ünterabtheilung ist das Kopfschild wenig gewölbt, stumpfrund endigend 5 der Habitus an Philanthus erinnernd. Sie entspricht der Gattung Agriomyia Guer. und enthält nur 3 Arten. Die dritte Unterabtheilung, mit ebenfalls wenig gewölbtem, vorn ver- engtem und gerade abgeschnittenem Kopfschilde und mit dem Habitus von Myrmosa, 6 Arten enthaltend , entspricht den Gatt. Rhagigaster und Thynnoides Guer., denen sich vielleicht auch noch die Gattung Anthobosca Guer. anschliesst, die nach der Guerin'schen Darstellung indess solche Uebereinstimmung mit den Arten der vierten Ünterab- theilung hat, dass man fast versucht sein möchte, eine Verwechse- lung in der Vaterlandsangabe zu vermufhen. Die vierte Ünterabthei- lung, nicht weniger als 40 Arten umfassend, und dadurch kenntlich, dass das Kopfschild kurz, und zwischen den Mandibeln wenig oder gar nicht verlängert ist, entspricht den Guerin'schen Gatt. Telepho- romyia, Ornejjetes, Elaphroptera , der Westwood'schen Anodontyra^ und wurde von Klug selbst vor langer Zeit als Scotaena nach einer Brasilischen Art beschrieben. Weibchen sind nur aus der ersten und letzten Abtheilung bekannt geworden; die der ersten bilden die Gatt. Mymecodes Latr., die der zweiten die Gatt. Ammodromus Guer. In den Mundtheilen kommen einige Abweichungen vor. Die erste ün- terabtheilung zeichnet sich darin aus, dass das erste Glied der Maxil- lartaster so lang ist als die übrigen; bei den andern ist es im Ver- hältniss zu den übrigen Gliedern kurz. Die Nebenzungen sind, bei der ersten ünterabtheilung länger als die Zunge, beilförmig (bei der zweiten Hessen sie sich nicht beobachten), bei der dritten so lang als die Zunge, lanzettförmig, bei der vierten viel kürzer als die Zunge. Die Mandibeln sind vor der Spitze bei allen Neuhollän- dischen Arten stark und scharf, bei den Americanischen Arten breit und stumpf gezahnt; bei einer Anzahl der letzteren schon von der Mitte an nach innen gerichtet und zusammengedrückt. Bei den Männ- chen kommt bei den einen ein aufwärts gekrümmter Haken an der Hinterleibsspitze vor, bei den andern fehlt er, und zwar weichen hierin, namentlich in der dritten ünterabtheilung, die nächstverwandten Arten ab, so dass man sein Vorhandensein oder Fehlen nicht, wie Guerin es gethan hat, zur Begründung von Abtheilungen benutzen kann. Am ersten würde sich noch die vierte Ünterabtheilung als eigene Gattung betrachten lassen, wenn nicht die grosse Uebereinstimmung der Archiv f. Naturgesch. VII. Jahrg. 2. Bd. 14 210 Weibchen einer solchen Trennung entgegenstände. — Unter 60 auf- geführten Arten war etwa die HSlfte neu. Ausserdem fanden sich unter den an Sudamericanischen Insecten vorzugsweise reichen Vor- räthen der hiesigen Sammlung zwei Arten, welche, obschon nahe mit Thynnus verwandt, doch hinreichende Unterschiede nach beiden Geschlechtern zeigten. Aus ihnen ist die Gatt. Aelurus gebil- det worden, deren Männchen, obschon vom schlanken Habitus der Americanischen Thynnus, durch die stark verlängerten drei letzten Glieder der Maxillartaster, und deren Weibchen durch schmalen und gestreckten Mittelleib und einfache Klauen von der oben genannten Gattung abweichen. Die beiden Arten, ^e/. nasutus und clypeatus, sind aus Brasilien. De Romand (Rev. Zool. S. 113) hat die Bemerkung gemacht, dass Elaphroptera und Ammodromus Guer. nur Geschlechts- verschiedenheiten sind, dasselbe hat indess Ref. schon vor mehreren Jahren in Bezug auf die Haliday'schen, von Guerin beiden Gattungen zugezählten Arten ausgesprochen (S. Jahresbericht für 1836 j Ar- chiv III. 2. S.315). JDorylidLae* Eine vortreffliche Monographie dieser Familie hat Shuckard (Ann. of Nat. Hist. V. S. 188) bekannt gemacht. Die Familie scheint von den Mutillarien ebensosehr als von den Amei- sen abzuweichen, und sich sehr natürlich in die Mitte zwischen beide zu stellen. Auf den beiden älteren Gatt. Dorylus und Lahidus gegründet, ist sie vom Verf. mit zwei neuen Gatt. Aenictus und Rhogmus bereichert, welche alle vier sich nach folgendem Schema unterscheiden: 1 rücklaufender Nerv. 3 Unterrandzellen. 1. Lahidus. desgl. 2 Unterrandzellen. Cjlindrische Schenkel 2. Aenictus. desgl. desgl. zusammengedrückte Schenkel 3. Dorylus. 2 rücklaufende Nerven 4. Rhogmus. Labidus Jur. ist durchaus südamericanisch und enthält 11 Arten, welche zum Theil neu, zum Theil unter L. Latreillei verwechselt waren. (Eine 12te, zweifelhafte, Dorylus mediatus F., gehört nicht hierher, sondern ist ein Mutillen-Männchen.) Aenictus, fast vom Ansehn eines kleinen Labidus, mit einer neuen Art, A. ambiguus, aus Nordindien (eine zweite entdeckte Ehrenberg in Aegypten). Dory- lus, rein der alten Welt angehörend, und hat hier 7 Africanische, und 3 Ostindische Arten aufzuweisen (eine 4. Ostindische ist/). JE/m^w Hagenb. aus Java.) Rhogmus^ mit Dorylus fast in den meisten Characteren übereinstimmend, ist auf einer neuen Art, Rh. fimbria- tuSy vom Gambia gegründet. Die Weibchen der Doryliden sind uns noch unbekannt. Shuckard glaubte sie in einigen blinden ungeflügelten Hymenopteren zu erkennen, von denen Westwood in seiner Introd. eine als Repräsentanten einer Ameisen-Gattung Typhlopone abgebildet hatte , und meinte annehmen zu können, dass diese muthmasslichen Weibchen parasitisch in den 211 Nestern von Ameisen lebten, ward aber zuletzt zweifelhaft, da sich dergleichen Typhloponen in grösserer Zahl in Zuckerladungen fan- den, woraus wenigstens erhellte, dass sie sich selbstständig ernähr- ten. Westwood (Ann. of nat. Hist. VI. S. 88) hat die Ameisennatur dieser Insecten vollständiger nachgewiesen. JFortnicaria, Die von Shuckard (a. a. O.) als Doryliden- Weibchen betrachteten Ameisen sind: Typhlopo7ie Westw., welche als weibliche Labidus ange- nommen sind, von Ponera, der sie in der Bildung des Hinterleibes gleicht, durch nur lOgliedrige Fühler und verkümmerte, 2gliedrige Maxillartaster abweichend, zugleich ganz blind. Shuckard führt 3 Arten auf als Lab. Westwoodii, Curtisiiy Kirbiiy Thwaitsii, Sptnolae,West- wood (a. a. O.) fügt noch 3 hinzu: T. fulva^ Shuckardl, DahlbomU', es ist indess sehr die Frage, in wie fern diese 8 Arten alle verschie- den sind, indem einzelne Individuen einer und derselben Art (aus derselben Colonie) sehr bedeutend (ähnlich wie die Arbeiter von Atta cephalotes) in Grösse, Verhältnissen der einzelnen Körpertheile, selbst der Fühlerglieder und in der Sculptur abweichen. Anomma Shuck., ebenfalls blind, schlanker und langbeiniger als Typhlopona, die Fühler llgliedrig, die Mandibeln sichelförmig, sich kreuzend, hinter der Mitte mit einem einzelnen Zahn. Eine Art, A. Burmeisteriy von Sierra Leona. Westwood (a.a.O.) hat folgende Ameisengattungen neu aufge- stellt, um zu zeigen, dass Verminderung der Gliederzahl an den Füh- lern und Verkümmerung der Taster auch bei ächten Ameisen vor- kämen, und um damit die Shuckard'sche Ansicht zu widerlegen, nach welcher diese Umstände Typhlopone und Anomma von den Ameisen abzusondern schienen. Carebara Westw., eine Attenform (ohne Enddornen an den hin- teren Schienen) mit lOgliedrigen Fühlern und etwas verkümmerten 3gliedrigen Maxillartastern. Nur das Weibchen, C. lignata^ von Java. Solenopsis Westw. Ebenfalls eine Attenform, mit lOgliedrigen Fühlern,' dünnen ggliedrigen Maxillartastern^ Arbeiter, mit kleinen zusammengesetzten Augen, Mandibeln mit ungezähnter Schneide, die beiden letzten Fühlerglieder grösser als die übrigen. S. mandi- bulariSj neue Art aus dem tropischen America. Pheidole Westw., mit der vorigen sehr übereinstimmend, die Mundtheile dieselben, die Fühler ISglledrig, die 3 letzten Glieder eine grosse Keule bildend. Hierhin Atta providens Sjkes aus Ostindien. Diese drei Gattungen sind offenbar solche, welche selbst arbei- ten; bei den beiden andern haben die Mandibeln eine andere Form, indess sind sie bei Typhlopone doch noch so beschaffen, um damit im Zuckerrohr, worin man diese Ameisen ausschliesslich zu finden scheint, arbeiten zu können; bei Anomma haben sie aber eine ähn- liche Bildung wie bei unserem Polyergus, und wenn man hieraus auf eine ähnliche Lebensweise schliessen dürfte, würde diese Ameise, 14* 212 wo nicht parasitisch sein, doch andere Ameisen für sich arbeiten lassen. Neu ist Formica carinata Brülle (11. Canar. Ent. S. 84). For- mica caduca Motschoulski (Bull. Mose. 1839. S. 47) vom Cauca- sus ist F. barbara L., eine Myrmica. Formica truncata Spin, wurde von Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 49) als im In- nern trockener Brombeerzweige nistend beobachtet. Vespariae» Die einzeln nistenden Wespen sind von Lep ei- let! er de St. Fargeau (Hist. nat. des Ins. Hymenopt II. Suit. a Buffon) als Familie der Eumeniden abgehandelt. Sie theilen sich in die Gruppen der Masariten, mit Celonites, Masaris, und Cera- mius, Synagriten^ mit der einzigen Gattung Synagris und Ody- neriten mit den Gatt. Eumenes, Discoelius^ Alastor^ Pterochilus und Rygchium. Die GaU. Alastor ist neu, unterscheidet sich von Ody- nerus durch gestielte zweite Cubitalzelle und enthält eine Neuhol- ländische und eine kleine Französische Art. Man vermisst aber die Gatt. Zethus F., welche, wenn sie bei Fabricius auch manche ihr fremde Arten enthält, doch so abgeschlossen als eine der übrigen Gattungen dieser Familie ist. Herrich-Schäffer (Deutschi. Ins. Hft. 179) hat synoptische üebersichten über die deutschen Arten von Vespa, Polistes und Eume- nes gegeben, und mehrere Arten aller drei Gattungen abgebildet, darunter als neue: Vespa crassa, PoUstes pectoi^alis Meg , Eumenes marginella und E. Frivaldshyi, den letzten aus Kumelien. Neue Aegj'ptische Arten sind: Celonites Fischeri, Odynerus chloro- ticus^ dimidiatus, impunctatus Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S.b^Q). ~ Eumenes Savignä äiesseiWiGU ist eine bis zum Senegal und'nach Guinea hin verbreitete Fabricische Art, Zethus Guioeensis F. — Odyne- rus reflexus^haematodes, Eumenes nigra, cruentata beschrieb Brülle (II. Canar. Ent. S. 89). — Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. de Fr. IV. S. 23) beobachtete in Südfrankreich 3 Arten von Odynerus in trockenen Brombeerzweigen nistend, nämlich 0. rulicola^ von ihm an einem andern Orte (Ann. d. sc. nat. 1839) beschrieben, und 2 neue O. industrius und hospes. Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VIII. S. 531) behauptet, dass die Angabe von Latreille über die Nester von Eume?ies coarctata auf einer Verwechselung mit Spinnennestern beruhe, und dass die Eume- nen ihre Nester von einem aus Erde bereiteten festen Mörtel an Steine klebten. Es scheint indess doch nicht, dass Latreille's Ge- währsmann Geoffroy jene von lockerer Erde umgebenen und an Grashalmen aufgehängten Eiersäcke von Spinnen mit Wespennestern verwechselt habe, wenigstens beschreibt Lepelletier aus eigener Beobachtung die Nester eines Eumenes ganz so wie vor 80 Jahren sein Landsmann, und es kann wohl sein, dass diese Wespen da, wo sie keine Steine finden, um ihre Nester anzukleben, dieselben an Pflaozenstengeln befestigen. Beide, sowohl die an Steine geklebten 213 als die frei an Pflanzenstengeln gebauten kommen darin übcrein, dass sie einen trichterförmigen, zuletzt verschlossenen Eingang haben. Kinige Odynerus bauen ebenfalls ihre Nester aus Erdmörtel gegen Steine, doch hat Ref. an diesen einen solchen vorragenden Eingang nicht bemerkt. Ein jedes solches Nest enthält nur eine Zelle. Wenn Geoffroy angab, dass die Zelle mit Honig gefüllt würde, glaubte er der Analogie der Bienen folgen zu können, der Wespenlarve wird aber eine Anzahl von Räupchen zur Nahrung eingetragen. Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VIII. S. XXXVII.) hat die Odynerus- Arten seiner Insecta Ligurica in Bezug auf die neuern Arbeiten über diese Gattung einer kritischen Revision unterworfen, jäpiariae. Das sechste Bändchen der Naturallst Library, En- tomologe', ist den Bienen und zwar vorzugsweise der Naturgeschichte der Honigbienen, dann aber auch der der Hummeln gewidmet, und nebenher werden von ausländischen Bienen, namentlich Meliponen und X3 locopen Nachrichten gegeben, und verschiedene ausgezeichnete Arten dargestellt. Lepelletier de St. Fargeau behandelte in seinem oben ge- nannten Werke die einzeln nistenden und parasitischen Bienen. Die gesellschaftlichen sind bereits im ersten Bande abgehandelt. Die ein- zeln nistenden theilt der Verf. nach der Art des Einsammelus von Blumenstaub in Podt'legides, Merilegides , Gastrilegides. Die letzten tragen mittelst einer Behaarung des Bauches ein, die andern beiden mit- telst der Hinterbeine, die zweiten zugleich mit den Locken des Me- tathorax. Die erste Gruppe der ersten Familie, die Euglossefi, weicht hinsichts des Eiusammelns von den übrigen mehr ab als diese von der 2. Familie, indem sie ebenso wie die Honigbienen und Hummeln Schienkorbe hat, und nicht rohen Blumenstaub, sondern wie diese, einen schon bereiteten Teig einträgt, weshalb sie von Latreille nicht ohne Grund mit den Hummeln zusammengestellt sind, wenngleich über ihre Lebensweise keine bestimmten Angaben der Reisenden vorliegen. Diese erste Gruppe öer PodtUgtdes nennt he^eW. Eule mit es, und begreift darunter ^w^'^/oA^a, (Ty\>. Evgl. cordataF., deren Männ- chen, Cnemidium viride Perty, so häufig es vorkommt, dem Verf. unbekannt geblieben) und Eulaema, eine neue Gattung, aus Centr. dimidiata, suriiiamensis F. u. a. A. gebildet, von denen Eul. analis und nigrita als Männchen und Weibchen einer Art (Centr. inferna- lis Jllig.) zusammengehören, Eul. Cayennensis die Centr. cingulata F. und ungeachtet des mit Eulaenia übereinstimmenden Aeussern, nach den Mundtheilen eine Euglossa ist. — Die 2. Gruppe, Anthopho- ri'tes, hat an den Hinterbeinen der Weibchen dieSchienen und das erste Fussglied überall behaart, die Zunge ausgestreckt so lang wie der ganze Körper. Dahin die G'dit. Jnt/iophora, Macrocera, Eucera, Me^ liturga, Systrojiha, Kirbya (aus Melitta tricincta und chrysura Kirb. gebildet) und die ganz unpassend zwischen die nur künstlich unter-» 214 schiedenen Gatt. Macrocera und Eucera eingeschobenen Gatt. A/owoec« der Enc. — Die d.Grwpiie, Xi/loc optt es, weicht nur durch kürzere Zunge von der vorigen ab, und enthält die Gatt. Centris (Trachina und Hemisia Kl.) EpichariSf Xylocopa, Lestts (JCentr. muscaria und homhylans F.) und Melitta. Die letzte Gattung hat Mel. tricincta und chrysura Kirb. als Arten, und dies sowohl als die fast wörtlich übereinstimmende Gattungsbeschreibung zeigt, dass sie identisch mit Kirbya (s. o.) und durch ein blosses Versehen doppelt aufgeführt ist. Und ein vielleicht noch geringeres Versehen ist es, welches diese Gattung in diese beiden Gruppen stellt, und sie von Andrena trennt, mit der sie die grösste Uebereinstimmung hat. Die 3. Familie, Merilegides, zerfällt ebenfalls in 3 Gruppen. Die I.Gruppe, Panurgites, hat die Zunge lang und linienförmig: Panurgus, Diifourea (neue Gattung, welche indess mit Rophites Spin, zusammenfallen möchte), Dasypoda. — Die 2. Gruppe mit kur- zer lanzettförmiger Zunge enthält die Gatt.: Andrena, Scrapter (mit 3 Cubitalzellen , Typ. A7idr. lagopus Latr. S. u.), Halictus, Nomia, Ancyla (neue Gatt, der vorigen verwandt, mit einer neuen Art von Oran). — Die 3. Gruppe, Colletides, mit kurzer ausgerandeter Zunge, besteht aus der einzigen Gatt. CoUetes. Die von der Gestalt, Behaa- rung und Function des ersten Hinterfussgliedes hergenommenen Cha- ractere der Gruppen sind nicht durchgreifend. Die S.Familie Gastrilegides ist in keine weitere Unterabthei- lungen gebracht. Diphysis ist eine neue Gattung, auf einer ebenfalls neuen Art D. pyrenat'ca gegründet, welche bei dem Habitus vonEuce- ren (mit Ausnahme der langen männlichen Fühler) docli entschieden in diese Familie gehören soll; Chalicidoma ist ebenfalls eine neue, aber aus bekannten Arten, der Megach. muraria und Sicula gebil- dete, durch den etwas stärker gewölbten Hinterleibsrücken und die Andeutung einer Anhangzelle etwas subtil von Megachile unterschie- den ; Osmia, Megachile, Lithurgus, Anthocopa (Osm. Papaveris Latr.), Anthidinm^ Heriades, Chelostoma. Eine andere Abtheilung bilden die parasitischen Bienen, in drei Familien getheilt, Psithyr4den, aus der blossen Gatt. Psithy- rus bestehend, Dimorphiden, mit den Gruppen Melectiden, (Gatt. : Aglae, Melecta, Crocisa, Mesocheira, Mesoplia, HoplipJiora, aus der Mesocheira velutina der Enc. gebildet, Mesonychium, Epeolus, No- mada, Ceratina, und Anhangsweise Melissoda Latr. und Acanthopus Kl.) und Phileremiden (Gatt.: Ammobates, Phileremus, Dioxys, Coelioxys, Stelis, Allodape, Pasites) erstere mit 4, diese mit 3 Cubi- talzellen, und Monomorphiden, die Gatt. Prosopis, Rhathymus und Sp he CO des, die erste für sich allein, die beiden letzten zusammen eine eigene Gruppe bildend. Rhathymus steht hier sehr unglücklich, es ist am Nächsten mit Nomada verwandt. Dem Ref. scheinen die Latreille'schen Abtbeilungen der Bienen viel naturgeniässcv zu sein, und die neuen Ansichten , denen der Verf. 215 folgt^ am EDde der Wissenschaft keinen andern Dienst '4Vi leisten, als dass man sieht, dass sie nicht auf den rechten Weg führen. Die Gruppe der A?idre?ietae wurde mit folgenden neuen Arten bereichert: Prosopis scutellatus Colletes pilosa, intricans, Dasypoda Pan%eri^ albipila, Andrena rutila^ ephippium (einerlei mit A. dorsalis Lepell.) Savi'gnii, Sphecodes rubripes, hispanicus, Nomia rufiventris ruficornis aus Aegypten durch Spinola (Ann. d. 1. Sog. Ent. d. Fr. VII. S. 506). — Andrena lugubris (kommt in allen Küstenländern des Mit- telmeers vor und ist einerlei mit A. collanis Lepell.) und discors vom Ref. (Wagn. Algier 111. S. 191). — Colletes dimidiata^ Andrena xan- thoscelis, bipartita^ chalcogastra, Halictus chalcodes, viridis, laetus, concinnus, unicolor, Sphecodes semiaeneus von Brülle (IL Canar. Ent. S. 86). Leon Dufour (Ann. de la Sog. Ent. de Fr. IX. S. 38) beobachtete die Verwandlungsgeschichte der Prosopis signata, und bestätigte damit das, was bisher nur Vermuthung gewesen war, näm- lich dass sie ihre Eier in fremde Nester legt. Die von ihm beobach- teten Individuen fanden sich in den Nestern von Osmia parvula, und verzehrten das für deren Larve angehäufte Futter, so dass dieselbe Hungers sterben musste. Die Prosopis-Larve ist ohne weitere Aus- zeichnung, der Kopf ohne Furchen, die untern Mundtheile nicht in Form dreier Warzen vortretend. — Derselbe (ebend. VIII. S. 583) zeigte, öskss Atidr. humeralis Jur, nicht das Weibchen yonNomia diffor- mis, wie man angenommen, sondern der Nomia diversipes Latr. sei, und beschrieb beide Geschlechter unter dem Namen iV. humeralis. — Ders. (ebendas. VIl. S. 281) beschrieb die Andrena lagopus hatr. ausführlicher und nach beiden Geschlechtern, und zeigte sehr richtig, dass isisWeibchen Megilla/ulvipeSj das Männchen Megilla labiataF. sei. Dass dies Insect eine besondereGatt. bildet, ist keineFrage, es ist dies aber auch die Gatt. Macropis Kl.(Panz. Fn. Germ.) und zugleich Scrapter der Encycl., und was der Verf. über die Verschiedenheit der letztern sagt, beruht auf einem Missverständniss in der Zahl der ünterrandzel- len,indem er nicht, wie es gebräuchlich ist, die 3. unvollständige mitzählt. Aus der Gruppe der Andrenoiden beschrieb Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 516) Systropha hirsuta und Panurgus nasutus. Die letztere, nicht mit Unrecht als Typus einer neuen Gat- tung betrachtet, auch im südlichen Europa einheimisch, ist eine Fa- bricische Art, nämlich Prosopis frontalis F. Ueber Xylocopa bemerkte Spinola (a. a. O. S. 518), dass X. pubescens^ olivacea, cnpensis, sulphurea Kl. die Männchen der weit ver- breiteten X. aestuans F. sein; dass sie alle Männchen sind, ist durch- aus richtig, aber es ist zu weit gegangen, sie in eine Art zusammen zu ziehen. Wie leicht und sicher es durch Beobachtung der Nester, so schwierig und unsicher ist es durch Anwendung der Analogie die zusammengehörigen Arten herauszufinden, daher die obenerwähn- ten Männchen auch in der hiesigen Sammlung noch ihre eigenen Art- namen führen. Lepelletier in seinem oben besprochenen Werke 216 betrachtet X. olivaceaF. als Männchen vonX. Caffra, X. nificorm'sF, als Männchen von aestuans, hat also hier die Geschlechtsverhältnisse richtig erkannt, dagegen sind ihm die analogen Verhältnisse bei den Ameri- cauischen Arten fremd geblieben : so ist seine X. Cayennae Männchen von X. fimbriata F. (cernuta Lepell.), X. fasciata (^Brasüianorum F.) verrauthlich Männchen von X. frontalis, X. Caribaea sicher Männchen von X. teredo (aeneipennis Lepell.) — Xylocopa cornigerWesiwooA (Nat. Libr. Ent. VI. S. 270 T. 81 F. 5) ist einerlei mit X. cornuta Lepell., und beide mit X. fimbriata F. (X. fimbriata Lepell. scheint die einfarbige Abänderung von X. frontalis zu sein, wohin auch X. nitens Lepell. gehört). — X tenuiscapa West wo od (a. a. O. S. 271 T. 23 F. 2) ist das Männchen von X. morio F,, zu welcher X. Latreillei Lep. als Synonym gehört. Westwood bildet aus dieser Art und derX. la- tipes eine eigene Untergatt. Platynopoday welche bei der Ueber- einstimmung der Weibchen sich nicht füglich von Xylocopa absondern lässt. — Ref. (Wagn. Algier \\\. S. 192) beschrieb X. Taurica (Apis taurica Pall. mspt.), welche in den Ländern des Mittelländischen Mee- res weit verbreitet, und einerlei mit X. minuta Lepell. ist. Ueber die Naturgeschichte der Ceratinen hat Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 15) sehr wichtige Aufschlüsse ge- geben. Spinola hatte schon beobachtet, dass sie Nester in trockenen Zweigen anlegen, nichts desto weniger wurden sie von Lepelletier mit aller Bestimmtheit als Parasiten angesprochen. L. Duf. sah sie in grosser Zahl in trocknen Brombeerzweigen nisten, und überzeugte sich bald, dass sie eigene Nester anlegen, indem sie das Mark eines solchen Zweiges aushöhlen und den Gang durch Owerwände in Zel- len theilen. Ein Nest enthält bis 20 Junge. Die Larve hat wie ge- wöhnlich 3 warzenförmige Fleischhöcker statt der untern Mundtheile. Je weiter nach hinten, desto später erfolgt die Entwickelung in dem- selben Neste, so dass man zuweilen in einer und derselben Brut alle Entwich elungsstufen findet, und die vorderste schon die Larvenhaut abgelegt hat, während die hinterste noch im Ei liegt. Die Entwicke- lung geht rasch vor sich, so dass, wenn die Eier im Juni gelegt werden, die Jungen im August schon ausgebildet sind; sie bleiben aber bis zum Mai des nächsten Jahres in hohlen Zweigen verborgen. Der Verf. hat auch gezeigt, dass nur bei oberflächlicher Betrachtung diesen Bienen die Organe zum Eintragen fehlen. Sie haben eine Haarbürste auf der Unterseite der Hüften und Schenkel der Hinter- beine, mit welcher sie den Bluraenstaub einsammeln. Derselbe (ebendas. S. 8) beschrieb aus der Gruppe der Dasy- gastrae mehrere neue Arten von Osmia, welche im südlichen Frankreich in trocknen Brombeerzweigen nisten: O. parvula, triden- data (welche mit 0. fulvohirta Latr. Lepell. einerlei zu sein scheint), ruboriim^ acuticornis. — Stelis minuta der Encyclop. (ebendas S. 33) ist Parasit der Osmia tridentata (wahrscheinlich noch anderer Arten, da sie auch bei uns sich findet, wo jene Osmia nicht vorkommt.) — 217 Gourcau (cbcndas. S. 123) sah eine Osmia, wahrscheinlich 0. bi- colovy einen conischen Haufen aus Grasstückchen zusammentragen und sorgfältig schichten, es glückte ihm aber nicht zu beobachten, ob dies die erste Anlage eines Kestes sei, welches in Ermangelung eines leeren Schneckenhauses gebaut würde, in welchen nach Rob. Desvoidy diese Biene sonst nistet. — Derselbe (ebendas. S. 117) unterschei- det zwei Arten von Mauerbienen. Die eine, die ächte Megachile mu- raria, liebt einsame Oerter und baut ihre Nester schon zeitig im Frühjahr, im April, gegen Steine, Felsen oder gegen die iMauern einzeln stehender Häuser. Die zweite, unbenannt, baut erst im Mai oder im Anfang des Juni, liebt mehr die Nähe der Menschen und legt am Liebsten ihr Nest unter Thüren und Thorwegen an. Sie ist, wie das Männchen der M. muraria, gelbgreishaarig, nur der Scheitel und der grössere Theil des Mittelrückens sind schwarz behaart. Er fand in den Nestern derselben ausser den Larven von Trichodes alvearius zwei parasitische Bienen, die indessen nach der kurzen Characteri- stik, welche der Verf. von ihnen giebt, nicht wohl zu bestimmen sind. Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VIL S. 519) beschreibt aus dieser Abtheilung: Anthidium Fischer t (wahrscheinlich xMännchen von A. auritum Kl.), Waltiiif Megachile flavipes^ nigripes, patellimana^ gynmopygia, Coelioa-ys rufiventris^ decipiens, aus Aegypten, C. ely- trnra, ebendaher und zugleich aus Sicilien, C. caudata unbekannten Vaterlandes. Afithidium thoracicum Kl. betrachtet der Verf. mit Un- recht als A. ferrugineum F.; A. Grohmanni des Verf. aus Sicilien ist eine gute Art, dagegen A. Siculum schwerlich von A. sticticum ver- schieden. Die hiesige Sammlung erhielt nur A, sticticum aus Sicilien, und die angegebeneu Unterschiede in der Bewaffnung des männlichen Hinterleibes können leicht auf einem Versehen beruhen. — Brülle (H. Canar. Ent. S. 85) beschreibt Osmia (Chalicidoma) catiescens und Me- gachile cincta und albohirta. Aus der Gruppe der Cuculinen beschrieb Spinola (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 535) Phileremus niveatns und Crocisa dimidia- tipimcta aus Aegypten, Ref. (Wagn. Algier III. S. 193) Melecta albo- variüy Brülle (11. Canar. Ent. S. 89) Mel. nigra. De Romand beschreibt (Rev. Zool. S. 348) eine ausgezeichnete Biene unter dem Namen Acanthopus Goryiy welche jedoch in mehre- ren Stücken von Acanthopus abweicht, vorzüglich durch die langen Fühler des Männchens, weshalb ihr später (.Mag. d. Zool. 1841. pl. 69) der Gattungsname Cteiiioschelus ertheilt wurde. Sie ist jedoch iden- tisch mit dem Melissodes Latreillei, welche Lepelletier aus der Pa- riser Sammlung als Typen der von Latreille erwähnten Gattung die- ses Namens beschrieben hat, es wird ihr also wohl, trotz der Einwen- dungen Romand's dieser letztere Name verbleiben müssen. Was Ro- mand a. a. O. als Melissodes aufstellt, würde von Latreille nicht von Eucera (ßlacrocera) als Gattung unterschieden sein, denn es ist nicht unterschieden, und America ist in allen seinen Theilen sehr 218 reich an Euceren (Macrocereu), die mit den unsrigeu in allen Rück- sichten, auch in den Geschlechtsunterschieden übereinstimmen. Das von Romand nämlich als Weibchen seines M. Fonscolombei abgebildete Insect ist offenbar das Männchen einer anderen Art, und wenn er nur 13 Fühlerglieder zählte, so liegt es wohl daran, dass in diesem Falle, wie es bei den Männchen der Euceren öfter vorkommt, einzelne Glieder nicht recht von einander abgesetzt waren. Die Gruppe der Scopulipedes bereicherte Spinola (a. a. O. S. 537) mit Eucera thoracica, a/ßm's,Tetralom'a (die Eucera-Arten mit 4 Cubitalzellen, früher Macrocera Spin., welcher Name schon bei den Dipteren vergeben war), hasi%ona, atricornis, (dieser Name ist nicht gut gewählt, da er in Oollision mit Eucera atricornis F. kommt) aus Aegjpten, Grohmannü und tarsata aus Sicilien^ Saropoda nigri- labris, latizona, humilis, AntJiopJiora scopipes, nigrilahris ausAegyp- ten. — Ref. (Wagn. Algier III. S. 193) beschrieb Megilla quadricolor, Eucera pyrrhula, von denen die letztere mit E.ferrugineaLep. zusam- menfällt. — Westwood (Ent. Libr. Ent. VI. S. 263 T. 80 F. 1) bil- dete eine Centris nohiliS) vermuthlich aus Süd»merica, ab. Aus der Gruppe der Sociales finden sich (ebendas.) Euglossa analis (S. 263 T. 19 F. 2) aus Südamerica, und Bombus grandis (S. 256 T. 17 F. 2) von Valparaiso dargestellt. Die erstere ist indessen nur eine Abänderung der E. cordata, der zweite ist in Guer. Iconogr. du R. A. als Bombus Dahlbomii abgebildet, und (als Arbeiter) vonHali- day als B. nigripes beschrieben. Spinola (Ann. d. sciens. nat. N. Ser. XIII. S. 116) hat über die Meliponen vortreffliche Untersuchungen angestellt, welche wohl Ver- anlassung geben können, dass die Reisenden auf die in so vielen Stücken noch ganz räthselhafte Oeconomie dieser Honigbienen ein Augenmerk richten. Zuerst ist der Wachs-absondernde Apparat genauer betrachtet. Statt dass bei den eigentlichen Honigbienen die Bauch- platten gekielt und ausgerandet siod, sind dieselben bei den Melipo- nen ganz einfach, nur in 3 Felder getheilt, von denen das eine von dem überragenden Theil des vorhergehenden Segments und dem über- greifenden Rande der Rückenplatten bedeckt wird, das andere frei ist. Letzteres ist mit eingedrückten Puncten versehen, welche aber jeder mit einen Häärchen besetzt siod, und also zur Durchschwitzung des Wachses nicht dienen. Dagegen zeigt sich an der vorderen Gränze dieses Feldes eine schmale Furche, welche sich auch nach den Seiten umbiegt, und in deren Grunde eine feine Oeffnung sich befindet, durch welche das Wachs hindurchtritt. Für das Einsammeln des Wachses fehlt den Meliponen der Dorn, welcher bei den Honig- bienen am ersten Hinterfiissgliede für diesen Zweck von Bedeutung ist, dafür entdeckte Spinola einen anderen Apparat am Ende der Hinterschienen, nämlich einen aus steifen Borsten gebildeten Kamm, welchen alle Arbeiter der Meliponen besitzen. Ausserdem findet sich bei den Trigouen Latr. eine Längserhabenheit an der Innenseite der . 219 Hinterschienen, welche mit einer Bürste aus feinem Filze besetzt ist, und da diese Bürste, welche sich bei den eigentlichen Meliponen Latr. nicht findet, eine Verschiedenheit in der Lebensweise voraussetzen lässt, ist Spinola der Ansicht, dass man die Trennung der Gattungen Melipona und Trigona festzuhalten habe. Es treten indess unter der letzteren selbst zwei Formen in der Behaarung der Hinterschie- nen auf, welche unter einander eben so scharf geschieden zu sein scheinen, wie von den eigentlichen Meliponen, indem bei der einen die ganze Innenfläche der Hinterschienen bis zum Hinterrande hin mit solchem Filz besetzt ist, bei der anderen nur eine mittlere Längserhabenheit, welche vom glatten Hinterrande durch eine Furche abgeschieden ist. Zu der ersteren gehören von den von Spin, er- wähnten Arten: Tr. muscariq,, aemula^ geniculata, palUday zu der letzteren Tr. decumana, atratula, hyalina, cilipes, crassipes^ clavipes, ßaveola, angustula und ausserdem die gemeinste von allen, Tr.rufi^ crus Latr. Die Männchen, so sehr sie auch in den Copulationsorga- nen mit denen unserer Honigbienen übereinstimmen, zeigen nicht jene auffallenden GeschlechtsdilTerenzen, sondern gleichen den Arbeitern, so wohl in der Form als in der Färbung: Spinola hat nur die der eigentlichen Meliponen gekannt, die der beiden Abtheilungen der Tri-r gonen verhalten sich ganz auf die nämliche Weise. Von den Arbei- tern unterscheiden sie sich überall nicht nur durch die 13 Fühlerglie- der und den Mangel des Schienkorbes (und Kammes) an den Hinter- schienen, wie es Spinola angiebt, sondern auch noch durch gespaltene Klauen, die bei den Arbeitern einfach sind. Die Weibchen kannte Spinola nicht. Bei einer Tr, angustula Jll. fand er eine anscheinend männliche Bildung der Schienen bei einem entschieden weiblichen In- dividuum, er ist also geneigt, dies für ein fruchtbares Weibchen zu halten, und glaubt aus der geringen Grösse desselben abnehmen zu können, dass mehrere Weibchen sich in jedem Stocke befinden wür- den, zumal beim Mangel des Stachels keine tödtlichen Zweikämpfe der rivalisirenden Königinnen statt haben könnten. Indess verhält sich die Sache wohl anders: denn das von Spinola beobachtete Exem- plar ist nur ein Arbeiter, wo bei allen Individuen dieser Art der Schien- korb kaum angedeutet ist und welcher dadurch noch mehr als andere Arten dem Männchen gleicht, mit dem er aber der übrigen Geschlechts- unterschiede halber nicht füglich zu verwechseln ist. Die frucht- baren Weibchen, welche bisher noch nicht beschrieben sind, weichen von den andern Geschlechtern auffallend ab. Sie sind vielmal grösser, haben keine ScKienkörbe und Kämme, sind einfarbig braun (mit dem Ansehn als ob sie nie zu Tage kämen) und haben kurze, selbst ver- kümmerte Flügel, so dass sie entweder gar nicht oder höchst schwer- fällig fliegen zu können scheinen. Aus ihrem Ansehn und ihrer Sel- tenheit scheint man annehmen zu können, dass sie, wie bei unsern Honigbienen, einzeln im Stocke vorhanden, also wahre Königinnen sind. 220 Die Architectur der Bienen ist von Lalanne (Ann. d. sc. nat. II. Ser. XIII. S. 358) auf geometrische Gesetze zurückgeführt worden. Jjepidoptera, Der Streit zwischen Duponchel und Guenee über die Grundsätze der Systematik dieser Ordnung, indem derErstere dem Bau des Schmetterlings, der Letztere der Form der Raupe de» Vorzug der Berücksichtigung vindicirt, ist von beiden Seiten in den Ann. d. 1. Soc. Ent. d. France noch weiter geführt, und endlich von Lacordaire dahin vermittelt worden, dafs beide Theile in gleichem Recht seien, indem die Ansichten Gue- nee's'mehr der philosophischen, die DuponcheFs mehr der metho- dischen Betrachtung entsprächen. Indess scheint doch Du- ponchel der Frage einen weniger beschränkten Gesichtspunct abgewonnen zu haben, wenn er darauf besteht, dass die Gat- tungskennzeichen vom vollkommenen Insect herzunehmen seien, nicht dass alle übrigen sich darbietenden Unterschiede keine Berücksichtigung verdienten, im Gegentheil ist die Kenntniss der gesammten Organisation so wie aller Entwickelungsstufen und Lebensverhältnisse zur Einsicht in eine natürliche Einthei- lung nothwendig. Inzwischen ist es etwas Anderes, eine Ein- theilung machen, und Kennzeichen für die Abtheilungen auf- stellen: und so Viel und Wichtiges auch von vielen Seiten her über Gesetze einer natürlichen Systematik zu Tage geäussert worden ist, glaube ich doch nicht, dass wir damit Mehr und TreflFenderes erlangt haben, als mit dem schon von Linne so einfach und klar aufgestellten Grundsatze, dass die Charactere nicht die Abtheilungen, sondern die Abtheilungen die Charactere bedingen. Es folgt indess daraus nicht, dass nicht auch auf dem anderen Wege der Wissenschaft ein grosser Nutzen er- wachsen könne: auch durch einseitige Bearbeitung von vielen Seiten her wird sie vielseitig gefördert. Für die Europäische Lepidopterologie sind mehrere wichtige Schriften erschienen: Boisduval's ,, Genera et Index Methodicus Europaeorum Lepi- dopterorum. Paris, Roret. 1840", ist eine neue zeitgemässe Bearbei- tung seines früheren Index Methodicus mit Beschränkung auf die Europäischen Schmetterlinge und mit Hinzufügung der hauptsächlich- sten Gattungscharactere. Es ist zwar nicht in Abrede zu stellen, dass 221 europäisehcD Sclimclterlioge erworben haben, und dass auch noch jetzt viele tüchtige Lepidoptcrologcn bei uns thätig sind, es ist aber auch nicht zu läugncn, dass im Allgemeinen die Deutschen Lepldo- pterologen wenig mit den vielfachen Leistungen der Engländer und Franzosen bekannt sind. Es ist zu hoffen, dass dieses dem gegen- wärtigen Stande der Wissenschaft angemessene, aus den Händen eines so anerkannten Lepidopterologen hervorgegangene Verzeicbniss dazu dienen werde, bei uns auf die Fortschritte unserer Nachbarn aufmerk- sam zu machen. Die sogenannten Microlepidoptera verspricht der Verf. später zu bearbeiten. — Bemerkungen zu diesem Werk gabKefer- stein Ent. Zeit. S. 166. Von Frey er s „Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde, mit Ab- bildungen nach der Natur", sind die 51— -56. Lief, und von Fischer Edler v. Rösslerstaram's „Abbildungen zur Berichtigung und Er- gänzung der Schmetterlingskunde, besonders der Microlepidopterolp- gie, als Supplement zu Treischke's und Hübner's Europäischen Schmet- terlingen, mit erläuterndem Text" sind die 17. und 18. Lief, erschienen. Ratzebu rg's „Forstinsecten oder Abbildung und Beschreibung der in den Wäldern Preussens und der Nachbarstaaten als schädlich oder nützlich bekannt gewordenen Insecten, zweiter Theil", ist den Forstschmetterlingen gewidmet, und wenn auch administrativen Mass- regeln, namentlich den Vertilgungsmitteln der Schmetterlinge in allen Ständen, eine vorzügliche Berücksichtigung, wie sie die Aufgabe des Verf. erfordert, geworden ist, enthält auch dieser Theil einen grossen Schatz sowohl wichtiger Erfahrungen in der Naturgeschichte als auch neuer Entdeckungen unter den zur Untersuchung gezogenen und in allen Ständen sorgfältig beobachteten Schmetterlingen. — Schätzbare Bemerkungen zu denselben machte Zell er (Ent. Zeit. S. 185.) Derselbe theilte auch in der Isis einen Theil seiner lepidoptero- logischen Erfahrungen, soweit sie die Tagfalter, Schwärmer, Spinner und Eulen betreffen, mit. — EineEintheiluug der Raupen, hauptsäch- lich nach Fusszahl, Bekleidung und Färbung, stellte Zenneck (Ent. Zeit. S. 185. 133) auf. — Hering (ebendas. S. 146) lieferte Beiträge zur Fauna der pommerschen Falter. Die Schmetterlingsfauna von Algier schilderte Moritz Wagner (Alg. III. S. 195). Ihre Armuth ist auffallend, aber erklärlich. Anhal- tende Regengüsse im Winter, welche einen Theil des Landes unter AVasser setzen, die grosse Trockenheit des Sommers, welche die ganze niedere Vegetation versengt, die plötzlichen Temperaturwech- sel, der Mangel an Waldungen und hohen Bäumen und endlich die Gewohnheit der Araber, im Sommer die trocknen Kräuter und Ge- büsche in Brand zu stecken, sind der Vermehrung der Schmetterlinge durchaus entgegen. Ausserdem ist die Fauna fast ganz mit der von Südeuropa identisch, ja ein gutes Drittheil der Arten ist ihr auch mit Mitteleuropa gemein. 222 Ebenso verhält sich die in dieser Ordnung besonders dürftige Fauna der Canarischen Inseln. De Haan (Verhandl. ov. d. Natuurl. Geschied, der Nederl. over- zeesch. Bezitt. Zool. III.) handelt von der geographischen Verbreitung der Papilionen im Indischen Archipel. Im Allgemeinen ergiebt sich, dass auf Java und Borneo, eben so auf Timor und Neu-Guinea Co- leopteren und Lepidopteren einander das Gleichgewicht halten, wäh- rend auf der Westküste von Sumatra die Käfer, auf den Moluccen die Schmetterlinge bedeutend überwiegen. Japan stimmt im Ganzen mehr mit dem Festlande von Asien überein, und zeigt, in Schmet- terlingen sowohl als in andern Insectenordnungen, eine merkwürdige Combination der Europäischen Fauna mit der der Sundainseln. So finden sich dort Pap. Machaon und Sarpedon neben einander. Mehrere neue oder wenig bekannte exotische Schmetterlingsarten wurden durch van der Hoeven (Tijdschr. v. Natuurl. Geschied, en Physiol.VIl. S.876) beschrieben. Vapiliones» Die eben erwähnte Arbeit von De Ha an behan- delt im Speciellen die Gruppe der Ritter, so weit sie dem Indischen Archipel angehört. Neue Arten sind: Ornithoptera Tithonus, ein prächtiger, dem Priamus verwandter Schmetterling, mit drei grü- nen Längsbinden der Vorderflügel und grünen, in der Mitte gelben, am Rande schwarzen Hinterflügeln, von Neu-Guinea; Papilio Dor- cus, von Celebes, zur 14., P. Melanides von Banjermassing, zur 17., P. Laodocus von Java, zur 38. Trib. Boisduvals gehörend. Unter den Namen Leobotes ist P. Pelj^^dorus Hübn. Clerk vom P. Polydorus L. abgesondert. Mit P. Gambrisius A. verbindet der Verf. P. Ormenus Guer. und Erechtheus Don. Alle sind Männchen, deren Weibchen P.Aegeus Don. ist.— Im P. Empedocles F. vermuthet der Verf. das Weibdhen zu P. Codrus F., Evemon Boisd. vereinigt er als Ab- änderung mit P. EurypüuSf P. Antiphus zieht er als Weibchen zu Theseus F., P. Alphenor Cr. und Orophanes Boisd. betrachtet er als Abänderungen von P. Polydorus, welcher als Weibchen von P. Pam- mon nachgewiesen ist. P. Ledehourus , als Varietät des letzteren entspricht dem P. Alphenor. Mit Unrecht ist P. Rumatixoivia Esch. als Weibchen von Memnon betrachtet; er ist einerlei mit P. Descom- bei Boisd. und zweite Form des Weibchens von P. Emalthion {Kru- sensternia Esch.), welche sich zu dem von Boisduval beschriebenen Weibchen ebenso verhält, wie Laomedon zuAgenor (Weibchen vom Memnon). Der Verf. macht uns noch mit den noch unbekannten Weib- chen vieler Arten, z. B. der Oenomaus ^ Ascalapkus u, A. bekannt. Im Allgemeinen sind die Weibchen seltener, ja von einigen Arten, z. B. von P. Sarpedon, der doch auf Japan äusserst häufig ist, aus- nehmend selten. — Die Raupen sind abgebildet von P. Xuthiis, Sar- pedon, Alcinous und Evander. Die erste gleicht der des P. Machaon und lebt gleichfalls auf Fenchel, die zweite ist grün, mit verdickten Thoraxsegraenten , und lebt auf Citronen. Ueberhaupt kommen bei 223 ^en Baupen der Ritter grosse Verschiedenheiten vor, und der Verf. hat darnach Abtheilungen gemacht, die indess mit denen nach dem vollkommenen Insect durchaus nicht übereinstimmen. Auch macht der Verf. darauf aufmerksam, dass eine vollständigere Kenntniss der Ver- wandlüngsgeschichte exotischer Schmettterlinge manche jezt ange- nommene Eintheilungsgründe aufheben möchte. Guerin (Rev. Zool. S. 43) beschrieb 3 neue, von Delessert an der Küste von Malacca entdeckte Arten von Papilio; P. Saturnus^ dem P. Nephelus Boisd. verwandt, P.Neftunus, zur 17. Gruppe von Boisd. gehörend, P. Brama, dem P. Palinurus F. sehr nahe stehend. Pap. Fetstkameln Dup. ist nach Mor. Wagner (Alg. III. S. 203) nur Abänderung des Podalirius. Aus der Gruppe der Pt enden behauptete Mor. Wagner (Alg. S. 208) die Rechte der Pont. {Änthocharis) Douei als eigene Art, und Frey er bildete (a. a. O.) Colias Nen'ene Fisch, aus Südrussland und Chrysotheme ab. Aus der Gruppe äer Nymphaliden stellte derselbe (a. a. 0.) die Raupen von Melitaea Dictynna, Phoebe, Maturna, ferner Argyn- ms Valesina als eigene Art, und A. Laodice dar. — Fischer von Waldheim (Bull. Mose. 1840 S. 81) hescWmh Mel. Neera aus Süd- russland. — Bree (Mag. of Nat.Hist. N. Ser.IV. S. 131) berichtete, dass Arg, Aphrodite in Warwickshire in England gefangen sei, und Bla- don (ebendas. S. 306) bestätigte das Vorkommen dieses Schmetter- lings in England, der auch von ihm einmal in der Nähe von London gesehen sei. Bree (a. a. O. S.368. T. 15) bildete eine sehr merkwürdige Ab- änderung der Vmiesca TJrticae ab. — Neue exotische Arten sind Vanessa Eudoxia Guerin (Rev. Zool. S, 44) von Malacca, Ate rica Pholus v. d. Hoeven (a. a. O.) von Guinea, und Paphia Paraktekta Westwood (Royle Himalaja). Aus der Gruppe der Satyriden beschrieb Marloy (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 263) die Raupen von Sal. Briseis, Semele und Fidia, Sie nähren sich von Gräsern, fressen nur bei Nacht, und sind bei Tage in einer kleinen Erdhöhle versteckt. Sie unterscheiden sich von den übrigen weichen Raupen dieser Abtheilung durch ihre ziem- lich feste Consistenz, Noch mehr Abweichendes zeigen ihre Puppen, welche in der Erde in einem lockern, aus zusammengesponnener Erde gebildeten Cocon enthalten, chocoladenbraun , eiförmig kurz, ohne Spitzen sind. Die Gruppe der Lycaeniden wurde von Brülle (II. Canar. Ent. S. 93 T. 4F. 1) mit einer neuen Art, Polyom. Wehhianus bereichert. ^phinges» Mutz eil beschrieb in diesem Archiv (VI. I. S. 171 T. 8 F. 1) eine bei Berlin entdeckte Deilephila, welche vollkom- men die Mitte zwischen D. Galii und Euphorbiae hält, und deren Raupe mehr der des D. Galii ähnlich, auf Wolfsmilch angetroffen 224 wurde, unter dem Namen D. Phileuphorhia. Die inzwischen ge- machten Erfahrungen haben indess die Rechte der Art nicht bestätigt. Nach des Verf. mündlicher Mittheilung sind die von ihm erwähnten Baupen einer anderen Brut grösstentheils eingegangen, die wenigen zur Verwandlung gelangten gaben ächte D. Galii. Es ist nicht unmög- lich, dass die beiden Exemplare, auf welche der Verf. seioe D. PhiL euphorbia grüüdetej für Bastarde von D.Euphorbiae und Galii zu halten sind, um so eher, als auch Boisduval (Gen. et Ind. meth. S. 48) D. Epilobii für Bastard von D. Vespertilio und Euphorbiae, D. Ve- spertiloides für Bastard von derselben und D. Hippophaes erklärt. DeilepJdla tridyma van der Hoeven (a. a. O.) ist Sph. Peneus Cram., in welchem der Verf. mit Unrecht die ostindische Sph. didyma F. zu erkennen glaubt, die Gramer als Sph. Morpheus abbil- det, wogegen Sph. Bubastus Gr., welche Fabricius hierher ziehen zu können glaubt, eine dritte (Brasilische) Art ist. Goureau (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 135) hat das be- kannte Geschrei des Todtenkopfschwärmers einer Untersuchung unter- worfen und gefanden, dass sich weder die Ansicht von Duponchel (S. vorigen Jahresbericht) wonach der Ton durch das Reiben des Prothorax gegen den Mesothorax hervorgebracht würde, bestätigen Hesse, indem künstlich durch solches Reiben kein Ton hervor- gebracht werde, noch dass überhaupt weder äusserlich noch innerlich ein besonderes Organ dafür vorhanden sei. Er vermuthet also, dass das Schreien des Todtenkopfschwärmers durch die von der Bewegung der Flügelmuskeln bedingte Vibration der Thoraxschale erzeugt werde, auf dieselbe W^eise, wie das Summen so vieler Dipteren und Hyme- nopteren, nur dass hier zu dem hellen Ton noch ein dumpferer kommt, der von dem Reiben des Mesothoraxrückens gegen die Schulterfort- sätze herrührt. Chelonidae» Zeller (Isis S. 138) äussert bei Gelegenheit der mehrfachen Abänderungen der Zygaena Minos und Peucedam\ dass die in dieser Gattung so häufig vorkommende Begattung ver- schiedener Arten auf eine fortdauerte Artenschöpfung in der Natur hinzuweisen scheine. Das oben besprochene Beispiel von Deilephila zeigt allerdings, dass aus solchen Begattungen fruchtbare Mittelfor- men hervorgehen können, und dass auch unter den Zygaenen oft Bastarde vorkommen, welche die Schwierigkeiten einer sichern Arten- Unterscheidung bedeutend vermehren, ist zwar nicht erwiesen, aber leicht möglich, allein es ist kein Grund vorhanden, daraus abzuleiten, dass durch Verbastardirung neue Arten entständen, indem es zum Begriff der Art gehört, dass sie sich selbst fortpflanzt, wovon man aber bei Bastarden bisher nur Erfahrungen des Gegentheils gemacht hat. Drei neue, in die Nähe von Glaucopis gehörende Gattungen sind von Hope (Lin. Transact. XVIII. S. 444) aufgestellt. Cheluray mit doppelt gekämmten Fühlern und durch mit einer scharfen Zange und in der Mitte mit einem doppelten Haken bewafl'neten After ausge- 225 zeichnet. — JEf er w^z*«, Weibchen, mit schwach und einfach gesäg- ten, Erasniia, Männchen, wieder mit doppelt gekämmten Fühlern; ausserdem zeigen diese drei Gattungen Verschiedenheiten im B'Iügel- geäder. Die Arten, Ch. h/fasciata. Et. tricolor und Er. pulchella sind neue Entdeckungen aus Assani. — Eine vierte hierher gehörige Gat- tung ist Cainpylotes Westwood's (Royle öimalaya), welche mit Heleona und Anthomyza Swains. und Gymnautocera Guer. verwandt ist, und sich hauptsächlich wieder durch das Flügelgeäder unterschei- det. C. histrionicus W. vom Himalaya-Gebirge und aus Nepal. Neue Arten sind Glaucopis Boisduvalii (der als Weibchen desselben abgebildete Schmetterling ist ohne Zweifel das Männchen einer andern Art, da hier die beWen Geschlechter in der Färbung sehr verschieden zu sein pflegen) und Chelonia galactina van der Hoeven (a. a. O.) aus Brasilien, und Euprepia Dido Wag- ner (Algier III. S. 209). — Frey er (a. a. O.) bildete Euprepia (Trü chosotna) Baeticum Ramb. ab. Zeller (Isis S. 898) hörte an einem Weibchen von Eup, Caia ein knisterndes Geräusch, wenn es ruckweise kroch, oder wenn es festgehalten mit den Flügeln schlug. Andere Exemplare Hessen den Ton nicht hören. Derselbe erwähnt auch der Drüsen, welche bei diesem Schmetterling unter dem Halskragen sich befinden und eine ölartige Flüssigkeit vortreten lassen. Diese Oeltropfen geben auch andere Euprepien und die Zygaenen von ijich; ob auch andere Schmet- linge, ist mir nicht erinnerlich. JSonihyces. Donzel (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 489) entdeckte in den Pyrenäen einen neuen Hepmlus, H. PyrenaicuSy dessen Weibchen sich durch verkümmerte Flügel auszeichnet. — Frey er (a. a, O.) bildete Hep. Velleda, Sylvimis, Cossus pantherinus, arundinis^ Orgyia dubia (aus Andalusien), Liparis sordida, detrita^ Gastropacha repanda, Notodonta chao7iia, dodonea, die letzteren mit der Raupe ab. — Fischer von Rösslerstamm (a.a.O.) beschrieb die Raupe von Lithosia rosea^ Zell er (Isis 208) die von Notodonta dictaeoides und Liparis detrita. — Ratzeburg (Ent. Zeit. 8.160- und Forstins. II. S. 128) verdanken wir genaue Beobachtungen und vortreffliche Darstellungen des bisher meist mit G. pityocampa ver- wechselten, norddeutschen Kiefern-Processions-Spinner, Gastropacha pinivora Tr. — Fischer von Waldheim Bull. Mose, 1839. S. 117. T. 4. F. 2) bildete die südrussische Orgyia dubia Hübn. unter dem Namen O. Alhagi ab, den er am Schluss auch selbst wieder einzog. Neue exotische Arten sind Liparis rufescens Brülle (II. Canar. Ent. S. 95) von den Canarischen Inseln, und ßombya: spectahiisUope (Linn. Transact. XVIII. S. 43 T. 31 F. 3), ein stattlicher Spinner aus Assam. Audouin (Instit. S. 255) erzog Sat. Cecropia mit Pflaumenblät- tern, sowohl mit denen von Prunus domestica, als denen von Pr.spinosa (auch M. C.Sommer erzog bekanntlich mehrere Generationen dieses Archiv f. Naturgesch, YH. Jahrg. 2, Bd. 15 226 Schmetterlings in Altona), Man rechnet darauf, sie als Seidenraupe ziehen zu können, da man in America brauchbare Seide aus ilirem Gespinnste gewonnen hat. Bonafons (ebendas. S. 246) hat versucht, die Seide schon in der Raupe zu färben. Es wurden Krapp und Indigo auf die Maul- beerblätter gestreut,* und davon rosenrothe und blaue Gespinnste gewonnen. Leplay (Ann. d. scienc. nat. N. Ser. XIII. S. 79) theilte statisti- sche Untersuchungen über die Production und Bearbeitung der Seide in Frankreich mit. Bruinsma (Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiedenis en Phy- siologie VII. S. 257 pl. 4) beobachtete einen Bombyx Mori mit einem Baupenkopf. Er erhielt das Exemplar als Puppe, welche schon den Raupenkopf aufhatte, und an welcher sich keine Fühlerscheiden be- merken liessen. Der im Cocon liegenden abgestreiften Raupenhaut fehlte der Kopf. Der Schmetterling kroch auf gewöhnliche Weise aus, behielt aber den Raupenkopf, der noch einen Theil des Protho- rax bedeckte. Unter der von einer Seite gelüfteten Bedeckung des Raupeukopfes fand der Verf. den Fühler des Schmetterlings zusam- mengewickelt und von einer dünnen Membran bedeckt, auch das zu- sammengesetzte Auge. B. bildet zugleich noch einige Puppen ab, welche sich aus der Raupenhaut nur unvollkommen entwickelten. Van der Hoeven (ebepdas.) fügt der eben erwähnten Abhand- lung einige wichtige Bemerkungen bei, welche erstlich darauf hinwei- sen, dass ähnliche Fälle ausser dem von Wesmael (bei Pap. Populi), auf welchen Bruinsma Bezug nimmt, auch bei Johnston, O. F. Mül- ler und Majoli (in Meckels Archiv) vorkämen. Müller macht sogar eine eigene Art, Bombyx heteroclyta, aus dem von ihm beobach- teten Schmetterlinge. Dann zeigt er sehr richtig, dass die ganze Er- scheinung in nichts Weiterem bestehe, als dass die Schale des Rau- penkopfes nicht abgestossen werde, die Schmetterlinge also nur scheinbare Raupenköpfe hätten, da ihre eigenen Kopfe, mit den zusam- mengesetzten Augen und Fühlern, darunter verborgen lägen. Die zarte Haut, welche B. unter dem Raupenkopfe und unter den zu- sammengesetzten Augen des Schmetterlings bemerkte, war offenbar die Puppenhülle, die, weil sie unter der Schale des Raupenkopfes blieb, nicht verhornte. SToctuae, Guenee (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 201 und VIII, S. 473) hat seine Untersuchungen über die Klassification der Eulen fortgesetzt. Die Gx\\\i\iQ Ha denidi enthält die Gattung De« wifA- oecia Boisd., llarus Boisd., Polia Tr., Hadena (Hadena, Ma- mestra und Miselia Tr.), Aplecta, neue Gatt. S. Boisd. Ind. meth.), Phlogophora O. (auf meticulosa beschränkt), Eurhipia Boisd., Eriopus Tr., Thyatira O., Gonoptera Latr. (Calpe O.) — Die Gruppe Orthosidi besteht aus den Gatt. Trachea (nur piniperdä)^ Taeniocampa (neue Gattung mit nett gebänderten Raupen: gotJiica, 227 rubricosa, instabilis^ opima, j)opulett\ stahilis, gradlis^ carnea, rubella, ininiosay afnbigua\Orthosia (auf coecimaculayiieglectay acetosellacy oxalina, ypsilon, Farkasii, Iota, macilenta^ congeHer, laevis, ilicis eingeschränkt), ^wcÄoce/?* neue Gattung (jütida, Immilis, subiecta, •pistacina, litura, haematidea enthaltend), Euperia (ebenfalls neue Gatt, aus trape%ina^ abluta, fulvago)^ Cirroedia (neue Gatt, für xerampelina) ^ Xanthia O., Cerastis 0., Dasycampa (neue Gatt, für rubigineä), Mecoptera (neue Gatt, für sateUitia und se- rotina). — Die Gruppe Xylinidi besteht aus den Gatt. Xylina O., Ca/ocam/?a Steph., Cucullia O., Cl o a?i t h a Bolsd., Xylocampa (neue Gatt, für lithorhixa)^ Cleophana Boisd., Chariclea Stepb. Durch Fischer von Rösslerstamm (a. a. O.) wurden die Raupen von Xylina putrisy Polia flavicincta, Apamea latruncula, durch Frey er (a.a.O.) die von Cymatophora or, octogesima^ Noctua rhomboidea^ Eriopus pteridis (Abänderung), Orthosia instabilis^ sta~ bitis, gracilis, munda, ypsüon, litura y Cerastis cerasina^ Xylina he- patica, Cucnllia abrotani, absitithii, artemisiae, durch Zell er (Isis S. 289) die von N. rumicis, auricoma^ coryli, xanthographa, caeci- macula entweder zuerst oder genauer bekannt gemacht. Donzel (Ann. de la Soc. Ent. de Fr. VII. S. 430) machte eine kleine lL\\\e, Apamea rubeuncula, von den Pyrenäen, bekannt, welche Abänderung von strigilis ist,, Freyer (a. a. 0.) bildete folgende Europäische Arten ab: Mamestra abiecta^ Orthosia Kindermanni, Gortyna lunata, Xylina Felixii, Anarta vidua^ rupicolay Anthophila mendacMla, Pannonica. ' Eine Anzahl Südrussischer, in der Gegend von Sarepta von den H. H. Kindermann aufgefundener Eulen wurden von Fischer von Waldheim (Bull. Mose.) und Frey er (a. a. O.) bekannt gemacht. Der Erstere beschrieb CiicuWa scopula (Bull. Mose. 1839 S. 115 T. 4 F. 1), C. hiornata^ leucaspis^ boryphora^ literata^ Agrotis intersitOy Bryophila dactylophora^ Noctua parallela, proxima (Bull. Mose. 1840 S. 83 T. 3), der letztere bildete Amphipyra confusa^ Hadena cancel- lata, Caradrina terrea, chaldaica, Cucullia argyrea^ magnijica (einer- lei mit C. scopula Fisch.), Xanthia miniago ab. Von exotischen Eulen verdanken wir van derHoeven (a. a. 0.) die Darstellung von Ophideres elegans, Erebus omma, Catocala mo- desta, alle von Java. Geontetrae, Frey er (a. a. O.) bildete als neue Arten Aci^ dah'a corticulata ^ Cidaria suplata, Idaea bellata, Larentia undata^ ferner Lar. coronata Hübn., als eigene von L. rectangulata abzuson- dernde Art und L. nanata ab. Donzel (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.) machte zwei neue Arten, Lar. ligustigata (VII.' S. 431) von den Py- renäen und Crocallis Dardoinaria (IX. S. 59) von Marseille, wo die Raupe auf Ulex nanus lebt, und Fischer von Waldheim (Bull. Mose. 1840 S. 88) Larentia tritomata und Etmomos adustaria von Sarepta bekannt. 15* 22a JPyralides, Fischer von Rösslerstamm (a. a.O.) bildete Pyralis Massillalis Dup., luridalis^ Scopula Bourjotalis, und Frey er (a, a. O.) Sc. sticticalis mit der Raupe, opacalis, alpinalis ab. Vortrices» Frey er (a. a. 0.) stellte Sericoris nmhrosana^ hepaticana, abietisana (!) euphorbiana, Grapholitha decolorana^ Metx- neriana, caliginosana^ Teras elongmia, Kicliteriana^ Cochylis creta- ceana^ Messtngiajia,mßdana, zum Theil als neue Arten dar. — Boj^er de Fonscolombe (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 68) beschrieb die Raupe von Tortrix compressanaDu]^. — Ratzeburg undSaxe- sen (Forstinsect. II,) widmeten den Nadelholz- Wicklern eine beson- ders dankenswerthe Sorgfalt und machten auch mehrere neue Arten derselben bekannt, namentlich Grapholitha contferana, Rat%ebur- giana, Sciaphila? Hartigiana Sax. von Fichten, Coccyx Zebeana Ratz, von Lärchen. Vineae» Frey er (a.a.O.) gab eine zusammenhängende Dar- stellung der Gatt. Glyphypteryx {loricatella, Bergsträsserella, vartelld) und Aechmia (Thrasonella, equitella, Roesslerstammellay perdicella^ dentella^ transversella, metallicella^ cultatricella, die letzte neu.) — Fischer von Roesslerstamm bildete Chilo aureleellns (neue Art), Saxonellus Zink., Physis obductella (neue Art, mit der Raupe), Oecophora Heydeniella (neue Art), Linneella Cl., locupletella W. Vz., Ornix auroguttella Steph. (mit der Raupe) ab. — Boy er de Fonscolombe (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 64) beschrieb eine neue Art aus Südfrankreich, T. aglaella Ratzebug (Forst- insect IL) unterschied Physis sylvestrella von Ph. abietella. Seine T. Reussiella ist eine Gelechia (favillatiella Zell.) und für dodecella L. anzunehmen, und Saxesens Blastotere Bergiella Argyrestia illumi- natella Zell. JDiptera* Die umfassende Bearbeitung dieser Ordnung durch Mei- ßen und Wiedemann wird noch lange die Grundlage der meisten Arbeiten in diesem Bereich bilden, welche mehr oder weniger als Zuträge zu jener erscheinen. In solcher Beziehung stehen Loew's „Bemerkungen über die in der Posener Ge- gend einheimischen Arten mehrerer Zweiflügler-Gattungen" (als Programm besonders erschienen, und zugleich in der Isis ab- gedruckt) und Zell er s „Beitrag zur Kenntniss der Dipteren" (Isis 1840 S. 10.) Beide Auetoren sind bemüht, die Meigen- schen Arten kritisch zu sichten, welche allerdings häufig zu sehr vervielfältigt sind, doch ist bei der nicht immer hinreichenden Ausführlichkeit in der Beurtheilung dieser Arten mit grosser Vorsicht zu Werke zu gehei|, namentlich darf man auch 229 die geographischen Verhältnisse nicht unberücksichtigt lassen und nicht voraussetzen, Schlesische und Polnische Arten in den bei Meigen beschriebenen Portugisischen leicht wieder- zufinden. Die Dipteren Dänemarks hat Staeger (in Kröyer's Natur- historisk Tidsskrift) zu verzeichnen angefangen, und dabei viele Bemerkungen über Vorkommen, Kritik der Arten, so wie Be- schreibungen neuer Arten mitgetheilt. Von Macquart's „Dipteres exotiques nouveaux et peu connus" ist die erste Lieferung des zweiten Bandes erschienen. Es ist hierin eine neue Uebersicht über die Abtheil, der Tefra - chaetae (mit 4 Borsten im Rüssel) gegeben worden, welche sich von der früheren darin unterscheidet, dass der durchaus unnatürliche Unterschied zwischen Tanystomes und Brachy- stomes aufgehoben, und die Bonibylier und Anthracier ver- einigt sind. Die Familien sind demnach jetzt folgende: 1. My- dasiens, 2. Asiliques; 3. Hylotides, 4. Empides^ 5. Nemestri- nides, 6. Vesiculeux, 7. Xylotomes, 8. LeptideSy 9: Bomby- lierSf 10. Syrphies^ 11. DoUchopodes. Die 6. Familie steht hier nicht an ihrem Orte. (S. darüber u.) Die Dipteren der Canarischen Inseln, welche Macquart für die II. Canar. bearbeitete, sind mit in die Dipteres exotiq. aufgenommen ; so weit dies noch nicht geschehen ist, sind sie unten aufgeführt. Culicina, Staeger (Kröy. Naturli. Tldssk. II. S. 553) führt aus dieser Familie 13 Arten auf, nämlich 3 Atiopheles (darunter eine neue Art, A. nigripes)^ 9 Culex, 1 Aedes, Von 8iebold (Germ.Zeitschr.il. S. 443) bemerkte, dass die befruchteten (mit lebhafte Spermazoen enthaltenden Samenbehäl- tern versehenen) Weibchen des Culex rufus überwintern ohne in Winterschlaf zu verfallen, nur an einem geschützten Orte (einem Keller) still sitzend. Burmeister (ebendas. S. 445) fügte hinzu, dass sie während des Winters zu stechen verschmähten, aber andere Flüssigkeiten, als warme Kuhmilch und selbst Zucker aufsögen. Chironofnidae, Staeger (Nat. Tidsskr. II. S. 555) zählte 103 Dänische Arten auf, nämlich 3 Coretkray 81 Chtronomus, 1 Dia^ mesa, 18 Tanypus, 29 Ceratopogon. Neue Arten sind: Corethra fusca, Ch ir onomus, mit nackten Flügeln : intermedms^ barbipes mit schwar- zem Punct in den Flügeln, nigrirnanus ^ armillatus, albofasciatus, hiarmulatus, nervosus^ prasinatus^ longipes, rufovittatus, variabilü, 230 conßms, femoratus, varimis ohne solchen Pimct; intersectus mit weissgeringelten Beinen 5 ßavo-nervoms , hicidus^ mit schwärzlichen Schwingern^ — mit behaarten Flügeln: latus^ abdominalis^ hirticol- tis, pallidicollis. Diamesa notata. Tanypus annulatus , dubius^ longimanus^ nigropimctatus. Ceratopog on, mit iingedornten Vor- derschenkeln: vexans, pictipennis, fascipennis ; mit gedornten Vorder- schenkeln: affinis, hinotatus^ circumdatus, erythrocephalus, transfnga", mit dicken gedornten Hinterschenkeln: y7af/co/-w/5. JDipulariae. Staeger (Nat. Tidsskr. III. 1.) führt 130 Dä- nische Arten dieser Familie auf, und zwar 4 Ptychoptera^ 4 Cteno- j)hora, 33 Tipula^ 9 Pachyrhina. 1 Nephrotoma, 1 Pedicitty 1 Rhipi- dia, 1 Rhamphidia, 2 Idioptera, 19 Limnophila^ 2 Cylindrotomay dSym- plecta, 20 Ltmnobia, 3 Glochina, 18 Erioptera^ b Trichocera, 3 Dixa, 1 Dolichopexa. Neue Arten sind: Tipula flavirostris, pictipennis^ humilis^ lineata^ 4t-vittataj Limnop hila abdominalis ^ scutellata, Limiiobia meridiana^ decora, Glochina autumnalis^ frontalis^ Erioptera similis^ appendiculata, Dixa nigra. Blandon schilderte das Ausschlüpfen einer Tipula aus ihrer Nymphenhaut, welches dadurch merkwürdig ist, dass dasselbe nicht durch Hülfe der langen Beine, sondern lediglich durch Auftreibung des Hinterleibes geschieht (Mag, of Nat. *Hist. New Ser. IV. S. 101). Es scheint als ob der Hinterleib voll Luft gepumpt würde. Die früheren Zustände der Ctenophora atrata wurden von Perris (Ann. d. sc. nat. XIV. S. 93. T,Z.A. F.S9 — 37) beschrieben. Die Larve lebt in faulen Erlenstöcken. Trichocera annulata und regelationis erzog Leon Dufour aus verschiedenen faulenden Schwämmen (Ann. d. sc. nat. XIII. S. 161). Cecidomyidae, Perris (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 401) beschrieb eine Gallmücke, Cecidomyia Urticae, deren Larve in Gallen der Unterseite der Blätter der Brennnessel (ürt. dioica) lebt. Leon Dufour (ebendas. VII. S. 893) stellte eine andere Art auf, C. Pini m.aritimae, deren Larve er im April auf Nadeln der Pinus maritima eingesponnen fand, Ueber die Lebensweise der Larve ist nichts ermittelt, es ist aber sehr glaublich, dass sie eben so wie die der C. Pini Degeer's in den Blattscheiden der Fichtennadeln lebt, sich zum Winter auf die bemerkte Weise einspinnt, und sich im Frühlinge verwandelt. Der Beschreibung nach sind beide als Arten verschieden. Perris (Ann. d. sc. nat. XIIL S. 346. T. 6. B.) beschreibt die Verwandlung der Psychoda nervosa-, die Beschreibung der Larve kommt aber so wenig mit derjenigen überein, welche Bouche (Na- turgeschichte der Insecten 8. 26 T. 2 F. 80) von Ps, phalaenoides gegeben hat, dass man nur annehmen kann, einer der Beobachter habe sich in der Larve geirrt. Anderer nicht unwichtiger Unterschiede nicht zu gedenken, stellt Perris seine Larve mit der Stigmeneinrich- lung derFliegenlarvea vor, nämlich mit einem Paar Stigmen hinten und 231 einem zweiten Paar vorn, während die Bouche'sche Larve auf jedem Segment ein Stigmenpaar hat, wie es bei den Larven der Abtbeilung der Dipteren, welcher Psychoda angehört, die Regel ist. Eine so wesentliche Verschiedenheit kann zwischen den Larven einer und derselben Gattung schwerlich stattfinden. Die von Perris beobach- teten Larven lebten in Mist und faulen Pilzen, gingen zur Verwand- lung in die Erde, wo sie in grosser Menge neben einander steckten. JtKycetopMliilae, Staeger (Xat. Tidsskr. IIL S. 288) zählte 128 Arten Dänischer Pilzmücken auf, nämlich 3 Bolitophilaj 6 Macro- cerüy 3 Leia, 9 Boletina, 42 Mycetophila, 4 Pachypalpus^ 13 Sciophilaj 1 Giioriste^ 1 Ceroplatus, 11 Platyura^ 2 Mycetobia, 30 Sciara^ 3 Cam- pylomyxa. B ölet in a ist eine neu aufgestellte, von Leia nach Habi- tus und Flügelgeäder abgesonderte Gattung, in 3 Unterabtheilungen, 1) 4 Hinterrandzellen (2 Gabeladern), entweder die 2. und 4. Hinter- randzelle gleich hoch, trivittata und basalis Meig., oder die 4. Hin- terrandzelle höher als die zweite, B. dubia y nigricoxa, sciarina, neue Arten, oder die 4. Hinterrandzelle kürzer als die 2., B. flava, neue Art, 2) mit 3 Hinterrandzellen, nemoralis und nitidicollis Meig,, 3) ohne Flügelzellen, B. atiomala, neue Art. Von Pachypalpus sind 4 Arten beschrieben, von denen die eine, P. crassicornis^ Cordyla crassicornis Meig. und zugleich P. ater Macq. zu sein scheint. Ausser- dem sind fast alle Gattungen mit neuen Arten bereichert, so dass diese Arbeit ein wichtiger Beitrag zur Kenntniss dieser Familie ist. Sibionide** Loew (a. a. O.) stellte eine neue Simulia, S. incana auf, und gab Bemerkungen über andere Arten dieser Gattung^ auch über mehrere Arten von Dilophus und Bibio, so wie über Aspt- stes beroliiiensis. Mit Unrecht wird indess Schüppels Zeichnung im Meigenschen Werke für falsch erklärt; Ref. hat seitdem Gelegenheit gehabt, den Verf. von der Genauigkeit derselben zu überzeugen; auch hat er schon früher (Jahresbericht für 1838 S. 305) auf bedeu- tende Verschiedenheiten in den Fühlern von Aspistes aufmerksam gemacht. Es ist möglich, dass es mehrere Arten dieser Gattung giebt. A.9ilici> Zur Kenntniss der Deutschen Asilen hat Zeller (Isis S. 34) sehr wichtige Beiträge geliefert. Von Dioctria wird eine neue Art, D. hunieralis aufgestellt, dagegen werden viele Meigensche Arten vereinigt, zum Theil mit Recht, wie £). atricapilla und atrata als Männ- chen zu D. nigripes M. unter dem Namen D. fuscipennisFalh gezo- gen werden, zum Theil mit Unrecht, wie D. geniculata und cothur- nata sicher von D. frontalis F. {rufipes Degeer), verschieden sind, mit welcher andere Arten, als D. varipes, richtig zusammengezogen sind. Unter Dasypogon sind cinctellus und Jiirtellns zweckmässig unter dem Namen ci?ictus vereinigt, eine andere Art, die auch Loew (s. u.) bei Posen auffand und als neu erkannte, ist als D. laniger Meig. beschrieben, indess ist dies höchst ausgezeichnete Portugisi- ÄChe Insect sehr verschieden, daher für die neue Art der Name Z>. da- 232 vipes Loew bleibt. Die Arten der Gatt. Asilus hat Zeller einer sehr gründlichen Prüfung unterworfen, und da die Meigenschen Beschrei- bungen nicht hinreichend genau sind, um die wesentlichen Artunter- schiede anzugeben, ist der Verf. in den Fall gekommen, von 88 Arten 15 neu zu benennen, obschon verschiedene der Meigenschen Arten darunter befindlich sein mögen, — Loew (a. a. O.) ist ebenfalls zu dem Resultat gekommen, dass Meigen mitunter in der Trennung der Arten zu weit giog, indess ist er beim Zusammenziehen derselben etwas vorsichtiger gewesen. Von Asilus hat auch er mehrere neue Arten beschrieben, welche zum Theil nicht mit den Zeller'schen zu- sammenfallen. Asilus {Blepharotes) abdominalis Westwood (Nat. Libr. Ent. I. S. 329 T. 35 F. 1) ist Laphria splendidissima Wied., deren Weibchen Craspedia Audouinii Macq. ist: Asil. coriarius Wied. ist also nicht das andere Geschlecht der abgebildeten Art, wie AVestwood ver- muthet, sondern eine zweite Art derselben Gattung, in deren Benen- nung Macquart dem Englischen Entomologen zuvorgekommen ist. Mtyhotinae» Unter Ocydromia vereinigt Loew (a. a. O.) O. rußcollis Meig. mit flavipes M., rufipes Meig. mit glabricula Fall. M., und stellt eine neue Art, 0. melanopleura auf. JEntpiiiae» Loew (a. a. O.) beschrieb als neue Arten: Hi- lara anomala, Ramphomyia squamigera, obscura^ amoeni^ gracilipes^ Hemerodromia brevipes, Tachydromia cingulata^ Dr/tpetis Jlexuosa. Monihylarii, Macquart (Dipt. exotiq.) hat diese Familie in Bezug auf die exotischen Arten bearbeitet, und sie mit vielen neuen Gattungen bereichert, welche grossentheils auf Kosten von Anthrax gebildet sind, und zum Theil auf schwachen Grundlagen beruhen. Solche sind: Exoprosopa, mit 3 Unterrandzellen in den Flügeln und kegelförmigem Untergesicht (es giebt auch ächte Anthrax mit 2 Unterrandzellen und dabei kegelförmigem Gesichte), Spogostylum, mit ebensoviel Unterrandzellen, nicht vortretendem Gesichte und statt der einfachen Endborste mit einem Büschel vonHäärchen an derB'üh- lerspitze: Sp. mystaeceum, neue Art aus Brasilien und Chile. Cal- lostoma, mit Mulio verwandt, aber die erste Hinterrandzelle ge- schlossen: C. fascipennis aus Smyrma. Enica, schon in den Suit. aBuff. aufgestellt, auf A. longirostris Wied. gegründet, und Lito- rhynchus (A. seniculus^ collaris Wied.) weichen durch weiter vor- tretenden Rüssel ab. Bei den folgenden sind die Fühler mehr ge- nähert, und die Stirn beim Männchen schmal: Comptosia mit drei Unterrandzellen, C. fascipennis, neue Art von Montevideo. Aniso- tamia (zwei neue Africanische Arten) und Plesiocera (P. algira, neue Art von Algier) haben zwei Unterrandzellen und das dritte Fühierglied zwiebeiförmig, die erstere mit flachem, die letztere mit vortretendem Gesicht und ungewöhnlich tiefer Einlenkung der Fühler. Endlich Lomatia und Oncodocera mit ebensoviel Unterrand- 233 Zellen, die ersterc mit kegelförmigein , die letztere mit sphärischem Endglied der Fühler; diese letzte ist auf einer neuen Nordamericani- schen Art gegründet. Die aufgestellten Unterschiede dieser Gattun- gen sind schon an sich nicht sehr bedeutend, und gehen durch eine Menge von Zwischenformen in einander über, so dass, wenn man Anthrax in mehrere Gattungen auflösen wollte, diese noch auf eine ganz andere Weise begründet werden müssten. Gegenwärtig haben diejenigen Gattungen, welche natürlich abgesondert erscheinen, wie Lomatia, keine rechten Charactere, andere, welche einen scheinbaren Character darbieten, wie Litorhynchus, sind durchaus unnatürlich. Die übrigen mehr mit Bombylius verwandten neuen Gatt, sind: Adelidea, durch 3 Unterrandzellen, kurzes erstes und birnförmiges 3. Fühlerglied von Bombylius abweichend, mit 1 Art,^. fuscipennis vom Cap, welche Bombyl. anomalus Wled. ist; Eiiiconeura^ in man- chen Puncten an Hybos erinnernd, doch mit dem vorgestreckten Rüs- sel derBombylier, im Flügelgeäder mehrere Eigenthümlichkeiten zei- gend: E. fusapen7us ^ aus Südfrankreich und Nordafrica; Megapal- pus und Dasypalpus, erstere schon in denSuit a Buff. aufgestellt, kaum unter einander und von Corsomyza wesentlich verschieden, endlich CyclorhyncUus, von Phthiria nur durch gekrümmten Rüs- sel sehr unwesentlich unterschieden, da derselbe sich bei Arten, wo er länger ist, beim Trocknen leicht zufällig krümmt. Die vielen vom Verf. als neu beschriebenen Arten zu sichten, würde eine nicht unbedeutende Arbeit sein. Durch eine sorgfältige Kritik würde die Anzahl der wirklich neuen Arten beträchtlich ver- mindert werden. Nur Beispielsweise sei erwähnt, dass Exoprosopa argyrocephala des Verf. Anthrax rivularis Meig., E. lutea A. Aeacus Meig, E. Bovei A. Aegina. Wied.. ferruginea Kl., E. singularis A. AI- gira F. und zugleich A. Sicula der Suit. a Buff., ferner Anthrax ru^ biginipetmis A. hetrusca F., A. irrorata A. Oedipus F., A. testacea A. incana KI. ist. Zeller undLoew (a. a. 0.) haben ihre Bemerkungen über diese Familie, der Erstere ausführlicher mitgetheilt. Beide sind geneigt, Anthrax flava und venusta und noch einige andere der Meigenschen Arten zusammenzuziehen, vielleicht nicht mit Unrecht, indess hat Ref. in der hiesigen Sammlung nicht nur die Mehrzahl der erwähnten Mei- genschen Arten festgehalten, sondern auch noch A. flava Hoffg. und J-y/^/t)« Meig. unterschieden, indem die erstere unter dem gelben Pelze einfarbig ist, die andere auf dem Grunde der Hinterleibssegmente gelbe Binden hat. Eine neue, sehr gute Art ist A. mucida Zell. Eine in Schlesien und Polen vorkommende Ploas wird von beiden als PL virescens aufgeführt, ist aber von diesem Südwest -Europäischen Insect durchaus verschieden und sicher PL lurida Meig. Die Nemestrinen betrachtet der Verf. als eine eigene Familie, die allerdings durch die Richtung des Rüssels und die drei Hautläpp- chen zwischen den Klauen von den Bombyliern abweicht. Hier ist 234 aus der N. longirostris Wied. eine neue Gatt. Megistorhynchus gebildet. Die Hirmoneura des Verf. würden zu Trichopsidea Westw. gehören. Xylonomae» Diese Familie ist von Macquart (Dipt. exot.) mit der Gatt. Xestomy%a erweitert und ausserdem mit der neuen Gatt. Exapate vermehrt worden. Exapate hat die Charactere von The- reua, aber den breiten dichtbehaarten Körper von Anthrax, und eine einzige neue Art, E. Änthracoides aus Sicilien. Xestomyza hat zwar den langen Rüssel der Bombylier, aber 5 Hinterrandzellen, weshalb sie hierher gebracht worden. Chiromy%a hat der Verf. nur nach Wiedemann aufgenommen, er selbst hat dieselbe Gattung schon früher unter Stratiomyden als Xenomorpha neu aufgestellt. Von Thereua sind mehrere neue exotische Arten beschrieben. — Auch Loew (a. a. O.) hat zwei neue Arten dieser letzten Gattung. Jjeptides, Hleher stellt Macquart (Dipt. exot.) jetzt die durch einen langen untergebogenen Rüssel ausgezeichnete Gattung Lampromyia (Suit. a Buflf. Suppl.), welche mit einer neuen Art von den Oanarischen Inseln vermehrt ist. Ausserdem fügt er eine neue Gatt. Dasyomma hinzu, welche von Leptis in mehreren Puncten, uamcntlich durch behaarte Augen abweicht, und eine kleine neue Art, D. coerulea, aus Chile enthält. Von Leptis beschreibt er zwei neue Nordamerikanische Arten. — Loew (a. a. O.) machte unter seinen Beobachtungen über die Posener Leptiden drei neue Arten, Leptis punctata und Chrysopilus (wie er richtiger statt Macquart's Chrysopila schreibt) erythropthalmus und chlorophthalmus bekannt. Jifolichopodes, M a c qu ar t (II. Canar. B^nt. S. 107) beschrieb Medeterus fuscipennis und cupreus von den Oanarischen Inseln, auch (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 423) M. oceanus^ vom Strande von Dünkirchen, und (ebendas. S. 485) Syhistroma Dujourity auf welches sich die im vorigen Jahresbericht S. 313 erwähnte Bemerkung von Leon Dufour bezieht. ^tratiomydae» Loew (a. a. O.) machte mehrere nicht unwichtige Beobachtungen über diese Familie und stellte mehrere neue Arten auf: Sargus axureus^ Nemotelus pica, Stratiomys hrevU cornis. — Ref. (Wagn. Alg. III. S. 193) beschrieb Stratiomys aurißua als neue Algierische Art. Syrphiei* Loew (a. a. O.) bereicherte diese Familie mit einer neuen Gatt. Triglyphus, — welche dadurch sich besonders auszeichnet, dass sie nur 4 Hinterleibssegmente hat, sonst im Aeussern ziemlich einer Pipiza gleicht, und auf einer neu entdeckten Art, Tr. primus, gegründet ist; — und mit mehreren neuen Arten der Gatt. Paragus, Pipiza, Chrysogaster, Cheilosia, Syrphus und MeUthreptus. — Ref (Wagn. Algier III. S. 194) beschrieb Volucella liquida als neue Art aus der Berberei. — Macquart (II. Canar. Ent. S. 107) führte Chrysotoxum ^-arcuatum^ Eumerus latitarsis, purpureus und Ascia analis als neue Arten der Oanarischen Inseln auf. 235 Schlotthauber entdeckte, dass die vermeintliche Landschnek- kengattung Scutelligera öpix., Parmula v. Heyd. die Larve von Mcr- odon vmtabilis sei. (Isis 1840 S. 922.) Die früheren Zustände von Cheilosia (Syrphus^ scutellatus wur- den von Leon Dufour aufgefunden (Ann. d. sc. nat. XIII. S. 149 T. 3 F. 1 — 4). Die Larve lebt in faulen Schwämmen, namentlich in BoL edulis und pinetorum. Die Nymphen bleiben entweder im Schwämme, oder die Larven gehen zur Verwandlung in die Erde. JKenopii, Ref. (Entomogr. S. 135) hat diese Familie bearbeitet. Sie zeichnet sich neben dem Missvcrhältniss zwischen dem aufgetrie- benen Körper und dem kleinen, fast ganz von. den Augen eingenom- menen Kopfe durch die Bildung des Mundes aus, die nicht wie bei andern Familien eine übereinstimmende Ausbildung, sondern in dieser Rück- sicht die grösste Verschiedenheit zeigt, jedoch so, dass diese sich auf 3 Abstufungen beschränkt. In der ersten ist der Rüssel lang lind fein, unter den Körper geschlagen, drei Borsten enthaltend, die Oberlippe und Maxillen: die Zunge, welche sonst überall vorhanden ist, auch da, wo auch die Maxillen nicht mehr durch Borsten dargestellt werden, fehlt hier; ferner fehlen die Taster, trotz der Angaben vonFa- bricius, Latreille und Meigen. In der zweiten Abstufung ist der Rüssel nur ein kurzer, kaum vorragender, zur Zeit noch nicht zer- legter Stummel, in der dritten fehlt er ganz und die Mundöffnung ist durch eine Membran verschlossen, in der die einzelnen Mundtheile durch Hornpünctchen angedeutet erscheinen. In der ersten Abthei- lung sind die Fühler 3gliedrig bei P«mo^^ Lam., (Mesophi/sa M&cq, — 2 Neuholländische Arten), wo sie auf dem Scheitel, und bei Lasia Wied. (und Panops Wied. Macq. — 4 Südamericanische Arten), wo sie auf der Stirn eingelenkt sind. Bei den übrigen sind sie 2gliedrig, bei%» Cyrtus Latr. (3 Arten) auf dem Scheitel, bei den übrigen auf der Stirn: bei P^^Vo^/era Griff. (Me^ocer« Macq. — 3 Arten vom Cap) sind die Lappen des Prothorax auseinander gerückt, bei Thyllis (neue Gat- tung mit 4 Arten vom Cap, worunter Acroc, crassa F.) mit unter den Fühlern noch einmal zusammenstossenden Augen, und Philo ^ pota Wied. (4 Arten aus Brasilien) an einander liegend. — In der zweiten Abtheilung sind die Fühler 3gliedrig bei Ocnaea (neue Gat- tung mit 3 amerikanischen Arten, u. a. Acroc. calida Wied.), wo sie auf dem Scheitel, ^* Zorne//« Latr. (4 Arten) und P/a/ea (neue Gat- tung mit 1 Art aus Brasilien), wo sie auf der Stirn stehen. Die letzte Gattung ist sehr merkwürdig dadurch, dass das erste Glied bei- der Fühler in ein gemeinschaftliches verwachsen ist, welches von einem Stirnfortsatz, wie bei Ceria, darin sich unterschei- det, dass es der Stirn eingelenkt ist. Zweigliedrige Fühler haben Pterodontia Griff. {Heii. Waa;e In Kl. und 2 neue Arten aus Bra- silien und Neu-Holland) ohne, Acrocera (7 Arten) und Terphis (1 neue Art aus Brasilien) mit einer Endborste. Die letzte Gattung unterscheidet sich von Acrocera dadurch, dass die Fühler nicht auf 236 dem Scheitel, sondern auf der Stirn stehen, und dass die Augen so- wohl über als Unter denselben zusammenstossen. — Die letzte Ab- theilung enthält die einzige Gattung Ogcodes Latr. (Henops Meig. — 8 Arten). Oestracide*» „Die Oestraciden — Bremsen — der Pferde, Binder und Schafe. Eine naturgeschichtlich-thierärztliche Abhandlung von Dr. K. L. Schwab, München 1840." Eine Gelegenheitsschrift, in welcher der Verf. seine Erfahrungen über die Bremsen der Hausthiere zusammenstellt. Er theilt sie ein in Pferdebremsen und von diesen führt er 4 Arten auf: Oe. gastricus maior (d. h. Equi F.), duodenalis (salutiferus Clark), dessen Larven nach seiner Beobachtung im Zwölf- fingerdarm nahe am Pförtner leben, haemorrhoidalis L. und gastri- cus minor (veterinus Clark, nasalis L.), Rinderbremsen (nur Oe. bovisj zu dem mit Unrecht Oe. pecorum F. gezogen wird, welcher eine Pferdebremse (Gastrus Meig.) ist*), und Schaf bremsen {Oe. ovis). Am vollständigsten sind die Nachrichten über die Pferdebremsen, in- dess ist die Namenveränderung, welche hier vorgenommen, durchaus unzulässig, und kann von keinem wissenschaftlichen Naturforscher angenommen werden. JPlatypezinue* Die Verwandlung der Platype%a holosericea ist von Leon Dufour (Ann. d. sc. nat. Xlll. S. 159 T. 5 F. 24 — 36) beobachtet worden. Die Larve lebt im Agarici^s campestris, gleicht sehr der einer Anthomyia, ihre Dornfortsätze ebenso wie die gestiel- ten Stigmen sind einfach. Das Tönnchen gleicht der Larve, ist aber von einem kürzeren Oval und es sind die beiden ersten Segmente, so wie die Stigmen, eingezogen. MJuscariae» Neue Arten der Canarischen Inseln sind: Echi- Uiomyia Canariensis, Eury gaster cyanea, Tachina brevicorniSy Sarco- phaga crassipalpis, Agria hella, argentea^ 7'ufipeSy Onesia toxoneurcu Calliphora splendens, Lispe tihialis, lineata, Anthomyia h-maculata, Helomy%a h-vittata, Tephritis canariensis^ Sepsis impunctata Mac- quart (II. Canar. Ent. S. 110 — 118). Derselbe (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VII. S. 423) beschrieb 3 mviQ Arien Seat ophaga vomStrande von Düukirchen, Sc. oceana, marintty tessellata. Trypeta stigma, der Tr. solstitialis var. pugionata Meig. ähn- lich, aber durch die schwarzen 2 letzten Fussglieder und die kurz- kegelförmige Leger Öhre des Weibchens unterschieden, und Tr. co- meta, der T. radiata u. a. nahe verwandt, erstere von Posen, letz- tere von Wien, beschrieb Loew (Ent. Zeit. S. 156) als neue Arten. Unter den schädlichen Insecten des Oelbaums nimmt nach Boy er de Fonscolombe (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 118) Oscinis *) Später (Anat. path. Präp. i. d. Mus. d. Ccntr. Veterin. Schule zu München, 1841 S.91) hat der Verf. ihn nach beiden Geschlechtern als 5. Pferdebremse kenntlich beschrieben. 237 Oleae mit den ersten Rang ein. Die Larve lebt im Fleisch der Oliven, zuweilen 2 oder 3 in einer. Zur Zeit der Reife verlässt die liarve die Olive und verwandelt sich in die Erde, oder in dem Ab- fall unter den aufgeschichteten Oliven. Der Nachtheil, den die Larve veranlasst, besteht nur darin, dass sie und ihr Unrath mit zerquetscht werden, und dass dadurch das Oel verunreinigt wird, was indess nicht von Belang sein kann, und der Verf. führt selbst ein Paar Fälle an, wo bei zahlreichem Insect vortreffliches Oel und bei sparsamen Voricoramen desselben schlechtes Oel gewonnen wurde. Die früheren Zustände mehrerer Museiden sind von Leon Du- four(Ann. d. .sc. nat. N. Ser. XIII. S. 158) beobachte^ worden, nament- lich von Anthomyia manicata Macq., A. paradoxalis (neue Art , der vorigen bis auf geringere Grösse ganz gleich, aber als Larve sehr verschieden), beides Larven von der gewöhnlichen Anthomyien-Form mit seitlichen gefiederten Fortsätzen, Curtoneura (Musca) stabulans und C. fungivora Macq. , beides Larven von der Form eigentlicher Musca, alle in Schwämmen lebend. Ebenda fanden sich auch die Lar- ven von Drosophüa fasciata und die der Dr. maciilata in einer dem Bol. imbricatus verwandten Art, die der Phora rußpes in Mou9erons (Ag. prunulus Fr.). Die vom Verf. früher als Sapromy%a blephari- pteroides bestimmte Fliege erkennt derselbe jetzt als eine A7ithomi/ta, in welcher Gattung sie mit demselben Artnamen aufzunehmen ist. In Bol. pinetorum fanden sich Tönnchen, denen der genannten Fliege ähnlich, aber heller von Farbe; aus diesen entwickelte sich eine andere Art von Anthomyia, welche dem Verf. unbeschrieben zu sein scheint und als A. boletina aufgestellt wird. Owen (Mag. of Nat. Bist. S. 483) legte der Entomologischen Ge- sellschaft in London Zweiflügler-Larven vor, Avelche 8 Tage im Urin eines Kranken gelebt hatten. Die Larve ist von der Gesellschaft nicht näher bestimmt worden. Es kommt häufig vor, dass Fliegen- larven angeblich mit dem Urin ausgeleert werden, und zwar sind diese Larven entweder die von Musca domestica oder auch von An- thomyia scalaris, es ist aber durchaus noch nicht mit Sicherheit beobachtet worden, dass diese Larven wirklich aus den Harnwegen gekommen sind, und sich nicht bloss im Geschirr vorgefunden haben. Coriaceae» Drei neue Arten: Olfersia Cananeftsts Msicqiiart (II. Canar. Ent. S. Il9) und IJippobosca maculata und Nycteribia Roylii Westwood (Royle Himalaja). JPuiicariae, West wo od (Transact. of (he Enc. Soc. of Lond. II. S. 199) hat die systematischen Unterschiede des Sandflohes (Chigoe, Jigger, Pulex penetrmis) von den übrigen Flöhen (Piilex) näher erörtert. Er hat einen langen hornigen Rüssel, welcher aus 3Theilen, der Zunge und den Mandibeln besteht. Von den Maxillen zeigt sich keine Spur, dagegen sind die Maxillartaster sehr deutlich, 4gliedrig. Von Lippentastern und Lefze ist wieder keine Spur vor- handen. Somit ist es keine Frage, dass der Sandfloh eine eigene 238 Gattung bildet, welche AerVevf.Sarcopsylla benennt. Beim Weib- chen schwillt der Hinterleib ungeheuer auf, so dass er die Grösse einer Erbse erreicht und ganz häutig und ohne Spur einer Gliede- rung erscheint. Der Verf. fand ihn von Eierschnüren angefüllt. Motschoulski (Bull. Mose. 1840 S. 169) entdeckte eine eigene Flohart, Pul ex typhlus^ auf der Blindmaus (Spalax typhlus). Der Verf. bemerkt bei der Beschreibung desselben, dass Arten mit geripp- ' ten Halssegmenten auf Nagern (P. fasciatus auf Haus- und Feld- mäusen, P. lemmus auf dem Lemming^ P. iaculans , auf Dipus iacu- lans, P. typhlus auf der Blindmaus), andere mit glatten Segmenten auf Raubthieren lebten (P. irritans auf dem Menschen, canis auf Hunden, vulpes auf dem Fuchse). Xetniptera» Spinola's früher (Bericht für 1838) besprochenes Werk ist unter einem neuen Titel „Essai sur les Insectes Hemipteres, Rhyngotes ou Heteropteres par Max. Spinola, 1840, Paris und London. Bailliere, Leipzig Michelsen" von Neuem ausgegeben und dadurch seine Anschaffung sehr erleichtert. Von Herrich-Schäffer's „Wanzenartigen Insecten" sind die 3 letzten Hefte des 5ten, und die ersten des 6ten Bandes erschienen. Ausserdem ist im Allgemeinen nur noch der Beschreibung der von Drege am Cap entdeckten neuen Heteropteren zu er- wähnen, welche Germar (Silberra. Rev. Ent. V. S. 121) ver- öffentlichte. JPentatomidae. Von Scutelleren bildete Herrich-Schäf- fer (Wanzenart, Ins.) folgende von Germar beschriebene Arten ab: Calliphara Iris, Javana^ regia ^ imperialis, Callidea l-2punctata. Von eigentlichen Pentatomiden findet sich in den vorliegenden Heften von Herrich- Schäffer eine grosse Anzahl von Arten dargestellt, nämlich Cydnus ovatus und elo7igatus von Pesth, rugifrons und fe- moralis von Nordamerica; Sciocoris aradiformis Germ,, Cimex divi- sus neue Art aus Africa, fimbr latus ¥.y cruciatiis F.^ dentatus neue Art aus Nordafrica, pictus F. (s. u. C. hebraicus Germ.) vom Cap!, vesimlosus , neue Art, liigens (JCydn. lugens F.) deplanatus neue Art aus Neuholland (oder vom Cap?); Asopus confluens aus Mexico, elvi- ropterus aus Java, Halys cincta neue Art aus Africa (ist H. serrata F. aus Guinea), liellenica Lef. , ohscurata neue Art aus Mexico, lineo- lata desgleichen, erosa ausNordamerica, planaF. aus Brasilien, ver- sicolor neue Art von Java, Australaslae Burm., Arvelms laciniatus Spin, (aus Brasilien) und gladiator F.. Edessa scutellata' aus Cayenne, iuconspiaia von Cuba, Simplex aus Brasilien, Aelia elUptica Germ, und spinkeps neue Art aus Brasilien, Amaurus cupreus aus Java, 239 Letzterer nicht, sondern die von Verf. J. inermis benannte, und durch den gegebenen Umriss des Halsschildcs kenntlich gemachte Art, ist Ed. brevicornis F., welche, wie Fabricius ganz richtig angiebt, in China zu Hause ist. — Endlich stellt der Verf. noch eine neue, durch den Mangel der Ocellen abweichende Gatt. Typhlocoris auf, welche indess mit ürostylis Westw. (Hope Cat. S. 46) und die Art T. semicircularis mit U. histrionica Hope einerlei ist. Den Mangel der Ocellen hat Hope nicht angegeben, so wie Herrich-Schäffer das eine Geschlecht (Weibchen nach Hope), welches sich durch den auf- wärtsgekrümmten Stachel des Aftersegments auszeichnet, nicht ge- kannt hat. Germar (Silberm, Rev. V. S. 158) beschrieb eine grosse Anzahl neuer Capensischer Arten aus den Gatt. Edessa, Atelocerus, Halys, Cfmex, Acanthosoma, Aeliaj Sciocon's, Cydnus^ Asopus^ Trigonosoma^ Sphaerocoris^ Fachycoris, CalUdea^ Scutellera. Zu bemerken ist nur, dass Cimex hebraicus einerlei ist mitC. pictus Herr.-Schäff.^ welcher aber offenbar nicht der Fabricische ist, daher dieser Art der Germar- sche Name beizulegen ist. Dagegen geht Germar's C. civilis ein als identisch mit C. costatus Thunb. Diss. III. S. 169 T. 8 F. 79. Brülle (11. Canar. Ent. S. 81) führte 2 neue Arten von Cydnus, C. curtiis und aeneus auf. Kambur (Faun. Ent. de FAndalous.) beschrieb folgende als neue Südspanische Arten: Tetyra hispana, der T. Pedemontana sehr nahe verwandt und wahrscheinlich auch nur eine Abart derselben; Cydnus 6-7naculatus, dem C. bicolor sehr ähnlich, C. xophosioideSj oblongus, pygmaeus, Cimex lohulatus (ist impressus Grav. Verz.)^ purpureo- niarginatus auch in Südfrankreich (und Sardinien). Cydnus proxi- mus ist C. brunneus F. und Raphigaster purpuripennis Hahn ist, trotz Burmeisters entschiedener Behauptung des Gegentheils, in der hiesigen Sammlung ganz richtig als C. lituratus F. bestimmt gewesen, wovon Ref. in Fabricius^ Sammlung sich überzeugt hat. Coreidae, Herrich-Schäffer bildet, grösstentheils mit Be- rücksichtigung der Gattungsmerkmale, ab: Spartocerus serrulati^ Perty, pustulatus F., Cerbus tetiebrosiis F., valgus (C. atramentarius Germ.), affinis neue Art (der wahre valgus L.), nmbilicatusF.y Aly- dus lateralis Germ. (Geranii Duf.), brevipes neue Art aus Ungarn (Abänderung des vorigen), Archimerus squalus Burm. aus Mexico (kommt auch in Xordamerica vor, und ist alternatus Say), lunatusB., lineolatus, brunnicornis neue Arten ebendaher, Intens aus America, Discogaster rhomboideus B., Crinocerus tuber culatus (Weibchen des folgenden), lobatns B. aus Cuba, scabripes neue Art aus China (von scabrator verschieden, für den er von Burroeister in Mej'ens Reise- bericht angenommen), acridioides F., tibialis neue Art (aus Nord- america!), sanctus F., Syromastes z?tconspicuus, neue Art aus Mexico, Gonocerus marginellus neue Art aus Java (ein Homoeocerus nach Burmeister), ochraceus vom Cap, capitulatus VtiUn. von Java, dubius 240 voniCap? biptinctatus von Java, ohsoletus vom Cap, affinis unbekann- ten Vaterlandes^ Pseiidophloeus obscurns und lobatus^ neue Arten aus Sicilien, Coriziis maculatus aus Böhmen^ der Schweiz und Sicilien. — Germar (Silb. Rev. V. S.144 — 157) stellt folgende neue Capensische Arten auf: Cerbus fectoralis^ tornator, atramentarius (zu dem C. val- gus Herr,-Schäff. als Synonym gehört), nigricornis, annulicornisy apicalis, crassidunis (von dem Physomerus terminalis Biirm. wahr- scheinlich nicht verschieden ist), Pachylis tribulus, Hypselopus macu- liventris, cinctiventris, Crinocerus aper^ porcus, spurcus, scrofa^ Ho- moeocerus^ insubidus, plagiatus, bicolor, nigricorniSy Syromastes lior- ridus, concoloi\ scurra^ prasinus, Corlxus capensis, fulcratus^ Lepto- coris haematicus, amictus und errichtet eine neue Gatt. P«cÄy§ro w- tha^ einem Berytus und Alydiis ähnlich, dadurch, dass die Vorder- beine Raubbeine sind, in dieser Familie sehr ausgezeichnet, lArt: P, lineata, — Brülle (11. Canar. Ent. 'S. 80) beschreibt 3 neue Arten Coreus elegans und obtusus, letztere auch auf Sicilien einheimisch. Rambur (a. a. O.) entdeckte in Andalusien folgende neue Arten: Coreus gracüicornis (auch in Portugal, dem Banat und Macedonien), Irevicornis, ht'spanus, Corixus pudicus, truncatus und änderte den Namen Phyllomorpha in Craspedum aus dem kaum hinreichenden Grunde, dass Latreille eine Art Cor. phyllomorphus genannt hatte, Cymus Baeticus des Verf. ist Cor. errans F. und Cor, clavicornis ist von Flibricius selbst (im Index) in C. typhaecornis umgenannt worden. Anisoscelis hymenifera ist eine neue Art aus Mexico, welche Dun- can (Naturalist's Library. Ent. I. S. 275. PI. %% F. 3) bekannt macht. ItygaeiAae* Aus der Gatt. Lygaeus beschrieb Rambur (Faun. Andalus.) als neue Art L. guttatus, welche indess L. pun- ctatoguttatus F. ist. Germar (Silb. Rev. V. S. 141) stellte 5 neue Arten : L. rivularis, saevus, sephis, melanuriis und jnlosulus auf, von denen indess die zweite einerlei mit L. crudelis F. ist. Steno ga- st er bereicherte er (ebendas.) mit St. annuUpes und rufiventris eben daher. Yon Pachymerus bildete Herrich-Schäff er (Wanzenart. Ins.) 3 neue deutsche Arten ab, P. bidentulus, dilatatus und subae- neus. Rambur (a. «a. O.) beschrieb die Südspanischen P. carbona- rius (auch aus Sicilien), delmeatus^ inermis^ dubius^ variabiliSy bra- cJiypterus^ staphyllnus^ Germar (a. a. O.) die Capenser P. moerens^ consutus, oculatus, brmimpe?mü'. Brülle (der P.Pini, quadratus, lyn- ceus und pedestris für Abänderungen einer und derselben Art hält!) stellte eine neue Art von den Canarischen Inseln als Jplianus 4 -pun- ctatus auf. — Herrich-Schäffer (a. a. 0.) bildete ausserdem Pyr- rhocoris bicolor von Java, und Heterogaster costatus aus Deutsch- land ab, und Germar beschrieb die Capenser Het. semipunctatusy Cymus (?) petiolatus^ dipus^ binotatus, Ophthalmiats rußceps und phaeoptervs. Waga (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. VIII. S. 525) 0/>Ä. dispar aus Polen, Rambur (a. a. 0.) Oph. llneola, Henestaris hispa- nus, und stellte eine neue Gatt. Stenocoris mit einer neuen Art 241 St. gracili's auf, welche einem Nabis ähnlicb, mit liioten eingezoge- Dem Kopfe, laoggestrecktem Halsscliilde, kurzem Rüssel und ver- dickten Vorderschenkeln unten mit zwei Reihen Dornen. Capsidae» Herrich -Seh äff er (Wanzenart. Ins.) bildete Capsus molliculus und seladonius^ beide Fallen'sche Arten, das Männ- chen von C. plagiatus und eine Abänderung von C. fulvomaculatus ab. Rambur (a. a. O.) entdeckte in Andalusien: Phytocoris palli- dut, bimaculatus, gracilis^ minutissimus^pygmaeus^ohscuruSy punctum (auch vonKoy schon eben so benannt). Brülle (II. Canar. Ent. S. 82) beschrieb Miris fuscicornis und parvula von den Canarischen Inseln. Vingidae» In Herrich-Schäffer's (Wanzenart. Ins. V. Hft. 5) sind dargestellt: Tingis Gosst/püF. und T. hyalina^ neue Art aus Nordamerica, Monanthia tabida^ neue Art aus Mexico und M. Sac- charin Die letzterer Art beigefugte Bemerkung ist dahin zu berich- tigen, dass vojD Burmeister diese Art zuPiesma gezählt sei, und dass unter den von ihm (S. 258) als unbeschrieben erwähnten Arten die Brasilische und eine Mexicanische sich als Exemplare der M. Sacchari, die zweite Mexicanische eine nahe verwandte Art ausgewiesen haben. — Monanthia reticulata beschrieb Rambur (a.a.O.) aus Andalusien. Phricodes /jy^^n-rSpinola^s ist von demselben (Guer. Mag. d. Zool. pl. 40) abgebildet und sehr genau beschrieben. Germar führt ihn unter den Capensischen Hemipteren (Silberm. Rev. V. S.134) &ls Ara- dus hystrix auf. Aradites* Eine grossere Reihe Deutscher Arten von Ara- dus bildet Herrich-Schäffer (Wanzenart. Ins. VI. Heft 5) ab: A, Betulaey corticaUs^ leptopterus (Weibchen, dessen Flügelschnitt von dem ausgezeichneten des Männchens sehr abweicht), pallescens und versicolor neue Arten, depressus F., brevicolUs Fall., complanatus Burm., welcher letzterer als A. annulicorais F. in der hiesigen Samm- lung bestimmt ist. Germar (Silb. Rev. V. S. 135) führt folgende Arten vom Cap auf: A. melaenus, Brachyrhynchus lobatus^ furca- tuSj morio. Beduvini, We s t w o o d (Transact. Ent. Soc. II. S. 848) unter- warf die Gatt. Holoptilus einer genauem Untersuchung. Hol. ursus der Enc. ist Typus der Gattung und zeichnet sich durch seine 3glie- drigen Fühler*), kaum geäderte Halbdeckenmembran und aderlose 'ünterflfigel aus. Andere Arten haben 4gliedrige Fühler, eine deut- liche geäderte Membran der Halbdecken, 3 Längsnerven in den Unter- flügeln, und sehr lang behaarte Hinterflügel. Letztere hatte Gray *) Wenn Burmeister in seinem Handbuch der Gattung Holoptilus 4gliedrige Fühler giebt, hat er die Beschreibung wohl nach einer der Ptilocnemus-Arten entworfen, wenigstens haben die Exemplare des H. ursus sehr deutlich 3gliedrige Fühler. Archiv f. Naturgesch. Yll. Jahrg. 2. Bd. jß 242 -^Lisi, Vtilocerus benannf; da aber dieser Name von Wiedemann schon gebraucht ist, sondert der Verf. sie unter dem Namen Ptilocnemus als Untergattung von Holoptilus ab. Hierher gehören //. Lemur von Van-Diemensland (auch aus andern Theilen Neuhollands), H. Juscus von Nepal und Java, H. affinis von Java. Die hiesige Sammlung besitzt noch eine vierte Art von Manila. Ger mar (Silberm, Rev. V. S. 133— 134) beschrieb Stenopoda fusca, lateralis^ JSabis capsiformis^ Pirates balteatus, Reduvius tar- satus, comatus, Ectrychotes bidentuhiSy miles\ Platymeris fulvilaÜTis, pyrrhiila, lytlirodes\ Macrops musivns, harjjactor segmentarius, ery- throcnemis , vulneratus , violeiitns, haemopterus ^ haematitius, pallidi- ventris^ geniculatus^ calviventris ^ morio , Arilus ramentaceiiSy auctus, sämmtlich vom Cap, Brülle (II. Canar. Ins. S. 79) Nabts viridis und angusta von den Canarischen Inseln, Rambur (a. a. 0.) Prostemma bicolor und Peirates strepitans aus Andalusien. Oncocephalus notatus des Verf. ist nicht der von Klug, eher einerlei mit O. griseus Spin. JÜTepidae* Diplonychus luridus^ Naucoris planus, Ranatra capensts sind neue Capensische Arten von Germar (Silbermanns Rev.V. S.121.) Cheirochela nennt Hope (Lin. Transact. XVIIl. S. 442) eine neue Gattung, von sehr flacher Gestalt, mit sehr dicken Vorderschen- keln, erweiterten und zusammengedrückten, mit den Füssen zu einem Haken verschmolzenen Vorderschienen, ohne Membran an den Halb- decken, ohne Flügel und ohne Athemröhre; mit der Art: Clu Assa- mensis, aus Assam. QalgttJidae» Die Kennzeichen ^ev Gvitt. Galgulus und eine neue Art 6?. bufo aus America bildet Herrich-Sch»äffer (d. Wan- zenart. Ins. V. T. 176) ab. — Mononyx grandicolUs vom Cap be- schreibt Germar (Silberm. Rev.V. S. 122). Vloteres» Limnobates maior und Hydroessa fiisca ebendaher stellte Germar (ebendas.) auf. Vulgorellae» Westvrood las in der Linneischen Gesell- schaft über die Gatt. Derbe, worüber (Mag. of Nat. Hist. IV. S. 477) vorläufig folgende Eintheilung in 8 Gattungen mitgetheilt ist : \. Derbe, nervosa Kl. Burm. und 2 neue Arten aus Brasilien. 2. Mysidia, D, paliidttj squami'gera, costalfs und wahrscheinlich punctum ^ testacea, nivca F., nebst 2 neuen Arten aus Südamerica. 3. Lydda^ D. elon^i gata F. aus Neuholland. 4. Zeugma (das Halsschild an den Seiten mit einer Grube zur Aufnahme der Fühler), 1 neue Art. 5. Thracia, D. sinuosa, nervosa Bohem. und 1 neue Art von Java. 6. Phenice, D.fritillaris, fasciolata, stellulata Bohem. aus Africa. 7. Patara, 8. Cenchrea, zwei neue Gattungen aus St. Vincent, beide raitOtio- cerus und Anotia verwandt, welche in ganz naher Verwandtschaft mit Derbe stehen. Neue Arten aus Assam sind Lystra aeruginosa und Aphana I 243 aurantia H o p e (Linn. Transact. XVIII. S. 443 T. 31 F. t. 2) und Aphana suhmaculata Westw. (Diincans Nat. Libr. Ent.I. S. 884 T. 84 F. 1), JStetnhracidae. Unter einigen bereits bekannten merkwür- digen Formen dieser Familie findet sich in Duncans Nat. Libr. Ent. I. S. 886 T. 85 F. 3 eine neue Art, Ceiitrotus hiclavatus West wood dargestellt. Cercopidae, Burmeister (Gen, Ins. Hf t. 5) hat die Gattung Paropia durch eine sorgfältige Abbildung erläutert, Cicadariae* Ein Paar ausgezeichneter Arten vom Himalaja sind Cicada pulchella (Royle Himal.) und C. ducalis AVestw. (Nat. Libr. Ent.L S. 877 T. 18 F. 1). Aus der letzteren, welche der C. fa- sciata verwandt ist, schlägt Westwood vor, wegen der zahlreiche- ren Längsnerven der Vorderflügel eine eigene Untergattung Poly- neura zu bilden. Goureau (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. VIIL S. 551) hat noch einige Beobachtungen über den Gesang der Cicaden mitgetheilt. Er fand in der Umgegend von Toulouse vier Arten, C. plebeia^ sangui^ 7ieaf picta und eine der C. haematodes verwandte Art. Alle haben einen verschiedenen Gesang, so dass man die Arten leicht nach dem- selben unterscheidet. C. plebeia hat so grosse Deckel der Stimm- höhl««, dass dieselben dadurch ganz verschlossen werden, deshalb entfernt und nähert sie abwechselnd den Hinterleib, wodurch dieselben abwechselnd geöffnet und geschlossen werden, welches den Ton nicht so eintönig macht als er bei den anderen Arten ist, die während des Gesanges mit aufgehobenem Hinterleibe und auseinander gesperr- ten Hinterbeinen verharren. C. sanguinea und picta gleichen sich im Gesänge, nur ist die erstere lauter. Der Gesang der vierten, klei- nen Art ist schwach und kurz, gleich dem Zirpen einer Heuschrecke. Dass die Weibchen vom Gesänge der Männchen angezogen würden, fand der Verf. nicht. Um sich zu überzeugen, ob die Luft der Meta- thoraxstigmen beim Gesänge eine Rolle spiele, schlossVerf. die Stig- men mit Seifenwasser. Bei mehreren Versuchen liess das Insect noch kräftige Töne hören, und verfiel dann gleichsam in Asphyxie, woraus denn hervorgeht, dass auf die Hervorbringung der Töne die Luft keinen unmittelbaren Einfluss hat, dass aber die Thätigkeit wäh- rend des Gesanges bedeutend ist, w^eil die mit der vermehrten Mus- kelthätigkeit verbundene beschleunigte Respiration einen rascheren Luftwechsel erfordert. Psyllidae, Boy er de Fonscolombe (Ann. d. 1. Soc. d. Fr. IX. S. 111) beschreibt eine Psylla Oleae, welche dem Oelbaum schädlich wird, und deren Larve baumwollenartige Flocken abson- dert, welche zuweilen die Blüthen ganz einhüllen. Coccidae» Derselbe (ebendas.) gedenkt auch des Coccus Oleac Latr. als eines des Oelbauraes sehr schädlichen, vorzüglich an den südlichen Küstenstrichen Frankreichs verbreiteten Insects, 16* 244 Thysanoptera, Burmeister (Gen. Ins.) hat die Gatt. Thrips (^longipennis^ Phloeothrip s {coriaced) und He liothrips {haemorrhoidalis) sorg- fältig dargestellt. Die Mundtheile sind bei den beiden letzten genauer untersucht. Die Maxillen haben beim letzten eine an der Spitze gezähnte Lade 5 ihre Taster sind bei diesem undeutlich 3-, bei jenem Sgliedrig. Die Unterlippe zeigt bei Heliotlirips kleine ungegliederte Taster und eine kurze zweilappige Zunge, bei Phloeothrips deutlich 2gliedrige Taster und eine weit vortretende, schmale, häutige Zunge. Die Dar- stellung der Mundtheile von Thrips scheint ungenau zu sein, üeber- haupt scheißt die wahre Gestalt dieser Theile noch mehrerer Unter- suchungen zur Erläuterung zu bedürfen. Aracliniden. Eine der bedeutendsten Erscheinungen für diese Klasse ist Walkenaer's Histoire des Insectes Apteres (Suit. ä Buff.) T. IL, welcher die zweite Hälfte der eigentlichen Spinnen und wich- tige Nachträge zum ersten Bande enthält. Bei uns hat Koch fortgefahren, in der Fortsetzung der Hahn'scheu „Arachniden" die Kenntniss exotischer und einheimischer Arten aus ver- schiedenen Abtheilungen dieser Klasse, in der Fortsetzung der Panzer'schen Insectenfauna Deutschlands (auch als Deutsch- lands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden besonders er- scheinend) die der einheimischen Milben durch seine genauen Darstellungen zu fördern, und in Moritz Wagner's Algier die von diesem Reisenden mitgebrachten Arachniden bearbeitet. Diese stimmen im Allgemeinen mit Südeuropäischen Formen überein, oder schliessen sich ihnen zunächst an. Die Arach- niden der Canarischen Inseln hat Lucas in dem entomologi- schen Theil der Histoire naturelle des lies Canaries par M. M. P. Barker Webb et S. Berthelot, einer sehr fleissigen und genauen Prüfung unterworfen. In ihrem Character tragen sie durchaus ein Nordafricanisches Gepräge, manche Arten sind selbst mit Aegyptischen identisch, viele kommen auch in Europa, selbst in Mitteleuropa vor. Bemerkenswerth ist aber bei der so grossen Uebereinstimmung mit Nordafrica und Südeuropa das Fehlen einheimischer Scorpione. JLraneae» Black wall (Mag. of Nat. Hist. VI. S. 229) schlägt vor, die Spin- nen nach den Augen zu classificiren und stellt 3 neue Gattungen auf: 245 Ciniflo (JCluhiona atroxli^Sx^; Operaria{Therid.benigH.'Wa\\i,, Drassus exigiius Blackw. und Dr. viridissimus Waik.^ und Cavator {Cluhion. saxatüis Blackw.). Die letztere rechnet der Verf. zu den Agcleniden, für die beiden ersten wird eine eigene Familie Ciniflo- Tiden errichtet. Die erste ist indess bereits von Koch Amaurobius, die zweite schon von Sundevall Dictyna benannt. Das Nähere ist in den Linn. Transact. zu erwarten. JEpeirides» Walkenaer (a. a. O.) hat nur die Gatt. Epeira, Plectaua, Tetrag7iatha^ Uloborus anerkannt. Die zweite fasst alle mit stachligem Hinterleibe, die erste ebenfalls sehr verschiedene For- men, welche von Sundevall und Koch viel natürlicher getrennt ge- halten sind. — Lucas (II. Can. Ent. S. 38) beschreibt als neue Arten: Epeira Webbü (ein Argyropes), Cacti-Opuntiae ^ annulipes, criici- fera, Tetragnatha gracilis. Vheridites» Diese Familie enthält bei Walkenaer (a. a. O.) die Gatt. Linyphia^ Theridium, Argus und Episinus. Die vorletzte entspricht Koch's Micryphantes, zugleich Erigone und Enyo Sav. in sich fassend. Neue Arten sind Theridium ptilchellum huchs (II. Can. Ent. S. 44) und Phrurolithus erythrocephalus K e c h (Wagn. Alg. III. S. 814). Dounierc (Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. IX. S. 431) beobach- tete, dass Theridion triangulifer Walk, mehrere Male nach einer Begattung Eier legte, und dass die Brut das eine Mal nur aus Männ- chen, das andere Mal nur aus Weibchen bestand. Jfrassides» Aus dieser Familie beschrieb Lucas (II. Oanar. Ent. S. 35) eine den Canarischen Inseln eigenthümliche Abänderung des Lathrodectus Argus Sav., welche indess auch wohl eigener Art sein könnte. jägelenides» Koch (Arachnid. VIII. 2) bildet 9 Arten der Gatt. Tegenaria ab: T. domestica, petreiisis^ im Böhmischen Erz- gebirge auf Bergabhängen, von der vorigen hauptsächlich durch die Lebensweise im Freien verschieden; intricata^ in Griechenland in Häusern, der ersten verwandt, aber mit viel längeren Beinen; pagana^ von Nauplia, von der vorletzten Art nur durch längere und anders- gefärbte {Spinnwarzen verschieden; stabularia, ebenfalls aus Grie- chenland, campestris (Agel. domestica Sund.); longipes, civilis^ cicu- rea. — Lucas (II. Canar. Ent. S. 37) heschv^M Agelena Canarie7isi5, JLycosides, Koch (Wagn. Algier III. S. 212) beschrieb Dolo- nedes ocreatus und Lycosa xylina, Lucas (II. Canar. S. 26) Lycosa iferox und (S. 33) OUos rufipes und Dolomedes ins/gnis, beide zur ^Gatt. Ocyale Sav. zu rechnen, Vhomisides* Lucas (II. Canar. Ent.) stellte aus dieser Familie Thotmsus asper ^ Vhilodromus i-Uneatus, DelenaCanariensiSy auf. Die letzte schliesst sich Neuholländischen Formen an. Attides, Derselbe (ebendas. S. 27) beschrieb Attus capito, bi- colory villosusj melanognathus, angulipes. 246 Mygalides. Seils (Transact. Eoc. Soc.II. S. 207) gab über die Nester der Ctemza?iidtda?is von Jamaica Nachricht. Die Spinne findet sich im Innern der Insel, auf bergi/;rem Terrain mit rothem Thon- boden. In diesem rothen Thon werden die Nester angelegt, welche aus einer senkrecht absteigenden, mit Gespinnst tapezirten Röhre von 5 — 9" Länge und f — l|" Weite bestehen, und mit einem genau schliessenden Deckel versehen sind, ganz so wie bei der Mjg. cae- mentaria und avicularia, von denen die letztere auch in einem glei- chen Bodqn baut. Wichtig ist die Bemerkung des Verf., dass häufig sich noch die Röhre im Verlauf durch Klappen unterbrochen findet. Zur Gatt. Ctem'za gehört diese Art wohl nicht. Koch (Wagner's Algier III. S. 211) beschränkt diese Gattung auf 5 Arten der Küsten- länder des Mittelmeers, von denen die in Algier häufige Ct. Jfricana nach Mor. Wagner's Bemerkung (ebendas.) keinen Bau macht, son- dern auf dem Boden und an Wänden umherlaufend. Fliegen durch Sprünge fängt. Dagegen gehört Actz'ti opus nach West wo od (Mag. of Nat. Hist. VI. S. 480), nach einer lebend beobachteten neuen Art aus der Berberei, A. aedificatorius ^ wieder zu denjenigen, welche mit einem Deckel versehene Baue anlegen. j^ysflerides^ Zwei neue Arten, Segestria gracilis und Scy^ todes Berthelotii stellte Lucas (IL Canar. Ent. S. 24) auf. ^olij'ugae. PJPhrynides» Koch (Arachn. VIII. 1) bildete 7 Arten von PAry- nus ab: Phr. liinatus {Tar. tun. Fab.) aus Ostindien, Ph. margine- maculatuSj neue Art aus Westindien, Ph. medius {Phalang. m. Hbt.) aus America, Ph. variegatus Perty aus Brasilien, Ph. reniformis (Phal. renif. L.) ebendaher, Ph. palmatus (Phal. palni. Hbt.) aus Java (nicht aus Südamerica), Ph. pumiUo, neue Art aus Brasilien. ^corpioniiles, Koch (Arachn.) bildete Buthus longimanus (Scorp. l. Hbt.) aus Africa, Vaeiovis debüis aus Brasilien und V, Schu- bertl von Constantinopel ab, und vermehrte (Wagn. Alg. III. S. 215) diese Familie mit Scorpius Algiricus^ Buthus testaceus, Androctonus Aeneas^ Hector, Paris. — Lucas (II. Canar. Ent. S. 45) beschrieb Androctonus biaculeatus Latr., Welcjier genauer genommen zu Koch's Gatt. Tity US gehört, und aus seiner eigentlichen Heimath, Südamerica, durch den Verkehr nach den Canarischen Inseln gebracht ist, wo er sich nur in Nähe der Waarenlager findet. Phal angin» Gonyleptides, Koch (Arachn.) bildete Goniosoma modestumy patrucle (wovon iunceufn P. nur Abänderung), roridum Perty, Lepto- cnemus sulphureus {Gonios. sulph. P.) und aus der Familie der CosntetideSs Cosmetus mesacanthus Koll., varius Perty, Flir- iea Andreae, phaleratUy picta {Cosm. p. Perty), Cynorta conspersa» 247 lagenarla, Poecilaema limbatum, marginale, A. flavum (^Cosm. A. ß. Verty), Gm'dia bipimctata^ Discosoma cittctum Perty, sämmtlich aus Brasilien, ab. Der 7. Band der Arachniden enthält eine ziemlich voll- ständige Darstellung der Gonjieptiden und Cosmetiden, wenigstens die Arten der Münchner und Wiener Museen. Opilionides. Koch (Arachn. VIII. 1) bildete Ischyropsalis Hellwi^ii {Phal. Jlellw. Panz.) und /, Kollari, neue Art von Gastein, ferner (Wagn. Alg. III. 8.822) Opilio Cirtanensis ab, und bemerkt dabei, dass dies die einzige ihm bekannte aussereuropäisclie Art sei, eine zweite Kordafricanische ist Phalangiiim spiniferum Lucas (II. Canar. F-nt. S. 46). Ref. hat im vorigen Jahresbericht Gelegenheit ge- nommen zu bemerken, dass diese Familie auch in Südafrica und Nordamerica nicht fehle, und in Siidamerica von den Gonyleptiden er- setzt zu sein scheine, inzwischen sind ihm auch Südamericanische Arten (aus Guyana) vorgekommen. Eine Ostindische ist Acanthonotus niger koch von Bombay, so dass am Ende doch diese Familie über die ganze trde verbreitet ist. Dagegen scheinen die Gonyleptiden und Cosmeti- den auf America, die ersten sogar auf Südameriga beschränkt zu sein. JLcari» Mydrachiü€9» Eine Wassermilbe aus der See machte Phi- lippi (in diesem Arch. VI. I. S.191) als Pontarachna punctulumheksLnnt. laooilides» Vier neue Arten der Gatt. Ixodes beschrieb Lu- cas (II. Can. Ent. S. 47): I. pallipes, cinctus, trilineatus, cinereolus. Gafnasfdes» Hierhin gehört die Gattung Celaeno Koch (Deutschi. Ins. 182. Hft.), von welcher 5 Arten, C. coccinea^ rhodomela^ detritttj obsoleta, aegrota abgebildet sind, welche unter feuchtem Moose leben. A-caritles* Koch (a. a. O.) bildete ab : Acarus Sambuci, auf der Unterseite von Hollunderblättern, oblongulus, unter feuchtem Moose, farinae Deg. im Mehl, hyaliims^ cuhicularis, Siro L., im Staube und Abfall von Stroh lebend. OriJbatides, Derselbe (a. a. O.) führte die Gatt. Oppia mit lArt., Cepheus mit 1 Art und Hop lophora {schon vergebener Name) mit 10 Arten auf j die Charactere derselben sind im 3. Heft des Arachnidensystems zu erwarten. In diese Familie gehören auch die früher dargestellten Gatt. NothruSj Damaeus, Peiops. Robineau-Desvoidy (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Vin. S. 455) beschrieb als eine neue Käfergattung ein in einem alten Pilze gefun- denes Thierchen, dem er den Namen Xenillus clypeator ertheilte, aus der Beschreibung geht aber hinlänglich hervor, dass dasselbe kein Käfer sein kann, wohl aber eine Milbe der Gatt. Oribates, welches (ebendas. S. 463) durch Lucas und Demary nach genauerer Unter- suchung des Thieres selbst bestätigt wird. Au den in (S. 472) be- stimmte es genauer als O. castanea Herrn. 248 :Pycnogonides. Kröyer (Naturhist. Tidsskr. III. S. 299. T. 3) lehrte die ersten Zustände mehrerer Arten dieser Abtheilung, nämlich von Pycnogonum littorale, ISymphon grossipes und Phoxichilus femoralus (^Nymph. fem. Rathke) kennen. Der erste Zustand ist bei allen ganz Milben-artig. Der Körper ist kurz, breit, gewölbt, ohne Spur von Gliederung, hin- ten stumpf gerundet, vorn bei den beiden ersten in einen Schnabel auslaufend, beim letzten nur schärfer gerundet. Alle haben 3 Paare von Gliedmaassen. Das erste Paar befindet sich vorn am Körper, ist gerade nach vorn gerichtet, 3gliedrig, die beiden letzten Glieder eine Scheere bildend, deren Schneiden beim Pycnogonufn- Jungen gezähnelt sind. Die beiden anderen Paare stehen an den Seiten des Körpers, sind seitwärts gerichtet, ggliedrig, bei den beiden ersten mit einer am Ende gespaltenen Kralle, die beim ersten {Pycnogonuni) sehr lang ist : überhaupt sind hier diese Füsse stark, und das erste Gelenk mit einer tüchtigen Borste bewaffnet. Beim Jungen von Phoxichilus fehlt die Klaue und die hinteren Füsse endigen mit einem langen einfachen Faden. Einen solchen Faden besitzen jene dagegen am Grundgelenk der Scheeren-förmigen Extremität (Maudibel), wo er bei Phoxichi- lus fehlt. Von Nymphon grossipes ist auch die zweite Verwandlungsstufe beobachtet worden. Der Körper ist hier schmal, fast linienförmig, nur vorn scheibenartig erweitert. Die Scheere hat noch ihren Faden am Grunde und ist nur darin verändert, dass der feststehende Arm einen Zahn erhalten hat, hinter welchen der bewegliche Arm sich ein- legt. Die beiden früher vorhandenen Fusspaare sind lang, plump und egliedrig geworden, das letzte Glied mit einer grösseren und zwei kleineren Klauen bewaffnet. Hinter diesen ist das dritte Fusspaar zum Vorschein gekommen, kürzer als die vorderen, breit und platt, 2gliedrig, zum Schwimmen geschickt, während die beiden vorderen Paare nur zum Anklammern dienen. Zwischen der Scheere und dem ersten Fusspaar am hintern Theil der scheibenförmigen Erwei- terung zeigt sich jederseits noch ein kleines zweigliedriges borsten- förmiges Organ, vermuthlich die erste Spur der Lippentaster. In diesen Zuständen halten sich die Jungen noch auf dem Leibe der Mutter auf. Die Länge von der Scheerenspitze bis zum Hinter- rande des Körpers beträgt in der ersten Verwandlungsstufe bei Py- cnogonura littorale jIjj'", bei Nymphon grossipes |'", bei Phoxichi- lus femoratus ^q'"', in der zweiten Verwandlungsstufe beim Nymphon Crustaceeu. Die wichtigste literarische Erscheinung für diese Klasse, /der dritte Band von Mi Ine Edwards „Histoire naturelle 249 des Crustaces, comprenant ranatomie, la physiologie et la Clas- sification de ces animaux (Suites a Buffoii)" behandelt in vor- züglicher Bearbeitung von eigentlichen Crustaceen die Edrioph- thalmen, nämlich die ^ mphipodeUy mit den Familien der Flohkrebse und Hyperinen, die Laemodipoden, mit den Familien der Cöp/e///er und Cyamier, dielsopoden mit den Familien der Idoteiden, Aselloten, Onisciden, Praniziery Sphaeromier, Cymoihoaden, Jonier und Bopyrier, von denen die ersten vier die Abtheilung der kriechenden, die drei folgenden die der schwimmenden, die. zwei letzten die der fest- sitzenden bilden. Die Crustaceen der Canarischen Inseln bearbeitete Brülle in der „Hist. nat. des 11. Canar. par M. M. Barker Webb et Sab. Berthelot." Im Allgemeinen trägt auch die Crustaceenfauna dieses Gebietes den Character der des Mittelmeeres, und selbst die meisten Arten sind den Canarischen Inseln mit demselben, so wie mit den Europäi- schen Küsten des Atlantischen Meeres gemein. Eine Ausnahme machen Xantho rufo-punctatuSy Thalamüa admetey Grapsus strigosusj messory Plagusia squamosa^ Albunea symnista, welche in der Indischen See, Plagusia clavimana, welche an den Küsten Neuhollands, und Lepto^ podia sagittaria, welche an den Antillen ihre Heimath haben. Die letzte ist unter dem Namen L. lanceolata abgebildet und scheint bei genauer Vergleichung in vielen Puncten von der Herbstschen L. sa- gittaria abzuweichen, namentlich ist der Stirnfortsatz länger, die Stachel hinter den Augen sind einfach und die Hinterbeine kürzer, Ob bei den übrigen genannten Arten die Bestimmungen sorgfältiger sind, muss dahin gestellt bleiben, da nur die Namen aufgeführt sind. J^ecapoda* Rathke theilte (in diesem Archiv VI. I. 8.241) seine neueren Beobachtungen über die Entwickelungsgeschichte der Decapoden mit, welche auf der einen Seite Thompsons Entdeckungen auf das Voll- kommenste bestätigen, und auf der andern Seite zeigen, dass bei ver- schiedenen Formen die Jungen auch in einem sehr verschiedenen Zu- stande der Ausbildung aus dem Ei kommen. Die Erfahrungen sind gemacht an Astacus marinus^ Pagurus Bernhardus, Galathea rugosa und Hyas araneus. Der erste hat ein dem ausgebildeten Zustande entsprechendes Junges, nur sind die Gangfüsse und hinteren Kie- ferfüsse am Hüftgliede noch mit einem eigenen Anhang versehen, welcher dem Palpus flagelliformis entspricht. Der Verf. nimmt an, dass an den Gangbcineu dieser Anhang später abfällt, es wäre aber auch möglich, dass er sich in folgenden Häutungen zu einem Kicm- 250 bogen entwickelte. Die übrigen kommen mit 3 Paar Ruderfüssen an einem Cephalothorax und einem fusslosen Hinterleibe aus dem Ei. Hinter den Ruderfüssen, welche den Beinen der Insecten entsprechen und später die Kieferfüsse werden, entwickeln sich die späteren Gangbeine. Leider kennen wir immer nur noch die ersten und letz- ten Entwickelungszustände, dass inzwischen noch manche Verände- rungen vorgehen, zeigt die Beschreibung eines späteren Zustandes von Hyas araneus. — Gleichzeitig hat auch Philip pi (ebendaselbst S. 184) den ersten Zustand von Pagnrus^ eben so wie Thompson den von Carcinus, der Gattung Zöe entsprechend gefunden. JBrachyura, Mac Leay (Andr. Smith. Illustr. of the Zool. of South Africa N. HI.) hat die Krabben der Südspitze von Africa bearbeitet und dabei Gelegenheit genomraenj die Eintheilung von Milne Edwards nach seinem Ouinärprincip umzuformen. Da die Unter- suchungen von Milne Edwards zum Grunde liegen, ist dieser Ver- such von geringerem Interesse, als wenn er aus eigenen Beobach- tungen hervorgegangen wäre. Um die Zahl der Abtheilungen der Decapoden auf 5 zu bringen, sind die Brachyura in Tetragoiios'toma und Trig-onostoma , die Macrouren in Sarohranchia und Caridea ge- spalten, die Tetragonostoma (die 3 ersten Familien der Brachyuren) dadurch wieder in 5 Ünter^btheilungen zerlegt, dass die Oxyrhyncha M.E. in Inachina und Parthenoptna getheilt und dass die Pinnotherinen von den übrigen Catametopen M. E. ausgeschlossen sind und eine eigene ünterabtheilung neben den Cancrmen und Grapsinen bilden. Die Inachinen, Cancrinen, Grapsinen und die Abtheilung der Trigonostoma i^nd jede in 5 Familien zerlegt, deren letzte die Calappinen sind, welche sich den Oxjrhj^nchen wieder anreihen, und so den in sich selbst zurückkehrenden Kreis schliessen, welchen nach der Mac Leay- schen Methode jedes Glied des Systems bildet. Neue Gattungen sind Antilibinia^ von der Americanischen Gatt. Libinia nur dadurch unterschieden, dass die Augen nicht zum Einlegen sind. Die Art, A. Smithii, gleicht ebenfalls der L. spinosa M. Edw. in hohem Grade. Auf ähnliche Weise unterscheidet er De- haanius (7). acanthonyx) von Acanthonyx, dass bei ihr die Augen zum Einlegen sind, bei Acanthonyx nicht. Der Verf. legt so viel Werth auf diesen Umstand, dass er seine Familie Epialtidae danach von den Mithraciden und Hueniden absondert, er scheint aber sowohl bei Antilibinia wie bei Dehaanius nicht einmal hinreichenden Grund zu einer generischen Trennung zu geben, so gross ist dieUeberein- stimmung mit Libinia und Acanthonyx, und eine Eintheilung, welche so übereinstimmende Formen trennt, ist durchaus künstlich. — Xaiva, mit Carcinus zunächst verwandt, durch die Form des 3. Gliedes der hintersten Kieferfüsse unterschieden, welches fast quadratisch, an der Basis gekielt, an der Spitze schräg abgeschnitten, an der Aussenseite zugespitzt, am Innenrande über der Mitte ausgeschnitten ist. Eine neue Art, X. pidchella. — Gnathochasmus, mit Chasraognathus 251 und Pachysomus De Haan darin übereinkommend; dass sich ein Kamm am Innenwinkel des 3. Gliedes schräg zum Aiissenwinkei der Basis des 2. Gliedes der letzten Kieferfüsse erstreckt, in den bogenförmigen Seiten der Schale mit der ersten, in den ganzrandigen (entire) Seiten mit der letzten zusammenstimmend. Eine neue Art, Gn. barbatus. ■ — Grapsillus ist Trapezia Latr., und indem es zu den Grapsoiden gezählt ist, auch die richtige systematische Stellung verkannt; von 3 als neu aufgeführten Arten ist die eine Gr. dentatns die weiter ver- breitete Trap. Cymodoce Aud., ferruginea Rüpp., Canc. Cymodoce Hbt. — Leucisctty scheint von X untere Paare von queren Kiemengefässen. Die 26 unteren Kiemengefässe stehen mit einem Hauptgefässstamme in unmittelbarer Verbindung, die 26 oberen Kiemengefässe münden dagegen in verschiedene Längsgefässstämme ein. Die Gefässver- *) Froriep's Neue Notizen. 1840. no.331. S. 1. **) Müllier's Archiv. 1840. S. 352. Bemerkungen zur Anatomie und Physiologie der Arenicola piscatorum. ' 287 theilung am Darmkanale verhält sich je nach den verschiedenen Ab- theilungen des letzteren verschieden, und wird von Stanniiis ausführ- lich beschrieben. Als Zeugungsorgane werden von Stannius folgende Theile erwähnt. In dem vorderen Theile des Leibes ist jederseits des Darmkanales eine schlaffe Membran ausgespannt, hinter welcher sich die Stelle befindet, aus welcher sich die Eier oder männlichen Zeugungsstoffe hervorbilden. Die Eier besitzen ein Ohorion, einen Dotter und ein Keimbläschen; der männliche Zeugungsstoff besteht aus eigenthümlichen, bald runden, bald ovalen Körperchen, welche zuweilen mit langen Cilien besetzt zu sein schienen. Stannius glaubt, dass die Eier durch das Abstossen des kiemenlosen Schwanzstückes^ welches von Zeit zu Zeit Statt findet^ Gelegenheit bekommen^ nach aussen zu gelangen. Die von Grube als Eier gedeuteten Körperchen, welche derselbe in den Kiemengefässen antraf, möchte Stannius eher für Blutkörperchen halten. Den Hauptnervenstamm sah Stannius nach vorne in zwei Nervenstränge auseinander weichen, welche seitlich vom Schlünde zu einem gelblich weissen Knötchen anschwollen. Eine ausgezeichnete Monographie über die Tardigra- den haben wir Doyere zu verdanken*). Derselbe machte aus dieser kleinen Thiergruppe drei Gattungen, welche die eine Abtheilung der von Dujardin aufgestellten Familie der Systolidcn bilden, während die andere Abtheilung die Gat- tung Alhertia Duj. umfasst. Die erste Abtheilung bezeichnet Doyere mit dem Namen Systolides suceurs und giebt Anwe- senheit von Extremitäten und Saugwerkzeugen als Charactere derselj)en an. Die zweite Abtheilung nennt derselbe Systo- lides hroyeurSf deren Charactere ein Flimmeraparat und Kauorgane sind. Als erste Gattung der Systolides suceurs finden wir Emydium mit drei Arten aufgeführt: Kopf ohne Anhänge, Maul konisch, ohne Anhänge und ohne Saugnapf, Oberhaut halb fest, auf der Oberfläche mit sehr deutlichen Querringeln, vier Paar Fussstummeln und einige Spuren von Metamorphose. Emydium testudo , spinulosum und gra- nulatum unterscheiden sich hauptsächlich durch die Zahl und Stellung von Fäden, welche an ihren Leibesringeln festsitzen. Die zweite Gattung Milnesium besitzt vorne und seitlich am Kopfe zwei kurze palpenartige Anhänge und am Munde einen von Palpen umgebenen Saugnapf^ eine weiche und in variirende 0»erringel getheilte Haut, vier Paar Fussstummeln, zweitheilige Leibesringel, und keine Spur von Metamorphose. Die einzige hierhergehörige Art, Milnesium tar^ digradum, ist Spallanzani's Tardigrade. Die dritte Gattung Macro* biotus Schulz, wird von Doyere auf folgende Weise characterisirt : *) Annales des scicnces naturelles. 1840. Bd. XIV. S. 269. Me- moire 8ur les Tardigrades. 288 Kopf ohne Anhänge, Mund mit Palpen und Saugnapf versehen, Haut mit variirenden Leibesringeln, vier Paar Fussstummeln, keine Meta- morphose. Die vier von Doyere aufgestellten Arten sind : Macrobio- tus Hufelandii Seh., Oberhäuser ^ ursellus (^Ärctiscon tridactylum Nitzsch), und Dtijardin, deren verschieden gebildete Fussklauen viel- leicht gute Artkennzeichen abgeben können. Doyere konnte an den Tardigraden eine Häutung, an welcher auch der Darmkanal Theil nimmt, beobachten 5 bei dieser Häutung legen einige Tardigraden zugleich ihre Eier in die abgeworfene Hülle. Der ganze Körper der Tardigraden zerfällt io Kopf und Rumpf, ersterer besteht aus den beiden ersten Leibesringeln, letzterer da- gegen aus vier Leibesringeln. Den einzelnen Rumpfringeln entspre- chen die vier Paar Fussstummeln und die vier Ganglien des Bauch- stranges. Das Blut der Tardigraden circulirt frei zwischen der all- gemeinen Hautbedeckung und dem Nahrungscanale und besteht aus einer farbelosen Flüssigkeit, in welcher zusammengesetzte und ein- fache Körperchen flottiren. Diese Blutkörperchen besitzen bei Emy- dium eine rothbraune Farbe. Von einem Organe, welches mit einem Herzen verglichen werden könnte, hat Doyere nur undeutliche Spu- ren aufgefunden; als Athemorgane betrachtet derselbe die allgemeine Hautbedeckung, doch soll die innere Fläche des Darmkanals bei dem Athmen mitwirken, da Doyere bemerkte, dass in demselben Luftbla- sen sehr schnell resorbirt wurden. Bei Emydlum findet sich ein coni- scher einfacher Mund, bei Macrohiotus und Milnesium ist derselbe dagegen sehr complicirt. Die Mundöffnung beginnt hier mit einem Saugnapfe, welcher bei Milnesium äusserlich mit sechs Tentakeln umgeben und innerlich mit sechs dicht beisammenstehenden Läppchen besetzt ist. Hinter dem Saugnapfe liegt bei Macrohiotus Hufelandii und Milnesium tardigradum eine fleischige Schlundröhre, in welcher sich zwei stiletartige Körper auf- und niederbewegen. Mit diesen spitzigen Stileten steht beiderseits eine Art Speichel- oder Gift-Drüse in Verbindung. Der Nahrungscanal selbst ist weit und sackförmig, bei Emydium erhält er durch viele Einschnitte eine viellappige Gestalt. Um das Muskel- und Nerven-System der Tardigraden deutlich zu erkennen, fand es Doyere nöthig, die ihnen eigenthümliche Asphyxie künstlich herbeizurufen. Zu diesem Zwecke that derselbe die Thier- chen in ausgekochtes Wasser und bedeckte die Oberfläche desselben mit Oel. Die Tardigraden erscheinen alsdann fast eben so reich an Muskelsträngen wie eine Insecten-Larve. Das Bauchmark besteht, wie schon erwähnt, aus vier Hauptganglien^ welche durch eine dop- pelte Commissur mit einander verbunden sind, von dem vordersten Ganglion treten zwei starke Nerven zu den bulbis opticis, welcher aus zwei mit klarer Feuchtigkeit gefüllten und mit schwarzem Pig- mente ausgekleideten Säckchen bestehen, zwei andere Nerven des ersten Ganglion begeben sich zu den beiden vor den Augen gelege- nen Anschwellungen. Ein weiter, über dem Darmkanale liegender 289 Sack stellt den Eierstock dar, welcher zuweilen drei bis sechs deut- liche Eier enthält. Bei Emydium, Milnesium und Macrobiotus ursel- lus sind die Eier mit einer derben glatten Eihülle versehen, bei Ma- crobiotus Hufelandii und Oberhäuser besitzen sie auf ihrer äusseren Fläche viele Unebenheiten und Fortsätze. Die Eier der ersterenArt werden bei der Häutung in die abgestreifte Haut gelegt. Zu beiden Seiten des Darmes liegt ein blinddarmartiges Organ (^Hode) und über dem Ovarium eine birnförraige Blase (vesicula seminalis), welche als männliche Geschlechtsorgane gemeinschaftlich mit Ovarium und Darm- kanal in eine Kloake einmünden. Bei der Entwickelung der Eier dieser Thierchen zeigten die Jungen niemals Flimmerorgane. ^ « Schulz hat unter dem ^amenEchinzscus Beliermannt eine neue Tardigraden-Art beschrieben^), in welcher Ref. das Emydium testudo Doy. sogleich wieder erkannte. Schulz hat an demselben Thierchen den Häutungsprocess und die in die abgestreifte Haut ge- legten Eier erkannt, aber von einem Muskelapparate, Nerven- und Circulations-Systeme keine Spur gesehen. Bericht über die Leistungen im Gebiete der Hel- minthologie während des Jahres 1840. Von C. Th. V. Siebold. Eine allgemeine Bearbeitung der Helminthen hat Nord- mann bei der neuen Herausgabe des dritten Bandes von La- marck's Naturgeschichte der wirbellosen Thiere übernommen**), wofür ihm alle Helminthologen Dank wissen werden; wir finden zwar in der Classe der Würmer unter der 1. und 2. Ordnung (1, les vers mollasses, 2, les vers rigidnies) sammtliche Ento- zoen mit dem ursprünglichen Texte Lamarck's abgehandelt, doch hat Nordmann denselben mit so vielen reichhaltigen Anmer- kungen und Zusätzen ausgestattet, dass man hierdurch eine *) C. A. Schulz: Echiniscus Bellermanni, animal crustaceum, Ma- crobioto Hufelandii affine. 1840. **) Histoire naturelle des animaux sans vertebres par J. B. De Lamarck. Demxieme edition par Deshayes et Milnc Edwards. T. III. 1840. Archiv f. Naturgesch, VII, Jahrg. 2. «and, 19 290 vollständige Uebersicht der in neuerer Zeit durch viele wich- tige Entdeckungen bereicherten Helminthologie erhält. Auch Creplin hat eine allgemeine Zusammenstellung der Einge- weidewürmer gegeben*), wobei die meisten (nicht alle) Gat- tungen geschildert und von jeder Gattung eine oder mehrere Arten als Repräsentanten der übrigen kurz characterisirt werden. In Bezug auf die Entstehungsweise der Helminthen erklärt sich Esch rieht gegen die Annahme einer generatio aequi- voca**), und stellt den Erfahrungssatz auf, dass die Eingeweide- würmer in jedem Falle von anderen Individuen ähnlicher Quit- tungen herstammen, mithin gezeugt werden, denn zu welchem Zwecke dienten sonst die Ungeheuern Massen von Eiern und lebender Brut bei Ascariden und Bandwürmern? In welcher Gestalt die Eingeweidewürmer in andere Thiere gelangen, lässt sich noch nichts beantworten, doch ist es für die Beantwortung dieser Frage schon sehr wichtig, dass man neuerdings erkannt hat, dass die Eingeweidewürmer Metamorphosen durchlaufen und zumTheil ihren Aufenthaltsort verändern; vonLigula und Bothryocephalus solidus weiss man, dass sie erst gedeihen und sich vollständig entwickeln, nachdem sie von einem Thiere zu einem andern übergegangen sind. Die Beobachtung, dass manche Fische zu gewissen Zeiten des Jahres Würmer im Fleische haben, deutet ebenfalls auf solche Wanderungen der Entozoen hin. Eschricht hält ferner die Beantwortung der Frage für sehr wichtig, ob die Wurmkrankheiten ansteckend sind oder nicht, nach dieser Beantwortung kann man erst versuchen zu erklären, wie sie stattfindet***). Streckeisen machte in Bezug auf die Entstehung der Entozoen die Mittheilung f), dass er mit Eintritt des Winters die Zahl der Eingeweidewürmer im Darmkanale verschiedener ') Allgem. Encyclopädie von Ersch und Gruber. 32. Theil. 1839. Artikel: Eingeweide w^ürm er. **) Acta Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. Vol. XIX. Suppl. II. Anato- misch-physiologische Untersuchungen über die Bothryocephalen p. 133 und Froriep^s Neue Notizen Nr. 318. üeber die Entstehung der Ein- geweidewürmer p. 180. **^) Act. Acad. Leopold, a. a. O. S. 138. f) Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft in Basel IV. BasellS^O S.41. 29i Thiere habe abnehmen sehen, und schöpfte daraus die Ver- muthung, dass die meisten Entozoen einjährige Thiere wären^ welche gegen den Winter hin absterben und sich durch Eier später wieder neu reproduciren. Diese Bemerkung stimmt ganz mit den weiter unten zu erwähnenden Beobachtungen Eschricht's überein, und wir können jetzt den Erfahrungssatz feststellen, dass die verschiedenen Jahreszeiten einen wesentlichen Einfluss auf die Vermehrung und Verminderung der Entozoen ausüben. mfematoidea» Nach Mrs. Postans Erzählung kommt die Füaria meät'nensis zuKirkee, Poonah und in mehreren grossen, sonst gesunden Militär- stationen des westlichen Indiens sehr häufig vor*). Der Wurm wird dort auf die bekannte Weise hervorgezogen, und zeigt nicht sel- ten eine Länge von zwei Fuss. Einen durch Fil. medinensis zu Sierra Leone erregten Krankheitsfall theilte Robert Clark mit**). Nach Eschricht's Ansicht scheint sich die Fil. medinensis durch die Haut einzubohren, wenigstens will derselbe bei Cottus Scorpius mehr- mals Filarien angetroffen haben, welche zur Hälfte durch die Haut gednmgen waren***). Ein Fall einer 3^ Zoll langen Fil papulosa im Auge eines Pfer- des wurde zu Baltimore beobachtet, Dunglison knüpfte daran die bei dieser Gelegenheit sich immer wieder aufdrängenden, bekannten Bemerkungen über die Entstehung des Wurms an diesem abgeschlos- senen Ortef). Gerber hat ein Spulwürmchen aus der Bindehaut eines Pferdes (Fil. lacrymalis Gurlt?) abgebildet, in der Figur 236 sind Darm und Eierschläuche besonders hervorgehoben, die aber mit einander verwechselt und überhaupt in ihrem Verlaufe nicht richtig erkannt worden zu sein scheinen ff). Aus Tt7iea evonymella und Bombyx chrysorrhoea hat Graff eine ganze Portion feiner langer Filarien erhalten f ff). In der Sub- stanz vonCydippeEsch., einer Rippenqualle, fand Edward Forbes einen einer Filaria ähnlich sehenden Schmarotzer eingebettet *f). *) Froriep's Neue Notizen. Nr. 305 S. 304. **) The medico - chirugical review. Octob. 1840. Nr. 66 S. 585. Case of Dracunculus. ***) Act. Acad. Leopold, a. a. O. S. 148. f ) Annais of natural history. V. 1840. S. 421 und Plnstitut 1840 S. 331. ff) Gerber: Handbuch der allgemeinen Anatomie. 1840. S. 211 Taf. VII. Fig. 235, 236. fff ) Ratzeburg: die Forst-Insecten. B. II. 1840 S. 18. *f) Annais of nat. bist. 1839 S. 148. On two british species of Cydippc. 19* 292 Crcplin hat Trichosoma contortum Cr., eine neue Art, in der Speiseröhre vonPalco Biiteo, Vanellus cristatus, Tringa pugnax, Recurvirostra Avocetta, Charadrius Hiaticula, Uria Grylle und Corvus Cornix entdeckt, und Trichosoma a'erophilum Cr., eine andere neue Art, in der Luftröhre des Fuchses angetroffen*). Derselbe hat erkannt, dass der Darm von Strongylus armatiis aus drei Häuten bestehe, von denen die äusserste braunkörnig und schwammicht, die zweite hellgelb, dünn und aus sehr feinen Längsfasern zusammen- gewebt ist, während die dritte innerste Haut sehr dick, glatt und blassroth ist und aus feinen Querfasern besteht**). Xrv Strongylus tuU- fex Nitzsch beobachtete Streckeisen in einer Entenart vom Octo- ber bis December eine fortwährende Entwickelung, vom Januar ab fand er die Beutel, in welchen diese Thiere stecken, kleiner, und die darin liegenden Schmarotzier abgestorben, deren äussere Hülle nur noch erkennbar war, und welche fast nur Eier enthielt. Zu dersel- ben Zeit befanden sich in den Drüsenbälgen des Vormagens kleine, in durchsichtigen Zellen eingeschlossene, lebende, nematoideen-artige Würmchen, welche in ihrem Innern noch wenig entwickelt waren und wohl als die Embryonen von Strang, tubifex angesehen werden konnten ***). Nach Eschricht's Beobachtung bildet der eigentliche Eierstock bei Ascaris lumbricoides einen langen schmalen Körper in der Axe der Eierstocksröhre, welcher beim Heranwachsen der Eier nach allen Seiten hin aussprosst. Die die Eier einschliessenden Aussprossungen (calices) liegen ungemein dicht an einander und nehmen die Form eines Keils an. Ihre Zahl lässt sich ohngefähr auf 50 Millionen be- rechnen. In der Gebärmutter liegen die Eier lose zwischen unzäh- ligen langen Fasern auf der Schleimhaut und zeigen hier eine ovale Formf). Ref. beobachtete bei Ascaris osculata^ aucta und Strongy- lus inßexus etwas Aehnliches, es besitzen nämlich die Eier im Eier- stocke eine keilförmige (bei Ascaris osculata und Strong. inßexus) oder birnförmige Gestalt (bei Asc. aucta), und sitzen mit ihrem zu- gespitzten Ende um eine Axe herum, welche sich durch die Mitte der Eierstocksröhren hindurchzieht. Creplin beobachtete einen Fall, in welchem einem IJahr alten Knaben 99 Spulwürmer abgegangen sind ff). Zur Geschichte der Perforation der Därme durch Spulwürmer und der Wurmgeschwülste der Bauchwände lieferte Mondiere eine Abhandlung ff f) , welche *) Encyclopädie von Ersch und Gruber, a. a. 0. S. 278; **) Ebenda. S.880. ***) Bericht über die Verhandlungen d. naturf. Gesellsch. in Basel ». a. O. S. 42. f ) Froriep's Neue Notizen. Nr. 318 S. 147. ff) Encyclopädie von Ersch und Gruber, a. a. O. S. 282. f f f ) Schmidt's Jahrbücher der gesammten Medizin 1840. No. 11. S. 189. 293 Berücksichtigung verdient) besonders seitdem Eschricht und Mieschcr ihre Beobachtungen über die Wanderungen anderer Entozoen bekannt gemacht haben. Nach Mondiere's Beobachtungen können sich die Spulwürmer einen Weg durch die Därme und die Wände des Bau- ches bahnen, und zwar durch Auseinanderdrängung der ziemlich schlaffen Fasern dieser verschiedenenen Organe mittelst ihres vordem Endes, welches der Erection fähig ist. Vermöge der Gontractilität dieser nämlichen Fasern schliesst sich auch unmittelbar nach dem Durchgange des Wurms die Oeffnung wieder. Die Ursache, welche zu dieser Auswanderung der Würmer Veranlassung giebt, ist bis jetzt noch ganz unbekannt. An allen Stellen der Bauchwände kön- nen sich Wurmgeschwülste ausbilden, doch brechen die Würmer am öftesten in der Umgebung des Nabels und des Leistencanals durch. Mondiere unterscheidet von dieser durch Spulwürmer bewirkten einfachen Durchbohrung der Därme und Bauchwände, jene Fälle, in welchen in grösserer oder geringerer Anzahl agglomerirte Würmer an einer bestimmten Stelle der Därme sich aufhalten, sie erweitern, in Entzündung versetzen, und sie zu Verwachsungen mit den Bauch- wänden veranlassen, auf welche sich die Entzündung fortpflanzt, die sich durch die Bildung eines sich allmälig nach aussen öffnenden Abscesses endigt. Solche Abscesse, bei deren Oeffnung sich Eiter, Spulwürmer und Fäcalmaterien entleeren, kommen nur bei an Wurm- diathese leidenden Individuen vor. Nach Mondiere wurde in einem Falle der Wurmabscess durch einen Bandwurm verursacht. Nur »ein- mal ist Mondiere ein Fall bekannt geworden, in welchem es geschie- nen, als ob die Spulwürmer, nachdem sie aus den Därmen hervor- getreten und in die Dicke der Bauchwände gelangt sind, sich mit einer Art Cyste umgeben hätten, die sie von der Darmhöhle isolirt und wodurch es den zerrissenen Theilen möglich geworden, sich hinter ihr zu vernarben, so dass bei der nachherigen Oeffnung der Geschwulst nur etwas Eiter und Würmer, aber keine Fäcalmaterie hervorgekommen sei. Mir am machte über die Lebenskraft der Eingeweidewürmer die interessante Erfahrung, dass eine Menge von Ascaris acus, nachdem sie auf einem Teller fest angetrocknet und das Gefäss wieder mit kaltem Wasser angefüllt worden war, von neuem auflebte, ja dass bei einigen Würmern, welche nur mit ihrer vorderen Leibeshälfte, bei anderen, welche nur mit der hinteren Leibeshälfte vom Wasser berührt wurden, auch nur diese Theile des Körpers sich bewegten, während die andere Körperhälfte vertrocknet am Teller festklebte*). Duvernoy betrachtet die beiden Längscanäle, welche sich bei den Ascariden zu beiden Seiten des Leibes herabziehen, als Rudi- mente eines Gefässsystems**). No^dmann bestätigt die vom Ref. *) S. dieses Archiv 1840, I. S. 35. **) Froriep's Neue Notizen. Nr. 311 ö.«. 294 gemachte Entdeckung, dass der Eidotter der Ncmatoideen bei der Entwickelung der Eier Durchfurchungen unterworfen wird*). Kobelt fand zu Heidelberg in der Leiche eines unter hydropi- schen Erscheinungen verstorbenen 73-jährigen blödsinnigen Mannes die Muskeln mit einer ausserordentlichen Menge kleiner Cysten, welche die Tr ichin a spiralis enthielten, dicht besät**). Die Cy- sten, von ^V ^is -^^ Zoll Länge, liefen an beiden Enden in einen dunkleren soliden Fortsatz aus, und Hessen das spiralförmig zusam- mengerollte Würmchen deutlich hindurchschimmern. Bei dem Zer- reissen der äusseren Hülle kam eine zweite völlig eirunde Hülle zum Vorschein, in der die Trichina unmittelbar eingeschlossen war. In acht Cysten waren je zwei Würmchen zugleich eingeschlossen, und einmal konnte Kobelt sogar drei Bewohner in einer Cyste zählen. Die Trichina war in den Cysten fast immer von einer klaren Flüs- sigkeit umgeben, selten befand sich diese Flüssigkeit allein ohne Wurm in den Cysten. Weniger selten traf Kobelt in den Cysten spiralförmig gelagerte und die Gestalt der Trichinen hinsichtlich der Dicke genau nachahmende Crystalle an, als ob dieselben verglast und dann in Stücke zerbrochen worden wären. Zuweilen war das ganze Oval einer Cyste mit einem conformen kieselharten Kerne angefüllt, aus dessen Innerem die leeren Spiralzüge des abgestorbene^ Würm- chens als lichte Räume scharf hervorstachen. An dem aus seiner Hülle hervorgezogenen Schmarotzer konnte Kobelt weder Mund-, After- noch Geschlechts-Oeffnung entdecken, gegen das eine, dickere Ende hin befand sich bei den Meisten im Inneren ein dunkleres granulirtes oder traubenförmiges Organ, das vielleicht als Geschlechtsdrüse ge- deutet werden könnte. In der, bei Verletzung der Würmchen, her- vorgequollenen grumösen Masse liessen sich übrigens keine geson- derten Intestina deutlich unterscheiden. Von grossem physiologischem Interesse ist die bei dieser Gelegenheit von Kobelt gemachte Beobach- tung, dass nur einzig und allein die willkürlichen Muskeln, aber auch alle von diesem Parasiten besetzt waren, während in keinem der übrigen Gewebe und selbst nicht in den unwillkürlichen Muskeln eine Spur des Würmchens anzutreffen gewesen war. Die Cysten lagen immer mit ihrem Längendurchmesser in dem Verlaufe der Muskel- fasern, und ein mit ihnen dicht besetzter Muskel glich ganz einem glattgekämmten und mit Läuseeiern beklebten Chignon. Kobelt machte später noch einige Mittheilungen über den mit Trichina spiralis be- hafteten, eben erwähnten Kranken, aus welchen hervorgeht, dass sich an demselben während seines Lebens im ganzen Systeme der will- kürlichen Muskeln keine Spur einer Belästigung gezeigt hat, aus der das Vorhandensein dieses Schmarotzers hätte geahndet werden kön- nen. Kobelt schliesst aus der. Petrifikation des Parasiten auf ein *) Lamarck, hist. nat. des anim. sans vertebres. T. III. a. a. 0. S. 597. **) Froriep's neue Notizen. Nr. 384 S. 309 und Nr. 301 S. ;S35. 295 lüngercs Bestehen dieser Helminlhiasis im Körper jenes Mannes. Bisclioff beschrieb eben denselben Fall*), ohne etwas von dem Aufsatze Kobelt's gewusst zu haben''*). Nach Bischoff's Angabe ent- hielten die Muskelfasern der Luftröhre keine Trichinen, die kleinen Muskeln des Kehlkopfs besassen sie dagegen in grosser Menge, wäh- rend sie in der Iris fehlten, die Cysten waren durch Zellgewebefäden locker an die Muskelbündel befestigt, am oberen sowohl als unteren Pole der Cysten befanden sich meistens einige Fettbläschen, die äussere Hülle der Cysten ist immer oben und unten etwas in die Länge gezogen und in diesem Räume bemerkte Bischoff eine Menge dunkler Molecular- Körner. Die Würmer lebten noch nach zwölf Tagen, selbst in schon faulenden Muskels tücken; Bischoff erkannte jedoch die Bewegungen der Würmchen immer erst dann, nachdem sie aus den Cysten hervorgezogen waren. Beim ersten Blicke scheinen diese Würmchen nur eine fast ganz gleichmässige, schwachkörnige Beschaffenheit ohne innere Organe zu besitzen, Bischoff konnte eben- falls weder Mund- noch After- Oeffnung beobachten, doch erkannte er einen Darmkanal, welcher in dem stumpferen (Kopf-) Ende der Trichinen mit einem engeren Oesophagus anzufangen schien; der Darm besass von Stelle zu Stelle Einschnürungen, und bildete im hinteren Ende zickzackförmige Biegungen, Bischoff sah die Bewegun- gen des mit feinkörnigem Inhalte versehenen Darms deutlich. Sehr viele Wtirmchen besassen an dem Ende des vorderen Drittels des Körpers auf einer Seite einen kleinen dunklen Fleck^ welcher von verschieden grossen, etwas gelblichen Kügelchen zusammengesetzt ist; Bischoff hat zwar an diesen Kügelchen keinen Eierbau wahr- genommen, ist aber doch geneigt, den Fleck für einen Eierstock zu halten, zumal da bei dem Pressen ausser jenen Kügelchen einige Male neben dem Darme noch ein anderes röhrenförmiges Gebilde, vielleicht ein Eileiter, hervortrat. Nach herausgepresstem Darmkanale bemerkte Bischoff ganz deutlich einen in der Mitte des Wurmkörpers verlaufenden Längsstreifen, der vielleicht ein Längsgefäss oder ein Nervenstrang gewesen sein könnte. Bischoff erwähnte gleichfalls der Petrifikation mehrerer Cysten, deren Inhalt er als körnig und nicht als krystallinisch bezeichnete. Derselbe möchte diese Parasiten als eine neue Ordnung der Entozoen hinstellea, welche den Uebergang von den Nematoideen zu den Cysticen machte und gab daher unter Veränderung des Namens Trichina in Trichinia von dieser neuen Ordnung folgende Characteristik : Trichinia spiralis: T. minutissima, spiraliter, raro flexuose incurva^ capite obtuso, collo nuUo, cauda attenuata obtusa. Vesica externa elliptica, extremitatibus plerumque *) Medizinische Annalen. Bd. VI. Hft.'g S. 233. Ein Fall von Tri- chinia spiralis. Mit Abbildungen. **) Ebenda. Hft. 3 ^. 485. Nachtrag ZU dem Aufsatze über Tri- chinia spiralis. 296 attenuatis, interna ovalis. Bischoff fragt nach den Keimen dieses immer nur sehr selten und an einer so ganz bestimmten und von der Aussenwelt abgeschlossenen Stelle vorkommenden Binnenwurms, und findet, dass hier die generatio spontanea noch immer fest stehe, so sehr ihre Grenzen auch immer mehr eingeschränkt werden. Hier- auf giebt Bischoff einen genauen Sectionsbericht des Verstorbenen, der ausser den vielen Muskelparasiten auch eine ziemliche Menge Spulwürmer im Dünndarme beherbergte. Am Schlüsse der Abhand- lung stellt derselbe alle bis jetzt bekannt gewordenen Fälle von Trichin. spiral. tabellarisch zusammen. Gegen Kobelt nimmt Henle die Priorität in Anspruch*), die Trichina spiralis zuerst in Deutsch- land gefunden zu haben und verweist auf Müllers Archiv 1835 S. 528, wo derselbe, beiläufig sei es erwähnt, angiebt, dass die in den Cysten beobachteten Verglasungen mit Säuren aufbrausen. Bowman fand unter den Muskelbündeln eines sonst gesunden Aales einen Primitiv-Muskelbündel**), der einer durchsichtigen Röhre glich, und eine Menge (über 100) kleiner, nach Art der Trichina spi- ralis zusammengerollter, schmarotzender Würmer enthielt. Die Scheide der primitiven Muskelfaser, welche diese Röhre bildete, war unver- sehrt, und liess in ihrem Inneren auch keine Spur von primitiven Fasern erkennen, indem diese wahrscheinlich den Würmern zum Futter gedient hatten. Aus den nachher an beiden Enden angeris- senen Röhren schlüpften mehrere Würmchen hervor und beweg- ten sich auf mannigfache Weise. Sie hatten eine Länge von ^j eines Zolles, waren an dem einen Ende stumpf abgerundet, an dem anderen dagegen stark verschmächtigt. In ihrem Inneren enthielten sie blasig -körnige Masse ohne irgend eine auffallende Structur, nirgends war an der Oberfläche der Thiere eine Oeff- nung zu entdecken. Zwischen diesen Würmern befanden sich in jener Röhre ovale Körper, welche in Grösse den zusammengerollten Würmern gleich kamen j bei näherer Untersuchung stellten diese ovalen Körper eine Cyste vor, welche blasig-körnige Masse enthiel- ten und unentwickelte Würmer darzustellen schienen. Kein anderer Muskelbündel des Aales zeigte ein ähnliches Verhalten, freilich wurde aus Mangel an Zeit in dem Aale nicht ganz genau darnach gesucht. Diese Würmer erinnerten Bowman zwar an Trichina spiralis, doch unterschieden sie sich von diesem Parasiten bestimmt dadurch, dass Trich. spiralis immer ausserhalb der Muskelbündel-Scheiden in einer Cyste für sich wohnt, während jene Würmer gesellig in einer röhrenförmigen Scheide leben. *) Froriep's Neue Notizen Nr. 306 S. 320. **) Philosophical transactions 1840 P. I. S. 480. Bowman: on the minute structure and movements of voluntary muscie. Plate XVH. Fig. 41 — 45. 297 A-canthocephala. Nach Henle's Beobachtung soll das Nervensystem des Echinorrhynchus nodulosus nach dem Typus der Molluscen gebaut sein und aus einem Ringe von Querfasern bestehen, der an der Geschlechtsmündung gelegen und zu beiden Seiten mit Haufen von Ganglienkugeln besetzt ist, aus denen sich Fä< den in den Körper erstrecken*). Creplin trennt den Echinorrhynchus Salmonis Müll, von Ech. fusiformis Zed. unter dem besonderen Namen Ech. pachysomus Crepl.*^. In Kopenhagen heisst es allgemein, dass man in den Monaten, in deren Namen kein r ist, keinen Dorsch essen dürfe, weil seia Fleisch alsdann Würmer enthielte. Eschricht untersuchte mehrere Male den Gadus Callaris in den Monaten Mai, Juni, Juli und August und fand allerdings Echinorrhynchen in ihrem Fleisch***) 5 erinnert man sich an die Entdeckungen Miescher's, so kann man hiebei auch an ein Wandern der Echinorrhynchen denken. Vrematoda* Nach Duvernoy soll sich bei den Trematoden dasAth- mungs- und Gefässsystera, wenn ein solches vorhanden ist, mit dem Nahrungsschlauche vermischen, und seine Aeste nach der Oberfläche des Körpers schicken, wo die Läuterung und Lüf- tung des Nahrungssaftes vor sich gehe-J-). Nach Creplin's Untersuchungen ist Amphistomum truncatum Rud. das Distomum conus Crepl., welches durch die Einwirkung des Weingeistes den Bauchnapf so stark schliesst, dass er nicht leicht als ein solcher erkannt wird ff), Valentin erkannte \n Distomum lanceolatum die sehr lebhaften Spermatozoen, welche kleine rundliche Köpfe und verhältnissmässig starke, hinten sehr fein auslaufende Schwänze besitzenfff). Zu bei- den Seiten des Leibes des Parasiten bemerkte Valentin zwei helle Längsgefässe, vielleicht die Hauptstämme eines Blutgefässsystems, auch eine Andeutung von einem centralen Nervensysteme glaubte derselbe am vorderen Theile des Schlundkopfes wahrgenommen zu *) Froriep's Neue Notizen. No. 285 S. 330 und MüUer's Archir 1840 S. 318. **) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. O. S, 284. ***) Act. Acad. Leop. a. a. O. S. 147. f) Froriep's Neue Notizen. Nr. 311 S. 41. ff) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. 0. S. 886. f f f ) MüUer's Archiv 1840 S. 317. 298 haben. Bei einem 6 Zoll langen Schafembryo traf Valentin in der das Rückenmark umgebenden Flüssigkeit, da wo das verlängerte Mark in das Rückenmark übergeht, Eier von Distomum lanceola- tum*). Nach Gulliver's Untersuchungen besitzen die ausgebil- deten Eier von Distomum hepaticum einen Deckel, vs^elcher beim Pressen aufspringt**). Die Länge der Eier beträgt 25 o eines Zolles an Länge und ^Ij^ eines Zolles an Breite. Der Inhalt der Eier besteht aus einer granulirten Masse, und einigen runden Bläschen, welche zuweilen wieder ein Bläschen enthalten. Gulliver fragt, ob die ge- wöhnlich als Distomen-Eier betrachteten Körper nicht Cysten mit mehreren Eiern seien, und ob die in den Eischalen enthaltenen vor- hin erwähnten Bläschen nicht eben so viele Eidotter darstellten? was Ref. nach seinen Erfahrungen bestimmt verneinen muss. Ueber die Jungen von Distomum cygnoides theilte Miescher dieselben Beobachtungen mit***), welche Ref. bereits im Jahre 1835 in diesem Archive B. I. S. 66 bekannt gemacht hat. Miescher konnte ebenfalls nicht die geringste Aehnlichkeit zwischen den infusorien-artigen Jun- gen und dem erwachsenen Dist. cygnoides auffinden und vermuthet daher, dass erstere mit den im Mastdarme der Frösche wohnenden Binneninfusorien in genauerer Beziehung stehen könnten. Nordmann sieht sich durch die Analogie verleitet, jetzt zu glauben, dass bei Diplo%oon paradoxum die Geschlechtsöffnungen am vorderen Theile des Körpers angebracht sindf). In Bezug auf die Natur der schwarzen Puncte, welche längs des Saumes des Rückens von Tristomum papillosum vertheilt sind, ist Grube mit Diesing verschiedener Meinung -J-J-). Ersterer hält sie für wahre, nur äusserst kurze Stacheln, während sie Diesing als quere elliptische Erhöhungen beschreibt, in welchen sich 3 bis 4 in einer Reihe liegende, dunkelbraune, fast kreisrunde Vertiefungen (Stigmata) befinden. Grube will sein Exemplar von Orthagoriscus mola erhalten haben. Creplin erklärt den von Schultze Cycloco- tyle lanceolatum benannten, an den Kiemen von 8almo Fario schma- rotzenden Wurm für ein Octobothryum , jedoch für verschieden von dem bisher bekannten Octobothryum lanceolatum «i-f-i-); auch Cycloco- iyle Belones Ott. möchte Creplin für ein Octohothryum halten. Unter dem Namen Ancyrocephalus stellt Creplin eine neue *) MüUer's Archiv 1840. S. 319. **) Proceedings of the zoological society. March. 10. 1840. S. 30. G, Gulliver: notes ou the ova of the Distoma hepaticum. ***) Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesell- jH Schaft in Basel a. a. O. S. 39. ^ •^) Lamarck: hist. nat. des anim. sans vertebres a.a.O. S. 597. ff) Grube: Aktinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen und Mittelmeers. 1840 S. 49. ff t) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. 0. S. 391. 299 Trematoden-Gaitung auf, mit der Species A. paradoxus "*) y welche an den Kiemen von Perca Lucioperca von ihm gefunden wurden; die Länge des Wurms beträgt 3 Linien, sein Leib ist niedergedrückt, am etwas dickeren Kopfende sitzen vier starke, nach hinten ge- krümmte spitzige Haken, zwei oben, zwei unten, welche an Gestalt und Bau den Haken der Echinorrhynchen ähnlich sind. Von Poren oder Näpfen hat Creplin nichts gesehen, eben so wenig sind ihm die inneren Theile dieses Parasiten deutlich geworden. Die Farbe der frischen Würmer war glänzend weiss, der Hinterleib dunkler; Creplin glaubt, dass diese Schmarotzer vielleicht bewaffnete Mono- stomen sein könnten; auch Ref. hat im März des Jahres 1932 zu Heilsberg eine Menge dieses Ancyrocephalus paradoxus an den Kie- men des Zanders aufgefunden, ist aber bis jetzt eben so wenig als Creplin im Stande gewesen, über den inneren Bau dieses Wurmes Auskunft zu erlangen. Es ist zu bedauern, dass Grube über den inneren Bau des im- mer noch sehr räthselhaften Phoenicurus varius Rud. , welches der- selbe (stets allein, ohne Thetis), sowohl in Triest als in Neapel er- halten hat, keine weitere Auskunft giebt **). Nordmann äussert die Meinung, dass das räthselhafte von Diesing unter dem Namen Thysanosoma actinoides beschriebene We- sen (s. Oestreich. med. Jahrb. VIL pag. 105.) , mit Leucochloridium paradoxum Car. verglichen werden könne***), während Creplin sogar Bedenken trägt, jenes Wesen überhaupt als selbständigen Eingeweidewurm gelten zu lassen -j-). Von einem ganz eigenthümlichen Parasiten hat Numan in Utrecht eine Beschreibung geliefert -j-f) , welche trotz der beigefüg- ten Abbildungen in dem Ref. manche Zweifel über das wahre We- sen dieses Eingeweidewurmes erregt hat. In einer Einleitung be- spricht Numan alles, was bisher über die Eingeweidewürmer im Auge der Thiere und des Menschen bekannt geworden ist, und geht dann zur Erzählung des folgenden Falles über. Eine dreijährige Stute inländischer Race zeigte sich sehr lichtscheu, am rechten Auge derselben waren die Augenlider geschwollen, die Bindehaut hoch- roth gefärbt und die Hornhaut etwas getrübt, in der vorderen Au- *) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. O. S. 292. **) Grube: Aktinien, Echinoderm. u. Würmer. S. 49. ***) Lamarck: bist, natur. a.a.O. S. 591. f) Encyclopädie. a. a. O. S. 301. ■\Y) Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiedenis cn Pliysiologie. Uit- gegeven door Van der Hoeven en De Vriese. VII. 1840. S. 358. Nu- man: over Wormen, voorkomende in de oogen van sommige dieren en den mensch, vergezeld van eene waarneming omtrent een bijzon- deren, tot dus ver niet beschrevenj worm, verwijderd uit det oog van een paard, door de opening van het hoornnvlies. 300 genkammer befand sich ein fremder Körper, dessen Gestalt sich nicht recht erkennen liess; die Sehkraft des Auges schien verloren zu sein. Das Auge verdunkelte sich bald stärker, hellte sich aber nach einiger Zeit wieder auf, und man sah jetzt deutlich einen Wurm in der vorderen Augenkammer, der die Länge eines Zolles und die Dicke eines Strohhalmes besass. Der Wurm bewegte sich sehr stark, wenn das Auge den einfallenden Sonnenstrahlen ausgesetzt war, während er sonst auf dem Boden der Augenkammer meistens still lag. Nachdem der Wurm durch einen Hornhautschnitt aus dem Auge entfernt war, bot er eine Länge von 13 Linien und eine Dicke von 2 Linien dar, sein Leib war etwas abgeplattet und wie ein Bandwurm oder eine Insecten- Larve gegliedert, eine Insecten- Larve war indessen der Wurm durchaus nicht. Die vorderen Glie- der des Körper erschienen länger und breiter als die hinteren. Auf der Bauchseite des dritten Gliedes trat [eine röhrenförmige Schlinge nach aussen hervor, vielleicht das Ovarium. Der Kopf war stumpf und trichterförmig eingezogen, der eingezogene Theil zeigte in der Mitte eine MundöfTnung und in der Umgegend einen Besatz von fei- nen, braunen, hornartigen Puncten, die übrige Hautoberfläche war uneben und gerunzelt, was von der Einwirkung des Weingeistes herrühren mochte. Numan glaubte diesen Wurm für ein Monostomum halten zu müssen, und schlug den Namen Monost. Settenü, (van Set- ten hatte den Wurm aus dem Auge entfernt), für diesen Schmarotzer vor. Nachdem die vorhin erwähnte, aus dem Leibe des Wurmes hervorhängende Schlinge mit einer Nadel angestochen war, ergoss sich aus derselben eine Feuchtigkeit, welche microscopisch betrach- tet aus einer Menge Eier bestand. Diese Schlinge nimmt sich übri- gens in der Fig. 3. (PI. X.) wie ein Saugnapf aus, auch in der Fig. 4. ist diese Schlinge höchst undeutlich dargestellt, man möchte fast glauben, sie stellte in Fig. 3. und 4. ganz verschiedene Objecte vor. Grube hat unter dem Namen Polyporus Chamaeleon eine neue Trematoden-Gattung beschrieben und abgebildet*), die er nur einmal zwischen den Kiemenbögen von Sparus erythrinus gefunden hat. Der Körper des 2 Linien langen, (soll aus der gegebenen nicht vergrösserten Abbildung zu schliesscn wahrscheinlich heissen : 3 Zoll langen), Thieres ist vorne dicker und höher als hinten, und läuft nach hinten spitz aus. Auf dem Rücken des undurchsichtigen weis- sen Körpers erhebt sich eine durchscheinend häutige Flosse, längs der Mitte der Bauchfläche verläuft eine zweite niedrigere Flosse. Zu jeder Seite derselben tritt eine Reihe von zwölf kurzen Stum- meln aus dem Körper hervor, welche in ihrer Grösse nach hinten allraälig abnehmen. An dem Ende mehrerer Stummeln sah Grube fleischige Saugnäpfe sitzen, die Näpfe der übrigen Stummeln mögen beim Abnehmen des Parasiten von seinem Wohnorte abgerissen sein. *) Grube: Afctio., Echinod. u. Würmer. S. 49. Fig. %. 301 Der fast gerade abgeschnittene Vorderrand des Körpers besass in der JVIitte einen kleinen Einschnitt, der vielleicht die Stelle des Mun- des andeutete. Von Eingeweiden schimmerte nichts durch die Kör- perhüUe hindurch als ein von vorne nach hinten verlaufender dunk- ler Streif. Grube beobachtete an diesem Thiere einen ähnlichen Farbenwechsel, wie er bei den Cephalopoden vorkommt, und be- schreibt denselben ebenso, wie ihn R. Wagner noch ganz kürzlich von den Cephalopoden in diesem Archive, 1841. B. I, pag. 35. be- schrieben hat, überhaupt kann sich Ref. des Gedankens nicht erweh- ren: dieser Polyporus Chamaeleon des Grube sei auch wirklich nichts anderes gewesen, als das vordere Fragment eines Cephalo- poden-Armes. Cestoidea, Ueber die Metamorphosen bei den Helminthen lieferte Mies eher eine höchst interessante Abhandlung *); da die Reihe der Verwandlungen zwar mit einer Filaria beginnt, aber mit der Bildung eines Tetrarrhynchus sch'liesst, so möge über diese Abhandlung hier berichtet werden. Miescher fand nämlich die Filaria piscium besonders häufig in folgenden Fischen des Pariser Fischmarktes: in Trigla Gurnardus, Lyra, Cuculus und lineata, in Trachinus Draco und Gadus Merlan- gus. Die Filarien lagen theils frei in der Bauchhöhle, theils sassen sie unter dem Peritonäal-Ueberzuge der verschiedenen Eingeweide, zwischen den Platten des Gekröses, unter dem Peritonäum der Bauchwände, in den Muskeln der letzteren, meistens einzeln, zu- weilen mehrere in Nestern beisammenliegend und von einem ge- meinschaftlichen pseudomembranösen Balge umgeben. Letztere An- gabe fällt Ref. auf, da derselbe bei Gadus Callarias niemals mehr als 1 Individuum von Filaria piscium in einem Balge eingeschlossen fand (s. dieses Archiv. 1838. B. I. pag. 306). Miescher's Beschreibung des Wurms stimmt ziemlich mit der überein, welche Ref. an dem angeführten Orte gegeben hat, nur ist des eigenthümlichen band- artigen Organes, welches sich nach den Untersuchungen des Ref. durch die ganze Leibeshöhle der Filaria hindurch erstreckt, nicht er- wähnt, dagegen war es Miescher gelungen, im weiteren Verlaufe seiner Untersuchungen die Geschlechtstheile, welche anfangs gänz- lich zu fehlen schienen, aufzufinden. Derselbe erkannte nämlich die auf gewöhnliche Weise angeordneten weiblichen Geschlechtswerk- seeuge, jedoch so fein und zart, dass sie leicht übersehen werden konnten. Die beiden Eierröhren enthielten selbst bei den grössten *) Bericht über die Verhandl. der naturf. Gesellsch. in Basel, ö. a. O. S. 25. 302 Exemplaren keine Spur von Eiern, sondern der Inhalt derselben be- stand nur aus einer wasserhellen Flüssigkeit mit wenigen sehr klei- nen Körnern vermischt. Die Scheide trat am Ende des ersten Drit- telte des Wurmes zur Muskelhaut, eine Oeffnung derselben nach aussen konnte aber nicht wahrgenommen werden. Diese Filarien schienen einem Häutungsprozesse unterworfen zu sein, da Miescher nicht nur zahlreiche zusammengeschrumpfte leere Schläuche vorfand, sondern auch häufig Filarien antraf, welche noch in diesen Schläu- chen steckten und mit denselben umherkrochen; ein solcher Schlauch umschloss dann genau den Leib der Filarie, ragte aber über das vordere und hintere Ende des Wurmes etwas hinaus und enthielt in seiner Höhle eine klare, zuweilen durch Körner getrübte Flüssigkeit. In Gesellschaft dieser Filarien fand Miescher immer eigen- thümliehe chrysalidenartige Körperchen in zahlreicher Menge, aber starr und regungslos frei in der Bauchhöhle liegend oder in den Muskeln der Bauchwandungen vergraben; auch mit den Filarien la- gen sie in einem und demselben Knäuel beisammen, und waren von ähnlichen pseudomembranösen Bälgen umschlossen. Es bestehen diese chrysalidenartigen Körperchen aus zwei Theilen, aus einem kugeligen oder eiförmigen Kolben, und einem von diesem ausgehen- den cylindrischen Schwanz. Der Kolben beträgt in seinem Quer- durchmesser | bis | Lin. und in seiner Länge 1 bis f Lin., und ist an seinem freien Ende in einen kurzen abgesetzten Nabel ausgezo- gen. Der Schwanz von 4 bis 6 Lin. Länge, durch eine deutliche Abschnürung vom Kolben geschieden, ist an seinem Ende abgerun- det und meistens ösenförmig umgebogen. Diese chrysalidenartigen Körperchen findet Ref. ganz mit denjenigen Körpern übereinstim- mend, welche Leblond (Annales des sciences naturelles. 1836, pag. 890. PI. 16. Fig. 2. 3.) aus Muraena Conger beschrieben und abgebildet hat. Hinsichts der allmälig mit diesen Körperchen vorgehenden Verän- derungen bemerkte Miescher, dass der Schwanz an Länge nicht nur abnahm, sondern ganz und gar einschrumpfte, so dass zuletzt nur noch der Kolben übrig blieb; dieser dehnte sich in dieser Zeit um sein doppeltes bis dreifaches Volumen aus und erschien zuletzt als ein einfacher länglicher abgerundeter Balg. Dieser Balg, mochte er noch ein Schwanzende besitzen oder nicht, bestand immer aus einer äusseren, dickeren, bräunlich gefärbten Hülle, unter welcher sich eine zweite immer sehr zarte glashelle Hülle befand, welche eine der äusseren Form des Balges entsprechende Höhle einschloss; diese Höhle wurde von einem neuen Wurme, dessen Gestalt sich nach der der Höhle richtete, ganz ausgefüllt; so lange nämlich der chrysali- denartige Körper noch aus Kolben und Schwanz bestand, erstreckte sich der mehr oder weniger langgestreckte Hals des Wurms in die Höhle des Schwanzes hinab. An dem Ende des Halses befand sich eine Einkerbung, die als Mund betrachtet werden könnte. Ref. er- blickt in der Abbildung, welche Leblond von diesem Wurme gege- 303 ben hat (PI. 16. Fig. 2. 3. g.), an derselben Stelle eine deutliche Oeffüung; von dem grossen Saugnapfe, welchen Leblond an dem Körper dieses von ihm mit dem Namen Amphistoma ropaloides be- legten Wurmes gesehen haben will, findet man in Mieschers Be- schreibung nichts erwähnt. Bei der Zurückbildung des Schwanzes beobachtete Miescher ferner, dass sich der Hals des Wurms in den sich erweiternden Kolben zurückzog, und allmälig sich ganz verlor; in den einfachen ovalen Bälgen fand derselbe alsdann einen ovalen^ etwas plattgedrückten trematodenartigen Helminthen, an dessen vor- derem Rande die als Mund gedeutete Einkerbung bestimmter zu er- kennen war. Dieser Helminthe bestand aus einer durchsichtigen gleichförmigen Substanz mit eingestreuten runden, grösseren und kleineren Körnern, ohne alle Spur von irgend besonderen inneren Organen; seine, wenn auch sehr trägen wurmförmigen Bewegungen Hessen an der selbständigen Thierheit dieses Wurmes nicht zwei- feln. Miescher trug kein Bedenken, zu vermuthen, dass die chrysa- lidenartigen Körperchen aus den Filarien hervorgegangen sind, ob- gleich derselbe die Verwandlung einer Filaria in ein kolbiges Kör- perchen nicht direct beobachtet hat. Als Grund für seine Vermu- thung führte Miescher Folgendes an: die rudimentären Generations- organe der Filarien deuteten darauf hin, dass diese Thiere ihre Be- stimmung noch nicht erreicht hatten, die kolbigen Körperchen kamen mit den Filarien an einem und demselben Orte vor, ganze Nester von kolbigen Körperchen und Filarien sah Miescher von einem gemein- schaftlichen Balge umschlossen, in welchem sich grössere und klei- nere Filarien, geschwänzte und ungeschwänzte Kolben vorfanden. Bei den drei verschiedenen Fischgattungen, an welchen diese Unter- suchungen angestellt wurden, bei Trachinus, Trigla und Gadus, bo- ten die Filarien sowohl, als die kolbigen Körper durchgreifende Species -Unterschiede dar. Der tremalodenartige Wurm schien «ich neu zu entwickeln^ während sich die Substanz der Filaria bis auf die Epidermis zu einem Nahrungsstofife für das neue Geschöpf auflöste. Miescher nahm hie- be! das hintere Ende der Filaria als den Entwicklungsort des neuen Wurnies an. In dem hinteren Leibestheile des trematodenartigen Wurmes bildete sich immer allmälig ein Tetrarrhynchus aus, wobei der erstere Wurm fortlebte und seine Hülle nicht verliess. Der Tetrarrhynchus, welcher auf keine Weise mit dem trematoden- artigen Wurme in organischer Verbindung stand, lag ringförmig zu- sammengebogen in seiner Höhle und gab durch Ein- und Ausziehen der vier Rüssel und durch Drehung des Körpers sein selbständiges Leben zu erkennen. Leblond beobachtete ebenfalls in den geschwänz- ten Körperchen einen ähnlichen Tetrarrhynchus, den derselbe für den Tetr. appendiculatus Rud. erklärte; von dem Appendix, den Leblond an diesem Tetr. beobachtete, findet Ref. in der Beschreibung,, welche Miescher von seinem Tetrarrhynchus gegeben, nichts erwä^mt. Bei 304 einer Trigia Gumardus fand Miescher im Monate März neben leben- den Filarien und kolbigen Bälgen sehr viele iingeschwänzte Bälge vor, von welchen die meisten leer waren und nur eine schleimige körnige Materie enthielten. Bei weiterem Suchen entdeckte Mie- scher einige ausgeschlüpfte Tetrarrhynchen in der Bauchhöhle, ge- rieth aber in grosse Verwunderung, als nach Oeffnung der Brust- höhle diese von Tetrarrhynchen wimmelte und das Herz von ihnen wie durchspickt war, was um so mehr auffiel, da Miescher in dieser Höhle niemals Filarien oder kolbige Körperchen angetroffen hatte. Die hier gefundenen Tetrarrhynchen zeichneten sich durch einen kurzen Appendix am Ende des JLeibes aus, der etwas schmäler als der übrige Leib und in diesen gleichsam eingeschoben wftr. Mie- scher konnte an diesen Würmern beobachten, mit welcher Leichtig- keit sie sich mittelst ihrer Haken -Rüssel in die verschiedenen Ein- geweide des Fisches einbohrten und vergruben, ohne irgend eine Verletzung zurückzulassen, er durfte daher mit Recht schliessen, dass die in der Brusthöhle angetroffenen Tetrarrhynchen aus der Bauchhöhle dahin gelangt waren. Miescher sprach hierauf die Ver- muthung aus, dass die Tetrarrhynchen auf dem Wege gewesen wä- ren, den Fisch zu verlassen, und zwar durch die häutige hintere Wand der Kiemenhöhle, hinter welcher sie sich in besonders grosser Anzahl bereits versammelt hatten.- Miescher vermuthete weiter, dass diese Tetrarrhynchen, in das Seewasser gelangt, andere Thiere zu ihrem Aufenthalte aufsuchen, was ihm besonders deshalb wahrschein- lich dünkte, weil er später in Nizza nicht selten ähnliche Tetrarrhyn- chi in dem mit Wasser gefüllten Mantel von Loligo sagittata ange- troffen. Ref. fand zu Pola ebenfalls ganz ähnliche, geschlechtslose, mit einem in den Leib eingeschobenen Appendix versehene Tetrar- rhynchen zwischen den Magenhäuten von Sepia officinalis, gleich- sam als wenn sie sich von aussen bis dahin schon eingebohrt hät- ten, um sich einen neuen Aufenthalt aufzusuchen. Miescher wirft zuletzt noch die Frage auf, ob die geschlechtslosen Tetrarrhynchen sich nicht später in Bothryocephalen aus der mit Hakenrüsseln bewaffneten Gruppe verwandeln könnten, da die zu dieser Gruppe gehörigen Bothryocephalen in Kopf und Hals ganz einem Tetrarrhyn- chus glichen; für die Wahrscheinlichkeit dieser Metamorphose führte Miescher folgende Beobachtung an: ein in Nizza frisch getödteter IVotidanus griseus enthielt in der Höhle des Spiraldarmes eine grosse Anzahl von Bothryocephalus corollatus Rud., in den Gliedern dieser Bandwürmer waren die männlichen und weiblichen Genitalien deut- lich entwickelt, zwischen den Häuten desselben Darmes fand sich ein in einem erbsengrossen dickwandigen Balge eingeschlossener Helminthe vor, an dessen Tetrarrhynchus - Kopfe zwei Taenien- Glieder ohne entwickelte Genitalien hingen, ohne Zweifel stand die- ser noch unentwickelte Helminthe mit dem Bothryocephalus corol- latus der Darmhöhle in Beziehung. 305 Creplin fand wie Miescher ähnliche geschwänzte Kiirperchen am Peritonäum von Esox Bclone, meinte auch wie Leblond am dicken Ende derselben einen Porus gesehen zu haben, konnte aber eben so wenig als Ref., (s. dieses Archiv. 1837. B. U. pag. 265.), einen Wurm, sondern immer nur eine weisse körnige Masse in diesen Schläuchen bemerken*); interessant ist ausserdem Creplins Bemerkung, dass Esox Belone allerdings einen ansehnlichen, 2 Zoll langen, dem Te- trarrh. attenuatus ähnelnden Parasiten in seiner Leibeshöhle beher- berge. Durch Creplin erfahren wir, dass den ohne Angabe des Fund- ortes von Rudolphi beschriebenen Tetrarrhijnchus grossus das zoolo- gische Museum zu Greifswalde aus der Bauchhöhle des Lepidopus PeronüRiss. besitzt**). Derselbe erklärt zwei von Otto erhaltene Tetrarrhj'nchen aus Squalus griseus für Tetrarrh. tenuicolUs Rud., ihre vier Hakenrüssel haben die Länge des Kopfes, die lateralen Gruben sind nach der Länge elliptisch, im Boden derselben ist keine Spur einer Scheidewand zu beobachten , die Rüssel gehen von dem Vorderrande der Gruben aus, der Hals ist cjlindrisch und in den Körper wie eingesetzt, letzterer erscheint umgekehrt eiförmig und stark niedergedrückt. Den Triaenophorus nodulosus fand Creplin im Darme des Cyprinus Gobio und in der Leber von Gasterosteus pungitius. Creplin will die Ligula aus Cyprinus Carassius wegen zweier paralleler Furchen, welche hier jede der beiden Seiten des Körpers durchziehen, von Aev Ligula simplicissima als Ligula digramma getrennt wissen; er vermuthet, dass sich aus dieser Lig. digramma (und vielleicht auch aus anderen noch nicht bekannten, ebenfalls doppelfurchigen Arten) in den Vögieln die Ligulae mit doppelter Reihe von Eierstöcken, die Lig.ititefrupta und alternans Rud., aus- bilden^ während die mit einfacher {Ligul. uniserialis R.) oder auch mit etwas verschobener Reihe (^Lig. sparsa R.) aus der Lig. simpli- cissima, die man auch Lig. monogramma nennen könnte, entstehen mögen***). Nach Creplin's Angaben wurde die Ligula interrupta vonMehlis in Colymbus arcticus und septentrionalis, und von Schil- ling im Darme des Mergus Serrator mit Ligula sparsa vermengt gefunden. Schistocephalus dimorphus ist von Creplin und Schil- ling als Bothryocephalus solidus R. im Darme von Ciconia nigra und Recurvirostra Avocetta und von Creplin im Darme und in der bursa Fabricii des gemeinen Raben entdeckt worden f). Eine neue Gattung der Cestoideen nennt Creplin Solenopho- rusy und zählt das Bothridium Pythonis Blainv. und Prodicoelia *) Encyclopädie von Ersch und Gruber. a. a. O. S. 294. ''*) Ebenda. S. 295. ♦ ***) Ebenda. S.296. t) Ebenda. S. 296. Archiv f. Nftturgesch. VII. Jahrg. ?. Band. 20 306 ditrema Lebl. hielier ''). Die Gattuogs - Cliaractere sind : „der Kopf besteht aus zwei kurzen^ der Länge nach mit einander verbundenen, vorne und hinten offenen Röhren, der Körper gegliedert, die Ge- schlechts Öffnungen auf der Mitte der Glieder." Solenophorus mega- cephalus ist nach Creplin der von Retzius beschriebene Bothryoce- phalus Pythonis aus dem Darme von Pytho bivittatus Kühl, vrurde auch von Otto in Python Tigris Daud. gefunden. Die Diagnose des Solenoceph. megacephaUis ist: „Kopf gross, Hals sehr kurz, viel schmäler als der Kopf, die ersten Glieder runzeiförmig, die folgen- den nach der Quere länglich viereckig, dann völlig quadratisch, end- lich nach der Länge rechteckig, alle mit etwas dickerem Hinterrande, welcher bei den längeren Gliedern nach hinten convex gebogen ist." Otto fand in einer wahrscheinlich neuen Art von Python einen von Solinoceph. megacephalus verschiedenen Bandwurm, für welchen Creplin als Solenoceph. grandis folgende Diagnose festgestellt hat: „Kopf mittelmässig, die Röhren desselben werden nach hinten dicker und nehmen dann wieder ab, Hals sehr kurz, etwas schmäler als der Kopf, die ersten Glieder sehr kurz, auch die folgenden kurz, und der Hinterrand derselben blattförmig erhoben." Ueber die Bothryocephalen ist endlich die lange erwartete ausführliche Abhandlung Es ehr ich t's erschienen, in welcher vorzüglich der Bothryocephalus latus und puncta- tus zum Gegenstande sehr interessanter Untersuchungen ge- dient haben. **) * Eschricht beschreibt zunächst die einzelnen vollkommen ausge- bildeten Glieder des Bothryoceph. latus, und findet das Parenchym derselben aus verschiedenen Schichten bestehend. An den Seiten- theilen der Glieder unter der Haut des Rückens und des Bauches liegt zunächst eine Schicht von Körnern, welche bei durchfallendem Lichte eine graugelbe Farbe zeigen, und welche an den Seitenrändern eines jeden Gliedes in einander übergehen^ Eschricht unterscheidet diese beiden Schichten durch die Benennungen Bauch- und Rücken - körn er. Auf diese Schichten folgen zwei ganz durchsichtige Schich- ten, zwischen welchen eine Schicht mit grossen runden weissen Kör- pern eingelagert ist, welche Eschricht Mittelkörner nennt. An die ersteren Körnerschichten sind Längenfasern, ohne Zweifel von muskulöser Natur, angeheftet, während die beiden durchsichtigen Schichten selbst aus Querfasern bestehen. An dem mittleren Theile der Glieder fehlen die Körnerschichten und Mittelkörner, die durch- sichtigen Schichten dagegen breiten sich unter der Bauch- und Rücken- haut über die Mitte der Glieder hinweg, zwischen welchen hier die *) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. O. S. 297. *^) Act. Acad. Leopold, a. a. O, S. 9. und Froriep's Neue Notizen 1840. Nr 318. S.147 u. S.148. 307 Geschlechtsthc'ile verborgen liegen. Der Eierbehälter besteh! aus einer einfachen ziemlich dünnhäutigen Rühre, welche mehrfach gewunden eine, in der Mitte eines jeden Gliedes befindliche, unregel- niässig sternförmige Höhle ausfüllt; diese Höhle nennt Eschricht Kapsel des Eierbehälters. Diese Kapsel besitzt keine dicke, aber sehr'feste Wände, und steht mit der weiblichen Geschlechtsöffnung, welche sich vor der Mitte der Bauchfläche eines jeden Gliedes be- findet, in engster Verbindung; vor dem hinteren Rande eines jeden Gliedes bildet die Kapsel des Eierbehälters eine grössere Höhle, welche einen Knäuel von engeren Windungen der Eierröhre um- schliesst, und von Eschricht Knäuelkapsei genannt wird. Zur Seite des Knäuels liegt ein länglicher flachgedrückter Sack (Sei- tendrüse) von weisslicher Farbe, der nach aussen stumpf abge- rundet ist, und nach innen mit einem Verbindungszweig auf der Bauchseite des Knäuels höchst wahrscheinlich in den Eierbehälter einmündet; beide Verbindungszweige gehen an derselben Stelle zu- gleich ineinander über. Am Hinter- und Innen-Rande dieser beiden Seitendrüsen tritt sehr häufig ein schmaler Gang hervor, der sich umbiegt und eine Strecke nach aussen hin verläuft. In diesen Sei- tendrüsen will Eschricht eine Menge von blinden Gängen erkannt haben, welche varikös angeschwollen waren, so dass jeder Knoten auf's Deutlichste ein schalenloses Ei darzustellen schien. Den Knäuel umgiebt ausserdem noch eine den Seitendrüsen an Farbe ähnliche Drüse in Form eines Ringes, der nach vorne mit der Vereinigung der beiden Seitendrüsen zusammenstösst, Eschricht lässt es indes- sen unentschieden, ob dieses Organ eine eigene Drüse oder nur eine Art Diverticulum der Seitendrüsen ist. An den Gängen des Eier- behälters erkannte Eschricht eigene Drüsen, welche zur Bereitung der harten Eischalen dienen sollten, zumal da die Gänge des Eier- behältcrs an ihren Rändern und Winkeln oft eine kreideweisse Farbe zeigten, was für eine kalkige Natur des Sekrets zu sprechen schien. Die Eier des Bothrj'oceph. latus fand Eschricht in den hin- teren Windungen des Eierbehälters milchweiss oder gelb, in den engen Windungen des Knäuels und in den vorderen sehr weiten Windungen dagegen gelbbraun oder selbst dunkelbraun gefärbt. Die Schale der braunen Eier ist hart und spröde, und zerspringt durch Druck unter knisterndem Geräusch in grössere und kleinere Stücke. Eschricht hält diese harte und spröde Beschaffenheit der Eischale der kalkigen Natur der sie ausscheidenden Drüsen entspre- chend, Ref. muss hiergegen einwenden, dass derselbe an den Hel- minthen-Eiern niemals eine kalkige Beschaffenheit hat wahrnehmen können. An sehr vielen hinteren Gliedern eines Stückes von Bo- thryocephalus latus fand Eschricht auf der Bauchseite in der Nähe des Mitteltheils jederseits einen grossen intensiv gelben Fleck, ge- nauer betrachtet bestand jeder dieser gelben Flecke aus vielen klei- nen Flecken, welche nichts anderes als sehr erweiterte Bauchkörner 20 ♦ 308 waren. Von diesen Bauchköruern traten eine Menge gleichfalls gelbgefärbter Ausführungsgänge hervor, die auf der Mitte der Bauch- fläche gegen den Hinterrand der Glieder hin rielfach unter sich ana- stomosirten, dort ein schönes Gefässnetz bildeten, und dann zu einem Hauptstammc vereinigt an den Knäuel des Eierbehälters traten. Es zeigte sich hiebei das auffallebde, dass zu den zwei hinteren Dritteln dieses Gefässnetzes eines Gliedes das vordere Drittel des Gefäss- netzes vom nächstfolgenden Gliede herübertrat, um den erwähnten Hauptstamm bilden zu helfen. Eschricht, welcher in den Windungen der Eierbehälter von Bothryoceph. latus häufig Ballen von Eiern durch eine braune Masse zusammengekittet vorfand, hielt dies für etwas normales, und berief sich auf Mehlis, der ausgesagt habe, dass die Eier der Tänien nicht einzeln, sondern zu klumpigen Massen zusammengeballt entleert würden; Mehlis behauptet dies jedoch nur in Bezug auf Taenia cucumerina, (s. Isis. 1831. pag. 70.;, in welcher immer etwa ein Dutzend Eier durch eine klebrige Masse in ziemlich regelmässig gestalteter Form vereinigt w^erden (s, Creplin: Obser- vationes de Entozois. Fig 13. 13.). Nachdem nun Eschricht jene gel- ben Körner für die Eierstöcke des Bothryoceph. latus gehalten, sprach er später die Meinung aus, diese Organe sonderten die braune Ma- terie ab, mittelst welcher die Eier zu Klumpen zusammengeballt würden. Als Hoden betrachtet Eschricht die oben erwähnte Mittel- schicht weisser Körper (Mittelkörner), die etwa noch einmal so gross als die Bauch- und Rückenkörner sind. Diese Mittelkörner oder Hoden erscheinen, näher betrachtet, als länglichrunde, kurz ge- stielte, durchsichtige Körper, welche eine Menge länglicher Bläschen enthalten, diese letzteren werden von Eschricht für die blinden En- den der drüsenförmigen Organe gehalten. Directe Ausführungs- gänge dieser Hoden konnte Eschricht nicht auffinden, dagegen sah derselbe auf der Rückenseite der Kapsel des Eierbehälters einen vielfach gewundenen schneeweissen Gang, dessen Anfang und Ende zu verfolgen unmöglich war, wodurch auch nicht entschieden wer- den konnte, ob hier nur ein Gang oder mehrere vorhanden wären; dennoch glaubte Eschricht dieses Gebilde als Samengänge deuten zu dürfen. Die Ruthenblase, welche in der Mittellinie an dem vorder- sten Theile jedes Gliedes liegt, ist birnförmig gestaltet und mit ihrem zugespitzten Theile an die vordere grosse Geschlechtsöffnung gehef- tet; in dieser Blase liegt eine kleinere Blase verborgen, aus welcher ein \ Lin. langer aber stark gewundener Stiel hervortritt, und in den Penis übergeht. In der Mittellinie der Bauchfläche nahe dem Vorderrande eines jeden Gliedes zeigt sich eine von der unter der Haut liegenden Penisblase hervorgebrachte Erhöhung, an deren hin- terer Wölbung sich eine weite Grube befindet, aus welcher sehr häufig der Penis bi? zu einer halben Linie lang hervorragt; hat sich der Penis zurückgezogen, so zeigt sich in der Grube nach vorne deutlich die Penis -Oeffnung, ganz nach hinten in derselben Grube 309 erscheint aber noch eine zweite OefTnung, von welcher Eschricht verniufhet, sie sei der Eingang zu dem weiten Eierbehalter^ mithin weibliche Geschlechtsoffnung. Hinter der weiten Grube befindet sich bekanntlich noch eine OelTnung, welche früher für die weibliche Ge- schlechtsoffnung angesehen wurde, Eschricht hat auch wirklich in dieser Oeffnung Eier gesehen, die aber sehr leicht von aussen in diese Grube gefallen sein konnten, denn eine Verbindung zwischen dieser Oeffnung und den weiten Windungen des Eierbehälters konnte Eschricht nicht entdecken. Da Eschricht überhaupt keinen Ausfüh- rungsgang des Eierbehälters auffinden konnte, so nimmt derselbe an^ dass die Eier gar nicht einzeln aus dem ELerbehätter hervortreten, sondern die einzelnen Glieder würden, wenn die Eier in grossen Massen incrustirt sind, zu einfachen Gehäusen umgebildet, welche späterhin, um die Eierklumpen zu entleeren, aufplatzten. Ref. muss gestehen, dass ihm nach dieser Beschreibung, trotz der schönen von Eschricht beigegebenen Abbildungen, der complicirte Geschlechtsap- parat dieses Bothryocephalus nicht ganz deutlich geworden ist, was besonders darin liegt, dass fast bei keinem der verschiedenen be- schriebenen Organe der Zusammenhang mit den übrigen Organen be- stimmt erkannt worden ist; was die gelben Bauch- und Rücken- körner betrifft, so ist Ref geneigt, diese für die Eidotter -Stöcke und die von ihnen ausgehenden anastomosirenden Kanäle für die Eidotter- Gänge zu halten, während die beiden von Eschricht für Eierstöcke erklärten Organe jenem die Eierkeime enthaltenden Or- gane (Keimstock) der Trematoden (s. Müller's Archiv. 1836. S. 235. und dieses Archiv. 1836. I. S. 221.), analog sein dürften. Von einem Nervensystem hat Eschricht in dem Bothryocephalus latus durchaus keine Spur ausfindig machen können. Als Darmkanal spricht derselbe die zwischen der Mittellinie und den beiden Seiten- rändern gerade herablaufenden Röhren an, von welchen durchaus keine Seitenäste ausgehen. Eschricht neigt sich zu der Vermuthung, dass diese Darmröhren eine wahre Maulöffuung au der Spitze des Kopfes haben, weil sich dieselben Röhren bei den Tänien in die vier Sangnäpfe des Kopfes öffneten, was übrigens Eschricht aus eigener Erfahrung nicht bestätigen konnte. In dem Parenchyme des Bo- thryoceph. latus fand Eschricht eine unzählige Menge unregelmässig runder, flachgedrückter Körperchen verbreitet, welche er KernUör- ner nennt, da sie aus zwei oder drei verschmolzenen Kreisen zu- sammengesetzt sind, und aus einem äusseren und inneren Theile zu bestehen scheinen. Eschricht konnte sich bei dem Anblicke dieser Kernkörner des Gedankens an Blutkörner nicht erwehren, die viel- leicht hier bei diesem Thiere ohne Kreislauf als festsitzend gedacht werden müssten; nach Ref/s Erfahrungen finden sich diese|Kernkör- ner bei allen Cestoideen und Cysticen ohne Ausnahme vor, sie ha- ben zuweilen eine vollständig scheibenförmige Gestalt mit sehr deut- lichen concentrischen Ringen, Ref. hat sie bisher mit dem Namen 310 Glaskörper bezeichnet, und sie stets in Säuren (oft unter Luft- entwicklung) auflösbar gefunden, wodurch sie ihre kalkige Natur verrathen, und also mit Blutkörnern keinen Vergleich aushalten. Ausser diesen KernkörnerD unterschied Eschricht im Parenchyme des Bothryoceph. latus noch kleinsteKörner (von 0,001 bis 0,005 Lin. im Durchmesser) in unzähliger Menge. Derselbe bemerkte unter verschiedenen Stücken von Bothryoceph, latus magere und fette Stücke, und schrieb die grössere Dicke der letzteren einer Ernäh- rungsflüssigkeit (L^^mphe) zu, welche in dem zelligen Gewebe des Parenchyms solcher Stücke in grosser Menge enthalten sein könnte; für dieses zellige Gewebe erklärt Eschricht die durchsichtige Schicht und das Gewebe, welches die Körnerschichten mit der Haut verbindet, durch deren Absorptionsvermögen das zellige Gewebe mit jener Flüssigkeit gefüllt werden könne. Eine zweite Abtheilung seiner Abhandlung nennt Eschricht: „Physiologie der Bothryocephalen und des Bothryoceph. punctatus im Besonderen," woraus Folgendes hervorzuheben ist. Fast in al- len Individuen des Cottus Scorpius finden sich meist zu allen Jah- reszeiten mehrere Exemplare des Bothryoceph. punctatus (gewöhn- lich 10, 2Q oder darüber an der Zahl); im Frühjahre 1837 fand Eschricht sehr häufig einen einzelnen grossen Bothryoceph. puncta- tus nebst einer grösseren oder geringeren Anzahl ungleich kleinerer Individuen. Diese Bothryocephalen sitzen immer mit ihren Köpfen an der Schleimfläche der appendices pyloricae fest, während ihr 'Körper in den Darm herabhängt. Die Anzahl dieser Bothryocepha- len ist nicht selten so gross, dass der Anfang des Darmes ganz da- von ausgestopft ist, und der Speisebrei Beschwerde haben muss, sich durchzuzwängen. Die Anheftung des Bothryoceph. punctatus geschieht mit dessen vorderer Platte und zwar sehr fest; durch rei- nes kaltes Wasser, sowohl salziges als süsses, ebenso auch durch manche scharfe chemische Stoffe wird dieser Bothryoceph. zu leb- haften Bewegungen angereizt, welche in alternirenden Streckungen und Einziehungen der verschiedenen Regionen seines Leibes beste- hen, wobei sein Kopf nach Verlauf einiger Minuten von der Ansau- gung ablässt. Der Kopf ist der beweglichste Theil des ganzen Wurmes, seine Bewegungen werden durch Kreismuskeln und Längs- muskeln bewirkt, mittelst welcher der Kopf sehr in die Länge ge- zogen und eben so sehr verkürzt werden kann. An seinem vorde- ren Ende ist der Kopf flach abgestutzt, und diese Fläche ist es, welche kugelförmig erhoben und napfförmig vertieft werden und auf diese Weise als Saugplatte benutzt werden kann. Der Kopf wird hauptsächlich von vier Seitenflügeln gebildet, welche sich in der Mittellinie zu einem ziemlich schmalen Körper vereinigen. Diese vier Flügel können sich auf sehr verschiedene Weise aneinander legen, sie können sich zu 2 und 2 nach den Seiten aneinander nei- gen und so foveae marginales bilden, können sich aber auch zu 2 311 und 2 nach oben und unfen umschlagen und so foveae laterafes dJEir- stellen, auch sind sie im H(ande, durch mehrfache Einschnärungeo des Kopfes auf einer und derselben Seite zwei bis drei hinterein- ander liegende Saugstellen hervorzubringen. Diese Saiiggruben be- nutzt der Wurm wahrscheinlich hauptsächlich bei dem Fortkriechen. Da die Gliederung des Bothryocephal. punctatus, obwohl sie sogleicb hinter dem Kopfe anfängt, nicht überall deutlich quer durchgeht^ sondern an vielen Stellen, besonders in der vorderen Hälfte des Wurmes, zwischen scharf abgegrenzten Gliedern entweder beidersei- tig oder nur auf einer Seite eine sehr kurze, nicht ganz quer durch- gehende Abgrenzung zu erkennen ist, so zieht Eschricht hieraus den Schluss, dass bei diesem Bandwurme sich die Glieder durch Quer- theilung der bereits vorhandenen Glieder vermehren, während sich bei den mit einem Halse versehenen Bandwürmern die neuen Glieder vom Halse abschnüren. Im Sommer fand Eschricht sehr kleine Individuen dieses Bothryocephalus, von 6, 4, 2 bis | Lin. Länge, im Cottus Scor- pius, sie sahen einem abgerissenen Vorderende grösserer Bandwurm- Individuen oft ganz ähnlich, nur war das hinterstie Glied immer das meist entwickelte, die kleinsten Individuen glichen genau einem einzelnen Bothrjocephalus-Kopf mit einem oder einigen Gliedern. Im November, Dezember und Februar vermisste Eschricht an allen, selbst an ziem- lich grossen Individuen dieses Bothryocephalus nicht allein die Eier, sondern die Geschlechtstheile überhaupt, und sieht hieraus die Ab- hängigkeit der Fruchtbarkeit des Bothryoceph. punctatus von den Jahreszeiten für erwiesen an; es entwickeln sich nämlich die Glie- der vom Fruhlinge an bis zum Sommer hin, lösen sich dann ab, während die Köpfe mit einigen noch anhängenden Gliedern, wie sie den Sommer über von Eschricht so zahlreich in den appendices pjio- ricae des Cottus Scorpius angetroffen wurden, einer neuen Jahres- periode entgegengehen, es entwickeln sich nach und nach wieder neue Glieder, welche im Winter noch keine Geschlechtsorgane be- sitzen, sondern diese erst im Laufe des Frühjahres erhalten. Esch- richt hat jene älteren, abgetrennten Kopfenden von wirklich ganz jungen Bothryocephalen bei genauerer Untersuchung ganz gut un- terscheiden gelernt, auch Ref. ist immer im Stande gewesen, bei Bothryoceph. proboscideus junge Thiere von kurz abgetrennten Kopf- enden erwachsener Individuen sicher zu unterscheiden, was beson- ders der bei den jungen Individuen stets unausgebildete Kopf be- günstigte. Eschricht war nicht im Stande an der vorderen Saug- platte der Köpfe von erwachsenen Bothryoceph. punctat. eine Oeff- nung zu entdecken, welche als Mundöffnuug hätte gelten können, Ref. hat ebenfalls nach einer solchen Oeffnung an derselben Stelle bei Bothryoceph. punctatus, proboscideus, infundibuliformis und clavi- ceps vergebens gesucht; dennoch nimmt Eschricht an der vorderen Saugplatte eine Mundöffnung an, von welcher jene doppelten unver- zweigten Seitenröhrcu, welche der Bothryoceph. punctatus in der- 312 selben Weise wie Bothryoceph. latus besitzt, als gabeliger Darm ausgehen soll. Ein sehr verzweigtes Röhrensystem, welches in mehreren Hauptstämnien der Länge nach in Schlangenbiegungen durch alle Glieder des Bothryoceph. punctatus verlief und sich maDnich- faltig verzweigte, gewährte Eschricht den Anblick eines Gefässsy- stems, ein ähnliches Gefässsystem erkannte auch Ref. in den Glie- dern des Bothryoceph. claviceps, besonders deutlich aber in der Ge- gend des Kopfes und der vorderen Glieder dieses Bandwurms. Auf der ganzen Oberfläche des Bothryoceph. punctatus bemerkte Esch- richt während des Lebens des Thieres eine Menge durchsichtiger kreisrunder Körperchen lose aufsitzen, welche derselbe nicht als Sekret des Wurmes betrachten, sondern als die erste Spur von Kie- men deuten möchte. Die Kernkörner fand Eschricht auch ,bei Bo- thryoceph. punctatus vor, ebenso die kleinsten Körner, die Lymphe, und die Muskelfasern, während Nerven auch in diesem Bothryoce- phalus nicht zu entdecken waren. Die Fortpflanzungsorgane des Bothryoceph. punctatus erschienen Eschricht ganz anders construirt als bei Bothryoceph. latus, daher es derselbe für möglich hält, dass unter der Bandwurmforra überhaupt viele ziemlich verschiedene Ty- pen verborgen liegen, was Ref. bestimmt bestätigen kann. Bei Bo- thryoceph. punctatus konnte Eschricht Rücken- und Bauchfläche k^um unterscheiden, indem auf jedem Gliede, sowohl an der einen, wie an der anderen, eine Reihe Geschlechts - Oeffnungen sich vorflndefc. Die Oeffnungen der einen Fläche nehmen immer die Mitte jedes Gliedes ein, und sind immer grösser als die Oeffnungen der anderen Fläche, welche dicht an dem oberen Rande der Glieder angebracht sind^ durch dieses eigenthümliche Structurverhältniss kommt es, dass der Bothryoceph. punctatus auf der einen Fläche männlichen, auf der anderen weiblichen Geschlechtes ist, Eschricht möchte wegen dieses bisher in der Thierwelt ganz unbekannten Organisatioas- Verhält- nisses den Bothryoceph. punctatus als eine besondere Gattung, etwa unter dem Namen Amphaphrodite, hinstellen. Eine eigenthümliche Krankheit dieses Bandwurms gab Gelegenheit, den männlichen Ge- schlechtsapparat von dem weiblichen bequem zu sondern. Es fan- den sich nämlich im März unter einer Menge Individuen dieses Band- wurmes auch runde Bandwürmer, an anderen Individuen sah Eschricht mehrere kleinere Strecken von Gliedern blasenartig angeschwollen. Durch einen Längsschnitt konnte Eschricht an diesen Bandwürmern die auf natürliche Weise innerlich gesonderten Genitalien leicht biossiegen, dennoch ergab aber diese Untersuchung wenig genügende Resultate; auf der weiblichen Fläche war ein in einfachen Windun- gen gekrümmter Eierbehälter zu erkennen, dessen Nebentheile je- doch undeutlich blieben, nur waren die sogenannten Bauch- und Rückenkörner ganz in der Art vorhanden, wie bei Bothryoceph. latus, was auffallen musste, da ja nur die weibliche Fläche diese Organe besitzen sollte. Als innere männliche Geschlechtsorgane bieten sich 313 eine S-förmig gewundene Rohre und eine gegen die weibliche Ge- sehlechtsüiTnung gerichtete Figur dar, letztere dürfte vielleicht als Verzweigung des vas deferens betrachtet werden. Eine andere die- sen Organen anhängende Nebendrüse wusste Eschricht nicht zu deu- ten. Die bei Bothryoceph. latus für die Hoden erklärte Mittelschicht drüsenartiger Körper war übrigens auch hier vorhanden. Zuletzt vergleicht Eschricht die Bothryocephalen mit den Trematoden und erklärt sie für zusammengesetzte Trematoden. In Bezug auf die geograpliisclie Verbreitung der Band- würmer sind folgende Beobachtungen von Interesse. Trier hat in Copenhagen einen Bothryoceph. latus von einem Frauenzimmer abgetrieben, bei welchem keine Beziehung zu Rus- sen, Polen und Schweizern nachzuweisen war*), ob auch nicht zu Preussen? Diese Frage muss Ref. noch hinzufügen, da nach seinen Erfahrungen der Bothryoceph. latus auch in der Provinz Preussen zwischen Memel und Weichsel einheimisch ist (s. dieses Archiv. 1838. II. S. 305.). Eschricht erhielt seine Exemplare von Bothryoceph. latus durch die ärztliche Behandlung einer 23 Jahre alten Dame, welche aus Petersburg von russischen Eltern gebürtig war, und fast ihre ganze Jugendzeit in Copenhagen zugebracht hatte, jedoch so, dass sie ohngefähr alle zwei Jahre eine Reise auf 3 — 4 Monate nach Petersburg und dem südlichen Finnlande hatte machen müssen"^*). In den Colonien (auf St. Thomas) leiden nach Eschricht die Neger an Ta£uia cucurbitina {soliuni) '^**). Von Mongeat ward die Beobachtung mitgetheilt, dass eine Dame von 32 Jahren zu Paris zwölf Bandwürmer auf einmal aus- geleert habe, indem bei dem Auseinanderwirren des Bandwurm- Klumpens 12 Stück Köpfe herausgefunden wurden f). Die Taenia malleus hat Crepliu in Anas Marila, glacialis und im Haushahn, Schilling dagegen in Mergus Merganser und Serrator aufgefun- den ff). Cyttica. Nach Hausmann sind bei Schweinen, welche mit Cysticercus cellulosae behaftet sind, keine junge und alte Würmer zu unterschei- den, so dass es scheint, als seien sie alle gleichzeitig entstanden und als die Krisis einer gelinden Krankheit anzusehen ff f ). *) Act. Acad. Leopold. a.a.O. S. 140. **) Ebenda. S. 9. ***) Ebenda. S. 139. f ) Froriep's Neue Notizen. Nr. 324. S. 256. ff) Encyclopädie von Ersch und Gruber a. a. O. S. 299. fff) Hausmann: Ueber die Zeugung und Entstehung des wahren weiblichen Eies bei den Säugctüieren und Menschen. 1840. S. 127. 314 Creplin suchte über jenen Krankheitsfall, in welchem nach Wei- Cenkamprs Bericht belebte Hydatiden mit dem Urin ausgeleert wur- den, sich näheren Aufschluss zu verschaffen, und erfuhr, dass die Hy- datiden Blasenschwänze, vielleicht Cycticerci cellulosae waren *), was bisher noch nicht beobachtet worden war. Ein Fall von Cysticercus cellulosae im Gehirne des Menschen wurde in Guy's hospital reports erzählt: der Kranke war bewusstlos in das Lazareth gebracht wor- den und zwölf Stunden darauf gestorben, derselbe hatte in kei- nem Muskel und keinem anderen Körpertheile als dem Gehirne Fin- nen besessen**). Von Gulliver wurden mehrere Beobachtungen über die Gattung Cysticercus bekannt gemacht, die sich besonders auf die Glaskörper dieser Blasenwürmer beziehen***). Wenn derselbe nämlich einen Blasenwurm nahe am« Kopfe drückte, so quoll etwas zähe Flüssigkeit hervor, in welcher sich eine grosse Menge ovaler Körper befanden; ihre Gestalt ist flach, elliptisch, zuweilen fast zir- kelrund, ihr Längendurchmesser beträgt ohngefähr Y3V0 eines Zolles, ihr Querdurchmesser ^J-^-^ eines Zolles, sie sind weisslich, glatt und haben bei reflectirendem Lichte ein glänzendes Ansehen, bei durch- fallendem Lichte zeigen- sie in ihrer Peripherie eine dunkle Färbung, und auf ihrer Oberfläche einen starken Glanz, sie sind scharf begrenzt, obwohl der Umriss zuweilen uneben ist. Die Mehrzahl dieser Körper- chen ist undurchsichtig; bei einigen mehr durchsichtigen Körperchen ist im Innern ein ovaler oder runder Kern sichtbar, der meistens centrisch, zuweilen excentrisch an dem einen oder anderen Ende der Körperchen liegt. Diese Kerne zeigen meistens eine granulirte Tex- tur, was man bei dem Zerdrücken der Körperchen erkennt. Der Hals eines Blasen wurms ist so dicht mit diesen Körperchen besetzt, dass die weisse Farbe desselben von ihnen herzurühren scheint, nach dem Kopfe hin nehmen sie ab, und da, wo der Hals und Körper in die Schwanzblase übergeht, hören sie plötzlich auf. Die oberste Schicht derselben scheint leicht loszugehen, denn wenn man die Oberfläche des Körpers mit einem Tropfen Wasser berührt, so gerathen eine Menge dieser Körperchen in das Wasser, auch erhält man viele der- Beobachtung über die Entstehung einiger solcher Eingeweidewürmer der Haussäugethiere, die sich nicht durch Fortpflanzung vermehren, als: Cysticercus cellulosae, Coenurus cerebralis, Echinococcus ve- terinorum. *) Müller's Archiv 1840 S. 149. **) Guy's hospital reports 1840. Nr. X. Apr. S. 1. ***) Proceedings of the zool. soc. a. a. O. S. 31. G. Gulliver: on the oval corpuscles of the Cysticercus. Ein ausführlicher Aufsatz über denselben Gegenstand befindet sich in: Medice- chirugical Trans- actions, second series. Vol. VL London 1841. S. 1. Observations on the structure of the Entozoa belonging to the Genus Cysticercus. By George Gulliver. 315 selben durch Schaben der Körper-Oberfläche. Mittelst Salzsäure und Essigsäure lösen sie sich unter Luftentwicklung auf, und diese Auf- lösung giebt einen weissen Niederschlag mit Oxalsäure oder Schwe- felsäure. Während des Auflösens wxrden die Kerne der Körperchen oft sichtbar und scheinen dann einen noch kleinern Kern zu enthalten. Die Körperchen stecken unmittelbar im Parenchym des Blasenwurm- Körpers, welches im übrigen dem Parenchyme der Schwanzblase ähnlich ist. Da es schwer hält, diesen Körperchen eine andere Be- deutung unterzulegen, so geräth Gulliver, wie schon viele andere Forscher, auf die Idee, sie für Eier zu halten, und zwar besonders deshalb, weil ihre Form und regelmässige Gestalt an Eier erinnere, und weil sie stets in einem bestimmten Theile des Mutterköipers vorkommen, niemals in den Wänden der Schwanzblase; jener Theil des Mutterkörpers correspendire alsdann mit dem Uterus der höher organisirten Entozoen. Gulliver weiss zwar nicht, wie diese ver- meintlichen Eier aus den Thieren herausschlüpfen, er beruft sich aber auf die Leichtigkeit, mit welcher sie sich von der Körper-Oberfläche loslösen, und auf einer von Knox gegebenen Abbildung, wo ein Cy- sticercus cellulosae den Kopf und Hals durch eine scharf begrenzte Oeffnung der Cjste, in welcher er eingeschlossen, heraussteckte und xilso auf diese Weise seine Eier losstreifen und ablegen könnte. Wer nur irgend etwas genauer mit der Structur der Cysticcrcen und ihrer Cysten bekannt ist, wird übrigens wissen, dass nur durch Verletzun- gen erstere ihre im Parenchyme enthaltenen Glaskörper, die ver- meintlichen Eier, verlieren und letztere eine Oefl'nung bekommen. Die Schwanzblase der Cysticercen besteht nach Gulliver's Unter- suchung aus einer homogenen und dunkel granulirten Substanz, wel- che überall mit ölartigen Kügelchen von --ijs^^xj ^is ^j^Vö ^^11 im Durchmesser durchdrungen ist. Gulliver bemerkte also nichts von den sich kreuzenden Muskelfasern in der Schwanzblase, von denen die lebhaften, so schön anzusehenden Bewegungen dieses Theiles der Cysticercen vollbracht werden. Ausser einer Verdichtung brachten nach Gulliver's Versuchen Essigsäure und Salzsäure keine Verände- rung im Gew^ebe der Schwanzblase hervor. Die den Cysticercus ein- schliessende Cyste gleicht verdichtetem Zellgewebe oder einer ver- dickten serösen Membran, vergrössert zeigt sie undeutliche Zellen- structur, zuweilen auch sehr zarte Fasern, welche parallel oder sich kreuzend die Membran durchziehen. Einzelne kleine Blutgefässe verästeln sich durch die Wände der Cyste. Salzsäure brachte die Cysten- Wände zum Schwellen, Essigsäure machte sie durchsichtig. Die Flüssigkeit der Schwanzblase der Cysticercen wirkt nicht auf die Pigmente, Eiweiss ist nur in geringer Menge in derselben ent- halten, da sie durch Erhitzung, durch Salpetersäure oder Quecksilber- Sublimatauflösung nur schwach getrübt wMrd, Die Häkchen des Kopfes werden ganz richtig beschrieben und gut abgebildet. Cysticercus tenuicoUis besitzt 33 Häkchen^ 16 grössere und 16 kleinere, welche 316 alterDirend in einen Kreis gestellt einen doppelten Hakenkranz bil- den. Der Discus des Kopfes erscheint in der Mitte undurchbohrt. Die Häkchen werden von Säuren nicht angegriffen. Die Häk- chen weichen je nach den verschiedenen Cysticercusarten nicht ihrer Lage nach, wohl aber ihrer Gestalt nach etwas von einander ab. Die vonKnox erwähnten^ in der Nähe der Haken befindlichen Körper, welche er für Eier erklärte (s. dieses Archiv 1839. H. S. 167), konnte Gulliver natürlich nicht vorfinden, da sie nicht existiren. Die mei- sten Abbildungen hat Gulliver von einem im Omentum eines raexi- canischen Hirsches entdeckten Cysticercus entnommen. In Bezug auf die Entstehung der Drehkrankheit hat nach Haus- mann'f) die Erfahrung gelehrt, dass einige Sauglämmer oder vom Saugen entwöhnte LämraerZufälle von Gehirnentzündung oderSchwin- del bekommen, die sich meist wieder verlieren, dass aber viele von diesen Lämmern im nächsten Jahre in die Drehkrankheit verfallen; es ist nun wahrscheinlich, dass die Schwindelzufälle der Lämmer die Entwicklung des Coemirus cerebralis einleiteten, denn man hat in sol- chen geschlachteten Lämmern zuweilen Spuren der Entwicklung des Coenurus gefunden. In einem Falle sah Hausmann schon durch die zarte Hirnhaut des geschlachteten Lammes auf dem rechten Hirn- lappen zwei gelbe Stellen von der Grösse einer Linse hindurchschim- mern, bei Abnahme der harten Hirnhaut fand sich dieselbe mit diesen gelben Stellen etwas verklebt und die Hirnhaut daselbst ein wenig verdünnt. Die gelben Stellen lagen beide unter der pia mater und hatten auch noch eine ganz dünne Hirnlage über sich, in der Mitte der gelben Flecke befand sich eine durchscheinende Stelle. Die be- nachbarte Hirnsubstanz hatte mehr Blut als gewöhnlich. Unter jedem Flecke lag eine mit klarer Flüssigkeit gefüllte erbsengrosse Blase, welche zwei bis drei Häufchen von ausgestülpten Hervorragungen, ohne Zweifel die Anlagen zu Wurmköpfen, besass, Saugnäpfe und Hakenkranz waren an ihnen jedoch noch nicht zu erkennen gewesen. Die ganze Entstehung dieser Bläschen leitete Hausmann von einer Entzündung ab, welche in den Lämmern durch eine Weideverände- rung veranlasst worden sei. Kuers behauptet, dass sich bei der Drehkrankheit der Schafe Wassersucht des Gehirnes ausbilde und dass hierauf erst die Dreh- würmer entstehen**). Diesem widerspricht König mit Recht, indem er behauptet, dass die Drehkrankheit immer in dem Vorhandensein des Coenurus cerebralis bestehe, und Wassersucht des Gehirns gar nicht bieher gehöre***). Interessant sind übrigens die von Kuers nach *) Hausmann : über die Zeugung etc. S. 187. **) Kuers: die drei wichtigsten Jugend-Krankheiten der Schafe, die Traberkrankheit, Drehkrankheit und Lämmerlähme, und deren sichere Yorbengung. Berlin 1840. ***) Gurlt und Hertwig: Magazin für die Thierbeilkunde 1841. S. 391. 317 Zerstörung des Coemirus im Gehirn beobachteten Kttlkconcremente^ was mit der Neigung der Blasen würmer, nach ihrem Absterben sich mit einer Knochen- oder Kalkrinde zu umgeben, übereinstimmt, wie dies Ref. an Cysticercus tenuicollis schon einige Male beobachtet hat. DA" Echinococcus veterinorum soll sich nach Hausmann ganz bestimmt als Folge einer Entzündungskrankheit ausbilden*), indem in der krankhaft abgesonderten serösen Flüssigkeit der verschiedenen Organe nachher eine peripherische Ausscheidung zu Stande kommt, aus welcher alsdann der Wurmkörper sich zu organisiren anfängt. Doyere hat erkannt, dass die Acephalocysten aus den verschiedenen Theilen des Menschen aus zwei verschiedenen Bälgen bestehen, und dass in der inneren Höhle kleine Körper enthalten sind, welche sich als kohlensaure Kalkconcremente ausweisen; hiermit sind gewiss die oft besprochenen Glaskörper gemeint**). Ausserdem flottirten in der Flüssigkeit der Höhle sehr kleine weisse Körperchen, welche unter dem -Microscope Aehnlichkeit mit gewissen Blasenwürmern hatten, und welche nach Art derAscidien aggregirt waren; aus diesem Vergleiche muss Ref schliessen, dass Dojere die Echinococcus-Köpfchen in dem- jenigen Zustande der Entwicklung gesehen hat, welcher in der Dis- sertation von Chemnitz (de hydatidibus Echinococci hominis commen- tatio) Fig. X. abgebildet ist. Dass Doyere durch seine Untersuchun- gen zu dem Resultate gekommen: die Acephalocysten für lebende, selbstständige Wesen zu halten, ist erfreulich und erweckt die Hoff- nung, dass endlich einmal in Frankreich der Echinococcus hominis in seinem wahren Wesen erkannt werde. Wie sehr dies Noth thut, wird man sogleich aus den Bemerkungen erkennen, welche Velpeau denen Doyere's folgen lässt. Derselbe meint nämlich, dass diese Art von Hydatiden an dem Gewebe, W^elches sie umgiebt, festhängen, dass dergleichen Hydatiden von ihm einige Male in der Uterus-Höhle beobachtet worden sind, letztere könne er aber nicht für Thiere, son- dern nur für einfache Producte des Choriou halten. Es werden hier also wiederum eine Traubenmole, Echinococcus hominis und einfache seröse Cysten unter einander verwechselt. Von Guillot erfahren wir über diesen Gegenstand ebenfalls nicht viel Brauchbares***). Ueber die Stellung der Gregarinen im Systeme ist Nordmann zweifelhaft geblieben f), worüber sich Ref. nicht wundern kann, da unsere Kenntniss über den ganzen Bau dieser Schmarotzer noch sehr mangelhaft ist. Nachträglicli ist noch zu bemerken, dass von Fleck ein Buch erschienen ist ff), in welchem er über die Erzeugung thie- *) Hausmann: a. a. O. S. 188. **) L'institut 1840 S. 88. Vers intestinaux acephalocystes. ***) L'institut 1840 S. 816. Acephalocystes du corps de l'homme. f ) Lamarck : bist. nat. des anim. sans vertebres a. a. O. S. 638. ff) Fleck: der Arzt für Wurmkranke jeden Alters, oder die Ein- 318 rischer Organismen im lebenden menschlichen Körper das Be- kannte ärmlich abhandelt. Ein anderes Kapitel, welches der- selbe den Eingeweidewürmern der Menschen und Thiere widmet, enthält neben den menschlichen Entozoen eine sehr ungeschickte Auswahl von Eingeweidewürmern anderer Thiere, bei deren Schilderung der Verfasser eine grosse Unkenntniss' des von ihm gewählten Gegenstandes verräth, wie man aus folgenden Beispielen ersehen kann: So rechnet derselbe (S. 30) Filaria und Trichocephalus zu den darmlosen Eingeweidewürmern. Bandwürmer entspringen nach seiner Meinung (S. 35) vielleicht aus krankhaft verlängerten Saugadern. Das Pohjstomum schildert derselbe folgendermassen (S. 43): ,jamKopfe sechs Münde, von denen Därme abgehen, dazu noch zwei Saugnäpfe, einer am Bauch und einer hinten." Nach Fleck sollen (S. 48) bei den Nematoideen viel mehr Männchen als Weibchen vorkommen, und in beiden Geschlechtern sollen die inneren Zeugungstheile aus zwei langen vielfach gewundenen Röhren bestehen u. dgl. m. Ein beson- deres Kapitel bezieht sich auf die Eingeweidewürmer des Menschen insbesondere, und auch in diesem Kapitel werden die gröbsten Ver- stösse gegen die bekanntesten Dinge begangen. Die Entozoen des Menschen theilt Fleck ein: 1) in Blasenwürmer, welche man in allen Theilen des Körpers finden kann, 3) in breite.und runde Darmwürmer, welche nirgends weiter als in dem Darmkanale gefunden werden, zu diesen runden Darmwürmern werden dann Filaria medinen&is und Strongylus gigas gerechnet. Von neueren Entdeckungen mensch- licher Entozoen wird gar nichts erwähnt. Schliesslich sind noch einige Pseudo-Helminthen zu erwäh- nen. Unter diesen ist die Needhamia expulsoria nichts anderes als ein sehr complicirter .Samenschlauch der Sepia officinalis. Carus betrachtete einen solchen Samenschlauch als ein selbst- ständiges thierisches Geschöpf, welches mit Schlund, Vormagen, Ma- gen, Dünndarm und Mastdarm versehen sein sollte*). Die verschie- denen im Inneren der Schläuche zu unterscheidenden Theile dienen nach den neuesten Untersuchungen nur dazu, theils durch Endosmose theils durch Elasticität den starren Schlauch zu sprengen, und die im hintersten Ende des Schlauches befindliche eigentliche Samenmasse aus ihrem Behälter zu befreien. Ebenso verhalten sich die Samen- schläuche der übrigen Cephalopoden, nur dass nach der Gattungs- geweidewürmer und die durch sie erzeugten Krankheitsformen nebst zweckmässigem Heilverfahren dagegen. Weimar. 1840. *) Act. Acad. Leopold. T, XIX. P. I. 1839 S. 3 Tab. I. und Erläu- terungstafeln zur vergleichenden Anatomie von Carus und Otto. Hft. V. 1840 S. 4. Taf. I. Fig. X. 319 Verschiedenheit der Cephalopoden auch die Samenscbläuche von Sepia^ Loligo, Eledon, Sepiola u. s. w. verscliieden organisirt sind. Der von Carus für den Dickdarm der Needhamia expulsoria gehaltene Theil ist die eigentliche von Spermatozpen gebildete Samenmasse der Sepia. Carus erklärte die Needharaia für ein gi'osses Spermatozoon, wel- ches nur die Bestimmung habe, unendlich viele kleinere Spermatozoen in sich zu bilden und welches endlich dehiscirt, um die Spermatozoen zweiter Potenz frei zu machen*). Derselbe vergleicht dabei die \eedhamia mit seinem Leucochloridiura paradoxum, welches eine leben- dige Hülle für unzählige Distomen ist. Ref. kann, nachdem er in diesem Herbste in Pola und Triest verschiedene Cephalopoden frisch zu zergliedern Gelegenheit gehab't, mit Bestimmtheit versichern, dass es ihm niemals möglich gewesen ist, an den verschiedenen Samen- schläuchen dieser Molluscen auch nur die geringste selbstständige thierische Bewegung zu erkennen. Carus hält die Spermatozoen aber überhaupt für Thiere und zwar für epiorganische, welche sich aber bloss auf das Zeugungsleben des epitellurischen Thieres, dem sie an- gehören, beziehen. Die Needhamia expulsoria ist diesem Forscher hiernach das vollkommenste und bis jetzt grösste Spermatozoon ♦♦). Valentin betrachtet die Spermatozoen ebenfalls al» .selbstständige Thiere und hat daher an den Spermatozoen eines alten Baren Mund, After und innere Blasen gesehen und ab- gebildet***). Diese inneren Blasen mochte Valentin als die Darstellung eines inneren gewundenen Darmkanales deuten, dessen Biegungsstellen von oben als Ringe (Blasen) erscheinen müssen. Die Abbildungen, welche Valentin von diesen Spermatozoen gegeben hat, erinnern ganz an die Gestalt der Cercarien, zumal da die beiden Stellen, welche für Mund und After ausgegeben werden, sich wie S*ugnäpfe ausnehmen. Valentin hat aber niemals eine Gestaltveränderung des Körpers die- ser Spermatozoen bemerken können, nur der Schwanz derselben bewegte sich mannigfach, jedoch bestanden die Bewegungen immer nur in Schlängelungen und Beugungen j von Contractionen, Verlänge- rungen und Verkürzungen des Schwanzes erwähnt Valentin nichts, durch diese Bewegungen unterscheiden sich also die Spermatozoen, an welchem ein Körper und Schwanz vorhanden ist, sehr bestimmt von den Cercarien, mit welchen sie so oft verglichen werden. Gerber fügt den Verdauungsorganen der Spermatozoen gar noch Geschlechtsvverkzeuge hinzu -j-), indem er in den Spermatozoen des Meerschweinchens nicht allein Mund, After *) Erläuterungstafeln a. a. O. S. 16. ") Act. Acad. Leopold T. XIX. a. a. O. **') Ebenda. S. 839. t) Gerber: allgemeine Anatomie S.810. Taf. VII. Fig. «51 — 853. 320 und Darmkaiial, sondern auch zwei abgerundete feinkörnige Organe als Spuren von inneren Zeugungstheilen erkannt haben will. Da die Spermatozoen als etwas Wesentliches des Samens betrachtet werden müssei;, so hält es Gerber für wahrschein- lich, dass die übrigen Eingeweidewürmer wenigstens unter ge- wissen Umständen als Bedürfniss der thierischen Oeconomie höher stehender Thiere anzusehen wären. * Berieht über die im Jahre 1839 und 1840 erschie- nenen Arbeiten, welche die Klassen der Medusen, Polypen und Infusorien betreffen*). Von Rudolph Wagner. Iflecluseii. Zu den wichtigsten Arbeiten über die Medusen gehört unstreitig der ausführliche Aufsatz von v. Siebold über M ^- dusa aurita in seinen an neuen und schönen Beobachtun- gen so reichen: Beiträgen zur Naturgeschichte der wirbellosen Thiere. Danzig 1839. 4to. *) Das Wenige, was in den beiden letzten Jahren iiberEchino- dermen publicirt worden ist und das sich fast ganz auf die Nach- weisung der Duplicität des Geschlechts hei den Seeigeln, Seesternen (auch Comatula) und Holothurien bezieht, wird im nächsten Jahresbericht besprochen werden. Die ausgezeichneten systematischen Arbeiten über die Ästenden von J. Müller und Troschel sind bis jetzt nur in der Kürze in den Monatsberichten der Berliner Academie (theilweisc auch in diesem Archiv) mitgetheilt, während das grössere Werk eben im Erscheinen begriffen ist; ich werde deshalb hierüber, so wie über die wichtigen theils publicirten, theils zu erwartenden Arbeiten über die Echiniden von Agassiz und Valentin im nächsten Jahre referiren. Sehr dankbar werde ich es erkennen, wenn mir die Verf. kleinerer oder grösserer Abhandlungen über Echinodermen, Medusen, Polypen und Infusorien Separatabdrücke zur Benutzung für den Jahresbericht mittheilen wollten, da die möglichst vollständige Aufführung der Li- teratur erzielt werden soll. 321 Der Verf. theilt zuerst interessante Notizen über das Erscheinen der Medusa auritu an der Danziger Ostseeküste mit. Die Winde haben nur indireclen Einfluss auf die in grossen Massen auftretenden Medusen; sie nähern sich durch eignen Willen und entfernen sich wieder; bei den Seewinden, welche sie an die Küsten werfen wür-^ den, entfernen sie sich und suchen die hohe See; bei Landwinden erscheinen sie zu Millionen; wahrscheinlich ziehen sich die Thiere im Winter in die Tiefen der See zurück. Siebold beschreibt die kräf- tigen Ortsbewegungen dieser Thiere. Er fand ausser der Med. aurita auch die Cyanea capitlata in der Ostsee. Bekanntlich hat der Verf. zuerst auf die auch bei den Medusen differenten Geschlechtsverhalt- nisse aufmerksam gemacht. Die Männchen sind äusserlich den Weib- chen ähnlich. Der bekannte, von vier Bogen gebildete rosenfarbece Kranz ist der Sitz der Geschlechtsorgane. Die Männchen besitzen hier vier Hoden; es bilden sich bei ihnen zu seiner Zeit an den vier Fangarmen Taschen, was bei den Weibchen in der Brunstzeit immer geschieliX. Die Zahl der Hoden kann sich durch Monstrosität ebenso, wie die der Ovarien vervielfältigen oder vermindern» Die Farbe der Hoden ist durchaus unbeständig; sie variirt zwischen schrautziggelb, braungelb und rosenfarbeu. Die Hoden sind mit Raudfäden oder Ten- takeln besetzt, deren Bedeutung S. nicht ermitteln konnte. Die Ho- den zeigen inwendig eine zahllose Menge kleiner birnförmiger Blind- säckchen, die sich mit einer besonderen engen Oeffnung an der untern Fläche des Hodens nach aussen münden. In diesen Beutekhen ent- wickeln sich die Spermatozoen auf ähnliche Weise wie bei den höhe- ren Thleren, namentlich den Vögeln; die ausgebildeten Samenthier- chen bestehen aus einem länglichen Körper und haarförmigem Anhang von grosser, nicht messbarer Feinheit; sie bewegen sich schlängelnd. Bei der Entleerung hängen die einzelnen Büschel oder Bündel von Siamenthierchen schnurförmig aneinander. 8ie bleiben im Seewasser lange lebendig. Schon bei sehr kleinen, einen Zoll grossen Medusen fand S. öfters Hoden mit vollkommen entwickelten JjJpermatozoen. Bei den Weibchen variiren die Ovarien eben so in der Farbe und sie sind mit ähnlichen Fühlfäden besetzt; sie enthalten Eierkeime mit deutlichem Keimbläschen und Keimtleck. Flimmerhaare fand S. an eben losgelösten Eiern aus dem Ovnrium nicht. Wie die Eier in die Taschen der Fangarme gelangen, ob die Fühlfäden dieselben hiuleiten, konnte S. eben so wenig als Ehrenberg ausmitteln. Die Taschen sind nichts anderes, als Ausstülpungen der Membran, welche die vier nach dem Maule führenden Rinnen der Anne zu beiden Seiten einfasst. Von grösstem Interesse ist die beobachtete Entwickelungsge- schichte der Meduseneier. Es kommen hier Dotterdurchfurchungen wie bei den übrigen Thieren vor und wie sie namentlich schon län- ger bei den Fröschen und Knochentischen beobachtet sind. Noch merkwürdiger sind die weiteren Metamorphosen. Die jungen Embryo- nen gleichen zuerst einem länglichen oder birqförmigen Infusions- Archiv f. Nalurgesch. VII. J.^rg. 2. Bd. 21 322 . ihierchen und schwimmen lebhaft umher. Bald darauf setzen sie sich fest, treiben Fortsätze und bekommen so ganz das Ansehen vier- arraiger und dann später achtarmiger Polypen. üeber die weiteren Details mässen wir auf die interessante Ar- beit selbst verweisen, so wie auf die weiteren, bestätigenden Unter- suchungen von Sars in diesem Archiv 1841 S. 9. V. Siebold beschreibt auch, jedoch nur unvollkommen (vielleicht wegen allzugeringer Entwickelung der Theile bei dieser Gattung) jene Gebilde, welche ich als Nesselorgane der Medusen beschrieben und in meiner neuen Schrift über den Bau d^r Pelagia noctiluca abgebildet habe. Ich habe allenthal- ben die höchst genauen Beobachtungen Siebold's über die Ge- schlechtsverhältnisse der Medusen nur bestätigen können. Bei den einzelnen Gattungen scheinen nur geringe Modificationen vorzukommen. Milne Edwards bestätigte ebenfalls die doppelten Ge- schlechter der Medusen. In einem Briefe an Flourens aus Nizza vom März 1840 theilt der- selbe genaue Beobachter eine kurze Notiz über die Circulation der Nahrungsflüssigkeit bei Bero'e ovata mit, Ann. des sc. nat. Zool. 1840 p. 320. Es existirt hier ein doppeltes System von Gefässen ohne Herz und die Bewegung der Flüssigkeit ist lediglich durch schwin- gende Wimperchen bedingt, welche an der inneren Fläche der Ge- fässe sitzen. Aehnliche Beobachtungen hat Ref. schon 1839 bei Ocea- nia (s. d. eben citirte Schrift) gemacht und diese Art der Chylus- bewegung scheint bei Polypen, Medusen und vielen Helminthen vor- zukommen. Vergl. mein Lehrb. d. Physiol. S. 178. In einem anderen Briefe anAudouin vom April 1840 spricht Milne Edwards auch von doppeltem Geschlecht bei den Physophoren. Annales des scienc. nat. Tome Xni. p. 197. Ball machte einige unvollkommene Mittheilungen über die Cydippe pomiformis Pattefson (Beroe ovatus Flemming) und eine neue Bolina der irischen Küste (Bol. hibernica Patter- son). Annais of natural history. Vol. 111. p. 60 und Vol. V. p. 67, er verspricht eine genauere Beschreibung und Abbildung. Edw. Forbes beschreibt zwei Arten von Cydippe der englichen Küste und bildet sie ab. Ann. of nat. bist. p. 145. Der Verf. corrigirt die Gattungsbeschreibungen seiner Vorgän- ger, namentlich die von Blainville, giebt auch eine kurze Beschreibung der Arten, ohne sie mit specifischen Namen zu belegen. In der Sub- stanz des einen Thiers fand sich nahe am Magen ein parasitischer Wurm, einer Filaria ähnlich. Nähere Beobachtungen wären von In- . de I 323 teressO) da man, so weit dem Ref. bekannt ist, bisher noch keine Ein- geweidewürmer von Medusen kennt. Jonathan Couch giebt Mittheilnngen über die Structur und Lebensweise von Vhysalia. Magaz. of nat. bist. Nov. 1839 und Froriep's N. Notizen. Nr. 273. Febr. 1840. Die Angaben sind sehr dürftig. Das Thier, das Couch noch nicht kannte, ist manchmal an den britischen Küsten nicht selten. Man soll nie eine Spur von Nahrungsstoffen finden und der innere 8ack soll nichts als Luft enhalten, welche durch den Kamm sezernirt zu werden scheint (I?). Die Physalien nesseln. Ueber die Art, Medusen für Sammlungen aufzubewahren, findet sich ein aus dem Schwedischen des verstorbenen Fries übersetzter Aufsatz von Hornschuch mit einem Nachtrag von Schilling in Greifswald in Froriep^s Neuen Notizen Nr. 238 (B. XI, S. 273 Sept. 1839). Polypen. Die letzten Jahre sind besonders reich an wichtigen Beob- achtungen über diese wichtige Thierklasse. Der ausdauernden Thätigkeit der britischen Naturforscher haben wir nicht allein die interessantesten Mittheilungen über den anatomischen Bau der Polypen zu verdanken, sondern durch die emsige Bearbei- tung der britischen Fauna gewinnt die Systematik und die sichere Kenntniss der einzelnen Gattungen und Arten ungemein. Johns ton gab zu seinem schon früher genannten Werke einen Nachtrag in seiner neuen „History of the british Spon- ges and Corallines, worüber wir im nächsten Jahre zu berich- ten haben werden. Nach den Mittheilungen in der Werner'schen Societät (Ann. of nat. bist. Vol. II. p. 477) legte Graham Dalyell treffliche Zeichnungen über die Fortpflanzung der Zoophyten vor, die für ein grosses Werk bestimmt sind und die sich auch auf die Gattungen Hydra, ^ctinia, ^Icyonella u. s. w. aus- dehnen. Hogg theilte in der Linnean Society seine weiteren Beob- htungen über die Spongien mit. Ann. of nat. bist. Vol. III. p.458. Der Verf. will durch viele Beobachtungen gefunden haben, dass die Spongilla fluviatilis entschieden vegetabilischer Natur ist. Das- selbe gilt von den Spongienj er stellt sie zwischen Fungi und Al- gae, wobei er die Beobachtungen von Grant kritisch beleuchtet. Hogg will die Polypen nach den Tentakeln eintheilen 21* 324 und giebt eine Uebersicht seiner Eintbeilung. Annais of nat. hist. Vol. III. p- 364. Seine Einfheilung, die nicht ohne In- teresse ist, ist folgende: 8ubcla8S. I. Bin^scula. ^ Tribus I. Tentaculis armatis. Ord. I. Ciliotentacula^ mit den G«,tt. Flustra, Ctllniariay Vellepora, Piennatella. Subclass. IL Unoscula. Ord. II. Noditeiit acuta mit den Gatt. Hydru^ Sertularia. Ord. III. Pinnitentacula mit Gorgonia, Pennatuia, Akyonium. Ord. IV. Glanditentacula mit Coryne, Tribus II. Tentaculis nudatis. •Ord. V. Planitentacula mit Tubularia etc. Ord. VI. Tui iteii tacula. mit Actinia, Madrepora etc. Spougien und Korallinen sind ausgeschlossen. Thompson giebt sehr interessante kritische Bemerkungen über einige Medusen und viele Polypen, welche bereits von Johnston beschrieben sind, und die an der Küste von Irland vorkommen, Annais «f nat. hist Vol. V. p. 24.5. Derselbe beschreibt auch eine neue Art von Flustra von Irland ebend. p. 84 : FlVrStra stellata, M«mbranipora stellata Tbompson, wo die Zellen sternförmig, aber nicht mit Borsten besetzt sind. Aus der Bai von Belfast. Edward Forbes handelt in einem interessanten Aufsatz über die britischen Actinien; die er in 5 Gattungen theilt. I. Anthea (Johnston);, l\.Actinia(Jumn.'). IM. Adamsi a(¥or- bes). Als Tjpus dieser Gattung dient die schöne Act. maculata Pen- nant, welche identisch ist mit Act. carcinopados Otto und picta Risso und von Duges in den Ann. des sc. nat. Vol. VI. wieder als neue beschrieben wurde. IV. Iluanthos (Forbes). Die einzige neue Art, IL scottcus, welche den Typus dieser Gattung bildet und sich im Loch Ryan in Schottland findet, zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht mit breiter Basis aufsitzt, sondern hinten in einen verdünnten^ cj'lindrischen (freien?), kurzen Stiel ausläuft, wie etwa Veretillum. V* Lucernaria. Auch von Actinia wird von Forbes eine neue Art be- schrieben und abgebildet, die er häufig auf Guernsey fand, er nennt sie: Actinia hiserialis, corpore elongato-cylindrico, brunneo, coeruleo-Iineato, disco rotundo^ tentaculis in c^iabus seriebus digestis, Serie Interna longissima, externa numerosissima. Einen wiclitigen zoographischen Beitrag zur Naturgeschichte 325 HerActinien hat Grube gog^ben, in scin-cr Scihrift: Actinieii, Echinodermcn und Würmer des Adriatischen und Mittelmeers. Königsberg 1840 m. Abb. Folgende neue Arten werden beschrielx^ii und zum Tkeil abge- bildet: Jet. rhododactylos zum Subgen. Isacmac;iEIireDb.gehßng,.an der Küste der Insel Veglia bei Fiume. — Act, bimaculatay ebendaher, dann auch bei Palermo. — Act. atrimaculata von Palermo. — Act. rubri^ punctata von Neapel. — Act. Zebra von Catania. — Act. Ghamaeleon von Neapel und Palermo. — Act. elongata von Neapel und Palermo. Noch werden interessante kritische Bemerkungen über andere in alte- rer und neuerer Zeit aufgestellte Arten vonActiuien vom Verf. mit- getheilt. Michelin hat nach getrockneten Exemplaren zwei Co- rallen aus Ehrenbergs Fam. der Augencorallen beschrieben iu Guerin Mag. d. Zool. 1840. Zoophyt. T. 1, 2. Die eine, Licheiiopord glomerata, unbekannten Vaterlandes, über- zieht einen entblössten Stiel eines Antipathes, gleicht in der Form des Sterns vollkommen der Lichenopora crispa Defrance, weicht aber von den fossilen Arten darin ab, dass 10 — 20 Sterne auf einer gemein- schaftlichen Basis vereinigt sind. Die andere, Gemmipora fungiformis Blainv., ist eine Turbinaria Ok., welche mit ihrer nicht schüsseiförmig vertieften, und von einem höheren Stiel getragenen, scheibenförmigen Basis auiTallend die Form eines Pilzes bat. Johns ton stellt nach einem getrockneten Exemplar eine neue Gattung unter dem Namen Beania auf: Annais of nat. bist. Vol. V. p. 272. Char. Polyparium phytoideum, filiforme, repens, corneum, surcu- lis tubulosis, diffuse ramosis, vesiculiferis, vesiculae singulatim spar- sae, erectae, magnae, ovatae, uno latere spinosae. Polypi ignoti. Spec. B. mirabiUsy sehr selten^ sitzt auf Anomia Ephippium auf. Forbes und John Goodsir fügen der Beschreibung der Cojymorpha nutans von Sars einige Berichtigungen bei. Ann. of nat. hist. Vol. V. p. 309. Dieser Polyp ist von den genannten Beobachtern in der British Assoc. zu Birmingham als „EUisia flos maris" bereits beschrieben worden. Abbildungen wird Johnston in seinem Supplement geben. Zu den ausgezeichnetsten Arbeiten über die Anatomie der Polypen gehört die Beschreibung der Tendra zoster icola (einer neuen Gattung der Bryozoen) von Nordmann. Die Abhandlung wurde schon im Institut am 11. März 1839 gele- sen. Ein Auszug befindet sich in den Ann. des sc. nat. für 1839. Zool. Vol. XI. p. 185. Seitdem ist die ganze Abband- 326 hing mit ^ und Grammatophora aufgestellt und characterisirt. Derselbe fleissige Beobachter legte der Academie die Abbildungen von 274 neuen Infusorien-Arten vor, welche in dem 1838 erschienenen grossen Werke noch nicht aufgeführt sind. Die Diagnosen dieser neuen Arten sind in den Monats- berichten für 1840 S. 197 u. f. abgedruckt und auch in einem Separatabdruck verkäuflich. Die meisten Arten sind an den Küsten der Nord- und Ostsee aufgefunden worden. In der genannten Zahl sind 8 neue Räderthierc mit begriffen, die übrigen 265 sind poljgastricaj bei weitem die Mehr- zahl (213) gehört zur Familie der Bacillarien. Sehr interessant sind die neuen Untersuchungen über die Ursache der rothen Färbung, welche öfter auf dem Alpen- schnee und auf den Gletschern vorkommt. Shuttleworth schrieb eine Schrift sur la neige rouge du Grimsel, welche Dr. Vogt aus Bern bei der Versammlung der Naturforscher in Erlangen mittheilte. Vogt hat selbst vielfältige Beobach- tungen über diesen Gegenstand angestellt. Siehe amtlichen Bericht der V^ersammlung der Naturforscher in Erlangen S. 137. Nach Vogts Untersuchungen rührt die Färbung des rothen Schnees nie von pflanzlichen, sondern stets nur von thicrischen Organismen her, und zwar von verschiedenen Arten von Infusorien. Das häutigste Thier ist ein Rädcrthier, Vhilodina roseola vur. nivalis, deren Eier- 332 stock Eier mit ziegelrothem Dotter enthält^ der Dotterinhalt zeigt nach dem Zerquetschen Molekular-Bewegung und gleicht den Sporen der Protococcuskörner. Ausserdem kommen im rothen Schnee noch einige andre, zum Theil noch unbestimmte Arten von Infusorien (Po- lygastrica) aus den Familien der Cryptomonadinen, Volvocinen und Peridinäen vor, worunter eine, welche sich durch Sprossenbildung fortpflanzt. Vergl. auch die Bemerkungen von Meyen über rothen und grünen Schnee der Polarregion in diesem Archiv. Jahr- gang 1840 I.Bd. S.166. 333 Jaliresbericlit über die bekannt gewordenen Arbei- ten fiir Anatomie und Physiologie der Pflanzen ^us dem Jahre 1840. Von H. F. Link. Jahresberichte über das, was in einer Wissenschaft ge- leistet worden, wie sie zuerst Berzelius für Chemie und Phy- sik eingeführt hat, gehören zu den zweckmässigsten wissen- schaftlichen Einrichtungen, nur müssen sie drei Bedingungen erfüllen. Sie müssen erstlich nicht zu spät erscheinen, nicht wenn die Nachrichten den Kennern schon längst bekannt, also überflüssig sind, und wenn es mit diesem Jahresberichte der Fall sein sollte, so möge man bedenken, dass der unerwartete Tod des vorigen Berichterstatters, des Professors Meyen, eine Stockung veranlassen musste. Es ist immer besser, einzelne Sachen nachzuholen, als alle zu spät zu liefern. Die zweite Bedingung ist, die Vorträge der Verfasser so viel als möglich treu zu liefern, ohne sie mit einem eigenen Urtheile zu unter- brechen. Ja, es scheint mir besser, eine Arbeit ganz zu über- gehen, da doch die grösste Vollständigkeit nicht zu erreichen sein möchte, als sie von vorn herein für unbedeutend zu er- klären. Zuweilen ist es nöthig, den Verfasser wörtlich einzu- führen, um die Ruhe oder die Befangenheit zu zeigen, womit er seine Beobachtungen angestellt hat. Doch das geht nicht immer an, und dann ist es nicht selten sehr schwer, den Vor- trag eines Andern treu darzustellen, weil viele Verfasser nicht das Geschick haben, sich bestimmt und also deutlich auszu- drücken, ein Mangel, der sich besonders darin äussert, dass sie zu viel Worte machen, gar oft, um nicht sagen zu dürfen, dass sie etwas noch nicht wissen, oder dass sie sich geirrt haben, oder nicht zu einer deutlichen Ansicht der Sache gekom- Bien sind. Je unerfahrener man in einer Wissenschaft ist, 334 desto mehr meint man alles zu wissen und alles zu verste- hen, und desto weniger will man gestehen, dass man sich ge- irrt hat. Endlich ist es ganz unzweckmässig, Streitigkeiten zu einem Hauptgegenstande des Jahresberichts zu machen, oder sie mit einer ärgerlichen, feindseligen Laune zu führen, wenig- stens zu zupfen und zu zerren, wenn man gegen die Haupt- sache nichts sagen kann. Die Anatomie und Physiologie der Pflanzen ist gar sehr solchen Streitigkeiten ausgesetzt gewe- sen, und ihre Fortschritte sind dadurch mehr aufgehalten als befördert worden. Mein -Vorgänger in dieser Arbeit war von dem Vorwurfe der Streitsucht keinesweges freizusprechen; ich werde mich bestreben, ihm darin nicht nachzuahmen. Innerer Bau der Gewächse. Ueber den Innern Bau der Gewächse im Allge- meinen findet sich eine Abhandlung in den Annales des Sciences naturelles, 2de ser. T. XIV. p. 16 — 17 unter der Auf- schrift: Etudes phytologiques par le comte de Tristan. Prem. Mem. de la nature des tissus vegetaux. Der Verf. geht von der Frage aus, ob das Gewebe der Vegetabi- lien gleichartig sei, oder nicht. In dieser Rücksicht betrach- tet er den Querschnitt des Stammes von irgend einer Pflanze, z. B. vom Mohn (Papaver somniferum), ferner des Blattstiels von Cucurbita maxima, und findet darin ein doppeltes Gewebe. Das erste nimmt den grössten Theil des Stammes oder Blatt- stiels ein und besteht deutlich aus Zellen, das zweite umgiebt die Gefässbündel. Doch sind diese nicht immer vorhanden, sondern es kommt auch ohne dieselben vor. Er verfolgt nun die feinen Fäden des letzten bis in das ovarium, und sieht, dass es sich dort nur in hellen Spuren zeigt, woran man keine Organisation wahrnimmt. Spiralgefässe entstehen erst später in der Axe dieser Fäden. Die helle unorganisirte Substanz nennt er cambium und sagt von ihr, sie möge aus dem ersten Gewebe ausgeschwitzt sein, aber sie sei niclvt damit einerlei. In dieser Rücksicht unterscheidet er das zweite Gewebe von dem ersten, und da die Zellen dieses ersten Gewebes dem Schaum gleichen, nur beständiger sind, so nennt er das erste Gewebe aphrostase; das zweite, weil es die Gefässe begleitet und gleichsam führt, hegemon. In den Bäumen sondert eine 335 Trennung, eine Spalte, die er cunice nennt, die Rinde von dem innern Theil oder dem endopliyte, wie er sagt. Der in- nere Theil sei jedoch nicht ein einziger, sondern bestehe fer- ner aus dem Marke und dem, was man Holz nenne, was aber diesen Namen nicht verdiene, da es sich oft sehr weich in den Kräutern finde. Der Verf. nennt es daher endostere, weil es doch immer fester ist, als der umgebende Theil. Er be- trachtet nun die sogenannten prolongemens medullaires ihrem Ursprünge nach, und sagt von ihnen, dass sie aus dem tissu aphrostasien entstehen, auch immer schmaler werden, so wie die angewachsenen Gefässbiindel sich verdicken, zuletzt nur eine Spur übrig lassen. Er nennt sie daher isthmes aphrostasiens oder isthmes ganz kurz. Die Betrachtung eines Querschnittes von dem Stamme eines Brombeerstrauches (Rubus fruticosus) bringt ifen zur Annahme eines dritten Gewebes, welches er proxyle nennt und dadurch kenntlich macht, dass es aus pris- matischen oder cylindrischen Fäden (filets) von einer unbe- stimmten Länge besteht. Er untersucht es von seinem ersten Ursprünge an und findet, dass es auch zuerst aus einem cam- bium entstehe, so dass also jedes von den drei Geweben sein eigenthümliches cambium habe. Sehr oft sind diese Gewebe mit einander gemengt und in dieser Rücksicht nennt er ein solches Gemenge, welches aus einem Erguss von einem cam- bium proxylaire in ein andres schon gebildetes Gewebe ent* steht, adelome. Dieses ist der Hauptinhalt der Abhandlung. Es macht Vergnügen zu sehen, wie ein Beobachter, ohne sich an das zu kehren, was andere vor ihm gethan, dennoch das Zweckmässige trifi't. Allerdings verdienen die drei Arten des Zellgewebes, wie sie der Verf. bestimmt, wohl unterschie- den zu werden. Das erste ist das Zellgewebe, aphrostase des Verf., welches die Grundlage des ganzen Stammes, oder viel- mehr der ganzen Pflanze ausmacht, und immer aus Parenchym besteht. Indem es durch die anwachsenden Holzbündel im Stamme zusammengedrängt wird, entstehen die Markstrahlen, prolongemens medullaires, die der Verf. sehr richtig erklärt und nicht mit Unrecht isthmes nennt. Eben so ist ein all- gemeiner Ausdruck für das Zellgewebe, welches die Gefäss- bündel begleitet, hegemon des Verf., und welches meistens aus Prosenchym-, zuweilen aber auch aus langen, engen Pa- 336 renchym -Zellen besteht, sehr zweckmässig. Das dritte Zell- gewebe des Verf., das proxyle, hat schon den Namen des Bastes erhalten. Uebrigens sind die griechischen Benennun- gen des Verf. schlecht genug: Aphrostase heisst Schaumstel- lung, hegemon ein Anführer, proxyle Vorholz, adelome Ver- bergung. Die Franzosen warfen uns sonst die vielen Kunst- wörter unserer Gelehrten als Beweise unserer Pedanterie vor, wir könnten es jetzt in vollem Maasse zurückgeben. Deutsch mögen wir Grundgewebe, begleitendes Gewebe und Bastge- webe sagen. — Dass der Verf. in dem sogenannten cambium nur eine unorganische Masse sah, lag wolil an der geringen Vergrösserung. Ich verbinde hiemit die Anzeige einer Abhandlung, die mir bei ihrem Erscheinen sehr auffiel, und die zum Theil hieher gehört: Etüde microscopique des precipites et de leurs metamorphoses appliquee a l'explication de divers phenomenes physiques et physiologiques par P. Karting v. Bulletin des Sciences physiques et naturelles en Neerlande» Ann. 1840. p. 287 — 365. Der Verf. hat eine Menge Niederschläge un- tersucht, meistens mit unorganischen Substanzen, sehr wenige mit organischen und unorganischen Substanzen zugleich ge- macht. Die erste Art der Niederschläge sind nach unserm Verf. die krystallinischen ; auch behauptet er, dass die Kry- stallisation ein ursprünglicher Akt sei. Die zweite sind die molekularen. Ueber ihre Form könne man nicht urtheilen, weil man über eine gewisse Grenze hinaus die Ecken an den kleinen Körnern nicht mehr erkenne. Die Körner vereinigen sich zu unregelmässigen oder zu flockigen Haufen und sobald dieses geschehen ist, hört die Molekularbewegung auf. Die dritte Art, die membranösen Niederschläge, entstehen sogleich in vielen Fällen; sie sind zuerst biegsam, werden aber nach- her spröde und verändern sich auch in flockige Haufen. Die vierte Art endlich sind die gallertartigen Niederschläge. So weit gehört der Gegenstand eigentlich nicht hieher. Der Verf. geht aber weiter. Er führt die Molekular-Bewegung auf eine anziehende und zurückstossende Kraft zurück, er wendet die- ses auf die Bewegung der Körner in den Zellen an, die er auf eine gleiche Weise erklärt, auch wenn man annimmt, dass die Bewegung von den Wänden der Zellen abhänge. Er führt 337 ferner Schwanns Darstellung an, wie die Zell enkörperchen um ein Kernkörpereben sich anlegen und findet Aehnlichkeit mit der Art, wie die Körner in den Niederschlägen sich bilden. Er verkohlte Stücke von einer Zwiebel, deren Zellen Kerne enthielten, und fand den Kern zerstört, doch meint er, dieses negative Resultat beweise nichts, da die Arten des Kerns viel- leicht zerstreut seien. Bekanntlich behalten verkohlte Pflan- zentheile ihre ursprüngliche Form, der Verf. fragt also, ob man nicht die Bildung der homogenen organischen Membranen, als einen membranösen Niederschlag solcher Substanzen be- trachten könne, die man gewöhnlich unorganisch nennt. In diesem Jahre (1841) liabe ich eine kleine Schrift über die Festigkeit der Körper herausgegeben, um die Physiker aufmerksam auf diesen Gegenstand zu machen. Ich habe ge- sehen, und es mehren ausgezeichneten Physikern gezeigt, dass alle Niederschläge, aber sogleich nach der Entstehung unter- sucht, Kugeln zeigen, dass diese Kugeln sich zu grösseren vereinigen, folglich flüssig sind wie Quecksilberkugeln und dass diese vereinigten Kugeln oder Tropfen erst später, oft unter unsern Augen, also plötzlich, sich in Krystalle verwandeln. Wenn Herr Harting dieses nicht sah, so kam es daher, weil er die Niederschläge nicht schnell genug untersuchte. Zu- weilen bilden die Kugeln sogleich Platten, zuweilen sind sie gallertartig. Ich habe in der kleinen Schrift wiederholt, was ich schon längst gezeigt habe, dass alle flüssigen Körper an der Oberfläche einen Anfang von Festigkeit zeigen — denn Flüssigkeit schreiben wir einem Körper zu, wenn die Theile sich durch die geringste Kraft an einander verschieben las- sen, und das kann nur geschehen, wenn die anziehenden und zurückstossenden Kräfte der gleichartigen Theile einander auf- heben, welches an der Oberfläche der flüssigen Körper nicht sein kann, wo die Theile nach verschiedenen Richtungen un- gleich gezogen werden — dass diese Festigkeit mit der Ober- fläche zunimmt, und dass folglich eine dünne Schicht von Flüssigkeit schon an und für sich fest ist. Die Stärke der Festigkeit hängt allerdings von der Stärke der Anziehung un- ter den Theilen ab, die bekanntlich auch bei flüssigen Kör- pern verschieden ist, wie Quecksilber und Wasser zeigen. Zur Erzeugung einer Membran bedarf es also nichts als der Son- Ärchiv f. Naturgesch. VII. Jahrg. 2. Bd, 22 338 derung einer Schicht von Flüssigkeit, wie jede Blase zeigt. Die halbflüssigen Körper, Schleim, Gallerte u. dgl. m. sind ein Gemenge von Festem und Flüssigem, wie man beim Austrock- nen sieht, und es ist nichts gesagt, wenn man die Entstehung eines festen Körpers aus einem Schleim ableitet. Auch ist es gar nicht nöthig, dass ein flüssiger Körper durch den Zustand der Halbflüssigkeit durchgehen müsse, um fest zu werden, wie dieSalzkrystalle zeigen. — Wenn man anziehende und zurück- stossende Kräfte nach Belieben wirken lasst, wie es Herr Kar- ting macht, so lässt sich allerdings manches erklären. Aber von unsern Erklärungen muss sich die Willkür, so weit sie kann, entfernen. Ueber die chemische Beschaffenheit der Zell- membran haben wir viele Untersuchungen in diesem Jahre erhalten. Zuerst: Einige Beobachtungen über die blaue Fär- bung der vegetabilischen Zellmembran durch Jod von Hugo Mohl. Flora oder botan. Zeitung f. 1840. S. 609. Auf Ver- anlassung von Schleiden's Bemerkungen stellte der Verf. Un- tersuchungen über den Embryo von Sehotia speciosa an. Die- ser Embryo quillt durch lange Maceration in kaltem Wasser und Rochen mit Wasser auf, wird aber nicht ganz gelöst. Die Zellen werden dann nicht allein durch Jod blau gefärbt, sondern auch der Schleim umher. Eine ähnliche Reaction zeigen die Zellen der Cotyledonen von Tropaeolum majus, hybridum und minus, jedoch tritt die blaue Farbe hier nicht sogleich ein, sondern die Zellmembran wird erst gelblich, dann grün, endlich blau. Auf Meyens Veranlassung wurde auch die Zellmembran mancher Flechten untersucht und eine ähn- liche Reaction gefunden. Weit geringer war die Wirkung auf die Algen und nur Sphaerococcus ciliatus, Ulva Linza und U. Lactuca erhielten eine blaue Färbung. Ferner stellte der Verf. Untersuchungen über hornartige Albumenzellen an und zwar zu- erst der Monokotyledonen, wobei er folgende vier Hauptmodifi- cationen fand: A. Albumenzellen, welche von verdünnter Jodtin- etur gelb gefärbt werden, beim Trocknen gelblichbraun werden und bei der Wiederbenetzung die frühere gelbe Farbe annehmen, kurz, welche sich ganz auf die Weise, wie die gewöhnliche Holzfaser verhalten. Dieses findet, so weit der Verf. unter- suchte, bei dem Albumen aller Palmen statt, z. B. Rhapis 339 acaulis, Manicaria saccifera u. s. w. — B. Albumenzellen auf die Einwirkung von Jod zuerst eine gelbe, später eine braune .Farbe mit violetter Beimischung zeigend; eingetrocknet heller oder dunkler gelbbraun; wieder aufgeweicht violett mit bräun- licher Beimischung: Iris pratensis, atomaria, Allium globosum, odorum, sibiricum, Asphodelus luteus, Anthericum ramosum, Czackia Liliastrum, Eucomis punctata. — C. Albumenzellen auf die Einwirkung von Jod zuerst gelb, dann braun, zuletzt schmutzig violet; trocken rothbraun; benetzt dunkel violet, zum Theil in's tiefe Veilchenblaue übergehend. Iris aurea, Asparagus dauricus, maritimus, Scilla peruviana, Hyacinthus romanus, amethystinus, Lilium bulbiferum, Tigridia Pavonia, Convallaria racemosa, Yucca gloriosa. — D. Albumenzellen durch Jod schnell lebhaft violett gefärbt; trocken dunkel rothbraun; wieder aufgeweicht schön violet, oder tief veilchenblau. Ixia hyalina, squalida. Gladiolus tristis. Ruscus racemosus. Velt- heimia viridifolia. — Samen von Dikotyledonen mit hornartigem Albumen hat der Verf. weniger untersucht, weil die Erschei- nungen im Ganzen genommen, wie bei den dikotyledonischen Pflanzen waren. Kaustisches Kali wirkt, nach dem Verf., auf diejenigen Albumenzellen, welche sich mit Jod schön blau färben, sehr heftig ein. Diejenigen, auf welche das Kali am schwäch- sten einwirkte, bekamen bedeutend dickere Wandungen, wobei man deutlich sah, dass die äusseren Schichten einer jeden Zelle sich zuerst zu einer gallertartigen Masse auflockerten; die am Rande des Abschnitts gelegenen Zellen waren völlig in eine im Wasser auflösliche Gallerte umgeändert. Sowohl diese auf- gelöste Substanz, als die aufgelockerten Zellenmembranen selbst, färbte Jod schön blau. Der Verf. stellt nun Betrachtungen über die Wirkung des Jods auf die Zellenmembran überhaupt an, und zieht daraus folgende Schlüsse: 1. Das Jod ertheilt der vegetabilischen Zellenmembran, je nach der Menge, in wel- cher es von derselben aufgenommen wird, sehr verschiedene Farben; eine geringere Menge von Jod erzeugt eine gelbe oder braune, eine grössere Menge eine violette, und eine noch be- deutendere Menge eine blaue Farbe. Die gelbe oder braune Farbe kann das Jod der trocknen Zellenmembran ertheilen, wenn es in Alkohol aufgelöst, oder in Form mit ihr in Be- rührung kommt, die violette oder blaue Farbe tritt dagegen 22* 340 nur dann ein, wenn die Zellmembran vom Wasser durchdrun- gen ist. Die blaue Fai:be verwandelt sich beim Austrocknen der Membran in die violette oder rothbraune, kehrt jedoch bei neuer Benetzung zurück; analoge Farbenänderungen treten bekanntlich auch bei der Jodstärke ein, je nachdem dieselbe trok- ken oder vom Wasser benetzt ist. 2. Die Farbe, welche die Zellmembran mit Jod annimmt, hängt nicht bloss von der Menge von Jod, welche man auf die Membran einwirken lässt, son- dern auch von der Beschaffenheit der Membran selbst ab. Die weicheren und zäheren, im Wasser stärker anschwel- lenden Membranen färben sich, auch wenn nur eine geringe Menge von Jod auf sie «inwirkt, entweder sogleich violet oder blau, oder es geht die gelbe Farbe, welche sie anfangs annah- men, noch vor dem Austrocknen der Flüssigkeit, oder wenig- stens nach dem Austrocknen und bei neuer Benetzung in Vio- let oder Blau über. Die härtern, sprödem und im Wasser weniger aufquellenden Membraiien färben sich dagegen mit Jod gelb oder braun und zeigen nach dem Austrocknen und Wiederaufweichen nur dann eine blaue Farbe, wenn eine grosse Menge von Jod auf sie eingewirkt hatte. 3. Diese Entwicke- lung einer blauen Farbe kommt der Zellmembran an und für sich zu und beruht bloss auf der Aufnahme einer gehörig grossen Menge von Jod. Zu dieser Abhandlung hat H. Schieiden in demselben Jahrgange der Flora S. 737 einen Nachtrag geliefert. Er meint, Mohl hätte aus seinen Untersuchungen zwei Schlüsse ziehen können. 1- Dass es mit dem Jod als Reagens auf Stärkmehl nichts mehr sei, was schon aus der Entdeckung des Amyloids folge. Hr. Schi, hat nämlich mit Vogel eine Substanz in den Kotyledonarzellen von Schotia latifolia, speciosa, Hymenaea Courbaril u. a. m. gefunden, welche durch Jod blau gefärbt wird, aber von Stärkmehl sich verschieden zeigt, und dieses in Poggendorffs Annalen für 1839 bekannt gemacht. 2. Dass die blaue Färbung vegetabilischer Stoffe durch Jod keine eigent- liche chemische Verbindung sei. Da Mohl gesagt hatte, dass die blaue Färbung der Membran eine wesentliche Verschie- denheit von gewöhnlicher Zellenmembran nicht anzeige, weil es nicht wahrscheinlich sei, dass Zellen von verschiedener Sub- stanz gebildet, neben einander in derselben Pflanze vorkommen, 341 so sagt in dieser Rücksichf der Verf.: der Punkt, worauf es ankomme, sei, was man unter wesentlicher Verschiedenheit zweier vegetabilischer Substanzen verstehe. Freund Mohl scheine geneigt, dies den Chemikern anheim zu stellen, er selbst aber meint, dass man da noch lange warten könne. Hier folgt eine Anmerkung, die zum Theil wörtlich herzusetzen ist, weil sie Herrn Schleidens Art und Weise bezeichnet. „Wenn man die nichtssagenden Urtheile von Berzelius und Liebig über die Schwannschen Entdeckungen des Gährungspilzes liest, sollte man glauben, die beiden Herren hätten nie von einem solchen ■ Ding, wie ein Microscop ist, gehört. — Wenn aber Berzelius von der Schwannschen Leichtfertigkeit spricht, so weiss man in der That nicht, was man zu solcher Albernheit sagen soll. Ich wünschte der Chemie von vollem Herzen Glück, wenn Herr Berzelius alle seine Untersuchungen von jeher mit der durch so umfassende Kenntnisse gestützten Umsicht und der durch bescheidene Zweifel in seine eigne Kräfte gegen alle vorgefassten Meinungen gesicherten Gründlichkeit unternommen hätte, als Herr Schwann*). Fielen Herrn Berzelius, als er jene Worte schrieb, denn gar nicht die ersten 100 Seiten des 6. Bandes seiner Chemie ein , um ihn bei solchem Urtheile schamroth zu machen?" Der Verf. geht nun die chemischen Eigenschaften mancher Pflanzenstoflfe durch, und ziehet daraus den Schluss, welchen ich ebenfalls zum Theil wörtlich anführen will, damit ich den Sinn nicht verfehle: l)„Die gewöhnlich als indiflferente (ampliotere) angeführten Pflanzenstoflfe, die der Reihe des Stärkmehls angehören, sind nur eine ganz dürftige Auswahl von der unendlichen Mannichfaltigkeit der in den Pfliauzen vor- kommenden, derselben Entwicklungsreihe angehörigen Materien. Die Pflanze bildet 2. bei ihrer Vegetation einen chemischen Grundstoff (nicht etwa das alte Gespenst des Urschleims), der in allen Stadien des Vegetationsprocesses derselbe bleibt in *) Herr Schwann hat nämlich ein Buch geschrieben: Microsco- pische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Structur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen von Dr. Th. Schwann, Berlin 1839, worin er Herrn Schleidens Meinung über den Cytoblast ohne Weiteres annimmt und nun ein Aehnliches in den Thieren nach- zuweisen sucht. S. darüber meine Propyläen der Naturgeschichte, ßerlin 1839. 342 Bezug auf seine Elementarzusammensetzung, der aber durch innere, uns noch gänzlich fremde und unmerkliche Verände- rungen und zum Theil auch wohl durch Vermehrung und Ver- minderung des chemisch gebundenen Wassers unendlicher Mo- dificationen fähig ist, deren Zahl sich einmal nach der Zahl der hinzutretenden Wasseratome, dann aber auch nach der Mög- lichkeit der verschiedenartigen Combinationen der Elemente richtet, vielleicht also in der Natur eine bestimmte endliche Zahl ist, für uns aber vorläufig als eine stetige Reihe ver- schiedenartiger Zustände erscheint, deren nächste Glieder für uns nicht merklich verschieden sind, deren unterstes Glied der Zucker, deren höchstes der völlig ausgebildete Membranenstoff ist, eine Reihe, deren Glieder von unten nach oben immer unauflöslicher im Wasser werden, und zwar so, dass unter Umständen schon die gelatina aus dem Zellenstoff in organi- scher Form herauskrystallisirt (cfr. Schwann, Microscopische Untersuchungen u. s. w. p. 220)." Es scheint mir doch sehr gerathen, zu den Chemikern wiederum unsere Zuflucht zu nehmen. In den Annales des sciences naturelles T. 13 p. 305 findet sich der Bericht über eine Abhandlung von Herrn Payen sur la composition chimique du tissu propre des vegetaux. Die Berichterstatter sind Dumas, Pelouze und Ad. Brongniart. Payen Hess auf verschiedene vegetabilische Substanzen kausti- sches Kali in der Hitze, dann Jod und zuweilen Schwefelsäure einwirken, und sah, dass die ursprüngliche Membran, welche die Umhüllung der Zellen ausmacht, ohne alle Veränderung blieb. Hingegen fand er, dass unter der Einwirkung des Kali, die Absätze auf diese Membran sich in einen Stoff verwandel- ten, der von Jod violet (bleu violet) gefärbt wurde, und dass endlich ein Theil dieser Absätze, die er secundäre nennt, sich durch dieselben Einwirkungen in einen andern Stoff verwan- delten, den Jod orange färbt. Es folgt ferner aus seinen zahlreichen Analysen, dass die vegetabilischen Gewebe sowohl der Phanerogamen als Cryptogamen durch eine fortgesetzte Auflösung aller fremden Stoffe, die sich entweder in ihren Höhlungen oder auf den Membranen selbst abgelagert haben, sich auf eine Substauz (cellulose) zurückführen lassen, welche die ursprünglichen Wände der Zellen des Zellengewebes, des 343 Ilolzgewebes und der Gefässe ausmacht, welche dieselbe Zu- sammensetzung, wie das Stärkmehl hat, und sich nur durch den Aggregatzustand unterscheidet, vermittelst desselben sie den chemischen Einwirkungen stärker widersteht. Die Ueberein- stimmung der cellulose und des Stärkmehls in Rücksicht auf die Elementarzusamraensetzung, die Verwandlung beider Stoflfe in Dextrine und Zucker lassen schon vermuthen, dass Mittel- zustände sich finden würden, und in der That bemerkte Verf., dass die Membran der Cetraria islandica gehörig gereinigt, durch Jod blau gefärbt werde, und sich in Natrum auflöste, wie Stärkmehl. Auch die dicken Wände der Zellen im Albu- men von Phytelephas und Dracaena gehörig gereinigt, werden von Jod blau gefärbt, widerstehen aber mehr der Auflösung als der Zellstoff der Lichenen. Die Berichterstatter setzen hinzu: llolzzellen von allen abgelagerten Stoffen befreit, so dass sie nicht mehr von Salzsäure und schwacher Schwefel- säure schwarz, noch von Jod orange gefärbt würden, hätten doch noch einige Dicke behalten, nur wären sie weich und schwammig geworden und eben dieses wäre auch der Fall mit den nicht verschwindenden Tüpfeln und Streifen (lineaments) gewesen. Sie glauben also, dass die abgesetzten Stoffe nicht allein äusserlich abgelagert, sondern auch in das Gewebe in- nerlich eingedrungen wären. Eine ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand von Herrn Payen ist in demselben Journal T. 14 p. 73 geliefert. Zuerst die Resultate der Elementar-Analysen vom Zellgewebe mancher Pflanzen. Diese waren: Die ovula von Mandeln-, Bir- nen- und Aepfelkernen, und Helianthus annuus, der häutige Thcil vom cambium der Gurken, das Zellgewebe von Gurken, das Mark von Sambucus nigra, von Aeschynomene paludosa, einmal gereinigte Baumwolle, zweimal gereinigte Baumwolle, die Spongiolen der Wurzeln. Die Analysen schwanken zwi- schen 43 und 45 in Hundert Kohlenstoff, 6,04 und 6,32 Was- serstoff und 48,55 und 50,59 Sauerstoff. Die Formel C** H^^O^ + H^ O. entspricht diesen Analysen. Nun folgen noch andere Untersuchungen. Blätter waren schwer von einer Wachssubstanz zu befreien, gaben aber zuletzt Zellstoff von derselben Zusammensetzung, wie die vorigen. Spiralgefässe von Muca sapientum enthielten offenbar einen Ueberzug (matiere 344 incrustante); denn nur durch Ammonium, Wasser, schwache Salzsäure u. s. w. gereinigt, gaben sie 0,484 Kohlenstoff, in- dem sie durch Kali in der Hitze erschöpft, nur 0,44 Kohlen- stoff erhielten; die letztern verhielten sich sonst, wie der nor- male Zellstoff. Die reine Membran aus Weizenkörnern gezo- gen, hatte die gewöhnlichen Bestandtheile. Die Zellen im Um- fange des Albumen zeigen eine graue Farbe, die von Kleber herrührt, welcher die Membran überzieht; der Gerbestoff färbt diesen Stoff und zieht ihn zusammen, Ammoniak und Essig- säure lösen ihn auf und lassen die Membran rein zurück, die Jodauflösung färbt den Kleber gelb, das Stärkmehl dunkelviolet, und lässt die Membran ungefärbt. Nach dem Keimen bleibt nur reine Membran im Korn zurück. Vegetabilische üeber- bleibsel aus Kuhmist waren leicht zu reinigen, und dann hatte die Membran die gewöhnliche Zusammensetzung. Die Haare von dem Samen des virginischen Pappelbaums verhielten sich wie Baumwolle. Es hielt schwer, Tannenholz von allen abge- lagerten Stoffen zu scheiden; nachdem dieses aber geschehen war, zeigte die Membran sich wie gewöhnlich zusammengesetzt. Die Membran der Cetraria islandica gereinigt durch Wasser, Alkohol, Ammoniak, Essigsäure und Aether wird noch immer von Jod blau gefärbt, und die Gallerte von diesem Liehen hält Hydrat von Stärkmehl und Inulin. Dieser letzte Stoff wird durch Essigsäure in einen Zucker aufgelöst, der sich in Was- ser und auch in Weingeist auflöst. Löst man das Inulin in siedendem Wasser auf, so scheidet es sich in der Kälte in kleinen, weissen, durchsichtigen Kugeln aus, wie Stärkmehl- körner, die aber von Jod nicht blau gefärbt werden. Das Al- bumen der Datteln lässt sich wie die Membran von Cetraria islandica ganz in Kali auflösen. Schwerer war es, Conferven von abgesetzten Stoffen zu entfernen, und so auch die Chara hispida; bei den Pilzen war Vorsicht nöthig, doch in allen diesen Fällen blieb eine Membran von der gewöhnlichen Zu- sammensetzung zurück. Der Verf. beschreibt die verschiedenen Arten von Amylumkörnern in der Chara; sie waren chemisch nicht verschieden. Die zarte Membran in den orangefarbenen Organen der Chara zeige die gewöhnliche Zusammensetzung der Pflanzenmembran, der darin enthaltene Stoff war aber sehr stickstoffhaltig. Der Verf. äussert die Meinung, tung über Hie männlichen Geschlechtstheile dieser Pflanzen sich bestätigen sollte, so möchte sich die Er- scheinung leichter erklären lassen, als wenn man andere Theile für Antheren hält. Die Meinung, dass die Arten von Farrnkräutern, von denen man solche Mittel formen beobachtet hat, Abänderungen einer und derselben Art sein möchten, verwirft Hr. B. zu leb- haft; wirklich stehen diese Arten einander sehr nahe und die Farrnkräuter sind keinesweges sehr beständig in ihren For- men, wie der Verf. meint, vielmehr ändern sie gar sehr ab, und weit mehr als andere Gewächse. Oft sieht man an einem und demselben Wedel der grossem Polypodien, lange und kurze, spitze und stumpfe Federstücke. In dem Verzeichnisse der Farrn des Königl. Botan. Gartens zu Berlin (Filicum spe- cies in Horto R. Bot. Berolin. cultae Berol. 1841) habe ich zwei Arten von Ceropteris (so nenne ich die bestäubten Arten von Gymnogramma) characterisirt, die man für solche Bastarde gehalten hat, nämlich C. Martensii, angeblich ein Bastard von C. calomelanos und C. chrysophylla und C. Massoni der Ba- stard von C. distans und C. chrysophylla, von dem Bemhardi hier redet. Auch ist eine Ceropteris angegeben, die zwischen C. calomelanos und C. distans in der Mitte steht. Die Gat- tung Ceropteris hat nicht allein ihren Character in den son- derbaren Haaren, welche Wachs ausschwitzen, sondern auch in der Zerstreuung der Fruchtkapseln, welche in Gymnogramma regelmässig in Linien gestellt sind. Der Verfasser, indem er seine Meinung über die Anthe- ren der Farm anführt, sagt, man habe sie meistens falsch dargestellt, indem man die verdickten Enden der Blattnerven dafür gehalten, und dieses sei vermuthlich aus Bequemlichkeit geschehen, indem man Sprengeis Darstellung gefolgt sei, und nicht seine eigene Abhandlung nachgelesen habe. Das ist wohl 406 nicht der Fall gewesen; die Abhandlung fand sich in einem damals — vor vierzig Jahren — viel und mit grösserer Auf- merksamkeit gelesenen Journal, als man auf Sprengeis Dar- stellung verwandte. Aber wenn ich der umständlich genauen Darstellung des Verf. folgte, so kam ich zuerst auf die ver- dickten Enden der Nerven, und von dort äusserlich zuweilen auf Körner, die ich für die von dem Verf. angedeuteten An- theren hielt, die mir aber Excretionen scheinen. Oft habe ich vergeblich nach bestimmten Formen gesucht, und das ist aller- dings der Grund gewesen, warum ich nichts davon öffentlich gesagt, bis allerdings durch einen Gedächtnissfehler, jene Kör- ner sich verloren, und die gewiss sehr merkwürdigen, in keiner Pflanzenklasse vorkommenden verdickten Nervenenden in der Erinnerung zurückblieben. Sprengel hatte auf ähnliche Punkte an Crassula crenata hingewiesen, aber diese sind sehr verschieden von jenen verdickten Nervenenden, die aus einem Knäuel von Spiroiden bestehen, wie sie in den Ausgew. anat. bot. Abbild. H. 3 T. 3 F. 8 dargestellt sind. Will man Theile für Antheren halten, so sind es offenbar die, welche Blume zuerst bestimmt angegeben hat, und welche in demselben Heft der Ausgew. Abbild. T. 3 F. 1 — 5 abgebildet sind; sie haben gewiss die grösste Aehnlichkeit mit den Antheren, wenn ich auch keinesweges ihnen dieselbe Function zuschreiben will, welche die Antheren der Phanerogamen deutlich haben. Denn mau darf nur einen Blick auf das Auge des Maulwurfs werfen, womit er gewiss nicht sieht, um einzusehen, dass die Natur auch umsonst etwas thut. Aber gesetzt auch, diese Antheren der Farrn oder die von Bernhard! als solche anerkannten Theile hätten wirklich die Function der Befruchtung, so sehe ich doch nicht ein, wie Bastarde in dieser Klasse der Gewächse ent- stehen können; für die Blumeschen Antheren sind die Weib- chen derselben Art zu nahe, für die Bernhardischen Antheren die Weibchen anderer Arten zu ferne und es ist nicht zu sagen, wie sie dahin gelangen könnten. Moose. üeber den Bau der Setae von Funaria hygrome- trica von Edwin Lankester. Annais of natural History T. 4 p. 362. Die Fruchtstiele dieser bekannten Moosart sind 407 schon lange wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaften be- kannt. Der Verf. untersuchte sie in dieser Rücksicht genauer. Nimmt man einen trocknen Fruchtstiel in die Hand, und be- netzt den untern Theil mit dem Finger, so dreht sich die Kapsel von der Rechten zur Linken, indem sie zwei, drei und mehr Umdrehungen macht; benetzt man den obern Theil auf dieselbe Weise, so dreht sich die Kapsel noch schneller in einer entgegengesetzten Richtung. Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man den ganzen Stiel aus langgestrecktem Zicllgewebe bestehend, welche spiralförmig (schraubenförmig) gedreht sind. Doch ist das Zellgewebe nicht überall gleich- förmig gedreht, sondern um zwei Drittel der Länge fängt es an gerader zu werden und oben dreht es sich wiederum, aber stärker und in einer entgegengesetzten Richtung. Die Ursache des Drehens scheint allerdings in dieser Richtung des Zellge- webes zu liegen. Ob nun die Feuchtigkeit das Gewebe gera- der macht ^ indem sie sich dadurch hinzieht, oder ob es von der blossen Ausdehnung des äussern Gewebes herrührt, mag dahin gestellt sein. Die Kapsel dreht sich in einer den Win- dungen des benetzten Endes entgegengesetzten Richtung, und dass sie sich schneller dreht, wenn das obere Ende benetzt wird, rührt von der stärkern Drehung der obern Windungen her. Doch ist die Trockniss der Fasern nicht allein die Ur- sache, denn die grünen Fruchtstiele, obgleich völlig getrocknet, drehen sich nicht. Da nun aber die Kapsel zur Zeit der Rei- fung gegen die Erde sich kehrt, so ist es wahrscheinlich, dass die schon vorhandene Drehung der Fasern noch stärker wird, und so die Bewegungen hervorbringt. Es ist durch die vielen Streitigkeiten über das Hygrometer, welche einst zwischen de Saussure und de Luc geführt wurden, ausgemacht, dass die trockene Pflanzenfaser durch die Feuch- tigkeit verkürzt, die thierische Faser hingegen verlängert wird. Vermuthlich weil die erste hohl ist, und nun durch die einge- sogene Flüssigkeit ausgedehnt und so verkürzt wird. Die zweite hingegen mag aus aneinander gereiheten, dichten Theilen bestehen, welche die Feuchtigkeit von einander entfernt. In dem vorliegenden Falle scheint es, dass, wenn die grünen Stiele getrocknet werden, der dickflüssige Inhalt der Zellen einen trock- nen Bodensatz in den Zellen lässt, und sie so ausfüllt, indem 408 beim Röifeii der Kapsel dieser Inhalt aufgelöst und so auf- gesogen-und anderwärts verwandt wird, wodurch beim Trock- nen die Zellen leer werden und wie hohle Röhren wirken. L i c h e n e n. In der Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 4840 findet sich S. 95 eine Nachricht von H. Körbers Auf- satz: Ueber die Fortpflanzung der Flechten durch Keimkörner. Ich ziehe nur folgende Stelle aus, welche mir die Hauptsache jener Abhandlung zu enthalten scheint (S. 98): „Die individuelle Fortpflanzung geschieht vermittelst Soredien, die sich durch eine innerzellige Entwickelung zu neuen Indi- viduen gestalten. Diese innerzellige Entwickelung wird schon im Innern der Mutterzelle dadurch vorbereitet, dass das ein- fache (primäre) Gonidium, das noch eine deutliche sphärische Zelle ist, seinen in ihm enthaltenen, organisirbaren, schleimigen Stoff zu Elementarkügelchen ausbildet: dass ferner, sobald die- ses geschehen und das Gonidium dann als Soredium aus dem Thallus hervorgetreten ist, die ursprüngliche Mutterzelle ab- sorbirt wird, und das Soredium somit nichts andres ist, als der freigewordene Inhalt der Mutterzelle, welcher ein stetig verbundenes Zellgewebe durch jene neuen, mittelst des Bil- dungschleimes verbundenen Zellchen (Kügelchen) vorbereitet. Diese neuen Zellen scheinen somit eine Art Cytoblasten der ursprünglichen jetzt absorbirten Mutterzelle zu sein, die jedoch, immer mehrere aus einer Mutterzelle, sich selbst noch umzu- bilden fähig sind." Wenn man Lobaria pulmonaria untersucht, die doch grosse Soredien zeigt, so sieht man, dass hier wenigstens von Allem dem, was der Verf. sagt, kein Wort wahr ist. In dem dritten Heft der Ausgew. Anat. bot. Abbild. (1841) ist ein solches Soredium T« 5 F. 11 abgebildet. M^n sieht, dass die innere flockige Masse, die bei h. F. 13 sehr vergrössert vorgestellt ist, hervorbricht und "das Soredium bildet. Die äussere zel- lige Umhüllung, die man bei a. F. 13 sehr vergrössert sieht, wird dagegen durchbrochen, und von ihm tritt nichts zum So- redium. Ich zweifle sehr, dass die individuelle Fortpflanzung 409 tler Lichenen durch Soredieii geschieht, und an allen den Fol- gen, die daraus gezogen werden. Algen. Bemerkungen über Spongilla fluviatilis von John llogg in Transact. of the Linnean Society of London V. 18 P. 3 (1840) p. 363 und 368. In dem ersten Aufsatze erklärt sich der Verf. für die vegetabilische Natur dieses Organismus. Er könne nicht glauben, dass die samenaftigen Körper der Spongilla die Eier von einer Cristatella (vagans) seien, da er nie eine solche Cristatella in ihrer Nähe gefunden habe. In dem zweiten wichtigen Aufsatze erzählt er umständlich seine Beobachtungen über die Spongilla. Im Jahre 1838 bemerkte er einige keimartige (germlike) Körper, die in dem Napfe her- umschwammen, worin sich eine Masse von gut vegetirender Spongilla befand. Sie sind zwar klein, aber mit blossem Auge zu sehen, weiss, voh einer kuglichten oder vielmehr ovalen Ge- stalt, der untere und kleinere Theil ist undurchsichtig, der obere durchsichtig und häutig. Ihre Bewegungen waren eben so auffallend als zierlich; sie stiegen von der Spongilla am Boden des Gefasses bis zur Oberfläche, sie schwammen lang- sam auf der Oberfläche, oder fuhren durch das Wasser, wie ein Luftballon in der Luft; sie näherten oder entfernten sich von einander, sie schwebten an einer Stelle ruhig, oder dreh- ten sich in Kreisen umher. Immer aber bewegten sie sich so, dass der runde Theil voran war. Dann brachte er einen von diesen Körpern in ein Uhrglas, und erneuerte das Wasser täg- lich zwei- bis dreimal. Zuerst bewegte sich der Körper, drehte sich dann langsam um die Axe, setzte sich endlich fest und verwandelte sich in eine weisse, undurchsichtige Substanz, die, so wie sie im Wasser wuchs, gallertartig erschien, aber trocken kleine Zellen und Fasern und Spiesse zeigten. Um dieselbe Zeit machte er einen Versuch mit den samenartigen (seedlike) Körpern, die er sporules nennt. Er nahm sie von der Spon- gilla ab, und setzte sie in eine Tasse, die er mit Wasser an- füllte und zweimal täglich erneuerte. Diese Körper bewegten sich nicht, aber nachdem sie einige Zeit gelegen hatten, drang aus der Oeflfnung an ihrer Spitze eine weiche, undurchsichtige Substanz, welche den Samen an die Tasse klebte. Diese Sub- 4M stanz nahm nach und nach zu, und überzog zuweilen ganz und gar den Mutterkörper, verbreitete sich auch umher über alle nahgelegenen Körper. Zuerst sah man keine Spuren von der Spongilla selbst,, sondern nur eine weisse, dicke, gallertartige Materie, aber wenn man diese Materie trocken werden liess, so zeigte sich die Membran der Spongia und man sah die Löcher, welche durch die Verwickelung der Fasern gebildet wurden, nebst den Spiesschen. — Der Verf, untersucht nun, ob die keimartigen Körper sich in die samenartigen verwan- deln, und entscheidet sich dagegen; es sind verschiedene Früchte, die er sporules und sporidia nennt. Er führt ferner die Be- obachtungen über die Bewegung der keimartigen Körper aus andern Algen, namentlich Ectosperma clavata an, als eine Bestätigung der algenartigen Natur der Spongilla. Er sah die Strömungen um die Keimkörper der Spongilla, wenn sie sich bewegten, aber kleine Zasern (cilia) konnte er nicht bemerken, wie man sie an wirklichen Zoophyten gefunden hat; er hält sogar diese Fasern für ein Kennzeichen der thierischen Natur. Die Bewegung der keimartigen Körper aus den Algen rühre von einer Endosmose und Exosmose her. Er führt nun andre Uebereinstimmungen der Spongilla mit den Vegetabilien an, die Aehnlichkeit der Membran, der gallertartigen Substanz, der grünen chromule (Chlorophyll), des Verhaltens in Säuren und der Gasentwickelung im Licht. Er kommt ferner auf die Strömungen, welche in die innerlichen Höhlungen der Spon- gilla und aus ihnen fliessen und schreibt sie grösstentheils einem aphisartigen Insekt von grüner Farbe zu, doch nicht allein, sondern auch der Endosmose und Exosmose. Nun sucht der Verf. Dujardins Gründe für die thierische Natur die- ser Spongillae zu widerlegen, und zuletzt bringt er auch noch manches für die vegetabilische Natur der See-Spongien bei. Die Beobachtungen des Verf. verdienen grosse Aufmerk- samkeit. Manche von ihm angeführte Gründe für die vegeta- bilische Natur der Spongilla und derSpongien überhaupt möchte man wohl nicht hinreichend finden. In der Hauptsache muss man aber ihm beistimmen, und zwar vorzüglich deswegen, weil diesen organischen Körpern ein Centralorgan, der Magen, fehlt, welches allen Thieren eigenthümlich ist. Auch sind die Spongillen nicht aus den thierischen Stoffen abgesondert, wie 411 die Stämme der Sertularien und ähnlicher Zoophyten, die ich gern dem Thierreiche überlasse, ungeachtet ich früher glaubte, sie wüchsen pfianzenartig auf. Dass übrigens mannichfaltige Bewegungen, wie sie der Verf. an den Keimkörpern der Spou- gillen beobachtete, von der Endosmose und Exosmose herrüh- ren sollten, ist gar nicht glaublich, die Häute, wodurch die Endosmose und Exosmose geschieht, bleiben eben deswegen unbeweglich, weil die Strömung der Flüssigkeiten durch sie hingeht. Die Endosmose und Exosmose kann man nur als Analogie zur Erklärung anwenden, nicht als Erklärung selbst, aus dem einfachen Grunde, weil sie selbst noch nicht erklärt ist. Ueber denselben Gegenstand, nämlich über die Spon- gillen und ihre Fortpflanzung finden sich in den Comptes rendus von 1840 V. 2 p. 478, 694, 1050 mehrere Beobach- tungen von Laurent angezeigt. Herr Laurent nimmt eine thierische Natur dieser Organismen an. Sie zeigen dreierlei ' Fortpflanzungskörper: 1. Keimartige Körper, die er als unge- franste (non -cilies) Knospen betrachtet ; 2. Eierförmige Körper, welche sich im Frühling bilden und von den eiförmigen Körpern der spätem Jahreszeit verschieden sind j 3. Proteische (proteifor- mes) Körper, die sich von den rhizopodischen Verlängerungen der jungen Spongillen losreissen. Auch hat er Fortpflanzung durch Selbstspaltung (scissiparite naturelle) der alten Spongil- len angegeben. In dem zweiten Memoire geht Hr. Laurent die Phasen des Lebens dieser Spongillen durch. Die erste Phase ist die des latenten Lebens, worin sich zuerst die eierför- migen Körper und die Gemmen befinden ; der Inhalt der ersten ist dann körnig wässerig (globulino-aqueux) und zur Zeit des latenten Lebens der zweiten ist die ganze Spongille noch kör- nig wässerig. Die Spiesschen fehlen noch zu dieser Zeit. Die zweite Phase ist die des embryonischen Zustandes, wo das ganze Gewebe noch fast körnig-klebrig (subglobulo-glutineux) ist; die Eier gehen aus dem körnig- wässrigen Zustand in den körnig-klebrigen über, auch die Gemmen der gefransten Em- bryonen, früher kuglicht, werden länglich; die Spiesschen und die proteischen Körper erscheinen zuerst. Die Spongillen, welche aus diesem dreifachen Ursprünge sich bilden, sind ganz gleich, in dem dritten Zustande erscheint zuerst die Spon- gille mit einer Haut überzogen, und wenn diese reisst, sieht 412 man die Höhlungen derselben und die Eier. Die Fortpflanzung durch proteische Stücke geschieht nur an sehr jungen Indivi- duen, die aus gefransten Embryonen entstehen, indem die Selbsttheilung nur an alten Individuen geschieht, die aus ge- fransten Embryonen sich schon wieder erzeugt Iiaben. In dem dritten Memoire vergleicht er die gefransten, freien Embryo- nen der Spongilla mit den freien Embryonen von Ectosperma clavata. Die ersten bewegen sich noch zwei bis drei Tage, statt dass die letzten sich nur zwei bis drei Stunden bewegen, oder sich auch sogleich festsetzen. Bei einer Vergrösserung von 2 — 300 i. D. sieht man deutlich die Fasern an den Embryo- nen der Spongilla, an den letzten nicht; auch haben die ersten einen Strom um sich, die letzten nicht. Die Embryonen der Spongilla sind weiss, der Ectosperma sind grün. liiebei will ich zurückführen auf die Beobachtungen von Agardh in Suensk. Vetensk. Hdlgar. f. är 1837, übers, in der Flora für 1840 S. 128, wo A. beschreibt, wie ihm aus sol- chen sich bewegenden Körnern eine Draparnaldia tenuis er- wuchs, auch" wie er eine Bewegung der Körner in einigen Glie- dern der Bryopsis Arbuscula sah. Auch ist Rücksicht zu neh- men auf Hrn. Morrens Bemerkung, der in Vaucheria clavata (Ectosperma cl.) den Rotifer vulgaris fand, so dass er bei der Oeffnung des Gliedes sich nicht entfernte. Bullet, d. l'Acad. roy. d. Bruxell. T. 6 p. 4. Die von Hr. v. Lobaczewski beobachtete Saftströmung in CloSteriura Lunula Nizsch., beschrieben in der Linnaea B. 14 S. 278, muss ich doch den Zoologen überweisen, so nahe auch die Erscheinung denen steht, welche man in Chara und andern Pflanzen beobachtet hat. Eben so gehört das, was Meyen vom rothen Schnee in Wiegmann's Archiv 1840 B. 1 S. 166 sagt, der Zoologie an, sofern Protococcus nivalis und viridis Infusionsthierchen und zwar Euglena sanguinea und E. viridis Ehrenb. in ruhendem Zustande sind. Pilze. Der Hausschwamm von Schwabe Linnaea 1840 p. 194. Der Verf. beschreibt den Hausschwamm, Boletus destructor Schrad. (Polyporus destructor Fries), besonders aber den thallus 413 von seinem ersten Ursprünge an sehr genau, und sagt, dass er in Dessau liäufiger sei als Merulius Vastator Tode (lacry- mans Fr.). Die Zerstörung des Holzes, setzt er hinzu, scheint dadurch herbeigeführt zu werden, dass die Pilzfasern diejenige Nahrung, die sie zu ihrer Vegetation gebrauchen, den Holz- zellen entziehen, wodurch diese letzten ihren Zusammenhang und ihre Zähigkeit verlieren; vorzüglich leiden die häutigen Wände der Zellen, denn unter dem Mikroskop zeigen sich diese am meisten spröde und zerrissen. — In Berlin, doch Dessau sehr nahe, ist Merulius Vastator Tode der häufigste. Dieser zieht aber vielmehr durch seine Fasern oder Röhren Feuchtigkeit aus der Luft an, die er im Holze verbreitet, und dadurch Fäulniss hervorbringt. Penicillium Bioti beschrieben von Turpin, Compt. rend. V. 1 p. 507. Dieser Schimmel war in einer dicht ver- schlossenen Flasche aufgewachsen, die Biot dem Verf. schickte, worin sich destillirtes Wasser mit etwas Dextrine befand. Er beschreibt nun die Fäden (den thallus) dieses Pilzes mit grosser Genauigkeit, und setzt hinzu, dass die aufgeschwollenen Glie- der, worin sich Körner befinden, ihn bewogen haben, eine be- sondere Art daraus zu machen. Von der Fructification heisst es: Ist die Vegetation zu einer gewissen Epoche gekommen, so lässt sie nach; die Glieder der kleinen Stämmchen werden kürzer, kugelförmig, zeigen sich in schnurartigen Reihen, die einfach sind, oder deren mehrere zusammen und wechselnd stehen. Die Kügelchen sind bläulich. Der Pilz pflanzt sich dem Verf. zufolge auf eine dreifache Weise fort, erstlich durch eine fast freiwillige Erzeugung, denn die organischen Kügel- chen der Dextrinen dürfen nur gehörig geordnet werden, um diesen Schimmel unmittelbar darzustellen, ferner durch Kügel- chen in den Röhren, die bei der Zersetzung der Röhren her- auskommen und endlich durch abgeschnürte Glieder. Ich zweifle, dass Penicillium Bioti von Penicillium glau- cum verschieden ist. Dieses entsteht in allen schleimigen, süssen und vegetabilisch-sauren Auflösungen, auch in Salzen, die aus vegetabilischen Säuren bestehen. Gardner hat in Brasilien einen neuen phosphore- scirenden Pilz entdeckt. Description of a new phosphore- scent species of Agaricus by George Gardener with remarks 414 upon it by the Rev. M. J. Berkeley. Hooker's Journal of Bo- tany V. 2 (1840) p. 406. Er gehört zu den Arten pileo ex- centrico, und Berkeley erinnert daran, dass er zur Untergat- tung Panus von Fries zu bringen sei. Die Kennzeichen sind pileo carnoso-coriaceo, subinfundibiiiformi, glabro, flavo, lamel- lis longe decurrentibus pallidioribus, stipite brevi, coriaceo, gla- bro, cinerascente. Hab. in Brasilia ad folia Palraarum, quae ab incolis dicuntur Pindoba. In einer dunkeln Nacht im Anfang des Monats December, sah er in der Stadt da Natividade in der Provinz Goyazes, Knaben mit Stöcken von einem leuch- tenden Pilz spielen; diess bevvog ihn, sich den vollständigen Pilz zu verschaffen, welches ihm auch gelang, so dass er eine Beschreibung davon geben konnte. Berkeley setzt hinzu, dass es mehrere im Dunkeln leuchtende Pilze gebe, und führt den Ag. olearius Dec. in dieser Rücksicht an; auch will er daher den Namen Ag. phosphorescens in A. Gardneri verändert wis- sen. — Es ist die Frage, ob diese Pilze immer und unter allen Umständen leuchtend sind ; die Rhizomorphen sind es nicht. Chrysomyxa Abietis, ein Pilz und Exanthem der Rothtannen, ist beschrieben von F. Unger. S. Froriep's Neue Not. 16 (1840) S. 10 folg. Auszug aus Ungers Beiträgen zur vergleichenden Pathologie, Wien 1840. Zuerst eine genaue anatomische Beschreibung der Blätter, dann geht er zum Exan- them über. Es findet sich an dem letzten Jahrestriebe und zwar fast an allen Blättern desselben. Auf der Lichtseite des Blattes gelbliche Entfärbungen, auf der Kehrseite ähnliche Ent- färbungen, auch ein oder mehrere rostgelbe Flecke, aber nur dort, wo sich die Reihen von Spaltöffnungen finden. Die gelb- rothen Flecke erheben sich warzenförmig, und die Oberhaut reisst auf; am Rande sieht man dicht gedrängte Röhren von hochrother Farbe, nach der Mitte unregelmässige, nach oben etwas erweiterte, theilweise verzweigte Schläuche, die auf einer schleimig-körnigen Materie sitzen. Diese Substanz macht das stroma der Pustel. Dann entsteht ein Gewebe aus cylindri- schen, einfachen und verzweigten, sehr verfilzten Flocken. Die Krankheit endet mit dem Abfallen der Blätter. Sie entsteht in den Athemhöhlen des Blattes als eine schleimig-körnige Ma- terie. Der Verf. schreibt die Ursache der Feuchtigkeit zu, 415 welche den Atheniprocess hindert» Die Krankheit, schliesst der Verf., ist eine heterogene Zeugung. Die Atlieniliöhlen des Verf. sind eine Schicht grosser Zel- len. Dass die Spaltöffnungen auch in den jüngsten Blättern schon verstopft sind, gesteht der Verf., meint aber, die Luft könne doch durchdringen. Im Schluss ganz einverstanden mit dem Verf.; doch ist dieses ein Gegenstand der allgemeinen Phy- siologie und Pathologie. In demFhigbrande, Uredo segetum, hat Hr. Lucas Humin gefunden, Einhof fand denselben Stoff, erkannte ihn nur nicht als Humin. Aus den Spiroiden des Agaricus atra- mentarius Bull, wurde schon -von Braconnot Humin geschieden, und es scheint dieser Stoff überhaupt in vielen dieser niedern Pflanzen herrschend zu sein. Annal. d. Pharmacie v. Wöhler und Liebig B. 37 S. 90. Monstrositäten. Herr deLafont, Baron von Melicocq, giebt in den Annal. d. scienc. natur. IL S. T. 14 p. 255 mehrere Abänderungen von der Linaria vulgaris an, die man mit der grossen Sammlung von solchen Abänderungen, welche Hr. Pr. Ratzeburg geliefeHj vergleichen mag. Sie wurden bei Cambrai und Arras gesam- melt, und sind: 1. Blume (corolle) mit zwei Lippen, zwei Spor- nen gleich oder ungleich; eine von diesen Blumen hatte sechs Staubfäden, wovon zwei kürzere. 2. Blume mit zwei Lappen, drei Spornen, der mittlere länger, ziemlich häufig. 3. Blume mit zwei Lappen, drei gleich lange Sporne; selten. 4. Blume ohne Oberlippe, die untere mit vier Abtheilungen, vier Sporne von derselben Länge, vier Kelchabschnitte; ein einziges Exemplar. 5. Blume fast ohne Oberlippe, die Unterlippe mit fünf Abtheilun- gen, sieben Sporne, sechs Staubfäden, zwei kürzer, acht Kelch- abschnitte; sehr selten. 6. Regelmässige Blume mit fünf Abthei- lungen, fünf Spornen; selten. 7. Blume mit zwei Lappen, aber an der Basis mit ein bis drei, zuweilen vier blumenartigen An- hängseln, gefärbt wie die Unterlippe der Blume; einige von diesen Blumen haben zwei Sporne. Ein Exemplar hatte einen sehr entwickelten blumenartigen Anhang, fast so lang als die Blume; die beiden Lippen der letztern lagen horizon- tal, der Sporn war vertical geblieben. 8. Blume völlig um- 416 gekehrt, und an der Basis mit einem wahren Blumenblatt ver- sehen. 9. Blume mit zwei Lappen, an der Basis ein blumen- blattartiger Anhang, drei Sporne von derselben Länge, fünf Staubfäden; selten. 10. Die obere Lippe der Blume hat drei Abschnitte. — Die Unterlippe mit vier Abschnitten. Selten. 11. Blume mit zwei Lappen, ohne Sporn. 12. Gebänderter Stamm, Dass die Blume von Linaria vulgaris eine grosse Menge von Abänderungen zeigt, mehr als von irgend einer anderen Pflanze, rührt, meiner Meinung nach, von der sonderbaren Stel- lung der Gattung zwischen den Personatae und den Solaneae her. Es ist, als ob die Blume alle Mittel ergriffe und alle Wege versuchte, um aus ihrem gefesselten Lippenzustande der Per- sonaten in den regelmässigen der Solaneen, denen sie ver- wandt ist, zurückzukehren. Die Veränderung trifft, so viel ich weiss, nicht den Fruchtknoten, weil dieser in beiden natür- lichen Ordnungen beinahe dieselbe Form hat. Hr. Göppert machte in der Uebersicht der Arbeiten der Schlesischen Gesellschaft f. v. L. 1840 S. 103 eine Beobach- tung über Misbil düngen an einem Exemplare vonTragopo- gon Orientale bekannt. Bei den meisten Blüthenköpfen waren sämmtliche Haarkronen in lanzettlich zugespitzte Blät- ter verwandelt, während Blume, Anthere und Narbe nur schwach grünlich gefärbt erschienen. An einigen Blüthen in dem ober- sten Biüthenkopfe waren Staubfäden nebst Antheren in grüne, zarte Blättchen verwandelt und ein neuer, vollständiger, klei- ner Blüthenkopf hatte sich in dem Theilungswinkel der Narbe gebildet, wobei die Narben auch schon anfingen, eine blattartige Beschaffenheit anzuehmen. Eine allerdings seltene Proliferation. Kleine Pflanzen von Drosera intermedia hervor- gewachsen auf dem Blatte einer andern, beschreibt Herr Naudin in den Ann. d. Scienc. natur. T. 14 (1840) p. 14. Ein Blatt von einer Drosera intermedia (Dr. anglica) zeigte auf der oberen Seite des Randes zwei Droserapflänzchen im Kleinen, die sich aus dem Zellgewebe zwischen dem mittlem Blattnerven und einem am Rande erhoben und ungefähr andert- halb Linien von einander entfernt standen. Sie waren 5 — 6 Li- nien lang und hatten, sonderbar genug, einen Stamm, mit wech- selnden Blättern nach der Abbildung, da doch sonst die ein- heimischen Drosera-Arten stammlos sind und nur mit Wurzel- 417 blättern versehen, auch war es die Mutterpflanze selbst. An der untern Seite des Mutterblattes bemerkte man niqhts, ausser einen schwarzen Punkt unter einem der beiden Stämme, aber keine Wurzeln. Die Stämme kamen übrigens aus dem blossen Zellgewebe hervor, und standen in keiner Verbindung mit den Gefässen des Blattes. — Eine höchst sonderbare, merkwürdige Monstrosität! Hr. Walpers führt in der Linnaea B. 14 S. 362 ein monströses, siebenblättriges Blatt von Trifolium repens an, und betrachtet die dreiblättrigen so wie die einfachen Blätter dieser Ordnung als abgekürzt gefiederte. Für die Formenlehre der gefiederten Blätter bei den Leguminosen, sagt er, sind die Blätter von Gleditschia triacanthos, an denen man fast alle bei den Leguminosen vorkommenden Blattformen, nebst deren Uebergängen von der einen in die andern, leicht beobachten kann, vorzüglich lehrreich. Hr. Hampe beobachtete an einem Strauche von Salix repens, dass Zweige über dem Wasser weiblich blühten, dass aber darunter befindliche, später und erst nachdem das Wasser abgetrocknet war, IJühende Zweige nur männliche Blüthen hatten. Er sucht durch andere Beispiele darzuthun, dass an nassen Stellen befindliche diklinische Pflanzen mehr männlichen Blüthen zugeneigt sind als weiblichen. S. Linnaea 14 B. S.367. Der Herausgeber stellt in einem Zusätze viele Beobachtungen über die Veränderung des Geschlechts an Weiden zusammen, ohne jedoch über die Ursachen zu entscheiden. Bemerkungen ^er das Mutterkorn (clavus, ergot) von John Smith LinSan Transactions V. 18 P. 3 (1840) 449. Er untersuchte die schleimig süsse Flüssigkeit vom Mutterkorn an Elymus und fand darin längliche, durchsichtige Körper, gleich den Sporidien eines Pilzes. Dieselben Körper fand er auch in allen Zuständen des Mutterkorns bis zu den Antheren der angegrifi'enen Aehren, sowohl an Elymus, als an Phalaris aquatica; er hält dieses also für die Ursache des Mutter- korns. Die Sporidien Icommen^ wie er meint, in die Erde, von dort durch den Stamm bis in die Antheren, und endlich durch diese in den Fruchtknoten. Er fügt selbst hinzu, dass diese Sporidien schon von mehreren gesehen worden. Hr. Quekett giebt hierauf eine sehr genaue, umstän Gesenkes dicht mit Nadelholzwäldern (walirscheinlich von ^hies und Picea) bestanden: diesen untergeordnet erscheint im untern Waldgürtel die Buche, höher im Gebirge Sorhus aueuparia und Acer pseudoplataiius, die nebst Betula puhescens sich auch als Sträucher in die waldlose Region verbreiten. Hin- gegen fehlt hier die für das Riesengebirge characteristische Fi- nus Pumilio. Dieser Umstand gehört zu den merkwürdigsten Beispielen unterbrochener Extension, weil das Krummholz in 438 den Carpaten wieder ebenso bedeutend auftritt. Weitläuftige Berggehänge oberhalb der Baumgrenze sind von Taccinium Myrtillus, Calluna oder Sphagnum bedeckt. In den Wiesen der hohen Bergrücken und Plateaus sind die vorherrschenden Gräser: JSardus stricto, Molinia coerulea, Aira caespistosa, Plilewn alpinum, sociell vereinigt mit Carex rigida und Meiim Mutellina. Desto üppiger und artenreicher, das Riesengebirge an Mannigfaltigkeit der Gewächse übertreffend, stellen sich die Wiesen dar, welche die Ufer der Bäche begleiten und in den muldenförmigen Einsenkungen der Berggehänge sich ausbreiten. Unter diesen wird die reichste Fundgrube, der Kessel, im Ein- zelnen geschildert. Beispiele characteristischer Formen sind: Anemone narcissiflora, Hypochaeris uniflora, Campanula haj'hata, Poa alpina; an den Bächen Delphinium elatum, Aconitum Napellus, Polygonum Bistorta, Adenostylis alhi- /rons, Salix hastata und silesiaca. Die Glimmerschieferfelsen ernähren gleichfalls eine mannigfache Vegetation alpiner For- men, darunter einige, die nach Unger in den Alpen kalkstet sind. In der W^aldregion erscheinen die grossen Anhäufungen von Farnkraut bemerkenswerth, die hier vorzüglich aus Po Zy- podium alpestre und Aspidium Filix foemina bestehen. Die Vergleichung der Vegetation des Gesenkes mit dem Riesen- gebirge enthält beachtenswerthe Beobachtungen. Das Gesenke verdankt theils besondern Gesetzen der Socialität, tkeils der Vermehrung der Individuen auf reicherem Boden eine weif grössere Teppigkeit des Pflanzenwuchses. Die Beispiele von Arealgrenzen einiger Pflanzen, die nur in einem der beiden Ge- birge vorkommen, verdienen eine detaillirte Untersuchung. Zu den entschiedenem Beobachtungen dieser Gattung scheinen die zu gehören, dass von den characteristischen Pflanzen des Rie- sengebirges Arnica montana, Gentiana asclepiadea, Salix lapppnum, Agrostis rupestris im Gesenke durch Doronicum austriacum, Gentiana punctata, Salix hastata und Agrostis alpina vertreten werden. Von Wimmer erschien eine neue Flora von ganz Schle- sien (Breslau 1840), vollständig in einem Octavbande die Pha- nerogamen enthaltend: nebst einer geographischen Uebersicht der Vegetation dieses Landes. Drei Pflanzengürtel, durch be- sondere Holzgewächse characterisirt, theilen sich in das Gebiet 439 dieser FJora von den Ebenen an der Oder bis zu den Gipfeln der Sudeten. Der untere Gürtel (175 — 1500') enthält Quer- cus pedunculata und Pinus sylvestris; der mittlere (1500 bis 3600') Pinus Picea und ^bies; der obere (3600 — 5000') Pi- nus Pumilio. An eine strenge Sonderung der Pflanzenarten darf hiebei, besonders in Hinsicht auf die beiden untern Re- gionen nicht gedacht werden: von 1288 in Schlesien wild- wachsenden Phanerogamen sind nur etwa 150 in der Ebene^ 70 im Vorgebirge ausschliesslich gefunden; das Hochgebirge enthält gegen 90 alpine Formen. In der Ebene, bestehen die Laubwälder besonders aus Eichen, die entweder eigene Be- stände bilden, in denen Euphorbia Cyparissias sehr verbreitet ist, oder vermischt, vorzüglich mit Ulmen und Hainbuchen, vor- kommen. Kieferwaldungen sind auf dem Sandboden der Ebene verbreitet: wüste Strecken werden hier von Cladonia rangi- ferina oder Aira canescens bedeckt. Die Bestandtheile der Wiesen und der übrigen Pflanzenformationen sind im Einzel- nen, jedoch mit besonderer Rücksicht auf seltenere Arten, zu- sammengestellt, im Character des Ganzen sind keine Eigen- thümlichkeiten des Landes zu bemerken. Im Vorgebirge fehlen die Kiefern und Eichen fast ganz ; auch die Buche scheint hier gar nicht häufig vorzukommen, in welcher Beziehung das östliche Deutschland sich wesentlich von dem nordwestlichen unter- scheidet; der grösste Theil dieses Gebiets wird von der Roth- oder Weisstanne bewaldet. In der alpinen Region lassen sich besonders 4 Formationen unterscheiden: die des Krummholzes; grasreiche Wiesen, auf denen Hieracium alpinum häufig ist; Cyperaceenformation in ofi'nen, oft weit ausgedehnten Sümpfen; endlich die Vegetation an der obern Waldgrenze, besonders characterisirt durch Polypodium alpestre, Poa sudetica, Ade- nostylis albi/rons, Senecio nemorensis und Sonchus alpinus. — Arten, die im östlichen Europa einheimisch, in Schlesien die Westgrenze ihres Areals finden, sind folgende: Ranunculus cassubicus, Anemone patens, Dentaria glandulosa, Conio- selinum Fischeri, Laser pitium Archangelica, Galega offi- cinalis, Euphorbia lucida, E. pilosOj Asperula rivalis, Se- necio vernalis und Pedicularis sudetica. Ausserdem sind noch folgende Beiträge zur schlesischen Flora erschienen: 440 Schraram, die seltenem Pflanzen der schlesischen Flora in den Umgebungen von Leobschütz. Ein Heft. Sendtner, Bemerkungen über die im Gesenke vorkom- menden Laubmoose (Regensb, Flora 1840 S. 49). Eine Abhandlung über den Vegetationscharacter des Mäh- risch-Oesterreichisclien Grenzgebirges wurde von v. Uechtritz der schlesischen Gesellschaft für Vaterland. Cultur vorgelesen (Uebersicht von deren Arbeiten, Breslau 1840). Der Höhenzug, welcher Mähren von Nieder-Oesterreich scheidet, bildet eine 16 — 18 g. Meilen lange und 6 — 12 g. Meilen breite, wellen- förm'ge Hochfläche, deren Niveau etwa 15 — 1800' über dem Meere liegt. Der Kalkboden, der sie überall bedeckt, ist arm an Holz- gewächsen, er ist fast durchaus cultivirt und wegen der reich- lichen Rebenproduction wird diese Gegend auch das Weinge- birge genannt. Dieses kahle lind trockne Terrain besitzt eine grosse Mannigfaltigkeit von solchen einheimischen Gewächsen, die theils den Kalkboden aufsuchen, theils eines sonnigen Stand- orts bedürfen und sich am Saume der Weingärten am üppig- sten entwickeln. So vereinigen sich hier schon wegen der Ausdehnung und gleicliförmigen Beschafi'enheit dieses Gebiets günstige Verhältnisse zu Beobachtungen über den Einfluss des Kalkbodens auf die Vegetation. Nach dem mitgetheilten Ver- zeichnisse der botanischen Seltenheiten dieses Bezirks sind die Leguminosen, Synanthereen und Labiaten besonders zahlreich, Beispiele der am meisten characteristischen Arten sind: Genista procumhens, Cyiisus siipinus gemein, Astragalus austriacus, Erysimwn canescens, Linum hirsutuin, Artemisia scoparia. Ein Catalog der in den beiden östlichen Vierteln von Nieder- Oesterreich beobachteten Pflanzen ward von Kreutzer her- ausgegeben (Prodromus Florae Vindobonensis, Wien 1840. 8). Ueber die seltenern Pflanzen des Nahethals oberhalb Bin- gen am Rhein berichtete Bogen hard (Regensb. Flora 1840 S. 145) und setzt seine Mittheilungen im gegenwärtigen Jahre fort. Mit der Vegetation des holländischen Küstengebiets be- schäftigen sich zwei Localfloren: Molkenboer et Kerbert, Flora Leidensis s. elenchus plantarum spontan, phanerog., quae hucusque prope Lugdunum Bat. repertae sunt, secundum ordin. nat. digestus. Lugd. Bat. 1840. Ein Band in Octav. 441 Bruinsma, Flora Frisica of Naamlyst en kenmarken der zigtbaar bloeijende planten van de Prov. Friesland. Leeu- warden. Mit einer Einleitung über die natürliche Beschaffen- heit des Terrains. Für die Systematik der Gewächse des Alpengebiets ist als ein wichtiges und selbstständiges Werk die im vorigen Jahre vollendete Flora von Ilegetsch weiler zu betrachten, welche viele eigene, jedoch auf die Praxis nicht glücklich angewendete Beobachtungen enthält (Flora der Schweiz von Hegetsch wei- ler, fortgesetzt und herausgegeben von O. Heer. Zürich 1840. Ein Band in Octav). Moritzi bearbeitete ein Verzeichniss der bisher in Grau- bünden gefundenen Gefasspflanzen mit besonderer Berücksich- tigung ihres Vorkommens (Neue Denkschrift der schweizeri- schen naturforschenden Gesellschaft, 3. Band). Für das Gebiet der österreichischen Alpen sind einige Abhand- lungen von nur localem Interesse zu erwähnen. Dahin gehören: Kürsinger, der Oberpinzgau. Salzburg 1840 (Nicht von mir gesehen). Kojieil, Verzeichniss der in der Umgegend von Klagen- furt vorkommenden Sumpfgewächse (Regensb. Flora 1840 S.81). V. Weiden, botanische Wanderungen durch Steiermark (daselbst S. 177). Enthält ein Verzeichniss der auf der Petze gefundenen Alpenpflanzen. Fleisch mann, der Hügel Babna-Gora bei dem Dorfe Lauerza in Krain (daselbst S.298). Die Arbeiten über die britische Flora waren grösstentheils systematischer Art. Von Sowerby's Supplementen zurEnglish Botany erschien das 51. Heft. Ein gedrängtes Compendium der britischen Flora nach der analytischen Methode und in der Anordnung des Sexualsystems publicirte Ralf (The British Phaenogamous plants and ferns). Von britischen Localfloren sind folgende zu erwähnen: Baines, the Flora of Yorkshire. London 1840. 8. Inder Einleitung schildert Phillips die physikalisch-geographischen Verhältnisse der Grafschaft. Leighton, a Flora of Shropshire. Shrewsbury 1840. 8. Mit ausführlichen Beschreibungen und bildlichen Darstellungen schwieriger' Gattungen. 442 - Babington Primitiae Florae Sarnicae, or an outline of the Flora of the Channel Islands of Jersey, Guernsey, Alder- ney and Serk. Von 848 auf diesen Inseln vorkommenden Phanerogamen und Farn fehlen nur 12 der englischen Flora: z. ß. Ranunculus opJiioglossoides, Hypericum linarifolium, Centaurea Isnardi, Echiwn {^iolaceum, Bromus maximus. Von demselben Verf. erschien ein Supplement zu seiner Flora Bathoniensis. Einzelne Gruppen der britischen Flora wurden in folgen- den Schriften abgehandelt: Newman, a history of British ferns. London 1840. 8. Mit Abbildungen. Taylor, catalogue of the» species ofFungi obtained in the North of Ireland by J. Templetoli (Ann. nat. bist. 5 p. 3). Hincks, remarks on Mackay's Flora hibernica (Ann. nat. hist. 6 p. 12, 126). Auch die Kenntniss der französischen Flora ist im ver- flossenen Jahre durch Localbeobachtungen erweitert worden. Eine der wichtigsten Erscheinungen ist Boreau's Flore du centre de la France. Paris 1840. 2 Bände. 8. Diese Flora begreift das Gebiet zwischen 46° und 48*^ C. B., 19® und 22° C. Or. F., also ungefähr die ehemaligen Provinzen Orlean- nais, Berry, Marche, Bourbonnais, Nivernois und Theile von Burgund. Diese Landschaften sind eben oder hügelig und lie- gen in einem Niveau von 60 — 900 Metern. Ein grosser Theil des Bodens ruht auf primitiven Gesteinen; ausserdem kommen Steinkohlen-, Jura-, Kreide-, tertiäre Formationen und AUuvien vor: der Einfluss der geognostischen DijQferenzen auf die Ver- breitung der. einheimischen Gewächse wird durch besondere Cataloge erläutert, unter denen die eigenthümlichen Pflanzen des Jurakalks besondere Aufmerksamkeit verdienen. Eine grosse Reihe von Höhenbestimmungen ist vorhanden, die hier, meist aus den Archiven des Kriegsministeriums entnommen, publicirt werden. Der systematische Theil dieses Werks enthält 1584 Phanerogamen, die nach dem Grundsatze begrenzter Arten, in einer ähnlichen Form wie in Koch's Synopsis bearbeitet sind. Am Schlüsse findet sich auch ein Verzeichniss der Moose und Flechten. In pflanzengeographischer Rücksicht ist diese Flora besonders deshalb von Wichtigkeit, weil in deren Gebiete die 443 iiör(]lichen Arealgreiizen von vielen meridionalen Pflanzen des Rhonegebiets liegen nnd vom Verf. mit weit grösserer Ge- nauigkeit als von seinen Vorgängern angegeben sind. Einige der ausgezeichnetsten Beispiele südenropäischer Gewächse, die in Frankreich wegen einer felilenden Gebirgsscheide bis zu der Parallele der Schweiz sich verbreiten, sind folgende: Ranun- culus chaerophyllus,monspeliensis,parviflorus\ Linum siif- fruficosum; Favsetia clypeafa; Aster^carpus sesamoides; Helianthemum alyssoides\ Arenaria cenimhricensis Brot.; Potenfilla splendens DC, hirta h.; Genista purgans; Me- dicago orhicularis, scvteUata, Trifolium maritimum, glo- jneratwn, Lotus angustissimus\ Bupleurwn aristatum; Lo- niccra etrusca; Scahiosa ucronica; Inula hifrons, Cardun- cellus mitissimus , Kentrophyllum lanatum^ Scolymus hi- spanicus\ Erica vagans, scoparia; Jasminum fruticans^ FraxinusOrnus-, Bartsiaviscosa; Amarantus albus \ Quer- cus puhescens, Toia; Asphodelus albus; Cyperus longus; Polypogon monspeliensis, Gaudinia fragilis. Die neuen oder genauer begründeten Arten dieser Flora sind: Barbarea inter- media B.; Iberis Durandii von Lorey und Duret in deren Flore de Cote d'Or abgebildet; Arenaria conimbricensis Brot. ; Lupinus lini/olius Rth. (an gusti/olius Aut. nee L. etfl. graec); Euphrasia Jauberüana B. (Astea Dub. nee L.); Thesium humifusum DC; Carex ligerica Gay («re/i/rrzö Dub. nee L.) Eine Flora vom Departement de l'Aisne publicirte La- font (Ann. sc. nat. 1840). Ueber einige Excursionen in den Pyrenäen berichtete Bentham in Briefen an Hooker (Journ. of Botany 1840 p.llO). Neue, von demselben erwähnte Pyrenäenpflanzen sind: Tha- lictrum macrocarpum Gren. ; Lithospermum Gastoni B ; Ly- chnis fruticulosa B. Die Flora von Spanien, deren Kenntniss bis zu den letzten Jahren so wenig vorgeschritten war, wird jetzt in den trefi"- lichen, jedoch noch unvollendeten Werken von Webb und Boi ssier nach den vorzüglichsten Materialien bearbeitet. Von des Erstem Otia hispanica erschien 1840 erst die zweite Lie- ferung, in welcher einige Algen abgebildet und von Montaigne beschrieben sind. Für das Studium der südeuropäischen Ge- wächse unentbehrlich ist das grosse Kupferwerk vonBoissier, 444 welches einen Theil von dessen Voyage botanique dans le midi de l'Espagne bildet. Durch monatlich ununterbrochen seit 1839 erschienene Hefte bereits über die Hälfte vollendet, wird es ein ausgeführtes Bild der Vegetation von Granada darstellen und zu den vollständigsten und bestbearbeiteten Floren des südlichen Europa zu rechnen sein. Die Systematik in ßoissier's Flora ist mit gründlicher Critik und gestützt auf die De Can- doUe'schen Sammlungen bearbeitet. Bei bekannten Arten ist alles Descriptive erspart; die zahlreichen neuen Formen wer- den ausführlich beschrieben und durch die trefflichsten Abbil- dungen erläutert; in schwierigen Gattungen finden sich criti- sche Nachweisungen. Für die Zwecke der Pflanzengeographie leistet das Werk Alles, was der gegenwärtige Standpunct der Wissenschaft fordert. Bei jeder Art ward deren verticale Ver- breitung beobachtet, was hier um so wichtiger war, als die Untersuchungen des Verf. sich vorzüglich auf die obern Re- gionen der Sierra Navada erstrecken. Ferner sind stets für die Areal-Extension ausserhalb des Gebiets der Flora die vor- handenen Data sorgfältig zusammengetragen. Die allgemeinern pflanzengeographischen und physiognomischen Verhältnisse er- warten wir in dem Reiseberichte des Verf. dargestellt zu sehen, von dem bis jetzt erst eine Lieferurig erschienen ist. Im Gan- zen erhielten wir schon 17 Hefte, worin die Flora von den Ranunculaceen bis zu den Chenopodeen enthalten ist. — Die neu entdeckten Arten waren schon 1839 in einem Elenchus publicirt, der im Jahre 1840 in Leipzig nachgedruckt ist. Die Verhältnisse des Buchhandels erschweren die Bekannt- schaft mit den neuen Productionen der italienischen Literatur. So ist es uns nicht bekannt geworden, ob von den beiden wich- tigsten Werken über die italienische Flora, von Moris's Flora sardoa und Bertolone's Flora italica im verflossenen Jahre Fortsetzungen erschienen sind. Das letztgenannte Werk war im Jahre 1839 in 3 Octavbänden und einigen Heften des 4. Ban- des bis zur 10. CJasse des Sexualsystems fortgeschritten. Casati gab die erste Lieferung eines Kupferwerks heraus, worin ^sel- tenere Pflanzen der italienischen Flora critisch beleuchtet wer- den sollen (Stirpes Italicae rariores vel novae iconibus illu- stratae. MedioL Fol.). 445 Von einzfilnen Beiträgen zur italienischen Flora sind zu erwähnen: Trevisan, Enumeratio stirpium cryptogamicarum in pro- vincia Patavina observatarum. Patav. 8. 1 Heft. Zanardini, Conspectus Algarum maris Adriatici (Bibl. ital. 1840 p. 195. 229). Enthält eine Aufzählung aller bisher im adriatischen Meere beobachteten Algen nebst eigenen For- schungen und Diagnosen einer nicht unbedeutenden Reihe neu aufgestellter Arten. Forbes publicirte Notizen über botanische Excursionen in der Nachbarschaft von Triest (Ann. nat. bist. 4 p. 307). Die darin enthaltenen Angaben sind aus altern Mittheilungen deut- scher Botaniker bekannt. Von Sa dl er erschien eine neue Ausgabe seiner Flora von Pesth (Flora comitatus Pesthinensis in uno volumine com- prehensa. Pesth 1840. 8). Sie enthält die Phanerogamen. In des Grafen Demidoff Voyage dans la Russie meri- diönale et la Crimee ist die botanische Abtheüung von Le- veille bearbeitet. Sie enthält einen mit den Standorten ver- sehenen Catalog der von dem Letztern in der Krim gesammel- ten Pflanzen. Dieses Verzeichniss ist wegen der besondern Berücksichtigung der' Cryptogamen wichtig. Phanerogamen konnten wegen der ungünstigen Jahreszeit verhältnissmässig wenige gesammelt werden. .Mehrere neue Pilze wurden ent- deckt und sind durch trefi'liche Abbildungen erläutert. Die merkwürdige Lecanora esculenta, die in Centralasien so verbreitet ist, und von Parrot und Aucher-Eloy auch in Per- sien gefunden war, wurde von Leveille auch in den Steppen der Krim entdeckt, wo sie jedoch nur sparsam vorkommt. Ledebour's Ansicht, dass diese Flechte sich nach athmosphäri- schen Niederschlägen frei auf dem Steppenboden entwickele, tritt der Verf. entgegen, indem er sie zuweilen auf Steinen befestigt sah, und an den frei liegenden Exemplaren Spuren mechanischer Losreissung bemerkte. Er glaubt demzufolge mit Eversmann u. A., dass sie durch Stürme von ihrer Matrix ge- trennt und durch die Steppen verbreitet werden. Dieser Mei- nung stehen die ungemein grossen Quantitäten, in denen das Gewächs vorkommt, entgegen. üeber die Olivencultur in der Krim theilt Leveille die 446 auflfallende Notiz mit, dass die dortige Varietät des Oelbaums eine Kälte von — 18^ R. ertrage, ohne zu Grunde zu gehen. Eine Mittheilung von Seitz enthält eine Notiz über die Vegetation des Delphi auf Euboea (Berl* Gartenzeit. 1840 S. 6). Ausgedehnte Waldungen von Castanea, Quercus Aegilops, Cerris, pubescens u. a., oder von Finus Abies \m^ maritima bedecken die niedern Berge: das Unterholz besteht aus Lau- rus nohilis, Arhutus, Pistacia, Rhus, Styrax. Längs der Flussbetten sind Nerium, Paliurus, Myrtus und Jasminum verbreitet. II. Asien. Die Pflanzen, welche v. Schubert auf seiner Reise über Constantinopel und Aegypten nach Arabien und Syrien sam- melte, sind von Schenk bearbeitet worden (Plantarum spe- cies, quas in itinere etc. de Schubert etc. collegerunt. München 1840. 1 Fase). Unter 311 Arten sind 18 neu aufgestellt. Ueber die Bestandtheile der Eichenwälder von Kurdistan erhielten wir eine Notiz von Lindley (Bot. Reg. Append. p. 39.). Sechs oder sieben Eichenarten wurden aus Kurdistan eingesendet: Quercus in/ectoria, sessilißora? rigida und drei neue Formen, A, manni/era, regia, Brantii\ der letztere Name ward später abgeändert. Persien gehört zu den in pflanzengeographischer Hinsicht am wenigsten bekannten Ländern. Es wäre zu wünschen, dass ein Systematiker die reichen Materialien zu einem selbst- ständigen Werke benutzte, die in des verstorbenen Aucher- Eloy's Sammlungen enthalten sind. Wichtige Beiträge sind gleichfalls von Belanger's Reisewerke zu erwarten, von des- sen botanischer Abtheilung bis jetzt 4 Lieferungen erschienen sind (Voyage aux Indes orieritales par le Nord de l'Europe. Partiell, ßotanique. Text in 8., Kupfer in 4.). Dieselben ent- halten die gesammelten Cryptogamen vollständig, von Belan- ger und Bory St. Vincent bearbeitet. Im letzten Hefte sind auch schon einige interessante armenische Phanerogamen abgebildet. Der historische Theil enthält Landschaftsansichten aus Armenien, Persien, Hindostan. Ueber die Flora von Ostindien sind wichtige Arbeiten er- schienen, die vorzüglich die systematische Kenntniss der dor- 447 tigen Gewächse bereichern. Dahin gehören insbesondere zwei Kupfervverke, deren Herausgabe R. Wight mit wissenschaft- licher Aufopferung zu Madras begonnen hat: Illustrations of Indian Botany or Figures illustrative of each of the natural Orders of Indian plants, described in the Authors Prodromus Florae peninsulae Indiae orientalis und Icones plantarum In- diae orientalis. Von den IJIustrations erschien 1840 der erste Band, von den Icones, die ein selbstständiges, jenen zu weite- rer Ausführung dienendes Werk bilden, waren 14 Hefte aus- gegeben. Beide Werke erscheinen in einzelnen Lieferungen in Quart; das erstere ist auf 300 colorirte Abbildungen berech- net, das zweite soll so lange als möglich fortgesetzt werden und für Indien dieselbe Bedeutung erhalten, wie die English Botany für England. Wight's Nachrichten über die Theecultur stehen in auf- fallendem Gegensatze zu den Angaben Royle's, der, auf die Ansichten von Abel sich stützend, ganz irrige Meinungen über die climatischen Verhältnisse der Theedistricte verbreitet hat. Er glaubte, der Theestrauch bedürfe eines kühlen Clima's, trock- nen Bodens und heitern Himmels, er sah diesen Bedingungen entsprochen in einer alpinen Höhe, in der Nähe des Wende- kreises, auf sonnigen, der Verdunstung förderlichen Standorten. Das Clima der neuen TheepflanEungen in Assam ist hingegen feucht, mit geringem Temperaturwechsel, im grössern Theile des Jahrs herrschen Niederschläge, auch in den übrigen Mo- naten ist der Himmel oft bedeckt durch Wolken oder Nebel. Auch ist die Cultur auf die feuchtere Thalseite von Assam be- schränkt, wo der Strauch in tiefen Gründen unter so dichtem Baumschatten wächst, dass die Sonnenstrahlen kaum zu ihm durchdringen können. Der Boden freilich verschluckt hier die Feuchtigkeit so ausgezeichnet rasch, dass er Ungeachtet jener Verhältnisse vollkommen trocken und staubig erscheint. Weni- ger, als von diesen Localbedingungen, soll die Theecultur von der Temperatur abhängig sein, weil dieselbe sich gegenwärtig vom Aequator auf Java bis zum 40° C. B. verbreitet hat. In Jacquemont's Voyage dans Finde (Paris, 4.), wovon bis jetzt 36 Lieferungen erschienen sind, werden die seltenern Pflanzen aus des Reisenden Sammlungen von Decaisne aus- führlich beschrieben und abgebildet. Diese Arbeit ist ungefähr 448 zur Hälfte beendet und enthält wichtige Beiträge zur Flora des Himalajah. Ein Verzeichniss der von Wallich in Ostindien gesammel- ten Moose publicirte Harvey. Diesen fügte der jüngere Hoo- ker die Moose der Royle'schen Sammlung bei (Journal of Bot. 1840 p. 1). Dieser Catalog enthält 148 Laubmoose, gröss- tentheils aus dem Himalajah. Verjiältnissmässig ist die Zahl der neuen Arten nicht gross, diese sind zum Theil hier erst aufgestellt und kurz beschrieben, zum Theil 1)ereits in Hooker's Icones plantarum abgebildet. Von B e n n e t t's , durch R. Brown bereichertem Werke über die Flora von Java erschien die zweite Lieferung (Bennett Plantae Javanicae rariores, quas legit Horsfield. London 1840. 4. Part. n.). Enthält S. 105 — 196 und T. 26 — 40. Vegetationsschilderungen aus dem Gebiete der indischen Flora sind in den englischen Zeitschriften verschiedentlich enthal- ten. Die Gemahlin des Oberst Walter fuhr fort, über ihre bo- tanischen Excursionen auf Ceylon an Sir W. Hooker brieflich zu berichten (Journ. of Bot. 1840 p. 223). — Ebenda (p. 267) findet sich einBericht von Edgeworth über die Culturge wachse in den beschützten Sikh-Staaten der Ebene am Fusse des Hi- malajah, nordwestlich von Delhi. Angehängt ist eine Mitthei- lung über die Bestandtheile eines in dieser Gegend gesammel- ten Herbariums, nebst ausgeführter Beschreibung einiger neuer Arten. Unter 737 Phanerogamen (von denen 160 cultivirt werden) sind die numerisch vorherrschenden Familien folgende: 112 Gramineen; 84 Leguminosen; 51 Synanthereen; 35 Cype- raceen; 23 Euphorbiaceen ; 22 Acanthaceen ; 17 Cucurbitaceen; 15Malvaceen, Convolvulaceen , Scrofularineen ; 14 Amaranta- ceen u. s. w. Ein Tagebuch von Griffith, das auf einer officiellen Reise nach Butan geführt ward, ist in pflanzengeographischer Rücksicht von geringem Belang (Ann. nat. bist. 4. pag. 424 und 5. pag. 119 etc.). v. Siebold's Flora japonica, deren Systematik Zucca- rini bearbeitet, ist in 20 Lieferungen bis zum Ende des ersten Bandes fortgeschritten. Er enthält auf 100 Taf. ebenso viel Ab- bildungen von japanischen Cultur- und Ziergewächsen. Es sind 449 verhältnissmässig wenig neue Gattungen, aber grösstentheils neue Arten. Die nissisch-chmesischen Grenzländer werden fortwährend in botanischer Hinsicht untersucht. Aus der auf Kosten der Academie in Moskau unternommenen Reise von Kareline werden bedeutende Beiträge zur Flora des Altai hervorgehen. — Eine andere im Jahre 1838 am Saisang-Nor und am Irtisch in der chinesischen Provinz Thian-Schan-Pelu veranstaltete Sammlung ward von Bongard und nach dessen Tode von CA, Meyer bearbeitet. Sie erweitert unsere Kenntniss jener Gegenden wesentlich und wird gegenwärtig als zweites Supple- ment zu V. Ledebours Flora altaica durch die Petersbur- ger Academie publicirt. Ueber das Clima der Kirgisensteppe findet sich eine Nachricht im Bulletin der Petersburger Aca- demie (Vol. 7 p. 66). Turczaninow gab einen Nachtrag zu seinem Catalog der Baikalflora heraus, in welchem 40 neue Arten aus dem östlichen Sibirien beschrieben werden (Bull. Soc. Moscou 1840 p. 60, III. Afrika. Die wichtigste Arbeit auf dem Gebiete der afrikanischen Pflanzengeographie ist die von Webb und Berthelot über die Flora der canarischen Inseln. Von dem phytographischen Theile sind die von Montag ne bearbeiteten Cryptogamen auf 25 Bogen in 4. vollendet. Wiewohl bis jetzt bereits 58 Liefe- rungen des ganzen, vielseitigen Werks erschienen sind, so ist die Beschreibung der Phanerogaraen doch noch sehr im Rück- stande. Die Geographie botanique, von der uns 20 (Juartbogen Text zugekommen sind, zerfällt, in eine Reihe gesonderter Ab- handlungen, aus denen wir, sofern sie geschlossen sind, hier die wichtigsten Thatsachen zusammenstellen. Die ursprüng- liche, von allen Floren der Erde verschiedene Pflanzenschöpfung der canarischen Inseln ist gegenwärtig in einen durch allmä- lige Acclimatisation fremder Gewächse veränderten Zustand übergegangen. Die erstere enthält nur endemische Pflanzenarten. Diese zeigen in systematischer Hinsicht folgende Eigenthüm- lichkeiten: 1. Sie gehören meist zu europäischen Gattungen, allein die Arten sind in der Ausbildung ihres Organismus ver- hältnissmässig holzreicher als die europäischen. 2. Es giebt Archiv f. Naturgescb. VII. Jahrg. 2. Bd. 29 450 eine Anzahl endemischer Genera, von denen im System nur eine einzige Art existirt: z. B. Visnea Mocanera, Drusa oppo- sitifoliay Phyllis Nobla, Flocama pendula, Canarina Cam- panula, BoseaTervamora; ich füge diesen mainen Ixanthus viscosus bei, so wie die Bemerkung, dass diese eigenthümlich- sten Pflanzen der canarischen Inseln meist zu nicht europäi- schen Formen gehören, z. B. holzige Rubiaceen und eine Tern- stroemiacee einschliessen. 3. Weiter verbreitete Gattungen enthalten Gruppen endemischer Arten von eigenthümlichem Ha- bitus, z. B. Sempervivujriy Bystropogon, Echiiim u. s. w. — In physiognomischer Hinsicht kann man neben den europäischen Formen unterscheiden: 1. Gewächse von afrikanischem Cha- racter, fleischige, grosse Euphorbien, Zygophyllum, Aizoon, Kleinittj Palmen ; 2. Andeutungen des tropisch americanischen Typus in den Gattungen Laui'us, jirdisia, Boehmeria, Drusa und in den Farn. Die canarischen Inseln zeigen, unter einander verglichen, einige erhebliche, von den äussern Lebensbedingungen der Pflan- zenwelt abhängige Verscliiedenheiten : 1. Auf der kleinen Insel Graciosa wurden nur 29 Arten gefunden, von denen 10 — 12 dem übrigen Archipel fehlen, die andern aber daselbst in verschie- dener Proportion der Individuenzahl vorkommen. Die Haupt- masse der Vegetation auf Graciosa wird aus 7 Chenopodeen gebildet, die in Gesellschaft von Euphorbia piscatoria wach- sen. 2. Uebereinstimmend ist die Vegetation von Lancerota und Fortaventura. Hier beginnen die grossen Euphorbien, die strauchartigen Synanthereen und Convolvulaceen häufig zu wer- den. Die immergrüne Formation wird durch Erica arhorea nnd Myrica Faya repräsentirt. Phoenix, Pistada atlantica und Tamarix canariensis sind hier an Individuen zahlreicher als auf den übrigen Inseln. 3. Gegen das Centrum des Archi- pels nimmt die Zahl der endemischen Arten auffallend zu. Die Vegetation, scheidet sich in gesonderte Regionen wegen der grössern Erhebung der Inseln. — Eine merkwürdige, oft wie- derholte und nicht überall durch das Ueberhandnehmen einer secundären Flora zu erklärende Erfahrung ist es, dass viele endemische Arten nur auf eine einzige Localität eingeschränkt sind: z. B. Manulea canariensis nur am alten Crater von Bandama, Commelina canariensis an Bächen bei Ciudad und 451 Terror, Statice arhorea auf dem Felsen bei Burgado, ferner Umbilicus Heylandli, Sempervivum Goochiae, Bethencoui'- tia palmensis, Statice imhricata. Bei der Characteristik der Regionen gehen die Verf. von Tenerififa aus. Auf zahlreichere Beobachtungen über die ver- ticale Verbreitung der canarischen Gewächse sich stützend, glauben sie v. Humbold t's ältere und v. Buch's spätere Einthei- lung modificiren zu dürfen. Allein abgesehen von der weit grössern Ausbeute an Pflanzenarten, dem natürlichen Ergebniss eines zwanzigfach längern Aufenthalts, weichen sie von der unübertrofi'enen Darstellung L. v. Buch's fast nur in solchen Puncten ab, die, in den meisten Gebirgen wiederkehrend, je- doch dem allgemeinern Gesetze der verticalen Pflanzenverbrei- tung untergeordnet, nur als Localanomalien zu betrachten sind und zum Theil nur in Folge subjectiver Ansichten mehr oder minder hervorgehoben werden. Dazu gehören Ausstellungen, wie die, dass v. Buch den Einfluss der Lage bei der Bestim- mung der Regionengrenze nicht berücksichtigt und den mitt- lem Temperaturen eine zu grosse Bedeutung zugeschrieben habe. Um so klarer tritt das Gesammtbild der Vegetation eines Gebirgs hervor, je mehr die Darstellung das Schwankende der örtlichen Mannigfaltigkeit auf durchschnittliche Werthe zurück- zuführen weiss. Mit Vernachlässigung der mittlem Tempera- turen, die doch immer den ersten Anhaltspunct für die clima- tische Characteristik einer Pflanzenregion gewähren, legen die Verf., deren meteorologische Beobachtungen verhältnissmässig mangelhaft geblieben sind, ein viel zu grosses Gewicht auf die Maxima und Minima der Wärme. An die Stelle solcher und ähnlicher Bestimmungen mussten der Temperaturcurve ent- sprechende Formeln treten, aus deren Eigenschaften sich die einzelnen climatischen Differenzen von zwei zu vergleichenden Orten successiv ableiten Hessen. Die Verf. unterscheiden auf Teneriffa 3 Regionen (Cli- mats), deren Höhengrenzen auf der Nordseite der Insel von denen der südlichen Abhänge bedeutend abweichen. 1. Die untere Region (premier Climat) reicht an der Nordseite von der Küste bis zu 1500'. Bis zu diesem Niveau ist die Tem- peraturabnahme nur gering; die Maxima der Wärme betragen 30^ C, die Minima +16°, 1. Das ganze Jahr herrscht ein 29* 452 heiterer Himmel, nur vom November bis Januar erfolgen ein- zelne Niederschläge. Dies ist die Region der Euphorbien, wo Eiiph. canariensis und piscatoriaj Kleinia nerii/oUa und Plocama pendula an Individuepzahl vorherrschen. Die wich- tigsten Formationen dieser Region sind folgende: a) Gewächse mit saftigen Blättern am Küstensaum, die auf dem Basaltfelsen des Gestades verbreitet sind, aus den Familien der Ficoideen, Chenopodeen, Euphorbiaceen und Crassulaceen. Eine andere Reihe bilden die canarischen Meeresstrandpflanzen, die vom Seewasser bespült werden oder dessen salinischer Effluvien za ihrer Vegetation bedürfen: Zygophyllum Fontanesii, Synan- thereen, neben endemischen Staticen Frankenia pulverulentay neben Astydamia canariensis Crithmum maritimum. li) Die Vegetation des ebenen Küstenlandes (Plantes des bases) zeich- net sich aus durch afrikanische Pflanzenformen, durch nackte, gebogene Stämme, fleischiges Parenchym und bläulichen Far- Lenton. Die saftgrünen Gewächse verlieren sich unter der Masse der glaucescirenden, diese wieder entziehen sich dem Blick unter den Ungeheuern Anhäufungen von Tuff" und Fels- trümmern, von denen diese Küste bedeckt wird. Indess bil- det EupJiorhia canariensis grosse Gesträuche, indem sie ausser den genannten vorzüglich mit folgenden Gewächsen sociell vereinigt ist: Echiiim giganteuw, Convolvulus floridiis, Ja- sminum odoratissimum, Prenantlies arhorea und pinnata, Messerschmidtia fruticosa, Cneorum pulverulentum, Ru- Tuex, Fhysalis, Feriploca, Riihia. c) Unter allen Formationen der untern Region gewähren die mannigfaltigste Ausbeute die Valles und Barrancos, d. h. die Bergschluchten an der Basis des Gebirgs (plantes des ravins). Abwärts geht diese Forma- tion in die der Euphorbien, nach oben in die Waldregion all- mälig über. Sie besteht theils aus einer kräftigen B^lsvege- tation, theils aus Uferpflanzen, welche die Gebirgsbäche beglei- ten und an den Cascaden der Insel am üppigsten wuchern. Ohne vorherrschende Formen ist diese Vegetation zu reich und gemischt in ihren Bestandtheilen, als dass wir dieselbe durch Beispiele hier genauer zu bezeichnen vermöchten. Eines grossen Theils der untern Region hat die Cultur sich bemächtigt. Fruchtbäume, Wein und Getraide verdrängen die ursprüngliche Vegetation immer mehr, so wie sie die 453 endemischen Wälder, die zur Zeit der Entdeckung bis an die Küste reichten, schon seit Jahrhunderten auf die obern Re- gionen beschränkt haben. Auf diesen cultivirten Strecken findet raan jetzt am auflfallendsten die Vermischung der endemischen und secundären Flora vollendet, möge nun die letztere dem Menschen ihr Dasein verdanken oder durch die natürlichen Gesetze, von denen die allmälige Verbreitung organischer Wesen auf der Erdoberfläche abhängt, herbeigeführt sein. So wachsen die accÜFnatisirten Culturbäume: Vhoeniv^ Caricüj Citrus, Persica, Musa^ Ficus, Monis gegenwärtig in Gesell- schaft der canarischen: Dracaena, Bosea, Avdisia, ArhutuSy Lauras. So finden sich im Dickicht der Hecken aus Agave und Cactus auch die endemische Drusa und Canarina ein. Inmitten dieser durch die Cultur umgestalteten Flächen bewirkt zuweilen die Natur des Bodens an einzelnen Localitätcn die Wiederkehr der ursprünglichen Flora. Solche Wüsteneien, die nur der Botaniker als Oasen seiner Forschung begrüsst, sind die unbebauten Tufffelder, die Toseales, und die mit Lava bedeckten Stätten ehemaliger Eruptionskegel, welche Malpais genannt werden. An der Südost- und Südwest- Seite von Teneriffa reicht die Region der Euphorbien 1000' höher als an der Nordseite, oder bis zu 2500'. Bis auf eine höhere Temperatur, deren Maxima und Minima 33^,3 und 18*^,8 betragen, unterscheidet sich das Clima nicht wesentlich. Die Niederschläge sind hier auch im Wint\?r selten. Die Vegetation zeigt in ihren vor- herrschenden Typen einige Verschiedenheit. Als characteristi • sehe Gewächse der Südküste werden in dieser Rücksicht ge- nannt: neben Euphorbia canariensis auch E. halsamifera und E, aphylla, ferner Cneorum pulverulentum, Zygophyl- lum Fontanesii, Prenanthes spinosa. Die mittlere Region (second Climat) umfasst auf der Nord- seite von Teneriffa das Niveau von 1500' — 5000'. Sie ist nach Maassgabe der Höhe 2 — 8** kälter als die Küste. Dies ist die Wolkenregion der Insel, wo der Himmel fast beständig bedeckt ist und der Erdboden in steter Feuchtigkeit erhalten wird. Sie zerfällt in zwei über einander geordnete Pflanzengürtel, in einen dichten Laurinecnwald, der den untern, und in eine Ge- sträuchsformation, die den obern Theil der Region bedeckt 454 (Region des lauriers et plantes iiemorales; Region des bru- yeres et cistes). Vier Laurineen sind die vorherrschenden Be- standtheile jenes Waldes: Laurus canariensis, indica, Bar- husano und Persea foetens. An Zahl der Individuen stehen diesen zunächst Erica arhorea, Hex canariensis und 1. Perado, Hierauf folgen: Ardisia excelsa, Cerasus Hixa, Vihurnum 7'ugosum, Myrica Faya. Die übrigen Bäume sind: Visnea Mocanera, Arhutus canariensis^ Rhamnus glandulosa, Ce- lastrus cassinoides, Myrsine canariensis, Olea excelsa. Die Ueppigkeit der Vegetation in diesen eigenthümlichen Waldun- gen zeigt sich auch in den Schattenpflanzen, unter denen die Farnkräuter am häufigsten auftreten; von Lianen wird Con~ volvulus canariensis erwähnt. Dieser Waldgürtel, wie er heut zu Tage besteht, entspricht der feuchtesten Schicht der Atmo- sphäre, während dessen vegetative Energie zugleich auf dem Boden die stärkste Humuslage erzeugt. Diese beiden physi- schen Agentien, die zugleich Bedingung und Folge der Ver- breitung des Hochwaldes sind, nehmen in einem höhern Niveau allmälig ab: dem entsprechen die allmäligen Aenderungen der Vegetation. — Zuerst wird Erica arhorea häufiger; die Laurineen bleiben zurück ; Myrica Faya ist bald der alleinige Begleiter der strauchartig werdenden Erica; hierauf ver- mischen sich Pteris aqiiilina und Cistus vaginatus mit ein- zelnen Heidesträuchern ; über 3600' bleibt zuletzt nur noch Ci- stus vaginatus f der bis zur obern Grenze der Region allmä- lig an Massenverbreitung zunimmt. Dass diese Cistenvegetation vorzüglich von einer Abnahme der atmosphärischen Feuchtigkeit abhängig sei, geht aus einer Vergleichung des bisher betrachteten Nordabhangs von Tene- riffa mit der mittlem Region der Südseite hervor. Dieselbe umfasst ein bedeutend engeres Gebiet, indem sie erst bei 2500' beginnt und schon bei 4000' aufhört. Die Temperatur scheint von der des nördlichen Abhangs nicht verschieden, die Feuchtigkeit aber im höchsten Grade. Denn an der Südseite der Insel fehlt eine Wolkenregion; auch in diesem Niveau ist der Himmel heiter, die Luft trocken und nur selten wird der Erdboden durch Niederschläge benetzt. In Folge dessen fehlt hier der Laurineengürtel fast durchaus und die ganze Region 455 wird von Gesträuchen bekleidet, welche grösstentheils zu der (Gattung Cistus gehören. 3. Die oberste Region (troisieme climat) begreift die höch- sten Abhänge des Pic de Teyde, dessen Höhe 11424' beträgt, und ist auf den übrigen Bergspitzen, wie auf Gran Canaria (5842') und Palma (7234') nur unvollkommen entwickelt. Am Pic von TeneriflFa reichen die Coniferenwälder, welche den untern Gürtel dieser Region bilden, auf der Nordseite bis 5000', am entgegengesetzten Abhänge bis 4000' herab: übrigens sind hier bei jeder Himmelsrichtung Clima und Vegetation gleich. Die Temperatur ist nach der Höhe 9 — 18° niedriger als an der Küste, aber die Jahreszeiten sind auch hier nur wenig ge- schieden. So ward auf dem höchsten Gipfel am 4. Julius 5^ 5' a. m. im Jahre 1825 die Temperatur 8*^,8 gemessen, am 24. Februar 8^ 45' a. m. im Jahre 1828 = 7^4C. Im All- gemeinen sind die Tage trocken und warm, die Nächte kalt und nicht selten feucht: doch scheint diese Feuchtigkeit auf die in Folge der Wärmestrahlung stattfindende Thaubildung sich zu beschränken, weil der Himmel das ganze Jahr hindurch fast beständig heiter ist. Der Schnee, der am Gipfel zuweilen herabfällt, erhält sich daselbst nur zwei Monate des Winters. Mehrere Pflanzengürtel bekleiden die oberste Region des Pic, welche die Verf. in zwei Hauptformationen gliedern (Region des pins et autres plantes forestieres ; Region des legumineuses frutescentes et autres plantes alpines). Auf einem trocknen, humusarmen Boden wachsen die gigantischen Stämme von Pi- nus canariensis , die den untern Waldgürtel dieser Region bilden: im Wachsthum gleicht derselbe durchaus den Tannen- wäldern der europäischen Alpen. Ebenso wie dort vegetirt jene Conifere in geschlossenen Forsten, ohne von andern Bäumen oder Unterholz begleitet zu sein, und duldet in ihrem Bereich bis auf sparsame Vegetation von Kräutern kein anderes Ge- wächs. Diese Schattenpflanzen sind für Pinus canariensis fol- gende : Pteris aquilina, Asphodelus ramosuSy Thymus Cala- mintha, Erigeron viscosus^ Hypericum grandifolium , He- lianlhemum guttatum, Lotus angustifolius. — Ueber dem Coniferengürtel beginnt bei 7000' die Formation von Legumi- nosensträuchern, eine Vereinigung von Cytisus nuhigenus und Adenocarpus frankenioides , die nebst manchen isolirten, 456 endemischen Kräutern den vulcanischen Tuff bekleiden. Die obersten Cytisus-Straucher wuchsen in einer Höhe von 8673'; höher steigen die Kräuter, unter denen Viola cheiranthifolia und Silene nocteolens die häufigsten sind. Die höchsten Pha- nerogamen wurden im Niveau von 9850' beobachtet, auf dem Gipfel selbst vegetirten noch einige Flechten und eine Varie- tät von Weissia verticillata. — Zu den auf isolirte Standorte eingeschränkten Pflanzen der obern Region gehören auch einige Holzgewächse, die wahrscheinlich früher verbreiteter waren als jetzt: Rosa Armidae, Pyrus Aria var,, Rhamnus coriacea, Juniperus Cedrus. — Von dem zuletzt genannten und von .7. turi- fera versichern wenigstens die Verf., dass sie ehemals in einem geschlossenen Bestände einen besondern Gürtel zwischen Pinus canariensis und den Leguminosensträuchern bildeten, während sie jetzt beinahe ausgerottet sind. Sehr ausführlich schildern die Verf. in einem spätem Abschnitte die Folgen solcher Wald- verwüstungen, sofern sie gleichsam durch eine heilende Thä- tigkeit der Natur allmälig und in gesetzmässiger Weise wie- der^ ausgeglichen werden können. Die unmittelbare Folge des Abtriebs ist in beiden Waldregionen verschiederi; in der der Laurineen erscheinen zunächst Erica arhorea oder Pteris; wo Coniferen standen, sprosst freiwillig Erigeron viscosus hervor. Eine andere Periode der Wiederbelebung des Bodens durch organische Formen tritt ein, wenn die Cistusrosen nebst AspJiodelus ramosus umherzuwuchern beginnen. Nach und nach kehren die frühern Holzgewächse wieder, falls die um- stände günstig sind. Im Lorbeerwalde scheint ein solcher Cy- clus schon in 20 Jahren vollendet zu werden. Folgenden Fall hatten die Verf. selbst Gelegenheit zu beobachten: 18L5 ver- brannte im Thale Orotava ein Laurineenwald, der Boden ward sich selbst überlassen; 1820 war er mii Pteris und Erica ar- horea bewachsen; 1830 begann schon wieder eine Vegetation von Laur US' canariensis, untermischt mit Myrica und Vi- humum, den Raum einzunehmen. Brunner hat die Flora der Cap Verdischen Inseln, die bis dahin ganz unbekannt geblieben war, freilich in der ungün- stigsten Jahrszeit untersucht (Reise nach Senegambien und den Inseln des grünen Vorgebirgs. Bern 1840. 1 B. 8. — Die botanischen Ergebnisse sind in den Beiblättern zur Regens- 457 burger botan. Zeitg. publicirt). So gering auch die Zahl der beobachteten Pflanzen ist, so kann man doch mit grösster Wahrscheinlichkeit schliessen, dass diese Inselgruppe, ganz ver- schieden von Helena oder Tenerifi'a, gar keine endemische Flora besitzt. Zwar bestehen die Wälder im Innern von San Yago aus Anona squamosa^ einem Baume, dessen afrikanische Heimath bisher nicht bekannt u^ar, allein die übrigen Nach- richten sprechen ohne Ausnahme dafiir, dass die Inseln zum Gebiete der senegambischen Flora gehören. Die einzige Ver- schiedenheit von der Vegetation des afrikanischen Festlandes besteht darin, dass einige endemische oder von Südeuropa ein- gewanderte Pflanzen der canarischen Inseln sich bis zu jenem tropischen Archipel verbreiten. So wachsen auf der öden, baumlosen Insel Sal, deren Vegetation aus Halophyten und Sandpflanzen besteht, von canarischen Arten : Statice pectinata und Frankenia ericifolia, von südeuropäischen z. B. Andro- pogon distachyos, Salicornia fruticosa^ Fagonia cretica; auf Bonavista Prenanthes spinosa. Dies sind einzelne Aus- nahmen von dem senegambischen Character der Flora, der daselbst namentlich durch folgende Gewächse ausgedrückt er- scheint: Acacia albida Del., Tamarindus indica, Cassia Fi- stula und hicapsularis, Qaillea dichrostachys, Anona glauca, Zizyphus orthacantha DC; Arten von Euphorbia , Jatro- pha, Sida\ Pegolettia senegalensis y Biclyptera umhellata, Ficus Sycomorus, Elaeis guineensis. Ueber die Flora von Senegambien hat Brunner gleich- falls einige allgemeinere Bemerkungen vorgetragen (Bot. Zeitg. a. a. O. S. 36). Er ist der Ansicht, dass in Senegambien die afrikanische Wüstenflora und die Passatflora von Guinea zu- sammentreff'en. Die letztere ist reicher an tropischen Formen, sie besteht hauptsächlich aus Bäumen und einjährigen Kräutern, sie hat nur eine kurze Vegetationsperiode von vier Monaten, während der übrigen Zeit des Jahrs, die trocken ist, ruhen die Gewächse oder tragen Früchte. Für die Wüstenflora hin- gegen, die der Verf. sich von Aegypten bis Senegambien gleich- förmig verbreitet denkt, seien- tropische Regengüsse weniger nothwendig: sie bestehe vorzugsweise aus Sträuchern und sta- cheligen Stauden, die zu der Zeit blühen, in welcher ihre tro- pischen Nachbarn den Winterschlaf halten. Brunner stellt ein 458 Verzeichniss von etwa 40 Arten zusammen, die Senegambien oder den Cap Verdischen Inseln und Aegypten gemeinsam sind, in der That ein bedeutendes Zeugniss für die Einförmig- keit des afrikanischen Pflanzencharacters. Die Einwürfe, dass manche der hier erwähnten Arten zweifelhaft oder secundär verbreitet seien, dürften in folgenden Beispielen nicht zulässig erscheinen: Acacia alhida Del., A. Lehhek W. nebst deren Liane Cocculus LeaehaDeL; Crotalaria thebaica Del.; Zy- gophyllum alhum, Nymphaea Lotus, Balanites aegyptiaca, Aerva tomentosa Forsk., Arundo isiaca Del. Dies sind auch physiognomisch characteristische Gewächse der senegam- bischen Flora. Die Verwandtschaft derselben mit der von Guinea wird nur auf 12 Gewächse begründet, unter denen gleichfalls hervorstechende Formen, namentlich die 3 einheimi- schen Palmen Borassus fldbelliformis, Elaeis guineensis und Phoenix spinosa sich finden. Einige Bemerkungen über die numerischen Verhältnisse der senegambischen Flora sind beigefügt. Der Verf. schlägt die Artenzahl in den Sammlungen von Leprieur und Perrottet nur auf 15 — 1600 an. Nächst den Leguminosen seien die Rubiaceen, etwa 40 Arten, am zahlreichsten; keine derselben verbreite sich über die Wüste, dagegen finde man sie in den Herbarien von Congo gleich stark vertreten. Hierauf folgen die Malvaceen mit zahlreichen Arten von Hibiscus und Sida, auch Bombaceen und Sterculiaceen. Strauchartige Capparideen gehören zu den eigenthümlichsten Bildungen dieser Flora. Unter den Leguminosen finden sich vorzüglich Mimoseen, Dal- bergieen, Swartzieen, Detarieen und Cassieen. Endemische Compositen beschränken sich auf die Gruppe der Baccharideen, übrigens spricht sich in dieser Familie Aehnlichkeit mit Ober- Aegypten aus, so wie andere Arten durch die ganze tropische Zone secundär verbreitet sind. Die Euphorbiaceen enthalten Arten von Jatropha, Croton, Euphorbia ', die Urticeen von Fi- cus, deren Arten einen Hauptschmuck des Landes bilden. Die Gräser sind nicht mannigfaltig; Arten von Cyperus zahlreich. Die Farnvegetation beschränkt sich auf wenige Arten. Die Thymelaeen, Polygoneen und Begoniaceen der Cap- flora wurden von Meissner vorzüglich nach den Sammlungen von Drege bearbeitet (Linnaea 1840 S. 385). Die Cap'schen 459 Thymelaeen, 122 Arten, bilden ungefähr Hie Hälfte aller bekann- ten Formen dieser Familie, und beinahe den 80. Theil der Capflora. Von den übrigen Thymelaeen wachsen etwa 50 in Australien, 30 in Europa, 20 im extratropischen Asien, 8 in Amerika. — Von 30 südafricanischen Polygoneen sind nur 17 endemisch, die übrigen, Arten yoii Pofygonum und Rumex, wahrscheinlich aus Europa oder Ostindien übergesiedelt. Die einzige endemische Gattung ist Burchell's Oxygonum. — Von der Gattung Begonia fand Drege 3 Arten. Richard beschrieb einige neue Pflanzen aus der Flora von Abyssinien, die er aus einer grossen, in der Provinz Tigre veranstalteten Sammlung auswählte (Ann. sc. nat. 1840 p. 241). Die Entdeckungen Schimper's hat H ochs tetter erst im gegen- wärtigen Jahre zu publiciren angefangen. Einige Nachrichten über Aegypten wurden von Figari in dem Werke von Clot Bey (Apercu general sur TEgypte. Paris 1840) mitgetheilt. Unter dem Gouvernement von Mehe- med Ali hat sich die Physiognomie von Unterägypten geändert. In diesem Lande, welches ausser der Dattelpalme keinen Wald- baum besitzt, Hess die Regierung binnen wenigen Jahren über 20 Millionen Stämme pflanzen. Von der Dattelpalme behaup- tet der Verf., dass sie oft für sich grosse Wälder bilde; in Ober- und Mittel-Aegypten sei dies der häufigste Baum, dessen Verbreitung bis an die Grenzen der Wüste reiche. Der nörd- lichste Punct, wo die Cudfera thehaica vorkommt, ist die Gegend von Tahta, 70 Stunden südwärts von Cairo. Acacia nilotica verbreitet sich bis Unterägypten, aber nur in der The- bais, wo sie verkrüppelt, liefert sie Gummi, indessen beginnt die Hauptproduction dieser Substanz erst in Nubien. IV. Amerika. Die Flora der vereinigten Staaten wird bald fast ebenso bekannt werden, als die von Europa. An Sir W. Hooker's treffliches Werk über die britischen Besitzungen bis zur Nord- westküste schliesst sich die nicht weniger ausgezeichnete neue Flora of North-Amerika, welche von Torrey und AsaGray herausgegeben wird und bereits zur Hälfte vollendet ist. Von dieser Flora, die nach dem De CandoUe'schen Prodromus 460 geordnet ist, erschien 1839 der erste, 1841 der zweite Band. Dieser enthält bereits die Synanthereen. Bigelovv besorgte eine neue Ausgabe seiner Flora von Boston (Florula Bostoniensis. Third edition. Boston 1840. 12.). Von des Pr. v» Wied Reise in Nord-Amerika erschien 1840 das 18. Heft. Auf dieses, die Physiognomie der nord- amerikanischen Vegetation durch charactervolle Landschafts- zeichnungen erläuternde, wichtige Quellenwerk werden wir nach dessen Vollendung zurückkommen. Neue Beiträge zur Flora von Mexico wurden von Bent- ham und v. Schlechtendal publicirt. In Bentham*s Plan- tae Hartwegianae ist enthalten: der Catalog einer von Graham bei Mexico und in den Minendistricten veranstalteten Samm- lung, sodann eine Bearbeitung der verkäuflichen Herbarien, welche Hart weg vorzüglich auf der Reise von Mexico nach Zacatecas zusammenbrachte. — v. Schlechtendal's diesjäh- rige Mittheilungen über von Schiede, Ehrenberg u. A. gesam- melte mexicanische Pflanzen betreffen die Polygalpen, Loaseen, Celastrineen und Rhamneen (Linnaea 1840 S. 159 etc.). In R. de la Sagra's grossem Werke über Cuba ist die Bearbeitung der Flora erst begonnen. Da die Lieferungen (bis jetzt 28) rasch folgen, werden wir vielleicht schon im näch- sten Jahre darüber berichten können. Einige Nachrichten über die Physiognomie der Flora von Venezuela wurden von Ed. Otto mitgetheilt (Berl. Gartenzei- tung 1840 S. 145). Die Vegetation am Meeresstrande bei La Guayra besteht nur aus Cacteen von den verschiedensten Formen, mehrern ästigen, 3 — 12' hohen Arten von Cereus, sodann aus Mamillarien, Melocacten und OjDuntien. Die Me- locacten kleben sich fast unmittelbar an senkrechte Felsen- wände, die Mamillarien hingegen wachsen an schattigen Orten auf ebenem Boden. Die hiesigen Cacteen verbreiten sich vom Ufer des Meers bis zu einer Höhe von 2000', dann folgen die "Waldungen einer Region, die sich durch ihrö' Wolkenbildungen von der trockenen Küste unterscheidet. Ausser der mannig- faltigen Cactusvegetation fand Otto die untere Region einför- mig und pflanzenarm: die Abhänge mit niedrigem Gesträuch, vorzüglich Cassia und Mimosa^ bewachsen. Auch die dünne Erdkrume aus sandigem Lehmboden, reich an Gerolle und vor- 461 springenden Felsen, begünstigt allein jene einzelne, in dieser Gegend vorwaltende Pflanzenfamilie. Nur in der Nähe der Gebirgsflüsse wird die Vegetation üppiger und mannigfacher: liier wachsen Stämme von Hiwa crepitans, 4 — 6' im Durch- messer. Der Reisende verwunderte sich, an solchen Localitä- ten keine Farn anzutreflfen, die doch übrigens für die Flora von Venezuela characteristisch sind. — Ueber andere Excur- sionen in • der Gegend von Caracas sind noch ausführlichere Berichte abzuwarten. Unter Anderm bestieg Otto die Silla in der Nähe jener Stadt, wo er über der Gesträuchregiou Wäl- der mit Palmen und parasitischen Orchideen, am Gipfel aber eine alpine V^egetation antraf, die zwischen hohen Grasrasen Befarien, Lycopodien und Farnkräuter enthielt. Die wichtigsten Resultate von Schomburgk's erster Reise im britischen Guiana sind zum Theil schon im verflossenen Jahre publicirt worden. Der Bericht des Reisenden selbst er- schien jedoch erst später; die Nachrichten, welche derselbe in den Annais of natural history für 1840 veröiBfentlichte , sind nur zoologischen Inhalts. Eine systematische Uebersicht der gesammelten Pflanzen wird von Bentham gegeben (Journal of Botany 1840 p. 38 etc.). Bentham schätzt die ganze Schom- burgk'sche Sammlung auf mehr als 1400 Arten, von denen im Jahre 1840 bereits 439 und darunter einige der grössten Fa- milien bearbeitet wurden. Als eine ausgezeichnete Eigenthüm- lichkeit der Flora von Guiana erscheint die grosse Verhält- nisszahl der Leguminosen, welche hier die Synanthereen um mehr als das Dreifache übertreffen und etwa 12 Proc^nt der Flora bilden. Die von Bentham bis jetzt bearbeiteten Familien sind nach ihrem Reichthum geordnet, folgende: 167 Legumi- nosen (unter diesen: 56 Cäsalpinieen mit Einschluss der Swartzieen, 46 Hedysareen und Phaseoleen, 35 Mimoseen, 14 Dalbergieen, 12 Loteen und 4 Sophoreen); 81 Melastoma- ceen; 50 Synanthereen (unter diesen :'21 Senecionideen, 13Eupa- toriaceen, 12 Vernoniaceen, 3 Asteroideen und 1 Mutisiacee); 35 Myrtaceen; 26 Chrysobalaneen; 19 Verbenaceen,' 17 Scro- phularineen, 15 Gentianeen, 12 Labiaten, 5 Combretaceen, 50na- grarien, 4 Lythrarieen, 2 Mouririaceen, 1 Rhizophoree. — Hier- an reiht sich die Bearbeitung der Schomburgk'schen Cypera- ceen von Nees v. Esenbeck (daselbst p. 393): es sind nur 462 22 Arten, die zu 12 verschiedenen, zum Theil neuen Gattun- gen gehören. Von der Flora brasiliensis, welche unter den Auspicien der österreichischen und baierischen Regierung von Endli- cher und V. Martins herausgegeben wird, erschien 1840 der erste Fascikel in Fol. Er enthält ausser den die Physiognomie des Landes erläuternden Beilagen und Landschaftszeichnungen die Bearbeitung der Moose von Hornschuch uni der Ly- copodineen von Spring. Die pflanzengeographischen Ver- hältnisse der einzelnen brasilianischen Familien werden jedes- mal in einem besondern Anhange von v. Martins dargestellt. Wenn eine grössere Reihe von Familien vollendet sein wird, werden wir die Resultate dieser wichtigen Untersuchungen zu- sammenstellen. Fünf Landschaftstafeln, welche diesem Fasci- kel beigegeben sind, erläutert v. Martins durch vortreffliche Schilderungen der physiognomisch hervortr^etenden Bestand- theile der Vegetation. Das erste Gemälde führt uns an die Ufer des Amazonas, die übrigen stellen einzelne Typen der Gebirgsregion des Innern Landes dar. 1. Der Urwald am Amazonas verändert seinen Character, je nachdem er das oft überschwemmte Ufer des Stroms oder dessen Inseln be- deckt, oder weiter davon entlegen ist. Die erste Tafel stellt die Waldung am Flusse vor^ wo die Bäume zu Zeiten 30' hoch unter Wasser stehen. Diese Formation heisst bei den Einge- bornen Caa-Ygapo. Vielleicht giebt es keinen Ort der Erde, wo die Vegetation eine grössere Energie in ihren Productionen erreicht. Im Flusse schwimmen Nymphaeen; aus dem Schlamme des Ufers sprossen dichte Reihen von Aroideen und Canna hervor; hierauf folgt der dichte, immergrüne Urwald. Er ist gemischt aus Leguminosen (Inga, Pithecolohium) , Urticeen (fiecropia, Ficus), Polygoneen (Triplaris) und aus Cacao- bäumen. Aus diesen ragen zwei Palmenarten hervor. Hiezia gesellen sich die Lianen und Parasiten, unter jenen Smilax und Bauhinia, unter diesen Orchideen, Bromeliaceen (Bro- melia, Vitcairnid), Aroideen (^Anthuriuin) bis zu der pilz- ähnlichen Helosiß, die im Schlamme des Bodens auf den Baum- wurzeln befestigt ist. Eine eigne Beziehung könnte man dar- in erkennen, dass die Bäume aus den höchsten dicotyledoni- schen Familien in so enger Gemeinschaft mit den am meisten 463 entwickelten Monocotyledonen vegetiren, während in den ge- inässiglen Zonen diese örtliche Ausgleichung einer zwiefachen Entwickelungsrichtung durch die weniger ausgebildeten Familien der Ameutaceen und Gräser erreicht wird. — 2. Die zweite Tafel stellt die Capoens in der Provinz Minas Geraes dar. Dieser Name, eigentlich Caa-apoam, im Portugiesischen ver- stümmelt Capäo, bedeutet einen Wald, der einer mamma gleicht. Ein solcher besteht nämlich ans einzelnen Baumgruppen, deren höhere Stämme im Mittelpuncte stehen, und, von niedriger Waldung umgeben, aus der Ferne ein hügelähnliches Bild dar- stellen. Die Baumarten dieser immergrünen Gehölze sind zahl- reich und von mannigfachem Bau : 22 Gattungen , die vorzu- herrschen pflegen, gehören zu 16 verschiedenen dicotyledoni- schen Familien. Unter diesen entsprechen nur wenige der Mimosenform, nämlich Inga, Sc/tinus und Cupania; die meisten Bäume schliessen sich in ihrer Laubgestalt an die Laurineen. Die übrigen Gattungen sind: Nectandra; Palicutea; Taher- naemontana; Xylopia, Rollinia, Guatteria; Hex; Comhre- tum; Myrcia; Eugenia; Prunus ; Peru; StilUngia; Casea- ria\ Tontelea; Coccoloha; Leandra, Miconia, Huheria. 3. Taboleiro coberto in der Gegend von Fanado. Wenn man von den Campos des Francisco aus die Chapada's, die Hochebenen gegen Bahia betritt, so gelangt man zunächst in ein Gebiet, das einen beständigen Wechsel von weitläuftigen Flächen und sanften Thalbildungen darbietet. Statt der Sava- nen und Urwälder gedeiht hier nur eine sparsame, vereinzelte Vegetation, die viele Stellen des Erdbodens frei lässt, wo Fel- sen und Gebirgstrümmer oder trockne ^Thonschichten hervor- treten. Es fehlt an Humus und Bewässerung; niedrige Kräu- ter werden von einzeln stehenden Bäumen beschattet: diese weitläuftigen Haine bilden den Taboleiro coberto. Die Bäume zeigen ein verkrüppeltes Wachsthum und tragen oft eine kork- bildende Rinde: mit gebogenem Stamm, kurzen, dicken, ge- krümmten Zweigen breiten sie sich aus. Den Aesten fehlt die dichte Laubkrone; die Blätter, die in der lang dauernden, trockenen Jahrszeit abfallen, erscheinen nur au den äussersten Verzweigungen, so wie auch das festere Parenchym denselben ein von dem saftreichen, lebhaft immergrünen Laube des Ur- walds ganz verschiedenes Ansehen giebt. Auf den Zweigen b 464 wohnen sparrig verasteltete Parasiten aus der Familie der Lor- anthaceen und verschiedene Lianen, besonders Malpighiaceen und Aristolochien, klettern am Stamme empor. Unter den Bäumen sind in dieser Formation die Vochysien häufig ver- breitet, wegen ihrer geringen Extension die merkwürdigste Pflanzenfamilie Brasiliens. Die übrigen hier erwähnten Baum- arten sind: Aspidosperma, Erythroxylon, Kielmeyera, Pera, Phaeocarpus, Cocos. 4. Formation der Vellozien. Auch im Innern von Minas Geraes giebt es Gegenden, die weder von Urwald, noch von dichten Gesträuchen, noch von baumlosen Grasfluren bedeckt werden und wo auf nackten Hügeln und sonnigen Hochebenen der biegsame Sandstein häufig in Felsen zu Tage steht. Dies ist das Vaterland der merk- würdigen Vellozien. Baumartige Liliaceen mit gabelig getheil- tem Stamm, dessen Wipfel straffe Schilfkronen tragen, durch weite Zwischenräume getrennt, stehen sie über das nackte Erdueich zerstreut. Aber je sparsamer hier die Natur die vegetabilischen Individuen vertheilt hat, desto mannigfaltiger und an schönen Formen reicher ist die Flora, welche jene bizar- ren Lilienbäume begleitet. Dazu gehören Gräser und Restia- ceen (^Paspalum, Eriocaulon)\ ferner dicotyledonische Kräu- ter: hisianthus, Gesneria, Eryngium; Gesträuche: Physo- calyx, Cinchona und Melastomaceen (JLavoisiera, Chaeto- gastra, Rhynchantherd); endlich einzelne Bäume niedrigen Wuchses: Rhopala, Lychnophora , Zeyheria, Kielmeyera, Lühea, Pachira. 5. Die letzte Tafel liefert ein Gemälde der Campos agrestes in der Provinz S* Paulo, wo bereits die Araucarien auftreten und im Vordergrunde des Bildes am Saume der unermesslichen Grasebene wie hohe Pinien sich erheben. Dichte Gebüsche von Baccharis stehen daneben, am Wege grünen die Schilfrasen der Ananas. Ueber den Cha- racter dieser Campos selbst bemerkt v. Martins, dass die Gramineen trockener sind als auf nordeuropäischen Wiesen und sich durch kaltgrüne Färbung und häufige Behaarung aus- zeichnen. Auch wachsen die einzelnen Rasen getrennt, zwi- schen denselben gedeihen mancherlei Stauden, die ganze Ve- getation ist 3 — 5' hoch. Gardner hat über seine Reisen in den Provinzen Ciara, Piauhy und Goyaz an Sir W. Hooker brieflich berichtet, auch 465 einige systematische Beiträge zur TJora von Brasilien publicirt (Journ. of Bot. 1840 p. 21 etc.). Diese betreffen die Gattun- ' gen: Mouriria, Lygodisodea, Cassytha, Carludovica, Cre- scentia. Miers beschrieb einige brasilianische Biirmanniaceen (Pro- ceediugs Linn. Soc. 1840. March). — In der Linnaea (1840 S. 285) findet sich ein Verzeichniss von 187 bei Bahia von Luschnath gesammelten Pflanzen. Einige Leguminosen sind in derselben von Walpers beschrieben; die übrigen neuen Arten werden von v. Martius in den Beiblättern zur Regens- burger bot. Zeit, publicirt werden. Die wichtigsten Beiträge zur Systematik und Geographie der südamerikanischen Floren, insbesondere von Brasilien, Uru- guay, Patagonien, Buenos Ayres, Chile, Bolivien und Peru, sind in Orbigny's Voyage dans l'Amerique meridionale ent- halten. Bis zum Januar 1841 waren von diesem Kupferwerke, das sich auch durch schöne Landschaftsansichten ^us den Anden auszeichnet, 54 Lieferungen in Quart erschienen. Nacji der Vollendung desselben werden wir darüber Bericht erstatten. Tweedie beschrieb seine botanische Reise von Buenos Ayres nach Tucuman (Ann. nat. bist. Vol. 4, 5). Die unge- meine Einförmigkeit der die extratropischen Pampas bekleiden- den Gewächse bleibt sich von Buenos Ayres bis tief ins Innere gleich. Diese weiten, steinlosen Alluvial-Ebenen enthalten fast nur Gramineen, denen einzelne, socielle, dicotyledonische Kräu- ter, namentlich Synanthereen , z. B. Eupatorium, Carduus, beigemischt jind. Unter den Kräutern werden auch die Gat- tungen Eryngium und Digitalis erwähnt. Einigen Wechsel bringt zuweilen ein Salzgehalt des Bodens hervon 320 e. Mei- len N.W. von Buenos Ayres trifft man am Rio Corcuneon, dessen Ufer von Weidenbäumen eingefasst werden, die ersten Wälder, die aus Algaroba's (J?rosopis) und andern Mimoseen bestehen. Aus den Samen jenes Baums backt man Brod. Solche Urwälder, in denen auch Cacteen und parasitisch Til- landsien und Loranthaceen vorkommen, verbreiten sich von da durch die Provinz Cordova. Doch walten auch hier dem Räume nach die Panipas noch überall bis an den Fuss der Anden vor. Zuweilen erschien die Ebene ganz von Gras- wuchs entblösst und dürr, oder der Boden nur durch eine Archiv i. Naiurgesch. VII. Jahrg. 2. Band. 30 466 gesellige Oxalis und Nierembergia gracilis bunt gefärbt. Eben- so keimten nach einem Brande der Pampas-Gräser zuerst Oxa- lideen nebst einer Amaryllis hervor. Im nördlichen Cordova bemerkt man eine verbreitete Formation von dornigen Sträu- chern: hier, wo das Land hügelig wird, war z.B. eine Strecke von verschiedenen Cacteen, Mimoseen und einem strauchar- tigen Solanum bewachsen. Beim Eintritt in die Provinz San Jago findet man statt der bis dahin herrschenden Prosopis all • mälig andere Baumarten; doch scheinen die Mimoseen auch bis Tucuman verbreitet. Erst in dem wärmern und feuchtern Clima von Tucuman, wo schon die Anden den Horizont be- ... ^ grenzen, beginnt eine üppigere und mannigfaltigere Vegetation. Die von Tweed ie in Buenos Ayres gesammelten Cype- raceen wurden von Nees v. Esenbeck bestimmt (Journal of Bot. 1840 p. 397). Dies sind nur 13 Arten, darunter zwei neue Carices, die übrigen gehören, zu 11 verschiedenen Gat- tungen, unter denen die neue: Androcoma. Die Fagus-Arten des antarctischen Amerika wurden von Sir W. Hook er bearbeitet und zum Theil abgebildet (Journ. of Bot. 1840 p. 147)* An der Magellans-Strasse und im Feuer- land sind gesammelt: Fagus antarctica Hook., beiuloides Mirb., dubia Mirb,, Forsteri Hook. (Betula antarctica Forst.). Hierzu kommeti 6, grösstentheils von Pöppig entdeckte Buchen in Chile. — Auch aus Vandiemensland wird eine Buche, F. Cunninghamiiy beschrieben. V. Australien. Die Flora der Swan River Colonie, worüber die im Jahre 1837 angefangenen, aus v. Hügel's Sammlungen entstandenen Mittbeilungen von Endlicher bis auf die Publication einzel- ner Arten nicht weiter fortgesetzt sind, ist neuerlich durch die Berichte von J. Drummond und durch die Bearbeitung von dessen 1300 Arten enthaltenden Herbarien in England, so wie durch die Cultur der nach Europa gesendeten Sämereien viel bekannter geworden. Wir stellen hier die allgemeinern, pflanzen geographischen Resultate zusammen, so weit dieselben theils in einer Abhandlung von Lindley (Sketch of the Ve- getation of the Swan river colony) bereits systematisch geord- net, theils in Drummond's Briefen zerstreut enthalten sind. 467 Jener höchst werthvolle Aufsatz vonLindley bildet einen An- hang zum Botanical register von 1839 und enthält ausser all- gemeinern Bemerkungen über die vorherrschenden Familien auch die specifischen Charactere von 283 neuen Arten. — Ferner wurden 3 Chamaelaucieen und 1 Lasiopetalee von Ar- nott beschrieben und abgebildet (Journ. of Bot. 1840 p. 378). Desgleichen die Cyperaceen und Restiaceen von Nees v. Esen- beck (Ann. nat. bist. 6 p. 48). Drummond untersuchte die beiden Districte Perth und York, die unter dem 32^ C. A. an der Westküste [von Neuholland einen Flächenraum von nur etwa 300 g. Quadratmeilen einnehmen. Dieses Land ist grossen- theils mit einem lichten Walde bedeckt, zwischen den Wäl- dern breiten sich Ebenen aus, welche die mannigfaltigste Vege- tation besitzen. Niedrige Gebirgsketten, bis zu 2000' Höhe, meist aus Kalkstein, doch zum Theil aus Granit zusammen- gesetzt, verlaufen der Küste parallel. Man kann eine Küsten- kette aus Kalkstein von einer zweiten Granit führenden Pa- rallelkette unterscheiden, die Darling ränge genannt wird. Die Flüsse müssen diese Mittelgebirge in Querspalten durchschnei- den, um das Meer zu erreichen. Der Boden, wiewohl von verschiedenartiger Zusammensetzung, ist überall höchst frucht- bar und verdankt diese Fruchtbarkeit vorzüglich einer treff- lichen Bewässerung, einem beständigen Feuchtigkeitszustande, der, zum Theil von der Atmosphäre unabhängig, durch tiefer gelegene Thonlager erhalten zu werden scheint. Das vortreff- liche Clima der Colonie wird mit dem des südlichen Italien ver- glichen. Wie am Mittelmeer, wächst auch am Schwanenflusse nur eine einzige, 10 — 12' hohe, einheimische Palme. Die mittlere Temperatur in Perth wird zu 20°, 4 C. angegeben, allein die Unterschiede zwischen Winter und Sommer sind sehr bedeutend. Man hat das Thermometer im Juli 1831 beinahe zum Gefrierpunct sinken, im Januar desselben Jahrs bis 40° C. steigen sehen (Milligan). In dem kältern York wird die Win- terwärme zu 10°, G C, die Sommerwärme zu 27°, 4 von Om- maney bestimmt. Die grösste Hitze, mit Trockenheit verbun- den, herrscht im December, Januar und Februar. Nach dem nassen Winter entfaltet sich die Frühlingsvegetätion gegen Ende Juli. Den Ausgang des October beschreibt D. als die schönste Jahrszeit, da die meisten Gramineen alsdann inBlüthe 30* 468 stehen , alle Vögel brüten und singen und die Grasfluren mit rothen, gelben und weissen Gnaphalieon uiid andern, jährigen Synanthereen bedeckt sind. Vorzüglich ist der sandige Boden als Weideland zu benutzen: unter den geselligen Gramineen zeichnet das Känguruh-Gras, Anthistiria australis, sich aus. Zu dem physiognomischen Character der Landschaft tra- gen besonders folgende * Baumformen bei: 1. Eine Art von Xanthorrhoeüy welche die Colonisten Blackboy nennen» Der Stamm ist 1' dick, 10 — 15' hoch, zuweilen wiederholt gabelig wobei alle Zweige gleiche Dicke behalten: der Blüthenstiel ist fast ebenso hoch als die Pflanze selbst. An diese Baumart reihen sich andere ähnliche Formen, mehrere Arten von Xan- thorrhoea, Kingia australis und eine 30' hohe Zamia. 2. Der prächtigste aller Waldbäume ist die Nuytsia floribunda^ be- kanntlich ein Nicht-Parasit aus der Familie der Loranthaceen. Der Stamm hat 2 — 4' im Durchmesser; die Blätter werden mit denen von Taxus elongata verglichen. Wegen der zahl- losen orangefarbigen Blumen, von denen dieser Baum im De- ceraber und Januar bedeckt ist, nennen die Colonisten ihn Feuerbaum. Wenn man sich demselben nähert, erheben sich in dichten Schwärmen die zahlreichen Insecten, die aus den Blüthen sich ernähren. 3. Neben diesen auff'allenden Gestal- ten ist der neuholländische Character besonders durch das Vorherrschen der Myrtaceen und Proteaceen in den Bestand- theilen des Waldes ausgedrückt. Drei Viertel der Bäume sol- len zu der Gattung Eucalyptus gehören. Eine Banksia ist der gemeinste Baum bei Perth. In Hinsicht auf die an Artenzahl überwiegenden oder sonst characte ristischen Familien der Flora des Schwanenflus- ses sind folgende Ergebnisse von L's. Untersuchung zu erwäh- nen. Unter den Myrtaceen sind es hier die zur Erica-Form gehörenden Chamaelaucieen, welche einen eigenthümlichen Ty- pus dieser Gegend darstellen und an Formen reich zu sein scheinen. L. hat auch dieser Abtheiluug 10 Arten von Ca- lythrix, 2 von Chrysorrhoe (darunter Cliv. nitens, ein klei- ner Strauch, dessen gelbe, metallglänzenden Blumen sich zu „Massen von goldenen Sternen" anhäufen); von Verticordia hat L. 2, V. Hügel noch 2 andere Arten; ferner sind 2 Läo^ä- kyae, 3 Hedaromata n. g., 1 Genetyllis vom Schwanenfluss 469 beschrieben. — Unter den übrigen Myrtaceen sind an Arten reiche und ausgezeichnetere Gattungen: Melaleuca, Calotha* mnusj Beauforiia, Metrosideros, Leptospermum , Baechea, Agonis, Eremaea und Eucalyptus. — Von den Leguminosen bemerkt L., dass häufig die ßlüthen gelb mit braunen Flecken auf Kiel und Flügeln sind; andere sind rein blau, wie z. B. eine Kennedy a, welche die gewöhnliche Liane der Wälder ist. Characteristische Gattungen mit meist endemischen Arten: Acacia, Pultenaea, Oxylohium, Chorisema, Daviesia, Jac- sonia, Burtonia, Gompholohium, Aotus, Zichya, Physolo- hium, Kennedy Uj Hardenhergia. — Die Rutaceen treten gegen die Ostküste zurück. Es fehlen z. B. Cornea und Phe- balium. Auch die einheimischen Gattungen Eriostemon und Boronia scheinen arm an Arten. Dagegen' giebt es einige bis jetzt endemische Gattungen mit einzelner Art. — Die Lasio- petaleen gehören zu den eigenthümlichsten Erzeugnissen die- ser Flora. Man kennt aus dieser kleinen Gruppe schon 14 Ar- ten, meist Arten von Thomasia.' üebrigens ist die Classe der Malvaceen fast nur durch einige Hibisci vertreten. — Von den Droseraceen sind 8 Arten von Drosera und Byhlis ge- funden. — Die Dilheniaceen sind häufig. — Von den Pitto- sporeen kommen einige endemische Formen vor. — Die Syn- anthereen sind sehr zahlreich, sowohl an Gnaphalieen, als an Asteroideen. Sie scheinen noch einer genauem Bearbeitung zu bedürfen. Lindley erwähnt folgende Gattungen: Helichry- suiUy Rhodanthe, Morna, hawrencella^ Xyridanthe, Pitho- carpa, Rhytidanthe, Ixiolaena^ Cylindrosorus , Myrioce-- phalus; Brachycome, Lagenöphora, Euryhiay Asteridea, Eriocladium, Amhlysperma. — Die Epacrideen scheinen weniger beschränkte Bezirke zu bewohnen: nur die Gattung Conostephium mit 2 Arten ist endemisch. Die meisten Arten gehören zu Leucopogon. — Von den Labiaten werden er- wähnt: Hemiandra, Hemigenia und Atelandra. — Die Goo- deniaceen sind zahlreich. Viele Arten gehören zu Scaevola, Leschenaultia , Dampier a, Goodenia. — An Stylidiaceen scheint die Colonie mehr Arten zu besitzen, als irgend eine andere Gegend. R. Brown kannte 46 neuholländische Formen, Lindley erhielt vom Schwanenfluss allein 40 Arten, unter denen mehrere Hügel'sche fehlen. — Anch die Proteaceen sind äusserst 470 zahlreich und wegen der geringen Extension der zu dieser Familie gehörenden Arten grösstentheils endemisch. Die Gat- tungen sind jedoch mit Ausnahme von Manglesia schon sämmtlich R. Brown bekannt gewesen. Reich an Arten sind: Anadenia, Conospermum , Synaphea, Lamhertia^ Dryan- dra, Banksia, Isopogon, Petrophila, Persoonia, Hakea^ Grevillea, Adenanthos. — Von den übrigen dicotyledoni- schen Familien ist im Verhältniss zu den genannten die Zahl der Arten gering. Als die merkwürdigsten Gattungen erwähnt Lindley: Tetratheca mit vielen endemischen Arten, Come- sperma, Stackhousia , Tripterococcus , Pigea, IDiplopeWSf Nuytsia, Anthotroche , Mallophora, Halgania, PimehOy Trichinium, Loudonia, Nur durch sparsame Repräsentanten werden vertreten die Cruciferen, Ranunculaceen, üm- belliferen, Geraniaceen, Rosaceen, Plantagineen, Lobeliaceen (darunter die Isotoma Brownü, der man die häufigen Vergiftungen des Viehes zuschreibt, welche Drummond als die erheblichste Plage der aufblühenden Colonie schildert). Unter den monocotyledonischen Familien sind am merk- würdigsten die Haemodoraceen, die am Schwanenfluss das Centrum ihrer Verbreitung besitzen, indem sie den fünfzigsten Theil der ganzen Vegetation auszumachen scheinen. Die ein- heimischen Gattungen sind: Conostylis (mit 7 Arten), Tribon- anthes (4), Haemodorwn (3), Anigosanthus (3), Andro- stemma (1), Blancoa (eine Art vom Ansehen der Barba- cenien), Phlebocarya (S). — An Orchideen ist die Colonie reich, da schon gegen 60 Arten entdeckt worden sind. Wicr wohl prachtvoll und mannigfach an Formen, Farben und Wohl- geruch, sind sie doch sämmtlich terrestrisch und grossentheils Zwiebelgewächse, Sie gehören zu den Abtheilungen derNeot- tieen und Arethuseen. Unter jenen sind die artenreich- sten Gattungen Thelymitra nebst Macdonaldia und Diwis, unter diesen Glossodia und Caladenia. Die übrigen Neot- tieen sind: Prasophyllum und Epihlema; Arethuseen: Mi- crotis, Eriochilus, Pterostylis, Lyperanthus, Callana (ent- hält eine der Dionaea an Eigenthümlichkeit nicht nachstehende Sensitive), Drakaea^ Spiculaea. — Drummond erwähnt eine in 9" tiefem Wasser wachsende Orchidee mit grossen, hellblauen Blüthen, die L. noch nicht bekannt scheint. — Die übrigen 471 Monocotyledonen sind mit Ausnahme der noch nicht näher untersuchten Gramineen an Zahl gering, aber grösstentheils von merkwürdiger Structur: z. B. die mit Aphyllanthes ver- glichenen Gattungen Laxmannia (4 Arten), Borya (2) und Johnsonia (2); ferner Xanthorrhoca , Kingia^ Calectasia. Unter den Liliaceen ist die Hauptgattung Thysanotus mit vielen Arten; hieran reihen sich Caesia (3 Arten), Stypen- dra und Soweihaea. Die Melanthaceen enthalten Bur- chardia (3) xmd. Anguillaria (1). Die Philydreen Hetae- ria, die Irideen mehrere Patersonien und die Commelina- ceen Cartonema. Von Nees v. Esenbeck sind 13Cyperaceen und 8Re- stiaceen beschrieben {i Chorizandra, i Isolepis^ ^tElynan- ihus, 1 Schoenus^ 3 Isoschoenus n. g., 2 Chaetospora, 1 Cau- stis, — 1 Restio, 1 Lepyrodia, 1 Lyginia, ^Anarthria^ 2 Leptocarpus, IDesvauxia). Die botanische Topographie derColonie wird durch man- che Notizen in Drummond's Briefen erläutert. Die Küsten- kette trägt nur eine dünne Erdschicht, ist indessen dicht mit Gesträuchen bedeckt. Hierauf folgt gegen das Innere ein wel- lenförmiges Terrain mit kieseligem Sandboden, der jedoch sehr fruchtbar ist und sich bis zu dem Darling ränge erstreckt. Ein Eucalyptus und zwei Banksia- Arten sind hier vorzüg- lich verbreitet: von Kräutern gedeihen hier viele Arten von Thysanotus und Patersonia, ein Anigosanihus ist die ge- meinste Pflanze. Am Fusse des Darling ränge begegnet man den ersten Kmgien. Drumrnond vergleicht diese Bäume mit Xanthorrhoea; sie werden 20 — 30' hoch und tragen 15 — 20 anderthalb Fuss lange Blüthenstiele; die Blutaen stehen in 2" starken Köpfen gedrängt. Auf den Abhängen des Gebirgs wächst einer der vorzüglichsten Waldbäume, ein Eucalyptus, der bis zur Theilung des Stammes wenigstens 60' misst. Ausser einer besondern Art von Xanthorrhoea giebt es hier wenig Unterholz oder Gesträuch. Man findet in diesen Wäldern gegen 30 Proteaceeu. Achtzig englische Meilen ONO. von Freemantle beginnt eine offene, sandige Gegend, von der man weiss, dass sie sich in gleicher Richtung 200 Meilen weit erstreckt. Dieser Di- strict heisst Ouanguan. Hier ist selbst im Juli, in der Regen- 472 zeit, frisches Wasser selten. Das Land ist durch niedrige Hügel wellenförmig gebaut: diese tragen einen steinigen Thon- boden und bringen einige Eucalyptus- kvien hervor, allein die sandigen Mulden zwischen denselben sind viel ausgedehnter. Sie sind nur dünn mit kleinen Sträuchern bewachsen, Kän- guruhs findet man hier zu Hunderten. Die Grenze von Guan- guan gegen die Colonie wird durch einen grossen Eucalyptus- wald gebildet. Im October 1839 besuchte Drummond die Insel Rotnesst, die der Mündung des Swan River gegenüber liegt. Sie erhebt sich nur 300' und besteht aus Kalkstein. Als ein höchst merkwürdiges pflanzengeographisches Resultat dieser Unter- suchung ist es zu betrachten, dass dieser Insel die Hauptfor- men der Swan-River-Vegetation fehlen. Weder Proteaceen noch die Gattungen Eucalyptus und Xantorrhoea kommen dort vor, obgleich Arten von diesen Gattungen unmittelbar an der Küste des gegenüberliegenden, wenige Meilen ent- fernten Continents wachsen. Uebrigens ist die Insel bewal- det, namentlich von einer Myrtacee, die einen Loranthus trägt. Ausserdem wurden hier beobachtet: Boronia^ Pitto- sporum, Diplolaena, Lasiopetalum. Eine nicht unwichtige Bemerkung Drummond's besteht darin, dass neben den vielen in die Golonie eingeführten Cul- turgewächsen auch eine Reihe von fremdländischen Pflanzen sich freiwillig eingebürgert und weit verbreitet hat, deren Ur- sprung wegen der kurzen Existenz der Niederlassung sich genau nachweisen lässt. Drummond spricht hier als Augen- zeuge, und so kann man seine Angaben als verbürgte Zeug- nisse betrachten, während man in andern Fällen nur auf Ana- logie und Wahrscheinlichkeit diese wichtigsten Beweise für die ursprüngliche Trennung der Floren gründen kann. Bei der Peninsula Farm sind gegenwärtig lästige, früher nicht vor- handen gewesene Unkräuter: mehrere europäische Avenae, Briza minor, Phalaris aquatica, Lolium temulentum, Po- lygonum aviculare, Centaurea solstitialis, Solanum capense, Physalis peruviana. Auch Sonchus oleraceus hat sich all- gemein verbreitet und einen einheimischen, ehemals häufigen Sonchus fast ganz verdrängt. Als die Colonie gegründet ward, nährten dib Eingebornen 473 sich vorzüglich von einer einheimischen DhsdÖtää xind 7 bis 8 Haeniodoraceen, deren Wurzeln gerostet mild und nahrhaft, im frischen Zustande hingegen scharf sind. Statt dessen wer- den jetzt fast alle europäischen Culturgewachse angebaut und auch die der Tropen sind nicht ganz ausgeschlossen. In die- ser Beziehung können folgende hier gebaute Pflanzen die cli- niatische Sphäre der Colonie ausdrücken: Weizen und Mais; die englischen Gemüsearten und die Wassermelonen; der Wein- stock und die Feige; der Apfelbaum und der Pisang, Pome- ranzen, Oliven, Zuckerrohr. Die Flora von Tasmania, wie Vandiemensland jetzt all- gemeiner genannt wird, ist durch die Untersuchungen von Ro- nald Gunn bekannter geworden. Der jüngere Hook er hat eine systematische Zusammenstellung und Bearbeitung der von ihm und dem verstorbenen Lawrence 'gesammelten Pflanzen begonnen (Journ. of Bot. 1840 p. 399). Nees v. Esenbeck beschrieb die Cyperaceen (Ann. nat. bist. 6 p. 45). Die Arbeit von Hooker, nach De Candolle geordnet, reicht bis zu den Rha- mneen. — Uebersicht der Gattungen: 13 Ranunculaceen (3 C/d- inatis, 1 Anemone: A. crassifolia Hook, auf der Spitze des Black-Bluff 4 — 5000' hoch, 9 Ranunculus); 10 Dilleniaceen (7 Pleurandray 3 Hibhertia)-, 1 Magnoliacee (Tasmannia aromatica'Hv» 9 — 12' hoch, dicht zusammenwachsend, bildet einen Miniatur- Wald); 10 Cruciferen (i N astur tium, i Bar- harea, 6 Cardamine, \ Arabis, 1 Lepidium^ 1 Coronopus^ 1 Stenopetalum) ; 4 Violaceen (3 Viola, 1 Hymenajithera) ; 7 Droseraceen (Drosera); 4 Po\y ga\een(Comespennay, 2Trem- andreen (Tetratheca); 6 Pittosporeen (2 Billardiera, 1 Bur- saria: 30 — 40' hoher Baum, 3 Pittosporum); 1 Linee (L. an- gustifolium lluds.y, 9 Caryophylleen (2 Spergula^ 5 Stella ria, Arenaria marina Sm. und Cerastiwn vulgatumL,); 4Mal- vaceen (2 Sida, 1 Lavatera, Lawrencia spicata H.^; 1 Bom- bacee {Flagianthus sidoides IL); 2 Lasiopetaleen (Lasiopeia- lum) ; 1 Elaeocarpee (^Friesia) ; 3 Hypericineen (2 Hypericum^ 1 Carpodontus); 2 Sapindaceen (Dodonaea); 7 Geraniaceen (4tGeraniumj 2 Pelargoniuin y Erodimn cicutaj'ium); 1 Zy- gophyllee {Zygophyllum); 2 Oxalideen (Oxfl/w); 18 Rutaceen (6 Correa, 3 Eriostemonj 3 Phehalium, b Boronia, i Zieria; 474 3 Stackhousieen (ßtackhousid)\ 10 Rhamneeu (1 Viscaria, 6 Pomaderris, 3 Cryptandra,^ Die von Nees besqbriebenen Gattungen sind folgende: 1 Helothrix, 1 Cyperus, 2i Isolepis, 3 Heleocharis, 1 Cladium, 1 Chaetospora, 1 Gymnoschoenus, 2 Lepidosperma = 11 Cy- peraceen. Auch 2 Restiaceen (R. complanatus Br. und lateri- florus Br.). Die in den „Verhandelingen over de natuurlijke Geschie- denis der Nederlandsche overzeesche Bezittingen" enthaltenen ausführlichen Nachrichten über den pflanzengeographischen Cha- racter von Neu-Guinea bleiben dem nächsten Jahresberichte vorbehalten. Gedruckt bei (ieii Gebr. Liiger. \ ^fiif*iiii* JTtfyo Trosehr/ sc. J84^. l^JT fs4l._ TaJ.W- i34i. T^. IV. * Z; I y<ß^y. 7afA-: Jug4- F^J /^. ^ ♦ /^}(/.^. W Fcff^. Fi^:// Fc^yt- /^r n..yi.FhUuprn M. C.FSe/unuü^Ui*. 18V1 LafVl Ba6öe fect . C.F. SdnmAtliäi. r /^4/. ^ C Tr Schmidt ^ex u. äiA' yad ^. PikeAeümtwt- UsS