ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VOK A. F. A. WIEGMANIT. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE- BOLD IN ERLANGEN, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. UTAGNER IN GÖTTINGEN, HERAUSGEGEBEN Da. W. F. ERICH SON, PROFE.SSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS-UNIVERSITÄT Zu BERLIN. ZEHNTER JAHRGANG. Zweiter Band. BERLIN 1844. IN DER NICOLAI'SCHEN BUCHHANDLUNG. Inhalt des zweiten Bandes. Seite, Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik in den Jahren 1842 und 1843. Von H. F. Link . . . . i Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säug- thiere während des Jahres 1843. Vom Prof. Andr. Wagner in München 133 Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. Von Demselben. . . 185 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Herpetologie wäh- rend des Jahres 1843. Von Dr. F. H. Troschel . . .217 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Ichthyologie wäh- rend des Jahres 1843. Von Demselben 226 Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturge- schichte der Insecten, Arachniden, Crustaceen und Entomostra- ceen während des Jahres 1843. Vom Herausgeber . . 249 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. Von Dr. F. H. Troschel 347 Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie während des Jahres 1843. Vom Prof. Grisebach . . .366 Die Berichte über die Leistungen in der Helminthologie und über die Echinodermen, Acalephen, Polypen und Infusorien werden im nächsten Jahrgange nachgeliefert werden. Jahresbericht über die Arbeiten für physiologische Botanik in den Jahren 1842 nnd 1843. Von H. F. Link. li*s ist nicht zufällig, dass in diesem Bericht zwei Jahre zu- sanimengefasst werden. Einige Gegenstände, namentlich die Pilze in und auf thierischen Körpern , waren im Jahre 1842 nur angeregt worden, wurden aber im Jahre 1843 genauer und au'ifiihrlicher untersucht, und eben dieses war auch der Fall mit dem Erscheinen der Pilze in faulenden Körpern, üeberhaupt war das Jahr 1842 weniger reich an Untersuchun- gen, als es das nun verflossene geworden ist. Ich gehe so- gleich zu den besondern Gegenständen , indem die allgemeinen aus diesen erst hervorgehen. Innerer Bau der Gewächse. Ich fange mit dem Streit an , welcher zwischen Herrn von Mirbel und Herrn Gaudichaud in der Pariser Akademie geführt worden ist. Die Abhandlung von Mirbel über die Dattelpalme erschien in denComptes rendus von 1843, 1. B. S, 1214 und nachher in den Annales des Sciences naturelles Ser. 2. T. XX. p. 5. Sogleich nach der Vor- lesung, Compt. rend. a. a. 0. S. 12.35, protestirte Gaudi- chaud gegen Mirbels Theorie in wenigen Worten, und zwei Sitzungen nachher erschienen seine Premier es Notes s. Compt. rend. a. a. 0. 1379. Zuerst von Mirbels Abband- lung. Mirbel wurde im Jahre 1839 nach Algier geschickt, um dort den Dattelbaum nach seiner Natur zu studiren. Er Archiv- f, Naturgeschichte, X, Jahrg. 2, Bd. ^ 2 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten suchte nach einem grossen Dattelbaum , fand aber sogleich keinen, und um nicht miissig zu sein, untersuclito er einen Stamm vom Agave americana. Zuerst kam es ihm darauf an, das Herablaufen der Faden (filets, Holzbündel) im Stamme (stipe) zu verfolgen. Er fing mit den Fäden an der Basis der Blätter, die zu seiner Rechten waren an , und es gelang ihm , nach vielen vergeblichen Versuchen , sie zu verfolgen, ungeachtet ihrer vielen Windungen, bis da wo sie sich zu seiner Linken in der peripherischen Region, etwas über der Basis des Stammes anhefteten. Er sah dann deutlich, dass sie keine directe Verbindung mit der Wurzel hatten. Bald nach diesen Untersuchungen bekam er durch den Baron von Vialar einen grossen Dattelbaum zur Untersuchung, den ein- zigen, der in dessen Garten befindlich war. Die untern und harten Theile dieses Stammes konnte er zu Hause in Paris untersuchen, aber die obern, zarten Theile der Knospe unter- suchte er dort mikroskopisch. Nachdem der Verfasser dieses von dem Entstehen seiner Arbeit mitgetlieilt, geht er zu dem Historischen über und erzählt, m ie eine Bemerkung von Des- fontaines, die dieser mit seiner gewöhnlichen Bescheidenheit und Behutsamkeit geäussert, sogleich seine Naclifolger zu der Behauptung gebracht habe, dass die IMonokotylen-Stänune nach Innen zu anwüchsen, so wie die Dikotylen -Stäimne nach Aussen, worauf dann die Eintheihuig der Pflanzen über- haupt in Exogenes und Endogenes folgte. Es wird ferner angegeben, wie Moldenhawer sich dieser Theorie zuerst ent- gegensetzte, und daiui was die Untersuclunigen von Mohl, der immer Molh genannt wird, und Meneghini ergeben haben. Hierauf kehrt er zu seinen Untersuchungen über den Dattel- baum zurück. Poiteau hatte schon früh an einem Palmbaum der Antillen die Bemerkung gemacht, dass die erste ursprüng- liche Wurzel vergehe, und dass der Baum nur durch die Hülfs- oder Nebenwurzelu ernälirt werde, eine Bemerkung, die an vielen andern Monokotylen bestätigt wurde. Mohl stellte nun die auflallendc Behauptung auf, dass diese Ncbon- Wurzcln nur in der ersten Jugend des Baums eine directe Verbindung mit den Fäden des Stammes hätten. Ueber diesen Gegenstand tlieilt Mirbel Folgendes mit: in dem Innern des anwa( lisonden Staimucs, nicht weit vom Umfange, /wisrhen für physiologische Botanik. 3 den Holzbiindeln, die sich an die Basis der Blätter ansetzen, bemerkt man hier und da kleine halbkuglichte Haufen von jungen und zahlreichen Zellen, Diess sind «He ersten An- fänge der Hülfswurzeln, die gar keine organische Verbindung mit den Blättern haben. Die flache Seite, oder wenn man will, die Basis dieser Häufchen ist gegen das Innere des Stannnes gekehrt und folglich die gewölbte Seite nach Aussen, nach dem Umfange. Diese letzte Seite wird dicker, verlängert sich , bahnt sich einen Weg von Innen nach Aussen , indem die erste Seite nur breiter wird , ohne sich zu verlängern, und in den Stanun divergirende Fäden schickt. Die Fäden, die aus dem Centrum oder dessen Nachbarschaft kommen, nehmen ihre Richtung nach dem Iiuiern des Stammes, schlü- pfen zwischen den alten Fädeji, die sich in den Blättern en- digen, durch, werden dünner, so wie sie sich mehr von ihrem Ursprünge entfernen, und verlieren sich in der Menge (foule), ohne dass man bemerken kann, wo sie sich endigen. Die Fäden, welche von den peripherischen Stellen des Häufchens kommen, krümmen sich schnell, einige gegen den obern Theil des jungen Baumes, andere gegen den untern. Es scheint, als ob die letztern zu der Bildung der Schösslinge beitrügen, welche an der Basis «les Stammes vom Dattelbaum und Cha- maerops hervorkommen. Was die Fäden betrifft, welche ge- rade in die Höhe steigen, um nach den Theilen in der Nähe der Oberfläche zu gehen, so möchten sie wohl in ihrer Jugend mit den Blättern in Verbindung gewesen sein. Durch diese Bemerkung , setzt Mirbel hinzu , will ich die schönen Bemer- kungen von Mohl nicht widerlegen , sondern sie nur gehörig einschränken. Der Verf. beschreibt nun diese Hülfswurzeln, wie sie in den Palmen vorzukommen pflegen. Wenn man den Längsdurchschnitt eines Dattelbaums be- trachtet, fährt der Verfasser fort, so sieht man eine solche Menge von verwirrten Fäden, dass man nicht weiss, wie man sie gehörig entwickeln soll. Die erste Frage ist, woher kom- men diese Fäden; entstehen sie aus den Blättern und gehen sie zu den Wurzeln, wie de la Hire, Diipctit-Thouars und Gaudichand behaupten, oder kommen sie aus den Wurzeln nnd gehen sie zu deji Blättern nach der alten Meinung? Der Verf. nimmt keine von diesen beiden Meinungen an. An A* 4 H, F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zwei Längsschnitten sah er leicht, dass zahlreiche Fäden sich mit ihrem obern Ende an die Basis der Blattstiele befestigt hatten, aber kommen diese Fäden von den Blättern oder von dem untern Theile des Stammes? An jedem Schnitt konnte man bemerken, dass die Fäden in dem Zellgewebe fast in derselben Menge vertheilt waren, und dass man deji Stamm wohl cylindrisch nennen konnte. Diese Gestalt ist aber erst- lich nicht möglich, wenn man annimmt, dass alle Fäden von luiten kommen. Denn da alle Fäden überhaupt zu den Blät- tern gehen, so müssten alle diejenigen, die noch zu den Blät- tern gehen, oder zu den abgestorbenen gegangen sind, im untern Theile des Stammes vereinigt, ein sehr grosses Bündel machen und den Stanuu verdicken. Dasselbe würde nun auch der Fall sein , wenn die Fäden von den Blättern zur Wurzel gingen , denn auf diese Weise würden sie eben- falls von den jetzigen und den abgestorbenen Blättern zu- sammen im untern Theile des Stammes ein grosses Bündel machen und auf eine gleiche Weise den Stamm verdicken. Es giebt aber im Gegentheil Palmenstämme, die an ihrer Basis dünner werden, was nach den bis jetzt gegebenen Theorien sich nicht erklären lässt. Nach der Theorie des Verf. ist dieses leicht. Die Faden wachsen von unten bis oben in dem ganzen innern Umfange des Stamujes überall hervor. Als der Stamm sich bildete, war die V^egetation schwach, und folglich der Stamm ebenfalls, so wie er aber heranwuchs, bildeten sich mehr Fäden im Innern und der Stamm wurde dick. Um dieses noch mehr darzuthun, suchte der Verf. die Zahl der Blätter, welche an dem Dattelbaum gewesen waren, heraus- zubringen, welches wegen der überbleibenden Ansätze der Blattstiele leicht ist, und fand auf die Länge eines Meters 337 Blätter, welches für den ganzen Baum ungefähr 6268 Blätter machte. Dann suchte er die Anzahl von Fäden zu schätzen, die in einen Blattstiel hineingingen, deren er ungefähr 644 fand. Dieses würde für den ganzen Stamm die grosse Summe von 4,036,592 Fäden machen, wenn sie alle aus der Wurzel gekommen oder dahin gegangen wären, auch, wenn er die Fläche eines solchen F'adens oder Bündels mass, einen Diirch- niesser von 2,01 Meter und einen Umfang von 6,33 Metern, da doch der Stanun an seiner Basis wirklich nur 25 Centi- für physiologische Botanik. 5 nieter im Umfang haue. Dieses besteht niclit mit Mohls Theo- rie, der die Fäden aus den Blättern bis an die Wurzeln rei- chen lässt. üer Verf. geht nun zu dem oberen krautartigen Theil des Stammes über, den er den Phyllophor nennt. Der Gipfel des Stammes, wo die jungen Blätter entspringen, bildet eine eingedrückte Halbkugel, und die jüngsten Blätter befinden sich beim Mittelpunkt, die altern im Umfange. Unter den jüngsten Blättern in der Mitte des Gipfels , findet man ein äusserst zartes Zellgewebe. Dieses Zellgewebe ist der Mittelpunkt einer unaufhörlichen Reproduction. Kaum fangen die Zellen an sich zu ent\vickeln, so sind sie schon durch andere jün- gere Zellen ersetzt, die wiederum andern ähnlichen weichen. Sie gehen, zufolge eines spiralen, centrifugen und aufsteigen- den Triebes gegen den Umfang, der nun anwächst, und nach der Spitze, die dadurch erhoben wird. Eine zahllose Menge, von fast dem (blossen) Auge unsichtbaren Fäden, gehen von dem ganzen innern Umfange des Stammes aus, und erheben sich gegen den centralen Theil des Phyllophors. Sie verlän- gern sich und nähern sich an ihrem obern Ende der Basis der Blätter, mit denen sie bald in eine directe Verbindung kommeji. Zuweilen ertappt man diese Fäden in dem Gewebe, das den Grund des Eindrucks begränzt, indem sie zu den feinen Streifen der Blätter übergehen, die njan nur mit star- ken Mikroskopen sieht. Man entdeckt dann in dem Zellge- webe, unmittelbar unter dem eingedrückten Gipfel, zwei pa- rallele und horizontale Spalten, die das Zellgewebe in zwei Lagen theilen, die dicht über einander liegen. Jede Lage ist ein entstehendes Blatt. Die obere ist die älteste, auch ent- wickelt sie sich zuerst, dann kommt eine zweite, und oft eine dritte. Indem diese Blätter anwachsen und stärker wer- den, kommen andere hervor. Was eben von dem Anwachsen des ersten Blattes gesagt worden ist, lässt sich auf alle an- dern anwenden. Dies Zellgewebe, welches das Blatt bei seinem Ursprünge bildet, erhebt sich in Gestalt einer Blase, und bald nachher trennt es sich, vermittelst eines halbkreisförmigen Risses, grösstentheils von dem unterliegenden Zellgewebe. Das vom Phyllophor nicht getrennte Stück wird der Blattstiel. Das Blatt gleicht im Anfange einem Löffel und geht dann g H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten durch niaiinichfaltige Veränderungen zu dem ausgebildeten, gefiederten Blatte über. Die (zerrissene) Scheide, meint der Verf., entstehe von der Wunde, welche das Blatt macht, indem es sich vom Phyllophor trennt. Die Fäden oder Holzbündel wachsen, nach dem Verf., von unten nach oben, denn man darf nur einen Blick auf den jungen Trieb des Dattelbaumes werfen, um zu bemerken, dass die obern Fäden sehr zart und jung sind im Verhältniss zu den untern. Entständen sie aus den Blättern, so müssten sie dort älter und dicker sein. Sie entstehen aber, wie schon oben gesagt worden, an der Innern Peripherie des Jüngern Theiles des Stammes, und so wie der Theil des Stammes alt wird, hört das Vermögen, solche Holzbündel zu erzeugen, auf. Der Verf. wendet sich zu den Theilen unmittelbar unter dem Phyllophor. Hier ist schon Vieles verändert, das vorige Zellgewebe ist nicht mehr vorhanden, an dessen Statt sieht man eine Menge einfacher mehr oder weniger sphärischer Zellen (utricules), die in den Berührungsstellen leicht zusam- menhangen. Diese Zellen bleiben so viele Jahre hindurch; der Stamm fährt fort, sich am Gipfel zu verlängern. Die neuen Fäden, welche aus den untern Theilen entspringen, bahneji sich einen Weg durch die Zellen und werfen sie auf einander, so dass diese gleichsam einen Stuck (ciment) machen, der die Zwischenräume erfüllt und alle Fäden von mehr oder weniger neuem Ursprünge umhüllt. Die Fäden werden ferner genau beschrieben und in feine und dickere eingetheilt, die letztern enthalten Gefasse. Durch die Maceration wurde der Gang der Fäden in dem gespaltenen Stamme untersucht. Viele von diesen Fäden haben eine fast vertikale Richtung, und kommen, wie gesagt von der innern Peripherie des Stam- mes. Ein zarter Faden geht von einem Centralfaden aus, in schief aufsteigender Richtung, um zu einem Blatte zu gelan- gen. Der Verf. nennt diesen feinen Faden Vorläufer (pre- curseur). Auf ihrem Wege vereinigen sie sich mit einigen Hülfsfäden, die sich um sie herumwinden und jnit dem V^or- läufer zu den Blättern gehen. Diese Fäden werden inuiier feiner, je näher sie den Blättern koiumen. Da wo der Vor- läufer von dem vertikalen Fadon sich onffernt, giobt er einen Ast oder auch mehr ab, die eine V(M-tikale Richtung nehmen für physiologische Botanik. 7 und deren Ende iMirbel nicht erreiclite. Folgt man dem Vor- läufer weiter nach unten, so sieht man, dass nachdem er das Central biindel in einem kleinen Theile seiner Länge durch- laufen ist, er nun in einer schief absteigenden Linie bis zu dem Blatte auf der entgegengesetzten Seite des Stammes geht. Da sich also diese Biindel in der Mitte des Centralbiindels kreuzen, so bilden sie zwei Kegel, einen geraden und einen umgekehrten , die nach der Länge des Stammes in einander stecken. So erklärt nun der Verf. aus der V^erlängerung der V^orläufer und des Centralbiindels, das vermuthlich nur aus Vorläufer-Fäden besteht, und der Erweiterung der Zellen das Anwachsen des Stammes. Als Mirbol diese Abhandhing vorgelesen hatte, bat Gau- dichaud sogleich um das Wort, in der Absieht, wie er sagte, gegen alle theoretischen Theile dieser Arbeit zu protestiren, weil er diese Theorien für der Wissenschaft schädlich (facheu- ses) hielte. Er protestirte überdiess gegen alle Theorien, welche Mirbel auf die Untersuchung von Cambium gegründet habe, und versprach mehrere Abliandlungen darüber vorzu- lesen. Diese Protestation geschah in der Sitzung der Akade- mie vom 7. Juni 1843; in der Sitzung vom 26. Juni las Gaudichaud seine Premieres notes über diesen Gegenstand vor, die in den Comptes rendus von 184.3 T. 1. p. 1379 ab- gedruckt sind, so wie in den Annal. d. Scienc. naturell. Ser. 2. T. 20. p. 33, Er beklagt sich über einige Ausdrücke in Mirbels Abhandlung, wie preoccupations d'esprit, les influences d'idees precon(;ues, les fautes de mieux savoir, les observa- teurs novices etc., die an ihn besonders gerichtet wären. Dann fügt er hinzu, Mirbel habe seine Theorie in der Organogra- phie vegetale nicht widerlegt; er, Gaudichaud habe seine Be- merkungen zuerst an amerikanischen Gewächsen, und nachher an einheimischen gemacht, Mirbel habe dagegen in seiner Ab- handlung Materialien gebraucht , die mit den seinigen nichts gemein hatten, er thue, als ob seine, Gaudichaud's Theorie, die ihm so viele Nachtwachen, so viele mühsame Untersuchun- gen, so viele Aufopferungen gekostet, nicht einmal verdient habe, geradezu angegriffen zu werden, sondern er suche sie nur nebenbei umzustossen. ,,lch will", ruft er aus, „meine Herren, iiulem ich mich vertheidige, Herrn von Mirbels Ar- g H. F. Link: «Jahresbericht über die Arbeiten beiten über die Organographie und Physiologie der Pflanzen freiniiithig angreifen, ihre Irrtliiinier nnd ihre Gefahren für die Wissenschaft zeigen, und nicht eher aufhören, als bis die Wahrheit für ihn oder für mich entschieden hat." Er stellt dann Mirbels Theorie mit wenigen Worten , und allerdings mangelhaft dar, denn auf die Gründe, womit Mirbel darthut, dass der Stannn der Palmen an der Basis ausserordentlich dick sein müsste, wenn dort alle Gefässbündel aus den Blät- tern zusammen kämen , erwiedert er nichts. Er stellt dann seine eigene Theorie auf. Alle organischen Körper fangen mit einer Zelle an. Die organisirte Zelle bringt ein Anfangs- Wesen (etre rudimentaire) hervor, welches sich nachher ent- wickelt. Dieses gilt für Thiere und Pflanzen. Die thierischen Individuen bleiben, bis auf einige Ausnahmeji, isolirt, die ve- getabilischen pfropfen sich von ihrem Ursprünge an, eines auf das andere, und bilden so sehr zusammengesetzte Vereine. In den Monokotyledonen besteht der einfachste Embryo (l'em- bryon le plus reduit), das einfache Phyton aus einem Stamm- Knotenstück (merithalle tigellaire) aus einem Stiel-Knotenstück (mcrithalle petiolaire) und ein Saum - Knotenstück (merithalle limbaire), welche sich von der Vegetabilie sondern, sobald sie ihre Verrichtung erfüllt haben. Das Stamm -Knotenstück bleibt stehen, und an seiner Spitze bildet sich eine Knospe, an seiner Basis eine Wurzel, die Knospe besteht aus den An- fängen der Blätter (feuilles rudimentaires), welche über ein- ander liegen, und aus einer belebten Zelle entstehen. Beim Keimen oder bei der Entwickelung des Embryo verlängern sich alle Theile oben, so wie bei den Thieren, welche sich nach allen Richtungen entwickeln. An einigen Monokotyle- donen (Phoenix, Xanthorrhoea, Allium Porrum) bleibt das Stamm- Knotenstück sehr kurz.; an den andern (Flagellaria, Joinvillea, Calamus, Bambusa und den übrigen Gramineen) wird es lang, in jenem stehen die Blätter dicht zusammen, in diesem weiter von einander. Da das erste Individuum , der Embryo, eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln, keine haben sollten. Die Entwickelung einer Mo- nokotyledone geschieht in die Höhe durch Uebereinanderlegen der Stamm-Knotonstücko (morithallos tigellaircs) so klein und für physiologische Botanik. 9 iiiannichfaltig sie auch sein mögen; in die Breite, durch An- setzung des Wurzelgewebes aller l'hytons-Gewebe, worunter sich auch vaisseaux laticiferes finden, und endlich durch das verschiedene Zellgewebe. Nachdem nun Gaudichaud dieses angegeben hat, rühmt er sein System wegen der Einfachheit und sagt, er suche alles zu vereinfachen, Mirbel hingegen suche alles zu verwickeln und da die beiden Systeme einan- der schnurgerade entgegengesetzt wären, so müsse einer von ihnen im Irrthum sein. Ein drittes ist möglich, dass nämlich beide irren. Es ist wohl kein Zweifel, dass Mirbel im Ganzen das bewiesen hat, was er beweisen wollte, lieber den Ursprung der Gefässbündel aus der innern Peripherie des Stammes ist er dunkel. Entspringen sie an unbestimmten, oder an be- stinmiten Stellen von andern Holzbündeln, die sich verästeln oder aus dem Zellgewebe, primitiv? Gehen sie alle nach der entgegengesetzten Peripherie über oder nicht? Es scheint, als ob die Untersuchung eines jungen Stammes eben so nütz- lich, vielleiclit nützlicher gewesen wäre, als die Untersuchung eines alten. Auf alle Fälle wäre es sehr zweckmässig gewe- sen, die Untersuchung eines jungen Stammes daneben zu stellen. Gaudichaud stellt dagegen in seinen Premieres No- tes, Annal. d. Scienc. natur. 2 Ser. T. XX. p. 32., statt aller Antwort seine Hypothese auf, wovon er etwas mittheilt, wie oben angeführt ist. Sie gründet sich auf folgenden Schluss: Da das erste Individuum des Embryo eine Wurzel hat, so ist kein Grund vorhanden, warum die andern, die sich nach und nach in der Knospe entwickeln , keine haben sollten. Dass dieser Schluss nicht bündig ist, fällt sogleich in die Augen. Durch diese Wurzeln lässt er nun den Stanmi sich verdicken. Doch es ist nöthig, dass wir einen Blick werfen auf die Re- cherches generales sur la Physiologie et Organo- genie des vegetaux, 2 de et3mepartie. Comptes rendus 1842. I. 973; der erste Theil, der in Paris 1841 als ein Anhang zur Organographie des Verf. erschien, ist im vo- rigen Jahresbericht S. 113 folg. aufgeführt und beurtheilt. Von diesem zweiten und dritten Theil ist in der Botanischen Zeitung von Mohl und Schlechtendal 1843 Nr. 17 ein Auszug jO H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten mit einer Beurtlieilung erschienen. In dem Eingange entvvik- kelt der Verf. einen selir richtigen und scharfsinnigen Gedan- ken. Er vergleicht die Physiologie der Tliiere mit der Phy- siologie der Pflanzen. Die Thierc, sagt er, haben ein Herz, Arterien und Venen zum Hlutunilauf, Lungen zum Atheju- holen, Magen und Eingeweide zum Verdauen u. s. w. Ist dieses mit den Pflanzen derselbe Fall? Müssen wir nicht immer fragen, was bei ihnen Organ ist, und von welcher 7\rt ihre Verrichtungen sind? Kann man sagen, dass es in den Pflanzen physiologische Verrichtungen (fonctions) giebt, die nicht zugleich organogenisch und folglich auch organographisch wären? Sehr wahr. Ich habe auch wohl aufmerksam darauf gemacht, dass in den Pflanzen der Zweck nicht hervortritt, aber Gaudichaud setzt noch bestinunter und trefl'ender hinzu, dass jedes Organ auch organogenisch sei. Er kommt dann auf die Frage, ob die verschiedenen Stoffe, z. B. Strychnin, Morphin, Jalapin ii. s. w. aus der Erde in die Pflanzen kom- men, und schliesst mit Recht aus irale auf kleine riuidliche Stellen sich beschränkt, der Tüpfel und der Tüpfelkanal, liildct der Tüpfelkanal einen vollkaninienen Cylinder, so zeigt er sieh in der Vogel -Perspective als ein einfacher Kreis, als einfacher Tüpfel. Vereinigt sich athisch ist, näher an einander rücken, und auf diese verschiedene W^eise äusserst geringe Zwischenräume lassen, welche gleichsam enge Röhr- chen bilden, wodurch das Wasser angezogen und fortgeleitet wird. Tür das Aufhören dos Abtröpfelns, meint der Verf. wird wohl der einfachste Grund darin gesucht werden können, dass durch die, vermöge der Absorption erzeugte Anschwel- linig und Ausdehnung des Parenchyms und der umhüllenden Epi Ueber das Drehen der St am nie nach dem Lichte findet sich der Auszug aus einer grössern Abhandlung von Payor in Comptes rondus 1842. II. 1194. Wenn mau Kresse auf ein Tuch säet, und dem Lirlit von einer Seite aussetzt, so biegen sich die keimenden jungen Stänune für physiologische Botanik. 35 dem Licht gerade zu, ohne alle Krümmung. Eine Krümmung entsteht nur, wenn die Stämme schon gerade in die Hölie gewachsen sind, und das Licht sie dann erst von einer Seite trifft. Auch ist es gar niclit nöthig, dass der Punkt der Kriimnnnig von einigen Lichtstrahlen getroffen werde. Diese Bemerkungen sind gegen die Theorien von Dutrochet und de Candolle gerichtet. Beide hatten eine mechanische Theo- rie ersonnen, wodurch die Krümmung des Stammes geschehen sollte. Sie dachten aber nur an die Krünnnung des Stannnes, ohne zu bedenken , dass eine solche Krünnnung oft nicht Statt findet. Als eine allgemeine Regel kann man festsetzen, sagt der Verf., dass die Neigung der Stämme gegen das Licht desto grösser ist, je weniger intensiv das Licht ist, oder wenn es von unten kommt. Wurden die keimenden Saamen in eine Büchse eingeschlossen , die auf derselben Seite zwei Oeffnun- gen hätte, durch welche das Licht einfiel, so folgten die Stämme, wenn die Intensität des einfallenden Lichts durch beide Oeffnungen gleich gross war, der Resultante beider Richtungen, sonst aber immer dem stärkern Licht. Befanden sich die Oeffnungen einander gegejiüber, und war die Inten- sität des Lichts von beiden Seiten gleich stark, so änderten die Stämme ihre natürliche Richtung nicht, war sie aber un- gleich, so folgten sie dem stärkern Licht. In den rothen, orange, gelben und grünen Strahlen verhalten sich die Pflan- zen wie in völliger Dunkelheit, dagegen biegen sie sich gegen die blauen und violetten, und zwar, wenn diese von verschie- denen Seiten einfallen, mehr gegen die blauen als gegen die violetten Strahlen. Der Rapport über diese Abhandlung von de Mirbel, Dutrochet und Becquerel der ihn verfasst hat, findet sich in Compt. rend. 1843. I. 986. Er ist billigend und sogar dankend. Man bedauert, dass Payer nicht Ver- suche mit den dunkeln Strahlen über die Grenze des Farben- bildes hinaus angestellt habe, räth auch die Versuche mit dem gefärbten Licht auf andere Gegenstände auszudehnen, z. B. Ausdünstung, Schlaf u. s. w. Es Vies?' sich erwarten, dass Herr Dutrochet mit diesem Rapport nicht zufrieden sein würde , und dieses ist w irklich der Fall , wie man in den Compt. rend. 1813. 1. 1120. findet. Er beklagt sich dar- C* 36 H. F. Link: Jaliresbericht über die Arbeiten über, dass Herr Payer geeilt habe, um die Abhandlung von ihm (Dutrochet) weg zu Becquerel zu bringen. Das liätte ich auch gethan. Dutrochet verweiset auf seine Abliandlung über diesen Gegenstand, redet von seinen experiences exactes 11. dergl. ni., weiter findet sich nichts in diesem Aufsatze. Ueber die Neigung der Wurzeln das Licht zu fliehen, von Payer. Comptes rendus 1843. 11. 1043. An den Wurzeln von Kohl und weissem Senf bemerkt man diese Neigung sehr deutlich, wenn man den Samen dieser Pflanzen auf Baumwolle säet, die in einem Glase voll Was- ser schwimmt. Wie die Stämme sich gegen das Licht biegen, wenden sich die Wurzeln vom Licht abwärts, so dass die Pflanze ein S darstellt. Es giebt aber auch Wurzeln, wie die von Sedum Telephium , welche vom verbreiteten Licht (lumiere diffuse) sich nicht abwenden, wohl aber vom directen. Auf die Wurzeln der Kresse wirkt aber weder das verbreitete noch das directe Licht. Wo aber das Licht auf die Wurzeln •wirkt, ist doch der Neigungswinkel der Wurzeln immer klei- ner, als der Neigungswinkel der Stäunne. Je stärker das Licht, desto stärker auch dieser Neigungswinkel. Nur die blauen und violetten Strahlen im Farbenspectrum wirken auf die Wurzeln (die Strahlen zwischen F und H). Es giebt aber einen Punkt in dem Raunie , den diese Strahlen einneh- men, wo die Wirkung am stärksten sich zeigt, dieser Punkt ist verschieden für verschiedene Pflanzen, aber einerlei für Stamm und Wurzel derselben Pflanze. Lieber die Neigung der Stämme gegen das ge- färbte Licht von Dutrochet. Compt. rend. 1843. 11. 1085. D. bestätigt zuerst die Beobachtung von Payer, dass rothes Licht keinen Einfluss auf die Neigung der Stämme habe, wenigstens nicht auf die Stämme der Kresse (Lepidium sativum). Wohl aber bemerkte er, dass die Stämme von Al- sine media sich gegen das rothe Licht bogen und dann fand er, dass dieses der Fall mit allen jungen Pflanzen war, die einen dünnern Stannn als die Kresse hatten. Er schreibt diesen Erfolg iriit Recht der verschiedenen Erleuchtung durch die gt'färbtou Gläser zu, und meint, dass wenn die blauen und viuletti'u Gläser so dunkel wären, als die rothcn, so für physiologische Botanik. 37 würden sich die Stämme nicht gegen das Licht biegen, wel- clies dadurch einfallt. Beobachtungen über das sogenannte Ueber- vvallen der Tannenstöcke für Botaniker und Forst- männer, von Prof. Goeppert zu Breslau. Bonn J842. eine kleine aber interessante Abhandlung über eine merkwürdige Erscheinung in der Holzbildung. Wenn nändich ein Baum, wie gewöhnlich, nicht hoch über der Erde abgehauen wird, so über- zieht sich zuweilen der Stumpf mit einer neuen Holz- und Rindenmasse , welches die Forstn)änner Ueberwallen nennen. Der Verf. hat die Entstehung dieser Holzmasse genau beob- achtet. Bald nach dem Abhauen des Stanunes, sagt er, be- ginnt am gewöhnlichen Orte, nämlich zwi.schen Holz und Rinde, die Ablagerinig einer neuen Holzlage im ganzen Um- fange der Wurzel und des untern Theils des Stumpfes. Int Anfange bedeckt die Rinde des Stumpfes diesen neuen An.satz, TUid es vergeht oft eine lange Zeit, ehe man ihn wahrnimmt, indem mit jedem Jahre sich ein neuer nur wenig höher hin- auf reichender Holz- und Rindenring bildet. Endlich zeigt sich auf der Oberfläche des Stumpfes, in dessen Umfang eine aus jungem Holz und junger Rinde bestehende wulstförmige Erhebung, die sich allmälig nach der Mitte zu überwölbt, und bis diese erreicht wird , von Jahr zu Jahr in dieser Richtung fortschreitet. War die Oberfläche des Stumpfes gleichförmig, so zeigt sich auch die Ueberwallung gleichförmig. Im ent- gegengesetzten Falle folgt sie wie eine sich ergiessende, zähe Flüs.sigkeit allen Unebenheiten der Oberfläche, doch so, dass sie dieselben durch ihre grössere oder geringere Dicke aus- gleicht. Gewöhnlich wird der Stumpf oben hohl und nun krümmt und überwölbt sich die neue Rinde mit ihrem stets etwas kürzern neuen Holz in Form von Stäben, schliesst dadurch die Mündung der Höhle, gleicht auch die trichterför- mige Vertiefung der Mitte allmälig aus und bildet endlich einen vollkommen convexen Ueberzug, gleichsam wie ein Kuppeldach über die alte Wandfläche, das sich bei längerer Fortdauer des Wachsthums immer höher wölbt. Nur an einigen Abietinen hat man diese Ueberwallung beobachtet, am häufigsten an der Edeltanne (Abies pectinata), seltener an der gemeinen Tanne (Picea excelsa), sehr selten an der gemeinen 38 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Fichte (Pinus sylvestris) iiml nur einmal an einer der Krumni- liol/Jichte (Piniis Piiniilio) nahe stehenden Art (Pinus huTiiilisI'). Diese Bemerkung zeigt deutlich, dass Holz und Rinde unter den gehörigen Umständen nach allen Richtungen anwachsen können. — Uebcr diesen Gegenstand findet sich eine Abhandlung in den Preussischen P rovinzial-Blät- tern. N. Folge. 1843. 1. von E. Meyer. Da das Wachs- thunj der Baume nur durci» den niedersteigenden Rindensaft bedingt wird, so glaubt der Verf., dass hier das Anwachsen durch einen andern Baum bedingt werde, dessen Wurzeln sich den Wurzeln des Stumpfes gleichsam eingeimpft hatten. — Im Ganzen, stimmt II. Mohl in der Botanischen Zei- tung "184.3. .St. 13. dieser Meinung bei, und macht nur einige Bemerkungen. Er habe das L'eberwallen an der Weiss- oder Edeltanne (Abies pectinata) oft bemerkt, und es müsse dieser Baum die weiter nicht zu erklärende Eigenschaft haben, den Rindensaft umzukehren und ihn in die Höhe zu führen, da er sonst gewöhnlich absteigt. Es ist bekanntlich nicht selten, setzt er hinzu, dass Tannenbäume sicli gabeln, und wenn der eine Stamm einen oder ein I'aar Fuss oberhalb der Gabel- theilung abgesägt war, bemerkte er, dass der stehen geblie- bene, aller beblätterten Zweige entbehrende Stumpf der Weisstanne fortvegetirte und neue Holzlagen absetzte, der Stumpf der Rothtanne hingegen es nicht that; die Weisstanne führe also ^\•eit leichter den Rindensaft in einem blattlosen Stanane in die Höhe, als die Rothtanne, Recherches sur la croissance du Pin sylvestre dans le Nord de l'Europe par A. Bravais et Ch. Martins. Aus den Memoir. de l'Academie R. des Brux alles. T. XV. besonders abgedruckt. Als die Verfasser sich zu Kaafiord in Finmarken unter 69" 57' N. B. u. 20" 40' Ö. L. aufhielten, fiel iiinen die geringe Dicke der Holz- schichten in den gefällten Fichtenstämmen auf; sie maassen solche in mehreren Bäumen, und nahmen sich vor, ähnliche Beobachtungen an andern Orten damit zu vergleichen. Es geschah dieses von ihnen zu Pcllo (66" 48' N. B. 21» 40' O. L.) einem Dorfe am L'fer des Torneoflusses, wo IMauper- tuis seine Triangulirung anfing; zu Gefle in SchMcdcn (60" 40' N. B. 14" 50' (■).!..; zu Halle, wo sie die Stümpfe im für physiologische Botanik. 39 jiiedergeschlageiHMi Walde von Giobichenstoiii untersuchten (51" 30' N. n. 9» 10' Ö. L.) und endlich zu Ilagnenau am Medor- rhein (18" 43' N. B. 5" 27' Ö. L.), ^vo ein geschickter Forst- mann, Herr Millot, solche Beobachtungen anstellte. Ueber diese Messungen werden Tafeln niitgetheiJt, nach dem Alter der Bäume und der Dicke der Schichten von zehn zu zehn. Hieraus ist nun die n)ittlere Dicke einer Schicht bestinnnt und den Tafeln beigefügt. Um die Fortschritte des Wachsthums leichter zu übersehen, sind Curven nach den fünf Oertern der Beobachtungen construirt, deren Ordinalen nach zehn und zehn Jahren des Alters, und deren Abscissen nach den Cen- linjetern des Anwuchses in der Dicke genommen wurden. Man sieht hieraus, dass die Bäume in wärmerii Gegenden viel schneller in der Dicke zunehmen, die (Jurve für Haguenau nähert sich fast einer geraden Linie. Für diese Curven wird nun folgende Gleichung angenommen r = — j — r — wo r den Durchmesser (n)ittlern) der Bäume, n die Zahl der Jahre be- zeichnet; a ist eine Grösse beständig für jede einzelne Curve, aber verschieden für die andern Curven. Aus der Verglei- cliung der Formel mit den Beobachtungen finden die V^erfas- ser, dass der Coefficient a beinahe den mittlem Halbmesser der Holzschicht des ersten Jahres bedeutet. Schwieriger ist es, den Werth des Coefficienten b zu bestimmen. Mit dem Klima kommt er nicht überein; eher muss man annehmen, dass er vom Boden abhängt. Nimmt man den mittlem von den gefundenen Werthen für b — da er die einzige unbe- kannte Grösse in der Formel bleibt, also leicht gefunden wird — so kommt man auf b = 0,005. Die Differenzen der gefundenen mittlem Dicke der Schichten von den hiernach berechneten sind auf der Tabelle angegeben, und es werden darüber manche Untersuchungen angestellt. Wir müssen den V^erfasser für diese mühsamen Beobachtungen und seine rei- chen Untersuchungen danken; sie geben die Grundlinien an, um welche die Natur niannichfaltig spielt. Zuletzt noch zer- streute Beobachtungen. — Die Fichtenstämme sind selten ge- nau centrirt, wie man es auch an andern Bäumen bemerkt; bei der grössten Excentrität verhielt sich der kleine Durch- messer zum grössten , wie 9:19. — Die Trennnng zwischen 40 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Splint iimi vollkoninjenem HoIä ist in den Stämmen der nörd- lichen Bäume deutlicher angezeigt als in den Bäumen der gemässigten Zone. — L'eber das Wachsen der Bäume in die Höhe sind einige Beobachtungen angestellt. Die Bäume bil- den, indem sie aufwärts wachsen, einen Kegel, und es folgt aus den Beobachtungen , dass die äussere Oberfläche der Schichten an einem Baunie immer denselben Neigungswinkel mit der Axe des Stammes macht. — Die Fichten im Norden gabeln sich oft, und dieses entsteht, wenn die Spitze des Baumes abgebrochen wird, entweder durch Sturm, oder durch den Auerhahn, der sich auf die Spitze der Bäume setzt, auch wie es scheint , wenn die Tortrix Buoliana Fabr. und T. tu- rioniana die Spitzen zerstören. Es wachsen dann zwei gegen- überstehende Aeste des Stammes besonders stark an, und so bildet derselbe beim Fortwachsen eine Gabel. Was die geo- graphischen Bemerkungen betrifft, so muss man erwägen, dass es verschiedene Arten von Fichten giebt, welche Pinus syl- vestris sehr nahe stehen , inid oft damit verwechselt werden. Dieses macht die Nachrichten der Schriftsteller sehr zweifel- haft, auf deren Angaben man sich stützen muss. In meiner Abhandlung über die Abietinae (Linnaea T. XV.) habe ich die Abarten (oder vielmehr Arten) von I'inus sylvestris aus einan- der gesetzt. Beobachtungen über das Wach stimm der Pflan- zen von P. Hartingh, Tydschrift voor natuurlyke ge schied enis s en Physiologie T. 9. p. 296. Eine ge- naue und ausführliche AbhandliM)g. Der Verfasser wählte den Hopfen (Humulus Lupulus) zum Gegenstande seiner Unter- suchungen, wie er sagt, aus einem dreifachen Grunde, erst- lich wegen des schnellen Wuchses, zweitens, wegen der Ge- stalt der gemnia terminalis, welche erlaubt, die Länge des Stengels mit grosser Genauigkeit bis zu 0,5 Millimeter zu bestinniien, und drittens, wegen der späten Blütezeit, so dass man wenigstens fünf Monate lang Beobachtungen über das Wachsthum machen kann ; wozu noch konnnt, dass der Sten- gel in deutliclie Zwischenknoten abgetheilt ist. Die Beobach- tungen selbst sind in Tabellen geordnet, mit umständlichen Erläntcrnngen und mit Rücksicht auf die meteorologischen Verhältnisse. Wir wollen die Resultate hieher setzen, i) Es für physiologische Botanik. , 41 sind allein die 2 — 3 obersten Zvvisclienknoten, welche in der Länge zunehmen; alle übrigen wachsen nicht mehr, selbst dann niclit, wenn durcli Abbrechen der Endknospe die Bil- dung von neuen Zvvischenknoten verhindert wird. 2) Der Einfluss der gemma terminalis auf die Verlängerung des Sten- gels beschränkt sich allein auf die Bildung von neuen Zwi- schenknoten. 3) Jeder Zvvischenknoten nimmt vorzüglich au seinem untern Ende zu. 4) Das Wachsthum der besonderu Stengel von einer und derselben Pflanze, obgleich vollkommen gleichen äussern Einflüssen ausgesetzt, ist nicht allein nicht gleich, sondern man ninnnt auch kein regelmässiges Verhalten in ihrer täglichen Verlängerung wahr. 5) Es findet im An- fange des Wachsthums eine täglich zunehmende Beschleuni- gung des Wachsens Statt, die von äussern Einflüssen unab- hängig ist; die Beschleunigung hat ihr Maximum erreicht un-" gefahr im Anfange des Juni, und es entsteht dann eine täglich zunehmende Abnahme des Wachsthums , die besonders beim Erscheinen der Bliithenknospen merklich wird; nach dem Auf- brechen der Blumen nimmt das Wachsthum mehr und mehr ab, und hört in der Zeit der Befruchtung ganz und gar auf. 6) Wenn man die 24 Stunden des Tages von 7 LlJir des Mor- gens bis zu 7 Uhr des folgenden Morgens in drei gleiche Zeiträume theilt, so iibertriff't das Wachsthum im Anfange, während der ersten acht Stunden (von 7 — 3 Citr), die Suttnne des Wachsthums von den beiden andern Zeiträumen; aber so wie der Stengel länger wird , vermehrt sich das Wachstlium in diesem letztern und vermindert sich in dem ersten, so dass endlich, im Anfang des Juni, die Zeit des stärksten Wachsthums in den zweiten Zeitraum (von 3 — 11 Uhr) fällt *). 7) Von allen äussern Einflüssen auf das Wachsthum ist die Luftwärme bei weitem die bedeutendste. Alles Uebrige gleichgesetzt, hält die Luftwärme mit dem Wachsthum gleichen Schritt, doch so, dass die Wärme jiicht uiunittelbar , sondern mittelbar das Wachsthum befördert. Im Anfange fällt das grösste Wachsthum mit der grössten Wärme des Tages zu- sammen, aber so wie der Stengel länger wird, also der Nah- rungssaft einen längern Weg bis zur Stelle des Wachsthums *) Im Original steht durch einen Druckfehler 7 — 4 Uhr. 42 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten liat , folgt aucli das Wadisthiim immer später und später auf die Wärme. 8) Der Eiiifluss der Liiftwärnie auf das Waclis- thum steht in einem bestimmten Verliültnisse, so dass für jeden Wärmegrad eine bestimmte Verlängerung des Stengels Statt findet, und der Quotient von dem täglichen Wachsthum, dividirt durch die mittlere tägliche Temperatur, drückt das unreine Wachsthum für jeden Grad auf diesen Tag aus. 9) Aus der Vergleichung des auf diese Weise berechneten, unreinen täglichen Wachsthums wird es sehr wahrscheinlich, dass wenigstens in den Monaten Mai und Juni das wahre Wachsthum eine arithmetische Reihe bilde, deren Differenz die tägliche Beschleunigung und in einer spätem Jahreszeit die tägliche Verzögerung des Wachsthums anzeigt. Durch die Reihe des Mahren Wachsthums, verglichen mit der Reihe des unreinen, bekommt man ein Mittel, um zu berechnen, welchen Antheil, positiven oder negativen, die übrigen Ein- flüsse ausser der Luftwärme an dem Wachsthum gehabt haben. Nennt man die bekannte Luftwärme auf einen gewissen Tag t, das Wachsthum an demselben Tage a und verlangt mau zu M'isscn, wie viel ilcr wahrscheinliche Anwuchs A in einen Zeitraum beträgt, der d Tage von dem ersten entfernt und dessen mittlere Temperatur t ist, so findet man es durch die Formel A = t f — drj, wo r die tägliche Vermehrung des Wachsthums bedeutet. 10) Die BeschleuniguJig des Wachsthums mit der zunehmenden Luftwärme ist doch nicht uneingeschränkt; es besteht eine Temperatur, die für das Wachsthum der Pflanzen die vortheilhafteste ist, so dass jeder höhere Wärmograd, statt der Beschleunigung, Verzögerung hervorbringt. Diese günstigste Temperatur ist für den Hopfen ungefähr 20" C, doch es scheint, dass dieser I'unkt bei feuchter Luft erhöht, bei trockner hingegen erniedrigt wird. 11) Der Kinfluss der Temperatur der Wurzel auf das Wachs- thum des Stengels ist nicht merkbar. 12) Wahrscheinlich ist t!ine trockene Luft im Allgemeinen zuträglicher für das Wachsthum als eine feuchte. Auch scheint es, dass eine äusserst trockene, so wie eine äusserst feuchte Luft nachthei- lig auf das Wachsthum wirken. 13) Höherer Luftdruck seheint im Allgemeinen einen günstigen Einfluss auf das für physiologische Botanik. 43 NVaehsthuiii lu liabeii. 14) lieber den Eiiifliiss des Windes oder der Windstille auf das Wachsthuni geben die Beobach- tinigen keinen sicliern Anfschluss. 15) Regen in irgend einer bedeutenden Menge verniindert immer das Waclisthum des Hopfens. Beobachtungen über das Wachsthuni verschie- dener Ffl an zentheile, von F. Munter. Botanische Zeitung 1843. 5 — 8. St. Der Verf. hat sich schon früher rühmlich mit diesem Gegenstande beschäftigt (s. Jahresbericht für 1841. Archiv für 1842. S. 121.) und fahrt auf dieselbe Weise fort. Zuerst über den Gang des Wachsthums mehrerer Internodien neben einander. Die Beobachtungen wurden an Dahlia variabilis angestellt. Das in jener Abliandlung für das Waclisthum von Phaseolus gegebene Gesetz wird bestätigt. Jndess ist es docli auffallend, setzt der Verf. hinzu, dass das oberste Endstück niclit absolut die grösste Länge zeigt, wah- rend es doch fast stets die längste Zeit hindurch wuchs. Im- mer sind mehr Internodien in Wachsthuni begriffen , doch wachsen die obersten mehr aus, luid an einjährigen Pflanzen wie an Zweigen steht ein Theil in Rücksicht auf Waclisthum ganz still, indem der darüber befindliche sich in voller Thä- tigkeit befindet. Die untern Internodien übertreffen die fol- genden in ihrer Länge, doch gilt dies nur von den ober- halb der Mitte des Zweiges oder der ganzen Pflanze gele- genen Internodien, denn die Internodien von den Knospen- schuppen oder von den Kotyledonen bis zur Mitte verhalten sich in Bezug auf die Länge gerade umgekehrt, d. h. sind so im Zunehmen wie jene im Abnehmen begriffen. In Bezug auf das Verhältniss zwischen Internodien und Blatt, fand der Verf., dass das Wachsthuni des Internodiums durchaus von dem des Blattes nicht abhängt. Hierauf folgt eine Tabelle über das Waclisthum des Wedels von Aspidiiuii molle. Die Resultate sind: 1) Der Wedelstiel und dessen Fortsetzung als Mittelrippe wächst wie das Internodium oder der Stamm der dikotylen Pflanzen. 2) Die Pinnen wachsen wie die Blätter der Dikotylen und vieler Monokotylen, d. h, sie hören an der Basis und an der Spitze früher auf zu wachsen, als in der Mitte. .3) Die pinnulae verhalten sich wie die Seiten- ribben eines einfachen Blattes. Die Peripherie, also auch die 44 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Spitze, hört früher auf zu wachsen als die Basis. Der Verf. meint, dieses könne für meine Behauptung sprechen, dass der Wedel eine Pflanze für sicli darstelle. Das habe ich nie be- liauptet, sondern nur, dass der Wedel der Epiphyllospermeu und einiger anderer Farn eine Verbindung von Blatt und Blüthenstiel sei, wie man auci» deutlich sieht; Verbindung ist aber nicht blosses Zusannnenwachseji, wie man mir wohl un- tergeschoben hat. Ueber das Wachsthuni monokotyler Blätter hat der Verf. Beobachtungen an Calla palustris und Aruin viviparum angestellt, und beiläufig berichtigt er einen Irrthuui über die Blätter von Sagittaria sagittifolia in seiner Dissertat. Linnaea XV. p. 228, wo gesagt wird: Mediae partes primum desunt crescere u. s. w. Zufolge der jetzigen Beobachtun- sen, heisst es, sowohl in Hinsicht auf Dauer als auch in Hin- sieht auf die nach dem Aufhören sich herausstellenden Längen- verhältnisse zeigt sich, dass die obersten Regionen des Blatt- stiels und die untersten der Mittelrippe alle übrigen überragen, dass also die Maxima der Dauer und der Länge um die Ver- bindungsstelle des Blattes und des Blattstiels liegen, während die Minima an der Blattstielbasis und an der Blattspitze sich befinden, von den Maximis zu den Minimis ist der Uebergang allmählig. Ueber das Wachsthum dikotyler Blätter bestätigt er, was er früher für die Blätter von Phaseolus gefunden hatte, dass nämlich: 1) die Blätter anfangs in allen ihren Theilen ausgedehnt werden; 2) in verschiedenen Zeiten die producirten Stücke, weini sie auch anfangs gleich lang waren, verschieden lang sind; 3) dass sie dann aber zuerst an der Spitze, später au der Peripherie und omilich an der Basis zu wachsen aufhören, woraus folgt, dass das Wa(;hsthum concen- trisch aufhört; 4) die Blattstiele dagegen hören durchgängig centrifugal auf zu wachsen. Beiläufig Bemerkungen über die Wirkungen des Lichts auf die Blätter, woraus sich ergiebt, dass Entziehung des Lichts die Blattstiele verlängert, indem das Blatt selbst zurückbleibt. Ueber das Wachsthum des Blüthenstiels. Beim pedunculus connnunis nimmt man das Wachsthum anfangs in allen Abtheilungen wahr, dann, indem es nach aufwärts stärker fortschreitet, hört es in den untern Tlieilcn allmählig auf. Nach dem pedunculus communis ent- wickeln sich erst die pcdicelli. für physiologische Botanik. 45 In dem 44 — 47. Stück der Botanischen Zeitung liefert Herr Dr. Munter den dritten Beitrag zur Lehre vom Wachsthum der Pflanzen. Zuerst macht der V^eif. Bemerkungen über Hartinghs oben angezeigte Abhandlung, wovon die Resultate in der Botanischen Zeitung 6. Stück übersetzt waren. Er äussert sich besonders gegen das dritte von Hartingh gegebene Gesetz, dass nämlich jedes Internodium besonders an seinem untern Ende wachse und versichert, dass es seinen Erfahrungen ganz widerspreclie. Da ich ebenfalls von dem Gegentheil durch eigene Beobachtungen überzeugt war, so las ich die hielier gehörigen Stellen in Hartinghs Ab- handlung mehrmals nach , aber fand keinen deutlichen Beweis für dieses Resultat. Nun folgen Beobachtungen über das Wachsen der Internodien. Es zeigte sich nach den Beobach- tungen an Acer Pseudo-Platanus, Vitis vinifera und Sambucus nigra, dass die Extension der Internodien anfangs in allen Theilen vor sich geht, alsdann in der Basis zuerst Jiachlässt, während die übrigen Jnternodientheile forlfahren sich zu ver- längern, und dass die allmälig nach oben fortschreitende Stockung der Extension zuletzt in dem obersten Theile ein- tritt. Wenn eine Störung des VA'achsthums vorfällt, welche z. B. starkes Licht hervorbringt, so kann es kommen, dass der untere Theil des Internodiums mehr anzuwachsen scheint, als der obere, welcher aber durch die Dauer des Wachsthums dieses ersetzt, /.uletzt giebt der Verf. Beobachtungen über das Anwachsen der Blätter, von Corylus Avellana, Vitis vini- fera und Ampelopsls quinquefoiia, woraus folgt, dass der Blattstiel nach dem System der centrifugal in der Extension nachlassenden Pflanzentheile wächst, während die Mittelrippe und die Seitenrippen, sei es eines einfachen Blattes, wie bei Corylus, oder eines einfachen, fünflappigen Blattes, wie bei Vitis, centripetal aufhören zu wachsen, und eben so verhalten sich die getrennt auftretenden Seitenlappen von Ampelopsis quinquefoiia. Beobachtungen an Fraxinus excelsior und Rhus typhinuni zeigten, dass soweit die Mittelrippe eines gefiederten Blattes sich erstreckt, dieselbe dem centrifugal nachlassenden Wachsthum folgt, und dass soweit das Endblatt reicht, dies eben so wie die Seitenblättchen, im Sinne des centripetal nachlassenden Wachsthums sich verlüngert. Es ergiebt sich 4ß H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten aber aucli , dass das Soiteiiblättchen ganz unabhängig- von der Hauptrippe noch fortfährt sich zu verlängern, während die Hauptrippe an der Insertionsstelle des Seitenblättchens bereits aufhörte zu wachsen. Die secundären Hauptrippen vielfach gefiederter Blätter, wie Acacia lophantha, wachsen ebenfalls centrifugal nachlassend. Eine wichtige Abhandlung ist die in diesem Archiv 1843. S. 267. befindliche Abhandlung: Beobachtungen über das Waclistluini der Vegetationsorgane in Be- zug auf Systematik, von A. Grisebach. Ich werde daraus nur die Ilauptresultate erwähnen, da es mir sonderbar scheint, in derselben Zeitschrift eine andere Abhandlung um- ständlich auszuziehen. Zuerst giebt der Verf. ein Instrument an, wodurch die Ablheilungslinien (die Skale) an der Pflanze abgedrückt werden, welches er Auxanometer nennt. Aus sei- nen Messungen zieht er folgende Resultate. Bei gewissen Pflanzen zerfällt die Entwickelung des Stengelgliedes in vier Perioden, die gesetzmässig von einander getrennt sind. Zu dieser Eintheilung berechtigen z. B. die Beobachtungen an verschiedenen Caryophylleen. Diese Perioden sind: 1) Das Stengelglied dehnt sich der ganzen Länge nach gleichförmig aus. Periode der gleichförmigen Ausdehnung (Incrementnni continuum aequale). 2) Die Skalenabschnitte werden nach der Basis der Glieder zu grösser, lias Wachsthum ist daher im untern Theile des Gliedes stärker als im obern. Eine scharfe Grenze zwischen wachsenden und ruhenden Theilen findet dabei ganz und gar nicht Statt. Betrachtet man die Terminalknospe als das Centrum der Vegetation des Stengels, so kann man diese Periode Incrementum continuum centri- fugum nennen. 3) Die Skalenabschnitte werden nach der Spitze des Gliedes zu grösser, so dass zuerst die obern den untern gleich werden und sie zuletzt an Länge übertrefi'en. Das Wachsthum ist daher im obern Theile des Gliedes stär- ker, als im untern. Periode der centripetalen Ausdehnung (Incrementum continuum ccntripetum). 4) Zwischen einem der beiden, gewöhnlich dem untern Knoten und der Skale wird ein Stück eingeschaltet. Dies geschieht indessen, wenn alle vier Entwickelungsweisen an einer Pflanze vorkonuiion , mei- stcntlioii'^ während die zweite oder dritte Periode noch für physiologische Botanik. 47 innerhalb der Skale fortdauert. Zuweilen ist die Periodicität aber auch ganz scharf, namentlich wenn die vierte Periode gleicli auf die erste folgt, z. B. bei Polygonuni Orientale. Periode des intercalaren Wachsthutns ( Increnientum inter- calare). Gleidiförniiges Wachsthum für sich allein kommt in allen Familien vor, z. B. Azalea pontica, Scabiosa atropur- purea; die Entwickelungsform, wo das zweite Stadium fehlt, ebenfalls, z. B. Lupinus versicolor, Rosa centifolia; die Entwickelungsform, wo dem ersten das zweite,, dem zweiten das dritte Stadium folgt, ist mit Sicherheit an Umbelliferen, Caryophylleen, Synanthereen und Cucurbitaceen beobachtet. Intercalares Wachsthum neben ungleichförmigem findet sich an Astrantia; intercalares an der Basis des Stengelgliedes, wel- ()hes auf das gleichförmige folgt, und von grösserer Intensität ist an Polygonum Orientale. Zuletzt über das Wachsthum in Rücksicht auf die Zellen nur kurze Bemerkungen j der Verf. glaubt aus andern Beobachtungen schliessen zu dürfen, dass das Stadium des ungleichförmigen Waehsthums, nur von Vcr- grösserung der Zellen abhänge. — Das gleichförmige Wachs- thum habe icli (Ref.) nicht beobachten können, immer war es mehr oder weniger cejitrifugal , wie ich lieber sagen möchte, als centripetal, welclfes der Verf. gebraucht. Das intercalare Wachsthum scheint mir nicht hieher zu gehören. lieber das Wachsthum des Bl ü thenstieles von Littaea gemiuiflora finden sich Bemerkungen von H. Gräfe zu Nymphenburg, in Flora für 1843. S. 35. Das Wachsthum war an verschiedenen Tagen sehr ungleich. Die Temperatur, worin die Pflanze war, ist nicht beigefügt. Ungeachtet die Morphologie nicht eigentlich der Gegen- stand dieses Jahresberichts ist, so will ich doch einige der «lahin gehörigen Abliandlungen hier kurz anführen. Prof. Wydler in Bern über die Verzweigung der Caryophylleen in der Botanischen Zeitung 1843. 13. St. Die Zweige stehen, wie bekannt, wechselnd in den Winkeln der entgegengesetzten Blätter, das oberste Blattpaar ausgenomnien, wo die Zweige ebenfalls gegenüber stehen. Der Verf. bemerkte aber auch gegenüberstehende Zweige an Gerast in m arvense, Stellaria graminea, Spergula nodosa, doch war immer einer derselben schwächer. Auch ist in» Blüthen- 48 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Stande der Caryophylleen der dem ersten Vorblatt angehörige Zweig stets der minder entwickelte, der des zweiten Vorblat- tes aber der kräftige und mehr verzweigte. Der Verf. setzt liinzu, dies sei die äussere Erscheinung, der innere Grund bleibe uns verborgen, doch könne es möglich werden, ihn zu finden, wenn wir die Pflanze nicht als einen fertigen, son- dern als einen werdenden Gegenstand betrachten. — Alle Physiologen liaben das gethan, und ich kenne imr beschrei- bende Botaniker, welche die Pflanze als fertig betrachten und nur betrachten können. Daran liegt es aber nicht, sondern nur daran, dass wir nicht das ganze Pflanzenreich übersehen, und das ganze Streben der Natur betrachten, um aus dem mehr verbreiteten vegetabilischen Leben zum mehr zusammengezo- genen , concentrirten , animalischen und so zum Bewusstsein zu kommen. Derselbe über accessorische Zweige. Botani- sche Zeitung 1843. 14. St. Der Verf. bemerkt zuerst, dass der dem Normal zweige zunächst stehende accessorische Zweig nicht sowohl von der Ilauptaxe, sondern vom Normal- zweig seinen Ursprung nehme. Die Anordnung, fährt er fort, der accessorischen Zweige ist, wie bekannt, eine seriale; die Geradwüchsigkeit dauert aber nur einige Zeit. Mit der suc- cessiven Entfaltung verändern sie ihre ursprüngliche Lage, sie werfen sich wechselnd rechts und links, und dieses wird durch die Wendung des Normalzweiges bestimmt , welcher sich ebenfalls bald rechts bald links wendet. Dieses Hin- und Herwen- den der von einander abstannnenden accessorischen Zweige steht in genauester Beziehung zu der Wendung ihrer Blatt- spirale. In der Regel haben die accessorischen Zweige keine Wurzelblätter , doch fand der V^erf. solche an Aristolochia Sipho. Im Allgemeinen sind ferner die dem Normalzweige zunächst stehenden accessorischen Zweige die ausgebildetsten. Es kommen aber auch Ausnahmen vor, wo sich unter die Bliithen ein accessorischer Laubzweig mischt, wie der Verf. an Manulea oppositifolia sah. Zuletzt noch ein Verzeichnis? der Pflanzen mit accessorischen Zweigen, welche der Ver- fasser beobachtete. L'ebor die Stellung der Biälter mid Bracteen am Stanune und den Blüthenstielen ist seitSchimper sehr viel geschrieben wor- für physiologische Botanik. 49 den, (Joch sind wenig mathematische Untersuchungen, deren dieser Gegenstand wohl fähig ist, darüber erschienen. Jetzt hat ein um die Lehre der mathematischen Krystallographie sehr verdienter Naturforscher, Herr Naumann, eine Abhand- lung geliefert: Ueber den Quincunx als Grundgesetz der Blattstellung im Pflanzenreiche, in Poggen- dorf. Annal. d. Physik u. Chemie. 2 Reihe B. 26. (1842) S. i. Den Verf. machte zuerst die regelmässige Anordnung der Schilder an den fossilen Pflanzen, den Arten von Lepi- dodendron und Sigillaria auf diesen Gegenstand aufmerksam. Er gesteht kein Botaniker zu sein, auch kennt er nur, was Karl Schimper und Alex. Braun über diesen Gegenstand ge- leistet haben, er liefert also nur allgemeine Betrachtungen, die aber doch wichtig sind. Denn die Natur arbeitet zwar im organischen Körper nicht genau nach Zirkel und Winkel- maass, wohl aber liegt ihren Bildungen immer eine Geometrie zum Grunde. Uebrigens lässt sich von einer solchen Abhand- lung, wo eines aus dem andern genau und buchstäblich folgt, kein Auszug geben , sondern es sind nur die Hauptandeutun- gen mitzutheilen. Eine quincunciale Anordnung, sagt der Verf., findet allemal da Statt, wo parallele (oder auch radiale, unter gleichen Winkeln geneigte) Reihen (Zeilen) von aequi- distanten Punkten in der Weise gegeben sind, dass die Punkte einer jeden einzelnen Reihe gegen die Punkte der Nebenrei- hen um einen bestimmten Theil der Punktdistanz verscho- ben sind. Setzt man die Distanz der Punkte innerhalb einer jeden Reihe = a, den Abstand oder das Intervall der einzel- nen parallelen Reihen =b, und ist — ein Bruch, dessen m Zähler höchstens halb so gross werden kann, als der Nenner, so ist der Quincunx dadurch gegeben, dass alle Punkte der zweiten Reihe gegen die der ersten Reihe um — a verscho- m ben sind. Der Verf. handelt zuerst von dem parallel reihigen Quincunx. Diese ganze Anordnung wird in m Zeilen einen Cyclus vollendet haben, und sonach ist der Neinier des Bru- ches — als die eigentliche cvklische Zahl des Quincunx zu m ° • ^ betrachten. Um die schrägen Linien, welche Schimper Wendel Aichiv f. Nalurgescb, X. .lalirg, 2. Bd, D 50 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten nannte, und ^velclle unser Verf. Stroplten nennt, zu bestimmen, legt er zwei rechtvvinklichte Coordinaten durch eine Figur, welche die Fläche eines Cylinders mit dem Quincunx auf eine Ebene projicirt darstellt. Die eine Seite der Ordinaten kann man die positive, die andere Seite die negative nennen. Wenn man nun irgend einen Punkt in der Linie der Ordinaten mit dem nächst gelegenen Punkte der Nebenreihe verbindet, wel- cher gegen ihn um — a verschoben ist, so erhält man eine Linie, in deren weiterm Verlaufe eine ganze Reihe von Punk- ten gegeben ist , auch hat man ein ganzes System von der- gleichen unter einander parallelen Reihen. Diese Reihen sind die ersten und wichtigsten Strophen; der Verf. nennt sie da- her Archistrophen, und bezeichnet sie als erste, zweite, dritte u. s. w. Archistrophe. Zieht man nun von den Anfangspunk- ten der Coordinaten gerade Linien nach allen Punkten der Archistrophen, so erhält man die secundären Strophen und der Verf. nennt die durch Punkte der zweiten Archistrophe bestimmten Strophen Protostrophen, so wie durch Punkte der dritten Archistrophe Deuterostrophen u. s. f., auch werden sie nach der Zahl der Punkte in jeder Archistrophe, mit Strophe der ersten, zweiten, dritten Ordnung u. s. w. benannt. Die um 1 verminderte Ordinalzahl derjenigen Archistrophe, nach welcher irgend eine secundäre Strophe läuft, bestimmt also die Klasse und die Ordinalzahl des Punktes in solcher Archi- strophe beslinnnt die Ordnung der Strophe. Der Verf. nennt diesen Punkt den Bcstimmungspunkt der Strophe und wenn seine Coordinaten x und y allgemein mit cc und ß bezeichnet werden, so folgt leicht, dass der pte Punkt der (q — l)ten . ,• ,^ ,• , P» — q'i' 1 Archistrophe durch die Coordniaten a =: ■ — a und ^ m /S = pb bestimmt wird. Diese beiden Gleichungen liegen der Untersuchung des parallel reihigen Quincunx zum Grunde. Die Anwendung und weitere Entwickelung derselben muss man aber bei dem Verf. selbst nachsehen. In der zweiten Abtheilung handelt derselbe von dem kreisförmigen oder con- centrisclion Quincunx, wo nämlich die Blätter oder ähnliciie Tlieile auf einer Kngeifläche stoiien, der indessen im Pflanzen- reiche si'ltoiier vorkommt. — Ich habe in meinen Griindieh- für physiologische Botanik. 51 ren »1er Kräuterkunde, 2. Aufl. Th. I. S. 446. 447 folg. eine mathematische Darstellimg der Sache gegeben, die mir sehr leicht scheint, und die sich darauf gründet, dass die Blätter oder Bracteen aus ihrer wirtelförniigen Lage in eine Schrau- benlinie hinaufgezogen sind. Diese Veränderung der Lage zu bestimmen, habe icl» die Winkel genommen, um welche die Nebenreihen von einer gerade aufsteigenden Hauptreihe entfernt sind. So kann ntan aus dem Winkelabstande der Wendel oder Stroplien von der Hauptlinie die Zahl der Um- läufe finden, welche die Blätter oder Bracteen /wischen zwei in gerader Linie auf einander treffende Blätter oder Bracteen machen. Es dient hier die Rechnung überhaupt nur zur Uebersicht der verschiedenen Fälle, die Zählung und Messung muss doch an der Pflanze selbst geschehen, da die organischen Abschweifungen von der zum Grunde liegenden Form keine genaue Messungen erlauben. Bemerkungen über einige entgegengesetzte Blätter, welche durch Verwachsung wechselnd werden, von Ad. Steinheil. Aniial. d, Scienc. natu- rell. 2 Ser. T. 19. p. 321. Das Verwachsen zweier Blätter mit einander hat zuerst Ch. Bonnet beobachtet, und nach ihm de Candolle. Der Verf. beobachtete eine solche Monstrosität früher an Salvia verbenaca und jetzt wieder an Eucalyptus pulverulenta, Betonica stricta ujid Urtica dioica. Die fünf Stammblätter der Betonica waren wechselnd und zweizeilig, das unterste einfach, die drei folgenden zweigablicht, das fünfte wiederum einfach; die Blätter unter dem ersten Wirbel standen aber wiederum gegen einander über. Der Verf. wen- det diese Beobachtungen von Monstrositäten auf die Morpho- logie an, wie er schon frülier in einer Abhandlung in den Annales von 1835 gethan. Er unterscheidet wechselnde Blät- ter par la soudure ou par la dissociation; zu dem ersten hatte er in der eben erwähnten Abhandlung die Blätter des Epheus gerechnet, wo die Stammblätter schon verwachsen sind. Die wechselnden Blätter par dissociation lassen sich dadiu'fli unterscheiden, dass die untersten Blätter zwar gegen- überstellend sind, dass aber von dem dritten an die Stellung etwas ungleich wird, und dass ein Blatt sich eher als das an- D* 52 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten dere entwickelt. Docli gestellt der Verf., dass die Unterschei- dung nicht selten schwierig sei. Beobachtungen über den Ursprung und den Zweck der Stipeln, von E. Regel. Linnaea B. 17. S. 193. Der Verf. nimmt den Ausdruck in einer ganz eigen- thiimlichen Bedeutung, wie sogleich aus dem Folgenden er- hellen wird. Er stellt zwölf Sätze auf, die er der umständ- lichem Untersuchung voranschickt, von denen wir das ^Yesent- liche anführen wollen. 1) Alle blattartigen Organe der pha- neroganischen Gewächse zerfallen in zwei gänzlich von ein- ander getrennte , nänilich in die Stipel- und Blattbildung. 2) Die stlpuläre Blattbildung überwächst die in Warzenform sich aus dem Knospenkern erhebende Achsenspitze, von der Basis der letztern aus, als eine in den einfachsten Formen bestän- dig einfache StipelhüUe. Die Umhüllung der Achsenspitze durch dieselbe ist jedoch nie vollständig. 3) Die ausgebil- deten Stipelformen entstehen, wenn sich in der die Achsen- .spitze überwachsenden StipelhüUe statt einer, zwei oder viei* oder selten nocli mehr Längsspalten bilden, wodurch natürlich eben so viele Stipelblättcben sich hervorbilden. 4) Da die Stipeln aus der Basis der Achsenspitze hervorwachsen, so empfangen sie auch ihre Nerven direct aus dem Stengel. 5) In allen Fällen dienen die Stipeln zur Umliüllung der Achsen- spitze, die unter ilirem Schutze fortwächst. 6) Ueberall wo sich an der I'flanze Theilo hervorbilden , entsteht zuerst das Achsengebilde des neuen Individiums, das zunächst von einer oder mehreren Stipelhüllcn überwachsen wird. Alle in der Pflanzenwelt zur Umliüllung verwendeten Organe gehören nicht der Blatt-, sondern der Stipelbildung an. Hierzu gehö- ren die Hüllen der Knospen, einige Ausnahmen abgerechnet, die Eihülle, dieCotyledonen und die Fruchthüllen. 7) Die Stipeln sind deshalb insofern als eine der Blattbildung vorausgehende Bildung zu betrachten, insofern sie, bei sich neu entwickelnden Individuen, schon vor der Blattstelluiig auftreten. 8) Hinsicht- lich der zu einem Knoten gehörigen Stipeln und Blätter linden wir einen dojipelten Unterschied, indem im ersten Falle der Sti})elkr<'is höher, und in andern tiefer als das Blatt steht. 9) Die iiinenständigeii Stipeln besciiützen die Ausbildung des fulgfiidiii Knotens und Blattes. Sie haben die Achsenspitze für physiologische Botanik. 53 schon vollständig uitihiillt, wenn sich \on ihr das Blatt des nächsten Knotens zn scheiden beginnt, so dass die Bildung derselben gänzlich unter ihrem Schutze vor sich geht. Das Blatt desselben Knotens dagegen, an dessen innerer Basis sie stehen, entwickelt sich etwas früher oder gleichzeitig. 10) Die Hervorbildung der anssenständigen .Stipeln geht dagegen der Entwickelnng des Blattes desselben Knotens voran. 11) Da die Stipeln zum Schutze bestimmter Theile bestimmt sind, so können sie auch keine Axillarknospen haben; nur da, wo keine wirklichen Blätter vorhanden sind, findet sich eine Axil- larknospe an der Basis der Stipel. 12) Die eigentliche Blatt- bildung wächst excentrisch von einer Seite der Basis der Achsenspitze aus. — Ich habe diese Sätze mit des Verf. eige- nen Worten hergesetzt, nur hin und wieder abgekürzt. Ich sehe nicht ein, was den Verf. zu dem sonderbar aufgefassteu Begriff von Stipel berechtigt, auch nicht, wie man Stipeln, Kotyledonen, Fruchthiillen , Scheiden und Blatthäutchen unter eine Klasse bringen kann. Die Achsenspitze ist an den Diko- tyledonen immer mit einer oft grossen Anzahl von Blatt- anfängen umgeben, die nachher zu wahren Blättern auswacli- sen; keine andere Hülle ist vorhanden. Blüthenstand. Blüthe. Befruchtung. Frucht. Was über Blüthenstand und Blüthe in den verflosseneu Jahren erschienen, geiiört ganz in die Morphologie, welche, wie schon gesagt, nicht eigentlich ein Gegenstand dieses Jah- resberichts ist. Jedoch wollen wir auch hier einige bedeu- tende Abhandlungen kurz anführen. Ueber dichotome Verzweigung der Blüthen- axen (cymose Inflorescenz) dikotyledo nischer Ge- wächse, von H. Wydler, Prof. in Bern. Linnaea Th. 17 S. 113. Der Verf. hat, wie er sagt, die Beobachtungen von Schimper mit denen von Bravais in Verbindung gebracht, und so eine Reihe von Sätzen entworfen, die er hier mittheilt. Wir wollen im Folgenden nur auf das besonders Rücksicht nehmen, was Aveniger allgemein bekannt ist. Wie bei oppo- nirten Stengelblättern eine Succession in ihrer Entstehung nachweisbar ist, so auch bei opponirten Vorblättern (Bracteen) und es ist daher stets ein erstes (unteres) und ein zweites 54 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten (oberes) Vorblatt anzunehmen. Die sogenannten opponirteu Vorblatter sind selten wirklich opponirt, machen selten mit einander einen Winkel von 180", gewöluilich bilden sie unter sich zweierlei Divergenzen, auch liegt am häufigsten die grosse Divergenz nach vorn, nach dem IMutterblaft der Bliithenzweige, die kleine hingegen nach hinten, nach der Abstannnungsaxe der Zweige. Mit den Vorblättern beginnt die am Bliithen- zweige sich weiter fortsetzende Blattspirale, welche zuerst den Kelch als den ersten Cyklus der Bliithe umfasst. Am häufigsten zeigt der Kelch dikotyledonischer Gewächse die Blattstellungs-Briiche von |, ^, f ; der erste Fall ist der häu- figste, der letzte dv.v seltenste. Die auf die Vorblätter fol- gende Kelchspirale kann in Beziehung auf ihre Stellung zwi- schen Axe und Mutterblatt hint- oder vornundäufig sein. Im ersten als dem häufigsten Falle kommt bei pentameren Kelchen das erste Kelchblatt nach vorn, etwas reclits oder links über dem Mutterblatte zu stehen; das zweite unpaarige hingegen median nach hinten vor der Abstammungsaxe. Es Jässt sich dieses Stellverhältniss durch die Formel # ('^) ausdrücken. Die Achseln der Vorblätter sind entweder fertil oder steril. Im ersten Fall geht aus jeder Blattachsel ein Zweig hervor; sind die Zweige von gleichmässiger Ausbildung, so erhält die Verzweigung ein gabeliges Ansehen (cynia triflora Auct,). Wie- derholt sich diese Verzweigung aus den Vorblättern der bei- den Seitenzweige mehrere Male auf dieselbe W^eise, so ent- steht eine stets nach zwei Seiten hin fortgesetzte dichotome Verzweigung, vvelche Schimper Dichasium nennt. Man unterscheidet daran y\xen (Zweige) und ebenso Vorblätter des zweiten, dritten Grades u. s. f. Das merkwürdige Grundgesetz aller der Achseln zweier Vorblätter gleichen Grades entspros- sende Zweige besteht in ihrer stets sich symmetrisch entgegen- laufenden Blatt- (Kelch) Wendung, d. h. die beiden Zweige sind unter sich anlidrom. Geht nämlich die Blattwendung an dem einen Z\veige rechts, so geht sie am andern links. Von den beiden Zweigen ist ferner die Blattspirale des einen Zwei- ges mit der Abstammungsaxe (dem centralen Bliithenzweige) gleichläufig , das andere gegenläufig. Der Verf. unterscheidet nun am Dichasium einen untern und obern Zweig, und giebt die verschiedenen Verhältnisse der Blattstclhnig an, nachdem für physiologische Botanik. 55 sie mit der Abstammungsaxe gleiclilaufeml (lioiiiodroner Zweig) oder ihr entgogeiigesetzt sind (antidromer Zweig). Bilden sich die honiodronicii Zweige eines Dichasiunis aus, so nennt es Schimper einen Sehr au bei (bostryx), bilden sich blos die antidromen aus, so nennt es Scliimper einen Wedel (ein- cinnus cicinus). Der Verf. geht zuletzt die verschiedenen natürlichen Ordnungen durch, die er in Rücksicht auf diesen Klüthcnstand untersucht hat. — Wir müssen es dem Verf. Dank wissen, dass er die nicht klar geschriebenen Abhand- lungen von Schimper und Bravais zu einer klaren Uebersicht gebracht hat. Wenn man auch der Blattspirale den Werth nicht beilegt, den viele Alorpholügen ihr zuschreiben, so ist doch die Untersuchungen derselben zur vollständigen Kennt- niss der Pflanze nöthig. Examen organograp hique des Nectaires par M. L. Bravais. Annal. d. Sc. nat. T. 18. p. 152. Linne nannte Nektarien Theile der Bliithe, welche einen süssen Saft absondern, brachte aber nicht allein viele Theile dahin, an denen man eine solche Absonderung nicht bemerkte, sondern er rechnete auch zu den Nektarien, was nicht Kelch, Blume, Staubgefäss oder Staubweg und Fruchtknoten ist. Der Wis- senschaft fehlt ein Ausdruck, sagt der Verf., um einen Theil des Androceums oder auch einen Kreis von Theileu zu be- zeichnen, welche Nektarsaft absondern oder nicht. Die mei- sten angegebenen Ausdrücke erfüllen ihren Zweck nicht. In Ermangelung von bessern wählt der Verf. die Ausdrücke noctarium und discus, den ersten nach der Linneschen Be- stiiinnung, den zweiten in dem Falle, wo die Nektarien einen Kreis oder einen Wirtel bilden. Es folgen die Eintheilungen der Nektarien, und zwar nach der Stelle, wo sie sich finden, also: 1) Kelch -Nektarien. I lieher gehören die Kelchdrü- sen vieler Malpighiaceen, einiger Euphorbiaceen, der Sporn an Impatiens Balsamina, auch das Nektarium, welches an der Ba- sis und iinierhalb der Kelchblätter der Malvaceen sich befin- det, wie an manchen Arten von Malva, an Lavatera trimestris u. s. w. Es bildet eine weissliclie und rauhe Wulst (bourre- let). 2) Hypopetale Nektarien. Nur ein Beispiel ist dem Verf. bekannt; ausserhalb und an der Basis der Blume von Chironia decussata befindet sich ein gelber, nektarführender 56 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten gekerbter Ring. 3) Corollen-Nektarieii. Sie finden sich an den meisten Blumen, besonders an dem untern Theile der Blumenblätter, und bilden Gruben, Rinnen, Sporen und dgl. 4) Hyposteraone Nektarien, zwischen der Corolle und den Staubfäden. An sechszehn natürlichen Ordnungen bemerkte sie der Verf.: Capparideae, Resedaceae, Hippocastaneae, Am- pelideae, Geraniaceae, Oxalideae, Sapindaceae, Terebinthaceae, Passifloreae, wo sie zahlreiche Fäden machen und nektarfiih- rende Höhlungen, Loaseae, (wo ich sie Parastemones genannt habe), Cucurbitaceae, Asclepiadeac, die Krone derselben, (die ich paracorolla nannte). 5) Staubfäden-Nektarien. Der Verf. beschreibt hier mehre dergleichen, z. B. an einer gefüllten Acklei, an Veilchen, Fumaria, Corydalis, Dianella, den Lauri- neen, Vinca, Phaseolus, Alsine media. 6) Eingeschobene Nek- tarien zwischen den Staubfäden, wie an Melianthus major und minor, Tropaeolum, vielen Cruciferen, Sibbaldia procumbens. 7) Disci zwischen den Staubfäden und dem Fruchtknoten, (mein perigynium). Sehr häufig, und fast an der Hälfte der Dikotylcdonen zu finden. 8) Pistill -Nektarien. Selten, an einigen Euphorbiacecn. Linnö rechnete hieher die drei Glan- dulae an der Spitze des Fruclitkjiotens in den Hyacinthen. 9) Nektarien auf dem Blüthenboden. Gehören meistens zu den vorigen, doch sind in dieser Rücksicht die Schuppen in der Blüthe von einigen Crassulaceen zu untersuchen. Es giebt ^>ber viele Blumen, die einen Nektarsaft absondern, au denen man keine besondere Nektarien bemerkt. Die mikro- skopische Untersuchung der Nektarien zeigt nur Zellen ver- schiedener Art oft mit Saft gefüllt, keine Spiralgefasse, doch bemerkt man solche an Campanula Rapunculus, aber man ist auch hier nicht siclier, ob nicht etwas vom Blüthenboden mit abgeschnitten wurde. Unter der Abtheilung Symmetrie des nectaires beschreibt der Verf die I^age derselben in verschie- denen Blüthen. Dann unterscheidet er an jedem Blatte des Androceums vier Theile, support, nectaire, anthere, limbe, und führt dieses mit vielem Scharfsinn an einzelnen Pflanzen aus; die meisten Nektarien sind Theile, an denen Anthere und Saum fehlen. Er wendet dieses auch auf die Pistillarblätter an, wo der Fruchtknoten mit der Unterlage (support), der Griffel mit dem Nektarium und die Narbe mit den Anthereu für physiologische Botanik. 57 verglichen werden. Zuletzt kommt er auch auf die Stamiii- blätter, an denen, nach unserni Verf., die Basis des Blattstiels, oft sehr verdickt, dem support entspricht, der Blattstiel, oft mit Glandeln bedeckt, den» nectaire, und die Platte der An- there. Ueber den Nutzen des Nektarsaftes weiss der Verf. wenig zu sagen; er meint, dass er in manchen Pflanzen re- sorbirt werde, und vermuthlich zur Ernährung der Eichen diene. — Die Unterscheidung von discus und nectarium nach der Stellung im Kreise oder nicht, ist niciit zweckmässig, da es deutliche Nektarien giebt, die im Kreise stehen, wie die Gruben auf den Blumenblättern von Fritillaria imperialis L. und vielen andern. Eben so begreift, was der Verf. discus nennt, so verschiedene Theile, dass man sie wohl nicht mit demselben Namen bezeichnen kann. Ich bleibe bei meiner einmal gegebenen Terminologie, die wenigstens leicht verständ- lich ist, wo man Paracorolla, Parapetala, Parastemones gar leicht an Stellung und Gestalt unterscheidet. Perigynium be- zeichnet alle um das Pistill stehende Theile, deren Verschie- denheit sich leicht durch ein Beiwort angeben lässt; P. disci- forme ist der grosse discus, der in vielen Blumen das Pistill umgiebt, die einzige Form, wofür das Wort discus verständ- lich ist. Das Wort glandulae mag immer bleiben, auch wenn diese Theile keinen Saft absondern , erstlich weil es von fjist allen Pflanzenbeschreibern angenouunen ist, und dann, weil auch die Anatomen den Ausdruck da behalten liaben, wo keine Absonderung Statt findet, z. B. glandulae conglobatae. Der Name nectarium mag immer beibehalten werden als all- gemeiner Name; in den Beschreibungen wird es aber besser sein zu sagen fossae nectariferae u. s. w. Ueber die involucra bei Cynosurus und bei Setaria von Dr. II. Koch in Jever. Botanische Zei- tung. 1843. St. 15 — 17. Dass bei Cynosurus das sogenannte involucrum aus unfruchtbaren Aehrchen besteht, fällt in die Augen und ist schon von Vielen erkannt worden. Die soge- nannten setae -an Setaria sind Bliithenstiele, deren Bliithe nicht zur Ausbildung gelangt. Der V'erf. zeigt dieses umständlich und redet dann von den Unterschieden der Setaria viridis, italica und verticillata. Zuletzt sagt der Verf.: Einfaches Al- terniren liegt bekanntlich bei den Gräsern zum Grunde, von den 53 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Blättern bis zu den Staiibgefässen, welche sich fast immer zu drei stellen. Unsere Setarien , fahrt er fort, haben das inter- essante, dass der Uebergang, das Schwanken zwischen beiden Zahlenverhältnissen (der Zweizahl und Dreizahi) nicht wie bei den andern Gräsern , in dem Gegensatze zwischen Blatt und Bliithe stehen bleibt, sondern schon in der Stellung der Aeste erscheint. Obgleich hier das Bestreben, die Divergenz l zur Herrschaft zu bringen, deutlich genug ausgesprochen ist, so kann es doch nicht ganz dazu kommen, sie zu fixiren; denn nicht allein, dass häufig bei Anfang und Ende der Aehre die Hauptäste wieder in die Divergenz \ zurückfallen, so sind vollends die Nebenäste bis zu den letzten , den Blii- thenstielen hinzu, wieder im Uebergange von i zu y begriffen und die letzte Divergenz setzt sich dann, wie gewöhnlich in der Doppelbliithe und deren Theilen weiter fort, so dass die Setarien zweimal ihre Stellungsgesetze wechseln, während an- dere Gräser es meistens nur einmal thun. — In den Blattern der meisten Gräser sehen wir schon die Stellung zu drei, denn die wechselnden Blätter sind überhaupt nur aus einander gezogene Wirtel. Bei der Inflorescenz, welche die Blüthen- stiele machen, kommt noch ein anderer Umstand hinzu, die Prolepsis, das frühere und spätere Hervorkommen, worauf der Verf. nicht geachtet hat. Der Ausdruck Divergenz ist sehr unzvveckmässig, und der V^erf. redet selbst von der zu- fälligen Grösse der Winkel. Die meisten Morphologen ver- wechseln die Terminologie für die Beschreibung mit der mor- phologischen Terminologie, die ein ganz anderes Feld hat. Involucrum bezeichnet die Stellung von Theilen ausser und unter der Blüthensphäre um eine Bliithe oder um mehrere. Von welcher Art die Theile morphologisch genommen sind, ist nicht immer bereits untersucht worden, und dann auch oft noch zweifelhaft, erfordert aucli nicht selten eine genaue anatomische Untersuchung, die der Beschreiber nicht anstellen kann, so wie der, welcher die Beschreibung zur Erkennung der Art benutzen will. Nach diesen Gründen lässt sich der Ausdruck Involucrum für Setaria wohl rechtfertigen, und der Zusatz setosum ebenfalls, denn die Fäden sind selbst steif und bürstenartig. Was seta sei, ist sehr verschieden bei den Botanikern bestimmt, und der Beschreiber kann nur auf die für physiologische Botanili. 59 fadenförmige Fonu und Steifigkeit einer Thierborste Riicksieiit nehmen. Cynosurus hat kein involuoruni , auch habe ich im Hort. bot. Berol, gesagt, spicuhte fultae bracteis pinnatifidis, denn als Bracteen stellen sich diese Theile dar, wenn sie auch zusammengewachsene Bliithenbälge sein mögen. Bemerkungen über den Bau der Pollen körn er, besonders in Rücksicht auf Classification von Ar- thur Hill Hassall, in Annais and Magazine ofNatu- ral History. T. 8. p. 92. Der Verf. gesteht, dass er die Schriften von Purkinje, (der von den Spiralzellen der Anthe- ren allein handelt), von Fritzsche und Mohl nicht geradezu kenne, sondern nur aus Lindley's Angabe ihrer Meinungen. Zuerst von den Pollenkörnern überhaupt. Die cylindrischen oder beinahe cylindrischen Körner, welche vor der Benetzung mit einer Flüssigkeit horizontal liegen, richten sich auf, wer- den breiter, wenn die Benetzung mit einer Flüssigkeit ge- schieht, die weniger dicht ist als die Foville, und verändern ihre Gestalt in eine dreieckige. Der Verf. glaubt, dieses ge- schehe durch eine Endosmosc, sonderbar genug, da hier die Hauptbedingung einer Endosmose, nämlich zwei Flüssigkeiten, die durch eine Membran durchgehen, um ihre Plätze zu ver- tauschen, durchaus nicht Statt findet. Dass die Pollenkörner meistens zwei Häute haben, ist bekannt; zu denen, an welchen man drei beobachtet hat, setzt der Verf. noch die Pollenkör- ner vieler y\rten von Banksia und Dryandra, von Fuchsia u. s. w. , doch glaubt er, dass in den letztern eine vierte Haut sein möge, die Fritzsche an vielen Onagrarien fand und der Verf. selbst an Clarkia elegans. Die sonderbare Form der Pollenkörner von Saponaria viscida wird beschrieben. Um- ständlich redet der Verf. von den Furchen, welche man in vielen Pollenkörnern bemerkt, und erklärt sie als eine Lücke (deficiency) in der äussern Membran, wodurch das Austreten der Pollenschläuche erleichtert wird. Die äussere Haut be- steht meistens aus Zellen , die durch eine organische Linie zusammengehalten werden. Auch in den stachlichten Körnern kann man jene zellige Haut erkennen. Zuweilen erscheint die Oberfläche des Pollenkorns körnig, aber dieses rühre nur von Körnern in der Fovilla her, welche durch die äussere Haut durchscheinen. Die Pollenkörner, besonders die stach- ßO H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten lichten oder borstigen, sind mit einer dicken, zähen Masse umgeben, die der Verf. nicht von einer Absondernng oder von einem Ausschwitzen , sondern von der Zelle ableitet, worin das Pollenkorn zuerst entwickelt wurde. Die Pollen- körner sind oft vereinigt; und zwar durch eine zähe Masse, oder durch Fäden vom zerrissenen Zellgewebe, also unbe- ständig und nur auf einige Zeit, oder auch beständig und organisch. Das erste findet sich bei Epilobium (ausser angusti- foliuni) , das letztere bei den Ericaceen. Es sind oft viele Körner zusammen verbunden, 12 in Acacia decipiens, 16 in, Acacia linearis. Die verschiedene Grösse der Pollenkörner wird angegeben ; die kleinsten fand der Verf. bei Myosotis palustris und Mimosa marginata, die grösste bei Cobaea sti- pularis. Die Farbe der PoUenkönier ist sehr verschieden. Die Pollenschläuche sind Verlängerungen der Innern Haut, mit der Foviila angefüllt; da sich aber keine Haut so stark ausdehnen kann, als Avir es bei manchen Pollenschläuchen finden , so muss man sie wohl Auswüchse nennen. Die sich bewegenden Moleküle in der Foviila hält der Verf. für flüssig, da sich ihre Gestalt gar sehr verändert. Die verschiedenen Wirkungen von Säuren und Salzauflösungen auf die Pollen- körner werden angegeben. Nun folgen die verschiedenen Mittel, welche die Natur anwendet, um das Befruchtungs- geschäft zu erleichtern, die meistens bekannt genug sind. In dem nennten Bande dieses Journals S. 544 wird die Abhandlung über die Pollenkörner fortgesetzt. Der Verf. be- schreibt die Gestalt der von ihm beobachteten Pollenkörner nach den natürlichen Ordnungen, indem er von den Cypera- ceen und Gramineen anfängt, auch werden 158 Figuren dazu gegeben. Der Verf. macht nun allgemeine Bemerkungen über die Gestalt der Pollenkörner. ,,Der Unterschied," sagt er, ,, zwischen dem Pollen der Exogenen und Endogenen ist so gross, dass er allein einen Character darbietet, um dadurch sogleich zu bestimmen , zu welcher Klasse eine Pflanze ge- hört. Das Pollenkorn einer Endogene (Monokotyle) kann auf folgende Weise characterisirt werden. Es ist entweder sphärisch, oval oder elliptisch; gewöhnlich, wenn nicht immer, aus zwei Membranen zusammengesetzt, die selten mehr als einen Pollenschlauch enthalten , und eine einzige Ausnahme für physiologische Botanik. 61 abgerechnet, nie mehr als zwei. Diese Ausnahme kommt an Limnocharis Huniboldti vor, an der das Pollenkorn sphärisch ist, und die äussere Haut (extine) durchbohrt mit 6 — 7 Löchern, um die Pollenschläuche auszulassen. Die elliptische Gestalt der Körner kommt an den Monokotyledonen am häufigsten vor; sie wurde an 44 Gattungen beobachtet unter den 73, die man einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf. Das Pollenkorn einer Exogene (Dikotyle) kann auf folgende Weise definirt werden. Im Allgemeinen zeigt es eine mehr zusam- mengesetzte Organisation; die Zahl der umhüllenden Membra- nen ist zwei, drei oder vier, die Gestalt verschieden, meistens entweder dreilappig, sphärisch, oder dreieckig, mit Pollen- schläuchen, die an Zahl sehr verschieden sind, und zwar drei Ausnahmen abgerechnet, von drei zu fünfzig. Von diesen Formen konnnt die dreilappige am häufigsten vor, und ist, nach des Verf. Erfahrungen charakteristisch für eine Exogene, da sie in 187 Gattungen von den 332 untersuchten sich fin- det. Die gedachten Ausnahmen konuuen in den Gattungen Acanthus, Dryandra und Magnolia vor; die letzte Gattung ist so bestinunt dikotyledonisch , dass kein Zweifel darüber sein kaim, und doch hat, sonderbar genug, das Pollenkorn die elliptische Gestalt, die in den Monokotyledonen so häufig ist. Das Polleukorn von Dryandra, ob es gleich nur zwei Pollen- schläuche hat, ist krinmu und hat drei deutliche Häute. — Das liess sich erwarten und ist nicht sonderbar, denn nach einem von den drei Naturgesetzen für die IMannichfaltigkeit der Pflajizen läuft jeder Theil seine Reihe vom einfachen zum zu- sammengesetzten durch, indem ein anderer Theil auf dersel- ben Stufe der Entwickeluiig stehen bleibt. Doch kommen die zusammentrefTonden Formen, was Einfachheit und Zusannuen- setzung betrifft, am häufigsten vor. Die Coniferen und Taxus stellt der Verf. nach seiner Ansicht zwischen die Monokoty- ledonen und Dikotyledonen, doch sei das Pollenkorn mehr zusammengesetzt, als in den Monokotyledonen. Diese Stel- lung scheint richtig, weil sie eine ganze Ordnung betrifft, aber wenn er Nymphaea des Pollenkorns wegen zu den Mo- nokotyledonen stellt, so entscheidet dieses für eine einzelne Gattung nicht, weil gerade in solchen die Verbindung von Theilen auf sehr ungleichen Stufen dor Entwickelung Statt 02 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten finden kann. Zuletzt ist von Mohls Behauptung die Rede, dass nämlicli die Gestalt des Pollenkorns veränderlich sei, und verschieden in derselben Familie, derselben Gattung und sogar derselben Art. Das erste gesteht der Verf. ein , das zweite sei aber höchst selten der Fall, und nur zwei Aus- nahmen sind davon dem Verf. bekannt, nämlich bei Linuni usitatissimum und L. africanum, ferner bei Viola tricolor und Viola montana oder V. odorata. Das dritte läugnet der Verf. durchaus und behauptet, dass, wo dieses der Fall scheine, das Pollenkorn monströs oder übel gebildet sei, und zwar durch IMangel (subtraction) oder Lleberfluss (addition). Bei- spiele führt der Verf. aus mehreren Pflanzen an, besonders häutig konnnen sie in hybriden Pflanzen vor, z. B. Fuchsia Standishii, und dieses möge der Grund sein, warum hybride Pflanzen oft unfruchtbar sind, eine Bemerkung des Verfassers, welche Aufmerksamkeit verdient. Hiezu gehört: Kritische Ujiter suchung von Mohls Ansichten über die Natur des Pollenkorns, von Arthur Hill Hassall. Annais and Magaz. of Natural History. T. 9. p. 93. Mohl meint, sagt der Verf., dass die Zellen in der äussern Membran des Pollenkorns das Öl ab- sondern, welches sich im Pollen befindet. Nach unserm Verf. rührt es, so wie die klebrige Materie, die das Korn überzieht, von der ersten Zelle her, worin sich das Pollenkorn bildet, denn es findet sich am häufigsten an den Pollenkörnern, die eben der Anthere entschlüpft sind. Mohl irre sich, wenn er behaupte, dass die Pollenkörner mit Stacheln keine Zellen in der äussern Membran hätten , aber auch Adolph Brongniart, wenn er behaupte, dass in jeder Zelle ein Ausführungsgang sich befinde. Der Verf. sagt ferner, er habe behauptet, dass die körnig erscheinende Oberfläche der Pollenkörner von den activen kleinen Körnern herrühre, welche durchscheinen, auf alle Fälle bleibe er bei der Meinung, dass jenes Ansehen nur sclieinbar sei. Die Stacheln und warzenförmigen Hervorra- gungen auf der äussern Haut wären nicht eine Verlängerung der Körner der äussern Membran, sondern eine Hervortrei- bung der innern Haut. Von einem solchen Hervortreten der innern Haut, verbunden mit einem Riss der äusserji, rühren für physiologische Botanik. 63 die Banden lier, welche man an den Pollenkörnern mit Fur- chen sieht, wenn sie benetzt aufschwellen. Ueber die S tructur und Verrichtung des Pollen, von J. Aldridge in Hook er' s Journal ofBotany. T. 4. p. 86. In dem Jahresberichte für 4841 S. 128 gab ich eine Nachricht von Aldridge's Lhitersuchungen über den Blüthen- staub, nach dem zweiten Bande S. 428 von Hookers Journal und setzte über die vorliegende Abhandlung nur sehr wenig hinzu, da die Schriften von 1842 nicht mehr zum Bereich des damaligen Jahresberichts gehörten. Der Verf. vertheidigt sich zuerst gegen den Vorwurf, als sei ihm Fritzsche in sei- nen Behauptungen schon zuvorgekommen. Aldridge hatte nämlich in jener Abhandlung behauptet, das Stigma sondere eine Säure ab, diese Säure maclie den Blüthestaub aufsprin- gen, und coagulire die Flüssigkeit in derselben, welche die Fovilla umgiebt. Es wird ihm leicht zu zeigen, dass Fritzsche die Säure auf dem Stigma nicht gekannt habe, wie man ihm vorgeworfen hatte. Der Verf. geht nun weiter. Die Fovilla bestehe aus mucus, Ol und Stärkmehl. Der mucus schwillt im Wasser an, und dieses Anschwellen ist die Ursache des Hervordringens der Pollenschläuche; er wird von Jod braun gefärbt, und Säuren verwandeln ihn in eine graue zälie Masse. Der andere Bestandtheil, der jiie fehlt, ist das Öl, welches von Jod nicht gefärbt wird, da hingegen die Stärkekörner vom Jod, wie bekannt, blau gefärbt werden. Die Körner in den Oltropfen sind es, welche sich in den Pollenschläuchen bewegen. Auszug aus der 1 n a u g u r a 1 - D i s s e r t a t i o n über d i e B i 1 d u n g des Embryo und über d i e S e x u a I i t ä t der Pflanzen, von Dr. Gelesnow aus Petersburg. Botanische Zeitung. 184-3. 49 St. „Meine Beobachtun- gen," sagt der Verf., „bestätigen der Hauptsache nach die des Herrn Schieiden über die Art der Entstehung des Em- bryo, dass dieser nämlich sich aus dem Pollenschlauche bil- det, der in die Höhle des Embryosackes gelangt. Von der Richtigkeit dieser Erscheinung kann man sich bei solchen Pflanzen am entschiedensten überzeugen, bei welchen die Ein- stülpung* des Embryosacks geschieht und letzterer lange Zeit unaufgelöst bleibt. Diesen Fall habe ich am deutlichsten an 64 H. F. Link: Jahresberioht über die Arbeiten der Pfirsich beobaclitet, — Diese Einstülpung des Einbryo- sacks findet sich nicht bei allen Pflanzen. Bei Iberis z. B. (Ib. amara und unibellata) ist das nnkropyle Ende des Eni- bryosacks sehr zugespitzt, so dass der Durchmesser seiner Spitze nicht viel grösser ist. als der des Pollenschlauchs. Hier geschieht die Embryobildung auf folgende Weise: Indem der Pollenschlauch in Berührung mit dem Embryo kommt, löst sich die berührte Stelle des letztern auf und der Pollen- schlauch dringt förmlich in die Höhle des Embryosacks ein; bei den genannten Pflanzen dringt er sogar sehr tief ein. Der gebildete Embryo wird also hier Jiicht von den umge- schlagenen Wandungen des Embryosacks umhüllt, wie bei der Pfirsich, sondern sowohl er, als sein langer Keimträger wird von der eigenen Membran des Pollenschlauches gebildet. In diesem Falle wird es oft weit schwieriger zu entscheiden sein, ob wirklich der innerhalb des Embryosacks befindliche Em- bryo mit seinem Träger blos eine Verlängerung des Pollen- schlauches ist, oder ob sie auf irgend eine andere Weise ent- standen sind." — Es wäre zu wünschen gewesen, dass der Verf. eine vollständige UebersetzuHg seiner russisch geschrie- benen Abhandlung gegeben, oder wenigstens die dort ange- hängten Resultate wörtlich wieder gegeben hätte. In diesem Auszuge bleibt der Verf , besonders was Iberis betriflft, nicht bei der blossen Beobachtung stehen, wie dort, sondern er geht darüber hinaus zur Theorie. Neue Theorie der Befruchtung der Pflanzen, von Dr. Theodor Hartig. Braunschweig, 1842. 4. Nachdem der Verf etwas über den gegenwärtigen Standpunkt der Befruchtujigslehre der Pflanzen gesagt hat, geht er im ersten Abschnitt zur Endogenen -Empfängniss, oder zur Em- pfängniss im Innern des Fruchtknotens über. Hier gelangt nämlich ein Pollenschlauch oder Ballschlauch, wie der Verf. sagt, bis zum Ei, dringt in die Keimöfl'nung ein, durchwächst das Zellgewebe des Bofruchtungskegels bis zur Stelle, wo sich der Keim bilden soll. An den Zapfenbäumen geht nach unserm Verf der Blumenstaub selbst in das Keimloch der nackten Eier, setzt sich auf dem Befruchtungsei fest, und schickt einen kurzen Schlauch in das Zellgewebe desselben, in Folge dessen eine Reihe merkwürdiger Bildungen beginnt, für physiologische Botanik. 65 deren Endglied der bei den Nadelhölzern mit zweijähriger Samenreife nach mehr als Jahresfrist entstehende Keim ist, wie schon im vorigen Jahresbericht (S. 133) nach des Verf. Lehrbuch angeführt wurde. Allerdings habe man das Eindrin- gen der Schläuche in das Ei in vielen Familien wahrgenommen; dass die Befruchtung aber nicht immer auf diese Weise geschehen, sei der Zweck des Verf. zu zeigen. Hierauf folgt die Empfängniss des Mutterkuchens. Bei einer nicht unbedeutenden Anzahl lassen sich die Pollenschläuche bis in den Eierstock, mitunter bis auf den Grund desselben verfolgen, während man in der Keimöflfnung der Eier vergebens danach sucht, wie bei vielen Oenotheren. Bei allen Pflanzen, fährt der Verf. fort, denen ein tieferes Eingehen der Schläuche überhaupt eigen ist, win- det sich der Schlauch auf dem kürzesten Wege dem Zellge- webe der Narbe zu, durchdringt Oberhaut, Aussenzellen, Rin- denzellen bis zum centralen Gefässbündel , und verläuft von da ab parallel mit letzterm bis zum Griffelende, wo er aus dem Zellgewebe der Narbe in die leitenden Fasern des Grif- felkanals übergeht. Wo der Schlauch nicht auf dem kür- zesten Wege in das Zellgewebe der Narbe eingeht, sondern in grösserer Erstreckung auf der Narbenoberfläche frei ver- läuft, da findet in den meisten Fällen Eindringen des Schlau- ches gar nicht Statt, wie man an Clarkia pulchella sieht. Der Verf. betrachtet nun das Eindringen der Folienschläuche in den Griffelkanal , wo sie den leitenden Fasern folgen. Die leitenden Fasern des Griffelkanals entsprechen, ihrem Baue nach, wie der Verf. sagt, den Saughaaren der Narbe; in den meisten Fällen ist das Saughaar nichts anderes, als die äus- serste Zelle einer Reihe leitender Fasern, welchen letztern jedoch die Oberhaut fehlt. Die leitenden Fasern bestehen stets aus zwei in einander liegenden Häuten einer Schleimhaut lind einer Schlauchhaut. Die Schläuche durchbohren oft da, wo ein offener Kanal sich findet, dennoch die Oberhaut und dringen in das Innere. Wenn man die Schläuche bis in den Eierstock, aber nicht weiter verfolgen kann, so geschieht ein Uebergang des befruchtenden Stoffes aus den dem Mutter- kuchen genäherten Schläuchen in das Zellgewebe desselben, und eine Fortleitung zum Eie durch die Zellen oder Fasern der Nabelschnur. Dieses sucht der Verf. dadurch zu bewei- Archiv f. Naturgeschichte, X. Jahrg. 2, Bd. E 66 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten sen, dass bei Pflanzen mit vielsamigen Fruchtknoten die Zahl der Eier oft in grossem Missverhältniss zu der Zahl der Schläuche stehe. Bei Oenothera longiflora z. B. enthalte der Eierstock ungefähr iOOO Eier, wovon etwa 250 — 300 zur Vollkommenheit gelangen. Die gemeinschaftliche Durch- schnittskreisfläche von 300 Schläuchen sei = 0,00785 Qua- dratlinien, der Grifi'elkanal aber dicht über dem Fruchtknoten habe nur eine Fläche im Querschnitt von 0,00785 Quadrat- linien, er würde also nur, wenn er nichts als Schläuche ent- hielte, nur j der zur Befruchtung nöthigen Schläuche fassen können, auch zähle man in den tieferen Theilen des Griff'el- kanals dieser Pflanzen meist weniger als 50 Schläuche. Auch zeigten sich die Pollenschläuche, wo sie in die Eier gehen, immer von grosser Dauer, hier aber, bei Oenothera longiflora nämlich, habe der Verf. nie einen Schlauch in einem Eie ge- funden. Da der Schlauch gewöhnlich so gross ist, dass der Ball (das Pollenkorn) woraus er entsprang, ihn nicht wohl lassen konnte, so hält es der Verf. für wahrscheinlich, dass der von der Narbenoberfläche absorbirte, ins Zellgewebe ein- getretene Befruchtungsstoff" aller nicht zur Schlauchbildung vorgeschrittenen Bälle von den Schläuchen aufgenommen und gemeinschaftlich mit dem eigenen Inhalte an den Ort der Empfängniss geleitet werde. Im zweiten Abschnitte ist von der epigynen Empfängniss die Rede, wohin der Verf. diejeni- gen Fälle rechnet, in denen Grifl'el, Narbe, oder die Saug- haare der Narbe als Ingestionsorgane bei der Befruchtung auftreten. Zuerst von der Befruchtung durch den Grifl'el und zwar durch die merkwürdigen Haare des Griff'els von Cam- panula. Der Verf. sah Pollenkugeln oder Bälle in den Haa- ren des Griff'els zuweilen in bedeutender Menge. Er hält es fiir ausgemacht, dass die Befruchtung durch diese Haare ge- schehe, auch könne die Einstülpung des Haares nur dazu dienen, den Blnthenstaub den langgestreckten Zellen des cen- tralen Spiralgefässbündels zu nähern. Wenn nach dem Aus- einandertreten der Narbenarme, Blütestaub auf die mit Haa- ren besetzte Innenseite der Narbenarme gelangt, so entwickeln sich dort Pollenschläuche, doch kann die Befruchtung dadurch nicht geschehen, da es nur selten der Fall ist. Auch bestrich der Verf. die Narbe \ov der Entfernung der Arme von ein- für physiologische Botanik. ß7 ander mit Gunimiaiiflösung und doch geschah eine Befruch- tung. Zur Empfängniss der Narbe rechnet der Verf. alle Fälle, in denen auf einer nackten, d. h. nicht mit Haaren be- deckten Narbe, Schlauchbildung der Staubbälle nicht kann nachgewiesen werden, wie an Petunia, Nicotiana, Atropa u. a. Der Blütestaub fällt hier auf eine Schleimdecke, deren Schleim von besonders gebildeten .Schleimzellen hervorgebracht wird. Die Empfängniss der Saughaare der Narbe, oder der Papillen auf derselben findet bei vielen Pflanzen Statt, z. B. bei Mat- thiola annua u. a. Die Papillen bestehen aus drei Häuten, die mittlere nennt der Verf. die Schleimhaut, sie ist mit einer zarten Oberhaut überzogen und umfasst einen innern Schlauch, dessen körniger Inhalt durch Jod braini gefärbt wird. Hier ist nun zu unterscheiden die Empfängniss durch Eindringen der Schläuche in die Mittelhaut des Haares, indem die Ober- haut hier fehlt, wie der Verf. im dritten Heft seines Lehr- buchs an Matthiola annua gezeigt hat. Ferner: Empfängniss der Saughaare durch Eindringen der Schläuche in die Ober- haut der Saughaare, wie bei Glaucium violaceum; Empfäng- niss der Saughaare durch Ansaugung, namentlich an Capsella Bursa pastoris, ein sehr häufig vorkommender Fall; Empfäng- niss der Saughaare durch Berührung, wie an Clarkia pulchella. In allen diesen Fällen findet eine Schlauchbildung Statt. Nicht selten , besonders häufig in solchen Blüten , deren Nar- ben mit grossen Staubmassen sich bedecken, sieht man, dass nur diejenigen Bälle zur Schlauchbildung gelangen, welche durch die tiefer liegenden Staubschichten von der Berührung der Narbenoberfläche oder der Haare zurückgehalten werden, während die den letzten unmittelbar anliegenden Bälle, ihren Inhalt der Narbe übergeben, ohne eine Spur von Schläuchen zu entwickeln ; ein Beispiel giebt Eschscholtzla cristata. End- lich gehört noch zur epigynen Empfängniss diejenige, welche ohne Schlauchbildung geschieht; so bemerkte der Verf. eine solche nie an den meisten Compositen, Umbelliferen , Lobe- liaceen u. s. w. Der dritte Abschnitt handelt von der Peri- gynen- Empfängniss. An der Aussenseite des Fruchtknotens von Reseda odorata, sagt der Verf., ziehen da, wo der in- nern Seite die Eier angeheftet sind , genau dem Verlaufe des Mutterkuchens entsprechend, schmale, kammförmig erhobene E* ßg H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Streifen papillenartig hervortretender Aussenzellen vom obern Vereinigungspunkte der Fruchtblätter bis nahe zur Basis des Fruchtknotens geradlinig herab. Untersucht man die Blüte dieser Pflanze kurz nach erfolgter Bestäubung, so sieht man den Kämmen eine Menge Blütenstaub angeheftet, der sich zuui Theil seines Inhaltes ohne Schlauchbildung entleert hat, und in nicht seltenen Fällen mit einem feinen Schlauche die Ober- haut durchdringt, so dass eine perigyne Empfängniss bei die- ser Pflanze kaum in Zweifel zu ziehen ist. Im vierten Ab- schnitte ist von der hypogynen Empfängniss die Rede. Der Strahlenkranz der Passifloren scheint den Zweck zu haben, die Befruchtung zu vermitteln. Er ist mit Papillen bedeckt, wie die Narbe, die Staubbeutel öfi"nen sich gegen ihn, wie es gegen die empfangenden Organe zu geschehen pflegt. Zuletzt bemerkt der Verf., dass nicht immer Pollenschläuche sind, welche als solche erscheinen, selbst wenn sie aus dem Eie hervorhängen, wie in den Cruciferen , wo sie Verlängerungen der leitenden Fasern sind und in den Cupuliferen, wo sie dem Eie angehören. Jene sind vor der Bestäubung vorhanden, auch sind sie gegliedert, und die Mittelkammer ist mit einem hellen Saft angefüllt, worin grüne Körner liegen; diese ent- stehen oft lange nach der Bestäubung, wie dieses an Quercus rubra der Fall ist. In den Beiträgen zur Entwick elungsgeschichte der Pflanzen s. oben S. 16 hat der Verf. sich gegen die Angrifi"e vertheidigt, welche Schieiden in seinen Grundzügen einer wissenschaftlichen Botanik gegen das eben ausgezogene Werk gemacht hatte. Die Vertheidigung des Verf. hat Schieiden bereits in einer kleinen Schrift beantwortet: Die neueren Einwürfe gegen meine Lehre von der Be- fruchtung als Antwort aufDr, Th. Hartigs Beiträge zur Entwickeln ngsgeschichte der Pflanzen. Leip- zig 1844. Aus solchen Streitigkeiten, besonders wenn sie mit einiger Heftigkeit geführt werden, kommt für die Wissen- schaft nichts Erspriessliches heraus. Herr Hartig irrt, wenn er glaubt, er müsse sich, als ein jüngerer Schriftsteller, durch Kampf Anerkennung verschafi'en. Da er mich dabei anführt, so mag ich die Erlaubniss haben zu sagen, dass ich als ein noch gar nicht alter Mann über meine Grundlehre der Ana- für physiologische Botanik. 69 tomie und Physiologie der Pflanzen von vielen Seiten ange- griflFen wurde, doch Hess ich mich nie in einen Kampf dar- über ein. Die Folgezeit hat mir Gerechtigkeit wiederfahren lassen, die meisten Sätze jenes Buchs sind angenommen, und Manches ist in die Wissenschaft übergegangen , ohne dass man meinen Namen nennt, worauf es auch nicht ankommt '). Ich habe Irrthümer vorgetragen, meistens verleitet durch die schlechten Mikroskope, die man damals nur bekommen konnte; ich habe sie theils bald, theils später verbessert, auch wohl in der Absicht zu verbessern , Manches schlecliter gemacht, was M^iederum zu verbessern war; aber nie habe ich mich geschämt, meine Meinungen öffentlich aufzugeben, obgleich es oft schwer ist , sich von einem Vorurtheile loszumachen , was man einmal für richtig erkannt hat. Ich mag mich in den ') So z. B. dass sich Stärkmehl in den Zellen schon gebildet, als kleine Körner finde. Ich selbst habe nicht darauf geachtet, bis mir neulich zufällig eine Stelle in Treviranus Beiträgen zur Pflanzen- Physiologie, Götting. 1811. S. 3. auffiel. Treviranus sagt; „Meine Meinung von Entstehung der Blasen, Melche in ihrer Gesammtheit das Zellgewebe ausmachen, aus den Körnern, welche man in den Zellen findet, ist nach Mirbels Ausspruche ein Gespinnst der Einbil- dungskraft. Gerechter ist Link, indem er sie bezweifelt, und die Gründe seines Zweifels angiebt (Grundlehren d. Anat. u. Physiol. d. Pfl. Götting. 1811. S. 29). So wenig entscheidend diese sind, so we- nig bin ich geneigt, jener Meinung die überredende Kraft der Wahr- heit beizumessen ; es ist und bleibt vielmehr nur eine sehr wahr- scheinliche Vermuthung." Nun führt er es aus, dass diese Körner doch zur Erzeugung der Zellen dienen könnten, wenn sie aufgelöst würden, wie man in den keimenden Samen sähe. Meine Gründe, die entscheidend genug waren, widerlegt Ti*. nicht, führt sie nicht ein- mal an. In jenen Grundlehren §. 8. S. 32. habe ich umständlich den Beweis geführt, dass jene Körner Stärkmehl sind, auch der Auflösung in den keimenden Samen erwähnt, wodurch die Ernährung des jun- gen Keims bewirkt werde. Davon sagt Tr. kein Wort, Ich meine also der erste gewesen zu sein, der es bewiesen hat, dass jene Kör- ner aus Stärkmehl bestehen. Jod kannte man damals noch nicht Auf Alles dieses habe ich nichts geantwortet, als Folgendes (Nach- träge zu den Grundl. d. A. u. Ph. d. Pfl. 2 H. S. 8. Götting. 1812): Ich zweifle nicht, dass die Körner von Stärkmehl zur Bildung der Zellen beitragen , wenn sie zuvor aufgelöst werden und eine Flüssig- keit machen. Aber davon war nicht die Rede, sondern ob das Koru von Stärkmehl die junge Zelle sei. Vergl. Treviranus Beiträge S. 3. 70 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Streit unserer beiden Verf. nicht einlassen, da ich glaube nicht genug Beobachtungen zu besitzen , um darin etwas ent- scheiden zu können. Doch seheint mir Hartig zu rasch, be- sonders in seinem Urtheile, ich habe in gar vieleji Pflanzen keine Pollenschläuche gesehen , und wenn ich sie sah , doch nicht übergehend in das Ei , aber ich habe mir nie zugetraut zu behaupten, dass ihnen die Pollenschläuche fehlten oder dass man nicht ein anderes Mal den Uebergang in das Ei beobachten könnte, ich habe das Eindringen der Pollenkörner in die Grifi'elhaare von Campanula oft gesehen, vielleicht frü- her als der Verf., aber ich habe nie gewagt und wage noch nicht zu behaupten, dass die Befruchtung dadurch geschehe. Daran hat das Alter keinen Antheil; ich konnte mich in mei- ner Jugend von Hedwigs Beobachtungen nicht entfernen-, die Faser in den Spiralgefässen der Pflanzen musste wenigstens eine Rinne sein; so wenig traute ich mir selbst. In Hookers London Botanical Journal 1842. 601 ist eine Abhandlung von Wilson über die Griffel- haare von Campanula. Er sah, dass Pollenkörner in die Höhlung der Haare gedrungen waren, und fand Spuren einer Oefi'nung am Ende des Haares. Ja sie drangen noch neiter in die Höhlungen des Griff"els, in welche sich die Haare ejidigen. Hassall hatte Bemerkungen über diese Abhandlung gemacht und gemeint, Wilson rede von Pollenschläuchen, wel- ches dieser in den Annais of Natur. History. XI. 182 rügt. Debrigens ist nichts Unbekanntes in diesen Abhandlun- gen enthalten. Bemerkungen über die Bildung des Embryo in Pinus Lariccio und sylvestris, Thuya orientalis und occidentalis und Taxus baccata von Herrn von Mirbel und Spach, Annal. des Sciences naturelles T. 20. (1843) p. 257. auch Compt. rend. 1843. 11. 931. Zuerst reden die Verf. von dem, was früher über die Ent- Wickelung des Embryo der Cycadeen gefunden war. Man wusste, sagen sie, schon vor 1810, dass der Embryo von Cycas und Zamia in der A\e des Samens in einem dicken Eiweisskörper liegt, dass er verkehrt ist, zwei Kotyledonen hat, und dass sein Würzelchen sich nicht weit von der Spitze des Eichens endet. Aber man wusste niciit und erfuhr es für physiologische Botanik. 71 erst durch eine Abhandlung von 1810, dass dieses Wurzel- cheu des Embryo von Cycas sich in einen dünnen, röhren- förmigen, 12—14 Centimeter langen Faden endet, der gleich- sam in einen Knäuel gewickelt ist; das Mittel, wodurch das männliche Organ mit dem entstehenden Embryo in Verbin- dung kommt, ferner dass zwischen dem Wiirzelchen und der Spitze des Eichens eine Höhle in dem Eiweisskörper sich be- finde, und dass dort vier bis fünf eiförmige Schläuche (utri- cules) liegen, von denen sich jeder in einen röhrigen zusam- mengeschlagenen Faden endet. Diese Schläuche und diese Röhren hielt der Verf. jener Abhandlung (Mirbel) für aboi- tirte Embryonen, und die Folge hat dieses bestätigt. Brown's Untersuchungen machten aufmerksam auf die Aehnlichkeit zwischen den Cycadeen und den Coniferen, und in dieser Rücksicht unternahmen die Verfasser eine Untersuchung der Zapfen der Abietinen. Zwei oder drei Wochen nach dem Anfange des Mais im zweiten Jahre hört der Kern (nucelle) des Ovariums auf ein vollkommen homogenes Gewebe zu sein. In der Mitte sieht man nun, denn dieser Kern ist durchscheinend, eine kugelförmige Blase, worin man die An- fänge von Zellgewebe bemerkt. Die Blase wird grösser und je grösser sie wird, desto mehr verringert sich die Masse deg Kerns und wird endlich ganz absorbirt, ohne dass man genau weiss, wo sie geblieben ist. Nun nimmt die Blase, die nichts anderes ist als der Embryosack, den ganzen Kern ein, ver- wächst unten mit der Wand des Ovariums und man erkennt jetzt, dass das Gewebe, welches sich in diesem Sack befindet, nichts anderes als der Eiweisskörper ist, der spater beim Kei- men in eine milchige Flüssigkeit zerfliesst, um den Embryo zu nähren. Hierauf folgt eine andere Reihe von Thatsachen. Im Innern des Eiweisskörpers, nahe am Gipfel erscheinen einige Bläschen (vesicules), von länglicher Gestalt, um die Centralaxe gestellt. Die Anzahl ist verschieden in verschie- denen Arten; drei in Abies alba und Pinus Lariccio, vier iii Abies canadensis, fünf in Larix europaea und sechs in Cedrus Libani, sie hängen nur schwach an dem Eiweisskörper, und stellen nach Meinung der Verf. einen zweiten Embryosack, für jedes Bündel von Embryonen vor. Sie enthalten ein gelbliches, sehr feines Zellgewebe, welches drei Viertel der 72 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten ganzen Höhlung einnimmt: das vierte Viertel wird von fünf rosenartig gestellten Bläschen (vesicules) eingenommen, welche nichts weiter sind als der Anfang der Aufhängefäden (suspen- seurs). Später zerreissen die Bläschen an der Basis und lassen die Aufhängefäden heraus, die sich nun verlängern und in eine Höhlung in der Mitte des Eiweisskörpers hinabsteigen. Man bemerkt in ihrem Innern Körner von verschiedener An- zahl. Bald sind diese röhrenförmigen Bänder getrennt und von einander unabhängig, bald sind sie zu zwei, drei und mehr mit einander verbunden, ja fast zusammengeleimt. Sie endigen sich in ein kleines Knöpfchen , bestehend aus einer oder mehr Zellen, worin sich oft viele Körner befinden. Die Verf. beschreiben nun besonders die Bildung des Embryo in Thuya orientalis und setzen Folgendes hinzu: An der Spitze des Eichens sieht man kleine häutige Auftreibungen (bour- souflures membraneuses). Liegt der Grund davon in dem Pollenschlauche? Wir glauben es nicht, denn ob wir gleich sehr wohl wissen, dass in vielen Arten der Schlauch in das Innere des Ovariums und selbst des Eichens dringt, so scheint es uns doch nicht, dass dieses für die Coniferen der Fall sei. Die Beschreibung der Bildung des Embryo von Taxus baccata bestätigt die Meinung der Verf in Rücksicht auf die Auf- häugefaden. — Die Abhandlung ist von grosser Wichtigkeit und besonders von Bedeutung für die Befruchtung durch Pol- lenschläuche, die gar leicht mit den Aufhängefäden können verwechselt werden, und wie es scheint, schon verwech- selt sind. Beiträge zur vegetabilischen Embryologie nach Bemerkungen über den Ursprung und die Entwik- kelung des Embryo in Tropaeolum majus von Her- bert Giraud in den Transactions of the Linnean Society Vol. 19. P. 2. p. 161. (1843), auch im Auszuge in den Annais of Natural History T. 9. (1842) p. 245. Der Verf. wählte diese Pflanze zur Untersuchung , weil sie einsa- mige Früchte und verhältnissmässig grosse Eichen hat. In der ersten Periode oder kurz vor der Oeffnung der Knospe •wurde ein Längsschnitt durch das Carpellum von dem Rücken gegen die Axe des Pistills gemacht. Der Schnitt theilte das Eichen und zeigte, dass dieses schon seine anatropische Ent- für physiologische Botanik, 73 Wickelung erhalten habe. Ein festes und dichtes Zellgewebe, welches ein Bündel von Gefässen einschloss, stieg von der placenta herab, und nachdem es mit ihr die raphe gebildet, endigte es sich in der Basis des Eichens. Der Kern (nu- cleus) hat nur eine Umhüllung, an dessen Spitze sich die Exo- stome oder Mikropyle befindet, dicht neben dem Anheftungs- punkte. Das leitende Zellgewebe des Griffelkanals Hess sich in die Carpellarhöhlung bis zur Exostome verfolgen. In der zweiten Periode, während welcher die Knospe sich entfaltet, und die Antheren sich öffnen, also vor der Befruchtung, zeigt sich eine kleine elliptische Höhle neben der Spitze des Kerns, überzogen mit einer zarten Membran, welche von den Wän- den der umgebenden Zellen gebildet wird. Diese Höhlung ist der Embryosack und mau sieht einen kleinen Kanal, der von .ihm zur micropyle geht. Die Spitze des Embryosacks umschliesst eine Quantität von Schleim, worin sich viele kleine Körperchen befinden. In der dritten Periode neigt sich die Spitze des nucleus und seiner Umhüllung etwas gegen die placenta. Der Embryosack ist langer und weiter geworden; der Schleim ist verschwunden und hat einer langen und durch- sichtigen Zelle, Mirbels utricule primordiale, Platz gemacht, worin sich eine Menge von Kügelchen befindet. Die Primor- dialzelle entwickelt sich im Embryosack, von welchem sie deutlich verschieden ist. Die vierte Periode folgt auf die Be- fruchtung. Die Pollenschläuche erstrecken sich nicht bis in die Carpellariiöhlung, aber die Fovilla mit ihren Körnern findet sich häufig in dem Uebergange vom Griffel zur Exo- stome. Mit der vermehrten Entwickelung des Embryosacks verlängert sich die Primordialzelle und wird deutlich zellig durch die Entwickelung kleiner Zellen im Innern, indem sie sich neben der Basis des nucleus in eine sphärische Masse voll kugelförmiger Zellen endigt. Die Primordialzelle nimmt zu dieser Zeit den Charakter des Aufhängefadens (suspenseur von Mirbel) au, und das sphärische Ende bildet die ersten Spuren des Embryo. In der fünften Periode neigt sich der nucleus mit seiner Umhüllung mehr gegen die placenta; das sphärische Ende des suspensor wird grösser und es zeigt sich deutlicher, dass es die Anlage des Embryo ist. Unter- dessen wird der ganze suspensor länger dadurch, dass sich »7^ H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten die Zellen in ilnn niehrcn , und das obere Ende desselben dringt durch die Spitze des Embryosacks, die Spitze des nucleus und die Mikropyle. Die übrigen Perioden der Ent- Wickelung mögen wir übergehen. Der Verf. folgert daraus, dass da der Enibryosack und auch die Primordialzelle sich vor der Befruchtung zeigen , sie also nicht aus einem Pollen- schlauch entstehen können, ferner dass die Befruchtung ver- muthlich durch die Fovilla geschehe, da die Pollenschläuche die Mikropyle nicht erreichen. — Die Abhandlung wurde mit vielen Abbildungen der Linneischen Societät zu London vor- gelegt, und verdient die grösste Aufmerksamkeit. William Griffith beschreibt in einem Briefe aus Serampor in den Annais of Natur. Hist. V. 9. p. 243. das Eichen von Santalum und Osyris. Das Ovulum von Santalum besteht aus einem nucleus und dem Embryo- sack, der über die Spitze und die Basis des nucleus verlän- gert ist. Das Albumen und der Embryo entwickeln sich iu dem hervorstehenden Theile über den Septum; die Masse des Embryo entwickelt sich geradezu aus dem Bläschen, wel- ches das Ende eines Pollenschlauches ist; der Same (albu-' men) hat keine andere Bedeckung als den obern einverleibten trennbaren Theil des Embryosacks. In Osyris besteht das Ovulum nur aus einem Nucleus und dem Embryosack, der eben so wie in Santalum verlängert ist, aber doch nicht so sehr nach oben (anteriously), dieser obere (anterior) Theil gleicht völlig dem unveränderten Theile des Sacks von San- talum unter dem Septum, Das Albumen und der Embryo bilden sich ausserhalb des Sacks und sind völlig nackt, und welche Bedeckung sie haben mögen, so gehört doch diese nicht zum Ovulum. Ueber die gegenseitige Lage der Abtheilungen des Stigma und der Wand-Placenten im zusammen- gesetzten Ovarium bei den Pflanzen von Robert Brown. Botan. Zeit. 1843. St. 12. ist ein Auszug aus R. Brown's Account of Cyrtandreae in dem zweiten Theile von Horsfield's Plantae javanicae rariores, Lond. 1840. und befindet sich im Original in den Annais of Natur, llist. T. XL p. 35. Einzelne Abdrücke wurden schon 1839 ausgegeben. Man ist gegenwärtig, sagt der berühmte Verf., allgemein daria für physiologische Botanik. 75 übereingekommen, ein vielsaiuiges Legumen als den Zustand des einfachen Ovariums zu betrachten, welcher am besten die allgemein angenonnnene hypothetische Ansicht von der Bil- dung dieses Organs erläutert, nämlich dass es in der Modifi- cation eines nach Innen gefalteten und an seinen Rändern verwachsenen Blattes besteht, welche in den meisten Fällen die einzigen Theile des Organs sind, woran Ovula hervor- kommen, oder wo diese Productionskraft nicht durchaus auf die Ränder beschränkt ist, da beginnt sie in der Regel au denselben oder umfasst sie. Die Ausnahmen sind von einer doppelten Art ; entweder wo die ganze innere Fläche der Fruchtblätter Ovula trägt, oder wo die Erzeugung der Ovula auf den äussern Winkel des Faches, also auf die Axe des vorausgesetzten Fruchtblattes beschränkt ist. Der Verf. be- trachtet besonders den letztern Fall, und sucht zuerst die Ausnahme an verschiedenen Arten von Mesembrianthemum zu beseitigen, dann die, welche Lindley an den Orchideen bemerkt hat. Es lässt sich erwarten, dass der Verf. mit vie- lem Scharfsinn den letztern Fall auf die gewöhnliche ange- nommene allgemeine Regel zurückzuführen sucht. Aber diese allgemeine Regel hat mir immer nicht bloss zweifelhaft, son- dern völlig unrichtig geschienen. Denn wo koumien aus dem Rande wahrer Blätter Knospen hervor? Am Rande läuft nie ein Gefässbündel herum, woraus Knospen oder junge Triebe hervorkommen könnten und der einige Aehnlichkeit mit dem Gefässbündel hätte, woraus die Ovula in den Fruchtgehäusen hervorkommen. Führt man Bryophyllum calycinum an, so dient zur Antwort, dass die Knospen nicht aus dem Rande, sondern nur in der Nähe, in den Winkel der Kerben hervor- kommen, wo mehrere feine Nerven sich verbinden. Oder Phyllanthus; so lässt sich leicht darauf antworten, dass hier die sogenannten Blätter nur erweiterte Blattstiele sind, wie die kleine Schuppe unter ihnen zeigt, welche das wahre Blatt vorstellt. Die Annahme, dass die Ovula aus der Mittelrippe eines metamorphosirten Blattes hervorkommen, ist weit natür- licher, und erklärt die Formen der Fruchtgehäuse besser, wenn man nur Zurückbiegtuigen und leichtes Verwachsen der Ränder annimmt. Endlicher hat diese Meinung zuerst vorge- tragen (Linnaea T, 7. p. 1), welchem sich Fenzl angeschlossen i^g H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten hat. Ich mache hierbei auf des Letztern vortreffliche Unter- suchung von Rhigo/um dichotouium Burchell in den Denk- schriften der K. Bayerischen Botanisclien Gesellschaft zu Re- gensburg B. 3. S. 205 aufmerksam, wo man das Geschicht- liche über diese Meinung finden wird. Doch scheint mir eine andere Theorie, von der sogleich die Rede sein wird, noch vorzuziehen. Ueber einige bisher unbemerkte Sonderbarkei- ten in der Structur der Kapseln der Papaveraceae und über die Natur des Stigma der Cruciferae. Von J. W. Howell, Annais of Nat. Hist. Vol. 10. p. 248. Die Sonderbarkeit besteht darin , dass in Papaver die Straleu des Stigma den Scheidewänden entgegengesetzt sind, indem sie in den Nyniphaeaceae nach der allgemeinen Regel damit wechseln. Auf die Erinnerung, dass Kunth in seiner genauen Beschreibung von Papaver in der Flora berolineusis schon darauf geachtet habe, erwiedert der Verf. in Annais of Nat. Hist. V. 11. p. 42 er habe seine Bemerkung bereits 1832 gemacht, da hingegen Kunths Flora erst 1838 erschien. Aber es kommt darauf an, wer die Bemerkung zuerst öflfentlich bekannt macht; man kann oft selbst nicht für Gedächt- nissfehler in dieser Rücksicht stehen. Die anomale Bildung bei den Papaveraceae erklärt er oder führt zur Regel zurück, auf folgende Weise: Jeder Stigmastral ist doppelt, gebildet von den aneinanderliegenden Seitentheilen der Stigmate zweier sich berührenden Karpellen ; die beiden Stigmatheile jeder Karpelle bei den mehr zusammengesetzten (complex) Kapseln der höhern Arten sind durch eine dazwischen tretende (inter- vening) Membran gesondert, z. B. Argemone, Papaver. Da sich eine ähnliche Anomalie bei den Cruciferen, wie bei den Papaveraceen findet, so erklärt er diese durch folgende An- nahme : Es ist sehr wahrscheinlich , dass die Schote der Cru- ciferen aus zwei Karpellen zusammengesetzt ist, deren ein- wärts gebogene Ränder zwei aus einer doppelten Platte be- stehende Seitenplacenten bilden, die scheinbar anomale Stel- lung der Stigmate entsteht dadurcli, dass sie aus zwei Seiten- hälften gebildet werden, wovon jede der entsprechenden dar- unter stehenden Karpelle gehört. — Es ist höchst wahrschein- lich, dass die Samen, wie alle andern Theile aus dem Axen- für physiologische Botanik. 77 gebilde entspringen und zwar hier aus dem Axengebilde des Bliitenstiels. Es ist nie einfach , sondern spaltet sich zuletzt in mehrere Abtheilungen, in Lateraltheile. Diese bleiben nun entweder zusanmien, und durchlaufen verbunden die Frucht, in welchem Falle die Samen nacli der Axe hin ange- heftet sind, oder die Abtheilungen trennen sich von einander, ehe sie in die Frucht eindringen und dann stehen die Samen an den Wänden , oder die Axe hört ganz auf und nur Kar- pellarblätter bleiben, welche an ihrem Mittelnerven die Früchte tragen, z. B. Delphinium, Aconitum u. s. w. Diese Form der Früchte ist meiner Meinung nach keinesweges die Normal- form, sondern wirklich die anomale und die Kapsel mit einer freien Centralplacenta die einfache. Die Karpellarblätter, so mögen wir die Blätter nennen, woraus das Pericarpium be- steht, entspringen unter der Frucht, und sind entweder mit den Rändern an einander gewachsen, oder sie biegen sich an den Rändern um und sind so mit der Axenabtheilung ver- wachsen, oder auch ohne diese unter sich allein, wie Aconi- tum, Delphinium, alle Multicapsulares und Leguminosae. Die Scheidewände gehen in der Regel von der Mittelrippe des Karpellarblattes aus und da in der Blüthe alles wechselt, so wechseln auch die Karpellarblätter mit den Abtheilungen des Axengebildes und den Fortsetzungen derselben, den Stigmaten. Daher die allgemeine Regel, dass die Stigmate mit den Scheidewänden wechseln. Die Fruchtbildung von Papaver ist sehr richtig vom Verfasser erklärt, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man eine junge unreife Kapsel von Papaver somniferum eintrocknen lässt, weil sich die Theile der Stigmate dann ganz auseinander ziehen. Die Frucht der Cruciferen hingegen scheint mir eine Mittelform zwischen den Früchten, wo die Axe aufhört und denen wo sie sich nur theilt; es ist nämlich ein Karpellarblatt mit der Mittelrippe an die Abtheilung des Axengebildes angewachsen, und die Scheidewand bildet sich also wie gewöhnlich zwischen der Mittelrippe des Blattes und der gegenüberstehenden Placenta, die aber nun neben einander liegen. Die Abtheilungen der Griflfel sind eine Fortsetzung der Abtheilungen des Axenge- bildes, wie gewöhnlich, und fallen also hier mit der Scheidewand zusanmien. Der Wechs^el der Karpellarblätter mit den Ab» 78 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten tlieilungen des Axengebildes sind an PapaVer vortrefflich zu sehen. Durch diese Darstellung der Früchte wird der Natur keine Gewalt angethan, wie durch die hypothetische Entste- hung der Samen an Blatträndern. On the existence of spiral cells in the seeds of Acanthaceae by Mr. Richard Kippis. Tr. of the Linnean Soo. V. 19. P. 1. p. 65 (1842). Auf den Samen eines Acanthodium, welches dem Acanthodium spicatum nahe steht, aus Ober-Aegypten bemerkt man angedrückte schein- bare Haare, die in Wasser anschwellen, sich ausbreiten, und dann deutlich aus Büscheln von 5 bis 20 langen, cylindri- sehen, durchsichtigen Röhren bestehen, die bis zu ein Drittel ihrer Länge zusammenhängen, uud eine, zwei oder auch zu- weilen drei Spiralfasern enthalten, welche fest an der Mem- bran der Röhren hängen. Die Fasern sind zuweilen durch Ringe unterbrochen. In dem unteren Theile, wo die Röhren zusammenhängen, findet man die Fasern netzförmig, gegen das Ende gehen die Gewinde auseinander, und in der Mitte sind sie durch zarte Aeste der Hauptfaser verbunden. Die Entwickelung der Haare ist mit einer starken Ausladung von Schleim verbunden. Die Zellen der Testa sind sechseckig; ähnliche Zellen aber mehr verlängert umgeben die Basis des Haars und gehen darin über. Aehnlich verhalten sich die Haare auf den Samen von Blepharis boerhaaviaefolia, Bl. raolluginifolia und Bl. rubifolia. Einzeln stehende Haare mit Spiral- oder Ringfasern sieht man an den Samen von Ruellia formosa und R. repens. Schleim fliesst in ftlenge aus dem Ende der Röhre. An fünf Arten von Hygrophila hatten die Samen ähnliche Haare, so auch an Dyschorista ceruna, D. littoralis und Oechmanthera tomentosa. An den Samen von Strobilanthes, Stenosiphonium und Aetheilema befinden sich solche Haare nur am Rande des Samens. Aber die Haare der Samen von Strobilanthes timbriata und Strobilanthes Wallichii haben keine Spiralfaser, so auch die Haare der Samen von Dipteracanthiis patnins und D. crectus; sie er- giessen viel Schleim aus der Sj)itze. In den Haaren der Samen von D. dejeetus ist eine Spiralfaser. Die Samen von Blechinn Brownei haben einen schmalen weisslichen Rand aus cylindrischen Zcllon ohne Fasern. Die Zellen delincn sich für physiologische Botanik. 79 durch den Schleim, den sie enthalten, im Wasser aus, und nehmen endlich die Form von weiten, stumpfen und geboge- nen Haaren an, ohne Faser. Der Verf. beschreibt zuletzt die mannichfaltigen Haare und Ansätze an den Samen der Akan- thaceen , die aber keine Spiralbildung zeigen. Heber den Schleim, der mit Spiralfasern aus den Samen hervordringt, s. meine Vorlesungen über die Kräuterkunde S. 94 folg. Ausartung. Monstrosität. Vollständiger Bericht über einige bei verschie- denen Pflanzen beobachteten Ausartungen, von E. V. Berg, Neu brandenburg, 1843. Aus dem Practischen Wochenblatte für Landwirthschaft, Gartenbau, Hausvvirthschaft und Handel besonders abgedruckt. — So wie von Zeit zu Zeit eine Abhandlung über die Quadratur des Zirkels und das Perpetuum mobile bei den Akademieen eingeschickt wird, so kommt von Zeit zu Zeit ein Oekonom und behauptet, die Verwandlung von Trespe und Hafer in Roggen, von Roggen in Weizen und andere dergleichen Verwandlungen zu Stande gebracht zu haben. Unser Verf. gehört auch zu diesen Oeko- nomen. Im Anfange dieser kleineu Abhandlung erzählt er uns, was er bereits von solchen Ausartungen öffentlich be- kannt gemacht habe, zuerst anonymisch mit — g unterschrie- ben, endlich unter seinem Namen. Er behauptet, Raps könne sich in Thlaspi arvense, die letztere Pflanze in Leindotter (Camelina sativa) und diese wiederum in Täschelkraut (Cap- sella Bursa pastoris) verwandeln, auch zog er aus einem Sa- menkorne von Tlilaspi eine dem weissen Senf ähnliche Pflanze, die durch wiederholte Aussaat dem weissen Senf immer ähn- licher wurde. Das hat alles der Verf. schon bekannt gemacht. Jetzt erzählt er uns , wie er Trespe (Bromus secalinus) in Roggen verwandelt. Er liess ein Pfinid Samen von Trespe im Jahre 1839 aus Hamburg kommen; es wurde davon der eine Theil noch in demselben Frühling gesäet, und zwar in einem Versuchsgarten, der Rest aber im nachfolgenden Herbst ins Land. Zuerst wurde Roggen gesäet, dann Trespe. Die Trespe wie der Roggen ging bald nach der Aussaat auf, es dauerte nicht lange, so nahmen die Trespen-Pflanzen das An- sehen des Roggens an, und brachten auch im folgenden Jahre 80 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Roggen und zwar so allgemein, dass nur ein Halm Trespe darunter war, u. s. av. u. s. w. S. auch Botan. Zeitung von 1843. St. 30. Some further Observations on the Nature of the Ergot in the grain by Edwin J. Queckett. Tr. of the Linnean Society V. 19. P. 2. p. 137. s. auch An- nais of Nat. Hist. V. 11. p. 461. Der Verf. hat in einer frühem Abhandlung B. 18. Th. 3 dieser Transaction zu zei- gen gesucht, dass Mutterkorn von einem Pilz entsteht. Um dieses zu beweisen, hat er Versuche angestellt. Körner von Rog- gen, Weizen und Gerste wurden in einem Gefässe mit destil- lirtem Wasser zum Keimen gebracht, dann wurden die Kör- ner auf der äussern Oberfläche von Mutterkorn mit einem Pinsel in demselben Gefäss und Wasser abgebürstet, und das Ganze einige Zeit zum Fortwachsen der Körner hingestellt, hierauf die jungen Pflanzen verpflanzt. Zugleich mit diesen Körnern liess man andere ohne Mutterkorn keimen. Als die Pflanzen herangewachsen waren , hielten die beiden zur Voll- kommenheit gediehenen Pflanzen vom angesteckten Roggen- samen, jede eine Aehre mit Mutterkorn, die Pflanzen von unangestecktem Samen nicht. Aber die angesteckten Samen von Weizen und Gerste hatten kein Mutterkorn. Der Verf. meint, diese Versuche würden entscheidend sein, wenn Wei- zen und Gerste auch Mutterkorn gehabt hätten. Doch waren zu wenig Roggen -Pflanzen zur Vollkommenheit gediehen, um einen sichern Beweis zu geben. S. auch den Jahresbericht f. physiolog. Botanik im Jahre 1840. S. 418. Beschreibung einer tetramerischen Orchis- blüte von Dr. Moritz Seubert. Linnaea B. iß. S. 389, An einer Orchis palustris waren alle Blüthen wohlgestaltet, bis auf eine der untern, welche sogleich durch zwei Labella auffiel. Unter diesen beiden war ein accessorisches Perigo- nienblatt. Der Verf. meint, aus der dreifachen Zahl sei die Blüte in die vierfache übergegangen, und so rechnet er: Vier äussere Perigonienzipfel, mit Hinzutreten des accessori- schen, und vier innere mit den beiden Labellen. Die folgenden Monstrositäten sind nach den natürlichen Ordnungen angeführt, auch stehen die vorigen eben desswegen voran. für pliysiologische Botanik. Öl Thesium intermedium. Beitrag zur Teratogno- sio der Thesienblü the von Siegfr. Reissek. Lin- naea T. 17. p. 641. Von dieser genauen und interessanten Abhandlung sind nur die Resultate anzugeben , da die Be- schreibung der Deutlichkeit wegen ganz miisste hierher gesetzt werden. Die Monstrosität war an einer Pflanze von Thesium intermedium bemerkt worden, und zwar an einem mit dem Aecidium Thesii bedeckten Exemplar. Sie zeigte folgende Abweichungen von der typischen Form. Erstlich Verände- rungen im Karpellarkreise mit regelmässiger Bildung der übri- gen Kreise; zweitens Veränderungen im Staub- und Karpellar- kreise mit regelrechter oder wenig abweichender Perigonial- bildung; drittens Veränderung in sämmtlichen Kreisen mit einfacher Blatterzeugung, und viertens Veränderung in sämmt- lichen Kreisen, mit hinzutretender, centraler Bliitenverjüngung. Aus der Vergleichung der monströsen Pflanze in ihrer Total- erscheinung mit den verwandten, normalen Formen ergiebt sich ihre morphologische Bedeutung. Es folgt, dass das durch Aecidium verbildete Thesium intermedium in der Stammbil- dung eine relativ höhere Entwickelungsstufe einnimmt, und den suflFrutescireuden Theilen und Osyren hierin am nächsten kommt; dass ferner dasselbe auch in der Bliithenerzeugung theilweise auf einer höhern Bildungsstufe steht, und sich hierin den neuholländischen Formen nähert. Aus der Conformation der monströsen Blüten folgt: Erstlich, dass das Perigon einer allmähligen Transformation in vegetative Blätter fähig ist, Staub- und Kapillarwirbel aber mit grosser Festigkeit ihre Natur zu erhalten streben, und eher eingehen als sich in ve- getative Blätter verwandeln. Zweitens, dass der Discus beim Fehlschlagen der Staubgefässe verschwindet, und nicht als Ausbreitung oder Rand um die im Innern des Perigons er- erzeugte Knospe zurückbleibt, somit entweder keine beson- dere Ausbreitung der Axe ist, oder im Falle das Statt findet, die Ausbreitung constant mit der Axenfortsetzung verschmilzt. Plantago botryophylla Kirschleger. Notice sur quelques faits de Teratologie vegetale in Mem. de la Soc. du Museum d'Histoire naturelle de Strasbourg T. 3. p. 12. Jede Abhandlung dieser Me- moires ist besonders paginirt. Die Bracteen an Plantago major Archiv f. IVaturgesrliichte. X. Jahrg. 2. Bd. t' QO H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten waren in folia subspatulata ausgewachsen. Eine in gutem Bo- den gar nicht seltene Monstrosität. Peucedanun» Oreoselinum Kirsch leg er a. a. O. p. 8. Am Stamm sah man in einer gewissen Höhe eine Menge von Doldenstralen 30 — 40, welche in einem Wirtel um den Stamm herum standen , die Hüllblätter waren in zu- sammengesetzte Blätter verwandelt. Der verlängerte Stamm trug eine viellappige Bractee, aus deren Winkel eine einzige be- sondere Dolde hervorkam. Der Gipfel des Stammes endigte sich in eine gewöhnliche zusammengesetzte Dolde. Der Verf. glaubte demnach, dass in den Dolden immer ein Stral die Axe darstelle. Primula sinensis. Beschryving eener volledige Vergroening van Primula sinensis Lindl. Tyd- schrift voor natuurl. Geschieden, en Physiol. T. 10. p. 355. Eine genaue und umständliche Beschreibung dieser merkwürdigen Monstrosität, die einen stufenweise fortschrei- tenden Uebergang der Blütentheile zur Blattbildung zeigte. Ein Auszug daraus lässt sich nicht wohl geben. Alle Theile der Blume waren grün geworden. Der Kelch, statt unten bauchig zu sein, wurde es erst nach oben; die Blumen- krone, statt abzufallen, war unten mit dem Blütenboden ver- wachsen , die Abtheilungen zeigten ausser der grünen Farbe nur an einigen Blüten geringe Einschnitte, die Staubgefässe waren angewachsen, die Staubbeutel fleischig und ohne Blü- tenstaub, der Fruchtknoten gestielt und nach oben verdickt, so, dass er aus der Blüte herausstand. Am aufifallendsten waren die Veränderungen, welche die Eichen oder noch mehr der Samenträger erlitten hatten, sie waren in einigen Frucht- anlagen wenig verändert, nur dass die micropyle (eimond), statt neben der Anheftungsstelle zu liegen, ihr gegenüber lag. In andern Früchten waren die Eichen durch fleischige, 3 bis 5 lappige Blättchen umgeben; einige sind dann ganz mit den Blättchen bedeckt, andere haben an der Basis noch gehörig geformte Eichen, andere wiederum, an der Basis mit Blättchen besetzt, haben an der Spitze lang gestielte Eichen. Die an der Stelle der Eichen hervorkommende Blättchen sind eiför- mig, in den Blattstiel herablaufend, zugespitzt und behaart. Eine Entwickelung der Eichen selbst zu einer jungen Pflan/e bemerkte der Verf. nicht. für physiologische Botanik. g3 Priinula Auricula. . Kirschleger a, a. O. p. 11. Jede Blume hatte statt des Fruchtknotens eine sehr gut ent- wickelte Blutenknospe. Pelorie von Calceolaria crenat iflora, beschrie- ben von E. Meyer. Linnaea T. 16. p. 26. Die Pelorie dieser Pflanze zeigte eine glockenförmige Röhre und einen umgekehrt trichterförmigen viertheiligen Saum. Das Pistill war vollständig und ohne die mindeste Abweichung vom nor- malen Zustande entwickelt. Aber die Staubfäden fehlten ganz, und ohne die geringste Spur der Stelle, wo sie sich hätten bilden sollen. Der Verf. erklärt nun die Pelorie folgender- massen: In der natürlichen Krone stehen die beiden Staub- fäden unter der kurzen Oberlippe; die Unterlippe scheint deshalb grösser und lebhafter gefärbt , weil aus ihr keine Staubfäden entspringen. Jetzt nehme man die Staubfäden ganz weg und das Gleichgewicht unter beiden Lippen muss sich wiederherstellen. Die Pelorie besteht nun aus dem voll- ständigen zur Krone verschmolzenen Blattkreise, und zeigt in dem Grunde ringsum Flecke, weil ringsum keine Staub- fäden zur Ausbildung gekommen. Endständig war keine der beiden Pelorien. Der Stiel der einen war sogar mit dem Stiele einer ganz normal gebildeten Nachbarblume seiner gan- zen Länge nach so zusammengewachsen, dass die Kelche bei- der mit dem Rücken gegen einander standen, und beide Kro- nen fast horizontal sich ausbreiteten. Linaria vulgaris. Monströ se Blumen, beschrie- ben von E. Heufler. Linnaea T. 17. p. 10. Allerdings eine sonderbare Monstrosität und desswegen merkwürdig, weil sie aus dem gewöhnlichen Kreise der Veränderung her- ausgeht. Die Oberlippe der Blüte zeigte nichts beson- deres, als das Rudiment eines Sporns an der Rückseite. Die Unterlippe war bedeutend grösser, durch einen oder zwei unförmliche Lappen vermehrt, der Gaumen mehr aufgetrieben und sehr gerunzelt. Die vier Staubfäden hatten sich in trom- petenförmige Röhren verwandelt. Jede einzelne Röhre stand in mannichfaltigen Krümmungen über den Rachen hinaus. Der unterste Theil glich einem Sporne, der mittlere Theil war mit orangefarbenen Haaren besetzt, der oberste war wie- derum glatt und öffnete sich auf die verschiedenste Weise. 84 H. F. Link: Jahresbericht übe-r die Arbeiten Der Saum schief nach Aussen geschlagen, und bei jedem ein- zelnen Stück anders geformt. Das Rudiment des fünften Staubfadens war ein ähnliches röhrenförnjiges Blatt geworden, welches von der innern Fläche der Oberlippe an frei war, und über die Blume hinausragte. Dieser verwandelte fünfte Staubfaden war äusserst zart gebildet; ganz kahl und durch- sichtig, von gewässerter schM'efelgelber Farbe. Manchmal waren Spuren eines sechsten und siebenten Staubfadens vor- handen , entweder in Gestalt einer wasserhellen Spitze oder als ein zartes Stielchen, eine gelbliche, blattartige Schale tragend. Statt des Pistills zeigte sich eine mehr oder weni- ger entwickelte zweite Blume. — Man sieht aus der Be- schreibung dieser Pelorie , dass sie kein Rückschritt zu einer regelmässigen Blüte, sondern ein Fortschritt zu einer höher ausgebildeten Blüte ist. Veronica sibirica fasciata. Kirsch leger a. a. 0. p. 10. Beschreibung einer solchen Veronica mit einem ge- bänderten Stamme, der sich oben in zwei Theile theilt. Von dem innern Baue sagt der Verf. nur, dass der Stamm im Querschnitt ein einfaches Mark zeigte. Einige wenige Worte über die Entstehung dieser Misbildung konmien darauf hinaus, dass doch eine Verwachsung zweier oder noch mehr Stämme möge Statt gefunden haben. Das müsste sich doch durch den innern Bau zeigen. Campanula persicif olia. Kirschleger a. a. O. p. 3. Die Blätter der Pflanzen wurden nach oben zu immer mehr blütenartig. Die Blätter 9 — 13 am Stamme waren wel- lenförmig kraus, die Blätter 13 — 18 blau gefärbt, die Blätter 19 — 23 wurden immer kleiner von einer grünlich blauen, sehr blassen Farbe, einige hingen an den Rändern zusammen. Einige Cyclen von halbblumenblattförmigen Blättern entwik- kelten sich, ehe die fünf wirtelförmigen Staminalblätter er- schienen. Jedes dieser letztern trug an der obern und vor- dem Hälfte eine zweifächerige wohl entwickelte Anthere, deren Fächer aber mit noch nicht staubförmigem Blütenstaub gefüllt waren. Jedes Fach gehörte der Hälfte des Blattes an, die von einander durch die Mittelrippe getrennt waren. Die Pol- lenmasse schien auf beiden Flächen, der vordem und der hintern, durch eine epidermische Membran bedeckt; jedes für physiologische Botanik. 35 Fach war in zwei läiigliclie Concamerationeu getheilt, die am Rande, da wo die Anthere sich öffnet, eine Einbiegung hatte. An der, Spitze der Axe fanden sich drei freie Karpellarblät- ter; Spuren von Eichen waren nicht zu sehen. Die Monstro- sität schien durch einen Insektenstich veranlasst. Tragopogon pratensis. Kirschleger a. a. O. p. 5. Die äussern Blümchen, viel grösser als die Innern, zeigten einen Kelch von fünf linienförmigen Blättchen; eine gelblich grüne, an der Spitze schwach fünfgezähnte Blumeu- krone, an einer Seite bis au die Basis gespalten; fünf freie Staubfäden; zwei lange, spitze, grüne Karpellarblätter, und zwischen ihnen ein neues Calathidium aus dreissig Blümchen bestehend. Die Schlüsse sind leicht zu ziehen. Rosa gallica prolifera. Kirschleger a. a. O. p. 7. Den Kelch stellten fünf gefiederte Blätter vor, das Endblättchen war dreilappig an einigen. Die Axe setzte sich durch den Kelch in derselben Dicke fort, dann folgten fünf gewöhnlich gebildete Blumenblätter, aber die Axe fuhr fort und war nun nackt. Hier zeigte sich ein kleines Blatt, wel- ches nur durch das Endblättchen repräsentirt wurde, dessen Rachis zwischen den beiden Stipeln eine Rosenfarbe hatte. Die beiden Stipeln waren von zarter Consistenz und von Rosenfarbe. An der Spitze stand eine gefüllte Rosenknospe mit vielen Karpellen. Philadelphus coronarius. v. Schlechtendal Lin- naea T. 16. p. 463. Der Kelch aus vier gestielten Blättern, von denen die zwei untern länger waren, die zwei obern kleiner und sehr ungleichseitig, indem die eine Hälfte fehlte. Acht Blumenblätter; die Staubgefässe fast normal. Pistill frei, sonst normal. In der Achsel des obern kleinen Kelch- blattes standen noch zwei kleine, verschieden gebogene Blu- menblätter und zwischen diesen zwei kurze Staubgefässe, von denen das eine eine wohlgebildete Anthere, das andere eine missgebildete trug. Eine andere Blume zeigte den Uebergang der normalen Blumenbildung in die oben beschriebene ab- norme. Noch eine andere Blume hatte einen normalen Kelch, vier Blumenblätter, mit denen jedoch noch andere vier offen- bar aus Staubgefässen entstandene Blumenblätter wechselten. Eine vierte Blume hatte einen in vier Theile getheilten Kelch, Qg H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten zwei derselben waren normal , das dritte stellte ein gestieltes Blatt dar, das vierte war viel kleiner, fast halbseitig und spiralig gedreht. In beiden Achseln der obern Kelchtheile befand sich eine unvoUkomniene Blume. Hier ist, sagt der Verf., eine Vereinio-ung der Blumenbildung mit der Inflorescenz. Berberis articulata Loiseleur Kirschleger a. a.O. p. 1. Der Verf. fand eine Monstrosität von Berberis vulga- ris mit Blättern, deren Stiele an der Spitze gegliedert waren. Er schliesst daraus, dass die Blätter der Berberis eigentlich nur die Endblätter eines gefiederten Blattes sind, wie die ver- wandten Arten zeigen. Willemet in seiner Flore de Nancy sah diese Monstrosität, und da er bei Linne keine andere Ber- beris fand, als B. vulgaris und B. cretica, so musste es B. cretica sein. Sein Neffe Soyer Willemet sah diesen Fehler ein und nannte die Pflanze B. vulgaris monstrnoso-petiolata. Loiseleur (Dictionn. d. sc. naturell. T. 56. p. 318) erkannte wohl, dass diese Pflanze nicht B. cretica sei, doch beschrieb er sie als eine neue Art unter dem Namen B. articulata. Hierher gehört auch B. provincialis Audib, , welche in den Reliquiae Schraderianae Linnaea 1838. p. 381. charakterisirt ist, auch hat es Steudel in seinem Nomenclat. botan., wie K. erinnert, nicht verbessert. Wenn er aber, gleichsam tadelnd, sagt, dass noch immer in den Beschreibungen der Ausdruck Spina gebraucht werde, so hat er sehr unrecht, denn in der Beschreibung muss zwar die Stelle des Theils angedeutet sein, aber die morphologischen Ansichten, die sehr verschie- den sein können, dürfen die Benennung des Theils nicht be- stimmen. Delphinium Consolida. Kirschleger a. a. O. p. 4. Die coroUa (Linne's nectarium) war ausgewachsen, fiinf- blättrig, und fast regelmässig, die obern Blätter in spornartige Fortsätze verlängert und diese Blumenblätter wechselten mit den Kelchblättern. Ein Beweis für Jussien's Ansicht dieser Blume. Zwar ist die letztere allgemein angenommen. Ich füge hier die Anzeige einer Abhandlung bei, weil sie sich ebenfalls auf Umbildungen oder Monstrositäten stützt: Ueber das Wesen der Keimknospe von Sieg fr. Reissek, Linnaea T. 17. p. 657. „Ist die Keimknospe eine wahre Knospe, sagt der Verf., so entspricht der Nucleus für physiologische Botanik. 87 dem Nucleus der Blattknospe, die Integumente den äussern Blättern derselben. Bei der gewöhnlichen Blattknospe gilt es als Gesetz, dass die äussern, respective untern Blätter die ältesten sind, die Innern Blätter, welche den Nucleus zusam- mensetzen, die jüngsten, somit der Nucleus selbst der jüngste Theil. Au der Keimknospe ist stets der Nucleus der älteste, das äussere Integument der jüngste Theil. Es findet demnach hier das Umgekehrte Statt. Aus diesem Verhalten ist ersichtlich, dass die Keimknospe, da sie so wesentlich abweicht, ihrer Vegeta- tion nach keine Knospe sein könne. Die Anlagerung neuer Partien nach ans- und abwärts findet aber gesetzmässig am Blatte Statt. Die Keimknospe ist deshalb ein Blatt. So wie die Bildung der Lappen am Blatte, so schreitet auch die Bil- dung der Integumente der Keimknospe nach Aussen fort." Ich muss diesem geradezu widersprechen. Der Nucleus der Blattknospe ist keinesweges aus Blättern zusammengesetzt; er ist das abgerundete Ende eines Astes und ist der erste, der älteste Theil der Knospe, durch das Hervordringen des Markes gebildet. Ich könnte dem Verf. viele Abbildungen darüber zeigen, eine oder einige werde ich bald in meiner Anatoraia plantarum vorlegen. Dieser Nucleus sprosst neue Blätter hervor, löset sich aber gar nicht in Blätter auf. Die Anlagerung neuer Partien nach aus- und abwärts findet aber gesetzmässig an der Blattknospe Statt, und nicht am Blatte, welches sich nach allen Richtungen ausdehnt. Die Keimknospe ist also kein Blatt, wohl aber mit der Blattknospe zu vergleichen. Es würde zu weitläuftig sein, mich über die folgenden ein- zelnen Sätze des Verf. zu äussern, da ich fast immer auf die entgegengesetzten Resultate gekommen bin. An diese allgemeinen Betrachtungen von Monstrositäten — die vorhergehenden betreffen nur einzelne Fälle — schlies- sen sich auch die Missbildungen gesammelt von Pr. v. Schlechtendal an, in Botan. Zeitung St. 29. S. 492. Der viertheilige Saum der Blumenkrone, sagt der Verf. von Syringa vulgaris, zeigt häufig einen Lappen mehr, welcher dann meist nicht von gleicher Grösse mit den übrigen ist. In solchen Fällen mehrt sich auch wohl die Zahl der Staub- gefässe um eins, und zwar ebenfalls durch Theilung des einen, dessen Staubfaden sich biegt und an dieser Biegung eine g3 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Pollen entwickelnde kleine Stelle zeigt. Seltener sind Blu- men, und namentlich kommen sie bei der weissblnmigen Art besonders vor, deren Kronensaum in eine Menge Lappen ge- tlieilt ist, 13 — 25 sieht man zuweilen. Staubgefässe smd in der Mehrzahl da, und zwei neben einander im Grunde der Blume stehende Pistille zeigten, dass wenigstens zwei ver- einigte Blumen den Grund zu dieser eigenthiimlichen Bildung gelegt hatten. An Arctotheca repens fand der Verf. drei Blümcljen der Scheibe mit einander vereinigt. Aeusserst häufig, sagt v. Schlechtendal daselbst, findet sich der Pflanzenstengel, auch wohl die Blätter spiralförmig gedreht, gewöhnlich wenn irgend ein Hinderniss bei der Ent- wickelung Statt fand. Oft kommt dieses Drehen mit dem Flachwerden zugleich vor. An Triticum repens bemerkte der Verf. auch eine Drehung des obersten Blattes, die hier genau beschrieben wird. An den Wurzeln sah ich nicht selten eine solche Drehung ebenfalls. Pflanzenbeschreibungen mit Rücksicht auf den inneren Bau. 1. Phanerogamen. Monographia Cycadearum. Scripsit F, A. G. Miquel. Traj. ad Rhen. 1842. fol. Eine vortreffliche Mo- nographie. Voran geht eine Untersuchung des Innern Baues dieser Pflanzen, historisch und nach eigenen Ansichten. Zuerst eine genaue Beschreibung des innern Baues der Wurzeln, wie sie sonst nicht gegeben worden, und darum wäre es sehr wünschenswerth, dass der Verf. Figuren davon mitgetheilt hätte. Merkwürdig sind die gemmae radicales, welche der Verf. mit Recht mit Zwiebeln vergleicht. Man kann aber auch den ganzen Stamm mit seinen Schuppen, als eine Zwie- bel über der Erde betrachten. Der Verf. führt die Beobach- tung von Faldermann im K. Botanischen Garten in St. Pe- ' tersburg an, welcher aus den Schuppen abgestorbener Stänune junge Pflanzen erzog. Die Schuppen sind die Blätter, aus dener) man, wie aus den Blättern der Aloearten, so lange sie noch einigermassen frisch sind, junge Pflanzen erziehen kann. Die sogenannten Blätter nennt der Verf. mit Linne frondes, für physiologische Botanik. gg iiikI die einzelnen Blättchen , nicht damit übereinstimmend, foliola. Es sind Aeste, wie ich in einer noch ungedruckten, in der Akademie (1842) vorgelesenen Abliandlung (wovon aber der Bericht erschienen ist), gezeigt habe, und wie der Verf. es p. 11 selbst andeutet. Er sagt hier, die weiblichen spadices von Cycas waren offenbar frondes, die Ovarien ver- änderte Blätter, und so folge daraus, dass man die frondes für Aeste halten müsse. Die Schuppen unter den frondes sind ein weit mehr überzeugender Beweis, dass jene Aeste sind. Die Blättchen der amerikanischen Cycadeen sind durch angeschwollene Basis an die rachis befestigt, gleichsam arti- culirt, die der indischen und afrikanischen gehen aber gerade in dieselbe über. Das Ovarium von Cycas revoluta wird ge- nau beschrieben. Es ist länglich, und in eine Röhre zuge- spitzt. Es besteht zu äusserst aus einer Zellenschicht von kleinen, dichten und festen, mit einer gelben färbenden Materie erfüllten Zellen und Gummigängen. Dann folgt eine harte Holzschicht aus Spiralfasern, die nach unten zusammen gehen und endlich eine innere Haut aus einem braunen flockigen Zellgewebe, welche der Verf. für den zelligen Theil des Na- belstranges, oder die Placenta hält. Diese drei Theile rech- net der Verf. zum Pericarpium, in welchem das Ovulum liegt. Es hat ein deutlich geöffnetes Exostomium. Die testa besteht aus einem dicken , festen Zellgewebe und ihre Höhlung wird vor der Befruchtung bis auf ein Drittel oder ein Viertel mit Zellgewebe angefüllt, wovon der äussere Theil häutig erscheint, der innere hingegen dicht und sphärisch den Nucleus dar- stellt." Mit der Zeit wächst dieser Nucleus an und bildet das Albumen, die Testa fliesst mit dem flockigen Gewebe zusam- men. Nach der Befruchtung zeigen sich mehr Embryonen in einem Stamme, doch wird nur einer entwickelt, der in der Axe des Albumens liegt. Das Wurzelchen tritt ein wenig an der Spitze hervor. Es wird durch ein Filum Suspensorium mit der Membran verknüpft, welche die Spitze des Albumens bedeckt, dort frei ist, unten aber zum grössten Theil mit dem Placentarkörper und dem Endokarpium verwächst. Die Nuss oder das Putamen ist inwendig von der Testa überzogen und damit durch ein Placentargewebe verbunden, welches gleichsam eine glatte und. trockene Membran darstellt, mit ästigen, von gO H. F. Link. Jahresbericht über die Arbeiten der Basis divergirenden Gefässbiindeln (raphe). In den Za- mien fällt das mittlere Placentargewebe fast ganz weg, und dann sieht man ganz deutlich, wie die Basis der Testa durch Gefässfasern ganz mit der Basis der Nuss verbunden wird. Uebrigens erklärt der Verf. die Bauerschen Abbildungen von der Frucht der Cycas media, und fügt eigene Bemerkungen von der Frucht der javanischen Varietät von Cycas circinalis hinzu. Auch die männlichen Geschlechtstheile beschreibt der Verf. Die Frucht von Encephalartus spinulosus sah er im Amsterdamer Garten keimen; vergleicht seine Beobachtungen mit der Beschreibung, welche Petit Thouars vom Keimen einer Cycas madagascariensis gegeben hat, und zeigt die Unter- schiede kurz an. Zuletzt ist von den Verwandtschaften der Cycadeen die Rede; er zeigt ihre Unterschiede von allen den Familien, in deren Nähe mau sie gestellt hat. Wenn auch Richard den Habitus palmenartig gefunden hat, sagt der Verf., so ist doch der Unterschied sehr gross. Der innere Bau des Caudex ist ganz verschieden und dikotyledonenartig, die Blät- ter sind nicht scheidenartig , sondern von einander getrennt, und zwischen dem Baue der Geschlechtstheile ist keine Aehn- lichkeit. Aber der Bau der Geschlechtstheile bei den Palmen ist ausserordentlich verschieden; die Schuppen der Cycadeen sind die wahren Blätter und scheidenartig, der innere Bau des Stammes ist ganz wie bei Phoenix und verwandten Palmen, die ich als Cocoideae längst von den Arecaceae in meinen Vorlesungen geschieden habe. Doch darüber in der Folge mehr. Hierauf folgt nun die Beschreibung der einzelnen Gat- tungen und Arten. De Encephalarto Lehmanni scr. G. H. de Vriese. Tydschrift voor naturl. Geschied. T. 10. St. 1. p. 59. Dieser in sehr gutem Latein geschriebene Brief (ein seltener Fall unter den jetzt lebenden Botanikern) an Miquel enthält eine genaue Beschreibung der eben genannten Pflanz und ihre Geschichte. Der Verf. bemerkte, dass im Herbst, nach- dem die Pflanze abgebliihet hatte, neben dem übrig gebliebe- nen Blütenstiele neue Blätter hervorkamen, wodurch die Narbe des Blütenstiels an die Seite getrieben wurde. Es wäre also in dem blühenden Zapfen eine evolutio terminalis, worauf eine evolutio lateralis von Blättern folgte, und der für physiologische Botanik. * gj Verf. lueint, dass auf diese Weise die Verästelung der Cyca- deen, die man an alten Stämme zuweilen benterkt hat, geschehe. Ein ebenfalls sehr gut lateinisch geschriebener Brief von Mi- quel an de Vriese in derselben Zeitschrift p. 68 handelt de Cycadeis Loddigesianis. Die Observations s. 1. Musacees, les Scitaminees, les Cannees et les Orchidees p. M. Thera. Lestiboudois in den Ann. des scienc. natur. T. 17 p. 205 u. 257 enthalten nur Beschreibungen, wobei der Verf. auf die Ansichten Anderer wenig Rücksicht genommen hat. Recherches litteraires sur le lis de St. Jaques, suivies d'observation sur l'anatomie et la physio- logie de cette fleur par Ch. Morren. Bulletin de l'Academie royale des scienc. T. 9. P. 1. p. 302. Es ist die Rede von der Amaryllis formosissima Linn., die man jetzt Sprekelia formosissima nennt; ein Name, wie der Verf. mit Recht sagt, an den sich keine Erinnerung knüpft, und der nicht einmal eine vernünftige Etymologie gestattet. Simon de Tovar, Arzt zu Sevilla, erhielt im Jahre 1595 Zwiebeln von dieser Pflanze aus Mexico, die auch bei ihm blühte, und sandte davon an den Grafen von Aremberg, durch den sie in die Gärten der Liebhaber kam. Linne wollte an dieser Pflanze die Bemerkung gemacht haben, dass die Narbe einen Saft periodisch absondere und auch wieder resorbire; der Verf. fand aber, dass dieser Saft nicht aus dem Stigma, sondern aus dem Boden des Perianthium hervordringe, dass auch keine Periodicität dabei Statt finde und dass er nicht resorbirt werde, sondern austropfe. Der Verf. kommt nun auf den Metallglanz der Blume. Er entsteht von dem üeberzug (derme), der einen besondern Bau hat, wo die Zellen mit einem durchsichtigen rothen Saft gefüllt sind, und zweitens von den unzähligen Luftblasen, die sich in den Intercellular- gängen unter jenem Ueberzuge befinden; diese kleinen Luft- kissen stellen einen Spiegel vor, in welchem das Rubinroth der Zellen im Ueberzuge reflektirt wird. Die beiden Ueber- zuge, der obere und der untere, sind aus einem Zellgewebe mit konischen Zellen gebildet, die einige Anatomen fälschlich (warum?) Papillen genannt haben. Die konischen Zellen sind kurz, au der Basis sechseckig, und in der Mitte konisch 92 * H- F- I-ink: Jahresbericht über die Arbeiten erhaben. Diesem Kegel gegenüber, erhebt sich in der Höh- lung ein grosser körniger Cy toblast, von einer weisslich gel- ben Farbe, und übrigens ist die Zelle mit einer schön rothen Flüssigkeit gefiillt. An der Luft ändert diese Flüssigkeit ihre Farbe, und wird bläulich grün. Auf der obern Fläche sind die kegelförmigen Erhebungen ausgezeichneter als auf der untern. — Die erwähnten Luftblasen scheinen mir zu dem Glanz nichts beizutragen. Schon längst habe ich behauptet, dass der eigenthümliche Sammtglanz der Blumenblätter und der Moosblätter von Papillen, nämlich jenen konischen Erhe-* bungen der Zellen herrührt; je grösser die Papillen, desto grösser der Glanz. Fehlen die Papillen, so erscheint die Blume ohne allen Glanz wie an Plantago. — Der Verf. setzt noch einige Bemerkungen über das Schwanken der Antheren hinzu , und über die Gestalt der Pollenkörner. Die äussere Haut sei ohne Zellen, gegen Mohl; durch sie sehe man die Körner im Innern. Die grossen Pollenschläuche treten in die länglichen Zellen des Stigma, und folgen der Mitte des Griffels, wo man ihrer eine Menge sieht. Recherches sur l'ivoire vegetal par M. Charl. Morren. Bulletin de l'Academ. R. d. scienc. d. Bru- xelles T. 9. P. 2. p. 362. Das vegetabilische Elfenbein ist das dichte Alhumen einer Nuss, woraus mancherlei zierliche Sachen gedrechselt werden; eine Anwendung, die man zuerst in England gemacht hat. Diese Nuss ist schon lange bekannt, und kommt von einem Baume, der den Palmen oder wie Endlicher will, den Pandaneen nahe steht, und von Ruiz und Pavon Phytelephas, von Willdenow aber Elephantusia genannt wird. Er wächst, nach Humboldt, im Innern von Süd -Ame- rika am Magdalenenflusse und bei Ibague in Süd- Amerika, und nicht auf den Mascara- Inseln, wie Morren sagt. Von diesem erhalten wir eine genaue anatomische Untersuchung der Nuss. Sie besteht zu äusserst aus vier Umhüllungen von verschieden geformtem Parenchym, dann folgt das Albumen, das eigentlich sogenannte vegetabilische Elfenbein, welches äusserst dicht und weiss ist, von einem merkwürdigen Bau. Man findet nämlich gegen den Umfang Höhlungen von unre- gclmässiger Gestalt, dann werden sie sechseckig und von jeder Ecke (im Durchschnitt gesehen) laufen kurze gerade für physiologische BotaniJt. 93 Kanäle aus. Die Höhlungen stehen im Verbände (in quin- cunce). Alles übrige erscheint selbst unter starken Vergrös- serungen als eine dichte Masse. Wenn man aber einen Tropfen kanadischen Balsam darüber bringt, so sieht man deutlich, dass die dichte Masse aus Parenchym besteht, und dass die Höhlungen mit den breiteren Spitzen ihrer Aeste in einandergreifen. — Der innere Bau gleicht denen der Was- serpflanzen, und die abweichende Dichte und Festigkeit möchte wohl von der Zartheit des zusammengedrängten Parenchyms herrühren. Systema Piperacearum. Exposuit F. A. Guil. Miquel. Roterod. 1843. 8vo. Fase. 1. Ein schätzbares Buch. Die Einleitung handelt von dem Innern sowohl als dem äussern Bau der Piperaceen. Hier können nur einige Sätze des Verf. angeführt werden. Der Stamm aller Pipera- ceen hat einen angeschwollenen Knoten, sagt der Verf., und ist dadurch gegliedert, aber der Ursprung dieser Knoten ist verschieden. An den Peperomieen befindet sich eine End- knospe, welche den Stamm fortsetzt, nebst vielen Seitenknos- pen, woraus die Aeste hervorgehen; an den Piperaceen aber ist das Wachsthum in die Länge an jedem Knoten unterbro- chen und wird durch eine Seitenknospe fortgesetzt. Eine solche Seitenaxe wird mit ihrem ersten Blatte von einer stipula oppositifolia umgeben, die morphologisch betrachtet, ein Abor- tivblatt der Axe ist (?). Mit dem Kätzchen ist bei diesen Pflanzen die Axe beendigt, daher sind die Kätzchen zuerst aufrecht, nachher aber, wenn die Seitenaxe anwächst, zur Seite gebogen. — Die Darstellung des Verf. ist sehr richtig. Diese Art der Inflorescenz findet auch bei manchen Dolden- gewächsen Statt, wo ich sie inflorescentia axillaris genannt habe, so bei Sium angustifolium und Sium nodiflorum, indem Sium latifolium die gewöhnliche Inflorescenz behält. Die Pi- peraceen stehen in der Mitte zwischen den Monokotylen und Dikotylen in aller Rücksicht, und man kann die Stipula als den Anhang eines scheideartigen Blattstiels als eine ligula bipartita ansehen. — Der Stamm hat den innern Bau der Dikotylen, sagt der Verf. ferner, worin alle Botaniker über- einkommen , doch ist das Holz nicht in vollkommen couceu- trische Schichten getheilt, sondern nur durch Markstrahlen in q* H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Abschnitte gespalten, und zerstreute Holzfasern laufen ohne Ordnung durch das Mark. In einem zweijährigen Aste von Peperomia magnoliaefolia kann man weder ein wahres Mark, noch Holzschichten unterscheiden, sondern nur ungefähr 25 Holzbündel, unregelmässig, kaum in Kreisen gestellt, von denen die äussern 9 dicker sind, die Innern stufenweise dünner werden, und in der Mitte so dicht zusammen stehen, dass man kein Mark unterscheiden kann. In den älteren Zweigen ist das Mark wohl vom Holz unterschieden und enthält zer- streute Holzfasern; das noch weiche Holz aber ist keineswegs in concentrische Schichten getheilt, sondern nur durch weite Medullarstralen stralenweise getrennt. In mehreren krant- artigen Arten sind die Holzfasern so unregelmässig getheilt, dass man keine Medullarstralen unterscheiden kann. — Diese Form steht ebenfalls in der Mitte zwischen der Monokotylen- und Dikotylenform Ausser den Piperaceen findet sie sich noch bei den Amaranthaceen, vielen Chenopodeen, Nyctagi- neen u. a. Man muss aber diese Form nicht mit der Form in den Cucurbitaceen, Umbelliferen und vielen andern Kräu- tern verwechseln , wie oft geschehen ist, wo nur die Holz- schicht mit Markstralen in mehrere Abschnitte durch Zellge- webe getrennt wird. — Bei den Blättern bemerkt der Verf., dass die entgegengesetzten Blätter nur dadurch entstehen, dass die Knoten sich zusammengezogen haben, und dadurch die beiden Blätter genähert sind, dass aber an jedem Glied nur ein Blatt sich befindet; auch kommen die beiden Blätter nicht zugleich hervor, sondern eines entwickelt sich nach dem andern. Er rechnet übrigens die Piperaceen zu den Diko- tylen, weil nur der Embryosack seitwärts hervortritt und aus ihm sich der Embryo entwickelt. Aber da der Embryo sehr klein ist und nur als gemma biloba, wie der Verf. sagt, sich zeigt, so möchte auch wohl das Keimen zwischen dem der Monokotylen und Dikotylen in der Mitte stehen. Observations anatomiques et organogen iques sur la Clandestine d'Europe (Lathraea clandestijia L.) par M. P. Duchartre. Compt. rendus de l'Acad. d. Sc. a Par. 184 3. P. 2. p. 132S. Von dieser anatomi- schen Beschreibung der Pflanze wollen wir nur das Ende an- führen, wo von der Frucht und dem Samen die Rede ist. für physiologische Botanik. 95 Die Pflanze ist merkwürdig dadurch, dass sich die Kapsel bei der Reife schnell öffnet, und die beiden Klappen mit einer solchen Elasticität sich zusammenrdllen , dass die grossen Samen bis auf 60 — 90 Centimeter fortgeschnellt worden. Der Grund dieser Erscheinung liegt nach dem Verf. darin, dass im Perikarpium sich zwei Schichten befinden, eine äussere, dicke, fast fleischige aus grossen von innen nach aussen ver- längerten Zellen , die gewöhnlich an dem vom Centrum der Frucht abgekehrten Ende weiter werden, und eine innere, dünne, fast lederartige, aus kleinen, ovalen Zellen, deren grosse Axe mit der Oberfläche der Kapsel parallel ist. Das Aufschwellen der Zellen in der ersten Schicht macht, dass jede auf die neben ihr liegende drückt, woraus die Totalwir- kung in jeder Klappe entsteht, dass sie sich nach innen zu krümmt. — Der Verf. hat hier vermuthlich eine Erklärung nach Dutrochets Weise geben wollen. Die doppelte Schicht von Zellgewebe findet sich fast in allen Perikarpien, die doch nicht mit Gewalt aufspringen. Auch entsteht ein Anschwellen der Zellen im Pflanzenreiche nie plötzlich, und kann daher eine plötzliche Wirkung nie leicht veranlassen. — Der Same, sagt der Verf. ferner, ist im erwachsenen Zustande von einer sehr dünnen testa oder spermoderme umgeben, die unter zwei einfachen zelligen Lagen aus drei Schichten von Faserzellen besteht. Dann folgt nach innen ein grosses, weisses, dichtes Albumen mit grossen Zellen, die sich durch die Dicke der Wände und durch die Tiefe ihrer Tüpfel (ponctuation) auszeichnen. Endlich der sehr kleine Embryo, der in einer Höhle des Albumens liegt, die er ganz ausfüllt; diese Höhle befindet sich gegen den Rand des Samens, nahe beim Nabel. Er hat die Gestalt einer kleinen Kugel, woran äusserlich eine kleine Warze, die radicula sitzt (mamelon ra- diculaire); gegenüber befinden sich die beiden etwas unglei- chen Cotyledonen, und zwischen diesen eine kleine Erhöhung, der Anfang einer gemmula. Rapport sur un Memoire de Mr. Payer intitule: Etudes morphologique sur les inflorescenses ano- males et un Memoire de Mr. Naudin intitule: Etudes sur la Vegetation des Solanees, la disposition de leurs feuilles et leurs inflorescenses, Compt. rend. 9ß H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten 1842. P. 2. p. 147. lii einigen natürlichen Ordnungen kom- men die Aeste nicht immer aus dem Blattvvinkel oder Brac- teenwinkel hervor, sondern stehen frei. St. Hilaire erklart diese Anomalie durch ein Verwachsen der Blattbasis mit dem Aste. Die zu kurz gefasste Erklärung haben nun Naudin und Payer genauer auseinandergesetzt und angewandt. Nur die Resultate sind kurz angeführt. Naudin redet bloss von den Solaneen, Payer von den Crassulaceen, Borragineen und Cistineen. Beide nehmen ausser dem V^erwachsen noch das Aufhören des Hauptstammes an, statt dessen die Aeste seine Stelle einnehmen oder usurpiren, und daher ranieaux usurpa- teurs heissen. Die Anatomischen Bemerkungen über den Bau der Melocacten von P. F. A. W. Miquel, Linnaea V. 16. p. 465 enthalten nur die Bestätigung älterer Beobach- tungen nebst einigen Berichtigungen, und sind ohne Abbil- dungen. Bydragen tot de Anatomie der Cacteen door P. Harting. Tydschrift voor naturlyke Geschieden. T. 9. p. 181. S. auch Botanische Zeitung 6. St. S. 97. Da die Abhandlung bloss Bestätigungen älterer Beobachtungen enthält und Widerlegung anderer, so kann füglich auf das verwiesen werden, was in der Botanischen Zeitung gesagt ist. Ceree de Napoleon ou observations sur l'ana- tom'ie et la physiologie de cette fleur par Mr. Ch. Morren. Bulletin de l'Acad. R. de scienc. de Bru- xelles T. 9. P. 2. p. 210. Der Cereus Napoleonis wird in den Gärten gewöhnlich als die grössere Abänderung von Ce- reus triangularis bezeichnet. Zuerst liefert der Verf. eine äussere Beschreibung dieser Pflanze und ihrer schönen Blüte, welche selten erscheint. Dann redet er vorzüglich von dem Stigmakanal. Indem er von dein Gerüche spricht, führt er ein Paar Versuche an, wo er eine Aehre von Orchis bifolia unter Wasser tauchte, so dass er den Duft nur durch das Wasser riechen konnte, und dennoch verbreiteten sie in der Nacht einen angenehmen Duft, zum Beweise, dass die Ursache, warum die Pflanzen den Duft nur in der Nacht verbreiten, nicht darin liegt, dass der ausgehauchte durch die Kühle der Nacht mehr verdichtet werde. für physiologische Botanik. 97 Etudes siir ranatomie du raisin et la colora- tion des viiis par Ch. Morren, Bullet, de l'Acad. roy, d. scienc. d. Bruxell. T. 9. P. 2. p. 511. Der Verf. untersuchte die Traube, welche man um Liittich vorzüglich bauet, und Morillon noir nennt, doch hat er auch Rücksicht auf die Trauben aus Italien und Portugal genommen. Das Epikarpium oder die äussere Haut der Beere besteht aus zwei Schichten, die äussere ist aus prismatischen oder octae- drischen ungefärbten Zellen zusammengesetzt, ohne Kugeln oder Kerne (cytoblastes), in den itiilienischen, spanischen und portugiesischen Trauben besonders dick; die innere Schicht aus ähnlichen Zellen von rother Farbe, welche einen kleinen, weisslichen Kern enthalten, umgeben von einem rothen Saft, worin kleine Kiigelchen sich befinden. Das Sarkokarpium oder das Fleisch der Beere ist roth, da wo es an das Epi- karpium gränzt, sonst aber ungefärbt. Die Zellen sind eiför- mig oder zuweilen prismatisch. Es ist von Gefassen durch- zogen, welche zwei Systeme ausmachen, ein centrales und ein peripherisches, welches unter der äussern Haut ein zierliches Geflecht bildet. Die Zellen des Sarkokarpium gehen stralen- weise vom Centrum nach der Peripherie. Der merkwürdigste Theil des Sarkokarpium ist der, welcher sich von dem Ge- ftissnetz zum Epikarpium erstreckt, und zu äusserst rothe, dann grüne und endlich weisse Zellen enthält, mit kleinern Kügelchen und einem Kern oder Chlorophyll erfüllt. Aber ausserdem findet man unter dem Epikarpium eine grosse Anzahl von dunkelrothen, platten, scheibenförmigen Körpern, die der Verf. coreses nennt, von dem griechischen xoQt], pu- pilla. Genaue Untersuchungen zeigten, dass sie ausserhalb der Zellen , und nicht in ihnen lagen. Befreiet man sie von den Zellen, so sieht man leicht, dass sie aus rwnden Körnern wie Chlorophyll bestehen, mit kleinen Körnern in ihrem Innern, und dass sie rothe, violette oder bläuliche Flüssigkeit absondern, welche sie wie eine Wolke umgiebt. — Eine solche regelmässige Absonderung zwischen den Zellen ist noch nicht wahrgenommen worden. Sollten aber diese Kör- ner nicht in einer dichten Haut umschlossen sein, wie die Raphiden ? Uebor die anatomische Structur einiger Magno- Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg. 2, Bd. Q 98 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten liaceen von H. R. Göppert, Linnaea T. 16. p. 135. Wir wollen hier nur das Resultat dieser Untersuchung ange- ben: dass nämlich bei genauerer Untersuchung die vielleicht auch nur vennuthete Uebereinstimmung der Tasniannia- und Drimys -Arten mit den Coniferen ganz und gar nicht Statt findet, und sich nur auf eine allerdings merkwürdige Aehn- lichkeit rücksichtlich der ziemlich gleichförmigen Zusammen- setzung des Holzkörpers aus porösen Parenchymzellen be- schränkt, in diesen selbst aber, der abweichenden Form der Markstralen gar nicht zu gedenken, sich auch noch so viele Unterschiede darbieten, dass eine Verwechselung derselben mit den Coniferen gar nicht Statt finden kann. 2. F a r n. On the dotted vessels of Ferns. By J. W. Grif- fith, Annais of Natur. History T. 10. p. 169. Der Verf. beschreibt die getüpfelten Gefasse der Farn , welche im Wesentlichen von den getüpfelten Gefassen der Phanerogamen nicht verschieden sind. Oft sehe man beim Zerreissen die Ueberhleibsel einer Membran, welche die Tüpfeln erfüllte, zum Beweise, dass die Gefasse aus zwei Umhüllungen (coats) be- stehen, einer sehr zarten, und einer aus den vereinigten Fa- sern bestehenden. Darüber sind wir in Deutschland längst übereingekommen. Die Röhren sind nicht wahre saftfiihrende Gefasse (ducts), da sie sich abwickeln, ohne zu zerreissen, und Luft enthalten; sie können auch nicht betrachtet werden als eine Form des Holzgewebes, aus der letzterwähnten Ur- sache, auch weil die Tüpfel spiralförmig gestellt sind. Der Verf. glaubt nun, "dass sie veränderte Spiralgefässe sind und dieselbe Function haben. Es sind poröse Gefasse, die gar oft spiralförmig reissen und eine spiralförmige Stellung der scheinbaren Porfen, auch oft Luft enthalten, zu andern Zeiten aber den Nahruugssaft; sie gehören ohne allen Zweifel zum Holzgewebe. Der Verf. glaubt, die Spiralgefässe möchten nicht/ auf einerlei Weise entstehen und kommt hier auf die Schleim- ausflüsse mit Spiralen aus den Samen der Akanthaceen. Man sieht aus diesen Angaben, dass der Verf. seinen Gegenstand nicht übcrsielit. * Ben»erkungcn über Bastardfarn von E. Regel. für physiologische Botanik. 99 Botanische Zeitung 1843. 32. St. S. 537. 538. Der Verf. zählt hier die verschiedenen Formen auf, welclie in unsern Gärten als Bastarde gezogen werden, doch ohne sie genauer zu beschreiben oder ihren Ursprung zu erklären. Sie kom- men allein in der Gattung Gymnogramma vor und zwar nur in der Untergattung oder Abtheilung, die ich Ceropteris ge- nannt habe. S. Filicum species in Hort. Reg. botanico Bero- lin. 1841. Diese dem Verf. bekannt gewordenen Formen sind: 1) Zwischen G. chrysophylla und G. peruviana ist G. L'Herminieri (Filic. sp. p. 164). 2) Zwischen G. chrysophylla und G. distans eine Form (C. Massoni, Fil. sp. p. 143). 3) Zwischen G. chrysophylla und G. dealbata steht G. Mar- tensii. 4) Zwischen G. chrysophylla und C. calomelanos zwei Formen. (Eine ist G. Martensii Fil. sp. p. 143). 5) Zwischen G. calomelanos und G. distans eine Form. 6) Zwi- schen G. dealbata (G. tartarea) und G. calomelanos ebenfalls eine Form. Es ist wohl kein Zweifel, dass diese Mittelformen nicht zu den Bastarden, sondern zu den Varietäten müssen gerechnet werden. Bekanntlich sind manche Gattungen, und in diesen manche Arten mehr als andere Ausartungen unter- worfen, wie wir an den Weidenarten sehen, unter denen auch z. B. Salix aurrita weit mehr der Abänderung unterworfen ist, als Salix pentandra. In der Gattung Ceropteris kommt noch die veränderliche Wachsausschwitzung hinzu, die bald gelb, bald weiss ist, sogar an einer und derselben Pflanze gelb und weiss. So häufig die künstlich erzeugten Bastarde jetzt sind, so selten sind die von der Natur oder vielmehr in der Natur erzeugten, und am wenigsten kann man sie unter den Kryptogamen vermuthen, wo der männliche Blüten- staub so versteckt ist, dass er sich nicht weit verbreiten kann, wenn er überhaupt vorhanden sein mag. 3. Algen. F. T. Kützing, Die Umwandlung niederer Algen- formen in höhere, so wie auch in Gattungen ganz verschiedener Familien und Klassen höherer Cry- ptogamen mit zelligen, in Natuurk undige Verhan- delingen van de Hollandsch. IMaatschappy d. We- tensch. Tweed. Verzamel. 1 D. Haarlem 1841. p. 1. G* ■[QQ H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten Es ist nöthig diese Preisschrift, welche fast den ganzen Band ausmacht, hier noch anzuführen, da sich der Verf. in dem folgenden Werke darauf beruft. Es ist die Entwickelung von Algen, von Lichenen und Laubmoosen aus dem Protococcus. Es wäre sehr mirecht, wenn man diese genauen und sorg- fältigen Beobachtungen von vorn herein verwerfen, und die Schlüsse, welche darauf gegründet sind, für falsch erklären wollte. Der Verf. hält den Protococcus für ein Urgebilde, durch eine generatio originaria oder aequivoca entstanden. Er weist nun nach den' Uebergang der Protococcus -Körner in manche Algen und durch die Conferva tenerrima in die Moose, auch die Entwickelung von Lichenen aus Körnern dieser Art. Wegen der generatio originaria wird er diejeni- gen, welche die Atmosphäre als eine Sammlung von Keimen aller Art ansehen, nicht befriedigen. Sie werden sagen, dass die Sporen keinesweges die Samen sind, sondern diese erst entfalten, und darin möchten sie wohl oft Recht haben. Aber allerdings wird die Analogie mit den Phanerogamen endlich hypothetisch und die Wahrscheinlichkeit hat der Verf. wohl mehr für sich als gegen sich. Dagegen kann man fragen, wie ist die Verschiedenheit von Arten der Lichenen, die auf einem Stein oder an einem Baumstamme, oder wenn der Verf. hier verschiedene Arten läugnen wollte, wie sind die ver- schiedenen Arten von Moosen, die nicht selten neben einander wachsen, aus einer und derselben Art von Protococcus, oder einer und derselben Conferva tenerrima zu erklären? Wird der Verf. uns überzeugen, dass zwei Körner des Protococcus, aus denen verschiedene Arten von Algen, Lichenen oder Moosen hervorgegangen sind, oder die zarten Conferven, für mancherlei Moose keine Unterschiede hatten, wenn sie auch unsern bewaffneten Augen keine zeigen? Finden wir Unter- schiede in den seit einigen Tagen bebrüteten Embryonen der Hühnereier? Und doch sind wir überzeugt, dass die Verschie- denheit der Anlage zu der bestimmten Varietät schon in ihnen vorhanden sein müsse , denn die bestimmten Varietäten der Hühner pflanzen sich fort. Geschieht dieses bei so sehr entwickelten Thieren, wie vielmelir wird dieses bei den weni- ger entwifkolton Kryptoganion der Fall sein. Wenn wir auch keine l'raformation in der Strenge annehmen, wie sie einst für physiologische Botanik. |0| von Bonnet umJ seinen Anhängern angenommen wurde, so müssen wir doch bestimmte Anlagen annehmen, oder bestinnnt verschiedene Richtungen jener Anlagen, weil sich sonst die Beständigkeit der Arten und selbst der Spielarten nicht er- klären Hesse. Wir wollen übrigens die Beobachtungen des Verf. als Grundlagen ansehen, worauf weiter zu bauen wäre, und die erste Aufgabe möchte sein, die Verschiedenheit oder Aehnlichkeit und Gleichheit der Protococcus-KÖrner und ihre verschiedene Entwickelung in Rücksicht auf die verschieden daraus hervorgehenden Arten und Abarten zu erforschen. — Die Ueberhäufung mit Kunstwörtern macht das Lesen dieser Abhandlung unangenehm. Phycologia generalis oder Anatomie, Physio- logie und System künde der Tange von Dr. Fried r. Aug. Kützing, Leipz. 1843. 4, 458 S. u. 80 farTsig ge- druckte Tafeln. Ein Werk, welches in der Kenntniss der Algen Epoche macht, und welches die Wissenschaft einen bedeutenden Schritt weiter thun lässt. Es war nothwendig das Einzelne zusammenzufassen, um zu einer Uebersicht zu gelangen, und das ist hier vorzüglich nach eigenen Untersu- chungen , doch nicht ohne Rücksicht auf andere Forschungen so geschehen, dass wir dem Verf. für seine Bemühungen Dank sagen müssen. Es kann hier kein Auszug aus dem gan- zen Werke gegeben werden, nur einzelne Andeutungen mögen genügen. Der Verf. sagt mit Recht, dass oflFenbar Mittelge- schöpfe zwischen den Thieren und Pflanzen vorkommen, und ich hätte nichts dawider, wenn man viele derselben in beiden Reichen zugleich aufführte. Andere mögen dahin gestellt werden,! wohin sie die Mehrheit der vegetabilischen und ani- malischen Eigenschaften bringt. Zu den wahren Mittelge- schöpfen gehören die Diatomeen. In einer Abtheilung der Diatomeen, den Desmidieen, fand der Verf. Amylum , welches er für charakteristisch für das Pflanzenreich hält. Man kann dieses als einen Nebengrund gelten lassen, aber nicht zu den Hauptgründen zählen. Einige Arten von Hygrocrocis sind vielleicht Monadenstöcke, meint der Verf., die Oscillatorien und die Corallineae werden mit Recht zu den Algen gebracht, aber Alcyonidium dem Thierreiche zurückgegeben. Dass der Verf. Spongia zu den Thieren rechnet, scheint nicht ganz 102 H. F. Liuk: Jahresbericht über die Arbeiten zweckiuässig; die Gattung mag in beiden Reichen zugleich aufgeführt werden. Das erste Buch handelt von den Bestand- theilen der Tange. In dem Kapitel von den unorganischen Bestandtheilen der. Algen wird besonders von den Farbestoflfen geredet, und der Verfasser unterscheidet ausser Chlorophyll noch Phykokyan, Phykoerythrin und Phykohämatin. Das Phy- kokyan findet sich in Leniania torulosa, Thorea ramosissima, mehreren Oscillatorien , besonders Oscillatoria princeps und einigen Vaucherien, und entsteht durch eine Art von Gährung in den genannten Algen, wenn sie dicht auf einander liegen, und immer benetzt werden , wobei sich eine blaue Flüssigkeit sammelt. Alkalien, nämlich Kali, Natrum, Aetzammoniak ver- ursachen sogleich Entfärbung der Flüssigkeit, aber Säuren stellen sie wieder her. Das Phykoerythrin ist in Callitham- nion und Griffithia, überhaupt in den Delesserieen enthalten, und zeigt sich beim Eintrocknen als eine rothe Flüssigkeit. Wasser, Weingeist, Aether, Oele und Säuren ziehen die rothe Farbe aus den trockenen Algen nicht aus, wohl aber Ammo- niak , worauf die Algen eine scinnutzig violette oder violett- grüne Farbe annolunen. Säin-en stellen die ursprünglich rothe Farbe wieder her. Digerirt man die mit Ammoniak behan- delten Algen mit absolutem Weingeist oder Aether, so färben sich diese Flüssigkeiten grün, und lassen beim Abdampfen, Chlorophyll zurück, Sonnenlicht bleicht das Phykoerythrin, und die Farbe ist auf keine Weise wieder herzustellen. Das Phykohämatin hat man bis jetzt nur in Rhytiphloea tinctoria gefunden ; es löst sich durch Digestion mit Wasser auf, und wird durch absoluten Weingeist niedergeschlagen. Zu den organischen Bestandtheilen der Pflanzen rechnet er erstlich den Schleim oder die Intercellularsubstanz nach Mohl, wie in Klammern umgeschlossen beigefügt wird; ferner das Phytoge- lin, welches durch Kochen mit Wasser in Pflanzengallerte sich verwandelt. Der Verf. unterscheidet weiter gallertartiges, knorpelartiges und hornartigcs Gelin. Bei manchen palmel- lenartigen Gebilden, sagt er, haben sich die weichen Gelin- zellen so mit einander vereinigt, dass sie nur eine einzige, homogene Masse zu seii> schienen. Endlich das Amylid und die Zelleiikiigelchen (Gonidien Wallroth, Chromatidium Lk.). In dem zweiten Buche ist die Anatomie und Physiologie der für physiologische Botanik, 103 Tange enthalten. Zuerst von den Gelinzellen, welche aus einer doppelten Membran bestehen, und dann von den Amy- lidzellen. Die meisten Gelinzellen schliessen nach dem Verf. noch eine besondere zarte Zelle ein, deren Substanz von der Ge- linsubstanz abweicht, und die Amylidsubstanz genannt wird. An ihr entwickeln sich die feinen Körncheji , welche in den Zellen enthalten sind. Zuweilen ist diese Substanz von dem Zel- lenkerne nicht zu unterscheiden, wie bei den Gattungen Nostoc, Palmella, njehren Oscillarien u. a. zuweilen aber ist sie deut- lich unterschieden, und kann bei den grossem Conferven, den Spirogyra- Arten u. ni. a. gut beobachtet werden. Dann ist von gonimischen Zelleninhalt die Rede, und zwar von dem kryptogonimischen, monogonimischen und polygonimischea Zelleninhalt; es ist nämlich nur eine Flüssigkeit vorhanden, oder ein Zellenkern oder mehre. In dem Zellensafte mancher Tange findet man sehr kleine, freischwimmende Gonidien, die eine lebhafte, selbstständige Bewegung haben; man sieht sie besonders an Oedogonium vosicatum und capillare. Es folgt nun die Entvvickelungsgeschichte der Elementarorgane, wobei es störend ist, dass der Verf. nicht die Zellen von dem In- halte, den Amylidzellen nämlich oder seinem Exenchym und dem, wie er es nennt, gonimischen Gewebe oder Parenchym scharf trennt, sondern alles zusammen betrachtet. Die Zellen sind ein ganz anderes, mehr bestimmtes Gebilde, als die häu- tige oder körnige Substanz , die sich innerhalb jener Zellen befindet. Wir wollen daher nur von dem eigentlichen Zell- gewebe oder Tanggewebe, wie der Verf. sagt, seine Beobach- tungen anführen. Die Entwickelung dieses Gewebes geschieht 1) durch Theilung der Zellen ; 2) durch Conjugation schon fertiger Zellen; 3) durch Zwischenlagerung, wenn zwischen schon vorhandenen und theilweise verbundenen Zellen sich einzelne neue erzeugen ; 4) durch Einwachsen von Zwischen- fäden in ein schon bestehendes Zellgewebe; 5) durch Um- wachsung, welches nicht wie das vorige von der Peripherie zum Centrum, sondern vom Centrum zur Peripherie geht; 6) durch Apposition; wo der Anfang der Bildung mit einem Kiigelchen oder Bläschen beginnt, welches sich an der Aus- senfläche einer altern Zelle erzeugt, vergrössert und mit der- selben in Verbindung bleibt; sie zeigt sich besonders bei den 104 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten ' quirlförniigen Raniificationen. Man sieht leicht, dass diese Entwickelungsarten ihrer Natur nach sehr von einander ver- schieden sind. Die verschiedenen Formen des Tanggevvebes müssen im Werke selbst nachgesehen werden. Hierauf fol- gen die zusammengesetzten Organe und zwar zuerst Tang- oder Algenkörper (Phycoma). Warum hat der Verf. nicht den Ausdruck Thallus beibehalten, der äusserst treffejid die Grundlage der ganzen Pflanze darstellt, und die drei sehr verwandten, schwer scharf zu trennenden Familien: Algen, Lichenen, Pilze vortrefiflich zusammenstellt. Hier ist der Aus- druck Phycoma wiederum unterschieden in Trichoma, Phyl- loma u. s. vv. Der Verf. geht nun die Formen des Thallus, das Phyllom und Caulom durch, die doch wenig von einander verschieden sind, redet dann von der Ueberhaut, den Sclileim- gefässen, den Luftbehältern und den Fasergriibchen. Viele Tange haben auch Wurzeln (aber diese sind in ihrem innern Bau durchaus nicht von dem übrigen Thallus verschieden). Der wesentlichste Theil der Tangfrucht, sagt der Verf., ist der Same (spermatium, spermatidium). Manche Früchte be- stehen nur daraus und diese nennt er Nacktfrüchte ( gymno- carpia), andere sind von einer besondern Hülle umgeben, und heissen dann Hüllenfrüchte (angiocarpia), die Hülle selbst Fruchthülle (spermangium). Sie schliesst stets mehre Samen ein. Wo indessen wieder eine Vereinigung mehrer Hüllen- früchte Statt findet, da entsteht ein Fruchtlager, Fruchtkörper (carpoma). Also wiederum , wie es Acharius machte , neue Kunstwörter für eine einzelne Familie, die gar leicht mit an- dern zusammenzustellen ist. Die folgende Eintheilung, da sie nicht Eintheilung der besondern Organe, sondern der Ar- ten ist, gehört aber zu den sehr zweckmässigen. Der Verf. fährt nämlich fort: Alle Früchte sind sich in der Bildung und Structur ihrer Samen gleich , auch in der Art und Weise, M'ie sich ihre Samen entwickeln; aber in der Fruchthülle und in der Anordnung der Samen in Zalil und Form konunen gewisse Verschiedenheiten vor. Die Frucht tritt nämlich bei einer Hälfte der Tange in einerlei Weise auf und entwickelt sich dann auf allen Individuen gleichartig — diese Tange heissen Gleiclifrüchtigc (Isocarpeae) — bei der andern Hälfte tritt feie dagegen stets in zwiefacher Form auf verschiedenen für physiologische Botanik, 105 Individuen auf, diese heissen Uugleichfrüehtige (Iieterocarpeae). Die wahren reifen Samen, setzt der Verf. hinzu, sind lose, hologonimische Aniylidzellen, welche gewöhnlich von einer mehr oder weniger dicken, bald einfachen, bald doppelten Gelinmembran umgeben sind. In einem Nachtrage stellt der Verf. die verschiedenen Kunstwörter für die Organe der Al- gen zusannnen , welches ihn hätte behutsam machen sollen, neue zu ersinnen. Bald wird ein anderer kommen, der seine unnöthigen Kunstwörter zu Synonymen macht. Schade um das treffliche Werk. Die Fortpflanzung der Tange ist bei den verschiedenen Formen nach eigenen Beobachtungen genau beschrieben, die überhaupt genommen in einer gar einfachen Entwickelung besteht. Die Fortpflanzung durch Urbildung wird auch hier angenommen. Die Ernährung der Tange ist ein noch wenig bekannter Gegenstand, worüber doch hier aber einige trefi'ende Bemerkungen vorkommen. In dem zweiten Theile der Systemkunde sind alle bekannten Gattun- gen und Arten der Algen aufgeführt, und man erstaunt über die Menge von neuen Arten, womit der Verf. unsere Kunde bereichert hat. Die Pflanze im Momente der Thierwerdung beobachtet von Dr. Fr. Unger, Wien 1843. 8. 98 S. und ein Kupfer. Mit jenem liebenswürdigen Enthusiasmus, der an die schönen Zeiten der Naturbeobaclitung erinnert, wo die Forscher von den wunderbaren Kunsttrieben der kleinen Thiere ergriffen wurden, erzählt der Verf. in Briefen an Endiiclier eine merkwürdige Erscheinung, die er an einer Alge, an der Vaucheria clavata (Ectosperma clavata Vaucher.) beobaclitete. Diese kleine Pflanze besteht aus einem ver- zweigten ungegliederten Schlauche, der seine grüne Farbe wie gewöhnlich von Chlorophyllkiigelchen hat. An der Spitze der Endtriebe erscheint unter den gehörigen Uiriständen eine Querwand, und in der dadurch entstandenen obern Abtheilung geht aus einer ungefärbten, schleimig körnigen Substanz die Bildung eines au die ursprüngliche Haut sich anschmiegenden Schlauches vor sich, der aus einem Flimmerepithelium gebil- det wird. Im Schlauche selbst, oder im Innern der soge- nannten Sporidie ist nur eine geringe Spur von Organisation zu erkennen. Durch Anschwellung der reifenden Sporidieu i06 H. F, Link: Jahresbericht über die Arbeiten gleiclizeitig mit der Verdiinming der Spitze des Mutterschlau- ches durch Resorption ( Ausdeluiung) berstet diese und die Sporidie drängt sich durch die enge Oeffnung eigenmächtig und endlich sogar in drehender Bewegung heraus. Dieser Vorgang dauert wenige Minuten. Die Sporidie ist ein ovaler oder elliptischer Körper, der vom Mutterschlauche befreit, sich nach allen Richtungen frei im Wasser bewegt und zwar in rotirenden Bewegungen von links nach rechts und zugleich fortschreitend. Ein mit schwingenden Cilien gleichförmig be- setztes Epithelium bringt diese Bewegungen hervor. Momente der Ruhe wechseln nach Willkür mit Bewegungen ab, die im Ganzen durch zwei Stunden dauern. Mit dem Aufhören der Bewegungen verändert sich das Ellipsoid in die Kugelgestalt, die grüne Färbung vertheilt sich gleichförmiger, und die glas- artige Durchsichtigkeit des Epitheliums verwandelt sich in eine zarte homogene Pflanzenmembran. In weniger als zwölf Stunden verlängert sich die Blase durch unmittelbare Aus- sackung an einer oder an zwei Stellen zugleich und es treten damit die Erscheinungen des Keimens ein. Die Entwickelung der Schläuche fährt rasch fort. Es bildet sich einerseits ein Wurzelgebilde, wodurch das Pflänzchen sich festsetzt, während der andere Fortsatz sich verlängert, verzweigt und innerhalb vierzehn Tagen zur gleichen Sporenbildung gelangt. Dieses ist der Verlauf der merkwürdigen Erscheinung, zum Theil mit des Verf. eigenen Worten dargestellt. Im Anfange derSchrift sagt er: „Die Beweglichkeit der Algensporidien und namentlich die der Vaucheria wurde für keine sehr absonderliche Er- scheinung, am wenigsten für eine thierische gehalten, Link, Oken, Schlechtendal, Meyen, R. Brown, Valentin, Ehrenberg u. m. a. haben sich dafür ausgesprochen. Ungeachtet ich mich in guter Gesellschaft befinde, so muss ich doch eine Stelle aus den Propyläen der Naturgeschichte anführen, die überdiess hierher gehört, s. S. 279. ,,Eine merkwürdige Er- scheinung ist, dass die Eier von manchen Thieren sich bewe- gen , und zwar von solchen Thieren , welche selbst ihren Ort nicht verändern. Grant hat dieses an den Spongien, an Gor- gonia verrucosa, Caryophyllaea calycularis, Plumularia falcata u. a. beobachtet. Wenn dieses auch schon ausgeschlüpfte Junge wären, wie die Flimmerbewegung an den Eiern von für physiologische Botanik. 107 Cainpanularia dichotouia zu zeigen scheint, so bleibt es doch immer sehr merkwürdig, dass ein solches Junge in seinem ersten Zustande von einem Orte zum andern sich bewegen kann, indem das erwachsene Thier festgewachsen ist. Auch an den Keimkörnern einiger Algen liat man solche Bewegun- gen beobachtet, die zu manchen Hypothesen Veranlassung ge- geben haben. In der Pflanze steigert sich das Leben zur Zeit der Befruchtung, und so könnte man wohl erwarten, dass gerade im Uebergange von dem Thiere zur Pflanze die höchste Stei- gerung im Samen und im Eie Statt finde." An einem andern Orte ist gesagt, dass schon im Blatte eine mehr thierische Entwickelung Statt findet, als im Stamme; das Blatt entwickelt sich wie ein thierischer Theil , indem es vom Anfange an in seinem Umrisse erscheint, der Stamm nicht. Zuletzt fragt der Verf. nach dem Zweck und sagt: „Die Pflanze kann thier- erzeugend auftreten, das ist sicher, und wenn sie diess kann, was hindert mich zu sagen, dass sie dieses Werk nicht öfter that und öfter thut ; was hindert mich zu vermuthen , dass endlich das ganze Thierreich und selbst der Mensch eine Ausgeburt der Pflanzenwelt sei?" Aber die Pflanze konnte dem Samen nur eine vorübergehende Thierheit geben und keine dauernde. Alles geht in der Natur in stufenweiser Ent- wickelung weiter luid diese Art der Entwickelung hat den Zweck, die Mannichfaltigkeit hervorzubringen, die zuletzt zum Selbstbewusstsein führt, dem höchsten Streben der Natur. So habe ich meinen Glauben in den Propyläen der Naturge- schichte dargestellt. Recherches sur les organes locomoteurs des spores des Algues par M. Gustave Thuret. Annal. des scienc. naturell. 2 Ser. T. 19. p. 266. Diese Ab- handlung schliesst sich an die Schrift von Unger an, und nimmt darauf Rücksicht. Zuerst Beobachtungen über die Sporen von Conferva glomerata und rivularis. Sie sind sich einander völlig gleich in diesen beiden Arten ; ihre Gestalt ist kräuseiförmig, das verdünnte ungefärbte Ende, der Schna- bel , hat zwei fadenförmige tentacula , welche länger sind als die Spore, wodurch sie sich bewegt. Bei dieser Bewegung ist der Schnabel nach vorn gekehrt und die Spore dreht sich im Wasser mit einer Art von zitternden Bewegungen. Von 108 ^'- P- Link: Jahresbericht über die Arbeiten Zeit zu Zeit kehrt sie plötzlich zurück und dreht sich um ihre Axe. Nur wenig Opiuniextract hemmt sogleich die Be- wegung , worauf man die Tentacula besser sieht, auch wenn man etwas verdünnte Jodtinctur hinzusetzt, und die Sporen zwischen zwei Glasplatten trocknen lässt. — Chaeto- phora elegans var. pisiformis : die Sporen, die kleiner sind und schwer zu beobachten, haben vier Fühlspitzen — Prolifera rivularis und Candollii Leclerc (Mem. du Mus, T. 3. p. 462) haben ovale Sporen; der Schnabel ist zugerundet und trägt einen Kranz von fadenförmigen Tentakeln, wodurch sie sich sehr schnell bewegen. Wenn die Sporen anfangen zu keimen, so befestigen sie sich mit dem Schnabel an Alles, was im Wasser schwimmt und schicken wurzelartige Verlängerungen oder Haken aus, womit sie sehr fest anhängen. Oft geschieht dieses an den Fäden der Alge selbst, und diese übel verstan- dene Erscheinung hat zu dem Namen Prolifera Gelegenheit gegeben. — Nun kommt der Verf. zu Vaucheria clavata, redet von Ungers Beobachtung über diese Alge und fügt seine eigenen hinzu. Die grüne Materie verdichtet sich in dem keulenförmigen Ende des Fadens, so dass dieser schwärzlich aussieht. Dann erscheint an der Basis der Keule ein leerer Raum, als ob der Schleim sich gleichfalls verdichte und die grünen Kugeln nach oben und nach unten zurückstiesse (Un- gers Scheidewand). Weiui man etwas Karmin in das Wasser streut, so sieht man den Wirbel, den die Cilien im Wasser machen. Wasser über Jod gestanden hemmt sehr rasch die Bewegung, Jodtinctur muss sehr verdünnt sein. Uebrigens kommen die Beobachtungen des Verf. mit Ungers Beobach- tungen sehr überein. Die Pflanze, setzt er hinzu, besitzt in allen ihren Theilen die Fähigkeit sich zu reproduciren. Zu- weilen gelingt die Befreiung der Spore nicht, und sie keimt auf der Mutterpflanze, welches sonderbare Formen giebt. An den Chlorophyllkügelclion in der Alge sah er keine Bewegung, ausgenommen wenn ein Faden reisst, wo dann die Körner stossweise herauskommen. Bemerkungen von Hassall über Algen. Entero- morpha intestinalis. Annais of Nat. Hist. T. 11. p. 2.33. In der Jugend besteht diese Alge aus einer Reihe von Zellen. Jede dieser Zellen wird durch eine Längslinie für physiologische Botanik. 109 in zwei Theile getheilt (bisected), worauf mehre parallele Li- nien folgen, so dass die Originalzellen in mehre getheilt wer- den, von denen jede breiter und wieder getheilt wird. Zu- letzt legen sie ihren Conferven - Character ab, werden hohl und cylindrisch. Ferner beobachtete er, dass in den Zellen dieser Alge oft, wenn sie noch sehr klein sind, ein Kern ent- steht, der noch in der Mutterzelle keimt und gegliederte Fä- den hervorbringt, so dass, wenn die Mutterzelle zerreisst, parasitische Conferven darauf zu sitzen scheinen. lieber die ästigen Süsswasser- Conferven, das. S. 359. Die Zellen wachsen nicht allein in die Länge, son- dern auch mit der Zeit in die Breite, so dass die Fäden gegen die Spitze abnehmen. Die reproductiven Zellen sind aufge- blasen. Auch sagt der Verf. etwas von den Zoospores, was wir jetzt besser wissen. Die Gattungen Bulbochaete und Mi- crospora, neue Gattungen, werden charakterisirt. S. aucli S, 463. Die Querwände sollen durch ei^en Riss in den Wän- den der Zellen und durch Einbiegung der Ränder entstehen, nicht, wie Morren wollte, durch Sonderung des Inhalts in zwei Theile. Observation s on some points in the anatoray and physiology of the freshwater Algae, by Arthur Hill Hassall. Annais of Natur. Hist. V. 12. p. 20. Zuerst: On cytoblasts in the Algae. Die Cytoblasten in den Gattungen Zygnema und Vesiculifera sind das Central- organ, welches Meyen in der Gattung Spirogyra entdeckt hat und welches Schieiden einen Cytoblast nennt; eine zufällige Uebereinstimmung, da unser Verf. weder Meyen noch in die- ser Beziehung Schieiden kennt, wenigstens sie gar nicht an- führt. In Zygnema ist der Bau sehr zusammengesetzt, sagt er. Jeder Cytoblast ist einzeln und ninnnt gewöhnlich den Mittelpunkt der Zelle ein. Er besteht aus zwei, zuweilen drei Membranen; die innere stellt einen Kern vor, und die beiden äussern sind durch eine Flüssigkeit von einander ge- trennt. Die äussere Membran giebt viele röhrenförmige Ver- längerungen ab, die sich in den Spiralfäden endigen. Der Verf. liält den Cytoblast für den Magen, welcher die aufge- nommenen und verdauten Stoffe durch die Verlängerungen den Organen znfüln-t, wodurch sie assimilirt werden. Wenn 110 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten die Zelle ihre Grösse erreicht hat, so schwinden diese röhren- förmigen Verlängerungen, aber der Körper wächst noch fort, und nun glaubt der Verf., diene er zur Befruchtung der hel- len Körner, die sich in den Spiralfäden befinden. Hypothe- sen! Observation s on the genus Zygnema theilt die Arten dieser Gattung in zwei Abtheilungen, in der einen sind die Zellen, welche ihre Reife erlangt haben, in einander ge- steckt, in der andern nicht, lieber die Verbindung hat schon Mohl gehandelt, auch hat der Verf. Rücksicht darauf genom- men, und eine unbedeutende Bemerkung zugefügt. Obser- vations on the genus Vesiculifera. Einige Zellen sind zum Theil mit regelmässigen Ringen umgeben. Der Verf. meint, dass diese Ringe dazu dienen, die Samen herauszulas- sen, indem sie sich zusammenziehen, und dadurch die Häute der Zellen von einander reissen. Observation s on the genus Mougeotia, on two new gener a of fresh water Algae, and on Tyndari- dea with description of species, by A. H. Hassall. Daselbst p. 180. In den allgemeinen Bemerkungen über Mougeotia, sagt er, die Arten, deren Fäden sich nicht verbin- den, geben einen Beweis, dass die Verbindung zweier Zellen nicht nöthig sei, um die Art fortzupflanzen. Er beschreibt dann Mougeotia ericetorum, die ganz gewiss dieser Gattung fremd ist, auch führt er die Unterschiede selbst an, ohne sie doch für genügend zu halten, was sie gewiss sind. Das Uebrige gehört zur beschreibenden Botanik. In demselben Journal p. 188 ist eine Note von Edw. Forbes gegen Hassall eingerückt, meistens Zoophyten betref- fend und das Vorkommen von Pilzen auf lebendigen Körpern, wo H. nicht gewusst hatte, was über einen Gegenstand bereits geschrieben war. Allerdings ist Hassall ein guter Beobachter, nur kennt er selten und nie genau, was Andere, besonders Ausländer über einen Gegenstand bereits bekannt gemacht haben. En twickclungsgcschich te der Chaetophora tu- berculosa, Karl Müller, Flora 1842. 513. Merkwürdig und auch schon von Hassall zur wiederholten Untersuchung empfohlen. Die Algo hat golronnte Geschlechter auf derselben Pflanze. Die mäiuiiiclie Kapsel ist sitzend, seitenständig, rund, für physiologische Botanik. Hl roth und hat deutlich entwickelte Pollenkörner. Die weibliche ist endständig, gestielt, rund, gross, zuerst mit durchsichtigen Kiigelchen gefüllt, dann zellig. Zur Befruchtung nähert sich die nächste männliche Kapsel der weiblichen, indem sie sich verlängert, wächst mit der weiblichen gleichsam zusammen, entleert ihre Pollenkugeln in dieselbe, und fällt darauf ab. Die weibliche Kapsel enthält deutlich die zuerst ungefärbten Pollenkörner, wird dann grün und die grünen Körner ballen sich in Häufchen, gewöhnlich in fünf, zusammen. Nun schwillt sie an, die Körner in ihr entfärben sich und dringen aus der zerplatzten Kapsel nach allen Seiten heraus. Von jedem der hervorgedrungenen Körner kommt ein heller durchsichtiger Faden hervor, der die Alge fortpflanzt. Ba trachosp ermum moniliforme von Nägeli beobachtet, Linnaea T. 16. p. 264. Eine genaue Be- schreibung dieser Alge, die keinen Auszug erlaubt. Merkwür- dig scheint besonders die Bildung von Zellen, doch nicht überall in dem Faden , der als charakteristisch für die Gattung angegeben wird. Spirogyra Hornschuchi beschreibt Herr mann Kar- sten in diesem Archiv d. Naturgesch. Jahrg. 9. S. 338. Zuerst einige Bemerkungen über den Bau dieser Algen. Der Faden bestellt aus drei verschiedenen Membranen. Die äus- sere überzieht gleichmässig die ganze Pflanze und umschliesst die in ihrem Innern von der zweiten Membran gebildeten eng an einander gereihten Zellen , deren sich berührende Wände die Querwände bilden. In jeder dieser Zellen findet man die dritte innerste Membran, eine höchst zartwandige Zelle, die überall gleiclunässig der Mutterzelle anliegt. — Die beiden ersten Membranen unterschied schon Roth bei den meisten Algen mit Querwänden. — Der Verf. vereinigt nun, wie schon mehre gethan, Spirogyra quinina und princeps, unterscheidet aber eine (von ihm bei Berlin entdeckte Art) Sp. Hornschuchi genannt, dissepimentis patelliformibus. Note relative aux caracteres distinctifs qui se- parcnt les vegetaux des animaux et aux secretious minerales dans les plantes, Compt. rend. 1843. P. 2. p. 16. Eigentlich nur über die Korallinen. Der Verf zeigt zuerst, dass der Kalkabsatz nur äusserlich sei, dann analysirte 112 H. F. Link: Jahresbericht über die Arbeiten er eine Koralline und fand darin 6,7 p. C. Stickstoff, gerade so viel als diese niedern Pflanzen zu haben pflegen. Nach- dem er den kalkigen Ueberzug durch verdünnte Salzsäure getrennt hatte, sah er in dem darunter liegenden Gewebe Amylumkörner, wie die Prüfung mit Jod angab. Die Koral- linen gehören also zum Pflanzenreich. — Was in Deutsch- land darüber schon längst geschehen ist, weiss der Verfasser nicht. Ist auch in den Annales des Scienc. natur. II. Ser. T. 20. p. 65 und in dem Werke abgedruckt, worin alle Ab- handlungen des Verf. zusammengestellt sind, unter dem Titel: Memoires sur les developpemens des Vegetaux, par M. Payen Par. 1842. 4. 4. P i 1 z e. Die drei Ordnungen der krjptogamischen Pflanzen, Liche- nen, Algen, Pilze unterscheiden sich zwar so aufi'allend von den übrigen Kr^q^togamen, nämlich den Moosen und den Farn, dass man daraus eine besondere Klasse bilden muss, die ich längst unter dem Namen Kryptophyten unterschieden habe, sie gehen aber so in einander über, dass sie äusserst schwer durch bestimmte Charaktere zu trennen sind. Man pflegt daher wohl die Algen von den Pilzen dadurch zu un- terscheiden , dass jene in Flüssigkeiten wachsen , diese nicht. Aber der weisse flockige Thallus von Penicilliun» glaucum, einem Pilze ohne allen Zweifel, findet sich gar oft in Auflö- sungen von Zucker, verdünnten Auflösungen von Weinstein- säure u. s. w. Umgekehrt wächst Trentepohlia Jolithus, eine Alge, auf Steinen am Gebirge und nie im Wasser. Ich kenne nur zwei Unterschiede, welche auf den Gränzen beider Ord- nungen leiten können, erstlich die Farblosigkeit der im Was- ser wachsenden Pilze, und zweitens, dass die Pilze oder Schimmel von niederer Bildung, ihre Fructification mehr aus- wärts tragen, die Algen mehr innerlich, oder sie doch in Masse ausschütten, was die Algen nicht zu thun pflogen. Sehr viele Pilze, noch dazu unentM'ickelte, befinden sich unter den Algengatlungen Ilygrocrocis, Leptomitus u. s. w. liier ist nun zuerst von den Vegetabilien die Rede, welche in und auf lobendigen Thioren vorkommen, deren Un- tersuchung zwar nicht neu , aber doch in den letzten Jahren für physiologische Botanik. 113 mit grösserer Genauigkeit angestellt ist, als es vorher geschah . Wir müssen zurückgehen zur Abhandlung: Ueber eine contagiöse Confer venbildung auf dem Wassersala- mander von Ad. Hannover, in Müllers Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1839. S. 338. Zu die- ser Abhandlung hat bereits Meyen in seinem Jahresbericht f. 1839. S. 63 die selir richtige Bemerkung gemacht, die Pflanze sei Achlya prolifera Nees, die sich auf manchen abgestor- benen thierischen und auch vegetabilischen Theilen finde. Die Contagiosität hält er ebenfalls mit Recht für ein gewöhn- liches Fortpflanzen dieser niedern Gewächse durch Körner oder Sporen. Nees v. Esenbeck hat in dem Zusatz zu der Abhandlung von Carus in den Nov. Act. Acad. Natur. Cur. T. 11. P. 2. p. 493 von den zwischen Algen und Pilzen in der Mitte stehenden Pflanzen (Hydronemata) geredet, wozu der vorliegende Pilz gehört. Er unterscheidet solche Pflan- zen mit Querwänden , die er Saprolegnia , und ohne Quer- w'ände, die er Achlya nennt. Zu den ersten zählt er ein Gewächs, welches Gruithuiseu auf einer abgestorbenen Was- serschnecke (Valvata branchiata) fand, und Conferva ferax nannte , zu den zweiten , die von Carus beschriebene Schim- mel- oder Algenbildung. Nachher hat man beide Gattungen vereinigt, luid Kützing führt die Achlya prolifera in der oben erwähnten Phykologie S. 157 als Saprolegnia ferax auf. Ich möchte dies Gewächs zu den Pilzen rechnen ; die Fäden selbst sind ungefärbt, die Sporen oder Sporidien bläulich grau, ge- rade wie am gewöhnlichen Schimmel Penicillium glaucum, auch werden die Körner an der Spitze der Fäden schnell hinter einander ausgeleert. Ueber contagiöse Confe rvenbildung aufleben- den Fröschen und über den Einfluss der Nerven auf die Blutbewegung in den Capillargefässen, von Dr. Stilling zu Cassel, in Müllers Archiv für Anat. 1841. S. 279. Nach einer grossen aber wieder zugenähten Wunde, wobei die untere Hälfte des Rückenmarkes aus dem Kanal genommen war, lebten die Frösche oft noch einen Monat. Die Spitzen der Zehen wurden weiss, und es erzeugte sich an ihnen eine sogenannte Conferve, die sich weiter Archiv f. Naturgeschichte. X. Jahrg. 2, Bd, ü 114 H. F. Link: Jahresh dicht über die Arbeiten verbreitete. Die Beschreibung- und besonders die Abbildung des Gewächses zeigt ohne /weifel Acldya prolifora, die Be- wegung der Sporen ist beobachtet, aber falsch gedeutet. Es gelang dem Verf., das Gewächs auf lebendigen und todten Thieren fortzupflanzen. Ungeachtet der Verf. das Gegentheil behauptet, so ist doch wohl kein Zweifel, dass die Theilo, worauf dieser Schinnnel entstand, im Absterben begriffen wa- ren. S. auch die folgende Abhandlung. Fernere Erläuterung der contagiösen Confer- venbildung auf Fröschen und Wassersalaniandern, von Ad. Hannover in Müllers Archiv 1842, 73. Gegen Stillings Abhandlung, der jenes Gewächs zu den Thieren rechnen wollte. Der Verf. zeigt, dass man nicht selten die Körner oder Sporen von Conferven (auch Pilzen) sich bewe- gen gesellen habe, und die Thierchcn, welche Stilling an den Fäden des Schimniels beobachtet hatte, hält er mit Recht für zufällig parasitisch. Nach ',28, Schwanz mit Haaren 0,34. Aus dem Thale von Sind, in einer Meereshöhe von ohngefähr 2500 M. Zur Unter- scheidung von Sciuropterus (richtiger Pteromys) magiiificus und ele- gans bemerkt er, dass ersterer zwar ebenfalls eine schwarze Schwanz- spitze und einen srhwai'zen Kinnfleck hat, dass dagegen er oben lebhaft kastanienfarben, unten goldroth und von andern Grössever- hältnissen ist. Gleich gross ist Pt. elegans, aber die weissen Stri- chelchen stehen auf rein schwarzem Grunde, der Unterleib ist schön roth und der ganze Schwanz schwarz. Im Instit. 1843 p. 68 ist die etwas schwer glaubliche Nachricht zu lesen", dass ein Trupp von Vteromys volucella neuerdings in der Gegend von Digne ( Basses -Alpes) soll gesehen worden sein; ein Exemplar soll dem Museum in Marseille mitgetheilt werden, was zur Verifikation der Angabe allerdings nothwendig sein dürfte. — Eine ausführliche Beschreibung von Pteromys üra/ lieferte Tic kell im Calcutta Journ. of Nat. Hist. 1840 (Isis 1843 8. 832). Jacqueniont entdeckte in dem .3500 Metre? hoch liegen- 170 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der den Thale dos Gombiir ein Murmeltliier , das Is. Geoffroy als Arctomys caudattis (a. a. O. p. 66 lab. 5) bezeichnete. Oben schwärzlich, unten falb; Schwanz | der Körperlänge, oben lichtfalb, unten schwärzlich, an der Spitze ganz schwarz; die Vor- derzähne weiss. Das mitgebrachte Exemplar ist nicht grösser als unser Alpenmurmelthier, doch versichert Jacquemont um ein Drittel grössere gesehen zu haben. — Ref. erinnert, dass diess wohl die nämliche Art ist, welche Vigne bei seiner Reise nach Kleintibet auf dem hohen Tafellande von Drotsuh fand. Aus dem Altai hat Brandt eine neue Ziesel -Art erhal- ten, der er den Namen SperviopJiilus hi'evicauda bei- legte (liullet. de St. Petersb. I. 1843. p. 364): ,, Habitus Sp Eversmanni. Cauda admodum brevis. Rostri dor- sum, supcrcilia, area triangularis sub oculis, pedum anteriorum an- terior facies , . regio analis et crurum posterior facies pallide ferru- ginea. Pectiis et abdomen albida, ferrugineo lavata. Dorsum sor- dide et pallide ferrugineo, nigricante et albido mixtum. Cauda supra ejusdem fere coloris, infra ferruginea , apice alba, parum fasciculata. Auriculae minimae." Körper 11" 2'", Schwanz mit Haaren 2". Ausführlicher als früher charakterisirte Waterhouse (Ann. XII. p. 52) seine Gattung Anoriialiinis , ohne sich jedoch bestimmt auszu- sprechen, ob sie noch den Sciurinen oder bereits den Myoxinen zu- zut heilen sei. ]lKyo3cina. Bnrnieister (liaHoscln' Literaturzeitnng 1843 S. 524) will die Myoxinen uirkt als eigene Familie an- geselien, sondern der der Mäuse untergeordnet wis.sen. Als Grund führt er an, dass der Schädelbau, das Augenhöhlen- loch, der Dornfortsatz des 2ten Rückenwirbels und die untere Ver- wachsung des Schienbeins mit dem Wadenbein sich bei den Schläfern wie l)ei den Mäusen verhalte. Diess ist richtig , obschon ich auf die beiden letztgenannten Merkmale kein Gewicht lege, dagegen ist bei den Schläfern die Anzahl, um nicht von der Form zu sprechen, der Backenzähne von der der typischen Mäuse verschiede ) , ferner ein anderer Habitus, und was die Hauptsache, während bei allen andern Nagern der Blinddarm übermässig entwickelt ist, fehlt er bei den Schläfern ganz und gar. Auf letzteres Merkmal lege ich das Hauptgewicht, um aus den Myoxinen eine eigene Familie zu bilden, die in der Mitte zwischen der der Mäuse und Eichhörnchen steht. Dass auch bei Myoxns üryits der Blinddarm fehlt, habe ich neulich zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Dom Gebiss nach gehört derselbe zur Abtheilung Glis, das Stirnbein ist aber wie bei M. Ni- tela, und der Unterkiefer hinten mit einem Loch, während er bei Glis undurchbohrt ist. Wirbel habe ich im Ganzen 51 gezählt, näm- lich: 13 Rückenw, 6 Lendenw., 3 Kreuzw. und 25 Schwanzwirbel. Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1843. 171 Vom Graphiuriis capeus/s ist durch A. Smith (lUustrat. of the Zooi. of Southalr. XVII. tab. 39 eine genauere Beschreibung als die bisherigen erschienen. Chinchillinn, P. Gervais hat für das Dict. univ. d'hist, nat. 111. p 5B4 den Artikel Chinchilla bearbeitet, Aveiss aber noch immer nichts davon, dass seit 1835 durch Wiegmann 2 Arten unter- schieden worden. Vsuninioryctina *. Orycterina. B ii r iii e i s t e r will a. a. O. Pscüiinwryctes von dieser Gruppe entfernen und .sie daf'egen den Wurfmänsen zutheilen. Der kurze Schwanz, meint er, und die nach hinten kleiner vv^er- denden Barkenzahne widersprechen dem Typus der Schrotmäuse. Ich habe, als ich diese Familie festsetzte, von Psammoryctes kein Exemplar zur eignen Ansicht gehabt und musste mich mit den An- gaben Anderer behelfen. Seitdem ich jedoch ein solches mit dem herausgenommenen Schädel besitze, sehe ich allerdings, dass Psamm- oryctes keineswegs als Mittelpunkt der Schrotmäuse genommen werden darf, sondern dass er eine Uebergangsform ist, die von letz- teren unmittelbar zu Georhychus führt. Mit diesem kommt die Form des Schädels und der Schneidezähne am nächsten überein; auch er- weitert sich schon das enge Augenhöhlenloch der Wurfmäuse (Cuni- cularia) merklich bei Georhychus und führt dadurch zu Psammo- ryctes, wo es noch mehr vergrössert ist und dadurch in üeberein- stimmung mit dem der Schrotmäuse kommt. Abgesehen von diesem allei-dings wichtigen Umstände finde ich in der Annäherung zu Geo- rhychus, in der Kürze der Ohren und des Schwanzes, und, wie mir scheint, in der kräftigeren Entwickelung der Vorder- gegen die Hin- terglieder Momente, die mich jetzt bestimmen Psammoryctes auf die Grenze der Wurfmäuse zu stellen. Mit der Ausscheidung dieser Gattung aus den Schrotmäusen muss aber deren Familiennamen ge- ändert werden, weshalb ich statt Psammoryctina jetzt Orycterina in Vorschlag bringe. Eine genaue, von schönen Ahbildungen begleitete Be- schreibung zweier neuer brasilischer Schrotniäuse, Nelomys pictus und Echinomys inermis benannt, hat Pictet in den Mem. de !a .Societe de Physique et d'Hist. nat. de Geneve. X. Ire partie 1843 gegeben. Beide stimmen darin iiberein, dass sie der Stacheln ermangeln; sie wurden vor Bahia eingeschickt. a) Nelomys pictus (p. 203 tab. 1 und 2); Füsse ganz wie bei Ne- lomys; obere Backenzähne fast ganz wie bei Dactylomys, untere völlig wie bei Nelomys, Ohren gerundet, so breit als lang. Schwanz dick mit ziemlich grossen Schuppen, die von den langen und gedrängt stehenden Haaren verdeckt sind. Färbung sonderbar bunt aus Braun und Weiss. Kopf, Nacken und übriger Hals schmutzig w^eiss; auf 172 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der dem Scheitel ein länglicher brauner Fleck, der sich gegen die Nasen- spitze auskeilt. Rücken dunkelbraun , was sich in einer Binde bis auf den Vorderarm herabzieht. Seiten, Unterleib und Hinterfüsse schmutzigweiss. Körper 10", Schwanz 12", Hinterfüsse 1" 9"'. b) Echinomys inermis (p. 207 tab. 3 und 5 Fig. 1—8); Cebiss ähn- lich dem von Nelomys, Ohren gross, am Aussenrande etwas aus- geschnitten, Füsse massig lang; Schwanz mit Schuppen wie die der Ratte, aber durch die langen und häufigen Haare fast ganz verdeckt; Behaarung weich. Ganze Oberseite fahlbraun mit dunkelbraun ge- sprenkelt; Unterseite und Innenseite der Beine gelblichweiss; Schwanz schwarz, in der ersten Hälfte der Unterseite weisslich. Körper 7^", Schwanz %\", Hinterfuss 1" 8'". In den Verhandlungen der Schweiz, naturf. Gesellsch. zu Altdorf 1842 findet sich S. 192 die Notiz, dass Pictet einige aus Bahia ein- gesandte Nager vorgezeigt habe. „Drei von diesen Thieren schienen ihm ziemlich scharfe Charaktere darzubieten, um die Errichtung dreier neuer Gattungen zu erheischen: 1) die Gattung Platythrix mit Echimys verwandt; 2) die Gattung Poecilonit/s, mit üactylo- mys verwandt; 3) die Gattung Orycteromys, die von den Ratten nur durch einige Details im Zahnbau und starke Nägel an den Vor- derfüssen abweicht." Seinen ISelo/nys snl(;idens sieht Lund (Danske Vidensk. Selsk. .\fh. IX. ]). 135) jetzt für eine Art von Aul ncodiis an und legt ihm den Namen A. Teinminckii bei: diese Zusammenstellung scheint mir sehr zweifelhaft. JBTurina. Biirnieister meint in der Ilalieschen Lite- radirzeiinng 1813 S. 524, dass ich bei der (Charakteristik der Familien blos die Scliädel berücksichtigt nnd dadurch bei den Mäusen 2 wichtige Merkmale des Skelets, nänd eh die enorme Verlängerung des Dornfortsatzes am 2ten Rückenwirbel nnd die Ver\\ac])snng der beiden l'nterschenkelknochen am Grunde, übersehen hiitte. Ich gestehe gerne, da'^s es mir mit den Skeleten der überaus zahlreichen Arten, ja selbst Gattungen aus der Familie der Mäuse nicht viel besser wie dein Fuchse mit den Trauben geht , indem ich der meisten nicht habhaft werden konnte, doch ersehe ich aus den sehr spärlichen Nc^tizen, die Andere über den Skeletbau dieser Thiei-e geben, dass auch in grössern Sammlungen als der hiesigen noch kein Ueberfluss hieran besteht. Nun aber habe ich eine gewaltige Scheu aus einzelnen isolirten Beobachtungen gleich allgemeine Gesetze fol- gern zu wolleil, indem die grössten Missgriffe hieraus hervorgehen können, wie gleich Burmeister selbst einen solchen begangen hat. Icji habe nämlidi aus .\nsicht der in hiesiger Sammlung aufgestellten Skelete von Myodes Lemmas und groenlandicus, Hypudacus, amphi- bius, terrestris, alpinus und hypoloucos gefunden, dass ihnen allen Naturgescliichte der Säugtliiere während des Jahres 1843. 173 die erwähnte Verlängerung des Dornfortsatzes ganz abgeht, da über- haupt alle diese Fortsätze sehr kurz sind. Es müssten daher eines solchen geringfügigen Merkmales halber die Arvicolinen, vielleicht alle, von der Familie der Mäuse ausgeschlossen werden, was ganz unnatürlich wäre, zumal man nicht weiss, ob sich in dieser Bezie- hung nicht noch andere Gattungen anreihen könnten. Auch die von Burnieister sonst noch den Mäusen zugestandenen Charaktere: „ab- gerundete, mehr oder weniger nackte Olu-en, beschuppte oder bor- stig dazwischen behaarte Schwänze, vorn wie hinten 5 Zehen", haben keine allgemeine Gültigkeit, obschon ich aus Versehen die beiden letztern Merkmale ebenfalls in die Definition der Familie aufgenom- men hatte. Aus Neuhollaiid sind 5 neue Arten aus der Gattung Mus bekannt gemacht worden : Drei davon durch Gould (Ann. of nat. bist. X. p. 405), nämlich 1) Mus jienicillatus, „griseo-fuscus, vellere fere ut in M. decu- mano; corpore subtus pedibusque albis flavo-lavatis; auribus medio- cribus, postice subemarginatis; cauda gracili dimidia apicali pilis longis nigris vestita." Körper 7" 3'", Schwanz 1" 9'". 2) M. hir- sutus, „vellere hirsuto, corpore supra fuscescente pilis nigris crebre commixtis, subtus fulvescens, fusco rufoque tincto ; auribus medio- cribus; cauda longa pilis nigris, aliquanto longis, vestita, dimidia apicali pilis longioribus, his ad apicem caudae rufescentibus." Kör- per 10" 4'", Schwanz 13". 3) M. delicatulus, ,, supra pallide fusco- flavus; corpore ad latera flavescente, subtus albo; cauda mediocri supra fusca, subtus ad basin albescenti; auribus parvulis; pedibus gracilibus albis." Körper 2" 5'", Schwanz 2" 2"'. Waterhouse's beide Arten sind (Ann. XII. p. 134): 1) Mus castaneiis, „intense castaneus, corpore subtus pallidiore; cauda corpore cum capite longiore; auribus mediocribus." Körper 2" 1'", Schwanz 3". 2) M. Novae-Hollandiae (ein sehr übel gewählter Name), ,, supra canus flavescente lavatus; corpore subtus pedibusque albis; auribus mediocribus; cauda quoad longitudinem corpus fere aequante." Körper 3", Schwanz 2". Als eingeführte Arten in New York bezeichnet De Kay (Nat. liist. of New York. Maniui. p. 79) Mus decumimus, rat- tus und musculus; als neue Art bezeichnet er Mus ameri- canus. „Oben schwarz, unten bleifarben, Ohren höher als breit, Schwanz kürzer als der Leib, Länge 15 Zoll." Körper 9" 4"', Schwanz 6". Von M. rattus unterscheidet er diese Maus durch Gebiss, relative Ohrlänge und Schwanz. Gehört offenbar nicht zu Mus, sondern höchst wahrscheinlich zu Hesperomys. Selys Longchanips bezweifelt jetzt in der Rev. zool. 174 *'^- Wagner: Bericht über die Leistungen in der 1843 p. 129 die von ihm zuerst behauptete Identität von 31ns tectornm Sa vi und M. alexandrimis Geoffr. Indem er anführt, dass er aus dem südlichen Frankreich Mus tectortim Savi erhalten habe, setzt er hinzu: „diese Dachratte, von Savi in Toskana entdeckt, und seitdem durch Pictet, der sie M. len- cofraster nannte, bei Genf gefunden, scheint sehr gemein in den Gär- ten der Provence zu sein. Ich hatte geglaubt, dass sie die nämliche Art als M. alexandrinns Geoffr. wäre, aber das Exemplar des Mu- seums in Paris, welches ich so eben examinirt habe, scheint von M. tectorum verschieden durch die grauliche Farbe des Untertheils des Körpers und der Füsse, Theile, die rein weiss sind bei M. tectorum." Diese Bemerkung ist eben nicht sehr geeignet, Aufklärung zu bringen, denn während Selys M. tectorum und leucogaster identifi- zirt, hat Pictet sie spezifisch geschieden; auch wird von M. tectorum der Unterleib gewöhulich nicht als rein weiss, sondern als gelblich weiss angegeben. Zahlreiche Beiträge zur weiteren Kenntniss der Familie der IMäuse hat Sundevall geliefert in den K. V. Aead. Handl. 1842. p. 217. Von Mus trennt er erstlich eine Gattung oder vielmehr Unter- gattung ab: Isomys, die er von der ersteren dadurch unterscheidet, dass a) die seitlichen hinteren Zehen gleich lang sind, indem der äussere wie die zweite Zehe an das Ende des Metatarsus des fol- genden reicht, wälirend bei den übrigen Mäusen die äussere viel länger ist; b) dass der unvollkommene hintere Höcker an den beiden ersten obern Backenzähnen fehlt. Ilieher rechnet S. den Mus varie- ^>icornia. Im Dict. iiiiiv. d'hist. nat. IM. p. 5(yi fin- det sich eine Monographie der Ziegen von Ronlin. Höchst vortheilhaft unterscheidet sich dieselbe von den meisten andern in diesem Wörterbuche niedergelegten therologischen Artikeln, indem sie eine gründliche, durchdachte, auf umfassende Autopsie be- gründete Arbeit ist, auch in besserer Kenntniss der auswärtigen Li- teratur sich hält, obschon der Aegoceros Falconeri und Aeg. Pallasii von Rouillier noch nicht aufgeführt sind. Unter den von den Sivalikbergen stammenden fossilen Ueber- resten fand Blyth Stücke vom Schädel und den Hornzapfen einer grossen Art von Schafen, genau verwandt, wenn nicht selbst iden- tisch , mit Ovis Ammon aus Sibirien ; eben so eine korrespondirende Portion eines ächten Steinbocks, allem Anschein nach identisch mit Capra Sakeen, die noch im Himalaya vorkommt (Ann. of nat. bist. XI. p. 78). Seine frühere Beschreibung von Antilope Ogilbyi hatte Water- house Gelegenheit zu vervollständigen (Ann. XII. p. 57). Tab. 36 — 39 der Nederl Verhandel. wurden Bos sondaictis, tab. 40, 41 Bos Bubalus abgebildet; auf Tab. 40 und 41 der lUustrat. of the Zool. of South -Afr. wurde Antilope Ureas dargestellt. Cetncea» Von Zeuglodon Ow. (Basilosaurus Har].)" ist ein fast voll- ständiges Skelct in Alabama gefunden worden (SiiJim. Amerie^ journ. XLIV. p. 409). In einem mergeligen kalkigen Boden, w'enige Fuss unter der Oberfläche, lag das Skelet von Zeuglodon (fälschlich Zygodon ge- schrieben), und zwar ,so, dass die ganze Wirbelsäule vom Kopf an bis zum Schwanzende in einer fast uiiunterbrorhenen Reihe sich zeigte; die volle Länge mit Inbegriff des Schädels beträgt fast 70 Fuss. Die Säugthiernatur dieser Gattung hat Owen in den Transact. of the Geolog. Soc. 1841. p. 69 nachgewiesen. Eijie neue Gattung der Urwelt hat Brandt Cetothe- N* 184 A. Wagner: Bericht ü. d. Leistungen i. d. Naturgesch. etc. rium benannt (Bullet, de la classe physico-niath. de St. Pe- tersb. I. p. 145; Instit. 1843. p.241, 270). Mit Balaenoptera verwandt, aber doch generisch abweichend. Hieher gehört das von Rathke beschriebene Schädelfragment aus Kertsch und noch andere Knochen, worauf Brandt sein C. Rathkii begründete. Eichwald's Ziphius priscus hält er für eine noch zwei- felhafte Art dieser Gattung. An die umfassenden wichtigen Untersuchungen Eschricht's über die nordischen Wallfische, die nun auch in der Isis 1843 S. 276 mitgetheilt sind, brauche ich nicht zu erinnern; ebenso sind die von Dieffenbach in seinen Travels in New-Zealand gemachten Erfahrungen über die südlichen Walle beachtenswerth. Gegen Schlegels Annahme, der nur 2 Arten von Finnfischen gel- ten lassen will, behauptete Job. Müller in seinem Arch. für Anat. 1842 S. CCXXXVIU, dass Balaenoytera musculns eine ganz bestimmte Spezies ist, wozu nun noch der von Kröyer und Eschricht beschrie- bene Finnfisrh von Bergen kommt. Ueber die Augennerven des Delphins wurden von Stannius (ebenda S. 378) höchst genaue und umfassende Untersuchungen an- gestellt. Bemerkungen über einen an der englischen Küste gestrandeten Hyperoodon hat Bellingham (Ann. of nat. bist. XI. p. 414) mitgetheilt; über eine bei Marseille gefangene Phocaena rissouiia findet sich eine kurze Notiz in der Isis 1843. S. 414. ~ Die rechte Hälfte des Magens von Hyperoodon enthält, wie Eudes-Deslongchamps angab, 7—8 Ab- theilungen, die durch Duplicaturen der Schleimhaut getrennt sind (Mem. de la Soc. Linn. de Normandie. 1842, daraus in Müllcr's Ar- chiv 1843. S. CCLX). Delphi7ius leucopleurus wurde von Rasch als n:'uo Art aufgestellt (Rev. zool. p. 369). „D. corpore supra coex'ulescente nigro, infra niveo, lateribus macula longitudinali magna, obliqua, alba griseoque brunoo ornatis; rostro breviori, maxilla inferiori longiori, dcntibus conspicuis .supra infraque utrinque 28—35 acutis, incurvis." Länge 2,29 — 2,75 (wahr- scheinlich Meter). — In der Bucht von Christiania wurden 23 Stück gefangen. 185 Bericht über die Leisiiiiigen in der Naturgeschichte der Vög'el während des Jahres 1843. Vom Prof. A n d r. Wagner in München. Mit Freude begriissen wir die Ankündigung eines Wer- kes, das bestimmt ist, einem der dringlichsten Bedürfnisse in der Ornithologie entgegen zu kommen. Es fülirt den Titel: The Genera of Birds. By G. R. Gray, llhistrated with abniit 350 platps by D. W. Miteheli. Lond. seit 1844. kl. Fol. Obsrhon nur die Ankündigung von diesem Werke noch in das Jahr 1843 hineinfällt — das erste Heft ist erst im Mai 1844 ausge- geben — so ist es doch eine allzu bedeutsame Erscheinung, als dass nicht Kcf. schon jetzt auf dasselbe aufmerksam machen sollte. Der Zweck dieses Werkes ist, das ganze weit umher zerstreute ornitho- logische Material zu sammeln und geordnet in Vorlage zu bringen. Demgemäss sollen alle Gattungen und Untergattungen ausführlich charakterisirt und bei jeder die ihr angehÖrigen Arten mit Namen aufgeführt und die eine oder die andere Autorität citirt werden. Jede Gattung wird abgebildet und dazu in der Regel eine noch nicht abgebildete Art gewählt; ausserdem werden auf andern Tafeln die einzelnen charakteristischen Theile besonders bildlich dargestellt. Das ganze Werk soll nicht übei* 50 Monatshefte hinausgehen und ohngerähr 350 Tafeln enthalten. Jedes Heft kostet 10 s. 6 d. Obschon eine genauere Analyse dieses Werkes dem nächsten Jahresberichte vorbehalten bleiben muss, so kann Ref. doch schon nach Ansicht der ersten Hefte versichern, dass das Unternehmen in keine bessern Hände als in die von Gray und Mitchell hätte fallen können. Text wie Abbildungen sind gleich vortrefflich bearbeitet und bei der um- fassenden Kenntniss der Literatur, die R. Gray besitzt, darf man auf möglichst vollständige Bewältigung des Ungeheuern Materials rech- nen. Dies ist ein Werk, das keiner Bibliothek fehlen darf; ein Zoo- log wenigstens, der sich in Kenntniss des neuesten Standes der Or- nithologie halten will, kann ohne dasselbe nicht mehr auskommen. Ornitologia povvszechna, czyli opisande ptaköw wszy- stkich czfsci swiata przez Hr. Konstantetogo Tyzen- hauza. Wilno. 1842. I. CXXVIII. und 509 S. 8. igfi A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Graf Tysenhaus, ein ausgezeichneter Ornitholog, beabsichtigt in dieser, in polnischer Sprache verfassten Ornithologie eine Schilderung aller hauptsächlichen Gattungen, einheimischer wie ausländischer, liebst ihren wichtigsten Arten. Die Anordnung hält sich an das Sy- stem \on Temminck; der erste Band umfasst dessen Ordnungen der Raubvögel, Omnivoren und Insektivoren. Da im Polnischen eine ähnliche Arbeit noch nicht existirt, so. ist es von dieser zu erwarten, dass sie unter den Polen einen leb- hafteren Eifer für Ornithologie erregen wird. Nach dem Leben vor- trefflich abgebildet ist Strix micropthalmos Tys., wie der Verf. sehr treffend die Strix lapponica benennt. Zasady Ornitologii albo nauki o ptakach. Przez Hr. Koiistantogo Tyzenhauza. Wilno 1841. 165 S. 8. Das Hauptverdienst dieser Schrift besteht in der Uebertragung der Jlliger'schen Terminologie für die Klasse der Vögel in die pol- nische Sprache, mit Beigabe von 6 gut gearbeiteten Tafeln zum bes- sern Verständnisse der Kunstausdrücke. Zur Herstellung einer Gleich- förmigkeit in der Terminologie wäre es sehr zu wünschen, dass ähn- liche Arbeiten auch von englischen und franz.ösischen Ornithologen imtemommen werden mochten. Ovographie ornithologique, par W. O. De.s Murs (Rev. zool. 1843 p. 'JSS). Fortsetzung der früherhin schon erwähnten Arbeit, und zwar diesmal von der Farbe der Eier im Allgemeinen und ihren Ursprung handelnd. — Von Berge's Fortpflanzung der Vögel ist die 12te Lief, angekündigt. — Hewitson's coloured lllustrations of the Eggs of British Birds, with Descript. of the Eggs and Nests. Lond. part 12. price 2 s. 6 d . Mehr praktischer Tendenz sind die Zusätze und Nachtrage zu Brehm's Handb. für den Liebhaber der Stuben-, Haus- und alle* der Zähmung werthen Vögel." (Isis 1843 S. 484). Die Zusätze rüh- ren theils von Brehm, theils vom Grafen G ourcy-Droitaum on t, theils von Dr. Richter her, und beruhen auf vielfachen, bewährten Erfahrungen genauer Beobachter. - Ueber den Nutzen der Vögel in der Oekonomie der Natur etc. von St. K. v. Siemuszowa-Pie- truski (Isis S. 585). — Andrea, die vorzüglichsten Sing- oder Stu- bcnvögel Deutschlands. Naturgesch. und Fang der Vögel, Behandlung derselben nebst Anleitung eine Canarienvögel- Hecke emzunchten. Erf. 1843. ''[ Sehr reichlich sind wieder die Spezialfaunen mit Bei- trägen versehen worden. An die Spitze der europäischen Faunen ist zu stellen: „die Vögel Europa's. Gezeichnet und in Stahl gestochen von Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 187 Joli. Conr. und Ed. Suse mihi." Text bearbeitet von Dr. Schlegel. Stuttg. Balz. Die Fortsetzungen sind jetzt im rascheren Zuge begriffen. Bei den Raubvögeln wird weiter von diesem Werk die Rede sein. Catalogo nietodico degli Uccelli Europei di Carlo L. Bon aparte, Principe di Canino. Bologna. 1842. Sehr brauchbare Uebersicht der europäischen Arten, mit Angabe der Synonymen und der geographischen Verbreitung. Naumann' s Naturgesch. der Vögel Deutschlands ist im raschen Fortgange, und im Jahre 1844 kommt dieses ausge- zeichnete Werk zum Abschluss. Beiträge zur Ornithologie Griechenlands, von Heinricl» Graf von der Mühle. Leipz. 1844. 152 S. 8. Der Verf. benutzte seinen Aufenthalt als Offizier in Griechenland zum fleissigen Sammeln und Studiren der dortigen Vögel und giebt in diesem Buche ein Verzeichniss der von ihm in Griechenland beob- achteten Vögel mit vortrefflichen Bemerkungen über die Unterschiede der minder bekannten, so wie über ihre Lebensweise. Im Ganzen führt er 321 Arten auf, doch meint er selbst, dass diese Ziffer wohl auf 350 sich erhöhen dürfte. Der Verf. zeigt sich durchgängig als guter Beobachter und mit der Literatur wohl vertraut. Früher erscliien , obschon der Graf von der Mühle sie nicht mehr benutzen konnte, eine ähnliche Arbeit: „die Vögel Griechenlands von Dr. Ant. Lindermayer in Athen" (Isis 1843. S. 321). Zählt 263 Arten auf und giebt ebenfalls sehr schätzbare Bemer- kungen über einzelne Arten, besonders über Lebens und Brüteweise. Obschon L. 58 Arten weniger als M. anführt, so hat er doch 12 Ar- ten, die von diesem nicht erwähnt werden. Zählen wir diese 12 zu den 321 Spezies, die Graf M. als griechische Vögel angiebt, so stei- gert sich deren Gesamratbetrag bereits auf 333 Arten. Faune ornithologique de la Sicile, avec des observations sur l'habitat ou l'apparition des oiseaux de cette ile soit dans le reste de l'Europe, soit dans le nord de l'Afrique, par Al- fred Malherbe. Metz 1843. 242 8. 8. Sizilien, zwischen dem europäischen und afrikanischen Konti- nent situirt, hat für den Ornithologen eine sehr glückliche Lage, da hier die Vögel beider Welttheile zusammentreffen. Der Verf , seinem amtlichen Berufe nach Jurist, aber in der Ornithologie wohl erfah- ren, füllt eine grosse Lücke in der Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögel durch diese Fauna aus, die mit grossem JgQ A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Fleisse und tüchtiger Erfahrung bearbeitet ist, und noch ein beson- deres Interesse dadurch gewinnt, dass sie auf die Fauna der umlie- genden Länder fortwährend Rücksicht nimmt. Der Verf. zählt auf Sizilien 318 Arten auf, von denen jedoch 35 zweifelhaft sind. An diese Beiträge zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der Vögel längs des Mittelmeerbeckens schliessen sich noch 2 andere an: Drummond, Katalog der auf Korfu und den andern ionischen Inseln, so wie an der Küste von Albanien gefundenen Vögel, mit Bemerkungen von Strickland (Ann. ofnat. bist. XIL p. 412). Drum- mond sammelte vier Jahre und brachte 200 Arten zusammen, von denen 157 mit England gemeinsam sind, doch ist hierbei zu bemer- ken, dass gleichwohl die Physiognomie dieser beiderlei Faunen weit differenter ist als es diese Zahl vermuthen lässt, indem viele auf den ionischen Inseln ganz gewöhnliche Arten, wie z. B. Cathartes per- cnopterus, Falro rufipes, Glareola torquata u. s, w. in England nur selten und zufällig vorkommen. — Von demselben Beobachter rührt das Verzeichniss der während eines zweimonatlichen Aufenthaltes wahrgenommenen Vögel auf der Insel Kreta her, das Strickland eben- falls mit einigen Bemerkungen begleitet hat (Ann. XII. p. 423). Der Aufenthalt dauerte vom 27. April bis 18. Juni 1843. Aufgezählt sind 105 Arten, darunter 84 auch in England. Alle wurden ebenfalls auf den ionischen Inseln gefunden, mit Ausnahme von Arcentor alpinus, Anthus Richardi, Fringilla cisalpina und Platelea leucorodia. An sonstigen Beiträgen zur europäischen Vögelfauna sind er- schienen: H Bouteille, Ornithologie du Dauphinc Grenoble 1843. — E. Canivet, catalogue des oiseaux du dcpartement de ]a Manche. 1843. — Die Vögel Sirmiens, von Ch. L. Landbek (Isis 1843 S. 2 und 83). Sehr reichhaltig an eigenen genauen Beobachtungen, und zählt 278 Arten auf, unter denen jedoch 10 zweifelhaft sind. — Die irischen Vögel von W. Thompson (Ann. ofnat. bist. XI. p. 283, XII. p. 31). Fortsetzung der schon früher begonnenen .Arbeit; dies- mal die Tauben und den Anfang der Hühnervögel enthaltend. — Ver- zeichniss und Bemerkungen über die in Norwegen vorkommenden Vögel von H. Rasch (Nyt Magaz. for Naturvidenskaberne. Christia- nia I. S. 356).', In der Isis sind die Namen der Arten angegeben. Norwegen zählt 218 Arten, und Christiania 194, Schweden (nach Nilsson) 269. — Skandinaviska Foglar, af M. Körner. 9 Haftet. Stockh. 1843. — Brandt, Verzeichniss der von Herrn Bystrow in Mesen an das zoolog. Museum der Akademie eingesandten Säugthier- und Vögelbälge (Bullet, scientif. de l'Acad. de Petersb. X. 1842. p. 350). Zählt 5 Arten Säugthiere und 62 Arten Vögel auf, aus der Gegend von Mesen am weissen Meere herrührend auf; darunter Em- berixa pusilla Pall. , die hiermit in die Reihe der europäischen Vö- gel tritt. Mit der asiatischen Fauna befassen sich: Brandt's Bemerkungen über einige von Latham beschriebene. Naturgeschichte dor Vögel während des Jahres 1843. 189 bisher aber ungenügend bestimmte, sibirische Vögel (Ann. of nat. Iiist. XI. p. 113). — Illustrations of Indian Ornithology, a series of fifty coloured lithographic Drawings of Indian Birds, accompanied by descriptive Letterpress. By T. C. Jerdon. Madr. 1843. — E. Blyth, Verzeichniss der in der Gegend von Calcutta vom Sep- tember 1841 bis März 1843 erhaltenen Vögel (Ann. Xll. p. 90 u. 165). rührt 274 Arten auf. Einige Zusätze nnd Berichtigungen folgen auf S. 229. Schon früher hatte er in den Ann. XI. p. 477 ein Verzeich- niss der Vögel geliefert, die sich sowohl in Indien als Europa finden. — Eine Liste von Vögelbälgen, in den nordwestlichen Theilen von Bengalen gesammelt, findet sich ebenda S. 476. — Gute Bemerkun- gen zu Gould's Werke über die Vögel des Himalayas thoilte Brehm mit (Isis 1843. S. 886). — Ein kleines Verzeichniss chinesischer, um Kanton gesammelter VÖgel maclite Strickland bekannt (Ann. XU. p. 22Ü). — Nr. 6 und 7 der Land- en \'olkenk. der NederJ. Verband, sind reich an Aufschlüssen über die Vögel des indischen Archipels und viele neue Arten daselbst von S. Müller und Schlegel auf- gestellt. Die afrikanische Vögel - Fauna i.st die.?nial spärliclier be- dacht worden. Zu des Ref. Kenntniss ist gekommen: A. Smith, illustrations of the zoolog. of South -Africa. Nr. 17, 18 und 19. — Harris, the riighlands of Aethiopia. Vol. 11. app. p. 418 mit Bemerkungen über die Vögel von Dr. Roth. Reichlicher .«^ind die Beiträge zur anierikani.schen Fauna: Reinhardt, Mittheilungen über einige bisher in Grönland nicht angetroffene Vögel (Isis 1843 S. 59). — Verzeichniss der bekanntesten Vögel in Labrador (Münchn. gel. Anzeig. XVllI. 8. 421), von den Missionaren der Brüdergemeinde gefertigt, doch sind die Vögel nur nach den Landesnamen aufgeführt. — Richard son, Liste von 12 Vögelarten, die am Mackenzie unter 62" n. Breite gesammelt wurden (Ann. of nat. bist. XI. p. 484). — Linsley, Katalog der Vögel von Connecticut (Sillim. Americ. journ. 1843. p. 249). Es sind 302 Arten aufgezählt und werthvoUe Bemerkungen beigefügt. — J. v. Tschudi, Diagnosen einiger neuer peruanischer Vögel (in unserem Arch. 1843. I. S. 385). 22 Arten, deren ausführliche Beschreibung mit Abbildun- gen in der Fauna peruana geliefert werden wird. Auch die australische Vögelfauna ist nicht leer ausge- gangen : G. R. Gray, Verzeichniss der auf Neuseeland, Chatham und Auckland gefundenen Vögel (Dieff eub acii , travels in New Zealand II. p. 186). Im Ganzen 84 Arten, worunter mehrere, die bisher nur auf diesen Inseln wahrgenommen wurden; die Namen habe ich in den Münchn. gel. Anzeig. XVII. S. 58 mitgetheilt. — Strickland, Bemerkungen über eine Sammlung australischer Vögelzeichnungen 190 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der im Besitz des Grafen von Derby (Ann. XI. p. 333). Ferner G. R. Gray, Berichtigung der Nomenclatur australischer Vögel (ebenda p. 189). Nach Zeiclinungen, die White, der Hei-ausgeber des „Jour- nal of New South Wales" von australischen Vögeln fertigte, hatte Latham viele Arten publizirt, jedoch in ungenügender Weise, so dass es Dank verdient, dass Strickland und Gray, denen sich auch noch Gould beigesellte, durch Vergleichuug mit den Originalgemälden die Lathamschen Arten genauer zu bestimmen unternahmen. — Von Gould's Prachtwerke: „The Birds of Australia" sind im Laufe des Jahres 1843 Heft 10, 11, 12 und 13 erschienen. An allgemeineren anatomischen Arbeiten sind zn beachten: W. V. Rapp, über die Tonsillen der Vögel (Müller's Arch. für Anat. 1843 S. 19). Es ist ihm gelungen , die Tonsillen auch bei den Vögeln zu finden. — Stannius, über Lymphherzen der Vögel (ebenda S. 449). Er hat sie beim Storch, Strauss, indischen Kasuar, Gans, Schwan, Colymbus und Alca aufgefunden und quergestreifte Primitiv-Muskolbündel an diesen Gebilden wahrgenommen. Unter den urweltlirhen Fährten versichern sich die Geologen nicht blos immer mehr des Vorkommens von Vogeltritten, sondern sie sind jetzt bereits so weit gekommen, dass sie die Spuren urwelt- lichen Regens nachzuweisen sich getrauen. Im rothen Sandsteine von Connecticut ist es hauptsächlich, wo Hitchcock, Vanuxem, Lyell, Mantell u. A. nicht blos die Fussstapfen von Vögeln, sondern auch die Spuren urweltlioher Regentropfen erkennen wollen ( Ann. of nat. bist. XI. p. 322, .^13). Bei solcher immer mehr sich steigernder Scharfsinnigkeit im Beobachten kann es zuletzt kommen, dass die Geolog.n auch noch das Gras wachsen hören. JLccipitr es. Schlegel hat seine Darstellung der europäischen Tag- raubvögel im vorhin genannten Werke beendigt. Eine höchst verdienstliche Arbeit, wie sie nur einem Ornitho- logen von solchen umfassenden Kenntnissen und dem eine so reiche Sammlung als die Leydner zu Gebote steht, möglich ist. In der Kri- tik scheint mir der richtige Mittelweg zwischen den beiden Extre- men: der zu grosser Vervielfältigung oder Zusammenziehung der) Arten, gUirklich eingehalten zu sein. Sehr lol)enswerth ist die be- ständige Rücksichtsnahine auf verwandte ausländische Formen, wo- durch häufig eine Zurückführung auf bekannte Arten möglich wird. Die Tafeln sind vortrefflich gezeichnet und gestochen, aber das Ko- lorit dürfte lebhafter sein, was leicht zu bewerkstelligen ist und auch dem Werke mehr Liebhaber gewinnen wird. Unter allen ornitholo- gischen Leistungen, die vom Jahre 1843 vorliegen, erkennt Ref. diese als die bedeutendste an. Ein grosser Vorzug von ihr ist auch das gewählte Format, was eben so die bequeme Benutzung erhöht, als Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 191 die Kosten ungemein verringert. Luxuswerke, wie die Gouldschen und Audubon'schen, sind nicht zur Verbreitung und Förderung der Wissenschaft geeignet, sondern müssen nothwendig ihrer unnöthigen Kostspieligkeit halber, den Kreis der Naturforscher, die zu ihrer Benutzung kommen können , immer enger ziehen und gereichen da- durch der Ornithologie am Ende nur zum Verderben. Ueber die Raubvögel, welche in der Gefangenschaft gehalten werden können, hat Brehm gute Bemerkungen beigebracht (Isis S. 511). Lindermayer (Isis S. 523) stellt zwar noch Vultur /ulvus und V. alhicollis als besondere Arten nebeneinander, allein seiiie eigenen Angaben beweisen die Einheit der Art. Er sagt nämlich selbst, dass 1) V. albicoUis sich in seiner Le- bensweise nicht vom V. ßiivus unterscheide, 2) dass er sich nur in Gesellschaft desselben finde, 3) dass seine Geier so viel Verschieden- heiten darbieten als Exemplare sind , und dass insbesondere von der Halskrause des F. fnlvus zu der des F. albicoUis alle möglichen Nüancirungen vorkommen, und 4) dass die Eier des F. albicoUis ebenfalls braunroth gefleckt, nur weniger dicht als die des F. fulvus. Die Eier des V. cinereus, von deren Beschaffenheit man bisher nichts Sicheres wusste, bezeichnet L. als ganz weiss, ohne Flecken. Malherbc dagegen sagt, dass sie gegen das dicke Ende braun gefleckt und hellroth gewässert seien. Umgekehrt legen andere dem F. ful- vus einfarbige Eier bei. Bei diesem Widerstreit der Angaben, aus Verwechselung der Nester beider Arten entstanden, möchten wohl die von L. die meiste Autorität für sich haben. — Vom V. aurictt- laris , der nach Schlegel und Temminck in vielen Exemplaren von Griechenland aus versandt worden sein soll, ist hier weder von L., noch vom Graf von der Mühle getroffen worden. Falco rußpes ist von L. nur auf dem Durch/.uge im Frühling um Athen gesehen worden; dabei weit mehr alte Männchen als Weib- chen. In der Morea ist er dagegen vom Graf v. d. Mühle auf dem Hin- und Rückzuge häufig gesehen; auf letzterem jedoch nur Weib- chen und Junge. Einzelne bleiben nach seiner Angabe auch zum Brüten. Falco arcadicns als neue Art von Lindermayer aufgeführt und tab. 1 abgebildet, scheint, wie er selbst vermuthet, doch nichts anders als der jüngere Zustand von V. concolor Temm. oder F. Eleo- norae Gene zu sein, welche beide letztem sich sehr ähnlich, doch noch zu wenig gekannt sind, um ihre s])ezifische Identität mit Sicher- heit auszusprechen. An griechischen Falkenarten führt Graf von der Mühle folgende 6 Arten auf, nämlich: Falco Haliaetus, Bouelli, laniarius , jiennuius, melanopterus und parasiticus, die bei L, nicht genannt sind. h . Aussereuropäische Arten, als neu aufgestellt oder doch neu ab- 192 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der gebildet sind: Falco subniger , unbekannter Heimath, F. guttatus und Astur cristatns ; beide letztere von den Philippinen (Gray, Ann. XL p. 371). — Haliaetos unicolor Gray scheint nach Brandt identisch mit Falco leucoryphos Lath (Ann. of nat. bist. XL p. 113). — Haliastnr leucostenius Gould und Hatinstur? (Milvus) spheiiurus Vieill. hat Gould abgebildet in seinen Birds of Austral. part 11. — Ebenda: Astur Novae HoUattdiae Lath. im grauen, so wie im weissen Albinokleide (part. 12); Tinnunculus cencroides Vig., Circus assimilis Jard. und C. Jardinü GoulA (part. 10); Pandion leucocephalm GomXA (part. 13). — Neue von Gould aufgestellte Arten sind noch: Astur cruentus und Elanus scriptus ; beide von Australien (Ann. XL p. 528 und 401). Polyboroides (Nomina generica in oides desinentia e foro releganda sunt. Philosoph, bot. §. 216) typicus Smith {Falco gy- timogenys T^amm.) ist von A. Smith in seinen lllnstrat. of the Zool. of South Afr. tab. 81 und 82, alt und jung, abgebildet und ausführlich beschrieben worden. Eine Uebersicht über die allgemeinen Verhältnisse der Eulen hat Gerard im Dict. univ. d'hist. nat. HL p. 631 unter dem Artikel chouette geliefert. Gehört zu den besten ornithologischen Artikeln, die in diesem Theile enthalten sind. Mit Recht betrachtet G. die angebrachten Abtheilungen als blosse Untergattungen; auf die Arten geht er nicht ein. Da in einem Wörterbuche die Artikel leicht zu finden sind, auch in den vorliegenden meist nicht sonderlich ins Detail eingehen, wird Ref. sie für gewöhnlich nicht besonders anführen. Hinsichtlich des Sommer- Aufenthaltes von St rix brachyotus hat Malherbe eine sehr abweichende Angabe von der Linder- mayer's, Graf v. d. Mühle und Drummond's. Nach letzteren wird er in Griechenland und auf Korfu niemals während des Som- mers, sondern nur auf dem Zuge und im Winter gesehen; nach Mal- herbe dagegen ist er sehr gemein im Sommer in den Gebirgswal- dungen Siziliens, was Folge der hohen Lage ist. — Merkwürdig ist es, dass Strix Teiigmahni (s. dasypus) nach L. bis nach Griechen- land geht; er nennt diese Art „sehr selten und nur in Olivenwäldern." Zwei abyssinische Eulen beschrieb Guerin-Meneville unter dem Namen Bubo ciuerascens und Ottis abyssiuicus (Rev. zool. p. 321). Passerinae» Corvinae* Die seit Kurzem ziemlich allgemein gewor- dene Annahme, dass Rabenkrähe {Corvus corone) und Ne- belkrähe {Corvus cornix) nur Varietäten einer und dersel- ben Art seien, fängt bereits wieder an als ziemlich unhaltbar I Naturgeschichte der Vögel wahrend dos Jahres 1843. 193 zu erscheinen, wenigstens ist es gewiss, dass ihre Farben- verschiedenheit nicht auf Rechnung klimatischer Einwirkungen (der grössern oder geringern Hitze) gebracht werden darf. Nach Gloger soll die schwarze Krähe hauptsächlich dem Süden, die graue dem Norden angehören. Dies ist insofern richtig, als in Franken und Bayern die Nebelkrähe nur im Winter und da z'. B. um München in manchen Wintern höchst selten gesehen wird. Dagegen erklärte es schon Gloger als etwas Sonderbares, dass die Nebelkrähe auch in Toskana, Dalmatien, Sardinien u. s.w. viel häufiger als die schwarze, oder gar nur allein vorgefunden wird, ja selbst einigen griechischen Inseln nicht fehlen soll. Diese Thatsache hat sich in neuerer Zeit immer mehr bestätigt. Lindermayer führt zwar die Nebelkrähe nur als Wintcrvogel an, dagegen ganz im Widerspruche damit sagt Graf v. d. Mühle von ihr: „findet sich das ganze Jahr hindurch in Griechenland, zumal bei Lamia, Patras und um Athen, was merkwürdig ist, nur in Gesellschaft von Kohlraben, wie von c! corone", obschon diese ebenfalls häufig ist. Malherbe hat auf Sizi- lien die Rabenkrähe so wenig als Benoit gefunden; für ihr Vorkom- men bezieht er sich nur auf Galvagni, der sie in seiner Fauna des Aetna angiebt. Die Nebelkrähe dagegen ist nach M. in Menge auf Sizilien vorhanden. Eben so hat Drummond auf Korfu die Raben- krähe gar nicht gesehen, während die Nebelkrähe daselbst gelegent- lich und in Albanien sehr häufig vorkommt, hier auch brütet. Von Kandia führt er ebenfalls blos die Nebelkrähe an, und zwar als sehr zahlreich und hier brütend. Landbck belehrt uns in der Isis 18i2 S. 185, dass in Ungarn und Siebenbürgen die Nebelkrähe häufig, die schwarze sehr selten ist. Ref will noch bei dieser Gelegenheit be- merklich machen, dass aus Hofraths v. Schubert Heise in der hiesi- gen Sammlung ein Exemplar der Nebelkrähe aus Kairo steht; auch Rüppell führt unter den abyssinischen Vögeln nur die.se, nicht die sch-warze Krähe an. Schon diese Angaben genügen, um zu zeigen, dass graue und schwarze Krähen nicht nach Nord und Süd ausein- ander geschieden, sondern fheiis vermengt mit einander theils in ab- wechselnden Complexen getrennt von einander im Norden wie im Süden vorkommen. Diese seltsame Verbreitunirsweise spricht eher für spezifische Gesondertheit der Nebel- und Rabenkrähe; we- nigstens erweist sie, dass ihre Farbenverschiedenheit nicht von der Temperatur und sonstigen atmosphärischen Einflüssen abhängig ist. Die etlichen Fälle, die man von Verpaarung der Nebel- und Raben- krähen kennt, entscheiden für ihre spezifische Vereinigung so wenig als analoge Fakta Pferd und Esel als eine einzige Art ausweisen. Erst wenn der Nachweis geliefert ist, dass die Blendlinge unter sich eme permanent fruchtbare Nachkommenschaft mit einander zu er- zeugen vermögen, erst dann und nicht eher ist die Nothwendigkeit Nebel- nnd Rabenkrähe unter einer und derselben .Art zu vereini-^cn unwidersprechlich dargelegt. ^ ' 194 ^^' Wagner: Bericht über die Leistungen in der In der Angabe der Wohnörter von Corvus Pyrrhocorax und C. Graaihis scheint Lindermayer die Namen zu verwechsehi, denn wie Graf V. d. Mühle angiebt, ist die in den Schhichten Tripolitzas vor- kommende Art C. Pyrrhocorax und die auf dem Hymettus und Pen- telikon ist C. Gracuhis. — Den C. (Garrulits) melatiocephalus , der nach Temminck in Griechenland gemein sein soll, haben weder L. noch Graf v. d. Mühle daselbst angetroffen, sondern nur den C. glan- dari'us; auch Drummond hat auf Korfu nur diesen gefunden, so dass Temminck's Angabe auf einem Irrthum beruhen muss. Ueber die Lebensweise einer schon seit zwölf Jahren auf eiheni Hofe gehaltenen Saatkrähe Hess D. Landsborough einige Bemer- kungen in die Ann. of nat. hist. XL p. 275 einrücken. — Struthidea cinerea von Neuholland hat Gould in den Birds of Austral. part. id abgebildet. Auf die sehr eigenthümliche Luftröhrenbildung des Cephalopterus machte Tschudi aufmerksam (MüUer's Archiv 1843 S. 473). A^tnpelitlae» Zur Gattung Ampelis siiul mehrere neue Arten gekommen. Lafresnaye errichtete 2 Arten: Ampelis aureopecttis von Santa-Fe de Bogota (Rev. zooL p. 68, Magas. de Zool. tab. 39) , und A. arcuata (Rev. p. 98) aus Columbien. Beide gehören zu den grünen Arten mit rothem Schnabel, zu welcher Abtheilung auch die von Tschudi (in imserm Archiv S. 385) aufgestellte A. e leg ans vom Tullumayo-Flusse zu rechnen ist, während seine ^. czwc?« au» den Wäldern von Pangoa durch den schwarzen Schnabel abweicht. Gould hat seinen Pardalotiis quadraghitus von Vandiemens- land in den Birds of Austral. part. 12 abgebildet. Davon haben S. Müller und Schlegel ihren P. obsolet us von Timor als beson- dere Art unterschieden (Verh. Land- cn Volkenk. p. 174). J. Goudot hat ausführlich die Rupicola peruviana, auch ihr Nest und Eier beschrieben (Rev. zool. p. 1; Mag. de zool. tab. 37 Ei). — Pipra linearis Bonap. und P. vitellina Gould aus Central- Amerika wurden in der Zoology of the voy. of Sulphur. Birds p. 40, 41 tab. 20 und 21 abgebildet. Neu aufgestellt wurden von Gould: Pachycephala fal- cata, melanura und Simplex aus Australien (Ann. of nat. hist. XILp. 61). JFringillidae* Ueber die geographische Verbreitung von Frivgilla domestica, dsalphia und hispaniolensis sind ge- nauere Anhaltspunkte gegeben worden. Graf V. d. Mühle liat F. cisalpina nie in Griechenland gesehen; der dortige Haussperling unterscheidet sich in gar nichts von dem deutschen; als grösste Seltenheit daselbst gicbt er F. hispaniolensis an. Auch Lindermayor sagt, dass sich der griech. Hauss])erling nicht von dem deutschen unterscheide, dagegen behauptet er das Vorkom- Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. I95 mcn von F. cisalpina, „im Frühjahre und Sommer selten", wenn dies nicht etwa auf Verwechselung mit F. hispaniolensis beruht. Drum- mond hat auf Kandia nur F. cisalpina gefunden, aber nicht F. do- mestica, während diese in Menge auf den ionischen Inseln vorkommt, wo dagegen F. cisalpina ganz fehlt. Auf .Sizilien hat Malherbe F. cisalpina und hispaniolensis beisammen gefunden, ohne dass sich beide vermengen ; F. domestica fehlt dagegen. Ref. hält sowohl F. cisalpina als hispaniolensis nur für lokale südliche Abänderungen der F. domestica, wobei F. hispaniolensis mehr den westlichen Gegen- den zufällt. Fringüla coelebs kommt, nach Drummond, zu Anfang Oktobers auf Korfu an, ist gemein während des Winters, und verschwindet zu Ende Februars, während sie dagegen zahlreich auf Kandia brütet, worüber sich D. wundert, was aber wohl nur von den hohen bewal- deten Gebirgen herrührt, wodurch die Temperatur auf letzterer Insel gemässigt wird. — Wenn Drummond dagegen die F. montium als Standvogel für beide Inseln angiebt, so ist dies offenbar ein Schreib- fehler und darunter F. tnotitana gemeint, die er mit diesem Namen nicht in seinem Verzeichnisse aufführt, während sie doch daselbst nicht fehlen wird. Landbek hat eine ausführlichere Beschreibung seines Sumpf- hänflings {Fringilla palustris) in der Isis S. 597 entworfen. Er steht in der Gestalt und Farbe mitten zwischen F. cannabina und montium, ist im Elsass beobachtet wordin, und sind weitere Beob- achtungen über ihn zu gewältigen, bevor man sich mit Sicherheit über seine Stellung zu den andern Arten aussprechen kann. Aus dem Fasser arctons Pall. bildete Brandt (Bullet, scientif. de l'Acad. de Petersb. X. p. 251) 3 besondere Arten, von ihm Frin- gilla {Linaria) Gebleri, hrxinneonnch a und griseonucha benannt. Nachdem er noch mehr Exemplare aus Sibirien erhalten, überzeugte er sich, dass F. Gebleri vollkommen mit Passer arctous var. a Pal), übereinkommt, daher er den Namen in Fringilla arctoa umänderte, wogegen er nun (in den Bullet, de la classe phys. de Petersb. I. p. 363) die Benennung F. Gebleri auf eine vierte , der vorigen anverwandte Art übertrug. Ausserdem stellte Brandt daselbst noch eine neue sibirische Art auf: Vyrrhula {Co- rythvs) rhodochlamys, in Grösse und Färbung der P. rosea ähn- lich, al)er ohne die beiden weissen Flügelttecken , während hierin und in der Schnabelforni sie sich dem Corythus ruticilla nähert. Gould hat in der Reise des Sulphur 3 dieser Familie angehö- rige Vögel abgebildet: Fringil/a (Linaria?) coccinea p. 41 tab. 22 von den Sandwichs-Inseln, Leucosticte griseogenys Gould p 42 tab. 23 aus dem russischen Nordamerika, und Cactornis inornatus Gould p. 42 tab. 25 von der Bow-Insel. — Carduelis colombianus . Fringilla analis, Sper mop hila luctuosa und olivaceo- ^96 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der flava, alle aus Columbien, hat Lafresnaye als neue Arten aufge- stellt (Rev. zool. p. 291). Passer puiillus Pall. wurde von Brandt nach beiden Geschlech- tern genau charakterisirt und ihm sein Platz unter Pyrrhula {Dryo- spixa) angewiesen (Bullet, de la classe phys. de Petersb. 1. p. 366). Die von Coccothraustes unnöthiger Weise abgetrennte Gattung Guiraca hat Lafresnaye mit einer Art: G. cinerea von den Gal- lopagos- Inseln bereichert (Mag. de zool. tab. 30), und halt bereits einen neuen Gattungsnamen Piexotina in Bereitschaft, falls zu den von der äussern Beschaffenheit hergenommenen spezifischen Merk- malen auch noch etwa in der Lebensweise ein oder das andere hin- zukonmien sollte. Dauert dies Unwesen mit der Gattungsmacherei so fort, so werden wir bald nicht viel weniger Gattungen als Arten haben. — Catamblyrhynchus diadema wurde von ihm im Mag. de Zool. tab. 34 abgebildet. Von der Niger-Expedition charakterisirte Fräser (Ann XI. p. 131 und 133) mehrere neue Arten Fringilliden: Ploceus collarls, Eiiplectes rufo-velatus, Coccothraustes oliv aceus^ Nt- grita ftisco -notus^ Amadina jioensis und bicolor. Ni- grita ist ein neuer Name, den Fräser in Vorschlag für Aethiops bringt, weil dieser bereits an einen Affen vergeben sein soll, wobei er jedoch im Irrthum ist, indem dieser in der Therologie nur als spezifischer, nicht als generischer Name verwendet, die Aenderung also völlig überflüssig ist. — Amadina Lathami Vig. und A. casta- notis Gould sind in den Birds of Austral. part. 13 abgebildet. — Ploceus tnelanotis von Guerin als neue Art aus Abyssinien auf- gestellt. IVlit Errichtung zweier überflüssiger Gattiiiigen Emhlvina und Poephild hat Gould diese Familie beschwert (Ami. XI. p. 144). Die Definitionen lauten: 1) Emhlema „rostrum fere quam Ca- put longum, conicum (ut in genere Ploceus). Alae mediocres, re- mige prima parvula, 4 proximis inter se aequalibus; tertiariis elon- gatis. Cauda niediocris et fere quadrata paululum rotundata. Pedes plantigradi, digitis gracillimis; digito intermedio externis longiore, illis inter se aequalibus." Hiehcr E. picta von Ncuholland. — 2) Poephilu, ,, rostrum ad basin tumidum et igitur tam latum et profundum quam longum. Alae mediocres, remige prima parvula, 2—5 inter se fere aequalibus; digitis gracilibus, medio externis lon- giore, illis inter se aequalibus; digito postico medio valde breviore. Cauda cuneiformis, rectribus 2 intermediis productis." Typus: Ama- dina achticauda. Als neue Spezies hat Gould P. persouata von der Nordküstc Neuhollands beigefügt. Ans Sibirien crliieii IJrandl eine nent; Animer-Art, von Naturgeschichte der Vögel wahrend des Jahres 1843. I97 ihm Emherixa cioides benannt (Bullet, de Petersb. I. p..363; Instit. p. 349). „Habitus et colorum distributio fere ut in E. Cia, cui simillima. Rostrum brevius quam E. Ciae. Froiis, capitis latera cum superciiiis, mentum, gula et genae alba. Macula parotica latior quam in E. Cia. Vertex castaneus, cinerascente vel albicantc subimbutus. Pectus torque plus niinusve laete castanea. Abdomen niedio albidum, late- ribus paljide ferrugineum. Reliqua ut in E. Cia." — Brandt macht ferner in den Ann. of nat. hist. XI. p. 114 bemerklich, dass seine E. bruniceps von E. rutila verschieden sei. Landbeck hat in der Isis S. 599 von seiner Alauda anthi- rostris nähere Nachricht gegeben: „Sie unterscheidet sich von der ihr Sfhr ähnlichen Haidelerche (A. arborea ) vorzüglich durch ihren gestreckten, etwas gebogenen Schnabel, der dem des Wasserpiepers sehr ähnlich ist, während er bei ihren Gattungsverwandten kegelför- mig, kurz und gerade zugespitzt ist, den höhern Scheitel und längern Sporn." Bewohnt nur die höchsten Plateaus der schwäbischen Alp. Wenn diese Lerche, meint L., keine selbstständige Art bildet, so muss sie mindestens als standhafte Varietät betrachtet werden. Die Alauda Diiponti Vieill. soll auf Sizilien geschossen worden sein, doch hat Mal herbe kein Exemplar gesehen. Es Märe zu wünschen, dass die Ornithologen, Melche hierzu Gelegenlieit haben, die Anmerkung in Keys, und Blasius, europ. Wirbelth. S. XXXVL beachten möchten, nach welcher A. Duponti nur eine monströse Ausartung der A. arvensis sein dürfte. — Brandt machte bemerk- lich, dass A. mongoUca Pall. eine sehr gute Art sei, zur Untergat- tung MeUmocoryiiha gleich der A. tntarica, Icucoptera und biniacu- tata, gehörig (Ann. of nat. hist. XL p. 114). Im 19ten Heft der Illustrat. of the Zoo), of South Afr. hat A. Smith als neue Arten beschrieben und abgebildet: Alauda Coelea und Lagepa, Mirafra africana, africanoides (sie!), .9«- bota und cheiiiana, Certhilauda africana Vieill. und iub- coronat a. Siturnitlae. Wie Mal herbe angiebt, ist Sturnus uni- color häufig in Sizilien, wo er niemals, seinen Geburtsort ver- Jiisst, während die gemeinen Staare im März iliren Zug nach dieser Insel antreten. Graf v. d. Mühle und Lindermayer haben in Griechenland nie- mals den St. unicolor M'ahrgenommen, der dagegen in Algier ebenso häufig ist als der St. vulgaris, mit welchem er sich in zahlreichen Banden vereinigt. Von Korfu berichtet Drummond, dass St. vulgaris im Winter gemein ist, aber niemals im Sommer gesehen wird. Cassicus uropygialis ist von Lafresjiaye als neue Art aus Columbien bezeichnet worden (Rev. zool. p. 290). Archiv f. IVaturgcschirlitc. X.J.ihrg. 2. Bil. Q 198 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der jDentirostres, Die europäische Fauna ist durch eine Art, den Lantus 7iuUcus Licht. (L. personatus Temm. O. col. 216. 2) erweitert worden. Dieser bisher nur aus Nubien und Arabien bekannte Vogel ist zuerst von Lindermayer als europaischer Vogel unter dem Namen L. personatus bezeichnet worden. Er fand ihn in Griechenland als Zugvogel, der dort sehr spät, erst Ende April, Anfangs Mai, an- kommt. Gleichzeitig hatte Hartlaub aus Griechenland einen Würger erhalten, von dem er eine Zeichnung an Lafresnaye überschickte, in der letzterer den L. nubicus s. personatus eriiannte (Rev. zool.p. 159). Nicht lange hernach fand Hartlaub, dass Lindermayer schon diese Art in der Isis als griechisch nachgewiesen hatte (Rev. p. 211). Bald hernach gab Graf v. d. Mühle von ihr unter dem Namen L. leu- co 7« efo;>oM Nachricht, überzeugte sich aber gleich nach Empfang der Isis, dass derselbe mit Lindermayers L. personatus identisch ist. So ist denn fast gleichzeitig von drei Seiten her der L. nubicus der europäischen Fauna zugestanden worden. Zwischen Lanius aethiopiciis Lath. Gm. imd Levaillant's Pie- grieche Boubou will Guerin spezifische Unterschiede gefunden ha- ben, daher er letzteren als Lanius Boubou abtrennt (Rev. zooL pag. 161). Sonstige Arten sind: Collurio Smithii von Cape Coast (Frä- ser Ann. XII. p. 478). — Dicrurus bracteatus {D. balicassius) Horsf. nee Lath.) aus Neuholland von Gould (Ann. XII. p. 59). — Oreoica (Falcunculus) gutturalis Horsf. von Gould in den Birds of Austral. part, 12 abgebildet. — Derselbe charakterisirte einen Artamus leucopygialis aus Neuholland (Ann. XL p. 143). Zur Kenntniss der bisher sehr verwirrten indischen Ar- ten von Ceblepijris haben S. Müller und Schlegel in den Verhandel. Land- en Volkenk. p. 189 einen wichtigen Beitrag geliefert, indem sie kritisch die bisher aufgestellten Arten musterten und 8 neue zusetzten. a) Untergattung Campephag a: 1) C. melas r\. s^. Neu- guinea 2) C. cinnamomea n. sp. ebenda, 3) C. plumbea n. sp. ebenda und Timor, 4) C. morio n. sp. Celebes, 5) C. fimbriata Temm. Java, Sumatra, Bbrneo. b) Untergattung Lalage: 6) C. orientalis Temm. Java, Su- matra, Borneo, Celebes, Timor, 7) C. aurea Temm. Celebes, 8) C ttmoriensis n. sp. Timor. c) Untergattung Graucalus: 9) C. vielanops Lath. (G. me. lanotis Gould), Neuholland, Neuguinea, Timor, 10) C. atriceps n. sp. Celebes, 11) C. personata n. sp. Timor, 12) C. larvata n sp. Java, 13) C. Novae GttineaeL&ih. Sumatra, 14) C >m?m Horsf. (Rüppell's Beschreibung gehört zu C. fimbriata, dagegen die des Weibchens von C. papuensis hieher) Java, 15) C. papnensts Lath. Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 199 Banda, Ternate, Celebes und Neuguinea, 16) C. Temmtnckii n. sp. Celebes, 17) C. hicolor Temm. Celebes. Zu den Muscicapiden sind hinzugekommen: In der Rev. zool. 1843 die Muscicapa fumigata Guerin aus Abyssinien (p. 161), M. cinnamomeiventris , fusco-capilla und M. (Todirostrum?) ruficeps sämmtlich aus Columbien und von Lafresnaye bestimmt (p. 291). — Tchitrea Ferre ti Gue- rin aus Abyssinien (p 162). — Vireo versicolor^ Myiobius diadema und pyrrhopterus, Todirostrum granadetise, sämmtlich aus Neugranada und von Hartlaub bestimmt (p. 289). — Pachyrhynchus squamatus, Querula fusco - cinerea und Setophaga nigro-cincta aus Columbien und von Lafresnaye aufgestellt (p. 291 und 292). Ferner in den Ann. of nat. hist. die Tchitrea rufa Gray von den Philippinen (XI. p.371), Muscipeta {Tchitrea) tricolor Fräser von Fernando Po (XII. p. 441). — Rhipidura Dryas Gould von Neuholland (XII. p.59); Microeca flavigaster Gould eben daher (XII. p. 60). — Platysteira castanea und leucopy- gialis Fräser, von Fernando Po (XII. p. 131). — Eopsaltria australis Lath. und griseogularisGouXA wurde in den Birds of Austral. part. 13 abgebildet.— S. Müller und Schlegel bereicher- ten in den Verhandel. Land- en Volkenk. p. 184 die Gattung Rhipi' dura mit nicht weniger als 9 Arten aus dem indischen Archipel: Rh. semicollaris, squatnata, phoenicura, threnothor ax, ru- fiventris , gularis, ochrogastra, euryura und perlata. SuhuUrostres. Der deutschen Fauna hat v. Ho- meyer eine neue Art Drossel, von ihm mit dem Namen Turdus atrocyaneus belegt, zugefügt (Isis S. 604). Sie wurde auf Rügen am 1. Oktober 1842 gefangen, ist etwas grösser als die Singdrossel, schön schieferblau, was am Bauch am hellsten ist. Ein Streif durch das Auge ist weiss; After, Bauchmitte, Spitzen der 5 äussersten Steuerfedern, innere Deckfedern der Flügel (mit Ausnahme der dunkel schieferblauen Spitze), so wie die Innen- fahne der grossen Schwungfedern in ihrer Mitte sind ebenfalls weiss, wodurch auf der Unterseite der Flügel 2 weisse Binden entstehen. Schnabel dunkelbraun, an der Wurzel des Unterkiefers gelblich; Füsse hellbraun. H. bemerkt selbst die Aehnlichkeit dieser Drossel mit T. leucocillus Pal!.; es weicht jedoch die Beschreibung von Pallas erheblich davon ab. In einer Drossel aus Kaschmir, die im Mus. Senckenberg. steht, erkannte Brehm seinen Turdus Seiffertitxii (Isis 887). — Von Tur- dus Wkitei wurde ein Exemplar in Irland gefangen (Ann. XI. p. 78). — Als neue Arten wurden von Guerin Cossypha gutturalis und nigrocapilla aus Abyssinien unterschieden (Rev. zool. p. 162); später erkannte er, dass letztere mit Petrocinclu semirufa Rüpp. 200 A- VVagntr: Bericht über die Leietungen in der identisch ist (ebenda p. 322). — Zu Grallaria fügte Lafresnaye eine lOte Art: G. rufula aus Columbien (Rev. p. 99). — Tiirdus fumidus n. sp. aus Timor in der Land- en Volkenk. p. 199; ebenda Geocichla rubiginosa von Timor p. 172. Zur genauem Kenntniss der siid- europäischen Sylvien sind erhebliche Beiträge geliefert worden. Lindermayer stellte (Isis S. 342) eine neue Art auf: Sylvia (Salicarid) elaeica. Gleicht an Grösse der S. atricapilla, an Ge- fieder aber der S. orphea, ist jedoch um die Hälfte kleiner und un- terscheidet sich vor Allem durch den ungemein grossen Schnabel, vermöge dessen sie nur mit S. hypolais grosse Aehnlichkeit hat. Ihr Ankommen und ihre Brütezeit in Griechenland (Ende Mai's) be- zeichnen sie als einen Bewohner der Aoquatorialländer. Scheint allerdings eine bisher unbeschriebene Art zu sein. Sylvia olivetornm, welche Drummond im Jahre 1836 aufKorfu entdeckte, wo sie während des Sommers sehr häufig ist, ist von Lin- dermayer und Graf v. d. Mühle in Griechenland aufgefunden wor- den. Ersterer belehrt uns über Lebensweise, Gesang und Nestbau; letzterer macht darauf aufmerksam, dass sie jnit Küppell's Sylvia crassirostris identisch ist. Noch glaubt Lindermayer eine zweite neue Art in seiner Sylvia ochrogeuioii entdeckt zu haben, die er von den andern Arten hauptsächlich durch einen gelben Kinnfleck unterscheiden will, ihm aber nur in einem einzigen Exemplare bekannt ist. Graf v. d., Mühle hat jedoch gegen mich die Bemerkung gemacht, dass diese! neue Art nur auf dem Weibchen von S. melanocephala beruhe, das von den Früchten der Cactus opuntia gefressen habe, die eine so beissende gelbe Farbe führen, dass sie auch andern Vögeln, z. B. der S. atricapilla, das Kinn schön gelb färben ; er selbst sei anfänglich in diesen Irrthum gerathen. Malherbe machte (S. 78) auf eine von Gerbe neu aufgestellte Art, Sylvia angusticauda, aufmerksam: „Schnabel auffallend mehr niedergedrückt und verdünnt als bei den verwandten Arten (S. Fitis, rufa); Schwanzfedern sehr schmal." Ganze Länge 116 Mil- lim., Schwanz 45. Um Paris und in verschiedenen andern Gegenden Frankreichs gefunden. M. bemerkt, dass er aus Algerien eine S. rufa erhalten habe, die ihm die S. angusticauda zu sein scheine, so dass er letztere nur als eine Varietät der ersteren vermuthe, wobei es wohl sein Bewenden haben wird. Landbeck behauptete neuerdings (Isis S. 600) die Selbststän- digkeit seiner Sylvia (Curruca) rubricapilla. Nachdem er jedoch selbst kein Exemplar auftreiben konnte, sondern nur die Angaben seines Vaters wiederholt, so wird sie doch wohl nur als zufällige Varietät der S. atricapilla anzusehen sein, bei der der Scheitel der Männchen länger oder für immer die Jugendfarbe behielt. Eine Sylvia badiceps Ton Fernando Po charakterisirte Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 201 Fräser (Ann. XII. p. 133), so wie eine Sylvicola iuji er ciliar is, \on daher (p. 440). — Zoster ops ahy s sinica unterschied Gue- rin (Rev. zool. p. 162), und Gould bildete in den Birds of Austr. part. II. Zoslerops dorsalis mit dem Neste, Intens und ihloroiiotus ab. — Im 17ten Hefte seiner Illusfrations hat A Smith folgende Ar- ten von Drymoica geschildert: D. ocithtris, pectorulis, cupensis^ sub- riißcapilla, affinis , cherina, aberraiis, chiuiana und natalensis. — Gleichzeitig charakterisirte Fräser 7 Arten von Drymoica aus West- Afrika, nämlich: D. mentalis, Strangei, lateralis, rnficapilla, riifa, rufügularis und uropygiulis (Ann. X\\. p. 478), die genauer ge- kannt sein müssen, bevor sie mit Sicherheit mit den vorigen ver- glichen werden können. — Cincloramphus cantatoris, neue Art von Gould aus Neuholland (Ann. XII. p. 63). Für die spezifische Verscliiedenlieit von Saxicola aurita und stapa%ina sind neuerdings Gewälirsniänner aufgetreten. Lindermayer, Malherbe, Graf v. d. Mühle und Drummond tren- nen beide Arten und die zwei letzteren führen auch Gründe dafür auf. Wenn Strickland meint, dass S. aurita nur das Winterkleid von S. stapazina sein könnte, so widerspricht der Umstand, dass beide in Griechenland und Sizilien zusammen vorkommen. Von der Saxicola lencura unterscheidet Guerin eine 5". lencti- roides, „tota atra, cauda basi uropygioque imo rufescente albidis" aus Abyssinien (Rev. zool. p. 162). — Saxicola pyrrhonotus auf Timor ist als neue Art in der Land- en Volkenk. p. 207 auf- geführt. Motacilla melanocephala wird sowohl von Lindermayer als von Graf V. d. Mühle und Malherbe als selbstständige Art angesehen. Nach Drummond wird der schwarze Kopf im Winter grau. Wie Sundevall (Isis S. 288) bemerkt, ist M. flava gemein im mittlem und südlichen Schweden, scheint dagegen in Lappland und Norwegen gar nicht vorzukommen, sondern wird hier durch S. melanocephala ersetzt. Aus dem Altai hat Brandt einen neuen Fliievogel erhal- ten, den er Jccentor altaicus benennt (Bullet, de Petersb. 1. p. 3ß5). ,, Rostrum nigrum. Caput supra cum cervice griseum. Genae ejusdem coloris, sed albo fuscoque longitudinaliter strrolatae. Gula alba, sparsira nigro - fasciolata. Pectoris superioris partis pennae medio ferrugineae, albo limbatae, inferioris cum pennis hypochon- driorum, crissi et tectricibus caudae medio fuscae, ferrugineo parum imbufae, albo limbatae. Abdomen medio album. Tectrices alae in- feriores albo et griseo fasciolatae. Dorsi superior pars ferruginea fusco-nigro maculata, ob pennas medio fusco-nigras, margine ferru- gineas. Dorsi posterior pars grisea. Remiges primariae et rectri- 202 A. Wagner Bericht über die Leistungen in der ces fusco-nigricantes, margine extemo albo limbatae." Ganze Länge 5" 3". Grallina australis hat Gould in den Birds of Austral. part. 11 abgebildet. Als eine neue Meisenart bezeichnete E. de Selys Long- champs seinen Parus borealis (Rev. zool. p. 212). „P. supra cinereo-griseus, pileo atro, temporibus albis; subtus albidus , lateribus vix saturatioribus , gula late nigricante." Länge 4" 10'", Schwanz 2" 4—5"'. Wurde von der französischen Expedition aus Island mitgebracht; ein Exemplar kommt aus Norwegen. — Zweifelhaft stellt S. noch eine 2te Art als P. frigoris auf, die an- geblich aus Island stammen soll, so gross als P. borealis ist und deren Schwarz an der Kehle minder ausgedehnt als bei P. atricapil- lus, der Rücken minder rein grau, mehr olivenfarbig ist. Könnte, ■wie er meint, auch nur ein älterer Zustand oder das Hochzeitskleid von P. borealis sein. Parus leuconotus und Parisoma Galinieri aus .Abyssi- nien sind von Guerin als neu angekündigt (Rev. p. 162). Zu Pttta brachte Hartlaub als neue Art seine P. cucullata von Malakka; er zählt jetzt 16 Arten von dieser Gattung auf (Rev. zool. p. 65). Als neu creirte und sämmtlich überflüssige, auf keinen haltbaren Merkmalen beruhende Gattungen sind die nachste- henden zu erwähnen. Smicrornis, von Gould errichtet: „rostrum parvulum et in- star grani tritici, fere cylindraceum, a basi incurvatum. Nares basa- les oblongae et operculo obtectae; ad basin rostri pili tenuissimi admodum pauci. Alae modice longae, alula brevissima, primariae 3, 4, 5 longissimae et inter so fere aequales. Cauda brevis et qua- drata. Tarsi modici; digiti perbreves; digitus posticus cum inter- medio fere coaequalis. Ungues admodum adunci et ad haerendum aptati. Mit Gerygone nahe verwandt, welcher Name jetzt statt Psi- lopus in Anwendung gebracht wird. Neue Arten sind: Smicornis flavescetis , Gerygone magnirostris und chloronotus, sämmtlich von Neuholland (Ann. XII. p. 60 und 61). Hylacola trennte Gould als Gattung von Acanthiza ab, und wies ihr die A. pyrrhopygia und eine neue H. cauta zu (Ann. XII. p. 62 und Birds of Austral. part. 13). Eine andere Gattung ist von ihm Eryl hrodryas benannt -wor- den, die so wenig von Petroica abweicht, dass Ref. es nicht der Mühe werth findet ihre Merkmale anzugeben. Gould rechnet hieher die Petroica rhodinogaster Jard. und seine P. rosea (Ann. XI. p. 528). Unter den drosselartigen Vögeln errichtete Lafresnaye eine eigene Gattung Ramph ocinclus (Rev. zool. p. 66), mit 3 Arten von den Antillen, ausgezeichnet durch die Länge des schwach gebe- Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 203 genen Schnabels und ein schwärzlichbraunes Gefieder. Typus ist der Turdus brac/ii/urws Vieill., wozu L. noch 2 von ihm unterschiedene Arten: R. tremulus und gutttir alis bringt. Lafresnaye sollte jedoch nicht lange die Freude, eine neue Gattung aufgestellt zu ha- ben, ungestört geniessen, denn unmittelbar nach ihrer Publikation machte sich Lesson in derselben Zeitschrift (p. 325) darüber, sie wieder zu zertrümmern, indem er R. tremulus und gutturalis zu Thriothorus verwiess, und nur den Turdus hrachyurus bei Rampho- cinclus belassen wissen will. Certhiaceae. Neue Arten: Synallaxis striaticollis, uniruf US, fuliginosus, brachyurus, giilaris und cinnamo - tneus, sämmtlich aus Columbien und von Lafresnaye bestimmt in der Rev. zool. p. 290. — Ebendaher Diglossa albilatera Lafr. Rev. p. 99 und Dendrocolapt es triangularis Lafr. im Magas. de zool. tab. 32. — Ptilotis flava, versicolor und uni- color, My%omela obscura, G lyctp hila fasciat a, Entomo- phila? rufogiilaris und albogularis , Climacteris ?nelan- ura; alle aus Australien und von Gould bestimmt in den Ann. of nat. bist. XII. p. 63, 64 und 65. — Ferner hat derselbe in den Birds of Austral. abgebildet: Meliphaga Novae Hollandiae Lath. und seri- cea Gould, Glyciphila fulvifrons Vig., albifrons Gould und fasciata (part. 10); Myzomela satiguinolenta Lath. und erythrocephala Go\i\A, Acanthorhynchus tenuirostris Lath. und superciliosus Gould (part. 11); Zanthomyxa phrygia Lath., Entotnophila picta Gould, albogularis G. und rufogularis G., Myxomela pecloralis G. (part. 12). Eine Charakteristik der 4 Arten von Conirostrum entwarf L a- fresnaye und gab von C. albifrons eine Abbildung (Mag. de zool. tab. 35). Den Nectarinien haben S. Müller und Schlegel 6 neue Arten aus dem indischen Archipel beigesellt, nämlich: Nectarina vulne- rata, Botet, siniplex, hypogrammica, frenata und Tem- minckii (Verhandel. Land- en Volkenk. p. 172). — Nectarinia flavigastra Gould auf Neu-Irland gefunden (Zool. of the voy. of Sulpbur, Birds p. 43 tab, 24). Merulaxis orthonyx Lafr. aus Columbien mag einstweilen seinen Platz hier nehmen; ein merkwürdiger Vogel, indem er den Uebergang von Merulaxis zu Megalonyx bildet. JKirunüinaceae. Drumniond sah am 17. April 1836 bei Patras einen beträchtlichen Flug von Hirundo rufula (H. alpestris Pall. daurica Linn.) ; später erlegte er auf der Insel Fano bei Korfu von 2 Exemplaren, die er sah, das eine (Ann, of nat. bist. XII. p. 419). Weder Lindermayer noch Graf v. d. Mühle führen diesen Vogel von Griechenland an. Malherbe bemerkt, dass er sich gelegentlich auf Sicilien, in Italien und Frankreich zeige. — Brandt erwähnt, dass Kittlitz ihn von Manilla gebracht habe, und Strickland fügt die Be- merkung bei, dass H. erythropygia wohl die nämliche Art sei. 204 A. Wagner: Bericht über die Leistungen in der Guerin sagt von seiner Htrundo abyssinica: „affinis H. capensi, sed multo minor. Supra nigro-cyanea, alis nigris. Pileo uropygioque rufo-ferrugineis. Corpore infra albo, nigro- guttäte. Rectricibus nigris, intus ad apicem albo-maculatis, duabus exteriori- bus longioribus. Long. tot. 15 cent." Vicomte deTarragon erzählt als Augenzeuge den interes- santen Fall, dass Fenstersehwalben ein Sperlingsweibchen, welches ein Schwalbennest eingenommen und darin brütend über den Eift-n sass, im Verlauf von nur ein Paar Sekunden unter grossem Lärm eingemauert hatten, so dass der Sperling umkam. Der Erzähler be- wahrte dies Nest zugleich mit dem todten Vogel längere Zeit auf (Rev. zool. p. 323). Hirundo neoxena aus Australien unterschied Gould als be- sondere Art von H. javanica imd orientalis (Ann.XlL p.58). Clamatores. JiKacrochires» In den südlichen Theilen Australiens heimisch ist die von Gould beschriebene Colocalia Ariel (Ann. XU. p. 59). Bourcier, von dem so viele neue Arten Kolibris aufgestellt wurden, beschrieb als solche in der Rev. zool. den Trochilus Prunellei, cupripennis , antophihis, Giiimeti, Guerini, und Barroti (p. 70), Prevos tii, cyanifrons^ Goudoti, chry- sog aiter , cyanotiis, Geoffroyi, Leadbeateri, fallax, Riefferi und viridigaster (p. 99 — 103), alle aus Columbien; ebendaher Ornismya Poort mavni (p. 2). — Noch eine Art aus Guatimala, Ornismya Helenas fügte Delattre bei (Rev. p. 133). Capriniulginae* Weil die Eier von Steatornis cari- pensis die nächste Aehnlichi/«« Motchoulski); cauda e rectricibus 18, basi cinereis, inde a medio nigris , apice ferrugineis composita. Nuchae inferior pars albido nigroque subtenere undulata. Pectoris superior pars al- bido nigroque transversim fasciolata, inferior pars cum abdomine nigricante- cinerea, pallide ferrugineo striata et tenuissime punctata et fasciolata. — Ganze Länge 22". Bewohnt die höchsten Gipfel des Kaukasus. ?.Spec. 3. Perdix Nigelii {Lophophorus Nigelli Jard., Te- traogailus Nigelii Gray); noch nicht ganz sicher festgestellt, der Perdix caucasica wenigstens sehr ähnlich, so dass Jardine's Tab. 76 ein junges Weibchen sein könnte, während Tab. 141 und die von Gray eine andere Art anzeigen dürften. Hierüber giebt nun G. R. Gray (Ann. XL p. 523) Aufsrhluss, in solcher Weise die Arbeit von Brandt ergänzend. Er bemerkt, dass mit Tab. 76 von Jardine ein aus Nordpersien gebrachtes leben- des Exemplar übereinkomme und dass beide höchst wahrscheinlich mit Tetrao caucasica Pall. identisch seien. Ferner bezeichnet er die Tab. 141 und die von J. E. Gray unter dem Namen Tetraogallus Nigelii gegebene Abbildung in der Ind. zool. als von einer andern Art herrührend, von der er viele Exemplare aus dem Himalaya ge- sehen hätte und sich unterscheide durch seidenweissen Hals und Brust, durch eine kastanienbraune, abwärts laufende, und zum Theil die Basis des Halses umgebende Linie und durch vorn schwarz ge- fleckte Brust. Gray will diese Art Tetraogallus himalayensis genannt wissen, was unnöthig ist, da ihr der Name Perdix Nigelii bleiben kann. Brandt verwirft die Gattung Tetraogallus, weil sie weder mit den Hühnern , noch den Auerhühnern eine markirtc Verwandtschaft Natiirffeschichte der Vögel während des Jahres 1843. 211 darbietet. Von Lophophorus bemerkt er, dass er grosse Analogie mit Perdix zeige. Mit Perdix griseogularis sehr nahe verwandt, Menn nicht selbst identisch, ist Caccabis Bonhami aus den Bergen von Persien. (Gray in den Ann. of nat. bist. XI. p. 372). Von seiner Perdix griseogularis entwarf Brandt (a. a. O. S. 365) folgende Diagnose: „Habitus fere P. Heyi. Rostrum minus robustum. Dorsum, pectus et abdomen magis cinerascentia et cine- reo irrorata. Tectrices alarum inferiores tenuissime atro vermicu- latae. Frons et Stria supra oculum atra. Mentum cum Stria pone et ante oculum album. Gula cum genis et capitis superiore facie cinerea. Colli latera albo fuscoque transversim fasciolata. Dorsum et pectoris initium cinereo, fusco et ferrugineo fasciolata." Länge 9" 3'". Von Karelin aus seiner Reise nach Turcomanien und Persien eingeschickt. Nach dieser Arbeit von Brandt beantworten sich nun die Fragen von selbst, welche Gerard in seinem Artikel Chourtka im Dict. univ. d'hist. nat. III. p. 642 aufwarf. Cookson erwähnt eines Rebhuhns, das in seinem Vogelhause 36 Eier legte, von welchen zwei Haushennen 30 Junge aufbrachten. Er hatte diesen Vogel erhalten, als er ohngefähr 3 Wochen alt war, und nach der Mauser nahm er ganz das männliche Gefieder an, so dass er auch für ein Männchen gehalten wurde, und man sich ver- wunderte, dass es mit einem wild eingefangenen Männchen sich ganz gut vertrug. Bei der Mauser des nächsten Jahres nahm er das weib- liche Gefieder an, und legte im nächsten Frühling die erwähnte Zahl Eier (Ann. of nat. bist. XII. p. 453. — Ueber Lebensweise und Brut- geschäfte des Frankolins lieferte Mal herbe interessante Notizen; in Griechenland ist er so wenig als auf Korfu und Kandia angetrof- fen worden. Als neue Art stellte A. Smith in seinen lllustrat. of the Zool. of South Afr. auf: Francolinus garieperisis tab. 83und84, und gab von Fr. Levaillantii Temm. eine Abbildung auf tab. 85. — Zu Ortyx fügte Gould 4 Arten: O. nigrogularis von Mexiko, O, ■pectoralis von ebenda, O. cast anea aus Südamerika und O. stellata aus Brasilien (Ann. XII. p. 284). — In den Birds of Austral. part. 12: Synoicus {Coturm'x) australis Lath. und chinensis Lath. Aus Peru brachte Tschudi als neue Arten: Odontophorus specio suSj Penelope rtifiv entris und adspersa, Thinoco- rus Ingae (Archiv S. 386), S. Müller und Schlegel machten darauf aufmerksam, dass der Gallus aeneus (pl. col. 374) nichts anders als ein Bastard von G. furcatus und einer zahmen Henne ist (Land- en Volkenk. p. 210). Eine eigenthümliche Bildung des Penis fand v. Tschudi an Pe- nelope abumtida (Müller's Archiv 1843 S. 472), wobei Joh. Müller bemerkt, dass er nach eigener Untersuchung von P. cristata gefunden 212 ^- Wagner: Bericht über die Leistungen in der habe, dass bei ihr der Penis ebenso und ganz wie bei den dreizehi- gen Straussen beschaffen sei, daher Penelope mit diesen, und nicht mit den hühnerartigen Vögeln, zusammen gehöre. Crypturid,tte. Hemipodins cast anotus aus Neuholland von Gould aufgestellt und in seinen Birds of Austral. pari 13 ab- gebildet. — Cryptnrus Kleei von Tschudi in unserem Archiv S. 387. Cursore s» Die wichtigste Entdeckung, die in diesem Jahre gemacht wurde, ist die Nachweisung eines riesenhaften Vogels aus der Ordnung der Kurzflügler, Dinornis, von Owen benannt und auf Neuseeland gefunden. Aus dem Fragment eines auf Neuseeland gefundenen Oberschen- kelknochens hatte Owen schon vor drei Jahren geschlossen, dass daselbst ein straussartiger Vogel von der Grösse des Strausses exi- stirt habe oder vielleicht noch daselbst lebe. Jetzt sind genauere Nachweisungen gegeben. Missionar Williams nämlich, auf jener In- sel stationirt, hat viele dieser Knochen gesammelt und eine Sendung davon an Buckland Übermacht, der sie zur Bestimmung Owen zu- kommen Hess. Die Knochen, die keineswegs petrefizirt sind, wur- den im Schlamme von Strömungen, die aus den Hochgebirgen kom- men, ausgegraben und sind ganz gut erhalten. Ein vollständiger Fe- mur hat fast dasselbe Verhältniss der Dicke zur Länge wie beim Strauss, ist aber weniger zusammengedrückt; von dem des Apteryx differirt er, dass er im Verhältniss zur Dicke kürzer ist. Von dem Femur des Strausses und Emeus -weicht er in dem wichtigen Um- stände ab, dass ihm das Luftloch am Rücken des Halses fehlt, folg- lich im Innern des Knochen Mark der Luft substituirt ist. Er ist 11" lang und hat in der Mitte einen Umfang von 54", während letz- terer an einem andern Exemplare 7i" beträgt. — Eine Tibia ist 2' 4V lang und correspondirt mit dem grössern Femur. Sie differirt von dem gleichnamigen Knochen des Apteryx und aller grossen Stru- thioniden durch einen vollständigen knöchernen Kanal für den Durch- gang einer Strecksehne in der vordem Concavität oder den endstän- digen Gelenkfortsätzen. — Der instruktiveste Knochen ist ein Meta- tarsal- Knochen, welcher zeigt, dass der gigantische Vogel drei- zehig war, Modurch er sich gleich von Apteryx und der Dronte unterscheidet. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass der grosse neuseeländische Vogel unter den Kurzflüglern eine besondere Gattung ausmacht, die Owen Z>inor?u'* benennt, mit der spezifischen Bezeichnung D. Novae Zealandiae. An Grösse übertrifft er den Strauss und ist daher der riesenhafteste Vogel. Lebend ist er noch nicht gesehen worden (Ann. of nat. bist. II. p. 438 und 444). Naturgeschichte der Vögel Mährend des Jahres 1843. 213 Owen vollendete seine wichtige Monographie über die Gattung Apteryx (Ann. XI. p. 213). Die Schliiss-Abtheihmg enthält die ausführliche Beschreibung des Muskelsystemes dieses merkwürdigen Vogels. Ueber Aufenthalt und Lebensweise des Apteryx gab Dieffeu- bach in seinen Travels in New-Zealand I. p. 230 weitere Aufschlüsse, die Ref. auch in den Münchn. gel. Anzeig. XVII. S. 582 mittheilte. D. konnte sich nur ein Exemplar verschaffen, in vielen Gegenden ist der Kiwi bereits ausgerottet. Die Auffindung eines Drontenschädels in der Sammlung zu Kopenhagen wurde durch Reinhardt bestätigt (Isis S. 58). Messungen der Blutkügelchen vom Straus, Emeu und der Rhea sind von Gulliver vorgenommen worden (Ann, XII. p. 130). €rr all a e» AlectoviAes* Ueber die Lebensweise einer im Thiergarten des Grafen von Derby gehaltenen Falamedea cristata theilte Mar- tin einige Nachrichten mit (Ann. of nat. hist. XI. p. 141). fulicariae. Die europäische B'auna liat an der Fulica cristata Guiel. einen Zuwachs erlialten. Wie Mal herbe angiebt (p. 198), ist dieser in Algerien gemeine Vogel in der Provence, mehrmals auf Sardinien und neuerdings auch auf Sizilien erlegt worden. Neue Arten: Fulica ardesiaca, Crex facialis imdfemo- ralis aus Peru von Tschudi im Archiv 8.388. — Rallus Rou- getii aus Abyssinien von Guerin Rev. zool. p. 322. — Por%ana fluminea von Neu -Südwallis und P. palusti'is aus Vandiemens- land von Gould (Ann. XII. p. 66); beide abgebildet in den Birds of Austral. part. 10, so wie auch Parra gallinacea Temm. Xrodii» Eier und Nest der Eurypya phalaenoides wurden von poudot in der Rev. zool. p. 1 und im Mag. de Zool. tab. 38 be- schrieben und abgebildet. — Abgebildet hat A, Smith in seinen lllustrat. die Ardea atricollis Wagl. tab. 86 und gutturalis Smith tab. 91. Gruinae, Nach Malherbe 's Angabe erscheint Grus pavo- ni/ius sehr zufällig an den südlichen und östlichen Küsten Siziliens; nach Swainson soll er in diesen Gewässern nicht selten sein, nament- lich auf der kleinen Insel Lampedosa bei Malta. JLiniicolae. Neue Arten von Regenpfeifern sind: Chara- drius Winter feldti und resplendens, Ocdicnemus super- ciliaris aus Peru von Tschudi im Archiv S. 387 und 388. — io- bivaneUus persoiiatus aus Neuholland von Gould in den Ann. XI. p. 528. — Eiidromias australis Gould in den Birds of Austral. part. 13. i Archiv r. Kalurgcsch. X. Jahrg. 2. Kd. P 214 -^- Wagner: Bericht über die Leistungen in der P edionovius 7nicrurus unterschied Gould als 2te Art der von ihm errichteten Gattung (Ann. XI. p. 146). Unsere Strandreuter brachte Brehm in 5 Subspecies (Isis 725). Dass Totaiius glottoides Gould aus dem Himalaya von im- serm T. Glottis sich nicht spezifisch trennen lasse, -wies Brehm (a. a, O. S. 894) befriedigend nach. Unter den griechischen Brachvögeln will Graf von der Mühle einen Numenius syngenicos unterscheiden (Beitr. S. 111). Für die Selbstständigkeit der Art ist es ein misslicher Umstand, dass sie nur auf einem Exemplare begründet ist, und dass der von den 3 andern europäischen Arten auffallend verschiedene Habitus gleich- vvohl „ ein auffallend charakteristisches Kennzeichen nicht an sich trägt." Grösse, Gestalt und Füsse des N. phaeopus, Schnabel schwä- cher und kürzer, Kopfzeichnung ganz Mie bei N. arquata. Weichen ohne schwarze Schaftflecke, schwarze Schaftflocke des Unterkörpers nicht Mie bei N. tenuirostris herz-, sondern lanzettförmig; Schäfte der 3 ersten grossen Schwingen weiss; seitliche Befiederung des Un- terkiefers nicht über die des Oberkiefers vorreichend. Glareola will Blyth (Ann. XII. p. 74) zu den Caprimulgiden ge- zählt wissen. IdOngipennen» Gould hat aus Australien 4 Arten See- schwalben bekannt gemacht: Sterna velox, Hydrochelidon fluviatilis, Thalasseus Torresii und Sternula Nereis (Ann. of nat. bist. XII. p. 67). — Aus Peru von Tschudi: Stern/t, acutiroslris und exilis^ so wie Lurus modestus (Archiv S. 389). UDuMnares. Einen Zugang hat die europäische Fauna durch eine neu aufgestellte Art: Procellaria {Thalassi- droma) melitensis erhalten (Ann. XII. p. 422). Diesen Namen scheint Schembri gegeben zu haben, von dem Drummond sagt, dass er die P. melitensis auf Malta entdeckt habe, wo sie an dem Felsen von Filfola in grosser Anzahl brütet, während T. pelagica nicht vorkommt. D. meint, dass sie dem Mit- telmeere cigenthümlich sein möchte und bemerkt, dass er auf seiner Heimreise sie in Menge gesehen, dass sie aber, nachdem er die Strasse von Gibraltar passirt hätte, durch die P. pelagica abgelöst worden wäre. Beide Arten sind, wie D. sagt, leicht zu unterschei- den: P. melitensis ist etwas kleiner, und die untere Hälfte des Schwanzes ist wie der Bürzel weiss. IMalherbi; erwähnt desselben r'elson von Malta, giebt aber IainJingii); nur 2 Echsen (Scinciis fasciatns und Tropidolepis undulatns) ; 15 Sclilangen (Coluljer constrictor, alleghaniensis, getulus, exiniius, punctatus, vernalis; Tropido- notus sipedon, taenia, leberis, Dekayi; Laptop his saurita; Ca- lamaria amoena; Heterodou platyrhinos; — Trigonocephalus coutortrix; Crotalus durissus) und 30 Lurche, worunter 12 ungeschwänzte (Rana pipiens, horiconensis, fontinalis, palustris, halecina , sylvatica; Scaphiopus solitarius; 13ufo aniericanus ; Ilylodes Pickeringi, Gryllus; Hyla versicolor, squirella) und 18 geschwänzte (Salaniandra symmetrica, subviolacea, crythro- iiüta, picta, salmonea, fasciata, longicauda, granulata, bilincata, rubra, coccinea nov. sp. s. unten, glutinosa; Triton tigrinus, niilJepunctatus, niger, porphyriticus; Monobranchus lateralis; Menopoma alleghaniensis). Nur eine neue Art der Gattung Salamandra ist aufgestellt. Sämmtliche genannte Arten sind auf 23 Steindrucktafeln abgebildet. The Zoology of the Voyage of H. M. S. Beagle under the Coininand of Captain Fitzroy during the Years 1832 — 1836. Part. V. Reptiles by Thomas Bell. London 1843. 4. Die in diesem Werke besproclienen Amphibien sind mit wenigen Ausnahmen südamerikanisch; viele Arten werden als neu be- schrieben; alle sind auf 20 Steindrucktafeln abgebildet. Ausser den Beschreibungen ist jede Art mit lateinischer Diagnose versehen. Die der neuen Arten, so wie die der beiden hier aufgestellten Echsengattungen und 5 Batrachiergattungen sind unten aufgenommen. Von John Edw. Ilolbrook's North American Herpetology; or a üescription of Ihe Reptiles inhabiting the llnited States ist zu Philadelphia 1843 eine neue Ausgabe in Octav erschie- nen. Leider ist mir dieselbe noch nicht zugänglich geworden, da sie, so viel mir bekannt, noch Jiiclit in Berlin angekom- men ist. De Filippi giebt im Giornale dell" Istituto Lombardo di scienze, Tomo VL Milano 1843 p. 407 die Beschreibung einiger Amphibien: Aga7na rmpta n. sp., Herpetodryas cursor Schi, und Boa Iracldiira (Gundlach dies Archiv. 1840. \. p. 361). Ein Brief von Rusconi an Prof. Oken. Sur les vais- seaux lymphatiquos des reptiles (Giornale dell' Istituto Lom- 220 Troschel: Bericht über die Leistungen im bardo. Tonio VI. p. 158) ist in Miiller's Archiv 1843 p. 241 abgedruckt. Daran schliessen sich in Miiller's Archiv: Einige historische Notizen, die Lyinphgefässe der Amphibien betref- fend, von demselben Verfasser. C li e 1 o n 1 1. Ueber die Struktur der Netzhaut der Schildkröte, von Adolph Hannover. (Miiller's Archiv 1843. p. 314). i$ a u r i* Mehrere neue Gattungen und Arten sind in dieser Ab- theilung in den bereits oben angeführten Werken aufgestellt: Chamaeleo rhinoceros Gray. Annais XI. p. 46. Rücken und Bauch mit einem gezähnten Kiel, Occiput niedrig, prismatisch, mit einem mittleren Kiel, Nase mit einem breiten dreieckigen Vorsprung, mit einem einzelnen Kiel an seiner Unterseite, und zwei gezähnten Kielen, getrennt durch eine tiefe Grube, an seiner obern Fläche. Dunkel, weiss gefleckt, ein heller Streifen jederseits. Madagascar? Von der Reise des Schiffs Sulphur. Von der Gattung Proctotrettis beschreibt Bell in der Voyage of thc Beagle 14 Arten, unter denen vier neue: P. gracilis corpore gracili, capitis squamis laevibus, non imbricatis, aurium margine an- teriore minute bi-tridentato, collo vix plicato, squamis imbricatis, Serie unica squamarum supralabialium, fcmorum facie posteriore omnino granulosa. Patagonien öj Zoll. — V. Bibronii capite squa- . mis laevibus subconvexis; auribus ovalibus, margine anteriore uni- | dentato; squamis temporum collique rotundatis laevibus imbricatis; colli minimis; serie unica squamarum supralabialium; squamis dorsi rhomboideis, carinatis, postice acuminatis; abdominis squamis Om- nibus integris; femorum facie posteriore omnino granulosa. Patago- nien h\ Zoll. — P. Kingii squamis capitis neque imbricatis nee ca- rinatis; supralabialibus in scric unica; aurium margine anteriore granuloso, interdum unidentato; squamis dorsalibus carinatis, postice acuminatis, femorum facie posteriore praecipue granulosa, sed por- tione parva, caudam versus, squamis parvis rotundatis imbricatis tecta. Patagonien 6^ Zoll. — P. Darivinii corpore subdepresso; capite squamis numerosis parvis, subelevatis, laevibus non imbrica- tis; aurium margine anteriore integro; temporibus colloque granu- latis; Serie unica squamarum supralabialium; facie posteriore femo- rum partim granulosa, partim squamis imbricatis tecta. Nord -Pata- gonien. 5?^ Zoll. Eine neue Gattung Diplolaemus stellt Bell 1. c. in der Nähe von Leiosaurus Bil)r. auf; Caput breve, latum, subtriangulare. Aures parvae, ovatae, margine laevi. Nares magnae rotundae. Collum in- Gebiete der Herpetologie während des Jahres 1843. 221 fra transverse, ad latera longitudinaliter plicatiun. Corpus subde- pressum, noti cristatum. Cauda teres, breviuscula, laevis. Pedes breves, robusti. Squamae capitis mimerosae, jjarYao, rotundatae, non imbricatae — corporis atque caudae supra minimae, laeves, convexae, paulo imbricatae, infra laeves, planae. Pori femorales et praeaiiales in utroque sexu nuUi. Dentes palatini nulli. D. Darwi- 7»V squamis capitis convexis; cauda corpore cum capite longiore. 1". — D. Bihronii squamis capitis plauis; cauda corpore cum capite breviore. IV'. Beide von Patagonien, Port Desire. Leiocephalus (Holotropis Bibr.) Grayn 'BeW 1. c. crista dorsali elevata, cauda subcompressa; squamis ventralibus rhomboideis, lae- vibus; margine anteriore meatus auditorii quadridentato ; squama occipitali magna. 9A Zoll. Galapagos-Inseln. Bell stellte ferner eine neue Gattung Centrura zwischen Oplura und Doryphorus: Caput breve, trianguläre. Aures magnae, antice cutis plica haud dentata partim celatae. Nares magnae rotun- dae. Gula transverse subplicata. Collum atque corpus haud cristata, hoc depressum, latum, cute longitudinaliter plicata. Cauda teres, basin versus subdepressa, squamis fortibus spinosis verticillatis. Squamae capitis numerosae, parvae, rotundatae, non imbricatae — corporis minimae, rotundae, subconvexae, laeves. Pori femorales et praeanales nulli. Dentes palatini. Eine neue Art C. flagellifer 7^". Woher? Naultitius Grayii Bell omnino viridis; fronte subconcavo; squa- mulis capitis planis. Neu-Seeland. Ameiva lo?tgicmida Bell squamis suprahumeralibus rhomboideis, imbricatis; subfemoralibus transversim hexagonis; abdominalibus in Seriebus decem longitudinalibus dispositis; cauda, corpore cum ca- pite plus quam duplo longiore, squamis medio carinatis, et ad mar- ginem subcarinatis. 7.r". Patagonien. Jgatna nujita de Filippi 1. c. capite muricato, squamis dorsi Omnibus aequalibus, carinatis; lateralibus laevibus minutissimis; cauda subverticillata; gula flavo coeruleoque marmorata. Von Osculati auf den Ruinen von Persepolis gefangen. Guyon beobachtete in Algerien den Ziireig, welcher ihm der Jaculus der Alten zn sein scheint; es ist eine neue Art Seps, welcher drei Zehen an jedem Fuss hat; er ist oberhalb broncefarbig-, unterhalb weissgrau, und von ungemeiner Scluiel- ligkeit; er trank täglich (Comtes rendus XVI. p. 1011). Sei* peilt es. J. J. Bächtold schrieb unter dem Präsidium von W. V. Rapp als Inaugural- Dissertation: Untersuchungen über die Giftwerkzeuge der Schlangen. Tübingen 1843. 4, Auf zwei 222 Troschel: Bericht über die Leistungen im Stcindriicktafeln sind die Wirbelzäline von Deirodon scaber Owen, die Zähne un t ei* y g i i. S i 1 u r o i d e i. Silnrus triostegus He ekel Fische Syriens, Kopf verlängert, erste Strahl der Brustflossen stark, gesägt, D. 1. 2; A. 3. 86. im Tigris bei Mossul. Heckel beschreibt I.e. den Silurus Cous Linn. (Pimelodus cous Val.) als Jrius Cous, indem sich am Gaumen zwei Haufen sammt- artiger Zähne finden. Phnelodus pnlliis de Kay, Brustflossen spitz, Schwanzflosse aus- gerandet. 11 Zoll. D. 1. 5; V. 8; A. 17. Nördliche Seen von New- York. — P. atrarius id. schwarz, Fettflosse schmal und hoch, Schwanzflosse ausgerandet, abgerundet. 5 Zoll. D. 1. 6. V. 8. A. 20. In Nebenflüssen des Hudson. — P. exsudans Jenyns. Sechs Bart- fäden, der Maxillarfaden erreicht die Afterflosse nicht, Fettflosse nicht ganz doppelt so lang wie die Rücken- und Afterflosse. D. 1. 7. A. 13 bis 14. Brasilien. Calliclithys pnleatus Jenyns, verwandt mit C. punctatus Val., aber er besitzt ausser den 4 gewöhnlichen Fäden noch 2 Lippen- fäden, und die Maxillarfaden reichen nur bis auf die Mitte des Auges. Ist wohl nicht eigene Art. Südamerika. 240 Troschel: Bericht über die Leistungen im Cyprinoidei. In Hockeis oben erwähnter Arbeit über Syrische Fische ist der grösste Theil den Cyprinen gewidmet, und Verf. legt mit Recht einen hohen Werth auf die Bildung der Schlnnd- zähne. Die erste Tafel der Abbildungen stellt die verschie- denen Formen derselben dar, und es ist in der That leicht, mit dieser Hülfe, Cyprinen zu bestimmen, namentlich ist dies bei denen gelungen, welche das Berliner Museum durch Prof. Koch aus Syrien erhalten hat. Die Schlundzähne werden in vier Hauptabtheilungen gebracht: 1) Hohlzähne (dentes excavati) mit hohlkehlenartiger Ver- tiefung an der Rückseite; sie zerfallen in Löffelzähne und Schaufelzähne. 2) Kauzähne (dentes masticatorii) mit nach aufwärts ge- richteten Kauflächen ohne Haken ; sie zerfallen in Pflaster- zähne, Mahlzähne, Becherzähue, Meisselzähne, Kammzähne, Messerzähne. 3) Hakenzähne mit Kauflächen (dentes uncinato- submo- lares) mit schmalen nach innen zu in einen Haken auslaufen- den etwas concaven Kauflächen ; sie zerfallen in Keulenzähne, Drückzähne und Greifzähne. 4) Hakenzähne ohne Kauflächen (dentes uncinato -sub- conici) langgestreckt mit rückwärts gewendetem Haken; sie zerfallen in Fangzähne und Würgezähne. Die beiden erstem gehören Cyprinen mit langem Darm- kanal, die beiden letzteren solchen mit kurzem Darmkanal an. Die 54 Gattungen, welche Verf. annimmt, und unter denen 28 Heckeische, werden demnächst in zehn Tribus getheilt, und sämmtlich vollständig charakterisirt; auch werden in die- ser Uebersicht sämmtliche Arten namentlich angeführt mit den nöthigen Citaten und Angabe des Vaterlandes. In Beziehung auf die Gattungscharaktere sehe ich mich genöthigt, auf das Buch selbst zu verweisen, dessen Studium für die Naturge- schichte der Cyprinoiden unentbehrlich ist. Bei manchen Gat- tungen kennt Verf. den Bau der Schlundzähne nicht, weil ihm das Material fehlte, und eine grosse Anzahl von Arten bedarf aus demselben Griuide noch der Untersuchung, so dass diese Familie noch immer nicht ganz, aufs Reine gebracht ist. Die neuen Arten aus Syrien sind folgende: Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 241 Barbns l.acerta , pectoralis, pertiiciosus, Cry/nis, Scinciis, Raja- norum, Kersin ; Labeobarbns Kotschyi; Luciobarbus xanthopterus, esocinus, Scheich; Scoph/orloti Truffa, fratercuJa , Umbla, soctalis, percgrinorum ; Syslomus luteus, albus; Phoxinellus Zeregi; Cypri- nion macrostomus , Kais., Cypris: Discognathus variabilis, rufus, obtusus; Tylognathus nattus; Acaiithohrama ceiitisquama, Marmid, Jrrhada, cupida: Chondrochilus regius; Squalius Berak , lepidus, cephalopsis , spurius; Aspius twrax; Alhurnus Sellal, microlepis, coe- rufeus , hehes, niossuleiisis, capito, paUidus; — Cohitis freiiata, Pa7i- thera, itisig/iis, Tigris, Leopardus. Wenn gleich der 17te Band der Histoire naturelle des Poissons von Cuvier und Valenciennes erst im Jahre 1844 erschienen ist, so scheint es mir dennoch angemessen, ihn bereits an diesem Orte zu besprechen. Valenciennes beschliesst in diesem Bande die eigentlichen Cyprinoiden ohne Zähne. Im Allgemeinen befolgt er ein ganz anderes Princip als Heckel. Während dieser danach strebt, durch constante Charaktere zu sondern, zu unterscheiden, was vielleicht zu- weilen zu einem mehr künstlichen, als natürlichen Systeme führen mag, so strebt Valenciennes danach zu vereinigen, und lieber verwandte Formen in grossen Gruppen bei einander zu lassen. So zieht der letztere eine grosse Menge von Cy- prinoiden in eine Gattung Lenciscus zusannnen, die bei Heckel in etwa 16 verschiedene Gattungen vertheilt sind. Es mag recht schwer sein , nach der Valenciennes'schen Arbeit einen Fisch dieser Abtheilung zu bestimmen. Ausserdem folgen dann die Gattungen Chondrostoma, Catla (Gibelion Heckel), Catostomus, Sclerognathus (Catostomus Cyprinus Lesueur) scheint mit Rhitidostomus Heckel iibereinzustinnrien , Exoglos- sum. Auf die vielen neuen Arten kann unmöglich hier ein- gegangen werden. Einige neue Cyprinoiden aus der Gattung Barbus werden von Smith Jll. South Africa 14. abgebildet und in Untergattungen ge- bracht. Heckel hat sie bereits berücksichtigt: Chetlobarbus capensis, 16^ Zoll. D. 10; P. 16; V. 8; A. 7; C. 19. — Ch. marequensis unter- scheidet sich vom vorigen etwas in der Form. Pseudobarbus Burchellü, 4 Zoll, die Flossen am Grunde roth. D. 8; P. 12; V. 6; A. 7; C. 19. - Fs. paUidus D. 7; P. 14; V. 6 ; A. 7; C. 17. Abrostomus utnbratus, röthlich grau mit gelben Flecken. D. 10; P. 12; V. 10; A. 6; C. 21. — A. capensis D. 11; P. 16; V. 9; A. 6; C. 18. 242 Troschel: Bericht über die Leistungen im l.uheo elegans de Kay, oben bläulich, Kopf grünlich, Rücken- flosse oben abgerundet. 8 Zoll. D. 12; P. 15; V. 9; A. 8. New-York. — L. esopus i d. Rücken erhaben, Schuppen länglich, Seitenlinie un- deutlich. 10 Zoll. D. 12; P. 16; V. 9; A. 7. New-York, aus dem In- nern des Staats. Abramis versicolor de Kay, silberfarbig mit grün, blau und gold variirt. 7 Zoll. D. 9; P. 14; V. 9; A. 14. In den Flüssen Connecti- cut und Hudson. Catostomus oneida de Kay, Rücken höckerig, zwei kurze Sta- chelstrahlen an der Rückenflosse, Kopf glatt, mit zahlreichen Schleim- poren. 12 Zoll. D. 2. 13; P. 15; V. 9; .\. 8. See Oneida. — C. pal- lidus id. Seiten blass, die beiden Abtheilungen der Schwimmblase durch eine weite Oeffnung vereinigt. 10 Zoll. D. 13; P. 16; V. 8; A. 8. bei Peekskill. Leuciscus nitidus de Kay Körper silberweiss, Kopf mit Schleim- poren, Schwanz tief ausgerandet, nicht gegabelt. 10 Zoll. D. 8; P. 16; V. 10; A. 9. See Champlain. — L. chrysopterus id. Eine grosse Schuppe am Grunde der Bauchflosse, Rückenflosse ausgerandet, 6 Zoll. D. 9; P. 19; V. 9; A. 10. Hafen von New-York. — L. vittu- tus id. olivengrün mit goldenem Rückenstreif, unten silberfarbig mit einem Stich ins fleischfarbige. 4 Zoll. D. 9; P. 15; V. 8; A. 8. Mo- hawk. — L. pt/gmaeus id ein oder mehrere Augenflecke am Schwanz. 1 Zoll. D. 14; P. 16; V. 6; A. 13. In Bächen bei Tappan, Rockland County. Cyprinodontes. Poecilia decemmaculata Jenyns, zehn schwarze Flecke in einer i Längsreihe an jeder Seite. D.8. A. 10. 1', Zoll. Maldonado. Lebias lineata Jenyns, jederseits sieben schwarze Längslinien. 2 Zoll. D. 9; A. 9. Maldonado. — L. muUidentata id. Zähne drei- spitzig, aber in mehreren Reihen. 3 Zoll. D. 9; A. 9. Monte Video. Wird vielleicht eine eigene Gattung bilden müssen. — L. tnento Heckel Fische Syriens, mit vorspringendem Kinn. D. 2. 10; A. 2. 9. — L. cypris Jd. Rückenflosse weiter vorn. D. 2. 9; A. 2. 8. Beide von Mossul. Fmiduhis %ebra de Kay, gegen zwanzig senkrechte Linien über den Körper, Rücken- und Afterflosse, weiss punktirt. D. 10; P. 17; V. 6; A. 10. In Salzwasserbuchten bei New-York. Hydrargira atricauda de Kay, olivenbraun mit einem schwar- zen breiten Streifen am Schwanz. 4 Strahlen in der Kiemenhaut. 3.} Zoll. D. 15; P. 15; V. 6; A. 10. See Champlain. Zu den Cyprinodonten stellt .lenyns eine neue Gdiinng Mesites, welche sich, wie es scheint, nicht von Galaxias Cuv. unterscheidet. Verf. beschreibt drei neue Arten : M. niaculatus und alpinus von Tierra del Fuego und M. attenuatus von Neu- Seeland. Von allen wird als Grösse 2\ Zoll angegeben. (Jebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 243 Characin i. Die von Jenyns Voy. of the Beagle aufgestellten Arten der Gattung Tetragonopterus sind schon in der Arbeit über Characinen ( siehe oben Vol. 1. p. 81 ) berücksichtigt worden T. rutilus scheint nicht verschieden von Tetrag. bimac. Müll. Tr. ; (Saliiio bimaculatus Bl.), T. Abramis und scnbripiiniis sind neu, hieniatus scheint das Weibchen von scabripinnis zu sein. T. interrni>tus wird wegen der abweichenden Zahnbildung ein neues Genus bilden müssen. Alle sind aus Südamerika. 8almo nes. Hi.'itoire naturelle de.«; l'oissoiis «J'eaii donce de l'Europe centrale par L. Agassiz. Embryologie des Saluiones par C. Vogt. Nenchatel 1842. 8. Die Untersuchungen sind an Coregonus palea Cuv. angestellt. Young stellte Beobachtungen über das Wachsthuni der Salmen an. So lange die Fische im süssen Wasser bleiben, stiiiniit Young ganz mit Shaw iiberein; im Salzwasser wach- sen sie weit: schneller. Er zeichnete viele Fische beim Ab- gange ins Meer und viele wurden bei ihrer Rückkunft wieder eingefangen, so dass es keinem Zweifel unterlag, er habe e.s mit denselben Individuen zu thun. So beobachtete er den üebergang in die verschiedenen Alterszustände. Im April nnd Mai 1837 zeichnete er absteigende Smolts, welche als Grilse im Juni und Juli wiedergefangen wurden; sie wogen mehr oder weniger nach der Länge der Zeit, die sie im Meere zugebracht hatten. Ein in) April gezeichneter wog am 25. Juli 7 Pfund , ein anderer im Mai gezeichneter wog am 30. Juli 3i Pfund. Ein Grilse von 4 i^fund, gezeichnet im Ja- nuar 1842 wurde im Juli als Salnion von 9 Pfund wieder- gefangen. (Annais of nat. Iiist. XI. p. 157). John Shaw stellte ebenfalls wieder Beobachtungen über das Wachsthum an Saimo trutta an. Am ersten November 1839 wurden die Eier befruchtet, die Jungen verliessen das Ei in 75 Tagen; sie erlangten in zwei Jahren eine Grösse von 7 Zoll und wurden Siuolts. Daiui observirte er an Smolts in den Flüssen. Sie kehrten im Juli und August als Herlings (Salmo albus Flem. ) zurück mit einer Zunahme ihres Gewichts von 7 — 8 Unzen. Sie gingen später wieder in See und kehrten im Mai und Juni zurück mit einem durch- 244 Troschel: Bericht über die Leistungen im schnittlichen Gewicht von 1^ Pfund. Nach der dritten Wan- derung in die See erschienen sie wieder im nächsten Som- mer mit einem Gewicht von 4 Pfund. Nach dem vierten Seegange wogen sie im nächsten Sommer 6 Pfund , also im sechsten Sommer ihres Lebens. (Annais of nat. hist. XI. p. 384). Auch John Blackwall giebt Bemerkungen über Sal- mon, die er im Conway-Flnsse beobachtet hatte. Die jungen Männchen mit den Charakteren des Parr haben ihre Milch bereits stark entwickelt, während die Eier der Weibchen noch weit zurück sind; diese Männchen entleeren ihre Milch in den nächsten Wintermonaten; die Salmon -Smolts haben ihre Milch bereits vor der Seewanderung entleert, obgleich die Roggen der Weibchen noch sehr klein sind ; Smolts erhalten das Ansehen von Parr's, wenn man vorsichtig die Silber- schuppen abnimmt. — Verf. tadelt es, dass Young bei seinen Wägungen nicht zugleich Rücksicht auf Maasse genommen habe , da es beim Gewicht sehr auf die BeschaflFenheit (con- dition) ankäme. Freilich lässt eine so bedeutende Gewichts- zunahme, wie sie Young in so kurzer Zeit angiebt, auf einen guten Fütterungszustand schliessen. (Annais nat. hist. XI. p. 409). Griffith bildet den Salmo orientalis (vergl. dies Archiv 1843. II. p. 113) ab; er fand ihn in einer Erhebung von 11000 Fuss in den Flüssen, die in den Bameanfluss fallen. (Mc Clelland Calcutta Jour- nal III. p. 283). Unter den Lachsen stellt de Kay eine neue Gattung Bajone auf: eine Reihe gleicher Zähne im Oberkiefer, eine kürzere Reihe im Zwischenkiefer und am vordem Theil des Vomer, eine Reihe langer krummer Zähne um den Rand der Zunge. Zehn Strahlen in der Kiemenhaut. Fettflosse hinter der .\fterflosse; Schuppen sehr klein, ß. fontinalis, sechs bis acht senkrechte schwarze Binden an den Seiten; zwei Zoll. D. 8; P. 12; V. 7; A. 9. lebt in klaren Bächen und Quellen. Jenyns stellt ebenfalls eine neue Gattung der Salmonen Ap lo- cht ton auf: ganz schuppenlos, kleine Zähne in beiden Kiefern in einer Reihe, auf der Zunge und am Vomer zwei Längsreihen, keine am Gaumen. Drei Strahlen in der Kiemenhaut. Leben in süssem Wasser. A. Zebra mit schwarzen Qucrbinden. 9^ Zoll. D. 11; A. 2. 14. Falkland -Inseln. — A. taeniatiis mit braunen Punkten be- sprengt, an den Seiten mit einer silbernen Längsbinde. 4 Zoll. D. 12; A. 2. 13. Terra del Fuego. Gebiete der Ichthyologie während des Jahres 1843. 245 E s o c e s. Esox fasciatus de Kay, grünlich gelb mit dunklen senkrechten Streifen an den Seiten. 10 Zoll. D. 15; P. 15; V. 9; Ä. 14, Long Island Clupeoidei. Bei Jenyns 1. c. sind drei neue Heringe angeführt: Clupea fue- gensis 3 Zoll. D. 18; A. 19. Terra del Fuego. - Cl. arcuata 4 Zoll. D. 18; A. 23. Bahia blanca. — 67. sagax lOi Zoll. D. 11; A. 18-19. Lima. Alosa teres de Kay, cylindrisch, Bauchflossen hinter der Rücken- flosse. 7 Zoll. D. 19; P. 15; V. 10; A. 12. Hafen von New-York. — A. pectinata Jenyns, Bauchflossen vor der Rückenflosse, Schuppen mit kammartigem Rande. 12 Zoll. D. 16; A. 21; P. 17; V. 7 Ba- hia blanca. Engraulis ringens Jenyns Beagle D. 15; A. 19. Peru. Chaetoessus signifer de Kay, Rücken mit 3 oder 4 dunklen Li- nien, ein runder schwarzer Fleck hinter der Kiemenöffnung, After- flosse deutlich. 12 Zoll. D. 19; P. 18; V. 8; A. 21. New-York. Amia occidentalis de Kay, dunkelbraun, verlängert, Seitenlinie röhrig, kein Schwanzfleck. 2 Fuss. D. 46; V. 9; A. 11. Säur oidei. Lepüosteus platyrhynchus de Kay, Kiefer breit, verlängert, der Oberkiefer dreimal so lang als breit am Grunde, Schuppen glatt. 2 Fuss. D. 7;V. 6;A. 8. Florida. Gad oidei. Lota inortiata de Kay, Bauchflossen mit fadenförmigen Spitzen, der erste Strahl zum Theil frei, beide Rückenflossen fast gleich hoch. 2 Fuss. D. 9. 71; V. 7; A. 63. Hudson. Merlangus leptocephalus de Kay, grün über der Seitenlinie. D. 12. 19. 19; V. 6; A. 27. 20. New-York. Pleuro nectae. Platessa pusilla de Kay, Augen rechts, oliveubraun, kein After- stachel. 11 Zoll. D. 67 — 69; P. 11; V. 6; A. 50. - P. ocellaris, Oberseite mit Augenflecken, Schwanz gerundet, Augen links. 18 Zoll. D. 95; P. 12; V. 6; A. 72. Htppoglossus Kingii Jenyns Beagle, Augen links, Seitenlinie vorn bogig. D. 18. 48; A. 51; P. 11; V.'ö. Valparaiso. Rhombus lentiginosus Richardson Annais XL p. 495. Augen links, elliptisch, Schwanzflosse rhombisch, Bauchflossen unter sich und von der Afterflosse getrennt, Schuppen gewimpert. D. 73; A. 59. Port Essington. Solea liturata Richardson Transact. zool. Soc. of London. Corpore lituris exiguis geminatis, sparse sed irregulariter variegato; Archiv f. Natiirgesch. X. Jahrg. 2. tid, R 246 Troschel: Bericht über die Leistungen im piiina ventrali dextra cum anali conjuncta; pinna caudae soluta. Australien. 6 Zoll. Anguillares. Muraena lentiginosa Jenyns 1. c. rothbraun, mit kleinen gelben Zirkelflecken. 20^ Zoll. Galapagos- Inseln. Ausserdem beschreibt Verf. zwei Arten dieser Gattung ohne Artnamen, die eine von den Cap Verdischen Inseln, die andere von Tahiti. Cotiger punctus Jenyns mit rothbraunen Querbinden und engen grauen Zwischenräumen ; viele kleine Punkte auf der Haut. 3 Zoll 3 Lin. Terra del Fuego. O p h i d i n i. Richardson beschreibt (Annais XII. p. 175) einen Fisch von Port Essington in Neuholland als neue Gattung, die er in die Nähe von Ophidium stellt, unter dem Namen Machaerinm. Er stellt die Gattungen Ophidium, Machetes, Echiodon und Fierasfer als be- sondere Familie in die Nähe der Gadoiden, wohin er auch die Blen- nioiden ziehen will. Die Gattung Machaerium charakterisirt er fol- gendermassen: Piscis malacopterygius, apodus, ensiformis, squamo- sus. Apertura branchialis satis magna sub gula extensa. Radii membr. branch. sex. Opercula conspicua. Os modice extensivuni. Dentes parvi, uniseriales in ossibus intermaxillaribus et in maxilla inferiore, quae rictum efficiunt, ordinati. Genae et regiones supra- scapulares squamosae. Pinnae verticales coalitae, radiis spinosis nullis. Pinna dorsi per totum fere dorsum regnans. Linea lateralis brevis super anum desinens. M. subducens B. 6; D. 70; A. 59; P. 10; V. 0. De Kay beschreibt als neue Art der Gattung Ammodytes einen Fisch: A. vittatus, der sieben Dornfortsätze vor der Rückenflosse hat, die Kieferzähne fehlen, und am Vomer finden sich zwei Knochen- fortsätze, die kaum für Zähne genommen werden können; keine Schwimmblase. Dieser Fisch scheint eine eigene Gattung der Scom- broiden bilden zu müssen, in der Nähe von Lepidopus. Er hat einen breiten Silberstreifen an den Seiten. D. 7.54; P. 15; A. 28. liOiiliobraiichii. Syngnathus viridesceiis de Kay, oben dunkel olivengrün, unten gelblich. 7 Zoll. D. 40; P. 14; A. 3. — S. acicularis Jenyns, gelb- braun, etwas mehr zusammengedrückt als Acus, über 40 Strahlen in d. r Rückenflosse, 1 oder 2 in der Afterflosse, Brustflossen sehr klein. () Zoll Valparaiso. — 5". conipicillatus id. grau mit braunen Quei-- binden. 4.J Zoll. D. 31; A. 32; P. 14. Tahiti. — S. crinitus id. grau , Bauch und Deckelfleck schwarz, zwei Fäden über den Augen, keine Afterflosse, Brustflossen sehr klein. 3j Zoll, Patagonien. Gebiete der Ichthyologie wahrend des Jahres 1843. 247 Pectog-iiatlii. Gymnod 0 ntes. Diodon fuliginosus de Kay, oben olivenarün, unten orange, mit dreiecldgen Dornen bedeckt, drei Dornen über jedem Auge, Schwanz- flosse lanzettlich. 2 Zoll. D. 14; P. 22; A. 8. — D. verrucosus id. mit rundlichen Feldern, von welchen biegsame Dornen entspringen. H Zoll. D. 11-, P. 22; A. 10. Hafen von New-York. Unter dem Namon ^c«?« /Ao*o/«« unterschied de Kay I. c. eine neue Gattung, welche von Diodon darin abweicht, dass die Rücken- Schwanz- und Afterflosse vereinigt sind. Eine Art A. carinatiim. (Diodon carinatus Mitchill) 1 Zoll lang. D. f C. f A. 52. P. 12. Tetrodon aerostaticus Jenyns 1. c. wie lineatus Bl., aber die Seitenlinie fehlt, Rücken und die oberen Seiten gefleckt. 2\ Zoll. D. 11; A. 10; P. 11. — T. implutus id. olivenfarbig mit weissen Zir- kelflecken, Nasenlöcher röhrig, gabiig. 5 Zoll. D. 10; A. 10; P. 16. Indischer Ocean. — T. antmlatus id. oben schwai-zbraun mit schwar- zen Zirkelflecken, Nasenlöcher cylindrisch mit zwei seitlichen Oeff- nungen. 9 Zoll. D. 8; A. 7; P. 15. Galapagos-Inseln. — T. angusti- ceps id. oben dunkelgrün, mitten auf dem Rücken zwei Girren, Na- senlöcher röhrig mit zwei seitlichen Oeffnungen. 9 Zoll. D. 8; A. 7; P. 15. Galapagos-Inseln. Scierodermi. Ostracion tindecim - acule'atv s Smith Jll. South Africa 16. vier- kantig, 5 Dornen am Rücken, 6 an den Seiten des Bauches. Cap. hon. spei. Von der Gattung Ostracion trennt de Kay eine Gattung Lacto- phrys ab, zu welcher er Ostracion Yalei Storer und Ostracion sex- cornutus Mitchill zählt, und in der er ausserdem eine neue Art auf- stellt. Der Körper ist dreikantig, mit kräftigen, rückwärts gerich- teten Dornen vor der Afterflosse, über den Augen Dornen. Bei der neuen Art L. camelinus ist der Rücken in einen Dorn erhoben, ausserdem acht Dornen. 34^ Zoll. D. 9; P. 10; A. 10. Baiist es fuliginosus de Kay: Schwanzflosse doppelt ausgerandet, ein einzelner Dorn zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse. 12 Zoll. D. 2. 1. 28; P. 14; V. 7; A. 26. Hafen von New-York. Moiiacanthus setifer de Kay: einige der vordem Strahlen der Rückenflosse in Fäden verlängert. 7 Zoll. D. 1. 33; P. 13; A. 33. Hafen von New-York. Aleuteres velutinus Jenyns, hellbraun mit vier dunklern Längs- binden, rauh. 8 Zoll. D. 2. 33; A. 31. Georgs-Canal. Plagiostoitii. Matteucci stellte neue Versuche am Zitterrochen an 248 Troschel: Bericht ü. d. Leistuneen i. Gebiete d. Ichthyol, etc. (Annais XI. fh 406; Conite.s rendus XVI. p. 455; Frorieps No- tizen XXV. p. 184). In einer kleinen Schrift ( Spicilegium observationum ana- toniicaruni de Organo electrico in Rajis anelectricis et de Haeniatozois. Memoriani sacrain regi.s augustlssimi beati Fri- derici Guilielnii III. indicit A. F. J. Carolus Mayer. Bon- nae 1843). zeigt der Verf., das.«^ anch die nicht electrischen Rochen mit einen» Rudiment eines electrischen Organs ver- sehen sind. Er sieht dafür ein kaum haselnussgrosses drüsi- ges Organ an, welches an derselben Stelle liegt, wo beim Zitterrochen das electrische Organ sich befindet. Er vergleicht es mit der Parotis. Es wurde bei Raja clavata, batis und Schultzii beobachtet. (Vergl. auch Froriep's Notizen XXVII. p. 121). Humphreys Storer erhielt am Cape Cod und von New -York einen electrischen Fisch, den er für identisch mit Raja nobiliana Bonap. erkannte. (Silliman American Journ Jan. 1843; Annais ct. XI. p. 326). Eleutlierobranclftl. Ueber den Bau des Gehirns des Störs schrieb Stannius (Müller's Archiv 1843 p. 36). Cyelostoiiii. Petromyzon appendix de Kay: Rückenflossen zusammenhängend, gelb, Afterflosse vorn mit einem fadenartigen Anhang. 6 Zoll. Hudson. Ammocoetes unicolor de Kay, einfarbig, mit einer Rückenflosse. 5 Zoll. See Champlain. Myxine australis Jenyns. Zwei Kiemenlöcher etwas hinter dem vierten Theil der ganzen Länge; eine Reihe Poren an jeder Seite des Bauches. 11^ Zoll. Tierra del Fuego. Kann mit dem Schwanz voran schwimmen. Das Geruchsorgan bei Amphioxus fand Kölliker (Mül- ler's Archiv 1843 p. 32). Es ist unpaarig und weist von neuem dem Thier die unterste Stelle unter den Cyclostomen an. 249 Bericht über Jie wissenschaftliclien Leistungen in der Nahirgeschiclite der Insecten, Aracliniden, Cru- staceen ii. Entomostraceen wälirend des Jahres 1843. Vom Herausgeber. Die Leichtfertigkeit, mit welcher die Naniengebung in allen Theilen der Zoologie immer mehr und mehr, vorzüglich aber von den Franzosen und Engländern behandelt wird, ist zu umfangreich geworden, als dass sie nicht Bedenken hervor- gerufen hätte. Es sind denn auch gleichzeitig von zwei Sei- ten her Schritte geschehen , um ihr zu begegnen und sie wo möglich zu tilgen. In England ist eine Auswahl von Zoologen für diesen Zweck zusammengetreten, welche ihre Vorschläge im Report of the 12th. Meeting of the Brit. Assoc. of the advance of Science held in Man- chester. June 1842. Lond. 1843. p. 105 — 121 niedergelegt hat; auch sind sie in den Ann. of nat. hist. XI. p. 259 veröffentlicht woi-den. Sie bestehen 1) in Regeln zur Verbesserung bereits gegebener feh- lerhafter Namen, 2) in Andeutungen für die lüchtige Bildung neuer Namen. Im Allgemeinen ist der Entwurf ganz verständig, mir scheint aber nur das verfehlt zu sein, dass nicht auf Linne zurückgegangen ist, der die heutige Nomenclatur geschaffen, und sie in der Philosophia botanica geregelt hat. Die Regeln sind, wie die Nomenclatur, in beiden organischen Reichen wesentlich dieselben, und ihre Anwen- dung aus der Phil. bot. auf die Zoologie ist ganz einfach. Bei feh- lerhafter Namenbildung liegt übrigens meist der Grund darin, dass den Namengebern die nÖthigen Sprachkenntnisse mangeln, selbst bis zu dem Grade , dass sie nicht einmal die griechischen Buchstaben kennen, und unter solchen Verhältnissen ist kaum zu erwarten, dass die Arbeit des englischen Zoologen-Ausschusses ihre Früchte tragen werde. Mehr Erfolg ist von einer Unternehmung zu erwarten, welche auf dem Festlande von Agassiz' vielseitiger und glücklicher Thä- tigkeit ins Leben gerufen ist, und in welcher er von einer namhaf- ten Zahl europaischer Zoologen unterstützt wird: Nomenciator Zoo- Archiv r. NatiirEfcscIi. X. .falirg 2. IJind und den Flügeldecken der Endstachel fehlt. B. pusiulat a, Mne kleine, neue Art von Madagascar. Pe?itfiiis Chaudoir (Bull. Mose. S. 387) gehört zur Ditomi- Icn- Gruppe, über welche der Verf. hier folgende Uebersicht giebt: 1. Flügeldecken frei: a) Kinn mit starkem Zahn: Aristus, Ditomus, Odogenius — b) Kinn einfach ausgebuchtet: Penthiis; — 2 Flügel- lecken verwachsen: a) Kinn ungezahnt; «) Halsschild hinten vorge- :ogen: ChUatomns; — /3) Halsschild hinten abgeschnitten: Pachyca- 'i/s; — b) Kinn gezahnt; Mi/stropterus. — Was Pe?ithus betrifft, so irheiiit mir diese neue Gatt, in die zweite Abth. , mit verwachsenen "lügeldecken zu gehören, und sie würde sich hier nach der Form les Halsschilds an Pachycarus anschliessen , wovon sie sich durch trweiterte Vorderfüsse des Männchens absondert. Die Art, Pen- '/tiis tetiebricosus, aus der Gegend von Constantinopel, ist schon 'om Wahl Isis 1838 als Ditomus tenebrioides beschrieben. Der Harpaliden-Gruppe kommen folgende zu: Anisoctiemus Chaudoir, Bull. Mose. (S. 391), an Acinopus erinnernd, das Kinn ohne Zahn in der Ausbuchtung, die Vorderschie- len etwas erweitert, am Aussenrande stumpf gezackt; eine neue Art: A. fiah'dus Kl. aus Columbien. Trichopselaphus Chaudoir (ebendas. S. 399), eine sehr aus- [ezeichnete neue Gatt., welche Paramecus nahe steht, aber ohne ^ahn in der Ausrandung des Kinns, das Endglied der Lippentaster iiförmig verdickt, ringsum behaart. T. suhiridescens^ aus Bra- ;ilien, ein Weibchen; die hiesige Sammlung besitzt von ders. Art sbenfalls nur ein W'eibchen, von einer andern Art aber ein Männchen, nit stark verdickten, unten mit einem starken Zahn bewaffneten Hin- erschenkeln, und stark gekrümmten, inuen sägeförmig gekerbten linterschienen, ähnlich wie bei dem Javanischen Hypharpax Mac L., las Endglied der Älaxillartaster, welche dem Ex. des Verf. fehlten, ist jbenso gebildet als das der Lippentaster. Diapheromer US Chaudoir (ebendas. S. 402) auf Harp. me- 'anarius Dej.? gegründet, von Harpalus durch gestrecktes erstes Fuss- flied, schwammige Bekleidung der erweiterten Fussglieder und die lie Zunge überragende Nebenzungen unterschieden. Ct enomerus Chaudoir (ebendas. S. 408), eine Ophonen-Forni, nit schwach erweiterten vorderen Füssen, das erste Gl. der Vorder- üsse innen etwas gerundet, deutlich kammförmig, alle unten kämm- örmig beborstet. Ct. crenulatus , neue Art aus Kordofan. JD«cÄe?>MJ (Esch.) Mannerheim (Bull. Mose. S. 211) eben. 260 Erich so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der falls eine Ophonen-Form, den Ilurp. dilatutus und bruimeus Dej. enthaltend, welche wegen ihrer verdickten Vorderschenkel und zwei Dornen an der Spitze der Vorderschienen von den übrigen abgeson- dert werden. Cyphogenius Chaudoir (ebendas. S. 395) ist sicher einerlei mit Cratognathus Dej., so wie Cyph.paliipes Chaud. (eben- das.) vom Cap mit Cr. mandibularis Dej. Ref. (dies Arch. 1843. I. S. 205) hat bei diesem Käfer die irrige Dejeansche Vaterlandsangabe berichtigt, und zugleich die Gatt. Eucephalus Lap. und Daptomorphus Chaud. so wie den Harp. xanthorhaphus Wied. Dej. unter Cratogna- thus vereinigt. Pteroglossus Chaudoir (a. a. O. S. 405.) bietet mir keinen Unterschied von Harpalus dar, selbst die Zunge, auf deren ver- meintliche Eigenthümlichkeit der Verf. Gewicht zu legen scheint, finde ich nicht so wie er sie beschreibt, sondern der von Harpalus, z. B. des H. ferrugineus ähnlich. Die als neu betrachtete Art: Pt. stitu- ralis ausKordofan, ist nichts anderes als Harp. fulvus Dej., wel- cher sich von Oberägypten bis nach Guinea verbreitet. Da die Gat- tung nicht bestehen kann, fällt der Anstoss, den der für eine Vögel- gattung so bekannte Name giebt, mit fort. Zur Pterostinen-Gruppe: Simodontus Chaudoir (Bull. Mose. p. 412). Der Zahn in der Ausbuchtung des Kinnes kurz, eingebogen, anscheinend gespalten; so ist es bei vielen Dejeanschen Feronien, von welchen sich für diese Gattung aus der sehr ausführlichen Beschreibung auch weiter keine genügenden Unterschiede entnehmen lassen. S. aeneipcnnis aus Neuholland, fragweise vom Verf. iwc Fer. austraUsH^]. gehalten. Oxycrepis (Dej.) Reiche (Rev. Zool. S. 78), mit flach drci- lappigem Kinn, die drei ersten erweiterten Glieder der Vorderfüsse beim cT schief nach innen erweitert, unten mit lappigen Sohlen und Borsten bekleidet. 0. leucocera aus Columbion, hat das8teund9te Fühlerglied weiss. Jgaosoma Menetries (Bull. Acad. Petersb. II. p. 63) fällt mit Stenomorphus Dej. zusammen. Die folgenden beiden Gattungen schliessen sich vielleicht den Pterostichinen an, ohne indess ganz genau in diese Gruppe hinein zu passen. Lissopterus Water hon se (Ann. nat. bist. X\. S. 281) hat etwa die Körperform des Omaseus melanarius, weicht aber von den Pterostichinen darin ab, dass an den Vordeifüssen des ^T ^^^ vier ersten Glieder stark erweitert sind. L. A/iotatus, schwarz, die Flügeldecken sehr undeutlich gestreift, jede mit zwei kleinen rothen Flecken am Aussenrande; auf den Falklandsinseln. Axinidium Sturm (Catal. S.51. T. 1. F. 4.) ist eine neue Gatt., welche nach meiner Ansicht sich Eripus zur Seite stellt, wovon sie sich vorzüglich durch stark bcilförmiges Endglied der Maxillartaster Naturgeschichte der Inserton während des Jahres 1843. 2G1 unterscheidet, auch ist die doppelte Ausbuchtung des Kinns nach der Abbildung tiefer als sie bei Eripus ist. A. africanum, neue muth- masslich africanische Art, doch ohne genauere Bestimmung des Fund- orts, kommt auch in der Glätte der Oberseite mit Eripus überein, nur dass die Flügeldecken jede drei tiefere Puncte haben. Zur A n c h 0 m e n i n e n - Gruppe : Oxyglossns Chaudoir (Bull. Mose. p. 424), mit Anchomenus (Agonum) im Allgemeinen sehr übereinstimmend^ die Mandibeln ge- streckt, schmal, und die Klauen zeigen am Grunde eine feine kamm- artige Zähnelung. O. subcy niieus , neue Art aus Brasilien. Stenognathus dess. (ebendas. S. 421) aus dem Anchomemis mela?iarius Dej. gebildet, weicht von Anchomenus in mehreren Pun- cten ab. Die Mandibeln uisd Lefze sind mehr gestreckt, erstere schmal und spitz, die Vorderfüsse beim (J' kaum etwas erweitert; das 4. Fussgl. ausgi^randet. Meg alonychns dess. (ebendas. S. 418) hat täuschend das An- sehn eines Agonum Dej., weicht aber durch die auffallende Länge des Klauengliedes der Füsse ab, welches auf dem Rücken nahe der Spitze eine Borste trägt. Die Unterseite der erweiterten Fussglieder des cT haben eine filzartige Bekleidung (nach des Verf. Angabe). Eine neue Art: J/. Madagascarieiisis aus Madagaskai-, Oxyspelaphus dess. (ebendas. S. 415) hat die spitzen Taster von Olisthopus, kommt aber in dem vorhandenen Zahn in der Aus- randung des Kinns mit Anchomenus überein. O. pullidus aus Tur- kestan, hat das Ansehn des Anchom. fuliginosus. Camptot oma Reiche (Rev. Zool. S. 40). Die Taster gross, dick, gewimpert, das 2te Glied gebogen, ausserdem durch schnurför- mige Fühler und feiste Form von Anchomenus abweichend. C. Le- basii aus Neu -Granada. Jnchon oderus dess. (ebendas. S, 38), wird von Anchomenus durch nicht flachen Körper, längere Fühler mit cylindrischen Glie- dern, herzförmiges Halsschild mit nicht aufgebogenen Hinterecken, abgerundete nicht buchtige Spitze und gekörnte Zwischenräume der Flügeldecken unterschieden, und dahin Aiichom. eximius Dej., ele- gans Brülle, dimidiaticoniis Dej , elegans Dej. und mehrere neue co- lumbische Arten gerechnet. Mir scheint sie in naher Verwandtschaft mit Lachnophorus zu stehen. Eine Monographie der Gatt. Callisthenes wurde von Menetries der Petersb. Acad. vorgetragen (Bull. Acad. Petersb. \. p. 341). Sie umfasst 5 Arten: C. Panderi Fisch, aus der Kirgisensteppe, C. bre- viusculus {Carab. brev. Mannerh.) von Beiburt in Armenien, C. orbi- culalus {Carab. orb. Motsch. Cullisth. Motschouhkü Fisch.) von den Gebirgen von Alaguez und Diligan an der Nordgränze Armeniens, C. Fischen' Men. aus Nordchina, C. Reichei Guer. aus Persien. Der Verf. findet alle diese Arten in ihrem eigenthümlichen Habitus so übereinstimmend, dass er dadurch die Selbstständigkeit der Gatt. Calli- 2G2 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der sthenes für verbürgt betrachtet. Aus seiner Zusammenstellung dei Charactere von Carabus, Calosoma und Callisthenes ergeben sicli für letztere: stark zusammengedrücktes drittes Fühlerglied (bei Calo soma schwach zusammengedrückt), ein zweilappiger Zahn am Innen- rande der Mandibeln (fehlt bei Calosoma), die stark abgerundeten Flügeldecken und der beständige Mangel der Flügel. Chaudoir (Bull. Mose. p. 671) hat eine grosse Menge neuei .\iten aus verschiedenen Gattungen und den verschiedensten Erdthei- len aufgestellt, welche ich noch nicht näher habe prüfen können, da mir das Heft, welches sie enthält, erst spät zugegangen ist. Mii will es scheinen, als sei mit der Beschreibung neuer Arten in einei im Ganzen wenig verbreiteten Zeitschrift, wenig gewonnen, und es wäre wohl besser, wenn der Verf. Nachträge zu Dejeans Werke lie fern will, sie besonders erscheinen zu lassen. Es wird dadurch, dass das Material überall zerstreut wird, das Studium elier erschwert als erleichtert. Ueberhaupt ist die Entomologie jetzt in einem solcher Stande, dass das Beschreiben neuer y\rten , ohne weiteren Zweck — an sich eine geistlose Arbeit — wenig fördert. Um über den Inhal! der vorliegenden Abhandlung eine Andeutung zu geben, kann ich nui die beschriebenen Arten namhaft machen: Casno?ita picta, Cali- fornion; Drypta cyanella von Madagascar; Galerita cordi- collis Nordamerica, longicollis desgl., tristis Kordofan; Ilel Ino erythropus {rußpes Brüll.) Südamerica, Lebia reflexicol li's, Columbien, a b d o ?n ni a l /s ,l^ordamenca, Aptpiiiscordicollis. nördl, Türkei, Pheropsophus iptistulafiis , Java, hifulcatus. Senegal, longipennis desgl., humer aUs, Madagascar, pictus. Surinam; Brachiinn cruciger , Kordofan, undiilatus, Senegal, parallelus, Kordofan, parvulus , Cap, oxy gojius, Nordame- rica; Graphipterus rot undipennis , Kordofan, parvicoliis. Cap, lutescens, Cap, Anthia atra, Cap, St'agoiia sulcicol- l/'s, Kordofan, picea ebendaher, angustata desgl., rufa, Ber- berei, bicolor, Kordofan, »l/c/ae?* m 5 clongatus ebendaher, Sca- Tita ^puHctalus^ Algier, nitidus, Kordofan, Dregei, Cap, cribripennis , Madagaskar, oblongus, Aegypten, qtiadricollis^ Brasilien, alternans , Cuba, e^/ciwwf , Neu-Orleans, rfe«??co///f , desgl., quadriceps , Nordamerica, sub cylindricus, Aegypten, subdepressus , Cayenne, Faldermanni^ Brasilien, ovipennis, Cap, Clivina basalis, Neuholland, elofigata, Cayenne, Dys- chirius semicrenatus^ Guadeloupe, huiner alis^ Neu-Orleans, $nbangust attis desgl., oxygtiaihus, Cayenne, Leprieuri desgl., rufo-aeneuiy Sicilien, rotundipeniiis, Steyermark; Di- tomus spinicollis , Algier, Odogenius rufipes, Türkei und Persien, Carabusplanatus, woher?, Calosoma scabrosum Kordofan, crassipes desgl., affine, Mexico, Leistus rufipes^ nördl. Türkei, Nebria Parrey ssii , woher?, snbacuminal a, deiig\., barbara, \]g\cr,femoralis, Gallicicn, Gaugeri^vioher'', Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 263 ■ä turcica, Türkei, Chlaeiiiiis plagtaius , Sencga], longicornt's, Kordofan, loiigicollis, Neu-Orleans, oxygonus AcsgX., vireris, desgl., smaragditius, desgl., distingiiendiis , Algier, Epotnis brevicollis , Aegypten, Dinodes laticollis, Türkei, Oodes ni- gri'ta., Kordofan, \lLstriatus, Neu-Orleans, brasi'lienst's, Bra- silien, cupreui, Neu-Orleans, Licnius dahnat inus, Dalmatien, Calal lius deplanatus, nördl. Türkei, Ancliome7ius dt st in - ctns, Schweiz, deplanatus, Neu-Orleans, obscurattis, Nord- America, Agonum foveicolle, Neu-Orleans, coHvexiusculum, Smyrna, Megalostylus saphirinus , laticollis, minor, Neu- Orleans, Poecilus micans, desgl., Triramviatus aiigustatus, Peru, Hypherpes chalybeipennis , Neuholland, Ort homus acrogonus , Türkei, Steropus convexus, woher?, Lissot ar- sus canaliculatus, Sicilien , Lyperus acutangulus, Neu-Or- leans, Molops gr aeciis, Griechenland, rufipes desgl , subtriin- catus, Schweiz, Eucaiuptognat hus angustatus , Madagaskar, Leirus borealis , Polargegenden, Leiocnemis ? latiuscula, Steyermark, Masoreus laticollis , Aegypten, afftnis, desgl., Paramecus parallelus , Chile, Seletiop korus foveolatus, woher?, {Pangu s) imputictiis , Kordofan, a?i gtilat us , woher?, Brachyb aen US oxyomus, Kordofan, Hypolithits iridescens, Guadeloupe, Opliomis longicollis, nördl. Türkei, H arpalus acuininatus, Cap, rufocinctus, desgl., maculicornis , Neu- Orleans, nitidiilus , desgl., fulvip enniSy Cap, St e?iolophiis terminalis, Madagaskar. Die übrigen neu aufgestellten Arten lassen sich am leichtesten nach ihrer geographischen Verbreitung übersehen. Aus der Songarei sind von Gebier (Bull. Acad. Petersb. I. S. 36. 37) beschrieben: Cymiiidis Mantier keimii aus den Thä- lern des Tarbagatai-Gebirges, C. sellata vom y\lakul-See, Lebia pimctat a, stahlblau, Kopf und Halsschild düster, Flügeldecken glänzend, ebendaher, Dromius cingulatus, ebendaher, Nebria Schrenkii aus den Thälern des Alatau-Gebirges, Sphodrus tho- racicus vom Alakul-See, Omasetis Mellyi, häufig am Ajagus- Flusse. Aus Syrien und Cypern sind die von Redt enbacher (Russ- egger Reise 1. S. 979) beschriebenen Cymindis seriepunctata, adusta von CyT^ern, Scarites punctat ostriatus, desgl., Ma- rio oiympicus, desgl., Procerus Syriacus, aus Syrien, Cara- biis paphius von Cypern, Prist ony chus crenatus und qua- dricoliis , so wie Feronia punct at a, ebendaher. — Interessant ist vorzüglich die Entdeckung eines Morio im Gebiet der europäi- schen Fauna. Vom Senegal ist Stenidia Edwardsii Castelnau (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 119) eine ausgezeichnete neue Art, welche in Gestalt und Färbung der Drypta ruficoUis Dej. gleicht. 204 Erichs on: Bericht über die \vissensch. Leistungen in der Aus Angola hat Ref. in diesem Archiv 1. 8.211—219, 25 neue Arten beschrieben, nämlich 1 Calleida, Q Br achnius, 1 Helluo, 2 Anthta, 1 Scarites, 1 Clivt'na, 1 Cratognat /lus, 4 Ste- nolophus, 1 HispaliSj 5 C hlaenius, 1 Oodes, 1 Vogonns. Die Fauna von Sitkha und Californien ist durch Manner- heim (Bull. Mose. a. a. O.) und Menetries (Bull. Acad. Petersb. II. S. 49) erläutert, und mit einer Anzahl neuer Arten bereichert worden. Sitkha enthält 2 Cychrus , ^ bebrüt, 1 Nofiophilus, 1 Lei- sfifs {/erruginosns Mann., ferrugineus Esch.), 1 Lon'cera, 2 Har- pa/iis,9 Pteroslichus (Feronia) — darunter Pt. hcrculeanus Mann. (S. 201) der F. valida Dej. ähnlich, Pt. seriej)unctatus^\sLXiVLQx\\. (S. 204) der F. adstricta Dej. ähnlich, neu — 1 Äniara^ 1 Palrobus, 4 ßembidium, nämlich B. ■i>laniuscuhi7n , Kwpr anovll, biim- jiressum, quadrifoveolatnm (Mannerh (S. 216), alle dem B. Pfeiffei verwandt. Reicher 'ist Californien: 3 Cychrus, unter denen C. veluti- nns und i7it erruptusMQXietr. (S. 53) neu, iCahsoma, \Mttrius, 1 JSebria, neue Art, N. Eschscho Itzü (Menetr. (S. 55) 1 Elaphrus, ebenfalls neue Art, E. californicus Mann. (S 190) Men. (S. 55), 1 I^otiophilus, 1 Loricera, 1 Badister, 1 Galerita, neue, der G. Ja- nus nahe verwandte Art: G. Californica Mannerh. (S. 183), Men. (S. 52), 1 Cymindis, 1 Calleida, neue, der C. decora ähnliche Art, C croceicollis Menetr. (S. 53), 2 Dj'omius , Dr. biplagiatus Dej. und Dr. nigrimis Esch. Mann. (S. 184), 1 Lebia, 1 Brachinus, 1 Ani'sodactylus, 4 Dicheirus (s. oben) unter denen bei Menetries (S. 61) zwei neue Arten, D. picevs und hirsutus, 2 Harpalus, unter denen H. albioniciis Mannerh. (S. 213) neu, 1 Stenolophus, 1 Bradycellus (Jcupalpus), 1 Erfpiis, 1 Stenomo?-phus, neue Art, näm- lich Agaosoma calt/or}u'cu?fi Menetr. S. 63), 8 Pterostichns {Feronia) unter denen neu Pt. ricinus Mann. (S. 200), der F. ca- lifornica Dej. verwandt, F. (Platysm.) cast anipes und congesta, F. (Percus) Lama Menetr. (8.59); 4 Amara, 2 Calathus, unter denen C. Behrensii Mannerh. (8. 145), Men. (S. 56) neu, 15 An- chomenus, (incl. Ag07ium) unter denen neu A. ovipennis Es^h., rugiceps, brunneoviarginatus Mannerh. (S. 196), Ancli. marginatus, micans, Ag. deplanatum, favielicuniMe- netr. (8.56), 5 Chlaenius, von denen Chi. asper u Ins Menetr. (S. 55) neu, 1 Lachn ophorus , neue Art, L. eleg antulus Man- nerh. (8.215) vermuthlich eine Calybe, endlich 2 Be7nbidium. Reiche hat in der Revue Zool. 8. 37. 75. 141. 177 seine Beschrei- bung neuer Columbischer Carabicinen fortgesetzt (s. vor. Ber. S. 169), und zwar sind beschrieben 1 Chlaenius, 1 Oodes, 6 Anchono- derus , 1 Coptotomu, 3 Anchomenus, 7 Agomwt, 1 Oxycrepis , 1 Ba- rysomus, 9 Seleuophorus , 1 Hypolithus, 3 Harpalus , 2 Acupalpus, 2 Tetragonoderus, 2 Lachnophorus. — Zwei neue Arten von Pelecium aus Neu-Granada wurden von Guerin (ebendas. S. 15) beschrieben. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 265 Sturm hat in seinem neuen Catalog (S. 325. T. 1. F. 1—3) drei ausgezeichnete Lebien aus Brasilien unter der Benennung Lia fasetat a, multijninctata, iOpunctata als neue Arten abge- bildet, welche im Dejeanschen Werke allerdings fehlen, aber von andern Seiten her nicht unbeschrieben geblieben sind: es ist nämlich die erste Chelonodema elegans Mannerh. Bull. Mose. 1837. 11. S. 32, die zweite Chelonodema scripta Laport. Etud. Ent. S. 50, notata Brülle Hist. d. Ins. 1. S. 219, die dritte Ch. affinis Lap. a. a. O. — Ebenfalls aus Brasilien ist Ct ettodactyla bicolor Ca st ein au (in Guer. Mag, d. Zool. Ins. pl. 119 beschrieben), welche eben so wenig neu, sondern mit Ct. Langsdorfii Klug Jahrb. einerlei ist. Fairmaire (Ann. Soc. Ent. d. Fr. 2 ser. 1. p. 11. pl. 1) be- schrieb als neue Art, Chlaenius o phonio ides aus Neuholland, dadurch ausgezeichnet, dass der Flügeldeckeiirücken eine gelbliche Färbung hat, und Anchomenus IS ov ae Ze I aiidi ae von Neu- seeland; das vorletzte Fussglied ist tief zweilappig, es kann also kein eigentlicher Anchomenus sein, der Verf. müI auch eine eigene Gatt. Cteiiognathus daraus bilden, deren Hauptmerkmal ,,machoi- res pectinees" ist. Die Abbildung stellt den Innenrand der Mandibeln kammförmig vor, und das in solcher Weise, dass es den Anschein hat, als ob das Kammförmige von der unter der Mandibel liegenden in- neren Maxillarlade herrühre. Einen interessanten Zug aus der Naturgeschichte des Carabus aitratus erzählte Klingelhofer (Ent. Zeit. S. 89). Jtytisci. Von Cybister wurden durch Ormancey (Rev. Zool. S. 331 ) zwei neue Arten aufgestellt, der eine C. prosterno. viridis (sie!), der andere C. aeiiens benannt Der letzte aus Bra- silien , der erste muthmasslich ebenfalls. Von Hydnliais durch Hope (Ann. nat. hist. XI p. 364) eine neue Art, H. discoidalis aus dem westlichen Afrika. Zu Dytiscus wurde von Mann er heim (Bull. Mose. S. 218) eine neue Art, D. anxius, von Sitkha, dem D. circumcinctus Ahr. sehr ähnlich, hinzugefügt. — Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. III. p. 203. pl 11. f. 2) machte eine Missbildung bei einem männlichen Dytiscus marginalis bekannt, an welchem die Geschlechtsauszeich- nungen, namentlich die Erweiterung der Füsse, weniger ausgebildet waren. Ein Colymbetes coriaceus mit missgebildetem Fühler wurde von Lucas Ann. d. la Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 55. T. 1 abgebildet. Auf die eigenthümliche Bildung der vordem Krallen bei den Männchen des Agabiis- biptistiilatus machte Suffrian (Ent. Zeit. S. 332) aufmerksam. Der Verf. lässt die Ansicht durchblicken, dass es verschiedene ähnliche Arten mit verschiedener Klauenbildung geben möchte, da von Mehreren, namentlich von Degeer und mir, jene Bil- dung nicht angegeben sei. Was mich betrifft, so ist sie von mir nur Archiv f. Naliiif,'csrh. X. .Jahrg. 2. Bd. T 266 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der aus dem Grunde übergangen , weil sie mir zur Charakteristik eines so leicht kenntlichen Käfers unnöthig erschien. Als eine neue schlesische Art beschrieb Letzner (Uebers. der Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1S43) Agabus sile- siacui, dem A. guttatus zunächst verwandt, indess etwas gewölbter und an beiden Enden mehr zugespitzt, auf den Flügeldecken nur ein Fensterfleckchen hinter der Mitte. In klaren Bächen des Altvater- gebirgs. Neue Arten von Sitkha sind: Agab. du lins und hypo- vielas Mannerheira (Bull. Mose. p. 221). Aus Angola führte Ref. (a. a. O. S. 220) zwei neue Wasserkäfer auf, Hy dr 0 canthtis notiila und Hydroporus turgidus. Der letztere ist zugleich in Aegypten einheimisch. Suffrian (Ent. Zeit. S. 94) bemerkt, dass der wahre Hydrop. parallelogrammus des Ahrens nicht die matte, sondern die stark punktirte glänzende Form dieses Käfers sei. Der Name H. nigro- Uneatus Seh., meint der Verf., müsse als zweideutig wegfallen, da die Stevenschen Käfer dieses Namens Ahrens als //. ennengrammus zuerst beschrieben habe: es wird aber doch wohl nöthig sein, Ste- ven's eigene viel frühere Beschreibung in Schönh. Syn. zu berück- sichtigen, da sie so deutlich ist, dass die gemeinte Art, trotz der irrthümlich dazu gekommenen Abbildung nicht zu verkennen ist. — Mulsant (Ann. d. 1. Soc. roy. d'agric. d Lyon. VI. p. 276) stellte eine neue Art, Hydroporus Anbei, aus Frankreich auf. Chfrinit Nachträgliche Bemerkungen zu seiner früheren Bear- beitung der deutschen Gyrinen lieferte Suffrian (Ent. Zeit. S. 25.369). ^taphylini. Die Untersuchung der Ameisennester liefert noch immer Ausbeute an neuen .Arten, vorzüglich aus dieser Familie. Mehrere in der Oberlausitz neu entdeckte Myrniecophilen wurden von v. Kie- senwetter (Ent. Zeit. S. 306) beschrieben, ü xypoda familia- riSy Dinar da Märkelii (die grössere bisher unter D. dentata begriffene Form, welche der Verf. specifisch von der kleineren tren- nen zu müssen glaubt, auf welche die Gravenhorstsche Lom. dentata zu beziehen ist), Othius niyrviecop liilus, Scopaeus pusillus. — In Finnland richtete Graf Mannerheim besondere Aufmerksam- keit auf die Ameisengäste, und beobachtete unter einer Anzahl be- kannter auch mehrere neue Arten: Homalota fossigera, Oxy- poda niyrine cobia, latiusc ula, Oligota tantilla, Tachy- por US pulchell US , Stenus formicetorum, (Bull. Mose. p. 77). Chevrolat (Rev. Zool. p. 42) stellte eine neue Art auf: Myr- mednnia nigriventris von Calais, wo sie am Meeresufer lebt. Aubc (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser, L p. 90) berichtigt, dass sie zur Gatt. Homalota gehöre. Aube (ebendas.) beschrieb zwei interessante neue südeuropäi- sche Arten: Oedichirus unicolor von Badajoz in Andalusien, und Bledius tristis von Sicilien. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 267 Kellner (Ent. Zeit. S. 31) beschrieb Qnedius riparins, neue Art aus dem Thüringer Walde. i. f /. . n \ hP Mehrere neue Arten aus Angola wurden von Kef. (a^ a. O. be schrieben: Myrmedonia satclles, snturahs, Phzlonthus holpes, CryvtobUun tricolor, Vaederus Angolensrs. Opdichirus terminatus. Mannerheim (Bull. Mose. p. 224) führte als neue Arten aus Sitkha auf: Homalota maritima, picipennis, Aleochara castaneipennis, .ulcicollis, Tachinus nigricorms, pro- pinquns. Othins californicus , Staphylinus t^r.ahs Siegwaldii, Quedins plagiatus, brunnipenms Oxy eins fuscipennis, Jn.t hophagus laticollis, Jrpedu,m testa- cern^nacrlicoUe, Omalium plagiatnm, Anthobrumpo tlos- ferner aus Californien P/Ülonthns ca/iformcus und albioiiicus. JBupremaes. Einen Beitrag -^/f 7^f,^,f Jf/^o' 12n nro-ten lieferte Pecchioli (Guer. Mag. de Zool 1843 pl. 120. 121), Felder Naturgeschichte der B. Fabricii , über -Iche wxr a..h von Bertolini eine Abhandlung besitzen (s. vor. Jahresb.) und der TmarLa zum Gegenstande hat. Larve und Nymphen der letzteren f„ abgebildet. Eme Nachricht "ber Vorkon.men und Larve v^^n Dicerca berolinensis theilte Klingelhofer (^nt Zeit. S. 87) mit. Sirverwandlungsgeschichte des ^^n7,. Yi^Ttt eZl von.i ^Ann d 1. Sog. Ent. d. Fr. 2. ser. L S. 23. 1. 2) als etwas Neues indess hat Ratzeburg seiner schon in seinen Forstinsecten erwähnt. Die Larve gehört zu denen mit einer Horngabel an der "''mS^^dlung hat einen Streit hervorgerufen zwischen Leon Dufour und Goureau (ebendas. S. 253. 257), dadurch veranlasst da G den für einen so sorgfältigen Beobachter sehr auf^a lenden M^sgHff beging, den Prothorax als Kopf zu beschreiben (Ich habe übrigens nur an meine Abhandl. über Käferlarven ,m Archiv f. 1841. 1 Rd (S 82') zu erinnern. .. Eine üebersicht der bereits vorhandenen Beobachtungen über Bnprestidenlarven theilte Blanchard (Ann. d. 1. boc. Ent. d. tr. 2. ser. 1. p. 221) mit. Neu aufgestellte Arten dieser Familie sind - Sternocera lanifica des Ref., dies Archiv 9. Jahrg^l. Bd. S.223 von Angola. Sternocera litnrata var. Currorz ^hxi^ Ann. nat. bist. XII. p. 266 vom Zaira (Congo) könnte e.cht dieselbe sein, es hat sich der Verf. aber über die Sculptur des Halssclnlds nicht geäussert; die Stammart, St. liturata Burch. vom Gap ist offen- bar St. Orissa Buq. - Eine zweite durch ihre längsgerunzelten Flü- geldecken sehr ausgezeichnete Art vom Zaira (auch vom Gaboon) ist St. feldspathica (sie!) White (ebendas. S. 267). JnlodisClouei Buquet (Revue Zool. S. 22) von ^Socotora (In- 268 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der sei an der Arabischen Küste), eine ausgezeichnete Art, von der der Verf. in den Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. S. 97. T. 4 die Ab- bildung eines lud mit missgestaltetem Fühler gegeben hat, ferner Julodis Rothii Sturm Catal. S. 328. T. 1. F. 5 von Jerusalem, J. intricat a und sulcata Redtenbacher (Russeggers Reis. 1. S. 982) aus Syrien. White (Ann. nat. bist, XII. p. 342) führt 4 Arten von Chryso- chroa auf: Ch?-. {Cat ox an t ha) opulenta Dej. var. p iir purea Wh. von den Philippinen, von der Stammart dadurch unterschieden, dass die Grundfarbe purpurroth, und auch die Brust von derselben ist-, Chr. fraelonga Wh. neue Art von den Philipp. Ins.; Chr. subiineata Wh. aus Bengalen ist Chr. mutabilis Ol. (marginata Gory); Chr. o cell ata var. ephippigera Wh. unbedeutende Ab- änd. von Chr. ocellata. Wenn erst die Abänderungen eigene Namen erhalten, wird man auch bald dahin kommen, jedes Ind. damit zu beehren. — Chrysochroa Edwardsii Hope Transact. Lin. Soc. XIX. S. 109. T. 10. F. 4, von Sylhet, der Chr. Perrotetii. Guer. zunächst verwandt. Chalcophora quadriocnlat a Redtenbacher (a. a. O. S. 983) aus Syrien. Buprestis Langii Mannerheim (Bull. Mose. p. 237. n. 132) von Sitkha. — Buprestis viridiaxurea White Ann. nat. bist. XII. p. 267 vom Zaira, soll der B. limbalis Jll. nahe stehen. Hy per antha (Poecilonota) vit taticollis aus Brasilien und stigmaticollis von Cordova in Südamerica, durch Desmarest (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 17. T. 1). Stigmodera gratiosa Chevrolat (Revue Zool. S. 201) aus Neuholland. — St. funerea White (Ann. nat. bist. XII. p. 344) vom K. Georgs-Sund ist eine unbedeutende Abänderung von St. Kei- chei Gory, St. consp icill ata desselb. (ebendas.) vom Schwanen- fluss, eine schöne neue Art. Anthaxia facialis des Ref. (dies Archiv 9. Jahrg. I. S. 224) von Angola. Sucnetnide«. „Revue critique de la tribu des Eucnemides par M. Guerin-Meneville", Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 163. Diese Abhandlung ist wichtig, vorzüglich weil sie eine Menge der „unbegreiflichsten Irrthümer" von Laporte berichtigt, und zwar nach denselben Ex., welche Laporte vor Augen gehabt hatte. Ausser- dem mustert Verf. die in den Pariser Sammlungen befindlichen Gat- tungen und Arten. Seine Eintheilung ist folgende: 1. Füsse einfach, ohne Ilautläppchen. 1. l'ühler frei, entweder a) ohne Rinnen auf der Unterseite des Halsschilds: 1. Melasis Ol.; 2. Tliarops Lap. {Isorhipis Lacord.); 3. Nematodes Latr.; 4. Xy- lobius Latr. {Xylophilus Mann. Xyloecus Serv.); 5. Epiphanis Esrh.; 6. Hypocoelus Esch. (procerulus Mann.); 7. Hylochares Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 269 {buprestoides , unicolor , j/ielasmus); 8. Calyptocertts neue Gatt.; 9. Etiiathiou Lap. (Sjjhaerocepha/us Esch.) — oder h) mit seichten Rinnen am Prosternum : 10. Microrhagiis Esch. {pygnmeus, Saklbergii). 2. Die Fühler sich iii Rinnen unter dem Seitenrande des Hals- schilds einlegend, a) mit cylindrischen Gliedern: 11. Fornax Lap. {Dirhagus Esch.); 12. Encalosomn I.ap. (Khigmaphorus Dej.). b) mit sägeartigen Fühlern; 13. Eitcuemis SX\x.\ 14. Gastrmdacus {Galba Latr.). r) mit Medelförmigen Fühlern : 15. Galhodema Lap. IL Füsse mit langen Hautläppchen auf der Unterseite: 16. Galba Ksch.; 17. Pterotarsus Esch. Von Melasis ist die Larve beschrieben und abgebildet, doch hat der Verf. ihre vorzüglichste Eigenthümlichkeit, den Mangel der Maxillen, nicht bemerkt, obschon ich sie schon vor mehreren Jahren beschrieben habe (S. dies Arch. 7. Jahrg. I. S, 84). Es ist auch ganz unrichtig, wenn der Verf. sie als in der Mitte stehend zwischen den Larven von Bupresten und Elateren betrachtet; mit den letzteren hat sie nichts gemein. — Die Gatt. Hypocoebis Esch. und Hylochares Latr. fallen eigentlich zusammen, der Verf. wendet aber beide Namen an, und zwar Hypocoelus für Eucn. procerulus , den Eschscholtz unzweckmässig als Typus von Nematodes betrachtet, Latreille mit unter Hylochares begriffen hatte. Hylochares umfasst beim Verf. Eucn. cruentattis Mann., unicolor Latr. (vermuthlich einerlei mit buprestoides Rossi oder alticollis Rond. , also Arhipis Dej.), ferner melasinus Latr. und Eucn. senegalensis Lap., eine neue Art H. sub- acutus aus Mexico, und H. Lanieri Guer. von Cuba. Nahe ver- wandt mit dieser Gattung ist der Sileyitis? javanicus Lap., welcher sich durch seine nach der Spitze hin etwas verdickten Fühler und das ungelappte vorletzte Fussglied unterscheidet, und daher als eigene Gatt, mit dem von Laporte schon bereit gehaltenen Namen Eudorus anerkannt wird. Nematodes beschränkt der Verf. auf El. filum., mir ist aber noch nicht klar, wie sich Emathion Lap. davon unterschei- det, dem Laporte mit Unrecht Fühlerrinnen zugeschrieben hatte, und wohin E. cylindricum Lap., E. Marinerheimii Chevr. {Galba inexi- cana Lap.!), Galba Lepn'eurt La.p.[ und zwei neue Arten E. cunea- tum Chevr. von Bahia, und E. Buqnetii aus Columbien gerechnet werden. Da die neue Gatt. Calyptocerus freie Fühler hat, scheint der Name wie lucus a non lucendo sich zu verhalten. Sie ist übri- gens ausgezeichnet durch grosses kapuzenförmiges Halsschild mit jederseits tief ausgeschnittenen) Hinterrande, etwas spindelförmige Fühler mit dicht an einander schliessenden Gliedern , löffeiförmiges Endglied der Taster, und zweilappiges vorletztes Fussglied. Eine neue Art C. Leboucherii von Cayenne. Unter Fornax führt der Verf. 12 Arten auf, F. grandis aus Brasilien (ist Eucn. sericatus 270 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Mann.), madag ascariensis aus Madagascar, obrutus Ciiev. aus Mexico, Petita ebendaher, ruficolUs Lap. aus Cayenne, sangui- neo-signatus aus Columbien, opi'fea: Dej. aus Cayenne, Chevi'o- latii-, unbekannten Vaterlandes (aus Brasilien), endlich Dirhagns testaceus, lurtdus, tinndus, longuhis Dej. — Die letzte Art wenig- stens weicht von den übrigen dadurch ab, dass das Männchen Kamm- fühler hat, sollte also nicht einmal in dieser Abtheilung (s. o) stehen. — Enniemis zählt 5 Arten: E. Wicardi {Gulba Wie. Lap.), orien- talis (Galba or. Lap), capuciniis Ahr. , und zwei neue, E.fulvi- cornis und foveolatus von Cayenne. — Gastraulacus Guer., wel- cher wohl den Latreilleschen Namen Galba behalten sollte, ist mit zwei neuen Arten, G. atratus aus Mexico, und G. Leprieuri aus Cayenne vermehrt. — Galbodema beschränkt sich auf G. Jlabel- licornis und Mannerheimii Lap. — Galba (Esch. Guer.) unterschei- det sich von Purotarsus darin, dass die Fasse bei G. 3, bei Pt. 4 Haut- läppchen an den Füssen haben , und die Fühlerrinnen bei G. am Sei- tenrande des Halsschilds, bei Pt. am Prosternum liegen. Galba ent- hält: G. niarmorata Guer., nmrina Dej. und zwei neue Arten G. f lavic ornis "aus Nordamerika und bovihycina, aus Columbien-, bei der vorletzten legen sich die Füsse in die Schienen ein, der Verf. bringt daher eine eigene Gatt. Dendrocharis in Vorschlag. Endlich Pteiotarsus enthält: Mel. tuberculata Dalm. , histrio Guer. (mit den Abänd. testaceus und brasiliensis Lap.), bimaculatus Lap. Saund., Esc/ischoltzii L^p,, rugosns Blanch, und Walke naerii, neue Art aus Brasilien. Silenus Latr. entfernt der Verf. aus dieser Familie und zeigt zugleich, dass er der eigentliche Anelastes Kirby, {Sil. bru/nieus Latr. = An. Drurii Kirby) sei. Xilaterides, Hope's Monographie der Gatt. Campsosternns Latr. ist etwas mehr ausgeführt in den Transact. Ent. Soc. 111. p. 286 erschienen. (S. Jahresber. f. 1841. S. 215). Neue Arten wurden folgende aufgestellt: Ludius anxiiis Gebier (Bull. Acad. Petersb. 1. p. 38) aus dem Tarbatai-Gebirge, dem L. melancholicus ungemein nahe stehend. Anipedns Suvagei, cy an ocepliahis , aurtpeunis, Iris, cyanicollis, auricollis, Alans? interruptus, Agryp/ius tropicus, laticoliis Hope (Ann. nat. bist. XI. p. 365) aus Gui- nea. Was die Gattungsbestimmungen betrifft, darf man unter den ersten G Arten keinen Ampedus erwarten, es wäre wohl rathsam ge- wesen, den Leser nicht durch eine nähere Gattungsangabe über diese durch Farbenpracht sehr ausgezeichneten Elatercn irre zu leiten. Monocrepidiiis plancus, Atractodes cavlfrons, Aeolus i7iscriptus, üraste?-ius utnb rosus, Cardiophorus fulvi- cornis des Ref. (a. a. O.) aus y\iigola. Diacanthtis angnsticollis und AI kons paliidipennis Mannerheim (a. a. O.) von Sitkha. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 271 Cardiophortis californicus ^ t unt illus , Cryptohypnus puöerulus, Diacaiit hus serricornis Desselb. (ebendas.) von Californien. Jgryp7ius pictipes Chevrolat (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 107. 108. p, 7) aus Mexico. Wihipicerites. Die zweite Lief, von Guer in 's Anim. Artic. enthält eine Monographie der Gatt. Simdalus Kn. , womit der Verf. Ptyocerus Thunb., Microrh/p/s Guer., Pti'oceriis Lap., Megarhipis Lap. verbindet. Die Arten sind 1. S. Knochii Guer., Rhipic. rnfipennis Latr. cT, Sand, niger Kn. 9 aus Nordamerika, —2. S. brunneus, Me- garh. brunn. Lap., aus Brasilien, — 3. S. Goudotii, neue Art aus Columbien, — 4. S. petrophya Kn., Rhip. fulva Lap., Rhip. proser- pina Newm., aus Nordamerika, — 5. S. mystacmus, Melas. mystacina F., Ptyoc. myst. Thunb., Microrhip. Dumerilii Guer. Mag. Zool. I, vom Cap. In der fünften Lief, desselben Werkes ist Ptyocerus Lap. bear- beitet, und CS sind vier Arten aus einander gesetzt: 1. Pt. Goryi Lap., — 2. uttennatus Lap., — 3. neb ulosus Kl., — 4. capetisis Reiche, alle vom Cap, die beiden letzten hier zuerst beschrieben, die letzte von den andern durch gestreckte Taster mit cylindrischem Eiidgliede abweichend. Cryptostomites* Westw ood stellte in der 8. Lief, von Guerin's Anim. art. eine neue Gatt. Basodonta auf, welche mir mit Cryptostoma verwandt zu sein scheint, und auf einer neuen Art, B. iiigTicornis, aus Neu-Granada, gegründet ist. Atopites. Guerin (Rev. Zool. S. 193) stellte für diese Fa- milie, welche er lieber Dascillidae genannt wissen will, ein Kenn- zeichen in der mehrfach gelappten Zunge fest. Zugleich giebt er eine Uebersicht über die Gattungen: Octog lossa Guer., Dascillus Latr., Cladutoma Westw,, Odontonyx G., Bradytoma G., A71- chy tarsns G. , Cneoglossa G. Ueber den Inhalt der neuen Gat- tungen ist noch nichts angegeben. Cyphonites» Eine Monographie von Encinetus Schupp. (Nycteus Latr.) lieferte Guerin in der vierten Lief, der Anim. art. Die Gattung beschränkt sich noch auf zwei Arten E. haemorrhoida- lis Germ, und E, vuridionalis Lap. MJtM/mpyriAae. Ueber die leuchtende Substanz der Lmnpy- ris italia hat Matteucci in einem Schreiben an Dumas der Pariser Akademie die Ergebnisse seiner Untersuchungen mitgetheilt. Im Jo- hanniswurm ist ein Stoff, welcher ohne merkbare Wärme ein Licht verbreitet, ohne dass zugleich Integrität oder selbst Leben des Thiers dabei erforderlich wäre. In der Kohlensäure und im Wasserstoff hört der Leuchtstoff nach 30 — 40 Min. zu leuchten auf, wenn die Gase rein sind. Im Sauerstoff ist das Licht entschieden lebhafter. 272 Erich so n{ Bericht über die wissensch. Leistungen in der als in der atmosphärischen Luft, und hält dreimal länger an, sowohl an den abgetrennten leuchtenden Segmenten als am ganzen Käfer. Wenn der Leuchtstoff im Sauerstoff oder der atmosph. Luft leuchtet, verzehrt er einen Theil Sauerstoff, Avclcher von einem entsprechen- den Theil Kohlensäure ersetzt wird. Wärme bis zu einem gev\issen Grade erhöht das Leuchtvermögen, Kälte im Gegentheil. Zu hohe Wärme verändert den Leuchtstoff, dasselbe findet auch in der Luft und andern Mitteln statt, wenn der Leuchtstoff vom Thier getrennt ist; es kann aber auch das Leuchtvermögen vor dem Tode des In- sects aufhören. (Compt. rend. Fror. N. Notiz. 27. Bd, S. 168. Ann. nat. hist. XIL p. 373). Phengodes pnlchella, Ronlinii, Megalop hthaltiius collaris Guerin (Rev. Zool. p. 17) sind neue Arten aus Neu- Granada. MdyciUae, Mannerheim (Bull. Mose. p. 88) entdeckte in Finnland Dictyojitei-a hybrida, eine neue Art, welche zwischen D. aurora und affinis in der Mitte steht, der ersteren näher verwandt, aber durch die unten tiefschwarze, oben mehr blutrothe Färbung, durch die doppelt so breite, rautenförmige Mittelzelle des Halsschilds und die breiteren Zwischenräume der Flügeldecken unterschieden ist. — Von Sitkha führte Ders. (ebenda S. 245) D. hamatus und simpiicipes Esch. auf. Lycus appendiciilatus Sturm (Catal. S. 329. T. 1. F. 6) vom Senegal ist Laporte's L. africanus. Telephorid,a€. Schummcl ( Arb. und Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1843. S. 193) entdeckte in Schlesien zwei Arten von Cavtharis , von denen die eine, C. melanoceros, ohne Zweifel einerlei mit C. barbara F. ist; die andere, C. denticoUis , schwarz, ganzes Halsschild und Beine roth , Füsse an der Spitze schwärzlich^ 2|"' lang, wird von C. fulvicollis Gyll. durch ganz schwarzen Kopf, kürzere schwarze Fühler, und unten einfarbig gelbrothen Mittelleib unterschieden. Die Hinterecken des Halsschilds ragen als ein spitzes Zähnchen vor. — Mann er he im (Bull. Mose. p. 89) hat in Finnland mehrere neue Arten aufgefunden, von denen die erste, Rhugo- nycha fugax, wieder einerlei mit C. barbara F., ist (und zwar eine Abänderung derselben mit gelben Schienen), die anderen sind: Canth. Schönherri Dej. wnA f ig iir ata M. — Ferner sind neue Arten: Cantharis not ata aus Californien und Siiis pallida Esch. von Sitkha von Mannerheim (Bull. Mose. p. 246), Tele- phorus heros aus Neugranada von Guerin (Rev. Zool. p. 18) und Mall hinns analis aus der Snngarei von Gebier (Bull. Academ. Pctcrsb. I. p. 38). Melyritlae, Neue M alachien sind ; Apalnchrus nohilis des Ref. (a. a. O.) aus Angola, Malachius reflexico llts Gebier (Bull. .\cad. Petcrsb. I. p. 38) aus dem Alatau-Gcbirge, Mal. epliip- Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1843. 273 ptger IJ ed t en hach er (Kussegg. Reis. 1. S. 983) aus Syrien. Die Dasyten wurden vermehrt von Suffrian (Ent. Zeit. S. 334) mit zwei deutschen Arten, D. scaber und virens Müll., von R ed t en b ach er (Hussesrs;. Reis. 1. S. 984) mit D. vulpinus aus Syrien, von Man- nerheim (Bull. Mose. p. 247) mit D. laticoUis, parifico llis M., canescens Esch. aus Californien. Clerii, ,,Description de 24 nouvelles especes de Terediles, pour faire suite a la monographie des Clairons de M. le doct. Klug, par M. Chevrolat" (Ann. d. 1. Soc. ent. d. France, 2. ser. I. p.31). Die beschriebenen Arten sind Tilhis {Cymat hodera) Boscii aus Nordamerika, Clerns {T h fi7ift sinnt s) marginicolHsy ob- lique-fascjat US , einet iv ent ris aus Brasilien, The an o cru- ciatus aus Columbien, C ladiscns strangulatus von den Phi- lipp. Inseln, Eiioplinin piin et atissimiitn aus Nordamerika, se- niinigrnm (scheint mir von E. semipunctatum Kl. nicht abzuwei- chen) aus Columbien, E. niveuin^ fimbriolutum aus Brasilien, E. {Epip hloetis) pant herinu7ii, dem E. 12maculatum Kl. nahe stehend, aus Cayenne, hnlteatnni aus Brasilien, E. (Ichtiea?) divi- sum, calceat um aus Brasilien, ö/v/Z/zä^" e ?■/««?< j/i' aus Norddeutscli- land (schwerlich etwas anderes als eine Abänd. des O. domesticus), Trichodes Olivieri Chev. aus Persien, hält der Verf. für verschieden von dem von Klug, Trich. affitiis, hafert ei, viridi fascia- tus aus dem Orient, scheinen mir alle drei Abänd. von Tr. favarius zu sein, Tr. Careelii aus Kleinasien ist einerlei mit Tr. nobilis Kl., Tr, laviinat HS aus Kleinasien, Tr. angustns von Amadan; Tri- chodes? (Zenit hico la?) fulgens aus Neuholland (ein Clerus, zur Abth. des Cl. intricatus Kl. gehörend); endlich Corynetes marginellus aus Californien. — Cladiscus ist eine neue Gat- tung, mit beilf. Endgl. der Taster, die Fühler llgliedrig, jedes Gl. vom 3ten an einen langen Ast aussendend , Halsschild hinter der Mitte tief eingeschnürt; 4tes Fussglied unten vorgezogen, das Klauenglied mit vier, gedoppelten, Klauen. Die neuen mexikanischen Arten seiner Sammlung hat ders. Verf. in Guer. Mag. de Zool bekannt gemacht: Cymathodera palli- dipennis , dis coidali s ^ Phonius sanguinipennis (pl. 107), Derostenus ^lineatus, Clerus assif/iilis, venustus, ni- gromacu latus, Silbermanni, i-notatns, xehra, albofa- sciatus, nitidus. — Phonius und Deros lentis sind als neue Gattungen aufgestellt, die erstere dürfte aber wohl mit Clero- nomus Kl. übereinkommen, die letztere, welche der Verf. zu Eury- pus, der aber kein Clerier ist, stellen möchte, gehört nach den vom Verf. angegebenen Merkmalen zu den Tillus mit einfach gezahnten Klauen , und dürfte sich von Cleronomus nur Avenig unterscheiden. Mannerheim (Bull. Mose. S. 248) führte eine neue Art, Clerns eximius auf, der auf einem von Californien abgesegelten Schiffe gefangen wurde, imd wahrscheinlich diesem Lande angehört. 274 E rieh 80 n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Lucas hatte aus algierischem Reisig in Paris erzogen Opi- Ins dorsalis {Notox. dors. Dej. — sonst nur vom Senegal bekannt) und Cylidrus agilis Luc. (Ann. d. 1. Soc. ent. d. Fr. 2. ser. L XXIV.). Die erste könnte wohl Notox. dimidiatus Lap. sein, die letztere scheint nichts als Cylidrus albofasciatus, und zwar die von Charpentier abgebildete Abänd. mit schwarzem Gesicht zu sein. Dass Cylidrus albofasciatus (Tillus albof. Charp. St.) neuerdings in Deutschland, und zwar vom Pfarrer Schmitt bei Mainz in einem Kiefernwalde wieder aufgefunden sei, ist von Suffrian (Ent. Zeit. S. 123) mitgetheilt worden. Ptiniore«, Schilling (Arb. u. Veränd. d. schles. Gesellsch. i. J. 1843. S. 175) erhielt aus den Steinsalzgruben von W'ieliczka in Galicien, Salzstücke mit Käfern, welche sich als Ptinus ergaben. Der Verf. hält sie für eine neue Art, welche er Ptimis sali7iiis nennt. Wir haben hier vor Langem ebendaher Steinsalz mit Käfern erhalten, welche nichts als Pt. crenatus F. waren, und mit ihren Larven sich nicht im Holzwerk der Gruben, sondern im Menschen- koth aufhalten sollten. Mann er heim (Bull. Mose. p. 93) entdeckte in Finnland zwei neue Arten von Anobiuni, das eine, A. excistivi^ dem A. denticoUe Pz. verwandt, das andere, A. ex-planatum , dem A. molle nahe stehend. Die Verwandlungsgeschichte des Xyletinus hederae Duf. llaevis Latr. Cardiii Dej.) wurde von Leon Dufour (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. L p. 321) beschrieben. Die Larve lebt in trocke- nen Epheuzweigen. Ueber das Vorkommen der Apate varia theilte Klingelhöfe r ( Ent. Zeit. S. 86 ) seine Erfahrungen mit. — Drei Arten aus Algier erzog Lucas (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. xxv) aus Reisig, welche er als neue bestimmte, J. rnfiventris, nigriventris ^ humer alis. Die letzte kommt auch in Südeuropa vor, und ist unter gleichem Namen in Dejean's Catalog aufgeführt; die zweite findet sich in Olivier's Ent. als Bostr. capucinus abgebildet, ist im Text auch mit derselben verwechselt, ist aber weder Abänderung der A. capucina, noch selbstständige Art, sondern Abänd. der A. luctuosa. miphales» Klingelhöfer (Ent. Zeit. S. 88) theilte die hübsche Bemerkung mit, dass JSecrophorus gerrnanicus lebende Geo- trupes stercorurius anfällt und fortschleppt. Dr. Schmidt bestätigte die Thatsache. Ich habe den N. germanicus auch nie im Aase, son- dern immer in der Nähe von Koth gefunden. Neue Arten sind: JSecrophorus nigrita M. aus Californien, iV. maritimus Esch. aus Sitkha, Silpha cervaria^ califor- «icaEsch. aus Californien, Necrophilus hydr ophiloidesEsclh, Catops cadave.rinns Esch. von Sithka von Mannerheim (Bull. Mose. p. 251). Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 275 Nccrofles analis Chevrolat ( Guerin Mag. d. Zool. Ins. j)!. 107. 108. |). 26) aus Mexiko scheint die über Südamerika verbrei- tete Silpha cayennensis 8t., discicollis BruU. zu sein. Xisteres» Neue Arten dieser Familie sind: fj/'ster heros des Ref. (a. a. O.) von Angola, Sapriiius equestris von den Ins. des Grünen Vorgebirges (nicht von Angola) und S. intricntiis von .Angola, von Denis, (a. a. O.) S. culifornicus, sulcifrons Man- nerheim (Bull. Mose. p. 259) aus Californicn. Abraeus rombophorus Aube (Ann. d. 1. Soc. ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. 75. pl. 1. IV. f. 2) von Paris, gleicht dem A. nigricornis, von dem er sich vorzüglich durch blasse Fühlerkeule und erweiterte, aussen abgerundete Vorderschienen unterscheidet. Trichopterygia. Heer (Ent. Zeit. S. 39) hat den Bau von Trichopteryx in Untersuchung genommen, und daraus den Schluss gezogen, dass sie als eigene Gruppe ,,Ptilina" den Staphylinen ein- zureihen sei. Meine eigenen Untersuchungen, namentlich der Mund- theile, stimmen wenig mit denen des Verf. überein, auch finde ich so viele Eigenthümlichkeiten, dass die Bildung einer eigenen Familie wohl zu rechtfertigen sein wird. Da meine Untersuchungen in ganz Kurzem in meiner deutschen Fauna niedergelegt erscheinen werden, scheinen weitere Erörterungen hier überflüssig zu sein. Die bei die- ser Gelegenheit mitgetheilten schätzbaren Forschungen des Verf. über Flügelfaltung und Zusammensetzung dts Hinterleibs bei den Käfern sind oben besprochen worden. Mannerheim (Bull Mose. p. 84) entdeckte eine neue Art, Trichopt er y X piciconiis , im Ameisenhaufen von F. rufa. JVitidulariae» Nit idnla termiiiat aMa.nnev\\eim (Bull, Mose. p. 95) in Finnland am austräufelnden Birkensaft gesammelt, unterschied ders. von N. limbata F. darin, dass sie kleiner ist, und Hals- schild und Flügeldecken einen breiteren Rand haben. — Derselbe (ebenda p. 255. 300) führte als neue Arten auf: Stro7igyltis? tin- ctus, aus Californien , Nitidiila convexitiscula, ambiguu^ Rhixophfigus dimidiat US von Sitkha, Trogosita clilorodiu, viridicy anea von Californien, T. pusillima von Sitkha. CryptophagiUae* Mann er heim (Bull. Mose. p. 256) be- reicherte Cry ptophagus mit zwei amerikanischen Arten: Cr. californicus aus Californien und Cr. quadridentatus von Sitkha. Jterntestini, Eine neue Gattung Telopes wurde von Red- tenbacher (Russegg. Reis. I. S, 984) durch kurze Körperform, durch die Gestalt der Maxillen und undeutliche Paraglossen von Attagenus unterschieden. Die (neue) Art dieser Gatt. T. dispar aus Syrien, gehört zu einer Reihe der dem Att. obtusus Dej. ver- 276 Erirlison: Uericht über die wissensch. Leistungen in der wandten Arten, wcirhe durch ihren gedrungenen Bau, ihre gewim- l)orten Körperränder, ihre stark bedornten Schienen, kurzen Fiisse als eine eigenthümliche Form dem ersten Blick erscheinen, eine ge- nauere Vergleichung mit verschiedenen eigentl. Attagenen zeigt aber, dass zu dieser Form ein allmählicher Uebergang stattfindet, wie auch in den Mundtheilen, in der Länge der Taster und der Maxillarladen bei den verschiedenen Arten nicht unbedeutende Verschiedenheiten vorkommen. Indess sind alle diese Verschiedenheiten nur relativ. Freie Nebenzungen finden sich auch bei anderen Attagenus nicht. Daher bin ich der Ansicht, dass die Gatt. Telopes mit Attagenus vereinigt werden müsse. Neue, von Mannerheim (Bull. Mose. p. 257) aufgeführte Arten sind Dermestes lupinus und talpintis Esch., und Anlhrenus apicalis M. von Californien. Der zweite, den Dejean als Abänd. von D. catta Panz. aufführt, ist eine eigene Art, dagegen halte ich den ersten für nicht verschieden von dem Dermestes, welcher über die ganze Erde durch den Handel verbreitet wird, und dieser, nicht aber der bei uns einheimische, ist der wahre D. vulpinus F. Reiche (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. L p. xxvin) hat den Versuch gemacht, die etwas verwickelte Synonymie der europäischen Anthrenus - kxiew zu ordnen, doch finde ich mit wenig Glück. Ich werde in Kurzem in der deutschen Fauna versuchen, dieselbe zu be- richtigen, indess kann ich mein Befremden darüber nicht zurückhal- ten, dass der Verf. beim A. glabratus bemerkt „an scrophulariae var.?", da diese Art nicht einmal in die Gatt. Anthrenus passt, son- dern eine eigene bildet, welche ich mit der Benennung Orphilus aufstellen werde. JlEacrodactyli. Guerin (Rev. Zool. p. 18) bereicherte Po- tatnophilus mit zwei von Goudot in Neugranada entdeckten Arten: P. Goudot ii und Cordillerae. Sie fanden sich zusammen auf Steinen mitten im Chipalo -Flusse, dicht über dem Wasserrande, so dass sie beständig von den kleinen Stromwellen benetzt wurden. Monographie du genre Georyssns Latr. par Vict. Motschoulski (Bull. Mose. p. 644). Es sind 11 Arten im Ganzen aufgeführt, von denen G. maior am Ufer des Kur, G. integrostriatus trifos- snlatus, an den Ufern des Alasan in Georgion, G. tejiuepvncta- tiis im Caucasus, G. spinicollis in der Caucasischen Steppe, G. mntilatus am Irtysch, G. bisulcatus in Lievland Entdeckungen des Verf sind. MydrophiUaae. Ref. (dies Arch. L S. 229) stellte eine neue Gatt. Amphiops auf, welche dadurch ausgezeichnet ist, dass sie wie Gyrinus zwei Augen oben, zwei unten hat: dahin Hydroph. gibbiis JH., und A. globns und lucidus des Ref. von Angola. Neue Arten ebendaher (ebcndas.) sind Uydropliilus angoletisis, IJy- drobiux di In t tt s, Ber osus cuspidatus, Globaria suhaenea. Naturgeschichte der Insfcten wahrend des Jahres 1843. 277 Hope (Ann. nat. hist. XI. p. 36i) führte Hydrous ruf o - fe- in ora tu s und distinctus als neue Arten aus Guinea auf, Sturm (Catal. S. 330. T. 1. F. 7) bildete einen bei Cassel von Herrn Riehl aufgefundenen Hydrophilus als eine neue Art, H. sub- striatas ab; allem Anschein nach ist es indess nur eine Missbil- dung des H. caraboides. Mannerheim (Bull. Mose. p. 260) stellte zwei neue Arten von Cercyon auf, C. limbatum und C. adutnbratum , beide von Sitkha. JLatnellicornia» Coprophagi Ateuchns prodigiosus, Gy?nHOpleurus virens und sericatus des Ref. (a. a. O ) sind neue Arten von Angola. Drei Mexicanische Vhanueus wurden von Sturm (Catal.) abge- bildet, Vh. Pegasus (T. 1. F. 8. 9) P h. palliatiis (T. 2. F. 1. 2) und Ph. laevipennis (T. 2. F. 3, 4). Nach (Chevrolat Rev. Zool. 1844. p. 198) der erste einerlei mit Pli. Dämon, der zweite als Ab- änd. [?] mit Ph. Neptunus, der dritte mit Ph. Evippus des Dejean- schen Catalogs, die letzte auch unter dem Namen Ph. custos Kl. ver- breitet, welcher in der hiesigen Sammlung zurückgezogen ist, nach- dem Say diese Art im Bost. Journ. 1835 als Copris quadridens be- schrieben hat. Oiithophagus vermehrte Red tenba eher (Russegger Reis. I. S. 985) mit zwei syrischen Arten, O. centrotnaculatus und aleppensis, von denen der letztere indess Sc. Nemaeus. Ol. ist. — Ref. (a. a. O.) beschrieb aus Angola: O. prasinus, plancvs, venustulus, stellio, vinctus: der dritte auch in Aegypten und am Senegal einheimisch, der letzte inzwischen auch von der Weih- nachtsbai eingesendet. Neue Arten von Aphodius sind A. paraUelns Mulsant (Ann. d. 1. Soc. roy. d'agric. etc. de Lyon ^ I. p. 277) , in Frankreich bei Nismes entdeckt, dem A. plagiatus ähnlich, aber kleiner, ganz schwarz, durch eine äusserst feine, zusanimenfliessende, nur bei stärkerer Ver- grösserung sichtbare Punktirung von allen anderen Arten verschie- den. — Aph. sutnralis Redtenbacher Russegg. (Reis. I. S. 986) aus Syrien, — Aph. flagraus, tiirbidus, des Ref. (a. a. O. ) aus Angola, — Oxy omus cadaverinus Esch. iNlannerheim (Bull. Mose. p. 261) aus Californien. Geotrupides. Ueber die Gatt. Athyreus und Bolboceras las Klug in der Acad. der Wissensch. zu Berlin (Bericht über die Ver- handl. S. 228). Beide Gatt., welche sich hauptsächlich durch die Einlenkung der Mittelbeine von einander unterscheiden, kommen darin überein, dass die innere Maxillarlade zwei Zähne hat, von denen der obere gespalten, der untere einfach ist. Unter der Be- nennung Odoniaeus M'erden O. mobilicornis F. und O. fiUcornis Say (beide mit beweglichem Kopfhorn) von Bolboceras entfernt, indem bei ihnen der obere Zahn der Maxillarlade einfach ist. Dagegen ist 278 Erichs Oll: Boricht über die wissensch. Leistungen in der Efephastof/iiis, wie Ref. es vorgeschlagen hatte, mit Bolboceras ver- einigt. Mulsant (Ann. d. I. Soc. roy. d'agricult. de Lyon XV. p. 280) beschreibt aus dieser Gruppe zwei Arten, von Algerien, Bolboceras fiss icornis, und Geotrnpes dentifroiis, beide sind indess nicht mehr neu, der erstere ist B. Bocchus des Ref., der zweite G. Siculus Dahl, G. Douei Gory. Auf einem Versehen beruht es auch, wenn der Verf. beim letzteren einen der seitlichen Fortsätze der Mandibeln des Männchens der Lefze zuschreibt. Westwood (Proceed. Ent. Soc. p. 68) vermehrte seine Gatt. Sil/ihodes (s. Jahresber. f. 1841. S. 226) mit drei neuen Arten S. /«- dica ans 0%\mA'i^n, Ma da gase firieiLsis von Madagascar, dubia, unbekannten Vaterlandes. Trogides. Zwei neue Arten von Angola sind Trox varico- sus und radula des Ref. (a. a. O.). Dynastidae. Einige mexicanische Dynastiden wurden von Chevrolat (Guer. Mag. d. Zool.) erläutert. Sc. (Megusoma) Ele- phas F. (pl. 109. 110) ist in Mexico aufgefunden und hiermit Mittel- amerika als seine Heimath nachgewiesen. Nach des Verf. Angaben wurde er am Seeufer im Mangrovegehölz gefunden. Die preuss. Reisenden in Guatemala, Reg. Rath Felle ebner und Dr. Müller erhielten ihn aber nach mündlicher Mittheilung nur von Mahagoni- bäumen, — Dynastes Hyllus Chev. (pl. 111. 112) ist schon von Panzer als Sc. Iphiclus gut abgebildet, — Enema Lupercus Chev. und E. Endymion Chev. sind nur beschrieben, der erstere ist nur eine Abänderung von E. Fan ohne Zahn am Hörn, wie sie sich gleichfalls in Brasilien , so wie die Stammart in Mexico findet. Unter der Benennung Scarabaeus Peliveri Er. lieferte Sturm (Catal. T. 2. F. 5) eine herrliche Abbildung des Golofa Portori Hope. Ich muss hierbei bemerken, dass, als ich im Bericht f. 1837 darauf aufmerksam machte, dass der alte Petiver diesen Käfer schon abge- bildet habe, und vorschlug ihn Petiveri zu nennen, ich ihn vom Geotr. Aegeon F. verschieden glaubte; jetzt bin ich der Ansicht, dass die Art, welche gegenwärtig für Aegeon gilt, es nicht ist — es ist dabei zu beherzigen, dass er bei Lima einheimisch ist, einer Gegend, wo- her Drury und Fabririiis Nichts kannton — sondern dass Aegeon F. Dr. auf ein kleines Männchen des G. Porteri Hope, mit schwach ent- wickelten Hörnern bezogen werden müsse. Fabricius' Beschreibung ist ganz gut, Drury's Abbildung aber sehr ungenügend, um so mehr als sie den Käfer mit Hirschkäferbeinen darstellt. Rutelid ae. Eine Anzahl mexicanischer, zur Gattung Chrysina Kirby gehörender Arten wurde von Sturm (Catal. T. 3) abgebildet unter den Namen: Velidnota aerw^inosa anioenu, modesta, latipeiniis, laiu' 7'Cii Iris , psittncinu, or?/ atissi?na. Die beiden ersten, sowie die 4te und 5te sind indess als 9 U"fl cT z" ^^i'- einigcn; die vorletzte ist als Chr. auripes von Gray in Ann. Kingd. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 279 abgebildet, und die letzte von Ilope als Pal. Adclaida, wenn auch nur dürftig bezeichnet worden. IVlel olonthid ae. Monosraphie du genre Ela/ihoccra. Par P. Rambur (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. ]). ■'}2y). Diese auf den drei Halbinseln von Südeuropa und den davon abhängigen Inseln so in Nordafiika heimische Gatt., zahlt hier 16 Arten. A. Kopfschild schwach oder gar nicht ausgerandet: 1. E. ßcdeaui Ya-. häufig an der Bai von Cadix in den Dünen, im Februar; wie bei Cebrio findet die Begattung nur während eines Kegengusses statt, ausserdem halten .sich die Käfer im Sande versteckt; 2. E. Maiiri tunica K. von Algier, 3. E. Mulaceensis von Malaga, 4. E. Numidica von .Al- gier, 5. E. longitumis JH. Er., G. E. Iit'etiiulis Er., 7. E. obscura Gene, Er., 8. E. dilatata Er. — B. Kopfschild vorn mehr oder we- niger tief ausgerandet: 9. E.. graiutteusis aus Granada, 10. E. bar- bura von Algier, 11. E. sardoa von Sardinien, 12. E. hispalen- sis von Sevilla, 13. E, by%n.nt ina aus der euroj). Türkei, 14. E. chvrianeiisis von Malaga, 15. E. curteiensis an der Gibraltar gegenüberliegenden spanischen Küste (Sararoque), 16. E. ^racilis Wahl. Er. — Mit der letzten fällt die K. byzantina des Verf. zusam- men. — Ilinsichts der Stellung von Elaphoccra meint der Verf., dass die von mir in den Entomogr. aufgestellte Gru])pe der Pachypoden nicht naturgemäss sei, und er betrachte die geringere Ausbildung des Mundes nur als secundären Charakter; „man müsste Scsia apiformis dann ja auch von Sesia trennen und eine eigene Gattung daraus machen", sagt er. Das ist ja längst geschehen! Und wenn der Verf. aufstellt, dass Elaphoccra mit Leocaeta, Lagosterna, Dasysterna u. s. w. eine natürliche Gruppe bilde, so geschieht dies ganz ins Gelag hinein, denn er giebt nicht im Geringsten die Kennzeichen die- ser Gruj)pe an, nicht einmal ihre .Xbgränzung. In einer Anmerkung beschreibt Rambur (a. a. O.) zwei vermeint- lich neue Gattungen, welche nach seiner Meinung sich an Elaphoccra anschliessen. Die eine, Dasysterna Dej. ist indess von mir, in Mor. Wagner's Reisen in Algier, bereits alsPhlexis aufgestellt, und vermuthlich fällt auch Tanyproctus Fald. hiermit zusammen, we- nigstens, wenn auch Faldermann's Beschreibung dadurch ganz un- brauchbar ist, dass die wesentlichsten Punkte: Zahl der Fühlerblät- ter u. s. M., nicht berührt sind, ist uns die von mir a. a. O. als Phl. Eversmanni bezeichnete Art aus Petersburg als T. scarabaeoides Fald. mitgetheilt worden. Von den 3 aufgestellten Arten, halte ich 1. ü. bar bar a Dej. aus der Berberei für Melol. hirticollis Fab.; 2. D. canariensis Ramb. ist vermuthlich eine der drei von Brülle in den Isl. Canar. beschriebenen Arten, welche ich im Jahresber. f. 1840 S. 174 als Phlexis- Arten bezeichnet habe, 3. D. Reichii, von Athen ist noch neu. — Die zweite Gatt. Artia ist \on der vor. nur dadurch unterschieden, dass beim Weibchen alle Füsse einfach sind. 280 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der während sie in jener die Vorderfiisse erweitert haben. Dahin eine neue Art, J. car t hagineiisis , von Tunis. Eine neue, mit Pachypus verwandte Gatt. Met ascelis wurde von West wo od (Proceed. Ent. Soc. p. 68) aufgestellt: ungeflügelt, Flügeldecken an der Spitze klaffend, Kopfschild den Mund ganz be- deckend, Fühler kurz, 9 gl., das 4te Glied kurz, nach innen erweitert, das 5te und 6te Glied mit kürzeren, das 7 — 9te mit längeren Blät- tern; Maxillarladen verkümmert-, Halsschildseiten gerundet, Hinter- beine ziemlich kurz und sehr dick. M. _flexilis, unbekannten Va- terlandes. Miiiiela Pas serinii Hojie (Transact. Lin-Soc. XIX. p. 108) ist eine neue Art aus Sylhet. Ancistrosoma riißpes {Melol. ruf. Latr.) von Goudot am obern Theil des Magdaleneiiflusses wieder aufgefunden, und zwei neue Ar- ten, Macr 0 dactylus tenuilineatus \xwA flav olineatus yow den Cordilleren Neugranada's sind von Guerin (Kev. Zool. p. 19) beschrieben. Eine Abbildung von Pachytriclüa castanea Hope (V. Jahresber. f. 1841. S. 230) ist in den Transact. Ent. Soc. Lond. 111. pl. 13. F. 4 geliefert worden. West wo od spricht sich dabei in einer Note (p. 283) für die Stellung der Gattung zu den Glaphyriden aus, und meint, dass sie von Euchtirus die gestreckte zweitheilige Lefze und die zahnlosen Maxillen und die Gestalt des Kinns entfernen. Ich bin indess noch immer der Meinung, dass die Gattung zu Eucheirus die meiste Verwandtschaft hat, von den Glaphyriden entfernt sie der kräftige Körperbau, die kräftigen Füsse mit gezähnten Krallen und der Mangel häutiger Nebenzungen. Glaphyridae. Zwei neue syrische Arten von Amphicomu sind A. syriaca und cii pri peniiis Redtmbacher (Russegger Keis. 1. S. 19). Die letzte fällt mit der gleichzeitig aufgestellten A. papaveris Sturm (Catal. S. 342. T. 2. F. 8) zusammen. Cetoniidae. Zwei neue Goliath -Formen wurden von West- w«(id (Are. Ent. p. 71. pl. 47) erläutert. 1. Amaurodes, eine Un- tergatt, von Ccratorhina: i&\\iQ Ädesmia Langii, Ref. (a. a. O.) 1 Stenocara und 2 Metriopus von Angola als neue Arten auf. Eurychorites: Ebendaher sind je 1 neue Art von Etirychora, Pogonobasis, Psai-yphis ; die letzte Gatt, ist neu, und enthält noch eine zv\'eite noch unbeschriebene Art vom Cap. Praocites. Ebenfalls von Angola eine neue, auffallend grosse Art von Cryptochile. Molurites ebendaher 1 neue Art von Molaris. Blapidae. Mannerheim (Bull. Mose, p.266) führte 17 Arten von Eleodes aus Californien auf, unter denen 7 neue. Von diesen sind E. gigantea, s ulcipennis , pivieloides zugleich in Guer. Mag. d. Zool. 1843. pl. 127—29, E. grandicollis ebendas. 1844. pl. 130 abgebildet, E. reflexicollis, producta, int ricata vor- läufig durch ausführliche Diagnosen erläutert. Drei neue Arten von Gyriosomus beschrieb Waterhouse (Ann. nat. bist. XII. p. 258), nämlich G. Bridgesii, tnartnoratus, e lon- ga tus, alle aus der Nähe von Coquimbo. Ref. (a. a. O.) stellte zwei neue Gatt, auf: Drosochrus mit einer Art von Angola und 2 Arten vom Cap, und Stizopus, in Archiv f. Nalurgesch. X. Jahrg. 2. Bd. V 282 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der naher Verwandtschaft mit Gonopus, Heteroscelis Latr. und Blenosia Lap., mit einer neuen Art von Angola. Opatridae. Die Fauna von Angola lieferte auch hier zwei neue Gatt. Ammidium und Emmalus , jede mit einer neuen Art; ferner 8 Arten von Opatrum, welche zum Theil auch in Afrika wei- ter verbreitet sind, zum Theil aber sich später als den Ins. des Grü- nen Vorgebirges angehörig ausgewiesen haben, wie O. melanariutn und aeqtiale. Wahrscheinlich werden auch O. tenehricosum^ pa- Iruele, prolixuvi, virgatum als auf der Ins. St. Vincent gesam- melt aus der Fauna von Angola zu löschen sein. Tenebrionidae. Ueber Westwood's Abhandlung: Descrip- tions of some Coleopterous Insects from Tropical Africa, belonging to the section Heteromera (Transact. Zool. Soc. Hl. p. 207) ist nach dem Auszuge in den Proceed. Z. S. bereits in vor. J. das Wesent- lichste berichtet worden. Daher nur noch einige Bemerkungen. Die von Klug abgebildete Chii-oscelis digitata kommt mit Ch. bife- nestrella des Verf. überein. — Nyctobates conjusus ist, wie der Verf. p. 221 mit Recht vermuthet, Helops s'muatus F. Die Gatt. Ogcoo- soma ist mit Amatodes Dej. einerlei, und 0. g?'a?iularis Westw. ist eine der Pim. gemmata F. nahe verwandte Art. Drei neue Gattungen dieser Gruppe aus Californien hat Man- nerheim (Bull. Mose. p. 279) aufgestellt. Alle drei sind mit üpis nahe verwandt, aber ungeflügelt. 1. Cent rz'optera, (auch in Guer. Mag. d. Zool. 1843. Ins. pl. 126 abgebildet) hat das Kopfschild vorn gerundet, die Schenkel unten tief ausgehöhlt, die Flügeldecken an den Seiten hinten mit drei Reihen von DÖrnchen. Eine neue Art: C. caraboides. — 2. Coelocn em is (auch in Guer. Mag. d. Zool. 1844. Ins. pl. 133 abgebildet) hat das Kopfschild vorn gerade abge- schnitten, die Schenkel unten tief ausgehöiilt, alle Schienen an der Innenseite mit einer tiefen Längsrinne; zwei neue Arten, C. call- fornica und C. dilat icollis, — 3. Cibdelis. Kopfschild vorn leicht gerundet. Beine ohne Auszeichnung; eine neue Art: C. Blaschkti. Neue Arten ebendaher sind ISyctobates serrata und inermis Esch. (ebendas. p. 284). Tenebrio stibrugosus Dej. vom Senegal, Guinea und Angola wurde von Ref. (a. a. O.) beschrieben. Diaperiales. Die Verwandlungsgeschichtc von Boletophagus {Eledona) agaricola und von Diaperis Boleti ist von Leon Dufour (Ann. d. scienc. nat. X. p. 284. 290. T. 12) beschrieben worden. Die Larven haben eine wesentliche Uebereinstimniung von Tenebrio (mit welchen ich im 8ten Jahrg. dieses Archivs I. S. 366 bereits beide verglichen habe), in ihrer Lebensweise zeigen beide die Eigenthüm- lichkeit, dass sie in dem Schwamm, den sie bewohnen, ein rundliches Stück ausbeissen, dasselbe aushöhlen, und sich darin verwandeln, nachdem sie die Oeffnung mit Spänen geschlossen haben. Neue Arten sind llloma pulla des Ref. (a. a. O.) von Angola Naturgosrhic/ito clor Insorten walirend des Jahres 1843. 283 und Phaleria picta Esch. Mann er heim (Bull. Mose. p. 277) von Sitkha. Helopii. Neben einer neuen Art, Helops californicus Esch. stellte Mann er he im (Bull. Mose. p. 286) eine neue Gattung Eucyphus auf, mit unter das Halsschild gezogenem Kopfe, stark gewölbten Flügeldecken , und einem Hautläppchen unter dem dritt- letzten Fussgliede; die Art, Eucyphus hybosoroides ist ebenfalls aus Californien. Ref. (a. a. O.) beschrieb die Gatt. Himatismus (Imatt'smus Dej.) und zeigte, dass sie auf der einen Seite mit Epitragus, auf der andern mit Trictenotoma in der nächsten Verwandtschaft steht. Eine neue Art, H. mandibularis von Angola, erinnert schon durch die weit vortretenden Mandibeln an Trictenotoma. Helops tomentosus Mannerh. Gebier (Bull. Acad. Peterb. I. p. 38) von den sandigen Ufern des Balchaseh -See scheint eine eigene Gatt, bilden zu müssen , wenigstens weicht er durch Körper- form u. s. w. auffallend von Helops ab. Jttordellones. Neue Arten sind Anaspis sericea M. und pallescens Esch. Mannerheim (Bull. Mose. p. 288) von Sitkha. Pyrochroides* Ebendaher ist Pyt ho Sahlbergii Mnr\- nerheira (Bull. Mose. p. 285). Anthicitles» Neue Arten aus der französischen Berberei, deren Selbstständigkeit indess noch zu prüfen ist, indem sie leicht mit solchen aus Südeuropa übereinstimmen möchten, sind von Lu- cas (Rev. Zool. p. 145) aufgestellt: Moiiocerus numidicus. An- thictis vittatus , insignis, bicolor, fumosus ^ matiritani- cus , imaculatus. Der Verf. rechnet auch Psmntnoecus hierher, und beschreibt als neue Art Ps. Boudieri; dieser Käfer kommt auch auf Sicilien vor, und scheint nur eine südliche Abänderung des Ps. bipunctatus zu sein, von welchem er im Wesentlichen nur durch lichtere Färbung unterschieden ist. Mannerheim (Bull. Mose. p. 97) entdeckte in Finnland Ah- thicus nigriceps , dem A. rufipes ähnlich, aber kleiner, das Hals- schild hinten mehr verengt, die Flügeldecken stärker punktirt, runz- lig, die Behaarung länger, rostgelb, Kopf, Brust und Hinterleib schwarz, und Euglenes feii7iicus, dem E. oculatus nahe verwandt, aber grösser, stärker punktirt, und durch die Verhältnisse der Füh- lerglieder verschieden. Vesicantia. Neue Arten sind: Mylabris coeruleo-ma- culata und 6 //o/a/« Redtenbacher (Russegg. Reis. I. S. 987) aus Syrien, M. liquida, tincta, phalerat a, tortuosa, Vlgut- tata, decor ata, iucunda, chi'y somelina, Lytta c haly bea, vellicata, thoracica, Oenas melafitwa des Ref. (a. a. O.) von Angola, Epicauta pnnct icollis Mannerheim (Bull. Mose. 284 Eriohson: Bericht über die wissonsrh. Leistungen in der p. 288) aus Californien, Tetr aonrjx ff avipe7inis Guerin (Kev. Zool. p. 22) aus Neu-Granada. OetlemerUles, Guerin (ebendas. p. 21) beschrieb eine neue Art, Oed. {Nacerdes) viarginata aus Neu-Granada. Ctirculiones. Von Schönherr's grossem Werke „Genera et species Curculionidum" liegt der 7te (3te Supplement) Band zum Berichte vor, die Kurzrüssler mit graden Fühlerrinnen {Phyllohides, Cyclomides, Oliorhyiichides) , und die erste grosse Abtheilung der Langrüssler (Erir/utiides) umfassend. Die Zahl der Gattungen ist vorzüglich durch neue Entdeckungen beträchtlich erweitert. Hinzu- gekommen sind zur Gruppe Phyllobides: Aptolemus mit 1 neuen Art aus Brasilien; Aphrastus, aus dem Fhyllob. taeniutus Say gebildet; Eustyltts 2 columbische Arten, Hormotrophus 1 neue Art von St. Domingo, Styliscus den Cure, armatiis Thunb. vom Cap, Vlatytrachelus 1 neue Art aus Slam enthaltend; auch ist Macrops Kirby Faun. Bor. Am. hier eingereiht. — Die Cyclo- mides gehören recht eigentlich in Südafrika zu Hause, daher auch von dort die grösste Zahl (11) der neuen Gattungen; Occylotra- chelus, Bust omus , Porpacus, Lalagetes, Lobet orus , Cladeuterus, Pie%oderus , Symp iezorhyyichus , Ellime- iiistes^ Cy cliscus , Fhaulomer int hns, — ausserdem 1 Ca- talalus aus Madagascar, — 2 aus Europa: Cat hormioccrtis (Spanien, England), Chiloneus (Sicilien); — 1 aus Sibirien: My- lacus; — 1 aus Kleinasien: Ep iphaneus; — 3 aus Ostindien: Aca7it ho trache lus , Pyi-gops, Isovierinthus; — 3 aus Neu- holland: Bot Jiynorhynchus , Pcmtopoeus, Merimnet es; — 2 aus Nordamerika: P/iy;re/«.y, Cercopeus; — 1 aus Südamerika: Scotoeborus. — Die Otiorhynchides sind mit den Gattungen Ernbrit es aus Südafrika, Siteutes (O. vndticai'inatus und cirri- collis Seh. IL), Catergus vom Cap, Caterectus ebendaher und von Ostindien, Nastus {Otiorh. humatiis Germ.) vermehrt worden. — Die Erirhinides haben einen Zuwachs erhalten durch Cera- topus aus Mexiko, Pter oporus und Tranes aus Neuholland, Colabus vom Cap, Vileophorus aus Brasilien, Laccoproctus aus Mexiko, Pteracant hus (S/nidtii F. aus Südamerika), Hypse- lus aus Buenos-Ayres, Eutechens von Madagascar, P liyt otribus von Cayenne, Phyllotr o x aus Südamerika, Peribleptus vom Hi- nialajah , Acanthovierus vom Cap, Ctenomerus ebendaher, Frist imerus aus Brasilien, Iloplit opnles vom Cap, Mene- machus ebendaher, Odontomaches desgl., Storeus aus Neuhol- land, Cnemopachus aus Madagascar, Echinocnemiis (Erirh. squameus Seh. IIL von Canton), Cen temer us von Cayenne, Ephi- mervs von Jamaica, Spermologus aus Brasilischen Samen, Ba- lanephagus ebenfalls aus Brasilien, Technites aus Südafrika, Cycloteres aus Madagascar, Elassonyx aus Südafrika, Orimus Naturgeschichte der Insocten während des Jahres 1843. 285 ebendaher. Auch ist Petulochilus Seh. 111. dieser Gruppe zugewiesen worden. Eingegangen sind dagegen Hoploparochus und Pelororhinus, erstercr mit Acallopistes, letzterer mit Rhinaria verbunden. Von Labram und Im ho ff „die Gattungen der Rüsselkäfer" ist ein Utes Heft erschienen, welches die Gattungen Tanaos (sa/igut- neus), Eiigtiamptus {collaris) , RliinojJiacer {attelaboides) , Diody- rlujnchns {austri'acus), Beins {sntnralis , T/iehinocephahi.s) , lloinalo- rerus {Ii/ciformis), Ithycenis {citrculioiioides), Etiihynchus {scabrioi) darstellt. Hinsichts des Rhinomacer ntfelaboides habe ich schon im Jahresber. v. 1839. S. 255 darauf aufmerksam gemacht, dass nach den von Schönherr aufgestellten Kennzeichen Rh. lepturoides allein ein Rhinomacer, Rh. attelaboides aber ein Diodyrhynchus ist, und zwar Männchen zu ü. austriacus. White (Dieffenb. Trav. 11. p. 275) stellte eine neue Gatt. Pse- f ho lux auf: sie ist mit Gronops und Aterpus verwandt; der Rüssel kurz, senkrecht abwärts gerichtet, an der Spitze etwas erweitert; die Fühler an der Rüsselspitze am Ende einer tiefen Rinne, 12glie- drig, das Iste Glied so lang als die folgenden 7 zusammen, mit der Spitze beinahe, jedoch nicht ganz bis zum Auge reichend, allmählich dicker werdend, das 2te Glied klein, die 5 der Keule vorhergehenden etwas schnurfÖrmig, die Keule gross, eiförmig zugespitzt, fein behaart. Die Augen rundlich. Halsschild hinten so breit als die Flügeldecken- wurzel. Flügeldecken hinter der Wurzel am breitesten, gerippt. Die Beine etwas kurz, die Schenkel verdickt, die des ersten Paars buchtig, und mit breitem stumpfen Zahn; Mittelschienen mit einem starken Zahn nahe der Spitze. Eine neue Art, Ps. sulcatus über 4'" lang, von Neuseeland. Waterhouse's Monographie der Philippinischen Arten von Pachyrhynchus ist in den Transact. Ent. Soc. of Lond. 111. p. 310 erschienen. Die zum Theil schon früher durch Diagnosen bekannt gemachten Arten belaufen sich auf 23. Die von Chevrolat beschrie- benen Arten (s. Ber f. 1841. S. 242) hat der Verf. nicht erwähnt, ausser den a. a. O. angezeigten fallen nur noch orbifer Wat. und ßmbriatus Chev. zusammen. Die Mehrzahl der Chevrolatschen Ar- ten verbindet der Verf. aber als Abänderungen mit seinem P. orbi- fer, wenn ich auch nicht zweifle, dass dies mit P. circnliferus und albnguttatus Ch, der Fall ist, und auch wenig Bedenken trage, P. geuirnans , pretiosus , scintillans , ardens und globulipennis Ch. zu einer Art zu vereinigen, kann ich mich doch nicht überzeugen, dass bei der verschiedenen Lagerung der Schüppchen dieselbe auch mit P. orbifer vereinigt werden könne. Der Verf, geht aber noch weiter, indem er schliesslich die Ansicht äussert, dass auch noch P. monili- feriis und chlor olineatus in den Kreis dieser Abänderungen zu ziehen und als durch örtliche oder sonstige Einflüsse bedingte Rassenver- schiedenheiten einer und derselben Art zu betrachten sein möchten. •Desselben im vorigen Jahresbericht schon erwähnte Monogra- 286 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der phie von den Philippinischen Apocyrtus ist (in den Ann. nat. hist. p. 247) beendet worden. Von den 17 früher beschriebenen Arten werden zunächst A. metallicus und laevicollis als Abänderungen zu- sammengezogen, ebenso werden A. gibbirostris und subfasciatus un- ter A. Erichsonü Chevr. vereinigt, und dann, ausser den drei von mir in Meyens Reise aufgeführten Arten, noch 8 neue hinzugefügt, so dass im Ganzen 26 Arten von den Philipp. Inseln bekannt sind. Piaromias Seh. vermehrte Gebier (Bull. Acad. Petersb. 1. p. 39) mit zwei neuen Arten, P. Karelinii und inauratus ^ beide aus den Steppen der Songarei. Als neue Rüssellcäfer beschrieb Redtenbacher (Russegg. Reis. I. S. 988): Bruchus signatus , P hytonomus picttis von Cy- pern, Tychius alb oguttatiis und Monony chus syriacus aus Syrien. — Der erste ist Bruchus öguttatus Ol. Neue Arten von Angola sind Dereodus acuminatus, Tany- Tuecns hnmilis, Siderodactylus cuspidatus, Aleides leu- cogrammus , B aridius alcyoneus des Ref. (a. a. O.) Mannerheim (Bull. Mose. p. 289 — 298) führte an Rüssel- und Borkenkäfern folgende neue Arten auf 1. aus Californien: Apion troglodytesüch., Stto?ies seniculus , Lixns poricollis^mo- desttis, Heilipus scrobiculatus, Anthonomus brunnipen- nis, Sphe nophorus discolor, subc arinal us , Bostrichus terminalis\ 2. von Sitkha: Apion cuprescens, Rhyncolus brunneus Esch., Hylurgus sericeiis, ohesiis Esch., rugipen- tiis, pu7nilus, Bostrichus cainfrons, septentrioiiis , niti- dulus. Die Verwandlungsgeschichte ist von mehreren Rüsselkäfern beob- achtet wordin. — 1. Von Choragus Sheppardi durch Leon Dufour (Ann, d. 1. Soc. Ent. d. Fr. L p. 313); lebt in dürren Zweigen des Weissdorn (Crataegus oxyacantha). — 2. Apion apricans Hbt., durch Guerin (ebendas. p. 65); lebt in dem Samen des Klee (Trifol. pra- tense). Als Parasiten sind der Braconid Calyptus macrocephalus (Eubaz. raacr. Nees) und der Pteromaline, Pteromalus pionc Walk, beobachtet. — 3. Lixus titrbatus Gyll. durch Eversmann (Bull. Mose. p. 530), lebt im südl. Ural, in Angelica archangelica. — 4. Ceutorhyncfms macula alba, durch Klingelhöfer (Ent. Zeit. S. 88); lebt in den Köpfen aller Mohnarten. — 5. Cio7ins Scropkulariae durch Hub er (Mem. d. 1, Soc. d. Phys. et d'hist. nat. d. Gencve X. I. p. 15). _ 6. Hylesinus Hederae Schmitt (Ent. Zeit. S. 108), eine neue, dem H. rhododactylus vorwandte Art, aus trocknen Epheuzweigen erzogen. Robert (Ann. d. sc. nat. XIX. p. 12) hat über den Schaden ge- schrieben , welcher vorzugsweise vom Scolytus pygmaeus an Ulmen und Eichen angerichtet wird. Die Ulmen-Alleen an den Kunststras- sen in der Nähe von Paris sind namentlich den Angriffen dieses Kä- fers sehr preisgegeben. Der Verf. schlägt zu ihrer Erhaltung zweier- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1&43. 287 lei Mittel vor, -welche beide etwas abentheuerlich erscheinen. 1. Den Bäumen einen luftdichten Ueberzug (z. B. von Kautschuck) zu geben, damit die darin befindlichen Käfer nebst den Larven ersticken. 2. In die Rinde in gewissen Zwischenräumen, Längs- oder Schräg- einschnitte zu machen und diese vernarben zu lassen, weil der Verf. beobachtet haben will, dass der Scolytus solche Narben verschont. ColyaU. Aube (Ann. d. 1. Soc, Ent. d. Fr. 2. ser. L p. 93. pl. 4) stellte eine neue Gattung Philothermus auf, welche mit Cerylon in der nächsten Verwandtschaft steht , und sich hauptsächlich durch die deutlich llgliedr. Fühler mit 2gliedr. Knopfe unterscheidet. Auch die Mundtheile sind sehr übereinstimmend mit denen von Cerylon, bis auf die Zunge, welche in Konsistenz und Form abweicht. Ph- Montandonii ist in Frankreich in Lohbeeten gefunden worden; unsere Sammlung besitzt verschiedene amerikanische Arten. Guerin (ebendas. p. 69. pl. 2) machte eine in Ananas-Treibhäu- sern aufgefundene neue Art von Myrmecixenus, M. vaporariorttm bekannt. Sie kommt auch in Deutschland vor. Mannerheim (Bull. Mose. p. 300) gab eine kurze Beschreibung der Rliagodera tuber culata Esch. aus Californien; die Merk- male dieser mit Sarrotrium zunächst verwandten Gattung sind indess noch nirgends festgestellt. Neue Art ist ferner Cis vitulus Mannerheim (ebend. S. 299) von Californien. Paussili. Westwood (ArcanaEnt.pl. 49.50. 58) hat eine neue Monographie dieser Familie angefangen, deren vorliegende Abtheilungen die Gattung Cerapterus (mit den Untergattungen Cerapterus , Ortho- pterus, Artliropteriis Phymatopterus, Homopterusy Pleuropterus), Ce- ratodertis, Lebioderus , Hylotorus umfasst. Eine als neu aufgestellte Art, Cerapt. Arthropterus Hopei von Port Philip halte ich für nicht wesentlich von C. Mac Leayi Don. verschieden. — Schätz- bar sind die zahlreichen Abbildungen, mit denen die verschiedenen Arten, so wie die Kennzeichen der Gattungen und Untergattungen erläutert sind. Vorzügliche Aufmerksamkeit hat der Verf. auf die Mundtheile verwendet, um durch genaue Darstellung Missgriffen in der Deutung derselben zu begegnen. Cucuiipes» Mannerheim (Bull. Mose. p. 303) führte als neue Arten von Sitkha auf: Cucuius puniceus Esch. und Lae- tnophloeus longtcornts. Tjongicornes* Eine Uebersicht der bis jetzt von Neuseeland bekannt gewordenen Bockkäfer gab Westwood (Arcan.Ent.n.p.25). Prion ii. Eine neue neuseeländische Gatt, ist Pr in o plus Wählte (Dieffenb. Neuseel. IL S. 276, auch Westw. Arcana Ent. T. 56. F. i). Die Augen oben und unten sehr genähert, die Mandibeln kurz, die Fühler von mehr als | Körperlänge, das 3te — 8te Glied jedes mi^ 288 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der einem Dorn an der Spitze. Das Halsschild mit ^Yolliger Behaarung und einem Dorn an jeder Seite; die Schenkel mit zwei Zähnchen an der Spitze. Eine Art Pr. reticularis Wh. Chevrolat (Guer. Mag. d. Zool. pl. 113) erläuterte seine, in Dejean's Catalog aufgeführte Gattung Trichoderes. Sie hat mit Aegosoma viel Aehnlichkeit; das Halsschild mit zwei Seitendornen; vorzüglich ausgezeichnet durch das Endglied der Maxillartaster? welches beim Weibchen einfach, beim Männchen stark erweitert und quergezogen ist, was aber weder in der Beschreibung bemerkt, noch in der Abbildung richtig dargestellt ist. Tr. pt?it Ch. lebt im Hoch- lande von Mexiko, unter Fichtenrinde. Die Larven werden von den Eingebornen gegessen. Die Gattung Tonieutes Reich ist mit zwei Arten vermehrt. Bu- quet (Rev. Zool. p. 229) beschrieb neben dem Weibchen des T. pallidipeimis Reich, eine neue Art, T. Bouchantii, vermuthlich ebenfalls aus Buenos Ayres, und Guerin (ebendas. p. 300. 352) fügte eine dritte, T. obscurus, aus Patagonien, hinzu, welche sich von der ersten durch geringere Grösse und deutlich punktirte Flügel- decken unterscheidet. Ueber Ctenoscelis theilte Buquet (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. L p. 231) eine „notice monographique" mit. Er beschreibt 4 Arten, Ct. ater {Pr. ater Ol.) aus Cayenne, Ct. Dyrrhachus neue Art ebendaher. Ct. N ausit hous Buq. aus Bolivien und Ct. acanthopus {Pr. acanth. Serv. ) aus Brasilien. Bei den drei ersten Arten sind die Fühler des Männchens von der Länge des Körpers, bei der letzten kürzer. — Den Ct. tuberciilatiis Serv. {Pr. tub. Ol.) aus Cayenne verweiset der Verf. zu der von ihm aufgestellten Gatt. Mecosarthron. Eine an der arabischen Küste aufgefundene neue Art von Mallo- don ist von Buquet (Rev. Zool. S 330) als M. Ar ab i cum nach beiden Geschlechtern beschrieben. Mallodon Doiv7iesii \on Fer- nando Po, so wie Acanthophorus Palinii, longipennis von Sierra Leone sind von Hope (Ann. nat. bist. XL p. 3G6) aufgestellt. Spoiidylis upiformis Esch. von Sitkha und Asemum atrum Esch. aus Californien wurden von Mann er heim (Bull. Mose. p. 304) vorläufig durch Diagnosen bekannt gemacht. Cerambycini, EineArbeitvonHope: ObservationsonthcSteno- choridae of New Holland, with Descriptions of New Genera and Spe- cies of that Family", welche ihrem wesentlichen Inhalt nach aus den Proceed. Zool. Soc. schon im Jahresb. f. 1840 S. 189 angezeigt wor- den ist, ist jetzt in den Transact. Zool. Soc. HI. p. 187 erschienen. Auf der ihr beigegebenen Tafel sind Piesarthrius margmellus, Stron- gylurus scutellatus, Coptopterus cretifer, Coptoccrcus unifasciatus, Stenochorus rubripcs Boisd., gf'gns, uniguttutus, Mttchellüy trimacu- latits abgebildet. Einige Anzeichnungen von Mac Leay über das Vorkommen verschiedener Arten sind in einer Anmerkung mitge- Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 289 theilt: Stenochorus latus Hope findet sich im Herzen des Stammes von Casuarinea, St. semipunctatus F. unter Eucalyptus-Rinde, Mero- pachys Mac Leayi auf den Blüthen von Leptospermum, Uracantha triaiigularis gemein zu Ulladolla an der Küste auf Blüthen. Eine Abbildung der neuen Gattung Zo7ioptertis Hope ist in den Transact. Lin. Soc. XIX. p. HO. T. 10. F. 7 erschienen. Es ist eine Callichromen-Form, theils an Pachyteria und Niraeus, theils an Promeces erinnernd, mit einem wie bei Callidium scheibenförmigen Halsschilde. Z. flavit arsis H. ist von Sylhet. — Ebenda F. 6 ist auch Purpur iceiius rubripennis Hope, ebendaher, abgebildet. Hope (Ann. nat. bist. XI. p. 366) stellte eine neue Gatt. PhyU lart hrhis auf, welche mit Paristemia und Amphidesmus in naher Verwandtschaft steht, sich aber durch vom 4ten Gliede an blättrig ästige Fühler, an den Seiten gerundetes unbedorntes Halsschild U.S.W, auszeichnet, mit 2 neuen Arten Ph. africanus und unicolor aus Guinea. Ebendaher sind die neuen Arten: Hamaticherus signa- iicollis, viridipennis , pilosicollis, glabricollis, Jontho- des amahilis , Callichr oma assimile, laetum, atripenne, igiieicolle, Promeces carbonari'us, Euporus amalilis, chryso collis. Westwood (Arcana Ent pl. 64) erläuterte seine früher (s. Jah- resber. f. 1841 S. 246) angezeigte Gattung Paristemia durch Ab- bildung, und fügte der früheren P. platyptera, eine zweite .'^rt, PL apicalis hinzu. Beide aus dem tropischen .\frika. Sturm (Catalog) hat zwei neue Arten dieser Gruppe abgebildet. Der eine, Purpuricenus dalmatinus, eine schöne, dem P. Des- fontainii verwandte Art, dürfte wohl einen andern Namen erhalten müssen, da der Käfer nicht in Dalmatien , sondern in Kleinasien zu Hause ist. Der andere, Oxodes Mexicamis St. aus Mexiko, ist nach Chevrolat (Rev. Zool. 1844. p. 199) Trichophorus argentipictus Dej. Cat., Tr. Chevrolati Guer. Iconogr. Regn. an. text.); ob er aber besser in der letzteren Gattung steht, will ich dahin gestellt sein lassen. Ref. (a. a. O.) beschritb als neue Art aus Angola Callidium Angolense. Mannerheim (Bull. Mose. p. 305) gab Diagnosen von Opsi- tu US quadrilineatu s Esch. von Sitkha, ohne indess die noch un- beschriebene Gattung näher zu bestimmen, und Clytus nautictis, muthmasslich von Californien. West wo od (Arcan. Ent. pl. 56) bildete zwei neue neuseeländi- sche Arten ab: Ceramhyx strigipeniiis , allem Anschein nach der neuholländischen Gattung Tracheloihachys Hope (Phlyctaenodes Newm.) sich einreihend, und Obriuvi guttigerttm Westw. Die Verwandlungsgeschichte des Callidium sanguineum wurde von G oureau (.\nn. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 99. pl. 4), die der 290 Erich so n: Bericht über die wisscnsch. Leistungen in der Gracilia pygmaca und Aes Anisarthron barbipes von Schmitt (Ent. Zeit. S. 105) beschrieben. Lamiariae. Eine neue Gattung Eunidia wurde von Ref. (dies Archiv 1843. 1. Bd. S. 2G1) aufgestellt. Es ist dies eine schlanke Saperdenform, von welcher mehrere Arten in Südafrika einheimisch, die beschriebene E. nebulosa hat Angola mit dem Kaffernlande gemein. Eine andere südafrikanische Saperdenform, Nemotragus Kl., ist von Westwood (Arcan. Ent. pl. 64. F. 4) erläutert worden, die Abbildung ist aber durchaus verunglückt. Der Käfer Nemotragus hetvolus Kl. zeichnet sich bei seiner langgestreckten Form, seinen langen und feinen Fühlern, mit sehr langem, keulförmigen ersten Gliede, durch auffallend kurze Hinterbeine und ein nach vorn all- mählich so verengtes Halsschild aus, dass der viel breitere Kopf diesem, ähnlich wie bei Vesperus, mit einem engen Halse eingefügt ist; von diesen Eigenthümlichkeiten zeigt aber die Abbildung so we- nig, dass ich, wie der Verf. als ein sicherer Zeichner bekannt ist, nie zugeben würde, dass sie den wahren N. helv, vorstellen konnte, wenn nicht der Verf. bemerkte, dass er den Käfer von Klug selbst erhalten habe. Von neuen Arten sind folgende aufzuführen: Dorcadion to- mentosum und Saperda graeca Sturm (Catal. S. 355. T. 6. F. S.u. 6) beide von Nauplia, merkwürdig wegen ihrer übereinstim- menden Färbung. Chevrolat (Rev. Zool. 1844. p. 199) bemerkt, dass das erstere nicht wohl ein Dorcadion sein könne, da es geflügelt sei, ich kann mich indess an dem von Herrn Sturm selbst mitgethcil- ten Exenipl. der hiesigen Sammlung nicht davon überzeugen, dass diese Angabe Grund habe. Stenidia Tr ober ti und Pliytoecia flavescens Mulsant (Ann. d. 1. Soc. roy. d'agricult. etc. de Lyon VI. p. 283) die erstere aus Algier, die letztere von Hyeres; diese letztere ist der Ph. vire- scens zunächst verwandt, unterscheidet sich aber durch kürzeres Halsschild, ein Paar kahle Punkte auf demselben, an der Wurzel breitere, kürzere Flügeldecken mit mehr ins Gelbliche fallendem Haarüberzuge. Monohamnius sulphtirifer und Colobot hea rubricol- lis Hope von Sylhet, in den Transact. Lin. Soc. XIX. S. 109. 111. T. 10. F. 5 u. 8 abgebildet. Sternodonta Valinii^ princeps und amabilis Hope (Ann. nat. hist. XL p. 368), die erste von Sierra Leone, die anderen beiden aus dem Lande der Aschanti. Lamia obesa Westwood (Arcana Ent. pl. 64) aus Südafrika (ist eine Phryneta, und zwar einerlei mit Phr. Dregei Dej. Cat.) Saperda curissitna Westwood (cbcndas.) aus dem tropi- schen Afrika — Sap. {Sphenura) busalis des Ref. aus Angola (a. a. O.) Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1843. 291 Von Neuseeland bildet Westwood (Arcan. Ent. pl. 56) ah La- 711 ia ■pulverulenta, neue Art, und Xyloteles gr/seus, Sap. griseaF. Lepturetae. Eine neue Gattung Heteropalpus wurde von Buquet (Guer. Mag. d. Zool. pl. 118) aufgestellt. Sie schliesst sich zunächst an Distenia, der Hinterkörper ist aber etwas kürzer, die Flügeldecken haben keinen Dorn an der Spitze und die Maxillar- taster sind von wunderlicher Bildung, indem das 2te und 4te Glied lang gestreckt, und das letztere am Grunde mit einem langen hakigen und haarigen Fortsatz versehen ist; H. pretiosus, glänzend grün, mit rothen Schenkeln, ist aus Cayenne. — Der Gattungsname ist eine vox hybrida. Eine andere neue Gattung, welche dieser Gruppe einzureihen sein möchte, ist Calliprason White, welche der Verf. als Unter- gattung von Callichroma, Promeces nahe stehend betrachtet, West- wood als Stenoderus aufführt, welche mir aber am nächsten mit Rhagiomorpha Newm. verwandt zu sein scheint. Die Augen sind rundlich und kaum ausgerandet, die Fühler mit verlängertem keul- förmigen ersten Gliede, das Halsschild an den Seiten mit einem star- ken Dorn, die Flügeldecken nach hinten verschmälert, die Beine lang und dünn, die Schenkel keulförmig. C. Sinclairii White (Dief- fenb. Neuseel. II. 277. 80, auch von Westwood Arcan. Ent.ll. p. 27- pl. 56. F, 3 als Stenoderus Sinclairii abgebildet. Von Letzner (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. J. 1843. S. 173) wurde in Schlesien, im Gesenke, eine neue Leptura entdeckt, L. lineata, noch etwas gestreckter als L. hirida, die Flügeldecken gelbbraun, die Naht, der Seitenrand und eine mittlere Längsbinde schwarz; Länge 5'"; an den Fühlern das 2te, 3te und 4te Glied zu- sammen nur so lang als das fünfte. Pachyta serricornis Gebier (Bull. Acad, Petersb. I. p. 39) ist eine neue der P. variabilis verwandte Art aus der Steppe am Alakul-See. CKrysonielitnie» Eupoda. Als eine neue Gattung wurde von Sturm (Catal. S. 357. T. 6. F. 7) Mes ophalacrtis aufgestellt, welche indess mit Mecynodera Hope (Col. Man. III.) zusammenfällt. Auch die Art M. Spinolae Sturm aus Neuholland ist mit M. picta Hope einerlei. — Hope (Linn. Transact. XIX. S. 112. T. 10. F. 9) bildete Sagra carbii7iculus, eine kleine neue Art von Sylhet ab. — Matz (Ent. Zeit. S. 364) beschrieb beide Geschlechter von Orso- dacue nfgricollis Ol.; das Weibchen ist einfarbig hellgelb. — Suf- frian (ebendas. S. 122) theilte noch einige Bemerkungen über ein- zelne Arten von Lema mit. — Neue Arten aus Sitkha sind Dona- cia Germari) flavipennis^ Syneta carinata Esch. Man- nerheim (Bull. Mose. S. 306). Cassidariae. Eine neue Gatt. Vlatyatichenia wurde von Sturm (Catal. S. 358. T. 6 F. 8) beschrieben und durch eine ausser- ordentlich schöne Abbildung erläutert. Sie ist mit Alurnus verwandt, 292 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der hat aber erweiterte Ränder des Halsschilds und der Flügeldecken und zeichnet sich vorzüglich durch kuglig aufgetriebenes Endglied der Maxillartaster aus. Daher hat Dejean diese Gattung Sphaero- palpus genannt. PI. lim data aus Brasilien ist einerlei mit Sph. cinctus Dej. und ist auch bereits in Guerins Iconogr. Kegn. An. ab- gebildet. Von Californien sind folgende neue Arten: Odotitota i-iibro- lineata., Coptocycla anrisplen den s Esch., Cassida 9macu- , lata Mannerheim (Bull. Mose. p. 307). Chrys omelariae. Ein Paar neue Arten aus der Songarei sind Clirysomela Songarica und Gastrophysa viresceiis Geb- ier (Bull. d. l'Acad. d. Petersb. 1. p. 39). Bemerkungen über schle- sische Chrysomelen theilte Schummel (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. i. t\ 1843. S. 195) mit. Chr. seneciom's Köhler wird als eigene Art festgehalten, ausserdem werden noch zwei neue Arten aufgeführt, C lir. fiisco. aenen und alpes tris , von welchen die erste vielleicht eine .Vbänderung der Chr. speciosa sein möchte. Die ersten Zustände von Clirysomela {Lina) populi und tremulae F. wurden von Klingelhöfe r (Ent. Zeit. S. 85) beobachtet. Cryptocephalidae. In Russeggers Reis. (1. 989) wurde von Redtenbacher Clythra Aleppensis und Labidostomis li- neola als neue Arten, beide aus Syrien, beschrieben, die erste ist indess einerlei mit Cl. 9 punctata Ol. Neue Arten von Angola sind Clythra stricto., ang us lata , discors, hyact?ithina und Cry pto cephalus attgolensis des Ref. (a. a. O. S. 263). Mannerheim (Bull. Mose. p. 311) stellte als neue Arten auf: Chlamys conspersa, P achybrachis sign at iJ'ro7is und Cry- pt 0 cephalus chalconatus, alle von Californien. Fairmaire (Ann. d. 1. Soc. Ent. 2. ser. 1. p. 13. T. 1) stellte eine neue Gattung ßrachycaulus auf. Sie hat das Ansehn von Chla- mys, aber alle Kennzeichen von Cryptocephalus, nur dass die Fühler kürzer und vom 6ten Gliede an schwach gesägt sind. (Die Abbil- dung stellt sie unrichtiger Weise lOgliedrig dar), ßr. ferrugi- tieus, aus Neuholland. Galerucitae. Die Geschlechtsunterschiede der einheimischen Galeruccn wurden von Suffrian (Ent. Zeit. 8.91) erörtert. Neue Arten sind: Gal. thoracica Redtenbacher (Russegg. Reis. I. 989) aus Syrien, G. delata und G. (Monolepta) panperata (Dej.) des Ref. (a. a. O.) aus Angola, G. flavolimbat a, puncti- pennis , Diabrotica'ivit tat a'S\&x\WQ\:\\Gim (Bull. Mose. p.308), aus Californien. Aube (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. 1. p. 5) unterschied drei der H. oleracea nahe stehende Arten, deren Artverschiedenheit durch die Verschiedenheit des Vorkommens sicher begründet wird. Die eigentliche H. oleracea lebt vorzugsweise auf Cruciferen. H. Lylhri, auf Lythr. Salicaria lebend, ist etvas grösser, hat län- Naturgesrhichte der Insecton %v;ilir('nd des Jahres 1843. 293 gere Fühler und ist beständig blau, weniger glänzend, die Qiierfiirche auf dem Halsschilde weniger tief. //. Hippophaes, auf den Alpen und dem Jura auf Hippoph. rhamnoides vorkommend, unterscheidet sich von der vorigen durch äusserst feine, fast unmerkliche Punkti- rung, dagegen ungewöhnlich tiefe Halsschildsfurche (diese scheint mir mit H. consobrina Duft, zusammenzufallen). H. Ei-ucae OL, auf Eichentrieben, leicht kenntlich durch eine erhabene Falte am Aussenrande der Flügeldecken. Neue Halticen sind: H. Graptodera pyritosa des Ref. (a. a. O.) von Angola, Gr aptod. plicipennis, californica, Disonycha maritima Manner heim (Bull. Mose. p. 310) aus Californien. Voccinellue, Eine Monographie der österreichischen Cocci- nellen lieferte Ludwig Redtenbacher in seiner Inaugural-Disser- tation: Tentamen dispositionis generum et specierum Coleopterorum Pseudotrimerorum Archiducatus Austriae. Vind. 1843, auch im 5teu Bande von Germars Zeitschr. f. d. Ent. abgedruckt. Die Dejeanschen Gattungen sind der Mehrzahl nach vom Verf. angenommen, die Be- gründung derselben durch Angabe der Kennzeichen beschränkt sich jedoch auf eine Uebersichtstafel. Zwei vom Verf. neu aufgestellte Gattungen sind sehr gut: Exocho?nus, enthält C. kpustulata L. und aurita Scr. , ist von Chilocorus durch einfachen Vorderrand des Kopfes unterschieden, sie weicht aber auch noch ferner in dem Bau der Beine ab. Platynaspis enthält den Sc. bisbipustidatus, wel- cher sich den beiden ebengenannten Gattungen durch den vor den Augen erweiterten Kopfrand anschliesst, von Scymnus ausserdem durch llgliedr. Fühler verschieden ist. Dass bei Scymnus die Füh- ler nur lOgliedr. sind, hat der Verf. nicht beachtet. Ferner be- schränkt mit Recht der Verf. Änisosticta auf C. i'd punctata, und bezeichnet sie durch einfache Klauen, weniger mit Recht verbindet der Verf. die; übrigen länglichen Formen mit Coccinella; die Gattung Hippodamia Dej. ( C nmtabilis, Idpimctata, Imaculata) weicht durch die hinter der Spitze gespaltenen Klauen von den eigentlichen Coccinellen ab, welche unmittelbar an der Wurzel der Klauen den Zahn haben. Die von Dejean aufgeführten amerikanischen Arten von Änisosticta (iOniaculata u. s. w.) stimmen zwar in der Gestalt der Klauen mit Coccinella überein, sie haben aber ein Merkmal mit Hip- podamia gemein, welches beide zugleich von Cocc. absondert, näm- lich die stark verengte Wurzel des Kinnes, Cocc. M. nigrnvi, bei Dej. eine Änisosticta, ist eine ächte Coccinella. — Für Rhizobius Steph. nimmt der Verf. den Namen ISundina an, weil jener schon früher (1835) für eine Blattlausgattung gebraucht sei, indess ist der von Stephens schon 1829 aufgestellt und 1831 in den lllustr. Brit. Ent. begründet. Endlich ist Cynegelis Dej. auf C. impunctata be- schränkt, indem C. globosa als Epilachna angenommen wird. — Eine ausgezeichnete für die deutsche Fauna neue Art ist llyperaspis ^maculata Redt., welche aus Ungarn und Vorderasien schon län- 294 Erichs on: Bericht über die wisscnsch. Leistungen in der gere Zeit bekannt ist, weniger glücklich ist der Verf. mit einer Reihe als neu aufgestellter S'f'yffiwMJ-Arten, indem seiner, äff tut s = hon- talis $, Sc. flavicollis vermuthlich Abänd. von Sc. marginalis J*, Sc. quadrillum z=iic. frontalis var. 9. Sc. öisbisignatus = Sc. frontalis var. cf , endlich Sc. Äa*a//* = marginalis var. sind. Cocci- nella ist mit drei neuen Arten vermehrt, C. magnifica Ziegl. , di- stincta Meg., und alpin a Redt, von denen indess bei den beiden ersten die Unterschiede von C. Tpunctata L. aus der dürftigen Be- zeichnung nicht recht hervorgehen. — Corylophus {Clypeaster) schliesst der Verf. wegen der eigenthümlichen Bildung ihrer Mandibeln aus der Familie der Coccinellen aus , durch aussereuropäische Arten wird aber nicht nur ein fast unmerklicher Uebergang von Scymnus dahin gebildet, sondern nach des Verf. eigener Angabe stimmt auch die Larve mit denen der Coccinellen überein. Suffrian (Ent. Zeit. S. 93) machte eine noch unbeschriebene deutsche Art von Hyperaspis mit ungefleckten Flügeldecken unter der Benennung Cocc. concolor bekannt. Ferner (ebendas. S. 330) er- örterte er die mannigfachen Abänderungen des Scynmvs Jrontalis. Neu aufgestellte aussereuropäische Arten sind Hipp odaviia scalaris aus dem Alatau-Geb., und Micraspis lineola von Ala- kul und Saisan-See durch Gebier (Bull. Acad. Petersb. L p. 39). — Cocc. effusa, 7iassata, Chilocorus nigripennis aus Angola durch Ref. (dies Archiv \. S. 266). — Eippodamia vittigera, Coccinella californica, Scy?nnusmarginicollis aus Cali- fornien durch Mannerheim (Bull. Mose. p. 312). JEntlontychidae. Diese Familie wurde vonRedtenbacher (a. a. O.) mit bearbeitet, ohne dass jedoch neue Gattungen und Arten aufgestellt wären. Eine hübsche Monographie der Gattung Calyptobium Vill. ist von Aube (Ann. d. 1. Soc Ent. d. Fr. 2. ser. L p. 241) ausgeführt worden. Die Gattung umfasst hier vier Arten, C. Villae Rond. von Mailand, C. caularum, in Frankreich in Mistbeeten in Menge ge- sammelt, C. Kunxei, von Kunze in Brasilischen Pilzen gefunden, C. 7iigrum, von Melly auf Sicilien entdeckt. (Die letzte wurde uns von Sardinien in lichterer Färbung von Gene mitgetheilt; ausserdem besitzt unsere Sammlung noch mehrere Arten). Ueber die Stellung der Gattung ist der Verf. nicht im Reinen, er möchte sie an Cholo- vocera Motsch. anschliessen; mir scheint sie am natürlichsten in dieser Familie zu stehen. Guerin (Rev. Zool. 1844. p. 33) bemerkte mit Recht, dass die Gattung schon 1833 von Curtis als Holopara- mecus aufgestellt sei, und dass Cal. Villae mit H. dei)ressus Gurt, zusammenfalle, Calyptobium, ebenso früh aufgestellt, aber nicht beschrieben, empfiehlt sich indess durch Wohllaut. Tjathriilii. Aube (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. L p. 73 pl. 1) fügte der Gatt. Monotomn eine neue Art, M. piinctat icollis zu. Naturgesoliichte der Insecten während des Jahres 1843. 295 welche im Mist von Schafställen aufgefunden wurde; sie unterschei- det sich von M. quadricollis durch deutlichere Punktirung des Hals- fchildes. Zugleich bemerkt der Verf., dass .^[ott. Blaivli Guer. Rev. Zool. 1839 sich als nicht verschieden von M. brevicollis ausgewie- sen habe. Mannerheim (Bull. Mose. p. 299) führte drei neue Arten von Lathridius von Sitkha auf: L. quadricollis, protensicollis, cordicollis. Orthoptera, Eine vortreffliche Inaugural-Dissertation „Symbolae ad Orthopte- rorum quorundara oeconomiam" ist von Fr. Goldfuss in Bonn vertheidigt worden. Die Untersuchungen des Verf. betreffen haupt- sächlich auch die Ernährung der Orthopteren und namentlich der Locusta viridissima und der Oedipoda migratoria, und in dieser Be- ziehung hat der Verf. Gelegenheit gefunden, durch seine Beobach- tungen einige ziemlich allgemein verbreitete Irrthümer zu beseitigen. Der eine Punkt betrifft die Nahrung der Locusten; man hat einige ältei-e Angaben übersehen, und diese Familie ziemlich allgemein mit den Acridiern zu den Pflanzenfressern gerechnet; der Verf. zeigt, dass sie bei vegetabilischer Nahrung, welche sie allerdings nicht ver- schmähen, allein nicht bestehen, sondern nebenbei vom Raube leben, imd in ihren Vorderbeinen eine grosse Geschicklichkeit im Fliegen- fangen haben. Ein zweiter Punkt betrifft den Proventriculus , den man, namentlich wo er mit Hornleisten und Zähnen besetzt ist, als Zerkleinerungs- Apparat betrachtete und daher „Kaumagen" nannte. Ich habe mich längst darüber gewundert, wie man mit der Natur so rücksichtslos verfahren konnte; denn es ist wirklich schwer, den Um- stand zu übersehen, dass der sogenannte Kaumagen allein bei den Fleischfressern, aber bei solchen Insecten, welche nur von harten vegetabilischen Theilen sich nähren, nicht sich findet. Dies ist na- mentlich bei den Orthopteren auffallend, wo z. B. die Mantis den sogenannten Kaumagen haben, die Phasmen nicht, ebenso die Lo- custen ihn haben, die Acridier nicht. Auch kann man bei der Scc- tion leicht bemerken, dass bei den Insecten mit dem sogenannten Kaumagen der Inhalt des Schlundes schon flüssig ist, so dass der Kaumagen nichts mehr zu kauen findet. Der Verf. thut durch seine Beobachtungen dar, dass im Vergleich zum Schlünde die Muskelthä- tigkeit dieses Theils sehr unbedeutend ist, und läugnet demnach die zerkleinernde Thätigkeit desselben. Auf die Functionen der ver- schiedenen Darmabschnitte bezieht sich ein grosser Theil der vor- liegenden Untersuchungen. Die Magenanhänge haben sich als Ab- sonderungsorgane ausgewiesen. Eine auffallende Erscheinung war bei Loc. viridissima die, dass, wenn sie mit Insecten gefüttert war, zuweilen der Nahrungskanal und in einem Falle selbst die Tracheen 29G Erich so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der roth gefärbt wurden. Auch das Stridulationsorgan einiger Locusten ist vom Verf. sorgfältig beschrieben. Von V. Charpentier's „ Orthoptera descripta et depicta sind drei folgende Hefte (7 — 9) erschienen, deren Inhalt unten näher an- gegeben werden soll. Der Schluss der im vorigen Bericht aufgeführten Arbeit von De Haan: Bijdragen tot de Kennis der Orthoptera, ist in der lOten Lief, der Verhandl. over de natuurlijke Geschied, der Nederlandsche overzeesche Bezittingen, Zoologie, enthalten. Wenn auch die ge- nannte Lieferung erst 1844 ausgegeben viorden ist, scheint es doch MÜnschenswerth, den Bericht schon jetzt damit zu vervollständigen. JForficulariae. Die neuen Arten dieser Familie, welche von De Haan (a. a. O.) bekannt gemacht worden sind, sind: Apachya cliar acter ea von Borneo, Sumatra; Py gidicrana pallidi'pen- nis von Borneo; Psalidophora fuscipetinis und alhomargi- nata, von Sumatra; Echinosoma sumatrana von Padang, ge- sellig in faulem Holz lebend; Forficula longipes , forcipa ta, brachynot avoiiSumatra, tnsig7iisUa.g. und t e fi e II aUag. von Java. J^Kantides. Eine sehr ausgezeichnete neue Gattung wurde von Westwood (Arcana Ent. IL p. 52. T. 62. F. 2) bekannt gemacht: Körper und Flügel sind schmal, der Kopf mit einem breiteren Hörn zwischen, und einem schmäleren zweispitzigen vor jedem Auge; die hinteren Schenkel gelappt, die Hinterleibsfäden lang, blattartig, nur an der Wurzel gegliedert. Das Insect, Stenophylla corntgera Westw. ist aus dem Innern Brasilien. Ausserdem sind (ebendas.) noch PhylJo er ania insignis Westw. von Sierra Leone, eine der Capensischen nahe verwandte neue Art, und Mantis met aUica, eine sehr hübsche neue Art aus Sylhet abgebildet. v. Charpentier (Orthopt. 7. fasc. ) stellte dar: Mantis sublo- bata Serv. aus Brasilien nach beiden Geschlechtern (es ist nämlich (J' M. pilipes Serv., 9 M. sublobata Serv. brachyptera Burm.), M. nndata F. {Theoclyt. ntidata Serv.) vom Cap, M. xebrata, neue Art, ebendaher, M. fenestruta F. ebendaher, nach beiden Geschlech- tern (cf ^1- fenestrata F. Burm., vitrata Serv., $ M. prasina Burm., nana Stoll.). Guerin (Rev. Zool. p. 41) stellte nach einer südfranzösischen Art, P. Allibertti, welche nichts weiter als Mant. decolor Charp. zu sein scheint, eine neue Gattung Per lainantis auf, welche sich hauptsäclilich darauf gründet, dass alle vier Flügel häutig sind, ein Umstand, der sehr vielen Männchen, namentlich der Abtheilung, welcher die genannte Art angehört, zukommt. (Die Weibchen haben dagegen lederartige kurze Deckenstummel). Somit möchte also diese Aufstellung als verfehlt zu betrachten sein. Ueber das Eidechsenfressen der Mantis Carolina hat Zimmer- mann in diesem Archiv (1843. L S. 390) nähere Auskunft gegeben. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 297 Spectra. Eine besondere Form dieser Familie machte J. Goudot (Guer. Mag. d. Zool. Ins. pl. 125) bekannt. Sie ist in beiden Geschlechtern iingeflügelt, von gedrungener Form, und da- durch von den übrigen abweichend, dass die Vorderbeine am Grunde nicht ausgebuchtet sind. Auch entfernen die Thiere sich in ihrer Lebensweise darin, dass sie bei Tage unter Steinen und dergl. ver- steckt sind und bei Nacht umherstreifen. Der Verf. vereinigt diese Form noch mit Bacteria, sie verdient aber schon in Rücksicht auf die fehlende Ausbuchtung der Vorderschenkel als eigene Gattung ab- gesondert zu werden. Er hat 3 Arten in Neugranada entdeckt: 5 Bogotensis, häufig und gesellschaftlich bei Bogota unter Steinen an feuchten Stellen, glänzend schwarz, 4 Höcker an der Stelle der Flügel beim (^ roth, beim 2 gelb; B. Ron Uni, ähnlich der vori- gen, aber mit rothen Schenkeln, in höher gelegenen Gegenden, sel- tener, und B. quindensis , ganz matt braun, in der kalten Region der Cordilliere, einzeln unter Baumstämmen. Bei der ersten Art findet sich im Thorax zu jeder Seite eine Drüse, welche mit einem Ausführungsgange in einem Höcker mündet, welcher am Vorderende des Prothorax auf jeder Seite gelegen ist, und aus welcher das In- sect eine milchige scharfe Flüssigkeit fussweit ausspritzen kann. Die beiden andern Arten haben die Drüsen ebenfalls , aber die Höcker fehlen. (Guer in bemerkt am Schluss, dass diese drei Arten zu Anisomorpha Gray gehörten, aber kaum mit Recht, da diese noch eine, wenn auch nur schwache, Ausbuchtung an den Vorderschen- keln hat). V. Charpentier (a. a. O.) bildete ab: As cepasma inftimata von Java, und Pliasma ornatum Burm., (welche wahrscheinlich Ph. Tithomix Gray ist) aus Brasilien. Westwood (Arcaiia Ent. pl. 61) stellte zwei Arten von Dia- pherodes dar: die eine D. {Cranidium) pumilio, muthmasslich aus Mittelafrika, ist neu und zeichnet sich durch einen Kamm auf dem Rücken des Mesothorax aus. Die andere D. {Cranidium) serrico llis "Westw. unbekannten Vaterlandes, ist dagegen das wahre Cranidium gibbosum Hffgg., Diapherod. gibb. Burm. aus Parä. Das früher unter dieser Bezeichnung abgebildete Insect hat der Verf. jetzt Diapli. {Craspedo7iia) undulata benannt. AcTietae. Die von De Haan (a. a. O.) beschriebenen Arten dieser Familie sind: Gryllus brachypterus und platy xiphus von Java; Gr. Eneoptera hef/ieli/trus Hag. und concinnus von i?L\A, fasciatus von Celebes und Java, cinereus von Neuguinea und Java, pnnctatus von Java; Gr. Scleroptems, (neue Unter- gattung, welche aber mit Trigonidium Serv. übereinstimmen wird). coriaceus Uag. von Java; Gr. Platydactylus Novae Guineae von Neuguinea, Java, Gaimardii aus Neuguinea und Banjermas- sing, vittatus von Padang, quadratus von Java; Gr. Phalan- gopsis marmorattis von Japan, pilosns von Borneo und Java, Archiv f. Naturgcsch. X. Jahrg. 2. IUI. W 298 Erichson: Bericht über die wisBensch. Leistungen in der microcephalus von Japan, Sumatra, Buquetii von Java, Japan, iaponicus von Japan; Gr. Oecanthus ^racilis von Celebes, Gr. Gryllotalpa longipennis von Borneo; Gr. Xy a iaponi- cns von Japan. liocustariae* Westwood (Arcana Ent. pl. 63) bildete das im Brit. Mus. aufbewahrte Bruchstück einer sehr merkMÜrdigen Heu- schrecke ab, welche in hohem Grade das Ansehn eines Phasma hat, und M'elche der Verf. als eine denselben analoge Form dieser Fami- lie betrachtet. Sie ist ungeflügelt, der Kopf klein, vorgestreckt, der Prothorax lang, die Legeröhre lang und gerade; die vorderen Beine lang und unbedornt, die Vorderschienen „absque operculo". Fühler und Hinterbeine fehlen. Das Insect, Phasniodes ranatriformis benannt, ist vom Kön. Georgs -Sund in Neuholland. — Zugleich hat der Verf. eine Abbildung von Prochilus australis Brüll, gegeben. V. Charpentier ( a. a. O. 8. fasc. ) bildete aus dieser Familie ab: Copiophora cornuta Deg. aus Brasilien, Cayenne, Rhaphidophora pal- pata ( Locust. palp. Sulz. Phalangops. araiieijorm. Burm. ) aus Süd- europa, Hetrodes long ipes , neue Art aus Benguela (Niedergui- nea), Polyancistrus serrtdatus Palis. Beauv. aus St, Domingo. Acritlii, Ein Paar Proscopien-Formen sind von Westwood (Arcana Ent. pl. 63) abgebildet. Die eine derselben, mit dem Namen Proscopia occidentalis belegt, in Chile einheimisch, fällt durch ihren gedrungenen Bau und die buckeiförmige Auftreibung des Hin- terrückens auf, und wird unfehlbar eine eigene Gattung bilden müs- sen, für welche ich den Namen Hybusa in Vorschlag bringe. Sie unterscheidet sich von Proscopia ausser der Körperform noch durch einen Umstand, den der Verf übersehen hat: es ist nämlich an den Füssen eine Klaue verkümmert, so dass nur noch eine Klaue zur Seite des deutlich vorhandenen Pulvillus bemerkt wird. — Die andere, Proscopia {Cephalocoema) suüaptera, mit kleinen, freien Decken, und kleinen unter den Decken verborgenen schwarz- metallischen Flügeln, angeblich aus Brasilien , stehe ich nicht an für ein Astroma Charp. zu halten. Hinsichts der Decken hat der Verf. sich wahrscheinlich getäuscht, indem er den breiten lederartigen Vordersaum der Flügel, unter welchem der metallische Theil dersel- ben sich fächerartig einfaltet, für Decken genommen hat. Wären wirklich Decken vorhanden, so wäre es bei ihrer Kleinheit und der Länge des Mesothorax — da sie am Vorderende des Mesothorax ihre naturgemässe Stelle hätten — durchaus unmöglich, dass sie die Flügelchen bedecken könnten, wie der Verf. es verlangt. Die Flü- gelchen von Astroma sitzen nicht, wie W. hier angiebt, am ersten, sondern, wie Charpentier (Orthopt. descr. et dep. L t. 4) es sehr deutlich abbildet, am zweiten Ringe nach dem Prothorax. Endlich zeigt W.'s Abbildung, wenn auch seine Beschreibung darüber schweigt, die von Charp. so richtig dargestellte Klauenbildung von , Genova 1843 veröffentlicht, in Mel- cher er die von Lepelletier de St Fargeau neuerdings aufgenommene Ansicht, dass die Holzwespen Parasiten seien, nach Art der Schlupf- wespen, durch einen Fall bekräftigt, in welchem ein Sirex gigas aus einer Puppe von Papilio Machaon ausgeschlüpft sein soll. Indess ist der Verf. mit Lepell. darin, dass dieser die Holzwespen von den ßlattwespen trennen und den Schlupfwespen anschliessen will, nicht einverstanden, und dies mit um so grösserem Recht, als bei uns hin- Naturgeschichte der Insccten während des Jahres 1843. 305 reichend festgestellt ist, dass die Sirex-Larvcn selbst im Holze boh- ren, und die oben angeführte Beobachtung durchaus nur auf einem Irrthum beruhen kann. Ichneumonides» Blackwall (Report on the 12. Meeting of Brit. Assoc. hold in Manchester 1842 p. 68, ausführlicher Ann. nat. bist. XI. p. 1, Fror. N. Notiz 25. B. S. 113) gab über eine Ichneumo- nenlarve Nachricht, welche sich bei mehreren Spinnen, namentlich Epeira antriada und cucurbitina u. a. äusserlich auf dem Rücken des Hinterleibes findet. Er erzog daraus eine Schlupfwespe, welche Hr. Stevens als Polysjthincta carbonaria Gr, bestimmte. Als die Ichneu- monenlarve die Sjjinne verlassen hatte, um sich am Kork der Flasche, in der sie gehalten wurde, einzuspinnen, starb die Spinne. Letztere war in unerwachsenem Zustande und ein bemerkenswer- ther Umstand war, dass sie sich nicht häutete. Als neue spanische Ichneumonen beschrieb Spinola (a. a. O.) Bassus hispanicus , Pinipla Ghiliatiii, Cryptus andulu- sicus, Ichneumon melanopterus^- nigricornis , baeticus, erythr^iriis, unifasciatus. Srnconides* Ebendaher sind Bracon baeticus, hico- lorator, Agathis baetica Spinola (a. a. O.). Die letzte ist Ag. caesa Kl. in Waltl's Reise. Ein unbestimmter Braconid, aus Cal- lidium sanguineum erzogen, wurde von Goureau beschrieben (eben- das. S. 104. T. 4). Svaniales» Westwood's schon früher (Jahresb. f. 1841. S. 267) angezeigte Abhandlung ist jetzt in den Transact. of the Ent. Soc. of Lond. III. p. 237; ,,0n Evania and some allied Genera of Hymenopterous Insects" erschienen und mit vielen Zeichnungen er- läutert. Die Gattung Evaiiia enthält in der gegenwärtigen Aufzäh- lung 30 Arten, unter denen eine neue E. antennalisy. Wied.) von Madera, 3. C. hispanica Breme; 4. C. Bremei neue Art vom Senegal; 5. C? dentipes neue Art aus Neuholland. Die letzte "weicht namentlich durch eigenthiimliche Vorragungen auf dem Kopfe des ^, welche mit denen der andern Arten nichts gemein haben, ab, und dürfte wohl eine eigene Gattung bilden, für welche der Verf. den Namen Lenopliila in Bereitschaft hält. Die 4te Art ist mir unbekannt, hinsichts der drei ersten verweise ich auf meine im vorigen Berichte (S. 2f)3) geäusserte Meinung zurück. Die Gattung Milichia Meig. unterwarf Loew (Ent. Zeit. S. 310. 322) einer gründlichen Prüfung, und fügte ihr eine neue bei Posen entdeckte Art, M. formosa zu. Pupipara. Denny (Ann. of nat. bist. p. 314. pl. 17. F. 5) beschrieb eine vom Pteropus edulis gesammelte neue Art: Lipo- ptena Pteropi. ApTiattiptera. Derselbe (ebindas. S. 315. F. 6) gab eine Beschreibung und Abbildung des Flohs der Echidna hystrix aus Van- diemensland: Pul ex Ec hidnne. Eine Zusammenstellung aller bisher beobachteten Arten und auf- gestellten Gattungen dieser Familie ist von Gervais (Hist. nat. d. Ins. Apteres III. p. 362) gemacht worden. nentiptera. Ein neues sehr brauchbares Handbuch für diese Ordnung ist „Histoire naturelle des Insectes Hemipteres par M.M. Amyot et Äudinet-Serville. Paris. 1843", einen Theil der von Roret her- ausgegebenen Suites ä Buffon bildend. Die Verf. sind von dem Grundsatz ausgegangen, ,,qu'un genre n'est pas autre chose qu'une division methodique venant immediatement au-dessus du dernier de- gre de division, qui est l'espece, comme l'espöce est elle-meme im- mediatement au-dessus de la variete". Demgemäss haben die Verf., wo sich bei ihren Vorgängern nur irgend Unterabtheilungen ange- deutet fanden, Gattungen daraus gemacht, daher die Zahl derselben sehr beträchtlich geworden ist. Manche derselben sind gut, und werden Bestand haben, andere werden bei tiefer blickenden Syste- matikern, welchen der Begriff der Gattung ein mehr bedeutender ist, wieder zu dem Range der blossen Unterabtheilung hinabsteigen, aus dem die Verf. sie erhoben haben. Für die Benutzung ist die Weise der Verf. allerdings die bequemere, da bei allzu vielfacher Gliede- rung durch unter- und Unter -unterabtheilungen alle Haltung in der 326 Eric h so n; Bericht über die wissensch. Leistungen in der Eintheiliing verloren geht. Da dies Werk unfehlbar in den Händen derjenigen Entomologen ist, welche sich mit dieser Ordnung beschäf- tigen, ist ein näheres Eingehen auf den Inhalt desselben überflüssig. Herrich-Schäffer's „die wanzenartigen Insecten" sind mit den beiden ersten Heften des 7ten Bandes fortgesetzt. Im zweiten ist eine Revision der Pentatomiden angefangen, über welche ich mir den Bericht erspare, bis dieselbe vollendet ist oder wenigstens ein grösserer Theil vorliegt. Der übrige Inhalt wird nach den einzelnen Familien näher angegeben werden. Peiitatomides, Die schlesischen Wanzenarten der Gattun- gen Pentatoma imd Cydnus wurden von Schilling (Arb. u. Veränd. der schles. Gesellsch. im J. 1843. S. 179) auseinandergesetzt. Es findet sich darunter eine neue Art: Cydiins tiotatus: „schwarz, Aussenrand der Flügeldecken weiss, Membran braun; letztes Fühler- glied grau haarig. Länge 1|"'. Einmal bei Landeck gefunden. Coreides» Von Herrich-Schäffer (a, a. O.) sind folgende zum Theil neue Arten abgebildet: Copius intermedius Burm. aus Brasilien (ist Latreillei Serv. Enc), Chariesterus moestus Burm. aus Mexiko, Nematopus gallus F. aus Cayenne, Anisoscelis fastuosus, dt'v/sus aus BrasiWen, pulve?'ule?itus aus Mexiko, serrulatus aus Brasilien, tibialis (nur beschrieben) aus Nordamerika, Hypse- lonotus pulchellus aus Brasilien, Gonocerus pu7icticornis aus Cuba. Ijygaeites, Herrich-Schäffer (a. a. O.) bildete folgende, grösstentheils neue Arten ab: Lygaeus gutta., alternans, costa- lis, hamntus aus Mexiko, L. lanio aus Java (ist hospes F.); Vyrrhocoris sutiiralis F. aus Westindien, jtoecilns aus Java, Sole- tiis aus Manila (nicht verschieden von KönigüF.), P. obliquus aus Mexiko, P. pyrrhomelas von Java, Largiis cinctus aus Mexiko, L. bicolor (nur beschrieben) aus Brasilien; Ophthalmicus dispar Waga von Warschau. Microphysa pselaphiformis Westw. wurde von Meyer in der Schweiz aufgefunden. Er sammelte .sie an eichenen Zaunpfählen. (Mittheil. d. naturf. Ges. zu Bern. 1843. S. 47). Capsini. Verzeichniss der in der Schweiz einheimischen Rhynchoten, von Meyer. Erstes Heft. Die Familie der Capsini. Mit 7 col. Steintafeln, Solothurn 1843. Eine werthvolle Arbeit, nicht sowohl ein Verzeichniss als eine gründliche Auseinandersetzung der schweizer Arten dieser Familie, zu deren Erläuterung die schönen, nach den Zeichnungen des Verf. von Nicolet lithographirten Tafeln wesentlich beitragen. Es enthält diese Aufzählung: AJiris 7 Arten, Lopus 5 A. , Phytocoris 3 A., Capsiis 109 A., Cryptostemma 1. A. — Neue Arten sind Capsus lucoru?n, hrevicolliSy parallelus, hortennis, brunnipannis, modestus, Verbasci, al omarius. Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1843. 327 salicelhis , coccineiis, hortulanns, solit arius , elegantu- hfs, citrvipes, ticinensis, nitidus. Vhyntatites* II errich-Sch äffer (a. a. O.) bildete neben der Syrtis nervosa F. aus Südamerika, eine neue Art ab: S. forti- ficata Kl. aus Brasilien. Uteütivitti» Ders. (a. a. O.) bildete ab: Harjiactoi- haemor- rlioidalis F. aus Südeuropa, H. niger neue Art aus Ungarn, Redii- vius maurus F. aus Italien. — Westwood (Proceed. Ent. Soc. Lond. p. 74) stellte zwei neue grosse Arten vom Palmencap (Guinea): Ectrichodia imperialis und Platynierns diicalis, sowie eine neue Gattung Ectinoderus auf: Mit sehr grossem, vorn über der Einlenkung der Vorderbeine erweitertem, hinten über der Wur- zel der Halbdecken in zwei Lappen vorgezogenem Halsschilde, sehr verlängerten Vorderbeinen, mit dicken Schenkeln und geraden Schie- nen. Fühler 4gliedrig, das Iste Glied lang, die andern allmählich kürzer und dünner, in den beiden ersten Gelenken kleine Zwischen- glieder. Hinterleib rundlich, flach, mit unbedeckten Seiten. Ob die vorderen Schienen Sohlen haben oder nicht, und wie die Klauen be- schaffen sind, ist nicht angegeben; E. Jonginiaiius von Singhapur? — Eine neue Art von Neuseeland ist Pirates ephippiger White (Dieffenb. Trav. II. p. 283). Galgulites» Guerin (Rev. Zool. p. 112) zeigte, dass Nau- coris rugosa Desjardins ein Mononyx sei, mit in der Naht verwach- senen, die Flügel nicht bedeckenden Decken, und dass die Angabe von Serville und Brülle, dass dieser Theil das Schildclien sei, auf einem Irrthum beruhe. Für den Fall, dass man eine eigene Gattung aus dieser Art bilden wolle, schlägt er den Namen Peltophorus vor. Ferner beschreibt er als neue Arten Pelog onus indicus von den Nilgherries, P. Perboscii von der Campechebai, Mononyclius fuscipes aus Columbien, M. laticollis aus Neuguinea. Vulgorellae» Hope (Transact. Lin. Soc. XIX. p. 132) be- reicherte diese Familie mit einer Anzahl neuer Arten aus Sylhet, welche den Gattungen Aphana {amabilis, anrora^ Lystra {Westwoodti, dimidiat a, puiiicea), Euryhrachis {basalisy pulverosa, reversa, i^isignis) und Coret hrnra {fuscovaria angehören, und alle durch schöne Abbildungen von Westwood erläu- tert sind. Die neue Gattung Corethrura, nach dem langen Flok- kenschweif an der Hinterleibsspitze benannt, hat ähnlich breite Vor- derbeine wie Eurybrachis, aber ein schmales, zusammengedrücktes Gesicht mit hohen Kielen. Westwood (Arcana Ent. pl. 57) stellte ein Paar neuer indischer Fulgorellen dar: die eine ist eine Lystra {tricolor) aus Assam, die andere bildet eine neue Gatt. Cyreiie, eine kleinere Form, mit kegelförmiger Kopfvorragung, auf welche sich die Seitenkiele der 328 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Stirn fortsetzen, ohne Ocellen, mit sehr breiten, wagrecht getra- genen, derb lederartigen Decken, deren Hinterwinkel in eine Spitze ausgezogen ist. C. guttulat a W. ist von Sumatra (die hiesige Sammlung besitzt eine zweite Art aus dem Sund von Singhapur. ^tridtilantes. Einige Arten sind von Westwood (Arcan. Ent.) abgebildet; Cicada imperatoria, eine riesenhafte neue Art aus Ostindion (pl. 51), C. pulchella W. vom Hinialajah, C. Snotata W. eine schön gefärbte neue Art aus Assam. j^phidii* Monographie der Familien der Pflanzenläuse (Phy- tophthires) von K alten b ach. 1. Theil. Die Blatt- und Erdläuse, (Aphidina et Hypomeneutes), mit erläuternden Abbildungen. Aachen 1843. Eine sehr gründliche Arbeit, um so schätzenswerther, als sie auf eigenen Erfahrungen beruht. Hinsichts der Fortpflanzung der Blattläuse ist noch manches Räthsel zu lösen, welches sorgsamen anatomischen und physiologischen Forschungen vorbehalten bleibt. Ohne Zweifel wird auch die Aufmerksamkeit der beobachtenden En- tomologen durch die vorliegende Arbeit um so mehr auf die Erfor- schung der merkwürdigen Naturgeschichte dieser Familie gelenkt werden, als durch genaue Beschreibungen sämmtlicher, dem Verf. bekannt gewordener Arten, die Bestimmung von Blattläusen gegen- wärtig leicht gemacht ist. Die Eintheilung des Verf. ist folgende: I. Geflügelte Pflanzen lause, Blattläuse, Aphidina. A. Vorder fl ügel m it 2gab 1. Cubit US. 1. Jphis L., Fühler Tgl. meistens so lang oder länger als der Körper; 119 Arten. 2. Lachnus JH., Fühler Ggliedr. nicht länger als Kopf und Thorax; 13 Arten. — B. Vorderflügel mit Igabl. Cubitus. 3. Sc/n'zotieura Hart., Fühler 6gliedr., Flügel dachartig getragen, Hintorflügel mit 2 Schräg- adern; 6 A. — 4. Vacmia v. Heyd., Fühler ögliedr., Flügel horizon- tal getragen, Hinterflügel mit 1 Schrägader; 2 A. — C. Vorderflü- gel mit einfachem Cubitus. a. Fühler Ggliedr., Vorderflügel mit 4 Schrägadern: 5. Pemphigus Hart., Hinterflügel mit 2 Schräg- adern; 7 A. — 6. Tetranenra Hart., Hinterflügel mit 1 Schrägader. 1 A. — b. Vordcrflügel mit 3 Schrägadern: 7. Chermes L., Fühler ögliedr., Flügel dachartig getragen; 4 A. — 8 Phylloxera Yonsc, Fühler Sgliedr. , Flügel horizontal getragen; 1 A. II. Ungeflügelte Pflanzenläuse, Erdläuse, Hypome- neutes. a. Fühler Ggliedr., 9. Rhixobiits Biirm. (der Name kann nicht bleiben , da Stephens ihn schon früher für eine Käfergattung gebraucht hat. S. o. S. 293), letztes Fühlerglied stumpf, länger als das vorletzte; 2 A. — 10. Forda v. Heyd., {Rhizoteres Hart.) letz- tes Fühlerglied spitz, viel kleiner als das vorletzte; 1 A. — b. Füh- ler 7gliedr., letztes Glied sehr klein. — 11. Tratim v. Heyd., Hinter- füsse lang, ungegliedert ; 1 A. — 12. Paracletus v. Heyd., Hinterfüsse 2gliedr.; 1 A. Die Lebensweise der einzelnen Arten ist mit musterhafter Ge- Naturgeschichte der Insocten während des Jahres 1843. 329 nauigkeit angezeichnet worden. In Bezug auf die Fortpflanzung son- dert der Verf.: 1. vivi-ovipare (Jph's, Lac/iniis), — 2. ovipare (C/icr?nes, P/it/lloxera, Vacuna?), — 3. vivipare (Tefraneurn, Pem- phigus, Schixonenra, und höchst wahrscheinlich auch die Erdläuse: Forda, Rhizobiu.s, Vuracletns, Trama). Ratzeburg (Ent. Zeit. S. 201) zerlegte Chertnes Abietis L. in zwei Arten, Ch. viridis und coccineus. Die letztere fällt mit Ch. strobilobius Kaltenb. zusammen, während die erstere dessen Ch. Abietis ist. CoccitJes. Ratzeburg (a. a. O. S. 202) gab von einer neuen Schildlaus, Coccus racemosus, Nachricht, deren Weibchen auf Fichtenästchen, oft so dicht wie Traubenkörner beisammensitzen, anfangs gelblich, später dunkler braun. Das Männchen hat grosse Aehnlichkeit mit dem von Coccus Cacti. Thysiinura, Eine Zusammenstellung der neueren systematischen Arbeiten über diese Ordnung, namentlich derer von Nicolet und Bourlet, ist von Lucas (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. I. p. 269) unternommen wor- den. Da mir die Abhandlungen von Bourlet in den Schriften der landwirthschaftlichen u. s. w. Gesellsch. zu Lille und des Dep. du Nord nicht zugänglich gewesen sind, um seiner Zeit darüber zu be- richten, theile ich hier die Synonymie der Gattungen mit, so wie sie von Lucas festgestellt ist. I. Podurides Bourl. 1. Tomocerus Nie. 1841. (Macrotoma Bourl. 1839. — gleichnamige Käfergattung). — 2. Lepidocyrtiis Bourl. — 3. Orchesella Tempi. (Heterotoma, Isotoma, Aetheocerus Bourl.) — 4. Podiira auct. (Isotoma Bourl.) _ 5. De- ioria Nie. — 6. Cyphoderus Nie. — 7. Degeeria Nie. (Isotoma, Po~ dura Bourl.) — 8. Achorutes Tempi. Nie. (Hypogastrtira Bourl.) — 9. Lipiira Burm. (Annrophorus Nie. Adicraiins Bourl.). Bei der letzten Gattung bemerkt der Verf., dass sie nach Waga aus unent- wickelten Individuen von Achorutes gebildet sei. — II. Sminthuri- des Bourl. — 10. Sminthurus Latr. 11, Dicyrloma Bourl. (1842). Eine andere Bearbeitung der Thysanuren, welche die oben er- wähnten Untersuchungen von Nicolet und Bourlet zum Grunde legt, ist von Gervais in der Hist. nat. d. Insectes Apteres, par M.M. Walkenaer et Paul Gervais. III. p. 379 niedergelegt worden, in wel- cher folgende Gattungen und Untergattungen angenommen sind: I. Smitithurus Latr. mit der Untergattung Dicyrtosoma Bourl. II. Po- dtira, mit den Untergattungen 1. Macroto?na Bourl. (Tomocerus Nie). 2. Lepidocyrtus Bourl. (Cyphoderus Nie). 3. Orchesella Tempi. (He- terotoma und Aetheocerus Bourl.). 4. Heterotoma Bourl. (mit Aetheocerus Bourl). 5. Isotoma Bourl. (Desoria und Degeeria Nie). 6. Achorutes Tempi. (Hypogastrurus Bourl. Podura Nie). 7. Lip- ttra Burm. (A?iurophorus Nie, Adicraims Bourl.). 8. Anoura Gerv. (Achorutes Nie). ArilnV f. Katmucsrh. X. Jahifr. 2. Bd. Y 330 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Varasita, Eine handbiichmässige Bearbeitung dieser Ordnung lieferte Ger- vais in der Hist. nat. d. Ins. Apteres. III. p. 290— 361. A.rachitiden. Araneae. Eine umfassende Arbeit „lieber die Lebensweise der Aracliniden" wurde von A. Menge in den Neuesten Schrif- ten der Naturf. Gesellsch. in Danzig. 4. Dd. 1. Hft. nieder- gelegt. Es umfasst diese Abhandhing: 1. Entw icke hing. Vor der ersten Häutung sind die jungen Spinnen nackt, unbestimmt gefärbt, und verweilen gleichsam erstarrt am Geburtsorte, bis sie nach der Häutung, behaart, bestimmt gefärbt und thätig werden; auch entvvik- keln sich dann erst die Spinnwarzen. Spätere Veränderungen bezie- hen sich nur auf Grösse, Färbung, Form des Hinterleibes, und beim Männchen Gestalt der Taster. 2. Aufenthaltsort. 3. Bewe- gung. Interessante Beziehungen der Fussbildung zur Art der Fort- bewegung. 4. Ernährung. Dieser Abschnitt enthält auch anato- mische Entdeckungen von grosser Wichtigkeit, namentlich über die Athmungsorgane. Da es dem Verf. geglückt war, bei Argyroneta neben den Lungensäcken Tracheen aufzufinden, welche hier genau beschrieben und abgebildet sind, untersuchte er auch andere Spinnen, und traf sie bei Salticus und Micryphantes, nicht aber bei Epeira, Tegenaria, Linyphia, Lycosa und Thomisus. Die Tracheen von Sal- ticus und Micryphantes münden am Hinterleibsende, nahe den Spinn- warzen, und liegen büschelförmig im Hinterleibe, auf den sie be- schränkt bleiben. 5. Webekunst. Lehrreiche Schilderung des Verfahrens bei Anfertigung des Gewebes nach den verschiedenen Familien. 6. Fortpflanzung. A.Begattung. Dem Verf. war es vorbehalten, das physiologische Räthsel zu lösen, welches dieselbe bisher gewesen war. Die löffelförraigen Taster der Männchen sind allerdings die Copulations- Organe, mit welchen sie aus der am Grunde des Hinterleibes befindlichen Ocffnung der Samengänge, den Samen aufnehmen, und in die weibliche Geschlechtsöffnung übertra- gen. Das Verfahren ist bei verschiedenen Spinnen sorgfältig geschil- dert. B. Nesterbau und Sorge für die Jungen. Die befruch- teten Eier werden in mehreren Fristen gelegt. Alle Spinnen umge- ben ihre Eier mit einem Gespinnst. Die ausgekrochenen Jungen werden bei vielen von der Mutter gehütet und selbst gefüttert. 7. Herbstliche Wanderungen. Der Verf. bezieht die Erscheinung des sogenannten fliegenden Sommers darauf, dass die Spinnen, welche sich an feuchten Orten aufhalten, sich mittelst der von ihnen aus- geschossenen Fäden an passendere Orte zum Ueberwintern begeben. Naturgeschichte der Arachnidon uiihreiul des Jahres 1843. 331 8. SinnesMahrnehmungen. Der Verf. hat sich nicht überzeugen können, dass Töne auf die Spinnen Eindruck machen. Auch der all- gemein verbreiteten Meinung tritt er entgegen, -welche den Spinnen ein Vorgefühl künftiger Witterung zuschreibt, und theilt hierüber seine Dem widersprechenden Erfahrungen mit. 9. Alter, Krank- heit, Feinde. 10. Schaden und Nutzen. Max Rosenheyn erinnerte, in Bezug auf die eben besprochene Abhandlung, an seine vor mehreren Jahren geäusserte Ansicht vom Einfluss der Electrizität auf das Fädenschiessen und auf das Segeln der Spinnen auf ihren Gespinnsten (Preuss. Prov. Bl. S. 388). Lettre sur les Araignees aeronautes du genre Lycose, par P. Hub er (Mem. d. 1. Soe. d. Phys. et d'hist. natur. de Geneve X. I. p. 1). Ausführlich dargelegte Beobachtungen an I.ycosen über Fadenschiessen und Fortfliegen mittelst desselben. Black wall hat mehrere allgemeine Mittheilungen über diese Ordnung gemacht: ,,0n the Palpi of Spiders" (Report on the 12. Meeting of Brit. Associat. for the advanc. of science, held in Manchester 1842, Lond. 1843). Der Verf. schildert namentlich den Gebrauch, den die Spin- nen von ihren Tastern machen. Sie dienen theils zum Sammeln der losen Fäden, theils — wie bei Dolomedes — zugleich mit den Man- dibeln zum Festhalten der Eiersäcke; bei den Salticiden, wo sie stark behaart sind, zum Putzen der Augen. „Notice of several cases of defective and redundant Organisa- tion observed among the Araneidea". (Ann. of nat. bist. XI. S. 165, Fror. N. Notiz. 25. B. S. 273). Die aufgeführten vom Verf. beobach- teten Missbildungen betreffen hauptsächlich überzählige oder man- gelnde Augen; auch ein Fall von einem überzähligen Tarsus. ,,A Catalogue of Spiders not previously recorded or little known as indigenous to Great Britain'', (Transact. Linn. Soc. XIX. p. 113) enthält zwar fast ohne Ausnahme bereits bekannte Arten, aber schätzbare Bemerkungen sowohl über Vorkommen und Lebens- weise als über die Synonymie. JEpeirides. Koch (Arachn. X. Bd. 5. Hft.) bildete Jtea in- certa, eine neue Art, wahrscheinlich aus Ostindien, ab, und White stellte in Dieffenb. Trav. II. 272. 42. Tetragnatha {^Deina- g nat ha) D andridgii aus Neuseeland, auf. Vheridites. Neriene graminicolens ist von Black - wall (Linn. Transact. XIX. p. 125) als neue englische Art aufgestellt, welche der N. trilineata Koch gleicht bis auf einfarbige, ungeringelte Beine. (Die Gattung Neriene Blackw. Phil. Journ. 1833 entspricht Bolyphantes Koch). JDrassides. Aus der Gattung Clotho bildete Koch (Arachö. X. 5. Hft.) 5 Arten ab: Cl. Goudotii Latr. aus Aegypten, und Vier Y * 332 Erich so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der neue: Cl. cycacea aus Italien, Cl. f^nttata zweifelhaften Vater- lands, Cl. st eil ata aus Portugal, und Cl. limbata aus Arabien. — Die Gattung Enyo wurde ebendas. 4. Heft mit 2 Arten, E. germa- nica (früher Lucia germ.) Koch aus Deutschland, und E. graeca, neue Art aus Griechenland, erläutert. At/elenides. Von Koch (Arachn. X. 5. Hft.) wurden aus dieser Familie abgebildet: Hersilia caudata Sa.\., ferner Tegenaria atrica, neue deutsche Art, Philoica iinotina, neue Art aus Baiern, Agelena Syriaca KL, neue Art aus Syrien, Ag. Pensyl- vanica, neue Art aus Pensylvanien. Westring (Kroy. Naturh. Tidsskr. IV. S. 349) beobachtete, dass das Männchen von Asagena serratipes einen ähnlichen zirpenden Laut von sich giebt als die Bockkäfer, Reduvien, u. s. w. Bei ge- nauerer Untersuchung fand er, dass das Schild des Vorderleibes am Rande fein gekerbt, auf der Fläche fein lederartig gerunzelt ist, am Grunde, der Einlenkung des Hinterleibes gegenüber* mit einer glatten Stelle, und die Hinterleibswurzel mit einer gekerbten Leiste umge- ben, durch deren Reibung an den Vorderleib der Ton erzeugt wird. Kti/fffilides» Saunders (Transact. Ent. Soc. of Lond. IlL p. 160. pl. 9) beobachtete auf den Jonischen Inseln eine neue der INI caementaria verwandte Art, Mygale Jonica, welche in einem san- digen Thonboden ihre Höhren baut, welche die Eigenthümlichkeit haben, dass 1. der Deckel über dem Schloss einen Vorsprung bildet, wel- cher nicht gestattet, dass der Deckel sich über einen rechten Winkel hinaus öffne, und auch dazu dient, durch einen leisen Druck darauf den Deckel zu öffnen; 2. dass auch das untere Ende der Röhre einen ähnlichen aber kleinern Deckel zeigt. In einem Nachtrage (ebendas. S. 165) theilt der Verf. seine ferneren Versuche mit, sich über den Bau der Röhren und die Verfertigung der Deckel zu unterrichten. Westwood (ebendas. S. 170. pl. 10) beschrieb eine neue nord- afrikanische Spinne dieser Familie Actinopus aedificatoi'ius, mit ihrer Deckelröhre. nysderides. Koch (Arachn. X. 5. Hft.) bildete aus dieser Familie ab: Ariadne pallida, neue Art aus Nordamerika, Sege- stria Bavarica neue Art aus der Regensburger Gegend, und Dys- dera Hombergi {Aran. Homb. ^co\>. Dysd. gracilis yVid.) ebendaher. Zwei neue Spinnen unbestimmter Familie wurden von Koch (a. a. O.) nach mangelhaften Exempl. aufgestellt. Poltys illept- dus aus Ostindien ist eine merkwürdige Form, mit nach vorn ver- schmälertem und fast zugespitztem Vorderleibe; auf dessen Vorder- fläche stehen vier Augen im Quadrat, auf dem Rücken zu jeder Seite noch zwei Augen hinter einander. Am meisten ist die Gattung mit Mithras verwandt, und der Verf. ist geneigt, aus beiden eine eigene Naturgeschichte der Arachnidcn während des Jahres 1843. 333 kleine Familie der Mithraden zu bilden. — Gea sj)inipes, eben- falls eine kleine ostindische Spinne, hat die Augen in zwei Reihen, die mittleren Augen der hinteren Reihe weit zurückstehend. Solifugae. VJtrynifles. Phrynus erhielt durch Koch (Arachn. X. 5.Hft.) einen Zuwachs durch eine Art aus Ceylon, Fhi-. Ceylonicus, vom nalie verwandten Phr. lunatus durch kürzere und anders bedorntc Taster nnterschieden. Gervais (Apt.) hat im Ganzen neun, darunter vier neue Arten, Vhr. sc ah er von den Sechellen und Mauritius, Vh. cheiracauthus von Guyana, Fh. (irayi von den Philippinen, Ph. Whitei aus Bengalen. Während Gervais (Apteres) von Thehjplionns nur die Arten der Lucas'schen Monographie aufführt, bereicherte Koch (Arachn. X. 2. Hft.) diese Gattung mit einer Reihe von neuen Arten aus sehr ver- schiedenen Theilen der Erde: Th. Br asilianns aus Brasilien, Th. Manillanus von Manila, Th. Antillanns von St. Domingo, Th. Linganus von der Insel Linga (Hinterindien), Th. Australianns von Neuholland. Zugleich wurden Abbildungen von Th. giganteus Luc. aus Mexiko (nach beiden Geschlechtern), Th. rufipes Luc. aus Java und Th. proscorjn'o Latr. ebendaher gegeben. Durch ein Ver- sehen scheinen bei den beiden ersteren die Citate der Lucas'schen Monographie ausgefallen zu sein. ^corpionides. Eine Anzahl neuer Arten dieser Familie ist von Gervais (a. a. O.) aufgeführt, da sich derselbe jedoch auf eine Abhandlung in den Archiv, d. Mus. d'hist. nat. IIL bezieht, welche ausführlichere Beschreibungen und Abbildungen enthalten soll, ver- spare ich den Bericht, bis dieselbe vorliegt. Ohisides. Koch ( Arachn. X. Bd. 3. 4. Hft.) vervollständigte die Kenntniss dieser Familie mit einer Anzahl neuer Arten: Cheli- fer granulattiSy graiidimanus, ixoides, Patixeri, Widert, Reussii, Fabricii, Hah7iii, Schaff eri, depressuSy Ohi- sitim sylvaticum, fuscimanum, dninicola, cur ciiioides, tenellum, elifiiatum, gracile, dubium, alle aus Deutschland; ferner wurden zwei neue Gattungen dargestellt: Chthonius , mit den beiden Arten Ch. trofiibidiot'des {Chel. tromb. Latr., ischnochelus Herrm.) und Ch. orthodactylus (Obis. orthod. Leach), die Kennzeichen der Gattung sind indess hier nicht angegeben; Pelorus mit einer neuen Art: P. rufimanus aus Brasilien, nach des Verf. Angaben mit der Fussgliederung von Chelifer und den Augen von Obisium; da der Verf. aber nur ein sehr mangelhaftes Exempl. untersuchen konnte, hat er sich in dem letzten Punkte getäuscht: es sind näm- lich nicht vier Augen vorhanden, sondern nur zwei, und auch diese nur durch einen hellen Punkt der Hornbedeckung des Vorderleibes angedeutet: da ähnliche unausgebildete Augen auch bei einigen ächten 334 Erich so n: Bericht über die wisseiisch. Leistungen in der Chelifer vorkommen, bedarf also diese Gattung, welche eine grössere Zahl von Arten besitzen würde, noch einer genaueren Bestimmung. Galeodides, Ueber die Lebensweise eines indischen Galeo- des theilte Capt. Hutton (Ann. of nat. hist.XIL S. 81, Fror. N. Notiz. 28. Bd. S. 49), seine Beobachtungen mit. Er ist durchaus nächtlich und sehr räuberisch, selbst grosse und hartschalige Käfer packt er mit seinen gewaltigen Mandibeln und beisst sie mit der grössten Leich- tigkeit in Stücke. Auch eine Eidechse, ohne Schwanz 3" lang, ward vom Galeodes gepackt und bis auf geringe Reste verzehrt, er M'ar dann aber auch so vollgefressen, dass er 14 Tage regungslos blieb. Eine andere Eidechse erhielt von einem Galeodes einen Biss in die Seite, blieb aber bei der Wunde am Leben, woraus der Verf. den Schluss zieht, dass der Biss nicht giftig ist. Ein junger Sperling ward vom Galeodes todt gebissen, aber nicht gefressen. Dergleichen Thiere beisst der Galeodes dicht hinter dem Kopf. Die eigentliche Nahrung besteht aber in Insecten aller Art, welche nicht blos aus- gesogen, sondern förmlich gekaut werden. Unter einander schonen sie sich nicht, sie kämpfen auf Leben und Tod, und der Besiegte wird von seinem Gegner aufgefressen. Dagegen hütet die Mutter ihre Jungen mit der grössten Sorgfalt. Der Verf. hatte ein Weib- chen eingesperrt, welches (über 50) weisse Eier legte, die es regungs- los bewachte. Nach 14 Tagen kamen die Jungen aus, welche 3 Wochen hindurch bis zur ersten Häutung ohne Bewegungen blieben, dann umherliefen, zusehends wuchsen, ohne dass es dem Verf. gelang zu sehen, dass sie Nahrung zu sich nahmen. Im Freien findet sich der Galeodes unter Steinen und in Erdlöchern, das gefangene Weib- chen grub sich auch gleich mit den Mandibeln und Beinen einen Gang. Der Verf. schlägt für die Art den Namen G. vorux vor, es ist indess sehr leicht möglich, dass sie von dem Herbst'sclien G. fa- talis nicht verschieden ist. O p i 1 i o n e s. Eine treffliche Arbeit über die Anatomie iles Piialangiuni opilio lieferte Tulk (Ann. of nat. hist. XII. p. 153. 243. 318. pl. 3-5). Aus den umfassenden Untersuchungen des Verf., welche die von Treviranus über denselben Gegenstand eben so vervollständigen als sie in den Hauptsachen bestättigen, hebe ich hier nur einige Punkte hervor. Das darmförmige Organ, welches Treviranus als zu den männlichen Geschlechtswerkzeugen gehörend betrachtete, obschon er keine unmittelbare Verbindung mit denselben gesehen hatte, blieb auch Herrn Tulk seiner Bedeutung nach zweifelhaft. Er verfolgte die Ausführungsgänge desselben um die Haupttrachecnstämme herum bis fast an die Athmungsöffnung und vermuthet, dass sie dort nach aussen münden. Am Nervensystem, dessen Centralthcile bekanntlich Naturgeschichte der Arachhiden wahrend des Jahres 1843. 335 nicht aus einer Knotenreihe, sondern aus mehreren zerstreuten, aber symmetrisch gelegenen Ganglien bestehen, Hess sich keine Spur einer Zusammensetzung aus Bewegungs- und Empfindungsnerven nach- weisen. Besonders eigenthümlich sind den Phalangien einige Mus- kelpaaro, welche sich an das Ganglion des Cephalothorax ansetzen und es vor- und rückwärts, auf- und abwärts zu bewegen vermögen- Bemerkungen über die Geschlechtswerkzeuge der Phalangien sind von Westring (Kröy. Naturh. Tidsskr. IV. S. 354) mitgetheilt. A c a r i. Von Koch's Uebersicht des Arachnidensystems, 3. Heft, ist die dritte Abtheiluiig erschienen, welche die Fortsetzung der Eintheilung der Milben liefert. Die zweite Familie der Laufmilben: Bdellides , Schnabel-Mil- ben, ist so weit erkennbar vieräugig, mit kegel- oder nadeiförmigem freien Rüssel, freien an den Seiten des Kopfes eingelenkten, seitwärts beweglichen Tastern, und enthält die Gattungen Bdella Latr,, Arn- vionia K. , Sa'rtts Herrm., Eupalus K. , Cheylettis Latr. — Die dritte Familie G amaszdes, Thiermilben, ohne sichtbare Augen, mit auf einer Röhre vor- und rückwärts beweglichen Mundtheilen, freien, deutlich gegliederten, spindelförmigen Tastern; auf Thiercn, auch in Modererde lebend, umfasst die Gattungen Dei'manysms Dug. , Gama- sus Latr., Laelaps K., Zercon K., Sejus K., Notaspis Herrm., Eutnaeus K. (früher Ipht's K.). — Die vierte Familie Carabodides Käfermil- ben, käferförmig, mit deutlich abgesetztem Vorderleibe, und mit ver- steckten, selten vortretenden Tastern, auf der Erde und auf Pflanzen lebend, besteht aus den Gattungen Oribates Latr., Zetes K., Ere- maeus K. , Pelops K., Cephevs K., Oppia K., Damaeus K., Ca7-abodes K. , Celaeno K. , Hy pocht honius K. , JSothrus K., Miircia K. , Hoplo- phora K. — Die fünfte Familie endlich, die Sarcopt ides, Lausmil- ben, lausartig, mit ganz verborgenem Saugrüssel, und zum Theil oder fast verborgenen Tastern, meist sehr ungleichen Beinen, mit und ohne Krallenbläschen, begreift die Gattungen Acarus L., Homopus K., Sarcoptes Latr., Dermaleichtis K., Pteroptus Duf., Uropoda Latr., Hypoptis Dug. Mit Ausnahme der ersten bewohnen alle Gattungen dieser Familie Thiere. Denny (Ann. nat. bist. XIL p. 312. pl. 17) macht einige neue Ixodes-kxiGn bekannt, nämlich /. bimaculatns (Weibchen des fol- genden), /. Hippopotamensis vom Nilpferd, in Südafrika. /. rhi- nocerimis vom Rhinoceros bicornis, ebenda, /. Hy drosauri, von Hydros. Gouldii? aus Vandiemensland. Die von Simon entdeckte Hautmilbe ist auch in England aufge- funden worden. Wilson wird darüber eine eigene Abhandlung in den Phil. Transact. Roy. Soc. erscheinen lassen; er will nähere Auf- schlüsse über den inneren Bau geben, und auch die Eier und Ent- 336 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Wickelung kennen lehren. Er nennt das Thierchen Ento%oon fol- liculorum (Ann. nat. hist. XII. p. 222). Inzwischen hat auch Owen den Gattungsnamen Demodex vorgeschlagen. Tulk zeigte der Mi- croscop. Society im Decemb. 1843 ein ähnliches Thier aus Haut- pusteln eines Hundes vor, welches eine zweite Art zu sein scheint. (Ann. nat. hist, XIII. p. 75). Endlich belegte Gervais (Hist. nat. d. Apteres III. p. 282), der einen Auszug aus Simon's Beschreibung mit- theilt, die Gattung mit dem Namen Simonea, so dass diese Milbe schon nicht weniger als 4 Gattungsnamen ei-halten hat. Vergl. den vor. Jahresber. S. 278. Pycnogonides. Philippi theilte in diesem Archiv (1843. 1. Bd. S. 175. T. 9) seine Beobachtungen über die neapolitanischen Pycnogoniden mit, imter denen drei neue Arten zur Errichtung von zwei neuen Gattun- gen Veranlassung gaben. Crustaceen, Die Kalk,?chale der Crustaceen ist im Vergleich mit den Kalkschalen der Mollusken und Echinodermcn von Carpenter ihrem feinern Baue nach untersucht worden. (Ann. nat. hist. XII. p. 386). Die Kalkschale der Crustaceen ist auf der Oberfläche, welche in eine Menge kleiner warziger Erhabenheiten vortritt, mit einer Schicht Pigmentzellen bedeckt, welche jene Erhabenheiten freilassen, so dass die Epidermis, welche das Ganze überzieht, den Spitzen der- selben aufliegt. Die Kalkschicht, von elfenbeinartiger Masse, ist von feinen buchtigen Röhrchen durchzogen. „Ueber das Gehörorgan bei den Crustaceen", von Ar- thur Farre (Philos. Transact. of the Roy. Soc. of London. 1843. p. 233). An der Wurzel der äusseren Fühler, sagt der Verf., ist ein Or- gan, an der Wurzel der inneren Fühler ein anderes; das erstere gelte gewöhnlich für das Gehörorgan der Krebse, aber sicherlich mit Un- recht, seiner Lage und seinem Bau nach sei es wahrscheinlich, dass es das Gcruchorgan sei. Das eigentliche Gehörorgan liege aber an der Wurzel der Innern Fühler. Der Verf. beschreibt es nun richtig und genau, es scheint ihm aber entgangen zu sein, dass dies Organ durch Roscnthal, der es als Geruchorgan gedeutet hat, längst be- kannt ist. Der Verf weist es nach beim Hummer, Flusskrebs, bei Pagurus strcblops, und Palinurus, dagegen hat er es bei Squilla und den Brachyurcn vermisst. Die äussere Ocffnung dieses Organs dient nach der Ansicht des Verf. dazu, damit Wasser hineindringen könne, welches das Gehörwasser ersetze; ferner finden sich Steinchen in Naturgeschichte der Crustacecn während des Jahres 1843. 337 der Höhlung des Organs, welche kerne Otolithen sind — da sie mit Säuren nicht aufbrausen — sondern Sandkörnchen, feinere hei sol- chen mit engen, gröbere bei solchen mit m eiteren äusseren OefTnun- gen: diese Sandkörnchen, glaubt der Verf., treten an die Stelle der Otolithen. Ich habe mich nicht davon überzeugen können: bei einem durch einen Schnitt durch die vorderen Ganglien frisch getödteten Flusskrebse fand ich das Häufchen Sand im Grunde der Höhlung des fraglichen Organs stillliegend, während Otolithen hin und her schwin- gen müssten. Ich kann daher auch die Ansicht des Verf. über dies Organ nicht theilen. Rathke's „Beiträge zur Fauna Norwegens" (Act Leo- pold. XX. Bd. 1. Th.) sind für die Kenntniss der Crustacecn von Bedeutung. Das einzelne Neue wird unten im Beson- deren angezeigt werden. Thompson (Ann. nat. hist. XI. p. 102) hat seine Auf- zählung der irischen Crustacecn fortgesetzt. Die südafrikanischen Crustacecn, eine Zusammenstellung aller bekannten Malacostraca, Bemerkungen über deren Le- bensweise und geographisclie Verbreitung, nebst Beschreibung und Abbildung mehrerer neuen Arten von Dr. Fcrd. Krauss. Stuttgart 1843 mit 4 lith. Taf. Eine verdienstliche Arbeit, welche besonders werthvoll durch die anziehenden Bemerkungen ist, welche der Verf. nach eigener Anschauung über die Verhältnisse des Vorkommens und die Lebens- weise der südafrikanischen Crustacecn macht. Die neuen Arten sind unten aufgeführt worden. Die Bearbeitung der südamerikanischen Crustacecn im d'Orbig- nyschen Reisewerk durch Milne Edwards und Lucas ist 1843 zum Theil veröffentlicht, aber erst 1844 abgeschlossen worden. Ich verspare mir demnach diese Arbeit für den nächsten Bericht. Decapoda. Zur Kennlniss der Entwickelung der Decapoden hatJoly (Ann. d. scienc. nat. XIX. p. 34. T. 3. 4, Froriep. N.Notiz. 25. Bd. S. 337) einen Beitrag von vorzüglicher Wichtigkeit geliefert: Etudes sur les moeurs, le dcveloppement et les me- tamorphoses d'une petite Salicoque d'eau douce (Caridina Desmarestii) suivies de quelques reflections sur les metamor- phoses des Crustaces Decapodes cn general. Eine Erwähnung dieser Arbeit ist schon im vor. Jahresb. S. 281 nach den Anzeigen französischer Blätter geschehen, die Abhandlung selbst giebt viel mehr als jene Ankündigung versprach. Die Att^ an 338 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der welcher die Beobachtungen gemacht sind, ist die in Frankreich im Süsswasser lebende Hippolyte Desmarestii Millet, von welcher der Verf. nachweist, dass sie eher zur Gattung Caridina Edw. gehöre, und sie deshalb Caridina Desmarestii nennt. Die Entwickelung des Embryo im Ei wird mit der des Flusskrebses (nach Rathke's frü- herer Arbeit) verglichen. Während beim Flusskrebs Fühler, Lefze, Mandibeln gleichzeitig mit dem Hinterleibshocker erscheinen, geht hier das Auftreten desselben dem der Mandibeln, Lefze und Fühler voraus. Beim Flusskrebse zeigen sich die Kiefer früher als die Beine; hier umgekehrt. Während beim Flusskrebse Kieferpaare und Gangfüsse schon beim Embryo sich so bilden, wie sie später sich finden, zeigen sich hier nur drei Kieferpaare und drei Paar Spalt- füsse, welche letzteren später Kieferfüsse werden, und die spä- teren Gangfüsse fehlen noch ganz. Die Ordnung des Auftretens der Augen, des Herzens, des Darms und des Panzers ist bei beiden ziem- lich gleich. Wenn das Junge aus dem Ei kommt, gleichen seine Augen denen des Erwachsenen, sie sind aber noch ungestielt und auffallend gross. Die Fühler sind kurz, wenig-gliedrig. Am Panzer ist das Rostrum noch wenig entwickelt. Der Schwanz im Verhält- niss lang, 6gliedrig, die Spitze zweilappig oder spateiförmig. Beine findet man nur an der Brust und zwar drei Paar Spaltfüsse. Im Munde eine fleischige Lefze, ein Paar Mandibeln denen der Erwach- senen ähnlich, und zwei Paar mehrlappiger Maxillen. Von Kiemen noch keine Spur; sie bilden sich erst später und verhältnissmässig langsam aus, und zwar je mehr nach hinten um so später. Der Nahrungskanal ist einfach, der Magen eine blosse Erweiterung, ohne Spur des Knorpelgerüstes, welches sich bei den Erwachsenen findet. Die Leber, welche beim Erwachsenen aus zwei Massen, jede aus einer Menge blind endigender Gallengefässe gebildet, besteht, er- scheint hier noch als eine körnige Masse, welche den Anfang des Nahrungskanals umgiebt. Das Junge der Porcellana longico7'nis wurde von Du- jardin beobachtet (Rev. Zool. p. 187). Es ist eine Zoe-Form, dem Jungen der Pagurus ähnlich. Es hat zwei Paar Fühler, im Munde drei Kieferpaare, nämlich ein Paar ausgebildeter Mandibeln und zwei Paar Maxillen, die beiden letz- teren mit Tastern, ferner am hinteren Theil des Cephalothorax zwei Paar Spaltfüsse, welche gleicli den Fühlern mit äusserst zarten Fie- derborsten besetzt sind, denen ähnlich, welche die Entomostraceen an ihren Ruder- und Kiemenfüssen tragen, und welche der Verf. demnach als die Athmungsorgane der jungen Krebse betrachtet. Endlich hat der hintere Theil des Cephalothorax noch zwei seitliche nach hinten gerichtete lange Fortsätze, welche dem Rückenstachel der anderen Zoen entsprechen. Erdl ,, Entwickelung des Iluiuuiereies von den ersten Naturgeschichte der Crustaceen wahrend des Jahres 1843. 339 Veränderungen im Dotter an bis zur Reife des Embryo." München 184-3. Ausser der Darstellung der allmählichen Ausbildung des Embryo giebt der Verf. schliesslich noch eine Uebersicht über die Verschie- denheiten, -welche sich in dieser Rücksicht bei dem ebenfalls beob- achteten Carcinus Maenas und beim Flusskrebs finden. Beim C. Mae- nas sind die Augen beträchtlich grösser, die Leber bildet sich früher aus, Füsse und Mundtheile aber später. Beim Flusskrebs sind die Augen kleiner als beim Hummer, obgleich das Ei grösser ist, dage- gen entwickeln sich die Fühler schon früh zu beträchtlicher Länge, und die Schwanzfüsse finden sich schon in frühen Stadien. Beim Hummer entwickelt sich der Schwanz früher als beim Flusskrebs. Brachyura. Aus den verschiedenen Familien der kurz- schwänzigen Krebse sind von Kr aus s a. a. O. folgende Arten als neue aufgestellt: Platyonychus rugulosus, Aegle (De Haan) Rüppellii; Xantho De Haanii, bdentatus; Galene (De Haan) nat alensis; Pilumnns xanthoides; MenipjieMar- tensii; Telphusa depressa; Sesarma longipes; Acantho- nyx Mac Leayi, ideiitatus; Visa fascicularis. Ausserdem sind von White zwei neue Arten beschrieben wor- den: Fort U71US catharus, dem europäischen P. marmoreus ähn- lich, indess breiter und mit vier Zähnen auf dem Stirnrande, aus Neuseeland (Dieffenb. Trav. IL p. 265) und Atelecyclus spinu- losus von den Falklands-Inseln, dem chilesischen A. chilensis Edw. nahe verwandt (Ann. nat. bist. XII. p. 345). Auf einen eigenthümlichen Bau der Kiemen bei den Landkrabben machte J. Müller in der Gesellsch. naturf. Fr. zu Berlin aufmerk- sam. Die Kiemen haben nämlich harte Fortsätze zwischen den ein- zelnen Blättern, welche das Zusammenbacken derselben verhindern, und deren Mangel allein den Fischen ausserhalb des Wassers tödt- lich zu w erden scheint. (Fror. N. Notiz. 28. Bd. S. 265). JLnomtirii* Pagunis virescens so wie Porcellana natulensis und DeHaanii sind neue Arten von Krauss (a.a.O.) von der Natalküste; die beiden letzten leben auf den Madreporinen- Bänken. JLstacini. Krauss (a. a. O.) traf in der Tafelbai häufig eine G'ebt'a, welche er nach der Abbildung in der Fauna Japon. als G, major De Haan bestimmt, wegen einiger Abweichungen jedoch als var. capensis bezeichnet. Bei genauerer Vergleichung wird sich wahrscheinlich finden , dass sie eine eigenthümliche Art ist. Cariües. Eine Anzahl neuer Arten von der Norwegischen Küste ist von Rathke (Verhandl. d. Kais. Leop. Acad. d. Wiss. XIL S. 6— 18) aufgestellt und genau beschrieben: Fa/aemo7i Fabricii, Hippolyte subula, vittata (pusiola Kröy.), recurvirostris , 340 Er ich so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der Lovenii (nmülaKr.), lentiginosa (Gaimardü Kr.), Ret%ii, Pau- li altis brevirostris. Nachträgliche Bemerkungen dazu in diesem Arch. 1844. I. S. 258. 259. Die Gattung Cwoto Edw. wurde auch von Goodsir (Edinb. New Philos. Journ. 34. Bd. S. 119) als ausgebildete Form nachgewiesen, indem er Weibchen mit Eiern antraf. Auch ist die Stellung der Gattung unter den Decapoden festgestellt. Die kammförmigen Kie- men liegen nämlich unter dem Panzerschilde, über den Beinen, die Geschlechtsorgane der Männchen sind nicht sichtbar, die der Weib- chen gleichen denen von Mysis. Die gestielten Augen sind sehr klein, und unter dem Panzerschilde versteckt, (daher rührte es auch wohl, wenn Kröyer — s. vor. Jahresber. S. 283 — sie nicht fand). Drei Arten beobachtete der Verf. um Frith of Forth : C. Edward- sii n. sp., C. Audoutmi Edw., und C irispitiosa n. sp. In wie weit diese mit den Arten von Kröyer zusammenfallen, muss aus einer näheren Vergleichung der Beschreibungen hervorgehen, zu bemerken ist aber, dass der Verf. , wie Edwards, ausser dem Kopftheil 4 Vor- derleibsringe beschreibt, während Kr. bei seinen neuen Arten 5 zählte. — Zum Unterschiede von zwei neuen, verwandten Gattungen, stellte Goodsir die Merkmale von Cuma so fest: Obere Fühler Igliedrig, schuppenförmig, untere Fühler 5gliedrig, die doppelten Endstücke der Schwanzstiele zweigliedrig, das letzte Glied das kleinste. Die beiden neuen Gattungen sind 1. Alauiia; obere Füh- ler bestehend aus einem Stiel und vielgliedr. Faden, untere Fühler 8gliedr.; die drei ersten Beinpaaro zusammengesetzt; das innere Stück des Schwanzstiels aus drei Absätzen bestehend, das äussere aus einem: A. rostr ata, neue Art. — 2. liodotria; die 5 ersten Schwanzringe jedes mit einem Paar von Spaltfiissen versehen; die beiden Endstücke der Schwanzstiele ungegliedert: B. arenosa, neue Art. Sto mapo da. Caridioides. Ilathke (a. a. O. S. 18) gab eine genauere Beschreibung von Mpi's ßexuosa {Canc. /lex: Müll.) und stellte eine neue Art, M. inermis auf. A m p h i p o d a. Rathke (a. a O. S.60. 85) bereicherte diese Ordnung mit zwei neuen Gattungen: 1. Liriope, aus einem kleinen kaum 1'" langen Crustaccum, L. pyi^tnaea gebildet, welches in mehreren Individuen lebend in der zugleich als Bruthöhle dienenden Verdauungshöhle des Peltogaster Paguri, eines auf dem Pagiirus Bernhardus schmarotzen- den Wurms gefunden wurde: die inneren Fühler klein, mit einem grossen Haarbüschel an der Wurzel, die äussern Fühler lang, viel- glicdrig. Der Kürpur länglich, oben gewölbt. Die vier ersten Füsse Naturgeschichte fler Crustaceen während des Jahres 1843. 341 mit anscheinend klauenlosen Schceren, die beiden letzten in einen einfachen Stiel ausgehend, die übrigen längere Gangfiisse; die After- füsse (6 Paar) platt, in zwei Aeste getheilt und in lange Borsten auslaufend; zwei dünne, drehrundliche, gegliederte, mit langen Bor- sten am Ende besetzte Schwanzanhänge. 2. Ip himedia, der Gattung Leucothoe insofern zunächst ver- wandt, als die Beine des ersten Paares auch bei ihnen in eine Scheere auslaufen, die des 2ten Paares aber solche Hand besitzen, wie etwa bei Gammarus und Amphithoe; unterschieden dagegen da- durch, dass der Pollex seiner Scheerenfüsse nicht aus 2 sondern 1 Gliede besteht, dass die Stämme der Fühler nicht aus 2 Gliedern, sondern der der obern aus 3, der der untern aus 4 Gliedern zusam- mengesetzt sind, und dass die obern Fühler nicht länger sondern kürzer sind als die untern. /. obesa, häufig bei Christianssund. Neue Arten der Norwegischen Küste (ebendas.) sind: Gamma- rus anomalus, Sundevallii, poecilurus, Kröyeri, angn- losus, %ebra, — Amphithoe tenuicornis , podoceroides, Prevostii Edw.? norvegica — Podocertis cupillatus , cal- cur atu s. Die Ordnung der Laemodipoda wurde von Kröyer in einer Abhandlung „Beschreibung neuer Arten und Gattungen der Caprel- iina, mit einleitenden Bemerkungen über die Laemodipoda und deren Stellung im System" (Naturhist. Tidsskr. IV. S. 490) aufgehoben, und mit den Amphipoden verbunden. Es ist dies ganz naturgemäss, denn sie haben selbst den wesentlichen Charakter mit den Amphipoden gemein, dass die vorderen 7 Körpersegmente Kiemenblasen haben, nur mit der Einschränkung, dass hier nicht Beine und Kiemenblasen zugleich vorhanden sind, sondern in der Regel, wo die letzteren vorkommen, die ersteren fehlen und umgekehrt. Hierdurch, und durch die Verkümmerung der Schwanzportion sondern sie sich als eine eigene Familie ab, welche der Verf. als Laemodipoda be- zeichnet, und in zwei Gruppen, Caprellina und Cyamea zerlegt. In der Gruppe der Caprellina fügt der Verf. den beiden Gat- tungen Lepto?/tera Latr. und Caprella Lam. zwei neue zu: 1. Cer- cops, der 2te Körperring mit Beinen und Kiemenblasen wie bei Leptomera, Schwanzportion deutlich, ögliedrig, mit 4 längeren 2glie- drigen Anhängen. — 2, Aegina., das 2te Segment mit Beinen, aber ohne Kiemenblasen; Schwanzportion deutlich, 2gliedrig mit 4 Anhän- gen. Mandibeln mit dreigliedrigem Taster. Beschrieben hat der Verf. (a. a. O. S. 499. 585) Leptomera pe- data Abildg. aus dem Sund, Cercops Holbölli Kr. aus Grönland, Aegina longicornis Kr. ebendaher, Caprella Januar ii Kr. C. dilatata Kr. beide von Rio Janeiro, C. septentrionalis in der Nordsee von Grönland bis zum Kattegat, C. lobata {Squill. lob: Müll.), C. hystrix Kr. vom Christianssund. Rathke (a. a. O. S. 94) setzte die an der norwegischen Küste 342 Erich so 11 : Bericht über die ^Yissensch. Leistungen in der beobachteten Arten der Caprellinen genau aus einander, nämlich CaitreUa Phasma Lam. , C. acvminifera Leach? C. scolopendroides Lam. und Leptomera jiedatu Lam. Die Gattung Cyamus wurde von Kröyer (Naturhist, Tidsskr, IV. S. 474) mit den zwei Arten C. Ceti L. und C. crraticus Rouss. d. V. erläutert. I s o p 0 d a. Mdoteides» Neue Arten von Idotea sind: /. Lichtenst ei- vii Krauss (a. a. O.) vom Cap (Tafelbay) und /. granulosa, 1. br evicornis Rathke (a.a.O.) von der Norwegischen Küste; auch wurde /. tridentata Latr. , welche häufig ebenda vorkommt, genauer beschrieben und von /. Basteri And. unterschieden. Asellota, Eine neue Gatt. Cr os sums errichtete Rathke (a. a. O.): Vier etwas dicke Fühler, die äussern länger als die innern. Körper gestreckt, oben gewölbt. Schwanz von zwei Halbbinden von einer Menge Haare wie Fransen , an der Spitze mit kurzen geglie- derten Anhängen. Das erste Paar stark verdickte Scheerenfüsse, die übrigen dünne Gangbeine. Sechs Kiemenblätter mit gleichgebildeten Deckblättern. Cr. vittatus, 2'" lang, bei Molde auf Austern ge- funden. Oniscitles* Eine ausführliche Beschreibung des äussern und innern Baues des Ligidinm Persooni Brandt hat Lereboullet (Ann. (I. sc. nat. XIL p. 103. pl. 45) gegeben. Tylos wurde von Krauss (a. a. O.) mit zwei neuen Arten, T. granulatus und capensis , aus der Tafelbai, bereichert. ^phaerofniiles. Derselbe (ebendas.) führte unter 5 süd- afrikanischen Arten von Sphaeroma eine neue Art auf, Sph. macro- cephala Kr. von der Natalküste. — White (Ann. nat. bist. Xll. p. 345) beschrieb Sphaeroma gigas var. lanceolata von den Falk- lands-Inseln. Zwei neue fossile Formen wurden von Mi Ine -Edwards (Ann. d. sc. nat. XX. p. 326) vorläufig bekannt gemacht. Die eine Pa- laeonisctcs Brongiartii, aus dem grünen Mergel der Pariser Gegend, gehört entschieden den Sphaeromiden an, ohne jedoch einer der jetzt lebenden Gattungen eingereiht werden zu können. Die an- dere, Archeoniscus (Brodii) von Brodie in Wiltshire in England gefunden, scheint eher den Cymothoaden anzugehören, namentlich schliesst sie sich in manchen Punkten an Serolis an. Cyvnothoada» Eine ausführlichere Beschreibung des äusse- ren und inneren Baues von Jega bicarinata Leach theilte Rathke (a. a. O.) mit. JKpicaritlejf. Derselbe (a. a. ü.) stellte eine neue Gattung dieser Familie, P/tryxus, auf, welche mit ßopyrus nahe verwandt Naturs;eschichte der Crustaceen während des Jahres 1843. 343 ist, sich aber durch die grossen zweilappigen Kiemen des Weib- chens unterscheidet. Zwei Arten leben auf Krebsen , nämlich Phr. Hippolytes auf Hipp, lentiginosa K., und Phr. Paguri auf P. Bernhardi. Die erstere Art ist einerlei mit Kröyer's Bopyrus abdo- minalis (S. Jahresber. f. 1840), welcher die Theilung der Kiemen übersehen, die spätere Entwickelungsgeschichte aber so schön darge- stellt hat, während von R. die frühere Bildungsgeschichte innerhalb der Bruthöhle der Mutter weiter verfolgt ist. Myriap od a. Newport's Abhandlung über Nerven- und Gefässsystem der Myriopoden ist im Eingange besprochen worden. Chilognatha * Lucas (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 2. ser. I. p. 43) stellte eine neue Gattung Plat ydesmus anf, welche in der Form der Leibesringe Polydesmus gleicht, aber durch kleinen drei- eckigen Kopf, vorhandene Augen und saugende Mundtheile abweicht; die neue Art, PL jioly desmoides ist von Guatemala. Newport stellte zwei neue englische Arten Jiilus Sandwi- censis (Proceed. Ent. Soc. Lond. p. 66) «und /. pilosns (ebendas. p. 69), ferner Sjiirotreytus antipodarum (Dieffenb. Trav. II. p. 270) von Neuseeland, auf. CJiilopodn. Eine kleine Arbeit über Cermatia theilte Tem- pleton (Transact. Ent. Soc. Lond. 111. p. 306) mit. Er sondert sie in zwei Gruppen: a. Körper gestreckt, in der Mitte deutlich breiter: 1. C. araneoides Pall. , 2. C. longicorni's Hardw. von Bengalen, 3. C. nobilis neue Art von Mauritius und Indien, 4. C. coleoptrata Lam. aus Südeuropa, 5. C. capensis neue vom Cap. — b. Körper kurz und fast gleich breit: 6. C. longipes Lam. Als neue Art ist Scolopendra rubriceps aus Neuseeland von Newport (Dieffenb. Trav. IL p. 270) aufgestellt. Mntomostraceen, Goodsir (Edinb. New Philos. Journ. XXXV. p. 102) untersuchte in Firth of Forth Das, was die dortigen Fischer „Maidre" nennen. Er besteht in ungeheuren und zusammenhängenden Massen lebender Thiere, unter denen Amphipoden, Cirripedien und Acalephen zahl- reich vorkommen, deren Hauptbestandtheil jedoch Entomostraceen bilden. Hierhin kommen nicht allein unermessliche Heerden von Köhlern (coal-fish), und kleine Schaaren von Heringen, sondern selbst Cetaceen, namentlich Delphine, Meerschweine, und gelegentlich lässt sich auch der Rorqual blicken. Der Verf. meint, dass diese Walle nicht den Fischen folgen, um sich von ihnen zu nähren, sondern mit ihnen das Mahl des Maidre theilen, denn nie habe er einen Fisch im Magen eines Delphins oder Meerschweins gefunden. Auch Fand er bei einem Besuch der genannten Insel im Mai das Wasser 344 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der in weitem Umkreise roth gefärbt, und dies rührte von einem Ento- mosfracon her, welches sich als Cetochilus ergab. So scheint das massenhafte Auftreten der fast unsichtbaren Entomostraceen die Exi- stenz der ungeheuren Fischheerden sowohl als der riesigen Meeres- säugthiere zu bedingen. Cladocera. Baird (Ann. nat. bist. XI. p. 81 ) in der Fortsetzung seiner seit melireren Jahren unterbrochenen Naturgeschichte der britischen En- tomostraceen hat die Gattung Lynceus Müll, einer gründlichen Prü- fung unterworfen. Zunächst bedurften die Charaktex-e der Gattung einer Berichtigung, die von allen Schriftstellern unrichtig gefasst sind, und welche der Verf. so aufstellt: Ruderarme zwei, gewöhnlich sehr kurz, ästig, jeder Ast dreigliedrig. Ein einzelnes Auge; vor demsel- ben ein schwarzer Fleck, Beine 5 Paar. Darm gewunden, Schwanz eingelenkt. Der Verf. sondert die britischen Arten in 8 Untergattun- gen: 1. Macrothrix, vorderer Ast der Ruderfüsse mit einer sehr langen Borste au der Wurzel des zweiten Gelenks; Fühler hängend, an der Rüsselspitze: M. laticoi-nis (Mofi. lat. Jur.). — 2. Enrycer- cus: fast viereckig, Schwanz sehr breit, eine flache Platte bildend, dicht gesägt: E. lamellatns {L. la?ji. Müll.). — 3. Chydorus Leach: Fast kuglig, Rüssel sehr lang und spitz, meist mondförmig gekrümmt; Ruderarm sehr kurz: Ch. sjthuericus (L. sjih. Müll.) und eine neue Art, Ch. g /obostis. — i. Campt ocercus: eiförmig, Schwanz lang, dünn, sehr biegsam, gesägt: C, macroiirus (L. fiiacr. Müll.). — 5. Acropertis, etwa leierförmig, unten am vorderen Rande in einer stumpfen etwas vortretenden Spitze endend, Ruderbeine etwas lang: A. Iiarpae (L. harp. Baird.) und eine ueue Art A. ?iaiius. — 6. Alona: Schale viereckig, gestreift, Arme kurz: A. qiiadrangniaris (L, quadr. Müll.) und eine neue Art, A. retten lata, — 7. Vleitr- oxus: Vorderrand vorragend im obern Theil, der untere Theil ab- gestutzt, oder gerade abgeschnitten, erstes Fusspaar sehr gross: Fl. trigonellm (L. trig. Müll.) und VI. humatus (L harn. Baird.), — 8. Peraca7it hti: eiförmig, das untere Ende der Schale leicht rück- wärts gekrümmt, und gleich dem oberen Ende des Vorderrandes mit starken hakigen Dornen besetzt: P. trmicata (L. triinc. Müll). Ostracoda. Eine Cypris wurde von Dieffenbach aus Neuseeland mitgebracht imd von Baird (Dieffenb. Trav. II. p.2G8) beschrieben: C. Novae Zelandiae; eiförmig, verlängert, an beiden Enden gleich zu gerun- det, etwas aufgetrieben, und in der Mitte des Vorderrandes leicht ausgebuclitet, glatt, glänzend, ganz unbehaart; der C. dctecta Müll, ähnlich, bei der indess die Schale nicht aufgetrieben ist. Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1843. 345 Copepoda. Philipp! (Archiv 1843. I. S. 54) hat seine ferneren Beobachtun- gen über die Copepoden des Mittelmeers mitgetheilt. Eine für die Systematik der Ordnung wichtige Abhandhing. Es sind sieben neue Gattungen aufgestellt: Euchaeta, Idya, Metis, Aenippe , On- caea, Euryte, Idometie, jede mit einer nevien Art. — Cyclopsina Edw, beschränkt der Verf. auf C. castor, und verweist staphylüins und fiircatits zu Nauplius, von welcher Gattung er 14 Arten aufführt. Goodsir (Edinb. New Phil. Journ. 25. Bd. S. 336. T. 6) beschrieb eine neue Art von Cetochilus , welche sich vom C. australis durch je eine lange Borste am 22sten und 23sten Fühlergliede, auch in der Form der Füsse unterscheidet, und welche der Verf. C. septen- trionalis nennt; ferner (ebendas. S. 337) eine neue Gattung Ire- naeus mit folgenden Kennzeichen: „ein grosses röhriges Organ, welches von der Bauchseite des Körpers abgeht, trägt an der Spitze das Gesichtsorgan; der rechte P'ühler über der Mitte stark verdickt; 10 Kaufüsse." Die Art /. splendidus zeichnet sich durch den Me- tallglanz der Farben, in denen Saphir und Smaragd vorherrschen, aus. Beide finden sich im Maidre (s. o. ) bei Firth of Forth, der letztere einzeln, der Cetochilus massenweise. Siphonostoma. Wichtige genauere Untersuchungen über einige Arten der Nord- see hat Rathke (Verhandl. d. Kais. Leop. Akad, XII. S. 98) ange- stellt. Es sind Caligus curtiis , C. diaphatins Nordm., C. hippoglossi Kröy., Nicothoe Astaci Aud., Chondracanthus Lophii {gihbosus Kröy.), Lernaea brachialis L. beobachtet. Der innere Bau ist von Caligus curtus, Nicothoe astaci, Chondracanthus Lophii, Lernaea brachialis erforscht worden. Als vorzüglich wichtig sind die Beobachtungen über die Entwickelung der Nicothoe Astaci hervorzuheben. Es findet hier nämlich keine Verwandlung statt, wie sie sonst in dieser Ord- nung angetroffen wird, sondern das Junge kommt in ähnlicher Form, wie sie die Eltern haben, aus dem Ei. Nur die grossen flügei- förmigen Fortsätze des Vorderkörpers des Weibchens fehlen: diese enthalten die Geschlechtsorgane, und entwickeln sich also erst später mit denselben, wodurch die Gestalt des Vorderleibes eine andere wird, ferner sind die Klammerfüsse in ähnlicher Weise vorhanden, und ausser diesen kommen bei reiferen Larven noch zwei Fusspaare vor, bei Erwachsenen fünf; endlich haben die Jungen zMei Ringel weniger als diese. — Erwachsene Männchen hat der Verf. nicht beobachtet, dagegen beobachtete er unter den Embryonen eine be- sondere Form, welche sich durch kleinere, schmälere Gestalt, län- gere Fühler und kürzere Beine von der anderen unterschied, und welche deshalb als männliche, letztere als weibliche Embryonen an- zunehmen zu sein schienen. Archiv f. Maturgesch. X. Jahrg. 2. Bd. Z 346 Erichson: Bericht ü. d. wissensch. Leist. i. d. Naturg. etc. C i r r i p e d i a. Goodsir (Edinb. New Philos. Journ. 25. B. S. 88) hat eine Ent- deckung gemacht, welche die Kenntniss dieser Ordnung in einem wesentlichen Punkte vervollständigt, nämlich die Männchen. Der Verf. hatte sich die Meinung gebildet, dass die Cirripedien getrenn- ten Geschlechts seien, und dass die Männchen ähnlich wie bei den Lernaeen, in ganz abweichender Form auf den Weibchen zu finden sein würden. Nach langem vergeblichen Suchen war er endlich im Mai 1843 so glücklich, auf dem Balamis balaenoides, und zwar un- mittelbar über den Ovarien ein Thierchen angeheftet zu finden, wel- ches er nicht Bedenken trägt, als das Männchen zu betrachten. Der vorder« Theil des Körpers ist hartschalig, und besteht aus sechs Ringeln. Das erste derselben ist halbkreisförmig, und enthält ein Paar gestielter Augen, zwei Paar fühlerartiger, ein Paar kammförmiger Klammer -Organe und den Mund; der letztere scheint ein Saugmund zu sein und ist seiner Zusammensetzung nach noch nicht näher un- tersucht. Die übrigen fünf Ringel haben jeder ein Paar mit einer einfachen Klaue bewaffneter Beine; an der Wurzel des letzten Fuss- paars finden sich die äussern Geschlechtsorgane. Der hintere, weiche Theil des Körpers besteht aus drei Theilen, welche durch Einschnü- rung geschieden werden: der erste ist vorn in drei Lappen getheilt, und überragt den hartschaligen Vorderkörper, so dass derselbe ganz von demselben verdeckt wird , der zweite hat an jeder Seite einen armartigen, nach hinten gerichteten Fortsatz, der dritte endet mit drei ähnlichen Fortsätzen. Das ganze Thierchen hat etwa eine Linie im Durchmesser, in einzelnen Fällen wird es aber vergrössert, wenn sich nämlich in seinem weichen Theil ein 4'" langes Schmarotzer- krebschen, zur Isopoden- Familie der Jonier gehörend, zuweilen in grosser Zahl eingeschlossen findet. — Auch die Larven von Baianus halanoides und tintinnabulum hat der Verf. beobachtet und ebendas. (S. 97. 99) beschrieben. Elminius plicatus Gray: Schalen gelb, stark gefaltet, vor- züglich an der Wurzel, Deckelplatten dick," ist in Dieffenb. Trav. IL 269. 26 aufgestellt. Sowerby der Jüngere (Ann. nat. hist. XIL p. 260) machte einen merkwürdigen fossilen Cirripeden Loricnla pulchella aus dem obern Kalk von Rochester bekannt, welcher gewissermassen in der Mitte zwischen Balanen und Lepaden zu stehen scheint. Der Stiel ist an der Wurzel eng, ringsum mit ineinandergreifenden Reihen grosser Schuppen gepanzert. Es scheinen sechs Schuppenreihen zu sein. Ob vier oder fünf Deckelstücke vorhanden sind, ist nicht deutlich. 347 Bericht über die Leistungen im Gebiete der JVatnr- gescbicbte der Mollusken während des Jahres 1843. von Dr. F. II. T rose hei. Von solchen Werken, die danach streben in getreuen Abbildungen die ganze Summe der jetzt bekannten Conchy- lien-Arten zu liefern, sind vier im Gange, und es scheint da- durch eine ermunternde Concurrenz entstanden zu sein welche Verfasser und Verleger antreibt, ihr Möglichstes zu thun. Leider müssen sie zu so grossem Umfange anwachsen, dass es wohl nur wenigen Privatgelehrten möglich ist, sich in ilu'en Besitz zu setzen. Freilich miissten sie sich, wenn sie vollendet werden sollten, zum grossen Theil wiederholen da sie eben alle Arten abbilden wollen. Die Zahl derselben ist in neuerer Zeit ins Ungeheure gewachsen, und wenn ein Autor die Zahl der bisher beschriebenen Arten einer Gattung vervierfacht, ja versechsfacht, so ist es wohl zu verzeihen, wenn man in die Gültigkeit derselben einiges Misstrauen setzt. Viele Arten werden gewiss als Varietäten in eine zusammen- fallen, wenn ein anderer Forscher dasselbe Material unter die Hände bekommt. Entfernt von diesen reichen Materialien enthalte ich mich natürlich jeder Kritik. Die vier Werke, auf die ich so eben hingewiesen, sind folgende: Illustrations conchyliologiques ou Description et figures de toutes les coquilles connues Vivantes et fossiles, classees suivant le Systeme de Lamarck ct. par Chenu. Livr. 1. 2. Fol. Paris 1843. Lovell Reeve Conchologia iconica a complete Reper- tory of species, pictorial et descriptive Number 1. 2. London 1843. 4. Die Diagnosen der Arten mehrerer Gattungen sind in den Proceedings zool. soc. of London gegeben. Sowerby Conchological Illustrations. London. Kien er Species general. Von diesem Werke erschienen im Z* 348 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Jahre 1843 die Lieferungen 83—92 , welche den Text zu den Gat- tungen Murex und Strombus enthalten , so wie die Tafeln zu den Gattungen Strombus, Pterocera, Rostellaria und Ancillai-ia. Von Lamarck's Histoire naturelle des animaux sans ver- tebres erschien während des Jahres 1843 in der von Deshayes bearbeiteten zweiten Ausgabe der neunte Band. Er enthält die Janthinen, Macrostonien (Sigaretus, Stoinatella, Stoinatia, Haliotis), Plicaceen (Tornatella, Pedipes, Pyramidella), Scala- rinen (Vermetus, Scalaria, Delphinula), Turbinaeeen (Solarium, Bifrontia, Rotella, Trocluis, Monodonta, Turbo, Littorina, Pla- naxis, Phasianella, Turritella), Canaliferen (Cerithiuni, Pleuro- toina, Turbinella, Cancellaria, Fasciolaria, Fusus, Pyrula, Struthiolaria, Ranella, Murex, Triton) und die Alata (Rostel- laria, Chenopus, Pterocera, Strombus). Wie die früheren Bände ist auch dieser ausgezeichnet durch die vielen Bemer- kungen über die Organisation der Thiere, wobei vorzugsweise die reichen Beobachtungen von Quoy und Gaimard in der Voyage de l'Astrolabe benutzt sind. Damit verbinden sich vielfache Berichtigungen über die Stellung der Gattungen im System ; natürlich musste hier noch die oft unpassende La- marcksche Reihenfolge beibehalten werden. In der Synonymie finden sich bedeutende Vervollständigungen und wichtige Be- richtigungen. Endlich gewinnt das "Werk ungemein an Brauch- barkeit durch die Hinzufiigung einer grossen Zahl solcher Arten, die in neueren Schriften bekannt gemacht und hier durch viel ausführlichere Behandlung kenntlicher gemacht wor- den sind, als dies bei der ersten Ausgabe des Lamarckschen Werkes der Fall war. Lamarcks species of shells, comprising the whole of the recent additions in Deshayes last french edition with nume- rous species not noticed by that Naturalist, accompanied by accurate delineations of almost all the shells described and forming the last edition of the Index testaceologicus. The letter press by Sylvanus Hanley; the lllustrations by W. Wood, London 1843. Roy. fol. Ist mir nur aus der Anzeige bekannt. Küster's Fortsetzung des Martini -Chemnitzschen Con- chylienwerkes erfreut sich eines guten Fortganges. Ich ver- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 349 weise auf den dein fünften Hefte dieses Jahrganges beigege- benen Bericht der V^erlaiishandlung. Von einem englisclien Werke: Figures of Molluscous Aniinals, .selected from varioiis Authors; etched for the use of Stiidents. 13y Maria Emma Gray Vol. 1. London 1842. 8. kenne ich nur eine kurze Anzeige in den Annais XI. p. 56. Zu den Fortsetzungen bereits früher begonnener Werke gehört auch die zweite und dritte Lieferung von Philippi's Abbildungen und Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Conchylien. Kassel 1843. Es sind hier Arten aus den Gat- tungen Helix , Bulimus , Melania, Neritina, Trochtis , Unio, Arcdy Venus, Tellina und Solen dargestellt. Die neuen Arten sind unten angeführt. Von Hart man n's Erd- und Süsswasser-Gasteropoden erschien im Jahre 1843 das 7te Heft, es enthält die Abbil- dungen von Pupa bigranata, Heterostoma semitecta (Helix paupercula Lo\ve), Helix (Chromocochlea) Tahitensis, (Colum- plica) dolinm und uniplicata, Varietäten von Helix fruticum, nemoralis, lucifuga und arbustorum luid endlich Sealariden von Planorbis dubius. Der Text bezieht sich theils noch auf Abbildungen des 6ten Hefts, des 7ten und greift auch schon in das 8te über. Dieses ist erst im Jahre 1844 erschienen; da jedoch mit demselben der erste Band geschlossen wird, so mag seiner hier gleich erwähnt werden. Er enthält Ab- bildungen von ausgebesserten und linken Helix arbustorum, Sealariden von Valvata planorbis, Carocolla Zebuensis Lowe, Helix rota Sow., Neritina virginea Lam., Varietäten von Helix rhodostoma, Helix montana und sylvatica, einige Abnormitäten von Clausilien und einige Sealariden von Helix poniatia. Der Band ist wie gesagt somit geschlossen und es ist Titel und Inhaltsanzeige beigegeben. Seite 189 verspricht Verf. für den zweiten Band eine ganz geordnete Uebersicht dessen, was die Schweiz von Gasteropoden enthält. Es wird also einen zweiten Band geben. H. Scholtz gab eine Schrift heraus: Schlesiens Land- und Wasser -Mollusken, systematisch geordnet und beschrie- ben. Breslau 1843. 8. Dieser dankenswerthe Beitrag zu der Fauna Schlesiens zeigt, dass Verf. keine Mühe gescheut hat, eine möglichste Vollständigkeit zu erreichen. Es werden 350 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der in diesem Werkchen 128 Mollusken beschrieben, unter denen zwei neue (Helix Charpentieri und Pisidium roseum). Bei jeder Art ist der lateinische und deutsche Name, eine deutsche Diagnose, die Synonyme, eine Beschreibung der Schale und des Thiers, und genaue Angaben über den Aufenthalt gegeben. Häufig sind auch die Eier beschrieben. Abbildungen sind nicht beigegeben. Einen schätzenswerthen Beitrag zur Molluskenfauna von Neuholland lieferte Menke: Molluscorum Novae Hollandiae specinien ct. Hannnover 1843. In dieser Schrift zählt der Verf. 263 Mollusken -Arten auf, welche Preiss in dem süd- westlichen Neuholland sammelte, und unter denen 64 Arten als neu aufgeführt sind. Diese sind kurz beschrieben; Abbil- dungen sind nicht beigegeben. Später giebt Menke selbst in seiner Zeitschrift für Malacozoologie eine Kritik , in der er nach Vergleichung einiger Conchylienwerke 12 seiner neuen Arten als schon beschrieben angiebt, so dass nur 48 neue Arten bleiben. Carpenter theilte der Royal Society einen Aufsatz über den mikroskopischen Bau der harten Theile der Evertebraten mit, deren erste Abtheilung sich mit den Schalen der Mollus- ken beschäftigt. Er fand Schalen mit prismatischer Zellenbil- dung, wie Pinna, welche aus einer Menge flacher sechsseitiger Kalkprismen zusammengesetzt sind, andere die aus häutiger Schalensubstanz bestehen ohne Zellgewebe, drittens solche, welche Perlmutterstruktur haben, und endlich Schalen mit röhriger Struktur. Die letzten Abschnitte des Aufsatzes be- schäftigen sich mit der Epidermis und der färbenden Substanz der Schalen. Annais XI. p, 380. Eine weitere Ausführung dieser Untersuchungen findet sich Annais XII. p. 377. General results of Microscopic In- quiries into the niinute Structure of tlie Skeletons of Mol- lusca, Crustacea and Echinodermata. By William B. Car- penter. Kölliker hat beobachtet, dass die Bewegung der Ge- börsteinchon bei den Mollusken von Wimpern abhängig ist, welche die innere Fläche der Bläschen bedecken. Er hat sie bei Tritonia thethydea, Thctliys fimbria, Pleurobranchaea iMeckelii, Diphyllidia. lineata und Ilyalaea tricuspidata gesehen, Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 351 am besten bei Thethys und Diphyllidia (Froriep's Neue Noti- zen 1843. Vol. 25. p. 134). Joly machte die Beobachtung an Mollusken (Paludina vivipara Lam., und Anodonta cygnea Lam,), dass sie in Eis einfroren, ohne daran zu sterben. Einige Paludinen gebaren sogar kurz nach dem Einfrieren Junge. (Comtes rendus 1843. XVI. p. 460). Cephftlopoda. A. Kölliker fand bei den Cephalopoden in der Nähe der Augen Grübchen, zu welchen ein vom Augennerv ent- springender Nervenfadi'u geht; er iiält dies für Geruchsorgan. (Froriep's Notizen. Vol. XXVI. p. 166). Vrolik theilt die Resultate einer Untersuchung des Äau- tilus Pornpüius , von welchem die Akademie zu Harlem zwei Exemplare aus der Bai von Amboina erhielt, mit. Annais XII. p. 174. Es sind folgende: 1) Die Kammern enthalten nur Luft, welche reich an Stickstoff ist, und keine Kohlensäure enthält. 2) Das Thier ist nur durch den Sipho an der Schale befestigt. 3) Die Struktur und die Lage der innern Theile stimmt mit der Beschreibung Owen's überein. 4) Die Kiefer sind hornig, aber mit einer bläulichen Kalk- masse bedeckt. 5) Die Zahl und Beschaffenheit der Taschen am Herzbeutel ist wie es Valenciennes beschreibt. 6) Der After liegt nicht, wie Valenciennes ihn abbildet, sondern in der halbmondförmi- gen Spalte des blättrigen Organs, welches Owen in Beziehung zum Oviduct bringt. 7) Es ist eine deutliche Oeffnung im Herzbeutel vorhanden, wie es Owen beschreibt und Valenciennes leugnet. Ebenfalls in den Annais XII. p. 305 macht Owen einen Aufsatz über die Tentakeln des Nautilus Pompilius bekannt, in welchem er seine frühere Deutung, gegen die Valencien- nessche Erklärung, dass die vielen Tentakeln den Saugnäpfen au den Armen der andern Cephalopoden entsprechen, und dass sich eigentlich nur 8 Arme vorfanden , vertheidigt. JPteropodam Eine interessante Abhandlung zur Anatomie, Physiologie und Naturgeschichte der Pteropoden gab Souleyet in d-en Coniptes rendus des seances de l'Academie des sc. de Paris XVII. p. 662, Froriep's Notizen XXVIII. p. 81 u. 97. 352 Troschel: Bericht über die Leistungeii im Gebiete der Die nackten und schalentragendeA Pteropoden unterscheiden sich durch stark und -wenig entwickelten Kauapparat und durch andere anatomische Unterschiede. Alle Pteropoden sind Zwitter, die Ruthe ist von den übrigen Geschlechtsorganen getrennt, nur Reizorgan. Das Auge soll allen Pteropoden fehlen. Der Nervenring hat nur unter dem Oesophagus Ganglien. Verf. unterscheidet am Nervenringe der Mollusken drei Abtheilungen: Die beiden oberen Ganglien, die sich berühren oder soweit von einander getrennt sein können, dass sie unter den Sclilund treten, geben die Nerven für die Sinnesorgane; die beiden unteren Ganglien, welche sich wieder berühren oder so weit von einander entfernen können, dass sie über dem Schlund liegen, dienen der Locomotion und dem Gemeingefühle; ausserdem findet sich am untern Theil des Nervenringes noch eine veränderliche Zahl von Ganglien, welche durch Commissuren mit einander verbun- den sind, ihre Nerven sind nie völlig symmetrisch und verzweigen sich über die Kiemen und Eingeweide. Das Verkehrt- Schwimmen wird durch die Lage der Eingeweidemasse im obern Theil des Kör- pers erklärt, und die Vermuthung ausgesprochen, dass eine stete schwimmende Bewegung, wie man allgemein glaubt, nicht wirklich stattfinde, sondern dass die Thiere theils ruhig auf der Oberfläche treiben oder sich auch anheften könnten. Was die Stellung im Sy- stem betrifft, so hält Verf. eine Trennung von den Gasteropoden nicht für naturgemäss, er weist ihre Stellung neben Bulla, Gastero- pteron und Aphysia an. Der zweite Theil der Arbeit enthält die Beschreibung der Gattungen und Arten. Gasteropoda* A. Paasch machte seine sorgfältigen und lehrreichen Untersuchungen über das Geschlechtssystem und über die Harn bereitenden Organe einiger (einheimischer) Zwitter- schnecken, so wie der Paludina vivipara in diesem Archiv IX. I. p. 71 bekannt, P u 1 m o n a t a. Clark c zälilt in den Annais XII. p. 333 die in Irland lebenden Arten der Gattung Limax auf und bildet sie auf 3 Tafeln ab. Es sind F.. maximus L., glaitci/x n. sp. (arboreus Bouchard Chantereux). Mantel hinten vorgezogen, mit concentrischen Streifen, weissgelb, Rücken und Schild mit zwei dunklen Binden, Tentakeln dunkel, flavus Drap, agrestis L., Sowerbii Fer,, Gagates Drap. Limax 7-ustica Millet Guerin Magasin pl. 63. Schild glatt, weiss rothbraun, beiderseits mit schwarzer Linie; Körper gekielt mit zwei schwarten Binden, die Seitenöffnung nach hinten zu gelegen (subpostica). Frankreich. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 353 Helix Charpentieri Scholtz 1. c. verwandt mit faustina Ziegl. und Cornea Drap. Schlesien. — H. Sotverii/ana, fulvida, ■porphyria, iiidistiiicta, mexicuna, oajacensis, Wiiiteriana und />ow«wm Pf eiffer, sämmtlich bereits in seinen Symbolae Heliceorum aufgestellt, sind bei Philippi im zweiten Heft abgebildet. Dasselbe gilt von H. bi- chtctu, Gueritii, detecta, lusitanica Pfeiffer im dritten Heft des Philippischen Werkes. Ebenda sind auch H. Cumingü (Proc. zool. soc. 1842) paludosa und fragilis Pfeiffer (Wiegm. Archiv 1839) abgebildet. — H. plana Dunker ib. scheibenförmig mit einem schwieligen Zahn auf der Spindel. Ostindien? — H. Zeus (Proc. zool. soc. 1842), calaviechroa und distorta Jonas, die beiden letz- tern von Guinea ebenda, — H. {Helicella) uiistralis Menke 1. c. verwandt mit H. irrorata Zgl. CurocoUa subpJanala Petit von Neu-Qranada. Rev. zool. p. 238 ist sehr verwandt mit Helix plicata Born, aber kleiner und flacher, sie ist auf pl. 68 in Guerin's Magasin abgebildet. BuUnms subsemiclausus, Poivisianus und Goudoti Fetit von Neu- Granada. Rev. zool. p. 239. Dieselben sind in Guerin's Magasin 1843. pl. 65 — 67 abgebildet und ausführlicher beschrieben. — Das- selbe gilt von ß. maUeatus und fulguratus Jay von Südamerika, welche bereits in der Rev. zool. 1842 aufgestellt worden sind. B. bicinctiis Recluz. Rev. zool. 1843 von Socotora. — Bei Phi- lippi sind aus dieser Gattung im dritten Hefte abgebildet: B. lul- hüa Brod., B. simplex (Proc. 1842), pallens und gtuneensts Jonas, die beiden letztern von Guinea, ^c//7/* Brod., calobaptus Jonas (Proc. 1842) und folgende Arten, die von Pfeiffer schon andern Orts (Proc, Symb., und dies Archiv) aufgestellt sind: B. Cumingit\ truncatus, siilcosus, fulricans, Schiedeanus, cammarensis, turricula, pachychilus , Bridgesii und eburneus. — Von Nyst wurden in den Memoires de la Societe Royale des sciences de Liege. Tom. 1. 1843 et 1844. p. 261. pl. 7 zwei Arten aus Columbien abgebildet und beschrieben: B. f ulmin ans testa ovato-oblonga, imperforata, rugu- losa, ventricosa, fulvo-brunnea, strigis flexuosis castaneis, suturapal- lescente; longitudinaliter sulcata, ultimo anfractu magno; apertura oblonga labro incrassato, repando, reflexo, atro-fusco. 60 Mil]. — B. Funclcii testa ovato-oblonga, medio ventricosa, sublaevigata, crassa, fusco-nigra anfractibus convexis; apertura ovata, intus fusce- scente-, columella subtorta, labro reflexo, incrassato, marginato, pal- lide rufo. 90 Mill. — B. indutus Menke 1. c. durchbohrt, 6 Win- dungen, die letzte länger als die Spira , Labrum scharf, gelblich. 18 Lin. — B. bulla id. durchbohrt, 6 Windungen, grüngelb mit brau- nen Binden und Streifen. 7 Lin. Pupa Jehennei und arata Recluz. Rev. zool. Socotora, abge- bildet in Guerin's Magasin pl. 75 und 76. Petit stellte (Proc. zool. soc. 1843. p. 2) eine neue Gattung in der Familie der Heliciden auf, deren Arten auf den Inseln des stillen 354 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Oceans leben: EI astnatina testa ovata seu turrita, fragilis, pellu- cida; columella uni-vel pluridentata, dentibus lamelliformibus; labrum tenue, acutum. Vier neue Arten E. subulata, Cumingiana, Recln- slana und globosa. W. H. Benson beschreibt eine neue Gattung in der Familie der Lymnaeaceen, welche den üebergang zu Ancylus vermitteln soll. Er nennt sie Campt oceras: Testa elongata sinistrorsa, anfractibus paucis productis, haud connexis, spira saliente subrecta; apertura oblonga, libera, integra; peristomate acuto, continuo. Animal tenta- culis duobus filiformibus obtusis munitum; oculis magnis inter ten- 'tacula sitis; proboscide mediocri; pallio labia testae haud transeunte. Pede brevi longitudinem aperturae vix superante. Die einzige Art C. terebra hat drei Windungen mit zwei Winkeln. Bengalen. (Cal- cutta Journal III. p. 465). Auricula {Cassidula) rngata Menke mit 7 Windungen, längs gefaltet, Labrum verdickt, drei orangefarbige Spindelzähnc. 15 Lin. Am Victoriafluss. Scarabus Cur/ihigianus Petit Proc. p. 3 von der Zebu-Insel. Cyclostoma nuticoides Recluz. Rev. Zool. Socotora. — Cycl. clathrattila id. ib. an juv. species praecedentis? Beide sind in Gue- rin Mag. pl. 73. 74 abgebildet. Erstere zeichnet sich durch eine dicke Schwiele, ähnlich wie bei einigen Natica- Arten aus, letztere hat einen offenen Nabel. — C. hildhrc Menke 1. c. ungenabelt, mit doppeltem Mundrand, der äussere umgeschlagen. Südküste Neuhol- lands. — 12 neue Arten von Sowerby Proc. 1843. p. 29. C. sxitti^ rale von Demerara, rvgiilosum von Jamaica, se?nistriatiim von Ost- indien, translucidnm , brasilien.se , giganteum von Panama, corrvga- tiim von Jamaica, dathratnlimi von Arabien, tigrijium, pileiis und linguiferum , die drei letzten von den Philippinen, Listeri Gray von Mauritius. — C stramineum Hinds. Proc. p. 46 von Merida. — Ferner 28 Arten dieser Gattung von Sowerby Proc. p. 59, die sämmtlich in dessen Thesaurus abgebildet sind. Pectinibranchia. Paludtfia dedpietis Millet Guerin Mag. pl. 63. Fünf bis sechs gewölbte Windungen mit tiefen Näthen, letzte Windung bauchig und durch eine grosse Nabelspalte von der vorigiMi abgesetzt. Frank- reich. Die Abbildung' scheint nicht gut zu sein. Es könnte mög- licherweise die von Paasch beschriebene Pal. Troschelii sein. Frank- reich. — V. gi-aiium Menke 1 c. durchbohrt, glatt, 5 Windungen, Schlund gelb. 1| Lin. Schwanenfluss. Aus der Gattung Melania sind bei Philipp i 12 Arten abgebil- det, unter denen die Hälfte neu: coffea Phil, von Java? Hügelii Ph. von Neuholland? siccuta v. d. Busch von Java, Largillierti Ph. von Central- Amerika, Schiedeuna Ph. von Mexiko, strigilata D unk er ohne Angabc des Vaterlandes, — M. lirata Menke thurm- Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 355 förmig, gelbgrün, die letzte Windung mit feinen Furchen umgeben, Spindel mit schiefen Falten. 8^ Lin. Avonfluss. Benson stellte in der Nähe von Melania eine neue Gattung Tricula auf: Testa spira elongatiuscula, apertura obliqua, ovata, integra superne angulata; peristomate continuo, subreflexo; anfractu ultimo subumbilicato. Animal Melaniae simile, proboscide elongata, antice emarginata, tentaculis filiformibus duobus oculos postice prope basin gerentibus; pede mediocri ovato, antice subquadrato. Oper- culo corneo subspirali. T. montana im Fluss bei Bhimtäl. Truncatella striatula Menke thurmförmig, durchbohrt, quer- gestreift. 5 Lin. Westküste Neuhollands. Recluz beschreibt mehrere Arten Rissoa von der französischen Küste in der Rev. zool. p. 5: R. souleyetana, lilacina, arata, minu- tissima Mich. Var., Guerini, jwirva (Turbo parv. Maton), canceUata (Turbo canc. Lam., Rissoa lactea Mich.), costata (Turbo costatus Montagu, R. carinata Phil.), matoniana, striatula (Turbo striat. Mon- tagu), vittata (Turbo vitt. Donovan, Turbo cingillus Mont.), unifa- sciata (Turbo unif. Mont., Rissoa fulva Mich.). Es folgen dann p. 104 R. cyclo7nostomata, Deshayesiana, jtraeusta. Hinds stellte 8 neue Arten Sealarien auf Proc. p. 124. Sc. gla- brata, Dianae , veslalis , sutural/'s, aciculina, creberrima , porrecta, vulpina. Richard Brinsley Hinds beschreibt (Annais XI. p. 16) 29 neue Arten der Gattung Triphoris Desh. , kleine linksgewundene Ce- rithien. Er theilt die Gattung wieder in drei Untergattungen: 1) Ino testa cylindrica, elongata, acuminata; dahin Triphoris gigas von Neu-Guinea, Concors, sculptus, vittatns, bilix von Malacca, Metcalfeii aus dem stillen Ocean, cancellattis, corrugatiis, maxillaris, von Malacca, micajis, asperrlmus von Neu-Guinea, marmoratus von Westindien, elegans von Malacca. 2) Sychar testa elongata, anfractus rotundati, apex mamillaris; dahin Tr. vitreiis von Malacca. 3) Mastonia testa acuminata, circa medium tumida; dahin Tr. vidpinus von Neu -Irland, monilifer von Malacca, Grayii aus dem Mittelmeer, ruber von Neu -Irland, affinis, castus von Westindien, coelebs, aemulans , conciiinus aus dem stillen Ocean, tristis ohne Angabe des Vaterlandes, clemens von Malacca, carteretensis von Neu-Irland, rosetis, catididus und hilaris aus dem stillen Ocean. Dass von diesen vielen Arten manche als Varietäten einer und derselben Art zusammenfallen werden, lässt sich wohl erwarten. Die Ver- schiedenheiten beziehen sich besonders auf die Zahl der Windungen und auf Zahl und Farbe der Höckerreihen. Dazu kommen von dem- selben Verf. Proc. p. 22 T. (/wo) pagodus und T. (Mastonia) collaris von den Philippinen. Natica sagittata Menke kuglig, mit gebogenen Längslinien, an der Nath eine Reihe runder Flecke, auf der Mitte der letzten Win- 356 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der düng drei Reihen pfeilförmiger Flecke; Nabel durch eine weisse Schwiele verengt. — N. sertata id. halbkuglig, an der Nath längs- gefurcht, auf der letzten Windung zwei Reihen brauner verästelter Flecke. Beide von der Westküste Neuhollands. — Recluz be- schreibt Proc. p. 204 31 Arten dieser Gattung, von denen die mei- sten als neu angegeben werden. — N. Cookii Recluz Proc. p. 197 von den Comoren. Von der Gattung Narica, welche mit Velutina, Fossarus und viel- leicht Neritopsis eine eigene kleine Familie Velutinidae zwischen Blainvilles Coriocellen und den Neriten bilden soll, zählt Recluz Proc. p. 136 die bisher bekannten 9 Arten auf und fügt ihnen 8 von Cuming auf den Philippinen gesammelte Arten, und 4 Arten aus seiner Sammlung hinzu. Im zweiten Hefte des Philippischen Werkes stellt eine Tafel 14 Neritinen dar. Darunter sind als neu beschrieben : A'. elegantina Busch (N. purpurea Cuming) und 6 Arten desselben Verf. von Java, rugosa, fuliginosa, flavovirens , inconspicua, bella und nubila; ater- rima Koch mit unbekanntem Vaterlande und lugubris Phil, von den SandM'ichlnseln. Ausserdem sind abgebildet granosa Sow., %ic- %ac Lam., melanoalotna Trosch., sandwicheiixls Desh. ? baetica Lam. Am Schluss ist bemerkt, dass N. hamuligera Trosch. = N. Smithii Gray (Sow. Conch. 111. F. 36) ist, der erstere Name ist also zu kas- siren. — Recluz stellt -wieder 10 Arten der Gattung Nerita auf Proc. p. 71 und ferner 11 Arten ebenda p. 198. Von der letzten N. Ruwjihü unterscheidet er 32 Varietäten. Lovell Reeve giebt in den Proc. p. 141 die Diagnosen von 10 Arten der Gattung Delphinula, die in seiner Conchologia iconica abgebildet sind. Der Gattung Trochus im weitesten Sinne des Worts sind bei Philippi zwei Tafeln gewidmet, eine im zweiten und eine im drit- ten Hefte. Auf der ersten Tafel sind 8 Arten abgebildet: Tr. triiim- phans Ph. (Guilfordiae Reeve), llanleyanus Reeve, Antotüi Koch verwandt mit Tr. granulatus Born, perspeclivus Koch verwandt mit dem fossilen euomphalus Ph., agrestis Ph. erinnert an Tr. conulus, vinctiis Ph. ist nach späterer Bemerkung Tr. bicingulatus Lam., Tr. mitiiulHS Anton, Tr. {Turbo) d/i^/tatus Desh, von Acapulco. Die neuen Arten sind sämmtlich ohne Angabe des Vaterlandes. Auf der zweiten Tafel finden sich 11 Arten dargestellt: Turbo Fokkesn Jo- nas von Californien, Tr. cicutricosus Jonas von Neuholland, Tr. carmattis Koch von Central- Amerika, Tr. rubroßamimdatus Koch, Monodonta Duuleri Koch, Mon. Philippn Koch, Tr. corrugatus Koch, die vier letzteren ohne Angabe des Vaterlandes, Tr. chlorostomm Menke von Neuholland, Tr. strigilatns Anton von Californien, Tr. tuberosusVUW. verwandt mit Tr. caelatus, Tr. iorulosus Fh'\\. beide ohne Angabe des Vaterlandes. Philippi jicigt zu einer völligen Zusammeuziehung der Naturgeschichte der Molhisken während des Jahres 1843. 357 Gattungen Trochus, Monodonta, Turbo, und spricht sicli da- hin aus, dass auf Verschiedenheit des Deckels nicht viel zu geben sei. Nach meinen Untersuchungen ergeben sich höchst wichtige anatomische Unterscliiede, besonders in der Bildung der Mundtheile, welche die Annahme einer ganzen Reihe von Gattungen in dieser Familie nothwendig machen. Es giebt Arten mit hornigem und mit kalkigem Deckel, mit Kiefer und ohne Kiefer, mit Kiel und ohne Kiel, auch das Vorhandensein oder Fehlen so wie die Beschaffenheit des Nabels wird hier von Wichtigkeit, die Eigenthümlichkeiten der Schalenmiiudung dürfen auch nicht übersehen werden. Erst wenn ein hinrei- chendes Material die anatomische Untersuchung vieler Arten gestattet hat, lasst sich eine sichere Aufstellung von Gattungen bewirken. Die Gattungen Trochus, Monodonta und Turbo reichen freilich nicht aus, und sind als solche nicht zu unter- scheiden. Trochus Philberti und agathensis Recluz Rev. zool. an der Küste von Cette. — T. nassaviensis Chemn. ib. p. 107. — T. sub- carinata (Helix subcar. Montagu) ib. — Bei Menke 1. c. sind Tr. prasinus, ciliarts, viridulus, chlorostomus (bei Philippi abgebildet), Preissü, Lehmmmi (vielleicht Phasianella elegans Lam.) impervius, vitiligineiis von der Westküste Neuhollands als neu beschrieben. Monodonta suis Recluz Rev. zool. Cette. — Bei Menke M. melanoloma, baccata, crenulata, rtugens, maxillata, virgata von der Westküste Neuhollands. M. lupina und turrita sind vom Verf. selbst später (Zeitschr. für Malacozoologie) für M. denticulata und conica Gray erkannt worden; M. apicina ist Trochus irisodontes Quoy und Gaimard. Turbo Lehmanni Menke 1. c. mit hornigem dünnen Deckel, bunt, gehört zu den Margariten Leach. Phasianella pulchella Recluz Rev. zool., weissgelb, mit dunkel purpurvioletten Linien. Atlant. Ocean. — Ph. brevis Menke 1. c. von der Südküste Neuhollands. Ph. Lehmanni und Preisii desselben Verf. sind nach dessen späterer Angabe (Zeitschr. ct.) Varietäten von Ph. bulimoides, und als solche bei Quoy und Gaimard Voy. de l'Astrolabe abgebildet. Phos Veraguensis Hinds Annais XI. p. 257 von der Küste von Veragua. — Ph. crassus id. von Panama. Gaskoin beschreibt zwei neue Cypraeen Proc. p. 23. C. Sanlae und leucostoma von den Philippinen. Marginella liturata Menke 1. c. gelbgrau mit winkligen punk- tirten braunen Längslinien. Conus marchionatus Hinds Annais XL p. 256 weiss, braun 358 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der winklich genetzt, gefurcht. Marquesas-Inseln. — C. patriciits id. ib. gekrönt, gestreift, oben faltig. Golf von Nicoya, Central-Amerika. — C. coelebs id. ib. mit erhabenen Linien, Basis der Spindel und Apex violett. Feejee-Inseln. — Cotiits Delessertii Recluz Rev. zool. p. 2 von Socotora im Kothen Meer mit stark ausgezogener Spira; ist in Guerin's Magasin pl. 72 abgebildet. — C. rutilus Menke 1. c. — Von Lovell Reeve Proc. p. 12 C. Staivjorthii , l/gnarius, magui- ßcus und Nepttiuus , sämmtlich von den Philippinen und bereits in des Verf. Conchologia iconica abgebildet. — Ebenso C. vidua und furviis Reeve Proc. p. 79. — Desgleichen 51 Arten von Reeve Proc. p. 168. Mitra Belcheri Hinds Annais XI. p, 255 milchweiss mit schwar- zer Epidermis, vier Falten an der Spindel. Westküste von Central- Amerika. Voluta reticiilata Reeve Proc. p. 144 gleicht in der Gestalt der V. pallida, aber ist fein braun genetzt auf gelbem Grunde, das Netz verviirrt sich zu zwei breiten Binden. Neuholland. Terebra albula Menke 1. c. milchMeiss, längsgefaltet. — Hinds zählt 108 lebende und 24 fossile Arten dieser Gattung auf, unter denen 50 neue, und zwar 16 aus dem Indischen Ocean , 6 aus Afri- kanischen Meeren j 12 von Amerikanischen Meeren und 5 aus dem stillen Ocean; 11 sind unbekannten Fundorts. Es ist nicht möglich auch nur die Namen anzuführen. Proc. 1843. p. 149. Buccimmi acnniinutum Menke langspindelförmig, glatt, an der Basis gestreift, rothbraun mit schwarz und weiss articulirter Binde unter der Nath. — B. fasciculare id. durchscheinend, weiss mit fei- nen braunrothen Linien. Beide von der Westküste Neuhollands. Vlanaxis atropurpurea Recluz Rev. zool. p. 261 glatt, an der Basis mit drei Streifen. Südsee. Columbella bidentata Menke 1. c. weiss mit dichten braunen Längslinien genetzt, zwei Falten an der Spindel. Westküste Neu- hollands. Cassis paucirugis Menke 1. c. unterscheidet sich von C. pyrum durch den innen gezähnten Lippenrand. Murex antUlariim^ ceutrijtiga, festivus, foveolatus, ananas, Bel- cheri, californicus , ha?natus, cirrosi/s, gravi'dus, radicati/s und peri- ttts Hinds Proc. p. 126. — M. Boivinii Kien er 1. c. ohne Angabe des Vaterlandes, alveatus desgl., exiguus desgl. alle drei mit mehr als drei Varices, calcar desgl. mit blattartigen Varices. L. Pfeiffer giebt in der Rev. zool. p. 134 eine Nptice critique ä une monographie du genre Tritonium Cuv., in welcher 89 Arten aufgezählt werden, indem die Gattung Ranella mit Tritonium ver- einigt wird. Es ist besonders der Zweck, die Synonymie aufzuklä- ren, und den Namen nach der Priorität Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. — Menke beschreibt 1. c. eine neue Art: T. rutilum von Neuholland. Naturgeschichte der MolUisken während des Jahres 1843. 359 Ranella californica H i n d s Annais XI. p. 255 mit einer Höcker- roihe, quer körnig gestreift, die letzte Windung mit vielen Höcker- reihen. Californien. Hinds giebt drei neue Arten der Broderipschen Gattung Tri- chotropis aus der Sammlung des Capitain Belcher auf dem Schiff Sulphur, Proc. p. 17. T. cancellata^ inermis vmAßavida, die beiden ersten von Sitka. Derselbe beschreibt ib. aus derselben Sammlung Ti/phis qua- dratus aus der Bai von Guayaquil, T. arcitatiis vom Cap, und T. nitens von Macassar. Fusus ventricosiis und exilis Menke 1. c. Lovell Reeve stellt Proc. p. 31 zehn neue Arten Pleurotoma auf, die demnächst in seiner Conchologia iconica abgebildet werden sollen. P. Garnonsü (babylonia Var. Kiener), spectahilis, beide von den Philippinen , exaspei'ata, arcuata von Central- Amerika, ficta Beck Ms. von Panama, papalis (mitraefornüs Var. Kiener), obesa virginea Beck Ms. von der Mündung des Gambia, annulata und catena. — Ebenda p. 36 finden sich 8 Axicn dieser Gattung von Brinsley Hinds die auf der Reise mit dem Schiff Sulphur gesam- melt wurden. P. fiobilis von Mexico, gemmata von Californien, y/<- bata von China, stolida und gravis vom Cap, inermis von Califor- nien, violacea von Neu-Guinea. Diese Arten gehören zu der Abthei- lung der Gattung, welche einen langen Kanal besitzt; von ihnen trennt Verf. die Abtheilung Clavatula Lam. mit kurzem Kanal, zu der er 49 neue Arten beschreibt, die in den verschiedensten Meeren gesammelt wurden. Zur dritten Abtheilung Maiigelia Leach, von der der Mangel des Deckels als wahrscheinlich angegeben wird, sind demnächst 5 Arten beschrieben: cinnumomeu, coroiiata, vittata, orixa und cetebensis, sämmtlich von Macassar. — Ebenda p. 181 fol- gen noch 30 Arten von Reeve, die in der Conchologia iconica ab- gebildet sind. Hinds stellt in den Annais AI. p. 256 eine neue Gattung Cyr- tulus in der Familie der Pyruliden auf: testa fusiformis; anfractus ultimus et penultimus turbinatus; spira per saltum ascendens •. aper- tura linearis in canali brevi effuso desinens; columella valde arcuata, superne callosa, labium externum acutum; umbilicus parvus. Epi- dermis laevis. C. serotinus. Marquesas-Inseln. Hinds beschreibt Proc. p. 47 zehn neue Cancellarien: C. ven- tricosa , urceolata, albida , cremata, corrugata , data, fimiculata sämmtlich von der Westküste Amerika's, bicolor von Macassar, la- mellosa aus verschiedenen Punkten des Indischen Oceans, antiqnata von Neu-Guinea. Pomatobranchia. Recluz beschreibt in der Rev. zool. die Ovula triticea Blainv. als Bvlla blainviUeaTia. Atlant. Ocean. 3G0 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der N u d i b r ä n c h i a. AI der und Hancock beschrieben eine neue britische Callio- paea C. dendritica. Annais XI. p. 233. Dieselben scliliessen daran vier neue Arten Eolis: E. stipata, pellucida, cnrta und conciinia sämmtlich britisch. Dieselben V^ er fasser machen ihre Beobachtungen über die Entvvickelung von Eolis, Melibaea und Tritonia be- kannt, die sich unmittelbar an die Beobachtungen von Sars anschliessen. Zur Entvvickelung der Eier gehören etwa 14 Tage. Sie beobachteten bei Eolis ein ähnliches Gefässsystem, welches mit dem Nahrungskanal in Verbindung steht, wie es Milne Edwards bei Calliopaea fand, nur dass nicht zwei Längsgefässe vorhanden sind, sondern nur eins, welches Zweige zu den Papillen sendet. Am Ende jeder Papille ist innen ein eiförmiges Bläschen, welches mittelst eines durchsichtigen Ge- fässes mit seiner centralen Röhre zusammenhängt. Durch eine Contraction dieses Bläschens werden kleine Körper zuweilen aus dem Ende der Papille ausgestossen. Auch die Gehör- organe wurden beobachtet. Als Geruchsorgan wollen die Verf. mit Blainville die Riickententakeln ansehen. De Quatrefages las in der Akademie zu Paris über ein neues IMolIusk Eolidina paradoxa, welches in man- chen Punkten einen IJebergang zu den Annulaten bilden soll. Eine genauere Darstellung nmss erwartet werden. Comptes rendus. Vol. XVI. Aspidobranchia. Haliotis scabricosta Menke mit schuppigen Rippen. Mistakon- island. — H. semiplicata id. vorn längsgefaltet. Die französischen Arten der Gattung Emarginula werden von Recluz in der Rev. zool. beschrieben, und die Synonymie aufgeklärt. Es sind folgende Arten: E. fissura Lam., laevt's, rosea Bell, Huxardi Payr. , elongata Costa, fissurata Sow. , franciscana Recl. n. sp. Fissnrella reticulata wird von Recluz als Species von F. gracca unterschieden. Rev. zool. p. 110. — F. occitanica id. ib. — F. oblonga Menke rosenfarbig. Ft'ssurella {Riniula) striata Recluz Rev. zool. p. 228. Cyclobranchia. Patella onychitis und insignis Menke, letztere ist nach des Verf Angabe die veigessene P. cruciata Linn. Chiton biradiatus Öowerby von den Philippinen. Proc. p. 102. Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1843. 3G1 Conchifera» (l'Orbigny machte Betrachtungen über die Stellung der zvveischaligen Mollusken. Linne, Bruguiere und Laniarck stellen die Wirbel nach unten, Blainville umgekehrt die Wir- bel nach oben, Deshayes stellt die Röhren nach unten, den Mund nach oben. D'Orbigny will nun bei den symmetrischen Muscheln die letztmögliche Stellung einführen, nämlich die Röhren nach oben und den Mund nach unten, weil in der natürlichen Stellung die Thiere sich in dieser Lage befänden. Allerdings strecken die Muscheln im Leben die Röhren nach oben, den Mund in die Tiefe, aber doch nicht so, dass eine senkrechte Stellung dadurch entsteht, sondern die Röhren sind nach oben und hinten gerichtet. Ich kann daher der Meinung DOrbigny's nicht beistimmen; es hält die natürliche Stellung der Muscheln die Mitte zwischen der senkrechten und hori- zontalen Lage. Beim Fortschieben im Sande mittelst des flei- schigen Fusses nähert sich die Lage weit mehr der horizon- talen, so dass offenbar, wenn man nicht die Genauigkeit bis auf eine schiefe Lage, den After nach hinten und oben ge- richtet, treiben will, die Blainvillesche Darstellung den Vor- zug verdient, welcher die Wirbel nach oben wendet. Von den unsymmetrischen Muscheln sagt V^erf. sehr geistreich, sie verhalten sich zu den symmetrischen wie die Pleuronecten zu den übrigen Fischen, so dass sich nicht eine rechte und linke Schale, sondern eine obere und untere unterscheiden lassen. Sie liegen auf der Seite, (Comtes rendus XVL p. 561. 1843; Froriep's Notizen XXVH. p. 193). Ein Angriff gegen diese Neuerung d'Orbigny's macht Deshayes Comptes rendus XVII. p. 1333, wogegen d'Orbigny wiederum ebenda p. 1364 sich vertheidigt. Templeton berichtet, dass Avicu/a radiata Leach die Pearl Oyster von Ceylon ist. Sie ist abgebildet. Annais XI. p. 325. pl. 7. Menke beschreibt 1. c. eine neue Plicatula, F. imbricuta, deren Falten beschuppt sind. Lima Cumingü und atigulata Sowerby Proc. p. 23, beide in dessen Thesaurus abgebildet. Pecten bifidus Menke die Rippen der convexen Schale durch eine Furche getheilt. Zwei neue Arten der Gattung Pinna stellt Menke I.e. auf; P. virgata und deltodes, letztere an der Mündung des Victoriaflusses. Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. Bd. A a 362 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Küster kämpft in der Isis 1843. p. 565 fiir die gefähr- liche Behauptung, dass in Europa zahlreiche Arten von Unionen und Anodonten unterschieden werden raüssten. Mög- lichst genaues Studium und recht viele Unterscheidung wird gewiss recht nützlich sein, aber die zahlreich aufgestellten europäischen Arten lassen sich nach meiner Ansicht nur als Lokal-Varietäten weniger Arten (species) ansehen. Diese An- sicht weiter auszuführen, ist hier nicht der Ort; es soll hier nur referirt werden. Vnio bigerrensis Millet (Guerin Mag. pl. 64) testa pseudo-elli- ptica, crassa, non hiante, posterius bicolorata, oblique truncata; radiis viridibus aut rufescentibus divergentibiis; natibus decorticatis erosissimis; dentibus cardinalibus brevibus, crassis, sulcatis et den- tatis non regulatim, laterali acute lamelloso. — Z7. mmica id. ib. testa oblongo-reniformis, natibus prominnlis, non decortiratis, undato rugosis. Beide aus Frankreich. U. Panacoeiisis v. d. Busch bei Philippi Heft 2. ist eine schöne grosse Art aus dem Fluss Panaco bei Tampico. Castalia Duprei Recluz Rev. zool. p. 305 und Guerins Mag. pl. 77. 78 aus den grossen Seen von Para in Brasilien. Die Gattung Area ist bei Philippi Heft 2 um eine sehr eigen- thümliche Art A. Hemicardium Koch bereichert , welche vorn vom Wirbel herab gerade abgestutzt ist; die hintern Schlosszähne sind hakig, und bilden einen nach hinten offenen Winkel. Diese Art möchte leicht der Typus fiir eine neue Gattung sein. Das Vaterland ist nicht angegeben, sie stammt jedoch von Peru, v»o sie Herr Dr. V. Tschudi gesammelt hat. Auf derselben Tafel sind ferner A. tu- berculosa Sow. , brasiliana Lam. und pexata Say abgebildet. Pecttmculus gigmiteus von Californien, raripictus, aurifluus und holosertcus, alle ohne Angabe des Vaterlandes von Lovell Reeve Proc. p. 33. — Derselbe beschreibt ebenda p. 79 P. bicolor von Californien, palliuni von Zanzibar, tiodosus von Ceylon, Uneatus von Westindien, obliquus vom Schwanenfluss , tellinaeformis von Rio Ja- neiro, tenuico Status von Australien, — und ferner p. 190 noch 12 Arten: spurcns, pertusus, ocufatus, cancellaltis, morum, Siculus, per- dfx, spadiceus, formosus, sericatus, lividus und Delessertii. Die Gattung Nucula wird von Hinds um 23 neue Arten aus den Sammlungen von Belcher und Cuming bereichert. Proc. p. 97. Chamo spondylodes Menke 1. c. verwandt mit Chama aspe- rella Lam. Menke stellte drei neue Arten der Gattung Cardita auf, von denen er später in seiner Zeitschrift angiebt, dass C. rubicunda bei Reeve als incrassata ß und Frejissii unter diesem Namen abgebildet sei; tridacnoides erklärt er ebenda fiir crassicostata Lam. — Koeve beschreibt Proc. p. 191 noch 21 .\rten dieser Gattung. Natiirgesrhichto der Mollusken wahrend des Jahres 1643. 363 Lovell Kecve giebt 7 neue Arten der Gattung Cypricardia an, die in der Conch. icon. abgebildet sind: C. serruta^ decussata, velli- catUy incarnata, laminata, ohesu, solenoides. I*roc. p. 195. Auf der Tafel des zweiten Heftes des Conchylienwerkes von Philippi , welche der Gattung Venus gewidmet ist, sind V. nndnlosa und tristis Lam. abgebildet, ferner semkancellata Koch von Java, Y. KochüY\\\\. ohne Vaterland und F. africana v. Miihlfeld vom Vorgebirge der guten Hoffnung. — Menke beschreibt 1. c. V. gra- vescens und coelata als neu. Cytherea scalaris und vaginalis Menke 1. c. Die bereits in der Rev. zool. 1842 von Recluz beschriebene Lncina cristata ist in Guerin's Magasin 1843. pl. 60 abgebildet. — L. corrugala Deshayes Guerin Mag. pl. 82 testa orbiculari, lenti- formi, ventricosa, transversim et irregulariter sulcato-lamellosa, li- neolis squalide fuscis radiata, intus extusque alba; cardine incrassato edentulo. California. Pisidium roseuin Scholtz 1. c. durchscheinend, mit undurch- sichtigeren Querbinden, Wirbel etwas nach hinten gekrümmt. Thier rosenroth. Schlesien in den Teichen am Eingange in die Schnee- gruben. — P. set/ien Menke vom Scliwanenfluss. Teilina Ugamenlina Deshayes Guerin Mag. pl. 81 testa ovato- oblonga, depressa, tenui, fragili, alba^ hiante, subaequilatera, postice subangulata, subinaequivalvi; cardine angusto, unidentato; nymphis incrassatis, profundis. Patria? — Bei Philippi enthält im dritten Hefte eine Tafel T. (Solen) constricta Brug. (Psammobia cayennen- sis Lam.), und ausserdem vier Arten als neu: T. sericina , fruncafa und hippopoidea Jonas von China und T, pellucida Phil ohne An- gabe des Vaterlandes. Donax Powisiana Recluz Rev. zool. p 261 unbekannten Fund- orts. — D. srilcarius Menke 1. c. — Fünf neue Arten beschreibt Hanley Proc. p. 5. D. semisulcata, punctato-striata, carinata, den- iifera und pulchella, letztere Art von Westindien, von den übrigen ist das Vaterland unbekannt. Zu der Gattung Corbula beschreibt Hinds 22 neue Arten, theils auf der Reise des Capt. Belcher, theils durch Cuming gesammelt, die meisten von den Philippinen, einige von der Westküste Amerika's. Mactra decussata Menke 1. c. von der Westküste Neuhollands. Mesodesma lata Deshayes Guerin Mag. pl. 80 testa ovafo-tri- gona, depressa, solida, laevigata, transversim substriata, subaequila- tera; latere postico breviore, antico latiore; marginibus integris; apice minimo; cardine angusto; foveola ligamentali profunda. Pa- tria? — M. triqtietrum und planum Hanley. Proc. p. 101. Recluz stellt in der Rev. zool. p. 166 eine neue Gattung Po- ronia zwischen Erycina und Amphidesma mit folgenden Charak- teren auf: „Animal fere ignotum, pallio postice bilobo; siphonibus duobus, disjunctis; pede piano, acuto. Testa ovata seu subrotunda, Aa* 364 Troschel: Bericht über Jio Ldstnngon im Gebiete der regiilaris, transversalis, aoquivalvis, inaequilatera, clausa. Apices mimiti, antice recurvati. Liiiuila areaqne niillae. Cardo dcntibus cardinalibus diiobiis in utraqiie valvula, apicali minima ante auctam, antica majori apicalem approximata, transversali, concava, ad mar- ginem supei-am inflexa et in valvula dextra inserta; fossula interpo- sita, clongata, oblique valde transversali, sub dente laterali decur- rente, ligamentum magnum, cartilagineum, unicum ferente; dente laterali unica, postica, remota, in valvula sinistra triangularia, in dextra inserta. Impressiones musculares ovales, aequales. Sinus palliaris nuUus." Dahin 3 Arten: P. Adansofiia (Le Poron Ad ans) vom Senegal, P. Petit lana von Peru, P. rubra (Cardium rubrum Montagu, Kellia rubra Turt.) von den Englischen Küsten. Recluz theilt in der Rev. zool. p. 292 und 359 die Gattung Am- phidesma (nach Abzug der Alten mit einfachem Ligament) in zwei Gattungen. Der ersten, zu welcher Amphidesma variegata Lam. und Amph. relicnlata Sow. (Luoina ret. Lam.) die Typen sind, bleibt der Name Amphides ma; die andere, -welche die Amph. Boysii, prismatica, tenuis, nucleola und puriiura.tceits Lam., Erycina Renieri 'Rvonn, und Amph. segmentum Costa enthält, bekommt den Namen Syndosmya. Dazu eine neue. Art S. occitanica. Alle diese Arten sind Europäisch und .sehr klein. Mantel weit offen, nur in eine kurze Rohre für die Siplionen vereinigt; die Siphonen ge- trennt, der obere kürzer, Fuss lang, zusammengedrückt, gekrümmt Schale frei, ungleichseitig- Zwei kleine Schlosszähne unter dem Apex rechts, einer links, dahinter ein Grübchen für das innere Li- gament, zwei dreieckige Seitenzähne rechts. Ein äusseres und ein inneres Ligament. Mantelbucht gross. Mya. semistriata Hanley Proc. p. 6 ist nach einer einzelnen Schale aufgestellt. Potamomya nimbosa Hinds aus dem Rio de la Plata und ocreata H i n d s aus Süsswasserströmen Brasiliens. E. Forbes stellt zu den beiden bekannten Arten der Gattung Neaera Gray zwei neue aus dem Acgäischen Meere auf N. attenuata und abbreviaia. Proc. p. 75. — Daran schliesst sich die Beschreibung > von 17 Arten dieser Gattung von Hinds, unter denen sich Corbula costellata Desh., Anatina costata Sow., Mya rostrat a Chemn. und TeUitia cuspidata befinden. Eine Tafel im zweiten Hefte des Philippischen Werkes stellt Solen dar und zwar S. abbreviatiis Phil. (Solen vagina Var. abbr. Lam), trtincut HS S ow., vaginoides Lam., intermedius Koch (S. Vagina Var. a Lam.), Vagina Linn. und S. marginatus Koch von Afrika, welche sich von Vagina durch das schmalere und abgerun- dete hintere Ende unterscheidet. — Drei Arten beschreibt Hanley Proc. p. 101: S. philippinarum von den Philippinen, acinaces und cylindraceus ohne Angabe des Vaterlandes. Pholus dilatatn Souleyet von Maniila Rev. zooJ. p. 176. — Naturgeschichte der MoMusken während des Jahres 1843. 365 Ph. spathulata Deshayes Guerin Mag. pl. 79 quer blättrig, längs gestreift, hinten glatt, vorn geschnäbelt. Chili. Caillaud theilt in Guerins Magasin pl. GQ — 71 intere.s- sante Beobachtungen über Gastrorhaena modiolina mit, welche zu Malta angestellt wurden. Das Thier hat eine Kalkröhre, in welcher auf ein Drittel der Lange zwei Leisten verlaufen, welche die Siphonen unvollständig trennen, indem sie sich nicht vereinigen. Die ganz kleinen Tliiere bohren äusserst feine Löcher in den Stein, von denen zwei innner dicht ne- ben einander aber noch völlig getrennt liegen. Verf. behaup- tet, das Thier müsse vor seiner völligen Entwickelung die Gestalt eines fadenförmigen Wurmes haben , welches bis zu einer Tiefe von 20 Millim. je nach der Härte des Steins sich einbohrt, dann eine Wendung macht, und so ein zweites Loch parallel dem ersten bohrt, bis es eine zweite Oeffnung erzeugt hat. Verf. hat Fälle beobachtet , wo der zweite Theil der Röhre nur zur Hälfte vollendet war. Dieser Vorgang muss schnell vor sich gehen, weil die beiden äussern Oeffnungen gleich an Grösse sind. Während sich nun das Thier weiter entwickelt und die Röhren vergrössert, wird die Scheidewand durchbrochen. Verf. glaubt nach Vergleichung der Grösse der Röhren annehmen zu müssen, dass das Thier dreimal die Röhre wechsele, bis es zu seiner völligen Grösse gelange. Uebrigens ist die innere Höhlung völlig rund, so dass das Thier wohl bei der Vergrösserung sich dreht, wie Pholas. Bei Modiola lithophaga findet keine Drehung \\\\\ die Axe statt, die Höhlung ist oval. 366 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeo- grapliie während des Jahres 1843. Vom Prof. Grisebach. Das wichtigste Werk des verwichenen Jahres im Gebiete der allgemeinen Climatologie ist v. Ilumboldt's Central- Asien (Asie centrale. Recherches sur les oliaines de mon- tagnes et Ja climatologie comparee. Paris 1843. 3 Vol. 8.). In den beiden ersten Bänden werden die Lagen- und Niveau- Verhältnisse des zwischen dem Altai und dem Himalayah ge- legenen Theils von Asien aus einer erneuten Zergliederung aller vorhandenen Quellen abgeleitet. Namentlich wird nach- gewiesen, dass die bisherigen Vorstellungen über die Höhe und Ausdehnung des central-asiatischen Hochlandes sehr über- trieben gewesen sind. Dass das chinesische Gouvernement Thian -schan-pelu oder das Land zwischen Altai und Thian- schan zu der Depression der caspisch-sibirischen Steppen ge- höre, ist schon früher nachgewiesen worden. Ebenso aber ist auch das Gouvernement Thian - schau - nanlu zwischen Thian- schan und Kuenlün von dem Hochlande auszuschliessen, weil hier unter italienischen Polhöhen Baumwollen-Production blüht, weil in Jarkand Weintrauben gedeihen und in Khotan vor- trcfTliche Seidenzucht getrieben wird (3. p. 20). Die Wüste Gobi hat nach den Messungen von Fuss und Bunge, auf deren Reise nach Peking, eine mittlere Höhe von 4000' und steht daher dem Plateau von Persien gleich (1. p. 9). Nur die be- rühmte Hochebene von Klein -Tibet erreicht das Niveau des Sees von Titicaca (12000') und ihre mittlere Höhe ist wahr- scheinlich niedriger ( s. vor. Jahresb. 8. 103). — Im dritten Bande sind einige der wichtigsten Abhandlungen v. Hum- boldt's über allgemeine Climatologie neu bearbeitet und mit den neuern, zum Theil hier zuerst publicirten Messungen PflaiiEengeographie während des Jahres 1843. 367 bereichert. Dahin gehören die Untersuchungen über die Ur- sachen der Biegungen der Isothermen, und über die Schnee- grenze. Auszug aus der Tafel über säunntliche Messungen der Schneegrenze in Toisen: I. Nördliche Hemispliäre. Mageröe 11^" = 370 T. Norwegen 70"— 70}« = 550 „ (v. Buch) — 67"— 67^»= 650 „(Wahlenb.) — 60« -62« = 800 „ Island 65» = 480 „ (Morcks u. Olafsen) Aldankette I 60° 55' = 700 in Sibirien Ural 59« 40' =- 750 „ ? Kamschatka 56« 40' = 820 „ (A. Erman) Unalaschka 53« 44' = 550 „ (Lütke) Altai 491«— 51« =1100 „ (v. Ledeb. u. Bunge) Alpen 45|^«— 46« =1390 „ Caucasus 43« 21' = 1730 „ (Kupfer) — 42« 42' = 1660 „ (Dubois) Ararat 39« 42' = 2216 „ ? (Parrot) Argaeus 38« 33' = 1674 „ (Hamilton) Bolor 37i« =2660 „(Wood) Hindu - Kho 341« = 2030 „ (Burnes) Himalaya N.Abhang. f=2600 „ S. Abhang! 1=2030 „ Pyrenäen 421«— 43« = 1400 „ SierraNevada37« 10' =1750,,? Aetna 37^« = 1490 „ Abyssinien 13« 10' = 2200 „ (Rüppel) Mexico 19«— 191« = 2310 „ (Humb.) S. Amerika 8« 5' = 2335 „ (Codazzi) 4« 46' =2397 „(Humb.) — 2" 18' = 2405 „ (BoussaingauU \h Aequator. Quito =2475 T. (Humb.) ' III. Südliche Hemisphäre. Quito 0«— 11« =2470 T. (Humb.) ala 368 Griscbacli: Bericht über flie Leistungen in der Chile Oestl. Cord.l 14i« f= 2490 T. (Pentland) Westl.Cord.i 18M=2897 „(Pentland) Chile 33" =2300 „ (Gillies) — 410—44'^= 940 „(Darwin) Maghellanstr. 53" -54" = 580 „ (King). Die Tafeln, welche v. Hiuiiboldt's berühmte Abhandlung über die Isothermen begleiteten, sind ebenfalls durch alle neuere Messungen ergänzt und von Mahl mann für das v. Huniboldfsche Werk bearbeitet. Sie umfassen 315 Orte, vor denen die mittlere Temperatur, die Temperatur der vier Jah- reszeiten und des wärmsten und kältesten Monats angegeben ist. In den letztern Beziehungen sind diese Tafeln daher reichhaltiger, als die zunächst vorhergegangene Arbeit von Mahlmann (in Dove's Repertorium Bd. IV. 1841.), wo von 700 bis 800 Orten nur die mittlere Wärme und, wo dies möglich war, die Sonmier- und Winter -Wärme verzeichnet ist. V. Humboldt theilt auf die jetzigen im Vergleich zu sei- ner Abhandlung von 1817 um das Fünffache vermehrten Da- ten sich gründend die Erdoberfläche in 8 Wärmezonen, deren Bereich durch folgende Grenzen nn'ttlerer Temperatur bestimmt werden. I. -18» biso» C. z.B. Melville-lnsel -18»,7 (74»,8N.B.), NaininLabrador— 3'',6(57°,2N.B.) II. -f0»,lbis5« C.z.B. Uleaborg -f 0°,7 (65" N. B.), Que- bek 3",1 (46«,8N.B. u. 300' Höhe). III. 5",lbis 7",5C. z.B. Upsala 5",3 C59",9 N. B.), Utika 7",4 (43",1 N. B. und 450' Höhe). IV. 7",6bislO"C. z.B. Orkney-Inseln 8« (58",9 N. B.), Berlin 8",6 (52'',5 N. B. und 108' Höhe), Fort Providenoe 8", 5 (41",8 N. B.) V. 10",1 bis 15" C.z.B. Metz 10",3 (49" N. B.), St. Louis 12",9 (38",6 N. B.) VI. 15", 1 bis 20" C.z.B. Florenz 15",2 (43",8 N. B. und 200' Höhe), New- Orleans 19",4 (30" N. B.) Vll. 20", 1 bis 25" C. z. B. Cairo 22",3 (30" N. B.), Macao 22", 5 (22", 2 N. B.) I Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 369 VUI. 25",lbis31°,5C.z.B. Calcutta 25",7 (22»,6 N. B.), Gua- yaquil 26» (2",2 N. B.), Pondichery 29", 6 (11°,9 N. B.), Massahua 31»,5 (15»,6N.B.) Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen in der V^egetation werden jetzt unter der Leitung von Quetelet nach einem zusammenhängenden Plan in England, Frankreich, Deutschland, Italien, der Schweiz, Belgien und Holland ange- stellt und vom J. 1843 an in den Memoiren der Brüsseler Akademie publizirt. E. Meyer hat eine einfache Bezeichnungsweise vorge- schlagen, um bei der Aufzählung der Pflanzen eines Floren- gebiets diejenigen zu unterscheiden, welche in demselben ihre Arealgrenze irgendwo berühren (Bot. Zeit. 1843. S. 209). Die gewählten Zeichen sind folgende: Endemische Gewächse der Flora ; * Gewächse, die darin ihre Nordgrenze berühren ; [ ^ , ^ | , ^^ : ebenso für die West-, Ost- und Süd-Grenze. Ueber das Zahlenverhältniss der Monokotyledonen zu den Dikotyledonen giebt E. Meyer (Drege's Dokumente s. u. S. 28) an, dass das von Schouw entwickelte Gesetz der Ab- nahme der Monokotyledonen gegen mittlere Breiten (35" — 45" N. B.) für die Gebirge nicht gelte, wo die Dikotyledonen in der Nähe der Schneegrenze zunehmen. Die Feuchtigkeitsver- hältnisse der Atmosphäre sollen diese Erscheinungen erklären und die alpine Region, welche über den Wolken liegt, in der Heiterkeit des Sommers mit dem mittelländischen Becken übereinstimmen, wo die Monokotyledonen am entschiedensten abnehmen. Von mehreren Pflanzenfamilien sind im verflossenen Jahre die geographischen Verhältnisse monographisch abgehandelt, von Watson für die Ranunculaceen , Nymphaeaceen , Papa- veraceen (the geographica! distribution of British plants. s. u.); von A. Jussieu für die Malpighiaceen ( Monograpliie des Malpighiacees. Paris 1843); von Frankenhein für die Rosa- ceen; von Miquel für die Piperaceen (Systema Piperacea- rum. Roterod. 1843. 8.). Da die bei solchen Untersuchungen 370 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 1 erhaltenen Zahlenverhältnisse grossem Wechsel unterworfen sind, so führe ich nur einige allgemeinere Resultate an. Raniinculnceen. In Steudel's Nomenciator sind 830 sp. aufgezählt. Auf allen Polarreisen angetroffen, nehmen sie von der gemässigten Zone gegen die Tropen an Artenzahl ab oder rücken in die obern Regionen der Gebirge. Verglichen mit der Summe der Phanerogamen sind sie in 3er Polarzone am zahlreichsten, aber die absolute Zahl der Arten ist in der ge- mässigten nördlichen Zone am grössten. Es sind gefunden im arktischen Amerika 22 sp. , im britischen Nord- Amerika -zählt Hooker 74, in den Vereinsstaaten Pursch 73, in Schwe- den Wahlenberg 44, in Deutschland Koch 109, in Griechen- land Sibthorp 60, in Nord -Afrika Desfontaines 30 und auf den Anden v. Humboldt 20 sp. Nymphaeacee7i. Bei Steudel 57 sp., davon besitzen Asien 20 sp., Nordamerika 14, .Südamerika 9, Europa 8, Afrika 7, Westindien 2 , Madagaskar und Java 1 oder 2 : " bei Steudel. Aber dieser Vertheilung stellt W. entgegen, dass Torrey und Gray nur 5 sp. in den Vereinsstaaten kennen und Hooker nur ebenso viel im britischen Amerika. Popaveraceen. Man trennt von dieser Familie mit Ein- schluss der Fun)ariaceen etwa 170 sp. In die arktische Zone verbreitet sie sich und erscheint auch unter den Tropen, jedoch selten. Am zahlreichsten ist sie im wärmeren Theile der nördlichen gemässigten Zone, Malpighiaceen. Von dieser Familie besitzt Amerika 528 sp. und zwar Brasilien 290, Mexiko 61, Westindien 56, Co- lumbien 45, Guiana 42, Peru 31 ; die alte Welt hingegen nur 55 sp., von diesen Indien 14, Madagaskar 11, Westafrika 9, Sunda-Inseln 9, Ostafrika 5, Australien 3, Arabien 2, China 2. Dass Malpighiaceen die Wendekreise überschreiten, hat man nur wenig Beispiele: in Nordamerika wiächst Hiraea septen- trionalis doch nicht über 26" N. B. hinaus, Hiptage in Nepal nicht über 28**, aber in der südlichen Hemisphäre giebt es einen Acridocarpus bei Port Natal (30") und Higmaphyllon litorale reicht bis Buenos -Ayres. In den mexikanischen An- den steigt die Familie nicht über 6000' oder überschreitet diese Grenze tropischer Vegetation kaum. Bis zu gleicher Pflanzengeographie während des Jahres 1843, 371 Höhe ist sie auch am Aequator angetroffen. In NeuhollanJ fehlt sie bis jetzt ganz. Rosaceen. Gegen 1100 Arten nimmt der Verf. an. Von diesen besitze Mittel - Europa 175, fast ebenso viel Nordame- rika, Siideuropa 92, der Himalayah 74, die Alpen 61, die tro- pischen Anden 85: jedoch mit Einschluss der Chrysobalaneen. Piperaceen. Am artenreichsten ist diese Familie im tro- pischen Amerika: viermal geringer ist die Zahl der asiatischen und nur einzelne Arten sind auf den Südsee-Inseln, ebenfalls wenige in Afrika gefunden. In der nördlichen Hemisphäre verbreiten sie sich mit wenigen Ausnahmen kaum über den Wendekreis: in Afrika nur bis 14" N. B. am Senegal, aus Arabien ist nur eine Art: Peperomia arnbica (bis 22") be- kannt, am Himalayah giebt es einige bis 30^", in China bis 22,-, in Amerika wächst die einzige Enckea californica bei Monterey bis 38". In Quito steigt Piper peploides bis zu der Höhe von 1590 Toisen. • In der südlichen Hemisphäre über- schreiten die Piperaceen den Wendekreis .am weitesten: sie gedeihen am Cap unter 35" S. B., ein Maciopiper in Neu- seeland bis 45" S. B. I. Europa. Die in dem v. Humbol dt' sehen Werke über Central- Asien enthaltenen, neuen Daten über das Klima des europäi- schen Russlands weichen bedeutend von den frühern, weniger genauen Angaben ab. Auf Messungen in Petersburg, Moskau und Kasan gegründet, geben sie ein umfassendes Bild von den klimatischen Verhältnissen Osteuropa's. Petersburg. (As. centr. 3. p. 56). Die Messungen sind von Wisniewsky imd waren schon früher bekannt, aber nicht genau berechnet. Mittl. Wärme. Mittl. Wärme. December = -5",2 C. Juni = -fl5" C. Januar = -9",5 - Juli = +17",3 - Februar = -7",5 - August = 4-15",8 - Winter = — 7",4 C. Sommer = 16" C. März = — 3",7 - September = + 10",5 - April = +2",6 - Oktober = -f ^",1 - Mai = -|-8",7 - November = — 0",8 - Frühling =" +2",5 C. Herbst = + 4",8 C. Jahrestemp. = 3", 9 C 372 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der '^ Moskau, (ib. 3. p, 554). Die Messungen sind von Spaski und in den Bullet. Mose. 1842 enthalten. Meeres- höhe = 400'. , Winter -= — 90,5 C. Sommer = + 17",4 C. ] Frühling = -|- 4",5 - Herbst = -f 4%1 - Jahrestemp. = 4",! C. Kasan, (ib. 3. p. 555). Die Messungen sind von Knorre und ebenda publizirt. Höhe über dem schwarzen Meere = 240'. Winter = — W ,3 C. Sommer = +160,2 C. Frühling = + 3", 2 - Herbst = -j- 2",7 - Jahrestemp. = 1",9 C. lieber die Verbreitung der organisclien Natur im euro- päischen Russland hat Blasius eine tretTliche Darstellung ge- geben, welche in botanischer Rücksicht eine allgemeine Be- gründung und Charakteristik der von v. Ledebour vorgeschla- genen und im Jahresbericht für 1841 erwähnten Provinzen enthält (Reise im europ. Russland in den Jahren 1840 und 1841. 2 Bde in 8. Braunschweig). Vom nördlichen Russland hat der Verf. besonders die Gegenden des Onega-Sees und den südlichen Theil des Gouvernements Wologda untersucht. Das mittlere Gebiet kennt er in grösserem Umfange von Ja- roslaw an der Wolga durch die Gegenden an der Oka bis zur Düna und zum Dnjepr, und vom Süden hat er die Ukraine bis in die Steppen durchreist. Das nördliche Russland ist von dem mittlem Gebiete vorzüglich durch seinen geschlossenen Wald unterschieden, wo Pin7is sylvestris L. und P. Abies L. die herrschenden Baumarten sind und deren gewaltige Bestände nur durch Sümpfe unterbrochen werden oder in der Nähe der Flussthä- 1er vom Menschen gelichtet und zerstört sind. Unter die Kiefern und Tannen mischen sich hin und wieder Alnus in- cana L. und Betula puhescens Ehrh., die in einigen Gegenden grosse Waldungen selbstständig zusammensetzen. Namentlich werden durch Erlengestrüppe die Grenzen der Kultur und Wildniss überall bezeichnet. Ausser diesen sind die Laubholz- formen auf Populus Ircmula L., Sorbus aucupnria L. und Pru- nus Padus L. beschränkt. Die Kiefern und Tannen bilden zwei gesonderte Waldformationcn, durch Verschiedenheit des Pflanzengeographie walirend des Jahres 1843. 373 Thoiigehalts im Boden geschieden. Die thonreichen, oft mo- rastigen Niedernngen des allen rothen Sandsteins werden von dichten Tannenwäldern bedeckt, zwischen denen sich Espen nnd Erlen einfinden; die sandigen Diluvialhiigel tragen Pinits sylvestris L. nnd Betnla puhcscens Ehrh. nnd vergegenwärtigen den Waldcharakter der norddeutschen Ebene, deren lioden gleichzeitig gebildet worden ist. Auf diesem Diluvium, wo der Thon in der Erdkrume fehlt, giebt es auch Haiden von Calluna (Bd. 1. S. 102), die man auf den silurischen Ebenen und Flötzgebilden nicht antrifft. Jedocii ist auch der Dilu^ vialboden nicht ganz frei von Sümpfen, wo Ledum und An- ilromeda calyculata L. gedeihen, aber auch hier wächst nicht die Tanne, sondern die Kiefer, indem sie das Wasser nicht scheut, sondern nur lockern Sandboden fordert (S, 161). — Charakteristische Gewächse der nordrussischen ConifereiiM äl- der sind: Ruhus nrcticus L. , saxatilis L., Chamaemorus L. — Vaccinium Myrtillvs L., uliginosvm L., Oxycoccos L. — Ru- hus idaeus L., Rosa canina L. , cirinamomea L. — Lmnaea horealis L. — In den Kiefer- und Birkenwäldern, vorzüglich Cetrarien oder Ante7inaria dioeca Br, — Waldwiesen sind an- gefüllt von Ranunculus reptans L. Auf dem Bergkalk wach- sen Peristylits alhidus Bl. und viridis Bl., und am Onega-See auf das Ueppigste Aconitum septentrionale Maxi. (A. Napellus Blas.). In den nordrussischen Mooren der thonigen Niederungen unterscheidet B. zWei Pflanzenformationen. 1. Form der Zwergbirken, lieber der unsichern Tiefe ruht ein dichter, schwankender Teppich von Syhagnum mit Vaccinium Oxycoc- cos L. , aus welchem sich überall 3 — 5 Fuss hohe Sträucher von Betnla nana L. und fruticosa Pall. erheben. In deren Gesellschaft wachsen verschiedene Ericeen , nordische Ruhi und Salices: Ledum palustre L., Andromeda poli/olia L. und calyculata L. , Arctostaphylus uva ursi Spr. , Vaccinium Vitis idaea L. und uliginosum L., Ruhus arcticus L., Cliatnaemorus L, und saxatilis L. ; Salix hicolor Ehrh., limosa Wahl., glauca L. , myrtilloides L, und rosmarinifolia L. 2. Form der Erio- phoren und Riedgräser. Der Boden ist mit Wasser bedeckt, aber am Grunde desselben fester und thonhaltiger, als unter den Birkensträucheni, nnd ohne Sphagnum-Decke. Rasen von 374 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der I Riedgräsern stehen auf der Fläclie dicht zusammen, man zählt einige 30 Arten von Carex und aus diesen erheben sich die gedrängten weissen Köpfe des Eriophorum (Bd. 1, S. 43). Holzgewächse fehlen, aber Calla und Pedicularis geben einigen Wechsel. — Die offnen Wasserflächen und Seen, welche die- sen Sümpfen angehören, entwickeln fast dieselben Formen, wie in Deutschland: Nymphaea alba L. , Nuphar luteum Sm. und inanilum Sm., Stratiotis aloides L., Hydrocharis , weiss- bliuuige Ranunkeln und Caltha (p. 252). Die Ackerfläche bildet nur Oasen in diesen unermess- lichen Flächen, die vom weissen Meere bis zu den Wasser- scheiden gegen das Wolgagebiet überall von diesen vier For- mationen bedeckt sind. Nur durch die Flussthäler wird das Land auf eigenthümliche Weise gegliedert. Diese schneiden tief und mit breiten, ungeregelten Wasserwegen in die grosse Ebene ein , die übrigens nur sclivvache Wellenbiegungen be- sitzt. Die höchsten Erhebungen scheinen sich etwa 300 — 400' über das Niveau der Flüsse zu erheben. So liegt Ustjng weliki an der Dwina 330' über dem AJeere, das höchste Pla- teau der Waldfläche in deren Nachbarscliaft durchgängig 600'. Die weiten Rücken des Landes an den Wasserscheiden sind es vorzüglich , wo die Sümpfe sich meilenweit erstrecken. Gegen die Flüsse fällt die Fläche gewöhnlich schroff ein inid bildet unterhalb des Waldes zwei Terrassen, welche den weit- läuftigen Thalweg ausfüllen. Die untere ist ganz horizontal und wird von den Ueberschwemmungen des Stroms erreicht. Sie ist unbewohnt und entwickelt fruchtbare Wiesen oder öde, vegetationslose Dferstrecken und Inseln. Die Wasser- strasse liegt durchgängig reciits, hart am Fusse der steilen obern Terrasse (Bd. 1. S. 238). Auf den \vüsten Sandufern wächst durch ganz Russland bis zu den südlichen Steppen Salix acutifolia W. und bildet^ nnt 40 — 60' langen Wurzel- stöcken im losen Boden ein dichtes Geflecht. Der darüber vom Flusse abgesetzte Thon und Mergel giebt zur Entstehung der Wiesen den Anlass, die alljäinlich von selbst überrieselt und gemergelt, die üppigste Grasnarbe besitzen. Die Dünen am Onega-See tragen hingegen Callima mit Empetnim, — Die obere Terrasse liegt gegen 40 — 60' über dem Thalwege. Sie ist wellenförmig gebaut und reicht bis an den Fuss des Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 375 bewaldeten Diluviums. Bewohnt und grossentheils beackert enthält sie trockene, abhängige Wiesen, bliithenreich von Or- chideen , Labiaten und Synanthereen , die abwärts in Sümpfe übergelien, so wie auch alle Vertiefungen des Bodens, beson- ders längs des ^Valdrandes, von Sumpfwiesen ausgefüllt sind. Nach der BeschaflFenheit der Erdkrume ist das Land überall zur Kultur sämmtl icher mitteleuropäischer Cerealien geeignet, aber das Klima steht dem Ackerbau im Wege, — Zwar haben die Waldverwüstungen, die dem mittlem Russland so verderb- lich wurden, hier den Charakter des Landes bisher nur wenig und nur in der Nähe der Flussthäler zu verändern vermocht, aber doch sind zwei der edelsten und brauchbarsten Holzarten seit Menschengedenken aus diesen Gebieten fast ganz ver- schwunden. In Gegenden, wo Pallas noch grosse VValdstrek- ken von Pimis Larix L. sah, zählte Blasius auf 60 bis 80 Meilen kaum ein halbes Dutzend Stämme. Ebenso ist P. Cernhra L., die russische Ceder, früher weiter westwärts ver- breitet gewesen, während sie jetzt zuerst an der mittlem Wit- schegda östlich von der Dwina gefunden wird. Die schönsten Wälder traf B. längs des Stromlaufs der Suchona im Gouv. Wologda. Hier steigen die Stämme der Tannen und Espen zu 100 bis 150 Fuss auf, und die Birken erreichen nicht selten eine Höhe von mehr als 100 Fuss (Bd. 1. S. 164). Mit grosser Genauigkeit hat Blasius die Naturgrenzen des nördlichen und mittlem Russlands bezeichnet. Mit scharfen Gegensätzen folgen sie dem Rücken des Waldai, das heisst der Linie der Wasserscheiden zwischen den nördlichen und südlichen Strömen. Deren Niveau liegt nur 200' höher, als die höchsten Erhebungen des Nordens, es kann durchschnitt- lich zu SOO' angenommen werden (z. B. bei Grjansowez zwi- schen Wologda und Jareslaw beträgt die gemessene Meeres- höhe 760'): und doch trennt dieser niedrige Kanmi überall deutlich zwei grosse Vegetationsgebiete. Es ist die Südgrenze für Alnus incana DC. und die Nordgrenze der Obstkultur und mannigfacher Laubhölzer, namentlich für Detula corticifraga, die Anfangs noch mit Betula pubescens Ehrh. gemischt wächst, aber weiter südwärts allein die Birkenwälder zusammensetzt. Die Nadelwälder nehmen ab, Populus tremula L. wird häu- figer und bildet geschlossene Wälder. Die Birken und Espen 376 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der streiten mit der Kiefer um das Uebergowicht, bis die Eiche ersclieint und von nun an gemischte Laubwälder vorherrsclien. Bei Jareslaw treten zuerst Fraxinus excehior L. , Tilia und Quercus itedunculata Ehrh. auf. edingnngon weiter nach Süden. Das südliche Russland beginnt da, wo ausgedehnte Dilu- vien die Kreide und die tertiären Bildungen bedecken , und wo zunächst jener humose Boden über dem Dilnvialsande sich ausbreitet, den man die sclivvarzo Erde, Tschernon Sem, nennt. An» Dnjepr liegt deren Nordrand in der Nähe von Tsclicrnigof, von da zieht sich die Grenzlinie dnrch den süd- lichen Tlieil des Gouvernements Kursk und erreicht in der Nälie von Simbirsk die Wolga, wo die Sandbedeckung der Kreide bis an den Jüngern rothen Sandstein des Nordens un- mittelbar reiclit. Aus diesen geognostischen Verhälfnissen wird es erklärlich, dass die Steppenvegetation ebenso scharf von dem Gebiet der Laubhölzer sich absondert, wie diese von den nordischen Nadelwäldern. An der Desna, die bei Kiew in den Dnjepr fällt, treten zuerst die wilden Obstbäume, Pyrus communis L. inid Malus L. nebst Prunus Cerasus L. auf und mit diesen beginnt das südliche Vegetationsgebiet. Mit krausen, gedrängten Zweigen und dunkler Rinde zeichnen sie sich aus der Feme vor den übrigen Laubhölzern aus, die Apfelbäume zertheilen sich schon über einem mannshohen Stamme in gleichmässige Aeste (Bd. 2. S. 221). Aber die ganze Fläche des Landes ist durchaus baumlos. Nur in den Sumpfniederungen und in der Tiefe der Flussthäler, den ein- zigen Stellen, die im Norden gelichtet sind, kann hier eine Baumvegetation gedeihen, aber auch hier sind nirgend zusam- menhängende Wälder, so weit das Diluvium an der Ober- fläche liegt. Schon lange ist das Nadelholz ganz verschwun- den und von den Laubbäumen tritt die Birke bald zurück. Die Eiche ist der häufigste Baum und niemals fehlen die Obstbäume in deren Gemeinschaft: so werden schmale Wald- streifen gebildet, die gegen die Grösse, der Steppe von gerin- ger Bedeutung sind. An die fruchtbare, schwarze Erde, den äussern Steppengürtel , ist der Ackerbau gebunden. Dieser schmale Landstreifen reicht am Dnjepr nicht völlig bis Kre- nientschug, wo B. die Nordgrenze des Weinbaus fand. Hier beginnt die Steppe zunächst mit hohen Stauden, Arten von Artemisia, Verhascum, Ächillea, Euphorbia und Cynareen, die dem hohen, dürren Grase eingemischt sind und, weil sie zur Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. BU. B b 378 Grisebacli: Bericht über die Leistungen in der Feuerung dienen, Brennstaiiden (Bnrian) genannt werden. In der Steppe breitet der F^-iililing zwar einen leichten Bliitliea- teppich aus, aber nach wenig Älonden hat die schattenlose Sonne alles Lebendige wieder vernichtet und versengt: im kurzen Herbste wiederholen sich noch einmal die dichten Nebel, denen jene Pflanzen entsprossen waren, aber bald fol- gen Schneestürme und unter der tiefen Schneedecke muss die öde Fläche den langen Winter ausharren (S. 269). Die eigentliche Ukraine oder das Gouvernement Charkow bildet ein eigenthiimliches Uebergangsglied zwischen der Steppe und dem mittlem Russland. Dies ist ein Hügelland, indem die Kreide aus dem Diluvialsande hervorragt. Hiedurch wer- den Wälder hervorgebracht, die einen bedeutenden Theil die- ses fruchtbaren Landes bedecken. Wenn man aus der Fläche von Poltawa nach Charkow geht, sieht man an der Wasser- scheide der Gebiete des ünjepr und Don bei Walki die schwarze Erde an Mäclitigkeit verlieren und hier zeigen sich bald die ersten Wälder. Sie bestehen aus Eichen, Linden, Espen, Pappeln, Eschen und Jcer tataricum L. , aber stets mit wilden Birnbäumen gemischt. Das Unterholz wird be- sonders von Conjhis gebildet. Das unbewaldete Erdreich wird hier von Steppensträuchern 2 — 3' hocli dicht bekleidet, namentlich von Cytisus supinus, Caragana und Zwergkirschen, {Priinus Chamaecerasus Jacq.). Die Flora dieser Provinz ist eine entschieden südrussische und dies macht es walirschein- lich, dass das Klima einen allgemeinern Einfluss übt als der Boden, der in der Ukraine den Kalk von Mittelrussland besitzt. Am Südabhange des taurischen Gebirgszuges fand M. Wagner von Alupka bis zum Aju-Dagh die Wälder durch F. haricio MB. gebildet, deren Region sich von 600' — 3000' erstreckt. Auf dem nördlichen Abfall, wo die Winterkälte grösser ist, wird sie durch die Buche ersetzt. Arhutus A?i- drachne L. kommt nur an der Südseite von der Küste bis 1200', jedoch sehr vereinzelt vor, und scheint durch Zug- vögel aus Anatolien angesiedelt. (Augsburg. Zeitung 1843. ■ Nr. 47. 48). Von v. Ledebour's Flora rossica (s. Jahresb. für 1841. S. 416) erschien 1843 das dritte und vierte, 1844 das fünfte Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1843. 379 Heft (Vol. I. Fase. III. Vol. II. Fase. IV. V.). Die statistischen Verhaltnisse der seit dem frühem Berichte abgehandelten Fa- milien sind: Balsamineen 3; Oxalideen 2; Zygophylleen 10, in den europäischen Steppen jedoch nur Zi/g. Fahago L. und an der Uralmiindung Zyg. Eichwaldii QhM.; Biebersteinieen 2; Rutaceen 14, darunter 2 Tetradictis-Arten , eine Gattung, die vielleicht zu den Crassnlaceen gehört; Diosmeen 1; Celastri- neen 6 und 1 Staphylea; 10 Rhamneen und 1 Nitraria; Ju- glandeen 2 , beide im Caucasus einheimisch ; Anacardiaceen 3 ; Papilionaceen 568, darunter Astrogalus mit 168, Oxytropis mit 61 Arten, auf Asien beschränkte Gattungen nur Therm- opsis, Leohordea, Güldenstädtia, H(dimode?idro7i , SphaerO' physa, Eremospnrton , Lespede%a, Ammodendron , Gleditsclda, sämmtlich mit einzelnen oder wenigen Arten; Mimoseen 2, nämlich Lagonycldum. Stephanianujn MB. und Acacia ftiUhris- sia W.: beide nur in den caucasischen Provinzen; Amygda- leen 18; Rosaceen 155, darunter Sjnraea mit 18 Arten, Po- tentüla mit 60, von Rtibus 16, von Rosa 17 Arten unter- schieden: asiatische Formen Coluria, Dryadatithe, Chamaerho- dos, Hulthemia; Pomaceen 42, namentlich 19 Arten von Pyrus und Sorlus; Punica 1; Onagrarien 23; Halorageen 2; Hippu- rideen 3; Callitrichineen 5; Ceratophylleen 3; Lythrarieen 15, nämlich 2 Peplis - kxiQW und Middendorfia z. B. am Dnjepr, 2 Amniannien und Ameletia in Caucasien ; die übrigen Lythra; Tamariscineen 15, grösstentheils asiatisch, doch auch in den südrussischen Steppen 5 Arien; Reaumuriaceen 3, nämlich Reaumuria vom Caucasus bis zum Asovvschen Meer, Eich- waldia an der Ostseite des Caspischen Sees und Hololachna in der Soongarei; Philadelpheen 1; Cucurbitaceen 9, nament- lich am Caucasus einzelne Repräsentanten von Lagenaria, Cucumis, Cucurbita und Sicyas angulatus L. von da westwärts bis Podolien; Portulaceen 16, indem in Ostsibirien 11 Arten von Claytonia vorkommen; Sclerantheen 2; Paronychieen 17; Crassnlaceen 59, z. B. 12 Umhilicus-kvtQn, grösstentheils vom Caucasus und Ural; Grossularieen 18, meist sibirisch; Saxi- frageen 70, ausser 57 Saxifragen und 6 Chrysosplenien in Ostasien einzelne Arten von Leptarrliena , Mitella, Teilina, Tiarella und Heuchera ; Umbelliferen 331 , am zahlreichsten in Caucasien, in Ostsibirien fast ganz verschwindend, doch Bb* 380 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der am Altai noch 92 Arten : die artenreichsten Gattungen in Russland sind Hcracleum 23, Peucedanum 21, Seseli 18, Bu- yleurum 18 und Ferula 15; Araliaceen 2, nämlich Hedera und Panax liorridus auf den Kodjak-Inseln; Hamamelideen 1: Par- rotia in Talüsch; Corneen 5; Loranthaceen 3; Caprifoliaceen 23; Rubiaceen 77, darunter in Caucasien die Hedyotidee Ka- ramyscheivia und die Spermacocee Gaillotiia, beide mit einer einzigen Art; Valerianeen 41, darunter in Sibirien 4 Patri- nien, in Armenien 1 Du/resnea; Dipsaceen 36 mit Marina parvißora Kar. am Alatan. Die Flora von Finland haben Nylander (Spicilegium plantarum fennicarum. Helsingf. 1843. Centur. I. 31 Seit. 8. 1844. Cent. IL 38 Seit. 8. — Ferner: Stirpes cotyledoneae paroeciae Pojo. Das. 1844. 22 Seit. 8) und Wirzen (Pro- dromus Florae fennicae. Das. 1843. 32 Seit. 8.) zu bearbeiten angefangen. Das Spicilegium enthält kritische Bemerkungen über zweifelliafte Arten, namentlich über Carices. Die Arbeit von Wirzen folgt dem Sexualsystem und reicht erst bis zu den Gräsern. Nylander bereiste 1842 das russische Lappland von Uleaborg bis Kola am arktisclien Meer und 1843 das östliche Finland und die Gouvernements zwischen dem Ladoga und dem weissen Meere. Verzeichnisse der auf der ersten Reise gesammelten Merkwürdigkeiten finden sich in Lindblom's Zeit- schrift (Botaniske Notiser 1842. 1844). Lund beschrieb seine botanische Reise nach Nordland und Finmarken (Reise igjennem Nordlandene og Vestfinmar- ken i Sommeren 1841. Cliristiania 1842. 8.). Er besuchte Tromsöe, wo Ende August das Birkenlaub bleichte, sodann Alten, Ilammerfest, Mageröe bis zum Nordcap und einige an- dere Punkte. Seine Cebersicht der finmärkischen Flora ent- hält 402 Phanerogamen aus 50 Familien, während er auf ganz Norwegen nach Blytt's Angabe 84 Familien mit ungefähr 1100 Phanerogamen rechnet. Die artenreichsten Familien in Fin- marken sind folgende: Cyperaceen 51 ; Gramineen 42; Synan- thereen 33; Caryophylleen 27; Cruciferen 19; Rosaceen 18; Junceen 17; Ranunculaceen 16; Ericeen 15; Scrophularineen 15; Saliceen 15. Dann folgen 12 Leguminosen und 12 Or- chideen. — Interessantere Pflanzen sind; Viola ejnpsila Led. Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 381 bis in die Nähe des Nordcaps, Lychnis affinis Vahl, Poteti- tilla nivea L. bei Tronisöe, Conioselinum tataricum Blytt (an Fisch.?) bei Alten, Galium trißorum Mich. — Die beobach- teten Polargrenzen der Ilolzgewäclise sind: 1. Bei Alten: Rubiis idaeus L., Rihes rubrum L., Myricaria germanica Desv.» Menziesia caerulea Sni., Amlromeda tetragona L., Arctosta- p/tylos uva nrsi Spr., Rhododendron lapponicum Wahl., Ledum palustre L., Salix pentandra L., Arhuscula L., hastato-heihacea Laestad., Populus tremula L., Alrms iticana DC. 2. Bei Ham- inerfest: Prunus Padus L. 3. Pimcs sylvestris L. bis 70" N. Br. , d. h. bis 1^ g. Meilen südöstlich von Kistrand am Per- sanger Fjord, 4. Auf Mageröe selbst finden sich noch: Sor- bus aucuparia L., (^alluna, Andromeda hypnoides L. , A. poli- folia L., Arctostaphylos alpina Spr., Azalea procumbens L., Vaccinittm Myitillus L. , V. uliginosum L., V. Vitis idaea L., Empetrum nigrum L., Diopensia lappo?iica L., Salix glauca L., S. lapponum Wahl., S. Myrsiniles L., S. reticulata L., S. her- bacea L., Betula pubescens Ehrh., (glutinosa Ld.), B. nana L., Juniperus commuiiis L. Beurling, welcher in der Versammlung der scandinavi- schen Naturforscher im J. 1842 über die Physiognomie der Gegend von Stockholm sprach, hat 184-3 eine Reise durch Schweden gemacht, deren botanische Ergebnisse in die Ver- handelungen der Stockholmer Akademie werden aufgenommen werden. — Zetterstedt's botanische Reise durch Jemtland im J. 1840 ist in der botanischen Zeitung für 1844 übersetzt worden. Dieser Bericht enthält Verzeichnisse von Standorten, jedoch ohne allgemeinere Charakteristik der Vegetation dieser schwedischen Provinz. — v. Düben beschreibt eine im J. 1841 gemachte Excursion in Bohuslän (Lindblom's Botaniske Aviser 1843, S. 75). Von Gaymard's Voyages en Scandi- iiavie sind die ersten Lieferungen erschienen. Die Kupfer- tafeln geben anschauliche Darstellungen des nordischen Natur- charakters, aber der erläuternde Text dazu ist noch nicht publizirt. Von Hartman n's scandinavischer Flora wurde bereits die 4te Auflage herausgegeben (Haudbok i Skandinaviens Flora innefiittande Sveriges och Norrige's Vexter, tili och med Mes- sorna, Stockh. 1843). — Eine unbedeutende Compilation ist 382 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Högberg's Svensk Flora. (Oerebro 1843). — Anders- son's Observationes stirpium circa Christinehamn provenien- tiuin (Upsala 1842. 4.) enthält einige neue Fundorte. — Kröniugsvärd schrieb eine Flora dalekarlica (Fahlun 1843. 8. 66 Seit.) — Torssel publicirte ein Verzeichniss der skandinavischen Lichenen (343) und Byssaceen (43): Enume- ratio Lichenum et Byssacearum Scandinaviae hucusque cogni- torum (Upsal. 1843. 12). — Von Fries' Normalherbariuin (Jahresb. für 1841) wurde die 8te Centurie ausgegeben; von der Flora danicä das 40ste Heft. Die statistischen Verhältnisse der britischen Flora haben Watson zu neuen Arbeiten Veranlassung gegeben. Die erste Abtheilung eines grossen Werks über diesen Gegenstand (The geographical distribution of British plants. London 1843. 8.) erstreckt sich nur auf die Ranunculaceen, Nyniphaeaceen und Papaveraceen und enthält deniohngeachtet nicht weniger als 259 Seiten. Dies ist die ausführlicliste Sammlung von Fund- orten, die wohl jemals zusammengetragen wurde, und hori- zontale und vertikale Verbreitung jeder einzelnen Pflanzenart werden auf einer schon in diesem Bande 40 Mal wiederholten Charte versinnlich t. Beils chmied hat eine Uebersicht die- ser speziellen Resultate in der Regensb. Flora gegeben (1843. S. 641). Von allgemeinerem Interesse sind nur die einleiten- den Betrachtungen über die Verbreitung der drei genannten Familien auf der ganzen Erde, wovon oben die Rede war. Die Vegetation der westlich von den Hebriden im atlan- tischen Meere gelegenen Felsinsel S. Kilda (58" N. Br.) hat Mac Gillivray geschildert (Edinb. N. Philos. Journ. 1842. p. 47 — 70 u. 178 — 180. Auch extrah. von Beilschmied in Regensb. Flora 1843. S. 455). Dieses Eiland, etwa ^ g. M. lang und kaum halb so breit, bildet einen 1380' hohen Preisen, der aus Trappformationen und Syenit besteht und zum Tlieil Weidegrund besitzt mit schottischer Vegetation : doch sind nur einige 50 Phanerogamen einheimisch. Charakteristische Arten: Cochlearia danica L. , Siktie maritima Willi., Sediim unglicujn liuds., Rhodiola rosea L. , Ligusticum scoticum L., Änagallis tenella L. , Salix herhacea L., Carex rigida Good. — Salix hcr.hacca L. kommt hier in niedrigerem Niveau vor als in Schottland , wo sie von Watson nicht unter 1850' ge- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 383 fluiden ist. Der Winter ist selir milde. Gerste und Hafer werden gebaut. Dickie untersuchte die geographischen Verhältnisse der Vegetation in Aberdeenshire (Notes on the distribution of the plants of Aberdeenshire in Hooker's Loncion Journ. of Botany. 2. p. 131—135 und 355—358). Es ist dies ein Nachtrag zu der im vor. Jahresbericht dargestellten Arbeit von Watson über die Grampians und es ergeben sich daraus folgende Ver- besserungen und Zusätze zu den Niveaugrenzen der Holz- gevvächse : Quercus Rohur L. 0' — 1500' Lonicera Periclymenum L. 0' — 1500' Rosa canina L. 0' — 1860' — spinosissima L. 0' — 2000'. Ausserdem ist die obere Höhengrenze für eine bedeutende Zahl von Pflanzen der untern Region bestimmt. — Für das Verzeiohniss der Alpenpflanzen giebt der Verf. folgende Ver- besserungen : Arahis yetraea Hook. 1740' (auch herabgeschweramt bis 800'). Cerastium latifolium L. 1740'. Ruhus chamacmorus L. 1000'. Saxi/raga oyitositifolia L. an der Küste bei Aberdour. Cornus suecica L. 1200'. Veronica alpina L. 2300'. Salix reticuluta L. 2000'. Juncus castuneus Sm. 2300'. — triglumis L. 1200'. Carex rupestris All, 2000' — ? — lagopina Wahl, (leporina Ant.) 3560'. Eine nach dem Vorbilde von Koch's Synopsis bearbeitete britische B'lora hat IJabington herausgegeben (Manual of British Botany, containing the flowering Plants and Ferns, arranged according to the Natural Orders. London 1843. 8.) — Von Withering's British Plants (corrected and Condensed by Mac Gillivray. Aberdeen 1843) erschien die fünfte Auf- lage. — Von getrockneten Sammlungen britischer Gewächse sind zu erwähnen: Salicetum britannicum exsiccatum, contai- ning dried specimens of the British Willows, edited by Leefe 384 Griscbach: Bericht über die Leistungen in der (Fase. 1. 1842. fol. mit 32 Formen); Berkoley's British Fungi (4 Fase, of dried specimons. London 1813). Die Flora batava (s. Jaliresb. für 1841) riiekte 1843 fort bis znr 130, Aflevering. — Dozy lieferte Nachträge zu sei- ner daselbst erwälinten Aufzählung der bei Leiden gefundenen Laub- und Leber-Moose (in v. d. lloeven's Tijdschiift 1843. S. 108 — 114). — Kickx hat im 13ten Bande der Memoiren der Brüsseler Akademie die erste (Jenturie einer flandrischen Cryptogamen-Flor, grössentheils Pilze enthaltend, herausgege- ben (Recherches pour servir a la Flore cryptogamique des Flandres. Bruxelles 1840. 46 pag. 4.). lieber die Pflanzen des obern Maassthals veröfi"entlichte de la Föns einige Bemerkungen (Ann. sc. nat. 19. p. 317 bis 319), welche nur lokales Interesse besitzen. Von Reich enbach's Icones Florae germanicae erschie- nen die 6 letzten Dekaden der sechsten Centurie, mit dem Schluss der Caryophyllecn, den Celastrineen, Tiliaceen und einem Theil der Lineen; die Flora Germaniae exsiccata ent- hält jetzt 25 Centurieii. — V^on Sturm 's Flora Deutsclilands ist das 21ste und 22ste Heft aus der dritten Abtlieilung er- schienen, Pilze von Rostkovius enthaltend. — Das im vor. Jahresberichte erwähnte Kupferwerk von v. Sc hl echten dal und Schenk gedieh 1843 bis zur zeiinten Lieferung des vier- ten Bandes, das über Thüringen bis zum 47sten Hefte, so wie auch von dem ersteren eine neue Auflage begoiuien ist. ■ — Die daselbst erwähnten Publikationen von Lincke sind beide bis zur 33sten Lieferung weiter geführt. — D. Die- trich begann ein Kupferwerk über Deutschlands Cryptogamen, wovon das erste Heft 26 illum. Tafeln Farnkräuter uriifasst (Deutschlands kryptogamische Gewächse. Jena 1843. 8.). Koch gab die zweite Auflage seiner berühmten Synopsis Florae germanicae heraus (Frankf. 1813), welche durch zahl- reiche Special -Untersuchungen und Zusätze veriuehrt worden ist. Eine abgekürzte Ausgabe dieses Werks erschien 1844 (Tasclu'nbuch der deuisclien und schweizerischen Flora von Koch. Leipzig. 12.). — Auch von Kittel's deutsclier Flora wurde eine zweite Aufiagc veranstaltet. — Scheele schrieb kritische Bemerkungen über einzelne deutsche Pflanzen, jedoch Pflanzengeographie während des Jahres 1813. 385 ohne hiiilangliche literarische Ilülfsmittel (in Regensb. Flora 1843. S. 296. 421. 557). Von Rabeiihorst's Sammlung getrockneter Pilze der ileulschen F'lora sind die 5te und 6te Centurie ausgegeben. Deutsche Provinzialtloren und ähnliche Werke; Lange- thal üher das nördliche Deutschland (die Gewächse des n. D. für Landwirthe u. s. w. Jena 1843. S.) ; Schmidt über die Provinz Preussen (Preussens Pflanzen. Danzig 1843. 8.); Roeper über Mecklenburg (Zur Flora M.'s Th. I. Rostock. 1843. 8.), die Gefässcryptoganien enthaltend, reichhaltig für .Morphologie; Scholtz Flora der Umgegend von Breslau (Breslau 1843. 8.); Grabowski Flora von Oberschlesien (Breslau 1843. 8.); Doli rheinische Flora (Frankf. 1843. 8.) die Vegetation des Rheinflussgebiets vom Bodensee bis zur Mosel und Lahn umfassend und fiir Systematik wichtig; Hackl I^flanzenverzeichniss für den südlichen Theil des Leitmeritzer Kreises in Böhmen (in den medic. Jahrb. des österr. Staats 1843. S. 105 etc.). — Speciellere Abhandlungen von Johu über einige Pflanzen der Berliner Gegend (in der bot. Zeit. 1843. S. 6S9 — 692); von Preuss über einige Fundorte von Pflanzen in der Oberlausitz (in der Regensb. Flora 1843. S. 671 — 72); von \V immer über die schlesischen Hieracien (in der Uebers. der Arbeit der schles. Gesellsch. für 1843); von Hampe neueste Nachtrüge zur Harz-Flora (in der Lin- naea 1843. S. 671 — 674); von Traunsteiner über die Sa- lices Tirol's (in der n. Zeitschr. des Ferdinandeums 1842). Unter diesen Arbeiten zeichnet sich die oberschlesische Flora von Grabowski durch Angabe der Niveaugrenzen aus. Im Gesenke (vergl. Jahresb. für 1840) sind nach G.'s Mes- sungen die obern Höhengrenzen der Holzgewäch^e folgende: 1. In der Tannenregion (1500' — 3600' nach Wimmer) steigen Pinns Ahies L. und Picea L. — 4000'; Juniperus naiia W\ — 4500'; Betula pubescens Ehrh. und Sorbus auaiparia L. — 3900'; Populits tremula L. — 3800'; Pinus Larix L. — 3000'; Juniperus communis L. — 2600'; Betula alba L. — 2500'; Acer pseudoplatanus L. — 2400'; Prunus Ihidus L. — 2300'; Pyrus communis L. — 2200'; Fagus sylvatica L. — 2000'; Alnus glutinosa G. — 1800'; Prunus avium L. — 1700'. 386 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 2) In der Eichen- nnd Kiefer-Region: Quercus Rohvr G. — 1500'; Fraxirms excelsior L. — 1480; Vlmus campestris L. und Pinus sylvestris L. — 1300'; Taxus haccota L. — 1200'; Populus alba L. — 1000'. — Die Kultur des Weizens und der Gerste reicht bis 1000', des Roggens bis 1800', des Hafers durchschnittlich bis 2000'. Die in der Gäa von Sachsen enthaltene Abhandlung von Reichenbach über die VegetatlonsverJiältnisse dieses Landes ist mir noch nicht bekannt geworden. — Eine botanische Skizze des Kyifhäusers in Thüringen von Ekart ist nur eine Zusammenstellung von Pflanzenverzeichnisseu an diesem aus Wallroth's Schriften bekannten Fundorten (Regensb. Flora 1843. S. 169—182). — Kirsch leger verglich die Vegeta- tion des Schwarzwalds, des Jura und der Vogesen (Congres scientif. 1842 und übersetzt in der Regensb. Flora 1843. S. 186 — 194). Da die allgemeinern Einflüsse des Klima's auf die Vegetation in diesen drei Gebirgen dieselben sind, um so mehr als der südlich von Neufchatel gelegene Theil des Jura ausgeschlossen wird, so leitet der Verf. mit Recht die bedeu- tenden Vegetations-Verschiedenheiten, welche er darstellt, von den Bodenverhältnissen ab. Die Gebirgsregion von 2400' bis 4800' zeigt diese Gegensätze am entschiedensten. Der Jura besitzt in diesem Niveau 116 Phanerogamen, die auf dem Schwarzwald und den Vogesen fehlen. Diese haben dagegen 52 Arten, die nicht im Jura einheimisch sind. So viel pflan- /enreicher ist der Jurakalk, aber viel trägt auch die grössere Nähe der Alpen bei. Charakteristische Formen desselben sind neben vielen Alpenpflanzen folgende: Ertjsimum ochroleucum DC, Thlaspi motitanum L., Saponaria acymoides L., Arenaria granJißora All., Linum montanum Schi., Hyperichum Richeri Vill., Acer opulifolium Vill>, Ge?iista Halleri Reyn., Heracleum alpinutn L., (Jentranthus angusti/olius DC, Hieracium rupestre All., Prenantlies tenuifolia L. , Sideritis hyssopifolia L., Fri- tillaria Meleagris L. Die Vogesen besitzen wiederum eine viel eigenthümlichere Vegetation als der Schwarzwald. Cha- rakteristische Formen dieser beiden Gebirge, welche dem Jura fehlen und auch nicht zu den übrigens weit verbreiteten ge- hören: JSIasturliwn pyrenaicurn I3r!, Brassica C/icirant/iusWW., Hypericum eludes L. in Lothringen, Angelica pyrenuea Spr., Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 387 Galinm tenerum Schi., Carlina longifolia Relib., 'Hieracium longijoliwn Schi., Sonchus Plumicri L., Caminmula hederacea L., Pyrola media Sw., Digitalis imrinirea L. und deren Ba- starde!, Einpogium aphi/llum Rieh. Von diesen kommen je- doch nur die beiden mit ! bezeichneten auf dem Schwarzwalde vor, die übrigen nur auf den Vogesen. — Die Vegetation der untern Region zeigt gleichfalls nach der geognostischen For- mation entschiedene Gegensätze. Der Jurakalk nebst dem Basalt und Trachyt des Kaiserstuhls steht den Sandsteinen und Graniten bestimmt gegenüber. Jurakalkpflanzen des Rhein- thals und der Vorberge — 2400', z. B. Tlialictrum montanum Wallr., Hutchimia yetraea Br., Althaea hirsuta L., Alsine fasciciilata MK., Trinia vulgaris DC, Bunium Bulhocastanum L., Artemisia cainphorala Vill., Crepis ptdchra L., Melittis Melissophyllum L., Euphorhia verrucosa Lam., E. falcata L., Gymnadenia odoratissima Rieh., Himantoglossmn hircinum Spr., Orchis simia Lam. , Ophnjs aranifera Huds., api/era Huds., Aceras aiithropophora Br. , Allium rohindum L. — Pflanzen des Granits und Sandsteins sind z. B. Sisymhrium pannoni- ciim Jaq., Mönchia erecta G., Potentilla recta L., F. inclinata Vill., Lactuca virosa L. Heufler versuchte die Pflanzenregionen Tirols zu cha- rakterisiren (Tiroler Bote 1842. Nr. 19 — 27), doch ist die botanische Darstellung zu allgemein gehalten, und die Niveau- grenzen können nur für approximative Schätzungen gelten. Eine immergrüne Vegetation von Quercus Hex und Phillyrea media kommt nur im Sarcathale vor. — Die Vegetation der Reichenauer und Flatnitzer Alpen an der Grenze von Steier- mark und Kärnthen schilderte Pacher (Regensb. Flora 1843. S. 803—811); dieser Aufsatz ist nur von lokc\Iem Interesse. In dem geognostischen Werke von Fuchs über die ve- netianischen Alpen (Solothurn 1843. fol.), welches mir nodi nicht näher bekannt geworden ist, behandelt ein Abschnitt die Vegetationsgrenzeu der südlichen Alpen. — Bemerkungen über die Baumvegetation in den Schweizer Alpen hat 11. v. Mohl mitgetheilt (Bot. Zeit. 1843. S. 409 u. f.). Sie reihen sich den im vor. Jahresb. erwähnten Beobachtungen von Martins au. Der Verf. berichtigt einige Angaben von Wahlenberg, die zwar für die nördliche Schweiz gelten, jedoch nicht für die 388 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Centralketfe, welche von W. unvollständig untersucht war. P. Äbies tritt hier in der obern Waldregion zurück und wird häufig durch P. Larix und P, Cemhra ersetzt. Bei Zerniat- ten, wo die Rothtanne das Niveau von 5000' nicht erreicht, liegt die Baumgrenze, durch die beiden letztgenannten Coni- feren gebildet, erst bei 7000'. Ebenso verschwinden Buchen und Eichen auf der Centralkette in einem tiefern Niveau, als in der nördlichen Schweiz, jene im Oberhaslithal bei 3000', diese bei 2460'. Liessen sich diese und ähnliche Unterschiede in der Bewaldung der Kalk- und Schiefer- Alpen gleich von dem geognostischen Substrat ableiten, so sei diese Erklärung nicht auf die Kulturgewächse anzuwenden, von denen v. M. ähnliche Verhältnisse nachweist. Nördl. Schweiz Centralkette. nach \Yahlenb. Kirschbäume bis 2900' 44S0' im Matterthal. Apfelbäume - 3000' 3400' — Wallnussb. - 2000' 3600' im Lauterbrunnerthal (Kasthof.). NVeinstock - 1700' 2500' bei Stalden. Cerealien - 2700' Weizen 5400'| bei f(Gaudin). local— 5000', Gerste 610Ü'JZermattl(Martins). H. V. Mohl ist geneigt, diese Diifercnzen von klimatischen Ursachen abzuleiten. Er glaubt, dass die Vertheilung der Wärme auf die Jahreszeiten gerade die entgegengesetzte Wir- kung erwarten lasse, dass dagegen in Beziehung auf die at- mosphärischen Niederschläge, wenigstens auf deren Zunahme im Sommer (?), so wie auf den Feuchtigkeitszustand der Luft (?) die grössere Erhebung des Landes in der südlichen Schweiz ein continentaleres Klima besitze, als die von Wah- lenberg untersuchteji Gegenden. Gewiss nähert sich die Cen- tralkette der Alpen den klimatischen Verhältnissen eines Pla- teaus mehr, als die steilern, schmälern Kalkalpen: doch scheint mir der grösste Theil der von v. M. hervorgehobenen Er- scheinungen durch die verschiedene Gestaltung der Thäler im Schiefergebirge erklärlich, wäiu-enil die Kultur des Bodens durch die Bildung der Oberfläche in den Kalkalpen und Con- glomeraten beschränkt wird. — Aus einem Aufsatze von O. Heer über die Forstkultur in den Schweizer Alpen (Schweiz. Zeitschr. für Land- und Gartenbau 1813) ergeben sich die Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 389 bedeutenden Lokalverscliiedenheiten in den Nivoangrenzen der Bäume gleichfalls. Die Extreme sind in folgender Tafel zu- sammengestellt. Nördl. Schweiz. Siidl. Schweiz. Fagus sylvatica bis 4250' An nördl. Abhängen bis 3900'i ,^„„, . „, - siidl. - - 4550 J Acer pseiuloplafaniis bis 4800' — — An nördl. Abhängen bis 4700' - siidl. - - 5000' Pinus Picea L. bis 5000' - Abies L. - 5500' — 5100 bei Airolo. Im Ober-Engadin steigt sie dagegen bis 6100', im Unter- Engadin bis 6600'. Pinus Larix L. bis 6000' — 6500' in Graubündten. Im Engadin steigt sie gleichfalls höher, am höchsten an der Südseite des Passes zwisciien Scarl und Miin-^ter- thal in der Nähe des Wormser Jochs bis 7150'. Pinus Cemhi-a L. bis — — 6500'. Im Engadin höher, am höchsten in der Nähe von Stolvio bis 7280'. . Pinus sylvestris L. bis 5500' — 6000'. Pumilio IIK. - 6200' — 6750' in Graubündten. f5000' im Engadin. ^^^"^"^ . ~ ~ 16000' im Albiguathal. Durch diese Thatsachen erhält man einen Maassstab für den Einfluss der Oertlichkeit auf die Verbreitung der Ge- wächse in der Schweiz, ein Einfluss, welcher hier so viel verschiedene, durch die Lage, Neigung und Oberflächenbildung der Thäler und Höhen bestimmte Kliniate diclit an einander rückt. Nur durch die vollständige Analyse aller dieser Ver- hältnisse kann hier eine einzelne abnorme Erscheinung erklärt werden. 7\ber im Grossen gleichen diese Lokalverhältnisse sich aus, und die von v. Mohl dargestellten Eigenthümlichkei- ten des berner Oberlandes und Wallis verlieren an allgemei- ner Bedeutung, weiui man sie mit dem Engadin vergleicht, einem Thale, welches gleiclifalls zum Systeme der Centralkette gehört und nach Nordosten auslauft. Systematische Schriften über die Schweizer Flora: Ha- 390 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der genbach Siipplementmn FJorae basilecnsis (Basel 1843. 8.); J. B. Brown Catalogue des plantes qiii croisseiit naturelle- ment dans les environs de Tlioune et dans la partie de l'Ober- land Bernois qui est le plus soiivent visitee par les voyageiirs (Thun 1843, 8.): Catalog der Phanerogamen und Moose mit deren Standorten; Rapin le gnide du botaniste dans le can- ton de Vaud, comprenant les descriptions de toutes les plan- tes vasculaires qui croissent spontaneinent dans ce Canton (Laus. 1843. 8.); Blancliet essai sur Tlüstoire naturelle des environs de Vcvey (1843. 8.) : mir nicht bekannt geworden ; Reuter Supplement au catalogue des plantes vasculaires qui croissent naturellemeut aux environs de Geneve (Geneve 1841. 8.): 51 pag. mit Abbild, der Arabis hybrida R. — Die seitnern Gewächse bei Pfäfers zählt Kaiser auf (die Heil- quelle zu Pf. — St. Gallen 1843). — Schaerer's Lichenes helvetici exsiccati sind bis zum 18ten Hefte gediehen luid ent- halten 450 sp. Das letzte Heft ist vom Schluss des Lichenum helveticorum Spicilegiun) begleitet. Kirsch leger giebt eine Uebersicht der Vegetationsver- hältnisse der Umgegend Strassburgs (Congres scientif. a. a. O.). Er zälilt auf diesem grösstentheils kultivirten Alluvium 960 sp., die er in folgenden Formationen eintheilt: in arvis: 230 sp., in pratis: 300 sp. , in campis (incultis etc.): 120 sp., in syl- vis: 280 sp., in paludibus: 80 sp. , in aquis: 110 sp., in ripa Rheni: 20 sp. Von mehreren Botanikern in der Normandie (Hardouin, Le Clerc, Fourneaux und Eudes-Des- lonchamps) wird die Wiesenvegetation an der Orne vom Dorfe Louvigny (südlich von Caen) bis zum Meere geschil- dert (Mem. de la soc. Linneenne de Normandie. Vol. 7). Diese Arbeit zeigt den Einfluss des Bodens auf die Verthei- lung der Wiesenpflanzen. Wo regelmässige Ueberschwem- mungen stattfinden, ersetzt Agrostis vulgaris die übrigens vor- züglich aus Hordeum secalinum und Ci/nostirus gebildete Gras- narbe, oder wo die Fluthen des Meers zweimal monatlicli übertreten, wechselt die Agrostis mit Glyceria maritima und Festuca rtihra var. maritimn. Von Schultz Flora Galliae et Germ, exsiccata sind jetzt 6 Centurien ausgegeben. Die französische Flora behandeln folgende Schriften: Cosson, Germain et Weddel Intro- Pflanzengeograpliie während des Jahres 1843. 391 dnction a nne Flore analytiqiic et descriptive des environs de Paris (Paris 1842. 12.); von denselben Verf. Snpplement au catalogue raisonne des plantes de Paris (Paris 484.3. 12.); eine neue Auflage erschien von Bautier Tableau analytique de la Flore Parisienne (Paris 184.3), so wie auch von Merat unter dem Titel Revue de la Flore Parisienne (Paris 1843): die letztere in Opposition gegen die exactere Arbeit von Cos- son u. s. w.; Godron Flore de Lorraine: begreift die Dep. IMeurthe, Moselle, Meuse luid Vosges (Nancy 1843. 3 Vol. 12.); von demselben Verf. Monographie des Rubus, qui crois- sent naturellement aux environs de Nancy (ib. 1843, 8.); Desmazieres dixieme notices sur quelques plantes crypto- games-recemraent decouvertes en france (Ann. sc. nat. 19. p. 335 — 373): enthält neue Pilze, besonders Pyrenomyceten und einige Pezizen; Tulasue beschreibt die unterirdischen Lycoperdaceen der Gegend von Paris mit mehreren neuen Arten und den neuen Gattungen Hydnobolites und Delastria (Ann. sc. nat. 19. p. .373 — 381). Massot hat eine Tafel über die Vegetationsgrenzen am Canigou in den Pyrenäen publizirt (Comptes rendus v. 17, auch abgedruckt in der Regensb. Fl. 1844. S. 84 und in der Bot. Zeit. 1844. p. 427). Für die alpinen Pflanzen sind diese Messungen von Bedeutung. Die Holzgevvächse erscheinen vom Gipfel aus, der 2785 Meter hoch liegt, abwärts in folgender Ordnung : Rhododendron ferrugineum L. (1322"') — 2540"'. Genist a purgans L. „ Pinus Äbies L. (1500*") — 2415. Samhucus racemosa L. 206.3. Betida alba 1987. Pinus Picea L. 1950. Sorhus Aucuparia L. 1838. Poj)ulus tremula L. 1640. Amelanchier vulgaris Mch. „ Kulturgrenze der Kartofi'el und des Roggens: Erndte Auf. Septemb. „ Fagus sylvatica L. 1623. Corylus Avelkma L. „ Lonicera Xylosteum L. „ 392 Grisobach: Bericlit über die Leistungen in der So7-hus Aria Cr. 1566"", Kubus fruticosus L. 1322. Crataegtis Oxyacunllui L. 1250. Primus spinosa L. 1050. Hex Aqnifoliuin L. .987. Cornus sangnhiea L. ,, RoggenerntUe Miüe Juli. Caxtanea vescn G. 800. Alnus glntinosa G. 800. Sarothumiius scopan'us ^V. G. „ Kiilturversiiclie des \Vein.stock.s 750. Acer monspessnlanum L. 700. Evonymus europaens L. „ Ergiebige Weiiikultur 550. Olivenkiilhir 420. Nacl) Bory ist die auf den Gebirgen Andalusiens einhei- mische Eiche Quercus laetica Webb, identisch mit Q. Robur Desf. und in Algerien weit verbreitet. Der Erstere hat sie Q^. Mirhechü genannt. (Comptes rendns. v. 17). Systematische Bemerkungen über einige siideuropäische Gramineen hat Link mitgetheilt (Linnaea 184.3. p. .385 — 407). Eine interessante Abhandlung über den Vegetationscha- rakter von Neu-Castilien hat Reuter in der Genfer Gesell- schaft für Naturkunde vorgelesen (Essai sur la Vegetation de la iiouvelle Castille. Geneve 1843. 4. 34 pag.) Das über 2000' hohe Plateau von Madrid wird nach N. von der Sierra de Guadarrama begrenzt, den Rlts. Carpetano-Vetoniques (bei Boissier), welche 8 Monate mit Schnee bedeckt bleiben. Die mittlere Wärme scheint in Madrid (2050') = 15" 0. zu be- tragen (v. Humb.), die des Sonmiers =24'',8, des Winters = -j- 6",1 (Schouw): doch fällt das Thermometer im Winter regelmässig unter den Gefrierpunkt, so dass man fast jedes Jahr auf dem Teiche von Retiro Schlittschuhe läuft; selten sinkt es tiefer als — 6", doch hatte man im J. J830 — 10**, im Jahre 1802 — 11,25" C. Im Sommer steigt das Thermo- meter bei stiller Luft im Schatten zuweilen auf 37" bis 41". Nur im Winter und Frühling finden atmosphärische Nieder- schläge statt bei vorherrschenden Nordwinden, welche durch das Gebirge abgekühlt werden. Im Frühlinge wechseln diese Pflanzoncrposrnphio whlirond dos Jahros 1843. 3f)3 Luftströmungen mit westlichen und südlichen, welche den Som- mer charakterisiren und von heiterem Himmel und grosser Trockniss begleitet sind. Auch der Herbst ist durchaus hei- ter bis zum December. Die Epochen der Vegetation scheinen um einen Monat früher einzutreten, als in Genf: Ende März waren die Bäume schon ausgeschlagen, Kirschen luid Syringa blühten. Die Vegetation der Kräuter beginnt Anfang März uud ist Ende Junius bis auf einige der Dürre widerstehende Stauden völlig geschlossen (p. 12). — Das Plateau, durch niedrige Hügelreihen wellenförmig gebaut, in der Nähe der Hauptstadt grossentheils mit Weizen- und Gerste-Feldern be- deckt, von Wald und sogar von Gesträuch fast vollständig entblösst, bietet den einförmigsten Anblick dar und wiederholt überall denselben eingeschränkten Horizont. Die Pflanzenfor- niationen werden durchaus vom Boden bestimmt und zerfallen hiernach in 4 Klassen, die des Thons, des Gyps, des Sandes und Granits. Der Thonboden erstreckt sich südwärts von Madrid über den grössten Theil der Mancha. Die Hügel des- selben z. B. von Aranjuez bis Alcala bestehen aus salzhalti- gem Gyps, von dessen Quellen das Kochsalz efflorescirt und Halophyten genährt werden. Nördlich und westlich von Ma- drid wird die Fläche bis zum Gebirge aus grobkörnigem, steinlosem Sande gebildet, der durch die Dürre fast wie der Thon einen hohen Cohäsionsgrad erhält. Der granitische Boden endlich bildet die Sierra de Guadarrama selbst und die Blöcke derselben sind auch über den Sandboden zerstreut. Diese Gebirge erreichen eine Höhe von 7 — 8000' und die Pässe nach Alt-Castilien liegen zwischen 4500' und 5500'. — Der Kalk findet sich in der Nähe von Madrid nicht; zuerst zeigt er sich ostwärts gegen Cuen(ja und mit ihm erscheinen hier sogleich die grossen Gesträuciiformationen Cataloniens, welche dem Plateau von Neu-Castilien fremd sind. Das Getreide des Sandbodens ist ärn)licb, auf dem Thon wird es wohl 4' hoch. Als Futterkräuter baut man besonders Garbanzo's {^Cicer arietinum) und Algarroba's {Ervum moncm- thos). Nur in geschützter Lage kommen Weinstock und Oel bäum fort, aber die Oelbäume bleiben klein und dürftig. Wiesen fehlen gänzlich ; selbst die Kräuterwiesen am Manza- nares bestehen nur aus jährigen Gräsei-n und Leguminosen, Archiv f. Natiireesch. X. Jahrsr. 1. Bd. Cc 394 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der die gegen den Sommer bald von dornigen Stauden verdrängt werden, z. B. Centaurea Calcitrapa, Eryngium campestre, Ono nis spinosa, Xanthium spinosum, oder, wo sie sumpfiger wer- den, grossen Rasen von Juncus acutus und Scirpus holoschoe- nus Platz machen. — Nach alten Chroniken sollen einst auf der Hochfläche von Madrid Wälder gestanden haben (p. 13) und Ueberreste derselben aus verkrüppelten , weitläuftig ge- sonderten Eichen, besonders Querais Hex, sieht man noch auf den Sandhiigeln der Casa del Campo und des Pardo ver- eint mit blattlosen Genisteen (^Retama sphaerocarpa , Saro- thamnus ^coparius) , allein diese nebst den Uferbäumen der Flüsse {Salix, Popuhis, Ulmus, Fraxinus angustifolia Vahl) und einigen Sträuchern {Tamarix gallica, Crataegus, Rosa, Rulus, Rhanmus, Osiris) sind auch die einzigen Holzgewächse des Plateaus. Es lässt sich nachweisen, dass der Holzmangel nur Folge der Trockenheit ist: dies beweisen die hochstäm- migen Pflanzungen im Thalwege des Tajo bei Aranjuez, so wie die in neuerer Zeit gepflanzten und durch Begiessung unterhaltenen Alleen in Madrid. — Uebersicht der Pflanzen- formationen : 1) Thonboden. An den Aeckern erscheinen zuerst Bras- sica Orientalis, Lathyi'us erectus Lag., Turgenia, Glaucium corniculatum,. Polygonum Bellardi; diese werden später durch dornige Synanthereen verdrängt: Ficnomon, Scolymus, Xan- thium, Onopordon nervosum Boiss. ; Ende Sommer bleibt nur noch Ecballion übrig, das zuletzt seine Früchte entwickelt, auch Cro%opho7'a ist häufig. — Die unbebauten Flächen und Hügel (campi) sind mit aromatischen Kräutern bewachsen, einer Formation, die in Spanien nach dem Thymus (Tomillo) den Namen Tomillares führt. Hier besteht die Vegetation aus Thymus tenuifolius, Teucriuin capitatuin und Sideritis hirsuta, denen verschiedene das Land charakterisirende Gewächse bei- gemischt sind, z. B. Queria, Minuartia, Astragalus macror- rhizus und narbonensis, Echinops strigosu^ , Cynosurus Lima, Stipa barbata. — Uferpflanzen: Althaea o/ßcinalis, Lavatera triloba, Coc/dearia glastifolia, Gypsophila per/oliata, Sonchus crassifolius. — Halophyten, am üppigsten entwickelt am Teich von Ontigola bei Aranjuez: Spergularia marina, Frankenia pulverulenta , Erythraea spicata, Atriplex , Suaeda setigera, Pflanzenffeo^raphio wälirond des Jahros 1843. 395 fruticosa iiiul maritima, Salicornia, Hordeum maritimum und kultivirt wird Salsola Sorla. 2) Gyps. Dessen Vegetation ist auf gleichem Substrat auch durch ganz Arragonien verbreitet. Die steilern Abhänge sind mit Rasen von Frankenia tliymifolia bewachsen und diese begleiten : Peganum, Lepidium suhulatum und Cardaini- nes, Helianthemum squamatum, GypsopJula struthium, Zolliko- feria, Salsola vermiculata. — Uebrige Charakterpflanzen: Vella pseudocijtisus, Iheris suhvelutina Guss., Heniiaria fruti- cosa, Ce7itaiirea hyssopi/olia, Stutice dichotoma Cav. — V^oni südlichen Spanien bis Aranjuez verbreitet ist, die Krone der Hügel bekleidend, die gesellige und vielfältig benutzte Stipa tenacissima; mit dieser wachsen mehrere Cisteen, Pimpinella dichotoma, Rosmarinus, Fritillmia. — Selvr isolirte Gesträuche aus Quercus coccifera mit Rhamnus lycioides , Retama sp/iae- rocarpa und Bupleurum /rutescens. 3) Der Sandboden wird durch zahlreiche Cruciferen cha- rakterisirt, die vielleicht nirgends ebenso mannigfaltig an Ar- ten und gesellig in ihren Individuen sind wie hier, und im Frühling die Ackerfliiren gelb färben. Mit dieser vorherr- schenden Farbe mischen sich dann blaue iJoragineen und weisse Anthemideen : Diplofaxis catholica und virgata, Sisym- hrium contortum und hirsutum Lag. , Brassica laevigata und valentina, Sinapis heterophylla Lag.; Anchusa vndulata und italica, Echium violaceum; Antliemis mixta, pubescens und arvensis; ferner Malcolmia patula, Hypecourn grandißorum und pendulum, Roemeria hybrida, Cerastium dichotomum, Ve- ronica digitata, Aphanes cornucopioides und mehrere Linaria- Arten, namentlich die höchst gesellige L. ramosissima Boiss., sodann L. hirta und spartea. Wenn diese reiche Vegetation verschwunden ist, werden die Aecker von Tanacetum micro- phyllum DC. überzogen. — Ausgedehnte Flächen nehmen die Tomillares ein, welche hier aus Thymus tenuifolius und Ma- stichina, Santolina rosmarinifolia und Lavandula pedunculata bestehen. Unter diesen sieht man im Frühling eine mannig- faltige Vegetation von jährigen Kräutern und Gräsern: meh- rere Cisteen, namentlich Hei. sanguineum Lag. und aegyptia- cum, Astrolobivm durum, Campatiula Loefflingii, Myosotis lutea, Pyreth'um pulveruletitum , Prolongoa pectinata; Aira Cc* 396 Grisebach: Bericht über die T>eistiiii£ren in der involucrata, minuta, lendiger a und arti'culnta, Holcus srtiglu' mis, liromus ovdhis , Psiluvus anistdfus , Hordeum crinUum. Nachdem diese Gewächse verschwunden sind, erscheinen grös- sere Stauden, besonders Unibelliferen : Tluipsia villosa, Mnr- gotia lascrpitioidfs , Davcus crinitus, Magi/dnn's panucinu, Pinqmiella villosa; Verlas cum simiatum und pulverulefitum, Ruta montana, Onopordon üli/ricum, Cejitaurea ormita. 4) Auf den Granit der Sierra de Guadarrama verbreiten sich diese Toniillares bis etwa zu 4000', nach und nach sich mit andern Gewächsen vermischend. Die stärkere Bewässe- rung des Bodens bringt hier manche mitteleuropäische Pflan- zen zur Entwickelung, — Weitläuftige, vor den Schaflieerden geschützte Weidestrecken (Dahesa) für Rindviehheerden sind mit Gestrüpp von Querct/s Toza inid fagmea bedeckt; an Felsen stehen Gesträuche von Jasminum fruticans , Lonicera etrusca, Daphne Gnidium , htniperus ÖJcycedrus. Hier treten auch zuerst Cistus-Rosen auf: C. ladaniferus und laurifolhis. Mehrere neue Pflanzenarten wurden in dieser, übrigens vom Plateau wenig verschiedenen Region von R. entdeckt, z. B. Ranu7iculus carpetaims , Paeonia Broteri, Siletie Agi-ostemma, Hispidella; ferner wachsen hier CaucaUs hispanica Lam., Di- gitalis Thapsi, Dianthus lusitanicus , Aniirrldnum hispanicvm Chav. , Macrochloa arenaria, einige Orcliideen , Irideen; im Schatten der Eichensträucher; Arenaria montana, Bunium demidatmn, Valeriana tuberosa, Scilla nutans. — Die obere Region des Gebirgs über 4000' ist die der Geinsten, indem sie fast vollständig von Genista purgaiis bekleidet wird. Ein- zeln kommen Sträucher von Juniperus und Adenocarpus Id- spanicus vor, auf dem letztern lebt die echte Cantharide. In dieser Strauchregion wachsen Arabis Bori/i Boiss. , Linaria delphinoides Lag., saxatilis Chav. und rdvea Boiss., Senecio Tourne/ortii inid Ihiriaei Gay, Narcissus apodantiws. — Einige höhere Gipfel erheben sicii über die Ginsterregion und tragen eine dichte, harte Grasnarbe von Festuca curvi/olia Lag., vermischt mit Armeria 'junipcrifolia W. Von alpinen Pflanzenarten giebt es luir wenige Andeutungen z. B. Saxi- fraga nervosa und hi/pnoides, Sedum Idrsutum und hrevifolium, aber zugleich wachsen selbst hier noch die aiuiuellen Sand- pflanzen der Ebene von Madrid. An den Gebirgsbächcn wird Pll;iiizciibiIdot mit Pedicularis s/jlvaü'ca, Jasione carpetana und Veronica serpyllifolia. Nur auf dem nördlichen Abhänge der Sierra kommen Wälder von einer /.weiiiadeligen Fichte vor {P. sylvestris R.) nnd hier werden grosse Ränme von Pteris bedeckt. — Die Sierra de Credos, die westlichste und höchste Erhebung die- ser Kette, lüiterscheidet sich wenig in ihrer Vegetation und ist in noch höherm Grade pflanzenarm und einförmig. — In- teressanter scheinen die von R. in zu später Jaiu-eszeit be- suchten Gebirge südlich von Toledo. Diese weitläuftigen, ab- gerundeten Höhen gehören zu der W'getationsform des IMonte Baxo, worunter der Spanier die gesellig wachsenden Eichen- sträucher versteht. — Aber weit grösser ist der Gegensatz der Sierra Nevada: denn alle Gewächse, welche dieser und der Guadarrama gemeinsam sind, wachsen ohne Ausnahme zugleich in Asturien und auf den Pyrenäen. Reuter hat überhaupt 1250 Pflanzenarten in Neu-Castilien gesammelt. Die neuen Arten (gegen 50 sp.) sind in Verein mit Boissier von ihm in der Bibliotheque universelle de Ge- neve (1840) publicirt. Die artenreichsten Familien dieser Sanmdnng sind folgende: 14.3 Synantliereen , 123 Gramineen, 110 Leguminosen, 76 Cruciferen, 61 Caryophylleen , 54 La- biaten, 52 Scro])hulariiieen, 38 Rosaceen, 33 Ranunculaceen, 38 Jioragineen. — Merkwürdig ist die Wiederkehr einer Reihe von castilischen Pflanzen in der Krim, ohne dass sie die zwi- schenliegeuden Länder irgendwo besitzen. R. erklärt diese merkwürdige Thatsache durch die Analogie des excessiven Klimas und des geognostischeu Substrats, namentlich im festen Thonboden und salzhaltigen Gyps hervortretend. Die Pflanzen, welche zu dieser Erklärung auffordern, sind: Lepidium pcr- foliatum, Meriioriis lm(/'olius , Mollugo Cerviana, Minuartia dichotoma, Queria hispanica, Callipeltis, Campanula /astigiata, Veronica digitata, Acinos graveokfis, Rochelia stellulata, Plan- tago Loefingii. Schriften über die italienische Flora. Von Bertoloni's Flora italica ist der fünfte Band erschienen, welcher die 11., 12. und 13. Klasse enthält (Bologna 8.). — Von Moris' Flora sardoa, einem für die Systematik der südeuropäischen Pflanzen unentbehrlichen Quellenwerke, der zweite Band, wel- cher nach De Candolle's Familienanordnung die Rosaceen bis 398 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der zum Soliluss der Ericeeii von Nr. 411 — 779 nebpt Taf. 73 bis 9.3 begreift (Turin 1840— 43. — 4.) — Puccinelli Syn- opsis plantarnni in agro Liic-oensi sponte nascentiuni (Lucca 1842). Desselb. Additanientuni ad Synops. Lucc. ( Giornale bot. Ital. fasc. 1). — Gussone Synopsis Florae siciilae (1842): eine neue Bearbeitung seines Prodronnis, — Todaro Orchi- deae siculae (1842). — Gasparrini nonnullaruni plantarnni descriptiones (Rendiconto accad. Nap. 1842, extrali. in Bot. Zeit. 1843. S. 643): 1 Geranium und 1 Fumaria aus Cala- brien, 1 Cerinthe von Neapel, 1 Sedum von den Nebroden. Ball hat einige Bemerkungen über seine botanische Reise in Sicilien publizirt und bei diesem Anlass einen sehr vollständigen Catalog der sicilianischen Gramineen (240 sp.) ausgearbeitet (Ann. nat. bist. 11. p. 338 — 351). Die Angabe im vor. Jahresb. (S, 391), als ob Schouw in Pompeji Opuntia und Agave nachgewiesen hätte, scheint nach der Bot. Zeit. (1844. S. 581) nur auf fehlerhafter Ueber- .setzung seines Vortrages in Stockholm zu beruhen. lieber die Vegetation um Pola in Istrien sind einige nur Bekanntes enthaltende Bemerkungen von v. Heufler in der Regensb. Flora abgedruckt (1843. S. 76'7). Zanardini hat in einer neuen, systematischen Schrift seinen Catalog der dalmatischen Algen bis auf 272 Arten ver- vollständigt (Saggio di classificazione della Ficee. Venezia 1843. 64 pag. 4.). In dem Werke von Davy über die jonischen Inseln (Notes on the Jonian islands and Malta. London 1842. 2vol. 8.) sind zweijährige Beobachtungen über das Klima von Konstan- tinopel enthalten, aus denen ich die für die Vegetation wich- tigsten Werthe aushebe (2, p. 400). Mittlere Wärme. 1839. 1840. Januar = + 2°,2 = -f 4«,8 C. Februar = + 5",6 = + 4«,1 - März = + 4",4 = -f 4»,6 - April = + 6",1 - + 7%7 - Mai = + ll",l -^ -f 15",5 - Juni — + 21»,1 = -|-20%6 - Max. derTemp. -f 31",7 = +32»,7 C. Min. - - -- 1«,7 -= - 4",4 - Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 399 Mittlere Wärme. 1839. 1840. Juli = + 22», 2 = 4- 24», 5 C. August = + 2«°,7 = 4-22»,9 - Septeiiib. = + 20» = 4-20»,6 - October = + ■17",2 = + 15»,6 - Novenib. = 4- 13«, 9 = + 12»,7 - Decenib. = + 7«,8 = + 3»,2 - MIttl. Wärme = +13",3 = 14»,7 C. Vorherrschende \\'indesrichtung Nordost (215 und 199 Tage), Südwest (99 und 113 Tage). Regentage = 102 und 122. Regenmenge 1840 = 31,65"; fast regenfrei Mai, Juni, Juli, August; zwischen 1" und 2" im November; zwischen 2" und 3" im Februar und April; zwischen 3" und 5" im Mai, September, Oktober, December; über 6" im Januar. Nach Davy's Messungen schwanken die Quellentempera- turen auf den jonischen Inseln im Niveau des Meeres zwi- schen 16» und 18» C. — Die mittlere Wärme von Malta (1. p. 261) beträgt = 17»,8 C, das Maximum der Temperatur = 31»,1, das Minimum = -|- 5» C. Dasselbe Werk enthält eine nicht unbedeutende Reihe von Beobachtungen über den Salzgehalt und die W^ärme des mittelländischen Meeres. Die gewöhnliche Annahme, dass es specifisch leichler und wärmer sei, als das atlantische Meer, wird hierdurch keineswegs unterstützt. Bei den Untersuchungen von Forbes über die Verbrei- tung der niedern Thiere im ägäischen Meere sind auch die Algen, wiewohl nur im Allgemeinen, berücksichtigt (Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea: from the Report of the British Association for 1843). In den von Forbes angenommenen 8 Regionen von 0' — 1380' Tiefe ver- breiten sich die vorherrschenden Algen in folgendem Ver- hältniss : 1. 0'— 12'. a. lieber der Ebbelinie Dictyota dichotoma und Corallina officinalis. h. Unter der Kbbelinie, Die charakteristische Fucoidee ist Padina pavonia. 2. 12' — 60'. Der Schlamm ist gewöhnli(;h grün von 400 ürisebach: Bericht übt'i- die l.eistungeu in der Cmderpa prolifera. — Der Sandboden ist reich an Zostcra oceanica. 3. CO' — 120'. Cavlerpa und Zostera nehmen allniäldig an Masse ab. 4. 120' — 210'. Fucoideen sind häufig', besonders Di- ctyomenia voluhilis , Sargassmn satirifolium , Codium Bursa und ßahelUforine, Cystosira. Corallinen nehmen zu. — Nulli- poreji und Spongien in Menge. 5. 210' — 330'. Die Fucoideen nehmen ab; Dicti/omenia voluhilis ist selten , liaufiger liytiphloea tinctoria und Chrysi- menia uvnria. — Der Seeboden besteht grösstentheils aus Nulliporen und Thiersclialen. 6. 3,30' — 474'. Fucoideen kommen nur noch äusserst selten vor. Der Seeboden besteht aus Nulliporen. — Wie- wohl in dieser Tiefe die höhern Algen kaum noch gedeilien, leben hier doch noch viele Pflanzen fressende Testaceen, wo- durch die Meinung, dass die Nulliporen Pflanzen sind, eine neue, sehr erhebliche Stütze erhält. 7. 474' — 630'. Die Algen sind mit Ausnahme der Nulli- poren, welche noch gewöhnlich den IMeeresboden bilden, völ- lig verschwunden. 8. 630'— 1380' Hier scheinen auch die Nulliporen zu fehlen : denn der Meeresboden besteht von hier an aus gelbem Schlamm mit Resten von Foraminiferen. Von meinem Spicilegium Florae rumelicae et bithynicae, worin gegen 2000 Gewächse systematisch bearbeitet werden, erschien der erste Band (Braunschw. 8.), die Polypetalen, fast die Hälfte des Ganzen, enthaltend. Nach dem Schlüsse dieser Arbeit werde ich auf dieselbe zurückkommen. Der Bericht C. Koch's über seine Donaureise nach Konstantinopel (Bot. Zeit. 1843. S. 605) scheint ohne Vor- wissen des Verf. gedruckt und muss wegen der Unsicherheit der Pflanzennamen (z. B. Pinus Cembra und Ammodendron am Bosporus) übergangen werden. Tenore hat Bemerkungen zu Sibthorp's Flora graeca publicirt, wcbriic bei der Vergleichung der italienischen und griechischen Flora \\\v\\{. zu übersehen sind (llendioonto ac- cad. Nap. 1842, exirah. in Bot. Zeit. 1843. S. 877). — Schultz hat eine bedeutende Anzahl von neuen, griechischen Pflanzengeographic wiihroiul des Jaliios 1843. 401 Orobanchen aufgestellt (Regensb. Fl. 1843. S. 125): allein die I5eschreibimgeii sind mangelhaft und die Arten ohne Zweifel grösstentheils unhaltbar. 11. A s i e n. Aucher-Eloy's orientalische Tagebücher sind vom Gr. Jaubert herausgegeben (Relations de voyages en Orient de 1830 —1838, par Aucher-Eloy, revues par le Cte. Jaubert. Paris 1843. 2 Vol. 8.). Der wissenschaftliche Gehalt dieses Werks ist nicht bedeutend, allein die Wichtigkeit von des Verf. jetzt bereits g;rösstentheils bearbeiteten Sammlungen ver- leiht selbst einem einfachen Itinerar, wonach sich die Lokali- tät und Bliithezeit der meisten Pflanzen feststellen lässt, ein grosses Interesse. Der Uebersicht dieser Reisen schicke ich, da A. E. keine llöhenbestimmungen gemacht hat, eine Bemer- kung von Ainsvvorth voraus, die in dessen neuestem Reise- werke vorkommt (Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea and Armenia. London 1842. 2 Vol. 8.: daselbst 2. p. 374) und wodurch die Niveauverhältnisse eines Theils der von A. E. besuchten Gegenden nach eigenen Mes- suno-en treffend charakterisirt werden. Klein -Asien ist ein Hochland, von einem flachen oder hügeligen Litoral umgürtet, welchem an der Nordseite eine zweite Terrasse von niedrigen Ebenen folgt, z. B. die von Duzcha östlich von Nicomedien 250', von Boli 570', von Vezir Köpri oberhalb der Mündung des Kizil-lrmak 800' u. s. w. Hierauf beginnt südwärts die Erhebung des von Persien gegen das ägäische Meer -stufen- weise gesenkten Plateaus, bei Angora 2700', selbst bei Ka- stamuni in der Nähe des schwarzen Meeres südwestlich von Sinope noch 2400' hoch, aber bei Erzerum sich in einer Höhe von 6000' behauptend. Dieses Plateau mit seinen un- regelmässig zerstreuten Bergkegeln, von denen der höchste, der Argäus bei Kaisaria nach Hamilton 12809' misst, schliesst zahlreiche Becken ohne Wasser-Abfluss ein: namentlich Ak- Scher 2300',- Konia 2900', den grossen Salzsee Koch-Hissar südlich von Angora 2800', Erekli am nördlichen Fusse des Taurus 2600', Kara-Hissar bei Kaisaria 3420', den See Van 5460' und Urmia 4300'. Der Taurus oder die südliche Rand- kette dieses grossen Hochlandes fällt nach Süden schroff theils 402 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der ziini Litoral, theils zu tien Ebenen von Assyrien und Meso- potamien ab, von denen die letzteren nirgends über 700' Meereshölie besitzen. Die erste Reise Aucher-Eloy's dauerte vom November 1830 bis Oktober 1831. Sie berührt Aegypten, wo er vom Dezember bis März, und Syrien, wo er die Monate April bis Juli zubrachte; den August widmete er der Bereisung von Cypern. — Das unvollständige Journal von 1832 zeigt, dass A. E. in diesem Jahre Smyrna und Rhodos besuclite, worauf er über Moylah und Guzel-IIissar zurückkehrte. — Die dritte Reise umfasst das Jahr 1834. Im Mai gelangt er von Kon- stantinopel über Nicomedien und Angora bis Kaisaria; im April über Tarsus nach Skanderun und Antiochien; im Mai untersucht er die Gegend von Aleppo und Aintab: zwisclien Antiochien und Aleppo bemerkt er den plötzlichen Uebergang von der mittelländischen zu der syrischen Vegetation (Vol. 1. p. 84); im Jinii geht er über die Taurus- Pässe nach Malatia am Euphrat und folgt diesem Strome aufwärts bis in die Nähe von Arabkir; ferner im Juli über Erzingan nach Erzerum. — Vierte Reise im Jahre 1835. Februar: Konstantinopel, Brussa, Kutaja, Ophium-Karahissar, Ak-Scher; März: Konia, Adana: Crocus , Hyacinthus , Anemone coronaria und andere in Blüthe den 9. März am Südabhang des Taurus, — Skanderun : Phoe- nix zahlreich an der Küste, Gebüsche von Mt/rtus, Lanrus, Styrux und Aihutus Amlrachne gegen Antiochien, — Aleppo: Vegetationszeit der Steppe dauert von Ende Februar bis Juni (ib. p. 177); April: I3ir, Mardin , Mossul: als vorherrschende Steppenpflanzen zwischen den beiden letztern Städten werden genannt Serratula cerinthefolia D(J. , Sinajm Oliveriana, Ave- nue sp. (ib. p. 191); Mai:, längs des Tigris nach Bagdad: Ufer des Flusses bedeckt mit Tamarix gallica, Populus euphratica Oliv., Capparis leucophylla , Sinajns laevigafa, un- terhalb Dor (34" N. B.) beginnen die Dattelpalmen häufiger zu werden, bedeutende Palmenwaldungen bei Hilla und Ker- bela, vorherrschende Gewächse der Salzsteppe: Tamarix py- cnocarpa Decaisn., gallica, Chenopodium fruticomm , Zygo- pkyllum Simplex, Peganum, Fagonia Bruguieri, Cucumis sp. Ajnga elongata MB., Savignya aegyptiaca (ib. p. 227); Juni: Kermanschah: Grenze von Phoenix gegen Persien bei lladschi- Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1843. 403 Kara-Khani, südwestlich von Elliian (ib. p. 231), — Hamadan, Besteigung des Elvvend; Juli: Scheschnau, Ispahan-, August: Exciirsion nach den» südwestlich gelegenen Gebirge Zerdaku (.32" N. B.), dessen Höhe A. E. auf mehr als 10000' schätzt, — Fortsetzung der Reise über Kaschan bis Teheran; Septem- ber: Excursion nach dem Demawend, Kasbin, Tawris. Die Kette des Elbruz besitzt keine Coniferen-Region. Die Wälder bestehen aus Quercus , Fagus, Ubnus, Celtis, Diospyros, Gle- ditschia caspica, Aracia Julihrissin^ Platanus. Darüber folgen Gesträuche von Paliurus und Juniperus hispanica A. E. , in der alpinen Region ein anderer Juniperus, Rosa und Berheris (ib. p. 335). Fünfte Reise 1836: Smyrna, Chics, Syra, Athen, Parnass, Enböa, Thessalien, Olymp, Hajion-Oros, Skyros, Lemnos, Im- bros, Hellespont, Brussa. — Sechste und letzte Reise 1837 und 1838. März: Nicomedien, Angora; April: Tokat, Baibut; Mai: Erzerum, Koi, See Urmia; Juni: Tawris, Ardebil, Küste von Ghilan, Rescht; Juli: Erzevil am Südabhang des Elbruz; August, September: Untersuchung dieses Gebirgs, zweite Be- steigung des Demawend; September bis December: Aufent- halt in Teheran; Januar: Ispahan, Schiras: Frühlings- Vegeta- tion beginnt Mitte Januar mit einem Bulhocodium (^Colchicum crocifolium Boiss.) und im Februar ist die Gegend mit Blü- then bedeckt, die einzige Regenzeit dauert vom 15. Januar bis 15. März, — Buschir am persischen Golf; Febr.: Dschar- run, Lar: Mimosen werden häufig, — Bender -Abassi; März: Ueberfahrt nach Maskate: die Küste ist bei Sohar mit Palmen- wäldern bedeckt (V. 2. p 545), Excursion ins Innere bis zum Gebirge Akadar (etwa 5000' hoch); April: Ueberfahrt nach Bender- Said und zurück nach Bender- Abassi; Mai: Fors:. Darap: Grenze der Palmenvegetation zwischen D. und Fasa (ib. p. 600), — Schiras; Juni: Rückreisenach Ispahan. Tod des Reisenden daselbst im Oktober. Ainsworth (a. a. O, V. 2. p. 131) schildert den jährlichen Verlauf der Vegetation in der Umgegend von Mossul. Wäh- rend des feuchten Februars, dessen mittlere Temperatur =:10"C. betrug, keimten die Frühlingspflanzen, welche den einzigen Schmuck der Steppe bilden, Anfang März blühten Anemone und Narcissus; in der 2ten Woche dieses Monats Ranunculus- 404 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Arten, Feigen und Aprikosen schlugen aus: in der 3ten Woclie blühende Cruciferen und Orchideen, Hanunculm asiaticus und Traganth-Astragalus. Gegen den April standen etwa 20 Pha- neroganien in Bliithe, namentlich Gladiolus, Sternhergia, Trol- lius asiaticus inid eine kleine Antheinidee; Mandelbäunie ent- falteten die Uliiinen , Wassermelonen keimten. In der letzten Hälfte dieses IMonats betrug die mittlere Temperatur = IS" C. Mit dem Mai begann die trockene Jahreszeit; auf die Früh- lingsgräser folgten jetzt andere Arten von C/iri/surus , Dact;/- lacteniuin u. a. ; unter den Phanerogamen herrschten Euphor- bien und Synanthereen ; die Getraide-Erndt'e dauerte von der Mitte bis zum Ende des IMonats, zu welcher Zeit die mittlere Temperatur bis 30" C. stieg. Jetzt begannen alle Phaneroga- men zu verdorren , nur ein weisses Trifolinm und Nigella damascena blühten noch. Nur die vorherrschenden Gewächse der Steppe Artcnnsia-KxXQW und Mimosa bleiben zuJetzt übrig. Im Juli steigt die Hitze auf 40° C, und von nun an dauert der Winterschlaf der Vegetation bis zum nächsten Frühjahr. — Als die häufigsten PflanzL-n der mesopotamischen Steppe, deren leichte, rothe Erdkrunie nach Aucher-Eloy auf einer Kalkformation ruht und mit deren Gerolle gemischt ist^ be- zeichnet Ainsworth (ib. p. 177) Artemisia fragrans und Absint liium; hier und da finden sich andere socielle Pflanzen, z. ß. Allium , Roemeria, Silcne , Erigeron {Aster pulchellus Ainsw.), Anthemideen u. a. Wo der Boden weniger trocken ist, herrscht eine Avena meilenweit, nebst einigen anderen Gräsern und Synanthereen: Chnjsafithemum , Gnaphalivm, Crepis, Ccntaurea. Ganz pflanzenleer ist die Steppe nirgends, aber nackte Strecken sind oft nur von Eichenen bedeckt, be- sonders von einer grauen Lecidea mit schwarzen Apothecien, einer Cetraria und einigen Verrucarien. Die Region der Eichenwälder im Hochgebirge von Kur- distan bei Amadia reicht von 1500' — 2500' nach den Mes- sungen von Ainsworth (ib. ji. 194). Am See von Urmia besteht die Stepj)envegetation fast aus denselben Gewachsen, wie iiri Tieflande von IMesopota- mien und Babylon, ungeachtet des um fast 4000' höhern Ni- veaus (il). |). 301). Nur werden die Artemision grossentheils durch Traganth-Astragalus Arten vertreten: A. verus luid tra Pflanzengeographie während dos Jahres 1843. 405 gacanthoidi's. Wo die Stoppe salzfrei ist, wachsen Nigella damascena mit Cappans spinosa und ovafa,^w\e bei Mossnl, oder die F'läche ist mit Ononis und einem MesembryantJie- nium bedeckt, weiches wie bei Hilla vegetirt. Die Vegetation der Salzsteppe am Urmia besteht aus ( Mienopodeen: Salsola, Salicof7iia. M. Wagner bestieg den grossen Ararat und fand die Baumgrenze, von einigen Birkengrnppen gebildet, in der I'ar- rot's Bestinniiung entsprechenden Höhe von 7S00'. Indessen sind die Gebirgsabhänge Armeniens fast ebenso baumlos, wie die Hochfläche, In gegenwärtig völlig kahlen Gegenden wurde die ehemalige Existenz von Wäldern dem Reisenden von Ein- gebornen versichert. (Augsb. Zeit. 1843. Nr. 2U). Die systematischen Arbeiten über die vorderasiatische Flora sind auch im verflossenen Jahre bedeutend weitergeführt worden. Von Boissier's Diagnoses plantarum orientalium (s. vor. Jahresb.) erschien das 2te und 3te Heft und diese wichtige Publication wurde 1844 mit dem 4ten und 5ten Hefte beschlossen. Die darin beschriebenen neuen Arten gehören zu folgenden Familien: 5 Rhannieen aus Persien, Kurdistan und Cilicien; 1 Rhus aus Mascate; gegen 180 Leguminosen, darunter 54 persische, grösstentheils Astragali (39), 2 Arten von Taverniera, 1 Crotalaria von Bender- Abassi und 1 Te- phrosia, — die übrigen grösstentheils aus der asiatischen Türkei, gleichfalls gegen 40 Astragali, dann folgen Trifolium (11), Trigonella (10), Onobrychis (9): aber viele Arten noch nicht hinlänglich gesichert, mit Sibthorp'schen und Willdenow- schen zu vergleichen; 10 Rosaceen: grösstentheils Potentillen aus Anatolien, 1 Cotoneaster auf dem bithynischen Olymp von Boissier gefunden, 2 Amelanchier- Arten; 5 Paronychieen mit der neuen Gattung Sclerocephalus (Paron. sclerocarpa De- caisn.), am Sinai und bei Mascate einheimisch; 1 Reaumuria- cee: Eichwaldia persica vom persischen Steppenplateau; 6 Crassulaceen, darunter 3 Dmbilici aus Persien und Babylon; 6 Saxifragen vom Cadmus, bithynischen Olymp, Taygetus und Parnass; die zahlreichen ümbelliferen sind in den Ann. sc. nat. für 1844 publicirt; etwa 45 Rubiaceen, von denen jedoch viele reducirt werden müssen , die ausgezeichnetsten sind die von Kotschy in Kurdistan entdeckte Wendlandia und die neue 406 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der Gattung Mericarpaea aus Mesopotamien; 8 Valerianeen; 13 Dipsaccen; über 40 Synanthereen, am zaiilreichsten Antliemis (9) und Centaurea (8), jedoch mit mehreren nicht haltbaren Arten, eine neu aufgestellte Gattung Cephalorrhynchus vom Habitus der Crepis pulchra von Boissier in Lydien entdeckt; 6 Campanulaceen aus Anatolien; 1 Primulacee; 2 Asclepia- deen; 1 Convolvulacee; 17 Borragineen; 47 Scrophularineen, am zahlreichsten Verbascum (18) grösstentheils aus Anatolien, Scrophularia (9), Veronica (9), bemerkenswerth 1 Gynmandra bei Erzerum, 1 Wulfenia bei Seleucis ; 1 Acanthacee aus Ca- rien; 65 Labiaten, darunter für Persien charakteristisch Salvia (7), Nepeta (5), Phlomis, 2 Otostegien, 1 Lagochilus und die beiden neuen Gattungen Zataria und Sestim'a; 3 Polygoneen; 3 Santaleen ; 3 Aristolochien; 7 Euphorbien; 1 Orchis; 15 Liliaceen mit der neuen Gattung C/no?iodoxa, in der alpinen Region des Tmolus bei Sardes von Boissier entdeckt; 4 Col- chicaceen; 13 Gramineen mit den neuen Gattungen Rld%oce- phalus aus Mesopotamien und Nephelochloa aus Carien. Im Anhange sind enthalten: 1 Fumariacee aus Spanien (Aplec- trocapnos), 5 Cruciferen, 4 Caryophylleen, 1 Linee, 2 Ruta- ceen, 1 Leguminose, 1 Dipsacee, 3 Gentianeen, darunter eine persische, auch von mir im Prodromus von De Candolle pu- blicirte Swertiee. Das im vorigen Jahresbericht erwähnte Kupferwerk von Fenzl führt den Titel: Illustrationes et descriptiones planta- rum novarum Syriae et Tauri occidentalis (Stuttgart 1843. Fase. I. mit 14 lithographirten Tafeln in 4.). Diese Lieferung enthält ausserdem vollständige Beschreibungen der im Pugillus publicirten Arten : 12 Leguminosen mit der neuen Gattung Hammatolobium vom Taurus; 2 Rosaceen (Potentilla); 1 Ge- raniacee; 1 Euphorbia; 4 Hypericineen ; 18 Caryophylleen, vorzüglich Arten von Silene und Dianthus; 4 Violaceen; 7 Cruciferen; 1 Ranunculacee; 3 Crassulaceen; 10 Umbelliferen. Die Illustrationes plantarum orientalium von Gr. Jau- bert und Spach (s. vor. Jahresber.) rücken rasch fort. Der erste Band von 100 Tafeln wurde 1843 vollendet und schon ist der zweite mit der elften Lieferung begonnen. Ausführ- lich bearbeitete Gattungen sind: Argyrolobüim, Cicer, Hyperi- cum, Gmllonia, Stafice, Quercus. In der Folge muss ich Pflanzengeographie während des Jalires 1843. 407 aiisfülirlither auf dieses Werk zurnckkomnien. — In den An- nales des sc. nat. hat Spach gleichzeitig mehrere orientali- sche Gattungen abgehandelt: namentlich Spartiujn, Leohordea, Argyrolobium , Ebenus, Atni/gdnhis, Gaillonia und die Section Armerinstrum von Statice. V. Schlech tendal hat einige von Kotschy in Kurdistan gesammelte Pflanzen beschrieben (Linnaea 1843. p. 124 — 128): 3 Umbelliferen mit der neuen Gattung Pohjcyrtus , 1 Feilia, 1 Althaea, 1 Hyoscyamus. — 7 neue Umbelliferen aus der- selben Quelle hat Fenzl beschrieben (Regensb. Flora 1843. S. 457 — 463): darunter die neuen Gattungen Callistroma, Elaeosticta, Anisopleura, Uloptera. Die Flora von Cypern hat Pöch zusammengestellt und dieser Arbeit namentlich ein im Herbst 1840 von Kotschy auf dieser Insel gesammeltes Herbarium zu Grunde gelegt (Enun)eratio plantarum hucusque cognitarum ins. Cypri. Vin- dob. 1842. 8. 42 Seiten). Im Ganzen sind 310 Arten aufge- zählt, darunter 4 als neu: Pteroceyhalus 7nultißoriis, Teticrium Kotschyanum, Quercus alni/olia, Crocus veneria. Die Diagno- sen derselben sind in der Regensb. Flora 1844. S. 454 abge- druckt. — Einige auf Cypern gesammelte Lichenen hat v. Flotow bestimmt (Linnaea 184.3. S. 18 — 20). C. Koch 's Reise in den Caucasus ist mir leider noch nicht zugegangen. Sein Catalog caucasischer und armenischer Pflanzen ist wie früher fortgesetzt worden (Linnaea 1843. S. 31 — 50. u. S. 273 — 314). Folgende Familien wurden im verflossenen Jalire abgehandelt: 5 Caprifoliaceen , 21 Rubia- ceen (neu 1 Galium), 7 Valerianeen (neu 1 Du/resnea, 1 Valerianella) , 16 Dipsaceen (neu 2 Scabiosae'), 178 Synan- thereen (neu 1 Centaurea, 3 Cirsia, 1 Carduus, 1 Anthemis, 1 Pyrethrum , 2 Senecio-Arieu, 1 Antennaria, 2 PodosperrnUy 1 Scor%onera, 1 Lactu ca, 2 Crepis - kxiQw , 2 Mulgedia), 16 Campanulaceen, 2 Cucurbitaceen, 7 Ericeen, 1 Diospyros, 1 Hex, 2 Oleineen, 2 Asclepiadeen, 2 Apocyneen, 10 Gen- tianeen , 3 Convolvulaceen, 10 Solaneen, 67 Scrophularineen (neu 2 Verbasca, 1 Celsia, 2 Scropkulariae, 1 Linaria, 3 Ve- ro7iica , 1 Gymnandra, 1 Odontites , 1 Pedicularis) , 10 Oro- bancheen (neu 1 Phelipaea, 2 Orobanc/ie-A.rten) , 1 Sesamum, 1 Glohularia, 1 Verbena, 81 Labiaten (neu 2 Ziziphora, 1 Sa- 408 Grisebach: Berirlit übor die Leistungen in der tureja, 1 Mioomeria^ 1 Lamhaji'), 43 Boragineen (neu 1 Omphalodcs, 1 Caccinia, 1 Onosma), 16 Priimilaceen, 5 Plaii- tagineen, 1 Laurinee, 2 Thynielaeen, 3 Elaeagneen, 2 Santa- leen , 24 Chenopodeen (neu 1 Spmaci'a, 1 Halimocnemis und die neue Gattung Halanthhnn vom Araxes). Trigonometrische Höhenbestimmungen des Caucasus über dem Niveau des schwarzen Meeres von Fuss, Sabler und Savvitsch weichen bedeutend von den früheren Angaben ab. Für 3 der bekanntesten Berge sind sie von v. Humboldt (Asie centr. 2. p. 57) mitgetheilt. Der westliche Pic des Ei- bruz misst 2882 t. (18493 engl. Fuss), der östliche 2880 t.; der Kasbeck 2585 t. ; der Beschtau 710 t. Basiner giebt eine gedrängte Darstellung der Herbst- vegetation am Aral-See auf seiner Reise von Orenburg nach Chiwa (Bullet. Petersb. 2. p. 19.9 — 204). Ust-Jurt wird die Steppe zwischen dem caspischen Meere und dem Aral genannt, welche B. durchreiste inid welche nach dem Berichte von Tschihatscheff ein 500' über der Flärihe von Orenburg gele- genes, ausgedehntes Plateau bildet (Humb. Asie centr. 3. p. 558). Der letztgenannte Officier, welcher den unglücklichen Feldzug der Russen gegen Chiwa begleitete, gab Nachrichten über das exQessive Klima dieser Gegend, wo die Winterkälte bis zu — 43°, 7 C. stieg, während im Sommer -f- 46*',2 C. beobachtet sein sollen. Als Basiner auf demselben Wege mit einer Gesandtschaft von Orenburg nach Chiwa zog , \varen die Steppen schon von der Sommerwärme verbrannt. Die Fläche zwischen Orenburg und dem Aral sah er an mehreren Stellen meilenweit von Sabola Arhusciila und Atraphaxis spi- nosa bedeckt. Am felsigen Abhango des Ust-Jurt über dem Aral wuchsen mit diesen andere Chenopodeen. Auf den Sand- hügeln war besonders Pterococcus aphyllus häufig, durch schlanke , blattlose Zweige und an fadenförmigen Stielen hän- gende Früchte sehr ausgezeichnet. Zwischen den muschel- reichen Tertiär -Felsen am Aral vegetirten zwei Sträucher: Tamarix ramosissima Led. und der oft genannte Saxaul (A/ia- basis Ammodemlron CAM.), der einem grün angestrichenen Bündel Reiser gleicht. Weiter südwärts traf B. bei Aibugir, nordwestlich von Kunä-Urgendsch ein grosses luid ziemlich dichtes Saxanl -Gebüsch , in welchem Stämme von 15' Höhe J Pflaiizengeographie wahrend des Jahres 1843. 409 vorkamen. Dies war seit dein Heck der erste Wald, aber ein Wald ohne Laub oder Nadeln, wiewohl grün und blü- hend. Die übrigen den Ust-Jurt charakterisirenden Gewächse stimmen mit den gewöhnlichen Formen der südrussischen Steppen iiberein und diese reichen auch bis Chiwa. In Chiwa allgemein verbreitete Pflanzen sind Karelinia caspia Led., Al- hagi camelorum Fisch, und nicht selten sind Salsola subaphi/lla CAM. und Halimocnemis sclerosperma CAM. Oft war indes- sen auch der salzhaltige Lehmboden Chiwa's ganz pflanzen- leer. Die im Orient gerühmten Wiesen des Chanats entstehen nur durch künstliche Bewässerung und dann wetteifern Poa jnlosa, Setaria glauca, Melilotus luid Plantago mit den Cheno- podeen Kochia liyssopifoUa und Atriplex Hermanni, — Den Rückweg nahm die Gesandtscliaft mitten im Winter am west- lichen Dfer des Amu-Deria, den eine Gebüschformation ein- fasst aus Elaeagnus angustifolia L., Halimodendron argenteum DC. , Ttunarix ramodssima Led. und Populus diversifolia Schrk. — Zum Schluss werden 3 neue Arten beschrieben: 1 Asperula, 1 Lepidimn und die Friiciite von Sium cymi- nosvm, welches in Chiwa kultivirt wird und die Stelle des S. Sisivrum vertritt. An den Grenzen der nahbaren Welt bewegt sich auch die merkwürdige Reise von Middendorf im nördlichsten Sibirien fast bis zum Vorgebirge Taimyr (Erman's Archiv für Russland 1843. II. 3.) Den Fluss dieses Namens hinabschif- fend kehrte der Reisende^ erst unter dem 76 Breitegrade um, indem er das- ofi'ene, arktische Meer unter unsäglichen Schwie- rigkeiten beinahe erreicht hatte. Dann lag er 18 Tage krank und von seinen Begleitern verlassen während des Septembers, im Schnee vergraben am See Taimyr, und wurde mit Mühe gerettet. Der letzte Reisende in dieser Gegend war Laptiew gewesen (1739 — 1743), der bis 77" 29' vordrang und von dessen Zuge M. die Spuren aufi"and. Die ganze Halbinsel am See Taimyr wird nur von 2 Saniojeden- Familien bewohnt, die dort im Sommer ihre Rennthierheerden weiden und im Winter südwärts ziehen. Die unter 74" zusammengebrachte Sammlung von Naturalien ist noch nicht bearbeitet, Baum- Vegetation fand M. noch über den 70" hinaus. In der Versammlung skandinavischer Naturforscher zu Archiv f. Naturgesch. X. Jahrg. 2. Bd. D d 410 Grisebach; Bericht über die Leistungen in der Stockholm (1842) gab Eichwald Nachrichten über eine als Nahrungsmittel dienende Alge der Aleuten: BromicoUa aleu- tica. Sie bildet auf Unimah ein 2" dickes Lager von Nostoc- ähnlichen Massen, welches von einer Gramineenvegetation be- deckt ist. So oft die Fischnahrung den Bewohnern ausgeht, werden diese Algen gesammelt und gegessen. Systematische Arbeiten zur Flora von Nord -Asien. Schrenck hat die Gegenden am soongarischen Steppenflusse Tschn initersucht. Die neuen Arten, welche «^r entdeckte, sind bereits publicirt (Bullet. Petersb. 2. Nr. 32. 37). Sie gehören zu folgenden Gattungen : Lepidiuni, Diplotaxis, 3 sp. Silene, Zi/gopht/llum, Euphorbia, 5 sp. Astritgalus, Oxytropis, Rosa, 2 sp. Lythruvi, Ruhia, Microp/n/su (nov. gen. Stellat.), Cousinia, Apocynum, Pedicularis , üiplolomu (nov. gen. Bora- gin.), Solenant/ms, Echinospemmiin , Plaut ago, Jhachylepis, Rheum, Allium, Juncus. Zu diesen kommen ausserdem noch 9 Chenopodeen (mit den beiden neuen Gattungen Pterocalyx Sehr, und Halostachys CAM.) und 2 Staticeen, welche in den Bulletins der Moskauer Akademie beschrieben sind (1843. .Mars). — Eine Monographie der sibirischen Rosaceen Gattung Chainaerrhoilos von Bunge findet sich in den Ann. sc. nat. (Vol. 19. p. 176 — 178). — Sehr wichtig für die Kenntniss der Steppenvegetation ist die erst jetzt gedruckte Älonogra- phie der Artemisien von Besser (Mem. Petersbourg. Divers savans. V. 4. 1843). Kützing charakterisirt die von Tilesius an der Küste von Japan gesammelten Fucoideen, welche bereits in seine Phycologia generalis aufgenommen sind (Bot. Zeit. 1843. S. 53 — 57). In den Souvenirs d'un voyage dans l'lnde par Deles- sert (Paris 1843. 4.) sind Nachrichten über das Klima der Nielgherries theils nach eigenen , theils nach Baikie's Messun- gen enthalten. Die beiden englischen Stationen heissen Ko- tagherry und Ootacamund, die erstere liegt 1983"',5 über dem Meere, die letztere 2255"', beide unter 11"— 12° N. B. Mittl. Temp. Unterschied des Max. u. Min. Kotagherry = 16'*, li ^^ Ootacamund = 14", 4j Eine bedeutende systematische Arbeit hat ßentliam an- Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 411 gefangen, welche sich auf alle Leguminosen Ostindiens, so wie des tropischen und südlichen Afrika's ausdehnen soll (Hook. Lond. Journ. of Bot. 1843. p. 423—481 u. 559—613). Diese Monographie beruht hauptsächlich auf den Sammlungen von Wallich, Royle, Wight, Jaquemont, Griffith, Helfer u. A. aus Indien, von Schimper, Kotschy, Heudelot und Vogel ans dem tropischen Afrika, von Burchell und andern Reisenden am Cap. Bis jetzt sind die Podalirieen, die Liparieen und ein Theil der Genisteen , namentlich die Crotalarien publicirt, bereits gegen 300 Arten. Unter diesen sind vom Cap etwa 100 Genisteen, 37 diadelphische Genisteen (Liparieen) und 27 Podalirieen; indisch sind etwa 80 Genisteen und 3 Poda- lirieen vom Himalayah; dem tropischen Afrika gehören unge- fähr 40 Genisteen an. Griffith hat folgende neue Gattungen beschrieben: Jen- kinsia (Thymelaee) aus Assam, Enkleia (Thymelaee) aus Ma- lakka, Leptonium aus Assam inid Champereia von Malakka (beide Uebergangsglieder von den Santaleen zu den Olacineen), Plagiopteron von Silhet ( Eu\i\\ovh\&ce e "^ ), Siphonodoti (llici- nee) von Malakka (Calcutta Journ. of nat. Hist. vol. IV. 1843), auch in der Regensb. Flora 1844. p. 432). — In dem- selben Journale, welches mir nicht zugänglich ist, sollen auch Jack 's botanische Arbeiten über Sumatra u. s. w. zusammen- gestellt sein. Das grosse Kupferwerk über die Flora von Java, wel- ches Blume unter dem Titel Rumphia herausgiebt ( Lugd. Batav. fol.), ist 1843 bis zum Schlüsse des zweiten Bandes geführt, der besonders ' von den Palmen handelt. — Eine zweite Arbeit von Hasskarl, welche mit der im vorigen Jahresbericht erwähnten in gar keiner Verbindung steht, i^t in V. d. Hoeven's Tijdschrift (1843. p. 115—150) abgedeckt. Sie enthält systematische Bemerkungen über javanische und einige japanische Pflanzen und die Beschreibungen von neuen Arten ans folgenden Familien : 1 Farn, 2 Cyperaceen von der neuen Gattung Pandanophyllum (neben Chrysitrix), 1 Xyridee, 1 Commelinee, 1 Melanthacee, 1 Amaryllidee, 1 Canna, 1 Ar- tocarpus, 4 Labiaten, 1 Begonia, 1 Malvacee, 1 Meliacee, 4 Euphorbiaceen , 1 Connarus, 1 Rubus, 2 Leguminosen. Junghuhn 's Reisen in Java (s. Jahresber. für 1841) Dd* 412 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der sind in weiterer Ausfiilirnng durch Nees v. Esenbeck's Vor- mittelung- herausgegeben (Lüdde's Zeitschr. für vergleich. Rrd- kunde. Bd. 2. 3.). Bei der Untersuchung der javanischen Ge- birgsvegetation war der Reisende durch seinen Wohnort in Djocjokarta am südlichen Fusse des über 8000' hohen Vul- kans Merapi begünstigt. Diesen Borg bestieg er /u wieder- holten Malen und schildert dessen Vegetation. Die Wälder der untern Region (Bd. 2, S. 457) bestehen aus Hunderten von Baumarten, doch vorherrschend sind Ficus- Arten und andere Urticeen, sodann Magnoliaceen, mit Unterholz von Melastomaceen und Scitamineengebüsch. Dann folgen die Eichen, besonders Qiiercus pruinosa Bl., bis 100' hohe Stämme, bis zum Gipfel mit Orchideen und andern Parasiten, mit fuss- langen Usneen und Moosen bekleidet. In diesen Wäldern ist die F*almenform durch Äreca humilis W., die der Farnbäumo durch Qmoophora glauca Bl. vertreten. — Auf dem Merapi fehlt der Coniferengürtel. Ueber dei* Eiclienregion wird der Wald von einer Celtis gebildet, welche Angring lioisst, und diese beschattet Rubus- Arten, wie sie auf andern Gebirgen mit Podocarpus verbunden sind {Bub. javnnicus Bl., molucca- nus L. , lineatus Reinw.). In dieser Region giebt es schon grosse, vulkanische Gerolle, welche über 5000' überall in Java von Polypodium vulcanicum bekleidet sind. An andern Abhängen des !\lerapi wird die Celtis von Acacia montana vertreten (Bd. 3. S. 68), oder Rubus durch Gavltheria und Thihaudia. — Diese Ericeen bilden nebst andern Sträuchern hier eine alpine Region über der Baumgrenze, eine Forma- tion, welche an den obern Trachyt- Abhängen hinaufreicht. Am häufigsten ist Gaultheria punctata Bl. und ein holziges Gnaphalium (G. javanicum Bl.). Diesen beigemischt wachsen Thihaudia varingifolia Bl. , Rhododendron tubiflorti7n Bl. und andere Ericeen, ferner Hypericum javanicum, Polygonum pa- niculatum. Bis zum Kraterrande fand J. Gaultheria repens mit Lycopodien, einigen Moosen und Polypodium vulcanicum. Die Schilderungen der südlichen Küste von Java sind nicht hinlänglich geordnet, um anschaulich zu werden: aber wenig Reisende haben bis jetzt das Talent entwickelt, eine üppige Tropenvegetation darstellen zu können. Ein beson- derer Kenner ist J. von den Pilzen, einer Familie, aus wel Pflanzcngeoüniphie während des Jalires 1843. 413 clier er viele javanische l"oniieii zuerst beschrieben hat. Von deren Vegetation lumdelt er in der Beschreibung des Znider- Gebergte, einer längs der IJai Pashitan an der Südkiiste ver- laufenden, waldigen Hügelkette. Hier wechseln mit den feuch- ten Urwäldern lichte Haine von Tectonia grandis, Emblica officinulis und niedrigen Leguniinosenbäutnen, deren Zwischen- räume von einem Dickicht hohen Grases, dem Allang- allang des Javaners, ausgefüllt werden. Der hochgewölbte Urwald aber ist es, der hier einen Reichthum von Pil/.en verbirgt (2. S. 358). In dieser Aequatorial Flora ist ihre Erscheinung an keine besondere Jahreszeit gebunden. Die atmosphärischen Niederschläge dauern, namentlich in den Gebirgen, das ganze Jahr fort. Der fette Humusboden ist beständig durchweicht und schwammig. Selbst die einzelnen Pilz -Arten sind an keine Zeit gebunden und die Erscheinung derselben Species wiederholt sich nnaufhörlich. Auf der andern Seite sind die grossen Pilze hier nicht so gesellig, wie in der gemäs.sigten Zone. Zu allen Zeiten entstehen sie nur vereinzelt, eine Folge ihres Wohnorts auf kranken Bäumen : denn an die Stelle der Agarici des Nordens treten hier parasitische Poly- porus- Arten. In den waldähnlichen Pflanzungen von Batavia und Wel- tevreden sind die häufigsten Bäume folgende (das. 2. p. 89): Garcinia Mangostcma, Mangifera indica, Artocarpus , Nephe- Ihim lappaceiim, (Jitrus , Averrhoa, Moiinda, Eugenia, Anona, Persea, Durio %ibethinus , Carica, Cocos , Areca, Tarnen indus, CuTiarimn, Morus, Hilisctis tüiaceus, Musa paradisiaca, Bcmi- busa arundifiacea , Bixa. Ursprüngliche Wälder giebt es auf der Fläche von Batavia nicht mehr, nur Gesträuche von Psi- dium , Mvssue?ida glabra und Melastoma malabaricum. Die Erdkrume besteht hier aus einem röthlich- braunen, fetten Thonboden, der nach dem Seestrande zu an Hunnisgehalt zu- nimmt, bis er zuletzt in den reinen Humus oder Schlamm der Rhizophorenformation übergeht. In diesen Morästen mischt sich das Wasser der Flüsse mit der See. Eigentliche Rhizo- phoren giebt es hier nicht, aber Bruguiera cari/ophylloides Bl. , B. Rliedü Bl. und Aegiceras-k\'\.GW, mit Lianen von Ipo- moea maritima Br., Verbesina und Borassus, mit Loranthaceen, 414 Grisebach: Bericht über die Leistungeii in der oder vor einem Strauchdiokicht zurücktretend von Nipa fru-\ ticosa und Acanthus ilicifolius (das, 2. p. 141), Botta (s. vor. Jahresber.) hat eine Darstellung von sei- ner Reise im glücklichen Arabien als Einleitung zur Bearbei- tung der von ihm gesanunelten Pflanzen besonders mitgetheilt (Archives du Museum d'histoire nat. V. II. p, 63— 88). Der Reisende begab sich von Hodeida (15" N, B,) nach Zebid und untersuchte die Gebirge in der Gegend von Taas, namentlicli den auch zu Forskäl's Zeiten wegen seines Fflanzenreichthums gerühmten Berg Saber. Dies ist eine hohe, steile Trachyt- masse, an dessen nördlichem Fusse die Stadt Taas liegt. Die Fläche von Taas, etwa zur Hälfte niedriger gelegen als die Gebirge, ist wegen der bürgerlichen Zerrüttung von Yemen gegenwärtig wüst und mit fleischigen Euphorbien bewachsen. Auf dem Berge Saber hingegen, der leicht zu vertheidigen ist, blüht neben dem Ackerbau von Weizen und Hafer die Kultur des Celastrus edulis (Cät), dessen Knospen und in der Entwickelung begrifi'enen Zweige ohne weitere Zubereitung gegessen werden und eine leichte, angenehme Erregung der Nerven hervorbringen. Der Handel mit diesen» Produkt ist in Yemen bedeutender sogar als der Kafi"ee- Handel. Eine Person kann davon täglich für 5 Francs an Werth verzehren. Kaffee- Plantagen finden sich nur an der Südseite des Saber: im Lande wird fast nur die Pulpa der Kafi"eefrucht gebraucht, den Aufguss der Bohnen schätzt man gering. Der Saber ist ferner reich an den verschiedensten Früchten sowohl der tro- , pischen als gemässigten Zone, die hier kultivirt werden: Ba- ! nanen, Anonen, "Weintrauben, Amygdaleen, Pomaceen. Bei] der Besteigung des Gipfels sah B. zuletzt auch europäische Pflanzenformen {Ihibus, Gera7iium) auf die tropische Region folgen, für welche er dornige Solaneen und Orchideen cha- rakteristisch nennt. In bedeutender Höhe finden sich Gehölze- von einem baumartigen Ju?iiperus, in deren Schatten doch noch tropische Aroideen {Arisaema) und Labiaten {Coleus) vcgetiren. Vom Gij)fel des Saber, der über die andern Ge- birg(,\ Yemens weit emporzuragen schien, erblickte B, zugleich das rothe IVIeer und den Golf von Aden, V^on hier kehrte er an die Küste zurück und überstand zu Mokka eine lang- wierige Krankheit. Die gesanunelten l'flanzen sind von denen Ptlanzongeograpliie wälueiid des Jahres 1843. 415 Forskal's grosseiidieils verscliiedeii : zwar in derselben (bie- gend, aber in einer andern Jahreszeit (Oiaober und Novem- ber) und zum Tlu'il in hohem Gebirgstheilen zusammenge- braciit, vervollstandiucn sie die Flora Süd- Arabiens nach der Meinung des Reisenden in soleheni Grade, dass hier wenig mehr zu erforschen übrig bliebe (p. 81). Wir wollen wün- schen, dass das Material nur vollständig bearbeitet werden möge. Bei der Skizze der Ptlanzenregionen , welche B. sei- nem Berichte beifügt, vermisst man die, systematische Kennt- niss der gesammelten Formen, doch ist die Darstellung der Kulturverhältuisse ansprechend. Der niedrige, bald zu der Breite einiger !\leilen erweiterte, bald eingeengte Kiistenstrei- fen West- Arabiens, von den Eingebornen Tehama genannt, ist nicht überall kulturfähig, sondern sandig und wüst: doch kann das Land durch künstliche Bewässerung sehr fruchtbar gemacht werden. Die allgemeinen Kulturgewäclise sind Mais, Doura und Indigo. Auch findet man hier die grossen Dattel- baumpfianzungen. Die Wälder bestehen durchaus aus ver- schiedenen Acacien und haben viele Gewächsformen mit dem Sennaar gemeinsam: Indigofera, Aristoloclda mdica, Capparis, Amyris, Cissus, Cadaba, Asclepiadeen und dornige Solaneen. Die Haloph)ten der Küste bestehen aus Hahola und Simeda. — Von der Erhebung der Gebirge hat B. einen hohen Be- griff, er schätzt den Saber weit höher als 8000'. Die Regen- zeit derselben fällt in die Monate Mai oder Juli bis Oktober, während es im Tehama heiter ist, dessen atmosphärische Nie- derschläge auf die Wintermonate vom December an beschränkt sind und von den Moussons des arabischen Golfs abhängen. Decaisne hat zwar angefangen, die von Botta in Yemen gesammelten Pflanzen zu bearbeiten, allein , bis jetzt liegen nur die dyptogauien vor (a. a. O. p. 89 — 199 mit 7 Tafeln). Die ganze Sammlung besteht nach den Vorbemerkungen je- doch nur ans 500 Arten und mehr liess sich in zwei Monaten auch wohl nicht erwerben. Ob hierunter die Algen des rothen Meeres mitbegrifi"en sind oder nicht, wird man erst aus der Fortsetzung der Decaisne'schen Arbeit entnehmen können, die sich für jetzt fast nur auf die Algen beschränkt, von denen Botta 53 Arten gesendet bat: z. B. 7 sp. Caulerpa, 3 sp. Dichfota, 12 sp. Sargassum n. s. w, auf das Erschöpfendste 416 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der vom V^erfasser dargestellt. Hierauf folgen 13 Farne, unter denen 5 europäisch und 2 neu: endlich 2 Ly(;opodiaceen von Spring- redigirt. III. Afrika. Heber die Flora von Algier hat Bory de St. Vincent, als Vorstand der in den Jahren 1840 — 42 dahin gesandten wissenschaftlichen Expedition, nach seiner Rückkunft einen Vortrag in der französischen Akademie gehalten (Comptes rendus. V. 16). Das gesammelte Herbarium enthalte gegen 3000 Arten, von denen nur etwa 60 sp. unbeschrieben seien: überhaupt stimmen sie' grossentheils mit den Produkten Spa- niens und Portugals überein. Die Zahl der gesammelten Cry- ptogaraen betrage 400 sp. — Die Wälder des kleinen Atlas sind verwüstet; Kastanien, immergrüne Eichen, Laurus sind selten geworden ; syrische Cedern finden sich an einzelnen Abhängen und sollen am grossen Atlas sehr häufig sein. — Bory unterscheidet 3 Vegetationsgebiete, das numidische, mau- ritanische und tingitanische. Das- östliche oder numidische erstreckt sich von Biserta bis Collo; La Cala liegt in der Mitte; die Landschaften sind waldreich und enthalten viele Pflanzen Älitteleuropa's. Im Mittelpunkt des mauritanischen oder mittlem Gebiets liegt Algier, in dessen Umgebungen die südeuropäischen Pflanzen vorherrschen und die Banane reife Früchte trägt. Das tingitanische oder westliche Gebiet reicht vom Cap Tanes bis Marokko; es besitzt entschiedener afrika- nische Formen, wohin jedoch die als Beispiel angeführte Sta- pelia von Oran nicht zu rechnen ist. Die im vorigen Berichte erwähnte Charakteristik der Flora von Kordofan ist aufs Neue von Brunn er (Regensb. Flora 1843. S. 473) und von A. Braun (das. S. 498) erwei- tert und berichtigt. Die erstere Arbeit ist ohne Bedeutung, die letztere bezieht sich nur auf zwei Alismaceen und enthält schätzenswerthe Bemerkiuigen über diese Familie. A. Braun hat auch eine nxmierische Uebersicht der von Seh im per aus Abyssinien gesendeten Pflanzen mitgetheilt Cdas. S. 749 — 752). Diese Herbarien bestehen aus 1250 sp., von denen zwei Drittel neu sind. Hierunter sind die beiden ersten Sendungen Schiniper's begriffen. Nach der Artenzahl Pflaiizengeographie während des Jahres 1843. 417 folgen die Familien in naclistehender Ordnung: Gramineen (141), Synanthereen (140), Leguminosen (116), Cyperaceen (60), Acanthaceen (46), Malvaceen mit Einschluss der Tilia- ceen (42), Labiaten (40), Scrophularineen (33), Rubiaceen (26), Umbelliferen (26), Urticeen (25), Euphorbiaceen (24). Hierauf 18 sp. Cruciferen und JJoragineen, 16 sp. Terebin- thaceen und Orcliideen, 15 sp. Amarantaceen, 14 sp. Ranun- eulaceen, 13 sp. Convolvulaceen und Asclepiadeen, 11 sp, Combretaceen, Crassulaceen und Solaneen, und 10 sp. Cap- parideen und Verbenaceen. Einbegriffen in obige Zahl sind gegen 100 Cryptogamen, nämlich 27 Farne, 50 Moose, 17 Li- chenen u. s. w. Neue abyssinische, von Feret und Galinier gesammelte Pflanzen sind von Raffeneau-Delile beschrieben (Ann. sc. nat. 20. p. 88 — 95): bis jetzt nur 16 sp. , aber darunter meh- rere neue Gattungen: Teclea (Zanthoxylee), Lanneoma und 0%oroa (Terebinthaceen) , Feretia und Galiniera (Rubiaceen). — Die von Schimper gesammelten Lichenen hat v. Flotow bestimmt (Linnaea 1843. H. 1): wenige Arten sind neu. — Hochstetter stellte folgende neue afrikanische Gattungen auf (Regensb. Fl. 1843. S. 69— 83): JTy/oMera von Port Na- tal (Bixinee), Candelabria ebendaher (Samydee), Diotocarpus dgl. (Rubiacee): Kurria des vor. V>qx. = Hymenodictyon'^sW., Haplcmthera, Monothecium und Tyloglossa aus Abyssinien und Nubien (Acanthaceen), Lachnopylis aus Abyssinien (Logania- cee?), Pterygocarpus dgl. und Apoxyanthera von Natal (As- clepiadeen). ** E. Meyer hat eine sehr wichtige Abhandlung über die Flora des Caplandes bekannt gemacht, die sich auf Drege's vollständige und hier zugleich mit abgedruckte Standorte gründet. (Zwei pflanzengeographische Dokumente von Drege, nebst einer Einleitung von E. Meyer: als besondere Beigabe zur Regensb. Flora 1843. Enthält 230 S. und eine Charte). Das Herbarium von Drege enthält gegen 7000 verschiedene Arten (6595 Phanerogamen und 497 Cryptogamen) und ist auf einem Gebiete von kaum 4000 Quadratmeilen gesammelt. E. Meyer sc!. ätzt die Zahl aller bisher aus der Capcolonie bekannt gewordenen Phanerogamen auf 9000 sp. und aller überhaupt in den von Drege bereisten Distrikten einheimischen 418 Grisebach: Bericht über die Leistimgoii in der auf 11500. Er hält enge Verbreituiigsbezirke der einzelnen Species für einen Grundzug der Capflora, das Areal der mei- sten sei 5 mal beschränkter, als in der europäischen P'lora wo das mittlere Areal nach Schouw 10 15 Breitegrade um- fasst. Gesellige Pflanzen giebt es im Verhältniss zur Masse der Vegetation nur sehr wenige und selbst diese sind gröss- tentheils bei Weitem nicht so gesellig, wie die Wiesengräser oder Waldbäume Europa's. Zu den geselligen Formen rech- net D. einige Proteaceen, kleinblumige Ericeen, auf den Kar- ro's den grosse Strecken bedeckenden Elytropappus rhinoce- rotis {ßtoehe Th.). Galenia und in der östlichen Karro-Fläche ist eine der geselligsten Pflanzen des Landes Mesemhnjanthe- muin spinosum. Ziemlich häufig sind ferner die Cliffortien, Prosopis elepha7itinci , Acacia horrida an den Karro -Flüssen, einige Bruniaceen, Oxalideen, Asclepiadeen, Aloe- Arten; auf dem Giftberge an der Westküste Toxicodendi'on capense; bei Port Natal die Rhizophoren und Hyphaene coriacea; endlich die gesellige Wasserpflanze Prionium serrahim (Juncus Th.). Die capischen Gattungen, wie sie gegenwärtig begrenzt sind, enthalten im Durchschnitt 6 bis 8 sp.: um so merkwür- diger ist der ungemein grosse Artenreichthum einzelner für die Flora charakteristischer Gattungen. So sammelte D. von Senecio 151 sp., Pelargonium 148 sp., Ey'ica verhältnissmässig wenig: nur 139 sp., von Helichrysum 108 sp., von Aspalathus, Hermannia, Oxalis und Restio zwischen 80 und 90, von Me- semhri/a7ithemum, Crassula, Eup/iorbia und hidigofera zwischen 60 und 70, von Polygala, Muraltia, R/ms, Clijffortia, Anthe- ricum luid Heliopkila zwischen 50 und 60 u. s. w. * Die statistischen Verhältnisse der Familien stellt E. M. sehr gründlich dar und legt dabei Endlicher's Genera zu Grunde. Die Monocotyledonen vertheilen sich in 21, die Di- cotyledonen in 125 Familien. Von diesen scheinen 38 in Neuholland zu fehlen, während dieser Kontinent wiederum 18 besitzt, welche am Cap nicht vertreten sind. Die artenreich- sten Familien bilden in Drege's Saumdung folgende Reihe: 1110 Synanthereen, d. h. fast 17 Proc, 510 Leguminosen, 312 Gramineen, 286 Irideen, 264 Liliaceen, 191 Restiaceen, 184 Cyperaceen, 170 Scrophularineen, 169 Geraniaceen, 167 Erice'en, 157 Proteaceen, 135 Euphorbiacoen, 122 Orchideen, Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1843. 419 112 Polyo-aleen, 108 Cfassulaceon, 1Ö4 Asclepiadeen, 104 Uinbelliferen, 99 Byttneriaceen, 88 Rubiaceen, 87 Cruciferen, 83 Oxalideen, 79 Labiaten, 75 Thyiuelaeen, 75 Campanula- ceeu, 71 Rosaceen, 69 Mesembryanthemeen, 69 Selagineen, 68 Malvaceeii, 66 Acanthaceen, 65 Anacardiaceen. — Als charakteristisch sieht E. M. ferner folgende, schwächere Fami- lien an: Lobeliaceen (56), Rhamneen (56), Smilaceen (51), Zygophylleen (44), Celastrineen (40), Bruniaceen (38), Hy- poxideen (37), Cucurbitaceen (35), Ebenaceen (27), Penaea- ceen (11), Cycadeen (9), Stilbeen (4). — Einige Familien sind nur über einen Theil der Capcolonie verbreitet: die Ericeen, von denen Bentham bereits 455 sp. vom Cap be- schreibt', sind von Drege weniger gesammelt, weil sich die meisten auf die Gebirge des äussersten Südens beschränken; keine Proteacee. entfernt sich über 30 Meilen von der Küste, aber auch hier verbreitet sich diese Familie nicht bis zu den Grenzen der Colonie; die Crassulaceen bewohnen vorzüglich die grosse Karro- Fläche, die Hermannien den Norden des Gebiets, die Heliophila-Arten die Westküste zwischen 30" und 34» S. B., die Rhus-Arten den Osten, ebenso die Hypoxideen. — Vier Familien sind für die Capflora endemisch: die Sela- gineen, Bruniaceen, Penaeaceen und Stilbeen. Physiognomisch ist die Capflora charakterisirt durch den Reichthum an ^rossblumigen Monocotyledonen mit gefärbtem Perigon, duich die Succulenten und Erikenforra. Von der letztern 'kommen in den meisten grössern Familien wenigstens einzelne Gattungen vor, z. B. Stoebe unter den Synanthereen, Aspalathus unter den Leguminosen, einige Proteen, unter den Rhamneen Phytica: ferner gehören ausser den Ericeen selbst dahin die meisten Diosmeen, Bruniaceen, Stilbeen, Penaeaceen, Thymelaeen. Die Succulenten enthalten z. B. die Crassula- ceen, Mesembryanthemeen, die Stapelien, viele Euphorbiaceen, mehrere Portulaceen und Aloe. Bekanntlich fehlen die höhern Baumformen, wie die ge- schlossenen Wälder ganz. D. entwirft folgendes Verzeichniss sämmtlicher über 20' hoher Holzgewächse, von denen einige eine Höhe von 50' erreichen: 3 Coniferen (3 sp. Podocarpus = Geelhout), die Urticee Ficus Licldensteinii , die Laurinee Ocotea bullcUa, 3 sp. Olea cYserhout: unter diesen 0. exaspe- 420 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der rata der stärkste Baum der Colonie, aber nur ungefälir 30' hoch), die Araliacee Ctisso?iia paniculata, einige Meliaceeii {Trichilia), 1 Tiliacee {Gretvia) , die Celastrinee Curtisia fa- ginea, Ilex crocea, die Rhamnee Olinia acuminata, die Dios- niee Calodendron capetise, die Myrtacee Jambosa cymifera und eine Leguniinose: Virgilia grandis. — Von parasitischen Di- cotyledonen hat D. 42 sp. gesammelt: darunter 17 Loran- theen , 5 Cassyten , 1 Cactee, 12 Orobancheen, 3 Cytineen, 1 Balanophoree, 3 Cuscuteen. Die Monocotyledonen der Drege'schen Sammlung verhal- ten sich zu den Dicotyledonen wie 1 : 3,2, ebenso wie in gleicher Breite von Neuholland. Von den Küsten gegen die Hochflächen des Innern nehmen Anfangs die Monocotyledonen zu, dann entschieden ab und auf der höchsten Terrasse wie- der zu, wovon das letztere Verhähniss mit dem oben ange- führten Gesetze von E. Meyer nicht übereinstimmt. Der un- teren Terrasse des Landes schreibt er eine mittlere Höhe von 500' zu, der mittlem von 2000', der obern von 3500', worüber sich sodann die Gebirge, auf denen die Monocotyle- donen wieder zunehmen, noch bis zum Niveau von mehr als 8000' Meereshöhe erheben. E. M. sucht diese Gegensätze in der Verbreitung der Monocotyledonen aus den atmosphäri- schen Niederschlägen zu erklären, deren Zunahme eine Zu- nahme der Monocotyledonen bewirke. Nach Drege regnet es nirgends häufiger und stärker, als an der Südwestküste der Colonie. Von Stufe zu Stufe aufwärts vermindern sich die atmosphärischen Niederschläge, in demselben Verhältniss wie die Dicotyledonen sich vermehren. Aehnliche Verschieden- heiten zeigen sich auch an der Küstenlinie. An der Mündung des Gariep sollen die Winterregen des Cap fast ganz auf- hören und die Sommerregen selten fallen, an der Ostküste hingegen macht sich der Einfluss der Passate durch den Ge- gensatz eines trocknen Winters und tropisch feuchten Som- mers geltend, wodurch sich die eigenthümliche Vegetation von Port Natal erklärt. Sclion an der Algoabay nehmen die Verbena- ceen undAcanthaceen zu. Für Natal sind sodann charakteristisch: tropische Leguminosengattungen, Myrtaceen, Rubiaceen, zwei Palmen und andere Gewächse der heissen Zone,, wiewohl diese Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 421 Ansiedelung unter dem SO'' S. B., d. h. südlicher als die Miin- dinig des Gariep liegt. Bunbury (s. vor. Jaliresb.) hat die Berichte über seine botanischen Wanderungen im Caplande fortgesetzt (Hook. Lond. Journ. of Bot. 2. p. 15 — 41), Er beschreibt seine Reise von der Capstadt nach Graliamstown, In der Kiistenregion findet er eine deutliche Vegetationsgrenze an der Mündung des Gaiiitos -Rivier, hier beginnt gegen die Algoabay ein Di- strikt, den die fleischigen Euphorbien und andere Succulen- ten , so wie auch Schotia speciosa (Boerboontje) charakterisi- ren. Etwas weiter westwärts bis zum Kronuiie- Rivier kom- men die Zamien zuerst vor, von denen E. JNIeyer irrthümlich angiebt, dass sie erst in Albany auftreten. Die ganze Reise wurde übrigens in 17 Tagen gemacht und gab daher wenig Anlass zu Beobachtungen, aber weitere Nachrichten sind 1844 hinzugekommen. Die systematischen Beiträge zur Capflora, besonders auf die Herbarien von Krauss gestützt, von Meissner sind in derselben Zeitschrift fortgesetzt (p. 53 — 105 und 527 — 559). Diese zweite Abtheilung begreift folgende Familien: 2 Tilia- ceen, 1 Aitonia, 30 Oxalideen, 7 Zygophylleen, 1 Ochnacee von Natal, 1 Rhamnee, 1 Bruniacee, 166 Leguminosen, 10 Rosaceen, 1 Portulacee, 1 Cunoniacee, 28 Umbelliferen, 1 Hamamelidee, 1 Cornee, 3 Loranthaceen, 5 Rubiaceen, 1 Lo- beliacee, 1 Jasminee, 1 Apocynee, 25 Asclepiadeen, 1 Scro- phularinee, 1 Orobanchee, 10 Amarantaceen, 6 Chenopodeen, 12 Polygoneen, 28 Thymeleen, 3 Penaeaceen, 4 Euphorbia- ceen. — 22 neue oder nur durch Eckion bekannt gewordene Diosmeen hatBartling ausführlich beschrieben, darunter die neue Gattung Gymnonychium (Linnaea 1843. p. 353 — 382). — Einige neue Cappflanzen hat B>nzl publizirt (daselbst, p. 323 bis 334) : die neue Amarantaceengattung Sericocoma mit 3 sp,, die neu aufgestellte Asclepiadee A7iisotoma und 1 Veronica, sämmtlich aus Dreges Sammlung. — 55 capische Lichenen hat V. Flotow bestimjnt und die neuen beschrieben (daselbst p. 20 — 30), 31 Pilze nach Zeyher's Sammlungen Berkeley (Journ. of Bot. p. 507—524). Neue Pflanzen von den im Südosten von Afrika gelege- nen Inseln hat, wie im vorigen Jahre, Bojer wiederum be- 422 Giisebach: Bericht über die Leistungen in der schrieben (Ann. sc. nat. 20. p. 53—61. n. 95 — 106). Darunter sind 1 Anonacee, 2 Menispermeen, 8 Capparideen, 4 Polyga- leen, 2 Fittosporeen, 1 Linee, 6 Tiliaceen, 2 Leguminosen mit der neuen Dalbergiee Chadsia. IV. Inseln des atlantischen Meeres. Auf die interessante Charakteristik der Azoren von Seu- bert und Hochstetter, mit welcher der diesjährige Jahr- gang des Archivs beginnt, habe ich hier nur zu verweisen. — Gleichzeitig hat Watson über seine botanische Reise nach den Azoren berichtet (Hook. Lond. Journ. of Bot. 2. p. 1 — 9, 125— 131. u. 394— 408). Die endemische Vegetation fand W. ausserhalb des kiiltivirten Bodens von Fagal zuerst zwischen Horta und Flamingos, wo die Hügel am Strande von Myrica Faya und Myrsine retusa bewachsen sind: mit diesen wächst Erica a%orica Höchst. {E, arhorea S. H. p. 21) zusammen, welche nach W. jedoch nur eine Varietät von E. scoparia L. sein soll. Bei Flamingos kommen hiezu noch zwei europäi- sche Ericeen : Men%iesia Dahoeci DC und Calluna. Es wird durch diese Darstellung wahrscheinlich, dass die Region des Lorbeerwaldes (1500' — 2500'), welche fast aus denselben Holz- gewächsen besteht wie die Kiistenformation bei Flamingos, ursprünglich überall bis zum Meere herabreichte. Der Wald über Flamingos besteht aus Erica scoparia, Myrica Faya, Myrsine retusa und Juniperus Oxycedrus S. H., den W. für eine verschiedene, endemische Art hält: mit diesen gemischt sind Vaccinium maderense Lk. (dessen kleinblumige Var. V. cylindraceum Sm., V. longißorum Wickstr. und V. padifolium S. H. sein soll), ferner Rubus Hochstetterorum S., Ilex Perado, Viburnum Tinus, Persea a%orica S. {Laurus canariensis S. H.) und Euphorbia stygiana W. {E. mellifera S.) — Der Krater- rand von Fayal liegt 3170' über der See und senkt sich nach innen zu einem eingeschlossenen See von nur 1670' Höhe. Diese feuchte Schlucht, deren Durchmesser etwa eine e. Meile beträgt, ist dicht mit Farnen und den endemischen, immer- grünen Sträuchern bedeckt. Die Phanerogamen sind grossen- theils dieselben, wie an der Aussenseito des Kraters, aber die endemischen Arten sind hier weit mehr zusammengedrängt. Allein die Wasserpflanzen am See sind wieder europäisch. — Pflanzengeographie während des Jahres 1843. 423 Die Hoschreibung Jes Piks von Pico stimtiit völlig mit der Darstellung von S. und H. iiberein. Die Höhe des Pics wurde zu 7616 engl. F. barometrisch gemessen und hiernach reichen die obern Grenzen für einige Gewächse in ein höhe- res Niveau, als S. und H. annehmen. Auf dem Gipfel wuch- sen nur Thymus micans und eine unbestimmte Art von Agro- stis mit einigen Moosen und Lichenen. Obere Grenze für (Jalluna: 7000', für Erica scoparia 6000'. Der jüngere Hook er besuchte auf seiner antarktischen Reise die Cap-Verd- Inseln (Journ. of Bot. p. 250). Das Innere von S, Jago, dessen Küsten völlig wüst sind, besitzt eine üppige Vegetation, auf den Bergen Formen des Atlas und Süd-Europa's, in den Thälern tropische Gattungen. Es ist erst wenig von dieser Flora bekannt; die Gebirge würden nach des Reisenden Urtheil unmittelbar nach der Regenzeit die reichste Ausbeute geben. Wer sie untersuchen wolle, müsse sogleich von Porto Praga nach S. Domingo sich wen- den, da mehrere Meilen rings um die Hauptstadt alsdann kein Gewächs mehr zu sehen ist. Foyo, dessen Vulkan 7000' hoch sein soll, möchte jedoch interessanter sein, als S. Jago. Auch S. Antonio ist mit Wald bedeckt und Sal eine salzhal- tige Ebene, Auf den S. Paul-Felsen (0" 58' N. B.) wurde H, nicht ausgeschifft, aber Darwin, der sie besuchte, bemerkt (Journ. of research, p, 10), dass, wiewohl mehrere Insekten und Spin- nen einheimisch sind, doch keine einzige Pflanze, nicht ein- mal eine Flechte, zu finden ist, nur Algen in grösster Man- nigfaltigkeit, S. Helena hat seine endemische Flora nun bereits gros- sentheils verloren (ib. p. 582). Der grosse Wald der Hoch- fläche, der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand, ist ausgerottet imd mit ihm ohne Zweifel viele Gewächse, die nun gleich den Erzeugnissen der Vorwelt auf der Erde ver- schwunden sind. D. schreibt diesen Wechsel nach Beatson's Vorgange der Einführung der Ziegen zu, welche die Siimlinge des Waldes nicht aufkommen Hessen. Statt der endemischen Flora haben sich nun grossentheils europäische Gewächse auf dem Boden von S. Helena ausgebreitet. Der häufigste Baum ist jetzt die Kiefer (Scotch Fir), aber zugleich bemerkt Hoo- 424 Grisobach: Bericht über die Leistungen in der ker (a.a.O. p. 252) P. Daniniara, Casuarina, Acacien und Pittosporeen aus Neu- Seeland, Eucalyptus aus Neu -Holland, Scitamineen, Aroideen u. s. w. aus Ostindien. V. Amerika. Nuttall hat die Beschreibung der auf seiner Reise durch Nord -Amerika nach den Sandwich Inseln gesammelten Pflan- zen (s. Jahresb. für 1841) fortgesetzt (in den Transactions of the American Philosophical Society. 1843. p. 251). Diese Abhandlung enthält die Campanulaceen , Lobeliaceen, Ericeen und verwandten Familien : mehrere grosse Gattungen sind von dem Verf. getheilt worden, z. B. Vaccinium, Andromeda. — Engelmann hat eine ausgezeichnete Monographie des nord- amerikanischen Cuscuteen herausgegeben (Silliman's American Journal of Science. Vol. 43. p. 333—345. — 1842. Extrahirt im London Journ. of Botany. 1843. p. 184 — 199). — In dem- selben amerikanischen Journal ist auch eine Fortsetzung von Dewey's Caricograpliie erschienen (Vol. 43. p. 90 — 92 mit 5 Abbildungen). — Bruch und Schimper haben Drum- mond's canadische Moossanmilung untersucht und die Resul- tate sind von Schuttleworth bekannt gemacht (Journ. of Bot. p. 663 — 670). Eine pflanzengeographische Schilderung des mexikanischen Vulkans Orizaba von Lieb mann wurde der Versamndung skandinavischer Naturforscher in Stockholm 1842 mitgetheilt (auch übersetzt in der Bot. Zeit. 1844. S. 668 u. f.). 1) Heisse Region (0' — 3000'). Die geneigten Savanen im Westen von Veracruz werden jenseits S. Fe bei 200' Höhe von einem \A'alde unterbrochen, dessen Baumforn)en durch Miinosa, Bomhax, Citrus, Coinbrctum bezeichnet sind. Dann folgt ein äusserst fruchtbarer, von ausgeschleuderten Porphyr- blöcken des Orizaba getrofi"ener Mergelboden, dessen Wälder prächtige Gruppen der unbeschriebenen Palma real enthalten. Von hier bis zu einer Höhe von 3000' reicht wieder die schräge Gras-Savane mit Mimosengesträuch und der Tern- stroemiacee Wittelsbachia , einem Convolvulus und einer JH- gnonia. — 2) Warme, feuchte Region (3000' — 6000'). Bei 3000' beginnen die feuchten Gebirgsvvälder, in denen die Eiche in zahlreichen Formen auftritt und mit diesen 6 Arten Pflanzengeographic während des Jahres 1843. 425 von Chamaedorea , theils aufgerichtete, theils sclilingende Pal- men, wachsen. Dies ist die pflanzenreichste Region IMexikos, wo bei einer mittlem Temperatur von 21" C. und einer 8 bis 9 Monate dauernden Regenzeit z. B. 200 Orchideen ein- heimisch sind. Hier beginnt ein eisenhaltiger, harter Thon- boden, der sich bis 11000' über dem vulkanischen Gestein hinauflagert. Die Eichen wachsen am üppigsten zwischen 4000' und 5000', es kommen einige 20 Arten vor und meh- rere sind auf diese Höhen eingeschränkt. Wie auf Java wach- sen diese Eichen in einem dichten tropischen Walde von Laurineen, Myrtaceen, Terebinthaceen, Malpighiaceen und Ano- naceen. Das Unterholz wird gebildet von Melastomen, Farn- bäumen, Mimosa, der Monimiee Citrosma, Bambusa, Yucca, Jatropha und Croton, Triumfetta, Magnolia, baumartigen Syn- anthereen, Symplocos, Aesculus, Araliaceen u. a. Die Lia- nen bestehen aus Smilaceen, Sapindaceen, Cissus, Apocyneen, Asclepiadcen, Bignoniaceen, Passifloren, Leguminosen und Cucurbitaceen. In diesen Wäldern berührt man die obere Grenze der Kaff'ee- und Baumwollen-Kultur bei 4 — 5000', die des Zuckerrohrs und Pisangs bei 5500'. — 3) Region der Eichenwälder (6000'-7800'). Bei 6000' erreicht man den Fuss der Cordillere, wo ein anderes Klima und andere Ge- wächsformen beginnen. In der Nähe der Stadt Coscomatepec, wo mit dem Mais die europäischen Obstbäume und Südfrüchte gezogen werden, wo die fruchtbaren Ebenen des Plateaus be- ginnen, sind die häufigsten Bäume: Yucca gloriosa, Crataegus jmbescefis, Sambucus bipinnata, Clethra tinifolia, Persea gra- tissima, Cornus: die Lianen werden hier von Convolvulus, Vitis und Rubus gebildet. Die Palmen haben schon bei 5000' aufgehört, aber im innern Hochlande treten wieder andere Arten bis 8000' auf. Die Farnbäume sind gleichfalls der Cor- dillere fremd und wachsen nur zwischen 2500 und 5000'. Ebenso kommen die letzten strauchartigen Myrten bei 4800' vor. — Der Orizaba selbst ist ein dem Rande des Plateaus aufgesetzter 17000' hoher Pic Der Reisende besuchte ihn mitten in der Regenzeit, im Sei)tember. Der untere Wald- gürtel (6000'— 7800') besteht hauptsächlich aus Quercus-kvten: die übrigen Bäume sind Lacepedea pinnata, Ulmus, Alnm, Arthiv f. NatuvgescL. X. Jahrg. 2. B