vS^%^ [^S ARCHIV FpR NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VOX A. F. A. 'WZEGMAITXr. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. VON SIE- BOIiD IN FREIBÜRG, DR. TROSCHEIi IN BERLIN, PROF. A. l/ITAGNEa IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. l/TAGUnBR IN GÖTTINGEN HERAUSGEGEBEN TON Dr. W. f. ERICHSON, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH.-VTILHEtMS-ÜNlTERSITÄT ZU BERLIN. VIERZEHNTER JAHRGANG, MIT SIEBEN KUPFERTAFELN. BERLIN 1848. IN DER NICOLAl'SCHEN BUCHHANDLUNG. I^'uck von Gebr. IJiiger in Berlin. Inhalt des ersten Bandes. Seite Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Von Dr. Friedrich Müller in Greifswald. (Hierzu Taf. I.) 1 Beobachtungen und Reflexionen über die Naturgeschichte der Bla- senwürmer. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Hierzu Taf. II. Fig I. u. II.) 7 Beschreibung zweier neuen Helminthen. Von Dr. Rud. Leuckart in Götlingen. (Hierzu Taf. II. Fig. III. u. IV.) 26 Notiz über die Anwesenheit eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita. Von Dr. A. Krohn '. 30 Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. Dritter Beitrag: Die Gattung Sabellaria Lam. (Hermella Sav.) und ihre Arten. Von Ed. Grube. (Hierzu Taf. III.) 34 Orchestia Euchore und Gryphus, neue Arten aus der Ostsee, be- schrieben von Dr. Friedrich Müller. (Hierzu Taf. IV.) ... 53 Ueber die Vermehrungswefse des Chlorogonium euchlorum Ehr. Von Dr. J. F. Weisse in St. Petersburg. (Hierzu Taf. V.) ... 65 Beiträge zur Kenntniss der Arten von Ctenomys, mitgetheilt von A. Wagner 72 Älittheilung über eine Original -Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery in der k. k. Gemälde -Gallerie im Bel- vedere zu Wien. Von Dr. L. J. Fitzinger 79 Ueber die in Oberkalifornien beobachteten Vögel. Von William Gambel. (Mit Bemerkungen von J. Cabanis.) 82 Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. Vom Aka- demiker Hamel, zu St. Petersburg .... * 118 Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. Von Hein- rich Rathke . .' 157 Ueber Echinorrhynchus Tuba. Von Dr. Creplin 163 Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, gefunden im Python bivit- tatus, nebst vergleichenden Bemerkungen. Von Andr. Retzius. (Hierzu Taf. VI.) . 166 Zur Anatomie und Naturgeschichte von Angiostoma limacis Duj. Von Prof. Dr. Friedrich Will in Erlangen 174 Uo-y. Seite Beschreibung einiger kleinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. Von A. Wagner 180 Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. Von Dr. A. v. Frantzius. (Hierzu Taf. VII ) 188 Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer. Von P. Alberg ' Holm. Aus Kröyer's Naturhistorisk Tidsskrift, neuer Reihe, 2tem Bande (S. 465 — 525), übersetzt von Dr. Creplin . . . . 197 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthaltenen Auf- sätze. Nach den Autoren geordnet 257 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthaltenen Auf- sätze. Systematisch geordnet 303 Zur Kenntniss des Furchuiigsprocesses im Schneekeneie. Von Dr. Friedrich Müller in Greifswald. (Hierzu Taf. I.) Van ßeneden bemerkt in seiner Entwicklungsgeschichte der Aplysia depilans bei Gelegenheit des Furchungspro- cesses: „En meme temps que le vitellus se divise, il sort de l'interieur nne vesicuJe blanche, contenant un liquide trans- parent, et qui va se perdre dans l'albumen. Cette vesicule est quelquefois suivie d'une seconde qui suit la meme marche. Cette vesicule, simple ou double, sort de la meme maniere du vitellus des Limaces, et, d'apres M. M, Dumortier et Pou- chet, des Limnees. Comment faudrait-il la determiner? Sa constance merite une attention toute particuliere." (Ann. des Sc. nat, II« Ser. Zool. Tom. XV. 1841. p. 126). Schon ehe mir diese fridieren Beobachtungen zu Gesicht gekommen, war auch ich bei Untersuchungen über die Ent- wicklung einer kleinen Ostseeschnecke '), aus der Gruppe der Phlebenteres dermobranches von Quatrefages, >) Das selten über 3 — 4"' lange Thierchen ist schon von O. F. Müller (Hist. verm. Vol. 1. p. 2. 1774. p. 70) als Fasciola capi- tata, später von O. Fabricius (Danske Vidensk. Selsk. naturvid. og math. Afhandl. Anden Deel. 1826. p. 23 und Isis 1845. p.66) als Planaria limacina beschrieben. Von Johnston ist es (Lond. Mag. of Nat. Hist. IX. p. 79), wie ich aus einem Citat in Örsted's Werk über Plattwürmer ersehe, schon richtig als Gasteropod erkannt und mit dem barbarischen Namen Limapontia (!) nigra belegt worden. Auf dem Greifswalder Museum hat diesen Hr. Dr. Creplin in den richtiger gebildeten Ponto limax (varians) umgewandelt. Archiv f. Naturgesch. XIV. .fabrg. 1. Bd. \ 2 Friedr. Müller: auf ähnliche Bläschen und auf ihre Beziehung zum Furchungs- process aufmerksam geworden. Die wichtige Rolle, die sie dabei spielten, Hess mich ein allgemeineres Vorkonnnen der- selben vermuthen, — eine Vermuthung, die durch die ange- führte Stelle, wenigstens für die Gasteropoden, vollkommen bestätigt wurde. Um so mehr fühle ich mich veranlasst, durch baldige Publication der durch zahlreiche Beobachtungen ge- wonnenen Resultate die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf diesen Gegenstand zu lenken , der für die Theorie des Furchungsprocesses von besonderer Wichtigkeit werden dürfte. Das frisch gelegte Ei unserer Schnecke enthält im nor- malen Zustande — (die nicht gar seltenen, namentlich für die Erklärung der Eischalenbildung bemerkenswerthen Abweichun- gen sind hier ohne Interesse) — ein bis drei eigelbe Dotter mit zarter Dotterhaut und meist noch mit nicht recht scharf umschriebenem hellen Fleck als Rest des Purkinjeschen Bläs- chens, um diese Dotter eine ziemlich dünne, trübe, nur wenig durchscheinende, anscheinend körnige Eiweissschicht, die von einer structurlosen, dünnen, durchsichtigen Schalenhaut um- schlossen ist. Die Form des Eies ist durch den Druck der benachbarten mehr oder weniger unregelmässig. Sofort nach dem Legen beginnt das Eiweiss durch Was- seraufnahme aufzuquellen ; es wird durchsichtiger und zeigt sich aus kleinen, lose nebeneinander liegenden Zellen beste- hend; bald lösen sich auch diese Zellen auf und eine ganz wasserhelle Schicht liegt zwischen dem Dotter und der Schale, die jetzt zu .einem regelmässigen Ellipsoid ausgedehnt ist, dessen grosse Axe 4 bis 6 mal den Durchmesser des sphäri- schen Dotters übertrifft. Sobald das Eiweiss etwas durchsichtiger zu werden be- ginnt, — meist schon 10 bis 15 Minuten nach dem Legen, — fällt in der Nähe des Dotters ein die Eiweisszelien an Grösse weit übertreffendes Bläschen in die Augen, gefüllt mit einer schwach gelblichen P'lüssigkeit, in der wenig zahlreiche mole- culare Körnchen schwimmen. Der Auflösungsprocess der Eiweisszelien beginnt fast constant an der von diesem Bläs- chen entferntesten Stelle des Eies und um das Bläschen herum sieht man, wenn er seinem Ende naht, die letzten Spuren der Eiweisszelien. — Der Furchungsprocess dagegen geht ohne Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneic. 3 Ausnahme aus von der dem Bläschen zugewandten Seite des Dotters, und da auch in seinem weitern Verlauf durch die Lage des Bläschens die Richtung der theilenden Forchen und der neu sich bildenden Furchungskugeln bedingt wird, mag dasselbe weiterhin mit dem Namen Richtungsbläschen, vesicula directrix, bezeichnet werden. Zunächst nun zeigt sich (Fig. 1), dem Richtungsbläschen zugewandt, ein hellerer Saum im Dotter; die Dottermasse zieht sich etwas von der Dotterhaut zurück (Fig. 3,«), ein ähnlicher Vorgang findet am entgegengesetzten Pole statt und bald wird eine den ganzen, nun mehr oder weniger in die Breite gezogenen Dotter durchsetzende Furche bemerklieh (Fig. 2). Das Richtungsbläschen liegt in der die beiden so entstandenen Furchungskugeln trennenden Ebene oder dersel- ben sehr nahe. Eine besondere Haut um die Furchungskugeln konnte ich noch nicht wahrnehmen, wohl aber meist, nahe der dem Richtungsbläschen zugekehrten Fläche, in jeder der- selben einen helleren runden, besonders bei stärkerem Druck deutlichen Fleck. — Ob es Zufall , dass ich in den um diese Zeit und später untersuchten Eiern meist zwei kleinere Richtungsbläschen, in den früher untersuchten meist nur ein grösseres wahrnahm, oder ob auch dies Bläschen seinen Furchungsprocess hat, der sich aber auf ein einmaliges Zer- fallen in zwei beschränken würde, oder ob endlich, wie Van Beneden annimmt das zweite Bläschen während der Furchung de l'interieur du vitellus aufsteigt, kann ich nicht bestimmt entscheiden. Weiterhin finden sich die beiden Furchungskugeln, jede von einer besonderen Haut umschlossen und ohne gemeinsame Haut, meist soweit auseinanderweichend, dass sie nur eben sich berühren. Eine helle Stelle zeigt sich, dem Richtungs- bläschen zugekehrt, in jeder Kugel (Fig. 3, b), und durch eine von dieser Stelle ausgehende neue Furche (Fig. 4) werden beide Kugeln halbirt und der Dotter ist so durch zwei auf- einander senkrechte Ebenen, in deren Durchschuittslinie die Richtungsbläschen liegen, in vier Kugeln zerklüftet. Diese vier Kugeln (Fig. 5) bieten sich der Beobachtung meist in einer auf der Sehaxe senkrechten Ebene liegend und verdecken dann natürlich die Richtungsbläschen (Fig. 5, «), wenn nicht 4 Friedr. Müller: eine Lücke zwischen ihnen dieselben gewahren lässt (Fig. 5, h)\ leichter fallen sie in die Augen, wenn, wie in seltneren Fäl- len (Fig. 5, c), die Ebene der Kugeln vertikal steht. Die vier folgenden Furehungskugeln entstehen nicht durch ein Zerfallen der vier erst gebildeten in gleiche Theile, son- dern zeigen sich anfangs als kleine, fast ganz wasserhelle, nur wenig Dotterkörperchen enthaltende Bläschen, die mit den älteren abwechselnd an der den Richtungsbläschen zuge- wandten Seite derselben hervortreten (Fig. 6, a, b), allmählich mehr Dottermasse in sich aufnehmen und auf der älteren Kosten zu einer diesen gleichen Grösse heranwachsen (Fig. 7). Wie sie aus denselben hervorgehen und während ihres Wachs- thums mit denselben zusammenhängen , ist mir nicht klar ge- worden. Ihre mit den älteren alternirende Lage wird beson- ders deutlich, wenn man Eier, deren vier Furehungskugeln, wie meist der Fall, in einer horizontalen Ebene liegen, (am besten nach vorherigem Betupfen mit Weingeist) stärker presst (Fig. 6, . . 0,83 Natron J Kohlens. Kalk 0,07 Erdphosphate 0,01. ^) Dass übrigens diese Wasseransammlung nicht bloss auf die hintern Leibessegmente sich zu beschränken braucht ( obgleich letz- tere allerdings vorzugsweise für dieselbe prädisponirt sind), beweist, wie mir scheint, der Cyst. pileatus Boj. (Enthelminthica in der Isis 1821. S. 162), eine Form, die ohne Zweifel dadurch entstanden ist, dass neben dem hintern Leibesende auch das vordere hydropisch über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. "Iß einzige Grund, welcher die Annahme rechtfertigen könnte, als seien die dahin gerechneten Geschöpfe eigene und selbststän- dige Thierformen. Wir können jetzt dieselben nur für ein- zelne krankhaft veränderte Individuen verschiedener Cestoden halten, für Taenien, mit denen sie nicht bloss in der Forma- tion des Kopfes und des vordem Leibes, sondern auch, wie wir gezeigt haben, in dem ganzen anatomischen Bau vollkom- men übereinstimmen. Wie wir in so vieler Hinsicht Gelegenheit haben, den Scharfblick und richtigen Takt, sowie die genaue Beobachtung der altern Naturforscher zu bewundern, so auch hier. Bis auf Bloch, Schrank und Zeder rechnete man (Pallas, Götze, Gnielin u. A.) ganz allgemein die Cysticercen und übrigen Blasenwürmer zu dem Gen. Taenia (als T. hydatigena oder T. vesicularis); ja Tyson, dem wir neben Hartmann und Malpighi die Entdeckung der thierischen Natur dieser Geschöpfe verdanken, beschreibt ') die ersteren sehr richtig als Lumbrici hydropici. In der spätem Zeit indessen, beson- ders seit Rudolph i, welcher aus den Blasenwürmern (Cystici) eine eigene, den Nematoden, Acanthocephalen, Trematoden und Cestoden gleichwerthige Ordnung *) schuf — ein Ver- fahren, welches von den meisten Zoologen noch bis heute gutgeheissen wird — ging die ursprüngliche Annahme von der Analogie und Identität der Blasenwürmer mit den Cesto- den immer mehr verloren, bis dieselbe endlich in unsern Ta- gen wieder auftauchte und meines Erachtens als richtig auch erwiesen werden konnte. degenerirte. Den in die vordere Blase hineinragenden Stumpf möchte ich für das Rudiment des von seinen Bedeckungen getrennten vor- dem Körperparenchyms halten. ') Philosoph. Transact. Vol. XVII. For the year 1693. N. 195. p. 506. — Act. erudit Lips. 1692. p. 435. ^) Ueber die sogenannte Klasse der Eingeweidewürmer vergleiche man besonders die Schrift meines Onkels, Fr. S. Leuckart, Ver- such einer naturgemässen Eintheilung der Helminthen. Heidelberg, 1827, so wie meine demnächst erscheinenden Grundzüge einer natür- lichen Classification der wirbellosen Thiere, nebst einer Aufzählung und Beschreibung der um Island bisher aufgefundenen wirbellosen Seethiere. 14 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen Bevor ich aber jetzt an den Versuch gehe, die übrigen Blasenvviirmer, Coenurus und Echinococcus ^), zurückzuführen auf die bei Cysticercus gefundenen Verhältnisse, habe ich noch einiges auf die letzterwähnte Form Bezügliches hier zu er- wähnen. Durch die schon oben erwähnten Umstände in dem Vor- kommen der Blasenwürmer gegenüber dem Vorkommen der entwickelten Cestoden wird es mehr als wahrscheinlich, dass überall dann nur diese letztern auf die beschriebene \A'eise hydropisch werden und verkümmern, wenn sie, anstatt in den Darmkanal zu gerathen, in dem sie (die Arten des Gen. Tae- nia), wie es scheint, allein die vollständigen Bedingungen ihrer völligen Ausbildung vorfinden, an eine andere Stelle des Lei- bes gelangen '*), die für ihre Entwicklung minder günstig und geeignet ist, wenn sie, wie v. Siebold sagt, sich „verirren". Dass übrigens bisher die Blasenwürmer fast ausschliesslich ^) bei Säugethieren beobachtet sind, scheint ganz einfach darauf sich zu reduciren, dass auch diese Thiere vorzugsweise und ungleich häufiger, als Vögel, Amphibien und Fische, von den ') Das Genus Anthocephalus, welches wahrscheinlich blosse Ent- wicklungsformen verschiedener Rhynchobothrius-Arten enthält (vergl. Dujardin 1. c.p. 545) muss nach den Untersuchungen meines Onkels (Zoolog. Bruchstücke. Heft I. S. 66) von den Blasenwürmern entfernt werden, obgleich Rudolphi und auch neuerlich wieder v. Siebold (a. a. O. S. 676) dasselbe dazu rechnen. 2) Auf welchem Wege die Ueberführung der Taenien in einen lebenden Organismus geschieht, ist durch die unmittelbare Beobach- tung noch nicht nachgewiesen. Jedenfalls aber liegt die Annahme am nächsten, dass dieselben als Keime oder junge Embryonen (vor- zugsweise durch das Trinkwasser) in den Darmkanal gerathen. Ver- weilen sie hier, so entwickeln sie sich vollständig, wandern sie von hier aber weiter, was, wie man bei Distomum, Tetrarhynchus u. a. nachgewiesen hat, mit Hülfe des Hakenkranzes geschieht, mittelst dessen sie die Organe durchbohren können, so treten die erwähnten andern Verhältnisse ein. In manchen Fällen mögen dieselben auch wohl in das Lumen von grössern Gefässen gerathen und durch die Bewegung des Blutes eine Strecke weit, bis z. B. in das Gehirn, fort- gerissen werden. ') Bellingham (Ann. of nat. bist. Vol. XIV. p. 396) fand auch bei Cobitis barbatula an Leber und Darmkanal einen kleinen kurz- halsigen Cysticercus mit cylindrischem, unbewaffnetem Rüssel. über die Naturgeschichte der BlaseiiMÜrmer. ;|5 Arten des Gen. Taenia heimgesucht werden. Worauf es aber beruht, dass allein diese letztern Cestoden, so viel wir bis jetzt wissen (wenn wenigstens die Anthocephalen keine Bla- senwiirmer sind), an jener hydropischen Ansammlung unter den Integuuienten leiden, können wir nicht bestimmen, obgleich auch dieser Umstand sehr wahrscheinlich mit bestimmten ana- tomischen Structurverhältnissen in Zusammenhang steht. Es wiederholt sich hierin dieselbe Erscheinung, welche wir auch sonst so häufig wahrnehmen, indem wir sehen, dass vorzugs- weise bestimmte Thierformen (und Organe) zu gewissen Krank- heiten und Missbildungen ') sich eignen. Noch bleibt die Frage zu erörtern, in welchem Alter die Taenien, um zu Cysticercen zu werden, von der Hydropie heimgesucht werden , ob schon bei den Embryonen sich die Wasseransammlung einstellt, oder erst später, nachdem die- selben bereits eine Zeitlang fortgewachsen sind und bis zu einem gewissen Punkte ganz normal sich entwickelt haben. Mögen nun hier auch mancherlei Verschiedenheiten vorkom- men , so glaube ich doch im Allgemeinen mich unbedingt fiir die letztere Annahme entscheiden zu müssen. Bei dem oben beschriebenen Cysticercus tenuicollis wenigstens war der Kör- per ursprünglich in geraumer Länge entwickelt und erst all- mählich durch die Einwirkung und den Druck der hydropi- schen Flüssigkeit zum Theil verkümmert und zerstört. Noch auffallender ist dieses Verhältniss bei C. fasciolaris, der durch die so sehr beträchtliche Länge seines vordem Körpers sich auszeichnet und dadurch denn auch am auffallendsten an die Taenien sich anschliesst. Auch die zahlreichen Verschieden- heiten in der Grösse der Schwanzblase bei dem letzteren, die schon Götze ^) kannte, scheinen auf ein spätes Entstehen und ein allmähliches W^achsen derselben zu deuten. Dass übrigens die Cysticercen, wenn sie zufällig unter andere günstigere Verhältnisse gerathen, ihre Schwanzblase •) Man vergleiche hierüber meine von der Göttinger medicini- schen Fakultät im Jahre 1845 gekrönte Preisschrift, de monstris eorumque de caussis et ortu. p. 9. 2) Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer thieri- scher Körper. Blankenbg. 1784. S. 244. 16 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen verlieren und ihre normale Gestalt bekommen können, scheint mir sehr glaublich, Wisseji wir doch, dass die Bandwürmer sehr leicht ihre Glieder bis auf den Kopf verlieren, und dass dieser dann allein im Stande ist, durch unvollkommene Quer- theilung eine ganze neue Kette von Gliedern zu reproduciren. Derselbe Process bei den Cysticercen ^) wird, wenn dieselben unterdessen in einen geeigneteren Boden überpflanzt worden sind, mit Nothwendigkeit aus ihnen bestimmte Taenien ent- wickeln. Welche Arten aber hier den verschiedenen Cysti- cercusformen entsprechen, wissen wir noch nicht — vielleicht mit Ausnahme der Taenia crassicollis, in welche nach einer sehr wahrscheinlichen Vermuthung v, Siebold 's der Cysti- cercus fasciolaris sich verwandelt, wenn er aus der Leber der Mäuse in den Darmkanal der Katzen gelangt. Die äussere Hülle, in welcher die Cysticercen meistens eingekapselt sind, gehört überall dem Organe, in dem diesel- ben vorkommen, und bildet sich um sie, wie um andere fremde Körper, in Folge der Exsudation eines Blastoms im Umkreise. Dass dem so sei, beweist theils die chemische Analyse, die in ihr eine andere Zusammensetzung, als in den Integumenten der betreffenden Würmer nachweist (vergl. die Schlussbemer- kung dieser Abhandlung), theils auch die Beobachtung, dass die Cysticercen (z. B. im Hirn) derselben bisweilen entbehren. Haben wir nun ein Mal die Cysticercen als unausgebil- dete und krankhaft veränderte Taenien erkannt, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass auch die übrigen bekannten Bla- senwürmer, Coenurus und Echinococcus, die in der Gestalt ihres Kopfes mit jenen eine so grosse Uebereinstimmung zei- gen, ganz dieselbe Bedeutung besitzen. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass zur Hervorbringung einer derartigen Form, wie die letzterwähnten Geschöpfe sie darbieten, auch noch anderweitige morphologische Processe von der Natur zu Hülfe genommen seien, Processe, von deren Einsicht das ganze Ver- ständniss der betrejQfenden Bildungen abhängt. ') Schon an ihren gewöhnlichen Wohnplätzen scheinen diese Geschöpfe bisweilen ihre Schwanzblase zu verlieren. So beobachtete Götze (a. a. O.) einst einen C. fasciolaris, dessen Hinterleib voll- kommen unverletzt und von der Blase getrennt war. über die Naturgeschichte der BlasenwGrmer. 17 Beginnen wir hier mit der einfachsten Form, mit der Be- trachtung des Coeniiriis, dessen Verhältniss zu dem nahe ver- wandten Cysticercus bereits die altern Zoologen ganz riclitig beurtheilt haben. Schon die von diesen gebrauchten Bezeich- nungen, wie Taenia multiplex, T. vesicularis u. a. lassen wohl deutlich erkennen, dass sie den Coenurus bloss für eine Co- lonie von Cysticercen hielten, wie die Corallen für eine Co- lonie von Hydren. Wie vollkommen naturgemäss eine solche Anschauung sei, haben die neuern Untersuchungen ^) über die Bildung der betreffenden Form gezeigt. Die einzelnen soge- nannten Köpfe ,^ die übrigens neben einer vordem Anschwel- lung mit Sauggruben und Hakenkranz auch einen quergerun- zelten Körper besitzen, welcher unmittelbar in die gemein- schaftliche Blase übergeht, wie bei Cysticercus der einfache Körper in die Schwanzblase, entstehen an letzterer allmählich immer in grösserer Anzahl durch eine Knospenbildung, und zwar ursprünglich als höckerförmige Erhebungen auf der in- nern Fläche, die erst später, wenn sie eine bestimmte Grösse erlangt haben, nach aussen sich vorstülpen und mit Sauggru- ben und Haken sich versehen. Das ganze Gebilde ist dem- nach gleichzusetzen einem Cysticercus, bei dem durch eine Knospenbildung aus der Schwanzblase allmählich eine grössere Menge von Leibern hervorgewachsen sind, die unter sich und mit dem Anfangs allein vorhanden gewesenen Bandwurmkör- per vollkommen übereinstimmen. Der Annahme, dass nun auch wirklich Coenurus auf solche Weise aus einer wasser- süchtigen Taenia sich entwickelt habe, steht Nichts im Wege. Die Möglichkeit einer Knospenbildung, der einzige Punkt, um welchen die Frage sich dreht, können wir nicht in Abrede stellen. Schon der Umstand verbietet dieses, dass die Anbil- dung der Glieder bei den Cestoden durch den Process der (unvollkommenen) Selbsttheilung vermittelt wird, und dass, wie wir wissen, unendlich häufig neben dieser zugleich eine Vermehrung durch (unvollkommene) Knospenbildung auftritt. Bei den ausgebildeten Taenien ist man bisher einer Knospen - bildung nun allerdings nicht auf die Spur gekommen, doch dieses ist kein Grund gegen unsere Annahme, denn theils mag •) So von V. Siebold a. a. 0.8.57^ Archiv f. IVaturaresch. XIV. .lahrsr. 1. Bd. lg Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen gerade der abweicliende Zustand, in welchem die Schwanzblase durcli die hydropische Ausdehnung sich befindet, einem der- artigen Process sehr förderlich sein, theils aber auch die Hem- mung des ganzen Thieres auf einer unvollkommenen Entwik- kelungsstufe, die in Folge der krankhaften Degeneration ein- getreten ist. Wir sehen ja überall, dass das jugendliche Alter vorzugsweise zur Production einer Nachkommenschaft auf un- geschlechtlichem Wege befähigt, dass Quertheilung und Knos- penbiidung unendlich häufiger vor der Geschlechtsreife sich vorfinden, als nachher. Das letztere ist sogar verhältnissmäs- sig so selten, dass es von Steenstrup ') vollkommen ge- leugnet werden konnte. W^as endlich die Möglichkeit einer Knospenbildung bei Cysticercus über allen Zweifel erhebt, ist die direkte Beob- achtung. Schon der treffliche Bremser^) fand einst unter einer Menge frei in der Leibeshöhle von Mus arvalis schwim- mender Cysticercen (wahrscheinlich C. longicollis, von welcher Art wenigstens in Bremser's Jcones helminthum ein förmliches Monstrum duplex abgebildet ist) an der Schw^anzblase bei einigen zwei, bei andern sogar drei Körper heraushängen, die mit ihrem Halse, wie mit einem Stiele, derselben aufsassen. Bremser selbst schon reducirt diesen Fall auf eine Fort- pflanzung durch Ableger und vergleicht dieselbe mit der ana- logen Erscheinung bei den Corallen, Polypen u. s. w\ Auch fügt er hinzu, dass auf ähnliche Weise vielleicht die Köpfe von Coenurus entständen, eine Vermuthung, die, wie ange- führt, jetzt vollkommen bestätigt ist. Auch Rudolphi er- wähnt ^) mehrerer zweiköpfiger Individuen von Cysticercen, besonders bei C. tenuicollis und C. crispus. Ob ausserdem noch die von Götze ^) und neuerdings von Bendy ^) beob- achteten Fälle hierher gehören, wage ich nicht zu entscheiden. Doch möchte ich dieselben nach den , vorliegenden Beschrei- ') Untersuchungen über das Vorkommen des Hermaphroditismus. S.104. *) Lebende Würmer im lebenden Menschen. S. 62. 3) L. c.p.599. ") A. a. O. S. 240. ") Oken's Isis vom Jahre 1844. S. 813. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. |9 bungen lieber einem andern Processe unterordnen. Doch davon später. Nach solchen Beobachtungen sind wir meines Erachtens vollkommen zu der Annahme berechtigt, dass die als Coenu- rus bekannte Form der Blasenwürmer ein blosser durch un- vollständige Knospenbildung zu einer förmlichen Colonie her- angewachsener und ausgebildeter Cysticercus sei. Was wir oben daher von diesem gesagt haben, gilt in gleichem Maasse von Coenurus. Woher es -aber komme, dass, wenn auch nicht ausschliesslich, doch vorzugsweise in dem Gehirn, wo Coenurus sich vorfindet, eine wassersüchtige Taenia Knospen an dem blasig ausgedehnten Leibe treibe, können wir noch nicht beantworten. Jedenfalls müssen die äussern Bedinfrun- gen dem Zustandekommen eines solchen Processes sehr gün- stig sein, obgleich, wie wir wissen, auch bisweilen ganz ein- faclie Cysticercen (besonders C. cellulosae beim Schwein) im Gehirne angetrofi'en werden. Viel verwickelter als bei Coenurus, werden die Verhält- nisse bei Echinococcus. In gleichem Masse steigt dabei auch die Schwierigkeit einer Erklärung. So viel indessen wird auch hier auf den ersten Blick wohl klar, dass zu der Pro- duction einer Form, wie Echinococcus sie darbietet, ebenfalls eine Knospenbildung an der Mutterblase unumgänglich noth- wendig ist Auch ist das wirkliche Vorkommen derselben durch die Untersuchungen von Chemnitz^), J. Müller"-) und V. SLebold^), denen ich noch meine eigenen anreihen kann, ausser allen Zweifel gesetzt. Auch hier erheben sich auf der innern Fläche der Mutterblase, wie ich mehrfach ge- sehen habe, höckerförmige Excrescenzen, die allmählich, doch ohne nach aussen sich hervorzustülpen, wie bei Coenurus, je zu einem sogenannten Echinococcusköpfchen sich umgestalten *), ') De hydatid. Echinoc. hom. Dissert. 1834. 2) Müller's Archiv. 1836. S. CVII. 3) Burdach's Physiologie Bd. II. 1837. S. 183. "*) Nie habe ich, wie v. Siebold, gesehen, dass die Echinococ- cusköpfchen im Innern eines besondern kleinen, auf der Innenfläche der Mutterblase hervorkeimenden Bläschens sich entwickeln und erst durch das Bersten des letztern frei hervortreten. 2* 20 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen das, wie die beigefiigte *) Abbildung (Fig. II.) zeigt, aus einem vordem taenienartigen Kopf (mit vier vorspringenden Saug- näpfen und einem centralen hakentragenden Rüssel) besteht lind einem kurzen cylindrischen Leibe. An letzterem konnte ich weder äusserlich eine deutliche Quergliederung, noch in- nerlich eine bestimmte anatomische Structur wahrnehmen. Man sieht in einem körnigen Stroma nur eine Menge jener kalkigen Concretionen, die allenthalben im Leibe der Cestoden vorkommen und hier vorzugsweise auf den hintern cylindri- schen Körper sich beschränken. Befestigt wird ein jeder ein- zelne Körper auf seinem Mutterboden durch einen dünnen, stielförmigen Anhang, der in das hintere abgerundete Ende, wie der sogenannte Schvvanz in den Leib der Cercarien, ein- gepflanzt ist und eine deutliche Muskulatur erkennen lässt. In diesem Zustand nun zeigt der Körper ganz deutliche und kräftige Bewegungen, durch die er auch wohl bisweilen von seinem Mutterboden sich losreissen mag. Ob übrigens diese Trennung, wie allgemein angenommen wird, die Regel sei, wage ich nicht zu entscheiden. So viel aber sah ich ganz deutlich , dass bei Weitem die meisten freien Würmchen be- reits abgestorben waren. Die wenigen, die im freien Zustande noch eine völlige Integrität besassen , mögen vielleicht erst bei der Präparation abgerissen sein. W^enigstens trugen die- selben sonst alle noch ihren Stiel. Von dem Mutterboden getrennt, scheinen sie bald dem Process der Auflösung an- heimzufallen. Sie eontrahiren sich, verlieren ihre Haken und schrumpfen allmählich in eine unförmliche bräunliche Masse ein mit undeutlichen, zerrissenen Contouren, in eine Masse, die nur noch durch die Menge jener Kalkkörperchen und die zahlreichen Uebergänge zu der Gestalt der lebenskräftigen Würmchen ihren Ursprung beweist. Tausende solcher abge- storbenen Körper liegen dicht neben einander auf dem Boden der Blase. Man sieht, wie aufi"allend sich in mancher Beziehung ein •) Die zahlreichen vorhandenen Abbildungen, selbst die von Bremser, stellen alle die Echinococcen nicht im Zustand der vollen Lebenskräftigkeit und Integrität dar, sondern wie sie nach dem Tode mehr oder minder verändert und macerirt sind. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 21 Echinococcus von einem Coennrus unterscheidet, wenngleich beide in dem einen wesentlichen Punkte, die Fortpflanzung durch Knospen betrefi"end, iibereinstinmieu. Bei Echinococcus aber ist die ursprüngliche Bandwurmform vollkommen ver- loren gegangen. Kein nach aussen vorragender Leib verräth die Entstehung aus einem Cysticercus. Indessen ist doch die Analogie, auch in dem Auftreten der Mutterblase, nach meiner Meinung zu zwingend, als dass man nach einer andern Ent- stehungsweise, die auch kaum möglieh scheint, sich umzusehen hätte. Dass von dem ursprünglichen Bandwurmkörper keine erkenntliche Spur mehr vorhanden ist, scheint mir darauf hin- zudeuten, dass bei der jungen Taenia, die in die Blasenwurm- form sich umwandelte, nicht bloss, wie bei Cysticercus und Coenurus, der hintere Theil des Leibes, sondern der ganze Körper durch die hydropische Ansammlung bis auf die äus- sern Integimiente zerstört und zu einer Blase ausgedehnt wurde. Bei dieser Umwandlung würde der Kopf (wie bei dorn oben erwähnten Cyst. pileatus) vollkommen verwischt, der Hakenkranz verloren gegangen sein. Von der frühern Taenia bliebe dann nur noch eine mit Wasser gefüllte Blase, auf deren innerer Fläche, wie bei Coenurus, die Leiber, die hier nur sehr klein bleiben, hervorkeimen. Durch die Ent- wicklung des hintern dünnen Stieles, der schon frühe angelegt wird, möchte aber hier ein Hervorstülpen nach aussen, wie es bei Coenurus eintritt, unmöglich werden. Die Knospe bleibt beständig an der Innern Wand befestigt, organisirt sich N indessen aiich so, der ihr innewohnenden Tendenz gemäss, zu einem taenienartigen Würmchen. Was bei diesem Process besonders auffallend erscheinen «luss, ist der Uinstand, dass eine ganz einfache Blase ohne alle weitere Zusammensetzung noch zur Fortsetzung des Le- bens und selbst zur Production einer Brut befähigt ist — ein Verhältniss, welches übrigens auch schon an der Schwanzblase von Cysticercus bei der Umbildung in die Form des Coenurus auftritt, da auch diese weder durch Gefässe, noch nachweis- lich durch Nerven mit dem vordem unverletzten Körper in Verbindung steht. Aufs Neue zeigt uns dieser Umstand die Mangelhaftigkeit unserer jetzigen Kenntnisse von den Bedin- gungen und den Verhältnissen des Lebens bei den niederen 22 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen Thieren. Wie er auf der einen Seite den Beweis liefert, dass unter gewissen Umständen schon die einfachsten Striicturver- hältnisse zu einer bestimmten Lebensäusserung hinreichen, so lässt er auf der andern Seite auch die Unhaltbarkelt der An- nahme erkennen, dass ein jeder Organismus, er möge noch so tief stehen, doch immer aus einer grössern Summe von Organen und anatomischen Systemen zusammengesetzt sein müsse. > , Die Fortpflanzung der Echinococcusblase beschränkt sich übrigens nicht bloss auf die Production jener sogenannten Köpfchen. Nicht selten findet man vielmehr in ihnen wiederum auch grössere oder kleinere Blasen von derselben Beschafi"en- heit und denselben Fähigkeiten, wie die aus der Degeneration einer Taenia entstandene primäre Mutterblase. Mitunter kom- men sogar solche Einschachtelungen von drei, vier oder fünf Generationen vor. Diese eingeschlossenen Blasen nun, von denen manche übrigens steril bleiben, d. h. keine Würmchen hervorknospen lassen, können möglicher Weise auf zweierlei Art entstanden sein. Entweder können sie nämlich, wie. die- ses Bremser ') bei der Untersuchung einer Echinococcus- colonie aus den Lungen eines Dromedars wahrgenommen zu haben glaubte, dadurch entstehen, dass die kleinen aii der Innenfläche der Mutterblase hervorgeknospeten Würmer sich ausdehnen und zu neuen Blasen (einer zweiten, dritten u. s. w. Generation) sich umgestalten, oder sie können auch unmittel- bar, wie jene Köpfchen, aus der Wand der primären Blase hervorkeimen und erst später durch Abschnürung frei werden. Für die erstere Entwicklungsweise spricht ausser der Brem- ser'schen Beobachtung, die übrigens nicht näher mitgetheilt wird, besonders die Angabe von v. Siebold, dass er öfters an ihnen äusserlich anhängende Häkchen, die er für Reste eines zerstörten Hakenkranzes halten möchte, und sogar Ueber- bleibsel von Saugnäpfen glaube gesehen zu haben; eine An- gabe, welche die ganze Frage erledigen würde, wenn sie mit Bestimmtheit ausgesprochen wäre und darum keinen Zweifel zuliesse. Um so erwünschter würde ein derartiger Nachweis sein, als er eine sehr passende Analogie zu der von mir an- ') A. a. O. S 62. über die Naturgeschichte der Biaseriwürmer. 23 genoninienen Entstehuiigsweise der ersten Mutterblase lieferte. Meine eigenen Untersuchungen haben mich leider zu keinem bestimmten Resultate über diesen Vorgang kommen lassen. Nie sah ich Etwas, welches einer solchen Umwandlung eines Echinococcusköpfchens nur ähnlich gewesen wäre. ln\ Gegen- theil sah ich letztere nach dem Tode immer nur mehr oder minder aufgelöst und meistens sogar ohne deutliche und scharfe Begrenzung, wie sie doch bei einer derartigen Metamorphose zuerst miisste erkannt werden können. Zugleich aber beob- achtete ich zuweilen, dass eine kleinere Blase an der innern Wand einer grössern Blase befestigt war; ein Fall, der viel- leicht eher für die letzterwähnte Entwicklungsweise spräche. Das Auftreten einer neuen nachgebildeten Generation im Innerji der primären Mutterblase scheint übrigens auch bis- weilen, wenngleich unendlich viel seltener, bei Cysticercus sich zu finden. Hierher möchte ich wenigstens den schon oben angeführten Fall von Götze ziehen, wo sich im Innern der Schwanzblase von Cyst. fasciolaris eine kleinere Blase mit einem dunklen Punkte fand, die Götze für ein Junges hielt. Auch vielleicht den Fall von Bendy. Ebenso giebt Tschudi*) an, dass man bei Cyst. pisiformis schon in einer „Blase" (Schwanzblase?) eine grosse Menge kleinerer Blasen mit mehr oder weniger ausgebildeten Cysticercen gefunden habe. Sollte ein derartiges Verhältniss in der Folge sich bestätigen, so würde die zweite der möglichen Entstehungsweisen bei den eingeschlossenen Mutterblasen von Echinococcus einen neuen Anhaltspunkt gewinnen, da wohl schwerlich hierbei eine Um- wandlung eines Cysticercuskopfes in die innere Blase wird stattgefunden haben. Was ich hier über die Blasenwürmer gesagt habe, bedarf unstreitig vielfach noch der Bestätigung. Sollte es aber auch nur in den Hauptzügen der Wirklichkeit entsprechen, wie ich unbedingt glaube, so wäre damit für unsere Kenntniss von den niedern Thierformen schon immer Vieles gewonnen. Zu- nächst hätten wir dann die Aufgabe, den Nachweis zu liefern, welches die Blasenwurmform der einzelnen Cestoden sei. Nur ') Die Blasenwürmer. Ein monograph. Versuch. Freiburg 1837. S. 25. 24 Leuckart: Beobachtungen und Reflexionen von der Taenia crassicollis können wir erst mit Wahrschein- lichkeit vermuthen, dass sie, entstellt durch den hydropischen Process, den Cysticercus fasciolaris der Zoologen bilde. Ob wir übrigens bei einem solchen Nachweis allein mit einer etwaigen üebereinstimmung in der Form der Haken des Rüs- sels uns begnügen dürfen, weiss ich nicht. Wenigstens dürfen wir nicht vergessen, dass die charakteristische Form derselben erst allmählich sich hervorbildet und z. B. bei den Embryonen eine andere ist als bei den entwickelten Individuen derselben Species. Jedenfalls aber seien die merkwürdigen Blasenwurm- formen der Aufmerksamkeit der Naturforscher angelegentlichst empfohlen. Ihr näheres Verständniss wird vielleicht noch ein grosses Licht auf unsere dermalen noch immer sehr dürftige Kenntniss von den Infusorien^) werfen, auf diese räthselhaften Geschöpfe, die, wie die Blasenwürmer, beständig der Ge- schlechtstheile ermangeln und besonders dadurch heraustreten aus der Reihe der übrigen Thiere , die im Zustande der völ- ligen Ausbildung alle mit jenen Organen versehen sind. Schliesslich will ich nur noch erwähnen, dass, ebenfalls nach den Untersuchungen von Dr. Frerichs, die Zusammen- setzung der Mutterblasen von Echinococcus (nicht aber der äussern dieselben umkleidenden Cyste, die, wie bei Cysticer- cus, ein Produkt ist des Organismus, in welchem diese Para- siten leben) sich unterscheidet sowohl von den Proteinver- bindungen ^), als auch von den leimgebenden Geweben. Sie giebt beim Kochen weder Leim, noch mit Salzsäure gekocht eine violette Färbung. Kaustisches Kali löst dieselbe nur zum Theil; auch wird die Lösung nicht durch Essigsäure gefällt. Eben so wenig entsteht nach dem Zusatz von Blutlaugensalz in der sauern Flüssigkeit ein Niederschlag. Verbrannt gaben 100 Theile der trocknen Wand 28 Theile Asche, in welchen enthalten war: ') Ein Mehreres über die Natur dieser Formen vergleiche man im Anfang meiner oben erwähnten Schrift über die Morphologie der Geschlechtsorgane. ^) Mit Unrecht wird von Scherer (Thiel, über den Echino- coccus. Würzburg. 1844) und von Vogel (a. a. O. S. 434) eine der- artige üebereinstimmung angegeben. über die Naturgeschichte der Blasenwürmer. 25 Chlornatrium ^ Phosphorsaures u. l 2,73 Schwefels. Natron j Kohlens. Kalk 2,97 Erdphosphate 22,30. Eine ganz ähnliche, vermuthlich dieselbe Substanz — eine Elementaranalyse konnte noch nicht vorgenommen werden — findet sich auch in den Integumenten von Ascaris lumbricoi- des. Sehr wahrscheinlich ist es mir, dass dieselbe auch noch in vielen andern Würmern, vielleicht in allen, vorkomme. Geht das Chitin doch als constanter Bestandtheil des äussern Skelets durch die ganze Abtheilung der Arthropoden, Cellu- lose durch die ganze Klasse der Tunikaten. Erklärung der Abbildungen Taf. II. Z- Fig. I. Cysticercus tenuicoUis in natürlicher Grösse. a. Vorderer Körper. b. Hals. c. Leib der Blase. d. Parenchym des hintern, vom Wasser umspülten Körpers* e. Verbindungsstränge desselben mit den äusseren Integu- menten. Fig. il. Echinococcus veterinorum. Stark vergrössert. A. Von der Seite. B. Schräg von oben. C. Völlig von oben. 26 Beschreibung zweier neuen Helminthen. Von Dr. Rud. Leiickart in Göttingen. (Hierzu Taf. II. Fig. 111, u. IV.) Strongylus alatus Nov. spec. Wie nothwendig die von Diijardin vorgenommene Sich- tung des Rndolphi' sehen Genus Strongyius gewesen sei, wird bei einer Vergleichung der verschiedenen dahin gerech- neten Arten leicht ersichtlich. Selbst in dem gegenwärtigen Umfange enthält aber dieses Geschleclrt noch mancherlei von einander sehr abweichende Formen, die späterhin vielleicht als die Typen noch anderer neu zu errichtender Gattungen wer- den betrachtet werden müssen. Der Wurm wenigstens, den ich in Folgendem beschreiben werde, entfernt sich in mehr- facher Beziehung von den übrigen Species dieses Genus und schliesst sich zum Theil, durch Gestalt und Lebensart, an das von Dujardin aufgestellte Geschlecht Lepturus *). Die mir in grosser Menge vorliegenden Individuen desselben haben eine hellbraunlidie Farbe und eine Länge von 5 — 6 Linien (Rh. M.) bei einer verhältnissmässig ganz ansehnlichen Dicke, die im vordem Drittheile des Körpers am grossesten ist und von da nach den Enden, besonders in der hintern Hälfte, all- mählich abnimmt. Das Schwanzende ist dünn , fast fadenför- mig, zugespitzt. Der Kopf (Fig. 1. A.) ist abgerundet, ohne Papillen und Vorsprünge. Die Mundöffnung befindet sich im Centrum des Kopfendes. Sie ist rundlich und führt in das *) Fast fühle ich mich versucht, aus unserem Wurm ein neues diesem nahe verwandtes Genus Pharurus (von (fäooi, Lappen, und oj}()« , Schwanz) zu bilden. Beschreibung zweier neuen Helminthen. 27 cylindrische Lumen des Oesophagus, der am Anfang ein wenig verdickt ist, doch ohne irgend eine hornige Bewaffnung. Nach hinten geht der Oesophagus mehr allmählich, ohne eine deut- liche Abgrenzung, in den Darm über, indem seine Wandungen sich verdünnen und einen bräunlichen Belag (von den soge- nannten Leberzellen) bekommen. Der Schwanz ist in beiden Geschlechtern ganz gerade und, besonders bei den weiblichen Individuen, zugespitzt. Die Schwanzblase der Männchen — die etwas seltener zu sein scheinen als die Weibchen — ist sehr unvollkommen und besteht (Fig. L B. u. C.) aus einer lamellösen Ausbreitung der äussern Bedeckungen, die, wie ein Mützenschirm in der Mitte, auf dem Rücken am längsten ist und von da nach der lAledianlinie des Bauches zu allmäh- lich niedriger wird. Am Rande zeigt dieselbe jederseits einen Einschnitt, wodurch sie in drei neben einander liegende, an der Basis aber immer noch verbundene Lappen zerfällt. Die beiden seitlichen Lappen (Ibid. b. h.) sind abgerundet, während der mittlere (Ibid.«.) seitlich nochmals einen kleinen, fast zahnartigen Vorsprung besitzt. Unterstützt und in der Lage erhalten wird ein jeder dieser Lappen durch eine kurze und breite rippenartige Verdickung der Integumente. Wo die bei- den seitlichen Lappen in der Medianlinie des Bauches auf einander stossen, erhebt sich eine ziemlich hohe flossenartige Längslamelle (Fig. \. C. c), die naclr dem Kopfende zu eine Strecke weit heraufsteigt und erst allmählich wiederum schwin- det. Der Penis besteht aus zwei langen, weit hervorragenden und geschwungenen Spicula ( Ibid. r/. rf. ), an denen sich ein Schaft unterscheiden lässt und eine saumartige Kante, die nach der Spitze zu sich verschmälert und durch dichte zahlreiche Querstreifen ein fast kammartiges Aussehen bekommt. Der After ist hinter dem Penis an der Bauchseite gelegen , doch nicht ganz endständig. Dicht davor liegt bei den weiblichen Individuen die V^ulva (Fig. L D. c.) auf einer kleinen Hervor- ragung, welche von einem schmalen Saum umgeben ist. Der Oviduct (Ibid. Ä.), der eine Strecke weit vor dem Mastdarm (Ibid. a.) emporsteigt, ist weit und enthält eine unzählige Menge völlig entwickelter, doch noch in den Eihülsen einge- schlossener Embryonen. Aus der Schädelhöhle (wahrscheinlich aus den Sinus ve- 28 Leuckart: nosi) des Narval. In der Sammlung des hiesigen physiologi sehen Institutes durch den Schiflfschirurgus Herrn Matt. Bothriocephalus maculatus Nov. sp. Bekanntlich ist die Zahl der bisher in den Säugethieren aufgefundenen Arten des Gen. Bothriocephalus nur ausseror- dentlich gering. Mit Ausnahme des B. latus, der, wie man weiss, besonders von den slavischen Nationen Europa's be- herbergt wird, fand man solche bislier nur in einigen Katzen (Natter er bei Felis macroura, Creplin bei F. Catus dom.), Seehunden (Fischer bei Phoca monachus, Creplin bei Ph. foetida) und in Procyon lotor (Natterer). Um so interes- santer war es mir, als ich im verflossenen Frühjahr bei der Untersuchung eines in einer Menagerie crepirten und dem hiesigen physiologischen Institute überkommenen erwachsenen männlichen Leoparden im Dünndarm eine neue, sehr ausge- zeichnete Art dieses Genus in mehreren Exemplaren auffand. Das ansehnlichste derselben misst bis an 2^ Fuss bei einer Breite von reichlich 3 Linien an den hintern Segmenten. Der Kopf (Fig. U.) ist lang, vorn abgestutzt und stark deprimirt. Seine Länge verhält sich zu der vordem Breite etwa =6:1, zu der hintern =4:1. Die Gruben erstrecken sich über die ganze Länge und sind nach hinten etwas, aber nur wenig er- weitert. Das Ende des Kopfes geht unmittelbar mit seiner ganzen Breite in den Körper über, der nur sehr allmählich einen grössern Querdurchmesser annimmt. Dicht hinter dem Kopf beginnt auch schon die Gliederung, doch wird solche bei unbewaffnetem Auge erst etwa 1:^ Zoll weiter nach unten sichtbar, wo die Breite des Leibes etwa \ Linien beträgt. Die Glieder sind überall sehr viel breiter als lang, selbst da, wo sie am längsten sind. Die hintern Ecken der Glieder sind etwas verlängert und springen fast konisch über die folgende verengte Wurzel vor. Der Uterus der einzelnen Glieder zeigt von der Menge der in ihnj enthaltenen Eier eine sehr auffal- lende braunrothe Färbung und macht überall als ein sehr distincter rundlicher Fleck sich bemerkbar. Dicht vor einem jeden derselben liegt in der Mitte der einzelnen Glieder der ansehnliche, von einem Wulst umgebene Porus genitalis. Beschreibung zweier neuen Helminthen. 29 Erklärung der Abbildungen Taf. 11. Fig. 111. Strongylus alatiis. A. Kopfende. B. Schwanzende des Männchens von vorn betrachtet, ohne Spicula. a. Mittlerer Lappen der Schwanzblase. h. b. Seitliche Lappen. C Schwanzende von der Seite. Mit Spicula. a. b. wie bei B. c. Flossenförmige Längserhebung in der Medianlinie der Bauchfläche. d. d. Spicula. D, Schwanzende des Weibchens. V'on der Seite. a. Mastdarm. b. Oviduct. c. Vulva. Fig. \S . Kopf von Bothriocephalus maculatus. 30 Krohn: Notiz über die Anwesenheit Notiz über die Anwesenheit eigentbiimlicher Luft- kanäle bei Velella und Porpita. Von Dr. A. K r o li n. Bekanntlich besteht der hydrostatische Apparat, durch dessen Hülfe die Velellen und Porpiten frei schwebend an der Meeresoberfläche sich erhalten, aus einer bei Velella länglich- ovalen, bei Porpita kreisrunden Scheibe von knorpliger Con- sistenz, die hohl und mit Luft gefüllt ist. Die Structur dieser Scheibe oder sogenannten Schale, ist dem Wesentlichen nach schon von Eschscholtz ermittelt worden. Der hohle Innen- raum ist nämlich von einer Menge fast senkrecht gestellter, concentrisch um den Mittelpunkt der Scheibe angeordneter Scheidewände durchschnitten, und zerfällt dadurch in eine entsprechende Anzahl eben so concentrisch um einander ge- reihter Kammern. Die innerste oder Centralkammer hat noth- vvendigerweise die Form einer einfachen rundlichen Zelle. Delle Chiaje hat, was Eschscholtz und neuerlich noch Hollard (s. Annal. d. sc. natur. Serie 3, Tom. 3. 1845) entgangen ist, nachgewiesen, dass sämmtliche Kammern bei Velella, mittelst kreisrunder, in den Scheidewänden angebrachter Oefl'nungen, in Höhlengemeinschaft mit einander stehen (s. d. Chiaje, Ani- malis senza vertebre della Sictlia citeriore, Tom. 4, p. 106). Jede Scheidewand ist in der That, an zwei einander diametral ^ entgegengesetzten, in der Richtung des Längendurchmessers der Scheibe gelegenen Stellen, von einer solchen Communi- cationsöfi'nung durchbrochen. Ich habe nicht Gelegenheit ge- habt, mich von der Anwesenheit ähnlicher Oeffnungen bei Porpita zu überzeugen, zweifle aber keinesweges, dass sie auch hier vorhanden seien. — Diese Details über den Bau der Scheibe musste ich vorausschicken, weil sie, wie man so- gleich sehen wird, mit dem Gegenstande meiner gegenwärtigen Mittheilung in enger Beziehung stehen. eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita. 31 Betrachtet man die untere Körperfläche einer lebenden Velella oder Porpita aufmerksam mittelst der Lupe, so fallen alsbald unter der sie überziehenden Haut, und zwar in den Interstitien zwischen den einzelnen, von jener Fläche herab- hängenden Saugröhren, sehr feine, silberglänzende Kanäle in die Augen. Der Silberglanz rührt wie an den Tracheen der Insecten, von Luft her, welche die Kanäle ausfüllt. Diese luft- führenden Kanäle, deren Porpita eine grössere Menge besitzt, zeigen einen äusserst gewundenen Verlauf, lassen aber weder Verzweigungen noch Anastomosen wahrnehmen. Einzelne der- selben senken sich in Schlangenwindungen längs den Saug- röhren herab , entschwinden aber schon dem Blick, bevor sie das Drittheil der ganzen Länge jener Organe erreichen, und lassen also den Beobachter über die Art ihrer Endigung in Zweifel. Man findet sie in grösserer Zahl auf dem Central- saugrohr, das bekanntlich die übrigen Saugröhren bedeutend an Umfang übertrifft. Den Tentakeln oder Fangfäden fehlen sie, desgleichen auch der peripherischen, über den Umkreis der Scheibe nach aussen ragenden Körperportion, der soge- nanntenRandhaut nämlich, nach derBezeichnung von Eschscholtz. Alle diese Kanäle lassen sich , bei vorsichtigem Ablösen der Weichtheile von der Scheibe, bis an die untere Fläche letzterer verfolgen , wo sie in die Kammern derselben ent- w^eder isolirt, wie bei Porpita, oder mittelst einzelner Stämm- chen, wie bei Velella, einmünden. Für diesen Ursprung der Kanäle aus der Scheibe spriclit auch die Beschaffenheit ihrer Wandungen, deren Substanz mit der der Scheibe identisch, nur viel zarter und durchsichtiger ist. Bei Porpita entsenden sämmtliche Kammern, die beiden dem Rande der Scheibe zunächst liegenden ausgenommen, eine zahlreiche Menge solcher isolirten Kajiäle. Letztere dringen auf ihrem Wege zur untern Körperfläche durch eine schwärz- liche, gleich unter der Scheibe und über dem Boden des Cen- tralsaugrohrs gelagerte Masse, welche zuerst von delle Chiaje und Hollard bei Velella beobachtet, und als Leber angespro- chen worden ist ^). Was die Gattung Velella anbetrifft, so ') Zur Unterstützung dieser Ansicht über die Bedeutung der schwärzlichen Masse, führe ich hier beiläufig folgende den Bau der- 32 Krohn: Notiz über die Anwesenheit sind die Kanäle hier, wie ich eben anzeigte, Zweige beson- derer Stämmchen, deren Zahl indess sehr gering ist. Anch entspringen diese Stämme blos aus der Centralpartie der Scheibe, stehen daher nur mit den Kammern, welche in den Bereich jenes beschränkten Raums fallen, in Communication. Jedes Stämmchen theilt sich in Aeste, diese, während ihres Verlaufes in der Lebermasse, wiederum in Zweige. Diese Zweige sind es, die man zuletzt auf der untern Fläche des Körpers zum Vorschein kommen und auf die gleich anfangs geschilderte Weise verlaufen sieht. Von einem ganz eigenthümlichen Aussehen, zeigen sich die Kanäle unter dem Mikroskop. Bei Velella nämlich, sind sowohl Stämme als auch Aeste und Zweige, durch circuläre, in das Lumen vorspringende Einfaltungen ihrer Wandung, in längliche Abtheilungen zerfallen. Die Falten finden sich in ziemlich gleich weiten Abständen von einander, so dass die Abtheilungen fast überall gleich lang sind. Bei Porpita ist diese Gliederung der Kanäle weit unregelmässiger. Die ein- zelnen Abtheilungen variiren nicht nur in Bezug auf Gestalt und Länge, sondern ihre Oberfläche ist noch ausserdem durch bald mehr bald minder vollständige circuläre Einschnürungen oder secundäre Einfaltungen, in zahlreiche ringförmige Wülste, hervorgehoben. Woher die, in dem eben beschriebenen hydrostatischen Apparate enthaltene Luft stamme, ist eine sehr interessante Frage, die aber dermalen kaum befriedigend zu lösen ist. Es bleibt die Wahl zwischen zwei Voraussetzungen. Entweder nämlich ist jene Luft der Atmosphäre entnommen, oder sie ist, wie in der Schwimmblase der Fische, das Produkt einer organischen Ausscheidung. Von der ersten Hypothese aus- gehend, habe ich oft nach besondern Vorrichtungen, und zwar nach Oefi'nungen, die etwa auf der obern, dem Contakt der selben betreffende Thatsachen an. Sie besteht aus durch häufige Anastomosen mit einander communizirenden Kanälen, voll von zahl- reichen, braunschwarzen, ziemlich festen Körnern, ähnlich denen, die man in der Leber der Mollusken antrifft. Die Kanäle münden mit- telst einer Doppelreihe ansehnlicher Oeffnungen in die Höhle des Centralsaugrohrs, dem wohl sicher, wie dies schon durch Eschscholtz hinreichend dargethan worden ist, die Function der Verdauung obliegt. eigenthümlicher Luftkanäle bei Velella und Porpita. 3 o Atmosphäre am meisten ausgesetzten Fläche der Scheibe, zu finden sein möchten, gesucht, aber immer vergebens. Mög- licherweise könnte indess die äussere Luft auf andern Wegen eindringen, was um so mehr zu berücksichtigen ist, als die Endigungen der auf den höchst beweglichen Saugröhren sich erstreckenden Luftkanäle noch ganz unbekannt sind. Für die zweite Hypothese Hessen sich einige Gründe aus naheverwand- ten Gattungen anführen. Ich erinnere hier an die Luftbehäl- ter der Physophoriden, die nach dem Zeugnisse mehrerer Be- obachter, denen auch ich beistimmen muss, an ihrem freien Ende blindgeschlossen, der Atmosphäre keinen Zugang ge- statten, und demnach wahrscheinlich ihren Luftinhalt aus- scheiden. Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. IJd. 34 Besclireibnngeii neuer oder wenig bekannter Anneliden. Dritter Beitrag: Die Gattung Sabellaria Lam. (Her- iTiella Sav.) und ihre Arten- Von ^ Ed. Grube. (Hierzu Taf. III.) Sabellaria Lam. Sabellaria Lam. Extrait du Cours de zool. p. 96 (von ihm citirt in seiner Hist. nat. des anira. sans vert. Ed. 1. T. V. p. 350), Blainv. Dict. des seienc. nat. Hermella Sav. Syst. des Annel. Die Namen Chrysodon, den Oken, und Psanimato- tus, den früher schon Guettard .der Gattung gegeben, haben in der \Vissenschaft keine Verbreitung gefunden. Bei Linne finden wir die Arten dieser Gattung unter Sabella, bei Pallas unter Nereis, bei Gmelin unter Sabella und Amphitrite. Char. gen. emend. Corpus verniiforme, subteres pauIo depressum , ex sectionibus 2 inter se valde diflferentibus constans, anteriore crassa, fineni versus sensim attenuata, branchias setasque gerente, posteriore tenui nuda, plus mi- nus longa, caudam mentiente; lobus capitalis magnus, forma laminae carnosae, a lateribus cylindri instar convolutae, infra in longitudinem fissae, fronte serie triplici vel duplici palearum coronatae, ad basin utrinque tentaculis multis fili- formibus ornatae; os in fundo cylindri situm ; segmentum buccale branchiis setisque et infra lobulis 4 labialibus mu- nitum; tubercula setigera utrinque disticha, superiora tori transversi vel pinnulae uncinis, segmenti 2di 3tii 4ti paleis armatae, inferiora fasciculo setarum capillarium instructa; branchiae dorsuales lingulatae vel triangulae angustissimae Beschreibung neuer und wenig bekannter Anneliden. 35 elongatae versus finem sectionis anterioris loiigitudine de- crescentes; tubi animalium ex arenulis fragmentisque con- chylioruni confecti, pleriimque erecti connexi, caespites crassos coniponentes. Der Körper der Sabellarien besteht wie der der Pecti- narien aus zwei sehr verschieden gebildeten Abtheilungen: die vordere merklich dickere, nach hinten allmählich verjüngte, ist in Segmente getheilt, und trägt auf dem Rücken Kiemen, an den Seiten Borstenbündel , die hintere dagegen ist selir dünn, gleichmässig, nicht in Segmente getheilt, ziemlich lang und vollkommen nackt, jene rundlich mehr oder weniger flachgedrückt, diese mehr stielrund, während sie bei Pectinaria ganz platt und kurz erscheint und Spuren von Segmentbil- dung zeigt. Besonders auffallend ist das Vorderende des Körpers ge- bildet. Das Iste vollständige Segment nämlich, — das Mund- segiiient, Segmentum buccale — setzt sich an seinem ganzen Umfange in ein starkes fleischiges ansehnliches nach vorn ge- richtetes Blatt fort, das also von den Seiten her wie ein Cy- lindermantel eingerollt, in der Mittellinie der Bauchfläche aber nicht geschlossen, sondern der Länge nach gespalten ist: der vordere oder Stirnrand jeder Hälfte ist abgestutzt und mit einem Halbkreise von inessinggelben, lebhaft glänzenden, in mehreren Reihen stehenden Plattborsten oder Paleen besetzt, unterhalb derselben öfters noch mit einer Reihe kurzer Blätt- chen oder Läppchen umgeben, und an der Bauchseite mit einer Menge von langen dünnen Fühlern versehen, welche sich von der Basis jeder Blatthälfte bis zur Paleenkrone erstrecken. Die Rückenseite bleibt frei davon, zeigt aber eine mittlere Längsfurche, wodurch hier ebenfalls die beiden Hälften ange- deutet werden. Dieses fleischige Blatt, dessen Bewaffnung zum Verschliessen der Röhre dient, sobald sich das Thier in sie zurückzieht, und das deshalb mit Bezug auf den Deckel der Serpulen von Savigny „couronne operculaire" genannt wird, hat gegen das Mundsegment dieselbe Lage als der Kopf- lappen der Nereiden,. Eunicen, Amphinomen und anderer frei lebender Anneliden, ich bezeichne es also vorläufig mit dem- selben Namen als „Lobus capitalis", bis die Anatomie nach- weist, dass es nicht das obere, diesem Theile zugehörige 3* 3(3 Grube: Scliliindganglion enthält oder bis »lie Entwicklungsgeschichte uns eines IJessern belehrt. Der Stachelkamn), welcher vorn auf dem Rücken der Pectinarien, Ocalis und Amphicteis (Am- phitrite Gniineri Sars) steht, gehört dem Isten vollständigen oder Mundsegment dieser Würmer, nicht aber ihrem Kopf- lappen an, wie denn überhaupt der Kopflappen nur in sehr seltenen Fällen Borstenbündel trägt, und wenn sich meine Deutung bestätigt , würden die Sabellarien durch die starke Bewaffnung desselben ganz eigenthümlich dastehen. Schon die Stellung dieser Borsten am vordersten Körperende, aber nicht minder auch ihre Beschaffenheit ist sehr charakteristisch, und die letztere rechtfertigt die Wahl einer besonderen Be- zeichnung ,, paleae", bei Lamarck paillettes, bei Cuvier pailles. Man kann an ihnen zwei verschiedene Theile un- terscheiden, der im Fleisch steckende ist dünn wie ein' Stiel, der hervorragende breit und platt, metallisch glänzend und geht von jenem unter einem stumpfen Winkel ab, oder setzt sich wenigstens durch seine Breite merklich genug ab. Sie stehen bei fast allen Arten in 3 Kreisen, die des innersten sind nach innen gegen die entsprechenden der andern Hälfte, die des äussersten nach aussen gerichtet, die des mittelsten neigen sich ebenfalls nach aussen und stehen etwas in die Höhe; bei den von mir untersuchten Arten zeigten die Paleen des innersten und mittelsten Kreises dieselbe und eine andere Beschaffenheit als die des äussersten, dies scheint aber nicht für alle Arten zu gelten, wie wir später sehen werden. Was ich Fühler nenne, wurde von Lamarck und Savigny, indem sie wahrscheinlich auf eine Analogie mit den Serpulen und Sabellen fussten, für Kiemen gehalten, Milne Edwards hat jedoch durch die anatomische Untersuchung und Beobachtung an lebenden Thieren einer ganz nahe verwandten Gattung ') nachgewiesen, dass ganz andere Organe zur Respiration die- nen: es sind die längs den Rückenrändern der vorderen Kör- perabtheilung stehenden schmalen Züngelchen, welche jene Naturforscher als blosse Rückencirren betrachtet hatten. Das Iste vollständige Segment, in welchem der Mund ') Seiner Hermella alveolata. Ann. des scienc. nat. Seconde Se- rie. Vol. X. p. 220. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Anneliden. 37 liegt, trägt jederseits weit nach unten 2 zarte Bündel von feinen kurzen Haarborsten; Savigny läugnet sie, ich habe sie aber an den von mir untersuchten Exemplaren deutlicli ge- sehen, in der Abbildung des Dictionnaire des sciences natu- relies Chetopodes pl. 4. F'ig. 1 finde ich wenigstens eines je- derseits angegeben, und es ist daher wahrscheinlicher, dass sie leicht ausfallen, und so dem Beschreiber entgehen, möglich aber aucli, dass ihre Gegenwart mit den Arteji wechselt. Un- ten am Vorderrande des Mundsegments zwischen dem unter- sten Paar der Borstenbiindel trägt das Mundsegment einen nach vorn gerichteten zweitheiligen Lappen, der den Eingang zum Munde von unten besetzt, und an dem bei den von mir untersuchten Sabellarien jede Hälfte wiederum am V^orderrande tief eingeschnitten ist. Wenn ich die Herren Frey und Leuckart ^) recht verstehe, so vergleichen sie jenen Lappen mit den Deckelstielen der Serpulen, allein diese Theile sind umgewandelte Iviemenfäden und stehen auf der Rücken- nicht auf der Bauchseite, was sich aucli von den sogenannten Ten- takeln melirerer Sabellen nachweisen lasst, ich ziehe vielmehr eine Parallele zwischen jenem Lappen und dem Halskragen der Sabellen, und wenn ausser den Borstenbiindelchen des Mundsegments auch seitliche Läppchen an seinem Vorderrande uns begegnen, stelle ich diese in dieselbe Kategorie. Das 2te, 3te und 4te Segment laufen seitlich in Flösschen aus, welche senkrecht stehen und eine Reihe von weithervor- ragenden und geraden Paleen tragen, an denen nur der End- theil verbreitert ist; unter jedem Flösschen steht ein Bündel von Haarborsten. Diese fehlen auch den übrigen Segmenten nicht, wohl aber die Paleen, statt deren sich winzige Haken- borsten (uncini) zeigen, und zwar sitzen die Hakenborsten an den nächstfolgenden Segmenten auf wulstigen Erhöhungen oder niedrigen Kämmen, weiterhin dehnen sich diese Erhöhungen, indem sie zugleich dünner werden, blattartig aus und verwan- deln sich wiederum in Flösschen. Zwischen den Hakenbor- sten dieser Flösschen kommen auch zarte Haarborsten vor, so dass hier sowohl in der untern als in der obern Zeile der Borstenhöcker Haarborsten zu finden sind, am 2ten, 3ten, 4ten •) Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere p. 153. 38 Grube: und den nächstfolgenden Segmenten aber nur in der unteren; eine Abweichung von der allgemeinen Regel , welche sich in der hinteren grösseren Körperhälfte der Sabellen und Serpu- len wiederholt. Die Biindtdchen der Haarborstea sind gegen die Mittellinie der Bauchfläche gerichtet. Kiemen von der Form langgestreckter schmaler Züngel- chen zeigen sich an allen oder wenigstens den vorderen Seg- menten der vorderen Körperabtheilung, ihr Platz ist unmittel- bar über der oberen Zeile der Borstenhöcker oder Flösschen, und ihre Länge nimmt in dem Masse ab, als man sich dem Ende dieser Abtheilung nähert. Die Röhren, in welchen die Sabellarien wohnen, sind nach allen Beschreibungen aus fremdem Material , namentlich aus Sandkörnchen und Conchylien- Fragmenten zusammenge- kittet, also wohl denen der Terebellen und Pectinarien ähn- lich. Sie sollen oben trichterförmig erweitert sein, parallel neben einander stehen undziendich ansehnliche Massen bilden. 1. S. 77iagnifica^Gv. Fig. 1 — 5. ? Sabellaria crassissima Lara. Hist. nat. Ed. I. Tom. 5. p. 352, Ed. 2. Tom. V. p. 605. Corona palearum triplici, paleis utrinque circiter 120, externis 60, mediis 30, internis plus 24, internis cum rae- diis forma congruentibus geniculatis, parte libera anguste trigona, externis discrepantibus cultratis, parte libera lata sub acumine dentata, orbe laciniarum seu cirrorum brevium 48 sub Corona palearum posita, branchiis utrinque circiter 34 paulo compressis margine (denticulis membranaceis) ci- liatis, segmentis sectionis anterioris 38, sectione posteriore fere quadrantem totius longitudinis aequante. Das fleischige Blatt, welches die Borstenkrone trägt, ist ohne dieselbe ebenso lang oder etwas länger als die 4 näch- sten Segmente. Die Paleen der äussersten Reihe sind etwa wie eine breite auf einer schmalen Angel sitzende Messerklinge gestaltet, die Schneide der Klinge ist gerade und unterhalb der Spitze mit einigen scharfen Zähnen gesägt, der Rücken sanft gewölbt, die breiten Flächen dieser Paleen sahen nach oben und unten und grifi'en wie Dachziegel ein wenig über einander. Die Paleen der mittelsten und innersten Reihe Beschreibungen neuer oder wenis; l)ekannter Anneliden. 39 stimmten der Form nach unter sich iiberein, wichen aber von den eben beschriebenen bedeutend ab. Ihr freier Theil bildet auch eine Platte , die aber schmal dreieckis^ und an den im Fleisch steckenden Stiel unter einem stunjpfen Winkel ange- setzt ist, keine Zähne trägt und auf der hohen Kante steht; bei den Paleen der innersten Reihe sind die Endspitzen der Achse des Körpers zugewandt, bei denen der mittelsten von ihr abgewandt, nach aussen gerichtet, wodurch in der Krone zwischen diesen Reihen eine breite Rinne entsteht, die inner- sten Reihen aber der beiden Hälften stark gegen einander convergiren. Beim Durchzählen fand ich in der äussersten Reihe der ganzen Krone eines Exemplars ungefähr 120 , in iJer mittelsten 60, in der innersten über 48 Paleen, zusammen also gegen 240, eine Zahl, an die auch nicht einmal eine An- näherung in den Abbildungen der übrigen Sabellarien gefun- den wird. Unterhalb [arte der Küste von Süd -Afrika, als der Plan der Blasius-Bucht. In den verschiedenen Beschreibungen der Houtman'schen Fahrt Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 133 wird bloss erwähnt, dass am 5. und am 8. Februar 1597 ein Mann von dem SchiflF Hollandia an's Land zum König von Bally auf Java gesandt worden sei. In dem lateinischen Dia- rium aber finde ich bei dieser Gelegenheit den Paulus van Caerden genannt, woraus sich dann ergiebt, dass er auch 1595 in der Blasius -Bucht gewesen sein musste. Er kann daher sich 1601 nicht in der jetzt Mosselbay genannten Bucht befunden haben, denn diese hätte er erkennen müssen. Auch finde ich, dass als er sechs Jahre später, nämlich 1607, längs der Küste Afrika's hinsegelte , er selbst von der Agi di San- bras, nämlich der Blasius -Bucht, spricht, indem er sagt, die Bai Formosa, in deren Nähe er damals war, sei östlich von ihr gelegen. Man muss also glauben, er sei 1601 in irgend eine andere Bucht eingelaufen, obgleich die frühere Blasius- Bucht seitdem irriger Weise Mosselbay genannt worden ist, weil man meinte, Caerden habe hier die Muscheln vorgefun- den. Sie wurde übrigens noch eine lange Reihe von Jahren mit dem alten Namen bezeichnet. So wird sie in dem 1613 gedruckten , vom Leipziger Johann Verkens während der im Jahr 1607 unternommenen Expedition des Admirals Pieter "Willemszoon Verhoeven nach Ostindien geführten, Tagebuch Aquada de sambras genannt. Visscher's 1652 gestochene Karte von Afrika hat die Mossel-Bay noch nicht, aber auf Hondius' 1666 von Jansson herausgegebenen Karte ist zu den alten portugiesischen Benennungen der Buchten, ausser- halb noch Mosselbay, Vis baij und Vleijs Baij hinzugravirt; ersterer Name steht hier zufällig gegenüber der Bay Fremosa, letzterer aber gegenüber der Agua de S. Bras. Seller's Atlas maritimus von 1675 hat Mosselbay mit Hinweglassung von Blasiusbay und auf den neuen Karten ist meistentheils Mos- selbay an die Stelle von Blasiusbay gesetzt; jedoch heisst die am Westende der Bucht hervorspringende Felsecke bis auf diese Stunde Blasius -Cap. Die Mosselbay ist in deutschen üebersetzungen zu Nosselbay und dann in französischen zu Baie de Nossel gemacht worden. Der Agent der ostindischen Compagnie Rear-Admiral Pringle hat das Verdienst, dass er 1797 dem Lieutenant Rice eine genaue Aufnahme der drei vorzüglichsten Buchten öst- lich vom Vorgebirge der guten Hoffnung auftrug, worunter 134 Hamel: denn auch die Mosselbay, der Portugiesen St.-Blasius-Hafen, ist, so dass wir nun, nach einer richtigen Aufnahme, den in dieser Bucht hervorragenden Fels, das kleine Inselchen, vor uns haben, welches von Vasco de Gama 1497 und von den Holländern 1595 mit Sotilicairi oder Pinguinen bedeckt vor- gefunden, in neuerer Zeit aber von Naturforschern mit der Insel Mauritius, auf welcher viele Dodos waren, verwechselt worden ist. Latrobe's 1818 gedrucktem Journal seiner Reise in Süd- Afrika ist eine Ansicht der Mosselbay mit der kleinen uns interessirenden Insel beigefügt. Leider ist wohl jetzt auf immer die Hoffnung geschwun- den, über das Wort Sotilicairi, die hottentottische Benennung der Pinguine in der Blasius-Bucht, nähere Auskunft zu erhal- ten, denn der Missionär Hans Peter Hallbeck, welcher sich von 1817 bis 1836 viel Mühe gegeben hatte, im Süden Afrika's Alles was nur möglich war über die fast verschw^undene hot- tentottische Sprache zusammenzubringen , verlor bei einem 1836 in Europa gemachten Besuch alle seine Papiere durch den Schiffbruch der Dorothy Cook an der Küste bei Harwich. Er kehrte 1837 nach Südafrika zurück, ist aber daselbst zu Genadendal 1841 gestorben. Herr Blainville sagt, dass die Beschreibung, welche die Holländer von ihrer Besitznahme von Mauritius, während ihrer zweiten Fahrt nach Ostindien im Jahr 1598, wo von ihnen der Dodo (als Walgvogel) erwähnt wird, nicht eher als im Jahr 1725 zu Ronen in einem Recueil des Voyages gedruckt worden sei. Die von Blainville hier gemeinte und im Dictionnaire des Sciences Naturelles Artikel Dodo, auch citirte französische Sammlung von Reisen ist eine der vielfältigen Ausgaben des- selben Werkes, welches bloss eine Uebersetzung der 1646 in Holland in der Landessprache gedruckten Sammlung von Reisebeschreibungen ist. Der Uebersetzer war de Constantin; die erste Ausgabe erschien 1702 — 6 zu Amsterdam. Der ur- sprüngliche Bericht über die in Frage stehende Reise war aber schon im Jahr 1601, sowohl holländisch als französisch, mit vielen Kupfern in Holland gedruckt worden. Diese zweite Expedition war im März 1598, bald nach Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 135 der Zurück kunft der ersten, abgefertigt worden. Sie bestand aus acht Fahrzeugen. Man wollte sich, wie auch bei der ersten geschehen war, nach dem Beispiel der Portugiesen , in der Blasius-Bucht mit Wasser und mit friscliem. Proviant ver- sehen. Die kleine Flotte war aber am Cap der guten Hoff- nung durch Sturm zerstreut worden und vier Schijffe, worun- ter auch das des Vice-Admirals Wybrand van Warwyck, ge- riethen an eine Insel, welche nach portugiesischen Karten Ilha do Cime (Cisne, Schwaneninsel) heissen sollte, die sie aber am 29. September nach dem Statthalter von Holland Mauritius nannten. Die Bucht, in welcher sie Anker gewor- fen hatten, erhielt ihrem anwesenden Chef zu Ehren den Na- men Warwycks-Bucht. Es ist dies der sehr geräumige Hafen im südöstlichen Theil der Insel, wo sich auch die Holländer später am Ufer zuerst ansiedelten. Eine nach Süden zu im Hafen liegende Insel mit Cocosbäumen, jetzt Ile des Aigrettes genannt, bekam den Namen Heemskerk- Insel. Dies geschah zu Ehren desselben Jakob Henrikszoon Heemskerk, welcher zwei Mal unsere Nordküste besucht und den Winter von 1596 auf 1597 auf Matiüschina Semlia (bisher unrichtig No- waja Semlia genannt) ohnweit der Nordostecke dieser Insel, welche Ecke für uns immer noch „Hoeck der Begeerde" ist, zugebracht hatte, jetzt aber, im September 1598, sich bereits hier bei der Mauritius-Insel befand. Er war als Ober-Com- missair auf dem Schiffe Gelderland, welches, im Hafen, der nach ihm benannten Insel am nächsten vor Anker lag, dahin gekommen und war vielleicht der Erste, der diese damals an Cocosnüssen reiche Insel besuchte. Späterhin, nämlich am 4. Januar 1599, wurde Heemskerk zu Bantam vom Admiral des ganzen Geschwaders, Jakob Corneliszoon van Neck, der von dort mit vier beladenen Schiffen nach Holland zurück- kehrte, zum Vice -Admiral, und Warwyck zum Admiral über die nachbleibenden vier Schiffe ernannt, welche nach den mo- lukkischen Inseln segeln sollten, wo der thätige Heemskerk sich im Bezug auf die Feststellung des Handels seinem Va- terlande sehr nützlich machte. In den Notizen über die erwähnte Reise der Holländer, auf welcher Mauritius von ihnen zuerst besucht und benannt, auch der Dodo zuerst beschrieben worden, bleibt gewöhnlich 136 Hamel: unaiigemerkt, dass Jacob Heemskerk mit auf Mauritius war, dahijigegen ist irriger Weise gesagt worden, der Admiral Van Neck sei dabei gewesen. Es ist möglich, dass Jan Cornelis- zoon, der Befehlshaber einer der in den Warwycks - Hafen eingelaufenen Fahrzeuge, genannt Vriessland, derselbe war, welcher 1596 gleichzeitig mit Heemskerk und Willem Ba- rentszoon van der Schelling aus Holland zur Aufsuchung der Nordostpassage abgesegelt war und dessen Streit mit Willem Barentszoon wegen der zu nehmenden Richtung jene Fahrt nach dem hohen Norden bewirkte, auf welcher die Bären- (Cherry-) Insel und Sjoitzbergen entdeckt wurden ^). Was die am 18. September 1598 zum ersten Mal auf der Insel Mauritius gelandete Mannschaft der holländischen Schiffe, ausser den sehr grossen Schildkröten, am meisten in Erstau- nen versetzte, war die Zahmheit der hier angetroffenen Vö- gel, welche sich mit den Händen greifen Hessen. Es waren vorzugsweise graue Papageien und Turteltauben. Ganz neu aber waren ihnen Vögel von der Grösse der Schwäne, deren grosse Köpfe mit einer Haut gleichsam bekappt waren. Statt der Flügel hatten sie bloss, wie gesagt wurde, drei oder vier schwarze und statt des Schweifes vier oder fünf gekräuselte ') Diesen Jan Corneliszoon (Rijp) fapd Heemskerk und seine Gefährten nach der Ueberwinterung auf Matiüschina Semlia und nach der Fahrt auf dort zugerichteten Böten, zu ihrer nicht geringen Freude, im Kolabusen mit seinem Schiffe vor und auf diesem kehr- ten sie ins Vaterland zurück, nachdem sie am 11. September 1597 ihre beiden Böte, mit Bewilligung des Woiewoden, „zum Andenken an ihre merkwürdige Fahrt" auf dem Kaufhofe zu Kola zur Aufbe- wahrung abgegeben hatten. Jan Corneliszoon, der mit Heemskerk zugleich zwei Mal um das Nordcap von Europa gesegelt und mit ihm sogar bis Spitzbergen gewesen war, konnte gewünscht haben, nun auch in seiner Gesellschaft das Südcap von Afrika zu umschif- fen. Als der zum Vice -Admiral ernannte Heemskerk am 8. Januar 1599 mit vier Schiffen von Bantam nach den molukkischen Inseln segeln sollte, wurde Jan Corneliszoon, dessen Schiff damals mit drei andern, unter Van Neck's Leitung, nach Holland zurückzukehren be- stimmt war, auf eines von jenen übergeführt, und als diese sich am 11. März zu Amboyna wieder theilten, blieb Jan Corneliszoon mit dem Seinigen bei dem von Heemskerk, um mit ihm nach Banda zu segeln. Es scheint, als ob er sich nicht von Letzterem habe trennen können. Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 137 Federn. In der ältesten holländischen Beschreibung steht: ,,4 oft 5 gekrulde pluymkens, van coleur graeuvvachtigh", so dass man nicht weiss, ob die grauliche Farbe bloss auf die Schweiffedern, oder vielmehr auf den ganzen Vogel zu bezie- hen sei. Die frühen Uebersetzer dieser Beschreibung: Gott- hard Arthus (aus Danzig) bei den De Brys, und Levin Hulsius setzten eben so zweideutig: „vier oder fünf kleine gekrümmte Pflaum(?)federn, sein von Farbe grauwlich". Clusius aber be- zog 1605 diese grauliche Farbe mit Bestimmtheit auf die Schwanzfedern. Er setzte: „pennulae cineracei coloris" und die späteren Uebersetzer haben dasselbe gethan. So heisst es in der Allgemeinen Historie der Reisen : „ihr Schwanz be- steht nur aus vier oder fünf graulichen und krausen Federn", und die Penny Cyclopaedia hat: ,,their tails consisting of four or live curled plumelets of a greyisch colour". Aus dem Er- folg wird sich ergeben, dass die grauliche Farbe hier sich nicht auf die Schwanzfedern, sondern auf den ganzen Vogel beziehen soll. Das Schiffsvolk gab diesem Wi/dpret, nachdem es davon gegessen hatte, den Namen Walgvögel (Walghvogels, auch Walchstocken), das heisst: Ekel erregende Vögel, weil ihnen ihr Fleisch nicht so gut schmeckte wie das der Turtel- tauben, deren sie eine Menge auf der Insel todt schlugen. Wie sehr die Matrosen, während ihres vierzehntägigen Aufenthalts auf Mauritius, die Zahl der Vögel daselbst mögen verringert haben, lässt sich daraus schliessen, dass drei der- selben an einem Nachmittage nicht weniger als hundert und fünfzig Turteltauben meistens mit der Hand gegriffen, zum Theil aber mit Stöcken todt geschlagen hatten. Gleich bei der ersten Landung brachten sie, ausser sehr vielen kleinen, acht oder neun grosse Vögel, die sie erschlagen hatten, aufs Schiff. Letztere waren ohne Zweifel Walgvögel, das heisst Dodos, denn von den Reihern wurde gesagt, dass man ihnen nicht beikommen könne. Am 18. September 1598 wären also die ersten Dodos, die historisch bekannt geworden sind, in den Besitz von Men- schen gekommen. Der erste dem Dodo gegebene und ver- öffentlichte Name war der eben erwähnte holländische: Walgh- vogel, d. h. Ekelvogel. Buffon sagt ohne allen Grund, dass die Portugiesen ihm den Namen Dodo gegeben hätten, da 138 N Hamel: doch bis jetzt nicht nachgewiesen worden ist, dass vor den Holländern je ein Portugiese des Dodo's unter irgend einem Namen erwähnt habe. Er hat diese Behauptung Herbert nach- geschrieben, der sie in den zwei ersten Ausgaben (von 1634 und 1638) seiner Reisen (Some yeares travels into Africa and Asia) aufgestellt, in einer spätem Ausgabe aber selbst wieder gestrichen hatte. Ferner sagt Buffon: Dronte sei der ursprüngliche Name des Vogels gewesen auf der Insel Mau- ritius, von wo er herkomme; die Insel war aber völlig unbe- wohnt, als Warwyck mit Heemskerk und der- übrigen Gesell- schaft im Jahr 1598 dahin kam. Buffon hat hier nicht die von ihm gleich nach dem Artikel über den Dodo empfohlene strenge kritische Prüfung der Nomenclatur der Thiere ange- wendet. Ich muss hier datan erinnern, dass die De Brys in dem schon im Februar 1600 beendigten vierten Theil ihrer Orien- talischen Indien eine von dem Danziger Gotthard Arthus aus dem Holländischen übersetzte Reisebeschreibung der erst im Juli 1599 mit dem Admiral Van Neck aus Bantam nach Hol- land zurückgekehrten vier Schiffe gegeben haben. Von diesen Fahrzeugen war jedoch nur eines, die erwähnte Jacht Vriess- land, im Hafen bei Mauritius gewesen. Der in Bantam neu ernannte Capitain derselben, so wie der darauf befindliche Commissair, hatten sich aber bei dem Besuch auf Mauritius befunden und konnten also über das daselbst Gesehene Mit- theilungen machen. Daher erklärt es sich, dass die De Brys in dem erwähn- ten Theil ihres Werkes unter andern ,, lustig und zierlich in Kupfer gestochenen Contrafeyungen" auf der dritten Tafel das Merkwürdigste von dem, was auf Mauritius beobachtet wor- den sein sollte, zusammen zu stellen versucht haben. Es sitzen hier zwei Holländer auf einer grossen Schildkröte, die, der Last ungeachtet, vorwärts kriecht. Ein Mann steckt le- bendig ergriffene Papageien in einen Sack. An drei verschie- denen Orten schlagen andere Schiffsleute vorbeifliegende Vö- gel mit Stöcken todt. Ein grosser Vogel, der ein Dodo sein soll, aus Versehen aber ein Casuar (Erneu) ist, schreitet ruhig in der Nähe einer Gruppe von zehn schmausenden und einem aufwartenden Matrosen vorbei. In der Bucht ist ein Schiff Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 139 zu sehen, von welchem so eben ein Boot mit vier Personen landet, deren eine im Begriff auszusteigen ist, um zwei hart am Strande befindliche Vögel, die Dodos (Walgvögel) vor- stellen sollen, in der That aber wieder Casuare sind, zu grei- fen. Einer dieser Vögel sieht den aussteigenden Mann ohne Scheu an, der andere fahrt fort vom Boden etwas aufzulesen, was vielleicht auf die sehr oft im Magen der Walgvögel vor- gefundenen Steine Bezug haben soll. Diesen letzteren Vogel hat der Künstler der De Brys von sich aus gezeichnet, die andern zwei aber von einem, dem XXXIV. Capitel der Beschreibungen der Houtman'schen Reise beigegebenen Kupfer copirt, welches auch auf der achten Tafel bei den De Brys wiedergegeben worden. Hier wird von ihnen selbst erklärt, dass der Vogel von Java sei, ja sogar angemerkt, dass er dort Eeme heisse, demungeachtet aber sagen sie in der Erläuterung der erwähnten dritten Tafel, dass diese seltsamen Vögel auf Mauritius von den dort gewe- senen Holländern Walckvögel genannt worden seien und setzen noch hinzu, sie hätten einen mit sich nach Holland gebracht. Wenn man dieser Nachricht Glauben beimessen dürfte, so müsste der erwähnte Dodo im Juli 1599 in Holland ange- langt sein. Man darf aber den De Brys hier nicht trauen. Sie konnten bei dieser Notiz den von der ersten holländischen Reise aus Java nach Amsterdam mitgebrachten Emeu mit einem Dodo verwechselt haben, wie es denn auch in der be- schriebenen ,,Contrafeyung" geschehen ist. Der erwähnte Emeu wurde dem Capitain Schellinger am Tage vor seiner Ermordung, nämlich am 4. December 1596, als sein Schiff vor Ciday (auf Java) ankerte, vom dortigen König Sella als ein Geschenk zugesandt und mit den im Juli 1597 zurück- gekehrten Schiffen als eine wunderbare Neuigkeit mit nach Holland gebracht, wo ihn auch Clusius im Haag im Garten des Grafen von Solms gesehen hatte, ehe dieser ihn dem da- maligen Churfürsten zu Cöln schenkte, von welcher er später dem Kaiser Rudolph H. verehrt wurde. Dem jetzt sehr seltenen, von Cornelius Gerhardszoon ver- fassten Anhang zu dem Diarium Nauticum von 1598 ist ein für damalige Zeit recht artiger Holzschnitt eines Emeu hin- 140 Hamel: zugefügt worden, und durch Clusius erfahren wir, dass der erwähnte erste nach Holland gebrachte Eineu daselbst in Oel portraitirt worden sei; es wäre daher wohl zu vermuthen, dass dem ersten nach Holland gekommenen Dodo eine gleiche Ehre widerfahren sein dürfte. Da aber Clusius 1605 weder von einem lebend in Holland gewesenen , noch von einem daselbst abgebildeten Dodo etwas meldet, so muss man um so mehr glauben, dass die von den De Brys mitgetheilte Nach- richt von einem schon 1599 durch die Holländer mitgebrach- ten Dodo ungegründet sei. Das von den Holländern 1598 am 18. September begon- nene Todtschlagen der Walgvögel auf Mauritius wurde von den späterhin von Zeit zu Zeit daselbst landenden Seefahrern fortgesetzt. Ich will im Folgenden nur an jene ihrer Besuche auf Mauritius erinnern, in deren Beschreibung der Walgvögel Erwähnung geschieht. Im Jahr 1601 segelte der Admiral Wolfert Hermanszoon mit fünf, und der mehrerwähnte Admiral Heemskerk mit acht Schiffen nach Ostindien. Ersterer hatte sich auf der Hinreise ungefähr einen Monat bei Mauritius aufgehalten und als fünf von Heemskerk's Schiffen zu Bantam ihre volle Ladung er- halten hatten, fertigte sie letzterer Admiral, da er selbst mit den übrigen noch in Indien verbleiben wollte, unter dem Oberbefehl von Schuermans und dem Vice-Admiral Jan Gar- nier nach Holland ab. Diese Schiffe verblieben bei Mauritius vom Ende Mai bis zum 8. September 1602. Wir haben zwei Berichte über den Aufenthalt ihrer Mannschaft auf der Insel. Der eine ist von Reyer Corneliszoon, dem Steuermann auf dem Schiff des Vice- Admirals, der andere von Willem van West Zanen (zu Saardam ansässig), welcher die Jacht Enk- huysen, auch Bruin-Vis genannt, befehligte und der schon 1598 als Schiffszimmermann mit Warwyck und Heemskerk auf Mauritius, wie auch 1595 auf der Houtman'schen Reise mitgewesen war. Die Mannschaft eines jeden der fünf Schiffe erbaute sich ein Haus auf Mauritius. Sowohl Reyer Corne- iszoon als Willem haben verschiedene auf der Insel vorge- fundene Thiere aufgezeichnet ^). *) Reyer Corneliszoon erzählt, man habe eine an der Südwest- Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel, \^l Ersterer nennt den Dodo bloss bei seinem ihm 1598 ge- gebenen Namen: Wallich -Vogel. In Willem's, freilich nur erst spät gedrucktem und von einem Fremden (H. Soute- Boom) mit Zusätzen bereichertem Reisejournal wird daran erinnert, weshalb der Vogel diesen Namen bekommen habe, ausserdem aber heisst es: ,, Einige nennen diese Vögel Do- daarse, andere hingegen Dronten." Bei einer Vergleichung ergiebt sich, dass die Notiz über die auf Mauritius vorhande- nen Thiere in Willem's gedrucktem Reisebericht grossentheils aus dem vier Jahre später auf des Admirals Matelief's Reise nach Indien geführten Tagebuch abgeschrieben ist, wo sich denn auch diese Namen der W^algvögel vorfinden. Bei der näheren Beschreibung dieser Vögel ist bloss die Bemerkung, dass der Kopf mit einer Hautkappe bedeckt sei, aus der Be- schreibung der ersten Reise genommen, das Uebrige lautet wie bei Matelief, nur ist die Vergleichung der Grösse mit der der Schwäne und die Angabe, dass der ganze Körper mit kleinen grauen Federn bedeckt sei, weggelassen worden. Auch sind der Schnabel, die Augen und die Füsse nicht, wie dort, näher bezeichnet. Wahrscheinlich sind alle naturhistorischen Nachrichten, die Beschreibung der Insel und besonders auch der Walgvögel von dem Bearbeiter des Willem'schen Jour- nals zugesetzt worden, jedoch kommen die Namen Dodaars ecke der Insel vorgefundene Art Fische mit dem Namen: „Jacob Evertz" belegt. Der 1623 verstorbene Bontius hat diesen „Jacob Evertsen" genannten Fisch (bei Piso auf Seite 77, Capitel XXIV) mit der üeberschrift: Aselli (Indici) species bildlich dargestellt und mel- det, er sei gelb mit schwarzen Flecken und eben so sei der von Wuchs kleine Seemann, dessen Namen er trägt, auch gewesen. Letz- teres sagt er auch auf Seite 6. Bloch (Ichthyologie, septieme partie; p, 26) giebt den durch eine Spöttelei Jacob Evertsen benannten Fisch als Bodianus guttatus und liefert sein Bildniss auf Tafel CCXXIV. — Der Holländer, welchem auf diese Weise die Ehre geworden, sei- nen Namen in die Ichthyologie aufgenommen zu sehen, scheint mir für uns einiges Interesse zu haben. Ich vermuthe nämlich, dass es derselbe Jacob Evertz ist, der ndt Heemskerk 1596—1597 auf Matiu- schina Semlia überwintert hatte und glücklich mit ihm und noch zehn Personen auf zwei dort zur Fahrt auf der See bestmöglichst zugerichteten Böten nach Kola zu Jan Corneliszoon's Schiff ge- langt war. J42 Hamel: und Dronte auch sonst noch im Verlauf von Willem's Erzäh- lung vor, so dass man glauben möchte, er müsse , dieselben gekannt haben. Der Name Dronte erscheint auch in einem Reime: „Vitali sookt man heer en viees van't pluim gedi^rt, Der pallembomen sap, de dronten rond van stuiten". Es wird erzählt, dass die Matrosen der Jacht einmal fünf- zig Vögel an Bord brachten und dass darunter vier oder fiinf und zwanzig üodaarsen waren, so gross und schwer, dass die Matrosen nicht zwei davon in einer Mahlzeit ganz verzehren konnten ; die übrigen wurden eingesalzen. Ein anderes Mal waren von ihnen während drei Tagen hundert und fünfzig Vögel todt geschlagen worden, unter welchen sich zwanzig Dronten befanden, die man eben so benutzte. — Die Schiffe langten im April 1603 in Holland an. Clusius, welcher in seinen 1605 gedruckten Exoticis eine Beschreibung der „Walghvoghels" gab, hat das Material dazu theils aus den veröffentlichten Berichten über die erste der eben angeführten Reisen, theils aus mündlichen Nachrichten von Personen, die auf der zweiten mitgewesen waren, erhal- ten. Er beschreibt den Schnabel als nicht flach, sondern dick und bedeutend lang, der obere Theil hackenförmig gebogen, der untere mit einem bläulichen B'leck in der Mitte zwischen gelb und schwarz. Der Körper des Vogels ist mit kurzen Federn sparsam bedeckt. Statt der Flügel finden sich bloss vier oder fünf schwarze Federn. Die in der ersten Beschrei- bung erwähnte graue Farbe wendet auch Clusius irrig auf die vier oder fünf Schwanzfedern an. Der Hintertheil des Kör- pers ist sehr dick und fett, die Beine eher dick als lang, der obere Theil bis an das Knie mit schwarzen kleinen Federn bedeckt, der untere, so wie auch die Füsse, gelblich. Vier Zehen, von denen die drei längeren nach vorn, die vierte kür- zere nach hinten stehen, sind alle mit schwarzen Krallen ver- sehen, von welchen die der hinteren Zehe die längste ist, Clusius sah in der Sammlung des Leidener Professors Pauw einen aus Mauritius gebrachten Fuss und beschrieb ihn näher. Grey glaubt, dass der Dodofuss, welcher sich in der 1681 von Grew catalogisirten Sammlung der Royal Society vorfand, jetzt aber im British Museum zu sehen ist, der von Clusius Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 143 beschriebene sei. Bei Porret sah Clusius zwei Steine, die in den Mägen der Walgvögel gefunden sein sollten; einen der- selben hat er abgebildet. Das Fleisch war ihm als zähe, bloss die Brust und der Magen einigermassen wohlschmeckend be- schrieben worden. Die Namen Dodaars und Dronte scheint Clusius nicht gehört zu haben, da er ihrer nicht erwähnt. Ein Grund mehr zu glauben, dass diese Benennungen erst später in Willem's Journal eingetragen sind, zumal da Clusius sich mit dem Vice-Admiral Garnier über den auf Mauritius ge- machten Besuch mündlich unterhalten hatte. Am 1.» Januar 1606 langte der Admiral Cornelis Matelief auf seiner Fahrt nach Ostindien mit sieben Schiffen bei Mau- ritius an und fand daselbst den nach Holland zurückkehren- den Admiral Steven van der Hagen mit zwei Schiffen vor. Matelief verblieb hier bis zum 27. Januar. Das Tagebuch über seine Reise enthält eine Beschreibung der Insel mit Be- zeichnung ihrer Haupterzeugnisse. Nach namentlicher Erwäh- nung von zwölf verschiedenen Vögeln heisst es: „Man findet da auch gewisse Vögel, die von einigen Dodaerse, von andern Dronten genannt werden ; die ersten hier Angekommenen hiessen sie Walghvogels." Darauf folgt eine nähere Beschrei- bung dieser Vögel, in welcher das Wichtigste für uns die Nachricht ist, dass der ganze Körper mit kleinen, grauen Fe- dern bedeckt sei. Der Schnabel wird als gross und die Augen als lebhaft erwähnt. Statt gehöriger Flügel befinden sich nur kleine Fittiche, statt des Schweifes vier oder fünf Federn, die mehr als die übrigen erhaben sind. Die Beine sind gross und dick. Im Magen befindet sich gemeiniglich ein Stein von der Grösse einer Faust. Zum Essen sollte der Magen der beste Theil sein. Aus des Handelsmannes Paulus van Soldt's Tagebuch, geführt auf der Nachhausereise zweier Schiffe aus Bantam im Jahr 1607, ersehen wir, dass diese, den dem Ostwind offenen Warwyck - Hafen vermeidend, bei der Südwestecke der Insel Anker warfen und dass sich die Mannschaft der Schiffe bei einer Bucht (vielleicht war es die Baie du Cap) Ende Novem- ber an's Land begab. Während der drei und zwanzig Tage, die sie auf der Insel zubrachte, aSs dieselbe nichts als Dodaerse, Schildkröten, Tauben, Turteltauben, graue Papageien ^44 Hamel: und anderes Geflügel, welches sie mit den Händen einfing. Soldt's Tagebuch enthält, wie das über Matelief s Reise ge- führte, eine Beschreibung der Insel mit ihren zwei Haupthäfen, und nennt mehrere darauf befindliche Thiere. Von den Dod- aersen wird hier wieder gesagt, dass man sie eingesalzen habe. Es wird angemerkt, dass in der Nähe der Häfen das Geflügel schon seltener zu werden anfange, weil so viele Schifi'e da- selbst anlegen; im Innern der Insel jedoch sei desselben noch genug vorhanden. Eine Beschreibung von Mauritius und von den 1611 da- selbst beobachteten Dodaersen verdanken wir dem schon zwei- mal erwähnten Leipziger Johann Verkens, der aber, als Sachse, „Tottersen" anstatt Dodaersen schrieb. Im Jahr 1607 war der Admiral Pieter Willemszoon Verhoeven, nachdem er un- längst zuvor sich zur Seite Heemskerk's befunden hatte, als dieser in der glorreichen Schlacht vor Gibraltar durch eine Kugel getödtet ward, mit einer starken Flotte nach Indien abgegangen. Auf diese hatte sich damals Verkens als Soldat anwerben lassen, er war aber späterhin in Indien zum Fähn- rich befördert worden. Er hatte ein Reisejournal geführt, welches von dem schon genannten Danziger Gotthard Arthus bearbeitet und 1612 und 1613 von J. T. De Ery, so wie 1613 auch noch von Levin Hulsius' Wittwe durch den Druck veröfi"entlicht wurde. Das Schifi", auf welchem Verkens nach Holland zurückkehrte, lag vom 7. November bis zum 24. De- cember 1611 im Warwyck (Südost, später Bourbon-) Hafen von Mauritius vor Anker; ein anderes war schon früher da- selbst angelangt und hatte dieses abgewartet, auch kam noch ein Schiff mit einer Jacht aus Holland dahin. Verkens' Be- schreibung des Dodo's ist besonders deswegen interessant, weil er uns, wie Matelief, mit Bestimmtheit sagt, die Farbe des Vogels sei eine grauliche gewesen und weil er die Flü- gelfedern ihrer Zahl und Farbe nach richtiger anzugeben scheint, als seine Vorgänger, die Holländer. Diese hatten "in den Beschreibungen ihrer Besuche auf Mauritius in den Jah- ren 1598 und 1602, so wie, ihnen folgend, auch Clusius 1605, gesagt: der Dodo habe statt der Flügel drei oder vier schwarze Federn, Verkens hingegen schreibt, er habe ihrer fünf oder sechs gelbe. Wirklich sind in dem von mir copirlen Oel- Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 145 gemälde des Tradescant- Ashmole'schen Museums in Oxford die Endfedern der schwärzlichen F'liigel gelb mit einigen braunschwarzen Schattirungen, und die Zahl der grösseren Federn ist sechs ^). Verkens macht auch besonders noch auf die Stärke des Schnabels aufmerksam. Er sagt, die Tottersen seien Vögel ,,an der Grösse den Schwanen gleich, mit gros- sen Köpfen, haben keine Flügel, denn statt derselben haben sie etwann fiinff oder sechs gelbe Federlein, dessgleichen haben sie auch an statt des Schwantzes etwann vier oder fiinflf über sich gekrümmte Federn stehen, von Farbe seynd sie grawlicht, mann nennt sie Tottersen oder Waltvögel (so steht bei De Bry; die Hulsius'sche Sammlung hat: Totersten oder Walck- vögel). Derselben nun gibt es daselbst eine grosse Menge, wie denn die Holländer täglich derselben viel gefangen und gessen haben. Die Tottersen (Totersen) oder Waldtvögel (Walchvögel) hatten sie mit den Händen gegriffen, mussten sich aber wohl fürsehen, dass sie nicht von ihnen mit den Schnäbeln, welche sehr gross, dick und krumb seyn, etwann bey eim Arm oder Beyn ergriffen würden, dann sie fast hart zu beissen pflegen." Der Engländer Thomas (später Sir Thomas) Herbert, der 1629 auf der Insel Mauritius gewesen war, beschreibt in sei- nem 1634 gedruckten Buche den als Walgvogel, Dodaers und Dronte bereits bekannten Vogel zum ersten Mal unter dem Namen Dodo. ich habe schon erwähnt, dass Herbert in den zwei ersten Ausgaben seiner Reisebeschreibung sagt, dieses sei ein portugiesischer Name. Er fügt hinzu, derselbe be- ziehe sich auf des Vogels Einfältigkeit (simpleness). In spä- teren Ausgaben, wo Herbert diese Bemerkungen weggelassen hat, führt er statt dessen an, dass die Dodos von den Hol- ländern Walghvogels, auch Dod Eersen genannt werden. Nach ihm soll der Dodo selten weniger als fünfzig Pfund gewogen haben. Ich werde in Herbert's hier folgenden Beschreibung ') In der aus dem Haag erhaltenen Copie des Dodo's im Save- ry'schen Oelgemälde des dortigen Museums hat der Flügel auch sechs grössere Endfedern, die hier, wie ich bereits in der Vorerin- nerung erwähnt habe, auseinander gespreitzt stehen; sie sind gelb mit bräunlicher und grauer Schattirung ; in einigen der Flügelfedern sind auch schwärzliche Streifen. Archiv 1". IVaturgesch. XIV. Jahrg. i. Bd. 10 46 Hamel: die von ihm in den spätem Ausgaben gestrichenen Worte mit Cursivschrift bezeichnen. ,,Der Schnabel ist selir gekrümmt und nach unten gebogen. Die Nasenlöcher befinden sich in der Mitte des Schnabels, dessen Ende von diesen Oeflfnungen an leicht grün, vermischt mit blassgelb ist. Die Augen sind rund und klein, glänzend wie Diamanten. Eine Hälfte des Kopfes ist mit flaumartigen ^ schwärzlichen Federn (später: „mit einem dunkelfarbigen Flaum") bedeckt ,> die andere ist nackt, weisslich (of a white hue), als ob ein durchscheinendes feines Gewebe (lawn) darüber gezogen wäre. Der Körper des Vogels ist rund und ausserordentlich fett, so dass er nur gar langsam dahinzuschreiten im Stande ist. Statt der Federn ist er mit Daunen, tvie die der jungen Gänschen, bedeckt. Die Beine sind dick und schwarz und stark, die Krallen scharf (später: gross). Die kleinen Flügel scheinen nur ge- geben zu sein, um den Dodo als Vogel zu caracterisiren. Der Schweif ist dem Bart eines Chinesen ähnlich, er besteht bloss aus drei oder vier kleinen Federn." — (Blainville hat hier sehr unrichtig übersetzt. Was Herbert von den Flügeln sagt, lässt er ganz weg und anstatt des Schweifes (trayne), den Herbert, freilich nicht nach der Natur, sondern nach sei- nem eigenen Carricaturbilde mit einem chinesischen Bart ver- gleicht, setzt Blainville: Flügel, statt Bart (beard) aber: Vogel (bird), und so entstand bei ihm: Les ailes sont comme dans l'oiseau de Chine, formees de 3 — 4 plumes courtes). — ,,Das Gesicht des Vogels drückt Melancholie aus, als ob er fühle, dass ihn die Natur beleidigt habe, indem sie ihm so kleine Flügel gab, die den grossen, massiven Körper nicht im Stande sind zu heben. Der Magen des Dodo ist so hitzig, dass er leicht Steine und Eisen verdauen kann". Uebrigens spricht sich Herbert nicht mit Bestimmtheit aus, ob er den Dodo selbst auf der Insel Mauritius gesehen habe; er konnte, we- nigstens später, manches nach dem ausgestopften Exemplar bei Tradescant in South Lambeth, auch nach dem um das Jahr 1638 lebendig in London vorgezeigten Dodo, beschreiben und verbessern. Ich habe in Oxford zwei von Herbert im Jahr 1680 an Ashmole geschriebene Briefe gesehen, in dem einen bemerkt er, dass er Tradescant's Museum oft besucht, auch einiges dahin gegeben habe; in dem andern sagt er von Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 147 seinem Werk, wie auch in diesem selbst, es sei: the, fruit of youth and haste. In den spätem Ausgaben hat er die an- fänglich aufgestellte Behauptung, als ob der Dodo auch auf Rodriguez zu Hause wäre, an der Hauptstelle weggelassen; er war dieser Insel bloss vorbeigefahren, ohne dass das Schiff geankert hätte. Die seitdem wiederholt aufgestellte Behaup- tung, als ob man den Dodo nicht nur auf Mauritius, sondern auch auf Rodriguez gesehen habe, ist ganz grundlos. Im Jahr 1638 war der aus Ronen gebürtige, erst zwei und zwanzig Jahr alte Franzose Frangois Cauche vierzehn Tage auf der Insel Mauritius gewesen. Das Schiff, mit wel- chem er am 15. Januar aus Dieppe gesegelt war, hatte auf Bourbon und Rodriguez landen lassen, um des Königs von Frankreich Wappen daselbst aufzustellen. Bei Mauritius legte es erst in dem Südost- Hafen, wo die Holländer damals ein Fort bauten, an. Am folgenden Tag segelte das Schiff zu dem Nordwest -Hafen, der jetzt Port Louis genannt wird. Hier waren bereits sechs Holländer ansässig. Man fischte und jagte, nahm Proviant ein und segelte nach Madagascar, wo Cauche blieb und von wo er erst 1644 nach Frankreich zurückkehrte. In Dijon wurde er von dem als Schriftsteller bekannten Ad- vocaten Morisot freundschaftlich aufgenommen. Dieser for- derte ihn auf, ihm über seine Reise Mittheilungen zu machen, welche er dann redigirte (m'ayant re^eu charitablement en sa maison a Dijon, et appris de moy mon voyage le mit par escrit). In dem auf diese Weise entstandenen und erst 1651 gedruckten Werke (Relations veritables et curieuses de l'isle de Madagascar etc.) steht nun, dass Cauche auf Mauritius Vögel gesehen habe, grösser als ein Schwan, der Körper mit einem schwarzen Flaum bedeckt, der Hintertheil ganz rund mit eben so vielen krausen Federn als der Vogel Jahre zählte. Statt der Flügel hätten sie schwarze und gekrümmte Federn, seien ohne Zunge, ihr Schnabel gross, etwas nach unten ge- krümmt, die Beine hoch, beschuppt, am Fusse (er meinte wohl nach vorne) nur drei Zehen. Sie schrieen wie die Gänse, ihr Fleisch sei keinesweges wohlschmeckend. Man entdeckt, der mehrfachen Entstellungen ungeachtet, leicht, dass hier der Dodo gemeint gewesen. Es linden sich in dieser Schilderung des Vogels mehrere Ausdrücke, welche in dem 10* 148 Hamel: französischen, schon 1600 gedruckten Bericht über den ersten Besuch der Holländer auf Mauritius bei der Beschreibung der Walgvögel gebraucht worden sind, z. B. ,,cul rond" mit „plu- mes crespues" und, statt der Flügel: „plumes noires". Es wird freilich weiterhin bei Cauche im Bezug auf den Namen gesagt: Nous les appellions oiseaux de Nazaret, und hieraus haben die Naturforscher einen besondern Nazarvogel gemacht, welchem der Name Didus Nazarenus gegeben wurde. Ich glaube aber nicht zu irren, wenn ich vermuthe, dass die Cauche-Morisot'sche Benennung Oiseau de nazaret durch un- richtiges Lesen oder Abschreiben des Namens Oiseau de nau- see entstanden sei, welclies die französische üebersetzung des ursprünglichen Namens Walgvögel, das heisst: Ekelvogel, ist. In der erwähnten Beschreibung des Besuches auf Mauritius im Jahr 1598 steht: ,,Ces oyseaux furent de nous nommez Oyseaux de nausee". Diese Benennung hatte Cauche allen« Anschein nach abgeschrieben. Das Wort Nausee wurde aber später in Nazare umgewandelt, weil dieser Name sich als Insel und Untiefe ohnweit Mauritius auf den Karten vorfand. Mo- risot setzt auch hinzu: , »Vielleicht kommt der Name (Nazaret) daher, dass dieser Vogel zuerst auf der Insel Nazare gefun- den ist, welche nördlich von Mauritius liegt". Wirklich hat Morisot auf der von ihm seiner Arbeit beigegebenen Karte eine bedeutende Insel Nazaret nördlich von Maskarenhas (Bourbon), die bei ihm östlich von Mauritius liegt, hingezeich- net. Diese Nazar- Insel ist lange für die Geographen eben das gewesen, was der Nazarvogel für die Ornithologen. See- fahrer haben die erdichtete Nazar -Insel erst für eine Untiefe erklärt, später aber auch diese nicht finden können und daher ganz von den Karten verbannt. In dem Supplement au Nep- tune oriental von d'Apres de Mannevillette, welches 4781 er- schien, steht: „Ich habe in der verbesserten Karte die ;zwei Nazarethbänke weggelassen, da sie nicht existiren" und Alexander Dalrymple schrieb 1787 in seinem Memoire über eine Karte des indischen Oceans: „Mit den Nazarethbänken hat es etwas Unerklärliches" und weiterhin : „die Nichtexistenz der Nazarethbänke scheint klar dargethau zu sein, obgleich Samuel Thornton ihr Dasein zu beweisen suchte". Der junge Cauche war 1638 nur vierzehn Tage auf Mauritius, nachdem Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 149 im Verlauf von vierzig Jahren die Holländer diese Insel so oft besucht, zuerst am Südost-Hafen ein Fort erbaut und dann am Nordwest -Hafen sich angesiedelt hatten. Wir haben aus der ersten Zeit oft wiederholte Zeugnisse über das Vorjian- densein des Walgvogels (Dodaers, Dronte, Dodo), aber keine Erwähnung von einem andern ähnlichen Vogel, der nicht flie- gen konnte. Schon dreissig Jahre früher, nämlich 1608, hatte Paulus van Soldt geschrieben, das Geflügel werde in der Nähe der Landungsplätze selten. Es ist also keinesweges wahr- scheinlich, dass Cauche, der weder Naturforscher noch sonst ein gebildeter Mann war, bei seinem flüchtigen Besuche einen früher auf der Insel nicht beobachteten Vogel ohne Flügel sollte entdeckt haben und die Ornithologen können den Na- zarvogel dreist streichen. Uebrigens ist die Erdichtung des Oiseau de Nazare im Jahre 1651 keinesweges aufi'allender, als die eines Oiseau de Chine im Jahre 1830. Um dieselbe Zeit, da Cauche auf Mauritius gewesen war, nämlich um's Jahr 1638, wurde in London ein lebendiger Dodo als eine Seltenheit für Geld gezeigt. Wir verdanken dem als Schriftsteller bekannten L'Estrange eine zufällige No- tiz hierüber. Vor dem Hause befand sich ein Schild mit der bildlichen Darstellung des sonderbar gestalteten Vogels. Die- sen beschreibt L'Estrange grösser als ein kalekutischer Hahn, mit Beinen und Füssen wie diese sie haben, nur stärker und dicker; die ganze Haltung war eine mehr aufrechte. Vorn war seine Farbe wie die der Brust eines jungen Fasanhahnes; der Rücken war hirschbraun (of dünne or deare coulour). Diese Schilderung der Farben stimmt einigermassen mit dem Oelgemälde zu Oxford, welches ich copirt habe, überein, jedoch ist das Colorit überhaupt dunkler, als man nach L'Estrange's Angabe glauben sollte. L'Estrange sagt ausdrück- lich, dass der Eigenthümer den Vogel Dodo nannte; er gab ihm mehrere abgerundete Steine von der Grösse einer^Muskat- nuss zu verschlucken. Es wäre nicht unmöglich, dass der hier erwähnte, in London 1638 vorgezeigte Dodo nach seinem Tode in das Tra- descantsche Museum zu South Lambeth gekommen sei. John Tradescant der Aeltere starb zwar im eben genannten Jahre, aber sein Sohn, ebenfalls John, sorgte eifrig für die Vermeh- 150 Hamel: riing der Gegenstände im Museum sowohl als in dem dabei befindlichen Pflanzen- und Blumengarten. In dem 1656 ge- druckten Inhaltsverzeichnisse beider Etablissements steht auf Seite 4: ,,Dodar (sollte Dodaars oder Dodaers heissen) from the Island Mauritius, it is not able to fly, being so big". Ray schreibt, dass er mit dem 1672 verstorbenen Francis Wil- loughby, mit welchem er von 1661 bis 1666 mehrere natur- wissenschaftliche Reisen gemacht hatte und dessen Ornitholo- gie er herausgab, den Dodo in Tradescant's Museum gesehen habe. Dass derselbe Dodo, nach Uebermachung der Tra- descant'schen Sammlung an Ashmole, im Jahr 1683 mit nach Oxford in das zur Aufnahme derselben von Sir Christopher Wren erbaute und nach Ashmole benannte Museum gekom- men sei, beweist der bald darauf, 1684, von dem Aufseher- gehiilfen Llhvvyd angefertigte Catalog. Auch sagt der Oxfor- der Professor Thomas Hyde in seinem 1700 gedruckten Buche: De veterum Persarum, Parthorum et Medorum religionis his- toria, dass der ausgestopfte Dodo dort ausgestellt sei. Er beschreibt des Vogels Kopf, also wahrscheinlich denselben, der jetzt, durch Motten beschädigt und von der Gnathothek entblösst, im erwähnten Museum aufbewahrt wird. Seine Worte lauten also: ,,Hujus avis vultus prae se fert Melan- choliam". (Herbert hatte schon 1634 etwas Aehnliches ge- sagt). ,,Sinciput nudum, occiput lanugine tectum est ut et totum corpus". (Also war der Tradescant'sche Dodo 1700 noch nicht von den Insecten zerstört). „Rostrum a naribus ad mucronem leviter virescit, admixta Tinctura sublutea". Be- kannt genug ist leider, dass das Gefieder dieses Dodo's, so wie aller andern Vögel aus der Tradescant'schen Sammlung, später eine Beute der Motten wurde, und dass in Folge des- sen am 8. Januar 1755 von Seiten der Universitätsverwaltung der Befehl erfolgte, sie alle wegzuwerfen. Die auf dem, aller Wahrscheinlichkeit nach, damals abgehauenen und jetzt im Museum aufbewahrten Kopf zurückgebliebenen Feder- oder Flaumstoppeln (den einzigen in der Welt vorhandenen Rest vom Gefieder des Dodo's) habe ich nicht unterlassen, näher zu untersuchen, den ganzen Kopf aber von beiden Seiten pho- tographisch copirt. Den, wie man glauben muss, ebenfalls 1755 vom Tradescant'schen Exemplar abgehackten Fuss hatte Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. I5I Dr. Carus, als er 1844 mit dem König von Sachsen in Ox- ford war, von der Haut zu entblössen gerathen, damit man den Knochenbau und die Sehnen studiren könne. Dieses hat Dr. Kidd auch bald darauf gethan und ich lege der Classe hier auf Daguerre'schen Platten vielseitige photographische Ansichten von diesem interessanten Präparat vor; den Gyps- abguss habe ich schon früher iibersandt. Leguat, der vom Mai 1693 bis zum September 1696 auf Mauritius war, den grössten Theil dieser Zeit aber auf einem der, rechts von der Haupteinfahrt in den Südost -Hafen aus der See hervorragenden und kleine Inseln bildenden Felsen als Gefangener zugebracht hatte , erwähnt des Dodo's gar nicht; wahrscheinlich war er damals schon längst ganz ver- tilgt. Leguat hatte auf Rodriguez einmal einen auffallend grossen Vogel, der seinen Kopf sechs Fuss hoch (über der Erde, nicht aber, wie in der deutschen Uebersetzung von Leguat's Buch steht, über dem Leibe) trug und den er daher Riese (Geant) nennt, nicht nur gesehen, sondern weil er sich nicht zum Flug erheben konnte, mit den Händen gegriffen. Er mag sich geirrt haben, wenn er jetzt auf Mauritius ähn- liche Vögel beobachtet zu haben glaubte. Da im Verlauf von hundert Jahren Niemand von einem sechs Fuss hohen Vogel auf dieser Insel etwas gemeldet hat, so ist man berechtigt zu glauben, dass Leguat daselbst, vielleicht während seiner Ge- fangenschaft auf dem Felsen, in der Ferne gesehene Reiher für solche Riesenvögel gehalten habe. Der Körper des auf Rodriguez eingefangenen Vogels, den Leguat auch nach seiner Weise bildlich darstellt, war nicht grösser als der einer Gans; die Farbe weiss, bloss eine kleine rothe Stelle unter den Flügeln. Den Schnabel beschreibt Leguat als dem einer Gans ähnlich, nur schmäler oder spitziger; der Vogel kann also nicht, wie man geglaubt hat, ein Flamingo gewesen sein, es Hesse sich aber an die Familie der Struthioniden denken. Werden einmal, wie sehr zu wünschen ist, auf Neuseeland auch fossile Kopfknochen in der Nähe der übrigen Skelet- theile von den ausgestorbenen Vögeln, die Owen mit dem Namen Dinornis belegt hat, aufgefunden, so wird sich mit mehr Wahrscheinlichkeit wie jetzt schliessen lassen, ob der von Leguat auf Rodriguez gesehene sogenannte Riese nicht 152 Hamel: vielleicht das letzte Exemplar einer der kleineren Arten die- ser ausgestorbenen Vogelgattung auf jener Insel gewesen sei*). Thompson (bei London) hält irrig den Bourbon'schen Ein- siedler für den Rodrignez'schen Riesenvogel und den Rodri- guez'schen Einsiedler für den Dodo. Die ohne weitere Erklärung den 1634 gedruckten Reise- beschreibungen des Holländers Pieter van den Broecke (von 1613 bis 1630) und des Engländers Thomas Herbert (von 1626 bis 1630) beigegebenen Abbildungen von einem kleinen Vogel mit fast unbemerkbaren, in der That aber vielleicht gänzlich fehlenden Flügeln und mit langem dünnen Schnabel möchten beinahe glauben machen, dass sie den Jpteryx Australis vorstellen sollen, der damals noch an Orten, wo er jetzt längst vertilgt ist, vorhanden sein konnte. Sie sehen, zumal die Figur bei Van den Broecke, dem Apteryx nicht weniger ähnlich, als die nebenbei befindlichen possierlichen Bildchen dem T3odo. Ich schliesse hier meine historische Uebersicht der Be- schreibungen des Dodo's aus der Zeit seiner Existenz, denn die nachfolgenden konnten nur auf diesen beruhen. Nähere Belehrung über den Knochenbau des Dodo's, der Einsiedler, vielleicht auch des Riesenvogels, ist jetzt blos aus dem Archiv der Erde zu erwarten. Ich habe 1844 in Lon- don einen der damals dort zufällig anwesenden reichsten Zuk- kerplantagen -Besitzer auf Mauritius gebeten. Nachsuchungen nach Knochen des Dodo's anstellen zu lassen. Dieses müsste besonders in der Nähe des Südost-Hafens, vvo die ersten hol- ländischen SchiflFe und nachgehends so viele andere geankert, geschehen. Was den Einsiedler auf Bourbon betrifft, so wäre vor- *) Eben erfahre ich, dass der zu Wellington auf Neuseeland an- sässige Herr William Mantell, Sohn des bekannten Dr. Mantell's, der zoologischen Gesellschaft in London neuerdings viele auf jener Insel gesammelte fossile Knochen und darunter auch mehrere Vogel- schädel vorgelegt hat und dass Herr Owen einige von denselben als der Gattung Dinornis, andere aber als einer von ihm jetzt mit dem Namen Palapteryx belegten Gattung angehörig bestimmt hat. Der Schnabel dieser letzteren soll entschieden dem der Strausse ähnlich (struthious) sein. Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 153 zAigsweise in der Nälie von St. Denis nachzuforschen. Hier war die erste Ansiedlung und hier wurden ihrer gewiss viele verbraucht, ehe man andere Thiere importirte und diese sich hinlänglich vermehrt hatten. Auf der Insel Rodriguez kennen wir den Ort, wo Leguat mit seinen Gefährten zwei Jahre lang angesiedelt lebte. Es scheint, dass Pingre 1760 — 1761 ebendaselbst gewohnt und seine astronomischen Beobachtungen angestellt habe, denn er sagt (Memoires de l'Academie, 1761, p. 415), man nenne die- sen Ort: „l'Enfoncement de Fran^ois le Guat". Nach dem von Leguat in seinem Buche gelieferten Kärtchen lässt sich sogar genau der Platz nachweisen, wo sich der Angesiedelten gemeinschaftliche Küche befand und wo der grosse Baum stand, unter welchem sie auf einer Bank sitzend ihre Mahl- zeit zu halten pflegten. Der Baum mit der Bank ist in die Karte eingetragen. An diesen beiden Orten liessen sich wahr- scheinlich die Knochen zu einem vollständigen Skelett des von Leguat beschriebenen Einsiedlers zusammen lesen, bei dem Local der Küche die Schädel- und Fussknochen, bei dem des Baumes das Sternura und die übrigen Knochen. Man hat Unrecht gehabt, bisher in Höhlen an der Küste nach Knochen dieser Vögel zu suchen, wo sich grösstentheils nur Ueber- bleibsel von Schildkröten vorfanden. In den Proceedings der Londoner Zoological Society von 1839 steht, dass der Gesellschaft von Herrn Telfair aus Mau- ritius fossile, auf der Insel Rodriguez gesammelte Knochen übersandt worden seien. Ich habe gewünscht, diese Knochen zu sehen, kann aber versichern, dass jetzt im Museum der zoologischen Gesellschaft sich keine befinden. Im Anderson'schen Museum zu Glasgow habe ich die als Dodoknochen bezeichneten fossilen Fragmente besehen; es sind aber meistens Schildkrötenknochen. Da sie dem Museum von dem früheren Curator desselben, Dr. Scoular, verehrt worden sind, so schrieb ich an ihn nach Dublin, wo er jetzt in der Royal Dublin Society Mineralogie und Geologie vor- trägt. Er benachrichtigte mich, dass diese Knochen auf der Insel Rodriguez von Telfair gesammelt und an Sir William Hooker gesandt worden, von dem er, Dr. Scoular, sie erhal- ;[54 Hamel: ten hatte, und dass er drei oder vier VogeJfussknochen unter ihnen zu erkennen glaubte. Von den in Paris befindlichen Knochen, von denen Cuvier meinte, sie seien aus Mauritius, ist behauptet worden, dass sie aus Rodriguez gekommen, so dass sie vielleicht den Le- guat'schen Solitaires angehört haben. Von bildlichen Original -Darstellungen des Dodo's haben wir aus der Zeit, in welcher seine Existenz documentarisch nachgewiesen werden kann: a) in Kupfer gestochene, carricaturähnliche: 1) in der De Brys 1601 deutsch und lateinisch heraus- gegebenen Orientalischen Indien (India Orientalis) im fünften Theil, auf Tafel II der: „ Wahrhafi'tigen und Eygentlichen Fiirbildungen etc. sampt zierlicher Con- terfactur etlicher SchiflPe, Vögel etc. 2) auf dem Titelkupfer zu diesem Buche. 3) bei Clusius, in seinen Exoticis von 1605, nach einer auf den 1599 oder 1603 zurückgekehrten Schiffen mitgebrachten Skizze. 4) bei Pieter van den Broecke, welcher Mauritius 1617 besuchte, auf Seite 137 seiner 1634 gedruckten Reise- beschreibung: Körte Historiael ende Journaelsche Aen- teyckeninghe etc. 5) bei Thomas Herbert, welcher 1629 auf Mauritius war und dessen Reise: Some yeares travels etc. ebenfalls 1634 gedruckt ist. b) Oelgemälde: 1) In Roeland Savery's Bild im Belvedere zu Wien von 1628. 2) in dessen Gemälde im königlichen Museum im Haag, ohne Datum. Roeland Savery starb 1639, ungefähr ein Jahr nach der Zeit, aus v/elcher wir die letzte Nachricht von einem lebendigen Dodo haben. Ich erwarte eine Copie von dem Dodo in diesem Bilde. Das wohl bekannte, jetzt im British Museum in einem der Schränke der ornithologischen Abtheilung hängende Ge- mälde, in welchem der Dodo Hauptgegenstand ist, hat weder Jahreszahl noch Namen des Künstlers; es kann jedoch in der Zeit, wo der Vogel noch existirte, verfertigt worden sein. Der Dodo, die Einsiedler und der erdichtete Nazarvogel. 155 Von dem Dodo in diesem Gemälde wäre eine richtigere Co- pie zu wünschen, als Edwards, das Peiiny Magazin und die Penny Cyclopaedia geliefert haben; die Flügel und Schweif- federn müssten mit besonderer Sorgfalt nachgebildet werden. Nach der Stellung des Halses, der Beine und der obern Schwanzfedern möchte man glauben, dass dieses Dodobild dem 1658 gedruckten Holzschnitt bei Piso, als Zugabe zu Bontius, zum Muster gedient habe. Eine Copie von diesem Holzschnitt hat Thevenot 1663 seiner Uebersetzung der Bon- tekoe'schen Reise beigefügt und zwar ganz unnütz, da, wie ich gezeigt, Bontekoe nicht Dodos, sondern Einsiedler gesehen haben muss. Das sehr grosse, nie copirte Dodo -Portrait im Trades- cant-Ashmole'schen Museum zu Oxford ist, wie auf demselben angemerkt steht, von ,, Johannes Savrey", wahrscheinlich dem Neffen Roeland Savery's , im Jahre 1651 gemalt. Wenn wir auch nicht nachweisen können, dass sich in diesem Jahre ein lebendiger Dodo in Europa befunden, so war es doch mög- lich, obschon Tasman, der auf seiner berühmten geographi- schen Entdeckungsreise im Spätjahre 1642 einen Monat lang mit seiner Jacht Heemskerk im Warwick-Hafen der Mauritius- Insel vor Anker gelegen und Matrosen auf den Wildpretfang ausgesandt hatte, des Dodos gar nicht erwähnt; auch konnte Johannes Savery den Vogel früher nach dem Leben gezeich- net haben, üeberdem war damals wahrscheinlich der ausge- stopfte Dodo schon im Tradescant'schen Museum in South Lambeth aufgestellt. Der 1656 vollzogene Druck des Cata- logs war mehrere Jahre verzögert worden. John Tradescant, der zweite dieses Namens, sagt in der Vorrede, dass der Tod seines einzigen Sohnes (des dritten und letzten John Trades- cant's) eine der Ursachen gewesen sei, warum das von zwei Freunden (diese waren der Dr. Thomas Wharton und Elias Ashmole) angefertigte Manuscript so lange liegen geblieben sei. Da nun der erwähnte jüngste Tradescant im Jahr 1652 gestorben ist, so war wohl der Dodo schon 1651 in der Sammlung. Ueber die Tradescants und ihr Museum findet sich nähere Auskunft in meiner Abhandlung: Tradescant der Aeltere 1618 in Russland etc., welche dem Recueil des Actes von 1845 beigegeben ist. 156 Hamel; Der Dodo, die Einsiedler u. d. erdichtete Nazarvogel, Als ich 1814 zum ersten Mal in Oxford war, führte mich Dr. Kidd in das Museum, wo ich mir den Dodokopf skizzirte. Das Gemälde war ihm damals unlängst von einem in Christ- Church studirenden jungen Herrn geschenkt worden und er hat es dem Museum verehrt. Ich habe mir viel Mühe gege- ben, die Herkunft dieses interessanten Documents auszufinden und fahre damit noch fort. Bei meinem letzten Besuch in Oxford im Jahr 1845 habe ich das Dodobild ganz genau in der Grösse des Originals mit Farben copirt. Mrs. Wingfield von Kettel Hall war so gütig, mir hiebei im Interesse der Wissenschaft hülfreiche Hand zu leisten. Recht sehr wäre zu wünschen, dass alle von 1600 bis 1650 von holländischen Künstlern verfertigte Gemälde, in wel- chen Thiere vorgestellt sind, z. B. Paradiese, Einzüge in die Arche, die Bezauberung durch die Lyra des Orpheus u. a. m., deren es nach den Verzeichnissen in Wien, Dresden und in Berlin, zu Blenheim, Schieissheim, Pommersfelden und ander- wärts giebt, untersucht würden, ob nicht unter den Vögeln auch Dodos sich befinden. Diese farbigen Portraite machen uns mit dem Aeusseren des Vogels bekannt; durch sie und durch die zu Oxford, London und Copenhagen aufbewahrten Ueberbleibsel desselben, so wie durch die aus Mauritius zu erwartenden Skelettheile, werden wir in den Stand gesetzt werden, dem Dodo, diesem „mirae conformationis avi", die ihm zukommende Stelle unter den Vögeln anweisen zu können. 157 Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneekeneie. Von Heinrich Rathke. Aus dem Dotter verschiedener Gasteropoden dringt zu der Zeit, da in demselben die Durchfurchung beginnt, ein klei- ner rundlicher und farbloser Körper hervor, dem nicht selten ein zweiter noch kleinerer nachfolgt. Man hat diese Körper für Bläschen gehalten, also für häutige Hohlkugeln, die mit einem andersartigen (flüssigen) Stoffe gefüllt sind. ^) Dafür sind sie neuerlichst auch von Dr. Friedrich Müller ausgegeben worden, der sie in den Eiern eines kleinen Gasteropoden der Ostsee {Pontolimax varians) beobachtet, über sie in diesem Archiv (Jahrgang von 1848. Heftl) verschiedene Bemerkun- gen niitgetheilt, und ihnen aus dem Grunde, weil nach seiner Ansicht durch sie die Richtung der theilenden Furchen des Dotters und der neu sich bildenden Furchungskugeln bedingt wird, den Namen Richtungsbläschen gegeben hat. Ihre Be- deutung aber blieb Müllern unbekannt, und er stellte daher für Andere die Fragen auf: Welches ist ihre eigentliche Be- deutung? Wo und wie entstehen sie, und welchen Zusammen- hang haben sie mit den frühern Vorgängen der Zeugung? Auf diese Fragen will ich hier eine Antwort geben, der eigene Beobachtungen an Eiern von Gasteropoden und ver- schiedenen andern Thieren zum Grunde liegen *). ') So viel mir bekannt, hat zuerst Pouchet ihrer Erwähnung gethan und sie für Bläschen ausgegeben (Annales des sciences natur. Second serie X, 63). *) Seit 1841 habe ich während der bessern Jahreszeit, so weit es mir nur möglich war, an Eiern von Thieren aus den verschieden- sten Klassen Untersuchungen auf die Beschaffenheit des Eies und die 158 Rathke: Nach Untersucluingen an Eiern von Lymnaeen, Planorben und Paludina impura dringt aus dem Dotter gewöhnlich kurz zuvor, ehe die Durchfurchung an ihm beginnt, seltener wenn die erste Furche im Entstehen begriffen ist, ein kleiner Kör- per hervor, dem mitunter dann bald nachher von eben der- selben Stelle aus noch ein in Hinsicht der Beschaffenheit ihm gleicher, doch an Grösse kleinerer nachfolgt. Der eine, wie der andere, geht in die Masse des dünnen Eiweisses über, und bleibt dann in der Nähe des Dotters schweben, welcher Umstand, beiläufig bemerkt, schon für sich allein darthut, dass der Dotter der genannten Thiere zu der Zeit, da an ihm die Durchfurchung beginnen soll, von keiner besondern Dotter- haut umhüllt ist, obgleich er in dem Eierstocke eine solche allerdings besitzt. Aber auch die in Rede stehenden Körper besitzen keine besondere häutige Hülle, noch sind sie über- haupt im Innern hohl, und es ist daher für sie der Namen von Bläschen nicht beizubehalten. Sie sind vielmehr nichts weiter, als kleine Massen einer dicklichen zähen Flüssigkeit^ die aus dem Dotter hervorquillt und sich in der dünnern Flüssigkeit des Eiweisses, nachdem sie von dem Dotter sich ganz abgelöst hat, zu Kugeln zurundet. Mehrmals habe ich die angegebenen Massen aus dem Dotter sehr langsam her- vorquellen und wenn sie anfangs die Form eines Ovals hat- ten, sich zurunden gesehen. Diese Tropfen von Flüssigkeit nun aber — denn mit einem solchen Namen dürften sie wohl am passendsten zu belegen sein — sind ausgestossene Theile des Liquor vitelli, d. h. des dicklichen formlosen Bindemittels der Formelemente des Dotters, welches Bindemittel in der Mitte des Schnecken -Dotters am stärksten angehäuft und da- selbst auch weniger dick und zähe ist, als nach der Ober- fläche desselben hin, wo die Substanz des Dotters vor der Durchfurchung gleichsam eine dicke und massig feste Rinde darstellt. Ganz ähnliche Kugeln habe ich aber auch in etwas grösserer Zahl, nämlich bis 3, hervorquellen gesehen, wenn ich Dotter frisch gelegter Eier etwas presste. — In dem Entstehung des Embryos der Thiere angestellt, gedenke aber dieselbe noch einige Zeit fortzusetzen, ehe ich eine Zusammenstellung der dabei gewonnenen Ergebnisse bekannt mache. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. 159 Eiweiss des Eies erhalten sich die angegebenen Körper oder Tropfen einige Tage, verschwinden dann aber, wie wohl nur langsam, durch Auflösung. Noch in solchen Eiern, in denen sich der Dotter schon zu drehen anfing, doch nur erst sich äusserst langsam und kaum merklich bewegte, habe ich einige- mal Ueberreste von ihnen gesehen. Schneller zw^ar werden sie vom Wasser aufgelöst, wenn sie mit solchem in Berührung gebracht sind, doch erfolgt auch in diesem Mittel ihre Auflö- sung nur sehr allmählich. In einer verhältnissmässig noch viel grössern Quantität, als in den Eiern der Gasteropoden, wird in den Eiern man- cher andern Thiere um die Zeit, da in ihnen der Embryo entstehen soll, ein Theil des Liquor vitelli nach aussen rein ausgeschieden, so namentlich in denen der Spinnen, Amphi- poden, Isopoden, Clepsinen und der Ascaris nigrovenosa. Es nimmt diese Ausscheidung ihren Anfang, wenn die Durch- furchung des Dotters beginnt, geht aber in den Eiern der Spinnen und der genannten Crustaceen erst dann am stärk- sten vor sich, wenn sich Um den ganzen Dotter schon eine Embryonalsubstanz (der Keim) bemerklich gemacht hat, und eine dünne Schichte besonderer mit einem Kern versehener Zellen darstellt. Weil aber in den Eiern aller dieser Thiere die Dotterhaut erst ziemlich spät vergeht, so kann in ihnen die erwähnte rein ausgeschiedene Flüssigkeit nicht, wie in den Eiern der Gasteropoden , den Dotter verlassen und sich dem Eiweiss beimengen, sondern muss sich unter der Dotter- haut anhäufen, wo sie dann deshalb, und weil sie auch nur dünnflüssig ist, den übrigen Theil des Dotters, welcher die Formelemente desselben enthält, oder auch bereits von einer Schichte Embryonalsubstanz eingeschlossen ist, rings umgiebt, doch besonders reichlich da abgelagert ist, wo sich die Bauch- seite des Embryos bilden soll. Früher oder später, je nach den verschiedenen Thierarten , verschwindet nachher wieder jene Flüssigkeit, indem sie durch Endosmose in den Embryo aufgenommen wird , wie dies auch mit dem Eiweiss der Fall ist, wenn ein solches in einem Eie vorkommt. — Dass übri- gens jene Flüssigkeit aus dem Dotter, wenn der Embryo ent- stehen soll, in der That ausgeschieden wird, nicht aber etwa von aussen her durch die Dotterhaut zu dem Dotter hinge- 160 Rathke: langt, indem entweder ein Theil des Eiweisses die Dotterhaut durchdringt, oder Wasser aus der Umgebung in das Innere des Eies aufgenommen wird, lässt sich am unzweideutigsten an den Eiern der Spinnen erkennen: denn diese sind, wenn sie gelegt worden, von einer wasserdichten Hülle eingeschlos- sen, und von einem zwischen Dotterhaut und Schalenhaut be- findlichen Eiweisse kommt in ihnen keine Spur vor, sondern es liegen diese ihre Häute allenthalben dicht an einander an- geschlossen. Die Ursache von der beschriebenen Ausscheidung des Liquor vitelli liegt offenbar darin, dass, wenn die Durchfur- chung beginnt und im Gange ist, die Formelemente des Dot- ters sich einander anziehen und in Folge davon sich in den Eiern verschiedener Thiere mehr oder weniger stark zusam- mendrängen, wobei sich aber die Richtung gegenseitiger An- ziehung so verändert, dass sich die einzelnen Formelemente zu immer kleinern Abschnitten des ganzen Dotters, den so- genannten Furchungskugeln oder Furchungsballen gruppiren *). Dass eine Anziehungskraft auf die Formelemente wirkt, lässt sich am deutlichsten w^ohl in solchen von einer Dotterhaut umschlossenen Dottern erkennen, in denen die Durchfurchung sehr tief eingreift: denn augenscheinlich nehmen in denselben während der Durchfurchung sämmtliche Formelemente einen kleinern Raum, als kurz vor der Durchfurchung ein. Bei diesem Zusammendrängen der Formelemente des Dotters nun aber muss ein Theil des Bindemittels derselben, oder des Liquor vitelli^ nach aussen hervordringen und sich ausserhalb der erwähnten Formelemente ablagern, was indess in den Eiern verschiedener Thiere in einem verschiedenen Grade ge- schieht, je nachdem einestheils die Durchfurchung des Dotters mehr oder weniger tief eingreift, anderntheils der Liquor vi- telli mehr oder weniger flüssig ist. Mitunter auch drängen sich dann erst, wenn sich um den Dotter schon eine dünne Schichte von Embryonalsubstanz gebildet hat, die Formele- ^) Dass dabei die Kerne der Furchungsballen eine nicht unbe- deutende Rolle spielen, dürfte wohl sehr wahrscheinlich sein: dass aber auch ohne dergleichen Gebilde die Durchfurchung vor sich gehen kann, giebt sich an den Eiern der Spinnen kund. Zur Kenntniss des Furchungsprocesses im Schneckeneie. \Q\ mente desselben und mit ihnen die Embryonalsubstanz, ein niodificirter Dotter, am stärksten auf einen kleinem Raum zusammen, wie dies namentlich in den Eiern der Spinnen der Fall ist, in denen sich die eigentliche Durchfurchung des Dotters nur schwach äussert. Nach dem Angeführten kann ich also diejenigen in dem Eie der Gasteropoden vorkommenden Theile, welche Fr. Müller die Richtungsbläschen genannt hat, nur für ausgeschiedene Massen des sehr dicklichen Liquor vitelli dieser Thiere aus- geben, die von dem Eiweiss, in welches sie hineingelangen, nur sehr schwer, und daher denn auch nur erst nach längerer Zeit aufgelöst w^erden. Ihre Entstehung ferner kann ich nur daher leiten, dass bei dem Beginn der Durchfurchung des Dotters die Formelemente desselben sich durch gegenseitige Anziehung auf einen kleinern Raum zusammenziehen, wobei denn ein Theil ihres Bindemittels nach aussen hervorgetrieben und aus dem Dotter ausgeschieden wird. ') Eine besondere Bedeutung aber für die Entwicklung oder überhaupt das Leben des Eies kann ich ihnen nicht beimessen, sondern muss ihre Entstehung als durch den Furchungsprocess bedingt, ihr ^ Dasein aber als ganz einflusslos auf das fernere Verhalten des Dotters und Embryos ansehen. In den Eiern aller derjenigen Gasteropoden, von welchen ich sie untersuchen konnte, habe ich die aus dem Dotter aus- geschiedenen Theile (die sogenannten Richtungsbläschen) ent- weder ganz klar, oder nur ein wenig wolkig gesehen, niemals aber darin, so viel ich mich erinnere, Molekularkörper der Art bemerkt, wie es die kleinsten Formelemente des Dotters sind. Dagegen giebt Fr. Müller von seinen Richtungsbläschen ') Dass in den Eiern von Pontolimax das sogenannte Richtungs- bläschen an derjenigen Stelle des Dotters hervordringt, von welcher der Furchungsprocess ausgeht, dürfte sich wohl daher erklären las- sen, dass sich zuerst an dieser Hälfte des Dotters die Formelemente desselben zusammendrängen, so jedoch, dass sie nach 2 Punkten, den künftigen Mittelpunkten der beiden ersten Furchungskugeln hin- streben, wobei denn an derjenigen Stelle, wo die erste Furche zu entstehen beginnen soll, dem Hervordringen eines kleinen Theils des Liquor vitelli am wenigsten ein Widerstand geleistet wird. ' Archiv f. Naturgcsch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 11 162 Rathke: Zur Kenntniss des Furchungsproc. im Schneckeneie. aus den Eiern des Pontolimax an, dass in ihnen wenig zahl- reiche Molekularkörnchen vorkommen. Erwünscht dürfte es daher wohl sein, wenn Herr Müller gelegentlich noch mit- theilen möchte, ob diese Körnchen eine ähnliche, oder viel- mehr eine ganz andere BeschaiBfenheit, als die kleinsten gelben Formelemente des Dotters haben. 163 lieber Echinorrhynchus Tuba. Von Dr. C r e p 1 i n. Auf den Wunsch des Herni Dr. Creplin in Greifswald sandte ich ihm die, in der Rudolphi'schen Eingeweidewürmer- Sammlung noch vorhandenen Exemplare des räthselhaften Echinorhynchus Tuba zu genauerer Untersuchung und erhielt sie mit folgendem Schreiben begleitet zurück; Lichtenstein. Mit meinem herzlichsten Danke beehre ich mich, Ihnen beigehend die mir mit so bereitwilliger Güte zugesendeten, in der Rudolph i 'sehen Sammlung jetzt nur noch befindlichen zwei Exemplare vom Echinorrhynchus Tuba unversehrt zu- rückzuliefern. Sie meinen, Rudolphi habe deren 4 (in der Thurmeule) gefunden, wogegen ich mir zu bemerken erlaube, dass er an der von Ihnen citirten Stelle, wie früher in seinen Observationes c. Verm. intest., P. II. p. 13, nur 3 angiebt. In den beiden mir zugekommenen Exemplaren erkenne ich die beiden kleineren Exemplare jenes Fundes ; das grösste, nach seiner Angabe von 1\" Länge, an dem er die Tuba ge- sehen haben will, ist also fort. Das kleinste ist (jetzt) nicht ~"j sondern nur 3 — 4'" lang, und mit demselben nichts zu machen, da der Vordertheil (Hals und Rüssel) abgeschnit- ten ist. Das mittlere, circa 11'" lange ist, ob zwar, wie das kleine, im Spiritus braun geworden, doch ein ganzes und auch sonst völlig gut erhalten, und in ihm erkannte ich sogleich den Echinorrhynchus globocaudatus Zed., welcher in Strix flammea selten seyn muss, da die Wiener ihn, so viel bekannt ist, in ihr nie gefunden haben, ich selbst in nicht wenigen Eulen dieser Art ebenfalls nicht, und nur Duj ardin, eben wie hier Rudolphi, einmal. Es ist nun zwar durch meine Untersuchung ausgemittelt, dass Rudolphi wenigstens ein Exemplar des wirklichen Ech. globocaudatus für den proble- 11* 164 Creplin: inatischen Ecli. Tuba genommen hat; aber sie giebt natürlich keinen Aufschluss über die Bewandtniss, die es mit der Tuba an dem nun nicht mehr vorhandenen Exemplare gehabt hat. Dennoch glaube ich nun, Duj ardin Recht geben und dafür halten zu müssen , dass die Tuba ungenauen Beobachtungen Goeze's sowohl, als Rudolphi's, ihr Daseyn verdanke und nichts Anderes sei, als ein Stückchen der innern Haut des Eulendarms, welches am Ende des Rüssels bei den erwähnten zwei (dem einen von Goeze, dem andern von Rudolph i gefundenen) Individuen vom Ech. globocaudatus hangen ge- blieben sei. Wenn man Goeze's Fig. 12 auf Taf. XI be- trachtet, so ist erstlich die übereinstimmende Streifung der Tuba und des gezeichneten Darmstückchens der Eule aufifal- lend; zweitens lässt die Breite, mit welcher die Tuba vom Rüssel abgeht, sowohl, als ihre noch grössere Endbreite und ihre grosse Länge, bei gehöriger Ueberlegung, nicht recht ein- sehen, wie sie sich sollte in die feine Rüsselpapille hineinzie- hen können, die die Fig. 11 an derselben Kratzerart zeigt. Endlich bestätigen Goeze's eigene Worte die Meinung D u- j ardin 's. Er sagt nämlich (Naturgesch. S. 153), „Ein in dem Darmstück festsitzender Kratzer wurde stark gezogen. Der Rüssel zeigte sich, und gleichwohl sass er an einer aus dem Rüssel vorgetretenen Verlängerung noch am Darme fest. Unter dem Komposito zeigte sich diese Verlängerung des Rüssels als eine Trompete, deren weite Oeflfnung sich unten fest an den Darm angesogen hatte." Hieraus ergiebt sich, dass durch starkes Ziehen des Wurms die Röhre oder Trompete erst zum Vorscheine gekommen ist; dass sie vom Darme los ge- löst worden wäre, wird nicht gesagt, und der scharfe Rand, mit welchem sie sich in der Figur am Darm endigt, hat daher in der Wirklichkeit sicher nicht bestanden. Ebenso dürften auch wohl die für einen Ech. globocaudatus viel zu starken Rüsselhaken in den Goeze'schen Figuren nur ungenauer Zeichnung diese Stärke verdanken. — Rudolphi beschreibt die Tuba wie Goeze. Er hat sich, wie es mir scheint, hier auf Goeze so sehr verlassen, dass er die präsumirte Tuba gar nicht recht untersucht hat. O. Fr. Müller, den er in der Entoz. Hist. nat. bei dieser Species anführt, hat in der Zool. dan., Vol. II. p. 39. Tab. 69. Fig. 7 — 11, ebenso wie Ueber Echinorhynchus Tuba. ^55 Frölich, dessen er in der Synopsis p. 324 erwähnt, im Na- turforscher, St. 29. S. 65—66. Tab. II, Fig. 14, den Ech. (Alu- conis) globocaudatus beschrieben und abgebildet. Darüber kann kein Zweifel sein, obgleich die Abbildungen schlecht sind. Einer Tuba erwähnen diese beiden Schriftsteller nicht, und auch sonst, ausser Goeze und Rudolph i, aus eigner Beob- achtung keiner. Dujardin zufolge hat Bremser geglaubt, sie an Kratzern aus Strix Bubo zu sehen; aber alle Kratzer aus dieser Eule in der Wiener Sammlung sind verdorben und wahrscheinlich schon verdorben gewesen, als sie gefunden worden sind. Nach allem Obigen kann man nun wohl nicht anders schliessen, als dass der Echinorrhynchus Tuba als Art ein- gehen und die zu ihm gezählten Specimina unter Ech. globo- caudatus, den einzigen bisher mit Gewissheit bekannten Eulen- kratzer (denn auch der Ech. aequalis Zed. ist schwerlich von einer andern und eignen Art), gestellt werden müssen. Vor kurzem hat zwar der Pfarrvicar Ja ekel in einem Verzeich- nisse fränkischer Vögel (Isis 1848. H. 1), von denen er auch die ihm in und an denselben vorgekommenen Schmarotzer- thiere hernennt, den Ech. Tuba, als von ihm in Strix Aluco, flammea und Bubo gefunden, angeführt; aber darauf gebe ich nichts, da der Mann schwerlich ein Helminthologe ist und also hinsichtlich mancher Würmerspecies wohl leicht hat getäuscht werden können. Er rührt auch Eingeweidewürmer, Läuse und Schmarotzermilben „wie Krebse und Kalbfleisch in ein Ra- gout" zusammen, und dies Ragout nennt er Entozoen. In Strix Otus will er Ascaris vesicularis gefunden haben. Wie käme die in eine Eule? U. s. m. Greifswald, 21. Febr. 1848. 166 Beschreibung einer neuen Spulwurm- Art , ge- funden im Pjthon bivittatus, nebst vergleichen- den Bemerkungen. Von A n d r. R e t z i u s. Aus dem Schwedischen von Fr. Chr. H. Creplin '). (Hierzu Taf. VI.) Bei dieser Ascaris ist der Vordertheil des Körpers schmäler, als der liintertheil, der Kopf ohne Flü- gellappen; die Mundklappen sind klein, gerade vorwärts hervorspringend, länger, als dick, eben so gross an den En- den, wie an der Basis, gegen die Enden in stumpfe Winkel auslaufend, von einander etwas getrennt. Die grösste Länge des Thiers beträgt im ausgestreckten Zustande 5" franz. M. Die grösste Dicke des Männchens i^'". „ „ „ „ Weibchens 2"'. Beim Männchen, welches vorzüglich gegen das Vor- derende dünner, als das Weibchen ist, ist mehrentheils das ') Die Beschreibnng, welche ich hier mittheile, ist die erste von der Ascaris anura Duj. (Dujardin, Hist. nat. des Helm, p. 221— 22) gelieferte, wenig aber, wie es scheint, bekannt gewor- dene. Ich habe sie wenigstens, so sehr sie es auch verdient hätte, zur nähern Kenntniss der Helminthologen zu kommen, in deren Schriften nirgends angeführt und berücksichtigt gefunden, obgleich in der Isis 1831. S. 1345 auf sie aufmerksam gemacht worden ist, und es deswegen für nützlich erachtet, nachdem ich zuvörderst in meinem ersten Nachtrage zu Hrn. Pr. Gurlt's Verzeichniss d. Th. in w. En- toz. gef. worden , (s. dies Archiv 1846. I. S. 147. Anm. 2) auf sie hin- gewiesen, sie nun auch (aus den Kongl. Vetensk. Akad. Handlingar för ar 1829. p. 103 — 8) ganz übersetzt und von ihrer Kupfertafel be- gleitet, diesem weit verbreiteten und viel gelesenen Archive einzu- verleiben. C r. Beschreib, einer neuen Spulwurm-Art, gef. im Python bivittatus. 167 Hinterende gegen seinen letzten Theil hin eingekrümmt und mit einem doppelten Spiculum versehen, welches nahe vor der Körperspitze heraustritt. Die Haut ist beinahe farblos, halb durchsichtig, im ausgedehnten Zustande ganz glatt, mit zwei breiten , völlig durchsichtigen und farblosen Seitenrändern. Das Weibchen ist etwas dicker, als das Männchen, und nach den Enden des Körpers hin weniger verschmälert; der hinterste Theil des Körpers mehrentheils dick und stumpf ab- gerundet, entweder gerade, oder sehr unbedeutend gebogen, wogegen sich der Körper in der Mitte stärker zusammenbiegt. Anatomische Kennzeichen: Der Darmkanal hat keine Abtheilungen, nimmt gleichmässig, wenn auch unbedeutend, nach hinten an Breite zu und bildet seiner ganzen Länge nach regelmässige, in einander einspringende, sich auf beiden Sei- ten gegenüberstehende , ringartig verbundene Winkelfalten. Beim Weibchen ist die Gebärmutter viertheilig, nämlich in vier haarfeine Eiergänge übergehend, welche unter einander zusammengewunden sind und in eben so viele, etwas dickere, eierbildende Röhren übergehen. Das Thier lebt im Darmkanale des Python bivittatus. Der Darmkanal ist meistentheils platt und hat eine obere und eine untere Fläche und zwei Seitenränder. Die letzteren sind, wie bei Ascaris lumbricoides, mit den durchsichtigen Seitenlinien durch ein lockeres Gewebe verbunden. Die Fal- tenfurchen oder die Falten, welche sich aussen zeigen, ent- stehen durch die inneren Falten und sind sich an der obern und der untern Seite des Darms einander gleich und gegen- überstehend. Am vordem Ende des Darms bilden sie spitzige, geradlinige, nach hinten gerichtete Winkel, eine Strecke hin- ter dem Vorderende und bis zum Ausgange des Darmes wer- den die geraden Linien der Winkel krumm und bekommen eine Aehnlichkeit mit einem kleinen griechischen Zeta (t). Diese solchergestalt gebildeten krummlinigen Falten vereinigen sich nach hinten paarweise mit einander, stehen nach vorn mehr heraus , convergiren etwas an den Enden und umfassen den hintern Theil des zunächst vor ihnen liegenden Paares. 168 Retzius: Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, Hierdurch bekommt der Darm das Ansehen, als ob er aus einer Menge in einander eingeschobener Glieder bestände. Von dem Vereinigungspunkte zwischen jedem Paar Fal- ten, dem nämlich, welcher den Winkelspitzen der vorderen Paare entspricht, geht eine tiefere, ungepaarte Falte nach hinten und legt sich zwischen die äusseren C-förmigen Furchen, ohne die nächst dahinter liegende zu treffen. Zwischen den solchergestalt beschriebenen Furchen oder Falten bildet der Darm entsprechende Erhöhungen , welche den zweiblättrigen Lilienfiguren gleichen, die auf einigen Verzierungen vorkom- men. Die letztgenannten ungepaarten Falten vereinigen sich rtfiit diesen wie ein Stiel; eine Figur ist in die nächste einge- schoben, und so weiter bis. zum Ende des Darms. Eine so regelmässige und schöne Faltenbildung kennt man, meines Wissens, bei keinem andern Thier in diesem Organe. — An den Rändern des Darmes vereinigen sich die sich an den oberen und unteren Seiten entsprechenden Falten in andere spitzige, nach vorn gerichtete Winkel, so dass das Ganze, besonders gegen das vordere Ende hin, beinahe das Ansehen einer hübschen , geflochtenen Litze bekommt. Wenn man den Darm längs des einen Randes aufschnei- det und ihn unter Wasser ausbreitet, so dass die innere Fläche sichtbar wird, so bekommt man die inneren Falten zu sehen, welche den Falten oder den Furchen der Aussenseite entsprechen und wiederum Furchen, welche den Erhöhungen der Aussenseite entsprechen. Sieht man diese Falten von einem Aufschnittsrande des Darms bis zum andern oder quer über den auseinander gelegten Darm, so gewahrt man sie w-förmige Figuren bilden, welche querüber laufen und sich unter einander sämmtlich parallel sind. Diese Falten sind jedoch nicht allein durch eine Faltung der Darmhäute entstan- den, sondern werden auch durch dickere Ränder an der In- nern Darm wand gebildet, welche eine hellere Farbe, als die zwischen ihnen befindlichen Furchen besitzen. Die Geschle chtstheile des Männchens bestehen aus einer einfachen Samenröhre, welche sich, wie es mir schien, gemeinschaftlich mit dem Darm öffnete. Am äussersten Ende nach unten ist diese Röhre enger; sie wird aber nach vorn sogleich viel weiter, und diese Weite behält sie ungefähr gefunden im Python bivittatus. Iß9 bis zur Körpermitte (wenn sie ausgestreckt Hegt), wonach sie fast plötzlich so dünn wie ein Kopfhaar wird; aber etwas weiter nach vorn erweitert sie sich wiederum und erlangt die Weite der weiteren Theile der weiblichen eierbildenden Röh- ren, und erst ihrem blinden Ende (richtiger ihrem Anfange) näher wird sie von neuem haarfein. Bei den von mir untersuchten Exemplaren lag der wei- teste Theil fast gerade vorwärts, der übrige war dagegen in eine Menge von Oehsen zusammengelegt, welche den Darm nicht umgaben, sondern unter ihm lagen. Die ganze Röhre hatte, ausgestreckt, ungefähr die drei- fache Körperlänge. Die Wand der Röhre war dünn und durchsichtig und enthielt einen kreideweissen dicken Samen. Im hintersten Theile des Thiers liegen ausserdem zwei andere, kürzere, weisse Röhren, nämlich die Scheiden, welche die beiden Spicula enthalten, wenn diese zurückgezogen sind. Diese Scheiden scheinen sich ganz nahe bei einander zu öjQfnen und endigen sich vorn, im Innern des Thiers, jede mit zwei ebenfalls weissen, gerade nach vorn laufenden Strängen, welche sich an die durchsichtigen Seitenlinien heften. Jede Scheide mit den Endsträngen hat ungefähr ein Fünftel der Körperlänge. Die beiden Spicula schienen in keiner Verbindung mit einander zu stehen, sondern waren jedes in seiner Scheide befestigt und konnten aus derselben, jedes für sich, heraus- gezogen werden. Wurde das eine herausgezogen, so runzelte sich dessen Scheide; wurde diese dagegen ausgestreckt, so ging das Spiculum wieder hinein. Auf diese Weise konnte man jedes besonders aus- und einziehen, ohne dass das an- dere sich gerührt hätte. An einem Exemplare sah ich nur ein Spiculum herausgeschoben. Dieser Untersuchung zufolge öffnet sich das Samengefäss nicht in die Spicula, wie man es nach der Angabe mehrerer Physiologen vermuthen möchte. Das Samengefäss öffnet sich wahrscheinlich gemeinschaftlich mit dem Darme, und die Spi- cula sind nur als Festhaltungsapparat während der Paarung zu betrachten. Vielleicht mögen sie, in die Vagina gebracht, 170 Retzius: Beschreibung einer neuen Spulwurm-Art, dazu beitragen, den Samen, längs ihrer äussern Fläche, in dieselbe zu leiten 0. ') Die Spicula sind bestimmt bei allen Nematoideen undurch- bohrt und dienen, sind sie doppelt, als eine Rinne oder auch als eine aus beiden zusammengesetzte Rohre, um beim Coitus den aus der Samenblase stets neben ihnen austretenden Samen tief in die weibliche Scheide zu leiten; ist nur ein einfaches da, wie z. B. bei Trichocephalus , so kann es den Samen nur längs seiner Aussenseiten hineinleiten. Mehlis hat dies Verhalten zuerst aus Strongylus- und Ascaris-Arten nachgewiesen , ferner noch namentlich das anatomische Verhältniss des männlichen Geschlechtsapparates bei Trichocephalus ganz vortrefflich mit wenigen Worten dargelegt. (Isis 1831. S. 85ff.). Ich habe mich gewundert, in Siebold 's Lehrb. d. vergl. Anat. der wirbellosen Th. S. 152—54 (wo von den männlichen Geschlechtsthei- len der Nematoideen gehandelt wird), Mehlis in dieser Beziehung gar nicht erwähnt zu finden, in welcher dort nur auf Cloquet, Mayer und Dujardin verwiesen wird, Mehlis ist hier dennoch erste und sichere Auctorität. Frey und Rud. Leuokart führen ihn zwar an, haben übrigens aber seine Beobachtungen bei ihrer kurzen Darstellung des männlichen Geschlechtsapparates der Nema- toideen auch nicht benutzt. Die Vesicula seminalis, sagen sie, führe bei diesen durch einen kurzen Ductus ejaculatorius in den Penis; eine — mangelhafte — von Wagner für seine Icones zootomicae copirte Cloquet 'sehe Figur von Ascaris lumbricoides J* soll das deutlich machen. — Cloquet verwirft die von Laennec entdeckte Duplicität des Penis bei Ascaris lumbricoides, sagt, er habe diesen nur einfach gefunden, und diesen einfachen Penis giebt er als aus dem Ende der Samenblase hervorgehend und als durchbohrt an, mit Hülfe des Mikroskopes sehe man, fügt er hinzu, auf der Spitze einen gerundeten Porus. So mit der Samenblase verbunden und durchbohrt, bildet er den Penis auch ab. (S. sein bekanntes Werk S. 44— 45 und Taf. IL Fig. 9). Diese Figur ist von Owen in dem Ar- tikel „Entozoa" von Todd's Cyclopaedia of Anat. and Physiol. unter Fig. 94 copirt wiedergegeben worden, wobei im Texte eben- falls nur von einem einzigen Penis die Rede ist, an dessen Ende das Mikroskop einen kleinen Porus zeige. Mehlis' Entdeckungen hin- sichtlich der Nematoideen sind, wie überhaupt dessen helminthologi- sche Bemerkungen in der Isis 1831, Owen unbekannt geblieben. — Was den phantasiereichen Mayer betrifft, so ist seine Angabe (Bei- träge z. vergl. Anat. d. Entozoen S. 8), dass sich bei Trichocepha- lus die Vesicula seminalis „mit ihrem feinern Ausführungsgang" in den Penis öffne und dieser durchbohrt sei, eben so unrichtig, als wenn er den Penis als ein Corpus cavernosum betrachtet und dem Wurme (Trichocephalus ^) eine besondere Afteröffnung neben der gefunden im Python bivittatus. 171 Die Geschlechtstheile des Weibchens beginnen mit einer einfachen Röhre (der Vagina), welche sich in eine einfache Mündung (die Vulva) am Schlüsse des ersten Kör- perviertels öffnet. Die Vagina ist ein Fünftel so lang, wie das ganze Thier, und theilt sich in vier weitere Röhren (die Cornua uteri), welche so dick wie die IVJitte der Vagina sind, sich aber in ihrem Fortgange verschmälern und endlich, unter einander zusammengewunden , so fein wie ein Kopfhaar wer- den. Danach werden diese Gänge wieder etwas dicker, bis sie nach einer ziemlich bedeutenden Strecke ihre eben er- wähnte Feinheit von Neuem bekommen, mit welcher sie dann männlichen Genitalöffnung zuschreibt. Alle diese Dinge bestehen nur in der Einbildung, keineswegs in der Wirklichkeit. Was den Canal betrifft, den man im Penis (jeder Penishälfte) der Ascaris lurabri- coides, wie in dem des Trichocephalus dispar u. a. Nematoideen sieht, so ist er nichts Anderes, als eine Markröhre oder -Höhle, um welche sich die klare, homogene, hornige Corticalsubstanz am Aussenende eben sowohl wie an den Seiten schliesst, und die man auch in an- deren hornigen Theilen bei den Endozoen, z. B. den Rüsselhaken der Echinorrhynchen, den Kopfkranzhaken der Taenien u. a. m. an- trifft. Die die Röhre ganz ausfüllende Marksubstanz fand ich bei Asc. lumbricoides und Asc. spiculigera von feinkörniger oder krüm- licher Beschaffenheit, bei Trichocephalus unguiculatus klarer imd wenig mit dicklichen Theilen angefüllt. — Duj ardin verschafft we- der durch seine Worte, noch durch seine Abbildungen, so dankens- werth diese übrigens sind , eine richtige Vorstellung von dem wahren Verhältnisse, in welchem bei den Nematoideen das Samengefäss zu den hornigen Begattungsgliedern steht. Doch ist eine dahin gehörende Beobachtung von ihm merkwürdig, in welcher er nämlich bei einem männlichen Trichosome aus dem Buchfinken (Thominx ManicaDuj.) aus der Penisscheide sich eine Menge feiner, 0,017 Millim. langer, in einen Zirkelbogen gekrümmter Fädchen ergiessen sah, während der Penis selbst abwechselnd vorgeschoben und zurückgezogen wurde (Hist. d. Helm. p. 22. 23). Seiner Meinung nach dürften diese Fädchen die Spermatozoiden des Wurms gewesen sein. — Siebold äussert sich im angeführten Werke nicht darüber, ob der Penis der Nematoideen durchbohrt sei oder nicht. Hinsichtlich der Endung des Darms in den Ductus ejaculatorius, des Uebergangs dieses letz- tern in die Penisscheide und deren alleiniger, für Darm- und Ge- schlechtsorgan gemeinschaftlicher Oeffnung in der Gattung Tricho- cephalus hat er früher (in dies. Archiv J. 1842. Bd. 11. S. 343) M ehlis Beobachtungen aus eigenen Untersuchungen an Trichocephalus dispar et unguiculatus ^ bestätigt. Cr. 172 Retzius: Beschreibung einer neuen Spulwurm- Art, endigen. Sie lagen zu einer Menge von Oehsen nnd Umwick- lungen unter einander zusammengelegt, umwickelten aber bei den von mir untersuchten Exemplaren den Darm nicht. Sie enthielten nach ihrem ganzen Verlauf Eier; diese aber konnte ich , aus Mangel an einem passenden Mikroskope, nicht genau untersuchen. Eben so wenig konnte ich die Länge der Röhren bestimmen, weil sie beim Auseinanderwickeln zerrissen. — Bisher hat man, meines Wissens, nur Ascariden mit zwei- spaltigem Uterus gekannt. (Cuvier Le Regne animal T. IV, p. 32 u.a.) '). Es fanden sich in den dicken Gedärmen eines Python bivittatus aus Bengalen, aus denen diese Würmer gesam- melt wurden, 13 Exemplare, grössere und kleinere. — Die grössten und schönsten habe ich hier beschrieben, und sie sind auch die Originale zu den Zeichnungen geworden. Erklärung der Figuren. Fig. 1. Ein Männchen in natürl. Gr., ausgestreckt und mit her- ausgeschobenen Spiculis. Fig. 2. Ein Weibchen in natürl. Gr. Fig. 3. Ein Weibchen, aufgeschnitten; man sieht die untere >) Duj ardin hat für die Ascariden mit mehr- als zweitheiligem Uterus eine Untergattung der Gattung Ascaris gebildet, welche er Polydelphys (unrichtig geschrieben Polydelphis) nennt (Hist. d. Helm. p.221), in ihr aber nur, als einzige bekannte dahin gehö- rende Art, die Ascaris anura aufgeführt, bei welcher er wie Retzius den Uterus viertheilig fand. Siebold sagt (vergl. Anat. S. 151. An- merk. 1), es kommen auch Ascaris-Arten vor, bei deren Weibchen die Vagina sich in eine dreifache und fünffache Geschlechtsröhre spalte, und meldet zugleich, dass er in Asc. microcephala 9 den Uterus in drei Röhren gespalten gefunden habe. Anderer Ascariden, bei denen dies der Fall sei, erwähnt er nicht und von solchen mit fünftheiligem Uterus gar keiner, obgleich dies wünschenswerth ge- wesen wäre. Mir ist keine dergl. bekannt. Ich vermuthe indessen einen Schreibfehler in der citirten Angabe, dass nämlich statt Asca- riden („Ascaris-Arten") stehen sollte „Nematoideen". In dieser gan- zen Ordnung hätten wir dann bis jetzt, meines Wissens, für jede der genannten mehr- als zweifachen Theilungsarten des Uterus nur eine Art als Repräsentanten, nämlich für die dreifache Ascaris microcephala, für die vierfache Asc. anura und für die fünf- fache Filaria labiata. Ur. gefunden im Python bivittatus. ^73 Seite des Darmkanals der Länge nach. Zu den Seiten desselben zeichnen sich die klaren Linien durch blaue Farbe aus. Seitwärts liegt die viertheilige Gebärmutter. Fig. 4. Ein Stück vom hintern Darmende, von der einen Sei- tenfläche angesehen. Fig. 5. Ein Stück vom vordem Darmtheile, die w- förmigen Falten zeigend. Fig. 6. Der Köpf vergrössert, mit den drei die Mundöffnung umgebenden Klappen. 174 Znr Anatomie und Naturgeschichte von Angiostonia limacis Duj. Von Prof. Dr. Friedrich Will in Erlangen. Dujardin beschreibt in seiner Helminthologie einen znr Familie Strongylus gehörigen Eingeweidewurm, der sich in den Eingeweiden \o\\ Limax rufus findet, unter der Bezeich- nung Angiostoma limacis. Ich habe mehrfach Gelegenheit ge- habt, in der Athemhöhle, in den Nieren und in den Einge- weiden von Arion rufus und Limax agrestis Eingeweidewür- mer zu beobachten, welche in vielen Eigenschaften mit der genannten Species übereinstimmen, während sie in manchen anderen davon abweichen. Indem ich durch meine jüngsten Beobachtungen den Schlüssel zur Erklärung dieser Abwei- chungen gefunden zu haben glaube, unterliess ich es, dem von mir beobachteten Entozoon einen neuen Namen zu geben: weshalb ich auch die Beobachtungen unter dem obigen Titel veröflTentliche und dies um so mehr, als ich Dujardin darin vollkommen beistimme, dass der eigenthümlich geformte Ein- gang in den Schlund (capsule cornee nach Duj.) einen hin- reichend unterscheidenden Gattungscharakter bildet. Nur darin kann ich Dujardin nicht geradezu beistimmen, dass er den bezeichneten Schlundeingang (vielleicht besser Mundhöhle) eine hornige Kapsel nennt, denn erstens möchte es schwer sein, den Beweis zu liefern, dass wirklich Hornsubstanz vor- handen ist, und zweitens habe ich die sogenannte Kapsel sich verkürzen und verlängern, erweitern und verengern gesehen, während bei einem Horngebilde doch kaum Bewegungen der Art möglich sind. Ich hielt mehrere Limax agrestis in einem Glase, um die Entleerung der Fäces und des Harns zu beobachten. Als ich wiederholt den Harn untersuchte, fand ich fast jedes Mal Zur Anatomie u. Naturgeschichte von Ansiostoma limacis Duj. 175 in demselben eine grosse Menge der fraglichen Entozoen. Später ging ein Exemplar der Schnecken zu Grnnd nnd blieb einige Tage anf dem feuchten Boden des Glases liegen; als ich dasselbe herausnahm, war nicht nur seine ganze Körper- oberfläche, sondern auch die nächste Umgebung völlig mit Entozoen bedeckt. Beschreibung und Anatomie der ausgewach- senen Würmer. Länge 1^ L., Dicke der Männchen -^'"^ der Weibchen yV"'» weiss; hinteres und vorderes Körperende zugespitzt, das hintere jedoch in beiden Geschlechtern ver- hältnissmässig weniger, als das vordere; die äussere Haut fein quergestreift; Mund unbewaffnet; zwischen der Mundöffnung und dem Anfang des Schlundes ein dünner Durchgang, der von dunkleren Linien begrenzt ist und von festerer Substanz umschlossen zu sein scheint, als der Schlund; zwischen die- sem Eingang und dem Anfang des Schlundes eine ziemlich tiefe Einschnürung, welche zuweilen mehr, zuweilen weniger hervortritt; Schlund biscuitförmig, fein quergestreift; hinter dem Schlund eine kugel- oder vielmehr birnförmige Auftrei- bung; Magen stark abgeschnürt von dieser Auftreibung, läng- lich, ziemlich umfänglich, so dass er das ganze Lumen der Leibeshöhle einnimmt; Darm vom Magen wenig abgesetzt, läuft ganz gerade bis zum Schwanzende; Magen und Darmkanal, letzterer nur zum grossen Theil, mit feinen, grünlich schim- mernden Körnchen von g^^ö^'' Durchmesser besetzt (Leber). Die Hoden paarig, asymmetrisch, einfache cylindrische Schläuche; die Vasa deferentia ziemlich weit, gehen zur Basis je einer Ruthe ; der grössere Hoden reicht nach hinten bis in das letzte Drittel des Körpers, nach vorn bis an den Magen und ist hier nach hinten zurückgeschlagen; der kleinere Hoden liegt fast nur im letzten Drittel des Körpers; beide sind mit runden durchsichtigen Zellen von yiö" Durchmesser angefüllt, die wieder wasserhelle, äusserst pellucide Zellen mit einem Kern enthalten; bei weiterer Entwicklung nehmen die pelluciden Zellen die ganze Höhle der ersteren (Mutterzellen) ein und erscheinen fein granulirt; entwickelte Spermatozoiden zu sehen, ist mir nicht gelungen. Die Ruthen doppelt, gleichgross, ein- fach, etwas gebogen und spitzig; ein accessorisches lancett- förmiges Blättchen hinter den Ruthen an deren Spitze; die j[76 Will: Zur Anatomie und Naturgeschichte Ruthen bilden von unten gesehen ein V, indem die Basal- enden ziemlich weit von einander stehen. Die Caudalmem- bran ist an der breitesten Stelle — — g^'" breit und zwar da, wo die Ruthen liegen; sie wird von 16 einfachen Stäbchen getragen, deren je acht auf einer Seite und zwar 4 vor und 4 hinter den Ruthen sich befinden; am äussersten Schwänz- ende sind die Stäbchen spitzig und etwas nach innen gebogen ; die Schwanzspitze reicht nicht über die Caudalmembran hin- aus. Die Breite der Caudalmembran erscheint aus doppeltem Grunde sehr wechselnd; erstens ist sie verhältnissmässig klei- ner und schmäler bei jüngeren Thieren und zweitens erscheint sie schmäler, wenn die Ruthen und mit ihnen die umliegen- den Weichtheile aus dem Körper hervorstehen. Der Ausgang der weiblichen Geschlechtstheile liegt etwas hinter der Mitte des Körpers ; es ist eine zweilippige Spalte ohne alle acces- sorischen Gebilde; Eierstock und Eileiter doppelt; der vordere Eierstock reicht bis zum Magen , der hintere bis in die Nähe des Afters; beide sind cylindrische Schläuche, in denen die Eier in mehrfachen Reihen neben einander liegen ; die Eileiter kurz, weit, häutig; die Eier länglich rund, ^y lang, -^q'" breit; der Embryo schlüpft im Eileiter aus und ist dann ^ö — \"' lang und j\'" dick; er bleibt noch geraume Zeit in der Leibeshöhle der Mutter und scheint, wenigstens in manchen Fällen, die übrigen Stücke des Eierstockes u. s. w. zu seiner Nahrung zu verwenden, denn man sieht ihn frei in der Kör- perhöhle des Mutterthieres nach allen Seiten und Richtungen sich bewegen und in kurzer Zeit bedeutend an Grösse zu- nehmen, während von Eierstöcken nichts mehr zu bemerken ist und die Eileiter nur als Fetzen an der äussern Geschlechts- öffnung hängen ; dabei bewegt sich das Mutterthier immer noch lebhaft und nimmt ebenfalls Nahrung zu sich. Das Schwanz- ende des ausgebildeten Weibchen ist abgerundet und trägt auf der Rückenseite des Thieres einen feinen, geraden, nicht aus- gezogenen , sondern plötzlich aus dem Körperende hervorge- henden Stachel von yV" Länge und 4^0'' Dicke. Der After liegt etwas vor dem Schwanzende. Entwicklung und Häutung. Ich kann wohl füglich die Entwicklung des primitiven Eies bis zum Ausschlüpfen des Embryo übergehen, da sich dieselbe in Bezug auf Dotterzer- von Angiostoma limacis Duj. 177 kliiftung u. s. w. genau an das anschliesst, was bereits bekannt ist und nichts beobachtet wurde, was neues Licht über den Gegenstand verbreiten könnte. Sind die Jungen aus dem Ei ausgeschlüpft, so sieht man in ihrer Leibeshöhle nichts, als eine körnige Masse, durch welche sich von der Schlundanschwellung bis zum After ein dünner, gelblicher, durchsichtiger Streifen, der Darmkanal, zieht. Der zwischen Mundöffnung und Schlund liegende Durch- gang (capsule cornee) ist sehr eng und schwer zu sehen; auch die biscuitförmige Bildung des Schlundes und die kugel- förmige Anschwellung sind sehr wenig entwickelt. Am meisten verschieden aber sind diese jungen Thiere von den ausge- wachsenen in Bezug auf die Form der Schwanzspitze. Die- selbe ist nämlich bei allen Individuen, sie mögen sich zu Männchen oder zu Weibchen entwickeln, eine langgezogene, aus der ganzen Dicke des Hinterleibes hervorgehende Spitze. Diese Form behält der Schwanz lange Zeit. Es häuten sich selbst die Thiere mehrmals, bekommen aber immer wieder die lang ausgezogene Schwanzspitze. Soweit meine Beobach- tungen reichen, entwickelt sich die oben beschriebene Form des Schwanzendes erst, wenn die Thiere zeugungsfähig wer- den. Doch scheint dies, aber nur bei den Weibchen, hie und da Ausnahmen zu erleiden, denn ich habe zuweilen weib» liehe Individuen mit lang ausgezogener Schwanzspitze gesehen, in deren Eileitern sich Eier mit Embryonen befanden. Ob später, wenn sich einmal die charakteristische Schwanzspitze ausgebildet hat, noch eine oder mehrere Häutungen stattfinden, konnte ich nicht beobachten. Ich muss aber bemerken, dass ich nie abgelegte Häute dieser Art sah, dagegen häufig solche mit der ausgezogenen Schwanzspitze. Die Häutung selbst geht in folgender Weise vor sich: in der Nähe des Kopfes bekommt die äussere Haut einen queren Riss, durch welchen der Wurm mittelst verschiedener Bewe- gungen und Contractionen sein Kopfende herauszubringen sucht; ist dies gelungen, so zieht sich das ganze Thier durch beständiges Schlängeln allmälig aus der Haut heraus, die nun in vollständigem Zusammenhang zurückbleibt. Zuweilen hat sich Kopf und Schwanz schon von der abzulegenden Haut abgelöst, ehe der quere Riss erfolgt; das Thier bewegt sich Archiv f. Naturgcsch. XIV. Jahrg. 1. ßd. 12 178 Will: Zur Anatomie und Naturgeschichte nun in seiner Haut, wie in einer etwas weiteren, den Körper hinten und vorn überragenden , äusserst durchsichtigen Scheide Wie oft sich die Thiere häuten, bis sie ihre völlige Ausbildung erreichen, konnte ich nicht ausmitteln, da es mir bisher nicht gelungen ist, die einzelnen Individuen getrennt längere Zeit lebend zu erhalten. Wenn ich aber oben sagte, dass sie sich mehrmals häuten, so beruht dies auf wiederholter Beobachtung des Häutungsaktes bei sehr verschieden grossen Thieren, auf dem nicht seltenen Vorkommen verschieden grosser abgelegter Häute und endlich auf der Erfahrung, dass schon ziemlich grosse Individuen in Bezug auf die Entwicklung innerer Or- gane sich von den jüngsten Embryonen kaum unterscheiden, während bei der Häutung, aus welcher der Wurm mit der charakteristischen Schwanzspitze und den entwickelten äusse- ren Geschlechtstheilen hervorgeht, auch die innern Geschlechts- organe bereits ausgebildet sind. Die innern Organe entwickeln sich aber sicher erst dann, wenn das Thier eine gewisse Grösse erreicht hat. Vergleichen wir nun die von mir gegebene Beschreibung mit der von Dujardin, so finden wir eine völlige Ueberein- stimmung in Bezug auf Mundtheile, Schlund, Magen u. s.w., vermissen dagegen die Uebereinstimmung in Bezug auf die Gestalt der Schwanzspitze und der Caudalmembran. Ich bin weit entfernt, die Richtigkeit der Angaben dieses vortrefflichen und sorgfältigen Beobachters in Zweifel zu ziehen, allein da ich nirgends angedeutet finde, dass Dujardin die Veränderun- gen gekannt hat, welche die Schwanzspitze des in Frage ste- henden Entozoon erleidet, so dürfte wohl der Gedanke nahe liegen, dass die gegebene Abbildung und Beschreibung nach einem nicht vollständig entwickelten Exemplar gemacht sei. Indessen wäre es gewiss sehr wünschenswerth, dass sich der geehrte Beobachter durch diese Bemerkungen veranlasst finden würde, entweder meine Vermuthung zu bestätigen oder die Artverschiedenheit nachzuweisen, was ihm bei seinem grossen diagnostischen Scharfblick sicher nicht schwer fallen dürfte. Lebensweise. Wie schon oben bemerkt, habe ich die Thiere in den Harn-, Respirations- und Digestionsorganen von Arion rvfus und Limax agrestis gefunden. Sie w-erden jeden- falls mit dem Harn und den Excrementen enHeert und können von Angiostoma limacis Diij. J79 im Freien unter günstigen Bedingungen lange Zeit leben. Ich habe sie an einer todten Schnecke und an faulenden, immer feucht erhaltenen Pflanzenstofien drei Monate lang lebend er- halten. Es entwickelten sich zugleich eine ungeheure Menge von Jungen und zu jeder Zeit fand ich trächtige Weibchen. Sie gehören ohne Zweifel zu denjenigen Entozoen, welche ebenso gut ausserhalb, als innerhalb des Körpers der Schnecken gedeihen, und ihr Aufenthalt in den Schnecken kann nicht als ein zu ihrer Entwicklung nothwendiger betrach- tet w^erden. Ja, ich habe im verflossenen Frühjahr dasselbe Thier in den Gräben der Stadt beobachtet, wo sie sich gleich- sam in Nestern im Schlamm und zwischen Conferven in gros- ser Menge fanden und ebenfalls mehrere Wochen lebend er- halten wurden. Erlangen am 8. Oktober 1848. 12* 180 Beschreibung einiger kleinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. Von A. W a er n e r. Von 5 der hier aufgeführten Arten habe ich schon früher- hin die Diagnosen in diesem Archive mitgetheilt und lasse nun hier die ausführlichere Beschreibung nachfolgen; von zwei noch unbeschriebenen Arten habe ich die Charakteristik bei- gefügt. 1. Rhinolophus Gigas. Rh. raaximus, fuliginosus; capite, gastraeo lateribusque albi- dis; auriculis elongatis angustis; cauda brevi. Rhinolophus Gigas A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 148. Unter den Kammnasen ist diese die grösste und zu un- serer ersten Abtheilung gehörig, wohin diejenigen Arten, deren hinteres Nasenblatt ein querliegendes schmales Blatt bildet, gestellt sind. Sie hat ein furchtbares Gebiss, und dies in Verbindung mit dem verhältnissmässig ungeheuren Schädel würde dem Thiere, wenn sein Knochengerüste im grösseren Maassstabe ausgearbeitet wäre, ein wahrhaft schreckbares Ansehen gewäh- ren. Der knöcherne Schädel hat eine Länge von 1" 5'", wäh- rend die ganze Wirbelreihe nur 2" 11'" misst. 2 , 11 Das Gebiss besteht aus -^ Schneidezähnen, p^ Eckzähnen und ^ Backenzähnen. Die obern Schneidezähne sind sehr klein; die untern etwas grösser und dreilappig, das äussere Paar zurückgestellt. — Die Eckzähne sind ausserordentlich stark. Die obern auf der Innenseite platt, mit vorspringendem Längskiele in der Mitte; auf der Vorderseite mit tiefer Hohl- kehle; auf der Aussenseite gewölbt, hinten schneidend. Beschreibung einiger Jdeinen Säugthiere aus Syrien und Afrika. IgJ Der Zvvischenkiefer bildet eine schwache Lamelle; die Scheitelleiste ist stark entwickelt. An Wirbeln sind im Ganzen 30 vorhanden, nämlich 7 Halsw., 11 Rückenw., 6 Lendenw., 3 Kreuzw. und 3 Schwanzwirbel. Die Schuautze ist stumpf. Das Hufeisen ist gross, hinten durch einen aufgesetzten queren Wulst begrenzt, hinter wel- chem ein eben so breites halbovales Blatt sich aufrichtet; an jeder Seite des Hufeisens zeigen sich 3 häutige Querfalten. Die Ohren sind hoch, schmal, länglichoval, zugespitzt, nackt, im untern Theil an den Seiten mit Wolle beflogen. Die Flü- gel sind ausserordentlich lang, das Fersengelenk nicht ganz erreichend, nackt, oben längs des Körpers und der Schultern nur wenig, unten etwas mehr behaart. Der Schwanz ist kurz, die Schenkelflughaut schmal, beiderseits etwas behaart und der Schwanz ragt über sie hinaus. Die Farbe der Oberseite ist trüb russbraun, an den Sei- ten und auf dem Kopfe schmutzig graugelblichweiss. Die Un- terseite ist gelblichweiss, längs der Mitte des Hinterleibs mit trübem Schimmer. Die russbraunen Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte schmutzig weisslich. Die weissen Haare der Unterseite sind an den Seitentheilen und am Halse fast einfarbig, längs der Mitte des Hinterleibs aber mit dunklem Grundtheil. Am Ende des Vorderhalses findet sich ein Haar- wirbel. Der Nasenbesatz, zumal aber die Ohren sind dunkel; der Grund der Innenseite scheint bei letztern fleischroth ge- wesen zu sein; in der untern Hälfte sind sie an den Seiten- theilen mit grauweisslicher Wolle beflogen. Flügel und Glied- massen sind oben russbrauu; unten sind erstere ebenso, aber die Oberarme und hintere Hälfte der Vorderarme zeigen Spu- ren von rother Färbung, der auch, jedoch weit trüber, an den Schenkeln und der obern Hälfte der Schienen sichtlich ist. Die Längenverhältnisse sind folgende: Körper 4" 11'" Schenkelflughaut längs Ohren 1" 0'" der Mitte ... 0" 11"» Schwanz .... 1" 1'" Vorderarm .... 4" 1"' Freier Theil desselben 0" 2^-'" Flugweite .... 23" 0"' Das beschriebene Exemplar ist ein Männchen, das unsere 182 Wagner: Beschreibung einiger kleinen Säugthiere Sammlung von dem Naturalienhändler Brandt erhalten hat, mit der Angabe, dass es von Benguela in Nieder-Guinea ge- kommen sei. 2. Myoxus orohinus. M. supra brunneo-lutescens, subtus flavido-albus; pilis Omni- bus bicoloribus; macula alba inter oculos; cauda undique villosa, rotundata, griseo-fuscescente. Myoxus orohinus A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149. Gehört zur Untergattung Eliomys, obwohl die Backen- zahne einige Modificationen darzubieten scheinen. Die obern Schneidezähne sind honiggelb, die untern weiss- lich. Die Backenzähne sind an dem Exemplare, das mir zur Beschreibung diente, bereits sehr abgefiilirt, daher die Be- schaffenheit ihrer Schmelzfiguren nicht mehr anzugeben. Sie sind nicht so laug (von vorn nach hinten) als bei Myoxus Nitela, aber auch nicht so gross als wie bei M. Glis; die obern etwas ausgehöhlt mit stark vorgezogenem Aussenrande, der in der Mitte eingekerbt ist; auf der Kaufläche zeigen sich Spuren von 2 bis 3 Querfurchen. Die untern Backenzähne kommen mehr mit Eliomys iiberein, sind aber ebenfalls nicht so lang und tief napfförmig ausgehöhlt. Der Winkel des Un- terkiefers ist nicht durchbohrt. Die Schnautze ist spitz; die Schnurren sind ziemlich zahl- reich und die längsten reichen bis hinter das Ohr. Die Ohren sind ziemlich gross , gerundet , gegen den Rand fein mit Häär- chen beflogen. Der Daumen an den Vorderfiissen ist ganz rudimentär. Der Schwanz ist allseitig behaart, daher rund, nach hinten dicker werdend , aber an diesem Exemplare nicht vollständig. Die Sohlen sind nackt. Die Farbe der ganzen Oberseite ist bräunlich fahlgelb, längs des Riickgraths etwas dunkler überlaufen durch dunklere Haarspitzen. Die Unterseite ist abgeschnitten gelblichweiss, was auch die untere Kopfhälfte einnimmt und einen kleinen Fleck auf dem Nasenrücken zwischen den Augen bildet. Alle Haare der Ober- wie der Unterseite sind in der untern Hälfte schieferschwärzlich und die längs des Rückgraths überdies mit etwas dunklern Spitzen; nur die Haare des Vorderhalses sind aus Syrien und Afrika. 133 einfarbig. Die Oberseite des Kopfs ist etwas lichter als der Rücken; die Augen liegen in einem schwarzen Ring, Die längern Schnurren sind schwarz, mit lichten Spitzen; die kür- zern weisslich. Die Füsse sind auf der Oberseite fein gelb- bräunlich behaart, was an den Zehen ins Weissliche übergeht; die Krallen sind weisslich. Der Schwanz ist ringsum gleich- farbig; bräunlich mit graulichweiss untermengt. Die nackten Theile scheinen fleischfarbig, die Ohren mit dunklerem Rande. Körper 4" 2'" Ohr 0" S^'" Schwanz abgebrochen 1" 10'" Hinterfuss .... 0" 6^'" Kotschy hat diese Art im Sennar entdeckt. Sie steht hinsichtlich ihrer äusserlichen Beschaffenheit am nächsten dend Myoxus Coupei , der aber von ihr ^urch folgende Diagnose leicht unterschieden werden kann: M. minor, supra cinereus, leviter flavido-indutus; subtus albidus: pilis unicoloribus; cauda cinerascente. 3. Meriones myosuros. M. supra fulvidus, paululum nigro-adspersus, subtus albido- lutesceus; cauda corpore breviore, nuda, squamata; denti- bus primoribus haud sulcatis. Meriones myosuros A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149; Schreb. tab. 232 A. Das Ansehen ist ganz rattenähnlich, zumal durch den nackten Rattenschwanz, aber die Backenzähne des Unterkiefers, die allein an dem von mir untersuchten Exemplare erhalten waren, deuten divS. Meriones hin, jedoch mit dem Unterschiede, dass der hintere Zahn 2 Lamellen hat. Ein weiteres Unter- scheidungsmerkmal ist der Umstand, dass die Schneidezähne nicht, wie bei den ächten Meriones, gefurcht sind. Durch diese beiden Merkmale, so wie durch den Rattenschwanz ist eine eigene Untergattung angezeigt. Die Ohren von dieser Art sind klein, oval, nackt; die Schnurren fein und nicht über das Ohr reichend. Der Schwanz spitzt sich hinterwärts zu und ist nackt mit zahlreichen Schup- penringen, in deren Zwischenräumen einzelne kurze, wenig sichtliche, feine bräunliche Häärchen sitzen. Die Oberseite ist licht rostig falb, was auf Kopf und Nacken am lebhaftesten ist und an den Seiten ins Ockergelbe 184 Wagner: Beschreibung einiger kleinen Säugthierc übergeht; die Unterseite ist weisslichgelb. Die Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte schieferfarben, in der obern fahlgelb; einzelne ganz schwarze und weit längere Haare sind ihnen beigemengt, die an den Seiten verschwinden. Auf dem Unterleib sind die Haare nur am Grunde etwas grau. Die Fiisse sind mit sehr kurzen, feinen, lichtbräunlichen Häär- chen besetzt. Die Schnurren sind meist schwärzlich; die Schneidezähne lebhaft gelb; Ohren und Fiisse blass, was im Leben wohl licht fleischfarbig gewesen sein wird. Die Nägel sind weiss, der Schwanz braun. Körper 8" 6'" Ohren. . . . . . 0" 7'" Schwanz 4" 9'" Hinterfuss .... 1" 6"' Kotschy hat diese Rennmaus in Syrien aufgefunden. 4. Hypudaeus cinerascens. H. supra cinerascens, subtus niveus; auriculis prominentibus pilosis;' pedibus albis; cauda nudiuscula quartam corporis partem aequante. Die Schnurren sind lang und zahlreich; die Ohren ragen weit aus dem Pelze hervor; der Schwanz, der bei dem vor- liegenden Exemplare vollständig erhalten ist, ist sehr kurz und mit feinen Häärchen beflogen. Der Pelz ist weich. Die Oberseite ist licht aschgrau, mit hell bräunlichgelbem Anfluge, der an den Seiten merklicher hervortritt. Die Un- terseite ist abgeschnitten und rein weiss. Die Haare der Ober- seite sind in ihrer grössern untern Hälfte schieferfarben, dann licht gelblichgrau mit dunkelbraunen Spitzen; letztere ver- schwinden an den Seiten. Auch die Haare der Unterseite sind an der Wurzel mehr oder weniger schieferfarben. Die längern Sehnurren sind schwarz, mit weisslichen Spitzen; die kürzern Schnurren sind weisslich. Die Ohren sind aussen dunkler, innen lichter behaart. Füsse und Schwanz sind im Leben licht fleischfarben, erstere deutlicher, letztere undeut- licher mit weissen Häärchen besetzt, die längs der Mitte der Oberseite des Schwanzes dunkler sind. Körper 3" 0'" Ohren 0" 4'" Schwanz 0" 8'" Hinterfuss . . . . 0"6i"' Obwohl der H. cinerascens dem H. syriacus Licht, sehr nahe verwandt ist. so scheint er doch nicht mit ihm eine Art aus Syrien und Afrika. 185 auszumachen, da nach Lichtensteiii's Beschreibung bei letzte- rem der Schwanz fast nochmal so lang, die Färbung der Oberseite des Körpers mehr gelblich und Unterleib nebst Füssen graulich sind. Die Heimath beider Arten ist gleich, indem Kotschy die unsrige aus Syrien an die Wiener Samm- lung überbracht hat. 5. Mu s fu scirostr is. M. supra brunneo-flavescens , nigro-adspersus , subtus abrupte albus; nasi apice dorso concolore; auriculis majusculis; cauda corpore breviore. Mus fuscirostris A. Wagn. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149. Die Färbung ist ähnlich der der Waldmaus, aber blasser. Die Oberseite ist bräunlich fahlgelb mit schwarzer Sprenke- lung, die an den Seiten verschwindet. Die ganze Unterseite ist abgeschnitten weiss mit gelblichem Anfluge. Die Haare der Oberseite sind in ihrer untern Hälfte dunkel schieferfarben, längs des Rückens zum Theil mit schwarzen Spitzen und mit einzelnen ganz schwarzen Haaren. Die Haare längs der Mitte der Unterseite sind einfarbig ; die an den Seiten haben aber ebenfalls einen dunkeln Grund. Die obere Hälfte des Kopfes ist dem Rücken gleichfarbig, die untere bis zur Stelle der Schnurren weiss; die Nasenspitze ist der übrigen Oberseite gleichfarbig, ohne weissen Fleck. Die Schnurren reichen nicht bis zur Ohrspitze und sind schwarz mit lichten Spitzen. Die Ohren sind ziemlich gross und fast nackt; die Füsse weiss behaart, die Nägel weisslich. Der Schwanz ist nackt, nur mit wenig merklichen feinen braunen Häärchen beflogen. Körper 6" 0'" Ohren , ungefähr . . 0" 7^"' Schwanz 4" 7'" Hinterfuss .... 0" lli'" Von Kotschy im Sennar entdeckt. Diese Art hat viele Aehnlichkeit mit M. albipes Rüpp. , unterscheidet sich aber durch weit kürzern Schwanz und den Mangel des weissen Flecks an der Nasenspitze. — Ein anderes Exemplar von 4" 2"' Körperlänge mit etwas trüberer Färbung ist entweder ein Junges von M. fuscirostris oder eine eigene Art, deren vielleicht schon Rüppell im Mus. Senckenb. HI. S. 108 als Varietät von M. albipes gedenkt. 186 Wagner: Beschreibung einiger kleinen Säugthiere 6. Mus Umhat US. M. supra bruimeo-griseus j subtus abrupte albidus, striga la- teral i flavida; cauda corpore breviore. Mus Umhatus A. Wagii. in Wiegm. Archiv 1845. 1. S. 149. Die Ohren sind gross und fast nackt; die längsten Schnur- ren erreichen noch nicht die Ohrspitze. Der Schwanz ist viel kürzer als der Körper und nur spärlich mit feinen, wenig merklichen Häärchen versehen. Das Weibchen besitzt 4 Paar Zitzen in den Weichen. Die Oberseite ist aus trüb Bräunlichgelb und Schwarz gesprenkelt, wobei das Grau der Haarwurzeln durchschimmert, so dass die allgemeine Färbung trüb ist, sehr verschieden von dem falben Tone der Waldmaus und nicht einmal so lebhaft als bei der Wanderratte. Die Haare sind im grössern Theil ihrer Länge schieferfarben und nur die Spitzen sind farbig. Die Unterseite ist abgeschnitten weiss mit gelblichem Anhauche. Zwischen ihr und der Oberseite findet sich eine blass ocker- gelbliche schmale Binde, welche dadurch entsteht, dass die Spitzen der Haare der Oberseite lebhafter werden und kein Schwarz ansetzen. Die Haare der Unterseite, auch längs der Mitte desselben, sind alle am Grunde dunkel schieferfarben. Der Kopf ist oben dem Rücken, unten der Unterseite gleich- farbig. Die Füsse sind schmutzig gelblichweiss behaart; die Nägel licht hornfarben. Der Schwanz ist dunkel; die Häärchen auf der Unterseite etwas lichter. Körper 5" 7'" Ohren 0" Sr^-'" Schwanz 4" 0"' Hinterfuss .... 1" 0'" Auch diese Art hat Kotschy im Sennar aufgefunden. Sie ist von Mus leucosternum verschieden durch Mangel von Roth in der Färbung, durch die gelbe Binde zwischen den beiden Hauptfarben, den gelblichweissen Ton des Unterleibs und etwas kürzere Schnurren. 7. Mus maniculatus. M. supra brunueo-fulvescens, nigro-adspersus, subtus cano- albidus; auriculis brevibus pilosis , pedibus albidis; cauda corpore breviore pilosiuscula. aus Syrien und Afrika. 187 Das Ansehen dieser Maus erinnert durch die Kürze und Behaarung der Ohren und des Schwanzes schon sehr an die Wüldmäuse (Hypudaeus), doch ist sie, wie Gebiss und Scliä- del ausweist, ein achtes Glied der Gattung Mus; ihr Zwischen- scheitelbein hat im Allgemeinen die Form wie bei Mus tectorum. Die Oberseite ist falbbraun mit viel Schwarz gesprenkelt; die Unterseite ist graulichweiss, was allmählig in die Farbe der Oberseite übergeht. Alle Haare sind an ihrem untern Theile schieferschwarz und die des Rückens meist mit längern oder kürzern schwarzen Spitzen. Die Schnurren sind dunkel- braun und haben meist lichte Enden. Die Ohren sind kurz, gerundet und auf beiden Seiten mit braunen Häärchen besetzt. Die Füsse sind dünn , mit weisslichen Häärchen besetzt und die Krallen weisslich hornfarben. Der Schwanz ist beträcht- lich köt-zer als der Körper, braun und ziemlich häufig mit Häärchen besetzt, ohne dass jedoch dadurch die Schuppenringe verdeckt werden. Körper 5" 3'" Ohren 0" 6'" Schwanz 4" 3'" Hinterfuss .... 1" 4"' Wir haben diese Art von Herrn Dr. Pruner aus Aegypten erhalten. 188 Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen, Von Dr. A. V. Frantzius. (Hierzu Taf. VII.) üa seit dem Erscheinen meiner Inaugural- Dissertation, in welcher ich die Resultate meiner Untersuchungen über die in vielfacher Hinsicht so interessanten Gregarinen veröffent- lichte, zwei sehr wichtige und unsere Kenntnisse derselben wesentlich erweiternde Arbeiten erschienen sind, dieselben sich aber mehrfach auf meine genannte Schrift beziehen, so benutze ich diese Gelegenheit einige nachträgliche Bemerkun- gen und Berichtigungen derselben mitzutheilen, die ihr bei- gefügte Kupfertafel hiermit dem Publikum zu übergeben und ausserdem die letzteren wichtigen Resultate der seither ange- stellten Untersuchungen kurz zusammenzustellen. Ich unterlasse es den Inhalt meiner Inaugural-Dissertation, namentlich den historischen Theil ausführlich mitzutheilen und beschränke mich nur darauf für diejenigen, welche auf ein spezielleres Studium dieser Thiere einzugehen gedenken, sämmtliche bisher hierüber erschienene Literatur anzugeben: 1. Leon Dufour Annales des sciences nat. tom. VIII. 1826. pag. 45 u. ff. Reclierches anatomiques sur les carabi- ques et plusieurs autres Insectes coleopteres. 2. Derselbe Annal. d. sc. nat. tom. XIIL 1837. pag. 366. Note sur la Gregarine, nouveau genre de ver, qui vit en troupeau dans les intestins de divers insectes. 3. Derselbe Annal. d. sc. nat. tom. VII. 1837. pag, 5. Re- cherches sur quelques Entozoaires et larves parasites des insectes Orthopteres et Hymenopteres. 4. Helminthologische Beiträge von Dr. Hammer Schmidt zu Wien. Oken's Isis 1838. S. 351. Taf. IV. Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 189 5. Beiträge zur Naturgeschichte der wirbellosen Thiere von Dr. C. Th. von Siebold. Danzig 1839. Ueber die zur Gattung Gregarina gebörigen Helminthen. 6. Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik von M. J. Schieiden und C. Nägeli. 2tes Heft. Zürich 1845. — Die Lehre von der thierischen Zelle und den einfachen thieri- schen Formelementen nach den neuesten Fortschritten dargestellt von Dr. A. Kölliker S. 97 u. ff. 7. J. Heule Ueber die Gattung Gregarina. Müller's Archiv für Anat. u. Physiolog. 1845. S. 369— 374. Taf. XUf. Fig. 3—7. 8. A. de Frantzius Observationes quaedam de Gregarinis Berolini 1846. 9. Dr. F. Stein Ueber die Natur der Gregarinen. Müller's Archiv für Anat. u. Physiol. 1848. S. 182 u. ff. Taf. IX. 10. A. Kölliker Beiträge zur Kenntniss niederer Thiere. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie von v. Sie- bold und Kölliker 1848. S. 1. Taf. I— HI. 1. Ueber die Natur der Gregarinen. Denjenigen meiner Hauptsätze , dass die Gregarinen nicht vollständig ausgebildete Thiere seien, muss ich jetzt zurück- nehmen, nachdem durch die verdienstvolle Arbeit des Dr. Stein dasjenige, was Kölliker im Voraus als Hypothese hinstellte, jetzt zur Evidenz erwiesen ist, dass nämlich die Gregarinen vollständig entwickelte Thiere seien, die keine weitere Meta- morphose eingehen und als solche in die Reihen des zoologi- schen Systems einzuordnen sind. Stein stellt sie in eine der untersten zu den Infusorien gehörigen Abtheilung, der er den Namen der Symphyten beilegt. Alle unsere Anschauungen und Betrachtungen über diese Thiere haben hierdurch eine feste Basis gewonnen, durch die eine Menge bisher zweifel- hafter Verhältnisse sich jetzt von selbst erledigen. Es steht somit nichts mehr im Wege die für die allgemeine Physiologie wichtigen Schlüsse und Folgerungen aus dem Wesen der Gre- garinen zu ziehen; die zuerst angeregt zu haben Kölliker's grosses und unbestreitbares Verdienst ist ^). ') Siehe unter den oben angeführten Schriften Nr. 6, J90 ^^ ^ Frantzius: Kölliker's Hauptfolgerung im Gegensatz zu Ehrenberg's Ansichten war die, dass die niedrigsten Thiere in ihrer Zu- sammensetzung einer einfachen Zelle gleichkommen. Hierfür sollten die Gregarinen einen Beweis liefern; es war demnach zuerst nachzuweisen, dass die Gregarinen wirklich vollkommen entwickelte Organismen seien, die keine weitere Metamorphose eingehen, was bereits, wie oben bemerkt wurde, durch Stein geschehen ist; und ferner, dass die Gregarinen wirklich als Zellen zu betrachten seien. Hiegegen trugen Henle und ich bisher einige Bedenken. Die des Ersteren sind bereits schon früher erledigt worden, und was die meinigen betriflft, so muss ich dieselben jetzt auch fallen lassen, nachdem durch Kölliker's, Stein's und meine eigenen fortgesetzten Unter- suchungeq meine Kenntnisse über die Natur der Gregarinen sich wesentlich erweitert haben. Diejenigen Formen nämlich, bei denen die Scheidewand fehlt und die Stein sehr passend mit dem Namen Monocystideae belegt, können gewiss ohne weiteres als Zellen betrachtet werden. Die in den übrigen Gregarinen vorkommende Scheidewand, die ich nicht wie Kölliker nur für eine verdickte Schichte des flüssigen Körper- inhaltes, sondern mit Stein ebenso wie die übrige Körperhülle für eine Membran halte, ist einmal etwas dem Begriff der wahren Zelle Fremdartiges. Immerhin bleiben indessen auch diese Gregarinen wegen dieser der Zellenform aufs engste sich anschliessenden Einfachheit ein strikter Gegenbeweis gegen die Ehrenberg'sche Ansicht der hohen Organisation der Infu- sorien. Was die Natur des in der Körperhöhle der Gregarinen befindlichen durchsichtigen Körpers betrifft, so kann ich nur wiederholen , dass bei Gr. Blattarum wenigstens ich mich aufs deutlichste überzeugt habe, dass derselbe nicht ein Bläschen, sondern ein aus einer zähen homogenen Masse bestehender Körper ist. Für die Richtigkeit dieser Behauptung führe ich an, dass der durch seine exakten mikroskopischen Unter- suchungen bekannte Dr. Reinhard in Berlin Augenzeuge war, als ich jene (a. a. O. S. 31) früher mitgetheilten Experimente ausführte; auch freut es mich zu sehen, dass Dr. Stein mir in diesem Punkte vollständig beistimmt. Wenn ich in meiner Dissertation S. 33 sagte „corpus illud pellucidum iis insitum Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 191 non esse vesiculam , neqne igitnr uuclenm", so miiss ich die- sen letzten Schluss als einen unbegründeten zurücknehmen ; da einmal die Gregarinen wirklich als Zellen zu betrachten sind und die Solidität des durchsichtigen Körpers durchaus nicht dem Begriff eines Zellenkerns Eintracht thut. 2. Lieber die Entwickelung der Gregarinen. Während der Cyklus der Entwicklung bei den Gregarinen bisher unseren angestrengtesten Forschungen verborgen ge- blieben war, so müssen wir jetzt durch Stein's sinnreiche Be- obachtungsmethode und deren überraschende Resultate, dass die Gregarinen, wie ich schon oben bemerkte, wirklich voll- ständig entwickelte Thiere sind, die sich meistens durch Ver- einigung zweier erwachsener Individuen in eine Cyste (die früheren Pseudonavicellenbehälter) verwandeln, aus deren In- halt sich die Keimkörner (Pseudonavicelleu, Spindelzellen) bilden, die sich dann zu neuen Gregarinen entwickeln, lieber das Spezielle dieser Entwickelung, die Stein bei mehreren Gregarinen vollständig nachgewiesen hat, verweise ich auf dessen eigene Arbeit in IMüUer's Archiv. Ob nun aber, wie Kölliker meint, vor der Umwandlung der Gregarinen zu Cysten immer zwei Kerne in denselben auftreten oder ob das Vorhandensein zweier Kerne, wie Stein angiebt, auf eine vorhergegangene Vereinigung zweier Indivi- duen beruht, bedarf gewiss noch einer sorgfältigeren und ge- nauen Untersuchung. Was meine Abbildungen betrifft, die Kölliker als Stütze für seine Ansicht benutzt, so kann Fig. I. 4 deshalb nicht als solche dienen , weil ich mich nicht von der Gegenwart eines in der vorderen Leibeshöhle befindlichen Kernes überzeugt habe, sondern nur naturgetreu eine hier befindliche Lücke in der feinkörnigen Masse des Körperinhal- tes dargestellt habe. Fig. VII. 1 u. 2, wo ich mich wirklich von der Anwesenheit eines Kernes in beiden Leibeshöhlen über- zeugt habe, möchte ich jetzt, da Kölliker mir durch seine Fig. 10. Taf. 1 gezeigt hat, dass dieselbe von der meinigen ganz verschieden ist, für eine Zvgocystis halten, da beide Körperhälften gleich und sie mit dem sich entsprechenden dickeren Ende verwachsen sind nach Art der Z. cometa Stein. Ich nenne sie daher Z. Ephemerae. j92 A. V. Frantzius: Dass in einzelnen Fällen sich wirklich nur ein Kern in den Cysten findet, davon habe ich nnch auf's entschiedenste überzeugt und zwar bei einer Monocystis aus dem Regen- wurm, von der ich aber nicht weiss, ob sie mit Stein's M. agilis identisch ist. Ich möchte daher glauben, dass bei allen Monocystis -Arten die Cyste im Anfange nicht, wie bei den übrigen Gregarinen aus zwei halbkugligen Hälften besteht, und dass dann auch nur ein Kern vorhanden ist. Wie sich dies Verhältniss bei den Sporadinen, Stylorhynchen und Acti- nocephalen gestaltet, die doch ursprünglich auch alle isolirt leben, bedarf noch genauerer Untersuchungen. Dass auch bei den Insekten, wie bei den Würmern, der Aufenthaltsort der Gregarinen sich nicht blos auf den Darm- kanal beschränkt, sondern dass sie auch hier frei in der Bauchhöhle vorkommen, dafür habe ich bis jetzt zwei Bei- spiele gefunden. Bei Blatta fanden sich bei einer ganzen An- zahl von Exemplaren aus einer bestimmten Bäckerei regel- mässig eine grosse Anzahl Gregarinen frei in der Bauchhöhle. Diese Beobachtung habe ich gemeinschaftlich mit meinem Freunde Dr. v. Babo gemacht, der darüber genauere Mitthei- lungen zu veröffentlichen versprochen hat. Ein anderes Mal fand ich in der Bauchhöhle eines Scarabaeus stercorarius eine grosse Anzahl Gregarinen, deren Hinterleib kugelrund wai und auf welchem der Vorderleib wie ein kleines rundes Knöpf- chen aufsass. Sie glichen sehr der von Hammerschmidt be- schriebenen Bullinia Tipulae, von der er ebenfalls angiebt, dass sie frei in der Bauchhöhle vorkommt. Von dem Prinzip, alle in einem Mutterthiere beisammen lebenden Gregarinenfor- men als zu einer Spezies gehörig anzusehen, bin ich längst zurückgekommen, weshalb ich Stein's Unterscheidung der drei von mir in Tenebrio molitor gefundenen Gregarinenformen ganz billige. Aus demselben Grunde sehe ich mich veranlasst, die unter Fig. I. 2 von mir abgebildete Gregarinen als eine nicht zur Gr. Heerii gehörige Art zu betrachten, da sie aber durch einen kuglig erweiterten Hals sich von der Gr. Sieboldii unterscheidet, auch ein anderes Mutterthier bewohnt, so ver- dient sie gewiss als besondere Art genannt zu werden, der ich den Namen G?'. octacantha gebe. Ich lasse jetzt die Erklärung der Tafel folgen, wie ich Einige nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 193 sie in meiner Dissertation gegeben habe, und füge daran die aus dem obigen sich ergebenden Berichtigungen. ICONUM EXPI.ICATIO. I. CSr. Heerii Koellik. 1. 2. 4. Individua capite colloque munita. 5. 6. 7. Variae formae, quas haecce Gregarina inter motum induit. (Forma capitis collique expers delineata est.) 3. Receptacuhim Navicellariim , in quo Navicellae nascentes insunt, Strato mucoso pellucido circumdatum. 8. Navicellae ex illo receptaculo. II. Gr. rubecula Hammerschm. 1. Forma ex insecto capite colloque instructa. 2. Individuum parvum. 3. Nucleus amplificatus. 4. Forma capitis expers ex larva ejusdem insecti. 5. Receptaculum Navicellarum. III. Or. Blattartiiii Sieb. 1. Individuum luce permeante conspectum. 2. Idem luce incidente visum. 3. Variae Gregarinae naturalis magnitudinis, luce incidente conspectae, inter quas etiam receptacula Navicellarum quae- dam adsunt. 4. Forma cum extenuata parte posteriore. 5. Duo individua cohaerentia. 6. Nucleus ex interioribus amplificatus. IV. Gr. elougata mihi. 1. 2. Individua adulta. 3. 4. Individua parva. 5. Peculiaris horum animalium contractio sub motu 6. Navicellarum receptaculum. V. Gr. polyniorplia Hammerschm. 1. 2. Variae formae, plerumque in larvis obviae. 3. 4. 5. Formae, quae in insecto plerumque occurrunt. 8. 9. 10. Priores evolutionis gradus. 6. 7. Navicellarum receptacula. VI. Gr. Mystacidaruni mihi. 1. Individuum cum subtilissimis ciliis in parte posteriore. 2. 3. Variae formae, quas haec animalcula inter motum osten- dunt. 4. Exemplar parvum. 5. Nucleus ex interioribus amplificatus. 6. Navicellarum receptaculum. Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 13 194 t\. V. Frantzius : ¥11. Gir. clavata Koell. 1. 2. 3. Variae formae. 4. Navicellariim reccptaculum. VIII. €ir. Dytiscorvini mihi. 1. Gregarina ipsa. 2. Navicellariim reccptaculum. 1!1L. Or. o%ata L. Duf. X. Qr. «fuli mihi. 1. Individuum adultum. 2. Individuum parvum. mxBm€^.M Zu berichtigen ist: 1. Fig. I. 2 ist Acanthocephalus octacanlhus mihi. 2. Fig. V. 3 u. 4 ist Stylorhynchns ovalis Stein 5. zwei zur Con- jugation aneinander getretene Individuen. 3. Fig. V. 1 ist Gregarina cuneata Stein. 4. Fig. VII. ist Zygocystis Ephemerae mihi. Schliesslich stelle ich der bequemeren Uebersicht wegen sämratliche bis jetzt bekannten Gregarinen nach dem von Stein sehr passend gewählten Eintheilungsprincip zusammen. I. Monocystideae. Einzellige 1. Monocystis. Einzeln lebende. M. Nemertis Koell. (Nemertes). M. Terebellae Koell. (Terebella). M. Spionis Koell. (Spio). M. Enchytraei Koell. (Enchytraeus). M. pellncida Koell. (Nereis). M. agilis Stein. (Lumbricus). M. Clavellinae Koell. (Clavellina). Gregarinen. 2. Zygocystis. Zu zweien verbundene. Z. Sipunculi Koell. (Sipunculus). Z. Saenuridis Koell. (Saenuris). Z. cometa Stein. (Lumbricus). Z. Ephemerae Frantz. (Ephemera). Einigo nachträgliche Bemerkungen über Gregarinen. 195 11. Gregarinariae. Gregarinen, deren Körperhöhle durch eine Scheidewand in zwei Hälften getrennt wird. 3. Sporadina, 4. Stylorhynchus. Einzeln lebend ohne Kopfanhang. Sp. curvata Hammerschm. (Cetonia). Sp. oblongata Hamm. (Opatrnm sab.) Sp. clavata Koell. (Ephemera). Sp. Dytiscorum Frantz. (Dytiscns). Sp. Reduvii Stein. (Reduvius). ;i- Sp. Juli Frantz. (Julus). Sp. Scolopendrae Koelj. (Scolopendra). 6. Actinocephalus. Einzeln lebend mit strahlen- förmigen Kopfanhängen. A. caudatus v. Sieb. (Sciara). A. conicus L. Duf. (Gryllus). A. rubecula Hammersch. (Dermestes). A. Sieboldii Koell. (Agrion). A. Lucani Stein. (Lucanus). A. Acus Stein. (Carabus). A. octacanthus Frantz. (Phryganea). Einzeln lebend mit rüsselartigem Kopfanhang. St. oligacanthus v. Sieb. (Callopteryx). St. Heerii Koell. (Phryganea). St. brevirostris Koell. (Hydrophilus). St. ovalis Stein. (Tenebrio). - St. longicollis Stein. ^i.; (Blaps). St. Phallusiae Koell. (Phallusia). St. ßalani Koell. (Baianus). 6. Gregarina. Stets zu zweien aneinander- geheftet. Gr. Amarae Hammersch, (Amara). Gr. Psocorum v. Sieb, (Psocus). Gr. ovata L. Duf. (Forficula). Gr. Blattarum v. Sieb. (Blatta). Gr. oblonga L. Duf. (Oedipoda). Gr. tenuis Hammerschm. (Allecula), Gr. elongata Frantz. (Crypticus). Gr. polymorpha Hammersch. (Tenebrio). 13* 196 A. V. Frantzius: Einige nachträgliche Bemerk, ü. Gregarinen. Gr. cuneata Stein. (Tenebrio). Gr. mystacidarum Frantz. (Mystacida). Gr. Gammari? (Gammarus). III. Didy mophyideae* Gregarinen, die durch zwei Scheidewände in drei Abtheilungen getheilt werden. 7. Didymophyes. D. gigantea Stein. (Oryctes). D. paradoxa Stein. (Geotrupes). D. longissima v. Sieb. (Gammarus). 197 Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer. Von P. Alberg Holm. Aus Kröyer's Nalurhistorisk Tidsskrift, neuer Reihe, 2tem Bande (S. 465—525), übersetzt von Dr. C r e p 1 i n. Seit meiner Kindheit interessirte mich die Natur, und dies ist sehr begreiflich, da ich auf den Färöern, in wilden und in ihrer natürlichen Freiheit unbeschränkten Umgebungen auferzogen worden, deren scharfe Charakterziige nothwendig einen zeitigen Eindruck hervorbringen mussten. Da diese frühe Neigung durch den Unterricht, welchen ich während meiner ganzen Schulzeit in der Naturgeschichte genoss, mehr Bestimmtheit erhalten hatte, wurde es für mich ein Bedürfniss, meine Kenntnisse theils durch Sammlungen und Beobachtungen in der Natur, theils durch das Studium wissenschaftlicher Werke, so oft sich Gelegenheit dazu darbot, zu entwickeln und zu ordnen. Am meisten fesselte mich die Ornithologie, und nachdem ich mir etwas Theorie sowohl, als Praxis in diesem Fache erworben hatte, ergriff ich mit einem solchen Interesse in lebender Erinnerung die erste sich mir darbie- tende Gelegenheit, nach den Färöern zu reisen, wenn gleich meine Hauptabsicht dabei war, mein Heimathsland wiederzu- sehen. Die Jahreszeit (Juni und Juli) war indessen weniger günstig zu speciellen Beobachtungen , und zudem legte sich noch eine Menge anderer Hindernisse in den Weg, Als Folge davon vollführte ich das nicht, was ich wünschte, und die Mängel, welche sich aus dem Folgenden ergeben werden, j98 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, haben darin ihren Grund. Dessenungeachtet beschloss ich, wohlwollenden Lesern meine Anzeichnungen initzutheilen, wo- bei ich jedoch beständig daran erinnern muss, dass ich hier nichts Vollständiges und Abgeschlossenes liefere, dass ich aber durch fortgesetztes Studium , besonders wenn sich noch recht bald Gelegenheit fände, nach den Färöern zu reisen, die Mängel hierin ausgleichen und berichtigen will. Nament- lich schwebe ich rücksichtlich des Larus flavipes , der Lestris parasitica, der Bestimmung von Uria und des Verhaltens mit den sogenannten Gjeltfuglar noch in einiger Ungewissheit. Ich habe in diesen Blättern über die färöischen Vögel gehan- delt, will aber später versuchen, auch das Uebrige der färöi- schen Fauna, so weit es geschehen kann, zu bearbeiten; denn die Natur dieser Inseln ist so wenig berücksichtigt worden, dass ich glaube, möglicherweise dadurch einige Beiträge von Interesse zu liefern. Dass ich die einzelnen Vögel nicht be- schrieben habe, rührt daher, dass ich Wiederholungen ver- meiden wollte, wenn diese Thiere schon früher ausführlich behandelt worden waren; in welchem Falle ich natürlich auf die speciell die Färöer betreffenden Bücher verwiesen habe, als: Landt's Forsög til en Beskrivelse over Färöerne, Kjö- benhavn 1800, und Graba, Tagebuch, geführt auf einer Reise nach Färö i. J. 1828, Hamb. 1830. Ausserdem habe ich be- sonders verglichen: Fab er, lieber das Leben der hochnor- dischen Vögel und Prodromus der isländischen Ornithologie; Nilsson's Skandinavisk Fauna, Temminck, Manuel d'Or- nithologie, n. m. — ich überliefere sonach diese Beobachtun- gen dem Urtheile kundiger Leser mit der Ueberzeugung, dass sie auf den Standpunkt Rücksicht nehmen werden.,,. ftpf,,wi^lchem icji zu stehen erklärt habe. ^\ . ,!,,1 ; • .,,,* Kopenhagen im April 1847. Wenn man, die Shetlands Inseln hinter sich habend, in das atlantische Meer kommt, zeigen sich schon viele Vorboten der färöischen Vogelfauna, hochnordische und völlig oceani- sche Formen, welche man im Sommer nie in der Nordsee antrifft. Schaaren vom Larus tridactylus giebt es überall im übersetzt von Dr. Creplin. |99 Meere; sie halten sich dort scliaarenvveise auf und schwimmen umher, am liebsten im Kielwasser des Schiffes, wo sie unter beständigem Geschrei bald umherflattern , bald sich setzen und aus den Wogen Seethiere auffischen. Ich versuchte, sie mit- tels der Angel zu fangen ; das wollte aber nicht gelingen, eben so wenig, wie mit Procellaria glacialis; denn sie ver- schluckten den Köder nicht, sondern pflückten ihn ab. Die- sem zufolge kann ich nicht bestimmen , in welchem Alter diese Vögel waren; alle diejenigen aber, welche ich Gelegenheit hatte nahe beim Schifi'e zu sehen, waren Junge; zeigte sich ein Grind (Delphinus globiceps) am Horizonte, so flogen alle Vögel dahin. Dass Thalassidroma pelagica , wenn sie die Leeseite des Schiffs sucht, Sturm anzeigt, ist ganz gewiss und völlig natürlich, da sie auf solche Weise Schutz gegen den Wind erhalten will. Kommt man aus dem Meere dem Lande näher, so zeigt sich natürlich eine Menge zufälliger Flüchtlinge vom Lande, von welchen wir an ihrer Stelle reden wollen; denn sie ge- hören in dieser Jahreszeit nicht dem Meere an. Ich will mir jetzt erlauben , den Leser an einem Tage der Sommermitte in eine gewöhnliche färöische Bucht (Fjord), d. h. eine solche, in welcher sich kein Vogelfelsen (Vogelberg, dan. Fugle- Fjeld) befindet, zu führen, und zwar am liebsten, wenn die See von Nebel bedeckt und das Wetter still ist; denn unter solchen Umständen pflegen die meisten Vögel beisammen und wegen des Nebels so ruhig zu sein, dass man sie leicht be- obachten kann. Sitze ich nun ruhig in einem Boot und fische, so wird die Sterna arctica sogleich ganz treuherzig in dasselbe hereinfliegen, in welchem Falle ich sie durch Um-v schlingung mit einer Angelschnur liabe fangen sehen; ebenso kommt Larus tridactylus dicht über und neben das Boot. Hat L. tridactylus sich gezeigt und ein Stück Fisch oder Speck bekommen, so hört man einen Augenblick danach ein schal- lendes J — joh!, und Lest?is parasitica schiesst wie ein Pfeil hinter jene Möwe her, welche jämmerlich ächzt; und nun wiederhallt die ganze Bucht von der muntersten Musik, wenn gleich diese unläiigbar ein wenig schneidend und unharmonisch ist; hat die Raubmöwe der andern Möwe den Bissen abge- peinigt, so ist Friede, bis sich dieselbe Scene wiederholt. 200 Holmj Ornithologischer Beitrag zur Fauna der FärÖer, indem Lestris Catarrhactes bisweilen die Rolle jener Raub- möwe übernimmt, welches jedoch seltener geschieht, da sie den ausgeworfenen Speck lieber selbst aufnimmt. Neben dem Boote schwimmt als treue Begleiterin TJria Grylle, welche jeden Augenblick untertaucht, aber auch gleich wieder auf- kommt und lustig umherschwimmt, indem sie pfeift und mit dem Kopfe nickt. Etwas weiterhin im Nebel hören wir ein immerwährendes aah — orr — rrrr; dieses rührt von einem Hau- fen des Mormon arcticus her, welcher sieh mit Vria Trotte vereinigt hat, um sich in dem klaren Meere zu ergötzen; unter den letzteren zeigen sich mir Vria Troile et Bruennichii und deren Var, lacrymans , wie man auch U. Grylle, alt und jung, in einer solchen Bucht antreffen wird, welche allezeit von Klippen umgeben ist, von denen aus die brütenden Vögel Ausflüge nach Nahrung machen, besonders wenn es neblig ist. Von Puffinus arcticus wird man grosse Schaaren sehen; sie sind aber sehr scheu und fliegen in sehr weiter Entfernung; auf; beim Auffliegen neigen sie sich immer nach der einen Seite, so dass oft ganze Schaaren schief fliegen. Von Fiili- gula mollissima wird man einige, nicht viele, sehen, da sie sich selten aussen in der Bucht aufhalten , sondern längs dem Lande zwischen den Scheeren und den grossen Steinen , oder auch auf dem Meere. Larus fuscus fliegt über das Wasser, um Nahrung zu suchen, während sein Nest oben auf einer Felsebene in der Nähe ist. Einen einzelnen L. marinus kann man auch weit hören; aber dieser Vogel ist ziemlich be- schränkt in Anzahl auf den Färöern, während die anderen dort vorkommenden Möwen sich in ungeheuren Massen zeigen; L. argentatus wird man auch aussen in der Bucht gewahr werden, doch eben nicht in grosser Menge. Rudern wir etwas weiter landeinwärts und bewegen wir uns längs des Strandes, so zeigen sich hier einige Verschiedenheiten von dem, was wir in der Bucht sahen; die Küste ist entweder sehr steil , indem die Klippe oben grün und ziemlich eben ist, dann aber plötzlich abschiesst und eine hohe, ganz glatte und steile Wand gegen die Bucht oder das Meer bildet; oder es zeigt sich eine andere Gestaltung der Küste, wenn nämlich die Felsebene nicht steil abschiesst, sondern sich mehr oder minder schräge gegen die See hinabsenkt. An der erstem übersetzt von Dr. Creplin. 201 Küstenforni giebt es oft und meistens keine Klippe oder grös- sere Steine, sondern nur Stufen und grosse Absätze, gebildet von dem Felsen, während die schräge Küste nicht eben und flach gegen die See hin, sondern von einer Masse grosser Steine und Klippen bekränzt wird, welche einen Rand um das Land bilden (dies meistens gegen die Buchten, nicht so oft gegen das Meer). Nach dieser verschiedeneu Gestalt der Küste richten sich auch die Vögel , so dass man von ihnen ganz andere Formen an steilen Strändern, als zwischen Klippen und Steinen, an- trifl't. Begeben wir uns also aus der Bucht nach dem Lande, wo es schräg abnimmt, so werden wir eine grosse Menge von Uria Grylle sehen, welche zwischen den flachen Steinen bauet; Anthus rupestris läuft hurtig zwischen den grossen Steinen dahin oder schwingt sich zwitschernd in die Luft, aus welcher er wieder niedersteigt und nach dem Gipfel einer Klippe fliegt mit einem oft wiederholten pist, pist; finden sich Inselchen am Strande, so wird man oft Fuligula mollissima bauend antrefi'en; Sterna arctica hat auch oft ihr Nest auf solchen Inselchen, welche aber hoch sein müssen, wogegen die Eiderente sich mehr an niedrige hält; so hauset eine grosse Colonie von Sterna (mehrere hundert Paar) auf dem Hojviks- holm, welcher sehr hoch ist, wogegen der Kjirkjiböholm, auf welchem Fuligula mollissima Nester in grosser Anzahl hat, sehr niedrig ist. Selten trifi't man Strepsilas collaris an; ich bin nicht so glücklich gewesen. — Ist die Küste gegen das Meer steil , so dass sich dort gleichmässige Klippenwände bil- den, so wird man fast allenthalben einige Uria Trolles und Alcae Tordae antrefi"en, welche Nester in den Aushöhlungen der Felswand, neben einander haben; unter diesen sitzen einige Reihen von Larus tridactylus auf ihren Nestern, die schneeweisse Brust der See zugewendet, welches hübsch aus- sieht; doch sind hier noch keine so grossen Massen beisam- men, wie auf den eigentlichen Vogelbergeu ; aber kleine Vo- gelberge giebt es überall, wo die Küste jäh abschiesst. Unter dem eigentlichen Felsen, auf den Klippen, welche etwas her- vorragen, sitzen die beiden Phalacrocorax-kriQn , am häufig- sten der cristatus, oft sehr hoch hinauf: sie sitzen aufrecht und strecken ihre langen Hälse aus, während sie mit den 202 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der FarÖer, Flügeln fächeln; kommt man ihnen nahe, so stürzen sie sich kopfiiber ins Meer, wo sie mit dem ganzen Körper unter dem Wasser schwimmen. Auch Larus argentatus wird man an diesen steilen Wänden, ziemlich hoch, auf Absätzen, die mit Gras bewachsen sind, brütend finden. Steigen wir an das Land bei einem Kirchspiel und begeben wir uns auf das bebauete Feld, welches immer die Häuser umgiebt, so werden wir dort zwar nicht das Leben von Vögeln finden, wie an einem Som- mertage in Dänemark, aber wir werden doch verschiedene Vögel antreffen, welche, vereint mit den unendlich grünen Feldern, der Scene ein freundliches und gemütliliches, wenn auch nicht lachendes Ansehen verleihen. Wir sehen dann sogleich auf den Zäunen bei den Häusern , ja auf alten Schorn- steinen, einen Troglodi/tes punctatus mit seinem Neste und durch sein lustiges Wesen, wie durch seinen anmuthigen Ge- sang, seine Umgebungen erheitern; auf allen grossen Steinen, welche sich immer auf dem bebaueten Lande finden, so wie ebenfalls auf den Zäunen, hält sich Saxicola Oenanthe sehr häufig auf und lässt ihren eigenthümlichen, knarrenden Gesang den grössten Theil der Nacht hindurch erschallen. Auf dem- selben Boden ist Anthus pratensis gemein und tritt folglich hier an die Stelle der Singelerche, obgleich diese auch gewiss auf Sandö und Suderö nistet, da ich sie von daher in der Mitte des Sommers oft erhalten habe; in den Rinnen zwischen den bebaueten Stücken (tejar) stösst man oft auf einen Sco- lopax Gallinago und einen C?'ex pratensis, wie auch Corvus Corax et Cornix zugleich mit Columha Livia die Felder be- suchen. An einigen Stellen, z. B. auf Fuglö, nistet Thalas- sidroma pelagica auf Häusereinzäunungen (d. h. den Steinwän- den , welche in einigem Abstände das eigentliche Haus um- geben, welches natürlich von Holz ist); dasselbe gilt von itfo- tacilla alba, welche bei weitem nicht gemein auf den Färöern ist, wenn sie sonst dort auch bauet. Da alle Kirchspiele dicht an der See liegen, so folgt daraus von selbst, dass man dort gemeiniglich die meisten Lari, Lestrides etc. sieht. Wir be- geben uns nun aus der Bö, d. i. dem cultivirten Lande, her- aus und gehen weiter im Häga, d. i. dem unbebauten höhern Lande, wo wir ausser den auch hier \\ix\\?[^Qi\ Anthi pratenses und Scolopaces den Haematopus Ostralegus in grosser Menge, übersetzt von Dr. Creplin. 203 Charadrius apricarius, Numenius phaeopus, antreffen; von diesen hält sich der letztere meistens auf den feuchten Mooren auf, wo er sich eine erhöhte Stelle zum Standquartier gewählt hat, von welcher er seine klare, flötende Stimme, als Anzeige der Nähe seines Nestes, ertönen lässt. Den Char. apr, sieht man am ehesten auf den trocknen Heiden, höher nach den Bergen zu, wo er mit grosser Angst, unter fortwährendem Pfeifen, hurtig umher läuft. Der Haematopus liebt mehr die sog. Hedla, d. i. die nackte Steinebene, auf welcher nur hier und da ein wenig Gras in den Ritzen der verwitterten Masse wächst, die ausserdem mit aus Sand bestehenden Stücken ab- wechselt; eine kleine Felswand (tjödn) pflegt in der Nähe zu sein. In den Thälern und auf den grasreicheren Bergebenen wird man Anas Boscas und Mergus Serrator finden, obgleich sowohl diese, als die übrigen „Enten'^ als brütende Vögel selten , dagegen als vorüberstreichende sehr gemein sind. Gehen wir von einer niedrigem Bergebene zu einer höhern oder von einer höhern zu einer niedrigem, so muss dies meistens durch das Passiren eines sog. ,, Hammers" ') geschehen, da die fä- röischen Berge Treppenform haben. Zwischen den grossen Steinen auf diesen Hämmern wird man Corvus Cornix häufig brütend finden, so auch den kleinen Falco Lithofalco^ wel- cher oft sogar nach Krähen jagt, wenn diese sich nicht zur Vertheidigung zusammenschaaren. Ferner wird man auf der Oberfläche eines solchen Absatzes, welcher mit ein wenig Gras bedeckt ist, häufig grössere oder kleinere Colonien der Sterna arctica brütend finden. Befinden sich tiefe Klüfte (gjegv) auf dem Berge an der dem Lande zugewendeten Seite, so pflegt der Rabe an solcher Stelle sein Nest zu haben, die Klippentaube \Columba Livüi\ das ihrige aber in den dunklen, dem Meere zugewendeten Klüften. Sowohl auf den sumpfigen ') Das dänische Wort Hammer finde ich im dänischen Lexikon (von Reis 1er) nur in der ursprünglichen Bedeutung des gleichen deutschen Wortes, dasselbe schwedische Hammare aber in Rin- man's Bergwerkslexicon in geognostischer Beziehung eine Klippe oder einen plötzlichen Bergabsturz von grosser Steilheit bezeichnend. Hier kann es wohl nichts Anderes, als jähe, stufenförmige Absätze an den Bergen bedeuten. Im Deutschen ist mir eine geognostische Bedeutung des Wortes Hammer nicht bekannt. Cr. 204 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färoer, Bergebenen, welche die Bergseen umgeben, als auf den Süm- pfen, welche zu beiden Seiten der Flüsse in den Thälern (bottnar) sich erstrecken, sind beide Z/^j^m-Arten sehr häufig, meistens in grossen Colonien, welche gemeinschaftlich nisten; Larus ßavipes nistet ebenfalls in grosser Menge auf den Ber- gen, aber auf trockneren und steinigeren Stellen, als Lestrisy am liebsten auf der Oberfläche eines breiten Hammers, wo sie frei nach der See zu liegt, nicht in Thälern oder abseits an den Bergen. Am Rande aller grösseren Bergwände hat der rothkehlige Taucher {Colymbus rufigularis) sein Nest, dicht aussen an der Kante des grünen Rasens; auf den höch- sten, sandigen Strecken bauen endlich Cliaradrius Hiaticula und Tringa maritima, keins von ihnen in grosser Anzahl, eben so wenig, wie ich im Sommer Emberi%a nivalis auf den Färöern gesehen habe. Noch trifi't man auf allen Buchten im Sommer den Colymhus glacialis an, obgleich man bisher sein Nest auf den Inseln nicht gefunden hat, weshalb auch viele Sagen über seine Brüteweise im Umlaufe sind. Ich habe nun versucht, in Kürze die wichtigsten Punkte in der färöischen Vogelfauna zu schildern , indem wir uns vom Meer und den Buchten aus durch das bebauete Land nach den Bergen hinauf begeben haben, und es wird sich nun zeigen , dass die Färöer in ornithologischer Hinsicht ein eigen- thümliches Gepräge hinsichtlich der dort vorkommenden Vö- gelarten sowohl, als deren Lebensweise besitzen. Die Lage der Inseln mitten im Meere und ihr unbedeutender Flächen- inhalt schliesst viele Formen aus, welche sich sonst unter derselben Breite, ja weit höher nach Norden, finden; ihr gänzlicher Mangel an Wald verursacht eine grosse Armuth an Raub- und Sperlings- Vögeln, ein völliges Ausschliessen von Hühnervögeln , und die geringe Ausdehnung der Thäler und Ebenen lässt sie viele Sumpf- und Schwimmvögel ent- behren, die sich sonst dort finden würden. Aber auf der andern Seite versammelt sich eine grosse Menge eigenthüm- licher, besonders oceanischer Formen um diese Inseln, und gerade aus denselben Gründen, welche den eben berührten Mangel verursachen, nämlich die insularische Zersplitterung, die unbedeutenden Ebenen und die eigenthümliche Gestalt der Berge. Das ganze klimatische Verhalten der Färöer, welches übersetzt von Dr. Creplin. 205 natürlich genau mit ihrer Lage und Beschaffenheit zusammen- hängt, äussert auch grossen Einfluss auf den ornithologischen Charakter, besonders aber auf die Lebensweise der Vögel; denn, wenn auch dieselben Arten z. B. dort, wie bei uns vorkommen , so zeigen sie doch mehrere Verschiedenheiten rücksichtlich des Nistplatzes, der Lebensweise, der Wanderung, von denselben Vögeln in Dänemark. Diejenige Fauna, mit welcher die der Färöer am füglichsten zu vergleichen wäre, würde wohl die von Island und namentlich den um dieses herum liegenden Inseln sein, während doch sein grosser Flä- cheninhalt, weitläufige Heidenstrecken, kleine Wälder und grosse Seen eine bedeutende Verschiedenheit bewirken, wozu noch kommt, dass die Temperaturverschiedenheit zwischen den Jahreszeiten weit stärker auf Island, als den Färöern ist. Norwegen ist in so vielen Rücksichten wesentlich verschieden, dass die Vergleichung mit ihm ohne natürliche Nothwendigkeit sein würde, ausgenommen möglicherweise die mit den Inseln, welche längs dem Lande liegen. Betrachten wir also die isländische Vögelfauna, so werden wir in ihr viele Vögel finden, welche auf den Färöern fehlen, und umgekehrt, ob- gleich das Erstere überwiegend ist. Von Falken, von denen Island Albicilla, islandicus und Lithofalco als allgemein brü- tend besitzt, haben die Färöer nur den letztern; von Eulen haben weder Island, noch die Färöer, eine brütende; von Rabenvögeln hat Färö , so wie Island , den Corax als brütend ; dazu kommt aber noch Coi-nix als sehr gemein und der ganz eigenthümliche gefleckte Corax wehst Pi/rr ho corax, welcher zwar dort nicht nistet, aber doch ein ziemlich häufiger Gast ist. Von Hühnervögeln hat Island das Steinhuhn, welches mau auf den Färöern nie sieht, wogegen die wilde Taube Island fehlt. Fringilla islandica ist dieser Insel eigenthümlich und bauet dort nebst Fr. Linaria, während auf den Färöern keine Fringilla baut. Von Emberiza haben die Färöer nur die nivalis, und es ist ungewiss, ob sie dort niste; auf Island nistet Turdus iliacus, nicht auf den Färöern, wo dagegen Sturnus, auch Motacilla alba vorkommen; Saxicola Oenanthe ist, so wie Troglodytes punctatus, Anthus pratensis et rupestris, beiden gemein. Limosa melanura nistet nicht auf den Färöern, eben so wenig, wie Totanus Calidris, Tringa islandica und 206 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Phalaropus h/perhoreus^ und den Phal. platyrrhynchus sieht man dort nicht. Die Urien sind ihnen gemeinschaftlich, aus- genommen JJ, Alle, welche auf den Färöern nicht nistet; von der Pii/yinus -Gattung hat Island den major und Änglorum auf den vor ihm liegenden Inseln; die Färöer haben bloss den letztern; Colymhus glacialis nistet wohl nicht auf den Färöern, eben so wenig wie irgend ein Pndicipes\, welche auf Island gemein sind. Von der Gattung Anas hat Island eine Menge brütende, die Färöer haben sicher nicht mehrere, als Anas Boscas et mollissima; Anser und Cygnus brüten nur auf Island, aber Sula ist gemeiner auf den Färöern und nistet nur auf kleinen Inseln südlich von Island , und von Larios fehlen Island ßavipes, argentatus und capistratus , den Färöern leu- copterus und glaucus. Lestris Catarrhactes ist weit häufiger auf den Färöern; aber pomarina fehlt; dagegen ist Thalassi- droma den Färöern eigenthümlich. Das Resultat dieser Vergleichung ist, dass Island sich durch mehrere Formen in ornithologischer Hinsicht als be- stimmt boreal bezeichnet, während die Färöer sich theils an dasselbe, theils an die südlichere Zone schliessen, theils ganz für sich dastehen. Durch die Vögel Falco islandicus , Embe- ri%a nivalis als brütend, durch Phalaropus platyrrhynchus, TJria Alle , Colymhus glacialis , Tetrao Islandorum , Anas hi- strionica, Lestris pomarina^ bestimmt sich Island als boreal; durch Larus glaucus als herrschende Möwe (denn L. trida- ctylus nimmt Seeschwalben Charakter an) und Procellaria gla- cialis als charakteristischen Sturmvogel schliesst diese Insel sich an Grönland, Spitzbergen und das nördliche Norwegen, also an die arktische Sphäre. Dasselbe beweist der Mangel an Corvus Cornix, Sturnus ^ Larus ßavipes u. m. Arten, welche die Färöer besitzen. Ferner wird Islands Fauna mehr eine Festlandsfauna durch Tetrao Island. , Fringilla Linaria, Tur- dus iliacus, die Podicipes - Arten , Mergus , die grosse Menge Anates , die brütenden Anseres und Cygni und Lestris poma- rind; durch die kleinen Buschgehölze, besonders im Fnjoski- Thale, wird die Anwesenheit von Fringilla und Turdus er- klärlick Als oceanische Inselfauna eharakterisirt Island sich rücksichtlich der vor ihm liegenden Inseln AnxchAiaPuffinüS- Arten, Lestris Catarrhactes^ und Sula alba, als boreale Küsten- übersetzt von Dr. Creplin. 207 faiina durch alle die Bergvögel, Uria^ Morrnon, Alca, Plicda- crocorax , Larus tridactyhis und Procellaria glacialis. Wir sahen , dass Islands Fauna sich durch mehrere Vögel mit der borealen Zone verbindet , in einigen die Farbe des Festlands anlegt, nährend doch ihr Charakter als oceanische Insel- und Küstenfauna überwiegend ist; wir werden jetzt sehen, wie fern man sagen könne, dass die F'äröer diese Eigenschaften theilen. Von den Arten, durch welche sich Island dem arktischen Charakter nähert, besitzen die Färöer keine einzige als brütenden Vogel; statt Larus glmimis wird L. argentahis herrschend, L. tridactylus beiden gemeinschaft- lich; dieser aber ist nur der ganzen Küste des Oceans bis nach Schottland herab eigenthümlich; anstatt Procellaria gla- cialis tritt Thalassidroma pelagica als charakteristisch auf. In dieser Hinsicht sind also die Färöer wesentlich verschieden von Island, und wir müssen den hochnordischen Standpunkt verlassen und eine Stufe südlicher herabsteigen. Die Vögel, welche Island dem Festlande nähern , fehlen alle auf den Fä- röern, so dass wir auch hier uns losreissen müssen. Dagegen hat Islands Fauna die Eigenschaft einer oceanischen Inselfauna und die boreale Küstenfarbe mit der der Färöer gemein ; denn alle die Thiere, welche Island als solche auszeichnen, brüten auch auf den Färöern ; doch ist dieser Charakter weit schär- fer gezeichnet auf den Färöern. So ist Puffinus Ängl. selten auf Island und findet sich nur auf Heimaey, südlich vom Lande, wodurch also im Grunde keine Ausnahme entsteht, da jener sich nicht auf dem Festlande (S. Ueb. d. Leben d. hochnord. Vögel, I , S. 10), während überall in grosser Menge auf den Färöern (s. a. a. O. I, S. 15) findet; dasselbe ist der Fall \\\\i Sula alba und Lestris Catarrhactes , welche auf Island nur an einzelnen Stellen (s. ebenda, I, S. 44 fi".), auf den Fä- röern überall nisten, Sula ausgenommen. Die Färöer schlies- sen sich sonach an Island und die übrigen Polarländer in ornithologischer Hinsicht durch den gemeinsamen Charakter einer Küstenfauna, unterscheiden sich davon aber durch das hervortretende oceanische Colorit und schliessen sich au die südlichere Zone durch die Anwesenheit vieler Vögel, welche dieser südlichem zum Unterschiede von der mehr borealen 208 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, angränzenden angehören, z. B. Sturnus vulgaris^ Larus ar- gentatus, ßavipes u. ni. Was die Stimmung des ornithologischen Lebens auf den Färöern betrifft, so hat sie mich als überwiegend melancho- lisch angesprochen, wenn gleich ein bedeutendes phlegmatisches Element und ein unbedeutenderes sanguinisches Schattirungen in diesen Grundton brachten ; das cholerische Moment ist sehr zurückgedrängt. Auf dem Meere wird der Haupteindruck phlegmatisch sein; denn alle Uriae , Alcae , Mormones, Puf- fini, Sulae und Phalacrocoraces sind äusserst gleichgültiger Natur, sogar gegen den Verlust ihrer Jungen, wenn nur ihre individuelle Wohlfahrt durch keine Gefahr bedroht wird. Auf diesen[i Standpunkte tritt das Melancholische hervor in den Larus - kvi^w und den wenigen Anates , namentlich J. mollis- sima, da diese ihre Brut eifrig vertheidigen und im Ganzen ein lebendigeres Wesen zeigen, als die erstgenannten. Auf deüi bebaueten Lande repräsentiren die wenigen Singvögel das sanguinische Moment, aber doch mit melancholischer Nuance; denn des Saxicola ganze, scheue und abgesonderte Lebensweise, des Änthus rupestris, des Staars und des Zaun- schlüpfers ganzes Wesen ist verschieden von unserer lebens- frohen Singvögel rücksichtsloser Lustigkeit. Auf den Bergen ist Alles melancholisch; das Brummen der Becassine, das an- muthige Flöten des Brachvogels von den Erdhügelchen her, das ängstliche Pfeifen des Regenpfeifers zwischen dem Heide- kraute, die klare Stimme des Austernfischers, das jammernde, zerschmetterte Benehmen der Raubmöwen bei ihren Nestern werfen einen träumerischen , melancholischen Schatten über die an und für sich geheimnissvolle Stille, welche sie allein beleben. Hoch in der Luft fliegt der Colymbus rufigularis und verkündet durch seine wunderliche Stimme bald (turkaträ) Dürre, bald (warwick) feuchtes Wetter. (So meinen die Fä- ringer, welche durch die angegebenen Laute seine Stimme bezeichnen.) Freilich besitzen Larus fiavipes, Sterna, Lestris und Corvus Corax et Cornix einen grossen Theil vom chole- rischen Temperamente; dieses aber tritt bei ihnen nicht so rein hervor, wie bei den eigentlichen Raubvögeln, deren ein- ziger Repräsentant auf den Färöern Falco Lithofalco ist; denn die tiefe, wohlklingende Bassstimme des Raben, das heisere übersetzt von Dr. Creplin. 209 gau gau der Möwen weithin im Nebel gewähren beständig einen Gefiihlseindruck, welclier den ganzen Ton des färöischen Vogellebens als melancholisch hervortreten lässt, wenn gleich auch hier so wenig, wie irgendwo sonst, das Temperament rein und ungemischt ist. Ich habe also nun versucht, den Totalcharakter der Vo- gelfauna auf den Färöern so darzulegen, wie er sich mir vor Augen gestellt hat, und nur von diesem Standpunkt aus wird der Leser diese Zeilen beurtheilen können ; denn von einem objectiven Gesichtspunkt aus kann ich wohl fehlgesehen haben, wenn ich gleich einen richtigen Blick in die Natur, wenigstens in dieser Sphäre, zu haben meine. Im Folgenden werde ich eine kurze Angabe der färöischen Vögel machen, durch welche ich theils- meine hier ausgesprochene Ansicht begründen werde, obzwar hier die subjective Rücksicht natürlich in Schatten tritt, da mehr die Rede von einem Referate von Factis ist, als von einer Anschauung und bestimmten Auffassung derselben. Falco Lithofalco Gmel. Ij,,. ..^{^.y Dan. Steenfalk. Far. Smiril. i Dies ist die einzige auf den Färöern nistende Falkenart; doch ist sie nicht häufig; sondern nur einzelne Paare hausen auf Bergabhängen, welche weit von den Häusern entfernt lie- gen. So nistet ein Paar an der schroffen Abdachung, welche sich nach Kirkibö hinab erstreckt, ein Paar auf dem Abhänge vom Odnadals-Tind gegen das Kollefjordsthal (beide auf Strömö) u. s. w. Er ernährt sich von kleinen Vögeln; na- mentlich ist der Staar seinen Verfolgungen sehr ausgesetzt (S. Landt, S. 244, Graba, S. 218). Doch sah ich ihn auch nach Krähen jagen, bis diese sich sammelten und ihn fort- jagten. Corvus Corax L. Dan. Ravn. Fär. Ravnur, Gorpur. .t (Graba, S. 34 etc. Landt, S. 244). Gemein überall , im Sommer auf den Bergen , auf denen fcr in unzugänglichen Klüften und Löchern nistet; im Winter .kommt er nach den Häusern, wo er oft das Federvieh beun- Archiv f. Natiirgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 14 210 Holm: Ornithologischer Beitrag 7a\t Fauna der Färöer, ruhigt. Selbst kleine Lämmer sind vor seinen Angriflfen nicht geschützt, wenn er im Frühling und Herbste ausgehungert ist. Wenn der Rabe zum Nistplatz andrer Vögel (besonders des Haematopus und der Sternd) kommt, so wird er einstim- mig verfolgt und muss sich davon machen; seines Kampfes mit dem Lunde [Mormon] (Landt, S. 245) habe ich niemals erwähnen gehört. Corvus Corax var. leucophaeus. {C. leucophaeus Vieill. C. borealis albus Briss. C. varius Bruenn.) Fär. Kvftravnur. (Landt, S.244, Graba, S. 51 , 60 u. s. w.) Diese Varietät, welche sich, so viel ich weiss, nirgends sonst, als auf den Färöern findet, ist jetzt bei weitem nicht so häufig, wie früher; denn oft wird er geschossen, um nach Dänemark geschickt zu werden, und theils verfolgen ihn Krähen und andere Vögel , sobald er sich zeigt. Während meines zweimonatlichen Aufenthaltes im Lande glückte es mir nur, zwei zu sehen, den einen zwischen Kvivik und Vest- mannahavn, den andern beim Kirchspiele Lejnum, beide auf Nordströmö. Sie waren äusserst scheu, und es war unmög- lich, sie zum Schusse zu bekommen. Der weisse Rabe ist, soviel ich sehen kann, keine eigne Art, sondern eine constante Varietät, welche vermuthlich durch das eigene klimatische Verhalten der Färöer entstanden ist. Der eine von denen, welche ich sah, hatte einen schmutzig weissen Kopf, eben solchen Hals und Flügel; das übrige Kleid war schwarz (so zeigte er sich mir in ziemlich weiter Entfernung); sonst war die gewöhnliche Zeichnung derjenigen Exemplare, die ich selbst bekam oder in Museen sah, schwarz mit weissem Kopfe, weisser Kehle, einem weissen Fleck auf dem Bauche und einigen weissen Schwung- und Ruderfedern, blauschwarzem Schnabel, oft mit weissen Strahlen, helleren Füssen als beim gemeinen Raben, weissen Sohlen. Er paart sich mit dem schwarzen und erzeugt mit ihm bald bloss schwarze, bald so- wohl schwarze als weisse Junge, so wie zwei schwarze ge- sprenkelte Junge haben können. Als Beispiel hiervon kann ich, ausser dem Paare, welches Graba von Sandö erwähnt, übersetzt von Dr. Creplin. 211 ein Paar nennen, welches in einer hohen Kluft an der west- lichen Seite des Binnensees Lejnnavattn auf Nord-Strömö nistet. Corvus Cor7iix L. Dan. Krage. Fär. Kraka. (Landt, S. 246, Graba, S. 34 ff.) Die Nebelkrähe ist eben so gemein auf den Färöern, wie bei uns; sie nistet in Felsenklüften, wo sie 4 — 5 Eier legt, welche etwa in 3 Wochen ausgebrütet werden; ihre Lebens- weise ist nicht verschieden von der der gewöhnlichen, mit Ausnahme des sonderbaren Phänomens mit dem Krähenthing [Kragethinget]] , dessen Landt erwähnt (S. 246). Eine Varietät von ihr habe ich dort zu Lande nicht gesehen. Stui'nus vulgaris L. Dan. Star. Fär. Stäri. (Landt, S. 270, Graba, S. 49.) Der Staar hält sich im Sommer paarweise zwischen den Bergen auf, wo er in schmäleren Felsenspalten (analog mit seiner engen Wohnung bei uns in hohlen Bäumen) nistet; aber wenn die Jungen am Schlüsse des Juni und zu Anfange des Juli flügge sind, versammeln sie sich nach und nach im Binnenlande, wo sie späterhin und den ganzen Winter hin- durch in grossen Schaaren angetroffen werden (vgl. Faber, Ueb. d. L. etc. S. 18). Seine Lebensweise ist, wenn wir statt des W^aldes Felsen und grosse Steine nennen, völlig der unsers Staars gleich, welcher ja auch durch sein häufiges Nisten unter Dächern zeigt, dass er zum Theile der Felsen- natur angehöre. Emberiza nivalis L. Dan. Sneespurv. Fär. Snjofuglur. (Landt, S. 271, Graba, S. 218.) Dieser Vogel lebt im Winter sehr zahlreich um die Häu- ser; aber im Sommer hält er sich auf den höchsten Bergen auf und pflanzt sich fort; in dieser Jahreszeit ist er selten und findet sich nur in einzelnen Paaren, wenn er überhaupt dort auf den Inseln brütet; denn ich habe ihn da in Sommer- 14* 212 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, tracht weder selbst gesehen, noch Exemplare in solcher von dort bekommen. Graba fand sein Nest nicht (vgl. a. a. O.); Svabo (Ny kgl. Sämling, Nr. 1950, in der königl. Bibliothek) führt ihn als seltnen Standvogel auf. Änthus rupestris Nilss. Dan. Skjärpiber. Fär. Gratitlingur. (Landt, S. 271, Fringilla — ? Graba, S. 56.) üeberall an den färöischen Küsten , wo es Klippen und grosse Steinblöcke giebt, sieht und hört man diesen kleinen Vogel ; er hält sich meistens auf den äussersten Scheren auf, wo die Brandung braust und die Steine bespült. Von der Spitze eines Steins schwingt er sich singend in die Lüfte und senkt sich wieder nieder, seinen Gesang beendend, wenn er sich setzt. Er lebt von Insecten , welche sich in den Ritzen der Steine aufhalten, und sucht auch Ringelwürmer und an- dere kleine Seethierchen im Meere auf. Sein Nest, welches aus Gras, Moos und Wolle zusammengesetzt ist, baut er in Löchern zwischen Steinen; die Eier (4 — 5) sind mit unzäh- ligen grauen Tüpfeln besprengt, welche fast in eins zusam- menlaufen , und gleichen sehr den Lercheneiern ; sie sind grösser und grauer, als die des A, pratensis (vgl. Skandin. Fn., Foglar, I, 261). Er ist ein Standvogel, wenigstens mit einer grossen Individuenmenge. Änthus pratensis Bechst. Dan. Engpiber. Fär. Gratitlingur. (Graba, S. 67.) Dieser Änthus ist auf den Färöern eben so gemein, wie der vorige, hält sich aber auf dem bebaueten Lande oder auf den grünen Strecken in den niederen Bergabhängen auf und macht mit Saxicola Oenanthe, einzelnen Motacillae alhae und Troglodytes die einzigen Singvögel aus , welche an den mei- sten Stellen die färöische „Bö" im Sommer beleben. Sein Nest legt er im Grase im Schutze eines Erdhäufchens oder Steines an ; die Eier sind stark braungefleckt, kürzer als die vorigen. s übersetzt von Dr. Creplin. 213 Motacilla alba L. Dan. Blaa Erle. Fär. Erla kongsdottir. (Landt, S. 272. Graba, S. 99.) Wenn die königlichen Handelsschiffe an's Land kommen, so pflegt dieser Vogel sie zu begleiten (gewöhnlich zu An- fange des Maies); er verschwindet aber an den meisten Stellen bald wieder, während er auf anderen Stellen nisten (ich habe dies nicht erfahren), 4 — 5 Eier legen und sie binnen 3 Wo- chen ausbrüten soll (Svabo). Ich sah ihn dort nicht und habe kein Exemplar vo*i daher empfangen. Er ist inzwischen der Färinger Erla kongsdottir, und dies nicht, wie Graba meint, Strepsüas collaris; denn dessen färöischer Name ist stets Tjaldurs-grälingur, wegen seiner rothen Beine, vermöge welcher er dem Haematopus ähnelt. Saxicola Oenanthe Bechst. Dan. Steenskvätte, Steenpikker. Fär. Stejnstolpa. (Landt, S. 272. Graba, S. 50.) Nach der Mitte des Aprils und bis in den September findet sich dieser Vogel allenthalben auf den Saatfeldern so- wohl, als oben zwischen den Bergen. Man trifft ihn auf allen grossen Steinen und Zäunen an, zwischen welchen er sein Nest auf dieselbe Weise, wie bei uns, baut; in diesem finden sich 4 — 6 hellblaue Eier. Troglodtjtes europaeus Leach. Dan. Gjärdesmutte. Fär. Musabrodhir. Dieser kleine muntere Vogel ist auf den Färöern gemein, besonders auf den Norderinseln, wo ihm weder Ratten noch Katzen in die Quere kommen. Im Allgemeinen lebt er und baut sein Nest im Sommer auf abgelegenem Felde unter einem Erdhäufchen oder Steine; die Eier sind meistens 8 an der Zahl und rothgetüpfelt; nicht selten brütet er in den Häusern. Er lebt meistens von Puppen und Larven; im Herbst und Winter jedoch frisst er auch von dem gedörrten Lammfleische der Einwohner. 214 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Columbia Livia Briss. Dan» Fjelddue. Fär. Vildduva. (Landt, S. 270. Col Oenas, Graba, S.61.) Die Felsentaube ist ein Standvogel, welcher auf allen Färöern nistet, doch nicht sehr bemerkt oder oft geschossen wird, weil er sich an steilen Bergseiten aufhält und zur Brüte- zeit in dunklen Höhlen wohnt, von welchen aus er die be- bauete Erde besucht, um Futter zu suchen. Einer der reich- sten und interessantesten Nistplätze dieses Vogels ist eine dunkle Klippenhöhle auf der Westseite von Nälsö. Ich empfing zwei Eier aus seinem Neste; sie sind grösser, als die Eier von Colmriba Oenas , rund und weiss (Länge 1" 5'", Breite 1" 2'"). Das königliche Museum besitzt ein Exemplar, wel- chem die schwarzen Binden über die Flügel fehlen, welches vom Etatsrathe Reinhardt in der Tidsskrift for Naturviden- skaberne erwähnt w^orden ist. Graba's Beschreibung von diesem Vogel (S. 62) passt nicht auf einen ganz ausgefärbten ; denn wenn dort von ihm die Bemerkung gemacht wird, ,,der Mantel ist so stark schwarz gefärbt, dass man schwarz für die Grundfarbe halten möchte", und weiterhin, „der ganze übrige Theil des Flügels ist schwarz und blau gescheckt", so sieht man, dass das beschriebene Exemplar nicht alt gewesen ist, da in solchem Falle der ganze Mantel (Rücken und Flügel) mit Ausnahme der beiden schwarzen Binden blau ist. Der andere von Graba be- schriebene ist noch jünger gewesen. Charadrius apricarius L. Dan. Brokfugl, Hjejle. Fär. Legv, La. Wenn man das bebaute Land verlässt und zwischen die Berge hinansteigt, so trifft man diesen Vogel allenthalben an. Sein Nest baut er auf den grossen Heiden zu Anfange des Maies und legt in dasselbe 4 birnförmige Eier, von Farbe olivengrün, mit grossen dunklen Flecken. Im Juni und in der ersten Hälfte des Juli trifft man ihn meistens einsam auf dem Heidekraute sitzend an; aber je mehr man sich ihm nä- hert, desto unruhiger wird er; er fliegt dann eine kleine Strecke weit, kommt aber bald zurück und läuft ängstlich übersetzt von Dr. Creplin. 215 dem Heidekraute unter immerwährendem Pfeifen zu. Am Schlüsse des Juli und Anfange des August sieht man Junge und Alte schaarenweise auf den Bergen, von welchen herab sie sich allmählich dem Strande nähern und das Land am Anfange des Septembers verlassen, obzwar stets einige über- wintern. (Ihre Ankunft geschieht am 19. oder 20. März.) Charadrius Hiaticula L. Dan. Prästekrave. Fär. Svarthalsa (?). (Landt, S. 268. Graba, S. 122.) Diesen Vogel trifft man im Sommer sehr einzeln auf den Färöern an, im Frühling aber und im Herbste oft am Strande. Er nistet stets ganz oben auf den Bergen in Gesellschaft von Tringa maritima (vgl. Skandin. Fn. , Foglar, H, 120); so erhielt ich ihn aus dem höchsten Theile von Nälsö, zwischen Saxin und Kvalvik auf Nord-Strömö u. s. m» Das Nest war eine Aushöhlung zwischen Sand und Gries und enthielt 4 gelb- graue Eier mit schwarzen Tüpfeln. Am Strande fand ich ihn (vom Juni bis zum August) nie, und einige Färinger ver- wechselten ihn mit Tringa maritima^ indem sie ihm den Na- men Fjadlmurra gaben, weil er mit diesem zugleich auf den Bergen nistet. Graba fand ihn brütend bei Sörvagsvattn, welches hoch hinauf auf Vägö liegt. Uebrigens sind seine Stimme, Lebensweise und Tracht von denen des unsrigen nicht ver- schieden; nur ist er etwas kleiner. Dass Boie ihn auf dem Gebirge in Norwegen fand, beweist, dass er dort dieselbe Lebensweise führt; auf Island brütet er an Bergwässern (Faber). G allinula Cr ex Lath. Dan. Vagtelkonge. Fär. Äkurskrift. (Landt, S. 268, Ortygometra alis rufo-ferrugineis. Graba, S. 217.) Es ist höchst annehmbar, dass dieser Vogel auf den Fä- röern niste, obgleich ich dies aus eigener Erfahrung nicht behaupten kann; denn theils schreibt Svabo, dass sein Nest am 6. Aug. 1781 bei Todnäs auf Sandö gefunden worden sei, theils habe ich mehrere Exemplare von den dortigen Inseln in den mehrsten Jahrszeiten erhalten, und Graba hat 216 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, ihn bei Thorshavn im Sommer geschossen; ausserdem ver- sichern die Färinger, dass er dort niste. Rallus aquaticus L. Dan. Vandrixe. Far. Järdhakona. (Landt, S. 266.) Ungeachtet man gewiss weiss, dass die Wasserralle sich auf den Inseln im Sommer sowohl, als im Winter, aufhält und sich dort also fortpflanzt, so ist es doch eine grosse Seltenheit, ihrer habhaft zu werden, und viele Färinger haben sie nie gesehen und kennen sie gar nicht. Sie lebt auf Sumpfstrecken oben zwischen den Bergen, wo sie in den Gängen der lockern Erde herumläuft und äusserst schwer zu finden ist. Dass ihr Nest dort gefunden worden wäre, weiss ich nicht. Durch den Namen „Järdhakona" (Erdweib) wird ihr Aufenthalt in den Erdrinnen angedeutet, so w^e die islän- dische Benennung ,,Keldusvin" das Eigenthiimliche ihrer Le- bensart daselbst bezeichnet. Scolopax Gallinago L. Dan. Dobbelt Bekkasin, Horsgög. Fär. Myrusnipa. (Landt, S. 266. Graba, S. 51 etc.) Im Vereine mit Charadrius apricarius, Numenius und Haematopus bewohnt dieser Vogel alle bewachsene Strecken zwischen den Bergen, solchergestalt, dass das trockne Heide- kraut zunächst dem Charadrius^ die sandigen, mit einigen Alpenblumen geschmückten Flecke zwischen den grossen Fels- blöcken und an den Ufern der Binnenseen dem Haematopus, die moosigen Strecken dem Scolopax angewiesen sind, wel- cher sich jedoch auch in den grasreichen Gruben der bebau- ten ,,Bö" aufhält. Seine Lebensweise, Stimme, Eier sind ganz wie bei dem unsrigen. Auf den Faröern ist er ein Standvogel, welches gegen F ab er 's Beobachtung in Rücksicht auf Island streitet (vgl. Ueb. d. Leb. d. h. V., I, 64); obzwar einige auch von den Färöern wegziehen, welche dann in den letzten Tagen des Märzes anzukommen und in der Mitte des Octobers abzuziehen pflegen. Er brütet im Mai. übersetzt von Dr. Creplin. 217 Nujnenius phaeopus Lath. Dan. Enkelt Regnspove. Fär. Spegvi. Spovi. (Landt, S. 366.) Auf den Erdhäufcheii und den grasreicheren Stellen des abgelegenen Landes ist der Regenbrachvogel sehr gemein; er kommt zu Lande am Ende des Aprils und zieht zu Ende des Septembers fort, wird aber schon unruhig am Anfange des Augusts, welches die Färiuger durch das Sprichwort ausdrük- ken: täi Spegvi sär sätu, so kylir i knokkinum, d. h. wenn der Regenbrachvogel einen Heuschober sieht, so ist es kühl in seinen Knochen. Er sitzt gewöhnlich auf einem Erdhäuf- chen, von welchem her man seine wohlklingende, flötende Stimme in weiter Ferne hören kaian; kommt man näher, so wiederholt er sein t-y-y öfter; endlich fliegt er unter bestän- digem Flöten auf und umschwärmt unaufhörlich den Jäger, welcher daraus schliessen kann, dass sein Nest in der Nähe sei. Dieses ist ganz kunstlos von Stroh und Moos im Grase angelegt; die 4 Eier sind hübsch, zugespitzt birnfÖrmig, oli- vengrün mit braunen Flecken, besonders am dicken Ende, glatt und glänzend; er brütet in 3 Wochen aus. Haematopus Ostralegus L. Dan. Strandskade. Fär. Tjaldur. (Landt, S. 268.) Er hält sich sehr häufig überall auf den Bergen auf und baut sein Nest auf der Oberfläche eines Hammers, wo Gras- flecke und Sand abwechseln; das Nest ist in die Sanderde hineingehöhlt, besteht aus Stroh und Moos und enthält 3 Eier, von Farbe gelbgrau oder hellgrau im Grunde mit schwarzen Flecken und Strichen. Er legt im Anfange des Maies und brütet 3 Wochen lang; S v ab o erzählt, dass er oft 2 — 3 Nester baue, und von diesen eins auswähle. Gegen Menschen und Vögel, welche sich dem Neste nähern, bezeigt er sich sehr dreist und verfolgt sie mit einem schallenden, oft wie- derholten klip-klip, welches beständig zwischen den Bergen und am Strande wiederhallt, wohin der Vogel des Abends häufig zieht, um Nachtquartier zu suchen, zu welchem er grosse Steine zu wählen pflegt, indem eine ganze Menge auf 218 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, einem Beine steht und schläft, sofern sie anders Ruhe vor den Seeschvvalben haben; denn diese haben oft denselben Platz inne, und da sie sowohl als der Austernfischer äusserst geschwätzig sind, so dauert es meistens ziemlich lange, ehe sie zur Ruhe kommen. Ringelwiirmer und Mollusken machen seine Nahrung aus. Er kommt zu Lande am 12. März und soll zuerst im niedern Theile (dem Schwänze) von Hestö, westlich von Strömö, erscheinen; im September zieht er weg; mitten im Juni fand ich erwachsene Junge. Bei Thorshavn bekam ich ein altes Exemplar mit gebogenem, messerförmigem Schnabel. Tringa maritima Bruenn. Dan. (Norweg.) Fjaeremuus. Fär. Fjadlmurra (im Sommer), Gragrälingur (im Winter). (Landt, S.267, Tr, fusca; striata (?). Graba, S. 125 etc.) Die Färöer liegen allzu südlich, als dass dieser Vogel dort in Menge nisten sollte, und die Berge sind sicher auch zu niedrig dazu ; aber im Herbst und Frühlinge findet er sich in grosser Anzahl am Strande, und den ganzen Winter hin- durch ist er sehr eifrig mit dem Aufsuchen von Seethieren beschäftigt, welche zum Vorschein kommen, wenn die Ebbe das Wasser von den Steinen herabzieht. Auf den höchsten Bergrücken (z. B. zwischen Saxin und Kvalvik auf Nord- Strömö) soll er sein Nest bauen, welches ich indessen nicht so glücklich war zu finden; die Färinger wussten mir auch Nichts davon zu berichten. Am 26. Juli 1844 erhielt ich ein Exemplar in der Wintertracht. Sein Nest bauet er ohne alle Kunst auf den Bergen; es enthält 4 Eier, welche von Form wie die des Numenius, von Farbe gelbgrau, mit dunkelbraunen, am dicken Ende grösseren Flecken sind. Diese Eier erhielt ich in diesem Herbste. Tringa alpina L. Dan. Ryle. Fär. Grälingur. (Landt, S.266, wo der färöische Name zw Strepsilas gehört. Graba, S. 67 etc.) Der Alpenstrandläufer hält sich, wie der vorige Strand- läufer, im Frühjahr und Herbst an den Sträudern auf, aber übersetzt von Dr. Creplin. 219 doch nie in so grossen Schaaren, wie an den dänischen Küsten. Im Sommer sah ich einzelne Paare auf Heiden und Sandebenen der Berge, wo sie auch ihr Nest bauen. Er ist von dem dänischen Alpenstrandläufer in Nichts verschieden. Strepsilas collaris Temm. Dan. Polsk Vibe. Fär. Tjaldursgrälingur. (Graba, S. 99.) Ich selbst habe diesen Vogel auf den Faröern nicht ge- sehen, und , ungeachtet ich mehrere Exemplare daher erhalten, so ist doch kein einziges in ausgefärbter Sommertracht unter denselben gewesen. Graba (a.a.O.) schoss den ersten im Mai bei Kvalvik auf Strömö, und man kann wohl annehmen, dass er dort zu Lande niste, da das Local dazu passlich ist, falls nicht der Continental -Inhalt der Färöer zu klein für diesen Vogel, wie für mehrere sein sollte, welche sonst dort zu erwarten wären. Sterna arctica Temm. Dan. Hätte -Terne. Fär. Tedna. (Landt, S. 265. Sterna Hirundo.) Ueberall auf den Färöern, wo die Küste nicht zu steil ist, schwärmt diese Seeschwalbe in Menge herum, und man kann sie fast als Stellvertreterin der Schwalbe betrachten, indem ihre ganze Gestalt deren Gestalt gleicht, sie oft, da alle Kirchspiele dicht an der See liegen, in die Häuser hin- einfliegt und ihr munteres Geschrei allenthalben wiederhallt. Sie kommt zum Lande in derselben Zeit, in welcher Anas glacialis dasselbe verlässt (die Färinger sagen: Egvedia og Tedna mötast ved Halvarsöka, den 15. Mai), und zieht mit dem Michaelistage fort. In der Mitte des Juni fand ich ihr Nest auf der breiten Fläche eines Hammers, wo eine Menge Lari ßavipedes nistete. Das Nest ist in die Erde hineinge- höhlt, mit Stroh gefüttert und enthält 2 Eier, welche bald braun, bald grau, bald olivengrün von Grundfarbe, mit Tüpfeln und Strichen in mannigfaltigen Abwechselungen sind. Unter einer grossen Menge Eier fand ich ein sehr kleines in der Grundfarbe olivengrünes, mit grossen braunen Flammen. Sie ist durchaus nicht scheu, sondern nähert sich sehr, besonders 220 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färoer, den Fischerböteii , und wenn man ihr Nest beunruliigt. Ich bekam oft brütende Exemplare mit vielen weissen Federn in der Kappe. Sie fangt oft den Ämmodytes (Nebbasild). Larus tridactylus L. Dan. Tretaaig Maage. Fär. Rita. (Landt, S. 262. Graba, S. 36, 49, 61, 95 etc.) Erst wenn man die Nordsee durchschifft und die Shet- landsinseln erreicht hat, sieht man diesen Vogel schaarenweise auf der See und den Klippen am Lande, welche oft ganz weiss von ihm sind; zeigte sich ein Grind [Delphinus globi- ceps] in weiter Ferne, so flogen sie alle dahin. Auf den Färöern trifft man ihn allenthalben an, aber in Menge nur auf den Inseln, auf denen es Vogelberge giebt, die er mit- besetzt. Er nimmt auf ihnen den untersten Platz ein, da Fhalacrocorax auf dem eigentlichen Berge nicht nistet; hier legen sie ihr Nest an, welches aus Erde, Tang und Seegras besteht und meistens mit Stroh gefüttert ist. In dasselbe legt er in der Mitte des Maies 2 Eier, welche äusserst verschieden, meistens gelbgrau mit braunen Strichen, sehr dünn und glanz- los sind. Männchen und Weibchen füttern die Jungen aus dem Kröpfe. Sie ernähren sich von Fischen und Mollusken, nach denen sie stossen; oft schwimmen sie aber auch in Masse. Sie kommen am 25. Januar an und ziehen am Mar- tinstage fort. Mittelst eines gefangenen Vogels (Latu rita) werden sie im. Netze gefangen. Larus argentatus Bruenn. Dan. Graanakke. Fär. Masi. Skiiri (das Junge.) (Landt, S. 264. L. glaucus. Graba, S. 36, 46, 61, 99 etc.) Findet sich allgemein und allenthalben im Sommer, wie im Winter; nistet an jähen Felsseiten auf isolirten, von der Felsmasse losgerissenen Klippen und Scheren , nicht oben auf dem Berge oder Felsen selbst, wie L. ßavipes et marinus. Das Nest besteht aus Erde, Tang, Thon und Stroh; in das- selbe legt die Möwe im Mai 3 bläuliche Eier mit braunen Strichen, Sie ist äusserst scheu und schwer zu schiessen: hauset ganz oben auf den Vogelbergen. übersetzt von Dr. Creplin. 221 Larus flu vipes Meyer (jL. fuscus L.) Dan. Sildemaage. Far. Likka. (Landt, S. 263. Graba, S. 79, 99, 122 etc.) Allenthalben ziemlich häufig. Nistet colonienvveise auf der breiten Flache eines Hammers, welche mit etwas Gras bewachsen ist, und legt im Mai 3 Eier, deren Grundfarbe vom dunkeln Olivenfarb bis zum Gelbgrau mit dunkleren Flecken geht; binnen 4 Wochen werden sie ausgebrütet. Ich fand von diesem Vogel 2 verschiedene Formen, welche ich mir erlauben will hier kurz anzuführen, während ich später nach Erlangung mehrerer Exemplare eine vollständigere Er- läuterung derselben geben zu können hoffe. A. ist im Ganzen genommen etwas kleiner als B., der Schnabel schwächer, die Füsse sind heller, die Ferse bedeutend kürzer, die Rücken- farbe heller bei ihr, während alle Dimensionen stärker bei B., und die Farbe dunkler; der weisse Fleck auf der Spitze der Schwungfedern grösser beiA., welche Flecke in abnehmender Grösse bei ihr fortlaufen , während ich sie bei B. nur auf der ersten oder den ersteren Schwungfedern sah. Ich wurde zu spät aufmerksam darauf, als dass ich bestimmt sagen könnte, in wie fern die Lebensart beider verschieden sei, oder nicht; nur kam es mir vor, dass A. mehr hüpfend flöge und ein feineres Geschrei, etwa nach dem Verhältniss wie zwischen L. canus et argentatus , hätte. Sie nisteten zusammen, und ich erhielt Männchen und AVeibchen von beiden. Larus marinus L. Dan. Havmaage. Fär. Bäkur, (Landt, S. 263. Graba, S. 65 etc.) Diese Möwe ist ziemlich gemein auf den Färöern, findet sich aber nie in Menge. Sie ist ein Standvogel, welcher seine 3 Eier im Mai oben auf steilen Strändern, nicht auf den Vo- gelbergen, legt. Ihre Dimensionen sind grösser und ihre Farbe ist dunkler, als bei der, welche wir hier in Dänemark haben. Das Junge wird von den Färingern gegessen, bis es den ,, Blutstropfen*' bekommt. 222 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Lestris parasitica Boie. Dan. Tyvmaage. Fär. Tjegvi, Tjoi. (Landt, S. 263, Larus paras. Graba, S. 98, 164, 189 etc.) Kommt zum Lande in der Mitte des Aprils und zieht am Michaelistage ab, legt am Schlüsse des Maies 2 Eier, welche olivenbraun oder hellgrau mit braunen Flecken sind. Das Nest ist in die Sumpferde oben auf den Bergen an einem Binnensee oder in einem Thale zu beiden Seiten des durch dasselbe laufenden Flüsschens hineingehöhlt. Was das Ver- halten zwischen L. paras., Buffonii, Schlepii et Richardsonii betrifft, so muss ich gestehen , dass dasselbe mir nicht klar ist; welchem zufolge ich hier den Namen parasitica beibehal- ten habe, obgleich ich geneigt bin zu glauben, dass die Lestris, welche auf den Färöern vorkommt, eher h, Richardsonii sei; denn alle Exemplare, die ich erhalten habe, stimmen völlig mit Temminck's Beschreibung von dieser iiberein, während sie auf der andern Seite allzu schmächtig ist , um sie zur Li. Buffonii zu stellen, wobei dann auch der Mangel der lan- gen Schwanzfedern und der blauen Binden auf der Ferse in Betrachtung kommen würde. Beim Vergleichen meiner färöi- schen Lestrides mit einigen Exemplaren von Island fiel es mir sogleich in die Augen, dass die färöische kürzer und gedrungener, der Schnabel kürzer und stärker ist, und die übrigen Charaktere auf L. Richardsonii passen. Rücksichtlich des Verhaltens der weissbauchigen zu der braunen muss ich Nilsson's Meinung (Skand. Fn., Foglar, II, 340) beitreten, dass das Männchen weiss, das Weibchen braun sei; denn meine Erfahrung hat dies immer gelehrt, und ich habe viele frische Exemplare von diesem Vogel gehabt. Lestris Catarrhactes Jllig. Dan. Stör Tyvmaage. Fär. Skyggvur. (Landt, S. 264. Cataracta Skua. Graba, S. 186.) Sehr gemein; kommt ins Land in der Mitte des Aprils, zieht fort mit dem Michaelistage. Sie baut ihr Nest oben zwischen den Bergen auf dieselbe Weise, wie die vorige, und legt in der Mitte des Maies 2 Eier, welche etwa in 4 Wochen ausgebrütet werden; in der Mitte des Augusts hat sie fix\^^Q übersetzt von Dr. Creplin. 223 Junge. Das ganze Aeussere dieser Raubmöwe charakterisirt sie als einen Falken in Schvvimmvogelform , gleichwie die Möwe in dieser Ordnung in die Stelle des Geiers tritt, und ihre Lebensweise stellt sich auch in dasselbe Verhältniss, so dass z. B. die ihrige zu der des Larus mari7ius sich verhält wie die eines Falco fulviis zu der des Vultur fulvus; denn sie benutzt weder ihre Schwimmfähigkeit, noch ihre Tauch- fertigkeit, die letztere nicht einmal in Luftstosstaucherform, wie Z/. parasitica. Ihre Nahrung besteht meistens in Vogel- jungen; auch junge Lämmer sind nicht sicher vor ihr, wogegen sie sich selten herablässt, dem Larus tridactylus seine Beute abzupeinigen. Ungeachtet die Meisten (vgl. Skand. Fn., Fog- lar, II, 336, Temminck, Manuel d'Ornith., II, 792, cf. IV, 494) die alte L. Catarrh. als mit dunkelbraunem Rücken und Halse mit gelben Schaftstreifen beschreiben, muss ich doch sie als hellbraun mit grossen graugelben Streifen und hell- grauen Federkanten angeben, während das Junge (einjährige) dunkelbraun mit wenigen Streifen und schwarzem Kopfe ver- sehen ist. Die am hellsten gefärbten bekam ich jedesmal von den Nistplätzen (auf Sandö und Nord-Strömö), während die dunkler gefärbten z. B. im NalsöQord, 3 Meilen von ihrem Nestplatze, geschossen wurden. Eben so deuten der stärkere Schnabel und die stärkeren Füsse des helleren auf einen sehr alten Vogel hin. Vor einigen Jahren erhielt ich dazu ein Junges im Flaumkleide von dieser Lestris lebendig; dieses hatte ich etwa 2 Jahre lang, und in der Zeit bleichte seine Farbe mit jeder Mauserung, während sein erstes Kleid dunkel war. Zufolge meiner Erfahrung muss ich demnach Graba widersprechen, wenn er (a. a. O.) sagt, die Jungen seien den Alten „durchaus gleich", wonach Temminck (IV, 494) seine Meinung gerichtet hat; Naumann 's Zeichnung ist also nach einem Jüngern Vogel entworfen. Hiermit wird nicht gesagt, dass der Vogel nicht erwachsen wäre, bevor er die hellere Farbe bekommen hätte; sondern ich meine bloss, dass der hellere Vogel älter sei, als der dunklere. Dass er auf Island ein Standvogel ist (Faber), ist wunderbar; denn auf den Färöern sieht man ihn im Winter nicht, ausgenommen wenn ein Sturm ihn aus dem offenen Meere hineintreibt, welches auch der Fall mit den Bergvögeln ist. 224 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Procellaria glacialis L. Dan. Storrafugl. Fär. Häfhestur. (Landt, S. 255.) Wenn man auf der Reise nach den Faröern bei den Slietlandsinseln vorbeikommt, so sieht man diesen Vogel über den Wogen dahin schweben , besonders wenn ein Sturm im Anzug ist, und zw^ar, wie den folgenden, am ehesten an der Leeseite des Schiflfs. Ist es gutes Wetter, so kommt er selten an das Fahrzeug, sondern fliegt in Gesellschaft über das Meer hin, wobei er sich oft mit einem sonderbar heisern Laute setzt. Als ich ihn mitten in der Brütezeit südlich von den Färöern sah, schöpfte ich Hoffnung, ihn dort brütend anzutreffen; denn es schien mir nicht anzunehmen, dass er im Sommer so weit von seinem nächsten Brüteplatz entfernt angetroffen werden sollte, für welchen, so viel ich weiss, Island bisher angesehen worden ist. Diese Hoffnung täuschte auch nicht, denn der Vogel nistet wenigstens auf Store Dimun, von woher ich ein altes Männchen, welches auf dem Nest ergriffen w^orden war, am 16. Juni 1845 erhielt; es ist auch anzunehmen, dass er dort auf mehreren Stellen niste. Sonach sind wohl die Färöer sein westlichster Nistplatz im Nord- meere; denn in der Nordsee wird er nicht angetroffen, und ich weiss nicht, dass er auf den Shetlandsinseln niste, wo- gegen Macgillivray ihn als nistend auf St. Kilda angiebt. Die Färinger essen weder den Vogel, noch seine Eier, seines strengen Geruchs wegen. Im Winter hält er sich draussen auf dem Meer auf; Stürme treiben ihn aber öfters ans Land. Thalassidroma pelagica Vigors. Dan. Petersfugl. Fär. Drunkviti. (Landt, S. 256. Graba, S. 175.) Dieser ächte Meerbewohner ist ziemlich gemein auf den Färöern im Sommer, wie im Winter, nistet aber nur auf einzelnen Inseln, nämlich auf Nalsö, Sandö und den Norder- öern (Fuglö, Kunö, Svinö). Sein Nest findet man in dunk- len Felsenhöhlen, in denen sich der Vogel ein Loch zwischen den herabgeworfenen Steinen und Gries gräbt und in diese ein Ei legt, welches weiss mit einem röthlichen Kranz um übersetzt von Dr. Croplin. 225 das dicke Ende (nicht bei allen Exempl.), länglich oval, nicht wie Nilsson schreibt (Sk. Fn. , II, 350, vgl. Temm. Ma- nuel, II, 811), rund wie ein Enlenei ist; wenigstens habe ich dies in einer nn'r zu Augen gekommenen Menge derselben bei keinem gesehen ; das Ei riecht ganz so übel wie der V^o- gel, und behält diesen hässlichen Geruch wenigstens 3 Jahre lang. Länge 1" If", Breite 9^- — 10'". Er legt in der Mitte des Juli; denn am 20. Juli erhielt ich frische Eier. Da er meistens der Nacht angehört und sich im Winter auf dem Meer aufhält, so war seine Lebensart nicht sehr bekannt ge- worden, bis Graba (a. a. O.) sie aufklärte, auf welchen ich demnach den Leser verweisen will. Während meines Auf- enthalts auf den Färöern hatte ich oft genug Gelegenheit, ihn zu beobachten; da dies aber in seiner Briitezeit war, so be- kam ich nicht so viel zu wissen, als ich gewünscht hätte: denn man sieht ihn zu jener Zeit nur des Nachts und wenn das Wetter neblig und trüb ist. (Hier muss ich Faber, Ueb. d, L. etc., II, 292, widersprechen.) Ist dies der Fall, so schwebt er fast wie Hirundo rustica über die Wogen hin, aus denen er seine Nahrung aufschnappt. Diese besteht in Quallen und anderen schleimigen Thieren (Velella etc.), von denen sich eine grosse Masse bei den Färöern findet; denn in allen (über 20), welche ich öffnete, fand ich nur einen klaren Thran. Dieser V^ogel gehört dem südwestlichen Theile der borealen Zone an , und sein Aufenthaltsort ist sehr be- schränkt; denn sein vornehmster Nistplatz sind gewiss die Färöer. Er gehört dem offnen Ocean an ; denn ich sah ihn nicht in der Nordsee, und die Seeleute behaupteten, dass man im Sommer ihn zuerst jenseits der Shetlandsinseln an- träfe: Nilsson sagt von ihm, er komme erst einige Meilen von der Küste des offenen Meeres („nägra mil utom hafs- bandet") vor, während er die schottischen Inseln und die Fär- öer als seine eigentliche Heimath angiebt (Skand. Fn., Fogl. II, 349). Macgillivray (Manual, II, 266) führt ihn als nistend in Cornwallis, den Shetlands-, Orkney- und hebridi- schen Inseln an. Er ist ein Stosstaucher und schwimmt selten, sondern berührt nur die Meeresfläche, um Nahrung zu suchen. Archiv f. Natiirgcsch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 15 )»'>«^J 226 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Puffinus arcticus Faber. Dan. Lire. Fär. Skrapiir. Liri (jnn.)- (Landt, S. 255. Graba, S. 72, 137, 172, 217.) Auch dieser Meerbeuohner ist eine der charakteristischen Eigenthiinilichkeiten der färöischen Fauna. Er findet sich in grosser Menge auf den Färöern, nach denen er am 12. März kommt und die er 3 Wochen nach Olai (d. 29. Juli) wieder verlässt. Er gräbt sich auf Bergabhängen, wo grosse Steine mit loser, herabgerieselter Sanderde abwechseln, ein tiefes Loch, in welches er am Ende des Aprils ein weisses Ei legt; seine liäufigsten Nistplätze wenden sich gegen die Buchten hinaus, und die ihnen entnommenen Jungen wer- den Bjargalirar genannt; bisweilen aber nistet er an Berg- abhängen, welche sich nach den Thälern hin wenden, und diese werden Fjadlalirar genannt. Svabo berichtet und die Färinger bekräftigen es , dass dieser Vogel Lust zum Ziehen hat und die Stellen verlässt, an denen er früher in Menge nistete, um nach anderen hinzuziehen (z.B. von Skuö nach Sandö); ob dies aber in einer bestimmten Richtung oder mit bestimmter Rücksicht auf die Beschaffenheit des Locales ge- schehe, habe ich noch nicht erfahren können. Wenn die Jungen grösser geworden sind, so nimmt man sie mit einem Haken an einer Stange aus dem Neste, oder man gräbt ein Loch von oben in dessen Gang hinab; dieses aber muss sorg- fältig wieder verstopft werden; denn wenn Regen in das Nest kommt, so nistet der Vogel dort nicht mehr. Von Aussehen ist das Junge dem Alten ganz gleich, und Naumann's Zeichnung entspricht denen, die ich gesehen habe, nicht, so wie auch die Füsse unrichtig gefärbt sind; diese sind niämlich fleischfarben (wie beim Colymbus rufigularis), und an der Innern Seite schwarz. Auch der Puffin ist am meisten in trübem und stürmischem Wetter in Bewegung , und man sieht, besonders im Nebel, grosse Schaaren von ihm in den Buch- ten schwimmen , aus denen sie sich mit hübschem und leich- tem Fluge erheben, wobei der ganze Schwärm schräge fliegt, indem er sich nach der einen Seite hin neigt. Er taucht mit Leichtigkeit, benutzt aber diese Fertigkeit nicht oft, da er so vortrefi'lich fliegt. Er ernährt sich von Fischen und fängt sich übersetzt von Dr. Creplin. 227 besonders häufig Heringe; aber ich fand ausserdem fast immer Vegetabilien in seinem Magen, welcher mit einem klaren Thran angefüllt war, der nicht roch, wie bei Procellaria und Thalassidroma. Seine Stimme habe ich nicht gehört; die Fä- ringer aber drücken sie aus durch takka-jakup. Suhl alba Meyer. Dan. Tossefugl. Fär. Sula. Grä Sula (jun.). (Landt, S. 259.) Nistet nur auf einer Insel, nämlich Mykinesholm, welche westlich von der bei Vägö liegenden Insel Mj'kines liegt; hier ist ihr einziger Brüteplatz; man sieht sie aber ziemlich häufig um die Buchten fliegen (ich bekam mehrere von Nälsö-Fjord bei Thorshavn) , wo sie Sei (Gadus virens) fischt. Sie kommt zum Lande am 25. Januar und legt in der Mitte des Aprils ein Ei; ehe sie es gelegt hat, fängt man sie mit den Händen, wenn sie auf dem Neste sitzt und schläft, und sie soll am festesten schlafen, wenn der Wind landwärts weht und es hagelt; die Jungen fängt man 3 Wochen vor Michaelis. Sie zieht am 11. Novbr. weg; aber ab und an sieht man sie zur Winterszeit im Sturme. Sie ist ein durchaus oceanischer Vo- gel; denn sie brütet nur auf den kleineren Inseln im Meere, nicht z. B. auf Island selbst, sondern auf den Vestmanöern. Nils so n weiss keinen Nistplatz für sie auf der [skandinavi- schen] Halbinsel anzugeben. Die Abänderung ihres Kleides nach dem Alter ist bekannt, und ich habe über dieselbe nichts Neues mitzutheilen; da ich aber sehe, dass in der Skand. Fn. (11,472) ein Platz für die Farbe der Beine offen gelassen ist, so will ich mir erlauben, diesen auszufüllen: der Fuss ist dunkelgrün, mit 3 hübsch hellgrünen Streifen längs der Vor- derseite des Laufs und einem längs jeder Zehe ; Schwimmhaut schmutzig dunkelgrün. Phalaci^ocorax Carho Briss. Dan. Aalekrage. Fär. Hiplingur. (Landt, S. 257. Graba, S. 68, 150.) Dieser Vogel ist nicht so gemein auf den Färöern, wie I der folgende, wogegen er in Grönland und in Dänemark der einzige, auf Island und in Skandinavien der gemeinste dieser 15* i-i 228 Holm: Ornithologiscber Beitrag zur Fauna der Färöer, Gattung ist. Hieraus schliesse ich , dass diese Form mehr dem Festlande angehöre, dagegen /*/<(. cristatus den Inseln im Oceane und denen, welche an der Küste des Festlandes liegen, z.B. den Lofoden, eigen sei. Er bauet ganz unten an den Vogelbergen; oft jedoch ist sein Nest ziemlich hoch oben auf einem Absätze des Felsen , aber abgesondert vom eigentlichen Vogelberge. Er legt 3 — 4 Eier, und die Jungen sind am St. Johannistage erwachsen. Riicksichtlich der Ausmessung des Vogels und der Beschreibung seiner merkwürdigen Zunge verweise ich auf Graba, S. 150 u. 151. Phalacrocorax cristatus Briss. Dan. Top-Skarv. Far. Skarvur. (Landt, S.258. Graba, S. 36, 68, 152 ff.) Wie ich schon bei der vorigen Art andeutete, glaube ich, dass dieser Vogel mehr oceanisch sei und desswegen in so grosser Menge den Färöern angehöre, welches mir auch durch Nils so n bestätigt zu werden scheint, wenn dieser (Sk. Fn., 11, 480) ihn als besonders der norwegischen Scherengruppe angehörig bemeldet, und durch Faber (Prodr. , 53), wenn er ihn als höchst gemein auf dem südlichen und westlichen Theile von Island (die Inseln werden mitgerechnet) betrachtet. Was die Beschreibung des Vogels betrifft, so wird wohl nicht leicht an der Genauigkeit etwas auszusetzen sein, mit welcher Graba (S. 152) sie abgefasst hat; nur muss ich hinsichtlich der Ausmessung hier, wie für die meisten übrigen Stellen bemerken , dass ich eine so grosse Verschiedenheit in der Grösse gefunden habe, dass sich gewiss nicht leicht eine Normaldimension aufstellen lässt. Hinsichtlich der Crista muss ich Graba' s Meinung beitreten; denn es ist gewiss, dass von allen Exemplaren, die ich gehabt und gesehen habe, allezeit diejenigen die grössten und hübschesten gewesen sind, welche dieselbe trugen, und da hierbei Nichts aus der Jahreszeit ge- schlossen werden kann, indem jene im Sommer wie im Win- ter angetroffen wird, so ist wohl am füglichslen anzunehmen,, dass erst der alte Vogel sie vollständig bekomme. Der ge- häubte Scharbe ist ein Standvogel auf den Färöern; er nistet unter den grossen Massen herabgestürzter Steine am Fusse der Berge, stets nach dem offenen Meere hinaus, weshalb übersetzt von Dr. Creplin. 229 man ihn im Sommer selten in den Buchten sieht, während sich im Winter grosse Schaaren von ihm in diesen finden. Sein Nest steht gewöhnlich nicht so hoch , wie das des Cor- raorans; es ist gross, aus Seegras und Tang gebaut, immer feucht und schlüpfrig; die 3 — 4 Eier sind klein, bläulich schmutzigweiss , mit einem dicken kalkartigen Lieberzuge; sie werden am Schlüsse des Märzes oder im April gelegt, und die Jungen sind am Schlüsse des Juni gross. Dieser Scharbe wird sehr von Ungeziefer geplagt und oft von einer Art Pest befallen, durch welche er ganz verwirrt wird, wonach er sich dann mit den Händen greifen lässt. (Svabo.) Colymhus septentrionalis L. Dan. Lom. Fär. Lomur. (Landt, S. 261. Graba, S. 49 , 68, 118.) Dies ist der einzige Taucher, von welchem man mit Be- stimmtheit sagen kann, dass er auf den Färöern brüte; er ist äusserst gemein auf allen Binnenseen oben zwischen den Ber- gen, wo er sein Nest dicht an der Kante der Grasfläche legt, damit er sich hurtig ins Wasser bei drohender Gefahr werfen und so die Flucht ergreifen kann ; denn auf dem Lande ist er ganz hülflos. Er ist sehr furchtsam, und ich kenne Bei- spiele, dass 2 Taucher seiner Art bei einem Binnensee (Tjödn) auf einer der Norderinseln wieder herabgefallen sind, nachdem sie die Flucht ergriff"en hatten, weil geschrien und Lärm ge- macht worden war. Er kommt zum Lande in der Mitte des Märzes (nach dem südlichen Island am 10. und 11. April, Faber) und zieht am Schlüsse des Septembers und am An- fange des Octobers fort; am Ende des Maies legt er 2 Eier, welche in etwa 4 Wochen ausgebrütet werden. Er fliegt hoch mit hurtigen Flügelschlägen , wobei er zwei verschiedene Stimmen hören lässt, nämlich warvvick, woraus die Färinger feuchtes Wetter prophezeihen , und turkaträ (so drücken die Färinger es aus)^ worauf man Trockenheit erwartet. Anas Boscas L. Dan. Vildand. Fär. Stokkondt. Vild-duinia. (Steggi cT- Dunna $ .) (Landt, S. 262. Graba, S. 68,69,80.) ! Ich habe schon früher die Vermuthunc: geäussert, dass 230 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, der Flächeninhalt der Färöer zu klein sei , um manche Vögel dort finden zu lassen , welche man sonst auf ihnen zu finden erwarten möchte. Dies ist nun namentlich der Fall mit den Gaiiiw^en Jnse?' und Anas, da sie an süssen Gewässern, und am liebsten weit entfernt vom Meere, nisten. Von Jnseres findet sich daher, meines Wissens, dort kein einziger brütend; denn vom J. cinereus (intermediusP), welchen Svabo und Landt anführen, habe ich Nichts erfahren können, und er ist sicher weggeschossen. Von Anafes ist Boscas die einzige, von welcher ich gewiss weiss, dass sie dort brütet; doch ist sie daselbst nicht so häufig, wie bei uns; ihr Nistplatz ist an Snsswasserseen zwischen den Bergen. Sie ist ein Standvogel. Fuligula m Ollis sima Bonap. Dan. Äderfugl. Fär. Äva ($). Ävu-blikur {^). (Landt, S. 249. Graba, S. 36 , 68.) Gemein auf den Inseln das ganze Jahr hindurch; ihr Auf- enthalt ist längs der Scheren und den grossen Steinen am Strande; von da aus aber zieht sie schaarenweise in die Buch- ten umher, auch in das offene Meer hinaus, um zu fischen; im Herbst und Winter sind besonders die Buchten von ihr stark bevölkert. Sie baut ihr Nest, welches aus Tang und Stroh, mit einem Kranze von Dunen ringsum besteht, auf dem Lande, doch nicht weit vom Meere, oft in grossen Mas- sen auf Inselchen (z. B. dem Kjirkjibö-Holm), wo sie unbe- unruhigt und daher ausserordentlich zahm ist; diese Inselchen liegen gewöhnlich nicht hoch. Am Ende des Maies legt sie 4 — 5, selten 6 — 7 Eier, welche binnen 4 Wochen ausgebrü- tet werden ; die Alten führen danach die Jungen aus dem Neste dem Meere zu; diese schwimmen nun munter umher, von der Mutter geführt, welche mit einer wohlklingenden Stimme den Zug zierlich und keck leitet. Die Färinger be- haupten, sie gehe stets zum Neste hinauf, fliege aber da- gegen von demselben herab. Mergus Serrator L. Dan. Lille Skallefluger. Far. Toppondt. (Landt, S. 252. Graba, S. 68.) , , Findet sich hier nicht selten, aber bei weitem nicht in übersetzt von Dr. Creplin. 231 Menge; man kann Vieles von den Färöern bereisen, ohne ihn zu sehen; denn die einzelnen Paare, welche sich dort auf- halten, nisten in abgelegenen Thälern an einem Binnensee (z.B. I.ejnnavatn auf Nord- Strömö), wo das Nest sich zwi- schen grossen Büschen von Rumex und Angelica findet; dieses enthält meistens 12 Eier, in der Mitte des Juni. Im Herbste haust er in ziemlich grosser Menge in den Buchten. Uria Grijlle Lath. Dan. Teiste. Fär. Tejsti (Tejstapisa, jun.). (Landt, S. 260. Graba, S. 37 etc.) Ich sah diesen Vogel nicht bei den Färöern im Meere; sobald man aber in die Buchten kommt, trifft man ihn, sowohl in der Bucht selbst, als längs des Strandes au; liier hat er seine Eier (1 — 2) ohne Unterlage auf dem blossen Steine lie- gend; auf ^^\\ Buchten versammelt er sich meistens in stillem, nebligem -Wetter; aber ich sah ihn nie in so grossen Schaa- ren, wie Mormon, Älca und Uria Troile. Er ist sehr zu- traulich , aber doch schwer zu schiessen , weil er vor dem Schusse theils untertaucht, theils, wenn derselbe nicht sogleich tödtlich war, fortbleibt und nicht mehr heraufkommt, welches ich zum öftern im Nalsöfjord bei J4 — 20 Faden Wassertiefe erfuhr. Im Juni und Juli fand ich nur wenige in re'ner Som- mertracht, indem der Spiegel theils niit Grau gemischt war, theils der schwarze Unterleib viele weisse Federn hatte. Er ist ein Standvogel und findet sich im Winter in grossen Schaaren tief einwärts in den Buchten. Ich habe ihn oft Blennius und Ammodytes fangen sehen; aber er frisst auch Krebse und W^eichthiere. Uj' ia Tj oile T e m m . Dan. Spidsnäb , Aalge. Fär. Lomvia. (Landt, S. 262. Ur. Lomvia, Graba, S. 95, 106.) Allenthalben auf den Färöern, auf den eigentlichen Vo- gelbergen sowohl, als auch sonst überall, wo die Küste etwas steil ist ; auch trifft man diesen Vogel schaarenweise schwimmend in den Buchten und vor dem Lande an, selbst mitten in der Brütezeit. Auf den Vogelbergen nimmt er den dritten Platz von unten ein , indem Phalncrocorax und Larus tridacHjlus 232 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, weiter nach unten nisten. Er kommt erst zu Anfange des Märzes nach dem Lande und zieht im September fort, wird aber doch auch ab und an im Winter gesehen und besonders häufig, wenn Sturm und Unwetter ilui todt oder lebendig ans Land treiben. Am Schlüsse des Juli erhielt ich erwachsene Junge, welche nur noch auf dem Kopfe Dunen trugen; die Tracht glich der Wintertracht der Alten; aber .das Schwarz war stärker auf der Kehle, und am ganzen Halse waren schwarze Federn sichtbar; der Schnabel war kurz und von dem der Alca Tor^ö- Jungen schwer zu unterscheiden; das Junge ging in einer schrägen, ziemlich aufrechten Richtung auf den Zehen inid sank nur auf die Fersen zurück, wenn es längere Zeit still stand: sein Geschrei war fein pfeifend. Ich habe nur eine Art „Aalge" auf den Färöeni gefunden und glaube nicht, dass man Lria BrueMnicldi (Sabine) dort antreffe; denn ich traf freilich viele an, deren Schnabel kürzer und höher war, als bei anderen, deren ganzer Körper dicker war und deren übriges Ansehen wohl auf JJr, Br. passen konnte; aber theils war dies nicht constant, theils bewog mich die Vergleichung mit der ächten Vr. Bruenn. aus Grön- land zum gänzlichen Verwerfen der Identität. Am 26. Juli verglich ich eine grosse Menge frischer ürien, wodurch es sich zeigte, dass alle ,,Stuttnefier" \JJria Bruennichii], von denen ich 36 vor mir hatte, ohne Brutfleck waren, wogegen alle „Langnefier" [Urüi T?^oile] ihn hatten; ausserdem hatten die Langnefier helle, gelbbraune Zehen, die Stuttnefier dun- kelbraune; dies Verhalten bestätigte sich bei Urm ringvia Fab. Ich bin daher sehr zu der Annahme geneigt, dass die färöisclie Stuttnefia nur eine jüngere Langnefia sei, und dass dagegen TJ. Bruenn. dort nicht vorkomme, wenigstens nicht im Sommer. — TJria lacrymans Valenciennes ist sehr häufig auf den Faröern , wo sie sich vereint mit V. Troile findet; über die Selbstständigkeit ihrer Art bin ich nicht im Stande mich mit Bestimmtheit zu äussern ; da sich aber unter ihrer Anzahl Formen mit dickerem und dünnerem, längerem und kürzerem Schnabel fanden, da das Verhalten hinsichtlich der Füsse dasselbe war, wie bei XJ. Troile in ihrer altern und Jüngern Form, so bin ich fast geneigt, sie als Art an- zuerkennen, obgleich ich keineswegs Graba (S. 107) oder übersetzt von Dr. Creplin. 233 Faber (Prodr., S. 43) widersprechen darf, welche sie nicht als solche anerkennen; denn ich hatte nicht Gelegenheit, sie so oft zu beobachten, als es nöthig gewesen wäre. Die Fä- ringer geben ihr keinen andern Namen, als der U. Trolle. Alca Torda L. Dan. Pappegöie-And. Fär. Alka. (Alkupisa, jun.) (Landt, S. 25.3. Graba, S. 60, 78, 102.) Sehr gemein auf den Färöern, zu denen sie am Anfange (d. 12.) des Märzes gelangt, und von denen sie am Anfange des Septembers wieder abzieht. Auf den Vogelbergen nimmt sie mit U. Trolle den dritten Platz ein; aber sie kommt bei weitem nicht in so grossen Schaaren vor, wie jene. Am Schlüsse des Juli erhielt ich erwachsene Junge; sie glichen ganz den Alten, indem der Hals ganz bis hinab auf die Brust braun war; der Schnabel war aber fast ganz wie bei dem Jungen der XJ. Trolle^ ausgenommen dass sich dort schwache Andeutungen von Querfurchen zeigten; und der weisse Strich vom Auge her war ganz deutlich. Sonach ist Nilsson's Beschreibung fehlerhaft, wenn er sagt (Sk. Fn.,II,521), das Junge gleiche dem Alten in der Wintertracht; denn es legt dieses zu derselben Zeit an, wie das Alte, nämlich meistens bei seinem Abzüge vom Lande; dagegen hat Faber (Prodr., S. 47) das Richtige. Die lebenden Jungen, welche ich beob- achtete, bewegten sich mit weit grösserer Schwierigkeit als die von TJ. Trolle; sie watschelten mit platschendem Schritte, meistens auf den vordem Theil der Ferse gestützt, während der übrige schräge gebogen stand; ihre Stimme glich der der U. Tr., war aber heiserer. Der Alk findet sich im Winter in Massen todt am Strande liegend , wenn es gestürmt hat. Mormon arctlctis Jllig. Dan. Söpappegöie. Fär. Lundi. (Lundapisa, jun.) (Landt, S. 254. Alca arct. Graba, S. 68, 78, 108, 116.) Dieser ist ein Vogel des Oceans, da er nur auf den In- seln im Nordmeere brütet, z. ß. bei Island auf den Vestman- öern, bei Grönland auf den Klippeninseln vor dem südlichen Theile des Landes, auf den Lofoden u. s. w. ; auf den Färöern ist er äusserst gemein und nistet überall , wo lockerer Sand- 234 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, bodeii auf den Klippen ist, sowohl gegen das Meer und die Buchten hin, als einwärts gegen die Thäler an den schrägen Bergabhängen (dies ist das am wenigsten Gemeine); auf den Vogelbergen bewohnt er den obersten Platz. Auf den Bergen, und wo er sonst sein Nest hat, ist er sehr dreist und bös, wenn man ihm zu nahe kommt; aber ausserhalb des Nist- platzes, wenn er z. B. in kleinen Schaaren auf den Buchten schwimmt, ist er äusserst scheu und schwer zu schiessen, da er unaufhörlich untertaucht und man ihn nicht bekommt, wenn der Schuss nicht augenblicklich tödtlich gewesen ist. Er kommt zu den Färöern am 14. April und beginnt am Ende des Augusts wegzuziehen; verschiedene lassen sich jedoch bis in den September hinein blicken j er zieht, wie die übrigen Bergvögel, allezeit nach Osten mit dem Strome. Ehe er weg- zieht, sagen die Färöer, reinige er sein Nest, und untersuche es, wenn er komme; weshalb man sich wohl in Acht nehmen müsse. Regen in dasselbe kommen zu lassen, falls man es, um die Jungen zu bekommen, ausgegraben habe. Drei Wo- chen nach seiner Ankunft fängt er an, Eier zu legen. Er hat zwei Brutflecke, einen an jeder Seite, wie Alca Torda. Seine gewöhnlichste Nahrung besteht in kleinen Fischen, und man sieht ihn besonders häufig mit einem Animodytes schwim- men oder fliegen , welcher sich um seinen Schnabel krümmt. Er geht sehr gut und stützt sich nur auf die ganze Sohle, wenn er sich ausruht; sein Flug ist hurtig und schnurrend; er taucht mit ausgebreiteten Flügeln. Es giebt häufige Varie- täten von diesem Vogel, besonders die sog. weissen Lunde, von denen schon Svabo sagt, dass er sie von der Fuglö gesehen habe; diese sind fast rein weiss am Körper, mit Aus- nahme einzelner schwarzer Federn auf dem Rücken; Kopf und Flügel schwarz mit einzelnen weissen Federn; Füsse un- bedeutend heller, als bei dem gemeinen. Bisweilen sind der Kopf, die Flügel und der Schwanz hellgrau, und das Uebrige ist weiss, die blasse Iris noch heller als gewöhnlich. Rücksichtlich der Beschreibung der Vogelberge und deren Bewohner weiss ich Graba's vortrefi'licher Abhandlung (S. 100—117), mit welcher Pastor Landt's Artikel vom Vö- übersetzt von Dr. Creplin, 235 gelfange (S. 366 — 376) verglichen vveriJen dürfte, Nichts hin- zuzufügen. Ich liabe nun die Vögel aufgefülirt, von denen icl» ziem- lich gewiss vvusste, dass sie auf den Färöern brüten und folglich diesen Inseln eigentlich angehören; es waren ihrer wenige (42) Arten und diese fast sämmtlich oceanische For- men, welche zum Theil auch sonst kleine Felseninseln be- wohnen, z. B. Bergvögel, Anthus rupestris ^ u. s. w. , zum Theile sich nur auf den kleinen Inseln im nördlichen atlan- tischen Meere finden, z. B. Lestris Catarrhactes , Puffinus, Thalassidroma ^ Sula, u. m. Aus diesen Formen besteht also die färöische Vogelfauna im Sommer; aber Frühling und Herbst bringen grosse Veränderungen, indem sich die Anzahl natürlich auf der einen Seite durch die fortziehenden Vögel vermindert, auf der andern aber sich in einem noch höhern Grade durch die ankommenden vermehrt. Dies gilt also so- wohl für die Vorbereitungszeit für die Sommerfauna und für die Einleitung zur Winterfauna, da die Färöer auch für den Winter ihre bestimmten Vögelformen haben , welche durch sehr viele Zufälligkeiten vermehrt werden. Von Standvögeln besitzen die Färöer: Falco LitJiofalco, Corvus Corax et Cor- nix, Colimiba Livia^ Sturmes vulgaris, Emberi%a nivalis, An- thus 7'upestris, Troglodytes ^ Gallinula Qrex , Charadrius apri- carius , liallus aquaticus , Tringa inaritima, Larus marinus, tridacti/lus , fuscus , argentatus , Thalassidroma pelagica, Pha- lacrocorax Carho et cristatus, Anas Boscas , Fuligula mollis- sima, Mergus Serrator und Uria Grylle; von einigen dieser (z. B. Anthus^ Charadrius) kann man jedoch sagen, dass ein grosser Theil wenigstens fortziehe, und möglicherweise sind diese Arten auf den Färöern Zugvögel , und die Individuen, welche sich dort im Winter aufhalten, müssen dann Flücht- linge, z. B. von Island, sein, wodurch freilich der Charakter von Standvogel und Zugvogel mehr rein gehalten werden würde; woher aber sollte dann z. B. Sturnus kommen, da er nicht auf Island existirt? Denn der Winterzug geht ja von Norden nach Süden; von Norwegen her würde es ein wun- derlicher Weg sein. So wie es also Sommerzugvögel für die 236 Holm: Ornitliologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Färöer giebt, so giebt es auch solche im Winter, nämlich solche, welche jeden Herbst kommen und sich dort im Win- ter aufhalten: Fringilla Linaria, Numenius arcuatus , Tringa islandica, Larus glaucus et leucopterus, Anas glacialis , Mer- gulus Alle. Zu diesen constanten Einwohnern kommen nun noch einige, z.B. Pt/rr ho corax , welche sich fast jeden Winter in ziemlich grosser Menge sehen lassen. Jetzt will ich mir erlauben , die Vögel aufzuführen , welche auf den Faröern angetroffen worden sind, ohne dort zu nisten, seien sie nun stetige Gäste, oder vorübergehende Zufälligkeiten. Falco Alhicilla L. Dan. Gaase-Örn. Fär. Örn. (Landt, S. 243. Vultur Albic.) Schon Pastor Landt führt (a. a. O. ) diesen Vogel als auf den Färöern ausgerottet an, mit der Bemerkung, dass er auf dem Tintholm (bei Vagö) niste. Ich habe keine Exem- plare von dorther erhalten; aber verschiedene Namen (z. B. Arnafalstindur auf Österö) deuten darauf hin, dass er früher daselbst gewesen sei. Im Decbr. 1842 wurden einige auf Vagö gesehen. Falco Haliaetus L. Dan. Flodörn, Blaafod. Das Universitätsmuseum hat im vorigen Jahre ein altes Exemplar dieses Vogels von dorther erhalten ; ich habe nicht gehört, dass er daselbst früher geschossen worden sei. Falco islandicus Briss. Dan. Jagtfalk. Fär. Falkur. (Landt, S. 243. Falco —'^ Graba, S. 202.) Ich bin überzeugt , dass dieser Falke nicht auf den Fä- röern nistet, auch weiss ich kein anderes Beispiel davon, dass er dort im Sommer angetroffen worden sei, als dass dies von Graba (a. a. O.) am 22. Juni 1828 auf Suderö gesche- hen ist. Im Herbst und Winter dagegen sieht man ihn sehr oft und besonders oft pfeilschnell niederschiessen und eine Grijll- Lumme oder einen andern Vogel erhaschen. übersetzt von Dr. Creplin. 237 Falco Tinnunculus L. Dan. Taarnfalk. Das Universitätsimiseiini empfing einen jungen Vogel in diesem Herbste. St 7' ix nyctea L. Dan. Snee-Ügle. Fär. Katt-Uggla. Diese Eule findet sich selten einmal nach den Färöern verirrt, vermuthlicli von den Shetland^inseln her, da Mac gillivray sie als dort sich aufhaltend anführt (Manual, I. 61). Ich habe nur das Exemplar gesehen, welches das Königl. Mu- seum durch den Amtmann Tillisch bekommen hat. Es wurde auf Nord-Strömö gefangen , und die Färinger ängstigten sich sehr beim Anblick seiner glühenden Augen. St rix brachyotus L. Dan. Mose-Ugle. Von dieser habe ich in den letzteren Jahren oft Exem- plare von den Färöern gesehen und bekommen, besonders von Sandö, wo sie sich jeden Herbst in nicht unbedeutender Anzahl einfindet. Sollte sie auf Island nisten und von da aus ziehen ? St rix Otus L. Dan. Lille Horn-Ügle. Während meines Aufenthalts auf den Färöern erhielt ich ein Exemplar, welches im Frühjahr 1844 zwischen den Häu- sern in Thorshavn ergrifi'en worden war. Pastor L an dt führt in seinem Buche, S. 244, Strix passerina an; hierunter ist wohl Linne's Str. passerina zu verstehen; aber jedenfalls habe ich sie nicht gesehen, noch auch gehört, dass sie dort gefunden worden sei. Corvus Corone L. Dan. Sort Krage. Fär. Hjaltlands-Kräka. Unter diesem faröischen Namen habe ich C. Corone dort- her empfangen, während Landt (S. 247) dem C. Monedula diesen Namen giebt (Shetland , fär. Hjaltland); aber ich habe 238 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färö'er, nie gehört, dass C. Monedula auf den Färöern gefunden wor- den sei. Pyrrhocorax Graculus Tenim. Dan. Alperavn. Fär. Rokur. Ungeaclitet ich selbst diesen Vogel von den Färöern nicht bekommen habe, weiss ich doch mit Bestimmtheit, dass er sich dort gemeiniglich im Herbste in nicht unbedeutenden Schaaren aufhält. So zeigte er sich im Septbr. und Octbr. 1846 überall auf den südlichen, wie auf den nördlichen Inseln. Macgillivray führt an, dass er schaarenweise nach Eng- land, Irland und Schottland komme, wo er sich auf Klippen im Meer aufhalte. Landt giebt (S. 147) Corvus Corone den färöischen Namen, welcher diesem zukommt. Hirundo'urhica L. Dan. Bysvale. Fär. Sväli. (Landt, S. 272.) Während die Schwalbe auf dem Festlande weit nördlicher nistet, als die Breite der Färöer ist (Skand. Fn., I, 209), ist sie doch ein sehr seltner Gast auf diesen Inseln ; den Grund dazu hat man wohl in dem scharfkalten Seenebel zu suchen. Caprimulgus europaeus L. Dan. Natravn. (Graba, S. 78.) Ausser dem Exemplare, dessen Graba (a. a. O.) als dem Etatsrathe Reinhardt zugesendet erwähnt, habe ich nur eines gesehen, w^elches ich selbst erhielt: es war todt bei Thorshavn im Juli 1842 gefunden worden. Muscicapa atricapilla L. Dan. Svalespurv. Das Universitätsmuseum hat ein Männchen, geschossen bei Thorshavn d. 7. Mai 1846, erhalten. Sylvia Trochilus Temm. Dan. Spurvekonge. Das eben Genannte besitzt ein Exemplar von den Fä- röern , angetroffen auf Nalsö im Octbr. 1845. übersetzt von Dr. Creplin. 239 Reguius cristatus Willughb. Dan. Fnglekoiige. Graba erwähnt (S. 146 u. 147), dass im Herbste 1827 einige dieser Reguli auf Nälsö gefunden worden seien; icli liabe nicht gehört, dass man sie später auf den dortigen In- seln angetroffen habe. Motacilla flava L. Dan. Guulspink. Da Graba (S. 125) diese Bachstelze am Strande von Vagö d. 2. Juni 1828 gefunden hat und ich mehrmals gehört habe, dass sie dort oft im Sonnner gesehen worden sei, so bin ich nicht ungeneigt anzunehmen, dass sie eine der Neu- ankömmlinge sein möge , von welcher die Färöer gewiss nach und nach immer mehrere bekommen. Cinclus aquaticus Bechst. Dan. Strömstär. Fär. Aarpisa. (L a n d t , S . 27 1 . Sturnus Cincl.) Svabo spricht von diesem Vogel als auf den Norder- öern nistend; Landt bemerkt (a. a. O.), dass er nur einen erhalten habe und dass die meisten Färinger ihn nur dem Namen nach kennten: Graba erwähnt seiner nicht. Ich be- mühte mich, einige Nachricht von ihm zu erhalten, erfuhr aber bloss, dass die Einwohner ihn ungefähr eben so kennten, wie den Rallus aquaticus, und habe auch keine Exemplare von dort gesehen. Turdus iliacus L. Dan. Viindrossel. Fär. Odhinshäni, (Landt, S. 270. Graba, S. 34.) Mit jedem Frühjahre (im April) findet diese Drossel sich in nicht geringer Anzahl ein, zieht aber nach einigen Wochen wieder davon und nistet nicht auf den Färöern, weil das Bir- kengebnsch, welches sie auf Island in Menge findet, hier fehlt. Turdus pilaris L. Dan, Snarre. Fär. Odhinshäni. Ich habe nur ein Exemplar (altes cT) vom Krammets vogel 240 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, von den dortigen Inseln erhalten, welches bei Thorshavn im Decbr. 1843 geschossen worden war; aber ich glaube sicher, dass er da häufiger werde gefunden werden. Alauda arvensis L. Dan. Sanglärke. Von diesem Vogel habe ich in mehreren Jahreszeiten mehrere Exemplare von Sandö bekommen, und ein eingebor- ner, wissenschaftlich gebildeter Mann hat mich versichert, dass er wenigstens auf dieser Insel niste, wozu auch gewiss Suderö hinzugefügt werden kann, da die ziemlich grossen Ebenen auf diesen Inseln es sehr annehmbar machen , dass die Lerche sich dort aufhalten könne. Da Landt (S. 271) sie, freilich als sehr selten, anführt, so bestätigt sich gewiss meine Vermuthung, dass die färöische Vogelfauna allmählich durch neue südliche Ankömmlinge vermehrt werde , in einigem Grade. Graba erwähnt ihrer (S. 205) als Suderö eigen. Fringilla Linaria L. Dan. Sisken-Röllik. Landt spricht (S. 271) von diesem Finken ganz unbe- stimmt; aber ich führe ihn doch hier an, weil ich von zuver- lässigen Zeugen die Versicherung erhalten habe, dass er sich jeden Winter in Menge finde, welches auch sehr annehmbar ist, da er in Island gemein ist und in der Regel von dorther wandert (Faber, Prodr., S. 16). Dagegen glaube ich nicht, dass er, eben so wenig wie irgend eine andere Fringilla, dort niste; wenigstens suchte ich ihn vergebens, und die Localität ist wegen Mangels an Birkengebüsch ungünstig. Ich habe keine Exemplare von da her erhalten. Fringilla caelehs L. Dan. Bogfinke. Das Universitätsmuseum hat ein bei Thorshavn am 22. Oct. 1845 geschossenes Exemplar erhalten, ein junges Männchen. Charadrius Vanellus Pall. Dan. Vibe. Far. Vipa. Landt führt ihn (S. 268) als Tringa Vanelhis L, mit übersetzt von Dr. Creplin. 241 der Bemerkung auf, dass man ihn sehr selten sehe; Faber erwähnt seiner als auf Island ab und an getroffen (Prodr., S. 26); ich selbst habe ihn nicht bekommen; aber ein glaub- würdiger Mann hat mir gesagt, dass er oft auf Suderö, be- sonders bei Sumba (auf der Südspitze), gesehen worden sei, Ardea cinerea L. Dan. Graa Hejre. Fär. Hegri.- Der Reiher wird einzeln zu allen Jahreszeiten, selbst mitten im Winter, angetroffen; so bekam ich 1842 einen jun- gen Vogel, welcher bei Thorshavn am 15. Jan. geschossen worden war. Er nistet dort nicht. Wenn man ihn sieht, so hält er sich entweder am Strande, oder an den Binnenseen auf, wo er Forellen und Goldfische fängt. Landt erwähnt seiner S. 265. Ibis Falcinellus Vieill. Dan. Sort Ibis. Fär. Svartur Spegvi. (Graba, S. 146.) Dieser südöstliche Vogel , welcher ziemlich häufig in Eng- land vorkommt (MacgiUivray, Manual, I, 140), ist auch mehrmals auf den Färöern angetroffen worden, wo man ihn unter dem [dänischen] Namen „Sort Spove" kennt. Nuynenius arcuatus Lath. Dan. Dobbelt Regnspove. Fär. Tannspegvi. (Landt, S. 266. Scolop. arc. Graba, S. 36.) Während dieser Vogel in Norwegen und Schweden ein Zugvogel ist (Sk. Fn., II, 178), trifft man ihn auf den Fär- öern jeden Winter an, und zwar am Strande, wo er wohl von Ringelwürmern lebt. Limosa melanura Leisl. Dan. Sorthalet Kobberhöne. Im Deobr. 1845 bekam ich ein altes Männchen von die- sem Vogel, welcher früher nicht als färöisch angezeichnet worden ist; er ist gemein im südlichen Island (Faber, Prodr, S. 25); aber ich glaube nicht, dass die Oertlichkeit ihm er- lauben könne, auf den Färöern zu nisten. Archiv f. Naturgesch. XIV. Jahrg. 1. Bd. 16 242 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Totanus Calidris Beclist. Dan. Rödbeen. Far. Stelkur. (Landt, S. 266.) Schon Svabo bemerkt, dass man diesen Vogel häufig in der Mitte des Aprils sehe und dass er im Sommer weg- ziehe; daher ist also anzunehmen, dass die Färöer für ihn, wie für den Tiirdus iliacus , eine Zwischenstation auf seiner Wanderung nach Island seien, wo er als brütender Vogel gemein ist (Faber, Prodr., S. 25); auf den Färöern nistet er nicht. Ich habe mehrere Exemplare daher erhalten und unter ihnen eines in vollständiger Wintertracht im Frühlinge 1845 ; dieses war bei Thorshavn geschossen worden , wo es sich am Strande in Gesellschaft von Trmga maritima und der erwähnten Limosa aufgehalten hatte. Tringa islandica L. Dan. Staalsneppe. Obgleich Landt's ganze Beschreibung der Lebensweise dieses Vogels, welchen er Tr. fusca, striata, cinerea nennt, ganz auf Tr. maritima passt, so wie der färöische Name, w^elchen er gebraucht, und der nach der Vergleichung mit Eggert Olaffon nur diesem zukommen kann (s. S. 267), so habe ich jenen Vogel dennoch als färöisch aufgeführt, unge- achtet ich selbst kein Exemplar von ihm bekommen habe, theils weil Landt's Bezeichnung „cinerea'^ mich erwarten lässt, dass er denselben vor sich gehabt habe, theils weil sein häufiger Aufenthalt auf Island und seine Wanderung von dort vermuthen lassen, dass er sich auch auf den Färöern finden möge. Gallinula chloropus Lath. Dan. Sumphöne. Das Universitätsmuseum hat ein junges Exemplar von diesem Vogel bekommen, geschossen bei Sands auf der Insel Sandö am 6. Decbr. 1845. Fulica atra L. Dan. Blishöne. Fär. Sjohöna. Schon Landt führt (S. 270) diesen Vogel als einen übersetzt von Dr. Creplin. 243 seltnen Fremdling auf den Faröern an. Ich habe Exemplare von ihm in mehreren Zeiten des Jahrs erhalten, weshalb ich annehmen muss, dass er sich dort ziemlich häufig zeige. Faber erwähnt (Prodr., S. 63) seiner von Island. Phalaropus ruficollis Pall. Dan. Odinshane. Fär. (Halsarejdhi). Landt führt (S. 267) unter dem Namen Tringa lohata diesen Vogel als brütend auf den Färöern an; dasselbe thut schon Svabo, welcher sagt, er lege 4 Eier an Binnenseen. Ich suchte ihn dort vergebens, Graba erwähnt seiner nicht, und ich habe nur wenige Exemplare von jenen Inseln gesehen, weshalb ich annehmen muss, dass, wie ich bei Alauda arvensis bemerkte, es vermehre sich die färöische Vogelfauna von Süden her, sie sich von Norden her zum Theile verringere, falls es nicht überhaupt ein unglücklicher Zufall ist, dass weder Graba noch ich ihn gefunden haben. Macgillivray (Manual , II , 84) führt ihn als brütend auf den Shetlands- und Orkney-Inseln an, und ich bin jedenfalls überzeugt, dass er als Zugvogel auf den Färöern ziemlich häufig auzutrefi'en sein müsse. Larus glaucus Bruenn. Fär. Islandsmasi (adult.) Vallmäsi (jun.). Diesen Vogel führt Landt (S. 264) unter dem Namen Z/. /it/perboreus heem. an, und Svabo erwähnt seiner schon als im Winter häufig; doch sind es meistens junge, welche unter dem Namen Vallmäsi jeden Herbst schaarenweise vor- kommen. Ich habe mehrere solche junge Vögel gesehen und erhalten, aber nur einen alten gesehen, welchen das Uni- versitätsmuseum bekam; es war ein Weibchen in der Winter- tracht, geschossen am 7. Novbr. 1845. Er nistet nicht auf den Färöern. Larus leucopterus Faber. Fär. wie der vorige. Findet sich gemeiniglich im Herbst unter den vorigen und wird auch eben so von den Einwohnern benannt; ich habe mehrere junge von dort erhalten, aber nur 2 alte, geschossen 16* 244 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, im Octbr. 1843 bei Thorshavn, wo sie sich schaarenweise aiifliielten; sie waren in reiner Sommertracht. Larus capistratus Temm. Fär. Fransa -Tedna (?). (Vgl. Temm in ck, Manuel d'Ornith., II, p. 284, IV, p. 485.) Da das König!. Museum ein Exemplar von dieser Möwe von den Fäf öern besitzt und dessen Ansehen auf die Beschrei- bung der Färinger von deren „Fransatedna" passt, so habe ich sie hier unter diesem Namen aufgeführt, ungeachtet ich selbst keine Exemplare von den dortigen Inseln empfangen habe. Landt's Benennung L. ridibundus (S. 264) deutet auch darauf hin, dass es vermuthlich dieser Vogel ist, wel- chen ich meine. Die Färinger sagen, dass er auf der Suderö niste. Colymhus glacialis L. Dan. lislom. Fär. Havgas. (Landt, S. 261. Graba, S. 78, 125, 142.) Es war mir nicht möglich, das Nest dieses Vogels zu finden, ungeachtet ich ihn jeden Tag in den Buchten schwim- men sah; nicht glücklicher waren Svabo, Landt und Graba, da diese seiner wohl als gemein erwähnen , die beiden Erste- ren aber ausdrücklich bemerken, dass man sein Nest dort nicht gefunden habe und dass die Einwohner deshalb glauben, er brüte seine Eier unter den Flügeln aus. Ich habe nur jüngere Exemplare von da her empfangen, da die älteren so ausserordentlich scheu und schwer zu schiessen sind; aber ich bin überzeugt, dass er dort niste, welche Vermuthung ich später bestätigen zu können hoffe. Podicipes cornutus Lath. Dan. Hörnet Lappedykker. Von diesem Vogel habe ich einige Exemplare von dorther erhalten; aber es waren fast allezeit junge im Herbstkleide, und ich selbst sah ihn dort nicht, wie ich auch keinen im Sommer von daher bekommen habe. übersetzt von Dr. Crepliu. 245 Podicipes arcticus Boie. Dan. Nordisk Lappedykker. Auch diesen Vogel trifft man dort oft, im Frühjahr und Herbst, an; aber er nistet eben so wenig, wie der vorige, da- selbst, da die nothvvendige Localität, Binnenseen weiter land- einwärts, welche Island in Menge besitzt, hier mangelt. Landt erwähnt unter dem Linneischen Namen Colymbus cristatus einen Vogel (S. 262); dieser muss entweder Pod. cornutus oder arcticus sein, da P. cristatus, für welchen Nilsson als Synonym Linne's Col. cristatus anführt, auf den Färöern, meines Wissens, nie gefunden worden ist. Podicipes minor Lath. Dan. Dverg- Lappedykker. Das Universitätsmuseum hat ein junges Exemplar von diesem Vogel bekommen, welches am 24. Novbr. 1845 auf Nalsö geschossen worden war. Cygnus musicus Bechst. Dan. Sangsvane. Fär. Svänur. Wegen Mangels einer passenden Localität auf den Fär- öern kann der Schwan dort nicht nisten; aber im Herbst und Frühjahr findet er sich nicht selten an den grössern Berg- seen, z. B. Sörvagsvattn auf Vagö, Lejnnavattn auf Nord- Strömö; doch ist er jetzt seltner, als früher, da man ihn allzu schonungslos verfolgt hat. Jnser segetum Meyer. Dan. Sädgaas. Fär.- Gragas. (Landt, S. 247. Anas Anser /erus.) Svabo sagt von diesem Vogel, er lege im Mai 6 Eier auf ebener Erde und ziehe am Michaelistage weg; dasselbe wiederholt Landt (S. 247) mit dem Beifügen, dass er (i. J. 1800) anfange, selten zu werden. Jetzt brütet er nicht auf den Färöern, wird aber doch, nach glaubwürdigen Berichten, ab und an dort angetroffen; ich selbst habe von den dortigen Inseln kein Exemplar erhalten. 246 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Anser torquatus Frisch. Dan. Ringgaas. Fär. Helsingag^s. (Landt, S. 248. Anas Bernicla.) Findet sich dort ab und an im Frühling und Herbst, nistet aber daselbst ni(tht. Da er vermuthlich auf Island brütet (Faber, Prodr., S. 80) und von da zieht, so ist es wohl wahrscheinlich, dass er, wie der Schwan, unterweges auf den Färöern ausruhe. Anser leucopsis Bechst. Dan. Fjeldgaas. Fär. Branigas. (Landt, S. 248. Anas erythropus.) Wird besonders im October in Schaaren von 30 — 50 In- dividuen, aber nicht regelmässig, gesehen, und man bekommt ihn nicht oft von den Färöern, da er sich auf denselben nur eine kurze Zeit hindurch aufhält. A?tas Crecca L. Dan. Krikand. Fär. Krikk-Ondt. (Landt, S. 251. Graba, S. 80.) Nistet nicht auf den Färöern , lässt sich aber im Frühjahr auf ihrer Reise nach Island, wo sie ein gemeiner Zugvogel ist (Faber, Prodr., S. 77), sehen. Graba sah sie am 5ten Mai, während Faber ihre Ankunftszeit in Island auf die dritte Woche im April setzt; hier muss also dieser Termin weiter hinausgerückt werden, denn ihr Nest ist auf den Fär- öern nicht gefunden worden, und die Localität ist dort auch nicht passlich. Anas acuta L. Dan. Spidsand. Fär. Stikkondt (?). (Landt, S. 250. Graba, S. 125.) Landt führt diese Ente als zufällig auf den Färöern an; schon Svabo erwähnt ihrer, hat auch eine gute Zeichnung von ihr geliefert. Graba (a.a.O.) sah sie am Strande auf Vagö am 2. Juni; dies reimt aber nicht dazu, dass sie auf ihrem Zuge nach Island durchkäme, wo sie am 17 — 27. April übersetzt von Dr. Creplin. 247 anlangt (Faber, Prodr. , S. 76); auf der andern Seite sehe ich keine Wahrscheinlichkeit darin, dass sie auf den Faröern nisten sollte, wenn die übrigen Enten der Gattung, welche sämmtlich unter eine und dieselbe Kategorie gehören, dies nicht thun, es wäre denn, dass man annehmen könnte, wozu ich geneigt bin, dass die färöische Fauna auch hinsichtlich dieser Gattung sich allmählich vermehrte; denn es ist gewiss, dass schon in meiner kurzen Praxis die Anzahl der auf den Faröern geschossenen Anates in den letzten 4 — 5 Jahren be- deutend zugenommen hat. Was diese Art betrifft, so sah ich sie dort nicht selbst, konnte auch keine Nachrichten von ihr erhalten, habe aber Exemplare in der Paarungstracht von daher gesehen. Anas Penelope L. Dan. Piband. Ich habe nur ein altes Exemplar von diesem Vogel von den dortigen Inseln gesehen, welches das Uniyersitätsmuseum im vorigen Herbst erhielt; es ist aber zu vermuthen, dass er auf dem Zuge nach Island, wo er nistet, öfter werde ange- troffen werden. Fuligula glacialis Bonap. Dan. Havlit. Fär. Egvedla. (Landt, S.251. Anas hyemalis, G r a b a , S. 4 6.) Diese Ente hält sich den ganzen Winter hindurch auf den Faröern in grosser IMenge auf, zieht aber um den ISten Mai weg, wo Slerna arctica ankommt. Graba (a. a. O.) sah sie zu Anfange des Maies in Sommertracht; aber die Zugzeit passt nicht zu Faber's Beobachtung (Prodr., S. 70), w'enn er ihre Ankunft bei den Nistplätzen auf die letzte W^oche im April verlegt. Ich sah sie nicht in den Monaten Juni und Juli und bin sowohl nach dieser Erfahrung, als nach schrift- lichen und mündlichen Versicherungen von Zeugen gewiss, idass sie auf den Faröern nicht nistet. f: Fuligula Marila Bonap. i ' Dan. Bjergand, Polsk Adelmand. , Wird in den Zugzeiten ziemlich häufig angetroffen; doch 248 Holm: Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, habe ich auch im Decbr. 1843 ein Weibchen und im Juli 1846 ein altes Männchen von dorther empfangen. Ich selbst fand sie .dort nicht, glaube auch nicht, dass sie auf jenen In- seln niste. FuUgula fusca "^owdi^. Dan. Flöjelsand. Obgleich die Sammetente nicht auf Island nistet und also nicht unter dieselbe Kategorie kommt, wie die übrigen Enten dieser Gattung, welche zufällig auf den Färöern angetroffen werden, so sind doch junge und alte von ihr mehrmals, aber doch lange nicht so häufig, noch in so grosser Menge, wie von den anderen, geschossen worden. Sie mag wohl von Norwegen über die Nordsee dahin kommen; denn sie gehört mehr dem Osten an und brütet gewiss nicht auf den Shet- landsinseln. (Macgillivray, Manual, II, S. 180.) Landt erwähnt ihrer S. 249, obschon der von ihm angeführte Name, Sjö-Orre, der Fulig, nigra angehört. Fuligula Clangula Bonap. Dan. Hvinand. Findet sich sehr häufig schaarenweise in den Buchten zur Frühlings- und Herbstzeit, nistet aber dort noch nicht. Ich habe viele Exemplare von da her gesehen. Mergus Merganser L. Dan. Stör Skallesluger. Fär. Topp-Ondt. (Landt, S.252.) Ab und an auf dem Zuge von Island; nistet aber auf den Färöern nicht. Mergulus Alle Ray. Dan. Grönlandsdue. Fär. Fullkubbi. (Landt, S. 255. Alca Alle.) Dieser Polarvogel verirrt sich im Winter oft nach den Färöern und findet sich dann in grossen Schaaren in den Buchten; doch geschieht dies nicht regelmässig alle Jahre, und man beschuldigt ihn deshalb, dass er Stunn und einen strengen Winter bringe, welches auch meistens der Fall ist. übersetzt von Dr. Creplin. 249 Er nistet weder auf Island (Grimsey kann hier nicht mitge- rechnet werden), noch auf den Färöern, und muss also wohl von Grönland her kommen. Sie sind zwischen den grossen Steinen in den Buchten so verwirrt, dass man sie mit den Händen greifen kann. Jetzt will ich nur noch die Vögel, deren Landt erwähnt, nennen, die ich weggelassen habe, theils weil ich nicht selbst Exemplare derselben von den Färöern gesehen, theils weil ich keine sichere Nachricht darüber habe erlangen können, ob sie sich dort noch finden. Es sind: Corvus Monedula und lynx Torquüla (S. 247), welche gewiss auf den dortigen In- seln seit Landt's Zeit nicht angetroffen worden sind, Fuli- gula spectabilis , welche Graba und ich vergebens dort ge- sucht haben, und von welcher ich nicht einmal ein Exemplar von daher gesehen habe, Anas circia (S. 251), welche ver- muthlich ^. Querquedula ist, die mir aber auch von dort nicht zu Gesicht gekommen ist. Won FuUgula histrionica habe ich von dorther auch Nichts gehört oder gesehen, und doch ist sie auf Island ein Standvogel. Von Alca impennis sagt schon Svabo, sie werde nur sehr selten unter den Bergvögeln auf Fuglö gefangen; Landt bemerkt bloss, dass sie anfange selten zu werden. Jetzt findet sie sich nicht mehr auf den Färöern und die Einwohner kennen kaum ihren Namen. Faber hat seinem Buche, „Ueb. d. Leben d. hochnord. V.", ein V^erzeichniss der verschiedenen Namen der nordischen Vögel in den Mundarten der Länder angehängt, in welchen man sie antrifft; dasselbe leidet jedoch, namentlich was die färöischen Vögel betrifft, an manchen Unvollkommenheiten wozu grossentheils die gänzliche Unfähigkeit der Deutschen beiträgt, unsere nordischen Sprachen zu drucken '). Ich will ') Ich habe mit der Orthographie der färöischen und isländischen Namen, wie sie sich in dem Original -Aufsatze finden, für diese Uebersetzung keine andere Veränderung vorgenommen, als dass ich das eigenthümliche, gestrichene— dem englischen weichen th ana- loge — d durch dh, und das nur in den isländischen Namen vor- kommende, dem englischen harten th analoge Buchstabenzeichen durch th wiedergegeben habe. Cr. 250 Holm: Ornithologischcr Beitrag zur Fauna der Färber, mir deshalb erlauben, eine Liste der faröischen, isländischen und grönländischen Namen mitzutheilen, da ich durch viel- jähriges Sammeln zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass Un- kenntniss der bei den Eingeborenen üblichen Benennungen oft Dinge verloren gehen lässt, welche man sonst wohl er- halten möchte; und ausserdem geben diese Namen oft inter- essante Winke hinsichtlich der auffallendsten Züge im Leben der Vögel. Die faröischen Namen kenne ich aus dem Lande und der Sprache selbst, die isländischen habe ich theils von Faber, theils aus mündlicher Mittheilung, so wie die grön- ländischen theils aus Fabricius' Fauna groenlandica, theils von Eingeborenen , welche sie mir jedoch nur nach der nord- grönländischen Aussprache mittheilten, nach welcher ich sie deswegen hinzugefügt habe, wo sie verschieden von denen in Fabricius' Texte lauteten. Systematische Namen. Färöische. Isländische. Grönländische. Falco Alhicilla. Örn. Örn. Nektoralik. „ Gyrfalco, Fälkur. Valur. Falki. Kirksoviarsuk,(aus- gespr. Kissav), d. alte Kiss. Kakor- tok (ist weiss). „ LitJiofalco. Smiril. Smirill. »» Strlx ^yctea. Katt-Üggla. üggla. Orpik. Corvus Corax. Ravnur, Gor- pur. Hrafn, Krummi. Tullugak. „ var. leuco- Kvitravnur. i> phaeus. „ Corone. Hjaltlands- Knika. »1 „ Cor nix. Kräka. »» Pyrr ho corax Gra- Rokur. 1» culus. Sturnus vulgaris. Stäri. »» Turdus iliaats. Odhinshäni. Skogar-Throstr. 1« CincluS aquaticus. Äarpisa. »» Troglodytes pim- Musa-Brodhir Rindill, Mi'isa- »> ctatus. Mor-Titlingur brodhir. Saxicola Oenanthe. Stejnstolpa. Steindepill. Kyssektak(Kussak) Motacilla alba. Erla Kongs- Dottir. Mariu-Erla. t> übersetzt von Dr. Creplin. 251 Systematische Namen. Färöische. Isländische. Grönländische. Anthus rupestris. Grätitlingur. Gratitlingr. 1» „ pratensis. do. Thüfutitlingr. i> Emberixa nivalis. Snjofuglur, Snjo-Titlingr, Kopanavarsuk. Snjo Titlingur S61skrikja(::f). „ lapponica 11 (Thufu-Tit- Narksarmiutak lingr?) (Flachlandsbewoh.) Fringilla Linaria. u Audnu-Titlingr. Orpingmiutak (Heidebewohner). Columba Livia. Duva, Vild- Diiva, Digva. II 1» Teirao Lagopus. »» Rjüpa (cT Keri). Akejksek (wegen des Lautes). Haematopus Ostra Tjaldur. Tjaldr. »> legus. Charadrius apri- Legv, L6, La. Loa. Kajorrovek (?). carius. „ Hiaticula. (Svarthälsa.) Sandlöa. Tukagvajok (mit verworrenemHaar) Strepsilas collaris. Tjaldurs-Grä- TiUdra. Telligvak (ausge- lingur. spr. fak). Ardea cinerea. Hegri. Hegri. Numenius phaeopus Spegvi, Spoi. Spoi. t» „ arcuatus. Tannspegvi. ?♦ »» Tringa alpina. Grälingur. Loarthraell. Tojuk. „ maritima. Fjadlmurra. (Somm.)Grä- grälingur (Wint) Selningr. Sarbarsuk (?). „ islandica. »» RaudhBrystingr ? Totanus Calidris. Stelkur. Stelkur. »1 Liniosa melanura. >» Jardhreka. )> Scolopax GaJlinago Myrusnipa. Myruskitr,Hros- sa-Gaukr. » Rallus aquaticus. Järdhakona. KeldusviQ. »> Gallinula Cr ex. Äkurskrift. 11 » Fulica atra. Sjohöna. u » Phalaropus rufi- ?v Odhinshani, Nelloumirsortok collis. Sundhani. (schwimmt dreist] „ fuUcarius »> Thorshani. Kajok (ist roth). Podicipes co7'nutus. Sevondt. Florgodhi, Flora II „ arcticus. it Sefönd, Flöa- skitr. 11 St er na arctica. Tedna. Kria, Thema. Imerkotejlak. 252 Holm; Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, Systematische ISamen. FärÖische. Isländische. Grönländische. Larus eburneus. 1» »» Najauarsuk. „ ieucopterusA „ glaucus. j Vallmäsi. Hvitmäfr. Naja. „ tridactylus. Rita. Skegla, Ritur. Tattarak. „ marinus* ßäkur. Veidhibjalla, Svartbakr. Najardluk. „ fuscus. Likka. »» n „ argentatus. Mäsi. if »» „ capistratus. Fransa- Tedna (?). 1» l> Lestr. Catarrliactes Skyggvur. Hakalla-Skümr. »» Lestris parasitica. Tjegvi, Tjoi. Kjoi. Isingak (ausgespr. Isungak). „ crepidata. (?) »» do. „ pomartna. » Skümr. n Procellaria glacia- Hävhestur. Fylingr, Fill. Kakordluk (auch lis. Mallemuk). Anas Boscas, Vild-Ondt, Graenhöfdha Kaertlutok. Vild-Dunna. Gra-Önd, Stora Stockönd, Bla- kollsönd. „ acuta. t» Längviu-Graönd, GraföndGrasönd >t „ Crecca. Krikkondt. ürtönd, Urt. t» „ Qiierquedula Kriblingsondt. )> tt „ Penelope. »» Raudhhöfdha GraöndjRaudh- dufa. »> Mergus Merganser\ „ Serrator J Stora Toppönd,"! Toppondt. Gülönd. l Pajk. Litla Toppönd.J Colymbus glacialis. Havgäs. Himbrimi,Brüsi. Tudlik. „ septentrionalis Lomur. Lomr. Karksauk. Uria Trolle. Lomvia. Längvia, Lang- nefia. » „ BruennicMi. »> Stuttnefia. Akpa. „ t;«r. lacrymans Lomvia. Hringvia. »» „ G'r5^//e. Tejsti. Theisti(kofa,jun) Serbak. Mergulus Alle. Fullkubbi. Haftirdill, Hal- kion. Akpalliarsuk. Alca Torda. Alka. Alka, Klumba Prestkona. Akparnak. „ impennis. Gärfuglur. Geirfuglur. Isarokitsok. übersetzt von Dr. Crepliii. 253 Systematische Namen. FärÖische. Isländische. Grönländische. Mormon arcticus. Lundi. Lundi, Prestr. Killangak. Thalassidroma pe- Drunkviti. »> ♦t lagica. Piifßnns arcticus. Skräpur (Liri, jun.) Skrofa. „ major. )) Skrofa. f» Sula alba. Sula. Siila, Hafsüla, Kuksuk. Phalacrocorax Hiplingur. Skarfr, Dila- Okaitsok. Carlo. skarfr. t> Skarvur. Skarfr, Topp. cristatus. skarfr. Anser segetum. Grägäs (im Grägäs (im Plur. Nerdlernak. Plur. Gragäs). Grägäs). „ alhifrons. »» de. ft „ leucopsis. Bramgäs. >» »♦ „ torquatus. Helsingagäs. »> Nerdlek. Cygnus musicus. Svänur. Svanur, Alft. Mittek (2). FuUgula mollissima Äva (blikurcf ) Aedhur, Aedhar- fuglr(blikid'). Amanlik (J*). „ spectabilis. Ävu-Kongr. Aedhar-Konungr Kingalik (Gross- nase). „ histrionica Brimondt(Rö- Straumönd , Tornaviarsuk. tu-Gäs?) Brimönd, Brim- Düfa. „ glacialis. Egvedla. Hävella, Foella. Aglek. „ Marila. »» HrafnsÖnd, Dük- önd. »» „ nigra. 11 Hrafnsönd. »> „ Clangula. »> Hüsönd. »» „ Barrovii. »» do. Niakortok (Gross- kopf). Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen enthal- tenen Aufsätze. Nach den Autoren o^eordnol. Archiv f. Naturgcsch. XIV. Jahrg. 1. ßd. 17 on-:>i Agassis. Ueber die Familie der Karpfen Ueber Belemniten , Jalirgans IV, I. 2. Anton. Diagnosen einiger neuen Conchylien-Arten (Solen, Lutraria, Mactra, Amphidesma, Tellina, Donax, Cyclas, Venus, Perna, Anomia, Parmophorus) Asclierson. Ueber die Fructificationsorgane der höhe- ren Pilze Audubon, «fanies. Ueber das Vorkommen der nordamerikani- schen Schlüpfer (Troglodytes) . . . Naturgeschichte des Cupido-Huhns . . . V. Baer. Schilderung des thierischen Lebens auf No- vaia Zemlia Ueber den Zubr oder Auerochsen des Kau- kasus Nochmalige Untersuchung der Frage: ob I in Europa in historischer Zeit zwei Ar- ten von wilden Stieren lebten? (gelesen in der Petersburger Academ. den 4. Mai 1838) III. ir. II. II. V. iii. V. 17* Seite. 73. 244. 281 372. 312. 164. 160. 268. 62. 260 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen lieber die Entstehiingsweise der Schwimm- blase ohne Alisführungsgang . . . . Zusatz zu Weisse's Aufsatz über die Ver- mehrungsweise des Chlorogonium euchlo- rum Ehrbg. !Baa*eiitin, Bemerkungen zur Naturgeschichte des Blut- egels Die Vegetation in der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zur Pflanzengeographie . . BlasitES und \\ K.eysei*liHg. Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen Fledermäuse .... Nachträgliche Bemerkungen zur Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen Fledermäuse im 5. Jahrg. . Berichtigung von Artnamen (Mus, Sminthus) Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der Sperlingsartigen- oder Sing- vögel Erwiederung auf Burmeister's Aufsatz : Be- merkungen über die Bekleidung des Laufs der Singvögel « , £BluiBie« Einige Bemerkungen über den Culilawan- Baum des Rumphius Boje. Bemerkung zu dem Aufsatze der Herren V. Keyserling und Blasius über die euro- päischen Fledermäuse ...... JBoiia^iarte , Prinz von Musignano. Cheloniorum tabula analytica Jahrgang. HI. XIV. VI. VI. V. VI. VI. V. VI. I. 1. VI. IV. Seite. 218. 65. 285. 331. 293. 1. 330. 332. 362. 116. 262. 136. enthaltenen Aufs'ätze. Nach den Autoren geordnet. 261 Jahrirang. Seite. Die italienischen Spitzmäuse, nach den An- gaben der Iconografia della Fauna italica. Im Auszüge mitgetheilt von A. Wagner Brandt. Bemerkungen über den innern Bau des Wnychucol (Myogale moschata) im Ver- gleich mit dem des Maulwurfs und der Spitzmaus (Sorex araneus), ein Send- schreiben an den Herausgeber . . . Ueber eine neue Ordnung der Myriapoden \\ Bredo^v. Auszüge aus dem Schreiben des reisenden Naturforschers C. Moritz in Südamerika Broderip. Neue Arten von Conchylien, gesammelt von Herrn Cuming (Tritonium) . . . Bronn. Ueber die fossilen Gaviale der I.ias-Forma- tion und der Oolithe Bnrineisier. Einige Bemerkungen über die Bekleidung des Laufs der Singvögel, Passerinae, Nitsch Die Verwandlungsgeschichte von Chlamys monstrosa (Abb.) Distomum globiporum Rud. Ausführlich beschrieben (Abb.) Vergl. auch t Cabanis. 1 Ornithologische Notizen I. Abb Ornithologische Notizen H Vif. H. III. ilf. r. 1. VlII. VI. 1. 2. I. 2. II. XIII. XUI. 2.97. 176. 238. 408. 289. 77. 220. 245, 187. 217, 186. 308. 262 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Bemerkungen zu Gambel's Aufsatz über die in Ober- Californien beobachteten Vögel de Caiidolle. Ueber die geographische Verbreitung der Compositen Cocco. Ueber einen in der Meerenge von Messina gefundenen Delphin. Aus einem Briefe an Philippi in Kassel. Abb Coucli. Bemerkungen über den Häutungsprocess der Krebse und Krabben Creplin, lieber die Fortpflanzungsweise des Aals. Aus einer brieflichen Mittheilung . . . Ueber Echinorrhynchus Tuba Helminthologische Bemerkung (in Cysten eingeschlossene Nematoideen besitzen niemals Geschlechtstheile Monostomum Faba Bremseri (Abb.) . . Endozoologische Beiträge. 1. Ueber Taenia denticulata Rud. und Taenia expansa Rud. ; 2. Monostomum expansum n. sp. ; 3. Distomum veliporum n. sp. , Abb. Endozoologische Beiträge. Fortsetzung. 4. Amphistomum scleroporum n. sp.; 5. Zweifelhafte Rundwürmer. Abb. . . . Beschreibung zweier neuer Amphistomen- Arten aus dem Zebu-Ochsen (Amphisto- mum crumeniferum, explanatum). Abb. Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss derThiere, bei welchen Entozoen gefunden worden sind I Jahrgang. XIV. VI. xn. IV. VIII. X. XIII. XII. Seite. 82. 287. 104. 337. VII. XIV. 230. 163. IV. V. 373. 1. 315. 112. 30. 129. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 263 Nachträge zu Gurlt's VerzeichnissderThiere, in welchen Endozoen gefunden worden sind. Zweiter Nachtrag Beschreibung der Psorospermien des Kaul- barsches nebst einigen Bemerkungen über die der Plötze u. a. Abb Ciivier, F. Eligraodontia, neues Nagethier-Genus . . Dana. Conspectus Crustaceorum in orbis terra- rum circumnavigatione, C.Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce, collectorum Dassen. lieber die Bewegungen der Pflanzen . . lieber die Bewegungen der Pflanzen (Schluss) £cl£liard« Die Organisationsverhältnisse der polyga- strischen Infusorien mit besonderer Rück- sicht auf die kürzlich durch Herrn v. Siebold ausgesprochenen Ansichten über diesen Gegenstand. Abb Elireuberg, JL» Einige Bemerkungen zu dem Aufsatze von Werneck über die Stiebeische Abhand- lung: die Grundformen der Infusorien in den Heilquellen Elirenbers? €?• C^« Naturreich des Menschen, oder das Reich der willensfreien beseelten Naturkörper, in 29 Klassen übersichtlich geordnet. (Anzeige) Jahrgang. XIII. VIII. III. XIII, IV^ IV. Seite. 289. 61. 407 XII. IX. I. 2. 301. 215. 345. 209. 111. 130. 264 Verzeichniss det in den ersten vierzehn Jahrgängen Lieber die thierische Organisation. Auszug aus dem Schluss eines Vortrages in der Berliner Academie der Wissenschaften, am 18. Juni 1835, über die Acalephen des rothen Meeres Ueber bisher unbekannte Fang-Angeln und Nessel-Organe, so wie über das angeb- lich getrennte Geschlecht der Acalephen. Abbild Vorläufige Mittheilung über die Infusorien der Carlsbader Mineralquellen . . . Ueber fossile Infusionsthiere. Auszug aus dessen Vorträgen in der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 27. und 30. Juni 1836 . Ueber die fossilen Infusorien -Gattungen Xanthidium und Peridinium .... Ueber fossile Infusorien £ieliivald. Einige Bemerkungen über das kaspische Meer Ueber die Kultur des Safrans Ekstroni« Beiträge zur Naturgeschichte der Eider- Ente (Anas mollissima) Sommerkleid der Anas clangula .... llrdl. Ueber die beweglichen Fäden in den Ve- nenanhängen der Cephalopoden. Abb. . Ueber den Bau der Organe , welche an der äusseren Oberfläche der Seeigel sicht- bar sind. Abb Ericltson. Ein Blick auf die Classification der wirbel- losen Thiere Jahrgang I. 2. Vlll. II. II. III. III. IV. I. 1. II. II. IX. VIII. VII. Seite. 123. 67, 240. 333. 273. 275. 97. 392. 66. 69. 162. 45. 1. I enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet, 265 Conspectiis InsectorumColeopteroruin, quae in Republica Peruana observata sunt Neue Südamerikanische Käfergattungen aus der Familie der Blätterhörner (Scatono- mus, Aclopus, Symmela, Athlia, Cra- toscelis, Lichnia). Abb Beitrag zur Insecten-Fauna von Angola, in besonderer Beziehung zur geographischen Verbreitung der Insecten in Afrika . . Beitrag zur Insecten-Fauna von Vandie- mensland, mit besonderer Berücksichti- gung der geographischen Verbreitung der Insecten. Abb Zur Naturgeschichte der Mantis Carolina. Aus einem Schreiben des Herrn Chr. Zimmermann mitgetheilt lieber die Gattung Pteroloma Zur Gattung Oncodes (Ogcodes Latr.) Zur systematischen Kenntniss der Insecten- larven. Erster Beitrag. Die Larven der Coleopteren Zur systematischen Kenntniss der Insecten- larven. Erster Beitrag. Die Larven der Coleopteren. Fortsetzung Zur systematischen Kenntniss der Insecten- larven. Fortsetzung Uebersicht der Arten der Gattung Astacus Nachtrag zur Uebersicht der Arten der Gattung Astacus Zusatz zu dem Philippi'schen Aufsatze über die neapolitanischen Pycnogoniden . . E^chscliolCz. Aucheuia Savigniana. Abb Falk. Ueber die Abkunft des mittleren Waldhuh- nes (Rackelhenne. Tetrao hybridus L.) . Jahrgang. XIII. L 1. IX. VIIL LX. III. XII. VII. VIII. XIIL XII. XII. IX. L 1. Seite. 67. II. 256. 199. 83. 390. 119. 288. 60. 363. 275. 86. 375. 181. 85. 74. 266 V^erzeicbniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen 1 Jahrgang. Mittheilung über eine Original -Abbildung des Dronte (Didus ineptus Linne) von Roland Savery in der k. k. Geniälde- Gallerie im Belvedere zu Wien . . . Einige nachträgliche Bemerkungen überGre- garinen. Abb Frey. Ueber die Entwicklung der Gehörwerk- zeuge der Mollusken. Abb Freyep. Ueber eine neue Art von Hypochthon (Proteus). Briefliche Mittheilung. Abb. . Fries. Beobachtungen über die Frühlingsmauser von Anas glacialis Untersuchung der an den schwedischen Küsten vorkonunenden Arten der Gat- tung Gobius L Ichthyologische Beiträge zur scandinavi- schen Fauna. Erster Theil. Das Geschlecht Syngnathus. (Abb.) Metamorphose, bemerkt bei der kleinen Meernadel (Syngnathus lumbriciformis). Abbild. ". Entgegnung an den Herausgeber (Syngna- thus aequoreus habe der Bloch'schen Ab- bildung als Original gedient) .... Ichthyologische Beiträge (Ueber den Stirr, Salmo salmulus Raji; Pterycombus Brama; die Gattung Callionymus L.; die Gattung Clinus Cuv.) Ichthyologische Beiträge zur skandinavi- schen Fauna (Pleuronectes) .... XIV. XIV. XI. XII. IL VI. IV. IV. IV. V. VI. Seite. 79. 188. 217. 289. 68. 233. 236. 251. 374. 9. 18. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 267 Fritsclie. Ueber die Entwickelung des Pflanzeneies in seinen frühesten Zuständen und über die Bildung der Häute desselben. (Mit- getheilt in der Botanischen Section der Versammlung der Naturforscher zu Bonn) Ueber die in Ober-Californien beobachteten Vögel (mit Bemerkungen von J. Cabanis) eebler« Perdix altaica Qloger. Berichtigungen (über die Charaktere der Singvögel) Bemerkungen über das Vorkommen von Pflanzen in heissen Quellen und in un- gewöhnlich warmem Boden Crottsclie. Die seeländischen Pleuronectes- Arten . . Oould* Uebersicht der Ramphastiden Gray. lieber einige neue oder wenig bekannte Säugethiere, besonders aus der Samm- lung des britischen Museums (Paradoxu- rus, Herpestes, Macropus — Ilalmaturus — Petrogale — Bettongia — Hypsi- pryranus, Sciuroptera) Jahrgang Suite. I. 2. XIV. III. VI. III. 1. 2. II. V. 229. 82. 267. 227. 201. 133. 307. 188. 268 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Beiträge zur Kenntniss der geographisclien Verbreitung der Säugethiere Australiens, mit Notizen über einige neu entdeckte Arten. Im Auszuge mitgetheilt von A. Wagner Eine Mittheilung über die Verbreitungs-Art des Mytilus polymorphus Pall. . . . Heber die Familie der Trogmuscheln (Ma- ctradae Gray) Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Erster Abschnitt. Ueber das Wachsthum der Stengelglieder .... Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Zweiter Abschnitt. Ueber das Wachsthum der Blätter. Abb Nachtrag zu den Beobachtungen über das Wachsthum der Blätter. Abb. . , . . Beobachtungen über das Wachsthum der Vegetationsorgane in Bezug auf Syste- matik. Dritter Abschnitt. Vom Phyl- lostrum Ueber den Vegetationscharakter von Har- dangar in Bergens Stift Oru1>e« Beschreibung einer auffallenden an Süss- wasserschvvämmen lebenden Larve. Abb. Ueber den Lumbricus variegatus Müller's und ihm verwandte Anneliden. Abb. Beschreibungen neuer oder weniger be- kannter Anneliden. Erster Beitrag: Sa- bella lucuUana, S. luxuriosa, lanigera, Josephinae, penicillus, pavonina. Abb. . Jahrgan!: VIII. V. IV. IX. X. X. XII. X. Suite. IX. X. 33.9. 108. 86. 267. 134. 345. 1. 1. XII. 331. 198. 45. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 269 Beschreibungen neuer oder wenig bekann- ter Anneliden. Zweiter Beitrag: Cane- phorus elegans, Ammochares Ottonis, Dasymallus caducus, Scalis ininax. Abb. Beschreibungen neuer oder wenig bekaiui- ter Anneliden. Dritter Beitrag. Die Gat- tungen Sabellaria Lam. (Hermella Sav. ) und ihre Arten. Abb Einige neue Land- und Süssvvasser-Con- chylien (Unio, Bulimus). Abb. . . . Beschreibung von vier auf Cuba gefangenen diiicllacli. chreibung vc Fledermäusen aber z Cuba lieber zwei von mir gesammelte Böen von Giirlt. lieber Häutung und Metamorphose von Strongylus armatus. Abb Verzeichniss der Thiere, bei welchen En- tozoen gefunden worden sind . . . . Vergl. auch Desgleichen Uall. Ausflüge in die Nachbarschaft von Quito und zum Gipfel des Chimborazo im Jahre 1831 HanKeS. Der Dodo, die Einsiedler und der erdich tete Nazarvogel . . . . . . . Marless. Untersuchung der Chromatophoren bei Lo- ligo. Abb. , , , , Jahrgang XII. XIV. VII. VI. VI. X. XI. XII. XIII. I. 2. XIV. XII. Seit©. 161 34, 276. 356. 359. 322. 223. 129. 289. 100. 118. 34. 270 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen Jahrgang. Seito. lieber die Nieren der Sepia oder die so- genannten Venenanhänge. Abb. . . , Martig, Ueber die gestielten Eier der Schlupf- wespen. Abb Heule und Müller« Ueber die Gattungen der Plagiostomen. Zweite Mittheiliing Hoclistetter und ;§leiiliert. Uebersicht der Flora der azorischen Inseln. Abbild. *••••* Hodgson. Ueber den Gaiiri Gau. Abb. ^aiB der Hoeveii. Berichtigung einer Stelle der Isis von Oken für 1836 (über die Farbenveränderung des Chamäleons Einige Worte über die Gattung Limulus . Mofl*maiin, «f. F. Beiträge zur näheren Kenntniss von Lemna arrhiza nebst einigen Bemerkungen über L. polyrrhiza, gibba, minor und trisulca Abbild HofiTnielster. Beitrag zur Kenntniss deutscher Landan- neliden. (Lumbricus, Rhynchelmis, Ha- plotaxis, Enchytraeus, Saenuris). Abb. . Holm, ABbergr« Ornithologischer Beitrag zur Fauna der Färöer, übersetzt von Creplin * * . XIIl. III. IV. IX. VI. III. IV. VI. IX. XIV. 1 151 83. 263. 229. 331. 138. 183. 197. enthaltenen Aufsätze. Nach den Autoren geordnet. 271 Hornscltiicli und Scliilliii^. Ornithologische Beiträge aus dem zoologi- schen Museum der Universität zu Greifs- wald (I. Lieber Limosa Meyeri Leisl. und Limosa rufa Briss.) T. Hügel. Mittel gegen die Brunstwuth der Elephanten V. Hiimbolclt. lieber den Manati des Orinoko (aus dessen französischen Manuscripten übersetzt von Wiegmann). Abb Jabloiiski. Beitrag zur Lösung der Frage, ob durch den Vegetationsprocess chemisch unzer- legbare Stoffe gebildet werden? Abb. . •Sonas. lieber Helix rosacea und H. lucana MüUeri, nebst Diagnosen einiger neuen Conchy- lien. (Helix, Helicina, Ampullaria, Stra- thiolaria, Cassis, Thracia, Venus, Acha- lina). Abb Kartell. Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris, nach eigenen Beobachtungen dargestellt. Abb. Karsten. Verschiedene Bemerkungen über cryptogamische Gewächse. Abb. eunge H.anp. Bemerkungen über die drei Arten Masto- don und die drei Arten Tetracaulodon des Herrn Isaac Hays . • Jahrgang. IV. Seite. 167. 109. IV. H. V. XU. IX. IX. 206. 334. 236. 338. 168. 272 Verzeichniss der in den ersten vierzehn Jahrgängen V« lieyserliiig und ISIasitis* Uebersicht der Gattiings- und Artcharak- tere der europäischen Fledermäuse . . Nachträgliche Bemerkungen zur Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen Fledermäuse im 5. Jahrgange Berichtigung von Artnamen (Mus, Sminthus) Heber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der Sperlingsartigen oder Sing- Jalu-yn7. /r<^.): /. //y.'//Z ^I^W '\ ^^^ 1 r. Ä m f/ Ü^ # ^/z/^' y.v. liirn/cff «f. f *f '•i'^ -■■>:. •*^