MäT^ mz ':2B^^^3»^ä^ ^^^^^ ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTllNGEIN , PROF. DR. VON SIE BOLD IW MÜNCHEN, PROF. DR. A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. DR. LEU CK ART IN GIESSEN. HERAUSGEGEBEN VON Db. f. H. TROSCHEZ.y PROFfiSSOll AN DER FRIBDRICH-WILHELUS-UNIVERSITÄT ZV BONN. NEUNZEHNTER JAHRGANG. Erster Band« Mit vierzehn Tafeln. BERLIN, 1853. VERLAG DER NICOLAISCHEN BUCHHANDLUNG. Inhalt des ersten Bandes. Seite üeber die Mundtheile der Cephalopoden. Vom Herausge- ber. (Hierzu Taf. I.) •) Berichtigende Notiz über die Färbung einigef Fische. Von MaximilianPrinzzuWied . . . . . 13 lieber die Verschiedenheiten im Schädelbau der Mustela Mar- tes und M. Foina. Von Dr. R. Hensel in Breslau. (Hierzu Taf. II. Fig. 1-4.) 17 Ueber das Vorkommen von Eckzähnen bei Cervus capreolus. Von Demselben. (Hierzu Taf. II. Fig. 5— 7.) . . 23 Beitrag, zur. Mikromammalogie des mittlem Finnlands. Von Carl Lundahl. Uebersetzt von Fr. Creplin . . 25 Beschreibung zweier neuer deutscher Fledermausarten. Von J. H. Blasius, Professorin Braunschweig ... 35 Ueber eine neue und eine weniger gekannte Siphonostomen- Gattung. Von Dr. A. Gerstaecker in Berlin. (Hierzu Taf. III. und IV.) 58 Bemerkungen über die Phyllopoden, nebst einer Uebersicht ihrer Gattungen und Arten. Von Dr. A. E. Grube, Pro- fessor in Dorpat. (Hierzu Taf. V— VIII.) ... 71 Beitrag zur Entwickelungsgeschichte derKammkiemer von Ko- ren und Danielssen. Aus dem Dänischen übersetzt vom Herausgeber. (Hierzu Taf. IX.) .... 173 Dorycrinus, ein neues Crinoidengeschlechl aus dem Kohlenkalke Nordamerikas. Von Dr. Ferd. Roemer. (Hierzu Taf. X.) 207 Ein neuer Bandwurm aus Polypterus bichir. Beobachtet von Dr. Leydig in Würzburg. (Hierzu Taf. XI. Fig. 1—5.) 219 Ueber einen neuen, mit Wimpersegeln versehenen Gasteropo- den. Von Dr. A. Krohn. (Hierzu Taf. XI. Fig. I— II.) 223 Uebersicht der Lophobranchier. Von Dr. J. Kaup in Darmstadt. 226 0] r^JH'nn Seite Die organischen Missbildungen der glatten Schneckenschale. Von Dr. G. 0. Piper in Bernburg 235 Nachträgliche Bemerkungen über den Bau von Phyllirhoe. Von Dr. Rud. Leuckart 243 lieber den Bauchsaugnapf und die Copulationsorgane bei Firola und Firoloides. Von Demselben 253 Ueber die Gehörwerkzeuge der Krebse. Von Demselben . 255 Nachträgliche Bemerkungen über den Bau der Gattung Sagitta, nebst der Beschreibung einiger neuen Arten. Von A. Krohn. (Hierzu Taf. XII.) 266 Ueber die Natur des kuppeiförmigen Anhanges am Leibe von Phyllirhoe bucephalum. Von Demselben . . . 278 Ueber Vorkommen von Sarcophagamaden in den Augen und der Nase von Menschen. Von Dr. Ed. Grube, Prof. in Dorpat . . , 282 Beschreibung einer neuen deutschen Fledermaus. Von J. H. Blasius, Prof. in Braunschweig 286 Ueber Heloderma horridum Wiegm. Vom Herausgeber. (Hierzu Taf. XIII und XIV.) 294 lieber die Hfuiidtlieile der Cephalopoden. Vom (Hierzu Taf. I.). Die Cephalopoden haben in neuster Zeit dadurch ein besonderes Interesse der Naturforscher erregt, dass bei eini- gen Octopus- Arten und bei Argonaiita die Geschlechtsver- hältnisse in so seltsamer Weise auftreten. Seit Kolli ker zuerst den Zusammenhang der von Delle Chiaje undCu- vier beschriebenen, von leizierem Hectocoiylus genannten Thiere mit den Cephalopoden erkannt hat , haben besonders Verany, Vogt, HeinrichMülIer und RüppeU sich da- mit beschäftigt, die wahre Natur dieser Wesen zu erforschen. So weiss man jetzt, dass bei den Männchen an der Stelle des dritten Armes (von oben gezählt ) eine Blase hervorwächst , die sich in eigenthümlicher Weise zu einem Hectocotylus ent- wickelt, der später sich lostrennt, um parasitisch an dem Weibchen weiter zu leben, v. S i eb old hat dann einige Stel- len des Aristoteles citirl , aus denen hervorgeht, dass dieser erste Naturforscher schon Kenntniss von den Geschlechtsver- hältnissen der Cephalopoden gehabt habe. Man hatte bisher die Männchen \on Ar gonauta nicht ge- kannt, eben so wenig von mehreren Octopus -Arien. Die Abhandlung von Rüppell „Beiträge zur Naturgeschichte des Papiernautilus und insbesondere Beschreibung des bisher un- bekannten vollständigen Männchens dieses Thieres," welche im vorigen Jahrgange dieses Archivs (1852. I. p. 209.) ab- gedruckt ist , hatte hauptsächlich zum Zweck , zu erweisen , dass der Octopus Carenae von Verany das Männchen zu Argonauta Argo L. sei. Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. l.Bd. 1 2 Troschel: Schon damals, als der eben erwähnte Aufsatz im Drucke begriffen war, erschien es mir sehr wichtig, die Vermuthung RüppeU's auf eine nach meiner Meinung sehr leichte Weise zu beweisen oder zu widerlegen ; und ich bat denselben , der die Güte gehabt hatte , mir sein Exemplar von Octopus Carenae , dem vermeintlichen Argonauten - Männchen , zur Ansicht zu übersenden, um die Erlaubniss, durch einen Schnitt den Mundtheilen näher zu treten, und die sogenannte Zunge untersuchen zu dürfen. Mit grosser Bereitwilligkeit, für die ich Herrn Rüppell aufrichtig dankbar bin, gestattete der- selbe die Operation, die ich denn auch mittelst eines Längs- schnittes bewerkstelligt habe, so dassdie äussere Erscheinung des Exemplars auch nicht das Geringste an seiner Vollstän- digkeit eingebüsst hat. Es konnte hier nur zweifelhaft sein , ob das in Rede stehende Thier, der Octopus Carewae Verany, das Männchen zu Argonauta oder zu irgend einer Octopus- Art sei. Da nun nach meinen Untersuchungen die Zunge von Argonauta und die Zunge von Octopus hinreichende Differenzen zeig- ten , um die Gattungen unterscheiden zu können , so musste durch Ansicht der Zunge von Octopus Carenae sich unmit- telbar ergeben, welcher Gattung dieses Männchen angehöre. Ich setzte hierbei voraus, dass die Mundlheile der Männchen und Weibchen keine auffallende Verschiedenheit zeigen, und glaubte mich zu dieser Voraussetzung berechtigt , da ich bei den sehr zahlreichen Untersuchungen über diese Organe noch bei keinem Moilusk eine Geschlechtsverschiedenheit gefun- den habe. Das Resultat meiner Untersuchung war, dass der Octo- pus Carenae keine Argonauta, sondern ein Octopus sei. Ich musste es somit bedauern, Herrn RüppeU's Vermuthung nicht bestätigen zu können; bei dem rein wissenschaftlichen Interesse dieses hochgeachteten Naturforschers darf ich aber voraus setzen , dass ihm das Resultat nicht weniger Werth haben wird, als wenn es seine Meinung bestätigt hätte. Wenngleich nun sehr bald nach diesen Vorgängen in der Zeitschrift für wissensch. Zoologie von v. Siebold und Kölliker, und schon vor der Ausgabe des Heftes unseres Ar- chivs, in welchem sich die Rüppell'sche Abhandlung be- üeber die Mundtheile der Cephalopoden. 3 fand, das wirkliche Argonauten-Männchen durch Heinrich Müller bekannt gemacht, und dadurch der nächste Zweck meiner Untersuchung überflüssig geworden ist, so scheint es mir doch nöthig, wiederholt auf die Wichtigkeit der Mund- theile der Mollusken hinzuweisen und namentlich hervorzu- heben , dass bei den mit Hectocotylus versehenen Männchen der Octopus- Arien gewiss die Zunge einen sehr werlhvoUen Anhalt dafür giebt, zu bestimmen, welchen Weibchen diese Männchen zugehören. Ich beschreibe daher im Folgenden die Mundtheile der mir zu Gebote stehenden Cephalopoden, und hoffe dadurch die Aufmerksamkeit auf diese Organe hinzulenken. Schon Swammerdam hat die Mundtheile der Sepie be- obachtet , er hat die Kiefer und die Zunge beschrieben und sogar abgebifd et *'^), natürlich aber in einer Weise, die un- seren jetzigen Anforderungen nicht genügt. Er wusste je- doch schon, dass die Platten auf der Zunge, die er „knor- pelige Warzgen'' nennt, in sieben Reihen geordnet sind, und er hat in jeder Reihe mehr als 60 Platten gezählt. Savigny hat zwar in der Description de l'Egypte. Ce- phalopodes PL 1. Fig. l. e die Zunge von Octopus in zwei Ansichten von oben und von der Seite abgebildet; auch ib. Fig. 3. e zwei Ansichten der Zunge von Sepia gegeben ; die- selben müssen auch wie alle Abbildungen dieses grossarti- gen Werkes bewundert werden, da sie einen neuen Beweis von der grossen Sorgfalt geben , mit der der Verf. bereits im Jahr 1812 die feinsten Organe der Thiere untersucht hat; ja man erkennt sogar an diesen Darstellungen die generischen Verschiedenheiten; dennoch reichen auch sie für die gegen- wärtigen Forderungen nicht aus , wo es darauf ankommt , selbst specifische Merkmale von den Zungen zu entnehmen. Die Abbildungen, welche in der Medicinischen Zoolo- gie von Brandt und Ratzeburg Band II. Tab. XXXII. Fig. 6—10. von Sepia enthalten sind, stehen weit hinter de- nen von Savigny zurück, und sind für unsere Zwecke un- brauchbar. Von Ferussac sind in dem Prachtwerke über die Ce- phalopoden „Histoire naturelle generale et particuliere des ^) Bibel der Natur, Leipzig 1752. p. 348. Tab. L. Fig. IV— VI. 4 T r 0 s c h e I : Mollusques. Cephalopodes acetabuliferes" die Zungen von Octopus, Argonauta und Sepia abgebildet. Jedoch auch sie entsprechen nicht den Ansprüchen , welche wir jetzt an die Genauigkeit im Einzelnen machen müssen. Vollkommen delaillirt sind, so weit es mir bekannt ge- worden ist, von Cephalopoden nur die Zungen von drei Ar- ten und zugleich von drei Gattung-en abgebildet, nämlich von Eledone cirrosa, Sepiola Rondeletü und Loligo vulgaris. Diese Abbildungen finden sich in der vortrefflichen Arbeit von L o - v e n *"* j. Auf sie werde ich mich im Folgenden mit beziehen. Was die Terminologie betrifft, so sehe ich mich nicht veranlasst, der von Loven eingeführten zu folgen. Er nennt die mittelste Platte jeder Querreihe Zahn, dens , die übrigen Haken , uncini. Allerdings weicht die Mittelplatte häufig an Gestalt und Grösse sehr auff'allend ab, indessen hat dieselbe doch im Allgemeinen dieselbe Bedeutung , wie die übrigen Platten , und die Haken haben in sehr vielen Fällen gar nicht eine Gestalt, welche diese Benennung rechtfertigt. In unserem Falle bei den Cephalopoda dibranchiata sind stets sieben Längsreihen solcher Platten vorhanden, von denen die beiden äusseren jederseits unter sich mehr Aehnlichkeit ha- ben, als mit den übrigen. So ist es auch bei den allermei- sten Schnecken. Daher glaube ich meine alte Bezeichnungs- weise beibehalten zu müssen. Ich vermeide den Namen Zahn ganz, und nenne die einzelnen festen Stücke der Zunge Plat- ten, die Benennung Zahn lieber für spitzige Vorsprünge, wie sie so oft am Rande der einzelnen Platten gefunden werden, vorbehaltend. Ich nenne die mittlere Platte Mittelplatte, die ihr jederseits zunächst gelegene Zwischenplalte, die beiden äus- seren jederseits Seitenplatten, wobei falls es nöthig ist, leicht die innere und die äussere Seitenplatte unterschieden wer- den können. Will man dies in lateinischer Sprache ausdrük- ken, so schlage ich lamina media, lamina interiecta und la- minae laterales vor. Auch bei den Schnecken wird diese Be- zeichnungsvveise überall Anwendung finden, natürlich mit der •") Öfvers. af Kongl. Vetenskaps.-Academiens Förhandlingar d, 9. Juni 1847. Tab. 3. lieber die IVInndtheile der Cephalopoden. 5 Modification , dass sowohl die Mittelplatten so wie auch die Zwischenplalten oder Seitenplatten fehlen können , und dass die letzteren an Zahl ungemein variiren. lieber den Bau der Mundtheile will ich nur bemerken, dass alle Cephalopoda dibranchiata , die uns hier allein be- schäftigen, zwei Kiefer besitzen, einen Oberkiefer und einen Unterkiefer, wie das ja zur Genüge bekannt ist. In ihrer Ge- stalt liegen wohl Verschiedenheiten, die geeignet sein möch- ten, die Gattungen zu unterscheiden, indessen fallen diesel- ben nicht sehr in die Augen , lange nicht so sehr wie die Verschiedenheiten der Zungenplatten. Sie bewaffnen den vor- deren Eingang in die fleischige Mundmasse. Im Grunde der- selben liegt auf einer knorplig-fleischigen sehr beweglichen Grundlage die Zunge. Die Zungenstütze ist nicht bei allen Gattungen gleich gebildet. Bei Octopus z. B. besteht sie aus ZV/ei knorpligen Muskeln, die in der Längsrichtung desThiers liegen , in ihrem Grunde mit einander durch eine Membran verbunden sind, und so einen oben offenen Canal bilden, in dem die Zunge liegt. — Bei Sepia liegt vorn in der Mitte ein stumpfer unten gewölbter oben etwas concaver Fleisch- körper , der sehr beweglich zu sein scheint. Auf seinem hinteren Theile liegt eine andere Fleischmasse, welche gleich- sam die Fortsetzung der ersteren bildet; sie ist vorn fast ge- rade abgestutzt, und verzweigt sich hinten in viele Muskel- bündelchen , mittelst derer sie an den benachbarten Theilen befestigt ist. Auf diesen beiden Fleischmassen liegt die Zunge, und zwar auf eine ganz eigenthümliche Art. Vor der Mitte der hinteren findet sich ein Loch, welches durch einen am hinteren Rande desselben befindlichen Vorsprung eine halb- mondförmige Gestalt erhält. In dieser Höhlung steckt das hintere Ende der Zunge, und der daraus hervorgehende Theil legt sich über den vordem Theil dieser Fleischmassen; die vordere trägt wahrscheinlich zur Beweglichkeit dieses Organs besonders bei. Da jedoch die Verschiedenheiten dieser muskulösen Theile des "Kauapparates sich zur practischen Unterscheidung der Gattungen und Arten weniger eignen als die Zunge mit den starren bestimmt conturirten Platten , so lasse ich mich hier auf ihre nähere Beschreibung nicht ein , sondern wende 6 Troschel: mich nun zu dem eigentlichen Zweck dieser Mittheilung, nämlich zur Beschreibung der verschiedenen Zungen. Grattnng^ dledone lieacli* Loven hat bereits a. a. 0. auf die Eigenthümlichkeit der Zunge von Eledone cirrosa hingewiesen , die darin besteht, dass die Mittelplatte nicht in allen Querreihen gleich ge- staltet, sondern alternirend verschieden ist; eine Eigenschaft die noch von keinem anderen Molluskengeschlecht bekannt ist. Dasselbe Verhalten hat auch die Zunge der von mir untersuchten Eledone moschata, und dadurch steigt die Wahr- scheinlichkeit , dass alle Arten darin übereinstimmen ; auch liegt darin der Beweis, dass Eledone eine vortreffliche Gat- tung ist. Eledone moschata. Lam. (Taf. I. Fig. 1.) Die Zunge von Eledone moschata hat, wie die Verglei- chung mit der citirten Loven'schen Abbildung klar ergiebt , eine grosse generische Uebereinstimmung mit E. cirrosa in allen ihren Theilen, die Abweichungen im Einzelnen sind je- doch bedeutend genug, um eine specifische Verschiedenheit zu begründen. Die Mittelplatten sind unsymmetrisch gebaut, doch wird ihre Symmetrie dadurch in etwas wieder hergestellt, dass die linke Seite der einen immer der rechten Seite der folgenden gleich ist, und umgekehrt. Jede Platte läuft in einen langen mittleren, dornartigen, geraden Vorsprung aus, und hat je- derseits zwei kräftige Zähne. Wenn diese an einer Platte so geordnet sind, dass der Basalzahn der linken Seite klein, der andere kräftig und etwa auf ein Drittel der ganzen Plat- tenlänge liegt, wogegen an der rechten Seite der Basalzahn gross ist , der andere Zahn auf der Hälfte der ganzen Plat- lenlänge liegt, dann haben die vorhergehende Platte und die folgende die Zähne in umgekehrter Anordnung. Die Zwischenplatlen sind klein , und an ihrem Hinter- rande ragen zwei ziemlich spitze Zähne hervor , von denen der äussere ansehnlicher ist als der innere stumpfere; zwi- schen beiden Zähnen liegt eine runde Ausbucht. Bei E. cir- rosa ist der äussere Zahn dieser Platten, viel spitzer, vorsprin- gender. üeber die Mundtheile der Cephalopoden. 7 Die Seitenplatten sind einander nicht gleich. Die innere Seitenplatte ist breit und kurz; ihr Hinterrand dehnt sich in einen grossen , spitzen Zahn aus , der eine ungefähr dreiek- kige Gestalt hat, und dessen Basis etwa die innere Hälfte der Plattenbreite einnimmt. Die äussere Seitenplatte ist ein wah- rer Haken, und hat die Gestalt eines kurzen stark gekrümm- ten Hornes, das von der Basis nach der rückwärts blicken- den Spitze allmählich sich verschmälert. Neben diesen Platten ist die Zungenmembran noch mit bandförmigen Streifen belegt , von denen immer einer der Basis einer äusseren Seitenplatte anliegt. fwattungr ^Ictopus Tjani* Von dieser Gattung habe ich die Zungen zweier Ar- ten untersucht, von 0. vulgaris und 0. Carenae. Wenn es erlaubt ist, von zwei Arten auf das Allgemeine der Gattung einen Schluss zu machen , so scheint die Eigenthümlichkeit der Gattung darin zu liegen, dass die Mittelplatte drei Zähne trägt, von denen der mittelste der bei weitem längste ist; dass die Zwischenplatten ihr ähnlich sind, jedoch eine schiefe Richtung annehmen, ein wenig nach innen schauend; dass die Seitenplatten sehr unter sich verschieden sind, indem die innere breit ist mit zwei sehr ungleichen Zähnen, wogegen die äussere dornförmig und ein wenig gekrümmt erscheint. Eine Vergleichung beider Abbildungen lässt die specifische Ver- schiedenheit deutlich ins Auge fallen. Octopus vulgaris Lam, (Taf. 1. Fig. 2.) Wie bei den meisten Cephalopodenzungen , so zeichnet sich auch hier die Mittelreihe der Platten durch ihre dunkler braune Farbe und geringere Durchsichtigkeit vor den übrigen aus. Beides hat wohl darin seinen Grund, dass diese Platten aus dickerer Masse bestehen , als die übrigen , und dass sie in ihrer Mitte sich stark erhebend, einen ziemlich bedeuten- den Kiel bilden. Alle Platten sind mit dem freien Rande nach hinten gerichtet, wodurch die Vorderränder jedesmal durch den Hinterrand der vorhergehenden Platte verdeckt werden, und somit nur undeutlich zu erkennen sind. 8 Troschel: Die Mittelplatten laufen nach hinten in drei Zähne aus , einen mittleren langen , und zwei seitliche kurze , die nicht völlig die Hälfte der Länge des mittleren erreichen. Die Buchten zwischen Mittelzahn und Seitenzähnen sind aus- gerundet; die Seitenränder der Platten sind convex und tragen in sanfter Biegung zur Bildung der seitlichen Zäh- ne bei. Die Zwischenplatten haben in der Gestalt viel Aehnlich- keit mit den Mittelplatten, aber sie sind schief gestellt, da- her nicht symmetrisch gestaltet und so bedeutend kleiner, dass ihre Breite nur wenig mehr als den dritten Theil der Breite der Mittelplatten ausmacht. Sonst hat der Hinterrand drei Zähne, einen mittlem grösseren und zwei seitliche kleinere. Die Seitenplatten sind sehr verschieden, und lassen un- ter sich keinen Vergleich zu. Die inneren Seitenplatten sind noch etwas breiter als die Mittelplatten , haben einen ausge- schweiften Vorderrand , und tragen am Hinterrande zwei Zähne. Der grössere steht auf dem inneren Drittel des von seiner Basis nach aussen fast gerade verlaufenden Hinter- randes, der kleinere steht am Innern Rande, und ist durch eine rundliche Ausbucht von dem grösseren getrennt. — Die äusseren Seitenplatten sind dornförmig, ziemlich stark nach hinten gekrümmt, und erreichen mit ihrer Spitze den Innen- rand der inneren Seitenplatten nicht völlig. An sie schlies- sen sich nach aussen bandförmige Querstreifen auf der Zun- genmembran. Octopus Carenae Verany. (Taf. 1. Fig. 3.) Die Mittelplatten haben mit denen der vorigen Art sehr grosse Aehnlichkeit, nur sind die Seitenränder weniger nach aussen gebogen und der Mittelzahn ist kräftiger und weni- ger spitz. Dadurch dass die drei Zähne über den hintern Rand der horizontal liegenden, mondförmigen Plattenbasis her- vorragen, tritt bei durchscheinendem Lichte die Erscheinung ein, als wenn jeder Zahn scharf von seiner Platte abgesetzt wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall, die obere Fläche dehnt sich unmittelbar in die Fläche der Zähne aus. Zuweilen stimmt die scheinbare Absalzlinie nicht ganz mit dem Rande der Plattenbasis überein, dann bezeichnet diese Linie die Stelle, Ueber die Mundtheile der Cephalopoden. 9 an welcher die untere Fläche des Zahns von der Platlenbasis sich erhebt; von der Seite betrachtet, würde man hier einen Einschnitt zwischen dem Zahn und der Plattenbasis bemerken. Die Zwischenplatten sind nicht nur an Gestalt, sondern auch an Grösse den Mittelplatten sehr ähnlich; sie unterschei- den sich von ihnen durch ihre schiefe Stellung, wodurch sie unsymmetrisch werden. Während bei 0. vulgaris die Zwi- schenplatten nur etwa dem dritten Theile der Breite der Mittelplatten gleichkommen , so übertreffen sie hier dieselben sogar noch ein wenig an Breite. Hierin liegt ein sehr in die Augen fallender specifischer Unterschied. Die Seitenplatlen sind auch hier sehr verschieden. Die inneren Seitenplattcn sind breit und tragen zwei Zähne. Der kleinere steht am Innenrande, der grössere übertrifft ihn an Länge und Kräftigkeit sehr auffallend, ist von ihm durch eine runde Ausbucht getrennt, und seine Basis reicht fast bis zur Hälfte der Breite der Platte. — Die äusseren Seitenplatten sind dornförmig , lang , wenig gebogen , verhältnissmässig länger als bei der vorigen Art. Auch neben ihnen liegen nach aussen bandförmige Streifen auf der Zungenmembran. twattung' Arg^onauta Eiam. Wenngleich immer eine gewisse Aehnlichkeit zwischen der Zunge von Argonauta argo , der einzigen Art , die ich habe untersuchen können, mit denen von Octopus vorhanden ist, so weicht sie doch mehr ab, als beide Arten der genann- ten Gattung unter einander. Als generische Verschiedenhei- ten scheinen sich anzudeuten , so weit die Vergleichung der wenigen Arten ein Urtheil zulässt , das Verschwinden der seitlichen Zähne an den Zwischenplatten , und die ganz ab- weichende Gestalt der inneren Seitenplatten, die den äusseren dornförmigen Platten schon sehr ähnlich werden. Argonauta Argo Lam. (Taf. 1. Fig. 4.) Die Platten der Mitt.elreihe haben eine vorn ausge- schweifte, hinten abgerundete^ also im Ganzen mondförmige Basis; von ihr erhebt sich die Platte so , dass ein freier Hin- terrand entsteht, der sich in einen langen mittlem Dorn aus- 10 Tröschel: dehnt, ganz wie bei Octopus. Die Seitenzähne dieses Hin- terrandes sind zwar geringe, aber doch vorhanden ; am deut- lichsten sind sie an den vorderen Platten, nach hinten zu werden sie allmählich kleiner, und verschwinden an den letz- ten Platten völlig. Die Zwischenplatten haben eine etwa viereckige Basis, von der ein etwas nach innen gerichteter grosser dornför- miger Zahn sich erhebt; Seitenzähne sind an diesen Platten nicht vorhanden, wenigstens verdient die vordere und innere Ecke, die etwa einen rechten Winkel bildet, diese Benennung nicht mehr. Die Seitenplatten haben beide eine viereckige Basis, von der ein Dorn entspringt , der mit seinem Grunde die ganze Breite der Plattenbasis einnimmt. Die innere Seiten- platte unterscheidet sich von der äusseren nur darin, dass sie breiter und ihr Dorn kürzer ist. Oattungr liolig^o liam. In dieser Gattung ist es mir wieder vergönnt, zwei Ar- ten zu vergleichen, da Loven a. a. 0. die Zunge von L. vul- garis abgebildet hat; L. sagittata habe ich selbst untersuchen können. Beide stimmen im Folgenden überein: die Mittel- platten sind breit und haben nach hinten drei Zähne, von denen die äusseren kleiner und ein wenig nach aussen ge- richtet sind; die Zwischenplatten haben keinen Zahn am in- neren Rande; die Seitenplalten sind dornförmig. Loligo sagittata Lam. (Taf. 1. Fig. 5.) Die Mittelplatten sind viel breiter als lang; ihr freier Hinterrand läuft in drei Zähne aus , von denen der mittlere etwa doppelt so lang ist, wie die seitlichen ; die letzteren sind etwas nach aussen gerichtet. Die Mitlelplatte von L. vulgaris hat nach Loven's Zeichnung einen längeren mittleren Zahn. Die Zwischenplalten sind gleichfalls breit, ihre Breite beträgt etwa vier Fünftel der Miltelplatten ; sie sind ein we- nig schief gestellt. Ihr freier Hinterrand trägt zwei Zähne, von denen der grosseste ein mittlerer genannt werden kann, der kleinere ist ein äusserer; am inneren Rande steht kein Zahn. Der innere Rand des grossen Zahnes wendet sich an lieber die Mundtheile der Cephalopoden, 11 der Basis nach aussen und unten , um in die Plattenbasis überzugehen; bei gewissem Liclite kann nun wohl der An- schein eines kleinen Zahnvorsprungs entstehen, indessen in der Wirklichkeit ist ein solcher nicht vorhanden. Hierdurch erkläre ich mir die Loven'sche Abbildung; dass der hier dargestellte Vorsprung der Plattenbasis angehört, und kein Zahn ist, geht schon daraus hervor , dass er unter der Mit- telplatte verborgen liegt. Die beiden Seitenplatten sind dornförmig; die innere dabei mehr flach , breiter und kürzer als die äussere. An sie schliessen sich nach aussen die gewöhnlichen Streifen der Zungenmembran , die jedoch ziemlich kurz sind. Oattung^ Onyclioteutliis I^iclitst. Die Zunge dieser Gattung ist im Verhältnisse kleiner als bei den übrigen Cephalopoden, die nach hinten gerichteten Zähne der Platten länger und spitzer, und namentlich zeich- net sich der Zahn der Mittelplatte durch seine linienförmige Schmalheit und Länge aus. Ony choteuthis Bergii Lichtst. (Taf. I. Fig. 6.) VTenn man die Mittelplatlen vom vorderen Theile der Zunge nach hinten verfolgt, so zeigt sich eine allmählich übergehende Verschiedenheit. Die vordem Zähne erschei- nen durch den Gebrauch abgenutzt, daher mit kurzen abge- rundeten Zähnen; die hinteren sind noch nicht gehörig ent- wickelt. Eine Querreihe etwas hinter der Mitte der ganzen Länge der Zunge wird am besten den normalen Zustand der Platten ausdrücken. Die Mittelplatten sind ziemlich breit , vorn ausgerundet, nach hinten trägt der freie Rand drei Zähne, voa denen die äusseren sehr klein, spitz, ein wenig nach aussen gewendet sind , der mittlere dagegen sehr lang und sehr schmal ist, so dass er nadeiförmig nach hinten hervorragt. Von seiner breiten Basis verschmälert er sich schnell, wird dann aber wie- der um ein Unbedeutendes breiter, und endigt ziemlich stumpf. Die Zwischenplatten sind ein wenig schief gelegen, doch in anderem Sinne als bei den bisher besprochenen Gat- tungen ; ihr Hinterrand blickt etwas nach aussen , ihr Dorn 12 Troschel: lieber die Mundtheile der Cephalopoden. ist gerade nach hinten gerichtet. Derselbe ist lang und kräf- tig, an seinem Grunde ist kaum eine Andeutung von einem zweiten inneren Zahne vorhanden. Die Seitenplalten sind dornförmig, lang, etwas gekrümmt, die inneren und äusseren von fast gleicher Länge. An der äusseren habe ich deutlich bemerkt, dass sie auf ihrer un- leren Fläche der ganzen Länge nach ausgehöhlt sind ; sie stellen einen Kanal dar. Neben ihnen fehlen die Bänder auf der Zungenmembran oder sind doch nur kaum merklich an- gedeutet. Gattung: üepiola lieacli. Von Sepiola habe ich die Zunge nicht uniersucht ; es ergiebt sich jedoch aus der Abbildung bei Loven a. a. 0. von Sepiola Rondeletii, dass dieselbe abweichend genug ist, um eine generische Verschiedenheit zu beweisen. Nament- lich sind die Mittelplalten von eigenlhümlich lanzetlförmiger Gestalt. Ich verweise auf die Abbildung. Oattang- Sepia Ijinn. Diese in so vieler Beziehung interessante Gattung weicht von allen andern Cephalopoden am auffallendsten ab, und zeichnet sich durch die Einfachheit ihrer Platten aus, von denen die Miltelplatten, Zwischenplatten und inneren Seiten- platten fast gleiche Gestalt haben; nur die äusseren Seiten- platten sind länger, mehr dornförmig und gekrümmter. Ich kenne nur die Zunge einer Art. Sepia o fficinalis Linn. (Taf. 1. Fig. 7.) Die Mittelplatlen erscheinen als dre eckige Zähne, die mit ihrer Spize nach hinten und oben gerichtet sind; ihre Basis ist ein durchsichtigerer elliptischer Raum am vorderen Ende des Zahnes. Die Mittelplatten sind völlig symmetrisch. Die Zwischenplatten haben sehr grosse Uebereinstim- mung mit den vorigen, und unterscheiden sich nur durch eine etwas schiefe Lage ihrer elliptischen Plattenbasis, und dadurch entstehende Asymmetrie des Zahnes. Noch mehr schief sind die inneren Seitenplatten, sonst aber gleichfalls mit den Mittelplatten übereinstimmend. Die äusseren Seitenplatten sind etwas gekrümmte Dornen , die schmaler und länger sind als die übrigen Platten dieser Zunge. vCV Bericlitig^eiide Motiz über die Färbung: eiiiig^er Fische« Von Jffaxiinilian Prinz zu IWied* So viel in der neueren Zeit für die Ichthyologie ge- »schehen ist, wofür wir vorzüglich den Herren Cu vi er, Va- lenciennes, Johannes Müller und Andern unseren Dank schuldig sind, so findet man doch in den neueren Wer- ken über diese Thierklasse bedeutende Lücken und Irrthümer, besonders in Hinsicht der Färbung. Gewöhnlich werden die Fische nach längst verblichenen Exemplaren beschrieben, und sie behalten alsdann nur noch sehr wenig Aehnlichkeit mit der Natur, auch vernachlässigen die Reisenden gar zu häufig die genaue Angabe der Farben nach dem Leben. Selbst in dem grossen und ausgezeichneten Werke von Cuvier und Valenciennes, welches indessen leider einen grossen Theil dieser interessanten Thiere unberührt lässt, würde man sich in Hinsicht der Färbung der Fische häufig vergebens zu un- terrichten streben, und es ist daher wohl Pflicht, in vorkom- menden Fällen, dergleichen Unrichtigkeiten zu rügen. Hier nur einige wenige Beispiele: Cybium Caballa Cu\. etValenc. hist. nat. d. poiss. Vol. Vlll. p. 187. Hier liest man, dass dieser Fisch (der an der Ostküste von Brasilien in der Nähe des Bahia de todos OS Santos Sardo genannt wird ) „in der Seile bleifarbene Flecke trage." Bei Mittheilung eines Exemplars dieses Fisches an Ba- ron Cuvier war folgende Notiz beigegeben, die aber nicht benutzt worden ist ; 14 Maximilian Prinz zu Wied: „Beschreibung der Färbung nach dem Le- ben: Der Rücken oder die Oberseite dieses schönen Fisches ist dunkel bläulich - grün , die Seiten und das ganze übrige Thier sind von dem reinsten schönsten Silberweiss, mit schö- nem Silberglanze; an jeder Seite des Leibes stehen zu An- fang drei , an der hinteren Körperhälfte zwei Reihen runder, goldfarbener Flecke von der Grösse einer Erbse oder etwas kleiner (also nicht aschgrau). Sie stehen am .Vorderkörper unterhalb der Seitenlinie, und setzen dann, da sich jene Li- nie in der Mitte des Körpers senkt , am Hinterkörper, ober- halb derselben, in zwei Längsreihen fort. Die Flossen dieses Fisches sind silberweiss oder silberfarben , an ihren Enden dunkelgrau ; Brustflossen gänzlich schwärzlichgrau ; Bauch- flossen silberweiss; das grosse Auge hat eine silberfarbene Iris. — Im December wurde dieser Fisch bei Bahia in Menge gefangen.« S comb er scombrus, die gemeine Makrele. Dieser so gemeine Fisch wird in allen Abbildungen falsch illuminirt. Man stellt gewöhnlich seine Obertheile schön blau dar, mit schwarzen Querbinden , und dieses ist richtig, wenn man den Fisch nach seinem Tode betrachtet. Wenn derselbe aus dem Meere gezogen wird, so ist er sehr schön. Seine Obertheile sind alsdann von einem höchst angenehmen, sanf- ten Meergrün mit schwarzen Querbinden , welche sehr nett auf dieser Grundfarbe abstechen. Stirbt das Thier , so ist augenblicklich das. schöne Grün in ein halbdunkles Blau ver- ändert, welches alsdann bleibt, Trachinotiis pampanus Cuv. et Valenc. Tra- chinote pample: Vol. 8. p. 416. Dieser Fisch wird in der von mir bereisten Gegend von Brasilien Chicharro genannt, und ich theilte Herrn Valenciennes seine weitläufige Be- schreibung nach dem frischen Thiere mit, worauf er aber gar keine Rücksicht nahm. Er sagt p. 416: „La couleur de ce poisson dans la liqueur parait un gris brunätre, qui, sur le dos, se change en brun fonce. Les na- geoires sont brunes et sans taches." Nachfolgend die Färbung des 12" langen Fisches nach dem Leben : Die oberen Theile des Fisches sind längs dem Rücken bläulich - aschgrau, am übrigen Leibe silberglänzend; Börichtig^ende Notiz über die Färbung einiger Figehe« 15 Rüssel, untere Hälfte der Kiemendeckel, Seiten der Brust und Bauch goldgelb gefleckt , übrigens der Bauch weiss ; Brust- flossen schmutzig grünlich -aschgrau; Bauchflossen weiss mit gelben Strahlen; Rückenflosse schmutzig grau, die einzeln davor stehenden Strahlen schwärzlich ; Afterflosse graugelb mit rein gelbem Saume nach aussen ; Schwanzflosse ebenfalls graugelb mit hellgelbem Saume am Ende. Dieser Fisch lebt in dem brasilianischen Ocean. Coryphaena equis elis: In keinem Fische ist aber wohl die Veränderung grösser als in dem hier genannten, der in dieser Hinsicht weder richtig beschrieben, noch ab- gebildet wurde. Wenn dieser prachtvolle Fisch aus dem Meere heraufgezogen wird, so ist er durchaus goldfarben und über- all prachtvoll himmelblau schillernd, und auf dieser überaus reichen Grundfarbe sind unzählige ullramarinblaue Punkte zerstreut. Die Flossen sind ebenfalls von letzterer Farbe und die Iris im Auge ist goldblau. Im Absterben wird die- ser unvergleichliche Fisch gelb , und wenn er präparirt und getrocknet ist, so tritt an die Stelle der letzteren Färbung ein unansehnliches Bleigrau. Balis tes vetula: Dieser schöne Fisch ist in seinen Hauptfarben richtig abgebildet in dem zoologischen Atlasse der Reise des Schiff'es Coquille (poissons tab. 9. flg. 2.). An einem an der Ostküste von Brasilien gefangenen Exemplare dieser Art hatte die Schwanzflosse eine von jener Abbildung abweichende Zeichnung. Sie war gänzlich dunkelgraulich- grün, aber rundum von allen Seilen sehr schön blau eingefasst. Die erste Rückenflosse war dunkelgrau, die zweite schön dunkelgrau- grün mit sehr feinen blauen Querlinien durchzogen; After- flosse wie die des Schwanzes , rundum schön blau einge- fasst ; Brustflossen weisslich ; alle oberen Theile des Fisches sind schön blassgrün, die unteren röthlich-grau, nach dem Bauche hin bläulich -grau; die grünen Lippen des Mundes sind sehr schön ultramarinblau eingefasst, von der Einfas- sung des Oberkiefers läuft ein starker blauer Streifen bis un- ter die Brustflosse hin, und über der letztern läuft ebenfalls ein solcher Streifen bis dicht an die Flosse heran ; die Stirn hat sechs feine schön blaue Querbinden , welche an ihren beiden Seiten schön citrongelb eingefasst sind. Die blauen 16 Maximilian Prinz zu Wied: Berichtigende Notiz etc. Linien laufen meistens concentrisch auf das Auge hin, und zwei derselben setzen jenseits des Auges noch ein Stück fort, wo sie schmal werden und versiegen; zwischen der zweiten Rücken - und der Schwanzflosse befindet sich ein blauer Fleck, der einen solchen Streifen abwärts sendet, und auf diese Art die schmale Stelle des Körpers vor der Schwanzflosse umgiebt; zwischen diesem Streifen und der Schwanzflosse bemerkte man noch eine blaue feine Linie. Dieser schöne Fisch, der von Marcgrave Guaperra genannt wird, trägt an der Ostküste von Brasilien weiter süd- lich, den Namen Peruah. Er lebt im Meere und wird gerö- stet gegessen. Malthea vespertilio^Wsil, In der Histoire naturelle des poissons liest man Vol. XII. p. 2. die Worte: „Tout le dessus du poisson parait d'un brun noiratre, le dessous d'un gris-blanc roussatre, les bouts des pectorales noirätres." Hier die Beschreibung dieses Fisches nach dem Leben: Die ganze Unterseite des platten Fisches hat eine glatte, weiche, nackte Haut, welche durchaus sehr lebhaft ziegelroth gefärbt ist, und von derselben Farbe sind auch die Brust - und ßauchflossen , nach ihrer Spitze hin etwas dunkler ge- färbt; die ganze Oberseite des Thiers, so wie der Kopf und die Seiten des Kiemenfortsatzes dunkelgräulich -olivenbraun; Seiten des Thiers schmutziggräulieh-olivengrün; Iris im Auge dunkelbraun mit aderartiger gelblicher Zeichnung; Rücken- flosse gefärbt wie der Rücken. — Das grösste Exemplar hielt 11 Zoll 4 Linien in der Länge. Bei Villa Vigoza an der Oslküste von Brasilien ist die- ser Fisch nicht selten, und wird gegessen. Er kommt auch in Guiana vor, scheint also über die Meere der heissen Zone von Amerika verbreitet zu sein. Bei Vi^oza nannte man dieses Thier Peixe Anjo (Engel-Fisch). tleber die Verschiedenheiten im i^ftchädelbau der Muiitela Martes und M. Foina. Von »r. R. Hensel in Breslau. (Hierzu Taf. II. Fig. 1—4.) In den Memoires nouveaux de la societe imper. des naturalistes de Moscou 1834. Tom. III. p. 283— 298 befindet sich ein Aufsatz von Fischer v. Waldheim „Recherches sur les ossemens fossiles de laRussie,« in welchem unter andern Petrefacten auch der fossile Schädel eines iltissartigen Thieres beschrieben und abgebildet wird. Giebel citirt in seiner „Fauna der Vorwelt" Beschreibung und Abbildung unter Pu- torius antiquus, doch lässt uns ein Blick auf die Abbildung den Schädel einer Mustela und nicht eines Putorius erken- nen. Der linke, besser erhaltene Oberkiefer zeigt hinter der Alveole des Eckzahnes deutlich die des einwurzligen ersten Lückenzahnes. Eine darauf folgende längliche Grube möchte ich als die verschmolzenen Alveolen des 2ten aber zweiwurzli- gen Lückenzahnes deuten ; darauf folgen die getrennten Al- veolen des 3len gleichfalls zweiwurzligen Lückenzahnes ; der erhaltene Reisszahn und der Mahlzahn stimmen mit denen des Marders in Gestalt und Stellung vollkommen überein. Die einfache Thatsache, dass 5 Backenzähne vorhanden waren, genügt schon den Schädel keinem Putorius, der nur 4 Backen- zähne hat, sondern einer Mustela zuzuschreiben. Um nun die Verwandtschaft des fossilen Marders mit M. Martes oder M. Foina festzustellen, wird es nölhig sein Archiv f. Naturgasch. XIX. Jahrg. 1. Bd. 2 18 Hensel: die Verschiedenheiten im Schädelbau dieser genauer zu er- mitteln. — Keyserling und Blasius sagen in ihrer vortrefflichen „Fauna der Wirbelthiere Europas" von dem Schädel der M. Martes: „die beiden vom Stirnbein nach hinten verlaufenden Leisten vereinigen sich hinten zu einem Kiel u. s. w. ;" — von dem der M. Foina : „sie verlaufen getrennt bis an das Hinterhaupt und schliessen eine lanzettliche Fläche ein." — Nach den in meinem Besitze befindlichen Marderschädeln kann ich jedoch diese angegebenen Merkmale als charakte- ristisch nicht bestätigen , sondern niuss sie vielmehr nur als Altersverschiedenheiten ansehen. Denn der Schädel einer alten männlichen M. Foina zeigt eine Parietal-Leiste von 39"^"^ Länge, bei ihm ist also die Vereinigung der beiderseitigen lineae semicirculares sehr bald erfolgt; umgekehrt sehe ich an dem Schädel zweier männlichen bereits erwachsenen M. Maries die betreffenden Linien getrennt bis an das Hinter- haupt verlaufen, und bei ihrer Einmündung in die Hinterhaupts- Leiste noch einen Abstand von 8™"^ zeigen, nachdem dieser jedoch vorher mehrfach gewechselt hat. An einem dritten, aber weiblichen, und nach der Abnutzung der Zähne zu schliessen, älteren Schädel von M. Martes, findet sich eine Parietal - Leiste von 9'""^ Länge. Ferner besitzt das hiesige zootomische Museum das Skelet eines Edelmarders, dessen Schädel mit einer sehr bedeutenden Parietal-Leiste versehen ist, die an Länge der oben von M. Foina angeführten Nichts nachgiebt. Ein junges Individuum von M. Foina, dessen blei- bendes Gebiss noch nicht vollständig ausgebildet ist, hat gar keine Parietal-Leiste, sondern die halbkreisförmigen Linien haben bei ihrem Eintritt in die Lambdanaht noch einen Ab- stand von ii"^n\ Die angeführten Fälle beweisen ohne Zwei- fel, dass das Vorhandensein eines Scheitel -Kammes beiden Species zukommt, dieser sich aber erst im höheren Alter fin- det. Das Aller aber lässt sich bei den Mustelinen wegen der frühzeitigen Verwachsung der Schädeltheile ( am spätesten verwachsen die Nasenbeine untereinander) nur sehr ungenau bestimmen , selbst Folgerungen für dasselbe aus der grösse- ren oder geringeren Abnutzung des Gebisses sind sehr un- zuverlässig, da eine vorzeitige Abnutzung durch viele Ne- benumstände hervorgerufen werden kann. So zwingt ein ge- Hensel: Ueber den Schädel von Mustela Maries u. Foina. 19 wisser Grad des Nahrungsmangels die Thiere gegen ihre sonstige Gewohnheit auch die Knochen ihrer Beute zu ver- zehren oder wenigstens zu benagen, was namentlich die Ab- nutzung der Zähne sehr beschleunigt. Ist dagegen die Nah- rung sehr reichlich , so begnügen sich die Mustelinen be- kanntlich mit dem Blute des Raubes , oder verzehren höch- stens noch einige Weichtheile desselben, eine Nahrungsweise, die ganz geeignet ist , die Schärfe der Zähne bis ins hohe Alter zu bewahren. So hat der zuerst erwähnte Schädel einer M. Foina ein noch sehr scharfes Gebiss, obgleich er von einem alten und grossen Individuum herrührt, da dieses in einer hiesigen Vorstadt lebte, die wegen vieler und gros- ser Magazine zahlreichen Ratten und Mäusen zum Aufenthalt dient , so dass der Marder ohne 'alle Mühe stets reichliche Nahrung fand. Aber noch ein anderer Umstand lässt die Abnutzung der Zähne für Altersbestimmungen nur mit Vor- sicht anwenden. Die meisten Individuen , wenigstens unter den Hausmardern, werden in eisernen Fallen gefangen, aus denen sie sich durch heftiges Beissen in das festhaltende Eisen zu befreien suchen ; dabei brechen gewöhnlich die Spitzen aller Zähne mehr oder weniger weit ab; wird nun das gefangene Thier bald aus der Falle erlöst und getödtet, so lassen sich die Bruchflächen der Zähne durch ihre Zacken und Spitzen leicht von den glatten Abnutzungsflächen unter- scheiden; hat jedoch der Gefangene das Unglück, längere Zeit in der Falle bleiben zu müssen, so werden durch das fortgesetzte und zugleich aus Ermattung immer schwächer werdende Beissen die Bruchflächen der Zähne ziemlich eben, so dass nun eine Verwechselung mit Abnutzungsflächen nicht unmöglich ist. Im Allgemeinen ist der Gesichtstheil des Schädels bei dem Edelmarder gestreckter als bei dem Hausmarder, daher bei gleicher Länge des Schädels und gleicher Breite des Hinter- hauptes, nach vorn mehr zugespitzt , und länger im Verhält- niss zum Hinterhaupt. Alle charakteristischen Verschieden- keiten im Schädelbau sind nur eine Folge des verschiedenen Verhältnisses der Länge zur Breite. Beifolgende Maasse kön- nen als Beleg dafür dienen, da sie von zwei gleich langen Schädeln genommen sind. 20 Hensel: 1) Länge des Schädels vom untern Rande des Hinterhauptsloches bis zum hintern Rande der Alveolen der mittlem Schneidezähne . 2) Grösste Entfernung der Jochbogen zwi- schen den äussern Seiten gemessen *). 3} Entfernung der foramina infraorbitalia zwi- schen den Innern Rändern gemessen . . 4) Enlfernung der Spitzen der oberen Eck- zähne von einander ........ 5) Grösste Breite aller Schneidezähne des Oberkiefers Die Breite des Hinterhauptes war an bei- den Schädeln gleich. Foina 75inm 51 " 23 V2 13 10 Mart. 75nim 47% 22 11 9 Diese wenigen Angaben werden genügen, um die spit- zere Gestalt des Schädels derM. Martes darzuthun. Eine Folge dieser Bildung sind mehrere Eigenthümlichkeiten, welche so- mit conslant sind, und als specifische Merkmale angesehen werden können. — Bei dem Hausmarder haben die falschen Backenzähne des Oberkiefers in Folge dessen grösserer Ver- kürzung nicht so viel Raum, um genau in der Richtung des Kiefers stehen zu können. Sie richten sich mit ihrem Vor- derrande mehr nach Innen, so dass sie einander fast dach- ziegelförmig decken. Bei dem Edelmarder stehen sie genau in der Richtung des Kiefers. Der letzte Backenzahn ist brei- ter und kürzer als der entsprechende Zahn des Edelmarders. Seine grösste Länge beträgt in der Richtung des Kiefers ge- messen 5'/2""", bei dem Edelmarder 6'""\ seine grösste Breite senkrecht auf den Kiefer gemessen fast 9""", bei dem Edel- marder 8"^'". Ausserdem zeigt die äussere Kante der Krone bei dem Hausmarder einen seichten Einschnitt. Fig. 4. Das beste Kennzeichen liefert die äussere NasenöfTnung. Diese ist bei dem Hausmarder herzförmig, bei dem Edelmar- der oval Fig. 1. *) Bei dem Hausmarder ungefähr in der Mitte der Jochbogen, bei dem Edelmarder am hintern Ende derselben. üeber den Schädel von Mustela Martes u. Foina. 21 Ihr grösster Breitendurohmesser Die Entfernung des Vorderrandes der Nasenbeine von dem Vor- derrande der Alveolen der mit- telsten Schneidezähne . . . Hausmard. 12 Edelmard. 13 Es hat also der Hausmarder eine verhältnissmässig brei- tere und kürzere Nasenöffnung. Von der Seite gesehen bil- det ferner die Ebene der Nasenöffnung mit dem Gaumen bei dem Hausmarder einen stumpferen Winkel als bei dem Edel- marder. Bei diesem ungefähr 59°, bei jenem öö^. Fig. 2. Eine Folge der grösseren Gestrecktheit des Schädels bei M. M. ist auch die ziemlich gerade Richtung seines Jochbogens, während der von M. F. eine grössere Krümmung macht, Ver- hältnisse, die durch die beigefügte Zeichnung deutlicher wer- den. Fig. 3. Dies wären ungefähr die wichtigsten und nicht vom Alter abhängigen Merkmale der Schädel unserer Marder. — Was den Unterkiefer anbetrifft, so entbehrt er bestimmter charakteristischer Merkmale, jedoch ist er bei M. F. verhält- nissmässig kürzer und breiler als bei M. M. Wenden wir nun die gefundenen Merkmale, so weit als möglich, zur näheren Bestimmung des am Anfang erwähnten fossilen Schädels an, so ergiebt sich, dass dieser weder mit M. M. noch mit M. F. ganz genau übereinstimmt. Seine Länge, auf die schon erwähnte Weise gemessen, beträgt 84 '/j^"^", übertrifft also die des Haus- oder Edelmarders bedeutend. Das Verhältniss dieser Länge zu der Breite der Schneide- zähne ist genau wie bei M. F. Wahrscheinlich stimmt auch die Gestalt der äusseren Nasenöffnung mehr mit der von M. F. überein, obgleich sie etwas niedriger zu sein scheint, doch ist der Winkel der Nasenöffnung und des Gaumens wie bei M. M. Die Gestalt des letzten Backenzahns im Oberkiefer erinnert an M. Martes. So viel scheint also wenigstens ge- wiss, dass das Petrefact nicht zu Cuvier's M. Martes fossilis gestellt werden kann , ebenso wenig aber als M. Foina fos- silis bezeichnet werden darf. (Dass der von Fischer v. W. abgebildete Unterkiefer nicht derselben Species angehören 22 Hensel: Ueber d. Schädel von Mustela Maries u. Foina. kann, zeigt schon die Abbildung ohne allen Zweifel). Leider habe ich weder den Schädel des Zobel noch die Abbildungen in Blainville's Osteographie vergleichen können , so dass ich nicht zu entscheiden wage, ob eine neue Mustela prisca gerechtfertigt wäre. — Beifolgende Abbildungen verdanke ich der Güte meines Freundes Faber. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. NasenöfFnungen von vorn. a. Must. Foina. b. M. Maries. Fig. 2. Dieselben von der Seite. a. Must. Foina. h. M. Maries. Fig. 3. Linker Jochbogen. a. M. Foina. h. M. Maries. Fig. 4. Der letzte Backenzahn des rechten Oberkiefers. a. M. Foina. h. M. Maries. Sämmlliche Figuren sind in natürlicher Grösse. lieber das Torkoniitieii von Uckzälineii bei Cepvus eapreoliis. Von Demselben. (Hierzu Taf. IL Fig. 5—7.) Unter den systematischen Unterschieden zwischen C. elaphus und C. capreolus wird in der Begel auch das Vor- kommen von Eckzähnen im Oberkiefer bei jener Species und ihr Fehlen bei dieser als sehr bezeichnend angeführt. In der That finden sich nicht bloss bei den Männchen von C. elaphus Eckzähne conslant und nach meinen Beobachtungen auch bei den W^eibchen, obgleich sie bei diesen erst im spä- teren Alter aufzutreten pflegen, sondern ihr Vorkommen gehört auch bei C. capreolus zu den grössten Seltenheiten. Es dürfte also wohl nachfolgende Mittheilung nicht ganz ungerecht- fertigt erscheinen. — Im Laufe dieses Jahres wurde in der Umgegend von ßrieg ein Rehbock erlegt, der erst vor Kur- zem sein Gehörn abgeworfen hatte. Die verhältnissmässig dünnen und langen Rosenstöcke deuteten ein Alter von etwa 2 Jahren an. Merkwürdigerweise enthielten die Oberkiefer Eckzähne. Hart an dem vorderen Ende des Oberkiefers be- fand sich die ziemlich bedeutende Alveole , und zwar so, dass ihr Vorderrand zum Theil noch vom Zwischenkiefer ge- bildet wurde (Fig. 5). In ihr befand sich ziemlich lose ein Eckzahn (Fig. 6 in natürlicher Grösse), der ganz verschie- den von dem des Edelhirsciies, grosse Achnlichkeit mit dem vergänglichen Eckzahn des Schweines halte; seine Länge betrug 16""". Noch seltener als der angeführte Fall ist der folgende, 24 Hensel: üeb. d. York, von Eckzähnen bei Cerv. capreolus. da er ein weibliches Reh betrifft. In Fig. 7. ist der Schnau- zentheil eines weiblichen Rehschädels abgebildet. Er ge- hörte aller Wahrscheinlichkeit nach einem sehr alten Indivi- duum an , da die Schneidezähne so wie auch die Backen- zähne, fast bis zu den Wurzeln abgenutzt waren. Der rechte Oberkiefer hat an seinem Vorderende eine Alveole , die je- doch nicht an dem unteren Rande, sondern, wie die Abbil- dung zeigt, ein wenig darüber mündete. In ihr steckte ganz fest ein kleiner Eckzahn, dessen Spitze so abgenutzt war, dass er fast gar nicht über die Alveole herausragte. Seine Wurzel lag so dicht in der Aussenfläche des Oberkiefers, dass dieser an zwei Stellen geöffnet war, und die Wurzel auf diese Weise an zwei Stellen sichtbar wurde; an der letzten Oeffnung war das Wurzelende befindlich. Der linke Oberkiefer zeigte keine Spur einer Alveole oder eines Eck- zahnes. Im Zusammenhange damit schien eine andere Ei- genthümlichkeit zu stehen. Der linke Stirnhöcker war etwas stärker als gewöhnlich bei Ricken entwickelt , wich jedoch nicht von der bekannten Form ab, der rechte Stirnhöcker da- gegen war fast doppelt so hoch wie der linke, und spitzte sich auch noch auffallend zu, als sei er im Begriffe gewe- sen sich zu einem kleinen Rosenstock auszubilden. Vielleicht haben gehörnte Ricken auch ausgebildete Eckzähne, obgleich die Beschreibungen deren nicht Erwähnung thun. Erklärung der Abbildungen. Fig. 5. Vom Rehbock (in natürlicher Grösse). Fig. 6. Dessen Eckzahn der rechten Seite (in natürlicher Grösse). Fig. 7. Von der Ricke (in natürlicher Grösse). Beitrag' zur Mikroinainfnaloglo des itiitt- lerii Fiiiiilaiids. Von Carl liundalil. (Vorgetragen am 10. Novbr. 1851 in der Gesellschaft der Wissen. Schäften zu Helsingfors). Aus dem Schwedischen übersetzt. Von Vriedr. Creplint Vesperlüio ( Vesperus^ borealis N i I s s. ist die gemeinste und anfi weitesten verbreitete von allen Finnländischen Fle- dernriäusen und scheint sehr hoch nach Norden hinauf zu gehen. In Helsingfors ist sie nicht selten , und aus Torneä habe ich Exemplare von ihr erhalten. In der Umgegend von Tammerfors kommt sie in so grosser Menge vor , dass ich während eines einzigen Sommers (1850) im Stande gewe- sen bin, des Abends über 50 Exemplare todtzuschlagen. Auf Hausböden und in Vorrathshäusern habe ich sie am Tage hangen sehen. Kurz nach Untergang und vor Aufgang der Sonne fliegt sie, gewöhnlich sehr niedrig, eine oder andert- halb Stunden herum und zwischen Gebäuden , wo ich auch alle meine Exemplare todtgeschlagen habe. Den dunkelsten Theil der Nacht scheint sie auf Bäumen zuzubringen. Ich habe oft zur Nachtzeit, durch ein eigenthümliches Zwitschern geleitet, mit einer Leuchte diese Thiere auf einem Baume bei Häusern überrascht , wo ich sie an einem Aste bisweilen zu 5 — 6 Individuen neben einander, hangend fand. Vespertilio iVesperus} c?«sco/or N a 1 1. et Auct. (== Vesp> 26 Lundahl: murinus Nilss.)-* Von dieser Art erschlug ich im August 1834 in einem Garten in Tammerfors 6 Exemplare , von denen ich noch einen Balg und einen Schädel vorzeigen kann. Vespertüio mystacinus Leisl. ist im mittlem Finnland sehr gemein und nächst Vesp. borealis die gemeinste Fle- dermaus. Sie scheint hier bei uns die Stelle des Vespertilio Pipistrellus zu vertreten, welcher nach Nilsson in Schwe- den gemein , in Finnland aber , meines Wissens , noch nicht angetroffen worden ist. Ich habe sie bei Tage, sowohl auf Hausböden, als in hohlen Bäumen am Strande gefunden. Des Abends kann man sie oft in Menge todtschlagen. Sie fliegt dann an denselben Stellen, wie Vesp. borealis, doch am lieb- sten in der Nähe von Wasser. Dennoch scheint sie das Was- ser nicht so ausschliesslich zu lieben, als Vespertilio Daubentonii Leisl, welcher in den Gegen- den um Helsingfors in grösster Menge über Teichen und klei- neren Wasserläufen fliegend angetroffen wird , im mittleren Finnland dagegen sehr selten ist. Plecotus auritus L , selten. — Ein paarmal ist es mir möglich gewesen, Individuen dieser Art in der Gefangenschaft sehr lange am Leben zu erhalten und sie zu zähmen , wel- ches mir bei anderen Fledermäusen nicht gelungen ist. Sorex vulgaris L., gemein. Sorex pygmaeus ? a\\., nicht allzu selten. Man trilTt ihn in Garbenhaufen auf Aeckern in Gesellschaft von Articola agre-- stis an. Sorex iCrossopiis) fodie7is ? üU., sehr selten. Das Ske- ett des einzigen, mir vor vielen Jahren zu Theile geworde- nen Exemplars befindet sich in der anatomischen Sammlung der Universität [Abo], i) 1) Talpa europaea L. ist, so viel ich weiss, im mittlem Finn- land bis jetzt nicht gefunden worden ; seitdem ich aber Exemplare aus dem südlichen Finnland, wie auch weit hinauf aus Karelen gesehen habe, zweifle ich gar nicht an ihrem Vorkommen hier. — Der fin- nische Käme des Maulwurfs, Müürä , ist indessen in unseren Gegen- den an den Hypudaeus amphibius vergeben worden. Erinaceits europaeus L., welcher auf Aland nicht selten ist, auch hier und da an der südlichen Küste von Finnland angetroffen wird, dürfte wohl li?ium die nördliche Gränze von Nyland überschreiten. Beitrag zur Mikromammalogie des mittlem Finnlands. 27 Lemmus (Eypudaeus) amphibius L. Oefter, als die schwarze Varietät, kommt bei uns die braune vor. Individuen der er- stem habe ich einigemal auf Bächen und grösseren Wasser- gräben in Sümpfen erschossen, die der andern sehr oft in und bei ihren Gängen , sowohl an niedrigen Stellen und am Strande, als auch auf hochgelegenen Aeckern , doch immer in der Nachbarschaft von Wasser angetroffen. Unsere Ex- emplare von dieser Abart haben gewöhnlich an den unteren Körpertheilen einen stark rostbraunen Anstrich. Bisweilen geht dieser in rothgelb über, und dann gleicht das Thier im Aeussern Exemplaren des Hypudaeus terrester Herrn, aus der Schweiz. Lemmus (^Hypudaeus) glareoliis Schreb. und Lemmus {Hypudaeus) rutilus Fall, sind in Knopio von Hrn. W. V. Wright gefangen worden. Mir ist es bisher nicht geglückt, diese Arten zu finden. Lemmus (^Armcola) ogrestis kommt , besonders in ge- wissen Jahren, in ungeheurer Menge auf den Aeckern vor, auf denen man im Herbste überall sein rundes, aus fein zer- bissenem Stroh verfertigtes Nest unter den Garbenhaufen an- trifft. Früher im Sommer findet man ihn mit seinen Jungen in Gängen, welche er unter der Erdoberfläche auf den Ae- ckern oder in denBülten der Sümpfe ausgegraben hat. Diese Art variirt hier sehr, so wie in Schweden, (s. Skandinav. Fauna, L, S. 368.), nicht allein in der Farbe , sondern auch in der Länge des Schwanzes. 0 Es finden sich oft weisse Flecke an verschiedenen Körpertheilen. So fand ich in diesem Som- mer in einem Nest ein Weibchen und ein Männchen nebst 5 dritthalb Zoll langen Jungen, welche alle einen kleinen keil- förmigen weissen Fleck mitten auf dem Rücken hatten. ^) 1) Z. B. ein Weibchen mit sträubigem, oben schwarzem und unten weissem Haarbusch an dem l'/jj" langen Schwänze, und ein anderes, — das rothgelbste, welches ich gesehen habe — von 4" Länge mit einem nur ^q" langen Schwänze, ergaben sich beide, beim Un- tersuchen des Zahnbaues, als dieser Art angehörend. Ich besitze sie in meiner Sammlung. 2) Als eine Merkwürdigkeit erwähne ich eines Exemplars von Lemmus agrestis , welches an Grösse alle anderen übertraf, die ich von dieser Art gesehen habe. Der Körper war ^^\\j, und der Schwanz 28 Liindahl: Lemmus (Myodes) schisticolor L i 1 Ij e b. ist vom Hrn. Protokollsecretär V. Falck bei Helsingfors und vom Hrn. W. V. Wright bei Knopio gefangen worden. Mus Rattus L. findet sich in Menge in den weiter land- einwärtsliegcnden Oertern. In den meisten Seeörtern ist er dagegen von M. decumamis Fall, schon verdrängt worden. — Man findet oft weisse Varietäten mit rothen Augen; auch scheinen solche erblich zu sein; denn man trifft mehrere Decennien hindurch dergleichen Individuen in gewissen Häu- sern an. Mus sihaticus L. Sowohl die rostbraune, als die graue, Varietät kommt bei uns vor. Durch meine Erfahrung kann ich die Behauptung nicht bestätigen, dass die erstere eine Winter-, die andere eine Sommertracht sei. Ich habe zwar im Winter keine grauen Exemplare gefunden, dagegen aber oft (und zuletzt diesen Sommer) im Julius und August rost- braune , deren Balg ich noch vorzeigen kann. Selten dürf- ten Individuen von derselben hellen, gelbrothen Farbe sein , welche man an erwachsenen Exemplaren von M. minutus sieht. Zwei solche fing ich vor vielen Jahren im Julius in einem Garten , besitze jetzt aber nur noch ein Skelett von ihnen. Eine Verschiedenheit zwischen diesem und Skeletten von der grauen Abart habe ich nicht entdecken können. — Ueber das Vorkommen schöner, grosser, gelbrotlier Ratten habe ich auch bisweilen andere, glaubwürdige Personen sprechen hören '). Mus Musculus L. Die beiden in der Skandinavisk Fn. (I. S. 350.) beschriebenen Farbenvarietäten kommen in Menge vor. Die graue habe ich ausschliesslich in Städten in den Häusern und die andere, gelbliche (Var. B. Nilss. = Mus islandicus Thien.^ meistens auf dem Felde gefunden. Mus minutus Fall, scheint in diesen Jahren die Absicht zu haben , in grossen Schaaren in Finnland einzuwandern. ly^" lang. Das Thier ward am 28. Aug. 1850 gefangen, war ein Weibchen, und steht bei mir noch in Weingeist aufbewahrt. 1) Ich besitze ein ungewöhnlich grosses Männchen von dieser Art, welches am 12. .Tulius 1848 gefangen ward. Der Körper ist 4*/^ und der Schwanz iy^ gchwed. Zoll lang. Die Farbe desThiers war grau. Beitrag zur Milcromammalogie des mittlem Finnlands. 29 Im Jahr 1845 im August sah ich im Kirchspiele Birkkala die erste rothe Maus (Hr. W. v. Wright hatte vorher diese Art in der Gegend von Knopio bekommen) und im Jahre 1850 — welches auch ein „rechtes Mäusejahr«, wie der gemeine Mann sagt , war , konnte ich jeden Vormittag, wenn ich auf Aecker hinausging, von denen Garbenhaufen weggebracht wurden, 40 bis 70 Individuen von Mus minutus, meistens je- doch nur junge, bekommen. Diese haben auf den ersten An- blick viel Aehnlichkeit mit den Jungen von Mus Musculus. Es findet sich noch keine Spur von der hübschen gelbrothen Farbe; der Mantel ist bei den Zwergmäusen, welche sogar eine Körperlänge von beinahe 2V2" erreicht haben, noch ganz und gar schwarzgrau, mit undeutlich gelblicher Farben- gränze ; der Bauch ist nicht rein weiss, und die Beine sind dunkel, bei kleineren Jungen selbst schwärzlich. Doch kann man diese Art stets an dem verhältnissmässig kleineren Kopf, an den kleinen abgerundeten oder , richtiger , abgestutzten Ohren, ferner an dem auf eine eigne Weise geringelten Schwanz erkennen, welcher so charakteristisch ist, dass man wenn man ihn einmal gesehen hat, an ihm allein die klein- sten Jungen von M. minutus von den Jungen des M. Mus- culus unterscheiden kann. Das erwachsene Thier steht da- gegen von verschiedenen Schriftstellern in vielen Werken be- schrieben, von denen ich besonders auf die Etudes de Mi- cromammalogie von E. d e S ely s -Longcha m ps p.68., in dieser Hinsicht verweisen möchte, bei welcher Beschreibung ich sonst Nichts zu bemerken habe, als dass die Haarbeklei- dung der Beine nicht ganz und gar gelb , sondern stets mit mehrerm oder wenigerm Weiss besprengt ist. — Wie Pal- las an den sibirischen, sah ich auch an den finnischen Ex- emplaren den Schwanz ansehnlich kürzer, als der Körper'). M. minutus ist in Schweden noch nicht gefunden worden und 4) Von den vielen Ausmessungen, welche ich an Individuen dieser Art vorgenommen habe, will ich nur die folgenden erwähnen: Trächtiges ^ gef. am 28. Aug. Körperl. 2%, Schwanz ^Ys" Schwed. - 1% - nov* g^en« Diagn. „Antennae biarticulatae, margini frontali annexae. Oculi nulli (?). Corporis pars thoracica cephalothorace tri- busque annulis thoracicis satis distinctis composita, abdomen annulis duobus, appendicibusque duabus terminalibus , setife- ris. Dorsum appendicibus foliaceis in mare duabus, quattuor in femina ornatum. Pedum maxillarium paria tria, in cepha- lothorace affixa, simplicia, ungue terminali. Pedum branchia- lium paria quattuor, quorum tria annulo thoracico primo, al- tero quartum affixum : singuli bifidi, lamina branchiali interna gressoria externa compositi, utraque setis ciliatis longis in- structa. Femina mare duplo maior, tubis oviferis duabus lon- gis, appendiceque furcata infra instructa.« Der Cephalothorax ist, wie überhaupt in der Gruppe der Caligiden, von hufeisenförmiger Gestalt, oben convex, unten 0 Hierzu gehört Taf. III. Gerstaecker: lieber eine Siphonostomen -Gattung. 5^ concav ; er zeigt auf der Oberseite die gewöhnlichen, ein H darstellenden Furchen. Der Slirnrand ist schmal abgesetzt , in der Mitte merklich eingeschnitten und trägt an der Un- terseite die seitlichen Antennen (Fig. 11.), welche aus einem breiteren Basal- und einem schmäleren, mit einigen Borsten versehenen Endgliede bestehen. Augen habe ich nicht wahr- nehmen können; sie finden sich weder wie bei Dinematura, Trebius u. a. auf dem Mittelfelde der Rückenseite, noch wie bei Caligus und Nogagus vor oder hinter den Antennen, auf der Unterseite; ich will damit jedoch nicht sagen, dass sie un- bedingt fehlen. Der Rüssel (Fig. 12.) ist kurz und dick; er besteht aus der Oberlippe (a) mit den zwei zu ihrer Seite sitzenden vorderen, zweigliedrigen Palpen, (6) der breiteren Un- terlippe (c) mit einem zweiten Paare kleiner und meist sehr versteckt sitzender Palpen (c?) und den zwischen beiden Lip- pen liegenden langen Kiefern (e) : die am unteren Ende des Rüssels liegende Oeffnung ist oval und ziemlich gross. Zu beiden Seilen des Mundes liegen zwei dreieckige, hornartige Platten (/") von dunkelbrauner Farbe; ihre dem Munde zuge- kehrten, convexen Ränder sind frei und scheinen scharfschnei- dend zu sein; an das diesem Rande gegenüberliegende Ende setzen sich ziemlich starke Muskelbündel. Als was für Or- gane dieselben zu deuten seien, wage ich nicht zu entschei- den ; ich habe sie bei den verwandten Gattungen nicht auffin- den können. Von den drei Fusspaaren, welche an der Unterseite des Cephalolhorax befestigt sind, sitzt das erste (Fig. 3.) zu bei- den Seiten des Rüssels. Das kurze Basalglied derselben ist mit einem starken, nach hinten gerichteten Dorn bewaffnet; auf dieses folgt der kurze und ziemlich starke Schenkel, an dem ein mit einem kurzen Endhaken versehenes , dünneres Glied eingelenkt ist. — Die Füsse des zweiten Paares (Fig. 4 ) nehmen unmittelbar hinter und etwas nach aussen von den vorigen ihren Ursprung; das Basalglied ist unbewaffnet, das zweite länger und dünner als beim ersten Paar , das dritte sehr lang, gegen das Ende hin stark gekrümmt, mit einem kürzeren und einem längeren, sehr dünnen Haken versehen. — Die Füsse des dritten Paares (Fig. 5.) sind der Mittellinie des Körpers wieder nahe gerückt und zeichnen sich durch 60 Gerstaecker: ihre besondere Plumpheit aus ; die drei Glieder sind sehr kurz und dick, und von geringer Beweglichkeit unter einander; am Ende ist ein sehr kräftiger, stark gekrümmter Haken ein- gelenkt. — Ob diese drei Fusspaare mit Recht als Analoga der Maxillarfüsse bei den höheren Crustaceen zu betrachten sind, wie es von Milne Edwards geschieht, ist sehr fraglich; wenigstens haben sie noch andere Funktionen. Bei der Be- gattung umklammert das Männchen mit dem dritten Fuss- paare den letzten Thoraxring des Weibchens seitlich und schlägt das erste kurze Fusspaar über den vorderen Theil desselben. Der übrige Theil des Thorax besteht aus drei Ringen , von denen jedoch der erste auf der Rückenseite nicht deut- lich vom Cephalothorax geschieden ist; auf der Unterseile erstreckt er sich weit nach vorn und trägt die drei ersten Kiemenfusspaare. Der zweite Ring (Fig. 1 und 2, c) ist kurz, von der Breite des hinteren Ausschnittes des Cephalothorax, aussen abgerundet, und trägt an seinem Hinterrande zwei kurze, rundliche, den folgenden Ring zum Theil bedeckende, freie ßlättchen; an seiner Unterseite ist das vierte Paar der Kiemenfüsse befestigt. Der dritte Ring (Fig. 1. und 2., d) ist beim Weibchen gross und breit und trägt an seinem Hinter- rande ebenfalls zwei rundliche , freie Blättchen, welche den ersten Ring des Abdomen zum Theil bedecken. Er enthält die Ovarien, welche sich als gewundene Schläuche bemerkbar machen; an seinem Ende entspringen beiderseits die langen geringelten Eiertrauben. Der hintere Rand dieses Ringes zeigt beim Weibchen eine eigenthümliche Beschaffenheit; durch zwei seitliche Vorsprünge wird eine doppelte Einbuchtung ge- bildet, aus welcher zwei dünne, geschlängelte Canälchen ent- springen, die sich an ihrem Ende jedes zu einer durchsich- tigen, ziemlich dickwandigen Blase von hellbrauner Farbe er- weitern (Fig. 13., a). Ich fand sie unter einer grösseren An- zahl , die mir zu Gebote stand , bei allen denjenigen Weib- chen vor, welche ihr Männchen am Leibe trugen; bei der Mehrzahl der ledigen fehlten sie dagegen. Aehnliche Organe habe ich ausserdem nur noch bei dem von Otto 0 als Ca- 1) Nova Acta Acad. Caes. Leopold. Tom XIY., p. 35^. Ueber eine Siphonostomen - Gattung. 61 ligus paradoxus und von v. Nordmann ') als Binoculus sexse- taceus beschriebenen Siphonostomen-Weibchen gesehen, finde auch ihre Existenz sonst nur von Müller bei der Beschreibung seines Caligus productus erwähnt. Dieser ist aber, wie ich weiter unten zeigen werde, mit dem von Otto und v. Nord- mann beschriebenen Thiere identisch, und darf keineswegs , wie es Milne Edwards thut, zu Dinematura gezogen werden. Müller wirft die Frage auf ^) , ob die besprochenen Organe vascula spermatica seien ^ durch das später entdeckte Männ- chen erledigt sich dieselbe von selbst, v. Nordmann meint, sie dienten wahrscheinlich zum Festhalten an der schlüpfrigen Oberfläche des Fisches ; doch dann könnte sie ja das Männ- chen ebenfalls nicht entbehren ! Jedenfalls , da sie nur beim Weibchen vorkommen und in der Nähe der GenitalöfFnung ihren Sitz haben, scheinen sie mit den Geschlechtstheilen in irgend einer Beziehung zu stehen ; was jedoch ihre eigent- liche Bestimmung ist, muss die fernere Beobachtung lebender Exemplare lehren. Beim Männchen ist der dritte Ring des Thorax verhält- nissmässig schmäler und verengt sich nach hinten, während er sich beim Weibchen erweitert; es fehlen ihm auch die blattförmigen Anhängsel. Untersucht man ihn von der Un- terseite, so erkennt man darin deutlich die am hinteren Ende liegenden ovalen Hoden (Fig. 14., a}, aus welchen die Aus- führungsgänge (Fig. 14. &) zuerst nach vorn gehen, sich dann umbiegen und vor der Mitte mit einer Oeffnung endigen. Zwi- schen beiden Mündungen liegt die äussere männliche Geni- talölTnung in Form einer länglichen Spalte (Fig. 14., c.) Die vier Kiemenfusspaare (Fig. 6—9.) stimmen ihrer Anlage nach durchaus mit einander überein; sie bestehen alle aus einem länglichen Basalgliede, welches mit dem der an- deren Seite durch einen hornigen Bogen verbunden, und bei den drei ersten Paaren am Grunde mit einem starken, etwas gekrümmten Dorn bewaffnet ist. An diesem Basaltheil sind zwei unter sich verschiedene Portionen eingelenkt; die in- nere ist der Kiementheil des Fusses (Fig. 6—9., ö), und be- 1) Mikrographisclie Beiträge IL, p.37. 2) Entomostraca, pag. 134. 62 Gerstaecker: steht beim Isten und 4ten Paar aus zwei, beim 2ten tllid 3i&i aus drei Gliedern; die Endglieder sind mit langen, gebogenen-, dicht bewimperten Borsten von verschiedener Anzahl vei-*- sehen; es finden sich nämlich am ersten Paar deren drei , am 2ten sieben, am 3ten und 4ten fünf. — Die äussere Por- tion (Fig. 6 — 9., a) ist der eigentliche Fuss; sie besteht bein* ersten Paare aus zwei, bei den übrigen aus drei deutlich ge- schiedenen Gliedern; das Endglied ist bei den drei ersten Paaren ebenfalls mit gewimperten, an Zahl und Länge ver- schiedenen Borsten, beim letzten Paar hingegen mit Stangen Dornen besetzt. Ausserdem finden sich auch Dornen an der Basis der übrigen Glieder. — Dicht vor diesen vier Kie- menfusspaaren findet sich beim Weibchen ein gabelförmig ge- spaltenes Anhängsel in der Mittellinie aufgehängt, welches man als ein rudimentäres überzähliges Fusspaar betrachten könnte. (Fig. 10.) Der Hinterleib besteht aus zwei beim Männchen gleich breiten Gliedern ; beim Weibchen ist das erste Glied breiter als das zweite; an der Spitze des letzteren liegt der After (Fig. 14., d). Zu beiden Seiten desselben ist ein längliches Blättchen eingelenkt, das mit vier, beim Männchen verhält- nissmässig längeren gefiederten Borsten besetzt ist. Diese Gattung bildet einsehr interessantes Verbindungs- glied der von Milne Edwards aufgestellten Gruppen der Ca- ligiden und Pandaliden, indem sie mit jenen die Bildung der Füsse, mit diesen die Deckschilde auf der Oberseite des Kör- pers gemein hat; sie würde meiner Ansicht nach in die Nähe der Gattung Trebius Kroyer gestellt werden müssen. Von der einzigen mir bisher bekannt gewordenen Art, welche ich Elytrophora brachyptera, nennen will, ist das Männchen 47/", das Weibchen 6'" lang. Der Cephalothorax ist beim Weibchen ebenso lang wie breit, beim Männchen etwas schmäler; der Seitenrand ist hinter der Mitte bei beiden Geschlechtern eingebuchtet , wodurch der hintere Theil des Kopfschildes etwas schmäler wird ; die den ersten Thoraxring einschliessenden , seitlichen Lappen sind beim Männchen zugespitzt, beim Weibchen abgerundet. Die am zweiten Thoraxringe sitzenden Blätlchen sind rundlich und lieber eine Siphonostomen - Gattung. 63 bedecken kaum den 4ten Theil des folgenden Ringes; die- ser verschmälert sich nach hinten beim Männchen, erweitert sich dagegen beim Weibchen und trägt hier zwei ebenfalls rundliche, den ersten Ring des Abdomen zur Hälfte bedek- kende Blältchen. Die geringelten Eierlrauben des Weibchens sind 6'" lang. Auf welcher Fischart das Thier parasitisch lebt, ist mir unbekannt; es stammt aus dem mittelländischen Meere. 3« SBnr MLenntnSss der Cwatfungr ]¥og^a^as ^) lieacli* Milne Edwards charakterisirt die von Leach aufgestellte Gattung Nogagus in seiner Hisloire naturelle des Crustaces, tom. III., p. 459. folgendermassen : „Die Füsse des letzten Paares sind nicht einfach undGehfüsse wie bei Caligus, sondern gleich denen der drei vohergehenden Paare zweilheilig undSchwimm- füsse. Der Cephalothorax ist weniger entwickelt und die Stirnfortsätze kleiner und abgesetzter. Der Thorax besteht aus vier grossen, deutlich geschiedenen Ringen, von denen der erste zwei kleine seitliche Fortsätze zeigt. Endlich sind die beiden Blättchen, welche am Ende des Abdomen sitzen, mehr entwickelt als bei den meisten Caligus ähnlichen Thie- ren." — Aus den Beschreibungen der Arten ^wohl, als aus den dazu citirten Abbildungen, von denen sich die eine in der neuen Ausgabe von Cuvier's Regne animal, pl. 78., fig. 3. die andere in den Nov. Act. Academ. Caes. Leopold. XVII., pl. 23.,Fig. 1. (von Burmeister) findet, ist deutlich zu erse- hen, dass Milne Edwards nur Männchen gekannt und danach die Charaktere der Gattung festgestellt hat; übrigens ein son- derbarer Zufall, da die Weibchen derartiger Thiere in der Re- gel die bei weitem häufigeren sind. Da nun das Weibchen in dieser Gattung eine vom Männchen sehr verschiedene Ge- stalt hat, so wird sich natürlich die Diagnose durch Mitauf- nahme seiner Charaktere ganz anders gestalten. Merkwür- dig ist es allerdings , dass ein zu dieser Gattung gehöriges Weibchen schon dreimal beschrieben und zweimal abgebil- det, trotzdem aber nie als solches erkannt worden ist; doch walteten immer Gründe ob , die das Verkennen rechtfertigen. *) Hierzu Taf. IV. 64 Gerstaecker: Die erste Abbildung* eines Nogagus -Weibchens gab 0. F. Müller (Entomostraca Tab. XXI. , Fig. 3. und. 4.) unter dem Namen Caligus productus; da dieselbe sehr unvollkommen ist, so beging Milne Edwards den Irrthum , sie unter seiner Gattung Dinemura aufzuführen , womit sie jedoch nur eine entfernte Aehnlichkeit hat; es sprechen dagegen die in der Müller'schen Figur gut wiedergegebenen vier deutlichen Tho- raxringe, die drei kleinen Deckplatten des letzten Thorax- ringes, die viel zu langen Trauben, und besonders die ganz verschiedene Form des Abdomen und dessen Endblät^chen. Da jedoch die Füsse in der Abbildung ganz verpfuscht sind, und ausserdem das Männchen fehlt, so war die richtige Deu- tung, ohne das Original gesehen zuhaben, schwierig. — Zum zweiten Male ist dasselbe Weibchen von Otto unter dem Na- men Caligus paradoxus (Nov. Act. Acad. Caes. Leopold. XIV., Taf. XXII. Fig. 5.), aber unglücklicherweise nur von unten abgebildet worden , so dass die charakteristische Form der Oberseite abermals verborgen blieb, v. Nordmann, dem die Abbildung und Beschreibung Otto's entgangen war, hat das Thier in seinen mikrographischen Beiträgen zum dritten Male alsBinoculus sexsetaccus beschrieben; die Abbildung, auf die er in der Beschreibung hinwies, ist jedoch nicht erschienen. Es scheint mir daher nicht überflüssig, auf dieses noch we- nig gekannte Thier, zumal da es der einzige weibliche Re- präsentant einer Gattung ist, von neuem die Aufmerksamkeit hinzulenken. Nogagus productus. Caligus productus Müll. Caligus paradoxus Otto. Binoculus sexsetaceus Nordm. Die Länge des Weibchens beträgt ohne die Eiertrau- ben nahe an 7'", mit diesen 13'". Der Cephalothorax ist von der gewöhnlichen hufeisenförmigen Gestalt und ebenso breit wie lang; der Stirnfortsatz zerfällt in zwei seitliche Hälften, die auf der Oberseite in der Mitte nicht zusammenhängen; an der Unterseite derselben entspringen die zweigliedrigen Antennen (Fig. 8. a), jedoch nicht nahe dem Seitenrande , wie bei der vorigen Gattung , sondern in der Mitte jeder Ueber eine Siphonostomen - Gattung. 65 Hälfte. Dicht hinter ihnen, an der Stelle, wo der Vorderrand des Cephalothorax in den Seitenrand übergeht , sitzen die birnförmigen Augen (Fig. 8. 6). Der Rüssel ist sehr lang und schmal, die Kiefer sehr dünn, und die Endöffnung klein. Am vorderen Theile sitzen zu beiden Seiten die Palpen (Fig. 9. d), welche aus einem kurzen, mit einem Dorn bewaffne- ten Basal- und einem länglichen Endgliede bestehen; das letztere trägt an seinem unteren Ende einen kurzen Zapfen. An der Aussenseite dieser Palpen sitzen zwei grössere ähn- liche Organe (Fig. 9. e), welche jedoch mit dem Rüssel nicht direct^ zusammenhängen, sondern ihn von der Seite umfassen. Von den drei Fusspaaren des Cephalothorax ist das erste sehr klein (Fig. 3.) und liegt vor dem Munde. Es besteht aus einem kurzen, dicken Basal- und einem länglichen, ge- bogenen Endgliede , das in einen kurzen Haken ausläuft. Das zweite Fusspaar (Fig. 4.) liegt zu beiden Seiten des Rüs- sels , und besteht ebenfalls aus zwei Gliedern , die jedoch beide sehr lang gestreckt sind; der Haken, welcher an dem stark eingeschnürten Ende des zweiten befestigt ist, ist gross und stark gebogen. Die Füsse des dritten Paares (Fig. 5.) sind wie bei der vorigen Gattung sehr plump, liegen von der Mittellinie etwas entfernt und endigen in zwei sehr kräftige, stark gebogene, einander gegenüberstehende Klauen. Der Thorax besteht aus vier deutlich geschiedenen Rin- gen. Der erste derselben ist kaum von der Breite des hin- teren Einschnittes des Cephalothorax, schickt aber zwei seit- liche Fortsätze nach aussen, die sich innerhalb der nach hin- ten vortretenden Flügel des Kopfschildes nach unten umbie- gen. Der zweite Ring ist wiederum etwas schmäler und zu- gleich auch kürzer als der erste; sein Vorder- und Hinter- rand bilden Kreisabschnitte , die seitlich zusammenstossen ; auch er schickt zwei seitliche Fortsätze nach aussen. Der dritte Ring ist bedeutend breiter , als die beiden vorherge- henden und trägt an seinem Hinterrande zwei rundliche Blätt- chen, die den folgenden Ring zum Theil bedecken; dieser letzte endlich ist sehr lang und scheint auf der Rückenseite von zwei neben einander liegenden harten Platten bedeckt zu sein ; an seinem Ende trägt er zwei obere, etwa die Form eines Quadranten darstellende, und ein darunter liegendes, Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. 1. Bd. 5 66 Gerslaecker: zugerundetes Blätlchen. Auf der Unterseite trägt der erste Thoraxring zwei, der zweite und dritte jeder ein Kiemenfuss- paar (Fig. 2.). Beim ersten Kiemenfusspaar (Fig. 6.) ist das Basalglied kurz, bei den übrigen ziemlich lang, daher auch jenes näher der Mittellinie, diese mehr nach aussen liegen ; beim zwei- ten (Fig. 7.) und dritten Paare ist es ausserdem mit einem langen Dorn bewaffnet. Am Basalgliede sind bei allen 4 Fusspaaren , wie in der vorigen Gattung, je zwei Portionen eingelenkt, voii denen die innere den Kiemenlheil , die äus- sere den eigentlichen Fuss darstellt; beide nähern sich jedoch in der Form einander sehr, wie es auch bei der GattungDi- nemura Edw. der Fall ist, und sind je aus zwei Gliedern zu- sammengesetzt. Das erste Glied der äusseren Portion zeigt bei allen Füssen am Ende einen kurzen Dorn; das zweite ist am Aussenrande mit drei Dornen, am Innenrande mit gefie- derten Borsten besetzt, und zwar beim ersten Paar mit vier, bei den übrigen mit 5. — An der inneren Portion trägt das erste Glied bei den drei letzten Fusspaaren eine lange ge- fiederte Borste; beim ersten Paare fehlt diese: das zweite Glied ist beim ersten Paare mit 3, beim zweiten mit 8, beim drit- ten mit 6, beim vierten mit 5 an Länge von aussen nach in- nen zunehmenden, gefiederten Borsten besetzt. Betrachtet man das vierte Thoraxglied von unten , so bemerkt man, dass aus seinem Hinterrande jederseits die Ei- ertrauben entspringen. Otto und v. Nordmann geben ihre Zahl auf sechs, d. h. drei zu jeder Seite an ; dies beruht je- doch nur auf einem Irrthum. Das Weibchen von Nogagus trägt wie alle andere verwandte Siphonostomen - Weibchen nur eine Traube auf jeder Seite, welche jedoch wegen ihrer ungewöhnlichen Länge dreifach zusammengelegt ist , wahr- scheinlich um der Gefahr, leicht beschädigt zu werden, zu entgehen. Die Einrichtung ist in der schematischen Fig. 10. dargestellt. Nur der mittelste der drei neben einander hän- genden Stränge communicirt mit dem Ausführungsgange des Ovariums, welches im vierten Thoraxringe zu jeder Seite des Darmes gelegen ist; es ist in Fig. 2. als durchscheinend angedeutet. Dieser mittlere Strang steigt nun bis zu einer gewissen Länge abwärts , biegt sich dann nach aussen um Ueher eine Siphonostomen - Gattung. 67 und geht so in den zweiten , wieder nach aufwärts steigen- den Strang über; wenn derselbe wieder am hinteren Rand des vierten Thoraxringes angelangt ist, so schlingt er sich hinter dem ersten Strang herum , kommt an dessen innerer Seite wieder zum Vorschein, und steigt nun als dritter Strang wieder abwärts, um etwas früher als die beiden anderen ge- schlossen zu endigen. Möller giebt in seiner Abbildung nur einen einzelnen Strang wieder, was v. Nordmann veranlasste, das Thier als eine von der seinigen verschiedene Species aufzufassen ; es ist indess zu berücksichtigen , dass die von Müller gezeichnele Eiertraube dreimal so lang ist als das Thier selbst. Da nun die dreimal zusammengelegte Traube des vorliegenden Thieres gerade so lang ist wie dieses selbst, so würde sie, wenn sie entfaltet wäre, gerade der von Mül- ler angegebenen Länge entsprechen. Es ist daher wohl aus- ser Zweifel, dass sich entweder die Traube unter gewissen Umständen ganz auseinander legen und so einen Strang von der dreifachen Länge des Thieres bilden kann, wie Müller sie abbildet, oder dass dieser eine künstliche Trennung vornahm, um ihre Länge recht zur Ansicht zu bringen. Jedenfalls bietet die Müller'sche Abbildung sonst keinen Grund dar, um sie nicht auf das vorliegende Thier zu beziehen. — v. Nord- mann unterscheidet zwischen den sechs ungegliederten fadenförmigen Anhängen und den Eiertrauben von gleicher Anzahl, welche jedoch nach seiner Beschreibung beide genau dieselbe Lage haben; die von uns als Trauben bezeichneten Organe hält er für blosse Anhängsel , die er irriger Weise als nicht geringelt angiebt; was er alsTrauben angesehen hat, ist mir unklar. — Die Lage der Trauben ist beim Nogagus- Weibchen in so fern eine etwas abweichende, als sie nicht, wie bei den verwandten Gattungen, frei zu beiden Seiten des Abdomen herabhängen , sondern sich zwischen dieses und das dritte Endblättchen des vierten Thoraxringes einschieben. Dicht vor dem Ursprung der Trauben finden sich an der Unterseite des letzten Thoraxringes die beiden schon frü- her erwähnten kreuzweis gelagerten Organe, welche von de- nen der vorigen Gattung in der Form merklich abweichen. Die beiden Canälchen sind viel kürzer, nur in geringem Grade beweglich und gehen ganz allmählich, ohne Abschnürung in 68 G e r s t a e c k e r : die Blasen über , welche eine längliche , gekrümmte Gestalt haben (Fig. 10. a); auch entspringen dfc Canälchen nicht aus einer Ausbuchtung des letzten Thoraxringes, sondern aus zwei warzenförmigen Erhöhungen. (Fig. 10. b). In der Müller'- schen Figur sind sie zwar wenig kenntlich dargestellt , aus seinen Worten geht jedoch ihr Vorhandensein deutlich her- vor, und sie sind der sicherste Beweis, dass das Thier nicht zur Gattung Dinemura Edw. gehören kann, da bei dieser solche Organe nicht vorkommen. Das Abdomen des Weibchens besteht aus einem einzi- gen Ringe , an dessen Ende zwei sehr grosse , ovale , mit vier kurzen Borsten besetzte Blättchen eingelenkt sind. Das hierzu gehörige Männchen, welches schon von Otto abgebildet worden ist , stimmt mit den von Milne Edwards beschriebenen in den Haupisachen überein, indem der dritte und vierte Thoraxring keine ßlättchen tragen und das Ab- domen aus drei Ringen zusammengesetzt ist. Was die Synonymie betrifft , so schien mir an Stelle des von Otto gegebenen Namens die ältere Müller'sche Benen- nung wieder eingesetzt werden zu müssen, da die Identität aus den angegebenen Gründen erwiesen ist. Uebrigens müs- sen in Folge dieses Nachweises noch weitere Veränderungen in der Nomenklatur eintreten. Latreille basirte nämlich auf den Caligus productus Müller's seine Gattung Dinemura, wel- chen Namen Burmeister mit Recht in Dinematura umänderte; die späteren Schriftsteller, Milne Edwards und Kroyer, brach- ten nun, da sie die Müller'sche Abbildung verkannten, ganz andere Thiere in diese Gattung hinein. Es muss daher nach dem Gesetz der Priorität für das jetzige Genus Nogagus Leach der alte Latreille-Burmeister'sche Name Dinematura wieder- hergestellt werden und die von Edwards angenommene Gat- tung Dinemura einen anderen Namen erhalten. Eine Charakteristik der Gattung würde nun , mit Hin- sicht auf das oben beschriebene Weibchen, etwa folgender- massen lauten: Genus Nogagus Leach. Dinemura Latr. Dinematura ßurm. Caligus Müll. Otto. Binoculus Nordm. lieber eine Siphonostomen - Gattung. 69 Diagn. Antennae biarticulatae, laminae frontali infra an- nexae. Oculi pyriformes, in inferiori cephalothoracis facie, post antennas positi. Thorax articulis qiiattuor distinctis com- positus ; anterloribus duobiis iitroque in sexu processibiis la- teralibus instniclis ; tertio in femina appendicibus foliaceis (luabus, in mare nulla; quarto in fernina elongato, triphyllo, in mare simplice, subquadralo. Pedum maxillarium paria tria; tertium robustum, iinguiculis duobus terminalibus, validissimis instruclum. Pedum branchialiiim paria qualtuor; singuli bifidi, lamina utraque biarticulala, setisque ciliatis ornata. Abdo- men in femina uno, in mare tribus articulis compositum. Auch diese Gattung gehört ihrer Fussbildung nach in die Gruppe der Caligiden und bildet durch die blattförmigen Anhängsel auf der Oberseite des Weibchens einen Ueber- gang zu den Pandaliden. Es würde demnach das von Milne Edwards angenommene Merkmal für die Gruppe der Caligi- den „keine blattförmigen Anhängsel auf dem Rücken« zu strei- chen, und folgende Eintheilung aufzustellen sein: Gruppe Caligides. a) Keine blattförmigen Anhängsel auf dem Rücken: Caligus, Chalimus, Trebius. b) Blattförmige Anhängsel auf dem Rücken; 1) Weibchen mit fünf, Männchen ohne Blättchen: Nogagus. _ 2) Weibchen mit vier, Männchen mit zwei Blättchen: Elyfrophora. Erklärung der Tafeln. Tafel III. Kig. 1. Das Weibchen, 4mal im Durchmesser vergrössert; c und d. zweiter und dritter Thoraxring, beide mit blattförmigen An- hängseln versehen. Fig. 2. Das Männchen in derselben Vergrösserung; nur der zweite Thüiaxring c mit blattförmigen Anhängseln versehen. 70 GerstaecUer: üeber eine Siphonps.lo^jei^ - Gattung. Fig. 3. Fuss des ersten Paares. Fig. 4. Fuss des zweiten Paares. Fig. 5. Fuss des dritten Paares. Fig. 6 9. Die vier Kiemenfüsse dereinen Seite desThieres, in na- türlicher Reihenfolge. a. Pars gressoria. b. Pars bran- chialis. Fig. 10. Gabelförmiges rudimentäres Fusspaar. Fig. 11. Antenne. Fig. 12. Mundwerkzeuge, a. Oberlippe mit den vorderen Palpen fi. ; c. Unterlippe mit den hinteren Palpen d. ; e. Maxillen. f. hornartige dreieckige Platten. Fig. 13. Der hintere Theil des Weibchens von unten gesehen, x. Dritter Thoraxring. z. Abdomen, a. a. Die beiden hornarti- gen Bläschen, vermittelst derCanälchen b.b. aus einer Aus- buchtung des letzten Thoraxringes entspringend. Fig. 14. Der hintere Theil des Männchens von unten gesehen, x. Letzter Thoraxring. z. Abdomen, a. Hoden, b. Geschlän- geiter Ausführungsgang desselben, c. Äussere männliche Geschlechtsöffnung, e. Darmkanal, d. After, Tafel IV. Fig. 1. Das Weibchen von oben gesehen, a. Blattförmige Anhäng- sel des dritten Thoraxringes, b. Obere seitliche, c. unteres mittleres Blättchen des vierten Thoraxringes. Fig. 2. Das Weibchen von unten gesehen, a. Abdomen mit den zwei grossen Endblättchen b. ; z. Die durchscheinenden Ovarien mit ihren Ausführungsgängen. Fig. 3 — 5. Die drei Füssc des Cephalothorax in natürlicher Folge. Fig. 6. Kiemenfuss des ersten Paares. Fig. 7. Kiemenfuss des zweiten Paares, dem die beiden folgenden sehr ähnlich sind. Fig. 8. a. Antenne, b. Auge. Fig. 9. a. Oberlippe, b. Unterlippe, d. Palpen, c. Maxillen. e. Palpenförmige Organe zur Seite des Mundes. Fig. 10. Schematische Figur, um die Anordnung der Eiertrauben zu versinnlichen, a. Hornartige Blasen, aus den warzenför- migen Erhöhungen b des letzten Thoraxringes entspringend. Bemerkungen über die Pliyllopoden« nebst einer Uebersicht ihrer Oattungen und Wirten, Von Dr. Adolpli l^duard Orube 9 Professor zu Dorpat. (Hierzu Taf. V— VIII.) In den kleinen Lachen, welche die flache waldarme Um- gebung Dorpat's, ein rother mit Lehm gemengter devonischer Sand, bis etwa gegen das Ende des Juni (neuen Styles) dar- bietet, leben mit Polyphemus oculus und grossen Schaaren von Cyclopsine castor und Daphia pulex zusammen auch drei- erlei Phyllopoden : Branchipus Josephinae Grube, Apus pro- ductus Lv. und jenes kleine zweischalige Thierchen, welches vor wenigen Jahren Lievin unter dem Namen Hedessa Sie- boldii beschrieben hat; Apus vorzugsweise in den Pfützen und Gräben des Laubgehölzes bei Rathshof, die anderen in dem offenen, der Sonne ausgesetzteren Busch- und Weide- land. Lievin's Mittheilungen in seiner hübschen Schrift über die Branchiopoden der Danziger Gegend ^) machte die Ver- öffentlichung meiner um dieselbe Zeit angestellten Beobach- tungen, wenn sie auch in einigen Stücken vollständiger wa- ren, damals beinahe überflüssig, und ich wollte diesen Ge- genstand nicht eher abermals zur Sprache bringen , bis ich auch über die Jugendgeschichte des Thierchens berichten. 1) Neueste Schriften der naturforsch en^en Gesellschaft in Panzig 1848. p. 4. Taf. I. und IL 72 Grube: und SO zugleich eine durchgeführtere Vergleichung mit der von Joly untersuchten Isaura cycladoides und den übrigen Phyllopoden anstellen konnte. Erst in diesem Frühjahre war ich so glücklich, den rechten Zeitpunkt für diese Beobach- tungen abzupassen, und die Gefälligkeit der Herrn Studiosus Fr. Schmidt setzte mich dadurch , dass ich von ihm täglich mit frischem Vorrathe versorgt ward, in den Stand , diesel- ben ohne grossen Zeitverlust bis zu einem gewissen Ab- schlüsse zu bringen. Bevor ich zu der Auseinandersetzung der äussern und innern Organisation in den verschiedenen Lebensstadien über- gehe, muss ich einiges zur Geschichte unserer Kenntniss von Lievins Hedessa anführen, und zuvörderst bestätigen, was bereits v. Siebold ausgesprochen hat '), dass dieses Crustaceum nämlich nicht eine neu entdeckte Thierform, sondern bereits 0. Fr. Müller bekannt gewesen ist ^). Es unierliegt keinem Zwei- fel, dass Müller's Lynceus hrachyurus ^ der einzige Lynceus, bei welchem die Zahl der Fusspaare auf 10 oder 12 angege- ben, und die Grösse des Körpers und die seitliche Befesti- gung der Eier hervorgehoben wird, der einzige, den Des- marest und Milne Edwards übergangen haben , mit Hedessa Sieboldii zusammenfällt. Doch hatte Lievin vollkommen Recht, in diesem Entomostracon, welches sich, ohne mit Isaura ver- eint werden zu können, näher an diese als an Lynceus an- schliesst, den Repräsentanten einer eigenen Gattung zu er- kennen, und man würde seinen Gattungsnamen beibehalten, wenn er nicht einem älteren, dem bereits 1845 von Loven geschaffenen , Limnetis, weichen müsste ^3. Loven , der die Lievin'sche Arbeit kennt, hält die von ihm beschriebene Art, welche er nach einigen vom Cap gesammelten Weingeist- exemplaren aufgestellt, und Limnetis Wahlbergii genannt hat, für verschieden von der unsrigen , und nach seinen mir freundlichst mitgetheilten Abbildungen und deren Erläuterung, 1) Neueste Preussische Provinzialblätter J849. Bd. VII. (XU.) Heft 3. p. 198. Auf die Aehnlichkeit beider Thierc hat auch Lievin in einem Briefe an Siebold hingewiesen. 2) 0. Fr. Müller Entomostraca 1785. p. 75. Tab. IX. Fig. 7—9. 3) Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 3. Jahrg. 1846. Stockholm 1847. Bemerkungen über die Phyllopodcn. 73 scheint auch mir dies nicht weiter fraglich: namentlich ist bei Limnetis Wahlbergii der Kamm des Kopfes gegen die Schnabelspitze hin mit einer Furche versehen, die unserem Thier fehlt, die Oberlippe am Ende zugespitzt, nicht verbrei- tert, die Zähnchen derMandibeln zahlreicher und der untere Ast vom äussern borstenrandigen Branchialanhang schärfer gegliedert, der obere entschieden länger als dieser und S förmig gekrümmt. Uebrigens waren die von Lievin untersuch- ten Exemplare nur Weibchen , das Männchen ist noch nicht beschrieben. Somit kennen wir von der Gattung Limnetis zwei Arten und die bei Danzig und Dorpat beobachtete, mit Müller's Lynceus brachyurus zusammenfallende, wird hinfort den Namen Limnetis brachyurus führen müssen. Eine Charakteristik der Gattungen Limnetis, Isaura, — oder richtiger EsthetHa , weil dieser von Rüppell gegebene Name der ältere ist — ferner Limnadia und Lynceus wird ihre Aehnlichkeiten und Unterschiede sogleich vor Augen führen : Limnetis Loven (Hedessa Liev.). Corpus breve, scuto dorsuali bivalvi s. testa laevi inclusum; caput mobile, sub eo recondendum, in rostrum aduncum exiens, oculis compositis 2 paene connatis, simplici infero 1, foveis ante eum sitis 2; antennae anteriores sub rostro affixae, brevissimae, clavae- formes, biarticulatae , posteriores (natatoriae) bifurcae, arti- culis ramorum 11 ad 15, basilaribus obsoletis , labrum basi aequali, mandibulae fortissimae, acie denticulata, maxillae te- nerae, serie setarum armatae, truncus corporis distincte ar- ticulatus, segmentis pedes gerentibus maris 10 (an etiam in L. Wahlbergii?}, feminae 12, postremo ex 2 composito, la- mella infera transversa munito , setis extremitatis 2 dorsuali- bus, processibus brevibus 2 inferioribus; pedes foliacei la- ciniati, margine setis armato , appendicibus branchialibus te- neris 2 exterioribus , maxillari interno 1, pedes posteriores minus compositi appendicibus branchialibus nullis; par pri- mum marium uncis armatum ; scutum dorsuale ulrinque area ovali e canalibus concentricis constante ornatum; ova ad la- tera corporis stylis pedis 9ni et lOmi sustenlata. Ventricu- lus organis glandulosis 9. munitus , intestinum rectum. Ani- nialia prone nantia. •74 ' Grube: Larvae adultis dissimiles, scuto dorsuali paene piano, univalvi, capite contiguo haud mobili, utrinque in spinam lateralem exeunte, subtus in clypeum, maximum subrenifor- mem , labrum imitantem, producto, pedibus solis natatoriis bifurcis, 2, (i. e. antennis posterioribus et mandibulis) oculo simplici 1, pedibus trunci nullis. ^Ä^Äerä Röppell (Cyzicus Audouin, IsauraJoIy) 0- Cor- pus elongalum, testa bivalvi, concentrice striata, inclusum; Caput a latere visum obtuse triangulum, rostro nullo, anten- nae anteriores quasi filiformes, articulis brevibus 13, poste- riores bifurcae, articulis ramorum 13 ad 17, segmenta trunci pedes gerentia 21 ad 24 (27?), postremum uncis mobilibus 2 armatum ; supra spinulosum, par pedum primum et secundum in maribus uncis armatum, cetera Limnetidi similia. Larvae adultis dissimiles, ut Limnetidis, spinis capitis lateralibus nullis, clypeo labrum imitante angustiore trilobo. Limnadia Brongniart. Corpus, oculi, antennae posterio- res, partes oris, pedes (utrinque 18 ad 22) Eslheriae similia, Caput, a latere visum, obtuse triangulum processu parvo py- riformi, supra oculos sito, ad corpus affigendum idoneo, an- tennae anteriores breves quasi styliformes, articulis pluribus : ovorum gestus ut in Esthcria. Animalia supine nantia ; larvae haud cognitae. - Lynceus Müll, (sensu strict. ßaird). Corpus brevissimum, testa bivalvi laevi inclusum, caput mobile, haud omnino re- condendum, in rostrum aduncum exiens, oculis compositis in unum confluentibus, simplici infero 1, antennae anteriores bre- ves, simplices, medio tumidulae, posteriores bifurcae, articu- lis ramorum 3, labrum nasutum, mandibulae fortissimae den- ticulatae , maxillae tenerae , truncus corporis scuto longior, inflexus, segmentis pedes gerentibus 5, extremitale elongata, 1) Die Namen Cyziats und Estheria haben gleichen Anspruch auf Geltung, beide sind im Jahre 1837 aufgestellt, Isaura ist der jün- gere und miiss deshalb zurückstehen ; wenn ich ihn in dieser Ab- handlung dennoch gebrauche, so geschieht es nur wiegen der wie- derholten Hinweise auf Joly's Arbeit; übrigens würde ich den Rüp- pell'schen Namen vorziehen, weil er durch die ausführliche Arbeit begründet ist. Bemerkungen über die Phyllopoden. 75 pedibus nuda, supra tenere denticulala, setis dorsualibus 2, calcaribus inferis posterioribus 2 ; pedes laciniati breves, in- ier se differentes, appendicibus branchialibus nullis, maxillari in singulis tantiim obvio; ova inter scutum dorsumque su- stentata. Organa venlriculi glandulosa nulla, intestinum la- queos 2 componens. Animalia prone nantia, piilli adultis similes. Demnach ähnelt das ausgewachsene Thier einer Lim- netis in Kopf- und Schalenform allerdings am meisten einem Lynceus, und da innerhalb der Gattung Cyzicus die Zahl der Fusspaare schwankt , so könnte man dies auch für Lynceus geltend machen , und Limnetis mit dieser zu verschmelzen geneigt sein, wenn nicht die ganz abweichende Gestalt der Füsse und Antennen, die Gegenwart von concentrischen wul- stigen Streifen in der Schale, die Beschaffenheit des verdau- enden Kanals, und das Vorhandensein einer Metamorphose entschieden dagegen sprächen. In allen anatomischen und phy- siologischen Characteren schliesst sich Limnetis an Cyzicus an , und es ist hauptsächlich der Unterschied in der Form des Kopfes, der vordem Antennen und der Schale, sowie in der Gestalt der jungen Thiere, der auch hier eine Vereini- gung beider Gattungen unmöglich macht. Die jüngsten Zustände von Limnetis brachyurus, die mir überhaupt zu Gesichte kamen, erhielt ich am 12ten Mai (neuen Styles) in diesem Jahre. Sie maassen nur f Linie in der Länge, und hatten einen flachgewölbten, ziemlich kreis- runden, etwas quergezogenen, hinten verjüngten und jeder- seits fast zapfenartig vortretenden Rückenschild , auf den sie meistens zu liegen kamen , wenn ich sie auf den Objecliv- tisch brachte (Taf. VL Fig. 12). Ueber den Vorderrand ragte von unten her ein kurzer in zwei Spitzchen endender Kegel (Fig. 12. C) hervor, welcher an seiner Basis auf der Bauch- seite nach rechts und links einen starken, ganz seitlich ge- richteten geraden Stachel abschickt, die Enden derselben ra- gen noch über den Seitenrand des Rückenschildes hinaus. Hinter dieser Stelle verengt sich die Basis ein wenig, und verbreitert sich dann plötzlich zu einer ansehnlichen quer- ovalen , vorn abgestutzten oder fast etwas nierenförmigen Scheibe (Taf. VL Fig. 12 L.}, welche gerade unter der Mitte 76 Grube: ' "- des Rückenschildes zu liegen kommt, und zwei Dritttheil sei- ner Breite, aber etwa nur die Hälfte seiner Länge misst. Sie liegt, wie man bei vorübergehend seitlichen Wendungen des Thierchens wahrnimmt, der Ebene des Rückenschildcs nicht parallel, sondern stark geneigt gegen dieselbe 0 ""d über- deckt, wie eine enorme starre Unterlippe, von unten her die Mundöffnung: soviel ich erkennen kann, bildet eine zarte Quer- linie die Grenze gegen den keglichen Theil des Kopfes. Ich nenne diese Scheibe die Lippenplatte. An der Basis jenes Kegels, vor dem Abgange seiner seitlichen Stacheln, fällt fer- ner sogleich ein rundlich dreieckiger , mit der Spilze nach hinten gekehrter durchscheinender Körper in's Auge, wel- cher auf opakem Grunde milch weiss und glänzend aussieht, und von einer breiten Zone rothen Pigments umgeben ist; er befindet sich im Innern, schimmert nur durch die farb- losen Integumente durch , und ist das Sehorgan. Der Mund selbst ist schwer zu erkennen , und liegt , wenn mich mein Auge nicht täuscht, unmittelbar vor der oben beschriebenen Querlinie; zu seinen Seiten und hinter ihm sieht man 2 mäch- tige mit langen Borsten versehene Schwimmorgane und hin- ter ihnen muss der eigentliche Leib beginnen, welcher sich längs des Rückenschildes hinzieht; aber eine scharfe Grenze ist auch hier nicht zu erkennen. Jene Schwimmorgane ha- ben die Form von Ruderfusspaaren und sind die einzigen zur Bewegung des Körpers dienenden Extremitäten. Das vordere derselben (Taf. VI. Fig. 12. Ä} entspringt genau über der Stelle, an welcher sich der Stirnkegel in die Lippenplatte verbreitert; das hintere (Taf. VI. Fig. 12. itf) folgt unmittel- ban darauf, und um über ihre Bedeutung keinen Zweifel zu lassen, will ich sogleich bemerken, dass jenes den hintern oder Ruderantennen des ausgebildeten Thieres entspricht, dieses dagegen sich zu seinen Mandibeln umgestaltet; der Abstand der Ursprungsstellen rechter und linker Seite würde also die Breite , die Insertion des zweiten Extremilälenpaars die hinlere Grenze des Kopftheils bezeichnen. Die darauf folgende Körperabtheilung, der Rumpf, verbreitert sich sehr l) Vgl. die Seitenansicht von der Larve in einem etwas späte- ren Stadium Taf. "VL Fig. 13. a. Bemerkungen über die Phyllopoden. 77 schnell und verschmälert sich dann langsamer, so dass er ungefähr eine Eiform darstelll, welche jedoch am Hinterendc ahgeslulzt oder vielmehr seicht ausgeschnitten ist und in zwei kurze Spitzen ausläuft ; er zeigt weder in seiner vordem un- terhalb von der Lippenplatte überdeckten, noch in seiner hin- tern Partie eine Spur von Gliederung oder Fussbildung, und ist durchaus mit dem Rückenschilde vereinigt. — Was die Ruderextremitäten anlangt, so ist das vordere Paar das grös- sere und zusammengesetztere: es besteht aus einem dicken zweigliedrigen Stamm, welcher etwa mit dem Seitenrande der Lippenplalte abschneidet, und in zwei Aeste ausläuft, einen vordem ungefähr eben so langen , über den Seitenrand des Rückenschildes hinausreichenden und einen hintern kürzeren; an jenem sieht man ein längeres Grund- und drei Endglie- der, an diesem nur zwei ziemlich gleichlange Glieder, an je- nem 2 Endborsten und ausserdem noch am Hinterrande jedes der 3 Glieder 1 Borste, an dem hintern Ast nur 3 Endbor- sten. Auch der Stamm selbst schickt nach hinten ein Paar Fortsätze ab , nämlich sein Endglied einen langen linearen sanft nach hinten gekrümmten borstenartigen, nahe dem Hin- terrande, doch nicht an ihm selbst entspringenden, das Ba- salglied aber einen stärkeren sichelförmigen, undeutlich zwei- gliedrigen, gabiig gespaltenen, welcher durch einen eigenen Muskel bewegt wird, offenbar einem Kaustück entspricht und sich ebenso zu seinem Stamm wie eine Mandibel oder Maxille zu ihrer Palpe verhält. Das hintere Paar der Ruderextremi- läten ist dünner, nicht gabelästig und viergliedrig : das End- glied trägt 2 oder 3 Borsten, das dritte eine etwas stärkere zartgefiederte am Hinterrande, das zweite 2 ähnliche dicht neben einander, alle nach hinten gerichtet. Bei der Durchsichtigkeit der Ruderfüsse lassen sich in ihren freiliegenden Theilen ganz gut die zu ihrer Bewegung dienlichen Muskeln erkennen, schwerer ist nur das Verhält- niss der Grundglieder zu ermitteln , weil diese ganz hinler der Lippenplatte versteckt liegen ; jedenfalls greift der gabiige Kauhaken des ersten Extremitätenpaars über (von unten ge- sehen unter) das zweite hinaus. Die ganze Oberfläche des Rückenschildes mit Ausnahme einer längsovalen Stelle, wel- che sich von dem Ursprung der seitlichen Kopfstacheln bis 78 Grube: nahe vor die Mitte desselben erstreckt (Taf. VI. Fig. 14. /'), die Lippenplatte, der vordere Theil des Stirnkegels und das äusserste Hinterende des Leibes sind mit winzigen Spitzchen, die ersteren beiden am Rande mit kleinen nach hinten ge- richteten Zähnchen besetzt, und der Stirnkegel läuft vorn in 2 kurze Hörnchen aus. Die Spitzchen stehen meistenlheils in Reihen, die sich auf den grossen Flächen öfters zu fünf- oder sechseckigen Feldern verbinden (Taf. VL Fig. 12. Fig. 14). Von innern Organen schimmerte deutlich der mit schwar- zem Inhalt gefüllte Darmkanal durch, ein gerades, verhält- nissmässig dickwandiges , durch eine Einschnürung in eine vordere und hintere Partie getheiltes Rohr. Die vordere ist merklich weiter, am Vorderende slumpfzweilappig, in der Mitte etwas verschmälert und dann wieder erweitert; ob von dem Munde ein kurzer Schlund in jenen Blindsack knieför- mig hinauf geht, oder ob die Nahrung geradezu in ihn ge- langt, davon konnte ich mich , weil die Breite des Rücken- schildes das Thierchen nicht gut dauernd in eine seitliche Lage bringen lässt, nicht durch Anschauung überzeugen. Die hintere viel kürzere Partie des Darmkanals beginnt ein wenig vor dem Hinterrande der Lippenplalte , ist spindelför- mig, und endet mit einem After in Gestalt einer Längsspalte; sie enthält ein ihrer Form entsprechendes, ziemlich festes und durch die Einschnürung von dem Inhalte der vorderen Ab- theilung getrenntes Excrement. Wie rasch die Verdauung vor sich gehen , und wie viel Nahrung die Limnetislarve zu sich nehmen muss , kann man aus den ungemein häufigen Entleerungen und dem stets gefüllten Zustande des Dannka- nals ersehen. Sehr auffallend sind die fast ununterbrochenen Bewegungen der Afterspalte, welche in der Art erfolgen, dass ihre Erweiterung am Hinterende beginnt , und nach vorn fortsetzt, wodurch es den Anschein gewinnt, als ob durch den After eine Wasserslrömung eintreten sollte , — eine Erscheinung, welche ich auch bei jüngeren Individuen von Branchipus bemerkt habe — dennoch konnte ich mich nie davon überzeugen, dass dem Wasser beigemengte Farbe- partikelchen in das Darmrohr hineingelangten. Von Blutlauf und einem Herzen ist noch keine Spur zu entdecken, über das Nervensystem nicht in's Klare zu kommen. Die Körper- Bemerkungen über die Phyllopoden. 79 bewegungen sind munter und etwas schwankend ; das Thier- chen schwimmt etwas ruckweise und bald auf der Rücken - bald auf der Bauchseite. Sehen wir uns in der Reihe der Entwicklungsstufen von Isaura cycladoides, dem einzigen hierauf untersuchten zwei- schaligen Phyllopoden , nach der entsprechenden Form um, so würde es am ersten diejenige sein, welche Joly Fig. 41. abgebildet hat, nur dass hier schon die ersten 5 Fusspaare des Rumpfes durchschimmern, von denen bei unserm Thier- chen noch nichts zu erkennen war, auch erwähnt Joly schon der Bewegung spärlicher Blutkügelchen; demnach würde seine Abbildung einen etwas späteren Zustand darstellen, und da sie einer Larve von 5 Tagen angehört, unser Thierchen etwa einer dreitägigen Isaura entsprechen. Der Analogie nach müsste dem von mir beschriebenen Zustande noch ein sol- cher vorausgegangen sein, in welchem der Leib nackthäutig, der Rückenschild nicht ausgebildet und eine Lippenplatte nur angedeutet ist. Immer aber unterscheidet sich die Larve von Isaura durch die Schmalheit und den dreizackigen Hinterrand ihrer Lippenplatte, die Schmalheit des Rückenschildes, welches weder soweit die Ruderfüsse bedeckt, noch das Ende des Lei- bes erreicht, durch den Mangel der seitlichen Kopfstacheln und der Rauhigkeiten und Zähnchen an den obengenannten Theilen, dagegen stimmt die Gestalt der Ruderextremitäten fast ganz überein, und namentlich ist auch der gabiige Ha- ken am Grundgliede des vordersten Paares vorhanden. Bei- den Gattungen fehlen in diesem Entwicklungsstadium die vor- dem (einfachen} Antennen, welche Apus und Branchipus schon mit auf die Welt bringen, und von denen ich nur eine Andeutung in einer kleinen durchsichtigen kreisrunden, an der Wurzel der seitlichen Kopfstacheln gelegenen Stelle zu erkennen glaube , welche genau dem Ort entspricht, wo spä- terhin diese Organe zum Vorschein kommen; auch sind die hintern Ruderorgane bei Apus und Branchipus bei weitem kürzer. Sie treten bei letzterem gleich anfangs auf, bei er- terem erst etwas später. Am nächsten Tage fand ich die allgemeine Körperform wenig verändert (Taf. VI. Fig. 13.): der Rückenschild erschien mehr in die Länge gezogen, mehr gerundet quadratisch, der 80 Grube: Hinterrand mehr ausgeschnitten, die Afterhörnchen mehr her- vortretend, das Hinterende des Leibes deutlicher mit Quer- reihen kleiner Spitzchen besetzt, und die Gesammtlänge halte bis auf 0,23 Linie und mehr zugenommen. Die beiden Blind- zipfel (Fig. 13. b. S), mit denen der verdauende Kanal be- ginnt, hallen sich etwas verlängert, und zeigten sehr merk- lich Bewegung, indem sie sich bald seitlich nach aussen und vorn streckten, bald wieder in ihre alte Lage zurückkehrten. Um das Auge (Fig- 13. b. 0.) liegen verschiedene durchsich- tige Massen, deren Verhältniss zu diesen mir aber nicht ganz klar geworden ist: zwei starke Anschwellungen hinler ihm (Fig. 13. b. 0) sind jede für sich in einen kurzen Strang nach vorn und hinten ausgezogen, die vordem derselben begeben sich zu einem durchsichtigen querovalen vorn flachen Kör- per (Fig. 13. b. tu), in welchem die vordere Hälfte des Auges wie eingesenkt erscheint, die hintern Stränge dagegen ver- schwinden unler den Blindsäckchen des Magens (Fig. 13. b. S) und scheinen sich hier mit einem mitlleren Körper zu ver- einen, welcher eine zwischen den Strängen verlaufende Fort- setzung zur Basis des einfachen Auges schickt. Sollten jene beiden mitten angeschwollenen Stränge nicht die Nerven der zusammengesetzten , jetzt noch nicht ausgebildeten Augen und die unpaarige hintere Masse das Gehirnganglion sein? Die Gestalt dieser Theile beim ausgebildeten Thier ist der hier beschriebenen so ähnlich, dass ich diese Frage bejahen möchte (vgl. Fig. 26). Hinter jenem queren durchsichtigen Körper, der sich zwischen den Enden der Blindsäckchen erstreckt, glaube ich auch den Eingang in den Magen in Gestalt einer Querspalte zu erkennen. Hinter dem zweiten Paare der Ruderextremi- tälen haben sich die Anlagen zu 5 oder 6 Paar, nach hinten an Länge abnehmenden Füssen gebildet, welche wohl alle weiterhin zu sogenannten Kiemenfüssen werden (Fig. 13., Fig. 13. a). Joly in seiner Erläuterung zu Fig. 41, mit wel- cher wir den hier vorliegenden Zustand zu vergleichen ha- ben, spricht zwar nur von 5 Paar ansehnHcheren Beinen (?/), hinter denen noch die ganz winzigen Keime von 2 andern liegen, bildet aber ausser diesen in der Thal 6 ab. Da ich die Entstehung oder das Vorhandensein von Maxillen bis hie- Bemerkungen über die Phyllopoden. S?l her nicht bemerken konnte, und sie doch nach der bald zu beschreibenden Häutung sichtbar sind,, so fiel mir späterhin ein, ob nicht vielleicht das vorderste Fusspaar^ -an welchem, wie bei den nächsten, ein den Maxillen analoger Fortsatz existirt, sich in diese verwandelt; da ich mich. aber nicht ev- innern kann , irgend eine Verkleinerung desselben gesehen zu haben, so ist mir wahrscheinlicher, dass die von der Lipr penplatte und zum Theil auch durch das Spiel der Eudercx-r tremitäten nothwendig verdeckten Maxillen sich wegen ihrer Kleinheit meiner Beobachtung gänzlich entzogen hal>ei»wiii{'>u Am dritten Tage meiner Beobachtungen war bei 'man- chen Individuen schon die Anlage zu einem 7ten, bei andern erst zu einem 6ten Fusspaar zu erkennen , und der Hinter- rand der vordem 5 zeigt mindestens 4 kurze Einkerbungen, der Rumpf deutliche Segmente; doch fehlt allen diesen Ex- tremitäten noch die Bewegung, welche sich erst mit' der nuin bald eintretenden Häutung einstellt. Unterhalb des Magens und hinter seinen Blindsäcken bemerke ich da, wo die ei- gentliche Oberlippe zu liegen kommt, einen etwa ihrem Con- tour entsprechenden Zug von winzigen rostgelben Fettbläs- chen, welche man nach dem Eintritt der Verwandlung deut- lich im Innern der Oberlippe wieder erkennt. Endlich ent- decke ich bei einigen Individuen auch die ersten Anfänge des Blutlaufs. Sehr spärliche klare , ziemlich ovale , gleich grofse Körperchen bewegen sich vereinzelt in dem vor den Magenblindsäcken gelegenen Räume und besonders deutlich längs der Unterseite des Darms von vorn nach hinten, und verschwinden hier plötzlich, indem sie nach der Rückenseite umbiegen. W^ endet man das Thierchen auf die Bauchseite, so sieht man gleichzeitig das über dem Darme gelegene Herz (Taf VI. Fig. 14. F), welches mit dem Isten Fusspaare beginnt, am 4ten endet und etwa 160 Schläge in der Minute macht, auch bemerkt man eine Blutströmung in dem Rücken- schilde selbst: sie tritt ungefähr an der Grenze der Inser- ^tionen des Isten und 2ten Fusspaars in denselben hinein, zieht sich längs seinem Seifenrande in einer hellen ziemlich breiten Bahn von vorn nach hinten , und biegt am letzten Fusspaare, wie der Strom an der Unterseite des Darms um und in den Rückenraum hinein , in welchem sich das Herz Archiv f. Naturgescb. XIX. Jahrg. l.Bd. Q 82 ai'jijO([<)l(Y/l'iGri*biedr> n')-i>iuiA'i }iii')H befindet. Durch vVelolie Oeffnungem d^s Blut in daö Her« hineintritt, bleibt noch zu ermiltehi. Die eigenlhümlißhen Af^ terbewegungen gehen wie früher fort. In allen diesen In-r dividiicn zeigten sich Zeitlich hinter dem einfachen Auge zwei blassroslfarbene unbeslinimt begrenzte Fleckchen ( Taf. VL Fig. 13. 0'), die ersten Anlagen der zusammengesetzten, jetzt noch weit getrennten Augbn;; Seh vermisse -sie, b^i^olr chen Individuen, deren Füsse zwar ebensoweit ausgebildet waren, denen aber noch Herz und ßliitbewegung fehlten. Uebrigens lassen sich jetzt auch die Vorbereitungen zU der alsbald eintretenden Häutung nicht verkennen: denn vorn in- nerhalb des gleichmässig gekrümmten stachligen Contours des Rückenschildes wird man bereits f einen Ziweiten mitten eingezogenen glatten wahrnehmen , dessen Gestalt dör nun entstehenden zweihälftigen Schale entsprechend, bis zum Ur- sprung der hintern Rudercxtrejnitäten (der Mahdibeln) geht, der dazwischen liegende Mittellheil gehört dem Kopf! an» Ebenso zieht sich an der Lippenplattte der Contour der weii- ehen Innensubstanz merklich von; der äussern Bekleidung zu- rück. Endlich bemerke ich in der Mitte der Bauchseite un- ter dem Darme eine Zeichnung wiö von einein knotigen Strange, dessen Anschwellungen der ZähÄ der Leibessegmente zu entsprechen scheinen, und den man wohl auf dert Nerven- strang deuten könnte, wenn dieser nicht späterhia eine so ganz verschiedene Gestalt zeigte. In'jii'iü)! -j .! > liii Die Häutung, welche ein paar Mal unter meineh Augen auf dem Objectivtische des Mikroskops vorging, geschieht in der Art, dass die alte Hülle an einer Von der Lippenplatte -überdeckten Stelle der Bauchseile zerreisst; das Thierchen steckt seinen Kopf zwischen der Lippenplatte und dem Rümpf- theil der alten Haut hervor, und beharrt in dieser Lage über 2 Minuten, während die Füsschen hin und her zu schwingen beginnen, bis sich endlich auch der Hinterkörper langsam hervorschiebt: in weniger als 4 Minuten ist der ganze Act beendigt. ; i >-ii . r *i: 1 >; ; Die Form, welche unsere Limtietis niach dieser Häutung, also vermuthlich in einem Alter von 4 oder 5 Tagen zeigt, ist im Allgemeinen die des erwachsenen Thieres (Taf. YIL Fig. 21): der Rücken des Rumpfes hat sich von dem Irühe- Bemerkungen üher di;€i Phyllopoden. 83 ri$n einfachen flachen Rückenschilde bis auf den vordem Theil abgelöst, der Schild sich in eine zweiklappige mit dem Rumpfe verwachsene Schale verwandelt, zwischen deren Hälften vorn ein nicht bloss abgesetzter, sondern auch beweglicher schna- beUörmiger Kopf hervortritt; es ist nur noch ein Paar Ru- derextremiläten übrig geblieben, die hinlern oder Ruderan- lennen, das zweite in Mandibeln verwandelt, dagegen ein vor- deres Paar ganz kurzer Antennen hinzugekommen, die Tast- antennen, statt der starren Lippenplatte ist eine bewegliche rüsselförmige Lippe aufgetreten , und über dem einfachen Auge das zusammengesetzte ausgebildet; aber die Zahl der Fusspaare ist noch imitier nicht mehr als 6, und die der Glier der an den Aesten der Ruderantennen noch lange nicht so gross wie im erwachsenen Thier (vgl. Taf. Vi, l'ig. 21. a). Die Länge der mei;st notjh .Jklaffeo.d.ea .Schale beträgt noch iiicl^t.ys Linie. ,h'rham Vmlo^ m^wA f '< i.i;, Von der Entwicklung von Nebalia ist mir nichts Nähe» res bekannt. Kroyer sagt in seinem Aufsatz über Nebalia bi- p-es nur, dass sie von Apus abweiche und sich mehr einigen Decapoden anschliesse. Dennoch habe ich weiterhin bei der Vergleichung der ausgebildeten Limnetis mit den übrigen Phyl- lopoden auch jene Gattung hinzugezogen, da sie sich jeden- falls denselben nähert. Ich gehe nun ^ur Beschreibung der ausgebildeten Form über, wobei ich das Ob-en auf die Rückenfläche, an welcher die Schalenhälften verbunden sind, das Unten auf die entge- gengeset«^,e Seite bezißhei. bei Lißvin ist jenes Hinten, die* ßes Vora.;:i:v>- ;- ..-iv-'-'s mih- li-i :^ ir.'ih Dm? Form des Kopfes ist^ wie sie meine Vorgänger be^ gehreiben,, die eines starken seitlich zusammengedrückten sichelförmig gebogenen Schnabels (Taf.V. Fig. 1. 2. Taf. VU. Fig. 23), an dessen Seitenflächen sich von der Wurzel bis zur Spitze eine scharf markirte Kante oder Leiste (Gewölbe Liev.) hinzieht (Taf. V. Fig. I. 2.; Taf. VH. Fig. 23. c); über ihr steigt jede Seitenfläche steil in die Höhe und bildet so ein scharffirstiges Dach, während die unterhalb gelegene Par- tie sanft gewölbt ist , und nach hinten in die Oberlippe und den Rumpf übergeht. Die grosse Verschiedenheit dieser Kopf- form von den andern Phyllopoden, bei denen er frei und 84 ti.ioqoÜYii'lGvube: ' a€»3n«;tio«i^Ü beweglich ist, nämlich bei Isaura , Limnadia und Branchipus springt in die Augen; bei Apus ist er ganz jnit dem Rücken- schilde verwachsen. Der Verlauf jener Seitenkanle oder Lei- ste c bei Limnelis, durch welche also der Kopf in zwei Hälf- ten gelheilt wird, entspricht nicht ganz der Krümmung sei- ner First , ist vielmehr fast rechtwinklig gekniet, und jeder Schenkel des Knie's nicht geradlinig, sondern leicht geschweift, der untere-läuft in die Schnabelspitze, der obere in das Hin- terende des Scheitel- oder Nackeniheiles aus. Unmittelbar hinter und längs dieser -Leiste liegen die Ruder^ntennen im Zustande der Ruhe, wie namentlich dann, wenn der Kopf zwischen die Schalen zurückgezogen' ist. Die obere schmä- lere und festwandigere Kopfhälfte enthält die Augen, die un- terhalb der Leiste gelegene trägt die Antennen, die Ober- lippe und die Mandibeln. Man bemerkt ferner vor jener Scheilelpartie einen kurzen scharf markirten • Randeinschnitt (Taf.V. Fig. 1. 2. Taf. VH. Fig. 23. «) , von dem eine Naht nach unten und etwas nach hinten herabsteigt und die Leiste trifft. Lievin nennt den vor und unterhalb derselben liegen- den grösseren Theil den eigentlichen Kopf, den hintern obern ganz kurzen , seillich gesehen dreieckigen , das Nacken- schildchen; an 'seiner Hintorecke beginnt das sogenannte Rückenband oder Ligament der Schalen (Taf. V. Fig. 1. ^. A), und hier befindet sich die gelenkige Verbindung zwischen Rumpf, Schale und Kopf, vermöge welcher der letztere sich bald so stark emporrichtet, dass er bis hinler das zusammen- gesetzte Auge über den Schalenrand hinaustritt, bald so stark herabkrümmt, dass er sich ganz zwischen die Schalenhälften zurückzieht, und diese sich über ihm schliessen. Aus dem Raum zwischen der seitlichen Kopfleiste und dem vordem Schalenrande treten die grossen Ruderantennen hervor (Taf.V. Fi^. I. 2. 3.; VII. Fig. 23. A^), deren Muskeln theils vor dem Scheiteleinschnitle i , theils an der Bauchwand des Kopfes entstehen ; unmittelbar hinter diesen Organen sind die Man- dibeln aufgehängt (Taf. V. Fig. 1. 2. Taf. Vli. Fig. 23. M), un- terhalb derselben erstreckt sich in fast horizontaler Richtung die etwa in der Höhe der Augen von der Hinterfläche des Kopfes herkommende Oberlippe (L) , und unter ihrer Basis weiter nach vorn sitzen die Tastantennen (Fig. 1. 2. 3. 23.^1'). Bemerkungen über die Phyllopoden. 85 Der ganzo Köpf macht noch nicht die Hälfte des Körpers aus, und ist beim Weibchen etwas grösser und vom Männ- chen abweichend, so dass man schon daran die Gesclilechter erkennen kann. Beim Weibchen nämlich (Fig. 1) läuft die First des Schnabels in- eine scharfe Spitze aus, wälircnd die Seitenkanten oder Leisten merklich zurückbleiben , wodurch jederseits ein seichler Ausschnitt entsteht (Fig. 1.«), beim Männchen hingegen hören alle drei fast gleichzeitig auf, ohne jedoch zusammenzustossen, die Schnabelspit^e erscheint abge- stützt und endigt mit einer dreieckigen Fläche (Fig.'§..(^. Der Kopf der Isauren zeigt gewöhnlich gar keine schnabelförmige Verlängerung , die seitlichen Leisten sind ganz nach vorn gerückt und bilden die Ränder der platten Stirnfläche, und die Partie hinter denselben ist fast blattartig von den Seiten zusammengedruckt; über dem zusammengesetzten Auge er- hebt sich ein Buckel 0- Das Organ, welches bei den verwandten Thieren von den meisten Forschern als einfaches Auge betrachtet, und auch hier von Lievin als solches aufgefasst wird (Fig. 1. 2. 3. 21 26. 0) , sitzt unbeweglich im Kopfe nahe dessen Vorderwand; es hat etwa die Form einer dreiseitigen breitabgestutzten Py- ramide mit abgerundeten Kanten (Taf. VIL Fig. 29) , deren Basis nach vorn und unten sieht, diese Fläche ist fast drei- eckig, die beiden Seitenflächen trapezoidisch, und wenn man von oben herabschaut, fällt der Blick auf die stumpfe Kante, in welcher die letzteren zusammenstossen; die hintere un- tere Fläche ist dem Gehirnganglion zugekehrt. Das Organ besteht aus einem durchscheinenden , auf opakem Grunde milchweissen, bei raschen Körperwendungen glänzenden, seine Form bestimmenden Körper, dessen Kanten mit schwarzem Pigment bedeckt, die beschriebenen Flächen rahmenartig ein- fassen, und ich habe mich öfters überzeugt, dass jene durch- scheinende Masse aus diesen Rahmen etwas hervorragt, aus- serdem aber sehe ich noch, dass das Organ in eine äussere durchscheinende Masse eingebettet ist, sie ist namentlich sehr deutlich vor der nach unten gerichteten Basalflache. Bei 1) Joly Annal. des sciene. nat, Seconde Serie. Tom. XYIl. pl. 7. Fig. 2. 86 jfol;oqoflYfi'lGTübec!"i iV)V,nuA^^(tv^l\ genauerer Betrachtung der einzelnen Flächen habe ich f^ra ner erkannt, dass innerhalb des schwarzen Rahmens ein ihm concentrischer schmaler weisslicher Saum bemerkbar ist.^ in dön das Pigment zackig eingreift, und der sich von der durchscheinenden Masse ziemlich merklich absetzt (TafVlI. Fig. 30) , allein nie ist es mir gelungen , wirkliche Linsen herauszupräpariren, und das Organ macht den Eindruck, al4 wenn es durch Trübung und Wucherung der durchsichligein Medien in einen unbrauchbaren Zustand versetzt wäre, eine Ansicht, die auch Zaddach bei dem erwachsenen Apus awf»^ stellt. Selbst das Pigment scheint sich mitunter aufzulösen, und erscheint dann nur als eine etwas verwischte Einfassung. Für die Schödler'sche. Behauptung, nach welcher dies Organ bei Acanthocercus und den Cladoceren feinem Gehörorgan entsprechen soll 0> finde ich keine Begründung, da ich ei- nen von hier zu den Tastantennen führenden und an ihrer Basis mündenden Gang nicht wahrnehmen kann, sondern der dünne von dem Organ nach vorn und unten zur Kopfwand laufende Strang (Fig. 23. /)), wie es scheint, hioss zur Be- festigung dient. Ebensowenig scheint ein anderer vor dem einfachen Auge gelegener Körper (vielleicht eine bloss an- ders beschaffene Stelle der Kopfbekleidung) eine solche Be- deutung zu haben. Es ist dies ein länglich rundes mit einer Reihe von Häärchen besetztes Mal (area oblonga Loven), wel- ches wie eine fensterartige Verliefung aussieht (Fig. 23. js), und von dem sich ein dicker h^rabgekrümmter Strang zum Unlerrande des Auges begiebt, er hat nicht das Ansehen eines Muskels, ist öfters gelblich gefärbt und zeigt mitunter einen gewissen Schimmer. Schliesslich muss ich hinzufügen, dass der vom Pigment umrandete Kern des Auges, mit Sal- petersäure behandelt, etwas einschrumpft, und eine gelbliche Färbung annimmt, aber durchaus keinen kohlensauren Kalk enthält. Joly spricht bei der erwachsenen Isaura von kei- nem einfachen Auge, ich habe es bei meinen Weingeistex- emplaren bald mehr bald minder deutlich erkannt, und halte dafür den Körper k in seiner Fig. 5; ebenso kann der dunkle 1) S. Wiegmanu's Archiv für Katurgeschichte 1846. I. p. 360. Taf. XL Fig. 2. 3. n. Bemerkungen übet die Phyllopoden. 8^ unter deiri zusammengesetzten Auge liegende Fleck bei der jungen zweischaligen Form (Fig. 43. et) nichts anderes als das jetzt noch grössere, nachher aber von jenem an Grösse überholte einfache Auge seiri;fi liPei Nebalia fehlt dieses Organ. ''■•■ ■ ■■■■■■■ ■■ ■ •■;:.. : ^ü !' : // ' ^i'.:. Das z: uis » hi m e n g" e s e in l e A U g e (Taf. ,V. Fig. 1 . ^. 3. Taf. Vir. Füg. 23. 2ö 0) zeigt aulcJü beim erwachsenen Thier noch deutlich seine Entstehung aus zweien, da man nicht nur beim Zergliedern zwei Sehnerven nachweisen kann (Fig. ii%:^y/ßöi\dem auch am Hinterrande einen mittleren tiefen Einschnitt wahrnimmt. Es bildet einen von oben gesehen querovalen: starkgewölbten , von Pigment umkleideten , am Umfang jeder Hälfte mit jetwai 14 kleinen Lip:sen eingefass- ten Körper, deren jede vor einem lang kegel- oder fast birnförmigen Glaskörper liegt, und der wahrscheinlich eben so viele :durch das Pigment hindurchgehende Fäden vom Seh- nerven erhält Das Auge ist von einer durchsichtigen Hülle umgeben, an welche sich mehrere Muskelstränge ansetzen, indem sie einen Kegel bilden, die Spitze des Kegels liegt an dem Oesophagus, die Achse des Kegels bildet der mitten angeschwollene Sehnerv; die Höhlung, welche von vorn das Auge umgiebt und so seine Läge in dem Kopfe sichert (Fig. 23. er) ist schwer bemerkbar: man muss, um sie zu erken- nen, Säuren anwenden , wodurch sich das Auge zusammen- zieht und sein Abstand von dem Contour der es umgeben- den Höhlung hervortritt. Die anhaltejiden Erschütterungen dieses Organs, welche ich so oft unter dem Mikroskope be- obachtet habe, können wohl schwehrlich im normalen Zu- stande vorkommen, da sich sonst ein deutliches Sehen nicht erklären lässt. Auf beweglichen Stielen sitzen die Augen sonst nur bei den nackten Phyllopoden : aber Nebalia, obwohl mit einer Rückenschale versehen, zeigt dasselbe Verhalten. Die vordem Antennen (Ta f. V. Fig. 1. 2.3. Taf. VII. Fig. 23. i4'), welche bei Branchipus i), Artemia und Isaura fast fadenförmig, bei letzterer mehrgliedrig, bei Nebalia ganz besonders entwickelt Und sogar gabiig sind , finden wir bei 1) Milne Edwards Hist. nat. des Crust pLcJ5, Fig. 9; Taf. VIII, Fig. 2. A' dieser Abbandl. 88 uaboqollYi'*? Grub er f-a^aiDhamofl Limnietis eingeschrumpft und klein , wenrb auch nicht in dem Grade wie bei Apus. Sie haben die Gestall eines zweiglie- drigen Kolbens, dessen Endglied merklich länger als das an- dere und ganz mit abstehenden Häärchen besetzt ist. Ge- wöhnlich durch das Spiel der Ruderantennen verdeckt, kann man sie am lebenden Thiere nur selten zu Gesichte bekom- men • bei Jüngern habe ich sie bisweilen in lebhafter Vir bration, bei erwachsenen während der Begattung in einer längsamen, teilweise unterbrochenen Hin- und Herbewegung gesehen, in der Regel hängen sie ruhig von der Hinterwand des Kopfschnabels herab. Die 4 Muskeln, welche in sie hin- eintreten und von denen 2 bis in das Ende des Kolbens zu gehen scheinen, entspringen ringsum in der Nähe ihrer In- sertion von der Kopfwandung. -• Die hintern oder Ruder-Antennen (Taf.V. Fig. li 2.3. Taf. VII. Fig. 23. ^2^ bestehen aus einem dicken undeut- lich 7-gliedrigen Stanim, dessen Grundglied unten 3 oder 4 hintere lange gefiederte Borsten trägt, und dessen schärfer abgesetztes Endglied unten und zwar vorn mit 5 kurzen Borsten besetzt ist, und sich gabiig in zwei fast gleich grosse, den Slamm kaum an Länge übertreffende Aeste spaltet. Diese sind mit Ausnahme des Basalgliedes kurzgegliedert, die Zahl der Glieder in der Jugend kleiner als weiterhin. So zählte ich bei der eben ausgeschlüpften zweischaligen Form an bei- den Aesten nur 4 Glieder, bei einem Thierchen von 0,42 Lin. Länge am vordem Ast 8, am hintern 6 Glieder, beim er- wachsenen Thier, wie Lievin, am vordem meist 15 oder 14, am hintern 14 oder 13 Glieder. Jedes Glied trägt am Hin- terrand eine längere, bei stärkerer Vergrösserung gefiederte Borste, die Glieder des Vorderasles auch noch am Vorder- rand eine kurze einfache Borste, jedes Endglied zwei gefie- derte und das des Vorderasles auch noch eine kurze Borste, die Basalglieder aber, deren mehrere (am Vorderast nach Lievin 2 hintere und 2 vordere, am Hinterast 4 hintere; ich finde die Zahl nicht so constant). Die Länge der Borsten nimmt gegen die Basis hin so rasch ab, dass sie hier kaum die Breite des Astes übertrifft, während die Endborsten oft 1) Taf. VIIL Fig. 2. A^ dies. AbhandL und Fig. 3. Bemerkungen üher die Phyllopoden. 89' bedeutend länger als die Aeste selber sind. Bei Isaura fm'J.> den wir die Glieder schärfer markirt und gleichmässig-, ihre Zahl steigt bis auf 17, die Borsten sind ungleich zahlreicher, aber kürzer. Diese Organe dienen bei den Limnetis, den Isauren, Cypris, Daphnien und übeihaupt allen Branchiopoden allein zum Schwimmen, die Fusspaare des Rumpfes tragen, trotz ihrer fast unausgesetzten Schwingungen, nichts dazu bei, wogegen sie bei Apus , wo das hintere Antennenpaar ver- kümmert uhd bei Branchipus und Artemia , wo es ein blos- ses Greiforgan wird, diese Function ausschliesslich überneh- men müssen. Die Hebemuskeln der Ruderantennen, 3 an der Zahl (Fig. 23 m'), entspringen von der First des Kopfes vor dem Scheiteleinschnitte i und erstrecken sich durch Stamm und Aesle, die Vorwärlszieher (Fig. 23. m^), etwas tiefer und vor den Aufhebern von der Seitenwand des Kopfes abge- hend, laufen blos^ durch den Stamm und befestigen sich an seinem Hinterrande, nahe dem untern Ende; 2 andere kür- zere Muskeln, welche hinter dem Munde an der Bauchwand des Kopfes neben einander entspringen (Fig. 23. 7W^) und sich an der Innenseite der Ruderantennen inseriren, müssen zum Zurückziehen der vorwärtsgestreckten Organe und ihrer ge- genseitigen Annäherung dienen. Uebrigens geschieht die Kör- perbewegung nicht ruckweise wie bei Daphnia pulex und an- dern , sondern wird durch die stete Wiederholung der nur kurzen Ruderschläge eine fast gleichmässig fortlaufende; der Rücken bleibt dabei nach oben gekehrt, was Joly auch bei Isaura beobachtete. Die ziemlich weichhäutige feinbehaarte Oberlippe, labre, chaperon Joly (Taf. V. Fig. 1.2.3. Taf.VII. Fig. 23. L) ist in der Ruhe ziemlich parallel dem Bauch fortgestreckt, und so lang, dass sie bis zum 2ten Fusspaar reicht. Sie erscheint etwas niedergedrückt, an ihrem lappenarlig verbrei- terten Ende seitlich zusammengedrückt, ihre Rückenseite flach rinnenartig ausgehöhlt, so dass sie die Fortsetzung der zwi- schen den Fussreihen beider Seiten hinlaufenden Bauchrinne bildet , und mit zwei gegen die Basis zusammenstossenden und dann wieder aus einander weichenden Hornstreifen ver- sehen, denen ein eben solcher gabiiger mit mikroskopischen zahnartigen Borsten besetzter Hornstreif an der gegenüber 90 . nohoff n f f y f)'*ti TiU b e< Cfi rirn nn ?ff '» fri» H liegenden Bauchwand des Kopfes entspricht (Fig» ^4. «). Plef Lippe kann durch 2 lange dünne hinter den Augen entspriur, gende Muskeln (Fig. 23. m\), welche zwischen dem Hirngani^ glion und Oesophngus herabsteigen, und sich an ihrer Unter- fläche inseriren, abwärts gekrümmt, durch ein paar kurze über ihrer Basis entspringende der Bauchwand genähert wer^ den, und besitzt ausserdem viele Bündelchen von Quermus-» kein, durch welche die Ränder der Rinne einander genähert werden müssen. Zwischen den letzteren sehe ioh noch ein feinkörniges Gewebe, dessen .Bedeutung, mir md}i klar ge-. worden ist. ;M;(n')lfifnoJ)ijl — /^) dem ansehnlichsten von allen, und einem ein- fachen Endstück (Fig. 5. /^}. Das Miltelstück betrachte ich als eine mehr oder minder innige Verbindung von Femur und Tibia, das Endstück als Tarsus. Der Fortsatz des ganz kurzen Basalstücks ist an Gestalt und Richtung durchaus den Maxillen ähnlich, sein Unter- und Aussenrand sanft convex und fein und kurz behaart, der Ober- oder Innenrand abgestutzt und gegen die Spitze hin mit einer kurzen Reihe von Bor- sten besetzt, aus diesem Grunde und weil diese Fortsätze die bis zu den Kiefern und der Lippe hinlaufende Rinne bilden, kann man sie als Kiefer- oder M axillar fort s ä tz e be- zeichnen. Das Mittelstück, eine sehr breite und lange Ab- theilung, zeigt einen in sehr ungleiche Lappen zerschlitzten Innenrand, und einen in lange , theils auf- , theils abwärts- gerichtete Anhänge auslaufenden Aussenrand. Man unter- scheidet 4 Lappen des Innenrandes , von denen die beiden oberen (Fig. 5. /' l-^ die breitesten und am wenigsten vor- tretenden, die beiden untern (/^/^) ganz schmal und messer- 94 GiubeJ .i^wnif^l'i^KiaH förmig sind. :;l>er oberstö, Lappen (O dehnt, sich Ähi. väti^ sten aus und dürfte alsFemurzu betrachten sein, da: i er sich am Isten Fusspaar des Männchens C^af- V. Fig. 4.) eiilsdiieden am i 'Stärkstell gegen die folgenden drei, näher zusammenge- h;örigen absetzt. Das Endglied des Fusses (Taf. V.Fig.57&) ist ebenfalls seh tnal und messerförmig, wie die untern beiden LappiJ« äesiTibialslücks, und wird von mir deshalb als ei- genes Glied angesehen , weil es sich gegen jene sdhon bei den gewöhnlichen Füssen, ganz besonders aber bei dem Isten Fusspaar des Männchens, schärfer absetzt, und hier : s5ogai! dQUt+ lieh mit dem Tibialtheil eingelenkt ist , indem es die Form eines „Hakens oder einer. Klaue angenommen hat und gegen dien untern Rand jenes Theiles einschlägt (Taf. V. Fig. 4. ^^). Was endlich die oben erwähnten von dem, Aussenrande des Feiiioraltbeils abgehenden Anhänge betrifft , so haben wir zwei zu unterscheiden; der äussere derselben ist ein sehr langes schmales Blatt , dessen Form man einigermassen mit einer an ihren Stiel gerade angesetzten Sense vergleichen kann (Taf. V; Fig, 4., 5. b' (>"); wo beide zusammenstossön , geschieht die Anheftung an den Feniorallheil , von da ab steigt das Blatt der Sense (6') nach oben, der Stiel (// } nach unten, während aber der letztere ziemlich mit dem Endglied des Fusses abschneidet, reicht das mit der Concavität nach innen sehende Sensenblalt , weit über die, Basis des Beines hinaus in die Höhe , und nimmt den Raum zwischen der Flanke des Segments und der Innenwand der ausgehöhlten Schale ein. Zwischen dem Sensenblätt und der Basis des Beines endlich sitzt dei* zweite, ebenfalls aufwärts steigende Anhang (Taf. V. Fig. 4 , 5.6), nicht sowohl auf dem Grunde des ßlattrandes, wie ihn Lievin darstellt, als auf dem Ober- rande des nach aussen vortretenden Femoralstücks. Er hat das Ansehen eines etwas zusammengedrückten langen und schmalen Beutels, ist zuweilen mit Flüssigkeit gefüllt, schlauch- artig angeschwollen (Beutelchen Schaff., vesicale cylindri- que Joly), und durchaus haarlos, während die andern Anhänge und Lappen am Rande behaart sind , stimmt aber darin mit dem sensenförmigen Blatt überein, dass beide viel zarter als die andern Fusslheile gebaut, und nicht von Muskeln durch- bogen sind; was von dem Stieltheil (6") weniger gilt. Aus Bemerkungen über die Phyllopoden. 95 diesem Grunde uiul weil diese Anhänge an einer Stelle sitzen, an welcher bei höher entwickelten Grustaceen Kiemeii. vor^ zukommen pflegen, will ich sie die kie nie n artigen oder Braih ch ia.l-Anhäng e, und nach ihrer Lage den einen den äussern, den andern den Innern nennen ,• wenn ich auch nichtnüt Sicherheit darlhun kann, dass sie der Ath4- mungsfunction vorstehen. .Die Behaarung an den Anhängen und Lappen ist nicht iitrerall gleich vertheilt und dieselbe: an den Lappen des Fcmoral-, Tibial- und Tarsustheils ist nur der Innenrand behaart;,jam äusseTn ßranchialanhang aber alle Ränder meist anch die Strecke des Innenrandes, die dem Innern haarlosen Anhange (6) zugewandt ist, an den breiten wieirigi vortretenden Femoral- und Tibiallappen sehe ich die üaare oder Borsten in zwei gegen einander geneigten Ebe- nen, so etwa iÄ?ie die Arme eines Spanischen Reiters stehen, (Taf. V. Fig 4., 5,) , und die einen pflegen merklich kürzer als die andern zu sein, an den übrigen Theüen stehen sie in einfacher Reihe, und aridem äussern Branchialanhang weit- läufiger als anderswo. Alle Borsten sind von Grund an ge- fiedert, dieFiederchen aber erst bei einer mehr als öOfachen Vergrösserung deutlicher erkennbar , auch überzeugt man sich bei stärkerer Vergrösserung , dass die Borsten unten liohl sind und sich das nach innnen von der Oberhaut lie- gende Gewebe in sie hinein erstreckt. Die längsten Borsten stehen immer an den Spitzen der messer - und stielförmi- gen. Fortsätze, wie auch am oberen Ende des Sensenblat- tes und werden nur von den längeren an dem Femoral- und Tibiallappen übertroffen. Uebrigens liegen nicht alle Theile der Beine so in einer Ebene ausgebreitet, wie sie in den Fi- guren 4 bis 8 dargestellt sind, sondern das sensenförmige Blatt b' ist seiner Quere nach merklich gewölbt, so dass der Aussenrand entschieden nach hinten sieht und den haarlosen Branchialanhang etwas umhüllt; der sliellörmige Fortsatz des- selben ist hingegen ein wenig nach hinten gerichtet. Von diesem letzteren muss ich noch bemerken, dass er im fri-r sehen Zustande eine Andeutung von Gliederung oder weit- läufiger Querstreifung besitzt, doch habe ich sie nur an Wein- ^eistexemplaren so stark gesehen, wie sie Lievin darstellt, ich aählte dann am Isten Fusspaar des Weibchens 8 bis 9 Glieder, ©6 .u>IjoqollY«' Grübet aö^aiivl'fjm'jä an frisch untersuchten Beinen ist sie oftmals gar nicht wahr- nehmbar. — Dass man in alle diese Einzelheiten nicht bei der blossen Betrachtung des lebenden Thieres eindringen kann, versteht sich von selbst, weder die Stellung, noch die anhaltende Bewegung der Füsse erlaubt bei der geringen Durchsichtigkeit der Schale auch nur die grösseren Fort- sätze und Anhänge genauer kennen zu lernen, allein von der Gestalt der Branchialanhänge und von dem Gegensatz, den sie zu den übrigen Fusstheilen bilden , kann man sich auch ohne zur Zergliederung zu schreiten , auf leichte Weise eine richtige und überraschende Anschauung verschaffen. Man darf in das Wasserschälchen, in dem man die lebende Limnetis unter derLoupe beobachtet, nur einen Tropfen ver- dünnter Salpetersäure bringen, so beginnen alsbald die Bran- chialanhänge sich schwach zu röthen und aufzublähen, und diese Färbung wird in kurzer Zeit so intensiv , dass sie orange- oder blutroth aussehen, während die übrigen Par- tien weisslich bleiben , und erst allmählich eine Andeutung davon zeigen. Da durch die Einwirkung der Salpetersäure die Bewegung der Körpertheile nicht sobald aufhört, so hat man Müsse genug, sich an diesem artigen Anblick, dem Spiel der zweifarbigen heftig schwingenden Füsschen zu erfreuen; al- lein einen Beweis für die Bedeutung jener Anhänge als Re- spirationsorgane, wie ich anfänglich gehofft, hatte ich darum doch nicht gefunden, da andere entschieden blutreiche Kör- pertheile durch die Salpetersäure nicht geröthet wurden, hier- aus also auf keinen besondern Blutreichthum der sogenann- ten Branchialanhänge , sondern nur auf einen ihnen eigen- Ihümlichen Farbesloff geschlossen werden konnte. Bringt man einen solchen Fuss unter das Mikroskop, so erscheinen die Branchialanhänge wie Schläuche mit gelbrother Flüssig- keit gelullt, und man kann in ihnen einen Innern, im gesunden Zustande dem Hautüberzuge dicht anliegenden zartwandigen Sack unterscheiden, in welchem eben die Flüssigkeit enlhal- ien ist, während sie sonst mehr blattartig aussehen und ihr Inneres aus einer weisslichen weichen von vielen hellen Zwi- schenräumen durchsetzten Masse besteht. Man überzeugt sich ferner, dass die blassrothe Färbung, welche allmählich auch in den andern Fusstheilen entsteht, sich nicht auf deren Bemerkungen über die Phyllopoden. 97 Muskeln erstreckt, sondern an der unter der Haut befindli- chen Lage haftet. Es ist bekannt , dass auch bei Apus die entsprechenden unbehaarten Fussanhänge oftmals und von selbst eine rothe Färbung annehmen , wie sie Schäffer auch in seinen Figuren darstellt '); bei ßranchipus Josephinae hin- gegen habe ich eine solche Veränderung weder von selbst noch durch Salpetersäure eintreten sehen, ebenso wenig wird ihrer bei -den übrigen Phyllopoden gedacht. Bevor ich zur Beschreibung der hintern Fusspaare über- gehe, ist es an der Zeit, einen Blick auf den Bau derFüsse bei den andern Phyllopoden zu werfen, um sich zu überzeu- gen , wie derselbe Plan der Anlage überall hindurchgeht, und welche Modificationen eintreten. Bei Estheria (Isaura) beschränken sie sich darauf, dass der behaarte Branchialan- hang in seiner untern Partie merklich an Breite zunimmt, in der obern daran abnimmt, dass der Femorallappen gelheilt, und der mittlere der 3 nach unten gerichteten schmalen Lap- pen, (der unterste desTibialstücks) an den vordem 12 Fuss- paarcn der längste und schlankesle und deutlich eingelenkt ist 2), auch erscheint der nächst vorhergehende wenigerlang und schmal als bei Limnetis. Der Fussbau von Limnadia scheint ähnlich zu sein. Was ßrogniart hier den „canal re- current" nennt, ist unser unbehaarter Branchialanhang, und Joly's „Crochet cilie" unser Kieferfortsatz. Diesen Gattun- gen schliesst sich am nächsten Apus an: hier haben die bei- den bei Limnetis breiten Lappen des Femoral- und Tibial- stücks /', P die schmale zapfenähnliche Gestalt der untern /^, l^ angenommen, woher auch die Schäffer'schen Bezeichnungen „spadelähnliche und Blatt-Spitze", wenn sie auch nicht die Länge der untern und des Endgliedes (Schäffer's After-, Un- ter- und Oberscheere) erreichen, dagegen ist der Kieferfort- satz (Schäifers Afterzahn) breiter und ansehnlicher geworden, was auch vom unbehaarten Branchialanhang gilt (Schäffer's Beulelchen), am behaarten finden wir umgekehrt wie bei Lim- 1) Schäffer der krebsartige KiefenfussAbhandl. von Insect. Bd II. Tab. IL, IIL 2) Joly Ann. des scienc. nat. Seconde ser. Tom. XVIL pl. 7. Fig. 7. »; Taf. VIIL Fig. 9. dies. Abhandl. Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. 1. Bd. 7 98 Grube: nelis die obere Hälfte verschmälert, die untere verbreitert und beide so gleichmässig in einander übergehend , dass sie ein oben spitzes, unten abgerundetes dreiseitiges Blatt bilden. Das Iste Fusspaar von Apus cancrifonnis (nicht aber produ- ctus) weicht durch die fadenartige Verlängerung der Tibial- und des Tarsallappens ab und gewinnt dadurch ein ganz ei- genthümliches Aussehen, und bei den Füssen hinter dem Uten Paar, welche Schäffer die geblätterten nennt, erscheint der Tarsallappen auffallend breit, der äussere Branchialanhang wird noch kürzer und breiter als bisher, bis zur Form einer bei- nahe kreisrunden Platte , die Borsten seines Randes spärli- cher , und der Tibialtheil des Fusses schickt auch an dem Aussenrande einen bald kleineren bald grösseren ebenfalls borstentragenden Fortsatz aus, der sich zwischen den äussern Branchialanhang und die Tarsalplatle schiebt, so dass diese nun fast mitten am Unterrande des Tibiallheils sitzt (vgl. Schaeff. Tab. 111. Fig. V.). Eine Andeutung hiervon sehe ich schon bei Estheria. 0- Bei den nackten Phyllopoden endlich lässt sich die Fussbildung noch am ersten mit dem Typus der hintern Apusfüsse vergleichen, zeigt aber doch noch einige eigenthümliche und ganz abweichende Verhältnisse. Der äus- sere borstentragendc Branchialanhang ist verschwunden, der unbehaarte schlauch- oder beuteiförmige ganz abwärts ge- richtet, so dass er bis zur Basis des Tarsallappens reicht, und an die Stelle des äussern Branchialanhangs, der immer unter jenem entsprang, ein einfaches oder doppeltes oberes Blatt getreten ; diese Blätter haben einen eben so zarten Bau wie der beuteiförmige Anhang und tragen keine Borsten am Rande, weshalb ich in ihnen eher wahre Kiemen , als blosse Deck- oder Schutzblättchen sehen möchte. In den altern Abbildun- gen vonBranchipus sucht man sie vergeblich, findet sie aber bei Milne Edwards 2), Burmeister % Budge ^) und Fischer ^). 1) Vergl. die Abbild, der Füsse von Apus product. Taf. VIII. Fig. 6— 8. 2) Bist. nat. des Crust. pl. 35. Fig. 11. c. 3) Organis, der Trilobit. Taf. VI. Fig. 12. L. 4) Verband], des naturhist. Vereins der Rbeinlande 1846. Taf, I. Fig. 7. 5) S. Fischer Middendorf's Sibir. Reise Branchiopod. p. 5. Bemerkungen über die Phyllopoden. 99 Der Fortsatz am Aussenraude des Tibiallheils ist wenig be- merkbar. Der Tarsallappen schmal, der Innenrand des Fus- ses nicht wie sonst 5- sondern 6 -lappig; den obersten Lap- pen kann man wegen seiner flachgeriindeten gestreckten Ge- stalt und weil er so wenig vorspringt, nicht mehr Kieferfort- satz nennen, muss ihn aber zum Hüftslück rechnen, den un- tersten, die andern an Grösse weit übertreffenden, als untern Tibiallappen, die übrigen als obere Tibial- und Femoralläpp- chen oder überhaupt, da hier eine Gliederung so wenig aus- geprägt ist, diese alle als Läppchen des Mittelfusstheils be- trachten. — Nach Rathke's Abbildungen von Artemia Milhau- senii zu urtheilen (Memoir. der Petersburg. Akad. Tom. III. 1836. Tab. VI. Fig. 19., 20.) würden diesem Phyllopoden jene Obern Branchiallappen fehlen, allein so mitlelmässig auch die in der Dorpater Sammlung bewahrten Weingeistexemplare er- halten, glaube ich sie doch an einzelnen Füssen gesehen zu haben und werde hierin durch die Darstellungen und Be- schreibungen Joly's 0 und S. Fischer's 2) bestärkt; er ist un- gemein zart und ebensowenig aufgebläht wie bei Branchipus, der unlere sackförmige Branchialanhang und die übrigen Fusstheile stimmen auch mit dieser Galtung überein. Dage- gen zeigen die Füsschen von Nebalia einen andern und zwar einen bei weitem einfacheren Bau, indem man, wie auch die Abbildungen von Milne Edwards lehren ^), nur 3 Theile un- terscheiden kann: einen schmalen, platten am borstentragen- den Innenrande nicht mehr lappig eingeschnittenen Stammtheil und 2 sehr zarte schmal- blattförmige Anhänge an seinem Aussenrande, neben einander , von denen man den äussern höher ansitzenden und weit hinabgehenden mit dem obern Branchialanhang der nackten Phyllopoden, den inneren zwi- schen ihm und dem Stamm eingeschobenen mit dem untern vergleichen könnte, wobei ich jedoch bemerken muss, dass der erstere nackt, der letztere am Rande behaart ist. Die hintern Füsse , welche Edwards im Gegensatz zu den vor- 1) Ann. des scienc. nat. Seconde ser. Tom. XIII. Sur l'Artemia salina pL 8. Fig. 1. 2) L. 0. Taf.VII. Fig. 36. a. 3) L. 0. pl. 35. Fig. 3., Guerin Iconogr. Crust. pl. 32. Fig.2.Ä. lÖO Grube: dem oder Kiemenfüssen (pieds branehiales) , die Schwimm- füsse (natatoires) nennt, bestehen aus einem gestreckten Grund- glied und 2 noch schlankeren Endanhängen '). Sehen wir also von Nebalia ab , so ergiebt sich, dass alle Phyllopoden ausser dem unbehaarten beuteiförmigen Branchialanhang noch einen zweiten, blattförmigen besitzen, die nackten einen obe- ren einfachen oder doppelten , ebenfalls unbehaarten , die schalentragenden einen untern oder äussern, randborstigen, dass dieser aber nur bei denzweischaligen einen besonderen Rückenast treibt; was den Innenrand des Fusses anlangt, so fehlt dem Hüftstück der nackten ein , den Maxillen ähnlicher weit vorspringender Kieferfortsatz, während ihn die schalen- tragenden besitzen; dagegen entwickelt sich die untere Par- tie des Tibialtheils bei den zweischaligen und an den vordem Füssen der einschaligen am wenigsten, bei den nackten am meisten; die zwischenliegenden Läppchen wechseln an Zahl und Grösse, der Tarsallappen ist immer vorhanden, an den hintern Füssen der einschaligen am breitesten. Was wir bisher von der Fussbildung unserer Limnetis gesagt haben, bezieht sich nur auf die 7 vorderen Fusspaare derselben : am IstenFusspaar des Männchens cTaf. V. Fig. 4.) lassen sich zwar alle an den 6 übrigen vorkommenden Theile nachweisen, allein das Tibialstück mit seinen Fortsätzen (Fig. 4. l\l\l^^ und das Tarsalglied {l""^ nehmen eine andere Gestalt an, indem sie zu einem bei der Copula thätigen Greiforgan werden. Das Tibialstück setzt sich schärfer gegen das Femoralstück ab, seine nach innen gelegene vorragende Partie (der obere Ti- biallappen der andern Füsse, l^) verdickt sich wie ein fla- ches Polster, der Innenrand selbst ist stärker convex und aus- ser den gewöhnlichen Borsten mit einer Längsreihe von 7 oder 8 kurzen starken Stacheln besetzt, die sonst messerför- migen Fortsätze des Unterrandes (^^^) werden hier stum- pfer, und der unterste /+ klauenartig gekrümmt, wobei sich seine Behaarung nur auf die Spitze beschränkt, das Tarsal- glied/^ ist in eine noch stärkere und grössere, ganz von Haa- ren entblösste Klaue umgewandelt, deren Basis mit ihrer gan- zen Breite von der Vorderwand herabsteigt , wogegen die 1) L. c. pl. 35. Fig. 4., Taf. Vm. Fig. 10., U. dieser Abhandl. Bemerkungen über die Phyllopoden. 101 andern beiden Anhänge hinten liegen. Die beiden Klauen schlagen sich gegen den grossen convexen Lappen l^ ein, und die Spitze der grösseren Klaue würde , wenn sie sich anlegte, zwischen die Stacheln desselben eingreifen. Eine ähnliche Umwandlung tritt bei den Männchen der Isaura ein, nur mit dem Unterschiede , dass sie sich hier in Ueberein- stimmung mit der ansehnlicheren Körperlänge und grösseren Zahl der Fusspaare auf die b e i d e n ersten derselben erstreckt ; statt der Stachelreihen am Innenrande des grossen Tibiallap- pens finden wir hier nur einen tiefen Ausschnitt, in den die Spitze der Endklaue hineinpasst, auch bemerke ich bei mei- nem Weingeistexemplar dieselbe Verdrehung dieser Fuss- paare, die Joly abbildet i), so dass der Aussenrand der un- tern Fusshälfte nach hinten, der Innenrand und die Spitze der Klauen nach vorn gerichtet sind, eine Stellung, die wäh- rend der Copula auch bei Limnetis eintreten muss. Auf das 7te Fusspaar folgen noch einige andere, min- der zusammengesetzte, deren Zahl nach dem Geschlecht ver- schieden ist: beim Weibchen 5, beim Männchen nur noch 3, so dass jenem 12 , diesem nur 10 Fusspaare zukommen, ein Geschlechtsunterschied , auf den man bisher nicht geachtet hat, und der um so auffallender ist, da er bei den so nalie verwandten Isauren, wenigstens bei J. cycladoides und da- halacensis nicht vorkommt. Schon 0. Fr. Müller spricht von 10 oder 12 Fusspaaren 2), ohne jedoch die eineZahlauf die Männchen, die andere auf die Weibchen zu beziehen, ich habe mich aber durch stets wiederholte Untersuchung davon überzeugt, dass das oben angegebene Verhältniss constant, also Gesetz ist , und rathe, um bei der Prüfung meiner An- gabe jeden Irrlhum zu vermeiden, das Thierchen , nachdem man es durch verdünnte Salpeter- oder eine andere Säure getödtet und Kopf und Schale abgetrennt, an der Bauchseite auszubreiten, und durch einen richtig geführten Längsschnitt zu halbiren. Bei einer Tödtung durch mechanische Mittel oder Weingeist pflegen sich die Füsschen eng aneinander zu 1) Annales des sciences naturelles Seconde Ser. Tom. XVII, pl. 7. Fig. 6. 1) Müller Entomostraea p. 70. 102 Grube: legen, und will man sie von dem unverletzten Rumpf einzeln ablösen, und so die Zählung veranstalten, so erfordert dies grössere Vorsicht als die vorgeschlagene Behandlung. Die Formverschiedenheit dieser hrntern sehr kleinen Füsschen be- steht zuvörderst darin, dass der beuteiförmige haarlose Bran- chialanhang b verschwunden ist, wie dies die Abbildung am 8ten Fusspaar des Männchens (Taf. V. Fig. 6.) und am 9len (Fig. 7.) darstellt; den beiden letzten Fusspaaren d. h. dem 9ten und lOten des Männchens und dem Uten und 12ten des Weibchens fehlt auch der Rückenast des behaarten Bran- chialanhanges (b'), der Bauchast (6") schrumpft zu einem kurzen aber immer noch mit Borsten umrandeten Stummel ein, und alle Lappen und Fortsätze des Innen- und Unter- randes werden einander ähnlicher, die untern indem sie sich verkürzen, die obern durch Verschmälerung. Das 9te und lOtc Fusspaar des Weibchens endlich zeich- net sich dadurch aus, dass aus dem Aussenrande nach oben hin ein dünner drehrunder, griffeiförmiger Theil hervorwächst : er reicht über die Höhe des Rückens hinaus, ist leicht nach innen gekrümmt, hohl, an seinem stumpfabgerundelen Ende mit einem sehr zarten Haarbüschel versehen, und dient zum Tragen der Eier, die sich um ihn befestigen (Taf. V. Fig. 1., Fig. 8. e, Taf. VI. Fig. 15, 17.) — ich nenne daher diese Or- gane „die Eierträger." Man könnte zweifelhaft sein, ob man dieselben als eine Umwandlung des borstenlosen Branchial- anhanges (ö) oder des Rückenastes von dem behaarten (ö') ansehen soll, ich glaube das letztere, da sie die Verlängerung des eingeschrumpften ßauchastes bilden und der andere Anhang bereits am 8ten Fusspaar nicht mehr aufgetreten ist. Auch bei Apus fehlt der innere Branchialanhang an dem eiertra- genden Fusspaar, er ist in der Jugend vorhanden, schrumpft aber allmählich ein, und verschwindet sobald sich die Eier- kapsel bildet (s. Zaddach Tab. IV. Fig. XXIX., XXX.). Da- gegen überzeuge ich mich bei einem Exemplar von Isaura, dass hier neben den Eierträgern noch der innere borsten- lose Anhang vorkommt, doch fehlt er hier auch den nächst vorhergehenden und folgenden Füssen nicht , und nur die 3 hintersten scheinen sich in der Art zu vereinfachen wie das Ute und 12tc des Limnetisweibchens. Bei Limnadia sollen Bemerkungen über die Phyllopoden. 103 nach Milne Edwards die Eierträger des Uten, 12ten und 13ten Fusspaar sitzen 0, doch zeigt die Abbildung vonL. inauritiana^) sie bloss am 9ten und löten , wie ich sie auch an meinem Exemplar der Isaura finde, während Strauss-Dürkheira bei seiner Estheria (Isaura/ dahalacensis eine ähnlichen Umwand- lung am lOten, Uten, 12ten, I3ten und i4ten Fusspaar des Weibchens beschreibt-^). Die einschaligen und nacklen Phyl- lopoden weichen bekanntlich in der Art, wie sie ihre Eier tragen, von den zweischaligen vollkommen ab , indem Apus am Uten Fusspaar eine zweiklappige durch Umgestaltung des äussern Branchialanhanges und der angrenzenden Fusspartie entstandene Kapsel ^3 , Branchipus einen aus zwei Hälften verwachsenen an der Bauchseite des Rumpfes hinter dem letzten Fusspaar hervortretenden Schlauch zu diesem Behuf besitzt ; so ist also nur die Gegend , in welcher diese Or- gane vorkommen , dieselbe geblieben. Nebalia soll nach Kroyer die Eichen unter der Schale zwischen den Füssen be- herbergen. Der farblosen mehr oder minder langgestreckten Kör- perchen, welche so häufig an den Borsten aller Füsse ange- troffen werden, soll weiter unten ausführlicher Erwähnung ge- schehen. Die 7 vordem Fusspaare befinden sich in fortgesetzter nach vorn und hinten schwingender Bewegung, welche nur dann unterbrochen wird, wenn sich der Körper in seine Schale zu- rückzieht, und dies kann mehrere Minuten dauern: sie füh- ren durch die zwischen ihren Kieferfortsätzen gebildete Rinne dem Munde Nahrung zu, und erneuern das zur Respiration befindliche Wasser; dass sie keinen Einfluss auf die Ortsbe- wegung ausüben, rührt daher, weil sie sich in einem seitlich durch die starke Wölbung der Schalenhälften und vorn durch den Kopf abgeschlossenen Raum befinden. Dagegen sieht man die 3 hintern Fusspaare des Männchens und die 5 hin- tern des Weibchens nur selten in schwingender Bewegung; 1) Histoire naturelle des Crustaces Tom. III. p.362. 2) L. c. pl.35. Fig. 7. 3) Museum Senckenbergianum Bd. II. Heft. 2. p.l25. 4) Zaddach I. c. Tab. I. Fig. IV. 104 Grube: Lievin bemerkte, dass die Thierchen mittels derselben an Wasserpflanzen herumkrochen. Was die Verlheilung der Fussmuskeln betriff't, so ist diese ähnlich wie bei Apus. Längs der Seitenwand jedes Rumpfsegments steigt ein nach unten spitz zulaufender Fächer von 4 Muskelsträngen zum Hüft- stück herab ; sie müssen den Fuss heben, die vordersten der- selben ihn zugleich nach vorn, die hintern nach hinten zie- hen (Fig. 4. 5. a)^ diesen entgegengesetzt wirken 2 von der Bauchseite in das Bein tretende Adductoren (/?). Zwischen bei- den Systemen befindet sich eines, das vom Hüftstück, und zwar von da, wo sich die Levatoren ansetzen, herkommt, und seine 4 oder 5 Stränge durch verschiedene Theile des Fusses, na- mentlich auch zur Basis des Rücken- und wie es scheint auch des Bauchastes vom äussern Kiemenanhang schickt (y). Während besondere Quermuskeln (J) , welche in schräger Richtung von der Basis des Rückenastes zum Femoral- und Tibiallappen gehen , wie die letztgenannten (y) , die quere Wölbung des Fusses bewirken , thun dies die Stränge ß für die Wölbung desselben in verticaler Richtung. Der äussere Kiemenanhang (b' 6") wird durch einen eigenen Längsmus- kel gekrümmt. Der Zeitraum, in dem sich die hintern Fusspaare bil- den , scheint sich auf wenige Tage zu beschränken. So be- merkte ich am 4ten Mai bei einem so eben aus der Haut gekrochenen zvveischaligen Thierchen noch nicht mehr als 5 Fusspaare, am 5ten Mai ausser jenen, sich lebhaft bewegen- den noch 2 nur angedeutete, am 7ten Mai schon 8, und zwar alle hin- und herschwingend, am lOten bei einem Indivi- duum mit bereits blassgefärbter Schale von 0,52 Lin. Länge, lO Fusspaare. Wann das Ute und 12te des Weibchens ent- stehen , und ob das Männchen seine GreifTüsse sogleich bei der Verwandlung der einschaligen Form in die zweischalige oder erst später bekommt, bleibt noch zu untersuchen übrig. Der Rumpf unserer Limnetis ist etwas drehrund, nach hinten verjüngt zulaufend , und mit Ausnahme der vorder- sten Partie , wo sich der Rücken in die Schale fortsetzt, deutlich gegliedert, so dass ich beim Männchen 10, beim Weibchen 1 1 Segmente zählen kann, von denen nur das letzte keine Füssc trägt. Man muss es als aus zwei Ringeln zu- Bemerkungen über die Phyllopod'en. 1Ö5 sammengeselzt ansehen, indem es bei Limnetis durch eine vollständige, bei Isaura durch eine nur unten angedeutete Ringfurche in eine vordere kurze und eine lange Hinterhälfte zerfällt. Jene trägt an der Unterseite einen breiten Anhang von Gestalt einer halbkreisrunden, feinbehaarten, oft fast horizontal fortgestreckten und sich an die Hinterhälfte anle- genden Platte (Taf. V. Fig. 1. 2. 9. a;), die Endhälfle ist hin- ten, wo der After mündet, durch eine senkrechte tiefe Ein- kerbung in zwei seitliche Lippen getheilt, der Hinterrand derselben schräg abgestutzt, sehr kurz und fein behaart, un- terhalb der obern Ecke mit einer längern Borste versehen, die untere Ecke in einen kurzen weichen Spornzipfel aus- gezogen. Statt der Haarbüschel, Dörnchen und Haken, die der Rücken von Isaura trägt, findet man bei Limnetis nur den Hinterrand der Segmente mit einer weitläufigen Reihe zarler kurzer Borsten besetzt. Beim Schwimmen wird der Rumpf leicht S - förmig gebogen, und so gestreckt, dass sein End- segment über den hintern Schalenrand hinausragt, soll aber die Schale geschlossen werden , so legt er sich in eine ih- rem Rücken entsprechende Krümmung, was durch die beiden geraden von der Unterwand des Kopfes entspringenden Bauch- muskeln bewirkt wird. Am Rücken sehen wir ähnlich gela- gerte Muskeln. Vergleicht man den Rumpf der zweischali- gen und der übrigen Phyllopoden, so muss bei jenen die Kürze der fusslosen Partie auffallen, welche bei Apus 4 bis 6, bei Branchipus sogar 9 Segmente umfasst. Nebalia nähert sich in dieser Hinsicht den zweischaligen, entfernt sich aber wieder von ihnen dadurch, dass die vordem 8 Fusspaare breit und blattartig, die folgenden 4 schlanker und gabelästig gebaut sind, mit langem Grundgliede ')■ Ich gehe nunmehr zur Betrachtung der Schale über CTaf. V. Fig. 1. 2. 3. Taf. VII. Fig. 21. 22). Sie besteht aus zwei am Rücken durch eine blosse Falte gesonderten Hälf- ten, weshalb man nur uneigentlich von zwei Schalen sprechen kann, und älinelt ihrer ganzen Gestalt nach viel mehr einer Cyclas als die der Isaura cycladoides , die davon ihren Na- men trägt , doch besitzt sie keine Andeutung von Wirbeln 1) Milne Edwards Histoirc naturelle des Crustaces pl. 35. Fig. % ^^ Grube: und concentrischen Streifen wie jene. Sie ist vielmehr ganz glatt, auch ohne Randhaare, dabei von ansehnlicher Dicke, wie man am Rande erkennen kann, ihrem verticaien Umfange nach ziemlich stumpf eiförmig, vorn merklich höher als hinten, stark gewölbt, und erreicht nicht selten eine Länge von 1,5 Lin. bei einer Höhe von 1,25 Lin. Ihre Substanz besteht nach der Untersuchung meines geehrten Collegen C. Schmidt aus Chitin und amorphem kohlensaurem Kalk, letzterem aber nur in so geringer Menge , dass ihr kaum eine pergamentartige Festigkeit zukommt, ihre Wölbung nimmt durch Druck Ein- biegungen an, die sich durch seitlichen Gegendruck nur schwer ausgleichen lassen. Anfangs vollkommen farblos, verliert sie mit ihrer allmählichen Verdickuno- diese Eigenschaft, bleibt nur durchscheinend , und färbt sich bräunlichgelb, olivengrün oder rein lauchgrün ; letzteres habe ich vorzugsweise, doch nicht ausschliesslich, bei Männchen bemerkt, auch zeigen Thiere aus derselben Lache verschiedene Färbung. Chemi- sche Zusammensetzung und Structurverhältnisse der Schale stimmen mit Isaura überein. Ihren Bau fasse ich so auf, dass ich an ihr drei Blätter unterscheide , von denen das äussere hauptsächlich und das innere wohl ausschliesslich Oberhaut sind und am Rande in einander übergehen, dass mittlere, minder consistent und mehr eine dünne Schicht als ein Blatt zu nennen, dabei sehr blutreich, muss als Matrix von jenen betrachtet werden und ist die Partie, welcher die ovale, aus zackigen concentrischen Streifen gebildete, sogleich in's Auge fallende Zeichnung angehört. Man kann diese Blätter am leichtesten erkennen und gesondert darstellen, wenn man das Thier in salpetersaurem Wasser tödtet , und einige Stunden darin liegen lässt; alsdann hat sich zwischen dem äussern und innern Blatt der Schale eine so grosse Menge Flüssigkeit gesammelt, dass sie wie ein Paar flachgedrückter durch einen ziemlich scharf markirlen Mitteltheil verbundener Säcke aus- sieht, in welchen sich die eingeschlossene, nun fester ge- wordene Mittelschicht als eine eigene Lamelle abhebt. Der Mittelraum zwischen den beiden Schalenhälfion wird von oben durch die scharfe Falte, durch welche ihre Aussenwände in einander übergehen, unten aber durch die Stellen begrenzt, an welchen ihre Innenwände in die Epidermis des Rumpfes Bemerkungen über die Phyllopoden. 107 umbiegen , und ist so stark aufgetrieben , dass er den sonst in der Schale versteckten Leib ganz hervorgedrängt hat. Dasselbe ereignet sich zuweilen bei lebenden Thieren, die längere Zeit im Zimmer in demselben Wasser aufbew^ahrt sind. Durch jene Auflreibungen verlängert sich zugleich der Muskel bedeutend , der quer durch den Rumpf unterhalb des vordem Darmtheils von einer Schalenhälfte zur andern geht und beide an einander zieht (Taf. V. Fig. 1. 2. Taf. VII. Fig. 21. 22. 23. m'^), und man erkennt nun sehr deutlich , dass seine Fasern kurz in die durch die Säure fester geronnene Mittelschicht ausstrahlen. Diese Stelle liegt wie in dem Fo- cus einer elliptischen oder ovalen , aus concentrischen Bän- dern gebildeten Figur, deren scharfzackige Ränder an die Zeichnungen eines Festungsachates erinnern; von dem Um- kreis dieser Figur aus erstreckt sich eine Menge netzartig verbundener blutführender sehr zarter Kanäle, deren Maschen eine Unzahl winziger bei durchfallendem Lichte dunklerer Inselchen umschliessen. Lievin hat diese Partie der Schale (auf Taf. I. Fig. 4 seiner Abhandlung) abgebildet, ohne näher auf ihre Beschaffenheit einzugehen, Joly ^) beschreibt die bandartigen Streifen bei Isaura als „canaux concentriques renfermant le suc destine ä l'agrandissement de la coquille," Zaddach 2) die ganz ähnlichen in der Schale von Apus vor- kommenden als hohle durch schmale Streifen von Schalen- substanz getrennte Gänge, nennt sie Kanäle (Canales) im Ge- gensatze von Gefässen (Vasa), und giebt ihre Zahl in jeder Schalenhälfle beim erwachsenen Thier auf 7 oder 9 an, näm- lich einen unpaarigen (1. c. Tab. II. Fig. I. X. c'} und jeder- seits daneben 3 oder 4 (c^, c\ c^, und Fig. X. c^} , die zu- nächst an dem unpaarigen liegenden c~ sollen am Hinterende in einander, der zweite und dritte jederseits c^ und c^ am Vorderende in einander, am Hinterende jeder für sich in den gleichnamigen der andern Seite umbiegen, der vierte c^ nach aussen weniger scharf begrenzt sein. Auch Zaddach's Vor- gänger haben diese Figur als aus Kanälen bestehend angese- hen, doch die Zahl derselben zum Theil geringer angege- 1) Joly 1. c. p. 303., 348. Fig. 43. y. 2) Zaddach o. c. p. 12. fdS Grube: ben. Ich vermisse sie bei den einschaligen Limnetislarven, sehe sie aber schon deutlich bei ganz jungen zwcischaligen Thieren, und kann immer nur einen mittleren unpaarigen ge- raden Streifen und rechts und links von ihm drei andere, an den Enden scharf umgebogene und am Hinterende paarweise in einander übergehende erkennen, welche sich um den Mus- kelansatz und den unpaarigen Mittelstreifen in Gestalt eines Ovals herumziehen. Dies Oval ist bei Limnetis gleichmässig und etwas kürzer als bei Isaura , wo ich , von Joly abwei- chend, den Hinterrand in der Mitte stark eingezogen sehe, was damit zusammenhängt , dass der Schalenschliessmuskel hier zweitheilig ist , und seine obere Partie in den Wirbel der Schale hineinzieht; bei Apus aber ist die Figur noch gestreckter und etwas bohnenförmig. Die paarigen Streifen kann man in Bezug auf die hintere Umbiegung als die Schen- kel dreier Bogen betrachten, von denen wir den dem unpaarigen Streifen zunächst liegenden mit I, den darauffolgenden mit II, den äussersten mit III bezeichnen wollen. Der unpaarige liegt unmittelbar oberhalb des Muskels und läuft von vorn nach hinten, endigt blind, und legt sich hier in die scharfe Um- biegung des Bogens I, er sieht dünnwandig aus , und seine Ränder sind höchstens etwas wellig, die paarigen dagegen haben das Ansehen gallertiger oder überhaupt durchschei- nender Wülste mit zackigen Rändern, welche durch sehr schmale Gräben gelrennt sind. Die Zacken sind kurz, un- gleich spitz, folgen rasch auf einander, und erinnern in ih- rer Gestalt an Knochennähle, mitunter gehen auch wohl ei- nige Zacken in die ihnen begegnenden des angrenzenden Wulstes über. Die Betrachtung des Durchschnittes lehrt, dass sowohl der unpaarige als die anscheinend soliden wulstigen Streifen hohl sind, wovon man sich noch leichter bei Apus überzeugen kann, ob aber ihre Höhlungen, und wie sie an den Vorderenden in einander übergehen, ist schwer zu er- mitteln und mir nicht ganz klar geworden, meistens schienen die Schenkel des Bogens I an dem Vorderende in die des Bogens III überzugehen, wodurch denn eine geschlossene Figur entsteht, während die Schenkel des Bogens II w^eiter nach vorn hinausliefen und hier den Muskel zu umgehen schienen, in manchen Fällen aber kam es mir vor, als wenn Bemerkungen über die Phyllopoden. 109 nur der untere Schenkel des Bogens I und III in einander umböge, der obere Schenkel III aber in den entsprechenden des Bogens 11 überginge , und der untere Schenkel des Bo- gens II, der obere des Bogens I vorn um den Muskel her- umträten. Bei Apus sah ich gewöhnlich die Schenkel der Bogen I und II am Vorderende in einander umbiegen und die des Bogens III weiter nach vorn laufen, aber zuweilen galt dies nur für die innere Hälfte, und in der äussern ver- einigten sich die Schenkel von I und III, wogegen hier der Schenkel weiter nach vorn ging. Einen offenbaren Zusam- menhang mit dem unpaarigen Streifen habe ich nie wahrge- nommen, ebensowenig eine ßlutcirculation in diesen Kanälen bemerken können, wohl aber sah ich einen Blutstrom um den äussersten Wulst herumziehen, der sich in zahllosen Bächen überall hin zwischen den Inselchen der mittleren Schalen- schicht verbreitete. Wenn ich bei einem lebenden Thier die eine Schalenhälfte so rasch und vorsichtig als möglich ab- löste, oder sie bloss so stark vom Rumpfe abbog, dass man ihre Innenfläche übersehen konnte, so fand ich regelmässig den unpaarigen Blindkanal mit einer blassgrünen Flüssigkeit ge- füllt, die wohl nichts anderes als Blut sein kann. Dieselbe Fär- bungzeigte sich an dem Kanal II, wogegen die andern Kanäle farblos wie gewöhnlich aussahen, ein Unterschied, den die Beobachter bei Apus nicht angeben. Jedenfalls scheint der unpaarige Kanal der Hauptbehälter, und von ihm aus scheint das Blut in die Schale vertheilt zu werden. Legte ich ein Thierchen in Aether, worauf sogleich der Tod erfolgte, und untersuchte nach einiger Zeit die Schale, so fand ich allein den unpaarigen Behälter gelbbräunlich oder rostbraun ge- färbt, die Wülste aber ebenso farblos als sonst. Salpeter- säure führte durchaus nicht jene lebhafte Röthung herbei, die wir bei den Branchialanhängen der Füsse beschrieben ha- ben. Die Inselchen der mittleren Schalenschicht sind etwas zackig (Taf. VII. Fig. 25.) und haben ein ähnliches gallertiges Aussehen wie die Wülste; bei jungen zweischaligen Thieren konnte ich sie noch nicht wahrnehmen, sondern sah die ganze Schalenwand mit rundlichen leichtgetrübten Zellen angefüllt, aus deren Umwandlung jene hervorgegangen scheinen, bei erwachsenen, die ich durch Aether getödtet und dann einige ilO Grube: Zeit in Weingeist aufbewahrt halte, glaube ich ähnliche Zel- len auch in den Wülsten bemerkt zu haben. Das äusserste und innerste Blatt der Schale besitzen eine sehr ungleiche Dicke, das letztere ist sehr zart, das erstere, wie man am Rande sehen kann, sehr viel stärker, doch nicht aus meh- reren Lamellen zusammengesetzt, wie ich sogleich erörtern werde. Wenn man nämlich die Randpartie der Schalenfläche bei einer auch nur öOfachen Vergrösserung untersucht, zeigt sich in derselben ringsum eine starre netzförmige Zeichnung von meist sechseckigen durch doppelte Contoure, begrenzten Maschen (Taf.VII. Fig. 25), deren Durchmesser etwa 0,006 bis 0,010 Lin. Doch erreicht dieses Netzwerk von grossen star- ken Maschen nicht den Rand selbst, sondern wird durch eine schmale Zone von anderem Ansehen von ihm getrennt. Sie erscheint, wenn man die Schalenblätter noch nicht getrennt hat, wie ein heller innerer Randsaum, was davon herrührt, dass auf der Grenze dieses Randsaumes die mittlere weiche minder durchsichtige Schalenschicht aufhört oder sehr zart werden muss; so dass hier die beiden durchsichtigen Blätter unmittelbar oder doch sehr nahe auf einander liegen. Die Maschen- Zeichnung muss von einer einfachen Zellenschicht herrühren und kann nur dem äussersten Schalenblalt ange- hören , da man das mittlere weiche und das innerste zarte Blatt abschaben, und durch Zerren entfernen kann, ohne dass jenem Muster Eintrag geschieht, in dem hellen inneren Rand- saum erkennt man ebenfalls Zellen , doch haben sie weniger starke Contoure und einen kleineren Durchmesser (F^ig. 25. R). Im Ganzen konnte ich etwa 5 — 6 concentrische Reihen sol- cher kleinerer Zellen in dem hellen innern Randsaum und 25 —30 Reihen von den grösseren, nach innen von ihm gelegenen unterscheiden, die innersten wurden etwas grösser als die meisten andern , aber auch undeutlicher , bis sie endlich in den structurlosen Theil des äussersten Schalenblatts verschwan- den. Ebenso structurlos finde ich das ganze Innenblatt. Der Rand selbst zeigt sich mehr oder minder regelmässig ge- zackt (Fig. 25. r r') oder vielmehr gekerbt. Bei Isaura habe ich durchaus weder eine helle Rand- zone noch eine maschige Zeichnung bemerkt, auch erwähnt Joly ihrer nicht. Joly beschreibt die Schalenhäutung von I Bemerkungen über die Phyllopoden. 111 Isaura in der Art, dass sich nur das Innenblatt der Schale ablöst und hier die neugebildete Schicht an die Oberfläche tritt, wogegen dies bei dem Aussenblatt nicht stattfinden, sondern dasselbe sich durch die neu hinzukommenden Schich- ten von unten her verdicken soll , so dass die Schale ihre oft durch Schmutz verunreinigte und mit kleinen andern Or- ganismen besetzte Oberfläche behält. Ich muss offen geste- hen, dass ich bei unserer Limnetis, nachdem sie die zwei- schalige Form angenommen, weder unter meinen Augen eine Häutung beobachtet, noch auch irgend wann eine abgewor- fene Hülle gefunden habe , obschon sich doch manche Indi- viduen und zwar vom verschiedensten Alter 6 bis 7 Tage lebend in meinem Zimmer erhielten. Bei Isaura wie bei Apus caucriformis geht die Häutung Nachts vor sich. Aus dem grossen Blutreichthum der Schale, der Zart- heit des Innenblattes, welche das Blut dem Wasser zugäng- lich macht und der steten Erneuerung des letzteren durch die hin- und herschwingenden Rückenäste der Füsschen, lässt sich mit Recht vermuthen, dass sie die Rolle eines Athmungs- organes spielt, und dass ausser ihr auch die so zarthäutigen, von weniger oder gar keinen Muskelsträngen durchzogenen Branchialanhänge als solche fungiren, ist mir sehr wahrschein- lich, wenn ich hier auch die Circulation aus den oben ange- führten Gründen nicht beobachten konnte. Namentlich wird dies von dem inneren unbehaarten Rückenanhang b gelten, den man öfters von Flüssigkeit beutelartig aufgetrieben findet (bei Weingeistexemplaren der Estheria dahalacensis sah ihn Strauss- Dürckheim mit rothbrauner leigartiger Masse gefüllt) — der Rückenast des borstenartigen Branchialanhanges b' lässt sich mehr mit einem Kiemendeckblatt vergleichen, was auch schon andere Forscher ausgesprochen haben, der un- tere stielartige mehr mit Muskeln erfüllte b" kann weniger in Betracht kommen. Der Darmkanal der Limnetis (Ta f. VH. Fig. 21. 23. rf) ist wie bei allen Phyllopoden ein gerades, nur vorn herab- gebogenes , den ganzen Körper durchziehendes Rohr. Die vorderste Abtheilung, der Oesophagus, ist ganz kurz und scheint durch einige Muskeln sowohl an die vordere Kopfwand als auch hinten befestigt , die hintern gehen in die Sehne der 112 Grube: Mandibelmuskeln über. Der kaum weitere Magen nimmt die Kniebiegimg ein, und vorn mündet in ihn jederseits durch einen ansehnlichen Gang ein flach traubenförmiges , bräun- lichgelbes, mitunter weisses Organ (Taf. VII. Fig. 23., 26. S), welches in den schnabelförmigen Kopftheil fast bis zur Spitze herabhängt; und aus einem Hauptkanal mit 5 bis 7 Paar ge- lappten, nach der Spitze hin kleiner werdenden, ihm anhän- genden Blindsäckchen besteht. Die eine Reihe ist nach vorn, die andere nach hinten gerichtet, und das obere Säck- chen der letzteren, das grosseste, erstreckt sich bis in die Wurzel der Oberlippe. Diese beiden dicht an einander lie- genden nur durch ein paar Muskelstränge, und den Oesopha- gus und seinen Nervenring getrennten Secretionsorgane kön- nen als Speicheldrüsen aufgefasst, auch mit den Appendices pyloricae der Fische verglichen werden. Wir haben oben gezeigt, dass sie als Ausstülpung des Magens entstehen und Anfangs lebhafte Conlraction und Expansion zeigen '). Wei- lerhin werden sie dann durch Ausläufer zusammengesetzter, wenn diese auch nicht so verästelt und so zahlreich wie bei Apus auftreten , wogegen diese Organe bei Branchipus und Artemia einfacher erscheinen. Es wäre sehr auffallend, wenn sie bei Isaura gänzlich fehlten, wie man aus Joly's Schwei- gen entnehmen müsste, ich glaube vielmehr, dass seine „mas- ses d'apparence glanduleuse entourant le cerveau", von de- nen er vermulhet, dass sie ein Hirnanhang seien , oder die Bindemasse der Eier absonderten 2), nichts anderes wie diese Organe sind. Ihre Wandung ist durchsichtig, fast farblos, dicker als die des Darms, und enthält wie diese kleine Körn- chen, die wohl einer Drüsenschicht entsprechen, und spärliche Muskelfasern (?). Die Darmwandung besteht abgesehen von dem auskleidenden Epithelium hauptsächlich aus Ringmuskeln, die Längsmuskeln stehen weiter aus einander, und beschrän- ken sich gegen den Mastdarm hin nur auf 8 dünne Züge; dieser Theil ist mitten etwas angeschwollen. 1) Lievin bemerkte auch bei erwachsenen Thieren eine langsame Contraction, mitunter selbst ein Zurücktreten von Darminhalt in sie hinein. 2) Annal. des scienc. nat. Seconde Serie Tom. XVII. p. 311. Fig. 21. d. Bemerkungen über die Phyllopoden. 113 Den Darm finde ich fast beständig mit schwarzbraunem oder grauen Inhalt, vermuthtlich zerstörter organischer Sub- stanz gefüllt, die kurzen wurstförmigen Excremente werden oft, bei Weibchen öfters selbst während der Begattung, ent- leert, und bleiben mitunter eine Zeit lang am After hängen^ so dass die Thierchen mittels derselben an Wasserpflanzen kleben bleiben. Bei dem von mir beobachteten Branchipus bildete der Darminhalt einen dunkelbraunen Strang , der im vorderen Theile des Darms dünner und geschlängelt, im hintern dicker und in den letzten Segmenten ganz gerade war, während das Darmrohr selbst überall denselben Durchmesser zeigte. War in ihm wenig enthalten, so wurden die Excrementbal- len vom Hinterende bis zum Kopfe und in umgekehrter Rich- tung ruckweise hin und her getrieben. Die Mandibeln be- wegten sich oft, auch ohne Nahrung zwischen sich zu haben, eben so rythmisch wie die Füsse , beim Fressen schlagen Mandibeln und Maxillen zusammen , während die Oberlippe etwas nach hinten gezogen und ihre Spitze gehoben wird. Alle im Wasser umherschwimmenden gröberen Theilchen treibt die Bewegung der Füsse längs ihrem Aussenrande nach hinten fort. Die Schwierigkeit, den Blutlauf bei erwachsenen Thieren zu beobachten , liegt nach meinen Erfahrungen we- niger in der Kleinheit und Spärlichkeit der Blutkörperchen, wie Lievin meint, als in der unvollkommenen Durchsichtig- keit und starken Wölbung der Schale, in den fast ununter- brochenen Schwingungen der Füsse, deren Rückenäste den grössten Theil vom Rücken des Leibes bedecken und das Auge stören , und in der Unruhe der Ortsbewegungen , die man durch künstliche Mittel beschwichtigen muss. Bei den Erwachsenen ist das Herz (Fig. 23. F} etwas gestreckter als bei der einschaligen Larve, und ziemlich spindelförmig, die Mitte dicker. Vorder - und Hinterende verjüngt zulaufend und abgerundet , wobei der obere und untere Contour drei lange sanfte Wellenrücken bildet. Es beginnt, wie bei der Larve, unmittelbar hinter dem Kopfe, und zieht sich durch die vier ersten fusstragenden Segmente; an der Grenze je zweier scheint eine seitliche verticale Spaltöff*nung zu liegen, so dass jederseits drei vorhanden wären, durch welche das hin- Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. l.Bd. g 114 Grube: ten geschlossene Herz das Blut aufnimmt , welches in den dasselbe umgebenden Raum aus Körper und Schale zusam- menströmt. Ob dieser Raum mit einer eigenen Membran aus- gekleidet sei, und ob überhaupt das Blut in wahren Gefässen oder blossen Lücken des Körpers ströme , ist eine Untersu- chung , zu der sich unsere Limnetis nicht eignet , ich kann nur sagen, dass die Circulation an den dem Auge zugäng- lichen Stellen sehr regelmässig fortgeht , und ihre Bahnen festhält. Der Austritt des Blutes aus dem Herzen findet vorn statt, ohne dass ich jedoch die OeiTnung selbst genauer er- kannt hätte ; die Ringmuskeln der Wandung , durch deren Contraction es geschieht, kann man sowohl bei Jüngern wie altern lebenden Thieren unterscheiden, wenn diese eine durch- sichtige Schale besitzen. Die Einzelheiten des Blutlaufs in den verschiedenen Körpertheilen zu ergründen, ist unmög- lich, namentlich gilt dies von den Füssen, die bei ihrer von vorn nach hinten plattgedrückten Gestalt dem Beobachter im- mer nur den Rand zukehren, und sich gegenseitig verdecken. In der Schale sieht man das Blut aus der Gegend des Scha- lenschUessers herkommen , und , wie schon erwähnt, aus ei- nem das Oval der wulstigen Kanäle umgebenden Strömchen in zahlreichen Rinnen nach allen Richtungen gegen die Pe- ripherie hin fliessen, wo es ein gegen den Kopf hin gehender Zug von Blutkörperchen aufnimmt; er verschwindet am Vor- derende des Herzens, tritt also vermuthlich geradezu in das- selbe oder in den es umgebenden Raum. Der vorn aus dem Herzen kommende Strom von dicht gedrängten Blutkörper- chen findet sogleich ein kleines Hinderniss an der zwischen dem vordem und hintern Theil des Kopfes befindlichen Ein- senkung, biegt um sie herum, und fliesst dann theils längs dem Rückenrande des Kopfschnabels , theils abwärts hinter der Insertionsstelle der Ruderantennen weiter; der vordere Strom bespült die Augen, breitet sich über die drüsigen An- hänge des Magens aus , wendet sich zur hintern Kopfwand und dann weiter zur untern Rumpffläche. Ob alles aus dem Kopf in den Rumpf tretende Blut in die Schale fliesst, wie Lievin bei Sida angiebt , oder ob nur ein Theil desselben, wie Zaddach bei Apus fand , habe ich aus den oben ange- führten Gründen nicht untersuchen können. Bemerkungen über die Phyllopoden. 115 Bei Branchipus Josepliinae wie bei den andern Arten dieser Gattung endet das Herz im vorletzten Segment, es hat in jedem Segment (etwa am Ende des zweiten Dritttheils) ein Paar mit einer Klappe versehene Spalten , durch welche das Blut einströmt, ausserdem beschreibt Budge am Hinter- ende noch eine unpaarige Oeffnung '), deren Anwesenheit mir nicht aufgefallen war, Joly sagt bei Artemia salina, dass nur eine hintere vorhanden sei. Im Herzen fliesst das Blut nach vorn , wo es ausgetrieben wird , um sich in die ver- schiedenen Partieen des Körpers zu vertheilen : in die Au- genstiele tritt es fast ringsum herein , aber nur in einem Strömchen längs dem Hinterrande hinaus , ähnlich verhält es sich mit den hinteren hornförmigen Antennen, während ich in den vorderen fadenförmigen durchaus keine Circulation bemerken konnte. In die Füsse tritt das Blut , so viel ich gesehen, von der Vorderseite und fliesst hinten aufwärts und in das zugehörige Segment. Rechts und links neben dem Herzen treiben die Blutkörperchen in einem ansehnlichen Strome von vorn nach hinten, ein Theil schlüpft sogleich in die seit- lichen Spalten desselben, der andere zieht bis an das Kör- perende. Was Apus betrifft, so muss ich auf die sehr aus- führliche Beschreibung seines Blutlaufs in der von Zaddach gelieferten Arbeit verweisen. Die Blutkörperchen von Limnetis feind schmal oval, ziemlich gleich gross, und die Farbe der Blutflüssigkeit scheint grün- lich : bei einem jungen und auch einem erwachsenen ganz bleichsüchtig aussehenden Individuum konnte ich gar keine Blutkörperchen entdecken, bei andern ebenfalls blassen waren sie mindestens nur sehr spärlich vorhanden. — Werfen wir zum Schlüsse noch einen Blick auf das Herz der nächst- verwandten Gattung Isaura; da mir keine andere Data ihres Circulalionsapparats vorliegen, so scheint dasselbe, trotz der bei weitem ansehnlicheren Körperlänge , eine ganz ähnliche kurze Form zu besitzen, wenigstens zeigt die Abbildung der jungen zweischaligen Isaura 2), dass es sich bloss durch die 4 ersten Segmente erstreckt, und Joly glaubt, dass es sich beim 1) L. c. p. 93. 2) Joly 1. c. Fig. 43. r. 116 Grube: erwachsenen Thier nicht anders verhält. Diese Kürze muss auffallen, wenn man damit das durch 1 1 Segmente hindurch- gehende Herz von Apus, und vollends das von Branchipus und Artemia vergleicht, bei denen es die ganze Rumpflänge einnimmt, und man sieht offenbar, wie sehr sich auch in die- ser Beziehung die zweischaligen Phyllopoden den Cladoce- ren nähern. Dass ich von dem Nervensystem unserer Limnetis keine ausführliche Beschreibung liefern kann, wird die Kleinheit und geringe Durchsichligkeit ihres Körpers, sowie die Schwierigkeit des Präparirens erklärlich machen. Was ich auf dem lelz- genannten Wege ermitteln konnte, war Folgendes: Die Mund- öffnung umgiebt ein gestreckter Nervenring, dessen Schen- kel vorn in ein sehr ansehnliches fast länglich rechteckiges breitgedrücktes Hirnganglion übergehen (Fig. 26. c), sie tre- ten von hinten in seine Basis, während vorn aus jeder Ecke derselben ein zarter Nerv entsteht (Fig. 26. /), der sich, längs den drüsigen Magenanhängen (S) verlaufend zu den Tast- antennen begiebt. Am obern Rande des Ganglions treten nach hinten und oben die beiden mitten merklich angeschwol- lenen Sehnerven hervor (Fig. 26. o), von denen jeder zu ei- nem der mit einander verschmolzenen zusammengesetzten Augen geht (Fig. 26. 0'); zwischen und vor den Sehnerven sieht man auf dem Ganglion eine fast halb eiförmige Erha- benheit sitzen , deren obere flache Seite das einfache Auge trägt (Fig. 26. 0). Die Schenkel des Mundringes (Fig. 26. w) sind sehr dünn und ungefähr in der Mitte ihres Verlaufs durch eine zarte um die Wurzel der Oberlippe herumlaufende Brücke verbunden i^ig. 26.3), nachdem jeder vorher zwei Aeste nach aussen zu den Adductoren der Ruderantennen geschickt hat (Fig. 26. 2). Hinter den Ursprüngen dieses Brük- kenbogens schwillt jeder Schenkel zu einem länglichen Gang- lion (7) an, welches wahrscheinlich der Anschwellung D am Mundringe von Apus in Zaddach's Fig. V. Tab. HI entspricht, und vermuthlich durch einen Querfaden mit dem der andern Seite zusammenhängt. Hierauf nähern sich die Schenkel, indem sie sich allmählich verdicken, und setzen sich in die Bauchstränge fort, welche in jedem Segment eine wenig scharf abgegrenzte, durch eine Commissur verbundene An- Bemerkungen über die Phyllopoden. 117 Schwellung bilden. An einigen vorderen Segmenten schien mir die Commissur einfach, an den hintern aber bestand sie deutlich aus zwei von einander getrennten Strängen (Fig. 27); hiedurch und indem die Bauchstränge ziemlich weit und wei- ter als bei Apus aus einander liegen i), gewinnt dieser Theil des Nervensystems durchaus das Ansehen einer Strickleiter. Aus mehreren dieser Ganglien sah ich drei Fäden nach aussen treten. Das vorderste Ganglienpaar (Fig. 26. M) versorgt die Mandibeln und schickt ausserdem noch einen Nerven nach vorn und innen ab, den ich aber nicht weiter verfolgen konnte, und der verinuthlich dem Nerven k in Zaddach's Fig. V. Tab. III entspricht, das zweite (ilf) dient wahrscheinlich für die Ma- xillen, die folgenden gehören zu den Rumpffüssen. Jene vor- deren Ganglien sind besonders schwer herauszupräpariren, weil sie unmittelbar von den sehr festen Aponeurosen der hierin einander übergehenden Mandibel- und Ruderantennen- muskeln bedeckt sind, ich habe niemals die Fig. 26 gegebene Darstellung des Mundringes nach einem einzigen Präparat entwerfen können, sondern war genöthigt, dieselbe aus meh- reren zu combiniren. Die Dicke der Nervenstränge fand ich gegen das Körperende hin nur 0,028 Lin., die der einen Com- missur 0,015 Lin., der andern nur 0,003 Lin., gegen den Mund hin nimmt die Dicke der Stränge bis auf 0,036 Lin. zu, und die der Brücken, wo sie ungetheilt sind, beträgt hier 0,022 Lin. Von den übrigen Phyllopoden kennen wir nur das Nervensystem bei Apus, und zwar durch die vortreffliche Arbeit Zaddach's. Die Grundzüge dieses Nervensystems sind dieselben wie bei unserer Limnetis, deren Kleinheit mir für jetzt nicht weiter in seiner Erkenntniss vorzudringen gestat- tete. Von Isaura und Artemia haben wir nur eine Darstel- lung der Augennerven, und meine Exemplare sind so wenig gut erhalten, dass ich ihre Zergliederung ohne Erfolg ver- suchen würde. So leicht sich äusserlich die Geschlechter der Limne- tis durch die Kopfform, die Zahl und die Gestalt der Fuss- paare unterscheiden lassen, so ist es mir doch nur mit Mühe gelungen, über die innern Geschlecht sth eile und 1) Zaddach Tab. IlL Fig. 1. 118 Grube: deren Ausführungsgänge vollkommenen Aufschluss zu erhal- ten. Die weiblichen Genitalien erstrecken sich unter und neben dem Darme und bestehen aus kurzen ästigen in einen Hauptgang ausgehenden Kanälen , an deren Blindenden die Eierchen entstehen ; an derselben Stelle liegen bei den Männ- chen die trübe weisslich aussehenden traubigen Hoden, in de- nen ich durchaus keine sich bewegende oder auch nur auf- fallend geformte Spermatozoen , sondern nur kleine ovale Ballen von 0,045 Lin. Länge erkennen konnte. Jedes die- ser Organe bei Männchen und Weibchen ist von einem zier- lichen Netzwerk ziemlich weitläufiger schräg sich durchkreu- zender Muskelbündel umgeben, ganz so wie Zaddach bei Apus abbildet ^). Die Begattung kann nur eine innere sein. Gegen das Ende des Mai entwickeln sich die Eierchen im Ovarium. Die kleinsten mit deutlichen Keimbläschen, die ich beobachtet habe, massen 0,027 Lin. im Durchmesser, die grössten unbefruchteten 0,051 Lin. — Bei eben so grossen nahe der Mündung gelegenen fehlte schon das Keimbläschen; mit den ersten Tagen des Juni treten sie aus dem Oviduct her- vor und werden aussen am Körper getragen : solche messen 0,053 bis 0,063 Lin. im Durchmesser, sehen blassgrün oder grünlichgrau aus, und sind jedes ausser seiner Dotterhaut (Fig. 17. V)') noch von einer besondern durchsichtigen Hülle umgeben («)"), welche anfangs von derselben weiter absteht, dann aber zusammenschrumpft, sich eng an sie anlegt, und auf ihrer Oberfläche eine Menge kleiner flacher Vertiefungen zeigt, so dass der Contour bei 210facher Vergrösserung klein- wellig erscheint (Fig. 18). — Wird ein solches Eichen ge- presst, so zerreissen die Hüllen mit einem leichten Knick und es fliesst ein feinkörniger Inhalt mit starker Molekularbewe- gung heraus, in ihm auch spärliche Fettbläschen von 0,0012 Lin. im Durchmesser und kleiner. Bei einigen dieser Eichen konnte ich bereits die Anfänge der Dotterfurchung, obwohl nur undeutlich, erkennen. Demnach stimmen die Eier der Limnetis sowohl in ihrem Inhalte als auch in ihren Hüllen mit den sogenannten Wintereiern der Daphnien, Polyphemen und anderer Cladoceren überein , mit denen sie auch dieBe- 1) Zaddach 0. c. Tab. L Fig. L LL\ Bemerkungen über die Phyllopoden. 119 Stimmung theilen, nach dem Austrocknen der Pfützen nämlich und dem Tode der Mütter den Herbst und Winter zu über- dauern , und sich erst im nächsten Frühjahr zu entwickeln. Lievin giebt an , dass die an dem Rumpfe des Weibchens getragenen Eier von einem gemeinsamen zarthäutigen Sack umgeben seien, ich muss dies aber für eine Täuschung hal- ten, dadurch entstanden, dass er nicht ganz frisch gelegte, sondern schon etwas ältere Eier vor sich gehabt hat, deren äussere Hüllen bereits fester an einander liegen ; bei frisch- gelegten kann man deutlich die dazwischen befindlichen und sich gleichbleibenden , zum Theil mit einer durchsichtigen Masse ausgefüllten Zwischenräume erkennen (Taf. VI. Fig. 17). Auch Joly ') spricht bei seiner Isaura von einer schalenartigen Hülle (coque membraneuse assez epaisse), welche die frisch- gelegten Eier umgiebt, und weiterhin sie so fest vereinigt, dass die ganze Masse das Ansehen einer Platte von horniger Con- sistenz hat. In solcher Form sehe ich sie auch bei meinem Weingeistexemplar. Die hakig gebogenen Häärchen (cils crochus) , welche Joly an der Dotterhaut abbildet, habe ich nicht bemerkt, ebensowenig konnte ich an den Eiern von Branchipus losephinae die Stacheln wahrnehmen, die Prevost und Budge an denen von Br. diaphanus beschreiben. Darin aber stimmen alle Phyllopoden überein, dass sie Eier legen; diese sind grösser und weniger zahlreich bei den Nebalien, kleiner und in grösserer Menge vorhanden bei den übrigen. Nur Artemia salina soll zu Zeiten auch lebende Junge ge- bären und zwar hat dies Joly in den Sommermonaten be- merkt, während vor dem Juli und nach dem September die Fortpflanzung durch Eier geschieht. Bei letzterer tritt zu- weilen der merkwürdige Umstand ein, dass sich fünf bis sechs Weibchen vereinen, um die Eier mit einer gemeinsamen aus Fäden bestehenden Hülle zu umgeben. Was Lievin von der Ausmündung der weiblichen Genitalien sagt 2), muss ich der Hauptsache nach bestätigen, er glaubte sie „in einer eigenen segeiförmigen Falte am Rücken der untern (d. h. der hin- tern) Leibesringe erkannt zu haben," sie liegt vielmehr da- 1) Joly 1. c. p. 319. 2) Lievin 1. c. p. 12. 120 Grube: neben. Man findet nämlich bei den Weibchen der Limnetis beiderseits hoch oben an der Seilenwand der drei letzten fusstragenden Segmente ein etwas schräg nach hinten her- absteigendes häutiges Blatt, dessen oberer Rand in drei an- sehnliche Zipfel ausläuft (Taf.V. Fig. 1. Taf.Vl. Fig. 15. 16), deren Form und Lage aber so verschieden ist, dass ich die- ses Blatt für selbstständiger Bewegungen fähig halten muss. Am Grunde desselben, und zwar an der Aussenseite, gelangt man durch eine weite Oeffnung in den zur Seite des Darms gelegenen Raum , in welchem sich die Eier befinden , das Lumen der Oeffnung ist so ansehnlich, dass man eine feinere Nadel ohne Mühe hineinführen kann, auch schien das Her- vortreten der Eier, das hin und wieder unter meinen Au- gen vor sich ging, immer sehr leicht und ohne Anstren- gung zu geschehen. Vermuthlich machen, wenn das Thier nicht beunruhigt wird, die oben beschriebenen Eierträger des 9. und 10. Fusspaars cTaf. V. Fig. 1. Fig. 8. Taf. VL Fig. 15 e), welche unmittelbar vor jenem Blatte liegen, und in der Ruhe nach oben gerichtet sind, eine Bewegung abwärts gegen die hervortretenden Eichen hin , und die ersten heften sich an ihre Spitze. Oftmals habe ich diese Organe, nachdem sie sich schon ein Eichen angelegt hatten, in solcher Krümmung gefunden , und wenn sie abgeschnitten wurden , erregte die Energie ihrer Bewegungen meine Verwunderung. Dass sie hohl sind, hat auch Lievin angegeben ; er fand die gekernten Zellen, mit denen ihr Inneres erfüllt ist, denen ähnlich, die er in den männlichen Organen mancher Cladoceren gesehen, und gründet hierauf eine Vermuthung, die ich nicht theilen kann und sogleich besprechen werde. Mir scheint nur frag- lich, ob jene Eierträger nicht auch vielleicht zur Bereitung der Flüssigkeit dienen, welche die äussere, nachher so stark einschrumpfende Hülle der Eier bildet. Ich vermisste die- selbe bei den unter meinen Augen austretenden, welche sich nicht anhefteten. Doch kann dies auch darin seinen Grund haben , dass dies Geschäft nicht seinen ruhigen Fortgang hatte, dass das vielleicht im Augenblick des Legens von den Genitalien selbst ergossene Fluidum nicht Zeit hatte, sich ge- hörig um das Eichen zu formen und es zu überziehen: an- dererseits habe ich an dem mit dem Haarschopf versehenen Bemerkungen über die Phyllopoden. 121 Ende des Eierträgers (Taf. VI. Fig. 17) keine deutliche Mündung des innern Kanals wahrgenommen, wüssle auch nicht zu er- klären, wie sich eine Flüssigkeit von hier aus über solche Eier ergiessen sollte, welche erst dann, nachdem der Eierträger selbst schon ganz umlagert ist, hervortreten und sich an die andern befestigen. Zur Empfangnahme solcher Eier kann auch der Eierträger schwerlich eine Bewegung machen , zumal da öfters die Borsten der benachbarten Branchialanhänge dem Eierklumpen mit ankleben, und so die freiere Bewegung jenes Organes behindern müssen. Die Zahl der Eierchen steigt allmählich jederseits bis auf 50, 60 und mehr, s-ie legen sich so an einander, dass sie einen platten Knochen oder eine Scheibe bilden, welche lange von den emporgestreckten Grif- feln getragen , zuletzt aber an die Innenfläche der Schale abgesetzt wird. Lievin glaubt zuweilen nahe vor der Ansatzstelle der Eierträger kleine Oeffnungen bemerkt zu haben, durch wel- che , wie er meint , der Same bei der Copula eintreten würde, um durch den Kanal jener Organe zu den Eiern zu gelangen, ist also geneigt eine äussere Befruchtung anzu- nehmen , was schon deshalb nicht wahrscheinlich ist, weil aus den Eierträgern, wenn sie schon rings von Eiern umge- ben sind, der Same nicht füglich mehr zu den spätem An- kömmlingen gelangen kann. Ueberdies aber spricht meine Beobachtung über das Verschwinden des Keimbläschens der Eier in den Genitalien dagegen ; die Begattung muss also eine innere sein. Das Hervortreten des Samens zu se- hen, wird wegen der unvollkommenen Durchsichtigkeit der Schale schwerlich gelingen , doch habe ich nach langem Suchen die Oeffnungen gefunden , durch welche er hervor- tritt. Es war mir unwahrscheinlich, dass sie sich am End- segmente selbst befinden sollten, da sich dieses bei der Be- gattung dem Leibe des Weibchens nicht unmittelbar anlegt, und indem ich eines Tages mit einer Nadelspitze an den vor- hergehenden Leibesringen eines in Aether getödteten und stark aufgetriebenen Männchens tastend umherfuhr, gelangte ich nahe der Basis eines der betreffenden Fusspaare in das Innere des Körpers. Es war dies aber eines der letzten Männchen, die ich überhaupt noch frisch getödtet unlersu- ItS Grube: dien konnte, und wiederholte Versuche wollten nicht gelin- g-en ; alle frühere Zeit hatte ich , ohne ein Resultat zu erlan- gen, auf die Betrachtung der einzeln abgelösten Füsschen und die Durchmusterung ihrer einzelnen Theile behufs jener Nach- forschung gewendet. In dieser Verzweiflung griff ich zu meinen Weingeistexemplaren, indem ich ihre Rückenfläche mit meinen schärfsten Linsen durchmusterte , und so ent- deckte ich genau an derselben Stelle , wo beim Weibchen die Eierklappen liegen , nämlich an der Rückenseite der drei letzten fusstragenden Segmente jederseits ein zartes längliches horizontalliegendes Blättchen, dessen schwach drei- lappiger Rand nur wenig über die Basis der Füsse hervor- ragt, weshalb es auch so schwer zu erkennen ist. Führte ich eine feine Nadel unter dies Blättchen, d. h. zwischen dasselbe und den Rücken des Rumpfes, so gelangte ich durch eine Oeffnung in den Innenraum des Körpers, in dem die männlichen Genitalerzeugnisse liegen. Von den Genitalien der Apus und von der Art, wie sie ihre Eier tragen, ist schon p. 85 und p. 118 die Rede gewe- sen , sie stimmen mit Limnetis noch eher überein als die Branchipus, deren Genitalien theils in dem Rumpfe selbst, theils in einem von der Bauchseite desselben herabhängenden Sack enthalten sind ^). Er besitzt an den beiden ersten, bei manchen Arten angeblich bloss an dem ersten der fusslosen Segmente, und endigt bei den Männchen jederseits in ein Paar Zipfel, unter deren äusserem weiter vorragenden die Oeff- des Vas deferens liegt , welche also doppelt ist, wogegen die entsprechende der Weibchen unpaarig ist und sich gerade in der Mitte befindet. Die kleinen Eier in der Partie des Eierschlauchs, welche hin und her gewunden in dem Behäl- ter liegt, zeigen die auffallende Erscheinung, einer beständi- gen Hin- und Herbewegung, indem dieser Schlauch sich ab- wechselnd verkürzt und verlängert; an den grossen, reifen nahe der Mündung, und an den im hintern Rumpftheile selbst gelegenen Eiern bemerkt man diese Bewegung durchaus nicht. Der Paarungsact geht bei unserer Limnetis in folgen- der Weise vor sich: nachdem das Männchen die eine Schale 1) Taf. Yin. Fig. 1. Fig, 5. dieser Abhandl. tr. o. Bemerkungen über die Phyllopoden. 123 des Weibchens am Rande mit seinen Greiforganen gepackt hat, — wobei sich die beiden Körper rechtwinklig gegen einander zu stellen pflegen, die gabiigen Antennen des Männ- chens wie Stützen auf der Schale des Weibchens ausgespreizt werden, und die Kopfspilze des ersteren auf dieser ruht — hört für eine kurze Zeit die Bewegung der Füsse auf, das Männchen legt die hintern an die entsprechenden des Weibchens, und macht eine Bewegung, als wenn es etwas andrückte , und das Weibchen schliesst während dessen die vorhin weit klaffenden Schalen so viel als möglich ; hierauf werden diese wieder geöffnet und die Füsse beider Thiere setzen sich von neuem und zwar in heftigere Schwingung. Der Act der Samenübertragung , denn diese scheint durchaus beim Anlegen der hintern Fusspaare zu erfolgen, wiederholt sich nach einer kürzern oder längern Pause, ohne dass das Männchen losliesse; es hält das Weibchen vielmehr so fest gepackt , dass , wenn man dieses mit einer Pincette heraushebt, das Männchen an ihm hängen bleibt. Lievin hat die Paarung bis 8 Minuten, ich das Zusammenbleiben noch län- ger anhalten gesehen, ohne dass es einem von uns gelungen wäre, den genaueren Vorgang der Samenübertragung wahr- zunehmen; so sehr behindert die geringe Durchsichtigkeit der Schale die Beobachtung. Die Männchen sind so hitzig, dass zuweilen ein Weibchen von zweien gefasst wird , von einem an der rechten, vom andern an der linken Schale, und indem beide ihren Geschlechtstrieb gleichzeitig befriedigen wollen, stören sie sich gegenseitig. Auch ergreift wohl ein Männchen ein anderes oder ein todtes Weibchen, und oft bilden sich ganze Gruppen von vier oder fünf Thieren, wie schon Müller angiebt i) und tummeln so sich lustig durch's Wasser. Aehnliche Scenen und überhaupt ein ähnliches Ver- halten bei der Paarung , soweit er sie beobachten konnte, beschreibt auch Joly bei seiner Isaura 2) , bei der er eben- falls eine innere Begattung vermuthet. Doch scheint hier die Zahl der Männchen grösser , indem sich unter den 30 von 1) 0. Fr. Müller Entomostr. p. 70. 2) Annal. des gcienc, nal. 1. c. p. 318. 124 Grube: ihm untersuchten Individuen nur 6 Weibchen befanden. Bei unserer Limnetis tritt keines der beiden Geschlechter über- wiegend auf, doch waren gegen das Ende ihrer Zeit die Weibchen etwas spärlicher. Dasselbe Verhältniss scheint im Allgemeinen auch bei unserni Branchipus stattzufinden, des- sen Begattung mir leider entgangen ist^ obwohl ich Männ- chen und Weibchen Tage lang zusammenhielt. Prevosl, der diesen Act bei Br. diaphanus gesehen hat ')? beschreibt ihn in der Art, dass das Männchen nach längerer vergeblicher Verfolgung des Weibchens, dasselbe endlich mit dem hintern Anlennenpaar umfasst, und es den Schwanztheil rückwärts in die Höhe zu krümmen und seinen eigenen Genitalien zu nähern nöthigt, und setzt hinzu, dass, wenn dies wirklich die Paarung ist, sie nur einen Augenblick dauert. Budge 2) be- merkte nur das Ergreifen mit den Antennen, wobei das Männ- chen auf dem Rücken liegend unter das Weibchen schwimmt, die Begattung selbst sollte am Boden des Gefässes ausgeführt sein. Unter den bis zum Anfang des Mai gefangenen er- wachsenen gab es etwa ömal so viel Weibchen als Männ- chen , bei den um diese Zeit erscheinenden Jungen war das männliche Geschlecht überwiegend, bis mit dem Anfang des Juni auch hier wiederum die Weibchen vorherrschend wur- den. Joly, der dasselbe Thier bei Toulouse beobachtet, fand im Allgemeinen die Zahl der Männchen hinter der der Weib- chen weit zurückstehend. Die männlichen Thiere der übri- gen Phyllopoden sind zumTheil noch gar nicht bekannt, zum Theil äusserst selten. So hatBrongniart unter mehr als 1000 Individuen von Limnadia Hermanni nicht ein einziges Männ- chen angetrofren_, und Schäffer, der sich vier Jahre lang mit dem Apus cancriformis beschäftigt, sowie Berthold und Zad- dach waren bei ihren Bemühungen nicht glücklicher, woher sie vermuthen , dass diese Crustaceen Zwitter seien , doch zweifelt Siebold, ob die Organe, die Zaddnch für die männ- lichen hält, nicht zu dem weiblichen Geschlechtsapparat ge- hören. Für die Artemien waren die Aussichten nicht günsti- 1) Jurine Histoire des Monocles p. 212. 2) Verhandlungen des naturhist, Verein? der Rheinlande 1846. pag.87, Bemerkungen über die Phyllopoden. 1*5 ger. Nachdem nämlich Joly 3000 Individuen der Artemia salina uniersucht, und nur weibliche Thiere gefunden, neigte auch er sich zu der Ansicht, dafs es keine Männchen gäbe, und deutete die Angaben des Dr. Schlosser, des ältesten Be- obachters dieser Thiere, dahin, dass die von ihm ausser den Weibchen beschriebenen Individuen mit langen in jeder Rich- tung beweglichen, zwischen dem Kopf und ersten Fusspaar befindlichen Armen, nichts anders als Larven seien. Seitdem wir jedoch durch S. Fischer ') die Männchen der Artemia arietina kennen gelernt haben, gewinnt Schlossers Mittheilung ein neues Gewicht, und die Gattungen Limnadia , Apus und Nebalia würden als die einzigen übrig bleiben, deren Männ- chen man noch zu entdecken hätte. Keine Art von Phyllopoden der Binnengewässer scheint den Sommer zu überdauern , die meisten sind wahre Früh- lingsthiere und erleben kaum die Mitte des Sommers. Die Artemien , welche Salzseen bewohnen , kommen um , sobald das Wasser durch die Sonnenhitze zu concentrirt wird , die übrigen durch das Austrocknen ihrer Pfützen. Aus Budge's Beobachtungen , der bei Bonn bereits im April erwachsene Männchen und Weibchen von Branchipus diaphanus antraf, geht nicht nothwendig hervor , dass diese dort den Winter ausgehalten haben; sie können bereits im März aus Eiern entstanden, und die im Mai erschienenen Jungen eine zweite Generation gewesen sein, wie denn auch aus Prevost's Dar- stellung ersichtlich scheint, dass sich die von ihm beschrie- benen Jungen aus Sommereiern entwickelt hatten. Ebenso hat Joly aus einigen Eiern seiner Isaura während des Som- mers Junge gezogen. Von Apus productus und Branchipus Josephinae erscheinen bei uns im frühesten Frühjahr nur Ju- gendzustände, wachsen während des Mai aus, begatten sich, und sterben, nachdem die Eier gelegt sind, ohne dass diese in demselben Jahr auskommen, und gleiches gilt von unse- rer Limnetis. Sobald die Oberfläche des Wassers vom Eise befreit ist, zeigen sich ihre Larven, im Anfang des Juni erfolgt die Paarung und beginnt das Eierlegen , und mit dem Ende dieses Monats sind bereits alle Thierchen verschwunden. Die 1) Middendorf Sibir. Reise. Branchiopod. p. 10. 126 Grube: zuletzt übrig bleibenden haben ein lustiges oder vielmehr ein trauriges Ansehen; ihre Schale, zum Theil auch ihr Körper, ist aussen und innen mit Conferven und Vorticellen bedeckt, trotz den Anstrengungen ihrer Füsse muss es ihnen schwer fallen , das zur Athmung erforderliche Wasser zu erneuern, und dennoch halten sie in diesem Zustande im Freien noch lange aus, während sie im Zimmer aufbewahrt sehr bald da- durch zu Grunde gehen. Bei dieser Gelegenheit muss ich auf die schon oben erwähnten bald mehr schlauch- bald gestreckt eiförmigen Bläschen oder Säckchen zurück kommen, welche sich fast immer und oft in so grosser Zahl an den Füssen, zuweilen auch an den Ruderantennen zeigen , und derer die Beschreiber nicht gedenken (Taf. VI. Fig. 19. w). Sie sind bald etwas länger bald etwas kürzer als die Borsten, aufdun- kelem Grunde glänzend, und sitzen beständig mit einem ihrer Enden entweder am Rande einer Fläche, oder an einer Borste selber an. Dieses Ende läuft in einen kurzen Stiel aus. An dem Körperchen selbst unterscheidet man eine starre oder straffe farblose Hülle und einen weisslichen aus feiner bläs- chenartig-körniger Masse bestehenden Inhalt. Ich muss ge- stehen, dass ich diese Blindschläuche anfänglich, da ich sie zufällig nur an weiblichen Thieren fand, für angeklebte Sa- menschläuche halten wollte , als ich aber in ihrer Structur keine Aehnlichkeit mit der von Siebold bei Cyclopsine ca- stor beschriebenen entdecken konnte, auch bald darauf diese Körperchen an den Füssen von Männchen , ja sogar junger noch nicht begaltungsfähiger Thierchen antraf, auch nach er- folgter Begattung keine Verminderung derselben wahrnahm, musste ich von dieser Vermuthung zurück kommen. Ueber- dies habe ich ganz ähnliche Körperchen auch an den Füssen von Branchipus paludosus gesehen, bei welchem die Begat- tung durch Ruthen geschieht, es kann also nur noch die Frage entstehen, ob man sie als Organe dieser Thiere oder als etw^as ihnen bloss anhängendes fremdartiges betrachten soll. Das er- stere ist deshalb nicht annehmbar, weil man keinen Zusammen- hang mit dem Innern der Füsse oder Antennen erkennen kann, und ich möchte daher in diesen Körperchen die Anfänge an- derer Organismen vermulhen , über die man weitere Unter- suchungen anstellen müsste. Ich kann nur noch hinzufügen, Bemerkungen über die Phyllopoden. 1Ö7 dass ich in einem Falle beobachtet, dass sich der Inhalt des Schlauches von beiden Enden zurückgezogen hatte, und von einer besondern Hülle umgeben schien, die Enden des Schlau- ches selbst waren vollkommen durchsichtig. Ob nicht die frei- lich viel kleineren Bläschen, welche Joly an den Borsten ei- nes stark vergrösserten Fusses von Isaura abbildet*), etwas ähnliches sein sollten? Directe Versuche über die Reproduclionskraft der Lim- netis habe ich nicht angestellt, doch sind mir bei der Unter- suchung der Extremitäten niemals Parlieen aufgefallen, an welchen Spuren von Reproduction sichtbar gewesen wä- ren. Oefters fehlte den vordem Füssen , auch wohl den Ruderantennen ein grösseres oder kleineres Stück ihres End- theils, oder der Schale ein Stück ihres Randes, dann er- schienen aber jedesmal die Wundränder scharf begrenzt und schwarz gefärbt , eine Beobachtung , welche auch Joly bei Isaura gemacht hat 2}. Dasselbe sieht man mitunter sogar an Borsten unserer Limnetis, welche nahe der Basis abgebrochen sind. Aus Joly's Untersuchungen über die Artemia salina entnehmen wir, dass abgeschnittene Körpertheile nie ersetzt, das Leben durch solche Operation vielmehr meistens gefähr- det wurde. So ergeben sich denn aus diesen Untersuchungen für die Gattung Limnetis , theils als Bestätigung , Iheils als Er- gänzung von Loven's und Lievin's Arbeiten folgende Re- sultate: 1. Die Larve, deren Gestalt unmittelbar nach dem Auskriechen aus dem Ei noch unbekannt ist, hat, wenn sie eine Länge von '/j Lin. erreicht, einen flachgewölbten Rük- kenschild , einen noch nicht beweglichen vorn conischen Kopftheil mit zwei gewaltigen Seitenstacheln, eine auffallend grosse, ebenfalls nicht bewegliche Lippenplatle , die von der Bauchseite des Kopfes abgeht , und nach hinten und unten gerichtet ist , nur ein einfaches Auge und zwei Paar Ruder- 1) Annales des scienc. natur. Seconde Serie Tom. XVIL pl.8. Fig. 18. 2) L. c. p.339. 128 Grube: extremitäten, von denen das vordere zu den Ruderantennen, das hintere zu den Mandibeln des erwachsenen Thieres v^^ird. 2. In diesem Zustande entstehen allmählich auch die Rumpffüsse (doch ohne in Thätigkeit zu treten) , die zusam- mengesetzten Augen , und mit ihnen gleichzeitig Herz und Blutbevvegung. 3. Durch eine Häutung (nach ungefährer Rechnung am 4ten oder öten Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei) geht das Thierchen in die Form über, die es fortan behält, d. h. es bekommt eine zweiklappige Schale, einen beweglichen Kopf und Oberlippe, Tastantennen und lappig eingeschnittene blattartige borstenrandige Rumpffüsse, deren Zahl anfangs nicht mehr als 5 bis 6 beträgt. Ruderantennen und Mandibeln ha- ben die auch weiterhin bestehende Gestalt , doch sind jene erst dreigliedrig. 4. Im erwachsenen Zustande zeigt der Stamm des Ner- vensystems die Form einer Strickleiter , indem die Bauch- stränge ziemlich weit von einander abstehen, und durch Quer- fäden verbunden sind. 5. Der Mundring ist, wie gewöhnlich, bedeutend in die Länge gestreckt, seine Schenkel in der Mitte ihres Ver- laufs durch einen Quernerven verbunden , geben die Aeste für die Ruderantennen ab. 6. Das einfache Auge verkümmert im erwachsenen Zustande, die zusammengesetzten vereinigen sich, ohne ganz zu verschmelzen, auch bleiben ihre Sehnerven getrennt. 7. Das Herz ist kurz und erstreckt sich durch die vier ersten fusstragenden Segmente. 8. An der Schale kann man drei Blätter unterschei- den; dem mittleren, einer weichen von zahlreichen Blut- strömchen netzartig durchzogenen Schicht, verdanken die an- deren ihre Entstehung, sie bilden die Ueberzüge und ent- sprechen der Epidermis. 9. Die Fasern des Schalenschliessmuskels entspringen aus der mittleren Schicht, welcher auch die ihn in einem Oval umgebenden concentrischen Kanäle angehören. 10. Der äussere Ueberzug der Schale ist das stärkste und festeste Blatt derselben , der innere dagegen sehr zartj Bemerkungen über die Phyllopoden. 129 woher wahrscheinlich an der Innenfläche dieses blutreichen Organs die Respiration vor sich geht. 11. Die Schale besieht aus zwei durch eine elasti- sche Rückenfalte verbundenen Klappen , das obere und un- tere Blatt der Falte geht in die Haut des Kopfes und Rum- pfes über. 12. Der Bau der Füsse stimmt am meisten mit Esthe- ria cisaura) überein; die Rückenanhänge ihres Aussenrandes (Branchialanhänge) , besonders der unbehaarte scheint, wie die Schale, besonders als Respirationsorgan zu dienen. 13. Der Darmkanal ist ein gerades Rohr; die beiden kurzen einfachen Blindsäckchen des Larvenmagens bilden sich zu den grofsen vielfach gelappten Secretionsorganen aus, welche beim erwachsenen Thier bis in die Spitze des Kopf- schnabels herabreichen und in den Magen münden. 14. DieOeffnung, durch welche die Eier hervortreten, befindet sich am Grunde und zwar an der Aussenseite ei- nes rechts und links am Rücken sitzenden, häutigen, dreizipf- ligen Blattes , das sich über die 3 hintersten fusstragenden Segmente erstreckt. 15. Die griffeiförmigen beweglichen Stiele, des 9ten und lOten Fusspaars, um welche sich die befruchteten Eier be- festigen , sind eine Umwandlung der borstenrandigen äusse- ren Rückenanhänge der vorderen Füsse. 16. Die männlichen Oeffnungen liegen an derselben Stelle, an welcher die weiblichen, doch bleibt das Blatt, das sie bedeckt, rudimentär. 17. Bewegliche Samenkörperchen fehlen, vielmehr bil- den sich nur rundliche Samenballen. 18. Die Begattung ist eine innerliche. 19. Die Uebertragung des Samens muss , da beson- dere Ruthen fehlen , durch die hintern Fusspaare gesche- hen , während die Greiffüsse des Männchens das Weibchen an der Schale gepackt haben. 20. Keines der beiden Geschlechter ist der Zahl nach merklich überwiegend. 21. Männchen und Weibchen sind schon äusserlich un- terscheidbar : Archiv f. Natursescb. XIX. Jahrg. l.Bd. 9 ISO Grube: a) durch die Gestalt des Kopfes, dessen Schnabel beim Männchen in eine abgestutzte , beim Weibchen in eine scharfe Spitze ausläuft. b) durch die Zahl der Fusspaare , die beim Männchen nur 10, beim Weibchen 12 beträgt. c) durch die Beschaffenheit der hintern drei fusstragen- den Segmente , auf denen bei den Weibchen jeder- seits ein ansehnliches dreizipfliges Blatt hervorragt. d) durch die Beschaffenheit des 9len und lOten Fuss- paars, dessen Rückenanhänge beim Weibchen grif- feiförmig sind und die Eier tragen, beim Männchen fehlen. 22. Indem die Pfützen, welche den Limnetis zum Auf- enthalt dienen, im Sommer austrocknen^ gehen die ausgebil- deten Thiere unter und es erhalten sich nur die Eier. 23. Die Entwicklung der Eier fällt in das erste Frühjahr. 24. Sowohl in der Organisation wie in den Lebensver- hältnissen schliefst sich Limnetis am meisten an Estheria (Isaura) an. II. Da mich die Untersuchungen über den Bau und die Ent- wicklung der Limnetis und ihre Vergleichung mit den übri- gen Phyllopoden zu einer genauem Durchsicht dieser Gruppe nöthigten, so glaube ich späteren Bearbeitern Zeit zu erspa- ren , wenn ich hier eine Zusammenstellung sämmllicher Gat- tungen und Arten folgen lasse, und mit einigen kritischen Bemerkungen begleite. Es werden im Ganzen '9 Gattungen aufgeführt: Branchipus Schaff., Artemia Leach, Polyartemia S. Fisch., Eulimene Latr., Apus Schaff., Limnetis Lov., Esthe- ria Rüpp., Limnadia Brong. und Nebalia Leach. Von diesen stehen die erstgenannten acht in einer nähern Verwandtschaft, während Nebalia , deren Innern Bau wir freilich noch nicht kennen, sich jedenfalls durch die Beschaffenheit ihrer Extre- mitäten und nach den Andeutungen von Kröyer auch durch ihre Jugendzuslände weiter von ihnen entfernt, und nach Bemerkungen über die Phyllopoden. 131 Milne Edwards den Uebergang von Apus zu Mysis zu bilden scheint, weshalb wir sie zuletzt betrachten wollen. Jene acht lassen sich nach ihren Bedeckungen leicht in drei Abthei- lungen bringen, wie die folgende Uebersicht zeigt. A. Phyllopoden i. e. S. 1 . Körper nackt : Branchipus, Polyartemia, Artemia, Eulimene, 2. 3. Körper grossen-l ^ „.. , , -u n i ^■^u^ » ^ 2. Ruckenschild flach gewölbt: Apus. theils oder ganz vonL, „.. , , ., , . ... „ , , ., , (3. Ruckenschild eine zweiklappige einem RückenschildeK , , _. ,. t^., . t- i- , , Schale: Limnetts, Esthena. Ltmnadia. bedeckt | 1. Bei den Phyllopoden der ersten Abtheilung (Familie Bran- chipiens Edw.) haben wir einen vom Rumpf abgesetzten und durch eine quere Einschnürung zweitheiligen Kopf, mit ge- stielten beweglichen Augen , und zwei ansehnlichen Anten- nenpaaren , von denen keines als Bewegungsorgan dient 0 ; das vordere derselben oder das erste sitzt über dem andern, und ist borstenförmig , dieses aber hat die Gestalt von Hör- nern , entwickelt sich bei den Männchen bei weitem stärker und wird zum Ergreifen und Halten der Weibchen bei der Begattung benutzt. Am hintern Kopftheil sitzen 1 PaarMan- dibeln und 2 Paar Maxillen^ deren zweites rudimentär. Die Vorderhälfte des Rumpfes trägt wenigstens UFusspaare, die hintere ist fusslos, und endet in zwei mehr oder minder aus- gebildete Blättchen, an den Füssen kann man keinen Kiefer- fortsatz unterscheiden , und von den Anhängen des Aussen- randes ist der haarlose (schlauchförmige) Branchialanhang seitlich und nach unten gerichtet, über ihm kommen ein oder zwei ebenfalls unbehaarte und sehr zarte Blätter vor , nach innen wie ober- und unterhalb ein schmaler behaarter An- hang, derTarsallappen, der untere Tibiallappen ist der grösste, die übrigen winzig. Die Füsse dienen allein zur Ortsbewe- gung. Männchen und Weibchen tragen unten an den vor- dersten fusslosen Segmenten einen Beutel , der den grös- seren Theil der Genitalien , und beim Weibchen namentlich die reifen Eier enthält (vgl. p. 121.). 1) Vgl. die Figuren 1—5. Taf. VIII. dieser Abhandlung, welche sich überhaupt auf Branchipus beziehen. 132 Grube: Wenn die Larven aus dem Ei schlüpfen , besitzen sie 3 Paar Kopfextremitäten, von denen die beiden hintern (dem 2ten Antennenpaar und den Mandibeln entsprechenden) zum Rudern dienen, die vordem wie bei den Erwachsenen ge- staltet sind. Von den Schwanzanhängen sieht man noch keine Spur. Die drüsigen Magenanhänge dieser Phyllopoden entvvik- keln sich wenig , ihr Herz erstreckt sich durch den ganzen Rumpf, und die Eileiter machen lebhafte Bewegungen, durch welche die Eier beständig hin und her geschoben werden. Was die Aufstellung der Gattungen betrifft, so ist zu- vörderst zu untersuchen , ob die Gattung Artemia auch fer- nerhin von Branchipus getrennt bleiben darf, dessen nahe Verwandtschaft alle Forscher anerkannt haben. Der Grund, welcher Leach zur Gründung dieser Gattung bewog , war nach Edwards die Endigung des Leibes, dessen letztes Seg- ment bei Branchipus 2 ansehnliche ringsum mit Borsten be- setzte Blättchen trägt , bei Artemia einfach zweilappig sein soll (simplement bilobe). Joly beschreibt aber an diesem Segment der Artemia salina ') zwei nicht unansehnliche fin- gerförmige Fortsätze , oder wie er sie p. 289. nennt, „An- hänge" (appendices) , welche freilich nur an der Spitze mit Borsten versehen sind, bei andern Arten schrumpfen sie zu blossen Knöpfchen ein. Edwards fügt ferner hinzu die min- der deutliche Ringelung des Körpers, die starke Entwicklung der Oberlippe, und die Beschaffenheit der untern Antennen, welche weder borstenartige Fortsätze noch fingerförmige An- hänge trügen. Den Leib finde ich nur schlanker, nicht eben weniger deutlich gegliedert, die fusslosen Segmente gestreck- ter und dünner als hei den Branchipus , und ihre Anzahl würde nach Joly nur 6 betragen , wogegen Branchipus deren 9 besitzt. Die Oberlippe scheint nicht ansehnlicher als bei diesen, ist freilich beiA. salina nach Joly entschieden abge- stutzt, und oblong mit flach gerundeten Seitenrändern, beiA. Milhausenii dagegen nach hinten verschmälert, fast dreieckig ; bei den von mir untersuchten beiden Arten von Branchipus und auch bei Br. diaphanus (nach Prevost) endet sie in ei- 1) Annal. des scienc. nat. Seconde ser. Tom. XllL Bemerkungen über die Phyllopoden. 133 nen dreieckigen Lappen. Was endlich Milne Edwards von den untern Antennen sagt, konnte sich nur auf diese Organe bei den Weibchen beziehen , da man damals die Männchen nicht genauer kannte und die erste von Schlosser gegebene Beschreibung derselben theils nicht ausführlich genug war, theils geradezu bei Seite geschoben wurde. Seitdem wir nun durch Herrn Dr. S. Fischer von einer Art Arteniia wenig- stens das Männchen kennen ')? wissen wir, dass hier die un- tern hornförmigen Antennen einen ähnlichen warzenartigen Basalauswuchs zeigen, wie manche Branchipusarlen ; Borsten und fingerförmige Fortsätze sind auch kein allgemeiner Cha- rakter für die Männchen der Gattung Branchipus. Man könnte in der Form des Eierbehälters und in dem Bau der Füsse einen unterscheidenden Charakter suchen : der erstere wird bei Artemia salina aufgebläht herzförmig, bei arietina kuglig und hinten zugespitzt beschrieben, während er bei den Bran- chipus fast spindelförmig oder conisch gerundet ist, aber A. Köppeniana scheint sich in dieser Hinsicht den Branchipus zu nähern. Die Füsse zeigen zwar in der Anordnung der Fe- moral-, Tibial- und Tarsallappen keine Abweichung, ihnen würden jedoch, wenn man nach Rathke's Abbildung urtheilt, die zarten Blätter des Aussenrandes fehlen , die über dem haarlosen schlauchförmigen Branchialanhang bei Branchipus sitzen. Joly's Figur aber stellt uns allerdings ein solches sehr durchsichtiges Blatt (pl. 8. Fig. 7. /?) dar -) , und ich glaube es an den schon viele Jahre inAVeingeist aufbewahr- ten Exemplaren unserer Artemia Milhausenii ebenfalls erkannt zu haben. An der einfachen Zahl dürfen wir keinen Anstoss nehmen, da sie auch bei Branchipus torvicornis vorkommt: bei Br. diaphanus und Josephinae giebl es deren zwei, allein sie sind kleiner und zusammengenommen etwa so gross wie jenes eine; bei Br. spinosus ist vielleicht das grössere ovale Blatt c das von Milne Edwards „vesicule branchiale represen- tant le fouet« genannt wird , das in Rede stehende und der unter ihm befindliche schmale und kurze Anhang der schlauch- 1) Middendorf's Sibir. Reise ßranchiopod. p. 10. Artemia arie. tina Taf. VII. Fig. 32. 2) Anna), des scicnc natur. Sccondo ser, Tom. XIII. p. 236, 134 Grube; förmige der andern Arten. So würden denn die angeblichen Unterschiede zwischen Artemia und Branchipus theils fort- fallen, theils wenigstens nicht so bedeutend erscheinen , um darnach zwei Genera aufzustellen , und selbst das ist kein durchgreifender Charakter, dass alle Branchipus im süssen, alle Artemien aber in salzigem Wasser leben, da Br. spino- susNordm. in einem Salzsee gefunden wird; ich würde dem- nach, so lange keine durchgreifenderen Untersuchungen an- gestellt sind , die Artemien als eine besondere Gruppe der ersteren Gattung unterordnen. Auch über die Begründung der von Latreille aufgestell- ten Gattung Eulimene hege ich einigen Zweifel: eine Abbil- dung liegt nicht vor , Latreille und Risso scheinen die ein- zigen, die dieses im Meerwasser lebende Thierchen gesehen haben, die Beschreibung des ersteren ist mir nicht genügend, und der letztere fügt nichts hinzu. Die Zahl der Fusspaare ist wie bei den bisher betrachteten Gattungen II, die Anten- nen werden kurz, fast fadenförmig genannt, doch zwei klei- ner beschrieben (plus petites, presque semblables ä des pal- pes, placees ä l'extremite anterieure de la tete), was ganz gut auf die untern Antennen bei den Weibchen von Artemia passen würde. Der kuglige Körper am oten Fusspaar könnte ein blasenartiger aufgetriebener Branchialanhang sein, womit ihn auch Latreille selbst, auf Apus hinweisend vergleicht, aber sehr abweichend von allem Bekannten klingt das, was über die Endigung des Körpers gesagt wird. Immediatement apres les pates branchiales une piece terminale presque globuleuse rem- plagant la queue et de laquelle sort un filet allonge, qui est peutetre un oviduct i). Desmarest — ich weiss nicht ob aus eigener Anschauung — vervollständigt „une piece ren- flee presque demi-globuleuse, remplie d'une matiere noirätre, terminant le corps poslerieurement et rempla^ant la queue, de laquelle sort un filet semblable ä un boyau alonge, aussi noirätre, que M. Latreille soupgonne etre un oviductus 2). Ein Blick auf die Abbildung einer Artemia legt hier dieVer- muthung nahe, dass der halbkuglige mit schwärzlichem Inhalt 1) Milne Edwards Hist. nat. des Crustac. Tom.IIL p. 371. 2) Desmarest. Consider. p.394. Bemerkungen über die Phyllopoden. l^i gefüHtc Theil nichts anderes als der Eiersack, und der von ihm ausgehende schwärzliche Faden nichts anderes als das sehr dünne, über ihm fortgehende und den Darm enthallende Schwanzende sei. Leach führt das vonLatreille beschriebene Thier nicht als eigene Gattung , sondern als eine Art von Artemia auf, worin ich ihm folge. Es bleibt noch die ganz kürzlich von S. Fischer aufge- stellte Gattung Polyartemia übrig ') , welche von Branchipus darin abweicht, dass die Zahl der Fusspaare statt 11, 19 und dagegen die Zahl der fusslosen Segmente nur 3 oder 4, auch die Gestalt der untern Antennen oder Hörncr des Männchens entschiedener gabiig ist. Wenn Avir uns hier auch in einer Gruppe der Cruslaceen bewegen , bei welchen die Zahl der Rumpfextremitäten nicht ein solches Gewicht in die Wagschale legt wie bei den Malacostracis, wenn wir sie in andern Gat- tungen dieser Gruppe sogar schwanken sehen , so scheint doch die Vermehrung einer nicht eben bedeutenden Zahl um mehr als zwei Drittel kein unerhebliches Moment, und ich möchte deshalb eine generische Trennung dieser Form von Branchi- pus unterstützen , wenn uns nicht unter den Arten der Gat- tung Apus eine bekannt geworden wäre , deren Fusszahl von den andern um mehr als die Hälfte abwiche. Die gabiige Gestalt der Hörner würde sich ohne Mühe auf Branchipus zurückführen lassen, wie denn auch bei manchen Arten die- ser Gattung ein mittlerer Stirnlappen begegnet. Branchipus Schaff. Corpus gracile, nudum in foliola 2 setosa vel nuUa exiens. Caput transverse bipartitum , fronte rotundata vel lo- bata, oculis compositis mobilibus pediculatis 2, simplici uno; antennae superiores (anteriores) filiformes , apice setigerae, articulis obsoletis longis vel nullis, inter oculos positae, in- feriores (posteriores ceterorum Crustaceorum) validae, cur- vatae, corniformes, articulis 2 vel pluribus, in maribus ma- iores, magis compositae; partes oris: labrum longiusculum, 1) Middend, Sibir. Reise Branchiop. p. 8. Tab. YIL Fig. %^-28: 136 Grube: mandibulae 2, maxillae elaborataeS (barbillons de mandibu- les Prev.)j papillaeformes 2 (papilles Prev.). Segmenta pedigera 11 — 19, nuda 9—4, horum anteriora 2 genitalia externa ferentia. Fe des foliacei, laciniati , lobis marginis interioris 5, maxillari haud prominente, tibiali infimo maximo, ceteris mi- nimis, tarsali plus minus angusto appendicibus marginis ex- terioris 2 ad 3, omnibus nudis, superioribus 1 vel 2 foliaceis, inferiore dependente utriculari. Ova theca saccove ventrali inclusa a primis segmen- tis nudis dependente; penes 2, basi iuncti , ovorum thecae quodammodo similes Larvae nudae, pedibus nalatoriis utrin- que 2 0, antennis anterioribus 2. Conspectus specierum. A. Pedum paribus 11, corpore gracili, segmentis apo- dibus 9 , aeque longis ac latis vel paulo tantum longioribus, appendicibus caudalibus angustis, elongatis, depressis, acutis, circum circa setosis. {Branchipus s. str.). 1. Br, ferox. Branchipus ferox Milne Edw.hist. nat. des Crust. Tom. III. p. 369. Im süssen Gewässer bei Odessa. 2. Br. spinös US. Branchipus spinosus Nordm. , M. Edw. Hist. nat. des Crusl. Tom. III. p. 367. pl. 35. Fig. 9. In dem Salzsee Hadjibe bei Odessa (Nordmann). 3. Br. lacunae. Branchipus lacunae Guer. Iconogr. Crust. p. 39. pl. 33. Fig. 4. In kleinen Lachen auf den Sandsteinfelsen bei Fon- tainebleau (Guer.). Das Weibchen scheint unbekannt , vom Männchen ist nur der Kopftheil beschrieben. 4. Br. Middendo rfianus. 2) Den Ausdruck pedes habe ich hier im weitesten Sinne für Extremitäten gebraucht. Bemerkungen über die Phyllopoden. 137 Branchipus Middendorßamis S. Fischer in Middendorf's Sibir. Reise Branchiopod. und Entomostr. p. 7. T. VII. F. 17—23. Von Middendorf am Taimyrfluss und der Boganida im nördlichsten Sibirien und bei Triostrowa in Lappland ge- sammelt , desgleichen auf der Uralexpedition unter Hofmann. Dieser Art nahe verwandt, vielleicht mit ihr identisch ist: Branchipus paludosus Müll. Zool. Dan. Vol. II. p. 10 Tab.XLVIll. Fig. 1—8., cop. Encycl. method. Crust. pl. 336. Fig. 12. 13. und Herbst Nalurg. der Krabb. Bd. Il.Tab. XXXV. Fig. 3—0., der in Grönland vorkommt. 5. Br. torvicornis, Branchipus torvicornis Waga Ann. de la sog. entom. de France Tom. XI. 1842. p. 261. pl. II. Fig. 1—4. Hieher ziehe ich auch : Branchipus auritus Koch Deutschi. Crust. Arachn. Myriap. Heft 35. Taf. 1. ($ nach einem Weingeist- exemplar gezeichnet). Bei Odolany unweit Warschau mit Estheria tetracera in einem tiefen trüben Weiher gefunden (Waga). 6. Br. caffer. Branchipus caffer Loven, Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 1846. p. 57. (Wiegm. Archiv. 1847. IL p. 203., 1849. IL, 327.). Aus dem KafFernlande. 7. Br, stagnalis. Apus pisciformis , der fischförmige Kiefenfuss Schäffer Abhandl. von Insect. Bd. IL 1764. c. tab., cop. Herbst Naturg. der Krabben und Krebse Bd. IL Tab. XXXV. Fig. 8—10., Schrank Fauna boica Bd. HL p. 250. Branchipus pisciformis Schaff. Elementa entomol. Tab. XXIX. Fig. 6—7. (nach Milne Edw.). Cancer stagnalis Linn. Fauna Suec. N. 2043. Syst. naL Ed. XIL p. 1056., Gmel,? Fabric. Fauna groenl. p. 247. Gammarus s^a^wa/«« Fabric. Entom. System Tom. IL p. 5 10. Branchipus s/a^wa/is Lam., Latr., Desm., Edw., BurmeisL Organis, der Trilobiten Taf. VI. Fig. 3. , 6., 12., 14., Budge Verhandl. des naturhist. Vereins der Rheinl. 1846. p. 88. Branchipus Schäfferi Thomps. Zool. Research. Fase. 7. pl.3. Fig. 1—3. (M. Edw.) Hieher ziehe ich auch: Branchipus mekmurus Koch 138 Grube: Deutschi. Crust. Araohn. Myriap. Heft 35. Taf. 2. ($ nach ei- nem Weingeistexemplar gezeichnet). Bei Regensburg in einem regnigen Sommer im August und September gefunden (Schaff.), bei Ingolstadt und Burg- hausen (Schrank) , in der Rheinprovinz und Westphalen (Budge), in der Umgegend von Paris (M. Edw.). ~ 8. Br. Josephitiae. Grube nov. spec. Taf. VIII. Fig. 1—5. In Lachen des lehmig- sandigen Devonischen Bodens bei Dorpat, jährlich bis gegen Ende Juni n. St. (Grube). 9. Br. birostratus. Branchipus birostratus S. Fisch. I. c. p. 56. Taf. VII. Fig. 12—16. Aus der Gegend von Charkow. 10. B r. diaphanus. Chirocephalus diaphanus B. Prevost, in Jurine Hist. des Monocles p. 201. pl.20— 22. Branchipus paludosus Latr. Regne anim. Ed. II. Tom. IV. p. 176., Encycl. method. Crust. pl. 336. Fig. 14— 16. (Cop. Prevost), Desmar. Consider. pl.56. Fig. 2— 5. (Cop. Prevost), Budge Verhandl. des naturhist. Vereins d. Rheinl. 1846. p. 86. c. tab. Branchipus chirocephalus Guer. Iconogr, Crust. pl. 33. Fig. 3. (Cop. Prevost). Branchipus diaphanus Milne Edw. Hist. nat. des Crust. Tom. III. p. 368., Lievin Neueste Schrift, der naturf. Gesellsch. in Danzig. 1848. Bd. IV. Heft. H. p.3. An manchen Orten in Frankreich bei Montauban (Pre- vost) in Lachen auf Sandsteinfels bei Fontainebleau (Desmar.), bei Toulouse (Joly)_, bei Bonn, von Anfang April bis Juni gefunden (Blasius, Budge), bei Danzig auf ziemlich fettem Boden im April und Mai (Siebold, Lievin). Dasselbe Thier scheint E. King bei Norwich beobach- tet zu haben. Phil. Transact. Vol. LVIL P. L 1768. p. 72., doch ist die Abbildung nicht genau. 11. Br. claviger. Branchipus claviger S. Fischer Middend. Sibir. Reise Branchiop. p. 1. Tab. VIL Fig. 1-11. Bemerkungen über die Phyllopoden. 139 Am Taimyrfluss in Sibirien von Middendorf entdeckt. B. Pedum paribus II., corpore quasi lineari, segmen- , tis apodibus 6, multo longioribus quam latis, appendicibus cau- dalibus brevibus , apice tantum setosis aut nullis (^Artemia Leach). 12. Bi\ (A) salinus. Cancer salinus L. Syst. nat. Ed. XII. p. 1056. Schlos- ser in Gautier Observ. period. sur la phys. 1756;, Gmel., Ka- chelt Linn. Transact. Vol. XI. p. 205. Tab. 14. Fig. 8— 10. (Rathke). Gammanis salinus Fabric. Entom. syst. Tom. II. p. 518. Artemia salina Leach Dict. des seien c. nat. Entomostr. Tom. XIV. p. 543., Desm. , Latr. , Thomps., M. Edw. , Joly Annal, des scienc. nat. Seconde ser. Tom. XIII. p. 225. pl. 7. und 8> Artemisus salinus Lam. Hist. des anim. sans vertebr. Ed. I. Tom. V. p. 135. Ed. II. Tom. V. p. 198. In den Salinen bei Lymington in England (Schlosser) und bei Montpellier (Joly). 13. Br. (A.) Milhausenii. ? Cancer salinus Fall Reise durch verschiedene Pro- vinzen des Russ. Reichs. Theil II. Buch I. p. 282. 357. 359. Branchipus Milhausenii, Fischer de Waldheim Bull, des Natur, de Moscou 1834. Tom. VII. p. 452.. Tab. XVI. Artemia salina Rathke Fauna der Krym, Mem. der Pe- tersb. Akad. Th. III. p. 105. Tab, VI. Fig. 14-21. Artemia Milhausenii M. Edw. Hist. nat. des Crust. Tom. III. p. 370., S. Fischer 1. c. p. 9. Tab. VII. Fig. 29. 30. In einem Salzsee beim Dorfe Laak auf dem Wege von Kosloff nach Sympheropol in der Krym, bis zum August (Mil- hausen). Pallas in seiner Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs (Th. II. Buch I.) erwähnt an 3 Orten eines Crustaceums, das in einigen Salzseen der Kirgisensteppe vor- kommt und das er Salzassel Cancer salinus nennt. Diese Seen sind der kleine Kulat-kul zwischen dem Miäss und Ui (p. 288), ein See^ dessen Wasser blosses Kochsalz: zu 140 Grube: enthalten scheint, und massig concentrirt ist, so dass in ihm auch noch Cancer pulex (Gammarus pulex Fabr. ?) lebt, und drei andere Seen der Isetzkischen Provinz, welche Koch- und Bittersalz enthalten und ausser dem Cancer salinus keine andere Crustaceen zu beherbergen scheinen, der grosse Schime- lee und der kleinere Schimelee-kul (p. 357} und der sehr seichte Ailaban (p. 359). Wahrscheinlich sind diese Thier- chen, die Pallas schmal und hochroth beschreibt , eine oder mehrere der von S. Fischer aufgezählten Artemia -Arten, welche von ihnen , bleibt noch zu untersuchen. Sie sollen die Hauptnahrung der dort zu grossen Schaaren lebenden Anas Tadorna und einer weissen Möwenart ausmachen, und ihre grauen die Grösse eines Sandkorns erreichenden Eier wie Sand die Ufer bedecken. 14. Br. (A.) Kö ppenianus. Artemia Köppeniana S. Fischer 1. c. p. 11. Tab. VII. Fig. 34—37. Im südlichen Russland gefunden (Koppen). 15. B r. (A.) arietinus. Artemia arietina. S. Fischer 1. c. p. 10. Tab. VII. Fig. 24—27. Aus der Umgegend von Odessa. 16. Br. (A.) Eulimene? Eulimena albida Latr. Nouv. Dict. d'hist. nat. Tom. X. p. 333. Desmar., Risso Hist. nat, des princ. product. d'Eur. mer. Tom. V. p. 144. Artemia Eulimene Leach. Dict. des scienc. nat. Tom. XIV. p. 542. (M. Edw.) C. Pedum paribus 19, corpore gracili, segmentis apo- dibus 3 vel 4, appendicibus caudalibus rotundatis, circumcirca setosis iPoly artemia S. Fischer). 17. ß r. (A.) forcip atus. Polyarlemia forcipata. S. Fischer 1. c. p. 8. Tab. VII. Fig. 24—28. In Pfützen der Tundra an den Flüssen Taimyr und Bo- ganida von Middendorf entdeckt. Die Arten der Gattung Brancbipus sind, wenn man männ- Jiche Thiere vor sich hat , nach der Gestalt der untern An- Bemerkungen über die Phyllopoden. 14 1 tenneii , die man der Kürze wegen auch wohl die Hönier (Cornes cephaliqucs Edvv.) nennt, ziemlich leicht zu unter- scheiden ; sie sind bei ihnen immer grösser als bei den Weib- chen und bald an dem dicken Wurzeltheil, bald an der ge- streckten mehr oder minder hörn förmig gekrümmten Hälfte mit Borsten, Zinken oder andern Auswüchsen versehen, klei- nere kommen nicht selten auch an der Stirn vor. Den Weib- chen pflegen sie zu fehlen , und da bei den Artbeschreibun- gen auf die übrigen Körpertheile und deren Verhältniss we- niger Rücksicht genommen ist, dürfte es für jetzt schwierig sein, die weiblichen Thiere der verschiedenen Arten zu un- terscheiden. Zur leichteren Vergleichung der für die Fuss- theile der Phyllopoden gebrauchten Ausdrücke gebe ich hier eine Zusammenstellung derselben: Processus maxülaris, Kieferfortsatz Gr., bei Bran- chipus nicht maxillenarlig ausgebildet: Afterzahn Schaff., cro- chet cilie Joly, Basis interna libera Burm. , eigentliches Kie- menblatt Lievin, Branchialplatte S. Fischer^, Coxa Zadd. Lohns femoralis, F e m o r a 1 1 a p p e n , Gr. : spadelähn- liche Spitze Schaff. Lobt tibiales , T i b i a 1 1 a p p e n Gr. : Blattspitze , After - und Unterscheere Schaff., Branchialblättchen und Ruderlamelle S. Fisch., Ruderlappen Burm. Lobus iarsalis^ T a r s a 1 1 a p p e n Gr. : Oberscheere Schaff., Palette Joly, Endlamelle F. Fisch. , Ruderlappen Burm. Appendix hrancMalis inferior^ unterer (unbehaarter, schlauch- oder beuteiförmiger) B r a n c h i a 1 a n h a n g, bei Bran- chipus, entsprechend dem interior , i nn ern Branc hial- a n h a n g bei Apus, Limnetis u. s. w. : Beulelchen Schaff., ve- sicule cylindrique Joly, Appendix digitiformis Loven , unte- rer Branchialsack S. Fisch., Branchia interior Zadd. Appendix branchialis superior ^ oberer Branchial- anhang Gr. (bei ßranchipus vorkommend): membrane bran- chiale Joly; Schulzlappen Burm., oberer Branchialsack S. Fisch. Appendix branchialis exterior, äusserer Branchia I- anhang Gr. (bei Apus , Limnetis u. s. w. , aber nicht bei Branchipus vorkommend) : Kiefe Schaff. , Branchia exterior Zadd., er ist bei Nebalia, wie der superior bei Branchipus, unbehaart, sonst aber am Rande mit Borsten besetzt. 142 Grube: lliag^nosis sfiecieruin« A. Br an Chip US s. slr. a. Fronte nuda. Br. ferox. Cornibus simplicibus acuminatis, segmentis corporis haud armatis, appendicibus caudalibus longis aiigu- stis. Long. c. 15 lin. Br. spinosus. Cornibus niaris processu styliformi ante basin internam munitis, ceterum simplicibus aequis„ deflexis, segmentis apodibus subtus spina (simplici?) armatis , pacne aeque longis , longioribus quam latis , appendicibus caudali- bus longitudine segmenlorum 2 proximorum (iunctorum), ap- pendice branchiali superiore simplici ovali, inferiore ea haud magis prominente, lobo tibiali infimo lato, triangulo, vix bre- viore quam tarsali. Long. c. 14 lin. B r. lacunae. Cornibus maris gracilibus utrinque den- ticulatis, basin versus processum externum lunatum ferenti- bus, curvamine affixum, parte basilari interna valida, libere producta , margine interno bidente (dentibus paulo bifurcis) apice truncata^ introrsum in uncum exeunte. Long. 6,5 lin. b. Fronte in processum medium producta. Br. Middendorfianus. Processu frontis membra- naceo triangulo vel truncato, parle basilari cornuum elongata, margine interno denticulis 10 ad 18 (aciem haud excedenti- bus) armato, apice corneo, in feminis multo breviore, in ma- ribus modo breviore modo longiore quam illa, quasi cochlear mentiente , appendice branchiali superiore simplici, leniter crenata, breviore quam inferiore, tibiali infimo quadrato ro- lundato apendicibus caudalibus brevibus, ferme qualer longio- ribus quam latis , selis c. 20 tantum cinctis ; theca ovorum elongata. Long. 7 — 9 lin. Br, torvicornis. Processu frontis nullo in feminis, in maribus brevi, triangulo, cornibus feminae lobos depres- sos oblongos, oblusos exhibentibus, margine altenuato, c. ma- ris longissirais usque ad segmentuin 6tum perlinentibus, tor- luosis, basin versus seta breviore ornatis, apice bifurcis, ra- mis furcae longis, altero quasi recto, altero paulo geniculato, longiore, ad radicem dilatato ; appendice branchiali superiore simplici, paulo crenata , breviore quam inferiore, segmentis Bemerkungen über die Phyllopoden. 143 apodibus vix longioribus quam latis, appendicibus caudalibus Br. stag-nali similibus , theca ovoriim coniformi. Long. ^/^ 12 lin. $ 14 lin. Bi\ c äff er. Processu fronlis rostriformi lunalo, cor- nibus longis flexuosis , appeiidice brevi interna, lacinulata, segmentis corporis inermibus, lamina branchiali externa (?) maiore, Integra (Lov.). Long. 15 lin. Br. stagnalis. Processi! frontis nullo in feminis, in maribus brevi, bifurco , ferrum equinum mentiente, cornibus feminae vix curvalis, annulatis , sensim acuminatis, siniplici- bus, c. maris multo longioribus, corneis, seta basilari supera denteque externo armatis , apice bidentibus; seta cornibus antennisque longiore ; appendice branchiali superiore duplici ovaii (Burin.), segmentis apodibus longiludine decrescentibus, postremis latioribus quam longis , appendicibus caudalibus praelongis Iriangulis, margine dense setosis , longitudine se- gmentorum proximorum 6 Qunetorum); theca ovorum brevi, paulo cordiformi, ovis coeruleis. Long. 6 lin. ; color flavens vel viridis^ pellucens. c. Fronte marium appendices papillasve 2 armatas gerente tt. Papillis frontalibus. Br. losephinae (Taf. iV. Fig. 1 — 5). Papillis frontis parvis subglobosis , spinulosis , subtus ad radicem cornuum sitis , cornibus maris ad basin internam processu valido fron- tem versus curvato, margine postico spinoso armatis, radice crassissimis, leniter arcuatis, medio tumidulis, feminae sub- rectis, simplicibus, gracilibus; appendice branchiali superiore duplici, breviore quam inferiore, margine externo truncato, crenulato , lobo tibiali infimo triangulo rotundato , breviore quam appendice branchiali inferiore, segmentis apodibus paene quadratis, appendicibus caudalibus longitudine proximorum 5 (junclorum) , margine dense setosis ; theca ovorum cylindrata oblusa, Ovis flavidis. Long. 7 lin. ; color flavens vel viridis pelhicens^ segmentis postremis appendicibusque saepe rubricis. ß. Appendicibus frontis longioribus, Br. birostratus. Appendicibus frontis longiusculis, depressis, breviter obsolete arliculatis ;, utrinque spinis c. 19 144 Grube: pinnatis , cornibus maris ad basin internam processü recto spinuloso armatis^ apicebi- vel tricarinato in uncum exeunle, c. feminae simplicibus , dorso segmentorum corporis sulco mediano diviso, primo apodum utrinque in angulum producto; theca ovorum obtusa. Long. 10 — 12 lin. Br. diaphanus, Appendicibus frontalibus in spiram planam contortis, utrinque dentibus pinnatis, ramis 4 digitiformi- bus denticulatis, inferis, sibi adiacentibus, cornibu smaris in un- cum gracilem obtusum exeuntibus, ad basin internam processü digitiformi membranaque lata , triangula , crenata ornatis, c. feminae brevibus crassis, pedibus ßr. losephinae similibus; segmentis apodibus quadratis , appendicibus caudalibus lon- gitudine proximorum 4 (junctorum); theca ovorum quasi fu- siformi ; ovis flaventibus. Long. 9 — 12 lin., color viridis vel flavens, pellucens. Br. Clav ig er. Appendicibus frontalibus in ramos 8 — 10 spinulosos divisis, cornibus maris margine interno den- ticulis 12 — 15, aciem paulo excedentibus , armatis, apice bi- dente^ fronte paulo biloba, c. feminae simplicibus , lobo ti- biali infimo lato rotundato , spinis rarioribus fortioribus ar- mato; theca ovorum longiuscula, antice lamina semicirculata, margine spinulosa tecta. Long. 8 — 10 lin., color ex subfusco flavens. B. Artemia. a. Processibus seligeris 2. Br. (A) salinus. Processibus caudalibus styliformi- bus , setas 5—8 gerentibus , cornibus gracilibus, antennis filiformibus apice simplicibus lobo tarsali pedum rotundato, selis marginis fortibus lt. Long. 4 — 5 lin. Br. (A) arietinus. Processibus caudalibus brevissi- mis, conicis , setas 3 gerentibus , cornibus maris depressis, apice maxime dilatato, triangulo , parte basilari multo angu- stiore, aequa, elongata, tuberculum subglobosum anticum ad' radicem ferente, antennis filiformibus apice bidentibus, denti- bus inaequalibus; lobo tibiali infimo infra setis fortibus un- clnalis armato, tarsali maxime prominente; theca ovorum subglobosa, postice paene triangula. Long. 4—6 lin. Bemerkungen über die Phyllopoden. l45 b. Processibus caudalibus minimis aut nullis. Br. (A.) Mil hau senil. Processibus caudalibus mi- nimis nudis, cornibus gracilibus subrectis, lobo tarsali pedum subtus dilatato^ setis marginis fortibus, rectis c. 17; theca ovorum rotundala. Long. 3 — 4. lin. Br. (A) Köppeniana, Processibus caudalibus nullis apice caudae truncato , forma corporis B. arietino simili , pedibus longioribus, lobo tibiali infiino pedum maxime fornicato, se- tis marginis brevibus tencris , cornibus parvis quasi lanceo- latis; theca ovorum ovali, apice attenuato. Long. 2,5— 3 lin. Br. CA) Eulimene Colore albido , extremitate corporis oculisque nigris (Latr.). C. Polyartemia. Br. (Pj forcipatus. Fronlis limbo anteriore plus minus producto, triangulo, antennis (superioribus) brevibus, longi- tudine coni oculigeri, cornibus maris depressis, processu ba- silari magno infero bifurcis , ad radicem tuberculo interno subgloboso spinuloso ornatis , margine interno cornuum et processuum seriebus 2 — 4 spinularum armato, segmentis pe- digeris 19, apodibus 3 vel 4, appendicibus caudalibus brevi- bus ovalibus, margine setosis; theca ovorum oblonga. Long, c. 8. lin. 2. Bei den Phyllopoden der zweiten Abtheilung ist der grössteTheil des Körpers von einem flach gewölbten^ je- derseits ein Oval von concentrischen Kanälen einschliessen- den Rückenschilde bedeckt. Er ist mit dem Kopf und dem vordersten Rumpfsegment verwachsen, während die übrigen Segmente selbstständig bleiben , und trägt die festsitzenden Augen. Die zusammen gesetzten Augen sind getrennt, vor ihnen wie immer das einfache Auge, hinter ihnen ein Organ von unklarer Bedeutung, das fälschlich mit einem Auge ver- glichen ist *). Die Antennen sitzen in dieser Gruppe an der Unterseite dicht vor den Mandibeln , und sind ganz einge- schrumpft, die vordem haben die Gestalt kurzer zweigliedri- ger Fädchen und existiren beständig, die hintern aber, ganz winzige Spitzchen, scheinen gar keine Bedeutung zu haben, 1) S. Zadd. De Apodis cancriformis anatome p. 48. Archiv f. Naturgescb. XIX. Jahrg. l.Bd. K) tA6 Grube: während sie doch bei der Larve das mächtigste Ruderorgan darstellen , und fehlen sogar im erwachsenen Zustande oft- mals gänzlich. Ausser der Oberlippe und denMandibeln fin- den wir 2 Paar ausgebildete Maxillen, und hinter diesen noch ein rudimentäres zweilappiges Fusspaar ')• I^ie Fusspaare des Rumpfes sind bei weitem zahlreicher als in der ersten Gruppe der Phyllopoden — ihre Zahl steigt bis auf 60 — und die Ortsbewegung wird allein durch sie vermittelt. Die vorderen bis zu den eiertragenden (incl.) entsprechen eben so vielen Segmenten, und zeichnen sich durch ihre Grösse aus, die hintern sind zahlreicher als die Segmentfurchen, und nehmen rasch an Grösse ab, bei jenen erscheinen alle Lap- pen schmäler und länger, bei diesen breiter und kürzer und derTarsallappen wird überwiegend, bei allen kommt ein Kie- ferfortsatz am Hüftstück, ein äusserer am Rande borstentragen- der und ein innerer nackter (beuteiförmiger) Branchialan- hang vor, der letztere ist nach unten gerichtet. Die Tibial- lappen entwickeln sich mit Ausnahme des untersten ungleich stärker als bei Branchipus. Die letzten Körpersegmente sind fussloss, und das Endsegment läuft in zwei lange Borsten aus. Man hat bisher nur weibliche Individuen kennen ge- lernt, und diese tragen die Eier in einer zweilappigen Kapsel, welche, wie oben gezeigt worden, durch eine Umwandlung des äussern Branchialanhangs und der Fussplatte entsteht. Wenn die Larven aus dem Ei schlüpfen , besitzen sie nur 2 Paar Kopfextremitäten (den Antennen entsprechend) und noch keinen Rückenschild , nach einmaliger Häutung bildet sich dieser, die Mandibeln und die noch ganz kurzen Schwanz- anhänge. Die drüsigen Magenanhänge der Erwachsenen sind stark entwickelt , das Herz ist kürzer als bei der ersten Gruppe und beschränkt sich auf die Vorderhälfte des Rumpfes. Man kennt bis jetzt nur eine Gattung, und deren Arten leben in Süsswasserlachen und Gräben. itpus Schaff. Corpus elongatum , maximam partem scuto dorsuali 1) Taf. Vin. Fi«. 8. Bemerkungen über die Phyllopoden. 147 piano oculos organumque peculiare pone eos ferente tectum, in setas 2 longas annulatas exiens. Caput et segmentum primum cum scuto connatum, oculi compositi sessiles 2, simplex 1, antennae inferae an- teriores minutae, biarticulatae, posteriores breviores, saepius desideratae ; partes oris : labrum subquadratum, mandibularum par 1 , maxillarum paria 2, pone eos par pedum minimum bilobum 1. Segmenta pedigera 26 — 34 vel 35, apoda 4 — 16. Pedes foliacei, laciniati, lobis marginis interioris 5 (ma- xillari 1, femorali 1, tibialibus 3) infimo (tarsali) 1, appen- dicibus marginis exterioris 2, branchiali interiore nudo sim- plici, exteriore margine setoso, lobo tarsali pedum posterio- rum latiore quam anteriorum; pedes paris primi (perfecti) lobis tibialibus et tarsali setaceis, longissimis. Scutum dorsuale rotundatum , plane fornicatum, carinatum, postice emarginatum, utrinque canales concentri- cos figuram oblongam componentes includens. Ova theca bivalvi pedum 11. paris contenta. Larva e initio nudae, deinde scuto dorsuali munitae. Conspectus specierum« 1. A. cancriformis. Scolopendra aquatica scutata Klein Phil. Transact. 1738. p. 150. Tab. I. Fig. A— D. Der krebsartige Kiefenfuss mit der kurzen Schwanz- klappe Schaff. Abhandl. von Insect. Bd. 11. 1764. Tab. I— V. Branchipus cancriformis Schaff. Elem. entom. tab. XXIX. Fig. 1. 2. (nach Edw.). Monoculus apus L. Syst. nat. Ed. XII. p. 1058., Gmel. Limulus palustris 0. Fr. Müll. Entomostr. p. 127. Apus cancriformis Latr. Hist. nat. des Crust. et Insect. Tom. IV. p. 193. pl. 19—27., Sav. Mem. sur les anim. sans vert. Fase. I. pl. 7., Desmar. Limulus cancriformis Lam. Hist. nat. des anim. sans vert. Ed. I. Tom. V. p. 144., Ed. II. Tom. V. p. 215. Binoculus cancriformis Leach Dict. des scienc. nat. Tom. XIV. p.538. (nach Edw.). 148 Grube: Apus Montagui Leach Encycl. Brit. Suppl. Tom. 1. In Deutschland bei Regensburg (Schaff.), in Preussen bei Königsberg in einer Pfütze eines lehmigen Feldweges des Gutes Schanwitz im Mai gefunden (Grube), Klein hatte sein Exemplar aus dem nicht weit davon gelegenen Uderwangen erhalten, bei Danzig und Marienwerder in dem Graben eines lehmig-sandigen Bodens (Lievin), im Russischen Lithauen im Telscheschen Kreis bei Satanty an einem ähnlichen Fund- ort cC Gorski) , in Dänemark wie in der Umgegend von Paris selten. Dieser Art soll sich nach M. Edw. Apus Guildingi Thomps. Zool. Research, p. 108. Mem. VI. pl. 6. Fig. 3. nahe anschliessen. 2. A. pro ductus. Der krebsartige Kiefenfuss mit der langen Schwanzklappe Schaff. Abhandl. v. Ins. Bd. II. 1764. T.VI. Monoculus apus L. Syst. nat. Ed. XII. p. 1058., Faun, suec. 1761. p. 498. Limulus palustris 0. Fr. Müller Entomostr. p. 127. Apus productus Bosc Hist. des Crust. Tom. II. p. 244. pl 16. Fig. 7. (nach Edw.), Latr., M. Ed. Lepidurus productus Leach Dict. des scienc. nat. Tom. I. p. 539. (nach Edw.), Desm. Consid. p.360. pl. 52. Fig. 2., Guer. Iconogr. Crust. pl.34. Fig. 3. Limulus productus Lam. Hist. nat. des anim. sans vert. Ed. I. Tom. V. p. 144., Ed. II, Tom. V. p.216. In Deutschland bei Regensburg (Schaff.) , in Preussen bei Königsberg in Pfützen auf Weideland im Mai (Zaddach, Grube); bei Dorpat in den Gräben des Wäldchens von Rathshof, auf lehmig-sandigem Boden, mitunter selbst in den Gräben der Stadt, die periodisch mit dem Embachfluss in Verbindung stehen, bei Warschau (Waga), in Frankreich ge- mein, so bei Maison - Alfort (Desm.), in Dänemark (0. Fr. Müller). 3. A. glacialis. Apus glacialis Kroyer Naturhist. Tidsskr. Neue Reihe Bd. II. Heft IV. p. 431. (Wiegm. Arch. 1849. II. p.327.). Im nördl. Grönland bei Jacobshavn (Dr. Rudolph). Bemerkungen über die Phyllopoden. 149 Lepidurus viridis Baird Ann. of nat. bist. 1852. Second Series Vol. X. p. 56., nach der Angabe 2 Zoll lang-, 1 Zoll breit, aus Van Diemensland. Ich kann ans der Beschreibung nicht die Charaktere entnehmen, auf welche ich bei der Un- terscheidung der andern Arten besonderes Gewicht gelegt. Die Originalbeschreibung lautet: Body of animal , including the Aap of tail segmenl, about two inches long and one broad. The carapace and whole body are of a fine green colour, the carapace covering about two-thirds of the abdo- men ; the edges of the notch in the posterior part of the ca- rapace are strongly toothed , and those of the inferior half of Ihe carapace are very finely serrated; these teeth are of two sets, the one much larger than the others; the larger teeth are of a green colour, tipped at the point with dark brown; the are about eleven in number , and between each there are two or three much smaller ones interspersed. The appendages of the first pair of feet are very short and small, scarcely extending beyond the edge of the carapace. The Segments of the abdomen are each studded with a row of stout , slightly curved spines of a green colour tipped at their edges with dark brown. The tail Aap is oval , keeled down the centre, the keel being beset with short sharp spi- nes, and the edges of the Aap are finely serrated. The long setae of the tail are nearly the lenghth of the whole animal, and are covered with short hairs. 4. A. longicaudatus. Apus longicaudatus J. Le Conte Ann. of nat. bist, of the Lyc. of New-York IV. p. 155. Abbild. (Wiegm. Arch. 1847. II. p. 203.). Nordamerica, Rocky-Mountains zwischen Lodge-poolcreek und Crowecreek. Diagrnosis specieruin. a. Lamina setis caudalibus interiecta nulla, colore cor- poris subflavo, primo pede longissimo, multo lon- giore quam secundo. A. cancriformis, Scuto ovali, sinu posticodentibusulrin- que c. 12 brevibus, simplicibus, Serie rontinu9 armato, pedum 150 Grube: paribus 60 (11+49)0? segmentis 34 (11+23), posterioribus 16 scuto non obteclis, iunctis linea media eius paulo longio- ribus, postremis 5 — 6 apodibus, setis caudalibus corpore Yg longioribus, ramo longissimo primi pedis angulos scuti haud attingente. Long. corp. P^ unc. A, longicaudatus. Scuto paene orbiculato, postice pro- ducto , sinu ad angulos tantum denlatis (ex icone) , pedum paribus 23, (11 + 12), segmentis?, posterioribus eorum fere 30 (ex icone) scuto non tectis, iunctis linea media eius tri- ente fere longioribus, apodibus 16, ramo longissimo pedis primi angulos scuti excedente, setis caudalibus corpore fere Ys brevioribus. Long. corp. 1% unc. Angl. b. Lamina setis caudalibus interiecta; colore corporis obscure viridi, primo pede vix longiore quam secundo. A. productus. Lamina caudali triangula, fere V3 longiore quam lata , apioe paulo rotundata, carinata, carina margineque spinulosis, pedum paribus 41 (11+30), segmentis 27(11 + 16), posterioribus 11 scuto non obtectis, postremis 5 apodibus, scuto ovali, sinu postico dentibus utrinque c. 25 brevibus, simplicibus armato. Long. corp. 1 unc. A. glacialis, Lamina caudali postice angustata, profunde emarginata, carinata, margine spinuloso, duplo minus longiore quam lata, cum segmento suo proxima 4 aequante, pedum pa- ribus c. 41 , segmentis 26 (11+15), posterioribus 11 — 15 scuto non obtectis , postremis 4 apodibus. Long. corp. vix 1 unc. Die Gattung ProsopistomaL^Llr. Ann. du Museum Tom. II. p. 23. mit der Art Pr. variegatum Latr. , welche bei Guerin auf Lepidurus folgt, hat einigermassen das Aussehen von Apus, indem der Körper grösstentheils von einem ovalen, mitten gekielten, vorn mit einer halbkreisrunden Kopfnaht versehenen hinten flach ausgeschnittenen Rückenschilde be- deckt ist, doch reicht Latreille's Beschreibung, welche Milne Edwards (Bist. nat. des Crust. Tom. III. p. 552.) wiederholt, nicht aus, und was dieser an einem" getrockneten Exemplare 1) Die Angaben dieser Zahlen in den Artbeschreibungen beziehen sich nur auf die vollständigen Füsse, das rudimentäre vorderste Paar ist nicht mit gerechnet. Bemerkungen über die Phyllopoden. 151 gesehen hat, lässt uns in Zweifel, ob wir es nicht mit einem Parasitenkrebs oder der Larve eines andern Crustaceums zu thun haben. Da , von den Mundtheilen abgesehen , die aus 2 Kieferpaaren und einer sie bedeckenden halbkreisrunden Platte bestehen sollen , 3 Paar fadenförmige an den Seiten eines Brustschildes sitzende Beine angegeben werden , kann das Thier wenigstens nicht seinen Platz in der Reihe der eigentlichen Phyllopoden finden. Guerins Abbildung pl. 34. Fig. 4. scheint eine Copie des Binocle ä queue en plumet von Geoffroy (Hist. des Insects Tom. IL p. 660. pl. 2L Fig. 3.) zu sein, welchen Edwards für identisch hält, 0. Fr. Müller (Entomostr. p. 128.) unter Limulus pennigerus anführt; und Herr Montandon bei St. Germain in der Seine wieder ent- deckt haben soll (Guerin. 1. c). Prosopistoma varicgatum aber stammt aus Madagascar. 3. Die dritte Gruppe der eigentlichen Phyllopoden zeigt durch ihre zweiklappige Schale, in welche sich der Körper ganz zurückziehen kann, durch die gabiige Gestalt der hin- tern Antennen, die die einzigen Ruderorgane darstellen, das Zusammenrücken der zusammengesetzten Augen, das Vor- kommen nur eines Maxillenpaars und die Verringerung der fusslosen Segmente ohne Zweifel die grösste Annäherung an die Daphnoiden und zwar zunächst an die Lynceus. In der Schale sieht man beständig die von Kanälen gebildeten Ovale, die schon bei Apus vorkommen; die Gestalt und Länge der vordem Antennen, die Zahl der Füsse und die Bewaffnung des Endsegments wechselt: ist der Kopf gestreckt und schna* beiförmig, so sehen wir kurze, verkürzt sich der Kopf, län- gere mehrgliedrige Vorderantennen, aber immer sind sie ein- fach, und sitzen an der Unterseite nahe der ansehnlichen schnabelförmigen Oberlippe, die Mandibeln sind ähnlich wie bei den übrigen gebaut. Die Zahl der Fusspaare schwankt zwischen 10 und 24, aber immer verwandelt sich das erste derselben, das schon bei Apus eine auffallende Form annahm, bei den Männchen in wahre, nur bei der Begattung fungi* rende Greiforgane, worin ihm zuweilen auch das zweite Paar folgt. Von den am Aussenrande sitzenden Branchialanhän- gen ist der eine haarlos, schlauchförmig 5 stets nach oben 152 Grube: gerichlet und nach innen von dem andern gelegen, dessen Rand mit Borsten besetzt ist, und an welchem sich bald die obere bald die untere Hälfte stärker entwickelt. Dieses äus- sere Branchialblatt, das hier ganz die Rolle eines Deckblat- tes spielt, nimmt bei einigen Füssen des Weibchens eine etwas andere Form an, und dient zum Tragen der Eier, welche, indem sie an einander backen, jederseits eine platte, scheibenförmige ganz von der Schale bedeckte Masse bil- den. An allen Füssen sieht man innen an der Basis einen Kieferfortsatz, der Femorallappen ist breit, die untern Ti- bial- und der Tarsallappen schmal und vorspringend. Der erste Zustand der Larven zeigt noch keine Schale und nur 2 Paar Kopfextremitäten, die einzigen Bewegungsorgane — es ist das hintere Paar der Antennen und die Mandibeln — in kurzer Zeit entsteht die Schale, sie hat aber nur die Form eines einfachen Rückenschildes wie bei Apus, sobald die Häutung eintritt , wird sie zweiklappig und die RumpfFüsse treten in Thätigkeit, ohne jedoch zum Schwimmen zu dienen. Die Gestalt des Körpers verändert sich dann nicht weiter mit Ausnahme der Theile , in welchen ein Geschlechtsunterschied ausgeprägt wird. Das Herz ist kürzer als bei Apus, die Länge der drü- sigen Magenanhänge richtet sich nach der Länge des Kopfes. Estlieria Rüpp. Corpus elongatum, scuto dorsuali s. testa bivalvi, con- centrice striata inclusum, segmento postremo supra spinuloso, in uncos 2 recurvos exeunte. Caput transverse bipartitum, mobile, parte anteriore a latere visa triangula, antice late rotundata, supra plana, ro- stro plerumque nullo, oculis compositis sessilibus paene con- fluentibus, simplici 1; antennae anteriores quasi füiformes, articulis brevibus 13, posteriores bifurcae, articulis ramo- rum 13—17; partes oris : labrum rostriforme, mandibulae 2, maxillae 2. Segmenta pedigera 21 — 24. Pedes foliacei laciniati, lobis marginis interioris 6, supremo maxillari, infimo longiore quam tarsali, parle supe- Bemerkungen über die Phyllopoden. 153 riore appendicis branchialis exterioris angustata , inferiore latiore. Par primum et secundum mariuni in uncos exeuntia. Testa oblonga, canales ulrinque figuram oblongam componentes includens. Ova appendice pedum aliquot mediorum gestata. Ani- malia prone nantia. Larvae scuto dorsuali siniplici piano tectae, capite conti- guo haud inobili subtus in clypeum , labrum imitantem, ob- longum, trilobum producto, pedibus natatoriis ulrinque 2. 1. E, dahalacensis. Estheria dahalacensis Rüppell. Straus Dürckheim Mus. Senkenb. Bd. IL Heft 2. p. 119. Taf. VII. In Süsswassersümpfen der Insel Dahalak an der Küste von Abyssinien, häufig im Monat December. 2. E. cycladoides. Cyzicus Bravaisii Aud. Ann. de la soc. entomolog. 1837. p. 9. Isaura cycladoides Joly Ann. des scienc. nat. Seconde ser. Tom. XVII. p. 293. pl. 7— 9, In Nordafrika, Oran bei Arzen , bei Toulouse (Joly) , in Sicilien (Grohmann). 3. E. tetracera Taf. VIII. Fig. 9. Limnadia tetracera Krynicki Bull, de la soc. imp. des natural, de Moscou Tom. II. p. 173. Tab. VII. Biblioth. entom. p. 357. pl. 12. (nach Edwards). Bei Charkow (Krynicki), bei Odolany unweit W^arschau (Waga). 4. E. australis. Cyzicus australis Loven Öfvers. af Kongl. Vetenskap. Acad. Förhandl. III. Jahrg. 1846. Stockh. 1847. V^iegm.Arch. 1847. IL p. 203. 1849. IL p. 326. Im Caffernlande. lliag^nosis specieruin. a. Rostro truncato, laevi, pedibus utrinque 24. a. Margine testae dorsuali et ventrali rectis. E. dahalacensis. Testa quasi Areas imitante, sed a la- tere compressa, margine dorsuali et ventrali rectis, paralle- lis, anteriore subtruncalo, posteriore obliquo, angulo infero 154 Grube: late-rotundato posteriora versus producto, striis incrementi c. 14, altifudine Vu longitudinis , dorso segmenti postremi spinulis nullis armato, ramo antennarum bifurcarum anteriore 14-, posteriore 13-articulalo. ß. Margine testae ventrali leniter, anteriore et po- steriore maxime curvato, dorsuali recto multo bre- viore quam ventrali, umbonibus prominulis. E. cycladoides. Testa altius concamerala, Cycladibus similiore, striis incrementi c. 24—26, altiludine Vio longitu- dinis, longitudine 9,6— 13 millim., altitudine 6,5— 9 m., cras- sitie 4 — 6 m. , dorso segmenti postremi spinulis glabris 10 ad 12 armato, ramo antennarum bifurcarum anteriore 12 — 16-, posteriore 13— 17-articulato. E. tetracera. Testa magis compressa , Tellinis similiore, striis incrementi 20 velamplius, longiludine 10—12 m., alti- tudine 7 — 9 m. , crassitie 3 — 4 m. , dorso segmenti postremi spinulis asperis 60—80 armato. Krynicki giebt 27 Fusspaare an, ich habe an meinen von H. Waga in Warschau herstammenden Exemplaren, so- wohl männlichen als weiblichen , nicht mehr als 24 zählen können. b. Rostro producto, pedibus utrinque 21. E. ausfralis, Segmento postremo aculeis c. 13 armato, ramis antennarum bifurcarum 10 — 11-articulatis. Longilu- dine 3,5 m., altitudine 2,3 m. liimnadia Brongn. Corpus, Caput, antennae posteriores, Organa oris, ovo- rum gestus Estheriae similia, pedes utrinque 18 — 22, similiter compositi, processus capitis parvus , supra oculos sitos , ad corpus affigendum idoneus; antennae anteriores breves, sty- liformes, articulis pluribus, segmentum postremum elongatum, appendicibus 2 styllformibus acuminatis. Animalia supine nantia. Conspectus speciernm. 1. L gigas. Daphnia gigasUerm. Mem. apterol. p. 134. pl. 5. (nach Milne Edwards. Bemerkungen über die Phyllopoden. 1Ö5 Limnadia Hermanni Brongiart Mem. du Museum d'hist. nat. Tom. VI. pl. 13., Desm. Consider. p. 380. pl. 56. (cop.), Milne Edw, Hist. nat. des Crust. p. 561. p. 35. Fig. 7.; ? Lim- nadia Hermanni Koch Deutschi. Crustac, Arachnid., Myriap., Heft XXXV. Taf. 10. In kleinen Lachen bei Fontainebleau. 2. L. mauritiana. Limnadia mauritiana Guer. Mag. Zool. 1837. VlI. pl.21. Fig. 1 — 11., Iconogr. Crust. p. 38. pl. 33. Fig. 2. Auf der Insel Mauritius. Diag-nosis specierum« L. gigas. Pedum paribus 22, antennis anterioribus sty- liformibus, obsolete 6-articulatis , subtus paulo denticulatis, longitudine pediculi posteriorum, posterioribus dimidiam cor- poris longitudinem paene aequantibus, ramis fere 12-articu- latis, testa ovali. Die Copie der Hermann'schen Figur bei Desmarest zeigt die Schale hinten zugespitzt. L. mauritiana. Pedum paribus 18 , antennis antoriori- bus (ex icone) paulo fusiformibus, pediculo posteriorum mi- nus longis, posterioribus dimidia corporis longitudine brevio- ribus, ramis 9-articulatis, testa ovali utrinque paulo acuminata, dorso minus quam ventre arcuato. liimnetis Loven. Corpus breve, testa bivalvi laevi inclusum, segmento postremo in processus 2 breves acutos inferos producto, setis superioribus 2. Caput transverse bipartitum, mobile, parte anteriore adunca , rostriformi , compressa, crista laterali humili angu- lata, parle posteriore brevi; oculis compositis paene omnino confluentibus, simplici uno, foveis minutis, ante eum sitis 2; antennae anteriores brevissimae, biarticulatae, clavaeformes, inferae, a. posteriores bifurcae, articulis ramorum II ad 15, partes oris ut Estheriae. Segmenta pedigera 10 ad 12, postremum ex dwobus 156 Grube: compositum pedibus carens, lamella infera annulo anteriori adhaerente. Pedes foliacei , laciniati , Estheriae similes, parle su- periore appendicis brancliialis exterioris latiore, curvata, in- feriore angusta; par primum marium in uncos exiens. Testa ovalis^ maxime fornicata^ canales utrinque figu- ram ovalem componentes includens. Ova appendice slyliformi pedis 9. et 10. gestala. Ani- malia prone nantia. Larvae scuto dorsuali simplici lectae, capite contiguo, haud mobili, utrinque in spinam validam producto, clypeo labrum imilante maximo subreniformi , pedibus natatoriis utrinque 2. Conspectus specierum. 1. L. brachyurus. Lynceus brachyurus 0. Fr. Müll. Entomostr. p. 69. Tab. VIII. Fig. 1—12»). Uedessa Sieboldü Lievin Neueste Schrift, der naturf. Gesellsch. in Danz. Bd. IV. Heft II. p. 4. tab. I. II. Hedessa brachyura Siebold Neueste Preuss. Provincialbl. 1849. Bd. VII. (XLI.) Heft 3. p. 198. , S. Fischer Middend. Sibir. Reise Branchiop. p. 9. In kleinen Lachen : in Dänemark (Müller) , auf lehmig sandigem Boden bei Danzig (Lievin), ebenso bei Dorpat (C. Gorski, Grube) , auch bei Charkow (nach Fischer). 2. L. Wahlb ergii. Limnetis Wahlbergii Loven Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 1846. p. 57., Kongl. Vet. Akad. Handl. 1845. Tab. IV. p.203. Wiegm. Arch. 1847. II. p. 203. Im CafFernlande, in Sümpfen (in paludibus Lov.). Uiag-nosia specierum* L. brachyurus. Rostro capitis aequaliter curvato, com- presso, a latere haud sinuato, sulco supero nullo, apice fe- minae sensim et subtiliter acuminato, maris truncato, labro 1) Die Tafeln fehlen leider dem Exemplar der üniversitätsbi- bliolhek, und sind leider noch nicht zu bcschalTcn gewesen. Bemerkungen über die Phyllopoden. 157 paulo depresso, apice obtuso a latere compresso, Stria Cor- nea bifurca, inier mandibulas sita, subtililer spinulosa, scuto aequaliter fornicato, processu niaxillari pedum ad apicem Spina fortiore , brevi , duplici armato , interiore appendicum branchialium (nuda, digitiformi) breviore quam exteriore, lamina superiore a, exlerioris leniler falcata, inferiore slyli- formi, obsolete vel minime articulata, illa vix breviore, pe- dibus maris utrinquc 10, manu 1. paris postice rotundata, circumcirca setosa, serie spinarum 7 vel 8 armata , uncis 2 marginem plantae versus reflectendis , anteriore setis nudo; posteriore ad apicem fasciculo setarum ornato, pedibus femi- nae utrinque 12, 9no et lOmo stylum ovigerum ferentibus, slylo gracili. Long, testae 1,5 lin., alt. 1,25. Lievin giebt die Länge des Körpers selbst bis auf 2,3 Lin. an ; Exemplare von dieser Grösse sind mir nie begegnet. L. Wahlbergii Rostro maxime curvato, sub oculis dila- tato quasi alato, a latere sinuato, sulco dorsi mediano ab oculo simplici decurrenle, apice breviter acuminato, labro subcari- nato rostrato, acuminato, Stria Cornea bifurca, inter mandi- bulas sita, fortius dentala, margine anteriore scuti (ex icone) paulo reflexo, processu maxillari pedum apice in setam cir- riformem exeunte, interiore appendicum branchialium (nuda, digiliformi) aeque longa atque exteriore (in primo pede bre- viore) , lamina superiore a. exterioris acinaciformi, inferiore slyliformi , distincte articulata, ea mullo breviore, margine externo haud setoso , stylis ovigeris pedis 9. et 10. crassiu- sculis, pede ipso vix longioribus, Long. corp. 1,2 lin., alt. 1 lin. ß. Diesen Gattungen gegenüber, welche in der Einfach- heit des Isten Antennenpaars, der Gestalt der Mundtheile und Füsse, dem Bau der Schale, wo diese vorhanden ist, und der Art ihrer Entwicklung übereinstimmen, und in einem en- geren Verbände stehen — Phyllopoden i. e. S. — sehen wir eine in allen diesen Stücken abweichende Gattung , die wir als Repräsentanten einer zweiten Abiheilung betrachten kön- nen, es ist die Gattung Nebalia, deren Arten nur im offenen Meere leben. Ihr Körper trägt eine Rückenschale, welche die Mitte zwischen der Bildung von Apus und von Limnadia und de- 158 Grübet ren Verwandten hält : sie ist nicht flachgewölbt, wie bei je- nem, sondern zweiklappig, wie bei diesen, ohne jedoch den Körper ganz in sich aufnehmen , sich schliessen und öffnen zu können '3, sie bedeckt vielmehr, wie bei Apus , nur die vordere Hälfte des Körpers (doch nicht den Kopf mitgerech- net); ihre Gestalt ist durchaus seitlich zusammengedrückt, so dass ihre Klappen kaum eine Spur von Wölbung zeigen, auch gehen sie durch keine Einsenkung , keine Falte oder sogenanntes Ligament in einander über , sondern entstehen bloss durch eine scharfe Brechung der Schalenfläche in der Mittellinie des Rückens, weshalb M. Edwards hier nur von einer „carapace ploye sur la ligne mediane du dos« spricht, sie enthalten zwar ein Geäder netzartig verbundener Kanäle, aber die Maschen sind verhältnissmässig grösser, weniger strahlig als parallel geordnet, und es fehlt ihnen die eigen- thümliche ovale von ansehnlichen concentrischen Kanälen ge- bildete Figur, welche die Insertion des Schalenschliessmuskels bei Limnetis, Estheria, Limnadia und Apus umgiebt. Edwards vergleicht sie mit der Schale der Salicoques, setzt auch hinzu, dass sie wie bei diesen nur vom Kopf ausgehe, und unter ihr die Rumpfsegmente ganz frei lägen. Obwohl mir nicht mehr als ein Weingeistexemplar zu Gebote stand, welches schon viele Jahre aufbewahrt war, so glaube ich mich doch überzeugt zu haben, dass ihr Verhältniss zum Körper durch- aus dasselbe, wie in den eben genannten Gattungen ist, dass sie nämlich mit dem unmittelbar auf den Kopf folgenden Rumpf- segmente zusammenhängt , und der Kopf selbst frei zwischen dem Anfang der Schalenhälften hervorguckt , welche ihn nur seitlich etwas zwischen sich nehmen. Diese hintere Partie des Kopfes entspricht der Scheitelpartie oder dem Nackenschild- chen Lievins bei Limnetis, und setzt sich nach vorn in ein längliches dachziegelartig oder richtiger wie eine Mulde aus- gehöhltes Blatt fort, dessen Convexität nach oben sieht, und das wagerecht nach vorn gestreckt, dabei aber beweglich ist und ansehnlich vorragt; es überdeckt etwas die gestielten zusammengesetzten Augen , und scheint einigermassen ein Schutz für sie zu sein. Die vordere oder untere Kopfpartie 1) Milne Edwards Hisl. nat. des Crust. pl. 35. Fig. 2. Bemerkungen über die Phyllopoden. 159 entwickelt sich so wenig selbstständig, dass sowohl die An- tennen als die Augenstiele beider Seiten einander berühren und sie ihnen nur zum Ansatz dient. Man müsste diese Theile erst abtrennen, um die Gestalt des winzigen Kopfes ganz zu beurtheilen, was ich bei meinem einzigen Exemplar von Ne- balia Geoffroyi nicht vornehmen wollte. Das vordere Anten- nenpaar liegt eine kleine Strecke unter den Augen und un- mittelbar über dem untern oder hintern. Die genauere Lage und Beschaffenheit des Mundes konnte ich nicht erkennen: als Mundtheile nennt Kroyer eine Oberlippe , und er sowohl als M. Edwards ein Paar Mandibeln (M. Edw. Crust. pl. 35. Fig. 2«) und zwei Paar Maxillen 0- c. pl. 35. Fig. 2<^ erstes Paar, Fig. 2^ zweites Paar) , Edwards giebt ausserdem eine zweitheilige Unterlippe zwischen den Mandibeln und Maxillen an, die Kroyer nicht anführt , sondern als einen Theil des ersten Maxillenpaars zu betrachten scheint. Alle diese Kie- ferpaare besitzen Palpen , sind also zusammengesetzter als bei den übrigen Galtungen, wogegen die Rumpfextremitäten eine einfachere Gestalt annehmen. Diese treten nämlich in zwei Formen auf: die vorderen (M. Edw. 1. c. pl. 35. Fig. 3.), welche dicht auf einander folgen, lassen sich auf die Blalt- form der andern Phyllopoden zurückführen, und unterschei- den sich hauptsächlich durch die Einfachheit ihres Stammejs, dessen Innenrand durchaus keine Lappen oder Fortsätze zeigt, wogegen am Aussenrande zarte kiemenartige Blätter vorkom- men; die hintern weiter aus einander stehenden Fusspaare bestehen, wie die Postabdominalfüsse der Cariden, aus einem langen Grundgliede und 2 gelenkig angefügten , schmalen mit Borsten gerandeten Endanhängen (M. Edw. 1. c. pl. 35. Fig. 4.), die letzten Segmente tragen nur rudimentäre Füss- chen von Gestalt einfacher Blältchen oder gar keine, und das Endsegment 2 schmal dreieckige borstenrandige Blätter wie bei Branchipus. Wie diese Thiere sich paaren, wo ihre Ge- nitalien münden, wie die Weibchen die Eier befestigen, wel- che nach Kroyer zwischen den Kiemenfüssen unter der Schale liegen sollen, darüber wissen wir ebensowenig wie über ihre Anatomie. Die Eier der Nebalia bipes sind nach den Mit- theilungen desselben Naturforsehers gross und nicht eben zahlreich , und die Entwicklung des Embryo ähnlich wie b«i 160 Grube: Decapoden. Der Körper lässt einen Vorder- und Hinterleib unterscheiden, beide mit winzigen Gliedmassen, jener, wie Kroyer meint, mit 13, dieser mit 11 Paar Extremitäten und 13 Segmenten , das Endsegment soll eine grosse ovale mit einer ansehnlichen Borste endende Platte sein. Ein Rücken- schild war nicht deutlich erkennbar, und ebenso wurden die Augen vermisst. Man muss fast vermuthen, dass Kroyer den Embryo bereits in den von der Mutter getragenen Eiern so- weit entwickelt fand, dass diesen Thieren also ein den übri- gen Phyllopoden ähnlicher Larvenzustand abgeht, und sie zu keiner Zeit blosse Kopfextremitäten zu Ruderorganen haben. Ob aber die Entwicklung wirklich mit der der Decapoden verglichen werden könne, scheint mir noch wiederholter Un- tersuchungen zu bedürfen. Namentlich ist mir die Angabe aufgefallen, dass die Augen, die bei den Decapoden doch so früh auftreten , in dem beschriebenen Nebalienembryo noch nicht bemerkbar waren. Nach den bisherigen Untersuchungen würde man die Nebalien folgendermassen charakterisiren können. IVebalia« Corpus gracile , maximam partem scuto dorsuali bi- valvi tectum, in appendices 2 acuminatas exiens. Caput vix prominulum, vertice in laminam acutam fornicatam , antrorsus vergentem mobilem producto , oculis compositis mobilibus pediculalis 2 pediculo spinam gereute, oc. simplici nullo; antennae anteriores articulis pediculi 3 vel 4, extremo in processum producto, appendicibus 2, altera lamina oblonga, altera flagello multiarticiilato, a. posteriores proxime sub iis ortae , articulis pediculi 3 , flagello simplici multiarticulato , ut anteriore , subtus verso ; partes oris : la- brum parvum bilobum, mandibulae 2, palpo Iriarticulato, ma- xillarum paria 2, anteriores palpo longissimo, filiformi, mul- tiarticulato, retroverso, posteriores mala multiloba, appendi- cibus 2, exteriore simplici, interiore biarticulata. Segmenta pedigera 16., penultimum nudum, po- stremum ceteris longius, appendicibus angustis triangulis, se- tiger is 2. Bemerkungen über die Phyllopoden. 161 Pedes minus laciniati, duplicis generis, paria 8 ante- riora foliacea, tenera, stipite simplici appendicibus externis 2, exteriore nuda eadem Jongitudine, interiore breviore , mar- gine setoso , p. sequentia 4 gracilia , longiora , bifurca, sti- pite elongato, ramis styliformibiis, postrema 2 minima, sim- plicia ^). Scutum dorsuale bivalve, plica dorsuali (ligamento) nulla, canalibus concentricis nuUis 2). 0 V a inter pedes foliaceos sub scuto gestata. Conspectus speciernm* 1. ^^ bipes. Cancer bipes Fabric. Faun, groenl. p. 24ö. Fig. 2., Can- cer gammarellus bipes HerbstNaturg. derKrabb. Bd. ll.p. 111. pl. 34. Fig. 7. Nebalia Herbstii Leach Zool. misc. Vol. I. p. 100. pl.44. (nach Edw.), Tomps. Zool. research. pl. ll.Fig 1. (nachEdvv.) Desmar. Consid. p. 243. Nebalia bipes Kroyer Naturh. Tidsskr. Neue Reihe Bd. II. Heft IV. p.446. An den südlichen, seltener an der nördlichen Küste von Grönland. 2. iV. Geoffroyi. JSebalia Geoffroyi Milne Edw. Ann. des scienc. nat. Tom. XIII. p. 297. pl. 15., Seconde ser. Tom. III. p. 309. Guer. Iconogr. Crust. pl. 32. Fig. 2., cop. Milne Edvv.Hist.nat. des Crust. Tom. III. p. 355. pl. 35. Fig. 1—4. Cuv. Regne anim. Crust. Ed. III. pl. 4. Fig. 5. An den Küsten der Bretagne. Zu dieser Art gehört nach M. Edwards wahrscheinlich auch Nebalia Strausi Risso Hist. nat. Tom. V. p. 84. Fig. 20 — 22., welche bei Nizza vorkommt. Als dritte Art wird Nebalia Montagui von Milne Ed- 1) Taf. VIII. Fig. 10, 11. 2) Taf. VIII. Fig. 12. Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. 1. Bd. H liÖ2 Grube: wards aufgeführt, Monoculus rostratus Morvt.Transact. of the Ljnn. soc. VoL XI. p. 2. Fig. 5., Nebalia Montagui Tliomps. (nach IVJ. Edw.); sie ist sehr wenig gekannt und scheint nui* 3 hintere Fusspaare zu haben. Diag-nosis specieruxn. N. Mpes Pediculis oculorum subcylindricis, basi haud coarctatis, appendiceantennarum superiorum lamellosa 73 fcre longitudinis flagelii aequante , secundo inferiorum articulo multo breviore quam tertio, supraaculeo magno terminali in- structo penultimo et antepenullimo segmento abdominis multo altioribus quam longis, appendicibus caudalibus segmentis po- stremis 3 iunctis longioribus , '/^ longitudinis totius animalis superantibus. Long. corp. 3 — 5 lin. N. Geoffroyi Pediculis oculorum basi attenuatis , appen- dice antennarum superiorum lamellosa fere '/. longitudinis flagelii aequante, inferioribus aculeo nullo armatis, segmento penultimo et antepenullimo abdominis paene aeque altis ac longis appendicibus caudalibus segmenta postrema 3 iunctai vixdum aequantibus. Long. .4 ,lin. bnfilnö'!^ über die Phyllopoden. 163 Erklärung der Abildungen. Bemerkungen über die Phyllopoden Taf. V. ^^i Abbildungen von erwachsenen Thieren beiderlei Geschlechts der Linfinelis brachyurus. Fig. 1., l.a, 8, vom Weibchen. Fig. 2., 2.ß, 3 und alle übrigen Figuren vom Männchen; Fig. 6. 7. 9. 10. 11. könnten sich eben so gut auf das Weibchen bezie- hen, desgleichen Fig. 5. sein erstes Beinpaar darstellen. Fig. 1. Limnetis brachyurus, trächliges Weibchen, lömal im Durchmesser vergrössert, nach Abnahme der linken Schalenhäl/te. Man sieht an dem schnabelförmigen scharf zugespitzt endenden Kopf die seilliche knieförmig gebogene zarte Leiste c, vor w^elcher das zusammengesetzte Auge , das unter diesem liegende einfache und die dem Rande nähere mit Haaren besetzte Vertiefung; hinter der Lei- ste befinden sich unten die kleinen keulenförmigen zweigliedrigen Tastantennen (Istcs Antennenpaar) J.', oben die starken gabelästigen Ruderantennen A"^ (2tes Antennenpaar, Istes Paar der Ruderextremiläten bei der Larve mit einfachem Rückenschild) , hinter ihnen die Rlandi- beln (2tes Paar der Ruderextremiläten bei derselben Larve) mit ihrem birnförmigen Basallheil, und unter diesen die nach hinten fortgeslreckte, zum Theil zwischen den Vorderbeinen versteckle Oberlippe ; das ein- zige Maxillenpaar ist durch die Vorderbeine verdeckt. Von der Basal- spitze der Mandibelh nach dem Scheitel läuft die Naht , welche den vordem sehr viel grössern Kopftheil vo'm hintern trennt ; unter dem letztern uiid hinter den Mandibeln sieht man den zum Schliessen der' Schale dienenden von der linken Hälfte abgelösten Muskel, in dessen Umgegend die noch kleinen, in dem Vordertheil des Körpers enthalte- nen Eierchen durchschimmern. An dem Rückenrande der Schale macht sich die Falte A (das sogenannte Ligament) bemerkbar, durch welche eine Schalenhälfte in die andere übergeht , unter ihm die Stelle , an welcher der Haulüberzug des Rumpfes sich in die auskleidende Mem-" bran der Schale fortsetzt. Am Rumpf erscheint am deutlichsten die linke Fussreihe , 12 Fusse verschiedener Gestalt enthaltend, die vordem 8 Füsse mit bor- stenrandigen Aussenästen, hinter welchen bei den 7 vordersten — mehr oder minder verdeckt — ein borstenloser schlaucharliger Branchialan- hang vorkommt (vgl. Fig. 5. i), am 9ten und lOten ist der sonst blatt- artige Rückenasl durch einen ICierträger ersetzt, einen biegsamen Grif- fel, um den herum die befruchteten Eierchen ankleben, das Ute und 164 Grube: 12te Fusspaar ohne Rückenäste ; dahinter an der Bauchfläche des End« segments ein kleines unpaariges ßlältchen als Anhang. Das Iste Fuss- paar des Weibchens weicht in seiner Zusammensetzung durchaus nicht vom 2ten ab. Hinter den Eierträgern das dreizipfelige Blatt, an des- sen Basis die Oefi'nung für den Austritt der Eier (vgl. Fig. 15.). Fig. 1. a. Die Endspitze des schnabelartigen Kopftheils vom Weibchen, von vorn gesehen, etwas stärker vergrössert. Fig. 2. Erwachsenes Männchen , lömal vergrössert , ebenfalls von der linken Seite nach Wegnahme der linken Schale: Lage der Kopforgane, seitliche Kopfleiste, Schalenschliesser und Schalenligament wie bei dem Weibchen, nur ist der Schalenschliesser kurz am Rumpf, nicht wie in Fig. 1. an der linken Schale selbst abgeschnitten. Das Ende des schnabelförmigen Kopfes erscheint vom Weibchen verschie- den, abgestuzt, am Rumpf nur 10 Fusspaare , von denen man haupt- sächlich die linke Reihe sieht, auch hier die vordersten 8., mit bor- stenrandigen Aussenäslen, davon die 7 ersten wie beim Weibchen mit schlauchartigen Branchialanhängen (vgl. Fig. 4. Fig. 5. b), das 9le und lOte Fusspaar ohne beides, das Iste Fusspaar vom 2ten abweichend, sehr auffallend gebildet, indem seine Endglieder ein bei der Begattung thäliges Greiforgan bilden. Fig. 2. a. Das abgestutzte Ende vom schnabelförmigen Kopfe des Männchens, von vorn gesehen, etwas stärker vergrössert. Fig. 3. Männchen , von der Bauchseite und etwas links gese- hen, um die zwischen den Hüftgliedern und Schenkellappen der Beine entstehende Rinne zu zeigen, durch welche ein Wasserstrom die Nah- rungstheilchen bis zu der mitten unter dem Kopfende erscheinenden Oberlippe und über (in dieser Lage unter) sie hinweg zum Munde führt, zu beiden Seiten der Oberlippe die kleinen Tastantennen. Fig. 4 — 8. Abbildungen -verschiedener Füsse in 18facher Ver- grösserung, von hinten gesehen, so dass die Buchstaben b'h" den Aus- senrand, JK", ^, P den Innenrand bezeichnen: in allen diesen Figuren bedeutet M" den vom Hüftstück abgehenden Kiefer- oder Maxillarfort- satz, P — l^ die Lappen des Innen- und Unterrandes der übrigen Bein- ablheilungen, und zwar l den des Femoralstücks, l\l^,l^, die des Ti- bialstücks, l'= das Tarsalstück; b,b\b" die Anhänge des Aussenrandes, b den borstenlosen schlauchartigen ßranchialanhang (sog. Kiemenblase), b' den Rücken-, 6" den Bauchast des borstenrandigenBranchialanhangs (Kiemendeckblattes) . Fig. 4. Der linke Fuss vom Isten Paar des Männchens, von al- len andern abweichend durch die Verlängerung des Femorallappens l' und den starken durch einen Randeinschnitt gebildeten Absatz dessel- ben gegen die verkürzten übrigen Fussabtheilungen ; der Tibiallappen P hat einen sehr convexen, ausser den Borsten mit einer Reihe kurzer Stacheln besetzten Innenrand, l^ ist am wenigsten verändert, P und l^ Bemerkungen über die Phyllopoden. 165 klauenarlig gekrümmt, letzteres Stück haarlos, entsclueden vor l^ ge- legen, und für sich beweglich, seine Länge ansehnlicher, seine Basis breiter und liefer angesetzt als Z*, welches wenigstens an der Spitze einen Borslenbüschel trägt. Fig. 5. Der linke Fuss vom 2ten Paar des Männchens , etwas länger als derlste: mit ihm stimmen der 3te bis 7te (incl.) des Männ- chens und der Ite bis 7le des Weibchens überein, nur dass sie je wei- ter nach hinten gelegen, desto mehr an Länge abnehmen. In beiden Füssen ist der Verlauf der Muskeln dargestellt: a die Muskeln , welche vom Rücken her an der Seilenwand des Kumpfseg- ments herabsteigen, und sich an die Aussenecke des Hüfstücks , nach innen von der Basis des schlaucharligen Branchialanhangs ansetzen, ß die Muskeln, welche von der Bauchwand des Segments herkommen, und theils zu demselben Funkt , Iheils zur Basis des Kieferfortsatzes {M"), theils zum borstenrandigen Branchialanhang, sicher wenigtens an die Basis seines Rückenastes b' treten; die auf den Bauchast (6") be- züglichen haben diesen Ursprung nicht so deutlich , sie scheinen we- nigstens durch solche Fasern, welche von der Mitte der Fussplatte her- kommen, verstärkt zu werden, wenn sie nicht überhaupt hier entstehen. y die Muskeln , welche vom Hüftstück des Beines ausgehen und sich an die verschiedenen Lappen des Innenrandes verlheilen. (f die Muskeln , welche an der Basis des Rückenastes vom bor- stenrandigen Branchialanhang (6') fächerartig ausstrahlen, und theils in den Bauchast desselben Blattes (6") herabsteigen , theils in schräger Richtung qner durch die ganze Fussplatte zu den Lappen des Innenran- des laufen. Fig. 6. Ein Fuss vom 8ten Paar des Männchens, ihm fehlt der innere borstenlose Branchialanhang , oder die sog. Kiemenblase 6, und die Borsten an der Spitze des Rückenastes b' sind, wie man es auch an den nächst vorhergehenden Füssen sieht, merklich verlängert, alle Lappen des Innenrandes sehr Terkürzt: mit diesem Fusspaar stimmt auch das 8te des Weibchens überein. Fig. 7. Ein Fuss vom 9ten Paar des Männchens; ihm fehlt so- wohl die Kiemenblase b, als auch der Rückenast des borstenrandigen Deckblatts, und der Bauchast (6") desselben erscheint ausserordentlich kurz, die übrigen Lappen werden einander ähnlicher: eine gleiche Ge- stalt zeigt das lOte Fusspaar des Männchens, und das Ute und 12te des Weibchens. Fig. 8. Ein Fuss vom 9ten Paar des Weibchens, e der Eier- träger, ein beweglicher, als eine Umwandlung von dem Rückenast des borstenrandigen Branchialanhangs zu betrachtender Griffel , der sich nach unten in einen kurzen Bauchast b" fortsetzt; dieselbe Form hat auch dat lOte Fusspaar des Weibchens. Fig. 9. Das zweiringlige End - und das vorletzte Segment, a 166 Grube: der After mit seinen Lippen, i der an der Rückenseite durchschimmernde Darm, ^ das von dem vordem Ringel des Endsegments herabhängende unpaarige Blältchen, p*« das am vorletzten Segment befestigte lOte Fusspaar. Fig. 10. Die linke Maudibel von der Innenseite. Fig. 11. Die linke Maxille. Taf. VI. Abbildungen von Jugendzuständen der Limnetis und von einzel- nen Theilen eines erwachsenen Weibchens. Fig. 12. Die jüngste Form, welche beobachtet wurde, etwa 65 mal im Durchmesser vergrössert, von der Bauchseite gesehen. C. Der keglig zugespitzte in zwei winzige Hörnchen auslaufende Kopf mit langem rechten und linken Seitenstachel, C der noch un- gegliederte fusslose , am Ende in zwei kurze Fortsätze ausgehende Rumpf, D der einfache flach gewölbte Rückenschild , an welchem der Rumpf haftet , L die gewaltige einen grossen Theil des Rumpfes von unten her bedeckende, ganz mit Stachclchen besetzte Lippenplatte, in welche sich der Kopf frei nach hinten fortsetzt, und die nicht dem Rückenschild parallel sondern schräg nach unten gerichtet ist: zwi- schen ihr und dem Rumpf ist der Zugang zum Munde, welcher etwa an ihrer vorderen Grenze liegt. A', M. Die beiden Paare der Ruderexlremiläten , welche zwi- schen der Basis des Kopfkegels und dem Rumpf entspringen. Ä das vorderste deutlich gabelästige Paar , welches sich später in die hin- tern Antennen oder Ruderantennen umwandelt; von ihrer-Basis, von der Lippenplatte überdeckt , gehl hinterwärts ein grosser gespaltener Hacken ab («'). M Das hintere, einfachere Paar, aus welchem weiterhin dieMan- dibeln entstehen; es ist kürzer und fast gaiiz von der Lippenplatte überdeckt. Das vordere Antennenpaar (oder die Tastantennen) ist jetzt noch gar nicht vorhanden , bildet sich aber später an der Stelle , wo jetzt das helle runde Fleckchen an der Basis der seitlichen Kopfsta- bhein sichtbar ist. im Kopf schimmert das einfache Auge 0 durch, dahinter beginnt der Darmkanal, mit zwei kurzen contractilen Zipfeln, aus welchen sich weiterhin die traubigen durch einen Kanal in den Magen mündenden Speichel- oder Leberorgane bilden, die hir.tere in den Alter endende Partie des Darmkanals ist gegen die vordf^re durch eine Einschnürung abgepelzt. In dem Darm sieht man den dun- keln von seinem äussersten Contour weit abstehenden Inhalt, « der After. Fig 13. Eine weiter vorgeschrittene,, um etwa 48 Standen al- lere und grössere Larve, ebenfalls von der Bauchseite gesehen und Bemerkungen über die Phyllopoden. 1Ö7 ebenso stark vergrössert. Die Gesamnitform hat sich wenig, die Haupt- Iheile fast gar nicht verändert, aber hinter dem einfachen Auge wer- den die ersten Anfänge der zusammengesetzten (0') in Gestalt zweier rothen Fleckchen, bemerkbar, und am Rumpf haben sich die Anlagen zu 6 Fusspaaren gebildet , die jedoch noch keine Bewegung zeigen. Gleichzeitig mit den zusammengesetzten Augen ist das Herz aufgetre- ten, das man aber, weil es durch den Darm verdeckt wird, bei die- ser Lage nicht wahrnehmen kann. In diese Figur ist auch die strang- förmige in der Mittellinie der Bauchwand liegende Zeichnung aufge- nommen, derer in der Abhandlung gedacht ist, und die man leicht für den Nervenstrang halten könnte, obwohl sich diese Identität nicht nach- weisen lässt. Fig. 13. a. Dieselbe Larve seitlich gesehen , weniger vergrös- sert. D der Rückenschild , L die Lippenplatle , C der Leib mit den Anlagen der Kiemenfüsse, A'^ M die Ruderextremitäten. Fig. 13. b. Der vordere Theil des Kopfes stärker vergrössert, 0 das einfache Auge, w der querovale, vorn flache durchsichtige Kör- per, in den dasselbe wie eingesenkt erscheint und der vielleicht die er- ste Anlage der zusammengesetzten dahinter liegenden Augen ist, o die beiden mitten angeschwollenen Stränge, welche ich für die Sehnerven der jetzt entstehenden zusammengesetzten Augen halte , S die Ma- genzipfel. Fig. 14. Eine Larve aus demselben Stadium vom Rücken ge- sehen, um die obere mit feinen Spitzchen besetzte Fläche des Rücken- -schild'es zu zeigen , von welchen nur eine einzige , gleich bei den seitlichen Kopihörnern beginnende ovale Stelle (t') frei ist. Das Ende des Kopfes und seiner seitlichen Hörner oder Stacheln überragt den Rand des Rückenschildes , alles andere schimmert nur durch ; so das über dem Darm und unmittelbar hinter jener glatten Stelle des Rük- keaschildes gelegene Herz (t>). Fig. 15. Das Körperende eines trächtigen Weibchens, etwa 20 mal vergrössert, von der linken Seite und etwas von vorn gesehen , e die grifFelförmigen Eierträger, E eine Gruppe an ihnen und an einan- der festklebender Eier, w die dreizipfelige Klappe , an der Flanke des vor- und drittletzten Segments , hinter welcher die Oeffnung des Ovi- ducts; sie ist mehr als gewöhnlich abwärts gewendet, eine Stellung, die ich zur Zeit des Eierlegens öfter bemerkt habe ; p9p'Op'«p<2 die vier letzten Fusspaare, / das unpaarige Blättchen an der Bauchseite des letzten Segments. Fig. IG. Die rechte Eierklappe von rechts gesehen , ihre Sei- tenränder haben sich gegen einander gekrümmt , und bilden so eine Art Rinne, durch welche das Eichen heraustritt. Durch tlie Seitenwand des Leibes schimmern die zum Austritt reifen Eier durch. Fig. 17. Eine Gruppe Eierchen an dem zarten Haarschopf eines 168 Grube: Eierträgers (e) haftend. Die äussere Hülle (v") welche den einzelnen Dotter (c) umschliesst, ist mit den benachbarten durch eine klare Masse, eine über dieselben ergossene und dann erhärtende Flüssigkeit verbun- den, v' die Dotterhaut der einzelnen Dotter selbst. Fig. 18. Ein einzelnes Ei stärker vergrössert aus einer spätem Zeit. V der Dotter , v" die äussere bald einen bald mehrere Dotter umschliessende Eibülle, welche hier schon eingeschrumpft ist, sich mit der Dotterhaut vereinigt hat und dann einen unregelmässig feinzackigen Contour zeigt. Fig. 19. Einer von den mittleren Füssen , an dessen Borsten einige jener straffen mit zarter blasig körniger Masse gefüllten Schläu- che u hängen, welche ich für Anfänge anderer Organismen halte. Fig. 20. Ein Paar dieser Schläuche vergrössert, um das kurze Stielchen^ mit welchem sie anhangen, und den von der Haut des Schlau- ches merklich abstehenden Inhalt zu zeigen. Taf. VII. Fig. 21. Eine junge zweischalige Limnetis einige Stunden nach ihrem Uebergange aus der einschaligen Form in die jetzige: in die- sem Stadium pflegen ibre Schalenbälften noch weit auseinander zu ste- hen, wie es auch die Abbildung zeigt, 7 Fusspaare sind entwickelt und in Bewegung, die übrigen noch in der Bildung begriffen_, Tast - und Ruderantennen vorhanden, Kopf, Mandibeln , Oberlippe zusammenge- setztes Auge , Schalenkanäle und Schalenschliessmuskel wie beim er- wachsenen Thier, nur die Zahl der Glieder an den Aesten der Ruder- antennen und die der Borsten an ihnen wie an den Fusslappen min- der gross. Fig. 21. a. Eine Ruderantenne desselben Thieres stärker ver- grössert. Fig. 21. b. Ein Fuss desgleichen. Fig. 22. Die linke Schalenhälfte einer erwachsenen Limnetis, von der Innenfläche betrachtet, vergrössert. Man sieht den nahe der Schale abgeschnittenen Schliessmuskel und die ovale von den 3 con- centrischen Kanälen gebildete Figur, die ihn umzieht. Gegen die zak- kigen durch Gräben gelrennten wulstigen Kanäle sticht der fast die Längsachse der Figur einnehmende dünnwandige ßlindkanal ab , wel- cher oberhalb des Muskels herkommt, und gerade nach hinten verläuft. Von den oberen Schenkeln der Wülste sieht man den innersten in den äussersten umbiegen, von den untern dagegen scheint der mittelste in den äussersten überzugehen; der obere Schenkel vom mittelsten und der untere vom innersten Wulst scheinen sich weiter nach vorn fort- zusetzen und so den Muskel zu umziehen. Von dem Umfang des aus- Bemerkungen über die Phyllopoden. 169 sersten Wulstes strahlt das helle Geäder aus, welches wie die Wülste der mittleren weichen Schalenschicht angehört , und in welchem das Blut fliesst. Der helle Kandstreif zeigt die Dicke des Schalenrandes selbst an. X Die Falte, durch welche eine Schalenhälfte mit der an- dern zusammenhängt (sog. Ligament). Fig. 23. Der Kopf eines erwachsenen Weibchens etwa 20mal vergrössert, mit einem Stück vom Vordertheil des Rumpfes, dem Scha- lenschliessmuskel und den ihm anhängenden concentrischen Kanälen aus der Mittelschicht der Schale, von der linken Seite gesehen, Ä . Die linke der zweigliedrigen Taslantennen (Istes Antennen- paar), A^ die linke Ruderantenne (2tes Antennenpaar) , m\nnP-,m^ Mus- keln der Ruderantennen, m' die Aufheber, zum Theil auch als Rück- wärtszieher wirkend, sie entspringen unter dem Scheitelrande der vor- dem Kopfabiheilung, ?n^ die Vorwärtszieher, welche weiter nach vorn und etwas tiefer entspringen und schon im Stamm der Ruderantennen aufhören, m^ die von der Unterseite des Kopfes herkommenden Rück- wärtszieher; i die Einkerbung und Naht zwischen der vordem und hintern Kopfabtheilung (dem Nackenschildchen Lievin's) ; e die knie- förmig gebogene Seitenleiste der vordexn Kopfabtheilung, bis zu wel- cher der Stamm der Ruderantennen seinen Spielraum hat , 0' das zu- sammengesetzte Auge der linken Seite, auf seinem Sehnerven sitzend, umfasst von einem Kegel zarter Muskeln, w die Aushöhlung, in der es sich befindet; 0 das einfache Auge, p ein Strang der zu seiner Befe- stigung zu dienen scheint, z die mit Häärchen besetzte Vertiefung der linken Kopfseite; m* ein von der Kopfwand hinter dem Auge 0' ent- springender dünner Muskel , der zur Unterfläche der Oberlippe geht, S das zerschlitztlappige in den Magen mündende Secretionsorgan der linken Seile , L die Oberlippe , M die linke Mandibel , in^ ein hinter ihrem Schenkel zur Sehne ihrer Adductoren herabsteigender Muskel ; / der Darmkanal, v das Herz (wie es scheint, jederseits mit 3 Spalt- öffnungen versehen) , m^ der Schliessmuskel der Schalen mit den ihm anhängenden, bei der Zerreissung der Schale hinausgetretenen Schalen- kanälen, M' die linke Maxille. Fig. 24. Die rechte Mandibel M, die Maxille M' und die Ba- salparlie des Isten Fusspaars von der Bauchseile gesehen , nämlich p das Hüftstück selbst, M" der Kieferfortsatz, 6 der borstenlose schlauch- förmige, b' der borstenrandige Branchialanhang. Fig. 24. a. Der gabiige hornige zum Theil gezähnelte Strei- fen, an der Bauchseite des Kopfes gerade über der Lippe gelegen, zwi- schen den Mandibeln. Fig. 25. Ein Stück vom Rande der Schale, von innen gesehen, etwa 200mal vergrössert; rr' der Rand selbst, R der helle Randsaum, dessen Zellen kleiner sind , q die Grenze zwischen ihm und den an- stossenden grösseren Zellen, e das Aussenblatt der Schale in dem die 170 j':-.v Grube: Zellen liegen, i das zarte Innenblatt, m die aus gallertigen zackigen . In- selchen bestehende vom Blut durchströmte minder durchsichtige Mittel- 'Schicht, die bis q reicht. Fig. 25. rt. Die Randdicke selbst, der äussere Contour r er- scheint zackig. Fig. 26. Der Mundring des Nervensystems, etwa l6mal ver- grlössert; C das vordere 3Iund- und Gehirnganglion, n die Schenkel des Schlundringes, 0' die zusammengesetzten, 0 das einfache Auge, o die beiden zu 0' gehörigen Sehnerven , 1 der Nerv der Taslanlennen, 2 Nerven der Ruderantennen, 3 der um die Wurzel der Oberlippe her- umgehende Verbindungsladen der Schenkel des Mundringes, y das da- hinter gelegene kleine Ganglion , das w^ahrscheinlich mit dem der an- dern Seite ebenfalls verbunden ist , 31 das erste Ganglienpaar der ei- gentlichen Bauchkelte, das die Mandibcin versorgt und noch einen Ner- ven nach vorn abschickt, M' das zweite Ganglienpaar, vermulhlich für die Maxillen bestimmt, P' das dritte, F' das vierte. Fig. 27. Ein Stück von der hintersten Partie derBauohkette be- deutend stärker vergrössert. Fig. 28. Ein vertikaler Durchschnitt des Segments, welches das Iste Fusspaar trägt. £> die Schalenhälften, A die Falte die sie verbin- det, unter l die Stelle an der die Oberhaut des Rumpfes in die aus- kleidende Membran der Schale übergeht, v das Herz, / der Darm, N die ßauchkette des Nervensystems, G die Genitalien, M" der Kiefer- fortsalz, /' — l^ die Lappen und Anhänge des Innenrandes, b,b',b" die Branchiallappen der Füsse. Fig. 29. Das einfache Auge von oben gesehen , so dass der Blick gerade auf die mit Pigment bekleidete Längs -Kante zwischen den beiden Seitenflächen des beinahe telraedrisch gelormten Organs fällt, und die Basalfläche verkürzt erscheint; alleFlächen sind von Pig- ment eingerahmt. Fig. 30. Eine der 3 dem Beobachter zugänglichen Flächen des «infachen Auges im verticalen Durchschnitt. Taf. VIII. Fig. 1 — 5. Branchipus Josephinae. Fig. 1. Der Kopf eines Weibchens etwa lOaial vergrössert, von der Rückenseite. A' die fadenförmigen oberen Antennen (den vordem der andern Phyllopoden entsprechend), A^ die untern sehr viel dickeren, hornartig gekrümmten (den hinteren der anderen Phyllopoden entsprechend), 0 das einlache, 0' die gestielten zusammengesetzten Augen , C die vor- dere, die Sinnesorgane tragende, C die hintere, die Fresswerkzeuge Bemerkungen über die PhyHopoden. 171 (tragende Kppfhälfte , P' das erste init ausgel^ildeten Füssen versehene Rumpfsegment. Fig. 2. Ein Jilänncben, /im,^! vergrössert, von der Bauchseite. ^'. 0' wie ;in Fig. 1., die untern Antennen (sog. Hörner) sind hier viel grösser und zusammengesetzter als beim Weibcheu und tra- gen an der Unterseite der Basis ein stachliges Wärzchen «', an der Innenseite der Basis ejn zarter gebautes Kebenhorn «; M die Majndi- beln, JT' ,,4J,e fJHajtiUen, p die .kleinen Papillen, vor dem 4ten ausgebil- deten Fusspaar, w^elche man entweder als ein rudimentäres Fusspaar oder als ein zweites Maxillenpaar betrachten kann, auf dieses folgt die Reihe der 11, nach vorn und hinten an Länge abnehmenden Ru- derfusspaare P, und dann die 9 fusslosen Segmente S, von deren 2 vordersten der die männlichen Genitalien umschliessende Behälter w herabhängt, to die äusseren Papillen desselben , unter (oder in norma- ler Lage über) welchen das Vas deferens mündet, w" die innere mit einer hornigen Leiste, einem Nebenzahn und meist noch kleineren mi- kroskopischen Zähnchen versehene Spitze: a die beiden Schwanz- blättchen. ■ - - j,, j ^ c Fig. 3. Der Kopf eines Männchens, von der Rückienseite und etwas aufgerichtet, so dass man noch das Wärzchen der Bauchseite a' hervorgucken sieht; viel stärker vergrössert , um die an der Unter - und Hinterseite des Nebenhorns befindlichen stumpfen Zähne oder Za- pfen zu zeigen. Fig 3. a. Einzelne dieser Zähnchen und Fig. 3. b das AVärzchen «' noch stärker vergrössert, so dass man deutlich die winzigen Zacken erkennt, mit denen es grösstentheils be- setzt ist. Fig.' 4. Der dritte Fuss der rechten Seite etwa I6mal vergrös- sert M' ; l* — Z* die Lappen des Innenrandes, l^ der unterste und grössle derselben (Ruderlamelle S. Fischer), P der Tarsallappen (Endlamelle S. Fischer) , b, unlerer (beuteiförmiger, unbehaarter) Branchialanhang, i+ 6+ die beiden oberen (blattförmigen, ebenfalls unbehaarten), am Rande leicht gekerbten Branchialanhänge. Fig. 5. Der Hinterkörper des Weibchens vergrössert , seillich gesehen, um das Verhältuiss des Eierbehälters o (Theca) zu den bei- den vorderen fusslosen Segmenten zu zeigen. P" der rechte Fuss des Uten Paares. Fig. 6. 7. 8. Füsse von Apus productus. Fig. 6. Der linke Fuss des ersten vollständigen Paares 3*/2»nal vergrössert: M der Kieferfortsatz, l*—l^ Lappen des Innenrandes, /' der Tarsallappen, b der innere (beuteiförmige, unbehaarte) Branchial- anhang, b' der äussere (blattförmige), am Rande mit Borsten besetzte Branchialanhang. Fig. 7. Ein Fuss von den auf das Ute Fusspaar folgenden; 172 Grube: Bemerkungen über die Phyllopoden. Syi^al vergrössert, die Bezeichnung der entsprechenden, nur breiteren und kürzeren Lappen und Anhänge ist dieselbe. Fig. 8. Das vor dem ersten vollständigen Fuss und hinter der 2ten Maxille der linken Seite stehende rudimentäre Füsschen, 4mal vergrössert. Fig. 9. Der 5te Fuss linker Seits von Estheria tetracera ver- grössert: die Bezeichnung der Theile wie in Fig. 6, der Lappen i* ist hier gegliedert angesetzt, der blattförmige äussere Branchialanhang so sehr nach oben und unten in die Länge gestreckt, dass man einen Rücken- und Bauchast (6', 6") wie bei Limnetis unterscheiden kann. Fig. 10. 11. 12. Theile von Nebalia Geoffroyi. Fig. 10. Der rechte Fuss von einem der 8 vordem Paare, vergrössert. Pder hier am Innenrande nicht lappenartig zerschlitzte, sondern einfache Stamm des Fusses, b der innere (hier am Unter- rande spärlich behaarte), b' der äussere Branchialanhang. Fig. 11. Ein Fuss der 4 folgenden gabelästigen Fusspaare, weniger stark vergrössert. Fig. 12. Die linke Schalenhälfte von der Innenfläche gesehen, 6*/imal vergrössert, um das Netzwerk der sie durchziehenden Blut- kanäle zu zeigen. Am Rückenrande vorn ist die Stelle markirt, wo die Schale mit dem ersten Rumpfsegment zusammenhängt. Beitrags zur Kntwicklung^sg^ejichiclite der Kamitikiemer J. Roren und !>• C* Danielssen ^>« Aus dem Dänischen übersetzt vom Heräiisg^elber« (Hierzu Taf. IX.). Es sind ungefähr 5 Jahr, seit wir in „Nyt Magazin for Naturvidenskaberne" dem naturforschenden Publicum einige Abhandlungen unter dem Titel: „Zoologischer Beitrag" vor- legten, worin wir versprachen , die Entwicklung von Bucci- num undatum gründlich aufzuklären. Jeder, der sich selbst ein wenig mit der Entwicklungsgeschichte niederer Thiere beschäftigt hat_, wird es leicht einsehen, wie Jahre verge- hen können, ohne dass es glückt, selbst die Probleme aufzu- klären, welche Gegenstand der fleissigsten Forschung gewor- den sind. Und wenn dies überhaupt richtig ist, wieviel mehr für uns, die wir an einem isolirten Ort wohnen, 50 Meilen entfernt von der Universität, und entblösst von den nöthigen Hülfsmitteln. Dafs wir jetzt im Stande sind unser Verspre- chen zu lösen , ist uns um so angenehmer, als wir zugleich *) Diese Abhandlung erschien als besondere kleine Schrift in Bergen 1851 mit 4 Tafeln, ein späterer Nachtrag ist vom September 1852 datirt. 174 Koren und Danielssen: dadurch Veranlassung bekommen , die Irrthumer zu berich- tigen, welche sich in der obengenannten Arbeit befinden. Bergen, den 20. Septbr. 1851. Bucciiium uiidatuiii Linne. Obgleich wichtige Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Mollusken von Nord mann 9, Vogt 2), Quatrefa- ges 3), L ove'n^OVI^eid 5j^iifii*d^L'ey dig'<^j geliefert sind, seit wir unsere Untersuchun^ii im Magazin for Naturviden- skaberne bekannt machten, glauben wir doch, dass unsere fortgesetzten Beobachtungen, die wir hier vorzulegen wagen, nicht ohne Interesse sein werden, theils weil' wir Schritt für Schritt die ganze Entwickeluiig zweier Gattungen haben ver- folgen können, theils weil sie 'zu Aufklärungen über die Bil- dung von Embryonen geführt haben, die, soweit es uns be- kannt ist, für die Wissenschaft neu sind. Am sechsten März' dieses Jahres erhielten wir einige Eikapseln von Buccinum ufiklatikin'. > E's ist bekannt, dass die Kapseln meist zusammenhängen , und kugelrunde oder ovale Trauben bilden, welche zuweilen die Grösse einer geballten Faust erhalten. Sie sind an verschiedenen Körpern , wie Steine, alte Holzstücke, Tang u, s. w. befestigt. In manchen Trauben enthielten alle Kapseln, entwickelte- Junge ,.n in an- dern dagegen waren dieselben noch mit Eiern versehen, undl wir besassen daher hier das nöthige Material. Sowohl aus... dem verschiedenen Inhalt dieser Trauben , wie aus unseren sonstigen Untersuchungen, darf man wohl den Schluss zie- ' 1) Versuch einer Monographie von TergipesEdwardsii. Peters- burg 1844. <'Jiir ii'i 2) Recherches sur l'embryogeniedfeTAöteön, Annales des Scien- ces naturelles, troisieme ser. VI. 1846. p, 1. 3) Annales des sciences naturelles, troisieme ser. IX. p. 33. 4) Bidrag tilKännedomen on Utvecklingen af Mollusca Acephala Lamellibranchiata. Kongl. Vet. Akad. Handl. 1848. 5) Ueber die Entwicklung der Eier der Mollusca nudibranchiata. Frorifep's Tagsberichte. Januar 1850. 6) Ueber Paludina vivipara. Zeitschrift für wissehsch. ZÖölti-*' gie. 2. Band. Leipzig 1850. •'^' ' Beitrag zur EntwieklungÄgeschi^hte' dfer Kammkiemer. l75^ hen, dass die Zeit des Eierlegens vonßucciniim undälum im Januar beginne, und bis zum Ende des Aptil dauerte; Wir öffneten einige Kapseln, um den Inhalt unter dem Mikröskof^' zu prüfen. Eine jede enthielt eine wasserhelle , zähe , ei- weissartige Flüssigkeit, worin sich eine beträchtliche Menge Eier (600^-800) befanden , die sich wegen des sie einhül- lenden zähen Schleims schwer von einander trennen Hessen. Jedes Ei bestand aus einer dünnen durchsichtigen Haut (cho- rion) , innerhalb derselben befand sich eine feinere Haut, die den kugelrunden Dotter dicht umscliloss. Derselbe be- stand aus einer zähen Flüssigkeit, welche eine Menge grös-^ sere oder kleinere hellgelbe runde Körnef enthielt. Weder von Keimbläschem noch von Keimlleck bemerkte man einie^^ Spur. Der Durchmesser der Eier variirte von 0,257 tß&^ 0,264 m. m. - " ^^> Den 8., 13., löten und 20sten März untersuehtt^n wir - wieder einige Kapseln derselben Traube. Die Eier' Wä^öir'' zu unserer grossen Verwunderung noch kugelförmig und uft'-^' gefurcht^). Am 24sten März waren die Eier gleichfalls ungefureht^; aber anstatt dass sie früher zerstreut lagen, hatten sie sich ' nun genähert. Das Chorion hatte begonnen sich aufzulösen, die meisten Dotter waren ausgetreten , und lagen eingehüllt^ in der zähen, eiweissartigen Flüssigkeit, bloss umhüllt von der Dotierhaut. Nach einigen Tagen hatten die Eier auch äüsserlich sich ztsammengehäuft, und bildeten eine gemein- same Masse, die an der Oberfläche gleichsam in mehrere Gruppen abgetheilt war , so dass man selbst mit blossen Augen jede einzelne bemerken konnte. Ihre Anzahl betrug im Allgemeinen von 6 — 16. Den 29slenMärz untersuchten wir abermals einige Kap- seln. Die einzelnen Gruppen fanden sich schärfer ausge- prägt, und an jeuer von ihnen, die nun eine ovale oder nie- renförmige Gestalt angenommen hatten , war ein überaus dünnes Häutchen gebildet. Die Gruppen blieben noch zu- sammenhängend- 1) An einzelnen Eiern sahen wir indessen, dass die Dotter eine konische Hervorragung hatten. 176 Koren und Danielssen: Am, Isten April untersuchten wir wieder einige Kapseln. Eine von ihnen enthielt zwölf bereits ausgebildete Embryonen die eine ovale und nierenförmige Gestalt hatten, und mit zwei runden Lappen (velum) und dem Fuss (Fig. 2. c.) ver- sehen waren. Die Flüssigkeit, welche die Kapseln erfüllte, war durchaus wasserhell und dünn , so dass man mit grosser Leichtigkeit Individuen herausnehmen konnte. In einer an- dern Kapsel befanden sich nur 6 Embryonen, von denen vier noch vereinigt waren. Wir begannen nun den Zusammenhang zu begreifen, der uns so eigenthümlich vorkam, dass es lange dauerte, ehe wir rechtes Vertrauen in unsere eigenen Beobachtungen setz- ten; denn es schien so stark nicht nur gegen alles , was man bisher von der Entwicklung der Mollusken wusste, son- dern auch gegen alle bekannten physiologischen Thatsachen zu streiten. Die voraus liegende Wahrheit entfernte jedoch leicht jeden Zweifel, und verrückte nicht allein den Begriff, den wir bisher von dem Ei hatten, sondern nöthigte uns so- gar an einem Gesetz zu rütteln, das bereits durch mannich- faltige Thatsachen seine Berechtigung erhalten hatte. Wir hatten nämlich eine Entwicklungsweise vor uns, die bei ihrer wesentlichen Abweichung es schwierig machte, unsere Un- tersuchungen auf alle früher angestellten zu beziehen, und wir konnten daher nicht anders vermulhen , als dass diese neuen Phänomene bei weiterer Forschung ihren Anknü- pfungspunkt an anderen A^erwandten Geschlechtern finden würden. Wir werden später beweisen , dass diese Vermu- thung richtig war. Aber wie hätten wir nicht bestürzt sein sollen, dass wir, als wir das primitive Ei untersucht, und be- fruchtet gefunden hatten , vergebens auf die Veränderungen warteten , die jedes solches Ei , zufolge der bisher bekann- ten Gesetze unter günstigen Bedingungen eingehen muss. Keine Furchung zeigte sich , keine Zellen entstanden ; kurz, das Innere des Eies bUeb scheinbar unverändert; dagegen äusserte sich eine Thätigkeit in seiner Umgebung , in dem ausserordentlich zähen, eiweissartigen Schleim, der die vor- her deutlich getrennten Eier gleichsam zusammendrängte, und in Haufen vereinigte. In ihr wurden die Eier zusam- mengeleimt durch eine starke, klebende Masse, während die Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Kammkiemer. 177 vorerwähnte zähe Flüssigkeit dünnflüssig- geworden war, fast wie Wasser. Nun erst begann eine Art Thätigkeit sich in den Eiern selbst zu zeigen , indem ihre Haut zum Theil platzte, die Dotter austraten, und man sah, dass an jedem ebener- wähnlen Haufen sich eine Membran bildete , die das entste- hende Individuum begrenzte. Zwischen diesen Haufen wur- den dann und wann einige einzelne Eier gesehen, denen der Zutritt zu dem organischen Process versagt schien, der den werdenden Embryo begründen sollte; und diese Eier star- ben dann entweder ab, oder erlangten eine äusserst unvoll- kommene Entwicklung, woraus ein höchst wunderliches Wesen entstand , dessen Dasein nur kurz war. Sobald die zusammengehäuflen Eier ihre Membran erhalten hatten^ be- gann die Embryonenbildung mit einer Ausscheidung einer ziemlich klaren, feinkörnigen, klebrigen Flüssigkeit, die sich zuerst an den äusseren Flächen der Eier lagerte. In dieser plastischen Masse entstanden nun theils Zellen^ theils Mus- kelröhren^ je nachdem das sich bildende Organ eine solche Struktur bedurfte, und auf diese Weise setzte sich die Or- ganenbildung fort. Für uns hat es sich also uniäugbar her- ausgestellt, dass die erste sichtbare Thätigkeit, nachdem die Eier abgelegt waren, in dem umgebenden, zähen^ eiweissar- tigen Schleim auftrat; und wir können uns diese Thätig- keit nicht anders denken , als dass der klebende Stoff sich ausscheidet und die Eier enger zusammendrängt. Den Con- glomerationsact selbst nahmen wir anfangs für etwas , das vielleicht die Furchung verträte, aber wir verliessen bald diese Meinung als höchst unwahrscheinlich, und wurden darin sehr bestärkt, als wir die Entwickelung von Purpura lapillus kennen lernten, wo Furchung und Zusammenhäufung zugleich vorkommen. Wir müssen daher annehmen, dass die Dotter- theilung nicht unter allen Umständen nothwendig für die Embryonenentwickelung ist. Aber wie seltsam ist nicht die Thatsache, dass mehr als fünfzig vollkommen organisirte Eier sich vereinigen, um ein einziges Individuum zu bilden? Wo ist hier das bildende Princip ? Ist es in dem einzelnen Ei eingeschlossen, oder ist es so über alle verbreitet, dass es nur bei ihrer Gemeinschaft mächtig genug bleibt, um den Stoff zu beherrschen? Wir haben ja gesehen, dass das ein- Archiv f. Naturgesch. XIX. Jahrg. l.Bd. 12 IyS Koreri und Danielss6nj. zelne Ei ztrweilen eine Art Enlwickelung eingeht; aber das Wesen, welches daraus hervorgeht, ist sehr unvollkommen, und geht sehr bald zu Grunde. Hier scheint es am nöthigeft Material zu mangeln; — doch wir wollen auf die Entwicke- lung von Purpura lapillus hinweisen , wo dieses sich viel- leicht deutlicher nachweisen lässt. Immerhin glauben wir in der obenerwähnten Entwickelungsweise eine tiefe physiolo- gische Wahrheit zu sehen, deren grosse Bedeutung spätere Beobachtungen vielleicht aufklären werden '). Was die Anzahl der Eier betrifft, die an der Zusam- menhäufung Theil nehmen, um einen Embryo zu bilden , so variirt diese ebenso sehr, wie die Menge der Embryonen in den verschiedenen Kapseln. Diese waren gewöhnlich 6 — 16, doch haben wir zuweilen bis 36 gefunden. Es ist zu bemer- ken, dass,je weniger Individuen eine Kapsel enthält, desto mehr Eier vorhanden sind , und dass als eine Folge d^avon dann die Individuen grösser sind, ja sogar eine Grösse von IVj "1- ^' haben können. Die gewöhnliche Zahl der Eier, welche sich zur Bildung eines Embryo vereinigen , ist 40— 60, doch haben wir sie sehr oft bis 130 gefunden. Bereits Gray 2) hat beobachtet, dass eine Kapsel über löO Eier enthielt, und dass von diesen nur 4— 5 Embryonen srch entwickelten. Dieser bekannte englische Physiologe er- klärt dies auf die Weise , dass einige Eier durch überwie- gendes Wachsthum die Entwickelung der andern hindern 1) Nachdem wir wiederholt die Thatsachen geprüft haUen und von ihrer Richtigkeit überzeugt waren, beschlossen wir Sars zu ersuchen, dtr ungefähr drei Meilen von hier wohnt, zur Stadt zu kommen, um wo möglich sie zu bestätigen. Obgleich Geschäfte ihn hinderten, sogleich zu kommen, waren wir doch so glücklich später ihm den ganzen Ent- wickeln ngs Vorgang zeigen zu können, wodurch er Gelegenheit erhielt, sich von der Richtigkeit der ßeobachlungen zu überzeugen. Bald dar- auf erhielten wir ein Schreiben von ihm, worin er uns einige unter- brochene Untersuchungen über Buccinum undatum raittheilte , welche er im Jahr 1836 angestellt hatte. Daraus ersahen wir, dass Sars gleichfalls beobachtet hatte, dass die Dotter keine Furchung eingehen. Er hat nämlich Eier in der offenen See vom 26. Januar bis zum 18. Februar liegen gehabt, ohne dass er eine Veränderung bemerkte. 1) Annales des sciences naturelles, seconde serie VII. p.375. Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Kammluemer. 179 sollten, und dass deshalb nur 4—5 Embryonen auskommen. Es ist nun leicht zu sehen, worin Gray sich geirrt hat, und wir müssen gestehen, dass wir uns früher desselben Irrthums schuldig gemacht haben. Uniäugbar ist er der Wahrheit auf der Spur gewesen , ohne dass es ihm geglückt ist , sie auf- zuklären. Nachdem wir nun gesehen haben , dass die Eier sich gruppiren, um den Embryo zu bilden , und dass dieser um- geben ist von einem wasserhellen, dünnen Häutchen, wollen wir die Art und Weise angeben , wie wir die Organe auf- treten sahen. Der erste Vorgang ist , dass sich eine klare, feinkörnige Masse aus dem obersten Ei ausscheidet, das nun durchsichtiger zu werden anfängt. In dieser Masse entdeckt man bald eine Menge Zellen , die allmählich sich vermehren und eine bestimmte Form annehmen , indem sie in die bei- den Lappen (Fig. 2. c.) übergehen. Diese bekommen allmäh- lich Cilien , und erst jetzt bemerkt man einige Bewegung. Der Fuss , welcher sich auf eine ähnliche Weise bildet, kommt zum Vorschein als eine vorstehende Wulst, erhält Ci- lien, und der Embryo dreht sich äusserst langsam (Fig. 3. e). An dem obersten Rande der runden Lappen zeigen sich hier und da Girren i), die sich nach kurzer Zeit über die ganze Länge derselben ausbreiten. Später sieht man,däss die kreis- runden Lappen ausser den Girren auch mit Gilien versehen sind (Fig. 7. de). Wenn die Lappen und der Fuss gebildet sind, sieht man zwischen den zusammengehäuften Eiern und der Mem- bran, welche sie umgiebt, eine gleichfalls ausgeschiedene halb- durchsichtige körnige Masse, welche beiträgt den Mantel zu bilden, indem nämlich die erwähnte Membran sich mehr und mehr verdickt , und eine bestimmte Structur (Fig. 2.) annimmt. Nachdem dies geschehen , sieht man an dem untersten Theil des Mantels einen halbrunden , durchsichtigen Körper sich 1) Sars hat die langen Girren, welche an den Lappen sich be- finden, von Cilien unlerschieden, und hat vorgeschlagen, sie Schwimm- haare zu nennen. Später haben sie mehrere Schriftsteller „Girren« genannt, und die Benennung „Cilien« für die kurzen und äusserst fei- nen Haare beibehalten. 180 Koren und D ani elssen: bilden, das ist die beginnende Schale (Fig. 3. a). Der Fuss nimmt an Grösse zu, bekommt eine mehr zugerundele Form, und an seinem Grunde sieht man deutlich die beiden Ge- hörorgane (Fig. 4. }. Ausgezeichnet durch die hohe Krone auf dünnerem Stiel. 5 Exemplare. Leyden. Ebenso isolirt ist: 18) H, kistrix Kaup. Mit sehr entwickelten Stacheln 230 Raup: und einer dünnen Schnauze, die länger ist als der Kopf. Paris, Leyden, Japan. Ich werde sie abbilden. Abweichend durch sehr lange Rückenflosse ist: 19) H. abdominalis Less. Ferr. Bull, de Sc. XL 127. Wird ziemlich gross und hat sehr vorspringenden Bauch. 24 — 26 Strahlen in der Rückenflosse auf 5 — 6 Ringen sitzend. Körper normal mit 12, abnormal 13 Ringen. b. Subgenus Äcentronur a Kp. Die Rückenkante läuft in derselben Linie mit der obe- ren Schwanzkante. Keine Vorsprünge noch Stacheln. 20) H. gracilissimus T. et S. F. jap. p. 274. T. 120. 7. 2. Gen. Gaster ot okeus Heck., Sygnathoi- des Blkr. Die Seitenlinie bildet die Ränder des breiten Bauches. Keine Nackenschuppe. Wickelschwanz. Die Männchen tra- gen die Eier, wie die Nerophinae , auf Brust und Bauch in Reihen. Nach dem ganzen Totalhabitus gehören sie hierher und nicht zu den Nerophinae, welche sie wahrscheinlich re- präsentiren. G. biaculeatus Heck. Bl. t. 121. 1. Syngnathoides Bio- chii Blkr. Gemein in Indien und China. 3. Gen. Solenognathus Swains. Der Körper höher als breit mit 22 — 26 Ringen. W^ickef- schwanz. Die längste und grösste der ganzen Familie. S. Hardwickii Sw. Syngn. Ind. Zool. pl. 89. 3. gute Abbild. Gemein in Indien und China. 4. Gen. Phyllopteryx, Swains. Mit knochigen Auswüchsen am Körper und Schwanz, die mit blätterarligen Anhängen verziert sind. P. foliatus Sw. , Syngn. foliatus , Shaw, taeniopterus Lac. Lacepede , Abbild, in den Ann. d. Mus. IV. T. 58. 3. zeigt eine kürzere Schnauze u. s. w. Ich halte sie für eine misslungene Abbildung und nichts spricht dafür, dass sie eine neue Art darstellt. Alle im Pariser Museum gehören einer und derselben Art an. So viele Individuen ich auch von letzteren beiden Ge- Uebersicht der Lophobranchier. 231 nera, meist jedoch in trocknen Exemplaren , gesehen habe, so fand sich an keinem weder Bauch- noch Schwanztasche, noch Narben an Brust und Bauch für die Eier. Ich weiss daher nicht, auf welche Weise diese Genera ihre Eier aus- brüten. Diess zu ermitteln wäre eine interessante Aufgabe für indische und neuholländische Zoologen. 2. Subf. Syngnathinae Kp. Keinen Wickelschwanz , Schwanztasche von Anfang bis zum Ende der Länge nach gespalten. 1. Gen. Halicampus Kp. 1) H. Grayi Kp. Neuholland. London, Paris. 2. Gen. Trachyrhamphus Kp. 2) Tr. serratus Kp.^ S. serraius T. et Schi. Fauna jap. t. 120. flg. 4. Rüssel t. '60. Leyden, London, Paris. 3) Tr. longirostris Kp. China, London. 4) Tr. intermedius Kp.? China oder Japan. Paris. 3. Gen. Corythoichthys Kp. 5) C. albirostris Heck. Mexico, Bahia. Wien, Stuttgart. 6) C. f asciatus Kip., S. fasciatus Gray. Ind. Zool. 89. 2. haetnatopterus Blkr. , picUis et gularis H. et Ehr. Berl. Mus. 7) C. mttatus Kp., S. vittatiis Bibr. Paris, Brasilien. 8} C. fasciculatus Kp. Paris. Kam unter dem irrigen Namen Micrognathus Kühl u. v. Hasselt in die Pariser Samm- lung. Java. 9) C. brevirostris Kp. , S. brevirostris Rüpp. Neue Wirbelth. Frankfurt, Berlin, London^ Stuttgart. Rothes Meer. 4. Gen. Ichthyocampus Kp. 10) Belcheri Kp. Ciiina, Borneo, London^ Leyden. 11) Carce Kp., S. carce Ham. Gang. Fish. p. 13. Gray's Ind. Zool. ^ S. platygnathus Kp. et v. Hass. Indien, Java, Leyden. 12) Fondicerianus Kp., Typhlus ponticerianus Bibr. Pa- ris, Berlin. 5. Genus Syngnathus Linn. 13) S, argyrosticUis K. et v. Hass. Java, Leyden. 232 Raup: 14) S. biseralis Gray. Indien, London. 15) S. spicifer Rüpp. Rothes Meer. Frankfurt, Paris, Leyden. 16) S. Kuhlii Kp. , S. t)ariegatus Kühl et v. Hasselt. Java, Leyden. 17) S. flavescens Kp. Tripolis, Leyd. Mus. 18) S. pelagicus Linn. BL 109. 3. Gemein, in allen Mu- seen, verbreitet über die ganze Erde. 19) S. Temminckii Kp. Cap. Leyd. Mus. 20) S. brevirostris H. et Ehrenb. Triest, Berliner Mus. 21) S. Agassizi Mich&h, Isis 1829. p. 1013., bucculentus Ralhke, v. Nordmann in Demidoffs Voy. pl. 32. 3. 22) S. Cuvieri Kp. Viele Exempl. von Katwjik in der Leydener, 1 männliches Indiv. in der Pariser Sammlung. 23) S. Abaster Risso H. N. p. 182. von Rochelle. Pari- ser Museum. 24) S. Muraena Kp., Typhlus obsoletus Bibr. London, Paris, nördl. Afrika. 25) 8. Rousseaui Kp. Martinique, Paris. Mus. 26) S. Phlegon Risso. p. 181. Adriat. Meer, Cap. 27) S. Acns Linn. Bl. 91. Yarrell. 432. Linne mischte die Synonyme mit Siphonostoma typhle auf eine fast unlös- iche Weise , und viele ältere Autoren beschrieben Typhle unter dem Namen S. Acus. 28) S. brachyrhynchus Kp. Insel Bourbon, Par. Mus. 29) S. variegatus Pall. Schwarzes Meer. Paris, Berlin. 30) S. rubescens Risso, ferrugineus Mich. Isis 1829. 1013. Adr. und mittl. Meer, Cap. Unzählig in der Pariser Sammlung. 31) S. t enuirostris RMke. v. Nordmann in A. de De- midoffs Voy. t. 11.2. Syngr. Acus, Michah. Isis 1829. p.l012. 32) S. fasciatus Jam. et Kay. N. York ZooL fig. 174. 33) S. Delalandii Kp. , Typhlus Delalandii Bibr. Cap. Pariser Mus. 34) S. Schlegeln Kp., S. tenuirostris T. et Schi. F. jap. 120. 5. 6. Genus Leptonotus Kp. 35) L. Blainvillei Kp., S. Btainmlleanus Eyd. et Gerv. üebersicht der Lophobranchier. 233 Guer. Mag. Zool. IV. t. 16. Peru, Chili, Aucklandsinseln, Neu- seeland. Paris, London, Berlin. 36) L. semisiriatus Kp. Woher? London. 7. Genus. Siphonostoma Raff. 37) S. pyrois Bp. Nizza. Wien. 38) S. typhle Kp. In allen Museen. Nördl Meere. 39) S. Rondeleü. Miltelmeer. Grosse Zahl in dem Pa- riser Museum. 40) S argentatumB])., S. argentatusFaW. v. Nordmann in Demid. Voy. Schwarzes Meer. Wien, Paris^ Berlin. 41) S. rotundatum Bp., S. rohtndatus Mich. Isis 1829. p. 1014. Triest. Paris^ London, Wien. 8. Genus. Leptoichthys Kp. Es ist bis jetzt zweifelhaft, ob dieses Genus hierher gehört. 42) L. fistularius Kp,, Typhlus fistularius Bibr. Port du Roi George. Ein Weibchen in dem Pariser Museum. Aus- gezeichnet durch die lange Schnauze und langen Körper mit 27 Ringen. 9. Genus. Stigmatopora Kp. Ohne Schwanzflosse. Körper von oben plattgedrückt. 43) Stigm. Argus Kp., S. Argus Richards. Neuguinea, Tasmania, London, Paris. St. niger Kp. Tasmania. Paris. Mus. 3. Subfam. Doryrhamphinae K\). Die Männchen mit Taschen an der Brust und dem Bauche, statt am Schwänze. 1. Doryrhamphus Kp. 2) Dortjrh. excisus Kp. , S. existis H. et Ehr. Rothes Meer. Paris, Berlin. 2. Choeroichthys Kp. 2) Ch. Valencienni Kp. Bourbon. Pariser Mus. 3. Doryichthys Kp. 3) D. bilineatus Heck. Wien. 4) D. spinosiis Kp., S. spinosus Schleg. Java, Borneo, Macasser. Leyden, London, Paris. 5) V. HasseUi Kp. , S. flnviatilis K. et v. Hass. Java, Taiti. Leyden, Paris. 234 Kaup: Uebersicht der Lophobranchier. 6) D. pristipelHs Heck. Wien. 7) D. lineatus Kp., S. Uneatiis Val. Paris, Berlin, von Bahia, Mexico, Guadeloupa. 8) D. millepunctatus Kp. Madagascar. Paris. Mus. 9) D. aculeatus J. Gray, Egypten. Britt. Mus. 10) D. auronitens Kp. Macasser. Leyden. Mus. 11) D. Dumerilii Kp. Woher? Paris. Mus. 4. Hemimarsupium Kp. 1 2) H. Goiidotii Kg. , Typhi Goudotü Bibr. , S. micro- gnathus et compressus K. et v. Hass. Java, Madagascar. 4. Subf. Nerophinae Kp. Die Männchen tragen die Eier in Längsreihen an Brust und Bauch ohne Taschen. 1. Microphis Kp. 1) M. deocata Kp. , Syngn. deocata. Hamilt. Gang. Fish, p. 14. J. Gray Ind. Zool. Ich kenne diesen Fisch nicht in der Natur.' 2) M. cuncalus Kp., Sy. cuncalus Harn. p. 12. No. 1. Typhlus Dussumierü Bibr. Par. Mus. Von Malabar, Calcutta. Par. Mus. 2. ISerophis. a. Mit rudimentärer Schwanzflosse. 3) Anguinaeus Kp. S. ang. Jenyns Cat. Br. Vert. Yarrell. p. 445. Bloch.pl. 91. (Bloch übersah die Schwanzflosse. Lond. 4) HeckeUi Kp. Bogota. Wien. 5) Aequoreus Kp. Nordsee. London, Leyden, Paris etc. 6) Martinicensis Kp., S. martinicensis Bibr. Paris. 7) Hymenolmus Kp. Syngn. hym. Rieh. Er. et Terr. pl. XXX. flg. 11—13. Falklandsinseln. London. 8) AnnulatusK^., annulatus, fasciatus eipapacinus^iss. 185 — 187. Mittelmeer. Paris, London, Leyden, Wien, Berlin. 9) Lumbriciformis B^., SJumbrici f. l[?irr., ophidion ?enn. Nordsee, Spanien. London, Paris. 10) Ophidion ßp., S. ophidion Linn. 11) Teres Bp. , Scyph. teres Rathke. Schwarzes Meer. Wien, Paris. Mus. Die orgaiii§clicii Missbilclungen der glatten i^chiieckenscliale. Von Or. O* O. Piper in Bernburg, Die bekannte Theorie , welche in Missbildungen und Krankheiten des einen Organismus dieselben Formen und Pro- cesse wiederfindet, die einem andern Organismus normal sind, findet eine für den Zoologen merkwürdige Bestätigung in den organischen Missbildungen der glatten Schneckenschale. Ich habe auf diesen Gegenstand schon länger meine Auf- merksamkeit gerichtet, und im Laufe der Zeit unter den ge- meinen Helixarten so viele und auffallende Missbildungen ge- funden, dass ich r— so weit diess die unveräusserlichen Ei- genthühmlichkeiten der Helixschale zulassen — fast jeder Form der einschaligen freigewundenen Conchylie eine bald unförmlicher bald zierlicher entwickelte Missbildung eines He- lix gegenüberstellen kann. Die erste Ursache aller Missbil- dungen der Schale ist wahrscheinlich eine traumatische. Ich unterscheide : a. mechanisch traumatische Missbildungen, wel- che entstehen, indem Depressionen, Fissuren , Frakturen und Substanzvcrluste der Schale eine Abweichung fordern , wel- che der an sich regelmässig fortgebildeten Schale eine ab- norme Gestalt giebf; b. organisch traumatische Missbildun- gen, welche durch Verletzung der Weichtheile bedingt wer- den, und welche, entsprechend der fortschreitenden Heilung der Wunde und Abflachung der Narbe , stufenweise verlö- schen, bis sie unmerklich in die natürliche Ebene der Schale übergehen; c. organische Missbildungen, welche A durch 236 Piper: gleichmässigen Bestand eine bleibende Formveränderung der Weichtheile, oder B durch wachsende Dimensionen eine sich entwickelnde Desorganisation bezeichnen. Die Beobachtun- gen knöpfen sich an eine Zahl von 6 — 700 missgebildeten Schalen des Helix arbustorum. 1. Die weisse Linie ist das Zeichen der ober- flächlichsten Störung. Sie folgt bald in streng elliptischer Schwingung, bald in wellenförmigen Biegungen der Richtung des Umgangs. Bald ist nur eine Linie vorhanden, von der Breite eines Fadens bis zu der eines Strohhalms; bald sind deren mehrere, bald ist der ganze Umgang, oder ein beträcht- licher Raum desselben mit feinen weissen Linien bedeckt. Im letztern Falle sind die Zwischenräume der weissen Linien dunkel gefärbt, oder gefurcht. Die weisse Linie tritt entwe- der ursprünglich auf, oder sie erscheint als die letzte Spur einer andern Missbildung. 2. Die einfache Furche; ein scharfer Eindruck, wie von der Schneide eines Messers, in der Regel von dunk- lerem Pigmente ausgefüllt. Oft verschwindet die Furche sehr schnell spurlos, oft geht sie in die weisse Linie über, oft entwickelt sie sich in Breite und Tiefe, und bildet dann an der inneren Wand der äusseren Lippe eine merklich vor- springende Kante, und an der Lippe selbst einen Zahn. Die Richtung der Furche ist mitunter scharf elliptisch , am häu- figsten undulirend. In der Regel bildet die Schale zu beiden Seiten der Furche mehr oder minder merkliche Convexitäten; wenn sich aber die Furche in der Nähe der Naht befindet, bildet sich eher eine stumpfe winkelförmige Erhebung, in deren Scheitel die Furche verläuft. 3. Die doppelte Furche hat alle Eigenschaften der einfachen , indessen liegt mir kein Beispiel vor , dass sie so schnell verschwindet. Sie geht oft in zwei weisse Linien über. Oft ist der Zwischenraum beider Furchen von Anfang an weiss gefärbt. In einem Falle sind beide früher ursprünglich gleich tief und breit, dann verfeinert sich die eine bis zum spurlosen Verschwinden , während die andere wächst, auf der inneren Wand der Schale eine beträchtlich vorspringende mit stärkerer Glasur bedeckte Kante bildet und in einen starken Zahn ausläuft. Die organischen Missbildungen der glatten Schneckenschale. 237 Die Furchen wiederholen sich gleich der weissen Linie, indem sie bis zu unzählbarer Menge den Umgang bedecken. 4. Die gefiederte Furche. Die Furche ist auf einer Seile oder beiderseitig mit dichten schräg laufenden Falten begleitet. Die Form dieser Fallen ist häufig die, wie sie ein stumpfes Messer auf Papier hervorbringl, oft gleichen sie Federfahnen und gefiederten Blättern. Die gefiederte Furche ist in ihrer stärksten Entwicklung mit Verlust der Oberhaut begleitet, und wird dann allmählig schmäler, bedeckt sich mit Oberhaut, behält aber eine scharf begrenzte helle Färbung. Sie tritt an die Stelle anderer Missbildungen, und geht, ihrerseits schwindend, bald in die einfache Furche (2) bald unmittelbar in die weisse Linie (1) über. Die Länge der die Fiederung bildenden Falte beträgt Vo— 3 Linien. Tritt diese Missbildung in die Nähe der Naht, so bilden die Fal- ten zwischen der Furche und der Nath eine starke Convexi- tät ; was ich in anderen Breiten des Umganges nicht bemer- ken kann. 5. Die gekielt gefiederte Furche. Die dop- pelte Furche (3) ist zu beiden Seilen gefiedert. Der von der doppelten Furche eingeschlossene Raum tritt oft stark hervor; um so merklicher, wo in der Fiederung weniger die convexen Falten, als die dunkelgefärbten Furchen in die Augen fallen. Der Kiel verläuft bald undulirend, bald scharf elliptisch, besteht bald unverändert , und verschwindet bald so allmählich, dass der Punkt, wo die gegenwärtige Form in die gefiederte Furche (4) übergeht, selbst mit dem Vergrös- serungsglase kaum zu bestimmen ist. Auch diese Form bedeckt oft die ganze Breite des Um- gangs, wobei der Kiel nur einseilig gefiedert erscheint , in- dem die Faltenreihen und Kiele regelmässig abwechseln. Da- zwischen tritt auch die gefiederte Furche ein. Bei einem Exemplare steht die letztere in der Nähe der Naht, und bil- det dort einen so starken Eindruck, dass sich auf der inne- ren Wand der Schale ein scharfer Kiel, und auf diesem noch eine Reihe körniger Erhebungen zeigt. Die letzteren entste- hen daher, dass die Furche an den Punkten , wo die schrä- gen Falten austreten, stärker vertieft ist. Die gekielten Rei- hen lassen auf der inneren Wand keine Spur zurück. 238 Piper: 6. Die gerippte doppelte Furche. Der Zwi- schenraum beider Furchen ist mit feinen Querfurchen aus- gefüllt, welche bald schräg, bald rechtwinkelig verlaufen, und ist oft weiss gefärbt. Auch diese Bildung bedeckt milunter die ganze Breite des Umgangs. In diesem Falle tritt das- selbe ein, was beider einfachen Furche stattfindet (2), wenn sie in der Nähe der Naht verläuft, und der Umgang erhält Longiludinalkanlen. Das einzelne gerippte Band zeigt öfters eine Convexität. Bei einem Individuum ist die gerippte dop- pelte Furche 3 Linien breit, und dicht an der Naht. Die einzelnen Rippen sind hierbei sehr breit und scharfkantig auf- gerichtet; dies in fortschreitender Entwicklung, so dass die anfänglich vorherrschenden begrenzenden Furchen unsichtbar werden. Ich muss bei dieser Gelegenheit bemerken , dass alle Missbildungen in der Nähe der Naht besonders grosse Dimensionen anzunehmen scheinen. Obwohl unsere dünn- schaligen Schnecken, welche die innere Lippe durch eine bis zurUnsichtbarkeit dünne Schmelzlage bezeichen, hierdurch zei- gen, dass sie von Natur in den entsprechenden Raumtheilen des Mantels sehr wenig Stoff erzeugen, so scheint doch schon eine einfache Verwundung hinzureichen , gerade in diesen Theilen eine stärkere Produklionskraft zu wecken. Es lie- gen mir einige Individuen vor, bei denen der letzte Umgang, ohne Zweifel durch plötzlichen Druck , grösstentheils abge- trennt, dann aber wieder angewachsen ist. Der schemati- sche Umriss einer solchen Schneckenschale gleicht beiste- hender Figur; a ( )~) b. bei a ( ) ist das unverletzte Ge- winde, bei ) b der abgetrennte Umgang; die eine gerade Li- nie bezeichnet die nach der Verletzung vorhandenen Bruch- stücke, welche hingereicht haben, die Lücke seitlich auszu- füllen; die andere gerade Linie bezeichnet den später erzeug- ten Theil des Umgangs, welcher sich zu der Spindel zurück wendet. Der bedeckte Nabel ist hierbei, anstatt durch einen vertieften Punkt, durch eine Furche von ansehnlicher Länge bezeichnet. Die beschriebene traumatische Missbildung ist wahrscheinlich dadurch bedingt , dass sich bei der Quet- schung der Schneckenschale einzelne Bruchstücke in einan- der klemmen, so dass sie weder abfallen, noch in die nor- male Mündung zurückkehren. Die Schalensubstanz , v/elche Die organischen Missbildungen der glatten Schneckenschale. 239 ZU Ausfüllung* der Lücke von der Naht bis zu dem alten Um- gange erzeugt ist, hat keine Oberhaut, steht aber, dem Au- genschein nach zu urtheilen , der übrigen Schale an Stärke keineswegs nach. Man ist geneigt, es hiermit in Verbindung zu bringen, dass die Missbildungen der Naht in den gröss- sten Dimensionen statthaben, und durch einen Aufwand von Substanz bezeichnet sind, welcher mit der durch das winkei- förmige Zusammenstossen der inneren und äusseren Lippe bedingten Stoffanhäufung in keinem Verhältniss steht. 7. Die gefiederte Furche mit geripptem Kiel; eine Complication der Formen 5 und 6. Die Breite des Kieles beträgt bisweilen über 2 Linien, und er hat dann mehrere Längsfiirchen, durch welche die Rippen gebrochen sind. 8. Der gekörnte Streifen. Ich begreife unter diesem Namen manchfaltige schwer zu bezeichnende Formen. Einige Male zeigt die gerippte Furche (b) eine allmählige Erhebung und weitere Abgrenzung der Rippen, bis sich kreis- förmige Erhebungen bilden. Oefter zeigen die Erhebungen eine longitudinale Verschmelzung, so dass der Streifen einer Schnur oder Flechte ähnlich sieht. Das Relief des Streifens ist oft von bedeutender Höhe. In der Nachbarschaft der Naht bildet derselbe eine sehr ausgeprägt gekrönte Windung. In einem Falle ist hier der Streifen, bei sehr dunkler Fär- bung der übrigen Schale , bläulich weiss. In einem Falle entwickeln sich die Körner zu dem Durchmesser eines Senf- korns, indem sich zuerst eine feinkörnige Erhebung zeigt, dann die Körner schärfer hervortreten , als Endpunkte von Querfalten, die sich bis zur Naht erstrecken. Sodann bildet sich ausserhalb des gekörnten Streifens eine Furche. Diese Furche wird gefiedert. Jenseit eines unregelmässig gefalte- ten Zwischenraums (über welchen jedoch der gekörnte Strei- fen unverändert hingeht) erscheint an der Stelle der gefie- derten Furche (4) die gerippte doppelte (6) und gefiederte (7). Ausserhalb dieser erscheint eine zweite gefiederte ge- kielte Furche. Endlich erscheint zwischen diesen beiden eine tiefe Einschnürung, welche bis zur Mündung verläuft. Ge- gen das Ende nehmen die Höcker eine halbmondförmige fal- tenähnliche Gestalt an. 9. Die rauhe Furche. In der Breite von 2—4 240 Pi-per: Linien ist die Schale von Oberhaut und Pigment entblösst, und unregelmässig- gerippt oder gekörnt. Die Missbildung besteht entweder von Anfang bis zu Ende unverändert, oder sie bildet sich aus der gefiederten Furche, oder sie erlischt. Das letztere geschieht auf doppelte Weise. Die Unebenhei- ten werden regelmässiger, und es bildet sich, indem dieFur- che zugleich schmäler wird , eine gefiederte Furche. Oder die Furche glättet sich^ bleibt in unveränderter Breite, ihre beiden Grenzen werden gefiederte Furchen, und der Zwi- schenraum wird^ bis auf einige Convexität , normal. Nicht selten hat der Umgang zwei breite rauhe Furchen , deren Grenzen und Zwischenräumen mit den Formen 1 — 7 auf die mannichfaltigste Weise bedeckt sind. Wenn die rauhe Furche sich an der Naht befindet , so senkt sich die Naht nach der Basis, so dass der Umgang durch Verringerung seines Höhendurchmessers an Convexität zunimmt. In Zwischenräumen von y^ — 1 Linie sucht sich das Thier immer wieder dem alten Ansatzpunkte zu nähern, so dass die Naht keine gerade verlaufende, sondern eine fein gezähnelte Linie bildet. Die Unebenheiten der rauhen Furche treten oft an der äussern Grenze markirter hervor, und bil- den eine Art gekröntes Gewinde. Wenn die innere Grenze der rauhen Furche 2— 3 Linien von der Naht entfernt bleibt, so pflegt sich zwischen derselben und der Naht eine scharf gefiederte Furche zu bilden. Wenn sie in der Nähe der Ba- sis verläuft, so bildet die letztere einen stumpfen Kegel, des- sen Spitze der Nabel ist. 10. Die rauhe Furche mit aufgeworfenem Rande. Der eine Rand der Furche bildet oft einen stark verspringenden scharfen Rand. Da die Furche ohne Pigment ist, so erklärt es sich leicht, dass dieser Rand intensiv ge- färbt zu sein scheint. Wenn sich diese Form in der Nähe der Naht befindet, so bildet sie eine sehr concave Rinne, de- ren äusserer Rand bald stumpf gefaltet, bald sehr scharf ist. Die Höhe dieses vorspringenden Randes entspricht fast durch- gängig der Linie, in welcher die Naht verlaufen sollte, wäh- rend die Naht belrächtlich liefer herabsinkt. In einem Falle ist die Naht in die unmittelbare Nähe des Nabels herabge- rückt j wobei der scharfe Rand der Furche g^g^^ 4 Linien Die organischen Missbildungfn der glaltcn Schneckenschale. 241 von der Naht cnlfcrnt ist Dieser Rnnd hält das Niveau der Jiormal verlaTitcnden Naih anfänglich inne , senkt sich aber dann, und slrcbt wieder aufwärts. Hierbei bildet die Mün- dung immer in Zwischenräumen von einigen Linien freisle- hende Winkel, da der Umgang sich nicht in der angebahn- teu Fläche fortsetzt, sondern an der inneren Wand der äus- seren Lippe neue Anhaltspunkte sucht. 11. Die Einschnürung. Schon die rauhe Furche ist oft mit einer merklichen Verengung des Umgangs ver- bunden. Die Striktur zeigt jederzeit Mangel der Oberhaut und des Pigmentes, aber nicht die Regellosigkeit der vorigen Form, sondern einen tiefen, stumpferen oder schärferen Einscimilt, der regelmäfsige Fallen zu beiden Seiten hat. Pig- ment und Oberhaut fehlen oft nur in der Breite einer Linie, in der Tiefe des Einschnittes , oft fehlen sie noch weit hin- aus auf beiden Convexiläten. Die Striktur ist zuweilen äus- serlich aufTallender als die Nähte des Gewindes, zumal wo die Einschnürung so gerichtet ist, dass die obere Convexität von der unteren seitlich überragt wird. Die äussere Lippe hat an der der Einschnürung entsprechenden Stelle bald einen Zahn, bald ist sie lappig ausgedehnt, bald ist sie scharf ein- gezogen, so dass der Rand zu beiden Seiten des Einschnittes convex ist. Die letztere Form entspricht unmittelbar der Richtung der Falten, welche der Striktur ein gefiedertes An- sehen geben. Wo die Lippe sich in einen Lappen ausbrei- tet, sieht man deutlich, dass zuerst die so eben beschrie- bene Form bestanden hat, und sodann der Ausschnitt aus- gefüllt worden ist, ohne dass die übrigen Theile des Ran- des noch sichtbaren Antheil am Wachsthume genommen haben. 12. Der Kiel. Ich nenne Kiel eine winkelförmige longitudinale Erhebung, deren Niveau zwischen die Naht des betreflTenden Umgangs und die Basis fällt. Der Kiel unter- scheidet sich von dem gekörnten Streifen (8) durch das ein- fach winkelförmige Zusammenstossen zweier Flächen, wodurch jede besondre Formation der Mittellinie ausgeschlossen wird; von der gerandeten rauhen Furche (10) dadurch, dass die beiden Flächen, welche den Winkel bilden, regelmässig ge- bildet und mit Oberhaut bedeckt sind. Der gekielte Umgang Archiv f. Nnhirgesch. XIX. Jahrg. l.Bd. l6 242 Piper: gehört zu den seltneren Missbildiingen. Bei zwei Individuen, welche denselben besonders ausgebildet zeigen, entwickelt er sich beide Male aus der einlachen rauhen Furche (9). Bei dem einen ist es die obere Grenze der rauhen Furche, welche sich scharfkantig erhebt. Die Erhebung wird noch vorspringender durch eine flach gerippte Furche, welche sich zwischen ihr und der Naht befindet. Die rauhe Furche hat sich dabei in einen weissen Streifen verwandelt , welcher nach derMündung zu diagonal (!) von einer einfachen Furche durchschnitten wird. Das andere Mal bildet sich der Kiel aus der unteren Grenze der rauhen Furche; diese verwan- delt sich in zwei weisse Linien , deren Zwischenraum mit fein gerippten und gefiederten Furchen bedeckt ist. 13. Der rauhe Umgang. Die ganze Fläche des Umgangs ist ohne Oberhaut und Pigment. Bald sind die Unebenheiten körnig und bauchig, und beschränken sich mit der Zeit auf eine rauhe Furche, oder gehen in eine völlig normale Fläche über; bald sind sie wie zusammengeschoben und splilterig rauh, und scheinen in diesem Falle immer un- verändert fortzugehen. 14. Der gerippte Umgang. Die Fläche des Um- gangs ist rauh, aber die Unebenheiten sind von so geringer Dimension, dass sie die Regelmässigkeit der Wölbung nicht stören. In kleinen Zwischenräumen erheben sich die mit Oberhaut und Pigment bedeckten Rippen, bald aufgerichtet, bald platt liegend. 15. Der genarbte Umgang. Zwischen unregel- mässigen feinen Eindrücken und Hervorragungen, welche den ganzen Umgang bedecken, lassen sich alle Formationen l — 8 entdecken. Pigment und Oberhaut sind normal. üfachträg^liclie Beinerkungfen iibop eleu Bau von Pliyllirhoe. Von Dr* Rud. iJeuckart. In den Frühlingsmonaten dieses Jahres habe ich wahrend eines längern Aufenthaltes in Nizza mehrmals Gelcirenhcit ge- habt, den mittelmeerischen Repräsentanten des Genus Phyl- lirhoe, Ph. bucephalum Per., zu beobachten. Ich bin dadurch in den Stand gesetzt, meine frühern — nur nach einem ein- zigen Spiritusexemplare entworfenen — Mittheilungen über den Bau dieses sonderbaren Molluskengenus (vergl. dieses Archiv 1851.1. S. 139.) in mehrfacher Beziehung zu erwei- tern und zu berichtigen. Die durchsichtige Körperwand unseres Thieres (die bekanntlich ohne Falten oder Duplicaturen ist, und eine schlichte Hülle darstellt, an der man keinen Mantel unterschei- den kann, wie bei der grössern Mehrzahl der übrigen Schnek- ken) bietet bei der mikroskopischen Untersuchung ein eben so klares, als instructives Bild. Zu äusserst findet man eine häutige Lamelle von feinkörnigem Aussehen, die hier und da noch deutlich die Spuren einer früheren zolligen Beschaf- fenheit erkennen lässt und mit einem uniformen Flimmor- kleide bedeckt ist. An den Antennen und der Afteröffnunff erreichen diese Flimmerhaare eine ziemlich beträchtliche Grösse, während sie sonst nur klein bleiben und leicht über- sehen werden können. Schon der Besitz dieses Flimmer- kleides unterscheidet die Arten des Gen. Phyllirhoe \on (kn 244 L e u c k a r t : Heteropoden, die desselben nach meinen Untersuchungen ent- behren ^ während die Nackt- oder Haulkiemer, denen man unsere Thiere hinzurechnen muss, wie ich gezeigt habe, ganz allgemein mit einem Flimmerbesatze versehen zu sein schei- nen *). Unter der Oberhaut liegt eine homogene Gewebs- schicht von glasheller Beschaffenheit , gewissermassen die Grundmasse der Körperwand, in welche die übrigen geformten Bestandtheile, Muskeln, Nerven, Zellen u. dergl. eingelagert sind. Unter den letztem fallen wegen ihrer Häufigkeit und gleichmässigen Verbreitung namentlich gewisse kleine Kör- perchen C/iso'") ^"fj die durch Form und Aussehen einiger- massen an die Eiterkörperchen erinnern und mit der Grundsub- stanz der Körperwand in einem genetischen Zusammenhang zu stehen scheinen. Ich möchte diese Bildungen für soge- nannte Bindegewebskörperchen halten und damit die Sub- stanz, in welche sie eingelagert sind, für eine sehr einfache Form des Bindegewebes erklären. Hier und da habe ich auch beobachten können , dass sich die betreffenden Körperchen an ihren Polen in eine zarte Faser von geschlängeltem Ver- laufe ausziehen. Die Längsmuskelfasern , die, wie ich schon früher be- schrieben habe, bündelweise (zu 2 — 8) zusammengruppirt sind, messen durchschnittlich etwa '/ijo'" ^"d enthalten einen körnigen Inhalt, der mitunter das Bild einer unvollständigen Querstreifung hervorruft. Ausser diesen Längsmuskelfasern findet man übrigens noch andere augenscheinlich muskulöse Fasern, die sich freilich durch ein homogenes blasses Aus- sehen und eine geringere Breite von den Längsmuskelfasern auffallend unterscheiden. Sie verlaufen einzeln und in ziem- lich regelmässigen Abständen vom Rücken nach dem Bauche, kreuzen sich also unter ziemlich rechtem Winkel mit den ■") Dasselbe gilt übrigens bekannllich für viele andere Seega- steropoden, aucli, wie ich gesehen habe, für die Pteropoden, bei de- nen namentlich die Flimmerhaare der Flossenfläche durch eine sehr ansehnliche Grösse und eine regelmässige Gruppirung zu förmlichen AVimperkämmen sich auszeichnen (Creseis acicula). Dieselben Wim- perkämme finden sich auch in der geräumigen Kiemenhöhle von Cre- seis, wo sie als „Wimperfackeln« bereits von J.Müller (Monatsber. der Berl. Akad. Oktober 1852.) beschrieben sind. Naohlrfigliche Bemerkungen über den Bau von Piiylliihoe. 24^ Längsmuskelfasern, bilden aber, wie diese, durch dichotomi- sche Spaltungen und Anastomosen ein zusammenliängendcs Netzwerk mit rautenförmigen Maschen. Ich glaube mich auch mehrmals mit Bestimmtheit überzeugt zu haben, dass diese Quermuskelfasern als Seitenäste aus den breiten Längs- muskelfasern ihren Ursprung nehmen. Zwischen diesen Muskelfasern verlaufen zahlreiche Ner- venstämme, deren Ramificationen die ganze Körperwand durch- setzen. Eigentliche Nervenfasern kann man in diesen Stäm- men nicht unterscheiden. Sie lassen nur eine zarte Längs- streifung erkennen , die sich noch dazu allmählig in den feinern Aesten verliert , so dass es histologisch unmöglich ist, einen solchen Nervenast von einer einfachen Faser zu un- terscheiden. In den Theilungswinkeln der feinern Nerven, hier und da auch sonst in dem Verlaufe derselben, beobachtet man nicht selten eine kleinere oder grössere Anschwellung, die sich durch körnigen Inhalt und eine kernartige Einlage- rung als Product einer Zellenmetamorphose (Ganglienkugel) zu erkennen giebt. Die Zweige dieser Nerven scheinen theils für die Haut, theils aber auch für die Muskeln bestimmt zu sein, lieber die letzten Endigungen der Haulnervcn weiss ich nichts Bestimmtes anzugeben. Sie werden durch fortge- setzte Ramificationen immer feiner und lassen sich schliess- lich von den übrigen Faserzugen nicht mehr unterscheiden. Was dagegen die Muskelnerven betrifft , so kann man auf das Schönste beobachten , wie diese gewöhnlich unter rech- tem Winkel auf eine Muskelfaser aufstossen, sich an der Be- rührungsstelle flugeiförmig verbeitern und ohne Grenzen in die Muskelfaserscheide übergehen. Die Pigmentzellen unseres Thieres sind scharf conlou- rirte sphärische Körperclien von 'Ao'" j die einen grossen hellen Kern ('/no'") "^i^ Kernkörperchen besitzen und einen körnigen Inhalt von bräunlicher Farbe einschliessen. Ausser ihnen (und den Zellgewebskörperchen) findet man übrigens noch andere zellenförmige Einlagerungen, die mir einer zwiefachen Entwicklunffsreihe anzug^ehören scheinen. Die einen dieser Zel- len haben eine glashelie Beschaffenheit und eine Grösse von V50'". Ihr Kern ist klein und an der Innenfläche der Zel- lenwandiinff anireheflet. Auf einem frühern Enlwicklungss'la- 246 L e u c k a r t ; dium enihallen diese Zellen gleichfalls einen körnigen Inhalt, der aber allinählig durch Ansammlung und Vergrösserung eines hellen Tropfens im Innern verdrängt wird. Die klein- sten dieser Zellen haben eine einfach körnige Beschaffen- heil. Neben diesen Zellen liegen andere, die ein gleiches Aussehen besitzen, sich aber durch endogene Bildung nach und nach in grosse Zellenhaufen verwandeln und buckelför- mig in die Leibeshöhle hineinragen. Diese Zellenhaufen wachsen allmählig bis zu V^'" und erscheinen dann schon bei unbewaffnetem Auge als weissliche Flecke, die namentlich in der hintern Körperhällte angehäuft sind. Von der Körper- wand , in die sie ursprünglich eingebettet waren , haben sie sich allmählig bis auf eine stielförmige Brücke, die sie damit in Zusammenhang erhält, vollständig abgetrennt. Ueber die Bedeutung dieser Zellengruppen weiss ich Nichts anzugeben, doch möchte ich sie kaum für Drüsenbälge halten, wie H. Müller vorschlägt, der unsere Thiere inzwischen gleichfalls untersucht hat (Zeitschrift für wissensch. Zool. IV. S. 336). Es scheint mir viel natürlicher zu sein, diese Bildungen als ein Nahrungsdepot anzusehen und mit dem Fettkörper der Arthropoden zu vergleichen. An dem vordem Dritttheil des untern Leibesrandes be- merkte H. Müller bei unserem Thiere nicht selten eine „dünnhäutige, rundlich viereckige, flache Kuppel, die er An- fangs für etwas Fremdartiges, etwa eine anhaftende Qualle hielt." l(*h habe bei meinen (vier) Exemplaren nichts Derar- tiges aufgefunden, zweifle aber nach Müller's Angaben nicht daran, dass sie auch hier urspünglich vorhanden wa- ren und nur zufällig verloren gegangen sind , was ja (nach H. Müller) mit grosser Leichtigkeit geschehen soll. Wenn die Anwesenheit dieses Gebildes übrigens wirklich constant ist, so dürfte dasselbe vieleicht — nach der Lage zu schlies- sen — das Rudiment eines Fusses darstellen. Was die Anordnung des N erv e ns ys t ems betrifft, so will ich noch hinzufügen, dass die Körperwand unseres Thieres jederseits von einem doppelten Nervenstamme versorgt wird, von denen der eine dem dorsalen, der andere dem ventralen Körjierrande parallel läuft. Der Nervus tenlaiularis bildet bei Naclitifigliclie IJcincikungen ühcr den Bau von rhyllirlioo. 247 seinem Eintritt in die Antennen ein zieniliili grosses Gang- lion, aus dem er als ein doppelter Slamm hervorkommt. Die zahlreichen kleinen Otolitlien sind zu einem dru- senförmigen Körper vereinigt, und werden , wie ich deutlich beobachtet habe, durch zarte Cilien auf der Innenwand des Gehörbläschens in Bewegung gesetzt. Die Magenblinddärme von Ph. bucephalum sind dadurch von denen der früher beobachteten Form verschie- den , dass die hintern verhältnissmässig eine sehr viel be- trächtlichere Länge besitzen und durch eine starke mittlere Einschnürung in zwei Abschnitte*) zerfallen sind, von de- nen sich die äussern der Längsachse des Körpers mehr an- nähern. Die Verbindungsstelle zwischen beiden entbehrt (gleich dem ebenfalls verengten Wurzelende der Blinddärme) des gelblichbraun gefärbten Leberdrüsenepitheliums. Die Innenfläche der Blinddärme zeigt eine deutliche Flimme- rung. Dasselbe gilt von dem Darme und der AfteröfTnung, jedoch sind hier die Wimperhaare sehr viel grösser und deut- licher. Das unlere Ende des Oesophagus, das vor dem Ur- sprünge der iMagenschläuche liegt, ist flaschenförmig erwei- tert und von muskulöser Beschaffenheit. Ich möchte diesen Abschnitt mit Eschscholtz jetzt für den eigentlichen Ma- gen und zwar für einen Muskelniagen halten. Auf die Pig- mentirung des Oesophagus habe ich schon früher hingewie- sen, ich sehe jetzt, dass sie sich auf den ebenerwähnlen Magen beschränkt und (bei Ph. bucephalum wenigstens) von einem schönen rosarothen F'arbestoff herrührt. Dasselbe gilt von der Pigiuenlirung des Aflerdarmes und Penis, die gleich- falls eine sehr derbe muskulöse Beschaffenheit haben. In Betreff der Kreislaufsorgane bedürfen meine frühern Mitlheilungen einer wesenilichen Berichtigung. Das Herz unseres Thieres besieht, wie bei allen Gasteropoden, aus '"■) Dasselbe erwähnt aucli Cantraine (Mem. de l'Acad. de Brux. T. XVIll) beiPh. bucephalum, so dass man es wohl als charak- teristisch für diese Form ansehen darf. (Ph. bucephalum Soul, in der Voyagc de la Bonite Zool. PI. 24. Fig. 3., bei dem diese Bildung fehlt, ist sonder Zweifel eine andere, von dcrPcron'schen Form verschie- dene Art.) 24S L e u c k a r t : einem Vcnirikcl und einem Vorhofe, die von einem zarlen Perirardium umhüllt sind und durch Hülle dieses Pericardiums an der Innenlläche des Manlels befestigt werden. Die Grundsubslanz des Herzens besieht aus einer glas- hellen und homogenen Membran, über die ein schönes Äla- schennelz vcrästeller Muskelfasern ausgespannt ist. Ich kenne kein überzeugenderes Bild von den Verästelungen und Anasto- mosen der Muskelfasern, als dasjenige, welches hier (auch bei Firola u. a.) geboten wird. Die Muskelfasern bestehen ge- wissermassen aus Stämmen und Zweigen; die erstem bilden ein gröberes, die andern ein zarteres Netzwerk in den Ma- schen der erstem. Vorhof und Herzkamnier besitzen im We- sentlichen dieselbe Bildung, nur ist die Muskulatur der Herz- kammer begreiflicher Weise sehr viel dichter. Am oberen Ende des Vorhofes, der dem Rückenrande zugekehrt ist, ge- hen die Muskelfasern desselben ohne Unterbrechung in die Körperwand über. Es gilt das wenigstens von der Innen- fläche des Herzens, die an die Körperwand angrenzt, wäh- rend die gegenüberstehende Fläche an ihrem obern Ende von einer Oeifnung durchbrochen ist^ durch welche der Hohl- raum des Herzens mit der Leibeshöhle in freier Communica- lion steht. Die Grenze zwischen Vorhof und Herzkammer ist durch zwei lippenförmige Klappen ausgezeichnet. Eben solche Klappen finden sich am Ostium arleriosum der Herz- kammer, die dem Ostium venosum gegenüberliegt und in eine ziemlich weite Aorta hineinführt. Diese letztere steigt gera- den Weges nach unten zu herab, kreuzt sich mit dem End- darme und Iheilt sich unterhalb desselben in einen vordem und einen hintern Gefässstamm, die beide senkrecht auf der Aorta aufsitzen. Der hintere dieser Stämme ist für dieZwit- terdrüse, der vordere für den Penis und die Eiweissdrüse bestimmt, für Organe, an denen man die Gefässe sich mehrfach verzweigen sieht. Histologisch bestehen die Gefässe aus der- selben glashellen Membran, die ich schon oben bei Gelegen- heit des Herzens erwähnt habe. Der Anfangstheil der Aorta zeigt auch ein Muskelnetz, das von der Muskulatur der Herz- kammer sich abzweigt, aber ziemlich bald verloren geht. In den spätem Gefässen unterscheidet man ausser der Glashaut nur noch ein Epithelium , das dieselbe auskleidet. Auf der Kaclilrügliche Bemcikiing.'n über den Hnii von Thyllirlioe. 249 Aiissenfläche der beiden Haupfgefässe verläuft ein ziemlich ansehnlicher Nervenstamm, der einen Zweig für die Aorta abgiebt und in mehrere grössere und kleinere Giinglien an- schwillt. Die lelzlern bestehen in der Regel nur aus einer einzigen Ganglienkugel. Die lelzlen Endigungen der Gefässäste habe ich nicht beobachtet Es unterliegt aber keinem Zweifel, dnss sie durch freie Oeffnungcn mit der Leibeshöhle zusammenhängen. Ve- nen fehlen unserm Thiere. Ihre Stelle wird von der blutge- füllten Leibeshöhle vertreten. Hier und da schien mir auch die Grundsubstanz des Mantels von wandungslosen Canälen durchzogen zu sein , in denen ich freilich vergebens eine Blutbeweffung- zu beobachten suchte. Der Kreislauf ist begreiflicherweise unter solchen Um- ständen sehr einfach. Er geht dadurch vor sich, dass das Blut der Leibeshöhle durch die oben erwähnte Oeffnung in den Vorhof hineintritt und schliesslich wiederum durch die Enden der Gefässäste in die Leibeshöhle zurückkehrt. Was ich früher bei unserer Phyllirhoe als einen sack- förmigen Anhang des Herzens beschrieben habe (Gebärmut- ter nach Quoy und Gaimard, Kiemenvenenslamm nach Souleyet) ist kein Theil des Blulgefässapparates, wie schon H. Müller ganz richtig bemerkt hat. Es stellt ein sehr ei- genlhümliches, bei vieJen Seegasteropoden vorkommendes Gebilde *"j dar, das man gewiss mit vollem Rechte als ein *) Wie Gegenbauer (Ztschr. für wiss. Zool. IV. S.335. V. S. 113.), fand ich dasselbe bei allen untersuchten Heteropoden und Pteropoden (Atlanta, Carinaria, Firola, Firoloides, Creseis, Cymbulia). Auch bei Polycera hat G. dieses Gebilde nachgewiesen. Uebrigens ist das betreffende Organ schon vorher hier und da (bei Carinaria seit Delle Chiaje, bei den Pteropoden seit Souleyet) bekannt ge- wesen, aber diese Bekanntschaft war nur höchst ungenügend und er- laubte noch keinen siehern Kückschluss auf die functionelle Bedeu- tung. (Was ich über dieses Gebilde beobachtet habe und für Phylli- rhoe hier mitlheile, stiinnil im Wesentlichen vollständig mit den An- gaben von H. Müller und Gegenbauer überein , obgleich meine Untersuchungen ganz unabhängig von denselben angestellt sind. Wenn es hier überhaupt noch einer Bestätigung bedarf, so wird solche ge- wiss in dieser Uebereinstimmung geboten sein.) 250 L e u c k a r t : nierenartiges Excretionsorgan bolrachtet, das abor ausserdem auch noch eine andere wichlige Hedeuluni» zu haben scheint. Es besteht aus einem einfachen Blindschlau- che von ziemlich ansehnlicher Grösse, der an seinem Ende nicht selten etwas kanalförmig verdünnt ist und in der Langs- achse des Körpers unter dem hintern obern Magenanhange gelegen ist. Die Haut dieses Blindschlauches an sich ist völlig struclurlos, äusserlich aber von einem zarten Muskel- nelze übersponnen. Die Innenfläche trägt eine dicke Epithelial- hige von ziemlich grossen ('/öq'") Zellen mit mehr oder we- niger körnigem Inhalte. Das hintere Ende fand ich einige Male mit einer freien körnigen Masse angefüllt und von weis- sem Aussehen. Alles das sind Verhältnisse , die auf eine excrelorische Bedeutung- hinweisen. Auch die kraftlosen Con- traclionen, welche man von Zeit zu Zeit an dem Schlauche wahrnimmt, werden sich leicht mit solcher Ansicht vereini- gen lassen. Die Deutung scheint völlig gesichert, wenn man endlich sieht , dass das vordere Ende eine unverkennbare stark wimpernde Oelfnung besitzt. Als ich das fragliche Organ zuerst beobachtete , da zweifelte ich keinen Augenblick^ die Niere und ausschliess- lich die Niere von Phyllirhoe gefunden zu haben. Aber bald mussle ich mich überzeugen, dass die Körperbedeckun- o-on ohne Unterbrechung über die vordere Oelfnung fortlie- fen, dass die flimmernde Oelfnung nicht auf die äussere Kör- perfläche , wie ich Anfangs glaubte, sondern auffallender Weise in den Pericardialraum ausmünde. Die ßeobachtun- g^n vonSouleyet, auch meine eigenen früheren Angaben, nach denen ein Zusammenhang zwischen unserm Sclilauch und dem Herzen bestehen sollte, erwiesen sich also als richtig, obgleich die Art dieses Zusammenhanges nur unvollständig er- kannt war. Aber diese eben beschriebene vordere Oefl'nung ist, wenn auch die auffallendste, doch nicht die einzige, die unserm Schlauche zukommt. Ausser ihr existirt noch eine andere, die die äussere Körperwand durchbricht und in der Nähe des Afters (etwa vor und über demselben) gefunden wird. Sie führt etwa in der Mitte des Schlauches durch Hülfe eines kurzen (schon früher von mir abgebildeten) Auf- satzes nach Aussen. Sonder Zweifel wird diese Oeünunir Kachlrägliche Heinei Rungen über den Bau von Phylliihoe« 251 zum Ausleeren der Excretionsstoffe bestunmt sein. Aber wozu denn noch die zweite vordere Oeffnung, der Zusam- menhang mit dem Herzbeutel? Auf diese Frage giebt es nach meinem Erachten nur eine Antwort, und diese Antwort liegt in der Thatsache, dass der Pericardialraum durch Hülfe des betreffenden Organes mit der äussern Körperobertläche in unmittelbarem Zusam- menhange steht. Durch Hülfe des betreffenden Organes kann der Pericardialraum mit Wasser gefüllt werden und zwar um so leichter, als ja der ganze Schlauch in hohem Grade contractu ist. Der Flimmeibesatz an der Verbindungsstelle mit dem Pericardium mag dann die Bestimmung haben, die festen, dem Wasserstrome etwa beigemischten Körperchen zu- rückzuweisen. Ich habe mich übrigens vergebens beniühcf, das Einströmen von Wasser in den Pericardialraum direct zu beobachten. Der Pericardialraum schien mir immer ziem- lich enge und ohne auffallende Veränderung seines Volumens. Aber dieses negative Resultat spricht nicht gegen die Exi- stenz einer Wasseraufnahme überhaupt und wird sich erklä- ren lassen, sobald der etwaige Ziifluss durch einen entspre- chenden und gleichzeitigen Abfliiss balaiicirt wird. Wenn der betreffende Schlauch also wirklich neben seiner excretori- schen Bedeutung noch die ßesliminung einer direclen Was- seraufnalinie hat, wie sie bekanntlich bei sehr vielen niede- ren Thieren slallfiiKiet *" ) , hier und da auch schon lür die Schnecken behauptet -••■'') ist , so muss das aufgenommene Wasser auf irgend einem Wege schnell wiederum abfliessen. Die Existenz solcher Abflussstellen ist schon von H.Müller beschrieben worden Die Maschenräume, die zwischen ;den Muskelbaiken des Vorhofs überbleiben , erscheinen an man- chen Stellen durch Schwund der homogenen Grundsubstanz lies Herzens als förmliche Substanzlücken. Es entsteht auf *) Ueber den physiologischen Werth dieser sonderbaren Ein- richtung darf ich hier wohl auf meine Ben-.erlunigcn in der vergl.Anat. und l'hysiol. von Bergmann und Leuckart S. 282 11". verweisen. *■-) So namentlich von van Beneden in Froriep's N. Kot. Bd. 34. S. 2. u. Bd. 37. S. 65. Bei Paludina soll die Wasseraufnahnie nach Lcydig (Ztschr. für wiss. Zool. II. S. 177.) sogar gleichfalls durch Vermillhing der ISicre vor sich gehen. 252 Leuckart: KRchliägliche Bemerk, üb. d. Bau v. Phyllirhoe. solche Weise eine direcle Commiinication zwischen dem Herz- raum und dem Pericardiahaum, und durch diese Oeffnungcn wird nun sonder Zweifel das von der Niere eingepumpte Wasser seinen Abfluss finden, um sich unmittelbar dem farb- losen Blute beizumischen. Die Zwitterdrüse von Ph. bncephalum habe ich, wie C antra ine, immer nur in zwei nierenförmige Ballen gethcilt angetroffen, nicht in drei, wie es bei den übrigen exotischen Arten die Regel zu sein scheint. Beide bestehen, wie ich jetzt hinzufügen will, aus verästelten, ziemlich wei- len Schläuchen, die von dem Ende des Zwitterdrüsenganges ausgehen und mit zahlreichen kurzen und weiten, halbkugel- förmigen Ausstülpungen besetzt sind. Die Eier nehmen nur die oberflächlichen Schichten der Drüse ein, wie ich schon früher benierkte. Sie liegen in einfacher Lage auf der In- nenwand der halbkugelförmigen Säcke, waren aber bei allen meinen Exemplaren noch unentwickelt und ohne Dotterhaut. Nichts desto weniger zeigten die Samenfäden bereits ihre volle Ausbildung '""j. Sie erfüllten in dicht gedrängten Mas- sen die Schläuche der Zwitterdrüse, fanden sich auch hier und da in dem Innenraume der peripherischen Säcke, ohne von den Eiern (wie man nach der bekannten Darstellung von 11. Meckel vielleicht verniulhen könnte) durch eine beson- dere Haut gelrennt zu sein. Nach Form und Bildung stim- men die Samenfäden von Phyllirhoe mit denen der Nacklkie- mer überein. Sie sind lange C/V) stäbchenförmige Fäden mit leichter Spiralwindung und ohne Kopfanschwellung, wie sie bei den Heteropoden vorkommt. *) Aehnliclies liabe ich auch bei andern Zwitterschnecken be- merkt, am auffallendsten bei Cymbulia, bei der man sogar mit Recht von einer eignen männlichen und weiblichen Brunstperiode sprechen kann. lieber eleu Baucli§aug;napf ui&ft die Copula« tiofiisorg;aiie bei Firola uiifl Firoloides. Von l>r» Rud« lieuckartt Es ist eine bekannte, von allen Beobachtern angemerkte Thalsache, dass der Bauchsaugnapf von P'irola (u.FiroIoides) bei sehr vielen Exemplaren vermisst wird. Man glaubt, dass er zufällig verloren gegangen sei. Diese Annahme ist un- richtig. Der Bauchsaugnapf bei diesen Thieren (nicht bei Carinaria) ist eine Geschlechtsauszeichnung der männlichen Individuen. Unter mehreren Hunderlen von Exemplaren (Firola coronala^, F. Fredericiana^ F. mutica, Firoloides Lesu- eurii) habe ich ihn niemals bei den Männchen vermisst^ nie- mals bei den Weibchen aufgefunden. Die Bedeutung des Bauchsaugnapfes wird sich unter solchen Umständen wohl nur auf das Begattungsgeschäft beschränken. Die Männchen der Firoloidcn kann man übrigens auch abgesehen von dem Bauchsaugnapf leicht an dem ansehnli- chen Penis erkennen, der an der rechten Seite (das Thier mit dem Fusse nach unten gedacht) in der Nähe das Nucleus herabhängt und wie bei Carinaria zweigespalten ist. Form und Bedeutung dieser beiden Penishälflen sind sehr verschie- den. Wahrscheinlich dient nur die eine kürzere und löffeU förmige Hälfte zur Begattung, die andere geisseiförmige da- gegen von Uebertragung der Samenmassc in die erstere. Der Penis ist nach meinen Untersuchungen von der äusseren 254 Leuckart: Ueh. den Bauchsaugnapf bei Firola u. Firoloides. Geschlechlsöffnung abegtrennnt, wie bei den Spinnen und (was ich mit Vogt und Verany wenigstens für Octopus Carena behaupten muss) bei den Hectocolyliferen. Die männliche Geschlechtsöffnung findet sich an derselben Stelle , wo man bei den Weibchen schon längst die Mündungsstelle der Geni- talien gekannt hat*). *) Das Nähere hierüber, wie überhaupt über den Bau der Hc- teropoden, werde ich indem zweiten Hefte meiner „zoologischen Un- tersuchungen" Giessen 1853. mittheilen. lieber die Gehörwerkzeuge der IiLreb$>e. Von IBr« Riitl. lieuckart« In den Philosophical Transaclions für 1843 hat A. Farre (p. 233) bekanntlich den Nachweis versucht, dass das zuerst von R 0 s e n t h a 1 (Reil's Arch. 181 1. Bd. X. S. 433) bei dem Flusskrebs und dem Hummer an der Basis der innern An- tennen aufgefundene, für ein Geruchswerkzeug- gehaltene Bläs- chen die Bedeulung eines Gehörorganes habe. Die Ansicht von Farre hat indess keinen Anklang gefunden. Man musste sich freilich überzeugen, dass dieses Gebilde eine allgemei- nere Verbreitung habe, als man früher annahm — Farre beschrieb es auch bei Palinurus und Pagurus, während von Siebold (vergl. Anat. S. 441) zufügt, dass er es gleich- falls beiPalaeinon, Nephrops und Maja erkannt habe — , aber nichts desto weniger glaubte man es nach wie vor als Ge- ruchswerkzeug betrachten zu dürfen und bei der älteren, schon von Fabricius und Scarpa ausgesprochenen An- sicht verharren zu müssen, dass das Gehörorgan der Deca- poden in dem Basalgliede des äussern Fühlerpaares gelegen sei. Selbst die Angabe von Farre, dass das innere Bläs- chen nach Art der Gehörorgane eine Anzahl fester Concre- tionen im Innern enlhalte, konnte die Gegner seiner Ansicht nicht überzeugen. Halle doch Farre selbst diese Concre- tionen nur für „Hülfsotolithen" ausgegeben, die nicht im In- nern des Gehörorganes entständen, sondern nur zufällig durch die äussere, auf der obern Fläche (k^s Fühlergliedes gele- 256 Leuckart: gene spaltförmige Ocffnung des Bläschens in dasselbe hin- eingelangten. Trotz allem Widerspruch ist die Deutung von Farre indessen die richtige. Es giebt nicht bloss eine An- zahl von Krebsen, bei denendasBläschen in dem Basalgliede der innern Antennen nach Form, Bau und Inhalt mit dem Gehörorgane anderer niederer Thiere vollständig übereinstimmt, sondern auch Uebergangsformen zwischen die- ser Bildung und dem gewöhnlichen sogenann- ten Geruchsorgane. Bereits in demselben Jahre, in dem die Beobachtungen von Farre publicirt wurden, machte Souleyct in einer kurzen Notiz (Compt. rend. 1843. p. 665) darauf aufmerk- sam, dass das sonderbare Crustaceengenus Leucifer (das man mit den übrigen Schizopoden und Bipeltaten gewiss nur mit Unrecht in die Ordnung der Stomatopoden stellt) an der Ba- sis der innern Fühler einen kleinen runden und glänzenden Körper enthalte, der in jeder Hinsicht mit dem Otolilhen der Heteropoden und anderer Mollusken übereinstimme. Später hat Huxley diese Beobachtung von Souleyet vollständig bestätigt. Er hat (Ann. of nat. bist. 1851. Vol. VlI. p. 304) gezeigt, dass dieser Körper von einem völlig geschlossenen Bläschen umgeben sei, wie der Otolith der Mollusken — mit andern Worten gezeigt, dass Leucifer in dem Basalgliede seiner innern Antennen ein Organ enthalte , das man nach aller Analogie als Gehörwerkzeug betrachten müsse. Der Ololilh von Leucifer ist allerdings ohne Bewegung, allein dasselbe gilt ja , wie wir wissen , auch für manche andere Thiere und kann uns überdies bei den Crustaceen am we- nigsten überraschen, da dieselben bekanntlich ohne Flimmer- haare sind und mit den Wimpern zugleich derjenigen Gebilde entbehren, durch die sonst die Oscillationen der Ololithen unter hallen werden. Zu gleicher Zeit hat Huxley nun aber auch den Nach- weis geliefert, dass Leucifer nicht der einzige Krebs mit Oloiilh sei. Auch bei einer kleinen durchsichligen Palaemon- art aus der Südsee hat Huxley an derselben Stelle, wie bei Leucifer, in einem Gehörbläschen einen Otolilhen ange- Ueber die Gehörwerkzeuge der Krebse. 257 troffen. Nur zeigte das Gehörbläschen dieses Thieres insofern eine Abweichung , als es nicht vollständig geschlossen war, wie bei Leucifer, sondern durch eine schmale Spaltöffnung nach Aussen führte. NachHuxley befindet sich diese Spalte am Aussenrande des Basalgliedes , zwischen ihm und dem schuppenartigen starken Dorne, der sich — wie bei vielen andern Decapoden — hier an das Basalglied ansetzt. Mit Recht sieht Huxley in dieser Bildung den Ueber- gang zudem sogenannten Geruchswerkzeuge der Decapoden; mit Recht zieht derselbe aus seiner Beobachtung den Schluss, dass dieses sogenannte Geruchswerkzeug mit A. Farre als Gehörorgan zu deuten sei. Wenn ich mich hier so entschieden für die Richtigkeit der Huxley'schen Auffassungsweise ausspreche, so geschieht das auf Grund von zahlreichen eigenen Beobachtungen , die ich über denselben Gegenstand angestellt habe. Ich habe eine Anzahl von grössern und kleinern Decapoden in Bezug auf das fragliche Organ untersucht und bin zu der Ueber- zeugung gekommen, dass die Bedeutung desselben nicht län- ger zweifelhaft sein kann. Das Gehörorgan der Decapoden ist wirklich, wie schon Huxley andeutet, nach einem zwiefachen Typus gebaut. Es ist bald ein völlig geschlossenes Bläschen mit nur einem ein- zigen sphärischen Otolithen , bald durch eine Spalte nach Aussen geöffnet und dann in der Regel mit zahlreichen klei- nen Concrementen von unregelmässiger Gestalt versehen. Vielleicht sind diese Concremente (wenigstens in manchen Fällen) nur durch das Zerfallen eines ursprünlich einfachen Otolithen entstanden, jedenfalls aber nicht von Aussen in das Bläschen hineingekommen *" j , sondern als integrirende Elemente des Gehörorgans zu betrachten. ^''') Gegen eine solche Annahme spricht nicht bloss das ganz constante Vorkommen der Steinchen, sondern auch die Beschaffenheit der äussern Ohröffnung, die bald zu schmal scheint, um solche Con- cremente hineinzulassen, bald auch gegen den Eintritt fremder Kör- per mit besondern haarartigen Bildungen versehen ist. Farre be- trachtet die Concremente nur deshalb als Sandkörner (Quarz) , weil sie in Säuren unlöslich seien. Es gilt das aber nur von schwächern Säuren, wie Essigsäure u. dergl. Von concentrirter Schwefelsäure Archiv f, Naturgesch. XIX. Jahrg. l.Bd. 17 25ß Leuckart: Für den ersten dieser beiden Typen kann ich hier noch zwei neue Fälle anführen. Der eine betrifft einen kleinen^ den Uebergang zu den Schizopoden vermittelnden Krebs, den ich für neu halle und mit dem Namen Mastigopus spinosus bezeichnen will "'•) , der andere die bekannte Hippolyfe vi- ridis des Mittelmeeres. Bei Mastigopus haben die Glieder der Innern Antennen ohne Ausnahme eine cylindrische Gestalt. Das Grundglied ist nur durch eine ansehnlichere Länge und eine etwas be- trächtlichere Dicke ausgezeichnet , so wie dadurch, dass es an seinem Aussenrande dicht vor der Wurzel mit einem kur- zen und dicken Zahnforlsatze versehen ist. Offenbar ent- spricht dieser Zahnfortsatz dem schuppenförmigen Dorne, den v^rerden dieselben unter Gasentwicklung angegriffen , nach und nach auch (freilich nur langsam und unvollständig) aufgelöst. In der Lö- sung bilden sich die bekannten spiessförmigen Gypskrystalle. Die chemische Zusammensetzung ist also , im Wesentlichen wenigstens, wie bei den Otolithen der übrigen Thiere. *) Von den Caridinen, mit denen dieses Thierchen (3'" ohne Fühler) seiner Körperform nach übereinstimmt, unterscheidet es sich, wie die Schizopoden, durch den Mangel der Kiemen , von den Schi- zopoden dagegen durch seine einfachen Schwimmfüsse. Die Stirn ist abgerundet und buckeiförmig, die Augenstiele sind sehr lang (betra- gen reichlich ein Viertel der ganzen Körperlänge) , die innern und äussern Antennen fadenförmig, die Augenstiele noch beträchtlich über- ragend. Die Schuppe der äussern Antennen lanzettförmig , von der Länge der Augenstielc. Fünf lange und dünne Fusspaare, ohne Schee- len und Klauen, mit Scinvimmborsten besetzt. Die vordersten Füsse sind die kürzesten, hakenförmig nach innen zu gekrümmt. Schwanz kräftig, aus sechs Segmenten zusammengesetzt. Die fünf vordem Segmente mit langen nach vorn gerichteten Afterfüssen , die gleich- falls Ruderborsten tragen. Das sechste Segment ist ohne Anhänge, von cylindrischer Gestalt und sehr beträchtlicher Länge, fast so lang, als die fünf vordem Segmente zusammengenommen. Die Seitenblät- ter der Schwanzflosse lanzettförmig, von der Länge des vorhergehen- den Segmentes, das Mittelstück von halber Länge und konischer Form, mit einem spitzen Enddorn und symmetrischen Seitendomen versehen. Auf einem frühern Stadium (noch bei ^Va'") trägt unser Thierchen gespaltene Ruderfüsse und zahlreiche mächtig entwickelte Haare von brsten - und federf örmiger Gestalt an den verschiedensten Körper- sellen. Üeber die Gehörwerkzeuge der Krebse. 259 man sonst bei den Decapoden gewöhnlich an dieser Stelle antrifft. Der Innenraum des Zahnes geht ohne alle Grenzen in die Röhre des Basalgliedes über, ist aber nicht mit Mus- kelsubstanz ausgefüllt , sondern enthält ein helles Bläschen von V20'" niit einem schönen sphärischen Otolithen von V37'". Der Otolith ist glashell und ganz homogen, ohne concentri- sche und radiäre Streifung, klüftet aber^ wie gewöhnlich, bei stärkerem Drucke in mehrere Stücke von keilförmiger oder unregelmässiger Gestalt. Gegen schwächere Säuren ist der- selbe unempfindlich. Die Haut des Bläschens besteht — nach Aussehen und Verhallen gegen Kali zu urtheilen — aus Chi- tinsubstanz und scheint mit den Wandungen der Antennen fest zusammen zu hängen. Der Innenraum des Bläschens ist aber nicht desto weniger völlig geschlossen. Man sieht, es handelt sich hier um Verhältnisse, wie sie nach Soul ey et undHuxley auch beiLeucifer vorkom- men. In beiden Fällen eine wesentliche Uebereinstimmung des betreffenden Organes mit den Gehörwerkzeugen der übri- gen niedern Thiere. Da beide Krebse auch in systematischer Beziehung einander nahe stehen, so möchte man wohl ver- muthen dürfen, dass dieselbe Bildung noch weiter unter je- nen sonderbaren Krebsformen verbreitet sei, die an der un- tersten Grenze des Decapodentypus stehen *"*). Das Gehörorgan von Hippolyle viridis hat eine ganz entsprechende Lage, nicht in dem Körper des Basalgliedes, sondern in der äusseren Seitenschuppe, die, wie schon er- wähnt wurde, trotz ihrer grössern Selbstständigkeit dem äussern Seitendorne bei Mastigopus entsprechen dürfte. Es nimmt etwa die Mitte dieser Seitenschuppe ein, die hier mit ihrer Spitze bis zum Ende des Basalgliedes emporragt. Ge- *) Bei Weingeistexemplaren von Phyllosoma habe ich freilich vergebens nach einem Gehörorgan gesucht. Dagegen zeigen diese Thiere sehr deutlich jenes zweite, an der Basis der äussern Antennen gelegene Säckchen , das man früher mit Unrecht als Gehörorgan an- sah (Geruchswerkzeug?). Mysis aber besitzt — wie es scheint, in allen Arten — ein deutliches Gehörorgan mit sphärischem Otolithen und geschlossener Blase , wie die verwandten Formen ; nur ist hier die Lage desselben sehr abweichend. Vergl. hierüber die spätere Bemerkung am Schlüsse dieses Aufsatzes. 260 L e u c k a r t : hörbläschen und Otolith (etwa Vis'") sind übrigens beträcht- lich grösser^ als in dem vorher beschriebenen Falle. Auch das Aussehen des Otolithen ist etwas anders. Die Oberflä- che desselben ist nicht glatt, sondern von zahlreichen, netz- förmig sich durchkreuzenden Furchen durchzogen, die als dünne Risse bis weit in die Substanz des Otolithen hinein- dringen. Bei unvorsichtigem Drucke weichen die einzelnen Stücke, die von diesen Rissen begrenzt werden , aus einan- der : der Otolith zerfällt in einen Haufen grösserer und klei- nerer Concretionen von unregelmässiger und manchfach va- riirender Bildung. Was aber sonst den Bau der Gehöror- gane, die Kapsel u. s. w. anbetrifft, so zeigt sich hierin eine völlige Uebereinstimmung mit dem Verhalten bei Masligopus. Die zweite Form des Gehörorganes habe ich — Asta- cus und Palinurus ungerechnet — bei vier Arten des Genus Palaemon (bei allen, die ich untersuchte), so wie bei Pasi- phaea sivado beobachtet. In allen diesen Krebsen — und so ist es bekanntlich auch bei Astacus, Palinurus, Pagurus u. a. — liegt das Gehörbläschen in dem Basalstück der Innern Antennen und zwar beständig in der untern Hälfte dessel- ben, wo es in der Regel schon bei äusserlicher Betrachtung als ein opaker Fleck von ziemlich ansehnlicher Grösse hin- durchschimmert. Betrachten wir zunächst und vorzugsweise als Beispiel dieser Bildung das Gehörorgan von Palaemon. Bei Palaemon squilla besteht der Inhalt desselben, wie in den früher be- schriebenen Fällen, wie auch bei der Huxley'schen Art, aus einem einfachen sphärischen Otolithen, der sich, abge- sehen von seiner Grösse (er misst fast \'i^"')^ nur dadurch auszeichnet,, dass er noch leichter zerfällt, als bei Hippolyte, und auch schon vor dem Zerfallen die deutlichsten Klüftungs- spalten zeigt. Bei P. treillianus und serratus kann man da- gegen kaum noch von einem einfachen Otolithen sprechen. Statt einer zusammenhängenden Masse findet man hier im Innern des Gehörbläschens nur noch einen Haufen von un- regelmässig begrenzten , grössern und kleinern Steinchen, die sogleich bei der Berührung auseinander fallen und schon im unverletzten Zustande nicht selten durch den ganzen In- nenraum des Bläschens zerstreut sind. Nach Aussehen und üeber die Gehörwerkzeuge der Krebse. 261 chemischem Verhalten findet sich übrigens keinerlei Unter- schied zwischen diesen Steinchen und den isolirten Bruch- stücken des Otolilhen von P. squilla. Eben solche Stein- chen habe ich auch bei einer sehr grossen indischen Palae- monart vorgefunden , nur war hier die Masse derselben so beträchtlich , dass sie leicht einen Haufen von y/" bilden möchten. Das Gehörbläschen, das die Concremente einschliesst, hat seine frühere regelmässig sphärische Gestalt, wie (vergl. Farre) bei den übrigen höhern Decapoden, verloren. Es ist an seiner Aussenfläche abgestumpft und an den Enden dieser Fläche , namentlich oben , in einen kurzen Fortsatz ausgezogen *), der allmählig mit dem äussern Röhrenskelet der Antennen zu verschmelzen scheint. Durch eine nähere Untersuchung wird man sich überhaupt bald überzeugen, dass das Gehörbläschen unserer Thiere nicht frei und lose im Innern des Basalgliedes liegt , auch nicht etwa bloss an einzelnen beschränkten Stellen mit dem Skelet desselben zu- sammenhängt, sondern mit seiner ganzen obern Fläche fest- gewachsen ist. Man kann die untere Wand des Basalgliedes vollständig abtragen, ohne das Gehörbläschen zu berühren, die Muskelmasse , die dasselbe umgiebt, mit Leichtigkeit ent- fernen und so nun den ganzen Apparat in seiner natürlichen Lage frei untersuchen. Das Gehörbläschen hängt gewisser- massen nestförmig von der obern Decke des Basalstückes in den Innenraum hinein. Es ist dasselbe , wenn man will — und die chemische Uebereinstimmung zwischen Bläschen- wand und Skelet spricht nur zu Gunsten einer solchen An- nahme — nichts Anderes , als eine Lamelle des Antennen- skelets, die sich bläschenförmig nach Innen abgehoben hat. Die oben erwähnten Fortsätze erscheinen als blosse Ausläu- fer des Bläschens, gewissermassen als Leisten, die noch eine Strecke weit auf dem Boden der Anheftungsfläche hinkrie- chen und vielleicht nur zu einer stärkern Befestigung die- nen mögen. Auf den ersten Blick scheint das Gehörbläschen der ^•') In anderen Fällen ist der untere Fortsatz grösser, wie bei Astacus , wo Farre denselben für das Rudiment einer Cochlea hält. 262 Leuckart: kleinern Palaemonarten vollständig geschlossen zu sein , wie das Gehörbläschen von Leucifer , Mastigopus u. s. w. Trotz diesem Anschein habe ich mich indessen auf das Bestimm- teste vom Gegentheil überzeugen können. Es ist mir frei- lich unmöglich gewesen, den von Huxley beschriebenen Längsschlitz aufzufinden , der am äussern Rande des Basal- gliedes vorkommen soll — ich darf die Abwesenheit dieser Oeffnung bei den beobachteten Formen um so entschiedener behaupten, als der Aussenrand des Gehörblärchens hier eine ziemliche Strecke weit von der Wand der Antennen entfernt bleibt — , aber dafür besitzt unser Gehörbläschen einen Quer- spalt, der die obere Wand des Basalgliedes durchbricht und eine directe Communication zwischen dem Innenraume des Bläschens und dem äussern Medium herstellt. Dieser Spalt nimmt etwa die Mitte des Gehörbläschens ein, liegt aber nicht frei zu Tage, sondern wird von einer klappenförmigen Querleiste bedeckt, die ihren freien Rand nach Vorn kehrt und nach Aussen ohne Weiters in den Seitendorn des Basal- stückes sich fortsetzt. Bei P. treillianus misst diese Spalte nur etwa Yiä'", bei der oben erwähnten indischen Art ist dieselbe indessen so weit, dass man bequem eine dünnere Sonde hineinbringen kann. Das Gehörbläschen hat hier reichlich den Durchmesser von l'", während es sonst kaum '72'" misst. Bei den kleineren Arten ist die Innenfläche des Gehör- bläschens völlig glatt und eben. Anfangs glaubte ich frei- lich denselben Haarbesatz wahrzunehmen, den Huxley bei seiner Art beschreibt, allein ich überzeugte mich später, dass diese Haare — eine Längsreihe bogenförmig gekrümmter Querborsten — auf dem Skelet des Basalgliedes äusserlich aufsassen. Bei dem grossen indischen Palaemon finde ich dagegen im Grunde des Bläschens ausser zahlreichen kleinen Spitzen eine Bogenreihe von grösseren Borsten, wie sie von Farre bei den Arten des Genus Astacus beobachtet ist. Da- gegen fehlen auch hier die Haare, die sonst an der Oeffnung vorkommen. Die Entwicklung der Klappe hat dieselbe off'en- bar überflüssig gemacht. Die Gehörorgane von Pasiphaea schliessen sich nach Form und Bildung in so hohem Grade an die eben beschrie- nen Verhältnisse an, dass eine speeiellere Darstellung füglich Ueber die Geliörwerkzeuge der Krebse. 263 unterbleiben kann. Ich will nur hervorheben, dass das Ge- hörbläschen von beträchtlicher Weile ist, während der Oto- lith verhältnissmässig nur klein bleibt (Vio'"}« Ich sah den- selben bald einfach, bald auch (wieLeydig in der Zeitschrift für wissensch. Zoolog. III. S. 287) in einen Haufen kleinerer Körperchen zerfallen, auffallender Weise aber nur von ge- ringer Festigkeit. Für die Gehörwerkzeug-e von Palinurus und Aslacus kann ich nichls Neues anführen. Ich würde nur wiederho- len müssen, wasFarre über dieselben mitgetheilt hat. Die Verschiedenheiten von den Gehörwerkzeugen der Palaemon- arlen betreffen nur untergeordnete Verhältnisse , und können die wesentliche Uebereinstimmung mit denselben in keinerlei Weise beeinträchtigen. Ueber die Verbreitung der Gehörorgane unter den De- capoden wird man erst nach spätem umfassendem Untersu- chungen entscheiden können. So wahrscheinlich übrigens auch ein sehr allgemeines Vorkommen derselben sein möchte, so will ich doch nicht verschweigen , dass ich bei vie- len Arten (Crangon, Nika u. s. w.) vergebens nach ihnen gesucht habe. Auch bei den kleinen und durchsichtigen De- capodenlarven, die mit ihren bizarren Formen ""') das Mittel- meer um Nizza bevölkern , habe ich nirgends Gehörorgane angetroffen. Ich möchte indessen nicht geradezu behaupten, dass alle diese Thiere der fraglichen Sinneswerkzeuge ent- *) Selir auffallend ist unter diesen namentlich eine (sehr häu- fige) Larve mit ausserordentlich langen vordem und hintern Stachel- fortsätzen am Rückenschilde, durch deren Hülfe dieses Thier, dessen Körper nur 1'" misst , bis zu ^^/z'" heranwächst. Vordere und hin- tere Fortsätze liegen in derselben Ebene, so dass es fast aussieht, als ob das Thier in der Mitte einer langen Stange (der hintere Sta- chel ist freilich doppelt, aber beide liegen dicht an einander) ange- wachsen sei. Eine sehr ähnliche Form hat Eschs chol z (Isis 1825. S. 734) in der Südsee beobachtet und unter dem Namen Lonchopho- rus anceps beschrieben. (Ebendaselbst beschreibt E. auch, was ich hier beiläufig erwähnen will, unter dem IVamen Trichocyclus Dume- rilii ein Thierchen mit Wimperkränzen und flügeiförmigen Seitenflos- sen, in dem wir heute, nach den Entdeckungen von J. Müller, die Larve eines nackten Pteropoden nicht verkennen können.) 264 Leuckart: behrten. Es ist ja immerhin möglich , dass sich dieselben in manchen Fällen durch ihre Kleinheit und Unklarheit , in andern durch eine abweichende Lage meinen Untersuchungen entzogen haben. Ueber die Verschiedenheiten in Bau und Gruppirung der Sinneswerkzeuge bei den niederen Thieren haben wir allmählig so viele und so eigenthümliche Erfah- rungen gemacht , dass man immerhin auch hier auf solche abweichende Verhältnisse gefasst sein muss. Wissen wir doch , um nur ein Beispiel zu erwähnen , dass es Würmer giebt, deren Augen, statt sich auf den Kopfanhang zu be- schränken, am vordem und hintern Körperende (Amphicora) oder selbst in den Seitentheilen eines jeden Segmentes (Po- lyophthalmus) vorgefunden werden *). Ich darf in dieser Beziehung auch wohl daran erinnern, dass von Frey und mir bereits mehrere Jahre vor den Beobachtungen von Huxley (Beitr. zur Kenntniss wirbello- ser Thiere. 1847. S. 115) bei Mysis llexuosa ein Paar ge- schlossener Bläschen mit sphärischem Kalkkörper im Innern beschrieben sind, die einem Otolithen gleichen und auch von uns dafür gehalten wurden, obgleich sie nicht am Kopfe, sondern in der Basis der Innern Schwanzklappen gelegen sind. Ich habe mich neuerdings davon überzeugt, dass die- selben Gebilde auch bei Mysis spinulosa vorkommen , und muss noch heute die frühere, auch von Huxley (1. c. p. 373) angenommene Deutung aufrecht erhalten. In früherer Zeit konnte man freilich durch die Verschiedenheit dieser Ge- bilde von den damals als Gehörwerkzeuge geltenden Geruchs- organen (?) gegen unsere Deutung eingenommen werden. Ge- genwärtig hat dieser Umstand seine Geltung verloren. Un- sere heutigen Erfahrungen über den Bau der Gehörorgane *) Unter den Crustaceen besitzt auch Phronima sedentaria, wie ich beobachtet habe , zwei Paar Augen , die freilich beide am Kopfe liegen , aber doch, bis auf ihre nervösen Apparate, vollständig ge- trennt sind. Das grössere dieser Augen liegt auf dem Scheitel, das kleinere in dem untern Seitentheile des Kopfes. An der Innenfläche dieser letztern befindet sich ein kleines bläschenförmiges Organ , das mir mit dem fraglichen Gerucbswerkzeuge der Decapoden an der Ba- sis der äussern Antennen übereinzustimmen scheint. Ueber die Gehörwerkzeuge der Krebse. 265 bei den Krebsen haben uns Verhältnisse erkennen lassen, nach denen sich die Eigenlhümlichkeiten der fraglichen Ge- bilde bei Mysis fast ausschliesslich auf die abweichende Lage derselben beschränken *"*). *) Eine Zeitlang glaubte ich ein zweites, noch auffallenderes Beispiel einer solchen abweichenden Anordnung des Gehörorganes bei den Crustaceen gefunden zu haben. Ich entdeckte nämlich bei einer neuen schönen Saphirina, die ich später als S. uncinata beschrei- ben werde , in den Seitentheilen der vordem Körpersegmente streng symmetrisch rechts und links ein sphärisches Körperchen von Via'", das nach seinem optischen Verhalten mit einem Otolith übereinstimmte und auch in einem eng anliegenden Bläschen enthalten zu sein schien. Später rausste ich mich indessen überzeugen, dass dieser scheinbare Otolith nur aus einem Fetttröpfchen bestehe. IVaciiträgflicIie Bein erkunden ilber den Bau der Orattung: fSag^itta, siebst der Besclirei- biiiigf einig^er neuen /trteii. Von A» H. r o It n« Hierzu Taf. XII. Während meines letzten Aiifenthalles in Messina habe ich besondere Sorg-falt darauf verwandt, den Bau derSagilten weiter zu erforschen und die in der Meerenge vorkommen- den Arten genauer kennen zu lernen. Die Resultate dieser neuern Untersuchungen theile ich hier in zwei Abschnitten mit, von welchen der erste Beiträge zu einer vollständigem Kenntniss der Organisation enthält, der zweite die Beschrei- bung von vier neuen Arten zum Gegenstande hat. I. Beobachtungen über den Bau. Die Haut der Sagitlen ist mit Büscheln eigenthümlicher, äusserst feiner, starrer Fäden besetzt, welche meistens in regelmässigen Abständen von einander, über einen, je nach den Arten, bald grössern, bald geringern Bereich der Kör- peroberfläche verlheilt sind. Wilms (Observationes deSa- gitla mare germanicum circa insulam Helgoland incolente. Berol. 1846. p. 11., Fig. 1 et 16.) wies diese Büschel zuerst bei S. setosa nach, bei welcher sie längs den beiden Seiten des Körpers in einfacher Reihe sich hinziehen '). Später 1) Die Bezeichnung selosa erhielt diese Species durch J, Mül- ler (Arch. f. Auatom. und Physiolog, 1847., p. 158.). Krohn: Nachträgliche Beitierk. üb. d. Bau d. Gattung Sagitta. 267 hat sie auch Busch (Beobachtungen über Anatom, und Ent- wicklung einiger wirbellosen Seethiere. Berl. 1851., p. 93.) bei S. cephaloptera erkannt, wo sie jederseils in einer Dop- pelreihe stehen. Ich habe die nämlichen Büschel nicht nur bei S. bipunctata, bei der ich sie früher übersehen, sondern auch bei den übrigen in der Meerenge vorkommenden Ar- ten angetroffen. Bei S. bipunctata, so wie bei einigen dieser Arien , ist ihre Zahl viel grösser, als bei den beiden von Wilms und Busch untersuchten, so dass ausser den Seilen, auch die Rücken- und Bauchfläche von ihnen eingenommen ist. Meist lässt sich auch eine Anordnung dieser zahlreichen Büschel in parallele, für beide Seitenhälften symmetrische Längs- züge nicht verkennen. Ganz constant findet man die Büschel noch auf der Schwanzflosse, wo sie in einerBogenlinie nach der Breite derselben vertheilt stehen. Bei einzelnen Arten kommen weiche sogar auf den hintern Seitenflossen vor»)- Alle diese Büschel stehen auf rundlichen Vorsprüngen, die der zelligen Epidermis anzugehören scheinen und früher von mir für Schleimdrüschen der Haut angesehen worden sind. (Anatomisch -physiologische Beobachtungen über die Sagitta bipunctata Hamb. 1844., p. 5.). Was die Gruppirung der ei- nen einzelnen Büschel zusammensetzenden Fäden betrifft, so hat es oft den Anschein, als gingen sie von der Mitte des Vorsprungs, radienförmig nach allen Richtungen aus. Bei genauerer Untersuchung erkennt man indess bald, dass sie blos in einer Linie neben einander gereihet stehen. So ver- hält es sich wenigstens bei S. bipunctata. Trotz ihrer Starr- heit haben aber diese Fäden weder mit Stacheln, womit sie Wilms vergleicht, noch mit Borsten, wie Busch sie nennt, irgend etwas gemein. Wahrscheinlich sind es Fortsätze der Epidermis. Dafür spricht schon der Umstand, dass die Bü- schel gleich dieser, sich äusserst leicht abstreifen, daher auch nur bei ganz frischen wohlerhaltenen Individuen wahrzuneh- men sind. 1) Der Ausdruck Flossen, den man diesen Leibesanhängen der Sagilten beizulegen pflegt, und den ich der Kürze halber eben- falls gebrauche, ist ganz unpassend, da sie, wie ich es schon früher nachgewiesen habe, zur Fortbewegung des Thieis nichts beilragen. 268 Krohn: Die Bedeutung der zahlreichen , dicht neben einander gereihten Fasern, womit die Flossen versehen sind, konnte bisher nicht ermittelt werden. Nach vielfältigen Untersuchun- gen bin ich jetzt zur üeberzeugung gekommen , dass diese Fasern den Borsten der Anneliden zunächst verwandt sind. Gleich letztem sind sie bis zu einem gewissen Grade bieg- sam , und brechen bei verstärktem Druck leicht in Stücke. Der Form nach gleichen sie vollkommen den einfachen oder Capillarborsten. Auch scheinen sie nur lose in die homo- gene Substanz der Flossen eingebeltet; denn man findet sie oft , bei sonst unversehrten Flossen , in grossen Strek- ken abgestreift. Jedenfalls ist ihr Zusammenhang mit der Substanz der Flossen lange nicht so fest , als ich es früher angab. Bekanntlich finden sich vorn am Kopf auf jeder Seite, zwei hinter einander gestellte Reihen kleiner Stacheln oder Zähnchen,, deren Anzahl in der vordem Reihe stets geringer als in der hintern ist. Jedes Zähnchen sitzt mittelst einer rectangulären Basis auf dem Kopf, ist in einem Winkel ge- gen dieselbe geneigt, und läuft zuletzt in mehrere scharfe Spitzen, wie in eine Zackenkrone, aus (Fig. l.)- Der untere Theil des Zähnchens ist hohl und enthält eine weiche Sub- stanz, wahrscheinlich eine Matrix, die zum Wiederersatz des Zähnchens, falls dieses abgenutzt wird, dient. Busch hat neuerlich den Sagitten den Bauchknolen absprechen wollen. Ich habe bereits an einem andern Orte (Müller's Arch. f. Anat. und Physiol. 1853. p. 140.) die Anwesenheit dieses Knotens gegen die Zweifel von Busch zu vertheidigen gesucht , und brauche nicht wieder darauf zurückzukommen. Vor diesem Knoten soll sich bei S. setosa, nach Wilms' Angabe, ein am Anfange des Rumpfes gele- gener, kleinerer vorfinden (L c. p. 15.^ Fig. 4. 6). Ich will die Existenz dieses Knotens bei der genannten Species nicht in Abrede stellen, kann aber, gestützt auf neuerdings an- gestellte Untersuchungen versichern , dass er der S. bi- punctata fehlt. Nach meiner früheren Annahme soll durch die Ver- bindung zweier , vom hintern Rande des Kopfknotens ent- springenden und dicht an der obern Fläche des Kopfes nach Nachträgliche Bemerkungen üb, d. Bau d. Gallung Sagilta. 269 hinten sich erstreckenden Nerven, eine Nervenschlinge zu Stande kommen (1. c. p. 13-, Fig. 5. /"und Fig. 13.öf). Diese Angabe beruht auf einem erst neuerlich von mir erkannten Irrthume. Auf der Haut der obern Kopfseite findet sich näm- lich ein eigenlhümlicher Streifen, der rechts und links von der hintern Grenze des Kopfes bis dicht an den Kopfknolen reicht, und sowohl vorn als hinten, durch Umbiegung in sich selbst zurückläuft. Es hat sich nun herausgestellt, dass jene angeblichen Nerven nichts anderes als die beiden seitlichen Parthieen dieses Streifens sind , dessen hintere Schlinge so- mit fälschlich als Nervenschlinge gedeutet wurde. Eine Täu- schung der Art war um so leichter möglich, als der Strei- fen durch Weingeist oder Essigsäure , ganz nach Art der Nerven sich trübt, und seine vordere, früher gänzlich über- sehene Schlinge , genau mit der Lage des Kopfknotens zu- sammenfällt. Hieraus ergiebt sich nun, dass die Sehnerven, die ich für Zweige jener angeblichen Nerven hielt, vom Kopfknoten unmittelbar abgehen. Was aber der Streifen be- deute, darüber kann ich nicht einmal eine Vermuthung auf- stellen. In meiner Abhandlung (p. 12.) hatte ich angeführt, dass man in den Eierschläuchen geschlechtsreifer Individuen stets reifen Samen antreffe. Diese Angabe hat sich nach neuern Untersuchungen nicht bestätigt, dagegen sind Verhältnisse bekanntgeworden, die den Hergang bei der Befruchtung voll- kommen aufklären. Bei den geschlechtsreifen Individuen al- ler Arten verläuft längs der äussern Seite jedes Eierstockes, in der Gegend, wo das Haltungsband sich an ihn festsetzt, ein dünner Kanal mit blindgeschlossenem Ende, den man bis dicht vor die Mündung des Eierstockes verfolgen kann. Die- ser Kanal ist es, der oft strotzend mit Samen gefüllt ist, des- sen Inhalt früher also fälschlich ins Innere der Eierschläuche verlegt ward. Eine Aussenöffnung konnte ich an ihm, trotz vieler Mühe, nicht entdecken, und muss demnach annehmen, dass er sich in dieHöhle des Eierschlauches, und zwar dicht vor dessen Mündung öffne. Durch Druck lässt sich der Sa- men aus den Kanälen herauspressen, wobei man sich über- zeugt, dass er in der That nur durch die Mündungen der Eierstöcke heraustritt. Die Bedeutung der beiden Kanäle ist 270 Krohn: somit klar. Es sind Receptacula seminis , wie solche den Weibchen der Insecten zukommen, bestimmt, den in denSa- nienfächern gereiften Samen aufzunehmen und bis zur Zeit der Befruchtung aufzubewahren. Zufolge dieser Einrichtung werden die reifen sich loslösenden Eier, während sie aus den Eierstöcken heraustreten, befruchtet. Die beiden eben erwähnten Kanäle sind übrigens schon von Wilms (1. c. p. 13., Fig. 9. a) gesehen worden, obwohl ihm ihre wahre Bedeutung unbekannt geblieben ist. Auch zweifele ich nicht , dass das von diesem Forscher in der Höhle der Kanäle beobachtete, angeblich durch schwingende Cilien hervorgebrachte Flimmern, auf das lebliafte Gewimmel der sehr regen und rührigen Zoospermien, aus welchen die in den Kanälen enthaltene Samenmasse besteht, zu bezie- hen sei. Was die Struclur der Eier betrifft, so habe ich zu dem darüber Bekanntgewordenen noch Folgendes hinzuzufügen. Der Dotter besteht aus zahlreichen, eine wahrscheinlich al- buminöse Flüssigkeit enthaltenden Zellen , in der ich keine festen Bestandtheile (Dotterkörner) unterscheiden konnte. Er ist von zwei Hüllen umgeben. Die innere, den Dotter eng uraschliessende, ist eine dünne feste Membran , welche die Bedeutung der Dotter- oder eigentlichen Eihaut hat. Die äussere, früher für das Chorion von mir angesehene Hülle, ist viel dicker und von gallertartiger Consistenz '). Sie quillt, nachdem die Eier befruchtet und gelegt worden sind, sehr schnell und mächtig in dem umgebenden Wasser an. Man findet sie später, bei schon begonnener Entwickelung des Em- bryo, häufig abgestreift, ohne dass dadurch die Entwickelung gestört wird. H. Beschreibung der Arten. Die Unterscheidung der Arten ist oft schwierig, da meh- rere derselben im Habitus nahezu mit einander übereinstim- men. Auf die Zahl der Greifhäkchen und der Zähnchen am 1) Icli erkenne sie sehr deutlich in der lOten Figur bei Wilms, YTO die Eier $ehr naturgetreu dargestellt sind. Nachträgliche Bemerkungen üb. d. ßau d. Gattung Sagitta. 271 Kopfe kann man sich am wenigsten verlassen , weil sie bei den Individuen der meisten Arien ausserordentlich schwankt, was zum Theil seinen Grund darin hat, dass jeneTheiie sich sehr leicht abnutzen und abfallen. Mit grösserer Zuverläs- sigkeit lassen sich die Seitenflossen zur Bestimmung der Ar- ten benutzen, da sie bei jeder Species constante, wenngleich nicht immer sogleich in die Augen fallende Eigenthümlich- keiten zeigen. 1. S. multidentata (Fig. 2.). Diese Species, die höchstens V/2 Centim. lang ist, kommt im Habitus ganz mit S. setosa (Wilms 1. c. Fig. 1.) überein. Gleich dieser, unterscheidet sie sich von S. bipun- ctata durch eine gedrungenere Gestalt und eine verhältniss- mässig grössere Länge der Seitenflossen. Die hintern Flos- sen sind nur etwas länger und breiter als die vordem. Diese reichen nach vorn hin , ungefähr bis an's vordere Drittel des Leibes. Die hintern Flossen sind den beiden Vorsprün- gen , auf welchen der samenbereitende Apparat nach aussen mündet, viel näher gerückt, als bei S. bipunctata. In Bezug auf die Gestalt der beiden Flossenpaare verweise ich auf die beigegebene Figur. Die Zahl der Greifhäkchen ist bei dieser Species aus- nahmsweise sehr constant. Es finden sich beiderseits 9 bis 11 Häkchen, von welchen, wenn ihrer 10, das vorderste, wenn 11, die zwei vordersten stets viel kleiner sind. Die Zahl der Zähnchen am Kopfe dürfte auf jeder Seile 5 bis 8 in der vordem, 12 bis 13 in der hintern Reihe betragen. Den Vordertheil des Rumpfes umgiebt eine Schicht gros- ser Zellen, welche gleich hinter dem Kopfe beginnt, aber schon in einiger Entfernung von den vordem Flossen ver- schwindet. Sie scheint an den Seiten stärker entwickelt, als in der Mitte. Ich kann sie nicht für eine blosse Verdickung der Epidermis halfen. Die Vorsprünge des männlichen Geschlechtsapparals ra- gen zapfenförmig vor, haben ihre Aussenmündungen nach vorne gerichtet, und erscheinen, wie bei S. bipunctata, bald von brauner Farbe, bald farblos. Die Büschel starrer Fäden auf der Oberfläche des 272 Krohn: Körpers kommen bei manchen Individuen in reichlicher Menge vor 0- 2. S. serrato-dentata (Fig. 3 u. 4.). Diese Art nähert sich durch grössere Schlankheit des Leibes der S. bipunctala. Die hinlern Flossen sind merklich länger als die vordem und reichen bis dicht an die Vor- sprünge des männlichen Geschlechtsapparats. Die vordem Flossen überschreiten nach vorne hin nicht das vordere Lei- besdritlel. Die Form der beiden Flossenpaare ist aus der beigegebenen Figur zu ersehen. Ganz charakteristisch für diese Art ist die abweichende Bildung der Greifhäkchen, deren ganze vordere Hälfte längs der schärfern Kante oder der Schneide sägeförmig gezäh- nelt ist (Fig. 4.). Die Zahl dieser Häkchen schwankt zwi- schen 6 bis 8 jederseits, die der Zähnchen möchte höchstens auf 8 für die jederseitige vordere , auf 18 für die hintere Reihe sich belaufen. Die Büschel starrer Fäden sind symmetrisch in acht seilliche Längszüge geordnet, von welchen vier auf die Rük- kenhälfte und eben so viele auf die ßauchhälfte fallen. — Die Vorsprünge der Samenfächer ragen, wie bei der vorher- gehenden Art, zapfenförmig vor. Es ist diese Art die kleinste von den hier beschriebe- nen. Sie erreicht die Länge von 4y2"' etwa. 3. S. lyra (Fig. 5.). Diese Art lässt sich auf den ersten Blick von der S. bipunctala und den beiden vorbeschriebenen unterscheiden. 1) Beiläußg sei hier einer noch nicht genügend untersuchten Art erwähnt, die mit der eben beschriebenen in Form und Grösse über- einstimmt, aber durch die Anwesenheit eines hornigen gezahnten Rin« ges an den Aussenmündungen der Samenfächer , augenTällig von ihr abweicht. Dieser Ring mit nach vorne oder aussen gerichteten Zähn- chen umkreist die respective Mündung von innen, und lässt sich ohne Mühe herausschälen. Er hat eine auffallende Aehnlichkeit mit dem gezackten Ringe an den Saugnäpfen der Loliginen. Diese Art scheint sehr selten. Ich habe nur zwei Exemplare davon erhalten können. Nachträgliche Bemerkungen üb. d. Bau. d. Gattung Sagitta. 273 Der sogenannte Schwanz ist sehr kurz und durch eine Ein- schnürung von dem langen Rumpfe abgesetzt. Die beiden Flossen jeder Seite berühren sich bis zur Verschmplzung, In der That geht die homogene Substanz derselben von der einen ohne Unterbrechung auf die an- dere über, und nur äusseriich findet sich zwischen beiden eine Demarcalionslinie in Form eines feinen Streifens. Be- merkenswerth ist noch, dass die vordem Flossen viel länger als die hintern sind , und sehr weit nach vorne hinauf- reichen (F. 5.)- Die Substanz der Flossen ist von mächtiger Dicke, so dass diese gleich Wülsten an den Seiten des Lei- bes hervorragen, obwohl sie sich gegen ihren Aussenrand hin bald verflachen und verdünnen. Die in die Substanz eingelagerten Fasern (Borsten) verhalten sich auch eigen- thümlich. An den weniger breiten Stellen der Flossen sind sie dünner und kürzer , und scheinen nur die Randpartie derselben einzunehmen. Je mehr die Breite der Flossen zu- nimmt, desto länger und stärker werden auch die Fasern, bis sie zuletzt an den breitesten Stellen die ganze Fläche der Flossen durchstreichen. Der Greifhäkchen zählte ich 6 bis 8 jederseits; was die Zahl der Zähnchen betrifft , so dürften ihrer jederseits höchstens 7 auf die vordere Gruppe , 11 auf die hintere kommen. Die Büschel starrer Fäden kommen in grosser Menge, und dem Anschein nach, ohne sichtliche Ordnung verlheilt, auf der Oberfläche des Körpers vor. Dicht am Rande der hintern Flossen wurde regelmässig , sowohl auf der obern als auf der untern Fläche derselben, ein ähnlicher Büschel bemerkt. Diese Art erreicht die nicht unansehnliche Länge von 3 bis 3y2 Centim. 4. S. draco (Fig. 6.). Von dieser seltenen, sehr ausgezeichneten Art, habe ich nur ein wohlerhaltenes, aber glücklicherweise völlig aus- gewachsenes Specimen zu beobachten Gelegenheit gehabt. Der Leib ist kurz und dick, und bis zu seinem hinter- sten Viertel ungefähr mit einer äusserst mächtigen, aus recht Archiv f. Naturgesch XIX. Jahrg. 1 Bd. 1^ 274 Krohn: grossen dickwandigen Zellen gebildeten Schicht (a, a) beklei- det, wodurch das Thier ein höchst fremdartiges Aussehen erhält. Der Schwanz ist sehr lang, der Rumpf kurz, die Schwanzflosse von ansehnlichem Umfang. Von den seitlichen Flossen fehlt das vordere Paar merkwürdigerweise ganz ; die allein vorhandenen hintern Flossen (&,&) reichen vorn nicht über den Schwanz hinaus, was in Vergleich mit andern Ar- ten eine nicht minder zu beachtende Eigenthümlichkeit ist. Eben so auffallend sind zwei seillich einander gegenüber ge- stellte;, auf besondern Vorsprüngen sitzende Büschel zahlrei- eher, sehr langer, frei flotlirender Fäden (c, c), welche man auf der Zellenschicht in der vordem Leibeshälfte wahrnimmt. Diese Fäden sind von weicher Consislenz, bandartig platt, und zeigen sich bei starker Vergrösserung aus feinen, dicht neben einander verlaufenden Längsfibrillen zusammengesetzt. Die Zahl der Greifhäkchen scheint beträchtlich, im Ma- ximum 10 für jede Seite. Die höchste Zahl der Zähnchen mag für die jederseitige vordere Reihe 8, für die hinlere 18 betragen. Die erwähnte Zellenschicht findet sich nur auf den bei- den Seiten des Leibes, längs welchen sie sich bis zur hal- ben Länge des Schwanzes hinabzieht. Vorn am Kopf ist sie weniger mächtig , erhebt sich aber am Rumpfe , je weiter nach hinten, immer mehr, und wird zuletzt, indem sie den vordem Theil der Seitenflossen auf beiden Flächen überdeckt, ziemlich rasch wieder niedriger. Die Büschel feiner slarrer Fäden finden sich auch bei dieser Art in reichlicher Menge, und zwar eben sowohl auf der Zellenschicht als auch auf der frei zu Tage liegenden Rück- und Bauchseite des Leibes. Die Eierstöcke erstrecken sich im trächtigem Zustande hoch hinauf, bis an den Kopf. Das Individuum , nach dem die obige Beschreibung entworfen ist, maass nicht über 1 Cenlim. in der Länge. In Bezug auf früher bekannte Arten, von welchen mir einzelne noch zweifelhaft scheinen, erlaube ich mir amSchluss noch folgende Bemerkungen. Nachträgliche Bemerkungen üb. d. Bau d. Gattung Sagitta. 275 Die Bezeichnung bipunctata , unter der ich die grosse Sagitta des Mittelmeeres in meiner Abhandlung aufgeführt, kommt derselben eigentlich nicht zu. Ich bin jetzt nämlich der Ansicht, dass die ursprünglich mit dem obigen Namen bezeichnete, von Quoy undGaimard (Ann. d. scienc. nat. prem. serie, T. X. p. 232.) beschriebene Sagitta, keinesweges wie ich es früher meinte, als eine jüngere Altersstufe jener gro- fsen anzusehen sei, sondern eine für sich bestehende Species darstelle. Es ergiebt sich dies, trotz der mangelhaften Be- schreibung im Ganzen, aus einzelnen Angaben von Ouoy und Gaim. Das Thier besitzt nämlich lang ausgezogene Seitenflossen und zeigt bei einer Länge des Körpers , die nicht über 5'" beträgt, bereits deutlich entwickelte Eierstöcke. Das stimmt nicht zu der grossen Sagitta, die sich, durch die bedeutende Kürze der vordem Seilenflossen wenigstens, aus- zeichnet, und deren Ovarien in der Jugend noch so wenig ausgebildet sind, dass sie selbst bei einer Länge des Leibes von einem Zoll, immer noch als winzige Rudimente erschei- nen. Ist nun die Artendiff'erenz zwischen beiden nicht mehr zweifelhaft, so mag der grossen Art immerhin der erborgte Namen verbleiben, da die von Quoy und Gaim. entdeckte, wegen ungenügender Beschreibung und Abbildung, doch kei- nen sichern Vergleich mit andern Arten zulässig und dem- nach nicht weiter ^u beachten sein dürfte *}. D'Orbigny hat in seinem Reisewerke (Voyage dans TAmerique meridionale, Tom. V., p. 140. PI. 10.) drei Arten beschrieben, die, nach der Zahl der Flossen, die Namen di- ptera, triptera, hexaptera, erhalten haben. Die Abbildun- gen, so ausgeführt sie auch sind, scheinen mir den Habitus der Sagitten doch nicht treu wiederzugeben; der Körper er- scheint im Verhällniss zur Länge zu dick, die Flossen zu breit. Die Schwanzflosse soll bei allen drei Arten durch einen tiefen, vom hintern Rande ausgehenden Einschnitt in 1) Der Vollsländigkeit halber gebe ich hier die Zahl der Häk- chen und Zähnchen an, wie sie sich nach Vergleichung vieler Indivi- duen bei der S. bipunctata herausgestellt hat. Häkchen jederseits 5 — 8, Zähnchen in der jederseitigen vordem Gruppe 3 — 4, in der hin- tern 5—7. 276 Krohn: zwei Lappen zerfallen; was d'Orbigny bewogen hat, diese Lappen für eben so viele gesonderte Caudalflossen anzusehen. Hiernach sind die Speciesnamen zu beurlheilen. — Von den angeführten Arten scheint dieS. hexaptera, der Beschreibung, nicht der Figur nach, der S. bipunctala sehr nahe zu stehen, und möchte vielleicht identisch mit ihr sein. Der S. diptera sollen die Seitenflossen ganz fehlen, eben so der S. triptera, die sich, auffallender Weise, durch eine grosse Medianflosse auf dein Rücken auszeichnen soll. Die von Busch (1. c. Tab. XV. Fig. 2.) entdeckte S. ce- phaloptera, ist jedenfalls ^ine sehr eigenlhümliche Art, leicht kenntlich an der rädernden Scheibe auf dem Vordertheil des Rumpfes, und den beiden tentakelförmigen Fortsätzen seitlich am Kopfe. Nach des Entdeckers Ansicht soll sie sich ferner durch zwei überzählige, von den Seiten des Kopfes auf den Anfang des Rumpfes herüberreichende Flossen von andern Arten unterscheiden, wobei jedoch bemerkt wird^ dass diese Flossen durch den Mangel der Fasern wesentlich von den übrigen abweichen, und nur einen dichten äussern Beleg von Zellen zeigen. Diese Angaben machen es zweifelhaft, ob jenen für Flossen angesprochenen Theilen diese Bedeutung mit Recht zukomme. Ich meinerseits möchte vermuthen, dass jene Theile der Zellenschicht entsprechen dürften, die man in derselben Gegend bei S. multidentata antrifft , nur mit dem Unterschiede, dass diese Schicht bei S. cephaloptera mächtiger entwickelt wäre. S. rostrata Busch (1. c. Fig. 7.) soll vollkommen mit S. selosa übereinkommen , und nur durch einen grossen rundlichen Höcker, den sie vorn auf dem Kopfe trägt, sich von ihr unterscheiden. Ich will bei dieser Gelegenheit be- merken, dass ein ähnlicher , obwohl lange nicht so hoher Buckel , in dem frühesten Jugendalter der Sagilten, an der nämlichen Stelle wahrzunehmen ist. Dieser Buckel rührt of- fenbar vom Kopfknoten her, welcher zu dieser Zeit einen, im Verhällniss zum spätem Alter, sehr viel grössern Umfang hat. Eben so unverhältnissmässig gross zeigt sich zu der- selben Zeil auch der Bauchknoten, der die über ihn weg- gehende Haut in ähnlicher Weise hervorwölbt. Nachträgliche Bemerk, üb. d. Bau d. Galt. Sagitla. 277 Erklärung der Ab bil düngen. Fig 1. Kopfstacheln oder Zähnchen der S. mullidentata , 270mal ver- grössert. ö, die reclangulären Basen der Zähnchen. — 6, das in eine Zackenkrone auslaufende Ende derselben. — c , die Höhle der Zähnchen, von einer Matrix ausgefüllt. Fig. 2. Sag. multidentala, 5mal vergrössert. Es sind nur die zwei hin- tern Drittheile des Leibes abgebildet. a,a, das vordere seitliche Flossenpaar. — 6,6, das hinlere seilliche Flossenpaar. — c, die Schwanzflosse. — d, d, die Vorsprünge des männlichen Geschlechtsapparats. — e, der Darm. — /", f, die Eierstöcke. Fig. 3, Sag. serrato-denlala, 5mal vergrössert. a, b, c, d, wie in Fig. 2. Fig. 4. Endstück eines Greifhäkchens der Sag. serrato-dentata, 290mal vergrössert. F'ig. 5. Sag. lyra, in natürlicher Grösse. a, b, c, wie in Fig. 2 und 3, Fig. 6. Sag. draco, 5mal vergrössert. a, a, die zellige Bekleidung des Körpers. — b,b, die Seilen- flossen. — c, c, die Büschel langer platter Fäden zu beiden Seiten des Vorderleibes. — d, die Schwanzflosse. — e , der Darm. — f, f, die Eierstöcke. Fig. 7. Ein junges , ums F'unffache vergrössertes Individuum von Sag. bipunctata, zum Vergleich mit den übrigen Arten dar- gestellt. Bezeichnung wie in Fig. 2 und 3. lieber dieüatup des kuppelförmigen Aiilian- Se» am lieibe von Fliyllirlioe bueephalum« Von A» Rroliii« Prof. H. Müller hat neuerlich auf die fast constante Anwesenheit eines eigenthümlichen Gebildes bei Phyllirhoe bucephalum aufmerksam gemacht, das in Gestalt einer flachen, rundlichviereckigen Kuppel, am vordem Dritttheil des untern Leibesrandes dieses Weichthieres angeheftet ist. An den vier Ecken trägt diese Kuppel öfters contractile Zipfel , und sitzt mit der Mitte ihrer hohlen Seite an dem erwähnten Leibes- rande fest. Müller bemerkt, dass er diesen kuppeiförmigen Anhang anfangs für etwas Fremdartiges, etwa eine anhaftende Qualle gehalten, sich jedoch später überzeugt habe, dass er unmittelbar mit der Phyllirhoe zusammenhängt. Müller erklärt ihn sonach für ein Organ, dessen Function noch nicht ermittelt sei (s. Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie von v. Siebold und Kölliker, ßd. IV. p. 336.). Obwohl mir der von Müller erwähnte Anhang seit Jahren bekannt ist , so fand ich mich doch erst jüngst, bei meinem Aufenthalte in Messina, veranlasst, ihn näher zu un- tersuchen. Das Resultat ist ganz zu Gunsten der frühern Vermuthung M ü 1 1 e r's ausgefallen. Der Anhang ist entschie- den nichts anders als eine Meduse , die parasitisch auf der Phyllirhoe lebt. Sie weicht von den mir bekannten Schei- benquallen nicht nur durch ihre Lebensweise, sondern auch durch die eigenthümliche Bildung ihrer vier Randeirren oder Tentakeln ab. Krohn: Ueber den kuppeiförmigen Anhang bei Phyllirhoe- 279 Muller's oben mitgelheilte Angaben geben bereits Aufschlufs über die Gestalt dieser Meduse, deren obere von der Phyllirhoe abgewandte Fläche in der That kuppelartig ge- wölbt ist , während die ihr zugekehrte untere nur sehr we- nig ausgehöhlt erscheint. Mitten auf dieser untern Fläche ist der Magen angebracht, der an der Phyllirhoe so fest an- gesogen ist, dass er bei jedem Versuche die Meduse loszu- lösen , abreisst und an dem Wohnthier hängen bleibt. Die- ser Umstand hat mich bis jetzt verhindert, seine Gestalt und übrigen Verhältnisse zu erkennen. Der Magen schickt vier enge, wie bei andern Medusen, gegen den Scheibenrand sich erstreckende , und hier , an den Wurzeln der Tentakeln , ii» einem Ringgefäss zusammenkommende Radialkanäle ab. In- nen am Scheibenrande bemerkt man jenen dünnhäutigen, un- ter dem Namen der Ringhaut oder des Diaphragma bekann- ten Saum, der bei unserer Qualle , im Vergleich mit andern damit versehenen Medusen , nur sehr wenig entwickelt ist. Er ist von kreisförmigen Muskelfasern durchzogen. Aehnli- che Muskelfasern nimmt man auch an der untern Schirmflä- che wahr. Die massig langen Randeirren oder Tentakeln sitzen mit bulbusartig erweiterten Wurzeln dem Scheibenrande an, sind verhältnissmässig dünn, und verschmächtigen sich allmäh- lich gegen ihre Enden hin. Mit Ausnahme der Wurzeln, ist ihre Oberfläche stellenweise mit sehr feinen kurzen Fortsätzen oder Aesten besetzt, von denen jeder an seinem Ende plötz- lich in einen, oder wie ich es zuweilen beobachtet zu haben glaube , selbst in zwei mächtige kolbenförmige Knöpfe an- schwillt. Das Innere dieser Knöpfe ist von hellen, dicht neben einander liegenden, das Licht stark brechenden Kör- perchen ausgefüllt, deren Menge mehr oder weniger be- trächtlich sein kann. Es sind rundliche , etwas gekrümmte Gebilde, deren eines Ende zugespitzt ist. Sollte es sich herausstellen, dass diese Körperchen, wie ich es kaum bezweifeln möchte , Nesselorgane sind , so wüsste ich die kolbigen Enden der Äeste mit nichts anderm, als mit den Nesselknöpfen an den Fangfäden der Physophoriden und Diphyiden zu vergleichen. Mit diesen Faiiglädcn scheinen mir die Tentakeln, auch in Beziehung auf die übrige Bildung-, 280 Krohn: ziemlich nahe übereinzustimmen. Es dürfte indess nur selten gelingen , die Tentakeln in der Vollzahl anzutreffen. Sie gehen nämlich, mit Zurücklassung ihrer bulbösen. Wurzeln, sehr leicht verloren. So fehlt denn bald der eine bald der andere, und noch häufiger vermisst man sie alle insgesammt. Uebrigens sind sie einer starken Verlängerung und Verkür- zung fähig, namentlich gilt dies von ihren Aesten. Ich zwei- fele auch nicht, dass die Tentakeln bereits von Müller ge- sehen worden sind. Es sind die Theile, die Müller als contractile Zipfel bezeichnet. Die Meduse ist ausserdem durch die Nesselkapselzüge ausgezeichnet, welche man äusserlich auf dem Schirm, an bestimmten Stellen wahrnimmt. So unterscheidet man vier breitere Züge, die vom Scheitel bis an die Wurzeln der Tentakeln sich erstrecken, während ein schmalerer Zug rings um den Scheibenrand sich hinzieht. Die Nesselkapseln selbst sind rundlich, meistens von ansehnlichem Umfang. Sie schnel- len einen Faden hervor , der ein sogenanntes Angelorgan darstellt, nämlich an seiner verdickten Wurzel mit vier nach- hinten gerichteten Stacheln versehen ist. Aehnliche Nessel- kapseln sieht man auch auf den Tentakeln in reichlicher Menge. Von Geschlechtsstoffen Hess sich keine Spur entdecken. Auch von den sogenannten Randkörpern findet sich nicht die leiseste Andeutung. Die Grösse, welche die Meduse erreicht, dürfte, nach dem Scheibendurchmesser bestimmt, 1 bis lyj Linien betragen. Dass die Meduse, als Parasit, sich auf Kosten derPhyl- lirhoe nährt, ergiebt sich schon daraus, dass sie mit ihrem Magen, wie mittelst eines Saugnapfs, an dem Wohnthiere fest- hängt. Noch evidenter überzeugt man sich davon , wenn man die in den Radialkanälen und dem Ringgefässe hin- und herwogenden Speisestoffe näher untersucht. Diese Stoffe be- stehen nämlich zu einem grossen Theil, theils aus gelben, theils aus schwärzlichen Körnern , in welchen man alsbald die durch die Verdauung mehr oder minder veränderten Pig- mentzellen erkennt, welche in der Haut der Phyllirhoe, na- mentlich an den beiden Leibesrändern derselben, in so gros- ser Menge vorkommen. TJeber den kuppeiförmigen Anhang bei Phyllirho5. 281 Es scheint , dass der ganze Körper sich am Saugact beiheilige. Denn fast immer findet man den Schirm, in Folge andauernder Contraclion, in Falten zusammengelegt und am Scheitel vertieft. Im Ganzen ist aber das Thier sehr indolen- ter Natur. Hat man die Meduse losgetrennt, was , wie ge- sagt, nur mit Einbusse des Magens möglich ist, so versucht sie nicht einmal , wenn man sie auch noch so heftig rcitzt, nach der bekannten Weise der Scheibenquallen sich fortzu- bewegen; ihre Reactionen beschränken sich höchstens auf schwache , kaum merkliche Zusammenziehungen. Es hängt dies unstreitig mit der geringen Entwicklung ihres Bewe- gungsapparats zusammen. Denn der Schirm ist, wie gezeigt, nur äusserst wenig vertieft. In wie weit diese zu den Gymnophthalmata Forb. (Dis- cophorae cryptocarpae Esch.) gehörende Meduse, etwa mit der einen oder andern der bis jetzt bekannten Galtungen dieser Abtheilung verwandt sei, darüber kann ich nicht ent- scheiden, da mir zur Zeit die nölhigen Hülfsquellen nicht zu Gebote stehen. So viel scheint mir indess sicher, dass sie ein neues Genus bildet, für das ich die Bezeichnung Mnestra (von MvrjOTQu^ eine Danaide) vorschlage. Ich nenne sie sonach Mnestra parasites. Ueber 'Vorkoinineii von fiarcopliagfainaclcti in den ^ug^en und der Il^asc von Menschen. Von Ilr* £d. Orube Prof. in Dorpat. In den Jahresberichten dieses Archivs sind einige Be- obachtungen über das Vorkommen von Inseclenlarven in menschlichen Augen mitgelheilt, ohne dass jedoch die Gat- tung oder gar die Art ermittelt wäre , der sie angehörten. So lautet V. Siebold's Bericht über die Leistungen im Ge- biete der Helminthologie 1,848. p. 393: eine Miltheilung von Cabrira, dass ein Mann im Freien geschlafen und am andern Tage von Schmerzen im linken Auge befallen worden. Ein kleiner rother Fleck wurde auf der Scierotica bemerkt : nach Reibung des obern Augenlides zeigten sich kleine weisse Würmer auf der Cornea und dem übrigen Augapfel, von de- nen nahe an 40 Stück entfernt wurden. Sie waren haardick, y^ Lin. lang und mit einem kleinen schwarzen Kopf verse- hen. Auch von Ormond sind zwei Fälle von Augenentzün- dung beobachtet worden, wobei mehrere kleine Fliegenlar- ven unter den Augenlidern zum Vorschein kamen. Ich er- laube mir Ihnen einen ähnlichen von Herrn Dr. Schnee in Gorigoretzk beobachteten Fall mitzulheilen , in welchem die specielle Bestimmung des Insects möglich war. Zwei Kna- ben, der eine von 4, der andere von 12 Jahren, hatten bei heiterm Wetter auf dem freien Felde geschlafen, und nach dem Erwachen im innern Augenwinkel einen Schmerz em- Grube: Ueber Vorkommen von Sarcopbagamaden etc. 283 pfunden, der sich allmählich unter heftigen Entzündungser- scheinungen steigerte, dass so zulezt das verletzte Auge das Sehvermögen einbüsste. Bei der Untersuchung fand Herr Dr. Schnee im Innern Augenwinkel ein Convolut von Ma- den, welche die Conjunctiva und das Zellgewebe zerstört hatten, und so tief in der Augenhöhle sassen, dass das hin- tere Ende (obwohl die Körperlänge auf 9 Lin. angegeben wird) noch gänzlich zwischen Orbita und Bulbus eingebettet war. Nachdem er alle Larven entfernt — es mochten wohl 12 — 15 gewesen sein — lagen die Innern Augenmuskeln ganz vom Zellgewebe befreit wie präparirt da. Bei dem Heraus- ziehen der Larven mit der Pincette wurden die meisten so beschädigt, dass sie nicht zur Verpuppung kamen, bei eini- gen aber ging sie vor sich , und von diesen habe ich die Fliegen vor mir. Sie gehören zur Gattung Sarcophaga und sind entweder S. rnralis Fallen oder S. latifrons Fall. Der Sicherheit wegen setzeich die Beschreibung hieher. Sämmt- liche Exemplare sind Weibchen von 2 bis 3 Lin. Länge. Die Taster und Grundglieder der Antennen sind schwarz, das Endglied der letztern schwärzlichbraun, der Kopf silbergrau, seine Vorderfläche stark glänzend und wenig behaart , die hintere wenig glänzend und querreihig behaart, etwas bläu- lich. Die von denSOcellen zu den Antennen herabsteigende Stirnbinde von schwarzbrauner Farbe wird jederseits von einer Reihe von Borsten begleitet, und nimmt mehr als y^ der Augendistanz ein, die Stirn tritt sehr merklich zwischen den Augen hervor, ihr horizontaler Durchschnitt bildet ein breites, an der Spitze abgestumpftes Dreieck, die Augen sind oval, dunkel rölhlichbraun, und ihr Abstand fast ebenso gross wie ihr grösster, bedeutend grösser als ihr kleinster Durch- messer. Rückenschild und Scutelluni sind aschgrau mit bläu- lichem Schimmer , ersteres trägt 3 breite schwarze parallele Striemen, deren mittelster von 2 schwarzen etwas divergi- renden und kaum über die Quernaht hinausgehenden Linien eingefasst wird. An den Flügeln sehe ich den 4ten Längs- nerven nicht über die Endumbiegung hinaus verlängert; eine Spinula kann ich an der Costa nicht erkennen. Die ansehn- lichen Kalterenschüppchen sind weiss , gerundet und etwas länger als das Ponlellum , die Beine schwarz, die Hinterfer- 284 Grube! sen an der Innenseite nackt. Das Abdomen beinahe ebenso lang wie der übrige Körper, flach gewölbt, schmal oval, über- all mit kurzen schwarzen Haaren besetzt , am Hinterrande des 2ten Segments jederseits mit 2 , des 3ten Segments mit 3, des 4ten und 5ten mit mehreren längeren Borsten. Alle Segmente sind oben hellaschgrau glanzlos, das Isle, 2te, 3te mit einer Miltelreihe von 3 blauschwarzen in einander über- gehenden hinten breileren Flecken geziert, der letzte dersel- ben vorn schmäler als die andern, fast dreieckig, mit aus- geschnillenen Seifenrändern. Rechts und links von dieser Mittelreihe trägt jedes Segment einen blauschwarzen Fleck, der auf dem Isten die ganze Länge einnimmt, auf dem 2ten fast kreisrund und nur halb so lang, auf dem 3ten ähnlich, aber hinten abgestutzt und noch kleiner ist. Auf dem 4ten Segment steht eine Querreihe von 3 kleinen aneinander stos- senden rundlich dreieckigen Flecken am Hinterrande. Die Unterseite des Abdomens schillert bläulich und schwärzlich- grau und jedes der drei hintern Segmenle trägt einen an- sehnlichen schwarzen Fleck nahe dem aschgrauen Seitenrande. Des After ist schwarz. Man kann bei der Bestimmung nur zwischen Sarcophaga latifrons Fall, und ruralis Fall, schwanken; beide gehören nach Zetterste dl verschiedenen Gruppen an. Die erste Gruppe hat zum Charakter: alarum nervus longiludinalis quar- tus infra angulum saltem apparenter continuatus; die zweite hingegen infra angulum non continualus. Sarcophaga affinis soll zu derselben Gruppe mit latifrons gehören, allein Mei- gen's 1) Abbildungen von S. affinis und S. ruralis, welche Zet- terste dt selber citirt , lassen keinen Unterschied der Flü- gelbildung erkennen , denselben Verlauf der Nerven zeigen unsere Exemplare. Bei S. latifrons werden die Taster allge- mein schwarz beschrieben, bei S. ruralis nennt sie Mei- ge nrostgelb, Zettersted t f lavi, doch sagt Meigen aus- drücklich, dass sie nach Fallen schwarz sein sollen. Zet- terste dt beschreibt die Figur der latifrons subcylindrica, Meigen ihren Hinterleib starkgewölbt, ich finde ihn sehr 1) Systematische Beschreibung der Europäischen iweiflügligen Insecten Theil Y. Tafel 43. Fig. 10. Fig. 9. Ueber Vorkommen von Sarcophagamaden. 285 flach gewölbt. Die Mitfelflecke sollen nach Ze Her stedt bei S. latifrons oft grösser sein und einen etwas unterbrochenen Streifen darstellen, bei ruralis verlängert dreieckig sein; nach M eigen stehen sie bei latifrons isolirt, und hangen bei ru- ralis zusammen, wogegen Ruthe^) angiebt , dass sie bei latifrons rückwärts zugespitzt seien und eine Rückenlinie bil- deten. Die auffallende Breite der Stirn , von welcher S. la- tifrons ihren Namen erhalten, wird von keinem Beschreiber näher verglichen, doch soll dieser Charakter nach Fallen und M ei gen nur für die Männchen, nach Zett er stedt und Ruthe für beide Geschlechter gelten, üebrigens macht Zetters te dt rücksichtlich der Breite zwischen S. latifrons und ruralis nicht eben einen Unterschied, denn er nennt bei ersterer die Augen late distantes, bei letzterer die Stirn eben- falls lata. Bei dem Mangel an vergleichbaren Exemplaren beider Arten muss ich mich einer entscheidenden Bestim- mung enthalten, und die Reurtheilung Kennern überlassen. Die Larven selbst w^aren leider nicht aufbewahrt worden, da- gegen verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Dr. Schnee einige Puppen: diese sind braunschwarz, überall fein quer- gerunzelt, mit kleinen kurzen Wärzchen besetzt und fast 3Lin. lang. — Herr Dr. Schnee fügt hinzu, dass er ähnliche aber kleinere Larven in der Nase einer Jüdin gefunden, die dort unsägliche Schmerzen verursacht , doch konnte er sie nicht so vorsichtig hernusziehen, dass sie unverletzt geblieben und zur Verpuppung gekommen wären. — Nach Ruthe (a.a.O.) soll die Larve von S. latifrons in Berlin schon mehrmals aus Ohr-Geschwüren geschnitten sein. 1) Troschel und Ruthe Handbuch der Zoologie, 4. Auflage p. 455. flesclirelbuiig: einer neuen deutschen Fledermaus. Von •f« H« Blasius, Professor in Braunschweig. Im vergangenen Sommer erhielt ich vom Niederrhein aus der Gegend von Köln zwei Exemplare einer Fledermaus, die ich nach den sorgfältigsten Vergleichungen für eine neue Art der Gattung Vespertilio, am nächsten verwandt der Ves- pertilio Natlereri Kühl, hallen muss. Zur bestimmteren Un- terscheidung will ich die Arten dieser Gattung nach ihrer natürlichen Gruppirung im Zusammenhange charakterisiren. a. Langöhrige Fledermäuse. Das Ohr hat 9 oder 10 Querfalten, ist gegen die Mitte des Aussenrandes nicht eingebuchtet, und ragt angedrückt über die Schnauzenspitze hinaus. Die Schwanzspitze steht frei aus der Flughaut vor. Schwanzflughaut ungewimpert. 1. V. murimis: Das Ohr überragt die Schnauzenspitze um ein Viertel seiner Länge. Der Ohrdeckel ragt fast bis zur Mitte der Ohrhöhe vor, ist grade, und vom Wurzeldrit- tel an verschmälert. Die Flughaut ist bis zur Mitte der Fuss- sohle angewachsen. Flugweite 14". 2. F. Bechsteinü: Das Ohr überragt die Schnauzen- spilze um die Hälfte seiner Länge. Der Ohrdeckel ragt bis zur Mitte der Ohrhöhe vor, ist in der Endhälfte sichelförmig nach aussen gebogen, und von der Wurzel an verschmälert. Blasius: Beschreibung einer neuen deutsch. Fledermaus. 287 Die Flughaut ist bis zur Zehen wurzel angewachsen. Flug- weite 10". b. W i m p e r h ä u t i g e Fledermäuse. Das Ohr hat 5 oder 6 Querfalten , ist gegen die Mitte des Aussenrandes eingebuchtet , und ragt angedrückt über die Schnauzenspitze hinaus. Der Schwanz wird von der Flug- haut ganz umschlossen. Die Schwanzflughaut ist am Hinter- rande dicht gewimpert. 3. V. Nattereri: Das Ohr ragt um ein Viertel seiner Länge über die Schnauzenspitze hinaus, und ist etwas über der Mitte des Aussenrandes schwach und gleichmässig ein- gebuchtet. Der Ohrdeckel ragt üher die Mitte des Ohrs, bis zur Höhe der Einbucht am Aussenrande hinauf, und ist der ganzen Länge nach verschmälert und sichelförmig nach aus- sen gebogen. Die Flughaut ist bis etwas über die Mitte der Fusssohle angewachsen. Die Schwanzflughaut hinten mit starren, abwärtsgekrümmten Wimpern dicht besetzt. Flug- weite 9y2'^ 4. F. ciliatus nov. spec. : Das Ohr ragt fast um ein Viertel seiner Länge über die Schnauzenspifze hinaus, und ist über der Mitle des Aussenrandes sehr stark, fast recht- winkelig, eingebuchtet. Der Ohrdeckel ragt bis fast zur Mitte der Ohrhöhe hinauf, ohne die Höhe der Einbucht am Aus- senrande zu erreichen, und ist der ganzen Länge nach ver- schmälert und sichelförmig nach aussen gebogen. Die Schwanz- flughaut hinten mit graden, weichen Haaren gewimpert. Die Flughaut ist bis zur Zehenvvurzel angewachsen. Flugweite 9"* c. Was serfledermäuse. Das Ohr hat 4 Querfalten, ist gegen die Mitte des Aus- senrandes mehr oder weniger eingebuchtet, und ragt ange- drückt bis fast zur Schnauzenspitze vor. Die Schwanzspitze steht frei aus der Schwanzflughaut vor. Die Schwanzflughaut ist am Hinterrande nicht gewimpert. 5. F. mystacitius : Das Ohr erreicht angedrückt unge- fähr die Schnauzenspitze, und ist über derMilte des Aussen- randes sehr stark eingebuchtet. Der Ohrdeckel ragt über Ö88 Blasiust die Mitte der Olirhöhe, über die Höhe der Einbucht am Aussenrande hinaus, ist fast ganz grade, nur mit der äus- sersten Spitze schwach nach aussen gebogen , und von der Wurzel an verschmälert. Die Flughaut ist bis zur Zehenwur- zel angewachsen. Flugweite 8". 6. y. Dauhentonü : Das Ohr erreicht angedrückt fast die Schnauzenspitze, und ist dicht über der Mitte des Aus- senrandes flach eingebuchtet. Der Ohrdeckel erreicht unge- gefähr die Mitte der Ohrhöhe , und die Höhe der Einbucht am Aussenrande, ist der ganzen Länge nach grade, und nur in der Endhälfte verschmälert. Die Flughaut ist bis ungefähr zur Mitte der Fusssohle angewachsen. Flugweite 9". 7. V. dasycneme: Das Ohr erreicht angedrückt fast die Schnauzenspitze, und ist etwas unter der Mitte des Aussen- randes schwach eingebuchtet. Der Ohrdeckel erreicht die Mitte der Ohrhöhe nicht, ragt ungefähr bis zur Höhe der flachen Einbucht am Aussenrande vor, ist fast ganz grade, mit der Spitze schwach nach innen gebogen , und bloss im Enddriltel wenig verschmälert. Die Flughaut ist nur bis zur Ferse angewachsen. Flugweite 11". Beschreibung von Vespertilio ciliatus. Diese neue Art hat 38 Zähne, oben 4 , unten 6 Vor- derzähne, und in jedem Kiefer oben und unten 1 Eckzahn und 6 Backenzähne. Die Zahnformel ist daher 4,2 1 2-2 1 2.4 rjo r7.., 4— • — • -nr • T • 271 = ^^ Zahne. Die Schneiden der untern Vorderzähne stehen in der Richtung des Kiefers. Der dritte untere Vorderzahn ist im Querschnitt oval, etwas länger als breit, und kaum halb so stark wie der Eckzahn, während er bei V. Nattereri fast so dick ist wie der Eckzahn. Von den zwei einspitzigen obe- ren Lückenzähnen ist der zweite der kleinste, ungefähr von der Höhe der Kronränder der beiden anliegenden Zähne, und von aussen kaum mit der Spitze sichtbar, während die- ser Zahn bei V. Nattereri deutlich über die anliegenden Krön- ränder aufsteigt. Auch der zweite Lückenzahn im ünterkie- Beschreibung einer neuen deutschen Fledermaus. 289 fer ist weit schwächer als der erste. Das länglich ovale Ohr ragt angedrückt fast mit dem Endviertel über dieSchnau- zenspitze hinaus und hat 6 deutliche Qu^rfalten. Der Aus- senrand des Ohrs endet unter der Innern Basis des Ohrdek- kels in gleicher Höhe mit der Mundspalte, und verläuft bis über die Mille hinauf in einen flachen, gleichmässig convexen Bogen. Etwas über der Mille ist eine plötzlich abgesetzte, fast rechtwinkelig abgerundete Einbuchl, die in jeder Rich- tung des Ohrs scharf hervortritt, während diese Einbucht bei V. Natlereri ganz flach, kaum merklich ist. Von dieser Ein- bucht verläuft der Aussenrand des Ohrs fast gradlinig bis zur abgerundeten Ohrspitze. Der Innenrand springt an der Basis vom Kiel ab winkelig vor, und verläuft der ganzen Länge nach in einen gleichmässigen flachen Bogen. Der Ohr- deckel ragt fast bis zurMilte des Ohrs hinauf, ohne die Ein- bucht am Aussenrande zu erreichen, während er bei V. Nal- tereri über die Mitle der Ohrhöhe hinauf, bis zur Tiefe der Einbucht vorragt. Er ist der ganzen Länge nach sichelför- mig nach aussen gebogen, und von der Basis, oberhalb des Zahns an, gleichmässig verschmälert, und sehr schlank zuge- spitzt. Die Flughaut ist breit : die Wurzelglieder des 3ten bis öten Fingers sind wenig von einander verschiedien ; die Flughaut fast zwei und ein halb mal so lang wie breit. Der angedrückte Unterarm ragt bis zur Mitle derMundspalle vor. Die Flughaut ist bis zur Zehenwurzel angewachsen. Die Fuss- sohle an der Basis querrunzelig, in der Endhälfle unregel- mässig längsrunzelig. Das Spornbein an der Ferse trägt keinen seitlichen Haullappen. Der Schwanz wird ganz von der Flughaut umschlossen^ so dass nur die rudimentäre Knor- pelspilze des letzten Schwanzgliedes, kaum merklich, sicht- bar ist. Die Flughäute sind nur unmittelbar um den Körper herum noch ziemlich dicht behaart. Die Schwanzflughaut ist hinten mit graden, weichen Haaren ziemlich dicht gewimpert, während die Wimperhaare bei V. Naltereri starr und abwärts gekrümmt sind. Diese weichen Wimperhaare beginnen ein- zeln schon am Fuss und am Spornbein, und stehen dichter und in zwei übereinander liegenden Reihen zwischen dem Spornbein und der Schwanzspilze. Die Flughäute und Ohren sind dünnhäutig und durchscheinend , lichlbraungrau. Der Archiv f. Nnturgesch. XIX. Jahrg. 1. Bd. 19 '590 Bla^iu«: Pelz ist oben hellbräunlichgrau, unten weisslich. Das ein- zelne Haar ist zweifarbig-, im Grunde dunkelbraunschwarz, oben mit fahl bräunlichgrauer, unten mit weisser Spitze. Flugweile . . 9" — Totallänge . . 3'' 0,5"' Kopflänge . . ■ . — 7,5'" Schwanzlänge . 1" 7,6'" Grösste Ohrläi Ige am Aussenranc le — ö,5"' Ohrlänge am Innenrande . — 5,5'" Ohrdeckel längs dem Aussenrandc ; — 3,8"' Ohrdeckel längs dem Innenrande — 3,1"' Oberarm . • • — 10,1'" Unterarm . 1" 4,1'" Dritter Finger, Isles Glied . 1" 1,4'" 55 55 Qtes Glied . — 5,2'" » 55 3tes Glied . — 4,3'" JJ 55 Endglied — 3'" Vierter Finger , Istes Glied 1" 0,8'" » » 5les Glied . — -4,3'" » 55 3les Glied . — 3,9'" 55 95 Endglied . — 0,5'" Fünfter Finger, Istes Glied 1'' 1,2'" » 55 2les Glied — 4,2'" 95 V 3les Glied — 3'" 55 55 Endglied . — 0,6'" Schenkel . — 6,5'" Schienbein . , , — 7,8"' Fuss . . — 4/// Frei vorstehende Schwanzspitze — 0,2'" Ich habe diese Fledermaus zuerst im Jahr 1847 in Tu- rin gesehen. Obwohl ich die Ueberzeugung gewann, dass diese Form nicht wohl mit einer der mir bekannten Arten zu vereinigen sei, so reichten doch die ausgestopften Bälge des Museums, an denen die Gestalt der Ohren, der Ohrdek- kel und der Zähne nicht mit Sicherheit zu beurlheilen war, nicht hin, um eine gründliche Vorstellung der Art zu gewin- nen. Erst in vergangenem Sommer erhielt ich das Thier in zwei frischen Exemplaren in Alkohol. Ich muss gestehen, dass es mir auffallend war, nachdem mir mehr als tausend Beschreibung einer neuen deutschen Fledermaus. 591 Europäische Fledermäuse durch die Hände gegangen waren, noch eine Form zu finden , die ich mit den mir persönlich bekannten Arten nicht vereinigen konnte. Es machte mich dies um so misstrauischer, und ich suchte jeden Ausweg auf, um einer neuen Art zu entgehen. Der einzige, der noch anfangs annehmbar schien, war der, eine junge V. Nattereri vor mir zu haben, obwohl dies der Jahreszeit nach nicht wohl möglich war. Doch auch diese Idee musste ich fah- ren lassen. Ich besitze V. Naltereri von halberwachsenem Zustande an ; aber kein einziges Individuum verläugnet die augenfälligen Arlcharaktere. So kann ich denn nicht mehr anstehen, diese Form für ganz verschieden von allen bis jetzt in Deutschland gefundenen Fledermäusen zu erklären. Eine andere Frage war die, ob sie nicht in den Nach- barländern, in Frankreich oder Italien, gefunden, und als Art beschrieben sei. Zur Beantwortung dieser Frage habe ich mir nicht verhehlt, dass in dieser Gegend der Gattung Vespertilio die von Geoffroy beschriebene V. emargina- tus , wie ein Gespenst , umherwandelt , ohne mit Sicherheit festgehalten werden zu können. In der Beschreibung von Geoffroy sind keine Anhaltspunkte für eine sichere Unter- scheidung. Wenn man die Originalexemplare nicht in Hän- den hat, ist man fast ganz allein auf die Abbildung in den Annales du Mus. d'hist nat. VIll. p. 19S. n. 7 angewiesen. Doch diese Abbildung passt mehr mit V. Nattereri oder Dau- benlonii , als mit der vorliegenden Form. Graf Keyserlin g schrieb mir vor mehreren Jahren über diese Originalexem- plare aus Paris Folgendes: „Die Exemplare von V. emargi- natus scheinen 'mir identisch mit V. Nattereri. Die Fransen an der Schwanzflughaut sind nicht so straff, aber angedeu- tet. Alle Charaktere von V. Nattereri , Ohren , Ohrlänge, Tragus, Fusswurzel, stimmen mit dem Originalexemplare von V. emarginatus. Das Exemplar von Abbe v ill e hat folgende Dimensionen : Flugweite ... 9'' 2^'' Totallänge ... 3'' 3"' Ohr .... — 6,8'" Tragus .... — 3,5'" Dritter Finger, Istes Glied 1" 4,2"' 292 Blasius: Dritter Finger, 2les Glied — 6,3'" „ „ 3les Glied — 4,9'" „ „ Endglied — 3,3"' VierterFinger, Istes Glied 1" 3,8'" „ „ 2les Glied — 4,5'" * „ „ 3tes Glied — 3,8'" „ „ Endglied ? — Fünfter Finger, Istes Glied 1" 3,8'" „ „ 2les Glied — 4,3'" „ „ 3tes Glied — 3,8'" „ „ Endglied ? — Schienbein ... — 7,9'" Fuss .... — 4,4'" Die beiden anden von Charlemont und Metz wei- chen wenig von diesen Maassen ab." Diese Maasse stimmen ganz mit denen von V. Nattereri überein, von welcher Art ich die Originalexemplare von Kühl habe vergleichen können. Wenn ich noch nicht ganz mit der Ansicht des Grafen Keys erlin g einstimme; so berück- sichtigeich vorzugsweise den tiefen Einschnitt am Aussenrande des Ohrs, den Geoffroy erwähnt und abbildet, und das ausdrückliche ürtheil von Kühl. Die tiefe Einbucht am Aussenrande des Ohrs, von der Key serl i ng nicht bestimmte Meldung macht, stimmt mehr mit der oben beschriebenen Art überein. Aber in der Abbildung von Geoffroy ragt der Ohrdeckel entschieden über die Mitte des Ohrs, und über die Einbucht am Aussenrande hinaus, und die Flughaut scheint am Hinterfusse entschieden nicht bis zur Zehenwurzel an- gewachsen zu sein. So wenig ich also über die Art von Geoffroy noch im Klaren bin, so wenig kann ich sie nach den bestimmten Angaben mit der vorliegenden identifiziren wollen. Es konnte sich dann nur noch darum handeln, ob V. emarginatus von Bonaparte von der Art von Geoffroy abweichend, und mit der vorliegenden vielleicht identisch sei. Bon aparte führt aber in^seiner Iconografia della fauna ita- lica fasc. XX. ausdrücklich an, dass bei seiner V. emarginatus die Ohren von Kopfeslänge seien , und der pfriemenförmige Tragus ungefähr zwei Drittel der Ohrhöhe erreiche, was Beschreibung einer neuen deutschen Fledermaus. 293 auf die vorliegende Form unter keinen Umständen anzuwen- den ist. Auch Temmin ck will eine V. emarginafus in den Nie- derlanden gefunden haben. Doch ist aus seinen Angaben in den Mono^r. de Mamm. nichts zu entnehmen , da sie aus Geoffroy entlehnt sind. lieber die Thiere von Geoffroy und Bonaparte kann endgültig nur eine sorgfällige Untersuchung authenti- scher Originalexemplare entscheiden. Dass sie nach den ganz bestimmten Angaben beider Zoologen von der vorlie- genden Form abweichen, glaube ich nicht bezweifeln zu kön- nen. Dass aber die beiden erwähnten Thiere mit der vor- liegenden Art zu ein und derselben natürlichen Gruppe ge- hören, steht auch wohl fest. Die der vorliegenden Beschreibung dieser neuen Art zu Grunde liegenden Thiere sind in einem hohlen Baume an einem Holzrande in der Nähe von Köln am Rhein gefunden worden. Da diese Art auch in Piemont vorkommt, so ist sie offenbar nicht ausschliesslich an den Norden oder Süden von Europa gebunden. Es ist die einzige Fledermausart, die icU bisher wissentlich nicht lebendig beobachtet habe. Mit dieser neuen Art ist die Zahl der in Deutschland bis zu dem südlichen Fusse der Alpen vorkommenden Arten auf 23 gestiegen. Braunschweig, im Dezember 1853. lieber Heloderitia tiorridum Wiegfiti. Vom Herausgreber. (Hierzu Taf. XIII und XIV). Im zoologischen Museum zu Bonn befindet sich seit län- gerer Zeit ein Exemplar von Heloderma horridum in Wein- geist, welches der selige Goldfuss vom Herrn Oberlehrer Garthe in Cöln eingetauscht hatte. Dasselbe war richtig bestiiumt, jedoch war auf der Etiquette als Vaterland fälsch- lich Abyssinien angegeben. Der Bauch war aufgeschnitten, und die Eingeweide daraus entfernt; die Zunge jedoch und der vordere Thei] des Schlundes waren vorhanden. Leider fand sich der Schädel stark verletzt, und in viele kleine Stücke zerfallen, was offenbar bei der Tödtung des Thieres geschehen war. Es hat schwergehalten, die einzelnen Stücke wieder aneinander zu fügen; ist mir jedoch so ziemlich ge- lungen. Bei der grossen Seltenheit dieser Eidechse, welche in keinem europäischen Museum in Weingeist sich findet , und welche Wiegmann nach einem ausgestopften Exemplare der Berliner zoologischen Sammlung beschrieben hat, schien es mir besonders wichtig, die noch vorhandenen weichen Theile und das Skelett sorgfällig zu präpariren. Auch die Haut hat sich zu einem vollständigen, guten Exemplare aus- stopfen lassen. Alles ist im Bonner Museum aufgestellt. Diese Vorbereitungen machte ich im Jahre 1851, und legte in einer kleinen Abhandlung damals die Beschreibung des Skelets nieder , die als Programm zu einer öffentlichen Troschel: Ueber Heloderm» horridum Wiegm, 295 Einladung diente. In den Buchhandel ist diese Abhandlung nicht gekommen , weil ich schon damals beabsichtigte, den Gegenstand durch Abbildungen in diesem Archiv zu erläu- tern. Mancherlei Umstände haben dies bisher verzögert. Nachdem zuerst bereits Hernandez dieses merkwür- digen Thieres Erwähnung gethan halte, wurde es von Wieg- mann in der Versammlung der deutschen Naturforscher zu Berlin am 24. September 1828 beschrieben und ihm der Name Trachyderma horridum beigelegt*"*). Das Berliner Mu- seum hatte damals das bisher einzige Exemplar als trockene Haut von Ferdinand Deppe erworben. Im folgenden Jahre, im Mai 1829, beschrieb Wieg mann dasselbe Exem^ plar ausführlicher ""*) , und veränderte den Gattungsnamen in Heloderma, weil La tr eilte den Namen Trachyderma be- reits an eine Pimelien -Gattung vergeben hatte. Im Jahre 1834 liess Wiegmann diese Bechreibung wieder abdruk- ken ■"**"""')) und fügte eine gute Abbildung hinzu. Aus diesen Wiegm an n'schen Beschreibungen allein war bisher das Thier bekannt. Ich freue mich, die Kenntniss dieses Thieres, mit welchem der Name meines seligen Lehrers und Freundes, auf dessen Grundlagen weiterzubauen mir mehrfach beschie- den , so innig verbunden ist, um etwas erweitern zu kön- nen, muss jedoch zugleich bedauern, dass ich noch manche Lücke zu lassen gezwungen bin. Die ganze Länge unseres Exemplares beträgt zwei Fuss, der Kopf ist 3 Zoll lang^ der Rumpf misst IOV2 Zoll, eben- solang ist der Schwanz. Zur Sicherheit habe ich das Exem- plar mit dem des Berjiner Museums verglichen, und mich so von der völligen Identität der Species überzeugt. In Betreff der äusseren Gestalt habe ich der Wieg- m a n n'schen Beschreibung nur eine Bemerkung in Betreff des Ohres hinzuzufügen. W i e g m a n n sagt: „tympanum su- perficiale? (in nostro specimine pertusum)." Aus unserem *) lieber die Gesetzlichlieit in der geographischen Verbreitung der Saurer. Isis 1829. p.421. *•=*) Ueber das Acaltetepon oder Temacuilcahuya des Hernan- dez, eine neue Gattung der Saurer, Heloderma. Isis 1829. p. 024. *^<*) Herpetologift mexicana p,23. lab. 1. S96 Troschel: Exemplare ergiebl sich, dass das Pauken feil frei an der Ober- fläche liegt; es ist ein wenig eingesenkt, kleiner als das Auge, und stellt eine fast senkrechte Spalte dar. Von besonderem Interesse ist es, dass die Zunge noch vorhanden und wohlerhallen ist, Sie wird in Weingeist auf- bewahrt. Sie kann nicht in eine Scheide zurückgezogen werden, ist elwas flach und breil, vorn zweispallig, in ihrem vorderen Theile frei, im hinlern angewachsen, und fleischig. Ihre ganze Länge beträgt an dem Weingeistexemplare 38 mill. ; die beiden Spitzen sind 10 mill. lang; am Grunde ist sie 17, am Anfange der Spitzen 10 mill. breit. Die Ober- fläche ist mit schuppenarligen Wärzchen bedeckt, welche an der Basis der Zunge sehr gross sind, und nach vorn allmäh- lich kleiner werden, so dass die beiden Spitzen fast glatt er- scheinen (Taf. Xlll. Fig. 1). Der noch vorhandene Theil des Schlundes ist fein aber nicht regelmässig gefaltet. Der Kehlkopf liegt in einer schwachen Ausbucht (}es hinlern Endes der Zunge. DieLuftröhre besteht aus 55 Knor- pelringen und theilt sich in die ziemlich langen Bronchen. Die Lungen waren grösslenlheils zerstört. Die übrigen Eingeweide fehlen ganz ; ich wende mich daher zur Beschreibung des Skelets. Der Seh ä del. Der Schädel (Taf. XIII. Fig. 2. 3.) ist sehr verkürzt und die hinteren Enden der Unterkieferäste sind so weit von ein- ander entfernt, dass die Breite der Länge des Schädels fast gleich kommt; erstere verhält sich zur letzleren wie 6:7. Die einzelnen Knochen des Schädels sind fest und kräftig. Wie schon oben erwähnt, war jedoch der Schädel so zer- splittert, dass es mir nur durch Anwendung der grossesten Sorgfalt und Geduld gelungen ist, ihn aus den einzelnen Stücken wieder zusammenzusetzen. Ein grosser Theil der oberen Schädelfläche ist so innig mit den knochigen Haul- schildern verwachsen , dass eine Trennung unmöglich war. Es ist daher an einigen Stellen schwierig, die Grenzen der einzelnen Knochen zuerkennen; eine Schwierigkeit, die durch die Zersplitterung natürlich noch bei weitem erhöht wird. Ueber Heloderma horridum Wiegm. 297 Das Os interm axillare (Taf.XlII. Fig-.S.e) ist kurz, ohne den langen Nasalfortsalz derMoniloren, von denen sich dieser Knochen sehr auffallend unterscheidet, er ist vorn zwischen den Oberkiefern eingesc hohen , und nimmt nicht die ganze Breite der Schnauze ein. Dieser Zvvischenkiefcr trägt fünf Zähne. Es sind zwei grosse Nasenbeine vorhanden. Die- selben sind jedoch mit der knochigen Haut innig verwach- sen, und da ausserdem der mildere Theil zerstört ist, so lässt sich über ihre Gestalt keine sichere Angabe machen. Auch die Stirnbeine hängen unzertrennlich mit der knochigen Haut zusammen , und es sind daher die Grenzen zwischen den einzelnen Knochen von oben her nicht zu er- kennen. Von unten her bemerkt man jedoch eine milllere Längsnahl; auch lassen sich von unten die vorderen und die hinteren Stirnbeine von den mittleren unlerscheiden. Die Ossa frontalia anteriora sind gross und bilden den ganzen oberen Augenhöhlenrand, und berühren hier fast die Ossa frontalia posteriora, indem von den Ossa frontalia interme- dia nur ein schmaler Fortsalz den Rand erreicht. Diese Gren- zen sind jedoch nicht sehr deullich , und liessen sich auch in der Zeichnung nicht ausdrücken. Das Os lacrimale bildet den vorderen Rand der Au- genhöhle. Es ist mit dem Os frontale anterius durch eine Naht verbunden, an das Oberkieferbein ist es jedoch so in- nig angefügt, dass die Naht kaum zu bemerken ist. Das Thränenbein ist durch ein beträchtliches Foramen lacrimale durchbohrt. Seine Aussenfläche ist mit der knochigen Haut verwachsen. Vom Os superciliare Cuv., welches nur den Monitorea und eigentlichen Lacerten zuzukommen scheint, ist keine Spnr vorhanden. Das Foramen lacrimale setzt sich vor dem Thränenbein auf der inneren Fläche des Oberkiefers als ein tiefer Kanal fort, und erreicht den Zwischenkiefer. Dadurch, dass der untere Rand dieses Kanales stark vorspringt , wird die untere, zahnlragende Fläche des Oberkiefers ziemlich breit, und ein wenig concav. Der Oberkiefer (Taf. XIH. Fig. 2. w) ist kurz und reicht vom Zwischenkiefer bis zum Thränenbein 298 Troschcl: und Jochbein. Er scheint sieben Zähne g-etragen zu haben, von denen jedoch einig-e abgebrochen sind. Das Os zygomaticum (Taf. XIII. Fig. 2. ä) begrenzt die Augenhöhle von unten und von hinten , und hat einen seitlichen Fortsatz, an dessen Innenfläche sich der Kronforl- satz des Unterkiefers anlehnt. Der Längsdurchmesser der Augenhöhle ist etwas grös- ser als der senkrechte Durchmesser ; sie nimmt den fünften Theil der ganzen Schädellänge ein. Die eigentlichen Stirnbeine stossen an das Os parietale in einer ziemlich geraden Linie an. Dieselbe ist von oben wegen der knochigen Haul, welche sie verdeckt, nicht sicht- bar, von unten jedoch ist sie als eine ziemlich tiefe Furche deutlich. Am Ende dieser Furche liegt das Os frontale po- sterius , welches sich mit seinem grösseren Rande dem ei- gentlichen Stirnbein, mit einem kürzeren Rande dem Os pa- rietale anfügt. Das Os frontale posterius hat einen dicken Orbilalfortsatz, an welchem das Jochbein befestigt ist; ein hinterer Fortsatz fehlt jedoch, ebenso wie derSchläfenbogen, gänzlich. Das Os parietale liegt hinter dem Stirnbein, ist nur in seinem vorderen Theile mit der knochigen Haut verwachsen und bietet eine breite Oberfläche von viereckiger Gestalt dar, deren Seitenränder wie der Hinterrand scharf und ein wenig ausgeschweift sind. Auf der oberen Fläche ist keine Spur einer Fontanelle sichtbar, auf der unteren Fläche ist eine kleine Vertiefung als Andeutung einer Fontanelle vorhanden. Die beiden hinteren Ecken sind in einen langen starken Fort- satz ausgezogen, an den sich der Querfortsatz des Hinter^ hauptbeines anfügt. Eine Längsnaht zeigt, dass jeder dieser Fortsätze aus zwei Knochen besteht; der innereist der Fort- satz des Scheitelbeins, der äussere ist das Os mastoideuui (Taf. XIII. Fig. 2. n), welches der ganzen Länge nach diesem Fortsalze dicht anliegt , und seine Breite und Stärke bedeu- tend vermehrt. Das Schläfenbein (Os teniporale, nach Anderen os quadrato-jugale) ist sehr klein und nimmt nur etwa den drit- ten Theil des Os masloideum ein cTaf.XIII. Fig. 2. 0 , mit welchem es innig verbunden ist. Es bilt;v.l gleichsam das Ueber Heloderma borridura Wiegm. 299 äussere Ende des hinteren Scheitelbeinforlsatzes. Der ganze innere Rand des Schläfenbeines liegt dem Os mastoideum so an, dass auch keine Spur eines Jochbogens vorhanden ist. Das Hinterhauptsbein, so wie das Sphenoid- bein, stimmen im Allgemeinen und im Wesentlichen mit de- nen der übrigen Saurer überein. DasOs petrosum liegt wie gewöhnlich dem vorderen Rande des Querfortsatzes des Hin- terhauptsbeines an, und gleicht an Gestalt dem der Monitoren. Das Os tympanicum (Taf. Xlll. Fig. 2./0 trägt auch hier wie bei allen Eidechsen den Unterkiefer, ist kurz und sehr kräftig, und zeichnet sich dadurch aus , dass seine hintere Fläche stark ausgehöhlt ist. Sein oberes Ende ist an dem hinteren Fortsatze des Scheitelbeines, oder vielmehr an die- sem, an dem Os mastoideum und an dem Os temporale be- festigt. Die Pflugschaarbeine ( Ossa Vomeris , Taf. XHI. Fig. 3. V) fügen sich an den Zwischenkiefer an , und sind gleichsam eine Fortsetzung desselben. Sie liegen in der Längsrichtung, bilden vorn eine tiefe Längsfurche zwischen sich, und divergiren nach hinten, um sich an die Gaumen- beine anzulehnen. Die Längsfurche an dem vordem Theil der Oberfläche, wie sie beiden Monitoren vorkommt, fehlt hier. Die Ossa palatina (Taf. XIII. Fig. 3. p) bestehen aus drei Aesten, die flach, breit und kurz sind. Zwei derselben sind nach vorn, der dritte nach hinten gerichtet. Der vor- dere innere berührt das hintere Ende des Vomer , der vor- dere äussere heftet sich an den Oberkiefer, und der hinlere fügt sich an den vordem und innern Forlsalz des Plerygoid- beins. Zwischen den beiden vorderen Aesten hängt das Gau- menbein nach oben auch mit dem os frontale anterius zu- sammen. Beide Gaumenbeine sind von einander völlig ge- lrennt. Sie weichen überhaupt von denen der Monitoren nicht auffallend ab. Das Os transversum (Taf. XIH. Fig. 3. ^) ist ein kurzer Knochen , und verbindet den äusseren Fortsatz des Plerygoidbeins mit dem Oberkiefer und mit dem Jochbein. Auch dieser Knochen unterscheidet sich nicht besonders von dem gleichnamigen der Monitoren. Das Pterygoidbein (Taf. XHI. Fig,3. r) ist etwa in 300 Troschel: der Mitte seiner Länge der Apophyse des Sphenoidbeins mit einer Gelenkfläche angefügt. Von hier aus wird der Knochen nach vorn allmählich breiler und endet in zwei kurzen brei- ten Fortsätzen, deren innerer sich an d^n hinteren Gaumen- bcinforlsatz anfügt, und flach und breit ist, während der äussere, hoch und schmal, an dem Ende des Os transversum befestigt ist. Der innere Fortsatz ist gleichsam wie ein ho- her Kiel an dem äusseren stärkeren angebracht, und die der Mundhöhle zugekehrte Fläche ist daher concav. Der Theil dieses Knochens, welcher hinter der Apophyse des Sphenoid- beins liegt, ist etwas zusammengedrückt, an der Innenseite flach, und ist mit seiner hinteren Spitze, wie bei allen Sau- riern, in einer Grube des Ostympanicum befestigt. Oberhalb der Gelenkfläche für die Apophyse des Sphenoidbeines ent- springt die Columella Cuv. als ein schmaler Knochen, der sich senkrecht zum Rande des Scheitelbeines begiebt (.Taf. XIII. Fig. 2. s). In der Knorpelhülle, welche vor dem Sphenoidbeine liegt, sind keine Knochenstücke vorhanden. Als besondere Eigenthünilichkeiten des Schädels möchte ich bezeichnen : die Kleinheit des Os temporale , womit das gänzliche Fehlen des Jochbogens zufammenhängt, — das Feh- len des Os supraorbitale, — und die beträchtliche Breite des Scheitelbeines, welches nicht wie gewöhnlich zwei seilliche dachförmige Flächen darstellt, sondern eine breite Fläche, deren seitliche Ränder zugeschärft sind. Der Unterkiefer. Eine Eigenthümlichkeil dieser Eidechse besieht darin, dass die beiden Aeste des Unterkiefers vorn durch Knorpel verbunden sind, so dass sie, wie bei den Schlangen, einiger Ausdehnung fähig sind. Damit hängt auch das Vorhanden- sein einer kleiner Kinnfurche zusammen. Jeder Ast des Unterkiefers ist aus sechs Knochen zu- sammengesetzt, wie bei allen Eidechsen , die Cuvier als dentale, operculare, complementare, articulare, angulare und supraangulare bezeichnet. Das Os dentale (Taf. XIII. Fig.2. <7) ist sehr kurz, Ueber Heloderma horridum Wiegm. 301 kürzer als bei irgend einer Eidechse; es nimmt nur zwei Fünflei der ganzen Länge des Unterkiefers ein, während es bei den übrigen Eidechsen mindestens die Hälfte desselben erreicht. An seiner äusseren Fläche finden sich vier Löcher. Der hintere Rand ist fast senkrecht, macht jedoch zwei Buch- ten, von denen die Vorderenden des complementare und su- praangulare umfasst werden. Das Os operculare zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem der Monitoren. Es liegt innerhalb des hinlern Theiles des Os dentale , erreicht die Zahnwurzeln nicht , und bildet den unteren Winkel des Unterkiefers. Vor dem Os opercu- lare ist das Os dentale an seinem untern Rande mit einer tiefen Furche versehen, in der der Knorpel des Unterkiefers liegt, durch welchen die beiden Aeste vorn verbunden wer- den. An der inneren Fläche des Os operculare finden sich zwei Foramina, ein kleineres am unteren Rande, ein grösse- res am oberen Rande, dicht am Os dentale ; letzteres gehört nur dem operculare an, während es bei den Monitoren zwi- schen beiden Knochen angebracht ist. Der vordere Theil des Os comple m e ntar e ist hö- her als bei den Monitoren, kürzer und ohne äusseren Kiel. Die übrigen Knochen des Unterkiefers weichen von de- nen der Monitoren nicht ab, nur ist bei Heloderma horridum der hintere Forlsalz kürzer als bei ihnen. Die Zähne. Wieofmann sa^t richlio- über die Zähne: dentes ma- xillarum aequales, allenuato-conici , recliusculi , aculissimi, maxillarum margini interno adfixi , antico latere inlus sulco profundo exarali. Denies palalini nulli.« •"*}. Nach unserem Exemplare kann ich diesen Angaben hin- zufügen, dass im Zwischenkiefer fünf Zähne vorhanden sind, ein wenig entfernt von einander, von denen jedoch nur die beiden links gelegenen erhallen sind. Sie sind fast gleich gross und an der inneren Seile gefurcht. Es ist sehr zu bedauern, dass der initiiere Zahn abgebrochen ist, von dem *) Herpetologia mexicana p. 24. 302 Troschel: es zweifelhaft ist, ob er gefurcht war oder nicht. Jedet Oberkiefer trägt sieben, jeder Unterkiefer neun Zähne; alle sind gefurcht. Die unteren Zähne scheinen die oberen an Länge übertroffen zu haben. Die Basis aller Zähne, sowohl der oberen wie der un- teren, war von einem drüsenartigen Zahnfleische umgeben; es ist mir jedoch nicht gelungen, Ausführungsgänge zu den Zahnwurzeln zu ermitteln. Ich kann daher die Frage über die Giftigkeit des Heloderma horridum nicht zur Entschei- dung bringen. Da das Wi eg m ann'sche Werk seilen, und nicht Jedem zugänglich ist, so wiederhole ich die hierauf bezügliche Stelle *••*) hier, um sie denjenigen in Erinnerung zu bringen, die in der Folge Gelegenheit haben, das Thier zu untersuchen: „Specimen huius animalis unicum, idque, quod maxime dolendum, exsiccatum, a Ferdinando Deppe, ineunle anno 1828, accepimus^ nonune Scorpii (Escorpione) quo iam antiquis temporibus in Nova Hispania appellabalur, insignitum. Vivit in ferventibus terrae Mexicanae regionibus. Torvo foe- dissimoque aspeclu ac dentium longo acumine falsam vene- nali ac letiferi morsus suspicionem iam antiquilus in se com- movit. Eliamnum illarum regionum incolae Deppio teste cro- lalum aliosque venenatos serpentes vix magis timent, huius- que animalis aspectum tanloperereformidant, ut quum ex ve- nalu ille rediret, nostrae besliolae exuvias in manibusgestans, ex aedibus omnes protinus erumperent. Sunt tamen, quae ut hanc foveant suspicionem^ etiam zoologorum multos perdu- xerinl, denies nimirum, sulco eodem exarati, qualem in ser- pentibus iure suspectis v. g. in Dipsade, Homalopsi aliisque invenimus, et quos glandulae veneniparae ductus excretorios excipere facile tibi persuadeas. Obslat tamen nullam hucus- que ex lacertis innotuisse venenatam , et eundem etiam in mandibulae denlibus sulcum adesse , qui quomodo venenum sursum ducat, non facile inlclligilur. Hinc verisimilius vi- delur, sulcos, in prima dentium evolutione ortos , quemad- modum in serpentium dentibus fieri scimus, per aelalem per- manere. Ad hanc quoque sentenliam faciunt, quae ex Her- nandesii scriptis hausta, Kardus Antonius Recchius cap. II. *) Herpetologia mexicana p. 25. Ueber Heloderma lion'idum Wiegm. 303 de Acaltetepo seu Monoxillo mucronato, in Thesauro Rerum medic. Nov. Hisp. p.3l5. refert: „„De Acaltetepon seu Mo- noxillo mucronato, qiiod privatim Temacuilcahuya vocant,La- certo Novae Hispaniae. Versatur in Ouauhnaliuacensibus agris aliisque fervenlibus huius Novae Hispaniae locis lacerli terri- ficum quoddam genus. Coloto nostrali haud absimile, nun- cupatum ab iridigenis Hispanis Scorpiiis diias longum spilha- mas, prolixa cauda, brevibus cruribus, lingua, quam interdum versat, rubra, lata ac bifida, torvo capite, incessu gravi tar- doquc, et crusta intectam dura , fulvis candidisque punclis, j»arvulas margarilas imitantibus aut lilhospermi semina, va- riala , quae a cruribus posterioribus usque ad extremum Ca- put in varias digerunlur formas , ab iisdem vero ad extre- mum caudae in lineas annulis similes, cingentes transversim corpus per inlervalla, etsi fulvae longo sunt numerosiores. Huius animalis morsus noxius est, sed minime lethalis, quo fit, ut visu, quam ictu sit horridius, nee quemquam impetat, nisi laesum et concitatum ct."« Nach dem Zeugniss des Hernandez ist das Thier also nicht giftig, und ich will auch nicht gerade behaupten, dass es giftig sei. Die Gründe, welche Wiegmann dafür an- giebt, dass es nicht giftig sei , scheinen mir jedoch nicht stichhaltig. Wenn er sagt, dass es schwer zu erklären sei, wie in den gefurchten Zähnen des Unterkiefers das Gift in die Höhe treten solle, so kann ich dem nicht beistimmen; denn schon durch einen leisen Druck der Giftdrüse müsste das Gift in der Furche nach oben und tief in die Wunde treten, wie viel eher bei einem kräftigen Biss, wie ihn offen- bar das Thier ausführt. Das Zungenbein. Das Zungenbein (Taf. XIII. Fig. 4.3 weicht von dem der übrigen Eidechsen sehr bedeutend ab. Der Körper des- selben ist grösstenlheils knorplig, und enthält nur ein vier- seitiges Knöcholchen, das etwas länger als breit ist. Dieser Körper dehnt sich in einen langen vorderen Knorpelfortsalz aus, der in die Zunge tritt. Ausserdem sind zwei Paare knöcherner Hörner dem Körper eingelenkt. Das vordere 304 Troschel: Paar ist nur halb so lang wie der milllere Fortsatz, ist ge- rade und niirimt seine Richlung nach der Seile und ein we- nig nach vorn; von seinem Ende entspringt ein zweiter lan- ger knorpliger Theil, der nach hinten gerichtet ist. Die hin- leren Hörner sind fesler, knochiger, rundlich , nach hinten gerichtet, und so gekrümmt , dass sie allmählich ein wenig mehr divergiren; sie haben etwa dieselbe Länge wie der vor- dere mittlere Fortsatz des Körpers, und an ihr Ende setzt sich ein Knorpel an. Von einem dritten Hörnerpaar ist keine Spur vorhanden. Von allen Zungenbeinen von Eidechsen, die Cuvier *) beschrieben und abgebildet hat, ist das Ver- liegende noch am ersten mit dem der Geckonen zu verglei- chen, obgleich es hinlänglich dadurch abweicht, dass der er- ste Theil der vorderen Hörner nicht gekrümmt ist, und durch die terminale Insertion des zweiten Theiles derselben. Di e Wirbels äule. Es sind acht Halswirbel vorhanden, von denen die fünf hinteren Rippen tragen. Der Atlas, welcher wie gewöhnlich bei den Eidech- sen aus drei Knochen besieht, hat grosse Aehnlichkeil mit dem der Monitoren , die vorderen und hinteren Einschnille sind jedoch weniger lief; der untere Theil ist kurz, und we- der mit einem deutlichen unteren Kiel, noch mit einem hin- tern dornigen Fortsatze versehen (Taf. XIII. Fig. 1. a.b.'). Abweichender ist der Epislropheus gestaltet. Der Processus odontoideus ist dick, kurz, und hat oben eine et- was vertiefte Grube. Vorn ist der Körper höher und dicker als hinten, und unten springt er in einen stumpfen Höcker vor, ohne Spur des Dornes, der hier bei den Monitoren vor- kommt. Die untere Leiste ist wenig deutlich, und trägt an ihrem hinteren Ende eine kleine Epiphyse. Die Querfort- sälze sind sehr entwickelt, halb so lang wie die Breite des Körpers, enden aber nicht in einer hinleren Leiste. Der Dornfortsatz ist, von der Seile gesehen, fast quadratisch mit ausgeschweiften Rändern ; seine obere Kante ist kürzer als *) Ossemens fossiles Y. pl.XVIL Ueber Heloderma horridum "Wiegm. 305 der Körper des Epistropheus. Die vorderen Processus obli- qui sind sehr klein, wenig vorspringend und unter ihnen ist kaum ein Einschnitt vorhanden ; die hinteren Processus obli- qui sind denen der übrigen Halswirbel ähnlich (Taf. XIV. Fig. 2.0.6.)- Die übrigen Halswirbel sind kürzer, und ihre vor- deren und hinteren schiefen Fortsätze sind wohl entwickelt; ihre Dornfortsätze sind zusammengedrückt, nach rückwärts geneigt, bilden vorn eine scharfe Kante, hinten eine schmale Fläche und sind bei gleicher Höhe mit dem Dornfortsatz des Epistropheus nur halb so lang d.h. in der Richtung von vorn nach hinten. Die Querfortsätze sind stärker und springen fast senkrecht vor. Die untere Fläche des Körpers dieser Wirbel ist convex, ohne Kiel, und trägt weder den vordem Höcker , noch die hintere Epiphyse des Epistropheus. Die vordere Fläche ist bei allen concav, die hinlere kuglig con- vex, wenig breiter als hoch. Die Rückenwirbel sind von den Halswirbeln wenig verschieden. Sie sind jedoch etwas breiter und niedriger. Die Dornfortsätze werden von vorn nach hinten allmählich kleiner. Die untere Fläche der Wirbelkörper ist fast eben, nach hinten verschmälert. Die kurzen fast senkrechten, hök- kerförmigen Querfortsätze tragen Rippen. Wenn man alle diejenigen Wirbel, welche Rippen tragen, zu den Rücken- wirbeln zählt, natürlich mit Ausnahme der Rippen tragenden Halswirbel , dann sind 23 Rückenwirbel vorhanden. Auf Taf XIV. Fig. 3. ist der 17. Rückenwirbel mit seiner Rippe dargestellt. Auf sie folgen zwei Wirbel ohne Rippen, die man als Lendenwirbel ansehen kann, und die sich in der Gestalt von den hinteren Rückenwirbeln nicht wesentlich unter- scheiden. Das Os sacrum besteht aus zwei Wirbeln (Taf. XIV. Fig. 7. «und h). Der erste derselben hat einen grossen Querfortsatz, der sich mit dem hinteren Rande des verbrei- terten Endes an den Querfortsatz des zweiten ansetzt. Die vorderen Gelenkfortsätze dieses ersten Wirbels gleichen an Grösse den entsprechenden Fortsätzen der Rücken- und Len- denwirbel, die hinteren Gelenkfortsätze sind kleiner, und Aicblr f. K&tufgcMb. :iX> J&brg. 1. 8d. 20 3^6 Troscheb stimmen mit denen der Schwanzwirbel überein. Daher müsste man, wenn man die Form allein in Betra( ht zieht, die vor- dere Hälfte des ersten Kreuzwirbels den Lendenwirbeln, die hintere Hälfte desselben den Schwanzwirbeln zuzählen; der zweite Kreuzwirbel würde ganz in die Ordnung der Schwanz- wirbel gehören. Der Ouerforfsatz des zweiten Kreuzwirbels ist weniger kräftig, am Grunde cylindrisch, am Ende gleich- sam gabiig, und bildet in Gemeinschaft mit dem Querfortsatz des ersten Kreuzwirbels eine tiefe Grube^, welche das Becken aufnimmt. Das Ende der Wirbelsäule bilden dann 41 Schwanz- wirbel. Die Dornfortsätze sind an den vorderen Wirbeln wohl entwickelt, etwas höher und schlanker als an den vor- hergehenden Rückenwirbeln. An den vorderen Schwanzwir- beln sind sie am Gipfel abgestutzt (vergl. Taf. XIV. Fig. 4.), etwa vom 20. Wirbel an werden sie spitz , an den letzten Wirbeln verschwinden sie mit den übrigen Fortsätzen ganz. Der Querfortsatz des ersten Schwanzwirbels ist kurz und kräftig, um dem nach hinten vorragenden Theil des Os ilium mehr Raum zu geben; der des zweiten ist breiterund länger, von allen der grosseste, von seiner Mitte am vorderen Rande verschmälert, ein wenig nach hinten gerichtet. Die Quer- ortsätze der übrigen Schwanzwirbel sind ziemlich lang, schmal, flachgedrückt, dornförmig, und genau seitwärts ge- richtet; nach hinten werden diese Ouerfortsätze allmählich klei- ner und verschwinden endlich fast ganz. Der Raum zwischen den Querfortsätzen und Dornfortsätzen fand sich grösstentheils mit Fett ausgefüllt. Alle Schwanzwirbel, mit Ausnahme des ersten, tragen an ihrem hinteren Rande, oder vielmehr zwi- schen je zwei Wirbeln angefügt, einen unteren Dornfortsatz, der mit zwei Wurzeln auf vorspringenden Höckern befestigt ist. Der erste untere Dornfortsatz ist kürzer als der zweite; vom zweiten ab werden sie allmählich kleiner , so dass der siebente an Länge dem ersten gleich kommt; an den letzten Wirbeln verschwinden sie ganz. Leider sind die beiden letzten Schwanzwirbel abhanden gekommen. Üeber Heloderma horridum Wiegm, 307 Die Rippen. Im Ganzen sind bei Heloderma horridum 28 Rippen- paare vorhanden, nämlich 5 an den Halswirbeln, 23 an den Rückenwirbeln. Von diesen erreichen die vier vorderen Paare das Brustbein. Ihre Länge ist sehr verschieden. Der Länge nach ge- hen die Rippen der Halswirbel allmählich in die Rückenwir- bel über, und die Grenze der Wirbel wird überhaupt nur durch die Insertion der Rippen an das Brustbein bestimmt. Am kürzesten und anschaulichsten wird sich das VerhältnisiS der Rippen zu einander ausdrücken lassen, wenn ich von al- len die Maasse in Millimetern angebe: Die Länge der Halsrippen ist von vorn nach hinten: 8'/2» II, 12, 14, 29 mm. Die ersten vier Brustrippen, welche das Brustbein erreichen, haben folgende Maasse : 30, 36, 38, 43 mm. ihre Knorpel sind bogenförmig und nehmen von vorn nach hinten an Länge zu. Die übrigen Rippen messen 52, 56, 59, 5^, 61, 61, 61, 59, 59, 59, 59, 56, 55, 50, 47, 39, 18, II, 9 mm. Die einzelnen Rippen haben unter der verdickten Ba- sis eine concave Fläche, welche dem höckerförmigen Quer- fortsatze aufsitzt. Am Grunde sind die Rippen rundlich, ge- gen das Ende werden sie flach. Auf Taf. XIV. Fig 3. ist die Rippe des 17. Rückenwirbels abgebildet. Das Brustbein und das Schultergerüst. Das Brustbein (Taf. XIV. Fig. 5.) besteht aus zwei Theilen, aus dem Handgriff und dem Körper. Der Handgriff des Brustbeins ist ein schmaler und fla- cher Knochen, der am vorderen Ende nur wenig erweitert ist, und keine seitlichen Hörner absendet. An dieses Ende sind die Schlüsselbeine angefügt. Die hintere Hälfte ist eben- falls etwas erweitert, und tritt mit seiner stumpfen Spitze in einen tiefen Einschnitt des Brusibeinkörpers ein. Der Körper des Brustbeins hat eine rhombische Gestalt, ist sehr flach und besteht aus zwei Stücken, die der Länge nach in der Mittellinie aneinanderstossen. Die beiden vor- 308 Troschel: deren Ränder sind verdickt, und lehnen sich an die Ossa coracoidea; an die hinteren Ränder befestigen sich jeder- seits die Knorpel der vier Rippen. Der erste Knorpel er- reicht das Brustbein dicht hinter seinem seitlichen Winkel; der zweite in der Mitte des Hinterrandes; der dritte und vierte sind dicht neben einander an dem hinteren, etwas ab- gestutzten Winkel angeheftet, der letzlere so nahe dem der anderen Seite, dass sie eine Strecke mit einander verbun- den sind. Das Schulterblatt (Taf. XIV. Fig. 6.3 besteht aus vier Stücken, aus der lamina cartilaginosa (a), der knöcher- nen scapula (6), dem Os coracoideum (c)und der lamina se- milunaris (d). Die Lamina cartilaginosa ist dünn, länger als hoch und hat vier Ränder, der obere ist fast gerade, ein we- nig convex ; der vordere ist kürzer und gleichfalls fast ge- rade; der hintere ist bogig ausgeschnitten. Der unlere Rand hat einen mittleren Vorsprung, wodurch zwei bogige Aus- schnitte entstehen; in den hinteren Ausschnitt fügt sich das eigentliche knöcherne Schulterblatt ein, an den vorderen Rand des mittleren Vorsprunges setzt sich das Schlüsselbein an. Die Scapula ossificata ist kleiner als die eben beschriebene Knorpelplatte, an welche sie sich, wie schon er- wähnt, mit dem oberen bogigen Rande anfügt. Unten ist sie verdickt und bildet hier gemeinschaftlich mit dem Rabenbein eine Gelenkgrube zur Aufnahme des Kopfes des Oberarms. Der wenig ausgeschweifte, dicke Hinterrand ist länger als der scharfe, stark gebogene Vorderrand. Das Os coracoideum scheint sich von allen übrigen Eidechsen dadurch auszuzeichnen , dass es nicht in Aeste getheilt ist. Seine Gestalt ist beilförmig. Der vordere Rand vereinigt sich mit dem unteren zu einem grossen Bogen, der ganzrandig ist und in ganzer Länge an die halbmondförmige Platte sich anlehnt. Der obere Rand ist in seinem hinteren Theile verdickt, und mit der Scapula verbunden, mit der er die Gelenkgrube für den Oberarm bildet; mit seinem vorde- ren gebogenen Theile bildet er mit dem vorderen Rande der Scapula ossificata einen tiefen kreisförmigen Sinus, der durch eine durchsichtige , sehr dünne , häutige Lamelle ausgefüllt Ueber Heloderma horridum Wiegm. 309 ist. Ueber der Mitte ist das Os coracoideum von einer klei- nen kreisrunden Oeffnung durchbohrt. Der hintere Rand ist unter der Gelentigrube etwas ausgeschweift und erstreckt sich nach hinten , so dass das Rabenbein sich in eine hin- tere Spitze ausdehnt. Die Lamina semilunaris ist eigentlich nur eine Er- weiterung des vorderen und unteren Rogens des eben be- schriebenen Knochens, mit dem sich ihr oberer Rand verbin- det; ihr unterer längerer Rand lehnt sich an das Rrustbein an. Nach hinten verschmälert sich diese Platte allmählich, und erhält so die Gestalt eines Füllhorns. Die Clavicula (Taf. XIV. Fig. 6. e) verbindet das vor- dere Ende des Handgriffes des Brustbeins mit der Lamina cartilaginosa des Schulterblattes , hat jedoch keine Gelenk- grube. Dieser Knochen ist dünn und so gebogen, oder viel- mehr in der Mitte geknickt, dass die obere Hälfte fast grade erscheint, mit einer geringen Convexität nach hinten, die un- tere nach vorn gerichtete Hallte dagegen eine kleine Conve- xität nach oben macht. Das Becken. Das Becken besteht jederseits aus drei Knochen, aus dem Os ilium, dem Os pubis und dem Osischii, die sämmt- iich zur Gelenkgrube für den Oberschenkel beitragen. Das Darmbein (Taf. XIV. Fig. 7. c, c) erstreckt sich nach hinten in einen langen Spinaltheil, welcher schief auf- steigend, in der Kreuzbeingrube liegt^ die er vorn und hin- ten weit überragt; der obere Fortsatz, wie ihn die Monito- ren besitzen, fehlt hier; in der Nähe des wenig eingeschnür- ten Halses ist der Knochen seitlich zusammengedrückt, nach hinten wird er flach mit der Andeutung eines Kieles amAus- senrande. Jedes Schambein (Taf. XIV. Fig. 7. d, rf') hat einen breiten flachen Hals, der in der Mitte durch eine kreisrunde Oeffnung durchbohrt ist. Der Ast erweitert sich am äusse- ren Rande in einen kurzen, flachen, tuberkelartigen Fortsatz, versclimälert sich nach vorn und vereinigt sich mit dem der anderen Seite fast unter einem rechten Winkel. 310 Troschel: Das Sitzbein (Taf. XIV. Fig. 7. e) erweitert sich hinter dem Halse bedeutend, und erhält so eine beilförmige Gestalt, und ist fast so breit wie lang. Die Symphyse der Scham- beine ist mit der Symphyse der Sitzbeine nur durch Knor- pel ohne irgend eine Verknöcherung verbunden. Die Vordergliedmaassen. Der Oberarm (Taf. XIV. Fig. 6. /") ist in der Mitte dünn, an beiden Enden stark erweitert. Die Oberfläche des oberen Endes ist hinten convex, vorn concav. Dadurch ent- steht eine Art oberer Rand, dessen innerer ovalerThcil, dem Oberarmskopfe der Säugthiere entsprechend, in der Gelenk- grube der Schulter liegt, wogegen der äussere Theil, der mit dem inneren einen Winkel bildet, nach vorn gerichtet ist, und in einen Tuberkel ausläuft, der dem tuberculus ma- ior der Säugthiere vergleichbar scheint. Das untere Ende des Oberarms ist flach und ungefähr ebenso breit wie das obere Ende. Die Rotula ist sehr verdickt und ein wenig schmäler als dieTroclilea ; der äussere Gelenkhöcker ist klei- ner als der innere; letzterer läuft in einen scharfen Kiel aus. Uebrigens ist der Oberarm sehr ähnlich dem der Monitoren. Auch die Elle (Taf. XIV. Fig. 6. gf) gleicht sehr der Elle der Monitoren, unterscheidet sich jedoch dadurch von ihr, dass die innere Fläche unterhalb des oberen Endes kaum concav ist. Sie ist mit dem Olecranon viel kürzer als der Oberarm. Die Länge des Humerus beträgt 38 mm., die der Ulna nur 31 mill. Der Radius (Taf. XIV. Fig.6. Ä) ist fast stielrund, an beiden Enden regelmässig verdickt, und hat dieselbe Länge, wie die Elle ohne Olecranon. Eine ossificirte Patella bra- chialis ist nicht vorhanden. Heloderma horridum besifzt zehn Handwurzel kno- chen. In der ersten Reihe liegen vier, von denen drei die grossesten von allen sind: das Os naviculare unter dem Ra- dius, das sehr kleine Os lunatum zwischen dem Radius und der Ulna, das Os triquetrum unter der Ulna, und das Os pi- siforma hinter dem Os triquetrum, wie dieses die Ulna be- rührend. In der zweiten Reihe liegt nur ein kleiner Kno- Ueber Heloderma borridum Wiegin. 311 chen in der Mitte, der unter dem Os lunalum den Raum zwischen den Ossa naviculare und triquetrum ausfüllt. In der dritten Reihe liegen fünf Knochen, die den Mittelhandkno- chen entsprechen und anliegen. Die ersten drei Mittelhandknochen sind gleich lang, die beiden letzten ein wenig kürzer. Der erste und fünfte sind breiter und platt, die drei mittleren sind schma- ler und rundlich. Alle sind an beiden Enden verdickt. Die erste Zehe hat zwei Phalangen, die zweite Zehe drei, die dritte vier, die vierte fünf, die fünfte wieder drei, wie die meisten Eidechsen. Die Phalangen sind rundlich, an beiden Enden verdickt, und von sehr ungleicher Länge. Die Längenmaasse sind folgende: An der ersten Zehe das erste Glied 10 mill. ; an der zweiten das erste Glied 8, das zweite Glied 8 mill. ; an der dritten Zehe das erste Glied 7 , das zweite 5'/27 das dritte 7 mill.; an der vierten Zehe das erste Glied 5, das zweite 4, das dritte 4V29 tlas vierte 6 mill. ; an der fünften Zehe das erste Glied 7, das zweite 7V2 mill. Die letzten Phalangen aller Zehen stecken fast ganz in den lan- gen, gebogenen, schmalen, stumpfen Krallen verborgen, die unterhalb gefurcht sind. Die Hintergliedmaasse n. Der Oberschenkel (Taf. XIV. Fig. 7. /") ist kaum länger als der Oberarm und hat eine fast horizontale Lage. Der comprimirte Schenkelkopf ist etwas nach oben gerichtet und sitzt an einem kurzen Halse; der grosse Trochanter ist gleichfalls comprimirt und sieht nach aussen. Das untere Ende dieses Knochens ist mehr zusammengedrückt als bei den Monitoren. Keine knöcherne Patella. Die Tibia (Taf. XIV. Fig.l.g) bat bei fast gleicher Dicke etwa zwei Drittel der Länge des Oberschenkels. Der obere Kopf ist seitlich ein wenig comprimirt, und bietet am ganzen Rande, namentlich der Fibula gegenüber, eine ovale Gelenkfläche dar, deren innerer Theil niedrig ist. Der Kopf der Fibula wird nicht berührt. Wegen der Krümmung der Tibia entsteht zwischen ihr und der Fibula ein grösserer. Raum, 312 Troschel: als ich ihn bei irgend einer Eidechse kenne. Die Basis der Tibia ist dünner als der Kopf, berührt gleichfalls die Basis der Fibula nicht, und verlängert sich in einen kleinen inne- ren Knöchel. Die Fibula (Taf.XIV. Fig. T./i) ist um ein Geringes länger als die Tibia, ist viel schlanker, befestigt sich mit ei- nem Köpfchen am Schenkel, und ist unterhalb flach, seitlich stark erweitert wie bei den Monitoren , so dass das äusser- ste Ende den vierten Theil der Länge dieses Knochens übertrifft. In der Zahl der Fuss wurzelk n o chen schliesse ich mich der Deutung Meckel's*) an, und setze sie auf fünf fest. In der ersten Reihe liegen zwei grosse, durch Naht mit einander verbundene Knochen, die die ganze Breite des Fusses einnehmen. Der grössere von ihnen, den Cuvier tibiale nennt, ist unregelmässig vierseitig, wenig breiter als lang, und hat zwei obere Gelenkflächen, von denen die grös- sere der Tibia, die kleinere der Fibula anliegt. Der kleinere von ihnen ist ebenfalls fast vierseitig und fügt sich mit sei- ner oberen Fläche ausschliesslich an die Fibula. In der zweiten Reihe finden sich drei Knochen. Der erste dersel- ben ist klein, und liegt dem Zwischenraum zwischen dem zweiten und dritten Mittelfussknochen gegenüber, der zweite entspricht dem vierten Mittelfussknochen, der dritte ist sehr gross und hat bei allen Eidechsen eine so absonderliche Ge- stalt , dass er in verschiedener Weise gedeutet worden ist. Cuvier ^'') nämlich nimmt ihn für den fünften Mittelfuss- knochen, M ecket für einen Fusswurzelknochen. Dieser Knochen hat eine hintere concave vierseitige Fläche, dessen Winkel alle so vorspringen , dass sie ebenso viele Tuberkel bilden. Der Seitenrand ist dem zweiten Fusswurzelknochen *) Meckel, System der vergleichenden Anatomie II. 1. p. 492. *'^) Cuvier, Recherches sur les Ossemens fossiles V. 2. p. 298. An dieser Stelle sagt er über die Saurier im Allgemeinen: Los quatre metatarsiens sont greles et ä peu pres droits. IIs vont cn s'allongeant jusqu'au quatrieme. Le cinquieme est court, elargi et recourbe de sa tete superieure vers le grand os du second rang, anquel 11 s'articule par le cöte. Ueber Heloderma horridum Wiegm. 313 angefügt. Von der vorderen Fläche dieses Knochens erstreckt sich ein langer Fortsatz nach vorn, der die Basis des vier- ten Mittelfussknochens überragt , und der ganz das Ansehen eines Mittelfussknochens hat. Meckel dagegen nennt diesen Knochen einen Fusswurzelknochen, und ich glaube mit Recht. Ich stimme demselben aus folgenden Gründen bei: I. Der in Rede stehende Knochen hat seinem grossesten Theile nach die Gestalt eines Fusswurzelknochens, 2) sein vorderer Forl- salz ist dicker und viel kürzer als die Mittelfussknochen, 3) das Capilulum des ihm aufsitzenden Knochens (des fünften Mittelfussknochens) ist ebenso gebildet, wie die Capitula der übrigen Mittelfussknochen , und daher für einen solchen zu halten, während die Capitula der Phalangen anders gestaltet sind, 4) durch diese MeckeTsche Deutung kommt die Zahl der Phalangen des Hinterfusses in Uebereinstimmung mit der des Vorderfusses. Die Mittelfussknochen sind an Länge und Ge^. stall ein wenig unter einander abweichend. Der erste ist unter allen der dickste, ist etwas kürzer als die drei fol- genden und trägt unter seiner Basis einen grösseren, unter seinem Ende einen kleineren Höcker. Der zweite und dritte Mittelfussknochen sind sehr schlank, und fast gleich lang. Der vierte ist etwas kürzer und hat an seiner Basis eine n^ph aussen gerichtete flache Erweiterung, die über den so eben ausführlicher geschilderten Fusswurzelknochen ragt. Der fünfte Fusswurzelknochen ist der bei weitern kürzeste von allen, und auf der unteren Fläche mit einer tiefen Längsfur^ che versehen. Die Zahl und Gestalt der Phalangen stimmt so genau mit denen des Vorderfusses überein, dass sich kaum eine Verschiedenheit angeben lässt; nur sind sie etwas schlanker und länger. Die Maasse ihrer Längen sind folgende : an der ersten Zehe misst das erste Glied lO mill. , an der zweiten Zehe das erste Glied T/j» das zweite Glied 8 milL , an der dritten Zehe das erste GHed 7 , das zweite Glied 6y, , das dritte Glied 7'/2 mill., an der vierten Zehe das erste Glied 5, das zweite Glied 4, das dritte Glied 5 , das vierte Glie4 772 mill., an der fünften Zehe das erste Glied ö, das zweite 7 mill» Die letzten FhalangeB sindL-.wic. bei deri .Yordcrfüs- 314 Troschel: sen fast ganz in den Krallen verborgen. Diese Krallen sind kürzer und weniger kräftig als an den Vorderfüssen. Schlu s s. Wenn wir nun nach der Stellung im System fragen, so wird bei der Beantwortung dieser Frage besonders die Zunge in Betracht zu ziehen sein. Dieses Organ ist als eines der wichtigsten in allen neueren Systemen der Saurier angese- hen worden. Sie ist glücklicherweise an unserem Exemplare vorhanden. W i e g m a n n kannte sie nicht; nach der Beschrei- bung des Hernandez, der sie „vorstreckbar, breit und zweispitzig** nannte, ordnete er sie seinen Fissilingues unter, indem er aus der Bezeichnung verstreckbar schloss, dass sie in eine Scheide zurückgezogen werden könne. Wie wir oben gesehen haben, ist jedoch von einer Scheide nicht das Geringste vorhanden, auch ist die Zunge der der Monitoren nicht ähnlich; dagegen hat sie die grösste Aehiilichkeit mit den Brevilingues Wiegm., und unter ihnen mit der Abthei- lung, bei der Wiegmann die Zunge als „länglich, zwei- spitzig und schuppig" bezeichnet, und in welche er als ein- zige Familie die der Lacertae, der eigentlichen Eidechsen zählt *). Gegen diese Einreihung in die Familie der Lacerten würde auch die äussere Erscheinung des Thieres nicht spre- chen; ja, die vierseiligen Schilder der Bauchseite geben so- gar schon äusserlich einen Hinweis auf diese Stellung. Es kann nun bloss noch zweifelhaft sein, ob unsere Gat- tung Heloderma in dieLacertenfamilie selbst einzureihen sein wird , oder ob sie nicht etwa eine besondere Familie neben dieser bilden müsse. Das Skelett weicht freilich in mehrfa- cher Beziehung von dem der eigentlichen Eidechsen ab. Ich zweifle nicht, dass auch andere Gattungen, die jelzt der Lacertenfamilie zugezählt werden, in Beziehung auf ihr Ske- lett Abweichungen zeigen werden, kann dies jedoch für jetzt nicht näher begründen. So stehe ich nicht an, die Gattung Heloderma in die Lacertenfamilie zu versetzen, um so mehr *} Herpetologia meiicana p.9. üeber Heloderma horridum Wiegm. 315 da nach den Kennzeichen, welche Dumeril und Bibron zur Unterscheidung ihrer Familien benutzen, die Gattung un- zweifelhaft in die Familie Lacertiens ou Autosauriens gehört. Erklärung der Abbildungen. Taf. XIII. Fig. 1. Die Zunge von Heloderma horridum, von oben gesehen. Fig. 2. Der Schädel, von der Seite gesehen. a. Os dentale, h. Os tympanicum. i. Os intermaxillare. m. üs maxillare. n. Us mastoideum. r. Os pterygoideum. s. Columella. t. Os temporale (quadrato-jugale). z. Os zygo- maticum. Fig. 3. Der Schädel von unten gesehen. i. Os intermaxillare. m. Os maxillare. p. Os palatinum q. Os transversum. r. Os pterygoideum. v. Vomer. Fig. 4. Das Zungenbein (Os hyoideum). Taf. XIV. Fig. 1. Der Atlas, a. von der Seite, h. von vorn gesehen. Fig. 2. Der Epistropheus, a. von der Seite, b. von vorn gesehen. Fig. 3. Der 17. Rückenwirbel von der Seite gesehen, mit seiner Rippe. Fig. 4. Einer der vorderen Schwanzwirbel, von der Seite gesehen mit seinem unteren Dornfortsatz. Fig. 5. Das Brustbein. Fig. 6. Das linke Vorderbein mit der Schulter. a. Die lamina cartilaginosa des Schulterblattes, h. Die knö- cherne Scapula. c. Os coracoideum. d. Lamina semilunaris des Schulterblattes, e. Das Schlüsselbein, f. Humerus. g. Ulna. h. Radius. Fig. 7. Das linke Hinterbein mit dem Becken. a. Der erste Kreuzwirbel. b. Der zweite Kreuzwirbel. c. Das linke Darmbein, c'. Das rechte Darmbein, d Das linke Schambein, d'. Das rechte Schambein, e. Das rechte Sitz- bein, f. Femur. g. Tibia. h. Fibula. .hodi}-^ anohoßaoluA i Verbesserungeyi. Seite 26 Zeile 10 v. u. lies [Helsingfors] statt [Abo]. „ 27 „ 14 V. 0. „ Kuopio st. Knopio. „ 28 „ 3 V. o. „ Kuopio st. Knopio, „29 „ 3 V. 0. „ Kuopio st. Knopio. „ 29 „ 8 V. u. „ den st. der. 31 „ 18 V. 0. „ Tamnierfor» st. Tammersfors. 33 « 11 V. 0. „ Seine st. sein. n n „ 34 „ 4 V. 0. „ Dieser st. dieser. „ 191 „ 2 V. o. „ auf St. aus. 219 „ 1.2u.8 V. o.liesPolypterus bichirst. Polyptenusbichis. 223 „ 8 V. u. lies man jederseits drei st. man drei. 224 .p .. JO. V, p.>.,., ,. lewiegt.. «iner. ..,,.. ,Vi/ oiloaog mor r .'i ufa aor .jo ,881' ini\ t^\ b Bonn, gedruckt bei Carl Gforg!, 1853. Taf.I. Suao Frosche i del. et . 18o5 . Tufir. '^'w^ .3_*. xr^-: m^ ^utor del . ^Eit^o Traschel . 1855 Taf.M. ^utor fiel . Hugo Troscfiel idS3. ±. Tcf.n/r ^-^i Myo Ihosckel . J2. Taf.rr O. Müller ,iri. /ZiKit) Tro.ic/wl I ^ 18.53. H- 0..3mUer clel. BiiQO Ti-o.tchel . Riuio Trosi-hel del . /Ö55. Tcf.Vj ruL. O.MÜhr- del. /Ztt^o Tho.fc/u/ 'M. 18.53 Mit^o S-ascftei ///'J /v./ ^ (>:■.. // //// ,J //,/,/,, 7rnuA<'/ /^r„./,/,/W,r/W,. ms. ToJ^-KT. $ii\m I l~ n \ - wi 3 i '^^^^^M^L^ i^ , '-%/ ^utor cief. Jß^c/c Thoschel sc. J8S5. TafXK. üi u X ^icfor del. Suqo Tro.fc7ie7 .9c. /SSJ. 'Jäf.JT/l. '^_:.^^^»'' j. gex..v /iuac TroscneZ^. ia/:xiv. ü-MufO Troscheiy. a&ü/ p. nii^i MHS^sV>^'''^|^HB^^^Hv^H^L.'^^ Pj^j^^l^j^^BK Sfif^^ ^^^^^^^^S^BBBa^V^^^Sk!^' S^~f si ^-^^ -^'-:^ ÄC M€