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ARCHIT

FÜR

NATURGESCHICHTE.

GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON.

IN VERBINDUNG MIT

PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTIINGEN,

PROF. DR. VON SIEBOLD IN MÜNCHEN, PROF. DR. A.WAGNER

IN MÜNCHEN UND PROF. DR. L EUCH ART IN GIESSEN.

HERAUSGEGEBEN

VOM

Dr. f. K. TROSCHEI.y

PROFESSOR AN DER FRIEDRICU-WILHBLMS-UNIVERSITÄT ZU BONN.

ZWAJXZIGSTER JAHRGANG.

SE^veiter Band.

BERLIN, 1854.

VERLAG DER N I C O L A PS C H E N BU CHH A N D L UN«.

Inhalt des zweiten 6an des.

Seite Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säug- thiere während des Jahres 1853. Von Prof. Andr. Wag- ner in München 1

Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel

während des Jahres 1853. Von Dr. Hartlaub in Bremen 31

Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Crusta- ceen , Arachniden und Myriapoden während des Jahres 1852 und 1853. Von Dr. Gerstaecker in Berlin . 72

Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des

Jahres 1853. Vom Herausgeber , . . , 109

Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des

Jahres 1853. Vom Herausgeber . . . . 122

Bericht über die Leistungen im Gebiete der Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. Vom Heraus- geber 145

Bericht über die Leistungen in der Entomologie während des

Jahres 1853. Von Dr. Gerstaecker in Berlin . 189

Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der niede-

IV

Inhalt.

Seite

ren Thiere während der Jahre 1848—1853.

Von Prof

Leuckart in Giessen . ....

289

Vermes .

306

Turbellarii

. 340

Rotifera

357

Bryozoa

. 364

Echinodermata

. 373

Coelenlerata

. 404

Porifera

. 471

Bericht über die lieistiiiig^en in der JUatur-

gfeseiiiclite der Säug^tiiiere Aväiireiid des

Jahres fl$53.

Von

Prof. jtndr« IVag^ner

in München.

Nachdem der Verlag des Sehr eb er's c h en Säug- thier-Werkes im vorigen Jahre an die T. 0. Weigel'sche Buchhandlung in Leipzig übergegangen ist, hat Ref. auf de- ren Aufforderung es übernommen, zu den bisher erschiene- nen 4 Abiheilungen des Supplementbandes eine 5te folgen zu lassen, wovon bereits 7 Lieferungen ausgegeben worden sind.

Im Jahre 1833 halle Hef. die Forlsetzung von Schreber's Nalur- gesciiichte der Säiigthiere übernommen und im Jahre 1846 dieselbe vollendet. Seit diesem Zeiträume sind viele neue Arten entdeckt, an- dere genauer gekannt worden, so dass die frühere Arbeit einer Menge Zusätze und Berichtigungen bedürftig geworden ist. Üiese sind in den angeführten 7 Lieferungen bereits den Ordnungen der Affen, Zahn- lücker und Beutellhiere zu Theil geworden Jede Lieferung enthält 6 Bogen Text und 3 colorirte Tafeln ; letztere sind nicht mehr, wie früher, auf Kupier, sondern, was für Abbildungen von Säugthieren an- gemessener ist, auf Stein ausgeführt und zugleich ist dem Colorit eine grössere Sorgfalt gewidmet worden.

Die Monographien der Säugthiere, bearbeilet von Dr. H. R. Schinz, sind bis zum 31. Hefte fortgeschritten.

Die beiden letzten Helle enthalten Abbildungen und Beschrei- bungen von Schalen.

Archiv f. Naturgesch. XX Jahrg. 2. Bd. A

2 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Charles Girard schlug eine neue Classifikation der Säuglhiere vor.

In den Proceed. of the Am. Associat. for the advancem. of sci- ence fsixth meeling. Albnny 1852. p. 3l9) nimmt er 8 Ordnung»'n an: Quadrumana, Carnivora, Cliiroptera, Inseclivora , Herbivora [a) Roden- tia, b) Ruminanlia, c) Pachydermala mit Inbegriff der Sirenen und des Wallrosses] , Celacea, Marsupialia und Edentata. Von dieser Anord- nung wird man, wie von manclien andern Vorscl)Iägen, sagen dürfen: das Gute ist nicht neu, und das Neue (Ordnung Herbivora) ist nicht guf.

Berältelse om framslegen i Vertebrerade djurens nalu- ralhisloria och Elhnografieren under ären 1 845— 1850. Stock- holm 1853.

Unter diesem Titel lieferte Sundeva II einen sehr genau ge- arbeiteten Bericht über die Fortschritte, welche in den Jahren 1845 1850 auf dem Gebiete der Säugthierkunde (Theiologie) gemacht wur- den , und zwar behandelt er von S. 121 183 die lebenden und von S. 391 425 die urweltlichen Säuglhiere.

Odontographie. Vergleichende Darstellung des Zahnsy- stems der lebenden und fossilen Wirbellhiere, von C. G. Gi e- bel. Leipz. 1853.

Der Verf. beabsichligt den Zoologen und Palaeontologen, „wel- chen keine umfangsreichen Sammlungen und kein ausreichender lite- rarischer Apparat zu Gebole steht, ein ihre Studien und den Unterricht erleichterndes und förderndes Werk zu liefern.« In dieser Beschrän- kung wird die angeführte Odontographie allerdings gute Dienste lei- sten, zumal die Abbildungen sauber ausgeführt sind. Bis jetzt sind 5 Lieferungen erschienen.

Genaue anatomische Untersuchungen „über die Entwicklung der Zähne der Säugthiere« wurden von Dr. iMarcusen im Bulletin de la classe physico -mathem. de l'Acad. de St. Petersb. VIII. p. 305 mil- getheilt.

Von C. Dareste's zweiler Abhandlung über die Gehirnwindun- gen der Säugthiere findet sich ein Auszug in den Compt. rend. XXXVII. p.422.

Die geographische Verbreitung der Thiere , von L. K. Schmard a. Wien 1853.

Der Verf. nimmt 31 geographische Verbreitungsbezirke oder, wie er sie nennt, zoologische Reiche an, von denen 21 dem Festlande und 10 dem Meere angehören. Er hat mit eben so grossem FUisse als Umsicht diesen Gegenstand behandelt und dadurch eine schätzbare Arbeit geliefert. Eine Karte, auf welcher die 31 Reiche eingetragen

der Säuglhiere während des Jahres 1853. 3

und durch Farbendruck von einander unlerschieden sind, dient zur will- kommenen Orientirung.

DasThierleben der Alpenwelt. Natiiransichten undTliier- zeichnuiiffen aus dem schweizerischen Gebirge. Von Frie- drich v. Ts chud i. Leipz. 1853.

Meisterhafte Beschreibung der Alpenwelt und der ihr angehöri- gen Tliiere, unter denen natürlich die Säuglhiere die wichtigste Rolle einnehmen. Die frischen, lebensvollen Schilderungen des Verf. haben in kurzer Zeit so allgemeinen Beifall gefunden, dass bereits eine zweite Auflage dieses höchst interessanten IJuches nolhvvendig geworden ist.

VonFahrer's und Ciemminger's Fauna Boica. I. Band: Säug- lhiere, sind die Lieferungen VI VIII publicirl worden.

Den sehr interessanten „Beitrag zur iMikromammalogie des mittle- ren Finnlands" von Lundahl hat Creplin in unserem Archive S.25 in einer deutschen Ueberselzung vorgelegt.

Zu Lehmann's Reise lieferte Brandt einen zoologi- schen Anhang, behandelnd „die von Lehmann gesammelten oder auf seinen Reisen beobachteten Wirbelthiere des oren- burgischeu Gouvernements, ferner der uralischen, kaspischen und kirgisischen Steppen, ebenso wie ßuchara's und Samar- kand's.

Brandt zählt in dem Verzeichnisse der Säugthiere 80 Arien auf.

Dr. A. Th. V. Mid dend or f f's sibirische Reise. Bd. II. Theil 2. Wirbelthiere. Erste Lieferung: Säugthiere, Vö- gel und Amphibien. St. Petersb. 1851 256 S. mit 26 Tafeln.

Als würdiger Nachfolger von Pallas hat der hochverdiente Verf. die zoologische Untersuchung Sibiriens im Geiste seines grossen Vor- gängers fortgeführt und höchs» wichtige Beitrage zu dessen Arbeilen geliefert. Wir werden von den bedeutendsten derselben bei den ein- zelnen Arten, welche sie betreffen, im Besondern sprechen. Im Gan- zen führt der Verf. iüv Si))irien folgende 56 Arten Säugthiere auf:

Fleischfresser: iVleles taxus, Gulo borealis, Ursus arclos und marilimus, Älustela zibellina, sibirica, erminea, vulgaris und aterrima, Lutra vulgaris, Canis lupus, alpinus, vulpes urd lagopus. Felis lynx, tigris und irbis.

Insektenfresser: Erinaceus auritus, Sorex fodicns und vul- garis, Talpa europaea.

Handflügler: Vesperlilio borealis Nilss. (V. Kilssonii Keys, et Blas.).

Nager: Pleromys volans, Sciurus vulgaris, Tamias slriatus und uthensiä, Arctomys (Spermophilus) Eversmanni und monax, iMyodes lor-

4 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

quatus, obensis und schisticolor, Arvicola amphibius, obscurus, rufoca- nus und rutilus, l\lus sylvalicus und musculus, Castor fiber, Lepus va- riabilis, Lagomys alpinus.

Hufihiere: Sus scrofa, Aegoceros montanus, Bos Pallasii, Mo- schus moschiferus, Cervus capreolus var. (C. pygargus), tarandus, ela- phus und alces, Cquus Cabalius, Elephas primigenius.

F 1 ossen f üss e r: Phoca barbata, groenlandica und nummularis.

Walle: üelphinapterus leucas , Phocaena orea, ßalaenoptera longimana.

Esquisses zoologiques sur la cöte de Guine par C. J. Temminck. 1. Partie, les Mammiferes. Leid. 1853.

Eine wichtige Arbeit , da sie uns über die Säugtliicr - Fauna eines in dieser Beziehung bisher sehr wenig bekannten Landes ge- nauere Aufschlüsse giebt und viele neue Arten vorführt.

The Quadrupeds of North America. By J. J. Audu- bon and J. Bach man. New- York. No. 21—30.

Mit der 30 Lieferung ist die Oktav- Ausgabe von diesem Werke geschlossen und der eine der Bearbeiter, Audubon, ist übeidiess durch den Tod abberufen worden. Jedes Heft enthält 5 colorirte Tafeln und kostet einen Dollar. Systematisch beendigt ist damit dieses Werk aber nicht, indem sämmlliche Handflügler keine Berücksichtigung darin ge- funden haben. Zur Kenntniss der ISordamerikanischen Säugthierc lei- stet es wesentliche Dienste, obwohl das Knochengerüste und insbeson- dere der Zahnbau nicht die gehörige Beachtung gefunden haben und eben deshalb die Vergleichung der mit den europäiscben identischen oder ihnen doch pnalogen Arten auch nicht in der Schärfe , welche hiebei unerlässlich ist, diirchgelührl worden ist.

Exploration and Survey of the Valley of the Great Salt Lake of Utah. By Howard Stansbiiry. Philadelph. 1852.

Die auf der Reise zum grossen Salzsee acquirirten Säuglhier- Felle wurden von Baird bestimmt und gehören folgenden Arten an: 1) Vulpes macroura n. sp, , 2} Putorius Vison , 3) Pulorius Erminea, 4) Meles labradoria, 5) Gulo Luscus, der am Salzsee die Südgretize sei- ner Verbreitung erreicht, 6) Fiber zibelhicus^ 7) Spermophilus Iredecim-. linealus und 8) Ovis monlana. Im Anhange ist noch Pseudostoma ca~ slanops n. sp. aufgeführt.

Versuch einer Geschichte der Menagerien des österrei- chisch-kaiserlichen Hofes mit besonderer Berücksichtigung- der Menagerie zu Schönbrunn. Von L. J. Kitzinger (Sit- zungsberichte d. Wien. Akadem. S. 300, 626^.

Eine sehr dankenswerthe und interessante Arbeit, die zugleich

der Säugtluere während des Jahres t853. 5

eine Aufzählung der in den kaiserl. Menagerien gehaltenen Thiere von der ältesten bis auf die neueste Zeit enthält.

Von Pictet's Tratte de Paleontologie ist der erste Band, die Säugthiere behandelnd, in einer 2ten, verbesserten und mit Kuptertafeln vermehrten Auflage erschienen.

Ueber einige fossile Knochen und Zähne des Donauthals lieferte Dr. G. Jäger ausführliche Schilderungen in den Würtemb. naturw, Jahresheft. 1853. S. 129 mit 2 Tafeln. Erwähnte üeberreste rühren theils aus dem Diluvial- oder älteren Alluvialboden bei Langenbrunn her, theils aus Bohnerzgruben der srhwäbisen Alp.

Säuglhier- üeberreste aus den Torflagern von Wandersieben und Mühlberg bei Erfurt deutete Giebel als Bos taurus ^ Capra , Cervus capreolus, C. elaphus, C. dama, C. canadensis, Sus porcus. Hippopolamtis. Auch eine Kokosnuss wurde daselbst gefunden (Jahresbericht des na- turw. Vereins in Halle. 1853. S. 376).

Nach K n 0 r's Untersuchungengehören die Knochen der gesamm- ten islriani?ch-dalmatinischcn Knochenbreccie in weitaus überwiegender Mehrzahl den Cervinen an , indem man mit Verlässlichkeit ausserdem nur solche von Equinen kennt (Jahrb. d. geolog. Reichsanst. S. 229).

Ueber die Süsswasser-Mergelablagerungen, in denen bei Aufdeckung des Fundaments des Justizpalastes in Montpellier verschiedene Thier- üeberreste zum Vorschein liamen , gab Marcel de Serres nähere Aufschlüsse (Rev. Zool. p. 557).

Er zählt diese Mergel der Neu-Pliocene bei. Nebst verschiede- nen Conchylien haben sich Säugthier-Ueberreste vorgefunden und zwar vom Biber, Hasen {Lepus loxodus), Nashorn, Hirschen un^ Affen (^Semnopükecus monspeliensis).

Die Säugthiere, welche in den Miocenbildungen Spa- niens, theils zu Alcoi, theils zu San Isidoro bei Madrid und zu Concud bei Terruel gefunden wurden, sind nach der Auf- zählung von Gervais (Ann. des sc. nat. XX. p, 233) folgende :

Hyaenarctos fd'Alcoi). Maslodon angustidens Cuv. (M. longiro- stris Raup). Rhinoceros unbestimmte Art. Anchitherium aurelianense, ohne Zweifel Meyer's A. Ezquerrae. Hipporion, wahrscheinlich die- selbe Art wie im Departement de Vaucluse. Antilope boodon Gerv., verwandt mit A. ('ordieri oder recticornis. Die Gattung Palaeomeryxy welche identisch mit Dremotherium und Dorcalherium zu sein scheint. Cervus, unbestimmt. Sus palaeochoerus, vielleicht der angebliche ('hoe- ropotamus madritensis, und eine andere Art Sus von der Grösse des Sus major und antiquus.

Lelhaea rossica ou Paleontologic de la Russie, decrite

6 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

et figuree par E. Eichwald. Troisieme volume: derniere Periode. Stultg. 1853.

Von S. 328 409 sind in diesem Werke die urweltlichen Säug- Ihiere beliandell, von denen der Verf. im Ganzen 52 Arien aufzählt, darunter einige neue, die von uns an ihrem Orte weiler besprochen werden sollen.

Report of a Geol. Survey of Wisconsin, Jowa and Min- nesota , and incidentally of a portion of Nebraska Territory. By David Dale Owen. Phiiadelph. 1852.

In einem besondern Abschnitte dieses wichlisen Werkes hat Dr. J. Leidy die in den sogenannten mauvaises terres des Territoriums von Nebraska aufgefundenen fossilen Säugthier-Ueberresle beschrieben. Sie liegen daselbst, zugleich mit Schiliikrölen , in einer eigenthiimlichen Ablagerung, welche Leidy der ßocenperiode zuschreibt, und röhren von 6 Galtungen mit 8 Arien her. Von Kaublhieren ist nur der Machae- rodus vorhanden, alle andern Ueberreste zählt der Verf. zu den Pa- chydermen, wie Palaeotherium und Rhinoceros^ oder zu dieser Ordnung in Verbindung mit Merkmalen von Wiederkäuern, wie die von ihm neu errichteten Gallungen Oreodon und Eucrolaphus , oder zur nämlichen Ordnung in Verbindung mit entschieden carnivoren Charakteren, wie seine Gattung Archaeolherium. Die 8 Arien heissen überhaupt: Oreo- don Culbertsonii und 0 gracilis ^ Palaeotherium (?) Proutii, Rhinoceros occidentalis und nebrascensis , Archaeolherium Morloni, Eucrolaphus auritus und Machaerodus primaevus. In einem Nachtrage sind als andere Formen derselben Lokalität noch weiler aufgeführt: Poebro- therium Wilsoni, mit Dorcalherium nahe verwandt, Agriochoerus anti- qnus , eine erloschene Wiederkäuer- Form, die an Anoplolherium an.- knöpft, Archaeolherium robustum und Anchilherium Bairdii.

Simiae.

In der neuern Fortsetzung des Schreber'schen Säuglhicr- Werkes hat Ref. mit einer Umarbeitung der Ordnung der Af- fen begonnen.

Die frühere Bearbeitung dieser Ordnung durch Ref. ist vor 13 Jahren beendigt worden. Seit dieser Zeit wurde die Kcnnlniss von diesen Thieren ausserordentlich gefördert , nicht bloss durch Zufügung neuer Arten, sondern auch durch genauere Bekannlwerdung mit meh- reren, früherhin nur ungenügend gekannten Formen , wodurch Iheils Vereinigung ehemals geschiedener Arien , theils Trennung einer Art in mehrere nolhwendig wurde. Während Uef. in der ersten Bearbeitung nur 128 Arien Affen autFührle , hat sich in der neuen diese Zahl auf 210 gesteigert, so dass also ein Zuwachs von 82 Arten erfolgt ist,

der Säugthieie während des Jahres 1853. 7

von denen 53 neuenldeckt und die andern 29 aus der Restitution alle- rer Arten hervorgegangen sind.

Dr Fitzinger hat in den Wiener Sitzungsberichten (XI. S. 400) sehr sorgfältige „Unlersuchungen über die Existenz verschiedener Arten unter den asiatischen Orangaf- fen« bekannt gemacht.

Nach eignen und fremden Beobachtungen ist der Verf. zu dem Resultate gelangt, dass 1) sowohl auf Borneo wie auf Sumatra ürangs sich Gnden, bei denen der Kajfel und das Nagelglied an den Daumen der Hinterhände entweder vorhanden ist oder fehlt ; und 2) dass un- ter den Orangs von Borneo , ausser dieser Verschiedenheit, noch ein weiterer Unterschied in der Bildung des Gesichtsprofils (im Vereine mit anderweitigen osteologischen Schadel-DifFerenzen) vorkommt, wel- ches sich entweder als ein gerades oder als ein ausgehöhltes darstellt. Indem nun der Verf. die Schädel - Differenzen mit dem Vorhanden- sein oder Mangel des Nagels und Nagelgliedes an den Hinterdaumen in Einklang zu bringen versucht, kommt er zum Schlüsse, dass es auf Borneo 2 und ebenso auf Sumatra 2 wesentlich von einander verschie- dene Orangs gebe, von denen die borneo'schen entweder a) ein gerades Gesichtsprofil und keine Nägel, oder b) ein ausgehöhltes Ge- sichtsproßl und Nägel an den Hinterdaumen haben; die sumatrani. sehen hingegep entweder a) ein ausgehöhltes GesichlsproGl und keine Näüel , oder b) ein ausgehöhltes Gesichtsprofil und Nägel an den Hin- terdaumen besitzen. Nachdem der Verf. noch einige Merkmale bei- zieht, glaubt er genug Anhaltspunkte zu haben, welche die Unterschei- dung von 4 deutlich von einander abweichenden Formen unter den asiatischen Orangaffen rechtfertigen dürften, obwohl er zur Zeit es nocli nicht wagen will, ihre Art- Verschiedenheit mit Bestimmheit zu be- haupten.

Ref. findet die Zurückhaltung eines bestimmten Ausspruches sehr löblich, indem er der Äleinung ist, dass die hier erörterte Frage erst dann zu ihrem definitiven Abschlüsse gelangen wird, wenn durch um- fassende, an einer grossen Anzahl von Individuen angestellte Unter- suchungen die Verschiedenheiten, welche auf dem Unterschiede der Geschlechter und der Altersperioden beruhen, genau ermittelt sind. Sehr verdienstlich ist es aber von dem Verf., in scharfsinniger Weise auf Punkte aufmerksam gemacht zu haben, die hiebei eine vorzügliche Beachtung erheischen.

Denselben Gegenstand behandelte Blyth im Journ. of the Asiat, soc. of Beng. 1853. p. 369. tab 1— 10.

Nach der Verschiedenheit der Schädelformen bestrebt sich Blyth die von Brooke für Horneo aufgestellten 3 Arten von Orang- Utans: Mias Pappan , Mias Rambi unji Mias Kassar , au recUtferti-

8 Wagner: Bericht über die Leistungen \n der Naturgeschichte

gen, wobei er bemerkt, dass die beiden ersten auch auf Sumatra vor- kommen. Ausserdem errichtet er nach einem kleinen, aber erwachse- nen weiblichen Exemplare mit kurzen Vorderarmen eine vierte Art, deren Heimath unbekannt ist. Seinen 4 Arten giebt er folgende Nanien :

1) PithecusBroohei Blyth = T. Wurmbii et F. Abelii Ow. = Mias Rambi;

2) P. Satyrvs Linn. = Mias Pappan ; 3) P. Morio Ow. = Mias Kas- sar ; 4) P. Owenii Blyth, der kleine ürang unbekannter Herkunft. Auf 10 Tafeln sind 5 Schädel, jeder in zwei Ansichten, abgebildet. Auch mit dieser Arbeit halten wir die Frage von der specifischen Einerlei- heit oder Verschiedenheit der Orang-Utans noch nicht spruchreif, da keineswegs nachgewiesen ist, dass die osteologischen Differenzen nicht Bämmtlich nach Alter, Geschlecht und Individualität in den Kreis der Abänderungen einer und derselben Art fallen können. Wenigstens er- klärte Temminck (Esq. sur la cote de Guine p. 14.) noch in neue- ster Zeit, dass er nicht an die Existenz mehrerer Arten von Orang- Utans auf ßorneo glaube.

Die Repräsentanten der asiatischen Orang-Utans in Afrika, die Schimpanse, sind ebenfalls Gegenstand mehrfacher Ver- handlungen geworden.

Aucapitain e's Notizen über die Gattung 6?on7/a (rev. zool. p. 49 u. 97. tab. 2.) bieten wenig Neues dar, indem sie hauptsächlich nur das bereits über diesen Affen Bekannte zu- sammenfassen. Dagegen ist von grosser VV^ichtigkeit D u v e r- noy's Abhandlung über die anatomischen Charaktere, welche die Skelete der Troglodytes Tschego Duv. und des Gorilla Gina Js. Geoffr. zeigen (Compt. rend. XXXVI. p.925).

Franquet hatte im Jahre 1852 vom Gaben - Flusse ein Skelet eines erwachsenen Schimpanse's mitgebracht, den die Neger IN'Tschego nennen und der von ihm als eine neue Art angesehen wurde. Duver- noy theilt diese Meinung und führt zur Unterscheidung der neuen Art von Troglodytes niger, dem eigentlichen Schimpanse, folgende Merk- male an : 1) Der Tschego hat nach Franquet schwarzes Gesicht und kleine Ohren , der Schimpanse (T. niger) hat ein fleischfarbiges Ge- sicht und grosse Ohren. 2) Die Form der beim Tschego ausgedehn- teren Schläfengruben, die Entwicklung der Pfeil- und Lambdanähte, welche sie begrenzen, und die Erweiterung der Schnaulze nach vorn, die sich fast in einer geraden Linie endigt, in welcher sich derAlveo- lenrand der Schneide- und Eckzähne findet, geben sehr scharfe Merk- male ab , die sich auch noch in der vorn breiteren Gaumenwölbung zeigen, während sie beim Schimpanse eben so breit wie hinten ist und der Alveolenrand der Schneide- und Eckzähne einen ziemlich geschlos- senen Bogen bildet. 3) Fersen- und Sprungbein bieten ebenfalls einige beraerfeenswerthe WITereiizen dar, -

der Säugthiere während des Jahres 1853. 9

Duvernoy ist ferner der Ansicht, dass der Gorilla eine von Tro- glodyles verschiedene Gattung bilden müsse und beruft sich auf folgende Verhältnisse: 1) Das Gebiss des Gorilla hat mehr Aehnlichkeit mit dem des Orangs als mit dem von Troglodytes. 2) Die Stärke und die bei- den Krümmungen der Jocbbögen geben dem Gorilla den Anschein ei- nes Fleischfressers. 3) Die ausserordentliche Entwicklung seir.er Pfeil- und llinterhauptsleisten , daher auch seiner Schläfengruben. 4) Die Verlängerung seiner Schnautze. 5) Die ausserordentliche Länge der Dorn- und-Querforlsälze seiner Halswirbel, und ihre Form. 6) Die Kürze seiner Lendenwirbel. 7) Die Länge des letzten Rippenpaares, das den Hüftbeinen angeheftet ist. 8) Die sehr beträchtlichen Di- mensionen des letzteren Knochens, 9) Die breite Form des Schulter- blatts, dessen Gräthe quer ist, während beim Schimpanse dieser Kno- chen schmal und länglich ist, mit einer sehr schiefen Gräthe in der Längsrichtung.

Die systematische Stellung anbelangend, räumt Duvernoy dem Go- rilla den Rang vor den Orang-Utans und nach den Schimpanses ein, wie diess schon früher Is. Geoffroy atisgesprochen und es in eini- gen Bemerkungeen, die er an Duvernoy's Vortrag angeknüpft hat (compl. rcnd. 1. c. p. 933), wiederholt. Is. Geoffroy hat auch zuerst die Gal- tung Gorilla aufgestellt (fünfter unterer Backenzahn mit 5 Höckern, die 3 mittlem Zehen zum Theil vereinigt) , und bezeichnet jetzt die einzige Art (Troglodytes Gorilla Savag. T. s. Savagei Ow.) als Gorilla Gina, nach dem Kamen N'Gina , den ihm die Eingebornen des Gabon beilegen.

In einer späteren Abhandlung (compt. rend, XXXVII. p. 817) gab Duvernoy einen Auszug aus seinen Untersuchungen der Bänder und Muskeln des von ihm anatomirten Exemplares vom Gorilla.

In der Sitzung- der pariser Akademie vom 5. September legte Owen, der derselben beiwohnte^ die Resultate seiner Untersuchungen über diese Affen vor (Ann. des sc. nat. XX, p. 120). Es sind folgende:

1) der Gorilla und Schimpanse gehören nicht zur Gattung Orang; 2) ihre unterscheidenden Charaktere nähern sie mehr der Gattung des Menschen an; 3) der Gorilla und Schimpanse sind zwei, der nämlichen Gattung (Troglodytes) angehörende Arien ; 4) durch mehrere der spe- cifischen Merkmale, die ihn von seinem Verwandten unterscheiden, und durch die, welche die wichtigsten sind, als der geringere Vorsprung der Prämaxillar - Knochen , die Gegenwart des Processus vaginalis, die Breite der Schulterblätter , der Hüftbeine und der Hand , die vollstän- digere Entwicklung des Fersenbeines und der grossen Zehe, nähert sich der Troglodytes Gorilla mehr dem Menschen an als der Troglody- tes niger; 5) die Differenzen, welche an den verschiedenen, von Na- turforschern untersuchten Skelelen bcobachlel wurden, scheinen Va*

lO Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

rietälen aber nicht verschiedene Arten anzuzeigen, und wahrschein- lich gilt dasselbe für die Art des Schimpanse's, wenigstens so weit als man nach den verschiedenen , vom Gabon oder andern Lokalitaten der Westküste des tropischen Afrikas kommenden Exemplaren urthei- len kann. Owen ist demnach, bezüglich der generischen Trennung des Gorillas vom Schimpanse und der Scheidung des letzteren in 2 Arten, mit den genannten französischen Zoologen nicht einverstanden und Ref. ist geneigt, ihm hierin beizupflichten.

Drei neue Arten Vierhäncler von der Küste von Guinea wurden durch Temminck (Esq. zooL sur la cöte deGuine p. 37. 39. 423 publicirt.

1) Cercopithecus lunulatus ; Scheitel und Hinterkopf schwärzlich- grau, am letzteren ein grosser Fleck von langen rölhlichgelben Haa- ren ; übrige ganze Oberseite mausgrau oder falbgraulich, mit schwarzer Kückenbinde ; Schwanz oben schwarz , unten weiss. 2) Papio ru~ bescens, nach einem halbwüchsigen Weibchen aufgestellt; Oberseite» Arme und Schenkel roströthlich , Unterseite weisslichgrau. Heimath nicht genau gekannt. 3) OIoUcaus Peli; Aussenseite röthlichbraun, Unterseite lichlroth ; über der INase eine weisse Binde; Schwanzhaare lang, dunkelbraun mit silberfarbiger Spitze. Die Jungen sind brennend rolh und ähnlich dem Galago Demidotüi von Fischer, doch haben sie die Schnurrhaare nicht, von denen letzlerer spricht, und überdiess er- wähnt er nicht der weissen Binde über der Nase.

CHropiera.

Einige Bemerkungen über südasiatische Handtlügler sind von Blyth im Journ. of the AsiaL Soc. of Bengal. 1853. p. 409. 581 u. 584 milgetheilt.

Als neue Art aus dem Pendschab bezeichnet er Hipposideros ci~ neraceus, ähnlich dem H. murinus EH., aber grösser und von verschie- dener Färbung. Hodgson's Myotis pallidivenlris unterscheidet er von unserem Vespertilio Pipistrellus hauptsächlich durch die viel grössere Länge des Vorderdaumens ; dagegen Capt. Hutton's Pipistrellus von Masuri durch geringere Grösse der Füsse und viel dunklere Färbung; aus letzterem errichtete er die neue Art Myotis parvipes. Eine Fle- dermaus von Hongkong sieht er für identisch mit Cantor's VespertiLo irretitus an.

Blasius hat 2 neue mitteleuropäische und deutsche Ar- ten von Fledermäusen aufgefunden, mmWch Vesperus Maurus und Rhinolophus Euryale,

Seine Mittheilungen finden sich in den Münchner gel. Anzeig. XXXVU. 3, i07 und noch ausführlicber in unserem Archiv S. 35.

der Säugthiere während des Jahres 1853. 1 1

Eine 3te Art vom Niederrhein hat er (ebenda S. 286) als Vespertilio ciliatus beschrieben.

Als Supplement zu seinen frühern Monographien lieferte Ternminck in den Esq. zool. de la cole de Guine die Be- schreibung von 5 neuen Arten Pteropus aus dem malajischen Archipel.

Sie heissen Pteropus Pluto, conspicillalus, alector, leticopterus und hypomelanus. Ferner machte Temminck a. a. 0. noch folgende Ar- ien üandflügler von der Küste Guinea's bekannt: Pliyllorrhina cyclops, fuliginosa und caffra Sund., Rlünolophus Alcyone, Tapfioious Peli.

Im Zoologist p. 3936 legte J. Couch sein vom 4. September 1852 bis 5. Juni 1853 geführtes Tagebuch vor, worin aufgezeichnet ist, an welchen Tagen er Fledermäuse hatte herumfliegen sehen oder nicht. Ebendaselbst S. 4012 berichtete J. R. Kinahan das Vorkom*- men von Vesperlilio Natlereri in Irland,

Insectivora s. Cuspidentata,

In der neuen Auflage seiner „Naturgeschichte des Thier- reichs« (Kempten 1853. 3te Aufl.) hat Ref. den Pelzflat- lerer (ßaleopithecus) unter die Insectenfresser eingereiht.

Man hatte bisher den Pelzflatterer bald zu den Halbaffen , bald zu den Handflüglern gestellt, damit aber jede der beiden Ordnungen um ihren durchgreifenden Ch^^racter gebracht. Bei den Affen passte er nicht wegen gänzlichen Mangels der üaumenbildung und wegen eines total verschiedenen Zahnbaues ; eben so unpassend wurde er den Hand- flüglern zugesellt , da bei diesen die Flughaut und die Vorderhände wesentlich anders als bei dem Pelzflatterer gebildet sind, dessen Flug- haut ohnediess nur die Bedeutung eines Fallschirmes hat, ähnlich wie bei den fliegenden Eichhörnchen und deu Flugbeutlern. Theilt man dagegen den Galeopithecus den Insektenfressern (Spilzähnern, Cuspi- dentata) zu, so verweist man ihn in eine Ordnung, die ohnediess in ihren äussern Formen, in der Bildung der Füsse und in der Beschaf- fenheit des Zahnsystemes eine grössere Wandelbarkeit zeigt, als jede der genannten beiden andern Ordnungen. Jedenfalls passt er dem Ge- bisse nach am ersten noch zu den Insektenfressern : mit diesen stim- men nicht bloss seine Backenzähne überein, sondern die Form seiner Eckzähne weist auch auf diese Ordnung hin. Der Galeopithecus ver- bindet die Inseklivoren mit den Handflüglern und noch entschiedener mit den Halbaffen.

Die Spitzmäuse bereicherte Brandt (Lehmann's Reise Zoolog. Anhang S. 29'j) mit einer neuen Untergattung: Vi- plomesodon.

12 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Sie characterisirt sich dadurch, dass sie nur zwei obere Backen- zähne aufzuweisen hat. Typus ist der Sorex pulchellus Licht,

Im Bullet, phys. -mathem. de St. Petersb. IX. Ko. 13 publicirte Brandt vorläufig einige Bemerkungen über die absondernden Zell- chcn oder Bläschen der Moschusdrüsen der Myogale moscovilica und die Moschusdrüsen der Myogale pyrenaica^ nebst einem die chemische Be- schaffenheit ihres Sekrets betreffenden Anhange von Dr. Doepping.

Das Auge des Maulwurfs wählte John Davy zum Gegen- stande anatomischer Untersuchungen (Ann. of nat. bist. XII. p 45).

Ref. machte in den Münchner gel. Anzeig. XXXVI. S. 220 be- merklich, dass er an einem jugendlichen Maul wu rfs- Schädel Ge- legenheit hatte, sich zu überzeugen, dass die Zvvischenkiefer -Naht auch noch den sogenannten zweiwurzeligen Eckzahn mit einschliesst, sowohl auf der Seiten- wie Gaumenfläche, und dass demnach dieser Zahn ein wirklicher Schneidezahn ist , mithin beim Maulwurf 8 obere Schneidezähne vorhanden sind.

Eine neue Art der Wasserwürfe bezeichnete John Cas- sin als Scalops aeneus (Proceed. Acad. nat. sc. of Philadelph. VI. 1852. p. 299).

Nach Zahnbau und sonst ein naher Verwandter des Scalops Town- sendii, aber viel kleiner und von verschiedener Färbung. Seine schwar- zen Krallen sind besonders auffallend und unterscheiden ihn von allen andern Arten. Ganze Länge 5", Schwanz l . 25". Farbe im Spiritus so prächtig melallglänzend wie bei Chrysochloris. Von Oregon. Frü- her (S. 242) bezeichnete Cassin diese Art als Scalops metallescens.

Den nur aus einer Abbildung bekannten Erinaceus collaris suchte Blyth genauer festzustellen (Journ. of the Asiat, soc. of Bengal 1853 p. 582).

Carnivora.

Vrsina. Die Frage, ob man mit Cuvier und Keyserling, ßlasius, und Eversmann 2 Arten des gemeinen Bären, Vrsus arctos, oder mit der Mehrzahl der Therologen nur eine an- nehmen dürfe, hat nun v. Midd end o r f f zur endgültigen Entscheidung gebracht.

Seine Beantwortung dieser Frage, die dahin ausgefallen ist, dass es nur eine einzige Art des gemeinen Bären giebt , d. i. den Ursus arctos, findet sich in seiner sibirischen Reise. Band II. Theil 2. S. 4 67 mit 26 Tafeln. Den llauptausschlag niusste hiebei die Schädelbildung geben , und auf ein Material von nicht weniger als 60 Bärenschädeln aus den verschiedensten Gegenden des russischen Reiches und den ver- schiedensten Altersstufen von beiderlei Geschlechtern gestützt, hat der

der Säuglhiere während des Jahres 1853. 13

Verf. die Variationen des Schädelbaues mit einer Vollständigkeit schil- dern können , wie sie uns von keiner andern Thierart vorliegt. Die Umsicht, der Scharfsinn und die Bestimmtheit, mit welcher der Verf. dieses reiche Material benutzt hat, die wichtigen Folgerungen, welche sich daraus auch hinsichtlich der Formabänderung des Schädels bei andern grossen Arten ableiten lassen , reihen diese Arbeit unter die eminentesten, welche die Therologie aufzuweisen hat.

Einen Nachtrag zu seiner Darstellung der ehemaligen Verbrei- tungsverhältnisse des gemeinen Bären in Baiern hat Ja ekel im Kor- respondenz-Blatt des zool.-mineral. Vereines in Regensb. S. 16l ge- geben.

Als eine Varietät des Ursus iibetanus erklärte B 1 y t h mehrere aus Tibet eingesandte Bärenfelle, deren schwarzer Pelz auf dem Rumpfe grau- oder lichlbraune Haarspilzen zeigte (Journ. of the Asiat, soc. of Bengal 1853. p. 589).

Aus der Kreuzberg-Höhle bei Laas in Krain übergab A. Seh mi dl der geolog. Reichsanstalt in Wien eine Anzahl Knochen von Vrsus spe^ laeus (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt S. 843).

P. Gervais setzte die Arten der G&Unng Hyaenarctos QÄgriotherium} auseinander (Ann. des sc. nat. XX. p. 229 tab. 12).

Man kennt ihm zu Folge dermalen 4 Fundorte von Hyaenarclos und wahrscheinlich eben so viele Arten, nämlich 1) H. kemicyon Gfrv. von Gers, wahrscheinlich einerlei mit Lortel's H. sansaniensis ; 2) Hyae- narttos von Spanien, grösser, aber nur nach einem einzigen Reisszahne gekannt ; 3) H. insignis von Montpellier; 4) H. sivalensis.

Mustelinst. Brandt hat beachtenswerthe Beobach- tungen mitgetheilt über die periodisch, vermuthlich in Folge lilimatischer Einflüsse, abweichende Bekleidung der Unterseite der Zehen und Fusssohlen der nordischen wieselartigen Thiere; ferner Bemerkungen über die Variation der Gaumenfalten meh- rerer dieser Thiere.

Erwähnte Mitlheilungen finden sich im Bullet, de St. Petersb. IX. No. 12.

Hensel setzte in unserem Archiv S. 16. tab. 2. Fig 1 —4 die Verschiedenheit im Schädclbau von Mustela Maries und M. Foina auseinander.

Ref. will hiebe! erinnern, dass er diess ebenfalls schon im Jah- resbericht von 1841 gethan hat.

Gray verglich den Schädel von Hodgson's Taxidea leu^

14 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Citrus mit denen der verschiedenen Dachse im britischen Mu- seum (Ann. of nat. hist. XII. p.2'21).

Als Resultat spricht er Folgendes aus, „Ich finde, dass alle alt- welllichen Dachse (Meles) einen massig grossen Reisszahn haben und einen sehr grossen vierseiligen länglichen Höckerzahn im Oberkiefer, welcher länger als breit ist, und der Schädel ist hinten gerundet. Die Nase des tibetanischen Dachses (Meles leucurus) spitzt sich viel mehr zu und ist zusammengedrückter als die des europäischen Dachses, dem er am meisten gleicht. Der japanische Dachs (Meles Auakuma) diffe- rirt von beiden durch einen viel kürzeren Schädel und eine kurze, ziemlich breite Nase. Die amerikanischen Dachse (Taxidea Waterh.) haben im Überkiefer einen sehr grossen dreieckigen Reisszahn und einen ebenfalls dreieckigen Höckerzahn, der letzleren nicht an Grösse übertrifft. Der Schädel ist auch viel breiler, mehr niedergedrückt und hinten abgestutzt."

An zwei Dachsfellen , die ßlyth aus Tibet erhielt, er- kannte er an dem einen Hodgson's Taxidea leucurus, wäh- rend das andere sich eher als eine neue Art, Meles albigu- laris von ihm benannt, ergab (Journ. of the Asiat, soc. of Bengal 1853. p.589).

Nach seinen Angaben ist Meles albigularis dem europäischen Dachse verwandt, aber dadurch verschieden, dass der Vorderhals nicht schwarz, sondern weiss ist, und dass auch die Kopizeichnungen beider von einander abweichen. Von der Taxidea leucurus Hodgs. erklärt ßlyth die neue Art eben so verschieden, als der europäische Dachs von der amerikanischen Taxidea differirt ; sie hat kleinere und viel weni- ger behaarte Ohren und der Pelz ist kürzer und gröber, obwohl von feinerer Textur als beim europäischen Dachse, und mit mehr Wollhaar an der Basis. Schädel hat Blyth nicht erhallen , daher seine Vermu- thung, dass Hodgson den Schädel der Meles albigularis für den der Taxidea leucurus abgebildet habe, wohl unbegründet ist.

Blyth machte eine zweite Art des Ba 1 i-S a u r's aus- findig, die er mit dem Namen Arctonyx taxoides belegte (a. a. 0. S.59I).

Kur halb so gross als A. collaris, mit viel längerem und feine- rem Pelze, sehr ähnlich dem des europäischen Dachses, aber weicher; die Schnauze minder breit als bei A. collaris, Ohren und Schwanz kür- zer; Färbung ähnlich, aber viel heller. Von Asam und Arakan.

Tiverrina. Eine neue Art dieser Familie stellte Gray als Cynictis Maccarthiae auf (Ann. of nat. hist. XII. p. 48).

Gleicht in der Färbung etwas der Cynictis melanura, weicht aber im Einzelnen merklich ab, auch sind die Haare viel länger und nicht

der Säugthiere während des Jahres 1853. t5

so anliegend. Das Exemplar stammt aus Ceylon und wurde eine Zeit- lang, gleich einem von eben daher gebrachten Exemplare von Herpe- sles Smllhii, in London lebend gehalten.

Diese Bekanntmachung von Gray veranlasste B 1 yth in dem Journ. of the Asiat, soc. of Beng. p. 581 zu der Bemerkung, dass genannter Herpestes Smithii, einerlei ist mit H. rubiginosus Kelaart und H. El" lioli Blyth und auch die INilgiris und Travancore bewohnt ; dagegen dürfte vielleicht Cynictis Maccarthiae doch nicht, wie es allerdings den Anschein halle, mit Kelaart's Herpestes fulvescens identisch sein, weil eine Cynictis nicht, wie es bei letzterem der Fall ist, an den tlinterfüssen fünfzehig sein könne.

A. Alessand rini lieferte anatomische Bemerkungen über ein junges männliches Individuum des Paradoxurus typus,

Sie sind aufgenommen in die iMemorie della Accademia delle scienze delT Istituto di Bologna. Tom. 111. 1851. p. 19. lab. 4 und 5, und begreifen die Beschreibung des Skelets, Verdauungskanals, der Athmungsorgane, Harn- und Geschlechtsorgane. Die Abbildungen stel- len das Skelet dar und die Athmungsorgane nebst Zunge und Herz.

Eichwald führte aus dem tertiären Kalke von ßessarabien eine Viverra (Tkalassictis^ robusla Nordm. an und aus dem Meeressande von Volhynien eine Viverra catus Eichw. (Leth. ross. p. 403).

Am meisten verdient um die Familie der Viverrinen machte sich Temminck in seinen Esq. zool. , theils durch Bekanntmachung neuer Arten , theils durch genauere Schil- derung mehrerer, schon früher aufgestellter, aber nicht aus- reichend charakterisirter Species.

Die neuen Arten heissen Viverra genetloides, Herpestes Loempo, Pluto y punctatissimus , ßmbriatus und microcephalus (letztere beide un- bekannter Heimath) ; ierner Paradoxurus sligmaticus \on Borneo. Wahr- scheinlich wird aber auch Temminck's Herpestes Smithi nicht mit dem von Gray identisch sein , indem letzterer Indien angehört, ersterer von Cape Coast stammen soll. Aus gleichem Grunde ist es uns nicht wahr- scheinlich, dass Parodoxurus binotalus Temm. von Guinea einerlei sein soll mit P. Hamiltoni Gray aus Indien, da die Verschiedenheit der Hei- math dagegen spricht. Endlich betrachtet Temminck Herpestes ochra- ceus Gray und H. ornatus Pet. als zu H. Mulgigella Kupp, gehörig, so wie H. punctatus und Cynictis melanura als mit H. badius einerlei.

Canina. Du Loup , de ses races ou Varietes par M. Mauduyt. Poitiers 1851. 12 p. et 3 pl.

Diese Broschüre ist mir nur aus den wenigen, im Nachstehen- den angeführten Worten, welche Aucapitaine in der Rev. zool. p. 276 über sie sagt , bekannt. „Auf einigen Seiten liefert der Verf.

16 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichle

die Geschichte des Wolfs uud einige Bemerkungen über seine Sitten, verschiedene Thalsaciien über seine Begattung mit dem Hunde und ci- tirl Fragmente eines Briefes von Herrn v. Lafresnaye mit Details über die Bastarde und die Meinung von Alauduyl unterstützend, welcher im Gegensalze zu den von dem Verfasser des Artikels Chien des üict. univ. (III. p. 354) ausgesprochenen Ideen meint , dass die Begattung des Hundes und der Wölfin in der Freiheit statthaben kann. Drei lith. Tafeln stellen den männlichen VVoIfsbastard oder Wolfhund, ferner den weiblichen Bastard und den gemeinen Wolf (falbe Var.) dar.

In dem Regensb. Korrespondenz -Blatt S. 162 lieferte Ja ekel Wachlräge zu seinen früheren Angaben über das Vorkommen des Wol- fes in Bayern.

Eine neue Art von Füchsen von dem grossen Salzsee in Utah und den Felsgebirgen machte Baird und bald her- nach Audubon und Bach man unter verschiedenen Na- men bekannt.

In Stainsbury's Exploration and Survey of the Valley of Ihe Great Sali Lake of Ttah p. 309 stellte Baird diesen Fuchs als Vulpes tna- croura auf und bemerkt, dass er in der Färbung eben so veränderlich sei wie der Canis fulvus, dass aber sein Schwanz um 6" und mehr län» ger sei als bei letzterem. Audubon und Bachman gaben ihrer neuen Art den Namen Vulpes Utah, mit der Diagnose: „corpore grandiore, pilis velleris longioribus nee non gracilioribus quam in V. fulvo, cauda magna cylindracea.« Hauptsächlich aus dem Utah-Thale. Kurz her- nach machte Baird in denselben Proceed. p. 124 bemerklich, dass Vul- pes Utah und V. macroura eine und dieselbe Art bezeichnen.

Ein Fuchsfell aus den Salzbergen des Pendschabs fand Blyth viel heller als bei Vulpes ßarescens, zu welcher Art er es deshalb auch nur fraglich stellte (Journ. of the As. soc. of Beng. 1853. p. 581).

FeBina. grosser Ausführlichkeit hat Jacke I über das eljemalige Vorkommen des Luchses in Bayern gehan- delt (Uegensb. Korrespondenz-Blatt S. 58, 175).

Brandt besprach in einer Notiz das Vorkommen der Wild- katze (Felis Catus ferus) in Russland. Früher war sie weiter ver- breitet, jetzt findet sie sich noch in den kaukasichen Wäldern; Nord- mann nennt überdiess die Küsten des schwarzen Meeres und Awhasien, M. W^agner auch Colchis (Bullet, de rAcadem. de St. Pelersb. XI. 1853. p. 334).

Einige Bemerkungen über Felis Hulloni , isabellina , macroscelis und marmoraia wurden von Blyth im Journ. of Beng. p. 581, 591 nie- dergelegt.

Genauere Auskunft über Felis celidogasler gab Temminck in den Esq. zool. sur la cöte de Giiine p. 86.

der Säuglhiere während des Jahres 1853. 17

Der Machaerodus primaevus ist nunmehr von Dr. Leidy aus- führlicher beschrieben und zugleich abgebildet worden in D.D. Owen's Report of a geolog. survey of Wisconsin.

Marsupialia.

Ref. lieferte in der 5ten Abtheilung des Supplementban- des zu Schreber's Säugthieren eine neue Bearbeitung der Ordnung der Beutellhiere.

Meine erste Bearbeitung dieser Ordnung ist schon vor 12 Jah- ren beendigt worden, also zu einer Zeit, wo weder die prachtvoll il- lustrirlcn Werke von Gould, noch die klassische Bearbeitung der Beutellhiere von Waterh o u se mir zur Benutzung vorlagen, während überdiess eine Menge neuer Arten bereits aufgeführt waren, aber so unbestimmt und widersprechend charakterisirt, dass ich mich in diesem Wirrwarr nicht zurecht finden konnte. Seitdem haben die eben genannten englischen Zoologen mit ihren reichen Materialien eine klare Auseinan- dersetzung der australischen Beutelthiere geliefert, während mir selbst es vergönnt war, durch Bearbeitung der von Natter er in Brasilien zahlreich gesammelten Marsupialien diese schärfer als früher bestimmen und mit neuen Arten vermehren zu können. Für Peru hat diess J. v. Tschudi, für den indischen Archipel haben es Schlegel und S. Müller gethan. So hat denn meine zweite Bearbeitung der Ordnung der Beutellhiere festere Stützpunkte als meine erste gewonnen, zumal da auch die hiesige Sammlung seitdem mit Exemplaren aus dieser Ord- nung reichlicher als früher versehen worden ist, wovon ein grosser Theil aus der Reise des Dr. Preiss in Südaustralien herrührt. Die vorliegende Monographie hat demnach sowohl viele Berichtigungen vorzunehmen, als als auch viele neue Typen einzuschalten gehabt. Die erste Bearbeitung zählte im Ganzen 94 Arten Beutelthiere auf; die dermalige Revision hat aber ergeben, dass diese Zahl durch Ausschei- dung von 18 Kominalarten auf 76 reducirt werden mussle. Dagegen waren 54 neue Arten einzuschalten, so dass also die zweite Bearbeitung im Ganzen 130 Arien Beutellhiere aufzählt. Als neue Species ist in derselben Phalangisla hypoleucos beschrieben und abgebildet worden.

Genauere Angaben über die Entwicklung der Jungen im Beutel, nach Beobachtungen an Didelphys virginiana , machte Meigs bekannt in den Transact. of the Am. phil. soc. held at Philadelph. X. 2. p. 155.

Rodentia.

Mit einer neuen systematischen Eintheilung der Nager befasste sich P. Gervais in den Ann. des sc. nal. XX. p. 245; da sie jedoch nur wenig von der abweicht, die er frü- her im Dict. univ. d'hist. nat. unter dem Artikel: Rongeurs aufstellte, können wir uns damit begnügen , sie hier in Er- wähnung gebracht zu haben.

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. B

18 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Scittrina. Zur Kenntniss dieser Familie hat Tem- minck in seinen Esq. zool. de la cote de Guine die wich- tigsten Beiträge geliefert.

Zu Sciurus stellte er folgende neue Arten : Sciurus caniceps (viel- leicht Sc. Stangeri Wat.), Ebii^ maculatus , leucosligma, punctalus und musculinus, sämmtlich von Westafrika ; ferner Sc. enßhromelas von Ce- lebes, cinnamomeus von Alaiakka und bimaculalus von ebendaher. Eine neue Art Backenhörnchen von der Halbinsel Malakka benannte Temminck Tamias leucotis , ausgezeichnet durch Kleinheit, wie durch, Besetzung des äussern Oiirenrandes mit weissen, nur an der Basis schwarzen Haaren. Ferner verdanken wir ihm die Beschreibung zweier neuen Arten von Anomalurus: A. Peli und laniger, von denen bei der Familie der Orycterinen weiter die Rede sein wird.

Der Gattung Sciurus sind auch aus Nordamerika 2 neue Arten zugefügt worden.

1) Sciurus Alberti von Woodhouse, früher von ihm Sc. dor~ salis benannt (Proceed. Acad. nat. sc. of Philadelph. VI. 1852. p. 110, 220). Ohren gross und breitbuschig mit langen schwarzen Haaren. Farbe oben dunkelgrau, mit Ausnahme der Rückenlinie und einer Binde hinter dem Ohre, die schön rostrothbraun sind, ünteiseite weiss , mit Ausnahme des Perinaeura , welches grau ist. Wangen graulichweiss; Schwanz sehr gross und breit , oben grau mit breitem weissen Rande, unten weiss. Körper 13", Schwanz 11", Schwanzwirbel 8". Aus dem San Francisco-Gebirge in Neumexiko. 2) Sciurus Heermanni von Le Conte (a. a. 0. S. 149). Zeigt eine nahe Verwandtschalt mit mehreren grauen Eichhörnchen der allantischen Staaten, insbesondere mit Sc. cinereus; aber die viel beträchtlichere Grösse der Ohren, die dunkler graue Farbe der Oberseite der Füsse und der Mangel einer braunen Färbung am Kopfe unterscheiden diese Art von allen ihren Verwandten. Aus Californien.

W. H. Slaney von Hatton-Hall in England berichtete im Zoo- logist p. 4051, dass in seiner Gegend vom gemeinen Eichhorn eine Va- rietät mit flachs- oder strohfarbigem Schwänze eben so häufig wie die normal gefärbten Exemplare vorkomme.

Haldeman machte in den eben angeführten Proceed. p. 198 bemerklioh, dass er ein Paar Albino von Tamias Lysteri und ein schwarzes Exemplar derselben Art gesehen habe, was Licht werfen dürfte auf die Varietäten der grauen Eichhörnchen, da es wahrschein- licher sei, dass diese eher dunkle Varietäten zeigen als die einförmi- gen Arten von Tamias. Erwähntes Exemplar w^ar ganz schwarz, ohne Andeutung der Seitenstreifen.

Hensel lieferte einen Beitrag zur Kenntniss fossiler üe-

der Säugtbiere während des Jahres 1853. 19

berreste aus der Gattung Arctomys (Nov. act. acad. nat. cur. XXIV. 1. S. 295. tab. 22, 23).

Das zootomische Museum in Breslau besitzt fossile Fragmente eines Schädels, Oberarmes, Oberschenkels und Kreuzbeines. Verf. fin- det den Schädel mehr dem von Fischer v. VValdheim beschriebenen und von Giebel Arctomys spelaeus benannten ähnlich als dem von A. primigenius und A, Marraotta. Herkunft unbekannt.

Dipoda* Als neue Art kündigte E. Fairmaire den Dipus proximus an (rev. zool. p. 145).

Er erklärt diese Art für sehr nahe verwandt mit 1). Sagitta, doch könne man ihn immer von letzterer unterscheiden durch Ueberlegen- heit der Grösse, sowohl nach der Länge als Dicke, und besonders durch Verschiedenheit der Form des Schwanzes, indem dieser bei D. sagitta immer dünn, von demselben Volumen und von einförmiger Fär- bung ist mit Ausnahme der Spitze, die unten einen schwärzlichen Ton annimmt. Bei D. proximus dagegen ist der Schwanz dick, an der Basis sehr zusammengedrückt und mit sehr kurzen an der Spitze buschiger werdenden Haaren besetzt, unten sehr lichlrolh, oben roth mit Schwärz- lich gemischt. In Asien bei Jamankala gegen die Ufer des Zon, jen- seits des Ural-Flusses gefunden. Die osteologischen Differenzen zwi- schen beiden Arten sollen später zur Erörterung kommen, bis dahin wohl auch das Urtheil über die Selbstständigkeit der neuen Art zu verschieben sein wird.

Eine gründliche Auseinandersetzung der Arten von der Gattung Dipodomys haben wir John Le Conte zu verdan- ken (Proceed. Acad. nat. sc. of Philadelph. VI. 1852. p. 224).

Die Gattung selbst, nebst Perognathus, will der Verf. wegen der Form des Schädels und Älangels von Fostorbitalfortsätzen nicht zu Di- pus, sondern zu den Myoxinen gestellt wissen. Die Arten von Dipo- domys ordnet er in folgender W^eise an.

f) Schwanz viel länger als Kopf und Rumpf, gegen die Spitze mit

einem Büschel langer Haare j Aotitragus kurz, breit und sehr

deutlich.

1. D. Philippii Gray ; Schwanz braun, jederseits mit weisslicher Binde, äusseres Drittel dunkel schwärzlichbraun , Spitze rein weiss. Sa- cramenlo-Thal.

2. D. agilis Gambe!; Schwanz bräunlich, jederseits mit undeutlicher weisslicher Binde; äusseres Drittel bis zur Spitze fast einförmig blass braun. San Diego.

ff) Schwanz so lang wie Kopf und Rumpf, Haare an der Spitze kaum länger; Antitragus sehr kurz, undeutlich.

3. D. Ueermanni n. sp. ; Schwanz braun, gegen das Ende ins Schwarze

20 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

übergehend, jederseits mit breiler weisser Binde ; Spitze rein schwarz. Sierra Nevada. f f f ) Schwanz kürzer als der Leib , Haare am äussern Drittel sehr

lang, Ohren massig klein, Antilragus obsolet. 4. D. Ordii Woodhouse ; Schwanz bräunlich, jederseits mit breiter weisser Binde, lange endständige Haare blass braun, an der Basis weiss. El-Paso, Texas. Eine 5le Art: D. Wagneri, von LeConte nach einem Exemplare mit defectem Schwänze bestimmt, scheint zur ersten Abtheilung zu ge- hören. Die Länge der Schwanzwirbel zeigt einen Schwanz ähnlich dem von D. agilis an, mit dem sie in der Färbung übereinkommt ; die Ohren sind etwas grösser als bei letzterem und der Antilragus ist gross, breit und an der Spitze stumpf abgerundet. Die BichligUeit der Angabe der Heimath : James ßead , South Carolina bezweifelt er , da alle andere Arten dem westlichen Theilß des Continenls angehören.

A. a. 0. S. 225 macht Le Conte noch bemerklich, das Peale's Cricetodipus parvus zu Perognalhus gehört.

Eben daselbst S. 235 bringt Woodhouse eine kurze Beschrei- bung seiner Dipodomys Ordii vor.

Orycterina. Von Anomaliirus Pelii lieferte P. Ger- vais eine Beschreibung des Knochengerüstes (Ann. des sc. nat. XX. p. 238. tab. 13. Fig. 1—7).

Nach dem Schädelbaue bringt er diese Gattung unter seine Fa- milie der Hystricidae und zwar wegen ihrer Befähigung zum Fluge in eine besondere Gruppe , die bezüglich des Schädels und Gebisses eine sehr grosse Aehnlichkeit mit Cercomys hat.

Eben dieselbe Art nebst einer neu aufgestellten, Ano- malurus laniger, beschrieb Temminck in seinen Esq. zooi. sur la cote de Guine p. 146, 149.

Temminck betrachtet Anomalurus nur als Untergattung von Pte- romys. A. Inniger unterscheidet sich von den andern Arten sowohl durch die wollige IJeschaffenheit wie die Färbung des Pelzes.

Cuoicuiaria. JohnLe Gonte's Versuch einer Syn- opsis der Galtung Geomys Raf. (^Ascomys Licht.) gewährt eine sehr gute Uebersicht über die hieher gehörigen Arten (Proceed. Acad. nat. sc. of Philadelph. VL p. 157).

Die Anordnung ist in folgender Weise:

f) dentes primores superiores profunde sulcati. a. Cauda fere nuda.

1. Rufo-fuscus, fere hispidus . . G. hispidus n. sp.

2. Supra rufus, d. prim. sup. bicanaliculati G. canadensis Licht.

3. Supra plumbeus, d. prim. sup. unisulcati G. pineli Baf.

der Säugthiere während des Jahres 1853. 21

b. Cauda pilosa.

4. Supra nigricans, d. prim. sup. unisulcati G. mexicanus Rieb.

5. Supra fuscescens, d. prim. sup. bicanaliculati

G. oregonensis n. sp, ff) Dentes primores non sulcali.

6. Supra rufescens, infra albicans . G. rufescens Wied. Wegen mangelhafter Beschreibung kann der Verf. in sein Schema

nicht einreihen: G. Douglasii, talpoides, umbrimis und bulbivorus, sämmt- lich von Richardson aufgestellt, ferner G. castanops Baird.

Von seinen 2 neuen Arten stammt G. hispidus aus Mexiko und G. oregonensis vom Columbia-Flusse. Pseudostoma ßoridana Aud. Bachm. erklärt der Verf. für identisch mit G. pineli Raf. ; ferner Thomomys rufescens Wied = G. borealis Bachm. = Pseudostoma borealis Aud. Bachm. = ? Oryclomys Bottae Eyd.

Auch Woodhouse stellte aus derselben Gattung eine neue Art als Geomys fulvus auf (a. a. 0. S. 201).

Oben leicht röthlichbraun , unten weisslich , Ohren klein , rund und mit dickem, kurzen, schwarzen Pelz besetzt; Schwanz lang im Ver- gleiche zu andern dieser Gattung. Körper 5", Schwanzwirbel lyio"» Schneidezähne mit 3 convexen glatten Seiten, die untere etwas schmä> 1er. Die Krallen der hinteren Zehen etwas länger als die vorderen ; Schwanz mit kurzen weissen Haaren besetzt. Aus Neumexiko.

Pseudostoma (Geomys) castanops, von dem bereits Le Conte be- merklich machte, dass er es nicht einreihen könne, wurde von Baird in Stansbury's Explorat. of the Great Salt Lake p. 313 publicirt. Ueber den Zahnbau ist nichts gesagt, sondern nur bemerkt, dass die neue Art in der Grösse das Mittel zwischen Ps. boreale und bursarium halte, viel heller als letztere Species sei, blass gelblichbraun mit einem gros- sen hell kastanienfarbigen Fleck an jeder Seite des Kopfes.

iriurina. Mit 5 neuen Arten Mäusen von der Küste von Guinea machte uns Temminck in seinen Esq. zool. bekannt.

Sie heissen : Mus trivirgatus, Sihapusi, erythroleucus y musculoi^' des und rufinus. Zur Kenntniss des Circetomys gambianus lieferte er weitere Beiträge.

Von 2 neuen indischen Mäusen Mus gerbellinus und M. Thco^ baldi gab Blyth eine kurze Notiz (Journ. of Beng. p. 410, 583).

Eine Aufzählung der Arten von üapalotis, mit kurzer Charakteristik von zwei neuen, erschien von Gould in den Ann. of nat. bist. XI. p. 476.

Diese Gattung ist nunmehr auf 8 Arten gebracht: H. albipes Licht., //. apicalis n. sp. , H. hirsutus Gould, H. conditor Gould,, H.

22 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

longicaudatus Gould. , H. Gouldii Gray , H. Riohardsonii Gray, H. ma~ crotis Gray, H. Mitchellii Gould, H. murinus Gould und H. cervi- nus n. sp.

Hesperomys texanus wurde vonWoodhouse eine Art benannt, die am Rio Grande bei El Paso gefunden wurde (Proceed. Acad. nat. sc. Philad. VI. p. 242). „Kleiner als H. leucopus , Kopf kürzer und stumpfer, Ohren kleiner und gerundeter, Pelz oben braun, unten weiss ins Gelbliche ziehend.« Körper 2,4", Schwanz 2,1".

lieber die Feldmäuse {Hypudaeus') handelte ein Vortrag des Ref. in den Münchner gel. Anzeig. XXXVI, S. 291.

Es wird in selbigem hauplsächlich eine neue Form charakteri- sirt, von der ein Exemplar in der Gegend von Obersdorf unweit Sont- hofen im Allgäu gefunden wurde, wo diese Thiere überall auf den Bergen und in den Hochlhälern vorkommen. Diese Feldmaus ist auf der Oberseile trüb falbbraun und schwarz gesprenkelt, an den Seiten lichter, die ganze Unterseile nebst dem Schwänze welsslich, nur bei letzterm die obern Haare des Pinsels meist schwärzlich. Zunächst dem Hypudaeus alpinus verwandt, unterscheidet sie sich von ihm durch weit geringere Grösse und einen andern Farbenion ; Ref. legte ihr den Namen Hijpudaeus petrophilus bei.

Blaslus legte eine neue Gruppirung der Arten von Hypudaeus {Arvicola') , zugleich mit der Beschreibung einer neuen Art, vor in den Münchn. gel. Anzeig. XXXVII. p. 105.

Die neue Art heisst Arvicola campestris und unterscheidet sich von A. agreslis nur durch das Gebiss, während sie in der Färbung ganz mit ihr übereinslimmt. Sie ist bisher nur aus der Nähe von Braun- schweig bekannt. Heber meinen Hypudaeus petrophilus, den ich dem Verf. zur Ansicht zugeschickt hatte, äusserte er sich dahin, dass, nach- dem er den H. alpinus im ganzen Alpenzuge und zwar in allen Far- benabänderungen vom Weissgrau bis Dunkelbraun aufgefunden hätte, er keinen Anstand nehmen würde , ihn mit letzterem zu vereinigen, wenn nicht bei H. petrophilus eine auffallende Abweichung im Gebisse vorkäme, nämlich dass das drille Prisma am zweiten obern Backzahn vorn eingebuchtet ist. üb diese Differenz nun individuell oder con- stant sei, müsse die Untersuchung anderer Exemplare ergeben. Diese Untersuchung ist später vorgenommen und als individuell erkannt Wor- den , doch fällt das Referat über selbige nicht mehr in den Bereich des vorliegenden Berichtes; einstweilen kann aber auf ihre Mitthei- lung in den Münchn. gel. Anzeig. XXXVIII. S. 73 verwiesen werden.

Der Hypudaeus obscurus, den Evers mann nur mit wenig Wor- ten bezeichnete, ist jetzt durch v. Middendorff ausführlich beschrie- ben worden (sibir. Reise il. 2. S. 109).

In zwei meisterhaften Monographien hat v. Midden-

der Säugthiere während des Jahres ISSS. 23i

dorff (a. a. 0.) die beiden Arten von Lemmingen : Myodes torquaius und M. obensis geschildert, sowohl nach ihrem äus- sern und Innern Baue, als nach ihrem Farbenwechsel und ih- rer geographischen Verbreitung. Mehrere Nominalarten sind damit für immer beseitigt worden. -

Als neue Art führte Woodhouse den Perognathus penicillahis aus Neu -Mexico auf (Proceed. Acad. of Philad. VI. p.200).

„Oben gelblichbraun , unten weiss. Schwanz länger als Kopf und Rumpf, gepinselt, mit lichtbraunen Haaren." Körper Sy^", Schwanz- wirbel 3,7". Le Conte machte a. a. 0. S. 225 die Bemerkung, dass Peale's Cricetodipus parvus zu Perognathus gehört und stellt diese Galtung zu den Alyoxinen.

Castorina. Brandt kündigte an, dass erzwischen dem alt- und neuweltlichen Biber specifische Differenzen, sowohl in der Beschaffenheit des Schädels als der der Ca- storbeutel, gefunden habe; eine ausführliche Nachweisung soll nachfolgen (Bullet, de St. Fetersb. XI. p. 365).

§ubun@rulata. An dem Fragmente eines Schneidezah- nes vom Ashley-Flusse wollte Leidy einen grossen, wahr- scheinlich mit Hydrochoerus verwandten Nager erkennen: Oromys Aesopi (Proceed. Acad. of Philad. VI. p. 241).

Edentata.

Im 5ten Theile des Supplementbandes zu Schreber's Säugthieren lieferte Ref. die seit seiner ersten Bearbeitung in dieser Ordnung nöthig gewordenen Nachträge.

Sie betreffen die Gattungen Bradypus, Dasijpus und Manis.

Eine neue Anordnung der Edentaten wurde von H. N. Turner vorgelegt (Ann. of. nat. bist. XII. p. 348).

Sie erstreckt sich nicht bloss auf die Gattungen, sondern auch auf die Arten, so weit letztere dem Verf. bekannt geworden sind. Seine Arbeit ist nämlich vom Juli 1851 datirt, und daher mag es zum Theil kommen, dass ihm die neueren auswärtigen Arbeiten von Ref., Sundevall und Focillon entgangen sind. Immerhin aber ist diese Ar- beit nicht ohne Werlh , da ihr Verf. bei der Charakteristik der Gat- tungen und Arten hauptsächlich den Schädelbau berücksichtigt und über denselben gute liemerkungen mitgetheilt hat. Diess betrifft besonders die Gattung Bradypus, da er hier die Schädel, auf welche Gray seine neuen Arten begründete, vergleichen und dadurch zu denselben Resul- taten, wie ßci. schoi: früher nach aüder.'i Materialien, gelangen Konnte.

24 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

So trennt der Verf. den Biadypus affinis nicht von ßr. gularis ; eben so weiss er den B. Blainvillei, llaccidus und problemalicus nicht von Br. marmoratus zu scheiden. Von Myrmecophaga Tamandua trennte der Verf. als eigene Art mit dorn Namen AJyrmecophaga longicaudala ab; es ist diess dieselbe Form, welche schon Ref. unter gleichem Namen als Var. J von M. Tamandua unterschieden und dabei bemerkt hatte, dass weitere Untersuchungen höchst wahrscheinlich dieselbe als eigene Art erweisen werden.

Von Hyrtl ist nunmehr die ausführliche, vortreffliche Schilderung" des arteriellen Gefässsystems der Edentaten be- gleitet von 8 prächtigen Tafeln in den Denkschriften der Wien. Akadein. d. Wissensch. VI. S. 21 erschienen.

Die Memorie della Accademia delle scienze dell' Isti- tuto di Bologna. Tom. III. (1851) enthalten zwei anatomische Arbeiten über Thiere dieser Ordnung von A. Alessandrini.

Die erste (S. 363. Tab. 26, 27) befasst sich mit einem Exemplare des Bradypus tridactylus und liefert eine Beschreibung des Skelets und der Eingeweide mit Abbildungen des Schädels, der Athmungsorgane, Zunge und des Herzens. Dem Verf. scheint es unbekannt geblieben zu sein , dass es mehrere Arten dreizehiger Faullhiere giebt. Die andere Abhandlung ( S. 433. lab. 29— 31 ) hat zum Gegenstande die Myrmecophaga didactyla. Beschrieben wird das Skelet, der Verdau- ungsapparat, das Herz, die Harn- und Geschlechtswerkzeuge. Abge- bildet siiid das Skelet, der Schädel und einzelne Weichlheile.

Mehrere neue urweltliche Edenlaten aus Nordamerika kündigte Lei dy an.

In den Proceed. Acad. nat. sc. of Philadelph. VI. (1852) p. 117 erklärte er, dass er nach Untersuchung der ausgestorbenen Edentaten von Nordamerika zur Ueberzeugung gekommen sei, dass es von Mega- lonyx wahrscheinlich 4 Arten giebe: M. Jeffersonii Harl., M. laqueatus Harl. , ? M. potens Leid, und W. dissimilis Leid. Ferner eine Art Mylodon = M. Harlan! Ow. ; eine Art Megalherium , wahrscheinlich von der südamerikanischen verschieden und von ihm M. mirabile be- nannt. Den von Owen in der Voy. of the Beagle abgebildeten Kiefer will er nicht, wie genannter Falaeontolog , als zu Megalonyx Jefferso- nii gehörig ansehen , sondern als neue Art und Galtung : Gnathopsis Owenii. S. 241 bezeichnete Leidy noch 2 andere neue Gattungen, nämlich nach einem Fragment eines Backenzahnes vom Ashley-FIusse ein riesenhaftes, von jeder andern Galtung verscbiedenes Faulthier : Enbradys anliquus, und dann nach einem andern Backenzahn ein zwei- tes, ebenfalls von allen andern Galtungen verschiedenes , riesenhaftes JFaulthicr , Eß'eptodon priscus, von Katchez.

der Säugthiere während des Jahres 1853. 25

Mit der Lösung der Frage, ob es eine oder mehrere Arten \on Orycteropus gehe, befasste sich Duvernoy (rin- stit. p. 91).

Nach Vergleichung eines Skelets von einem bei Gondar in Abys- sinien erlegten Orycleropus und des Schädels eines anderen Exemplars vom weissen Wil mit 2 Skeleten vom Kap, hält sich D. mit einem ge- wissen Grade von Sicherheit für berechtigt zur Erklärung, dass die Erdferkel von Abyssinien und dem Sennaar (Orycteropus aethiopicus Sund.) eine von denen des Caps (0. capensis) verschiedene Art bilden. Bezüglich des Erdferkels vom Senegal kommt er zum Schluss, dass obwohl dasselbe vom abyssinischen verschieden sei, es demselben doch mehr als dem kapischen gleiche, welches eine von den beiden andern sehr verschiedene Art ausmache.

Solidungula,

Das Vorkommen der Gattung Hipparion (Hippotherium') in Nordamerika ist durch L eidy angezeigt worden (Proeeed. Acad. nat. sc. of Philad. Vi. p. 241).

Zwei obere Backenzähne, die am Ashley-Flusse in Süd-Carolina gefunden wurden , sind es , wornach Leidy auf diese Gattung scbloss, deren Vorkommen bisher in Nordamerika noch nicht nachgewiesen war. Gedachte Ueberreste bezeichnete er als Hipparion venustum. Zwei andere obere Backenzähne von demselben Fundorte und Texas schrieb L. dem Equus americanus zu.

Lavocat und Joly berichteten über einen Fall, in welchem ein von einer Stute, die verworfen halte, herstammender Maulthier-Foe- tus von ohngefähr 9 Monaten an den Vorderfüssen gespaltene Hufe zeigte (l'Instit. p.305).

Pachydermata.

Die Klippschliefer bereicherte Temminck mit einer neuen Art : Hyrax silvestris (Esq. zool. sur la cote de Guine p. 182).

Diese Art, welche in den Waldungen an der Küste Guinea's sehr häufig vorkommt, ist zwar mit H. arboreus verwandt, aber doch von ihm erheblich verschieden. Es hat nämlich H. sylvestris in jedem Kiefer nur 6, H. arboreus dagegen wie die andern Arten 7 Backen- zähne; ferner sind bei jenem die Zehen länger und dicker, die äus- sere Zehe der Vorderfüsse deutlich, während sie bei H. arboreus ru- dimentär ist; dann ist auch bei lelzterm Schnautze, Kinn- und Au- gengegend behaart, während diese Theile bei H. sylvestris nackt sind ; ebenso sind bei diesem die Ohren innen nackt, bei jenem buschig be- haart. Endlich bildet der lange weisse lausche], der den nackten Drü-

26 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

senfleck auf dem Rücken bedeckt, bei H. arboreus eine schmale, bei dem H. sylvestris eine breite Binde.

Viele und darunter höchst merkwürdige und eigenthüm- liche Formen urweltlicher Dickhäuter sind durch Leidy be- kannt gemacht worden in D. D. 0 w e n's report of a geolog. survey of Wisconsin und in vermehrter und verbesserter Auf- lage in den Smithsonian Contributions to Knowledge V.

Sie heissen: Ärchaeotherwm Mortoni und robustum, Anchithe- rium Bairdii , Tilanotherium Proutii, Falaeotherium giganteum, Rhino- ceros occidentalis und nebrascensis. Die ausführlichen Beschreibungen sind durch vortrefflich ausgeführte Abbildungen erläutert.

Description of a Sceleton of the Mastodon giganteus of North America. By John C. Warren M. D. Boston 1852.

Eine ausgezeichnete Arbeit, sowohl hinsichtlich ihres wissen- schaftlichen Gehaltes als ihrer prachtvollen Ausstattung. Ihr Verfas- ser ist selbst im Besitze zweier Skelete von M. giganteus und aus- serdem benutzte er zu seiner Monographie noch die übrigen Samm- lungen von Nordamerika, sowie die von London, Paris und Darmstadl. Mit so reichem Material ausgestattet, konnte er die Kenntniss vom Ske- letbaue dieses Riesenthieres zum Abschlüsse bringen und denselben auf 27 lithographirten Tafeln nach allen seinen Hauptstücken erläutern.

Osteografia di un Mastodonte angusüdente illustrato dal Professore Eugen io Sismonda. Torino 1851. (Separat- abdruck aus den Memorie della R. Accad. delle scienze di Torino. Tom. XII).

Während in der Regel die Knochen des Mastodon angustidens in Europa nur vereinzelt gefunden werden, hat sich gelegentlich der Anlegung der Eisenbahn zwischen Dusino und Villafraoca bei dem Dorfe Solbrito der glückliche Fall ereignet , dass ein ganzes Skelet desselben in einer Tiefe von ungefähr 8 Metres zum Vorschein kam. Da es indess schon auf seiner Lagerstätte im Laufe der Zeiten beträcht, lieh gelitten hatte, so war es nicht möglich , dasselbe in solcher Voll- ständigkeit herauszuschaff'en , wie es nicht selten in Nordamerika mit den Skeleten von M. giganteus der Fall zu sein pflegt. Indess ist noch genug übrig geblieben, um dem Verf. Stoff" zu einer sehr genauen lehr- reichen Beschreibung dieser merkwürdigen üeberresle zu liefern , und den 6 Tafeln, von denen 5 das doppelte Format einnehmen, ist hin- sichtlich ihrer gelungenen Ausführung ein nicht minderes Lob als der Bearbeitung des Textes zu spenden.

An Zähnen, die in der Molasse von Kirchberg an der Mindel ge- funden worden waren, erkannte H. v. Meyer Mastodon turicensis (Jahrb. f. Min. S. 631).

der Säugthiere während des Jahres 1853. 27

Quenstedt suchte an den bei Frohnsletten gefundenen Zäh- nen von Dinotherium darzuthun , dass in jedem Kiefer nicht bloss 5, sondern 6 Backenzähne vorhanden wären, indem vor jeder Reihe noch ein kleinerer gefunden wurde (Würlemb. nalurw. Jahresh. S.66)

Als Zusatz zu seiner Anatomie der Pachydermen lieferte Mayer Beiträge zur Anatomie des Rhinoceros indicus (Nov. act. acad. nat. cur. XXIV. 1. S. 1—4}.

Verf. hatte Gelegenheit, die Eingeweide eines männlichen indi- schen Nashorns, das gegen 2 Jahr alt war, zu untersuchen, und be- schreibt darnach die Zunge und Respirationsorgane, Darmkanal, Harn- werkzeuge und männliche Geschlechtsorgane.

Von J. Leidy erschien eine Abhandlung: Osleologie des Schädels vom Hippopotamus und Beschreibung der osteologischen Charaktere einer neuen Gattung Hippopotami- dae (Journ. Acad. nat. sc. of Philad. II. 3. 1853. p. 207).

Zuerst kommt eine ausführliche Beschreibung des Schädels von Hippopotamus amphibius und capensis, welche der Verf. mit Duvernoy als 2 Arten betrachtet, dann die des H. minor Mort. , welches er als eigene Gattung, früher von ihm Choerodes, jetzt Choeropsis liberiensis benannt, absondert. Auf Tab. 21 ist der Schädel im Profil und von oben abgebildet. Ref. hat hierbei zu bemerken, dass Duvernoy schon im Jahre 1849 für diese neue Art von Flusspferden den Gat- tungsnamen Diprotodon in Anwendung gebracht hat, dass jedoch eine generische Trennung derselben von Hippopotamus nicht nothwendig ist.

Die mikroskopische Struktur der Zähne des amerikanischen und indischen Tapirs wurde von John Tomes sorgfältig beschrieben (Ann. of nat. bist. XI. p. 472).

Leidy erwähnte eines fossilen Zahnes eines Tapirs, den er als Tapirus Haysii benannte; später erhielt er von demselben ein Kiefer- stück mit 2 Zähnen aus der Post-Pliocene bei Watchez (Proceed. Acad. nat, sc. of Philadelph. VI. p. 106, 148).

Ein Weibchen von Phacochoerus Pallasii, das 10 Monate lang in der Menagerie des zoologischen Gartens gelebt hatte, gab Owen Ge- legenheit von dessen innerem Baue eine genaue Beschreibung zu ent- werfen (Ann. of nat. bist. XI. p. 246).

In der Barbara-Grube am Monte Promina in Dalmatien wurde ein Unterkiefer von Anthracolheriuni gefunden, auf welchen H. v. Meyer eine neue Art: A. dalmatinum begründete (Jahrb. der geo!. Reichsanst. S. 165).

Unter den Huflhieren, die Owen bisher in die 3 Grup- pen: Proboscidea, Perissodaclyla und Artiodactyla verlheilt

28 Wagner: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

hatte, errichtete er eine vierte : Toxodontia (Ann. of nat. hist. XI. p.318).

Sie besteht aus den beiden Gattungen Toxodon und Nesodon ; von letzterer unterscheidet er jetzt 4 Arten: JV. imbricalus, Sulivanif ovinus und magnus.

Ruminantia.

Die Abscheidung des sibirischen Rehes, Cervus pygar- gus, als selbstständige Art von C. capreolus hat v. Midden- d 0 rff nicht gebilligt.

Wie er in seiner sibirisclien Reise 11. 2. S. 118 hervorhebt, be- schränke sich der ganze Unterschied auf etwas knorrigere und kräf- tigere Spiesse. Sei das sibirische Reh auch grösser als das europäische, so sei diess doch nur für den Durchschnitt richtig, und die kaukasi- schen Rehe vermittelten den Üebergang zu den sibirischen.

lieber das Vorkommen von Eckzähnen hei Cervus capreolus han- delte Hensel in unserem Archiv S. 23.

Die Unterschiede in der Gew^eihbildung zwischen dem Shou oder tibetanischen Hirsch, dem Edelhirsch und dem Wapiti wurden von Blyth sehr genau auseinander gesetzt (Journ. of ßeng. 1853. p. 592).

Temminck's Bearbeitung der an der Küste von Guinea vorkommenden Antilopen (in seinen Esq. zool.) lehrt uns viele dieser Arten genauer als früher kennen. Zugleich hat er sich entschlossen, die Gattung Antilope in aufzulösen.

Einstweilen theilte er nur die Kamen dieser Galtungen nebst den ihnen angehörigen Arten mit, behielt sich aber ihre Charakteristik auf den demnächst erscheinenden dritten Band seiner Monographies de Mammalogie vor.

Peters publicirte in den Berlin. Monatsberichten eine neue Art als Antilope leucolis. Von der Grösse der A. pygarga, kastanienbraun, die ganze Unterseite nebst den Ohren weiss ; Hörner divergirend, gerin- gelt, mit eingebogenen Spitzen. Aus dem Sennaar.

Ueber die Suborbital- Drüse der Anlilope picta brachte Turner einige Bemerkungen bei (Ann. of nat. hist. XI. p, 467).

Brandl's Bemerkungen über den Bau der Weichen- oder Lei- stendrüsen der Gazeilen gewähren werthvolle Aufschlüsse über diese eigenlhümlichen Bildungen (Bullet, de St. Petersb. X. INo. 5).

Bos brachyceros wurde von Temminck in seinen Esq. Zool. p. 239 für eine eigenlhümliche Art erklärt.

In den Smithsonian Contribulions to Knowledge V. (1853)

der Säuglbiere Mährend des Jahres 1853. 29

p. 1—20 erschien von J. Leidy eine Abhandlung über die ausgestorbenen Arten amerikanischer Rinder.

Als solche führt der Verf. auf: 1) Bison latifrons Harl. (Urus priscus ßojan.); 2) Bison anliquus Leid., nur zweifelhaft; 3) Boolhe- rium cavifrons Leid. (l3os Pallasii Dekay); 4) Bootherium bombifrons HarL Die Beschreibungen sind genau und durch 5 lithographirte Tafeln erläutert.

Die Auffindung vun Knochen des Bos longifrons in England zu- gleich mit römischen Alterlhümern gab A. Smith Veranlassung diese Art genauer zu charakterisiren und Nilsson's Ansichten über die Ab- stammung des zahmen Rindes zu besprechen (James, journ. 1853. p. 122).

Steenstrup machte auf zwei, in Torfmooren gefundene Ue- berresle aufmerksam ; der eine gehört dem Bos fronlosus Nilss. an und wurde bei Möen ausgegraben, der andere dem Bos Bison (üversight over det K. danske Vidensk. Selsk. ForhandL i Aaret 1852. p. 236).

Als höchst eigenlhümliche, ungehörnte Typen reihte Leidy (a.a. 0.) seine 3 neuen Galtungen: Agrochoerus, Oreo- don und Eucrotaphus bei den Wiederkäuern ein.

Zu ihnen zählt er 6 Arten: Agriochoerus anliquus^ Oreodon CuU berlsonii^ gracilis und major?, Eucrotaphus auritus und J achsonii.

Pinnipedia. Genauere Bestimmungen über seine Phoca occitana gab P. Gervais in den Ann. des sc. nat. XX. p. 281.

Er hatte diese Art früher lediglich auf einen, im pliocenen Mee- ressand von Montpellier gefundenen obern Schneidezahn begründet. Aus derselben Ablagerung wurde neuerdings ein Unterkiefer-Fragment ge- wonnen, das er mit jenem Zahne als zusammengehörig erachtet. Auf diese Materialien gründete er die neue Untergattung Pristiphoca.

Ein fossiler Zahn aus dem Crag von Antwerpen wurde von Van Beneden für einen Eckzahn einer mit Olaria verwandten Robbe er- klärt (Bullet, de Brux. 1853. 2. p. 255). Denselben Zahn besprach auch Gervais in den vorhin angeführten Ann. p. 283.

Aus den Terliärablagerungen bei Kertsch beschrieb Eichwald eine neue urwellliche Robbe unter dem Namen Phoca poniica (Leth. ross. III. p. 391. lab. 13).

Sie ist fast nach dem ganzen Skelet gekannt und findet sich auch bei Kischinew in Bessarabien in Spalten des tertiären Kalkes.

Einige Eigenlhümlichkeilen der arteriellen Gefässverä- stelungen bei den Seehunden und Wallrossen erläuterte HyrtI (Wien. Sitzungsberichte XI. S. 744).

30 Wagner: Bericht üb. d. Leistungen in der Naturgeschichte etc.

Cetacea.

Anatomische Untersuchungen über das Auge der Ceta- ceen, nebst Bemerkungen über das Auge des Menschen und der Thiere von Dr. Mayer. Bonn 1852.

Ein sehr schätzbarer Beitrag zur genaueren Kenntniss des Auges der Walle und viele anderer Thiere , mit 6 vortrefflich ausgeführten Tafeln.

In den Sitzungsberichten der Wiener Aliademie (XI. S. 765) gab Hechel Nachricht über das Stranden von 6 Polt fische an der Käste von Citta nuova unweit Triest. Er benutzte diese Gelegenheit, um ein SUelet für die Wiener Sammlung zu acquiriren, und ein anderes wurde von meinem Collegen, Prof. Dr. Roth, der gerade zu selbiger Zeit aus dem Oriente in Triest angekommen war, erworben und der hiesi- gen zoologischen Sammlung zum Geschenke gemacht.

G. Jäger führte in den Würtemb. Jahresheften S. 88 die ihm gewordenen Mittheilungen von G. Vrolick und Lehmann in Ham-^ bürg über das Vorkommen von zwei Stosszähnen an einem Karwall - Schädel an.

Fragweise stellte P. Gervais ein Fragment eines fossilen ke- gelförmigen , aber nicht spiralig gewundenen Zahnes als Andeutung einer neuen Art zu Monodon (Ann. des sc. nat. XX. p. 284).

Als eine neue, im Mittelmeere lebende Art wurde von demselben Naturforscher (a. a. 0. S. 289) der Delphinus The- tyos aufgestellt.

Ein Exemplar dieser Art strandete bei Valras an der Küste des Departement de l'Herault, doch wurden von ihm nur der Schädel und ein Theii der Wirbelsäule gerettet. Der Schädel , obwohl dem des D. Delphis ähnlich, bietet doch ausreichende Merkmale zur specifischen Unterscheidung dar.

A. a. 0. theilte ferner P. Gervais ergänzende Bemerkungen über 2 fossile Arten : Delphinorhynchus sulcalus Gerv. (früher von ihm D. Pseudodelphis benannt) und Delphinus Dalionum Laur. mit.

Einen neu entdeckten Delphin aus Radoboj machte Job. Mül- ler unter dem Namen Delphinopsis Freieri bekannt (Sitzungsberichte d. Wien. Akadem. S. 84). Eine andere Art aus der Molasse von Ar- gau benannte H. v. Meyer Delphinus canaliculalus (Jahrb. für Mine- ralog. S. 163).

Auf die fischartige Anordnung der Querfortsätze der Wirbel bei Hyperoodon bidens machte Owen aufmerksam (Ann. of nat. hisf. XIL p. 435).

Bericht über die Ijeistuiig:eii in der IVatur-

g;e!§cliiciite der Tög-el \¥äiireiid des

Jaiires 1§53.

Von

19r* O. Hartlaub

in Bremen.

Unter der grossen Anzahl von Arbeiten, deren dieser Jahresbericht zu gedenken hat^ sind einige von hervorragen- der Wichtigkeit, viele aber als Beiträge zur Systematik oder zur geographischen Zoologie oder als Erleichterungsmittel des Studium's der Ornithologie überhaupt, von grossem In- teresse und von wissenschaftlicher Bedeutung. Glänzend war der Zuwachs zu den Lokalfaunen einzelner Länder oder Ge- genden. Bonaparte's systematische Arbeiten sind in erster Reihe zu nennen. Längst erwarteten Aufschluss über die seit vielen Jahren publicirten aber bis jetzt ohne alle Erläuterung gebliebenen ornithologischen Kupfertafeln der Dumont d'Ur- ville'schen „Voyage au Pol Sud« brachte eine treffliche criti- sche Arbeit Pucheran's. Unseres Reichenbach gross- artiges und schon allein darum höchst anerkennungswerthes Unternehmen eine vollständige Naturgeschichte der Vögel mit Abbildungen aller Arten zu geben hatte den erfreulichsten Forlgang. Möge dem unermüdlich fleissigen Verfasser Lust und Kraft bleiben dasselbe zum Schluss zu führen. Noch soll hier des trefflichen Werkes von John Cassin über die Vöge Californien's, Oregon's, Texas' und des russischen Ame- rica, sowie des ornithologischen Theiles des Middendorff'schen

32 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Reisewerkes über Sibirien als zweier der ausgezeichnetsten Arbeilen mit besonderer Anerkennung gedacht werden. Wie die vorigen so forderte auch das Jahr 1853 ein schwe- res Opfer aus der kleinen Anzahl schriftstellerisch thätiger Förderer der exotischen Ornithologie. Unser unvergesslicher Freund Hugh E. S t rickl an d, einer der höchst verdienten Naturforscher England's, fand, als er eben einer Anzahl jün- gerer Freunde geologische Thatsachen demonstrirte, unter den Rädern der ihn unvorbereitet ereilenden Locomotive einen raschen und vorzeitigen Tod. Für unsere Wissenschaft der unersetzlichste Verlust! wer wird sich des gewaltigen Mate- rials, welches der Verstorbene seit vielen Jahren für die Aus- führung einer Lieblingsidee, einer Specialsynonymie der Vö- gel , aufgehäuft und wenigstens gröfstentheils auch critisch verarbeitet hatte, bemächtigen? Wer wird dasselbe zum ge- sicherten Eigenthume der Ornithologie machen? Der deut- sche Ornithologenverein war in Halberstadt versammelt, eifrig und erfolgreich bemüht die Vögelkunde nach allen Richtungen hin zu fördern.

Em. Le Maout „histoire naturelle des oiseaux suivant la Classification de M. Isidor Geoffr. St. Hilaire, avec l'indi- cation de leur moeurs et de leur rapport avec les arts, le commerce et l'agriculture" konnte im vorigen Jahresberichte nur dem Titel nach erwähnt werden. Das Buch gehört zu den bessern seiner Art. Schon Bekanntes wird kürzer, neuer- lich Entdecktes ausführlicher behandelt. Von den Abbildun- gen sind die dem Texte beigefügten Holzschnitte meist recht gut , die colorirlen Kupfertafeln dagegen grell und unnatür- lich. Der synonymische Theil ist dürftig und enthält viel Irrthümliches , der descriptive ist sehr ungleichmässig gehal- ten, als Originalarbeit verdienstlich ist nur der allgemeine.

Von Sir VV. Jardine's „Contribution to Ornithology« erschien die letzte Lieferung des öten Jahrganges und damit der Schluss des ganzen Werkes, ohne Widerspruch eines der anziehendsten und inhaltreichsten für den Freund der exoti- schen Ornithologie. Der Tod des geliebten Schwiegersohnes Strickland, welchem das Gedeihen dieser Zeitschrift vor

der Vögel während des Jahres 1853. 33

allem am Herzen lag und welcher die Mühen und Sorgen der Redaction theille, hat wohl zunächst dem hochverdienten Ve- teranen Jar d ine die Lust an der Fortführung derselben ver- leidet.

„Encyclopedie d'histoire naturelle ou traite complet de cette science etc., ouvrage resumant les observations des au- teurs anciens et comprenant toutes les decouvertes modernes jusqu' ä nos jours par le Dr. Chenu. Oiseaux avec la col- laboration de M. Des Murs." Bis jetzt drei starke Bände in Grossoctav^ mit zahlreichen Abbildungen ; von letzteren ver- dienen die in den Text eingeschobenen Holzschnitte alles Lob; geradezu schlecht ist dagegen der grössere Theil der eigentlichen Kupferlafeln , deren Abbildungen meist viel zu klein, zu hart, zu schwarz, zu steif, kurz characterlos erschei- nen. Der Text enthält viel grob- irrthümliches. AufdenCon- spectus Bonaparte's wird geschworen. Auf alles neuer- lich Entdeckte wird mit Recht, wie bei Le Maout, vorzugs- weise Bedacht genommen. Ein synonymischer Theil fehlt ganz, und wer nach dem vielversprechenden Titel des Wer- kes die Arten auch nur einigermaassen vollständig beschrie- ben zu finden hofft, der wird sich unangenehm getäuscht fin- den. Man stösst auf einige neue Gattungsnamen Desmurs's, als Pogonorhamphus für Pogonias dubius, Galbuloides, Stry- gymnhemipus ! für Strix perlata und javanica u. s. w. Als das Werthvollste des Textes erschienen uns zahlreiche treffliche Originalnotizen der Brüder Verreaux n ach ihrenzoologischen Manu Scripten überAu- stralien und Afr ica.

Von L. Reichenbach's „Handbuch der speciellen Or- nithologie" erschienen zahlreiche, die Tenuirostres umfassende Kupfertafeln (Taf. 415 506 mit 207 Figuren) und die dritte Lieferung des Textes. In dieser letzteren entwickelt der geist- reiche Verfasser ausführlich und consequent sein quaternäres System und macht schliesslich den Anfang mit der Veröffent- lichung der Namen der Typen -Abbildungen seines „Systema avium naturale«. Reichenbach's Unternehmen ist ein na- tionales, grossartiges, in seiner Art einziges, lieber den Werth oder die Haltbarkeit seines System's abzuurtheilen fühlen wir

Archir f. Naturgescb. XX. Jahrg. 2. Bd. Q

34 Hartlaub: ßericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

uns nicht eigentlich berechtigt. Mit Vergnügen und Interesse hörten wir ihn dasselbe zu verschiedenen Malen vertheidigen, können uns indessen von der N a t ürlic hkeit desselben nach wie vor nicht überzeugen. Scharfsinnig aber durchaus künstlich.

Mehr unseren persönlichen Ansichten entsprechend ist Ch. Luc. Bonaparte's „System paralleler Serien," zuerst von ihm entwickelt bei Gelegenheit der Naturforscher-Ver- sammlung in Wiesbaden, später in mehrfach veränderter Ge- stalt veröffentlicht in den Comptes rendus des seances de TAcademie des Sciences vom 31. October 1853 und ganz neu- erlich noch weiter ausgeführt und vervollkommnet in den An- nales des Sciences naturelles. Letztere Abhandlung führt den Titel „Conspectus systematis Ornithologiae" und erschien auch separat als Brochüre von 48 Seiten. Wir geben die Epilome vollständig:

Aves.

Allrices»

1 . PsUlaci.

2. Accipitres.

3. Fasseres.

1. Oscines.

2. Volucres.

a. Zygodactyli.

b. Anisodactyli

4. Inepti.

5. Columbae.

1. Pleiodi.

2. Gyrantes.

3. Coleorhamphi.

6. Herodiones.

1. Grues.

2. Ciconiae.

7. Gaviae.

1. Totipalini.

2. Longipennis.

3. ürinatores.

8. Ptilopteri (Pinguine).

Praecoces,

9. Gallinae.

1. Passeraceae.

2. Giallaceae.

1. Craces.

2. Galli.

3. Perdices.

10. Grallae.

1. Cursores.

2. Alecloiide

11. Anseres.

12. Struthiones.

Es folgt alsdann die Aufzählung sämmtlicher Gattungen tnit An-

der Vögel während des Jahres 1853. 35

gäbe der von ihnen umfassten Artenzahl. Bonaparte kennt darnach 8300 Arien, und zwar 300 Psillaci, 440 Accipitres, 3500 Oscines, 625 Zygodaclyli, 1775 Anisodactyli, 5 Inepti, 220 Columbae, 165 Herodio- nes, 325 Gaviae, 15 Ptilopleri, 320 Galiinae, 400 Grallae, 200 Anse- res und 12 Strulhiones. Was die INomenclalur anbelangt, so sind Reichenbach und Cabanis bemüht, dieselbe möglichst streng nach den Regeln der Grammatik und Classicität zu handhaben, während Bona- parte dabei mit ausschweifendster Licenz verfährt. Cooperastur, Kau- pifalco, Smithiglaux etc.

Von der„Naumannia« erschien das dritte Heft des zwei- ten Bandes und drei Quartalhefte des Jahrganges 1853. Es hat diese Zeitschrift ihr gutes und wohlverdientes Gedeihen. Von den Aufsätzen derselben wären hier als allgemeineren Inhalts hervorzuheben : 1) Uebcr species und siibspecies von L. ß r e h in. Letzlere seien durchaus anzunehmen; man schreibe gewöhnlich dem Clima viel zu viel Einfluss zu (?), 2) V. Homeyer „über den Federwechsel der Vögel," Prü- fung der Schlegel'schen Entdeckungen. In dieser ausführli- chen, überall gründliche Sachkunde verrathenden und höchst scharfsinnigen Arbeit wird vieles von Schlegel Aufgestellte als irrthümlich nachgewiesen; 3) GrafWodzicki: „der wichtige Einfluss der Vögel auf die Feld - und Waldwirth- schaft , besonders in Bezug auf die dem Walde schädlichen Inseclen/^ erschien ursprünglich in polnischer Sprach, Lwow 1851, Broch. von 27 S., 4) Passier: „zur Ckaracteristik der Eier u. s. w.

„Journal für Ornithologie, ein Centralorgan für die ge- sammte Ornithologie, von Dr. Jean Cabanis. Von dieser in Verbindung mit den tüchtigsten Fachgelehrten des In- und Auslandes herausgegebenen Zeilschrift erschien der erste Band, bestehend aus sechs in zweimonatlichen Zwischenräumen pu- blicirten Heften. Gegenüber der Naumannia wird derselben die Vertretung und Förderung der exotischen Vögelkunde vorzugsweise anheimfallen, eine Aufgabe, deren glückli- che Lösung der Name des Herausgebers verbürgt. Das Be- stehen zweier ornithologischer Zeitschriften in Deutschland scheint in der Thal möglich zu sein und wir zweifeln nicht daran, dass es Cabanis gelingen werde seinem Journale, trotz des gedeihlichen Fortganges der Naumannia , Bahn zu

36 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

brechen. Aus dem reichen und werthvollen Inhalte des vor- liegenden ersten Bandes nennen wir als hierher gehörig: 1) lieber den Begriff der Art von Prof. L. Reichenbach; 2) Ueber den Farbenwechsel bei Muscicapa collaris, atrica- pilla und parva im Frühlinge, von L. Marl in, mit Bemer- kungen von C. Gloger. Bestätigend in mehrfacher Hin- sicht für Schlegel's Entdeckungen ; 3) Beiträge zur exoti- schen Ornithologie vom Ref., 4) C. Gloger über den land-, forst- und volkswirlhschaftlich so wünschenswerthen Schulz der Höhlenbrüter; trefflich und in hohem Grade zu beher- zigen ; 5) Ueber den Farbenwechsel der Vögel von Baron Dr. J. W. von Müller; 6) Gloger: Zur Erklärung der Ver- färbung des Gefieders u. s. w. Mit wahrer Freude wird, um dies noch hinzuzufügen, jeder Verehrer der Ornithologie unter den Namen von gutem Klange, welche das Cabanis'sche Journal an der Spitze trägt, den eines alten Freundes, C. Gloger's, wiederbegrüssen.

Von Pucheran's „Etudessur les types peu connus du Musee de Paris" erschienen noch einige Fortsetzungen. Rev. et Mag. de Zool. p. 65, 156, 3ö5, 441, 4SI und 545.

Darnach wäre Welias Diardi Less. nicht gleichartig mit C. suma- tranus Raffl., Centropus viiidis dürfte nur für Individuen von den Phi- lippinen gellen; C. affinis Less. sei = alfinis Horsf. , C. pumiliis Less. sei lepidus Horsf.; hei Piaja chrysogasler hält Pucherau die braunro- Ihen Federn des Abdomen für eingesetzt, den Vogel selbst für C. javanicus Horsf. ; unter Piaja naevia Lesson's stecke auch die macroura Desm. et Verr. , welche P. für gleichartig mit Macropus phasianellus Sp. erklärt; C. lenuivoslris sei Lalhami Gray Hardw. und die var. von Timor sei inornatus Vig. H. ; Lesson's flavus umfasse 4 oder gar 5 Ar- ten; Cuc. linealus Less. von Cochinchina sei vielleicht = micropte- rus Gould ; Indicator variegatus Less. sei juv. von major, der macula- lus Gray's sei ein noch jüngerer Vogel derselben Art; Rliampha- slos sulfuralus Less. sei carinatus Sw. , Pteroglossus Lrevirostris sei av. jun. von aracari ; von ßanksianus fulgidus erhielt die Pariser Sammlung ein zweites Exemplar, von der Insel Formosa stammend ; ist nach P. eine Dasyptilus-Ärt ; Psittacula reticulata Less. sei av. jun. von malaccensis ; Platycercus rulifrons sei = pyrrhopterus Lath. und stamme aus Brasilien ; Conurus erythrogenys sei = Ps. malaccensis Gm. ; Picus Sonnerali Less. sei erylhronotus Vieill. ; P. thoracicus Less. sei $ von multicolor Gm.; P. squamicollis Less. sei $ von mentalis T. ; P. squa- mosus Less. sei philippinarum Lath.; Centropus melanops Cüv. sei =

der Vögel während des Jahres 1853. 37

nigrifrons Peale; Psiltacula loxia Cüv. sei av. jun. von torquala Gm.; AIcedo vestita Cüv. sei die brasilische Form von americana; A. ruß- ceps Cüv. von den Warianen sei wohl = Haie, cinnamomina Sw; A. albiciüa Cüv. ebendaher, sei eine gute Art und nahe verwandt mit saurophaga Gould, (genaue Beschreibung beider) ; A. caerulescens Vi- eill. von Timor sei biru Horsf. ; A. australasiae Vieill. von Timor sei coronata, Salom. Müller; Rlerops cyanopygius Lcss. sei badius Gm.; M. azurox Less. sei hirundinaceus Gm. ; Pipra Wiedii Less. sei galeata Licht. ; Hirundo ruficollis Vieill. sei jugularis Wied ; H. rulila Vieill. sei Kobini Less. und Ciiaet. bruneitorques Lafr. ; Cypselus parvus Less. aus IJengalen sei wohl subfurcatus Ulyth ; Mir. capensis Less. sei fu- ligula Licht. ; Cerlhia leucomelas Cüv. (Certhionyx varieg. Less.) von Timor sei Melicophila picala Gould; Cinnyris leucogasler V. sei Iho- racicus Less. , eine gute Art von Timor ; C. sola Less. sei ceylonica Gm. ; C. angolensis Less. sei Stangeri Jard. ; C. lucidus Less. sei splen- didus; C. sanguineus Less. sei superbus Vieill.; C. ruber Less. sei Hasseltii T. ; C. luleoventer Less. sei pecloralis Horsf.

„Catalogue of the cological collection in the Acad. of Nat. Scienc. of Philadelphia." By Dr. A. L. Heermann; separater Abdruck aus den Proceedings der Academie vom April 1853.

Dieses systematische Verzeichniss zählt nicht weniger als 1323 wissenschaftlich bestimmte Eier-Arten auf, unter ihnen viele der gröss- Jen Seltenheiten, z. B. Apteryx, Otogyps anricularis, Helotarsus, Ser- pentarius, Steatornis, Rupicola , Corythaix, Saurothera, Talegalla, Me- gacephalon, Argus, Tetraogallus, 11 Trappenarten u. s. w. Desmurs's berühmte Sammlung, von Dr. Wilson angekauft und der Academie ge- schenkt , war eben durch ihren Reichlhum an exotischen Eiern ganz einzig in ihrer Art; dazu kamen, ebenfalls von Dr. Wilson geschenkt, die von Gould auf seiner australischen Reise gesammelten Eier, 246 Ar- ien, und später zahlreiche minder umfangreiche Beiträge von amerika- nischen Reisenden, z. B. von Dr. Heermann selbst, dem Verfasser des Cataloges u. s. w.

Von Th. Brown „The Taxidermisl's manual« erschien die Ute Auflage! 150 S. in 12.

H. R. Sc hintz „Naturgeschichte der Vögel^^ zweite Aus- gabe nahm ihren Fortgang. 15—21. Heft.

T. Hammargren „Inledning til Ornithologiens Studium för Nybcginnare och unga Jägare etc. Upsala. 12.

Europa. Aus dei „Naumann jj^ citiren wir als hierher gehörig folgende Arbeiten: 1) Vögel des nordöstlichen Schonen von

38 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in d«r Naturgeschichle

H. Gadamer: Naum. III., p. 1 18. 191 Arten; tabellari- sche Uebersicht der ßrutvögel , Ankunftszeit der Zug-vög-el u. s. w., fleissige gewissenhafte Arbeit. 2) Rimrod: Zug- vögel bei Quensladt am Harz, ib. p. 19. 3) Pfarrer Bols- mann: Vögel des Münsterlandes, ib. p. 24. 232 Arten. 4} H. Ruhl: Vögel um Mühlheim am Rhein. 5) Baldamus: Brutvögel um Diebzig, 144 Arten. Jahrgang 1853, erstes Quartal: 1) Notizen über seltnere Vögel der Umgegend von Sarepta in der Krim mit Anm von Prof. Naumann, sehr interessant; Circus pallidus ; es nisten dort Alauda calandra, sibirica, Casarca rutila, Charadrius gregarius, Grus virgo, Anas mersa, Pelecanus crispus. 2) E. Pralle: Eintreffen einiger Vögel um Celle. 3) v. Negelein: Vögel des Grossherzog- thum's Oldenburg, 234 Arten. Ausführlichere Arbeit mit gu- ten Bemerkungen. 4) H. D. J. Wallengren: Vögel Goth- land's, 170 Arten. Gute geographische Einleitung; über ei- nige Arten ausführlicher. 5) C a 1 v e r : Ornithologisches Idio- ticon von Würtemberg. 6) Baldamus: Materialien zur Kennt- niss der geograph. Verbreitung der Vögel Europa's mit Karle. 7) Vögel Thüringen's von Dr. A. H e 1 1 m a n n. 8) H a m m a r- gren: Vögel des VVeenernsee's in Schweden, 147 Arten. 9) Verzeichniss von Vögeln bis zum Juni 1853 bei Sarepta be- obachtet. Wichtig.

AusCabanis Journal: 1) W. Schilling: Ornitholo- gische Notizen auf Helgoland gesammelt; 2) Rob. Tobias: Wad- und Schwimmvögel der Oberlausitz; 3) L. Schrader's Beobachtungen über die Vögel Lapplands; mitgetheilt von Pa- stor Päss 1er. Sehr wichtig: 102 Nistvögel, wovon 25 Stand- vögel, 20 Besucher, unter ihnen Anas dispar und spectabilis. 4) A. Fritsch: Seltnere Vögel Böhmens. 5) GrafC. Wod- zicki: Ornithol. Ausflug in das Tatragebirge und die gali- zischen Karpathen , Juni 1850. Im Auszuge übersetzt. 115 Arten kamen zur Beobachtung. Pyrrhocorax alpinus und Ac- centor alpinus sind nicht seilen. Auch Tichodroma kommt vor.

A. Günther: Beitrag zur Fauna Würlembergs : Wür- temb. naturwissensch. Jahresh. Jahrg. 9, p. 224. Ueber das Vorkommen einzelner Vögel, Strix Tengmalmi, Pyrrhocorax alpinus bei Tübingen u. s. w.

der Vögel während des Jahres 1853. 39

Ant. Alois Palliardi: Systematische Uebersicht der Vögel Böhmen's. Leitmeritz 1852. 8. Kam uns noch nicht zu Gesicht.

Fried r. v. Tschudi „Das Thierleben der Alpenwelt* 1. vol. 8. In diesem ungemein anziehenden und inhaltreichen Buche spielen natürlich die Vögel eine Hauptrolle. Die mon- tane Vögelwelt: pag.42 bis 60; Vögel der höheren Alpcnre- gion: p. 272. Ausführlicher behandelt werden die Steinhüh- ner, das Auerwild, Birkhühner, Steinadler, Lämmergeier, Schneefinken, Stein- und Schneekrähen, Wasseramsel, Hasel- hühner, Uhu u. s. w. Es gehören diese Lebensbilder aus der Vogelwelt in reizender landschaftlicher Einramung entschie- den zu dem Besten, was die vaterländische Litteratur in die- ser Art hervorgebracht hat.

Dr. C. Willibald „die Nester und Eier der in Teutsch- land und den angränzenden Ländern brütenden Vögel mit 228 nach der Natur gefertigten Abbildungen« 1 vol. 8. Sy- stem von Nitsch. Ein sehr billiges Buch mit leidlich gutem Text und vielen zum Theil schlecht zumTheil besser colorir- ten Kupfern. AufTallend viele Druckfehler.

C. Sundeval „Ueber Vögel in Wermeland, Dalsland und Wenern; Öfvers. Kong. Vet. Acad. Förh. 1853, p. 121.

Dr. N. Kjärbölling „Danmarks Fugle" 1 vol. 8. von 420 S. mit 304 Kupfertafeln. Das nordische Publicum hat dieses Buch mit ungewöhnlicher Theilnahme und Anerkennung aufgenommen. Die Abbildungen sind zum Theil gut, zum Theil nur miltelmässig. Das Buch ist übrigens nicht hinter dem Schreibtisch gemacht; dem Verfasser stand ein überaus reiches Material für eigene Beobachtung zu Gebote.

Rev. F. 0. Morris „The nests and eggs of British Birds« 1vol. 8. 19öS. und colorirte Tafeln. 21 Seh. Jetzt beendigt und von englischen Critikern günstig beurtheilt.

Dubois „Planches coloiiees des oiseaux de la Belgi- que et de leurs oeufs" nahm seinen Forlgang. Livr. 18—28.

A. Czernay „Beobachtungen über die Ankunft und das Wegziehen einiger Vögel in der Umgegend von Charkow" u. s. w.: Bullet. Soc. nat. Mose. 1852, p. 550.

A. Becker ^Yerzeichniss der in den Jahren 1849— 52

40 Harllaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

bei Sarepta beobachteten Vögel : Bullet. Soc. Nat. Mose. 1853, p.293. Zählt 170 Arten auf, giebt aber nur Namen. Auch Pyrrhula rubicilla kam vor und einmal im Winter 1848 ein Weibchen von Syrrhaptes paradoxus.

J. B. Bailly „Ornithologie de la Savoie ou histoiredes oiseaux qui vivent en Savoi ä l'etat sauvage soit constam- ment soit passagerement" etc. 4 vol. 8. Wir vermochten uns dieses, wie es scheint grössere Werk, noch nicht zur Ansicht zu verschaffen.

Rev. C. Jennings „The eggs of British birds displayed in a series of engravings copied and coloured from nature with descriptions of British birds« l vol. 12. 232 S. Kostet ö Seh.

„B e c h s t e i n's Cage and Chamber-birds including Sweet's Warbler's" neue Ausgabe mit vielen Zusätzen und zahlreichen Abbildungen. 8. 5 Seh.

J. J. Walter's „The natural hislory of the birds of Ireland. 1 vol. 8. Dublin and London.

Edm. Vernon Harcourt „Notice on the birds of Madeira:« Ann. and Mag. of Natur. Hist. vol. 12., p. 58.

Es werden in dieser nicht unwichtigen Arbeit 30 Arten als auf Madeira brütend bezeichnet, nämlich: Faico tinnunculus und bnteo, Slrix flammea, Turdus merula, Sylvia rubecula, atricapilla und conspi- ciilata, ßegulus sp., Motacilla boarula, Anthus pratensis, Fringilla buly- racea, carduelis , pctronia, cannabina und lintillon , Cypselus unicolor und murarius, Columba trocaz und livia , Perdix rubra, Coternix vul- garis, Scolopax rusticola, Sterna birundo, Larus argenteus , Procellaria puffinus, anglorum , obscnra , anginho und Bulweri. Als mehr gele- gentlich vorkommend werden 95 Arten namhaft gemacht. Die Thalas- sidroma anginho Hein, (angel-petrel) hält Harcourt für eine gute Art, die keine Spur von Weiss auf dem Unterrütken zeige ; Curruca Hei- nekeni sei wohl nur constante Varietät von atricapilla. Die Haupt- brutplätze der Sturmvögel seien die sognannten Dezerla-Inseln.

Asien.

Eversman's „Beiträge zur Ornithologie Bussland's<< werden in Cabanis's Journal vollständig wiedergegeben:

F. 282. Salicaria aralensis (nicht uralensis wie im vorigen Jah- resberichte gedruckt wurde) bewohnt die Ufer des Aral- See und des iSir-Darja ; Sal. salina ist wohl die stapaziaa Lichtenst, in Eversman's

der Vögel während des Jahres 1853. 41

Reise nach Bokhara. Dann folgen noch Beiträge zu unserer Kennl- niss von Columba ferrago, von Syrrhaptes paradoxus , dessen geogra- phische Verbreitung erörlert wird, von Turdus Bechstcinii, Antbus ccr- vinus, montanellus, Cypselus apus, Merops persicus, Emberiza pyrrhu- loides und vielen anderen.

V. Middendorf „Sibirische Reise/^ Bd. II. Theil 2: Wirbelthiere. Erste Lieferung niit 26 Tafeln. Besser als wir dies vermöchten hat G log er in Cabanis Journal auf S. 277 den ornithologischen Theil dieser durchweg trefflichen Arbeit besprochen. Der Verfasser ist sehr entschieden auf Seite de- rer, welche die Annahme von Localrassen oder climatischen Varietäten immer durchschlagender zur Geltung gebracht wis- sen möchten. In scrupulöser Zurückhaltung eine neue Art als solche anzuerkennen geht er uns mitunter selbst zu weit, ist aber immer auf das ehrlichste bestrebt, in zweifelhaften Fällen zu wissenschaftlicher Klarheit zu gelangen.

210 Arten wurden beobachtet oder gesammelt, unter ihnen viele der seltneren von Pallas, z. B. Anser grandis, unfern Udskoi -Ostrog auf dem Flusse Polowinnaja erlegt. Die schönen colorirten Kupferta- feln geben auf Taf. 13. : Emberiza polaris Rlidd. $ nebst den Eiern, E. spodocephala F. Kopf des ^ , $ ad. und Ei, Taf. 14 : Anthus cer- vinus, Alotacilla citreola F., Taf. 15: Turdus ruficollis F. Kopf und Hals; Eier von S. calliope , S. erylhronota Eversm. $, Ei von S. caerule- cula Fall, S. cyanura Fall. Nestkleid. Taf. 16: S. Eversmanni Bonap., S. sibirica v. Midd., S. ocholensis v. Midd. Taf. 17 : Muscicapa luleola Fall., Tetrao canadensis , var. Franclini Dougl. vom Slanovoi- Gebirge; T. 18: T. urogalloides Midd. (gute Art: Ref.); Taf. 19 : Ei von Squa- tarola, Charadr. mongolicus J^ und Kopf des $, Ei von Ch. asiaticus Fall., Ei von Limosa rufa; Fuss der Tringa subminuta v. Midd. Taf. 20: Kopf der Anser grandis , Anser Tcmminckii Fall. , A. ruficollis P. Ei. Taf. 21: A. bernicla Fall., Anas falcata P. o. Taf. 22: A. sperfabilis Fall, und Ei; A. histrionica juv.; Taf. 13: Ei von A. glocitans F. und von A. Slelleri F.; Kopf von Uria carbo. Taf. 24: Ei von Lestris po- raarina, von L. ßuffonii und von L. glaucus: Larus canus var. Kopf.; Larus Sabini Fall. Taf. 25: Ei von L. Sabini ; Sterna macroura av. jun. und Ei und schliesslich Sterna longipennis Licht. ^ ad. Unter den von der Expedition besuchten Lokalitäten waren einige, wie z. B. das Stanovoi-Gebirge der Mandschurei zuvor völlig undurchforscht gewe- sen. Die geographische Verbreitung soll übrigens erst am Schlüsse des Werkes ausführlich behandelt werden.

E. F. Kelaart „Prodromus Faunac Zeylanicae^' being contributions to the Zoology of Ceylon. 1 vol, 8. Colombo

42 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

1852. Dieses interessante Buch giebt auf S. 93: „Allgemeine Züge der Ornithologie Ceylon's ," auf S. 114: ein Verzeich- niss der Vögel Ceylon's; 250 Arten; ferner als Appendix Be- schreibungen neuer oder unvollständig bekannter Arten cey- lonischer Vögel von E. Blyth, (meist aus dem Journal of the Asiatic Society of Bengal genommen) und endlich einen noch vollständigeren Calalog der Vögel Ceylon's , ursprüng- lich erschienen im „Journal of the Ceylon Asiatic Society" für den Januar 1853. Hier werden 317 Arten namhaft ge- macht. Ausführliche topographische Einleitung. Schilderung Newera Ellia's.

E. L. Layard „Notes on the Ornithology of Ceylon coUected during an eightyears' residence in the island : Ann. and Mag. p. 97. u. s. w. Behandelt den Gegenstand weit aus- führlicher als Kelaart's Buch. Blyth half bei der Be- stimmung der Arien. Was über Lebensweise beigebracht wird verräth durchweg nicht nur den enthusiastischen Naturfreund, sondern auch den geübten prüfenden Beobachter. Man lese z. B. den schönen Abschnitt über Copsychus macrourus.

E. L. Layard „Catalogue of Ceylon Birds« in Briefform, zählt 324 Arten auf. Mit eigenhändigen Correcturen vom Ver- fasser versandt.

E. L. Layard „Rambles in Ceylon:" Ann. and. Mag. of N. H. p. 224 und 302. Lebhaft und anziehend geschrie- bene Skitzzen, die auch viel Ornithologisches enthalten. Von einer bestimmten Brutzeit der Vögel könne auf Cey- lon kaum die Rede sein; er habe Nester mit Eiern in jedem Monate des Jahres gefunden; die Erklärung dafür sei wohl zumeist in dem kaum bemerkbaren Unterschiede der Tempe- ratur im Sommer und Winter zu suchen. Layard bezwei- felt das Vorkommen eigentlicher AVandervögel. Ausführlich wird über die Lebensweise und Verbreitung der Buceros-Ar- ten, der Tauben, über Merops u. s. w. gesprochen.

Also plötzlich in reichster Fülle Material und Beiträge zu unserer Bekanntschaft mit einer Insel, die, obgleich von Alters her zu den merkwürdigsten der Erde zählend , noch vor wenigen Jahren in zoologischer Hinsicht eine völlige terra incognita war. Nach Layard scheint jetzt nur noch die

der Vögel während des Jahres 1853. 43

sogenannte Parkgegend in ßintenne undurchforscht zu sein, ein ziemlich beschränkter Disfriet des gebirgischen Innern Ceylons. Die Vögelfauna der Küstenprovinzen der Insel zeigt, wie zu erwarten stand, deutliche Verwandtschaft mit der der gegenüber liegenden Malabar- und Coromandelküste, die der hohen centralen Gebirgskette und der candischen Provinzen dagegen mit der Ornithologie der südindischen Neilgherris, wobei indessen zu bemerken, dass die grosse Mehrzahl der Ceylon ausschliesslich angehörenden Arten eben nur auf den centralen Hochplateau's Newera Ellia, Horton piain u. s. w. anzutreffen ist. Beide, Layard und Kelaart, rühmen den köstlichen Gesang mancher ceylonischer Vögel.

E. Blyth „Catalogue of the birds in the Museum of the Asiatic Society of Bengal« 1 vol. 8. 400 S. ist jetzt im englischen Buchhandel zu haben. Ein theures aber gutes Buch, welches z. B. einen Schatz von Material für die geo- graphische Verbreitung der indischen Vögel enthält, mit Ein- schluss Ceylon's und der Nicobaren.

Von Gould's „Birds of Asia«* erschien die 5te Liefe- rung mit den schönen Abbildungen folgender Arten auf 17 Tafeln.

Tetraogallus caspius , T. himalajensis , T. allaicus , T. tibetanus Gould n. sp., Eurylaimus javanicus, ochromalus , Cymbirhyncbus ma- crorhynchus, affinis, Corydon sumalranus, Serilophus lunalus und ru- bropygius , Psarisomus Dalhousiae , Pyrrhula orientalis, F erylhroce- phala und F. nipalensis, Conostoma oemodium und JMotacilla madera- spalana. Die Stellung der Vögel in den späteren Werken Gould's ist nicht immer eine natürliche, die Zeichnung des gelüfteten Flügels oft geradezu falsch und unmöglich.

A f r i c a.

Die „Naumannia" enthält: 1) Beiträge zur Ornithologie Nordost- Africa's von Alfred Brehm auf p. 38. Auf diese trefflichen und dankenswerthen Beobachtungen werden wir ihres Orts zurückkommen. 2) Beobachtungen über die Zug- vögel im inneren Africa von Dr. R. Viert ha 1er.

Der Zug der europäischen Arten geht weit gegen den Aequator hin über Sennaar hinaus. Ploch unter dem 4ten Grade N. ß. wurden am weissenNil Oriolus galbula, Budytes flava und meianocephala, Cur-

44 Harllaub: Bericht über die Leistungen in derPfalurgeschichte

ruca cinerea, Antlius campestris und rufogularis, Grus virgo und cine- rea, Ciconia alba, Ardea purpurea, Strepsilas interpres nebst verschie- denen Totanus- und Tringaarten angetroffen. Die Zugvögel des inne- ren Afrika machen denselben Unterschied in den Jahreszeilen wie un- sere europäischen. Die Regenzeit ist ihr Sommer; mit derselben kom- men sie aus den Aequalorialgegenden nach Sennaar, Kordofan und Dongola.

Cabanis's „Journal" enthält: 1) A. Brehm „Etwas über den Zug der Vögel in Nordostafrica« p. 74.

Ebenfalls sehr anziehend und belehrend geschrieben. Beginnt nach einer mehr allgemein gehaltenen Einleitung mit den Raubvögeln, deren Brehm viele, die Rlehrzahl der europäischen Arten, im fernen Sudan wiedersah. Andere scheinen nicht über Aegypten hinaus zu gelangen. Fortsetz, auf S. 451. Schwalben , Ses[ler , üienenfrcsser, Kectarineen u. s. w. Wie gesagt ein schöner wichtiger Beitrag zu dem noch weit vom Abschlüsse entfernten Capilel vom Wandern der Vögel.

Dr. Alain Labou ysse „Lettre sur les oiseaux de la partie littorale de la province de Constantine:** Ann. See. d'agric. de Lyon und Naumannia p. 345. Es wurden 104 Ar- ten beobachtet.

Baron J. W. v. Müller „Beiträge zur Ornithologie Afrika's." Der durch seine Reisen in Afrika bekannte Ver- fasser lässt dieses W^erk, welches ül)rigens keineswegs aus- schliesslich für die Aufnahme von ihm entdeckter neuer Ar- ten bestimmt ist, zugleich in französischer und deutscher Sprache erscheinen. Jede Lieferung enthält 4 Tafeln mit Text und kostet 2 Thaler. Zehn bis 12 Lieferungen bilden ei- nen Band.

Die erste giebt in colorirlem Kupferstich die sehr wohl gelunge- nen Abbildungen von Spizaelos zonurus v. Müll., einer mit S. spilo- gaster Dub. identischen Art, von IMusricapa lugiibris v. ÄIüll. (welche wohl der Galtung Welaenornis beizuzählen sein dürfte), von Saxicola albiciUa v. Müll., welche mit stapazina zusammenzufallen scheint, und von S. alricollis v. Müll, einer neuen Art. Wir wünschen diesem schönen Kupferwerke den besten Fortgang und möchten nur den Text etwas kritischer und etwas weniger dürflig gehalten wissen.

„Fragment d'une lettre de M. de Filippi ä s. A. le prince Ch. L. Bonaparte«: Rev. et Mag. de Zool. p. 289. Es umfasst diese Mittheilung die ornithologischen Ergebnisse der Reise des Franzosen Brun-Rollet am obern weissen Nil, unter dem 4ten und 3ten Grade N. B.

der Vögel während des Jahres 1853. 45

Neben mehreren sehr interessanten Neuigkeiten begegnet man in der Sammlung ßrun-Rollefs eini<»en bis jetzt nur als "westafrika- nisch bekannten Arten , z. B. Alicronisus monogrammicus, Muscipela cristata , Corvinella cissoides , Oriolus larvatus. Vergebens suchte de Fiiippi in derselben nach Balaeniceps !

„List of a colleclion of birds procured by Mr. C. T. Anderson in the Damara-counlry in S. - W. - Afrika, wilh notes by H. E. Strickland and P. L. Sclater«: Jard. Conlrib. V. p. 141. Eine der wichligsten Arbeiten, deren die- ser Bericht zu gedenken hat. Der Schwede Anderson be- gleitete den unternehmenden englischen Reisenden Francis Galton auf einer Entdeckungsreise im südwestlichen Afrika. Man ging von W^alvish-Bay aus und erreichte den 21. Grad 0. L., besuchte also ein zuvor von Europäern völlig unbe- trelenes Gebiet» Die ornithologische Ausbeute war eine reiche. Aus der leider zu früh zerstreuten Sammlung Anderson's gelangten noch 111 Arten in Sciater's Hände. Unter dieser Zahl befindet sich, merkwürdig genug, nicht ein einziger der von Sundevall bekannt gernachten ca ff r arischen Vögel Wahlberg's, manciie dagegen der von Levaillant im angren- zenden Namaqualande entdeckten und sehr viele der von A. Smith abgebildeten.

im Ganzen genommen zeigen die Vögel der Damara-Gegend ein südafrikanisches Gepräge ; doch wurden einige ganz westliche Arten erlegt, z. B. Scops senegalensis , Sylvietta brachyura Lafr. , Fsittacus Rüppelli Gray. Selir merkwürdig ist das Vorkommen des abyssinischen Ps. iMeyeri Rüpp. im üamaralande. Von europäischen Arten sammelte Anderson Lanius minor, Hirundo rustica , Coturnix vulgaris, Squatarola helvetica, Charadrius hiaticula , Machetes pugnax, Pelidna subarcuala und minnta, Glottis canescens, Totanus glareola, Strepsilas interpres und Podiceps minor. Von den neuen Arten der Gallon'schen Expedition später. Sundevall schätzt, um dies noch hinzuzufügen, die Gesammt- zahl der Vögelarten Südafrika's auf 700.

Amerika.

„Notes sur les collections rapportees en 1853 par M. A. Delaltre de son voyage en Californie et dans le Nicaragua" par S. A. Charl. Luc. Princc Bon aparte. Wir haben hier nur über den ersten die Papageien und Raubvögel um- fassenden Theil dieser ausgedehnten und sehr inhaltreichen

46 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Arbeit zu berichten, welchen B. in der Sitzung der Acade- mie vom 28. November vortrug: Rev. et Mag. de Zool. p. 576 und Compt. rend. de l'Acad. Delattre's interessante Samm- lungen liefern ßonaparle den willkommenen Rahmen für eine der reichsten Entfallungen seines ornithologischen Wissen's. Nach allen Seiten hineingreifend in die gewaltige Masse des ihm zu Gebote stehenden Material's und weit hinaus über die Grenzen seiner Vorlage, sucht und findet er Gelegenheit zu zahlreichen Anknüpfungen über die wichtigeren Fragen der modernen Systematik, über neue Arten, über die generische Stellung schon bekannter, über Synonymie , geographische Verbreitung , kurz über das ganze umfangreiche Gebiet der exotischen Ornithologie der neueren Zeit. Dass bei der un- gestümen Hast, die ßonaparte's wissenschaftliches Treiben be- zeichnen soll, hier manches Uebereilte, Irrthümliche unterlief, darf nicht befremden. Es bleibt des Guten genug übrig, um dieser Arbeit einen hervorragenden Rang unter den zahlrei- chen litterarischen Produclionen ihres berühmten Verfassers zu sichern. Auf die Specialitäten derselben soll ihres Orts zurückgekommen werden.

Von John Cassin's „llluslrations of the birds of Ca- lifornia, Texas etc." erschienen die drei ersten Hefte. Sie bilden den Anfang eines der trefflichsten inhaltreichsten Werke, deren dieser Bericht zu gedenken hat. Es enthält dasselbe des Neuen und Anziehenden so viel, dass man mit freudiger Spannung der Ankunft jeder folgenden Nummer entgegense- hen muss. Neben den schönen in Zeichnung und Farbe meist sehr gelungenen Abbildungen ist es aber hauptsächlich der Text, der uns in jeder Hinsicht das höchste Lob zu ver- dienen scheint. Der trocknere systematisch-descriptive Theil desselben ist genügend ausführlich, ohne sich doch zu weit in das unerquickliche Labyrinth generischer und subgeneri- scher Abtrennung hineinzuwagen; der die Lebensweise, Fort- pflanzung und geographische Verbreitung umfassende hin- gegen ungemein reichhaltig. Hier fand Cassin bereitwillige Unterstützung von Seiten mehrerer wissenschaftlich gebilde- ter Freunde, welche als Theilnehmer an verschiedenen denk- würdigen Reiseunternehmungen der amerikanischen Regierung

der Vögel während des Jahres 1853. 47

in Texas, Neumexico , Mexico , Californien und Oregon, ihm nicht nur ihre Sammlungen , sondern auch die schätzbarsten meist an Ort und Stelle entworfenen Noten und Beobachtun- gen zur unbeschränkten Verfügung stellten.

Die bis jetzt behandelten Arten sind: Cyanocorax luxuosus Less. pl. 1, Melanerpes forrnicivorus Sw. pl. 2, Lophophanes atrici islaliis Cass. pl. 3, Cyrtonyx Wassenae Less. pl. 4 , Latus Heermanni Cass. pl. 5, Haliaelos pelagicus Fall. pl. 6, Ghamaea fasciata Gamb. pl, 7, Icterus cucullatus Sw. pl. 8, Callipepla Gambelli Kutt. pl. 9, Anser nigricans Lawr. pl. 10, ISyctale Uirllandi Hoy pl. 11, Embernagra blandingiana Gamb. pl. 12, Carpoflacus familiaris M'Call. pl. 13, Parus seplenlriona- lis Harr. pl. 14 und Querqiiedula cyanopfera Vieill pl. 15.

Von der versprochenen „General Synopsis of North American Ornithology" giebt Hell 2 die Vulturiden und Heft 3 die Falconiden.

Dr. A. L. He er mann „Notes on the Birds of Califor- nia observed during a residence of Ihree years in that coun- try«: Journ. Acad. Nat. Sc. of Philad. vol. H. p. 259. Die Lokalitäten, an welchen der talentvolle Verfasser dieser Mit- theilungen sammelte und beobachtete, waren die Umgebungen von Sacramento-City , Nordcalifornien , die südlichen Minen, die Flüsse Calaveras und Consumnes , die Umgebungen der Stadt Diego , die benachbarten Küsten des stillen Meeres und die Ferrea -Leones- Inseln. Es reicht diese Arbeil nur bis Ortyx picta, ist also erst zur Hälfte vollendet. Dr. Heermann ist vorzugsweise Oolog und hat zunächst als solcher das Ver- dienst, die Ornithologie Nordamerika's wesentlich gefördert zu haben.

Capt. L. Sitgreaves „Report of an Expedition down the Zuni and Colorado-Rivers" 1 vol. 8. 108 S. Washington 1853. Es schliesst sich dieser zunächst für die Regierung be- stimmte Bericht nach Form und Inhalt an den schon er- wähnten über den grossen Salzsee Utah's. Als Arzt und Na- turforscher fungirte während dieser denkwürdigen Reise Dr. S. W. Woodhouse, dessen Sammlungen und Beobachtungen dem hier zu erwähnenden zoologischen Appendix zum Grunde liegen. Der die Vögel behandelnde Theil des „Report ," von Dr. Woodhouse verfasst , reicht von S. 58 bis S. 105. Es kamen 220 Arten zur Beobachtung, von welchen zwar nur

48 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

wenige ganz neu, viele aber bisher mehr oder weniger un- vollständig bekannt waren. Es erhellt aus diesen verschie- denen Reiseberichten, dass ein grosser Theil der bekannten Vögel der atlantischen Provinzen Nordamerika's auch über die westlichen Theile desselben verbreitet ist, dass aber diese zugleich eine ihnen eigenthömliche Vögelfauna beherbergen. Von diesen specifisch westamerikanischen Arten ist die Mehr- zahl über eine ziemlich ausgedehnte Strecke der Küstenpro- vinzen verbreitet; das westliche Texas und Neumexico die- nen denselben Arten zum Aufenthalte, vielen zugleich auch noch Californien und Oregon.

G. N. Lawrence giebt eine Fortsetzung seiner ,,Ad- dilions to Norlh-American Ornithology.« Ann. Lyc. of New- york April 1853.

Es werden als Californien bewohnend namhaft gemacht und be- schrieben: Ephialtes choliba, Procellaria haesitata Kühl (? 19" lang), Pr. capensis und Lestris calarrhacles. (Nicht vielmehr antarclica?}.

Ebendaselbst bringt Lawrence „Beobachtungen Capt. J. P. M'Cown's über die Vögel im westlichen Texas« zur Mit- theilung : p. 9.

Dieselben wurden an Ort und Stelle entworfen und betreffen ohne Ausnahme seltnere Arten, als Cyrlonyx Massenae, Callipepla squa- mala, ürtalida vetula, Conirostrum ornatum, Icterus cucullalus, Quisca- lus macrourus, Geococcyx vialicus.

„Memoria sobre la geografia fisica y politica de la nueva Granada por el general T. C. Mosquera" 8. Newyork.

Enthält auf S. 35 ein systematisches Verzeichniss der vorkom- menden Vögel! Scopus ! Älerops nubicus, Fringilla granatina ! ! Das Vorkommen einer Recurviroslra wäre aber doch möglich.

Prof. Burmeister „Ueber die Eier und Nester eini- ger brasilianischen Vögel": Caban, Journ. L p. 161.

Es behandelt dieser sehr werthvolle Beitrag zur Forlpflanzungs- geschichte exotischer Vögel die folgenden Arien: Zonotrichia matutina, ''Colurniculus manimbe , Volatiuia jacarina, Troglodytes furvus , Turdus ruGver.tris, Alegalophus regius (nur die Eier), Dixiphia leucocephala, Furnarius rufus, Nyctibiiis grandis (Ei), Podager nacunda, Caprimulgus brasilianus, 16 Trochilus-Arteu, uuter ihnen eurynomus, dessen JNest be- sonders merkwürdig, Crotophaga ani, Perislera rnfaxilla, Cryturus va- i egatus: Cr. lataupa und Rallus nigricans.

Dr. G. Hartlaub; „Bericht über eine Sendung von

der Vögel während des Jahres 1853. 49

Vögeln gesammelt um Valdivia im südlichsten Chile durch Dr. Philippi": Naumannia p. 207. Ref. halte etwa fünfzig Ar- ten zu verzeichnen und glaubte um so mehr über diese Sen- dung Philippi's berichten zu müssen, als dieselbe von hand- schriftlichen Noten begleitet war, kurze Angaben über die gesammelten Arten, so wie über die Farbe des Schnabels, der P'üsse und der Iris im frischen Zustande enthaltend. Auch schien uns die Lokalität von besondernm Interesse zu sein, denn gerade die seltneren und charakteristischeren Gestalten der chilesischen Vögelfauna sind dort anzutreffen.

So enthielt die Sendung zahlreiche Exemplare der merkwürdi- gen Gallungen Sylviorthorhynchus , rygarhicus und Oxyurus, sie ent- hielt den Triplorhinus paradoxus Kiltl. , die Ulula fasciata Desm. und melirere sehr wahrscheinlich neue Arien. Zum Schlüsse versuchten wir ein Verzeichniss sämmtlicher chilesischer Vögel zusammenzustellen.

Noch mögen hier zwei gedruckte Preisverzeichnisse chilesischer Vögel Erwähnung finden, deren eines von Prof. Poeppig in Leipzig, das andere von Oscar Dietsch ebendaselbst ausgegeben wurde. Letzteres zählt 65 Arten.

Australien.

„Voyage au Pol Sud et dans l'Oceanie sur les corvettes TAstrolabe et la Zelee etc. sous le commandement de M. J. Dum ont-d'Urvill e. Zoologie par Mss. Hombron et Jac- quinot. Tome III. Paris 1853." Der Verfasser dieses dieSäu- gethiere und Vögel jener Expedition umfassenden ungemein interessanten Bandes ist Dr. Pu eher an. Man wird sich er- innern, dass die während der Jahre 1843 bis 1845 in ver- schiedenen Lieferungen des damals publicirten Atlasses der Dumont-d'ürville'schen Reise erschienenen zahlreichen Ab- bildungen von Säugthieren und Vögeln bis jetzt hin ohne irgend welchen erläuternden Text geblieben waren, dass man zehn Jahre hindurch dieselben nur den beigedruckten fran- zösischen Namen nach kannte und dass, da der längst zu er- wartende beschreibende Theil nach wie vor ausblieb, endlich einige Zoologen es wagten, der einen oder der anderen un- ter den abgebildeten Arten systematische Benennungen bei- zulegen. So ist denn das wenn auch noch so verspätete Erscheinen näherer Miltheilungen über dieThiere jener schon

Archiv f. Nuturgcsch XX. Jahrg. 2. Od. D

öO Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

wegen der von ihr besuchten Länder und Gegenden höchst denkwürdigen Expedition eine wahrhaft erfreuliche Ueber- raschung. Und das um so mehr , als es gerade Pucheran ist, welcher, seiner Aufgabe so vollständig gewachsen, uns die wissenschaftliche Deutung und Erläuterung jener Abbil- dungen bietet.

Es beschränkt sich übrigens dieser Text auf die 92 abgebilde- ten Arten; die Zahl der gesammelten und der Pariser Sammlung ein- verleibten ist weit grösser. Die merkwürdigsten von der Expedition berührten Localitäten waren die Westküste INeuguinea's mit der VVar- rior- Insel, die zuvor zoologisch völlig undurchlorschten Salomon- In- seln San Jorge und Isabel, Raffles-Bay auf der ISordküste Australiens, die Navigatorgruppe, Mindanao , Banjar - Wassin auf ßorneo , die zum Archipel der Carolinen gehörige Gruppe Hogoleu und die antarclischen Gegenden. Bei dem uns spärlich zugemessenen Räume beschränken wir uns darauf, hier die auf den S a lo mo n- Inseln angetroffenen Ar- ten aufzuzählen: Athene taeniala H. et Jacq., Fachycephala oriolides M. J., Lamprocorax fulvipennis H. J., Dicaeum aeneum H. et J., Myzo- mela Lalargei H. J. und M. solitaria II. J. , Lorius cardinalis II. J., Pionus heteroclilus H. J., P. cyaniceps Puch., Cacalua Ducorpsii H.J., Chalcophas Slephani H. J. und eine Megapodius-Art.

I. y%ccipitres«

Falconidae. Wichtige Beobachtungen über die G e i e r Nordafrika's mit ausführlichen Beschreibungen und Mes- sungen einzelner Exemplare veröffentlicht A 1fr e d Brehm: Naum. p. 38. Die Angaben des Dr. A. Smith über den Fe- derwechsel dieser Vögel könne er nur bestätigen. Ausführli- ches über Gyps Rüppellü Br.

„Die Mauser der jungen Raubvögel und der Uebergang ihres Jugendkleides in das ausgefärbte" von Pasl. C. L. Bre h m. Cab. Journ, p. 196. Zur Widerlegung der Theorie Schle- gel's geschrieben und gestützt auf die bekannte umfassende Specialkenntniss des Verfasser's.

„Die Gruppen und Gattungen der Raubvögel Russland's in exomorphischer und craniologischer Beziehung" von Prof. J. F. Brandt: Cab. Journ. p. 225 und 178. In dieser ganz eigenlhümlichen, keines Auszugs fähigen Arbeit sucht Brandt mit bekanntem Talent und mit gewissenhafter Ausführlichkeit die ptilographischen und craniologischen Merkmale der Raub-

der Vögel während des Jahres 1853. 51

Vögel einer wissenschaftlichen Einlheilung derselben zum Grunde zu legen. Ein Anhang erörtert die craniologischen Verwandtschaften der Eulen, was indessen, wenn gleich in anderer Weise, schon vordem von Kaup geschehen war. Oken's Isis und Jard. Contribut. lo Ornith. Iö51. p. 119.

Th. Krüper schrieb in der „Naumania« sehr instruc- liv und anziehend über die Adler Pommern's, und in dem „Journal für Ornithologie" über die übrigen Raubvögel die- ses Landes , namentlich über die Fortpflanzung derselben, p. 14(3.

John Gas sin hat in No. 2, 3 und 4 seiner „Illustra- tions etc." eine ausführlichere „Synopsis der nordamerikani- schen Raubvögel" veröffentlicht, mit besonderer Berücksich- tigung der geographischen Verbreitung derselben und nach wiederholter kritischer Prüfung des ganzen gewaltigen ihm zu Gebote stehenden Materials an Sammlungen und Littera- tur. Es gehört diese vortreffliche Arbeit in ihrer Art zu den besten und vollständigsten des ganzen ornilhologischen Ap- parats, und wir bedauern nur , dass das Werk , in welchem sie erscheint, noch so wenig nach Verdienst gekannt und ge- würdigt wird.

Cassin billigt darin durchaus die specifische Trennung der bei- den kleineren Calhartes - Arten Nord- von denen Südmerika's. Bar- tram's „VuUur sacer^^ bleibt nach wie vor ein interessantes' Problem. Die Krage hinsichtlich der Enlwickelung des Gesichts- u.id Geruchs- sinnes bei den (leiern betrachtet Cassin als noch keineswegs genügend erörtert ; er lordert zu weilerer Untersuchung auf. Drei und dreissig nordamerikanische Falkoniden werden als gute Arten auslührlich be- handelt (Auclubon kennt nur 26). Cassin ist sehr geneigt, den nord. amerikanischen Goldadler lür speciflsch verschieden von unserem europäischen zu hallen. Viele Exemplare, die er sah, unlerschieden sich durch kleinere Statur, kürzeren Schnabel und weit dunkleres Ge- Oeder. Seit der Einlührung der üanipfboote und Eisenbahnen sind die Raubvögel Nordamerika's in der Nähe der Städte selten geworden. Das merkwürdige, seiner eigenthnmlichen liedeulung nach noch un- erklärte Phänomen überaus zahlreich in den höheren Luftregionen ver- sammelter Raubvögrlsohaaren wurde von Prof. Baird in Washington, von Dr. Hoy in Wisconsin und von Cassin selbst wiederholt zur llerbslzeit beobachtet. Als „zweifelhaft und dunkel« werden 15 Arten aufge- zählt, der Mehrzahl nach auf kurzen ungenügenden Beschreibungen oder Angaben Pennant's, ßarlram's Rafinesque's u. s, w. beruhend.

5^ Harllaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Dr. G. R. Bonyan „Notes on tbe raptorial birds of British-Güjana« Ann. and Mag. of N. H. p. 138 (Zool. Soc). Trotz mancher hübschen Beobachtung von geringem wissen- schaftlichen Werlh, da nur englische Namen gegeben werden.

Dr. He II mann berichtet in der „Naumaiinia," es sei Sarcorham. pkus papa auf dem Felsen von Gibraltar brütend beobachtet worden!! Jedenfalls eine Verwechselung mit Neophron pericnoplerus Solch eine Mittheilung durfte Baldamus gar nicht so ohne Weiteres aufnehmen.

Ref. suchte die specifische Verschiedenheil des oslafrikanischen Falco rußcollis Sw. von dem indischen chicquera weiter zu begründen. Cab. Journ. p. 38. Id. ib. über Buleo Ghiesbrechli Dub. von Gua- temala.

Lawrence beschrieb das ganz alte Männchen von Buleo pen- sylvanicus: Ann. Lyc. of iNewy. April 1853. Bona parle beschreibt ausführlich ein Uebergangskleid von Asturina nitida : Collect. Del. p. 3.

Neue Arien: Catharles urbicola (Ricord) : Desmurs in Rev. et Mag. de Zool. p. 146. Putergrösse (48" lang) ; Slädle der spanischen Antillen bewohnend; in keiner Sammlung. Quid? Fhalcobaenus ca~ runculatus Desm. Rev. p. 154. Columbien. Aquila deserticola Eversm. Bullet. Soc. Kat. Mose. XXV. p. 545. t. 8. Kirgisensteppe ; der leuco- rypha verwandt. Auch Kaum. p. 234. Buteo leucums Kaum. Kau- mannia p. 256. c. fig. opt. Sarepta. Ausführlich über dieselbe Art H. F. Moeschier: l. c. p. 297. Ist dort keineswegs selten. Rege" rhinus megarhynchus Bonap, Coli. Del. p. 4. Peru. Accipiter Fonta- nieri Bp. ib. Neugranada. A. castanilius Bp. ib. Pernis brachy- pterus Blylh. Calal. Calc. Mus. p. XXVIII. Mergui. Falco nigriceps Cass. Illustr. L p. 87. Californien. F. polyagrus Ci\ss. ib. p. 88. Ca- lifornien u. s. w^ ; dem lanarius nahe verwandt; Abbild, pl. 16. Bu- teo Bairdii Cass. ib. p. 99 und Hoy Proc. Ac. Philad. VL p. 451. Wis- consin. — B. insignalus Cass. ib. p. 102. Canada.

Abbild. Buleo rufip etmis Slrickl. Proceed. Zool. Soc. 1850. Av. pl. 22. Ei von Aquila audax: ibid. pl. 19. Haliaelos pelagicus Fall. ^ in Cass. llluslr. pl. 6. (Vergl. auch Middend. l. c. p. 125.). Ohne den weissen Stirnflecit.

Pucheran über Tinnunculus moluccensis Schleg. und Accip. hyogasler Sal. Müller: Voy. Pol. Sud. Zool. 3. p. 47.

StrSg-Sdaeo Anderson sammelte in der südweslafrikanischen Damaragegend Scops leucotis, Sc. senegalensis und Athene licua Licht. Contrib. 1852. p. 142.

Dr. G. R. Bonyan „Ueber 5 Eulenarten Gujana's« : Ann. and Mag. of N. H. 1. c. Leider keine systematischen Namen.

Neue Arten: JSyctale Kirtlandi Hoy Proc. Acad. Philad. VI. p. 210 und Cass. Illustr. pl. 11. Wisconsin. Bubo subarcticus Hoy

der Vögel Avährend des Jahres 1853. 53

1. c. p. 'ill. Wisconsin. Grosse hellgefärbte Art 24"lang. Vielleicht gleichartig mit B. Sibiriens Ev.?

Pncheran giebt gute Beschreibungen von Alhene taeniala H. J. (Salomoninseln), von A. ocellala H. J. (Chili) und von A. humeralis H. J. (Neuguinea) : Voy. Dum. d'Urv. 111. p. 50—54.

II. Passeres.

Fissirostres.

C»|iriBaiii1g^iflae. Neue Arten : Caprimulgus atrovarius Sun- dev. Öfvers. K. Y. Ac. Förhandl. 1851. p. 128. Umgegend der Cap- stadt. C. damarensis Slrickl. Contrib. 1852. p, 143. Damaragegend. (Anderson) Podargus Vincendonil (H. J.) Pucher. 1. c. p. 92. Borneo. All. Voy. Pol Sud, pl. 21. fig. 1. Caprim. arundinacenus (H. J.) Pu- cher. p.93. Borneo Atl. pl. 21. fig. 2.

Anderson sammelte dort ausserdem C pectoralis Vieill. und C. lenfiginosns Smilli.

rSach Alfred Brehm wandern die nicht zugleich europäischen Ziegenmelk er- Ar ten N o r da f rika's nicht; Cab. Journ. p.451.

C. longipennis kommt nicht nördlich vom Uten Grade N. ßr. vor; climacurus geht nördlich bis zum löten Grad.

Nach Woodhouse ist C. NuUallii sehr häufig am Colorado in Neumexico : Sitgr. Rep. p, 63.

Hiruiidiiikdae. Sehr schätzenswerihe Notizen über die geo- graphische Verbreitung und den Zug der nordostafricanischen Schvsal- benarten giebt A. Brehm: Cab. Journ. p. 453. Die dort einheimischen Arten wandern fast sämmtlich nicht , aber die europäischen ziehen weiter südlich als Brehm je gelangte. Cecropis fiUcauda traf B. nur in Dougola an. Die specifisch verschiedene Uferschwalbe jener Ge- genden (Cotyie minor Cab.) wandert südlich den Nil hinauf u. s. w.

Hirundo rustica sammelte Anderson in der Damara-Gegend. Con- trib. p. 144.

Cyp<9eliflite. Eine merkwürdige neue Art ist AcanthyUs srt- £Ffl/i7ts Woodhouse von der einzigen Lokalität „Inscription-rock," in So- nora : Sitgr. Kep. p. 64.

Ueber die Co//ocrt/Jrt^Arten Ceylon's, namentlich über C. brevi' roslris berichtet sehr inslructiv I.ayard : Ann. and iMag. p. 168.

Totlidae* Ueber die Aufenthallszfit und das Verhallen von Coracias garrula in Aegypten berichtet A. Brehm : Cab, Journ. p. 454.

C. abyssinica und C. Levaillanlii wandern nicht.

Alcediniae. Eine neue Art ist Halcyon damarensis StrickI, Contrib. to Ornith. 1852. p. 153; nahe verwandt mit H. slriolatus Licht., aber weit grösser.

54 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte '

Von den „Eisvögeln N.-O.-Afrika's meldet A. Brehm, dass Ce~ ryle rudis und A. caeruleocephala nicht wandern, wohl aber die }lal- cyon-Arten: Gab. Journ. p. 454.

Eine ausführliche Beschreibung von Adenoides variegala Hombr. Jacq. von Mindanao giebl Fucheran : Zool. Voy. Dum. d'Urv. 3. p. 101 Congenerisch mit H. Lindsayi Vig.

Ab bild. Galbula melanogenia Sei. in Jaid. Conlrib, V. pl. 90.

Ducconidae. Neue Art: Chelidoplera albipennis Bp. Gab. Journ. p. 47. (eine schöne Abbildung dieser neuen Art gab kürzlich Sclater).

Illeropitlae. Alfred Brehm's Nachrichten über sieben von ihm beobachtete Äleropsarlen N.-O.-Afrika's liest man mit Interesse: Gab. Journ. p. 455. M. apiasler lebt und zieht in Aegypten gemein- schaftlich mit Savigniji. M. viridissimtis und erylhropterus sind Stand- vögel, Bttllochii und caeruleocephalus streichen, lieber die Lebensweise der beiden letzteren äussert sich Brehm ausführlicher. M. Guvicri wandert.

Anderson sammelte in der Damaragegend den westlichen M. h'irundineus Licht.

Iflomotidae» Neu scheint zu sein M. semirufus Sclater von St. Martha und M. siibrufescens Sei. von Neugranada: Rev. et Mag. p. 489.

Tenuiiostres.

IVectariniailae. Die von A. lirehm im östlichen Afrika beobachteten Promerops - Arten wandern nicht: P. erylhrorhynckns , Rhinopom. cyanomelas und minor Rüpp. Gab. Journ. p. 456. Auch die JVccförmea- Arsen sind Standvögel.

Neue Arten: Irrisor Cabanisii de Fil. Vom weissen Nil, 3—40 N. Br. Rev. et Mag. p. 289. /. Slrichlandi Bonap. ist ery- throrhynchus? Strickl. Gonlrib. to Ornith. V. p. 154, Damara- Gegend (Anderson). Neclarinea Andersoni Strickl. 1. c. p. 15^). Damara-Ge- gend. Der östlichen albivenlris nahestehend.

Trocliilidae. „lieber die Abwesenheit der Furcula am Ske- let eines Trochilus" von W. Munter: Zeitschr. ges. Naturwiss. her- ausgeg. V. naturw. Verein in Halle p. 18. l. 1. fig. 1. (Jahrg. 1853).

G. L. Martin „a general history of Humming üirds" wilh pla- tes. Lond. 10 Sh, Sahen wir noch nicht.

VonGould's monographischem Prachtwerke erschien pari. 5. mit den Abbildungen \on H eli o tryp ha viola; Felo sophora anais, io- lata, cyanotis, thalassina, serriroslris, coruscans, Delphinae ; Helio ma- sler longiroslris, Conslanli , pinicola , angelae , mesoleucus; Chlor O" Stilbon prasinus; P haelornis Bourcieri ; Lesbia amaryllis; Ca-

der Vögel während des Jahres 1853. 55

lothorax micrurus; Euslep hanns fernandensis, Slohesi; Gouldia Langsdorfiii , Popelairi , Conversi; B our ci eria torquata, fulgidigula, inca ; P ha et ornis Prelrei , auguslae , anlhophilus ; Hypuroptila Btiffoni und caeruleogasler; und part. 6 von Eupetom ena hirundi^ nacea i Clylolaema rubinea; Ur os ticle Benjamini; DoriferaLu' doviciae f Johannae; Hello tli rix aurilus, auriculatus und Barroti; Eri 0 cncmis cupreiventris, mosquera und Luciani ; Schisles Geof- froyi und albogularis; Aphanlochroa cirrhochloris \ Diphog ena iris G, S elaspho rus heloisa ; C ep halepis Lalandei und Loddigesii, He-. lianthea typica und Boncparlei ; Myiabeillia typica; Panopli- tes Jardini, Malhewsii und ßavescens; Coelig ena typica und pwrpM- rea ; Erio cn e my s lugens ; D elailria henrica; Phaelornis slrii^ gularis.

Nach VVoodhouse ist Tr. rufus ungemein häufig um Santa Fe in Neumexico. Diese Art frequentirt dort vorzugsweise die Blüthen von Oleome integrifolia : Sitgr. Rep. p. 66. In Silka umschwärmt sie die ßrombeersträuche ! !

Neue Arten: Lophornis VerreauxiiBourc, l\ey. et Mag. p. 193, pl. 6. Dem chalybeus verwandt. Peru. Tr. melananthera iard. Con- trib. c. flg. opt. Tr, amabilis Gould Ann. p. 466. INeugranada. Phaei. griseogularis Gould ib. Columbien. Melallura primolina Bourc, Rev. p. 295. RioNapo: Osculati.

Sehr interessante Notizen über die Nester und Eier von 16 bra- silianischen Colibri-Arten theiit Burmeister mit: Cab. Journ. p. 171. Im Ganzen ähneln die Nester dieser Arten einander sehr, doch scheint es, als ob jede eine besonrlere Flechtenart zu dem Baue desselben verwende. So belegt Tr. eurynomus sein Nest nur mit Spiloma roseum, einer Flechte, deren Farbesloff unter der Einwirkung der Brulvvärme des Vogel's die Eier intensiv und gleichmässig carminrolh färbt. Die Lage oder Stellung der Colibrinester ist bei den verschiedenen Arten eine sehr verschiedene. Die Zahl der Eier ist beständig zwei.

Melipliag^idae. Nest und Eier von Phyllornis Jerdoni bil- det Blyth ab: Jard. Contribut. to Orn. V. p. 91. Gould's Melicopliila picala ist Cerlhia leucomelas Vieill. = Certhionyx variegatus Less. Leptornis sylvestris (H. J.) Puch. 1. c. p. 86. von Samoa ist Eulomiza olivacea Peale.

Neue Arten: Zosterops albivenler (Mombr. Jacq.) Fucher, I.e. p. 95. Warrior - Insel bei Neuguinea. Voy. Pol Sud Atl. pl. 19. fig. 3.

Z. parvulus (H. J.) Pucher. 1. c. p. 96. Rorneo. Atl. pl. 19. fig. 4. Dicaeum aeneum (H. J.) Puch. 1. c. p. 97. Salomoninseln. Atl. pl. 22. flg. 4. Myzomela Lafargei (H. J.) Puch. 1. c. p. 98. Salomoninseln.

Plilolis similis (H. J.) Tücher. I. c. p, 89. Neuguinea. All. pl. 17. flg. 23.

56 Hartlaiib: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Certliidae. Lafrenaye über Anabates squamiger: Rev. p. 490. Ist eins mit Lesson's Sitlasomus perlalus und Typus der Gallung Anabasitla. Xenops rufus Less. ist nach Pucheran gleich Anabates leucophllialmus Wied (?) ; Silta castanea Less. sei = castaneoventris FrancL

Neue Art: Limnornis unihrunneus Lafr. Rev. et Mag. p. 59. Vom Vulkan Fichincha.

C. Sundevall über die ächte Silla europaea L. Öfvers. K. V. Acad. Förh. 1851. p. 275.

Iroglodyles Eydouxi Bp. ausführlich beschr. Fuch. Voy. Pol Sud ZooL IIL p.94. Chili.

Denlirosires.

liusciniadae« Neue Arten: Erilhacus Moussieri Leon Olph Gaillard Ann. Soc. d'agric. etc. de Lyon, c. fig. ^ ^ , und Naum. HL p. 68. Oran. Doch mehr eine Pralincola. Erilhropygia Galtoni Slrickl. Contrib. V. p. 147. Damara. Drymoeca ßavida Slrickl. ib. Damara. Sphenoeacus pycnopygius Strick), ib. 148. Damaragegend. Calamoherpe media Malm: Öfvers, 1851. p. 159. Schweden; der lur- doides nächst verwandt. Sw^orm fl^ii/js Nichols. Ann. and Mag. p. 215. Hindostan „an undescribed species of lailor-bird". Sylvia sibirica v. Middend. 1. c. p. 180. S. ocholensis v. Midd. ib. 182.

Abbild. Chamaea fasciata Garn, in Cass. Illustr. pl. 7. Fa- rns septentrionalis Harris: ib. pl. 14.

Heckel: „Ueber die Verbreitung, das Nest und Ei von Salic. fluvialilis.'-^ Verhandl. des zool. botan. Vereins in Wien U. p. 127. An der Donau zwischen Wien und Presburg.

Ueber Parus borealis schrieb Gerbe ausführlich. Rev. p. 197. Provence. Ed. Fairmaire über F. alpestris Bailly : Rev. p. 246. Doch wohl gleichartig mit borealis.

Eine Synopsis der nordamerikanischen Meisen gab Cas- sin . Illustr. p. 17. Er kennt 6 Parus, 4 Lophophanes und zwei Psal- triparus: minimus und melanotis Sandb.

C. Sundevall: über Hypolais polyglollaW von Tanger. Öfvers. p. 278. V. Middendorf ausführlich über Anlhus cervinus: 1. c. p. 167. Wäre verschieden von rufogularis Brehm ; ders. über Molac. lugubris F. ib. l66; ders über Syh. erythronota Ev. ib. p. 175, über S. Eversmanni Bp. ib. 178 und über S. coronataSchleg. ib. 182; ders. über S. proregulus VaW. und S. certhiola P. 1. c. 184.

Cabanis über Oligocercus (microurus Röpp.) und Syncopla (Sylv. brevicaudata Rüpp): Journ. p. 109.

Saxicola leucomelaena Durch, aus Damara beschrieb Strickl. Con-

der Vögel während des Jahres 1853. 57

trib. V. 146. Id. ib. über S. hottentotta Gm., über Drymoeca flavi" cans Vieill. und über Parisoma subcaeruleum 1. c.

Ref. über Copsychus pluto Temm. Cab. Journ. p. 35.

Sialia arclica und S. occidentalis sind häufig in Meumexico ; Sitgr. Rep. p. 68.

Cabanis „zur Naturgeschichte des Pallas'schen Laubhähnchens, Vhijllohasileus snpercitiosus Gm. mit schönen Abbild, von ^ und $. Journ. p 81. Originalmittheil, von v. Middendorf und Gaetke auf Hel- goland , wo das seltene Vögelchen alljährlich erlegt wird. Cabanis* Färchen wurde bei Berlin geschossen.

Turdidae« Neue Arten: Trichophorus minnlus nob. Cab. Journ. p. 156. Malacca. Icteria longicauda Lawr. Ann. Lyc. Newy. 1853. p. 4, Californien. Ob wirklich verschieden von Velasquezii? In Keumexico scheint nur viridis vorzukommen: Sitgr. Rep. p. 73.

Eine Varietät von Tiirdus iliacus beschrieb ß. Altum Kaum. II. 3. p. 67. c. fig. Auch Fuhlrott beschrieb eine var. derselben Art: Kaum. 1853. p. 101.

Ueber Tnrdus rvßcollis und T. fusealus vergl. v. Middend. 1. c. p. 170. Eine Beschreibung von Crateropus bicolor jun. aus Damara gab Strickl. in Jard. Contrib. V. p. 145, und von Monlicola brevipes "Waterh. ebendas. p. l47.

Refer. über Pomatorhinvs rußceps und Rhodinocichla rosea : Cab. Journ. p. 31. 33. Mimus monlanus Towns. Gemein in Neumexico : Sitgr. Rep. p. 73.

Timalia rußcapilla (Hombr. Jacq.) Pucher. I.e. p. 89. All. pl. 19. flg. 1. Borneo. Id. ib. über Mixornis bornensis Bonap. p. 90. All. pl. 19. fig. 2. Ixos Gourdini (H. J.) Puch. p. 79. All. pl. fig. 1. Borneo.

ITJEiiscicapidae« Neue Arten: Todirostrum fumifrons, nob. Cab. Journ. p. 35. Brasilien. Ornithion inerme, nob. ib. p. 35. Süd- america. Tyrannula erylhroptera Lafr. Rev. p. 16. Brasilien? T, peruviana Lafr. ib. Quito. T. pallescens Lafr. ib. Bahia. T. or~ nata Lafr. ib. Columbien. Todirostrum striaticolle Lafr. ib. p. 18. Bahia. Ochlhoeca chilensis, nob. Naum. Vög. um Valdivia, p. 18. Taenioptera erylropygia Sclat. Ann. and Mag. p. 213. Ecuador. Tae- nioplera striaticollis Sclat. ibid. Ecuador. Psaris (s. G. Erator) Fra- seri Kaup. Ann. p. 60. Ps. maximus Kaup ib. p, 61. Ps. parinus Kaup ib. von Para. Selophaga ruficoronata K. ib. S. leticomphomma K. ib. Bogota. Tyrannula mexicana K. ib. p. 65.

P. 0. Desmurs „notice sur les Lantus pitangua et sulphuralus de Linne: Rev. et 31ag. p. 1. Ganz gut aber nicht neu. Älit Unrecht bezieht D. den Tyrannus carnivorus Virill. zu S. sulphuralus. Diese Art scheint uns vielmehr zu Scaphorh. pitangua zu gehören, wenigstens

58 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

der Beschreibung nach, denn Azara's Bientaveo zieht Vieiilot unrichtig hinzu. Dagegen nennt V. den S. sulphuratus : Tyr. magnanimus : En- cycl. p. 850. (Vergl. unseren Index zu Azara).

Dr. J. Ka u p „Uebersicht des Genus Knipolegus Boie" : Cab. Journ. p. 29. Kaup nimmt 5 Arien an : 1) comatus Licht., 2) cyanirostris Vieill. Az. 181, 3) unicolor K. = cyanirostris bei d'Orb. , 4) aterrimus d'Orb., 5) Lafrenayi K. == gaieata Spix ?

Dr. J. Kaup über die Gattung Psaris: Ann. p. 60. n. Chloropsa~ ris (Cuvieri, alricapillus und versicolor). b. Pachyrhynchus. c. Psa- ris. d. Erator (inquisitor und Fraseri). e. Balhmidurus Cab. (margi- natus mit 2 Unterarten und parinus).

Id. über Setophaga ib. p. 63. Kurze Beschr, aller Arten. Kaup's S. flammea von Guatemala beschrieben wir längst als intermedia; Todirhamphus pecloralis Kaup 1. c. von Mexico ist unser Todirostrum granadense. Todirhamphus ruficeps K. ib. von Mexico ist Todiro- strum mullicolor Strickl.

Für Plalhyrhynchus capensis Smith creirt Kaup die Gattung Phry- norhamphus ; Bonaparte nennt den Vogel Smilhornisl

Platystira albicauda Strickl. aus Damara : Jard. Contrib. p. l44 ist gleichartig mit Laniolurdus torqualus Walerh. Alex. Exped. II. p. 264.

Ueber Muscicapa luleola Pall. vergl. v. Middend. 1. c. p. 186.

Nest und Ei von Leucocerca fusciventris Fr^nc\. abgebild. Jard. Contrib. pl. 92.

Ueber Mihulus forßcatus im westlichen Texas : Woodh. in Sitgr. Rep. p. 73.

„Ueber den Farbenwechsel von Muscicapa collaris, atricapilla und parva im Frühlingc" von L. Martin: Cab. Journ p. 16.

Dr. Schilling: „Beschreibung und Naturg. \on Muscicapa mi- «Mfa« H. et S. Cab. Journ. p. 129. Scheint doch wirklich von parva verschieden. Beide sind in Pommern nicht selten.

Fucheran beschreibt in der „Zoologie du Voy. au Fol Sud III. p. 75: Muscylva Lessoni H. J. von den Viti-Inseln, M. pectoralis H. J. von Vanicoro und p. 76: Rhipidura trislis H. J. von Neuseeland. Myiagra oceanica PUch. ib. p. 77. All. pl. 12 bis, fig. 1 von der Gruppe Hogoleu.

Ueber Vireo alricapillus Woodh. vergl. Silgr. Rep. p. 75.

Aonpelidae« Neue Arten: Cephaloplerus glabricoUisGould: Froceed. Zool. Coc. 1850. Av. pl. 20. Casmarhynchus tricaruncula- lus Verr. Rev. et Mag. p. 193 von Bocos del loro in ^ieugranada. Jün- gerer Vogel.

Ueber Ptilogonys Toicnsendi Aud. vergl. Woodh. in Sitgr. Rep. p. 76 und Heerra. Notes Calif. Birds p. 263. Häufig im Westen der

der Vögel während des Jahres 1853. 59

Zuni-Gebirge in Neumexico. Flilogonys nilens traf Dr. Heermaon am Consumnes-River : Journ. Ac. Philad. n. s. II. p. 262.

Pu eher an beschreibt im drillen Bande der „Zoologie du Voy. au Pol Sud' auf S. 55 : Eiopsallria diademala von Samoa. All. pl. 5. fig. 1. E. melanops. Id. ib. p 56 von Vavao. All. pl. 5. fig. 2. Pachijcephala orioLdes Puch. ib p, 57 , von den Salomon-Inseln. All. pl. 5. flg. 3.

l/aniidae. Neue Arten; Enneoctonus Andersoni Strickl. Contrib. Y. 145. Damaragegend. Lanius dealbalus de Fil. Rev. p.290. Weisser Nil, ist gleich L. pallidiroslris Cass. Proc. Ac. Philad. 1831 und abgeb. Journ. Ac. Philad. n. s. II. pl. 23. fig. 1. L. Aucheri ßp. Rlon. des Lan. sp. 7. Aus Persien. L. cephalomelus ßp. Manilla 1. c. sp. 22. Enneoctonus nilolicus ßp. 1. c. sp. 38. Weisser Nil. Eu- rocephalus Riippellii Bp, ib. sp. 40. Schoa. Sigmodiis rvßrejitris Bp. ib. Gaboon. Lan. quadricolor Wus, Mog. Bp. Monogr. descr. Afrika. Tamnophilus 'tenuipunclalus Lafr. Rev. p. 337. Anolaima. Arla- mus cucM^/afMS Nicholson : Ann. Mag. p. 294. Indien im dichtesten Jungle, mit umschrieben schvs^arzer Scheilelplatte. Pteruthius spinicaudus Pucher. 1. c. p. 58. Warrior-Insel bei Neuguinea; All. pl. 6. fig. 2. Rectes strepilans Fuch. ib. 60. All. pl. 6. fig. 1. Neuguinea und Raffles- Bay. Colluricincla lurtoides ih. 61. Raffles-ßay. Ob = parvula Gould.? Graucalus Desgrazil (H. et Jacq.) Puch. 1. c. p. 64. Neuguinea. Gr. melanogenys (H. et J.) Puch. 1. c. p. 66. Timor. Ptiladela Boyeri Puch. I.e. p. 68, pl. 9. fig. 3. Neuguinea. Edolisotna Marescoti ?uch. ib. p. 69. pl. 10. fig. 2. Neuguinea. Ceblepyris schisticcps H. et J.) Puch. p. 70. Neuguinea. C. rnfitentris (H. J.) Puch. p. 71. pl. 11. fig. l. Raffles-Bay.

„Monographie des Laniens" parCh. L. ßonaparte: Rev. p. 292. (Auch Separatabdrücke). Es werden 42 Arten aufgezählt und kurz behandelt. Lan. macrocercus de Fil. Rev. p. 290. vom weissen Nil ist = excubitorius Desm. und princeps Cab. Wahrscheinlich auch = L. kiek Vierth. Bonaparte theilt die Laniaden in die Genera Lanius mit 24 Arten, Otomela (phoenicurus Pall.) mit 7 A., Phoneus 1 Art (bu- cephalus Schleg.), Leucomelopon 1 Art, Enneoctonus 5 Arten, Euroce- phalus 2A., Corvinella l A. und Urolestes 1 Art.

Lafrenaye über die Gruppe des Thamnophilus naevius: Rev. p. 337. Fünf sehr nahe verwandle Arten.

Ueber die Dicruri Ceylons vergl. Layard : Ann. and Mag. p. 393. Es kommen auf dieser Insel vor: paradiseus L. , longicaudatus Hay, caerulescens Vieill., edoliformis Blyth , macrocercus V. var. min leu- copygialis ßlylh.

Die „üryniophile de Roug« Hombr. et Jacq. von der llogoleu- Gruppe beschreibt Pücheran als Coiluricincla : Zool. Voy. Pol Sud III. p.62. Id. ib. über Arlamus viliensis H, et Jacq. (mentalis Jard ).

60 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Ref. über Sigmodus caniceps : Cab. Journ. p. 32.

Die einzige von v. Äliddendorf in Sibirien angetroffene Würger- art war L. phoenicurus Fall. Zool. II. p. 188.

Lantus minor Gm. erlegte Anderson in der Damara-Gegend Süd-^ weslafrika's.

Lanius excubilorides Sw.. von Bonaparte in seiner „Monographie des Laniens als identisch mit iudovicianus betrachtet, wird (mit mehr Recht, Ref.) von Baird , Heermann und Woodhouse als eigene dem westlichen Nordamerika angehörige Art betrachtet: Rep. Sitgr. p. 77. Etz.

Abbild. Lanius pallens Cass. Journ. Acad. Phil. n. s. II. pl. 23. flg. 2.

Conirostres.

Corvidtie. Neue Arten: Cyanocitta jolyaea Bp. Cab. 3ouri\. I. 47. C turcosa Bp. Collect. Delattre p. S. Ecuador. C. ga- Icata Cab. Mus. Hein. p. 222. St. Fe. (In der Bremer Sammlung aus Mexico). Corvus phaeocephalus Cab. ib. 232. Abyssinien. Ob wirk- lich verschieden vom scapulatus Südafrika's? Lophocilta ardesiaca Cab. ib. 219. Sumatra. Garrulus cervicalis Bp. Coli. Del. p. 6. Al- gier. Levaill. Expl. sc. t. 6. Gaziola lypica Bp. ib. Neucaledonien. Corv, madagascariensis Bp, ib. C. timorensis ßp. C. philippen- sis Bp.

H eher Corvus torqualus Cuy. vergl. Pucheran: Rev. p. 546. Wahr- scheinlich gleich pectoralis Gould. jun. C. LetaiUantii Less. = culminatus Sykes; C. coronoides Less. müsse macropterus sein. C. rvficollis Less. könne eine dem umbrinus nächst verwandle Art vom Cap sein. C. moneduloides Less. stammt von Neucaledonien und ist Typus der Gattung Physocorax Bp. Puch. Rev. p. 547. und Bonap. Coli. Del. p.6.

„De Sinety Note sur une poche buccale chez le Casse-noix* (Nucifr. car.): Rev. et Mag. p. 227. Merkwürdig genug. Ein erwei- terungsfähiger Oesophagus kommt hinzu. Ein dünnwandiger Sack ist gerade unter der biüden Zunge geöffnet ; das Orificium desselben nimmt die ganze Basis der Backenhöhlung ein; er steht im Winkel der bei- den Aeste der mandibula und nimmt das Dreieck dazwischen ein; scheint st-hr dilatabel zu sein. Sinety fand bei einem Exemplare 7 Haselnüsse im Backensacke und 6 im Oesophagus; andere hatten bei- den Hölllungen mit Samen von Pinus cenibra gefüllt.

V. Middendorf hält C. dauricus nur für eine Varietät von Mo- nedula: I. c. p. 159.

Neue Auskunft üi)er Cganocorax californicus Vig. gaben Heer- mann 1. c. p. 269. und Woodhouse : Sitgr. Rep. p. 77. Sehr zahlreich auf Pinus edulis in Neumexico.

der Vögel während des Jahres 1853. Öl

Ah b \\ d. ^ Cyanocorax luxuosus Less. Cass. lUustr. pl. 1. M'Call beobachtete diese schöne Art am Rio grande im westlichen Texas, Garrulus Lidlhi Bp. Illustr. Froceed. Zool. Soc. 1850. Av. pl. 17.

ßonaparte über Corvus leucognaphalus als gute Art: Coli. Del. p. 6.

Sturnicla.e« Meue Arten: Chalcophanes minor C&h. ^ ad. Mus. Hein. p. l97. Lainpropsar dives Cab. ib. p. 194. Mololhrus armenti Licht, ib. p 192. Carthagena. M. robuslus Cab. ib. Mexico.

Pezües (Stiirneila) brevirostris Cab. ib. p. I9l. Brasilien. Cassi- cus (Oslinops) gualimozinus Bp. Collect. Del. p. 10. Guaripata. Thi- lius major Bp ib. p. 11. Lamproiornis fulvipennis (H. Jacq.) Fuch. 1. c. p. 81. pl. 14. flg. 2. Salomon- Inseln. Slurnoides gigas (H. J.) Puch. ib. p 83 von der Navigatorgruppe.

R ef. über Satoglossa madagascariensis in Cab. Journ. p. 42. (Gen. H artlaubius ßonap. Collect, Del. p. 9. Id. ib. über Sericulus anais. Bp. ib. über Pendulinus rufigaster Vieill.

Ueber Spreo bispecularis Strickl. (Levaill. Afr. pl. 90) vergl. Jard. Contrib. V. p. 149. Damara. Verschieden von nitens.

Abbild. Icterus cucullalus Svv. Cass. Illustr. pl. 8. Wesll. Texas und Keumexico. Ueber Agelajus Iricolor und gubernalor so wie über Xanlh. BuUockii vergl. Dr. Heermann 3Not. Birds of Calif. Jüurn. Ac. Phil. n. s. II. p. 268.

Paradiseidae* Einen Beitrag zur Lebensweise von Para- disea apoda liefert Lafrenaye: Rev. et Mag. p.340. Es soll dieser Vo- gel, nach der Aussage eines Augenzeugen, welcher ihn in Batavia in der Gefangenschaft beobachtete, nach Plauenart mit den langen Seiten- federbüscheln ein Rad schlagen : er umgab sich ganz damit und bildete eine Art Aureole, in deren Mitte der grüne Kopf wie eine kleine Sonne blitzte. (Georg Bennet, welcher diesen Vogel mehrfach in der Ge- fangenschaft lebend beobachtete, sah dieses nie. Refer.).

C^ring'illidae* INeue Arten: Tanagrella eleganlissima\ etr, Rev. p. 195. Peru, Der icterophrys nahe stehend. Rhamphocelus venezuelensis Lafr. ib. p. 243. Rh. aterrimus Lalr. ib. Rk. ma- gnirostris Lafr. p. 243. Trinidad,

Emberiza slrialiceps Lafr, Rev, p. 61. Panama. Pylelia cilerior Strickl. Contrib. V. 150. Abyssinien, Kordofan, Senegambien. Die echte melba \st südafrikanisch. Monlifringüla haemalopyga Gould Ann. p. 466, Thibet. Sporophila moesla HartI, Cab. Journ. p, 36. Süd- amerika? — Emberiza polaris v. Middend. I. c. p. 143. Taimyrland. Critagra ßavospecularis nob. Chile, Kaum. Strulhus caniceps Uoodh, Proc. Ac. Philad. VI, 202 und Sitgr, Rep, p. 83. Wesll. Texas. Pas^ serculus CassiniiW oodU. ib. p. 60. und Sitgr. Rep. p. 83. Wesll. Texas.

Passer ploceisoma Bonap. Coli. Del. p. 14. P. Pallasii Bp. ib.

62 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Nördl. Asien. P. confucius Bp. China. Gymnoris pelria Bp. ib. Nördl. Asien Chondesles ruficauda Bp. ib. Nicaragua. Passer^ culus alaudinus Bp. ib. Californien. P. anthinus Dp. ib. Insel Kadiac.

Spizella maxima Bp. ib. Mexico. P. geosphopsis Bp ib. Colum- bien. Cklorospiza spodocephalaBp. ib. Nicaragua. Sallalor plum~ beus Bp. ib. Columbien.

Alauda erythro chlamys Strickl. Jard. Contrib. V. p. 151. Dania- ragegend Alauda spleniata Strickl. ib. Damara. A. naevia Strickl. ib. Damara.

La f ren ay e über die Gattung ßfeampfeoce^Ms: Rev. p.241. fleissige gute Arbeit. Die Gattung wird in zwei Gruppen vertheilt, deren erste, Rh. ma er ognalhi 11 Arten zählt, während die zweite, Rh. mi- cr ognathi\ nur fünf in sich begreift.

Eine sehr ausführliche Arbeit über die Kreuzschnäbel gab ßrehm: Kaum. p. 178. Keines Auszugs fähig, ölit 1 Tafel Abbild.

Die interessantesten Beiträge zur INaturgeschichte der sibiri- schen Ammern gab v. Middendorf: Emberha aureola \. c. p. 138, E. ruslica p. 139, E. pithyornus, p. 140, E.cioidesp. 140, E. ru- lila 141, E. spodocephala p. 143, E. schoeniclus var. min. ib. p, 144.

Ebenders. über Fr. linaria und deren Abarten in Sibirien: 1. c. 151.

üeher das öftere Vorkommen von Ember. pusilla auf Helgoland vergl. Gab. Journ. 1. p. 67.

Nach Dr. J. B. Jaubert's genauester Untersuchung wäre Chlo^ rospha incerla nur eine „Variete obtenue en captivite« v. Pyrrhula ery~ thrinall Ausführliche Beweisführung: Rev. et Mag. p. 109.

Ebenderselbe schreibt des breileren über einen in der Frei- heit erzeugten Daslard von FringiUa coelebs und Fr. monlifringilla: Rev. p. 117. Die Hybridation in der Freiheit findet nur zwischen höchst verwandten Arten statt. Eine der beiden Arten muss an der Lokalität der Begattung sehr selten sein. In der Freiheit erzeugte Bastarde sind immer unfruchtbar.

Dr. Heermann's „Noten über die Vögel Californiens" behan- deln etwas näher : Emberha Bcllii Cass., JE. roslrata Cass. , Slruthus oregonus (Towns.) , Spiza amoena (Say), Ammodromus rvficcps Cass., Feucaea Lincolnii, Carduelis Lawrencii Cass. , Zonolrichia Townsendii Aud., alricapilla Gm , Vipilo arclicus und fuscus Sw., Carpodacus fa~. miliaris M'Call; Coccoboius melanocephalus Sw. u. s, w.

Ärrcmon mystacalis Sei. ist eins mit albifrenalus Lafr. Rev. p. 62.

Abbild. Miraffra cordofanica Strickl. llluslr. Procetd. Z. S. Av. pl. 23. Alauda erythropygia Strickl. ib. pl. 24. Carpodacus familiaris Cass, lllustr. pl. 13. (Rep. Sitgr. p. 6S). Embernagra blan- dingiana Gamb. Cass. lllustr. pl. 12.

jlf usopliag^idae* Mnsophaga Rossae Gould ist beschrieben: Ann. and Mag. p. 154. Der Vogel ist augenblicklich lebend in England.

der Vögel während des Jahres 1853. 63

Bucerotidae« Eine weitere schriftliche Mittheilung Sunde- vaH's an Striciiland über Buceros cultralus Iheilt dieser letztere mit: Contrib. V. p. I6l.

III. Scansores.

R h a ni p h a s t i d a e. Gould's zweite Ausgabe seiner Mo- nographie der Rhamphasliden nimmt ihren Forlgang". Slurm's Werk scheint unvollendet bleiben zu wollen.

Psittacidae. VonBrehm's „Monographie der Pa- pageien«* erschien ein 7tes Heft. Alles Copien nach Spix und unbrauchbare Spixi'sche Namen. Den Inhalt sämmtlicher Hefte giebt die Naumania p. 236.

Palaeornis Gironnieri Verr. Rev, p. 195. Philippinen, ist wohl gleich P. Calthropae Layard.

Neue Arten; SUlace primoli Bp. Collect. Del. p. 2. Bolivien. Psiltacula pyrilia Bp. ibid. vom Rio Acha in IVVugranada. Lo- rius cardinalis H. Jacq. Puch. 1, c. p. 103. All. pl. 24. Bis, fig. 2. Sa- lomon-lnseln. Cacatua Ducorpsii [H. J.) Puch. I.e. 108. pl. 2(3. fig. 1. Salomoninseln.

Ausserdem enthält der dritte Band der „Zoologie du Voyage au Pol Sud« noch Beschreibungen von Pionus heteroclUus H. i.Fuch. p. 103, von Pionus cijaniceps Pucher. 1. o. p. 105. Beide von den Salomonin- seln; ferner \on Picnus fuscicapillus Wagl. von Neuguinea , von Cyclo^ psilta diophlhalma H. J., Neuguinea, und von Cacalua citrinocristata Fräs, von Timor.

Eupsülula Pelzii (Leibl.) wurde von Delattre in Nicaragua ge- funden: ßonap. Collect. Del. p. 2.

Das Vorkommen von Psittacus Meyeri Rüpp. in der Damarage- gend ist in geographisch zoologischer Hinsicht sehr merkwürdig: Jard. Contrib. V. p. 156. Andere Psiltaciden dieses Theiles Südwestafrika's sind P. Rüppelli Gray und Agapornis roseicollis V.

Picidae. Neue Arten: Campelhera Capricorni Strickl. Jard. Contr. p. 155. Damara. C. AbingoniSm. $ Beschr. ib. 156.

Abbild. Melanerpes formicivorus Sw. Cass. llluslr. pl.2, mit höchst anziehenden und überraschenden Nachrichten über die Lebens- weise dieses Vogels , welcher in die Rinde der Tannen und Eichen äusserst geschickt und dicht neben einander Eicheln einkeilt, als Kahrungsvorralh für den Winter. Vergl. darüber auch Dr. Heermann Notes etc. p. 270. Melanerpes albolarvalus Cass sehr schön abgeb. im Journ. Ac. Phil. 11. pl. 22. p. 257. ^ und $. Californien.

Heermann's „Kotes on the birds of California" geben Nach-

64 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Nalurgeschiche

rieht von verscliiedenen seltenen Spechtarien , so von Picus Harrisii Aud., Picus Gairdneri Aud., P. ISullallii Gamb. , F. ruber Cm., Mela- nerpes lorquaius (Wils.), Pic. thyreoideus Cass. und von Colaples Ayre- sii Audub. Letztere Art sehr selten am Coiisuninesflusse, Auch F. Harrisii ist eine sehr sellene Art, scheint indessen in Oregon häufiger vorzukommen (Peale).

Sitgreave's „Report": Wagler's Picus scalaris sei sehr häufig in Texas östlich vom Pecos -River. Centurus ßavitenlris Sw. traf VVoodhouse in Menge um St. Antonio im wesll. Texas an, vorzugsweise auf Stümpfen der Algarobia.

ISucconidae. Neue Arten: Pogonias Rolleii de Fil. Dem dubius nahe stehend, vom obern weissen Kil (3— 4" N. Br.) : Rev. p. 291. Laimodon leucocephalus Defil. ib. Ebendaher.

Ciiculidae. INeu: Cuculus gabonensis Lafr. Rev. p. 60. Steht dem capensis nahe.

Interessantes Detail zur Lebensweise der beiden Geococcyx-Ar- ten verdankt man den wissenschaftlichen Reiseexpeditionen der Ame- rikaner im Westen. Nach M'Cown liebt es der „l'aisano« der West- texaner die Schneckenhäuser durch wiederholtes Aufschlagen auf ir^'cnd einen harten Körper zu zerbrechen und alsdann das Mollusk in dem- selben zu verzehren. Am Rio grande fand iM'Cown ganze Ilaufen sol- cher zerbrochener Schneckenhäuser. Man erinnert sich hierbei viel- leicht der Nachrichten Ackerman's über den Famac-acora auf Madagas- car (Coua Delalandi), der eine ganz ähnliche Gewohnheit mit den Acha- tinen verfolgt. Man vergl. auch noch über G. vialicus Römer's „Te- xas« p. 149. Er traf den Vogel häufig in den Mezquitegebüschen um St. Antonio de Bexar. Ferner Heermann's „Kotes" auf S. 270 und Sitgreave's „Report« auf S. 92. Im nördlichen Caiifornien wird der Vogel sehr selten.

Dr. A. Dahne „zur Naturgeschichte des Kukuks« Naumania p. 203.

Bai dam US „Neue Beiträge zur Fortpflanzungsgeschichte des Kukuks" Kaum. p. 307. Ausführliche wichtige Arbeit. Der Verfasser glaubt bemerkt zu haben, dass das Ei des Kukuks in Farbe und Zeich- nung sich den Eiern, desjenigen Vogels annähert, in dessen Nest das- selbe gelegt wurde; ein gewiss sehr merkwürdiges Verhällniss, für welches sich indessen psychologische Gründe beibringen lassen.

„Zur Forlpflanzungsgeschichte von Cuculus glandarius^^ von A 1- fred Brehm: Cab. Journ p. 144. Das bis dahin unbekannte Ei die- ser Art wurde von Brehm in drei Exemplaren in Krähennestern Ober- ägypten's gefunden.

„Hauptsache und Nebensächliches an der Foripflanzungsweise der kukuksartigen Vögel« von Dr. G. G loger: C?.b. Journ p. 352. In

der Vögel während des Jahres 1853. 65

dieser ausführlichen und scharfsinnigen Arbeit werden alle gegen A. ßrehm's eben erwähnte Entdeckung laut gewordenen Zweifel und Ein- würfe siegreich beseitigt.

IV. Columbae.

Columba gelastes Temm. (ferrago Ev.) war die häuBgste Tau- benart im südöstlichen Sibirien: v. Middend. 1. c.

Lieber Ectopisles marginella Woodh. vergl. Sitgr. Kep. p. 93. Col. leucoplera L. (Trudeaui Aud ) vergl. Heerm. „Notes« p.271. Die Art ist gemein um Guaymas und Matamoras.

Einen ungemein ergiebigen Beitrag zur Naturgeschichte der ocea- nischen Taubenarten lieferte Fucheran im dritten Bande der „Zoo- logie du Voyage au Pol Sud.« Es wurden daselbst ausführlich be- schrieben: Plilinopus Feliciae (H. et Jacq.) p. 11t. Atl. pl. 12. fig. 1. von den Fidgee-Inseln ; Plil. hileovirens (H. J.) p. 112. pl. 12. fig. 2. ebendaher, ßalaou ; Ptil. Mariae (H. J.) p. 115. pl. 29. fig. 2. von den Navigator-Inseln (= P. Perousii Pealc) ; Plil. Clementinae (H.J.) p. 117. pl. 29. fig. 3. von den Fidgee-Inseln ; Pampusanna criniger Puch. ib. p. 118. pl 27. fig. 2. von der Solo-Gruppe; der cruenta congenerisch nahe; Chalcophaps Slephani Puch. ib. p. 119. pl. 28. fig. 2. von Neu- guinea und den Salomon- Inseln ,• Trugon terreslris Homb. Jacq. ib. p. 123. p. 28. fig. 1. von Neuguinea, eine sehr merkwürdige neue Form.

\f. Oallinae.

Neue Arten: Francolinus yemensis Nicholson : Ann. and Mag. p. 422. Arabien. Orlyx texanus Lawrence: Ann. Lyc. of Newy. VI. April 1853. Steht virginianus zunächst. Megapodius Cumingii\)\\\yfY^: Ann. p.469; Philippinen, Insel Labuan. Ausführlich über die Lebens- weise: legt ungeheuer grosse Eier. Tetrao urogalloides v. Middend. 1. c. p. l95. Sicher eine gute Art; Stanovoi-Gebirge der Mandschurei. Tetrao canadensis var. Franclinii Dougl. ebendaher: ib. p. 202. Nur sehr geringe Unterschiede vom nordamerikanischen.

Anderson sammelte in der Damaragegend Südwestafrika's Francolinus gariepcnsis, Fr. SwainsoniiSm.y Plerocles tariegatus Bmch. Turnix lepurana Sm. und Pier, bicinctus Te»\m. lieber die Unter- schiede dieser seltenen Art von Pter. ^t/adncmc/t/s ausführlicher : Jard. Contrib. V. p. 157. Auch eine dunklere Varietät unserer Wachtel wurde dort beobachtet.

Dr. A. Hellmann: „Ueber das Zungenorgan des Auerhahn's." Naum. p.l39.

Ueber Lagopus albus Gm. und alpinus Nils, schreibt sehr be- achtenswerlh v. Middendorf 1. c. p. 191.

Archiv, f. Nftturgescl». XX Jahrg 2. Bd. E

66 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

Treffliche Abbildungen nebst ausführlichen Mittheilungen über die Lebensweise und geographische Verbreitung von Cyrlonya' Massena, Callipepla Gambelli und C. squamala giebt Cassin in seinen „Iliuslrations of the Birds of Californica elc." Wir lernen hier unter Anderem, dass Don Pablo de la LIavve in dem wissenschaftlichen Jour- nale „Regislro trimeslre ö colleccion de Memorias de bist, literat. etc. vol. L p. 145 (Mexico 1832) drei neue hühnerartige Vögel beschrieb: Telrao marmorata (Ortyx macroura Jard.), T. crislata (ist Callip. squa- mala) und T. gullala (ist C. Massena). Letztere Art bewohnt die öde- sten Felsenparthien zwischen dem Rio grande und dem Pecos.

Dr. He er mann spricht in seinen „Notes on the Birds of Cali- fornia" über Ortyx californica und 0. picta Dougl. (S. 271), Wood- house in Sitgreave's „Report" über Cyrtonyx Massena, Callip. squa~ mala, C. elegans Less. und C. Gambelli p. 94, 95., Tetrao obscurus ist in den Gebirgen von St. Fe in INeumexico nicht selten.

Die Puter vom Rio Gila sollen sich, wie Woodhouse be- richtet wurde, von denen der östlicheren Gegenden wesentlich unter- scheiden, namentlich durch viel mehr Weiss im Gefieder. Die in der Kähe der Kupferminen Neumexico's gefundenen sind von ungewöhn- licher Grösse.

C. L. Martin „The poultry yard" new edit. Lond. 12. G. Wingfield and G. W. John söhn „The poultry book, comprising the characters, management, breeding and medical treatment of poul- try with illuslr. Part. 1. Lond. 4.

J. Rogers a complete dictionary for the proper treatment of domestic poultry etc. Lond. 12.

Routledge Illustraled book of poultry. 8.

F e r g u s 0 n's illustraled book of poultry ed. by J. ßarnett. Lond. 8.

Tl. IStrutliioiies.

Otidinae. Yarrell über den Kehlsack der männlichen Olis tarda : Transact. Linn. Soc. Edwards beschreibt ihn genau.

Olis rußcrisla Sm. wurde von Anderson in der Damaragegend angetroffen, 1. c.

TU. Orallae.

Cliaradridae. Neu scheinen zu sein : Charadrius damaren^ m Sclat. Contrib. V. p. 158. Ch. pallidus Sei. ib p. 158. Damara.

Man findet ebendaselbst eine gute Beschreibung von Ch. niti- frohs Less. p. 159.

Ueber Ch. mongolicus vergl. v. Middend. 1. c. p. 212.

Ein Cursorius isabellinus in Mecklenburg erlegt: Gab. Journ. L p. 67.

der Vögel während des Jahres 1853. 67

Fluvianellus sociabilis (Hornbr. et Jacq.) Pucher. Zool. Voy. P. S. III. p. 125. All. pl. 30. fig. 1. Merkwürdige neue Form. Lebt in zahlreichen Schaaren an den Ufern der Alagelhaenstrasse.

Ardeidae* Neu ist: Eurypyga major nob. Coluinbien. Cab. Journ. I. p. 37.

Sehr interessante Beobachtungen über Ibis religiosa Cüv. ver- öffentlicht A. Brehni in Caban. Journ. I. p. 141. Er hatte den Vo- gel in der Freiheit so wie in der Gefangenschaft häufig zu beobach- ten Gelegenheit gehabt.

Der erste Band der „Abhandlungen der nalurf. Gesellschaft zu Halle" enthält mehrere treffliche Abhandlungen über Dicholophus cri- slatus und zwar 1) „Beiträge zur Naturgeschichte des Seriama von H. Burmeister": Lebensweise, Osteologie, Splanchnologie mit schönen Abbildungen auf Taf. 1 und 2; 2) Vergleich des Skeletes von D. cri- stalus mit dem Skelettypus der Raubvögel, Trappen, Hühner und Was- serhühner p. 53. keine entschiedene Aehnlichkeit mit irgend einer Fa- milie der Vögel ; 3) „Eingeweidewürmer des D. cristatus" von Dr. Creplin p. 59.

Ueber Sphenorhynchus Abdimii macht Vierthaler in der Nau- mannia anziehende Mittheilungen bekannt. Anderson brachte diesen Storch aus dem Damaralande: Conlrib. V. 159.

Ardea purpurea in Schonen geschossen : C. Sundevall Öfvers. p. 123. Vergleichende Messung schwedischer und ungarischer Exemplare.

Ganz gute Abbildungen des Balaeniceps rex findet man bei Le Maout und in Chenu und Desmurs' Encyclopedie.

Wenn es noch weiterer Bestätigung bedürfte, dass Grus americana und Gr. canadensis zwei verschiedene Arten sind, so könnte man dieselbe auch in Sitgreave's „Report" finden, wo Dr. Woodhouse sich sehr entschieden dafür ausspricht. Letztere Art war am Colorado gemein.

Ibis guarauna L. (T. chalcopterus Teram.) wurde von Dr. Wood- house am Rio Zoquete in Westtexas erlegt.

Scolopacidae. Neue Arten; Numenius occidentalis W^oodh. Proc. Ac. Philad.VI. p. 194 und Sitgr. Rep. p. 98. Rio Grande in Neu- mexico. — Scolopax speclabilis nob. Naumannia 1853. Valdivia in Süd- chile. — Tringa subminuta v. Middend. 1. c. p. 222. Weslabhang des St anovoigebirges.

V. Middend orf über Tolanus puherulentus MüU. (glareola Pall.) 1. e. p. 214. Ebcnd. über Terekia cinerea und deren Vorkommen in grossen Schaaren an der Südküste des ocholskischen Meeres : ib. p. 217. Auch Tringa crassirosiris Temm, und Schleg. wurde dort angetroffen.

Tringoides barlramia wurde in ungeheuren Schaaren auf den ab-

6s Hart laub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

gebrannten Frairien am Arkansas beobachtet ; diese Vögel nährten sich dort von den halbverbrannten Grasspringern und w^aren sehr fett: Hep. Capt. Sitgr. p. 100.

Ralladae. Graf C. Wodz iclii „Einige Worte gewissenhafter Beobachtung über die Forlpflanzung des ÜöZ/ms aquaticus: Kaum, p. 267.

Eine prachtvolle Abbildung des Kopfes von Notornis Manlelli geben die lllustr. Proceed. Zool. Soc. of London Av. pl. 21.

Till. An§eres.

Anatidae« Unter dem I\amen Anas intermedia beschreibt Jaubert einen Bastard von A. ferina und A. nyroca: Rev. p. 119. Scheint Fuligula Homeyeri zu sein.

J. F. Naumann „Ueber den Schnabelunlerschied von ylnser «r- vensis und Anser segetum'' Naumania 1853. p. 1. mit erläut. Abbild. auf Tafel 1.

„Zur Verfärbung des Gefieders, namentlich bei Anas nigra" von L. AI artin: Cab. Journ. p. 208; bestätigend für Schlegel's Ansichten.

Dr. Kjärbölling: „Vtber Clangula mergoides' (einen Bastard, Ref.) : Naum. p. 327.

Der schwarze Schwan, dessen Labouysse als im Innern der Provinz Constantine vorkommend gedenkt, ist ohne Zweifel Anser gambensis.

C. Sundevall: „über ein Exemplar von Fuligula mariloides" unfern der Küste Kamlschatka's geschossen; Öfvers. 1851. p. 279.

Mergus auslralis Hombr. et Jacq. von den Auklandsinseln, wird von Pucheran beschrieben: Zool. Voy. Fol Sud vol. Hl. p. 152.

V. Middendorf's Arbeit über die von ihm beobachteten Vögel Sibiriens enthält sehr wichtige Beiträge zu unserer Kenntniss der selt- neren Anatiden dieser Gegenden : Anser grandis Fall. *Ein Exemplar dieses „fast verschollenen« Vogels wurde auf der Boganida erlegt ; Anser ruficollis F. ib. p. 229 ; brütete an der Boganida; Anas glo- citans und A. falcala ib. p. 230. Beide Arten nisten häufig im Stano- voi-Gebirge ; Anas Stelleri brütet am Taimyrfluss.

Plerocyanea caeruleala Licht. , eine an den Ufern der Magel- haensstrasse nicht seltene Ente, kömmt zugleich sehr häufig vor im westlichen Texas, in Keumexico und Californien: Sitgr. Rep. p. 103.

Nyroca brunnea Eylon Älonogr. pl. 23 sammelte Anderson in der Damaragegend.

Abbild. Anser nigricans Lawr. in Cass. lllustr. pl. 10. Pier, caeruleala Licht, ib. pl. 15.

Colyinltidae« Ref. über Podilymbus antarcticus Less. Ref. Vög. um Valdivia, Naumannia. Podiceps minor, Damaragegend. An- derson 1, c.

der Vögel während des Jahres 1853. 69

jlilcidae« Ch. L. Bon aparte „ün the^largesl Known spe- cies of Fhaltridine Hird: Sagmatorhina Lalhami Ann. and Mag. p. 278 und Illiislr. Proceed. Zool. Soc. c. dg. opt. (noch nicht im Buchhan- del). Ist Latham's ,. Labrador Auk. Long. tot. 16." „Supra nigricans, subtus albo-fuliginosa, rostro et pedibus rubria cera palmisque nigris" Nordwestküsle Amerika's. Ein Exemplar im brittischen Museo.

Uria carbo nistet häufig in den Felsenspallen der in der Nähe der Südküste des ocholskischen Meeres gelegenen Inseln : v. Middend, ]. c. p. 239.

JJasyrhamphus adclia (Hombr. Jacq.) Pucher. p. 155. Atl. pl. 33. fig. 1. (= Aptenodyles longicauda Feale) Antarktisches Eis. Pygo- scelis anlipodes (H. J.) Pucher. ib. p. 156. pl. 33. fig. 2. (A. flavilarvala Peale) Auklandsinseln.

Procellaridae. Neu: Thalassidroma tethys Bonap. Galopa- gos-Inseln. Cab. Journ. I. p. 47. Kleiner wie pelagica.

Yarrell: j,Ueber ein Exemplar von Puffinus obscurus in Irland geschossen. Nach ihm wäre P. assimilis Gould's dieselbe Art: The Zoologisl.

„Remarques sur quelques points de l'Anatomie et de la Physiologie des Procellarides et essai d'une nouvelle Classi- fication de ces oiseaux, par Mss, Hombron et Jacquinol** mit- getheilt von Pucheran im dritten Bande der Zoologie du voy. au Pol Sud. Atl. pl. 32. Wir könneu uns nicht versa- gen, den Inhalt dieses höchst interessanten ausführlichen Me- moires in etwas näher zu bezeichnen.

Bezüglich der Lebensweise der Sturmvögel werden einige sehr allgemein geglaubte Angaben früherer Reisender als irrthümlich nachgewiesen, so z. ß. die Lesson's so wie Quoy und Gaimard's, dass die Sturmvögel den Schiffen folgten , um im aufgewühlten Kielwasser Mollusken und kleine Crustaceen zu fischen." Es geschehe dies viel- mehr ausschliesslich, um des Abfalls vom Schiffe habhaft zu werden. Jacquinot theilt die Procellariden in drei Hauplablheilungen. Die erste derselben umfasst die Gattungen Diomedea, Puffinus und Thalassidroma Kinnladenränder mit einer Kinne, welche gleichsam jeden dersel- ben doppelt erscheinen lässt, indem sie ihn in zwei schneidendscharfe Lamellen theilt; Zunge klein lanzettförmig, vorne und seitlich gezahnt: 2) Prion (mit den Untergattungen Prion, Daption , Fulmarus , Ossi- fraga und Priocella): Ränder der oberen Kinnlade mit zahlreichen Querlamellen besetzt; Zunge gross, dick, nur an der Spitze frei; 3) Procellaria mit zwei Gruppen : Kinnladenränder einfach, schneidend; Zunge mittcigross. Sehr eigenthümlich sind die Ansichten Jacqui- nofs über die Gattung Halodroma 111. {Procellaria vrinatrix Gm.). Die*

70 Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte

ser Vogel könne trotz seiner Schnabelbildung den Sturmvögeln nicht beigezählt werden. Sein eminentes Tauchvermögen und die sehr kur- zen zum Fliegen kaum geeigneten Flügel schlössen jede Annährung an die Familie der „Longipennes" Cüvier's aus. Jacquinot möchte ihn im Systeme neben Älergulus alle gesetzt wissen, welchen er in der südlichen Hemisphäre zu repräscntiren scheine. Pr. urinalrix Gm., Tr. Berardi Q. G. und Puffinuria Garnoti Less. seien übrigens eine und dieselbe Art. (? Ref.). Der schwächere Theil dieser Arbeit ist der die geographische Verbreitung umfassende. Wenn, wie höchst wahrscheinlich ist, Proc. antarclica und nivea auch im Winter das Eis der höchsten antarclischen Regionen nicht verlassen , so würde ihr Leben die grössere Hälfte des Jahres inndurch ein ganz nächtliches sein u. s. w.

liaridae. Neu könnten sein : Sternula balaenarum Slrickl. Contrib. V. p. 160. Damaragegend. Slerna Pikei Lawr. Ann. Lyc. Newy. April 1353. Californien.

Bonaparte gab in Wiesbaden eine Liste der ihm bekannten 58 Mövenarten, welche er in folgende natürliche Gruppen verthei- len möchte: Gabianus 1 Art, Larus 15, Gelöstes^, Rodostelhia 1, Pa- gophila Kaup 2, Leucophaeus 2 , Blasipus 2, Adelarus 3, Xema 20, Rissa 3 Arten.

„Monographische Uebersicht der Gattung Larus L." von Notar Dr. Bruch: Gab. Journ. p. 96 mit sehr zahlreichen Kopfzeichnungen der meisten Arten auf Tafel 2 und 3. In dieser vortrelflichen Arbeit, einer Frucht vieljähriger Beschäftigung mit einem Lieblingsgegenstande, gab Bruch die Diagnosen von 62 Mövenarten, die er fast sämmllich selbst zu studieren Gelegenheit hatte. Die Gattung Larus zerfällt nach ihm in zwölf Untergattungen: l) Gab ianus Bp. 1 (pacificus Lath.), 2) D ominicanus 8 (marinus), 3) Glaucus 15 (leucoplerus), 4) Gavia 5 (gelastes Licht.) , 5) Rissa 3, 6) Xema 2 (Sabini und fur- catus Less), 7) Croicocephalus Eyton (ichlhyaelos Fall.) , 8) Pa- gophila K. 2 (eburneus), 9) Rhodoslelhia Macg. 1, \0 Adela- rus Bp. (leucophlhalmus Licht.), 11) Blasipus B. 1 (Bridgesii Fr.), 12) Leucophaeus Bp. 1 (haematorhynchus King). Neu sind unter den von Bruch angenommenen Arten : L. vetula , Mus Par. Lap; Glau- cus glaucoplerus Killl. Kamtschatka; Gl. glaucescens Licht. Nordwest- america; Gl. Michahellesil ßr. Dalmation und nördl. Afrika; Gl. borea- lis Brandt. INördl. Asien. Gavia Hartlaubii Br. Cap und indische Küsten ; G. Andcrsonii Br. Neuseeland ; G. pomare Br. Gesellschafts- inseln ; Rissa brevirostris Brandt, Nordwestküste Amerika's; Chroicoc. personalus ^alt. Tropisch. Amerika; C. Schimperi Bonap. Neuseeland; C. KiUiUii Br. Chile; C. subuliroslris Bp. Kordamerica.

Ueber eine var. maj. des Larus canus vom Westabhange des

der Vögel während der Jahres 1853. 71

Slanovoigebirges, vergl. v. Middendorf 1. c. p. 243. Ebendas. über Xema Sabini p. 244. Diese merkwürdige Ari wurde nördlich vorn 74o auf den kleinen Alluvialinseln des Taimyrflusses und an den Laclien der Tundra brütend angelrofTen, zusammen mit Sterna macroura. lieber Sterna longipennis Nordm. ib. p. 246. Im Slanovoigebirge und längs der Südküste des oehotskischen Meeres die einzige Art.

Abbild. Latus Heertna.ini Cass. Illustr. pl. 5. p. 28.

Lftrus phaeocephahis Sw. fand Anderson in der Damaragegend : Contrib. V. 160.

„Henry Burquet La petite mouelte du jardin des plantes de Paris" Bordeaux 8. 48 S. Kennen wir nicht.

Pelecanidae. Die Naturforscher der Stansburg'schen Expe- dilio nach Utah sliessen auf Gunnison's Island im grossen Salzsee auf einen stark besetzten ßrulplalz von Pelecanus trachtjrhynchus. Hier stand Nest an Nest, untermischt mit denen einer iVIövenart. Die Eier sind rein weiss und elwäs grösser wie Gänseeier. Viel Hübsches über die Lebensweis dieses Pelican: Howard Stansbury Explorat. and sur- vey ot the Valley etc. p. 179 mit einer diese Scene anschaulich er- läuternden Kupfertafel.

Phalacrocorax glaucus (Hombr. Jacq.) Pucher. p. 227. pl. 31. fig. 1. scheint der jüngere Vogel von P. chalconotos üray's zu sein.

V

^^

Bericht über die lieistuiig^en in der IVa-

turg^es Chi eilte der Crustaceeii , .%racliiii-

den und Iflyriapodeii während des Jaiires

1959 und 1S53.

Von Dr* Oerstaecker

in ßerlin.

Crustacea.

Ueber die Augen der blinden Crustaceen hat Newp ort in den Transacl. of the Linn. soc. Vol. XXI. p. 164 interes- sante Beobachtungen mitgelheilt.

Der Verf. hat vorzüglich die Augen des in der Mammuthhöhle lebenden Astacus pellucidus Tellk. einer genaueren Untersuchung un- terworfen. Dieselben liegen unter dem Slirntheile der Schale versteckt, und haben kurze, kegelförmige Augenstiele von geringem Bewegungs- vermögen. Die Cornea ist sehr klein, und viel dünner und durchsich- tiger als gewöhnlich ; ihre Oberfläche ist in undeutliche Facetten ge- theilt. Der Choroidea fehlt das Pigment. Ein feiner, aber deutlicher Nervus opticus geht aus dem Kopfganglion zu jedem Auge.

Gottsche, Beitrag zur Anatomie und Physiologie des Auges der Krebse in Müller's Archiv für Anat. u. Physiol. Jahrg. 1852. p.483.

Die Arten, welche der Verf. zu seinen Untersuchungen verwandt hat, sind Astacus fluviatilis, Homarus vulgaris, Galalhea strigosa, Cran- gon vulgaris, Dorippe lanata und Squilla mantis. Die Facetlen der Cornea sind oft viereckig und zeigen auf ihrer Aussenfläche eine mitt- lere Verliefung. Jeder Facette entspricht ein prismalischer Crystallkör- per, welcher mit der hinleren Schicht der Cornea durch eine eiweiss-

Gerstaecker: Bericht üb. d. Leist. in d. Naturgesch. d. Crust. 73

artige Masse verbunden ist, die sich auch noch tief zwischen die Cry- stallkörper herabsenkt ; zuweilen endigt der Crystallkörper in vier I3uk- keln (Palaemon) , am vorderen Ende zeigt er stets eine Verliefung. PJach hinten verengen sich die Crystallkörper in einen dünnen Stiel, welchem von der Retina aus ein anderer Stiel (fälschlich von den frü- heren Beobachtern als Sehnervenfaser bezeichnet) entgegenkommt und sich vielleicht mit jenem vereinigt. Diese Stiele sind von einer schlauch- artigen Kapsel umgeben , so dass sie von einander isolirt sind. Die Basis dieser Kapseln ist in Falten gelegt, und da wo sie an die Retina grenzen, mit einer schwarzen Pigmentlage bekleidet. Die Retina er- hebt sich zuweilen (Homarus) reihenweise in Papillen, von denen jede einem einzelnen Augensysteme entspricht. Ueber die Körnerschicht der Retina breitet sich der Sehnerv in vielfachen Verschlingungen aus.

H. Gosse theilt eine interessante Beobachtung über die Häutung der Maja squinado mit. „On the sloughing of the Spider- Crab.^^ (Ann. and magaz. of nat. bist. Vol. X. 1852. p. 210.)

Von W. Thompson findet sich im Zoologist XI. pag. 3765 die Beschreibung des Jugendzustandes von Homarus vulgaris.

Der Verf. erhielt ein in der Weymouth- Bay gefangenes junges Exemplar, von ungefähr 9 Linien Länge. Die genaue Beschreibung, weiche sich besonders auf die Grössenverhältnisse der einzelnen Theile zu einander bezieht, bestätigt die schon an der Entwickelungsgeschichte des Astacus fluviatilis gemachte Erfahrung, dass die Macrouren in den ersten Stadien ihrer Entwickelung bei weitem geringere Form - Unter- schiede darbieten, als die Brachyuren, bei denen das Junge bekanntlich oft eine völlig verschiedene Körperform zeigt.

Zur Entwickelungsgeschichte der niederen Krebsformen lieferte Grube einen sehr werlhvollen Beitrag im 19ten Jahr- gange dieses Archivs p. 70 („Bemerkungen über die Phyllo- poden, nebst einer Uebersicht ihrer Gallungen und Arten").

Der Verf. hat sehr umfassende Untersuchungen über die Entwik- kelung der Gattung Limnelis angestellt, durch welche die früheren Be- obachtungen von Lievin und Loven bestätigt und erweitert werden. Die ersten Lebensperioden, nämlich die Entwickelung des Eies und die ersten Zustände nach dem Ausschlüpfen blieben dem Verf. zwar noch unbekannt; doch ist der Larvenzustand , in welchem sich das Thier durch zwei giosse seitliche Hörner am Kopfe auszeichnet, und während dessen die Entwickelung der RumpfTüese stattfindet, durch genaue Be- obachtungen ins Licht gesetzt. Wach der Häutung, die etwa am fünf- ten Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei stattfindet, nimmt das

74 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Thier seine spätere, bleibende Form mit der zweiklappigen Schale an. Die Untersuchungen sind durch 5 Tafeln erläutert.

Beobachlungen über die Embryonen von Baianus und Chlhalamus hat M. Schnitze in v. Siebold und Kölliker's Zeitschr. für wiss. Zool. IV. Band. p. 189 mitgetheilt.

Die Embryonen werden, während einer Pause, die in dem Spiele der Cirrhen eintritt, aus der üefTnung des Mantels neben der Mund- Öffnung mit Gewalt und schaarenweise ausgestossen , und schwimmen sopleich mit grosser Lebhaftigkeit im Wasser herum. Während eines Zeitraumes von vier Wochen erlitten sie nicht die geringste Verände- rung; dann wurden jedoch die Beobachtungen des Verf. durch das Ab- slerben sämmtlicher Thierchen unterbrochen.

Ueber die Entwickelung des Pentasloma taenioides, wel- ches neuerdings von van Beneden der Familie der Ler- naeen zugetheilt wurde, hat Schub ärt in v. Siebold und Köllikers Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. p. 117 eine kurze Mit- theilung gemacht, und die verschiedenen Stadien des Embryo auf Taf.7 und 8 abgebildet.

Die anatomischen Verhältnisse derOnisciden hatA. Le- re boui 11 et in seinem „Memoire sur les Crustaces de la fa- mille des Cioporlides, qui habitent les environs de Strasbourg" (abgedruckt aus den Memoires de la societe du Museum d'hi- stoire naturelle de Strasbourg Tom. IV.) ausführlich behan- delt und durch schön ausgeführte Tafeln erläutert. Der ana- tomischen Darstellung folgt eine Aufzählung und ausführli- che Beschreibung der in der Umgebung Strassburgs vorkom- menden Asseln.

Bemerkungen über die anatomischen Verhältnisse von Phyllosoma theilt Gegenbaur in v. Siebold und Kölliker's Zeitschr. f. wiss. Zoologie V. p. 352 mit.

Der Verf. macht darauf aufmerksam, dass das Gefässsystem von Phyllosoma , welches sich bei der grossen Durchsichtigkeit des Thieres sehr genau beobachten lässl, viel weniger mit dem der übrigen Sto- matopoden als mit dem der Decapoden übereinstimme, und ist daher der Meinung, dass die Gattung den letzteren zugerechnet werden müsse. Diese systematische Stellung hat auch Milne Edwards in neuester Zeit vorgeschlagen. (Siehe Annal. d. scienc. nat. Tom. 18. p. 109).

Eine kurze Notiz von Agassiz über die Struktur der Mundtheile bei den Crustaceen findet sich in denProceed. of Ihe Americ. assoc for advanc, of science IV. 1851. p. 122.

der Crustaceen während des J. 1852 u. 1853. 75

W. Thompson hat (Annais and mag-azine of nat. hist. XH. 1853. p.66) seine Untersuchungen über dieLairhzeit der Brilisrhen Crustaceen fortgesetzt , und giebt Nachricht über die neuerdings von ilim beobachteten Arten.

Nach den Angaben des Verfassers siheint die Zeit, wo die Weib- chen mit reifen Eiern versehen sind , je nach den Gattungen und selbst nach den Arien sehr zu variiien. So findet sich z. B. Crangon vul- garis alljährlich vom Januar bis zum Juli mit Eiern behaftet , während andere Arten von derselben Gattung, wie Cr. fasciatus, spinosus, scul- ptus und trispinosus , dieselben nur im Monat Juni oder Mai bei sich tragen. In diese beiden Monate scheint überbaupt die Laichzeil der meisten Arte» zu fallen, während eine weit geringere Anzahl auf die Monate März und August kommt.

Eine vortreffliche Abhandlung über die allgemeine Sy- stematik der Crustaceen verdanken wir Milne Edw^ards in den Annales des scienc. nat. Tom. XVIIF. (1852) p. 109fr. „Remarques sur la maniere de caracteriser les groupes zoo- logiques, et sur les principaux types secondaires, qui derivent du type classique de l'animal crustace."

Nachdem der Verf. in der Einleitung seine Ansichten über na- türliche Systeme überhaupt dargelegt hat, geht er auf die Eintheilung der Gliederthiere und speziell auf die der Arthropoden ein ; unter diesen will er zwei Haupttypen unterschieden wissen, nämlich den Insecten- und den Gnathopoden-Typus, welchem letzteren die Crustaceen, Myria- poden und Arachniden angehören. (Es ist auffallend, dass der Verf. die Eri chson'sche Abhandlung ,,Ueber zoologische Charaktere der Insecten, Crustaceen und Arachniden", welcher denselben Gegenstand in zum Theil entgegengesetztem Sinne behandelt, ganz unbeachtet ge- lassen hat.) Im Ferneren weist der Verf. auf die Charaktere hin, wel- che die Crustaceen zu einer Klasse verbinden und verwirft mit Recht die Ansicht Bl ain vill e's, welcher drei den Insecten und Arachni- den coordinirte Classen daraus schaffen will. (Erichson stellt be- kanntlich ebenfalls die Entomostraceen den höheren Krebsen als Classe gegenüber.) Die Grenzen, welche für die Klasse der Crustaceen auf- gestellt werden, sind dieselben geblieben, wie sie sich in der Hist. nat. d. Crust. vorfinden, nur dass jetzt auch die Cirripedien, deren Stellung dort noch als zweifelhaft bezeichnet wurde, aufgenommen worden sind. Die Myriapoden, welche Eri chson mit so grosser Entschieden- heil den Crustaceen unterordnen will, bleiben mit Recht davon ausge- schlossen und bilden eine eigene Classe. In der so umschriebenen Classe der Krebsthiere stellt der Verf. vier Haupttypen auf, nämlich den derPodophthalmeO; derEdriophtbalmen, der Branchiopoden und der

76 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Copepoden. Den ersten vertreten die Decapoden und Slomatopoden, den zweiten die Amphipoden, Isopoden und Laemodipoden (vielleicht auch die Pycnogoniden) , den dritten die Trilobiten, Piiyllopoden, Cla- doceren etc., den vierten endlich die Copepoden, Siphonostomen, Lernaei- den und Cirrhipedien. Die Grenzen der Decapoden und Stomalopoden haben insofern eine Modification erlitten, als die Familien der Caridinen und Phyllosomen jetzt den ersteren zugelheilt worden sind , so dass den letzteren nur die Squillen und Erichthinen verbleiben. In der Sy- stematik der Decapoden hat der Verf. die frühere Eintheilung in ßra- chyuren , Anomuren und Macrouren beibehalten ; indessen möchten, nach der Ansicht des Ref., wohl manche von de Haan dagegen er- hobene Bedenken einer genaueren Prüfung werlh sein.

BelTs j^History of British Crustacea," welche nach einer Notiz W es twood's (Proceedings of Ihe entomological society 1852. p. 86) mit der Bearbeitung der Mysiden und Squillen fortgesetzt worden ist, war dem Ref. nicht zugänglich.

C. Spence B ate berichtet über einige Crustaceen, wel- che von Barlee bei den Shetland's-Inseln gesammelt wor- den sind und fügt die Beschreibung einer neuen Hippolyte- Art hinzu (Ann. a. magaz. of nat. bist. Vol. IX. 1852. p. 356).

W e s t w 0 0 d theilt der L i n n e'schen Gesellschaft in Lon- don mit, dass der in die Familie der Amphipoden gehörige Niphargus stygius Schiödte, welcher bisher nur in der Adels- berger Grotte gefunden wurde, neuerdings auch in grosser Anzahl in England entdeckt worden ist (Annais and magaz. of nat. bist. Vol. XII. 1853. p.44).

W. Thompson giebt die Beschreibung einiger neuer britischer Crustaceen, welche der Gattung Hippolyte angehö- ren (Annais and magaz. of nat. bist. Vol. XII. 1853. p. HO. Abbildungen auf Taf.VI. fig. 1—4).

Liljeborg gab ein Verzeichniss der bei Kullaberg in Schweden beobachteten Crustaceen , und fügte die Beschrei- bung mehrerer neuer Arten hinzu (Öfversigt af Kongl. Ve- lenskaps-Akad. Förhandl. 1852. p. 1 13).

Es werden im Ganzen 33 Arten aufgeführt, von welchen auf die Decapoden 13, auf die Cumaceen 2, auf die Slomatopoden 2, auf die Amphipoden 9, auf die Isopoden 4, auf die Lernaeen 1, auf die Py- cnogoniden 2 Arien kommen. Unter den als neu beschriebenen Arten ist eine Mysis, die übrigen sind Amphipoden.

F. W. Hope hat nach einer Notiz W estwood s (Pro-

der Cruälaceen während des J. 1852. u. 1853. 77

ceed. of the entomol. soc. 1852. p. 86) einen „Catalogo dei Crostacei Italiani e di molti allri del Mediterraneo" veröffent- licht, der dem Ref. nicht zu Händen gekommen ist.

Saussure beschrieb in Guerin-Meneville's Rev. et Mag. de Zool. Tom. V. 1853. pag. 354 einige neue Cru- staceen von der Westküste Mexico's, welche sämmtlich den Decapoden angehören.

Einen Beitrag zur carcinologischen Fauna der Insel Crela lieferte Lucas in einer Abhandlung, betitelt „Essai sur les animaux articules, qui habitent l'ile de Crete" (Guerin, Rev. et Mag. de Zool. Tom.V. 1853. p.46l).

Der Verf. giebt eine Uebersichl der bei Greta gefangenen Krebs- thlere , welche sich auf 24 Species belaufen; von diesen kommen auf die Decapoden 18, auf die Amphipoden 3, und auf die Isopoden eben- falls 3, darunter 1 neue Art von Porcellio. Den aufgeführten Arten ist eine reichhaltige Synonymie beigefugt.

H. Gosse (Notes on some new or little-known marine animals) theilt Bemerkungen über mehrere in der Weymouth- Bay vorkommende Crustaceen, wie Hippolyte Cranchii Leach, Hipp. Thompsonii Bell, Crangon sculptus Bell, Cr. spinosus Leach und Cr. trispinosus Haiist. mit und beschreibt einige dort aufgefundene neue Arten (Annais and magaz. of nat. bist. Vol. XIL 1853. pag. 153).

Derselbe hat in „A Naturalists sojourn in Jamaica" Be- obachtungen über die Lebensweise und Eigenlhümlichkeilen verschiedener Amerikanischer Krebse mitgetheilt (Zoologist XL p. 3850).

G. Gordon, a list ofthe Crustacean of the Moray-Firth, giebt eine Aufzählung von etwa 60 in einer Bucht des nörd- lichen Englands beobachteten Crustaceen, von welchen die meisten (4i) den Decapoden angehören. Die Bestimmungen der Arten sind nach BelTs Hislory of British Crustacea ge- macht.

Eine Vergleichung der Fauna des Adriatischen Meeres mit derjenigen der Nordsee, welche auch in Betreff der geo- graphischen Verbreitung der Crustaceen von Interesse ist, hat Sars „Bemaerkningen over det Adriatiske Havs Fauna sam-

78 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

menlignet med Nordhavets« angestellt (Nyt Magazin for Na- turvidenskaberne Vil. 1853. p. 367).

J. Dana hat seinen Conspeclus Crustaceorum, quae in orbis terrarum circumnavigatione etc. , dessen erstere Theile sich in Silliman's Journal abgedruckt finden, in den Pro- ceed. of acad. of nat. sclenc. of Philadelphia Vol. V. (1851) und Vol. VI. (1852) fortgeselzt. Ausserder Beschreibung vie- ler neuer Arten aus der Familie der Cancroiden (Cyclometopa Edw.) giebt der Verf. eine systematische Darstellung der Anomuren und Macrouren, von welcher-, da sie von dem M i 1 n e E d w^ar ds'schen System in mancher Hinsicht abweicht, wir bei den einzelnen Familien eine kurze Uebersicht geben werden.

Eine Uebersicht von in der Baffins-Bay gesammelten Cruslaceen findet sich in einem Anhang zu Sutherland's Journal of a voyage in Baftin's Bay and Barrow Straits (Lon- don, 1852). Die Beschreibungen einiger neuen Enlomostra- ceen und einer Caprella sind von Baird und White.

Als Nachtrag zum letzten Jahresbericht ist eines wich- tigen Werkes zu erwähnen, welches schon im Jahre 1850 er- schienen ist, nämlich M. W. Baird, the natural history of British Entomoslraca, 8. 364 Seilen, mit 56 lilhographirlen und colorirlen Tafeln.

Ein mit grosser Sorgfalt gearbeitetes Werk, welches die Katur- geschichte dieser so schwierigen Thiere nach allen Seiten hin beleuch- tet; innere Organisation, Entwickelungsgeschichte, Lebensweise und Systematik sind mit gleicher Genauigkeit behandelt. Wir beschränken uns hier darauf, eine systematische Uebersicht der Familien und Gat- tungen zu geben:

A. ßranchiopoda. I. Phyllopoda. Fam. 1. Apodidae. Gattung Apus. Fani. 2. Nebaliadae. Galtung Nebalia. Fam. 3. Branchiopodidae. Gattungen Chirocephalus, Artemia.

IL Cladocera. Kam. 1. Dnphniadae. Galtungen Daphnia, Moina , Bosmina, Micro,

thrix, Sida, Daphnella. Fam. 2. Polyphemidae. Galtungen Polyphemus, Evadne. Fam. 3. Lynceidae. Gattungen Eurycerus, Chidorus, Camptocerus, Acroperus, Alona, Pleuroxus, Paracantha.

des Crustaceen während des J. 1852 u. 1853. 79

B. Lophyropoda.

I. Oslracoda.

Fam. Cyprididae. Gallungen Cypiis, Candona, Cythere, Cylhereis, Cy- pridina.

II. Copepoda.

Fam. 1. Cyclopidae. Gattungen Cyclops, Canlhocamptus, Arpacticus,

Alteutlia. Fam. 2. Diaptomidae. Gattungen Diaptomus, Temora, Anomalocera. Fam. 3. Celochilidac. Gattung Ceiochilus.

Ausserdem vorläufig Motodelphys.

C. Poecilopoda. I. Siphonostomata.

a) Peltocephala. Argulidae. Gattung Argulus.

Caligidae. Gattungen Caligus , Lepeophtheirus, Chalimus, Trebius.

Pandaridae. Gattungen Dinemura, Pandarus. Cecropidae. Gattungen Cecrops, Laemargus.

b) Pachycephala. Anthosomidae. Gattung Anthosoraa. Ergasilidae. Gattung Nicothoe.

II. Lernaeadae.

a) Anchorastomacea.

Fam. 1. Chondracanthidae. Gattungen Chondracanlhus, Lernentoma.

b) Anchoracarpacea.

Fam. 2. Lerneopodadae. Gattung Lerneopoda. Fam. 3. AnchorcUadae. Gattung Anchorella.

c) Anchoraceracea.

Fam. 4. Penellidae. Gattung Lerneonema.

Fam. 5. Lerneoceradae. Gattungen Lerneocera, Lernea.

Brachyura.

Oxyrrliynclia. Spence Bäte macht (Ann. magaz. of nat. bist. Vol. X. p. 356.) darauf aufmerksam, dass bei dem Weibchen der Gattung Ebalia der Hinterleib nicht, wie alle Autoren angeben, aus 6, sondern aus 7 Ringen zusammengesetzt sei; die ersten 6 Ringe sind nämlich sehr breit und mit einander verschmolzen , der 7le hingegen sehr schmal und legt sich zwischen die Basis der äusseren Kieferfüsse. Der Verf. fügt eine Abbildung der Bbalia Pennantii von unten bei.

Als neue Arien wurden beschrieben: von Saussure (Rev. et Magaz.) Mührax armatus und Olhonia Picteli, beide von Mexico.

Fam.

1.

Fam.

2.

Fam.

3.

Fam.

4.

Fam.

5.

Fam.

6.

80 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Cyclometopa. Dana hat in den Proceed. of acad. nat. sc. Philad. Vol. VI. 1852. p. 73 eine grosse Anzahl neuer Arten aus die- ser Gruppe beschrieben:

Cancer magister St. Francisco, gracilis desgl. , Liomera lata Viti- 1ns. , Actaea areolala Balabac , cellulosa Ins. Tutuila , Xanlho nitidus Viti-Ins., superbus Ins. Raraka, dispar Rio Janeiro, minor Madera, Eu- xanthus sculplilis Viti - Inseln , nitidus desgl., Xantkodes granosomanus Samoe, nitidulus Paumotu, notatus Tahiti, Panopaeus laevis ?, Medaeus ornatus Hawai - Ins. , Etisus deßexus Viti-Ins. , Etisodes frontalis Sulu- Ins. , caelatus stille Ocean, Z.oz,ymus gemmula Sulu-Ins , laevis Balabac, Carpilodes tristis Paumotu, Actaeodes areolatus Ins. Raraka, faba Cap- Verd, bellus S^moe, a//5nts Tahiti, sp ecio sus San\oe, cavipes desgl., spon» giosus Sulu, Chlorodis monticulosus Tahiti, nudipes Balabac, gracilis ins. Wakes, cavipes ?, cyf/ierca Tahiti, nebulosus Sulii, laevissimus Ha- wai-lns., Pilodius pubescens Balabac, nitidus Ins. Tutuila, pugil Halabac, scafiricM^Ms desgl. , Cyclodius ornatus Sulu, gracilis Samoe, Polydectus tillosus Ins. Raraka, Galene Hawaiensis Hawai-Ins., dispar Su\u, Piluni- nus globosus Tahiti, laevimanus Balabac, laevis desgl., calculnsus Ma- dera, tenellus Sulu , mus Samoe, Actumnus tomentosus Tahiti, obesus Mani, Eriphia scabricula Sulu, armala Patagonien, Trapezia speciosa Paumotu, bella desgl., areolata Tahiti, Tetralia nigrifrons Paumotu, ar- mala Tongatabu, Quadrella coronata Sulu , Lupa pubescens Maui , Am- philrile speciosa f longispina und vigilans Viti-Ins., Carupa tenuipes Paumotu, Thalamita ititegra desgl., spinimana Viti-Ins., crassimana desgl., Charybdis orientalis Philippinen, affinis Singapore, Lissocarcinus orbiculatus Viti-Ins., Platyonychus purpureus Valparaiso, Trichocera oregonensis Oregon, Gomeza serrata Patagonien.

Saussure beschrieb (loc. cit.) ausserdem als neu; Ozius Ver- reauxii aus Mexico.

Catometopa. Eine monographische Uebersicht der Fa- milie der Ocypodiden gab Milne Edwards in den Anna- les des scienc. nat. Tom. XVIII. (1852) und Tom. XX. (1853).

In der Einleitung verwirft der Verf. die Ansicht de Haan's, welcher die Ocypodiden mit den Canceriden zu einer Familie verei- nigt wissen will, und setzt die Charaktere auseinander, welche die Familienrechte der ersteren begründen sollen. Es ist durchaus nicht zu verkennen, dass die Ocypodiden eine gut begrenzte Familie abge- ben ; nichts desto weniger scheinen die Hinweisungen de Haan's über die Verwandtschaft mehrerer Gattungen mit den Canceriden dem Ref. einer genaueren Beachtung werth. Dies gilt vorzüglich von den Thelphusinen , welche nicht nur durch den äusseren Habitus, sondern auch durch die Bildung der Mundtheile, des Slernums und den Sitz der männlichen Geschlechtsöffnungen sich den Canceriden enger an.«

der Crustaceen während des J. 1852. u. 1853. 81

reihen und mit der Gruppe der Eriphinen die grösste Analogie zei- gen. — Da die Familie in der vorliegenden Beaibeilung "Nvesenlliche Umänderungen und Bereicherungen gegen die in der Hisl. nal. d. Crust. desselben Verf. erfahren hat, so geben wir hier eine kurze Uebersicht derselben :

I. Ocypodinae.

A. Ocypodiaceae.

Gattungen: 1. ücypode Fabr. 2. GelasimusLalr. 3. Acanthoplax nov. gen., von Gelasinius durch eine Reihe starker, dornarliger Höcker auf der Kiemengegend der Schale unterschieden. 4. Dolo de Haan. 5. Scopimera de Haan. 6. Heloecius Dana.

B. Gonoplaceae.

Gattungen: 1. Macrophlhalmus Lalr. 2. E upl ax nov. gen. Schale fast so lang als breit; Augenstiele die Breite der Stirn wenig an Länge übertreffend ; Scheeren bei beiden Geschlechtern kurz. 3. Cleistosloma de Haan. 4. Brachynolus de Haan. 5. Metaplax nov. gen. Aeus- sere Kieferfüsse stark klaffend, zweites Glied viel länger als breil, nach hinten verschmälert; Stirn breit und geneigt; Scheeren lang und kräf- tig; Füsse schlank, ihr letztes Glied flachgedrückt. 6. Gonoplax l.each, 7. Ommatocarcinus White. 8. Prion oplax nov. gen. Stirn geneigt und weit hervortretend; untere Augenhöhlenloppen stark entwickelt; Gesichtsgegend viel schmäler als die Schale, Lebergegenden stark ent- wickelt ; Seilenrand der Schale mit einer Reihe starker Zahne be- waffnet ; Scheeren kräftig und viel kürzer als bei Gonoplax.

JI. C a r cinopl acea e.

Gattungen: 1. Pseudorhombila Edw. 2. Carcinoplax Edw. (Cur- tonotus de Haan.)

HL Grapsinae. A. Grapsaceae.

Galtungen: 1. Goniopsis de Haan. 2. M etopograp su s , nov. gen. Stirn sehr breit und sich mit dem inneren unteren Augenhöhlenlappen so vereinigend, dass die Füblergeissel ganz von der Orbita ausgeschlos- sen bleibt ; zweites Glied der äusseren Kieferfüsse so lang als breit. 3. Grapsus sens. strict. Stirn sich mit dem inneren unteren Augen- höhlenlappen so vereinigend, dass ein Spalt zum Einlegen der Fübler- geissel bleibt ; zweites Glied der äusseren Kieferfüsse verlängert. 4. Lepto g rapsus nov. gen. Stirn sehr breit, sich aber nicht mit dem inneren unteren Augenhöhlenlappen vereinigend; zweites Glied der äusseren Kieferfüsse breiter als lang. 5. Nautilograpsus Edw. 6. ß«- chirograpsus nov. gen. Innerer unterer Augenhöhlenlappen rudi- mentär; Füblergeissel frei im Innenwinkel der Augenhöhlen; äussere Kieferfüsse einander genähert, zweites Glied breiter als lang, der Palpe am Innenwinkel desselben entspringend.

Archiv f. Naturgesch. XX. Jabrg. 2. Bd. F

82 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leislungen^in d. Naturgeschichte

B. Varunaceae.

Gattungen: l. VarunaEdw. 2. Eriocheir deHaan. 3. Utica White*

C. Plagusiaceae.

Gattungen: 1. Plagusia Edw. 2. Acanthopus de Haan.

D. Sesarmaceae.

Gattungen: 1. Sesarma Edw. (Paehysoma de Haan). 2. Holo- metopus nov. gen. Alagengegend nach vorn durch einen geraden, ungelheilten Rand begrenzt ; letztes Fussglied etwas zusammengedrückt. 3. Metase sarma nov. gen. Unterscheidet sich von den übrigen Galtungen dieser Gruppe dadurch, dass die Antennen ganz von der Au- genhöhle ausgeschlossen sind. 4. ßl e tagrapsus nov. gen. Zweites Glied der äusseren Kieferfüsse fast kreisrund. 5. Heiice de Haan.

E. ^Cyclograpsaceae.

Gattungen: 1. Pseudograpsus Edw. 2. Heterograpsus Luc. 3. Paragr ap sus nov. gen. Seitenränder der Schale gelappt oder mit Zähnen besetzt; äussere Kieferfüsse klaffend, zweites Glied fast so breit wie lang und länger als das erste; Augenhöhlen und Fösse wie bei Cyclograpsus. 4. Cyclograpsus Edw. 5. Plalynolus de Haan. 6. Chas- magnathus de Haan.

F. Gecarcinaceac.

Gattungen: 1. Gecarcinus Edw. 2. Pelocarcinus Edw. 3. Car- disoma Edw. 4. Gecarcinucus Edw. 5. Uca Edw.

IV. Th elp husinae.

A. Bosciaceae.

Gattungen: 1. Boscia Edw. 2. Po tamo car cinus nov. gen. Von boscia durch die Stirn unterschieden , deren obere Leiste viel stärker hervortritt als die untere ; Schale schmäler, am Rande mit star- ken Dornen.

B. Thelphusaceae.

Galtungen: 1. Thelphusa Edw. 2. Par athclp hiis a nov. gen. Stirn wagerecht und weit hervortretend; Schale fast so lang als breit, mit drei oder vier Zähnen am Seitenrand ; Kiemengegenden schwach entwickelt.

C. Trichodactylaceae.

Gattungen : 1. Trichodactylus Edw. 2. Valdivia White. 3. Or- thostoma Rand. (?}. 4. Sylviocar cinus nov. gen, Hintere Füsse flachgedrückt, mit schmalem aber blallförmigem Endgliede. Schale an den Seilen gezähnt. 5. Dilo car cinus nov. gen. Alle Füsse flach- gedrückt, mit blattförmigem, innen gefranzten Endgliede; Schale wie beim vorigen.

V. Pinno ther i n ae,

Gallungen: 1. Pinnolhercs Latr. 2.0stracolheres nov. gen.

der Cruslaceen während des J. 1852 ii. 1853. 83

Kieferfüsse mit zweigliedrigem Palpus. 3. Pinnixa White. 4. Xeno- phthalmus White. 5. Xanthasia White. 6. Fabia Dana. 7. Pinnothe- rella Luc.

VI. Hy m e n OS ominae.

Gattungen: 1. HymenosomaEdw. 2. Halicarcious White. 3. Eia. niene Edw. 4. Trig onop lax nov. gen. Schale fast dreieckig, Mund- höhle vorn geschlossen, ohere Mundgegend gross, länger als breit j Rüssel gross, zugespitzt, sich unmittelbar in die Stirn fortsetzend ; Füsse lang und dünn.

Die grosse Anzahl neuer Arten, welche vom Verf. beschrieben werden, machen wir hier nicht einzeln namhaft.

Dana weist (Silliman's Americ. Journal XIII. 1852. p. 123.) nach, dass die Galtung Orthosloma Randell nicht zu den Gecarciniden, wohin dieser sie gestellt hat, sondern zu den Telphusinen gehöre. Sie stimmt mit den letzleren durch die Lage der männlichen Bulhe so wie durch die Bildung der Maxillarfüsse überein, und ist zunächst mit den Gat- tungen Polamia und Trichodactylus verwandt.

Aus der Gruppe der Ocypodinen wurde ferner als neu beschrie- ben: Von Saussure ( Rev. et Magaz.) Gecarcinus quadralus aus Mexico.

Oxystomata* Saussure (ebendas.) beschrieb als neu: Ca- lappa concexa und Guaja Jurinei aus Mexico.

Dana, On the Classification of the Crustacea Corystoi- dea CSilliman's Amerian Journal of sience and arls. Vol. XIU. 1852. p. 119 ff.)

Der Verf. theill die Gruppe der Corystiden, welche nach ihm ein Verbindungsglied zwischen den Canceriden und Hippiden abgiebt, in drei Familien.

Farn, 1. Trichoceridae. Carapax forma Cancroideus, fronte non rostratus. Anteniiac internae longiludinales , externae breves, flagello parce piloso. Maxillipedes externi super episloma non produti , sed margine areae buccalis bene adaptati. Gatlung Trichocera de Haan.

Farn. 2. Thiidae. Carapax suborbicularis_, non oblongus, fronte non rostratus. Antennae internae transversae vel obliquae , externae breves , flagello parce piloso. Maxillipedes externi super episloma producti.

Gattungen: 1. Thia Leach. 2. Kraussia nov. gen. „Carapax paullo transversus , margine postero-laterali brevi, fronte denticulato, medio emarginato. Antennae internae obliquae. Pedes 8 postici nata- torii, tarso falciformi. Articulus maxillipedis externi 3. vix oblongus. <<

Fam. 3. Corystidae. Carapax sive orbicularis sive multum an- gustus, fronte plus minusve rostralo. ölaxillipedes externi super epi- Stoma producti.

84 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Gattungen: a) Ohne Schwimmfüsse: 1. Telmessus White. 2. Ale- lecyclus Leach. 3. Peltarion Hombr. Jacq. 4. Pseudocorysles Edw. 5. Gomeza Gray. C. Peidia de Haan. 7. Corystes Latr. b) Hintere Küsse Schwimmfüsse : 8. Dicera de Haan.

Anomura. Dana, Conspeclus Crustaceorum elc. Paguridea (Pro- ceedings Acad. nat. sc. Philad. 1851. p. 267. Silliinan's Journal XlII. 1852. p. 121.)

Der Verf. tlieilt die Paguriden in zwei Familien, nämlich in die Paguridae sens. slrict. und die Cenobilidae.

Familie 1. Paguridae. Antennae inlernae mediocres, arliculo l. brevissimo. Maxillipedis externi palpus flagello multiarticulato inslru- clus. Species aquaticae vel litloreae.

a) Abdomen asymmetricum : (Pagurinae).

* Digiti acuminati. Flagellum antennarum internarum saepe plus minusve pilosum.

Galtungen: 1) Pagurisles. „Pedes 4. non subcheliformes, tarso terminali , 2 4 appendicibus pone pedum posticorum bases insruclus. Basis antennarum internarum paullo longior, apice articuli 2. extremi- tatem oculorum fere attingente." 2) Diogenes. „Pedes 4. subchelifor- mes, pedes l. inaequi, sinister maior. Annulum ophthalmicum rostri- ferum. Appendicibus pone pedum posticorum bases carens.« 3) Bern- hardus. „Pedes 4. subcheliformes, 1. interdum subaequales, saepius dexter maior. Annulum ophthalmicum non rostriferum. Appendicibus articulatis pone pedum posticorum bases carens.

^h;- Digiti instar cochlearis excavati. Flagellum antennarum in- ternarum nudum vel nudiusculum.

Gallungen : 4) Pagurus. „IWanus anlicae saepe compressae, in- terdum subaequae , saepius sinistra maiore ; digilis apice corneis, in piano verticaii claudentibus. Frons medio non roslratus (!j scd trun- catus (!)." 5) Calcinus. „Manus anticae compressae, inaequae, sinistra maiore; digitis apice calcareis , in piano verticaii claudentibus. Frons medio breviter roslratus (!)." 6) Aniculus „Manus anticae subaequae, digitis apice corneis, in piano verticaii claudentibus. Frons medio bre- viter roslratus (!)." 7} CUbanarius. „Manus anticae plus minusve de- prcssae, subaequae, digitis apice corneis, in piano horizontali clauden- tibus. Frons medio breviter roslratus (!j.«

b) Abdomen symmetricum: (Cancellinae). Gattung Cancellus Edw.

Familie 2. Cenobilidae. Antennae inlernae multo elongato, ar- ticuio 1. oculis saepius longiore, valde deflexo. Maxillipedes externi palpus flagello non instructus. Species subterrestriales.

der Cruslaceen während des J. 1852 u. 1853. 85

Gattungen: 1) Cenobita Edw. 2) Birgus Leach.

Als neue Arten beschreibt derselbe (Froeeed. aead. nat. bist. Philad. Vol.V 1851) : Bernhardus Novae Zealandiae, armalusy hirsulius- culus , pubescens , tenuimanus , Pagnristes longirosiris , hirlus, Pagurus fabimanus, scabrimanus, Clibanarius aequabilis, zebra, humilis, globoso- manus, Cenobita carnescens und brunnea.

Ebenda Vol. VI. 1853. p. 6 ff. : Bernhardus oficsicarjjws Valparaiso, aequimanus desgl., crinilicornis Rio Janeiro, Pagurus euopsis lialabac, Clibanarius slriolalus Tongatabu, brasiliensis Rio Janeiro.

Die Gruppe der Megalopiden hat derselbe (ebenda Vol. VI. 1852. p. 9} systematisch bearbeitet.

Dieselbe enlhält 5 Gattungen: 1) Alonolepis Say. 2) Mare- slia n. gen. (soll Desmarestia heissen) von der vorigen durch die un- terhalb an der Basis nicht bewehrten Beine unterschieden , von denen das fünfte Paar ausserdem kleiner ist; Tarsen griffeiförmig, unten mit Stacheln versehen. (Die Gattung ist auf Alonolepis spinitarsus Say ge- gründet.) 3) Megalopa Leach. 4) Cyllene n. gen., von der vori- gen durch die unterhalb an der Basis mit einem Stachel versehenen Füsse ausgezeichnet; das fünfte Paar kleiner, mit schmalem, lang gc- wimpertem Tarsus. 6) Tribola Dana.

Als neue Arten werden von Dana aus dieser Gruppe beschrie- ben: Marestia clegans Cap , atlantica Ocean , pervalida Ocean, Mono- lepis Orientalis Sulu.Inseln, Cyllene hyalina Patagonien, furcigera Sulu- Inseln, Tribola lata Canarische Inseln, pubescens stilles Meer.

Als neue Arten wurden ausserdem von Saussure (I. c.) be- schrieben : Porcellana Edwardsii und Albunea Lucasia aus Mexico.

Lucas beschreibt (Guerin Rev. et Magasin de Zool. V. 1853. p. 47) als neu : Albunea Guerinii aus Algier und bemerkt, dass er diese Art in der Explorat. scient. de l'Algerie mit Albunea symnisla Lin. für identisch gehalten und aufgeführt habe.

Guerin- Meneville giebt ebenda, p.48. die Diagnose einer zweiten neuen Art, welche er Alb. Paretii nennt ; Vaterland unbestimmt, ob Mittelmeer?

Loven giebt (Öfvers. af Kongl. Velensk. Akad. Förhandl. 1852. p. 20) eine Uebersicht der an den Schwedischen Küsten vorkommenden Arten der Gattung Galathea. Es sind folgende: G. rugosa Fabr. , inter- media Liljeb., strigosa Lin., squamifera Mont. , nexa Embl. und eine neue Art G. serricornis , welche sich durch den tuberkulirlen Cepha- lolhorax auszeichnet.

Brandt stellt (Bulletin de la classe phys.-math.de l'acad. St. Petersb. Tom. XI. 1853. p. 254.) eine zweite Art der von ihm gegrün- deten Galtung Cryptolithodes unter dem Kamen Cr. sitchensis , von der Insel Sitcha, auf, und giebt eine Diagnose beider.

86 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Macroura,

Dana hat in den Proceed. of the acad. of nat. scienc. of Philad. Vol. VI. 1852. p. 12 ein neues System dieser Ab- theilung aufgestellt, von dem wir eine kurze Uebersicht mit- Iheilen.

I. Thalassinidea vel Macroura Paguro-Squillidica.

A. Thalassinidea eubranchiata. Familie 1. Gebiidae.

Gattungen : 1. Gebia Leach. 2. Axius Leach. 3 Calocaris Bell. 4. Laomedia de Haan. 5. Glaucothoe Edw.

Familie 2. Callianassidae.

Gattungen: 1. Callianassa Leach. 2. Trypaea nov. gen. An- tennen fussartig; Geissei der innern Antennen kürzer als das vorher- gehende Glied. Füsse ähnlich wie bei Callianssa.

Familie 3. Thalassinidae.

Galtung : Thalassina Lalr.

B. Thalassinidea anomobranchiata. Galtungen: 1. Caliianidea Edw. 2. Callisea Edw.

n. Astacidea vel Alacroura superiora.

Familie 1. Scyllaridae.

Gattungen: l, Scyllarus Fabr. 2. Arctus nov. gen. Rüssel sehr kurz, abgestutzt; äussere Antennen von einander entfernt; der Falp der Kieferfüsse ohne Geissei (auf Scyllarus arctus auct. gegründet). 3. Thenus Leach. 4. Parrib actis nov. gen. Rüssel fast dreieckig, innere Antennen genähert, Augen fast in der Mille zwischen den in- neren Antennen und den Aussenwinkeln des Cephalolhorax (auf Ibacus antarcticus gegründet.) 5. Ibacus Leach. Rüssel zweilappig, Augen nahe am Rüssel (auf Ibac. Peronii und ciliatus beschränkt).

Familie 2. Palinuridae.

Galtungen : 1. Falinurus Fabr. 2. Panulirus Gray.

Familie 3. Eryonidae.

Gattung : Eryon Desm.

Familie 4. Astacidae.

Gattungen: 1. Homarus Edw. 2. Astacoides Guer. 3. Aslacus. (Aslacus et Cambarus Erichs.). 4. Nephrops Leach. 5. Paranephrops White.

III. Caridea.

A. Palaemoninea.

Familie 1. Crargonidae. a. Crangonioae.

Gattungen: 1. CrangonFabr. 2 SabineaOwen. 3. Argis Kroyer.

der Crustaceen während des J. 1852 u. 1853. 87

4. Paracr angon nov. gen. Rüssel verlängert, Augen frei, zweites Fusspaar verkümmert, 4les und 5tcs zugespitzt, Gangfüsse. b. i.ysmalinae. Galtungen: 1, Mika Risso. 2. Lysmala Risso. 3. Cyclorhynchus de Haan.

r. Gnathophyllinae. Gattung : Gnatliophyllum Latr. Familie 2. Alyidae.

a. Atyinae.

Gattungen: 1. Atya Lcach. 2. Atyoida Rand. 3. Caridina Edw.

b, Ephyrinae. Galtung: Ephyra Roux. Familie 3. Palaemonidae.

a) Alpheinae.

Gattungen; 1. Alpheus Fabr. 2. Belaeus nov. gen. Rüssel fehlt, Augen wie bei Alpheus. Scheere des zweiten Fusspaares fast einge- schlagen. 3. Alope White. 4. Athanas Leach. 5. Hippolyte Leach. 6. Rhyncocinetes Edw. 7. (?) Autonomea Risso.

b) Pandalinae. Gattung : Pandalus Leach.

c) Palaemoninae.

Gattungen: 1. Pontonia Lalr. 2. Oedipus nov. gen. Körper mehr oder weniger niedergedrückt, Rüssel von massiger Länge, Augen sehr gross, äussere Kieferfüsse etwas breit, Tarsen an der Unterseite höckerig. 3. H arpilius nov. gen. Körper nicht niedergedrückt, Rüssel massig lang, Augen gross, Kieferfüsse deckeiförmig, ihr zweites Glied breit und kürzer als das 3le und 4te zusammengenommen, diese fast cylindrisch ; Tarsen unten nicht höckerig. 4. Anchistia nov. gen. Bussel dünn, öfters schwertförmig und langgestreckt; Körper kaum niedergedrückt, oft zusammengedrückt ; Augen massig gross ; Fühler mit 2 Geissein, wovon die eine gespalten ; Kieferfüsse dünn, fussartig. 5, Valaemonella nov. gen. Körper nicht niedergedrückt, Rüssel lang, ge- zähnt, Augen millelmässig; der Palp der Mandibeln zweigliedrig, sehr kurz; innere Antennen mit 2 Geissein, wovon eine gespalten; äussere Kieferfüsse schmal. 6. Palaemon Fabr. 7. Ilymenocera Latr. 8. Cry- phiops nov. gen. Augen unter der Schale verborgen, klein, Rüssel massig lang; innere Antennen mit drei Geissein; äussere Kieferfüsse ziemlich dünn.

d) Oplophorinae.

Galtungen: Oplophorus Edw. 2. Regtilus nov. gen. Rüssel lang, gezahnt ; innere Antennen mit zwei Geissein ; erstes Fus.«paar ohne Scheeren, zweites mit kräftigen Scheeren versehen , alle Füsse hne Pnlp ; Mandibeln mit dreigliedrigem Palp.

88 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

B, Pasiphaeinea. Gattung: Pasiphaea Savigny.

C. Penaeinea. Familie 1. Penaeidae.

Gattungen: 1. Sicyonia Edw. 2. Penaeus Lalr. 3. SlenopusLalr. 4. Spongicola de Haan.

Familie 2. Sergestidae.

Galtungen: 1. Sergestes Edw. 2. AcetesEdw. 3. Euphema Edw. 4. Eucopia nov. gen. Stirn ohne Rüssel; Füsse mit Schwimmpal- pen ; zweites und drittes Kieferfusspaar und erstes Fusspaar einfingrig, aber zum Greifen eingerichtet.

Ais neue Arten werden von D a n a (ebenda p. 19 ff.) beschrieben:

Gebia Pugellensis Oregon, Callianassa gigas Oregon , Trypaea Australiensis Australien, Thalassina gracilis Singapore, Arctus Vitiensis \\l\-\ns. , Astacus leniusculus Austral. , Aslacoides nobilis Austral., Pa- ranephrops tenuicornis Neu -Seeland, Crangon tnunilus Oregon, Pö- racrangon echinahis desgl., f^ika Hawaiensis Ins. Maui. , Alpheus slre~ nmts Tongatabu, pacificus Hawai-lns., euchirus Balabac , obesomanus Viti-Ins., crinilus Balabac, milis desgl., aculofemoratus desgl., parviro- stris desgl., tridenlulatus Rio-Janeiro, neplunus Sulu-Ins., pugnax Maui, diadema desgl., malleator Rio Janeiro, Betaeus truncatns Ins. Hermite, aequimanus Neu-Seeland, scabrodigitus Valparaiso, Hippolyle acumina^ tus Atlant. Oc, exilirostralus Rio Janeiro, obliquimanus desgl., breviro- slris Dungeness, lamellicornis desgl., Pandalus pubescentulus üungeness, Pontonia Tridacnae Ins. Tutuila, Oedipus superbus Tongatabu, gramineus Viti-Ins., Harpilius lulescens Tongatabu, Anchistia gracilis Sulu-InseJ, longimana'i , ensifrons Balabac, aurantiaca Viti-Ins., Palaemonella te~ nuipes Sulu-Ins., orientalis desgl., Palaemon debilis Hawai-lns., exili- manus Viti - Ins., concinnus desgl., lanceifrons Manila, aculirostris Ha- wai-lns., equidens Singapore, Cryphiops spinulosomamis Chile (in Flüs- sen), Regulus lucidus stille Ocean, crinilus Sulu-Ins. , Penaeus carina- tus Singapore, avirostris desgl., velutinus Maui, tenuis Patagonien, gra~ cilis Sulu-Ins., Stenopus ensiferus Viti-Ins,, Eucopia auslralis antarkti- sches Meer.

Eine monographische Uebersicht der Nordamerikanischen Arten der Gattung Astacus gab C. Girard (Proceed. of acad. of nat. sc. of Philad. Vol. VI. 1852. p. 87.)

Die Amerikanischen Flusskrebse gehören sämmtlich der Unter- gattung Cambarus Erichs, an ; es werden vom Verf. 20 Arien aufge- führt, darunter 12 neue: Astacus (^Cambarus') Pealei, ruslicus, propin- quus , montanus , diogenes, longulus , robusUis , Gambclii , Nebrascensis, Cfarkii, aatlus, acutissimifs.

der Cruslaceen während des J. 1852 u. 1853. 89

Als neue Arten der Gattung Hippolyle wurden beschrieben: Von Thompson (loc. cit.) Hipp. Whitei ^ Yarellii , Grayana, Mitscheliy alle 4 von der Englischen Küste.

Von Gosse (loc. cit.) Hipp, fascigera England.

Von Spence Bäte (loc. cit.) Hipp. Barleei Shetlands-Ins.

W. Peters hat in den Sitzungsberichten der Berl. Akad. d. Wiss. 1852. (auch im 18. Jahrg. dieses Archivs p. 283 abgedruckt) eine neue Gattung Conchodytes aufgestellt,

welche zunächst mit Pontonia Lalr. verwandt ist und wie diese in Wuschein lebt. Sie unterscheidet sich von jener hauptsächlich durch den kurzen, platten Schnabel und durch die Insertion und Form der An- tennen. Die inneren Fühler sind breit und entspringen nicht unter, son- dern neben den inneren, und legen sich mit ihrem Wurzelglied in ei- nen Ausschnitt des Brustschildes an der Innenseite der Augenhöhlen.

Zwei Arten: Conch. Tridacnae, zwischen den Mantcllappen von Tridacna squamosa und Meleagrinae zwischen denen von Meleagrina margaritifera ; beide von Älossambique,

Aus der F'amilie der Cumaceen beschrieb Baird (Sutherland's Voyage in Baffin's Bay, Appendix p. 204) als neu: Alauna uncinata aus der Bafßn's Bay.

Slomatopoda.

Von Gosse wurde (loc. cit.) als neu beschrieben: Mysis pro- ducta aus der Weymouth-Bay.

Von Liljeborg (loc. cit.) Mysis mixta von Kullaberg in Schweden.

Amphipoda.

Liljeborg beschrieb (ebendas.) als neu: Ampelisca macroce- phala, Amphithoe compressa, pygmaea, Gammarus maculatus , longipes, sammllich von Kullaberg in Schweden.

Die Familie der Laemodipoden bereicherte White (Sutherland's Voyage in Balfin's Bay, Appendix p. 207) mit Caprella cercopoides.

J. Dana, On the Classification of the Cruslacea Cho- ristopoda. or Tetradecapoda (Silliman's American Journal of science and arts. Vol. XIV. 1852. p. 297—316.)

Der Verf. vereinigt unter dem Namen Choristopoda alle Crusla- ceen zu einer Ordnung, bei welchen der Thorax in Segmente getheilt ist, denen je ein Fusspaar entspricht, also die La trei 1 1 e'schen Ord- nungen der Amphipoden, Laemodipoden und Isopoden. Diese würden, nachdem Kroyer die wesentliche Uebereinslimmung der beiden er- steren nachgewiesen hat, schon auf zwei Ordnungen retiucirl sein, de-.

90 Gers taecker: Bericht üb. d, Leistungen in d. Naturgeschichte

nen der Verf. jedoch nur den Rang von Ünter-Ablheilungen zuerken- nen will. Die Abtheilung der Amphipodea charaklerisirt sich durch die Stellung der Thoraxfüsse, von denen die 3 hinteren Paare in einer Reihe nach rück- (und mehr oder weniger nach aus-) wärts, die vier vorderen Paare nach vor- und auswärts gerichtet sind; ausserdem durch den Sitz der Kiemen am Thorax, und drei vordere Schwimm- und drei hintere griffelartige Abdominalfösse. Bei den eigentlichen Isopoden ist das Verhältniss der Thoraxfüsse ein umgekehrtes , indem die vier hinteren Paare in der hinteren und die drei vorderen in der vorderen Reihe liegen; ausserdem sind die Kiemen dem Abdomen eigen und auf die fünf ersten Fusspaare desselben vertheilt; nur das letzte ist grif- feiförmig. — Durch diese für beide Abiheilungen aufgestellte Charak- tere werden aber einzelne Gattungen, wie Arcturus, Tanais, Apseudes, Rhoea, Praniza, Anceus, Serolis und Bopyrus ausgeschlossen, und diese vereinigt der Verf. zu einer dritten Abtheilung, welche in der Mitte zwischen jenen steht, unter dem Warnen Anisopoda. Für die speciel- lere Classifikation der Choristopoden giebt der Verfasser folgende Ue- bersicht:

Tribus I. Isopoda.

Subtribus I. Idotaeidea, Appendices abdominales duae posticae bene operculiformes, appendices alias optime tegenles.

Fam. 1. Idotaeidae. Pedes fere consimiles, plus minusve am- bulatorii.

Gattungen: Idotea Fabr., Edotea Guer., Erichsonia Dana, Clean- tis Dana, Epelys Dana.

Fam. 2. Chaetilidae. Pedes 6. longissimi, setiformes et multi- articulati.

Gattung : Chaetilia Dana.

Subtribus II. Oniscoidea. Appendices abdominales duae posti- cae slyliformes et non operculiformes, fere terminales, raro obsoletae.

Fam. 1. Armadillidae. Corpus bene convexum, stricte arlicula- tum ; abdomen multiarticulatum , segmenio ultimo parvo, Appendices caudales ultra abdomen non exsertae, lamellatae. Mandibulae non pal- pigerae. Antennae internae inconspicuae.

a) Tylinae. Gattung : Tylus Latr.

b) Armadillinae.

Gattungen : Armadillo Latr., Spherillo Dana, Armadillidium Brandt, Diploexochus Brandt.

Fam. 2. üniscidae. Corpus minus convexum , vel stricte vel laxe articulatum. Abdomen multiarticulatum, segmenio ultimo parvo. Appendices caudales valde exsertae, styliformcs. Wandibulae non pal- pigerae, Antennae internae inconspicuae.

der Cruslaceen während des J. 1852 u. 1853. 91

a) Oniscinae.

Galtungen: Oniscus Linn. (mit den Untergattungen irichoniscus Brandt, Porcellio Lalr. und Oniscus Latr.). Philoscia Latr., Plalyar- thrus Brandt, Deto Guerin.

b) Scyphacinae. (iMaxillipedes 2-articulati , arliculo 2. lamellalo. Antennae externae ad articulationem quintam non geniculatae. Slyli caudales ac in Oniscis. Basis appendicum caudalium aut brevis aut ob- longa, ramo interno interdum omnino aperto.

Gattungen : Scyphax Dana, Styloniscus Dana. c) Lyginae.

Gattungen : Lygia Fabr., Lygidium Brandt.

Fain. 3. Asellidae. Corpus saepius plus depressum et laxe arli- culatum, segmento ultimo grandi, sculellato. Appendices caudales sty- liformes, inlerdum brevissimae. Mandibulae palpigerae. Anlennae in- ternae conspicuae.

a) Limnorinae. Gattung: Limnoria Dana.

b) Asellinae.

Gattungen: Jaera Leach, Jaeridina Edw. , Asellus Geoffr., Janira Leach, Henopomus Kroyer, 31unna Kroyer.

Subtribus III. Appendices abdominales duae poslicae lamellatae, apud abdominis latera disposita.

Farn. 1. Cymolhoidae (den Cymothoadiens parasites Edw. ent- sprechend.)

a) Cymothoinae.

Gattungen: Cymothoa Fabr., Ceratolhoa Dana, Livoneca Leach, Anilocra Leach, Nerocila Leach, Olencira Leach.

b) Orozeuktinae. Gattung: Orozeuktes Edw.

c) Aegathoinae. Gattung: Aegathoa Dana.

Fam. 2. Aegidae (den Cymothoadiens errans Edw. entsprechend.)

a) Aeginae.

Gattungen : Aega Leach, Acherusia Lucas, Pterclas Guer.

b) Cirolaninae.

Gattungen: Cirolana Leach, Corallana Dana, Alitropus Edw. Fam. 3. Spheromidae (den Spheromiens onguicules Edw, ent- sprechend.).

a) Spherominae.

Gattungen : Spheroma Lalr. , Cymodocea Leach , Cerceis Edw., Cassidina Edw. ; Amphoroideura Edw. b) Ncsaeinae.

92 Gerslaecker, Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Gattungen: Nesaea Leach, Campecopea Leach.

c) Ancininae. Gattung : Ancinus Edw.

Tribus II. Anisopoda.

Subtribus I. Serolidea vel Anisopoda Cyraothoica. Appendices duae posticae abdominales lamellalae, apud abdominis latera dispositae.

Farn. 1. Serolidae. Appendices abdominales 6 anlicae liberae, subnalatoriae, 4 sequentes branchiales, bene lamellatae, ullimae ac in Cymothoadis. Antennae 1. paris sub capite insitae.

Gattung : Serolis Leach.

Fam. 2. Pranizidae (den Pranisiens Edw. entsprechend.)

Gattungen: Praniza Leach und Anceus Risso.

Subtribus 11. Arcturidea, vel Anisopoda Idotaeica. Appendices duae posticae abdominales lamellatae et bene operculiformes , appen- dices branchiales tegentes.

Fam. Arcturidae.

Galtungen : Arcturus Latr., Leachia Johnst. , Anlhura Leach.

Subtribus IM. Tanaidea vel Anisopoda Oniscica. Appendices duae posticae abdominales plus minusve styliformes, subterminales, in- terdum obsoletae.

Fam. 1, Tanaidae. Pedes 1. vel 2. subchelati , sequentes non ancorales. Abdomen paribus 5 appendicum subnatatoriis unoque po- stico slylorum inslructum.

a) Tanainae.

Gallungen: Tanai3 Edw., Paratanais Dana, Leplochelia Dana, Apseudes Leach, Rhoea Edw.

b) Liriopinae.

Galtungen: Liriope Rathke, Cryptothis Dana.

c) Crossurinae. Galtung: Crossurus Rathke.

Fam. 2. Bopyridae (den Isopodes sedentaires Edw. entsprechend).

a) Bopyrinae.

Gattungen : ßopyrus Latr. , Phryxus Ralhke , Cepon Duvern., Dajus Kroyer.

b) Joninae.

Gattungen : Jone Latr., Argeia Dana.

Tribus III. Amphipoda. Subtribus I. Caprellidea. Älaxillipedes elongati, palpiformes. Ca- put oculique mediocres. Abdomen obsolescens.

Fam. 1. Caprellidae. Corpus longum et fere filiforme.

der Crustaceen während des J. 1852 u. 1853. 93

Gatlungen: Frolo Leach , Protella Dana, Caprella Lara., Aegina Kroyer, Cercops Kroyer, Fodalirius Kroyer.

Farn. 2. Cyamidae. Corpus latum depressum.

Gattung: Cyamus.

Subtribus II. Gammaridea. Maxillipedes eloogati , palpiformes. Caput üculique mcdiocres. Abdomen appendicibus 6 natatoriis et 6 stylilormibus inslructum.

Farn. 1. Dulichidae. Gressoriae, habitu Caprelloideae. Corpus lineare, epimeris obsoletis. Pedes posteriores longi, subprehensiles. Abdomen 5-articuIatum.

Gattung: Dulichia Kroyer.

Fam. 2. Cheluridae. Corpus fere cylindricum, epimeris raedio- cribus. Abdominis segmenta 4. et 5. coalita, oblonga.

Gattung: Chelura Philippi.

Fam. 3. Corophidae. Gressoriae, pedibus partim laleraliter por- reclis. Corpus plus minusve depressum, saepe latum, epimeris perbre- vibus, interdum obsoletis. Abdomen normale. Antennae saepe pedi- form es.

a) Clydoninae. Gattung: Clydonia Dana.

b) Corophinae.

Gatlungen : Corophium Latr., Siphonoecetes Kroyer , Platophium Dana, Cyrtophium Dana, ünciola Say , Podocerus Leach, Cratopbium Dana, Cerapus Say, Cerapodina Edw., Erichthonius Edw.

c) Icilinae.

Gattungen: Icilius Dana, Pterygocera Latr.

Fam. 4. Orcheslidae. Saltatoriae, pedibus nullis laleraliter por. rectis. Corpus compressum, epimeris magnis. Styli caudales 1. et 2. biramei, 3. simplices, brevissimi et ultra 2. non prolongati. Mandibu- lae non palpigerae.

Gattungen : Orchestia und Allorchestes Dana.

Fam. 5. Gammaridae. Saltatoriae vel natatoriae. Styli cauda- les laxiores, duobus ultimis oblongis saepiusque ultra secundos prolon- gatis. Mandibulae palpigerae.

a) Stegocephalinae. Galtung: Stegocephalus Kroyer.

b) Lysianassinae.

Gattungen : Lysianassa Edw. , Phlias Guer., Opis Kroyer, Urisles Dana, Anonyx Kroyer, Urothoe Dana.

c) Leucolhoinae.

Galtungen: Stenothoe Dana, Leucolhoe I.each.

d) Gammarinae.

94 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Callun^en : AcanlhonolusOwen, AlibrolusEdw., LeptochirusZadd., Iphimedia Ralhlie, Oedicerus Kroyer, Amphithoe Leach, GamniarusFabr., Photis Kroyer, Melila Leach., Maera Leach, üercothoe Dana, Fyctilus Dana, Pardalisca Kroyer , Atylus Leach, Ischyrocerus Kroyer.

c) Pontoporinae.

Gattungen: Lepidactylus Say, Pontiporeia Kroyer, Ampelisca Kroyer, Protemedeia Kroyer, Aora Kroyer, Pboxus Kroyer.

d) Isaeinae.

Gattungen: Isaea Edw., Anisopus Tempi.

Subtribus IIL Hyperidea. Waxillipedes abbreviati lamellali, oper- culiformes. Caput grande , oculorum corneis plerumque tectum. Ap- pendices abdominales ac in Gainmarideis , latius lamellatae.

Fam. 1. Hyperidae. Antennae 2. exsertae. Abdomen in ventrem se non tlectens. Pedes 5. 7. mediocres, non percrassi nee prehensiles.

a) Yibilinae. Gattung: Vibiiia Edw.

b) Hyperinae.

Gattungen: Lestrigonus Edw., Tyro Edw., Hyperia Latr., Metoe- cus Kroyer, lauria Dana, Daira Edw., Cyslisoma Guer.

c) Synopinae. Gattung: Synopia Dana.

Fam. 2. Fhronimidae. Antennae 2. exsertae. Abdomen in ven- trem se non flectens. Pedes 5. et 6. sive crassi, sive elongali, sae- pius prehensiles, ut etiam 3. et 4. saepe prehensiles.

a) Phroniminae.

Galtungen : Phronima Latr., Primno Guer.

b) Phrosininae.

Gattungen : Anchylomera Edw., Phrosina Risso, Themisto Guer,

c) Phorcinae. Gattung Phorcus Edw.

Fam. 3. Typhidae (den Hyperines anormales Edw. entsprechend.)

a) Typhinae.

Gattungen: Dithyrus Dana, Typhis Risso, Thyropus Dana.

b) Pronoinae.

Gattungen : Pronoe Guer., Lycaea Dana.

c) Oxycephalinae.

Gattungen: üxycephalus Edw., Rhabdosoma White.

Isopoda.

Lerebouillet (Memoire sur les Cloportides , qui habitent les environs de Strasbourg) giebt eine ausführliche ßeschreibung der ia

der Cruslaceen während des J. 1852 u. 1853. 95

der Umgegend Strassburg's vorkommenden Asseln. Es werden im Gan- zen 14 Arten aufgeführt, nämlich l Ligidium , 2 Oniscus , 9 Forcellio, 2 Armadillidium : unter den Porcellionen werden drei als neue Arten beschrieben : P, monticola, inlermedius und frontalis.

Schnitzler, de oniscineis agri ßonnensis, (Dissert. inaug. Bonn. 1853) giebl, mit Voraussrhickung einiger Beobachtungen über Lebens- weise und Enlwickelungsgescbichte, eine Uebersicht der bei Bonn vor- kommenden ünisciden. Es werden 15 .\rlen aufgezählt, von denen 1 auf Philoscia, 1 auf Oniscus, 11 auf Forceliio und 2 auf Armadillidium kommen. Die vom Verf. als neu beschriebenen Arten : Pore. Trasche- lii, quercuum , ielramoerus , strialus und Ärmad. aler sind nach Ver- gleichung der Original-Exemplare zum Theil Jugendzustände bekannter Arten, theils fallen sie mit solchen zubammen.

Lucas beschrieb (Guerin ßev. et Magas. de Zool. p. 461) als neu : Porcellio flavomarginatus von Crela.

Fr. Müller giebt im 18. Jahrg. d. Archivs 1852, p. 87) die Beschreibung zweier neuen Arten der Gattung Tanais aus der Ostsee: T. Rhynchites und balticus^ möglicher Weise nur sexuell verschieden, da die eine Art stets voll von Eiern war , die andere deren nie bei sich trug.

J. Eights hat in den Trans. Albany Inst, (mitgelheilt in Annais and magaz. of nat. bist. XI. 1853. p. 339) eine neue Galtung aus der Familie der Idotaeiden, welche sich durch ihre ausserordentliche Grösse auszeichnet, bekannt gemacht.

Glyptonotus antarcticus, 3^^" lang, lV+" breit, von Neu-Süd-Shet- land. „Die 6 vorderen Füsse kurz, einfingrig, die 8 hinteren lang, stark, dreikantig, stachlig, in eine kurze Klaue endigend. Ober Füh- ler kurz, halb so lang als die unteren, mit sehr kurzer Geissei; un- tere mit vielgliedriger Geissei, die so lang ist wie der ßasaltheil. Kör- per länglich eiförmig; Hinterleib fünfgliedrig, letztes Segment dreieckig, an den Seiten ausgebuchtet, mit erhabener mittlerer Längsleiste. Tho- rax schwach carinirt, Oberseite der Segmente sculpirt. Mandibelo ohne Palpen.«

Phyllopoda,

Baird, Monograph of the family Apodidae (Proceedings of the zooiog. soc, January 1852, auch mitgetheiil in Annais and magaz. of nat. history 1854.3

Der Verf. giebt die Beschreibung von 5 Arten der Gattung Apus und von 3 Arten der Gattung Lepidurus. Als neu wird beschrieben Apus Domingensis. „Clypeo corporis dimidiam partem tegente, rolundo,

96 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

tenui, corneo ; ramo exlerno pedum primi paris corpus aequante. Long. 1". Von St« Domingo.

Baird, Monograph of the family Branchiopodidae (Pro- ceed. of the zoolog-, soc, February 1852, auch mitgetheilt in Ann. and magaz. of nat bist. 1854.)

Der Verf. giebt eine monographische Uebersicht der bisher be- kannt gewordenen ßranchiopoden und gründet auf den Branchipus tor- vicornis Waga eine neue Gattung Slreptocephalus. „Corpus cy- lindricum, segmentum caudale pinnis duabus ciliatis inslructum ; pedes undecim; antennae inferiores niaris Iriarticulalae , valde lortuosae, ad apicem in ramos graciles divisae, appendicibus antenniformibus arma- tae.« Zu dieser Gattung gehört ausserdem noch ßranch. cafer Loven und als neue Art: Strept. similis von St. Domingo.

Derselbe beschreibt ebenda aus der Familie der Limnadiadae als neu : Limnadia anlillarum von St. Domingo und Estheria Dallasii aus Brasilien (?).

Derselbe beschrieb in den Proc. of the zoolog. soc. 1850 als neu : Lepidurus viridis von Vandiemensland. (Annais and magazine o nat. bist. X. 1852. p. 56.)

Grube, Bemerkungen über die Phyllopoden, nebst ei- ner Uebersicht ihrer Gallungen und Arien (Arch. 191er Jahrg.)

Der Verf. giebt eine Uebersicht aller bekannten Phyllopoden, und stellt die Galtungen und Arten durch ausführliche Diagnosen fest; aufgeführt werden die Galtungen liranchipus mit 17, Apus mit 4, Estheria Uüpp. (Isaura Joly) mit 4, Limnadia mit 2, Limnetis mit 2 und Nebalia mit 2 Arten. Zur Synonymik der Gattung Limnetis Loven er- wähnt der Verf., dass dieselbe mit Hedessa Lievin identisch sei, und dass Hedessa Sieholdii schon von 0. F. Müller als Lynceus brachyu- i'us abgebildet und beschrieben worden ist ; er stellt daher für Hedessa Sieboldii den älteren tarnen Limnetis brachyurus auf.

Lophyropoda,

W. Liljeborg, de Crustaceis ex ordinibus tribus, Cla- docera, Oslracoda et Copepoda in Scania occurrenlibus. Om de inom Skane förekommende Cruslaceer af ordningarne Cladocera, Oslracoda och Copepoda. Med 27 Plancher. Lex.- Form. Lund 1853.

Das Werk ist dem Ref. nicht zugekommen , er muss sich also darauf beschränken, einige von Creplin in der Hallischen Zeitschrift f. Kalurw. gegebene Wulizen zu wiederholen. Diesen zufolge son- dert der Verf. die von ihm bearbeiteten Entomostraceen in Süss- und

der Crustaceen während der J. 1852 u. 1853. 97

Salzwasser-Bewohner , giebt aber in der Einleitung ein systematisches Verzeichniss der beschriebenen Arten und Gattungen. Dieses enthält aus der Ordnung Cladocera die Gattungen: Sida mit 2, Daphnia mit 7, Macrothrix mit 2, Acantholeberis mit 1, Lalhonura mit 1, Polyphemus mit 1, Podon mit 1, Evadne mit 1 und Lynceus mit 11 Arten. Aus der Ordnung Ostracoda die Gattungen: Nolodromus mit 1, Cypris mit 15, Candona mit 2, Cythere mit 3, Cypridina mit 1 und Philomedes mit 1 Art. Aus der Ordnung Copepoda die Gattungen Diaptomus, Temora, Dias, ichthyophorba, Thisbe , Tachidius, Harpacticus je mit 1, Cantho- camptus mit 2 und Cyclops mit 3 Arten.

Aus der F'amilie der Cyprididen wurden von Baird (Proceed. of Ihe zoolog. soc. 1850. Annais and magaz. of nat. bist. X. 1852. p. 56.) als neu beschrieben: Cypris DonnelUi Coquimbo, cuneata Eng- land, Candona lactea England, Cylhere tarentina Tarent, selosa Austra- lien, Cythereis australis Australien, rwncmafrt Tenedos, fistulosa Manila, prava Tenedos , deformis Manila , senlicosa Tenedos , Cypridina inter- puncla und ßlariae Schotten-Insel.

Derselbe beschrieb (Proceed. of the zool. soc. 1852. Jan.) Cy- pris Belcheri und Schomburgkii von St. Domingo. (Mitgelheilt in An- nais and magazine of nat. hist. März 1854.)

Fischer hat seine Beiträge zur Kennlniss der in der Umgegend von Petersburg sich findenden Cyclopiden (im Bulletin des nat. de Mos- cou. Tom. XXVI. 1853. p. 74) fortgesetzt. Als neu werden beschrie- ben : Cyclops vernalis und crassiis mit 17, diaphanus mit 11 und /5jn- hrialus mit 8 Fühlergliedern. Ausserdem giebt der Verf. die Beschrei- bung von drei bekannten Arten von Cyclopsina.

Die Familie der Calaniden wurde von Lubbock (Ann. magaz. nat. hist. XI. 1853. p. 25) durch eine neue Gattung Labido cera be- reichert, welche er folgendermassen charakterisirt: „Rostrum furcatum ; antenna antica maris dextra geniculans, tumida lamellis lobulisve den- latis instrucla. Oculi superiores duo , inferiores nulli. (?) Cephalolho- rax 7-articulatu3. Pes posticus maris dexter prehensilis. Abdomen maris 4-articulatum , feminae 2-articulatum.« Der Verf. theilt diese Galtung wieder in drei Untergattungen , die jedoch nur auf Species- Charakteren gegründet zu sein scheinen, und Labidocera , Ivella und Iva genannt werden. Jeder derselben wird eine Art zugelheilt: L. Darwinii, Patagoniensis und magna', die beiden ersten von Patagonien, die letztere aus dem atlantischen Ocean.

Eine zweite neue Gattung derselben Familie stellt Lubbock (ebenda Vol. Xll. p. 115) auf: Monops. „Kostrum furcatum, antenna antica maris dextra geniculans, tumida. Oculi superiores nulli, inferio- res unicus, Pes posticus maris dexter crassus, prehensilis." Von der Galtung Anomalocera hauptsächlich durch den Mangel der oberen Au- gen unterschieden. Art: Monops grandis aus dem atlantischen Ocean. Archiv, f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. Q

98 Gersta ecker: Bericht üb, d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Derselbe beschreibt ebenda als neu: Ponteila Bairdii aus dem atlant. Ocean.

Cirripedia,

Steenstrup berichtete der Akademie der Wissenschaf- ten zu Copenhagen über eine neue Balaniden-Gattung, welche der Section der Coronuliden angehört (l'Institut, Dec. 1852. p.425.)

Xeno h alanu s nov. gen. „Adultum : valde elongatum, subcy- lindricum, subpetiolalum s. antice angustatum , pallio membranaceo ve- stilum, postico margine pallii retroflexo, ad basin testa minima cinclum. Iuvenile: testa pro parte maiore circumdatum, staturam Diadematis si- mulans, at sine valvulis operculinis. Testa minima, depressissima, sex- valvis, sexloba et quasi stellata cellulis radiantibus, extus rugis crenu- latis transversis , ut in Coronula, Diademale et Tubicinella ; operculum nullum. Das Thier lebt schaarenweise auf den Flossen von Delphinus globiceps, vorzüglich an jüngeren Individuen.

Siphonostomata.

Van Beneden hat im Bulletin de l'acad. royale des Sciences de Belgique Tom. XIX. (1852) und Tom. XX. (1853) vier neue Gattungen von Fisch-Parasiten beschrieben und ab- gebildet:

1. Scienophilus zur Gruppe der Caligiden gehörig. Die Stirnlamellen sind mit Saugnäpfen versehen ; der vierte Tlioraxring (vom Verf. fälschlich als Abdomen angesprochen) und der Hinterleib sehr verlängert. Das erste Fusspaar des Thorax mit drei starken, haken- förmig gebogenen und gewimperlen Borsten versehen, das zweite Paar deutlich zweitheiiig, das vierte Gangfüsse. INur das $ bekannt.

Art: Sc. tenuis an den Kiemen von Sciaena aquila.

2. Kroycria ebenfalls aus der Gruppe der Caligiden (?) Ce- phalothorax breiter als lang, hinten mit zwei langen Dornen bewaff, net ; letzter Thoraxring beim $ sehr langgestreckt und etwas breiter als die vorhergehenden ; die vier Fusspaare des Thorax zweitheilig, gleich lang ; erstes Fusspaar des Cephalolhorax in eine Scheere endi- gend, das dritte sehr slark entwickelt. _pl und $ bekannt.

Art: Kr. lineata an den Kiemen von Galeus canis.

3. Eudactylina mit der Gattung Dichelestion zunäclist ver- wandt. Cephalolhorax klein, nicht viel breiter als die vorderen Tho- raxringe, Thorax aus 4, Abdomen aus 3 Ringen bestehend^ drittes Fusspaar des Cephalolhorax mit starker Scheere; die 4 Fusspaare des Thorax zweitheilig, mit kurzen Borsten besetzt. Nur das $ bekannt.

der Cruslaceen während der J. 1852 u. 1853. 99

Art : Eud. acuta an den Kiemen von Squalina angelus und Spi- nax acanthias.

4. Pag 0 dina, eine sehr eigenthümliche Gattung. Cephalo- Ihorax klein, kreisrund; 5 Thoraxringe, welche (besonders beim $) viel breiter als der Cephalolhorax sind; Abdomen dreigliedrig, mit zwei Endblältchen ; drei mit Ilaken endigende Fusspaare am Cephalolhorax, von denen das letzte sehr stark entwickelt ist ; Thoraxfüsse rudimen- tär in Form von 4 Paar Anhängseln. ^ und $ bekannt.

Art : Pag. robusla an den Kiemen von Galeus canis und Car- charias glaucus.

Ref. hat im iQlen Jahrg. dieses Archivs (1853) p. 58 eine neue Gattung unter dem l^Qmen Elytrophor a bekannt gemacht,

welche ein interessantes Verbindungsglied zwischen den Caligi- den und Pandaliden bildet. Mit den ersteren stimmt sie in der Bildung der Füsse überein, den letzteren nähert sie sich durch blattarlige An- hängsel auf der Rückenseite der Thoraxringe, deren sich beim ^ 2, beim $ 4 finden.

Art: E. brachyptera aus dem Mittelmeer.

Derselbe macht (ebenda p. 63 „zur Kennlniss der Gattung No- gagus Leach") darauf aufmerksam, dass der Caligus productus Müller ein weibliches Thier einer zur Gattung Nogagus Leach gehörenden Art sei ; diese Gattung ist aber mit Dinemura Latr. (Dinemalura Burm.) identisch, während die Gattung Dinemura Edw. von der L a trci 1 1 e'schen sehr verschieden ist und nach dem Gesetz der Priorität eigentlich einen anderen ]Namen erhalten muss, indem Latreille seine Gattung Dine- mura auf den Caligus productus Müller basirtc.

Fr. Müller glaubte (im 18. Jahrg. dieses Archivs, p. 91) durch eine directe Beobachtung die Vermuthung Kr oyers zu bestätigen, dass die Gattung ChalimusBurm. nur ein Jugend- zustand von Caligus sei.

Nach der Ansicht des Ref. hat jedoch die Gattung Chalimus Burm. durch den in der Mitte der Stirn befindlichen Haflapparal, welcher so- wohl jungen wie erwachsenen Exemplaren (auch nach des Verf. eige- ner Angabe) eigen ist, vollkommene Anrechte, eine eigene Galtung zu bilden, zumal auch die Füsse Unterschiede von Caligus darbieten. Die Beobachtung des Verf. ergiebt nur das Resultat, dass Burmeisler bei der Beschreibung seiner Gattung Chalimus ein nicht völlig entwik- keltes Exemplar vor sich gehabt hat.

Fr. Leydig, neuer Schmarotzerkrebs auf einem Wcich- Ihiere (v. Sieb, und Köll. Zeitschr. für wiss, Zool. IV. p.377.)

100 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Unter dem Namen D oridicola agilis beschreibt der Verf. einen durch seinen Aufenthalt auf einer Doris-Art sehr interessanten Schma- rotzer, dessen systematische Stellung bis jetzt noch zweifelhaft blei- ben muss. Seiner allgemeinen Körperform nach (hufeisenförmiger Ce- phalothorax, viergliedriger Thorax, viergliedriges Abdomen mit zwei End-Lamellen) würde man kein Bedenken tragen, ihn den Caligus- artigen Siphonostomen beizuordnen ; doch giebt der Verf. ausdrücklich an, dass die Mundtheile nicht die jenen eigenthümliche Saugrüsselform darbieten. (?)

Lernaeadae.

Von Uölliker wurde (Zeilschrifl f. wiss. Zool. IV. p. 359) ein neuer Schmarotzer unter dem Namen Lophoura Edwardsii bekannt ge- macht. Der Körper besteht aus drei Abschnitten, einem vorderen cy- lindrischen, einem mittleren fadenförmigen und einem rundlichen Hin- terleib, welcher mit zwei Büscheln länglicher Schläuche, die jedoch keine Eier enthalten, versehen ist; am Ende des Hinterleibs zeigt sich ein dreieckiger AVulst mit fünf Erhabenheiten und 3 0eflnungen, welche den Geschlechtsorganen und dem Darme angehören. Das Thier lebt im Fleische des Lepidoleprus coelorhynchus , und wurde bei Messina aufgefunden.

Van Beneden beschrieb (Bullet, de l'acad. de Belgique Tom. XIX. 1852. pars 2. p. 101) als neu: Lernanthropus Gisleri, auf Sciaena aquila lebend.

Crusiacea fossilia.

Eine vorzügliche übersichtliche Darstellung der fossilen Crustaceen gab Quenstedt in seinem Handbuch der Petre- factenkunde, Tübingen 1852.

Decapoda» H. v. Äleyer beschreibt (Falaeontographica I. p. 91) unter dem Namen Cancer Paulino -Wurtemhergensis eine durch ihre Form an die Gattung Xanlho erinnernde Krabbe, welche im Py- ramiden-Kalkstein bei Cairo häuGg vorzukommen scheint. Die Schale, welche vollständig erhalten ist, stimmt auch durch die mit vielen Er- habenheiten versehene Oberfläche mit mehreren noch lebenden Arten der Gattungen Xantho und Cancer überein ; von den Füssen sind nur Bruchslücke des vorderen Paares vorhanden. (Dieselbe Art ist schon von Schlotheim unter dem Namen Brachyurites antiquus beschrie- ben worden.)

Derselbe beschreibt (ebenda p. 134) zwei den Macrouren ange- hörende Krebse: Lüogaster oblusa und venusta , beide aus dem Kalk- stein von Friedriclishall.

Selenisca und Eumorphia, zwei Krebse aus der Oolithen- Gruppe Würtemberg's , von H. v. Meyer (Palaeontogr. I. p.141.)

der Cruslaceen während der J. 1852. u. 1853.

101

Selenisca gvaliosa (Taf. 19. fig. 1) ist mit der Gattung Glyphea Meyer zunächst verwandt , und findet sich in dem mittleren weissen Jura von Wurmlingen. Eumorpha socialis (Taf. 19. fig. 2 19), frü- her vom Verf. als Carcinium beschrieben , stammt aus dem Liegenden der Oolithengruppe von Dettingen in Würtemberg und dem Oxford-Thon der Normandie.

Derselbe führt (Palaeontogr. I. p. 254 ff.) folgende als dem Mu- schelkalk Oberschlesiens angehörende Arten auf: Femphix Sueuri, Lis- socardia silesiaca, magna, Myrtonius serratus und Aphtharlus ornatus, und fugt Bemerkungen zur näheren Kennlniss derselben bei.

Trilobiten. Salt er hat (Memoirs of the geological Survey of the united Kingdom , London 1853) eine Arbeit über Britische Trilobiten veröffentlicht.

Der Verf. giebl eine Beschreibung und Abbildung von 45 Arten aus der silurischen Formation, welche zum Theil weniger gekannt, zum Theil neu sind, und nimmt zugleich Rücksicht auf die diesen nahe ver- wandten Arten, Als neu werden beschrieben: Odonlochile amphora, Cheirurus cancrurus, Acidaspis biserialis , Caractaci , Jrinucleus Ther- sileSf Remopleurides obtusus. Ausserdem wird eine neue Gattung unter dem INamen Cyphoniscus aufgestellt und folgendermaassen charakteri- sirt: Körper convex, Kopf gross, Glabella oval, höckerig, ungelappt; Ge- sichts-Nähte vorn rundlich, dann in schiefer und fast gerader Linie zum äusseren Rande gehend, die freien Wangen sehr schmal; Augen sehr deutlich, klein, linear; Thorax mit 7 convexen Ringeln, die Pleu- rae mit Fulcrum und Furche , ihre Enden abgestutzt , und nicht vor- springend; Schwanz schmal, aus wenigen Segmenten bestehend, seine Spindel ganz. Die Galtung ist mit Triarthrus zunächst verwandt. Art : C. so Cialis.

Wirtgen und Zeil er gaben (Leonhardt und Bronn^ Neues Jahrbuch der Mineralogie etc. 1852. p. 257) eineUebersicht der bei Coblenz in den unteren Lagen der de- vonischen Schichten vorkommenden Petrefakten,

unter welchen folgende Trilobiten aufgeführt werden : Homalo- nolus obtusus, Herschelii, Fradoanus, Phacops latifrons, laciniatus, stel- lifer, brevicauda und Trigonaspis nov. spec.

A n g e 1 i n , Palaeontologia Suecica, Lundae Pars L Fase. 1. Iconographia Crustaceorum formationis transitionis (1851.)

Der Verf. führt als in dem schwedischen Uebergangs- Gebirge vorkommend folgende Gattungen auf: Paradoxides mit 3, Cryptonymus mit 5, Agnostus mit 12, Phacops mit 13, Polytomurus mit 1, Remo- pleurides mit 2, IN'ileus mit 2, Ampyx mit 3, Proteus mit 8 und Caly- mene mit 7 Arten.

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100 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Unter dem Namen D oridicola a^i7ts beschreibt der Verf. einen durch seinen Aufenthalt auf einer Doris-Art sehr interessanten Schma- rotzer, dessen systematische Stellung bis jetzt noch zweifelhaft blei- ben muss. Seiner allgemeinen Körperform nach (hufeisenförmiger Ce- phalothorax , viergliedriger Thorax, viergliedriges Abdomen mit zwei End-Lamellen) würde man kein Bedenken tragen, ihn den Caligus- artigen Siphonostomen beizuordnen ; doch giebt der Verf. ausdrücklich an, dass die Mundtheile nicht die jenen eigenthümliche Saugrüsselform darbieten. (?)

Lernaeadae.

Von Kölliker wurde (Zeitschrift f. wiss. Zool. IV. p. 359) ein neuer Schmarotzer unter dem Namen Lophoura Edwardsii bekannt ge- macht. Der Körper besieht aus drei Absclinilten, einem vorderen cy- lindrischen, einem mittleren fadenförmigen und einem rundlichen Hin- terleib, welcher mit zwei Büscheln länglicher Schläuche, die jedoch keine Eier enthalten, versehen ist; am Ende des Hinterleibs zeigt sich ein dreieckiger Wulst mit fünf Erhabenheiten und SOeflnungen, welche den Geschlechtsorganen und dem Darme angehören. Das Thier lebt im Fleische des Lepidoleprus coelorhynchus , und wurde bei Messina aufgefunden.

Van Beneden beschrieb (Bullet, de l'acad. de Belgique Tom. XIX. 1852. pars 2. p. 101) als neu: Lernanthropus Gislerif auf Sciaena aquila lebend.

Crusiacea fossilia.

Eine vorzügliche übersichtliche Darstellung- der fossilen Crustaceen gab Quenstedt in seinem Handbuch der Petre- factenkunde, Tübingen 1852.

Decapofla* H. v. Meyer beschreibt (Falaeontographica I. p. 91) unter dem Namen Cancer Paulino -Wurtemhergensis eine durch ihre Form an die Gattung Xanlho erinnernde Krabbe, welche im Py- ramiden-Kalkstein bei Cairo häufig vorzukommen scheint. Die Schale, welche vollständig erhalten ist, stimmt auch durch die mit vielen Er- habenheiten versehene Oberfläche mit mehreren noch lebenden Arten der Gattungen Xantho und Cancer überein ; von den Füssen sind nur Bruchstücke des vorderen Paares vorhanden. (Dieselbe Art ist schon von Schlotheini unter dem Namen ßrachyurites antiquus beschrie- ben worden.)

Derselbe beschreibt (ebenda p. 134) zwei den Macrouren ange- hörende Krebse: Lüogasler oblusa und venusta ^ beide aus dem Kalk- stein von Friedrichshall.

Selenisca und Eumorphia, zwei Krebse aus der Oolithen- Gruppe Würtemberg's , von H. v. Meyer (Palaeontogr. I. p.141.)

der Cruslaceen während der J. 1852. u. 1853. 101

Selenisca gratiosa (Taf. 19. fig. 1) ist mit der Galtung Glyphea JMeyer zunächst verwandt , und findet sich in dein mittleren weissen Jura von Wurmlingen. Eumorpha socialis (Taf. 19. üg. 2 19), frü- her vom Verf. als Carcinium beschrieben , stammt aus dem Liegenden der Oolithengruppe von Dettingen in Würtemberg und dem Oxford-Thon der Normandie.

Derselbe führt (Paiaeontogr. I. p. 254 ff.) folgende als dem Mu- schelkalk Oberschlesiens angehörende Arten auf: Femphix Sueuri, Lis- socardia silesiaca, magna, Myrtonius serratus und Aphlharlus ornatus, und fügt Bemerkungen zur näheren Kenntniss derselben bei.

Trilobiten. Salt er hat (Memoirs of tlie geological Survey of the iinited Kingdom, London 185v3) eine Arbeit über Britische Trilobiten veröffentlicht.

Der Verf. giebl eine Beschreibung und Abbildung von 45 Arten aus der silurischen Formation, welche zum Theil weniger gekannt, zum Theil neu sind, und nimmt zugleich Rücksicht auf die diesen nahe ver- wandten Arten. Als neu werden beschrieben: Odonlochile amphora, Cheirurus cancrurus, Acidaspis biserialis , Caractaci , Jrinucleus Ther- siles, Remopleurides obtusus. Ausserdem wird eine neue Gattung unter dem Namen Cijphoniscus aufgestellt und folgendermaassen charakteri- sirt: Körper convex, Kopf gross, Glabella oval, höckerig, ungelappt; Ge- sichts-Nähte vorn rundlich, dann in schiefer und fast gerader Linie zum äusseren Rande gehend, die freien Wangen sehr schmal; Augen sehr deutlich, klein, linear; Thorax mit 7 convexen Ringeln, die Pleu- rae mit Fulcrum und Furche , ihre Enden abgestutzt , und nicht vor- springend; Schwanz schmal, aus wenigen Segmenten bestehend, seine Spindel ganz. Die Galtung ist mit Triarthrus zunächst verwandt. Art : C. socialis.

Wirtgen und Zeil er gaben (Leonhardt und Bronn, Neues Jahrbuch der Mineralogie etc. 1852. p. 257) eineUebersicht der bei Coblenz in den unteren Laffen der de- vonischen Schichten vorkomnfienden Petrefakten,

unter welchen folgende Trilobiten aufgeführt werden : Homalo- nolus obtusus, Herschelii, Fradoanus, Phacops latifrons, laciniatus, stel- lifer, brevicauda und Trigonaspis nov. spec.

Angelin, Palaeontologia Suecica,LundaeParsI. Fase. 1. Iconographia Crustaceorum formationis transitionis (1851.)

Der Verf. führt als in dem schwedischen Uebergangs- Gebirge vorkommend folgende Gattungen auf: Paradoxides mit 3, Cryptonymus mit 5, Agnostus mit 12, Phacops mit 13, Polytomurus mit 1, Remo- pleurides mit 2, Nileus mit 2, Ampyx mit 3, Proteus mit 8 und Caly- mene mit 7 Arten.

102 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Ausserdem werden vier neue Gattungen aufgestellt:

Eryx nov. gen. Corpus obovatum (?) , crusla slrigosa, aluta- cea vel parce granulosa. Caput transversum , anguste marginatum fulcoque intramarginali. Oculi nulli. Frons distincta, breviuscula, perangusta , anlrorsum attenuata , sulcum marginalem haud atlingens. Abdomen capite minus, breve, transversum, vix marginatum, apice ro- tundatum ; rachis distincta; latera aequabilia , costls omnino deslltuta." All: E. laticeps aus Schoonen.

A c oHtheus nov. gen. „Crusta laevissima, irregulariter strio- lata. Caput semilunare, anguste marginatum, sulcoque intramarginali; anguli poslico-exteriores acuti. Oculi nulli. Frons antrorsum dilatata, marginem atlingens. Abdomen rotundalum , immarginatum ; rachis di- stincta; coslae laterales depressae, marginem attingentes.'f Art: A. acutangulus aus Schoonen.

Niobe nov. gen., auf Asaphus laeviceps und frontalis Dalmann gegründet.

Megalaspis n. g. , auf Asaphus extennatus Dalm. gegründet,

E. Boll, Beitrag zur Kenntnlss der Trilobiten(Palaeon- tographica I. p. 126.)

Der Verf. berichtet über die in den Mecklenburg-Strelitz'schen Kalksteingeschieben vorkommenden Trilobiten, und beschreibt als neu: Ampyx Brüchneri.

H. V. Meyer beschreibt (Palaeontographica I, p. 182) unter dem Namen lonotns reflexiis einen neuen Trilobiten aus der Grauwacke derEifel, welcher zu der Abtheilung mit ganz- randigem, ungezähnten und ungelappten Pygidium gehört.

Von Fester und W^ithney (Report on the Geology of Ihe Lake superior land' dislrict , Part. IL Washington 1851) wurde eine Anzahl Trilobiten beschrieben , unter welchen folgende als neu anzu- führen sind: Asaphus Barrandi, Harpes escanabiae , Phacops anchiops.

Roemer, Beiträge zur geologischen Kenntnlss des nord- westlichen Harzgebirges (Palaeontographica IIL p. 19. u. folg.)

giebt die Beschreibung von folgenden neuen Arten : Bronleus minor , Proelus Barrandü , orbicularis und Conocephahis longecornutus aus dem Wissenbacher Schiefer , Cheirurus Jaschei und Phacops pecli- nalus aus dem ßrachiopoden-Kalk, Lichas crassirhachis, Cheirurus nnj- ops und Proelus crassimargo von Elbingerode. In einer zweiten Ab- handlung (ebenda p. 70 u. folg.) : Homalonolus Barrandei und minor aus der älteren Grauwacke , Bronleus intumescens aus dem Calceola- Schicfer, Acidaspis horrida, Phacops micromma und Cyphaspis spinulosa aus dem Wissenbacher Schieler, Lichas granulosus aus dem Slringoce- phalen-Kalk; Phillipsia crassimargo und alternans aus der jüngeren

der Cruslaceen während der J. 1852 u. 1853. 103

Grauwacke, Harpes Bischofßi , Phacops hiberculatus und Acidaspis Sei" cana aus den Silurischen Schichten.

Ueber die Unterscheidung- verschiedener Trilobiten- Schöpfungen hat Barrande eine interessante Abhandlung in V. Leonhard und ß r o n n's neuem Jahrbuch der Minera- logie etc. 1852. p. 257 veröffentlicht.

Salier beschrieb (Suliierlands Voyage in Baffins-Bay, Appendix p 221) eine neue Art unter dem Namen Encrinurus arcticus von Cap Riiey.

liopliyropoda. R e u s s , Über Entomostraceen und Fo- raminiferen im Zechstein der Wetterau (Jahresberichte der Welterauer Gesellschaft für 1851—53. p. 59— 77. Taf. 1.)

Der Verf. beschreibt folgende Arten des Wetterauer Zechsteins: Bairdia gracilis M'., Geinilziana Jon,, Kingi n. sp. , plebeja n. sp., mu- cronala n. sp., ampla n. sp. , frumenlum n. sp., Cytherella nuciformis Jon., Cylhere bituberculata n. sp., Roessleri n. sp.

Derselbe, über Foraminiferen, Entomostraceen und Bryo- zocn des Mainzer Beckens (v. Leonhard und Bronn's Jahrbuch der Mineralogie etc. 1853. p. 670— 679, mit Taf. 9.)

Von Entomostraceen beschreibt der Verf. folgende: Bairdia sub. deltoidea , arcuata, Cylhere Voltzii n. sp., Cytherella tenuistriata n. sp, und Cytheridea MöUeri.

Als neue Arten werden ausserdem beschrieben:

Von Roemcr (Beilr. z. Kenntniss des nordwestl. Harzgebirges, Falaeontogr. III. p. 19) Cypridina fragilis aus dem Wissenbacher Schie- fer , C. nitida aus dem Gonialiten- Kalk und Cytherina intermedia aus dem Brachiopoden-Kalk.

Von Jones (Quart. Journ. geolog. soc. IX. p. 161): Beyrichia bussacensis und simplex von Bussaco in Portugal.

Poecilopodn* H. v. Meyer beschreibt ( Palaeontogr. I. p. 134) eine neue Art der von ihm aufgestellten Gattung Halicyne un- ter dem INamen H. laxa aus der Muschelkalk -Formation von Roltweil und giebt zugleich Beiträge zur Kenntniss der ersten Art, H. agnota.

M'Coy weist (Quart. Journ. geolog. soc. IX. p. 12 17) nach, dass die von Agassiz in Murchison's Silurian -System Taf. IV. fig. 63 und 64 als Fischreste abgebildeten Pelrcfacten der Poecilopoden-Galtung Plerygolus angehören. Diese Galtung iheilt er nach der Bildung der Klauen in Plerygolus sons. strict. und Leplocheles und fügt hieran syno- nymische Bemerkungen über die diesen Gattungen zukommenden Arten.

104 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Aracfinoidea.

Blanchard hat der Pariser Akademie der Wissen- schaften Untersuchungen über die Blut- Cirkulation bei den Arachniden vorgelegt (Comples rendus Tom. 34 (1852) und Tom. 36 ( 1853) „Observations sur la circulation du sang chez les Arachnides" und „Sur la circulation des Arachnides pul- monaires.«)

Der Verf. hat Injectionen bei einer grossen , lebend erhaltenen Mygale vom Herzen aus gemacht und folgende Resultate erhalten: das Herz besteht aus fünf Kammern; aus der vordersten entspringt die Aorta, welche in den Thorax eindringt und dort zu jeder Seite zwei Arterien an die hinteren Magendivertikel und die Thoraxmuskeln ab- giebt; sodann theilt sie sich in zwei grosse Stämme, welche Aeste zu den vorderen Magendiverlikeln und den übrigen Thoraxmuskeln ab- giebt, so wie auch aus ihrer inneren Seite die Augenarterien entsprin- gen. Weiter nach unten geben dieselben noch Aeste für die Antennen, die Beine und den Bauchtheil des Abdomens ab. Aus den seitlichen Herzkammern entspringt jederseits eine starke Arterie für die Leber und den Darm. Der Apparat zur Zurückführung des Blutes ist weit weniger vollkommen ; von wirklichen Wänden umgebene Venen finden sich nur in den Füssen, Antennen und Spuren davon in der Leber ; im Thorax hingegen fliesst das Blut nur in den Zwischenräumen der Mus- keln. Das von den verschiedenen Körperlheilen zurückkehrende ve- nöse Blut wird durch zwei grosse Gefässe in die Kespirationsorgane geführt und geht von dort in das Herz zurück. Bei den übrigen Araneiden soll die Circulation, nach der Angabe des Verf., von der bei Mygale beobachteten nicht wesentlich abweichen.

J. Black wall, Experiments and observations on the poison of animals of the ordcr Araneida (Transact. of Ihe Linn. soc. Vol. XXI (1852.)

Der Verf. beschreibt die Resultate seiner Versuche über die Wir- kung des Bisses einiger Spinnen- Arten , welche er am Menschen, an Spinnen und Insekten angestellt hat. Die Arten , durch welche die Verwundungen bewerkstelligt wurden , sind Epeira diadema, quadrata, Tegenaria civilis, Segestria senoculata und Lycosa agrelyca. Die er- sten beiden erzeugten durch einen Biss in die Hand und den Vorder- arm des Menschen keine wesentlichen Erscheinungen, die Verwundung glich dem Stich einer feinen Nadel. Die Versuche an Spinnen und Insekten gaben das Resultat, dass der Spinnenbiss den* Tod der be- treffenden Thiere nicht schneller herbeiführt, als eine mechanische Ver- letzung, so dass eine Vergiftung nicht angenommen werden kann ; die gebissenen Thicie überlebten die Verletzung je nach ihrer Grösse und

der Arachniden während der J. 1852 u. 1853. 105

Lebensfähigkeit längere oder kürzere Zeit und gingen, wie es scheint, nur durch Säfte- Verlust zu Grunde.

Guyon berichtete der Akademie der Wissenschaften zu Paris über 6 Fälle, wo Menschen spätestens nach 12 Stunden durch den Stich des in Algier vorkommenden Buthus supcr- tus Luc. starben, und theilt Beobachtungen über die Wirkung des Stiches bei Thieren mit (Comptes rendus Tom. 34. (1852) p.404.)

Die Zeit , in welcher die Thiere starben , zeigte sich nach der Grösse und Lebenskraft derselben verschieden. Eine Möve, welche in beide Füsse gestochen wurde , starb nach 2 Stunden , eine Nachtigall nach 30 Sekunden, ein Meerschweinchen nach 15, ein Hund nach 50 Minuten, Die Symptome waren bei allen ziemlich dieselben : lauter Schrei bei der Verwundung, Convulsionen, beschleunigte Herzthätig- keil, endlich der Tod mit Streckung aller Körpertheile.

W. Zenker hat Mittheilungen über den inneren Bau der Pycnogoniden in Müller's Archiv für Anat. und Phy- siol. Jahrg. 1852. p. 379 (mit Taf.X.) gemacht.

Aus den Untersuchungen des Verf. ist gegen die früher von Quatrefagues angestellten hervorzuheben, dass sich bei Nymphon gracile ein von wirklichen Wandungen umgebenes Herz, in denen sich auch Muskelfasern nachweisen lassen, vorfindet, und dass die Wände des Schlundes mit hornigen Querleisten, welche eine dichtgedrängte Reihe steifer Borsten tragen, -.versehen sind. Die letzteren sind von Quatrefagues für Wimperzellen gehalten worden.

Beobachtungen, dass Spinnen lange Zeit (sogar ein Jahr lang) ohne die geringste Nahrung leben können, sind von Cambridge, Bree und Meade im Zoologist XI. p. 3766, 3S09, 38S2 und 3917 mitgetheilt worden. (Dergleichen Be- obachtungen sind übrigens nichts Neues, sondern schon von älteren Autoren mitgetheilt worden.)

Ebenda finden sich: G. Guyon „Curious action of a Spider« (X. p. 3333), „Anecdote of a Hunting Spider^' (X. p. 3600) und „Anecdotes of a Spider" von Goldsmith (X. p. 3492.)

H. Meade theilt ebenda (X. p. 3676) eine Notiz „on the method of preserving spiders" mit.

Von L. Dole schal ist in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften (Mathem. naturwiss. Classe. Jahrgang 1852. p. 622) ein systematisches Verzeich-

106 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leisturtgen in d, Naturgeschichte

niss der im Kaiserthum Oesterreich vorkommenden Spinnen veröffentlicht worden.

Als Einleitung giebt der Verf. eine kurze Uebersicht ober die geographische Verbreitung der Spinnen in allen Welttheilen. Das Ver- zeichniss der in Oesterreich bisher aufgefundenen Spinnen weist im Ganzen 268 Arten nach , welche sich auf die verschiedenen Familien folgendermassen verlheilen: Mygalidae 1 Art, Cellicolae 30, Lycosi- dae 34, Saltigradae 36, l.aterigradac 35, Tubicolae 10, Epeiridae 32, Theridionidae 27, Phalangina 37, Scorpionidae 10, Acarina 16 Arten. Die Familie der Fycnogoniden ist bei der Aufzählung unberücksichtigt geblieben. Dem Verzeichnisse folgt die Beschreibung von 24 neuen Arien und einer neuen Gattung, welche an ihrem Orte namhaft ge- macht werden sollen.

J. Black wall hat in den Annais and niagaz. of nat. hist. Tom. IX. und X. (1852) sein Verzeichniss der engli- schen Spinnen fortgesetzt, und demselben in Tom. XI. (1853) p. 113 einen Nachtrag beigefügt. Den einzelnen Arten sind wie früher Bemerkungen über Lebensweise und Vorkommen beigegeben worden.

Die vom Verf. aufgeführten Gattungen sind: Linyphia mit 16, Neriene mit 36, Walkenaera mit 21, Pachygnatha mit 3, Epeira mit 18, Tetragnatha mit 1, Dysdera mit 3, Segestria mit 2, Schoenobates, Oonops, Scylodes und Savignya je mit l Art.

Lucas führt in seiner Abhandlung über die Gliederlhiere der Insel Creta im Ganzen 21 Arten von Arachniden auf und giebt die Beschreibung von 5 daselbst aufgefundenen neuen Arten (Guerin-Meneville, Revue et magas. de Zool. Tom. V. 1853. p. 514.)

J. Black wall „Description of some newly discovered species of Araneida" beschreibt 7 neue Spinnen-Arten^, wel- che theils in der Umgebung von Interlaken , theils in ver- schiedenen Gegenden England's aufgefunden worden sind. (Annais and magaz. of nat. hist. Vol. X. 1852. p. 93.)

Derselbe beschreibt (ebenda Vol. XI. 1853. p. 14) zehn neue Arten aus verschiedenen Gegenden Englands.

Von Girard wurden einige neue Arten aus verschiede- nen Ordnungen der Arachniden, welche in Louisiana aufge- funden worden sind, beschrieben (Natural hislory of the red river of Louisiana, Zoology, Washington 1853.)

White lieferte die Beschreibung einiger neuer Arach-

der Aracliniden wahrend der J. 1852 u. 1853. 107

niden in dem Anhang zu Sutherland's Journal of a vo- yage in Baffin's-Bay (London 1852.)

Araneidae.

Girard beschrieb (Joe. cit.) als neu: Mygale Henlzii und Ly' cosa pilosa aus Louisiana.

Black wall (Description of some newly discovercd species of Araneida, Annais and Magaz. of nat. bist. Vol. X. 1852. p. 93 und Vol. XI. 1853. p. 14) beschrieb folgende neue Arten : Lycosa calida Schweiz, Salticus tiotatus u. reticulalus aus England, Thomisus iimbratilis Schweiz, rersulus England, Philodromus vivax Schweiz, Drassus reticidatus Eng- land, Lintjphia pernix , Meadii, anthracina , pulla, alacris, ericaea aus England, Epeira calva Schweiz, Neriene agrestis und vigilax aus Eng- land, Walkenaera exilis England.

Doleschal giebt (loc. cit.) die Beschreibung einer Anzahl im Kaiserlhum Oeslerreich aufgefundener neuer Arien: Segeslria croatica Croatien, Drassus cephalotes Wien , Lycosa puncliventris Dahnat., slria- tipes Wien, Kollari Gastein Wien, alpigena Oesterr. Alp. 5700', Scylo- des rußceps Lombardei, Pyrophorus austriacus Wien, Philia seligera Dalmat., Ättus viridimanus Wien, Mannii Dalm=, biimpressus Wien, 5- fo- veolalus Wien, Thomisus graminicola Wien, Epeira afßnis Wien, dalma- tica Dalmat., Theridion Kollari Wien.

Lucas beschrieb (loc. cit.) folgende neue Arten von Creta : Cyr^ tocephalus lapidarius, Lycosa melanognatha, Salticus flavipalpis, striatus Tegenaria cretica.

Von White wurde (loc. cit.) Micryphanles (Walkenaera) arcli~, cus von der Baffins-ßay beschrieben.

Phalangina,

Doleschal stellte (loc. cit.) eine neue Gattung unter dem Wa- rnen Dicranopalpus auf, welche er folgendermassen charaklerisirt: Tumuius oculigerus elevatus , basi coarctatus , subglobosus, valle Ion-, gitudinali divisus, inermis, obsolete granulatus. Mandibulae ut in ge- nere Opilione. Palpi maxillares longi, sexarliculali , articulo terlio basi, quarto apice ramum emiltente ; ramus articuli tcrtii deorsum directus, longitudine sua articulum palpalem secundum superans ; ramus articuli quarti longissimus, in interna articuli facie oriens, cum duobus postre- mis palpi articulis imaginem furcae referens. Pedes mediocris lono-i- tudinis.« Art: D. gasteinensis von den Gasleiner Alpen.

Ausserdem beschreibt derselbe ebenda folgende neue Arten: Jschyropsalis Redlenbacheri, Egaenus atomariusWien, Lejobunum serie- punctalum Gastein, Nemasloma ßavipalpum Oesterr. Alp., Nemastoma Kollari Gastein.

Pedipalpi.

Girard beschrieb (^loc. cit.) aus der Familie der Phryniden als neu: Telyphonus excubitor aus Louisiana.

108 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturg. etc.

Die Familie der Scorpioniden bereicherte derselbe mit Telcgonus boreus und Alreus californicus, beide aus Louisiana.

Solifugae.

Leon Dufour giebt eine Beschreibung und Abbildung des Weibchens von Galeodes barbara Lucas nebst Bemerkungen über seine Lebensweise und Vorkommen. (Annales de la soc. entomol de France, 3. Serie, Tom. L p. 1. Planche III. ßg. 1.)

Acarina.

In der Familie der Sarcoptiden errichtete Newport (Transact. of Ihe Linn. soc. Vol. XXL p. 101) eine neue Gattung, welche sich in den Nestern von Anthophora retusa findet, unter dem Namen Heier o~ pus. „Corpus elongalum , subarticulatum ; caput mobile. Thorax a trunco distinctus, ad latera corpusculis clavatis munilus. Pedes ante- riores palpiformes; reliqui aequales, arcuati, altenuati, tarsis gracilibus 4 articulatis, arliculo lerminali lato, vesiculari." Art: H, venlricosus.

White beschrieb im Anhange zu Sutherlands Voyage in Baf- fln's ßay, p. 210 als neu: Ixodes uriae, welcher aufUria troile lebt.

Oie Familie der Argasiden bereicherte Frauenfeld (Verhandl. des zool.-bot. Vereins in Wien, 111. Band, p. 55) durch eine interes- sante Zeckenform aus der Adelsherger Grotte, welche sich durch den Mangel der Augen auszeichnet. Sie bildet die Gattung Eschatocepha- lus: „Ocellis nullis, capite verticali; palpis pyriformibus, rostrum lon- gitudine aequantibus, selosis ; pedibus elongatis, gracilibus, setosis; cor- pore laevigato, nitidissimo." Art : Esch. gracilipes, 2'" lang.

Eine neue Art der Gattung Trombidium wurde von Le Conte in den Proceed. Acad. nat. bist. Philadelph. Vol. VI. 1852. p. 145 un- ter dem Namen Tr. magnificum aus Texas beschrieben.

E. Crisp berichtet über die Eier einer auf Buceros Rhinoceros lebenden Acarus-Art; dieselben sitzen zu 20 50 an der Basis einer Feder und vorzüglich an solchen Stellen des Körpers, wo der Vogel nicht mit seinem grossen Schnabel hingelangen kann, also am Kopf, Nacken und der Kehle. (Zoologist XI. p. 3916.).

Pycnoyonidae.

White beschrieb im Appendix zu Sutherland's Voyage in Baf- fins Bay, p. 207 als neu : Nymphon crassipes.

Hyriapoda.

Lucas beschrieb in Guerin Rev. et Magaz. de Zoologie Tom.V. 1853. p. 528 als neu: Julus obesus und Scolopendra cretica, beide von der Insel Greta.

Von Girard werden (Nat. bist, of the red river of Louisiana) als neue Arien aufgeführt: Scolopendra heros^ Julus ornatus und atratus.

Bericht über die lieistung^en im Oebiete der lIerpetolos:ie Avähreiid des Jabres 1$53.

Vom Herausg-elier*

Herpetologie de laVienne, ou Tableau methodique, in- dicatif et descriptif des Reptiles , tant vivants que fossiles, observes jusqu' ä present dans le departement de la Vienne, par M. Mauduyt, conservateur du Musee de Poitiers. Soll nach einer Anzeige in der Revue de Zoologie 1853. p. 277 im Ganzen 31 Arten behandeln, unter denen Emys europaea, Coluber glaucoides Mil., Bufo vineainsis Les., Triton cornifex Laur. und Tr. zonarius Mill.

De Betta verzeichnete in den Verhandlungen des zoo- logisch-botanischen Vereins in Wien die Reptilien des Valle di Non : „Catalogo dei Rettili della Valle di Non (nel Tirolo italiano) per cura di Edoardo Nobile de Betta/^

Dasselbe enthält 4 Eidechsen, 6 Schlangen, 6 UDgeschwäozle und 3 geschwänzte Batrachier.

Botteri gab über die Amphibienfauna der Dalmatischen Inseln Nachricht (Verhandl. des zool.-bot. Vereins in Wien 1853. p. 129).

Es giebt sehr kleine Inseln, welche an diesen Thieren unge- wöhnlich reich sind, dagegen wieder grosse, auf denen kaum ein ein- ziges Individuum zu finden ist. So sind auf die zwei kleinen Insern Bacili bei Lesina die Saurier sehr zahlreich. Die Batrachier fand Verf. nur auf Lesina vertreten, wo 9 Arten vorkommen.

In einem Aufsafze des Bullet, de la Soc. imp. des Na- turalisles deMoscou 1853. p. 410 : Quelques mots sur le cli-

110 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

mat et la faune de Kamieniec-Podolski par Gustave ßelke wird p. 416 erwähnt, dass Verf. schon im März vier Amphi- bienarten Bufo vulgaris und fusca, Rana esculenta und Vipera Berus antraf, der Frosch begann im Jahr 1851 am 10 April, 1852 am 30. April an zu quaken.

Die Fauna wird übrigens als arm bezeichnet; sie besteht aus 14 Arten: Erays europaea, Lacerta viridis und agilis, Anguis fragilis, Coluher natrix , Vipera Berus, ßufo cinereus, igneus, fuscus , viridis, Rana esculenta, temporaria, Hyla arborea, Triton cristatus, terdigitatus.

Im Gouvernement Perm werden 8 Amphibien als die am gewöhnlichsten vorkommenden genannt. (Erdkunde des Gouv. Perm, als Beitrag zur näheren Kenntniss Russlands von Z e r- renner. Leipzig 1853.;|

J. E. Gray beschrieb einige neue Amphibien aus Ben- galen, die durch Hooker gesammelt worden sind, in den An- nais XII. p. 386. (Descriptions of some undescribed species of Repliles collected by Dr. Joseph Hooker in the Khassia Mountains, East ofBengal, and Sikkim Himalaya). Die neuen Gallungen und Arten sind unten milgetheilt.

Im Journal of the Asiatic Society of Bengal 1853. p.462 ist ein Verzeichniss der Reptilien, welche die Indische Halb- insel bewohnen, von B. T. G. Jer don enthalten (Catalogue of Repliles inhabiting the Peninsula of India). Dasselbe enthält 9 Schildkröten und 34 Eidechsen. Unter letzteren sind meh- rere neu, die unten namhaft gemacht sind.

In „Exploration of the Red River of Louisiana in the Year 1852. by Randolph B. Marcy assisied by George B. McClellan. Wilh reports on the nalural history of the country and numerous illustrations. Washington 1853. 8.'^ werden im Appendix F. p. 217—245 die Reptilien behandelt. Sie sind von Baird und Girard bearbeitet.

Die Sammlung der Reisenden bestand aus 10 Schlangen, die alle bereits in dem Cataloge der Nordamerikanischen Reptilien, welchen die Verf. herausgegeben haben , enthalten sind , von denen aber 9 hier abgebildet sind; 6 Eidechsen, von denen eine neu, und von denen zwei abgebildet sind; 2 Batrachier , von denen einer, Bufo cognatus Say , abgebildet ist.

In dem „Report of an expedition down the Zuni and Colorado Rivers by CaplainSitgreaves. Washington 1853.8.«

Herpetologie während des Jahres 1853. 111

ist der Abschnitt über die Reptilien (p. 106—147) von Hal- lo well bearbeitet. Es werden daselbst 12 Eidechsen , 9 Schlang-en und 3 Balrachier ausführlich beschrieben ; die mei- sten derselben sind abgebildet. Neue Arten sind nicht dar- unter, indem dieselben bereits im 6ten Bande der Proc. Phi- ladelphia Acad. p. 177. und p. 206 bekannt gemacht sind.

Store r theilte der Boston Society einige Thatsachen in Beziehung auf die geographische Verbreitung einiger Nord- amerikanischen Reptilien mit (Proc. Boston Soc. nat. bist, IV. p. 129).

Ebenda p. 146 finden sich Beobachtungen, welche Bur- nett zu Aiken in Georgia über die Reptilien jener Gegend angestellt hat.

Ein Verzeichniss der von LeConte in Californien ge- sammelten Amphibien von Baird und Girard ist in den Proceed. Philadelphia VI. p. 300 gegeben. Es sind 9 Schlan- gen und 7 Batrachier; unter Letzleren sind einige neue, die unten namhaft gemacht sind.

Gratiolet schrieb über das Venensystem der Repti- lien. Institut 1353. p. 60.

George Newport machte eine zweite Mittheilung über die Befruchtung des Eies bei den Amphibien. (Philos. Transact. of the Royal Soc. of London 1853. p. 233.

Cheloiiii.

In den Memoires de la Societe Linneenne de Norman- die. Annees 1849—53. VoL IX. sind p. 103. Briefe von Blainville und Eu d es-ü eslongch a n) ps über die le- benden und fossilen Krokodile abgedruckt , auf die hier nur im Allgemeinen verwiesen werden kann. Sie beziehen sich auf anatomische Verhältnisse.

In einer lileinen Schrift „Verlebralorum Synopsis in Musaeo me- diolanensi extantium quae per Novam Orbeiii Cai. Osculati collegit an- nis 1846—48. Speciebus novis vel minus cognilis adieclis, nee non descriplionibus alque iconibus illustratis, curante E. Cornalia. Me- diolani 1849," welches seiner Zeit in diesen berichten übergangen war, finden sich zwei neue Schildkrölen Podocnemis sexluberculala und Penlonyx americana. ErsUre inöchle wohl identisch mit des Ueferen-

112 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

tcn P. unifilis in Rieh. £lchomburgk's Reise in Britisch Guiana III. p. 647. sein, da sie gleichfalls nur einen Barifaden besitzt.

lieber den Bau und die Entwickelung des Brustbeins der Saurier schrieb Rathke ein Programm. Königsberg 1853.4.

Brühl weist in den Sitzungsberichten der Wiener Acad. XI. p. 318 in gereizter Stimmung nach, dass die Hyrtrsche Entdeckung der Quertheilung der Caudalwirbel einiger Sau- rierfamilien und die Stannius'sche Entdeckung der knorpligen Fortsätze der Krokodilrippen bereits von Cuvier in den Os- semens fossiles niedergelegt seien.

Referent hatte Gelegenheit, ein Weingeist-Exemplar von Heloderma horridum zu untersuchen, und hat namentlich Zunge und Skelet beschrieben, und auf zwei Tafeln abbilden lassen. Die Eidechse gehört in die Familie der Lacerten (dies Archiv p. 294).

Turner schilderte den Farbenwechsel eines Chamäleons, wel- ches er lebend heobachlete. Annais XU. p. 292.

Mehrere neue Arten der Geckonenfamilie wurden \on Jerdon 1. c, Journ. Asiat. Soc. 1853 aufgestellt: Hemidachjlus subtriedrus sehr verwandt mit triedrus , Hern, punctatus von frenalus durch den Mangel der Poren verschieden, Homofiota fasciata, Gymnodactylus malabaricus, litoralis , mysoriensis.

Ebenda sind Caloles nemoricola und Acanthodactylus nilgherren" sis als neu beschrieben.

J. E. Gray stellte Annais XII. p. 387. eine neue Gattung ßtön- cia auf, die sich von Calotes durch den Mangel des äussern Trom- melfelles unterscheidet. Die neue Art B. niger von Sikkira.

Die ebenda aufgestellte neue Gattung J apalura gleicht ganz den Afrikanischen Agamen, unterscheidet sich aber von ihnen dadurch, dass die Ohren von der Haut und von Schuppen bedeckt sind. Eine neue Art J. variegata von Sikkim.

ßaird und Girard stellten in Marcy Expl. of the Red River of Louisiana p. 237 eine neue Art Sceloporus consobrinus auf.

Giuseppe de Natale hat in den Memorie della R. Accademia delle scienze di Torino 1852. Ser. II. Tom. XIII. p. 436 eine ausführliche anatomische Schilderung des Scincus variegalus Sehn, geliefert , und dieselbe auf zwei Kupferla-

Herpetologie während des Jahres 1853. 113

fein erläutert : Ricerche anatomiche sullo Scinco variegato in rapporlo ai principali tipi d*organizzazione dei rettili.

Hinulia indica und Plestiodon Sihkimensis sind neue Arten der Scincoidenfamilie , welche J. E. Gray Annais XII. p. 388. beschrie- ben hat.

ßurnett hat die Zerbrechlichkeit des Schwanzes der Glas- schlange, Ophisaurus ventralis , untersucht. Die Muskeln gehen nicht von einem Wirbel zum andern, sondern ein Theil der Fasern heftet sich an die Haut, während andere mitten zwischen zwei Wirbeln en- digen. Dasselbe fand derselbe bei Scincus fasciatus (Proc. Hoston Soc. IV. p. 223).

J. E. Gray bat aus seinem Pseudopus gracilis eine neue Gal- tung Z>op as irt gebildet (Annais XII. p. 389), welche sich durch den Mangel der rudimentären Hintergliedmassen an Ophiosaurus anschliesst, von ihr sich jedoch durch die Beschuppung des Kopfes unterscheiden soll. Die Art lebt im Khassia -Gebirge.

ISerpentes.

Für die Kenntniss der Schlangen hat das Jahr 1853 zwei sehr wichtige Arbeiten gebracht. Von diesen ist zuerst zu nennen : „Prodrome de la Classification des Repliles Ophi- diens ar M. Dumeril'^; welcher in den Memoires des scien- ces de l'lnstitut de France Tome XXIII. p. 399 erschien. Auf der bereits in der Erpetologie von Dumeril et Bibron gege- benen Basis ist hier die Eintheilung der Schlangen in Fami- lien und Gattungen weiter verfolgt. Die erste Unterordnung, so wie die beiden ersten Familien der zweiten Unterord- nung, sind bereits in der Herpetologie Vol. VI. behandelt wor- den. Es ist gewiss nicht leicht, in allen Fällen nach den hier gegebenen Charakteren Schlangen zu bestimmen , und die Arbeit liefert nichts Vollkommenes; indessen ist dadurch immer ein grosser Schritt geschehen , der dem Ziele näher rückt. Folgendes kurzes Schema der Dumeril'schen Classifi- cation wird manchem unserer Leser willkommen sein. Auf zwei Tafeln sind die 15 typischen Gebisse abgebildet.

I. Opoterodontes. Zähne nur in einem der Kiefer, oben oder unten. Dahin zwei Familien : l. Epano dontiens. Zähne oben, mit den Gatt. Pilidion Wagl., Ophthalmion, Cathetorhinus, Onychocepha- hts, Typhlops Sehn., Cephalolepis Dum. 2. Catodontie ns. ZShne unten. Gatt. Catodon und Stenostoma.

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. ^ H

114 Troschel: ßerichl über die Leistungen im Gebiete der

II. Aylpptodontes, Zähne in beiden Kiefern, alle glatt, voll und ohne tiefe Furche. Dahin 12 Familien: 1. Holodontiens. Zähne in beiden Kiefern, am Gaumen und am Zwischenkiefer. Galt. Morelia Gray, Python, Nardoa Gray, Tortrix Oppel, Xenopeltis Reinw. 2. Aproterodontiens. Wie vorige, aber ohne Zwischenkieferzähne. Gatt. Eryx, Cylindrophis Wagl., Enygra Wagl., LeploboOf Tropidophis, Plalygaster, Boa Wagl., Pelophila, Eunectes Wagl. , Xiphosoma Wagl., Epicrates Wag!., Chilabothrus. 3. Acroch ordiens. Körper statt der Schuppen mit Tuberkeln bedeckt, ohne symmetrische Platten auf dem Scheitel. Galt. Acrochordus Hornstedt, Chersydre Cuv. , Xenoderma Reinh. 4. Calamariens. Körper sehr dünn, rund, überall gleich dick. Gatt. Oligodon Boie, Calamaria, Rabdosoma, Homalosoma Wagl., Rabdion, Elapoides Boie, Aspidura Wagl. , Carpophis Conocephalus. . 5. Uperolissiens. Keine Zähne im Gaumen. Galt. Rhinophis Hempr., Uropeltis Cuv., Coloburus, Fleclrurus. 6. Plagiod ontien s. Alle Zähne nach innen und gegen einander gerichtet. Gatt. Plagiodon. 7. Isodon tiens. Alle Zähne gleich, Kopf breiter als der Hals. Gatt. Dendrophis, Herpetodryas Boie, Gonyosoma Wagl., Spiloles Wagl., Rhinechis Mich., Elaphis, Ablabes, Callopisma, Trelanorhine. 8. Co- lubr iens. Zähne nach hinten alimählich länger. Kur die beschränkte Gatt. Coiuber mit 5 Arten, 9. Lyco dontiens. Zähne glatt, die vordem viel länger oder kräftiger als die folgenden, die eine lange Reihe ohne Lücken bilden. Hier werden vier Gruppen geschieden. Die Gauraenzähne sind gleich und dann die Unterkieferzähne getrennt, vv^o- bei wieder die obern nicht getrennt (Boedon) oder getrennt (Lycodon, Cyclocorus, Cercaspis Wagl., Spfiecodes , Ophites Wagl.) sein können, oder die Unterkieferzähne sind nicht getrennt durch einen freien Raum (Eugnathus , Lycophidion Fitz., Alopecion , Heterolepis Smith, Lamprophis Fitz.), oder die Gaumenzähne sind viel länger (Pareas ^ag\., Aplopeltura, Dinodon, Odontomus^. 10. Lepto gn athiens. Schwanz konisch , spitz, Kopf ebenso breit wie der Rumpf, Gaumen- zähne deutlich, Kiefer schwach. Galtung Petalognathus , DipsadomO' rus , Leptognathus , Cochleophagus , Hydrops Wagl., Rachiodon Jourd., PlalypleryXf Slenognathus , Ischnognalhus , ßrachyorrhos Kühl, Sirepto- phorus , Siremmatognathus. 11. Syn cranteri e ns. Alle Zähne in einer Linie, von denen die letzten länger sind, ohne freien Zwi- schenraum. Gatt. Leptophis Bell , Tropidonotus Kühl, Coronella Laur., Simotes. 12. D ia er anteriens. Die letzten Oberkieferzähne sind länger und von den andern getrennt. Galt. Dromicus, Periops Wagl., Slegonolusj Zamenis Wagl., Liophis Wagl. , Uromacre, Amphiesma, He- licops Wagl., Xenodon Boie, Helerodon Lalr.

III. Opisthoglyphes, Zähne in beiden Kiefern, einige ge- furcht, hinten und länger. Dahin 6 Familien: 1. 0 xy cephaliens. Vordere Zähne fast gleich , Kopf schmal , Schnauze spitz. Gatt. Xi»

Herpelologie während des Jahres 1853. 115

phorhynchus Wagl., Dryinus Merr., Oxybelis Wagl., Tragops Wagl. 2. S t eno cephaliens. "Vordere Zähne fast gleich, Kopf schmal, Schnauze nicht verlängert. Gatt. Elapsomorphus Fitz., Erythrolamprus Boie, Homalocranion, Slenorrhina. 3, Aniso donliens. Vordere Zähne von ungleicher Länge, unregelmässig vertheilt. Gatt. Bucepha- lus Smith, Hemiodontus, Oligotropis, Psararaophis Boie, Chorisodon, Ope- tiodon , Tarbophis Fleischm., Lycognathus , Tomodon. 4. Platyr- rhiniens. Vordere Zähne gleich, Kopf breit, Schnauze quer abge- stutzt. Gatt. Hypsirhine W^agl., Euroslus, Trigonurus, Campylodortj Ho- malopsis Kühl, Cerberus Cuv. , Erpeton Lacep. 5. Scyt aliens. Vordere Zähne gleich , Kopf breit , Schnauze breit und abgerundet. Galt. Rhinostoma Fitz., Rhinosimus, Scytale Wagl., Brachyrruton, Oxyr- rhopus Wagl. 6. Dipsadiens. Vordere Zähne gleich, Kopf hinten breit, Schnauze rund und schmal. Gatt. Telescopus Wagl. , Rhinobo- thrium Wagl,, Imanlodes, Triglyphodon, Dryophylax Wagl., Dipsas Boie, Helerurus.

IV. Proteroglyphes. Zähne in beiden Kiefern, einige ge- furcht, vorn, gefolgt von glatten Zähnen. Dahin 2 Familien: 1. Co- no cerques. Schwanz konisch, Kopf bedeckt mit grossen Platten und einem centralen Schilde. Gatt. Elaps , Pseudelaps Fitz., Furina, Tri- meresurus Lacep., Alecto Wagl., Sepedon Merr., Causus Wagl., ßun- garus Daud., Naja Laur. 2. Platy cerques. Schwanz zusammen- gedrückt, Scheitel mit grossen polygonalen Platten bedeckt, mit einem unpaaren und unregelmässigen centralen Schilde. Gatt. Platurus Latr. Aipysurus Lacep. , üisteira Lacep. , Pelamis Daud., Acalyptus, Hydro- phis Daud. (Die Arbeit von Ph. Schmidt in den Schriften des Ham- burger Vereins über Seeschlangen ist nicht benutzt.)

V. Solenoglyplies. Zähne in beiden Kiefern, nur durch- bohrte Zähne. Dahin 2 Familien: 1. Vip eriens. Keine Thränen- gruben. Galt. Acanthophis Daud., Pelias Merr., Vipera Laur., Echidna Merr., Cerasles Wagl., Echis Merr. 2. Crotalien s. Mit Thränen- grubcn. Gatt. Crotalus Linn. , Lachesis Daud., Trigonocephalus Oppel, Leiolepis, Bothrops Wagl., Atropos Wagl., Tropidolaemus Wagl.

Die zweite grössere Arbeit über Schlangen haben B a i r d und Girard geliefert. Dieselben haben ein Verzeichniss der Nordamerikanischen Reptilien , welche sich in dem Museum der Smilhsonian Institution befinden^ herauszugeben begonnen. Die erste Abtheilung enthält die Schlangen. Es werden hier im Ganzen 119 Arten aufgezählt, unter denen 54 als neu be- schrieben sind. Die Verf. unterscheiden 35 Gattungen, von denen 22 neu aufgestellt sind. Alle Gattungen sind cha- rakterisirt, alle Arten beschrieben. Um von der grossen

116 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Anzahl neuer Gattungen den Lesern dieser Berichte wenig- stens eine Andeutung zu geben^ Iheile ich die vorangestellte Syr^opsis derFamiiien und Gattungen mit, indem ich zugleich dabei die Zahl der Arten und die Namen der neuen Arten >^erzeichne.

Die Verf. unterscheiden vier Familien :

1. Crotalidae. a. Schwanz mit Klapper, «. Scheitel mit Itleinen schuppenähnlichen Platten Crotalus Linn. (7 Arten , unter denen alrox von Texas und molossus von Sonora neu), ß. Scheitel mit grossen Platten wie bei Coluber Crotalophorics iivay (5 Arten, worunter consors von Texas und Edicardsii von Mexico neu), b. Schwanz ohne Klapper, a. Zügclschild vorhanden Agkistodon ßeauv. (l A.). ß- Zügelschild fehlt Toxicophis Troost (2 A., worunter pugnax von Texas neu).

2. Colubridae. Dirse Familie zerfällt in 2 Gruppen: A. Zügel- und Anteorbitalschilder vorhanden.

1. Rückenschilder glatt. Ein Giftzahn jederseits Elaps Fitz. (3 A. darunter tenere und trislis von Texas neu).

2. Rückenschilder gekielt, a. Scheitelschilder typisch. «. 3 Poslorbitalschilder. f. Postabdominalschilder ganz Eutainia Baird et Girard (16 A., darunter Fairej/i von Louisiana, Pickeringii von Ore- gon, leplücephala von Oregon, dorsalis von Texas, radix von Wiscon- sin, elegans von Californien, vagrans von Mexico, Marciana von Texas neu). \\. Poslahdominalschilder getheilt Nerodia Baird et Girard (10 A. , darunter Agasshii vom Huron-See, Woodhousii von Texas, Holbrookii von Louisiana neu), ß. 2 Poslorbitalschilder. f. Zügelschil- derberühren das Auge nicht Ä e^f ina Baird et Girard (4 A. , worunter Grahamii und Clarkii von Texas neu). ff. Zügelschilder berühren das Auge Ninia Baird und Girard (1 neue Art diademala von Me- xico. — b. Scheitelschilder nicht typisch. «. Lippenschilder beiühren das Auge nicht Hcterodon Beauv. (6 A-, wovon cognatus von Te- xas und almodes von Georgia neu), ß. Lippenschilder berühren das Auge Fituop his Holhr. (6 A. , darunter McClellanii von Arkansas, Wilkesn von Oregon und annectens von Californien neu). c. Schei- telschilder typisch, nur die mittleren Schuppenreihen des Rückens ge- kielt Scotophis Baird et Girard (8 A. , wovon Lindheimeri von Te- xas , vulpinus von Wisconsin und Michigan , conßnis von Südcarolina, laelus von Arkansas, Emoryi von Texas neu}.

3. Rückenschilfler glatt, mit Ausnahme von Leplophis. a. Post- abdominalschilder ganz. «. Rückenschilder nicht dachziegelartig ; Su- perciliarschilder schmal Ophibolus Baird et Girard (9 A., darunter Boylii von Californien, splendidus von Sonora, clericus vom Missisippi,

Herpetologie während des Jahres 1S53. 117

genlüis von Arkansas neu), ß. Rückenschilder dachziegelarti^ ; Snpcr- ciliarschilder breit Georgia Baird et Girard (2 A.). b. I'ostabdo- minalschilder gell)eilt. a. Scheilelschild lancj, schmal, f. Schnauzen- schild normal. *, Poslorbitalschilder am 4. Lippenschilde ZJasc anio n Baird et Girard (5 A. , worunter Fremontii von Californien, Foxii von ölichigan, veluslus von Californien und Oregon neu). **. rostorbital- schilder am 5. Lippenschilde Masticophis Baird et Girard (6 A., worunter orna/?/s und ScÄot/n von Texas neu). f-J-. Schnauzenschild mit seitlichen Rändern über der Fläche der Nasenschilder Salvadora Baird et Girard (1 neue A. Grukamiae von Sonora). ß. Scheitelschild kurz, breit, Schnauze stumpf, f. Ein Nasenschild. *. Schuppen gekielt Le~ ptophis Bell (2 A., wovon tnajalis von Texas und Arkansas neu). **. Schuppen glatt. O.Zwei Postorbilalschilder C/t /or oso«irt VVagl. (1 A.) 00. Ein Bostorbitalschild Conlia Baird et Girard (l neue A. mitis von Californien und Oregon). \\. Zwei Nasenschilder. *. Zwei Anteorbilal- schilder Dia dophis Baird et Girard (5 A., von denen amahilis von Californien, docilis von Texas, pulchellus von Californien und regal'is von Sonora neu). **. Ein Anteorbilalschild. 0. Zwei I'oslorbital- schilder Lodia Baird et Girard (l A.). 00. Drei Postorbitalschilder Sonora Baird et Girard (1 neue Art semianniilala von Sonora). y. Scheitelschild breit; Schnauze spitz. f. Subcaudalschilder getheill Rhinosto ina Fitz. (1 A.). ff. Subcaudalschilder ganz Rhino- cheilus Baird et Girard (l neue A. Lecontii von Californien).

ß. Zügel- oder An t eor bi t a Is c hi I d er fehlen.

1. Anteorbitalschilder fehlen, a. Ein Präfrontalschild. «. Schup- pen gekielt Haldea Baird et Girard (l A.). ß. Schuppen glatt Fa- rancia Gray (1 A.). b. Zwei Praefrontalschilder ; Schuppen glatt. a. Zwei Postorbitalschilder, f. Ein Nasenschild^ 6 nsfor Gray (lA.). ff. Zwei Kasenschilder Virginia Baird et Girard (1 neue A. Vale- riae von Maryland, Washington). ß. Ein Postorbitalschild Celuta Baird et Girard (l A.).

2. Zügelschild fehlt, a. Schuppen glatt. «. Poslabdominalschil- der getheilt Tantilla Baird et Girard (2 neue A. coronata vom iMis- sisippi, gracilis von Texas), ß. Poslabdominalschilder ganz Osceola Baird et Girard (l A.) b. Schuppen gekielt Storeria Baird et Girard (2 A.).

3. Boidae. a. Ein Anteorbital - , ein Superciliar, und ein Zügelschild Wenona Baird et Girard (2 A.). b. Drei Anteorbital -, drei Superciliar-, zwei Zügelschilder Charina Gray (nicht in der Samm- lung vorhanden).

4. Ty phlopidae. a. Die Kopfschilder sind: Frontona- sal-, Nasal-, Ocular -, Parietal- und Postparietalschildcr ile na Baiid et Girard (2 neue .■\. dulcis von Texas und humilis von Californien).

118 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

b. Die Kopfschilder sind: Praefrontal- , Frontal-, Frontonasal- , Na- sal-, Ocular-, Praeocular-, Supraocular - und Parietalschilder Oph~ t haltnidion Dura. Bibr. (nicht in der Sammlung vorhanden).

Fünf Anhänge und ein alphabetisches Verzeichniss schliessen dieses für dieKenntniss der Nordaraerikaniscben Schlangen wichtige Werk.

Hallo well beschrieb in Proc. Philadelphia VI. p. 236 einige neue Schlangen von Californien : Pilyophis Heermanni, Coronella bal- teata, Tropidonotus trivittalus und Leptophis lateralis.

Auch J. E. Gray charakterisirle einige neue Schlangen Annais XII. p. 389, welche Hooker in dem Khassia-Gebirge sammelte: Coro- nella puncliculatay callicephalus, Psammophis collaris, Herpelodryas fre- nalus, Trimesurus elegans und bicolor, Parias maculala.

Bian conij beschrieb in seinem Werke über Mossambique „Spe- cimina zoologica mosambicana *) , quibus vel novae vel minus notae animalium species illustranlur," von welchem nunmehr 6 Hefte erschie- nen sind (Memorie dell' Academia dell' Islituto delle Scienze di Bo- logna) im 6ten Hefte (1852) eine neue Schlange Calamaria micro- phthalma, die oben bleifarbig, unten weisslich ist und in der Mitte des Bauches eine Reihe schwarzer Flecken hat.

Le Conte hat Untersuchungen angestellt über Crolalus horridus und durissus Linn. Er kommt zu dem Resultate, dass der sogenannte horridus der Autoren der echte durissus Linn. sei mit schwarzen Quer- binden auf dem Rücken; und dass die andere Art mit rhombischen Flecken auf dem Rücken Caudisona lerrifica Laur., Cr. rhombifer Daud., Cr. adamanteus Palisot de ßeauvais ct. sei, und daher den Namen ter- rifica behalten müsse. (Proc. Philadelphia VI. p. 415).

Türk beobachtete den merkwürdigen Fall, dass eine Echis va- ria Reuss aus Äegypten , die mit einer Klapperschlange (Uracrotalon catesbyanum Fitz.) und einer Sandviper (Rinechis Ammodytes Fitz.) in einen Käfig gesperrt wurde , die beiden letztgenannten Giftschlangen durch ihren ßiss tödtete (Verhandl. des zool. bot. Vereins in Wien 1853 p. 179).

*) Die einzelnen Hefte dieses Werkes enthalten manches Neue, wie ich aus einer ausführlichen Anzeige in ßianconi's Repertorio ita- liano per la storia naturale 1853 ersehe. In den 6 Heften sind 12 Tafeln den Reptilien gewidmet. Heft 1 (1847) enthielt Tj/pÄiop (ßphlhal- midion Bibr. ) , Fornasinii und T. ( Onychocephalus Bibr. ) Schlegelii Bianc. als neue Arien. Heft 2. (1848) enthält als neu: Eucnemis For' nasinii, E. Salinae und Dendrobales Inhambanensis. Heft 3. (1849) Aconlias plumbea , Dendrophis pseudo - dipsas ; Naja Fula-fula. üeber den herpelologischcn Inhalt von Heft 4 und 5 vergl. den vorigen Be- richt p. 63.

Heipetelogie während des Jahres 1853. 119

Batracilii*

Jeffries Wyman schilderte ins Einzelne gehend das Nervensystem von Rana pipiens (Anatomy of the nervous System of Rana pipiens Smilhsonian contrib. to knowledge Vol. V. Art. 4. 1853. 51 S. und 2 Tafeln).

Edward Joseph Lowe behauptet, Frösche und Krö- ten könnten unter gewissen Umständen lebendige Junge ge- bären, oder doch die Jungen aus Eiern ohne die Metamor- phose entwickeln. Er schliesst dies daraus, dass mehrfach sehr junge Frösche und Kröten an Orten beobachtet wurden, wo kein Wasser in der Nähe war. Natürlich gehört eine viel directere Beobachtung dazu , um dies glaublich zu machen. (Annais XI. p. 341; vergl. auch Institut 1853. p. 275). L. Jenyns scheint jedoch in einer Notiz ib. p. 482 nicht ab- geneigt, der Ansicht des Verf. seine Zustimmung zu geben.

A. Dumeril hat die neuen Frösche und Laubfrösche des Pariser Museums beschrieben. Davon findet sich ein Auszug in den Comptes rendus XXXVI. p. 474. Daselbst sind die neuen Arten nur genannt, nicht charakterisirt.

Es sind folgende 11: Hylambates maculalus nov. Gen., Li7o- ria punctata und inarmorala , Limnodytes madagascariensis, Polypedalcs lugubris und lephraeoinystax , Hyla Verreauxii von Australien und H. Moreletii von Guatimala, Cormifer dorsalis, Hylodes laliceps^ corruyalus und VUianns.

Girard beschrieb Proc. Philadelphia VI. p. 420 eine Reihe von neuen Batrachiern, welche auf der Exploring Ex- pedition unter Ch. Wilkes ausserhalb Nordamerika's gesammelt wurden.

Zunächst zerfällt er die Gattung Cystignathus Dum. Bibr in eine Reihe von Gattungen, nämlich: Leptodactylus Fitz., Cystignathus Wag!., Pleurodema Tsch. , die amerikanisch sind ; Crinia Tsch. , Ranidella Gir. und Wagleria Gir. , die Australien angehören ; und Kassina Gir. von Afrika. Die Gattung Ranidella unterscheidet sich durch den völli- gen iMangel der Gaumenzähne von allen Galtungen und steht Crinia zunächst, die nur wenige Zähne am Gaumen besitzt; ihre Zehen sind spitz und ganz frei. Bei Wagleria stehen die Vomerzähne in einer langen Querreihe hinter den inneren ?(aslöckern, die Zehen sind beim Männchen von einer Hautfalte gesäumt (G. Perouii Dum. Bibr. und C. dorsalis Gray). Kassina hat Vomerzähne, die in zwei Vförmigcn

120 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Gruppen hinler den inneren Naslöchern stehen, iiein sichtbares Trom- melfell, freihe Zehen (C. senegalensis Dum. Bibr.).

Hierauf beschreibt Verf. folgende neue Arten.

Aus der Familie Ranae : Leptodactylus serialis und caliginosus von Rio Janeiro , Cystignalhus parvulus ebendaher , C. nebulosus von Valparaiso, Crinia (Ranidelld) signifera von Neuholland.

Aus der Familie Hylae ; Ranoidea resplendcns und fiavoviridis von Wollongong lUawara, Hylarana mindanensis von Caldera auf Min- danao, H alophila n. gen., bei dem die Vomerzähne zwei längliche Gruppen zwischen und etwas hinter den innern Naslöchern bilden, mit sehr deutlichem Trommelfell, völlig freien Fingern, und nur am Grunde vereinigten Zehen ; H. heros und vitiensis von den Fitschi-Inseln, Hy- lodes parvus von Rio Janeiro, Elosia bufonium und vomerina ebendaher.

Aus der Familie Bufones: Rhinoderma signifera von Rio Janeiro, Bufo lugubrosus von Valparaiso und gracilis von Rio Janeiro, Bufo- nella n. gen. mit länglicher, hinten breiter, schwach ausgerandeter Zunge ohne Gaumenzähne, mit deutlichem Trommelfell, ohne Parotiden, mit vier freien Fingern und fünf freien Zehen. B. crucifera von Neu- holland , Metaeus n. gen. mit elliptischer, ganzer, hinten bis zur Hälfte freier Zunge, ohne Gaumenzähne und Parotiden, mit unter der Haut verborgenem Trommelfell , vier freien Fingern und fünf freien Zehen und zwei Metatarsalhöckern. M. timidus von Valparaiso.

Unter den von Le Conte in Californien gesammelten Reptilien, die durch Baird und Girard in Proc. Philadelphia p. 300 aufge- zählt wurden, finden sich folgende neue Batrachier: Bufo halophila, Litoria occidentalis, Rana Lecontii , Taricha laevis.

Phryniscus ignescens Cornalia ist eine neue Art von Quito, welche der Verf. in dem oben bei den Schildkröten nachträglich er- wähnten Werke „Vertebratorum Synopsis« etc. beschrieben hat.

Raiia pretiosa und Bufo columbiensis sind zwei neue Arten aus Arkansas von Baird und Girard. Proc. Philad. VI. p. 378.

Dumeril las in der Pariser Academie über die ge- schwänzten Batrachier (Institut 1853. p. 185 und ausführlicher Comptes rendus XXXVI. p. 881). Dies ist ein Auszug aus dem MS. zum 9. Bande der Erpetologie generale.

H i gg i n b 0 1 1 0 m hat Beobachtungen über die Britischen Tritonen angestellt Annais XII. p. 369; die Abhandlung ist durch zwei Tafeln mit Abbildungen erläutert.

Der Verf. ist der Meinung, dass nur zwei Arten der Galtung Triton im mittlem England vorkommen, die er als T. asper und laevis bezeichnet. Eine dritte Art sei eine erst io neuerer Zeit entdeckte Art T. minor. Seine Beobachtungen ergeben ferner, dass die Larven so lange im Was«

Herpetologie während des Jahres 1853. 121

ser bleiben, bis die Kiemen verschwunden und die Beine kräftig genug sind, und dass sie in der Regel nicht vor Ende des drillen Jahres ins "Wasser zurückkehren. So ist das Thier also drei Jahre hindurch ein Landthier, während des Sommers in Thätigkeit, während des Winters im Winterschlaf. Es braucht drei Jahr, bis es sich fortpflanzt, und vier Jahr, bis es völlig ausgewachsen ist. Es geht im Frühling für die Fort- pflanzung ins Wasser, und verlässt es wieder im Herbst. Die Befruch- tung geschehe durch Vermittelung des Wassers, nicht durch wirkliche Begattung. Grosse Trockenheit oder Wässe sind während des Winter- schlafes tödllich für die Thiere.

Dal ton hat in Silliman's American Journal XV. p. 387, und dar- aus in Jameson new phil. Journ. 1853. p. 332 über Proteus anguineus geschrieben. Er schildert das Vorkommen, die Lebensweise, die äussern Charaktere und die Anatomie dieses Thieres, und hat dasselbe nebst Blutkügelcheo, Auge, Gehirn abgebildet.

Gibbes veröffentlichte in Boston Journal of nat bist. VI. p. 369. eine nähere , auch in die anatomischen Verhältnisse eingehende Be- schreibung des Menobranchus punclatus. Das Thier ist auch in zwei An- sichten abgebildet.

Bericht über die lieistiing^eii in der Iciitfiyo- logie während des Jaiires 1953.

Vom

eraiisg-eb er.

Von Danmarks Fiske beskrevne af Henrik Kroyer erschienen im Jahre 1852— 53 zwei Hefte, die die zweite Ab- theilung des dritten Bandes und zugleich den Schluss des ganzen Werkes bilden.

Sie enthalten die ausführlichen Beschreibungen einiger Lopho- branchier, Orthagoriscus, Acipenser, Chimaera, die der Haifische (13 Ar- ten), Rochen (9 Arten), Cyclostoinen (5 Arten), und 13rani.^hiostoma lanceolalum. Es ist sehr erfreulich, dieses schöne Werk, das nunmehr aus drei Bänden besieht, jetzt vollendet zu sehen. Angehängt ist ein Verzeichniss sämmtlicher in dem Werke beschriebener 139 Fische mit den Synonymen von Jonas Koiding 1594, Schonevelde 1624, Bartholin 1666, Pontoppidan 1763 und 0. F. Müller 1776 in tabellarischer Ue- bersicht , so wie ein alphabetisches Verzeichniss der Literatur. Ihm folgt eine Reihe von Berichtigungen und Anmerkungen; den Beschluss macht ein alphabetisches Namensregister. Endlich ist dem Werke eine Einleitung beigegeben, in der auf 102 Seiten die Naturgeschichte der dänischen Fische im Allgemeinen behandelt wird.

Ichthyologie de la Vienne, ou tableau methodique et descriptif des poissons qui vivent actuellement dans ce de- partement ou qui y remontent periodiquement et acciden- tellement, par M. Mauduyt. Poitiers.

Diese kleine Schrift enthält nach einer Anzeige in der Revue de zool. 1853. p. 278 die Beschreibung von 41 Arten von Fischen, unter denen daselbst als die interessanteren Gaslerosteus gymnurus, Leuciscus auratus, Saimo hastalus, Acipenser sturio, Petromyzon Planeri hervorgehoben werden. Salmo haslatus und salar sind auf zwei Ta- feln abgebildet.

Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der elc. 1*3

Eine sorgfältige Arbeit ist: „Die Fische des Neckars, untersucht und beschrieben von Dr. A. Günther. Mit einer colorirten Abbildung. Stuttgart ISöS.««

Verf. beschreibt hier 33 Arten, indem er auch diejenigen, wel- che aus dem Meere zu gewissen Jahreszeiten einwandern, berücksich- tigte. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arten zu unterschei- den, und hat daher ausser zoologischen , auch anatomische Merkmale benutzt. Für die Beschreibung der Schuppen hat er eine eigene Bezeich- nung eingeführt : er nennt nämlich die Reihe vom Anfange der Rücken- flosse schief nach unten und hinten die Querschuppenreihe, und die Schuppe, welche dieser Reihe, und der Seitenlinie gemeinschaftlich ist, die Millelschuppe. Zu bemerken ist, dass Leuciscus ruticellus, Abra- mis (Aspius) bipunctatus, A. (Leuciscus) dolabratus im Neckar vorkom- men. Letzterer ist ausführlich beschrieben, was um so wichtiger ist, da die Beschreibung von Hollandre nur kurz ist, so dass Verf. die Identität mit seinem Fische nicht zur völligen Gewissheit hat bringen können.

He ekel zählt in den Verhandl. des zool.-bot. Vereins in VV^ien iL p. 28 die Fische des Donaugebietes in der gan- zen Ausdehnung des österreichischen Kaiserstaates auf.

Es sind 77 Arten, üer Aal, der Stör, der Lachs, und die rothe Orfe sollen ganz fehlen. Er weist bei dieser Gelegenheit nach, dass Cyprinus Grislagine L. schon von Lione verwechselt sei, und dass der von ihm citirte Fisch Willughby's Grislagine Augustae der Tclcsles Agassizii sei. Der Name Grislagine sei aus Grieslaugele corrumpirt.

Ebenda p. 130 verzeichnete He ekel die Fische der Save vonKrain. Es sind 18 Arten. Er sa^t, die Save habe in Krain ausser ihrem Hauptcharakler eines oberen Gebirgs- Confluenten der Donau auch bereits etwas von jenem südli- cheren des nahen Isonzo.

Im Gouvernement Perm soll es nach Zerre nner (Erd- kunde des Gouv. Perm. Leipzig 1853) über 30 verschiedene Arten von Fischen geben. Von ihnen sind nur 19 namhaft gemacht.

Belke lieferte ein Verzeichniss der Fische, welche bei Kamieniec im Flusse Smotrytsch und bei Zwanietz im Dnic- ster gefischt werden. Es besteht aus 22 Arten in 11 Gat- tungen , bei denen der Landesname unter dem sie den Fi- schern bekannt sind, und die Laichzeit angegeben sind. Eine

124 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Varietät von Cobitis barbatula wird beschrieben (Bull, de la Soc. imp. des JNaturalistes de Moscou. 1853. p. 423).

Von P. Bleeker in Batavia erschien wieder eine grosse Zahl von Abhandlungen, welche die Kenntniss der ichthyo- logischen Faunen der einzelnen Inseln Asiens erweilern, und die um so dankenswerther sind , je weniger man von den Fischen jener fernen Gegenden weiss. In der Natuurk. Tijdschr, Ned. Indie. Band IV. und V. 1853 erschienen folgende:

Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Ternale.

Daselbst werden 56 Arten aufgezählt, von denen sechs Arten als neu beschrieben sind. Ihre Namen sind unten erwähnt.

Nieuwe Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Ternate en Halmaheira (Gitolo).

Durch eine Sendung des Herrn Goldman, die in der Meerenge, welche Ternate von Halmaheira trennt, zusammengebracht war, wurde die Zahl der Fische dieser Inseln auf 100 gebracht. Darunter befin- den sich 7 neue, von denen wiederum eine eine neue Gattung aus der Familie der Fistuiares bildet S. unten.

Derde Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Amboina.

Durch zwei neue Zusendungen wurde die Zahl der von Amboina bekannten Fische von 153 auf 217 Arten gebracht; darunter erkannte Verf. 17 als neu.

Vierde Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Amboina.

Durch fernere Sendungen des Herrn Harlzfeld und der Frau Ida Pfeiffer wurde die Zahl der Arten dieser Insel bis auf 298 erhöhl, un- ter denen wieder 18 Arten als neu beschrieben werden.

Diagnostische Beschrijvingen van nieuwe of weinig be- kende Vischsoorlen van Sumatra. Tiental V— X.

In diesen 6 Dekaden macht Verf. zahlreiche neue Arten von Sumatra bekannt, und steigert dadurch die Zahl der ihm von dieser Insel bekannten Fische auf mehr als 500. Ausserdem werden viele schon in anderen Schriften erwähnte Fische näher charakterisirt.

Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Solor.

Verf. kannte bisher nur 10 Arten von dieser Insel ; durch eine ihm zugegangene Sammlung des Hrn, Hellmuth, kinnlc er die Arten-

Ichthyologie während des Jahres 1853. 125

zahl dieser Fauna auf 75 bringen. Darunter finden sich 18 neue Ar- ten, die unten namhaft gemacht sind.

Zevende Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Borneo. Zoetwatervisschen van Sambas, Ponlianak en Pangaron.

In dem sechsten Beitrage kannte Bleeker 176 Arten von Bor- neo. Durch erneute Zusendungen von obengenannten Orten durch die Herren Feldmnnn, Einthoven und Stevens ist die Zahl auf 207 gestie- gen. Neun Arten sind als neu beschrieben und unten namhaft ge- macht. Eine tabellarische Uebersicht der geographischen Verbreitung der Süsswasserfische von Borneo ist beigegeben ; danach kommen von den 122 Arten Borneo's 55 auch auf Sumatra, 7 auf Biliton, 14 auf Banka, 32 auf Java , 4 auf Madura , 2 auf Celebes und 9 ausserhalb des Archipels vor.

Diagnostische Beschrijvingen van nieuwe of weinig be- hende vischsoorfcen van Batavia. Tiental 1— VI.

In diesen ersten sechs Dekaden finden sieh ausser vielen aus- führlichen Beschreibungen älterer zweifelhafter Arten auch viele neue, die unten genannt sind.

Nalezingen op de ichthyologische Fauna van het eiland Banka.

Den 194 Arien, welche Bl. bisher von Banka kannte, konnten durch neue Zusendungen 17 Arten hinzugefügt, die Zahl also auf 211 gebracht werden. Darunter sind 7 als neu beschrieben.

Derde Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Ceram.

In den früheren Beiträgen hatte Bl. 135 Arten von Ceram auf- gezählt. Durch fernere Zusendungen von der Frau Ida Pfeiffer und Hrn. Hartzfeld wurde diese Zahl auf 157 erhöht. 7 Arten sind als neu beschrieben.

Vierde Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Celebes.

Auch von dieser Insel erhielt Bl. neue Sendungen, und zwar durch Hrn. Boers von Macassar, durch Frau Ida Pfeifl'er von Macassar und Maros , durch Herrn De Lange von Manado. Dadurch wurde die Zahl der von Celebes bekannten Arien von 237 auf 274 gebracht. Darunter sind fünf neue.

Nieuwe tientallen diagnostische beschrijvingen van nieuwe of weinig bekende vischsoorten van Sumatra.

Unter den hier besei)riel)enen vier Dekaden von Sumalranischen Fischen, der 11 14ten, sind 26 neue Arten enthalten.

126 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Halmaheira (Gilolo).

Während dem Verf. früher nur 9 Arten von dieser Insel be- kannt waren, zählt er deren hier 65 auf, unter denen 7 als neu be- zeichnet sind.

Ausser den bisher genannten Abhandlungen von Blee- ker sind ferner noch die folgenden zu erwähnen, welche in Quarto erschienen sind: *

Bijdrage tot de kennis der ichthyologische Fauna van Japan, üilgegeven door de Koninglijke Akademie van We- tenschappen te Amsterdam. Amsterdam 1853.

In dieser bereits im Jahre 1851 verfassten Schrift beschreibt der Verf. 15 Fische , welche in der Meerenge zwischen den Inseln Nip- pon, Sikok und Kiusiu gefangen worden sind. Zwölf von diesen fin- den sich bereits unter den 358 Arten der Fauna Japonica, 3 sind neu für diese Fauna, und zwei neu für die Wissenschaft.

Nalezingen op de Ichthyologie van Japan, overgenomen uit de 25. deel der Verhandelingen van het Bat. Genootshap van Künsten en Wetcnschappen.

Diese Abhandlung ist gleichsam eine Forlsetzuag der eben ge- nannten. Gelegenheit dazu gab eine Sendung des Dr. Pflaum aus der Bai von Nagasaki, die 55 Arten enthielt. Darunter waren 5 neue, die auf einer colorirten Tafel recht hübsch abgebildet sind. Verf. lieferte hier auch eine tabellarische üebersicht der 406 nunmehr von Japan bekannten Arten, mit Angabe der Japanischen Namen und des näheren Fundortes.

Endlich erschien von Bleeker noch eine längere Ab- handlung: Nalezingen op de ichthyologische Fauna van Ben- galen en Hindostan. Batavia 1853. 4.

Nachdem Verf. die hierhergehörige Litterafur vollständig bespro- chen , lieferte er ein tabellarisches Verzeicbniss von 983 Arten indi- scher Fische mit Angabe der Synonymie, des näheren Fundortes in Indien und des Vorkommens ausserhalb Indiens. Die am zahlreichsten vertretenen Familien sind : die Cyprinoiden mit 19 Gattungen und 260 Arten, die Siluroiden mit 109 Arten in 21 Gattungen, die Percoiden mit 84 Arten in 18 Gallungen , die Scomberoiden mit 72 Arten in 23 Gattungen, die Clupeoiden mit 54 Arten in 12 Galtungen, die Sciae- noiden mit 40 Arten in 8 Galtungen, die Gobioiden mit 38 Arten in 7 Gallungen u. s. w. Somit umfassen von den 47 Familien die Cypri- noiden und Siluroiden mehr als ein Drittel der ganzen Anzahl. Die arten- reichsten Gattungen sind Leuciscus mit 79, Cobitis mit 34, Bagrus und

Ichthyologie während des Jahres 1853. 127

ßarbus jede mit 27 u. s. w. Im Ganzen wurden in dieser Schrift 82 Arien beschrieben ; die Zahl der neuen Arten unter ihnen ist nur klein. Diese, so wie einige neu gegründete Gattungen sind unten aufgeführt.

Im fünften Bande der Transactions of the American Academy of Arls and Sciences erschien die erste Abtheilung von David Humphreys Storer's ,,Ä hislory of the Fishes of Massachusetts." Mit 16 Tafeln.

Die Beobachtungen des Verf. waren schon früher ohne Abbildungen herausgegeben ; jetzt ist es mit Abbildungen versehen und durch viele Bemerkungen vermehrt. Diese Abiheilung enthält die Familien: Ferci- dae mit 6 Arten , Triglidae mit 15, Sciaenidae mit 2, Sparidae mit 2, Scombridae mit 15, Atherinidae mit 1, Mugilidae mit 1 Art.

ßaird und Girard beschrieben in Proc. Philad. Vf. p. 390 fünf neue Arten Fische , welche in Arkansas durch Marcy und McClellan gesammelt waren. Sie sind neue Ar- ten der Galtungen Pomotis und Leuciscus. Sie sind in der Exploration of the Red River of Louisiana ct. by Marcy and McClellan. Washington 1853. 8 p. 245 ausführlicher be- schrieben und auf drei Tafeln abgebildet. Sie sind unten namhaft gemacht.

De Filippi beschrieb in der Revue et Mag. de Zoo- logie 1853. p. 164 eine Anzahl neuer Fische aus verschiede- nen Erdgegenden.

Der Prinz Max zu Wied machte Berichtigungen über die Färbung einiger Fische bekannt. (Dies Archiv 1853. I. p. 13).

Philip eaux und Vulpian legten der Pariser Academie eine zweite Abhandlung über das Gehirn der Fische vor Qvgl den vorjährigen Bericht p. 77). Sie beschäftigen sich in der gegenwärtigen Abhandlung mit der Structur des Gehirns der Knorpelfische und dem Ursprünge der Gehirnnerven bei die- sen Fischen. (Institut 1853. p. 294; Comples rendus XXXVII. p.341).

Ueber die Lebensdauer der Spermatozoiden einiger Süss- wasserfische stellte Qua trefages Untersuchungen an. Com- ptes rendus XXXVL p.936.

Aubert hat begonnen in derZeitschr. f. wiss. Zool. V. p. 94 Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Fische zu

128 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

liefern. Der erste Beitrag bezieht sich auf die Rotationen des Dotters während der ersten Entwickelung des Hechteies.

Die neuesten und wichtigen Verbesserungen in der Fisch- zucht. Oder praktische Anleitung durch künstliche Befruch- tung des Fischrogens alle fliessenden und stehenden Gewäs- ser auf leichte und wohlfeile Weise mit Fischen jeder Gat- tung sehr zahlreich zu besetzen. Von Goste. Nach dem Französischen mit 2 Tafeln. Quedlinburg und Leipzig 1853. Auf der ersten Tafel sind Geräthschaften und Anleitungen zu den nölhigen Manipulationen dargestellt; auf der zweiten ist der Nestbau des Stichlings bildlich wiedergegeben.

lieber die Wichtigkeit der Fische und ihrer künstlichen Vermehrung für oeconomische Zwecke ist eine Schrift „Im- portanza economica dei pesci e del loro allevamento artifi- ciale, Torino 8. von De Filippi erschienen, die mir nicht bekannt geworden ist.

Goste schilderte die Vorrichtungen zur Fischzucht bei Huningue (Comptes rendus XXXVI. p. 237).

Fecondation artificielle et eclosion des oeufs de pois- sons ; suivi de reflexions sur l'ichthyogenie; par Mr. le Dr. Haxo. Epinal. 1852. 8. Ist mir nicht zu Händen gekommen. Auch die Recherches sur les fecondations artificielles par M. Millet (Comptes rendus XXXVH. p. 992) sind hier zu nennen.

John Davy machte seine Beobachtungen über Fische in diätetischer Hinsicht bekannt, und handelte über die Nah- rungskraft der Fische, so wie über die besonderen Eigen- schaften der Fische als Nahrungsmittel (Jameson's Edinburgh new. philos. Journ. 1853. p. 225).

Teleostei.

Acanthopteri.

l'ercoidei. Von Bleeker wurden in dieser Familie drei neue Gattungen aufgestellt, nämlich :

B 0 go da (Bengalen en Hindoslan p. 8Q) auf Kosten der Gattung Am- bassis gegründet, von der sie sich durch ungezähnten Suborbitallinochen und durch die ItOüiscben Kieferzähne, deren vordere im Unteikiefer grös- ser und nach vorn gekrümmt sind, unterscheidet. Die Charaktere lau-

Ichthyologie während des Jahres 1853. 129

len : pinnae dorsales 2 basi unitae ; ventrales Ihoracicae, caudalis eniar- ginala ; dentes maxillis, vomerini, palatini, maxillis conici , maxilla in- feriore anteriores exlerni maiores apice curvato anlrorsum spectantes; praeoperculum niargine denliculalum. Ossa suhorbitalia edenlula ; spina recutiibens ante pinnam dorsalem j njenibrana brancbiostega radiis C; Spinae anales 3; pseudobranchiae. Ambassis nama, phula, bogoda und oblonga Cuv. Val. werden als spccidsch nicht verschieden betrachtet, und als einzige Art unter dem Namen B, nama beschrieben.

Datnioides in seinem 7. Beitrage zur Fauna von Borneo, welche sich von Therapon, Datnia , Pclales und llelotes durch die un- gezähnellen Suborbitalknochen und durch die einfache Schwimmblase unterscheidet. Die Diagnose lautet: pinna dorsalis unica ; dentes inter- maxillares et inframaxillares pluriseriati simplices, canini nulii ; vomer et palatum glabia; praeoperculum denliculalum spinis maloribus iiul- lis ; OS suborbitale edentulum; membrana branchioslega radiis 6; labia inlegra membranacea non fimbriata ; caput verlice squamosum, rostro alcpidotum; vesica natatoria simplex. Dahin gehören D. polola (Cojus polota Buchanan, vom Verf. früher als Lobotes hexazona beschrieben) und eine neue Art J). microlepis.

In der Verwandtschaft von Nandus Guv. Val. und Catopra Blkr. gründete derselbe Beng. en Hindostan p. 106 eine neue Gattung auf Buchanan's Labrus badis , die er B a dis nannle ; sie ist von Nandus durch ungezähnten Vordeckel und Zunge verschieden. Ihre Charaktere sind: pinna dorsalis unica; denies maxillares , palatini, pterygoidei; lingua glabra; os suborbitale praeoperculumque' edentula ; operculum Spina unica; membrana branchioslega radiis 6; linea lateralis inter- rupla ; maxilla superior protractilis ; ossa pharyngealia inferiora oblonga contigua sed non unita. Die Art wird B. Buchanani genannt. Verf. zählt die Gattung nicht zu der Familie der Percoidcn, sondern zu einer eigenen Familie ISandoidei.

An neuen Arten wurden von Bleeker mehrere beschrieben. In der Abhandlung über Tcrnate : Apogon koUomaladon; in der über Ternale und Halmaheira Polynemus huru. In der über Amboina 3: Cirrhiles graphidopterus, Rkynchichlhys brackyrhynchus und Myriprislis aduslus; Amboina 4: Apogon amboinensis , Mesoprion inicrochii\ Holo- centriim tiereoides und violaceum; Sumatra: Serranus polysligma und cicitlops , Datnia cancellaloides und Polyphemus Ffeifferi; in der Ab- handlung über Solor 1. c. : Apogon cyanolaenia und cyanosoma ; Ba« tavia 1. c. : Percis telracanthus ; Ceram: Holocenlrum cornuhim; Suma- tra Nieuvv. Tient. : Apogon Godini ; Halmaheira: HJesoprion janlhinurus und Heloles polytaenia.

Labrax Oscidalii wurde von De Filippi in Rev. et mag. de zool. p. 164 beschrieben.

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. f

130 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Fotnolis longulus und breviceps sind zwei neue Arten, welche in der Oltcr-ßucht in Arkansas gefangen wurden, und von Baird und Girard Froc. Philad. VI. p. 391 aufgestellt und in Marcy's Expl. of the Red River of Louisiana beschrieben und abgebildet sind.

Pseiicloeliroiniclcs. Aus dieser Familie beschrieb B 1 e e k e r zwei neue Arten : Fseiidochromis tapeinosoma Aniboina 3, und Cichlops spilopterus Celebes 4. _

§cleroparei. Neue Arten von B 1 e e k e r : Apislus amblycepha- loides Sumatra 1. c. ; Platycephalus bataviensis , bobossok und polyodon Batavia 1. c. ; Platycephalus malayanus Sumatra nieuw. tient.

Endes Deslongchamps bildete in den Memoires de la Soc. Linneenne de Wormandie Vol. IX. p. 167. pl. X. eine neue Art Aspido- phorus malarmoides von Terre neuve ab. Verf. zweifelt selbst , dass dieser Fisch nicht schon beschrieben sein sollte. Er soll zunächst dem Asp. acipenserinus von Kamtschatka verwandt sein, sich aber von ihm durch die Abplattung und die zahlreichen Zähnelungcn der Seitenlap- pen, durch die Entfernung der zweiten Rückenflosse und durch die Zahl der Flossenstrahlen unterscheiden, D. 5 7; A. 7. C. 10.

Günther lässt sich in seiner oben erwähnten Schrift über die Neckarfische näher auf den Cottus gobio ein, er sieht C. microstomus und poecilopus Heck, so wie den C. gobio Frankreichs, Skandinaviens (affinis Heck.) und Deutschlands nur für Varietäten einer Art an, und schildert das Skelett dieses Fisches.

Pileoma carbonaria und Boleosoma lepida Baird und Girard sind neue Arten aus Texas. Proc. Philadelphia VL p. 388.

Sciaenoidei« Gervais bildete aus seinem früher Acerina Zellii genannten Fisch von Algerien eine neue Galtung Cop lo don (Institut. 1853. p. 86.)

Neue Arten von Bleeker: Diagramma Goldmanni Ternate und Halmaheira, D. japonicum Nalez. Japan, D. radja Amboina 4, OlolUhus Vogleri und Umbrina macropterus Sumatra, Heferognalhodon Hellmulhii Solor, H. microdon Batavia, Corvina hyposloma Sumatra nieuw. tient.

Sparoidei« Von eigentlichen Sparoiden beschrieb Bleeker als neue Arten Denlex mesoprion Sumatra 1. c, lainhdoidcs Batavia 1. c. und nemalophorus Sumatra nieuw. tient., Pagrus heier odon Halmaheira 1. c.

Desgleichen aus der Abiheilung der Maenlden : Caesio pisang Amboina 3, C. xanlhonolus Batavia, Gerres macrosoma Halmaheira.

In den Naiezingen op de Ichth. van Japan charaklerisirte Blee- ker die von Temminck und Schlegel in der Fauna japonica aufgestellte Galtung Di fr ema folgendermassen : denies maxillis minimi plurise- riati antice tantum aliquot conici maiorcs ; dentes vomerini vel palatini nulli ; rostruni in tubum subhorizontalem prolractile; ossa opercularia et suborbitalia edentula; pinna dorsalis unica; aperturae anaiis et ge-

Ichlhyologie während des Jahres 1853. 131

nitalis dislanles; pinna analis spinis 3, radiis numerosis suhsimplicibus; membrana brauchiostega radiis 6. Die Art, welche in der Fauna jap. keinen Namen erhalten hat, nennt Verf. D. Temminckii.

Auch die Gruppe der Wulloiden ging bei Bieeker nicht leer aus. Er stellte Amboina 3. Behr.Upeneus pleurospilos als neue Art auf.

§<|uaniipennes. Neue Arten von Bieeker sind: Ckaelo- don oxycephalus Ternate und Halniaheira, Ch. microlepis Sumatra, Se- lene Solar; Holacanthus nox und Vrolikii Amboina 4. Beilr. , xanlho- melopon Sumatra, melanosoma und leucopleura Solor , lepidolepis ßata- via ; timelepierus ternalensis Ternate und Halmaheira.

Ijaityriiitiiici. Peter s uniersuchte das sogenannte Labyrinth der Labyrinthfische, und fand, dass es nicht die verwandelten oberen Schlundlinochen seien, sondern dass es allein aus einer eigenthümlichen Entwickelung- des 3. Glie- des vom ersten Kiemenbogen hervorgehe. Müller's Archiv 1853. p.427.

Ueber das Labyrinth und die Aortenbogen der Gattung Ophiocephalus schrieb Hyrtl in den Sitzungsberichten der Wiener Acad. X. p. 148.

Drei neue Arten der Gattung Ophiocephalus machte B 1 eek er be- kannt: 0. ajanospilos Smndilra, Stevensii Borneo 7. Beitr., «ij/sfaa; Banka.

Scoiiiberoidei. Bieeker beschrieb als neu: Gaiza tapei^ nosonia Sumatra, Seriola tapeinomelopon Solor, Selar megalaspis Suma- tra nieuw. tient.

In einer nachträglichen Bemerkung zu der Beschreibung von Se- lene argentea (vergl. Ber. 1851. p. 90) weist Brevoort darauf hin, dass S c h o epf diesen Fisch zuerst beschrieben habe, ohne ihm einen Namen zu geben , und dass Argyreiosus vomer Spix. Agass. ebenfalls hierher gehöre. Ob die Fische von Brasilien , Westindien und Kord- amerika verschiedene Species sind, bleibt noch zu entscheiden (An- nais Lyc, nat. bist. New York VI. p. 30).

Taenioidei. In den Annais XI. p. 468 findet sich eine kurze Notiz von Duguid über Trachypterus Vogmarus.

Teutliides. Neue Arten von Bieeker; Naseus Iloedlii (N. brevirostris Cuv. Val. ex parte) Amboina 4. Beitr. Amphaconlhiis cya^ notaenia Ternate und Halmaheira, scaroides Sumatra, labyrinlhodes Batavia.

jflug^iloidei. Neue Arten von Bieeker: Mugil sundanensis Sumatra, aduslns Sumatra nieuw. tient., Btichanani (,M. albula? Buch.) und Canloris Beng. Hind. von Calcutta.

Atlieriooidei. Neue Arten von Bieeker: Alherina Tem- minckii und Fa/encicnnei Sumatra nieuw. tient., japonica Nalez. Japan.

13^ Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Oobioidei* Bleeker stellte eine grosse Anzahl neuer Ar- ten auf: Gobius ophlhalmoporus Amboina 4, G. cauerenns und gijmno" ])omus Sumatra, G. gymnocephaluSf polyophthalmus , cyanolaenia, petro- philus und gastrospilos Balavia, piinlangoides Ceram 3, Richardsonii^ oligolepis, Reichei Sumatra nieuw. tienl , G. rßau7nii^n\ei. Japan.; Si- cydiuni micrurus Amboina 4, xanthurus und macroslelholepis Sumatra, Veriophlhalmm kalloplerus Amboina 4, Eleolris amboinensis Amboina 4, E. gyrinoides, urophlhalmoides, gymnopomus, acanthoponius, pseudacan^ thopomus, leuciscus SumaUsL, periophtlialmiis I3atavia, pyroceplialoidesSu- matra nieuw. tient., aporos Halmaheira, macrodon Beng. llind. von Cal- cutta ; Trichonotus polyophthalmus Ceram 3, Amblyopns brachysoma Su- matra nieuw. tient., Chaelurichlhys hexanema und polynema ISalez. Ja- pan ; Echeneis Nieuhofii Sumatra.

Bleiinloidei« IVeue Arten von Bleeker: Pelroskirtes The- passii Ternale, amboinensis Amboina 3; solorensis Solor, Salarias pria- mensis Sumatra, Opisthognalhus solorensis Solor.

Clinus Veranyi ist eine neue Art von üeFilippi aus dem Alit* telmeer. Rev. et mag. de Zoologie 1853. p. 164.

Edwards Crisp hat die Anatomie des Anarrhichas lupus un- tersucht, und hebt namentlich die individuellen Verschiedenheiten des Gebisses, die Weite des Darmkanals, durch welchen grosse Sclial- slücke von Muscheln gehen können, und die Grösse der Gallenblase hervor (Annais XI. p.463j.

I^opliioidel» Wyman hat über das Bückenmark des Lo- phius americanus bemerkt, das die Angaben der Schriftsteller nicht ganz richtig seien ; besonders hebt er hervor, dass der Kanal des Rückgrates durch eine ungeheure Zahl von Kervenfäden erfüllt war, die gleich- sam eine Scheide um das Rückenmark bildeten. Das Mark ist unter seinem vorderen Drittel auffallend zusammen gezogen (Proc. Boston Soc. nat. bist. IV. p. 149).

Eine neue \rl Anlennarius horridus ist von Bleeker Solor be- schrieben.

Aulostoanl. Bleeker stellte in seinem Beitrage zur Fisch, fauna von Ternate und Halmaheira I.e. eine neue Galtung aus der Fa- milie der Röhrenmäuier auf: Polypterichthys, welche sich von Aulosloma durch Unterkiefer-, Vomer- und Gaumenzähne, so wie durch einen ileischigen Faden am Kinn unterscheidet. Die Art P. Valenlini (Ikan Djoelong-djoelong Valentyn) lebt im Äleere bei Ternate.

Anacanthini.

GSacloidei. Eudes Deslongchamps machte in den Mem. de la Soc. Linneenne de Kormandie Vol. IX. p. 151 die Bemerkung, dass beim Frost die Augen des Gadus barbalus L. stark aus dem Kopfe

Ichthyologie während des Jahres 1853. 133

hervorgequollen waren. Dies war die Folge von Luft, welche sich unter der Conjuncliva ansammelt.

Oronzio Costa beschrieb eine neue Art Merlucius tiraleptus zoologisch und anatomisch, und erläuterte sie mit 3 Tafeln. Sein Kör- per ist spiiidelförmjcf, selir bauchig, hinten sehr stark verdünnt (Di uti nuovo pesce della Famiglia de Gadini pescato nel Golfo di Napoli il 3 Febbraio 1846 Memoria del Prof. Oronzio Costa lelta nel 1846 (Alti deir Accademia ponlaniana Vol. V. p. 171 182. Napoli 1853.

l^leuroiiectae. Neue Arten von ßleeker: Rhombus java- nicus und pohjspilos Batavia, Achirus Harlzfeldii Amboina 3, Synaplura mannorata Solor, Tlagusia Feldmanni ßorneo 7, PL sumalrana und po- lytaenia Sumatra nieuw. tient. , PL bengalensis ßeng. en Hind, von Calcutta.

Pharyngognathi.

IJabroldei cycloidei. Neue Arten von ßleeker: Xtj- richlhijs novaculoides Amboina 3, Cirrhilabrus solorensis Solor., Chei~. linus oxxjccphalus Amboina 4, letrazona Sumatra, notophlhalmus Batavia, celcbicus Celebes 4 ; Julis (Julis) urosligma und Sclno arten fei dii Suma- tra ; Julis [Halichoeres') diesckismenacanlhoides Amboina 3, prosopeion und kallopisos Amboina 4, hallochroma und phaiopus Sumatra, soloren- sis Solor, margaritophorus , chrijsolaenia , cyanoplcura , pyrrhogramma- toides , Temminckii Batavia; Scarus ianthochir Ternate , hypselopterus, Troschelii, gymnognathos, xanlhopleura Batavia, macrocheilos Halmaheira.

Holcoiioti. Agassiz hat in Silliman American. Journ. XVI. p.380 eine neue Fischfamilie aufgestellt, die aus einer neuen Gattung Embiotoca mit zwei neuen Arten E. Jacksoni und Caryi von Cali- fornien besteht. Der Aufsatz ist vollständig in unserem Archiv 1854. I. p. 149 übersetzt, und ich habe ebenda p. 163 nachzuweisen versucht, dass diese Fische in die Nähe der Labroidei cycloidei gehören , und daselbst wegen der abweichenden Kiemen wohl eine eigene Familie bilden müssen.

ljalj>ruirlei ctenoiclei. Neue Arten von ßleeker: Poma- centrns notoplithnlmtis Ternate, molluccensis Amboina 3, rhodonoliis und pohjnoma Sumatra, pavoninus Solor; Glyphisodon Schlegelii und terna- tensis Ternate , xanthurus Amboina 9 , xanthozona Sumatra ; Dascyllus xantliurus Amhoina 3, Ileliases macrochir Amboina 4; Amphiprion akal- lopisos Sumatra, Sebae (Seba Thes. III. tab. 26. f. 24) Batavia.

Sconibei*esoccs. Neue Arten von ßleeker: Betone can- ciloides Borneo 7, brachyrhynchos Halmaheira; Ileniiramphus fasciatus Solor, pogonognathus und sumalranus Sumatra nieuw. lient. , brachy- notoplents Beng. en Mind, von Calcutta.

134 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der Physostomi.

Siluroi«lei« Girard fand ein aus Conferven angefertigles Nest in einem Teiche , das er einem Pimelodus (Catfish) zuschrieb. 300 400 Junge verschiedener Grösse fanden darin Schutz (Troc. Phi- ladelphia VI. p.387).

ßilharz machte in den Göttinger Nachrichten von 1853 die Mit- theilung, dass die diclien Stämme der beiden electrischen Nerven des Malaplerurus electricus nur je eine Primilivfaser enthalten. Diese An- gabe bestätigt Kölliker in den Verband], der Physik. Medic. Ge- selisch. in Würzburg IV. p. 102.

Auf Pimelodus bagarius errichtete Bleeker ßeng. en Hindostan p. 121 eine besondere Gattung Bagarius: pinnae dorsales 2, anterior radiosa posterior adiposa ; cirri 8, maxillares ex parte ossei rii^idi; den- tes maxilla superiore pluriseriati acuti in viltam curvatam quadriparti- tam collocati, dentes inframaxillares biseriali, symphysin versus tantum biseriati serie interna canini subulali; dentes vomerini, palatini vel ple- rygoidei nuUi. Membrana branchiostega radiis 12 ; pinna ventralis radiis 6; vesica natatoria nulla. Die Art wird B. Buchanani genannt.

Ebenso bildete derselbe Verfasser ib. p. 122 eine neue Gattung Rita aus Arius rila Cuv. Val. und legte ihr folgende Charaktere bei: pinnae dorsales 2, anterior radiosa, posterior adiposa; dentes maxilla superiore pluriseriati conici, inframaxillares seriebus anterioribus conici Seriebus posterioribus molares granilormes, vomero-palalini granifornies in Ihurmas 2 oblongas antice contiguas vel subcontiguas antice in pa- lato sitas collocati; membrana branchiostega radiis 8 ad 10; cirri car- nosi 6, nasales, supramaxillares, inlramaxillares ; pinna ventralis radiis 8. Die Art heisst Rita Buchanani.

Neue Arten von Bleeker: Wallago leiacanlhus Banka, W. he- terorhijnchus und Bagroides macroplerus Sumatra nieuw. lient. , Osleo- geneiosus Canloris Beng. en Hind. von Galcutta.

In den Sitzungsberichten der Wiener Academie XI. p.302 machte Ilyrll eine aiiltheiung über die Anatomie \on SaccobranchnsSingio. Je- derseits hinter dem Kopfe liegt eine kleine Höhle, die durch eine enge üeffnung mit der Bauchhöhle communicirt , und in der ein drüsiges Organ, das Verf. für eine Nebenleber erklärt, liegt. Dicht hinter die- ser Höhle liegt eine andere, in der ein abgeschnürter Theil der Niere Platz nimmt. Diese Organe, so wie die dorsalen Athemsäcke mit ih- ren Blutgefässen, sind abgebildet.

Einige neue Arten : Loricaria scolopacina, Doras papilionalus aus dem Amazoncnfluss, Auchenipterus Heckelii aus dem Rio Napo beschrieb De Filippi Rcv. et Mag. de Zool. 1853. p. 166.

In dem 6. Bande der Denkschriften der math.-phys. na-

Ichthyologie während des Jahres 1853. 135

turw. Classe der Wiener Akad. 1853. erschien eine Abhand- lung von Kner: Die Panzerwelse des k. k. Hof-Naturalien- Cabinets zu Wien. 1. Abtheilung Loricarinae mit 8 Tafeln.

Naclidcm Verf. in der Einleitung auf einige Eigenlhümiichkei- ten dieser Fische (grosse Älenge phosphorsauren Kalks in den Schuppen, nackte llautstelle über den Brustflossen, Porus lateralis über der Brust- flossenbasis, Mundsegel u. s. w.) aufmerksam gemacht hat, macht er einige Merkmale namhaft, die als unbeständig, für die Charakteristik werthlos erachtet werden : die relativen Diniensionsverhältnisse, die Lei- sten am Überkopfe, die mittleren Brust- und Bauchschilder, die Ver- einigung der beiden Seitenkiele, Rauhigkeit der Schilder, Länge der Flossen und Barteln. Darauf spricht sich Verf. entschieden für Tren- nung der Goniodontes von den Welsen als eigene Familie aus, der er den IS'amen Loricata beilegt, und sie so charakterisirt : Kopf und Leib mit Knochen - ähnlichen Schildern und Schienen bedeckt; Mund unterständig, Überkiefer verkümmert. Zwischen- und Unterkiefer in der Mitte getrennt, und nur die Zähne tragend. Diese Familie zerfällt dann in zwei Gruppen, von denen die erste Loricarinae, mit ei- ner Rückenflosse, den Gegenstand dieser Abhandlung bildet. Verfasser unterscheidet dann drei Gattungen :

1. Loricaria auct. Körper niedergedrückt, breiter als hoch, Schwanz sehr flach; Zähne in beiden Kieferhälften. Von ihr besitzt das Wiener Museum 9 Arten, unter denen macrodon aus dem Cujaba- flusse, nudiroslris ßarra do Rio negro, barbala Cubajafluss, lima Brasi- lien neu sind.

2. H e 77110 don n. gen. Körper sehr depress : Zähne nur im Unterkiefer, Zwischenkiefer rudimentär, zahnlos. Drei neue Arten : H. plalycephalus Cubajafluss, depressus Rio Negro undMarabitanos, acipen" serinus Rio Guapore, Matogrosso.

3. Äcesfra n. gen. Körper lang gestreckt, fast cylindrisch ; Zähne in beiden Kieferhälften, mit einem queren Basalslück aufsit- zend; Rücken- der Afterflosse gegenüberstehend. Zwei neue Arten: A. acus von Caracas und oxyrrhyncha aus dem Rio Mamore.

Die neuen Arten sind abgebildet. Van der Hoeven hat die Güte gehabt mir brieflich mitzutheilen , dass die im Leydner Mu- seum als Loricaria n. sp. aufbewahrte Art mit Loricaria rostrata Spix nicht verwandt ist, sondern ganz gewiss identisch mit Kners Aceslra acus. Er hat sie ie seinem Handbuche angeführt, weil sie sehr schmal (in der deutschen Uebersetzung fälschlich „sehr klein" übersetzt) sei ; der Name rostrata wurde von ihm beibehalten, weil er auf dem Glase stand, in welchem sich die beiden Exemplare befanden.

Kner machte in den Sitzungsberichten der Wiener Academie XL p. 138 auf die Sexualunterschiede bei der Gattung Callichthys auf-

136 Troscliel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

merksam. 1) die Papille hinler dem After ist beim Weibchen klein, beim Männchen 2 3 Linien lanjj. 2) der nriisltlossenslrahl überragt beim x^Llnnchen die übrigen Strahlen, beim Weibchen nicht; derselbe ist beim Männchen am inneren Rande glatt, beim Weibchen gezähnelt. 3) hei den Arten , welche an der Bauchseite Knochenplatten besitzen, sind diese bei den Männchen stets grösser, bei den Weibchen kleiner, so dass sie vorne die Mitte der Brust frei lassen. Die Länge der Bar- teln soll variabel sein. Verf. vermulhet wohl mit Recht , dass somit die Zahl der Arten sich verkleinern werde.

Daran schliesst sich p. 142 eine Miltheilung über die Formen- verhällnisse der Schwimmblase bei der Gattung Doras. Verf. beobach- tete 15 Arten, und fand die Schwimmblase theils einfach, Iheils durch eine Einschnürung in zwei Hälften getheilt, zwischen denen noch Ue- bergangsformen liegen. In jeder dieser drei Abtheilungen ßnden sich dann Arten, bei denen der Rand glatt, andere bei denen er mit klei- nen Anhängen besetzt ist. Es werden in dieser Arbeit mehrere neue Arten genannt, jedoch nicht weiter charakterisirt. Mehrere Schwimm- blasen sind abgebildet.

Cypriooidei. Leydig" machte in Müllers Archiv für Anal. 1853. p. 3 „Einige histologische Beobachtungen über den Schlamnipeilzgcr (Cobitis fossilis]" bekannt, die sich vor- nehtnlich auf den Nahrungskanal und die Schwimmblase be- ziehen.

Günther bemerkte einen Geschlechtsunlerschied bei der Schleie (Cy4)r. tinca), indem die Männchen einen ausserordentlich dicken ersten Strahl in den Bauchflossen haben, die Weibchen nicht (Fische desKek- kar p. 51).

l'eters fügte den früher mitgetheilten Süsswasserfischen von Mossambique eine neue Art Barbus radialus hinzu, wodurch die Zahl der dort beobachteten Cypriniden auf 10 gebracht wird (Monatsberichte der Berliner Academie 1853. p. 783).

Eine Gattung Lob ocheilos, welciie die Mitte hält zwischen Labeo und Barbus, und welcher van Hasselt bereits den Namen Labeo- barbus gegeben hatte, stellte B 1 e e k er INienwe Tienl. van Sumatra 1. c. auf: Oris margo triplex ; labia glabra non fimbriata , inferius lobum quadratum carnosum efficiens; rostrum prominens carnosum; cirri 4, maxillares et labiales; spina dorsalis vel analis dentata nuUa. Dahin gehört Labeo faicifer Cuv, Val. und drei neue Arten L. cobilis, Schwa" nenfeldii und heterorhynchus. Auch Labeo crylhropterus und Labeo hispidus Val. , sowie Gobio hirliceps und Gobio quadriniaculatus Rüpp. werden als w^ahrschelnlich dieser Gattung angehörig genannt.

Ferner stellte ib. Bleeker die Gattung Cros soch eilos van Hasselt, die von den späteren Ichthyologen nicht angenommen worden

Ichthyologie während des Jahres 1853. 137

war, wiedtr her unter folgenden Charakteren: os inferum margine triplice, riclu paralleloirraminico ; labia papijlis crenulala vel fimbriala, infe- rius lobum quadralum carnosum elficiens; roslrum valde prominens car- nosum, cirri 2 roslrales; spina dorsalis vel analis denlata nulla. Dahin gehört Cr. oblongus v. Hass. (Labeo oblongus Cuv. Val.).

Baird und (Jirard gründeten eine neue Gattung der Cyprinoi- denfamilie in den Proc. f'hilad. VI. p.368: Gila Körper spindelförmig, zusammengedrückt; Rücken mehr oder weniger gebogen, besonders bei grossen Exemplaren; zuweilen nach hinlen stark verschmälert, mit sehr dünnem Schwanz; Kopf niedergedrückt, verhältnissniässig klein; oberes Profil concav ; Schnauze verlängert ; Augen kreisförmig oder elliptisch; Älund von mittlerer Grösse ; Überkiefer den Unterkiefer umfassend; keine Bartfäden; Schlundzähne schief, zusammengedrückt, in zwei Reihen, an der Spitze schwach hakenförmig, vier Kiemenbogen ; Schuppen am Rücken klein, grösser an den Seiten, von mittlerer Grösse an Bauch und Schwanz ; Seitenlinie deutlich, eine nach dem Bauch offene Curve bildend und gerade am Schwanz; Schwanzflosse gai)elförmig. Die drei neuen Arten G. robiisla, elegans und gracilis stammen aus dem Zuni-. Fluss und sind in Sitgreaves Report of an expedition down theZuni and Colorado Rivers, Washington 1833. 8. p. 148 ausführlich beschrie- ben und auf dreiTaTeln abgebildet. Ihnen fügten dieselben Verf. zwei andere Arten, G. Evionji und Grahamii, aus der Gila hinzu. Proc. Phi- ladelphia p.388.

Baird und Girard stellten Proc. Philad. VI. p. 391 drei neue Cyprinen auf: Lenciseus lutrensis und bubalinus, Ceralichthys vigilax von Arkansas. In iMarcy's Expl, of the Red River of Louisiana sind dieseliien weiter beschrieben und abgebildet. Daselbst ist die letztere Art auch zu Leucfscus gebracht.

Caloslomus latipinnis Baird und Girard aus dem Gilafluss bei San Pedro. Proc. Philadelphia VI. p.388.

Auch Bleeker lieferte eine Anzahl neuer Arten : Cobitis Pfeifferi Sumatra; Barbus Hiiguenini und repasson Sumatra, heteronetna Borneo 7, /ascm/M5 Barika, macracanfkus und Schwanenfeldii ; Capoeta oligopsis Sumatra; Dangila fasciala Sumatra: Systomus iayilhuchir liorneo 7 ; Ro- hila oligolepis Banka, polyporus Sumatra nieuw. tient. ; Lenciseus ban- kanensis Banka, microlepis Beug, en Ilind. von Calcutla; Cirrhina ben^ galensis ib.

Cypfinoiloiites* Agassiz hat die Entdeckung gemacht, dass die (iailungen Aloilienesia und Poecilia nur sexuelle Verschiedenheilen sind, namentlich ist P. mullilineata das Weibchen von M. latipinna. Er sah sie sich begatten , und verfolgte die Enlwickelung des Embryo (Silliman Amer. Journ. XVI. p. 1-35 ; Institut. 1853. p. 287; Comptes rendus XXXVII. p. 184.

138 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

ßairdund Girard stellten in den Proc. Philadelphia VI. p, 389. eine Anzahl neuer Arten aus dieser Familie auf: Fundulus grandis von Indianola in Texas und lenellus von Russellville, Hydrargtjra similis von Indianola, Cyprinodon elegans und bovinus aus dem Rio grande del Worte, macularius aus dem Rio Gila, gibbosus von Indianola, Heteran- dria affinis aus dem Rio Medina und Salado, nobilis aus dem Rio Grande del Worte, palruelis aus dem Rio IVueces und occidenlalis aus dem Rio Gila.

Als neue Gattung beschrieb Gervais (Instilul. 1853. p. 86) ei- nen Fisch Tellia apoda von Algerien, der sich von Cyprinodon durch den Mangel der Bauchflossen unterscheidet.

Cliar^icini. Eine neue Galtung Melannra in der Nähe von Erylhrinus ist von Agassiz vorläuGg angekündigt. Silliman Amer. Journ. XVI. p. 135.

Gasleropelecus securis und Chalcinm Mülleri aus dem Rio Nopo, und Telragonoplerus mexicanus aus einem See in der Kähe von Me- xico sind neue Arten von De Filippi Rev. et Mag. de Zool. 1853. p. 165.

Scopelini. Einige Bemerkungen über die Galtung Chaulio- dus sind von Kölliker Zeilschr. für wiss. Zoologie IV. p. 366 ge- macht worden.

Salmonoidei« Eine Notiz über die Abnahme des Lachsfan- ges bei Wismar seil dem Jahr 1758 findet sich von F r a n z Schmidt in dem Archiv des Vereins in Meklenburg 7. Heft. 1853.

Charles Girard beschrieb Proc. Boston Soc. IV. p. 262 eine neue Art Salmo oquassa, welche in dem Moosemegantic-See lebt, und im October zum Laichen in den Kenebago tritt und bis in den See Oquassa gehl.

Derselbe nannte eine neue Art aus dem südlichen Theilen des Staates Maine Salmo sebago. Proc. Philadelphia VI. p. 380.

Cltipeoidei« Neue Arten von Bleeker: Jlareugula nioluc~ censis Ternate en Halniaheira, H.melanurus Ceram 3, Sardinella lemuru Balavia, Alau&a brachysoma Sumatra, Coilia Canioris Beng. en Hind. von Caiculta.

Eine neue Gattung E f »wweMs stellte derselbe in der Familie Bulirini auf, und unterschied sie von Dussumieria durch das Vorhan- densein von Vomerzähnen. Ergründete sie aufClupea niicropus Temm. Schi. (Nalezingen Japan).

Ksoces. In einer Note über die Amerikanischen Arten der Gat- tung Esox (Proc. Philadelphia VI. p. 386) sagt Girard, dass einige Arten (eslor , nobiiior, boreus) nackte Wangen besitzen, während an- dere (reticulalus, ainericanus, Itiscialus) au den Wangen beschuppt sind. Die ersleren sollen auf die grossen Seen und die westlichen Gewägger

Ichthyologie während des Jahres 1853. 139

überhaupt beschränkt sein , während die andern in den Flüssen vor- kommen, die sich in den Allantischen Ocean ergiessen.

Hetteropy^ii« Agassiz stellte eine neue Gattung Cholo~ gaster auf, die sehr ähnlich im Habitus mit Amblyopsis , aber mit Augen versehen ist; sie hat den After gleichfalls an der Kehle, aber ihr fthlen die Bauchflossen ganz. Die Art Ch. cornulus ist ein klei- ner, kaum 3 Zoll langer Fisch, der in den Gräben der Keisfelder in Südcarolina lebt. Die Schnauze hat zwei hornarlige Fortsätze (Silii- man. Amer. Journ. XVI. p.l34.

MBiraenoidei* ßleeker hat einen Nachtrag zu sei- ner Abhandlung über die Aale bekannt gemacht (Aanhang- sel op de Bijdrage tot de kennis der Muraenoiden en Syrn- branchoiden van den indischen Archipel. Verhandelingen van liet Bat. Gen. van Künsten en Wetenschappen XXV. deel).

I Verf. besitzt bereits 63 Arten, deren geographische Verbreitung innerhalb und ausserhalb des Archipels tabellarisch angegeben ist. Die neuen Arten sind : Moringua microchir von Sumatra, Ophisurus bangko von Batavia, 0. Hoevenii von Macassar , 0. potamophilus von Sambas, Dalophis polyophthalmus von Friaman, moluccensis von Ceram, Muraena schismatorhytichits vom westlichen Sumatra , M. Pfeifferi von Macassar und Ceram, M. prosopeion von Sumatra , M. polyuranodon von Ceram. Alle diese Arten figuriren auch in den oben genannten Beiträgen etc. von Amboina , Sumatra, Bornco , Ceram und Celebes als neue Arten. In einer Fachschrift wird endlich Cotiger anagoides von ßauda ISeira als neu beschrieben.

Auf einer bereits früher beschriebenen Art Muraena gymnopte- rus gründete ßleeker Batavia 1. c. und Aanhangsel op de Bijdr. Mu- raenoiden ct. p.7l eine neue Galtung Muraeni chthys, indem er bei einem frischen Exemplare fand, dass die Naslöcher hinter den Lip- pen lagen. Er gab der Gattung folgende Charactere : Pinnae dorsalis, caudalis, analis continuae; pinnae peclorales nullae; nares posteriore» inferae in lahio superiore perforatae ; dentes palalini, nasales, vomerini, inframaxillares; squamae nullae; aperturae branchiales inferae semilu- nares. (Diese Gattung gehört zufolge der Lage der Naslöcher in die Lütken'sche Gruppe üphisuridae , fällt aber mit keiner der von diesem angenommenen Galfungen zusammen; vergl. dies Archiv 1852. 1. p. 274).

Cantor beschrieb ßuchanan's Anguüla (Moringua) railaborua in Naluurkundig Tijdschrifl voor Nederland-sch Indie IV. ausführlich und erläuterte dieselbe durch Abbildungen. Eine ganze Reihe neuerer Sy- nonyme wird angegeben.

Muraena auloptera aus dem indischen Ocean bei Mauritius ist eine neue Art von De Filippi Rev. et Mag. de Zoologie 1853. p. 168.

Oynmotiai. Eine Abhandlung von J. Reinhardt

140 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Über die Schwimmblase in der Familie Gymnotini (Om Svöm- meblaeren hos Familien Gymnotini) in Videnskabelige Medde- lelser fra den naturhisloriske Forening i Kjöbenhavn for Aa- ret 1852. p. 134, in der nachgewiesen wird, dass alle hier- hergehörigen Fische zwei Schwimmblasen besitzen, deren Luft- gänge sich vereinigen, ist in unserm Archiv 1854. I. p. 169 in der Uebersetzung mitgetheilt.

Syinbrancliii. Cantor hat einen indischen Fisch unter dem Namen Synibranchus immaculalus Bloch in Tijdschr. voor Nederl. Indie IV. abgebildet und beschrieben. In brieflicher iMitlheilung spricht sich Kaup mit Recht dafür aus, dass der Name dem südamerikanischen Kisch verbleiben müsse, der Indische wird den M. Cllellaad'schen Namen O/jäi- sternon bengalensis führen müssen.

Helmiciithyidei. K ö 11 i k er hat in Messina die merk- würdigen Gattungen Leptocephakis Morr. und Helmiohthys Raff, untersucht. Mit Recht bildet er aus ihnen eine eigene Fa- milie (Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. p.360).

Als wesentliche Charektere dieser Familie setzt Verf. I. den Mangel von allen und jeden aus Knorpel ossificirendcn Knochen, 2: das Vorkommen einer vollkommen entwickeHen , in die Schädelbasis hin- einreichenden Chorda dorsalis, 3, die geringe Enlwickelung der Wir- bel , 4. die bedeutende Ausbildung des knorpeligen Primordialcranium und das spärliche Auftreten von Deckknochen, 5. den iMangel der Rip- pen, 6. die Existenz einer dicken Gallertscheide um die Wirbelsäule, 7. den Mangel von Schwimmblase und Milz, 8. die grosse Durchsich- tigkeit und die Farblosigkeit vieler Theile. Verf. hat zwei Arten un- tersucht, nämlich Leptocephalus vilreus n.sp. und Helmichlhys diapha- nus. Die erstere Art ist jedoch nicht neu, sondern zuerst von Cocco Leptocephalus Gussoni, später von Costa L. candidissimus genannt; na- türlich muss ihm der Cocco'sche Name bleiben.

Weitere Mittheilungen über die Helmichthyiden machte Kölliker in den Verhandl. der Phys. Medic. Gcsellsch. in Würzburg IV. p. 100 bekannt.

Den Leptocephalus trichiurus Cocco sieht er als neue Gattung an, die Tilurus genannt wird: Körper dünn, bandförmig, in einen lan- gen Faden auslaufend, Brustflossen sehr klein, Rückenflossen ein häu- tiger Saum, ohne Strahlen, die übrigen Flossen fehlen. After weit hinten, kurz vor dem fadenförmigen Schwänze. Kiemenspalten gross. Kopf klein, Augen sehr klein, IJnter- und Überkiefer mit einer Reihe spitzer Zähne besetzt. Blut farblos. DieAit w^ird Tilurus Gegcnbauri genannt. Da Verf. weiss, dass dieser Fisch bereits von lUfinesque,

Ichthyologie während des Jahres 1853. 141

Risso und Cocco benannt ist, so Ihut er Unrecht, durch neue Gattungs- und Specics-INamen Verwirrung zu erregen. Der Fisch muss Oxyslo^ mus hxjalinus Rafinesque heissen.

Eine zweite Gattung wird ebenda Hyoprorus genannt: Kör- per bandartig, hinten spitz auslaufend, vorn gegen den niedrigen Kopf zieuihch scharf abgesetzt. Brustflosse ein kleiner Stummel ; Bauchflosse fehlt; Rückenflosse beginnt dicht hinter dem Kopf und läuft ununter- brochen bis zum Schwanz, wo sie mit der Afterflosse zusammenslösst und spitz ausläuft, ohne eine eigentliche Schwanzflosse zu bilden. Af- ter etwas vor der ftlilte des Leibes. Kiemenspalten schmal wie bei Leptoceplialus, seillich. Kopf rüsselähnlich , Kiefer ohne Zähne, Blut roth. Die Art H, messanensis ist 4" 8'" lang. Messiua.

PI ectognathi.

Aus dieser Gruppe haben wir nur über neue Arten, wel- che Bleeker in den verschiedenen Abhandlungen beschrie- ben hat, zu berichten.

OyiiiiKxloiitess Tclraodon aslrolaenia und Valenlini (Ikan Kaskasse Valent.) Amboina 3, Waandersii Banka , erylhrolacnia Cele- bes 4, trichoderma Sumatra nieuw. tient.

Sclerodermi. Oslracion solorensis Solor; Batistes chrysospi^ los Solor; ßlonacafithus Irichurus Amboina 3, melanocephalus Solor, Houltuytii Sumatra nieuw. tient., kukumi Bijdr. Japan (ist in Holzschnitt abgebildet) ; Triacanlhus hrachysoma Amboina 3.

Lophobranchii.

Eine Uebersichl derLophobranchier gab Kaup in die- sem Archiv 1S53. I. p. 226, worauf hier verwiesen werden kann.

Bleeker hat eine Arbeit (Bijdrage tot de kennis der Iroskieuwige visschen van den indischen Archipel ; Verhan- delingen van het Bat. Gen. van Künsten en VVetenschappen XXV deel) über die Lophobranchier des Indischen Archipels geliefert.

Der Verf. lässt seine früher oufgestcllten Galtungen Syngnalhoi- des und llippichthys fallen , erstere weil sie identisch mit Solegnathus Swains., letztere weil sie von Syngnalhus nicht zu trennen sei, da die sehr kleine Alterflosse keinen hinreichenden Gattungsunterschied bilde. Indem ferner die Synonymie einiger Arten berichtigt wird, nennt Verf. 20 ihm aus dem indischen Archipel bekannte Arten. Verf. unterscheidet drei Familien, von welchen er folgendes Schema angiebt:

142 Troschel: Bericht über die Leisluügen im Gebiete der

1. Fam. S y ngnathoidei. Finnae ventrales nullae, dorsalis unica; os terminale. Dahin die Gattungen Syngnathus Swains. (Sipho- sloma Rafin.), Acus Swains. (Syngnathus Bp.) Nerophis Rafin. Blkr., Solegnathus Swains. ßlkr. (Phyllopleryx Swains.), Hippocarapus Cuv., Calaniosloma Agass. (fossil).

2. Fam. Solenostomatoidei, Finnae dorsales duae , pecto- rales, analis , caudalis; pinnae ventrales radiosae magnae in bursani embryonalem unilae; os terminale. Gattung Solenosloma Lacep.

3. Fam. Pegasoidei. Pinnae dorsalis unica, pectorales, ana- lis, caudalis; pinnae ventrales fiiliformes liberae; os inferum. Galt, Fegasus L.

Von diesen Gallungen sind Syngnathus durch 13, Hippocampus durch 3, Fegasus durch 2, Solenosloma durch 1 Art vertreten.

Als neu wurden aus der Gattung Syngnathus beschrieben: S.bra- chyurus von Java und Sumatra, deokhaloides von Sumatra und Borneo, flutiatilis van Hasselt sec. icon. inedit. von üalavia, leiaspis von Ba- tavia, sundaicus vom westlichen Java, djarong ebendaher.

In einer Note dieser Schrift p.25 wird eine neue Art Solegna- thus polyprion von China beschrieben.

Die früher vom Verf. beschriebenen Hippocampns taeniopterus und moluccensis erkennt derselbe als identisch mit seiner Art //. kuda an. Sein Fegasus pristis wird hier als synonym zu F. natans Linn. gebracht.

In den anderen oben erwähnten Schriften des Verf. sind noch als neu beschrieben: Syngnathus dactyliophorus B'\](]r. lia\n\'ia und Hip- pocampus Mohnikei ßijdr. Japan. Letztere ist in Holzschnitt abgebildet.

Graiioidei«

Anatomisch -Histologische Untersuchungen über Fische und Reptilien von Dr. Franz Leydig. Berlin 1853.

Der erste Abschnitt behandelt die mikroskopische Anatomie des Acipenser Nasus Heck, und A. INaccarii Bonap. mit beiläufiger Berück- sichtigung anderer Fische. In Beziehung auf die systematische Stel- lung unter den Ganoiden hebt Verf, in einer Schlussbemerkung her- vor : das Auge von A. nasus besitze einen Knochenring, nähere sich also den Knochenfischen; die sogenannten Schleimapparate der Haut set- zen sie zwischen die Flagioslomen und Knochenfische; ganz isolirt stehen die Störe durch die vvimpernde Innenfläche der Schwimmblase.

Derselbe Verf. machte in der Zeitschr. für wiss. Zoo- logie V. p. 40 „Histologische Bemerkungen über den Polypte- rus bichir bekannt. Auch bei diesem Fisch fand Verf. die

Ichthyologie während des Jahres 1853. 143

Schwimmblase flimmernd, und vermuthet, dass hierin ein luii- damenlaler Charakter der Ganoiden liege.

ISelacliii.

Squali. Eine „Monographie de la tribu des Scylliens ouRousseües, coniprenant deux especes nouvelles^^ von Au- gust Dumeril findet sich in Rev. et mag. de Zoologie 1853. p. 8, 73 und 119 und pl. 3. Einen Auszug s. Comples rendus XXXVI. p. 288.

Nach einer historischen und anatomischen Einleitung zählt Verf. die Gattungen und Arten auf , charakterisirt sie durch Diagnosen und giebt die Synonymie. Es sind die Gattungen Scylliuni Müll. Henle mit 11 Arten, worunter Sc, laticeps neu, Pristiurus Bonap. mit 1 Art, He- miscyllium M. H. mit 3 Arten, worunter H. variolatum neu, Chiloscyl- lium AI. H. mit 5 Arten, Crossorhinus mit l Art, Ginglymostoraa iM. H. mit 2 Arten, Stegostoma mit l Art. Hemiscyllium variolatum und der Kopf von Scyllium laticeps sind abgebildet.

Capt. Helms hat im Jahre 1S51 einen grossen Haifisch von 40 Fuss Länge in der Fundy ßay gefangen , den Kobert Foulis in Froc. Boston soc. IV. p. 202 beschreibt. Er hält ihn für den Selachus ma- ximus Linn. und glaubt, dass er Veranlassung zu den Erzählungen von der Seeschlange gegeben haben möge.

Eine neue Art der Gattung Scyllium ohne Namen beschreibt De Filippi Rev. et Mag. de Zool. 1853. p. 169 aus dem Mittelmeer, die sich durch zwei Stachelreihen am Rücken auszeichnen soll. Guerin- Meneville bemerkt in einer Kote, es möge vielleicht ein junger Echi- norhinus spinosus Bonap. sein. Gegen diese Vermuthung äussert sich Verf. ib. p. 286.

Bleeker beschrieb als neu: Carcliarias {Vrionodon) Henlei Ba- lavia. Den C. (Aprion) brevipinna Müll. Henle bringt derselbe Verf. in die Gruppe Prionodon, da die Oberkieferzähne fein gezähnt seien.

Rajae* Eudes-Üeslongchamps beschrieb in den Me- moires de la Soc. Linneenne de Normandie IX. p. 139 eine Monstrosi- tät von Raja clavata , welche an der linken Seile der oberen Fläche, in einiger Entfernung von der Mittellinie, eine Art länglicher Flosse hatte, in der einige gegliederte Sirahlen enthalten waren.

Daran schliesst sich p l45 eine Note desselben Verf.: sur trois cas de tumeurs sous - cutanees ^eveloppees dans l'espece de la raie bouclee.

Trygon melanospilos ist eine neue Art, welche Bleeker in sei- nem Beitrage über ßalavia aufgestellt hat.

144 Troscliel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der

Cliimaerae. Ueber weibliche Oviducle bei männlichen Chi- mären, und eine männliche Vesicula seminalis bei Weibchen schrieb Hyrtl. Sitzungsberichte der Wiener Academie XI. p. 1078.

Cyclostoitii*

Bei Gelegenheit der Aufstellung einer neuen Art von Rundmäulern gab J. E. Gray eine Revision der ganzen Fa- milie der Lamprelcn Proc. zool. Soc. 1851 July.

Verf. unterscheidet zwei Gruppen: A. Petromyzoiiina mit

deutlichen Zähnen und Augen. Dabin folgende Gallun^ren : 1. Pelro- inyzon obere Innenzähne zwei, kegelförmig, dicht bei einander, ein einzelner mondförmiger unterer; zahlreiche conische Lippenzähne ; zwei gefiederte Zungenzähne. P. marinus und vier andere Arten. 2. Latn- petra obere und untere Zähne quer, mondförmig ; Lippenzähne in zwei randständigen Reihen, die inneren Seitenzähne grösser, zwei- oder drei- lappig; Zungenzähne kammförmig. 1*. fluviatilis, Planeri und zwei an- dere Arten. 3. Geolria. Obere und untere Zähne quer, mondförmig, die oberen gelapppt ; Lippenzähne zahlreich, entfernt, spitz, die inner- sten die grossesten; Zungenzähne länglich, conisch, gekrümmt. Eine neue Art G. australis von Südaustralien. 4. Velasia obere und un- tere Zähne quer, mondförmig, die oberen zweilappig; Lippenzähne zahl- reich, gedrängt, abgestutzt, die innersten am grossesten, Zungenzähne länglich, gekrümmt. Eine neue Art V. chitensis von Chili. 5. Cara- gola. Zwei obere Innenzähne, weit getrennt, drcilappig; untere mond- förmig, neunlappig; Lippenzähne quer, bandartig, vier Höcker; Zun- genzähne flach. Eine neue Art C. lapicida von der Westküste Ame- rika's. 6. Mordacia. Zwei obere Innenzähne, die seillichen drei- lappig, neun unlere conische in einer gebogenen Reihe ; Lippenzähne kegelförmig in einer einzigen randsländigen Reihe ; Zungenzähne läng- lieh, conisch, gekrümmt. F. mordax Richards. B. AD^fimocoetinii. ohne Zähne und mit verborgenen Augen, 7. Ammococtes mit 5 Arten.

lioptocardii.

Sundevall hat zwei neue Arten von Branchiosloma beschrieben, die mit den Europäischen verglichen sind; Br. caribaeum von den Antillen und elongalum von Peru (Öfversigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1853. p. 11). Nach brieflicher Mittheilung von Prof. Peters, der die Originalexemplare zu vergleichen Gelegenheit halte, ist Br. ca- ribaeum identisch mit Br. MüUeri.

Bericht über die lieistung^eii in der Matiir-

^eschiciite der Hlolluskeii wälirend des

«lafires I$53.

Vom Üerausg-eli er«

Vor allen anderen ist in diesem Berichle einer Erschei- nung- von hoher Wichtigkeit zu erwähnen: Handbuch der Conchyliologie und Malacozoologie von Philipp i. Halle

1853. 8.

Der Verf. hat in diesem Werke ein reiches Material zusammen- getragen , was ihm die Wissenschaft danken muss. Leider sind jedoch nicht seilen Unrichtigkeiten mit untergelaufen, die vsohl grösstentheils aus älteren Schriften herstammen, namentlich in Bezug auf die Ana- tomie. Oas Hauptverdienst des Werkes liegt in der vollständigen Zu- sammenstellung aller bisher aufgestellten Gattungen. Auch die fossilen Gattungen sind berücksichtigte In der systemalischen Anordnung folgt der Verf., namentlich bei den Gasteropoden, noch Cuvier. In Bezie- hung auf die Synonymik ist der Grundsatz befolgt, den älteren Namen den Vorzug zu geben ; und wenngleich Verf. selbst diese Regel in der Vorrede etwas einschränkt, so ist doch dieselbe, nach meiner Ansicht zu streng durchgeführt. So heisst hier zum Beispiel die Gattuno- Hya- laea Cavolinia, Cleodora Ciio. Jeder denkt doch wohl bei dem ISamen Cavolinia und Clio an etwas ganz Anderes, und man müsste sich erst von Neuem einlernen.

Ein Werk, was an Bedeutung dem vorhergehenden ail die Seite gestellt zu werden verdient, und sich mit ihm er- gänzt, ist: Einleitung in die Conchyliologie oder Grundzüge der Naturgeschichte der Weichthiere von George John- ston. Herausgegeben und mit einer Vorrede eingeleitet von

Archiv, f. Naturgescb. XX Jahrg. 2. Bd. ]{

146 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

H. G. Bronn. Stuttgart 1853. 8. Dasselbe ist vollständig in 5 Lieferungen erschienen,

Es behandelt in geschickter Weise das Allgemeine über die Mol- lusken. Der Nutzen dieser Thiere , ihre Lebensweise, ihre Anatomie, ihre Enlwickelungsgeschichtc , der Bau und die Bildung der Schale, die Geschichte der Weichlbierkunde mit Beachluung der 'svJrh'.igslen Systeme bilden hauptsächlich den Gegenstand dieses Buches, welches Jedem, der in das Studium der Mollusken einzugehen wünscht, als An- leitung bestens zu empfehlen ist.

Unter dem Titel „Giornale di Malaeologia" hat Pelle- grino Sirobel eine neue italienische Zeitschrift gegrün- det. Sie ist ganz wie die Zeitschrift für Malacozoologie von Menke und Pfeiffer eingerichtet und ausgestaltet. Der Jahr- gang 1853 ist vollständig erschienen. Etwas Weiteres ist bisher nicht in den Buchhandel gekommen. Originalaufsätze, Auszüge, Necrologe und Notizen bilden den Inhalt. Am Schlüsse des Jahrganges findet j^ich eine eingehende Anzeige einiger Zeitschriften, und ein Verzeichniss der neuen Gattun- gen und Arten vom Jahre 1853 in alphabetischer Anordnung.

Von dem Systematischen Conchylien- Cabinel von Mar- tiai und Chemnitz, in Verbindung mit Philippi, Pfeiffer und Dunker, herausgegeben von Küster, sind im Jahre 1853 in rascher Folge die Lieferungen 118—129 erschienen, und es sind in denselben mehrere Abschniüe dieses Werkes, das durch die Schönheit der Abbildungen, besonders aber durch die Sorgfalt, welche die Verfasser auf die Bearbeitung des Textes verwandt haben , zu einer der ausgezeichnetsten Er- scheinungen der conchyliologischen Lilteralur wird , vollen- det. Leider kommen aber die Besitzer noch immer nicht da- hin, wenigstens einzelne Theile binden zu lassen.

In den diesjährigen Lieferungen ist vom Texte erschienen : die Galtung Helicina von IS'o. 88—101 Schluss , und mit Nachträgen zu Trochatella ; die Gattungen Plerocyclos 10 Arten, Pupina 14 Arten und eine Fortsetzung der Gatt. Cyclostoma No. 217 258 von Pfeiffer; die Galtungen Paludina 70 105 Schluss, Ilydrocaena l Art , Valvata 9 Arten von Küster; die Gattungen Adeorbis 2 Arten, Skenea 7 Ar- ien, Ürbis l Art, Fossarus 3 Arten, Solarium 46 Arten, Risella (Bem- bicium Phil.) 12 Arten, bearbeitet von Philippi; die Gattungen Wa- tica No. 121 189 Schluss und Amaura 1 Art bearbeitet von Philippi; die Gattungen D^lphinula 35 Arten, Scissurella 11 Arten, GlobuJus

Nalurgesrliichle der Mollusken während des Jahres 1853. 147

(Uotella Lam.) 17 Arien von Philipp i; die Gattungen Phasianella 39 Allen, Bankivia niil 1 Art, Lacuna 22 Arten von Philippi; die Gallunir Helix fortgesetzt von 727 890, ehenso Bulimus42 117, Clau-

sili« 83 147 ; Unio 50—59.

S 0 w er by's Thesaurus Conchyliorum Part. XIV, welcher im Jahre 1853 erschien , enthält die Gattung Venus mit 109 Arten , nebst einigen Nachträgen zu den Gattungen Meroe, Cylherca, Circe und Tapes. Dazu 12 Tafein.

Von Herrmannsen erschien bereits im December des Jahres 1852 ein Nachtrag zu seinem Index Generum: Indicis Gencrum iMalacozoorum supplemenla et corrigenda, Cassellis 1852.8.

In den Proceedings of Ihe zoological sociely of Lon- don hat L. Pfeiffer während der Jahre 1851 und 1852 eine sehr grosse Anzahl von Landschnecken aus der Samm- lung des Herrn Cuming durch Diagnosen bekannt gemacht. Ich enthalte mich der Millheilung des langen Namensverzeich- ivisses, da alle diese Arten Iheils schon in der Monographie Pneuinonopomorum viventium enthalten, Iheils in derKüster'- schen Ausgabe des Chemnitz'schenConchyliencabinets erschie- nen sind, oder noch erscheinen werden.

Von dem Catalogus Conchyliorum quae reliquit Alphonso d'Aguirra et Gadea Comes de Yoldi schrieb 0. A. L. Mör ch das zweite Heft, welches die Acephalen, Annulaten, Cirripe- dien und Echinodermen enthält.

Ueber die Ursachen der Zerfressung der Flussconchy- lien schrieb Bland (Journ. de Conch. IV. p. 306). Ausser dem Abfressen durch andere Schnecken, schreibt er dem kohlensauren Gas, welches im Wasser enthalten ist, die Wir- kung zu.

Folgende drei Abhandlungen beziehen sich ausschliess- lich auf die Nomenclatur:

Bourguignat verlangt (Rev. et mag. de Zooi., 1853, p. 352), dass die Namen von Personen, wenn sie als Bezeich- nung für Species benutzt werden, dann im Genitiv stehn sol- len, wenn sie von der Person entdeckt oder beschrieben sind, dass sie dagegen im Adjectiv stehen sollen, wenn es bloss Jemandem zu Ehren geschieht. Ich sehe sprachlich keinen

148 Troschel: Bericht über die Leislungen in der

Grund zu dieser Regel, und daher auch keinen Grund sie zu befolgen.

Auf eine Bemerkung von Petit (Journ. de Conchyl. IV. p.200), worin er gegen das Recht liäinpft, specifische Namen , die gegen die Grammatik Verstössen , willkürlich zu ändern, mag hier hingewiesen werden. Er hat nicht Un- recht; wenngleich es andererseils wünschenswerth ist, dass alle Namen mit Kenntniss und Geschick gewählt werden möclilen.

Herrmannsen hat für einige Gatlungen die Priorität von Namen vorgesucht, welche Link im Jahre 1807 in der Beschreibung der Naturaliensammlung zu Rostock aufgestellt hat (Proc. zool. soc. 1851 July; Annais XII. p. 448).

So ist von bekannteren Gattungsnamen Oniscia Sow. identisch mit Lambidiiun Link; Bezoardica Schum. oder Cassidea Swains. = Vhalimn Link; iMorio iMonlf. und Cajsidaria Lam. = Galeodea Link; Ranella Lani. = Gyrineum Link; Riciuula Lam. = Canrena Link; Globulus Sthuni. und Rotella Lam. = Vmbonium Link ; Meroe Schum. = Sunetla Link ; Pisidinm Drap. = Musculium Link u. s. w. Ich glaube, dass diese Kamen nicht eingeführt werden sollen, namentlich da , wo es sich um die Verdrängung gemein gangbarer Lamarck'scher Kamen handelt. Ich habe zum Oefteren mit dem seligen Link hier- über gesprochen ; auch er war entschieden gegen die Wiederaufnahme dieser Namen , ja er verweigerte mir sogar ein Exemplar seiner Ab- handlung, um dergleichen zu vermeiden.

Zahlreich sind die Arbeiten, welche sich auf die geo- graphische Verbreitung der Mollusken beziehen, indem sie einzelne Faunen behandeln.

James Dana kommt aus den vorliegenden Beobach- tungen über die Tiefen, welche die Muscheln in verschiede- nen Gegenden des Mitlelmeers und an den Englischen Kü- sten bewohnen, zu dem Schluss, dass nicht bloss die Tem- peratur die Tiefe, zu welcher sich die Arien ausbreiten kön- nen, bestimmt, sondern dass noch andere Einflüsse wirksam sein müssen cSilliman Amer. Journ. XV. p.204).

Europa. Asbjörnsen lieferte (Bidrag til Christia- niafjordens Litoralfauna) eine Arbeit über die Mollusken des Meerbusens von Christiania.

Nachdem Verf. sich über die Verbreitung der sltandinavischeo

Naturgeschichte der Mollusken Avährcnd des Jahres 1853. 149

Mollusken im Allgemeinen ausgelassen, und eine labellariselie Zusam- menstellung der Arien nach folgenden Rubriken gegeben hat: Hospites e mare siculo, Cives germani, Aborigines rcgionis arclicae und Incolae sjnus cbrislianensis , gicbt er an, dass er 178 AIollushen-Arlen in der Bucht von Chrisliania gefunden habe. Diese sind 1 1 Gymnobran- ch'er in 6 Gattungen, 74 Schalenschnecken in 33 Gattungen, 3 Bra- chiopoden in 2 Gattungen und 90 Acephalen in 36 Gattungen. Davon sind 6 neu für die skandinavische Fauna, 19 sind zuvor nicht in Nor- wegen , 2 sind zuvor nicht südwärts von Bergen und 1 nur in Kin- marken gefunden. Es folgt dann die Aufzählung der 178 Arten mit Bemerkungen , die sich vorzüglich auf das Vorkommen und die Fand> orte beziehen.

Die Land- und Süsswasser-Mollusken aus der Umgegend von Cliristiania und Bergen beschrieb Joachim Friele: Norske Land- og Ferskvands-Mollusker som findes i Omeg- ncn af Chrisliania og Bergen. Udgivet paa Bekostning af det Kongellg Norske Videnskabs Selskab i Trondhjem. ChrU 5liania 1853.

Die Schrift behandelt 57 Arten, die alle auch im nördlichen i)eutschland vorkommen. Neue Arten sind nicht beschrieben. Den Schluss macht eine systematische üebersicht der Gallungen.

A Synopsis of the Mollusca of Great Brilain arranged according to Ihelr natural affinilies and analomical slructure; by W. J. Leach. London 1852. 2. Vol. 8. ist mir nicht zu- gänglich geworden.

In „Briefen aus Spanien^^ gab Ro ssina essler einige vorläufige Notizen über seine dortige conchyliologische Aus- beute. Zeitschr. f. Malak. p. 97. ^- Ferner findet sich ebenda p. 161 ein „kurzer Bericht über meine malakozoologische Reise durch einen Theil des südöstlichen Spanien-^ von demsel- ben, der recht interessante Schilderungen der dortigen lo- calen Verhältnisse enthält. Daran schlicssen sich Bemerkun- gen von A. Schmidt ib. p. 171.

De Saulcy verzeichnete im Journ. de Conch. IV. p. 266 die Land- und Süsswassermollusken, welche er im Thal von Bareges (Haules-Pyrenees) gesammelt hat. Es sind 31 Schnek- ken und 1 Muschel (Pisidium cinereum Aid.)

Calalogue desMolIusques du deparlemcnt de fOise (Me- moires de la Soc. acad. de l'Oise IL 1852) und Description

150 Troschei: ßericht über die Leisinngen in der

des Mollusques du departement de l'Oise, premiere parlie (ib. p. 133— 144) sind zwei Arbeilen von Baudon, welche ich nur aus einer Anzeige von Drouet in Rev. el mag-, de zool. 1853. p. 136 kennen gelernt habe. Erstere ist ein einfacher Catalog von 118 Arten, unter denen zwei neue Arten ge- nannt sind. Die zweite giebt eine Beschreibung der Mollus- ken jenes Departements. Es ist darin die allgemeine Ein- leitung und die Familie der Limaceen, so wie der Anfang der Heliceen enthalten. Auch im Journal de Conchyliologie IV. p. 222 ist diese Schrift angezeigt.

Einen Anhang zu dem Verzeichnisse der marinen Con- chylien Frankreichs lieferte Petit in Journ. de Conch. iV. p. 426. Dieser Nachtrag bezieht sich auf ein Vcrzeichniss desselben Journal's II. p. 274 und III. p. 70 und 176.

Küster schrieb (Erster Bericht des naturf. Vereins zu Bamberg 1852. p. 45 über die Binnen -Mollusken der Umge- gend Bambergs, und zählte 104 Arten auf, 88 Schnecken und 16 Muscheln. Er verglich sie tabellarisch mit den übrigen europäischen Localiläten.

Einen Anhang zu den Verzeichnissen der im Erzherzog- thum Oeslerreich bisher entdeckten Land- und Hussschnecken der Herren Parreiss und Zelebor machte Pelegrino Strobel bekannt (Verhandl. des zoologisch -botanischen Vereins in Wien 1853. p. 106). Die dieser Fauna angehörigen Arten sind dadurch beträchtlich vermehrt, von vielen sind neue Fund- orte hinzugefügt. Es enthält 110 Arten.

Ebenda p. 197 gab auch Zelebor einen Nachtrag zu seinem Vcrzeichniss der Oesterreichischen Land- und Süss- wasser-Mollusken.

Verany hat ein Verzeichniss einiger Mollusken- Ord- nungen von Nizza im Journ. de Conch. IV. p. 375 bekannt gemacht.

Dasselbe besteht aus 26 Cephalopoden, 14 Fleropoden, 7 Hele- ropoden, 55 Kudibranchier (von denen 3 Aeolidia und 2 Aegires neu, 2 Inferobranchier , 22 Teclibranctiier und 2 Pulmonalen (nämlich 2 Ar- ten Aclaeon, wovon eine neu).

Notizie Malacoslaliche sul Trentino, raccolle per cura

Nalurgeschiclile der Mollusken während des Jahres 1853. 151

di Pellegrino Strobcl di Milano, Coadjutore prcsso la Bibliotcca dell' Universita di Pavia. Pavia 1851. 8.

Diese Schrift enthält nach einer Schilderung der Gegend, über welche sie handelt, 72 Arten, unter denen Pomalias Slro-

bel , vielleicht Varietät von P. patuluni Drap., und Ilelix Ambrosi Stro- bcl, von intermedia Fer. durch engeren Kabel verschieden.

Strobel verzeichnete in seinem Giornale di Malacologia I. p. 49, 65, 81, 97 die Mollusken, welche im südlichen Theile von Pieinont zwischen Toce und Trebbia vorkommen.

Es sind, nach dessen Angaben, im Ganzen 102 Arien in 24 Gat- tungen ; davon 64 Landschnecken in 12 Gattungen , 25 Süsswasser- schnecken in 7 Gattungen und 13 Muscheln in 5 Gattungen. Daran scliliessen sich dann nicht uninteressante geographische und physika- lische Bemerkungen.

Im Giornale dell' J. R. Islilulo Lombardo T. 2 befindet sich nach einer Anzeige in Bianconi'sRepertorio italiano per la storia naturale 1853. p. 181 eine Abhandlung: „Note ma- lacologiche d'una gita in Valbrembana nel Bergamasco di Pellegrino Strobel. Per servire ad una topografia gene- rale delleProvincie Lombarde.**

Es sind 4l Arten , unter denen drei neue. Hinzugefügt sind : eine Tabelle über die Höhen des Vorkommens dieser Mollusken, eine zweite Tabelle über den Boden, auf welchem sie leben, eine Aufzäh- lung der in der Provinz Bergamo lebenden Mollusken, viertens ein Ver- zeichniss der Landschnecken der Provinz Como, dann eine Vergleichung beider, endlich eine Note über die Enlwickelung der Binden bei He- lix nemoralis und pomatia.

Ein kleines Verzeichniss von Mollusken , 33 Arten , ist im Giornale die Malacologia I. p. 142 abgedruckt. Es ist von Ant. und G. B. Villa zusammengestellt als Ergänzung ih- res Catalogo dei molluschi della Lombardia in Noticie nalurali e civili su la Lombardia Vol. I.

Rezio Amanzio schrieb eine Inaugural- Dissertation über Land- und Flussschnecken der Umgegend von Pavia: Enumerazione sislematica dei Gasleropodi terrestri e fluvia- tili dei diiilorni di Pavia. Pavia 1853. 8. Sie ist mir nicht bekannt geworden. Neue Arten scheint sie nach einer An- zeige in Bianconi's Repertorio italiano per la storia naturale 1853. p. 112 nicht zu enthalten.

Th. Prada hat ein Verzeichniss der Land -Schnecken

15^ Trog che I: Bericht über die Letstungen m der

des Isonzo-Thales u. s. w. in dem dritten Bande des GiornaFe deir J. R. Istilulo Lombardo diScienze. Milana 1852 heraus- gegeben : Calalogo dei Gasteropodi lerrestri deüa Vaße del risonzo e dell' Allipiano d'Adelsberg, del Litfersle di TrJcsle e deir Istria. Ist mir nur aus der Anzeige in Bianconi^s Re- pertorio itliano per la storia naturale 1853 bekannt geworden.

Frauenfeld legte dem zool. bot. Verein in Wien ein Verzeichniss von 42 Arten von Conchylien vor, welclie von Wiedenhofer bei Padua gesammelt waren (Verliandl. des zoologiscli-botanischen Vereins in Wie«. 1853. p. 73). Helix planospira wird, noch ganz klein, mit Oel und Pfeffer gelioehl als Leckerspeise vermehrt, auch die Anodontea und Unionen dienen als Nahrungsmittel der Armen.

In den Verhandlungen des siebenbürgisehen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt 1851. p. 14^55 und 62 ist ein Verzeichniss der Land- und Süsswasser-M&Uusken Sie- benbürgens von Bielz, welches in dem damaligen Berichte von mir übergangen war und welches ich hier naehtrage. Es ist ein Auszug aus einem grösseren Weike^ welches Bielz herauszugeben beabsichtigte, von dessen Erscheinen ich bis jetzt noch keine Kenntniss habe.

Es enthält 4 Arion, 3 Limax (daronter L. coerulans neu), 3 Vr- trlna, 1 Ilelicophanta , 4 Succinea (S. minvla neu), 43 Helix (//. ta~ mellata, aethtjops, cereoßava neu) , 5 Balimas , 1 Achatina , 9 Fupa, 27 Clausilia (C. Bieilii Parr. und regalis Parr. neu), 2 Vertigo, 1 Cyclo, Stoma, 2Carychium, 16 Planorbis (tenerrimus und simitis nea), 12hinrr- naeus, 2 Physa, 1 Paludina, 1 Valvata, 1 Nerilina , 1 Lilhoclyptus (te- uer neu), 1 Ancylus, 5 Anodonla, 7 Unio, 3 Cyclas, 5 Pisidium.

S. Ratchinsky hat (Bull, de la Soc. imper. des Na- luralisles de Moscou 1853. p. 232) ein Verzeichniss der Schnell- ken entworfen, die er während der Jahre 1850 bis 52 in den Gouvernements von Smolensk und Moscau beobachtet hat. Es enthält 44 Arten. Davon gehören 5 Arten der Umgegend von Moskau, 12 dem Gouvernement Smolensk ausschliesslich an, 27 sind an beiden Fundorten beobachtet.

Belke (Bull, de la Soc. imp. des Naturalistes de Mos^ cou 1853. p.425) nennt als in der Umgegend von Kamieniec vorkommend 7 Muscheln und 21 Schnecken in zusammen 9 Gattungen.

WalurgeschicMc der Mollusken während des Jahres 1853. 153

Ein Verzeichniss serbischer Schnecken veröfTenllichte Pfeiffer in der Zeilschrift f. Malak. p. 185. Es enthält 31 Arten und darunter eine neue.

Asien. Ein kleines Verzeichniss von Schnecken aus Sibirien legte Pfeiffer Zeitschr. f. Malak. vor. Es enthält 12 Arten und darunter eine neue, die von Frivaldszky inPest, der dem Verf. diese Zusendung machte, benannt worden ist; sie ist unten namhaft gemacht.

Einige neue Conchylien aus Syrien beschrieb Bour- guignat im Journ. de Conchyl. IV. p. 69. Sie sind unten genannt.

In Layard's Ramblcs in Ceylon, welche in Annais XI. p. 224, 302, 386 erschienen sind, finden sich auch viele Be- merkungen über die dort lebenden Mollusken eingestreut, wel- che einzeln in den Bericht aufzunehmen nicht möglich ist.

Benson beschrieb ib. XII. p. 90 achtzehn neue Arten Landschnecken, die Layard in Ceylon gesammelt hat^ welche unten namhaft gemacht sind.

Metcalfe zählte 38 Mollusken-Arten von Borneo auf, unter denen viele neue (Proceed. zool. soc. 1851. Febr.; Annais XI. p. 67).

Africa. A. Morel et lieferte ein Verzeichniss der Land- und Süsswasser-Mollusken Algeriens. Journ. de Conch. IV. p.280.

Es enthält 3 Limax, 1 Parmacella, 1 Teslacella, 64 Helix, 6 Bu- limus, 7 Glandina , 6 Pupa , 1 Succinea , l Caryrhium , 2 Auricula, 10 Fianorbis, 2 Lymnaea, 2 Physa, 4 Ancylus , 2 Cyclosloma, 7 Paludina, 2 Neritina, 1 Älelania, 2 Melanopsis, 1 Anodonla , 4 Unio, 2 Pisidiura. l)ie in Europa verbreitelen Gattungen Clausula , Balea, Vitrina, Acrae, Pomalias und Valvafa fehlen gänzlich. Etwa ein Drittel der Arten ist dem Lande eigenthümlich. 27 Arien gehören der ganzen Küste des Miltelmeeres an, 15 gehören der westlichen, 14 der östlichen Region an, 33 erstrecken sich bis ins mittlere Europa, 42 sind Algerien eigen- thümlich. Die ganze Summe beträgt 131 Arien.

Derselbe verzeichnete 5 Arten der Galtung Helix von Marocco, welche Coquand daselbst gesammelt halte. Eine darunter ist neu. Journ. de Conch. IV. p. 138.

Der Botaniker Joh ann Anton Sc hmi d l sammelte auf einer der Cap Verdischen Inseln, St. Vincent, eine Anzahl

154 Troschel: Ocrichl über die Leistungen in der

Conchylien, welche M e n k e in Zeitschr. f. Malak. p.67 als einen Beitrag zur Fauna dieser Inseln aufzählle und mit kri- tischen Bemerkungen begleitete. Mehrere neue Arten sind darunter, und werden unten namhaft gemacht.

America. William Stimpson hat in den Smith- sonian contribulions to knowledge Vol. VI eine Synopsis of the marine Inverlebrala of Grand Manan, or the region about the mouth of the bay of Fundy, New Brunswick verölTent- lichl. Darin ist auch ein Abschnitt den Mollusken gewidmet.

Es werden einige Tunicalen namhafl gemacht, die Voil'. in Bost. Proc. IV, beschrieben hal ; ihnen folgt 1 l5rachiopode, 43 Lamellibran- chiaten, unler denen 1 neu, 56 Prosobranchialen, 5Teclibranrhialenj 11 Kudibranchiaten mit 6 neuen Arten und l Cephalopode. Einige neue Arten sind auch abgebildet. Die neuen Arten sind unten aufgeführt.

Ein Verzeichniss von 14 Conchylien von C. B. Adams findet sich in Marcy's Exploration of the Red River of Loui- siana p.253. Ihm sind ib. p, 255 zehn andere Arten von Shumard hinzusefüjjl.

Eine ganze Reihe von neuen Conchylien aus dem Golf von Californien und von der Westküste Mexicos und Califor- niens findet sich durch Gould in Boston Journ. nat bist VI. p. 374 beschrieben und abgebildet. Manche derselben hat Verf. schon früher in den Proceedings der Boston Soc. aufgestellt. Die hier zuerst publicirten sind unten namhaft gemacht.

Im Journ. de Conch. II. p. 422 ist ein Verzeichniss der Conchylien von der Insel Guadeloupe von Beau bekannt ge- macht. Hierzu findet sich in derselben Zeilschrift IV. p. 413 ein ziemlich artenreicher Nachtrag.

Die vierte Lieferung von Felipe Poey Memorias sobre la historia natural de la isla de Cuba. Habana 1853. enihält die Beschreibung und Abbildung einiger neuen Heliceen. Lei- der kenne ich das Werk nur aus einer Anzeige in der Zeit- schr. f. Malak. p. 181. Die neuen Arten kann ich nach die- ser Anzeige unten namhaft machen.

Ueber das Vorkommen einiger Mollusken in der Algo- don-Bay in Bolivien findet sich eine Notiz von v. Bibra in den Denkschriften der Wiener Academie 1852. p. 107.

Nalurgescliichte der Mollusken wahrend des Jahres 1853. »55

Cephalopoda.

H. Müller hat in Messina ünlersuchungen an Ceplia- lopoden angestellt, die sich auf die meisten Organe in histo- logischer Hinsicht beziehen; darauf geht Verf. zu einer wei- teren Erörterung der mit Heclocolylus- Armen versehenen Cephalopoden-Männchen über (Zeitschr. für wissensch. Zoo- logie IV. p. 3373. Es kann wohl bei der Verbreitung dieser Zeitschrift auf die Abhandlung selbst verwiesen werden.

lieber die Hectocofylen findet sich auch ein Aufsatz von Panceri, der namentlich eine kurze historische Darstellung der Entdeckungen über diese Organe enthält (Giornale di Mala- cologial. p. 72. 138).

Von einer grösseren Abhandlung: Fragmens sur les or- ganes de la gcneration de divers animaux par Duvernoy bezieht sich das vierte Fragment (Mem. de i'Acad. des sc. de rinstitut de France Tome. XXllI. 1853. p. 215) auf die Spermatophoren in Sepiola Rondeleti und Loligo subulata.

Das erste Kapitel bildet eine historische Einleitung; im zweiten w^erden die Spermatophoren der genannten beiden Arten beschrieben, und mit denen der anderen Cephalopoden verglichen ; im dritten wer- den die männlichen Geschlechtsorgane der Gattungen Octopus , Sepia, Loligo und Sepiola beschrieben, und Verf. weist nach, dass Sepia und Octopus in Btlreir dieser Organe mehr Verwandtschalt zeigen , als mit Loligo und Sepiola, die unter sich wieder mehr mit einander überein- slimmen ; in dem 4. Kapitel endlich wird von der Zusammensetzung der Spermatophoren durch die verschiedenen Organe, aus denen der männliche Geschlechtsapparat der Cephalopoden besieht, gehandelt, und von ihrer Zersetzung im Wasser und im Augenblick der Annäherung beider Geschlechter. Die Tafeln 6 9 gehören zu diesem vierten Fragment.

Burnet l hat den Farbenwechsel an Loligo illecebrosa beobachtet, und meint, er hänge nicht allein von dem Pig- ment, sondern auch von dem zwischenliegenden Gewebe ab (Proc. Boston Soc. IV. p. 252}.

Ueber die Mundlheile der Cephalopoden hat Referent in diesem Archiv p. 1 eine Millheilung gemacht.

In einer Abhandlung von Vintschgau „Ricerche sulla slrutlura microscopica della Retina etc, ist auch ein Abschnitt über die Retina

156 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

der Ccphalopoden enthalten. (Sitzungsbeiiclite dtr Wiener Academie XI. p. 9C8).

In einem Aufsatze über die Nautiliden (Palaeonlogra- phica Vol. III. p. 121) von L. Saemann, der sich freilich hauptsächlich auf die fossilen Formen bezieht, lässl sich Verf. auf eine ausführliche Erörterung über die Functionen des Sipho bei den vielkammerigen Cephalopoden ein.

Er bespricht die Hypothesen der verschiedenen Schriftsteller (p. 123 129). Er erkennt eine statische Function des Sipho an (p. 124), indem zur Möglichkeit der Erhebung des iMantels von der Schei- dewand nüthwendig Luft aus den Kammern treten müsse, und dies be- werkstellige der Sipho. Ausserdem müsse aber der Sipho auch eine organische Function haben, und diese sieht er in der IlaH'schen Theo- rie, nach der die iniuren Hölircn des Sipho als eine Art von Gebär- mutter zu betrachten seien, in denen das Ei seine Eiitvvickelungspha- sen duchmacht. Hall fand nämlich in zahlreichen Exemplaren seiner Gattung Endoceras kleine Exemplare im Sipho der grösseren , wie Wahlenberg schon früher bei ürthoceratiten (p. 155). Beachtens- werlh ist ferner die Bemerkung, dass der Sipho stets an der Bauch- seile des Thieres liege , und dass die scheinbar verschiedene Lage des Sipho nur davon abhänge , ob die Schale über die Rückenseite oder die Bauchseite des Thieres aufgrollt sei (p. 139). Verf. führt daher eine neue Bezeichnung ein, indem er die Einrollung, welche die Bauch- seile des Thieres aussen erscheinen lässt „exogastrische Spirale" nennt, „endogaslrische," Avclche über die Bauchseite eingerollt ist (Spirula).

Coplialophora,

In Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1853. I. p. 29 findet sich eine Abhandlung von Hux- ley: On Ihe Morphology of the Cephalous Mollusca, as illu- strated by the Anatomy of certain Heteropoda and Pteropoda collected during the Voyage of H. M. S. Rattlesnake.

Im ersten Theile dieser Abhandlung schildert Verf. die Anatomie von Firoloides (die Art scheint, so sagt der VerL , identisch mit F. Desmarestii Eyd. Soul, und Atlanta (scheint idenliscb mit A. Lesuerii Eyd. Soul.). Im Einzelnen muss auf die Schrift selbst verwiesen wer- den, Verf. hebt folgende Punkte als wichtig hervor: 1) der üarm ist nach dem Rücken gebogen , oder gegen die Seite, an welcher das Herz liegt; die Eingeweidemasse liegt unter und hinter dem letzten Theile des Wahrungsschlauches , man kann sie ein Postabdomen nen- nen. 2) Atlanta ist prosobranchiate, Firoloides ist weder opisthobran- chiate noch prosobranchiate. 3) Der Fuss besteht bei Atlanta aus 3

Nalurgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 157

Theilen, dem Propodiuin, Mesopodium und iMetapodium; von diesen ver- schwindet das Mesopodium bei Firoloides ganz, und dvis Metapodium wird sehr rudimentär. 4) Die Gehörorgane sind mit den Kopfganglien verbunden. 5) Die Thiere sind gelrennten Geschlechts.

Die darauf folgende Anatomie der rteropoden wird kürzer und mehr aligemein behandelt. Verf. scheint hier weniger Material ge- habt zu haben. Er hebt schliesslich hervor: 1) Der Darm ist nach der Bauchseite gebogen ; die Eingeweidemasse liegt über und vor dem After, sie mag Abdomen genannt werden. 2) Einige Pteropoden sind prosobranchiale, andere intermediate, andere opislhubranchiate. 3) Der Fuss besieht aus 4 Theilen , von denen drei , das Propodium, Mesopo- dium und Wetapodium, wie bei den Heteropoden gefunden werden ; ein vierter, das Epipodium, ist bei den Meteropodcn nicht vorhanden. Alle diese Theile lassen sich bei Pneumodermon und Euribia unterscheiden, während alle bis auf das Epipodium und .Metapodium, bei Cleodora ver- schwunden sind 4) Die Gehörorgane sind mit den Pussganglien ver- bunden. 5) Die Pteropoden sind hermaphroditisch.

In einem zweiten Abschnitte wird die IMorphologic der Schnek- ken im Allgemeinen behandelt. Die Heteropoden und Pteropoden bil- den gleichsam die entgegengesetzten Pole der Enlwickelung des Ur- lypus der Schnecken. Mach einer Betrachtung der äussern Organe geht Verf. zu den iunern über, und bespricht das Kervensystem , das Ge- fässystem, das Ernährungssyslem und namentlich die Älundtheile und das Renalsystem.

Meieropoda.

Ein Organ der Heteropoden und Pteropoden, das bei er- sleren zwischen Herz und Kiemen, bei letzteren am Herzen im Hinterlhcile der Leibeshöhle liegt, die poche pyriforme Souleyel's, hat Gegen baur so gedeutet, als diene es dazu dem Blute gewisse Mengen von Seewasser beizumengen, und sei mithin eine Art Respiralionsorgan. Die Deutuno- J. Mül- ler's (Monatsber. der Berliner Acad. 1852, p. 599), dieses Or- gan sei die Niere, wird vom Verf. verworfen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie IV. p. 335.

In derselben Zeitschrift V. p 113 beschreibt Verf. dies Organ etwas näher, und hat seine Meinung über seine Fun- ction in etwas geändert. Er nennt es ein nierenartiges Ex- cretionsorgan, will ihm aber auch die Besorgung von VVas- seraufnahme zuschreiben. Hier schliesst sich eine Bemer- liung über die Circulationsverhällnisse der Pteropoden an.

158 troschel: IJcrlcht über die Leistungen in der

Leuckart hat in diesem Archiv 1853. I.p. 253 darauf hing-edeulet, der Bauchsaugnapf bei Firola und Firoloidcs nur den Männchen zukomme*

Gasieropoda.

A. Schmidt hat sich nun auch überzeugt, dass die Zungen der Schnecken für die naturgemässe Classification von Wichtigkeit seien. Er giebt einige Notizen über das Gebiss der Heliceen und der Cyclostomaceen. Zeitsch. f. Malak. p. 39.

lieber die Zähne der Lungenschnecken hat auch J. E. Gray in den Annais XII. p. 329 einige Beobachtungen nie- dergelegt.

Von mehreren Arien sind die Zähne in Holzschnitt ahgehildet, namentlich Testacellus, ohne Angabe, von welcher Species, Achalina faiica, Amicula ohne Bezeichnung der Species, Amphihola nuxavellana, Siphonaria ohne Bezeichnung der Species, und Cyclophorus Inca. Eine spätere Bemerkung desselben Verf. über Testacellus und Glandina vgl. ib. p. 478.

Schroeder schrieb eine Inaugural- Dissertation de MoUuscorum Gasleropodorum oculis et visu. Berolini 1853.

lieber die Verschiedenheiten der Eiweissdrüse (Torgane de la glaire [leslicule Cuv.]) bei einer grösseren Zahl von Land- und Süsswasserschnecken hat Saint- Simon Beob- achtungen im Journal de Conchyliologie IV. p. 7 niedergelegt.

Derselbe machte ib. p. 113 Bemerkungen über den Ta- lon des Eiweiss-Organes bei Helix und Zenites bekannt. Die- ses Organ liegt neben dem Eiweissorgan , und wurde von G r a t i 0 1 e t „organe ejaculatoire accessoire du canal deferent,« von Moquin-Tandon „talon" genannt, Verf. glaubt, es diene den Theil des Vas deferens , welcher in das Eiweissorgan dringt, schlüpfrig zu machen.

Petit bildete eine sehr wunderliche Verschmelzung einer Helix aspersa mit einem Limnaeus stagnalis ab, Journ. de Conch. IV. p.409. pl. 13. flg. 5. 6.

lieber die organischen Missbildungen der glatten Schnek- kenschale machte G. 0. Piper in diesem Archiv eine Mit- theilung.

Pulmonata operculata,

Cyclosiojnacea. In den Annais of nat. hisl. XI. wurden

Nalurgeschichle der Mollusken während des Jahres 1853. 159

mehrere neue Arien der Gattung Cyclosloma aufgeslelU : von Met- calfe p. C8 C. Borneensis, undalum, lenuilabiatum von ßornco ; von 13 e n s 0 n p. 106 C. orophilum von Ceylon , liricinclum und orbiculalum von Weslauslralien ; ferner p. 285 C. lersum und SJilivm von Musmai

in Bengalen. Petit stellte im Journ. de Conch. p. 3Ö0 auf: C. Be*

lairi und Macareae von Madagaskar, Beauiana von Guadeloupe.

Cyclopkorus Parapsis Benson ist eine neue Art von Ceylon. An* nals XII. p. 9ö.

Bensön suchte zu zeigen, dass die Schwiele an der Kahl sei^ ncr neuen Ait aus der Gray'schcn Gattung Alycaeu?, A, Urnula, allen Arten der Gattung zukomme, und unter die Galtungscharaklere aufzuneh- men sei, wo CS anstatt „sutura profunda simplex" heissen müsse : „su- tura profunda callum retroversum magniludinis variabilis gerens." Das Thier hat zwei mittelmässige, cylindrische Fühler, mit stumpfen Gipfeln, und mit den Augen hinten an der Basis; die Augen sind schwarze Punkte ; der Fuss kurz, hinten die Schale nicht überragend, einen kal- kigen, etwas concaven , vielspiraiigen Deckel '.lagend. Die neue Art stammt vom Himalaya. (Annais. XI. p. 283).

Calaidus Ausletiianus uud decorns sind zwei neue Arten von Ceylon, welche Benson Annais Xll, p. 06 aufstellte.

Benson spricht sich Annais XI. p. 433 sehr entschieden gegen das Vorhandensein eines Deckels bei der Gattung DipIo;amatina aus, die demnach zu den deckellosen Lungenschnecken gehören würde. Dagegen behauptet J. E. Gray ib. Xli. p. 9., der Deckel sei dennoch vorhanden, und Benson habe ihn nur übersehen. Eine neue Art dieser Gattung Z)/p/om?Hati«a ßensoni stellte A. Adams Proc. zool. soc, 1852. INovember auf.

jimpullariiicea. Ampullaria eximia Dunker ist eine sehr grosse neue Art von Venezuela. Zeitschr. für Malak. p. 93.

Ctenobranchiata,

J. E. Gray lieferte (Proc. zool. soc. 1853. p.32; An- nais XI. p, 124) eine Einlheilung- der Kammkiemer in Grup- pen und Familien, die sich auf die Verschiedenheiten der Mundlhcile gründen. Er theilt die ganze Abiheilung in 2 Un- terordnungen, je nachdcni die Schnecken einen vorslreckba- ren Rüssel oder eine Schnauze haben.

I. Proboscidifera.

A. Hamiglossa. Zähne auf der Zungenmenibran in drei Rei- hen, der mittlere gross, die äusseren beweglich (versatile). Farn. : Mu- ricidae, Buccinidae, Olividae, Lamellariadae.

160 T rösche 1: ßeiicht über die LeislUDgcn in der

B. Odontoglossa. Zähne in drei Reihen^ der niilllcre ge^ krümmt, an der Spitze gezähnt, die seillichen nicht beweglich (versa- lile). Farn. : Fasciolariadae, Turhineilidae.

C. Rhachiglossa. Zähne in einer einzigen mittleren Reihe, häufig gezähnt. Fam. Voiutidae,

D. Toxoglossa. Zähne in zwei seillichen Reihen, lang, pfrieni- förmig. Fam. : Pleurotomidae.

E. Taeniog lo SS a. Zähnein sieben Reihen, der nulllere meist gezähnt, die seitlichen in drei Reihen, convergirend, der innere häufig breit, die beiden äusseren pfriemförmig, beweglich. Fam.: Doliidae, Tritoniadae, Scylotypidae, Velutinidae, Naticidae.

F. P teno glossa. Zähne in vielen Reihen, zahlreich, gleich. Farn.: Cassididae, Scalariadae, Actconidae.

G. Gymno glossa. Zähne und Zungenmembran rudimentär oder fehleiäd. Fam.: Acusidae, Tyramidcliidae, Architectomidae.

11. Ros tri f era.

A. Gymno gl 0 SS a. Keine Zungenmembran und Zähne; kein Deckel. Fam.: Cancellariadae.

ß. Toxoglossa, Zwei seitliche Reihen langer pfricmförmiger Zähne. Fam.: Conidae.

C. Digitig lossa. Zähne in 7 Reihen (oder viellt^ichl 5?), die mittleren Zähne dreieckig, gekrümmt, dieizähnig; die seitlichen Zähne convergirend, der innere conisch , zurückgebogen , die äusseren gross, breit, oval, mit zahlreichen langen, linienlörniigen , gleichen, gebogenen Fingerforlsätzen am Oberrande. Fam. : Amphiperasidae.

Ü. Taenio glossa. Zähne in 7 Reihen, die mittleren breit, die seitlichen convergiiend , die inneren oft breiter, die äusseren conisch mit Ausnahme der Viviparidae. Fam. : Cypraeadae , Fediculariadae, Aporrhaidae, Strombidae, Phoridae, Ampullariadae , Viviparidae, Ris- soellidae, Littorinidae, Planaxidae, iMelaniadae, Vermetidae, Vanicoroi- dae, Valvatidae, Caecidae, Truncatellidae, Capulidae, Calyptraeidae.

Krohn beschrieb einen neuen Gastropoden, dem er den Namen Echinos pira diaphana verlieh, und den er in der Meerenge von Messina fing, in unserem Archive 1853» p. 223. Die Schale ist daselbst Taf. XI. Fig. I und II abgebildet. In dieser Mitlheilung ist über die systematische Stellung der Galtung nichts Näheres gesagt; aus der An- deutung über die Kieme scheint jedoch hervorzugehen, dass diese Schnecke zu den Kamrokiemern gehöre.

T aenio glo s sala.

Potaniopltila. Diese Familie erhielt einen Zuwachs an fol- genden neuen Arien :

Naturgeschichte der Moilusken während des Jahres 1853. 161

Bei Küster I.e. Valvaia alpestris Blauner in lit. aus der Schweie^ V. Bocconi Calcara in lit. von Palermo.

Bei Küster 1. c. Paludina acicula Held, in lit. aus dem süd- liehen Bayern, sordida von Algier, naiolica von Brussa in Natolien, ct- rescens aus UalmalieU) curta aus Alontenegro, Kulschigii aus Daltnatien, macrostoma von Athen, Hohenackeri und insubrina Charp. in lilt., so wie mehrere Arten von Farreirs ohne weitere Citate. P. Hamilloni JHetcalfe von Borneo Annais XI. p. 70. Eine Varietät von Pal. Iher-- malis, die als Var. IFicdcnÄo/cri bezeichnet wird, ist Frauenhofer ge- neigt, für specifisch verschieden zu halten ; sie hat bauchigere Windun^ gen und lebt in kaltem Wasser. Verh. d. zool. - bot. Vereins in Wien 1853. p.73.

Den drei bekannten Arten der Gattung Nematura Bens, fugte A. Adams drei neue hinzu: N. oUtacea, glabrala und puncliculata. Xn-. nals XII. p. 284.

Melania circumslriala und subsuluralis Metcalfe von Borneo. Annais XI. p. 70. jl/. Guatjaquilensis Petit Journ. de Conchyl. IV. p. 157. pl. 5. flg. ö. il/. HerkloUi und Tcmminckiana (fälschlich Theniinckiana ge- geschrieben) Petit von Java Journal de Conch. p. 253 pl. 7. Auch M. glans V. d. Busch ist hier wieder abgebildet, um ein Beispiel der grossen Formverschiedenheit in dieser Gattung zu geben. M. mu^ cronala und pontificalis v. d. Busch Zeitschr. f. Malak. p. 177 ; letztere soll in Borneo leben.

Ueber die Anatomie von Melania fasciolala gab Raymond eifle Koliz Journ. de Conch. IV. p. 33.

Petit machte eine Mittheilung über die Gattung Pachychitus Lea (vergl. den vor. Bericht p. 108), die er nicht ganz für gattungsberech- tigt zu halten geneigt ist, und bildet pK 5, Hg. 7 Worelet's Alelania In- dorum als hierhergehörig ab. Journ. de Conchyl. IV. p. 158.

Lovell Reeve gab die Diagnosen von 17 neuen Arten der Galtung Paludomus. Proc. zool. soc. 1852. Decsmber.

liittorinacea. An neuen Arten ist auch diese Familie be^ reichert :

LUlorina albicans Metcalfe von Borneo. Ännals XI. p. 70. Skenea MöUeri Philippi bei Küster I. c. von Grönland.

Lacuna borealis von Island , arctica von Grönland , Thorpeanä si-nd neue Arien von Philippi bei Küster 1. c. L. carinifera A. Adams von Borneo Annals XII. p. 283.

W, Clark beschrieb das Thier von Rissoa rubra, und will daraus eine besondere Gattung Barleea bilden. Annals XII. p. lOÖ.

Rissoa bella und elegans Adams Proc. zool. soc. 1851. November.

W. Clark beschreibt die Thiere von Truncatella Montagui Lowe Archiv f, NÄturgPsch. XX. Jahrg. 2. Bd. L

162 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

und T. lillorea Delle Cliiaje , die wohl beide zu Rissoa gehören (An- nais XII. p. 4).

Odostomia gravida von Sanla Barbara und achales von JMazallan Gould Boston Journal VI. p. 384.

A. Adams slelUe 18 neue Arten der Gattung Bissoina auf. Proc» zool. Soc. 1851. November und Ueccmber.

Petit de la Saussaye verzeichnete die 9 bekannten Arten der Gattung Modulus, und fügte ihnen eine zehnte jil. Candidas hinzu« Journ. de Conch. IV. p. 132. pl. 5. (ig. 11. Hl. dorsuosus Gould von Acapulco. Boslon Journal VI. p. 383.

Turrilella fusco-cincla Petit Journ. de Conchyl. IV. pl. 11. fig 3: von Java.

Mesalia striata und decussata Adams sind 2 neue Arten von den Philippinen. Proc. Zool. soc. 1851. Deceniber.

Eine kurze Bemerkung über die Verwandtschaft der Gattung Egiisia, und namentlich E. Cumingii von Petit findet sich Journ. de Conchyl. IV. p. 205.

Solarium hicarinatum Philippi bei Küster 1. c. von China.

ÄlacAndrew hat an, der Küste von Madeira, wie Gray in den Annais XI. p. 260 millheilt, die Bifronlia Zanclaea Phil, im leben- den Zustande aufgefunden. Sie hat einen hoch konischen Deckel, mit einem spiralen Stiel wie die Galtung Torinia (Solarium varicgatum Lam.), was die Verwandtschaft mit Solarium bestätigt.

Pyramidellacea. ^eue Arien sind: Pyramidella juetula und aclis A. Adams von den Philippinen. Annais XII. p. 283 und

Chemnitiia tenuicula und torquata Gould von Santa Barbara. Bo- ston Journal VI. p. 383.

Eine sogenannte Monographie der Gattung Monoptygma Lea lie- ferte Arthur Adams, indem er der typischen Art fll. striata Gray noch 10 neue hinzufügte: M. fulca , granulala, laula ^ amoena, casla, speciosa , spiralttf tenellay slylina, suturalis meist von den Pliilippinen. Annais XII. p. 281.

Kuliniacea. Arthur Adams beschrieb Proc. zool. soc. 1851. December 14 neue Arten der Gattung Eulima.

Capulokdea. Neue Arten : Crepidula explanata Gould. Bo- ston Journal VI. p. 377 von Californien. C. slrigellala Dunker Zeitschr. f. Malak. p. 111.

Verinetacea. Schmarda machte eine Notiz über die Ent- wickelung von Vermetus gigas in den Denkschriften der Wiener Aca- demie 1852. p. 135 bekannt, und bildete die Embryonen mit der aus zwei Windungen bestehenden Schale ab. Das Segel, die Augen (soll- ten dies nicht die Ilörbläschen sein?), Anlage zu den Fühlern waren sichtbar.

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 163

!¥aricac€>£i- Eine neue Art: Karica ovoidca Gould von Ma- zatlan. Uoston Joiirn. VI. p. 3SÖ.

§i«^2irefBnsi,. Clark fasst die Gattungen Janlhina, Scalaria, Kaliea , Lnniellaria und Velulina in eine Familie Peloridae zusam- men, \vas vulli^ unhaltbar ist. Er beschreibt die briuischen Arten die- ser Gattun;^en (Annais XI. p. 44).

An neuen Arten wnrden in dieser Familie aufgestellt: von Phi- li[)pi iVoc. zooL süc. 1851. July, Annal XII. p. 287 : Nalica calenata, Jncei, inleincrata , caribaea, xreslal'ts und fomum] von Becluz im Journal de Chonh. IV. : N. Taslei von iMazallan p. 53. pl. 2. fig. 11. 12, N. Moqniniana pl. 5. fig. 9. 10, A^ crenala p. 320 von den Philippinen.

Sigarelus debilis Gould aus dem Goli von Californien. Boston Journal VI. p. 379.

VelMtfinacea. A.Adams beschrieb Annais XII. p. 283 zwei neue Arten: Velulina SUkensis von S'ükn und Oium fusca von Benguela.

Marseniacea. Eine schöne Monographie dieser Fa- milie erschien im 3ten ßando der 5. Reihe der Kongl. Danske Vidcnskabcrncs Selskabs SkriOer: Bidrag lil en Monographi at Marseniaderne^ en Familie af de gastraeopode Mollusker, en crilisk, zoolomisk , zoologisk Undersögelse af Rudolph Bergh.

Den ersten Abschnitt bildet eine historische, einleitende lieber- sieht p. 3 19; den zweiten die anatomische Untersuchung p.23 71; der drille behandelt das Zoologische. Verf. unterscheidet 3 Gattungen : 1) Marsenia mit innerer gewundener Schale, mit zwei Untergattun- gen: a. Marsenia Leach , 31anlel vorn ausgcrandet nicht vorgezogen, Augen sitzend, Penis zusammengedrückt, sichelförmig, Fuss breit (17 lebende und 1 fossile Art) ; b. Chelyonohis Sw. Mantel vorn in der Alilte vorgezogen, Augenstiele, Penis rund an der Spitze verdickt, Fuss schmal (4 Arten). 2) Onchidiopsis Beck, mit innerer, nicht gewundener Schale (2 Arten). 3) Marse7iitia Gray Schale grossen- theils äusserlich, gewunden. Bei Marsenia (Corioctlla) ist die Zunge mit nur 3 Plaltenreihen bewaffnet , während deren in den beiden an- deren 7 vorhanden sind. Als eigentlich neu ist nur eine Art Mar" senia zonifera hervorzuheben. Auf 5 Tafeln sind die anatomischen Ver- hältnisse und d,e Schalen abgebildet. Beiläufig sind auch die Zungen- bewaffnungen von Strombus gibberiilus und Palclla monosticta bildlich dargestellt.

CeritB&iacea. Auch diese Familie erhielt einen reichen Zu- wachs an neuen Arien: Ceriihium utiicarinalum Melcalfe von Borneo. Annais XI. p. 70 ; C. scabricosla Dunker Zcitschr. f. Malak. p. 110.

Arthur Adams beschrieb 69 Arten der Gattung Triforis Prüc.

164 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

zool. soc. 1851. December ; und 7 Arien der Gattung Planaxis ib. No- vember.

Toxoglossala.

Conina. In einem kleinen Aufsatze „über den Kopf der Gattung Conus" Annais XII. p. 176 behauptet J. E. Gray, es sei ein vorslreckbarer Rüssel vorhanden, der jedoch anders organisirt sei, als gewöhnlich, so dass er zu seinen beiden Gruppen Proboscifera und Roslrifera eine dritte fügt^ der er den Namen Toxifera beilegt.

Neue Arten : Conus ratus und comptus von Santa Barbara, C. jjusillus von IMazatlan Gould Boston Journal VI. p. 387. C. Reclu- zianus Bernardi Journ. de Couch. IV. p. 148. pl. 6. fig. 6 von China.

Rhachiglossata.

Seitdem ich mich überzeugt habe, dass auf das Vorhandensein eines vorslreckbaren Rüssels nicht ein so hoher Werlh gelegt werden darf, Avie ich es früher annahm, indem auch viele Taenioglossaten ei- nen solchen besitzen, muss ich den früher von mir angewendeten Na- men Proboscidea aufgeben und wende dafür den Namen Uhachiglossata, Schmalzüngler an, indem hier höchstens drei Längsreihen von t'latteti auf der Ueibmembran stehen. Diese Gruppe umfasst die drei von Gray aufgestellten, Hamiglossa, üdontoglossa und Rachiglossa, welche ich nicht trennen kann, und von denen leider kein Name so recht auf alle drei anwendbar ist.

Tolutacea* J. E. Gray hatte Gelegenheit das Gebiss von mehreren Arten der Galtung Älilra zu untersuchen. M. groenlandica hat eine Reibe Platten , episcopalis, adusta , Ticaonica und cucumerina haben drei Reihen mit breiten Seitenzähnen wie Kasciolaria, cafTra hat drei Reihen wie iMurex undBuccinum, W. (Cylindra) Daclylus scheint der ZungenbewalTnung ganz zu entbehren. Das weist auf eine Zer- spaliung der Gattung hin. Marginella quinqueplicata hat eine Reihe Platten, ebenso Volula Vesperlilio. (Annais XIL p, 129).

Arthur Adams charaklerisirlc 52 neue Arten der Gattung Slilra aus Cuming's Sammlung Annais XIL p. 48; Proc. Zool. Soc. 1851. May). Mitra Marquesana Xdams ib. November. M. Rollandi Ber- nardi Journ. de Couch. IV. p. 67. pl 2. fig. 6. 7. M. Grelloisi aus dem stillen Ocean und Caledonica von Neu-Caledonien sind ib. p. 247 von Recluz beschrieben und auf pl. 7 abgebildet.

Eine neue Gattung Pachybathron in der Nähe von Margi- nella gründete Gaskoin Annais XL p. 356. Sie hat eine kurze Spira, gleicht im ganzen Ansehn Marginella und hat eine enge lange Mün- dung mit gezähnter Aussenlippe und starken zahlreichen Querfalten auf

Nalur^schichlc der Molluslien während der Jahres 1853 165

der Spindclwulst. Die beiden neuen Arten P. cassidiforme von der Insel St. Vincent und P. marginelloideum von Westindien sind abge- bildet.

Bei dieser Gelegenheit beschrieb V erf, auch drei neue Arten der Gattung Marginella, M. albina von Australien, Albamjana von Albany an der Ostküste von Afrika und rufula. M. Vautieri Bernardi Journ. de Conch. IV. p. 68. pl. 2. fig. 13. 14. M. Beyerleana Ber- nardi ib. p. 149. pl. 5. fig. 15. 16. M. Lefevrei Bernardi ib. p. 360. pl. 12. fig. U. 12. M. Martini Veiit ib. p. 367. pl. 11. fig. 8 von Rio Janeiro.

Erato leucophaca Gould Boston Journal VI. p. 3S6 von Santa Barbara.

Olivacea. Neue Art: Ancillaria lincolata A. Adams Proc. zool. SOG. 1831. November.

]?Iitricea. A. Adams beschrieb an demselben Orte 19 neue Arten der Gattung Murex. M. Moqulnianus üuval Journ. de Conchyl. IV. p. 2(J3. pl. 5. fig, 4 ist eine neue Art vom westlichen Afrika.

Triton Cantrainei Recluz Journ. de Conchyl. IV. p. 246. pl. 8. fig. 10 von Guadeloupe.

Canalifera. Turbinella dubia l'elit Journ. de Conchyl. IV. p. 75. pl. 2. fig. 9. 10 von ßahia.

Fusus ambuslus Gould von Mazatlan Boston Journal VI. p. 385. F. Couderti Petit Journ. de Conchyl. VI. p. 76. pl. 2. fig. 8. von China. P. Couei Pelit ib. p. 249. pl. 8. fig. 1 von Mexico.

Ptjrula Eugeniae Bernardi Journ. de Conch. IV. p. 305. pl. 7. fig. 1 von China ist eine neue Art, welche viel Verwandtschft mitP. Ma- vae Gray hat. Indem Roland du Roquan eine in dieselbe Gruppe gehörige Art P. fusiformis, welche Chenu 1847 in seinem kleinen Traile de Conchyliologie ä l'usage des gens du monde abgebildet, aber nicht beschrieben hat, ib. p. 405 nach einem Exemplare seiner Samm- lung beschreibt, fügt er die Synonymie von Pyrula Mavae hinzu, die zuerst von d'Argenville 1757 abgebildet wordep war.

Eine Alonographie der Gattun;^ Fulgur Älontf. (Pyrula Lam. z.Th.) von T. A. Conrad findet sich in Proc. Philad. VI. p. 316. Nach Auf- zählung von 14 fossilen Arten folgen die lebenden F. carica, canali- culatum , perversum, pyrum, candelabrum , gibbosum mit den wich- tigsten Synonymen.

In einer Synopsis der Gattung Cassidula Ilumph. (Melongena Schum.) zählt Conrad Proc. Philadelphia VI. p. 448 sechs Arten mit den Synonymen auf: C.hippocastanum, melongena, bispinosa, patula, Co- rona und paradisiaca.

Baccinea» Columbella Schrammt Pelit Journ. de Conch, IV.

166 Troschel: Bericht über die Lcislunffcn in der

p. 364. pl. 12. flg. 3. 4. C. plicatulvm Dunker Zcitschr. für RIasak p. 58. von Puerto Cabello. C. Ädansotiii (Le Siger Adans.) und C. rufa Älenke ib. p. 74.

Terebra argnla Gould Boston Journ. VI, p. 380. von Californicn. T. eburnea Dunker Zeitschr. f. Malak. p. 96. T. nodo&o~plicala 4)unker ib. p. 110.

Arthur Adams beschrieb (Annais XI. p. 320 iiiul 411; Pioc. zool. soc. 1851) eine grosse Anzahl neuer Arten der Galtung ^as^a der Cuming'schen Sammlung; nämlich 33 der Untergattung Kassa, 8 vom Subgenus Eione Risse, 37 vom Subgenus Alectrion Monlf., 1 vom Subgenus Tiilonella Adams (Tritonia Fleming), 3 von Subg. Tritia ßisso, 4 vom Subg. Desnjoulia Gray, 6 vom Subg. Acicuüna Adams. JV. semiplicatum , coluniix von Manila und Foriesii sind neue Arten von Dunker Zeitschr, I". i^lalak. p, 58. N. Darwini und scuJplum Dun- ker ib. p. 93.

Petit erkennt im Journ de Conch. IV. p. 235 die Gattung Phos: an, zählt die 28 bekannten Arten derselben auf, und lügt 3 neue Fh. AntiUarum von den Anlilleu, Graleloupiaiius vom Senegal und Bilte- heusU von dir Insel Kouka-Hiva hinzu. Diese neuen Arten sind auch abgebildet

Petit zählt der Gattung Cyllcne Gray l6 Arien zu, unter denen eine C. senegalensis neu. Journ. de Conth. IV. p. 142.

Gould glaubt (Boston Journal VI. p. 406) einen Unlerschied zwischen den Exemplaren des Mittelmeeres und allanlisclien Oceans von Purpura patnla und denen der Westküste Amerika*s aufgefunden zu ha- ben, und nennt die letzleren als besondere Art Purpura pansa. Diese soll kleiner und länglicher sein, die Tuberkeln mehr dornarlig entwik- kelt, ohne den kastanienbraunen Flecken in d^i* Mündung, die linke Lippe soll schmaler, ihr Band bloss wenig heller, nicht weiss wie bei patula, und am Ende spitz sein. P. dentala Alenke Zeitschr. f. Ma- lak. p. 74 von St. Vincent.

Concholepas {Cor all io b ia) ßmhriala A.Adams ist eine Schnecke von den Philippinen, welche von Concholepas durch den Mangel der beiden Zähne am Vordcrtheile der Aussenlippe abweicht, weshalb Verf. sie als ein neues Subgenus betrachtet. Proc. zool. soc. 1852. Kovember.

P t en 0 (jlo ssala.

«f anililni(la.eo Eine neue Gattung Recluzia stellte Petit de Ia Sau8sayc Journ. de Conch. IV. p. 116 auf. Sie ist pclagisch, ^nd soll einen Schwimmapparal wie Janlhina besitzen, weshalb sie in die Kähe dieser Gattung gebracht wird. Die Charaktere sind : Animal pelagicum, magna parte ignolum, Janthinarum affine. Tesla ovalis vel oblonga , bucciniformis , tenuis, sub epidermide fusco-albicans ; spira

Kaiurgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 167

elongala; anfractibus ventiicosis, infimo spirani supcranle ; aperlura ovato-obliqua, ad basin parum eiFnsa, niarginibus disiunclis; labio ob<P liquo, medio subsinuoso ; labro acuto, inlcgro; operculo nullo. Die beiden neuen Arien ß. Jehennei aus dem arabischen Meerbusen und Rollandiana von Mazallan sind abgebildet.

Rhipidiglossala.

IVcritacea. Ncrilina Leconlei von IS'eu-Caledonien, Delesten- nei und Delessertii sind neue Arien von Recluz Journ. de Conchyl. IV. p. 257. pl. 7. und 8. N. retusa und ctjanostoma Morelet ib. p. 372. beide von den neuen Ilebriden.

Nerita antiquata Recluz von den Philippinen und Kcrita (Cli- Ihon) adspersa sind ib. p. 317 beschrieben und abgebildet.

Vroclioidea« Arthur Adams hat in den Proc. zool. soe* iSjl. May Conlributions towards a Monograph of Ihe Trochidae, a fa- mily of Gasleropodous Mollusca geliefert. Daselbst werden folgende Galtungen angenommen: Trochus f^. (7 Arten, 2 neu), Cardinalia Gray (l A), Pyramis Chemn. (2 A. , 2 neu), Tegula Less. (1 A.), Infundibu- lum Monlf. (9 A., 2 neu), Polydonla Schum. (27 A. , 4 neu), Phorcus Risso (17 A, , 5 neu), Clanculus Monlf. (47 A. , 22 neu), Ziziphinus Leach (52 A., 13 neu), Canlhiridus Montf. (13 A., 10 neu), Eleuchus Swains. (11 A. , 2 neu), Bankivia Desh. (3 A. 2 neu), Thalotia Gray (13 A., 6 neu), Monodonla Lam. (34 A., 18 neu), Labio ük^n (27 A.,

6 neu), Chlorosloma Swains. (33 A-5 H neu), Gibbula Leach (34 A., 10 neu), Wonilea Swains. (10 A. , 6 neu), Margarila Leach (23 A.,

7 neu) und Pholina Adams (9 A., 3 neu). Letztere Gattung enthält alle ungenabeltcn Arten von Margarita.

Delphinula Tamsiana Dunker bei Küster 1. c. von Puerto-Ca- bello, pauUa Phil, ib., cingulala Phil. ib.

Fairbank hat in der Kürze das Thier von Rolella nach leben- den Exemplaren beschrieben. Dasselbe ist in Holzschnitt abgebildet, (Annais Lyc. Kew-York VI. p. 35). Auch Gray hat das Thier von Rotella , ohne die Art zu nennen , auf welche sich die Untersuchung eines Weingcistexcmplares bezieht, in den Annais XIL p. 179 be- schrieben.

Globulus (Rolella) auslralis Philippi von Neuholland , parvulus Anton, arliculalus Phil., anguliferus Phil, bei Küster 1. c.

Trochus marcidus, T. picoides sehr ähnlich mit pica , T. (Mono- donla) pyriformis Gould sind californische Arten. Boston Journ. VI. p. 381. T. calvus und senegalensis Wenke Zeitschr. f. Malak. p. 70. Beide stammen von St. Vincent und gehören der Gatt. Osilinus Philippi an; die letzlere ist Le Sari Adans.

Turbo Correensis Recluz Journ. de Conchyl. IV. p. 245. pl. 8, flg. 2 ist eine neue Art von Correc.

168 Troschel: Bericht über die Lebtawjfen in der

Phasianella aelhiopiea von Zanzibar, grata von Madagaskar, eO" Htrnix Koch, slrigata^ amoenula von rieubollaRd,. ßtlgens Koch vonlN'eu- holland, guttata, inconspicua sind Arten von Philippi bei Küster i.e.

l^issiirellaeea* Artb»r Adams stellte eine grosse Anzahl neuer Arten der Gattung Emarginula aus der Samtnlung von Curaing auf, von denen 24 der engeren Gattung En^arginula, 7 dem Subgcnus Clypidina, 5 dem Subgcnus Tugali, und 12 dem Subgenus Subemargi- nula angehören (Annais XI. p. 146, Proc. zool. Soc. T85t. March.

Derselbe bemerkte Annr.ls XII. p. 284, dass die Gattung Ri- mula Defr. gewöhnlich mit Punclurella Lowe confundirl sei , von der sie sich jedoch durch den I^angel der gebogenen Platte im Innern de* Wirbels unterscheide. Den bisher bekannten fossilen Arten fügte er einige neue lebende hinzu: R. exqtiisita, Cumingii, carinala und prfp- innqua von den Philippinen.

Von der Gattung Punclurella gab derselbe ib. p. 256 eine Te- bersicht der 7 Arten, unter denen eine, /'. fastigiata, neu.

Derselbe zählte ib. p. 280 die bekannten 6 Arten der Gal-, lung Scutus Älontf. (Parmophorus Blaiqv.) puf^ undt fügte ihnen eipe ^eue Art. S. an^us^atus hinzu.

Cyclobränchiata,

Acmaeacea* Neue Art: Acmaea paleacea Gould von Santa Barbara (Boston Journal VI. p. 376).

Cliitonidae* Shuttleworlh hat in den ßerner Alillheilun- gen Juni 1853 „üeber den Bau der Chitoniden, mit Aufzählung der die Antillen und die Canarischen Inseln bewohnenden Arien" geschrieben, Verf. beginnt mit einer historischen Einleitung über die Gattung Chi- ton, und giebt dann eine kurze Schilderung des Baues der Schale, wobei besonders hervorgehoben wird, dass im Wantcl, nahe den Val- ven, Poren vorkommen, Avelche Büschel feiner Nadeln tragen. Nach den Verschiedenheiten dieser Poren stellt Verf. drei Gattungen auf, de- nen sich die Gray'schen Gattungen als Sectionen unterordnen:

1. Gatt. Chiton. Mantel ohne Poren. Dahin die Sectionen Lo-r phurus Gray, Radsia Gray, Callochiton Gray, Jschnoradsia Shuttl. (Cb. australis und Rlagdalenensis), Ischnochilon Gray, Leptochiton Gray, To- nicia Gray, Cliaelopletira Shuttl. (Ch. rugosus, Peruvianus, gigas), £m- doxochiton Shuttl. (Ch. nobilis), C raspedochiton Sh\iH\. (Ch. laquealus), Acanthopleura Gray ex parte, ünithochiton Gray, Enoplochiton Gray, Au» lacochitoH Shuttl, (Ch. volvox) , Schizochiton Gray, Mopalia Gray, Ka- tbarina Gray, Cryptochiton Gray,

2. Gatt. Plaxiphora. Mantel mit einer doppelten Reihe vo» zahlreichen borslentragenden Poren. Dahin die Section Euplaxiphora Gray.

3. Gatt. Phahellopleura. Mantel mit einer einfachen Reibe voa

Kalurgcscilichic der Mollusken während des Jahres 1853. 169

18 nadellragenden Poren. Dahin die Seclionen Cryptoconchus Blainv., Acanlhochiles Leach, Chilonellus Lain.

Hieran schliesst sich p. 71 eine kiilis( he Aufzählung der die An> tillen bewohnenden Chitoniden. Es sind im (Janzen iO Arten, von de- nen 17 der Gattung Chiton, 3 der CJaltung IMiakellopleura angehören. Wach Sectionen verlheilen sie sich folgendermassen: Lopiiurus sechs Arten, darunter Ch. gemmulalus n.sp. von St Thomas, Ischnochilon acht Arten, worunter neu Ch. lateritius von St. Thomas, lululalus von Portorico, Chaetopleura eine Art, Acanthopleura zwei Arten, worunter Ch. mucronulatus von Portorico neu. Endlich Acanlhochiles mit drei Arten.

Den Schlups der Abhandlung macht eine Aufzählung der Arten von den Canarischen Inseln. Es sind 6 Arten, nämlich 1 Lophurus, 2 Leplochilon, 1 Acanthopleura (CA. piceolus n. sp. von Tenerifa), 2 Acanlhochiles.

William Clark schrieb in den Annais XI. p. 274 über die Chi- toniden. Er zog drei Arten, Ch. fascicularis , asellus und cinereus in seine Untersuchung.

A. Adams stellte als neue Arten in den Proc. zool. soc. 1852 Juli auf: Chiton insculflus von Keuseeland, muricatus und versicolor von Sidney.

Pulmonata.

liintacea. Norman d hat in einer kleinen Abhandlung „De- scription de six Limaces nouvelles observees aux environs de Valen- ciennes. Valenciennos. 8." folgende Arten aufgestellt: Arion leuco- phaeus, intermedius (Limax flavus auct.) , Limax scandcns (L. margina- tus Müll.), fulctts, coUinus, parvulus. Ich kenne dieselbe nur aus einer kurzen Anzeige Kevue de Zoologie 1853. p. 335.

Utber die Gattung Teslacellus und ihre Lebensweise, die er in Madera beobachtete, schrieb Albers in Zeitschr. f. Malak. p. 133.

Seine Gattung Jantlla charakterisirt Gray von ^'euem nach Exemplaren, die er von Neuseeland erhalten halle, und die er J. ön- tipodarum nennt (Annais Xll. p.414; Proc. zool. soc. 1853. p. 111).

Helicea. Von Pfeiffers Monographia Heliceorum vi- venliurn ist itri Jahre 1853 ein driller Band erschienen, welcher reiche Nachlräge enlhält, und die Kennlniss der Arten ver- vollständigt. Bei der Reichhaltigkeit und Wichtigkeit dieses Bandes erscheint ein näheres Eingehen auf den Inhalt un-. thunlich und überllüssig.

A. Schmidt setzte seine Studien über die Pfeile der Helices fort (vprgl. den vorigen Bericht p. 119), und erweiterte dadurch die

1/0 T rose hei: Beiicht über die Leistungen in der

Jiereits erhaltenen Resultate. Er hat nunmehr 77 Arten untersucht, von welchen 51 mit Tfeilen versehen sind (Zeilsclir. i, Malak.).

Ueber denselben Gegenstand schrieb auch Strobel (Giornale di Malacologia p.22 und 33), indem er der iiüheren Arbeiten über die Ffeile Erwähnung Itiat, und namentlich auf die Erfolge von A. Schmidt näher einging.

Ueber das Epiphragma, den sogenannten falschen Deckel, hal Paul Fischer im Journ. de Conch. lY. p. 397 einen kleinen Aufsalz geschrieben.

IMoq ui n-Tan don beobachtete an drei Heliccen, Pupa umbili- cata, Pupa marginala und Ilclix rupestris, dass sie ovovivipar seien. Journ. de Gonchyl. IV. p. 225.

A. Schmidt hat gleichfalls beobachtet, dass P. umbilicata, wel- che sich bei Tricst findet, vivipar sei. Er hält P. anconostoma Lowe von J\ladera für identisch mit ihr.

Vilrina Edgariana und memhranacea Benson sind neue Arten von Ceylon. Annais XIL p. 93. Ebenso sind V. Kappelli von Neu- Caledonien, planospira und Salomonis\on den Salomonsinseln von Pfeif- fer Zeitschr. f. Malak. p.5l aufgestel/t. Albers ib. p. 128 schrieb über die auf Madera lebenden Vitrinen. Es sind zwei Arten: V. ni- tida Gould (Lamarckii Lowe non Eer.) und ruivensis Coulh. (Behnii Lowe).

Succinea Baiidonii Brouel bei Baudon Catalogue de Mollusques du dep. de l'üise 1. c. S. palentissijna Menke von Porlnatal , Riisei von Porlorico und margarüa von Haiti sind von Pfeiffer Zeilschr. f, Malak p. 52 beschrieben. S. nobilis Poey Memorias 1. c. A. Schmidt hat in den Oberkiefern einen Unterschied zwischen Succi- nea pulris und Pfeifferi entdeckt. Zeitschr. f. Älalak. p. 49.

J. E. Gray gründete auf Jlelix micans Pfr. eine neue Gattung Pfeif feria. Das Thier ist gross im Verhältniss zur Schale; Mantel- yand ausgebreitet, dünn, über die Aussenfläche der Schale zurückge- schlagen, und an der Aussenseile des Peristoms einen glatten Band bil- dend. Fuss massig, hinten flach, zugespitzt, ohne Drüse. Schale kug- lig, undurchbohrt, dünn, zerbrechlich, weiss, durchsichtig. Spira mit kleinen Windungen, die dritte und vierte schnell zunehmend, die letzte aufgeblasen ; Mündung rundlich, mondförmig. Columella schwach und regelmässig gebogen. 3Iundiand dünn, gerade, scharf (Annais XU. p. 412; Proc. zool. soc. 1853. p. 109).

Anostoma carinalum Pfeiffer aus Brasilien, Zeitschr. f. Malak. p. 57.

Sireptaxis Layardiana und Cingalensis Benson sind neue Arten ,^'oa Ceylon Annais XU. p. 90.

ShuttlewortU veröffenllichte in den Berner MiUbeilungen De-

Naturgeschichte der Molluskcir während des Jahres 1853. 171

zeml)er 1853 „C'rilische BcleucIiIunjT der znr Gruppe Sagda Beck, Al- bers gehörenden westindischen Arien." Verf. weist nach, dass die rfeifier'sche Synonymic irrig sei und dass lltlix cpisliliuin Jlüll. in die Gattung Slreptaxis geliöre. Er ordnet die Seclion Sagda der Gattung Zonites unter, und führt die 11 dahin gehörigen Arien mit berichtigter Synonyniie auf.

Saint-Simon hat ilelix lychnuchus anatomisch beschrieben. Er kommt zu dem Kesultat, dass diese Art nebst Verwandten in die Gattung Zonites gehöre, die sich durch den Manjrel der Leisten und Randzahne am Kieler, so wie dts Leibcspfeiles und der vesicules mul- lifidcs nach Moquin Tandon (Jlem. de l'Acad, de Toulous& 1848» 1^.371) von Ilelix unterscheidet. Journ. de Conchyl.lV. p. 227).

Zonites ßmbriatus, proplielarum und niielimis sind drei neue Ar- ten aus Syrien, welche Bourguignal im Journ. de Conch. IV. p. 69. beschrieb und abbildete.

Gross ist wieder die Zahl der neuen Arten der Galtung Ilelix : In der Gruppe von Iklix pellis serpentis Chcmn. unterschied Hupe (Kevue zoolo^ique 1853. p. 296) mehrere Arten, H. pellis Boae, angui- cula und Feisthamelii, welche auch abgebildet sind. Ebenda wird auch eine neue Art H. furcillala Hupe aus der Gruppe von labyriulhus aus Peru beschrieben und abgebildet. benson beschrieb in den Annais XI. p. 29 als neu: Helix plcclilis, Tescorum, cygnea und sublesta von AVest-Auslralien, svffuUa von Alaurilius; Helix monodonla Grat, nee Lea ebendaher nennt er H. albidens. Ebenso JMetcalfe von Borneo ib. p. 67 //. nasula, glulinosa, conicoides. Benson ferner von Ceylon ib. XII. p. 9l //. ceraria, Ptdeolus, Mononema, marcida, tilipensa, per- fticala. //, circumfirmala von Bermuda ist von Redfield Annais Lyc, New York VI. p. 16 aufgestellt. H. miiigena de Saulcy ist Journ. de Conchyl. IV. p. 71. pl. 3. lig.7 abgebildet; sie lebt auf den Bergen bei Bareges , Pyrenäen. //. Moquiniana Raymond ib. p. 80. pl.3. flg. 2 von Constanline. II. leniicularis Morelet Journ. de Conch. IV. p. 140. pl. 5. flg. 13. 14 von Marocco. IL Baudoni Petit ib. p.364. pl.ll.fig.4.5 von Guadeloupe. H.morosa I\lorelet ib. p. 369. pl. 11. fig. 15 aus Australien. Pfeiffer charakterisirte in Zeilschr. f. Ma- lak. p.53 folgende Arten: //. Mac-Andreioiana von Great Saloages Is- land, gullula von Keu-Seeland, Annida von Luzon, ceroidcs von Juan Eernandez, Vcronica von den Salomonsinseln, rapida von INeu-Seeland, conomphala von den Philippinen, Huaheinensis von den Societätsinseln, fucala von Südausiralien, Slianghiensis von China, Dennisoni von Cuba. Helix Launcestoniensis Lovell Reeve ist eine neue Art von Van- diemensland. Proc. Zool. soc. 1852. Febr. Albers beschrieb in Zeitschr. f. i'\lalak. p. 105 die echte H. Rivolii Desh. und ei.ne neue damit verwechselte Art H. crronea , beide von Ceylon. Pfeiffer

172 Troschel; Bericht über die Leistungen in der

spricht sich ib. p. 109 gegen die Trennung beider Arten aus. Pfeif- fer machte ib. p. 144 bekannt: H. Lardyi Charp. von der Insel Opara, subrogala Rossm. Murcia, socia Conslantinopel , planella Sicilien, Par~ reyssi Abruzzen, Mcatis vom Berge Kicat, EM^enia Sicilien? H. Ju- liana Poey Älemorias 1. c. ist H. Dennisoni Pfr., H. incrustata, piciu- rata, lepida und subfusca sind neue Arten desselben Verf. H. Zele- bori Pfeiffer Zcilschr. f. Älalak. p. 186. aus Serbien.

Panceri hat (Giornale di Malacologia I. p 30) nach anatomischen Differenzen zwischen Helix pomatia und lucorum gesucht, und in den weiblichen Geschlechtsorganen einige constante Abw^eichungen ge- funden.

Nach Slrobel kommt Helix hortensis nicht südlich von den Al- pen vor; die dafür gehaltenen Formen erwiesen sich durch Untersu- chung des Pfeiles als Varietäten von H. nemoralis (Giornale di Mala- cologia I. p.6.)

Paxillus minor A. Adams Proc. zool. soc. 1832. IVovcmbcr, ist eine rechtsgewundene Art; diese Gattung reihte Verf. Annais ct. 1851 in die Auriculiden ein, zählt sie jetzt aber den Heliciden zu.

Einen neuen Bulimus von Callao in Peru beschrieb J. E. Gray als B. Denichei (Annais XI. p. 153). Ebenso Benson den B. Fa- nos von Ceylon ib. XII. p.94.) Desgleichen Lovell Ueeve B. Maconelli von Brisbane in Australien ib. p. l49; Proc. zool. soc. 1851 June. B. vesicalis, vegelus und excelsus sind neue Arten von Cali- fornien, die Gould Boston Journ. VI. p. 376 beschrieb. B. leniigi- nosus von der Insel Trinidad und B. Siamensis von Siam beschrieb Redfield Annais Lyc. New York VI. p. 14. Eine neue Art B. Al- cantarae Bernardi Journ. de Conch. IV. p.35. pl. 3. fig. 1 stammt von den Salomonsinseln. B. Saulcyi Bourguignat ib. p. 73 pl.3. fig. 6. aus Syrien in der Nähe von Nazarath. B. Milevianus Raymond ib. p.81 von Constanline. B. Fairmaireanus Petit ib. p. 156. pl.5. fig. 8 von Guayaquil. B. Fayssianus Petit ib. p. 250. pl,8. fig. 7 vom La Plata. B. nuciformis Petit ib. p. 365. pl. 11. fig. 7 von den Gallapagos-ln- seln. Bulimus mundus von Sincapore und vesicalis von Brasilien Pfeiffer Zeitschr. f. Malak. p. 57. B. conjunctus Parr. von Transsyl- yanien, sagax und blandus Friw. von Kleinasien veröffentlichte Pfeif- fer ib. p. 148 durch Diagnosen. .— B. sepulcralis, Marielinus, slriclus pnd conlralus sind neue Arten von Poey Memorias.

Petit machte kritische Bemerkungen über Bulimus bovina Brug. im Journ. de Conch. IV. p. 403. Folgende Arten derselben Gruppe werden genannt: B. auris midae Chemn., B. auris bovina Brug. (Shongi Less.), ß. Calidonicus Petit, B. Lessoni Petit (auris bovina Reeve) und |5. Bardii Reeve. B. Lessoni ist pl. XI. fig. 6 abgebildet.

Pfei ff er erörterte die Frage, welcher Schnecke der Lamarck'« -

Naturgeschichle der Mollasken während des Jahres 1853. 173

gehe Name liulinius terebraslcr eigentlich zukomme, und beschrieb die Art nach Exemplaren von Porlorico. Zeitschr. f. Malak. p. 65.

Moquin-Tandon weist namentlich durch Untersuchung der Kiefer nach, dass Helix foUiculus Gronov. und H. cylindrica L. nicht au Glandina gehören , sondern sie müssen eine Seclion Cochlicopa in der Gattung Bulimus bilden. Ebendahin gehört auch Glandina procerula und lamellifera Morelet (Journ. de Conchyl. IV. p. 345).

Partida simplaria und Erltelii von Taili sind Arten von 31 o - relet Journ. de Conch. IV. p. 370. pl. II. fig. 13. 14 und pl. 12. flg. 7. 8.

Achatina Veruina und pachycheila von Ceylon beschrieb Ben- son Annais XII. p. 94. A. Blahiiana und lucida Poey Memorias I.e.

Nevvcomb hat 21 neue Arten der Gattung Achatinella in den Annais Lyc. New York, aufgestellt; nämlich: A. violacea, tcsseUala^ Adamsi, splendida, Gouldi, rufa, Redfietdi , ovata , dubia, polita, obesa, Cumitigi, Pfeifferi, elongala, Helena, labiala, mucronala, fusca, lineo- lala, nitida, grana.

Louis Raynjond hat Glandina algira einer anatomischen Un- tersuchung unterworfen (Journal de Conchyl. IV. p. 14). Die Verdau- ungs- und Geschlechtsorgane sind abgebildet.

Pttpa Aluscerda und Mimula Benson von Ceylon Annais XII. p.94. P. Passamaiana Journ. de Conch. IV. p. 36Ö. pl. 13. ilg. 7. 8 von der Insel Socolora.

In dem dritten Programm des Gymnasiums zu Bolzano 1853 8., welches mir nicht bekannt gevsordcn ist, macht Gr edler nach einer ausfühi liehen Anzeige im Giornale di 3IalacoIogia I. p. 75 kritische Bemerkungen über einige Conchylien der Gallungen Pupa und Pomalias. P. bigranala Rossm. hält er nicht für verschieden von triplicala Slud., zu P. Strobeli zieht er P. minulissima und costulata INilss. als Varietä- ten ; und P. dilucida erklärt er für identisch mit Sempronii.

Cylindrella gracillima und Philippiana Poey Älemorias 1. c.

Clausilia plalystoma , magnirentris , riigulosa, semicoslata, sämmt-

lich aus Dalniatien , sind neue Arten bei Küster 1. c. Pfeiffer

charakterisirle Cl. latens Friv. von Bukarest, fausla Friv. von Kleinasien, praeclara und terebra von Creta als neu ib. p. 149. Ueber das Clau- siliuni der Clausilien machte Cailliaud eine Koliz bekannt (Journ. de Conch. IV. p. 4l9j, und lügte Abbildungen von Cl. maccaiana und Kü- sterii hinzu.

AuriculHCea« L. Pfeiffer hal Studien über die Geschichte der Auriculaceen gemacht (Zeitschr. für Malak. p. 1 , übers, im Gior- nale di Maiacologia di P. Strobel p. 1.) Verf. Iheilt die Familie in zwei Subfamilien; Melampea , amphibisch, mit scharfem geraden Mundsaume. Dahin die Galtungen: 1. Mehimpus Mont. 2. Pedipes

174 Troschcl: Bericht über die Leistungen in der

Adans. 3. Olina Gray. II. Auriculea Landbewohner mit vci dick- ten! oder verbreitertem i^lundsaiime. Dahin die Gattungen 1. i'ylhia ßolt. (Scarabus Älöntf.) 2. Auricula Lam. 3. Carychium Müll.

Aitricula subnodosa und lolila Metcalfe von Borneo (Anniils XL p. G9). A. Murchi Mtnke und faba iMenke von Java, Sowerbyana PIV. von den Santlwichinseln, DunkeriVU-. von3Iadias, MelawpusGitnd^ lacki Plr. und Voeyi i fr. von Cuba sind neue Arten in Zeilschr. L Ma- lak. p.l24.

Die bereits 1842 von ihm in Proc. zooL soc p 201 beschrie- bene Auricula tornaleliiformis ist nunmehr von Petit in dessen Journ. de Conch. IV. p. 412. pL 12. hg. 5. 6 abgebildet worden.

Nachdem Pfeiffer in der Zeitsclir. f. iMalak. p. 127 vorläufige Benierkurgen über Pythia scarabacus und Peliveriana gemacht hatte, beschreibt er daselbst p, 189 folgende neue Arten der Gattung: F.Ree^ teana von den Philippinen (in Voy. of Ihe Samaiang als Scar. imbriuni abgeb.) , albovaricosa von Celcbes, Argenvillei von Nordauslialien, in- flala von Dorneo, Ceylanica von Ceylon.

A. Schmidt bezeichnete Zeitschr. f. Malak. p. 47 den Fundort von Auricula spelaea in der Adcbberger Höhle näber.

?ainnaeHce<i* S. Uatchinsky hat an Plarioiliis crislatus eine interessante Beobachtung gemacht, indem er fand, dass aus einem Teich im botanischen Garten zu Moskau zahlreiche Exemplare beim I'e- gicssen in die warmen Treibhäuser gekommen waren und hier über- wintert hatten. Alle waren dadurch ausgezeichnet, dass die letzte Win- dung sich mehr oder wenii^er von der vorletzten losgetrennt hatte, während die Exemplare im Freien sämmtlich normal gebildet waren (Bull, de la Soc. Imper. des ^'aluralislcs de Moscou. 1S53. p. 234).

Auch diese Familie wurde durch neue Arten bereichert: JViysa data Gould von IJnlercalifornien Boston Journal VI. p. 379 ; VI. den-. Ufer Moricand Journ. de Conch. IV. p. 37, welche sich von PI, luguhris nur durch einen Zahn auf der vorlelxten N\ indung unterscheidet ; sie lebt im See Baril bei Bahia, FL Brondelii iUymond ib. p. 82 von Constantine ; Limnaeus microsloma Diouct bei Baudon Calal. des Mollusqucs du Dep. de l'üise L c.

Nolobranchlata.

J. E. Gray machte eine schematische Uebersicht der Gattungen der Kackikiemer bekannt, welche er vornehmlich nach den Kiemen und nach den Verschiedenheiten der Zungenzähne ordnete (Annais XL p.218). Bei dieser Gelegenheit wird eine neue Gattung auf Kosten von Phyllidia beschrieben:

I. Kiemen umgeben den After mitten hinten auf dem Rücken. Farn. 1. Onchidoridae. Zähne in zwei Reihen. Aranlhodoris, On- chidoris.

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 175

Farn. 2. Dorididae. Zähne in vielen Reiiien , Mantelrand ein- fach. Doris, (loniodoris, Ceralosonia, Aegires. Farn. 3. Triopidae. Zähne in vielen Reihen, 3Ianlel am Rande mit Tentakeln. Triopa, Idalia. II. Kiemen an der OberÖHche, spindelförmige Forsätze, Fähen, oder verzweigt.

a. Zunge breit; Zähne in vielen Reihen.

Fam. 4. Tvilonindae. Tentakeln mit Scheiden versehen, After seitlich. Trilonia, Dendronotus, Scyllaea, Eumenis.

Fam. 5. Proctonotidae. Tentakeln ohne Scheide, Kiemen an den Seilen des Rückens, Ader dorsal. Proctonolus, Antiopa.

Fam. G. DipItylUdiadae. Tentakeln ohne Scheide , Kiemen unter dem Manleliaride. Diphyllidia.

b. Zunge schmal ; Zähne in einer Reihe.

Fam. 7. Dolonidae. Tentakeln mit Scheide, Kiemen an den Sei- ten des Rückens, üoto.

Fam. 8. Glaucidae. Tenlakeln einfach, Kiemen an den Seiten des Rückens. Glaucus, Eolidia, Monlagua , Favorinus , Emble- lonia, llcrmaea, Alderia.

Fam. 9. Vlacobranchidae. Tentakeln gefallet, Kiemen in Form von Falten an der Überfläche des Rückens. Placobranchus, Elysia.

Fam. 10. Limaponliadae. Keine äussere Kiemen, l.imapontia.

F'am. 11. Phyllirhoidae. Körper zusammengedrüikf, keine äussere Kiemen. ThylÜrhoe (diese Gattung hat bekanntlich viele Zahn- reihen).

c. Keine Zunge und Kiefer.

Fam. 12. Fltyllidiadae. Phyllidia, Fryeria. Letztere Gattung soll sich von der vorigen beträchtlich unterscheiden , das Wie ist jedoch nicht angegeben. Sie ist auf l'h. pustulosa Rüpp. ge- gründet.

Sforidea. Eine ausgedehnte Arbeit über die Anatomie von Doris lieferten Hancock und Em bieten in den Philosophical Trans- actions of thc Royal Society of London 1852. Part. II. p. 207— 252 mit 8 Tafeln.

Keuc Arten: Doris planulala und Ancula sidphurea sind von Stimpson 1. c. aul'geslellt, erstere ist in Fig. 14 abgebildet. Ae- gires Leuckarlii Verany Journ. de Conch. IV. p. 388.

AeoSitHiae. In den Memoires de l'acad. d. sc. de l'inst. de France Tome XXllI. 1853. p.83 ist ein Rapport über die Arbeiten von Quatrefages und Souleyet in BelrelF der sogenannten Phleben- teraten abgedruckt. Beiden Verf. wird mit Recht anerkannt, dass sie

176 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

durch ihre Forschungen der Wissenschaft einen grossen Dienst geleistet haben.

Aeolis sUUatay purpurea und Mananensis sind neue Arten von Stimpson I, c. Auch eine Ae. farinacea Gould AIS. wird hier er- wähnt. — Ae. Lcucharliiy Grubbi und Souleyeli sind v'on Verany Journ. de Conch. IV. p.3S4 aufgestellt.

Klysiadae. Eine neue Art Actaeon (ElysiaRissn) unterschied Verany als A. Hopei im Journ. de Conch. IV. p.392.

Phyllirlioidea. H. Müller hat die Gattung Phyllirhoe in Messina untersucht, und darüber in Zeitschr. lür wiss. Zoologie IV. p 335 eine Mitlheilung gemacht. Die Geschlccbtsdrüse wurde als Zwit- terdrüse erkannt und ein kuppeiförmiger Anhang am vorderen Drittel des unteren Randes zuerst erwähnt. Er fand sich bei fast alltn zahl- reichen Exemplaren. Eine Deutung desselben giebt Verf. nicht.

Leuckart lieferte in unserem Archiv p, 242 „Nachträgliche I5e- snerkungen über den Bau von Phyllirhoe."

Krohn weist in diesem Archiv 1853.1. p. 278 nach, dass der Anhang an der Bauchseite von Phyllirrhoe nicht ein Organ , sondern eine 31eduse sei, die parasitisch an der Phyllirrhoe lebt, und die er Älnestra parasites nennt. Referent kann hierzu bemerken, dass er einmal am 19. October 1853 ein Exemplar von Phyllirrhoe beobachtet hat, welches zwei solche Bauchanhänge, dicht bei einander, besass. Das scheint ein neuer Beweis für die parasitische INatur desselben.

Rtillacea. Bulla {Akera) ciilcitella und B. {Tornalina) ce- realis Gould sind nene Arten von Santa Barbara Boston Journ. VI. p. 377. Menke beschrieb Zeitschr. für Jlalak. p. 136 folgende neue Arten: B. {thjdatina) staminea; B. {Bullea) subslriata von Neuholland, splendens , daclylis Miilchneer, omphalodcs Miltelmcer, /)ers/ri«^rt Porto- rico , sulcata Brasilien, marginala , lenuicula , perdicina Guinea, aj- praeola, nux Cuba j B. (Jlaminea) foUiculus Gibraltar, ccrma Portoiico.

Monopleurohranclüaia,

Einige Bemerkungen über die Embryogenie von Ancylus , und namentlich A. capuloides Porro von Gassi es im Bulletin de la Soc. Linneenne de Bordeaux t. XVII. 2. serie t. VII. p.o65. 1852 sind mir nur aus einer Anzeige in der Rev. et mag. de Zoologie 1853. p. 90 be- kannt geworden. Der Aufsatz ist von einer Tafel mit Abbildungen begleitet. Aus der etwas unklaren Anzeige scheint hervorzugehen, dass Verf. diese Galtung zu den Kammkiemern bringen will.

lieber denselben Ancylus, den Verf. jedoch A. Janii nennt, ging Bourguignat in Erörterungen ein (Rev. et Mag. de Zoologie 1833, p.203), die in diesem Jahrgange der genannten Zeitschrift noch nicht

Waturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 177

beendigt sind. Hierauf bezieht sich denn ein Artikel im Journal de Conch. IV. p. 333. Wir haben kein Interesse in diesen persönlichen Zwist einzugehen

Den Ancylus obliquus Adams hatte Bourguignat (Revue de zool. 1853. p. 350) A. Petisianus genannt, weil der Käme bereits ver- geben war; Adams selbst hatte ihn in einer Berichtigung A. Chittyi genannt. A. Verreauxii Bourguignat ib. p. 351 wird als neu be- schrieben.

Bourguignat lieferte dann die Beschreibungen einigerneuen Ancylus-Arten und gab zugleich ein Verzeichniss sämmtlicher bekann- ter Arten dieser Gattung (Journal de Conchyliol. 1853. p. 55. 168. Proc. zool. soc. 1853. p. 76). Verf. unterscheidet zwei Gruppen, nämlich 1. Ancylastrum Moq.-Tand. Thier links; Schale immer mit nach rechts geneigtem Wirbel. 2. Velletia Gray, Thier rechts, Schale immer mit nach links igeneigtem Wirbel. Zur ersten Gruppe gehören 47, zur zweiten 6 Arten. Als neu werden beschrieben: a. In den Proceed. : A. Baconii aus Bengalen, Cumingianus von Vandie- mensland , Drouetianus wahrscheinlich aus Nordamerika , Saulcyanus von Porto Cabello. b. Im Journal : A. CÄarpenfenanMs von Valparaiso, Beaui von Guadeloupe, Raimondii von Algerien, Deshayesianus unbe- kannten Vaterlandes, Morelelii aus Portugal, sirigatus von Sicilien, cyclostoma aus der Aube, und A, (^Velletia^ Moquinianus von Dijon. In geographischer Beziehung wird bemerkt , dass die erste Gruppe über alle 5 Welttheile verbreitet ist; es kommen auf Australien 1 Art, auf Amerika 24, auf Asien 1, auf Afrika 3, auf Europa 19 Ar- ten. Alle Arten der zweiten Gruppe gehören Europa an.

Siplionariacea. Siphonaria placenlula und umbonala Menke sind neue Arten von St. Vincent Zeitschr. f. Malak. p. 69.

Pteropoda,

Kölliker und H. Müller beobachteten bei Cymbulia zum ersten Male das Vorkommen von Chromatophoren, die sonst nur von Cephalopoden bekannt waren (Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. p. 332; auch Giornale di Malacologia 1. p 61).

Ueber die Entwickelung der Pteropoden wurden von J. Müller einige Beobachtungen in Triest angestellt (Mo- natsberichle der Berliner Acad. 1852. p. 595).

Die Larven von Pneumodermon mediterraneum wurden von yio— 1 Lin. Länge beobachtet. Sie hatten keine Schale und kein Kopfsegel, dagegen drei Wimperreifen ; wodurch es festgestellt ist, dass die Jungen von Anneliden, Mollusken und Echinodermen (Holo- thurienpuppen) sich völlig gleichen können. —«Bei den Larven von Cleodora acicula ist ein Kopfsegel vorhanden, das aus zwei gabiig Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. M

£78 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

getheilten Lappen besteht; die Flossen wachsen später an den Seiten des Fusszapfens hervor und haben bei Larven von y,o'" schon die Länge der "Wimperlappen. Die poche pyriforine von Souleyet wird als Niere gedeutet.

Die Herren Kölliker mild Gegenbaur beobachteten in Messina die Larven der dort vorkommenden Art von Pneii- modermon in verschiedenen Entwickelungsstufen , jedoch so jung, dass sie noch die drei^ oder doch mindestens noch die beiden hinleren Wimperreifen besassen. Bei Atlanta , Cleo- dora und Tiedemannia wurde ein Segelpaar ausser den Flos- sen beobachtet cZeitschr. für wiss. ZooL IV. p. 33^-)). Die letz- tere Bemerkung macht es um so auffallender^ dass später G e- genbaur der Pariser Akademie die Bemerkung millheille (Comptes rendus XXXVII. p. 495 ; Annais nat. bist. XIL p. 477), das Segel verwandle sich bei den Pteropodon in die Flossen, und da es genau dem Segel der Gasteropodcn entspreche, so können die Flossen nicht dem Fuss der Gasteropodcn ver- glichen werden.

Acephala.

Braeliiapocla.

Gratiolet hat der Pariser Academie (Comptes ren- dus XXXVII. p. 45) folgende Resultate seiner Untersuchun- gen über die Anatomie von Terebralula auslralis vorgelegt.

Das OelTnen und Schlicssen geschieht, wie es bereits Quen- stedt angegeben, durch Muskeln (vergl. darüber Institut 1853. p. 233). Die innere Mantelfläche ist glatt, die äussere dagegen gefässreich und mit zahlreichen Kiemenpapillen bedeckt, die in die unzähligen Löcher eintreten, von denen die Schale durchbohrt ist. Der grosse Canal der Arme ist in Communicatioii mit der Körperhöhle, nicht mit den Haarröhrchen der Fransen ; den Armen kann keine beträchtliche Be- wegung zugeschrieben werden, der Rückziehmuskel der Arme, der bei Orbicula und Lingula so deutlich ist, fehlt hier. Der After öffnet sich nicht seitlich, sondern in der Mitte, im Grunde der durchbohrten Schale; er ist sehr klein. Von den grossen venösen Sinus des Kör- pers gehen jederseits vier Verlängerungen aus , die kein Gefäss an die innere Mantelfläche senden, sondern sich nur am Rande des Man- tels verzweigen. Von hier aus entspringen die Gefässverzweigungen, welche das Kiemennetz an der äussern Mantellamelle bilden ; die Kie- menvenen führen das Blut von diesem Netz in die Vorkammern der beiden Herzen; die Vorkammern öff'nen sich nicht in den Körpersinus,

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 179

wie man angegeben hat. Das Nervensystem besteht aus einem vier- eckigen Schlundringe , von dessen Winkeln lange Nerven abgehen, die sich in den Mantellappen , und besonders an ihrem Rande ver- zweigen. Die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane sind nicht in die Leber eingebettet, wie man es nach der Analogie mit Lingula und Orbicula geglaubt hat, sondern sie bestehen aus kleinen Blindsäcken, die in Menge an eine Art Mesenterium angeheftet sind, und im Innern der venösen Sinus flottiren.

Davidson hat eine grosse und wichtige Arbeit über die Brachiopoden geliefert: British fossil Brachiopoda Vol.I. London 1851 1854. 4. printed for the palaeontographical Society. Dieser erste Band besteht aus drei Abtheilungen. Die erste ist von Owen bearbeitet und behandelt die Ana- tomie von Terebralula; die zweite hat Ca rp enter zum Ver- fasser und betrachtet die feinere Structur der Schalen der Brachiopoden. Im dritten endlich giebt D a vi dso n die Clas- sification der Brachiopoden. Viele Gattungen sind durch in den Text eingedruckte Holzschnitte erläutert. Von den neun zugehörigen Tafeln beziehen sich die drei ersten auf die Ana- tomie von Terebratula flavescens und Lingula anatina. Die 4. und 5. Tafel stellen Durchschnitte von Schalen dar, die übrigen vier enthalten die Abbildungen der Arten.

Derselbe beschrieb schon in den Proc. zool. soc. 1852. April zwölf noch nicht abgebildete Arten von Brachiopoden.

E. Suess sprach über die innere Organisation der BrachiopOr- den-Gehäuse im zool. bot. Verein in Wien II. p. 103,

Derselbe legte eine Abhandlung über die Brachial -Vorrich- tung bei den Thecideen in den Sitzungsberichten der Wiener Acade- mie XI. p. 991 nieder.

lianiellilirancliSata.

J. E. Gray hat angefangen, eine Revision der Ge- nera einiger Muschel-Familien zu veröffentlichen (Annais XL p. 33, 398).

William Clark schrieb wieder über die Kienienslrö- mungen bei den Bivalven und suchte sich gegen die Einwände vonAlder und Hancock zu vertheidigen (Annals XII. p.303; vergl. die Berichte in diesem Archive 1850 11. p. 136; 1851. IL p. 142; 1852. II. p. 299.

Langer machte in den Wiener Sitzungsberichten X.

t80 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

p. 432 eine vorläufige Mittheilung über ein capillares Gefäss- system der Teichmuschel. Er weist nach , dass der Zusam- menhang des arteriellen und venösen Systems durch ein ge- schlossenes capillares Gefässsystem geschehe.

Im 24. Bande der Memoires de TAcademie des sciences hat Duvernoy seine „Memoires sur le Systeme nerveux des MoUusques acephales lamellibranches ou bivalves^^ herausge- geben. Paris 1853.

Ueber das schnelle Wachsthum einiger Muscheln, na- mentlich Ostrea denticulata, theilte Petit im Journ. de Conch. IV. p. 424 einige Beobachtungen mit.

Vrolik zeigte an, dass bereits vor 70 Jahren ein Di- reclor der Handels -Compagnie zu Middclburg, Leendert Bomme, den Pholaden die Bohrfähigkeit nur auf mechani- sche Weise, ohne irgend eine Säure, zugeschrieben hat (Comptes rendus XXXVI p, 797).

Marcel de Serres behauptet, (Rev. et Mag. de Zoo- logie ,p. 393), dass die in Stein bohrenden Muscheln sich so- wohl einer Säure, als auch ihrer Schalen bedienen, um ihren Zweck zu erreichen. Er hat sich durch directe Beobachtung überzeugt, dass dieModiola, Venerupis und Petricola eine saure Flüssigkeit absondern, welche Lacmuspapier röthet. Sie soll im Magen und in dem Darm abgesondert werden. Eine nachträgliche Bemerkung dazu lieferte ders e Ib e (ebenda p. 5843, und sucht die Erscheinung, dass die Schale dieser Thiere nicht von der Säure angegriffen wird, dadurch zu er- klären, dass die Schale theils von thierischem Schleim, theils von einer kalkig-en Kruste überzosfen sei.

Petit theilt in seinem Journ. de Conchyl. IV. p. 309 eine Notiz von Robertson mit, welcher lebende Pholaden be- obachtete , und zu dem Resultate kam, dass das Bohren me- chanisch durch Reiben mit der Schale geschehe.

Prada hat im Giornale die Malacologia I. p. 1 1 , 38, 113 und 129 die verschiedenen Ansichten der Autoren über das Bohren der Muscheln, namentlich der Pholaden, in histo- rischer Uebersicht dargestellt, und kommt zu dem Schluss, dass die Thiere nur mechanische Mittel mit Ausschluss der chemischen anwenden.

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 181

lieber den Ursprung der Perlen erschien eine Abhand- lung von De Filippi, „Sulla origine delle Perle, Torino 1852. 8 (Estraüo dal Cimenfe Faso. IV).

Wie aus einer Anzeige dieser mir nicht zugänglich gewordenen Schrift in dem Repertorio italiano per la storia naturale 1853 von Bian- coni ersichtlich, hat Verf. zunächst die verschiedenen Ansichten der älteren und neueren Schriftsteller über die Entstehung der Perlen in den Muscheln entwickelt, und ist durch seine Untersuchungen geneigt, sie alle zu verwerfen, und die Entstehung der Perlen dem Einflüsse der Helminthen, namentlich dem Distoma duplicatum bei Unionen und Anodontcn zuzuschreiben.

Woodward beobachtete einige Muscheln lebend, und schilderte namentlich das Verhalten von Pholas. Annais nat, bist. XII. p.415.

0§tracea. Coste schilderte die künstlichen Auster- bänke des See Fusaro. Comptes rendus XXXVI. p. 809.

Bereits im Jahre 1849 hatten Davaine und Ch aus- sät über die Zeugung der Austern in den Comptes rendus de la Societe de biologie ihre Untersuchungen bekannt gemacht, ohne die Frage völlig zur Entscheidung zu bringen. Da- vaine hat sich nun überzeugt (Journ. de Conchyl. IV. p.30), dass die Austern Zwitter seien. Zuerst bilden sich im Ge- schlechtsorgan die Sperniatozoen, dann die Eier. Die Befruch- tung soll dann in diesem Organ vor sich gehen.

J. E. Gray stellte eine neue Gattung Tedinia in der Familie Anomiadae auf. Annais XII. p. 150. üie freien Schalen haben drei Muskeleindrücke. Kur eine Art T. pernoides von Californien.

Pectinea. C ha r b on nie t machte eine Bemerkung über den Essan Adans. ( Pecten orbicularis Sow. ) im Journ. de Conchyl. IV. p.261. Er hat beobachtet, dass diese Muschel sich mit einer Byssus an schwimmenden Tang anhefte, dass sie sich ausschliesslich von Pflan- zenstoffen nähre und lebendig gebärend sei. Auch die Eigcnthümlich- keit ihrer Bewegungen wird geschildert.

Neue Arten: Pecten Philippii Recluz Journ. de Conch. IV. p. 52. pl. 2. flg. 15. IG. von Sicilien. Eine Varietät von P. histrionicus beschreibt Petit ib. p. 150. pl. 5. fig. 2. P. Antillarum Recluz ib. fig. 1 von Guadeloupe.

Iflytilacea. Von Mytilus subdistortus (vcrgl. den vor. Be- richt p. 136) gab Recluz eine neue Beschreibung nach einem grös- seren Exemplar ; die Art kommt von Ncu-Caledonien.

182 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

Aus dieser Familie beschrieb D unk er folgende neue Arten in Zeit. f. Malak. p. 82 :

Mylilus Grunerianns, Grayanus von Java, Septifer Herrmannseni von China, crassiis von Peru, TroschcUi,

Tichogonia Pfeifferi von Cuba, Rossmaessleri von Brasilien, ca- rinata, Riisei von St. Thomas.

]¥ajades. B a u (1 0 n beobachtete das Eierlegen von Unio batavus, tumidus, Requienii und amnicus im Juli und August des Jahres 1852 (Journ. de Couch. IV. p. 353). Eine No- tiz über den Oviduct bei Unio und Anodonta gab Moquin- Tandon ib. p.4lO.

Rossmaessler machte Bemerkungen über die euro- päischen Najaden und führte einige Beispiele über das Vor- kommen und die damit zusammenhängenden Formen derAno- donten und Unionen an. Zeitschr. f. Malak. p. 10.

Nach demselben Verf. kommt U. litoralis Lani. in einem Bache zwischen Kolding und Hadersleben vor. Ib. p. 92.

T. A. Conrad hat in Proc. Philadelphia VI. p. 243 eine Synopsis der nordamerikanischen Najaden drucken las- sen, mit einigen Noten und einer Tabelle einiger Gattungen und Untergattungen der Familie nach ihrer geographischen Verbreitung , nebst deren Beschreibung. Die Synonymie ist berücksichtigt, und der Verf. hat dadurch einen Mangel der Lea'schen Synopsis ersetzen wollen.

Die hier neu vorgeschlagenen Gattungen sind: Cucumaria , welche auf Unio cucumoides Lea , IJyriopsiSf welche auf U. del- phinus Grüner und Monodonlina, welche auf Wargaritana Vonden- buschiana Lea gegründet ist.

Eine Fortsetzung der Studien über die Anodonten der Aube von Drouet (vergl. den vorigen Bericht p. 135) fin- det sich in der Revue de Zoologie p. 493. Sie behandelt die Secretionsorgane und die Geschlechtsorgane.

Unio terminalis Bourguignat Journ. de Conch. IV, p. 14. pl. 3. fig. 10 aus dem See Tiberias in Syrien.

Isaac Lea hatte in Cassel in der Sammlung Dunker's Ge- legenheit die Castalia sulcata Krauss zu sehen. Er erklärt sie für einen Unio , da die Streifung der Zähne fehlt, und nennt sie, da in letzterer Gattung der Name sulcatus bereits vergeben ist, U. Kravssii. Der Verf. erliBunte ferner, dass U. macropterus gleich ü. superbus

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahr«s Ü853. 183

Lea, und dass U. Cumingii gleich U. cucumoides Lea sei. (Proc. Phi- ladelphia VI. p. 376).

An einem Exemplar des \>'icncr Museums von Mya nodulosa Wood erkannte Isaac Lea, dass es zur Galtung Prisodon Schum. (Castalia Lam.) gehöre. Derselbe giebt zugleich an, dass, indem er die d'Orbigny'schen Arten nur für Varietäten halte, die Gattung nun- mehr aus drei Arten bestehe, eine gefaltete Pr. truncates Schum. (Gast, ambigua Lam.), eine glatte Pr. Duprei Lea (Gast. Duprei Uecl.) und eine knotige Pr. nodulosiis Lea (Mya nodulosa Wood). Proc. Philadel- phia VL p. 368.

Etlieriacea. Petit de la Saussaye hat in seinem Jour- nal de Conch. IV. p. 39 das Historische der Gattung Mülleria Fer. (Acostaea d'Orb ) auseinandergesetzt, (vergl. den vorigen Bericht p. 136), und sagt, dass Lea bei seiner Anwesenheit in Paris das Ori- ginalexemplar in der ü el esse rt'schen Sammlung für specifisch über- einstimmend mit dem seinigen erklärt hat.

Trigoniacea. Neue Art : Trigonia Strangei Adams von Sydney. Proc. zool. soc. 1852. July.

Arcacea. Eine Notiz über Area Martina Recl. von Petit findet sich im Journ. de Gonch. IV. p. 86.

M^uculacea. In der Familie Solenellidae , welche von den Nuculaceen , wegen des äussern Ligamentes getrennt wird, stellte A. Adams Proc. zool. soc. 1852. November eine neue Gattung Neilo auf: testa transversa aequivalvis , inaequilateralis, epidermide fusco tenui induta, latere postico hians. Dentibus cardinalibus nuUis, late- ribus anticis et posticis plurimis in serie rectiuscula dispositis ; den- tibus parvis acutis ; impressionibus muscularibus subdistantibus, im- pressione pallii sinu magno ; ligamento externo elongato. Unterschei- det sich von Solenella durch die Zähne, welche den ganzen Schloss- rand einnehmen. N. Cumingii von Neuseeland.

Carditacea. Zwanzig neue Arten der Gattung Gardita sind von Deshayes Proc. zool. soc. 1852. November aufgestellt worden.

(Jianisacea* Hancock hatte Gelegenheit das Thier von Ghamostrea albida (Gleidothaerus chamoides) zu untersuchen; er be- schrieb es Annais XI. p. 106 und erläuterte es durch Abbildungen. Die convexe angeheftete Schale ist die rechte, die flache die linke. Die Mantellappen sind bis auf eine enge Ocil'nung für den Fuss und die beiden Siphonen verwachsen. Die Sipiionen sind getrennt, lie- gen weit unten, sind kurz und beide am Rande mit kleinen Papillen besetzt. Dicht vor dem Atherasipho liegt eine kleine vierte OeÜnung, die Verf. auch bei Lutraria, Cochlodesma, Panopaea und 3Iyochama beobachtet hat, und von der er glaubt, sie diene zum Austritte des Wassers bei plötzlicher Coutraclioii, da bei allen diesen die Fussöffnuug

184 Troscheh Berieht über die Leistungen in der

sehr klein sei. Am Munde liegen vier blattförmige schmale Mund- lappen, deren innere Fläche blättrig ist. Die Kiemen bestehen jeder- seits nur aus einem vollständigen! und einem rudimentären Blatt, und Verf. vermuthet, dass das vollständige Blatt dem äusseren Kiemenblatt von Mytilus entspreche, dem ebenfalls ein rudimentäres Blatt anhängt. Die Structur der Kiemen ist näher geschildert.

liucinacea. Neue Arten: Diplodonla gramilosa Dunker von Puerto Cabello Zeitschr. f. Malak. p. Hl. - Foronia rugosa Recluz Journ. de Conch. IV. p. 50. pl. 2. fig. 4. 5 von Neuholland.

ji§tartacea. Neue Arten von A. Adams Proc. zool. soc. 1852. Juli : Crassalella obesa ; ib. November : C. speciosa , laevis , oh- scura, bellula, truncata, compta und concinna.

Cycladea« In einer mir nicht zugänglich gewordenen Note „über neue Arten der Gattung Cyclas aus der Umgegend von Valen- ciennes" hat Norm and vier neue Arten Cyclas escaldiana, solida, RyckhoUii und lenticularis (Pisidium cinereum Alder ?j aufgestellt, und auf einer Tafel abgebildet.

In einem Aufsatze über die Gattung Cyclas Brug. (Revue de Zoologie 1853. p. 340) will Bourguignat für den aller Welt be- kannten Namen Cyclas den freilich älteren Sphaerium von Scopoli wieder einführen. Abgesehen von der Schwierigkeit, sich plötzlich an eine gleichsam neue Sprache zu gewöhnen, und abgesehen von der daraus hervorgehenden Verwirrung , hat doch Scopoli nicht den Begriff mit dem AVortc Sphaerium verbunden, den wir jetzt allgemein dem Worte Cyclas nach Ausscheidung von Pisidium unterlegen. Ich glaube, man muss jetzt die Gattung Cyclas Drap, nennen. Verf. nimmt nur 7 französische Arten an, nämlich Sph. rivicola, corneum (nucleus Studer, rivalis Drap., scaldiana Normand), solidum Normand, Deshaye- sianum ( lacustris Drap.), lacustre (Tellina lacustris 0. F. Müll., calyculata Drap.), terverianum Dupuy , Ryckholtii Normand, Er fügt dann ein alphabetisches Verzeichniss von 216 zur Gattung Cyclas ge- hörigen Synonymen hinzu, von denen er 74 Species für haltbar erklärt.

Prime stellte eine Anzahl neuer Arten der Familie Cycladidae Proc. Boston Soc. IV. p. 155 auf: Cyclas albiila und acuminala vom Obersee, rosacea und detruncata von Pennsylvanien, flava und emar- ginata vom Obersee, gracilis vom Ohio, tenuistriala von Tennessee, mirabilis von Georgia, Jayensis vom Obersee, giganlea von Pennsyl- vanien, ponderosa vom Obersee, solidula und distorla vom Ohio, aurea vom Obersee, inornata und simplex von Illinois, modesta von Pennsyl- vanien, fabalis vom Obersee, caslanea aus dem Wabash, securis, car~ dissa, coerulea und tenuis von Massachusetts. Ferner Pisidium ob~ scurum vom Ohio, ferruginenm von MassachuseUs , Kurtiii von Süd-

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853. 185

Carolina, zonalum von Massachusetts, rubellwn vom Obersee, variabile und compressum von Massachusetts , rolundalum vom Obersee.

Derselbe machte ib. p. 271 Bemerkungen über die in den ver- einigten Staaten gefundenen Arten der Gattung Cyclas bekannt. Es werden im Ganzen 35 Arten aufgeführt mit den Synonymen und An- gaben über das Vorkommen. Darunter sind als neu beschrieben : C. spfiaerica Anthony von Loraine County, ovalis Prime von Oswego und Greenwich , eburnea Anthony von Arkansas , furcata Rafinesque MS. vom Ohio?, biilbosa Anthony von Arkansas.

Im Boston Journal of nat. sc. Vol. VI. p. 348 hat Prime fer- ner eine Monographie der in den nordamerikanischen Freistaaten vor- kommenden Arten der Gattung Pisidium geliefert. Es sind 19 Arten. Von fast allen ist das Schloss etwas vergrössert in Holzschnitt abge- bildet. Am Schlüsse ist ein Verzeichniss sämmtlicher bekannter Ar- ten der Gattung angefügt. Von den 39 Arten sind 19 amerikanisch, 1 neuholländisch, die übrigen gehören Europa an.

Baudon erklärt im Journ. de Conch. IV. p. 277 Pisidium si- nuatum Bourg. für eine monströse Form von P. cinercum Aid. , und will ihr nicht einmal die Rechte einer Varietät zugestehen.

Derselbe spricht sich ib. p. 392 dahin aus, dass sich in Frank- reich nur 5 Arten der Gattung Pisidium unterscheiden Hessen, näm- lich P. amnicum Müll , obtusale Pfeiff. , henslowianum Shepp. , fonti- nale Drap, und pulchellum Jen., zu welcher letzteren er eine grosse Menge von Arten als Varietäten zieht, auch cinereum Alder.

Cyrena triangularis Metcalfe von Borneo Annais XI. p. 71. C. allilis Gould Boston Journal VI. p. 400 von Mazatlan. C. cordi- forinis Recluz Journ. de Conch. IV. p. 251. pl. 7. fig. 9.

Petit charakterisirte in seinem Journ. de Conch. IV. p. 83 zwei neue Arten der Gattung Gnathodon : Gn. roslralum von Florida und trigonum von Mazatlan. Dieselben sind ib. p. 163. pl. 6. fig. 1—3 und 13—15 ausführlicher beschrieben und abgebildet. Verf. zieht hier die Priorität des Namens Gnathodon (gegen Rangia Desmoulins 1831) in Zweifel. Die erstere Art ist wahrscheinlich identisch mit G. flexuosa Conr. Ib. p. 357 beschrieb Petit eine neue Art G. partum von Neuholland.

Concliae* Venus tantillus Gould Boston Journal VI, p. 406 ist eine neue Art von Santa Barbara.

Nach T. A. Conrad Proc. Philad. VI. p. 320 kommen an der atlantischen Küste der vereinigten Staaten drei lebende Arten der Gat- tung Artemis vor, deren Synonymie berichtigt wird.

IVynipliacea* Neue Arten: Teltina tersa und pura von Pa- nama, gemma von San Juan Gould Boston Journ. VI. p.398. T.

186 Troschel: Bericht über die Leistungen in der

Schramtni Recluz Journ. de Conchyl. IV. p 152. pl. 6. fig. 7. 8. Donax flexuasns Goiild Boston Journ. VI. p. 394 van Santa Barbara.

'n&ictracea.. Neue Arten : Maclra Cumingiana Petit Journal de Coneh. IV. p, 359 von der Mündung des Gambia; Lutraritt in. (lata Dunker Zeitschr. f. Malak. p. 112 von Californien.

J. E. Gray stellte eine neue Gattung VanganeUa auf, wel- che die Gestalt eines Solen mit dem Schloss einer Mactra verbindet. Er giebl ihr folgende Charaktere : Schale gleichschalig, länglich, quer, dünn, comprimirt, hinten abgerundet, vorn etwas vorgezogen und ver- schmälert, mit einem dünnen, glatten Ueberzuge bekleidet; die innere Oberfläche jeder Schale gerade, mit zwei divergirenden , verdickten Leisten in den Muskeleindrücken, welche gross und von einander entfernt sind, und mit doppeltem vorderen und oberen Schalenrande; Mantel- bucht kurz, breit j Schlosszahn der linken Schale zusammengefallet, massig; der der rechten Seite klein, abgesondert; Seitenzähne kurz, klein , dicht am Schlosszahn der linken Schale doppelt ; das Ligament klein, genau im Schlossrande nicht durch eine Kalkplalte vom Knorpel getrennt, und zum Theil durch den oberen Rand des Schlossrandes verborgen ; der Knorpel sehr breit , eingeschlossen in einer breiten, länglichen, hohlen, dreieckigen Grube an dem oberen Theil der hinteren inneren Leiste. Die Art A. Taylorii stammt von Neuseeland. (Annais XI. p.476).

Cui'bulacea» Neue Art: Neaera pellvcida Stimpson 1. c. p.21. Fig. 13.

Anatinacea. H anco ck beschrieb das Thier vonMyochama anomioides in den Annais XL p. 287 und bildete es ab. Die sehr un- gleichen Mantellappen sind bis auf die Siphonen, die FussölTnung und eine kleine vierte Oeffnung geschlossen. Der Eierstock nimmt die Wirbelgegend ein ; die Schliessmuskeln sind massig. Die Siphonen sind völlig getrennt, der obere länger, beide an der OcfFnung mit feinen Papillen besetzt. Die kleine Oeffnung für den Fuss liegt vorn unter dem Schliessmuskel. Die Mundlappen sind massig gross, spitz und mit wenigen Falten an der inneren Fläche. Jederseits findet sich nur ein Kiemenblatt, das sich hinter dem Fusse mit dem der anderen Seite vereinigt, und an welches sich ein dorsales rudimentäres Blatt anfügt, das nur aus einer einfachen Lamelle besteht. Der Fuss ist klein und konisch. Verf. weist der Gattung ihren Platz in der Familie Anati- nidae an.

Myockama Slutchburyi und Keppelliana sind neue Arten von A. Adams Proc. zool. soc. 1852. Juli.

Ebenso Oslcodesma nilidum Gould Boston Journal VI. p. 3P0 von Santa Barbara.

Recluz stellte die Gattung Rupicola von Fleuriau de Bei-

Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1853, 187

levue wieder her; sie ist nahe verwandt mit Thracia, von der sie sich nur durch eine Kieme jederseits , durch die sehr ungleichen Si- phonen ohne Papillen und den linsenförmigen Fuss unterscheidet. Die Schale ist hinten wenig klaffend ; der Schlossknorpel ruht auf senk- rechten, schiefen Chondrophoren, die sich beim Schliessen der Schale gegeneinander legen. Die beiden Arten sind R. concentrica (Anatina truncata Turt.) undR. distorla, (Anatina distorta Turt). Beide leben an den Küsten Englands und Frankreichs. Journ. de Conchyl. IV, p. 120.

Solenacesft. Neue Art: Novaculina olivacea Metcalfe von Eorneo. Annais XI. p. 71.

Pliuladea,* Neue Arten: Pholas ovoidea Gould Boston Jour- nal VI. p. 388. Ph. Beauiana Recluz Journ. de Conch. IV. p. 49. pl, 2. flg. 1 3 von Guadeloupe.

€wa.6troc]iaenacea. Asperpillum Strangei ist von A. Adams als neue Art aus Australien beschrieben. Proc. zool. soc. 1852. Juli.

Tunicata.

jtscirtiae. Stimpson beschrieb in den Proc. Boston Soc. IV. p. Q88 folgende neue Ascidien von der Küste der vereinigten Staaten.

Ascidia callosa in der Passamaquoddy-Bai, tenella von Duck Island, Grand Manan, geomelrica von Long Island.

Molgula sordida von Charleston Harbor, producta in der Boston- Bai, arenala aus der Gegend von Nantucket und Martha's Vinegard.

Glandula nov. gen. Körper kuglig, ganz frei und dick mit Sand, Schlamm oder anderen fremden Körpern bekleidet. Die Oeffnungen an Röhren, die Kiemenöffnung mit vier Lappen, die Afteröffnung vier- eckig. Kiemensack mit wenigen, entferntstehenden Falten. G. fibrosa und inollis, beide von Grand Manan.

Cynthia viUala von Oak Island Beach bei Smithville , parlila von Boston Harbor, subcoernlea von Oak Island Beach, gutta von Ijo- ston Harbor.

Pera nov. gen. Körper birnförmig, mit einer sehr kleinen Basis anhängend. Schale gallertartig. Oeffnungen sitzend ; die Kiemenöff- nung sechslappig , die Afteröffnung vierlappig. Kiemensack gefaltet. F. pellucida von St. Georges Bank.

Boltenia rubra Massachusetts-Iiay , von Boston bis Cap Ann.

CycIosBsyaria. Unter diesem Namen hat Krohn die Gat- tung Doliolum als eigene Familie unterschieden. Durch die sipho- ähnlich ausgezogene vordere Oeffnung gehört dieselbe zu den Asci- dien , durch das freie Schwimmen im Meere und durch die Muskeln, ■welche hreisförmig den Körper umgeben, bilden sie den Ucbergaug zu

188 Tr oschel : Bericht üb. d. Leistungen etc. während d. Jahres 1853.

den Salpen. Die Entwickelung der Jungen zeigt wiederum eine Ver- wandtschaft mit den Ascidien an. S. Handbuch der Zoologie. 4te Auf- lage von Troschel und Ruthe 1853. p.588.

Eine interessante Beobachtung zur Entwickelung von Doliolum machte Gegenbaur Zeitschr. für wiss. Zool. V. p. 13 bekannt. Er fand an einem Keimstock von D. Troschelii Krohn (caudatumQ. et G.) zweierlei Knospen. Die einen sind kahnförmige Thiere, die anderen sind Dol. denticulatum Q. et G., beide ohne Geschlechtsorgane.

TUaliadae* H. Müller hat über Salpen bei JVIessina er- neute Untersuchungen angestellt , und seine gewonnenen Resultate kurz in der Zeitschr. für wissensch. Zool. IV. p. 330 niedergelegt.

Bericht über die lieistuiig^eii iii der Ento- itiolog^ie wälireiid dei§ Jahres 1§53.

Von

Hr. Oerstaecker*

in Berlin.

Ueber die Struktur der Thoraxmuskeln bei den Insek- ten hat Aubert in v. Siebold und Kölliker's Zeitschrift für wissenschaftiche Zoologie IV. p. 388 Beobachtungen veröf- fentlicht.

Der Verf. liat eine bedeutende Anzahl von Insekten aller Ord- nungen in Bezug auf die Thoraxmuskeln unter.<;ucht, und die Beobach- tung V. Siebold's bestätigt gefunden, dass dieselben unter dem Mi- kroskop eine andere Struktur zeigen, als die Muskeln des übrigen Kör- pers. Sie bestehen nämlich aus feinen, quergestreiHen, wahrscheinlich cylindrischen Primilivfibrillen , welche von einer krömlichen, körni- gen Masse mehr oder weniger dicht umgeben sind und bei den ver- schiedenen Ordnungen verschiedene Stärke zeigen. Die Muskeln selbst zeichnen sich schon äusserlich durch mehr röthliche Färbung aus. Eine Ausnahme machen die Libellen, bei denen übrigens auch die Anord- nung der Thoraxmuskeln durchaus verschieden ist; bei diesen erschei- nen nämlich die elementaren Theile der Muskeln als platte Bänder, welche sowohl auf ihrem Rande als auf ihrer flachen Seite Querstreifen zeigen. Der Verf. bezeichnet sie mit dem Namen Muskelprimilivbän- der; auch zwischen diesen liegt eine grobkörnige Masse, theils fest- sitzend, theils frei. Aus der bald grösseren , bald geringeren Entfer- nung der Querstreifen von einander schliesst der Verf. auf einen ver- schiedenen Grad von Contraktion bei den Primilivfibrillen; doch ist es ihm nicht gelungen, die Zusammenziehung selbst unter dem Mikroskop zu beobachten.

190 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

G. Gerstfeldt, lieber die Mundtheile der saugenden Insekten ; ein Beitrag zur vergleichenden Anatomie. Mitau und Leipzig 1853. 8. mit 2 Tafeln.

Der Verf. hat die reichhaltige Literatur über diesen Gegenstand von Leeuwe nhoek und Swammerdam bis auf die neueste Zeit mit grosser Gründlichkeit durchgearbeitet, die Ansichten der verschie- denen Schriftsteller über die Bedeutung der einzelnen Mundtheile zu- sammengestellt und verglichen und durch eigene Untersuchungen man- che neue, interessante Resultate erhalten. Seine Untersuchungen er- strecken sich auf alle Ordnungen der saugenden Insekten, ferner auf diejenigen Larven, welche saugende Mundllieile besitzen, und zuletzt auf solche Thiere, über die man bisher noch im Streite war, ob sie den beissenden oder saugenden Insekten beizuzählen seien. Mit be- sonderer Sorgfalt ist die Struktur der Unterlippe, über defen Theilc von den Autoren die verschiedensten Ansichten beigebracht woiden sind, behandelt. Der Verf. betrachtet sie nach üken's, S a v i g n y 's und Anderer Vorgang als ein drittes verwachsenes Kieferpaar, aber nicht, wie E ri ch s o n meint, als aus der Vereinigung eines drillen Kie- ferpaares mit dem Kinn und der Zunge entstanden , sondern nur 2 in der Mittellinie verwachsene Maxillen enthaltend. Sie zerfällt stets in 3 Theile: 1) das Submentum Kevvp. (inentum Er., fulcrum Kirby) = den verwachsenen Cardines der Kiefer. 2) Das Mentuni, welches die Lippcutasler trägt, = den verwachsenen Stipites der Kiefer. 3) Die Ligula =. den verwachsenen Laden der Kiefer. Diese Theorie auf die Dipteren angewandt, so entspricht der Grundtheil der Scheide (Theca Kiiby), welche entweder ganz oder wenigstens hauptsächlich von der Unterlippe gebildet wird, dem Submentum; dasselbe reicht vom Kopf bis zum sogenannten Knie. Der darauf folgende Theil, vom Knie bis zu den Endlippen, welcher von Kirby stipes genannt wird, ist das Mentum, und die Endlippen selbst (labella Kirby) die Ligula, vielleicht Ligula und Taraglossae vereinigt; jedenfalls können dieselben aber nicht, wie es von einigen Schriftstellern geschehen ist, als Labialta- ster angesehen werden, welche allen Dipteren fehlen. Für die He- mipleren verwirft der Verf. die Ansicht B ur m e i s t er's , dass die Rüs- selscheide die verwandelte Unterlippe mit Inbegriff der Lippentaster darstelle; vielmehr soll das erste (Basal-) Glied das Submentum, das zweite das Mentum, dass dritte und vierte die Ligula und Paraglossae, d. h. die beiden verwandelten Kieferladen darstellen. Am entschie- densten sind diese Theile an der Unterlippe der saugenden Hymenopte- ren ausgeprägt; das Submentum, zuerst von Newport so benannt, ist der Theil, welcher mit den Angeln der Maxillen verbunden ist und durch deren seitliche Bewegung nach vorn geschoben wird; Erich- son nannte ihn Menlum; doch ist als solches ersl der zweite, vor je^

während des Jahres 1853. 191

nem liegende Theil zu betrachten ; die Ligula , welche bei den Bienen dreilappig ist, lüsst deutlich ihre ursprüngliche Zusammensetzung aus den iVlaxillarladen erkennen, von denen die äusseren frei , die inneren mit einander verwachsen sind. Die übrigen Mundtheile sind, beson- ders bei den Dipteren, weilläufiger abgehandelt; der Verf. weist nach, dass von borslenförmigen Organen, welche von der Scheide eingeschlos- sen werden , stets 0 vorhanden sind, die jedoch oft mehr oder weni- ger verkümmert sind und daher zum Theil zu fehlen scheinen. Von diesen sind 2 unpaarig, nämlich die Überlippe und der Hypopharynx, die übrigen paarig, Maxillen und Älandibeln. Bei den Tabaniden sind alle 6 vollkommen ausgebildet, bei den .Museiden dagegen nur 2, näm- lich Oberlippe und Hypopharynx, während Maxillen und Mandibeln mit der Scheide verwachsen sind; Uebergänge finden sich bei den Stratio- myden und ßombyliarien, wo die Maxillen schon zum Theil, oder ganz frei sind. In Beireff der am Schlüsse abgehandelten Pediculiden tdtl der Verf. den Ansichten ßurmeister's bei, wonach diesen sau- gende, und nicht, wieErichson gesehen haben will, beissende Mund- theile zukommen.

Lacaze-Duthiers hat seine Untersuchungen über den äusseren weiblichen Geschlechtsapparat der Insekten im 19ten Bande der Annales des sciences naturelles S. 25 88 und S. 203 237 fortgesetzt und in Bezug hierauf die Neu- ropteren, Thysanuren, Coleopteren, Dipteren, Lepidopteren und Aphanipteren abgehandelt. Diesen speziellen Abhandlungen lässt der Verf. eine allgemeine: „de l'armure genitale femelle des insectes en generab' betitelt folgen , in welchen er eine Vergleichung und Zusammenstellung der von ihm bei den einzelnen Ordnungen erhaltenen Resultate giebt.

Die Mi Ine Edwards'sche Terminologie (siehe SchaumEnto- mol. Bericht für 1852. p. 8) ist wie in den früheren Abhandlungen des Verf. über den Geschlechtsapparat der Orthopteren etc. auch hier durch- geführt worden. Bei den FSeuropleren werden drei Haupltypen des äusseren weiblichen Geschlechtsapparates unterschieden: ein complioir- ter, wie er sich bei Aeshna und Agrioti findet, ein einfacher (bei Li- beilula) und ein driller, welcher zwischen jenen beiden gleichsam die Mille hält, wie er bti Fanorpa auftritt. Die Neuropteren stimmen mit den Orthopteren darin überein, dass die Vulva und der After durch drei Ringe getrennt sind, auch sind die beiden letzten Ringe auf die- selbe Weise gebildet, nur dass der vor dem After liegende bei den ISeu- ropteren vollständiger entwickelt ist, indem hier auch ein deutlicher Sternaltheil auftritt. Der neunte (Geschlechts-) Ring ist derjenige, wel- cher scheinbar die grössten Verschiedenheiten darbietet, doch lässt sich

192 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistangen in d. Entomologie

die complicirte Construklion bei Aeshna und Agrion leicht auf die ein- fache bei Libellula reduciren. Ebenso weist der Verf. nach, dass die Legeröhre der Keuropteren, obwohl sehr kurz und von oben nicht sicht- bar, in ihrer Zussammensetzung nicht wesentlich von der bei den Or- thopteren, Hemipteren etc. angegebenen abweicht, und dass sich die Ver- schiedenheiten nur auf mehr oder weniger bedeutende Form-Unterschiede beschränken. Bei den Thysanuren zeigt der Verf. , dass der Hin- terleib derselben ebenfalls aus elf Ringen zusammengesetzt ist; die acht ersten bestehen aus einem Tergit und einem Sternit, der neunte bil- det den weiblichen Geschlechtsapparat; der zehnte ist nur von einem Tergit gebildet, erstreckt sich über den After hinaus und bedeckt den Ursprung der Schwanzläden ; der elfte endlich ist aus mehreren Slük- ken zusammengesetzt, welche den After umgeben. Die vom öten und den folgenden Hinterleibsringen entspringenden Fäden erklärt der Verf. für Analoga der Sternal -Rhabditen ; von den dreien, welche sich am elften Ringe vorfinden, soll der mittlere der Tergit, die beiden seitli- chen die Epimeriten dieses Ringes sein, welche letztere daher den Bor- sten von Gryllotalpa oder den Zangen von Forficula entsprechen wür- den. — An den Coleopteren sind nur 9 Hinterleibsringe vorhanden, in- dem der lOte und Ute verschwinden; oft sind an der Bauchseite we- niger Segmente sichtbar, doch entsprechen dann in der Regel mehrere Tergite einem Sterniten, wie z.B. bei Calandra , wo nur 5 deutliche Bauchsegmente vorhanden sind. Bei Sternocera entsprechen dem ersten Sterniten die drei ersten Tergiten : zuweilen ist, wie bei Hydrophilus, ein Ring zwischen zwei anderen zurückgetreten. Eine Ausnahme von der Regel machen Blaps und Äleloe , bei denen sich im Ganzen nur 8 Hinterleibsringe nachweisen lassen ; hier nimmt der weibliche Ge- schlechlsapparat also den 8ten Ring ein. Was die Bildung des weib- lichen Apparats selbst betrifft, so unterscheidet der Verf. auch hier drei Typen: im ersten F"aIIe findet sich an demselben ein vollständig ent- wickelter Sternit, wie bei den Dytisciden, Elateriden, Buprestiden und Hydrophiliden ; im zweiten Falle ist derselbe weniger entwickelt oder zum Theil verschwunden, wie bei den Carabicinen, Cicindelen, Necro- phoren und Pimelien; im dritten endlich fehlt er ganz, wie bei Blaps, Lucanus, Lampyris , Meloe, Calandra etc. Dies stimmt wiederum mit der vom Verf. schon öfter hingestellten Erfahrung überein , dass die Sterniten am wenigsten beständig vorhanden sind, während die Tergi- ten bei weitem seltener fehlen; am Geschlechtsapparat der Coleopteren verschwindet der letztere jedoch zugleich mit dem Sterniten bei Me- lolontha, Parsalus und Calandra, so dass dann nur die Rudimente der Seitenstücke übrig bleiben. Eine eigentliche Legeröhre fehlt den Kä- fern constant; eine röhrenförmige Verlängerung des Ovidukts, wie man sie bei den Dytisciden findet, kann durchaus nicht als solche an- gesprochen werden. Den Dipteren mangelt die Legeröhie ebenfalls j

während des Jahres 1853. 193

die von den Autoren als solche gedeuteten Theile, ebenfalls fleischige oder häutige Verlängerungen des Oviduktes, bieten nicht die geringste Analogie mit der Legeröhre der Hymenopteren , Ilemipteren elc. dar. Am Hinlerleib lassen sich bei Tipula und Asilus (auch bei einigen Syr- phiden) mit Bestimmtheit elf Ringe nachweisen, in welchem Falle sich der Ovidukt, wie gewöhnlich, zwischen dem 8ten und 9len Ringe öff- net. Bei den übrigen Familien vermindert sich 'die Zahl der Ringe und zwar durch Verschwinden bald des einen , bald des anderen Rin- ges. Bei Sepedon liegen z. B. vor der Vulva nur 7 Ringe, hinter derselben 2; hier sucht der Verf. nachzuweisen, dass der Ite und Ute Ring verkümmert sind. Besonders hervorzuheben ist, dass bei den Di- pteren oft der Genitalring (in der gewöhnlichen Reihenfolge der neunte) ganz verschwindet, wie dies besonders bei den Museiden und einigen Syrphiden der Fall ist ; überhaupt ist er nur schwach entwickelt, denn in der Regel besteht er nur aus einem Sterniten (Tabaniden, Asiliden, Syrphiden) ; nur bei den Tipularien zeigt er eine derartige Construk- lion, dass er beim Ablegen der Eier behülflich sein kann. Bei den Lepidopteren besteht die Eigenthümlichkeit, dass sich After und Ovi- dukt-OelTnung in demselben (letzten) Ringe vereinigt finden , den der Verf. deshalb als ürite genito-anal bezeichnet; er weist jedoch nach, dass Reaumur geirrt habe, wenn er meint, dass beiden Organen eine und dieselbe Oeffnung zukomme. Der diesem vorangehende Ring zeigt auf seiner Bauchseite ebenfalls eine Oeffnung, in welche die Bursa co- pulatrix mündet; er wird daher Urite copulateur benannt. Diese bei~ den Ringe sind der Zahl nach der 7te und 8te ; denn wenn in gewis- sen Fällen 9 dazusein scheinen , so wird dies nur durch eine hornige Platte zwischen dem Thorax und dem ersten Hinterleibsring, welche nicht als Ring angesprochen werden kann, bedingt. Die Struktur des 8ten Ringes ist nur sehr unbedeutenden Modifikationen unterworfen, welche der Verf. an einer Reihe von Arten aus verschiedenen Fami- lien durchgeht. Die Aphanipteren, deren weiblicher Geschlechtsap- parat sehr einfach gebildet ist, liefern dem Verf. wieder den Beweis, dass der regelmässige Sitz der weiblichen GeschlechtsöfTnung hinter dem 8ten Uriten ist; zwischen dem Tergit und Sternit des 9len Ringes, von denen der erste der bei weitem grössere ist, liegt der After. Bei der Betrachtung des weiblichen Geschlechtsapparates der Insekten im Allgemeinen stellen sich folgende Ergebnisse heraus: 1. Wo ein Legstachel, eine Legeröhre etc. vorhanden ist, ist dieselbe stets nach demselben Princip gebildet. 2. Dieser Apparat wird stets durch die modificirten Elemenlartheile der Hinterleibsringe hervorgebracht. 3. Der Geschlechlsring ist der Zahl nach stets der neunte. 4. Die normale Zahl der Hinlerleibsringe ist elf. 5. Der After öfTnet sich in der Mitte der Anhänge, welche das Ute Segment bilden, und ist von der Ge- schlechtsöfTnung durch drei Ringe getrennt. Auf vier Tafeln sind Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. N

104 Gersfaecker: BeHcht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

die wesentlichsten Typen des weiblichen Geschlechtsapparates , wie sie bei den abgehandelten Ordnungen vorkommen, abgebildet.

Newport hat der Linneschen Gesellschaft zu London eine vorläufige Mittheilung gemacht, wonach auch Insekten aus der Ordnung der Orthopteren im Larvenzustand von pa- rasitischen Dipteren heimgesucht werden (Annais ofnat. hist.. XU. S.473).

Newport fand im Herbst Larven und Puppen von Forficula auricularia, aus welchen sich nach einiger Zeit Tachinen entwickelten. Die Fliege legt nach den vom Verf. angestellten Beobachtungen jedes- mal nur ein Ei auf die Oberfläche des Körpers der Forficula-Larve und der junge Parasit dringt nach dem Ausschlüpfen in das Innere dersel- ben ein, wo er sich so lange nährt, bis er erwachsen ist. Alsdann bohrt sich die Larve zwischen den Körpersegmenten des Ohrwurms heraus und verpuppt sich. Die Fliege erscheint entweder noch im Herbste oder erst im folgenden Früjahre aus der Puppe. Der Verf. glaubt in der Fliege eine Metopia Meig. zu erkennen, und schlägt für dieselbe den Namen IMetopia forficulae vor (Siehe auch Tachinariae!)

Brauer hat die höchst interessante Beobachtung ge- macht, dass das Auftreten von rothen Flecken oder die ganz rolhe Färbung des Körpers von Chrysopa vulgaris nur das Produkt einer allmählich verminderten Temperatur ist (Ver- handl. d. zool. botan. Vereins zu Wien IL S. 12).

Bei einem vom September bis zum März lebend erhaltenen Indi- viduum der genannten Art stellte sich nämlich heraus, dass die normale Färbung des Körpers bis -|- 14» R. nicht verändert wurde; bei liefer sin- kender Temperatur fanden sich dagegen rolhe Flecke am Hinterleib ein, welche sich immer mehr vergrösserten , bis bei O^'ß. der ganze Hin- terleib roth erschien. Bei steigender Temperatur nahm die rothe Fär- bung in derselben Weise wieder ab, bis sie zuletzt ganz verschwun- den war.

Heeger hat seine ßeilräge zur Naturgeschichte der Insekten im löten und Uten Bande der Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien mit Beschreibungen der Ent- wickelungsgeschichte von 30 verschiedenen Insekten aus den Ordnungen der Coleopteren, Lepidopteren und Dipteren fort- gesetzt. Dieselben sind an ihrem Ort einzeln namhaft gemacht.

Lucas, Essai sur les animaux articules, qui habitent nie de Crete. (Guerin, Revue et Magasin de Zoologie V. p.418 U.565).

während des Jahres 1853. 195

Der Verf. giebt eine Uebersicht der Insekten, welche bei Gele- genheit einer zoologischen Expedition nach Creta von Raul in im Jahre 1845 daselbst gesammelt worden sind , nachdem er in der Einleitung einige allgemeine Bemerkungen über den Charakter der Insektenfauna dieser Insel vorausgeschickt hat. Der im Jahre 1853 erschienene Theil der Arbeit erstreckt sich nur auf die Ordnung der Coleopteren ; den aufgeführten Arten ist eine vollständige Synonymie beigegeben, einige noch unbekannte sind beschrieben. Die letzteren sind an ihrem Ort aufgeführt.

V. Bibra gab in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte von Chile (Denkschriften der Kais. Akad. der Wissenschaften zu Wien V. 2. p. 124 ff.) eine Aufzählung der von ihm in Chile gesammelten Insekten, deren Bestimmung von Sturm herrührt; eine Beschreibung der neuen Arten ist noch in Aus- sicht gestellt.

Von Hai dem an wurde (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia VI. p. 3öl ff.) eine Anzahl neuer Nord-Ame- rikanischer Arten aus verschiedenen Ordnungen der Insekten beschrieben.

Notizen über das Vorkommen und die Lebensweise neuer südost-sibirischer Insekten, welche jenseits des Baikal -See's und in der Umgegend Kiakhta's von ihm gesammelt worden sind, gab Pop off im Bullet, de la soc. imp. des natur. de Moscou, 1853. p. 101. Die meisten derselben gehören der Ordnung der Coleopteren an.

Einen Bericht über eine nach Guldbrandsdalen (in Nor- wegen) unternommene enlomologische Reise und eine Auf- zählung der daselbst gesammeilen Insekten lieferte Siebke im Nyt Magazin for Naturvidenskaberne VII. p. 253 ff.

Das Verzeichniss erstreckt sich über alle Ordnungen der Insek- ten, weist jedoch im Ganzen nur 844 Arten auf; die Orthopteren und Neuropteren sind dabei fast ganz unberücksichtigt geblieben, indem die ersleren nur durch 6, die letzteren durch 9 Arten vertreten sind. Auch die übrigen Ordnungen sind verhältnissmässig viel zu dürftig vertreten, um einen richtigen Bej^riir von der Fauna des Landes zu geben, und ist die Aufzählung daher als Beitrag zur geographischen Verbreitung nur von geringer Bedeutung.

Dumont d'Urville, Voyage au pole sud et dans rOceaniependantles annees 1837—40. Zoologie. Paris 1842 —53. Atlas, gr. fol.

196 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Von dem genannten Reisewerli ist bis jetzt nur der Atlas er- schienen, welcher 19 Tafeln Coleopteren, 3 Tafeln Lepidopteren und 3 Tafeln Orthopteren enthält; dieselben geben die Abbildungen einer grossen Anzahl neuer, so wie auch andrerseits vieler schon hinlänglich bekannter Arten. Der nähere Bericht über die Einzelnheiten muss bis zum Erscheinen des Textes ausgesetzt werden.

Etudes entomologiques, redigees par Victor de Mot- s c h u 1 s k y. Helsingfors 1853.

Der Verf. scheint mit dem vorliegenden Heftchen eine neue Zeit- schrift, vorzüglich für Russische Entomologie, beginnen zu wollen, ob- wohl ein Vorwort, welches über den Zweck und das Wesen derselben Aufschluss geben sollte, fehlt. Es enthält ausser zwei Aufsätzen über Mallhiniden und Lampyriden einige aphoristische Kotizen über die Le- bensweise verschiedener Insekten, Beschreibung von Exkursionen, Be- kanntmachungen einzelner neuer Arten u. s. w. Es ist schon von an- derer Seite ausgesprochen worden und muss hier wiederholt werden, dass es den Produktionen des Verf. sowohl dem Inhalt als der Form nach zu sehr an wissenschaftlicher Gründlichkeit mangelt.

Colcoptera.

Catalogue of the described Coleoptera of Ihe United States, by F. E. Melsheimer. Washington 1853. 8. 174p.

Eine sehr verdienstvolle Arbeit, in welcher ein Verzeichniss al- ler bis zum Jahre 1852 beschriebenen Käfer Nord- Amerika's mit Hin- zufügung der nöthigen Cilate und einer vollständigen Synonymie ge- geben wird. Bei der ausserordentlichen Thätigkeit, welche in neue- rer Zeit die Nord-Amerikanischen Entomologen entfaltet haben, ist durch eine derartige Zusammenstellung einem vielfach empfundenen Bedürf- nisse abgeholfen worden. Die Anordnung der Familien und Gattungen ist Westwoods Modern Classification of Insecls entlehnt. Dem Ca- talog folgt ein alphabetischer Nachweis der Familien und Gattungen.

Catalogue of Coleopterous Insecls in the collection of the British Museum. Part VII. Longicornial. London: prin- ted by order of the trustees. 1853.

Dieser von A. White bearbeitete Theil ist in derselben Art, wie die früheren Cataloge der Sammlungen des Britischen Museums abge- fasst; er enthält nicht nur die Aufzählung der in demselben vorhande- nen Arten, von denen die neuen kurz aber kenntlich beschrieben sind, sondern führt auch die übrigen mit Hinzufügung der Citale an. In Be- treff der letzteren sind dem Ref. einige Auslassungen zum Theil be- kannterer Arten, wie z. B. Aulacopus serricollisMotsch., Anoplistes ephip- pium Schönh. , aufgefallen, die jedoch der sehr verdienstvollen Arbeit

während des Jahres 1853. 197

über diese so arienreiche Familie keinen Eintrag Ihun. Vier lithogra- phirte Tafeln geben die Darstellung von 26 Arten, welche meistenlheils die Typen neuer Gattungen bilden. Der vorliegende Theil des Cata- logs umfasst die beiden ersten Gruppen der Longicornen, nämlich die Prionii und Cerambyces genuini zum Theil. Als ein Mangel des Ca- talogs könnte die Aufnahme der Dejean 'sehen Arten ohne Beschreib bung angesehen werden.

Mulsa nt, Opuscules entomologiques. Paris 1853. Von den drei Heften, welche erschienen sind , enthält das zweite Beschreibungen vieler neuer Arten aus verschiedenen Fami- lien der Coleopteren, das dritte Nachträge zu des Verf. Mo- nographie des Coleopteres trimeres securipalpes und das vierte eine monographische Bearbeitung der Heteromeren- Gruppe der Pediniten.

Slurm's Deutschlands Insekten sind im Jahre 1853 mit dem 22sten Bändchen fortgesetzt worden.

Dasselbe enthält die Beschreibung und bildliche Darstellung der Gattungen Rhizophagus , Nemosoma , Georyssus , Parnus , Fomatinus (Dryops), Potamophilus und Limnius. In einem Anhange giebt der Verf. eine Beschreibung und Abbildung der beiden von Schmidt aufgestell- ten, neuen Leptodirus - Arten , und zweier neuer Arten der Gattung Anophlhahnus.

Von Küster's „Käfer Europa's'^ istdas 26ste und 27ste Heft erschienen, an welchen eine mehr monographische Be- arbeitung einzelner Gattungen zu rühmen ist. Die neuen Ar- ten sind an ihrem Ort angegeben worden.

Zebe hat (Entom. Zeit. No. 1 5) seine, im vorigen Jahrgang derselben Zeitschrift begonnene Synopsis der bis- her in Deutschland aufgefundenen Coleopteren zu Ende geführt.

Ein Verzeichniss der bisher in Mecklenburg aufgefun- denen Käfer ist von Glasen (Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg VII. p. 105 sqq ) begon- nen worden.

Nach dem vorliegenden Theil dieses Verzeichnisses, welches mit Ausschluss der Staphylinen und Scydmaeniden bis zu den Lymexylonen (denen sich hier eigenthümlicher Weise die Boslrichen anschliessen) fortgeführt ist, und im Ganzen 997 Arten nachweist, scheint die Käfer- Fauna Mecklenburgs von derjenigen der Mark Brandenburg nicht we- sentlich abzuweichen, nur dass sie durch die dem Meeresslrande eigen- thümlichcn Arten bereichert ist. Uebrigens kann das Verzeichniss, was

198 Gerstaecker; Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

wenigstens die schwierigeren Gattungen anlangt, lieineswegs auch nur auf annähernde Vollständigkeit Anspruch machen.

V. Frantzius, Beiträge zur Käfer -Fauna Preussens. (Neue Preussische Provinzialblätter. Andere Folge IV. S.286}.

Der Verf. giebt eine Aufzählung von 35 von ihm ihn Preussen aufgefundenen Käferarten, welche im v, Siebold'schen Verzeichnisse fehlen. Auf der anderen Seite führt er 26 Arien des v. Dommerschen Verzeichnisses auf andere zurück, so dass der Zuwachs nur in 9 Ar- ten besteht. Die Zahl der bis jetzt in Preussen aufgefundenen Coleo- pteren beläuft sich demnach auf 2144.

J. Stabile^ Celeopteres observes au Mt. Rose, val Ma- cugnana (Actes de la soc. Helvetique des sciences naturelles 1853. S. 214— 222).

Das am Fusse des Monte Rosa liegende Thal hat eine Höhe von 3000' bis 6000', gehört also der subalpinen und alpinen Region an. Diesen Charakter trägt auch die Käfer -Fauna, welche übrigens ohne Zweifel bei weitem reichhaltiger sein wird, als sie das vorliegende Verzeichniss angiebt. Dasselbe enthält nur etwa 170 Arten, welche Zahl sich noch durch Abzug mehrerer als Arten aufgeführter Varietä- ten vermindern würde. Die kleineren Arten fehlen fast sämmllich; aber auch solche Gattungen, welche jenen Regionen besonders eigen sind, erscheinen wohl viel zu dürftig vertreten, denn von Otiorhynchus z. ß. sind dem Verf. nur 7 Arten bekannt.

Eine Anzahl neuer Coleopteren aus Caramanien und der asiatischen Türkei wurden von Mulsant und V\^achanru in den Memoires de l'Academie de Lyon II. S. 1 17 be- schrieben.

Die Nord - Amerikanische Käfer - Fauna wurde durch LeConte mit einer Reihe neuer Arten aus Texas und den Vereinigten Staaten bereichert (Proceed.acad.nat.se. of Phi- ladelphia VI. S.226 und S.439).

Einen Beitrag zur Coleopteren-Fauna Algier's gab Le- prieur durch die Aufzählung einer Reihe von Arten aus den Familien der Hydrocantharen , Palpicornien und Staphy- linen, welche bisher noch nicht als dort vorkommend bekannt waren.

Descriplions de quelques Coleopteres nouveaux ou peu connus, par M. Perroud (Annales de la soc. Linneenne de Lyon, nouv. ser. I. S. 389— Ö26). Eine grössere Anzahl neuer

während des Jahres 1853. 199

Käfer aus verschiedenen Familien, unter denen besonders die Curculionen stark vertreten sind.

Die von Peters in Mossambique gesammelten Käfer hat Klug zu bearbeiten angefangen und vorläufig die Dia- gnosen der neuen Arten aus den Familien der Cicindelen, Ca- rabicinen und Hydrocantharen in den Monatsberichten der Berliner Academie der Wissenschaften S. 244 bekannt gemacht.

Ein Aufsalz von Fächer „Ueber die Käfer in den Um- gebungen von Sagritz und Heiligenburg" (Jahrbücher des na- turhistorischen Museums in Kärnthen, 2ter Jahrgang) ist dem Ref. nicht zu Händen gekommen.

F. Chapuis et E. Candeze, Catalogue des larves des Coleopteres (Memoires de la soc. des sciences de Liege Vlll. p. 351-653).

Eine verdienstvolle Arbeit, welche ein systemalisches Verzeich- niss aller bisher bekannt gewordenen Käfer -Larven giebt , und somit die Publikalion neuer Arien wesentlich erleichtern und fördern wird. Die Charaktere der einzelnen Familien sind nach Erichson angege- ben ; bei den Galtungen und Arten, wenn sie nicht besonderes Inter- esse darbieten, ist nur die Lilleratur angeführt, diese aber in grosser Vollsländiglceit ; einige von den Verf. untersuchte Larven, welche bis- her nicht bekannt waren, sind ausserdem ausführlich beschrieben. Auf 9 Tafeln sind die Hauplrepräsentanten der verschiedenen Familien , so wie einzelne charakteristische Theile derselben abgebildet.

Perris hat seine „Histoire des insectes du pin maritime" in den Annales de la soc. entom. mit dem speziellen Theil fortgesetzt und darin die Naturgeschichte einer grösseren An- zahl von Käfern, welche in ihren ersten Ständen bisher noch unbekannt waren , abgehandelt. Die einzelnen Arten sind ausführlich beschrieben und auf Taf. 17 bis 19 abgebildet. Der bis jetzt vorliegende Theil der Arbeil behandelt die Ent- wickelungsgeschichte von 22 Arten aus den Familien der Sta- phylinen, Trichoplerygier, Nilidularien, Colydier, Cucujiden, Cryptophagiden und Dermeslinen; dieselben sind an ihrem Ort einzeln namhaft gemacht.

Beiträge zur Verwandlungsgeschichte einiger Käfer gab Letzncr in der Denkschrift der schlesischen Gesellschaft für valerläridische Cullur zur Feier ihres öOjährigeu Beste-

200 Gers taeciter: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

hens. Breslau 1853. S. 205—219, nebst Tafel. Die daselbst abgehandelten Arten sind an ihrem Ort namhaft gemacht.

Cicindeletae. Zwei neue Arten aus Mossambique wurden von Klug (Monalsberichte der Berliner Akademie S. 245) unter den Namen C. intermedia und congrua vorläufig diagnosticirt.

Neue Nordamerikanische Arten sind: Cic. Lecontei und Äncocis- conensis Haldeman aus Texas (Proceed. acad. nal. sc. Philad. VI. S. 361) und Cic. vuUurina Le Conle (ebenda S.439).

Ghiliahi setzte (Annales de la soc. entom. S. 645) die speci- fischen Unterschiede von Cicindela Audouini Barth, und Rilchii Vig. Luc. auseinander.

Megacephala euphratica ist neuerdings auch in Spanien aufge- funden worden (Bulletin enlom. S.47).

Carabicini. Le Conte hat in den Transactions ofthe Ame- rican Philosophical Society, Vol. X. p.363 sqq. eine grössere Abhand- lung über die Classifikation der Nord-Amerikanisclien Carabicinen ver- öffentlicht , welche , da sie von der bisher üblichen Anordnung dieser Familie wesentliche Abweichungen zeigt, in ihren Hauptzügen hier mit- getheilt werden mag. Unter den eigentlichen Caraben (von denen, wie bisher, die Cicindelen ausgeschlossen bleiben) stellt der Verf. drei Un- terfamilien auf, nämlich :

L Brachinini. „Abdomen sexus utriusque 7-arliculatum: epimera mesothoracis fere diagonaliter divisae; parapleurae appendi- culatae; tibiae anticae tenues emarginatae." IL Harpalini. „Abdomen sexus utriusque 6-articulatum ; epimera mesothoracis non diagonaliter divisa, parte posteriore brevis- sima : parapleurae appendiculatae ; tibiae anticae emarginatae." IIL Scaritini. „Abdomen sexus utriusque 6-articulatum; epimera mesothoracis diagonaliter divisa ; (parapleurae saepe non ap- pendiculatae, tibiae anticae simplices)." Die Brachininen, deren Hauptkennzeichen das 7-gliedrige Abdo- men ausmacht, beschränken sich auf die einzige Gattung Brachinus. Die Harpalinen zerfallen wiederum in 4 Gruppen :

1. Dryplae. „Tibiae anticae tenues vel dilatatae, apice non spi- nulosae. Antennae arliculis 4 primis plus minusvc glabris. Ligula di- latata, paragloäsis nullis. Tarsi maris. quando dilatati, papillis raris in- slructi." Hierzu gehören die Galeritae, Helluones, Moriones (Apolomi, Anthiae) und Panagaei.

2. Pterostichi. „Tibiae anticae tenues, vix spinulosae, vel apice incrassatae et spinulosae. Antennae articulis 3 glabris, rarius 4 subgla- bris, Ligula paraglossis distinctis. Tarsi maris anlici dilatati , sublus papillis serialis inslructi." Hierzu gehören die Lachnophori, Odacanthi, Lebiae, Trechi, Plalyni, Stenomorphi und Pterostichi genui^i.

währenddes Jahres 1853. 201

3. Harpali. „Tiblae anticae incrassatae , plus minusve spinulo- sae. Antennae arliculis 2 glabris. Ligula paraglossis distinctis. Tarsi maris varii." Harpali genuini und Dilomi.

4. Chlaenii „Tibiae anticae plus minusve iricrassalae. Anten- nae articulis 3 glabris. Tarsi maris articulis dilatatis , sublus dense spongiosis. Ligula paraglossis distinctis.« Licini, Chlaenii genuini und Oodides.

Die Scaritini theilt der Verf. in folgende 5 Gruppen:

1. Ozaenae. „Parapleurae appendiculatae. Tibiae anticae emar- ginatae, truncatae. Paraglossae lalissimae, connatae, distinctae. An- tennae sub frontis lateribus insertae." Pseudomorphi (Ozaenae und Siagonae [?J ).

2. Brosci. „Parapleurae variae. Tibiae anticae truncatae, emar- ginatae. Ligula dilatata, paraglossae angustae, rarius elongatae. An- tennae arliculis 4 glabris. (Alaxillae basi non spinosae)." Psydrii, Melrii, Brosci genuini und Promecognalhi.

3. Scaritides „Parapleurae variae. Tibiae anticae emarginatae, palmatae. Paraglossae distinctae, apice liberae." Scaritides genuini und Clivinae.

4. ßembidia. „Parapleurae appendiculatae. Tibiae anticae emar- ginatae, truncatae, Paraglossae distinctae, apice liberae. Antennae ar- ticulis 2 glabris." Bembidia genuina.

5. Carabi. „Parapleurae non appendiculatae. Tibiae anticae vi X emarginatae (Maxillae praecipue basi spinosae).« Carabi genuini, Elaphri und ümophrones.

Indem der Verf. auf die einzelnen Gruppen und die ihnen zu- kommenden Gattungen näher eingeht, nimmt er Gelegenheit, eine An- zahl neuer Genera und Species aufzustellen, andere schon bekannte näher zu beleuchten. Als neu sind zu erwähnen. Galeritae : Thalpius rufnlus. Helluones: Helluoiriorpha ferruginea und iexana. Pana- gaei : Eugnathus n. g., von Panagaeus durch den hinten nicht ein- geschnürten Kopf und dicke, erweiterte Mandibeln ausgezeichnet. Auf Panagaeus distinctus Hald. errichtet. Lebiae 2 neue Gattungen : DU detus. „Caput pone oculos rotundatum , basi constrictum , collo tenu' cylindrico. Labrum ampluni, antice rotundatum , mandibulas fere ob- tegens : palpi maxillares labialibus sesqui longiores, articulo ultimo praecedente ferc duplo longiore, leviter ovali, acuminato : antennae filiformes, articulis subaequalibus, 2. paullo breviore, 1 3. glaberri- mis, 4. pubesccnte. Thorax brevis, cordatus, postice maxime angu- status, basi brevissime tubulatim pedunculatus. Elytra apice truncata. Pedcs tcnucs, tlongati, tibiae calcaribus obsoletis, ungucs siniplicis- simi, tarsi postici articulis duobus primis elongatis." Art: D. jlavi^

202

Gerstaecker: Bericht üb, d. Leistungen in d. Entomologie

pes. Nemotarsus: „Caput pone oculos rotundatum etvalde con- strictum, collo tenui cylindrico: labrura quadratum, os angustum: palpi maxillares labialibus duplo longiores, art. ult. praecedente duplo longiore, conico , acuminato , labiales art. ult. leviter ovali , acute: nientum dente magno indistincto : antennae filiformes, articulis aequa- libus, 2. sesqui breviore. Thorax semicircularis, basi truncatus. Ely- tra truncata. Pedes tenues, elongatl, tibiae calcaribus elongatis, un- gues fortiter pectinati , tarsi filiformes, postici articulis 1—4. grada- tim brevioribus. Art: N. elegans. Harpali : Cralogmathus cordalus^ Pangus teslaceus, Trechicus (Zimm.) umbripentiis und pallipetinis, Eucae^ rus varicornis, Licini : Badister maculalus und ßavipes, Dicaelus cO" Status und crenatus. Oodides : La c hno crepis n. g. „Corpus' elon- gato-ellipticum , planum: mandibulae acutae , prominulae : labrum subquadratum , antice leviter emarginatum: mentum medio fortiter dentatum : ligula apice dilatata, truncata: palpi tenues, longiusculi, art. ult. leviter ovali, non longiore. Ant. tenues, filiformes. Tarsi mi- nus tenues, subtus dense pubescentes, posteriores art. 1. elongato, 3. et 4. inter se aequalibus, 2. longitudine intermedio : tarsi antici maris articulis 4 modice dilatatis, quadratis, latitudine longioribus, 4. perpa- rum angustiore." Auf Oodes parallelus Say gegründet. A na tri- chis n. g. „Corpus ellipticum, antice acutum: mandibulae acutae, prominulae: labrura parvum, subquadratum: mentum medio fortiter dentatum: ligula apice dilatata, truncata: antennae tenues, filiformes; palpi tenues, longiusculi , articulo maxillarium ultimo fere duplo lon- giore. Tarsi posteriores subtus non pubescentes, sed lateribus setosi : antici maris articulis 4 leviter dilatatis, oblongis, gradatim angustiori- bus, subtus spongiosis. Tibiae intermediae maris intus oblique emar- ginatae." Auf Oodes minutus Dej. gegründet. Evolenes n. g. „Corpus ellipticum, laeve; antennae brcviusculae , subcompressae ; palpi filiformes, articulo maxillarium ultimo plus sesqui longiore: raentum medio breviter dentatum : ligula apice dilatata , subrotundata. Tibiae anticae latiores, spina anteapicali longissima : intermediae valde spinosae. Tarsi subtus non pubescentes: antici maris articulis 3 valde dilatatis, 1. triangulari, 2. et 3. transversis." Auf Oodes exaratus Dej. gegründet; eine zweite neue Art ist E. impressa. Ozaeni : neue Art Physea hirta. Scaritides: Pasimachus duplicatus. Bembidia: Anillus debilis. Carabi : Cychrus constrictus , cordatus und bicarina^ lus. Nomare tus n. g. Von Cychrus dadurch unterschieden, dass die beiden ersten Fühlerglieder so wie die Basis des 3ten glatt sind; Vorder-Taiscn beim Manne in sehr geringem Grade erweitert, Flü- geldecken elfstreifig. Auf Cychrus bilobus Say (Sphaeroderus bi- lobus Dej.) gegründet; ausserdem zwei neue Arten: N. fissicoUis und debilis. Calosoma higubre und macmm , Nebria Ralhtoni. Ela- phri: ßethisa Orc^owensts. In Betreff der vielfachen synonymischen

während des Jahres 1853. 1203

Bemerkungen, welche bei den einzelnen Gattungen eingeflochten sind, müssen wir auf das Werk selbst verweisen.

Von einer Anzahl neuer Carabicinen aus Mossambique theilte Klug (Monatsberichte der Berl. Acad. d. Wiss. p 245 ff.) vorläufig die Diagnosen mit. Es sind folgende : Brachinus venator, GraphiplC'» ms trislis, Anthia circumscripta, Petersii und aequilatera, Siagona me^ lanaria, Scarites Molossus, superciliosus , morosus und aestuans, Tefßus procerus, carinalus und violacens , Calosoma Mossambicense, Omophron depressum, Chlacnivs apialvs, Oodes palpalis und validus , Angio ny ~ chns n. g. (mit Agonum verwandt und hauptsächlich durch die ge- raden , zugespitzten , dicht an einander liegenden Klauen unterschie- den) Art : A. lividus, Abacelus anguslatus, Feronia QArgulor') parviila, Rathymus melanarius, Plalymelopus picipes, Seletiophorus atratus, cor- vimis und dilatalus , Harpalus dorsiger, Slenolophus promptus , Acupal- pus vittiger und plagifer, Lasiocera tessellata.

Eine Uebersicht der Arten der durch ihre eigenthümliche Kör- perform merkwürdigen Gattungen Pseudomorpha und Adelotopus gab Westwood in Guerin Rev. et Mag. de Zoologie Y. p. 395 ff. Un- ter der Gattung Pseudomorpha, von Kirby aufgestellt, vereinigt der Verf. mit Recht als Synonyme : Axinophorus und Drepanus Dej,, Sil- phomorpha Westw. Newm. und Sphallomorpha Westw. Guer. , indem sich die Merkmale, auf welche dieselben begründet waren, durch Vergleich einer grösseren Reihe von Arten nur als specifische heraus- stellten. Die Gattung umfasst bis jetzt 12 Arten, von denen 2 Süd-Ame- rika, die übrigen 10 Neu-Holland angehören; unter den letzteren sind als neu zu erwähnen : Fs fugax, hydroporoides. colymbetoides und lae-- vissima, Die zweite Gattung Adelotopus ist Australien eigenthüm- lich und umfasst zur Zeit 8 Arten, von welchen A. aphodioides, hy~ drobioides und nemosomoides neu sind. Als Anhang beschreibt West- wood eine neue Gattung, welche in der allgemeinen Körperform mit Pseudomorpha viel Aehnlichkeit hat , sich aber durch sehr breiten Kopf und kleine, mehr nach vorn gerückte Augen unterscheidet; die Fühler sind wie bei dieser fadenförmig und so lang als Kopf und Hals- schild zusammen. Der Verf. hat dafür den Namen Hydroporomor' pha gewählt, obwohl die auch in der Beschreibung erwähnte Aehn- lichkeit mit einem Hydroporus wenigstens in der Abbildung kaum zu finden sein möchte. Die einzige bekannte Art aus Abyssinicn ist //. lutea n sp. Die generellen Charaktere so wie mehrere Arten der drei erwähnten Gattungen sin<l auf Taf. 14 und 15 dargestellt.

Laferte-Senectere hat seine Bearbeitung der im Portugie- sischen Guinea von Bocande gesammelten Carabicinen in Guerin's Rev et Mag. de Zoologie V. p. 267, 303, 368 und 410 fortgesetzt. Die daselbst beschriebenen neuen Arten sind: Chlaenius aterrimus, Spho- drns punctatus f Anchomenvs insiynkornis, causticuSf rufocinclus , rugi^

204 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

collis, subvirescens ^ fulvipes (Dej. Cat.) , Abacetus grandis, clongalus, tenuis, audax, rußpes, melanckolicus, iridescens, amaroides, harpaloides, picicollis, loricalus (bei Beschreibung dieser Arten giebt der Verf. eine Uebersicht der ganzen Gattung, welche er nach der Form des Hals- schildes in mehrere Abtheilungen zerfällt). Drimostoma costatnm^ pavidum, laticoUe, Argtitor subopacus, A r i stopus n. g. , zur Gruppe der Feroniens gehörig: Kinn dreitheilig , mit einem einfachen, kur- zen und abgerundeten Zahn in der Ausrandung, welche schmal und nicht tief ist; das letzte Glied beider Palpen sehr verlängert, fast cy- lindrisch, an der Spitze leicht abgestutzt; Fühler sehr dick, das erste Glied stark verlängert, das 2te und ote kurz, die folgenden eben so lang aber breiter und mehr flachgedrückt als das erste, das letzte länger als die übrigen und leicht zugespitzt; Beine kurz und kräf- tig, die Yorderschienen stark ausgebuchtet, mit einem langen und scharfen Dorn am Grunde der Ausrandung. ' Art: A. trimaculalus. '— Masoreus aequinoctialis , Platymelopus altern an s , brevilabris, Ano- mostomus n. g. , mit Platymetopus zunächst verwandt: Kopf breit und kurz, Kopfschild halbkreisförmig ausgerandet, Oberlippe trapezoi- dal und leicht zweitheilig, Mandibeln ganz unter derselben verbor- gen; Kinn kurz, tief halbkreisförmig ausgerandet, ohne Zahn; Fühler kurz, fadenförmig, dünner als bei Platymetopus, alle Glieder von glei- cher Länge, das zweite dünner als die übrigen ; Ilalsschild zweimal so breit als lang , seitlich gerundet , ohne deutliche Hinterwinkel. Art: A. torridus. Anisodactylus obscuripes , Hypolühus picilabris, lucidus, creberrimus , glabripennis , Ophonus tibialis , Slenolophus latus, mitis, rufivenlriSf Acupalpus orpheus , Telragonoderus ^-maculatus , im^ maculatus.

Eine Uebersicht der Nord-Amerikanischen Arien der Gattung Pte- rostichus Bon. und einiger nahe damit verwandter Gallungen gab Le Conte im Journal acad. nat. scienc. of Philadelphia 11. p. 225 ff. (Syn- opsis of the species of Pteroslichus Bon. and allied genera inhabiling temperate INorth-America). Der Verf. verwirft die Untergattungen Ar- gulor, Omaseus, Platysma elc, welche von Bonelli u. a. für die Eu- ropäischen Pleroslichen aufgestellt worden sind, als durchaus unhaltbar, und glaubt nur die Gattung Poecilus, als von Pteroslichus wirklich ver- schieden, aufrechterhalten zu müssen. Ausserdem errichtet er für Ameri- kanische Arten noch 4 Gattungen: Euarthrus LeC., Loxandrus LcC, Lop ho gl OS sus LeC. und Holciophorus LeC. Von diesen wurde die Galtung Euarlhrus schon von Chaudoir unter dem Namen Cyclotrachelus aufgestellt , doch glaubt der Verf. diesen verwerfen zu müssen, indem er auf die meisten Arten (Chaudoir kannte nur eine einzige) nicht anwendbar ist. Die Gattung Loxandrus ist synonym mit Megaloslylus Chaud., welcher Name schon von Schönherr an eine Curculionen-Gatiung vergeben wm und deshalb geändert werden musste.

während des Jahres 1853. 205

Die 6 angenommenen Gattungen werden unter folgende Uebersicht gebracht:

A. Anlennae arliculis basalibus cylindricis.

Elylra unipunctata, parapleurae breves . . . Euarlhrus. Elylra impunctata vel pluripunctala.

Ligula plana, vel paulo convexa . . . Pterostichus.

Ligula carinata, plarapleurae longae . . Lophoglossus.

Ligula carinata, parapleurae breves . . Holciophorus.

Elytra unipunctata, parapleurae elongatae . . Loxandrus.

B. Antennae articulis basalibus carinalis .... Poecilus. Sämmtliche dem Verf. bekannte Arten dieser Gattungen sind

durch Diagnosen festgestellt, und vertheilen sich folgendermassen : Eu- arlhrus 29 Arten , darunter neu : E. Engelmanni Texas, conviva Ala- bama, rotundalus Georgia, acutus Louisiana, vinclus Georgia, lalebrosus Missouri, fatuus Jowa, furlkus Ober-See, mancus Georgia. Pterosti- chus 44 Arien, davon neu: sustenlalus Georgia, rejecfMs Neu- York, sub- arcuatus Neu- York, algidus Oregon, planctus Oregon, linearis San Fran- cisco, longicollis Oregon, lubricus Georgia, purpuratus , objectus Mittel- Staaten; adjunctus Ober-See, flebilis Ober-See, Lophoglossus 4 Ar- ten (Typus Feronia complanata Dej.) , neu L. strenuus Neu-York. Holciophorus 1 Art (Feronia alra Dej.) Loxandrus 10 Arten , davon neu: L. pusillus Georgia, taeniatus Louisi&na, crenalus Georgia. Poe- cilus 9 Arten, davon neu: P. scilulus Platte River, bicolor Uocky Moun- tains. — Am Schlüsse folgt ein Verzeichniss der dem Verf. unbe- bekannt gebliebenen Kord-Amerikanischen Arten , welche sich auf 29 belaufen.

Die Gruppe der Panagaeilen wurde von Schaum (AnnaL de la soc. entom. p. 429 ff.) mit 7 neuen Arten bereichert; Isotarsus insignis ßrasilien, mandarinus und cyaneus Hongkong, gultiferus Java, ampli- collis Port Natal, Peronomerus (neue Unter- Gattung, durch eine eigen- thümliche Bildung des ersten Gliedes der Vordertarsen beim Männchen ausgezeichnet) fumalus Hongkong, und Panagaeus Thomae St. Thomas.

Zugleich macht der Verf. synonymische Mittheilungen über verschie- dene Arten dieser Gruppe und giebt ein Verzeichniss der von L a f erte in seiner „Revision de la tribu des Patellimanes de Dejean« nicht aufge- führten, bekannten Species.

Zwei neue von Schmidt in der Grotte auf dem Krimberg ent- deckte Arien der Galtung Aooplhthalmus wurden von Sturm (Deutschi. Insekten 22. p. 91 ff.) unter den Namen Ä. Hacquelii und hirlus be- schrieben und auf Taf. 408 meisterhalt abgebildet.

Neue Arien sind ferner: Omaseus biimpressus aus Dalmatien, Sfe- ropus cordatus aus Schlesien und Ungarn, Platysma regularis aus Süd- Russland (Küster, Käfer Europa's Heft 26).

206 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Zwei neue Caraben aus dem Caucasus wurden von Motschulsky (Etud. entom. S.24) unter dem Namen C. Bartholomei und Mander^ stjerni flüchtig beschrieben.

Von Mulsant und Wachanru (iMem. de l'acad. de Lyon II. p. 1) : Cymindis russipes und Brachinus nilidulns aus der asiatischen Türkey; ferner: Procrustes asperaius aus Caramanien (Opusc. entom. IL)

Von Mulsant und Rey (Opusc. enl. IL und Mem. de l'acad. de Lyon IL p.207): Fterostichtis alpicola von den Basses -Alpes.

Von Hai dem an (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S. 361): Euarthrus gravidus aus Word-Amerika.

Perroud lieferte (Annales de la soc. Linneenne de Lyon, nouv. ser. I. S.393) synonymische Bemerkungen über einige von ihm, Gue- rin und ßoheman fast zu gleicher Zeit beschriebene Anthiarien. Danach ist Anthia natalensis Perroud = A. massilicata Guer. Bohem., A. suturata Perroud = A. graphipteroides Guer. Bohem. , A. exarata Bohem. = A. foveata Perroud, A. amabilis. Bohem. = A. notala Per- roud. — Die von Chenu (Encyclop. d'hist. nat.) abgebildete Piezia aptinoides ist nicht mit dem gleichnamigen Insekt des Verf. identisch. Ausserdem giebt derselbe nochmals eine Beschreibung der von ihm errichteten Gattung Atractonolus, um zu zeigen, dass dieselbe von Ne- trodera Chaudoir verschieden , wenn auch nahe mit ihr verwandt, sei,

Schaum Iheilte (Annales de la soc. entom. S. 61) einige Bemer- kungen über Jacquelin - Duval's Monographie der Galtung Bembidium mit und hebt besonders hervor, dass der Verf. in der Zusammenzie- hung mancher gut unterschiedener Arten gefehlt habe. Er reiht hieran zugleich einige Notizen über die Synonymie und das Vorkommen ein- zelner Arten.

Dytisciilae. Von LeConte wurde (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p. 226) eine neue Gattung charakterisirt, welcher nach der Ansicht des Verf. dieser Familie angehören soll, ohne dass ihm etwas über die Lebensweise bekannt geworden ist, Amph izo a n. g. „Pe- des ambulalorii, tarsi pentameri, articulo ultimo valde elongato; anten- nae li-articulalae, filiformes, glabrae ; palpi breves, cylindrici ; maxil- lae lobo inleriore arcuato, acuto, exteriore biarticulato, palpiformi ; pro- sternum postice productum, obtusum; coxae anticae et intermediae par- vae, globosae , posticae transversac ad marginem corporis exlensae , abdomen 6-articulatum, articulis 3 primis connatis." Art : Ä. inso- lens aus Californien. Für diese Gattung, welche zunächst mit den Ha-» lipliden verwandt ist und sich von diesen durch vollkommene Gangfüsse unterscheidet, will der Verf. eine eigene Gruppe in der Familie der Hydrocantharen errichtet wissen, von denen er folgende Uebersicht giebt :

A. Mesosternum parvum ; antennae filiformes, oculi duo, coxae in- termediae globosae :

während des Jahres 1853. 2Ö7

1) Pedes ambulalorii, tenues; coxaeposticae trans-

versae Amphizoidae.

2) Pedes subnatatorii Haliplidae.

3) Fedes poslici natatorii Dytiscidae.

ß. Mesostcrnum maximum, anlennae braves, oculi 4.

4) Pedes poslici natatorii elc Gyrinidae.

Derselbe beschrieb (ebenda) als neue Art : Anisomera cordala aus

Neu-iMexico.

Zwei neue Arten : Noterus imhricalus und Hyphydrus circumße'. XUS aus Mossambique wurden von Klug (Monatsberichte der Akad. d. VViss. S.249) vorläufig durch Diagnosen bekannt gemacht.

Mink berichtet (Entom. Zeit. S. 3u9) über das Vorkommen des Hydroporus flavipes und delicatulus in der Rheinprovinz.

Motschulsky unterscheidet (Etud. entom. S. 77) durch sehr kurze Charaktere eine neue Art Dytiscus parvulus von D. Ooligbukii Kirby; sie stammt aus dem Russischen Amerika.

Gryrinites. Von Laboulbene wurden (Annales de la soc. entom. de France I. S. 47) drei neue Arten der Gattung Gyretes Brülle unter den Namen G. sericeus, Sallei und nüidulus beschrieben ; die bei- den ersten stammen aus Caracas , der letztere vom Amazonenstrom. Hieran fügt der Verf. eine synoptische Tabelle für sämmtliche bekannte Arten der Gattung, deren Zahl sich nunmehr auf 11 beläuft.

Palpicornia« Eine Uebersicht der in Schweden einheimi- schen Gattungen und Arten dieser Familie gab Thomson in der Öf- versigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. p. 40 ff. Die 69 daselbst aufgeführten Arten vertheilen sich auf die einzelnen Gattungen folgen- dermassen: Spercheus 1, Helophorus 14, Hydrochus 3, Ochthebius 3, Hydraena 3, Limnebius 3, ßerosus 3, Hydrophilus 2, Hydrous 1, Hy- drobius 3, Laccobius 3, Helophilus l, Philhydrus 6, Cyllidium 1, Cy- clonotum 1, Sphaeridium 2 (Sph. marginatum wird als Var. von Sph. bipuslulatum angenommen), Cercyon 17, Megasternum 1 und Crypto- pleurum 1. Zur Feststellung der Arten hat der Verf. die Typen von Gyllenhal und Z e tter sted t vergleichen können; die bekannten Arten sind kurz diagnosticirt, die neuen ausführlich beschrieben. Die letz- teren sind: Helophorus pallidipennis, Lapponicus, aeneipennis, lalicollis, nivalis, Limnebiiis Iruncalulus, Laccobius nigriceps, Philhydrus marili- mus, Cercyon dorsoslrialum^ marinumy palustre.

Murray, On Ihe genus Cercyon, with a short monographical Synopsis of the British Sphaeridiidae (Annais of nat. bist. XII. p. 73 ff.). Der Verf. hat die Stephens'schen Arten der Gattung Cercyon nach Original-Exemplaren durchmustert und sie auf die der Autoren des Con- tinents zurückgeführt. Darnach ist Cercyon ruficorne, litorale, bino- tatum und dilatatum Sleph. = litorale Muls., haemorrhoidale und pi-

2Ö8 Ger staecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

ceum Steph. = haemorrhoidale Muls., boletophagum, aquaticum, flavi- pes, immune, slercoraiium und immaculalum Sleph. = Megasternum boletophagum Muls., terminatum, infuscatum und apicale Steph. = anale Muls., laevigatum und convexior Steph. = minulum Muls., picinum, sulurale und femorale Sleph. = flavipes Muls., pygmaeum, conspurca- tum und slercorator Steph. = pygmaeum Muls. , alomarium , sordidum und merdarium Steph. = Cryptopleurum atomarium Muls. , usiulatum und bimaculalum Steph. = centrimaculatum Muls., quisquilium Steph. = unipunctatum Lin. $ Hieran reiht der Verf. eine Uebersicht der in England einheimischen Sphaeridiiden, welche 1 Cyclonolum, 2 Sphae- ridium (G. marginatum Fabr. wird hier ebenfalls als var. von bipustu- lalum Fabr. angenommen), 15 Cercyon, l Pelosoma , l Megasternum und l Cryptopleurum nachweist. Die einzelnen Arten sind kurz be- schrieben und mit vollständiger Synonymie der Englischen Autoren versehen.

Eine mit Berosus verwandte neue Gattung Brachygasler wurde von Mulsanl (Opusc. entom. 11. p. 173) aufgestellt; ihre Charaktere sind folgende: Fühler 8-gliedrig, Glied 1. dicker als die 5 folgenden, ver- längert, 2. fast ebenso lang, 3.-5. sehr kurz, 5. fast mit der Basis der Keule verschmolzen; deren 1. und 2. Glied fast kuglig, 3. etwas dicker und oval; Thorax quer, stark gewölbt, vorn tief zweibuchtig; Flügel- decken mit 10 Punktstreifen; Körper länglich, gewölbt, Mesosternum ca- rinirt; Schenkel zusammengedrückt, Vorderschienen gegen die Spitze Stark erweitert ; 2. und 3. Glied der Vordertarsen beim ^ erweitert. Vier Arten : JB. denliculatus und stagnicola von Madagascar, indicus und metallescens aus Indien.

Helophorus aculipalpus und pallidipemiis aus Caramanien wurden von Mulsant und Wachanru als neue Arten aufgestellt (Memoires de l'acad. de Lyon IL p. 5).

Die ersten Stände des Hydrophilus aterrimus Esch. wurden von Letzner (Denkschrift der schles. Gesellsch. S. 211) ausführlich be- schrieben und Fig. 31—35 abgebildet.

Silpliales* LeConte, Synopsis of the Silphales of America, North of Mexico (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p. 274 sqq.). Der Verf. giebt der Familie der Silphalen eine weitere Ausdehnung, als dies bisher geschehen ist, indem er ihnen die Anisotomen einverleibt. Die letzteren werden als zweite Gruppe „Anisotomini, trochanteribus po- sticis simplicibus, coxis posticis approximatis" den „Silphales genuini, trochanteribus posticis fulcrantibus, coxis posticis approximatis" gegen- übergestellt. — Von den genuinen Silphen sind in Nordamerika vertre- ten : Necrophorus mit 11 Arten, darunter neu JV. iunatM« Dej Cat., Sil- pha mit 7, Kecrophilus mit 1 , Catops mit 9, darunter neu C. califor- nicuSf slrigosus , consobrinus, obliius und parasitus und Colon mit 1

während des Jahres 1853. S09

neuen Art : C. dentalus. Von den Anisotomen umfasst Anisoloma 6, Cyrlusa 1, nämlich C. egena n. sp., Colenis 2, C. impunclata n. sp, und laecis n. sp. (ob zu dieser Galtung gehörig?), Liodes 5, davon neu L. poUta, hasalis und dichroa, Agathidium 5 Arten, neu: A, pulchrum aus Calif'ornien.

Von Mulsant und Rey wurde (Opusc. entom. II.) als neu be- schrieben : Calopsimorphus (! \) pilosus aus Süd-Frankreich (Auch in den Annales de la soc. Linneenne de Lyon, nouv, ser. I. S. 10).

Palpatores* Scydmaenus sulurellus , eine neue Art aus der Umgegend von Petersburg, wurde von Motschulsky (Etud. entom. S. 18) sehr kurz und ungenügend charakterisirt.

Vorzügliche Abbildungen von Leptoderus angustafus und sericeus Schmidt gab Sturm (Deutschlands Insekten 22. Taf. 406 u. 407).

Aube bemerkt (Bulletin entom. S. 9), dass das von Kiesenwet- ter in den Pyrenäen aufgefundene und von diesem als C. thoracicum Kunze bestimmte Cephennium eine verschiedene und zwar neue Art sei, für welche er den Kamen C Kiesenicctteri vorschlägt.

davi$;-eri* Nach Schmidt-Goebel (Entom. Zeit. S. 164) muss Claviger Müll, foveolatus Müll, nach dem Gesetze der Priorität in Clavigcr Preyssl. testaceus Preyssl. umgeändert werden.

§tap1iylini. Zwei höchst interessante Gattungen aus der Gruppe der Aleocharincn, welche von Reinhardt in Brasilianischen Termitennestern (an ßaumästen) aufgefunden worden sind, hat S c h i ö d l e in den Proceed. of the zool. soc. of London, 1853. S. 101 ff. bekannt gemacht. Dieselben stimmen mit den Europäischen Myrmecophilen- Gattungen Lomechusa und Dinarda darin überein, dass ihre inneren Ma- xillarladen an der Spitze mit einem hornigen Haken bewaffnet sind, unterscheiden sich aber durch andere Charaktere in der Bildung der Mundlheile sowohl wie der Tarsen von allen anderen Gattungen dieser Gruppe wesentlich. Sehr eigenthümlich ist die Bildung des Hinterlei- bes, welcher häutig, von enormer Grösse und aufwärts gebogen ist, so dass er den Thorax bedeckt; sein zweites und drittes Segment sind mit einander verwachsen. Am überraschendsten aber ist die Thatsache, dass der Verf. im Hinteileib der Weibchen beider Gallungen Eier in verschiedenen Entwicklungsstufen, bei der einen Gattung (Corotoca) mit vollkommen entwickelten Larven gefunden hat, das erste Beispiel viviparer Coleopteren. Wir geben die vollständige Charakteristik beider Gattungen wieder:

1. C oroloc a n. g. „Maxillae mala inleriori Cornea, nncinata. Palpi maxillares 4 articulati. Ligula lata, rotundata, paraglossis obso- lelis. Palpi labiales 3»articulali. Tarsi 4-articulati, posteriores arti- culo primo valde elongato. Abdomen membranaceuni , fractum ; parte posteriore fixa, raaxima, globosa, dorso anteriori animalis superposila.« Archiv, f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. Q

210 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Zwei Arten: C. Melantho und Phylo. 2. Spirachtha n. g. „Maxillae mala interiori cornea, uncinata. Palpi maxillares 3-articulati. Ligula ampla, rolundata, paraglossis obsolelis. Palpi labiales 3-arlicu- latis, minulissimi, verruciformes, ligula superlccli. Tarsi 4-arliculati, posteriores articulo primo subelongalo. Abdomen membranaceura, ma- ximum, fractum ; parte anleriori articuli secundi giobosa; parte poste- riori fixa, conica , anterius ascendente, Iribusque utrinque munila ap- pendicibus membranaceis, filiformibus, biarliculaüs. Eine Art: Sp.Eu- rymedusa.

Eine grössere Anzahl neuer Arten dieser Familie ist (Opuscules entomologiques II.) von Mulsant undRey bekannt gemacht worden; die meisten derselben sind im südlichen Frankreich, einige in der Schweiz aufgefunden worden. Es sind folgende : Ilomalola luctuosa, gagatina, meridionalis, sublerrariea, laevicollis, fuscicornis, difformis, pt- ceala, globulicollis ^ grandiceps , Oxypoda attenuata , bicolor j lucens, fusculüf rufula, Aleochara discipennis, rufipes, diversa , Myceloporus te- nuis, angularis^ Philonthus tenuicornis, temporalis, signaticornis, Scym- balium longicolle, Lithocharis rufa^ Slilicus feslivus.

Von denselben wird (ebenda) Tachinus lalicollis Grav., von Erich- son als var. zu T. marginellus F'abr. gezogen, als selbslsländige Art begründet.

Kraalz weist (Enlora. Zeit. S. 257) die specifische Verschie- denheit von Phytosus spinifer Curt. und nigriventris Chevr. nach.

Derselbe stellt (ebenda S. 373) vier neue deutsche Arten der Gat- tung Myllaena unter den Namen M. elongala, forlicornis, infuscala und minima auf.

Derselbe theilt (ebenda S. 327) meist auf Vergleich von Origi- nal-Exemplaren beruhende , synonymische Bemerkungen betreffend die Galtung Homalola mit. Danach ist H. polila Rosenh. = eucera Aube = deplanata Grav., granigera Kies. = pagana Er., indigena Heer = celata Er., producta Mals, und uliginosa Thoms. wahrscheinlich = lu- cidipennis Mannerh., impressicoliis iMuls. = divisa Mark., pallensMuls. = macella Er., brachyptera Thoms. = caesula Er,, familiaris Kies, und liligiosa Heer. = cuniculina Er. Dagegen ist nach des Verf. An- sicht H. aterrima Grav. von H. pygmaea Grav., mit der sie Erich - son vereinigt, verschieden, während sie mit H. lugens Kies, zusam- menfällt.

Von Küster (Käf. Europ.) werden als neu beschrieben: Sunius dalmalinus und melanurus.

Von Miller (Verhandl. des zool. botan. Ver. in Wien p. 27): Paederus vulgaris (schwerlich von P. litloralis Grav. verschieden), Aleo- chara nigripes und Megarthrus affinis.

während des Jahres 1853. 211

Von M 0 1 s c h u 1 s k y (Etud. enlom. S. 78) : Trichocanthus varie- galus aus Nord-Amerika.

A |u b c bezweifelt (Bulletin entomol. S. 3G) die Ansicht Schau ra's, dass Macropalpus pallipes Cuss. = Coryphium anguslicolle Kirby sei und glaubt eher seine Identität mit Boreaphilus Ilcnningianus Sahlb. an- nebmcn zu dürfen. Schaum erwidert darauf, dass sich seine Be- hauptung auf Autopsie der Kirby'schen Gattung stütze und dass min- destens beide Gattungen identisch seien; den Boreaphilus Henningianus hält er für ein von iMacropalpus verschiedenes Insekt.

Die ersten Stände und Verwandlungsgeschichte einer grösseren Keihc von Staphylinen hat Perris in seinem Aufsatze: „Insectes du pin maritime" durch ausführliche Beschreibungen und Abbildungen (Taf. 17) zur Kennlniss gebracht. Es sind folgende Arten: Phloeopora reptans Grav., corlicalis Grav., Homalota celala Er., cuspidata Er., Oxy- poda analis Gyll., Placusa pumilio Grav., Xanlholinus coUaris Er., Que_ dius scintillans Grav., Macropalpus pallipes Cuss., Omalium vile Er. und pusilluni Grav. - Diesen speziellen Beschreibungen lässt der Verf. Be- merkungen folgen, w^elche die Larven der Staphylinen im Allgemeinen betreffen. Die Fühler sind stets 4-gliedrig, bei einigen (Ocypus, Sta- phylinus) nur scheinbar 5-gliedrig, indem hier das 2. Glied nahe der Basis stark eingeschnürt ist; wirklich 5-gliedrige Fühler, wie ßouchc sie bei Philonthus und Plalyslethus angiebt, hat der Verf. nirgends auf- finden können. Ebenso widerlegt derselbe die Beobachtung Bouche's, dass die Maxillartasler 5-gliedrig seien ; er hat sie 4-gliedrig bei Sta- phylinus, Ocypus und Xanlholinus, 3-gliedrig bei Quedius , Homalota, Phloeopora, Tachinus und Omalium gefunden. Die Anhänge des letz- ten Körpersegments sind nicht, wie Bouche angiebt, 3-gliedrig, son- dern stets 2-gliedrig. Sodann w^eist der Verf. die Aehnlichkeit der Staphylinen -Larven mit denen der Carabicinen und Dytisciden einer- seits und denen einiger Histeren andrerseits nach, und rechtfertigt da- durch die systematische Stellung der Staphylinen zwischen jenen Fa- milien. — Die Lebensdauer der Staphylinen - Larven ist nach den Be- obachtungen des Verf. bei weitem nicht so lang, als man gewöhnlich glaubt; diejenigen, welche im Frühjahr ausschlüpfen, verwandeln sich zum vollkommenen Insekt noch vor Ende des Sommers, und die, wel- che man im Herbst antrifft, im nächsten Frühjahr. Durch begünsti. gende Umstände scheint die Verwandlung selbst der grössten Arten noch beschleunigt zu werden , denn der Verf. erzog Staphylinus maxillosus im September aus Eiern , welche im Juli desselben Sommers in einem Cadaver abgelegt worden waren.

Heeger hat in seinen „Beiträgen zur Naturgeschichte der In- sekten" (Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wiss. zu Wien X und XI) die Kaiurgeschichte der Gyrophaena manca Er. und des Oxy- porus maxillosus Fabr. bekannt gemacht. Die gelben Larven von

212 Gerslaccker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Gyrophaena nähren sich von verschiedenen Acariden- und Physapoden- Larven, welche sie auf den ßlältern von Sanibucus, Tilia etc. aufsuchen, und verwandeln sich in feuchter Erde. Die liier werden von den Weib- chen stets an solche Blätter gelegt, welche mit Acariden besetzt sind; die jungen Staphylinen - Larven fressen vor ihrer ersten Häutung die Eier der Acariden, nachher deren Larven. Von Oxypoius legt das Weibeben seine Eier zwischen die Blätter des Schirmes von Agaricus pratensis und edulis, aus denen nach 8 bis 12 Tagen die Larven kom- men; diese nähren sich von den unteren Theilen des Schirmes, ohne die Oberhaut zu verletzen, und gehen zur Verwandlung in die Erde; Der Kympben-Zustand dauert 10 bis 14 Tage. Es finden zwei Gene- rationen statt.

Histerini* Eine monographische Bearbeitung dieser FamJlie bat de Marseul in den Annal. de la soc. enlom. p. 151 ff. begonnen. Der Verf. verspricht im Vorwort den allgemeinen Theil der Arbeit, der in der Uebersicht der Gattungen und Gruppen, der Auseinandersetzifng der Anatomie und Lebensweise ete. bestellen soll, am Schluss nachzu- liefern und beginnt sogleich mit der Beschreibußg der Gattungen und Arten. Der vorliegende Theil umfassl 19 Gallungen, welche im Gan- zen nach der von Erichson vorgezeichnelen Ordnung auf einander folgen, nämlich: Hololepta Payk. n*it 31 Arten, Fhylloma Er. 3 A., Leional a n. g. (der Name ist schon öfter vergeben) «mfasst die Ho- lolepta-Arten der zweiten Erichson'schen Abiheilung, welche allerdings schon im Habitus von den übrigen abweichen; 15 Arten. Oxyster- nus Er. 1 A., Plaesius Er. 3 A., Piacodes Er. 2 A. , Aulaco sternus n. g. fast vom Habitus eines Platysoma , doch dadurch unterschieden, dass die Stirn vorn nicht durch eine vertiefte Querlinie begränzt wird; 2 Arten. M acrosternu» n. g. auf Hololepta foliacea Payk. ge- gründet, mit 7 A., Platysoma Leach 30 A., Cylislus n. g. mit l Art : Hisler cylindricus Payk., (Platysoma cylindr. Er.), Cryplurus Er. 1 Art, Pachypraerus n. g. , auf Hister cyanescens Er. gegründet, mit 9 sämmtlich afrikanischen Arten. P heilster n. g. umfassl diejenigen Histeren Erichson's, welche seine dritte Abtheilung dieser Gattung ausmachen; 20 grösstentheils Amerikanische Arten. Sphyracus n. g. von der Form eines Omalodes , sonst mit Phelister näher ver- wandt, von diesem durch den ganzen Seitenstreif des Halsschildes und durch die mit 2 Reihen von Dornen besetzten Hinterschienen unter- schieden. 2 Arien. Rhypochar es, n. g. auf Hisler saprinoides Er. gegründet. Omalodes Er. 30 Arten. Psiloscelis n. g. auf Omalodes Harrisii LeConte gegründet. Contipus n. g. durch sehr breite und flachgedrückte Schienen ausgezeichnet, von Psiloscelis durch doppelte Dornreihen an den Hinterschieneu und verlängerte Palpen unterschie- den. 3 Arten. Margarinolus n. g. auf den Hister scaber Fabr. Payk. gegründet. Die Arbeit ist mit einer Reihe von Tafeln verse-

wahrend des Jahres 1853. 213

h€n, auf welchen sämmlliche Arien abgebildet sind, was das Beslim- men wesentlich erleichtert; besonders sind die feineren Nuancen im ümriss der einzelnen Arten, wenigstens in den meisten Fällen , treu wiedergegeben. Winder genau sind manche Gattungscharaktere darge- stt'llt ; z. B. sind bei der Gattung Plaesius die Nähte des Meso- und JMetaslernum's und die Naht, welche den Vorderlappen des Proslernum's von dessen ßasaltheil abgränzt, sehr stark gezeichnet, während die- selben gerade bei dieser Gattung in der Natur fast ganz verwischt er- scheinen.

f^eContc (Synopsis of the speoies of Histeroid genus Abraeus, inhabiting the United States, Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p. 287) Iheilt die vonErichson unter Abraeus vereinigten Arten zweien Gat> tungen zu, je nachdem das Pygidium „inflexum" (Abraeus sens, strict.) oder „perpendiculariter deflexum" (Acritus LeC.) erscheint. Von der ersten Gattung findet sich in öen Vereinigten Staaten bis jetzt nur eine Art, A. puncliformis n. sp. Die zweite Gattung ^crifws charakte- risirt der Verf. folgendermassen : „Proslernuin utrinque truncatum, bi- striatum; mandibulae retractae; scrobiculi antennales maximi, profundi, in Ihoracis parte inflexa antice sili; anlennae funiculo tenui , capitulo ovali; maxillae mala inferiore unco apicali armata ; tarsi postici 4-ar- ticulati; pygidium perpeiidiculare." Von Europäischen Arten gehören dazu Hister minutus Fabr. und nigricornis E. H, , von Amerikanischen Abr. exiguus Er. und folgende neue Arten: Ä. discus , conformis, po- litus aus den Vereinigten Staaten, analis und alomus von Cuba.

Derselbe errichtet (ebenda p.291) eine neue Gattung, welche zunächst mit Dendrophilus verwandt ist: Bacanius n. g. „Proster- num latum, postice truncatum, anlice breviter lobatura et late rolunda- tum, non slriatum ; mandibulae subretraclae ; scrobiculi antennales magni, diffusi, ad medium thoracis partis inflexae sili ; antennae funiculo tenui, arliculis penuitimis rolundatis, capitulo ovali modice compresso; pygi- dium inflexum; tibiae anticae dilatalae, posteriores anguslae; tarsi om- nes 5 arliculati." Drei Arten aus den Vereinigten Staaten; B. tan- tillus, misellus und marginatus.

Neue Arten sind ferner:

Hister myrmecophilus und Saprinus ciliaris aus dem südlichen Frankreich, von Mulsant und Rey (Opusc. entom. II.) aufgestellt. (Auch in den Annales de la soc. Linneenne de Lyon, nouv. ser. I. S. 73).

Schmidt-Goebel bemerkt (Entom. Zeit. S. 164), dass der Name lletaerius quadratus Kug. nach dem Gesetz der Priorität in H. sesqui- strialus Preyssler umgeändert werden muss.

Triciiopteryg^ia. Die ersten Stände und die Enlwickelungs- geschichte von Ptilium apterum Guer. wurden von Perris (a. a. 0. S.586) beschrieben und auf Taf. 18 abgebildet.

214 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Miiidulariae. Eine neue zur Gruppe der Pelliden gehörige Gattung wurde von LeConte (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p.230) aufgestellt: Alloeocnemis n. g. „Oculi duo lateralis promi- nuli; antennae ll-articulalae, art. 3. ullimis maioribus, dislantihns ; frons coneava , apice emarginala; tibiae posteriores muticae; anticae extus serratae, spina apicali uncala." Art: Ä. Slonlii n.sp. aus Californien.

Derselbe errichtete (ebenda p. 274 sqq.) eine zweite neue Gat- tung auf eine in den Sammlungen als Sphaeriles americanus bezeich- nele Art, welche jedoch nicht zu den Silphalen gehört, sondern den Kitidularien beigezählt werden muss; t silopyga n. g. „Sulci anten- nales rede divergentes: labrum bilobum ; mandibulae dilatatae , apice inflexae, acuminalae, utrinque serrulatae ; palpi breves, articulis ullimis ovalibus : mentum parrum, breve, subpentagonum ; tibiae compressae, modice dilatatae; tarsi anteriores dilatati, poslici simplices; pygidiuni nndum." Ps. histrina n. sp. findet sich in Schwämmen in Pensyl- vanien.

Reiche bemerkt (Annales de la soc. entom. S. 425), dass die von West wo od in den Transact. entom. soc, new. ser. Vol. I. aus seiner Sammlung beschriebene Paromia dorcoides nicht aus Columbien, sondern aus ?ieu-Holland stamme.

Trogosila Irislis , eine neue Art aus Sicilien, wurde von Mul- sant und Rey (Opusc. entom. II.) beschrieben.

Die ersten Stände und die Veiwandlungsgeschichte von Carpo- philus 6-pustulalus Fabr., Ips ferruginea Lin., Rhizophagus depressus Fabr. und Trogosita coerulea Oliv, sind von Perris (Inseeles du Pin maritime) ausführlich beschrieben worden (Abbildungen auf Tat. 18),

Colydii* Perris beschrieb (a.a.O. S. 610) die ersten Stände von Aulonium bicolor Hbst. , Ditoma crenata Fabr. und Cerylon histc- roidcs Fabr., welche sämmllich im Holze von Piuus maritima leben; die Larven sind auf Taf. 18 und 19 abgebildet.

H-hysodides. Von Mulsant und Rey wurde (Opuscules cntomol. 11.) Rhysodes sulcipennis als neue Art aus Sicilien aufgestellt.

Cftictsjades. Von Perris wurde (a. a. 0. S. 618) die Ent- wicklungsgeschichte von Laemophloeus Dufouiii lab., ßrontes planalus Lin. und Silvanus unidcntalus Fabr. bekannt gemacht und die Larven dieser Arten auf Taf. 19 abgebildet.

Nach Schmidt-Goebel (Entom. Zeit. S. 164) muss für Lae- mophloeus monilis Fabr. der ältere Käme L. denticulatus Preysslcr ein- geführt werden.

Cryptopliag^ides. Von K r a a t z wurden (Enlomol. Zeit. p. 94) als neu beschrieben: Alomaria berolinensis, pellata, Rhenonum, salici- cola und humeralis.

während des Jahres 1853. 215

Die Entwickelungsgeschichto des Paramecosoma abictis Payk. wurde von Perris (a.a.O. S. Ö33) beschrieben und die ersten Stände auf Taf.19 abgebildet.

Ilerniestini. Jacquelin-Duval erwähnt (Bulletin entom. S. 67) , dass Dermestes peruvianus Casteln. , welcher bisher nur von Peru und ßolivia kam, seit einigen Jahren häufig bei Bordeaux gefun- den M'ird. Als Gegenstück zu dieser Beobachtung brachte Aube zur Sprache, dass Derm. cadaverinus, ursprünglich in Mexico einheimisch, aber vor 20 Jahren in den Droguerie - Handlungen von Paris massen- haft vorhanden, in neuerer Zeit daselbst wieder ganz verschwunden sei.

Perris hat (a. a. 0.) die Entwickelungsgeschichto des Derme- stes mustelinus Er. beschrieben und die Larven desselben auf Taf. 19 abgebildet.

Byrrliii« Mulsant und Rey errichteten (Opusc. entom. II. p. 21) eine neue Gattung in dieser Familie unter dem Namen Bothrio- phorus , welche folgendermassen charaktcrisirt wird: „Prosternum an- tice latius emarginatum. Labium non obtectum. Thorax anlice ulrin- que profunde fossulatus. Antennae basi incrassalae, apice clavalae, clava triarticulata, in Ihoracis fossula antica recepta. Femora recepta, tibiae graciles, tarsi liberi." Die Gattung steht in der Mitte zwischen Syncalapta und Limnichus. Art: B. alomus */4 Lin. lang, bei Hye- res aufgefunden.

Letzner fand (Denkschrift der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cul- tur S. 215) Larven, Puppen und ausgebildete Insekten von Simplocaria semistriata zusammen in einem Moospolster, und vermulhet daher, dass dies d«r Wohnort der Larven sei. Die Puppe ist beschrieben und auf der beigegebenen Tafel Fig. 36. abgebildet.

Parnidae« Sturm änderte den Gattungsnamen Dryops (schon bei den Oedemeriten vergeben) in Fomatinus Burm. mscrpt. um (Deutschi. Insekt. 22. S.62).

Heferoceridae* Von Le tzner wurden (Denkschrift d. schles. Gesellsch. für vaterl. Cultur. S. 205) die ersten Stände von Heteroce- rus laevigatus Panz. beschrieben und abgebildet; auch gab derselbe Abbildungen von den zahlreichen Abänderungen in der Zeichnung der Flügeldecken dieser Art.

liamellicornia. Cetoniadae. Als neue Arten wurden in dieser Gruppe beschrieben: Von LeConte Erirhipis Clarkii , Kernii und Schollii aus Texas (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S. 439), Cre- mastochüus Schaumü aus Californien, Knochii und nit^ns vom Missouri (ebenda S. 266). Von Mulsant und Wachanru: Valgus Peyroni aus der asiatischen TQrkey (Mem. de l'acad. de Lyon II. S. 7).

Melolonthidae. LeConte beschrieb (a. a. 0.) drei neue

216 Gerslaecker: Bericht üb. d. Lerstungen in d. EnlomoFogre

Arten der Gattung Tostegoptera unter den Kamen T. venlricosa, aequO" lis und cribrosa, die beiden ersten aus Texas, die letzlere aus Mexico,

Hybosoridae. Reiche schlägt (Annales de la soc. entoin, S. 87) vor, für Hybosorus arator in Zukunft den Namen Hyb. llligeri anzunehmen, indem der Scarabaeus arator Fabr. nicht zu dieser Galtung, sondern zu Heteronychus Burm. gehört, II liger aber der erste war, welcher den Fabrici'schen Namen auf den Hyb. arator auct. bezog. Diese Namensänderung ist übrigens durchaus unnöthig, und es würde nur statt arator Fabr. arator Illig. zu setzen sein.

Geotrupini. Neue Arten sind Geotrupes opacus und Bol-^ hocera& fossalus llaldeman aus Texas. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S.362J.

Derselbe stellt (ebenda) für Eolboc. ferruginens Lap. den Namen B. Laporli und für B. furcicoliis Westw. den Namen B. Weslwoodii auf, indem diese beiden Nord-Amerikanischen Arien von jenen Autoren mit Oslindischcn vermengt worden sind.

Nach Lucas (Bulletin, entom. S. 12) ist der von ihm beschrie- bene Thorecles rotundalus = Scarabaeus marginatus Poiret, und der letztere Name als der ältere vorzuziehen.

Beobachtungen über die Lebensweise des Bolboceras mobilicor. nis sind von Uouget (Bullet, entom. S. 25) milgelheilt worden; eine Anzahl in der Gefangenschaft befindlicher Individuen hielt sich wäh- rend des Tages tief in der Erde verborgen , und kam erst gegen Abend aus derselben hervor; jedesmal, wenn sie sich wieder eingru- ben, bohrten sie neue Löcher.

Coprides. Nach Reiche (Annales de Ja soc. enlom. S.425) ist Älacrodercs Greenii Westw. = Coprobas fornicatus Dej. Cat., Uro- xis cuprescens Westw. = Copris choeridioides Buq. mscr. ; hingegen Onthocharis myrmidon Westw. nicht = 0. myrmidon Dej. Cat. und ebensowenig 0. smaragdina West. = 0. smaragdina Dej. Cat.

Aphodiidae. Aphodius signatipennis , eine neue Art ans Caramanien, wurde von Mulsant und Wachanru (Mem de l'acad. de Lyon IL S. 6) beschrieben.

Orphnidae. Lucas unterschied (Bulletin enlom. S 22) von riybalus cornifrons eine etwas kleinere neue Art , für die er den Namen Ilyb. Doursii vorschlägt; ihr Hörn ist an der Ilinlerseite mit einem Höcker und zwei kleinen Dornen bewaffnet.

Trogida e. Eine neue Art ist Trox Italiens Reiche, bei Ri- minf aufgefunden. ^Annales de la soc. enlom. S. 87). Trox granula- tus Fabr. ist nach Reiche in Tr. Fabricii umzuändern, da der Name granulatus schon früher von Herbst an eine Oslindische Art vergeben worden ist; mit der letzteren ist Tr. denliculalus Ol. als Synonym zu

während des Jahres 1853. 217

Lucanini. Reiche hall Lucanus Rafflesii VVeslw. für iden- tisch mit L. cinnamomeus Guer. und Luc. Malabaiicus wahrscheinlich für gleich mit L. parallelus Ilope. Kach demselhen ist L. vitulus Ilope nicht, wie dieser meint, = L. vitulus Dej., sondern der letztere ist ein $ von L. rhinoceros Ol.; L. Parryi Hope ist nur eine Varietät von L. ISepalensis Hope. (Annales de la soc. entom. S. 42Ö).

Derselbe hat (ebenda S. 67 ff.) die von Burmeister in seinem Handbuch der Kntomologie beschriebenen Lucaniden-Arten einer kriti- schen Revision unterworfen und eine grosse Reihe meist synonymischer Rerichtigungen gegeben. Der im höchsten Grade gehässige Ton gegen einen der ausgezeichnetsten Deutschen Katurforscher, welcher die Be- merkungen des Verf. last durchgängig färbt, erscheint um so weniger gerechtfertigt, als in mehreren Fällen vollkommen begründete Ansich- ten Burmeister's kurzweg für absurd erklärt werden. Ref. führt nur als Beispiel an, dass der Verf. Lucanus hicolor OL, Delesserti Guer. und Gazella Fabr., welche von Burmeister ganz mit Recht als verschiedene Formen einer und derselben Art zusammengezogen wer- den, mit der grössten Bestimmtheit für eigene Arten erklärt. Wenn der Verf. es für eine unerhörte Gewaltthätigkeit hält, dass B. den von einem älteren Autor gebrauchten Artennamen Alces zu einem Gattungs- namen erhebt, so kann man daraus nur schliesscn, dass ihm die unzäh- ligen analogen Fälle in der zoologischen Nomenklatur bisher noch un- bekannt geblieben sind (Mus cricetus Cricetus vulgaris, Fringilla Coccothraustes Coccothraustes als Gattung etc. etc.).

Biiprestides» Von Ferroud wurden (Annales de la societe Linneenne de Lyon, nouv. ser. I. S. 395u. ff.) zwei neue Arten : Chry- sochroa Caroli von Malabar und Zemina praeclara ohne Angabe des Vaterlandes beschrieben.

Chalcophana Langeri, eine neue Art von New - Orleans wurde von Chevrolat (Revue et Magasin de Zoologie V. S. 308j bekannt gemacht.

Chrysobothrys cicalricosa ^ eine neue Art aus dem Russischen Amerika, wurde von Alotschulsky (Etudcs enlora. S.77j kurz cha- rakterisirt.

Lucas gab (Bullet, entom. S. 68) vorläufig die Diagnose einer neuen Art: Ancylochira Bellemaraei aus Algerien, welche mit A. hi- laris und variegala Klug zunächst verwandt ist.

Kuciiemides» LeConte hat die Systematik dieser Familie, welche er , wie schon im letzten Jahresberichte erwähnt wurde , als eine Unterabtheilung der Elateriden ansieht , in seiner Revision der Nord-Amerikanischen Elaleren (Transacl. Americ. philos. soc. X. S.410) etwas modificirt, indem er die Gallungen Tharops und iMelasis von den Eucnemiden im engeren Sinne trennt und für dieselben eine eigene

218 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Gruppe Melasides bildet. Eine dritte Gruppe, über welche sich die vor- jährige Arbeit des Verf. in den Proceed. Acad. nat. scienc. of Phila- dclph. VI. nicht erstreckte, und welche er Cerophytides nennt, umfasst die Gattungen Cerophytum und Perothops, von denen jede durch eine Art in Nord-Amerika vertreten ist (Yergl. Elaterides !).

IClatericles. Eine Arbeit, welche für die Systematik dieser Familie von grosser Bedeutung ist, hat LeConte in den Transactions of the American philosophical Society, Vol. X. p. 405— 507 unter dem Titel „Bevision of the Elateridae of the United States" geliefert. In der Einleitung sucht der Verf. zuvörderst die Grenzen dieser Familie festzustellen, und ist durch seine Untersuchungen zu dem Resultat ge- langt , dass sich die Eucnemiden und Cebrioniden von den Elateriden nicht trennen lassen, sondern nur Unterabiheilungen einer und dersel- ben Familie bilden. Es lässt sich allerdings darüber streiten, wie eng oder wie weit man die Grenzen einer Familie ziehen will ; wenn der Verf. aber die genannten drei zu einer Familie vereinigt und sie als solche den Buprestiden gegenüberstellt, so möchte dies wohl nicht so unbedingt zu billigen sein. Die Buprestiden sollen sich von jenen drei vorzüglich dadurch unterscheiden, dass die Acetabula der Yorderhüften mit von den Epimcren des I^lesothorax gebildet werden und dass der erste und zweite Hinterleibsring mehr oder weniger mit einander ver- wachsen sind. So weit ich entfernt bin, den systematischen Werth vor- züglich des ersten Chaiaklers, die Vordeihüften betreffend, zu leugnen, so kann ich andrerseits diejenigen Charaktere, welche z. B. die Cebrio- niden von den Elateren trennen , durchaus nicht für geringer halten. Die weil vorgestreckten Mandibeln, die zurückgezogene Oberlippe, die stark entwickelten und knollig hervortretenden vorderen Hüften , die überhaupt nach einem ganz anderen Typus und der verschiedenen Le- bensweise entsprechend gebildeten Beine, der aus sechs deutlichen Seg- menten bestehende Hinterleib und die abnorme Form des Weibchens bei Cebrio sind gewiss mindestens von demselben Wertbe zur Aufstel- lung einer eigenen Familie, wie die vom Verf. an den Buprestiden her- vorgehobenen Kennzeichen. Ziehen wir endlich noch die neuerdings beobachtete Entvvickelungsgeschichte und die ersten Stände (siehe Ce- brionjles!) in Betracht, so kann sicher nicht geleugnet werden, dass durch diese die Cebrioniten den Elateriden bei weitem ferner gerückt werden, als sich die letzteren von den Buprestiden trennen lassen. Der Verf. stellt die Familie der Elateriden in der von ihm angenom- menen Ausdehnung folgendcrmassen fest: „Coxae anticae parvae , ro- lundatac, non conliguae in proslerno sitae, acetabulis postice hientibus, (soll wohl hiantibus heisscn!) prosternum pone coxas productum, prae- cipue mucronatum, in mesosterno excavalo reccptum; abdomen suturis ventralibus oranibus distinctis; tarsi 5-articulali." Die Eintheilung ist folgende: Subfam. I. Eucnemides. „Antcnnae in sinubus insertae; cly-

während des Jahres 1853. 2l9

paus anlicc dilalatus; labrum indislinclum ; abdonipn 5-articulalum : pro- sternuin anlice non vel vix lobalum." Div. 1. Rlelasides. „Antennae fcre distantes; palpi niaxillares arliculo ultimo ovali, aculo." Div. 2. Eucnemides genuini. „Antennae approximatae; palpi maxillares arliculo ultimo magno, dilatalo ; ungues pectinati." Div. 3. Cerophylides. „Antennae valde approximatae; palpi maxillares articulo ultimo magno dilalato; ungues pectinati." Subfam. II. Elaterides. „Antennae in fo- veis lateralibus, sub fronte insertae: clypeus antice non dilalatus." Div. 4. Elaterides genuini. „:\Iandibulae parvae, labrum distinclum; ab- domen 5-ai'iiculalum ; palpi labiales breves, maxillares ultimo maiore praecipue dilatalo: prosternum praecipue lobalum." Div. 5. Cebrio- nides. „>landibulae elongatae, porrectae; labrum indislinclum; pro- sternum non lobatum; abdomen saepe ö.articulatum ; palpi omnes lon- giusculi , articulo ultimo cylindrico, Iruncato." Indem wir die Eu- cnemiden und Cebrioniten auch ferner als selbstständige Familien bei- behalten, iheilen wir hier nur die von LeConle gegebene Einthei- lung seiner Divisio „Elaterides genuini" mit und verweisen wegen der übrigen Abschnitte auf die genannten Rubriken. Die eigentlichen Ela- teren Nord-Amerikas zerfallen dem Verf. zufolge in 32 Galtungen, wel- che unter folgende Uebersicht gebracht werden :

I. Tarsi subaequaliter pubescentes , saepe lobati ; mesosternum non protuberans; prosternum semper mucronatum ; antennae non re- ceplae.

Campylus Fisch. 2 Arten, Oestodes n. g. (auf El. tenuicollis und graciliformis Rand, gegründet), Pedeles Kirby 8 A., Atbous Esch. 4 A., Pity obius n. g. 1 A.^ Limonius Esch. 25 A., Gambrinus n. g. (auf Elater armus Say gegründet), Corymbites Latr. 49 A., Asaphes Kirby 13 A., Crigmus n. g. (auf El. hepalicus Germ, gegründet) 2 A., Atractopterus n. g. (Typus El. viridanus Say) 3 A. , Ludius Lalr. 2 A., Dolopius Esch. 13 A., Adraslus Esch. 2 A. , Anchastus n. g. 2 A., Brachycrepis n. g. 1 A., Dicrepidius Esch. 5 A, Elater Lin. (Ampedus Germ.) 37 A. , Blaut a n. g. i A. , Cralonychus Dej. Er. 35 A., Monocrepidius Esch. 14 A., Hemirhipus Lalr. 1 A. (El. fascicu- laris Fabr.), Cryptobypnus Esch. 13 A., Oedosthetus n. g. 1. A.

II. Tarsi non lobati , sublus deusius pubescentes , vel saepius inflati et penicillati ; antennae saepe receptae, mesosternum saepe pro- tuberans ; prosternum semper mucronatum el lobatum.

Adelocera Lalr. 9 A. , Agrypnus Esch. 2 A. , Pyrophorus Illig. 1 A., Aphanobius Esch. 1 A., Melanactes n. g. (auf El. piceus de Geer = laevigatus Fabr. gegründet) 7 A. , Chalcolepidius Esch. 1 A. (El. viridipilis Say), Alaus Esch. 2 A.

III. Tarsi pubescentes, saepe sublus lobati, nee inflati, nee pe- nicillati ; antennae nonreceptae; mesosternum protuberans; prosternum antice lobatum, mucrone poslico brevi, Iruncato.

220 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Cardiophorus Esch. 15 A.

Die neuen Gallungen sind ausführlich charakterisirt, die Arien, unter denen eine beträchlliche Anzahl neuer, sämnillich kurz beschrie- ben; die Typen aller von M el s h e im e r und vieler von Sa y beschrie- benen Arten haben dem Verf. zum Vergleich vorgelegen.

Zwei neue auf Europäische Arien begründete Gallungen dieser Familie wurden, die eine von Mulsant und Godart, die andere von Mulsant und Guillebeau in des ersteren Opuscules entomologiques 11. p. 181 ff. aufgestellt, 1. Trich ophorus^) Mu!s. God. zeichnet sich durch einen hornigen , fadenförmigen Anhang des Prolhorax , welcher fast im rechten Winkel von den HinterecUen desselben entspringt, aus. Fühler länger als der Thorax, das 2. und 3. Glied sehr kurz, beide zu- sammen kaum länger als die Hälfte des 4. Gliedes; 4. bis 10. nach innen stark gesägt, 11. schmal, parallel, etwas länger als 10. Die einzige neue Art T. Guillcbelli von Narbonne. 2.Crepidophorus Muls. Guill. Fühler massig lang, Glied 1 dick, kaum länger als 4.; 2. klein, kuglig, 3. bis 10. stark gesägt, bis zum 6. an Breite zunehmend; 11. länger als 10., schmal, bei der Mitte eingeschnürt, so dass es gleich- sam aus zwei Gliedern zu bestehen scheint. Thorax länger als breit, fast parallel. Schildchen fast herzförmig. Prosternum das Kinn bedek- kend. Art: Cr. anthracinus aus verschiedenen Gegenden Frank- reichs. — Ueber die nähere Verwandtschaft beider Gallungen ist nichts erwähnt.

An neuen Arten wurden ausserdem beschrieben:

Cardiophorus cyanipennis aus Caramanien , von Alulsant und VVachanru (Mem de l'acad. de Lyon II. S.2).

Agrioles midus und piceolus , der erste aus Baiern, der letztere aus Dalmatien, von Küster (Käfer Europa's Heft 26).

Von Kollar wurde erwähnt (Verhandl. d. zool. bolan. Vereins zu Wien S. 80) dass die Larve des Agrioles lineatus auch die Knollen der Kartoffeln in der Umgegend Wiens angefressen habe.

Curtis gab (Annales de la soc. enlom.) eine Beschreibung und Abbildung der Larven von Elaler pomorum Geoffr. (S. 43. Taf. 3. Fig. 3) und von Elaler rhombeus Oliv. (S. 416. Taf. 13. Fig. 3). Oie erste wurde im Holze alter Weiden, die zweite , welche übrigens schon von Du- four im Jahre 1840 bekannt gemacht worden ist, im Kirschbaumholz gefunden.

Cebriouites. Die Nord- Amerikanischen Gattungen und Ar- ten dieser Familie hat LeConte in den Transact. of the Americ. phil. soc. Vol. X. pag. 500 ff. einer Bearbeitung unterworfen. DieAn-

*} Der Name ist von Serville schon längst bei den Longicornen vergeben.

während des Jahres 1853. 221

sieht des Verf., dass diese Familie den Elateren unterzuordnen sei, ist schon bei diesen besprochen worden. Dieselbe ist in Nord- Amerika durch 5 Galtungen vertreten, welche vom Verf. unter folgende Ueber- sichl gebracht werden: A. Der 5te Abdorainalring hinten gerundet, der 6te verborgen. f Fühler fadenförmig, Stirn mit vortretendem Rande: Aphricus n. g. 1 Art. ff Fühler gefächert, Stirn nicht gerandet : Plasloceriis n. g. (mit 11 - gliedrigen Fühlern) 1 A. und Euthy' sanius n. g. (mit 12-gliedrigen Fühlern) 1 A. B. Der 5te Abdo- minalring gerade abgeschnitten, der 6te sichtbar; Fühler schwach ge- sägt. — ■{- Tarsen massig lang, Vorderschienen mit etwas ausgezoge- ner Spitze: Cebrio 3 A. ff Tarsen sehr lang. Vorderschienen zwei- zähnig: Scap tolenus n. g. (auf Cebr. femoralis Chevr. gegründet.)

Die ersten Stände und die EntwicUelungsgeschichle von Cebrio gigas sind von Lefebvre de Cerisy (Observations sur la meta- morphose du genre Cebrio) in Guerins Rev. et Alagas. de Zool. V. p. 214 ff. beschrieben und auf Taf, 7 abgebildet worden. (Auch mit- gelheilt in den Comptes rendus de l'acad. d. sc. Tom. 36. p. 225). Die Larve lebt an trocknen Orten in der Erde, nährt sich wahrscheinlich von Wurzelfasern, und braucht bis zur Verwandlung mehrere, wahr- scheinlich drei Jahre ; zur Verpuppung macht sie sich ein Lager in der Erde.

Atopites. LeConte in seiner Synopsis of the Atopidae etc. of the United States (Froceed. acad. nal. sc. Philad VL p. 351) stellt zwei neue Gattungen in dieser Familie auf: 1. Ectopria n. g. „An- tennae basi approximatae, elongatae , art. I. crasso , 2. et 3. minutis, 4. 10. triangularibus, gradatim subanguslioribus, 11. ovali. Frons an- gusta, elongata: labrum rotundatum, mandibulas obtegens: palpi Clifor- mes, art. 1. et 5. elongalis, inlermediis conjunctis aequalibus, his gra- datim paullo brevioribus: ungues parvi, simplices: tibiae calcaribus apicalibus obsoletis.-' Auf Eubria thoracica Ziegl. gegründet; zwei neue Arten sind ausserdem: Ect. tibialis und larsalis. 2. EureaiA. g. „Antennae basi approximatae, art. 1. cylindrico , 2. parvo rotundato, sequenlibus longioribus triangularibus. Frons angusta , deflexa , apice emarginata. Labrum rotundatum, mandibulas obtegens : palpi fiiliformes, maxillares elongati. Pedes tenues, tibiarum calcaribus obsoletis: tar- sis arliculo 1. elongato, 2 4. brevibus, subtus breviter lobatis, ungui- culari praecedentibus Iribus aequali, unguibus parvis, integris." Auf Eubria nervosa Melsh. gegründet.

Eine dritte neue Gattung errichtete derselbe (ebenda S. 226 ff): Slenocolus n. g. „Tarsi elongati, tenues, unguibus simplicibus, pa- ronychio biseloso ; caput clypeo dislincto, antice membranaceo; mandi- bulae apice integrae; antennae elongatae, serratae, articulo 2. minuto; palpi maxillares breviusculi, cylindrici." Eine Art: SL scutellaris aus Californien.

222 Gerslaecker: Bericht üb. d. Lcislungen in d. Entomologie

Cyplionidae* LeConte gab eine Uebersicht der in ]\ord- Amerika vorkommenden Gallungen und Arten dieser Familie in den Froceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia Vol. VI. p. 353. Danach ist die Gallung Helodes mit 12, Scirtcs mit 2 und Eucinelns mit 3 dem Verf. bekannten Arten vertreten. Als neu w^erden beschrieben : Helo- des concinna, pallipes, fjicea, functata, nebtilosa, modesta, pusilla, bU color, Eucinelus infumalus und morio. In einer drillen Art glaubt der Verf. den Europäischen Euc. baemorrhoidalis zu erkennen. Diesen drei Gattungen fügt der Verf. eine vierte, Sacodes n. s-i hinzu, welche er folgendermassen charakterisirt : Palpi maxillares longiusculi, arliculo ultimo acuto ; labiales breves , arliculo penullimo maiore ovali, ultimo laterali, parvo. Anlennae subserratae, artic. 2. et 3. parvis, 4. reliquis lon<yiore. Tibiae calcaribusobsolelis. Pedes poslici non sallalorii, larsi postici arlic. 3. minuto , vix conspicuo. Diese Galtung ist auf 3 von Guer in beschriebene Arien: Elodes pulchella, fuscipennis und thoracica gegründet.

Rhipiceridae« Eine neue Art ist Sandalus scabricoUis Hai- deman aus Nord-Amerika (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S. 363).

liampyrides. Motschulsky hat (Eludes entomologiques S. 25 58) eine Auseinandersetzung der Galtungen der Leuchtkäfer ge- geben, von welcher wir hier die vom Verf. aufgestellte Uebersicht mil- theilen. I. Kopf kurz, ohne Hals, ganz vom Halsschild bedeckt. Au- gen millelmässig. 1) Weibchen mit vollständigen Flüi,'eldecken und Flügeln; zweites Glied der F'ühler mindestens zweimal so kurz als das dritte, a) Hinterleib ohne deutliche Spuren von Leuchlapparaten. f) F'ühler des Männchens einfach gekämmt: Slrongylomorphus iMolsch. (Slroggulus id. antea), Hyas Lap. ff) Fühler des Männchens doppelt gekämmt: Lamprocera Lap. b) Hinterleib mit sehr schwachen äusse- ren Spuren von Leuchlapparaten auf dem ersten Segment oder auf dem Halsschild (V? unverständlich!), f) Halsschild mit durchsichtigen Flek- ken auf der Scheibe oder an den Seiten: Ellychnia üej. , Lychnuris Dej., Pyropyga n. g., Pijgolychnia n. g. ff) Halsschild ohne durchsichtige Flecke in der Mitte: Erythrolychnia n. g. , Tri- lychnia n. g., Dily chnia n. g., Mesolampis n. g. , Lychno- gasler n. g., Ethra Lap., Ps eud olychnuris n. g., Calyptocepha- lus Gray, ISycto crepis n. g. , Ly chnacris n. g. c) Leuchtappa- rat deutlich, ein, zwei, drei oder mehr Abdominalsegmenle einnehmend, f) Letztes Segment dunkel und ohne leuchtende Flecke; die beiden vorletzten leuchtend: Nyclophanes De']., C ratomorphus n. g., Cas- sidomorphus n. g. , Lychnocrepis n. g., Ellipolampis n. g., Macrolampis n. g., Pyreclomena Dej., Pyrectosotna n. g. ff) Letztes Hinterleibssegment leuchtend. Lucio Lap. (der ganze Hinter- leib leuchtend), Tetraltj chnia n. g. (die 4 letzten Segmente leuch- tend), Lucernuta Lap. und Lamprodes n. g. (die 3 letzten Segmente

I

während des Jahres 1853. 223

leuchlend) , Pachtj lychnia n. g.. Pholinus Lap. und Lucidola Lap. (die 2 lelzlen Segmente leuchtend), Robopus n. g., C allopisma n. g., Vesta Lap., Cratolampis n. g. und Platylampis n. g. (nur das letzte Segment leuchtend), 2) Weibchen mit abgekürzten, rudi- mentären oder ohne Flügeldecken, und ohne Flügel ; Augen sehr gross ; Ilalsschild niedergedrückt, a) Flügeldecken des Männchens länger als der Hinterleib, a) Zweites Fühlerglied mindestens zweimal so kurz als das dritte, f) Die beiden vorletzten Hinterleibssegmente leuchtend: D iaphane s n. g., Lychnebius n. g. ff) Der grössere Theil des Hinterleibs und besonders das letzte Segment leuchtend: Lampr o - netes n. g., Lamprotomus n. g., Lampyris Lin. ß) Zweites Glied der Fühler fast so lang als das dritte: Lamprohiz a n. g, , Lam~ prigera n. g. b) Flügeldecken des Männchens kürzer als der Hin- terleib: Phosphaenus Lap. IL Kopf kurz, ohne Hals, mehr oder we- niger aus dem Halsschild hervortretend, Augen sehr gross, mindestens y^ des Kopfes einnehmend, Halsschild ohne durchsichtige Flecken. 1) Vorderrand des Halsschildes den Kopf überragend: Pygolampis Dej. Me- galophthalmus Gray, Amydetes Hffsg. 2) Kopf unbedeckt: Delopy- r u s n. g., D elop leurus n. g., Curtos Molsch., Colophotia Dej. und Luciola Lap. III. Kopf viereckig, mit deutlichem Hals ; 2tes Fühler- glied ziemlich lang ; Habitus den Telephoren ähnlich. 1) Kopf vor dem Ilalsschild wenig sichtbar, a) Klauen einfach: Photuris Dej., Pyro- gaster n. g. b) Klauen alle gespalten: Bicello ny cha n. g. c) Nur die äussere Klaue gespalten, f) Die drei letzten Hinlerleibsseg- raente leuchtend: Triplony e ha n. g., ßlattomorpha n. g. und Tele- phoroides Lap. ff) Die 2 vorletzten Hinterleibsringe leuchtend: PZa- tystes n. g,Dryptomorphan. g. 2) Kopf ganz frei aus dem Halsschild hervortretend : Phengodes Hffsg. Die beiden Laporte'- schen Gattungen Dryplelytra und Phengodes sind dem Verf. unbekannt geblieben.

Colophotia maculicoUis, eine neue Art aus Caramanien wurde von Mulsant und Wachanru in den Memoires de l'acad. de Lyon II. S. 3 beschrieben.

Telepliorides« Motschulsky hat (Etudes entomologiques S. 1 15) eine Arbeit über die Gruppe der Älalthinen veröffentlicht, welche nur insofern Erwähnung verdient, als in derselben einige neue Galtungen aufgestellt werden, welche in der Kiesenwetter'schen Bear- beitung fehlen. Die Europäischen Arten werden hier ebenfalls zwei Gattungen untergeordnet, von denen Malthinus sens. strict. der gleich- namigen Gattung bei Kiesen wet ter, die Galtung Hapaloderus Molsch. dagegen den Malthoden Ki es enwel te r's entspricht. Die unter die- sen beiden Gattungen aufgeführten Arten verdienen wohl kaum einer Berücksichtigung, da sie nicht nur sehr oberflächlich beschrieben, son- dern auch ohne alle Bezugnahme auf die Arten der früheren Au«

224 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

toien aufgestellt sind; ohne Zweifel werden sie zum grössten Theil mit den Kiesenwellerschen Arten zusammenfallen. Die vom Verf. aufgestellten neuen Gattungen sind: 1. Malthesis n. g. Kopf brei- ler als das Halsschild, dieses eben, fast viereckig; Schildchen vierek- kig ; Flügeldecken breiter als das lialsschild, lang, nach hinten etwas verschmälert ; Flügel hervortretend ; erstes Fuhlerglied länger als 2tes und 3tes zusammen, 3tes dreimal so lang als 2tes, 4tes um die Hälfte länger als 3tes; Klauen einfach; letztes Hinleileibssegment kuglig auf- getrieben. — Eine Art aus Columbien, M. ater. 2. Malthopterus n. g. Form ähnlich wie bei I\lalthinus, aber drs Halsschild vorn ca- puzenarlig, wie bei den Lampyriden; Flügeldecken lang; Fühler fast von der Länge des Körpers, Istes Glied länger als 2tes und 3tes zu- sammen, 3tes dreimal so lang als 2tes , 4tes fast doppelt so lang als 3tes; letztes Glied der Palpen verlängert, spindelförmig; Klauen ein- fach. — Eine Art: M. pallidus aus Columbien. 3. M olychnus n. g. Kopf kaum nach vorn verbreitert, Augen wenig hervortretend; Hals- schild leicht nach hinten erweitert; Flügeldecken von Körperlänge; Fühler mit abgeflachten Gliedern, wie bei Lycus, das Iste Glied schma- ler und länger als das 3te , das 2le sehr kurz, quer, das 3te so lang als breit, das 4te fast doppelt so lang als das 3., aber ebenso breit, die folgenden von der Länge des 4ten, sich gegen die Spitze verdün- nend; das erste Tarsalglied verlängert. Eine Art. M. collaris aus Columbien. 4. Biurus n. g. Form ähnlich wie bei Malthodes, aber die Flügeldecken viel kürzer, kaum den Mesothorax bedeckend; letztes Hinterleibssegment an der Spitze gabiig gelheilt, hornig; Seiten des Halsschildes herabgebogen mit aufstehenden Rändern ; Fühler lang, das Iste Glied kürzer als 2tes und 3tes zusammen; Maxillartaster verlän- gert, ihr erstes Glied fast so lang als das letzte, welches oval ist, und ebenso lang als 2tes und 3les zusammen, welche dreieckig sind. Eine Art: B. apicalis aus Abyssinien. Von schon bekannten Galtun- gen werden ausserdem noch angeführt: Ichthyurus Westw. und Podi- stra iMotsch. *

Neue Arten dieser Familie sind: Telephorus fuscipes Lucas von Crela (Revue et Magas. deZool. S. 569) , T. nigrilarsis Muls. et VVach- anru (Memoires de l'acad. de Lyon S. 3) , Chauliognathtts discus und scutellaris LeConle aus Mexico (Froceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S.226), Naslony cha brachyptera yiolschulsky (Etud. entom. p.77).

Melyrides. Als neue Arten wurden beschrieben:

Von JMink (Ent. Zeit. S. 59): Troglops limbalus aus dem P.uhrthale.

Von IVIulsanl und Rey (Opusc. entom. IL) Apalochrus flavolim^ batus von Montpellier, und Malachius cyanescens aus Süd-Frankreich.

Von Mulsant und Wacbanru (Memoires de l'acad. de Lyon II. S. 4): Malachius viridanus aus Caiamanien.

•während des Jahres 1853. 225

Von LeConlc (Proceed. acad. nat. sc. Thilad. VI. S.22()): CoU hps baltcaius aus Mexico.

Von Lucas (Rev. et Magas. de Zool. S, 571): Dasyles rußtar- sis von Creta.

Clerii. Eine grosse Anzahl neuer Arien dieser Familie hal Weslwood in den Troceed. of the zoolog. soc. of London von 1852. p. 34 ff. bekannt gemacht (Descriptions of new species ofClerides from Asia, Africa and Ausiralia): a) aus Afrika: Erymanlhus horridus, Cle- rus sanguinalis , nebtilifer , dorsiger , Tillus [Macrotelus Kl.) uniformis, suhnolalus^ Afzellii, Thanasimus capicola und irregularis. b) aus Ostin- dien : Ctadiscus longipennis , Parrianus, bipeclinalus, Clerus albovarius, dulcis, Tillus chalyheus , Clerus Bengala , sulfasciatus, Thanasimus sei- latus ^ Clerus posficalis ^ Opilus sordidus , Clerus zebralus , Thanasimus anlhicoides, Omadius olivaceiis , mediofascialus, Thanasimus subscKlella- ris, Sligmatius rvfiventvis, elaphroides, Opeliopalpus obesus. c) aus Au- stralien : Xylolretus excacatus, Tillus dux, Lcmidius fcstivus, corallipen. nis, Hydnoccrus hellusy exilis, V-retcrsus, flawlinealus ^ ßavovarius, pe~ ctoralis , Clerus O-gutlalus , venlralis , sepulchralis, Opilus hilaris, moe^ renSf ß-notalus^ Xylolretus chrysideus , Necrobia pinguis , eximia, EnO" plium pustuliferum, Corynetes compactus, Hoploclerus biaculealus, Oma- dius prasinusj Thanasimus cursorius.

Eine neue Art der Galtung Enoplium aus Texas wurde von Hal- de man (Proceed. acad. nat. sc. of Pbilad.VI. p. 362) unter dem Na- njcn E. 4-nolalnm beschrieben.

Clerus Spinolae y neue Art aus Mexico, wurde von LeConte (Procecd. acad. nat. sc. l'bilad. VI. p. 226j bekannt gemacht.

Ptiniores. Folgende neue Arten wurden beschrieben:

Von Mulsant und Key (Üpusc. enlom.II): Vtilinus aspericol- lis aus Sicilien, Anobium longicolle , compressicorne und rugicolle aus dem südlichen Frankreich.

Von Mulsant und Wachanru (Mem. de l'acad, de Lyon IL S. 14): Xyloperlha sericea aus Caramanien.

Von Lareynic (Annales de la soc. entom. S. 127): Plinus Du- txilii, Xylelinus rufilhorax und subrotundus, alle drei in Frankreicl» auf- gefunden.

Das von M ink (Entom. Zeit. S. 58) unter dem Namen Coniopha- gus humeralis beschriebene Insekt, welches dieser Familie angehört, bildet nicht, wie der VerL meint, eine neue Gattung, sondern ist, wie Kraalz (ebenda S. lOö) nachgewiesen hal, mit Sphindus Gyllenhali Chevr. identisch.

Fairmaire !»al Apale nigrivenlris Luc. unter einer Anzahl von Apatc capucina angetroffen und schliesst daraus, dass sie nur ciiicVa- Archiv f. Naturgcsch. XX. Jahrg. 2. Bd. P

2^ Gersta ecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

rielät des letzteren sei; in der That existiren auch ausser der Färbung: keine specißschen Unterschiede zwischen beiden (Bullet, enlom. S.46).

Nach Lucas (Bulletin entom. S. 57) findet sich in Spanien im Holze des Maulbeerbaums Apate francisca Oliv., welche bisher nur als den tropischen Gegenden cigenthümlich bekannt war.

Die Larve des Dorcaloma rubens E. H. und flavicornis Fabr. ist von Letzner im mulmigen Holze aller Eichen aufgefunden, und in den Yerhandl. der schles. Gesellsch., Entam. Sektion S. 3 beschrieben worden.

Die Enlwickelungsgeschichte des Lyclus pubeseens Panz. ist vo» Heeger (Silzungsbericiite der Wiener Akademie XL S. 938) beobach- tet worden; die Larve lebt an gefälltem Eichenholze und zwar in den weichen Holztheilen zunächst dem Baste (Abbildung auf Taf. 5).

Teneltrionites. Die Gruppe der Pcdiniten hat Alulsant (Opuscules entomologiques, 4. Cah.) einer monographischen Bearbei- tung unterworfen.

In der Eioleilung vereinigt der Verf. die Gruppen der Pedinilen^ Pandarideß, Blapstiniten und Upatridcn unter dem Collekliv - Name» Parvilabres, welche er den von Soli er aufgestellten Abiheilungen als die letzte der wirklichen Melasomen (im Dejean'schen Sinne) zur Seite stellt. Dieselben bilden nach der Ansicht des Verf. gleichsam ein Vesbindungsglied zwischen den Blaplidcn Solier's und den Tenebrio- niten Lalr ei 11 es.

Die 4 Gruppen werden folgendermassen festgestellt:

A. Der umgeschlagene Rand der Flügeldecken bis zum Naht-- Winkel verlängert.

1. Pedinites. Miltelslütk des Kinns entweder mit einer bis zun» Vorderrande verlängerten mittleren Längsleiste oder mit einei: seitlichen Randleiste versehen ; Seitenlheile vorn zwischen dem Mittclstück und ihrem Vorderwinkel, welcher zahnförmig erscheint, tief eingekerbt. Flügeldecken 9-streifig. Der vordere mittlere Theil des Isten Bauchsegments stets viel breiter als der hintere Theil des Meso&lernum.

2. Pandaridae. Mittelslück des Kinns gewöhnlich' nur in der Witte- der Basis erhaben, zuweilen fast llach , seltener mit einer sich Aveiter nach vorn erstreckenden Wiltelleiste. Der umgeschlagene Rand und ein Theil des angränzenden Zwischenraumes der Flü- geldecken von unten sichtbar. Vorderer mittlerer Theil des ersten Bauchsegments stets gerade abgeschnitten und breiter als der Vorderrand des Metasternum. Die hinteren Episterna (Parapleu- rae) mehr oder weniger gegen die Mitte erweitert. Flügeldek- keu 10-streifig.

3. Blapslinites. Kinn wie bei den vorigen. Nur der umgeschlagene

während des Jahres 1853. Q27

Uand der Flügeldecken von unten sichlbar. Vorderer minierer Theil des ersten üauchsegments oft zugespitzt, oder wenigstens schmaler als der Vorderrand des iMetasternum. Die hinleren Epi- sterna (Parapleurae) parallel oder kaum nach hinten verschmä- lert. Flügeldecken O-streifig.

B. Der umgeschlagene Rand der Flügeldecken gewöhnlicli

nicht bis zum INahtwinkel verlängert.

4. Opalrides. Nur hei einigen, deren erster Bauchring vorn in der

Alitle zugespitzt ist und deren Augen von einem breiten, zum

Anlegen an den Vorderrand des Thorax eingerichteten Reifen

umgeben sind, erreicht der umgeschlagene Rand den IVahtvvinkel.

Die Tediniten zcrrällt der Verf. wiederum in folgende Unterab- (Heilungen :

a) Plalynotus-ähuliche ; hierhin gehören die Gattungen Platynolus, Kotocorax und Eucolus n. g.

b) Opalrinus-ähnliche: Opatrinus und Selinus n. g.

c) Trigonopus-ähnlichc : Trigonopus. Sol. inedit.

d) redinus-ähnliche : Pedinus, Colpotus n. g. und C abirus n.g. Unter dem IVamen Erclus haben Älulsant und Rey (Opusc.

entom. II. S. 185 (T.) eine neue Gattung beschrieben, deren nähere Ver- wandtschaft nicht angegeben ist; die einzige Bezeichnung über ihre sy- stematische Stellung ist durch die Worte „genre nouvcau parmi les Ta- xicorncs' (!) gegeben. Die einzige Art: E. sulcipennisj 6 Lin. lang, stammt aus Sicilien.

Als neue Arten sind anzuführen:

Eurijchora Levaillanli Lucas (Revue et Mag. de Zool. V. S. 30. Taf. 1). Eine vorläuQge Diagnose dieser Art war schon im Bulletin enloni. 1850 gegeben worden.

Timelia minor Lucas von Greta (ebenda S. 575).

Pelecyphorus elalus und sordidus, Microsckalia conlorla, Triopho- rus nodiceps und Emhaphion concavum, sämmtlich aus Texas, von Le- Conte (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. S. 439 ff.) beschrieben."

ISosoderma porcalum aus Calil'ornien von demselben (ebenda S.2ö6ff.).

Tenebrio noclicugus aus Sicilien, von ßlulsant und Rey (Opusc. entom. iL).

Timelia Solieri^ Sclerum fossulatum, Thalcria nigriceps und f/e- dijphanes angulicollis aus Caramanien, von Mulsant und Wachanru (.Mem. de l'acad. de Lyon iL S. 8 fi.

Fimelia Mulsanti Levrat aus Algier (Annales de la soc. Linnecnne de Lyon, nouv. ser. I. S. 1).

Hajjen machte (Entom. Zeit. S. 56) darauf aufmerksam, das?,

228 Gerstaeker: Bericht üb. d. Leistungen in d. EutonioTcrgfe

während Westwood der Larve des Tenebrio obscurus einen zwei- spitzigen, der des T. molitor dagegen einen einspilzigen Hinlerleib zu- schreibt, er selbst in Preussen aus Larven mit zweispilzigem Hinterleib nur Terebrio molitor gezogen habe.

Die Katurgeschichte von Pentaphyllus teslaceus hat Letz n er (Denkschrift der schles. Gesellsch. S.2I8) beschrieben und die ersten Stände Fig. 39 und 40 abgebildet; die Larve lebt im mulmigen Holze alter Eichen in Gesellschall von Wycclophagus und Uorcaloma; es fin- den jährlich zwei bis drei, im Zimmer sogar vier Generationen statt.

Die ersten Stände der iMycetocharis linearis Hlig wurden von Heeger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie X. S.173. Taf. 5) be- schrieben und abgebildet; die Larve lebt im Äloderholz von Linden, Ahorn und Kastanien.

üflelandryadae* Orchesia ttndulala, eine neue Europäische Art, welche der 0. fasciala sehr ähnlich, aber durch die Zeichnung der Flögeldecken conslant unterschieden ist, wurde von Kraatz (Entom. Zeit. S. 255) bekannt gemacht. Wahrscheinlich ist die Curtis'sche 0. fasciata auf diese Art zu beziehen.

Scraplia bifoveolata von Ragusa wurde von Küster (Käfer Eu- ropas) als neue Art aufgestellt,

Heeger machte (a. a. 0. S. 474. Taf. 5) die ersten Stände des Hypulus bifascialus Fabr. bekannt; die Larve lebt das ganze Jahr hin- durch in vermoderten Wurzcistöcken alter Eichen.

Ifleloid^e* Eine Synopsis der in den Vereinigten Staaten Nord-Amerika's vorkommenden Arten dieser Familie gab LeConte in den Procecd. acad. nat. sc. Philad. Vol. Vi. p. 328 sqq. Die Gattungen derselben werden vom Verf. unter folgende Uebersicht gebracht:

A. Ungues non serrati.

Elytra abbreviata, imbrfcata, unguibua fissis . . Äleloe.

Elylra non imbricata, unguibus denlatis . . Cysteodemus.

Elytra connata, unguibus fissis ...» Henous. Elylra inlcgra, non connata, unguibus fissis:

Tarsi arlic. penultimo non emarginato . . Lytla.

emarginato . , . Tetraonyx.

B. Ungues serrati, appendice instrucli.

Maxillao elongatae Nemognatha.

Maxillae breves. Ungues appendicibus filiformibus.

Antennae filiformes ..... Zonitis.

monilialae Horia.

Ungues appendicibus latis, oblusis . . . Cephaloon.

während des Jalires 1853. 259

Die daselbsl beschriebenen neuen Arten sind: Meloe rugipennis, woercns , perplextis; Cysleodemus vitlalus', Lytta fulvipennis , dichroa^ biguUala, Salicis, smaragdula, Ralhvoni, convexa, femoralis, Sayi (aenea var. Say), discoidea , nigrilarsis ^ conspersa, ochrea , longicollis, tenuis, Fabricii (cinerea Fabr.?), torsa, murina, dcbilis; Tetraonyx fuha; iVe- mognulha bicolor , lurida , apicalis , pallens, lutea ^ dichroa, dubia^ pal~ liata, lexana, decipiens , punclulala , nigripennis , sculellaris , cribraritty riltigera, cribiicollis, porosa, fuscipennis; Zonitis ßavida.

Suffrian wies (Entom. Zeit. S. 235 (T.) nach, dass die im süd- lichen Frankreich vorkommende Nemognalha-Arl mit schwarzen Beinen von Dejean in seinem Calalog fälschlich als mit Zonitis chrysome- lina Fabr. identisch aufgelührt worden sei. Die ächte Zon. chrysome- lina Fabr. ist vielmehr eine in West- Asien vorkommende, durch be- derilendere Grösse und gelbe Beine ausgezeichnete Wemognalha, wel- che von Kindermann unter dem Namen N. flavipes versandt worden ist. Die erwähnte süd-französische Art beschreibt der Verf. daher als neu unter dem Namen N. nigripes , und fügt zwei nahe verwandte Arten ausAegypten und Kordofan als N . b-maculala und ^emina hinzu.

Als neue Arten wurden ferner aufgestellt :

Von LeConte (Pro^eed. acad. nal. sc. Philad. VI. 8.439 0*.): Lylla cribrata, morio, sublineala und fuhescens aus Texas.

Von M Ulsan t und W a c h a n r u (Wem. de l'acad. de Lyon II. S. 12): Lydus maculicoUis und Zonitis puncticollis aus Caramanien.

Von Newport's „Natural history, anatomy and developmenl of Mcloe" ist der dritte Abschnitt, welcher die äussere Anatomie der Larve behandelt, in den Transaclions of the Linnean society, Vol. XXI. pari 2 p. 167IF. jetzt vollständig erschienen. Ausser den Beobachtungen über die Fiitwickelung des Hautskelettes, weiche schon im Bericht für das Jahr 1848 mitgetheilt wurden , enthält die Abhandlung interessante Thalsarhen in Betreff der äusseren Athmungsorgane. Die Stigmata ent- wickeln sich erst in der letzten Periode des Embryonallebens, sind aber selbst beim Ausschlüpfen der Larve aus dem Ei nur äusserst schwer sichtbar. Nach Verlauf einiger Stunden werden sie deutlicher; es sind dann 10 Paar vorhanden , von denen das vorderste im Mcsothorax, die folgenden in den Abdominalsegmenlen liegen. Die beiden ersten un- terscheiden sich von den übrigen durch beträchtlichere Grösse und mehr kreisrunde Form. Bei der ausgewachsenen Larve zeigt sich nur darin eine Veränderung , dass das zweite Paar der Stigmata jetzt den folgenden an Grösse gleich ist ; überhaupt sind sie in dieser Pe- riode im Verhältniss zum Körper sehr klein, was auf eine sehr geringe respiratorische Thätigkeit hindeutet.

Iiag[riariae. Von Heeger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie X. S. 161) wurde die Naturgeschichte der ersten Stände von

230 Gerslaccker: ßeiicbt üb. d. Leislungen in d. Entomologie

Lagria hirta ausführlich beschrieben. Die Eier werden vom Weibchen io lockere Erde unter Sträucher gelegt; die Larven schlüpfen nach 30 bis 40 Tagen aus und nähren sich von faulenden Pflanzen - Abfällen. Sie haben vier lläulungen zu bestehen , überwintern , sind in» März oder April ausgewachsen, und verwandeln sich an den Wurzeln der Sträucher ganz frei zur Puppe; nach 12 bis 14 Tagen ist der Käfer ausgebildet (AbbilJuns: auf Taf. 1).

Oetlemeritae. Eine neue Art ist Myclervs concolorLeCon\c aus Keu-iMexico (Procced. acad. nat. sc. Philad. VI. S. 226).

Die Enlwicicelungsgeschichte der Asclera coerulea F^in. hat 11 c e- ger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie XI. S.932) beschrieben. Die Larven, welche sich nach 20 bis 30 Tagen aus dem Ei entwickeln, leben im abgestorbenen Holze der Rothbuche , worin sie unregelniäs- sige, flache Gänge machen; sie sind auf Taf. 3 abgebildet.

CtBrcuKonide»» Waterhouse stellte (Transact. enf. soc. IL p. 172 sqq.) eine Reihe neuer Gattungen und Arten aus dieser Fa- milie auf:

Te tralo p hus n. g. (Entimidae), Fühler kurz, verdickt, der Schaft die Augen nicht erreichend, Geissei aus 6 kurzen Gliedern be- stehend, Keule kurz eiförmig. Rüssel dick, mit schiefer, vorn vertief- ter Füblergrube. Halsschild quer, seitlich in einen Winkel ausgezogen, nächst den Augen gelappt. Flügeldecken länglich , mit vortretenden Schultern, fast gleich breit, an der Spitze kurz gedornt. Tarsen lang, die Unterseite nicht filzig. Art: T. sculptttratus, Ncu-illolland,

Lepto stet hus n. g. (Pachyrhynchidae), von den übrigen Gat- tungen dieser Gruppe durch die getrennten Vorderhüften ausgezeich- net; mit Folyphrades zunächst verwandt, aber von mehr länglicher Körperform und mit derberem, kürzeren Fühlerschafl. Arten: L, marginalus und Walloni, beide aus dem südwestlichen Afrika.

Anchl ae nomus n. g. (Pachyrhynchidae), der Gattung Proslo- rous ähnlich, die Augen jedoch weniger vorragend und weiter vom Tho- rax entfernt. Vorderbeine länger als die übrigen, Vorderschenkel kräf- tig; alle Schienen innen gezähnt, die Zähnelung an den vorderen be- sonders nach der Spitze hin stark hervortretend. Hinlerschienen gegen die Spitze an der Aussenseite erweitert. Arl: A. ebeninus, Ost-Indien. Enaplorhinus n. g. (ßrachyderidae) unterscheidet sich von Gcotragus durch mehr längliche Gestall, etwas gewölbten Rüssel, der vom Kopf durch eine Einschnürung getrennt ist, ferner durch plötzlich nach unten gerichtete Fuhlerfurche und kräftigere, aus kürzeren Glie- dern besiehende Antennen. Art: E. Sinensis, Kord-China.

Cubicos omiis n. g. (Cleonidac), Thorax klein, an den Seilen fasl gerade, Flügeldecken breit, fast viereckig; Rüssel länger ^\s bei Lcptops ; Stirn in der 3Iitte niedergedrückt, mit einem Buckel jeder-

während des Jahres 1853. 231

seits über dem Auge; die beiden ersten Glieder der Fühler länglich, verkehrt kegelförmig, die übrigen kurz. Art : C. M'hitei, INeu-Holland. Etirychirus n g. (Molytidae) mit Phylonomus verwandt. Schaft der Fühler die Augen erreichend, die zwei eisten Glieder der Geissei veikelirt kegelförmig, die übrigen kuglig. Küssel kaum länger als der Kopf. Augen auf der Stirn einander genähert. Thorax mit erha- benem Hinteirande, an den Seiten vor der 31itte gerundet. Flügeldek- keu mit vortretenden Schultern. Füsse lang, Schenkel gegen die Mitte verdickt, Tarsen breit. Art: E. bituberculaltts, Neu-Flolland.

Placoderes n. g. (Cyclomidae). Der Gattung Acantholophus ^"ihnlich, doch durch deutlich 7-gliedrige Fühlergeissel unterschieden; alle Glieder derselben verkehrt kegelförmig, die beiden ersten länger. Thorax breiter als lang, seillich in einen stumpfen Winkel erweitert; Flügeldecken länglich eiförmig, mit abgerundeten Schultern. Art: P. varicgalusy ?

E clemn orhimt s n. g. (Phyllobidae). Von Phyllobius durch verhältnissmässig kleineren Kopf und Thorax, und längere, weniger ge- wölbte, an der Spitze einzeln abgerundete Flügeldecken unterschieden. 'Fühlerfurche sehr kurz; Rüssel kürzerund kaum schmaler als der Kopf. Art: E. viridis, Kerguellen.

Dr epano deres n. g. (Phyllobidae). Thorax seitlich in einen «charfen, rückwärts gebogenen Dorn erweitert; Itüssel kurz, quadra- tisch; Föhlerfurche kurz, gerade; die beiden ersten Fühlerglied«r läng- lich, Keule länglich oval, zugespitzt. Arien: D. viridifascia4us^ Os[~ Indien und fuscus, ?

Sy naplo nyx n, g. (Erirhinidae). Der Körper fast von regeU fuässiger Eiforni, indem Thorax und Flügeldecken an der Basis fast von gleicher Breite und nach der Spitze zu staik verengt erscheinen. Füh- ler vor der Mitte des Rüssels entspringend, der Schaft die Augen nicht erreichend; die beiden ersten Glieder der Geissei länglici«, die folgen- den allmählich kürzer. Rüssel ziemlich lang, vor der Mitte herabge- bogen. — Art: S. ovatuSf INeu-Holland.

Chelotonyx n. g. (Erirhinidae;. Mit Balaninus und besonders mit Prjonomerus verwandt, vom ersleren durch mehr eiförmigen üm- riss, von letzterem durch längeren Rüssel und Tarsen und besonders durch doppelt gespaltene Klauen unterschieden; Fühler länger, mit schmalerer Keule. Vorderfüsse längerund stärker als die übrigen; Vor- derschenkel sehr dick, mit einem grossen, gesägten Zahne. Art: Ch. Batesii, Para.

Anomoear thria n. g. (Baridiidae) das Pygidium beim $ von d€n Flügeldecken bedeckt, beira ^ frei; Rüssel des $ länger und dünner, nahe der Basis stark gekrümmt und verdickt. Fühlergeissel 7-gliedrig, bwm ^ mit langen Cilien besetzt, das erste Glied kurz ke-

252 Gcrslacckcr: Bericht üb. d. Lersttingen in d. Enlomologlc

gelförmig, das zweiJe oval; beim $ die beiden ersten länglich, die lo'.j^etiden kürzer. Art: A. coernleipennis, Brasilien.

Pezriehus n. g. (Cryptorhynchidae div. 1). Durch die Bildung der Fühler niil CyJindrocorj nws, durch die lanjjen Beine, die nicht keu- lenförmigen Schenkel und die schlanken Tarsen mit der Australischen Galtung Protopalus verwandt. Art: F. binotalus, Neu-Holländ.

Glochinor hinus n. g. (Cry{>torhynehidae div. 1) Rü»sel lang, sehr schwach gebogen, beim ^ beiderseits mit zwei Dornen bewalT- nel. Das Iste, 2te und 7le Glied öer Fülilergeissel länglich, das Sie bis Gtc allmählich kürzer. Körper fast cylindrisch; Beine lang und schlank. Art: G. DouUedaiji, Keu-Ilolland.

Viagioc orynns n. g. ( Cryplorhynchidae div. 1) durch die kurze, nach aussen schief abgestutzte Fühlerkeule ausgereichnetj Iste* Gfied der Gcissel kurz kegelförmig, 2tes länger, die übrigen kurz. Rüs- sel kurz und dick. Flügeldecken an der Basis von der Breite des 'i'horax, dreibuchtig, hinler der 31ilte erweitcrty nach hinten stark ab- schüssig. — An : P. 4~tuberculalus, Neu-Holland.

Sympicz OS celus n. g. (Cryptorhynchidae div. 1). Fühler mil sehr kurzem', keulenförmigem Schaft und 7-gliedriger Geissei, deren beide erste Glieder verkehrt kegelförmig, die übrigen breiter als lang sind. Rüssel kurz, fast gerade. Thorax fast so lang als breit, mit ei- nem kleinen hervortretenden mittleren Lappen an der ßasig. Flügel- decken doppelt so lang als der Thorax. Beine kurz, Schenkel zusam- mengedrückt. — Art: S. Spenceiy ISeu-Seeland oder Keu-Hoiland?

Hybophorus n. g. (Cryplorhynchidae div. 1). Von Rhyssoma- tus durch einfache, nicht gespaltene Klauen und durch hervortretende Schulterwinkel, von Chalcodermus durch kürzere Basalglieder der Füh- lergeissel und durch grösseren Abstand der vier vorderen Beine von einander unterschieden. Augen auf der Stirn einander genähert. Rüs- sel fast so lang als Kopf und Thorax zusammengenommen. Art: H, rvfoluberosusy TVeu- Holland.

Die übrigen neuen Arten sind: Oxyrhynchus Forlunei^ord-Ch'in^r 0. Philippinensis Philippinen, Protopalus Schönherri Neu-Holland , Po^ roplenis Chevrolatiiy Jekelii , Parryi und Weshcoodii von Neu-Ilolland, Chaetectelorus spinipennis Neu-Holland.

Stjerling errichtete (Entom. Zeil. p. 171) eine neue Gattung Di- cholrachelus, welche in der nächsten Verwandtschaft mit üliorhynchus steht und sich dadurch unterscheidet, dass der Rüssel an der Einlen- kungsstclle der Fühler nicht lappenförmig erweitert ist. Von den nächst verwandten Gattungen unterscheidet sie sich auch durch das in zwei seitliche Hälften getheille Halsschild. Schaft der Fühler den Hinterrand der Augen nicht ganz erreichend; das erste Glied der Geissei um die Hälfte länger als das zweite , beide verlängert kegelförmig. Fühler-

während des Jahres 1S53. 233

fürt hc «rerade gegen die Augen aufsteigend und gegen das Ende flach ausgebreitet. Zwei neue Arten: D. sulciperinis und Rudcnii, beide vom Monte Rosa, 9000' hoch.

Eine neue Gattung, so Avic eine grössere Reihe neuer Arien von Curculionen, wurden von l'erroud (Annalcs de la sociele Linneenne de LyvTu, nouv. scr. I. S.402u.(r.) aufgestellt. Die neue Gattung, wel- che der Gruppe der Anthribiden angehört, und 0:>oloinerus benannt ist, scheint in naher Verwandtschalt mit Corrhezerus zu stehen. Die Füh- ler sind U-gliedrig, das Iste Glied klein, kugiig, das 2te langer, ver- kehrt kegellörmig, das 4tc langer als die 3 vorhergehenden zusammen, fast eiförmig, zusammengedrückt, aussen gerade, innen gebogen; das 5te bis 8te klein, zusammen kurzer als das 4te; 9te bis Ute die Keule bildend, welche grösser als 5tes bis 8tes zusammengenommen ist. Rüssel sehr kurz, breit; Augen gross, fast rund, seitlich, vorn leicht ausgerandet ; Thorax fast quadratisch, gewölbt, mit spitzen, et- was hervortretenden Vorderwinkeln ; Flügeldecken länglich, fast cylin- drisch. Tarsen 4-gliedrig, das Iste Glied fast cylindrisch , länger als 2tes und 3tes zusammen; das 3te klein, gelappt; die Klauen in der Rlitte mit einem Zahn versehen. Art: O.maculosus von Calcutta. Die übrigen neuen Arten sind : Gymnognalhus decorus Brasilien , Belus bispinosus und afßnis von Sidney , Ceocephalus Javanicus , rufoviltalus und amoenus von Java, Rhylicephalus madagascariensis ^ Brenlhus uni- dentalus Caracas, consenlaneus Cayenne, Nemocephalus longiceps und piceus aus Brasilien, Teramocerus obscnrvs Brasilien, pulchellus Ca- yenne, ISaupactus cinerasccns Guatimala, Mulsanli und albidus aus Bra- silien , Plalyomus oblique coslatus Brasilien, Lacknopus linealogultatus Cuba, plumipes und inlerruptus San Domingo, suhlinealus und sparsim- guttatus Cuba, hirlus, consenlaneus und dcnllpes San Domingo, Plalya^ spistcs unicolor Chile, Pachnaeus coslalus Cuba, Ilypsonolus aler, /»ei- cheif tiridi-adspersus, regalis und bivillatus aus Brasilien, Geonemus ro- buslus und irreguhtris von Cuba.

Alois ch u Is ky errichtete eine neue Gattung Trigonoscuta, die er wörtlich folgendermassen charakterisirt : „Genre nouveau, apparte- nant aux Curculioniles de la tribu des Pachyrhynchides el qui se di- stingue : par un ecusson triangulaire, un trompe carree, les yeux ronds, convexes, un corps oval, convexe, couverl d'ecailles grisälres et par- seme de longs poils epars , surtout aux cotes /ateraux el sur les pat- tes." Eine solche Diagnose dürfte vielleicht auf ein Dritltheil sämmt- licher Curculionen passen. Eine Art: 7'. pilosa aus den Ländern im Worden des stillen üceans. (!) Hieran reiht der Verfasser zwei neue Arten aus Süd-Russland: Eusomus furcillalus und Rhynchites pyri (Elu- des entom. S.79).

Von LeContc w^urden fokende neue Arten aus Texas beschric-

234 Gers tae die r: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

ben: Osphryastesligalus, latirostris, luherosus, speciosus, argenlalus, va- rius, sordidus und decipiens (Proceed. acad. nat. sc. Fhilad. VI. S.439}.

Von Wulsant und Ray (Üpusc. enlom. II.): Bosfrichus Victoris aus dem Dep. des Basses Alpes.

Otiorhynchus ovatus wurde von Laboulbene aus angebohrten Früchten von üphris nidus avis erzogen (Bulletin entern. S. 48;.

Die Entwickelungsgeschichle von Orchesles populi beschrieb Heeger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie XI. S.42); die Larve minirt die Blätter von Populus dilatata ; an jedes Blatt wird stets nur ein Ei abgelegt; es finden zwei Generationen statt. (Abbildung auf Taf. 6).

TiOng^icornia* Prionii. White zählt im Catalog der Lon- gicornen des Britischen Museums im Ganzen 99 Gattungen aus dieser Gruppe auf, von denen 7 neu sind: 1. Aulacocerus n.g. otes Füh- lerglied länger als 4tes und 5tes zusammengenommen, die Innenkante derselben unregelmässig gezahnt, ihre Seiten nahe der Spitze etwas ausgehöhlt; Halsschild quer, sehr kurz, Vorder- und Minterrand fast parallel, die Seiten mit einem breiten Zahn in der Milte; Schenkel an der Unterseite zweireihig gesägt, Schienen ebenso, aber viel stärker, Tarsen verlängert. Art: ^. mji«Jus von Venezuela. 2. D ory ccr a n. g. , auf Prionus spinicornis Fabr. gegründet. 3. Prionomma n. g., auf Prionus orientalis Oliv, gegründet, 4. Ancy l opr otus n. g., der vorigen Gattung im Habitus sehr ähnlich, doch durch die Bildung der Fühler, deren Glieder länger und schlanker, und nicht ge- sägt sind, unterschieden; ilalsschild mit zwei starken Zähnen an der Seite, von denen der eine die Vorderecke einnimmt, der andere vor der Mitte steht; seine Oberfläche mit zwei grossen Buckeln; Vordcr- schenkel stark verdickt. Vorderschienen erweitert; Tarsen verlängert.

Art: Ä. bigibbossus von Silliet, 5. Pachypleura n. g. , mit Monodesmus und Tragosoma Serv. zunächst verwandt; Thorax quer, zweimal so breit als lang, der Seitenrand, besonders unten, verdickt; 3les Glied der Fühler länger als das 4te und 5te zusammengenommen.

Art: P. modesla von Port IValal. 6. Cyrtonops n.g., mit Ae- gosoma nahe verwandt; Palpen lang, ihr Endglied fast doppelt so lang als das vorhergehende, an der Spitze schief abgestutzt, jederseils mit kurzen Häärchen besetzt; 3tes Fiihlerglicd nicht viel länger als das 4tc; Halsschild etwas breiter als lang, in der Mitte in Form eines Win- kels hervortreiend ; Flügeldecken viel breiter als das Halsschild, fast parallel; Beine einfach. Schienen flachgedrückt, behaart. Art: C. punctipennis aus Indien. 7. Mal acomacrus n. g. Kopf cylin- drisch ; Palpen breit, ihr Englied schief abgestutzt ; Fähler cylindrisch oder nur sehr schwach zusammengedrückt, innen gewimpert ; die Glie- der vom 4ten an oben ausgehöhlt; Halsschild ein wenig breiler als

während des Jahres 1833. 235

lang, an den Seiten gerun'Jct, am llinleiraride zweibuchtig ; Flügel- decken sehr lang und schmal ; Beine ilaciigcdrüi kf, Tarsen verlängert. Art: M. ])allescens aus Brasilien.

Die von White (ebendaselbst) beschriebenen neuen Arten die- ser Gruppe sind: Parandra puiiclala und Culombica aus Columbien, Acanlkophorus capensis, meijalops Fernando l'o, Vrionus dimidialus Au- stralien , viordax Indien, VoUjarlhron unipcclinalum Afrika?, Anacolus variabilis, n'ujrinus , melanoccrus und xanlhocerus von Venezuela, /He- roscelisus apicalis Brasilien, Megopis costipennis Silbet, Aegosoma sini- cum China, Cingnlense Ceylon, ornaticollc , sulcipcnne und tibiale von Indien, Aulacopus nalalensis, Macrotoma prionopus Sierra Leone, Ca- lifortiica und spiculigera von Californien, humcralis Afrika, scaLridor~ sis, coelaspis und inicros von Tort IS'atal , Mallodon Gnalho Honduras, Inetipenne Con^jo, coslipenne Fantee, Pyrodcs marginalits Guatimala, pelnlocerus Süd-Amerika, antennatus desgl., Mnllaspis longiceps Mexico, Solenoplera siibcanaliculata West- Indien , laevithorax Guatimala, Poe- cilopeplus Balesii Brasilien, Ceroclenus mixlus und lalifascia Brasilien.

Rciehe errichtete (Ann. d. 1. soc. entom. S.419) auf Ips gigas Oliv, die Galtung Tfiaumasus , welche der Gruppe der Prionier, und zwar der UnterabtheÜung Spondylidae einzureihen ist. Allerdings bie- tet dies ebenso seltene als merkwürdige Insekt durch seine cylindri- sche Körperform eine gewisse Aehnlichktil mit den tropischen Apate- Formen dar; diese ist jedoch nur äusserlich und bietet keinen Grund, die Gattung vorläufig, wie R. es vorschlägt, zwischen Rostrichiden und Longicornen einzuschalten. Die Gattung ist mit Erichsonia Westw. ganz nahe und andrerseits auch mit Torneutes Reich verwandt und nimmt am besten ihren Platz zwischen diesen beiden ein. Zu bemerken ist, dass der Verl. das 3te Glied der Tarsen als „nicht zweilappig", sondern in Form und Grösse mit den beiden vorhergehenden übereinstimmend angiebl; dies ist, wenigstens nach dem Exemplar des Berliner Museums zu urlheilen , unrichtig. Das 3te Glied ist zwar nicht breiler als die beiden ersten fwas übrigens auch sonst vorkommt, z. B. bei der Gat- tung Amallopodes Leq.) aber entschieden zweilappig, d. h. in der iMitte tief eingeschnitten. Das Vaterland dieses Thieres, welches auf Taf. 13 abgebildet ist, ist übrigens nicht, wie ü 1 i v i e r angiebt, Afrika, son- dern Columbien.

Zwei neue Gattungen wurden ausserdem vonSaunders (Trans- act. ent. soc. II, S. lOJ)) aufgestellt: 1. Eurypoda n. g. mit Mallo- don nahe verwandt, doch durch die Längenverhällnisse des Isten und 3len Fühlergliedes unterschieden; das Isle ist nämlich kurz, birnför- mig, das 3te lang, cylindrisch, länger als das 4te und 5le zusammen- genommen; Schenkel und Schienen kurz, flachgedrückt; Seiten des Thorax nicht gezähnelt. Art: E. anlennala aus China. _ 2. Phi- lus n. g. aus der Verwandtschaft von Tragosoma und Erioderus ; Fühler

236 Gerslaecker: Bericht üb. cl. Leistungen in d. Entomologie

ler beim ^ länger, beim $ halb so lang als der Körper; Isles Glied beim ^ kurz und dick, 2tes knopfTörmig, die folgenden langgestreckt unter einander gleich lang, das letzte sehr lang und zugespitzt; beim $ ist das 3te Glied am längsten. Art: Vh. inconspicuus aus China.

Als neue Arten wurden ferner beschrieben :

Von Buquet: Ancistrotus adtmcus aus Brasilien (Annal. d. 1. soc. entom. S. 41, Taf. 1), um ein Driltheil grösser als A. hamaticollis Serv. und durch gelbbraune Flügeldecken ausgezeichnet.

Von Salle (ebenda S. 6^9) : Melopocoelm ((3oplocephalus Gray) Rojasi aus Caracas, welcher in deo beiden Geschlechtern eine auffal- lend verschiedene Färbung der Flügeldecken zeigt. (Abbildung auf Taf. 20).

Von LeConte (l'rocecd. acad. nat. sc. Philad VI): Derobra- chus geminatus von Neu Mexico.

Cerambyccs genuini. White zählte (a. a. ü.) bis jetzt 106 Gattungen aus dieser Gruppe auf, von denen folgende als neu zu er- wähnen sind: 1. Alyl oslagma n. g., mit (lolacanthus und Heterops Blanch. zunächst verwandt; 3les bis IQtrs Fühlerglied gegen die Spitze etwas breiter werdend, leicht dreikantig, an der Aussenseite mit einem Enddorn versehn; Flügeldecken verlängert, ohne Elfenbeinflecke, mit zwei Dornen an der Spitze; Thorax an den Seilen in einen Winkel ausgezogen, aber ohne Dorn, Hinterrand leicht zweibuchtig; Beine mas- sig lang, kräftig; Hinterschenkel an der Spitze mit zwei kurzen Dor- nen, alle Schenkel leicht keulenförmig verdickt. Art: A. polita von Honduras. 2. Opiat o cera n. g , zwischen Temnopis Serv. und Poeciloderma Dej. stehend; Alandibeln dick und kurz, an der Innen- seite nicht gezähnt, die Basis erhaben und mit Haaren bedeckt; Augen mit geradem Hinterrande; Fühler mit dickem Basalgiiede, das 3le Glied länger als das 4te, die übrigen allmählich an Länge abnehmend, vom 3ten bis zum 7ten aussen njit kurzen Dornen besetzt, welche in einem rechten Winkel entspringen; Thorax breiter als lang, an den Seiten gerundet erweitert, oben etwas flach gedrückt; Beine einfach, Schen- kel leicht zusammengedrückt. Art: 0. callidioides aus Indien. 3. Rhy tidodera n.g., zieh zunächst an Hammaticherus Serv. anschlies- send, doch von mehr länglicher Körperform; die Augen rücken mehr auf die Oberseite des Kopfes und sind mit Ausnahme des Hinterrandes gewimpert; der Thorax ist vorn und hinten eingeschnürt, das Aliltel- sliick gerundet, mit parallelen Längsriefen; die Fühler innen an der Spitze jedes Gliedes leicht erweitert und abgerundet; Flügeldecken an der Spitze schief abgestutzt Art: R. Bowringii aus China. 4, Dior US n. g. , mit Criodion Serv. verwandt, und der Australischen Gattung Phoracanlha im Habitus nicht unähnlich ; Fühler kurz, die Glie- der an der Innenseite gegen die Spitze etwas erweitert, das 3lc nui*

während des Jahres 1853. 237

wenig länger als die ülin'gen ; Gesicht kurz, Augen gross ; Thorax fast so lang als breit, auf der Oberfläche mit zwei grossen querstehenden Höckern, die Seilen fast parallel; Flügeldecken breiter als der Thorax, an der Spitze in einen Dorn ausgezogen. Art: D. hiapiculalus aus Brasilien. 5. Euryprosopus n. g. , mit Purpuricenus verwandt; Kopf äusserst breif, seillich in einen Winkel ausgezogen, der die Ba- sis der Mandibeln nach aussen begränzt ; Augen durch eine breite IJiüt-ke in zwei Theile geschieden ; Überlippe häutig, verlängert, an der Spitze abgestutzt und gewimperl; Mandibeln kräftig, leicht gebogen, mit stumpfer Spitze ; Kühler lang, drittes Glied mit einem Haarbüschel an der Spitze; Thorax becherförmig, nach hinten schnell verengt, Flügeldecken reich, an der Spitze ganz flach , abgerundet; Schenkel an der Basis dünn, gegen die Spitze stark keulenförmig verdickt; Schienen schlank. Art: IC. clavipes aus Brasilien. ö. Erythrus n. g. auf Saperda bicolor Weslw. gegründet. 7. C omp somera n. g., zunächst mit Callicliroma verwandt; das erste Fühlerglied etwas ver- dickt, an der Spitze scharf abgeschnitten, das dritte ein wenig ge- krümmt und der Länge nach ausgehöhlt; Thorax uneben, mit zwei Höckern an der Seile ; llinterbtine verlängert, alle Schenkel keulenar- tig verdickt. C. eleganlissima von Port Natal.

Die (ebenda) von White beschriebenen neuen Arten sind : Aga- lissus ^-maculatus Honduras, Tiachelia eburioides Neu-Granada, Lisso- nolus rubidus und ielraspilotus aus Brasilien , Phaedinns pictus Vene- zuela, Clioprosopus Saundcrsii Mexico , iridescens Guatimala, Pteropla- tus sellalus Alexico, Lophonocerus Latreillei Brasilien, Eburia pedeslris Honduras , telraslalacta ucd poslica von Jainaica , thoracica Brasilien, Eburodacnjs longilincala , mancula^ punclipennis , dubilata, subafßnis, megaspilola aus Brasilien , Elapkidion coronalum Guatimala , Iransver- sum Jamaica, laeve Honduras, Trichophorus Dysoni Venezuela, Sphae- rion armigeruin Brasilien, inennc und Erichsonii desgl., subpiceum Honduras, insulare Jamaica , Orientale Silhef, Mallosoma sculellare und ihoracicum aus Brasilien , Mallocera simplex , lateralis , undulans und eburioides aus Brasilien , Malacopterus flavosignalus Brasilien , Poecilo- derma lineolalum , basale und terminale von Jamaica, Hammalicherus pubipennis WesUAiVika, pedeslris und humcralis aus Indien, nitidus von Ceylon, Natalensis Port Natal , aurifaber Borneo, servus ?, simplex AVest- Afrika , simulans Tenasserim, Purpuricenus montanus Himalaja, Sinensis China , Cyclodera Angasii Adelaide , Tylosis suluralis Mexico, Erythrus Championi und Fortunei aus China, Westicoodii aus Indien, Orthostoma erythrogaster , violaccum und igneum aus Brasilien, Ddtas- pis thoracica Mexico, Chrysoprasis aureicollis Brasilien, suturella Co- lumbia, moerens Brasilien, hirtula Venezuela, Jonthodes sculplilis Süd- Afrika, clavipes Sierra Leone, Callichroma neoxenum ?, Cwrroi tCongo, sulcatulum Sierra Leone, cinderella Australien , Cranchii Congo, basale

238 Gerslaecker: Berichl üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Ashantee, assimilalum Brasilien, cosmicum Honduras, chahjbealum West- Afrika, smicum und gibblcolle aus China, Pliaetusa Philippinen, perlae.. tum Assam , Nytnpha Ostindien, biviltatiim desgl., Hardwickianum IN'e- pal, cijanomelas Gnatimala, melanianthe und Gucintii Port IS'atal, Lima- culalum China, cylindricnm Sierra Leone, Closleromcrus iiyiperialis Port Natal , Pi'omeces Kraussii Port Nalal , prasinus Ostindien, purpuraltis Süd-Afrika, PoUjzonius ^-maculalus Ostindien, bizonalus desgl., inermis desgl., Mellyi Süd -Afrika, 6-maculalus Cap, Sericogasler laetipennis Süd-Afrika.

Die von White aufgestellte Galtung Euryprosopus, welche auf eine einzelne Art begründet wurde, hat Buquet (Revue et Slagas. de Zoologie V. p. 256) mit 5 neuen Species bereichert, welche sämmtlich aus Süd-Amerika stammen. Dieselben sind unter den Warnen E. Ale- xianus, Dardanus, apicalis, iiigripoinis und cyanipeunis aus'ührlich be- schrieben und auf Taf. 8 Siämmllich abgebildet.

Die von Lucas im Jahre 1851 vorläufig durch eine Diagnose bekannt gemachte Galtung Sgmpiezocera (Bull. d. I. soc. cntom. IX.) ist jetzt ausführlich in Guerin's Revue et Magas. de Zool. p. 25 be- schrieben und die einzige Art S. Laurasii auf Taf. 1 abgebildet.

Kewmans Monographie der Giüiung Dlslichocera, von welcher vorläufig ein Auszug im Zoologisl 1851 niitgetheilt worden war, ist jetzt vollständig in den Proceed. of Ihe zoolog. soc. RIarch 1851 er- schienen und auch in den Annais of nat. bist. XI. p. 253 If. abgedruckt.

Eine milElaphidion Serv. zunächst verwandte neue GatJunj; Man- nophoriis wurde von Leconte (Proceed. acad. nat. sc. Phüad. VL p. 439) folgendermassen charaklerisirl : ,,Jlcsosternum simplex, haud protuberans; mandibulae subacutae; palpi breves, subaequales, arliculo ultimo subcylindrico, longiore; thorax rolundalus, non arniatus, ad api- cem Iransversim conslriclus et margine promiiiulo munitus, basi niargi- natus; elyira eburnea ornala, mulica ; pedes lenues, fcmora mulica, non clavata, tarsi poslici articulo 1. paullo elongato; anlennac 11-arlicuIa- tae, tenues , elongalae , maris arliculo ultimo fere diviso. Art: M. laelus aus Texas.

Als neue Arten wurden von demselben (ebenda) beschrieben: Stenaspis splende7is, Elaphidion moeslum, spurcum und debile, sämmtlich von Texas.

Ferner (ebenda p. 22G ff.) : Callichroma plicalum und Eburia mulica aus Mexico, Vhysocnemum amelhyslimim aus Californien.

Von aiotschulsky wurden (Etudes entom. S. 79) als neu auf- gestellt: Anoplisles afßtiis vom Altai und Ccrambyx acuniinalus aus Georgien.

Yon Saunders (Transact. enlom. soc. IL S. 109 ff.) : Callichroma Taldermani und Colobus sericeus aus China. ^

während des Jahres 1853. 239

Die Enlwiekelungsgeschichle desCallidiuin dilalatum Payk. wurde von Heeger (Silzungsberichte der Wiener Akademie XI. S. 935) ge- schildert; die Larve lebt im gesunden Holze von Fagus sylvestris, in -welchem sie nahe der Rinde schlangcnförniige Gänge macht; ebenda geschieht auch die Verwandlung in einem aus Spänen gefcrliglen Ge- häuse. (Abbildung Taf. 4).

Lamiariae. Als neue Arten sind aufzuführen: Potyrhaphis Grandini aus Brasilien und angustalus von Cayenne, von Buquet (Annales de la soc. enlom. p.444) aufgestesit. Cero- slerna hispida und Glenea Forlunei Saunders aus China (Transact. en- tern soc. II. p. 109 ff). Monilcma armatmn und crassum Le Conle aus Mexico (Proceed. acad. naf. sc. Philad. VI. p. 226 ff.). DorcO" dion monllcola und navaricum Mulsanr, das erste aus Süd-Frankreich, das letztere ans Navarra (üpusc. entoin. II.). Aedilis xafilhoneura Mulsant et Rey aus Sicilien (ebenda). Phyloecia punclicollis Wul- sant et Wachanru aus Caramanien (Mem. de l'acad. de Lyon II. p. 15).

Lepturetae. Hampe beschrieb (Verhandl. d. zool.-botan. Vereins zu Wien II. S. C7) Lepiura Kratlcreri, eine neue Art aus Galizien.

iMulsant gab (Opusc. enlom. II. p. 121) die ausführliche Be- schreibung des Weibchens von Vesperus Xalartii.

Chrysopnelinae. Sagrides. Schaum bemerkt (En- tom. Zeit. S. 86), dass die ajn Putziger Seestrande vorkommende Hae- monia, welche allgemein für H. Gyllenhali Lacord. gehalten wird, von dieser spezifisch verschieden, dagegen mit H. Curtisii Lacord. (Zoste- rae Steph. Carl.) identisch sei.

Die Naturgeschichte der Haemonia cquiseli Fabr. ist von Hee- ger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie XI. S. 940. Taf. 6) be- schrieben worden; die Eier werden im Herbste an die W^urzellheile von Potamoseton nalans gelegt und im Frühjahre des folgenden Jah- res kommen die Larven zum Vorschein, um sich von den Wurzeln zu nähren. Im August machen sie sich ein Cocon an den Pflanzensten- geln im Wasser und nach 18 bis 20 Tagen entwickelt sich aus dem- selben das vollkommene Insekt.

Eine neue Art Foecilomoxpha thoracica aus Port IVatal wurde von Perroud (Annal. de la soc. Linn. de Lyon I. p. 522) aufgestellt. Ebendaselbst wird auch das noch unbekannte q von Poecilomor- pha tomcnlosa Lacord. und das dito ^ von Sagra bicolor Lacord. be- schrieben.

Clythrides Nach Snffrian (Entom. Zeit. S.233) ist Cly- Ihra punctata Oliv. = Cl. Wenelriesii Fald. Lacord., nicht aber, wie Lacordaire vermulhet, als Varietät zu CL scopolina zu ziehen.

240 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie '

Cryptocephalides. Suffrian hat im 8len Bande der Linnaea cnlomologica ein „berichtigtes Verzcichniss der Europäischen Cryplocephalen" geliefert. Der Verf. veröfTenllicht darin die Bear- beitung eines reichhaltigen Materials, welches ihm seit dem Erscheinen seiner im 2ten und oleo Bande der Linnaea befindlichen Monographie zugegangen ist. Durch dieselbe ist die Europäische Fauna nicht nur mit einer Anzahl neuer, meist dem Süden eigenlhüniliclier Arien be- reichert worden, sondern es wird auch über mehrere, bis dahin zwei- felhafte Arien näherer Aufschluss gegeben. Der vorliegenden Arbeit zufolge umfasst die Gattung Cryploccphalus 126, Pachybrachys 14 und Stylosomus 4 Europäische Arten.

Cryptocephalus gloriosus, ciue neue Art aus Caramanien, wurde von Mulsant und Wachanru (Opuscules cntom. 11) aufgestellt.

Ch r ys 0 m e lar i a e. IScue Arten sind: Tritnarcka inlricala wnd interlexta Ualdcman , die ersle von Oregon, die letztere aus Ca- lifornicn. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p. 364). Fachnephoms bislriatus Mulsant und Wachanru aus Caramanien. (Mem. de l'acad. de Lyon 11. p. 17).

Heeger beschrieb (Silzungsberichte der Wiener Akademie XL S. 927 u. 930) die EntwicUelungsgeschichte der Gastrophysa polygoni Linn. und Plagiodera armoraciae Linn. Die Eier von Gaslr. polygoni werden zu 6 bis 10 an die Unterseite der Blätter von Polygonum avi- culare gelegt ; nach 8 bis 12 Tagen kommen die jungen Larven aus, welche sich von der Pflanze nähren und zur Verpuppung in lockere Erde gehen, wo sie sich ein Tönnchen kneten. (Abbildung auf Taf. 1.) Die Eier von Plagiod. armoraciae werden zu 4 bis 8 auf die Blät- ter von Weiden und Polygonuni aviculare gelegt, deren überhaut die Larven verzehren, während sie die Unterhaut unversehrt lassen; die Verwandlung findet an den Blättern stall, aber stets an soUhen , wel- che beschattet sind. (Abbildung auf Taf. 2.)

Die ersten Stände der Chrysomela cochleariae Fabr. wurden von Letzner (Denkschr. der schles. Gescilsch. S.209) beobachtet. Die Larven leben in der Mitte des Juli auf Naslurlium amphibium und sind ausgewachsen 2^/^ Linien lang; 8 bis 11 Tage nach der Verpuppung erscheint der Käfer. (Abbildung der Larve Fig. 28).

Gallerucariae. Galleruca coslalis, eine neue Art aus Ca- ramanien, wurde von Mulsant und Wachanru (Mem de l'acad. de Lyon IL S. 16) aufgestellt.

li^ndoBiiycIfii4la,e« Le Conto gab (Proceed. acad. nal. sc. Philad. Vol. VL p. 357 sqq.) eine systematische Uebersicht der in Nord- Amerika einheimischen Arten dieser Familie. Die vom Verf. aufge- stellte Uebersicht der Gattungen ist folgende:

während des Jahren 1853. ^41

A. Frosternum inter coxas distincluniv'v' iT '^i'; Antennae gradatim incrassatae, articulo ultimo truacalo Epip,ocus* Antennae articulis ultimis tribus obliquis, maioribus:

Palpi maxiHares dilatati ..... Endotnychu?*

tenues 31ycetina.

Antennae articulis uUimis tribus peffoliati5 . . Phymaphora.

B. Prosternum inier coxas non produclun).

Fcnjora clavata ; antennae articulo 10. obliquo . Lycoperdiiia. FeHJora non clavata; antennae articulis uUimis per-

foliatis ....*... Rbanis.

Die Gattung Epipocus umfasst 5 Arten , von denen 4 neu sind, nämlich E. cinclus, punclalus, discoidalis und laetus; ausserdem rech- net der Verf. hierhin den Endomychus lineatus Oliv. , welcher jedoch nach des lief. Ansicht der Gattung Lycoperdina angehören muss. Mit dieser stimmt er in der linearen Bildung des Proslernums, so wie durch die langgestreckte Fühlerkeule, deren Istes und 2les Glied nach in- nen nicht winklig erweitert sind (wie es bei Epipocus der Fall ist) ülierein.

Die Gattung Mycetina enthält 3 Arten, nämlich den Endomychus perpulcher Newm., die Lycoperdina testacea Ziegl. und den Erotylus hispidus Herbst. Der letztere muss jedoch, wie es schon von De- jean geschehen ist, der Galtung Ephebus eingereiht werden, welche von Mycetina wesentlich verschieden ist. Alle Arten dieser Gattung lassen sich auf den ersten Blick schon durch die kurz ovale oder rund- liche, hochgewölbte Körperform und dadurch erkennen, dass die Sei- lenränder des Halsschildcs durch eine tief eingedrückte Seitenlinie ab- gesetzt erscheinen. Ausserdem ist die sehr langgestreckte und lose ge- gliederte Fühlerkeule bezeichnend.

Die übrigen Gallungen Endomychus, Phymaphora Lycoperdina und Hhanis enthalten je eine, schon hinlänglich bekannte Art.

Coccinellidae« Mulsanl giebt im 3ten Heft der Opuscu- les entomologiques einen Nachtrag zu seiner Monographie der Cocci- nelliden, welcher durch reichhaltiges Material , das dem Verf. neuer- dings zugekommen, einen bedeutenden Umfang erreicht hat. Ausser der Beschreibung einer grossen Anzahl neuer Arten und ergänzenden Bemerkungen zu schon bekannten werden vom Verf. auch wieder 4 neue Gattungen Vodcllaj Baltia, Ci-ypiolaemus und Ptatyomus aufgestellt, von denen die beiden ersten den eigentlichen Coccinellen, die dritte den Scymniern, und die vierte den Rhizobiern angehören.

Derselbe beschrieb (Üpuscules entom. IL) drei neue süd-franzö- sische Scymuier unter den Namen Scymnus alpestris , anomus und «a- Archi%- f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. Q

242 Gerstaecker: ßericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

linus; für die letztere Art wird wieder eine neue Gattung Coeloplerus erriciitel.

Nach H e e g e r (Sitzungsberichte der Wiener Akademie X. S. 467) nähren sich die Larven des Scymnus aler Kug. von den auf Hollunder, Linden etc. lebenden Acariden und einer Thrips-Art; vor der ersten Häutung verzehren sie deren Eier, nachher ihre Larven. (Abbildung auf Taf. 3).

Derselbe beschrieb (ebenda Band XLS. 30) die ersten Stände der Coccinelia 22-punctata Linn.; die Larven dieser Art leben im Frühjahr und Herbst auf Absinthium vulgare, dessen Blattlaus Aphis Absinlhii sie verzehren (Abbildung auf Taf. 3).

Von Letzner wurde (a.a.O. S.216) die Larve und Puppe von Chilocorus venipustulatus Scriba beschrieben und Fig. 37 38 abge- bildet.

Kollar besprach (Verhandl. d. zoolog. botan. Vereins zu Wien H. S. 24) den Schaden, welcher durch Epilachna globosa dem Luzer- ner-Klee (Medicago sativa) erwächst.

Orilioiitera.

Orlhoplera Europaea, auctore L. H. Fischer. Lipsiae 1853. (40. 454 Seiten, 18 lilhograph. Tafeln).

Das vorliegende Werk ist als eine der bedeutendsten Erschei- nungen , welche die entomologische Wissenschaft seit Jahren aufzu- weisen hat, zu betrachten, indem es die gründliche Bearbeitung einer derjenigen Insekten-Ordnungen, welche man im Vergleich mit anderen als bisher für vernachlässigt bezeichnen könnte, wenigstens für die.Eu- ropäischo Fauna liefert. Der Verf. hat die sich gestellte Aufgabe, die Europäischen Orthopteren im Sinne der neueren Zoologie zu behandeln, nach, allen Seiten hin auf eine vorzügliche Weise gelöst. Kach Vor- ausschickung einer reichhaltigen Litteralur und eines systematischen Verzeichnisses aller bisher bekannt gewordenen Europäischen Arten, nebst Angabe ihres Vaterlandes (dies Verzeichniss ist von der Verlags- handlung auch einzeln zu beziehen) verbreitet sich der Verf. über die äussere und innere Organisation , so weit sie die ganze Ordnung be- trifft, sodann über die Entvvickelungsgeschichte, Lebensweise und geo- graphische Verbreitung und fügt auch Bemerkungen über die zweck- mässigsten Mittel zur Conservirung für die Sammlung hinzu. Bei den einzelnen Familien sind die specielleren anatomischen Verhältnisse ab- gehandelt und durch 5 mit grosser Sorgfalt ausgeführte Tafeln erläutert. Die übrigen 13 Tafeln versinnlichen in grosser Ausführlichkeit die Gal- tungs- und Species-Charaktere, unter welchen bekanntlich die Struktur der letzten Hinlerleibsringe von besonderer Wichtigkeit ist. Was die

während des Jahres 1853. 243

Feslslellung der eintelnen Arten belrilft, so haben dem Verf. eine bc- liächtllche Anzahl typischer Exemplare Eum Vergleich zu Gebote ge- standen; hingegen sind ihm auch mehrere, vorzüglicl^Russische Ar- ten unbekannt geblieben , welche deshalb nur nach den von den be^ treffenden Autoren gegebenen Beschreibungen angeführt werden konn- ten, — Nach dem vorliegenden Werk beläuft sich die Zahl der bis jetzt bekannt gewordenen Europäischen Orthopteren auf 241 , von de- nen auf die Forficulina , auf die Blattina 17, auf die Manlodea 7, «uf die Phasmodea 2, auf die Gryllodea 25 , auf die Locuslina 78 und auf die Acridiodea 86 Arten kommen.

Die von Peters in Mossambique gesammelten Ortho- pteren sind von Schaum bearbeitet worden und die neuen Arien vorläuDo- durch Diagnosen in den Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften S. 775 bekannt ge- macht.

Von <?en 47 in Mossambique gesammelten Arten stellten sich 25 als neu heraus, und 3 gaben zugleich zu Aufstellung neuer Gattungen Veranlassung; dieselben sind an ihrem Ort angeführt worden.

Girard lieferte die Beschreibung einiger neuer Nord- Amerikanischer Orthopteren in der Natural Histoiy of the Red River of Louisiana. Washington 1853, Dieselben sind bei den einzelnen Familien namentlich aufgeführt.

lieber die Stridulation der Orthopteren hat Y|ersin Un- tersuchungen angestellt und die Resultate seiner Beobachtun- gen in den Bullelins de la societe Vaudoise des seien ces na- turelle^ T. III. S. 100 und S. 239 veröffentlicht.

Der Verf. glaubt für die Feststellung sonst schwierig zu unter- scheidender Arten dieser Ordnung einen guten Anhaltspunkt in der Art ihres Gesanges gefunden zu haben. Ev hebt hervor, dass gerade sehr ähnliche Species sich in ihren Gesangsweisen auffallend unterscheiden, während umgekehrt äusserlich sehr verschiedene Arten jsich in dieser Hinsicht nahe stehen. Unter 4 Arten von Gryllus haben zwei, näm- lich Gr. donieslicus und campestris denselben , zwei andre einen sehr verschiedenen Gesang. Von elf beobachteten Locustarien sin<l zwei stumm , die anderen dagegen unterscheiden sich durch ihre Töne sehr gut, wovon nur zwei, die sich aber ronst durch auffallende Charaktere auszeichnen, ausgenommen sind. Unter den Acridiern haben 12 fast gar keinen oder einen kaum bemerkbaren, 17 andere einen leicht zu unterscheidenden Gesang; nur in zwei Fällen haben verschiedene Ar- ten gleiche Weisen : im ersten sind die Insekten so verschieden, doss Servil le sie sogar zwei Gattungen zugclheilt hat; im anderen gieb

244 Gerstaecker: ßericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

die Lebensweise hinreichenden Anhalt, indem die eine Art in der Ebene, die andere auf Bergen vorkommt. Hervorgerufen werden die Töne bei den Gryllen und Locuslarien durch das Reiben der Flügeldecken an einander, bei den Acridiern dagegen durch das Reiben der Hinterschen- kel an den Flügeldecken. Im letzteren Fall sind die Flügeldecken die in Schwingung versetzte Ebene, die Schenkel dagegen der Streichbo- gen. Die Intensität des Tones leitet der Veif. aus der Construktion der Flügeldecken her; er ist nämlich sehr hell und laut bei denjeni- gen Arien, deren Flügeldecken-Felder nur von wenigen Adern durch- zogen sind, hingegen um so schwächer, ein je dichteres ISclz diese Fel- der bedeckt. Der Grund davon liegt auf der Hand: je weniger die in Schwingung gesetzte Fläche unterbrochen wird , desto stärker kann der Ton sich entwickeln. Einen sehr schlagenden Beweis für diese Theorie findet der Verf. in der Flügelbildung der Acridier, von denen nur die Männchen musikalisch sind; hier ist der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Flügeldecken sehr in die Augen fallend, indem die Gitlerung der ersten sehr weitläufig, die der letzteren da- gegen sehr eng ist. Auf einer beigegebenen Tafel sind die Flügel- decken beider Geschlechter von üedipoda cothurnata und morio, so wie einige andere zur Vergleichung abgebildet.

ISl»ttina« Cornelius, (Beiträge zur näheren Kenntniss von Feriplaneta (Blatta) orientalis Lin. , Elberfeld 1853) hat werth- Yolle Untersuchungen über die Naturgeschichte dieses Thieres ange- stellt, welche besoaders für die Entwickelungsgeschichte von Wich- tigkeit sind. Die Beobachtungen des Verf. beziehen sich vorzüglich auf diejenigen Stadien der Entwickelung, welche nach dem Ausschlü- pfen aus dem Ei folgen und schliesscn sich daher an die vonRathke angestellten- über die Entwickelung im Ei (Bl. germanica) genau an. Die jungen Thiere haben nach dem Ausschlüpfen eine Länge von ^Va'"» und müssen im Ganzen 7 Häutungen bis asur vollständigen Aus- bildun«y überstehen, welche erst im fünften Sommer erfolgt. Die erste Häutung erfolgt beim Ausschlüpfen aus dem Ei, die zweite 4 Wochen darauf, die übrigen je nach Verlauf eines Jahres, und zwar stets wäh- rend des Sommers. Die letzte Häutung fällt mit dem Uebergange aus dem Puppenzustande zum vollkommenen Insekte zusammen.

Moravitz, Quaedam ad anatomiam ßlattae Germanicae perti- nentia. Dissert. Dorpat 1853 ist dem Ref. nicht zugegangen, doch findet sich ein ausführlicher Bericht darüber von Hagen in der En- tom. Zeit. 1854. S. 378.

Vier neue Arten aus Mossambique wurden von Schaum (Mo- uatsberichte derBerl. Akad. p. 776) diagnosticirt: Blalla slrigosa, Fan-- chlora maculipentiis und poecila, Hormelica porlenlosa.

niantides. Eine neue Art ist Manlis alticeps Schaum aus Massaml)iq,ue (a. a. 0.>

während des Jahres 1853. 'i^5

Acliciidne* Gryllus conspcrsus und leres, zwei neue Arten ■aus Mossambique, wurden von Schaum (a. a. 0.) durch Diagnosen bekannt gemacht.

Ilaldeman boschrieb (Procecd. acad. nat. sc. Philad. VI. p.3öi) iXija viixta als neue Art aus Texas.

Die Katurgeschichte von Gryllus campestris hat Y er sin (Bul- letin de la soc. Yaudoise des sciences nalur. 111. p. 128) einem ins Einzelne gehenden Studium unterworfen und folgende Miltheilungen darüber gemacht. Im Larvenzustande hat das Insekt schon dieselbe Form wie in seiner letzten Lebensperiode, nur dass die rudimentären Flügel das Aussehen von kleinen Schuppen darbieten; ihr Innenrand Ist in dieser Periode nach aussen gekehrt und die Hinterflügel be- decken die Flügel, gerade umgekehrt als beim ausgebildeten Thiere. In den ersten Apriltagen findet die erste Häutung statt , welche sich einige Tage vorher durch mattere, schwarze Farbe und dadui'ch, dass sich die Flügeldecken etwas in die Höhe heben, ankündigt. Bei der Häutung selbst setzt sich das Thier den Strahlen der Morgensonne aus, hält sich mit seinen Krallen am lioden fest und drückt nun so lange, bis die Haut auf dem Rücken platzt; das Herausarbeiten aus derselben dauert kaum 20 Minuten. Die Legeröhre des Weibchens, welche vorlier kaum das Ende des Körpers überragte , ist jetzt so lang wie die Schwanzfädon, Die abgeworfene Haut wird sogleich vom Insekt aufgezehrt. Um die Mitte des April findet die zweite und letzte Häutung statt, welche auf gleiche Weise wie die erste bewerkstelligt wird. Die Flügeldecken sind im Momente des Ausschlüpfens von weiss - lieber oder gelblicher Farbe; sie breiten sich allmählich aus und haben nach mehreren Stunden ihre bleibende Form erlangt. Der singende Ton, welchen das Männchen hervorbringt, wird durch das Reihen der Flügeldecken aneinander hervorgerufen; er verstärkt sich, sobald ein Weibchen gewittert wird. Die Anzahl der Eier, welche ein Weib- chen in die Erde legt , ist sehr beträchtlich und erstreckt sich auf mehrere Hunderte; ein oder zwei Tage nach dem Ablegen sind sie cylindiisch, 2'/^ Millim. lang , •/■i Millim. breit, blassgelb und durch- schimmernd. Sie bleiben einen Monat bis zum Ausschlüpfen des jun- gen Gryllus in der Erde. Dieser ist sehr schlank , seine Fühler und Schwanzfäden verhältnissmässig viel länger als l)eim ausgebildeten. AVie viele Häutungen er im Herbste zu bestehen hat und wann er anfängt seine Gänge in der Erde zu graben, hat der Verf. noch nicht ermitteln können,

liocustfariae. Von Schaum wurden (Monatsberichte der ßerl. Akad. d. Wiss. p. 777) zwei neue Gattungen aufgestellt: 1. Ci/m a t 07/ier rt , auf Acanthodes rugosa Linn. Serv. und Pseudophyl- !u3 iemoratus Fabr. Burm, gegründet. 2) H or alosp haga. „Caput

246 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leislangen in d. Entomologie

exsertum , dependens , gula libera ; verticis fastigio breTi , trigono , supra sulcalo. Prothorax elongatus , dorso planus , prosterno mulico oblique adscendente. Wesosternum et metaslernum postice excisa, angulis productis. Elytra abdomine niullo longiora, alae aborlivae (sahem in fcmina). Pedes longi , graciles, femora omnia subtus bi- spinosa, tibiae quadrilaterae , angulis omnibus spinosae, anlicae utrin- qae lineola profunde iinpressa." Arl: //. serrifera n. sp. Aus- serdem werden folgende neue Arten diagnoslicirl : Hetrodes Pelerüiy Phaneroplera ampleclens, Cymatomera denticoUis, Conocephalus haslifer und pungcns, Saga macrocephala sämmtlich von Riossambiqne.

Ualderoan beschrieb (Proceed. acad. nat. sc. Philadelphia VI. p. 364) als neu: Plialatigopsis scabripes aus Alabama.

Girard stellte (Nat. hisl. of the Red River of Louisiana) Ana- brus Haldemani als neue Art auf.

Acri«1ii. Schaum errichtete (Monatsberichte der Herl. Akad. S. 779) eine neue Gattung Calantops auf Acridium saucium Burm., und fügte derselben eine neue Art aus Rlossambique, C. melanosliclus, hinzu. Ausserdem werden folgende neue Arten von demselben Fundorte dia- gnosticirt: Truxalis conslrictus , Poecilocerus caltipareus und cylindri^ collis , Chrysochraon stenopterus , Pachylylus lenuicortiis , Catoplenus pulchripes, Pamphagus euryscelis, hboscelis und haploscelis, Chrologonus hemiplerus.

Girard beschrieb (Nat. bist, of the Red River of Louisiana) Brackypeplus magnus als neue Art.

Lucas gab (Bulletin entomol. S.6j) die Diagnose einer neuen Art der Galtung Eremobia Serv. , welche bei Biskra in Algier aufge- funden worden ist 5 er nennt sie Eretn. Jaminü; nur das Weibchen bekannt.

Terinitides* Quatrefagues, Note sur les Termites de la Rochelle (Annales des sciences naturelles Tom. XX. p. ff.) vermulhef, dass die bei Bordeaux und Rochelle lebenden Termiten , welche beide als T. lucifugus bekannt sind, nicht einer und derselben Art angehö- ren, indem beide eine ganz verschiedene Lehensweise haben. Die in Rochelle lebende verursacht dieser Stadt bekanntlich durch ihr Wini- ren ungeheuren Schaden, während die von Bordeaux sich nur am Fusse von Bäumen aufhält und menschlichen "Wohnungen niemals nahe kommt. Ausserdem liefert der Verf. den historischen Beweis, dass die in Ro- chelle lebende Art ursprünglich nicht einheimisch, sondern aus St. Do- mingo eingeführt worden sei.

In einer zweiten Abhandlung „Memoire sur la destruclion des Termites« (ebenda p. 5) beschreibt derselbe eine Reihe von Versuchen, welche er mit verschiedenen Gasarten zur Tödlung der Termiten ange- stellt hat. Von den verschiedenen Mitteln hat sich ihm dabei das Chlor-

während des Jahres 1853. 247

Gas als das wirksamste herausgestellt, welches er daher, zumal es auch leicht zu bereiten und dem Menschen am wenigsten nachtheilig sei, zur Anwendung empfiehlt.

Zwei neue Arten aus Mossambique wurden von Hagen (Sitzungs- berichte der Berl. Acad. d. Wiss. p. 4b0) durch üiagnosen bekannt ge- macht : T. mossambicus und incertus.

Von Hai dem an (Proceed. acad, nat. sc. Philad. VI. p.365): T. nigriceps aus Mexico.

liibelliilinae» Synopsis des Calopterygines, par E. de Se- lys-Longchamps. Bruxelles 1853. Der Verf. gicbt als Vorarbeit zu einem grösseren Werke eine systematische Uebersicht dieser Gruppe aus der Familie der Agrioniden, in welcher er die Gattungen, Unter- gattungen und Arten durch Diagnosen festgestellt hat. Die Arbeit tim- fasst im Ganzen 100 Arten, welche auf 12 Galtungen und 25 ÜT^ter- galtungen verlheilt sind. In Betreff der geographischen Verbreitung ist hervorzuheben, dass diese Gruppe bis jetzt keinen Repräsentanten in Australien aufzuweisen hat.

Buckmann nimmt (Annais of nat. hisl. XII. p. 436) für die von Weslwojod unter dem Namen Helerophlebia dislocata beschriebene fossile Libelle (siehe Jahresbericht für 1848) den von ihm früher auf- gestellten Species-Nameu Lib. Brodiei in Anspruch.

Epliemerinae« üligoneura anomala Fielet wurde von Kirsch- baum bei Wiesbaden in einem weiblichen Exemplar gefangen, gehört also der deutschen Fauna an, während Pictet als fragliches Vater- land Brasilien angiebt. (Jahrbücheer des Vereins für Naturkunde im Jlerzogthum NassaulX. 2. S.44).

]Vouro|itcra.

Die von Peters in Mossambique gesammellen Neurop- teren sind von Hagen bearbeitet worden, und die Diagno- sen der neuen Arten vorläufig in den Monatsberichten der Berliner Akademie S.479 milgetheilt.

List of Ihe specimcns of Neuropterous Insecls in Ihe col- leclion of Ihe British Museum. Part. II. (Sialidae-Nemopteri- des). London 1853.

Dieser Catalog ist dem Ref. nicht zugänglich gewesen; er ist nach einer Notiz im Zoologist, S.3859, wie der erste Theil von Wal- ker bearbeitet und enthält: 3 Sialis, 1 Ithone, 1 Alerope, 1 Dilar, 8 Chauliodes, 17 Hermes, 2 Corydalis, 13 Rhaphidia, 48 Mantispa , 2 Hoplophora, 3 Nymphes, 1 Polystoechotes, 8 Osmylus, 93 Chrysopa, 66 Ilenierobius, 1 Droniophila, 4 Coniorles, 217 3Iyrmclcon, 81 Ascalophus,

248 Gerslaccker: Bericht üb. d. Leislung-en in d. Entomologie

1 Slillopleryx, 1 Chorista, 3 Boreus, 20 Panorpa, 1 Enpliania, 18 BiU tacu», 19 Nemopter».

Heinerobini. Hagen {jab (Monatsbenchle der Beilinrr Aka- demie S.480) die Diagnosen folgender neuer Arien aus Älossanibiqiie : Chrysopa venusta , Micromus timidus , Ascaiaphus laceratus , Falpares eilrinus, moeslus, (rislis, Myrmeleon leucospilos und b-maculaius.

Guerin-Meneville beschrieb (Revue et Magas. de Zoologie V. S. 26l) eine zweite Art der von Schneider aufgestellten (»atSunjj Apochrysa unter dem Namen A. marianella aus Parä; sie ist auiTaf. 8 abgebildet.

liymcnoptepa>

Förster hat seine Centurie neuer Hymenopteron mit der 6. bis 10. Dekade in den Verhandlungen des nalai histo- rischen Vereins der preuss. Rheinl. u. Westphalens X. S.266 —362 beendet.

Von den fünfaig neuen hier beschriebenen Hymenopteron gehö- ren 20 der Gattung Coelioxys, 29 der Familie der Chrysiden, und l der Gattung Komia an. In der Familie der Chrysiden stellt der Verf. zu- gleich zwei neue Gattungen auf.

Eine Anzahl neuer oder wenig bekannter Ilymcnoptercn aus Algier machte Leon Dufour in den Annales de la soo. enlom. 1. p. 375 u. ff. bekannt. Dieselben sind an ihrem Ort namhaft gemacht.

Smith theille (Zoologist p.4077) Bemerkungen über die von ihm in der Umgegend von Soulhend beobachteten lly- menopteren mit.

Newport, The anatomy and development of cerlaln Chalcididae and Ichneumonidae. (Transact. Linn. soc. XXI. 2. p. 85) hat seine Untersuchungen mit der Entwickelungsge- schichte einer Ichneumon-Art und der Entvvickelung des Darm- kanals nebst seinen Anhängen bei verschiedenen parasitischen Hymenopteren fortgesetzt.

Kirschbaum gab (Entomol. Zeit. p. 28 sqq.) ein Ver- zeichniss der bei Wiesbaden, Dillenburg und Weilburg im Herzogthum Nassau aufgefundenen Sphegiden.

Dasselbe urafassl im Ganzen 120 Arten, welche sich auf die ein- zelnen Familien und Gattungen folgendermassen verlheilen : Spheridae: Mimesa mit 4,ePsen mit 2, Äliscus, Amu.ophila, Psammophila undSphex je mit lArt. ^ Pompilidae: Ceropales mit 2, Aporus mit ], Pompilus

während des Jahres 1&53, 249

mit 13, Pogonius mit 1, Agenia mit 2, Priocnemis mit 8 Arten. Larridae: Äliscophus mit 2, Dinctus mit 1 , Tachyles mit 3, Astota mit 1 Art. INyssonidae: Alyson mit 1, liarpactus mit 3, Stizus mit 1, Iloplisus mit 4 (darunter 1 neu), Goryles mit 2, Kysson mit 5 Arten. Bembecidae : Bembex mit 2 Arten: Philanthidae : Philanthus mit

I und Ceceris mit 5 Arten. Mellinidae: Mellinus mit l Art. Pem- phredonidae: Celia und Stigmus mit je 1, Passaloecus mit 4, Diodon- tus mit 2, Ccmonus mit 3 und Pemphredon mit 1 Art. Crabronidac: Trypoxyion mit 2, Oxybelus mit 9, Entomognalhus mit 1, Lindenius mit 3 und Crabro mit 23 Arten.

Apiariae. Die Arten der schwierigen Gattung CoelioxysLatr. hat Förster (Verband!, d. naturh. Ver. der Rheinlaiide X. S. 266 u. ff.) einem genaueren Studium unterworfen und ist zu dem Resultat ge- lan;-t, dass die früheren Autoren, besonders L e p e I le t i er, auf Theile, welche grossen Schwankungen unterworfen sind, wie die Behaarung und Zeichnung des Hinterleibs, die Form des Scutellum und seiner Sei- tendorne etc., ein zu grosses Gewicht bei Feststellung der Arten ge- legt haben, während wirklich wesentliche Merkmale von ihnen über- sehen worden sind. Als solche betrachtet der Verf. die Behaaiung der Augen, die Bildung der Hinterleibsbinden (ob sie nämlich aus Schup- pen oder Häärchen bestehen) und ganz besonders die Bildung der Af- terdecken. Hieraus leuchtet sogleich ein , dass eine Bestimmung und richtige Deutung der von den Autoren aufgestellten Arten ohne Au- topsie der Original - Exemplare sehr schwierig ist; doch glaubt der Verf , dass C. conica Lepell. = acuta INyl. und punctata Lepell. = co- noidea lllig. sei , und dass C. temporalis Nyl. ebenfalls zur letzteren als Synonym gehöre. Von den 22 ihm bekannten Arten hat der Verf.

I I in der Umgegend von Aachen selbst beobachtet, doch nur von zweien derselben beide Geschlechter vor Augen; von den 4 ^ und 5 $, die übrig bleiben und die er als eigene Arten beschrieben hat, mögen viel- leicht sich die einen oder die andern später als zu einer Art gehörig nachweisen lassen. Die 20 als neu beschriebenen Arten sind: Ccon^ slricta aus Süd-Europa, crelensis von Greta, diplolaenia aus Dalmatien, echinala aus Süd-Europa, coronata und pohjcenlris aus Ungarn, macrura aus Süd-Europa , haemorrhoa von Erlangen , erythropyga aus Süd-Eu- ropa, emarginala und apictilala aus Ungarn, microdonla, divergens, /?5- sidens (ob == Apis 4-dentata Lin. ?), fralerna, dighjpha , alala , auro- limbata, Irinacria und tricuspidala aus der Umgebung Aachens. Ohne den Beobachtungen des Verf. ihren Werth bestreiten zu wollen, glaubt Ref. die vorliegende Arbeit doch als eine durchaus verfrühte bezeich- nen zu müssen, welche jedenfalls mehr Verwirrung als Aufklärung in die Sache bringt. Da F. selbst eingesteht, dass ihm die meisten Ar- ten der früheren Autoren dunkel seien, und dass mehrere von ihm selbst beobachtete möglicherweise als ^ und $ zusamraengchörcn könnten,

250 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

so hätte er besser gcthan, die Auseinandersetzung seiner als neu ver- inuthelen Arten erst nach Beseitigung jener Zweifel zu veröiTenllichen.

Anlhidium coronalum, eine neue Art aus Algier wurde von Leon Dufour (Annales d. 1. soc. entom. S. 381) auffjestellt.

Derselbe hat (ebenda S.386) nachgewiesen, dass Anthophora crassipes Lepcll. als 7i zu Anth. mixta Lepell. (o) gehört; Beide wur- den von ihm mehrfach in Begattung gefangen. Zu erwähnen ist, dass Lepelletier irriger Weise eine andere Art ohne verdickte Schen- kel als ^ zu seiner Anth. mixta gezogen hat.

Schenk gab (Jahrbüclier des Vereins für Naturkunde im Her- zogthum Nassau IX. 1. S. 88— 306) einen umfangreichen Nachtrag zu seiner im 7. Hefte derselben Zeitschrift veröffentlichten „Beschreibung nassauischcr Bienenarien," welcher zahlreiche ßerichti<;ungen und Zu- sätze zu den einzelnen Gattungen und Arten liefert.

Von Desborough sind neue Beobachtungen über die Lebens- dauer der Honigbiene angestellt und in den Transact. of the entom. soc. H. S. 145 fr. miigelheilt worden. („On the duration of life in the queen, drone and woiker of Ihe honey bee.") Der Verf. hat das Resul- tat erhalten, dass die Königin 3 bis 4 Jahre , die Arbeiter mindestens 2 und höchstens 8 Monate, und die Dronen ebenso lange wie diese le- ben, nur dass sie in der Regel zu einer früheren Zeit von den Arbei- tern getödtet werden.

Pickard-Cambridge will (Zoologist S. 347G) das Phänomen der „Raubbienen" mit dem Vorhandensein der Honigmotle (Achroia aU vearia) in einem Bienenstocke in Verbindung bringen Es sollen näm- lich die Bienen eines Stockes den Honig aus demselben entfernen, wenn derselbe von der 3Iotte angegriffen wird , und ihn an einen sicheren Ort bringen. Newman widerlegt diese Annahme (ebenda p. 37G6), indem er zeigt, dass in dem von Pickard erwähnten Falle ein Be- obachtungsfehler vorliege; die Raubbienen hätten nicht dem Stocke angehört, in welchem die Honigmolte Platz genommen, sondern seien, wie dies stets bei Raubbienen der Fall sei, die Bewohner eines ande- ren Stockes gewesen.

Varney gab (Transact. entom. soc. IL p. 113) eine Notiz über das Verhallen des Stachels der Bienen beim Verwunden; darnach bleibt nicht nur die Scheide , sondern auch stets die beiden in ihr liegenden Stacheln in der Wunde stecken.

Andreuetae. Dasypodae Rossicae, in districta Romen gu- bernii Poltavici captae, descriptae et icone illustratae, auctore J. Baer (Bullet, de la soc. imp. des natur. de Moscou. 1853. p. 69). Der hier beschriebenen und auf einer Tafel abgebildeten Arten sind im Ganzen 9, wovon 7 neue, nämlich: Dasypoda nemoralis , falleolay Tscherlko^ rtand, thoracica^ melanoplcura, decora und nigrans.

währcod des Jahres 1853. 251

Förster stellte (Vtrhandl. des nalurh. Vereins der Reinlande X. S. 356) eine neue Art Komia hungarica auf, welche sich von N. disversipes Laif, dadurch unterscheidet, dass nur das 2te und 3le Seg- ment des Hinterleibes an der Basis eine weisse Binde haben und dass das Gesicht mit rölhlich gelben Haaren besetzt ist.

Andrena Doursana n. sp. aus Algier wurde von Leon Dufour (Annales de la sog. entern. S.382) bekannt gemacht.

Vesparäae. Von H. de Saussure's vortrefflichem Werk: „Eludes sur la famille des Vespides" ist im Jahre l853 der zweite Theil erschienen, welcher eine Bearbeitung der Guepes sociales enthält. Die dem vorliegenden Bande beigefügten 33 Tafeln sind mit derselben Sorgfalt und Eleganz, wie sie schon am ersten Bande gerühmt wu?den, aulgeführt und enthalten ausser den Abbildungen einer giossen Reihe von Arten auch die Darstellung der wegen ihies Künstlichen Baues so bewundernswürdigen INester dieser Insekten.

Die geselligen Wespen zerfallen nach Saussure in 12 Galtani- gen, welche vom Verf. unter folgende Uebersicht gebracht werden:

I. Abdomen sitzend oder fast sitzend.

A. Fosl-Scutellum vollständig vom Sculellum bedeckt. Gat- tung Nectarinia, 10 Arten.

B. Post-Scutellum nicht vom Scutellum bedeckt, Gattungen: Charlergus mit 9, Polistes mit 62, Vespa mit 41 Arten,

II. Abdomen gestielt, das erste Segment ganz den Stiel bildend.

A. Zweite Cubilalzelle viereckig, gegen die Radialzelle hin nicht verengt. Gattung Ischnogaster mit 4 Arten.

B. Zweite Cubilalzelle gegen die Radialzelle hin verengt.

a) Maxillarpalpen 5 - gliedrig. Gattung Rhaphigaster n. g., mit 7 Arien.

b) Maxillarpalpen 6-gliedrig. Gattungen: Mischo cijll a^ rus n. g. mit 2, Synoeca mit 7, I curia n. g. mit 30, Polybia mit 5i, Tatua n. g. mit 2, Apoica mit 4 Arten.

Schenk lieferte (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Her- zoglhum Kassau IX, 1. p. 1— 87} eine „Beschreibung der nassauischen Arten der Familie der Fallenwespen (Vesparia, Diploptera)." Es wer- den 31 Arten, als bisher im Herzofilhum Nassau aufgefunden, beschrie- ben, welche auf die einzelnen Gattungen folgcndermassen vertheilt sind: Vespa l2, Polistes 2, Eumenes 1, Discoelius 1, Pterocheilus 3, üdynerus 9, Symmorphus 3. Von den 12 Arten der Gattung Vespa werden 4 als neu beschrieben V. sitnüis, ßavicincta, rufosculellala und Iridens.

Saussure gab (Bulletin enlomologique p. 19) eine vorläufige Uebersicht der Galtungen , welche der Gruppe der JMasariden angehö- ren und fügt hieran die Diagnose 3 neuer Arien: Ceramius cercerifor-

2^52 Gerstaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

mis , Paragria bicolor und auslialis, die beiden lelzleren aus IN'cu- Holland.

Neue Arten sind ausserdem: Enmenes pensyhanica Ilaldeman (Procecd. acad. nat. sc. Fhilad. VI. p. 365), Odynenis rhombiferus Leon Dufour (Annales de la soc. entom. p. 381) aus Wgier , Ai2cislrocerus deßendus Saunders (Transact. enlom. soc. II. p. l42j aus Albanien.

Die zwischen Rom and und Schaum einerseits und Blan- chard und Lucas andrerseits entstandene Streitfrage über die Anzahl der Fühlerglieder von Alasaris vespiformis ist in den Annales und Bul- letin de la soc. entom. fortgesetzt worden und hat sich zu Gunsten der ersteren entschieden. Eine von der enlomclogisciien Gcsellschai't zu Paris eingesetzte Commission, aus Fairniaire, (loureau und Guerin bestehend, hat zwar geurtheilt, dass an dem vonFabricius beschriebenen Exemplare eine Gliederung an der Unterseite der Füh- lerkeule nicht warzunehmen sei. Sanssure dagegen hat an demsel- ben Exemplare die von S c h a u m angegebene Gliederung deutlich wahr- genommen. Letzterer hat, um dem Streit ein Ende zu machen, eine Abbildung beider Geschlechter nach den Exemplaren des Berliner Mu- seums auf Taf. 20 gegeben und bemerkt, dass Saussurc das Weib- chen irrigerweise als eigene Galtung und Art: Erynnis Bomandl auf- gestellt habe.

I^<]rnilcaria.e« Eine überslchlllche Darstellung der Nassaui- sclicn Amcisen-Species gab Schenk in der Enlom. Zeit. Wo. 5—7. pegen die frühere Bearbeitung des Verf. in den Jahrliücbcrn des Ver- eins für Naturkunde im Merzoglhum Nassau , 1852 (sithc d, vor. Jah- resbericht S. 34) ist hervorzuheben, dass die GatUuii; Atta mit einer zweiten Art, nämlich der Alyrm. sui):»"rranea Latr., \ crmehrt worden ist, und dass die vom Verf. früher als Eriloj» teslaceum beschriebene Art einer neuen Gattung Mijrmvs zuerlheilt worden ist , und jetzt als M. emarginatus n. sp. aufgeführt wird.

Die Oesterrcichische Fauna wurde durch Mayr (Verhandl. des zool. bolan. Vereins in Wien II. p. l43j durch Aufstellung einiger neuen Arten, von denen zwei zugleich eine neue Gattung bilden, bereichert: Formica austriaca, Tapinoma nilens, Oecophthora subdenlata. Acro- coelia n. g. „Oper, et fem.: lilandibulae basi et anlice lalitudine ae- quales; palpi maxillares arliculis 5 cylindricis, 1. ceteris breviore, 5. longiore. Labium subquadralum , basi anguslius; palpi labiales art. 3 acqualibus, cylindricis. Labrum quadratum, lalum, lateribus emargina-- tum. Anlennae U-articulatae. Petiolus 2-articulalus , altius abdomini insertus, art. 1. quadrato, depresso, 2. globoso, medio longiludinaliler subsulcato. Abdomen distincte aculealum, in operariis ad apicem acu- niinatum." Zwei Arten: A. rvßceps n. sp. und Sch7nidlii n. sp.

Nach ßlanchard's Beobachtung lebt Typhlopona üraniensis

•uj^^lrt:: Während (leg Jahres 1 853. 2o3

Lucas nach Art derTerniilen in grossen Gesellschaften. (Bulletin entoni. p. 3S).

Pompilidae* Lucas unterschied (Bulletin cnlomologique p. 32) eine neue Art seiner Gattung Clavelia , welche sich durch ganz schwarze Färbung auszeichnet und für die er vorläufig den Kamen C/a- relia mclas aufstellt. Der Fundurt dieser Art ist Fonteba in Algier.

Splies;iBna,e. Leon Dufour gab (Annales de la soc. en- !om. p. 375) von Sphex pubesccns Fabr. eine nähere Beschreibung und stellte eine zweifelhafte neue \rl Sph. niveata, die vielleicht mit cincta Fahr, identisch ist, auf; beide wurden in Algier beobachtet.

Kirschbaum wies (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Ilerzoglhum Nassau IX. 2. S.42) an einem Exemplar von Miscus cara- peslris mit ungeslielter dritter Cubilalzelle nach, dass eine Trennung der Gattung Miscus Jur. von Amrnophila h'irby nicht gerechtfertigt sei, indem der Charakter, auf welchen jene Gattung abgesondert ist, selbst nach Individuen derselben Art variire. (Dasselbe Resultat hat auch schon Spinola bei seinen Untersuchungen erhallen und in seinen llymeno- ptercn von Farä dessen Erwähnung gelhan).

ISeixiliecides« Bemhcx galactina, neue Art aus Algier, wurde von Leon Dufour (Annales de la soc. entom. p. 378) bekannt gemacht.

liarrafae* Leon Dufour beschrieb (ebenda^S. 378) Ta~ chyles rvficrus , Dineiiis niger und Palarus humeralis als neue Arten aus Algier.

Crabrouitcs* Neue Alten aus Algier, von Leon Dufour (a. a. 0. S. 379) aufgestellt, sind: Cerceris elegans, nigrocincta und slraminea^ Philanthus coronalus.

Kirschbaum machte (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Hcrzoglhum Nassau IX. 2. S.42) auf die Unregelmässigkeit im Ader- Verlauf bei der Gattung Nysson Latr. aufmerksam. Nach Dahlbom gehören r.ämlich Nysson spinosus und maculatus in zwei verschiedene Abtheilungen, je nach dem Ursprung der Cubilal- und Discoidal-Ader der Hinterflügel. K. hat aber ein Exemplar von Nysson maculatus Fabr. gefangen, welches vom gewöhnlichen Typus abweichend, im Geäder ganz mit N. spinosus übereinstimmt.

Clirysidides« Zwei neue Gattungen dieser Familie wurden von Förster (Cenlurie neuer Hymnopteren) aulgestellt: 1. Chry- sogona n. g,, von Chrysis durch viel schmaleren Körper und dadurch, dass die ersten Discoidal-Zellen offen sind, unterschieden. Die ein- zige Art. Chr. gracillima ist in der Färbung kaum von Chrysis ignila zu unterscheiden. 2. Notozus n. g., unterscheidet sich von Ellampus durch die eigenthümliche Bildung der Vorderschenkel, welche an der Basis nach aussen erweitert sind; ferner durch das Posiscutellum, wel- ches meist so verlängert und zugespitzt ist, dass seine Spitze sich über

254 Gerslaccker: Berichl üb. d. Leistungen in d. Entomologie

den llinterbruslröcken gleichsam frei liineislrcckl ; endlich durch die Bildung des 3ten Hinterleibssegmenls , dessen schmale Spitze auf die Bauchseile ^lerunlgebogen ist, so dass der gewöhnliche Einschnitt auf der Bauchseite liegt. > Zu dieser Gattung gehören ausser Ellampus Tanzeri Spin. 5 neue Arten : N. Friwaldszhyi und pyrosomus aus Ungarn, bidens aus Schlesien, conslrictus und anomalus aus der Umgegend von Aachen. Auscrdcm werden folgende neue Arten beschrieben: Chry- sis Irimaculata und sybarita aus Ungarn, ßavitarsis aus Süd - Europa, lamprosoma und comla aus der Türkey , cingulicornis und lazulma aus Ungarn, cyanochroa, janlhina ^ auveola , chrysoprasina , Rosenhaucri, cingulata und taeniophrys aus Süd-Europa, Cleples acrosus aus Ungarn, Hedychrum luculetilum von Greta , curvattim und chalcouotum aus Süd- Europa, Ellampus ckrysonolus und inßamnialus aus Ungarn, generostis von Aachen, blandus und praeslans aus Italien. Von den ihm be- kannten Arien der Galtung Chrysis, deren Zahl sich auf 33 beläuft» giebt der Verf. eine analytische Tabelle.

Clialcidiae* Newport (Further observations on the habits of Monodonlomcrus, Transact. Linn. soc. XXI. 2. p.9j) hat durch di- rekte Beobachtungen die Angabe von Smith bestätigt gefunden, dass die Larven von Monodontomcrus nitidus nicht die Larven, sondern die INymphen von Anthophora angreifen. Zugleich hat er die Entdeckung "•emacht, dass auf den Larven von Monodontomerus wiederum ein Pa- rasit lebe, der diese ebenso vernichte, wie sie selbst die Anlhophora- ^ymphen ; dieser Parasit gehört den Acariden und «war der Gruppe Sarcoptides Koch an, und wird als neue Gattung und Art unter dem Namen Helcropus venlricosus beschrieben.

Derselbe (ün the ocelli in the genus Anthophorabia , ebenda p. 161) wies in Bezug auf die gegen seine Behauptung erhobenen Zwei- fel dass das ^ von Anthophorabia an den Seilen des Kopfes anstatt der zusammengesetzten Augen nurOcellen habe, an diesen Organen mit Bestimmtheit eine durchsichtige Cornea und eine pigmentirte Choroidea nach und stellte somit ihre Eigenschaft als Sehorgane fest.

Iclineiinionides. Ichneumonides platyuri Europaei : descri- pliones et adnotationes novae auctore C. Wesmael. (Bullet, de I'aca- demie des sciences de ßelgique Tom. XX. 3. p. 297 ff.). DerVerL giebt eine Reihe berichligender und erläuternder Bemerkungen über einzelne von ihm schon früher beschriebene Arten dieser Gruppe und fügt die Beschreibung einer Anzahl neuer hinzu. Diese sind: Proholus concin" nus aus Belgien (von Graven borst mit Pr. allicola vereinigt), Eu- rylabus dirus aus Schweden , Plalylabus sternoleucus (früher vom Verf. als PL iridipennis Grav. beschrieben) aus Belgien , pullus , leucogram- mus und pallidens aus Schweden, varipiclus aus der Schweiz, Apaele^ ticus longicornis aus Deutschland, inimicus aus Schweden und inclytus von Paris.

während des Jahres 1853. 255

Tischbein erzog aus einer neuen ßlattwespe (Ncmalus Wes- maeli) zwei ebenfalls neue Ichncumoniden , welche er (Entom. Zeit. S. 348) als Tnjphon utilis und Campoplcx contexus beschrieb.

Newport gab in seiner Abhandlung „The anatomy and deve- lopmenl of certain Chalcididae and Ichneumonidae« (Transacl. Linn. soc, XXI. 2. S. 85) eine ausführliche Beschreibung von der Entwickelung des Ichneumon Atropos. Die Larve desselben lebt nicht nur in der Uaupe von Sphinx Atropos, sondern auch und zwar noch häufiger in Sphinx Ligustri. Das Ei wird nicht, wie Curlis für die Ichneumonen im Allgemeinen annimmt, in die Raupe erst nach ihrem Eingraben in die Erde hineingelegt, sondern schon nach ihrer letzten Häutung ; der Verf. fand nämlich in noch nicht ganz erwachsenen Raupen schon Ichneumo- nen-Larven von ^4 Zoll Länge. In der Regel wird nur ein Ei in eine Raupe gelegt, doch linden sich zuweilen auch zwei. Das Ei scheint gleich lief in die Raupe hineingesenkt zu werden, denn schon die klein- sten Larven fanden sich zwischen dem Fettgewebe und dem Darnika- nal an der Rückenseite und waren in der Regel mit ihrem Kopfende nach dem Kopf der Raupe hin gekehrt. Die Larve, welche 14 Seg- mente zeigt, verwandelt sich im April zur Wymphe und das vollkom- mene Insekt erscheint im Juni aus der Puppe. Die verschiedenen Stadien der Entwickelung sind auf Taf. 9 abgebildet.

Tentlireclinetae. Von Tischbein wurde (Entom. Zeit. S. 347) als neue Art beschrieben : Nemalus Wesmaeli , dessen Larve auf Pinus Larix lebt.

Die Naturgeschichte dieser merliwürdigen Insekten ist nun von Saunders durch alle Stadien der Entwickelung mit grosser Gründlichkeit an Xenos und Hylechthrus studirt, und die Ergebnisse in den Transact. of the entom. soc. IL p. 125 fr. mitgelheilt worden. (Nolices of some nevv species of Strep- sipterous Insects from Albania , with furlher observations on the habits, transformations and sexual economy of these pa- rasites).

Aus den Beobachtungen des Verf. sind folgende Thalsachen, als von besonderem Interesse, hervorzuheben : das Einbohren der sechs- füssigen Strepsipterenlarven in den Körper der Hymenoplerenlarven wird in kurzer Zeit bewerkstelligt. Dieselben heften sich zuerst mit dem Kopf und Schwanzende fest und sind im Verlauf von 3 Stunden vollständig eingedrungen; in einem Falle wurde beobachtet, dass eine solche Larve nach Verlauf von 2 Stunden zur Hälfte in die Ilymenopterenlarve ein- gebohrt war und sich mit dem noch zurückgebliebenen Theil ihres Kör-

256 Gerslaccker: Bericht üb. d. Leislungen in d. Entcmologie

pers aussen festhielt. Acht Tage nach dem Eindringen findet die erste Uäulung der sechsl'üssigen Larven statt, wodurch dieselben in den Zustand der fusslosen Wade treten. Die relative Lage der Larven im Körper des Hymenopleron ist verschieden ; sie liegen mit dem Kopf nach hin- ten oder nach vorn, zuweilen auch quer, was besonders dann der Fall ist, wenn mehrere in einer Larve zugleich eingebettet sind. Zu der Zeit, wo die Hymcnoplerenlarve zur Kymphe wird, hat die Slrepsiple- renlarve ihr Wachslhum vollendet und bohrt sich nun mit dem vorde- ren Theile zwischen die Abdominalsegmenle hindurch, welcher Akt eine oder zwei Stunden einnimmt. Sind mehrere Parasiten in einer Larve vorhanden, und es stellen sich beim Durchbühien des einen Segmentes Schwierigkeiten entgegen, so wird das folgende aufgesucht und dort das Herausbohren Lcwerkslelligt. Das Hervordringen der Strepsipteren- puppen an der Bauchseite des Hymenoptcron ist in der Regel eben- falls durch das Vorhandensein mehrerer Individuen bedingt, obwohl es auch vorkommt, dass sich die sechsfüssigen Larven ohne besonderen Anlass in die untere Seite einbohren. Während des Ausschlüpfens des Männchens ist bei Xenos stets die Rückenseite nach unten , d. h. gegen den Rücken der Wespe gekehrt, bei Hyicchthrus dagegen nach oben , so dass dessen Bauchseite dem Rücken der Wespe zugewandt erscheint. Hieraus zieht der Verf. den Schluss, dass einer von beidei> sich in der Puppenhülse umwenden muss und zwar wahrscheinlich itn Nymphenzustande; wenn die Lage des Weibchens mit der des Männ- chens übereinstimmt, so wäre die convexe Oberseite des ersleren als Rückenfläche, und die conrave Unterseite als Bauchseile zu betrachten. Die Lebensdauer der männlichen Strepsipteren ist vielfachen Beob- achtungen zufolge sehr kurz, und währt ii. der Regel nur 2 bis SSlun-j den; nichts desto weniger kann man ihnen nicht eine geringe Lebens- kraft zuschreiben, da sie sich oft noch nach dem Tode des Hymenople- ron aus ihrer Hülle glücklich hervorarbeiten. In der Regel scheint ^as Ausschlüpfen acht Tage nach dem Hervordrängen der Puppe zu er- folgen, zuweilen 1 bis 2 Tage später. Ein Zurückbleiben des Insek- tes in der Puppe über die gewöhnliche Zeit hinaus scheint seine Le- bensdauer zu verlängern, indem in einem Fall dasThier noch am 13ten Tage nach dem Hervordringen der Puppe, und am 5ten Tage nach dem Tode der Wespe lebendig angetroffen wurde. Nach Sa unders Be- obachtungen finden sich in einer und derselben Hymenopferen - Larve stets nur Individuen desselben Geschlechtes; diese an Hylechthrus und Xenos gewonnene Thatsache steht im Gegensatze zu der Beobachtung Pickerings, welcher beide Geschlechter von Slylops Spencei aus einer und derselben Andrena erzog. Aus den Begattungsversuchen, welche der Verf. angestellt hat, seheint hervorzugehen, dass die Weib- chen in der ersten Zeit ihres Hervortretens aus dem Hinterleib derHy- Hienopteren noch nicht zur Fortpflanzung fähig sind; wenigstens vollzo*

während des Jahres 1853. 257

gen die mit ihnen zusammengesperrten Mannchen in dieser Periode nichl die Copula. Hingegen wurde in einem Fallt; ein 3-tägiges, in einem anderen ein 5-lägiges Weibchen von den hinrugesperrlen, eben ausge- schlüpften Männchen sogleich bcgallet.

Von demselben Verf. wurden (ebenda p. 141) drei neue Arten dieser Familie beschrieben: Xenos Heydenii aus dem Hinterleib einer neuen Art der Gattung Aocistrocerus, Xenos Klugii aus Odynerus rubi- cola Duf. und Hylechthrus Sieboldii aus Prosopis variegata Panz. er- zogen; alle drei stammen aus Prevesa und vom Ambracischen Aleer- bosen.

V. Siebold hat in der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cullur einen Vortrag über die Slrepsipteren gehalten (ein Bericht darüber findet sich auch in der Enlo- molog. Zeit. p. 133 abgedruckt), in welchem er sich gegen die Ansicht, wonach diese Insekten den Coleopleren unterge- ordnet werden, ausspricht, und die Aufnahme derselben in das Verzeichniss der Europäischen Käfer nur in so fern bil- ligt, als sie dadurch einer grösseren Aufmerksamkeit empfoh- len werden. Zugleich giebt derselbe eine Anleitung, die be- treffenden Hymenopteren zur Erziehung der Parasiten längere Zeit am Leben zu erhalten.

Diptera.

Insecta Britannica. Diptera Vol. II. by F. Walker. Lon- don 1853.

Der vorliegende Band enthält die Bearbeitung des letzten Thei- les der Brachycera, ferner der Ilypocera und Coriacea (Eproboscidea). Wie der Verf. in der Vorrede angiebt, war er in seiner Arbeit auf eine bestimmte Bogenzahl beschränkt und er hat daher mannigfache Abkürzungen einführen müssen, die freilich nicht zum Vortheil des Werkes ausgefallen sind. So ist z. B. bei der Gattung Tachina un- gefähr die Hälfte der Britischen Arten unbeschrieben geblieben, von den Anlhomyiden noch nicht ein Viertel der Arten aufgenommen. Ebenso sind die Gruppen der Dexiden, Helomyziden, Lauxaniden, Or- lalidcn, Osciniden und Psiliden, was die Arten betrifft, mehr oder we- niger unvollständig ausgefallen. Die Borboriden und Hydromyziden hingegen sind vollständiger abgehandelt und sind Haliday's Bear- beitung entlehnt. Die sehr kärgliche Synonymie, welche schon bei Besprechung des ersten Bandes als unzweckmässig gerügt wurde , ist Unverändert beibehalten worden. Zehn von Westvvood gezeiph- nele Tafeln geben eine Darstellung der wichtigsten Repräsentantea Archiv, f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2 Bd. ß

258 (J crsl n eckcr; ßerichl üb. d, Leistungen in d. Entomologie

der verschiedenen Familien. Da iür die Folge ein dritter (Supple- ment-) Band in Aussicht gestellt ist, so ist zu hofVen, dass auch diese zweite Abtheilung der Englischen Dipteren eine der ersten ent- sprechende Vollsliindigkeit erlangen wird. Mit Hinzufügung der Artenzahl der einzelnen Gattungen geben wir eine Uebersicht des in dies-em Bande bearbeiteten Materials.

Fam. Muscidae: a. Myopides : Zodion 1, Myopa 5. b. Tachi- nides: Phasia 3, Ocyptera 2, Phania 2, Gymnosoma 1, Bucenles 1, Gonia 2, Tachina 166 (davon 92 als neu beschrieben). c. Dexidcs: Prosena 1, Dexia S, (1 Art neu). d. Sarcophagides : Trixa 3, Sar- cophaga 10. e. Museides: Musca 21, Stomoxys 1, f. Anthoniyi- dcs : Anthomyia 80 (davon 28 neu), Drymeia 1, Lispe 2. g. Ilc- lomyzides : Cordylura 6, Scatophaga 6, Coelopa2, Orygma 1, Actora 1, Sciomyza 6, Ilelomyza 3, Leria 1, lleteromyza 1, Dryomyza 3, Te- tanocera 11, Sepedon2, Doryecra 1. h. Borboridcs : Sphaerocera5, Borborus 10, Limosina 21, Ileteroplcra 1. 1. Lauxanides: Lauxa- hia 4, Lonchaea 2, Palloptera 12, Ochthiphila 2. k. Ortalidcs: Plalystoma 1, Ulidial, Orlalis 7, Trypeta22. 1, Sepsides : Sepsis 2, Enicita 1, Ncmopoda I, Themira 4, Saltella 2, Calobata 3. ra. Psi- lides: Micropeza 1, Loxocera 2, Lissa 1, Chyliza 1, Psila 5, Pio- phila 2. n. Oscinides : Platyccphala 1 , Camarota 1 , Meromyza 3, Chlorops 11, Oscinis 4. o. Geomyzides : Gymnopa 2, Opomyza 4, Diastata 2, Drosophila 7 (davon 1 neu), Asteia 1. p. Phytomyzi- des: Agromyza 7, Phytomyza 11. q. Ilydroniyzides : Ochthera 1, Kotiphila 13, Hydrellia 15, Ephydra 36.

Fam. Oestridac. Oeslrus 1, Ccphalomyia 2, Gasterophilus 4. Fam. Phoridae. Phora 18. . , Fam. Hippoboscidae. Hippobosca 1 , Ornithobia 1 , Ornitho- myia 1, Hacmobora 1, Stenopteryx 1, Melophagus 1. Fam. Kycteribidae. Pfycteribia 2.

Loew, Neue Beiträge zurKennlniss der Dipteren (Pro- gramm der Realschule zu Mescritz 1853) enthält ausser der Beschreibung einiger neuer Arten eine Monographie der Gal- tung Gcria und eine Revision der Arten der Gattung Conops (siehe unten!)

Tipitlariae« Einen sehr werthvollen „Beitrag zu einer Mo- nographie der Gallmücken« gab Winnertz im Sten Bande der Lin- naea entomologica. In der Einleitung unterwirft der Verf. alle frühe- ren, denselben Gegenstand behandelnden Arbeiten von M eigen, Macquart, Bondan i, ßremi, Loew und Z e 1 1 e r s t e d t einer ins Einzelne gehenden, genauen Prüfung und theilt seine Beobach- tungen, insofern sie von denen der früheren Autoren abweiciien, mit.

während des Jahres 1S53. 259

Den beiden bisher bekannten Galtungen Cecidomyia Meig. und Lasio- ptera Älei^. wird eine neue Gattung «Sy^aniocerrt zugefügt. Bei dieser ist der Kopf sehr klein, die Fühler vorgestreckt, fadenförmig, 2+11- <i"liedrig, die Glieder lang, cylindrisch, mit kurzer Behaarung und ohne "NVirtelhaare ; die Taster klein, 4gliedrig : der Hinterleib beim ^ stumpf, mit kleiner Zange, beim $ nur wenig zugespitzt; die Flügel massig gross, eirund mit keilförmiger Basis, mit drei ganz einfachen Längs- adern. — Von dieser Gattung ist dem Verf. nur eine neue Art Sp. squatnigera bekannt. Die Gattung Cecidomyia selbst betreffend, so nimmt der "Verf. die von Loew aufgestellten 7 Untergattungen an, stellt dieselben durch neu aufgefundene Merkmale näher fest und fügt ihnen eine 8te , unter dem Kamen Colpodia zu. Dieselbe zeichnet sich durch die an der Basis zweifach ausgebuchtete zweite Längsader und die grosse, schräg liegende Querader, welche nicht aus der Wur^ zel der ersten Längsader, sondern entfernt von derselben aus dieser Längsader selbst entspringt, aus. Die dieser Untergattung zuge- hörende neue Art ist Cec. angiislipennis Winn. Der spezielle Theil der Arbeit liefert die Beschreibung von 97 Arten der Gattung Ceci- domyia , darunter eine grosse Anzahl neuer , und 5 Arten von La- sioptera.

Nach Ileeger (Verhandl. d. zoolog.-botan. Vereins zu Wien S. 68) sind Scatopse leucopeza, nigra, notata und punctata nicht spe- cifisch verschieden, sondern gehören als Varietäten einer und dersel- ben Art an. Ileeger erzog nämlich alle vier Formen aus den Eiern eines und desselben AYeibchens.

Derselbe hat (Sitzungsberichte der "Wiener Akademie X. S. 10 und XL S. 27 und 34) die Entwickelungsgeschichte von drei Arten und Gattungen dieser Familie beschrieben und durch Abbildungen er- läutert. — Die Eier derDiamesa culicoides Ileeger werden vom Weib- chen an Steine, die von fliessendem "Wasser bespült werden, gelegt; die Larven kriechen nach 8 bis 10 Tagen aus, machen sich ein schlauchartiges Gespinnst an Steinen, welche in starker Strömung lie- gen, und erneuern dieses in vergrössertem Maassstabc nach jeder Häu- tung und endlich auch zur Verpuppung. Sciara fuscipes Meig. legt ihre Eier in kurzen Schnüren zu 6 bis 10 in feuchte, mit faulenden Schwämmen vermischte Erde ; nach 8 bis 10 Tagen entwickeln sich die Larven, welche sich zur Verpuppung ein Tönnchen an der Ober- fl^iche der Erde zusamincnkncten. Von Limnobia platyptera Meig. werden die Eier einzeln an die Unterseite von Schwammschirmen ge- legt, aus welchen nach 4 bis C Tagen die Maden kommen , die sich Buerst in den Stengel begeben und , wenn dieser zu faulen beginnt, weiter nach oben gehen. Die Verwandlung geschieht ohne lläutunj in lockerer Erde; die Fliege erscheint im Oktober oder November,

26'}" G eis la edier: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Talianii* Dufour beschrieb Fan^onta alerrima als neue Art

aus Algier. (Annales de la soc. entom. S. 388).

jisilici* Von Loew wurden (Neue Beiträge zur Kcnntniss der Dipteren) Dioclria rvßthorax und lata, zwei neue Arten aus Un- garn, bekannt gemacht.

Schneider gab eine Aufzählung der in Schlesien vorhom- menden Arten der Gattung Asiliis, deren Zahl sich auf 25 beläuft; dieselben vertheiien sich auf 14 der von Loew aufgestellten Gruppen, (Bericht über die Thätigkeit der entom. Sectlon. S. 4).

Bonibyliarii« Drei neue südfranzösische Arten der Gattung Anthrax wurden von Mulsant (Memoires de l'acad. de Lyon IL p. 20 u. ff.) beschrieben : Anthrax interrvpta und squamea mit drei, A, capilulata mit zwei Submarginalzellen.

Von demselben wird (ebenda S. IS) die Vermuthung Latre ille's, dass die Larven der Gattung Anthrax parasitisch in anderen Insekten leben, durch eine direkte Beobachtung bestätigt. Anthrax flava Meig. Avurde nämlich im Juli aus einer Puppe der Koctua apriiina erzogen. Die Puppe dieser Fliegengaltung , welche hier ausführlich beschrie- ben wird , hat in ihrer Form Aehnlichkeit mit gewissen Tagfalter- puppen.

Straiiomyidae« Die Entwickelungsgeschichte des Pachy- gaster ater Fabr. wurde von H e e g er (Sitzungsberichte der Wiener Akademie X. S. 176) erörtert. Die Eier werden an feuchten Stellen, in AViesengräben abgelegt , wo auch die Larven ihre Kahrung im Schlamme suchen, welche aus trocknen animalischen Substanzen be- steht. (Abbildung auf Taf. 6).

üyrpliici. Loew lieferte (Weue Beiträge zur Kennlniss der Dipteren) eine monographische Bearbeitung der Gattung Ceria. Es werden im Ganzen 18 Arten aufgeführt und beschrieben , von denen 4 auf Europa, 2 auf Asien^ 5 auf Afrika, 2 auf Keuholland und 5 auf Amerika kommen. Als n^eu sind zu erwähnen : C. capa und frenata vom Cap, pictzda aus den Vereinigten Staaten , arietis und signifera aus Mexiko und barbipes von Montevideo.

Conopidae* Loew hat (Neue Beiträge zur Kenntniss der Dipteren) die von M eigen und AViedemann beschriebenen Arten der Gattung Conops einer kritischen Revision unterworfen und die meist durch Vergleich von Originalexemplaren gewonnenen Resultate mit- getheilt. Hervorzuheben ist, dass C. auricincta Loew = strigata Meig. = tricincta Meig., ferner dass C. sugens Wied. das ^ zu C. excisa Wied. ($) ist. Mehrere Arten , welche von den beiden genannten Autoren unkenntlich beschrieben worden sind , wie C. lacera Meig., variegata Meig., signata AVied., excisa Wied., nigricornis AVied. (sa- gitlaria Say), antiqua Wied., marginata Say und capensis AVied., wer-

während des Jahres 1853. 261

den durch ausführliche Beschreibungen festgestellt und ein neue Art un- ter dem Kamen C. bulbirostris ohne bestimmtes Vaterland hinzugefügt.

Kirschbaum erwähnte (Jahrbücher des Vereins für Natur- kunde im Ilerzogthum Nassau IX. 2. S. 44) eines merkwürdigen Fal- les, wo sich aus einer aufgespiesstcn Bembex tarsata nach Verlauf eines ganzen Jahres ein wohlgebildetes Weibchen von Conops chry- sorrhoeus Meig. entwickelte. Dasselbe war auf der Oberseite zwi- schen dem Isten und 2ten Hinterlcibsringe der Bembex hervorgekom- men und die Puppenhülse fand sich noch im Ilinterkib der letzte- ren vor.

Oestracea* Kellner hat (Entomol. Zeit. S. 89) Beobach- tungen über die im Roth- und Rehwilde lebenden Oestrus-Arten ver- öffentlicht. Der Verf. beobaclitete 4 Arten von Larven , von denen zwei mit Kopfhäkchen versehene in der Schleimhaut der Nasenhöhle des Wildes, die beiden anderen ohne Kopfhäkchen auf dem Rücken unter der Haut lebten. Die beiden erstcren ergaben durch die Zucht Oestrus Trompe Fabr. und pictus Meig. , die letzteren 0. lineatus Vill. und eine nicht zu bestimmende Art.

ITIuscariae* Apetz gab eine Uebersicht und Beschreibung der osterländischen Arten der Gattungen Echinomyia Dum. und Trixa Meig. Die erstere ist im Osterlande mit 7, die letztere mit einer Art, nämlich der weit verbreiteten Trixa dorsalis Meig. vertreten. Mit be- sonderer Sorgfalt ist vom Verf. die Synonymie behandelt worden und ist derselbe zu dem Resultate gelangt , dass Echinomyia virgo Meig. als Weibchen zu E. fera Linn. gehört , E. magnicornis Zetterst. = praeceps Meig., nigricornis Meig. = tessellata Fabr. und leucocoma Meig. Macq. = lurida Fabr. ist.

Newport diagnosticirte (Annais of natural history XII. p. 473) eine aus Forficula-Larven gezogene neue Tachinarie unter dem Na- men Melopia forßculae folgendermassen: „Cinerea, oculis testaceis, antennis nigris, corpore pedibusque pilis longis nigris vestitis: thora- cis pilis lineas sex longitudinales elTormantibus, scutello, alarum basi femoribusque ferrugineis.«

Von Macquart wurde (Annales de la soc. entom. p. 657) eine neue Art Aricia pici bekannt gemacht, welche durch ihre Naturge- schichte von Interesse ist. Die Larve, aus der sich diese Fliege ent- wickelte, wurde nämlich von Salle auf San Domingo in einer Haut- anschwellung des Flügels eines Spechtes, Picus striatus Gmel., aufge- funden; diese Lebensweise der Larve ist von denen der übrigen An- thomyien sehr abweichend , indem diese bekanntlich ihre Eier sonst in faulenden Vegetabilien ablegen.

Telanoeera amoena , neue Art aus Brussa , wurde von L o e w (Neue Beiträge zur Kcnntniss der Dipteren) beschrieben.

262 Gerslaecker: Bciichl üb. d. Leistungen in d, Entomologie

Die EntwickeluDgsgcschichte von Phora rufipes Fall, hat Hee- ger (Sitzungsberichte der Wiener Akademie X. p. 170) geschildert; die Larve lebt an feuchten, unreinen Orten in der Erde und ist auf Taf. 4 abgebiJflet.

Robineau-Desvoidy, Diptercs des environs de Paris, fa- mille des Älyopaires. 8. Auxerre 1853., ist dem Kef. nur aus einer No- tiz in Guerin's Revue et Magas. de Zoologie V. p. 541 bekannt gewor- den. Dieser zufolge umfasst die Arbeit die Beschreibung von 1 4 Gat- tungen und 37 Arten, nämlich : 5 Dalmannia, l Fairmairia, t HausleU lia, 1 Lonchopalpus , 1 Melanosoma, 1 Älyopa , 5 Myopella , l Myo- pina, 16 Occemia, 1 Phorosia, 1 Piclinia, 1 Purpurella, 1 Sicvis und 1 ZodioQ.

IjvpUlopteva,

Leder er hat im 2ten Bande der Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins zu Wien S. 14 ff. einen „Ver- such , die Europäischen Lepidopteren in möglichst natürliche Reihenfolge zu stellen, nebst ßeiBerkungen über einige Fa- milien und Arten" veröffentlicht.

Der bis jetzt vorliegende Theil erstreckt sich auf die Rhopalo- ceren und auf die lleteroceren, Familien der Sphingiden und Bombyci- den. Es ist dem Verf. zum Verdienst anzurechnen, dass er im Ge- gensatz zu den früheren Arbeiten von Heydenreich und Keferstein ein kritisches Verzeichniss der Europäischen Lepidopteren gege- hen hat, sowohl was die allgemeine Systematik als was die Aufzäh- lung der Arten belrifft. Besonders siiid die schwierigeren Gattungen, "wie Sesia, Zygaena, Psyche etc. mit grosser Gründlichkeit behandeU worden. InBelreß der Systematik sind besonders folgende Punkte her- vorzuheben: die Bhopalocera sind nach der Bildung der Füsse ange- ordnet. 1. Alle Füsse in beiden Geschlechtern vollkommen entwickelt. Equiles, Pierides , Lycaenides. 2. Vorderbeine beim Manne unent- wickelt, beim Weib vollkommen. Erycinides und Libytheides. 3. Vorderbeine in beiden Geschlechtern verkümmert. Kymphalides, Da- naides und Satyroides. Von den Bombyciden sehliessen sich den Sphingiden zunächst Hepialus und Cossus an. Die Gattung Typhonia, welche von Herrich-Schäffer zu den Tineen, von Boisduval zu den Psychiden, von Ochsen heim er u. a. zu den Sphingiden ge- rechnet wurde, bildet eine eigene Gruppe Typhonioideae, die sich den Cossiden zunächst anreiht. Die Gattung Cilix bringt der Verf. mit Platypteryx zusammen unter die Drcpanulides und erkennt somit die H. -Seh. 'sehe Gruppe der Ciliciden nicht als selbstständig an. Unter den Euprepien wird für B. Malronula eine eigene Gattung rierelesj

während des Jahres 1853. 263

für B. Pavasila, Baelica, Corsica etc., die Gallung Ocnogyna errichtet. Elienso wird B. Milhauseri als eigene Gallunj^ IJybocanipa von llarpyia

getrennt Die in einem Anhang zu dieser Arbeit beschriebenen neuen

Arten sind an ihrem Ort namhaft gemacht.

Herricli - Schäffer's „Systemallsche Beschreibung der Schincllcrlingc Europa's ist mit ileiii 58slen bis 61stcn Hefte fortgesetzt worden. Da von dem zum fünften Bande o-ehöriaen Text nur der erste Theil ersclilcnen ist, bleibt der nähere Bericht bis zum Schlüsse desselben ausgesetzt.

Derselbe hat unter dem Titel „Lepidopterorum exotico- rum species novae" ein neues Werk begonnen, welches der Darstellung neuer ausländischer Arten gewidmet ist. Dasselbe erscheint in zwei Reihen von Heften, von denen die eine die Rhopaloceren, die andere die Heteroceren umfasst.

Im Jahre 1853 sind Serie I. Lief. 1—4 und Seriell. Lief. 3 er- schienen. (Des Verf. im Jahre 1850 erschienenes Werk „Sammlung neuer oder wenig bekannter aussereuropäischer Schmetterlinge" wird als Lief. 1 u. 2 der Serie IL angesehen). Jede Lieferung enthält 4 Tafeln sorgsam ausgeführter Abbildungen, bis jetzt ohne Text; die Na- men der Arten sind auf dem Umschlag jeder Lieferung abgedruckt, und finden sich an ihrem Ort namhaft gemacht.

Freyer's Neuere Beiträge zur Schmelterlingslamde sind mit dem 7ten Bande fortgesetzt w^orden , von welchem im Jahre 1853 das Isle Hefte (das lOlste des ganzen AVerkes) erschienen ist.

Faune Suisse. Lepidopteres. IV. Partie: Phalenides par J. C. de la Harpe. (Neue Denkschriften der allgemei- nen Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur;-^ Wissenschaften Band XIII.)

Die vorliegende Arbeil, welche eine Uebersicht der in der Schweiz vorkommenden Geometrae giebt, scheint eine Fortsetzung des von Äleyer-Dür (in dem vorhergehenden Jahrgange derselben Zeitschrift) begonnenen Werkes zu bilden. In Betreff der geographischen Verbrei- tung der Spanner ist hervorzuheben, dass von den bis jetzt in Europa aufgefundenen Arten, deren Zahl sich etwa auf G60 beläuft, die Hälfte (329) in der Schweiz vorkommt. Diese Zahl würde für ein so kleines Land eine erstaunliche sein, wenn nicht die Terrainbeschatfenheit des- selben eine grosse Mannigfaltigkeit der Fauna bedingte. ISach einer Uebersicht , welche der Verf. giebt , sind von den 329 Spannern der Schweiz 112 Arten allgemein über Europa verbreitet und überall ziem- lich hänfig, 130 hingegen nur selten anzutreffen 5 von den letzleren sind

264 Gerslaecker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Enlomologre

etwa 80 nicht auf einzelne Lokalitäten beschränkt, 40 bisher nur an bestimmten Orten aufgefunden, 11 allein der Schweiz eigenthümlicb. 48 Arten sind ausschliesslich alpin; einige derselben treten im INorden Europa's wieder auf; 16 Arten sind der subalpinen und montanen Re- gion eigen und finden sich fast sämnillich im nördlichen Deutschland wieder. Die südliche Schweiz zählt ausserdem 25 dem Süden ange- hörende Arten, welche an den Ufern der grossen Seen oder in den heissen Thälern vorkommen. Die Zahl der nordischen Arten , welche nicht die Berge bewohnen, übersteigt nicht die Zahl 20. Siehe aus« serdem unten: tieometrae.

Beiträge zurSchmellerlingsfauna des nördlichen China's, von 0. Bremer und W. Grey. St. Petersburg 1853.

Das vorliegende Heftchen enthält eine systematische Aufzählung ▼on 121 in der Umgebung von Peking gesammelten Lepidopteren, von denen 50 als neu beschrieben werden. Von besonderem Interesse i&t das Vorkommen einer grossen Anzahl Europäischer Arten, besonders aus den Gattungen Papilio, Pieris, Colias, Rhodocera, Argynnis, Meli- taea, Vanessa, Limenilis, Apalura, Satyrus, Thecla, Polyommatus , Ly- caena, Thanaos, Sphinx, Deilephila, Macroglossa , Procris, Lilhosia, Li. paris, Cossus, Acronycta, Uadena, Agrotis , lleliothis, Plusia, CatocaSa, Ophiusa und ßotys.

Lepidoptera microplcra, quae J. A.Wah Iberg in Caf- frorum terra collcgit, descripsit P. C. Zell er. Stockholm 1852, fehlt im vorigen Jahresberichte und ist daher nach- träglich aufzuführen.

Der Verf. liefert die Beschreibungen von 107 im Kaffernlande ge- sammelten Microlepidopteren, von denen die bei weitem grösste Anzahl neu ist. Von der genannten Artenzahl fallen 68 auf die Pyraliden, 7 auf die Torträces und 32 auf die Tineen; die Pyraliden sind durch 26, die Toririces durch 7, die Tineen durch 14 Galtungen vertreten. Be- sonders reich an Arten erscheint die Gattung Botys (20). Von beson. derem Interesse in Bezug auf zoologische Verbreitung ist der Umstand, dass 5 auch in Europa einheimische Arten im CalTernlande aufgefun- den worden sind, nämlich Pterophorus acanthodactylus, Hypena livida- lis, Choreutides auslralis, Myeloides ceraloniae und Asopia farinalis.

Eine Aufzählung der in den mittleren Odergegenden im geflügelten Zustande überwinternden Lepidopteren gab Zel- ler in der Entom. Zeit. p.49ff.

Es sind nur solche Arten aufgeführt worden, deren Ueberwin- terung dem Verf. aus eigener Beobachtung bekannt geworden ist ; die Zahl derselben beläuft sich auf 67, von denen 49 auf die Microlepi- dopteren kommen. Aus den Familien der Sphingiden und ßombycidea

während des Jahres 1853. 265

ist dem Verf. keine Art als überwinternd bekannt, von Spannern nur eine Art, nämlich Larentia psitlacata.

Douglas berichtete (Zoologist p.3998) über eine An- zahl seltener, neuerdings in Schottland aufgefundener Schmet- terlinge.

Die in und um St. Petersburg bisher aufgefundenen Schmetterlinge wurden von J. C. Sie v er s in einem Cataloge zusammengestellt. (1852).

„Catalogus Lepidopterorum Silesiae." Von Dr. M. Wo c k c. Breslau 1853. Ein Namen-Verzeichniss der bisher in Schle- sien beobachteten Arten.

Die lepidopterologischen Ergebnisse einer im September unternommenen Exkursion nach dem Riesengebirge Iheilte derselbe (Bericht über die Thätigkeit der entom. Sektion im J. 1853) mit und fügte Bemerkungen über das Vorkommen einiger seltener Arten hinzu.

Wallengren gab in der Öfversigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1853. p. Iö9 eine Aufzählung von 29 für die Schwedische Fauna neuen Lepidopteren , welche den Spin- nern, Eulen, Spannern und Mikrolepidopleren angehören.

Reutti gab eine Uebersicht der Lepidopteren - Fauna des Grossherzoglhums Baden. (Beiträge zur rheinischen Na- turgeschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für Beför- derung der Naturwissenschaften zu Freiburg in Breisgau, Heft 3).

Einen Nachtrag zu seinem Verzeichnisse der Schmet- terlinge in der Gegend von Giessen gab Dickore im drit- ten Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.

Ebendaselbst findet sich ein Aufsalz von Glaser über die Schmetterlinge des Grossherzoglhums Hessen, mit Aus- schluss der Mikrolepidopleren.

Filippi hat der biologischen Gesellschaft zu Turin ei- nen kurzen Bericht über die von ihm an gestellten anatomisch- physiologischen Untersuchungen über die Seidenraupe abge- stattet. Derselbe ist (Entom. Zeit. 1854. S. 7) von Dohrn ins Deutsche übertragen milgethcilt worden.

266 Gerstaecker: Bericht üb. d. Lcislun^cn in d. Entomologie

Der Verf. unterscheidet an der Haulbedeckung der Seidenraupe 4 Slrata ; die beiden obersten, welche er das homogene und pergament- artige Stratum nennt, bestehen aus Chitin und erneuern sich bei der Häutung; das drille (grosszellige) vertritt die Stelle des Rete Malpighii, das vierte (fein elastisches, gekörntes Stratum), ist das eigentliche Co- rium. Die iJlättchen des Fettgewebes, welche Zellen mit Fettkögel- chen einschliessen, verkümmern gegen das Ende des Raupensladiums, indem sich das Fett in ihrem Innern selbst verzehrt; ein solches ent- fettetes Blältchen ist es, welches der Verf. in seiner früheren Abhand- lung (siehe Jahresbericht für 1850) als ein Drüsensäckchen des Magens abgebildet hat. Von drüsigen Organen wird noch eines Paares er- Avähnt, das bisher übersehen worden ist und dessen Ausführungsgänge in den gemeinsamen Canal der Spinndrüse einmünden ; es soll dazu dienen, dem Seidenfaden neue Substanz zuzuführen. Die Spinndrüse selbst verkümmert beim vollkommenen Insekt, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Die von Sprengel und van der Kolk für Lun- gen gehaltenen Bläschen , welche unmittelbar unter der Cutis liegen, sind wahre Drüsen ohne Ausführungsgang, welche beim Schmetterling verkümmern. Dies sind die Punkte, welche besonders hervorgeho- ben zu werden verdienen; in BetrefF der übrigen Theile müssen wir auf die Arbeit selbst verweisen.

Keferstein, Bemerkungen über die Geschlechtsunler- schiede der Sclimctterlinge (Entom. Zeil. S. 349) giebt eine Zusammenstellung bereits bekannter Thatsachen über diesen Gegenstand.

Eine kritische Beleuchtung von Clerck's Icones Insec- torum rariorum hat Zell er in der Enlomologischen Zeitung S. 199 u. ff. geliefert.

Meyer-Dür hielt in der Schweizerischen naturfor- schenden Gesellschaft einen lehrreichen Vortrag über das Va- riiren der Schmetterlinge und sprach besonders über die ver- schiedenen Einflüsse, denen dasselbe zuzuschreiben sei. Es wird ausser den Schwankungen der Farbe, deren Itensität gegen den Aequalor hin vermehrt und nach den Polen zu vermindert wird, auch besonders des Flügelschnittes erwähnt, welcher in kälteren Zonen, und daher auch im Hochgebirge südlicher Länder viel schärfer und eckiger ist als bei den Fal- tern der wärmeren Gegenden. Mit Recht empfiehlt der Verf. diesen Zweig des Studiums mehr zu cultiviren, da er zur Fest- stellung von Art und Varietät von grosser Bedeutung ist. iCActes de la soc. Helvclique des scicnces natiir. 1852).

I

wahrend des Jahres 1853. 267

PapiliOBies. Von Hewitson's Exolic ßiUterflies sind im Jahre 1853 das 6te bis 8le Heft erschienen, in welchen neue Arten aus den Gruppen der Pieriden , Heliconiden , INymphaliden, Erycinidcn und Lycaeniden abgebildel und beschrieben sind.

Lucas hat seine Beschreibung neuer Lepidopteren (Diurna) des rariser Museums in Guerins Uev. et Mag. de Zoologie II. p.3l0 ff. forlgesetzt. Die daselbst beschriebenen Arten gehören den Gruppen der Ageroniden und Danaideu an.

Frey er theilte (Entom. Zeil. S. 301 ff.) Beobachtungen über die ersten Stände einer Reihe von deutschen Tagfaltern aus den Gattungen! Argynnis, Vanessa, Limenitis, Apatura , Hipparchia, Lycaena mit, von denen die meisten übrigens hinlänglich bekannt sind.

P api 1 io nari i. Zwei neue Arten aus China, Sericinus fa~ sctalus und Grerji wurden von Bremer und Grey (a. a. 0.) be- schrieben.

Layard theilte (Annais of natural history XI. p. 308 u. ff.) Be- obachtungen über das Vorkommen und die ersten Stände mehrerer auf Ceylon einheimischer Falter dieser Gruppe mit. Die, Raupe des Pap. Sarpedon lebt auf dem Zimmetbaum, die des Pap. Agamemnon auf dem Flaschenbaum; beide lieben die Niederungen, während Pap. Bralhycles mehr hüglige Gegenden bewohnt. Pap. Hector und Diphilus leben auf Aristolochia medica und ähneln sich im Raupenzustand ungemein, ha- ben aber verschiedene Flugzeit. Die Raupen von Pap. Pammon und ßomulus nähren sich von verschiedenen Citrus- Arten ; ihre Puppen ha- ben eine von P. Mector und Diphilus sehr verschiedene Form. Ue- berhaupt herrscht eine grosse Form-Verschiedenheit unter den Puppen der verwandtesten Arten und nicht minder variirt die Art und Weise, wie sich dieselben aufhängen. Pap. Agamemnon und Sarpedon z. ß. befestigen sich an der Unterseite der Blatter und sind mit dem Kopf- ende nach abwärts gerichtet, während sich die übrigen Arten an Pflan- zenstengeln finden und den Kopf nach oben gerichtet haben.

Pieridae. Von Ilewitson wurden (a.a.O.) folgende neue Arten beschricl)en und abgebildet: Pieris Palleue, Fadiisa und Parlhia aus Neu-Ilolland, Pandosia aus Venezuela, Peloria ans der Chinesischen Talarey, Eitlerpe Eurylcle von Quito, Leplalis Tlieoncc und Lysiiioö \oin Amazonenslrom, Thcucharila aus Venezuela.

Ageronidae. Lucas beschrieb (i^Iagas." de Zcol. p. 310) als neue Arten : Peridromia Ärele und Mexicana aus 3Iexico, Arinome von Cayenne.

Danaidae. Derselbe beschrieb (ebenda): Evploea de Haa^. nii, Gyllejikali , JlaiDorlhii und Godarli von Java, Ochsenheimeri au3 Ostindien, Cramcri von Manila und Boisduvalii aus Australien.

Heliconidac, Neue Arten von Ilewitson (a. a. 0.) be-

Gerstaecker: Bericht üb. ({.Leistungen in d. Entomologie

schrieben und abgebildet sind: Ilhomia Vallonia; Vestilln und Virgi- nia vom Amazonenstrom, Veja ohne bestimmtes Vaterland, Salapia von Quito und Terra aus Columbien.

Nymphalidae. Zwei neue Chinesische Arien : Melilaea (?) macuiata und Limenitis Alwina wurden von Bremer und G r e y (a. a. 0.) bekannt gemacht.

Catagramma Eunomin von Quito , Palelina von Guatemala und Perislera aus Boiivia wurden von Hewitson (a. a. 0.) beschrieben und abgebildet.

Satyrida e. Zwei neue Arten aus China: Satyrus Menetrie- sii und Motschulskyi wurden von Bremer und Grey beschrieben.

Beliier de laChavignerie widerlegt (Annales de la soc. entom. p. 319) die Ansicht ßoisduvals, dass Satyrus Lyssa ein Ba- stard von Älegaera und Maera sei, da diese beide Arten in Dalmalien, welches die lleimath von Lyssa ist, nicht vorliommen. Er hält viel- mehr S. Lyssa für eine Loi^al . Varietät von RIegaera. Diese Ansicht ist übrigens seit längerer Zeit allgemein angenommen.

Erycinidae. Neue von Hewitson beschriebene und ab- gebildete Arten sind : Lemonias Lalona, Irene, Senla, Rhodope und Py- thia vom Amazonenstrom, Eurygona Pelor, Euboea, Eumedia, EulaeUf Euritaeus, Uzila, Eucritus, Eumenes, Vriles und Uria vom Amazonen- Strom, Eusepus von Rio Janeiro, Limnas Lydsca^ Agria , Xenia und Barca aus Brasilien.

Herrich-Schäf fer gab Abbildungen von einer Reihe neuer Arten aus Surinam : Mesene Nola Bsdv., TheopePedias B, Eurygona (?) f>ulcherrima , Pheles hcliconides B., Eurygona anica B.^ Ophias B., Arctos B., Mys B., Symmachia Hippea B., Eunogyra Satyrus Westw., Diophlhalma Mirita B., Lagora B., Nymphidium ISicasle B. und acan- ihoides B. Ausserdem von Primba Areas Cramer t) und Alesa Ame- sis Cramer ^.

Lycaenidae. Neue Arten wurden beschrieben:

Von Bremer und Grey (a. a. 0.) Thecla coerulea, micans und fusca aus Nord-China.

Von Hewitson (nebst Abbildungen) Ogyris AbrolOj Zosine und Genoveta aus Australien.

Von Herrich-Schäffer abgebildet: Thecla JSegaB. von Fort Natal^ Thecla Atnius B., nobilis B., Essus B. und punctum aus Surinam.

Gerhard's „Versuch einer Monographie der Europäischen Ly- caenen« ist im Jahre 1853 beendet worden. Das Werk ist in gleicher "Weise , wie die ersten Lieferungen forlgesetzt worden , d. h. es ist nichts weniger als was sein Titel besagt. Den Abbildungen ist nur ein Namen-Verzeichniss mit einigen kurzen Bemerkungen über das Va- terland und die Entdecker der einzelnen Arten beigegeben. Selbst bei

Wtihrcnd des Jahres 1853. 269

den neuen Arten hat der Verf. eine lieschreibung für überflüssig ge- halten, obwohl dieselben aus den Abbildungen nicht so unbedingt zu erkennen sind.

Eine meiKwurdige Aberration des Polyommatus Alexis hat Don- bleday (Proeeed. cnlom. soc. p. H^) zur Sprache gebracht und auf Taf. 17. Fig. 2 abgebildet.

Ilespcridae. J\eue Chinesische Arten, von Kremer und Grey (a. a. 0.) beschrieben, sind: Eudamus bifascialus und guttalus, Steropes unicolor y llesperia subhyalina und tc/ta/a, Syrichlhus ma- culatus.

Wallengren gab (Öfversigt af Kongl. Vetensk. Akad. För- handl. 1853. p. 19 u. ff.) eine systematische Uebersicht der in Skandi- navien einheimischen Hesperien, deren Zahl sich auf elf belauft ; diesel- ben p'ehören den vier Gattungen Heteropterus, Hesperia, Syrichlhus und Thanaos an. Die erste derselben beschränkt der Verf. auf 11. sylvius Kn., welche sich von den übrigen Arten dadurch unterscheidet, dass ihre Iliuterschienen nur mit zwei Dornen bewaffnet sind. Von den fünf Arten der Galtung Syrichlhus wird eine unter dem Kamen S. Andro^ medae als neu beschrieben ; sie kommt auf den Alpen Norwegens und Dalekailiens vor. Die im nördlichen Deutschland heimische Hesp. Steropes kommt nach der hier gegebenen Uebersicht in Skandinavien nicht vor. Die aufgeführten Arten sind kurz beschrieben und mit vollständiger Synonymie versehen.

Castniae* Von Ilcrrich-Schäffer wurden (a. a. 0.) zwei neue Arten : Gazera heliconioides 13sd. und Orlhia paradoxa Bsd. aus Brasilien abgebildet.

Spliiiigr*des* Neue Arten aus China, von Bremer und Grey a.a.O. beschrieben, sind: Ampelophaga rubiginosa, Ambulix Schauffel^ bergeri, Thijreus caudalus, Sinerinlhus Tatarinovii und Gaschkewüschiu

Von Leder er wurden (Verhandl. d. zoolog. botan. Vereins in Wien II.) folgende neue, in Klein-Asien aufgefundene Arten beschrie- ben: Sinerinlhus Kindermanni, Sesia albiventrisj lucluosa, therevaeformis^ ceriaeformis, donjceraeformis, Comatiaeformis und Mannii.

Clielonariac. Eine grössere Anzahl neuer Arten dieser Fa- milie wurde von H e r ri ch-S ch ä I f er (a. a. 0.) vorläufig abgebil- det : Euraia picta Bsd. von Venezuela , Trichela lohimnensis Bsd. von Bogota, Eupxjra imperialis und ignita Bsd. von Venezuela, E. plebeja von Caracas, regalis von Quito, Phaegoplera erylhronola Bsd., specula^ ris, nemophila, thalassina, svffusa, hislrionica Bsd., cornea^ coprophorüf aconia und coUaris Mor. von Venezuela. MiUcria corrusca und Zchma Bsd, aus Silhel , Circe und virgitialis Bsd. vom Ilimalaya, Epyrgis pie^ ridoides und Uormcnia Bsd. aus Silhet, idaeoides und euplocoides B&d.

270 Gerstaecker: BcricLl üb. d. Leistungen in d. Entomologie

von Java , Midavia Bsd. vom Himalaya , Gynauloccra Ubelluloides und fkilomela von Java.

Von 13 rem er und Grey wurden (a, a. 0.) folgende neue Chi- nesische Arten bekannt geniaclit: Lithosia nictilans, nigropoduj striata, Calligena sanguinca^ Setina micans und ßava^ Chclonia alba.

Eine Uebersicht der Arten der Gattung Trichosoma Ramb. gab Lucas in den Annales de la soc. entom. p. 31)0 u. (L Es werden im <ianzen 8 Arten austährlicli beschriel)en , von welchen 5 auf Europa und 3 auf Nord-Afrika (Algier) kommen; zwei derselben sind neu, näm- lich Trichosoma pudens aus Andalusien und Atlanticum aus Algier; beide sind auf Taf. 13 abgebildet. Kach der Abbildung zu schliessen gehört jedoch die erstere Art, Tr. pudens, gar nicht dieser Gattung an, denn es fehlt ihr die lange, zottige Behaarung des Hinterleibes und die langekämmten Fühler. Sie scheint vielmehr in nächster Verwandt- schaft mit Euprepia fuliginosa zu stehen und ist ohne Zweifel der Gattung Spilosoma einzureihen.

Seh reiner setzte (En'omol. Zeit. p. 137) die Artrechte von Euprepia ürticae undMenthastri aus einander, welche übrigens wohl kaum bezweifelt worden sind. Das sicherste Merkmal für E. Menthaslri fin- det der Verf. darin, dass sich auf den Ilinterflügela ausser dem schwar- zen Mittelpunkt stets noch Ramipunkle (selten nur einer) von dersel- ben Farbe vorfinden, welche bei E. Urticae nie vorkommen. Eine Copulirung beider Arten, welche glücklich zu Stande gebracht wurde, blieb ohne Erfolg, indetn die vom NVeibchen der E. Menthaslri gelegten Eier vertrockneten.

ßoisduval erwähnt (Bulletin entom. p. 68) einer merkwürdi- gen Monstrosität von Zygaena Occitanica, welche an der linken Seile zwei vollständig ausgebildete Vorderfiügel, aber keinen Hinterflügel zeigt.

Cos$«ini. Von Herrich-Schäffer wurden folgende neue Arten abgebildet: Cossvspalmarum lis(\.f xylotribus Bsd.jmucoreus U.^S., caeslroides Bsd. und rubiginosns U.-S. aus Brasilien, tigrinus aus Keu- Ilolland, Epiolus exul aus Afrika, antipoda und hijalinatus ausNeu-See- |and , argenteus Don. aus Keu-Holland , giganleus aus Amerika , nanus und sordidus ohne Angabe des Vaterlandes.

ISombycSfles. IS'eue Arten aus der Gruppe der Salurnien sind:

Aricia Aspasia aus Brasilien, von H e r r i ch- S ch ä f f e r (a.a.O) Abgebildet.

Saturnia lunulata und Arleviis aus China, von Bremer und Grey (a.a.O.) beschrieben.

Saturnia Melzlii aus Mexico, von Salle in Guerins Revue et Mag. de Zoologie p.t7l beschrieben und nebst der Raupe auf Taf. 5 abgebildet ; die letztere lebt auf Plalanus occidentalis und Erylhrina rubra.

wühlend des Jahres 1S53. 271

Ausserdem wurden als neu hcschriehen: Fygaera assimilis und ßavesccHs Crtnier und Crcy, aus China.

Essai nionographique sur la Iriliu des Fsychides, par M. Bruand. (Comptes rciidus de la sociele lihre d'emulalion du Doubs III. 1853), Wenn der Verf. in der Einleitung zu seiner Arbeit darüber klagt, dass es kaum eine Gruppe der Lepidopleren gäbe, in welcher grössere Ver- wirrung herrsche, als unter den Fsychiden, so sollte man billiger Weise erwarten , er weide ia seiner ziemlich umfangreichen Abhandlung zur Lichtung des Dunkels wesentlich bcilrfigcn. Dem ist aber nicht so; im Gegcntheil scheint er sich darin zu gefallen , alle von namhaften Forschern wissenschaftlich begründete Thatsachen über den Haufen zu werfen. Obwohl durch v. Siebold's ausgezeichnete Untersuchungea die generelle Verschiedenheit von Psyche, Fumea und Talaeporia hin- reichend nachgewiesen, und die sacktragenden Tineen von Zell er meisterhaft bearbeitet worden sind, vereinigt der Verf. alle diese ver- schiedenen Elemente von neuem zu der einzigen Gattung Psyche im älteren Sinne. Die Gruppe der Fsychiden umfasst nach ihm die Gat- tungen Typlionia, Heieiogynis, Fsyche und eine neue von ihm aufge- stellte Galluuf^ P sy choi de s, welche sonderbarer Weise in drei Abihei- lungen gebracht werden, von denen die erste „Kemina alata" die Gat- tung Typhonia, die zweite „Femina aptera" die beiden Gattungen He- terogynis und Psyche und die dritte wiederum „Femina alata" bezeich- net, die Gattung Psychoides umfasst. Die Nomenklatur der Arten be- treffend, so entwickelt der Verf. auch hierin eigenlhümliche Ansichten ; Typhonia lugubris z. C. ändert er in T. lugubrosella um, ,,car une autre Tineide porte le nom de Lugubrella." (! !) Hierbei ist noch zu be- merken, dass der Verf. seine ganze Tribu des Psychides zu den Tineen rechnet, weil eine gewisse Zahl derselben (wahrscheinlich die Talae- porien) grosse Verwandlschaft mit denselben haben sollen; die übri- gen, von denen er selbst eingesteht, ,.qu'clles se rapprochent beaucoup des Bombycites", müssen natürlich , da er sie nicht von jenen trennen will, ebenfalls dorthin wandern. Das Werk enthält die Beschreibung von 82 Arten und ist mit 3 Tafeln ausgestattet, von denen zwei die Darstellung einer grossen Anzahl von Arten, die dritte das Flügelge- äder darstellt. Zur Unterscheidung der Arten sind oft durchaus unhalt- bare Merkmale gewählt, z.B. die dichtere oder sparsamere Behaarung des männlichen Hinterleibes; diese erleidet bekanntlich durch den Col- ins in vielen Fällen beträchtliche Veränderungen.

:nroctuae. Bremer und Grey beschreiben (a, a. 0.) fol- gende neue Arten aus China: Acronycla lutea, Mylkimna luteomaculata, Caradrina bislrigala, Flacodes fuscomaculala, Amphipyra subrigua, He^ liolhis ßata, Vlusia alboslriata, Thyas hello, Catocala abaniita und amala, Ophiusa obscura.

v. Hornig gab (Verhandl. des zool. bolan. Vereins zu Wien

272 Gerslaeckcr: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

p. 136) Nachricht über die ersten Slände der Anlhophila mendaculalis Tr. Die Raupe lebt an den Samenkapseln von Anthericum ramosum im Spätsommer und der Schmetterling entwickelt sich im Juni des nächsten Jahres.

Derselbe beschrieb (ebenda p.6S) die ersten Slände von Antho«. phila rosinallübn.; die Raupe lebt aufJurinea mollis in der Umgebung^ Wiens und macht sich an den Blättern dieser Distel ein unregelmäs- siges Gespinnst, welches sie nie verlässt.

Eine Kotiz über die Lebensweise der Noctua Airae von Boie findet sich in der Entom. Zeit. p. 57.

Die ersten Stände und die Lebensweise von Plusia consona wur- den durch v. d. Planilz (Entom. Zeit. p. 137) beschrieben; dieRaupe frisst die Blülhenknospen und später die Blätter von Lycopsis pulla; es finden zwei Generationen statt. Uebrigens ist die Raupe schon von Frey er beschrieben worden.

jiig^aristariae. Von II errich -Schaff er wurden (a.a.O.) folgende neue Arten abgebildet: Orlkia Augias Bsd. aus Brasilien, Ae- gocera Lalreillei Bsd. und Maenas Bsd. aus Casamanca, Fhaegorista teucomelas Bsd. vom Senegal, Agarista Semyron Bsd. von Sumatra, Feislhatnelii Bsd., Ephtjra Bsd. und Donovann Bsd. aus Neu -Holland, bimaculata Bsd. aus Mexico., affinis Bsd. von Fort Jackson, Eriopis Bsd., Pedasus Bsd. und Agrius B.sd. von Madagaskar, Zea Bsd. von Ca- samanca.

Oeonietrae* Eine Uebersicht der in der Schweiz bisher be- obachteten Spanner gab de la Harpe in den Neuen Denkschriften der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft Band. XIII. S. 1' bis 160. Im Ganzen werden 329 Arten aufgeführt, welche nach dem von H erri ch- Schäffer angegebenen System angeordnet sind. Ausser einer reich- haltigen Synonymie (bei der jedoch die Priorität nicht immer gehörig beobachtet worden ist) giebt der Verf. zahlreiche Bemerkungen über die Lokalitäten, die Flugzeit, Häuligkeit etc. der einzelnen Arten. Als neu sind beschrieben und auf einer beigegebenen Tafel abgebildet : Gnophos spurcaria^ Mefferaria, Andereggaria, Larenlia Vallesiaria und acki'omaria.

Bremer und Grey beschrieben (a. a. 0.) folgende neue Ar- ten aus China : Philobia cmeraria, Boarmia irroralaria und albosigna- ritty Amphidasis panlerinaria und Aspilales tristigaria.

Von Herrich-Schäffer wurden vier neue Arten aus Vene* zuela abgebildet: Geomelra mahometariay histrionaria, chlamydaria und radiaria.

Von Mann wurde (Verhandl. d. zoolog. bolan. Vereins zu Wien S. 134) Eupilhecia Mayeri, eine neue Art aus der Umgegend Wiens, bekannt gemacht.

während des Jahres 1853. 273

W 0 c k e erklärt die von ihm früher als neue Art beschriebene Acidalia eburnata nur für eine Varietät von Ac. conliguata Hbst. , von der sie sich durch den Mangel einer der drei Binden auf den Hinter- flügeln unterscheidet. (Bericht d. enlom. Sekt, für d. Jahr 1853. S. 10).

Eine interessante Varietät von Gnophos obscuraria Uübn. wurde von AI Uli er e in den Annales de la soc. entom. p. 389 beschrieben und auf Taf. 13 abgebildet.

Die Naturgeschichte der Acidalia rufaria H. ist von v. Hornig (Verhandl. d. zooi. bolan. Vereins zu Wien S. 151) bekannt gemacht worden. Die Raupe lebt im Mai auf Alsine media , der Schmetterling entwickelt sich im Juli.

Pyralicles. Z eil er stellte (Microptera Caffrariae) 5 neue Gal- lungen in dieser Familie auf: 1. Zinck enia. „Anlennao maris supra ariicuium basalem conslrictae, hoc denlem squamis dorsalibus composi- tum gereute." 2. Ulopeza. „Anlennae maris supra basin excisac, arliculo basali fasciculum squamis compositum gereute. Femora antica sublus tibiarumque poslicarum apex villosa." 3. C ro cidolomia. „Alae anleriores fasciculo pilorum retlexo in costa ante medium in- slruclae ; libiae pedum anlicorum mediorumque floccosae." 4. f/t/- menopty chis. „Aiaium anleriorum plaga discoidalis hyalina, conferte transverse rugulosa, venas duas r.rcuatas continens.'' 5. Fogono- Irophia. „Antennae simplices, incrmes. Palporum maris maxillarium squamae elongatae penicillum subinfundibuliformem formant." In Betreff der vielen neuen Arien müssen wir auf das Werk selbst ver- weisen.

Von Bremer und Grey wurden (a. a. 0.) vier neue Arten aus China beschrieben: Bofijs ^^maculalis, Hypaena fnscaliSf Nymphula H- slrigalis und i-punctalis.

Tortrices* Zell er errichlete (Microptera CatTrariae) eine neue Galtung unter dem IVamen Eccop sis , welche er folgenderraas- sen charakleriäirt: „Alae posteriores elongalae, margine postico in niare ante anguluni analem late exciso, margine abdominali incrassato." Art: E. Wahlbergiana. Ausserdem werden 6 neue Arten beschrieben, wel- che ebenso vielen Gallungen angehören.

Beobachtungen über Tortrix vitisana Jacq., welcher in Oesler-- reich dem Weinstock sehr schädlich wird, sind vonKoIlar (Verhandl. des zool. bolan. Vereins zu Wien S. 1) milgetheilt worden.

Tineae* Fünf neue Gallungen dieser Familie wurden von Zeller (Microptera Caffrariae) errichtet und folgendermassen festge- stellt: 1. Cümpsocteyia. „Antennae masculae biserialo - pectinatae. Palpi labiales porrecti, pilosi, in medio incrassati ; maxillares nulli.^' 2. Cer omit ia. „Palpi brevissimi, pilis abscondili. Antennae longis- simae, selaceae." 3. Setotnorpha. „Capilli laevigati. Palpi labia- Archiv f. Nnturäcsch. XX. Jahr^. 2. Bd. §

274 Gers ta eck er: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

les deplanati, arliculo secundo exterius selis paucis ciliato , terminal truncato vel obluso." 4. Eretmocera. „Caput laeve. Antennae uno lalere squamis piliformibus alatae, apice nudo. Alae elongatae/' 5. Cryptolechia. „Alae latae, anteriores acutangulae. Abdomen convexum, superne non marginatum , in mare utrinque ciliatum, ciliis deflexis." Die dieser Familie zugehörigen neuen Arten vom Caffern- land belaufen sich auf 27.

Derselbe hat seine im 7ten Bande der Linnaea entoniologica be- gonnene Arbeit über die Tineaeeen-Gattungen, deren Raupen Satkträ- ger sind, im 8ten Bande derselben Zeitschrift vollendet. Die beiden letzten daselbst bearbeiteten Gattungen sind Adela Latr. mit 20 und Nemotois Hübn. mit 14 Arien. ,

Douglas hat (Transact, Entom. soc. 11. p.97 ff.) den Versuch ge- macht, die in Reaumur's Memoires erwähnten, bisher noch nicht be- stimmten Tineen kritisch zu beleuchten. Da seit der Z e 1 le r'schen Ar- beit über denselben Gegenstand (Isis 1838) viele neue Thalsachen be- kannt geworden sind, so weicht in einigen Fällen die Ansicht d«'s Verf. von der Zelle r's ab. In der von Zell er als Gelechia Uermanella gedeuteten Art erkennt Douglas Galechia naeviferella , in Zell er'» Lilhocolletis Kleemanella dagegen glaubt er Lithoc. Schreberella vermu- then zu müssen.

Derselbe setzte (ebenda p. 119 ff*, und p. 207 0".) seine „Conlribu- tions lowards the natural history of British Microlepidoptera" mit No- tizen über die Gattungen Lithocollelis, Gracillaria , Bedellia und Ela- chista fort. Der Verf. giebt die Beschreibung und Abbildung aller drei Stände von Lithocollelis trifasciella Ilaw. , scabiosella n.sp. (die Baupe minirt die Wurzelblätter von Scabiosa columbaria) , emberizacpenella Zell., Gracillaria Franckella Hbn. stigmatella Fabr., auroguUella Sleph. (die Raupe auf den Blättern von Hypericum perforalum und hemifu. sum), Bedellia somnulentella Zell. (Raupe auf Convoivulus arvensis und sepium), Elachista subnigrella n. sp. (Raupe auf Bromus ereclus), Me- gerlella Hübn. (?) Steph. (Raupe auf iMelica uniflora), cygnipenella Hübn. (Raupe auf Dactylus glomeralus)«

Ledere r errichtete (Verhandl. d. zoolog. botan. Vereins in AVien p. 132) eine neue Gattung Sp ermatophthor a, M'elche zunächst mit Gymnancyla verwandt ist und sich von dieser durch kürzere Palpen, starke Zunge und dadurch unterscheidet, dass auf den Vorderflügeln die 4le und öle Rippe gestielt sind. Art: Sp. Hornigii n. sp., bei Wien auf Atriplex angustifolia aufgefunden.

Von Mann wurde (ebenda p. 134) Adela albicinctella als neue Art aus Steyermark aufgestellt.

Von Zeller wurde (Entom. Zeit. p. 4l5) eine neue in Schlesien einheimische Art, Elachista festucicolella, bekannt gemacht.

während des Jahres 1853. 275

Wo che gab (Bericht über die enlom. Sekt, S.7) eine üeber* siebt der in Schlesien vorkommenden Arien, welche den von Zell er (Linnaea VII u. VIll) bearbeiteten Gattungen angehören; ihre Zahl be- läuft sich im Ganzen auf 24, nämlich l Talaeporia, 4 Solenobia, 1 Di- plodoma, 2 Xysmatodoma, 10 Adeia und 6 Nemotois.

Staintun gab (Zoologist p.4()25) eine Uebci*sicht der bisher bekannt gemachten Arten der Gattung Coleophora, und twar 1) der- jenigen, welche in England, und 2) welche auf dem Europäischen Oon- tinent entdeckt worden sind. Zugleich sondert er die Arten in solche» deren erste Slände bekannt sind, und in solche wo dies nicht der Fall ist.

Derselbe gab (ebenda p. 3P52) eine Anleitung zum Studium der Arten der Gattung INeplicuIa, mit besonderer Rücksicht auf die Kah- t'ungspflanzen der Uaupen»

V. Hornig giebt (Verband!, d. zooK bolan. Vereins zu Wien, p. 152) Wathricht über die ersten Stände von Hypsolophus lemnisccl* lus F. R ; die Raupe lebt im Mai und liini auf Globularia vulgaris in der Umgegend Wiens, besonders auf kalkigen Bergen, und der Schmet*. teiling entwickelt sich vom Juli bis September.

Die Entwickelungsgeschichte und die ersten Stände von 10 Ar- ten dieser Familie hat lleeger (Sitzungsberichte der Wiener Akad. d. Wissenseh. Bd. X u Xi.) bekannt gemacht und durch ebenso viele Tafein erläutert. Es sind folgende: Tinea quercicolella F. R. (Raupe in Holzschwämmen , flloderholz und türkischem Weizen), T. oxyacan- Ihella Mann (Raupe auf Mespilus oxyacanlha, überwintert, verpuppt sich RlitleJuni; nach l4 Tagen erscheint der Schmctteriing) , Gracülaria syringella Fabr. (Raupe gesellig auf Flieder, Liguster, Evonymus etc., Euweilen durch ihre Menge schädlich), Lilhocolletis frilillclla Fisch» (Raupe auf Pyramidenpappeln, zwei Generalionen), Tischeria Gauna- eella F. R, (Raupe auf Hagedorn, Rosen, Weissbuchen und Ulmen), Gelechia Hermanella Fabr. (Raupe auf Atriplex- und Chenopodium-Ar- ten), Elachista testacella (Raupe auf Paslinaca sativa und Sambueus), El. Stadlniüllerella (die Raupe minirt die Biälter von Cornus alba und raascula, das Weibchen legt stets nur ein Ei auf ein Blatt), Coleophora nigrosUgmatella n. sp. (Raupe unter der Rinde von Morus nigra), Col. vicinella F. R. (die Raupe minirt die Blätter von Astragalus und Ga- lega-Arten, zwei Generationen).

Delaharpc berichtete (Bullet, de la soc. Vaudoise d. sc. nat. III. p. UO) über den Schaden, welchen Coleophora argyropenella Tr. (laricella Ilbn.) dem Lerchenbaum zufügt; die Raupe minirt seine Blät- ter und man findet im Mai ganze Aesle verwelkt aussehend , was oft «is Folge von Frühjahrsfrost angesehen >\orden ist.

276 Gcrslaccker: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

Heinipiera.

H errich-Schäff ers Wanzenartige Insekten sind mil dem Erscheinen der letzten Lieferung des 2ten Bandes be- endigt worden. Am Schlüsse ist ein alphabetisch-synonymi- sches Verzeichniss für das ganze Werk und eine historische Uebersicht der betreffenden Literatur beigefügt.

Der letzte Tlieil des Textes liefert eine Crilik ober die Amyol*- und Serville'schc Bearbeitung der Schildwanzen und die Beschrei- bung einer Anzahl neuer Arten, welche dieser Abtheilung angehören; die letzteren sind an ihrem Orte namhaft gemacht worden.

Die von Wahlberg im Caffcrnlande gesammelten He- mipteren hat Stal in der Öfversigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. S. 209—227 und S. 259—267 zu bearbeiten ange- fangen. Eine Beschreibung der neu entdeckten Arten ist bis jetzt nur in der Familie der Schildwanzeu durchgeführt wor- den; für die übrigen Familien hat sich der Verf. für's Erste darauf beschränkt, die neuen Gattungen näher zu charakteri- siren. Dieselben finden sich an ihrem Ort einzeln aufgeführt.

Die von Peters in Mossambique gesammelten Hemi- pteren sind von Schaum bearbeitet worden und vorläufig^die Diagnosen der neuen Arten in den Monatsberichten der Berl. Akad. d. Wissensch. S.356 bekannt gemacht.

Unter den 51 in Mossambique aufgefundenen Arten stellten sich 19 als neu heraus; zwei derselben gaben zur Aufstellung neuer Gattungen Anlass. Der bei weitem grössere Theil findet sich in verschiedenen Theilcn Afrika's wieder, einzelne Arten erstrecken sich bis nach Nu- bien und Abyssinien herauf; zwei gehören zugleich dem tropischen Asien, zwei andere dem südichen Europa an. Die neuen Arten sind an ihrem Ort namhaft gemacht.

0. Heer^ die Insektenfauna der Tertiärgebilde von Oeningen und von Rabodoj in Croalien. Dritter Theil : Rhyn- choten. Leipzig 1853. 4^

In dem vorliegende» lelzlen Theile seines Werkes giebt der be- rühmte Verf. eine Darstellung der in den tertiären Schichten besonders stark vertretenen llcmipteren, deren Arlcnzahl sich auf 133 beläuft und welche sich auf 31 Gattungen vertheilen. Wenn man erwägt, dass bisher nur 4 tertiäre Rhynchoten überhaupt bekannt waren, so ersieht man, dass der Verf. durch dieses Werk ein ganz neues Feld der Wis- senschaft crölfncl hat. Mit Ausnahme der Thier- und Schildläuse sind

während des Jahres 1853. 277

fämnillichc Familien der lebenden Hemipteren unter den fossilen reprä- senlirl, ohne dass jedoch anzunehmen ist, jene hätten überhaupt den früheren Perioden gelehll. Die im vorliegenden Werke beschriebenen und auf 15 Tafeln abgebildeten Arten vertheilen sich auf die einzel- nen Familien folgendermassen : Scutelleridae 4, Pcntatomidae 32, Co- reodes 14, Lygaeodes 24, 31embranacea 2, Reduvini 12, Nepides 3, No-. tonectidae 1, Cicadina 4, Fulgorina 2, Membracina 1, Cicadellina 26, Phytophlhira 6. Hervorzuheben ist noch, dass die fossilen Hemipte- ren, vorzüglich die höher entvs^ickelten, im Ganzen sehr gut erhallen sind, ja dass bei vielen Arten sogar die Farben noch zuerkennen sind; daher denn auch die Feststellung der Gallungen , welchen die einzel- nen Arten angehören, hier mit grösserer Sicherheil bewirkt werden konnte.

Pentatomidae. Die von Wahlberg im Caffernlande ge- sammeilen Arten dieser Familie sind von Slal in der Öfvcrsigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. p 209—227 bearbeitet worden. Es sind nur die neuen Arten aufgeführt und beschrieben, von denen meh- rere zugleich neue Gallungen bilden. Der Gruppe der Scutelleriden gehören an : Sphaerocoris hamiferus, cnffer, adspersus, Lihyssa Signoretij Bokemani, Choerocoris personalus ^ Bolbocoris sordidus ^ xanlhopus, mi~ sellus, Eurijgaster iiatalensis, Podops spinicollis^ natalensis, Corimelaena impicla , Coptosoma 6-nolalum , bisignalum, limbalellum, circumductumy costalc, Plalaspis Wahlbenji, semiglobosa, Pliymalocoris slrumosus. Aus der Gruppe der Penlalomiden : Canthccona mhiialescens , Gltjpsus pictiteulris, Eurhinocoris n. g. Kopf verlängert, cylindrisch , mit einem Dorn bei der Einlenkungsslelle der Fühler ; an diesen das 2te, 3te und 4te Glied fast von gleicher Länge, das letzte länger; Hals- schild quer, convex, vorn ausgerandet, hinten beiderseits winklig her- vortretend ; Schildchen ziemlich gross, abgerundet dreieckig. Art: E slramiuipei. Aelhus lartareuSy perosus , opacus, difficüis, pici?ius, lepidus, Sciocoris ruslicus , Paromecocoris [Paramecvs) phaleratus, fali^ dicus f lutulenlus, elliplicus, Alclocera lenligiiiosa , natalensis , caffra^ Spinolae, Agonoscelis puberula, Caenomorpha ochripes, Mormidea albi- domaculata, albidofuscata, boschjesmana, Eusarcoris misellus, Aelia bella, griseoflava, nalalicola, pumila, Penlatoina coenosula , inqitinala, blanda^ moerens, Limpoponis ^ trigemmis , Mulsanli, subrufa , natalensis , inopsy lineaticollisy lutulenta, patruelis, Strachia Wahlbergi, libialis, Rhaphigaster orbus, fuscoirroratus f fuscosparsus , flavuhs , pvrus , decoralulvs, amoe- nus,scurrilis. Lamus n. g. Kopf fast dreieckig, flach, die Ränder leicht aufgebogen; Fühler kurz, 5-gliedrig, das Isle Glied kürzer als der Kopf, das 2le sehr klein, 3tcs länger, flachgedrückt, 4les etwas kürzer als das 3le , 5les so lang als 3les , spindelförmig; Rüssel sehr kurz; Ilalsschild mit schiefen Seilcnränder», hinten die Basis des Schildcbcns bedeckend; Mcsostcrnum mit einer nach hinten niedrigeren Carina ; Me-

278 (Jerslaecker; Bericht öl), d. Leistungen in d. Entomologie

tasternum breit, vorn in einen Winkel ausgezogen ; Beine kräfliff, Tar- sen zweigliedrig. Ait. L. Dalla$i. Goniehjtrnm n. g. Kopf abgerundet dreieckig, vorn ausgehöhlt; Fühler kurz, 4-gliedrig, das Istc Glied sehr klein, 2tes dreimal länger, flachgedrückt, beiderseits etwa» erweitert, 3tes kleiner, 4res länger, fast spindelförmig; Küssel sehr kurz. Halsschild seillich gerundet erweitert, vorn ausgebuchtet, die üasis des Schildchens bedeckend; Schildchen abgestutzt dreieckig; Flü- geldecken nahe der Basis einen stumpfen Winkel bildend; Mesoster- num carinirt; Äletasternum leicht ausgehöhlt; Abdomen fast kreisrund; Füsse kräftig, Tarsen zweigliedrig. Art : G. circuliventre. Cyclo- pella patrueliSf Aspongopus monachus, sulor, sartor, pullus, Friono- gasler n. g. Kopf fast flach, vorn zweilhcilig, vor den Augen mit ei- nem Dorn; Antennen kräftig; 4-gliedrig, flachgedrückt, das Isle (ilietl kurz, 2tes sehr lang und breiler als die übrigen , die beiden letzten kürzer, länglich eiförmig, das Endglied spitz; Rüssel kurz, kaum die Mittclfüsse erreichend, Thorax um die Hälfte kürzer als breit, massig gewölbt, vorn ausgerandet, seitlich erweitert; Schildchen dreieckig, an der Spitze zweitheilig; Abdomen stark gewölbt, seillich erweitert, die einzelnen Hinge beiderseits doppelt gesägt; Füsse kräftig, das Iste Tar. senglied breiter und länger als die übrigen. Art: P. Westwoodii. Fhyllocephala porosa, lentiginosa, fasciala, nalalensisy Basicryptus rus~ $atus, coenosus, Tetroda daemon, angulicoUis, Macrina holientotla, man- tis, Tubens, afßnis. Dichelorhinus n. g. Kopf lang dreieckig, mit sehr langen, fast cylindrischen , kaum auseinander weichenden Seiten- lappen; Fühler kaum länger als der Kopf, ziemlich dick, das Isle bis 4te Glied fast gleich lang, das letzte länger, spindelförmig ; Rössel die Vorderhuflen erreichend, etwas dick; Thorax vorn ausgebuchtet, hin- ten der Quere nach erhaben ; Schildchen länglich dreieckig; Füsse mas- sig lang, ziemlich dick, Tarsen 3-gliedrig, das Isle und 3te Glied fast gleich lang, das 2te sehr klein. Ait: D. hislricus Dichelo- cephala n. g. Kopf verlängert dreieckig, mit sehr langen, spitzen, an der Spitze auseinanderweichenden Seilenlapptm ; Fühler kaum um die Hälfte länger als der Kopf, ziemlich dünn, das Iste Glied sehr klein, das 2te doppelt so lang, das 3te den beiden ersten zusammen an Länge gleich, das 4te etwas kürzer, das 5te fast spindelförmig; Rössel die Miltelfühler überragend; Thorax vorn ausgebuchtet, mit ge- radlinigen Seitenrändern; Schildchen länglich dreieckig; Tarsen 3-glie- drig, das Iste Glied sehr gross, das 2te dreifach, das 3te doppell so kurz. Art: D. virescens.

Fünf neue Arten aus Mossambique wurden (a.a. 0.) von Seh a um diagnosticirt : Sphaerocoris pardalinus , Agonoscelis brachyptera , Mor- midea terminalis, Slrachia angularis und Cimex cincticollis.

Folgende neue Arten wurden von Herrich-Schäffer (a.a. 0.) im Nachtrag aufgestellt: Megarhyn^hus limalus Assam , Pycanum jaspi-

während des Jahres 1853. 279

deum Assam, Brachystelhus 6~maculatus Mexico, Aceratodes ruficörnis Brasilien, Fygoda serrula Brasilien, Edessa recurva und vitellina Bra- silien, castanca ?, versicolor Brasilien, Taurocerus cinclus Ostindien, lihaphigasler acutus Brasilien, Pentatoma letrastigma ?, reguläre Tür- key (?) , chilense Chile, Brockymena unicolor Brasilien, Trigonosoma Fischeri Aegyplen, reliculatum Aegyplen , Plalynopus militaris und ca- tena Brasilien, Podisus punctipennis Mexiko, sfrifjiipcs, vittipennis und pallipes Amerika, albiseptus Brasilien, Scaplocoris casianeus Brasilien, Cydnus biforeolalus Sicilien, abyssmicus und sanguinolentus Afrika, Ta^ risa virescens Turkey.

Coreidcs» Drei neue Gattungen wurden von Stal (Ofver- sigt af Kong. Vetensk. Akad. Förhandl. p.259) aufgestellt: 1. Blas- mo gast er n. g. zur Gruppe der Spartocerides gehörend. Kopf qua- dratisch, leicht gewölbt, mit hervorragenden Fühlerhöckern; Fühler kräf- tig, 4-gliedrig, das Isle Glied cylindrisch, 2lcs und 3tes dreieckig, alle drei gleich lang, 4tes kürzer, spindelförmig; Rüssel dieVorderhüften er- reichend ; Thorax an der Basis weit gerundet, mit schiefen Seilenrän- dern; Abdomen fast kreisförmig, an den Seiten erweitert; Beine ziem- lich staik, Tarsen 3-gliedrig, das Iste Glied sehr lang (l Art). 2. Pe- talocnemis n. g. zur Gruppe der Homoeocerides gehörend. Kör- per länglich, abgeflacht, Kopf quadratisch ; Fühler kurz, 4-gliedrig, die Glieder dick, Istes bis 3tes gleich lang, das letzte um die Hälfte kür- zer, etwas spitz; Rüssel kurz, kaum dieVorderhüften überragend; Tho- rax länger als breit, hinten weit gerundet; Schenkel etwas dick, zu- sammengedrückt , Schienen innen an der Basis mehr als an der Spitze »erweitert; Tarsen 3-gliedrig, Glied 1. und 3. gleich lang, 2. kleiner. (l Art). 3. Neurodederrhis n. g. ebenfalls aus der Gruppe der Homoeocerides. Körper abgeflacht, länglich ; Kopf quadratisch ; Fühler kurz, 4-gliedrig, die Glieder dick, Istes bis 3tes gleich lang, das letzte etwas kürzer, zugespitzt; Thorax etwas kürzer als breit, hinten weit gerundet; Deckflügel mit starken Nerven, ihr häutiger Theil mit zahl- reichen, unregelmässig netzartigen Adern; Füsse miltelmässig , Tarsen 3-gliedrig, Glied 1. sehr lang, 2. sehr kurz (1 Art).

Drei neue Arten aus Mossambique, Midis vidua, Gonocerus cre- nicollis und Alydus prolelarius wurden von Schaum (a. a. 0.) dia- gnosticirt.

Ijyg^aeides« Zwei neue Gattungen machte Stal (a. a. 0. S. 269) bekannt: 1. Atraclophora n. g. aus der Gruppe der Rhy- parochromides. Kopf quadratisch, mit spitzen, hervortretenden Fühler- höckern; Fühler kaum kürzer als der Körper; das Iste Glied dreimal so lang als der Kopf, an der Spitze verdickt, 2tes und 3tes kürzer, 4tes kaum halb so lang als Istes; Rüssel die Vorderhüften nicht über- ragend; Thorax nach vorn allmählich verschmälert, leicht gewölbt, mit einem Quereindruck nahe der Mitte; Vorderschenkcl doppelt so lang

280 Gerslaccker: Bcvicbt ab. d. Leistungen in d. Entomologie

als die hinteren, slaik verdickt, unten stachlig; das Iste Glied der Tarsen doppelt so lang als die beiden übrigen zusan>men (l Art). 2. D ermatinus n. g. Von ovaler Gestalt, Kopf dreieckig, gewölbt; Fühler fast um die Hälfte kürzer als der Körper, das Iste Glred kaum so lang wie der Kopf, 2tes ein wenig länger, 3les wnd 4tes gleich lang, etwas kürzer als 2les; Rössel die Vorderhüften überragend, sein Istes und 2tes Glied fast gleich lang, das 3te kürzer, das 4le sehr klein; Thorax vorn und hinten gerade abgestutzt, schwach gewöybt; Deckflögel hinten abgestutzt, lederarlig , ohne deutliche Nerven; die niembran fehlt; Beine millelmässig, das erste Tarscnglied doppelt so lang als die beiden anderen zusammengenommen , das 2ie sehr klein (3 Arten).

iVeue Arten ans Mossambique sind Pyrrhocoris ^-plagialus und elongalus Schaum.

Capsini* Eine neue von Stal (a. a. 0.) aufgesteOle Gattung Sphincto Ihorax v>'ur(le folgendermassen charakterisirt: Kopf ziem- lich gross, länglich dreieckig; Fühler von Körperlänge, das Iste Glied sehr kurz, 2tes dreimal so lang als Istes ^ die beiden letzten um die Hälfte kürzer als dieses, unter sich gTcich lang; Küssel bis zu den Mittel höften reichend, die ersten 3 Glieder gleich lang, das letzte län- ger; Halsschild in der Rlitte eingeschnürt, vorn viel schmäler, Beine dünn, Istes und 3les Glied der Tarsen fast gleich lang, 2les etwas kür- zer (t Art).

IXach Kirschbaum (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau IX. 2. S. 45) ist Capsus prasinus Hahn nicht, wie dort angegeben, gleich Thylocoris prasinus Fall., sondern gleich Ph. ericetorum FaH.

Ting^itides. Kollar erwähnte (Verhandl. des zoolog. bolan. Vereins zu Wien H. S.96), dass Tingis Pyri Fieb. zuweilen den Birn- bäumen durch grosse Menge nachlheilig werde, indem dureh das Sau- gen dieses Insektes die Blätter mitten im Sommer ganz braun würden.

ReduTini* Eine neue Gattung dieser Familie wurde vor Schaum (Sitzungsberichte der Berl. Akad. d. Wiss. S. 358) unter dem Namen Cenlraspis folgendermassen charakterisirt: „Antennae 7-»r- ticulatac, art. 1. brevissimo, 3. longissimo. Prothoracis suicus transver- shs margini antico magis approximatus quam poslico, anguli poslici ro- tundati. Proslernum profunde canaliculatum, Scutellum posticc ele- Yalum, apice 4-denlalum, dentibus exterioribus introrsum hamatis, inte- rioribus parvis, obtusis. Pedes graciles, simplices." —Art: C. Petersii n. sp. von Mossambique. Ausserdem werden als neue Arten ebenda- her diagnosticirt : Physorhynchus erythroderus , Lestcmerus aeneicollis und Pirates xanlhopus.

Stal stellte (a. a. 0. S. 2C1 IT.) elf neue Gattungen in dieser

während des Jahres 1853. 281

Familie auf. Von diesen gehören der Gruppe ßeduvides an: 1. Pho^ nergales n. g. Kopf vor den Augen kegelförmig vortretend, neben denselben weil gerundet, mit sehr kurzem Halse; Fühler kaum von halber Körperlänge, Glied 1. sehr klein, 2tes fast viermal so lang, die beiden letzten gleich lang, borstenförmig; Rüssel kräftig, Glied 1. und 2. fast gleich lang, das letzte kürzer; Thorax leicht gew^ölbt, in der Mitte der Quere nach eingeschnürt, mit schief abgestutzten Hinler- ecken; Schildchen an der Spitze stachlig; Vorderschenkcl stark ver- dickt; Istes und 2lesTarsenglied gleich lang, 3tes etwas länger (l Art) 2. Clopophora n. g. Kopf fast cylindrisch, vor den Augen stark hervortretend, neben diesen \»'eit gerundet, dann stark eingeschnürt, mit sehr kurzem Halse; Fühler kaum von halber Körperlänge, Istes Glied sehr kurz, 2le9 dreimal so lang, die letzten kürzer, gleich lang, borstenförmig; Rüssel kräftig, das mfttlerc Glied kaum länger als das Iste, das letzte sehr kurz; Thorax leicht gewölbt, in der Mitte einge- schnürt, mit einem Längseindruck auf der Scheibe und schief abge- stutzten Hinterecken; Schildchen an der Spitze stachlig; Vorderschen- kel stark verdickt, unten stachlig; das letzte Tarsenglied länger als die ersten (2 Arten). Aus der Gruppe Ectrichodides : 3. Glymmat o- phora n. g. Kopf nickend, länglich dreieckig, bei den Augen weil gerundet, mit kurzem Halse; Fühler fast von halber Körperlänge, gliedrig, behaart, Glied 2. länger als 1., 3tes um die Hälfte kürzer, 4les bis 6tes noch kürzer, unter sich gleich lang; Thorax in der Mitte mit einem Quereindruck; Schildchen desgleichen, an der Spitze ausgeran- det; Deckflügel und HinterflOgel fehlen; Vorderschenkel verdickt; letz- tes Tarsenglied länger als die beiden ersten, welche gleich lang sind. (3 Arten). 4. Cleptria n. g. Körper fast parallel; Kopf wie bei der vorigen Gattung, doch mit vortretenden Fühlerhöckern; Fühler um »/3 kürzer als der Körper, haarig, 8-gliedrig, Glied 2. elwas länger b\b 1., 3tes um die Hälfte, 4tes und 5tes um mehr als die Hälfte kürzer, 6les bis 8les sehr kurz, gleich lang; Rüssel mit gleich langen Glie- dern; Thorax leicht gewölbt, mit einem kreuzförmigen Eindruck in der Mitte; Schildchen hinten zweislachlig ; Istes Tarsenglied sehr kurz, 3tes am längsten (3 Arten). Zur Gruppe Harpaclorides: 5. Panto- l eist es o. g. Kopf cylindrisch, wenig länger als das Halsschild, Hals 80 lang wie der vor den Augen liegende Theil des Kopfes; Fühler we- nig kürzer als der Körper, Glied 1. sehr kurz, 2les von Kopflänge, 3tes dreimal kürzer, 4tes fast so lang wie die übrigen zusammen ; Rüssel kräftig, gebogen, Glied 1. von halber Kopflänge, 2. fast doppelt so lang, 3tes sehr kurz; Thorax leicht gewölbt, vor der Mitte quer eingeschnürt; -Schildchen dreieckig: Deckflügel schmaler als der Hinterleib; dieser seitlich gerundet, in der Mitte stark erweitert; Füsse länglich, Istes Tarsenglied sehr kurz, letztes sehr lang (1 Art). 6. Harpagoco~ ris n. g. Körper länglich; Kopf vor den Augen kegelförmig »usge;?»-

282 Gerslaeckcr: Bcriciil üb. d. Leistungen in d. Enlomologie '

gen, gegen die Basis hin leicht verengt, mit kurzem Halse; Fühler kürzer als der Körper, Glied 1, von Kopflänge, 2tes viermal länger, 3tes und 4tes so lang wie Istes; Rüssel mit istem und 2tem gleich langen Gliede ; Thorax leicht gewölbt, an der Spitze beiderseits gehöckert, vor der Älitte eingeschnürt; Deckflügel länger als der Hinterleib; Isles Tarsenglied sehr kurz, letztes sehr lang (1 Art). 7. Phonoctonus n. g. Körper elliptisch, flach ; Kopf vor den Augen dreieckig hervortre- tend, die Spitze herabgebogen, gegen die Basis verschmälert; Fühler kaum von Körperlänge, Glied 1. doppelt so lang wie dtr Kopf, 2les und 3tes um die Hälfte kürzer, 4tes kaum so lang wie Istes; am Hüsscl sind Glied 1. und 2. gleich lang; Thorax fast flach, gerandet, vor der Mitte quer eingedrückt; Istes Tarsenglied sehr kurz, letztes sehr lang (1 Art). 8. Sphagias tes n. g. Kopf cylindrisch, von Thoraxlänge, Hals zweistachlig; Fühlerglied Istes länger als der Kopf, stachlig und borstig, 2tes etwas kürzer; am Rüssel ist das mittlere Glied doppelt so lang als Istes und 2tes , welche gleich lang sind; Thorax gewölbt, stachlig, vor der Mitte leicht eingeschnürt, vorn und an der Basis zwei- höckerig, die Höcker Stacheln tragend ; die Segmente des Hinterleibs blattförmig erweitert; Schenkel unten stachlig, an der Spitze mit zwei Dornen; Hinterschienen an der Basis innen gewimpert; Tarsen kurz, schlank, Istes Glied sehr kurz (1 Art). 9. Laphyctes n. g. Kopf cylindrisch, so lang wie der Thorax; Fühler fast von Körperlänge, Glied 1. länger als der Kopf, 2tes und 3tes um die Hälfte kürzer, 4tes so lang wie Istes; Rüssel leicht gebogen, Glied 1. und 2. gleich lang, 3tes sehr kurz; Thorax vor der Mitte leicht eingeschnürt, Hinterwinkel stachlig; Füsse schlank, Tarsen kurz, Glied 1. sehr kurz (1 Art). Zur Gruppe Conorrhinides gehört: 10. Tribelo c ep hala n. g. Kopf vor den Augen kegelförmig hervortretend, an der Spitze scharf gedornt, mit stark heraustretenden Fühlcrhöckern, nahe den Augen fast quadra- tisch, an der Basis plötzlich stark eingeschnürt, Hals sehr kurz; am Bussel sind Glied 1. und 2. gleich lang, 3tes sehr klein; Fühler etwas länger als der Kopf, Glied 1. kaum um die Hälfte kürzer als dieser, dick, die drei übrigen um die Hälfte kürzer als Istes, borstenförmig; Thorax kürzer als breit, leicht quer eingedrückt; üeckflügel kürzer als der Hinterleib, nur an der Basis lederarlig; Füsse ziemlich kurz, Tarsenglied 1. und 2. gleich lang, 3. länger (1 Art). Zur Gruppe Ste- nopodides: 11. Lopodytes n. g. Kopf cylindrisch, länger als der Tho- rax; Istes Glied der Fühler von Kopflänge, 2tes und 3les um die Hälfte kürzer; Rüssel gerade, Glied 1. und 3. gleich lang, 2te8 sechsmal so lang; Thorax gewölbt, an der Basis zweidornig; Füsse lang und schlank, istes Tarsenglied sehr kurz, letztes sehr lang (1 Art).

Ploteres« Eine neue Gattung Tenagog onus wurde von Stal (a. a. 0. p. 263) folgenderraassen charakterisirl : Körper fast el- liptisch ; Kopf dreieckig , etwas gewölbt , mit wenig hervortretenden

vkähiend dcsJalirts 1853. 283

FültlcrhöcKern, Fühler länger als der Körper, die Glieder fast gleich lang, die Kopflänge etwas überlrefl'end ; zwischen Glied 2. und 3. fin- det sich ein sehr kleines, kugliges Glied eingeschoben; Rüssel fast dreimal so lang als der Kopf, das 3le Glied am längsten ; Thorax viel länger als das Abdomen, gewölbt; Deck- und Hinlerflügel fehlen; vor- letztes Segment des Abdomen beiderseits in einen Ast erweitert; Hin- terfüsse sehr lang , Vordertarsen kurz , die hinteren länger , schlanker (1 Art).

IVepides* Stal stellte (a. a. 0. p. 264) eine neue Gattung Jlyotrephis auf: Körper gross, elliptisch; Kopf breiter als Thorax, vor den Augen kurz cylindrisch hervortretend; die Augen umfassen fast die Vorderwinkel des Thorax; Fühler sehr kurz, Glied 1. bis 3. kuglig, 2tes und 3tes einen gebogenen, fast cylindrischen Ast aussen- dend, 4tes länglich, kegelförmig; alle Tarsen mit 2 Klauen, an den vor- deren die äussere Klaue kürzer als die innere. Das üebrige wie bei Belostornum (1 Art).

Älayr stellte (Verhandl. d. zool. botan. Vereins in Wien II. p. 15) ausserdem zwei neue Galtungen in dieser Familie auf, welche folgen- dermassen charaklerisirt werden: Limnogeton n. g. „Caput elonga- tum: rostrum aequale, breve, 3-articulatum, art. 2. longiore quam 1., 3. brevissimo. Antennarum 4-articulatarum in fossa latentium art. 1. pyriformis, 2. externe longo cylindrico subtus curvato, intus parvo trun- cato processu, 3. aequalis secundo, 4. conicus subtus concavus, subter convexus. Acetabula pedum anticorum margine antico thoracis excisa. Pedes antici biarliculati , unguibus duobus minutissimis. Tibiae posti- cae tetragonae, spinosae. Appendices aidolhecae breves , inclusae li- neari-lanceolatae " Die Gattung soll ihren Platz zwischen Sphaerodema und Zailha nehmen. Art: L, Fieberi aus Kordofan. 2". LethO' cerus n. g. „Corpus ovale, depressum : rostrum 3-articulatum, breve, pedes anlicos vix altingens, art. 1. brevi, turbinato, 2. obconico lon- giore quam 1. et 3. Antennarum 4 -articulalarum in fossa latentium art. 1. brevis cylindricus, 2. brevis externe conico curvato processu, 3. aequalis secundo sed brevior, 4. conicus. Pedes 1 - arliculati , un- guibus duobus magnis. Appendices aidothecae breves, lineares." Art: L, cordofanuSf 21'". Den Beschreibungen sind Abbildungen beider Thiere beigegeben. Das Thier, auf welches die letzlere Galtung ge- gründet ist, befindet sich noch im Larvenzustand und ist vielleicht nur ein unentwickeltes Belostornum.

Von Halde man wurden (Proceed. acad. nat. sc. Philad. VI. p. 364) als neu beschrieben : Beloslomitm impressum und Zailha inden- tala aus Californien.

Eine neue Art aus Mossambique , Naucoris fuscipen?iis wurde von Schaum (Sitzungsberichte der Berl, Akad. d. Wiss. S.358) dia- gnosticirl.

2vS4 Gcrstaekcr: Bericht üb. d. Leislungen in d. Entomologie

Sträclulantes. Eine neue Art aus Mossambique ist Cicada (Oxypleura) neuroslicta Schaum. (Monatsberichte der ßerliner Akademie S.359).

Scott gab (Proceed. zooIog. soc. 1852 p. 14) eine Beschreibung von Cystosoma Saundersii Weslw. mit Beröcksichligung des vonWesl- wood nicht gekannten Weibchens. Dieses ist in der Flügelspannung etwas kleiner als die Männchen , und sein Hinterleib nähert sich mehr dem der eigentlichen Cicadcn , nur dass die seitlichen Kanten fehlen ; die beiden Rlelasternal -Platten sind auch hier verhällnissmässig klein. Das Thier, welches im lebenden Zustande eine lebhaft grüne Farbe hat, ist auf Ash Island sehr häufig und findet sich vom September bis zum Februar.

F'ulg-orellae. Zehn neue Gattungen dieser Familie stellte Stal (a. a. ü. S. 264— 2ö6) auf: a) zur Gruppe der Lystroides : 1. Hypselomelopum n. g. Kopf schmaler als Thorax; Scheitel vorn weit gerundet, an der Basis weit ausgerandet, concav, dreifach ein- gedrückt, mit erhabenen Rändern, der Yorderrand beiderseits leicht gebuchtet, bei den Augen ein wenig erweitert; Stirne gross, fast quadratisch, an der Basis stumpf dreieckig ausgezogen; Oberlippe dreieckig, mit erhabenen Seitenrändern; Fühler kurz, letztes Glied sehr kurz cylindrisch, Borsten tragend ; Thorax kurz , quer, mit drei schwachen Längsleisten ; Deckflügel kaum doppelt so lang als der Hinterleib; Yorderschienen unten etwas erweitert. (1 Art). b) zur Gruppe der Cixiiden; 2. Simoteltix n. g. Kopf um die Hälfte schmä- ler als Thorax; Scheitel schmal, concav, mit erhabenen Rändern; Stirn verkehrt dreieckig , an der Spitze mit einem aufwärts geboge- nen, fadenförmigen Forlsatz, und erhabenen Rändern ; Oberlippe läng- lich dreieckig, convex; Augen fast kuglig ; Fühler mit cylindrisch - kugeligem Endgliede , Thorax halb so kurz als der Kopf, mit erhabe- ner Längsleiste; Deckflügel kaum doppelt so lang als der Hinterleib, durchsichtig, die Längsadern an der Spitze gabiig getheilt ; Schenkel zusammengedrückt , Yorderfüsse jederseits erweitert. (1 Art). 3. Strongylodemas n. g. Körper von breiter Eiform, fast kreisrund; Kopf vorn etwas vorgezogen, an der Spitze abgerundet; Scheitel ge- landet, mit erhabener Mittelleiste ; Stirn fast parallel , mit 5 an der Basis zusammenfliessenden Leisten ; Oberlippe etwas länger als die Stirn, mit erhabener Mittellinie, bis zur Mitte gleichbreit, dann stark gebuchtet, und gegen die Spitze verschmälert; Fühler mit hügligem Endgliede; Thorax um die Hälfte kürzer als der Kopf, vorn hervor- gezogen, mit erhabener Längsleiste; Deckflügel um die Hälfte kürzer als der Hinterleib, hinten abgestutzt, mit erhabenen, gabiig gespalte- nen Längsadern ; Hinterschienen und die Glieder der Hintertarsen zweispaltig; die hinteren Tarsen länger und kräftiger als die vorde- ren. (1 Art). 4. Embolo phora n. g. Kopf wenig schmaler als

während des Jahres 1853. 2öO

Thorax, mit cylindrischem Fortsätze, der doppelt so lang als der Tho- rax und oben mit 3, unten mit 4 erhabenen Leisten versehen ist; Stirn und Oberlippe mit 3 Leisten; Fühler cylindrisch , etwas länger als der Kopf breit; Thorax quer, vorn etwas hervorgezogen, 3-riefig; Deckflügel etwas länger als der Hinterleib, mit gespaltenen Längs- adern, (l Art). 5. Rhinotettix n. g. Kopf ziemlich lang kegel- förmig hervortretend, breiter als der Thorax; Scheitel mit erhabener Längsleiste und Rändern; Stirn fast parallel, leicht gewölbt; Ober- lippe gewölbt, wie die Stirn mit mittlerer Längsleiste; Fühler kaum kürzer als der Kopf breit, fast cylindrisch, nach der Spitze zu dicker, letztes Glied fast doppelt so lang als das erste; Thorax von der Länge des Scheitels, mit 3 Längsleisten; Deckflügel von Hinterleibs -Länge, undurchsichtig, mit gabiig gespaltenen Längsadern. (1 Art). 6. H a^ jyalomelics n. g. Kopf vor den Augen fast gerade abgestutzt, Mit- tellinie und Ränder des Scheitels erhaben; Stirn und Oberlippe leicht gewölbt, mit 3 Längsleistcn ; Fühler dreimal so lang als der Kopf breit, cylindrisch, das letzte Glied um die Hälfte kürzer als das erste; Deckflügel doppelt so lang als der Hinterleib, in der Mitte zusammen- geschnürt und gebogen, (l Art). 7. Ämblycotisn, g. Kopf wenig breiter als Thorax, zwischen den Augen abgestutzt; Scheitel kurz, quer ; Stirn breit, dreieckig, mit 4 Längsleisten und erhabenen Rändern; Oberlippe dreieckig; Fühler fast dreimal so lang als der Kopf, zusammengedrückt, letztes Glied doppelt so lang als das erste: Thorax kurz, quer, am Grunde gebuchtet, mit drei schwachen Leisten ; Deckflügel doppelt so lang als der Hinterleib, mit gabiig getheilten Längsadern, (l Art). 8. Tr o pid o c ephala n. g Kopf vorn drei- eckig hervortretend, etwas länger als der Thorax; Scheitel flach, seine Mittellinie und Ränder erhaben; Stirn parallel, nebst der Oberlippe carinirt und mit erhabenen Rändern ; Fühler etwas kürzer als der Kopf breit, cylindrisch, das letzte Glied fast doppelt so lang als das erste ; Thorax flach, mit 3 Längsleisten ; Deckflügel kaum doppelt so lang als der Hinterleib, nahe der3Iitte mit 3 quergestclltcn Tuberkeln, welche durch die Längsnerven gebildet werden. (1 Art). c) zur Gruppe der Flaliden : 9. Acrojnetoponn. g. Kopf dreieckig her- vortretend, an der Spitze abgerundet, verschmälert; Scheitel concav, mit aufgebogenen Rändern; Stirn convex, an der Basis schmaler, an der Spitze weit gerundet ; Oberlippe länglich dreieckig ; Thorax um die Hälfte kürzer als der Kopf, in der Mitte concav; Mesothorax mit 3 schwachen Leisten ; Deckflügel ziemlich breit, kaum länger als der Hinterleib, mit gerippten Längsadern ; Vorderschienen unten etwas er- weitert, (l Art). 10. Cy stingocephala n. g. Scheitel vor den Augen hervortretend, fast viereckig, Mittellinie und Ränder erhaben; Stirn sehr hervortretend, blasig, stark zusammengedrückt, gefurcht; Oberlippe länglich dreieckig, mit 3 Längsleisten, deren mittlere stark

286 Gcrstaeckcr: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

erhaben; Fühler sehr kurz, letztes Glied kuglig- eylindrisch ; Thorax kaum kürzer als der Seheitel, vorn zvveibuchtig, mit 3 Längsleisten; Deckflügel herabgebogen, mit gabiig gespaltenen, an der Spitze we- nig genetzten Längsadern; der Rand quer geädert; Vorderschenkel unten erweitert, (l Art).

Von demselben wurden (ÖFversigt af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1853. S. 174) vier neue schwedische Arten der Gattung Del- phax unter dem Namen smaragdula, sordidula^ coUaris und obtusifrons beschrieben.

Schaum errichtete (Monatsberichte der Berliner Akad. d.Wis- sensch. S. 359) eine neue Gattung Eulropistes mit folgenden Cha- rakteren : „Caput antice semiellipticum, postice profunde emarginatum. Frons et clypeus plani Ocelli desunt. Prolhorax 7-carinatus, postice profunde trisinuatus. Scutellum tricarinalum. Elytra subcoriacea, sub- fornicata, costis 3 longiludinalibus , exteriori et interiori basi, Omni- bus apice dichotomico, callo ovali laevigato postice instrucla. Tibiae posticae 4-spinosae. Eine Art : E. callilet.

Cicadellina* Eine monographische Bearbeitung der Telti- gonien hat Signoret in den Annales de la soc. entom. de France p. 13 ff. begonnen. In der Einleitung entwickelt der Verf. die Ansicht, dass die Gattung Teltigonia in der ihr von Germar angewiesenen Ausdehnung festzuhalten sei , und dass eine Zersplitterung derselben, wie sie von den späteren Autoren vorgenommen sei, verworfen wer- den müsse. Die von den letzteren aufgestellten Gattungen, wie Ger- maria, Proconia, Bhaphirhinus, Aulacizes etc. bieten zwar in gewis- sen , ausgezeichneten Formen scheinbar generelle Unterschiede dar, gehen aber bei Vergleich einer grösseren Reihe von Arten allmählich dergestalt in einander über, dass nirgends eine sichere Grenze fest- zustellen ist. Signoret verwirft sie daher, und theilt die Gattung Tettigonia Germ, nur in eine Anzahl von Gruppen. Die erste dersel- ben, welche sich durch den nicht gefurchten Kopf charakterisirt, ent- spricht den Gattungen Tettigonia Lepell., Proconia Lepell., Driedroce- phala Spin. , Helochara Fitch und Dilobopterus Sign. Die zweite um- fasst die Arten mit gefurchtem Kopf und nicht erweiterten Schienen (Aulacizes Am. Scrv.). Die dritte charakerisirt sich durch erweiterte Schienen , wozu Propetes ^Valk. , Ciccus Am. Serv. (zum Theil) und verschiedene Teltigonia -Arten der Autoren zu zahlen sind. Bei der vierten ist der Prothorax sechsseitig ; dazu gehören Diestostemma Spin., Germaria Lap. und Ciccus Latr. Die fünfte und letzte Gruppe end- lich vereinigt alle Tettigonien mit verlängertem Kopf in sich , und entspricht den Gattungen Rhaphirinus Am. Serv. und Wolfella Spin. Der bis jetzt vorliegende Theil der Arbeit umfasst die Beschreibung und bildliche Darstellung von 147 Arten, welche sämmtlich der ersten

whIiuiuI des Jal»r«s 1S53» - 287

Gruppe angehören und die beiden ersten Sektionen derselben aus- machen. Die Tafeln s;ehen eine Darstellung der meisten Arten im ver- grösserlen Maassslabe und erleichtern das Bestimmen der übrigens durch Faibc und Zeichnung sehr ausgezeichneten Thiere dieser Gattung we- sentlich.

Derselbe wies in einem Aufsatz, betitelt: „Uevue critique du groupe des Telligonides et de la tribu des Cercopides" (in Guerin's Re- vue et Mag. de Zool. V. p. 173 ff.) eine grosse Bcihe von Irrthümern nach, welche sich Walker in seinem „Calalog der Homopteren des Britischen Museums-' hat zu Schulden kommen lassen. Die daselbst an- geführte Synonymie wird in vielen ^Fällen berichtigt und vermehrt, zusammengezogene Arien getrennt und umgekehrt.

Derselbe stellte (ebenda p 263) eine neue Gattung Ecty-' pus aus der Familie der Teltigoniden auf, welche äusserlich viel Aehn- lichkeit mit Aulacizes und Jassus zeigt; sie zeichnet sich aber durch den gänzlichen Mangel an Ocellen aus; die Flügeldecken bedecken den Hinterleib nur zur Hälfte und die llinterllügcl sind ebenfalls nur ru- dimentär; Stirn sehr gewölbt, Augen hervorspringend, Fühler von der Länge des; Kopfes. Die einzige Art, E. coriaceus aus Bolivia ist auf Taf. 8 abgebildet.

Zwei neue Galtungen wurden ferner von Stal (a. a. 0. p 266) bekannt gemacht : l. P ctalocephala n. g. ausderGruppe derApKro- phoriden. Kopf stark gerundet hervortretend, oben flach, unten leicht ausgehöhlt, mit 2 Längseindrücken ; Fühler kurz, cylindrisch , Glieder fast gleich lang ; Prolhorax quer, von Kopfeslänge, parallel, leicht ge- wölbt, in der Milte der Länge nach eingedrückt ; Decktlügel etwas län- ger als der Hinterleib, mit gabiig getheilten Längsadern. (1 Art). 2. Euryprosopum zur Gruppe der Scarides gehörend. Kopf sehr breit, kurz, rechtwinklig, leicht gewölbt, perpendikulär; Fühler kurz, vor den Augen am unteren Knpfrande eingelenkt, das letzte Glied cy- lindrisch-kuglig ; l'rothorax von Kopfesbreite, aber fast doppelt so lang, vorn etwas abschüssig; Deckdügel wenig länger als der Hinlerleib, netzartig geädert; Yorderschienen zusammengedrückt, etwas erweitert. (1 Art).

Derselbe beschrieb (Öfversigt af Kongl. Velcnsk. Akad. För- handl. 1853. S. 174 IT.) drei neue in Schweden aufgefundene Typhlo- cyba-Arten: pictilis, placidula und Wallengreni.

Zwei neue Arten aus fliossambique wurden (Sitzungsberichte d. Berl. Akad. d. Wissensch. S. 359) von Schaum diagnosticirt : AphrO' phora grisescens und Sclenoccphalus lucidus.

ApIiidSI» Von Milliere wurde* unter dem Kamen Aphis tongicaudalus eine neue fossile Art dieser Familie, welche im Mergel-

Q88 Gerslaeckcr: Bericht üb. d. Leistungen in d. Entomologie

schiefer von Amberieux aufgefunden worden ist^ in den Annales de la SOG. enlom. p. 9 bekannt gemacht und auf Taf. 3 abgebildet.

Coccides. Lucas machte (Bulletin enlom. p. 28) die Alitthei- lung, dass auf Zixiphus pinnaciiistri Linn. eine Art der Gattung Coccus lebe, welche er Coccus Ziziphi zu nennen vorschlägt. Eine nähere Beschreibung ist jedoch nicht gegeben worden. Üer Fundort desThiers ist die Oase ßiskara.

Bericilt über die liClstung^eii in der Hatur-

g^escliichtc der niederen Thiere während

der Jahre 1$4§— 1§53.

Von Dr. Ruil. Tieuckart,

Professor in Giessen.

Es sind nunmehr zwanzig Jahre, als der erste Begrün- der dieser Zeilschrift, Prof. Dr. Wieg mann, den Versuch machte, durch Lieferung von regelmässigen Berichten über die Leistungen in der Zoologie die allmähliche Erweiterung und Umgestaltung unserer Wissenschaft von Jahr zu Jahr zu verfolgen. Seit dieser Zeit sind solche Berichte immer mehr zu einem Bedürfnisse geworden. Die Menge der Beobach- ter, wie der Entdeckungen hat allmählich in einem solchen Umfange zugenommen, dass es dem Einzelnen geradezu un- möglich ist, die Fortschritte unserer Wissenschaft in allen' ihren Zweigen bis ins Delail hinein zu überblicken. In kei- nem Theile unserer zoologischen Disciplinen ist nun aber seit einer Reihe von Jahren dieser Fortschritt so mächtig gewe- sen, als gerade auf dem Gebiete unserer Kenntnisse von den niederen Thieren. Je weiter diese Geschöpfe früherhin zurückstanden, desto mehr sind dieselben heutigen Tages in den Vordergrund unserer Arbeiten getreten, desto wich- tiger ist ihre Kenntniss gegenwärtig für die ganze Gestaltung unserer Anschauungen über thierische Organisation und thie- risches Leben geworden. Und doch sind es gerade die Be- richte über die Leistungen in der Naturgeschichte dieser nie- deren Thiere, die bereits seit geraumer Zeil in unserem Ar- chive ins Stocken geriethen.

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. T

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Wenn ich nun auf die Aufforderung meines verehrten Freundes, des gegenwärtigen Herausgebers unseres Archivs, es jetzt wage, diese Berichte wieder aufzunehmen, so ge- schieht das vorzugsweise in der Hoffnung, dadurch in Etwas wenigstens die Lücke auszufüllen , die durch das Ausbleiben derselben in den letzten Jahren entstanden ist und sich gewiss einem jeden Zoologen schon oftmals fühlbar gemacht hat. Bis wie weit mir solches gelungen ist, muss ich freilich meinen Fach- genossen zur Beurtheilung überlassen. Ich kann meinerseits nur versichern, dass ich keine Mühe und Geduld gespart habe, die Schwierigkeiten , die sich der Ausführung meines Unter- nehmens entgegenstellten, zu überwältigen. Es war wahrlich keine geringe Arbeit, die zoologische Lilteratur seit 1848 zusammenzubringen und für meine Zwecke zu benutzen. In einer kleinen Universitätsstadt stehen dem Gelehrten begreif- licher Weise nur geringe litterarische Hülfsmittel zu Gebote; er muss den Apparat für seine Arbeiten von aussen her be- ziehen und läuft dabei dann um so leichter Gefahr, das eine oder andere Werk zu übersehen. Ich muss desshalb um Nachsicht bitten, wenn mein Bericht vielleicht nicht in jeder Beziehung so vollständig ausgefallen ist, als ich es wünschte. Ist es mir doch sogar unmöglich gewesen , mehrere Ab- handlungen die mir dem Titel nach bekannt geworden wa- ren, mir überhaupt zu verschaffen, obgleich mir mehrere der reichsten deutschen Bibliotheken (zu Göttingen , Darmstadt, Frankfurt, Berlin) mit grosser Liberalität ihre Schätze zur Benutzung frei stellten und mich noch mancher befreundete Fachgenosse durch Mitlheilung von grösseren und kleineren Abhandlungen in meiner Arbeit unterstützte. Ich muss es dankbar anerkennen, dass mir die Ausführung meines Unter- nehmens hierdurch in einem hohen Grade erleichtert wurde, und kann den Wunsch nicht unterdrücken, es möchte mir auch fernerhin durch Zusendung solcher Arbeiten (auch Dis- sertationen und Separatabdrücken aus Journalen) von Seiten meiner Fachgenossen , namentlich des Auslandes , dieselbe Erleichterung zu Theil w^erden.

Bei Abfassung der Referate war es mein Hauptbestre- ben, den wesentlichsten Inhalt der einzelnen Publicationen mit wenigen Worten wiederzugeben. Um Raum zu erspa-

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 291

ren, wurden dabei mitunter auch wohl mehrere Arbeiten ver- schiedener Forscher über denselben Gegenstand zusaknmen- gefasst, doch wird die äussere Nolhwendigkeit einer solchen Beliandlung in der Folge wohl hinwegfallen. Wenn hier und da eine kritische Bemerkung, auch wohl ein ürtheii über den Werth einer Arbeit nüt einfloss, so wird man das, wie ich hoffe, keineswegs (adeln. Es dürfte für einen Berichterstat- ter um so schwieriger sein , sich derartiger Zusätze zu ent- halten, je mehr sich derselbe mit den Gegenständen seines Referates selbst beschäftigt hat. Bei dem grösseren Umfange des Berichtes schien es dieses Mal auch zweckmässig, den physiologisch-anatomischen und den zoologischen Theil des- selben strenger aus einander zu halten , als das früher ge- schehen ist und auch wohl später nöthig sein wird. Aus demselben Grunde wurden auch die einzelnen Referate mehr nach ihrem Innern Zusammenhange, als nach der Zeit ihrer Publication und dem Titel geordnet. Die Uebersicht wird dadurch, wie ich hoffe, beträchtlich erleichtert, obgleich ich gern zugebe, dass es ein Uebelstand ist, wenn das Referat über eine Arbeit dabei mitunter an zweien oder gar noch mehr Stellen vertheilt werden musste.

Das erste, was Ref. in seinem Berichte zu erwähnen hat, ist die neue „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« von V. Siebold und Kölliker, die seit 1849 erscheint und na- mentlich für niedere Thiere eine wahre Fundgrube der kost- barsten Beobachtungen ist. Von fremden neuen Zeitschriften hebt Ref. hier namentlich das „Quarterly Journal of microscopi- cal science"und die„Transacfions of microscopical Society of London" *) hervor, zwei Sammelwerke , die keineswegs etwa histologischen Inhaltes sind, sondern sich nach Art der eben erwähnten Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie mit der rein Darstellung des Baues bei den Thieren überhaupt befassen. Die Schriften der zahlreichen nordamerikanischen Gesellschaf-

*) Die erste Reihe dieser Transactions fällt vor 1848 und hat von mir nicht benutzt werden können, obgleich sie manche interes- sante Bemerkungen und Abhandlungen über niedere Thiere zu ent- halten scheint.

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ten und Akademien, Proceedings, Journals und Transaclions, die uns erst seit wenigen Jahren durch die Leichtigkeit und Regelmässigkeit des transatlantischen Verkehres zugänglich geworden sind , werden von Ref. gleichfalls in seinem Be- richte häufig angezogen werden.

Von den neueren zoologischen Handbüchern haben nur wenige für das Studium der niedern Thiere einige Bedeutung. Wir erwähnen in dieser Beziehung C. Vogt, „zoologische Briefe. Naturgeschichte der lebenden und untergegangenen Thiere.« 2 Bände. Mit vielen Abbild. 1851 und 0. Schmidt, „Lehrbuch der Zoologie." Wien 1854 (1855). Als Compendium der vergleichenden Anatomie empfiehlt sich durch Auswahl des Stoffes und namentlich auch durch gebührende Berück- sichligung der niederen Thiere van Beneden „Anatomie comparee," Bruxelles 1853 (ein Theil der bekannten belgischen Encyclopedie populaire). Die neue, in mehreren Bänden er- schienene Ausgabe von Carp enter's „Animal physiology" ist Ref. nicht zu Gesicht gekommen. Ein Werk von ähnlicher Tendenz ist die von Bergmann und Ref. gemeinschaftlich bearbeitete „anatomisch-physiologische Uebersicht des Thier- reichs." Stuttgart 1852, in der die Verf. consequenler, als das Wühl fiüherhin geschehen war, versuchten, den Bau der Thiere (auch den der niederen Geschöpfe) vom physiologi- schen Standpunkte aus zu beleuchten und die Eigenthümlich- keilen desselben als Naturnothwendigkeiten nachzuweisen. Auch die „Giundzüge der Zoologie" von L. Agassiz und A. A. Gould, in deutscher Uebersetzung bei Müller in Stutt- gart 1851 dürften in dieser Hinsicht wohl als empfehlenswerth zu einem einleitenden Studium zu nennen sein. In einer andern mehr naturpliilosophischen Weise werden die Ver- hältnisse der thierisrhen Organisation von Mi Ine Edwards besprochen: „Inlroduction ä la Zoologie generale." Paris 1851, deutsch unter dem Titel : „das Verfahren der Natur bei Ge- staltung des Thierreiches.*^' Stuttgart 1853.

Von Referent erschien eine Abhandlung „über die Mor- phologie und die Verwandschaltsverhältnisse der wirbellosen Thiere." Braunschweig 1848, auf die wir später noch mehr- fach zurückkommen werden, da sie in Bezug auf die Syste- matik gerade der niedern Thiere mancherlei neue und, glaube

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ich, richtige Ansichten ausspricht. Ref. behandelt darin den äusseren und inneren Körperbau ohne Rücksicht auf den physiologischen Werlh der Apparate und sucht durch Ver- gleichung desselben bei den einzelnen Formen die morpho- logischen Beziehungen der letztern feslzuslellen. In einer ähn- lichen, aber mehr umfassenden Weise und einer streng me- thodischen Form behandelt auch V. Carus die Gestaltver- hältnisse der thierischen Geschöpfe „System der thierischen Morphologie." Leipzig 1853. Ob der exclusiv morphologische Standpunkt, den Carus einnimml, sich wissenschaftlich recht- fertigen lasse^ will Ret. hier nicht weifer untersuchen, aber jedenfalls verdient das Werk von Carus als erster Ver- such, die vereinzelten zoologischen (zootomischen , histolo- gischen) Kenntnisse der Neuzeit zu einem gemeinsamen Bilde zu vereinigen, alle Beachtung, selbst bei denjenigen, welche die Form nicht, wie Carus, als Zweck und Ziel der Schö- pfung, sondern nur als Mittel betrachten.

C. Vogt liefert in den „Bildern aus dem Thierleben^* Frankfurt 1852 eine populäre, aber äusserst lebendige und ansprechende Schilderung des Baues und Lebens bei den niede- ren Thieren, namentlich auch der Fortpflanzung und Entwick- lung bei denselben. Auch die Reisebriefe desselben Verf. „Ocean und Miltelmeer." Ebendas. 1848 enthalten viele hüb- sche und treffende Bemerkungen über die niederen Geschöpfe, freilich aber auch manche sehr oberflächliche und irrthümli- che Angaben. (Die zahlreichen Persönlichkeiten, die der Herr Verf. für eine unerlässliche Zugabe derartiger, auf ein grös- seres Publikum berechneter Bücher zu halten scheint, wer- den freilich eben so wenig zur Empfehlung derselben und zur Berücksichtigung von Seiten der Fachgenossen beitragen, wie die destructiven Tendenzen, die mit grossem Prunke darin zur Schau getragen werden.)

Das gleichfalls, wie es scheint, in einer mehr populären Form, aber in einem sehr verschiedenen Tone gehaltene Werk von Dalyell „the powers of the crealor displayed in the crealion; or observations on life admidst the various forms of the huml)k'r trihes of animated nature" Vol. L with 7 Pla- tes. London 1851 ist mir eben so wenig zu Gesicht gekom-

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men, wie die „Souvenirs d'un naluralisle^^ par Quatr efages 2 Vol. Paris 1853.

Als ersten Versuch einer vergleichenden Entwicklungs- geschichte, ohne die ein tieferes Studium der niederen Thiere geradezu undenkbar ist, erwähnen wir Agassiz ,;twelve lectures on coinparaüve embryology« Boston 1849, mit man- cherlei neuen Beobachtungen und Bemerkungen (namentlich über Sirahlthiere) , die wir später theiivveise noch specieller hervorzuheben haben. Die gleichzeitig erschienenen „Hunterian lectures on the generation and development of inveitebralcd animals" by R. Owen sind mir unbekannt geblieben. Uebri- gens geben auch die Werke von Bergmann und Ref., von V. Carus und C. Vogt eine mehr oder minder umfassende Zusammenstellung unserer Kenntnisse über thierische Ent- wickelungsgeschichte.

Die mit der Entwicklung und Fortpflanzung der niederen Thiere so innig zusammenhängenden Vorgänge der Meta- morphose und ungeschlechtlichen Ver m e h r u n g sind, wie die daran anknüpfenden Fragen des Generations- wechsels u. s.w. in den letzten Jahren von den Zoologen viel- fach in Erwägung gezogen worden. Es ist bei unparteiischer Beurtheilung der Verhältnisse unläugbar, dass wir durch die bessere und näliere Erkennlniss dieser Vorgänge einen be- deutungsvollen Schritt vorwärts gethan haben obwohl das von gewisser Seite auf das Bestimmteste in Abrede gestellt worden ist, vgl. Ehrenberg „über die Formbeständigkeit und den Entvvicklungskreis der organischen Formen ,^^ Mo- natsberichte der Berl. Akad. 1851. S. 7(31 , auch als selbst- ständige Abhandlung erschienen, Berlin 1852. Aber noch immer bleibt hier vieles dunkel; ja es erheben sich selbst neue Schwierigkeiten, wie sie früher kaum geahnet werden konnten. Wissen wir heutigen Tages doch kaum einmal mehr, wo wir die Grenzmarken zwischen einem Individuum und einem Organe zu ziehen haben! Die Abhandlungen, die diese und verwandte Fragen in einer mehr allgemeinen Form behandeln, sind folgende:

Rieh. Owen „on Parthenogenesis or the successive production of procreating individuals froni a single ovum.« London 1849. Bildet, wenn ich recht weiss , die Einleitung der oben erwähnten Lectures.

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Ich habe keine Gelegenheit gehabt dieses Werk zu benutzen , sehe aber aus verschiedenen Citaten und einem zweiten denselben Gegen- stand in Kürze behandelnden Aufsatze „on Metamorphosis and Mela- genesis" in den Ann. nat. bist. 1851. Vol. VIII. p. 59, dass das Ilaupt- bestreben unseres Verf. dahin geht, die Möglichkeit der ungeschlecht- lichen Vermehrung durch die Annahme zu erklären, dass der Aus- gangspunkt derselben überall ein Rest des ursprünglichen (befruchte- ten) Dotters sei. Der objective INachweis für die Richtigkeit dieser Annahme wird freilich schwerlich jemals von unserem Verf. geliefert werden können. Einen Generationswechsel im Sinne Steenstrup's stellt unser Verf. in Abrede; er betrachtet den Generationswechsel (Metagenesis üw.) mit Rücksicht auf die oben erwähnte Auffas- sung der ungeschlechtlichen Vermehrung, die denselben vermittelt als eine Art Metamorphose, die von der gewöhnlichen Metamorphose nur graduell unterschieden sei.

Carpenter kommt (British and for. med. chir. review Vol. I. u. IV. ich kenne diese Abhandlung nur aus Forbes, Mqnogr. of naked-eyed Medusae und Thompson, Art. Ovum in Todd's Cy- clop.) durch die Analyse der betreffenden Erscheinungen bei den Hy- droidpolypen und eine Vergleichung mit dem Wachsthume der Pflan- zen zu einem sehr ähnlichen Resultate, obgleich sonst der Standpunkt unseres Verf. sehr verschieden ist, indem derselbe die Knospenbildung bei Thier und Pflanze nicht für eine Fortpflanzung , sondern für eine einfache Wachsthumserscheinung, die Sprossen selbst also nur für suc- cessive Produkte desselben Keimes ansieht. Der Generationswechsel ist nach Carpenter eine Metamorphose, die an einer Reihe derartiger successiver Theile eines Thieres abläuft. Die Uebereinstimmung zwischen dem Generationswechsel der Zoophyten und der Sprossbildung der Pflan- zen ist übrigens schon früher von F 0 r be s und Cou c h (vgl. Jahr. Ber. Bd. XVI. S. 437) und auch später von Dana (Silliman's Journ. 1850. Vol. X. p. 341, Ann. nat. bist. Vol. VII. p. 348), so wie in Deutschland ^ namentlich von A. Braun (Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Kalur. Leipzig 1851 , und noch specieller in der Abhandlung über „das Individuum der Pflanze in seinem Verhältnisse zur Species, Generationswechsel, Generationsfolge und Generationsthei- lung der Pflanze« Berlin 1853, aus den Abhandl. der Königl. Akad. der Wissensch. bes. abgedr.) hervorgehoben worden, freilich nur, um die S t e ens t r u p'sche Idee des thierischen Generalionswechsel, wenn auch vielleicht in einiger Modification auf die Pflanzenwelt, zu über- tragen. In ähnlicher Weise spricht sich auch V.Ca rus aus „zur nähe- ren Kenntniss des Generationswechsels" Leipzig 1849, in einem Schriftchen, das neben einigen Beobachtungen über die Fortpflanzung der Aphiden und Tremaloden einen Uebeihlick über die Verbreitung des Generationswechsels gicbt, und sich weiter die Aufgabe stellt, die

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Bedeutung dieser Fortpflanzungsweise als typischen Entwicklungsvor- gang zu erörtern.

Die Abhandlung von Proch „om Parthenogenesis og Genera- tionsvexel" Kjövenhavn 1851 (aftrykt af Bibliothek for Laeger 1851) ist Ref. aus linguistischen Gründen theilweise unverständlich geblie- ben, wesshalb er sich begnügt, hier einfach auf dieselbe zu verweisen.

Referent lieferte eine Abhandlung „über Metamorphose, un- geschlechtliche Vermehrung, Generationswechsel« in der Zeitschr. für wiss. Zool.III. S. 170 und erörtert dieselben Verhältnisse später noch einmal in seinem Art. Zeugung, Wagner's Handwörterbuch der Physiolo- gie Bd. IV. Was die Metamorphose betrifft, so hebt Ref. hervor, dass sich die Vorgänge derselben in Nichts , weder anatomisch noch physiolo- gisch, von den Vorgängen während der Embryonalbildung unterscheiden, dass eine sogenannte Metamorphose mit anderen Worten nur eine über die Zeit des Eilebens hinaus verlängerte Entwickelung sei. Er schlägt für diese spätere Metamorphose desshalb die Bezeichnung „freie Me- tamorphose" vor und unterscheidet zwei Arten derselben, eine freie Metamorphose mit „provisorischen Larvenorganen" (S. 178) und ohne solche. Die Verschiedenheiten , die sich in dieser Beziehung aus- sprechen, sucht er mit den Eigenthümlichkeiten der Lebensweise vor der vollständigen Ausbildung und der Bedeutung der unvollständig entwickelten Organe in Beziehung zu bringen. Den physiologischen Grund für die \orzeitige (d. h. vor vollkommener Entwicklung ein- tretende) Geburt der Thiere mit freier Metamorphose findet er in einer unzureichenden Ausstattung der Eier (Art. Zeugung a. a. 0. S. 729), die ihrerseits wiederum die Production einer grösseren Menge von Keimen zur Folge habe. Eben so glaubt er auch die ungeschlechtliche Vermehrung als eine Veranstaltung ansehen zu können, durch die u. a. eine grössere Nachkommenschaft als auf geschlechtlichem Wege erzielt wird. Den Generationswechsel erklärt er für eine unge- schlechtliche Vermehrung während des Larvenlebens , bei der der Sprössling mit Umgehung der provisorischen Larvenform sogleich zu einem ausgebildeten Thiere werde. Da diese Auffassung jedoch nur den Generationswechsel mit larvenförmigen Ammen berücksichtigt, hat Verf. später (Art. Zeugung S. 980) noch eine zweite Form des Generationswechsels unterschieden , bei der die Ammen bereits im Wesentlichen die Bildung der Geschlechtsthiere haben, von einer Com- plication mit der Metamorphose also keine Rede sein kann. Das Wesentliche des Generationswechsels sieht Verf. dabei in dem Um- stände, dass bei demselben die geschlechtliche und ungeschlechtliche Vermehrung über verschiedene Individuen und Generationen ver- theilt sei.

V. Carus sucht die Ansichten des Ref. zu bekämpfen „einige Worte über Metamorphose und Generationswechsel« Zeitschr. für wiss.

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Zool. III. S. 359 und System der Morphologie S. 258 sq. ; er findet darin zu viel Teleologie und zu wenig Morphologie und kommt schliesslich zu dem Resultate, dass sich die Metamorphose durch das Auftreten „provisorischer Organe« (Larvenorgane) , der Generations- wechsel durch das Auftreten „provisorischer Entwicklungszustände" (Ammen) characterisire. Ycrf. beschränkt dabei den Begriff der Me- tamorphose auf die eine schon vom Ref. unterschiedene und so ziem- lich mit denselben Worten bezeichnete Form dieser Entwicklungsweise; er definirt die Larve als ein Geschöpf mit provisorischen Organen, das durch Verschwinden dieser Einrichtungen unmittelbar in einen neuen Entwicklungszustand übergehe (Verf. muss demnach auch die Embryonen der Plagiostomen mit äusseren Kiemen und die der Säuge- thiere mit Wolff'schen Drüsen für „Larven« halten, die sog. Ltirven der Insekten mit unvollständiger Metamorphose aber aus der Reihe dieser Formen ausschliesscn), während er die Amme für einen provisorischen Entwicklungszustand selbst hält, von demdasThier durch Entwicklung neu producirter Keime zu dem nächst folgenden hinführe.

Auch van Beneden erörtert diese Verhältnisse ,,la generation alternante et la digenese« Bullet, de l'Ac roy. Big. T. XX. N. 1. Er hebt, wie Ref., hervor, dass sich eigentlich jedes Thier durch Me- tamorphose entwickelt, und dass der S t e en stru p'sche Generations- wechsel (wenigstens, wie Ref. hinzufügen möchte, in der grössten Mehr- zahl der Fälle) nur als eine ungeschlechtliche Vermehrung während des Larvenlebens zu betrachten sei. In Bezug auf die Fortpflanzungs- verhällnisse im Ganzen unterscheidet Verf. „monogenetische" Thiere, d. h. solche, die sich ausschliesslich auf geschlechtlichem Wege fort- pflanzen und „digenetische« , d. h. solche, die nel)en der geschlecht- lichen Fortpflanzung auch noch eine ungeschlechtliche besitzen. Aber diese Thiere mit Digenese verhalten sich verschieden. 1) Der auf ge- schlechtlichem Wege erzeugte Sprössling („scolex« v. B.) zeigt den- selben Bau und dieselbe Lebensweise, wie die ungeschlechtlich pro- ducirten Nachkommen („proglottis« v. B.). 2) Der erstere lebt Anfangs als Larve unter besondern Verhältnissen, nimmt aber später die Form und den Bau der Froglottiden an. 3) Scolex und Proglottis leben be- ständig in verschiedener Form und unter verschiedenen Verhältnissen, die erste als Amme, die zweite als Geschlechtsthier. 4) Die Ver- schiedenheiten zwischen Scolex und Proglottis wiederholen sich auch unter den Proglottidcn, so dass dann Grossamme, Amme, Geschlechts- thier von verschiedener Form auf einander folgen. 5) Der Scolex producirt mehrere Generationen hindurch ganz gleiche Scolices, erst später Geschlechtsthiere. Die von Steenstrup gegen diese Ab- handlung erhobene Reclamation contre „la generation etc." Copen- hague 1853. (extr. des Bull. Soc. roy. 1853) enthält zunächst und vorzugsweise nur einen Prioritätsnachweis in Betreff der Annahme des Generationswechsels bei den Bandwürmern.

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In einer kleinen Abhandlung „über den Polymorphismus der In- dividuen oder die Erscheinungen der Arbeitstheilung in der Natur« Gies- sen 1851 (vgl. auch Art. Zeugung a. a. 0. S. 986) liefert Ueferent den Nachweis , dass die ungeschlechtliche Vermehrung bei den Thier- stöcken nicht immer bloss auf die Production von differenten Ge- schlechtsthieren (auf einen Generationswechsel) beschränkt bleibe sondern mitunter auch noch zur Entwickhing von mancherlei anderen Individuenformen mit abweichenden Leistungen Veranlassung gebe. Als Colonien mit derartigen polymorphen Individuen nimmt Verf. namentlich die Hydroiden und Siphonophoren in Anspruch. 'Er glaubt hier nicht bloss Ernährungsthiere und Geschlechtsthiere, sondern auch proliferi- rende Individuen , Individuen zur Bewegung und Befestigung , zum Schutze, zum Fange u. s. w. unterscheiden zu können. Das Wesent- liche dieser sonderbaren Einrichtung sieht Verf. in einer Arbeitsthei- lung, wie bei dem Generationswechsel und der Duplicität des Ge- schlechtes, die in gewisser Beziehung auch bereits als erste Andeutun- gen eines Polymorphismus zu betrachten sind. (Dass ganz ähnliche Verhältnisse eine „Generationstheilung" auch in der Pflanzen- welt vorkommen, ist von AI. Braun in den beiden oben erwähn- ten Abhandlungen, namentlich der letzten, die auch für den Zoologen von hohem W'erthe ist, ausführlich nachgewiesen worden.)

Dieselben Verhältnisse bespricht auch Reichert in einem zur Saecularfeier der Dorpater Universität geschriebenen Festprogramm : „die monogene Fortpflanzung« 1852, in der die ganze Lehre von der ungeschlechtlichen Vermehrung behandelt wird. Es ist kaum möglich, die Ansichten des Verf. in ihren Einzelnheiten wiederzugeben, zumal dieselben in vielfacher Beziehung sehr weit von der gewöhnlichen Anschauungsweise abweichen. So glaubt der Verf. nicht bloss mit Ref. die Siphonophoren , Hydroiden und derartige Geschöpfe als po- lymorphe („systematisch geordnete« R.) Thierstöcke betrachten zu können, sondern auch die Ringelwürmer , Scheibenquallen , Polypen, Echinodermen, ja sogar die Ascidien u. s. w. Ueberall, wo wir von "Wiederholungen homologer Theile sprechen (im radiären Typus, Län- gentypus u. s. w.) , sieht Verf. einen mehr oder weniger complicir- ten Individuenstock. Die Annahme eines Generationswechsels wird als teleologisch verworfen; der Generationswechsel fällt mit der unge- schlechtlichen Vermehrung zusammen , insofern diese nämlich unter allen Umständen von geschlechtslosen Individuen ausgeht (die Asci- dien, Bryozoen, Polypen, die nach der gewöhnlichen Anschauungsweise in denselben Individuen auf geschlechtlichem und ungeschlechtlichem Wege sich fortpflanzen, sind nach unserem Verf. ja Individuenstöeke und keine Individuen). Dass Reichert darauf dringt, die einzel- nen ungeschlechtlichen Zeugungen in ihrem Zusammenhange mit der J^ebensgegchichte der Art aufzufassen , wird gewiss Jeder für gc-

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rechtfertigt halten, obgleich nach der Ansicht des Ref. sich in Be- ziehung auf den relativen Werth dieser Vorgänge mancherlei Ab- stufungen bei den einzelnen Thieren vorfinden. (So unterscheidet auch A. Braun bei den Tflanzen eine wesentliche und eine unwesentliche Gcnerationsfolge.) Aber eine andere Frage ist es, ob man desshalb nun auch ohne Weiterfes die Art, d. h. eine be- stimmte Reihenfolge gewisser Entwicklungscyclen , die sich oftmals über zahlreiche räumlich und auch wohl zeitlich gesonderte, mehr oder minder selbstständige Substrate vertheilen , als ein Individuum („Ind. im weitern Sinne" R.) betrachten darf; ob man berechtigt ist, die Art-Individualität zum ausschliesslichen Schwerpunkte der Lehre von der Zeugung zu machen, wie das in dem vorliegenden Werke versucht wird.

In seinen Consequenzen führt der R eich e rt'sche Standpunkt (auch der von Carpenter), nach der Ansicht des Ref., zu einer Annahme, wie sie von Huxley in einem kleinen Aufsatze „upon animal individuality" (Ann. nat. bist. 1852. T. IX. p. 305) ausgespro- chen wurde. Verf. will hier' mit dem Worte „Individuum" nicht die einzelnen zeitweiligen Repräsentanten der Art, sondern nur die Summe aller jener Zustände bezeichnet wissen, die im Laufe der Ent- wicklung auf kürzerem oder längerem Wege aus einem befruchteten Eie sich hervorbilden. Dem, was wir heutiges Tages ein Individuum heissen, was wir seit Alters her so zu nennen gewohnt sind, muss man dann die Individualität absprechen man mag dasselbe dann immerhin mit Huxley als ein „Zooid" bezeichnen. Ref. seinerseits gesteht indessen , sich gegenwärtig noch nicht in eine solche Auf- fassungsweise finden zu können. (Vergl. hierzu auch die Bemerkun- gen von A. Braun in der Abhandlung über das Individuum der Pflan- ze S. lOff.)

Mit wenigen Worten darf Ref. hier auch wohl die vonj. Mül- 1 c r publicirten ersten Aufsätze über „die Erzeugung von Schnecken in Holothurien" (Monatsber. der Berl. Akad. 1852. S. 628, Müller's Arch. 1852. S. 1) erwähnen, insofern wenigstens, als der Verf., wie hier des Weiteren auseinander gesetzt wird, eine Zeit lang geneigt war, seine überraschende Entdeckung im Sinne des Generationswechsels, als eine neue Form dieser Fortpflanzungsweise (üeterogonie M.) aufzu- fassen. Späterhin hat der Verf. bekanntlich diese Ansicht aufgegeben und den Versuch gemacht , die von ihm beobachteten Thatsachen in einer andern, wohl natürlichem und einfachem Weise zu erklären.

So Vieles von den Arbeilen über die Forlpflanzung und Entwicklung^ der niederen Thiere im Allgemeinen. Von wei- teren Untersuchungen über die anatomisch-physiolo- gischen Verhältnisse dieser Geschöpfe haben wir Fol-- gcndes hervorzuheben.

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Frey lieferte eine Abhandlung „über die Bedeckungen der wirbellosen Thiere.« Göltingen 1848. Der bisher er- schienene erste Theil handelt über die Protozoen^ Strahllhiere und Würmer und enthält namentlich über die Kalkgebilde in der Haut dieser Thiere manche schätzenswerihe Beobach- tungen.

Ref. publicirte eine Reihe von Untersuchungen über das Vorkommen des Chitins und weist nach , dass dieser Stoff sehr weit unter den Wirbellosen verbreitet sei, nament- lich auch (wie übrigens zum Theil schon vorher durch Schmidt und Schultze bekanntgeworden war) in der Haut der Anneliden, dem Skelet der Bryozocn und Hydroiden, in der Luftblase derVelellen und im Achsenskelet der Gorgo- niden gefunden werde. Dieses Arch. 1852. I. S. 22.

Nach den Beobachtungen von v. Siebold wird die Flimmerbewegung bei vielen Wirbellosen nicht durch isolirt stehende Wimpern, sondern durch undulirende Läppchen und Membranen hervorgebracht. Zeitschr. für wiss. Zool.II. S. 360.

Ecker unterwirft die zuerst von D u j a r d i n unterschie- dene Sarcode einer weiteren histologischen Untersuchung und zeigt, dass diese bei den niedrigsten Thieren anstatt der Muskeln und Nerven vorhandene Substanz aus keinerlei re- gelmässig geformten Elementen (Zellen und deren Derivaten) gebildet werde. (Ecker „zur Lehre von» Bau und Leben der contractilen Substanz der niedrigsten Thiere" Ztschr. für wiss. Zool. 1. S. 218). Ref. muss indessen hinzufügen , dass sich die Angaben bei Ecker nicht in ihrer ganzen Ausdehnung namentlich , wie später noch besonders hervorgehoben werden soll, nicht für Hydra bestätigt haben.

Der grüne Farbestoff vieler niederen Thiere (Euglena, Loxodes, Stentor, Hydra, Vortex viridis u.a.) ist von Cohn, Zeitschr. für wiss. Zool. HI. S. 264, und M. S. Schultze, Beitr. zur Naturgesch. der Turbellarien S. 17 , als identisch mit dem Chlorophyll der Pflanzen nachgewiesen worden.

Will untersuchte (Müllers Arch. 18-18. S. 508) die Le- beranhänge der Wirbellosen mit Hülfe der Pettenkofer'schen Gallenprobe, und überzeugte sich , dass u. a. auch die Drü- senschicht am Darme der Regenwürmer, Blutegel und Plana- rien wirklich als gallebereitendes Organ zu betrachten sei.

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Bei den Entozoen und Infusorien sah Verf. nach Anwendung des Reagens gleichfalls die bekannte charakteristische Färbung eintreten, ohne dass es jedoch gelang, die gallebereilenden Organe zu entdecken. (Es hat sich später herausgestellt, dass die Pettenkofer'srhe Probe nicht ausschliesslich für die Galle, sondern auch in übereinstimmender Weise für gewisse Ei- weissverbindungen ein Reagens ist.)

Von Qualrefages erhielten wir eine ausführliche Abhandlung (Annales des sc. natur. 1850. T. XIV. p. 302) über die in der Leibeshöhle der Wirbellosen vorhandene Flüssigkeit und die physiologischen Beziehungen derselben zu den Organen des vegetativen Lebens. Denselben Gegen- stand behandelt auch Ref. in der mit Bergmann zusam- men herausgegebenen vergleichenden Anat. und Phys. S. 279, so wie Williams in einer sehr umfangreichen den Phil, transacl. 1852. P. L p. 595 einverleibten Monographie, an die sich sodann später noch eine weitere Abhandlung desselben Verf. über den Mechanismus der Wasserrespiration und dieAthmungs- organe bei den Wirbellosen (Ann. nat. hist. XIL 1853. p. 243, 333, 394) anschliesst. Verf. zeigt leider in beiden Arbeiten, dass er weder unbefangen beobachten kann, noch auch im Besitze einer ausreichenden Litteralurkenntniss ist. (Wem dieses Urtheil zu hart dünkt, den verweise ich auf die Dar- stellung vom Baue der Cestoden, Ann. 1. c. p. 340. Ein Wei- teres über die Arbeiten von Williams bei den Würmern.)

Die schon im letzten J. B. Bd. XVL S. 352 erwähnte Abhandlung von Verhaeghe: „Recherches sur la cause de la phosphorescence de la mer d'Ostende" ist inzwischen im XXH. Bande der Memoires couronn. de l'Ac. roy. de Brux. (1848) ausführlich erschienen. Auch Quatrefa ges liefert eine umfangreiche Abhandlung über das Seelcuchten „sur la phosphorescence de quelques invertebres marins" (Ann. des sc. nat. 1850. T. XIV. p. 236), die durch die zahlreichen vom Verf. angestellten Versuche und mikroskopischen Beobachtun- einen besonderen Werth erhält. Ebenso beschreibt auch Peach einige Leuchllhiere der englischen Küste, Ann. nat. hist. 1850. T. VI. p. 425 und 1851. ^T. VlIL p. 499 (Diphyes, Sagilta, Thaumantias u. a).

Von Sammelwerken und Abhandlungen ver-

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mischten anatomischen und z o o 1 o g i s c h e n I n h a 1- les über niedere Thiere, erwähnen wir zunächst den von Köl- liker herausgegebenen zweiten „Bericht von derkönigl. zoot. Ansialt zu Würzburg/' Leipz. 1849 mit einem Aufsätze von Ley- dig über Nephelis und Clepsine , sodann ferner die äusserst reichhaltigen „Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbellosen Seethiere" von W. Busch, Berlin 1851; M. S. Schnitze, „zoologische Skizzen" in der Zeitschr. f. wiss. Zool. IV. S. 178, und „Bericht über einige im Herbste 1853 an der Küste des Mitlelmeeres angestellte zootomische Un- tersuchungen" in den Verh. derWürzbr. medicin. physik. Ver- eines 1853. S. 222; J. Müller „über Jugendzustände und Entwicklungsformen einiger niederen Thiere" in den Monats- ber. der Berl. Akad 1851. S. 4ö8 und 1852. S. 595 (Archiv für Physiol. 1854. S. 80); Gegenbaur, Kölliker und H. Müller, „Bericht über einige im Herbste 1852 angestellte vergleichend-anatomische Untersuchungen" in der Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 299; R. Leuckart, „Zoologische Un- tersuchungen" 3 Hefte. Giessen 1853. Wir werden den In- halt dieser Abhandlungen, so weil uns derselbe hier inleres- sirt, im Laufe unseres Berichtes noch näher kennen lernen. Für die Kenntniss der niederen Seethiere (namentlich der Bryozoen, Medusen, Polypen, auch der Ascidien) äusserst wichtig ist Dalyell, „rare and remarkable animals of Scot- land" Vol. I. II. London 1847 u. 1848 mit zahlreichen Ku- pfertafeln; ein Werk, in dem der Verf. die reichen Beob- achtungen eines zwanzigjährigen Forschens niedergeJegt hat. Ref. hat dieses in Deutschland sonst nur wenig bekannte Werk seinem wesentlichsten Inhalte nach ausgezogen. (Verf. be- obachtete ganz nach Art der bekannten Forscher des ver- gangenen Jahrhunderts, eines Rösels, Schaf fers u. s. w. einfach, vorurtheilsfrei und sinnig freilich auch ohne sy- stematische Benutzung der heutigen Beobachtungsmittel , na-, mentlich des Mikroskopes, und ohne hinreichende Litteratur- kenntniss. Eine besondere Erwähnung verdienen die kost- baren , schön colorirten Abbildungen.) Die Werke von Landsborough „a populär history of British Zoophytes" Lond. 1852 (das nach dem Vorbilde von Johnston's be- kanntem Zoophytenwerke angelegt zusein scheint) und Gosse

der niederen Thierc während der J. 1848—1853. 303

„a nakiralist's raniblcs on theDevonshire Coasl" London 1853 sind Ref. nur aus einer kurzen Anzeige in den Ann. nat. bist. Vol. XI. p. f>8 und XII. p. ly? bekannt geworden, docli hat er aus letzterem Werke einige dieser Anzeige enlnominene Beobachtungen an den passenden Siellon eingeflochten.

A. A. Gould „on the invertebrated aninials of Massa- chusetts« Boston „Maitland, descript. syst, animal. Belg. septentr." Lugd. Batav. 1850; Herklots „Bouwstoffen voor eene Faune van Nederland" Leyden 1853; Asbjörnscn, „Bidrag til Christianfjordens Littoralfauna" Christiania, sind Ref. nur dem Titel nach bekannt geworden.

Sars berichtet in Nyt Magazin forNalurvidenskaberneT.VI. 1851. p. 121 über die Resultate einer zoologischen Reise nach den Lofoten und Finmarken. Er beobachtete auf derselben 364 Species wirbelloser Thiere, 10 1 Polypen (mit Einschluss der Bryozoen);, 6 Akalephen, 27 Echinodermen, 171 Mollus- ken und 59 Anneliden. Unter diesen Thieren sind 41 neue Species, 20 Polypen , 2 Akalephen, 1 Echinoderm , 6 Mollu- sken und 12 Anneliden, die später von uns noch besonders berücksichtigt werden sollen. Forbes und Goodsir be- schreiben einige neue oder doch sonst interessante Wirbel- lose aus dem brittischen Meere, Transact. roy. Soc. of Edinb. Vol. XX. 1851. p. 307.

Bemerkungen über die Oslseefauna in der Umgegend von Reval bei v. Eichwald in dem zweiten Nachtrage zur Iiifusorienkunde Russlands, Bull. Soc. Mose. 1849. I. p. 400.

Ueber die adriatische Küstenfauna und ihr Verhältniss zur nordeuropäischen vgl. Sars, Nyt Mag. for Naturvid. VII. 1853. p.367.

Thompson liefert eine Liste der Irischen Anneliden, Foraminiferen, Echinodermen, Akalephen, Zoophyten. Rep. br. Assoc. for 1852. p. 295.

Forbes giebt eine Uebersicht seiner Untersuchungen über die Infra-Littoral-Verbreitung der wirbellosen Seelhiere an den brittischen Küsten, und berücksichtigt dabei auch die Bryozoen, Anneliden und Zoophyten. Rep. br. Assoc. for 1850. p. 192. Wie Forbes, so sucht auch Spratt den Einlluss der Wassertemperatur auf die Verbreitung der See- thiere nachzuweisen; er liefert zu diesem Zwecke eine Reihe

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von Temperalurbestimmungen aus den verschiedenen Tiefen des ägeischen Meeres. Rep. br. Assoc. 1848, l'Instit. 1849. p. 71. Dana macht dagegen bei Gelegenheit seiner Unter- suchungen über die Korallenriffe der Südsee (Sillinian's Journ. Vol. XII. p. 179) darauf aufmerksam , dass es allem Anscheine nach weniger die mittlere Jahrestemperatur sei, die auf die Verbreitung eines Thieres influire , als vielmehr die tiefste Wintertemperalur. Er weist solches namentlich für die corallenbauenden Zoophyten nach , die nach den Be- obachtungen des Verf. nirgends da vorkommen, wo die Tem- peratur eine längere Zeit unter 68—660 F. hinabsinkt. Von dieser Thalsache schliesst Verf. dann weiter (1. 1. Vol. XV. p. 204) , dass die horizontale Verbreitung der Seethiere nicht ausschliesslich durch die Temperaturverhältnisse bedingt werde, da die Kälte, die z. B. den Korallen ein Ziel setzt, unter dem Aequator erst in einer Tiefe von 500', bei 10° Br. in einer solchen von 300' auftrete, während die Korallen an allen diesen Orten doch nicht unter 100' liinabstiegen. An diese Bemerkungen knüpft Verf. sodann eine Critik des von Kor- bes aufgestellten Gesetzes, dass die Seethiere in der Tiefe der wärmeren Meere allmählich einen borealen Charakter an- nehmen. In einer besonderen Arbeit (1. I. Vol. XVI. p. 153 u. p. 314) sucht Verf. sodann seine Ansichten durch Beigabe einer Karte mit eingetragenen ,,Isochrymen" (d. h. mit gra- phischer Darstellung der extremen Kältegrade) noch weiter zu begründen.

Ueber Thiergeographie im Ganzen schrieb Schmarda, „die geographische Verbreitung der Thiere." Wien 1853. 3 Bücher, ein mit grossem Fleisse und mit vieler Belesenheit zusammengetragenes Werk. (I, Modalität und Causalität der Verbreitung der Thiere. II, die Thierwelt des Festlandes. III, die Thierwelt des Oceans).

Vorläufig dürfen wir auch schon hier auf die unermüd- lich fortgesetzten Untersuchungen Eh r enb er g's über die Verbreitung und das Vorkommen der kleinsten Lebensformen CMonatsber. der Ber. Akad. 184S— 1853 a.z. St.) verweisen.

Ueber lebendige Organismen im Trinkwasser vgl. Has- sel, a microsc. examin. on the water suppl. to the cohabi- tanls of London 1850 und Cohn, Jahresber. der schlesi-

I

der niederen Thicre während der J. 1848—1853. 305

sehen Gesellsch. für valerl. Cullur 1853. S. 91, so wie Güns*- burff's Zeüschrift für clinische Medicin. Bd. IV. S. 229.

In Bezug auf die Syslc malik der niederen Thiere hat es sich in den letzten Jahren immer entschiedener her- ausgestellt, dass die von Cuvier herrührende Abiheilung der Strahlthiere auch in dem modificirten Sinne der späteren Zoologen nicht länger beibehallen werden könne. Die Thiere, die dahin gerechnet wurden, sind unter sich nicht mehr und nicht weniger verwandt , als etwa die Formen mit seillich symmetrischem Typus. Dagegen dürfte es, nach Ansicht des Ref., wohl entschieden sein, dass die Polypen (d. h. die ech- ten Polypen mit Ausschluss der Bryozoen, die einen sehr abweichenden Typus darbieten) und die Cuvier'schen Akale- phen in eine gemeinschaftliche Gruppe zusammengehören, die neben den Echinodermen künftig die Abtheilung- der Strahl- thiere vertreten wird. Schon im Jahre 1847 hat sich Ref. in den mit Frey herausgegebenen Beiträgen in diesem Sinne ausgesprochen und für die belrelTende Gruppe mit Bezug- nahme auf die wesentlichste anatomische Eigenthümllchkeit derselben, den Zusammenhang des verdauenden Apparates mit der blulfülirenden Leibeshöhle, den Namen „Coelenlerata'' vorgeschlagen. Der Vorschlag des Ref. hat vielen Beifall ge- funden; es haben sich zahlreiche gewichtige Stimmen für die Vereinigung der Polypen und Akalephen in der von Ref. vor- geschlagenen Weise ausgesprochen (wie z. B. Forbes, Huxley, van Beneden), und auch der Name Coelente- rala ist bereits von mancher Seite (von V. Carus, Ge- gen baur U.A.) recipirt worden. Ref. glaubt unter solchen Umsländen vollkommen berechtigt zu sein , die Abtheilung der Coelenteratcn auch hier in seinem Berichte beibehallen zu dürfen, und verweist für diese Gruppe namentlich auf seine „Morphologie der wirbellosen Thiere" S. 13. (Huxley hat für unsere Coelenteratcn wie es scheint, ohne die Auseinandersetzungen des Ref. zu kennen den Namen „Ne- malophora" vorgeschlagen, Rep. br. Assoc. for 1851. Not. p.80; während van Beneden die Bezeichnung „Polypes" auf die- selben ausdehnt, Anat. compar. p. 343). Die Bryozoen, die

Archiv, f, Nalurgescb. XX. Jahrg. 2 B<L \j

306 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

bei den Polypen ausfallen, werden in unserem Berichte neben den Räderlhieren unter den Würmern eine Stelle finden.

Mit wenigen Worten darf hier auch wohl erwähnt werden, dass in neuerer Zeit mehrfach der Versuch gemacht wurde, die Resultate der Entwicklungsgeschichte für die Systematik und zwar namentlich auch bei der Aufstellung grösserer Ab- theilungen zu verwerlhen. So unterscheidet van Beneden je nach den Verhällnissen zwischen Embryo und Dotter einen Kreis der [lypocotyledones (uu^ Dottersack am Bauche), ei- nen zweiten der Epicolyledoncs (mit Dotiersack am Rücken) und einen dritten Kreis der Aliocotyledones (ohne Dotter- sack), in welchem dritten dann die Mollusken, Würmer und Cuvier'schen Strahllhiere ihr Unterkommen finden würden. (Les vers Cestoides in den Mem. de TAcad. deBrux. T. XXV. p. 169 und Anat. comp. p. 7.) In ähnlicher Weise stellt C. Vogt (Zool. Briefe I. S. 51) die Wirbelthiere, Gliederthiere und Kopffüs»Ier zu einem gcmeinschafilichen Kreise zusam- men, der sich durch einen Gegensatz zwischen Embryo und Dotter ckarakterisiren soll; die Weichthiere, Würmer und Strahllhiere zu einem zweiten , bei dem sich der ganze Dot- ter in den Embryo umwandele; die Protozoen endlich zu ei- nem dritten, bei dem eine geschlechtliche Fortpflanzung, also auch ein Dotter, vermisst werde.

Terincs.

Man fe-at schon oftmals hervorgehoben , dass die Ab- theilung der Würmer durch keinen einzigen einheitlichen Cha- rakter zusammengehalten werde. In der Thal möchte es schwer sein, den Typus dieser Gruppe scharf zu begrenzen und mit wenigen Worten zu kennzeichnen. AVir pflegen den Würmern noch heute, wie zu Linne's Zeiten, alle jene Ge- schöpfe zuzurechnen , die wir sonst nirgends unterbringen können , ohne der Natur Gewalt anzuthun. Kein Wunder, dass unter solchen Umständen nicht bloss über den Umfang der Gruppe, sondern auch über die Einlheilung derselben noch heute die dilTerentesten Ansichten herrschen. So glaubt Ref. z. B. die Bryozoen den Würmern zurechnen zu dürfen, Diesing die Gregarinen, Infusorien und Sipunculiden, Hux- ley die Eehinodermen , Milne Edwards die Chitonen

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 307

(rinstil. 1851 p. 376) und Sleenslrup sogar die Brachio- poden (undCyalhophyllcn), die sich in unverkennbarer Weise an die Scrpulacccn anschlössen (Overs. Vid. Selsk. Forhanl. 1848. N. 3, Froriep*s T. B. Zool. I. S. 193). Es wird so- gar von mancher Seite in Zweilel gezogen, dass man über- haupt berechtigt ist, die Würmer als eine eigene Abiheilung des Thierreiches anzusehen, da doch die höchsten Repräsen- tanten dieser Gruppe, die Kiemenwürmer, auf das Augen- scheinlichste mit den Gllederlhieren verwandt seien (vergl. Grube, die Familien der Anneliden, dieses Arch. Bd. XVI. I. S.249).

Was die Classifikalion der Würmer betrifTt , so gehen die Ansichten hier, wie gesagt, in ähnlicher Weise aus einan- der. Ref. glaubte in seiner „Morphologie'* S. 44, vier Classen unter diesen Thieren aufstellen zu können: 1) Anenterati mit den Akanlhocephalen undCestoden; 2) Apodes mit den Ne- merlincn , Turbellarien , Trematoden und Hirudineen; 3) Ci- liati mit den Roliferen und Bryozocn ; 4) Annelides mit den Nematoden, Lumbricinen und Branchiaten. Noch heute glaubt er berechtigt zu sein, an dieser Einlheilung im Wesentlichen fesizuhallen, nur hat er im Laufe der Zeit die Ueberzeugung gewonnen , dass seine Gruppe der Anenterati (die übrigens auch von Carus, System der Morphol. , angenommen wur-p- de) nicht länger beibehalten werden könne. Die Cestoden gehören ganz entschieden, wie in neuerer Zeit namentlich auch von van Beneden (Les vers Cestoides 1. I. p. 94) hervorgehoben worden, in die Nähe der Tremaloden, also zu meiner Classe der Apodes oder Piatodes, wie ich dieselbe jetzt nennen möchte, während die Acanthocephali durch die Gordiaceen man vergl. dieselben nur mit der Larve von Gordius aquaticus! mit den Nematoden verbunden werden. In die Classe der Annelides zwischen Nematoden und Lumbricinen, werden auch die Sipunculaceen (Gephyrea Qual.) eine Stelle finden müssen , wenn man dieselben, wie es allerdings in gewisser Beziehung gerechtfertigt erscheint, von den genuinen Echinodermen abtrennt. Ebenso die Sa- gilten, die Ref. in seinem Berichte als Typen einer besonde- ren kleinen Gruppe (Chaelognathi Lt.) aulTühren wird.

Auch C. Vogt nimmt (Zool. Briefe L S. 169) vier Claf-

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sen unter den Wurmern an : 1) Nematelmia mit den Grega- rinen, Akanlhocephalen, Gordiaceen und Nematoden; 2) Pia- tyelmia mit den Cestoden , Trematoden, Planariden und Ne- merlinen; 3) Rolatoria; 4) Annelida mit den Hirudineen, Gephyreen, Erdwürmern (Scoleina), Tubicolen und Nereiden (Errantia).

Quatrefages glaubt dagegen die Abllieilung der Wür- mer am nalüilichsten nach der Bildung der Genitalien in monöcische und diöcische Formen einlheilen zu können und unterscheidet dann wieder in jeder dieser Reihen zwei Ord- nungen, je nachdem eine ßauchganglicnkellc oder zwei ge- trennte Seitennerven vorhanden sind. Die einzelnen Familien sollen in beiden Reihen einander entsprechen. I'Inslilut 1849. p. 367. Auch van ßeneden unterscheidet (Anat. comp, p. 312) monöcische und diöcische Würmer, die ihrem Inhalte nach im Wesentlichen mit den oben aurgcstelHen Classen der Piatodes und Annelides übereinstimmen, nur dass der er- stercn hier auch noch (wie bei Qualrefages) die Rotife- ren zugerechnet werden, obgleich diese doch getrennten Ge- schlechts sind, wie wir heule wissen.

Abermals eine andere Eintheilung wird von Die sing zu Grunde gelegt, Systenia heiminlhum. Vindeb. 1850 u. 1851 Bd. I. u.U. Veif. betrachtet die Würmer CHelminthes Dies) als Classe und unterscheidet zwei Unterklassen , Borstenlose Würmer, Achaethelminlha, und I?orslcnwürmer, Chaelhelminlha. Die erstem zerfallen I) in Achaelhelminlha mollia mit den Ord- nungen der Prolhelminlha (Infusorien) , Turbellaria , Myzel- mintha (Tremotoden und Hirudineen), Cephalocotylea (Cesto- den und Pentatomen), und 2) in Achaethelmintha elaslica mfl den Ordnungen der Rhyngodea (Gregarincn, Echinorhynchen, Sipunculiden) und Nemaloidca. (Die Chaelhelmintha Dies, ha- ben bisher noch keine Bearbeitung gefunden.)

Das Werli von Die sing ist eine äusserst fleissige und voll- ständige ZusamnienstelluBg aller bisher beschriebenen Würmer mit beigefügter kurzer Charakteristik , insofern auch wirklich ein dan- kcnswerlhcs Unternehmen, bei dem nur eine durchgreifende , schär- fere Critik und namentlich auch eine vollständigere Berücksichtigung der neueren Entdeckungen über Bau und Entwickelungsgeschichte zu

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 309

wenig gepfrüft haben, wenn man es wagt, unsere heutigen Kenntnisse vom Baue , von der Entwickelung und Brutpflege bei den niederen Thieren und namentlich auch den Würmern als „Irrthümer der Zeit« zu bezeichnen und damit bei Seite zu legen. Neue Arten sind in diesem Werke übrigens nur sehr wenige beschrieben (wir werden dieselben, so weit sie uns hier angehen, an den geeigneten Orten aufführen), aber dafür desto mehr neue Kamen für Species und Genera in Anwendung gebracht.

Für die Anatomie der Würmer im Allgemeinen, nament- lich die der Anneliden, erwähnen wir Williams, Report on the british Annelida in dem Rep. of br. Assoc. for 1851. p. 159.

Eine umfangreiche, mit zahlreichen schönen Tafeln versehene Abhand- lung, die aber trotz dem grossen Fleisse, den der Verf. augenscheinlich darauf verwandt hat, auch trotz der grossen Sicherheit , mit welcher derselbe seine Behauptungen ausspricht, eine Menge von Irrthümern und fehlerhaften Darstellungen enthält, so dass sie nur mit grosser Vorsicht zu gehrauchen ist. Dass der Verf. in der neueren ausländi- schen Lilteratur über diese Geschöpfe nur wenig bewandert ist, wol- len wir demselben nidit allzu hoch anrechnen aber was soll man z. B. dazu sagen, wenn der Verf., trotz der Kenntniss der Quatre- fages'schen Untersuchungen, das Gehirn der Nemertincn als Cen- tralorgan des Kreislaufes beschreibt, wenn er den wirklichen mit Mund und After versehenen Darm dieser Thiere aFs eine blindgeschlos- scne Nebenhöhle des Verdauungsapparates bezeichnet, in welche der Chylus aus dem Rüssel , den er für Oesophagus und Darm hält, hin- durchschwilze, wenn er endlich die Muskel Verbindung zwischen dem blinden Ende dieses Rüssels und der Wand der Rüssclhöhle für einen mit Papillen besetzten After ausgiebt? Ein Verdienst unseres Verf. ist es, dass er auf den Inhalt der Leibeshöhle bei den Anneliden ein so hohes Gewicht legt obgleich Ref. weit entfernt, alle die physiologi- schen Betrachtungen gut zu heissen , die der Verf. daran anknüpft, allein dieser Apparat ist keineswegs früher so unbeachtet geblieben, wie Verf. behauptet, sondern auch von anderer Seite schon mehrfach seiner hohen Bedeutung nach gewürdigt worden. Die Kiemen der An- neliden Iheilt Verf. in Blutführende und Chylusführende; die letzteren sollen statt der Blutgefässe einen mit der Leibeshöhle communicirenden canalförmigen Höhlenapparat hri Innern einschliessen. Bei den Anne- liden mit enger oder gar oblilterirter Leibeshöhle (Kais, ilirudo u. a.) soll die Respiration durch einen beständigen Wasserstrom im Tractus intestinalis unterhalten werden. Die Existenz einer ungeschlechtlichen Vermehrung bei den Anneliden wird bestritten. Ebenso die Bedeutung der Seitendrüsen als Rcspirationsorganc oder Secrctionsapparatc. Diese

310 Lcuckarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Kaiurgeschichte

Seitendrüsen sind nach unserem Verf. die wahren Ovarien, anch bei den Blutegeln und Regenwürmern , bei denen dieselben (mit Aus- schluss von Pfais) sogar durch eigene Verbindungskanäle mit den Sa- menleitern im Zusammenhange stehen sollen (!). Bei Terebella wird die bekannte, in dem Vorderleibe gelegene unpaare Drüse für ein Hoden gehalten, während bei Arenicola der Hoden mit dem Ovarium ver- schmolzen sein soll. Der Regenwurm , so erfahren wir ferner, ist Tivipar ; der Verf. hat die Jungen aus den Seitendrüsen ausschlüpfen sehen sich aber auch hier wieder durch die parasitischen Rema- toden dieses Thieres täuschen lassen.

Die „Recherchcs surl'organisalion der vers« par B la ri- eh ard, die durch mehrere Jahrgänge der Ann. des sc. naL (von 1847 an) hindurchgehen, beziehen sich vorzugsweise auf die verschiedenen Typen der Eingeweidewürmer und fal- len demnach ausser den Bereich unseres gegenwärtigen Be- richtes. Uebrigens sind auch die Angaben Blanchard's nur mit grosser Vorsicht aufzunehmen. Wenn man den zu- rückgezogenen Hakenkranz eines Echinococcus für eine Ma- genbewafFnung hält; wenn man Alles, was sich injiciren lässt, für ein Blutgefäss ausgiebt, dann kann man in derThat nicht verlangen, unbedingten Glauben zu finden.

Die „neuen Beiträge zur Naturgeschichte der Würmer, gesammelt auf einer Reise nach den Faroer" von 0. S ch ro i d t, Jena 1848 enthalten Beobachtungen über einige Anneliden und Strudelwürmer und werden im Laufe unseres Berichtes noch mehrfach cilirt werden.

M.Müller, der Sohn unseres gefeierten Analomen, publicirt in seiner Inauguralabhandlung: Observaliones ana- tomicae de vermibus quibusdam maritimis. Berol. 1852 mit 3 Tafeln Abbild, eine Reihe wichtiger und interessanter Ab- handlungen über den anatomischen Bau verschiedener Wurm- formen, die wir mit einigen anderen Arbeiten desselben Forschers später noch besonders zu erwähnen haben.

Annelides.

Annelides branchiati.

Unter den heutigen Zoologen ist wohl Keiner, der sich um unsere Kenntnisse vom Bau der Kiemenwürmer so manch- fache grosse Verdienste erworben hätte, als (juatrefages,

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 311

dessen zahlreiche monographische Arbeilen über diese Thiere mit ihren treftlich ausgeführten Abbildungen eine besondere Zierde der letzten Jahrgänge der Annales des sciences nalu- relles III. Ser. bilden. Leider ist Q., wie die meisten übri- gen französischen Naturforscher, der deutschen Sprache nicht mächtig, und somit ausser Stande, unserer heimischen Lilte- ralur jene Aufmerksamkeit zu schenken, die sie doch sonst zu beanspruchen berechtigt ist.

Vor allen andern erwähnen wir hier der Abhandlung über den Bau des Nervensystems (Ann. des sc. nat. 1850. T. XIV. p. 329), einer meisterhaften Arbeit, der wir nur we- nige anatomische Monographien an die Seile setzen können.

Q. beschreibt darin das Nervensystem von 23 Kiemenwürmern, die den verschiedensten Familien angehören , so dass wir jetzt eine ziemlich vollständige Uebersicht über die Bildungsverhältnisse dieses wichtigen Apparates besitzen. Die frühere Darstellung desselben Ge- genstandes vonseiten unseres Verf. (vergl. J. ß. ßd.XI. S. 256) wird dabei in mehrfacher Beziehung ergänzt und verbessert. Alle Kiemen- würmer ohne Ausnahme besitzen ein Hirn freilich von sehr ver- schiedener Entwickelung , einen weiten Schlundring und eine Bauch- ganglienketle, die aus zweien neben einander liegenden und leiterar- tig zusammenhängenden Strängen von verschiedener Concentralion gebildet werden. Die Extreme dieser Verschiedenheiten finden sich einerseits bei den Serpulaceen und Sabellen, andererseits bei den Euniceen. Die Fussnervcn schwellen sehr allgemein in ein kleines accessorisches Ganglion an. Das Visceralnervensystem fehlt nirgends und geht in seiner Ausbildung so ziemlich mit der Entwickelung des Rüssels parallel. Bei den Tubicolen stellt es ein einfaches Anhäng- sel des Gehirnes oder der Verbindungsstrünge dar , während es bei den Euniceen und Nereiden ein Eiächtiges, mehrfach gegliedertes Sy- stem bildet, das mit dem übrigen Nervensystem einen verhältnissmäs- sig nur schwachen Zusammenhang hat.

An diese Abhandlung über das Nervensystem schliesst sich sod?nn eine zweite desselben Verf. über die Sinnes- organe der Anneliden (}. 1. ISoO. T. XIII. p. 25.)

Die Forlsätze der Lcibesvvand, die Antennen oder Girren, sieht Verf. als Tastwerkzeuge an , die Auskleidung des Mundes als Sit« des Geschmackssinnes , vielleicht auch zugleich des Geruches. Ge- hörorgane fand derselbe bei Arenicola und einem anderen nahe verwandten Wurme, bei Amphicorina n. gen. und noch einem zwei- ten tubicolen "NVurme , weniger bestimmt auch bei Eunice sanguinea.

312 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Kaiurgeschichte

Bei den beiden ersten finden sich yiele Otolilhen , bei den übrigen kommt dagegen nur ein einziger vor. Die Gehörorgane der Tubico- len liegen im ersten Körpersegmente , die der übrigen Anneliden zu den Seiten des Mundes. Was die Augen betrifft, so zeigen diese eine sehr verschiedene Enlwickelung, doch meint der Verf. , dass sie wohl in allen Fällen eine brechende Linse enthalten dürften , wenn sie überhaupt als Gesichtsorgan dienen sollten. Die vollkommensten Augen besitzt das Gen. Akiope (Torrea Quat.), die ausführlich be- schrieben werden (bei uns, in Deatschland, aber schon seit lange, durch Krohn, bekannt sind). In vielen Fällen liegen die Augen un- ter den Hautmuskeln, dicht auf dem Gehirn, wie namentlich bei den Sabellen, Terebcllen , Ilermellen (vielleicht allen Tubicolen mit Aus- nahme von Amphicora und Prolula) und Sipuncullden , wo sie dann einen einfachen Pigmenlhaufcn mit einer durchsichtigen Linse im In- nern darstellen. Auch sind dieselben keineswegs ausschliesslich auf das Kopfende beschränkt; bei Polyophlhalmus trägt jeder Körpeiriag ein Augenpaar , während bei Amphicora und einer zweiten ver- wandten Art, so wie bei einer neuen Lumbriconereide an beiden En- den des Körpers Gesichlswerkzeuge vorhanden sind. Eine Protulaarl besitzt zwei Augen auf einer kragenartigcn Ilaulfalte, die im ent- wickelten Zustande über den Hand des Gehäuses zuiückgesehlage» wird , und einige Arten des Gen. Sabella sind endlich auch an ihren Kiemenfäden mit Gesichtswerkzeugen versehen. Die Organe, die Q, bei letzteren als Augen in Anspruch nimmt, sind dieselben, die Kef, schon einige Zeit vorher (dieses Arch. 1849. I. S. 185) bei Sab. re- niformis als „augenähnlichc Punkte" beschrieben hat. Q. will, wa* Ref. nicht gelang, einen lichtbrechendeu Kern in denselben unter- schieden haben.

Nach den Beobachtungen von Agassiz g'iehl es auch Kicmenwürnier, die in ihrer Jugend an den einzelnen Seg- menten ihres Körpers mit paarig entwickelten Augen verse- hen sind, späterhin aber dieselben grösstenlheils oder selbst vollständig verlieren. Proc. Bost. Soc. 111. p. 190.

Auch der Kreislaut und die Respiration der Kie- raenwürmer werden von Qualrefages zum Gegenstände einer besondern Darstellung gemacht. Ann. des sc. nalur. 1850. T. XIV. p. 281 und p. 290.

In der ersten dieser Abhandlungen schildert der Verf. in Kur- zem die grossen Verschiedenheiten in der anatomischen Entwicklung des Gefässapparates, die nicht bloss in den einzelnen Gruppen, sondern mitunter schon in den einzelnen Arten desselben Genus obwalten. Er hebt die Anwesenheit besonderer conlractiler Hülfsherzen hervor, die

der niederen Tliicrc während der J. 1848-1853. 313

er hier und da beobachtete , die DilTercnzen in der Enlwichelung de« Capillarsystemes, die Unvollständigkeit endlieh der Kreislaufsapparate, die nach seinen Untersuchungen bei vielen Kleineren Anneliden (die sich jedoch möglicherweise in manchen Fällen nur als unvollständig ent- wickelte Formen ergeben dürften, Ref.) stallfindef.Das Blut der Anneliden entbehrt fast überall der körperlichen Elemente. Was die Respiration der Anneliden betrifft, so vollzieht sich diese bekanntlich in der Re- gel durch eigene Organe. Doch scheint es , dass man die Annahme solcher Organe nicht selten allzu weit ausgedehnt und mancherlei Anhänge für Kiemen gehalten hat, die in Wirklichkeit nicht als solche fungiren. !Kach Q. charakterisiren sich die echten Kiemen bei den An- neliden ohne Ausnahme durch den Besitz eines unpaaren Gefässstam- mes, der gevvissermaassen aus der Verschmelzung des Vas afferens und \. efferens gebildet ist und mit einer Anzahl von mehr oder minder weiten Avandungslosen Hohlräumen communicirt. Häufig sind die Kie- men auch contractu und mit Cilien besetzt. Eine Wasseraufnahme in das Innere der Leibeshöhle wird von Q. gcläiignet (wohl mit Un- recht, wie man bei Arenicola oder Aphrodite, besonders bei letzterer, leicht beobachten kann). Dagegen sollen manche kleine Anneliden AYasser in den Darm aufnehmen und dadurch auf den Gasaustausch in den Gefässen einwirken können. Ueber die Leibeshöhle der Anneliden und den Inhalt derselben, auf den übrigens schon Ref. (inWagner's Zootom. Bd. 11.) aufmerksam gemacht halte, vergl. Quatrefages 1. c. p. 310.

Agassi z beobachtete gleichfalls einen Kiemenwurm Ilaemalo- rhoea n. gen. ohne Spur von Blutgefässen, l'roceed, Bost. Soc. III, p. 191.

In der von Williams gelieferten Darstellung des Rc- spiralionsapparates der Anneliden (Ann. nat. liisL Xll. p. 393), die übrigens im Wesenllichen nur eine weitere Ausführung der schon oben erwähnten Ansichten ist , lautet Vieles freilich ganz Anders, als bei Quatrefages, dessen Arbeiten dem Verf. unbekannt geblieben zu sein scheinen. Die Kiemenge- fässe bestehen nach VV. beständig aus einer bogcnrörmigen Gefässschlinge, neben der gewöhnlich auch noch ein eigener mit der Leibeshöhlc communicirender Hohlraum vorkommt, dessen Inhalt (Chylus) nach unserem Verf. eben so gut , wie das Blut oxygenirt wird.

M.Müller beschreibt bei einer Anzahl Anneliden stäb- chenförmige, den Nesselorganen verwandte Körperchen. Ob- servat. anal. p. 29. So namentlich bei einigen kleinen zum

314 L^iickarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Kalurgesciuchle

Theil noch larvenförmigen Arten (u. a. bei Nais bipunclala Delle eh.?) , so auch bei Chaetoplerus, wo dieselben aber nur in der Ventralfläche des Vorderkörpers aufzufinden sind. Aehn- liche Beobachtungen bei J. Müller, Monatsber. der ßcrl. Akad. 1851. S.471.

Wie die einzelnen Organe der Anneliden , so bieten auch die einzelnen Formen derselben eine Reihe monogra- phischer Darstellungen, unter denen wiederum die Abhand- lungen von Qualrei'a ges obenan stehen. (Für den zoolo- gischen Theil dieser Abhandlungen verweisen wir auf das Ende unseres gegenwärtigen Berichtes.)

Hieher Ouatrefa ges, memoire surla famille des Her- melliens, Ann. des sc. nat. 18-18. T. X. p. 1.

Beschreibung des äussern und innern Baues mit detaillirter Dar- stellung der einzelnen Organe und Organengruppen, namentlich des Gefässapparates und Kervensystemes. Das Bauchmark besteht aus zwei ziemlich weit von einander getrennten Strängen, die in den einzelnen Segmenten strickleiterförmig durch Quercommissuren unter sich zu- sammenhängen.

Memoire sur la famille des Polyophthalmiens. ParQua- trefages, Ibid. 1850. T. Xlil. p. 1.

Betrint eine Ideine Gruppe mariner Kiemenwürmer, die sich auf den ersten Bliclt durch ihre äussere Form, und namentlich durch die Bildung der Füsse an die Kaiden anzuschliessen scheinen, aber doch unzweifelhafte Branchiaten sind , obgleich sie in ihrer innern Orga- nisation mancherlei auffallende Eigenthümlichkeiten darbieten. Der Darm ist gerade und überall gleich weit, die Leibeshöhle durch eine horizontale Längsscheidewand in eine obere und untere Hälfte ge- theilt, von denen die letztere zur Bildung der Samenfäden oder Eier bestimmt und zur Zeit der Geschlechtsreife von der ersteren, welche den Darm enthält, vollkommen getrennt ist. Die Gefässe des Dar- mes werden als wandungslose Lacunen verlreten , die sich nach vorn allmählich sammeln und schliesslich in ein herzförmig verkürz- tes Rückengetäss einmünden. An den Seiten dieses herzartigen Ge- bildes liegen zwei andere kuglige Gefässerweiterungen, die damit in Communication stehen, aber unabhängig und in viel längeren Inter- vallen sich contrahiren, um ihren Inhalt dann in ein unpaares Bauch- gefäss hinüberzutreiben. Der Bauchstamm des Kervensystemes ist einfach. Er sendet in jedem Segmente einen ansehnlichen Kerven nach rechts und links bis unter die äusseren Bedecliungen , wo der- selbe dann an einen schwarzen PignientQeck hinantritt, in dem der Verf.

der niederen Thierc wfidrend der .1. 1848—1853. 315

ein vollständiges Auge mit einer sphärischen Linse erkannt hal. Der Kopf unseres ^Yurme9 trägt gleichfalls (Jesichtsorgane, ein mittleres und zwei seilliche, das erslere mit drei, die beiden andern mit zwei sphärischen Linsen.

Ebenso hat auch der Bau der Chloracmecn (Siphono- slomum, Chloracma) in Qualrefages (Ibid. 1^49. T. XII. p. 292) und ziemlich gleichzeitig in W. M ü 1 1 e r (Observat. anat. }). 7) einen Darsteller gefunden. (Auch Ref. hat über den Bau dieser Tliiere nach Untersuchung eines Spirilusexempla- res von Siphonoslonium vaginiferuin einige Angaben gemacht, dieses Arch. 1849. 1. S. 164 )

Eigenlhümlich und abweichend vcn den meisten übrigen An- neliden ist namentlich die Bildung des Verdauungsapparates und des Gefässsystemes, worüber man das Detail bei 0 u atre fages und Mül- ler vergleichen möge. Der obere Theil des sackförmig erweiterten Älagens communicirt mit einem eigenlhümlichen Spiralanhange. Das Blut ist grün. Die Geschlechtsorgane , die von Müller beschrieben werden, sind auf zweierlei Individuen vertheilt und bestehen aus 10 15 bohnenförmigcn Säckchen, die zwischen den "Windungen der Ein- geweide liegen und nur durch ein Gefäss und einen Rerven befestigt sind, der Ausführungsgänge also entbehren. Die Haut zeigt bei vielen Arten hohle zotteniörmige Fortsätze, die wahrscheinlich als Secrelions- organe betrachtet werden müssen, mit den innern Organen aber (nach Quatre fages und Müller) keinen continuirlichen Zusammenhang besitzen.

0. Schmidt beschreibt (neue Beitr. S. 21) den äus- sern und innern Bau der Amphicora Sabella , und bestätigt dadurch der Hauptsache nach die dem Verf. unbekannt ge- bliebenen Angaben des Ref. über dasselbe Thier (Fabricia 4-oculata Leuck. in den Beiträgen von Frey undLeuckart p.151).

Die Enlwickelung, die Verf. beobachtete, geht ohne eine Me- tamorphose vor sich, soll aber dadurch ausgezeichnet sein , dass die Dotterhaut der Eier in die äussere Bedeckung des >Vurmes sich um- bildet (? Ref.). Unser Verf. behauptet übrigens, dass das Kiementra- gende Körperende nicht das vordere, sondern das hintere sei und sieht in der Amphicora den Typus einer eigenen neuen Unterordnung der Ringelwürmer, die er als Schwanzkiemer, Caudibranchiali, bezeichnet und mit der Nais digitata Müll, zusammenstellen möchte. Auch später ist Verf. dieser Anschauungsweise noch treu geblieben (Hanbbuch der vgl. Anat. 1852. S. 258. Anm.), obwohl ihre Unrichtigkeit inzwischen bereits vom Ref. (Götting. Gelehrte Anz. 1849. S. 490) und auch von

316 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichle

Leydig (Zeitschrift für wiss. Zool. III. S. 328) nachgewiesen worden.

Leydig beobachtete (a. a. 0) eine neue Art des Gen. Ampliicora, A. medilerranea, und machte dabei auf mancher- lei anatomische Eigenlhümlichlieilen aufmerlisam.

Er beschreibt namentlich die Gehörorgane dieser Thiere, die auch wohl bei der nordischen Art vorkommen , so wie ferner auch im ersten Körperringe einen eigenthümlichen Flimmerkanal , der wohl dem Uespiralionssysleme zugehöre. (Ref. hat sich bei demselben Thiere davon überzeugt, dass dieser Apparat an der Grenze des er- sten und zweiten Segmentes durch eine sehr deutliche, aber con- tractile Querspalte nach Aussen führt. Er besteht aus zwei queren Canülen, die in der Mitte des Körpers auf einander stossen und so- dann nach vorn laufen.)

Quatrefages macht in einer Ivleinen Notiz auf eine Sabellenart aufmerksam, die nach Art der litliophagen Mol- lusken in hartem Kalkstein lebt und Gänge gräbt, riristit. 1848. N. 755.

Von M. Müller (obs. anal, de verm. quib. p. 1) er- halten wir eine Beschreibung der äusseren und inneren ßaues von Sternaspis thalassemoides.

Die Beobachtungen von Krohn über die Bildung des Nerven- systems, die Geschlechtsverhältnisse u. s.w. finden darin ihre Bestä- tigung. Die Zöltchen auf den beiden Scheiben oder AVarzen ober- halb des Afterrohres betrachtet iVl. gewiss mit Uecht als Kiemenfort- sätze. "Was Otto für eine Leber ausgegeben hat, ist ein sehr ei- genthümliches mit ansehnlichen Zellen gefülltes Organ , dessen Be- deutung und anatomische Beziehungen unbekannt bleiben , das aber nach der Beschaffenheit seines Inhaltes mit den (fälschlich) soge- nannten Speicheldrüsen von Siphonostomum übereinkommt. Die Tren- nung der Sternaspis von den Chaetopoden ist (nach Müller) über- haupt sehr unnatürlich, wie namentlich auch die Gruppirung der Bor- stenbüschel au den Seiten des Körpers zur Genüge nachweist.

Nach den Untersuchungen und Auseinandersetzungen von Grube in Müller's Arch. 1818. S. 456 muss auch das sonderbare Gen. Tomopleris Eschsch., das man ziemlich all- gemein als eine Nacktschnecke ansah , zu den Kiemenwür- mern gestellt werden , da es , trotz seiner Borstenlosigkeit, mit diesen in allen wesentlichen Zügen der äussern und In- nern Organisation, auch in der der Entwicklung des Nerven-

der niederen Thiere während der J. 1848-1853. 317

Systems, übereinslimmt. Blufgefässe scheinen zu fehlen. (Ue- brigens hat schon Mcnke in seiner Zeilschrilt für Malaco- zoologie 1844. S. 21 das belreffendc Genus als Kiemenwurm erkannt.)

lieber den Bau von Peripalus und die systematische Stel- lung desselben unter den höheren Würmern haben gleich- falls die freilich nur nach Spiritusexcmplaren angestell- ten — Untersuchungen von Grube Aufschluss gegeben. Möl- ler'sArch. 1853. S. 322.

Die Leibeshöhle isl ohne Scheidewände , der Darm weit und gerade, ohne Aussackungen, die Mundhöhle mit zwei Kieferhaken ver- sehen. Das Gefässsystem scheint nur wenig entwickelt zu sein. Al- ler Wahrscheinlichkeit nach sind die Peripalusarten Zwitter , deren männliche Organe durch die beiden ersten Klauenfüsse ausmünden, so dass diese als Begaltungswerkzeuge anzusehen sind. Die weib- liche GcschlechtsöfTnung ist unpaar, und zwischen den vorletzten Füssen gelegen. Die Eileiter sind weit und bilden ein Paar Fruchthälter, in denen die Jungen bis zur vollständigen Reife und Entwickelung ver- weilen. Bei der Geburt besitzen dieselben bereits die volle Zahl der Fusspaare.

Quatrefa ges beschreibt gelegentlich (Ann. des sc. nal. 1852. T. XVIII. p. 176) die Geschlechtsorgane voiiEunice sanguinea und Aphrodite aculeafa.

Bei erslerer bestehen dieselben nach der Darstellung unseres Verf. aus zwei strangartigen Körpern, die unterhalb der Ganglienketle durch die ganze Länge des \Yurmes hinlaufen und in jedem Segmente durch einen rechten und linken kanalarligen Gang mit der Leibes- höhle zusammenhängen. Eine ähnliche Bildung soll auch bei einigen Nereiden vorkommen. Die Geschlechtsorgane von Aphrodite stellen dagegen eine zarthäutige Masse zu den Seiten des Bauchnervenstran- ges dar. (Bekanntlich sind die Geschlechtsorgane von Aphrodite schon von Pallas entdeckt und seit der Zeit mehrfach, namentlich auch von Ref. in den Beiträgen von Frey und Leuckart S. 89 be- schrieben worden, was von Q. übersehen ist. Auch scheint Ref. die Darstellung von Q. keineswegs erschöpfend. Bei Aphr. bystrix finden sich nach den neueren Untersuchungen des Ref. ganz ähnli- che slrangförmige Geschlechtsapparate, nur ohne die Zotten, die den- selben bei A. aculeala aufsitzen. Eier und Samenfäden bilden sich unterhalb des äussern zarthäutigen Ueberzugs , der sich während der Reifung derselben immer mehr von dem Achsenslrange abhebt und schliesslich mit seinem Inhalte einen kleine gestielte Beere bildet. Ist der Inhalt reif, so platzt der üeberzug, und die Geschlechtsstoffe

318 Leuckarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

fallen dann in die Leibeshöhle.) Uebrigens ist Q. gewiss im Irrthum^ wenn er das Verhalten von Aphrodite als ein Beispiel von der ge- wöhnlichen Anordnung der Geschlechtsorgane bei den Anneliden an- sieht und nach der Analogie von Aphrodite allen Anneliden besondere (freilich nur temporäre) Geschlechtsorgane ruschreibt. Die grösste Mehreahl der Anneliden ist bestimmt ohne derartige Apparate, wie Ref. schon früher mehrfach auseinander gesetzt hat.

F. Dujardin fand bei einer eilragenden neuen Exo- gene, E. pusilla, zugleich Samenfäden in dein mit der Lei- beshöhle communicirenden Innenfaum der Rückenbläller und hält diese Thiere desshalb für Zwitter. Ann. des sc. nat. 1851. T. XV. p. 298.

Auch Krohn und J.Müller vermehrten die Zahl der eier- tragenden Anneliden um neue Formen, Erslerer (dieses Arch. 1852. 1. S. 251) mitSyllis pulligera, Lelzerer (über d. allgem. Plan in der Entwicklung der Echinod. S. 7) mit Sacconc- reis n. gen.

Bei Syllis entwickeln sich die Jungen einzeln in paarweise gruppirten Säckchen, wie bei Exogone , oben auf der Ruckenfläche des Körpers, bei Sacconereis dagegen in einer gemeinschaftlichen sackartigen Erweiterung der ventralen Leibeswand. Die Embryonen der letztern besitzen vier Wimperkränze.

Nach Spencc Bäte gebiert Terebella Medusa leben- dige Junge, die sich in eigenen beufelförmigen Säckchen im Innern des Leibes entwickeln. (Der Aulsatz von Sp. ß. ist ohne hinreichende Sachkenntniss geschrieben.) Ann. nat. bist. 1851. VIII. p. 237.

M. S. Schnitze untersucht die ungeschlechtliche Ver- mehrung von Nais proboscidea und kommt zu dem Resultate, dass dieselbe als eine Theilung anzusehen sei, bei der aber auffallender Weise immer nur ein einziges Segment des Mut- lerthiers in den Körper des Sprösslings übergehe und die Grundlage desselben abgebe (dieses Arch. 1849. I. S. 293). Ref. glaubte dagegen, diese Forlpflanzung nach älteren, vor Seh. angestelllen Untersuchungen als eine reine Knos- penbildung auffassen zu dürfen (Ebendas. 1851. I. S. 134), wird aber von Schultze widerlegt (Ebendas. 1852. I. S. 3) und hatte später auch selbst Gelegenheit, die Richtigkeit der Angaben von Schultze anzuerkennen (Art. Zeugung in Wagner's H. VV. B. IV. S. 973).

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der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 319

An einen Gcneralionswechsel ist bei Nais proboscidea nicht zu denken, da, nach Schnitze, die Multer- und Tochterindividuen in gleicher Weise geschlechtsreif werden. Anders verhält sich das aber bei Syllis prolifera Quat. und Aulolylus prolifer ]\IüII., deren Prolificalion von Krohn be- obachtet wurde. Arch. für Nalurgesch. 1852. I. S. 66. Das Mullerlhicr bleibt hier geschlechtslos, während die Spröss- finge zur Geschlechtsreife konmen und sich auch in ihrer sonstigen Ausstattung von den Mutlerthieren entfernen. Na- mentlich gilt solches für das Männchen von Autolytus, das wahrscheinlich mit der Ncreis (Diploceraea Gr.) corniculala Mull, identisch ist. Die Produclion der Geschlechlslhiere von Syllis prolifera C^vie auch von S. fissipara n. sp.) beruht auf einer einfachen Quertheilung, die von Autolytus dagegen auf einer mehrfach wiederholten Knospenbildung , wie es vom Ref. früher beschrieben wurde. Die ungeschlechtli- che Fortpflanzung von Filograna, deren Beziehung zu den Geschlechtsverhällnissen noch unbekannt ist, ist nach der Dar- stellung von 0. Schmidt (neue Beiträge S. 36) gleichfalls eine einfache Querlhcilung.

In einem noch höheren Grade, als unsere Kenntnisse über den Bau der Kiemenwürmer , sind unsere Kenntnisse über die Ent Wickelung derselben in den letztvergan- genen Jahren gefördert worden.

Ich erwähne hier zunächst das ,,Memoiro sur Tembryo- genie des Annelides" von Quatrefages in den Ann. des sc. nat. 1848. T. X. p. 153 , in welchem Verf. vorzugsweise die Entwickelung der Hermellenbrut bis zur Ausbildung der Larvenform und namentlich die ersten Vorgänge nach der Befruchtung in sehr detaillirter Weise schildert.

Die Dotlerldüftung ist unregelmässig, rfachdcm sie vollendet ist, bildet sich im Innern des Embryonalliörpers durch Verflüssigung des Kernes eine Darmhöhle, die durch Entwickelung einer MundöfF- nung nach Aussen durchbricht. Der Leib bedeckt sich sodann bis auf das vordere und hintere Ende mit einem Flimmerkleide, das dem Embryo zur ersten Bewegung dient, aber ziemlich bald durch ein Büschel von 3—4 äusserst langen und steifen Borsten jederseits er- setzt wird.

M. Müller liefert (Müller's Arch. 1851. S.323) eine

320 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Nalurgeschiclite

sorgfällige und genaue Darstellung von der Enlwickelung ei- ner Polynoeart, deren Larven in Triest aufgefischt wurden und sich in ihrer jüngsten Form so ziemlich an die von Sa rs in diesem Archive (1845. S. 11) beschriebenen Embryonen anreihten.

Die Veränderungen dieser Larven bestehen darin, dass sich die eine, hintere Hälfte des liugligen Körpers, der durch einen niitt- lerenWimperkranz belvanntlich in zwei Hemisphären getheilt ist, streclit und gliedert und sich allmählich in den sogenannten Leib verwan- delt, während sich aus der oberen Hälfte der Scheitel oder Kopf, hücker unseres Wurmes hervorbildet. Der Mund, der schon bei den jüngsten Larven beobachtet wurde , liegt dicht hinter dem Räderor- gane, der After am äussersten Ende der hinteren Korperhälfte. Auf- fallend ist es, dass die Zahl der Segmente von der ersten Anlage an beständig dieselbe blieb (8), obwohl die ältesten Individuen ('A'") schon deutlich (bis auf die Kiemen und Kiefer) alle die einzelnen Charaktere von Polynoe erkennen Hessen und die Larvenorgane schon längst verloren halten.

Bei Arenicola piscatorum , deren Entwickelung von Sc hüll ze beobachtet wurde (Zeitschr. für wiss. Zool. IV. S. 192), kommt es niemals zur Bildung einer eigentlichen Schwärmform. Die Embryonen erhalten allerdings nach voll- endeter Furchung einen kranzförmig in mehrfachen Zonen angeordneten Flimmerbesalz, aber die Flimmerhaare bleiben kurz und dienen nur dazu, die Embryonen in der Gallert- masse, in der die Eier zu Hunderten abgesetzt werden, um- herzulreiben. Der Austritt der Embryonen geschieht erst nach dem Verluste dieses provisorischen Apparates. Zu dieser Zeit sind die Würmchen V2 V^'"? walzenförmig und geringelt, aber noch ohne Borslen und mit zwei Augen versehn. Mund und Darmkanal mit muskulösem Sshlunde sind deutlich zu un- terscheiden.

Ueber die Entwickelung von Amphicora vgl. 0. Schm i d l a. a. 0.

Busch publicirt in seinen Beobachtungen u. s. w. S. 55 eine wichtige Abhandlung über „Anneliden- Entwik- kelung" und schildert in derselben eine nicht unbeträchtli- che Anzahl von Larven, die er an verschiedenen Stellen der Nordsee und des Miltelmeers auftischte. Die Abstammung die-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 321

ser Larven ist leider bis auf eine einzige, eine Nereisart, unbekannt geblieben.

Verf. unterscheidet zweierlei verschiedene Typen in der Ent- wickelung der Annelidenlarven, den Typus der Mesotrocheen und den Typus der zuerst von Loven beobachteten Larve mit Wimperkranz am Scheitel (und am After). Der erstere Typus scheint der seltnere zu sein, da der Verf. ausser der schon früher bekannten Mesotrocha sexoculala die durch M. Müller, wie wir im nächsten J. B. se- hen werden, neuerlich als Larve von Chaelopterus norwegicus er- kannt ist nur noch zwei dahin gehörende Formen beobachtete. Die Wimperkränze, die in einfacher oder mehrfacher Anzahl vor- kommen, umgürten hier die Mitte des Leibes und trennen diesen ge- wissermaassen in einen vordem bereits ziemlich vollständig entwickel- ten Abschnitt und einen weniger entwickelten hintern. Bei den Lar- ven des Lo V e n'schen Typus zeigt der Leib eine von vorn nach hin- ten ganz gleichmässig abnehmende Entwickelung. Der Wimperkranz umgürtet den Scheitel und zwar der Art, dass der Mund dicht hinter demselben an der Bauchfläche seine Stelle findet. Die Augen nehmen die Mitte des Scheitels ein; nur in einem einzigen Falle wurden die- selben gleichfalls hinter dem Scheitelkranze an der Rückenfläche auf- gefunden. Unter den einzelnen von Busch beobahteten Formen er- wähnt Ref. nur die Arten mit mächtigen Borstenbüscheln dicht hinter dem Scheitelkranze , die durch diese Bildung an die schon oben er- wähnten Larven von Hermella erinnern. In manchen Fällen wieder- holen sich solche Borsten auch an den übrigen Segmenten, wie es Busch bei der zugleich durch ihre Wimperkämme ausgezeichneten Larve Tab. VUL Fig. 4 auffand. Ref. kann hinzufügen , dass diese Borsten nur einen provisorischen Apparat darstellen und später verlo- ren gehen, wenn die pelagische Lebensweise der Larven aufgegeben wird. So nach Beobachtungen an der zuletzt erwähnten Larve mit Wimperkämmen , die dem Ref. in Nizza zur Untersuchung kam und von ihm als Larve von Macroceros (Nerine) longirostris Quat. er- kannt wurde. Die auf Tab. XL Fig. 7 abgebildete Larve, die schon ziemlich weit entwickelt ist und in einer Röhre lebt, gehört sonder Zweifel dem Gen. Terebella an. Auch die Larve Tab. IX. Fig. 9 und 10, die von Max Müller in einem späteren Stadium mit Hakenbor- sten aufgefunden wurde (Observat. anat. p. 25), dürfte vielleicht von einem sog. Kopfkicmer abstammen.

J. Müller, der gleichfalls Cßerl.Monatsber. 1851. S. 470) eine Anzahl von Annelidenlarven beobachtete, unterscheidet bei den Formen mit Wimperkränzen dieselben zwei Typen, die auch von Busch hervorgehoben wurden. In manchen Fällen wächst jedoch die Zahl der Wimperkränze, wie der

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. V

322 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Verf. denn z. B. eine Art beschreibt , bei der ausser zwei mittleren Kränzen auch noch ein Scheitel- und ein After- kranz vorkommt. Ausser den Larven mit Borstenkränzen giebt es ferner auch solche mit einem uniformen Wimper- kleide, das in dem von Müller beobachtelen Falle zugleich mit ausgebildeten Annelidborsten vorkam.

Eine Annelidlarve mit vier Wimperbüscheln an den 14 Segmenten wird von A lim an beschrieben, Rep. br. Assoc. for 1852. Not. p. 70, während uns dagegen van Beneden mit einer jungen, noch borstenlosen, Annelide bekannt macht, deren Hinlerleibsende rechts und links neben dem After in einen sehr ansehnlichen hornartig gekrümmten Fortsatz aus- gewachsen ist. Bull. de. l'Ac. roy. d. Belg. T. XX. N.9.

Das von J. Müller (Berl. Monatsber. 1851. S. 88; mit Abbild, im Archiv für Anat. 1854. S. 88.) unter dem Namen Mitraria beschriebene und in drei verschiedenen Formen be- obachtete sonderbare Thierchen dürfte sich wohl gleichfalls den Annelidenlarven und zwar zunächst den Formen des Lo- ven'schen Typus anreihen. Vergleichen wir es mit einem der- artigen Thiere (wie ein solches z. B. bei Busch Tab. VII. Fig. 1 abgebildet ist), so ergiebt sich als wesentlichste Aus- zeichnung der Mitraria nur der Umstand, dass der Darm hier vor seiner Ausmündung in Form einer Schlinge bis unter den Scheitel emporsteigt. Die mächtigen Borstenbüschel der Mi- traria erinnern in auffallender Weise an die auch bei ande- ren Annelidlarven^ wie wir sahen, nicht seltene Bildung.

Weit räthselhafter, als Mitraria, sind jedenfalls die un- ter dem Namen von Pilidium gyrans und Actinotrocha bran- chiata bekannten Geschöpfe, die sich in ihrem bis jetzt allein beobachteten unvollständig entwickelten Zustande nirgends mit einiger Wahrscheinlichkeit unterbringen lassen. Vergl. über diese Thiere ausser J.Müller, Berl. Jahresber. 1851. S. 468 (auch Archiv f. Anat. 1854. S. 30.) Gegenbaur, Zeitschr. für wiss. Zool. V. S. 245 und Busch, Beobachtungen u. s. w. S. 107 (für Pilidium). Nicht minder paradox ist das von Busch entdeckte Cyclopelma longicilialum , a. a. 0. S. 135, über das man auch J. Müller, Arch. für Anat. 1854. S. 96 vergleichen möge.

der niederen Tbiere während der J. 1848—1853. 323

Für die zoologische Kenntniss unserer Würmer äusserst wichtig ist Grube's vortreffliche Arbeit „üi)er die Familien der Anneliden", die diesem Arch. 1850.1. S. 249 ein- verleibt und auch als besonderer Abdruck erschienen ist.

Verf. hat in dieser Arbeit den Versuch gemacht, nicht bloss das sehr zerstreute Material über unsere Thiere zu sammeln jund neben einander zu stellen , sondern auch die einzelnen Arten und Genera nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen in natürliche Familie zu ordnen. Bei den ausgebreiteten Kenntnissen unseres Verf. (Ref. ver- misst in der angezogenen Litteratur nur einen kleinen Aufsatz von Quatrefages in dem Magasin de Zool. 1843), bei den vielen Be- obachtungen desselben gerade über Anneliden , war nicht anders zu erwarten, als dass derselbe seinen Versuch in sehr befriedigender Weise durchführen und eine Arbeit schaffen würde, die für künftige Zeiten den Ausgangspunkt eines vollständigen Systemes bildet. Da diese Arbeit übrigens den Lesern unsers Archives bereits bekannt ist, so genügen hier einige Worte. Verf. umgrenzt die Anneliden im Cu- vier'schen Sinne , schliesst also die Hirudineen darin ein und unter- scheidet bei ihnen als Ordnungen: 1) Appendiculata polychaeta, 2) Gymnocopa, 3) Onychophora, 4) Oligochaeta, 5) Discophora. Die erste Ordnung umfasst die sogenannten Kiemenwürmer , die Gr. nach ihrer Lebensweise als Raubanneliden, Rapacia, und Schlammfresser, Limivora, unterscheidet, die zweite das Gen. Tomopteris , die dritte das Gen. Peripatus, (die beide zugleich als Repräsentanten besonderer Familien aufgestellt werden), die vierte endlich die Lumbricinen und die fünfte die Egel. Zu den Raubanneliden rechnet Gr. die Familien der Aphro- diteen, Amphinomeen, Euniceen, Lycorideen, Kephthydeen, Fhyllodo- ceen, Glycereen, Syllideen, Amytideen, Aricieen, zu den Schlammfres- sern die der Opheliaceen, Fheruseen, Chaetoptereen, Telethusen, Malda- nien, Terebellaceen, Hermellaceen, Serpulaceen. Die Oligochaeta zerfal- len in die Familien der Lumbricinen und Kaidinen, die Discophora in die der Ilirudinaceen, Clepsineen, Branchiobdelleen und Acanthobdelleen. Alle diese Familien werden einzeln beschrieben und der Beschreibung sodann die dahin gehörenden Arten mit der wichtigsten Litteratur und Synonymik zugefügt. Dem Separatabdrucke dieser Abhandlung, der als selbstständiges Werk erschienen ist, hat Verf. auch noch eine kurze (vielleicht hier und da zu kurze) Charakteristik der Gattungen und Arten in Form einer tabellarischen Uebersicht angehängt. Einzelne schon früher beschriebene Arten sind von Gr. als Typen besonderer neuer Genera aufgestellt. So wird die Nereis prolifera Müll, als Aulolylus pr. beschrieben, Ner. corniculata Müll, als Diploceraca com., Wais? clavicornis Sars als Macrochaela cl. , Dasymallus caducus Gr. mit Veränderung des Genusnamens als Dasybranchus c. , Amphitrite

324 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Gunneri Sars als Amphicteis G. ^ Amphitrite taurica Ralhke als Cen" trocorone. Andere Arten werden hier zum ersten Male aufgeführt und auch, in dem Anhange der Separatausgabe, kurz charakterisirt. Sie sind folgende: Notopygos crinita n. gen. et n. sp. als der Fa- milie der Amphinomeen , Diopatra longissima n. sp. , Eunice minula n. sp. , Phyllodoce coslata n. sp. , Lepadorrhynchus brevis n, gen. et n. sp. aus der Familie der Phyllodoceen, P oly cirrus Medusa n. gen. et n. sp. aus der Familie der Terebellaceen, Eriographis borealis n. gen. et n. sp. aus der Familie der Serpulaceen, Serpula simpleXf n. sp.

Grube bearbeitete auch die Annulaten in dem gros- sen Reisewerke von v. Middendorf Zool. Abtheil. II. S. 1.

Ein Theil der aufgefundenen Arten ging leider während des Transportes von Kamtschatka verloren ; der Rest, der zur Bearbeitung vorlag , bestand aus 14 Arten , unter denen 5 neue. Wir erwähnen von diesen hier nur Nereis vexillosa Gr. und N. ocholica Gr., die an- deren werden theils bei den Lumbricinen, theils auch bei den Hiru- dineen angezogen werden,

Referent beschreibt als einen Beitrag zur Fauna von Island eine Anzahl (29 Sp.) vom Prof. Bergmann da- selbst gesammelter AVürmer , die mit wenigen Ausnahmen zu den Kiemenwürmern gehören und manche seit 0. Fr. 1- 1er nicht wieder gesehene oder doch nur unvollkommen bekannte Formen darbieten. Dieses Archiv 1849. I. S. 149.

Neu von diesen Arten sind : Leucodorum muticum Lt. , Terebella parvulaLt. (vielleicht noch unausgewachsen) und Thelepus (n. gen.) Bergmanni Lt. Der letzte interessante Wurm konnte leider nur im verstümmelten Zustande, ohne Kopf, beobachtet werden. (Grube bemerkt, dass Beschreibung und Abbildung auf eine Clymene mit re- producirtem Schwanzende schliessen liessen, jedoch muss Ref. dagegen hervorheben, dass dieses Schwanzende weder in Färbung, noch in sonst einer W^eise von dem vorhergehenden Körper unterschieden war.)

Unter den von Sars in dem Nyt. Magaz. 1. 1. p. 197 beschrie- benen Norwegenschen Anneliden finden sich folgende neue : Clymene cirrosa S., N otomastus (n. gen.) lalericeus S., Ammochares assi- milis S., Onisc 0 sQm a (n. gen.) arcticumS.f Sabella crassicornis S., Sab. papulosa S. , Sab. neglecla S. , Serpula polita S. , Sabellides cri- slata S., Nerine cirrataS. Die neu aufgestellten beiden Genera wer- den mit folgenden Worten charakterisirl :

Notomas Ins n. gen. Caput conico- armatum absque tenta- culis et oculis. Os subtus, exsertile, breviter clavatum , papillis ob- situm. Anterior corporis subcylindrici pars pinnis utrimque duabus,

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 325

fasciculo setarum capillarium absque mamillis ; posterior pinnis (toris) seu mamillis transversalibus serie setarum uncinatarum ornatis, supe- riore dorsal!, inferiore latcrali. Branchiac nullae.

Oniscosoma n. gen. Corpus ovale, depressum, supra convexiusculum, sublus planum, ex segnientis circiter 20 compositum ; caput tentaculo unico et oculis 4 in dorso segmenti tertii notatum , absque cnruncula. Pinnae discretae, superior arcuata latissima dorso connala , setis nu- merosis apice furcato membrana communi unitis, inferior multo minor conico-acuminala, setis paucis foliatis. Cirri nulli. Branchiae nullae, expansio membranacea pinnae superioris forsan earum officio fungens. Quatrefages erwähnt bei Gelegenheit seiner anatomischen Abhandlungen zahlreiche neue Annelidenspecies und Gattungen, meist aber ohne dieselben weiter zu charakterisiren. So namentlich bei der Darstellung des ]\ervensystemes in den Ann. des sc. nat. 1850. T. XIV. p. 339, wo 12 neue Species namhaft gemacht werden, von denen aber nur zwei, Nereis regia (p. 339) und Nephthys bononensis (p. 325), kurz beschrieben sind. Als neue Gattungen werden hier aufgestellt John- slonia (p. 350 , die jedoch mit Heteronereis Oerst. zusammenfällt); Aricinell a, die sich durch die Regelmässigkeit ihrer Segmente und die Abwesenheit der Anhänge am Kopfe und Afterende von Clymene unterscheidet (p. 368) ; L eiobran chus , die dem Gen. Sabella nahe steht, aber Kiemen hat, welche jederseits zu einem halben Fächer vereinigt sind (p. 371). Das Genus Torrea, das Quatrelages (1. c. 1850. T. XII. p. 34. Kote) aufgestellt hat, dürfte eben so wenig, wie Johnstonia beibehalten werden können, da es sich auch in der Bil- dung der Ruderfortsätze, die Q. iür charakteristisch ansieht, nicht im Geringsten von Alciope unterscheidet, wie aus den schönen Beobach- tungen von Krohn (die Q. freilich nicht kennt) zur Genüge her- vorgeht.

Die von Quatrefages in der oben erwähnten Monographie (Ann. des sc. nat. 1850. T. XIII. p. 8) neu aufgestellte Familie der Polyophthalmeen trägt folgende Charaktere: Capite duobus organis lateralibus ciliatis exsertilibus retractilibusque, rotae Rotiferum similli- mis instructo ; ore infero ; ano terminali ; oculis cephalicis et corpo- ralibus; cavo corporis sepimento horizontali bicamerato , camera su- periori intestinum, infcriori genltalia continenti. Sie enthält bis jetzt nur das Gen. Foit,ommaf MS Quat. mit folgender Diagnose : Capite tri- bus lobulis insigni; ore inermi, proboscide linguiformi instructo; cor- pore tereti, posterius digitato ; pedibus biremibus, ulroque remo setis instructo ; oculis cephalicis crystallinis pluribus ; oculis cephalicis la- teralibus uno crystallino instrüctis in singulis annulis. Sp. P. Ehren- bergi n. sp. , P. picltts (Nais picta Duj.) , P. agilis n. sp. , P. dubius n. sp., von denen aber nur die erstere ausführlich beschrieben wird. Die Familie der Chloraemeen charakterisirt sich nach Qua-

326 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

trefages (Ann. des sc. nat. 1849. T. XII. p. 280) folgendermaassen : Capite distincto exsertili etretractili; corpore annulis similibus; pedibus quasi seraper biremibus , rerao superiori setis, inferiori autem festucis, numquam uncinis instructo ; branchiis dorsalibus super primum annnlum bifasciculatis ; intestino sacculis anterioribus plus minusve implicato. Je nachdem der Körper dieser Thiere nackt oder mit Zotten (pili Q.) bedeckt ist, lassen sich dieselben in zwei Gruppen unterscheiden, von denen die eine (mit Zotten) das Gen. Chloraema Duj. , die andere (mit nackter Haut) die Gatt. Siphonostoma Otto, Pherusa Ok. (Thro- phonia Edw.) und Lophiocephala Costa enthält. Die aufgezählten und beschriebenen Arten sind folgende : Chi. Dvjardini n. sp. (lebt als Parasit auf Seeigeln), Chi. sordidum n. sp., Chi. Edwardsii Duj., Siph. diplochaitos Otto, Siph. uncinata Aud. et Edw. , Pher. obscura n. sp., Ph. Goodslri Johnst. , Ph. barbata Edw., Ph. Mülleri Quat. (Amphi- trite plumosa Müll.), Lophiocephala Edwardsii Edw. Die Beobachtun- gen von Grube und Ralhke sind dem Verf. unbekannt geblieben. Auch dürfte hervorzuheben sein, dass Siphonostomum diplochaitos keineswegs der zottenförmigen Hautfortsätze entbehrt, wie Q. annimmt (so nach Beobachtungen von Costa und M. Müller).

Für die Familie der H er m eilen stellt Quatrefages (c. 1. 1848. T. X. p. 1) folgende Charaktere auf: Animalia annulata, tubi- colaria, pedibus setigeris, dissimilibus, ultima corporis parte absenti- bus. Corpore quadripartito. Capite cum duobus tentaculis lateralibus, crassis, postice alter altero adhaerentibus , setis seriatim concentricis in modum operculi instructis. Ore cirrhis numerosis prehensilibus, e tentaculis intus nascentibus armato. Branchiis pariatim supra thoracis et abdominis annulos ordinatis. In dieser Familie unterscheidet Q. nach der Bildung der Paläenkrone, zwei Genera, Hermella, operculo se- tarum triplici serie constituto ; und Pallasia (n. gen.), operculo duplici setarum serie constituto. Bei dem ersten Genus werden vier, bei dem zweiten drei Arten aufgeführt, im Ganzen also sieben, von denen zwei (Hermella Rissoi Quat. und Pallasia Gaimardi Quat.) neu sind.

Zu derselben Zeit liefert auch Grube in diesem Arch. 1848. I. S. 34 eine Zusammenstellung und Charakteristik der bis dahin be- schriebenen Hermellen (Sabellaria), in der sechs Arten mit zwei neuen (Sab. longispina Gr. und S. magnifica Gr.) beschrieben werden.

Die Familie der Tomopteriden muss nach Grube (a. a. 0. in Müllers Arch.) folgendermaassen umschrieben werden: Vermes corpore elongato , pinnnlis setis carentibus dilatato , lobo capitali et segmento buccali coalitis , tentaculis frontalibus , cirris tentacula- ribus , ore infero, pharynge exsertili nullo. Das Gen. Tomop teris Eschsch. trägt folgende Diagnose: Corpus elongatum, postice atte-

der niederen Thiere während der J. 1848—^1853. 327

nuatum hyalinum, segmentis minus distinctis, in pinnulas biremes setis carentibus exeuntibus, ramis foliaceis, margine quasi vcnoso munitis, lobus capitnlis cum segmento buccali coalitus , tentaculis frontalibus 4, anterioribus 2 rigidulis a latere protentis , posterioribus retractili- bus, cirris tentacularibus lateralibus 2, setam continentibus , os infe- rum inerme. Grube rechnet die bis jetzt bekannten Formen alle zu derselben Art T. onisciformis Esch., während Steenstrup (Vetensk. Meddels. for Aarene 1849 og 1850. p. IV.) die in den Europäischen Meeren beobachtete als eine eigene Art T. scolopendra Quoy et Gaim. in Anspruch nimmt. Von Gosse wird letztere als neu unter dem Kamen Johostonella (n. gen.) Catharina G. beschrieben und ab- gebildet. A nat. rambles etc.

Referent liefert eine Beschreibung des bisher nur sehr un- vollkommen gekannten Chaetoplerus pergamentacevs aus dem adriati- sehen Meere (Tricoelia variopedata Ren.) und zeigt, dass Sars den Rücken von Chaelopterus irrthümlicher Weise für die Bauchflächc ge- halten hat. Dieses Arch. 1849. I. S. 340.

V. Eichwald beschrieb Nereis diversicolor Zool. Dan. von dem Russischen Ostseestrande, Bull. Soc. Kat. Mose. 1852. p. 496.

Von neuen Anneliden erwähnen wir ferner:

Lysidice rufa Gosse, Ann. nat. bist. 1853. XII. p. 385.

Exogone piisilla Dujardin, Ann. des sc. nat. 1851. T. XV. p. 298 (scheint nach der Bildung des Kopfes , der Zahl der Antennen und der Bewaffnung des Schlundes eher dem Gen. Cystonereis Köll. an- zugehören).

Sacconereis (n. gen.) Schultzii J. Müller, allg. Plan in der Entwickelung der Echinodermen S. 7 Anm. Triest. 3 Kopften- takel, 2 Cirri tentaculares, ein Cirrus an den Fusshöckern , oben na- deiförmige, unten geknöpfte Borsten. Die Jungen entwickeln sich in einem Brutsacke.

Syllis puUigera Krohn, dieses Arch. 1852. I. S. 151.

Nerilla (n. gen.) antennala 0. Schmidt, neue Beitr. S.38. Von den Faröer. (Ein kleines Würmchen, das wohl in die Familie der Syllideen gehören dürfte.)

Typhlos colex (n. gen.) Mülleri, Busch Beobachtungen u. s. w. S. 115. Triest. Eine sehr interessante pelagische Form, die freilich nicht in völlig entwickeltem Zustande beobachtet wurde. Am Köpfe ein unpaarer Stirnfortsatz und zwei kurze Cirri tentaculares, an den einzelnen nur wenig geschiedenen Segmenten jederseits zwei Scheiben- oder flügeiförmige Anhänge, zwischen denen ein einfacher Fusshöcker mit zwei linearen Borsten angebracht ist. Die Ruder- platten sind beständig in schwingender Bewegung.

328 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Amphicore mediterr<inea Leydig, Zeitschrift für wiss. Zool. III. S. 328. Nizza. (Ueber die selbstständige Natur dieser Species kann nicht der geringste Zweifel sein. Ref. hat dieselbe gleichfalls be- obachtet und fügt hinzu, dass ihm Exemplare mit 30—40 Segmenten A. Sabella hat constant 13 und einer Länge von yj" vorge- kommen sind.)

Filogrann Schhideni 0. Schmidt, neue Beiträge S.33.Faröer.

Das vonAgassiz (lectures on comp. embr. p. 78. PI. XXVIII) aufgestellte neue Genus Pleig o phthalmus scheint mit Amphicore nahe verwandt zu sein, trägt aber auf allen einzelnen Ringen Augen- flecke. Nach demselben Zoologen soll das Gen. Cirratulus den Ju- gendzustand von Terebella darstellen. Proc. Bost. Soc. III. p. 191. (Gilt keinenfalls von den in Europa bekannt gewordenen Arten , die geschlechtsreif vorkommen.)

Annelides litnibricini*

lieber die Regenwürmer und Verwandte haben wir nur Weniges hervorzuheben. Erst in allerneuster Zeit hat man den Versuch gemacht, die Organisation dieser Geschöpfe, die noch immer so viel Dunkelheiten darbot, genauer zu er- forschen; wir müssen indessen diese weiteren wichtigen Bei- Iräffe für den nächsten J. ß. uns vorbehalten.

Pontallie liefert einige Beobachtungen über die Le- bensweise der Regenwürmer und erklärt die sog. Oberlippe dieser Thiere (was übrigens auch schon von anderer Seite geschehen ist) für das erste Körpersegmenf, das als Tastor- gan fungire. Ann. des sc. nalur. 1853. T. XIX. p. 18.

Quatrefages giebt einige Notizen über das Nerven- system der Regenwürmer (Erythremes) und hebt namentlich hervor, dass dieselben mit einem Visceralnervensysteme ver- sehen seien, das sich in mehrfacher Beziehung von dem der übrigen Anneliden unterscheide. Ann. des sc. nat. 1853. T. XVIII. p. 167.

Gegenbaur beschenkt uns mit einer hübschen Ab- bildung von den sog. Flimmerkanälen oder schleifenförmigcn Drüsen bei Lumbricus und Saenuris , die er sorgfältig be- schreibt und als Secrelionsorgane betrachtet, die (wie Ref. schon früher vermuthet hatte) als Nieren zu fungiren schei- nen. Zeitschrift für wiss. Zool IV. S. 221.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 329

Verf. bestreitet, dass durch diese Gebilde eine Wasseraufnahme in den Körper geschehen könne, obwohl das Ende derselben durch eine weite OefTnung mit der Leibeshöhle zusammenhängt. Saenuris besitzt nach unserem Verf. zweierlei Flimmerkanäle, kleinere und grössere, welche letztere in einfach paariger Anzahl vorhanden sind und im 10. Segmente liegen. G. hält diese letzteren für neu entdeckt; sie sind indessen schon früher mehrfach gesehen und beschrieben, bisher aber als Keimleiter dem Geschlechtsapparate zugerechnet worden.

So auch namentlich von Budge, der in diesem Arcli. 1850. I. S. 1 eine Darstellung von den Geschlechtsorganen des Tubifex rivulorum (Saenuris) gegeben hat.

Die von Budge beschriebenen zwei birnförmigen Bläschen, die hinter den Hoden liegen, sind nach den Beobachtungen des Ref. Receptacula seminis, in denen man nicht selten Spermatophoren oder Samenfäden auffindet.

Ueber die ungeschlechtliche Vermehrung von Nais pro- boscidea vergl. die schon oben (S. 318) angeführten Beob- achtungen von Scluiltze und Ref.

D'üd ekem's histoire naturelle des tubifex des ruisseaux ist bis jetzt nur aus dem von vanBeneden darüber erstat- teten Referate bekannt geworden. Bull. Acad. Brux. T. XX. p. 317, l'inst. 1853. p.311.

Das sog. Wassergefässsystem wird ebenfalls, wie gleichzeitig von Gegenbaur, als llarnapparat aufgefasst. Der Hode ist einfach; die Spermatozoiden fallen in die Leibeshöhle und werden durch ein Paar ansehnliche Ausführungsgänge nach aussen gebracht. Die Eni- bryonalanlage geschieht ohne Primitivstreif.

Von neuen Arten sind beschrieben: Lumbricus flavirentris Leuckart, dies. Arch. 1849. L S. 159 aus Island ; Lumbr. triangularis und Lumbr. multispinosus Grube in v. Middendorff's Reise aus Kam- tschatka; ausserdem auch durch Leidy eine ganze Reihe nord- amerikanischer Formen:

Lumbriculus limosus n. sp. Journ. Acad. Phil. Vol. 11. p. 49.

L. spiralis n. sp. und hyalhius n. sp. Proc. Äc. Phil. V. p. 285 (wurden im Jugendzustande früher, 1. c. p. 266, vom Verf. als Typen eines besondern Gen. n. Acestus angesehen).

Enchylraeus vennicularis Henle und E socialis n. sp. Journ. Acad. Ph. IL p.47. PI. 2. flg. 13.

Slrephuris (n. gen.) agilis n. sp. Journ. Ac. Phil. IL p. 45.

Aeolosoma venustum n. sp. Ibid. p.46. PI. 2. fig. 8.

Chaetodemus (n. gen.) panduratus n. sp. Proc. Ac. Phil. V. p. 286.

Chaetogaster gulosus n. sp. Ibid.'p. 124.

330 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Peloscolea: (n. gen.) variegalus n. sp. Ibid. p. 124.

Nais rimlosa n. sp. und JY. gracilis n. sp. Journ. Ac, Ph. II. p. 43. PI. 2. fig. 1.

Pristina longiseta Ehrbg. Ibid. p. 44. PI. 2. fig. 3.

Slylaria paludosa Lam. und St. fossularis n. sp. Proc. Ac. Phil. V. p. 286.

Dero limosa n. sp. Ibid. p. 226.

Die neu aufgestellten Genera tragen folgende Diagnose :

Gen. C haet odemus. Body cylindroid. Upper lip very large and broad. Podal spines in 4 rows, fasciculate, aristate. Mouth large, inferior; pharynx capacious , Oesophagus cylindrical ; intestine capa- cious. Eyes nonc. Blood colorless. Increasing by segmentation. (Nahe verwandt mit Aeolosoma).

Gen. Slrephuris. Podal spines alternating with setae, in two rows. Upper lip moderately projecting. Girdle well marked. Pfumber of articulations not over seventy. No muscular stomach. Blood bright red. (Mit Saenuris Hoffmstr. nahe verwandt, vielleicht damit zu vereinigen.)

Gen. Felo scolex. Setae in two rows, 6 to 10 in each fas- ciculus; podal hooks in two rows, in twos or threes , bifurcated at the free extremity; each annulation furnished with a circle of prominent tubercles, with numerous smaller ones. Upper lip hardly projecting. Girdle not prominent. Blood red.

Oepliyrei C^ipunculacei).

Wenn wir diese Thiere hier zu den Würmern stellen, so folgen wir damit dem Beispiele von Blain v ille , das in der neueren Zeit von den verschiedensten Seiten her (J. Müller, Blanchard, Oerstedt, V. Carus u. A.) Bei- fall und Nachahmung gefunden hat. Es ist freilich etwas misslich , diese Thiere und namentlich die mit innern Re- spirationsorganen versehenen Formen von den Holothurien abzutrennen, allein nichts desto weniger gewinnt es immer mehr den Anschein , als wenn die Entwickelungsgeschichte die freilich bis jetzt nur von wenigen Arten bekannt ge- worden ist ein solches Verfahren rechtfertigen könnte.

Von Grube erhielten wir eine vortreffliche Abhandlung über den anatomischen Bau von Sipunculus nudus , auf die wir hier noch nachträglich verweisen, da dieselbe im letzten J. B. übersehen ist. (Müller's Arch. 1847. S. 255). Pe- ters ergänzt diese Mittheilungen durch seine Beobachtun-

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 331

gen über die Forlpflanzungsorgane, die den Untersuchungen von Grube enlgangen sind. (Ebendas. 1850. S. 382.)

Die reifen Eier von Sipunculus findet man bekanntlich, wie die der Kiemenwürmer, frei in der LeiLcshöhle ; Peters aber zeigt, dass die Bildungsstätte derselben an einem andern Orte zu suchen sei. Auf deim Darmgefässe verläuft in der Mittellinie ein gelblicher Kanal, und dieser Kanal ist ein Eileiter. Er enthält Eier und bewegt diese durch eine Flimmerbekleidung nach vorne. In vielen Fällen lässt sich ausser diesem Eileiter nichts weiter unterscheiden, mitunter aber sieht man rechts und links neben demselben kleine traubige Anhänge, die in den Darm sich ausbreiten und gleichfalls Eier enthalten , so dass sie wohl als Ovarien betrachtet werden dürften. In der Nähe des Schlundes scheint der Eileiter durch eine Spalte in die Leibes- höhle auszumünden. Wie diese Eier nach aussen gelangen, ist noch ungewiss. Am hinteren Körperende, wo man dieselben gewöhnlich hervortreten lässt, findet sich keine OefFnung; Peters meint dess- halb , dass sie durch die beiden dem After gegenüberliegenden Säcke hervortreten, was aberKrohn, der dieselben Verhältnisse in Betracht zieht und durch die Beobachtungen männlicher Individuen auch das getrennte Geschlecht der Sipunculiden ausser Zweifel setzt (^Ebendas. 1851. S. 369), in Abrede stellt.

Blanchard beschreibt das Nervensystem von Sipun- culus. Ann. des sc. nat. 1849. T. Xil. p. 55. Er zeigt, dass dasselbe was bei uns freilich schon längst bekannt ist durch den Typus seiner Bildung mit dem Nervensystem der Anneliden übereinstimmt. Der Rüssel erhält seine Nerven aus dem Bauchstrange , während der übrige Darm von einem ei- genen zarten Nervenfaden begleitet wird, der auf dem Re- ctum zu einem ziemlich ansehnlichen Ganglion anschwillt.

H. Meyer berücksichtigt in seinen Notizen zur ana- tomischen Kenntniss der Sipunculiden (Zeitschrift für wiss. Zool. I. S. 269) namentlich das Hautskelet von Phascolosoma und den Darmnervenfaden, den er als einen Muskel (m. sus- pensorius intestini) in Anspruch nimmt.

Williams giebt an, dass die äusseren Bedeckungen und die Tentakel der Sipunculiden mit zahlreichen feinen Oeffnungen versehen seien, durch die das Wasser in die mit Chylus gefüllte Leibeshöhle hineintrete. Ann. nat. hist. T. XII. p. 354.

M. Müller macht in seinen Observat. anat. p. 15 einige

332 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Mittheilungen über den Bau von Thalassema. Weitere Nach- richten über diese Thiere verdanken wir Seh mar da, der uns eine sorgfältige Darstellung der generisch kaum verschie- denen Bonellia viridis geliefert hat ( zur Naturgesch. der Adria in den Denkschriften der kais. Akad. zu Wien. ßd. IV., auch als bes. Abdruck zu haben).

Der Darm von Bonellia ist ausserordentlich lang, acht bis neunmal länger als der Körper und mit einem fleischigen , dicken und langen Pharynx versehen. Das Gefässsystem, das ausführlich dargestellt wird, besteht aus einem arteriellen Dorsalstamm und einem venösen Ventral- stamm, die beide im hinteren Körperende durch die Lungengefässe zusam- menhängen und auch sonst noch vielfach mit ihren Aesten communiciren. Die Bildung der Wasserlunge, die von M.Müller auch bei Thalassema gefunden wurde, hier aber viel einfacher und sackförmig gebaut ist, stimmt mit der der llolothurien überein. Das Nervensystem ist, wie bei den übrigen Sipunculiden, ein ganglionärer Bauchstrang mit Mund- ring. Der Darm bekommt einen eigenen Nerven von ansehnlicher Stärke, der von einem der letzteren Ganglien abgeht. Sinnesorgane fehlen, mit Ausnahme des gcfäss- und nervenreichen Rüssels, der als Tastwerkzeug fungirt. In der Haut liegen zahlreiche rundliche Drüsen, die einen grünen Schleim secernircn , dessen färbende Sub- stanzen, nach Gottlieb, mit dem Pflanzenchlorophyll übereinstim- men. Von Geschlechtsorganen wurden nur die weiblichen beobachtet, die einen einfachen aber unpaaren (bei Thalassema, nach M. Mül- ler, paarigen) Schlauch von ansehnlicher Weite darstellen, doch ver- muthetSch., dass die Bonellien Zwitter seien. Indessen dürfte es doch, nach der Meinung des Ref., mehr als zweifelhaft sein, dass das kleine fächerförmig gefaltete Anhangsgebilde an dem Eiergange, das in ei- ner sehr rudimentären Form auch bei Thalassema vorzukommen scheint, einen Hoden darstellt, wie unser Verf. vermuthet. Die fragmentaren Beobachtungen über die Entwickelung der Bonellien scheinen darauf hinzudeuten , dass dieses Thier keine freie Metamorphose durchläuft, obgleich wir sonst eine solche bei den Sipunculiden antreffen.

M. Müller beobachtete eine Larve mit einfachem Wim- pergürtel am Scheitel und excentrischem, am Rücken befind- lichen After (Müllers Arch. 1850. S. 439) , die er für eine Sipunculidenlarve hält. Krohn bestätigt (Ibid. 1851. S.368) die Richtigkeit dieser Deutung und zeigt, dass dieselbe von S. nudus abstammt.

Die neu geborene Larve hat eine auff'allende Aehnlichkeit mit den Larven mancher Anneliden, namentlich denen, die nach demLo- ven'schen Typus sich entwickeln, unterscheiden sich aber theils

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 333

durch die Lage des Afters, theils auch dadurch, dass der Mund ober- halb des Wimperkranzes gefunden wird. Der Scheitel trägt ein Paar Augen. Im Innern des Körpers findet man einen sehr voluminösen Darm, die beiden Drüsensäcke, die Müller mit Delle Chiaje dem Respirationsapparate zurechnen möchte (nach der Ansicht des Ref. dürften sie sich wohl an die bekannten Seitendrüsen der Anneliden anschliessen) , auch, wie Krohn zeigte, den Bauchstrang und die grossen Rückziehmuskeln der erwachsenen Sipunculiden. Sehr ei- genthümlich ist ein grosses „hodensackartiges" Organ, das mit einem flimmernden Ausführungsgange oberhalb des Flimmerstranges an der Bauchfläche ausmündet und, nach Müller, den ausgebildeten Sipun- culiden zu fehlen scheint. Krohn beobachtete auch die früheren Stadien der Entwickelung während des Eilebens, aber nur unvollkom- men. Sehr aufrallend ist die Beobachtung , dass sich die eigenlhüm- lich facettirte Dotterhaut während der Klüftung des Dotters allmählich mit einem Flimmerbesalze überzieht, durch dessen Action dann das Eichen im Wasser umhergetrieben wird. Beim Ausschlüpfen der Larve wird die Haut abgestreift, indessen ist dieser Vorgang mit ei- nigen Schwierigkeiten verbunden, weil der Körper des Embryo, wie es scheint, mit dieser Hülle verwachsen ist.

Die Larve von Phoscolosoma, die später von M. Mül- ler aufgefunden wurde (Observ. anat. etc. p. 22), stimmt in allen wesentlichen Punkten mit der von Sipunculus überein, Sie unterscheidet sich fast nur dadurch , dass die Haut mit Ausschluss des Kopfes und der Hinterleibsspitze von einer Anzahl kleiner Wärzchen besetzt und dadurch ganz undurch- sichtig geworden ist.

J. Müller macht darauf aufmerksam, dass das bis dahin räthselhaffe Genus Atlas Les. , das der erste Entdecker und auch später Blai n vi 11 e für ein Mollusk gehalten, wohl eine Sipunculidenlarve sein dürfte. (Ueber d. allg. Plan in der Entvvickl. der Echinod. S. 36.)

Busch beobachtete (a. a. 0. S. 73) die Larven eines Thieres , das wahrscheinlicher Weise den Echiuriden zu- gehört.

Die Larven waren länglich und mit zwei Wimperkränzen ver- sehen, von denen der eine am Ende, der andere in der Mitte des Körpers angebracht war. Zwischen beiden Kränzen fand sich ein ein- faches Borstenpaar von sichelförmiger Gestalt. In früherer Zeit war der Körper der Larve rundlich und mit einem uniformen Wimperkleide versehen. Nach dem Verluste der AVimperkränze zeigte die Larve

i

Ht

334 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

(Vs'") einen einfachen wurmartigen Körper , der sich kriechend am Boden fortbewegt.

Neue Arten: Sipunculus rufo - ßmbriatus n. sp. von Nizza, ßlanchard, Ann. des sc. natur. 1849. T. XII. p. 56 ; Sip. punctatis^ simus n. sp., Gosse, Ann. nat. bist. XII. p.l25; Sip. margariiaceus n. sp. und Sip. (Vhascolosoma) eremila n. sp. aus Norwegen (der letzte bewohnt, wie Sip. concharum Oerst. s. capitatus Rathke u. a. , leere Conchylien und zwar die Schalen von Dentalium) Sars, Nyt Mag. 1. 1. p. 196; Sip. Gouldii n. sp., Sip. corallicolus n. sp., Sip. granula- tus n. sp. , die mit dem Pkascolosoma Bernhardus und Echiurus chry- santhophorus an der nordamerikanischen Ostküste vorkommen, Pour- tales, Proc. Amer. Assoc. V. 1851. p. 39.

Halicryptus (n. gen. Echiurid.) spinulosus n. sp., vom Ost- seestrande bei Danzig, v. Siebold, Beiträge zur Fauna Preussens S. 18 (aus den N. Pr. Provincialblättem 1849 abgedr.) Corpus elon- gatum cylindricum, subannulatum, antice et postice obtusum et retra- clile, brevi anlica parte cutis undique spinulis obtectae longitudinali- ter striata, ore antice terminali orbiculato, denticulis corneis armato, ano postice terminali nudo.

M. Müller beschreibt Thalasseina gigas n. sp. von Triest und liefert eine nach seinen Untersuchungen emendirte Diagnose des Gen. Thalassema (mit Einschluss von Ochetosloma Leuck. und Bonellia), die folgendermaassen lautet (Observat. anat. p. 15) : Corpus elonga- luni, utriculare ; proboscis ex oris quasi infundibulo incipiens , in la- bium longissimum superum, integrum (vel in fine bipartitum) producta; anus in extrema corporis parte ; spicula duo post basin proboscidis sita et post ipsa spicula duae aperturae genitales ventrales ; sexus scparati.

Cliaeiog^natlii»

Dass die Gattung Sagitta mit ihren zahlreichen durch fast alle Meere verbreiteten Arten den Würmern zugehöre und nicht den Mollusken, ist heutigen Tages wohl von der Mehr- zahl der Zoologen anerkannt. Nur Huxley ist in dieser Hinsicht einer abweichenden Meinung; er möchte die Sagit- tcn am liebsten den Acarinen oder Tardigraden anreihen (Rep. br. Assoc. for 1851. p. 77). Weniger sicher ist die Stelle, an der man diese Thiere bei den Würmern unterbrin- gen darf. Ref. hat die Vermuthung ausgesprochen, dass diese Thiere in der Nähe der Lumbricinen eine Stelle fin- den könnten cMorphologie S. 7ö} , während Oersted die

der niederen 'fhiere während der J. 1848—1853.

335

Uebereinstimmung derselben mit dem Typus der Nematoden nachzuweisen sucht und sich dabei namentlich auf eine von ihm beobachtete flossenlose Art bezieht (Vidensk.Meddels. 1849; Froriep's T. B. Zool. I. S. 201). Ref. scheint es gegenwartig am natürlichsten, die Sagitlen als Repräsentanten einer eige- nen kleinen Gruppe anzusehen , die den Uebergang von den echten Anneliden (und zwar zunächst den Lumbricinen) zu den Nematoden machen und vielleicht nicht unpassend mit dem oben genannten Namen bezeichnet werden können.

Der innere Bau der Sagilten ist seit den bekannten äl- teren Arbeiten von Krohn und Wilms von manchen Zoo- logen beobachtet und im Wesentlichen übereinstimmend mit Krohn beschrieben worden. So namentlich von Eydoux und Soul ey et (Voy. de la Bonile Zool. IL p. 645, Atlas Vers PI. V) und von Busch (Beobachtungen u. s. w. 8.93). Letzterer leugnet die Existenz eines Bauchganglions, aber mit Unrecht, wie Krohn hervorhebt (Müllers Arch. 1853. S. 140 und Archiv für Naturgesch. 1853. I. S. 266) und auch Ref. bestätigen kann. Die wichtigsten neueren Bemerkungen über die Organisation der Sagitten stammen von Krohn und sind an dem letztgenannten Orte publicirt worden. Wir er- fahren hier namentlich , dass die Sagitten ohne Ausnahme mit borstenartigen starren Fäden besetzt sind, wie sie Wilms zuerst bei S. setosa entdeckte, dass die Flossenstrahlen der- selben eine grosse Aehnlichkeit mit den Borsten der Anne- liden haben, dass endlich ein eigenes Receptaculum seminis längs dem Eierstocke vom blinden Ende bis zur Mündung hinabsteigt.

In BetrefT der Entwickelung von Sagitta bemerkt Ge- genbaur (Zeitschrift für wiss. Zool. V. S. 15), dass der Dotter derselben in einfacher Weise durch Längsstreckung die Form des spätem Körpers annehme. Der Darm entsteht durcli eine Einstülpung der Oberfläche. Die neugeborene Sa- gitta besitzt bereits die Flosse des erwachsenen Thieres. Sie hat eine Länge von y^'", so dass sie vor der Geburt nach Art eines Wurmes zusommengeroUt ist.

Neue Arten: Sagitta cephaloptera n. sp. , S. rostrata n, sp. , Busch ßeobabchtungen u. s. w. S. 93; S, muUidenlata n. sp., S. ser»

334 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

(V5'") einen einfachen wurmartigen Körper , der sich kriechend am Boden fortbewegt.

Neue Arten: Sipunculus rufo - ßmbrialus n. sp. von Nizza, ßlanchard, Ann. des sc. natur. 1849. T.XIl. p. 56 ; Sip, punctatis- simus n. sp., Gosse, Ann. nat. hist. XII. p. 125; Sip. tnargarilaceus n. sp. und Sip. {Fhascolosoma) eremita n.sp. aus Norwegen (der letzte bewohnt, wie Sip. concharum Oerst. s. capitatus Rathke u. a. , leere Conchylien und zwar die Schalen von Dentalium)* Sars, Nyt Mag. 1. I. p. 196; Sip. Gouldii n. sp., Sip. corallicolus n. sp., Sip. granula- tus n. sp. , die mit dem Fhascolosoma Bernhardus und Echiurus chry- santhophorus an der nordamerikanischen Ostküste vorkommen, Pour- tales, Proc. Amer. Assoc. V. 1851. p. 39.

Halicryp tus (n. gen. Echiurid.) spinulosus n. sp., vom Ost- seestrande bei Danzig, v. Siebold, Beiträge zur Fauna Preussens S. 18 (aus den N. Pr. Provincialblättern 1849 abgedr.) Corpus elon- gatum cylindricum, subannulatum, antice et postice obtusum et retra- ctile, brevi antica parte cutis undique spinulis obtectae longitudinali- ter striata, ore antice terminali orbiculato, denticulis corneis armato, ano postice terminali nudo.

M. Müller beschreibt Thalassema gigas n. sp. von Triest und liefert eine nach seinen Untersuchungen emendirte Diagnose des Gen. Thalassema (mit Einschluss von Ochetostoma Leuck. und Bonellia), die folgendermaassen lautet (Observat. anat. p. 15) : Corpus elonga- tum, utriculare ; proboscis ex oris quasi infundibulo incipiens , in la- bium longissimum superum, integrum (vel in Bne bipartitum) producta; anus in extrema corporis parte; spicula duo post basin proboscidis sita et post ipsa spicula duae aperturae genitales ventrales ; sexus scparati.

Cliaetog^natlii.

Dass die Gattung Sagitta mit ihren zahlreichen durch fast alle Meere verbreiteten Arten den Würmern zugehöre und nicht den Mollusken, ist heutigen Tages wohl von der Mehr- zahl der Zoologen anerkannt. Nur Huxley ist in dieser Hinsicht einer abweichenden Meinung; er möchte die Sagit- ten am liebsten den Acarinen oder Tardigraden anreihen (Rep. br. Assoc. for 1851. p. 77). Weniger sicher ist die Stelle, an der man diese Thiere bei den Würmern unterbrin- gen darf. Ref. hat die Vermnthung ausgesprochen, dass diese Thiere in der Nähe der Lumbricinen eine Stelle fin- den könnten (Morphologie S. 7ö) ^ während Oersted die

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 335

Uebereinstimmung derselben mit dem Typus der Nematoden nachzuweisen sucht und sich dabei namentlich auf eine von ihm beobachtete flossenlose Art bezieht (Vidensk.Meddels. 1849; Froriep's T. B. Zool. 1. S. 201). Ref. scheint es gegenwärtig am natürlichsten, die Sagitten als Repräsentanten einer eige- nen kleinen Gruppe anzusehen , die den Uebergang von den echten Anneliden (und zwar zunächst den Lumbricinen) zu den Nematoden machen und vielleicht nicht unpassend mit dem oben genannten Namen bezeichnet werden können.

Der innere Bau der Sagitten ist seit den bekannten äl- teren Arbeiten von Krohn und Wilms von manchen Zoo- logen beobachtet und im Wesentlichen übereinstimmend mit Krohn beschrieben worden. So namentlich von Eydoux und Soul ey et (Voy. de la Bonile Zool. II. p. 645, Atlas Vers PI. V) und von Busch (Beobachtungen u. s. w. S. 93). Letzterer leugnet die Existenz eines Bauchganglions, aber mit Unrecht, wie Krohn hervorhebt (Müllers Arch. 1853. S. 140 und Archiv für Naturgesch. 1853. I. S. 266) und auch Ref. bestätigen kann. Die wichtigsten neueren Bemerkungen über die Organisation der Sagitten stammen von Krohn und sind an dem letztgenannten Orte publicirt worden. Wir er- fahren hier namentlich , dass die Sagitten ohne Ausnahme mit borstenartigen starren Fäden besetzt sind, wie sie Wilms zuerst bei S. setosa entdeckte, dass die Flossenstrahlen der- selben eine grosse Aehnlichkeit mit den Borsten der Anne- liden haben, dass endlich ein eigenes Receptaculum seminis längs dem Eierstocke vom blinden Ende bis zur Mündung hinabsteigt.

In Betreff der Enlwickelung von Sagitta bemerkt Ge- genbaur (Zeitschrift für wiss. Zool. V. S. 15), dass der Dotter derselben in einfacher Weise durch Längsstreckung die Form des spätem Körpers annehme. Der Darm entsteht durcii eine Einstülpung der Oberfläche. Die neugeborene Sa- gitta besitzt bereits die Flosse des erwachsenen Thieres. Sie hat eine Länge von y^'", so dass sie vor der Geburl nach Art eines Wurmes zusammengerollt ist.

Neue Arten: Sagitta cephaloplera n. sp. , S. roslrata n, sp., Busch BeobabchtuDgen u. s. w. S. 93; S, multidenlala n. sp., ;S. ser-

336 Leuckart: Berichl üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

ralo-dentata n. sp , S. lyra n. sp. , S. draco n. sp., Krohn, dieses Arch. 1853. I. S. 270.

An demselben Orte Bemerkungen über die Sag. bipunctata Quoy et Gaim., S. bipunctata Kr., so wie über die Arten von D'O r- bign y und Busch.

[Die Nematoden und Akanthoc e phalen, die hier eigentlich folgen inüssten , bilden mit den übrigen Ein- geweidewürmern in unserm Arch. bekanntlich den Gegen- stand eines besondern Berichtes; wir dürfen dieselben also ohne Weiteres übergehen.]

3. Platocies. Hirudinei.

lieber den innern Bau der Hirudineen haben wie drei wichtige Monographieen erhallen, vonBudge über Clepsine bioculata (Verhandlungen des naturhist. Vereines der preuss. Rheinlaiide 1849), von Leydig über Piscicola geomelrica mit theilweiserVergleichung anderer einheimischer Hirudineen (Zeitschrift für wiss. Zool. I. S. 103) und von Quatrefa- ges über Branchellion (Ann. des sc. nat. 1852. T. XVIII. p. 279), von denen sich namentlich die beiden letztern durch die Genauigkeit und Specialität der Darstellung, die letzte auch durch einen ungewöhnlichen Reichthum der schönsten Abbildungen ausgezeichnet. Dazu kommen die Angaben von Leydig über das Gefäss- und Respirationssystem von Ne- phelis und Clepsine in den Ber. von der königl. zoot. Anstalt zu Würzburg 1849. S. 14, so wie Bemerkungen über den Bau von Branchellion und Pontobdella (Albione) in der Zeitschr. für wiss. Zool. T. III. p. 315, se wie ferner von Quatrefa- ges eine Note über das Nervensystem und einige andere Or- ganisationsverhällnisse von Albione in den Ann. des sc. nat. 1. c. p. 329.

Bei allen hier namhaft gemachten Arten (mit Ausnahme von Nephelis) findet sich im Schlünde ein fleischiger Rüssel, der nach Aussen hervorgestreckt werden kann und die Ausführungsgänge beson- derer gruppenweise neben der Speiseröhre gelegenen Drüsen aufnimmt. Die Drüsen bestehen aus einfachen Zellen, von denen sich jede in einen Ausführungsgang fortsetzt und sind von Budge irrthümlicher Weise als sympathisches Nervensystem beschrieben worden. Aehnliche Drüsen liegen bei allen Hirudineen in Menge unter den Hautbedeckungen,

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 337

Die Geschlechtsorgane sind im Wesentlichen überall auf gleiche Weise gebaut, nur soll Albione (nach Quatrefages) rechts und links ei- nen einfachen schlauchförmigen Hoden besitzen. Die schleifenförmigcn Seitendrüsen, die bei Kephelis, wie bei Haeniopis , Hirudo u. a. , an ihrem Ausführungsgange mit einer contractilen blasigen Erweiterung versehen sind, und von Leydig noch immer als Wassergefässe und Athmungsorgane betrachtet werden, fehlen bei Branchellion, das aber dafür eine ausserordentlich mächtige Entwickelung seiner Hautdrüsen zeigt. Verschieden von diesen Drüsen und ihren Erweiterungen sind gewisse contractile Blasen, die mit dem Gefässsysteme zusammenhän- gen und bei Kephelis und Clepsinn (nach Leydig) ein sehr eigen- ihümliches Flimmerorgan im Innern einschliessen. Diese contracti- len Blasen (Herzen Quat. ) konnten bei allen Arten nachgewiesen werden, auch bei Branchellion, wo sie in der Basis der blattartigen Körperanhänge liegen, die sich durch ihren Gefässreichthum mit Be- stimmtheit als Kiemenanhänge zu erkennen geben. Im Innern des Rückengefässes finden sich (ausgenommen ist jedoch Nephelis) be- sondere Klappen von kolbenförmiger Gestalt und zelliger Bildung, die nur Quatrefages entgangen sind. lieber den Bau und Zusam- menhang des Gefässapparates herrscht bei allen Beobachtern eine grosse Verschiedenheit der Angaben; es dürfte den spätem Unter- suchungen gerade in diesem Punkte noch Manches zur Berichtigung übrig bleiben. Leydig glaubt annehmen zu dürfen, dass die Hiru- dineen ein doppeltes Gefässsystem besitzen, ein durchweg contractiles nämlich, das aus den Seitengefässen und einem mittleren Sinus be- steht, der den Nervenstrang und Darm in sich einschliesst, und ein anderes, das sich vorzugsweise aus dem Rückengefässe und dem Bauch- gefässe zusammensetzt und nur in dem ersteren contractil ist. Ein Zusammenhang zwischen beiden Systemen findet sich nach L. nur an dem hintern Ende des Rückengefässes, das mit klaffender Üeffnung in den Mediansinus eintaucht. Die contractilen Erweiterungen gehö- ren dem ersten Systeme an und finden sich an den queren zwischen den Seitengefässen und dem Mediansinus ausgespannten Anastomosen. Kur das erste Gefässsystem führt Körperchen in seinem flüssigen In- halte. Auch Q. unterscheidet diese beiden Systeme , hält aber nur das letzte für ein Bhitgefässsystem und nimmt das andere als einen Lymphgefässapparat in Anspruch. Die contractilen Bläschen lässt er mit dem Blutgefässsysteme zusammenhängen , während er dafür die Gcfässe der Kiemenanhänge bei Branchellion den Lymphgefässen zu- rechnet.

Eine abermals verschiedene Darstellung dieses Gefässapparates

erhalten wir von Gratiolet (Ann. des sc. nat. 1850. T. XIV. p. 1S9.

Froriep's T. B. Zool. II. 108) nach Untersuchungen am medicini-

schen Blutegel. Die Seitengefasse werden hier als die Hauptorgane

Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. W

338 Leuckarl, Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

der Blutbewegung betrachtet, die durch ihre alternirenden Contractio- nen das Blut in beständiger Oscillation von der einen Seite zur an- dern hinübertrieben. Durch die Gefässe des Darmes und der übrigen Eingeweide, die aus den Queranastomosen zwischen den Seitengefäs- sen hervorkommen, gelangt das Blut in regelmässiger Forlbewegung aus dieser Bahn in die grossen Mediangcfässe des Rückens und Bau- ches, die es ihrerseits dann in das mächtig entwickelte Hautgefässnetz hineintreiben. Die sog. Leberschläuche der Hirudineen sollen blosse Theile dieses Hautgefässapparates darstellen. Aus der Haut kehrt das Blut wieder in die Queranastomosen zwischen den seitlichen Gefäss- stämmen zurück. (So wenigstens glaubt Ref. die etwas unklare und gar zu kurze Darstellung zu verstehen.)

De Filippi beschreibt eine neue riesengrosse Egelart aus Brasilien, Haementaria, und giebt eine Darstellung des inneren Baues bei derselben (Nuovi annali delle scienze nal. di Torino T. X. 1848; im Auszuge d' Alton und Burmeisler Zool. Zeitung N.23; Zeitschr. für wiss. Zool. I. S. 256).

Die Form und Organisation des Wurmes stimmt noch am mei- sten mit Clepsine überein , zeigt aber doch mancherlei grössere und geringere Verschiedenheiten. So fehlt namentlich der exsertile Rüssel der Clepsinen. Der Oesophagus ist lang und muskulös und mit drei Paar Speicheldrüsen versehen. Der Blutgefässapparal besteht aus einem pulsirendenGefässstamme, der oberhalb des Nervenstranges hin- läuft und aus einem Systeme von wandungslosen Gängen und Hohl* räumen, dessen Haupttheil die Leibeshöhle ist. Hodenblasen werden nicht beschrieben; die Hoden sollen jederseits aus einem einfachen und gewundenen Schlauche bestehen, der nach Form und Lage wie der von Quatrefages bei Albione beschriebene Drüsenapparat

mit der sog. Prostata der übrigen Hirudineen übereinstimmt.

Männliche und weibliche Oefl'nungen sollen zusammenfallen. Die Stelle der Seitendrüsen wird von vier Paar ansehnlichen Gefäss- knäueln vertreten, die in dem hinteren Ende der Leibeshöhle liegen und als Nieren gedeutet werden.

Troschel macht einige Angaben über den innern Bau von Piscicola respirans. Dieses Arch. 1850. 1. S. 17.

Die blasigen Anhänge an den Seitengefässen, deren Contractio- nen hier deutlicher, als bei anderen Arten hervortreten, werden für Kiemen gehalten.

Von Quatrefages erhalten wir einige Angaben über die Bildung des Nervensystemes bei Hirudo, besonders über den Bau des Visceralsyslemes. Ann. des. sc. nal. 1852. T. XVIIL p. Iü9.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 339

Bruch liefert eine histologische Analyse des centra- len Nervensystemes bei demselben Thiere. Zeischrift fürvviss. Zool. I. S. 164.

Fr. Müller beschreibt die Begattung- von Clepsine complanata und macht die Beobachtung, dass die Befruch- tung — wie es nach Leydig auch bei Piscicola der Fall ist durch Spermatophoren vermittelt werde. D'Alton's und Burmeister's Zeitung für Zoologie N. 23.

Robin beobachtete die Entwickelung von Nephelis octomaculata und macht auf die schon früher von Frey beschriebene unregelmässige Dotterklüftung aufmerksam. Compt. rend. Soc. biol. T.IV. p. 157.

Nach den Erfahrungen von Bouniceau erreicht der medicinische Blutegel ein Alter von 20 21 Jahren. Ann. des sc. nat. 1853. T.XIX. p. 379.

Neue Arten. Unter dem Namen Acanthobdella (n. gen.) Peledma n. sp. beschreibt Grube in dem zool. Theile der Midden- dorf'schen Reise durch Sibirien einen sehr sonderbaren Wurm (aus dem Ochotskischen Meere), der sich nach seinem Habitus und dem frei- lich nicht vollständig erforschten inneren Bau an die Hirudineen anschliesst, auffallender Weise aber am vordem Körperende rechts und links mit einem Borstenbündel versehen ist. Die Charakteristik des neuen Gen. ist folgende: Corpus subbreve, teres utrimque , attenua- tum , annulatum, cute glandulosa , antice paulo acuminatum, utrimque aciculis aliquot armatum, ore prorsus spectante, postice in discum re- trorsum vergentem exiens, ano in disco ipso positum.

Ein zweites von Grube neu aufgestelltes Genus, das mit Hi- rudo und Haemopis verwandt ist, trägt den Namen 0 xy plychus. Sp. Ox. slrialus , Grube, Farn, der Anneliden S. 110 und 148.

Mit Nephelis verwandt sind die von Die sing aufgestellten zwei neuen Genera: Pinacobdella (Sp. P. Koh)ialii aus Georgien) und Typhlobdella (Sp. Kovatsi, aus den unterirdischen Gewässern Un- garns). Syst. helminth. I. p.4ö8.

Piscicola respirans n. sp. Troschel, dieses Arch. 1850. I. p. 17.

Das schon oben erwähnte neue Gen. Haemenlaria D. Fil. trägt folgende Diagnose : Corpus depressum, latum ; acetabulum ante- rum impervium, os supra illud positum. Maxillae nullae , proboscis exsertilis nulla. Foramen genitale unicum, in Verruca suctoria. Sp. H. Ghiliani. Hab. in flumine Amazonum.

340 Leuckarl: Bericht üb. d. LeisUiiigen in d. Naturgeschichte

Das Gen. Br anchellion charakterisirt Quatrefages (Ann. des sc. nat. 1853. T. XVllI. p. 283) folgendermaasscn : Animal capula et cotyla instructum, in duas regiones distinctas partituni : collonudo; corpore branchiis foliaceis latoralibus marginato, capula siinplici ; co- tyla composila. Er unterscheidet zwei Arten : U. torpedinis Sav. und Br. orbiniensis n. sp. , denen Diesing später noch eine dritte Art Br. scolopendra n. sp. (Syst. heim. I. p. 444) aus Brasilien hin- zufügt. Eine vierte Species ist wahrscheinlich der von Girard be- obachtete V h\j llobr anchus (n. gen.) Ravenelii n. sp., der von dem Körper eines amerikanischen Haifisches abgelesen und als Zwischen- glied zwischen den Egeln und Anneliden beschrieben wurde. Die nahe verwandte Hirudo branchiala Menz. bildet nach Quatrefages den Typus eines eigenen Genus Ozobranchus Qual., das sich durch den Besitz verzweigter Kiemenanhänge auszeichnet.

Aslacobdella philadelphica n. sp., auf Astacus Barloni. Leidy, Proc. Ac. rhil. Y. p. 201.

Myzobdella (n. gen.) lugubris n. sp. , auf Lupa diacantha. Leidy, Ibid. p. 243. Die Charakteristik des neuen Gen. ist fol- gende: Body elongated, compressed fusiform, smoolh. Head continuous with the body, subindibuliform , obliquely ventrally terminal. Mouth central, unarmed. AcetabuUun ventrally obliquely terminal, concave, not corneous.

Anhangsweise wollen wir hier auch noch erwähnen, dass Blanchard seine früheren Angaben über den inne- ren Bau von Malacobdella (s. J. B. XVI. S. 374) nach Un- tersuchung lebender Exemplare vervollständigt hat (Ann. des sc. nat. 1849. T. Xll. p.267.)

Das Gefässsystem besteht aus einem dorsalen Gefässstamme und zweien Seitenslämmen , die in der vordem Körperhälfte vielfach zu- sammenhängen. Die Geschlechter sind wirklich gelrennt. Samenfä- den und Eier enlslehen ohne Hülfe besonderer Organe zwischen Darm und Leibeswand. Die systematische Stellung dieses Thieres ist nach Bl. in der iMitte zwischen den Hirudineen und Planarien.

Nach Leidy kommt Malacobdella grossa auch an den amerikanischen Küsten vor. Proc. Acad. Phil. V. p. 209.

Turbellarii.

Girard versucht den Nachweis zu führen, dass die Strudelwürmer den Mollusken zugehören und sich zunächst an die Gruppe der sog. Phlcbenteralen anschliesscn. Proc,

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 341

Am. Assoc. IV. 1850. p.2o8, Sillimairs Joiirn. 1851. XI. p. 81. Indessen niuss Ref. gestehen, dass ihn die Beweis- führung- von G. nicht im mindesten überzeugt hat. Er lässt desshalb auch die Turbelhirien unter den Würmern^ und zwar beide Gruppen derselben neben einander, obgleicli Blan- chard der Ansicht ist (Ann. des sc. nat. I849.T.Xil. p. 28), dass die Nemerlinen von den Planarien abzulrennen seien und eine eigene Ordnung bildeten (Aplocoela Bl.), die zunächst mit den Nematoden und Acanihocephalen zusammengehöre, während die Planarien mit den Tremaloden in eine Gruppe (Anevormi Bl.) zu vereinigen seien.

Slatl der üblichen Eintheilung in Planarien und Nemer- tinen hat M. S. Schnitze neuerlich (in den später noch ausführlich zu erwähnenden „Beilrägen« u. s. w.) eine neue in Aprocta und Proclucha vorgeschlagen. Zu der ersteren rechnet derselbe die Dendrocoelen und Rhabdocoelen , zu der anderen die Microslomeen (Arhynchia Seh.) und Nemer- tinen (Rhynchocoela). Referent hat gegen diese Einthei- lung mehrfache Bedenken gellend gemacht (Gott. Gel. Anz. 1851. S.?29) und niöchle namentlich die Microslomeen mit den afterlosen Planarien und nicht mit den Nemertinen ver- einigt wissen.

Planarieae. Die plauarlenartigen Strudelwürmer haben sich in den letzten Jahren, namentlich die kleinen^ bisher so sehr vernachlässigten Rhabdocoelen, einer aufmerksamen und sorgfältigen Untersuchung zu erfreuen gehabt. Der Er- ste, der sich dieser Thierchen annahm, war 0. Schmidt, der. den Bau derselben in einer eigenen Monographie dar- stellte (die rhabdocoelen Strudelwürmer des süssen Wassers, Jena 1848) und auch später noch mehrfache Beiträge zur Kenntniss derselben (namentlich in den neuen Beiträgen zur Naturgeschichte der Würmer für 1848) lieferte.

Zu den wesentlichslcn Verdiensten S c hm i d t's gehört nament- licli der INaclnveis , dass die Rlia])docoelen mit einem vielfach ver- zweigten nimmernden Gefässapparate vorsehen sind, der an bestimm- ten, bei den verschiedenen Arten wechselnden Stellen nach Aussen führt und als ein sog. Wassergefässapparat zu betrachten ist. Die Geschlectitsorgane sind von mächtiger Enlwickelung, und (mit wem'-

342 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

gen Ausnahmen) hermaphroditisch, wie bei den Dendrocoelen. Der keimbereitende weibliche Apparat setzt sich aus einem stets paarigen Dotterstocke und einem kleinen, meist unpaaren Keimstocke zusam- men, die beide in einen uterusartigen Sack führen, in dem die Bil- dung der Eier, auch mitunter die Entwickelung der Jungen vor sich geht. An diesem Gebilde ist in der Regel auch noch eine Samen- tasche befestigt, die das Sperma bei der Begattung aufnimmt. Ein After fehlt, mit Ausnahme der Microstomeen, die neuerdings jedoch von den Rhabdocoelen abgetrennt werden. Der Darm ist immer einfach und sackartig, der Oesophagus dagegen von einer sehr wechselnden Lage und Bildung. Das Nervensystem ist schon früher bei einigen Arten, was dem Verf. entgangen ist, als zweilappiger Knoten vom Ref. be- schrieben worden. Das Gehörorgan , das Ref. gleichfalls bei einer Anzahl Rhabdocoelen als unpaare Blase mit einfachem Otolithen be- schrieben hatte, wird, trotz den vom Ref. hervorgehobenen Gründen, für ein Auge erklärt und diese Deutung wird festgehalten , bis sich der Verf. in seinen allerneusten Mittheilungen (in den Ber. der Wie- ner Akad.) davon überzeugt, dass mitunter neben diesem Gehörorgan noch deutliche Augen vorhanden sind.

Nicht geringeres Verdienst um die Kenntniss dieser Thiere erwarb sich M. S. Schult ze, der uns in den „Beiträgen zur Naturgeschichte der Turbellarien/« Erste Abth. Greifswalde 1851 mit einem Werke beschenkt hat, das sich den ausge- zeichnetsten Monographieen über niedere Thiere , die wir überhaupt besitzen, dreist an die Seite stellen bann.

Die Angaben von Schmidt werden im Wesentlichen bestätigt, im Einzelnen aber durch zahlreiche neue Beobachtungen und eine sorgfältigere Darstellung von der Organisation der einzelnen Arten erweitert. Besonders wichtig sind die Untersuchungen über den feine- ren Bau der Rhabdocoelen aus denen namentlich hervorgeht, dass die Hauptmasse des Körpers bei unsern Thieren aus einer sarcodearligen ho- mogenen Substanz besteht, in der die verschiedenen histologischen Sy- steme , Muskel, Nerv, Haut u. s. w. sich keineswegs überall ganz vollständig differencirt haben. Die stäbchenförmigen Körperchen , die schon von früheren Beobachtern in den Bedeckungen der planarien- artigen Turbellarien aufgefunden waren und nur wenigen Arten feh- len, betrachtet Seh. nicht als Analoga der sog. Nesselorgane, sondern als Organe zur Vermittelung der Tastempfindung. Bei Macrostomum sind Keim- und Dotterstöcke abweichender Weise, wie bei den Mi- crostomeen und einigen verwandten Formen mit Duplicität des Ge- schlechtes, die wir unten noch besonders kennen lernen werden, in demselben Organe vereinigt.

Die Microstomeen, die durch den Besitz einer After-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 343

Öffnung-, durch die Duplicilät ihres Geschlechtes , ihre Quer- theilung- u. s. w. von den übrigen Rhabdocoeien sich auf- fallend entfernen, waren schon früher von Schul tze (die- ses Arch. 1849. I. S. 280) mit besonderer Berücksichtigung der Geschlechtsverhällnisse und der ungeschlechtlichen Fort- pflanzung durch Theilung zum Gegenstande einer eigenen Ab- handlung gemacht worden. In Betreff des Wassergefässsy- stemes, das Verf. nicht beobachtet zu haben scheint, hebt Ref. hervor, dass solches beiStenostomum leucops Schm. in mäch- tiger Enlwickelung vorkommt und mit einem unpaaren Haupt- stamme am hinteren Körperende, dicht über dem After aus- münde , ohne mit den Flimmergrubeii den geringsten Zu- sammenhang zu haben.

An diese Arbeiten von Schmidt und Schnitze schliesst sich sodann eine Darstellung vom inneren Baue des MesostomumEhrenbergii, die vom Ref. in diesem Arch. 1852. I. S. 234 geliefert ist und wohl ein ziemlich vollständiges Bild dieses schönen Thierchens, namentlich auch seines Was- sergefässsystems und Geschlechtsapparates bieten dürfte.

Es sind aber nicht bloss die Rhabdocoeien, auf die Schnitze seine Untersuchungen ausgedehnt hat, sondern auch die übrigen Gruppen der Strudelwürmer. So erfahren wir durch die vorläufigen Mittheilungen über die Süsswasserden- drocoelen (Zeitschr. für wiss. Zool. IV. S. 185), dass auch diese mit einem Wassergefässsysteme versehen sind, welches in der Nähe des hinteren Körperendes mit einer einfachen Oeffnung ausmündet, und einen Geschlechtsapparat besitzen, der sich durch die mächtige Entwickelung des Hodens und die Trennung des weiblichen Apparates in Keim- und Dot- terstock, wie überhaupt durch seine ganze Bildung an die bei den Rhabdocoeien vorkommenden Verhältnisse anschliesst. Auch die marinen Dendrocoelen besitzen nach Beobachtungen anThysanozoon undPolycelis (Ber. der phys. medic. Gesellsch. zu Würzb. 1853. S. 222) ein Wassergelässsystem und einen durch den ganzen Körper verbreiteten Hoden, den Qua- trefages übersehen hat. Die weiblichen Organe dersel- ben sind jedoch ohne Trennung in Keim- und Dotterstock. Referent kann hinzufügen, dass seine Untersuchungen an

344 Leuckarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Kalurgeschichle

Prothiostomum zu ganz übereinstimmenden Resullalen hinge- führt haben.

Unsere Kenntnisse von der Entwickelung der Planaricn sind durch die Untersuchungen J. Müller's um eine wich- tige Thalsache bereichert worden. Während die Süsswasser- dendrocoelen bei ihrer Geburt, wie beliannt isl, bereits voll- kommen den Eltern gleichen, während auch die einheimischen Rhabdocoelen nach den übereinstimmenden Beobachtungen von Schmidt, Schultze und Refe reuten ohne freie Me- tamorphose sich entwickeln, besilzen die marinen Planarien, nach den Beobachtungen von Müller, einen Larvenzustand mit provisorischen Organen und einer pelagischen Lebens- weise (Müll. Arch. 1850. S. 485.).

Die beobachteten Larven gehörten in die Nähe von Polycelis, doch finden sich dieselben Zustände auch , wie wir neuerlich erfah- ren haben (Ebendas. 1854. S. 75), bei anderen Arten, Slylochus. Die Larven, die von «/jo V2'" maf^ssen , zeigten den Habitus der ausge- bildeten Thiere , auch schon die Wesselorgane und das Flimmerkleid derselben, besassen aber ausserdem einen sehr eigcnthümlichen Ap- parat von ansehnlichen P'ortsätzen, die (3 rechts, 3 links, einer auf dem Rücken und einer auf dem Bauche) vor der MundöOnung rund um den Körper angebracht waren und durch eine fortlaufende AVim- perschnur zu einem zusammenhängenden Räderorgane verbunden wurden. Bei älteren Larven verlieren diese Fortsätze mit zunehmender Kör- pergrösse an Ausdehnung, bis sie schliesslich vollkommen schwinden.

Die von Busch (Beobachtungen u. s. w. S. 121) beschriebene und abgebildete Platamonia tergeslina ist vielleicht gleichfalls eine Turbellarienlarve mit provisorischem Räderapparate, obgleich sich die Bildung der Fortsät/.e nach der Darstellung von Busch anders ver- hält,, als bei den Müller'schen Larven.

Ueber die ersten Entwickelungsvorgänge der Seeplana- rien hat Girard Beobachtungen angestellt und neuerlich in ausführlicher Weise veröffentlicht (Journ. Ac. Phil. II. p. 307. PI. XXX— XXXII), nachdem die Resultate derselben schon mehrfach in den nordamerikanischen Proceedings (auch in Bull, de la Soc. sc. nat. de Neufchatel 1850. p. 300) milge- theilt waren.

Die Eier der Seeplanarien (der Verf. beobachtete Planocera ellip lica n. sTp.^ werden in breiten Bändern abgelegt, wie die Eier der naclukiemigen Schnecken. Der Dotter furcht sich in regelmässi-

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 345

ger Weise und verwandelt sich sodann in einen bewimperten Embryo, der anfangs eine kugelige Gestalt hat , aber noch vor der Geburt ei- ner weiteren Formveränderung unterliegt , indem die eine (ventrale) Körperfläche nach vorausgegangener Streckung durch eine tiefe Ouer- furche in eine vordere "und hintere Abtheilung zerfällt , von denen sich sodann die letztere durch eine Längsfurche in zwei seitliche höckerartige Fortsätze umbildet. Nach der Geburt entwickeln sich die Forlsätze immer mehr, so dass der Körper allmählich eine sehr unregelmässige und schwer zu beschreibende Gestalt annimmt. Es scheint ziemlich nahe zu liegen, die vom Verf. beobachteten jungen Larven mit den von Müller aufgefischten Formen zu einer fast continuirlichen Reihe zusammenzustellen, allein unser Verf. behauptet, dass die augentragende Larve seiner Planoccra schliesslich sich in eine feste und unbewegliche Puppe von einfacher halbcylindrischer Gestalt verwandele. Anfangs war unser Verf. geneigt, diese Umbildung für eine zufällige und abnorme zu halten, später aber gelang es demselben, solche sonderbare Puppen auch im freien iüleere zu beobachten. INichts desto weniger möchte Ref. mit Rücksicht auf die Beobachtungen von J. Müller hier entweder eine Täuschung von Seiten des Verf. oder eine abnorme Metamorphose vermulhen, wie sie bei künstlicher Zucht von wirbellosen Ihieren so häufig staltfindet. Die letzlere Vermu- thung gewinnt noch dadurch an AVahrscheinlichkeit, dass dem Verf. auch auf frühern Stadien manchfache abnorme Entwickelungszustände vorkamen, die freilich nicht als solche erkannt zu sein scheinen. Zu diesen rechnet Ref. namentlich jene Frühgeburt, die der Verf. von einem „Uebergewichte der materiellen Entwickelungskräfte über die organischen« ableitet.

Die D e n (1 r 0 c 0 el e n zerfallen gewiss sehr nalurffemäss, wie auch M. Schultz e (Beiträge S. 4) hervorhebt, in zwei Familien, von denen die eine unsere Süsswasserfornien ent- hält, während die andere sich aus den marinen Arten zusam- mensetzt. Die Hauptverschiedenheiten dieser Gruppen liegen aber nicht, wie 0 erst ed wollte, in der Bildung des Schlundes, dessen Eigenlliümüchkeiten nicht durchgreifen, sondern vor- zugsw^eise in der Organisation der (weiblichen) Geschlechts- apparate, deren Eigenthümlichkeilen schon oben hervorgeho- ben wurden.

Die Zahl der bekannten Dendrocoelenarlen ist seit dem letzten Jahresberichte vorzugsweise durch die Bemühungen nordamcrikn nischer Zoologen vergrössert worden. Es ist nur zu bedauern, dass bei der Beschreibung der neuen Arien,

346 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

und namentlich auch bei der Aufstellung- der neuen Genera, deren wir eine nicht unbeträchtliche Menge anzuführen haben, den anatomischen Structurverhältnissen nicht in genügender Weise Rücksicht getragen ist. Der Gewinn würde im anderen Falle ein ungleich grösserer sein.

Zunächst erwähnen wir hier die von Girard (Proc. Bost. Soc. III. p. 264) beschriebenen Süsswasserformen : Planaria {Phago^ eala Leidy) tigrina n. sp. , Dendrocoelum pulckerrimum n. sp., D. su- perbum n. sp. und Dugesia gonocephaloides n. gen. et n. sp. , von denen sich die letztere (generisch) durch die schlanke Körperform und die dreieckige Bildung des etwas abgesetzten Kopfes charak- terisirt.

An diese Arten schliessen sich ausser der schon im verg. J. B. erwähnte Planaria maculata Leidy noch PL truncala n. sp. und PI. fuliginosa n. sp. Leidy, Proc. Ac. Phil. V. p. 225, von denen die letzte jedoch vielleicht eine Typhloplana sein dürfte. Auch Dendro- coelum superbum Gir. wurde von Leidy beobachtet und beschrieben Ibid. V. p. 288.

Von besonderem Interesse ist die Entdeckung einer nordame- rikanischen Landplanarie Rhyncho desmus n. gen., das folgender- maassen charakterisirt wird: body cylindroid, obfusiform. Head con- tinuous with the body, proboscidiform , recurvatule, without tentacu- lar appendages. Eyes two, lateral. Interior structur planaroid. The mouth inferior and a little posterior to the centre. Oecophagus keg- shaped. Sp. R. syhalicus Leidy, Proc. Ac. Phil.V. p, 24l und 289.

Auch Planarien (?) mit saugnapfartiger Bildung des Hinterleibsen- des, die zum Theil parasitisch leben, giebt es in Nordamerika. Leidy bildet aus denselben das Gen. Bdellura (1. e.V. p. 242 und 288.) Body dilated, plano-convex ; posteriorly dilated, constricted, truncated. Head conlinuous with the body; tentacular appendages none. Mouth inferior subcentral; Oesophagus protractile, cylindrical. Eyes two. Marine. Sp. Bd. parasitica Leid, an den Kiemenblättchen von Poly- phemus occidentalis und Bd. rustica L. auf Algen.

LeConte beschreibt neue Planarien von der Landenge Panama: Glossoloma nemaloideum n. gen. et n. sp., Elasmodes discns n. gen. et n. sp., Typlolepta (?) exlensa n. sp. Proc. Ac. Phil. V. p. 319. Die Diagnosen der neuen Gattungen, unter denen sich namentlich die erstere durch eine sehr wenig planarienartige Gestalt auszeichnet, sind folgende:

Gen. Glossoloma. liody vermiform. Head continuous with the body. Eyes 10— 16 in each side of the head. Moulh subterniinal, with a retractile tentacle on each side. Intestinal tube ramose. Marine.

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 347

Gen. Elasmodes. Body dilated, flat. Head continuous with the body, without appendages. Ocelli 5 on each side. Mouth antero- inferior, Oesophagus ventral; intestinal tubes reticulated, radiating. Marine.

Auch Girard bespricht eine Anzahl neuer Seeplanarien von der Küste von Massachusetts (Proc. Best. Soc. III. p. 251): Polycelis variabüis n. sp., Prothioslomum glaciale n. sp., Procerodes Wheat- landi n. gen. et n. sp., Planocera elliplica n. sp., und von der Küste von Carolina (Proc. Ac. Phil. VI. p. 367) : Planocera nebulosa n. sp. und Imogine ocnlifera n. gen. et n. sp. Unter den neuen Gen. zeichnet sich das letztere durch die bisher bei den Planarien noch nicht beobachtete Lage der Augen auf der Spitze der Tentakel aus. Das Gen. Procerodes gleicht Proceros, hat aber nur zwei Augen.

Thysanozoon nigrtim n. sp. vomCap Florida, Girard, Pr. Bost. Soc. IV. p. 137. Th. Fochei n. sp. von Triest, Dies in g Syst. heim. I. p. 213.

Planaria flexilis Dal. ist nach Thompson (Ann. nat. hisl. T. III. p. 354) identisch mit PI. subauriculata lohnst, und muss wohl dem Gen. Polycelis Quat. zugerechnet werden.

In der Abiheilung der Rhabdocoelen unterscheidet Schmidt ausser den Microstomeen, die wir nach demVorgange von Schnitze als eine eigene kleine Gruppe betrachten, 5 Familien, von denen drei, die Proslorneen, Derostomeen und Mesostomeen, schon vonOersted aufgestellt sind. Die neu hinzugekommenen Familien sind die der Opistomeen und Schi- zoslonieen , von denen die erstere eine im Hinterlheile des Körpers gelegene Mundöffnung besitzt , während diese bei der lelzteren eine Längsspalte nahe dem vorderen Körperende darstellt (Die rhabd. Slrudelw. S. 21). Schnitze behält diese 5 Familien bei, umschreibt sie aber in einer schärferen und richtigeren Weise.

In den oben angezogenen Monographien von Schmidt und Schnitze sind zahlreiche meist neue Rhabdocoelen-Arten beschrie- ben, die theils dem Süsswasser , theils auch der See angehören und mit den später (Sitzungs- Ber. der K. Akad. zu Wien IX. S. 490 ff.) noch von Schmidt in Kürze charakterisirten Arten in Folgendem von uns zusammengestellt werden.

Monocelis agilis n. sp., M. vnipunclala Oerst., Hl. lineala Ocrst. Schnitze a. a. 0. S. 34 (das Gen Monocelis wurde früher unrichti- ger Weise den Dendrocoelen zugerechnet.)

348 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschiclife

Pseudostomum Faeroense n. gen. et n. sp. S c h m i d t, neue Beiträge S. 8; ist identisch mit dem Vortex 4-oculatus LeucU. und dürfte desshalb wohl mit Beibehaltung des S c hmi d t'schcn Genusna- men künftig als Ps. 4-oculatum zu bezeichnen sein. Hat, wie Mo- nocelis, einen vorstreckbaren, cylindrischen Schlund.

Op islomum fallidum n. gen. et n. sp. Schmidt, rh. Str. S. 38, Schnitze S. 40. Die (nach S chu Itz e) gleichfalls schlauch- förmige Schlundröhre öffnet sich in dem hintern Körpertheile.

Vorlex truncalus Ehrbg., V. pictus n. sp. Schmidt, rh. Str. S. 28, V. ballicus n. sp., V. pelliicidus n. sji. Schnitze Beitr. S. 48, V. Benedeni n. sp. , V. reliculalus n. sp. Schmidt, Sitzungs. - Ber. p. 496.

Hyp 0 sl 0 mvm riride n. gen. Schmidt n. Rh. S. 30 ist ein ech- ter Vortex und identisch mit PI. Helluo Älüll. Schnitze beschreibt denselben als V. viridis, a. a. 0. S. 47.

Gleiches gilt AOn Fl a gio s l 0 mum borcale n. gen. Schmidt, Sitzungs. -Ber. S. 499, das Kef. schon früher als Vortex vittatus be- schrieben hat. (Die Gen. llypostomum und Plagiostomum müssen also eingehen.)

Deroslomnm unipunclalum Oerst. Schmidt, n. Rh. S. 36, von Schnitze als D. Scbmidtianum beschrieben, a. a. 0. S. 50.

Tr ig 0 no s tomnm seligcriim n. gen. et n. sp. , Schmidt, Sit- zungs.-Ber. S. 500 mit einer dreieckigen MundöfTnung.

Vorticeros pulchellum n. gen. et n. sp. Schmidt, Ebendas. S. 499, mit zwei tentakelförmigen Anhängen und einem kreisförmi- gen, nicht muskulösen Munde.

Convoluta paradoxa Oerst. , (7. Diesingii n. sp. , C. Schultzii n. sp.. Schmidt, Sitzungsber. S. 492. Ueber C. Schnltzii und die in die Haut derselben eingelagerten Kesselorgane vergl. auch Schnitze Verb, des med. phys. Ver. in AVürzb. a. a. 0. S. 224.

Froporus Cijclops n. gen. et n. sp., Schmidt, n. Beitr. p. 9, Fr. rubropunclalus n. sp. Schmidt, Sitzungsber. S. 498. Der Mund soll als runde Oeffnung am äusserslen Vorderende liegen und der Schlund ohne Muskelbelag sein. Erinnert sonst sehr auffallend an Convoluta, bei der, nach Schmidt, eine Ouerspalte hinter dem Ge- hörorgane vorkommt, der Schlund aber gleichfalls nicht muskulös ist.

Schizoprora renenosa n. gen. et n. sp. Schmidt, Sitzungs- ber. S. 501, mit einem Munde, der als eine kleine Längsspalte gleich- falls unmittelbar am Vorderende liegen soll.

Ortho stomum sipkonophorum n. gen. et n. sp. Schmidt, ebendas. S. 500. Durch den Besitz eines Keimstofkcs von Macrostomum verschieden.

der niederen Tliiere während der J. 18^8 1853. 349

Macroslomnm htjslrix Oerst. Schmidt, rh. Str. S. 54, S c h u 1 1 z e a. a. 0. S. 5ö, 31. mirilum, Schultzc a. a. 0. S. 58.

S chiio slo 7nnm produclvm n. gen. et n. sp. Schmidt, rh. Str. S. 54, dürfte wohl dem Gen. Mesostomum zuzurechnen sein, da die Längsspalte im Vorderende, deren Anwesenheit, nach Schmidt, das neue Genus charakterisiit, kein Mund, sondern nur ein Zwischen- raum zwischen besonders dicht liegenden Stäbchenzellen ist (wie Ref. durch Miltheilung seines Freundes Schullze erfahren hat).

Misostovium livgua Schmidt, itf. rostralum Dgs. , M- tetragonuin Schm., J/. Ehrenbcrgii Oerst., Hl.persorialum n. sp., M. pusillum n, sp., Schmidt, rh. Str. S. 40 (F., HJ. oLlusnm n sp., M. marmoralum n. sp.. Schnitze a. a. 0. S. 54, M. ovoideum n. sp. , M, lenticulalum n. sp , Schmidt, Sitzungsber. S. 497. Das Gen. Typhloplana Oerst., aus dem Schmidt drei Arten beschreibt, T. viridata Schm., 2'. sulphurea n. sp. rh. Str. S, 52 und T. lappotiica n, sp. Situngsber. S. 502, muss nach Schnitze gleichfalls mit Mesostomum vereinigt werden^

Froslomum lineare Oerst. Schmidt, rh, Str. S. 22, Pr. Boüerii n. sp., Pr. Sleenstnipii n. sp. Schmidt, Sitzungsbr. S. 494. In Bezug auf die Prostomeen erwähnt Ref., dass er nach Untersuchung einer neuen hiehcr gehörende Art aus dem Golfe von Nizza (die übrigens generisch von Prostomum verschieden sein dürfte) die Ansicht nicht theilen kann, als sei der muskulöse am vorderen Ende des Körpers ausmündende Ap- parat der Schlund mit der Mundöffnung. Er glaubt sich vielmehr da- von überzeugt zu haben, dass der sog. Saugnapf dieser Thiere (Vor- magen nach Oerstedt), der an der Unterfläche liegt und nach Schmidt zum Bewältigen und Festhalten des Raubes dient, in die- sem Sinne fungire. Der vordere Apparat, dessen Zusammenhang mit dem Darme nicht constatirt werden konnte, dürfte unter solchen Um- ständen wohl als Analogon des Nemertinenrüssels anzusehen sein. Zur Stütze dieser Ansicht weist Ref. auch auf die Lage des Kerven- systemes hin, das hinter dem vorderen Muskelapparate vorgefunden wird, während dasselbe doch sonst bei den Planaricn, so viel Ref. weiss, ganz allgemein vor dem Schlünde liegt, wenn solcher überhaupt vor- handen ist.

Der von Busch beschriebene Gyralor viridis (Beobachtungen u. s. w. S. 117) scheint nach der Lage des Mundes am Vorderende und dem Besitze eines unpaaren Gehörorganes dem Gen. Proporus Schm. zuzugehören.

Von Nordamerikanischen Rhabdocoelcn werden beschrieben durch Leidy (Proc. Ac. Phil. V. p. 290) : Catestliia slellato-maculata n. gen. u. n. sp. und durch Girard (Proc. Bost. Soc. IIL p. 2G4) : Vorlex (?) Warrenii n. sp. (gebiert lebendige Junge 1. c. p. 363^ und V. (?) Candida n. sp. Die beiden letzten sind marine Formen. Zur

350 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Diagnose des gen. n. Catesthia wird hervorgehoben: Body very soft, cylindroid. Head conllnuous with the body. Moulh infero-ter- minal ; Oesophagus amphoraforme. Eyes two, deeply seated in the interior of an oval translucent space of the integument.

Am Ende dieser Gruppe erwähnt Ref. noch die höchst merii- würdige von M. S. S chultz e bei Tri est entdeckte Sidonia (n. gen.) elegans mit Kalkkörperchen in der Haut, zwei Augen, zwei Gehör- bläschen und hermaphroditischen Geschlechtsorganen, die in Form von einzelnen Säckchen seitlich neben dem afterlosen Darme gele- gen sind, Verh. des med. phys. Vereins zu Würzb. a. a. 0. S. 223.

In Bezug auf die Gruppe der Microstomeen ist Folgendes hervorzuheben:

V eher Microslomum lineare Oerst. vergl. Schmidt neue Rhab- docoelen S. 56. und Schnitze, dieses Arch. 1849.1. S. 280.

Microstomum philadelphicum n. sp. , M. tariabile n. sp. , M. caudalum n. sp. Leidy, Proc. Acad. Phil. V. p. 299.

Stenostomum n. gen. Mit langem und engem Oesophagus, an den sich nach hinten der Darmkanal anschliesst. Sp. St. leucops Schm., St. unicolor n. sp. Schmidt rh. Str. S. 59, St. tornecnse n. sp. Schmidt Sitzungsber. S. 502. Oerstedt will bei seinem Micr. leu- cops zusammengesetzte Augen gefunden haben, die Schmidt nicht auffinden konnte. Ref. kann die Abwesenheit der Gesichtswerkzeuge bestätigen, fügt aber hinzu , dass er dafür ein Paar Gebilde aufge- funden hat, die er nur für Gehörorgane halten kann. Sie bestehen aus einem sphärischen Körper, der mit dem Otolithen der Rhabdocoe- len übereinstimmt, obgleich er viel kleiner ist und in paariger An- zahl vorkommt. Er liegt ungefähr in der Höhe der Mundöffnung und ist der Innenfläche der beiden Seitennerven eine kurze Strecke nach ihrem Ursprünge aus den schon von Schmidt gesehenen (aber nicht erkannten) Nackenganglien angelagert.

Hieher gehören wahrscheinlicher Weise auch noch zwei wim- pernde, längliche Würmer mit After, die Leidy (Proc. Ac. Phil. V. p. 125) beschrieben und zum Typus zweier neuen Genera gemacht hat. Rhynchoscolex simplex L. und Anarlhra gracilis L. Der erstere ist cylindrisch und trägt vor dem Munde einen langen rüsselarti- gen Fortsatz , wie manche Naiden , während der zweite eine ro- senkranzartige Leibesform besitzt und in jedem der 10 anscheinenden Segmente eine Darmerweiterung, so wie eine helle und kugelförmige, gekernte Zelle erkennen lässt. Es scheint Ref. unzweifelhaft, dass der letzte Wurm eine neue Form des lange verkannten Gen. Catenula darstellt, dessen interessante Bildung wir erst vor Kurzem, wie in dem nächsten J. B. weiter zu erörtern ist, durch Leydig kennen gelernt haben.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 351

Zu den Microstomecn rechnen wir vorläufig noch den von Schmidt entdeckten marinen Dinophilus vorticoides n. gen. et n. sp. (neue Beiträge S. 3), der auch von vanBencdcn beobachtet ist (Bull, de l'Ac. roy. de Belg. T. XVIIL No. 1, l'Inst. 1851. p. 211). Durch die Anwesenheit eines Afters und die Duplicilät des Geschlech- tes stimmt derselbe mit den echten Microstomecn überein; in der Bildung des Darmes und der Genitalien , wie auch in der Form des Körpers finden sich jedoch manche Verschiedenheiten , für die wir auf die angeführten Darstellungen verweisen.

Die Gruppe dieser microstomeenarligen Seewürmer scheint übri- gens ziemlich umfangreich zu sein; wir erfahren wenigstens von Q u a - trefages (l'Inst. 1851. p. 306) , dass derselbe ähnliche Formen be- obachtet habe und diese später in den Suites ä Buffon zu beschrei- ben gedenkt.

I¥emertini* Die sehr verkehrte Auffassung vom Bau der Nemerlinen, die Williams in seiner Monographie der englischen Anneliden dargelegt hat (vgl. oben S. 20ö) , wird in der späteren Arbeit über die Athmungsorgane der Wir- bellosen wiederholt. Ann. nat. bist. Vol. XII. p. 341.

Blanchard, Desor, Girard stimmen in der Deu- tung des Nemertinenbaues mit Qua trefa ges überein, ohne indessen^, wie es scheint, umfassendere eigene Untersuchun- gen über die fraglichen Verhältnisse angestellt zu haben. In Deutschland findet dagegen die Auffassung vonRathke, die namentlich durch Ref. den Angaben von Quatrefages gegenüber aufrecht erhallen wurde, immer grösseren Anklang. So hat sich namentlich auch M. S. Schnitze auf das Ent- schiedenste (in diesem Arch. 1849. I. S. 289 und noch aus- führlicher in seinen Beiträgen u. s. w. S. 59) für die Rich- tigkeit derselben ausgesprochen.

Eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse über den Bau dieser Thiere enthält die weitere Angabe von Schnitze, dass auch die Nemertinen mit einem sog. Wassergefässsysteme versehen sind, dessen Oeffnungen, wie S c hui tz e neuerdings (Zeitschr. für wiss. Zool. IV. p. 184) aufgefunden hat, bald mit den Wimpergrübchen zu- sammenfallen, bald aber auch hinter denselben, gegen die Mitte des Körpers zu gelegen sind. Schnitze meint, dass erstcres nur bei den Arten ohne Bewaffnung im Küssel vorkomme, doch hat sich Ref. in Kizza auch bei einigen bewaffneten Arten von solcher Ausmündung überzeugen können. Die Spitzen der Seitenlaschen in dem Rüssel der bewaffneten Arten wurden als Reservespitzen erkannt.

Den Injectionen, durch welche Blanchard ein sehr

352 Luckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

zuscimmeiigeselztes Blutgefässsyslem bei denNemerlinen nach- gewiesen zu haben ghmbt (Ann. des sc. nat. 1849. XIL p. 31), darf wohl kaum irgend eine Beweiskraft zugestanden wer- den, zumal dem Beobachter die Anwesenheit des sog. VVas- sergefässsystemes vollkommen unbekannt geblieben ist.

Durch i\l. Müller erfahren wir, dass die Innenfläche des Rüssels bei manchen Nemertinen mit Angelorganen und släbchenlörmigen Körperchen besetzt ist (Observ. anat. p. 26), so dass man also die Anwesenheit dieser Gebilde nicht länger als eine Eigenlhümlichkeit der Planarienartigen Strudelwürmer ansehen kann. (Verf. hat in Nizza eine kleine, mit zahlreichen Augenflecken versehene, bewaffneleNemertine beobachtet, die auch in der Körperhaut mit stäbchenförmigen Organen versehen war. Die Stäbchen waren halbmondförmig gekrümmt und zum Theil einzeln in eine zarte Zelle eingelagert. Ein Fa- den konnle nicht hervorgedrückt werden.)

Die Entwicklung von Nemertos ist nach den Beobach- tungen von Desor (ßost. Journ. nat. bist. VI. p. 1, Mülier's Arch. 1848. S. 511) dadurch ausgezeichnet, dass sich der Dotter nach der Zerklüftung nicht direct in den jungen Wurm verwandelt, sondern zunächst nur in eine flimmernde Larve, unter deren Hülle das spätere Thier dann erst durch Isola- tion und Weiterbildung des Inhaltes seinen Ursprung nimmt. M. S. Schnitze, der bei dem lebendig gebärenden Tetra- stemma obscurum keine Andeutung dieser sonderbaren Ent- wickelungsweise aufgefunden hatte (Beiträge u. s. w. S. 65), hat sich trotz seines anfänglichen Zweifeins von der Rich- tigkeit der Des or'schen Angaben überzeugen können (Zeit- schrift f. wiss. Zool. IV. S. 181 Anm.)

Der helle halbmondförmige Fleck, den Desor hei .«einen Em- byonen hervorhebt und als erste Anlage des Darmes (nach Quatre- fages; also Rüssels) deutete, ist nach Seh. eine spaltartige Oeffnung an der Überfläche und zwar die Mundöffnung , an welcher der Zu- sammenhang mit der jungen Nemertine am spätesten gelöst wird. Von innern Organen ist bei der neugeborenen Nemertine nur der Darmkanal deutlich, während Nervensystem, Blut- und Wasserge- fässe sich noch nicht erkennen lassen. Der Rüssel ist durch rei- henweis geordnete dunklere Körnchen im durchsichtigen Vorderende angelegt.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 353

Einem späteren Entvvickelungsstadium gehört das von Busch (Beobachtungen u. s. w. S. 111) unter dem Namen Alardus cristatus beschriebene Thier an , das zuerst von J. Müller (Ebendas. S. 134, Archiv für Phys. 1854. S. 80) als eine junge Nemertine erkannt wurde. Es hat im Wesentli- chen bereits vollkommen die von Busch allerdings nicht ganz richtig aufgefasste Organisation dieser Thiere, un- terscheidet sich aber von den gewöhnlichen Formen der- selben durch einen schwanzartigen Anhang am Hintcrleibs- ende , wie er unter den bisher bekannten ausgebildeten Ne- mertinen nur bei Micrura fasciolata Ehrenb. vorkommt. Eine auffallende Thalsache ist es, dass dieser Alardus nicht selten im Magen (oder in der Leibeshöhle?) des oben erwähnten räthselhaften Ptilidium gyrans vorkommt , wo er zuerst von M. Müller aufgefunden wurde. Auch Busch undGegen- baur haben denselben bereits an diesem Orte gesehen, aber nicht erkannt. Ob dieser Aufenthaltsort nun aber die Brut- stätte des Alardus ist, d. h. ob sich Alardus oder die zugehö- rende Nemertine durch einen Generationswechsel aus Ptilidium entwickelt, ist noch keineswegs ausgemacht, obwohl die vor- hergehenden Beobachtungen eine derartige Annahme bis zu gewissem Grade zu unterstützen scheinen.

M. S, Schnitze macht den Vorschlag, die Nemertinen nach dem Besitz oder der Abwesenheit des Stilets in Enopla (Tetrastema, Polia u. s. w.) und Anopla (ßorlasia, Nemertes, Valencinia u. a.) zu theilen, zumal diese beiden Gruppen auch sonst in der Bildung der Wimpergrübchen, des Nervensyste- mes u. s. w. noch mancherlei Verschiedenheiten darböten. Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 183.

Neue Arten. Von hohem Interesse ist die Entdeckung einer deutschen Süsswassernemertine Pr orhynchus stagnalis n. gen. et n. sp. Schnitze, Beiträge S. GG. Der Küssel ist kurz, zum Vorstossen, nicht zum Ausstülpen, mit einer Bewaffnung, die unmittelbar hinter der vordem Oeffnung angebracht ist. Augen fehlen. Der Darm beginnt mit einem schlauchförmigen Schlünde.

Auch Leidy beschreibt eine Süsswassernemertine, aus der er das neue Gen. Emea bildet (Proc. Acad. Phil. V. 123. c. 288).

Emea n. gen. Body linear, compressed. Ilead continous with the body, with two lenticular depressions upon each side. Mouth in- Aichiv. f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2, Bd. X

354 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschiclite

fero- terminal, Oesophagus styliferous. Eyes 4—6 anterior. Sp. Em. rubra n. sp.

Telrastemma obscurum n. sp. , eine vivipare Art, Schnitze, Beiträge S. 62.

Dem Gen. Tetrastemma nahe verwandt scheinen die von Gi- rard aufgestellten nordamerikanischen Genera Hecale und Po sei ~ (Ion, das erstere mit vier Augen, das andere mit zahlreichen auf zwei länglichen Feldern zusammengedrängten Augen. Sp. n. H. elegans Gir , Poseidon Colei Gir. Proc. Bost. Soc. IV. p. 185.

Referent beschreibt vier isländische Nemertinen: Polia ca~ nescens n. sp., Nemertes annellala n. sp., Nemertes fusca Lt. (Planaria fusca Fab.) und Amphiporus PieesiiO erst. Dieses Arch. 1849. L S. 149. (Das beigefügte n. Gen. Scotia mit Sc. rugusa n. sp., scheint Ref. heute noch dubiöser als früher ; er fürchtet , dass er bei Aufstel- lung desselben durch abgerissene Tentakelfäden einer Terebella ge- täuscht ist.)

Cehralulus liguricus n. sp. ßlanchard, Ann. des sc. nat. 1849. T. Xn. p. 31 scheint kaum von Meckelia somalotomus Lt. ver- schieden zu sein. Auch abgesehen von dieser Art hat übrigens das Gen. Meckelia einen ansehnlichen Zuwachs namentlich von ameri- kanischen Arten erhalten: Meckelia Knerii n. sp. aus dem adriatischen Meere, Diesing, K c. L p. 265. M. laclea n. sp. und M. rosea n. sp. Leidy, Proc. Ac. Phil. V. p. 243. M. alra n. sp. Girard, Proc. Bost. Soc. IV. p. 137. 31. Pocohonlas n. sip. und M. Lizziaen. s^. Girard, Proc. Ac. Phil. VL p. 266. Vielleicht mit Meckelia zu vereinigen ist auch das von Girard aufgestellte n. Gen. Leodes, Sp n. L. slrio- enla 1. c. p. 266.

Ebenda werden ferner noch beschrieben: Amphiporus sangnineus n. sp. , Renieria (n. gen.) rubra n. sp. , Borlasia Kunlzii n. sp., Stimp sonia (n. gen.) aurantiaca n. sp. Besonders hervorzuheben unter diesen Arten ist das mit sonderbaren Hautforlsätzen versehene Gen. n. S timpsonin , das Girard folgendermaassen charakterisirt : Body elongated, subcylindrical or compressed , provided with an ex- panded back, on the surface of which blood-vessels are observed, as in Actaeons. Cephalic region marked with an annular and smooth membrane, overlapping the anterior part of body. At the upper mar- gin of the cephalic ring there is a funnel-shaped or rather corolli- form organ , somewhat like the corolla of Arum , in the centre of which a cylindrical proboscis may be seen , at the inferior pari of which the mouth opens. Was Verf. hier „mouth" nennt, ist in Wirklichkeit die RüsselöfFnung , denn den eigentlichen weiten Mund hält Verf. für die äussere GeschlechtsöfTnung. Die Kopfscheibe soll nach Art eines Saugnapfes zur Befestigung dienen.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 355

Tciitiiydini. Ref. folgt dem Beispiele von M. S. S c h u 1 1 z e , wenn er hier als Anhangsgruppe den Turbellarien noch eine sehr eigenlhümliche kleine Familie zufügl, die man früher mit den Rotatorien vereinigle. Freilich lässt es Seh. unent- schieden, ob dieselbe nicht vielleicht bei den Anneliden un- terzubringen sei; einstweilen möge dieselbe in unserm Be- richte aber hier ihre Stelle finden. Die Arten dieser Familie, von denen Seh. ausser Chaetonothus namentlich auch eine verwandle neue Art Turbineila Seh. untersuchte, tragen aus- ser dem Borslenbesalz , der eine verschiedene Ausdehnung hat, noch ein Flimmerkleid, das sich jedoch nur auf die Bauch- fläche beschränkt. Mund und After sind an den Körperen- den angebracht. Der Darm verläuft in gerader Richtung und beginnt mit einem ansehnlichen muskulösen Pharynx. Was- sergefässe fehlen. Auch Muskeln und Nerven konnten nicht unterschieden werden. Männliche und weibliche Organe sind in demselben Individuum vereinigt und liegen in der Mittel- linie des Rückens, die letzteren hinter den ersteren. (Müller's Arch. 1853. S. 241).

Am Schlüsse seiner Abhandlung spricht Verf. die Ver- muthung aus, dass vielleicht auch das von Dujardin kürz- lich beschriebene und den niederen Crustaceenformen zuge- rechnete Gen. Echinoceras ein Glied dieser Familie bilden könnte, doch scheint Ref. diese Ansicht nicht zulässig. Er kennt dieses sonderbare Thier schon seit 1846, wo er es auf Helgoland beobachtete , und kann versichern , dass das- selbe ohne Spur von Wimpern ist und einen festen Chi- tinpanzer trägt. Ref. hat dasselbe damals für eine Dipteren- larve gehalten und gesteht, dass ihm solches auch heute noch das Wahrscheinlichste dünkt.

Turbinella n. gen. Körper lang gestreckt und durchsichtig, mit zwei Reihen starrer Fortsätze, von denen jeder eine feine Borste trägt. In der untern (ventralen) Reihe 20 25, in der obern (dorsa- len) 6—8 jcderseits. Der Kopf durch zwei seitliche Abschnürungen abgesetzt. Am Hinterende zwei kammförmig ausgezackte harte La- mellen, zwischen denen der After liegt. Sp. n. T. /ij/a/ma Seh. im Meer- sande bei Cuxhaven. Schnitze a. a. 0. S. 243.

Ohne Zweifel gehört hieher auch das von Gosse (Ann. nat. hist. 1^51. Vol. VIII. p. 198) aufgestellte Gen. Vasydijles , das folgen-

356 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

dermaassen charakterisirt wird : Eyes absent; body furnished with briste-like hairs ; tail simple, truncate. Sp. nn. D. gonialhrix G. , D. antenniger G.

Das Gen. n. S acculus , das ebendaselbst aufgestellt und mit Dasydytes und Chaetonotus den Ichthydinen zugerechnet wird, ist da- gegen entschieden ein Räderthier.

Für die

Trematodes und Cestodes,

die unserer Classe der Piallwürmer zugehören, gilt dasselbe, was oben für die Nematodes und Acanthocephali bemerkt wurde. Ref. erwähnt hier nur des sonderbaren Gen. Myzo- stomumLi., das nach den Beobachtungen von M. S. Sc hui tz e (Ber. des med. phys. Vereins in VVürzburg. 1853. S. 247) den Trematoden zugerechnet werden muss , obgleich sein Darm mit einem After endet, die weibliche Generationsorgane ohne Trennung in Keim- und Dotterslock sind und die Haut-Wim- pern trägt, wie bei den Turbellarien.

3. Ciliati.

Die Classe der Wimperwürmer enthält, wie Ref. schon oben bemerkt hat, die Rotatorien und Bryozoen, deren Ver- wandtschaft bereits von früheren Zoologen, Ehrenberg, Thompson, Farre u. A. mehrfach hervorgehoben wurde. Sie ist von Ref. zuerst in seiner Morphologie der Wirbellosen S. 74 aufgestellt worden, nachdem schon früher von demsel- ben (in den mit Frey zusammen herausgegebenen Beiträgen) die Bryozoen der Abtheilung der Würmer beigesellt waren. Später hat auch Perty (Vorschule der Naturwissenschaften S. 292) wie es scheint , ohne den Vorschlag des Ref. zu kennen die Räderthiere und Moosthiere zu einer gemein- schaftlichen Classe „Ilingopoda« vereinigt und den Würmern zugerechnet.

Von anderer Seite wird übrigens, wie wir später noch weiter sehen werden, über die Stellung dieser beiden Grup- pen anders geurtheilt. Allerdings geschieht die Abtrennung der Bryozoen von den Polypen immer allgemeiner, v. Sie- bold und Kölliker haben sich freilich noch in neuerer

der niederen Thicre während der J. 1848—1853. 357

Zeit gegen ein solches Verfahren ausgesprochen , aber die Bryozoen werden in der Regel dabei den Mollusken zuge- rechnet und als niedere Ascidienformen betrachtet. Ueber die Stellung der Rotatorien gehen die Ansichten weniger auseinder, obgleich es ebenfalls nicht an Versuchen gefehlt hat, dieselben von den Würmern abzutrennen. So behauptet na- mentlich Huxley (Transact. micr. Soc. 1853.1. p. 19), dass die Rotatorien mit den Echinodermen zusammengehörten, und, wie Verf. durch eine Reihe von Diogrammen nachzuweisen sucht , die Larven dieser Thiere in bleibenden Formen wie- derholten. (Freilich , müssen wir hinzufügen, sind auch die Echinodermen nach Huxley's Ansicht als „Würmer" zu be- trachten^ so dass dann also die Rotatorien, auch bei einer etwaigen Vereinigung mit diesen Thieren, immer noch ihre gegenwärtige Stelle behalten würden.)

Rotifera.

Lancester bearbeitete den Art. Rotifera für Todd's Cyclopaed. of anat. and phys. Vol. IV.

In dem zoologischen Theile ist Ehrenberg, in dem anato- mischen | dagegen vorzugsweise Dujardin zu Grunde gelegt. Die Beobachtungen v. Siebold's sind dem Verf. (1848) unbekannt ge- blieben. In Bezug auf die systematische Stellung der Räderthiere spricht sich Verf. dahin aus, dass dieselben mitsammt den Bryozoen, denen sie sehr nahe verwandt wären , am besten mit den Articulaten zu vereinigen seien und sich vielleicht zunächst an die Cirripedien anschlössen. (Auch Burmeister und Dana haben bekanntlich frü- her schon den Vorschlag gemacht, die Räderthiere den Crustaceen beizugesellen.)

Auch Perty giebt (zurKenntniss der lileinsten Lebens- formen S. 27) einen Ueberblick über den Bau der Räderthiere, mit manchen eigenen Beobachtuno-en.

Die Bedeckung derselben wird als Kieselpanzer angesehen, ohne dass dafür aber irgend welche Beweise angeführt würden. Die contractile Blase soll zum Einziehen und Ausstossen des Wassers dienen. Ihr Zusammenhang mit den Scitengefässen ist nicht erkannt; die Flimmerläppchen werden als Organe betrachtet, durch deren Ac- tion die Ernährungsflüssigkeit in der Leibeshöhle in Bewegung ge- setzt und erhalten werde.

358 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Gosse publicirt in den Transact. micr. Soc.T. III. ana- tomische und physiologische Beobachtungen über Melicerta ringens (p. 58) , Notomniala aurita (p. 93) und Not. parasi- tica (p. 193), die wir hier nur nachträglich erwähnen, da sie vor 1848 fallen, und überdies vom Ref. im Original nicht benutzt werden konnten.

Williamson liefert gleichfalls eine Anatomie und Entwickelungsgeschichte von Melicerta ringens (Quaterly Journ, of microsc. sc. Vol. I. p. 3 u. 65).

Die sog. Respirationsröhren sind ohne Oeffnung, aber mit einem Haarbüschel versehen ; sie dienen wahrscheinlicher Weise als Tastor- gane, wie auch die älteren Zoologen annahmen. Die Zahl der Zähne im Kauapparate ist viel beträchtlicher, als Ehrenberg angiebt. Der Magen besteht aus zwei von einander getrennten Abtheilungen. Ein Kervensyslem konnte nicht aufgefunden werden; was Ehrenberg dahin rechnet und als Ganglien beschreibt, erkennt Yerf. als eine Art Bindegewebe mit Zellen und faserartigen Fortsetzungen. Ein Ge- fässsystem wird in Abrede gestellt und das sog. Wassergefässsystem, das freilich nur unvollständig erkannt wurde, im Ehr e nber g'schen Sinne gedeutet (die Untersuchungen von Siebold scheinen dem Verf. unbekannt geblieben zu sein). Die Entwickelung geschieht ohne eigentliche Metamorphose , obwohl die äussern Anhänge, namentlich der Räderapparat, zur Zeit der Geburt noch unvollständig entwickelt sind. Das Junge schwimmt eine Zeitlang durch Hülfe des Räderap- parates herum und befestigt sich anfänglich nur durch eine Ausschwit- zung von hyaliner Beschaffenheit. Die Ballen des Gehäuses entste- hen erst später und zwar, wie wir durch Gosse erfahren (Ibid. p. 71 und noch ausführlicher Transact. micr. Soc. HI. p. 58) in einem eigenen becherförmigen Organe, das eine Ciliarbckleidung trägt und eine Strecke vor dem Pharynx an der Bauchfläche gelegen ist. Das Material zur Anfertigung dieser Ballen wird von Aussen genommen und hat mit den Fäces nicht das Geringste zu schaffen. Es besteht aus einzelnen aneinander geklebten einzelligen Pflanzen.

Ebenso erhielten wir von Leydig (Zeitschrift für wiss. Zool. III. S.452) und vonHuxley (Transact. of the microsc. Soc. 1853. 1. p. 1) eine Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Lacinularia socialis.

Der Rand des Räderapparates wird und dasselbe findet sich nach Huxley auch noch bei vielen andern Rotiferen von einem doppelten Wimpersaume eingefasst, einem obern und einem untern, von denen der letztere, der aus schwächern Cilien besteht, sich bis

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 359

zur Mundöffnung fortsetzt , so dass diese gewissermaassen zwischen beiden Säumen liegt. Die sog. pankreatischen Drüsen sollen , nach Leydig, mit dem Darmkanal keinen Zusammenhang haben, indessen wird diese Angabe eben so wohl durch Iluxley, als auch durch neuere sehr umfangreiche Untersuchungen Leydig's, auf die wir im nächsten Jahresberichte zurückkommen, in Frage gestellt. Dage- gen beschreibt L. ein Paar einfache Blindsäcke, die in die Mundhöhle einmünden und wohl als Speicheldrüsen fungirten , von H. jedoch als hornige Platten beschrieben werden , die den zarten Wänden der Mundhöhle zur Stütze dienten. Der Enddarm, der bekanntlich nach aufwärts gekrümmt ist, zeigt nach L. eine starke und kugelförmige Erweiterung. Ein Blutgefässsystem fehlt, dagegen überzeugten sich beide Beobachter auf das Entschiedenste von der Anwesenheit des zuerst durch V. Siebold richtig erkannten sog. Wassergefässsystemes. Ueber die Ausmündung dieses Apparates blieb H. im Ungewissen wäh- rend L. dieselbe in gewöhnlicher Weise beschreibt, nur dass die sog. conlractile Blase hier klein und nicht contractu ist. Die Central- theile des Nervensystems bestehen nach H. aus einem zweilappigen Ganglion, das an der Oralfläche des Körpers (Rücken nach H.) eine Strecke hinter der MundöfFnung gelegen ist und mit seinem vorderen Rande an eine eigenthümliche Flimmergrube stösst. H. vergleicht dieses Gebilde mit den Flimmergruben der Nemertinen und Tunicaten und erklärt es für .ein Sinnesorgan. Es ist dasselbe Gebilde, das bei Melicerta , nach Gosse, zur Anfertigung der Ballen dient, aus denen das Gehäuse aufgebaut wird. L. hat das wahre Nervensystem übersehen; was er dafür ausgiebt, gehört (wie von dem Verf. selbst jetzt zugegeben wird) zu der schon oben bei den Melicerten erwähn- ten eigenthümlichen Bindegewebsform, die auch im Räderorgane wie- derkehrt und hier von Ehrenberg gleichfalls als Nervensystem be- ansprucht wurde. Die histologischen Elemente der Muskeln sind deut- lich quergestreift. Im Fusse entdeckt L. eine besondere Drüse, die mit ihrem Ausführungsgange an der saugnapfartigen Spitze desselben ausmündet, und wahrscheinlich das zum Aufbau des gallertartigen Gehäuses nöthige Secret liefert. Von Geschlechtsorganen wurden immer nur die Eierstöcke aufgefunden, doch enthielten einige Indi- viduen in ihrer Leibeshöhle eigenthümliche mit einem Flimmersaume versehene Gebilde, die L. für Parasiten hielt, jetzt aber mit H. als wirkliche Samenfäden erkannt hat. Die Entwickelung geschieht auch hier ohne eigentliche Metamorphose , obwohl die Unterschiede zwi- schen den Jungen und den Mutterthieren noch auffallender sind, als bei Melicerta und namentlich auch darin sich aussprechen , dass ersteres am Ende des Fusses mit einem ansehnlichen Wimperbüschel versehen ist (Leydig). Die zwei Augenflecke derselben werden von L. für blosse Pigmentflecke gehalten, doch hat diese Angabe glcichfalb durch

360 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

die neuern Untersuchungen unseres Verf. eine Berichtigung erhalten. Ausser den gewöhnlichen Eiern producirt Lacinularia, wie die Mehr- zahl der Rotiferen, im Herbste auch sog. Wintereier, die H. als „ephip- pial ova" bezeichnet und mit den bekannten Wintereiern der Daphnien zusammenstellt. Nach L. sollen sich dieselben nur durch den Besitz einer doppelten Schale von den gewöhnlichen Eiern unterscheiden; H. giebt dagegen an, dass sie auch sonst und namentlich durch die zellige Beschaffenheit ihres Bildungsmaterials und ihre Genese ver- schieden seien.

Bei Lacinularia socialis beschreibt d'üdekem einsehr complicirtes Blulgefäss-System, jedoch dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass sich Verf. dabei theils durch den so- genannten Wassergefässapparat, theils auch und vorzugsweise durch die Bindegewebselemente hat täuschen lassen. Bull. Acad. Belg. 1851. T. XVIII. p.39; l'Instilut. 1851. p. 222; Froriep's J. B. Zool. 1851. S. 89.

Von allerhöchstem Interesse sind die Aufschlüsse , die wir in den letzten Jahren über die Geschlechlsverhällnisse der Räderlhiere erhalten haben. Wir wissen jetzt, dass diese Thiere, wenigstens theilweise, gelrennten Geschlechtes sind, dass aber die Männchen nur eine sehr kümmerliche Organi- sation und eine kurze Lebensdauer besitzen. Die erste Ent- deckung dieses sonderbaren Verhältnisses rührt von Bright- well (Ann. nat. bist. 1848. II. p. 153) und seinem Freunde Dalrymple (Proc. Roy. Soc. 1849, Ann. nat. bist. 1849. IIL p. 518) her, welcher letzlere uns eine vollständige Darstel- lung von dem Baue der betreffenden Thiere gegeben hat (Transact. Roy. Soc. for 1849. T. IL p.331).

Die Beobachtungen sind an einer Notommata angestellt, die eine grosse Aehnlichkeit mit Notommata Syrinx hat, aber sowohl des gegabelten Schwanzes, als auch auffallender Weise des Enddarmes mit dem After entbehrt , also nur einen blindgeschlossenen Magensack trägt. Das Männchen ist um die Hälfte kleiner, kürzer und gedrun- gener und ohne Spur des Verdauungsapparates. Ueber die Natur und die geschlechtlichen Beziehungen dieser Thiere zu den Weibchen kann nicht der geringste Zweifel sein ; Br. beobachtete nicht nur die Spermatozoen, sondern auch den Begattungsact und D. konnte sich ferner davon überzeugen, dass die männlichen Thiere, ganz eben so wie die weiblichen, in dem mütterlichen Körper durch Entwickelung eines Eies gebildet wurden. Der Geschlechtsapparat der Weibchen zeigt keine auffallenden Eigenthümlichkeiten ; er besteht aus

der niederen Thicrc während der J. 1848 1853. 361

einem unpaaren Ovarium von hufeisenförmiger Gestalt, einem Frucht- hälter , der mit dem unteren Ende des Ovariums zusammenhängt, und einer Scheide, die dicht vor dem abgestumpften Ende des Hin- terleibes nach aussen führt. Mit der Scheide hängt die contractile Blase zusammen, die eine sehr ansehnliche Grösse hat und von D. als ein respiratorischer Apparat gedeutet wird, der die Aufgabe habe, das Wasser mit dem Blute der Leibeshöhle in einen möglichst innigen Contact zu bringen. Flimmerläppchen werden nicht erwähnt. Der Geschlechtsapparat der männlichen Individuen, der schon während des Embryonallebens zu einer vollständigen Entwickelung kommt, besteht aus einer kugligen Blase mit Spermatozoen (Hoden) und einem Aus- führungsgange, der an der Stelle der weiblichen Vagina nach Aussen führt und einen protractilen Penis einschliesst. Die weiblichen Indi- viduen sind vivipar , wie schon erwähnt wurde , aber nur im Som- mer. Im Herbste werden die Eier in einer festen zelligen Kapsel (als sog. Wintereier) abgelegt.

Die Zweifel, die Ehren berg (Formbeständigkeit ii.s. vv. S. 26) an der Richtigkeit dieser Angaben hegt, sind ohne al- len, auch nur den geringsten Grund, da diese schöne Ent- deckung seither auch von Gosse (Ann. nat. bist. 1850. VI. p. 18), von Perty (a.a.O. S. 28, für das weibliche Thier), und namentlich von Leydig (Verb, des phys. med. Vereins in Würzburg IV. S. 8) bestätigt sind. Die Beobachtungen des letzteren sind inzwischen (in der Zeitschrift für wiss. Zool.) in einer umfangreichen Monographie der Räderthiere aus- führlich niedergelegt; wir werden sie bei der Besprechung dieses wichtigen Werkes im nächsten J. B. näher kennen lernen.

Weisse liefert einen Aufsalz über „Kukuks- und Win- tereier der sog. Wappenthierchen (ßrachionus).'' Bull. Ac. Pe- tersburg. 1851. T. IX. p. 346.

Verf. zeigt, dass die Wintereier der Roliferen, deren Schick- sale bisher noch unbekannt waren , ganz in gewöhnlicher Weise ei- nen Embryo producircn , der durch Hülfe eines Deckelapparates an der Eischale nach Aussen hervortritt. Die sog. Kukukseier hält Verf. für Abortiveier, aus denen unvollendete und noch zahnlose Junge hervorkämen. So sei die ?iotommata granularis die Kukukseierbrut von Brachionus urceolaris, Diglena granularis die von D. catellina, En- tcroplea Hydatina die von Ilydatina scnlea. Die voranstehenden Be- obachtungen über den geschlechtlichen Dimorphismus bei den Ro- tiferen sind dem Verf. unbekannt geblieben ; er würde sonst viel-

362 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

leicht in der Annahme, dass die betreffenden zahnlosen Rotiferen die zahn- (und darm -) loser, Männchen der eiertragenden Brachionus - , Diglena - und Hydatina -Arten seien, eine natürlichere und befriedi- gendere Erklärung seiner sonst gewiss recht schätzenswerthen Beob- achtungen gefunden haben. Jedenfalls verdient das beregte Verhält- niss für die weitere Entwickelung der Frage nach den Geschlechts- verhältnissen der Rotiferen die höchste Beachtung.

Die Inaugural- Dissertation von H. Nägeli, Beiträge zur Enlwiclielungsgescliichte der Räderthiere. Zürich 1852, ist Ref. unbekannt geblieben.

M. Dobie erwähnt gelegentlich in Goodsir's Ann. of Anat. and Physiol.l. p. 137 Note, dass der Embryo von Ste- phanoceros Eichhorni sich anfänglich durch einen kranzarli- gen Ciliaraufsalz bewege, später aber, wenn er sich festsetze, diese Haare verliere und dafür dann die bekannten fünf arm- artigen Fortsätze mit ihrer Bekleidung hervortreibe.

Ebenso überzeugt sich M. Dobie, dass die Jungen von Floscularia mit zwei deutlichen Augenflecken versehen sind. Ann. nat. bist. 1849. IV. p.233.

Floscularia campanulata n. sp., Flosc, cornuta n. sp. Ibid. 1. 1. mit Bemerkungen über den innern Ban.

Auch d'üdekem beschreibt eine Fl. cornula n. sp., die wahr- scheinlich mit der Dobie'schen Art gleichen Namens übereinstimmt (und seither auch vonLeydig als Fl. appendiculala n. sp. beschrie- ben ist). Bull. Acad. Brux. 1851. p. 43 , l'Inst. 1851. p. 223. Die liorsten der Floscularien erklärt Verf. für wirkliche Wimperorgane, was Ref. nach seinen Untersuchungen an derselben Species in Ab- rede stellen muss. (Die Borsten sind starr und gehören sonder Zwei- fel mit den Borsten auf dem Nackensipho und dem Wimperschilde der Brachionen u. a. in dieselbe Organengruppe. Sie dienen wohl theils als Gefühlorgan, theils auch zum Festhalten der Beute, über die sie augenblicklich nach dem Eintritte in den Mundtrichter zu- sammenklappen.)

Ueber die Räderthiere des Ostseewassers bei Reval vergl. v. Eichwald, Bull. Soc. Mose. 1849. I. p. 526, so wie über die der finnischen Küste 1. c. 1852. p. 540. Unter den erstem findet sich eine neue Art: Lophocharis rostrala Eichw. , Bull. Soc. Mose. 1849. I. p. 524.

Andere neue Räderthiere aus Russland werden von Weisse beschrieben: Triarthra cornuta n. sp. Weisse, Bull. Ac. St. Petersb. 1848; p. 110. Limnias melicerla n. sp. Weisse, Ibid. p. 357. DU

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 363

glena granularis n. sp. Weisse, Ibid. 1850. p. 301 , eine sehr inter- essante wahrscheinlich mit Cercaria catellus Müll, identische Form, die, wie schon oben erwähnt wurde, wohl das darmlose Männchen einer andern Diglenaart sein dürfte.

Weisse giebt auch (Ibid. 1854. p. 380) ein Verzeichniss der von ihm bei Aix in Savoyen beobachteten Räderthiere mit 19 Arten (unter denen ein Chaetonolus.)

Ehrenberg charäkterisirt einige neue Räderthiere aus der Umgegend Berlins: C ephalo sip hon (n. gen.) Limnias , Diglena (Rhinoglena) frontalis, Brachionus testudo , Monatsber. der berl. Aka- demie 1853. S. J93, so wie Callidi7ia alpina und C. scarlalina aus den arctischen Regionen des Monta Rosa. Ebendas. S. 529.

Das neue Gen. wird mit folgenden Worten begleitet: Cepha- losiphon n. gen. e fam. Flosculariorum. Organen rolatorium bilo- bum; ocelli duo ; vagina s. lorica singulis singula; cornicula duo frontalia siphonem includentia.

Von Gosse erhielten wir einen Catalog der Brittischen Rä- derthiere, mit mehr als 100 Arten, unter denen 32 neu sind, auch einige als Repräsentanten neuer Genera betrachtet werden (Ann. of nat. bist. 1851. Vol. YlII. p. 197.) Schon oben bei den Ichthydinen haben wir eins dieser Genera Dasydytes kennen gelernt. Die übrigen sind folgende:

Sa.cculus n. gen. One eye, frontal; body destitute of hair (G. stellt dieses Gen. in die Familie der Ichthydinen) , and without a foot ; rotatory organ a simple wreath ; alimentary canal very large; jaws set for forward , apparently consisting of two delicate, unequal mallei and a slender incus ; very evanescent ; eggs attached behind, after deposition. Sp, n. S. viridis G.

Taphr 0 camp a n. gen. ex fam. Hydatnaearum. Rotatory Or- gans wanting , body fusiform, annulose; tail forked: gizzard oval; mallei incurved, shorter than incus, which is also incurved. Sp. n. T, annulosa G. (verwandt mit Lindia torulosa Dej.)

Diplax n. gen. Resembles Salpina, but the eye is wanting; and the lorica is distitute of spines both in front and rear; foot and toes long and slender. Sp. nn. D. compressa G., D. trigona G.

Pompholyx n. gen. e fam. ßrachionaearum. Two frontal eyes ; foot wanting ; rotatory organ dooble in the rear , entire in front ; eggs attached behind, after deposition. Sp. n. P. cotnplanala G.

Die übrigen neuen Arten tragen folgende Namen : Megalotrocha velala, Plcurolrocha trimcata, ftircidaria caeca, Monocerca brachijura, M, porcelius, M. stylala, Synchaeta viordax, Diglena (?) biraphis, Tri- arthra brevisela, Monoslyla bulla, Euchlanis deßexa, E. pyriformis , E. hipposideros, Melopodia soliditSj M. oxysiernon^ Callidina bidens^ Roll«

364 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte

fer macroceros, Anuraea ßssa , A. tecla , A. brevispina, A. cochlearisj ßrachionus oon, Br. dorcas, Br. heplalotomus, Br. angularis.

Aus den Kotommata -Arten mit dimorphen und darmlosen Männ- chen bildet Gosse (Ann. nat. bist. VI. p. 18) ein eigenes Genus Asplaiichna , zu dem er drei Arten rechnet : A. Brighlwelli, A. prio- donta und A. Boicesii. Die letzte Art wird später (Ibid. VIII. p. 200) als identisch mit der ersteren zurückgezogen. Auch Perty stellt für diese Thiere ein eigenes Genus auf: Ascomorpha (a. a. 0. S. 39), mit zwei Arten, A. hehelica n. sp. und A. anglica. Andere von Perty neu beschriebene Rotiferen sind folgende: JSolommata roscola (S.39), Euchlanis bicarinala (S. 41) , Salpina mulica (S. 42) , Callidina cor- nuta (S. 43) , Anuraea keptodon (S. 45)', Polychaelos suhquadralus (S. 45) , Stcphanoceros glacialis (S. 47). Das vorletzte Thier bildet ein neues Genus, das in folgender Weise charakterisirt wird:

Polychaetus n. sp. Leib von einem fast viereckigen Panzer bedeckt, der vorn zahnlos, an den vier Ecken gezähnt ist und auf dem Rücken 10—12 halbkörperlange steife unbewegliche Borsten trägt. Schwanz kurz, zweigliedrig; am ersten Gliede zwei Dornen, das zweite mit zwei Griffeln am Ende. Ein Auge. Kopftheil weit aus dem Pan- zer vorragend. (Die beigegebene Abbildung zeigt ein Thier, das auf den ersten Blick manche Aehnlichkeit mit einem kleinen Entomostracon hat, indessen scheint doch die Bildung der deutlich erkannten Kiefer ein Räderthier anzuzeigen. Von einem Räderapparate wird freilich Nichts erwähnt )

Alberlia crystallina n. sp. aus dem Darmkanal von Nais littora- lis , M. S. Schnitze, Beitr. zur Kat. der Turbellarien S. 69. Anm.

In die Kähe dieses merkwürdigen Rotiferengenus gehört viel- leicht auch der im Darme der nordamerikanischen Stylaria fossularis von Leidy aufgefundene sonderbare VV^urm, der uns mit einer kurzen Beschreibung unter dem Kamen A7ielcodiscus (n. gen.) pellucidus bekannt geworden ist. (Proc. Acad. Phil. V. p. 286.) Freilich geschieht bei demselben weder des Zangenapparates noch der Wimpern Erwäh- nung; nimmt man aber an, dass diese übersehen seien und dass die Körperenden verwechselt wurden, so dürfte die Verschiedenheit von Albertia nicht eben allzu gross sein.

Bryozoa.

Unter den heutigen Zoologen giebt es, wie schon be- merkt wurde , nur noch Wenige , die eine Vereinigung der Bryozoen mit den Polypen gutheissen. Aber es sind auch nur Wenige, die den Rotiferen eine Stelle unter den Würmern ein-

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 365

räumen, ausser Ref. undPerty meines Wissens nur Steen- slrup, Overs. over det R. Vid. Selsk. Forh. 1848. N.8, Fro- riep's T. B. Zool. 1. S. 196. Die meisten Uebrigen bringen die Bryozoen nach dem Vorgange von Th o mp so n, Lister, Milne Edwards u. A. in die unmittelbare Nähe der Ascidien, also zu den Mollusken. Am entschiedensten wird diese letz- lere Ansicht von van Beneden, Hancock und All- man vertreten, die alle drei den Versuch machen, in dem Bau der Bryozoen und Ascidien eine vollständige Homologie nachzuweisen und dabei namentlich auch die Tentakeln der Bryozoen mit den Wandungen des Kiemensackes bei den Ascidien zusammenstellen. Uebrigens hält es Hancock für allzu gewagt, die Bryozoen den Mollusken zuzurechnen ; er möchte vielmehr dieTunicaten mit den Bryozoen von den Weichthieren abtrennen und den Radialen zurechnen. Auch die Brachiopoden glaubt H. mit diesen Thieren zusammen- stellen zu müssen, da die Aehnlichkeit derselben, namentlich mit den Süsswasserbryozoen sehr auffallend sei, und sich in der Bildung der zweiarmigen Respirationsapparate, der Mus- kulatur u. s. w. sehr auffallend ausspräche. Die Arbeiten, in denen diese Ansichten ausgesprochen sind , werden unten noch besonders namhaft gemacht werden.

In Bezug auf die Benennung der Bryozoen wollen wir zuvor aber noch hervorheben, dass dieselbe von den eng- lischen Naturforschern heutigen Tages ziemlich allgemein mit dem Thompson'schen Namen Polyzoa vertauscht ist, dem streng genommen allerdings die Priorität gebührt. Vgl. Busk, Ann. nat. bist. Vol. X. p.352.

Die anatomischen Untersuchungen der letzten Jahre beziehen sich vorzugsweise auf die Süsswasserbryozoen. So liefern Dumortier und van Beneden in dem zweiten Theile ihrer „bist, natur. des polypes comp, d'eau douce^^ 1850 complem. au tomeXVI. des Mem. de l'Acad. de Brux.) eine vollständige Anatomie der Gen. Paludicella, Fredericella, Al- cyonella und Lophopus, und damit gewissermaassen eine wei- tere Ausführung der schon im letzten Jahresberichte erwähn- ten Monographie über die belgischen Süsswasscrpolypen von van Beneden, deren Abbildungen hierauch zur Erläute-

366 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

rung des Textes angezogen sind. (Der erste Theil dieser Abhandlung , der eine vollständige historische Entwickelung unserer Kenntnisse über die Bryozoen und die früherhin damit verbundenen Polypen enthält, erschien bereits im Jahre 1842, Mem. de TAc. de Br. T. XVI.) An die Untersuchungen dieser belgischen Forscher reihen sich sodann die Beobachtungen der beiden schon oben genannten englischen Zoologen Hancock (Ann. nat. bist. 1850. Vol. V. p. 173. PI. 2— 5) und Allman (Rep. br. Assoc. for 1850. p. 305), von denen namentlich der letztere ein sehr erschöpfendes Bild nicht bloss vom gröberen und feineren Baue, sondern auch von der Zoologie und der Geschichte der Süsswasserbryozoen giebt. (Aeltere vereinzelte Mittheilungen von Allman^ über die Structur des Mus- kelgewebes , die Reproductionsorgane und Knospenbildung unserer Thiere in den Proc. roy. Soc. Vol. V. p. 18 und 68.) Alle diese Beobachter stimmen übrigens in ihren Angaben, so weit dieselben irgend wesentliche Punkte betreffen, so voll- kommen unter sich überein, dass wir unsere Kenntnisse vom Baue dieser interessanten Geschöpfe jetzt als ziemlich festge- stellt betrachten können.

Allman Iheilt die Süsswasserpolypen in zwei Gruppen, in sol- che mit bilateralem (hufeisenförmigem) Federbusch und mit Mund- klappe, und solche mit radiärem Kederbusch und ohne IVlundlilappe. Die letzteren bestehen aus den Arten des Gen. Paludicella , während die übrigen bis jetzt bekannten Europäischen Formen der erstem Gruppe angehören. Die Verschiedenheit beider Gruppen spricht sich nicht bloss in der äusseren Bildung aus, sondern eben so auffallend auch in dem inneren Baue , in der Bildung des Muskelapparales, des Darm- kanales u. s. w. Namentlich ist in dieser Beziehung auch hervorzu- heben, dass bei Paludicella, wie bei den marinen Bryozoen, die ein- zelnen Thierzellen vollkommen abgeschlossen sind, während sie bei den übrigen Süsswasserformen zu einer gemeinschaftlichen Höhle zu- sammenfliessen. Auch Dumorlier und van ßeneden haben diese Unterschiede hervorgehoben; sie stellen nach dem Vorgange von Ger- vais die Alcyonellen und Verwandten in einer eigenen nur aus Süsswasserarten bestehenden Familie (Hippocrepiens) zusammen und ver- weisen die Faludicellen freilich auch die Fredericelkn, die doch in der Bildung des Polypenstockes und dem Besitze einer iMundklappe an die Alcyonellen sich anschliessen in eine andere, sonst nur durch maritime Formen repräsentirle Familie. Der Polypenstock der Süss- wasserbryozoen repräsentirt nach Dumortier und van Beneden

der niederen Thiere während d. J. 1848—1853. 367

die Epidermis, unter der sich eine zweite Hülle erkennen lässt, die nach vorn in die weichen Körperwände übergehl. An dem Darmkanale lässt sich ausser der Wundhöhle, dem Oesophagus, dem Magen und Darme bei Lophopus auch noch ein Kropf unterscheiden. Die Leibeshöhle ist ohneOeffnungen nach Aussen, wie jetzt auch von Dum orlier und van Beneden angegeben wird, nichtsdestoweniger aber doch nur selten, und, nur in jüngeren Kolonien, vollständig abgeschlossen, da die ver- schiedensten Zufälligkeilen Verletzungen in Menge herbeiführen. Eine FlimmerbekleiduDg in derselben wird von AI Im an in Abrede gestellt, von den übrigen Beobachtern aber angenommen und von D u mo r ti er, so wie von van ßeneden namentlich bei Alcyonella hervorgehoben. Die Muskelfasern sollen nach A 1 1 m a n deutlich quergestreift sein. Das centrale Nervensystem besteht aus zweien Ganglien , die unterhalb der Mundklappe liegen und nicht bloss unter sich durch eine Quercommis- sur zusammenhängen, sondern auch (nach Du monier und van Be- neden) einen vollständigen Ring um den Oesophagus zu bilden schei- nen. Die Geschlechtsorgane sind durch ein Ligament an dem Grunde des Magensackes, nach A lim an auch zugleich an der innern Körper- haut befestigt. Dumorlier und van Beneden fanden bei Alcyo- nella bald nur einen Eierstock oder Hoden an dem Magengrunde, bald auch beide Gebilde neben einander, während Allman bei Paludicella ganz constanl eine hermaphroditische Vereinigung der Geschlechts- drüse beobachtete und auch geneigt ist, bei den übrigen Arten eine solche Bildung anzunehmen.

Die Fortpflanznngsverhältnisse der Süsswasserbryozoen sind ziem- lich complicirt, vielleicht auch noch nicht vollkommen aufgeklärt. Die Beobachter nehmen abgesehen von der Knospenbildung eine doppelte Fortpflanzungsweise an, durch hartschalige Eier und durch nackte Embryonen , welche letztere aber doch wohl gleichfalls nur aus einem befruchteten Ei hervorkommen dürften. Die erstem werden vorzugsweise im Herbste producirt und überwintern; Ref. möchte die- selben den AVintereiern der Rotiferen an die Seite stellen. Ihre Ge- stalt ist sehr wechselnd; es giebt sogar Arten (Plumatella emarginata und Alcyonella Benedeni nach Allman), bei denen zweierlei ver- schiedene Formen vorkommen, von denen dann die einen, wie ge- wöhnlich lose im Innern der Leibeshöhle liegen bleiben, während die andern, wie es auch von Dumortier und van Beneden bei Pa- ludicella Ehrenbergii beobachtet wurde, an der Wand des Polypenstok- kes befestigt werden. Deim Ausschlüpfen springt die Schale mit zwei Klappen auf. Der hervortretende Polyp ist bereits vollkommen ent- wickelt und beginnt bald nach dem Hervortreten, während die Schale ihm noch anhängt, zu prolifcrircn. Bei Lophopus geschieht diese Pro- lification sogar schon vor der Geburt, da nach den Beobachtungen von Dumortier und van Beneden hier aus den Winterciern eine

368 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschiclile

kleine Colonie von dreien Individuen hervorkommt. Die freien Embryo- nen tragen auf ihrer Ausseniläche einen Wimperüberzug und schwim- men damit umher, entwickeln aber sehr bald im Innern ihres Körpers einen Federbusch und Eingeweide, worauf sie sich sodann festsetzen und ihre Wimperhaare verlieren. Nach Allman entsteht in der Re- gel in einem solchen Embryo nur ein einziges Individuum , wie es Dum ort i er und van ßeneden auch mitunter bei Lophopus auffan- den ; in anderen Fällen nehmen darin aber auch deren zwei ihren Ur- sprung. Letzteres beobachtete Dumortier und van Beneden (in Uebereinstimmung mit Meyen u. A.) namentlich bei Alcyonella, auch mitunter bei Lophopus. Allman sucht solche Fälle durch die An- nahme einer frühzeitigen Knospuog zu erklären. An dem ausgebilde- ten Polypenslocke lässt die junge Knospe schon sehr frühe , nachdem sie kaum zu einem kleinen Hörnchen ausgewachsen ist, dieselben zwei Membranen unterscheiden, wie das Alutterlhier. Tentakelkranz und Eingeweide bilden sich im Innern der Knospe , wie im Innern des freien Embryo, und zwar als weitere Entwickelungen der innern Mem- brane. Das Aufbrechen der Zelle geschieht erst später, nachdem diese Organe bereits eine gewisse Selbstständigkeit erreicht haben.

Ueber die Eier von Cristatella mucedo vgl. Laurent rinsüL 1852. p. 140.

Die oben erwähnte Mundklappe, die auch bei zahlrei- chen Meerbryozoen vorkommt , stellt nach den Untersuchun- gen von Hincks ein eigenthümliches Hülfsorgan des männ- lichen Geschlechtsapparates dar und ist (bei Cycloum, Membra- nipora) eine ausschliessliche Eigenthümlichkeit der männlichen Individuen. Es umschliesst eine flimmernde Höhle , die mit der Leibeshöhle zusammenhängt und zur Zeit der Geschlechts- reife von da aus mit Samenfäden gefüllt wird. Auf dem Scheitel der Klappe mündet diese Höhle mit einer weiten gleichfalls flimmernden Oeff'nung nach aussen, Rep. br. Assoc. 1850; Ann. nat. bist. 1851. VilL p. 355.

Hincks beobachtete, dass durch die eigenthümlichen, unter dem Namen der beweglichen Vogelköpfe bekannten Or- gane gewisser ßryozoen Würmer und andere Thiere festge- halten und zerdrückt werden, und schliesst daraus, dass die- selben zur Vertheidigung der Kolonie dienen. Ann. of nat. bist. 1851. VIII. p. 394. Dalyell erklärt dagegen, dass er über die Natur dieser sonderbaren Bildungen („Avicularien") vollständig im Ungewissen geblieben sei, und ist nicht abge-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 369

neigt dieselben als selbslständige parasitische Wesen zu deu- ten. (Rare and rem. animals of Scotland I. p. 243.) Auch Agassiz (Lect. on embryol. p. 90) und Referent (Poly- morphismus S. 17) betrachten diese Avicularien in gewis- sem Sinne als individuelle Bildungen, aber nicht als Parasi- ten , sondern als inlegrirende Theile der Bryozoenkolonie. Sie sehen in denselben eine meiamorphosirte Thierzelle, d. h. ein Gebilde, das in morphologischer Beziehung einer Bryo- zoenzelle, also einem Individuum, entspricht. Ref. ist in die- ser Auffassung seither noch dadurch beslärkt worden, dass er bei einer Anzahl von Bryozoen, z. B. bei Scrupocellaria (vgl. die Abbildung in den Ann. of nat. hist. Vol. VII. PI. IX) Avicularien kennen gelernt hat, die nicht durch einen Stiel getragen werden, sondern ganz nach Art der übrigen Zellen an dem gemeinschaftlichen Stocke befestigt sind. Hier sieht man auf das Entschiedenste , dass der Körper der Avicula- rien einer Zelle entspricht, während der bewegliche Kiefer derselben gewissermaassen den Deckel vor der OefFnung dieser Zelle wiederholt. Die beweglichen Stacheln stehen gleichfalls auf einem eigenen , mit Muskelmasse im Innern erfüllten Körper und repräsentiren die Kiefer der Avicu- larien.

Bei den Avicularien von Notamia bursaria beschreibt Busk (Transact. micr. soc. 1848) eine doppelte Muskelmasse, die eine zum Oeffnen, die andere zum Schliessen der Kie- fer. Ausserdem findet sich im Innern derselben noch ein eigenthümlicher Körper von unbekannter Bedeutung, vielleicht nervöser Natur.

Hincks macht darauf aufmerksam, dass die Geschlechts- organe mancher Bryozoen (Eucratea chelala, auch Hippothoa nach Landsborough, wohl auch Crisia eburnea nach Da- lyell, rare and rem. anim. T. II. p. 68) in eigenen Capseln enthalten seien und glaubt diese Geschlechtskapseln gleich- falls als meiamorphosirte Thierzellen betrachten zu können. Ann. nat. hist. T. XI. p. 185. Nachdem auchCoppin (Ibid. p. 339) diese Thatsache bestätigt hat, kann man nicht länger daran zweifeln, dass es wirklich Bryozoen mit eigenen Ge- schlechtsthieren giebt, die ein Gegenstück zu den vorhin er- Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. Y

370 Luckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

wähnlen Vogelköpfen, also ein neues Beispiel des Polymor- phismus bei diesen Thieren abgeben.

üeber die Entwickelung der ßryozoen berichten Da- lyell, rare and rem. anim. of Scolland T. II. p. 5 {Flusira carhasea), p. 15 {¥1 foliacea)^ p. 31 {¥1. hispida), p. 46 (^Z- cyonium gelatinosnm') u. a. a. 0., so wie Hincks, Ann. nat. hist. Vol. VIII. p. 361 {Flustra hispida und Cyclonm pa- pillosum) und Gosse, a naluralisl's rambl. (^Lepralia). Lei- der sind aber alle diese Beobachtungen, wenigstens so weit sie Ref. bekannt geworden nicht erschöpfend.

Der Embryo (gemmule Dal.) hat im Allgemeinen eine rundliche oder ovale, mitunter auch abgeplattete und unregelmässige Form und bewegt sich durch Cilien, die in manchen Fallen einen ringlörmigen Kranz, in anderen auch einen gleichmässigen Ueberzug zu bilden schei- nen. Nach einer längeren oder kürzeren Zeit siedelt sich derselbe irgend 'wo an ; er verliert dann seine Wimpern und bildet dafür im Innern den Tentakelapparat und die Eingeweide des späteren Thieres. Die Entwickelung der Kolonie geschieht, wie bei den Polypen, durch fortgesetzte Knospenbildung, die sich aber hier nur selten an dem- selben Individuum mehrmals wiederholt. Bei den blattförmigen Flustra- arten (Fl. carbasca) geht das erste Individuum sogleich nach der Ent- wickelung der ersten Knospe zu Grunde; es dient dasselbe hier nur zur Befestigung der späteren Kolonie, deren einzelne Glieder dann unter rechtem Winkel aus dem Wurzelindividuum hervorkommen.

Van Ben ed en macht den Versuch, die gesammte Menge der Bryozoen in natürliche Gruppen einzutheilen und unter- scheidet sieben Familien, die der Hippocrepides mit den Süss- wasserpolypen (ohne Paludicella), der Pedicellides , Vesicu- larides. Cellarides (von allen Familien die umfangreichste), Tubuliporides, Paludicellides (die ausser Paludicella nach Hip- polhaea, Catenaria, Alecto?, Catenipora enthält) und Alcyonides. BulIeL del'Ac. de Brux. T. XVI. N. 12. oderlnslil. 1850. p. 72.

Von Busk erschien a calalogue of marine Polyzoa. Lon- don 1852.

Ein wichtiges Kupferwerk, dessen erster bis jetzt allein erschiene- ner Theil die Familien der Calenicellidae, Salicornariadae, Cellulariadae, Scrupariadae, Farciminariadae, Gemellariadae, Cabercadae, Bicellariadae und Fluslradae, alle aus der Gruppe der Celleporinen (Cheilostomata Busk.), enthält. Auf 68 Tafeln sind darin etwa 123 Species abgebil- det. Leider hat Ref. dieses Werk, das im Buchhandel nicht zu haben ist) bis jetzt noch nicht benutzen können.

der niederen Thiere während der J, 1848— 1Ö53. ^li

Die von Dalyell in dem schon oben erwähnten Werke beschriebenen und abgebildeten Schottischen Bryozoen sind folgende (die Namen ohne Angabe der Aut.) :

Pedicellina nutans (T. II p. 59), Valkeria imbricata , V. cuscula^ V. {Seriolaria) lendigera , V. spinosa , Bowerbankia repens , B. densa (T.I. p.246(r.), Avenella (n. gen.) fusca, Triticella (n. gen.) flava (T. II. p. 65), Cellularia (Wotamia) loriculala, C. replans, C. fa- sligiala, C. ciliata^ C. avicularis (T. I. p. 233 ff.), Flustra carbasea, Fl, foliacea, Fl. truncata, Fl. papyracea'^ , Fl. Murray ana? (T. II. p 3 ff.), Fl. hispida s. carnosa (f. II. p. 28), Fl. (?) membranacea, Lepralia pu- stulay L, edentata , L. punctata, L, nitida, L. lineata, L. margarita, L. spinosa, L. trispinosa , L. squama, Cellepora cingens , C. pumicosa, C. ramulosa , C. Iris, Metnbranipora pilosa , Tubipora serpens (T. II. p. 72 ff.), Crisia eburnea (T. II. p. 68), Älcyotiium (Halodaclylus) gela- tinosum, A. palmatum (T. IL p. 40ff.), Alcyonidium parasiticum, Ale. mylili (T. II. p. 33 ff.).

Unter den beiden von Dalyell neu aufgestellten Genera zeich- net sich namentlich Gen. Triticella aus, bei dem die bauchigen Zeilen nicht, wie bei den übrigen bekannten Bryozoen zu einer Kolonie zusam- menhängen, sondern solitär bleiben und einzeln mit einem Stiele auf ihrer Unterlage (dem Mantel gewisser zusammengesetzter Ascidien) befestigt sind. Das zweite Gen. n. Avenella Dal. wird von Thomp- son (Ann. nat. bist. 1852. T. IX p.403) folgendermaassen charaklerisirl:

Polypidom confervoid, filiform, very much altenüated, creeping, nearly simple. Cells large , solitary, irregularly scattered, sub-unila-

teral, slightly contracted toward the apex, curved. Animal with 20

24 ciliated tentacula. Für die von Dalyell beschriebene A. fusca schlägt Tb. den Namen Av. Dalyellii vor.

Ein drittes neues Broyzoengenus isiSalpingia Coppin, das mit Eucratea verwandt scheint, Ann. nat. bist. T. II. p. 373:

S alp ingi a n. gen. Cells elongated, sessile upon a bränched stem ; apertures lateral, broader above ttian below, pröduced; base of cells surrounded by one or more spines and trumpet-shaped proces- ses. Sp. S. Uassallii Cop. von der brittischen Küste.

Auch Hincks beschreibt eine Anzahl brittischer Bryozoen und unter diesen zwei neue Genera Mimosella und Farella (Ann. nat. bist. 1851. Vol. VIII. p. 359), überzeugt sich aber später (Ibid. T. X, p 86), dass Farella mit Laguncula v. Ben. identisch ist und die beob- achtete Art F. producta Hincks mit Lag. elöbgäta v. Ben, zusammen- fällt. Das Gen. Mimosella wird folgendermaassen charMiterisirt;

Fölypidörti rooled , confervoid, horny, jointed and variously bränched; cells ovate, biserial, opposile, with a basal Joint, by meiins of which they can be moved to and fro , and folded logether on the

372 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

branches ; polypes with eighl tentacula. Sp. M. gracilis H. Weitere Bemerkungen über Rlimosella vgl. L. c. T. XI. p. 184.

Landsborough beschreibt in seiner pop. bist, of ßr. Zoophy. tes Lepralia melolontha n. sp. und L. Goltyae n. sp. und liefert auch eine Abbildung dieser beiden Arten.

Cellularia Peachii n. sp., Scrupocellaria scrupea n. sp., Angui^ naria dilatata n. sp. , die beiden ersten von der englischen Küste, Busk, Ann. nat. bist. Vol. VII. p. 81.

Sars sammelte an der norwegischen Küste 40 ßryozoenarten und lieferte eine Beschreibung derselben , INyt Mag. etc. p. 145 sq. Unter denselben sind vier neue Arten, Pustulipora gracilis, Cellepora coarctata, Lepralia paiula und L. arctica.

Van Beneden berichtet von den Resultaten seiner forlgesetzten Untersuchungen über die Bryozoen der Nordsee und beschreibt fol- gende Arten: Avicella plumosa Fall., Idmonea radians Lam., Idm. ser~ pens n. sp., Tata (n. gen.) rugosa n. sp., Flustrin a (n. gen.) car- basea, Obelia nana n. sp., Discopora reticularis Lam. , Escharina urna n. sp. , E. vertnicularis n.sp., Bullet, de l'Ac. de Beige. T. XVI. N. 12. Das neue Gen. Tata enthält einen Polypen, dessen Zellen durch eine gelbliche Zwischensubstanz zu einer Kruste vereinigt werden, die mit Fl. lineata eine grosse Aehnlichkeit hat und auf anderen Bryozoen- stöcken auch Steinen und Muschelschalen, hinkriecht. Das Gen. Flustrina unterscheidet sich von Flustra durch die Abwesenheit der Dornen auf den Thierzellen.

Von nordamerikanischen Bryozoen beschreibt Desor: Flustra truncata Linn., Cellularia iurrita n. sp., C. densa n. sp., Lepralia va- riolosa Johnst. , Membranipora lenuis n. sp. Proc. Bost. Soc. T. III. p. 66.

Ueber die südafrikanischen Bryozoen vgl. Busk, Rep. br. As- soc. for 1850. Kot. p. 119, mit Bemerkungen über das Gen. Cate- nicella.

Derselbe Forscher bearbeitete auch die während der Entdeckungs- reise der Batllesnake gesammelten Bryozoen in Mac Gillivray, Karral. of Ihe Voyage of Rattlesnake. London. Append. (Ist Ref. nicht zu Gesicht gekommen.)

Von Süsswasserbryozoen beobachtete D aly eil in Schott- land ausser der nur flüchtig untersuchten Tubularia (Fredericella) Sui- tana (T. II. p. 68): Crislalella vagans (Cr. muredo), Alcyonella stagno^ rum u. A. gelatinosa (beide dem Gen. Lopf^opus Dum. zugehörig und wahrscheinlich mit L. cristallinus identisch) und Plumalella repens, die er ausführlich beschreibt und abbildet. Rare and rem. anim. T II. p. 87. PI. XXVII— XXXII.

Hancock beschreibt drei neue Süsswasserbryozoen aus Eng-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 373

land : Flumalella punctata, PI. AUmaniy Paludicella procumbens Ann and Mag. of nat. hist. 1850. Vol. V. p.20O. PI. V., denen All man in seiner zoologischen Uebersicht und Diagnose der bis jetzt bekannt ge- wordenen Arten dieser Thiere (Report, etc. 1. c. p. 326) noch vier andere hinzufügte : Alcyonella Benedeni, Plumatella eleganSf PL Dumor- tieri und PI, jugalis.

Plumatella familiaris n. sp. aus der Nordsee, Gros, Bullet, de le Sog. des naturalist. de Moscou 1849. p. 567.

Die von Perty unter dem Namen Blephanophora nymphaeae in einer eigenen Abhandlung beschriebene neue Alge mit automalischer Wim- perbewegung ist bekanntlich nichts weniger als einePflartze, sondern, wie der Verf. in einer zweiten Ausgabe seiner Schrift (mit v. Siebold und Ehrenberg) zugiebt, ein Polypenstock von Alcyonella stagno- rum (oder vielleicht Plumatella repens) mit zurückgezogenen Thieren. (Perty, Blephanophora nymphaea. Bern 1848.)

Die nordamerikanischen Süsswasserbryozoen, die von Leidy untersucht wurden (Proc. Ac. Phil. V. p. 261, 265 u. 320), sind alle neu und zum Theil auch Repräsentanten neuer Gattungen. Sie werden unter folgenden Namen beschrieben: Pe ctina tella (n. gen.) magni- fica, Plumatella diffusa und PI. nitida j Paludicella elongata , Vrna~ tella (n. gen.) gracilis. Die beiden neuen Genera tragen nachste- hende Diagnose:

Pectinatella n. gen. Coenoecium massive, geiatinoid , hya- line, fixed, invesling bodies. ürifices arranged in irregulär lobate areo- lae upon the free surface. Lophophore crescentic. Ova lenticular, with an annulus and marginal spines.

Urnatella n gen. Coenoecium membrano-corneous, consi- sling of several diverging, unbranching filaments, attached by a com- mon basis. Filaments consisting of a series of urnchaped articulations, v/ilh a solid axis passing Ihrough the whole and having lo each arti- culation one, occasionaliy two, tubes of exit with the orifices expan- ded, placed inferiorly near their commencement.

Echinofleritiata.

Im Gegensatze zu Referent, der die Echinodermen als Typen einer eigenen Abiheilung des Thierreiches in An- spruch nimmt (Morphologie, S. 31), im Gegensatze auch zu Huxley, der dieselben mit den Wurmern, und zwar den echten Anneliden, vereinigen möchte (Transact. Microsc. Soc. 1853. T. I. p. 19), versucht Agassiz den Nachweis,

374 Leuckart: Bericht üb. d, Leistungen in d. Naturgeschichte

(lass die Stachelhäuter als Scheibenquallen mit verkalktem Glaskörper zu betrachten seien. Proc. Bost. Soc. III. p. 349. Duvernoy vergleicht (Mem.de I'Acad. des scienc. 1849. T. XX. p. 580, im Auszuge Cpt. rend. T. XXIV. p. 76. 266 und 290) den äussern Bau der Echinen und Ästenden und liefert den Nachweis, dass das Skelet dieser Thiere in wesentlich gleicher Weise zusammengesetzt sei. Auch die verschiede- nen festen und weichen Körperanhänge finden dabei eine sorgfältige Untersuchung.

Von Gaudry erhielten wir (Ann. des scienc. natur. T. XVI. p. 339) eine specielle Analyse der einzelnen Skelet- stücke bei den Asterien und Ophiuren.

J. Müller lieferte eine Abhandlung über den Bau der Echinodermen (Abhandl. der königl. Akad. d. Wis- sensch. 1854, auszugsweise auch im Arch. für Anatom, und Physiol. 1853. S. 175), in der Verf. Alles, was ihm aus eig- ner reicher Beobachtung über die Organisationsverhältnisse dieser merkwürdigen Thiere bekannt geworden , zusammen- stellt und eben so glücklich als scharfsinnig zu einem Bilde von den Homologieen und dem morphologischen Zusammen- hange der einzelnen Gruppen verarbeitet. (Die Angaben und Ansichten von Gaudry werden dabei in mehrfacher Weise berichtigt.)

Den Typus der Echinodermen findet Verf. nicht bloss in der radiären Körpergestalt und der Bildung des verkalkten Perisoms, sondern namentlich auch in der Eigenthümlichkeit ihrer Metamorphose (die wir weiter unter noch näher kennen lernen werden) und in der Anwe- senheit besonderer ambulacraler Bildungen, die durch ihren Zusam- menhang mit einem eigenen Systeme wimpernder Canäle charakteri- sirt sind. Die Sipunculiden (Gephyrea Quat.) werden hiernach von der Abtheilung der Echinodermen ausgeschlossen. Die ideale Grund- gestalt der Echinodermen ist nach unserem Verf. eine Kugel mit fünf radiären Feldern, einem M u n d p o 1 e und einem A p i c a 1 p o 1 e. Durch einen der fünf Radien geht ein Meridian , der den Körper in zwei symmetrische Halbkugeln theilt. Dieser Meridian wird durch die Lage des Afters bestimmt, nicht aber durch die Lage der Madreporen- platle, die vollkommen inconstant ist. Freilich nimmt auch die After- öffnung eine Avechselnde Stelle ein, aber dieser Wechsel geschieht doch nur in der Richtung des eben erwähnten Meridianes. Durch die Bezidiungen dieses Meridjanes zu den Radien entsteht am Körper

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 375

der Echinodermcn ein Abschnitt mit drei und ein anderer mit zweien Radien, ein Trivium und einBivium, die sich auch wirklich nicht selten durch die Eigenlhümlichkeiten ihrer räumlichen Entwickelung als verschiedene, vordere und hintere, Regionen unterscheiden las- sen. Ein constantes Vorn und Hinten fehlt übrigens den Echinoder- men. Die einen kehren, wie die Spatangiden,. den unpaaren Radius nach vorn, so dass die Bauchfläche durch das Bivium gebildet wird. Bei andern, den söhligen Holothurien, ist es umgekehrter Weise das Trivium , das die Bauchfläche darstellt. Die Oberfläche des Körpers zwischen den Radien zerfällt in ambulacraie und interam- bulacrale Segmente. Die ersteren liegen den Radien am näch- sten, können aber gelegentlich auch so stark in die Breite wachsen, dass die interambulacralen Skelettheile vollkommen verschwinden, wie z. B. bei den meisten Holothurien. Der apicale Pol der Echino- dermcn ist in der Regel (ausgenommen sind auch hier wiederum die Holothurien) ohne Ambulacra, die beständig von dem Mundpole aus- gehen. Auf solche Weise entsteht der ambulacralen Zone gegenüber eine antiam bulacrale Zone, deren Felder sich entweder in die Interambulacralfelder fortsetzen oder durch Entwickelung eines peri- pherischen Randes abgrenzen. Bei den Echiniden ist der antiambula- crale Apex nur äusserst klein, sfehr gross dagegen bei den Seester- nen, wo er den ganzen Rücken einnimmt, und bei den Crinoiden, bei denen er den sog. Kelch bildet. Das Skelet der Echinodermcn is übrigens keine rein äussere Schale, sondern nur eine feste Kapsel im Perisom, die beständig von einer mehr oder minder deutlichen, wei- chen oder auch gleichfalls verkalkten Hautschicht überzogen bleibt. Die Nervenstämme und Gefässe sind, je nach der speciellen Bildung des Skelets, bald innerhalb, bald auch ausserhalb desselben gelegen. Die ambulacralen Anhänge sind theils locomotive Saugfüsse, wie gewöhn- lich, theils Tentakeln, wie um den Mund der Holothurien, theils end- lich blattförmig oder kiemenartig, wie die Ambulacralkiemen in den sog. Ambulacra petaliodea der Spatangiden und Clypeastriden. Von anderer Art und den Ambulacralröhren fremd sind die Hautkiemen der Echinen, deren Innenraum direkt mit der Leibeshöhle zusammen- hängt. Bei den Spatangiden, auch schon bei Cidaris, fehlen diese An- hänge, obgleich sie (als sog. respiratorische Röhren oder Tracheen) bei den Asterien wieder vorkommen. So verschieden übrigens diese Anhänge morphologisch von den Ambulacralanhängen auch sind, so stimmen sie doch mit denselben darin überein, dass sie trotz manch- lacher gegensätzlicher Angaben niemals nach Aussen geöfl'net sind. Auf diese Darstellung des Echinodermenbaues im Allgemeinen folgt sodann eine specielle Analyse der Ambulacra bei den Seeigeln (S. 19) und den Asteriden (S. 39) , bei welcher Gelegenheit nament- lich auch die Homologieen dieser Thiere erörtert werden. Nach der

376 Leuckart: Bericht üb. d. Leislungen in d. Naturgeschichte

Ansicht des Verf. bedarf es zur Verwandlung eines Seeigels in einen Seestern einer Vergrösserung des Apex, bis derselbe der doppelten Länge eines Radius gleichkommt , und der Trennung der bei dem Seeigel vorkommenden beiden Reihen von Ambulacralplatten, zwischen die sich sodann ein neues intermediäres System von Skeletstücken ein- schiebt. Damit stimmt auch die Lage der sog. Ocellarplatten, wie die Vermehrung der Skeletstücke, die bei beiden, Seeigeln und See- sternen, im Umkeise des Apex stattfindet. Die sog. Wirbelsäulen der Asteriden sind keine besondere Skeletstücke (wie noch Gaudry jüngst für die Ophiuren behauptete), sondern Fortsätze der Ambulacralplatten, aber verschieden von denjenigen Fortsätzen, durch deren Hülfe sich die Ambulacralplatten der Echiniden vereinigen. Bei den letztern stossen diese Fortsätze vor dem Nervenstränge und dem Wasserge- fässstamme zusammen , bei den Asteriden dagegen hinter denselben, so dass diese Theile auf der Aussenfläche des Skeletes verlaufen. Bei Cidaris finden sich am vordem Theile der Ambulacra neben dem Ner- venstrange einige nach innen vorspringende Fortsätze, die als Aequi- valent der Fortsätze bei den Seesternen zu betrachten sind. Bei den Ophiuren sind die beiden Ambulacralplatten mit ihren Fortsätzen zu einem gemeinschaftlichen wirbelkörperartigen Stücke verwachsen und durch Entwickelung eines besondern ventralen Deckstückes zwischen den interambulacralen Seitenplatten in den Innenraum der Arme hin- eingezogen.

Der zweite Abschnitt handelt über den Kelch und die Arme der Crinoiden (S. 55), deren Vergleichung mit den Skeletstücken der Asteriden und Echiniden kaum durchzuführen ist, da eben sowohl das System der dorsalen und interambulacralen Täfelung, als auch die Bil- dung der Ambulacralplatten wesentlich abweicht. Doch ist es wich- tig , dass auch bei den Crinoiden hier und da unter der Rinnenhaut der Ambulacra und dem Nervenstrange eine Reihe unpaarer Plättchen vorkommt, die den sog. Wirbelkörpern der Asteriden entsprechen dürften. Die Ambulacra beschränken sich entweder auf die Miltel- fläche des Kelches, wie bei den Blastoiden, oder sind auf der Ven- tralfläche als besondere Arme angebracht. Auch die Cystideen ge- hören wahrscheinlicher Weise ohne Ausnahme zu den armtragenden Crinoiden. Sehr eigenthümlich ist die Mundöffnung der letztern , die wenigstens in manchen Arten ganz bestimmt nicht auf dem Scheitel angebracht war, sondern seitlich, und sich dann, wie die sog. Geni- talöffnung (die vielleicht überall JMund ist) durch den Besitz einer Klappenpyramide auszeichnete. Die interambulacralen Kelchporen, die bei den Crinoiden häufig vorkommen, sind ohne Anhänge, also auch nicht mit den respiratorischen Poren der Asterien zu vergleichen.

In Bezug auf das Mundskelet der Echinodermen (S. 73) weist Verf. nicht bloss die typische üebereinstiramung der sog. Laterne bei

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 377

den regulären Seeigeln (über die Zusammensetzung dieser Laterne vgl. namentlich auch II, Meyer in Müllers Arch. 1849. S. 191) und den Clypeastriden nach; er zeigt auch, dass der bekannte Knochenring der Holothurien sich auf diese Gebilde reduciren lässt und dass selbst bei den Ophiuriden ein Analogon desselben vorkommt. Man findet dieses an der Innenfläche der vordersten Ambulacralplatten und den Mundecken, die dem Interambulacralsysteme zugehören und keinesweges etwa dem Zahnapparate der Echiniden gleichzusetzen sind.

Mit der Geschichte der Steinkanäle (S. 81) , die nach den Un- tersuchungen unseres Verf. zu den constantesten Anhängen am Ring- kanale der Ambulacra gehören und namentlich auch den Ophiuren und Holothurien nicht abgehen, so wie mit der Beschreibung von eigen- thümlichen drüsigen Excretionsorganen an der Cloake der Holothurien (S. 87), die wohl den analen Blinddärmchen der Asteriden entspre- chen dürften, schliesst dieses gehaltvolle Werk, das wichtigste, das über die Morphologie der Holothurien bisher verfasst wurde.

Eine Ergänzung- des voranstehenden Werkes , nament- lich in Betreff des Nervensystemes und der beiderlei Gefäss- apparale, bilden die anatomischen Studien über die Echinodermen, die J. Müller in seinem Archive 1850. S. 117 mit Nachtrag S. 255 publicirt hat.

Die Centraltheile dieser drei Systeme bestehen überall aus ei- nem Ringe, der den Oesophagus umfasst, der Blutgefässring zuinnerst, der Nervenring zu äusserst. Mit dem Blutgefässringe hängen zwei Gefässe zusammen, die auf dem Darmkanale hinlaufen. Bei den Aste- riden und Echiniden findet sich noch ein zweiter Blutgefässring um den After , der mit dem ersten durch ein cylindrisches Herz zusam- menhängt. Der Wassergefässring liegt bei den Ophiuren und Asteriden im Umkreise des Mundes, bei den Echiniden an der Basis der La- terne, bei den Holothurien um den Oesophagus. Mit ihm sind (abgese- hen von den sonderbaren traubigen Anhängen der Asteriden und den entsprechenden Bläschen der Holothurien, die zitternde Doppelkörner im Innern einschliessen, aber eine nur beschränkte Verbreitung haben) die Polischen Blasen und die sog. Steinkanäle, beide in wechselnder Zahl, in Verbindung. Das Ende des letzteren ist bald frei, bald auch als Madreporenplatte mit dem äussern Skelete zusammenhängend, in allen Fällen aber durchlöchert und zur Aufnahme von Wasser geschickt. Eine Communication zwischen Wasser- und Blutgefässsystem findet sich nirgends. Der Nervenring (den Blanchard neuerlich für ein Mus- kelband erklärt hat, Ann. des sc. nat. T. XII. p. 52) ist ohne ganglio- näre Verdickungen und kann leicht für ein Gefässring gehalten werden. Er liegt überall im Umkreise des eigentlichen Mundes unterhalb des Perisoms und der Mundecken. Die fünf peripherischen Nervenstämme

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378 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d, Naturgeschichte

begleiten i\ie fünf peripherischen Wassergefässe. Sie verlaufen bei den Astcrien und Ophiuren, wie schon oben erwähnt wurde, ausser- halb der Ambulacralplatten, und zwar in einer Rinne, die bei den letzteren durch Entwickelung besonderer ventraler Knochenstücke zu einem vollständigen Canale geschlossen ist.

Williams untersucht den Respirationsprocess derEchi- nodermen (Ann. nat. bist. T. Xil. p. 253).

Er behauptet, dass die Haut der Holothurien zum Zwecke der Wasseraufnahme mit zahlreichen feinen Oeffnungen versehen sei. Auch die Lungen dieser Thiere werden als Organe zur Wassereinfuhr an- gesehen, doch soll dieselbe hier, wie bei den Echinen durch die sog. Kiemen und bei den Asterien durch die Tracheen, auf endosmotischem Wege geschehen. Dem Blutgefässapparate wird eine nur geringe nutritive Bedeutung zugeschrieben , indessen verräth der Verf. durch die Behauptung, dass die Blutgefässe eben so, wie die Wassergefässe, innen und aussen mit Cilien versehen seien, wie wenig er überhaupt mit diesen Gebilden vertraut ist.

Die Entwickelungsgeschichte der Echinodermen, die noch vor wenigen Jahren so gut wie unbekannt war, liegt heute in ihren Hauplzüg-en vollständig vor uns. Wir wissen jetzt, dass die Echinodermen eine Metamorphose durch- laufen ; wir wissen aber auch, dass diese Metamorphose mit einer ganzen Reihe unerwarteter, höchst wunderbarer Er- scheinungen verbunden ist , wie sie sonst nirgends weiter in der ganzen Thierwelt vorkommen. Die Erkenntniss dieser Entwickelungsvorgänge hat nicht nur den Kreis unserer Er- fahrungen über die betreffenden Geschöpfe um ein Beträcht- liches erweitert , sondern uns auch mit Thatsachen bekannt gemacht, die bis über die Grenze eines jeden Detailinteres- ses hinaus von Gewicht und Bedeutung sind.

Was wir über diese Vorgänge erfahren haben, verdan- ken wir wiederum, bis auf einige ergänzende Notizen, fast ausschliesslich den Untersuchungen jenes Forschers , dessen Arbeiten und Entdeckungen uns bisher schon so vielfach bei den Echinodermen beschäftigt haben. Schon der letzte Jahres- bericht unseres Archives über niedere Thiere brachten die Anfänge dieser Untersuchungen; sie sind seit jener Zeit mit Consequenz und unermüdlicher Ausdauer fortgesetzt und erst vor Kurzem zu einem vorläufigen Abschlüsse gebracht wor- den. Der Weg, der J. Müller bei seinen Untersuchungen

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 379

zur Beschaffung des nöthigen Materials einschlug, war der der pelagischen Fischerei. Die Larven, die hierdurch zur Beob- achtung kamen, waren natürlich eines unbekannten Ursprungs ; es bedurfte einer vielfachen längern Erfahrung, um die Ab- stammung derselben zu erkennen oder wenigstens wahrschein- lich zu machen. Je weiter diese Erfahrungen reichten, de- sto sicherer und bestimmter gestaltete sich auch zugleich die Einsicht in alle die einzelnen wunderbaren Vorgänge der Entwickelung. Die zahlreichen Aufsätze, die J. Müller in den letzten Jahrgängen der Berliner Monatsberichte und des Archives für Anat. Phys. und publicirt hat, so wie die grös- seren Abhandlungen über Echinodermenentwickelung in den Berl. Akademieschriften, in denen diese Aufsätze ihrem we- sentlichen Inhalte nach zusammengestellt und verarbeitet, auch mit vielen schönen Abbildungen versehen sind, geben uns ein sprechendes Zeugniss von den glänzenden Erfolgen, die trotz allen Schwierigkeiten auf diesem Wege erreicht sind. Es ist natürlich unmöglich, hier über alle diese Arbeiten MüUer's einzeln zu berichten und damit denn zugleich den allmählichen Entwickelungsgang der ganzen Lehre zu wieder- holen. Wir müssen uns begnügen, die Hauptresultate in Kürze zusammenzufassen , unbekümmert darum, ob dieselben früher oder später im Laufe der Untersuchungen, ob sie gleich von Anfang an in ihrem ganzen Umfange oder erst allmählich er- reicht wurden. Die Quellen, die wir dabei zu Grunde legen, sind zunächst und vorzugsweise die Abhandlungen in den Berliner Akademieschriften, die auch einzeln erschienen sind und folgende Titel tragen:

1. j^Ueber die Larven und die Metamorphose der Ophiu- ren und Seeigel." 1848. (Abh. der Akad. aus dem Jahre 18 -iö).

2. „Ueber die Larven und die Metamorphose der Echi- nodermen." Zweite Abhandl. 1850. (Abh. d. Akad. aus dem J. 1848).

3. „Ueber die Larven und die Metamorphose der Holo- Ihurien und Asterien.« 1851. (Abh. der Akad. aus d. Jahre 1849).

4. „Forlsetzung der Uutersuchungen über die Metamor-

380 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

phose der Echinodermen." Vierte Abhandl. 1852. (Abb. d. Akad. a. d. J. 1850).

5. „Ueber die Ophiurenlarvcn des adriatischen Meeres.^ 1852. (Abb. d. Akad. a. d. J. 1851).

6. „Ueber den allgemeinen Plan in der EnUvickelung der Echinodermen.« 1853. (Abb. d. Akad. a. d. J. 1852).

Als siebente Abbandlung schliesst sich hier sodann die schon oben angezogene Untersuchung über den Bau der Echinodermen an.

Ueber die Entwickelung der Echinodermen im Allgemeinen er- giebt sich aus den Untersuchungen Müllers (vgl. bes. die Abhand- lung 6) etwa Folgendes:

Wenn wir von den wenigen viviparen Echinodermen absehen, dann erscheint die erste Entwickelungsstufe dieser Thiere überall als ein infusorienartiger Embryonenzustand. Der Embryo verlässt bald nach der Dotterklüflung seine Eihüllen und zeigt dann ein gleich- förmiges Wimperkleid (Derbes, vergl. J. B. XVI.). Einige Arten gehen nun unmittelbar aus diesem ersten Stadium in das ausgebildete Echinoderm über, wie die von Sars beobachteten Seesterne, denen wir später noch eine andere verwandte Art zufügen können. Nur ein Paar zapfenförmige Haftapparate repräsentiren hier die provisorischen Organe, die wir sonst bei den Larvenzuständen der Thiere anzutref- fen pflegen. Bei den übrigen Echinodermen geht diese Ausstattung mit provisorischen Organen viel weiter ; der infusorienartige Embryo derselben verwandelt sich, wenigstens bei den Holothurien, Seeigeln und Seesternen , in eine schwärmende Larve mit bilateraler Wimper- schnur und mit Yerdauungsorganen, die in der Medianlinie des Kör- pers hinlaufen und bei allen diesen Larven eine sehr übereinstim- mende Bildung zeigen. Eine solche Larve ist der schon in dem letz- ten J. B. erwähnte Müller'sche Pluteus. Die Verwandlung die- ser seitlich symmetrischen Larve in das spätere radiär gebaute Echi- noderm geht nun auf eine verschiedene Weise vor sich. Entweder, wie bei den Seesternen und Seeigeln, durch eine Neubildung im In- nern des Larvenkörpers , gewissermaassen durch eine Knospung, die sich aber dadurch auszeichnet, dass bei ihr eine ganze Anzahl von Larvenorgane für den Aufbau des spätem Echinoderms verwendet und in den Leib desselben aufgenommen werden, oder durch eine noch- malige Metamorphose , gewissermaassen durch einen Puppenzustand hindurch, bei der die bilaterale Wimperschnur mit einigen anderen Larvenorganen verloren geht und die pluteusförmige Larve zu einem wurmartigen Geschöpfe mit ringförmigen Abtheilungen und Wimper- Kränzen wird. So verhält es sich namentlich bei den Holothurien. In

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 381

anderen Fällen entwickelt sich übrigens eine solche wurmförmige Larve auch mit Uebergehung des Pluteuszustandes direkt aus dem in- fusorienarligen Embryonenzustand, wie wir es später namentlich bei den Crinoiden kennen lernen werden. Die Entwickelung ist dann freilich einfacher, aber doch immer noch auffallend genug, wie wir später noch specieller erfahren werden.

Von allen diesen einzelnen Entwickelungszuständen sind die schwärmenden Pleuteusformen jedenfalls die interessantesten, nicht bloss wegen ihrer Schicksale, auch nicht bloss wegen der Wannich- faltigkeit ihrer Gestaltung und Grösse, sondern namentlich desshalb, weil sie von dem radialen Typus des späteren Echinoderm nicht die geringste Spur zeigen und nach einem gänzlich verschiedenen Plane angelegt scheinen. Die Grundform dieser Larven (S. 18) ist die eines länglichen hinten etwas breiteren Ovales , an dem wir zwei symme- trische Seitentheile , einen etwas platten Rücken und Bauch und auf der Bauchfläche eine die ganze Breite einnehmende sattelförmige Im- pression unterscheiden. Der Rand dieser Impression trägt die bila- teale Wimperschnur, die also eigentlich ein in sich selbst kreisförmig zurücklaufendes Gebilde darstellt. Der weite, herz- oder löffeiför- mige Mund befindet sich an der Bauchfläche der Larve innerhalb der Wimperschnur, und zwar beständig in der Medianlinie, bald dem vordem, bald mehr dem hintern Körperende angenäh^r^. Der After liegt hinter dem Wimperkranze und zwar gleichfalls an der Ventral- fläche oder in der Hinterleibsspitze. An dem Darmkanale unterscheidet man einen Schlund, Magen und Enddarm, von denen sich die beiden ersteren so ziemlich in geraden Linien an einander anschliessen, während der letztere nach der Bauchfläche zu geknickt ist. Ausser Mund und After findet sich übrigens an den ausgewachsenen Larven (ausgenommen sind die Larven der Ophiuren) noch ein dritter Porus der auf dem Rücken gelegen ist. Derselbe führt in einen röhrenför- migen Kanal , der sich oberhalb des Verdauungsapparates in einen flaschenförmigen Sack erweitert und die erste Anlage für das Tenta- kelsystem des spätem Echinoderms darstellt. Als ausschliessliche Ei- genthümlichkeit einer einzigen Larve erwähnen wir auch noch ein Paar dunkler Augenflecke, die am vordem Stirnende des Körpers ge- legen sind.

Die Veränderungen, die dieser Typus erleidet, beschränken sich, so auffallend sie auch sind, fast ausschliesslich auf eine verschiedene Gestaltung der beiden Körperenden und die Entwickelung von fin- ger - oder ohrförmigen Fortsätzen an den Rändern der mit Wimpern gesäumten sattelförmigen Impression der Bauchfläche. Auch diese Fortsätze lassen sich übrigens je nach ihrer Stellung in der Wimper- gehnur auf einen gemeinschaftlichen Typus zurückführen und haben zum Theil auch von Müller besondere Kamen erhalten. Bei den

382 Leuckart: Bericht üb. d., Leistungen in d. Naturgeschichte

Larven der Holothurien und Asterien bleiben diese Fortsätze Weich und beweglich, während sie dagegen bei denjenigen der Ophiuren und Seeigel mit einem testen Kalkskelete im Innern versehen sind. Die Larven der Asterien zeichnen sich durch eine beträchtliche Ver- längerung des vor dem Munde gelegenen Körpertheiles aus , so wie dadurch, dass statt der vorderen Umbiegung der Wimperschnur hier eine völlig isolirte zweite Wimperschnur vorkommt, die innerhalb der gewöhnlichen Wimperschnur den Raum zwischen Mund und Vorder- ende umsäumt.

Die hervorgehobenen Verschiedenheiten sind so gross, dass man die betreffenden Larven danach in förmliche Genera abtheilen kann. J. Müller unterschied fünf solcher Genera, die eigentlich freilich nur so lange von Bedeutung waren, als der Zusammenhang derselben ftiit gewissen ausgebildeten Echinodermenformen noch unbekannt war, die wir aber nichts desto weniger hier kurz charakterisiren:

*. Bilaterale Echinodermenlarven mit unbeweglichen, durch ein festes Kalkskelet gestützten Körperfortsätzen. Pluleusy Körper pantoffelförmig mit einem ansehnlichen py- ramidalen oder kuppelförmigen Hinterleibe und langen arm- artigen Fortsätzen; Mund im Vorderende. **. Bilaterale Echinodermenlarven mit weichen und beweglichen Fortsätzen. •}-. W^imperschnur einfach, aber mit starker vorderer Umbiegung. Auricularitti Körper gedrungen, eiförmig, Fortsätze kurz und ohrartig; Mund in der Mitte der Bauchfläche. ff. Statt der vorderen Umbiegung der Wimperschnur eine zweite kleinere Wimperschnur. ßipinnaria Sars. Mit stark verlängertem, cylindrischen Vor- derleibe und tentakelartigen Fortsätzen. Mund hinter der Mitte. Brachiolariay von ähnlicher Bildung, aber durch drei con- tractile, am Ende mit einem Stern von Papillen besetzte Stirn- arme ausgezeichnet. To rnaria f von der Körperform der Auricularien, fast ohne Fortsätze, dafür aber später mit einem eigenen hintern Wim- perreifen im Umkreise des Afters. Am Stirnende zwischen den beiden Wimperschnüren zwei Augenflecke. Manche dieser Formen sind nach Müller auch von anderen Zoo- logen beobachtet, theilweise auch, wie wir später sehen werden, in ihrer Entwickelung verfolgt worden. So namentlich von Busch (Beobachtungen u. s. w. S. 77j, Krohn (an versch. Orten, besonders in Müller's Arch.), van Beneden (Bullet, de l'Ac. roy. de Belg. 1850. T. XVII., rinst. 1850. p. 276, Froriep's T. B.Zool. L S. 257), Kölliker und Gegenbaur (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 319).

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 383

Aus dem Voranstehenden geht hervor, das3 die bilateralen Lar- ven der Echinodermen sich mit keiner andern bekannten Larvenform unter demselben Typus zusammenfassen lassen. Iluxley hat freilich den Versuch gemacht (Ann. nat. bist. 1851. VlIL p. 1), dieselben auf den Entwickelungsplan der Anneliden zurückzuführen, allein Müller selbst hat die Unzulässigkeit einer derartigen Reduction bereits nach- gewiesen (Sechste Abb. S. 19). Huxley geht bei seiner Beweis- führung von der Annahme aus, dass die bilaterale Wimperschnur ei- gentlich, wie bei den Annelidenlarven, eine transversale sei, die zwi- schen Mund und After hindurchgehe und nur durch Zusammenkrüm- mung und excessive Entwickelung des Rückens bei den Seeigellar- ven eine abweichende Lage angenommen habe.

Brandt und Grube bearbeiteten die von Herrn von Middendorff in dem Oehotskischen Meere gesammelten Echinodermen (v.MiddendorfF's Reise in Sibirien. Petersburg. Zoologie. Th. IL)

Die Zahl dieser Arten beläuft sich nur auf 5 : Asteracanthioii ochotense, Echinaster Eschrichtii^ Solaster alboverrucosus , Echinus ne~ glectusj Chirodota discolor. Zwei derselben (Solaster und Echinus) Hessen keine nähere Untersuchung zu.

Oersted macht eine kurze Mitlheilung über die von ihm in Centralamerika aufgefundenen Echinodermen (Vedensk. Meddels. for 1849 og 1850, p. VII.)

Die gesammelten Arten bestehen aus 20 Holothurien, 14 Echi- nen, 51 Asteriden und 2 Crinoiden, die sich über 36 Genera verthei- len. Neu davon sind 33 Arten, auch 3—4 Repräsentanten nfeuer Ge- nera, von denen 2 zu der Familie der Euryaliden gehören.

Ref. macht in Bezug auf die Classification der Echino- dermen den Vorschlag, die Echiniden und Asteriden in eine gemeinschaftliche Gruppe (Actinozoa) zu vereinigen. Für die aus den Crinoiden und Cystideen zusammengesetzte Gruppe gebraucht er den Namen Pelmatozoa. (Morphologie der wir- bellosen Thiere S. 39.)

1. Holotliurida.

Frey untersuchte in der schon früher angeführten Ab- handlung über „die Bedeckungen der wirbellosen Thiere" S. 49. die mikroskopischen Kalkgebilde in der Haut der Holothurien und lehrt manche neue und interessante Formen dieser son- derbaren Körperchen kennen. Spätere ergänzende Angaben

384 Leuckart, Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Über denselben Gegenstand finden sich bei J. Müller (Ar- chiv für Anat. 1849. S. 379) und Grube (Ebendas. 1850. S. 111).

Von besonderer Wichtigkeit für unsere Kenntnisse vom Baue der Holothurien sind die „analomischen Studien über Echinodermen« von J. IVl üll er , Arch. für Anat. 1850. S. 129.

Es wird hier u. a. festgestellt, dass die bekannten Kalkbeutel, die so vielfache Deutungen erfahren haben, in anatomischer und phy- siologischer Beziehung dem Steinkanale der übrigen Echinodermen entsprechen, d. h. dass sie mit dem Ringkanale des Wassergefässsyste- mes zusammenhängen und dazu dienen, dieses letztere vun Aussen her (bei den Holothurien von der Leibeshöhle aus) mit Wasser zu versorgen. Die von Cu vi er und Jäger beschriebenen traubigen Organe, die in die Cloake einmünden, finden sich, wenn auch unter veränderter Form J. öl üll er unterscheidet 3 Typen, traubige, blinddarm förmige und wirteiförmige bei zahlreichen Holothurienarten und entspre- chen, wie schon oben hervorgehoben wurde, den analen Blinddärm- chen der Asterien. Was die fusslosen Holothurien betrifft, so schlies- sen sich diese in Bezug auf die Gefässbildung genau an die übrigen Holothurien an, d. h. sie besitzen neben dem Blutgefässapparate auch noch ein gesondertes Wassergefässsystem mit Polischen Blasen und Kalkbeutel am Ringefässe. Bei Molpadia findet sich überdiess eine Cloake mit Lungenapparat und Cuvier'schen Drüsen; es schliesst sich diese Art also viel mehr , als Chirodota und Synapta , an die füssigen Holothurien an.

Bei Gelegenheit der Untersuchungen „über die Erzeu- gung von Schnecken in Holothurien" macht uns J. Mül- ler mit seinen Beobachtungen über die anatomischen Eigen- thümlichkeilen der Synapta digitata bekannt (Arch. für Anat. 1852. S. 1 ; über Synapta digitata und die Erzeugung von Schnecken in Holothurien. Berlin 1852. S. 1.)- An diese Angaben von Müller schliessen sich sodann die Unter- suchungen von Leydig über dasselbe Thier^ theils anatomi- schen, Iheils histologischen Inhaltes. Müller's Archiv 1852. S. 507.

Zwischen den Wurzeln der zwölf Arme liegen eben so viele schwarzbraune Augenflecke, die auch bei anderen Arten des Genus Synapta vorkommen und hier zum Theil schon früher bekannt waren. Die Polische Blase ist meist in einfacher Anzahl vorhanden ; das Kalkorgan erscheint madreporenförmig und ist mittelst eines gewun- denen Ganges am Ringkanale der Wassergefässe aufgehängt. Der

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 385

Darm besitzt einen Muskelmagcn von ziemlich ansehnlicher Länge und verläuft ohne Schlingen. Das Gekröse zeigt zahlreiche parallele Muskelfasern. Die ßlntgefässstämme liegen an den Rändern des Dar- mes und haben die Bedeutung von Herzen. Die Oberfläche des Darmes, der Blutgefässe und Genitalschläuche besitzt Wimperhaare, an dem Gekröse und der Peritonealbekleidung einiger Intermuskular- räume stehen dagegen (so auch bei andern Arten des Gen. Synapta und Chirodota) sehr eigenthümliche pantofl'el- oder füllhornartige Flimmerorgane, die Leydig mit den rosetten _ oder arabeskenförmi- gen Flimmerorganen einiger Hirudineen vergleicht und mit diesen zu- sammen als Apparate zum Einführen von Wasser in das Blutgefäss- system betrachten möchte. (J. Müller hat sich übrigens vergebens von einem Zusammenhange mit den Blutgefässen zu überzeugen gesucht und ist überhaupt ausser Stande gewesen in dem Gekröse solche Gefässe zu unterscheiden.) Die Genitalschläuche sind dichotomisch verzweigt und führen am vorderen Ende des Gekröses durch einen einzigen kurzen Ausführungsgang nach aussen. Die hermaphrodilische Natur dersel- ben wird von beiden Beobachtern bestätigt. Leydig fügt hinzu, dass die Hoden mit den Ovarien in demselben Schlauche enthalten seien. Die ersteren stellen vier gekräuselte und gefaltete Längsstrei- fen dar, die in die einzelnen Schläuche hineinragen. Die Eier bil- den sich in den Längsräumen zwischen diesen Streifen.

Berlin berichtet (Müller's Arch. 1853. S. 442) über die Ver- änderungen, die in der Leibeshöhle der Synapta mit den abgefallenen Wimperorganen vor sich gehen, so wie über die problematische Na- tur gewisser, schon von Leydi.g gesehener schwarzer Körper, die gleichfalls nicht selten in der Leibeshöhle unseres Thieres vorkom- men. Auch M. S. Schnitze hat diese Körper aufgefunden (Verhandl. des med. physik. Vereins in Würzburg 1853. S. 229) , ihre Natur und Genese aber eben so wenig aufklären können , wie die früheren Beobachter.

Ueber den inneren Bau von Chirodota discolor ver- gleiche Grube in Middendorff's Reise a. a. 0. S. 11.

Die Entwickelung der Hololhurion ist von J. Müller (vergl. namenllich Abb. 111. S. 3 und IV. S. 2, auch VL S. 23, Arch. für Anat. und Phys. 1849. S.364 und 1850. S. 453) an zweien Arten verfolgt worden, von denen die eine nach der radt'örmigen Bildung der Kalkkörperchen dem Gen. Chirodota zugehört. Die Holothurien zeichnen sich, wie schon oben erwähnt wurde, dadurch aus, dass sie einen doppelten, oder wenn man das von Krohn beobachtete (Müller's Arch. 1851. S. 344) inlusorienartige Stadium mitrechnet, dreifa-

Archiv f. Naturgescb. XX. Jahrg. 2. Bd. 2)

386 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

chen Larvenzusland durchlaufen und auf dem Weg-e einer einfachen Metamorphose , nur mit Verlust der provisorischen Organe zu denen hier freilich auch Mundöffnung und Schlund gehören zu der Form des ausgebildeten Echino- derms hingeführt werden. Die bilateralen Larven dieser Thiere bilden das oben charakterisirte Larvengenus Auricularia.

Das erste Zeichen einer beginnenden Weiterentwickelung be- steht bei diesen Larvenformen darin, dass sich am vorderen Ende des Magens seitlich , dem Rücken zugewandt, eine Rosette von 5 li.urzen Blinddärmchen bildet, deren wahrscheinlicher Ausgangspunkt das sack- förmige Ende der am Rücken mündenden Röhre ist. Die Zahl der Blinddärmchen verdoppelt sich ziemlich schnell, die Grösse derselben wächst, und während dieser Veränderungen geht der Mund und die Schlundröhre der bilateralen Larve verloren. Untersucht man jetzt die Blinddärmchen, so findet man, dass dieselben auf einem Ringka- nale aufsitzen, der mit dem Ende des Rückenrohres communicirt und auch noch mit einem grossen blasigen Schlauche im Zusammenhange steht. Der Ringkanal erscheint als Centraltheil des Wassergefässsy- stemes, der blasige Schlauch als Polische Blase, der Röhre des Rük- kenporus , um die sich schon früher eine zierliche Kalkkrone gebil- det hat, als Kalkbeutel oder Steinkanal. Von den 10 Blinddärmchen werden 5 zu den ersten Tentakeln der jungen Holothurie, die 5 an- deren wahrscheinlich zu den fünf Längskanälen des Wassergefässsy- stemes. Während der Ausbildung der Tentakel geht die ursprüngliche Gestalt der Auricularia immer mehr verloren ; der Leib treibt sich auf, die Fortsätze schwinden und mit ihnen verliert auch die bilaterale Bildung an Deutlichkeit. Die frühere Wimperschnur geht an einigen Stellen verloren , an anderen ergänzt sie sich durch quere Commis- suren (am Rücken und am Bauche), und so verwandeln sich dann die ursprünglichen bilateralen Locomolionsorgane in fünf transversale Wimperkränze , die in bestimmter Entfernung hinter einander ange- bracht sind und eines jeden Zusammenhanges unter sich entbehren. Mit der Entwickelung dieser Wimperkränze tritt die Larve in einen neuen Entwickelungszustand ; sie wird, wie J. Müller sagt, zu einer Holothurienpuppe.

Im Umkreise der Tentakel, die immerfort wachsen, aber noch be- ständig ihre ursprüngliche Lage im Innern der Larvenkörpers behalten, lässt sich jetzt eine distincte Höhle unterscheiden, die schliesslich in der Mitte des vorderen Wimperkranzes, an einer Stelle, welche dem vor- deren Stirnende der Auricularia entspricht, nach aussen hindurchbricht. Die Auskleidung der Tentakelhöhle erscheint dann als eine Fortsetzung der äussern Körperbedeckungen , der Boden der Höhle , auf dem die Tentakel befestigt sind, als das vordere Körperende, das nach innen

der niederen Thier« während der J. 1848—1853. 387

eingestülpt ist, nach Willkür aber aiicli zum Zwecke der Befestigung oder Kriechbewegung milsammt den Tentakeln hervorgestreckt wer- den kann. In der Mitte der Tentakel hat sich eine neue üeffnung des Magens, der bleibende Holothurienmund gebildet. Die Afteröff- nung, die aus der Auricularia in den Körper der Holothurie mit hin- übergenommen wird, liegt zwischen dem letzten und dem vorletzten Wimperreifen und »war an der Bauchfläche. Der Rückenporus fin- det sich zwischen dem mittleren und dem darauf folgenden Reifen, geht aber mit gleichzeitiger Oblitteration der anhängenden Röhre allmählich verloren, so dass der Kalksack dann frei, wie die Polische Blase, in die Leibeshöhle hineinhängt.

Auf dem vorliegenden Stadium ist die junge Holothurie, trotz ihrer Kleinheit sie misst etwa y^'" schon nicht mehr zu ver- kennen. Sie ist allerdings noch mit Wimperreifen versehen, auch noch ohne manche spätere Organe, wie namentlich die Lungen, aber die Hauptzüge der Organisation sind doch dieselben , wie im ausge- bildeten Zustande. Dazu kommt, dass die Wimperreifen nicht lange mehr persistiren und dann die Schwimmbewegung mit einer Kriech- bewegung vertauscht wird. Anfangs bedienen sich die jungen Thiere dabei ausschliesslich ihrer Tentakel , aber nach einiger Zeit entsteht, und zwar beständig an der Bauchfläche in demselben Segmente mit dem After, der erste Kriechfuss, der auf die gewöhnliche Weise mit dem Wassergefässsystem und meistens mit dem rechten ventralen Längsgefässe im Zusammenhange steht.

Ueber dieses Stadium hinaus hat J. Müller seine Larve nicht verfolgen können, indessen scheint es, dass dieselben für längere Zeit auf die anfängliche Zahl ihrer Locomotionsorgane beschränkt bleiben. Bei der Larve mit Kalkrädchen kommt es nach den Beobachtungen Krohn's (Müller's Arch. 1853. S. 319) nicht einmal zur Bildung die- ses ersten Füsschens; das Gen. Chirodota, dem dieselbe wahrschein- lich zugehört , ist bekanntlich eine fusslose Holothurie.

Eine junge Holothurie mit zwei Füsschen (wahrscheinlich eine ächte Holothuria) ist von Krohn beobacht.et und beschrieben worden. Ebendas. 1851. S. 347.

Ausser den eierlegenden Holothurien, deren Metamor- phose wir eben beschrieben haben, giebt es übrigens auch einige vivipare Arien, die sich ohne eine derartige Metamor- phose zu entwickeln scheinen. Zu diesen gehört namentlich die Synaptula mmpara n. sp. Oersted, Vidensk. Meddel. for Aarene 1849 og 1850. p. VII , vielleicht auch die von J. Müller ohne Wimperreifen beobachtete junge Holothurie von %o'" (Abb. VL S. 35).

388 Leuckart: ßerichl üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

In Bezug auf die Forlschrilte unserer zoologischen Kenntnisse ist für die Hololhurien Folgendes hervorzu- heben.

Gray beschreibt ein sehr eigenthümliches Echinoderm , Rho- palodina lageniformis n. gen. et n. sp. , von der Küste Congo, das er als Repräsentant einer eignen Familie zwischen den Sipunculiden und Hololhurien ansieht. Es ist flaschenförmig, ohne Tentakel, ent- hält aber Kalkkörperchen in seinen Bedeckungen und besitzt am er- weiterten Ende 10 kurze Reihen von Anibulacra. Gray hält dieses Ende für das hintere; es fehlt indessen der anatomische Nachweis.

Die Untersuchungen von Grube (Middendorff's Reise a. a. Ü. S. U) und J. Müller (Arch. für Anat. 1850. S. 161) liefern den Nachweis , dass sich bei den Arten des Gen. Chirodota statt der be- kannten ankerförmigen Kalkkörperchen der Synapten radförmige Kalk- körperchen vorfinden , die haufenweise in besondere regelmässig an- geordnete Hautpapillen eingelagert sind. Die Revision der bekann- ten Arten, die auf Grund dieses wichtigen Charakters hin geschah, zeigte, dass viele Arten früher nur mit Unrecht den Genusnamen Chi- rodota trugen. Die von Grube ausserdem noch hervorgehobenen anatomischen Unterscheidungsmerkmale scheinen nach den Untersu- chungen von J. Müller (a. a. 0. S. 138) weniger durchgreifend zu sein. Grube stellt die Diagnose des Gen. Chirodota folgender- niassen fest :

Corpus clongatum , plus minus vermiforme, hie illic sponte co-^ arctatum, cute molli, seriebus 3 vel pluribus papillarum haud adhae- rentium e longitudine obsita , papillae corpusculis rotiformibus mini- mis impletae, tentacula 10 20, basi cylindrata, apice dilalata digitata, digitis basin versus brevioribus.

Bei einer neuen chirodotaartigen Holothurie aus Grönland ent- deckte Steenstrup dieselben Kalkrädchen, aber in abweichender Anordnung, einzeln an der Haut befestigt. Er gründet auf diese Ei- genthümlichkeit ein neues Genus A/^ rio frocÄws, dessen Charaktere folgende sind (Yidensk. Meddels. for 1850. p. 55) :

Myriolrochus y genus e Holothuriarum apneumonum et apo- dum familia , pulmone aquatico nempe et pedibus tubulosis omnino destitutum ; cute tenui , laevi , organis rotiformibus, calcareis petio- latis singulis instructum. Sp. n. M. Rinkii Stp.

J. Müller beschreibt in seinen anatomischen Studien über die Echinodermen (Arch. für Anat. 1850. S. 117) gelegentlich folgende neue fusslose Echinodermen: Synapta serpenlina von Celebes ; Syn, Lappa aus Westindien; Chirodota pygtnaea mit unbekanntem Fundorte; Molpadia chilensis.

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 389

Die Holothurienfauna der nordamerikanischen Ost-Kü- sfe wurde von Pourtales, Stimpson und Ayres unter« sucht und lieferte eine ganze Anzahl von Arten.

Pourtales beobachtete (Proc. Am. Ass. 1851. V. p. 8) : Syn~ apta viridis n. sp. , S. Girardii n. sp. , S. rotifera n. sp. , Chirodola oolilhica n. sp., Ch. arenalaGXA.^ Holothuria (?) floridana n. sp., Cu~ vieria squamala, Conochirus gemmatus n. sp. , Anaperus briaraeus Les., An. Carolinus Tr.

Stimpson charakterisirte Anaperus uniseremita n. sp. (Proc. Bost. Soc. IV. p. 8) und Pentacta calcigera n. sp. (Ibid. p. 67) , wäh- rend Ayres endlich, mit Aufstellung mancher neuen Genera, in den Proc. Bost. Soc. IV folgende Arten beschrieb :

Synapta tenuis n. sp. 1. c. p. 11, Trochinus (n. gen.) palli- dus n. sp. hieher Siuch Stjnapta rotifera Vourt. 1. c. p. 243, Chi- rodola arenata Gld. , Pentamera (n. gen.) pulcherrima n. sp. 1. c. p. 207, Sclerodactyta (n. gen.) briareus Les. 1. c. p. 6, Stereo- derma (n. gen.) uniseremita Stimp. 1. c. p. 46, Thyoidium elongalum n. sp. 1. c. p. 60, Th. musculosum n. sp. 1. c. p. 70 , Tk. glabrum n. sp. 1. c. p. 69 , Duasmo dactyla (n. gen.) produclum n. sp. 1. c. p. 244, Bo try 0 dactyla (n. gen.) grandis n. sp. 1. c. p. 52 , B. af- fi?iis n. sp. 1. c. p. 145, Conochirus gemmatus Pourt. 1. c. p. 246, Cu~ tieria Fabricii Dub. et K. (C. squamala Pourt.) 1. c. p. 35 , Psolus laevigalus n. sp. 1. c. p. 25, Ps. granulalus n. sp. 1. c. p. 65.

(Für die neu aufgestellten Genera müssen wir hier eben so gut, wie für die neuen Species auf das Original verweisen , da Verf. es unterlassen hat, mit kurzen Worten die wesentlichsten Charaktere derselben hervorzuheben und es an Räume gebricht, die ziemlich um- fangreichen, in englischer Sprache gegebenen Beschreibungen zu wie- derholen.)

Haines beobachtete die Holothuria tubulosa und Tliyone papulosa an der brillischen Küste und giebt Notizen über den inneren Bau der ersten , ohne indessen dabei etwas wesentlich Neues zu bieten. Ann. nat. bist. 1853. XI. p. 155.

Von F 0 r b e s und G o o d s i r ward auch die Holothuria intestinalis (//. moUis Sars) an der Englischen Küste aufge- funden. Transacl. Soc. Edinb. Vol. XX. p. 309.

Ueber das Vorkommen und die Verbreitung der Holo- Ihurien (und Ophiuren) in der Tiefe des Meeres vergl. die Bemerkungen von Ayres, Proc. Bost. Soc. 1851. p. 54.

390 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Ecliinicla.

Carp enter giebt inTodd's Cyclop. of Anat. and Phys. Art. Shell eine Darstellung vom histologischen Baue des See- igelskelets. L. c. T. IV. p. 567.

Ueber die Zusammensetzung des Zahngerüstes bei den Seeigeln vergl. H. Meyer in Müller's Archiv 1849. S. I9l und J. Müller, ebendas. 1853. S. 212, Bau der Echinoder- men. S. 74.

Die Saumlinien (semitae Phil.) am Körper der Spatan- gideri sind nach den Beobachtungen von J. Müller (Arch. 1853. S. 1. , allgem. Plan in der Enlwickelung der Echinod. S. 33) durch eine äusserst lebhafte Wimperbewegung ausge- zeichnet und offenbar dazu bestimmt, eine Wasserströmung in gewisser Richtung zu unterhalten. Die Wimperhaare über- ziehen die dicke weiche Haut an den Borsten der Saumlinien bis zum geknöpften Ende.

Durch Agassiz (Cpt. rend. T. XXV. p. Ö79 und Fro- riep's n. N. 1848. S. 145) so wie J.Müller (Arch. für Anat. 1850. S. 126) wird der Nachweis geliefert, dass auch die Echiniden einen Sleinkanal besitzen , der von der Madrepo- renplatte zu dem Ringgefässe des Ambulacralapparates hin- läuft, in der Regel aber (ausgenommen ist Cidaris) nur häu- tig und ohne verkalkte Wände bleibt.

J. Müller untersucht (Bau der Echinodermen S. 2) die Ambulacralanhänge der Echiniden und liefert den Nach- weis, dass diese Gebilde in Form und Entwickelung ganz aus- serordentlich wechseln.

Schon bei einigen regulären Seeigeln, Echinocidaris, Diadema u. a. nehmen die Füsschen in dem dorsalen Theile der Ambulacra eine abweichende Gestalt an, indem sie ihre Saugscheiben verlieren, sich abplatten und an den Rändern mit Einschnitten versehen. Koch grössere Verschiedenheiten zeigen die Spatangiden , bei denen man ausser den locomotiven Füsschen mit und ohne Saugplatten auch Tastfüsschen mit pinselförmigem Ende und gefiederte Kiemenfüsschen antrifft und zwar dergestalt vertheilt, dass in demselben Ambulacrum nicht selten zwei oder selbst drei Arten von Füsschen zugleich gefunden wer- den. Die Kiemenfüsschen sind bekanntlich in der Nähe des Apex an- gebracht, während die Locomotivfüsschen vorzugsweise im Umkreise des Mundes und im vordem Radius vorkommen. Am auffallendsten

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 391

sind aber die Verschiedenheiten in der Bildung dieser Anhänge bei den Clypeastriden. In den Ambulacra petaloidea findet man hier be- kanntlich, wie bei den Spatangiden, Kienienfüsschen, aber daneben besitzen diese Thiere auch noch Locomotivfüsschen , die freilich nur äusserst klein, fast mikroskopisch sind, dafür aber in solcher unge- heuren Menge vorkommen , dass man die Zahl ohne Gefahr der Ue- bertreibung auf mehrere Myriaden veranschlagen kann. Die Verbrei- tung dieser Locomotivfüsschen ist verschieden, namentlich an der Bauchfläche, auf der sich dieselben entweder über die ganze Ober- fläche der Ambulacralplatten gleichmässig vertheilen (Clypeastriden mit Porenfeldern) oder auf einzelne nach der Peripherie zu verzweigte Streifen zusammendrängen (Cl. mit Porenfascien). Auf der Rücken- seite fehlen häufig alle Locomotivanhänge ; in anderen Arten finden sie sich auf den innern Feldern zwischen den Ambulacra petaloidea und von da bis zum Rande. Alle diese Füsschen stehen in gewöhnlicher Weise mit dem Wassergefässsystem im Zusammenhange , indem aus den Hauptstämmen derselben überall rechts und links zahlreiche Fe- deräste hervorkommen. In manchen Arten liegen diese Federäste mit den Ampullen der Füsschen frei im Innern , in andern Fällen sind dieselben aber auch zwischen Kalkleisten auf der Innenfläche des Ske- lets versteckt oder selbst in eigene Galerien eingeschlossen.

Was die Entwickelung der Seeigel betrifft, so ist diese, wie schon oben in Kürze erwähnt wurde, in Kiehrfa- cher Beziehung von der der Holothurien sehr auffallend ver- schieden. Schon bei den letzteren wurden während der Me- tamorphose ausser den gewöhnlichen provisorischen Larven- organen auch noch manche andere Gebilde abgelegt, die sonst aus dem Larvenzustande in das spätere Leben überzu- gehen pflegen; hier aber, bei den Seeigeln, ist die Zahl und die Ausdehnung dieser provisorischen Bildungen noch sehr viel beträchtlicher. Ausser dem Magen, dem Enddarme und dem Kanalapparate des Rückenporus geht bei dem Aufbau des Echinoderms, der hier unmittelbar aus der Form der bilatera- len Larve erfolgt, fast Alles verloren. Dazu kommt, dass das spätere Echinoderm hier keineswegs, wie bei den Holothurien, die Längsachse des Larvenkörpers beibehält, sondern seitlich angelegt wird , so dass die Achse des radiären Körpers unter sehr merklichem Winkel die Achse der bilateralen Larve kreuzt. Ob es übrigens trotzdem gerechtfertigt ist, die Ent- wickelung des Seeigels als eine Form des Generalionswechsels anzusehen , wie es häufig geschieht, dieselbe also auf solche

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Weise principiell von der Metamorphose der Holothurien ab- zutrennen, wollen wir dahin gestellt sein lassen. J.Müller drückt sich dahin aus, dass die Entwickelung der Seeigel als eine dem Generationswechsel verwandte Metamorphose aufzu- fassen sei (vergl. bes. Abh. V. S. 21).

Die bilateralen Larven der Seeigel sind Arten des Larvengenus Pluteus, w^ie die der üphiuren, von denen sich dieselben, besonders in früherer Zeit, nur schwer unterscheiden lassen. Ihre Hauptkennzei- chen bestehen in der Bildung der Arme, die meistens in einer beträcht- lichen Anzahl vorhanden, und immer zu mehreren am Vorderleibsende (Mundgestelle) angebracht sind. Durch Mül l er , Krohn und Busch kennt man gegenwärtig bereits eine ziemlich beträchtliche Anzahl dieser Larvenformen , die sich theils durch die Bildung ihrer Fort- sätze und der eingeschlossenen Kalkstäbe, theils auch durcL die allge- meinern Formverhältnisse, namentlich auch durch die Form der Kuppel von einander unterscheiden (vergl. besonders J. Müller, Arch. für Anat. und Phys. 1853. S. 472). AVir wollen in dieser Beziehung nur hervorheben, dass die Larven des Gen. Echinus im ausgebildeten Zu- stande ausser der gewöhnlichen bilateralen Wimperschnur auch noch vier Wimperepaulettcn tragen, die an der Basis der Hinterleibskuppel angebracht sind , sich auch bei vorgeschrittener Seeigelanlage ferner noch durch die Anwesenheit einiger Pedicellarien an der Kuppel er- kennen lassen. Die Larven der Spatangiden charakterisiren sich da- gegen durch den Besitz eines unpaaren Scheitelfortsatzes, häufig auch durch gitterförmig durchbrochene Kalkstäbe, die jedoch auch bei Echi- nocidaris und schon bei Echinus brevispinosus vorkommen (Krohn in Müller's Arch. 1853. S. 139).

Die erste Entwickelung dieser Larven ist durch Busch (Be- obachtungen u. s. w. S. 88) bei Echinocidaris neapolitanus , so wie schon früher durch Krohn (Beitrag zur Entwickelungsgesch. derSee- igellarven. Heidelb. 1849) bei Echinus lividus, und später (Müller's Arch. 1853. S. 361) bei Ech. brevispinosus bis zur Ausbildung der Plutcusform verfolgt worden. Die Resultate dieser Beobachtungen stimmen im Wesentlichen mit den Angaben von Derbes überein. Die neugebo- rene Larve erscheint als ein flimmernder Körper von kugelförmiger Gestalt, der dann allmählich eine Kegelform annimmt und durch Ein^ stülpung der äussern Haut einen DarmUanal bildet. Der Mund , von dem diese Einstülpung ausgeht, ist an der Basalfläche des Kegels ge- legen. After und Forlsätze mit dem Innern Skelete bilden sich erst später.

Ueber die Metamorphose des Pluteus in den Seeigel vergl. J. Müller Abh. L S. 10 und lY. S. 10 (Arch. für Anat. u. s. w. 1848. S. 113, 1850.8.459,1851. S. 356), so wie auchKrohn (Archiv 1851.

der niederen ihiere während der J. 1848 1853. 393

S. 344). Das erste Zeichen der weitern Entwickeluiig ist die Bildung eines ringförmigen Wulstes, der sich auf der linken SeitenQäche der Larve in der Nähe der W imperschnur , da wo das sackförmige Ende der aus dem Rückenporus entspringenden Röhre gelegen ist, zeigt. Aus diesem Wulste entsteht sodann eine Scheibe, die zwischen dem eben erwähnten Sacke und den äusseren Bedeckungen des Plu- teus sich hinzieht , und auf dieser Scheibe beobachtet man nach einiger Zeit eine sternförmige Figur mit fünf radiären Lappen. Die blätterförmigen Lappen sind die ersten Andeutungen der fünf Ambu- lacralkanäle, die durch eine Ausstülpung aus dem sackförmigen Ende des Rückenkanales hervorgegangen zu sein scheinen. Ganz unver- kennbar ist dieses namentlich dann, wenn sich der ursprüngliche Stern durch Lückenbildung im Centrum aus einem Ringgefässe und fünf peripherischen Ausstrahlungen zusammengesetzt zeigt , wie es einige Male beobachtet wurde. Der Zusammenhang mit dem Rückenporus persistirt, und der Kanal, der denselben vermittelt , wiederholt genau die Verhältnisse des späteren Steinkanales, obgleich er noch keine Spur von Verkalkung erkennen lässt. Aus diesen Veränderungen erhellt zur Genüge, dass durch die erste Anlage des spätem Echino- derms ein Polarfeld und zwar das ventrale Polarfeld seinen Ursprung genommen hat. Die weiteren Veränderungen bestehen sodann in der Bildung der fünf ersten Füsschen , die aus den Enden der fünf Am- bulacralkanäle hervorgehn, und in der Entwickelung einiger Stacheln, die zwischen den Füsschen auf der äussern Fläche der Scheibe auf- sitzen. Füsschen und Stacheln werden von dem Pluteus nach Will- kür bewegt, so dass derselbe durch Hülfe der erstem seine Schwimm- bewegung gelegentlich mit einem Kriechen vertauschen kann. Sonst ist dieses Thier jedoch im W^esentlichen noch immer unverändert. Die Scheibe des Seeigels ist allerdings nicht unbeträchtlich gewachsen, so dass sie den grösseren Theil der Kuppel in Anspruch nimmt, aber die übrigen Larvenoigane, Wimperschnur und Larvenkanal sind noch immer unverändert. Wie diese Theile verloren gehen und die Form des Seeigels vollendet wird, hat noch nicht beobachtet werden kön- nen. Man weiss freilich, dass sich die Füsschen und Stacheln allmäh- lich vermehren, auch dass im Centrum der primitiven Seeigelscheibe später die fünf Schmelzzähne zum Vorschein kommen, aber das geht Alles noch während der Integrität des Pluteus vor sich. Die näch- sten Stadien, die zur Untersuchung kamen, zeigten bereits vollkom- mene kleine Seeigel (von '/j'"), die nur dadurch ausgezeichnet waren, dass die Rückenfläche derselben der Füsschen und Stacheln entbehrte und nach wie vor von der weichen Larvenhaut bedeckt ward. An einigen dieser jungen Seeigel fanden sich auch noch lange nach Aus- sen hervorragende Kalkstäbe, die sich als Ueberreste des innern Lar- venskeletes zu erkennen gaben. Wenn man die Entwickelungsge-.

394 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Bchichte der Seeigel mit Hülfe der vollständigeren Erfahrungen an Asterien und Ophiuren completiren darf, so ist wohl anzunehmen, dass der grosseste Theil des Larvenleibes und namentlich der kuppei- förmige Hinterleib mit dem After und dem Rückenporus in den Kör- per des jungen Seeigels übergeht. Der Rückenporus wird sich dabei in die Madreporenplatte umgestalten. Freilich muss man dann an- nehmen, dass Steinkanal und Darmende durch das Wachsthum der primitiven Scheibe zu einem sphärischen Körper sich dergestalt ver- schieben, dass sie sich trotz ihrer ursprünglichen Entfernung einan- der annähern und schliesslich auf dem dorsalen Pole des Körpers dicht neben einander eine Stelle finden.

Dickie berichtet über die Lebensweise des Echinus limdus und maclit es wahrscheinlich, dass das Bohrvermöo-en dieses Seeigels von der chemischen Beschaffenheit und der Festigkeit seiner Stacheln (dem grösseren Gehalte an unor- ganischen Salzen , besonders Kieselsäure) abhänge. Rep. br. Assoc. for 1852. Not. p. 72.

In Bezug auf die Systematik der Seeigel macht Duvernoy denVorschlag, diese Thiere nach der Bildung ihrer weichen Anhänge in zwei Gruppen zu theilen, die Echinides ho- mopodes mit 5 gleichmässig entwickelten Ambulacralreihen und Füsschen , und die Ech. exobranches mit Ambulacralkiemen auf dem Rücken. Zu der erstem Gruppe rechnet Duv. aus- ser den Cidariden auch noch die Galeriden, die er von den Cassiduliden abtrennt, zu der zweiten die Cassiduliden, Cly- peastriden und Spatangiden. Cpt. rend. T. XXVL p. 292., Mem. de l'Ac. des sc. 1849. T. XX. p. 635.

lieber die geographische Verbreitung der in den Euro- päischen Meeren vorkommenden Echinusarten vgl. For b es, Rep. on the br. Assoc. for 1850. p. 123.

Derselbe über die Echinen des Aegäischen Meeres. Proc. Linn. Soc. I. p. 184.

Peters berichtet über die Seeigel an der Küste von Mossambique (Monatsber. der Berl. Acad. 1853. S. 484) und liefert dabei eine Revision der Gen. Astropyge und Diadema, die Verf. mit einer neuen Gattung Echinothrix Pet. als eine eigene Gruppe (Diaderaatida) betrachten möchte.

Die Diagnose dieser 3 Gen. wird folgendermaassen festgestellt:

Diadema. Schale abgeflacht, etwa doppelt so breit, wie

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 395

hoch. Der platte theil jedes Ambulacralfeldes theilt sich gabelför- mig und steigt so an der äussern Seite der Tubercula principalia bis eum Seitenrande der Schale herab. Die Stacheln sind sehr lang, hohl und auf den Ambulacralplatten von gleicher Gestalt wie auf den Interambulacralplatten. Sp. viv. D. setosa Gr., D. Sam^ni/t Mich., D. Lamarckii Rouss.

Astropyga. Schale sehr zusammengedrückt, etwa drei Mal so breit, wie hoch, unten abgeplattet. Der platte Theil jedes Ambu- lacralfeldes theilt sich gabelförmig in zwei Zweige, welche neben den Tubercula principalia zum Rande der Scheibe herabsteigen; alle Plat- ten, über welche sich dieses Feld erstreckt, sind durch ein flaches Grübchen ausgezeichnet. Stacheln von massiger Länge (2—4 Ctm.), solide und von derselb,en Gestalt auf den Ambulacralplatten, wie auf den Interambulacralplatten. Sp. v. Ast. radiata Gr., Ast. dubia Pet. (? Cidarites pulvinala Lam.), Ast. mossambicä n. sp.

Echinothrix n. gen. Schale von ähnlicher Gestalt, wie bei Diadema. Der platte Theil jedes Ambulacralfeldes theilt sich nicht gabelförmig, sondern steigt einfach von der Genitalplatte gerade bis zum Rande herab. Die Tuberkeln der Ambulacralplatten sind viel kleiner, als die der Interambulacralplatten und tragen feine borsten- förmige Stacheln , während die Interambulacralplatten sehr lang und von ähnlicher Beschaffenheit, wie bei Diadema sind. Sp. v. Echinus calamaris Pall. , Echinometra turcarum Rumph. , Cidarites subularis Lam. , C. spinosissima Lam. , Astropyga Desorii Agass. , Ach. anneU lala n. sp.

Eydoux und Souleyet liefern eine schöne Abbildung von Acrocladia hastifera Agass. Voy. de ia Bonite. Zool. T. II. p. 236.

Girard beschreibt eine Anzahl neuer Seeigel: Heliechinus (n. gen., ein Echinopsis mit soliden Tuberkeln) Gouldii, IH ele bosis (n. gen., zwischen Salmacis und Temnopleurus in der Mitte stehend) mirabilis , Psammechinus asteroides , Echinometra nigrina^ Echinocya- tnus minimus, Schizaster lachesis und lieferte zugleich einige Notizen über den Innern Bau von Echinometra. Proc. Bost. Soc. III. p. 364.

Encope Agassiz-i n. sp. viv. Michel in, Rev. de Zool. 1851. T. III. p. 90.

J. Halme beschreibt einen fossilen Seeigel aus der Gruppe der Gidariden , der durch die Excentricität seines Afters den üebergang zu den Cassiduliden bildet, Milnia (n. gen.) decorata J.H. Ann. des sc. nat. T. XII. p. 217.

Troschel über das Spatangidengenus Tripylus Phil., mit Be- schreibung von Tr. grandis n. sp, aus Ostindien. Dieses Archiv 1851. I. S. 67.

Von Gray erhalten wir eine kurze Charakteristik der im Bril-,

396 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

tischen Museum aufbewahrten neuen Spatangiden : Spatangus Reginaef Eupatagus similis , Lovenia subcarinala, Echinocardium auslrale ^ Eck. Zealandicum, Breynia Desorii , Meoma (n. gen.) grandis , Faorina (n. gen.) chinensis, F. antarctica, Tripylus Philippii, Desoria (n.gen.) australis, Schizaster ventricosus. Seh. Juakesii, Kleinia (n. gen.) Lu~ ionica^ Agassizia subrolunda ^ Leskia (n. gen.) mirabilis Ann. nat. hist. 1851. Vol. VII. p. 130.

Ebenso charakterisirt Gray auch eine Anzahl neuer Scutelliden und Echinolampiden: Echinanlhus Auslralasiae , E. lesludinarius , E. oblongus, E. productus , E. Coleae, E. explanatus , Mellita erythraea , Leodia (n. gen.) Richardsonii , Fibularia oblonga , Echinolampas de- pressus, Mortonia (n. gen.) australis. Proc. Roy. Soc. 1851. p. 34. Ann. nat. hist. X. p. 444.

3. Astericia.

Nach J. Müller lassen sich die afterlosen Seesterne mit grosser Leichtigkeit daran erkennen , dass sie conische Füsschen besitzen, während die Arten mit After am Ende ihrer Füsschen ganz allgemein eine Saugscheibe tragen. Me- tamorphose der Echinodermen. II. S. 13.

Ueber die Entwickelung der Ästenden handelt J. Mül- ler, Abh. II. S. 9 ff., III. S. 23 ff.. IV. S. 30 ff, VI. S. 5 ff.

Die Untersuchungen unseres Verf. haben es ausser Zvseifel ge- stellt, dass ein grosser Theil der Asterien , vielleicht die grössere Mehrzahl, sich nach demselben Typus entwickelt, den wir oben bei den Seeigeln als eine dem Generationswechsel verwandte Metamor- phose kennen gelernt haben. Zu diesen Arten gehört namentlich auch der (wohl dem Genus Asteriscus beizuzählende) Seestern, dessen Larve von Sars als Bipinnaria asterigera beschrieben und seither auch von Koren und Da ni eisen (J. B. Bd. XVI. S. 408) näher untersucht wurde. Die Bildung dieser Larve und ihr Verhältniss zu dem See- stern ist nach den Beobachtungen von J. Müller (Abh. II. S. 9 und III. S. 29) im Wesentlichen eben so wie bei den Pluteusformen. Was Koren und D an i eisen als Athemröhre beschrieben, ist in Wirk- lichkeit der Larvenschlund mit seinem Munde, der späterhin von dem Seesterne abreisst, nachdem dieser den Magen und Darm mit dem After der Larve vollständig umwachsen hat. Die Madreporenplatte entsteht keineswegs an dieser Rissstelle, wie die norwegenschen Zoologen und mit ihnen anfangs auch J. Müller vermutheten , also nicht aus dem oblitterirten Larvenschlunde, sondern aus einem Gebilde, das nach seiner' Lage und seiner Beziehung zum Steinkanale genau mit dem Ruckenp.orus 4^r übrigen bilateralen Echinodermenlarven überein-

'" ' der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 397

stimmt. Die Befestigung des jungen Seeslernes ist bekanntlich der Art, dass dieser dem Hinterleibsende der Larve aufsitzt und seine Rücken- seite schief gegen die Längsachse der Bipinnaria hinkehrt. Die äus- seren Bedeckungen des Seesternes und der Larve gehen unmittelbar in einander über. ii']< it lio-i n i-.: .rjoijo, ./u/!nii

Ausser der verhältnissmäs^ig sehr kolossalen Bipinnaria astert- gera untersuchte J. Müller noch zw^ei andere Arten desselben Lar- vengenus (Abhandl. IL S. 5. und IV. S. 31), die durch ihre Grössen- entwickelung nur wenig über die gewöhnlichen Verhältnisse der Echi- nodermenlarven hinausgingen. Bei der einen dieser Arten gelang es auch die Entwickelung des jungen Steesternes von seinem ersten Auftreten bis nahe zu derselben Stufe zu verfolgen, auf welcher der Seestern der B. asterigera zur Untersuchung gekommen war. Auch hier entsteht als erste Andeutung der beginnenden Entwickelung, bald nach dem Auftreten des Rückenporus, die Bildung eines wulstförmi- gen Streifens, der auf dem Magen , zwischen diesem und der äussern Larvenhaut hinläuft und von der Ablagerung einer hyalinen Masse her- rührt. Anfangs bedeckt dieser Streifen nur die hintere Fläche des Magens bis zum Perus und zwar nur die Mitte desselben, nach einiger Zeit breitet sich derselbe aber auch über den Enddarm und die Seiten- theile des Magens aus, so dass er dann einen förmlichen kappenarti- gen Mantel im Umkreise dieser Organe darstellt. Noch vor der Aus- bildung dieser Kappe ist aber an der Seite des Magens die erste An- lage des späteren Tentakelsystems entstanden und zwar in Form der bekannten fünfblätterigen Rosette, die in gewöhnlicher Weise mit dem Steinkanale zusammenhängt und gleichfalls wohl nur durch Aus- stülpung aus dem Endtheile desselben hervorgegangen ist. Auch diese Rosette wird in den Mantel mit eingeschlossen. Unter solchen Um- ständen ist nicht daran zu zweifeln, dass der Mantel das Perisom des späteren Seesternes darstellt. Koch deutlicher wird solches einige Zeit später , wenn man beobachtet , wie der Mantel der Sitz einer allmählich fortschreitenden Verkalkung wird. Die ersten Ablagerun- gen der Kalkkörperchen geschehen in einer halbmondförmigen Zone, die von der Nähe des Perus in schiefer Richtung zu der gegenüber- liegenden Bauchfläche hinläuft und die Kappe dadurch in eine rechte und linke Seitenfläche abtheilt. Durch Aufwulstung der Zone setzen sich diese beiden Fläche immer schärfer gegen einander ab, während die Enden derselben allmählich näher rücken und schliesslich unter «ich verwachsen. Die Zone bildet jetzt einen geschlossenen Kranz, in dem man den Rand des späteren Seesternes nicht länger verkennen kann, obgleich die beiden Flächen desselben noch weich sind und noch der Verkalkung entbehren. Der Durchmesser des Kranzes misst etwa y^"'' Die Entstehung der Tentakel und Arme fällt in eine spätere Zeit Und ist von J. Müller nicht beobachtet. Die ältesten Seesterne^

698 Leuckart: ßericht üb. d. Leistungen in d. Fifaturgeschichte

die zur Untersuchung kamen, zeigten kaum eine Andeutung der pen- tagonalen Gestalt. Nach der Analogie mit B. asterigera sollte man erwarten, dass die hintere freie Fläche des Seesternes zu der Bauch- fläche werde, und wirklich hat J. Müljer sich auch für diese A.nr- nahme entschieden, jedoch ist Krohn später (MüUer's Arch. 1853. S.317) durch seine Untersuchungen zu der Ueberzeugung gelangt, dass dieselbe sich hier abweichender Weise zum Rücken entwickele. Auch darin findet sich ein Unterschied , dass hier der bei dem Sterne der Bip. asterigera persistirende After verloren geht; der Seestern der Bip. aus dem Adriatischen Meere scheint einer afterlosen Gattung anzugehören.

Die bilateralen Larven der Asterien erscheinen übrigens nicht immer unter der Form einer Bipinnaria. Auch die nahe verwandte Brachiolaria (Abh. IL S. 26) producirt einen Seestern, wahrscheinlich auch Tornaria (Abh. IL S. 29, IIL S. 23, IV. S. 39), die freilich noch nicht während der Metamorphose beobachtet wurde , aber doch den Brachiolarien und Bipinnarien, und zwar namentlich durch den Besitz einer eigenen ventralen "NViraperschnur, verwandt zu sein scheint.

Ueber die ersten Zustände und die Entwickelung einer solchen bilateralen Larve berichtet Busch (Beobachtungen u. s. w. S. 80) nach Beobachtungen an den Eiern von Asteracanthion glacialis. Es gilt hier im Wesentlichen dasselbe, was oben, bei Gelegenheit der Seeigelentwickelung, in dieser Hinsicht bemerkt wurde.

Die Entwickelungsgeschichte der Asterien scheint übrigens in den einzelnen Arten grössere Verschiedenheiten darzubieten, als die der übrigen Echinodermen. Ausser den früher schon bekannt gewor- denen Angaben von Sars spricht hierfür namentlich auch die Beob- achtung einer eigenthümlichen wurmartigen Larve, die (J. Müller, Abh. m. S. 26, IV. S. 40, VL S. 29) wenigstens in dem bisher be- obachteten Zustande der Wimperorgane vollkommen entbehrt, da- für aber, nach Art eines Wurmes, aus fünf hinter einander liegenden Segmenten besteht. Die ^rei vordem Segmente dieses Thieres sind an ihrer Bauchfläche zu einem fünflappigen Seestern entwickelt, und zwar der Art, dass der vordere Lappen dieses Sternes aus dem vor- dem Segmente, die zwei andern aber paarweise aus dem zweiten und dritten Segmente hervorgegangen sind. Die Bauchfläche des Seesterns ist nach vnten gekehrt und trägt im Centrum eine Mund- öffnung, um die eine Apzahl von fünf Paar lastender Füsschen grup- pirt ist. J. Müller war eine Zeitlang nicht abgeneigt, diesen wurm- förmigen Seestern als eine Fortsetzung der Tornaria anzusehen.

Was die von Sars beschriebenen Larven von Asteracanthion MüUeri und Echinaster Sarsii betrifft, deren Metamorphose bekannt- lich weit weniger vollständig ist, als sonst bei den Echinodermen, und namentlich ohne bilateralen Pluteuszustand vor sich geht, so er-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 399

fahren wir durch J. Müller (Abb. VI. S. 9) , dass hier die Verdau- ungswerkzeuge und wahrscheinlich auch der Ambulacralapparat von Anfang an direkt für den Seestern angelegt wird, dass sich die pro- visorischen Organe hier also wirklich nur auf die Haftkolben beschrän- ken. Im Innern umscbliessen diese Kolben eine Höhle, die anfäng- lich mit der Leibeshöhle communicirt, sich aber später von derselben abtrennt, ohne jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Tentakel- apparate des Seesternes eine Beziehung zu haben.

Wie es scheint ist diese Art der Metamorphose in dem Gen. Echinaster sehr allgemein verbreitet. Busch beobachtete (Beob- achtungen S. 77) eine Larve mit Haftkolben , die wohl von Ech. se- positus herrühren dürfte und in Amerika ist von Desor (Proc. Bost. See. 1848, Müller's Arch. 1849. S. 97) , und Agassi z (lect. on em- byrol. p. 13, Müller's Arch. 1851. S. 122) für eine dritte Art dieses Genus eine wesentlich übereinstimmende Entwickelungsweise festge- stellt worden. Der einzige auffallende Unterschied, der bei der letztern vorkommt, besteht darin, dass die Zahl der Haftorgane hier auf ein ein- ziges reducirt ist, das die Beobachter übrigens für eine Art Dottersack erklären. Nach den übereinstimmenden Angaben von Busch, Desor und Agassiz sind die Haftorgane an der späteren Mundfläche des Seesternes befestigt.

Peters giebt eine Uebersicht über die Asteriden von Mossambique. Monalsber. der königl. pr. Akad. 1852. S. 177.

Verf. zählt 17 Arten, unter denen zwei neu: Ophidiastcr coria. ceus und 0. glaber. Da diese Arten sich durch die Abwesenheit der granulirten Täfelung auf der Haut von den übrigen Arten des Genus Ophidiastcr unterscheiden , so bildet Verf. aus derselben ein eigenes Subgenus Leias ter Pet.

Astropecten arcticus n. sp. aus Norwegen, Sars, Nyt Mag. 1. c.

p.iei.

Asleracanthion ochotense n. sp. , A. dislichum n. sp. (?) , A. camchaticum n. sp., Brandt in Middendorff's Reise, Zool. Th. II.

Asleracanthion Forbesi n. sp. aus Nordamerika, Desor Proc. Bost. Soc. m. p. 67.

Das von Ayres (Proc. Bost. Soc. IV. p. 118) neu aufgestellte Asteridengenus S tep kannst er dürfte kaum von Aslrogonium M. Tr. verschieden sein. Slephanaster elegans n. sp., die einzige Art, nach der Ayres sein Genus charakterisirt, ist (nach gefälliger Mitlheilung von Prof. Troschel) Astrogoniujn pulchellum M. Tr.

400 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

4. Opliiurida.

J. Müller entdeckt den Steinkanal der Ophiuren, der unter dem schon früher (im Systeme der Asteriden) ange- merkten Umbo des einen Mundschildes beginnt und sich an den Ringkanal des Wassergefässsystemes anschliesst. Arch. für Anat. 1850. S. 121.

Die Entwickelung der Ophiuriden haben wir gleichfalls durch J. Müller kennen gelernt. Abh. I. S. 2 ff., V. S. 2 ff .

Der Typus dieser Entwickelung ist in seinen Hauptzügen der- selbe, den wir bei den Asteriden und Seeigeln oben beschrieben ha- ben. Das spätere Echinodcrm wird im Innern einer bilateralen Larve an einer bestimmten Stelle angelegt, umwächst sodann den Magen und entwickelt sich auf Kosten der Larve, ohne jedoch den Mund und Schlund und die Bewegungsorgane derselben in sich aufzunehmen. Die bilaterale Larve der Ophiuren ist ein Pluteus, wie die der Echi- niden, aber, so viel wir bis jetzt wissen wir kennen vier Pluteus- formen dieser Gruppe , unter denen die Larve von Ophiolhrix fragilis und von zwei Ophiolepis-Avien immer nur mit acht Armen und einem zugespitzten pyramidalen Hinterleibe versehen. Die Stellung der Arme ist gleichfalls etwas verschieden, namentlich auch insofern, als am Mundgestelle immer nur zwei Arme angebracht sind , nicht vier, wie bei den Pluteusformen der Echiniden. Dazu kommt, dass unsere Larven des Rückenporus zu entbehren scheinen.

Trotz dieser grossen Aehnlichkeil zwischen den Larvenzustän- den der Ophiuren und Echiniden geschieht die erste Anlage des Echi- noderms, wie bei den Asterien, durch I3ildung einer kappenförmigen Hülle im Umkreise des Magens. Wie bei den Asterien, bemerkt man auch hier nach einiger Zeit in dieser Hülle eine wulstförmige Erhe- bung, die, der Dorsalfläche zugewandt, an der linken Seite des Ma- gens emporsteigt, um unterhalb der Hinterleibsspitze sodann bogenför- mig auf die Yentralfläche überzugehen. Der Wulst bezeichnet auch hier den Rand der späteren Scheibe, deren Hinterfläche dem Rücken des Pluteus sich zukehrt. Fünf wellenförmige Erhebungen, die sich in diesem Wulste bemerkbar machen drei am Rücken, zwei am Bauche und ziemlich schnell zu hohlkehlenartigen Fortsätzen aus- wachsen, deren Concavität nach unten gerichtet ist, erscheinen als die ersten Andeutungen (als die Endglieder) der Arme, obwohl die- selben von der radiären Stellung dieser Anhänge anfänglich keine Spur zeigen und ziemlich dicht auf einander gerückt sind.

Was wir nach J. M ü 11 e r's Darstellung bisher aus der Enlwik- Uelungsgeschichte der Ophiuren hervorgehoben haben, lässt sich ohne

'" '- der niederen Thiere während d. J. 1848-1853. 401

Schwierigkeilen auf die Vorgänge der Asterienentwickelung zurückfüh- nn. Dafür aber zeigt die Bildung des Tentai^elapparates, die bei den bisher betrachteten Echinodermcn überall , auch bei den Holothurien, in einer wesentlich übereinstimmenden Wjlm'sc vor sich ging, so wie die Bildung des ventralen Ferisoms hier, bei den Ophiuren , desto grössere und auffallendere Verschiedenheiten, die mit der Abwesen- heit des Rückvnporus nicht ohne Zusammenhang sein mögen. Noch vor der Ablagerung der Bildungsmasse auf der Überfläche des Magens, deren Metamorphose wir oben geschildert haben , bemerkt man auf der Oberfläche, zwischen dem Magen und der von den Armen einge- fassten ventralen Impression des Larvenkörpers eine eben solche Ab- lagerung in Form eines hufeisenförmigen queren Wulstes , dessen Ausschnitt nach vorn gerichtet ist und von dem Knde des Larven- schlundes durchsetzt wird, während die Seitenlheile desselben sich allmählich mit der kappenförmigen Umhüllung des Magens verbinden. Später gesellt sich zu diesem Wulste noch ein weiterer lappenförmi- ger Anhang, der an der linken Seite des Schlundes liegt und hier bis zur Mnndöfl'nung hinreicht. Koch bevor aber dieser Lappen sichbar wird, bemerkt man an seiner Stelle eine Gruppe von fünf Blinddärm- chen , die mit ihrem Innern dem Schlünde zugewandten Ende unter sich zusammenhängen und , wie es scheint , durch Ausstülpung aus einem Anfangs ganz einfachen Bläschen gebildet wurden. Aehnliche Blinddärmchen beobachtet man sodann auch in dem hufeisenförmi- gen Wulste unterhalb des Magens. Sie scheinen durch Ausstülpung aus einem Kanäle entstanden zu sein, der von der eben erwähnten Gruppe ausgeht , und durch die ganze Länge des Wulstes sich hinzieht. Anfangs stehen diese Blinddärmchen ganz unregelmäs- sig, nach einiger Zeit aber gruppiren sie sich in vier Abiheilun- gen , von denen dann eine jede, wie auch die vordere Gruppe ne- ben dem Schlünde , die Gestalt eines fünflappigen Blattes annimmt. Alle fünf Blätter hängen an ihrer Basis unter sich zusammen, und bilden gewissermassen eine Guirlande, die sich in schiefer Rich- tung von vorn und oben nach hinten und unten um die Läno-sachse des Larvenkörpers herumwindet und sich später durch Verschmel- zung der beiden Enden unterhalb des Schlundes zu einem Kranze ab- schliesst. Das Blastem, in dem diese Bildung vor sich gehl, hat in- zwischen die ursprüngliche hufeisenförmige Gestalt verloren und sich im Umkreise der einzelnen Blätter in eben so viele Lappen ausgezo- gen. Kach dem Schlüsse der Guirlande zu einem Kranze bildet die- ses Blastem mit dem schon früher erwähnten Fortsatze neben dem Schlünde eine fünflappige Scheibe, deren Lappen immer mehr in die- selbe Ebene hineinrücken, auch iinnur gleichiiiässiger sich gruppiren und sich dabei dann immer mehr und entschiedener als das ventrale Perisom des Seesternes zu erkennen geben. In dem ßlälterkranze er« Archiv, f. Naiurgescb. XX. Jahrg. 2 Dd. ^A

402 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

kennt man nun ein centrales Ringgefäss mit fünf radiären Ausläufern, von denen ein jeder mit einem vordem und einem hintern Fusspaare versehen ist.

Anfänglich ist diese Ventralfläche des Sternes von der inzwi- schen schon ziemlich vollständig verkalkten Dorsalfläche noch weit entfernt, aber der Zwischenraum zwischen beiden geht allmählich ein, und gleichzeitig nähern sich dann die Tentakclgruppen den oben er,- wähnten hohlkehlenartigen Fortsätzen am Rande der Rückenscheibe, bis sie einzeln je von dem darüber gelegenen Fortsatze aufgenom- men werden. Mit dieser Vereinigung ist die Anlage des Seesternes, wenigsten« seiner Scheibe (etwa Vio'")» vollendet. Die Arme fehlen noch, bis auf die Endglieder, die durch die hohlkehlenartigen Fortsätze am dorsalen Rande repräsentirt sind und das Ende der fünf ventralen Radialkanäle allmählich umwachsen. Die späteren Glieder entstehen durch Neubildung vor diesem Endgliede und mit denselben vermehren sich dann auch natürlich die Zahl der Ambulacralfüsschen. Der Pluteus, der bis zur Vereinigung der beiden F'lächen des Seesternes noch in voller Integrität gewesen war , obwohl die einzelnen Forlsätze des- selben durch die Entwickelung der Arme theilweise verschoben und zerstört wurden, beginnt in späterer Zeit immer mehr sich zurückzu- bilden. Mund und Schlund, die am Seitenrande der Scheibe zwischen zweien Radien liegen, gehen ein und werden durch Aufbrechen der Ventralfläche am Sterne ersetzt, der Darm verschwindet gleichfalls, das Gewölbe zwischen den Larvenfortsätzen wird gesprengt und schliesslich findet man statt eines Pluteus mit einem Seesterne nur noch den Seestern mit einigen anhängenden Larvenresten , von denen das zipfelförmige Hinter! eibsende und die beiden seitlichen Hauptarme noch am längsten zu persistiren pflegen. Die Lage dieser Larvenreste ergiebt sich aus der Anlage des Seesternes im Körper des Pluteus; es ist in dieser Beziehung festzuhalten, dass der eine Arm des Ster- nes ziemlich genau mit der Längsachse des Pluteus zusammenfällt, und der Rücken desselben ebenfalls dem Rücken des Pluteus zugewendet ist. Die grösste Ebene des Sternes bildet dagegen mit der horizon- talen Ebene des Pluteus einen mehr oder minder grossen Winkel.

Dass es übrigens auch Ophiuren giebt, deren Entwickelung ohne bilateralen Larvenzustand, selbst ohne Metamorphose vor sich geht, be- weisen die Beobachtungen von Krohn (MüUer's Arch. 1851. S. 358) und M. Schnitze (Ebendas. 1852. S. 37) an Ophiolepis squamalUy deren Junge sich im Innern des mütterlichen Körpers entwickeln und bei ihrer Geburt (wo sie etwa 2'" messen) bereits vollständig ausge- bildet sind. Das Einzige, was einigermaassen an die Metamorphose der übrigen Ophiuren erinnert, ist (Schnitze) der Umstand, dass der definitiven Skeletbildung im Embryo die Ablagerung einiger pro^ visorischer Kalkstäbe vorhergeht, die durch ihre Form und mehr noch

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 403

durch ihre bilaterale Gruppirung mit dem Skelete des Pluteus einige Aehnlichkeit haben.

Neue Ophiurenarten sind von Peters, Forbes, Ayres und Le Co nie beschrieben.

Ophiarthrum (n. gen.) elegans, Ophiomaslix venosa, Ophio^ peza (n. gen.) fallax^ Ophiocoma bretipes nn. sp. aus Mossambique, Peters, Monatsber. der Berl. Akad. 1851. S. 463, und dieses Arch. 1852. I. S. 82.

Ophiura albida, Oph. abyssicola ^ Pec tinaea (n. gen.) vestita, Opkiomyxa lubrica, Op hiop sila (n. gen.) aranea und Amp hi^ira (n. gen.) ßorifera, A neglecta, A. Cliiajii nn. sp. aus dem Aegäischen Meere, Forbes, Proc. Linn. Sog. I. p. 167 ff.

Die Diagnosen der von Forbes neu aufgestellten Genera sind folgende:

Pectinaea. Corpus orbiculare, squamosum , granulosum , ad peripheriam radiatum; radiis simplicibus, squamosis, in corporis discum subprolongatis ; squamis radiorum lateralibus adpressis, in niarginibus superioribus spiniferis ; ossiculis ovarialibus binis in corporis lobos non produclis.

Ophi op sila Corpus orbiculare, coriaceum , laeve, ad peri- pheriam radiatum; radiis simpliciter squamosis, infra discum insertis; squamis lateralibus subcarinatis spiniferis, spinis simplicibus; ossicu- lis ovarialibus parvis , oralibus ad latera nudis.

Amphiur a. Corpus orbiculare, squamosum, laeve, ad peri- pheriam radiatum; radiis simplicibus squamosis, infra discum insertis; squamis lateralibus subcarinatis spiniferis, spinis simplicibus, ossiculis ovarialibus parvis, oralibus ad latera nudis, cirris simplicibus.

Ophiolepis lenitis , 0. robusta , 0. uncinata , Ophioderma oliva-. ceum, Ophiolhrix hispida nn. sp. aus Kordamerika, Ayres, Proc. Bost. Soc. IV. p. 133 u. 249.

Ophiolepis annulala , 0. geininala, 0. simplex, 0. hispida, Ophio^ thrix spiculala nn. sp. von Panama, Le Conte, Proc. Acad. Phil. V. p. 317.

Oinoidea.

Von Busch erhielten wir wichlig^e Aufschlüsse über die ersten Jugendziislände von Comalula bis zur Anheftung der Larve, Müller's Arch. L^49 S. 400 und 4^8, Beobachtungen u. s. w. S. 82.

Die Entwickelung geschieht durch einfache Metamorphose und ohne bilateralen Larvenzustand. Der ovale Embryo, der Anfangs eine

404 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

dichte Ciliarbekleidung trägt, streckt sich nach einiger Zeit und ver- wandelt sich dann ohne Weiteres in eine wurmartige Larve mit drei transversalen Wimperreifen, wahrscheinlicher Weise auch mit einer AlundöfTnung in der Kähe des einen Körperendes. Aber auch dieses Stadium hat eine kurze Dauer. Wimperreifon und Larvenmaul gehen verloren, die Larve sinkt zu Boden und bekommt sodann eine Anzahl Ambulacra (die Anlage des ambulacralen Gefässsystemes konnte we- gen Undurchsichtigkeit der Larve nicht beobachtet werden) , die An- fangs paarweise hinler einander stehen und dieselbe (ventrale) Kör- perfläche einnehmen, welche früher die problematische JMundöffnung gelragen hatte. Mit Hülfe dieser Füsschen kriecht nun die Larve umher, bis sie sich festsetzt. Letzleres geschieht mit der Mitte des Rückens, die sich allmählich wölbt und buckeiförmig auftreibt. An beiden Kör- perenden erkennt man jetzt bereits die für die Comatulen so charak- teristischen Haken; die Körperenden sind also bestimmt, zu Armenden zu werden, woraus dann weiter hervorgeht, dass der Millelpunkt des späteren Echinoderms im Centrum der Larve gelegen ist.

Was wir sonst über Crinoiden kennen gelernt Iiaben, bezieht sich ausschliesslich auf fossile Formen. Wir erwäh- nen in dieser Beziehung ausser J. Müller, Bau der Echi- nodermen S. 58, dessen Beobachtungen wir schon oben an- geführt haben, besonders die Monographien von Forbes über die brittischen Cystideen in den Geol. Mem. T. II. 1848. und von Ro einer über Blastoideen in diesem Arch. 1851.1. S.323.

Von fossilen neuen Geschlechtern heben wir hervor: Slephano^ crinus Roemer, dieses Arch. 1S50. I. S. 3ß5, Dorycrinus Roemer, ebendas. 1853. 1. S. 2ü7 und Anlhocrinus J. Müller, Bau der Echi- nodermen S. Ö7 , von denen sich besonders letzteres (Sp. A. Loveni) durch seine reticulirten , bandförmigen Arme sehr auftauend aus- zeichnet.

Cooleaitepata.

Ueber diese durch Vereinigung der Cuvier'schen Aka- lephen und Polypen (nach Ausschluss der Bryozoen) gebil- dete Abtheilung und deren Typus vergl. man die Auseinan- dersetzungen des Ref. in seiner „Morphologie der wirbello- sen Thiere.« S. 13.

Eine Zusammenstellung der Akalephen und Polypen mit den Echinodermen ist unstatthaft, denn die Aehnlichkeit dieser Formen be- schränkt sich ausschliesslich auf den Besitz eines radiären Körper-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 405

baues. Mit gleichem Rechte könnte man auch die Wirbelthiere und Arlikulaten wegen der Symmetrie ihrer äusseren und inneren Organe mit einander vereinigen. Im Vergleiche mit den übrigen Thieren (auch den Echinodermen) erscheint der Bau der Coelenteraten im hohen Grade vereinfacht. Ein Darmapparat und ein Gefässsystem, w^ie es sonst gewöhnlich vorkommt, fehlt bei denselben. Die Stelle dieser Organe und darin sieht lief, den wesentlichen Typus sei- ner Coelenteraten wird von der Leibeshöhle vertreten, insofern als der vordere durch eine Mundöffnung nach Aussen ausführende Theil derselben zur Verdauuung dient, während der übrige Abschnitt für die Circulation bestimmt ist. In manchen Fällen umkleidet sich der vordere verdauende Theil auch wohl mit einer eigenen \Yandung ; es entsteht dann ein besonderer, kurzerund cylindrischer Magenschlauch, aber dieser ist niemals geschlossen, sondern steht am Grunde mit der blutführenden Leibeshöhle in offenem Zusammenhange. Mitunter bleibt die Leibeshöhle der Coelenteraten einfach, schlauch- oder sackför- mig, wie die äussere Körperhülle; in der Regel zerfällt dieselbe jedoch durch scheidewandarlige Vorsprünge an der Peripherie in ein System radiärer Taschen oder Canäle, die nicht selten unter sich selbst wieder in manchfache Verbindung treten und bisweilen zu einer sehr mächtigen Entwickelung gelangen. Diese peripherischen Theile der Leibeshöhle bilden das (mit Unrecht) sog. Wassergefässsystem.

Auch Huxley dringt darauf, die Akalephen mit den Polypen zu vereinigen und die Abtheilung der Cu vier'schen Radialen aufzulösen. Rep. br. Assoc. for 1851. Not. p. 80; l'InstiL 1851. p. 375.

Für besonders charakteristisch hält Verf. das Vorkommen der Angelorgane bei Polypen und Akalephen, wesshalb er denn auch zur Bezeichnung dieser Thiere den Namen „Kematophora" vorschlägt. In dieser Gruppe der Kematophoren unterscheidet Verf. sodann zwei Classen : 1) Anoecioa und 2) Oecioa. Die erstere enthält die Hydro- iden , Diphyiden , Physophoriden und Medusiden, die eines eigenen Magensackes entbehren und äussere (? Ref.) Geschlechtsorgane besit- zen sollen ; die andere die Anthozoen und ßeroiden mit Magensack und innern Geschlechtsorganen.

Ref. glaubte früher in seiner Abtheilung der Coelenteraten die Akalephen und Polypen als Klassen beibehalten zu können (Mor- phologie u. s. w.) , hält es aber später für zweckmässiger (Zool. Beiträge I. S. 91), drei Classen aufzustellen: l) Ctenophora, 2) Aca- lephae mit den Scheibenquallen, Hydroiden und Siphonophoren und 3) Polypi.

Forbes unterscheidet bei den Coelenteraten vier Classen: Discophorae, Ciiiograda, Cirrhigrada und Physograda, von denen die

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beiden letzten zusammen den Eschscholtz'schen Siphonophoren ent- sprechen. Zu der ersten Classe gehören als Ordnungen die Anthozoa, Steganophthalmata, Gymnophthalmata und Hydroida. Monograph. brit. naked-eyed Medusae p. 88.

Auch V. Carus theilt die Coelenteraten in vier Classen : An- thozoen, Hydroiden, Siphonophoren und Discophoren mit den Cteno- phoren (System der Morphol. S. 35) , während van Beneden fünf Classen annimmt: Ctenophorides, Siphonophorides, Discophorides (mit den Campauularicn und Tubularien), Hydrides (die Süsswasserpolypen mit den Sertularien) und Anthophorides, Anat. comp. p. 343,

1. Ctenopliora*

Ueber den Bau der Rippenquallen erhielten wir eine treffliche, mit zahlreichen schönen Abbildungen illustrirte Darstellung von Agassi z in den Transact. Amer. Acad. of Arts and Sciences 1850. p.3l3. „On the Beroid Medusae of the Shores of Massachusels in Iheir perfect slate of developpe- nient.« Die Abhandlung bildet den zweiten Theil der Con- Iributions to the natural history of the Acalephae of Norlh- America, deren ersten Theil wir später, bei den nacktäugi- gen Medusen, noch besonders hervorzuheben haben.

Die Angaben des Verf. stützen sich auf die Beobachtung zweier neuer Arten, Pleurobranchia (Cydippe) rhododactyla und Boline olala. Sie betreffen die Bildung des äussern Körpers mit seinen Anhängen, wie den Bau der innern Organe mit Ausnahme der Geschlechtsappa- rate, die der Verf. bei seinen Exemplaren nicht beobachten konnte. Von besonderem Werthe sind die Mittheilungen über die histologische Zusammensetzung der einzelnen Systeme, über den Muskelapparat, den Bau des Gastrovascularapparates. Die Muskelfasern stimmen in histologischer Beziehung mit den sog. Faserzellen der höheren Thiere überein , wie das, nach den Untersuchungen unseres Verf., auch bei den Scheibenquallen der Fall ist. Sie bilden ein System von meri- dionalen Strängen, die auf der Aussenfläche des Körpers zwischen den Rippen herablaufen und durch zahlreiche horizontale Faserzüge ver- einigt werden. An der Basis der Wimperkämme lassen sich beson- dere für die Bewegung dieser Theile bestimmte Muskelfasern unter- scheiden.* Uebrigens glaubt Verf., dass auch die Hyalinsubstanz des Körpers in ihrer ganzen Masse contractu sei. Das Magenrohr ist am unteren Ende mit einer weiten Oednung versehen und durch diese mit dem trichterförmigen Anfangstheile des Vascularapparates im Zu- sammenhange, ganz wjc das Uef. in den mit Frey zusammen her- ausgegebenen Beiträgen schon früher beschriebe^ hatte, Wie das

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 407

hier geschehen, so vergleicht auch Verf. das Magenrohr der Rippen- quallen mit dem Magenrohre der Actinien, den Vascularapparat mit der Leibeshöhle dieser Thiere. Die Anwesenheit eines Afters wird in Abrede gestellt, indessen beobachtete Yerf. am hinteren Körperpole, neben dem unpaaren Sinnesorgan , zwei einander gegenüberliegende verschlicssbare OefFnungen, durch die der Vascularapparat nach Aus- sen führt. (Auch Kef. hat sich jetzt von der Existenz dieser Oelfnun- gen bei den Bippcnquallen überzeugen können.) Interessant ist die Beobachtung, dass sich der seitlich symmetrische Vascularapparat al- ternirend rechts und links zusammenzieht und dabei seinen Inhalt in die gegenüberliegende Körperhälfte übertreibt. Dass das oben erwähnte unpaare Gehörorgan mit Recht diesen Namen trage , wird in Abrede gestellt. Verf. will dasselbe nicht einmal als Sinneswerkzeug aner- kennen ; er vermuthet vielmehr, dass dasselbe, wie die höckerförmige Hervorragung auf dem Scheitel mancher Medusen, eine Art Kabel darstelle und auf eine frühere Verbindung mit einem Hydroidpolypen hindeute. Verf. vermuthet mit andern Worten , dass die Rippenqual- len ganz auf dieselbe Weise, wie dieDiscophoren, durch Generations- wechsel entständen. (Ref. erinnert daran, dass er bei einer Cydippe der Nordsee mit Frey eine sehr entschiedene Bewegung der Otolithen beobachtete , auch die Flimmerhaare im Innern der Gehörblase ganz deutlich erkannt hat, muss aber hinzufügen, dass ihm bei den mit- telmeerischen Arten, die ihm in Nizza zu Gesicht kamen, weder das Eine noch das Andere zu beobachten gelungen ist.) Auch die ner- vöse Natur des Ganglions, dem die Gehörblase aufsitzt, wird von Agassi z bezweifelt; er ist geneigt, das centrale Nervensystem der Rippenquallen in vier kleinen und rundlichen Körpern anzunehmen, die in der Peripherie jenes sog. Ganglions gelegen seien. Die Stränge, die von diesen letztern ausstrahlen und bis an die einzelnen Rippen sich verfolgen lassen , hält unser Verf. für dünne Canäle, die in die Rippencanäle (Ambulacralcanäle Ag.) übergingen und mit diesen zu- sammen einen ähnlichen radiären Gefässapparat zusammensetzten, wie er bekanntlich bei den Discophoren vorkommt.

Eine sehr willkommene Ergänzung dieser Angaben bie- ten uns die Millheilungen Kölliker's in der Zeilschrift für wiss. Zool. 111. S. 316.

Zunächst stellt Köll., wie das Ref. schon vor mehreren Jahren gelhan hatte und auch neuerdings (Zool. Unters. I. S. 9 Anm.) für Beroe u. a. Arten wiederholte, die Existenz der von Will beschrie- benen Blutgefässe auf das Bestimmteste in Abrede. Von dem Ner- vensysteme sah Verf. nur undeutliche Spuren. (Dass dasselbe in Wirklichkeit weit weniger deutlich und scharf begrenzt ist, als bei den höhern Wirbellosen, wird gewiss Jeder gestehen, der Gelegenheit

408 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

hatte , Rippenquallen zu beobachten. Allein nichts desto weniger glaube ich , nach Untersuchungen an Beroe u. a. , behaupten zu dür- fen, dass man wohl kaum an der Existenz desselben und der Rich- tigkeit der zuerst von Milne Edwards gegebenen Darstellung zweifeln kann.) In Bezug auf die Bildung der Geschlechtsapparate werden die Angaben von Will im Wesentlichen bestätigt, so dass wir wohl die Zweifel für beseitigt ansehen können, die von mancher Seite, namentlich von Vogt, dagegen laut geworden sind. ISur von der Anwesenheit besonderer Ausführungsgänge und üefFnnngen konnte sich Kölliker (wie auch Ref.) nicht überzeugen. In der Entwick- lung dieser Apparate zeigen sich übrigens bei den einzelnen Arten mancherlei Unterschiede. Sie sind bald einfache Schläuche, die sich zu den Seiten des Rippengefässes hinziehen, bald auch (bei Eucharis) beuteiförmige Säcke , die auf eigenen seitlichen Ausbuchtungen der Rippengefässe aufsitzen und durch Wciterenlwickelung der Häute an letzteren gebildet zu sein scheinen.

Auch Über die Enlwickelung- der Rippenquallen haben wir einige Angaben erhalten, die freiiich noeh nieiU ausrei- chen, eine vollständige Uebersicht derselben zu geben, aber doch (in Uebereinstimmung mit den schon im letzten J. B. erwähnten Beobachtungen von Price) wohl zu der Behauptung berechtigen, dass die Rippenquallen keineswegs, wie Agas- siz verrnuthet, nach Art der Scheibenquallen aufgeammt werden.

J. Müller fand in Helgoland wie in Triest junge nur Vto'" grosse Rippenquallen, die in Form, Structur und Lebenserscheinungen vollkommen mit den erwachsenen übereinstimmten. Er schliesst dar- aus , dass sich die Rippenquallen ohne Äletamorphose entwickelen (Arch. 1850. S. 498). Ob das freilich von allen Arten in derselben Weise gilt, dürfte zweifelhaft sein, zumal Kölliker inzwischen in Wessina ein 'ihierchen (etwa */q"') aufgefunden hat, das kaum etwas anderes, als eine junge Rippenqualle sein kann, obwohl es sich durch äussere und innere Bildung von den bis jetzt bekannten Arten mehr- fach unterscheidet. Statt der Flimmerlappen finden sich einstweilen blosse Flimmerhaare; statt des Magens mit dem Gastrovascularappa- rate eine vollkommen einfache Höhlung. Fangfäden fehlen; dagegen findet sich rechts und links neben der Mundölfnung ein dicker und schmaler, rechtwinklig zur Längsachse gestellter Lappen. (Zeitschr. für wiss. Zool. IV. S. 318).

Neue Arten. Agassiz beschreibt zwei neue Rippenquallen der nordamerikanischen Küste, Pleurobrnnchia (Cydippe) rhododnctijla und Boltenia alala und liefert davon eine Reihe schöner Abbildungen. Traoß^Qt. Amer> Acad> 1. L

der niederen Thitre wälirend der J. 184S— 1853. 409

Auch Kölliker beobachtete einige neue Rippenquallen, die in die Wahe von Cydippe gehören, Esrhscholizia peclinnla Köll., E. cor- data Köll. und Owenia (n. gen.) r^ibra Köll. aus Messina. Zeitschr. für wiss. Zool. a. a. 0. S. 315.

Char. gen. Otrenia. Rippen von ungleicher Länge; die an den Rändern gehen fast bis zum Munde, die an den Flächen nur et- was über die Mitte. Magen lang , Trichter kurz ; Fangfäden einfache Fäden, welche mit zwei Schenkeln in der Höhe des Trichters ent- springen und in einer besonderen Scheide bis gegen das untere Ende der langen Rippen verlaufen, wo sie aus einer kleinen üeffnung her- vortreten.

Dalyell liefert in den „Rare and rem. animals of Scotland" T. II. p. 252. PI. LllI u. LIV Beschreibung und Abbildung folgender Rippenquallen : Beroe ovala (non Br.) , U. punctata n. sp., ß. bilobata (^Eucharis Tiedemanni^^ B (^Cydippe s. Pleurobranchia) pileus.

Das Gen. Meden enthält nach Kölliker (a. a. 0.) blosse Ent- wickelungsformen von Beroe.

3> Hydroniedusae.

Die Classe , die wir hier als Hydroinedusen bezeich- nen, ist dieselbe, die wir früher (S. 405) unter dem Cu- vier'schen Namen Acalephae aufgeführt haben. Sie umfasst die Scheibenquallen mit den Hydroiden und Siphonophoren, jene Thiere , die in ihrem geschlechtlich enlwickelten Zu- stande eine mehr oder minder deutliche Scheibenform be- sitzen, in ihrer Jugend aber oder in ihren geschlechtslosen Zuständen an die Polypen sich anschliessen.

Der Namen „Hydromedusae^^ ist zuerst von C. Vogt gebraucht worden (Zool. Briefe!. S. 104), aber in einem en- geren Sinne, als hier, nämlich ohne die Siphonophoren. Die Hydromedusen oder Qui^Henpolypen C. Vogt's umfassen nur die Discophoren mit den Hydroiden, zwei Thiergruppen die allerdings auf das Innigste zusammenhängen und sich über- haupt wolil schwerlich aus einander hallen lassen. (In unse- rem Berichte werden wir allerdings die Discophoren und Hy- droiden gesondert behandeln, aber nur aus praktischen Grün- den, nur deshalb, weil sich die Vereinigung dieser beiderlei Thierformen bis jetzt noch nicht in vollständiger Weise durch- führen lässt. Bei den Discophoren berücksichtigen wir zu-

410 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

nächsl die geschlechtsreifen Scheibenquallen, unter den Hy- droiden dagegen die polypenartigen (festsitzenden) Ammenzu- stände, wenigstens jene, die sich in biologischer Beziehung durch eine grössere Selbstständigkeit auszeichnen.)

Kolli k er fasst die Gruppe der Hydroincdusen, die er gleichfalls acceptirt , noch enger, als Vogt, indem er die Hydraarten davon ausschliesst und diese mit den Siphono- phoren in eine gemeinschaftliche Gruppe: Hydroida ziisam- menfassl. (Die typische Verwandtschaft der Coelenterata wird von K. nicht berücksichtigt; K. vereinigt allerdings die Po- lypen und Medusen als Radiata molluscoidea, aber er rechnet dieser Gruppe auch noch dieBryozoen hinzu.) DieSchvvimm- polypen oder Siphonophoren von Messina. S. 77.

Dass die Hydroiden von den Anthozoen abzutrennen seien, ist heutigen Tages fast allgemein anerkannt. So na- mentlich vom Referent, von Vogt, V. Carus, Huxley, Agassi z u. A. Nur über die näheren oder entfernteren Be- ziehungen derselben zu den Medusen oder echten Seheiben- quallen herrschen noch einige Divergenzen. Einige glau- ben die Hydroiden, wie schon oben angedeutet wurde, ohne Weiteres mit den Scheibenquailen vereinigen zu können, wäh- rend Andere dieselben als Repräsentanten einer eigenen Gruppe unter diesen Thieren ansehen möchten. So namentlich A gas- siz, der (Rep. Amer. Assoc. at Charleston 1850. p. 119) die Hydroiden als festsitzende Medusen in Anspruch nimmt.

Dlscophora.

An die Spitze unseres Berichtes über die Scheibenqual- len stellen wir die vortreffliche Abhandlung von Huxley „über den Bau und die Verwandtschaften der Medusen« Phil. Transact. for 1849. P. 2. p. 4l3 öder Ann. des sc. nat. 1851. T. XV. p.3M. (Im Auszuge Froriep's J. B. Zool. I. S. 209.)

Der ganze Körper der Medusen besteht nach unserem Verf. aus zwei über einander liegenden Membranen (Grundmembranen, fonda- tion membranes), einer innern , die das gesammte Höhlensystem aus- kleidet, und einer äussern. Beide besitzen eine zellige Beschaffen- heit, zeigen aber sonst manche Verschiedenheiten. So ist die innere z. B. weicher und mit einem reichen Flimmerbcgalze vergehen, die

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 411

äussere dagegen mit einer grösseren Menge von Angelzellen ausge- stattet, an vielen Stellen aueh zu einer Muskelhaut entwickelt u. s. w. Der Glaskörper der Scheibe stellt eine locale Verdickung dieser letz- teren Membran dar. Die Randkörperchen liegen zwischen beiden Membranen und nehmen bei den sog. Phanerocarpen die Spitze eines kleinen zapfenarligen Vorsprunges ein, dessen innerer Hohlraum mit dem Gefässsysteme zusammenhängt. Der von Ehrenberg an der Basis dieses Zapfens beschriebene Nervenknoten wird in Abrede ge- stellt, wie denn Verf. überhaupt keine Spur eines Kervensystemes bei unseren Thieren auffinden konnte. (Auch Ref. hat sich davon über- zeugt, dass die Angabe von der Existenz besonderer Markknoten an den Randkörperchen der höheren Medusen auf einer irrthümlichen Deutung gewisser mikroskopischer Bildet- beruht.) Eben so wenig konnte sich Verl. von der Richtigkeit der VVili'schen Darstellung des Gefässsapparates bei den Medusen überzeugen. Die Oeffnungen der Saugröhren bei den Rhizoslomiden sind von Lappen und soliden ten- takelförmigen Fortsätzen umgeben, die bald im Umkreise einer jeden üefTnung isolirt bleiben und dann einige Aehnlichkeit mit einem Po- lypenkop'e haben, bald aber auch mit den nächstliegenden Anhängen zusammenfliessen. Der Zusammenhang zwischen dem Magenraume und den radialen Canälen ist niemals (? Ref.) ein direkter, sondern wird beständig durch einen eigenen engern oder weiteren Hohlraum (com- mon cavity) vermittelt. Die Tentakel sind doppelter Art, bald so- lide und dann nur durch die äussere Grundmembran gebildet , bald hohl und mit dem Gefässapparate im Zusammenhange, und dann durch Theilnahme der inneren Membran entstanden. Zu den Tentakeln der erstem Form rechnet Verf. auch die buckeiförmige Erhebung auf dem Mittelpunkte der eonvexen Scheibenfläche, die bekanntlich vielen klei- neren Medusen zukommt (und wohl überall nur auf den früheren Zu- sammenhang der Medusen mit einer polypenartigen Amme hinweist Ref.). Die Geschlechtsorgane entstehen durch eine eigenthümliche Entwickelung an den VN'änden des Höhlensystemes und lassen beide Grundmembranen erkennen. Die Geschlechtsstoffe, die bekanntlich in eigenen Kapseln eingeschlossen sind, liegen zwischen beiden Mem- branen und sind zunächst mit der Aussenfläche der Innern Membran im Zusammenhange. So verhält es sich auch bei den grösseren pha- nerocarpen Medusen, nur dass diese Geschlechtsorgane hier (zur Zeit der Entwickelung) in lappenförmigen Falten oder Duplicaturen an der Unterfläche der Scheibe herabhängen. Eine jede dieser Falten um- schliesst einen Hohlraum, der mit dem Canalsysteme des Körpers zu- sammenhängt. Bei Rhizostoma und Phacellophora brechen die Sa- menkapseln nicht nach Aussen, sondern nach Innen auf, so dass der Inhalt dann schliesslich durch die Mundöfl'nungen entleert wird.

In Bezug auf die Vcrwandtschaflsv rhällnissc der Medusen spricht

412 Leuckart: Bericht Ob. d. Leistungen in d. Naturgeschichte,

sich Huxley dahin aus, dass diese Thiere mit den Physophoriden, Diphyiden, Sertulariden und Hydren in eine gemeinschaftliche Classe vereinigt werden müssten. Er sucht diese Behauptung (ohne dabei von den ähnlichen Versuchen anderer Forscher Notiz zu nehmen) durch eine morphologische Analyse der betreffenden Thiere zu rechtfertigen und vergleicht zu diesem Zwecke die einzelnen Organe derselben. Verf. erweist sich dabei als ein Gegner der Sleenstr up'schen Theorie des Generationswechsels. Er kennt freilich die Aehnlichkeit der sog. Geschlechtsglocken bei den Siphonophoren und Hydroiden mit man- chen kleinen Medusenformen, aber parallelisirt dieselben nichts desto weniger mit den Geschlechtsorganen der letztern, wie er denn über- haupt den Bau der genannten Thiere auf die Organisation der ausge- bildeten Medusen und nicht auf die der Medusenammen zurückzufüh- ren sucht. Die Saugröhren der Siphonophoren und die Folypenköpfe der Sertularinen werden mit den sogenannten Saugröhren der Uhizo- stomiden verglichen, der Stamm dieser Thiere mit der sog. Athem- höhle (commen cavity) derselben u. s. vv'. Den wesentlichsten Un- terschied der Diphyiden und Medusen sieht Verf. darin, dass der Schirm der erstem, der durch die sog. Schwimmglocke repräsentirt ist, nicht mehr den Magen einschliesst wie bei den Medusen, dass mit andern Wor- ten der Magen der Medusen an der Innenfläche des Schirmes, der der Diphyiden dagegen an der Aussenfläche suspendirt sei. Ref. nimmt keinen Anstand , diese morphologische Entwickelung des Verf. als ziemlich verfehlt zu bezeichnen, obgleich er die systematischen An- sichten desselben vollständig Iheilt.

Nicht minder wichtig für unsere Kenntnisse von den Medusen ist das (unter den Auspicien der Ray Society er- schienene) Werk von E. Forbes: „a nionograph of the brittish naked-eyed Medusae^^ London 1848, in der die von dem Verf. bisher an den englischen Küsten beobachteten Ar- ten dieser Thiere (vergl. Jaliresber. ßd. XVL, S. 413} sorg- fältig, mit beständiger Rücksicht auf den inneren Bau, be- schrieben und abgebildet sind.

Aus der Uebersicht über die Anatomie dieser Thiere, die dem- zoologischen Theile vorhergeht , heben wir hier Folgendes hervor. Die Hauptmasse des Medusenkörpers und namentlich des Schirmes (umbrella) besteht aus einer eigenthümlichen durchsichtigen Substanz von hyaliner Beschaffenheit, die einen zelligen Bau hat und elastisch, aber nicht contractu ist. Die Bewegungen unserer Thiere hängen von der Action eines eigenen muskulösen Gewebes ab, das aus faser- artig verlängerten Kernzellen besteht und bei den nacktäugigen Ar- ien (abgesehen von der Muskulatur des Mundes und der Tentakel)

der niederen Thicre während der J. 1848—1853. 413

fast beständig auf einen einzigen sphincterartigen Muskel am Rande des Schirmes beschränkt ist. Die übrigen grösseren Medusen (auch schon lurris u. a.) haben einen complicirteren Muskelapparat an der unteren Fläche des Schirmes, für deren Bezeichnung F. den Mamen Subumbrella vorschlägt. Durch Entfernung dieser Muskelschicht auf der einen Körperseite gelang es bei Rhizosloma eine halbseitige Läh- mung hervorzubringen. Die von W i 1 1 als Blutgefässe beschriebenen Röhren konnten nicht aufgefunden werden. Eben so wenig konnte sich Verf. mit Bestimmtheit von der Anwesenheit eines Nervensyste- mes überzeugen. Unter den sog. Randkörperchen werden Gehöror- gane mit Otolithen (die der Verf. bei manchen Thaumantiasarten in Bewegung sah) und Gesichtswerkzeuge unterschieden , welche letz- tere aber immer nur aus einer Pigmentanhäufung bestehen. Bei den höheren Medusen enthalten diese Gesichtswerkzeuge ausser dem Tig- mente auch noch Krystalle (die der Verf. nicht für Otolithen gelten lässt, weil sie nach der Untersuchung von Rosenthal aus Kieselerde bestehen sollen). In Bezug auf die Geschlechtsorgane bestätigt Verf. die bekannten, auch von anderen Seiten ausser Zweifel gestellten An- gaben vonW^ill, zeigt aber zugleich, dass die Lagerung dieser Theile bei den einzelnen F'amilien nicht unbeträchtlich wechsele. So findet man namentlich bei den üceaniden und Sarsiaden die Geschlechtsor- gane nicht in der Körperscheibe , sondern im Umkreise des Magen- sackes.

Von besonderem Interesse sind die Beobachtungen des Verf. über die Knospenbildung einiger nackläugigen Medusen, durch welche die früheren Angaben von Sars über denselben Gegenstand (vergl. Jah- resber. Bd. XVI. S. 420) nicht unbeträchtlich erweitert werden. Der Verf. unterscheidet (S. IG) nach dem Orte der Knospenbildung, vier Arien dieses Vorganges: Ij eine Knospung an den Ovarien, bei Thau- mantias lucida, 2) eine symmetrische Knospung am Mageustiele, wo- bei vier gleichmässig um den Stiel verlheilte Knospen erzeugt wer- den, von denen eine in ihrer Entwickelung den übrigen vorausgeht, bei Lizzia (Cytaeis) octopunctata und L. blondina , 3j eine unregel- mässige Knospung am Magenstiele mit zahlreichen einigermaassen spi- ralig gestellten Sprösslingen, bei Sarsia gemmifera und 4) eine Kno- spung an der Tentakelbasis, bei S. prolifera, bei der jeder der vier Tentakel ein ganzes Bündel junger Medusen auf den verschiedensten Stufen der Entwickelung trägt. Die Sprösslinge gleichen in allen Fällen ihrem Mutterthiere.

Ueber die Entwickelung werden keine neue Thatsachen beige- bracht ; der Verf. spricht sich indessen dahin aus, dass dieselbe durch Hülfe eines Generationsweciisels viriiiiltilt werde, wie bei den hö- heren Medusen, und ninnnt die liydroiden aus den Familien der Cam-

414 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

panularien , Tubularien und Coryneen als Ammen unserer Thiere in Anspruch.

An diese Untersuchungen von Forbes und Huxley schliessen sich sodann die werthvollen Beobachtungen, die unsAgassiz in dem ersten Theile der schon oben, bei den Rippenquallen, erwähnten Contribulions unter dem Titel „on the naked-eyed Medusae of the Shores of Massachusetts, in their perfect State of development" (Transact. Amer. Ac. of Arts and Sc. 1850. p. 222) mitgetheilt hat.

Das Material dieser Untersuchungen besteht aus einer Anzahl neu entdeckter Formen , Sarsia mirabilis , Hippocrene (Bougainvillia) superciliosa, Tiaropsis diademata, Slaurophora laciniata, die von unse- rem Verf. einzeln, bis in die feinsten histologischen Details hinein, sorgfältig beschrieben sind. Der Muskelapparat unserer Thiere be- steht nicht bloss aus der sog. Subumbrella, sondern, nach der Dar- stellung unseres Verf., ausserdem auch noch aus einem zweiten äus- serst zarten Fasersysteme, dessen Elemente auf der äussern und untern Fläche des Glaskörpers, und zwar vorzugsweise in radiärer Richtung, verlaufen, ohne indessen eine continuirliche Schichte darzustellen. Am Mundstiele und an den Tentakeln konnte Verf. nirgends Muskelfasern auffinden, indessen darf man diesem Ausspruche des Verf. keine allge- meine Geltung beilegen , da sich , nach den Beobachtungen des Ref., manche Arten in dieser Beziehung anders verhalten. Die Central- theile des Kervensystemes bestehen nach unserem Verf. aus zweien concentrischen Nervenringen, die an der untern Fläche des Glas- körpers, der eine im Umkreise des Mundstieles, der andere in der Peripherie der Körperscheibe gelegen sind und durch vier radiäre Nervenstränge unter sich zusammenhängen. Die Randkörperchen deutet unser Verf. in allen Fällen als Gesichtswerkzeuge , auch die wirklichen Gehörapparate, die als zusammengesetzte Augen betrachtet werden. (Die einzelnen Otolithen hält Verf. unrichtiger Weise für Pigmentflecke.) Für die Bildung des Gastrovascularapparates , der Geschlechtsorgane , Fangfäden u. s. w. verweist Ref. auf die ürigi- nalangaben des Verf., die unsere Kenntnisse mit manchen interessan- ten Specialitäten vermehren. Er beschränkt sich schliesslich noch auf die Bemerkung, dass die Mundöffnung von Staurophora, weit davon entfernt, zu fehlen, wie man wohl behauptet hat, von ansehnlicher Grösse ist und die Form eines langgezogenen Kreuzes hat. Die Ent- wickelungsgeschichte ist nur beiläufig berücksichtigt worden, da Verf. die Absicht hat, diese später zum Gegenstande einer besondern Dar- stellung zu machen. (Wie Ref. brieflich vom Verf. erfahren hat, wird diese Abhandlung in Kürze erscheinen.) Nur gelegentlich er-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 415

fahren wir, dass der Larvenzustand von Sarsia eine Coryne ist, dass Hippocrene von einer Tubularia , Tiaropsis von einer Campanularia aufgeammt wird.

Ausser diesen drei grösseren Abhandlungen liegen über den Bau der Scheibenquallen nur noch einige wenige Mit- Iheilurigen vor.

So von Gegenbaur, der sich (l'lnslit. 1850. p. 344) davon überzeugt hat, dass die sog. Randkörperchen bei Ca- rybdaea, Felagia , Ephyropsis (n. gen.^ und Rhhostoma eben so wohl aus einem Gehörorgane, als auch einem Ge- sichlswerkzeuge bestehen. Das letzlere liegt seitlich neben dem Gehörorgane und wird von einem Pigmenthaufen gebil- det, in den eine sphärische Linse eingesenkt isl.

Karsten berichtet über die Nesselorgane von Cyanea und deren Entwickelung. Berl. Monatsber. 1852. S. 73.

Derbes über die Geschlechtsverhältnisse und die Fort- pflanzung von Cyanea chrysaora. Annal. des sc. nat. 1850. T. XIll. Froriep's J. B. Zool. II. S. 121.

Verf. erklärt die Cyanea für hermaphroditisch und will eben sowohl an den Ovarien, als auch den Kränzen der Anne kleine gelb- liche liläschen gefunden haben , die an ihrer Innenfläche bewegliche in Zellen eingeschlossene Samenfäden enthielten. Das Ei soll von Anfang an in Form eines bewimperten Embryo existiren (eine An- gabe, die wohl nur beweist, dass der Verf. keine' Eierstockseier, son- dern blosse Embryonen zur Beobachtung bekam). Die Entwickelung konnte bis zur Ausbildung der Polypenform beobachtet werden.

Unter den übrigen Arbeiten über die Entwickelungsge- scliichle der höheren Medusen, ist vor allen eine Abhand- lung von Dalyell hervorzuheben, die dem schon mehrfach angeführten Werke T. I. p. 73 (und Nachtrag T. 11. p. 241) einverleibt ist und eine ausführliche Darstellung der theilweise schon vor zwanzig Jahren veröffentlichten (vgl. Jahresber. für 1^36. Bd. III. S. 278) Beobachtungen enthält.

Zunächst sucht Verf. den Nachweis zu liefern, dass die poly- penförmigen Thiere, an welche er seine Beobachtungen anknüpft, nach Bau und Lebensweise (Knospenbildung , Reproductionsvermögen u. s. w. ) mit unseren Süsswasserpolypeu übereinstimmten, auch jahrelang ohne weitere Metamorphose verharrten, also mit vollem Hechte als eine Hydra (11. luba Dal. = H. gelatinosa Zool. dan.) be- trachtet werden könnten. Trotzdem ist diese Hydra nun aber kein

416 Leuckarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

ausgebildetes und selbstständiges Wesen, sondern die Larve einer Meduse. Die ersten Zustände dieser Larve sind dem Verf. unbekannt geblieben; er beobachtete dieselben indessen an zwei Arten des Gen. Chrysaora, bei denen die polypenförmigen Larven Anfangs eine einfache infuso- rienartige Bildung besitzen und erst nach mancherlei Veränderungin ihre spätere Form annehmen. Der Uebergang (Icr Hydra tuba in den Medusenzustand geschieht durch die bekannte Strobilaform , wie der Verf. ganz unabhängig von Sars (schon lange vor demselben) ge- funden hat. Der vordere Theil des Polypen streckt sich und zerfällt durch Quergliederung in eine Anzahl von Segmenten , deren Menge bis zu 25 und noch mehr steigt. Der Uebergang der Hydra in die Slrobila hat Verf. allerdings in ihren ersten Anfängen nicht beobach- tet; dass dieselbe jedoch, wie bemerkt, durch Längsstreckung des Polypen geschieht, dürfte wohl dadurch bewiesen sein, dass der vor- derste der Ringe anfangs noch ganz deullich auf seiner freien Fläche, vom Rande etwas entfernt, die Tentakel des früheren Polypen erken- nen lässt. Aber diese Tentakel beginnen allmählich zu schwinden und gehen schliesslich spurlos verloren. Dalür entsltht nun am hin- teren Ende der Strobila, unter dem letzten Ringe, wo sich dieser ge- gen den unveränderten Basaltheil des Polypen absetzt , ein neuer Tentakelkranz, wahrscheinlich auch eine neue Mundöllnung, so dass es jetzt den Anschein hat, als " habe der ursprüngliche Polyp an sei- nem Vorderende eine geringelte Säule von ansehnlicher Länge her- vorgetrieben. Anfangs hatte diese Säule eine gleichmässige cylindri- sche Gestalt, aber nach der Bildung des neuen Tentakelkranzes be- ginnen die vorderen Ringe stärker zu wachsen , so dass die Säule in kurzer Zeit eine kegelförmige Bildung annimmt. Die einzel- nen Ringe trennen sich immer weiter und entwickeln sich schliess- lich in kleine Medusen von eigenlhüinlicher Gestalt (Medusa befida Dal. M. minutissima Penn.), die sich schliesslich eine nach der andern von ihrer Unterlage ablösen und dann als völlig freie und selbst- ständige Wesen erscheinen. Eine weitere Veränderung wurde an die- sen Medusen nicht beobachtet; der Verf. scheint die Sprösslinge der Hydra luba in ihrer gegenwärtigen Form für ausgebildet zu halten.

Sehr übereinstimmend mit diesen Angaben von Da- lyell lauten die Beobachtungen vonReid, die schon in dem letzten Jahresber. angezogen sind und jetzt in einer neuen, ausführlichem Abhandlung vorliegen (Ann. nat. hisL 1848. T. 1. p. 25, Froriep's N. N. 1848. N. 130).

Die Production der Medusen beschränkt sich auch nach Reid auf das vordere Körperende (etwa '/e '7 der ganzen Körperlänge), das sich streckt und ringelt und noch vor der Abtrennung der ersten Scheibenqualle seine Tentakel verliert. Das hintere Ende des Poly-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 417

pen persistirt in unveränderter Form, nur mit einem neuen Tentakel- kranze und überlebt die Abtrennung der Medusensprossen.

Auch Desor berichtet (Proc. ßosf. Soc. 111. p. 137, Ann. des sc. nalur. 1849. T. XII. p. 211) über die Entwicke- lung einer Meduse, Aurelia aurita, hat aber nur, wie es scheint, die lelzten Stadien derselben, nach der Neubildung der Tentakel an dem persislirenden Polypenleibe, zur Beob- achlung gehabt.

Die Auffassung dieses Vorganges ist etwas abweichend ; Desor behauptet, dass die jungen Medusen nicht auf dem Wege der Theilung, sondern durch fortgesetzte Knospenbildung an der Kopfscheibe der polypenförmigen Ammen entstehen. Die Ernährung der Knospen ge- schieht durch vier Kanäle , welche die ganze Länge der säulenför- migen Colonie durchsetzen und schliesslich mit dem auch von Reid beschriebenen gefässartigen Kutritionsapparate der Amme zusammen- hängen.

Während sich die voranstehenden Beobachtungen vor- zugsweise auf die späteren Stadien der Medusenentwickelung beziehen, sind andererseits bei unseren Thieren auch die frü- heren Vorgänge bis zur Ausbildung der Polypenfonn mehr- fach der Gegenstand einer näheren Untersuchung gewesen. Hieher gehören namentlich die Beobachtungen von Ecker an Cephea (Verh. der naturf. Gesellsch. zu Basel Heft VIII. 1849. S. 51 sind mir nicht zu Gesicht gekommen und beziehen sich, wie ich den Angaben von Busch entnehme, zunächst nur auf die Entwickelung des Embryos im Ei), so wie die von Busch an Chrysaora und Cephea (Beobachlun- gen u. s. w. S. 25) und von Gegenbaur an Cassiopeia (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 328, so wie ausführlicher in einer eigenen seither erschienenen höchst interessanten Ab- handlung dess. Verf. „über den Generationswechsel und die Fortpflanzung der Medusen", die wir erst im nächsten J. B. näher besprechen können). Ueber den innern Bau der poly- penförmigen Larve (von Cephea) berichtet ausserdem auch Franlzius in der Zeitschrift f. wiss. Zool. IV. S. 118.

In allen diesen Fällen hat der Embryo nach dem Ausschlüpfen, wie bei Medusa und Cyanea, eine einfache infusorienartige Bildung. Er schwimmt eine Zeit lang durch Flimmerbewegung umher, setzt sich aber später fest und nimmt dann allmählich eine polypenförmige Gestalt an. Bei Cassiopeia ist das erste frei bewegliche Stadium des Archiv 1. Naturgesch. XX. Jahr«. 2. Bd. ßß

418 Leuckärt: Bericht üb. d. Leistungen in d, Nalurgeschichte

Larvenlebens ausserordentlich kurz, so dass die Metamorphose des Embryo erst nach der Anheftung beginnt. Bei Cephea dagegen ge- schieht die Bildung des Alundes und die Anlage der ersten (vier) Tentakel noch während der Zeit des freien Lebens. Die Jungen von Chrysocra durchlaufen vor der Befestigung sogar noch weitere Metamor- phosen, wie schon DalyeU wusste (vgl. hierüber auch die vorläu- figen Mittheilungen von Busch in Müller's Arch. 1849. S. 140, wo diese Jungen jedoch einem Polypen zugeschrieben werden). Sie plat- ten sich ab und verwandeln sich sodann in einen viereckigen Stern, dessen Ecken sich immer weiter ausziehen und endlich zu tentakel- artigen Fortsätzen werden. Bei dieser Metamorphose haben die Jun- gen ihre frühere lebhafte Bewegung verloren ; sie liegen, obgleich immer noch wimpernd, mit ausgestreckten Tentakeln ganz still auf der Überfläche des Wassers. Die eine Körperfläche ist etwas gewölb- ter, als die andere. Sie ist die spätere Rückenfläche, wie man bald daran erkennt, dass sich auf der gegenüberliegenden Fläche eine cen- trale Grube bildet, die zur Mundöfl^nung wird. Nach der Verdop- pelung der ursprünglichen Tentakelzahl verwandelt sich der frühere Stern in einen glockenförmigen Körper, indem der convexe Rücken sich immer mehr hebt und die Armwurzeln sich einander annähern. Man möchte fast vermuthen, dass diese Metamorphose auf geradem "Wege zu der späteren Medusenform hinführe, wenn Busch nicht ferner beobachtet hätle , dass sich die Kuppel der Glocke in einen kurzen stielförmigen Fortsatz erhöbe und durch ihre Befestigung an festen Körpern auch hier das bekannte polypenartige Larvenstadium vermittele.

Die Eigenthümlichkeiten der Entwickelung von Chrysaora er- schöpfen sich aber noch nicht in den eben angeführten Verhältnissen. Die Jungen besitzen ausserdem auf allen Stadien ihres Lebens, sogar schon als infusorienartige Embryonen, die Fähigkeit der geschlechts- losen Vermehrung. Sie treiben Knospen , die sich nach ihrer Ablö- sung eine Zeitlang als flimmernde Körper von ovaler Gestalt umher- bewegen und dann ganz wie die übrigen Embryonen metamorphosiren. Anfangs entstehen diese Knospen an den Seitenrändern des linsenför- migen Embryo, später an dem Lippenwulsle. Auch an den polypenar- tigen Larven von Cephea glaubt Busch die Froduction solcher infu- sorienförmiger Knospen beobachtet zu haben und zwar im Innern der verdauenden Höhle, indessen scheinen Frantzius und Gegenbaur geneigt zu sein, hier eine Verwechselung mit verschluckter jüngerer Brut anzunehmen, wie sie eine solche öfters im Magen der älteren Me- dusenlarven antrafen.

Was die innere Bildung dieser polypenartigen Medusenlarven betrifft, so kann es nach den Mittheilungen von Frantzius und Ge- genbaur nicht länger zweifelhaft sein, dass dieselben in mehrfacher

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 419

Beziehung sehr auffallend von der Ürgunisation der eigentlichen Hy- droidpolypen dilFerirt. Die polypenartigen Larven der höheren Me- dusen besitzen einen eigenen von der umgebenden Leibeshöhle ver- schiedenen Magen, der mit einer soliden und strangförmigen Fortset- zung seiner Zellenwand im Fussende des Körperschlauches befestigt ist und hier wahrscheinlicher Weise, wie Steenstrup beschrieb, mit einem schon vielfach (auch vonReid und Desor) beobachteten System von Längskanälen zusammenhängt, das in den Körperwandun- gen emporsteigt. Wie sich diese Längskanäle am vorderen Ende ver- halten, scheint Ref. noch nicht ausgemacht zu sein, obgleich Reid, wie Steenstrup früher, angiebt, dass hier unter der Basis der Ten- takeln ein Ringgefäss vorkomme, das dieselben unter einander ver- binde. Ref. hält es aus morphologischen Gründen für viel wahrscheinli- cher, dass hier ein Zusammenhang mit der Leibeshöhle stattfinde, denn die gleichzeitige Anwesenheit eines geschlossenen üastrovascularap- parates und einer davon abgetrennten Leibeshöhle scheint demselben mit unseren dermaligen Kenntnissen von dem typischen Plane der Coe- lenteraten kaum zu vereinigen.

Der von Gibs und Clarke (Ann. nat. bist. 1849. T. IV. p. 26 oder Froriep's T. Bl. Zool. I. S. 185) beschriebene hydraartige Meer- polyp dürfte (wie H. tuba Dal.) wohl gleichfalls eine polypenförmige Medusenlarve darstellen.

Was wir über die Entwickelungsgeschichle der niederen sog. nackläugigen (kryplocarpen) Medusen kennen gelernt haben , wird in unserem Referate über die Hydroiden des Nähern auseinander gesetzt werden. Wir wollen hier einst- weilen nur so viel erwähnen, dass sich diese niedern Medu- senformen ihrer Mehrzahl nach gleichfalls auf dem Wege des Generationswechsels entwickeln und in ihrem Ammenzuslande eben die sog. Hydroidpolypcn darstellen.

Dass es übrigens auch Medusen giebt, die sich auf ei- nem einfacheren Wege und ohne Generationswechsel ent- wickeln, beweisen die Beobachlungen , die J. Müller über die Jugendzuslände einer kleinen neuen Meduse aus dem Gen. Aeginopsis, Aeg. medilerranea^ millheilt (Arch. 1851. S. 252).

Das ausgebildete Thier , das seither auch im geschlechtsreifen Zustande von Kölliker (Zeilschrift für wiss. Zool. IV. S. 320) so wie vom Ref. aufgefunden wurde, besieht aus einer ziemlich flachen Glocke, von der auf dem convexen Rücken zwei äusserst lange und hornförmige Tentakel abgehen. Die von J. Müller beobachteten jüngsten Larven zeigten im Wesentlichen bereits dieselbe Bildung, nur war der glockenförmige Körper höher, fast flascheaförmig (mehr po.

420 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

lypenähnlich), die Länge der Arme dafür aber äusserst reducirt. Dass diese Thiere erst vor kurzer Zeit das Ei verlassen hatten, wird theils durch ihre geringe Grösse, die nur Vs'" beträgt, theils auch und vor- zugsweise durch den Flimmerüberzug ihres Körpers bewiesen. Die Anwesenheit eines Flinimerkleides widerstreitet auch der Annahme, dass diese Thiere etwa durch Knospenbildung auf dem Wege des ge- wöhnlichen Generationswechsels ihren Ursprung genommen hätten.

Zu diesen Medusen ohne Generalionswechsel gehört auch (vergl. Müller's Arch. 1852. S. 34) das von J. Müller in der Abb. über Echinodermenentwickelung IIL S. 32 beschrie- bene und abgebildete Thierchen, dessen scheibenförmiger Körper mitsainmt der herabhängenden Schlundröbre ebenfalls von einem uniformen Wimperkleide überzogen war. Auf der Unterfläche der Scheibe, zwischen ihr und dem Schlünde stehen einige kolbenförmige Forlsälze und ein Paar kleine mit einem otolitbenartigen Körper im Innern versehene Röhr- chen, beide in wechselnder Anzahl, die erste bis zu 6, die andere bis zu 4.

Eine dritte rund herum wimpernde junge Meduse mit 6—10 ungleichen steifen Randeirren und 2—4 Gehörorganen (Polyxenia leucostyla?) wurde gleichfalls von J. Müller beobachtet. Arch. für Anat. 1852. S. 34.

Auch Gegenbaur verfolgte CZeitschrift für wiss. Zoo). IV. S. 370) die Enlwickelung einer wimpernden jungen Me- duse und überzeugte sich, wie J. Müller, von der Abwe- senheit des sonst bei diesen Thieren gewöhnlichen Genera- lionswechsels.

Die heohachtete Meduse gehörte, wie wir seither specieller (über den Generationswechsel und die Fortpflanzung der Medusen und Polypen. Würzburg 1853) erfahren haben, zu einem neuen Gen. Tra- chynema^ das nach Form und Habitus dem Gen. Thaumaniias nahe steht, sich aber durch die Rigidität und den bleibenden Wimper- überzug der Tentakel auszeichnet, und durch erstere an Poli/xenia und Aeginopsis erinnert. Die jüngsten Individuen dieser Meduse waren flaschenförmig und besassen an der Basis des Halses 4--5 oben her- vorsprossende dicke Tentakel. Später vermehren sich diese Tenta- kel unter gleichzeitiger Längenzunahme ; es bilden sich Randkörper- chen, und der Bauch der Flasche wird schärfer und schirmartig. Schon vorher bemerkte man im Innern des Bauches hinter dem Magen eine geschlossene Höhle ; jetzt sieht man, wie aus dieser Höhle 8 Radial-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 421

gefässe hervorgekommen sind, die sich bis in den Rand des Schirmes fortsetzen und schliesslich durch ein Ringgeiäss vereinigt werden. Die grossesten Exemplare von W" besassen 16 Tentakel und vier ge- stielte Randkörperchen, jedoch noch keine Geschlechtsorgane.

Zu diesen jungen flimmernden Medusen gehört wahr- scheinlicher Weise auch das von Busch (Beobachlungcn u. s.w. S. 120} unter dem tarnen Teiraplatia volitans beschrie- bene Thierchen , dessen Organisation freilich, wie es scheint, von seinem ersten Entdecker nicht ganz richtig aufgefasst worden. Wir verweisen hierfür auf* die Bemerkungen von Krohn in Müller's Arch. 1853. S. 320.

lieber die Prolificalion der Medusen vergl. man die Be- obachtungen vonForbes, 1, I. p. 58ff., die wir schon oben (S. 413) angezogen haben. Ausser Forbes hat dieser in- teressante Vorgang übrigens noch zahlreiche andere Beob- achter gefunden. So zunächst Busch, der seine Untersu- chungen in einer eigenen Abhandlung, über die Knospen der Sarsia prolifera Beobachtungen u. s. w. S. 1 zusammenge- stellt hat, und hier namentlich auch eine dclaillirte Darstel- lung von der allmählichen Entwickelung der einzelnen Gem- men giebt.

Die Knospe enthält Anfangs ein einfaches Divertikel des müt- terlichen Kanalsystemes, aus dem sich dann zunächst die vier spätem Raclialgefässe mit der Magenhöhle hervorstülpen. Die Tentakel und Bulbi entstehen noch vor dem Aufbrechen der Knospen und liegen in dem durch Sonderung des Magenrohres von dem peripherischen Schirme entstandenen Räume. Noch während des Zusammenhanges mit dem Mutterthiere bilden sich an den Jungen bisweilen neue Kno- spen. In vielen Fällen liessen sich an den Mutterthieren auch mehr oder weniger entwickelte Geschlechtsorgane nachweisen; als Gene- rationswechsel kann diese Fortpflanzungsart bei Sarsia prolifera also nicht aufgefasst werden.

Steenstrup (Vidensk. Meddels. for 1849 og 1550. p. 35. Anm.) und Eydoux et Soul ey et (Voy. d. la Bonlle zool. 11. p. Ö4l) beobachteten eineBougainvillia, (letztere die Cytaeis tetrastyla Eschsch,) in proliferirendem Zustande, aber dabei geschlechtslos; sie vermuthen daher in diesem Thiere eine Amme. Steenstrup dehnt diese Vermulhung sogar über alle proliferirende Medusen aus.

Die Entwickelung der Knospen von Lhz-ia S-pnnctata

422 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

geschieht nach Schultz e auf dieselbe Weise, wie es Busch bei Sarsia proHfej^a beschrieben hat. Zeilschrift für wiss. Zool. IV. S. 194.

Krohn beobachtete die Prolilicalion bei einer neuen wahrscheinlich von Podocoryne aufgeammlen Oceanide , wo dieselbe wie bei Lizzia vor sich geht. Auch hier liessen sich an den unausgebildelen Geminen nicht seilen schon die winzigen Keime einer nachfolgenden drillen Generalion un- terscheiden. Arch. für Naturgesch. 1851. I. S. 267.

Nach Huxley (Ann. nat. hist. 1850. VI. p. 66) pro- ducirt auch Willsia Knospen, und zwar in dem Winkel, der von den beiden ersten Zweigen der Radialkanäle gebildet wird, also an einer Stelle, die uns nach dem von Korbes aufgestellten Einlheilungsprincipe zur Annahme einer fünf- ten Knospungsart berechtigen könnte. Es hat übrigens den Anschein, als ob die differenleslen Stellen des Medusenkör- pers zur Prolificalion geschickt wären, zumal seitdem wir durch Gegenbaur erfahren haben (l'Instit. 1853. p. 344), dass es Medusen giebt, bei denen die Knospenbildung auf der Innenfläche des Magens vor sich geht.

Die Beobachtung von Gegenbaur ist inzwischen in der schon mehrfach erwähnten Abhandlung über die Forlpdanzungsverhällnisse der Medusen in detaillirter Weise publicirt worden. Wir entnehmen dar- aus, dass die Meduse, um die es sich handelt, eine Cunina ist, die einer ganz andern Familie zugehört, als die bisher erwähnten Arten. Die Gemmen knospen in der Peripherie der weiten ölagenhöhle her- vor und trennen sich bereits sehr frühe von ihrer Brutstätte, ohne diese jedoch sogleich nach der Abtrennung zu verlassen. Sie flachen sich noch vor ihrer Lösung ab und scheinen sich in einer viel einfacheren Weise, als die Sarsiaden und Lizzien, durch Bildung einer Magenhöhle und MundöfFnung in die Medusenform umzuwandeln. Die Tentakel bilden sich von Anfang an als äussere Anhänge. (Um diese Verschie- denheiten gehörig zu beurtheilcn, muss man sich daran erinnern, dass die Cuninen u. v. , sich in mehrfacher Beziehung und namentlich durch die Bildung ihres Gastrovascularsystemes sehr auffallend von den übrigen Medusen unterscheiden.)

Die voranstehenden Angaben enthalten wahrscheinlicher Weise auch den Schlüssel für das Yerständniss einer von Kölliker (Zeit. sehr. lür wiss. Zool. IV. S. 328) gemachten Beobachtung, über eine den Cuaiüasprösslingcn nicht unähnÜehe kleine Meduse (^St^nogasUr

der niedereo Thiere während der J. 1848—1833. 423

complanalus Köll.), die in der Magenhöhle einer andern dem Gen. Cunina nahestehenden Art {^Eurysloma rniiginosum Köll.) auf ver- schiedenen Entwickelungsstufen vorgefunden wurde. Kölliker ist freilich der Ansicht, dass dieses Vorkommen nur zufällig sei und glaubt aus seiner Beobachtung folgern zu können , dass sich Steno- gasler nach Art von Aeginopsis ohne Metamorphose entwickle, allein dagegen spricht einmal , wie es Ref. scheint, die Abwesenheit eines Flimmerkleides bei den jungen Formen und sodann auch die Anwe- senheit eines kegelförmigen Buckels auf der Mitte der Rückenfläche, die doch wohl hier, wie in allen übrigen Fällen, auf eine frühere Be- festigung hindeutet.

An die voranstellenden Beobachtungen über proliferi- rcnde Medusen schliesst sich die durch Köl 1 i lier entdeckte weitere Thatsache , dass es Medusen giebt, die sich durch Theilung vermehren. Vergl. Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 325.

Kölliker beobachtete diesen seltsamen Vorgang bei einer klei- nen neuen Meduse des Gen. Stomohranchium , St. mirahile Köll., die übrigens wahrscheinlicher Weise nur den Jugendzustand eines Meso- nema (/W. coerulescens Köll.) darstellt. Die Theilung beginnt an dem Magen und geht erst nach Spaltung desselben auf die Scheibe über, die anfangs ohne Veränderung der Gestalt eine Meridianfurche zeigt, dann bei vorwärts schreitender Trennung bisquit- und 8-förmig wird, bis endlich beide Hälften aus einander weichen. An den isolirten Theilstücken, die man an der unvollkommenen Kreisform der Scheibe und der Excentricität ihres Magens erkennt , geht nicht selten eine nochmalige Theilung vor sich. Mitunter geschieht diese Theilung noch an solchen Individuen, die an einzelnen Radialgefässen bereits deutliche Eier zeigen.

Was die systematische Eintheilung der Scheibenquallen betrifft, so glaubt Forbes in seiner schon mehrfach erwähn- ten Monographie die von Eschscholtz aufgestellten zwei Gruppen mit veränderten Namen als Steganophthalmata und G y m n 0 p h t h a 1 m a t a beibehalten zu können. L. 1. p. 406.

Die Hauptunterschiede dieser beiden Gruppen sieht Verf. in dem Verhalten der Randkörperchen und des peripherischen Theiles des Ga- strovascularapparates. In der erstem Gruppe sind die Randkörperchen von mehr oder minder zusammengesetzten lappigen Fortsätzen bedeckt und die Gefässe in der Peripherie der Scheibe mit anastomosirenden Ver- zweigungen versehen; bei den Arten der zweiten Gruppe sind die Randkörperchen dagegen nackt und die Gefässe ohne Verzweigungen oder doch wenigstens oUno Anastomosen. (In }ipidcR Gruppen giebt

424 Leuckart, Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

es übrigens auch eine Anzahl von Formen, bei denen die peripheri- schen Theile des Gastrovascularapparates überhaupt keine Gefässe , sondern weite und kurze sack- oder taschenartige Anhänge darstellen, wie bei den Polypen.)

In der Gruppe der Gymnophthalmata stellt Forbes nach den von ihm beobachteten Englischen Arten 6 Familien auf: 1) Willsia- dae mit verästelten Gefässen (Willsia n. gen.); 2) 0 ceanidae mit einfachen Gefässen und gewundenen Geschlechtsdrüsen an dem herabhängenden Magensacke (^Turris, Saphenia, Oceania') \ 3) Aequo- readae mit acht oder noch mehr einfachen Gefässen und linearen Ge- schlechtsdrüsen längs den Gefässen {Slomobranchium , Polyxenia) ; 4) Cir ceada e mit acht einfachen Gefässen und eben so vielen kleinen Geschlechtsdrüsen im Grunde der Subumbrella [Circe') ; 5) Geryoni- dae mit vier einfachen Gefässen und vier Geschlechtsdrüsen in dem Verlaufe der Gefässe {Geryonia^ Tima^ G ery onopsis n. gen., Thau- mantiasy Slab b e ria n. gen.) ; 6)Sarsiadae mit vier einfachen Ge- fässen und Geschlechtsdrüsen in der Substanz des Magenstieles (^Sarsia^ Bougainvillia , Lizzia n. gen., M ooder ia n. gen., Euphysa n. gen., Sleenstrupia n. gen.

Lülken liefert eine eigene (dänisch geschriebene) Ab- handlung „über die syslemalische Gruppirung der Medusen." Vidensk. Meddels. for 1849 og 1850. p. 15.

Verf. theilt die Ansichten von Forbes über die beiden Haupt- gruppen der Scheibenquallen und macht auf die weiteren Unterschiede derselben (in der Anordnung und Bildung der Geschlechtsorgane, der Entwickelungsweise u. s. w.) aufmerksam. Für die Eintheilung der nacktäugigen Arten giebt derselbe nach einer kritischen Beleuchtung der von Forbes aufgestellten Familien folgendes Schema:

A. Statt der Radialgefässe des Gastrovascularapparates weite We- bensäcke ohne Ringgefäss. llieher nur eine Familie, Aegi- neae mit den Gattungen Charybdaea, Eurybia, Cunina, Aegina, Aeginopsis, Polyxenia.

B. Mit einfachen Radialgefässen und Ringkanal, a. Magen ring- oder glockenförmig.

1. Unmittelbar an der Körperscheibe befestigt.

a. Mund bald mit, bald ohne lappenförmige Fortsätze; Ge- nitalien in der Scheibe. ¥am. Aeqn oreadae mit den Gat- tungen Aequorea, JiJesonema, Stomobranchium, Thaumantias.

ß. Mund mit vier einfachen Lappen; Genitalien im Umkreise des Magens. Fam. Oceanidae (Oceania, Saphenia, Tur- ris, Mooderia).

y, Mundlappen verästelt, Tentakel und Sinnesorgane grup-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 425

* penweis vertheilt. Fam. B oug ainvillea e (^Bougainvil-

leOf Lizzia, Ralhh.ia').

2. Magen auf einem langen Magenstiele. Fam, Gcryonidae {Geryonia, Tima, Geryonopsis, Dianaea, Circe). b. Magen lang, schnabelförmig und ausgestreckt. Fam. SaV' siadae (Sarsier, Slabberia, Steenstrupia , Euphysa). C. Mit verästelten Radialgefässen. Fam. Willsiadae (^Willsia,

Vroboscidactyla , Berenice^.

Jedenfalls wird aber auch diese Eintheilung im Laufe der Zeit noch manche Veränderung erfahren. Besonders gewagt scheint Ref. die Aufstellung einer eigenen Familie der Bouyainvilleae, deren Arten einerseits mit den Sarsiaden, andererseits auch mit den Üceaniden zu- sammengehören möchten. Auch die Trennung der Geryoniden von den Thaumantiasarten scheint Ref. eben nicht sehr natürlich zu sein, zumal die Länge des Magenstieles bei den ersteren den grossesten Verschiedenheiten unterliegt.

Die neu bekannt gewordenen Arten gehören mit weni- gen Ausnahmen zu der Gruppe der nacktäugigen Medusen.

Von neuen Arten aus der Gruppe der Steganophthalmata haben wir nur zu erwähnen: Pelagia quinquecirra (Nantucket-Bay) Desor, Proc. Bost. Soc. IIL p. 76, Fhacellophora sp. ?, abgebildet bei Hux- ley, über den Bau und die Verwandtschaften der Medusen 1. c. Tab. XXVin. flg. 18; Medusa {Chrysaora) Stella (von der schottischen Küste), Dalyell, rare and remark. anim. IL p. 106. Tab. XV. (Da- lyell liefert ferner Abbildungen von Chrysaora isoscela T. L PL XV. Aurelia aurita T. IL PI. LI und Cyanea capillata Ibid.).

Weit zahlreicher sind, wie gesagt, die neuen Arten aus der Gruppe der nacktäugigen Medusen. F o rb e s allein beschreibt in seiner Monogra- phie deren 43 : Willsia (n. gen.) stellala , Turris digitalis , T. ne- glecta f Saphenia dinema, Oceania octona , Oc. episcopalis, Oc. liirrila, Gc. globulosa , Stomobratichium oclocostalum , Polyxenia Alderi , Circe rosea, Geryonia appendiculnla, Tima Bairdii , Geryonopsis (n. gen.) deliculata , Thaumantias pilosella , Th. quadrala, Th. aeronaulica , Th. octona, Th. maculala, Th. melanops, Th. globosa, Th. convexa, Th. gibbosa, Th. lineata, Th. pileata, Th. Sarnica, Th. Thompsoni, Th. hemisphaerica, Th. inconspicua, Th. lucifera, Th. punctala, Slabberia (n. gen.) hal- terata , Sarsia tubulosa , S. pulchella , S. gemmifera^ S. prolifera, ßou- gainvillia brilannica, B. nigritella , Lizzia (n. gen.) octopuncta(a, L. blondina, Mooderia (n. gen.) formosa, Euphysa (n. gen.) aurata, S te enstrupia (n. gen.) rubra, St. ßaveola.

Die neuen Genera werden folgendermassen charakterisirt : Gen. Willsia. Umbrella globose ; ovaries six, radiating around •thfrbase of the short, campanulate, four-lippcd atomach; vessela six,

426 Leuckart: Bericht üb, d. Leistungen in d. Naturgeschichte

twice dichotomously dividing before they reach the marginal vessel ; a marginal tentacle opposite each branch ; ocelli conspicuous.

Gen. Geryono p sis. Umbrella hemispherical ; ovaries four, clavate, conspicuous on the subumbrella in the course of the four simple radiating vessels ; margin of umbrella with numerous short tentacula; stomach at the extremity of a short peduncle, terminating in four large fimbriated lips.

Gen. Slab beria. Umbrella campanulate ; ovaries four, linear, in the course of the four simple gastro-vascular canals ; peduncle pro- boscidiform, highly extensile, oral orifice circuiar ; a marginal tenta- cle springing from an ocellated bulb , and terminating in a coloured globular body, placed opposit each af the gastro-vascular canals.

Gen. Lizzia. Umbrella spherical or campanulate; ovaries in the form of four lobes , on the sides of the short peduncle, margin of the umbrella with eight unequal, Compound, tentacular bulbs, all tentaculiferous , the four layer opposite the four radiating, simple, gastric vessels; stomach shorter than the subumbrella; mouth with four simple or ramifying tentaculated lips.

Gen. M 0 0 deria, Umbrella globose ; radiating vessels four, simple; four niarginal tentacles opposite the four simple vessels; ocelli conspicuous; peduncle inflated, balloonshaped, contracted below and terminating in four lanceolate lips.

Gen. Eup hys a. Umbrella globose inflated; ovaries in the base of a flask-shaped peduncle, with a simple orifice at the end of a proboscidiform stomach; vessels four, simple, joining the gastric vessel opposite four conspicuous ocellated tentacles , from each of which arises a short, slender, recurved cirrus, and from one a sup- plementary long tentacle.

Gen. Steenstrupia. Umbrella conical, apiculate; apex con- nected by a cord with the subumbrella; four marginal elongated glands opposite the foür simple radiating vessels ; a single tentacle develo- ped from one of the glands only, peduncle proboscidiform, with a simple round orifice.

Später wird von Forbes undGoodsir (Transact. Edinb. Soc. T. XX. p. 311. PI. X.) noch ein Kachtrag zu diesen Arten geliefert: Oceania ducalis , Slabberia calenala, Flancia (n. gen.) gracüis, lUp~ pocrene (Bougaintillia) pyramidata, H. crucifera^ H. simplex , Thau- mantias undulata, Th. conßuens. Das neue Sarsiadengenus Plancia trägt folgende Diagnose: Umbrella hemisphaerical ; radiating vessels four, simple; no conspicuous genital glands; two long marginal tentacles and numerous intermediate rudimenlary tubercles , all with ocelli at their bases; stomach at thq cnd of & very loDg; extensile, cyliadrical

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 427

tubulär proboscidiform pcduncle, with a simple or obscurely lobed orifice.

Dalyell beschreibt gleichfalls einige nacktäugige Medusen von der Schottischen Küste : Medusa (^Geryonopsis'i) crinila, Medusa (^Sar^ sia) proboscidea, Medusa (Tima)'] ^ Medusa (^Thaumanlias) fimbriata. L. c. T. II. 248. Tab. LH.

In dem von BrightweU mitgetheilten Verzeichnisse der bei Lowest oft beobachteten Akalephen sind keine neue Arten aufgeführt. Ann. nat. bist. 1850. VI. p. 304.

Dagegen beschreibt Busch in seinen Beobachtungen u. s. w. S. 10 einige neue brittische Arten : Sarsia macrorhynchus und S. nodu- losa (mit 6 peripherischen Gefässen u. s. w.), so wie ferner S. ocel^. lata aus Triest, Bougainvillia mediterranen und B. dipleclanos aus dem Malagensischen Meere, Lhzia dibalia aus Triest.

Auch Kölliker stellt nach seinen Beobachtungen in Messina eine Anzahl neuer Scheibenquallen auf: Cunina dodecimlobata, Vkor- cynia (^ ^eL) striala, Eury Stoma (n. gen.) rubiginosum, Pachysoma {^n- gen.) ßavescenSf Steno gast er (n. gen.) complanatus, Nausithoe (n. gen. = Oclogonia J. Müller, Arch. 1854. S. 97) punctata, N. marginata , Oceania armata , 0. sedecimcostata, Thainnantias dubia, Storno branchium mirabile, Mesonema coerulescens. Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 320. (Wir haben schon oben bei dem Berichte über die anatomisch- physiologischen Leistungen mehrere dieser Formen und ihrer eventuellen Beziehungen zu einander Erwähnung gethan. Ei- nige weitere Bemerkungen über dieselben und namentlich über die neu aufgestellten Genera verschieben wir auf einen späteren Bericht, da uns bis dahin wohl eine ausführlichere Beschreibung derselben mit Abbildungen vorliegen wird. Auch in gegenwärtiger Form sind übrigens die Angaben Kölliker's von hohem zoologischen Interesse, zumal sie vorzugsweise eine Gruppe betreffen, die Familie der Ae- gineen, über die unsere bisherigen Kenntnisse noch äusserst lücken- haft sind. Bei manchen dieser Arten soll der Magen, nach Kölliker, von der Randhaut gebildet werden, doch gesteht Ref., dass er nach seinen an einer Anzahl verwandter Formen in Nizza angestellten Un- tersuchungen solches bezweifeln möchte.)

Unter dem Namen Mnestra (n. gen.) parasitcs beschreibt Krohn eine sehr eigenthümliche neue Meduse, die mittelst ihres kur-. zen Magenstieles , wie mit einem Saugnapfe an dem Bauchrande von Phyllirhoe schmarotzend befestigt ist und von H. Müller und Ge- genbaur (Zeitschrift für wiss. Zool. V. S. 356) irrthümlicher Weise als ein kuppeiförmiger Anhang dieser Schnecke angesehen wurde. Dieses Arch. 1853. I. S. 278.

Agassis liefert iu den oben crwähuteu Contril>. to the nat.

428 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

bist, of the Acalephae of North - Amerika (1. c.) eine ausführliche Darstellung folgender neuer nordamerikanischer Arten: Sarsia mirahilis, Hippocrene (^Bougainvillia^ swperciliosa^ N emop sis (n. gen.) Bachei, Tiaropsis (n. gen.) diademata, Thaumantias diapkana , Staurophora laciniata. Alle diese Arten werden zugleich bildlich dargestellt. Das neue Gen. Nemop sis ist eine Bougamvillia mit langgestielten Au- gen, während Tiaropsis wohl mit Geryonopsis Forb. zusammenfallen dürfte.

Später giebt Agassi z noch (Proc. Bost. Soc. III. p. 342) eine kurze Charakteristik von Rhacosloma (n. gen.) atlanlicum n. sp., das den Aequoreaden zuzugehören scheint und wie Mesoncma mit zahl- reichen Mund - und Scheibententakeln versehen ist.

Eydoux et Souleyet beobachteten (Voy. de la Bonite Zool. II. (p. 640) in der Südsee ausser Turris papua und Cytaeis {Bougain- tillia) tetraslyla eine neue nacktäugige Meduse, die sie als Typus eines eigenen Genus Lessonia ansehen und in folgender Weise charak- terisiren.

Gen. Lessonia. Un corps cylindrace, eleve, subconvexe en dessus, garni ä sa circomference d'un assez grand nombre de cirrhes tres - courls et disposes sur un seul rang , profondement excave en dessous et contenant dans cette excavation une poche stomacale libre, proboscidiforme, pedonculee, enlouree ä sa base d'un cercle de cir- rhes tentaculaires et perfores ä leur extremite, pourvue ä son orifice de quatre lobes elales et petaloides. Sp. L. radiala. Ref. hatte Ge- legenheit, bei Nizza eine Form desselben Genus zu beobachten und erkannte darin Aglaura hemistoma Per. (_AgL reronii Lt.). Die acht Anhänge des Magenstieles sind keine Tentakel , sondern die gemmen- förmigen Geschlechtsorgane, die hier bei Aglaura nach einem eigenen, sonst nicht weiter bei den Medusen beobachteten Typus gebildet sind.

Bei Huxley finden sich in den Philos. transact. for 1849. Tab. XXVII. P. II. (s. 0.) die Abbildungen einiger neuen nacktäugigen Medusen, Thaumantias sp.? Fig. 1 , Mesonema sp.? Fig. 5 , Oceania (Eschsch.) sp. ? Fig. 11.

Steenstrup schlägt für BougainviUia (Hippocrene) den Genus- namen Mar galis vor und ervväiint einer bei den Faröern vorkom- menden M. principalis n. sp. , die sich von Boug. Lriltanica durch ihre beträchtlichere Grösse und durch zahlreichere Tentakel in den in- zelnen Büscheln unterscheidet. Vidensk. Meddels. for 1849 og 1850. p. 35. Anm.

Hydroidea.

Wenn wir hier die Hydroiden als eine eigene, von den

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 429

Scheibcnqiiallen getrennte Gruppe betrachten, so geschieht «las nicht, wie schon oben bemerkt wurde, in der Absicht, die Selbstständigkeit dieser Tliiere in ihrem früheren Umfange zu vertreten, sondern viehnehr aus anderweitigen, formellen Gründen. Nach den Beobachtungen, die wir im Folgenden zusammenstellen werden, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die unter dem Namen der Hydroiden bekannten Thicr- formen theils blosse polypenartige Jugendzustände (Ammen) verschiedener Scheibenquallen aus der Abtheilung der Gym- nophthalmata Forb. sind , theils auch Geschöpfe darstellen, die diesen Jugendzuständen als analoge Bildungen zur Seite stehen. Wir kennen, wie der nachfolgende Bericht uns zei- gen wird, eine Anzahl von Hydroiden auf allen Stufen ihrer Entwickelung; wir kennen sie als festsitzende polypenartige Geschöpfe und als frei bewegliche Quallen, die nach dem Gesetze des Generationswechsels an jenen Geschöpfen ent- standen sind und nach ihrer Abtrennung zur Geschlechts- reife kommen. Wir wissen sogar^ dass die Nachkommen die- ser Medusen wiederum zu der Polypenform der Hydroiden zurückkehren. Allerdings sind diese Erfahrungen bis jetzt nur spärlich, indessen sie sind sicher und für die Natur der betreffenden Hydroiden vollkommen entscheidend.

Aber neben diesen Formen^ die wir gewiss mit Recht als Glieder eines cyclischen Generationswechsels betrachten, stehen, und oftmals in nächster Nähe, nun andere, bei de- nen statt einer isolirten und frei beweglichen Medusenbrul eine Anzahl mehr oder minder einfach gebauter Bläschen (Genitalkapseln) vorkommen, die an den polypenförmigen Mutterlhieren befestigt bleiben und sich im Innern allmählich mit Geschlechtsstoffen anfüllen. Die Embryonen, die aus den befruchteten Eiern dieser Anhänge hervorgehen, wachsen dann ganz, wie die Embryonen der Hydrasmedusen^ in polypenför- mige Geschöpfe aus. In einigen seltenen Fällen producirt auch wohl dieselbe Hydroide Medusengemmen und Geschlechts- kapseln.

Die Deutung dieses sonderbaren Verhältnisses, von der, wie man leicht einsieht, das Urlheil über die Natur der Hy- droiden abhängt, ist von den Zoologen in verschiedener Weise

430 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

versucht worden. J. Müller (Archiv für Anal, und Physiol. 1852. S. 31) und Kölliker (Zeitschrift für wiss. Zool. 1853. S. 304) sind am meisten geneigt, die sogenannten Geschlechts- kapseln als integrirende Organe der Hydroiden anzusehen und diesen Thieren eine doppelte Fortpflanzungsweise, durch genuine Geschlechtsstoffe (homogene Zeugung Mülle r's) und quallenartige Sprossen (heterogene Zeugung Mülle r's), zu- zuschreiben. Aber beide erklären dabei die Frage nach den Fortpflanzungsverhältnissen der Hydroiden noch für eine of- fene und verweisen auf weitere Beobachtungen , wie sie uns denn auch wirklich die neueste Zeit gebracht hat. Ich glaube, dass wir heutigen Tages diese Frage ihrer Hauptsache nach als entschieden ansehen können, aber in einem andern Sinne, als Müller und Kölliker es wollten. Es kann heutigen Tages kaum mehr bezweifelt werden, dass die sog. Geschlechs- kapseln der Hydroiden in morphologischer Beziehung mit den Medusen, die an denselben aufgeammt werden, übereinstim- men, dass die Hydroiden, mit anderen Worten, in allen Fällen als geschlechtslose ammenartige Geschöpfe zu betrach- ten sind, die nach den Gesetzen des Generationswechsels eine Brut von Geschlechtsthieren erzeugen; dass diese Ge- schlechtsthiere der Hydroiden jedoch in sofern von einander verschieden sind, als sie bald zu einem freien und selbst- ständigen Leben gelangen , als förmliche Medusen sich los- trennen, bald aber auch beständig mit ihren Mutterthieren im Zusanmienhange bleiben und dann als mehr oder minder me- dusenartige Anhänge ohne eigene Bewegungs- und Ernäh- rungsorgane erscheinen. (Ref. scheint es desshalb auch nicht ganz naturgemäss zu sein, die Hydroiden ohne Weiteres mit den Scheibenquallen zu vereinigen. Er hält es für richtiger, die Hydrasmedusen, also wohl die Mehrzahl der Gymnophthal- mata, von den übrigen echten Scheibenquallen und Aegi- neen? abzutrennen und als isolirt lebende Geschiechts- thiere den Hydroiden zuzurechnen.)

Referent glaubt der Erste gewesen zu sein, der diese Ansicht ausgesprochen und, so weit es damals anging, begründet hat. Schon in den mit Frey zusammen heraus- gegebenen Beiträgen (vgl. den J. B. Bd. XVI. S. 436) hat er

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 431

den Nachweis von der morphologischen Uebereinstimmung* der sog. Geschlechlskapseln mit den an den Hydroiden auf- geammten Scheibenquallen versucht. Aber er konnte sich damals noch nicht von der Ansicht losmachen, dass diese Goschlechlskapseln einen integrirenden Theil der Hydroidpo- lypen darstellten und als Organe zu betrachten seien. Er sprach sich über die Forlpflanzungsverhältnisse unserer Thiere demnach in ähnlirher Weise aus, wie es später J. Müller und Kölliker gethan haben. Erst in der kleinen Abhand- lung über den Polymorphismus der Individuen 1851. S. 27 wagte er es, die Geschlechlskapseln der Hydroiden als „ses- sile Geschlechtsthiere" in Anspruch zu nehmen und diese Gcschlechtsthiere mit den proliferirenden sog. Achselzellen der Serlularinen und den rankenförmigen Slolonen, die bei vielen Hydroiden zur Befestigung dienen, als individuelle Glieder zu betrachten. Die Hydroiden bilden, nach der Ansicht des Ref., die seither auch von anderen Forschern (namentlich von Reichert, monogene Fortpflanzung S. 40) angenommen ist, einen polymorphen Thierstock , dessen Polymorphismus sich übrigens in den einzelnen Arten gar verschiedentlich gestal- tet und in vielen Fällen nur als gewöhnlicher Generations- wechsel auftritt. Eine weitere Ausführung dieser Ansicht fin- det man in den Zool. Beiträgen des Ref. 1. 1853. S. 84.

In wesentlich gleicher Weise urtheilt auch AI Im an über die Natur der Hydroiden. Er erkennt die formelle Ue- bereinstimmung der Eierkapseln von Coryne, Syncoryne, Tu- bularia, Cordylophora und Serlularia mit den Hydrasmedusen und spricht sich dahin aus, dass die Produclion von wirkli- chen Eiern bei den Hydroiden beständig unter denselben äus- sern Verhältnissen (in Medusen oder Medusoiden) vor sich gehe. Proc. Ir. Acad. Vol. V. p. 297, Proc. Roy. Soc. 1853. June. Noch ausführlicher bespricht Verf. diese Verhältnisse in Rep. br. Assoc. for 1852. p. 70. wo er schliesslich die ganze Lehre von der Forlpflanzung der Hydroiden in folgende Sätze zusaminenfasst :

1. Die Tubularien und Sertularien sind in ihrem Jugendzu- stande entweder sehr einfache infusorienartige Embryonen („planu- lae« Dal.), oder bereits polypenartig („actinulae" Allm.). 2. Beider- lei Formen entwickeln sich in Folge einer geschlechtlichen Einwir.

432 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Walurgeschichte

kung aus wahren Eiern. 3. Diese Eier werden überall von einem medusenartigen Gebilde („a proper niedusan structure") hervorgebracht. 4. Die Hydramedusen sind keine Embryonen , sondern Sprossen und wahrscheinlich in allen Fällen dazu bestimmt, geschlechtsreif zu werden und auf ähnliche Weise, wie die sessilen Geschlechtskapseln Eier im Innern zu entwickeln. 5. Eine jede Tubularie und Sertula- rie bringt durch Knospung zweierlei Arten von Polypen hervor, eine hydroide , die den Zwecken der Ernährung dient und eine medusoide, die für die geschlechtliche Fortpflanzung bestimmt ist. 6. Die medu- soiden Polypen sind entweder sessil oder frei beweglich. Die sessi- len Formen besitzen eine mehr oder minder versteckte Medusenform und entleeren ihre Eier in der unmittelbaren Nähe des Polypenstockes, während die frei lebenden Formen eine höhere und selbstständigere Entwickelung annehmen und durch ihre Locomotion für die weitere Verbreitung der betreffenden Species Sorge tragen.

Referentund Allman sind übrigens ^leineswegs die einzigen Vertreter dieser Ansicht, wenn sie sich auch viel- leicht am entschiedensten dafür ausgesprochen und bisher allein die Arbeilen von Gegenbaur, die zu demselben Resultate hinfuhren, können wir erst im nächsten J. B. be- rücksichtigen — den Versuch gemacht haben, dieselbe im Speciellen zu begründen. AuchAgassiz (Lectures on Em- bryology p. 35) erklärt mit besonderer Rücksicht auf die Ge- schlechtsverhältnisse die Hydroidenstöcke für Colonien mit verschieden entwickelten Individuen.

Dass die Hydroiden unter solchen Umständen nicht län- ger in der Classe der Polypen verbleiben können , braucht kaum nochmals hervorgehoben zu werden. Auch abgesehen von den Fortpflanzungsverhältnissen finden sich hinreichende Gründe, sie von den Anthozoen zu trennen und den Discopho- ren anzunähern, wie namentlich von R efer enten in seiner Morphologie der wirbellosen Thiere 1848. S. 25 und von Agassiz in den Froc. Amer. Assoc. 1850. III. p. 119 her- vorgehoben w^urde. Sehr abweichend ist besonders die Bil- dung des Gastrovascularapparates, der durch einen einfa- chen Hohlraum ohne Magenschlauch und peripherische Ab- theilungen (durch eine einfache Leibeshöhle nach Ref.) ver- treten wird. Agassiz glaubt auch in der Bildung der Ten- takel eine Uebereinslimmung mit den Scheibenquallen zu er- blicken.

der niederen Tbieie während der J. 1848 1853. 433

Was wir in den letzten Jahren über den anatomi- schen Bau der Hydroidcn kennen gelernt haben, bezieht sich vorzugsweise auf die Süsswasserpolypen , die vielfach untersucht sind.

Ueber die histologische Zusammensetzung dieser Thiere berich- ten Ecker, Rouget und AI Im an.

Ecker kommt durch seine Untersuchungen (zur Lehre vom Baue und Leben der contractilen Substanz der niedrigsten Thiere, Zeit- schrift für wiss. Zool. L S. 218) zu dem Resultate, dass das Körper- parenchym unserer grünen Hydra nicht bloss ohne Sonderung der empfindenden und bewegenden Organe sei, sondern überhaupt nur aus einer gleichartigen, theils klaren theils körnigen Substanz („Sarcode" Duj.) bestehe, die netzartig durchbrochen sei und in ihren Hohlräu- men eine mehr oder minder klare Flüssigkeit einschliesse. In den einzelnen Schichten des Körpers zeigt übrigens die Beschaffenheit die- ser Substanz einige Verschiedenheiten ; die äussere Schicht ist stark rarcficirt und mit Angelorganen versehen, während sich die mittlere Schicht durch den Einschluss grüner Körner und die innerste, die zu- nächst die Leibeshöhle begrenzt, durch braune Excretkörner, so wie auch während der Verdauung durch die Anwesenheit von Fetttröpf- chen auszeichnet.

Rouget stimmt (iMem. de la Soc. biolog. 1852. T. IV. p. 387) mit Ecker nur in sofern überein, als er die Anwesenheit von Mus- keln und Nerven in Abrede stellt. Statt einer ungeformten Substanz mit Vaceolen beschreibt er dagegen als Elementartheile des Körper- parenchyms entschiedene Zellen mit Membranen (und Kernen) und einem flüssigen, zum Theil contractilen Inhalt. Nach der Form und Entwickelung dieser Zellen unterscheidet Verf. drei Substanzlagen, wie Ecker, eine äussere Körperhülle, deren grosse und farblose Zel- len den Sitz der Bewegung und der Empfindung abgeben und zwei- erlei verschiedene Formen von Angelorganen im Innern einschliessen, eine mittlere pigmentirte Schicht, und eine innere Schicht. Die bei- den letztern vermitteln, nach der Ansicht des Verfassers, die Erschei- nungen des vegetativen Lebens. Die Zellen der mittleren Körper- schichte werden für Blutkörperchen ausgegeben , obgleich sie keine Circulation zeigen und höchstens unter dem Einflüsse der äussern con- tractilen Hülle ihre Lage allmählich etwas verändern. Um diese Mei- nung zu stützen, erinnert der Verf. an die Quallen, bei denen das Blut ja in ähnlicher Weise den Verdauungsapparat umspühle ; wir ha- ben oben schon gesehen, dass die Annahme eines solchen Verhältnis- ses auch bei den Quallen nicht zulässig ist und brauchen kaum zu bemerken , dass ein starres Blut ein physiologisches Paradoxon sei. Die Zellen der inneren Lage betrachtet der Verf. wohl mit grösserem Archiv f. Naturgesch. XX. Jahrg. 2. Bd. QQ

434 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Rechte als Organe der Aufsaugung. Sie fehlen am Fusse, wie in den Tentakeln, und zsigen mancherlei Verschiedenheiten, die auf eine rege Neubildung hinzudeuten scheinen. Ein Theil dieser Zellen ent- hält ein körniges Pigment von bräunlicher Farbe, das an den Gallen- farbestoff der höheren Thiere erinnert. Flimmerhaare fehlen bei Hy- dra vollkommen, auch im Innern der Magenhöhle.

Zu einem ähnlichen Resultate kommt AI Im an (Proc. Ir. Acad. Vol. V. p. 444) , obgleich derselbe statt dreier Schichten im Körper unserer Polypen (und auch anderer Hydroiden, vergl. Proc. Roy. Soc. 1853. June ; Ann. nat. bist. XI. p. 289 für Cordylophora) deren nur zwei unterscheidet, eine äussere und eine innere, für die er den Na- men Ectoderm und Endoderm vorschlägt. Das Ectoderm besteht aus hügligen Zellen, die im Innern häufig wie das auch Ref. beobach- tet hat, Art. Semen in Todd's Cyclop. IV. p. 31 je ein Angelorgan entwickeln, das Endoderm dagegen aus Cylinderzellen, die mit ihrer Achse senkrecht auf dem Ectoderm aufsitzen und freie Tochterzellen von sphärischer Gestalt im Innern hervorbringen. Die letzteren fül- len sich allmählich mit einer körnigen braunen Masse und werden, nach unserem Verf., mit Recht als Leberzellen gedeutet. (Durch An- wendung von Chromsäure und andere Reagentien ist es leicht, sich von der zelligen Beschaffenheit des Körperparenchyms bei den Hydren zu überzeugen. Auch Leydig u. a. Forscher haben neuerlich den Irrthum der Ecker'schen Auffassung nachgewiesen. Ref.)

Leidy giebt eine ausführliche Beschreibung der Nes- selorgane bei Hydra und unterscheidet drei Formen dersel- ben. Proc. Acad. Phil. V. p. 119. Auch Rouget hat die Nessciorgane unseres Polypen sorgfällig dargestellt a. a. 0. Ebenso Hancock, der auch zugleich über die Geschlechls- kapseln und deren Inhalt berichtet und die Angabe von Corda von der Existenz einer OefTnung am hinleren Kör- perende zur Ausscheidung gewisser Excrelionsstoffe bestätigt. Ann. nat. bist. 1850. V. p. 281 mit Abbild.

Bei Williams findet sich die aufTallende (und irr- thümliche) Behauptung, dass die Tentakel von Hydra nicht direkt in den Magen (Leibeshöhle Ref.) einmündeten, sondern in ein eigenes perigastrisches Gefässnelz, das von dem Ma- gen getrennt sei und die Bedeutung eines respiratorischen Gefässnelzes besitze. Annal. nalur. bist. XII. p. 245.

Ueber die Fortpflanzungsverhällnisse unserer Süsswas- serpolypen berichten ausser Hancock (I.e.) namentlich noch Rouget und Ecker.

der niederen Tliiere während der J. 1848—1853. 435

Die Beobaclilungen des Ersleren sind in den Compt. rend. Soc. biol. T. III. p. 141 und dann später mit den schon erwähnten Untersuchungen zusammen in einer umfassenden Arbeit über den Bau und die Forlpflanzung- der Siisswasser- polypen: „Elud. anat. et physiol. sur les invertebr,« in den Möm. Soc. biol. T. IV. p. 404 niedergelegt. Wir heben hier Folgendes hervor.

Die Samenfäden entstehen einzeln in Zellen und diese wieder- um haufenweise durch eine Art Klüftung im Innern grösserer Mutter- zellen. Alle diese Elemente findet man zu gleicher Zeit neben ein- ander in derselben Hodenkapsel, die freien Samenfäden am weitesten nach Aussen, die jüngsten Bildungszellen dagegen in der Tiefe. Die ersten Anfänge der Eier, die immer erst nach der Bildung der Sa- menkapseln beobachtet wurden, bestehen gleichfalls aus einem Zel- lenhaufcn, der sich unter der äussern Körperhülle ansammelt und all- mählich vergrössert, während die älteren Zellen sich inzwischen mit Dottermoleculen anfüllen. Die Bildung des Chorions geschieht erst später, und zwar dadurch, dass sich dieser Zellenhaufen durch eine äussere ziemlich feste Hülle abschliesst, wobei jedoch beständig ein Thcil dieser Zellenmasse (als Corpus luteum Verf.) übrig bleibt. Keim- bläschen und Keimfleck fehlen in den Eiern, wie denn auch niemals eine Dotterfurchung vorkommt. Als ein eigentliches Ei will der Verf. desshalb denn auch dieses Gebilde nicht gelten lassen. Er hält es für eine Art Eiersack oder einen Graaffischen Follikel, der ausser den oben erwähnten Dotterzellen noch ein eigentliches Ei im Innern einschlösse , das sich aber seiner Zartheit wegen bisher noch nicht habe entdecken lassen.

Ecker, Entwickelungsgesclüchte des grünen Wasser- polypen. Freiburg 1853. Akad. Festprogramm.

Die thatsächlichen Resultate, zu denen Ecker durch seine Un- tersuchungen gelangt ist, stimmen im Wesentlichen vollkommen mit den Angaben von Rouge t überein. Ecker trägt jedoch nicht das mindeste Bedenken, das Ei unserer Süsswasserpolypen dem gleichna- migen Gebilde der übrigen Thiere an die Seite zu setzen, und sieht die Eigenthümlichkeit desselben nur darin , dass es den Furchungs- process nicht nach vollendeter Enlvvickclung, sondern während der Zeit seiner formellen Ausbildung durchmacht und desshalb auch ohne Keimbläschen ist. Das Blastem, das sich zum Dotter entwickelt, ist anfänglich formlos, erst allmählich entstehen in demselben, während der Vergrösserung, Kerne und Zellen und zwar nach dem Typus der Umhüllungskugeln, also auf demselben Wege, wie bei der Dotterfur- chung. Das Polster, dem das Ei in späterer Zeit aufsitzt, hält Verf.

436 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

nicht für ein dem Corpus luteum vergleichbares Ueberbleibsel des Dotters, sondern für einen Theil der äussern Bedeckungen am Mutter- thiere, die früher eine conlinuirliche Hülle um das Ei bildeten, aber vor demselben einrissen, um das Ei hervortreten zu lassen. Die Vor- gänge während der Entwickelung des Embryos lassen sich wegen der Undurchsichtigkeit des Eichens kaum beobachten. Der ausschlü- pfende Embryo hat die Gestalt und Bildung der erwachsenen Hydra, aber nur vier kurze und stummeiförmige Arme. Ein eigentlicher Zel- lenbau soll sich bei dem neugeborenen Thiere nicht nachweisen las- sen , obwohl man hier und da noch die in die contractile Körpersub- stanz (Intercellularsubslanz Eck.) eingestreuten Zellen unterscheidet.

Trotz allen enlgegenslehencien Angaben verharrt Lau- rent noch immer bei der Behauptung, dass die Hodenbläs- chen der Süssvvasserpolypen krankhafte Pusteln seien. Die Produktion von Eiern will derselbe auf künstlichem Wege durch gewisse Manipulationen veranlassen können. Cpt. rend. T. XXX. p. 222.

Die Angaben von A g a s s i z (Proc. Bost. Soc. HI. p. 354), dass die auf den Hydren parasitisch lebenden Trichodinen ei- nen Medusenbau besässen und als die Brut der Süsswasser- polypen zu betrachten seien, beruht sicherlich auf einem Irr- thume, obwohl Verf. angiebt, in den Eiern der letztern alle Uebergänge von dem zerklüflelen Dotter zu jenen Schmarol- zerinfusorien beobachtet zu haben.

Unter den Arbeilen über die oceanischen Hydroidfor- men erwähnen wir hier zuerst der zahlreichen interessanten Beobachtungen von Da ly eil über Tu bularien in den Rare and rem. anim. of Scolland. T. I.

Das Material der Untersuchungen besteht aus der echten Tu- bularia indivisa (die wirklich ohne alle Verästelungen ist, also voll- kommen solitär bleibt), T. laryngea , T. ramea (^Eude7idrium racemo- iwm) , T. (Ewd.) ramosa (1. c. T. I. p. 1 ff.), so wie ferner (T. II. p. 52) aus einer Hijdraclinia , die als Coryne squamala bestimmt ist,, und aus Coryne {Syncoryne s. liermia) glandulosa (Ibid. p. 69), die alle sechs sorgfältig beschrieben und abgebildet werden. Den Haupt- gegenstand der Untersuchungen bilden die Fortpflanzungsverhältnisse dieser Thiere. Bei Eudendriiim ramosum gelang es Verf., die Aufam- mung einer BougainvUlia oder Lizzia (^Medusa ocilia Dal.) , augen- scheinlich derselben Form, die auch van Beneden als Abkömmling dieser Hydroide beschrieb, zu beobachten. Die übrigen Arten produ- ciren statt der Medusen sessile Geschlechtskapseln. Am genauesten

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 437

wurden diese mit ihrem Inhalte bei den drei ersten Arten beschrie- ben. Wie wir gleichfalls schon von van Beneden erfahren haben, enthalten dieselben in der Regel (mit Ausnahme von Hydractinia) nur einen einzigen Embryo, der bald, wie bei Evdendrium rameum und Hijdractinia^ als ein einfaches, infusorien- oder planarienartiges We- sen (als Planula Dal.) geboren wird, bald aber auch, und in der Mehr- zahl der Fälle, eine längere Zeit in seiner Bruthöhle verweilt und dann bei seiner Geburt im Wesentlichen schon den Eltern gleich ist. Die Schicksale dieser Embryonen konnten in allen Fällen mit Ausnahme von Syncoryne, über deren Katur unser Verf. überhaupt im Unklaren geblieben ist festgestellt werden. Die Embryonen verlieren nach einiger Zeit ihre ursprüngliche Beweglichkeit; sie siedeln sich auf fremden Gegenständen an und wachsen dann wieder zu einem Poly- pen aus. Am einfachsten ist dieser Frocess bei den bereits polypen- ähnlichen Jungen, die sich ohne Weiteres mit dem Fussende festset- zen und dann unter Ausscheidung eines äussern Skeletes verlängern. Die Flanulae breiten sich Anfangs scheibenförmig aus , treiben auch wohl, wie bei Eude7idriuin rameum, eine Anzahl von wurzelartigen Forlsätzen und erheben sich sodann in der Mitte zu einem Zapfen, der nach Art einer Knospe zu einem Polypen auswächst. Nach der Reife der Geschlechtskapseln scheinen die Köpfchen, wenigstens bei Tub. indivisa und T. laryngea, ganz constant von ihren Stielen abzu- fallen, aber nur, um sich nach einiger Zeit durch Neubildung wieder zu ersetzen. Die Entvvickelung dieses Kopfes ist beständig mit einer Ver- längerung des Stammes verbunden, so dass man aus der Beschaffenheit des letzteren bereits mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die Zahl der vorausgegangenen Brüten zurückschliessen kann. Dieselbe Erneue- rung geschieht auch nach einem zufälligen oder absichtlich herbeige- führten Verluste des Kopfes , wie denn überhaupt das Reproductions- vermögen dieser Thiere nach den vom Verf. angestellten Experimen- ten äusserst beträchtlich sein muss.

Das Festsetzen und Auswachsen der Tubularienembryo- nen ist ausser von Dalyell auch noch von Krohn (Mül- ler's Arch. 1853. T. 137) und Mummery (Transact. micr. Soc. 1853. I. p. 28) beobachtet worden. Der Letztere hebt auch hervor, dass die Geschlechtsliapseln (oviforme genimu- les) bei ihrer ersten Bildung sehr regelmässig zwischen je zweien der untern Tenlaliel hervorkommen.

Kölliker berichtet über die Bildung der Geschiechls- kapseln bei den Tubularicn. Zeilschrin lür wiss. Zool. IV. p. 300.

Er macht auf die Vergchiedcnheiten zwischen den männlichen

438 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

und weiblichen Geschlechtskapseln aufmerksam und beschreibt bei den letzteren eine vordere, von einigen kurzen Lappen besetzte Oeffnung, die in den mit Eiern erfüllten Innenraum hineinführt. In der Achse der Kapsel verläuft, wie das auch von den früheren Beobachtern schon erwähnt ist, ein hohler Zapfen, der an der Anheflungsstelle derselben mit der verdauenden Höhle des Polypen zusammenhängt. Gefässe in der Wand der Kapseln wurden nicht beobachtet.

All man (Froc. Roy. Soc. 1853, Tlnstil. 1853. p. 398, Ann. nat. bist. XIL p. 289) undHiiicks (Ann. nal. bist. XI. p. 180) beschrieben die Geschlechtskapseln der Cordylophora lacustris.

Nach Ersterem besitzen diese Anhänge eine deutliche Medusen- form d. h. einen glockenförmigen mit radiären Gefässen versehenen Mantel und einen zapfenförmigen Magenstiel, aber keine Mundöffnung am Ende dieses Zapfens. Die weiblichen Kapseln enthalten eine grös- sere Anzahl von Eiern, die sich zu Planulae entwickeln. Bei den männlichen Kapseln finden sich nach liincks der übrigens sonst diese Verhältnisse viel weniger genau beobachtet hat , auch unsere Cordylophora den Sertularinen zurechnen möchte einige rudimen- täre Tentakel.

Ueber die Foripflanzungsverhällnisse \on Syncoryne Lo- venu und Corymorpha nutans vgl. Sars, Nyt Mag. I. c. p. 135. Beide Arten produciren Scbeibenqualien, die bei der letzte- ren noch an ihrer Bildungsstätte zur Geschlechtsreife kommen.

D es or beobachtete gleichfalls die Aufammung einer Me- duse und zwar, der Abbildung nach, einer Sarsia, an einer (nordamerikanischen) Syncoryne n. sp. und schildert die all- mähliche Entwickelung der Gemmen , die ganz in derselben Weise, wie bei der Prolificalion der Sarsiaden vorsieh gehet. Einige Wochen nach der Abtrennung wurden diese Medusen auch im geschlechtsreifen Zustande aufgefunden. Proc. Bost. Soc. 111. p. 134., Ann. des sc. nat. 1849. T.XU. p. 204.

Die an Stauridium aufgeammten Medusen (Cladomena)^ die Krohn im geschlechtsreifen Zustande beobachtete, keh- ren in ihren geschlechtlich producirten Nachkommen wieder zur ammenden Polypenform zurück. Die Embryonen sind Planulae, die eine Zeitlang schwärmen, sich aber später fest- setzen und in gleicher Weise, wie die Planulae der Ge- schlechlskapseln j auswachsen. Müller's Arch. 1853. S. 137.

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und 420. Ganz ähnliche Beobachtungen machte Gegen- baur bei einer Lizzia n. sp. und bei Oceania armata, bei denen der Embryo gleichfalls zuerst in Form einer schwär^ menden Larve auftritt. Der Polypenstock, in den der Embryo der Lizzia auswuchs, wurde als eine Tubularia erkannt und deutete auf Eudendrium hin. Zeitschrift für wiss. Zool. V. S. 15 und ausführlicher in der schon einige Male erwähnten Monographie unseres Verf. über die Fortpflanzungsverhältnisse der Medusen S. 22.

Von Dalyell erhielten wir eine Beschreibung und Ab- bildung von Campanularia dichotomaj C, verticillata, C. da- mosa, C. Syringa und C. arcta (1. c. T. L p. 211 ff.) mit Bemer- kungen über die Fortpflanzungsverhällnisse dieser Thiere.

Bei C. dicholoma beobachtete Verf. im Innern der proliferiren- den Kapseln (prolific vesicles) eine thaumantiasartige Medusenbrut mit 24 Tentalceln (Tintinnabulum Dal.) ; die nach Aussen hervortrat, aber nicht bis zur Geschlechtsreife verfolgt werden konnte. Bei C. xerti- cillala bildete sich in den Kapseln dagegen eine Anzahl von Planu- lae, die nach ihrer Reife ausschwärmten. Eben so beobachtete es Verf. bei der solitären Camp. (Coppinia) arcta, nur dass hier die Pianulae nicht, wie sonst, in einzeln stehenden grossen Kapseln, sondern in den Zellen einer spongiösen Masse ihren Ursprung nehmen, mit der die basalen Enden der einzelnen Röhren bedeckt sind. Bei C. arcta gelang es die Entwickelung dieser Pianulae zu verfolgen. Verf. über- zeugte sich dabei, dass dieselben nach einiger Zeit sich festsetzten und allmählich in einen neuen Hydroidpolypen verwandelten. Eine Knospenbildung hat Verf. niemals an diesen Thieren beobachten kön- nen. Die Polypenröhren der Coppinia bleiben einfach und unverä- stelt, obgleich sie haufenweise neben einander (als Parasiten aufSerf. falcata) vorkommen.

AuchKölliker beobachtete die Medusenbrul von Cam- panularia dicJwtoma, fand aber bei derselben nur vier massig lange Tentakel, so dass man wohl eine Verschiedenheit von der Dalyell'schen C. dichotoma annehmen muss (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 301).

Interessant ist die Entdeckung, dass die proliferirenden Kapseln vor der Entwickelung der Brut, wenn sie noch klein sind, ganz wie die übrigen Zellen des Stockes, einen Polypen enthalten, der jedoch allmählich verkümmert, wenn er an seinem untern Ende eine Knospe nach der andern hervortreibt. An der (zuerst von Ehrenberg er- kannten) individuellen Natur dieser sog. Eierstöcke ist unter solcheij

440 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Umständen nicht länger zu zweifeln. Die allmähliche Ausbildung der Knospen scheint nach Kölliker's Angaben im Wesenlichen auf die gewöhnliche Weise vor sich zu gehen.

Desor, über die Forlpflanzung- von Campanularia ge- latinosa. Proc. Best. Soc. III. p. 156, Ann. des sc. nat. 1849. T. XII. p. 204.

Die Beobachtungen van Beneden's über die Medusenbrut dieser Hydroide werden bestätigt und die aufgeammten Scheibenqual- len dem Gen. Stomobranchium zugerechnet (? Ref.). Aber ausser die- ser Medusenbrut beobachtete Desor auch noch (wieLoven) sessile männliche und weibliche Geschlechtskapseln, die beide im Wesentlichen unter sich übereinstimmten , aber beständig über verschiedene Stöcke vertheilt waren. (Wenn die Beobachtungen Desor's wirklich nur an einer Hydroidenform angestellt sind, so verdienen sie unser höchstes Interesse, denn in diesem Falle wird dadurch bewiesen, dass es Medusen giebt, die nicht bloss zweierlei, männliche und weibliche, Geschlechtskapseln produciren, auch nicht bloss einerlei Geschlechts- kapseln und Medusen , die durch ihr Geschlecht diese Kapseln ergän- zen , sondern unter verschiedenen äusseren Umständen? bald zweierlei Geschlechtskapseln , bald auch Medusen zur Entwickelung bringen.)

M. S. Schnitze, über die männlichen Geschlechtsor- gane von Campanularia gejiiculata, Müller's Archiv 1850. S. 53.

Die beobachteten Anhänge schliessen sich, wie in dem Desor'- schen Falle, durch Entstehungsweise, Form und Schicksale genau an die von Loven beschriebenen Eikapseln an. Gefässe in der mantel- artigen Hülle konnten niemals (auch nicht in den weiblichen Kapseln) beobachtet werden. Im Innern der männlichen Kapsel bemerkt man ein kleines blindgcendigtes Divertikel des gemeinschaftlichen darmar- tigen Canales , der die Achse der proliferirendcn Zelle durchsetzt und nach Kölliker's Entdeckung als Ueberrest eines früheren vollstän- digen Polypen anzusehen ist. Im Umkreise dieses Divertikels, zwischen ihm und der Kapselhülle, nehmen die Samenfäden ihren Ursprung.

Hincks liefert gleichfalls einige Beobachtungen über die Fortpflanzungsverhällnisse und den Generalionsw^echsel gewisser Sertularinen. Ann. nat. hist. X. p. 81.

Er beschreibt die Medusenbrut von Campanularia volubilis in einer mit van Beneden (J. B. Bd. XVI. S. 437) ganz übereinstim- menden Weise Verf. bemerkt, dass ihn dieselbe in mehrfacher Hin- sicht an Mooderia Forb. erinnert habe und giebt eine kurze Kotiz Aber A\t Medusenbrut von. Lomedea (^Campanularia') ganiailata und

der niederen Thiero während der J. 1848 1853. 441

L. gelatinosa. (Dass freilich diese beiden Hydroiden mit den von anderen Autoren unter demselben Kamen aufgeführten Arten übereinstimmen, dürfte zweifelhaft sein.) Die Medusenform von L. gelatinosa besass 16 Arme (van Beneden zählte bei seiner Art 24), die von L. ge- niculala nahezu deren dreissig. An der Basis der Arme fand sich ein vorspringendes Randkörperchen (ocellus). Sehr abweichende Verhält- nisse beobachtete Verf. bei Campanularia Syringa, bei der er statt der Medusen am Vorderende der becherförmigen Geschlechtskapseln ein einfaches kugliches Gebilde mit einem Ei , oder vielmehr einer Pla- nula, im Innern antraf.

Diese letzteren Verhältnisse kehren in sehr übereinstim- mender Weise, wie es scheint, auch bei den Sertularien wie- der, wie es nicht bloss durch van Beneden (für L. cu- pressina) ^ sondern nanienlüch auch durch die sehr ninfang- reichen Untersuchungen von Dalyell (1. c. 1. p. 134 ff.) nachgewiesen wurde.

Dalyell beobachtete 14 Arten, die er einzeln beschrieb und abbildete (^Serlularia polyzonias , S. abielina, S. abietinula, S. rosacea, S. pumila , S. halecina , S. Beanii, S. falcata , S. pinnata , S. fascis, S. argentea, S. anlennina, S. ramosa und S. ihnja) und konnte fast in allen Fällen die Bildung und die Schicksale derPlanulae eine längere oder kürzere Zeit hiedurch verfolgen. Medusenknospen wurden nir- gends aufgefunden. Die Planulae entstehen in sehr wechselnder Anzahl, zu 1 (S. polyzonias, S. abietina, S. ihvja), 3, 8 bis 25 und noch mehr, im Innern der becherförmigen Geschlechtskapseln, treten aber nicht . etwa von da sogleich nach Aussen, sondern verweilen erst eine Zeitlang in einem kugeligen Anhängsel der Geschlechskapseln, das sich während der lleife der Planulae aus der vordem üeffnung derselben bruchsack- artig hervordrängt. Ueber die Bedeutung dieser Anhängsel und die etwaigen genialischen Beziehungen dersel])cn zu den Planulae lässt uns Dalyell im Ungewissen, indessen dürfte es wohl erlaubt sein, dieselben nach der Analogie mit den Sertularien als medusoide Bildun- gen in Anspruch nehmen. Eben so wenig erfahren wir über die frü- heren Zustände der Planulae , die Eier und die Samenkapseln unserer Thiere. Allerdings bescineibt Dalyell bei manchen Arten zweier- lei und selbst dreierlei Formen von Geschlechtskapseln (Ovaria or prolilic vesicles), aber meistens sah er aus allen diesen Kapseln die Embryonen in Form von Planulae hervorkommen. Kur einige wenige Beobachtungen scheinen auf die Abwesenheit besonderer männ- licher Geschlechtskapseln hinzudeuten. Pfamentlich möchte Ref. die bei Tfioa halccina an manchen Stöcken vorgefundenen langen „pQau- menförmigen" Kapseln hierher rechnen (p. 168). Die Entwickelung der Planulae ist genau dieselbe, wie bei den Campanularicn und Tu-

442 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

bularien. Die Pianulae verlieren nach einiger Zeit ihre Beweglich- keit; sie setzen sich fest und verwandeln sich dann in eine scheiben- förmige, am Rande nicht selten verästelte Masse, deren Mitte sich schliesslich in Form eines senkrechten Zapfens erhebt und zu einem Polypen auswächst. In der Regel producirt dieser erste Polyp schon ziemlich frühe, mitunter schon vor seiner völligen ?2ntwickelung, eine neue Knospe. Bei Sert. abietina sah Verf. diese Keimung der Pianu- lae hier und da auch ohne vorhergegangenes Schwärmen, noch wäh- rend des Aufenthaltes in der kugligen Brutkapsel vor sich gehen, so dass dann die neue, meist aus zweien Individuen bestehende Colonie aus der alten hervorzuwachsen schien (p. 153). Man möchte vielleicht geneigt sein, mit dieser Beobachtung von Dalyell die Angaben von van ßeneden zusammenzustellen, dass bei Thoa halecina aus den Geschlechtskapseln mitunter zwei neben einander stehende Polypen- köpfe hervorwüchsen, allein es scheint kaum , dass solches mU eini- gem Rechte gesehen könne. Auch Dalyell hat diese Erscheinung bei Thoa halecina (p. 1(39) und Th. Beanii (p. 170) beobachtet, ohne sie jedoch mit den Vorgängen bei S. abietina zusammenzustellen. Er beobachtete dieselbe immer nur an leeren Geschlechtskapseln und sieht darin das Zeichen einer üppigen Keproductionskraft, wie sie über- haupt den Hydroiden eigen ist und auch bei den Sertularien (nament- lich S. füscis) vielfach vom Verf. auf experimentellem Wege geprüft wurde.

Krohn beobachtet die Medusensprösslinge von Podo- coryne und macht einige Mitlheiinngen über die Stanunbildung dieser Hydroide. Arch. für Nalurgesch. 185!. 1. S. 263.

Männliche und weibliche Medusen werden wahrscheinlicher Weise von verschiedenen Colonien grossgezogen. Die Generations- organe liegen an den Firsten des vierkantigen Magens.

Zoologisches. Hydra fusca, H. grisea und H. pallens sind nach Rouget (Mem. de la Soc. biol. T. IV. p. 389) nur verschiedene Zustände derselben Species, die der Verf. H. vulgaris heisst. //. pal- lens umfasst bloss junge , H. grisea kleine und schlecht genährte In- dividuen dieser Art. Laurent versichert dagegen (Cpt. rend. de la Soc. biol. T. V. p. 15) , dass H. grisea nicht bloss durch die Form und Farbe ihrer Eier, sondern auch durch ihreUiiisexualitäl verschie- den sei und eine eigene Species ausmache. Durch Modification der Kahrungszufuhr gelanges indessen, die Färbung dieser Art bald braun, bald grau zu machen. (Ibid. p. 39).

Ref. erwähnt (Zool. Untersuch. L S. SG. Anm.) einer neuen oceanischen Hydra aus Cuxhaven , die sich durch traubenförmig zu- samraengruppirtc weibliche Geschlechtskapscln (mit deutlichen Keim-

der niederen Thicre während der J, 1848 1853. 44o

bläschen) auszeichnet. Er möchte dafür jetzt den Namen 11. race- mosa vorschlagen.

S a r s beschrieb eine isolirt lebende Corynee von colossaler Grösse Myriothela arctica n.gen. etn. sp. von der Norwegenschen Küste (Nyt aiag. 1. c. p. 134). Das neue Gen. wird folgendermaassen charakterisirt:

Myriothela. Animal solitarium , nudum , cylindraceum , af- fixum , superne tentaculis numerosis brevibus sparsis, apice globoso, ore terminali; inferne gemmis globosis breviter pedicellatis, racema- tim coacervatis.

0. Schmidt beobachtete ganz dasselbe Thier und giebt von ihm, wie von den daran aufgeammten Medusen eine gute Abbildung, Handatlas der vergl. Anat. Tab.IX. Fig. 2. 2 a. Die Beschreibung von Sars scheint demselben unbekannt geblieben zu sein, denn das Thier wird als neu unter dem Kamen Amall haea (n. gen.) vvifera auf- geführt. Der erste Entdecker dieses sonderbaren Geschöpfes ist übri- gens weder Sars noch Schmidt, sondern Yigors, der dasselbe schon in den vierziger Jahren an der britischen Küste auffand und (Rep. Roy. Polytechn. Soc. 1849) Ar um Cocksii benannte. Gosse, der unser Thier gleichfalls untersuchte, beschreibt es, wiederum als neu, unter dem Namen Spadix (n. gen.) jmrpurea (Ann. nat. bist. 1853. XII. p. 125).

Ayres stellt ein neues Tubulariengenus Gl o bicep s auf und giebt demselben folgenden Charakter:

Polypidom riving from a creeping root, branched. Short stems from the branches, supporting each a Single polyp. Polyp encircled by three rows of arms, basal, medial and near the summit; the arms of the Upper rows ending in globular heads: Polyp not retractile with in the tube. (Proc. Bost. Soc. 1851. p. 193.)

Thomson liefert einige Bemerkungen über die solitäre Cop- pitiia arcta , die derselbe (im Gegensatze zu Dalyell, vergl. oben S. 439) trotz der Abwesenheit eines verästelten Stammes für knospend hält, und beschreibt eine nahe verwandte Form mit netzförmig verä- steltem Polypenstocke Relicularia (n. gen.) immersa (Ann. nat. bist. T. XI. p. 443). Das neue Gen., das sich unter den bekannteren Campanularien zunächst an C. diimosa anschliesst, wird folgendermaas- sen charakterisirt :

Auimal, a Sertularian polyp of greenish colour, with numerous smooth solid tcntacula, very minute. Polypidom, a parasilical inve- sting network of horny tubcs, immersed in a homogeneous horny crust. Polyp-cells sliort projcctings of the nctted tubcs, are-shapcd, with circular, patulous orifices wilhout opercula. Sp. n. R. immersa^ lebt auf Sert> abieiina an der englischen Küste.

444 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Hincks beschreibt eine Laomedea lacerla n. sp., die in ihrem Jugendzustande von Johnston als Campantilaria lacerla aufgeführt ist. (Ann. nat. bist. 1852. Vol. X. p. 86.)

Ebenso Campanularia parvula n. sp. und C. caliculata n. sp. Ibid. 1853. XI. p. 178.

Campanularia fruticosa n. sp., C. abielina n. sp., Laomedea gra- cilis n. sp. von der norwegenschen Küste, Sars, Nyt Mag. 1. c. p. 138.

Desor berichtet über die von ihm in den Untiefen der Insel Nantucket aufgefundenen Hydroiden und beschreibt dabei zwei neue Arten : Plumularia arborea und Sertularia j)lumea. Proc. ßost. Soc. III. p. 65.

Busk liefert ein Verzeichniss der Sertularinen von Port Katal, derAlgoa- und Tafel-Bay (Rep. of the br. Ass. for 1850. Notic. p. US). Der Verf. zähl 17 Arten, unter denen eine neue Pliomdaria formosa und knüpft daran einige Bemerkungen über das Gen. Plumularia.

Derselbe bearbeitete auch (neben den Bryozoen) die vsährend der Entdeckungsreise des Raltlesnake gesammelten Sertulariaden. Mac Gillivray, narrat. of Yoy. of Ualtlesn. Append. (IstUef. unbekannt geblieben.)

Siphonophora.

Die Arbeiten, die wir in den lelztvergangenen Jahren von verschiedenen Seiten über die Organisation der Sipho- nophoren erhalten haben , sind nicht minder wichtig und für unsere Ansichten von der Natur dieser sonderbaren Geschö- pfe nicht minder entscheidend gewesen, als die gleichzeitigen Unlersuchungen über die Hydroiden. Wir dürfen es gegen- wärtig für ausgemacht ansehen, dass die Siphonophoren in den Grundzügen ihres Baues mit den Hydroiden übereinstim- men, dass sie namentlich auch zusammengesetzte Geschöpfe sind, wie die Hydroiden , und sich nach Art dieser Thiere durch eine eigene Generation von medusoiden Geschlechts- thieren fortpflanzen. Der wesentlichste Unterschied von den Hydroiden besteht darin, dass dieselben nicht festsitzende^ sondern schwimmende Thierstöcke darstellen und mit ei- genen acliven und passiven Bewegungsorganen (Schwimm- glocken und Luftsack) versehen sind. (Kölliker nennt die Siphonophoren desshalb Schwimmpolypen, Polypi ne- chalei.)

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 445

Referent glaubt der Erste gewesen zusein, der diese Ansicht aussprach und zu begründen versuchle (vergl. Gölt. Gel. Anz. 1847. N. 191 bei Gelegenheit einer Anzeige von Sars Fauna norvvegica und Morphol. der wirbellosen Thiere 1848. S. 27). Nach ihm haben sich zunächst Vogt COcean und Millelmeer 1848. Th. I. S. 316) und Agassiz (Leclures etc. p. 35) und Huxley (Ann. nat. bist. 1850. VI. p. 394 oder Proc. Linn. Soc. 1850. Feb. ^ noch ausführlicher Rep. br. Assoc. for 1851. Notes p. 78 oder l'Instit. 1851. p. 375 die frühere Auffassung von Huxley in den oben bereits S. 410 angezogenen Phil. Transact. lautet freilich sehr abwei- chend— ) in gleicher Weise ausgesprochen, bis dann schliess- lich nach einer nochmaligen Prüfung dieser Verhältnisse von Seiten des Ref. (Zeitschrift für wiss. Zool. III. S. 189) und den bestätigenden und ergänzenden, aber nur aphoristischen Millheilungen von Vogt (Ebendas. S. 521, Plnstit. 1853. p. 97, Bilder aus dem Thierleben S. 150) die umfassenden Unter- suchungen von Kolli ker, Referenten und Gegenbaur die Frage nach der Natur der Siphonophoren in dem oben beregten Sinne entschieden haben. Die Untersuchungen die- ser Zoologen sind in folgenden Abhandlungen niedergelegt: Kolli ker, die Schwimmpolypen oder Siphonophoren von Messina. Mit 12 Tafeln. Leipzig 1853. (Eine vor- läufige Mittheilung der Hauptresultate in der Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 306.) Leuckart, zoologische Untersuchungen. I.Heft Sipho- nophoren. Mit 3 Tafeln. Giessen 1853. (Eine spätere Abhandlung über die Siphonophoren von Nizza, die diesem Archive einverleibt ist, wird mit der monogra- phischen Darstellung derselben Thiere von Vogt erst im folgenden Jahresberichte besprochen werden können.) Gegenbaur, Beiträge zur näheren Kennlniss der Schwimmpolypen mit drei Tafeln, in der Zeitschr f. wiss. Zool. Bd. V. S. 285, auch als selbstständige Abhandlung erschienen. (Eine vorläufige Miüheilung über die Un- tersu( hunoren von Geffenbaur findet sich in dersel- ben Zeilschrilt S. 103, ein Nachtrag ebentlas. S. 442.) Ausserdem erwähnen wir nocli als wichtig für die Kennt-

446 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte

niss unserer Thiere die treffliche Darstellung von Huxley über die Geschlechtsverhällnisse der Siphonophoren und den Bau ihrer sog. Genilalkapseln (Müllers Arch. 1851. S. 380) und die Angaben von Busch über monogastrische Diphyi- den (Beobachtungen u. s. w. S. 33), welche letzteren jedoch durch die Untersuchungen von Ref. und Gegenbaur in mehrfacher Hinsicht eine Berichtigung oder Ergänzung ge- funden haben.

Referent hat oben bemerkt, dass die Frage nach der Natur der Siphonophoren gegenwärtig so ziemlich zu einem Abschlüsse gekommen sei; er muss indessen hinzufügen, dass die einzelnen Beobachter in ihren Ansichten darüber keines- wegs ganz vollkommen mit einander übereinstimmen. So stellt namentlich K Olli k er den Generationswechsel der Si- phonophoren in Abrede, indem er die sog. Geschlechtskap- seln derselben, wie die entsprechenden gleichartigen Gebilde der Hydroiden, nicht für eine eigene Generation von Geschlechts- thieren, sondern für blosse Organe ansieht. Auch Vogt ist dieser Ansicht; er geht sogar so weit freilich nur mit Verkennung des eigenlhümlichen Typus im B^ue dieser Ge- bilde — eine jede Analogie in der Organisation der Ge- schlechtskapseln und der Medusen zu leugnen. Es ist wahr, es giebt bei den Siphonophoren Geschlechtskapseln von äus- serst einfachem, mehr oder minder bläschenförmigen Baue, aber wir kennen ja Aehnliches bei den Hydroiden und wis- sen überdiess, dass auch die genuinen Medusenknospen bei ihrer ersten Bildung keine weitere Zusammensetzung dar- bieten. Dazu kommt, dass von dieser bläschenförmigen Bil- dung der Geschlechtskapseln alle möglichen Uebergänge zu der exquisitesten Medusenform (mit abstehendem , von vier Radialgetässen durchzogenen Mantel und einem magenstielar- ligen centralen Geschlechtskolben) gefunden werden, dass es selbst Siphonophoren giebt, deren Geschlechtskapseln sich auf einer frühen Entwicklungsstufe loslösen und zu vollständigen kleinen Medusen nicht bloss mit selbstständiger Bewegung, sondern auch mit selbstständiger Ernährung (mit einem Munde am Ende des magenstielartigen Kolbens) ausbilden. So ist es namentlich nach Huxley (Müller's Arch. a. a. 0.), Ge-

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genbaur (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 370) und Vogt (t'Instit. I.e.) bei Velella, so auch nach Huxl ey wahrschein- lich bei Physalia und einer neuen Diphyidengaüung Sphenia. Solche Verschiedenheiten finden sich nicht seilen sogar an den beiderlei Geschiechtskapseln derselben Arten, wie na- mentlich in der Familie der Physophoriden, deren weibliche Geschlechtskapseln ganz constant als sessile Bläschen er- scheinen, während die männlichen in der Regel zu einer zier- lichen Medusenform sich entwickeln, auch £ich nach ihrer Reife abtrennen und umherschwimmen, obgleich sie derMund- öffnung und damit denn auch der Möglichkeit einer selbst- ständigen Nahrungsaufnahme entbehren.

Die Frage nach den Geschlechtsverhältnissen kann bei den Siphonophoren unmöglich, wie Ref. schon mehrfach her- vorgehoben hat, in anderer Weise entschieden werden, als bei den Hydroiden. Mit demselben Rechte, mit dem man den letztem einen Generationswechsel zuschreibt, mit dem man bei ihnen eine sterile und eine geschlechtlich entwickelte Ge- neration unterscheidet, mit ganz demselben Rechte darf man solches auch bei den Siphonophoren thun.

Aber noch mehr. Wenn man die sog. Geschiechtskap- seln der Siphonophoren für Glieder einer eigenen Generation und damit für individuelle Bildungen , für Geschlechlslhiere, erklärt, so muss man, nach der Ansicht des Ref., consequen- ter Weise auch die sog. Schwimmglocken als Individuen, als Bewegungsthiere, auffassen, da beide, wie wir heute wissen, nicht bloss in ihrer Bildungsweise, sondern auch in den wesent- lichen Zügen ihres späteren Baues mit einander übereinstimmen. (Die einzige wesentliche Auszeichnung der Schwimmglocken besieht in der Abwesenheit des magenslielartigen Geschlechts- kolbens.) Eben so gross und unverkennbar ist nun aber auch dieUebereinslimmungder einzelnen, an dem gemeinschaftlichen Stamme (dem sog. Reproductionskanale) aufgereiheten Po- lypen (der sog. Saugröhren) mit den mundlosen sog. Ta- stern , die bei den Physophoriden in grösserer Anzahl zwi- schen den Polypen vorkommen und noch von Vogt für un- ausgebildete Polypen (von älteren Beobachtern meist für sogenannten Tentakelbläschen) gehalten wurden. Selbst in

448 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Walurgeschichte

den Deckstücken, die zum Schulze der übrigen Anhänge ent- wickelt sind, und den fadenförmigen sog. Tentakeln, die mei- stens an der Basis der Polypen aus dem Stamme hervorkom- men, und ganz allgemein durch eine mächtige Entwickelung ihrer Nesselzellen, so wie auch durch den Besitz besonderer Nesselzellenbaltericn (Nesselknöpfe) sich auszeichnen , kann der Typus des Polypenbaues bei unbefangener Betrachtung kaum verkannt werden. Ref. glaubt desshalb auch vollkom- men berechtigt zu sein , alle diese einzelnen Anhänge in morphologischer Hinsicht als Individuen anzusehen und die Siphonophorenslöcke als Colonien polymorpher Einzel- Ihiere zu betrachten , deren Leistungen sich in ähnlicher Weise, wie die J'unktionen der einzelnen Organe bei einem einfachen Thiere, zu einem Gesamnitresullate ergänzen. Schon in seinem Aufsatze über den Bau der Physalien (Zeitschrift für wiss. Zool. III. S. 189) und in der kleinen Abhandlung über den Polymorphismus der Individuen S. 13 hat er diese Auffassung geltend zu machen gesucht, doch sind es erst seine späteren Untersuchungen gewesen, die ihm das Material für eine schärfere Beweisführung lieferten. Vgl. Zool. Unter- such. I. S. 70. Die Auffassung des Ref. ist allerdings von Kölliker (Schwimmpolypen S. 64 ff.) bekämpft und auch von Gegenbaur (a. a. O.S.338) nur in bedingter Weise accep- tirt worden, hat aber nichts desto weniger in Reichert, V. Carus, A. Braun, van Benedon, Leydig, A. Thomson u. A. eine ganze Reihe gewichtiger Anhänger gefunden. (Nachträglich hat Ref. übrigens bemerkt, dass schon Agassiz in seinen Lectures on comp, anal, p. 35, also bereits vor Ref. , die Siphonophorcn nach der Analogie mit den Hydroiden als Zusammenhäufungen verschiedener für be- stimmte einzelne Leistungen organisirler Individuen in An- spruch nimmt, ohne jedoch diese Auffassung durch eine spe- ciellere Analyse des Siphonophorenbaues zu moliviren.)

Bei dem ungemeinen Reichlhum an neuen Thalsachen, den uns die Eingangs namhaft gemachten Abhandlungen über die Siphonophorcn gebracht haben, ist es begreiflicher Weise kaum möglich, auf die Organisationsverhältnisse dieser merkwürdi- gen Thiere im Speciellen einzugehen. Es scheint Ref. dess-

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halb am zweckmässigsten, hier zunächst nur auf die von un- seren Verf. ffelieferle Darsteliunfr der einzelnen Formen zu verweisen und vielleicht hier und da, wie es die Umstände mit sich bringen, eine weitere Bemerkung anzuknüpfen. Er hält solches um so mehr für genügend, als ein näheres Stu- dium dieser sonderbaren Wesen ohne specielle Benutzung jener Abhandlungen doch kaum zulässig sein dürfte und die zwischen den einzelnen Angaben der Verff. existirenden Dif- ferenzpunkte überdiess schon bei einer anderen Gelegenheit in diesen Blättern vom Ref. besprochen wurden (Jahrg. XX. Th. I. S. 249).

Wir beginnen mit der Familie der Diphyiden, die sich vor- zugsweise durch die geringe Zahl ihrer Schwinimglocken , und der übrigen gruppenweis vereinigten Anhänge charakterisirt. In dieser Familie unterscheidet man bekanntlich zweierlei Formen, einfache, sog. monogastrische Arten (^Eudoxia, Ersaea u. s. w.) und zusammen- gesetzte, polygaslrische. Durch die Untersuchungen von R e f er ent en (Zool. Unt. I. S. 41) und Gegenbaur (a. a. 0. S. 292) hat sich nun aber herausgestellt, dass die sog. einfache Diphyiden keine selbststän- dige Arten sind, sondern blosse isolirt lebende Anhangsgruppen zu- sammengesetzter Diphyiden darstellen, wie das von Sars schon frü- her vermuthet wurde. Die Abtrennung dieser Anhangsgruppen ge- schieht bei den betreffenden Arten ganz constant, sobald dieselbe eine bestimmte, und zwar für die einzelnen Fälle, wie es scheint, ver- schiedene Entwickelungsslufe erreichen; ist aber bis jetzt nur an einer einzigen , und zwar gleichzeitig von beiden Forschern an derselben Diphyide zur Beobachtung gekommen, so dass wir über die ISatur der übrigen verwandten Formen nur der Analogie nach urtheilen können. Was Eschscholtz bei diesen monogastrischen Formen als Saugröhrenstück beschreibt, ist das Deckstück, das sog. Schwimm- höhlenstück dagegen das Genitalbläschen , das beständig eine sehr ausgesprochene Medusenform hat und durch die Bewegungen seines Mantels auch wirklich zur Forlbewegung dient. Keben diesem einen Genitalbläschen findet man ganz constant noch ein zweites, das bald mehr , bald weniger entwickelt ist und zum Ersätze des ersteren dient, wenn dieses aus dem Verbände mit den übrigen Gliedern sich abtrennt. So nach Referent und Gegenbaur, während Busch dagegen (a. a. 0.) der irrthümlichen Ansicht ist, dass dieses Ersatz- bläschen ein eigenthümliches, von dem Geschlechtsapparate verschie- denes Gebilde sei, das wohl als Individuum einer zweiten Generation aufzufassen sein dürfte. Aus den Eudoxien mit grösserer Ersatzglocke bildete Eschscholtz sein Genus Ersaea.

Aichiv. f. Naturgescb. XX. Jahrg. 2. Bd. £)D

^450 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgas chiclite

Die von unseren VerfF. beobachteten und beschriebenen Diphyi- denformen sind folgende :

Abyla pentagona Eschsch. von Ref. (a. a. 0. S. 56) und Ge- genb aur (a. a. 0. S. 292). Die Angaben von Köllik e r (a. a. 0. S. 41) sind weniger vollständig und geben namentlich über die Ent- wickelung, die von Ref. und Gegenb. beobachtet wurde, keinen Auf- schlnss. Ref. beschreibt die Eudoxiengruppen , die sich durch die cubische Form ihres Deckstückes auszeichnen und vielleicht schon früher von Quoy und Gaimard gesehen waren, unter dem (pro- visorischen) Kamen JE. cuboides, a. a. 0. S. 4P. Die Entwickelungs- geschichte dieser Gruppe ist von Referent specieller verfolgt worden. Freilich hat Gegenbaur gesucht, diese Darstellung als irrthümlich nachzuweisen (a. a. 0. S. 47), indessen kann Ref. die Beweiskraft der vorgebrachten Einwürfe in keiner Weise anerkennen. Er glaubt nach abermaliger Prüfung seiner Angaben von Neuem berechtigt zu sein, die frühere Darstellung in ihrem ganzen Umfange zu vertreten.

Das Gen. A g lai sma, das Eschscholtz gleichfalls den mo- nogastrischen Dyphyiden zurechnete und auch von Busch (a. a. 0. S. 49) beobachtet wurde , enthält nach den Untersuchungen von Ref. (a. a. 0. S. 50) nur verslümmelte Koloniestöcke von Abyla. Es be- steht aus der vorderen Schvvimmglocke dieser Thiere (dem sog. Saug- röhrenslücke) , an dem sich ein neuer Stamm und eine neue hintere Schwimmglocke (Schwimmstück) hervorbildet.

Diphyes acuminata n. sp. , Leuckart, a. a. Ü. S. 61. Eine gleichzeitig in Nizza beobachtete ^udoxia (£. campanula Lt.) glaubt Ref. dieser Art hinzurechnen zu dürfen, obwohl er den genetischen Zusammenhang dieser beiden Formen nicht durch die direkte Beobach- tung nachweisen konnte, a. a. 0. S. 43.

Diphyes Sieboldii n. sp. Köl 1 i ker , a. a. 0. S. 36, von Ge- genbaur (a. a. ü. S. 27) als D. gracilis n. sp. beschrieben.

Diphyes Kochii W\\\, Busch, a. a. 0. S. 46. Hieher wahr- scheinlich auch als Aglaismaform die von Busch (a. a. 0. S. 48) beschriebene Muggiaea (n. gen.) pyramidalis Busch.

Diphyes turgida n. sp. Gegenbau r, a. a. 0. S. 442 (früher von Dems. irrthümlicher Weise als D. Sieboldii Köll. aufgeführt).

Diphyes qttadrivalvis Geg. a. a. 0. S. 315 , identisch mit Epi- bulia filiformis Lt. (= Rhizophysa filiformis Delle Ch. , Suculceolaria quadrivalvis Blainv.), nach den Unters, des Ref. kaum eine echte Di- phyesart.

Anhangsweise erwähnen wir hier die von Busch und Ge- genbaur beschriebenen Eudoxien mit glockenförmigem Deckstücfce, die mit Eud. campanula Lt. nahe verwandt sind und nach Ansicht des Ref. wahrscheinlicher Weise gleichfalls von Diphyidenformen ab-

'*' dei^ niedeiren Thiere während der J. 1848—1853. 451

stammen, obgleich Gegenbau r niese Annahme für unzulässig hält ^a. a. 0. S. 452). Eudoxia Eschschollzii Busch a. a. O. S. 33 , £w- doxla messanensis Gegbv. a. a. 0. S. 285. Abweichender ist die von Gegen baur a. a. 0. S. 291. , unter dem Kamen D ip lophysa (n. gen.) inermis beschriebene Eudoxienform mit halbUugelförmigem Deck- stücke.

Zu der Familie der Diphyiden gehört ferner auch noch Praya diphyes Les. , Kölliker a. a. 0. S. 33 , die (unter dem Warnen Di- phycs Brayae) zuerst von Vogt in den Zool. Briefen I. S. 140 nach einem vollständigen Exemplare abgebildet wurde. Eine zweite von Gegenbaur sehr sorgfältig beschriebene Art , Pr. maxima (a. a. 0. S. 301), scheint kaum von der Vogt'schen Art verschieden zu sein. Ref. hat dieselbe in seiner Abhandlung als Pv. cymbiformis aufgeführt, und ist der Ansicht, dass die Physalia cymbiformis Delle Ch. (auch wohl das Gen. Rosacea Quoy et Gaim.) mit ihr zusammenfalle. Die von Vogt beschriebenen sog. Specialschwimmglocken, die den ein- zelnen Anhangsgruppen zugehören, sind trotz der wiederholten Be- hauptung des ersten Beobachters durch Gegenbaur als medusoide Geschlechtsthiere erkannt worden.

Eine zweite von Kölliker aufgestellte Familie der Hippo- podiiden möchte sich, nach der Ansicht des Ref., wohl kaum von den Diphyiden abtrennen lassen, obgleich die dahin gehörenden Thiere eine grössere Anzahl von Schwimmglocken besitzen und auch sonst durch einige Besonderheiten ihrer Organisation sich auszeichnen.

Hippopodiiis neapolitanus Less. , Kölliker a. a. 0. S. 28 nnd Leuckart an versch. Stellen seiner Abhandlung (unter dem Namen H. gleba = Gleba hippopus Forsk.). Eine zweite Art, die Ref. un- terscheiden zu können glaubte, hat er gegenwärtig nur als kleinere, wahrscheinlich jüngere Kolonien erkannt.

Vogtia (n. gen.) pentacanlha n. sp., Kölliker a. a. 0. S. 31, mit kreuzförmig gezackten Schwimmstücken. (Ob übrigens das Gen. Vogtia wirklich von Hippopodins verschieden ist, scheint noch zwei- felhaft. Der einzige Unterschied findet sich in der Anheftung der Schwimmglocken an ihrer Achse, und Kölliker gesteht selbst, dass diese nur unvollständig beobachtet sei.)

Bei der Entwickelung der Diphyiden bildet sich, nach den schö- nen Beobachtungen von Gegenbaur (a. a. 0. S. 330), am flimmern- den Larvenkörper zuerst die hintere Schwimmglocke. Leider Hessen sich die Beobachtungen nicht weiter fortsetzen es scheint Referent desshalb auch keineswegs erwiesen (aus manchen Gründen sogar un- wahrscheinlich) , dass sich der Rest des Larvenkörpers, der dieser Schwimmglocke anhängt, in den sogenannten Saflbehältcr der vorderen Schwimmglocke verwandle, wie Geg eribaur annimmt.

452 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Die zu der Familie der Ph yso p horid en gehörenden Arten unterscheiden sich nicht bloss durch einen meist sehr viel beträchtli- cheren Reichthum an Anhängen , sondern auch ganz constant durch einen eigenthümlichen bei den Diphyiden fehlenden Dimorphismus der Geschlechtsthiere, und den Besitz einer eigenen (nach den Untersuchun- gen des Ref. von besonderen Chitinwandungen umgebenen) Luftblase, die Vogt irrthümlicher Weise auch, freilich nur als inconstante Bil- dung, den Diphyiden zuschreibt.

Apolemia uvaria Eschsch. , Gegenbaur a. a. 0. S. 319, Leu- ckart an versch. Stellen seiner Abhandlung. Von Kölliker wurde (a. a. ü. S. 18) nur eine Schwimmsäule ohne weitere Anhänge be- obachtet.

Agalmopsis punctata (n. sp.) Köll. S. 15 identisch mit AgaU mopsis rubra Lt.

Agalmopsis Sarsii (n. sp.) Köll. S. 10 identisch mit Agalma punctata Lt.

Forskalia (n. gen.) Edwardsii n. sp. , K ö 11 ik er a. a. 0. S. 2. Das Gen. For skalia fällt mit Stephanomia M. Edw. zusam- men, wie Ref. durch Untersuchung der echten St. conlorta M. Edw. (St. excisa Lt.) und einer zweiten Kizzaer Form, die er irrthümlicher Weise für St. contorta hielt und jetzt St. ophiura nennt, sich über- zeugt hat. Die Beobachtungen des Ref. über die einzelnen Anhänge dieser und anderer Arten sind in dem ersten Theile seiner Abhand- lung , der über den Bau der Siphonophoren im Allgemeinen handelt, a. v. 0. niedergelegt.

Physophora Philippn ( n. sp. ) Kölliker a. a. 0. S. 19 ist wahrscheinlicher Weise mit Ph. hydroslatica Forsk. identisch.

Auch Sars charakterisirt zwei neue, an der Norwegenschen Küste beobachtete Physophora- Arien, Ph. glandifera und Ph. vesiculosa. Nyt Magaz. 1. c. p. 158. Ebenso bemerkt Steenstrup (Vedensk. Med- del. for 1849 og 1850. p. V) , dass er in den nordischen Gewässern, um Island und Grönland, eine Physophora angetroffen habe.

Alhorybia rosacea Eschsch., Kölliker S. 24.

Dass die von Gegenbaur (a. a. 0. S. 324) beschriebene ÄAt- zophysa filiformis Lam. den Physophoriden angereiht werden könne, scheint Ref. sehr zweifelhaft. Sie besitzt allerdings die Luftblase dieser Thiere , aber die Zahl und Bildung der Anhänge zeigt viele auffallende Abweichungen. Auffallend ist namentlich der Mangel aller activen Bewegungswerkzeuge (der Schwimmglocken und der bei der gleichfalls glockenlosen Athorybia in Ruderplatten verwandelten Deck- stücke) , so wie der Taster und die dreifach verschiedene Form der Nesselknöpfe. (Auch bei Agalmopsis Sarsii beobachtete Ref. übri- gens zwei verschiedene Formen von Nesselknöpfen.)

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 453

Die Entwickelung der Physophoriden ist in sofern von der der Diphyiden verschieden, als hier nicht eine Schwimmglocke, sondern zuerst ein Ernähningsthier , ein Polyp, gebildet wird, der dann die übrigen Anhänge hervorknospen lässt und sich durch fortgesetzte Längsstreckung schliesslich in den Körperstamm verwandelt. Solche junge Physophoriden sind namentlich von Gegenbaur beschrieben und abgebildet, aber auch von Kölliker und Referent beob- achtet. Das erste Stadium des Larvenlebens ist nach Gegenbaur auch hier (S. 332) eine Planula.

Die Structur der P h y s a 1 i e n ist von H u x 1 e y (Proc. Linn. Soc. 1848. Dec, Ann. nat. bist. 1849. T. IV. p. 207) und ausführlicher freilich nur nach Untersuchung von Spiritusexemplaren von Ref. (Zeitschrift für wiss. Zool. IH. S. 189) beschrieben worden. Eine besondere Auszeichnung derselben besteht in der mächtigen Entwick- lung der Luftblase, die fast den ganzen Hohlraum des blasig gebil- deten Stammes ausfüllt und an dem einen Ende , wie namentlich Huxley sehr bestimmt beobachtete, durch eine eigene (den Physo- phoriden fehlende) Oeffnung nach Aussen führt. Auch die Anhänge zeigen mancherlei Eigenthümlichkeiten , die uns vollkommen berech- tigen, die Physalien als Repräsentanten einer besonderen Familie zu betrachten.

Gleiches gilt von den Vel eilen, deren Bau wir durch Ul- ke r's wichtige Untersuchungen an Velella spirans (a. a. 0. S. 46) und Porpita mediterranea (Ebendas. S. 57) näher kennen gelernt ha- ben. Dass diese Geschöpfe trotz ihrer grösseren Centralisation als Thierstöcke aufzufassen seien, war schon durch Ref. in seinem Auf- satze über den Bau der Physalien hervorgehoben und findet in Köl- liker's Beobachtungen seine Bestätigung, obgleich Vogt (a. a. 0.) dieselben noch für einfache Thiere ansieht. Die Kolonie besteht aus einem mittleren grossen Polypen , dessen Leberwülste sich zu einer sehr ansehnlichen braunen Älasse entwickelt haben, und aus zahlreichen klei- nen peripherischen Polypen, die mit den Gemmen der späteren Ge- schlechtsthiere besetzt sind. Der Rand des scheibenförmigen Körper- stammes ist mit einem Kranze von tasterartigen Fühlern versehen. Aber auch in anderer Beziehung sind die Velellen sehr ausgezeichnet, na- mentlich dadurch, dass der Reproductionskanal derselben in ein sehr complicirtes Gefässnetz zerfallen ist, das aus der Leibeshöhle des Cen- tralpolypen seinen Ursprung nimmt und in radiärem Verlaufe unter be- ständiger Verästelung und Anastomosenbildung durch den Körper sich verbreitet. Die gehämmerte sog. Schale, die nach den wiederholten Beobachtungen des Ref. aus Chitin besteht und ein Analogen des Luftsackes bei den übrigen Siphonophorcn darstellt, ist eben so we- nig vollkommen geschlossen, wie bei den Physalien, sondern von einer grössern Zahl spaltförmigerOefFnungen durchbrochen, Was Ref,

454 Leuckart: Bericht ob. d, Leistungen in d. Naturgeschichte

yollkopiwen bestätigen kann. Ueber das sonderbare zuerst vonKrohn (,ifl diesem Arch. 1848. S. -30) beobachtete System lultführender dün- ner Canäle, das aus der Unterfläche der sog. Schale hervorkommt, haben die Untersuchungen von Kölliker kein entscheidendes Re- sultat geliefert. Auch die Endigung derselben ist unbekannt geblie- ben. Ref. möchte verrauthen, dass diese Canäle der von ihm beob- achteten unteren OefTnung des Physophoridenluftsackes, die in die ge- meinschaftliche Leibeshöhle (nich,t nach Aussen) einmündetj gleich zu setzen seien. Sie verhalten sich zu dieser vielleicht in ähnlicher "Weise , wie die Ernährungsgefässe der Yelellideu zu der sonst ein- fachen und canalförniigen Leibeshöhle der Physophorideu. Ist seine Vermuthung richtig, so dürfte man bei denselben eine freie Ausmün- dung in die Ernährungsgefässe oder die Stiele der Polypen vermuthen.

Sehr aulfallend ist die Entdeckung eines eigenthümlichen plat- tenförmigen Absonderungsorganes , das Kölliker an der unteren Fläche der Porpitascheibe auffand und nach den mikrochemischen Ei- genschaften seines Inhaltes als Niere in Anspruch nimmt.

Ueber die von den Velellen aufgeammte Medusenbrut vergl. namentlich die oben schon erwähnten Beobachtungen von Gegenbau r.

üas Gen. Noctiluca, das früher den Medusen zugerechnet und noch vor Kurzem von Brightwell (Ann. of nat. bist. 1850. T. VI. p. 304) für eine den Physalien verwandte Siphonophore ausgegeben wurde, muss , wie früher schon von van Ben e den, Doyere und auch Ref. (Beitr. von Frey und Leuckart S. 138) hervorgehoben ist und durch neuere Untersuchungen ausser allen Zweifel gestellt wurde, von den Quallen und überhaupt aus der Abiheilung der Coelenteraten entfernt werden. Wir werden auf den Bau dieses sonderbaren Thie- res, das durch seine Lichtproduction und sein massenhaftes Auftreten bekanntlich vorzugsweise zu dem Seeleuchten Veranlassung giebt, später, bei den Foraminiferen, weiter zurückkommen.

3. Polypi.

Nach Ausschluss der Bryozoen und Hydroiden bleiben uns in der Classe der Polypen nur noch die Ehren bergi- schen Anlhozoen, und diese sind es, die wir hier mit dem voranstehenden Namen bezeichnen. Die Polypen in einem solchen entern Sinne des Wortes sind Geschöpfe, die na- mentlich den Scheibenquallen nahe stehen, und sich, wenn wir von den Eigenthümlichkeiten ihres äusseren Lebens (dem Mangel oder der Langsamkeit ihrer OrJsbewegung) so wie der Beschaffenheit ihres Körperpareßchymes absehen, ymi

der niederen Thiere während d. J. 1848—1853. 455

denselben vorzugsweise durch die Weite und die geringe Anzahl der peripherischen Abtheilungen ihrer Leibeshöhle unterscheiden. Vergl. Le ucka rt , Morphol. der wirbellosen Thiere. S. 17.

Nach der Ansicht des Ref. müssen wir in dieser Classe der Polypen zwei Ordnungen unterscheiden. Die eine der- selben umfasst von den bis jetzt beiiannten Thieren nur das Genus Lucernaria, das in anatomischer Hinsicht von den übrigen Polypen vielfach verschieden ist, und in mancher Be- ziehung (besonders durch die Abwesenheit eines selbststän- digen Magenrohres ) so auffallend an die Discophoren erin- nert, dass es Huxley ohne Weiteres als eine festsitzende Scheibenqualle ansieht (Rep. br. Assoc. for 1851. Not. p. 75). Ref. hat zur Bezeichnung dieser Ordnung den Namen Caly- cozoa vorgeschlagen und reservirt die Ehrenbergische Be- nennung Anthozoa für die übrigen echten Polypen. A. a. 0. S. 19. Ebenso V. Carus in seinem Systeme der Morphologie.

Rymer Jones liefert in Todd's Cyclop. of Anatomy and Physiol. Art. Folypifera eine ziemlich kritiklose Zusam- menstellung der bekannten Untersuchungen von Cor da, Milne Edwards, van Beneden, Farre u. A. Er fasst die Classe der Polypen in ihrem früheren Umfange und un- terscheidet in derselben vier Unterclassen : Hydrozoa, Antho- zoa , Aulozoa und Bryozoa. Die dritte vom Verf. neu auf- gestellte Gruppe enthält die Tubularinen, Tubiporiden (!) und Sertularinen , die erste ausschliesslich das Gen. Hydra.

Calycozoa,

Für die Anatomie dieser Thiere erwähnen wir nachträg- lich noch die Untersuchungen des Ref. in den mit Frey zu- sammen herausgegebenen Beiträgen S. 1 „über den Bau der Actinien und Lucernarien , im Vergleiche mit dem der übri- gen Anthozoen.«

Anthozoa.

In der Ordnung der Anthozoen sind es vorzugsweise die Actinien gewesen, die von den Analomen untersucht vvur*

456 Leuckart: Bericht üb, d. Leistungen in d. Naturgeschichte

den. Wir verweisen in dieser Beziehung auf Frey und Leuckart a. a. 0. , so wie ferner auf die vortreffliche Mo- nographie von Hollard, Ann. des sc. nat. 1851. T. XV. p. 25) und auf die Bemerkungen von Seh mar da, zur Na- turgesch. der Adria S. 17 (Abgedruckt aus dem IV. Bande der Wiener Akad. Denkschriften).

Der kurze röhrenförmige Magen der Actinien ist nicht, wie man früher gewöhnlich angab, blind geschlossen, sondern durch eine weite Oeffnung mit der gehämmerten Leibeshöhle im Zusammenhange. Er zeigt zwei eigenthümliche rinnenförmig ausgehöhlte Wülste (Car- diacalwülste Ref.), die nach Hollard dazu dienen, den Inhalt der Leibeshöhle gelegentlich, auch bei gefülltem Magen, bequem nach aussen zu schaffen. Die Scheidewände der Leibeshöhle sind nach Hollard (l'Instit. 1850. N. 10. oder Froriep's T. B. Zool. I. S. 132) beständig paarweise angeordnet, zeigen aber dabei in regelmässiger Abwechselung eine sehr verschiedene Entwickelung und eine ganz bestimmte Beziehung zu der Stellung und der Grösse der Tentakel. Sie stellen ein ziemlich complicirtes System von Muskeln dar , durch deren Zusammenziehung die fächerförmigen Kammern , die von den- selben umschlossen sind, manchfach verändert werden können. Der Inhalt dieser Kammern ist kein reines Wasser, sondern die mit Was- ser vermischte Ernährungsflüssigkeit (Blut) , das durch Hülfe einer Flinimerbekleidung in beständiger Strömung erhalten wird. Bei den Arten des Gen. Cribrina sind die Tentakel wirklich (wie sich auch Ref. jetzt überzeugt hat) an der Spitze von einer constanten Oeffnung durchbohrt. Auch sonst finden sich nicht selten kleine siebförmige Löcher in der äusseren Leibeswand , durch welche das Wasser nach Innen hineindringt, gelegentlich auch mit einem Theilg der Ernäh- rungsflüssigkeit nach Aussen hervorgestossen wird. (Die sog. Saug- näpfe sind übrigens, nach Hollard, blosse von einem sphincterar- tigen Muskel umgebene Vertiefungen.) Die fadenförmigen Anhänge an dem freien Rande der einzelnen Scheidewände, die mit ihrem obe- ren Ende an den untern Rand des Magenrohres befestigt sind (Me- senterialfäden Ref.), werden von Hollard als Röhren beschrieben, die wahrscheinlich als gallebereilende Organe functionirten, während Ref. und Schmarda in ihnen blosse solide Stränge erkennen konn- ten, und es für wahrscheinlich halten, dass dieselben als nierenartige Absonderungsorgane zu betrachten seien. V. Carus will neuerlich auch wirklich Guanin in dem Achsenstrange dieser Fäden gefunden haben (System derMorphol. S. 121). Die Geschlechter der Actinien sind bekanntlich getrennt; Hoden und Eierstöcke aber ganz conform ge- baut und in derselben Weise an den Scheidewänden vor den Mesen- terialfäden befestigt. Bei Act. rosea beobachtete Hollard ausser

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 457

der geschlechtlichen Fortpflanzung auch eine ungeschlechtliche, durch Knospung.

Mi Ine Edwards und Jul. Haime liefern eine sorg- fältige und genaue Analyse des Polypenstockes und eröffnen damit eine Reihe von wichtigen Monographien über die ein- zelnen Familien der Steinkorallen , die sie unter dem Titel Recherches sur les Polypiers in den Annal. des scienc. nat. T. IX— XVI publiciren.

Die Skeletbildung der Polypen, die sich übrigens beständig auf das hintere Körperende beschränkt, geht überall von den äusseren Bedeckungen aus. Man unterscheidet in den letzteren eine Epidermis und ein Derma ; eine jede derselben kann unabhängig von der an- deren den Sitz der Skeletbildung abgeben. In dem einen Falle ent- steht ein eigentliches Hautskelet (slerenchyme epidermique) , in dem anderen dagegen eine Verkalkung des Perisoms, ein Unterhautskelet (slerenchyme dermiquc).

Das Hautskelet wächst durch schichtenweise Ablagerung an der dem Thiere zugekehrten Fläche und bleibt immer structurlos, mag seine äussere Form auch noch so verschieden sein. Am bekanntesten unter den verschiedenen Formen dieses Skelets ist das sog. Achsenskelet (sclerobase) der Gorgoniden, das von der hinteren Fläche der einzelnen kurzen und schüsseiförmigen Polypen abgesondert wird und eine bald hornige, bald kalkige, bald auch (Hyalonema, vgl. Gray, Ann. nat. bist. 1850. V. p. 307.) kieselige Beschaffenheit besitzt. (Nach den Untersuchungen des Ref. besteht das Achsenskelet der Gorgoniden aus einem chitinartigen Stoffe mit einer wechselnden Menge von erdigen Beimischungen.) In anderen Fällen bildet das Hautskelet der Polypen einen becherförmigen Ueberzug des verkalkten Perisoms (epitheque) oder eine horizontal geschichtete Füllung (peritheque) zwischen den einzelnen Polypen eines Coloniestockes , die unsere Verf. zur Unter- scheidung von dem ganzen einfachen oder zusammengesetzten -^ Polypenstocke als polypierite bezeichnet. *

Das Unterhautskelet besteht im Gegensatze zu diesem Haut- skelete überall aus bestimmten histologischen Elementen und zwar aus nadeiförmigen , meist nach den dreien Dimensionen des Raumes hin verästelten Einlagerungen. Bleiben diese Nadeln isolirt, so ent- steht ein unvollkommenes Skelet von einer meist lederartigen Be- schaffenheit (polypieroide). In den eigentlichen I'olypenslöckcn hän- gen die Nadeln beständig zu einem mehr oder minder dichten Ge- webe zusammen; es findet sich hier nur ein einziger Ausgangspunkt der Skeletbildung, gewissermaassen ein einziger Ossificationspunkt, so dass die Nadeln in continuirlicher Folge aus einander hervorknospen. Die Verschiedenen Grade der Dichtigkeit des Skelctes lassen sich aus

458 Leuckart; Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

den Verschiedenheiten in dem gegenseitigen Verhalten dieser Nadeln (Menge, Stärke, Richtung, Verästelung u. s. w.) mit Leichtigkeit er- klären.

Der Haupttheil des Polypenstokes besteht aus dem becherför- migen oder auch wohl flächenhaft ausgebreiteten Kelch e, der Mauer (muraille, theca), die als Ablagerung von scheibenförmiger Gestalt im Fussende beginnt und, die äussere Form des Körpers wiederho- lend, von da bis in die Nähe des Kopfendes sich ausdehnt. In eini- gen seltenen Fällen macht dieser Kelch das ganze Skelet aus , aber in der Regel, und so namentlich bei allen Steinkorallen ohne Aus- nahme, verbinden sich damit noch andere weitere Skelettheile. Zu diesen gehören vor allen die strahlenförmigen Blätter (cloi- sons, septa) die sich, als lamellöse Fortsetzungen des Kelches, zwi- schen die beiden Platten hineinsenken, welche sich in den radiären Scheidewänden der Leibeshöhle bei unsern Thieren unterscheiden las- sen. Wie die Strahlen auf der Innenfläche des Kelches aufsitzen, so erheben sich auf der Aussenfläche nicht selten Rippen (cöles, co- stae) , die den Strahlen entsprechen und eine verschiedene stärkere oder schwächere Entwickelung besitzen. In manchen Fällen ist der Kelch zwischen den Rippen durchbrochen ; es hängt das damit zu- sammen, dass die Verkalkung überhaupt in der Richtung der Rippen oder Strahlen am schnellsten und vollständigsten vor sich gehet.

Die Zahl der Strahlen wächst , gleich der der Scheidewände und Tentakel mit dem Alter der Polypen, wie man schon aus der un- gleichen Entwickelung der einzelnen Strahlen in demselben Indivi- duum erschliessen kann. Aber diese Vermehrung geschieht nicht re- gellos bald hier, bald dort, sondern nach bestimmten, von unseren Verff. in scharfsinniger und überzeugender Weise nachgewiesenen Gesetzen. Zuerst entstehen bei fast allen Arten der Steinkorallen sechs Strahlen, die in gleichen Entfernungen von einander angebracht sind, und von unsern Verff. als primäre Strahlen bezeichnet werden. Die Kammern, die von diesen Strahlen umschlossen sind, (primäre Kammern) entwickeln nun im Laufe der Zeit allmählich ein ganzes mehr oder minder complicirtes System von Strahlen 2. , 3. , 4. . . . x. Ordnung, aber alle diese Veränderungen gehen in denselben auf eine vollkommen übereinstimmende Weise vor sich, so dass man aus dem Entwickelungszustande der einen Kammer oder des einen Systemes ohne Weiteres auf die Bildung des ganzen Skeletes zurückschlies- sen kann.

Zunächst entsteht in der Mitte zwischen den ersten Strahlen ein zweiter Strahl, der also eine jede der primären Kammern in zwei secundäre abtheilt. Durch eine abermalige Wiederholung dieser Bil- dung steigt die Zahl der Kamwern in einem jeden Systeme auf 4, so«

^er niederen Thiere während der J. 1848—1853. 459

dann aber nicht etwa auf 8, 16 u. s. w. , sondern in einfach arith- metischer Progression auf 6 , 8 , 10 u. s. w. , so dass sich also nie- mals in einem Systeme mehr als zwei Strahlen zu derselben Zeit her- vorbilden. Diese beiden Strahlen entwickeln sich beständig symme- trisch, d. h. in gleicher Entfernung von der Mitte der primären Kam- mer und in demselben Lagenverhältnisse zu den älteren Strahlen. Sie entwickeln sich aber auch in einer bestimmten Reihenfolge, nicht etwa einfach von den Seitenvvänden der primären Kammer nach der Mitte fortschreitend, bis die gleichnamigen Kammern alle getheilt sind und ein neuer Cyclus beginnt , sondern nach einem anderen compli- cirteren Gesetze, bald in der Peripherie, bald in der Mitte zwischen die Strahlen eines Syslemes sich einschiebend, bis der betretende Cyclus vollendet ist. Für die nähere Kenntniss dieser Verhältnisse müssen wir auf die Arbeit unserer Yerff. selbst verweisen.

Die älteren Strahlen eines Polypenstockes reichen in der Re- gel bis in die Wähe der Körperachse, wo sie dann gewöhnlich durch einfache Vereinigung , auch wohl unter gleichzeitiger Krüm- mung und Verästelung oder mit Hülfe eines schwammigen Gewebes einen s äul en artigen Kern (columella) bilden, der sich vom Bo- den des Kelches mehr oder minder hoch erhebt, aber auch mitunter ganz isolirt und unabhängig von den Strahlen des Polypenstockes ge- funden wird. Zwischen dieser Säule und den Strahlen beobachtet man hier und da auch noch einen Kranz von senkrechten Stäbchen, Pfählen (palis, palulus) , die bald isolirt bleiben, bald auch mit dem Innenrande der Strahlen verschmelzen. Findet sich nur ein einfacher Kranz solcher Pfähle, so entspricht derselbe meistens den Strahlen des vorletzten Cyclus, doch giebt es auch Kränze mit mehrfachen Reihen , die dann mit einer entsprechenden Anzahl vorhergehender Cyclen correspondiren.

Bei dem Wachsthume des Polypen verlängern sich natürlich auch die Strahlen immer mehr. Sie bleiben dabei entweder isolirt, so dass die Kammern dann in ihrer ganzen Ausdehnung offen sind, oder sie vereinigen sich durch die Bildung von Querwänden (planchers ou traverses), die reihenweise in verschiedener Höhe über einander hervorkommen und zu einer mehr oder minder regelmässi- gen und vollständigen Entwickelung gelangen. DieVerff. vermuthen, dass diese Querwände eine Art Epithelialskelet an der Innenüäche des Derma darstellen und bezeichnen die betreuende Epithelialbeklei- dung als endotheque. Aehnliche Scheidewände kommen auch mitun- ter an der Aussenfläche des Kelches zwischen den einzelnen Indivi- duen vor, wo sie denn nach Art des Uautskeletes eine Füllung bil- den (exotheque).

Ueber d^ix Polypenstock der Anthozoen und die kalkU

460 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

gen Einlagerungen in den Körper derselben vergl. ferner auch Frey, Bedeck, der wirbellosen Thiere S. 19.

J. Hflime findet (Ann. des sc. nal. 1849. T. XII. p. 224), dass die langen und faserartigen Nadeln des Perisoms bei Leiopathes (Antipathes) glaberrinia fast ausschliesslich aus Kieselsäure bestehen und vermuthet ein allgemeineres Vorkom- men dieses Minerals bei den Antipathesarten.

Agassiz giebt Bemerkungen über den Bau von Re- nilla reniformis, Halcyonium carneum n. sp. und Gorgonia virgulala von der N.-A. Küste. (Proc. Am. Assoc. 1850. III. p. 207).

Renilla ist ohne den soliden Achsenstab der übrigen Pennatu- liden. Der Stamm mit der nierenförmigen Anschwellung ist hohl und kann von den Polypen aus mit Wasser gefüllt werden. Die Oeffnung im Grunde des Magensackes wurde deutlich beobachtet. Bei Halcyo- nium glaubt der Verf. männliche und weibliche Geschlechtskapseln in demselben Thiere (aber an verschiedenen Längsfalten) beobachtet zu haben, gesteht jedoch, dass er die Samenfäden in ersteren nicht habe auffinden können. An dem Stamme von Gorgonia verläuft eine tiefe Längsfurche, die mitsammt ihren Lippen ohne Polypen ist.

Cobbold macht einige Angaben über die Bildung des Magenrohres und der Leibeshöhlc bei den Embryonen der Actinien und schildert diesen Vorgang im Wesentlichen als eine Einstülpung der äussern Oberfläche. Ann. nat. bist. 185'5. T. XI. p. 121.

Die „Rare and remarkable animals of Scotland" von Dalyell bringen u. a. auch manclierlei interessante Anga- ben über Polypenentwickelung. Wir heben daraus Folgendes hervor.

Die Embryonen der Actinien haben in den ersten Stadien ihres Lebens eine sehr unregelmässige Gestalt und einen Flimmerüberzug, wie die Infusorien. Sie leben in der Leibeshöhle ihrer Eltern und steigen von da auch sehr häufig in die basale Hälfte der Tentakel hinauf. Die Geburt geht auf einem sehr verschiedenen Stadium der Entwicke- lung vor sich, bald früher, so lange die Embryonen noch infusorien- artig sind, bald auch später, wenn dieselben bereits Tentakeln besit- zen und im Wesentlichen die Form der Eltern angenommen haben (L. c. T. IL p. 205). Actinia lacerata zeigt eine weitere sehr eigen- thümliche Vermehrungsart, die sich der Prolification der Süsswasser- polypen vergleichen lässt= Der Rand der Fussfäche wird unregel-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 461

massig, von höckrigem Aussehen; die einzelnen Höcker schnüren sich allmählich ab und verwandeln sich dann schliesslich in zahlrei- che kleine und selbstsländige Actinien (Ibid. p. 229.)

Auch bei Virgularia erkannte Dal y eil die Embryonen als wim- pernde infusorienartige Wesen (planulae) L. c. T. II. p. 187.

Busch beschreibt unler dem Namen D i an thea nobilis den Jngendzustand eines Polypen und zwar wie sich aus der Vergleichung mit einer von J. Haime inzwischen publi- cirten Abhandlung ergiebt, die wir im nächsten J. B. zu berücksichtigen haben des Cerianthus membranaceus. Be- obachtungen u. s. w. S. 122.

Die Gestalt dieses Thieres vergleicht Verf. mit der eines Räu- cherkerzchens ; sie ist im Wesentlichen dieselbe, wie die einer Hy- dra, entwickelt sich auch im Wesentlichen , wie diese, durch Längs- streckung und Tentakelbildung aus einem ovalen Embryo mit flim- mernder Oberfläche. Ueber den inneren Bau liess sich nur wenig mit Bestimmtheit erforschen , doch scheint Verf. geneigt zu sein , einst- weilen nur eine einfache Leibeshöhle mit Mundöffnung anzunehmen. Ein Paar gestielter Kolben im Innern der Leibeshöhle blieben nach Natur und Bau gleich räthselhaft.

Ob auch die von Busch beschriebene Calliphobe appendi- culata (a. a. 0. S. 130), wie Verf. vermuthet, eine Polypenlarve dar- stellt, müssen wir einstweilen dahin gestellt sein lassen. Jedenfalls gehört dieselbe zu der Abtheilung der Coelenteraten. (Laut mündli- cher Mittheilung von Herrn Prof. Gegenbaur dürfte dieselbe wohl die Larve einer Rippenqualle sein. Vergl. oben S. 408.)

Die schon oben erwähnten „Recherches sur las Polypiers" von Milne Edwards und J. Haime enthalten in ihrem speciellen Theile, namentlich in den Monographien der Tur- binoliden , Eupsammiden und Asträiden, zahlreiche äusserst schätzenswea'the Aufschlüsse über die Bildung der Colonie- Stöcke und die damit zusammenhängenden Eigenthümlichkei- ten der ungeschlechtlichen Vermehrung bei den Steinkoral- len. Da die Vegelationsverhältnisse der Thierstöcke bisher (trotz ihrer Wiciitigkeit auch für die descriptive Zoologie) nur geringe Beachtung gefunden haben Ref. verweist hierfür auf seine Bemerkungen in der Abhandlung über den Polymorphismus S. 24 können wir es uns nicht versagen. Einiges hiervon, was uns von allgemeinerem Interesse scheint, in Folgendem zusammenzustellen. Wir verweisen dabei na-

462 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte iTienllich auf Ann. des sc. nat. T. IX, p. 2)5. T. X. p. 66

und 215.

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Bei einer Anzahl von Steinkorallen beschränkt sich die Fort- pflanzung ausschliesslich auf eine geschlechtliche. Hieher gehören na- mentlich fast alle Turbinoliden, manche Eupsammiden und auch einige Asträiden. Solche Arten bleiben natürlich immer einfach. Daneben giebt es aber auch andere einfache Steinkorallen, wie z. B. die Fun- gien , welche zu gewissen Zeiten Knospen l ilden , aber hinfällige Knospen, die sich auf einer früheren oder späteren Entwickelungs- periodc abtrennen. Sehr eigenthümlich ist diese Knospenbildung na- mentlich bei Btastotrochus (T. IX. p. 219). Die grössere Mehrzahl der Steinkorallen ist indessen coloniebiWend , bald auf dem Wege der fortgesetzten Knospung, bald durch Theilung , die, wenn auch im Ganzen seltener als die Knospung, doch in manchen Gruppen, na- mentlich aus der Familie der Asträiden, sehr allgemein verbreitet ist. in der Regel betheiligen sich alle Individuen einer Colonie in glei- cher Weise an dem Frocesse der ungeschlechtlichen Vermehrung, doch giebt es auch Arten , in denen nur gewisse Individuen sprossenbil- dend, andere steril sind. Die Zahl der Sprossen, die ein Individuum bildet, ist bald sehr klein und limitirt , bald unbegrenzt. Auch die Schnelligkeit, in der die Sprossen einander folgen, zeigt beträchtli- che Verschiedenheiten. Alle diese Umstände influiren natürlich auf das Aussehen und die Bildung einer Polypencolonie. In einem noch höheren Grade aber gilt dieses von der Form der ungeschlechtlichen Vermehrung und dem Orte, wo dieselbe stattfindet.

Was zuerst die Knospenbildung betrifft, so giebt es allerdings keinen einzigen Theil des Folypenkörpers, an dem diese Fortpflan- zungsweise nicht stattfinden könnte, aber vorzugsweise ist es doch das vordere unverkalkte Körperende, an welchem die Knospen gebil- det werden. Entweder ist es die Kopfscheibe, an der die jungen Sprossen hervorkommen (wie z. ß. bei' den Fungien), oder es sind, wie in der Mehrzahl der Fälle , die Seitentheile des Körpers. Eine dritte Form der Knospenbildung ist die basale, die von der nicht sel- ten scheibenförmig ausgebildeten Fussfläche ausgeht. Letzteres fin- det sich namentlicli bei einer Anzahl massiger Polypenstämme und bei den kriechenden Arten, deren Fussrand sich nicht selten in Form von Stolonen nur nach gewissen Richtungen ausdehnt (Rhizorpia). In manchen Fällen bleiben diese Stolonen weich und unverkalkt und dann erfolgt gewöhnlich nach einiger Zeit eine völlige Abtren- nung der Sprösslinge. Die baumartigen Polypenstämme entstehen durch seitliche Knospenbildung. Der Stamm derselben erscheint in manchen Fällen als ein Syinpodium im Sinne der Botaniker, indem er durch Verkalkung des ßasaltheile von einer Anzahl aus einander her vorknospender Individuen gebildet wird (Dendrosmilia u. a.), oder

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 463

ist das Product eines einzigen stammbildenden Individuums, das in der Längsrichtung auswächst und dabei eine Anzahl meist steriler Seitensprossen abgiebt, wie bei der Mehrzahl der Dendrophyllien und Coelopsaramien. Bei Dendrophyllia aequiserialis, ramea u. a. stehen diese Seitensprossen auf zweien einander geginüberliegenden Seiten- flächen, bei ersterer rechts und links in gleicher Höhe, bei der zwei- ten alternirend. In andern Fällen kommen die Knospen auch in ei- ner unregelmässigen Spirale hervor.

Die Theilurig der Steinkorallen ist immer eine Längstheilung am vorderen weichen Ende, das erst nach der Theilung zu verkalken an- fängt. Zur Produktion veräslelter Polypenstöcke wird dieselbe nuf selten verwandt, desto ausschliesslicher aber zur Bildung jener son- derbaren Asträidenformen, die von den älteren Zoologen in dem Gen. Alaeandrina zusammengestellt wurden. Die Theilung wiederholt sich dabei vorzugsweise nach gewissen Richtungen, weshalb denn auch die Polypen einer solchen Colonie ganz allgemein in bestimmten Zügen neben einander stehen. Je grösser die Energie dieses Processes, je geringer dabei die Abtrennung der einzelnen Individuen, desto auffal- lender erscheinen die Colonieen, während dieselben umgekehrter Weise durch die entgegengesetzten Umstände allmählich in die gewöhnlichen massigen Polypenstöcke übergehen.

Dana liefert eine sehr ausführliche Darstellung von der Beschaffenheit, Bildung und Geschichte der Korallenriffe und Koralleninseln der Südsee, die durch mehrere Hefte von Sil- liman's Journal of Science and Arts hindurchgeht (1851. Vol. XL p. 357, XIl. p.25, p. 165, p. 329, 185Q. Vol. XIII. p.34, p. 185, p.338; Vol. XIV. p. 76.) und zunächst nur für die Geo- logen bestimmt ist, aber auch für den Zoologen viele interes- sante und wichtige Thatsachen cnihält. Ref. verweist in dieser Beziehung namenllich auf den dritten Theil der Abhandlung (I. c. Vol. XIL p. 165), der über den Bau, das VVachsthum und die sonstigen Lebensverhältnisse der Korallen handelt. (Ein Theil dieser Darstellung ist auch in Froricp's T. B. Mineral. 1. S. 249 übergegangen.)

Die Beschreibung der Korallenriffe an der Küste von Florida vgl. Agassiz, Proc. Amer. Assoc. 1851. V. p. 91.

Polyactinia. Dalyell liefert in seinen Rare and rem. Anim. T. IL p. 195, PI. XLV— XLVllI die Beschreibung und Abbildung folgender Actinien : Actinia mesemhryatuhemtim (yl. equina) , Act. ce- rasutn n. sp. (wahrscheinlich bloss eine helle Varietät der vorherge- henden Art), Act. gemmacea (A erassieornis) y Act. elegans n. sp.,

464 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen io d. Naturgeschichte

Ad. exploralor n. sp. , Act. lacerata n. sp., A. maculata Adams, (wohi identisch mit A. carciniofados)^ A. Diaulhus (^A, plumosa).

Von brittischen Actinien beschreibt Reid (Ann. nat. bist. 1848. T. L p. 34) A. cijlindrica n. sp. und Gosse (Ibid. 1853. T. XII. p. 127) A. miniata n. sp. und A. clavala Thomps. var. rosea.

Schmarda beschreibt aus dem Adriatischen Meere Entacmaea chromalodera n. sp., Eni. pfiaeochira n. sp. und Cribrina punctata n. sp. Zur Naturgeschichte der Adria S. 14.

Die früher schon von Sars entdeckte und in den Bescrivelser etc. abgebildete Actinia prolifera wird jetzt zum Typus eines neuen Genus Goniactinia Sars, Nyt Mag. 1. c. p. 14'2.

Iluanthos Milchelii n. sp. Gosse, Ann. nat. bist. XII. p. 128. Das von Gosse (Ibid. p. 157j neu aufgestellte fusslose Actiniengenus Scolanthus fällt augenscheinlicher Weise mit Ccrianlhus Delle Ch. zusammen und muss daher eingehen. Es wird folgendermassen cha- rakterisirt: Body cylindrical , lengthened , vermiform, invertile, inca- pable of attachement; posterior extremity rounded , perforate ; ante- rior discoid, surrounded by a marginal series of slender tentacles. Sp. n. Sc. callimorphus Gosse.

Zoonlha Danai n. sp. mit äusserst kurzen, in zwei Reihen ge- stellten Tentakeln. Le Conte, l'roc. Ac. Phil. 1851. p. 320.

Forbes und Godsir über Arachnitis albida Sars, Transact. roy. Soc. of Edinb. Vol. XX. p. 310. Eine zweite Art dieses Genus aus dem Aegäischen Meere wurde von Forbes früher als eine schwimmende Actinie beschrieben. Die Verf. vermuthen, dass die letztere schon von Aristoteles gekannt sei.

Unter dem Namen Ulocyathus stellt Sars (Nyt Mag. p. 141) ein neues zu der Familie der Turbinoliden gehörendes Genus auf: Polyparium simplex, liberum, cum vestigiis adhaesionis in basi bre- vissima, cuneiformi, adunca, acuminata. Costae parum eminentes, in- terdum obscurae. Calyx profundissimus, margine sinuato et crispo. Columella nulla. Lamellae radiantes super marginem calycis valde prominentes, latae, tenuissimae, tota longitudine discretae (non fasci- culatae). Animal simplex, actiniiforme ; ore plicis numerosis , serie- bus tentaculorum conico - subulatorum verrucosorum non retractilium pluribus (circiter 4) circumdato. Sp. VI. arcticus S. von der Norwe- genschen Küste.

Monomyces brevis Schmarda, Naturgesch. der Adria. S. 14 (Ca- ryophylUa brevis var. Gravenh,), von Triest.

Der Atlas von Dumont d'ürville, Voyage au pole sud et dans l'oceanie, enthält auf Tab. 27, 28 und 29 die Abbildungen eini- ger neuen Polypenstöckc (ohne Thiere) , Psammocora Haimeana Val.,

der niederen Thieie während der J. 1848—1853. 465

Holoseris crispa Edw. et H., Echinopora Helli Rouss., Maeandrosereis Bottae Rouss., M. australiae Rouss., Parastraea Hombroni Rouss., Le- ptoseris fragilis M. Edw. et H., L. Edicardsi Rouss., Ualoseris crispa M. Edw. et H.

Aeusserst wichtig und unentbehrlich für die Kenntniss der leben- den, wie der fossilen Polypen ist die schon oben erwähnte klassische Arbeit von Mi Ine Edwards und J. Haime „sur les Polypiers" (Ann. des scienc. natur. T. IX— XVI.), in der die Verf. eine Monogra- phie von sechs Familien aus der Gruppe der Polyactinia liefern, von den Turbinoliden (1. c. T. IX. p. 211) f. n. , Eupsammiden (Ibid. T. X. p. 65) f. n. , Astraeiden mit den Unterfamilien der Eusmilinen (Ibid. T. X. p. 230) und Astraeinen (Ibid. T. XI. p.233), Oculiniden (Ibid. T.XIII. p. 63), Fungiden (Ibid. T. XV. p. 73) und Poritiden (Ibid. T. XVI. p. 21). Sie schildern den Bau dieser Familien, die Structur des Polypenstockes und die Fortpflanzungsweise, so weit solche mit der Coloniebildung zusammenhängt, und geben sodann eine äusserst exacte Beschreibung der einzelnen Genera und Arten. Die Bedeutung dieser Arbeit geht schon daraus hervor, dass fast die Hälfte der Species und der grössere Theil der Genera hier zum ersten Male aufgestellt und beschrieben werden. Bei solchem Reichthume an neuen Thatsachen müssen wir darauf verzichten , in gewohnter Weise über diese Arbeit zu referiren. Wir beschränken uns auf eine Wiederholung der von unserem Verf. gegebenen Charakteristik der ein- zelnen Familien, die wohl niemals früher so scharf und natürlich um- grenzt wurden, und eine Aufzählung der dahin gerechneten Genera mit ihrer Specieszahl.

Turbino lide s. Polypier presque toujours simple. Chambres ouvertes dans toute leur hauteur el ne renfermant jamais d'entothe- que. Muraille imperforee et n'etant jamais recouverte par une exo- theque ou une peritheque. Toutes les cloisons constituees par des lames parfaites, ä deux feuillets et dont le bord livre est toujours entier.

Ttirhinoliens. Pas de palis.

Gen. Turbinolia mit 6 fossilen Spec. (worunter 2 neu), Steno- trochtts n. mit 7 foss., 1 leb. Species (1 n. sp. foss.), Plahjtrocliiis n. mit 2 foss. Spec, Ceralolrochus mit 3 foss. Spec. , Discotrochus n. mit 1 foss. sp. n. , DesmophxjUum mit 6 leb. Spec. (3 sp. n.) , Flabellum mit 22 fossil. Spec. (7 n. sp.), 21 lebenden (16 n. sp.), Rhizotrochus n. mit 1 leb. sp. n. , Placotrochus n. mit 2 leb. sp. n. , Blaslotrochus mit 1 leb. sp. n.

Cyathiniens Ayant de palis.

Gen. Cijalhma mit 7 lebenden Spec. u. 5 fossilen sp. n., Acan- thocyalhus mit 1 lebenden sp. n. und 1 foss. sp. n., Balhycyalhus mit Archiv n Naturgescb. XX. Jahrg. 2. Bd. ££

466 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

2 leb. sp. n. und 1 foss. sp. n. , Bracycyathus n. mit 1 foss. sp. n., Discocyalhus n. mit 1 foss. sp. n. , Coenocyathus n. mit 3 leb. sp. n., Trochocyathus n. mit 29 foss. Sp. (13 sp. n.) , Thecocyalhus n. mit 2 foss. sp., Paracyatkus n. mit 6 foss. sp. (4 sp. n.) und 2 leb. sp. n., Heterocyathus n. mit 2 leb. sp. n. , Dellocyalhiis n. mit 1 foss. sp., Tropidocyalhus n. mit 1 leb. sp. , Placocyathus mit 1 leb. sp. n. und 1 foss. sp. n., Des.nia n. mit. 1 foss. sp.

Eup samtnides. Polypier simple ou compose ; sclcrenchyme poreux, ne montrant jamais ni peritheque ni exotheque, etn'etant meme jamais entoure d'une epitheque complete. Loges intercloisonnaires, ouvertes dans toute leur hauteur ou fermees seulement de distance en distance par un petit nombre de planchers incomplets. Muraille cri- blee de petits trous , ä surface exterieure couverte de granulations tres nombreuses et tres serrees, et ayant un aspect chagrine ou ver- moulu. Cloisons larges, peu ou point debordantes ; Celles du dernier cycle constituees par des lames imparfaites et ä bord divise, toujours courbees vers Celles du cycle immediament superieur. Toujours une coluraelle plus ou moins spongieuse. lamais de palis.

Gen. Eupsammia n. mit 5 foss. sp. (2 sp. n.) , Endopackys mit 1 foss. Sp. n. 1 leb. sp. n., Balanophyllia mit 7 fossilen (2 sp. n.) und 4 leb. Sp. (2 sp. n.), Heteropsammia n. mit 1 leb. sp. n., Leptopsam^ mia n. mit 1 leb. sp. n., Endopsammia n. mit 1 leb. sp. n., Slephano- phyllia mit 5 foss. Spec. (3 sp. n.), 1) endrophyUia mit 10 lebenden Sp. (3 sp. n.) und 5 foss. (2 sp. n.) , Lobopsammla n. mit 2 foss. Sp., Coenopsammia n. mit 9 leb. Sp. (6 sp. n.).

Astr eides. Polypier compose pour la plupart des especes, forme par un sclcrenchyme circonscrit cxterieurement d'une lame mu- rale parfaite, presentant un appareil cloisonnaire lamellaire et tres developpe, des chambres tres profondes et des loges subdivisees par des traverses lamellaires, mais sans planchers proprement dits.

Eusmiliens. Characterises par l'existence de cloisons ä bord su- perieur tranchant et non denticule.

Eusmiliens proprement dits. Gen. Cyclosmilia n. mit 1 foss. Sp. , Placosmilia n. mit 5 foss. Spec. (3 sp. n.), Trochostnilia n. mit 13 foss. Spec. (3 sp. n.), Parasmilia mit 5 fossilen Spec. (3 sp. n.) und 1 leb. sp. n. , Lophosmilia n. mit l leb. sp. n. und 1 foss. Sp. , Diploclenium mit 5 foss. Sp. (1 sp. n.), Monllivallia mit 24 foss. Sp. (7 sp. n.) , Palaeosmilia n. mit 1 foss. sp. n. , Axosmilia mit 2 foss. Spec. , Eusmilia n. mit 3 lebenden Spec. (1 sp. n.) und 3 fossilen, Leplosmilia n. mit 7 leb. Spec. (4 sp. n.) , Thecosmilia n. mit 5 foss. Spec, Barysmilia n. mit 2 foss. Spec. (1 sp. n.) , Dendrosmilia n. mit 1 foss. 3p. n.) Stylosmilia mit 1 föss. Spec. n.

I

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der niederen Thiere während der J. 1848—1853.

467

EusmÜiens conßuenfs. Gen. Clenophyllia mit 5 lebenden Sp. (2 sp. n.), Dendrogyra mit 2 leb. Sp. , RJiipidogyra n. mit 4 fossi- len Sp. und 2 leb. sp. n., Pachygyra n. mit 3 foss. Sp., Flerogyra n. mit 2 leb. sp. n.

EusmÜiens agglomeres. Gen. Stylina mit 7 foss. Spec. (1 sp. n.), Stylocoenia n. mit 5 foss. sp., Astrocoenia n. mit 7 foss. Sp. , Stepha- nocoenia n. mit 4 lebenden Spec. (1 sp. n.) , Fhyllocoenia n. mit 7 foss. Spec. (1 sp. n.) , Dlchocoenla n. mit 4 leb. Arten (2 sp. n.), Heterocoenia n. mit 4 foss. Sp.

EusmÜiens empates. Gen. Sarrmw/a mit 141eb. Spec.(4 sp. n.).

Aslreens. Ayant le bord superieur profondement divise.

Astreens herisses. Gen. Caryophyllia mit 4 lebenden Sp. (3 sp. n.) und 1 foss. sp. n. , Circopkyllia n. mit 1 foss. Sp. , Thecophyllia n. mit 6 foss. Spec. (3 sp. n.) , Lobopliyllia mit 18 lebenden Spec. (12sp. n.), Symphyllia n. mit 7 lebenden Spec. (5 sp. n.) und 2 foss., Slycelophyllia n. mit 2 lebenden Spec. (1 sp. n.) und 1 foss. sp. n. , Eunomia mit 4 foss. Sp. , Calamophyllla mit 7 foss. Spec, Dasyphyl- lia n. mit 1 leb. sp. n. , Colpophyllia n. mit 4 leb. Sp. (2 sp. n.), OulophylUa n. mit 3 lebenden Sp. (2 sp. n.) und 3 foss., Latomeandra n. mit 6 foss. sp. , TridacophyUia mit 4 leb. Sp. (2 sp. n.) , Trachy- pkyllia n. mit 2 leb. Sp. , Aspidiscus mit 1 foss. Sp. , Scatophyllia n. mit 1 leb. sp. n.

Astreens confluents. Gen. Maeandrina mit 7 lebenden Spec. (6 sp. n.) und 5 foss. Spec. (1 sp. n.) , Manicina mit 5 leb. Spec. (3 sp. n.), Diploria n. mit 4 leb. Arten (3 sp. n.) und l foss. sp. n., Leptoria n. mit 4 leb. Arten (l sp. n.) und 1 foss. , Coeloria n. mit 6 leb. Spec. (5 sp. n.) , Astoria n. mit 5 leb. Spec. (4 sp. n.), Hyd- nophora mit 8 lebenden Spec. (3 sp. n.) und 2 foss. Spec, Cladocora mit 6 leb. Spec. (3 sp. n.) und 3 foss., Pleurocora n. mit 6 foss. Sp. (4 sp. n.).

Astreens agglomeres. Gen. Aslraea mit 14 lebenden Spec. (6 sp. n.) und 19 foss. (5sp.n.), Cyphaslraean. mit 4 leb. Spec. (Isp. n.), Oulastraea n. mit 1 leb. Spec , Plesiastraea n. mit 3 leb. Spec. (1 sp. n.), Leplaslraea n. mit 2 leb. Spec. n. , Solenastraea n. mit 6 leb. Sp. n. und 2 foss. (1 sp. n.), Vhymastraea n. mit 2 leb. sp. n. , Ailroides mit 1 leb. Spec, Prionaslraea n. mit 13 leb. Spec. (9 sp. n.) und 10 foss. (2 sp. n.), Siderastraea mit 6 leb. Sp. (3 sp. n.) und 4 foss. Sp., Banjastraea n. mit 1 leb. Sp. n., Acanlkastraea mit 4 leb. Spec. (3 sp. n.), Synastraea n. mit 23 foss. Spec. (3 sp. n.), Thain,' naslraea mit 4 foss. Spec (l sp. n.), Clausaslraea mit 2 foss. Spec. (1 sp. n.), Goniastraea n. mit 7 leb. Spec (5 sp. n.), Septaslraea mit 4 foss. Spec (l sp. n.), Aphrastraea n. mit 1 leb. Spec, Paraslraea n. mit 15 leb. Spec (7 sp. n.).

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466 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

2 leb. sp. n. und 1 foss. sp. n. , Bracycyathus n. mit 1 foss. sp. n., Discocyalhus n. mit 1 foss. sp. n. , Coenocyathus n. mit 3 leb. sp. n., Trochocyalhus n. mit 29 foss. Sp. (13 sp. n.) , Thecocyalhus n. mit 2 foss. sp., Paracyathus n. mit 6 foss. sp. (4 sp. n.) und 2 leb. sp. n., Heteroryathus n. mit 2 leb. sp. n. , Dellocyalhiis n. mit 1 foss. sp., Tropidocyathus n. mit 1 leb. sp. , Placocyatlius mit 1 leb. sp. n. und 1 foss. sp. n., Des.nia n. mit. 1 foss. sp.

Eup sammides. Polypier simple ou compose ; sclcrencbyme poreux, ne montrant jamais ni peritheque ni exotheque, et n'etant meme jamais entoure d'une epitheque complete. Loges intercloisonnaires, ouvertes dans toute leur hauteur ou fermees seulement de distance en distance par un petit nombre de planchers incomplets. Muraille cri- blee de petits trous , ä surface exterieure couverte de granulations tres nombreuses et tres serrees, et ayant un aspect chagrine ou ver- moulu. Cloisons larges, peu ou point debordantes; celles du dernier cycle constituees par des lames imparfaites et ä bord divise, toujours courbees vers celles du cycle immediament superieur. Toujours une columelle plus ou moins spongieuse. lamais de palis.

Gen. Eupsammia n. mit 5 foss. sp. (2 sp. n.) , Endopackys mit 1 foss. Sp. n. 1 leb. sp. n., Balanophyllia mit 7 fossilen (2 sp. n.) und 4 leb. Sp. (2 sp. n.), Heleropsammia n. mit 1 leb. sp. n., Leplopsam- mia n. mit 1 leb. sp. n., Endopsammia n. mit 1 leb. sp. n., Slephano- phyllia mit 5 foss. Spec. (3 sp. n.), 1) endrophyllia mit 10 lebenden Sp. (3 sp. n.) und 5 foss. (2 sp. n.) , Lobopsammla n. mit 2 foss. Sp., Coenopsammia n. mit 9 leb. Sp. (6 sp. n.).

Astr eides. Polypier compose pour la plupart des especes, forme par un sclerenchyme circonscrit exterieurement d'une lame mu- rale parfaite, presentant un appareil cloisonnaire lamellaire et tres developpe, des chambres tres profondes et des loges subdivisees par des traverses lamellaires, mais sans planchers proprement dits.

Eusmiliens. Characterises par l'existence de cloisons ä bord su- perieur tranchant et non denticule.

Eusmiliens proprement dils. Gen. Cyclosmilia n. mit 1 foss. Sp. , Placosmilia n. mit 5 foss. Spec. (3 sp. n.), Trochosmilia n. mit 13 foss. Spec. (3 sp. n.), Parasmilia mit 5 fossilen Spec. (3 sp. n.) und 1 leb. sp. n., Lophosmilia n. mit l leb. sp. n. und 1 foss. Sp., Diploclenium mit 5 foss. Sp. (1 sp. n.), Montlivaltia mit 24 foss. Sp. (7 sp. n.) , Palaeosmilia n. mit 1 foss. sp. n. , Axosmilia mit 2 foss. Spec. , Eusmilia n. mit 3 lebenden Spec. (1 sp. n.) und 3 fossilen, Leptosmilia n. mit 7 leb. Spec. (4 sp. n.) , Thecosmilia n. mit 5 foss. Spec. , Barysmilia n. mit 2 foss. Spec. (1 sp. n.) , Dendrosmilia n. mit 1 foss. 3p. n., Stylosmilia mit 1 fOss. Spec. d.

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 467

Eusmiliens confluenfs. Gen. Clenophyllia mit 5 lebenden Sp. (2 sp. n.), Dendrogyra mit 2 leb. Sp., Rkipidogijra n. mit 4 fossi- len Sp. und 2 leb. sp. n., Pachygyra n. mit 3 foss. Sp., Flerogyra n. mit 2 leb. sp. n.

Eusmiliens ayglomeres. Gen. SlyJina mit 7 foss. Spec. (l sp. n.), Stylocoenia n. mit 5 foss. sp., Astrocoenia n. mit 7 foss. Sp. , Stepha- nocoenia n. mit 4 lebenden Spec. (1 sp. n.) , Phyllocoenia n, mit 7 foss. Spec. (1 sp. n.) , Dichocoenia n. mit 4 leb. Arten (2 sp. n.), Heterocoenia n. mit 4 foss. Sp.

Eusmiliens empates. Gen. Sarcinula mit 14 leb. Spec. (4 sp. n.).

Aslreens. Ayant le bord superieur profondement divise.

Astreens heiisses. Gen. Caryophyllia mit 4 lebenden Sp. (3 sp. n.) und 1 foss. sp. n. , Circopkyllia n. mit 1 foss. Sp. , Thecophyllia n. mit 6 foss. Spec. (3 sp. n.) , Lobophyllia mit 18 lebenden Spec. (12 sp. n.), Symphyllia n. mit 7 lebenden Spec. (5 sp. n.) und 2 foss., Mycelophyllia n. mit 2 lebenden Spec. (1 sp. n.) und 1 foss. sp. n. , Evnomia mit 4 foss. Sp. , Calamophyllla mit 7 foss. Spec. , Dasyphyl- lia n. mit 1 leb. sp. n. , Colpophyllia n. mit 4 leb. Sp. (2 sp. n.), Oulophyllia n. mit 3 lebenden Sp. (2 sp. n.) und 3 foss., Latomeandra n. mit 6 foss. sp. , Tridacophyllia mit 4 leb. Sp. (2 sp. n.) , Trachy- phyllia n. mit 2 leb. Sp. , Aspidiscus mit 1 foss. Sp. , Scalophyllia n. mit 1 leb. sp. n.

Astreens confluenfs. Gen. Maeandrina mit 7 lebenden Spec. (6 sp. n.) und 5 foss. Spec. (1 sp. n.) , Manicina mit 5 leb. Spec. (3 sp. n.), Diploria n. mit 4 leb. Arten (3 sp. n.) und 1 foss. sp. n., Leptoria n. mit 4 leb. Arten (1 sp. n.) und 1 foss. , Coeloria n. mit 6 leb. Spec. (5 sp. n.) , Asloria n. mit 5 leb. Spec. (4 sp. n.) , Hyd- nophora mit 8 lebenden Spec. (3 sp. n.) und 2 foss. Spec, Cladocora mit 6 leb. Spec. (3 sp. n.) und 3 foss., Pleurocora n. mit 6 foss. Sp. (4 sp. n.).

Astreens ayglomeres. Gen. Aslraea mit 14 lebenden Spec. (6 sp. n.) und 19 foss. (5sp.n.), Cyphastraean. mit 4 leb. Spec. (Isp. n.), Oulastraea n. mit 1 leb. Spec , Plesiastraea n. mit 3 leb. Spec. (1 sp. n.), Leplaslraea n. mit 2 leb. Spec. n. , Solenastraea n. mit 6 leb. Sp. n. und 2 foss. (1 sp. n.), Pkymaslraea n. mit 2 leb. sp. n. , Astroides mit 1 leb. Spec, Prionaslraea n. mit 13 leb. Spec. (9 sp. n.) und 10 foss. (2 sp. n.), Siderastraea mit 6 leb. Sp. (3 sp. n.) und 4 foss. Sp., Baryastraea n. mit 1 leb. Sp. n., Acantkastraea mit 4 leb. Spec. (3 sp. n.), Synastraea n. mit 23 foss. Spec. (3 sp. n.), Thain- naslraea mit 4 foss. Spec (1 sp. n.), Clausastraea mit 2 foss. Spec. (1 sp. n.), Goniastraea n. mit 7 leb. Spec. (5 sp. n.), Septasiraea mit 4 foss. Spec. (1 sp. n.), Aphrastraea n. mit 1 leb. Spec, Paraslraea n. mit 15 leb. Spec. (7 sp. n.).

468 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

Asfreens rampants. Gen. Angin n. mit 4 lebenden Spec. (3 sp. n.), CrDplangia n. mit 2 foss, Spec. , Rhhangia n. mit 3 foss. Spec. (l sp. n.), Astrajigia n. mit 3 leb. Spec. n., Phyllangia n. mit 1 leb. Sp. n. und 1 foss. sp. n., Oulangia n. mit 1 leb. Spec. n.

Pseudasfreides. Gen. Echinopora mit 8 leb. Sp. (4 sp. n.).

0 culinides. Polypier dendroide, essentiellement dermique et remarcable par la eompacite de son tissu et par le grand developpe- ment des parties murales ou coenenchymateuses. Les cloisons la- mellaires, parfaites, bien developpes, depourvues de synapticules et ordinairement peu nombreuses.

Gen. Oculina mit 7 lebenden Spec. (4 sp. n.) und 2 foss. (1 sp. n.), Tnj7i}helia n. mit 1 leb. Sp. n., Cyathelia n. mit 1 leb. Sp. , Aslrhelia n. mit 3 foss. Spec. (2 sp. n.) , Sclerhelia mit 1 leb. Spec, Synhelia n. mit 3 foss. Spec, Acrhelia n. mit 1 leb. Spec, Lophelia n. mit 3 leb. Sp. (1 sp. n.), Amphelia n. mit 2 leb. Spec. (1 sp. n.), Diplhelia n. mit 4 foss. Spec, Enallhelia n. mit 2 foss. Spec, Eo- helia n. mit 1 foss. Spec, Axhelia n. mit 1. leb. Spec, Cryplhelia n. mit 1 leb. Sp. n., Endhelia mit 1 leb. Spec n. , Stylasler mit 6 leb. Spec. (3 sp. n.), Allopora mit 1 leb. Spec.

Pseiidoculines. Gen. Madracis n. mit 2 lebenden Spec n., Sly- lophora mit 7 leb. und 2 foss. Spec, Araeacis n. 2 foss. Sp.

Fongides. Polypier simple oucompose, tres court et etendu en forme de disque ou de lames foliacees. Calices superficiels et ren- verses lateralement dans les especes simples , ordinairement con- fluents et toujours imperfaitement circonscrits dans les especes com- posees. Cloisons ou rayons septo-coslaux forines par des lames coni- pletes ou faiblement perforees ayant leurs bords denies et les faces laterales couvertes de saillies ou d'echinulations qui, pour la plupart, rencontrent Celles des cloisons voisines , de fa90n ä constituer des synapticules s'ctendant ä travers les loges comme les barreaux d'une cage ; ni traverses epilheiiques, ni planchers, en sorte que la cham- bre viscerale n'est jamais completement fermee. Murailles basilaires.

Fungiens. Muraille ou plateau commun depourvu d'epitheque, en general fortement echinule , et toujours plus ou moins poreux.

Gen. Fungia mit 17 lebenden Spec (2 sp. n.), Micrabacia n. mit 2 foss. Spec (1 sp. n.) , Anabacia n. mit 3 foss. Spec, Genabacia mit 2 foss. Spec. (l sp. n.j, Herpetolitka mit 1 leb. Spec, Cryploba- cia n. mit 2 lebenden sp. , Halomitra mit 1 lebenden sp. , Fodobacia mit 1 leb. Spec. , Pohjpkyllia mit 2 leb. Spec. , Lithactonia mit 1 leb. Spec.

Lophoseriens. Muraille basilaire du plateau ni perforee , ni echinulee.

Gen. Cyclolithes mit 13 foss. Sp. (3 sp. n.), Palaeocyclus n. mit

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 469

4 foss. Spec. , Cycloseris n. mit 3 leb. Spec. (1 sp. n.) und 5 foss., Psammoseris mit 1 leb. Spec, Stephanoseris n. mit l leb. Spec. n., Diaserisn. mit 2 leb. Spec. (l sp. n.), Trochoseris n. mit 2 leb. Sp. (1 sp. n.) und 1 foss. , Cijalhoseris n. mit 2 foss. Spec. , Lopkoseris n. (Pavonia) mit 9 leb. Spec. (1 sp. n.), Proloseris n. mit 4 leb. Sp. (l sp. n.) und 1 foss , Mycedium mit 4 leb. Spec. (1 sp. n.), Leplo^ seris n. mit l leb. Spec. n. , Haloseris n. mit 1 leb. Spec. , Pachyse^ ris n. mit 4 leb. Spec. (l sp.n.), Oroseris n. mit 3 foss. Spec. (Isp. n.), Comoseris mit 3 foss. Spec, Meruhna mit 2 leb. Sp. (l sp. n.J.

Poritides. Polypier compose, entierement formee par un sclerenchyme reticule, trabiculaire et poreux; les individus toujours inlimement soudes entre eux, soil directement par leurs murailles, ou par l'intermediaire d'un coenenchyme spongieux, se multipliant par gemmation, ordinairement extra- caliculaire et submarginale. Appa- reil septal toujours plus ou moins distinct, jamais completement la- mellaire, et forme seulement par des series de trabicules qui consti- tuent par leur reunion une sorte de treiilage irregulier et plus ou moins lache. Murailles presentant la meme slruclure poreusc et ir- reguliere. Chambres viscerales contenant quelquefois de petites tra- verses rudimentaires, et n'etant jamais divisees par de planchers.

Poritiens. Coenenchyme rudimenlaire ou nul.

Gen. Poriles mit 25 leb. und 1 foss. Spec. , Litharaea n. mit 8 foss. Spec. (2 sp. n.), Goniopora mit 7 leb. Spec (2 sp. n.), Rhoda- raea n. mit 2 leb. Spec. (1 sp. n.) und 1 foss., Alveopora mit 5 leb. Spec, Prolaraea n. mit 2 foss. Spec, Pleurodiciyum mit 1 foss. Sp., Coscinarea n. mit 1 leb. Spec, Microsolena mit 8 foss. Sp. (Isp. n.).

Montiporiens. Coenenchyme abondant et spongieux.

Gen. Montipora mit 32 leb. Spec (l sp. n.), Psamtnocora mit 7 leb. Spec r(3 sp. n.).

Octactinia. Dalyell beobachtete an der Schottischen Küste Lobularia digilata, Virgularia mirabilis und Pennatula phosphorea und liefert von diesen Thieren eine Beschreibung. L. c. T. II. p. 174. Pl.XLlI-XLIV.

Sarcodictyon calenala n. sp., Forbes and Godsir, Transact. Soc Edinb. T. XX. p.3l0.

Alcyonium carneum n. sp. , Agassiz, Proc. Am. Assoc. 1850. III. p. 209.

VirguJaria Christii n. sp.. Koren und Danielssen, Nyt Ma- gaz. for Naturvidcnskab. V. 1848. p. 269. Tab. III.

Virgularia finmarchica n. sp., Sars, Ibid. 1. 1. p. 139.

Gray stellt unter dem Namen S arco ptilus ein neues Holo- pteridengenus auf, das von Pennatula zu Renilla den Uebergang macht

470 Leuckart: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

(Proc. zool. Soc. for 1848. Ann. Nat. hist. 1849. III. p. 76). Das neue Genus trägt folgende Charaktere:

Sarcoptilus n. gen. Corai pen-shaped ; shaft thick, fleshy, altenuated towards the tip , smooth, slightly striated longitudinally, and granulöse on the surface ; axis subquadrangular, rather thick fle- xible when moist Tormed of concentric coats and longitudinal fibres. Pinnae placed in two crowded rows, one on each side of the faces of the Upper part of the shaft, kidney-shaped , crumpled , with the polypes scattered on the edge and upper surfaces, especially near the edge. Polypes small, when contracted leaving very small papillae on the surface. S. grandis n. sp. hab.?

Steenstrup liefert den Nachweis, dass unter dem Namen Isis hippuris bisher mehrere verschiedene Species zusammengeworfen seien und verbessert den Genuscharakter von Isis. Der Unterschied von Mop- sea liegt, nach dem Verf., darin, dass bei Isis die (verkalkten) In- ternodien , nicht, wie bei Mopsea, die (hornigen) Nodi den Ausgangs- punkt der Aeste bilden. Ausser der echten /. hippuris unterscheidet Verf. noch /. moniliformis und /. polyacantha n. sp. Vidensk. Meddels. (or 1849 og 1850. p. 66.

G onigoria (n. gen.) clavala, Gray Proc. Roy. Soc. 1851. p. 124. Ann. nat. hist. 1853. XI. p. 422. Die Charakteristik des neuen Genus lautet folgendermaassen : Coral clavate , slightly branched ; the rool dilated ; axis horns black, compressed , thin; bark thick, calcareous, covered with conical tubercles, each covered externally with nume- rous close red spicula.

Anhangsweise erwähnen wir hier, am Ende der Poly- pen , noch der Beschreibung des äusseren und inneren Baues der problematischen Forbesia formosa (vergl. J. B. Bd. XVI. S. 442), von Godsir in den Ann. of Anat. and Physiol. I. p. Qi, die aber eben sowenig, wie die frühern Mittheilungen über dieses Thier geeignet sein dürfte, die Zweifel über die Natur desselben vollständig zu beseitigen.

G. hält sein Thier für einen Hydroidpolypen, wenn aber die Dar- stellung wirklich genau ist und nach einem vollständigen, unverletz- ten Geschöpfe entworfen wurde , so dürfte dasselbe weit eher eine Stelle unter den echten Polypen beanspruchen. Hiefür spricht na- mentlich die Anwesenheit eines eigenen kurzen und cylindrischen Magenrohres, das am Kopfende zwischen den tentakelartigen Papillen (die G. theils für weibliche Geschlechtsorgane , theils auch für Le- beranhänge ausgiebt ohne indessen diese Ansicht auch nur irgend plausibel machen zu können) nach Aussen führt und hinten durch eine faltenreiche OefFnung mit der durch den ganzen Stiel hindurch-

der niederen Thiere während der J. 1848—1853. 471

ziehenden Leibeshöhle zusammenhängt. Aber auffallend ist es, dass dieses Magenrohr frei und ohne durch Scheidewände befestigt zu sein, herabhängt, so wie ferner, dass es im Innern zwei gekrümmte Zähne von horniger Beschaffenheit einschliesst Umstände , die Ref fast vermuthen lassen, es sei dieses sog. Magenrohr in Wirklichkeit nur ein Pharynx, wie bei den Anneliden und wurmartigen Sipunculiden, und der eigentliche Darm abgerissen und verloren gegangen (vielleicht schon während des Lebens ausgeworfen). Mit solcher Vermuthung würde auch die Bildung der äusseren Integumente, so wie die der Tentakel weit mehr übereinstimmen, als mit der Annahme , dass un- ser Thier ein Polyp sei. Die Hoden sucht der Verf. an der Aussen- fläche des Magenrohres, wo er vier längliche Organe von röhriger Struktur beobachtet hat.

Porifera.

Wenn ich unter dem voranslehenden, zuerst von Grant in Anwendung gebrachten Namen eine Gruppe von Geschö- pfen an die vorhergehenden Thiere anschliesse, deren Ani- nialität heute noch keineswegs über allen Zweifel erhaben ist, so geschieht das nicht ohne alles Bedenken. Allein ab- gesehen davon , dass zahlreiche bedeutende Naturforscher, namentlich in England , die Schwämme unbedenklich für Thiere halten, abgesehen auch davon, dass es vorzugsweise Zoologen sind, die sich von jeher mit der Naturgeschichte dieser Geschöpfe befassten, bietet Bau und Entwickelung der- selben , die freilich noch nicht völlig bekannt sind , gerade für den Zoologen mancherlei bedeutungsvolle und wichtige Thatsachen, Wir haben in den letzt verflossenen Jahren über die Naturgeschichte der niederen Thiere und die Grenzen beider organischen Reiche so überraschende und aufTallende Entdeckungen gemacht, dass wir uns nicht wundern dürfen, wenn wir über kurz oder lang vielleicht durch gewichtige Gründe veranlasst würden, die thierische Natur der Schwämme vollständig anzuerkennen. Jedenfalls darf der Zoologe die Kenntniss dieser problematischen Wesen keineswegs vollkom- men vernachlässigen.

Wir stellen die Schwämme hieher an das Ende unserer Coelenteraten und nicht zu den Protozoen, wie Huxley vor- schlägt (Ann. nat. bist. 1851. Vol. VIIL p. 438), einmal, weil wir ir der Abwesenheit der geschlechtlichen Fortpflanzung"

472 Leuckarl: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte

einen sehr wesentlichen Charakter der letzteren sehen, un- sere Geschöpfe sich aber (und zwar gerade nach den Un- tersuchungen von Huxley) in dieser Beziehung anders ver- halten, und sodann desshalb, weil auch die Organisation der Spongien sich zunächst an die der Polypenstöcke anzuschlies- sen scheint. Denken wir uns eine Polypencolonie mit unvoll- ständig getrennten Individuen ohne Tentakel, Magensack und Scheidewände im Innern der Leibeshöhle, so haben wir in der That das Abbild einer Spongie mit ihren nach aussen geöffneten grossen „Wasserkanälen." Die Anwesenheit der zahllosen feinen Gänge, die mit diesen Kanälen zusammen- hängen und sich gleichfalls nach Aussen öffnen , kann diese Aehnlichkeit nicht wesentlich beeinträchtigen, da wir ja auch bei gewissen Polypen (Actinien) besondere durch feine Löcher vermittelte Communicationen zwischen der Leibeshöhle und der Körperoberfläche kennen.

Rymer Jones hat in dem Art. Porifera , Todd's Cyclop. of Anat. and Phys. Yol. IV. die bis dahin (1848) bekannt gewordenen Thatsachen über den Bau und die Enlwiclielung dieser merliwürdigen Geschöpfe zusammengestellt und charakterisirt dieselben mit kurzen "Worten wie folgt :

„Organized bodies grovving in a variety of forms', permanently rooted, unmoving and unirritable, fleshy, fibro-reticular or irregularly cellular, elastic and bibulous , composed of a flbrocorneous axis or scelelon, often interwoven with siliceous or calcareous spicula, and containing an organic gelatine in Ihe interstices and interior canals ; reproduction by gelatinous granules generated in the interior , bot in no special organ. All are aquatic and with a few exceptions marine."

DasKörperparenchym der Spongillen besteht bekanntlich aus einer weichen sarkodeartigen Masse, die sich leicht zertheilt und dann in ihren einzelnen Bruchstücken das Ausehn und die Bewegungsweise einer Amoebe wiederholt, wie wir schon seit Duj ardin wissen. Carter, der dasselbe Phänomen beobachtete, erklärt diese Gebilde für wirkliche Thiere (ohne dafür aber bestimmte, etwa von einer Nah- rungsaufnahme hergenommene Beweise beizubringen) und sieht in den Schwämmen Coloniestöcke von proteusartigen Wesen. Ann. nat. bist. 1848. I. p. 303. In einem späteren Aufsatze über Bau und Entwicke- lung der Süsswasserschwämme (Ibid. 1849. IV. p. Sl) wird diese An- sicht unterdrückt , und der Schwamm als ein Mittelglied zwischen Thier und Pflanze betrachtet. Die Fortpflanzung soll durch eine Art Keimkörner vermittelt werden, die sich in eigenen Zellen ausbilden,

der niederen Thiere während der J. 1848 1853. 473

Huxley untersucht einen Schwamm aus dem Gen. Tethya und findet unter der Rindenschicht in einem körnigen Stroma nicht nur unverkennbare Eier, sondern auch stecknadelförmige Samenfäden auf den verschiedensten Stufen der Enlwickelung. Ann. of nat. hist. 1851. T. VII. p. 370. Die bewimperten Embryonen, die man bei vielen Spon- gien beobachtet und mit den Schwammsporen der Algen verglichen hat, sind demnach wahrscheinlich die Produkte einer geschlechtlichen Fortpflanzung.

Wach den Beobachtungen von Dobie (Goodsir, Ann. of Anat. and Phys. I. p. 127) rührt die bekannte Strömung im Innern der Spon- gien (bei Grantia) von einer Ciliarbekleidung des Höhlensystemes her.

Ueber das Bohrvermögen gewisser Spongien aus dem Genus Clione berichtet Hancock, Ann. nat. hist. 1849 oder Froriep's Ta- gesber. Zool. I. S. 170. Nach den Beobachtungen des Verf. finden sich bei diesen Geschöpfen besondere raspeiförmige Bohrwerkzeuge in Form von schuppenartigen Körnern , die der contractilen Körper- -substanz aufliegen.

(Schluss, die Protozoen enthaltend, im nächsten Jahrgange.)

Zusatz zu S. 362.

In den Smithson. Contributions Vol. II bechreibt Bailey (Mi- cros. observ. made in South Carol. p. 41.) einige neue Nordamerikani- sche Räderthiere: Melicerta nuda , Rotifer vestitus, Plerodina magna, PhUodina pannosa.

Ehrenberg charakterisirt (Berliner Monatsberichte 1848. S.380) noch folgende neue Arten des Räderthiergenus Callidina : C. triodon, C. tetraodon, C. hexaodon, C. oclodon, C. elegans sämmtlich in atmo- sphärischem Staube beobachtet.

Druckfehler.

S. 352 Z. U von oben lies Ref. statt Verf.

Bonn, eedruckt bei Carl Geor{i.

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