^-^r=^^ ^<^ PXL h^iU Ußs^^^ ARCHIT NATURGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON. IN VERBINDUNG MIT PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN. HERAUSGKGEBEN TO« ^^v^' Dr. f. H. TROSCHEI., PROFESSOR AK DBR FniKDRICH-WILHBLMS-UNIVBRSlTÄT ZU BOMN. VIER UND ZWANZIGSTER JAHRGANG. Erster Band « mit dreizehn Kupfertafeln. Berlin, Nicolai sehe Verlagsbuchhandlung. (G. Parthey,) 1858. ■#5116 > MiiJ«^. nhalt des ersten Bandes. Seite Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden Von Dr. C. Claus. Hierzu Taf. I— III . . . . 1 Beschreibung einiger neuen Chilenischen Mäuse. Von Dr. R. A. Philippi und L ud w. La n d b e c k . . . . 77 Kurze Beschreibung einer neuen Chilenischen Ralle. Von Dr. R. A. Philippi 83 Uebersicht der Familie Gadidae. Von J. Kaup . . . 85 Uebersicht der Soleinae, der vierten Subfamilie der Pleuronecti- dae. Von J. K a u p 94 Uebersicht der Plagusinae, der fünften Subfamilie der Pleuro- nectidae. Von J. Kaup 105 Bemerkungen über einige Säugethiere in geographischer und historischer Beziehung. Von Dr. Eduard v. Martens 111 lieber einige Velutina-Arten. Von Dr. Eduard v. Martens Hierzu Taf. IV. Fig. 1—3 145 lieber einige Brackwasserbewohner aus den Umgebungen Vene- digs. Von Dr. Eduard v. Martens. Hierzu Taf. IV. Fig. 4. 5 und Taf. V 152 Zoologische Notiz (Ueber den Polypen der Cephea tuberculala) Von Dr. C. Semper. Hierzu Taf. VII. Fig. A. . . 209 Einiges über die Annelidenfauna der Insel Santa Catharina an der Brasilianischen Küste. Von Dr. Fr. Müller. (Aus einer brieflichen Miltheilung an Prof. Grube.) Hierzu Taf. VI und VII 211 Neue Schlangenarten in der Sammluag des britischen Museums. Von Dr. A. Günther 221 Enthelminthica No. V. Ueber Amphilina foliacea, Gyrocotyle , Dies, und Amphiptyches Gr. AV. Briefliche Mittheilung an Herrn Prof. Leuckart. Von Dr. G. R. W a g e n e r. Hierzu Taf. VIII 244 ^^ö'i^ IV Inhalt. Seite Enthelminthica No. VI. Ueber Distonia campanula und Mono- stoma bipartituni. Briefliche Miltheilung an Herrn Prof. Leuckart. Von Dr. G. R. Wagen er. Hierzu Taf. IX. 250 Ueber die Hectocotylenbildung der Cephalopoden. Von Dr. C. Claus. Hierzu Taf. X 257 Beschreibung einiger neuen Seesterue aus dem Meere von Chiloe. Von Dr. R. A. Philipp i. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber 264 Beiträge zur Anatomie und Histologie einzelner Trematoden (Amphistonuim subclavatum, Distoma lanceolalum, Distonia hepaticum). Von Dr. G e o r g W a 1 1 e r. Hierzu Taf. XI-XIII. 269 Nachträgliche Bemerkung über die Gattung Scaeurgus. Vom Herausgeber 298 Beschreibung neuer Wirbelthiere aus Chile. Von Dr. R. A. Philippi 303 Bemerkungen über den Schädel von Gavialis Schlegelii und Crocodilus raninus. Von Geh. Rath Prof. Dr. Mayer . 312 Neue Batrachier in der Sammlung des Britischen Museums. Von Dr. A. G ü n t h e r 319 Einiges über die Acanthopterygiens ä joue cuirassee Cuv. Von J. Kau p 329 Kritische 'Bemerkungen über Castelnau's Siluroiden. Von Prof. Rud. Kner. Briefliche Mittheilung an den Her a usgeb er 344 Zur i%iiatoitiie und £iitwick.eluug^9S'escliiclite cler Copepocieu. Von »r. C. Claus. (Hierzu Taf. I— III.) Frühere Untersuchungen über den äussern Bau der Cyclo- piden waren von mir in der speciellen Absicht unternommen, eine Reihe sicherer und zuverlässiger Anhaltspunkte zur Be- gründung der Cyclopsarlen zu gewinnen und charakteristische Merkmale aufzufinden , mit deren Hülfe die Unterscheidung jener Arten erleichtert und gesichert werden könnte. Ein tie- feres Eingehen in die innere Organisation jener Thierformen lag damals ausserhalb meines Planes und mussle um so mehr für unnöthig erachtet werden, als kurz zuvor von W. Zen- ker eine anatomisch-physiologische Bearbeitung der Cyclo- piden gegeben war. Wie aber kein Werk , selbst aus den Händen des exaktesten Forschers und genausten Beobachters den Stempel absoluter Vollkommenheit trägt, sondern in jeder Untersuchung eine Reihe unerforschter Verhältnisse spätem Beobachtern zur Aufklärung zurückgelassen werden, so blie- ben auch in der Lebensgeschichte und im Baue der einhei- mischen Copepoden zahlreiche Punkte unerörtert, namentlich aber dieBildungs- und Entwickelungsvorgänge in ihren Ein- zelnheiten unbekannt. Diese waren es vornehmlich, auf de- ren Erforschung ich seit einem Jahre meine Aufmerksamkeit richtete, um deretwillen ich von Neuem die Cyclopiden einer specielleren Untersuchung und auch den Bau und die Orga- Archiv f. Naturgesch. XXIV. Jabrg l.Bd. 1 (l Claus: nisation der ausgebildeten Formen einer ausführlichen Prü- fung würdigte. Freilich inuss ich im Voraus das Geständ- niss ablegen, dnss es mir keineswegs gelungen ist, alle Fra- gen über die man sich nach dem heuligen Stande der Wis- senschaft Rechenschaft zu geben hat, zu beantworten, dass ich zahlreiche Schwierigkeiten, namentlich bei Verfolgung der Ei- und Larvenformen nicht überwinden konnte. Die Lücken indess, die mir zur Ergänzung übrig geblieben sind, gedenke ich sobald als möglich auszufüllen, nicht nur dadurch, dass ich meine Beobachtungen auf ein weit umfassenderes Mate- rial, auf die Meeresformen, ausdehne, sondern vorzüglich auch durch eine genauere Unlersuchung des kleinen Canthocamplus staphylinus, der mir bisher nur spärlich zu Gebote stand. In den vorliegenden Blättern habe ich die erwähnte Thier- form nur wenig berücksichtigen können, dagegen die Organi- sationsverhällnisse derCyclopsine ca stör zum Ausgangs- punkte gewählt, um daran das, was ich an den einheimischen Cyclopsarten gefunden habe, zugleich als Nachtrag zu meiner früheren Arbeil anzuknüpfen. Bei den Untersuchungen selbst wurde ich durch die Güte des Herrn Professor Leuckart, meines hochverehrten Lehrers, auf das mannichfaltigste unterstützt. Nicht genug, dass derselbe mir die vortrefflichen Hülfsmiltel des Giessener zoologischen Institutes zu Gebole stellte und den Gebrauch vorzüglicher Mikroskope so wie die Benutzung seiner reich- haltigen Bibliothek auf das freunc-llichsle gestattete — auch durch seinen Rath und durch eigene Theilnahme an den Be- obachtungen suchte er mir die Arbeit zu erleichtern, so wie durch Besprechungen des Gegenstandes meine Ansichten zu läutern. Es wird mir daher zur angenehmsten Pflicht, mei- nem theuren Lehrer innigen Dank zu sagen und als Aus- druck meiner Dankbarkeit das öff'enlliche Bekenntniss der- selben vorauszuschicken. Bedeckung und al Igem ein er Körperbau. (Fig. 50, 55, 19, 20). Man unterscheidet an der Haut von Cyclopsinc deutlich zwei Schichten, eine äussere chilinisirte Lage und eine untere Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 3 zellige Schicht von weicher BeschaflPenheit. Die erstere stimmt in ihrem Ansehen mit der zarten Culicula der Arlhropoden- larven überein und zeigt bei unbedeutender Dicke eine ho- mogene Beschaffenheit. Porenkanäle^ wie man sie häufig an Geschöpfen mit starkem Haulpanzer antrifft^ fehlen ; die dünne, zarte Beschaffenheit der Chitinlage bietet gewissermassen ei- nen Ersatz für den Mangel grösserer Oeffnungen. Die untere Lage besteht aus Kernen, welche in molekularer Zwischen- masse zerstreut liegen; sie hat offenbar die Bedeutung einer Schicht undeutlich geschiedener Zellen, welche durch Aus- scheidung die homogene Cuticula bilden. In grösserer Ent- wickelung tritt die untere zellige Schicht an den Jugendfor- men auf, die noch zahlreiche Häutungen zu bestehen haben. Die Cyclopsinen stehen in Gestalt und Bildung des Körpers den Cyclopsarten sehr nahe und sind aus einer glei- chen Anzahl von Segmenten zusammengesetzt. Während indess die Leibesringe der Cyclopen vom Rücken nach dem Bauche zusammengedrückt sind oder eine rein cylindrische Form besitzen , wallet hier die seitliche Compression des Körpers vor, und es ist leicht aus dieser Abweichung die Differenzen abzuleiten, welche in dem Baue der Gliedmassen, in den Bewegungen, in der inneren Organisation und in der ganzen Lebensweise zur Beobachtung kommen. Die Segmente und ihre Anhänge sind so gruppirt, dass man drei Körper- regionen , Kopf, Thorax und Abdomen unterscheiden kann. Der Kopf trägt die Antennen und Mundtheile und bildet (ohne in einzelne beweglich verbundene Ringe zu zerfallen) den vorderen langgestreckten Abschnitt. Morphologisch muss derselbe mehreren Segmenten und, wie später zu begründen ist, dreien Ringen gleichwerthig angesehen werden, den Seg- menten nämlich, welche schon bei der eben ausgeschlüpften Larve durch die Gliedmassen angedeutet sind. Die ersten beiden Gliedinassenpaare der Larve formen sich in die An- tennen um, das dritte Fusspaar bildet durch Theilung alle Mundtheile. Auch für die Cyclopen gilt die nämliche Meta- morphose , indess tritt uns bei diesen der vordere Körper- theil nicht in reiner Form als Kopf entgegen, sondern ist mit dem ersten Thoracalsegmente verschmolzen. Während wir daher die Körperregionen der Cyclopen als Cephalothorax Claus: und Abdomen bezeichnen, ist es bei Cyclopsine möglich, den entsprechenden vorderen Abschnitt in Kopf und Thorax auf- zulösen und unter letzlerem die fünf folgenden durch Ein- schnürungen geschiedenen Segmente zu begreifen, deren An- hänge zu Ruderfüssen umgebildet sind. Unter einander sind die zu einem Paare gehörigen Ruderfüsse fester verbunden und in Folge einer eigenthümlichen ventralen Bildung (siehe S. 11) nur zu gleichzeitigen Bewegungen befähigt. Der Kopf und die Thoracalringe stehen an der Bauchfläche in einem eigenthümlichen Zusammenhange, indem der untere Rand des Kopfes und der vier nächsten Segmente in zwei starkverhornte Zapfen ausläuft , zwischen welchen je ein Chitinstab einge- lagert ist (Fig. 20), der mit dem folgenden Segmente in fe- sler Verbindung steht. Bei den Cyclopen finden sich ana- loge Bildungen (Fig. U)), welche von Zenker als Theile der sogenannten Bauchwirbel aufgefasst wurden. Das Abdomen wird aus sechs Ringen zusammengesetzt, von denen der letzte gabelförmig gespalten ist und den Namen „furca" führt. Bei dem Weibe verwachsen im Laufe der Entwickelung die zwei ersten Abdominalsegmenle zu einem grösseren Abschnitte, an welchem die Geschlechtsorgane ausmünden. Daher scheint auch bei Cyclopsine der Körper des Weibchens aus einem Ringe weniger zu bestehen als der Leib des Männchens. Be- rücksichtigen wir zugleich die Trennung des ersten fusslra- genden Segmentes vom Kopfabschnitle, so werden die Unter- schiede in Bau und in Zahl der Körperringe, die man zwi- schen dem Genus Cyclopsine und Cyclops, so wie zwischen dem männlichen und weiblichen Gesclilechte bei i\cn Auto- ren angeführt findet, in ihrem morphologischen -«O Zusammen- *) Man wird es mir wohl erlassen können , die verschiedene Deutung der einzelnen Segmente und Gliedmassen einer eingehenden Besprechung zu unterwerfen, und die Grenzen der nach den einzelnen Gliedmassenlheorien unterschiedenen Regionen in Bezug auf ihre Be- rechtigung zu würdigen. Ich begnüge mich damit, herzorzuheben, dassErichson das zweite Antennenpaar als ein vorgerüclites, einem spätem Segmente angehöriges Fusspaar aulfasste, während sich Zad- dach den Bau der Entomostralien anfangs (siehe seine Einlheilung des Thierreichs in Kreise und Classen) durch den Schwund des Ab- rr,f/f '4^ „„» v^/ ,^' Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 5 hange begreiflich. Die Fmca ist stets gedrungen und kurz; an ihrem Ende trägt sie lünf gefiederte Anhänge, welche den Schwanzborsten der Cyclopen genau entsprechen; die äussersle derselben lässt sich morphologisch auf die kürzere Seilenborste der Cyclopen zurückführen, die innere Seitenborste ist auch hier durch einen unbefiederten Anhang vertreten. (Siehe Fig. 50.) Die Glied massen und deren Befestigung. (Fig. l. — Fig. 20.) Die Antennen. (Fig. 1—3, ferner Fig. 16 — 18 und Fig. 55.) Anstatt des als Roslrum bekannten Wulstes , der sich bei den Cyclopsarten am vorderen Körperende findet, beob- achtet man hier eine kleinere unpaare Auftreibung, zu deren Seiten sich ein paariger Vorsprung erhebt, welcher mit brei- ter Basis entspringend in einen etwas gekrümmten, hakenför- migen Zapfen ausläuft. Diese Slirnzapfen, wie wir uns aus- drücken wollen , haben ohne Zweifel die Bedeutung eines Schutzapparates für die in der Tiefe gelegenen Weichlheile, namentlich für das Auge, welches bei der zarten weichen Um- gebung eines besonderen Schutzes bedarf. Die Entfernung beider Vorsprünge steht auch mit der Lage und Grösse des Auges in nolhwendiger Beziehung, indem sie fast genau der Breite des darunter gelegenen Pigmentkörpers entspricht. Zu beiden Seiten dieser schützenden Chitinbildung finden sich die ersten Gliedmassen, die man wegen ihrer Lage und Funk- tion als Antennen bezeichnet hat, befestigt. Die Einlenkung wird durch dünne Chiliiisläbe vermittelt, welche eine durch- aus regelmässige zierliche Anordnung zeigen und mit der Oberlippe in direktem Zusammenhange stehen. Sie bestehen aus einer Anzahl cylindrischer Ringe , die an der Basis den domens, später (Entvvickclung des Pliryganidcneics) durch unvollstän. dige Entwickelung des Thorax erklärte. Burmeister's Zahlentheo- rien können nicht im cnlfernlesten auf den Bau der Cyclopiden ange- wandt werden. 6 Claus; grösslen Durchmesser besitzen, nach dem Ende zu sich mehr und mehr verschmälern ; gleichzeitig nehmen die Ringe an Länge bis etwa zur Mitte continuirlich zu, um mit Ausnahme des kurzen stummelt'örmigen Endgliedes die erlangte Grösse beizubehalten. Die Anzahl der Antennenglieder ist keines- wegs eine unbestimmte, wie man nach der Burmeister'schen *) Definition der Antennen erwarten sollte , sondern man findet stets 25 Ringe vor, die in ganz bestimmten Grössenverhält- nissen auf einander folgen und mit charakteristisch geord- neten Anhängen ausgestaltet sind. (S. Fig. 1 und 2.) Jedoch kann man sich nur an den weiblichen und an der linken männlichen Antenne von der angegebenen Zahl der Glieder durch direktes Zählen überzeugen; um dieselbe auch an der rechten männlichen Antenne nachzuweisen , hat man einige Enlwickelungsformen nöthig, da sie im ausge- bildeten Zustande zu einenj Greifapparate umgebildet ist und die einzelnen Ringe nicht isolirt und in unveränderter Form vorführt. Schon die linke männliche Antenne zeigt von der weiblichen gewisse Differenzen, welche in der grösseren Ge- drungenheit der einzelnen Glieder und vornehmlich in der abweichenden Bildung des 7ten Gliedes zur Anschauung kom- men. Das letztere trägt beim Männchen in der Milte des äusseren Randes eine kräftige Borste von bedeutender Länge, die der weiblichen Antenne abgeht. Weit abweichender aber ist die rechte Antenne des Männchens gebildet, welche durch Auftreibung und Verschmelzung bestimmter Glieder zu einem kräftigen Greifapparat umgebildet erscheint. Sie bietet in Bau und Funktion grosse Analogie mit dem entsprechenden Kör- peranhange der Cyclopsarten, bei welchen indess auch die Antenne der linken Seite in derselben Weise gebaut und zu gleicher Leistung befähigt ist. Aehnlich wie dort unterschei- det man auch hier drei Abschnitte, von denen der basale die ersten zwölf Ringe umlasst und dazu dient, durch freiere seitliche Bewegungen seiner Glieder die Wirkung der beiden Obern Abschnitte auf verschiedene Richtungen auszudehnen. Die Basairinge besitzen eine bedeutende Breite, während die *) Zoonomische Briefe. Organe mit unendlichen Gliederrei- hen U. S. W. S«d4. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 7 folgenden von viel geringerem Durchmesser durch wellen- förmig ausgeschweifte Ränder ausgezeichnet sind und seit- liche Verschiebungen unter einander gestalten. Letzlere bil- den so in ihrer Gesammtheit gewissermassen einen um die Längsaxe rolirenden Stiel, der die Brauchbarkeit des aufsit- zenden Greifapparales erhöht. Der mittlere Abschnitt besieht aus sechs wulstig aufgetriebenen Gliedern von bedeutendem Durchmesser, welche in sich eine kräftige Muskulatur bergen ; an der inneren Seite, nach welcher die ginglymische Bewegung des oberen Abschnittes erfolgt, sind kräftige Borsten angebracht, von denen die äussersten den beiden letzten Ringen der Länge nach anliegen und die Funktion elastischer Stäbe übernehmen. Die noch übrigen sieben Glieder setzen den dritten Abschnitt zusammen, ohne jedoch als deutlich geschiedene Ringe er- kenntlich zu sein. Nur die drei letzten Glieder treten voll- kommen frei dem Beobachter entgegen, während je zwei der vorhergehenden zu einem langen cylindrischen Abschnitt verschmolzen sind. Der erste derselben, an Grösse der bedeu- tendste, ist gelenkig mit dem letzten Ringe des mittleren Ab- schnittes verbunden und kann gegen denselben mitsammt den folgenden Gliedern wie die Klinge des Taschenmessers gegen den Griff eingeschlagen werden. Auch dieser Theil ist an der Innenseite mit elastischen Stäben versehen, welche beim Zusammenschlagen die gleichwerthigen Gebilde des minieren Abschnittes bedecken, und den auf gefangene Körper ausge- übten Druck zu mildern scheinen. Es ist wohl kaum nöthig, im Speciellen die Analogie welche zwischen den betrachteten Antennen und denen der männlichen Cyclopen besteht, darzulegen, sie ergiebt sich aus dem Besprochenen unmittelbar, indess möchte es doch von Interesse sein , die Abweichungen, durch welche beide in Bau und Funktion verschieden sind, anzudeuten. Die rechte Antenne von Cyclopsine ist weit schlanker und gestreckter als die der Cyclopen und zeigt sich auch dieser Bildung gemäss weit weniger zu anhaltender Leistung befähigt. Hiermit sieht denn auch die Verwendung dieser Antenne bei der Begattung im Zusammenhange; ihr ist nur die Aufgabe zugefallen, das Weibchen zu fangen, während die Copulation durch die Thä- tigkeil des fünften Fusspaares zu Stande kommt. Die mann- ^ Claus: liehen Antennen der Cyclopen dagegen haben auch diese Leistung übernommen und sind demgemäss für eine andau- ernde Wirksamkeit organisirt. Von weit gedrungenerem mas- sigerem Baue, mit kürzerem Basaltheile ausgestattet, können sie Tage lang ohne Unterbrechung ihre Leistung ausüben. Auffallend ist zugleich die ununterbrochene Contraklion der Längsmuskeln, die, wie mir scheint, nur durch die Wirkung der mechanischen Kräfte erklärt werden kann. Wie man sich leicht überzeugt, ist das Vorhandensein eines Chitinvorsprun- ges im Innern des 14ten Ringes als mechanisches Mittel zur Unterstützung der Muskelaktion von grösster Bedeutung. Ueber denselben läuft wie über eine Rolle der sehnige End- theil des starken, bauchigen Längsmuskels hinweg, um sich in einem Einschnitte des folgenden Ringes zu inseriren (s. Fig. 15 — 18). Allein nur das äusserste Ende dieser Sehne ist von weicher elastischer Beschaffenheit, der bei weitem grössere untere Theil ist zu einem festen Sförmig gekrümmten Chitinslabe erhärtet, der bei der Contraklion des Muskels über die Rolle hingleitet und in den Raum unterhalb derselben hineinspringt. In dieser Lage (Fig. 15) ist der Muskel voll- ständig zusammengezogen, und dem Nachlasse der Contrak- lion in dem Gegendrucke des Chitinvorsprunges ein bestimm- ter Widerstand geboten, der erst bei vollkommener Erschlaf- fung überwunden wird. Die zweiten Antennen (Fig. 3) von Cyclopsine castor inseriren sich unterhalb der ersten zu beiden Seiten der Oberlippe. Sie bilden nicht wie die der Cyclopsarten eine einfache Gliederreihe , sondern sind aus zwei Aesten zusammengesetzt. Auf einen Basalring folgt ein cylindrisches zweites Glied , dem sich noch ein drittes und viertes an- schliesst. Ausserdem trägt dasselbe am äusseren Rande einen cylindrischen Ast, über dessen nähere Beschaffenheil die bei- gegebene Figur Aufschluss giebt. Die Mundtheile. (Fig. 4-7.) Die Mundöffnung wird am oberen Rande von einer un- paaren Chitinplatte begrenzt, die als Oberlippe bczeich- Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 9 net wird. Dieselbe steht jederseits mit dem Basaltheile der grossen Antenne im Zusammenhange und es scheint, als ob Bewegungen der letzteren auch geringe Lagenveränderungen dieses Theils zur Folge hätten. Nach Fischer's Beschrei- bung soll die Oberlippe aus zwei abgerundeten Lappen be- stehen , indess ist eine solche Anschauung nur durch Com- bination der Oberlippe mit dem ersten Kieferpaare entstan- den ; die Oberlippe ist im Gegentheile durchaus einfach, ent- behrt auch aller Einkerbungen am unleren stark chitinisirten Rande, wie wir sie in so regelmässiger Anordnung bei den Cyclopsarten finden. In morphologischer Beziehung ist die- selbe nichts als die obere Platte des unpaaren Wulstes, der bei den frei schwimmenden Larven von der Mundröhre durch- brochen zwischen den beiden ersten Ruderfössen beobachtet wird. Das erste Kiefer paar (Fig. 4) besteht aus einem langgestreckten Basallheile und einem zweiästigen Palpus. Der ßasailheil ist am inneren Rande stark chitinisirt und mit kräftigen Zähnen ausgestaltet, er trägt ziemlich nahe an sei- ner Insertion am oberen Rande den zweiästigen Palpus, der ähnlich der zweiten Antenne gebildet ist und auch eine mit jener übereinstimmende Thäligkeit ausübt, indem derselbe durch fortwährende Schwingung eine conlinuirliche Bewegung der umgebenden Wasserlhcile unterhält. In noch weit höherem Grade ist das zweite Kiefer- paar (Fig. o) zur Strudelerregung befähigt. Alle seine Theile sind flächenhaft entwickelt und mit zahlreichen mächtig ent- wickelten Borsten besetzt. Bau und Funktion zeigt daher grosse Uebereinstimmung mit den Schwimmfüssen der Branchiopo- den , die ebenfalls durch Strudelung im Wasser suspendirte Körper heranbewegen und der WundöfTnung zuführen. Man fasst gewöhnlich diese flächenhaft entwickeilen Anhänge als Kiemen auf und sucht ihre Bestimmung auf die Vermillelung der Respiration zurückzuführen. Indess scheint mir diese Bedeutung nur da vollkommen erwiesen, wo ausserdem be- stimmte Gründe vorliegen, aus denen ein lebhaft respiratori- scher Austausch an diesen Theilen gefolgert werden kann. Die gesammlc Haut zarter Wasserlhiere und auch unserer Cyclopiden ist in demselben Sinne als Kieme zu deuten, denn 10 Claus: auch diese gestaltet den endosinotisclien Verkehr innerer und äusserer Stoffe unter denselben Bedingungen. Der zunächst folgende Körperanhang (Fig. 6) , welcher unter dein Namen des kleinen Maxillarfusses bekannt ist, nimmt an der Erregung des Wasserstrudels ebenfalls An- theil , wie man schon aus seiner flächenhaften Entwickelung und dem Besitze mächtiger Anhänge vernuithen kann. Vor dem entsprechenden Theile der Cyclopen zeichnet er sich zu- nächst durch die Gedrungenheit der einzelnen Glieder aus, deren hier fünf unterschieden werden können. Die drei er- sten sind nicht scharf von einander getrennt und tragen an ihrem inneren Rande nicht etwa einfache befiederte Borsten, sondern laufen in papillenförmige Fortsätze aus , von denen jeder mit mehreren Anhängen versehen ist. Die zwei letzten Glieder sind von unbedeutender Grösse und scharf von einan- der geschieden; auch sie tragen mächtig entwickelte Borsten. Die grossen Maxillarfüsse (Fig. 7) von fast dop- pelter Länge als die vorherbetrachteten, sind zu einer anderen Leistung organisirt. Dieselben bestehen aus zwei sehr langge- streckten Basalgliedern, die am ianeren Rande in constanter Anordnung Borsten verschiedener Bildung und Grösse tragen, und aus einem fünfgliedrigen mit langen Borsten besetzten End- theile, dem das zweite Glied bis zu bestimmter Entfernung genähert werden kann. Mit Hülfe derselben können sich un- sere Geschöpfe an dünnen Blattstielen und ähnlichen Gebil- den anklammern und vor Anker legen, aber auch , wie man sich leicht durch direkte Beobachtung überzeugen kann, krie- chend auf Blättern und andern im Wasser befindlichen Ge- genständen umherbewegen. Zur Ergreifung der Nahrung scheinen die Maxillarfüsse der Cyclopsine nicht zu dienen, denn die Speise besteht nicht aus grösseren Körpern , son- dern aus mikroskopischen Thier- und Pflanzenresten, welche im Wasser fein vertheilt sind; bei den Cyclopen, deren Mundtheile weit weniger zu einer Strudelerregung, als zum Kauen der Nahrung organisirt sind;, mögen diese Gliedmas- sen wohl auch grössere Gegenstände erfassen und dann als Beute den Kiefern zum Zerkleinern übergeben. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 11 Die Füsse. (Fig. 9-14). Die zu Fusspaaren umgebildeten Körperanhänge sind in derselben Zahl vorhanden wie die entsprechenden derCyclops- arten, mit denen sie auch in Bau und Bildung übereinstim- men. Nur sind sie weit gestreckter, mit kräftigeren Ruder- borsten ausgestattet und demgemäss, durch Produktion einer grössern AViderstandsfläche, zu einer bedeutenderen Leistung befähigt. Die vier vorderen Fusspaare, von denen jedes ei- nem scharf geschiedenen Segmente angehört, sind ausschliess- lich Loliomotionsorgane; durch gleichzeitige, in der Richtung von vorn nach hinten ausgeübte Ruderschläge erzeugen sie die für die Bewegung des Thieres nölhige Propulsionskraft, welche durch die Thätigkeit der grossen Antennen und des beweglichen Abdomens in Richtung und Intensität modificirt wird. Das erste Fusspaar (Fig. 8} ist am wenigsten ent- wickelt und zeigt die charakteristische Abweichung, dass der innere Ast nur aus zwei Gliedern besteht, der äussere dagegen am zweiten Gliede des hakenförmigen Anhanges entbehrt. Von wesentlicher Bedeutung für die gesammte Lei- stung dieser Gliedmassen ist eine eigenthümliche Chitinbil- dung, die sich zwischen den Basairingen der einzelnen Fuss- paaren ausgespannt findet, auf deren Vorhandensein die gleich- zeitige und in gleicher Richtung ausgeführte Bewegung der Ruderfüsse begründet ist. Auch Zenker hat diese Bildung beobachtet, allein als einfache Aufwulstung des ventralen Kör- pertheils gedeutet und als wesentlichste Eigenthümlichkeit sei- ner sogenannten Bauchwirbel beschrieben. Zwischen dem Ba- salringe eines jeden der vier Fusspaare findet sich eine flach rinnenförmige Chitinplatte, deren Ränder nach innen einge- bogen sind und den Anschein zweier Längswülsten darbieten. Während der Basallheil derselben in Gestalt einer dünnen in Falten gelegten Membran am vorderen Rande des zugehöri- gen Segmentes befestigt ist, stehen die Seitentheile mit den Ruderfüssen in direkter Verbindung, indem jederseits ein Zapfen des ersten Fussgliedes in eine entspechende Vertie- fung der Chitinplatte hineinpasst. Hierdurch wird die Bewe- gung beider Füsse eine gleichzeilige , aber auch zugleich 12 Claus: die Richlung, in welcher beide Theile ihre gemeinsame Thä- tigkeit entfalten, eine bestinimte und einseitige. Das fünfte Fusspaar (Fig. 9 — 14) erlangt einen höhe- ren Grad der Entwickelung, als das entsprechende der Cy- clopen , dessen stummeiförmiges Aussehen den Namen des rudimentären Fusses rcchtferligt. Nicht wie dort bleibt das- selbe auf einer sehr frühen Enlwickelungsstufe stehen, son- dern bildet sich bis zur letzten Häutung fast gleichmässig mit den übrigen Ruderfüssen heran, um schliesslich eine ab- weichende Gestalt anzunehmen, die es zur Ausübung von Ge- schlechtsthätiokeiten befähigt. In der Form, die uns dasselbe vor der letzten Häutung vorführt, tritt der Typus der übrigen Ruderfüsse deutlich zur Anschauung, indem man ausser einem aus zwei Gliedern bestehenden Basaltheile zwei zweigliedrige Aeste unterscheidet. Die letzteren sind indess in ihrem Baue sehr verschieden; während der äussere mächtig entwickelt ist, stellt der innere einen dünnen, palpusartigen Anhang dar. Auf dieser Entvvickelungsslufe sind auch schon die Differen- zen vorgebildet, welche im ausgebildeten Zustande zwischen den männlichen und weiblichen Gliedmassen des fünften Paa- res bestehen. Beim Weibe (Fig. 11) sind beide gleichgebaut. Der Ba- sallheil und vornehmlich dessen zweites Glied ist kurz und in die Breite entwickelt, der innere Ast weit länger als der be- treffende des Männchens und an der Spitze mit zwei Borsten ausgestattet. Zugleich gewinnt das erste Glied des äusseren Astes eine bedeutende Länge ; ihm schliesst sich ein kürze- res zweites Glied an, das am inneren Rande in einen kolbi- gen Zapfen ausläuft, am Ende aber eine ansehnliche Borste und zwei kurze Spitzen trägt. Nach der letzten Häutung er- scheint der innere Zapfen zu einem kräftigen Haken verlän- gert (Fig. 14), auf dessen äusserm Rande die Endborsle be- weglich eingelenkt ist. Bei der männlichen Cyclopsine tritt schon vor der letz- ten Häutung eine Abweichung in der Gestaltung des rechten und linken fünften Fusses auf„ Beiden gehört ein gestreck- ter Basallheil an, dessen zweiter Ring einen bedeutenden Um- fang erreicht ; am rechten Fusse (Fig. 10) gelangt aber der äussere Ast sammt seinen Anhängen zu stärkerer Entwickelung, Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 13 er trägt am Ende des zweiten Gliedes eine lange und breite Borste , die am linken weit kürzeren Fusse (Fig. 9) durch eine kleine slumirielförmige Spitze vertreten ist. Im ausge- bildeten Zustande bat die Endborste des rechten Fusses (Fig. 13) die Gestall eines kräftigen Hakens gewonnen, der beweglich seinem Träger eingelenkt ist und nach innen eingeschlagen werden kann. Am linken (Fig. 12) ist der entsprechende Theil zu einer kurzen Klaue geworden, die mit breiler Basis sich inserirt und einem steifen Vorsprunge genähert werden kann. Auf diese Weise kommt die Bildung eines Greifappa- rates zu Stande, welcher, einer Zange vergleichbar, während der Begattung das Geschäft übernimmt, die austretende Sper- matophore zu erfassen und dem Weibchen in die Geschlechls- öfTnung einzuführen. Die Funktion des rechten Fusses be- zieht sich ebenfalls auf den Akt der Begattung ; nachdem durch die Wirksamkeit der rechten Antenne die Besitznahme des Weibchens vorbereitet ist, schlägt sich der klauenartige Endtheil dieser Gliedmasse um die Basis des Abdomen ge- gen seinen Träger ein und stellt mit geringem Kraftaufwand eine dauernde Verbindung beider Geschlechter her. Vollkom- men naturgetreu und in ausserordentlicher Schönheit sind die Abbildungen, durch die unsJurine mit dem Begattungsakle dieser Thiere bekannt gemacht hat. Die Muskulatur. Wie bei allen langgestreckten Gliederthieren gelangen auch hier die Längsmuskeln zu besonderer Entwickelung. Zunächst verlaufen auf der Rückenhälfte in paariger Anord- nung mehrere Muskelbündel , die sich an einem Chilinvor- sprung (Fig. 17) im Innern des Kopfes inseriren und der Lange nach in den einzelnen Segmenten herablaufen. Die am mei- sten nach oben (fast in der Mittellinie) gelegenen Bündel sind sehr kurz und heften sich am ersten und zweiten Thoracal- segmenle an, um Verschiebungen zwischen Kopf und Thorax zu bewirken. Die übrigen entfernen sich mehr und mehr von der Medianlinie , während sie zugleich in demselben Masse tiefere Insertionspunkle gewinnen , so dass die letzten sich in das schmale Abdomen hineinerstrecken und hier als seitlich gelagerte Längsbündel freiere Bewegungen vermitteln. 14 Claus: Ihre äusserslen Theile verlaufen bis in die Furca , wohin dünne Fäden zur Bewegung der Schwanzborsien abgehen. Die Längsmuskeln der ventralen Körperhälfte lassen sich in zwei Gruppen bringen. Die innere derselben findet sich aus- schliesslich im Thorax und Kopf und bildet paarige nach dem ersten Abdominalsegmente convergirende Bündel, welche an einem mittleren dreieckigen Vorsprunge dieses Segmentes sich anheften. Die weiter von der Mittellinie entfernt gelegenen Längsmuskeln erstrecken sich, durch eine Anheflung an jedem Segmente unterbrochen , durch den ganzen Körper, im Ab- domen verschmälern sie sich indess bedeutend und enden in der Furca , wo sie die untern Schwanzborsien mit dünnen Fäden versehen. Zur Bewegung der Gliedmassen finden sich im Kopfe und Thorax mächtig entwickelte Quermuskeln, die sämmllich auf der Rückenfläche entspringen und namentlich in denTho- racalsegmenten je in zwei Bündel streng geschieden sind. Durch die Contraktion des oberen Bündels werden die Ruderfüsse aus ihrer normalen Lage nach vorn in der Richtung nach dem Kopfe bewegt, während die Zusammenziehung des un- tern bei weitem stärkern Muskelbündels die Adduklion in der entgegengesetzten Richtung zur Folge hat. Hislologisch be- merkenswerlh schien mir die Struktur des bekannten in dem mittleren Abschnitte der männlichen Antenne gelegenen Mus- kels, der bauchig aufgetrieben und zu energischer anhaltender Contraktion befähigt ist. Seine Umrisse sind ausserordent- lich scharf und entsprechen einem ziemlich festen Sarco- lemma, welches in seiner Verlängerung zum oben beschrie-: benen Chitinstabe erhärtet. Der Muskelinhalt selbst zeigt bei massiger Vergrösserung, wellenförmig ausgeschweifte Zeich- nungen, die das Ansehen einer deutlichen 0»crstreifung her- vorrufen (Fig. 17). Unter sehr starker Vergrösserung sieht man abwechselnd helle und dunkele scharf conturirte Schich- ten in continuirlicher Folge, von denen die ersteren eine be- deutende Höhe besitzen. Im Zustande der Contraktion, in welchem bei abnehmender Länge die Breite des Muskels sich vergrössert hat, liegen die dunkeln Streifen in einer dichte- ren Aufeinanderfolge, die Höhe der helleren Zwischenräume ist sichtlich vermindert (Fig. 15). Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 15 Nervensystem und Sinnesorgane. Nach Zenker, welcher das Nervensyslein bei einigen Cyclopsinen beobachlel und bei einem grossen Cyclops qua- dricornis präparirt zu haben behauptet, besteht dasselbe aus einem grossen breiten Gehirnknoten und fünf den Fusspaaren entsprechenden ßauchganglien , die durch dicht anliegende Stränge ndt einander verbunden sind. Im Abdomen sind nach demselben Aulor noch einige kleinere Schwanzganglien gele- gen, welche durch die Nervenfasern des Dauchsiranges mit den erstem communiciren. Aus dem Gehirne sollen kurze Augennerven entspringen, ebenso aus dem Bauchslrange zarte Nerven zu den Füssen abgehen. Das letzte Bauchganglion soll endlich zarte Nerven abgeben, die in das Abdomen sich erstrecken, um oberhalb des Afters in einem eigenen Gang- lion zu enden. Ich für meinen Theil kann durch direkte ße- obachlung nur einige dieser Angaben bestätigen ; die aus- serordentliche Zartheit des Nervensystems machte es mir un- möglich, selbst nach Einwirkung erhärtender Reagentien, durch Präparalion eine Anschauung von dem Baue und dem Verlaufe zu gewinnen. Ich muss mich daher auf das be- schränken , was ich am unversehrten Thiere unter dem Mi- kroskope direkt beobachtete, das natürlich um so unvollkom- mener ist, als die umgebenden Organe und namentlich das Bauchskelet mir störend in den Weg treten und nur an ei- nigen Stellen eine Ansicht von Nervenlheilen gestalteten. Mit aller Bestimmtheit erkannte ich an durchsichtigen Cyclopsar- ten den Theil des ßauchstrangs . der innerhalb des letzten Thoracalringcs und des ersten Abdominalsegmentes genau in der Mittellinie verläuft. An seinem oberen Ende zeigte er deut- lich eine Verdickung und gab an die rudimentären Füsse seil- lich zwei Zweige ab, nach dem Abdomen zu sich mehr und mehr verjüngend. Auch bei Cyclopsine konnte ich mich von dem Vorhandensein dieser Nerventheile an der entsprechenden Stelle überzeugen ; ich erkannte, natürlich ein(^ seilliche Lage des comprimenten Thiers benutzend , einen zarten Strang gelblicher Färbung , der ohne Zweifel als Nervenstrang ge- deutet werden konnte. Aber auch hier setzen Skelet und Muskeln der weitem Verfolgung dieses Gebildes eine Grenze. 16 Claus: Was ich ausserdem durch eigene Anschauung bestätigen kann, ist das Vorhandensein eines paarigen oder unpaarigen Ganglions unmittelbar unterhalb der Augen, welches Zen- ker als Gehirn bezeichnet und in richtiger Form abgebildet hat. Mit seinem oberen Ende liegt es dem hinteren Augen- theile unmittelbar an, ohne übrigens einen kurzen Augennerv abzugeben. Von Sinnesorganen ist mit Bestimmtheit bei den Cyclopiden nur das Auge nachgewiesen. In früherer Zeit wurde das Auge seiner Lage und Bildung nach als unpaares Organ aufgefasst, eine Anschauung, welche die Genusnamen Monoculus, Cyclops, Cyclopsine rechtfertigt. In neuerer Zeit indess , wo man der Entwickelung mehr Aufmerksamkeit schenkte, hat man sich davon überzeugen müssen, dass die- sem vermeintlich unpaaren Organen eine durchaus paarige Anordnung zu Grunde liegt. So erwähnt namentlich Zen- ker, dass das von Jur ine und Vogt als einfacher schwar- zer Fleck bezeichnete Auge aus zwei nach den Seilen ge- richteten Einzelaugen besteht , die schon in früher Entwicke- lungszeit, ehe von anderen Organe nur eine Andeutung ge- geben , von einem zweilheiligen rolhen Fleck repräsenlirt seien. Später und erst in den freien Larvenstadien verschmel- zen die Pigmeniflecken in der Mittellinie miteinander und stellen dann einen unpaaren, nach beiden Seiten becherförmig erweiterten Pigmenlkörper dar, zu dem sich in der weiteren Entwickelung die beiden lichtbrechenden Körper hinzugesel- len, lieber die Auffassung dieser Gebilde herrschen indess einige Differenzen. Fischer und auch Leydig verglei- chen dieselben der Krystalllinse, und bezeichnen sie auch in dieser Weise, während Zenker die beiden lichlbrechen- den Organe dem Glaskörper der Wirbellhiere parallel setzte. Als Grund giebt er die zellige Struktur derselben an, die ich indess sehr in Zweifel ziehe , da ich selbst auch mit Hülfe der geeigneten Reagentien eine histologische Differenzirung in Zellen nicht nachweisen konnte. Indess hege ich auch einige Bedenken, die Auffassung als Krystalllinse sofort zu billigen, denn abgesehen von der bis jetzt nicht erwiesenen Art der Entstehung, kommen doch einige Momente hinzu, welche die Möglichkeit nicht leugnen lassen, dass in diesen Körpern Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 17 unmittelbar die mit Nervenfasern in Verbindung stehenden percipirenden Elemente vertreten sind. An dem in schwin- gender Bewegung befindlichen Daphnienauge, das nichts als eine höhere Entwickelung des Cyclopenauges darstellt, unter- scheidet man dieselben Theile, nur sind die analogen das Licht brechenden Körper in grosser Anzahl vorhanden. Es bleibt nur übrig, den Zusammenliang letzterer mit dem überaus zar- ten Nervensysteme aufzufinden, um die Parallelisirung dieser Theile mit den Stäben des Facettenauges durch entscheidende Gründe bewiesen zu haben. Dass übrigens dem Daphnienauge die bezeichnete Stel- lung dem Cyclopenauge gegenüber gebührt, glaube ich durch den Bau des Sehorgans bei Cyclopsine castor nachweisen zu können. Während diesem die Bildung des Pignientkörpers und die lichtbrechenden Kugeln mit dem Cyclopenauge gemeinsam ist, nähert sich dasselbe durch freiere Beweglichkeit so wie den Besitz zweier Augenmuskeln, die sich an dem hinteren erhär- teten Theile des Pigmentkörpers befestigen, dem complicirte- rcn Daphnienauge und vermittelt einen allmähligen Ueber- gang der Sehorgane der Phyllopoden und Copepoden. Der Pigmentkörper, wie ich den pigmentirten Theil des Auges wegen seiner festen Beschaffenheit bezeichnet habe, zeiot bei verschiedenen Arten und bis zu gewissem Grade bei derselben Species Abweichungen in Gestalt und Färbung, die zum Theil von dem jedesmaligen Concentrationszustande der färbenden Substanz bedingt werden. Zu Artcharakleren habe ich daher dieselben nie benutzt. Ernährung und Absonderung. Die Nahrung, welche aus kleinen organischen Körpern, einem Detritus thierischer und pflanzlicher Bildungen, besteht, wird durch die Mundöffnung in das. Innere des Thieres einge- führt. Von dem Munde aus, der uns unterhalb der Oberlippe als eine nicht sehr weite, von Chitinstäben gestützte Querspalte entgegentritt, gelangt sie in den dünnen aufwärts steigenden Oesophagus *) und von hier in einen weilen dem Chylusdarme *) Von dem Vorhandensein der Ctiitinstäl)e im Oesophagus, wie sie Zenker beschreibt, habe ich mich nicht überzeugen können; Archiv f. Natui^esch. XXIV. Jahrg. I Dd. 2 18 Claus: der Insekten vergleichbaren AbschniU, den Juri ne als Ma- gen, Zenker als Darm in Anspruch nimmt. In diesem Theüe wird die Speise verdaut, das Assimilirbare aufgenom- men und aufgesogen. Die unbraubaren Stoffe gelangen in das Rektum, welches, durch eine sphinkterähnliche Einschnürung im unleren Abschnitte des Thorax vom Chylusdarme gelrennt, einen langen dünnen Canal darstellt und an der Rücken- seite des letzten Abdominalsegmentes nach aussen ausmün- det. Wie bei den Cyclopen , so findet sich auch bei Cyclop- sine an dieser Ausmündungsstelle eine eigenthümliche Bildung des Chitinskeletes , die mit dem Namen der Afterklappe be- zeichnet wird und von mir bei einer früheren Gelegenheit beschrieben ist. Histologisch lässt sich am Verdauungskanale eine innere Cuticula nachweisen, die als Fortsetzung der äusseren Chi- linhaut den Oesophagus und das Rektum auskleidet; im Chy- lusdarme ist dieselbe entweder von ausserordentlicher Zart- heit (Zenker) oder vollkommen verschwunden, wenigstens gelang es mir nicht dieselbe hier aufzufinden. Dagegen wird die innerste Lage dieses Abschnittes von mächtig entwickel- ten Zellen gebildet, die durchaus den Chyluszellen der Insek- ten entsprechen« Von einer zarten Membran überzogen, sind sie von einem hellen, durchsichtigen Inhalte erfüllt und schliessen einen verhällnissmässig kleinen das Licht schwach brechen- den Kern ein. Indess tritt der Inhalt dieser Zellen nament^ lieh in den entwickelten Formen und im Zustande der voll- kommenen Ausbildung nicht in dieser Reinheit auf , er füllt sich mit Fellhöpfchen verschiedener Grösse und Körnchen mannichfacher Färbung. Solche Zellen nehmen dann von der Färbung der eingeschlossenen Elemente ein dunkles Ansehen an und gewinnen über die hellen ein bedeutendes Ueberge- wicht. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass sich mit diesen Abweichungen auch eine Verschiedenheit der Funktion ver- ebensowenig schien mir die Oberlippe jene Bedeutung zu besitzen, die ihr jener Forscher zuschreibt, Wenn dieselbe auch in geringen Verschiebungen bewegt werden kann, so ist sie schon ihrer Grösse und Gestalt und insbesondere ihrer Befestigung halber unfähig, in die MundölTnung zurückgerollt zu werden. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 19 bindet, dass die zuletzt beschriebenen Bildungen als Leber- zellen in Anspruch genommen werden müssen. Ihr Inhalt wird sich zum Theil mit der tjingeführlen Speise mischen und die an Fetten reichhaltigen Stoffe aufnaimisfähig machen ; indess unterliegt es auch wohl keinem Zweifel, dass ein gros- ser Theil der Felttropfen aus der Nahrung gewonnene Pro- dukte darstellt, welche in den Organismus durch die Wandun- gen des Darmes hindurch übergeführt werden. Ebenso findet man auch ausserhalb des Darmes oft in regelmässiger An- ordnung grössere und kleinere Fetttropfen, welche ihrer Ent- stehung nach vielleicht mit jenen im Darme idenlisch sind, möglicherweise aber auch als Zersetzungsprodukte der im Blute enthaltenen Nahrungsstoffe unter Einwirkung des Sauer- stoffes betrachtet werden können. Die Bedeutung jedoch, die ihnen Zenker für die Respiration zuschreibt, als könnte durch ihre Abscheidung ein Athmungsorgan ersetzt werden, muss entschieden als der physiologischen Anschauung durchaus widersprechend zurückgewiesen werden. Ausserdem aber steht die Wandung des Darmes noch einer andern Funktion vor: sie wird Träger der Harnorgane. Im unteren Theile des Chylusdarms finden sich ausser den beschriebenen Zellen Bläschen mit eigenthümlichen Concre- menten, die in ihren physikalischen und chemischen Eigen- schaften durchaus mit den Harnconcrelionen übereinstimmen, welche spätere Larvenstadien in sich bergen. Sie brechen das Licht etwas weniger als Fetllröpfchen, sind von scharfen Conluren umgeben und leisten selbst gegen kräftige Rea- gcntien grossen Widerstand. In Essigsäure massiger Stärke bleiben sie unverändert, während sie eine concentrirte Kalilösung auflöst. Was übrigens die Auffassung dieser Ge- bilde als Harnzellen noch unterstützt , sind ihre weiteren Schicksale, die im Innern des Darmrohres selbst verfolgt wer- den können. Sehr häufig lassen sich im Kolhe nicht nur die isolirfen Concremente , sondern auch die Bläschen mit dem charakteristischen Inhalte in unveränderter Gestalt nach- weisen, ja letztere finden sich sogar in grösserer oder ge- ringerer Menge im Rektum vor, und werden dann durch den After nach aussen entfernt. — Auf diese Zellenschicht, die sich an einer besondern Bindegewcbsmembran, einer Tunica pro- 20 Claust pria, befestigt, folgte eine Muskellage, die am Chylusdarme ausschliesslich aus Längsmuskeln besteht, im Oesophagus und Rektum dagegen noch durch Quermuskeln unterstützt wird. Eine besondere Entwickelung zeigen die Quermuskeln an der sphinclerarligen Einschnürung zwischen Chylusdarm und Rek- tum. Aeusserlich findet sich eine zarte Membran^ welche die Verbindung und Befestigung des Darmes mit anderen Kör- perlheilen herstellt und nur an einzelnen Stellen deutlich nach- gewiesen werden kann. Bei Cyclopsine trifft man in ihr zahl- reiche Kerne an, durch deren Vorhandensein die Bedeutung dieser Bildung als eine Bindegewebsmembran über allen Zwei- fel erhoben wird. Mit ihr im Zusammenhange stehen auch die Faserbündel, welche bei den Cyclopsarten den Nahrungs- kanal an die Dorsalfläclie des Ceplialothorax befestigen und die auf- und abwärls schwingenden Bewegungen des ge- sammten Chylusdarmes zu bedingen scheinen. Noch ist einer Drüse zu gedenken , welche im unteren Theile des Kopfes in der Nähe der Maxillarfüsse gelegen ist. Sie stellt einen mehrfach gewundenen dünnen Kanal dar von feltartigem lichtbrechendem Ansehen , mit einem gelben Inhalte. Zellen habe ich im Innern der Wandungen nie ein- gelagert gefunden, ebensowenig von einer weiteren histolo- gischen Differenzirung mich überzeugen können. Möglich dass diese Drüse morphologisch einer einzelnen Zelle ent- spricht. Die Analogie derselben mit der Schalendrüse von Ar- gulus und der der Phyllopoden^ auf welche Zenker und Leydig hinweisen^ kann ich mit keinen weiteren Gründen unterstützen, da mir ihre Funktion durchaus unklar geblie- ben ist. Athmung und Blulbewegung. Bei der geringen Grösse unserer Geschöpfe und der zarten Bildung der äusseren Haut erscheint es natürlich^ dass ein besonderes Respirationsorgan mangelt. Die Körperober- fläche , welche bei der geringen Masse des Thieres relativ sehr bedeutend ist, macht die flächenhafte Entwickelung be- stimmter Körpertheile zum Zwecke der Athmung unnöfhig; sie allein reicht hin, den Verkehr zwischen Blut und Wasser zu vermitteln. Durchaus irrthümlich ist die Ansicht Zen- Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 21 ker*s, der eine ganz andere Alhmung- als bei anderen Thie- ren vermulhet und in der Abscheidung kohlenhalliger Pro- dukte einen Ersatz der Respiration zu finden glaubt. Zen- ker begeht einen groben Verstoss gegen die physiologische Anschauung , wenn er den Zweck der Athmung nur in der Abgabe des überschüssigen Kohlenstoffes erkennt und hierauf gestützt die Behauptung aufstellt, dass ein Organ, welches an Kohlenstoff überreiche Produkte absondert, im Wesentlichen den Dienst eines Respirationsorganes leiste. Während die tiefere Bedeutung des Athmungsprocesses in der Vermiltelung chemischer Bewegungen liegt , welche in der Blutflüssigkeit und den thätigen Geweben vor sich gehen, die zu ihrem Ab- laufe eine continuirliche Quelle freien Sauerstoffes nölhig ha- ben^ sucht sie Zenker irrthümlich in einem begleitenden Nebenfaktum^ in der Entfernung kohlenstoffhaltiger Produkte. Das Blut, welches durch die äussere Bedeckung mit dem Wasser in beständige Wechselwirkung tritt, ist eine klare helle Flüssigkeit, die alle Organe umspült. Körperliche Ele- mente gehen derselben durchaus ab , und eben hierin liegt der Grund, wesshalb die Bewegungen des Blutes nicht ver- folgt werden können. Zenker will freilich in einem einzi- gen der zahlreichen von ihm untersuchten Cyclopsinen Blut- körperchen gefunden und mit ihrer Hülfe die Circulation be- obachtet haben. Nach ihm trennt sich der aus dem Ostium ar- teriosum des Herzens hervorschiessende Blutstrom in mehrere Theile. „Der Hauptstrom ging vorwärts in den Kopf, zwi- schen Auge und Gehirn hindurch, bog sich um auf die Bauch- seile und verlief zwischen den Kiefern und Füssen in der Mittellinie hindurch in einen Sinus abdominalis , dem der" grösseren Crustaceen entsprechend. Seilliche Ströme zweigen sich im Cephalothorax von ihm ab, wo es der Raum zulässl, und vereinigen sich bald wieder mit ihm. Der andere arteriello Strom, gleichsam die Aorta dcscendens, wird durch die vor dem Herzen liegenden Theile des Geschlechts- und Ver- dauungsappnrales alsbald nach hinten herumgelcnkl und tritt, den Darm umspülend, am hinteren Ende des Leibes in den Sirom (\qs Sinus abdominalis ; dieser geht , wenn auch ein- zelne Zweige schon früher zwischen den Muskelmassen un- ter der Haut empordringen , doch zum grösslen Theile erst 22 Claus: am Ende des Abdomens wieder auf die Rückenseite über in den starken Blutstrom des Sinus dorsalis , in welchem das Blut zum Herzen zurück und von neuem in den Kreislauf geführt wird.« Niemals sah Zenker Blutkörperchen in den Schwanz, die Ruderarme oder sonstige Gliedmassen eindrin- gen und schliesst daraus, dass höchstens ein schwacher Blut- wechsel in denselben stallfindel. Die vermeintlichen Blutkörperchen indess, welche unser Forscher zur Auffindung des Blutstromes benutzte, sind nichts als pflanzliche Gebilde, höchst wahrscheinlich einzellige Pilze, die ich sehr oft im Innern der Cyclopen vorfand. Stets aber waren dieselben in einer solchen Menge vorhanden, dass sie dicht gedrängt alle Zwischenräume der Organe, ja auch die Glied- massen erfüllten, ohne die geringste.Veränderung in ihrer Lage vorzuführen. Ich halte daher keine Gelegenheil Beobachtungen über den Kreislauf anzustellen und kannZenker's Angaben nicht unbedingt bestätigen. Einrichtungen , welche die Cir- culalion des Blutes vermitteln, finden sich nur bei Cyclopsine und nach den Angaben Vogt's auch bei Harpacticus (Can- thocamptus) alpestris in Gestalt eines besondern Herzens vor. Bei Cyclopsine liegt dasselbe auf der Medianlinie des Rückens, halb im ersten halb im zweiten Thoracalsegmente, und stellt einen sackförmigen muskulösen Sclilauch dar, welcher in ra- scher Aufeinanderfolge continuirliche Pulsationen ausführt, deren Anzahl Zenker auf 150 in der Minute schätzt. Das Blut scheint in die hintere OefTnung (Zenker nennt dieselbe Ostium venosum) einzutreten, durch die vordere (Ostium arteriosum) wieder ausgetrieben zu werden. Ausser den muskulösen Wandungen glaube ich deutlich eine dünne äussere Hülle erkannt zu haben, welche durch Fasern mit der Serosa des Darms und dem Chilinskelet in Verbindung steht und für die Befestigung des Herzens von grosser Bedeu- tung ist. Die Cyclopen und, wie Zenker berichtet, auch H. sta- phylinus entbehren des Herzens , haben aber dennoch eine gewisse Circulation, die durch Nebenleistungen des Darmes bedingt wird. Während der Nahrungskanal von Cyclopsine castor nur peristallisclie Conlraklionen zeigt, deren Bedeutung sich einzig und allein auf 4ie Aufnahme und Weilerbeförde- Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 23 rung des Darminlialles bezieht, beobachtet man im vorliegen- den Falle noch grössere in der Längsrichtung ausgeführte Bewegungen, welche ein Vorziehen und Zurückschieben des Chylusdarnies zur Folge haben. Zunächst wird dieser Ab- schnitt des Verdauungskanals an der Rückenseite emporge- hoben, dann in seinen vorderen Partien nach der Insertion .der bekannten Faserbündel gezogen und schliesslich beson- ders im hinteren Thoracalabschnilte zurück- und abwärts be- wegt. Zenker, der diese Bewegungen richtig beschrie- ben hat und auch ihre Bedeutung in gleichem Sinne auf- fasst, lässt dieselben durch Längsmuskeln des Darmes ausge- führt werden; es scheint mir indess, dass auch die am Ske- lete sich befestigenden Faserbündel muskulöser Natur seien, und dass namentlich durch ihre Contraklion die Hebung des Chylusdarmes bewirkt würde. Dass übrigens mit solchen Verschiebungen eines langgestreckten durch den ganzen Tho- rax verlaufenden Organs — welche nach Zenker dreimal in der Minute wiederkehren, nach meinen Erfahrungen indess viel rascher aufeinander folgen — eine gleichmässige Bewe- gung der Blulflüssigkeit verbunden sein muss, bedarf keiner weitern Erörterung. Die Geschlechtsorgane. (Fig. 49—55.) Von hoher Bedeutung für die Bedürfnisse des thierischen Haushalles und die gegenseitigen Beziehungen des organischen Lebens erscheint das Geselz , dass mit der Kleinheit und Schwäche der Thierformen die producirte Nachkommenschaft bedeutender wird und de Fruchlbarkeit zunimmt. Mit ab- nehmender Grösse und Masse des Geschöpfes gestalten sich die Processe des SlofTenwechsels und aller Lebenserschei- nungen der Art , dass eine bedeutendere Menge organischen Materials als BildungsstofT erübrigt werden kann. Hiermit in Uebereinstimmung zeichnen sich die kleinen Cyclopiden durch eine ansehniicht» Enlwickelung ihrer Geschlechtsorgane aus ; könnte man einen genauen Ausdruck für das Körpergewicht gewinnen und die Grösse der produkliven Fläche damit ver- gleichen, so würde sich für lelzlere eine so bedeutende Zahl 24 Claus: ergeben , wie sie wohl kaum in einer Thierform berechnet worden ist. Dass eine Trennung des Geschlechtes stattfindet, dass männliche und weibliche Geschlechtsprodukte von ver- schiedenen Individuen bereitet werden , wusste schon 0. F. Müller, dem die Begattung nicht unbekannt geblieben war. Von der Bildung der Geschlechtsorgane und den nähern Vorgän- gen der Copulation hatte freilich dieser Forscher nur unklare Vorstellungen, die erst durch Jurine in vielen Punkten ge- läutert wurden. Mit richtigem Takte erkannte Letzterer die als Laciniae bezeichneten Anhänge der Weibchen als Sa- menschläuche ; in richtiger Folgerung des Beobachteten er- klärte er die männlichen Antennen nur für Fangapparate, die Auffassung Müll er's widerlegend, dass in ihnen die äussern Begattungswerkzeuge vertreten seien. Auch versuchte der- selbe eine genauere Analyse der innere Geschlechtsorgane, konnte indess, da zu seiner Zeit die Strukturverhältnisse we- nig gekannt w^aren und auch nicht zur Entscheidung physio- logischer Fragen benutzt wurden, nur wenig zur Aufklärung (lieser Verhältnisse beilragen. Rigenthümlich war seine Vor- stellung von der Entstehung der Eiertaschen, von denen er annahm, dass sie dem mütterlichen Organismus jedes Mal einen Theil des Ovariums kosteten. Da aber zahlreiche Eierlagen oft rasch aufeinander folgen, blieb es ihm unerklärlich, wie dennoch die Substanz des Eierstockes erhalten würde. Erst durch von Siebold, Fischer und Zenker wurde die Kenntniss der Geschlechtsverhältnisse unserer Geschöpfe durch werthvolle Mittheilungen bereichert. Nach Zenker besteht der symmetrische Geschlechts- apparat der Weibchen aus Eierschlauch und Kiltorgan , von denen der erstere jedcrseits am Abdomen ausmündet. Aus- ser diesen Theilen muss indess noch eine Keimdrüse unter- schieden werden , welche bei Cyclopsine als ein unpaarer Sack im Rückenabschnitte des ersten und zweiten Thoracal- segmentes gelegen ist (Fig. 50), bei den Cyclopen in paariger Anzahl (He entsprechende Stelle ausfüllt. Während diesem Theile die Bereitung der Eikeime zufällt und man in ihm Keimbläschen mit Keimfleck in verschiedener Grösse antrifft, kommt in den sogenannten Eierschläuchen die Bildung des Dotters und die weitere Entwickelung des Eies zu Stande. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 25 Bei Cyclopsine nehmen dieselben jederseits einen Aiisfüh- rungsg-ang der Keimdrüse auf, steigen dann zunächst nach auf- wärts bis etwa in die Mitte des Kopfes empor, um Aveiter eine Biegung nach der ventralen Seite zu machen und im Thorax herabzulaufen. In zickzackförmigen Windungen, welche den einzelnen Segmenten entsprechen, erstrecken sie sich bis in die ersten Abdominalringe, wo sie in der Medianlinie zu einem unpaaren Ausführungsgange verschmelzen und an der ven- tralen Seite ausmünden. Eine ähnliche Gestaltung führen uns die entsprechenden Organe bei H. staphylinus vor, mit dem Unterschiede jedoch, dass sich die Eierschläuche weit in das Abdomen hinein fortsetzen, während ihr Ausführungsgang ebenfalls in der Mittellinie der beiden ersten verschmolzenen Abdominalringe mündet. Die Cyclopen besitzen, wie schon erwähnt, eine paarige Keimdrüse, die in den ausgebildeten Formen die Fortsetzuno- der Dotterschläuche darstellt. Eine so scharfe Trennung zwischen Keim- und Dotterstock, wie wir sie bei Cyclopsine finden , ist hier nicht zu beobachten, so dass man diesen Theil, der sich übrigens seiner Anlage nach zuerst bildet, auch als Endtheil des Eierstockes bezeich- nen kann, in dem sich, wie bei den Insekten, die Keimsloffe entwickeln, ohne dass für denselben eine bestimmte Grenz- linie nachzuweisen ist. Die Eierschläuche selbst gewinnen eine weit grössere Flächenentwickelung , sie stülpen sich in zahlreiche Nebenschläuche aus, welche an den Verbindungs- stellen benachbarter Segmente entslanden sind und in Lage und Anordnung eine symmetrische Regelmässigkeit zu erken- nen geben. Sie münden nicht in der Mittellinie des oberen Abdominalabschnittes aus, sondern von dieser entfernt in zwei getrennten seillichen Oeffnungen, die von einem besonderen mit Borsten besetzten Vorsprunge überdeckt werden. Die Kittdrüse, deren Sekret zur Bildung des Eiersäckchens ver- wendet wird , liegt hier von dem Ausführungsgange getrennt genau in der Medianlinie in symmetrischer Bildung, steht aber mit den Geschlechtsöffnungen durch zwei kurze Ausführungs- gänge in Verbindung. Bei Cyclopsine liegt die entsprechende Drüse im Innern des unpaaren Ausführungsganges selbst und kleidet dessen Wandung in Gestalt kleiner mit gelblicher Flüssigkeit gefüll- 26 Claus: ter Zellen aus. Unmittelbar vor dem Ablegen der Eier tritt durch die beiden der Miltellinie sehr genäherten Geschlechts- öffnungen, wie es scheint, nur durch Druck der umgebenden Theile, der Inhalt der gesprengten Zellen in Gestalt einer hel- len zähen Flüssigkeit aus ; die Eier stürzen nach und treiben das Produkt der Kiltdrüse mehr und mehr aus einander. Wäh- rend sie so eigne Zellen um sich bilden und sich zu einem regelmässigen Säckchen*) gruppiren, erstarrt unter den» Ein- flüsse des Wassers die dünne Hülle des Säckchens und der einzelnen Eier zu einer mehr oder minder festen Bedeckung, die den nöthigen Schutz für die Entwickelung der Embryo- nen darbietet. Allein ausser der Herstellung dieses specifi- schen Sekretes dient der Endtheil des Geschlechtsapparates und bei den Cyclopen der Innenraum der bekannten Drüse als Receptaculum seminis zur Aufnahme und Aufbewahrung der Spermatozoen. Die Befruchtung geschieht entweder in- nerhalb des mütterlichen Organismus im unteren Theile des Geschlechlsapparates oder innerhalb des Eiersäckchens im Momente seiner Entstehung. Mit dem Drüsensekrete, welches zur Bildung der Hüllen verwendet wird, treten zugleich Sper- matozoen aus, um, wie es scheint^ Iheilweise in das Innere der Eier eingetrieben zu werden. Eine grössere oder ge- ringere Menge derselben bleibt in der erhärtenden Hülle zu- rück und ist besonders am oberen Theile des unpaaren Eier- sackes von Cyciopsine mit grosser Leichtigkeit nachzuweisen. Die Eiersäckchen der Cyclopen, in denen ich vergeb- lich die Spermatozoen suchte, scheinen nur wegen der Dünne der Hülle zu diesem Nachweise weniger günstig ; vor allem aber schreibe ich es der ausserordentlichen Kleinheit und zarten Bildung der Samenfäden selbst zu, dass ich dieselben hier nicht auffinden konnte. Die Spermatozoen von Cyclop- *) Die Bildung der Eiersäckchen wurde erst von Jurine aus- führlicher beschrieben, frühere Forscher machten sich von ihrem Ent- stehen keine oder nur unklare Vorstellungen ; nach ihrer Funktion und Bedeutung waren sie jedoch selbst älteren Beobachtern bekannt. So werden sie unter Andern von Eichhorn, der unsere Formen als Wasserbock — (^Cyclops) — und Wasserlaus — (H. slaphylinus) — hcschreibt, sehr naiv als „Laichbeulelchen ' bezeichnet. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 27 sine sind bei einer ansehnlichem Grösse durch eine so charak- teristische Form ausgezeichnet , dass sie kaum mit anderen Gebilden verwechselt werden können; sie werden aber auch in grosser Menge entleert, indem das gesammte Contentum des unteren Genilalschlauches, das noch dazu meist dem In- halte zahlreicher Spermatophoren entspricht, bei der Eierlagc aus dem Körper entfernt wird. Auf der anderen Seite wird bei den Cyclopen der Nachweis auch desshalb um so schwie- riger sein, weil während der Bildung des Eiersäckchens nur ein kleiner Theil des Kitldrüsensekretes und zugleich nur eine geringe Menge von Spermatozoen austritt. Dass indess hier in der That nur eine partielle Entleerung stallfindet, lässt sich aus mechanischen Gründen leicht einsehen, aber auch durch direkte Beobachtungen bestätigen. Wie sollte ferner die Thatsache anders zu erklären sein , dass die einmal be- fruchteten Cyclopsweibclien nach einmaliger Begattung eine Reihe von Säckchen mit entwickelungsfähigen Eiern zu pro- duciren im Stande sind, während dagegen Weibchen, die man von früher Jugend an isolirte und im ausgebildeten Zustande sich nicht begalten lässt, nie zur Bildung von Eiersäckchen befäiiigt sind. Die Experimente, welche Jurine vor vielen Jahren anislelite und auf die er seine Behauptung stützte „les femelles restent steriles sans la copulation« habe ich vielfach wiederholt und kann ich im vollsten Sinne bestätigen. Nur möchte ich die Richtigkeil eines weiteren Schlusses, den derselbe Forscher aus seinen Beobachtungen zog: „un seul accouple- ment suffit pour feconder toutes les pontes, qui doil fournir une mere" in einer solchen Ausdehnung in Zweifel ziehen ; viel wahrscheinlicher scheint es mir, dass die bei einer ein- maligen Begattung eingeführten Spermatozoen nach einer ge- wissen Zeit verbraucht sind , und nun die frühere Sterilität als Folge wieder eintritt. Mit Bestimmtheit geht übrigens aus meinen Beobach- tungen und i\en Versuchen Jurine's hervor, dass die Eier nur nach eintretender Befruchtung entwickelungsfähig wer- den. Da aber ferner die Bildung der Eiersäckchen keines- wegs eine unmittelbare Folge der Befruchtung, sondern zu- nächst nur das Resultat einer j^rösseren Geschleciilslhätiolieit des VVeibcheus ist, niemals aber ohne vorher vollzogene Copu- 28 Claus: lalion zu Stande kommt , so lässt sich auch mit gleicher Bestimmtheit behaupten, dass die Begattung und Befruchtung einen grossen Einfluss auf die Thätigkeit der weiblichen Ge- schlechtsorgane ausübt und eine vermehrte Abscheidung von Eimaterial herbeiführt. Dafür indess , dass die Spermato- zncn im Momente der Eierlage ihre Thätigkeit ausüben, scheint mir noch die Entwickelung der Eier einen Grund abzugeben. Niemals zeigen letztere im Innern des mütterlichen Orga- nismus irgend welche Veränderung, die auf eingetretene Befruchtung zu schliessen erlaubte, nicht einmal die ersten Furchungsstadien kommen hier zum Ablaufe. Erst an den in den Säckchen eingeschlossenen Eiern lassen sich diese Vor- gänge beobachten. Um allerdings den stricten Beweis zu liefern , müsste ich im Innern eben ausgetretener Eier die Spermatozoen nachgewiesen haben und mit um so grösserer Be- stimmtheit, als die Samenkörperchen durch ansehnliche Grösse und charakteristische Form ausgezeichnet sind. Die Schwie- rigkeiten, auf welche ich bei diesen Untersuchungen sliess, sind so bedeutend , dass ich zu keinem positiven Resultate gelangte. Das untersuchte Ei enthält gerade in diesem Sta- dium einen so gleichmässig getrübten dunkeln Dotter, dass es, um bestimmte umschriebene Formelemenle im Inhalte er- kennen zu lassen, gesprengt werden musste. In dem In- halte zersprengter Eier aber fand ich zwar hin und wieder Bildungen, die mit den Samenkörpern in ihrer Form gewisse Analogien boten , allein ich bin doch weit davon entfernt, sie mit jenen ohne Weiteres zu identificiren. Fragen wir schliesslich nach der Bedeutung der Eier- säckchen , nach dem Zusammenhange , der zwischen ihrer Funktion und dem Gesammthaushalte unserer Geschöpfe be- steht, so glaube ich nicht zu irren, in ihnen eine Vorrich- tung zu erkennen , durch welche die Entwickelung der Em- bryonen unbeschadet der mütterlichen Fruchtbarkeit geschützt und gesichert wird. Ein längeres Verweilen der Eier im Innern der Mutler würde natürlich unter sonst gleichen Be- dingungen die Ausbildung der neu entstehenden Keime ver- hindern, während im anderen Falle das Ablegen isolirter Eier bei den unzähligen Angriffen fremder Thiere und den Stru- delutjgen der eigenen Verwandten die ßedlagungen des Un- Zur^Analomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 29 lerganges vermehren und der Verbreitung unserer Cyclopiden Eintrag bringen würde. Wenn schondie seitliche Compression des ganzen Körpers und hiermit im Zusammenhange die der Medianlinie genäherte Lagerung innerer Organe bei Cyclopsine auf eine unpaare An- ordnung hindeuten, und letztere namentlich durch die fast verschniolzenen Geschlechtsöffnungen des Weibchens, durch die unpaare Keimdrüse und den einfachen Eiersack vorbereitet wird, so erlangt dieselbe in der Bildung des männlichen Ge- schlechtsapparates (Fig. 55) ihren Höhepunkt. Wie schon in V. Siebold's und Zenker's Untersuchungen erwähnt und auch in Fisch er's Arbeit angedeutet ist, niuss zunächst eine keimbereitende Drüse unterschieden werden , die ihrer Lage und Funktion nach dem weiblichen Keimstocke entspricht und als Hoden der Abscheidung und Bildung der Samenkörper vor- steht. Dieselbe erstreckt sich vom unteren Theile iles Kopf- abschnittes bis in die Mitte des zweiten Thoracalsegmentes und gewinnt das Ansehen eines birnförmigen, mit der breiten Basis nach oben gekehrten Sackes, in welchem sich eine fein granulirfe Masse befindet. Untersucht man den Inhalt näher, so treten ausser kleinen rundlichen Körnchen, die das Licht ziemlich stark brechen und in ihrem Umfange zwischen 0,001 und 0,002"^"» differiren , rundliche scharf begrenzte Körper auf, von 0,005 — ^0,006'»"^ Grösse, in denen man deut- lich Enivvickelungssladien der Spermatozoen erkennt. Am oberen breiten Endtheile schliesst sich dem Hoden ein enger Samenleiter an, dessen Lumen mit den zuletzt beschriebenen Bildungen erfüllt ist. Dieser Ausführungsgang steigt als ein dünner Kanal von beträchtlicher Länge auf der linken Seite des Chylusdarms schräg nach vorn bis an die obere Grenze des zweilen Thoracalsegmentes herab, um in einen horizontal elliptischen Gang umzubiegen, welcher namentlich an seinen Enden durch dünne Fäden vielleicht muskulöser Natur mit dem Chilinskelet befestigt ist. Nacli diesem horizontalen Verlaufe wendet sich der Ausführungsgang zu einer verticalen Lage und steigt bis in die Nähe des vierten Thoracalsegmentes herab, um sich wie- der nach oben umzubiegen und als ein erweiterter Abschnitt in das erste Segment emporzuheben. Von hier aus krümmt 30 Claus: er sich abermals und verläuft nun mäclilig aufgetrieben herab in (Ins erste Abdominalsegment, wo er durch die Geschlechts- öfTnung ausmündet. Schon aus dieser complicirten Bildung und ansehnlichen Enlwickelung, durch welche das Vas defe- rcns ausgezeichnet ist, lässt sich schliessen, dass dasselbe ausser der Funküon, die Samenkörper aus dem Hoden her- abzuleiten noch mannichfache Nebenleistungen zu erfüllen hat, welche sich auf die weitern Schicksale der auszuführen- den Produkte beziehen. Und in der That erleiden die Sper- matozoon während ihres Durchmarsches durch die gewun- denen Samenleiter nicht nur verschiedene Gestaltveränderun- gen , bis sie schliesslich zur vollkommenen Reife und Be- fruchtungsfähigkeit gelangen , sondern es kommt auch in diesem Theile zur Bildung accessorischer Hüllen , die eine grössere Partie von Samenkörpirn umkapseln und im Zusam- menhange mit diesen als Spermatophoren für die Begattung und Befruchtung von hoher Bedeutung sind. Schon der obere schräg herabsteigende Kanal, welcher den Anfangslheil des Samenleiters bildet, ist sammt seiner horizontalen Verlängerung mit Drüsenzellen ausgekleidet, de- ren Sekret in das enge Lumen eintritt und sich mit Sper- matozoen mischt. Letzteres bildet eine feltarlige, das Licht stark brechende Materie, die mit feinen Körnchen erfüllt ist und zum Theil den Klebstoff (nach v. Siebold) der ent- wickelten Spermatophore bildet. Der folgende Abschnitt des Ausführungsganges zeigt indess übereinstimmend mit seinem grössern Umfange auch einen weiteren Innenraum ; wäh- rend im Lumen der obern Windungen kaum zwei Samenkör- per neben einander Platz finden, sammeln sich dieselben hier in grössern Partien an. Auch die Produkte der Drüsenzellen gleiten herab und füllen das Centrum des Lumens aus, wäh- rend die Spermatozoen in peripherischer Umlagerung dicht gedrängt von einer zarten Hülle umgeben werden« So bil- det sich der innere Schlauch der Spermatophoren heran, der übrigens nur die befruchtenden Elemente nebst den zuge- mischten Sekreten enthält, an Umfang aber in diesem Zustande den ausgebildeten Samenschlauch übertrifft. Zenker, der diese Bildung als die flaschenförmige Form der Spermato- phore bezeichnet, ohne indess den Inhalt näher analysirt zu Zur Anatomie und Entwickclan^sgeschichtc der Copepoden. 31 haben, inaclit sich von der Enlslehung derselben, anknüpfend an eine falsche Gestalt des Samenleiters, eine nicht ganz richtige Vorstellung. Nach seiner Beschreibung ist der obere Theil des Samenleiters vor der ersten ümbiegung mäch- tig aufgetrieben und zu einer Schleimdrüse umgebildet. Die Samenmasse selbst mit dem Sekrete jener Drüse vermischt, erfüllt alle Windungen bis zu einer pylorusarligen Einschnü- rung des Hodens nahe seiner Ausmündung, es entsteht eine Stauung und eine theilweise Erweiterung der Wände am unteren Theile des Vas deferens , in deren Folge die Bildung flaschenförmiger Spermatophoren veranlasst wird. Diesem gegenüber muss mit Entschiedenheit behaup- tet werden, dass der obere Theil des Ausführungsganges sehr dünn und eng ist und der beschriebenen Auftreibung voll- kommen entbehrt, wenn es auch allerdings vollkommen rich- tig ist, dass seine Wandungen von Drüsenzellen ausgekleidet sind. Von der pylorusarligen Einschnürung des Hodens, welche mit Hülfe der schleimvermischten Samenmasse eine Erweiterung des unteren Samenganges veranlassen soll, habe ich mich nicht überzeugen können, obwohl ich andererseits der Vorstellung nicht entsagen kann, dass bei der Bildung der Spermalophore eine gewisse Spannung der umgebenden und umschlossenen Theile im Spiele ist. Uebrigens ist es Zenker nicht entgangen, dass die flaschenförmige Sperma- lophore in den unteren Abschnitt des Vas deferens eintreten muss, um ihre weitere Ausbildung zu erlangen. Ist die reife Samenkapsel entleert, so gleitet die noch unvollendete Sper- malophore in das freie Lumen des letzten Raumes, den man der Needham'schen Kapsel der Cephalopoden vergleichen kann, herab um mit Hülfe neuer Sekrete zur vollkommenen Reife sich zu entwickeln. Neue Produkte lagern sich in Ge- stalt kleiner granulirter Körnchen, die unter dem Einflüsse des Wassers zu mächtigen Blasen aufquellen, um die untere Hälfte des eingetretenen Schlauches ab, wälirend zugleich die eingeschlossenen Stoffe aut einen geringen Raum zusammen- gepresst, sich der Art sondern , dass die Spermalozoen den oberen , das Sekret der Drüsenzellen den unteren Theil des Schlauches ausfüllen. Gleichzeitig scheidet sich um die gesammte Bildung ein 32 Claus: gelblicher Stoff ab, der zu einer ausserordentlich festen Hülle erstarrt und die äussere Wandung der Spermalophore bildet. Nur am oberen Ende bleibt an der halsartigen Ver- längerung der äusseren Hülle eine Oeffnung, in welcher eine zähe gelbe Materie eingelagert ist , die zum Ankleben des Samenschlauches an die weibliche Geschlechtsöffnung dient und ausschliesslich als Klebstoff bezeichnet werden muss. V. Siebold scheint dieselbe nicht von dem Sekrete der er- wähnten Drüsenzellen unterschieden zu haben ^ welches sich im unteren Theile des inneren Samenschlauches findet^ und von weit dunklerem Aussehen mehr dem oberen Abschnitte des Vas deferens seine Entstehung verdankt. Wird die Sper- malophore aus der männlichen Geschlechtsöffnung ausge- trieben , so beobachtet man an ihr unter dem Einflüsse des Wassers folgende Veränderungen. Zunächst gewinnt die un- tere Hälfte des Samenschlauches eine hellere Beschaffenheit; die äussere Schicht der granulirten Körnchen, die bisher kaum als solche unterschieden werden konnte, gewinnt eine be- deutendere Dicke, indem die letzleren unter dem Einflüsse des Wassers mehr und mehr zu hellen Kugeln aufquellen und den entsprechenden Theil des inneren Schlauches zusammenpres- sen. Da sie aber nach allen Richtungen hin sich ausdehnen, wird auch der in der Längsaxe gebotene Widerstand über- wunden; die Obern Grenzen unseres Austreibesloffes rücken von der Mitte conlinuirlich nach dem oberen Ende hinauf, während gleichzeilig die Spermatozoen dichter und dichter zusammengedrängt eine immer höhere Lage einnehmen. Unter solchen Verhältnissen wird zuerst der Klebstoff allmählig aus- getrieben und zu einem dünnen Kanäle, der sich dem Halse des Schlauches unmiltelbar anschliesst, verlängert. Da aber die Spannung der eingelagerten Stoffe immer bedeutender wird, so muss es endlich an der engen Mündung, da wo die Wandung den geringsten Widersland bietet, zur vollständi- gen Ausgleichung kommen. Die Spermalozoen stürzen plötz- lich in einem Zuge durch den Hals hindurch in den gebil- deten Kanal und, falls der Schlauch an der weiblichen Ge- schlechlsöffnung befestigt war, in den unteren Theil des Ge- schlechtsapparates hinein. Die anhängende Spermalophore ist jetzt vollkommen Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepodeh. 33 wasserhell und bietet in Folge des angeschwollenen Auflrei^ bestoCTes, der den Innenrauin ausfüllt, ein grosszeliiges An- sehen. Oft bleiben indess Spuren des inneren Schlauches zurück, niemals aber findet sich im Inneren ein leerer Rauu), wie V. Siebold in seiner Beschreibung der Sperniatophore angiebt. Was derselbe in dieser Weise bezeichnet, sind Reste der zusammengepressten , dünnen Hülle, welche die mit Un- recht als Klebstoff in Anspruch genommene Materie umgiebf. Wie lan2:e die Spermatophoren nach ihrer Entleerung noch am Weibchen haften, kann ich durch direkte Beobachtung bis zu einem bestimmten Punkte entscheiden; v. Siebold schliesst aus der Thatsache, dass man oft eine grössere An- zahl von Spermatophoren an den Geschlechtsöffnungen findet, auf eine längere Verbindung, indess kann man hieraus mit demselben Rechte, besonders unter Berücksichtigung der ho- hen ßegatlungslust der Männchen, auch ein relativ günstigeres Vcrhältniss im Vorkommen der letzteren ableiten. Nur bei Cajithocamptus *) staphylinus ist die Verbin- dung des Samenschlauches mit den weiblichen Geschlechts*- organen von längerer Dauer und wie es scheint für den Haushalt dieser Thierformen von gewisser Bedeutung. Wäh- rend ich die Spernuilophore an isolirten Weibchen von Cyclo- psine castor bald nach Erfüllung ihrer Funktion abfallen sah^ konnte ich an Canlhoc. staphylinus beobachten, wie der ein- fache Samenschlauch, durch einen besonderen Gang mit dem Innern des Weibchens communicirend , während der Bildung mehrerer Eiersäckchen haftete. Auch hier reicht eine ein- malige Begattung zur Produktion mehrerer Eien^äckchen aus *) Der von Vogt als besondere Species beschriebene Harpac* ticus (Canlhocamptus) alpcslris sclieint mir mit II. staptiylinus durcli- aus identiscli zu sein. Die 3Ierkmale wenigstens, welche Vogt als Artcharaivtere benutzt, sind so allgemeiner Natur, dass man auf diesel- ben liein specifisches Gewicht zu legen im Stande ist. Die Bildung der Antennen, die nach Vogt für seine Species charakteristisch sein soll, findet sich in ganz derselben Weise auch bei der oben angeführ- ten einheimischen Art, während der weiter hervorgehobene Mangel der Schwanzhorsten, der das Weibchen auszeichnen soll, sich offenbar nur auf ein zufälliges Ausfallen dieser leicht verletzlichen Anhänge reducirt, Archiv f. Nnlurgcscb. XXIV. Jabrj. 1 Bd. 3 34 Claus: und, wie ich überzeugt bin , durch Vermilfung des Raumes, den die haftende Sperniatophore darbietet. Nicht unmöglich , dass bei jedesmaliger Eierlage der Inhalt des untern Oviduktes theilweise in das Lumen des lee- ren Schlauches eingetrieben wird und nach dem Auslrille der Eier in das Innere des Thieres zurücKfliesst. Der Typus, nach welchem die männlichen Geschlechts- organe der Cyclopen gebaut sind, weicht in vielen Stücken von dem beschriebenen der Cyclopsine ab. Vor allem ist es die Duplicität und mit dieser im Zusammenhange die sym- metrische Lage, welche in der Anordnung des Geschlechls- apparates die Cyclopen auszeichnet. Wie die weibliche Keim- drüse, so ist auch der Hoden bei den Cyclopsarten stets in paariger Anzahl vorhanden und oberhalb des Darmes nahe der Mittellinie, grosseniheils im ersten fusstragenden Abschnitte, gelegen. Kach oben schliesst sich ihm ein Bündel dünner F'äden an, welches die Befestigung am Skelele vermittelt und eine Lagenveränderung bis zu einem bestimmten Grade ver- hindert. Ausser der Keimdrüse unterscheidet man auch hier einen Samenleiter, der in mehrfachen Windungen den männ- lichen Körper durchzieht und Produkte liefert , welche zur Bildung des Samenschlauches verwandt werden. Anfangs verläuft der Samenleiter nahe der Mittellinie herab , steigt dann wieder zur ursprünglichen Höhe empor und biegt in der Grenzlinie der zwei ersten Thoracalsegmente seitlich horizontal um. Von hier aus steigt er als erweiter- ter Abschnitt jederseits herab, der Mittellinie sich mehr und mehr nähernd und verschmälert sich im unteren Abschnitte des Thorax zu einem dünnen Kanal, um im ersten Abdomi- nalsegmente als kapseiförmig aufgetriebener Schlauch zu enden. In diesem letzten Theile *) findet sich fast stets die ausge- *) Bei einer früheren Gelegenheit bezeichnete ich diesen Theil als eine Drüse, welche in der Wandung des Samenleiters gelegen den Klebstoff und die Hülle der Samenschläuche absondere, und setzte sie ihrer Bedeutung nach der Kiltdrüse des Weibchens parallel. Indess scheint mir diese Auffassung desshalb minder passend , weil die Be- deutung eines Spermatophorenbehälters weit höher als die Sekretions- thätigkeit der Wandung anzuschlagen ist. Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 35 bildete Spermatophore, deren Wandung-, wie es scheint, erst hier gebildet wird , während der Austreibestoff dem er- weiterten Abschnitte des Samenleiters seine Entstehung- ver- dankt. Die Spermatophore selbst, die stets in paariger An- zahl abgesetzt wird, besilzt eine ovale gedrungene Form und enthält dieselben Elemente , die beim Samenschlauche von Cyclopsine unterschieden sind. Unter der ersten Wandung liegen, als Austreibestoff, granulirle Körperchen, die im Was- ser zu umfangsreichen Blasen anschwellen und das Ansehen heller Zellen gewinnen. Im Innern selbst finden sich die Spermalozoen mit einer getrübten Flüssigkeit gemischt und am anderen Theile, welcher ohne halsartige Verlängerung in die Ausmündung übergeht, der zähe, mit feinen Körnchen durchsetzte Klebstoff in Gestalt eines runden Ballens abge- lagert. Wie aber bei der paarigen Anlage der Geschlechtsor- gane die Spermatophoren in doppelter Anzahl gebildet wer- den, so treten auch bei der jedesmaligen Begattung zwe Samenschläuche aus , um in symmetrischer Anordnung der bezeichneten Stelle des Weibchens angeklebt zu werden. Die En twickelung der weiblichen und männli- chen K eimsto ffe. Untersucht man den Inhalt der weiblichen Keimdrüse unter starker Vergrösserung, so finden sich, als frühe Stadien der Keimstoffe, kleine gelblich gefärbte Kerne unregelmässiger Form und verschiedener Grösse, um welche sich eine hellere homogene Flüssigkeit gelagert hat. Uebergänge dieser Bil- dungen zu entwickeitern Keimbläschen lassen sich in allen Zwischenformen nachweisen. Sind nun die Keimbläschen im Innern der Keimdrüse bis zu einer bestimmten Grösse her- angewachsen, so treten sie in die Eierschläuche ein um zu- nächst mit einer durchsichticjen hellen Masse umgreben zu werden, in welcher sich nach und nach die Dottermoleküle und kleinere Fetlkörnchen abscheiden. Gleichzeitig nimmt das Keimbläschen an Umfang zu und erlangt bei den Cyclo- pen im Durchschnitte die Grösse von 0,026'""% während der Kern his zu 0,008'"'" wächst. Während das Ei nun die Eier- schläuche passirt, wird die Dottermasse grösser und umfang- 36 Claus: reicher, ohne dass in derselben grössere Felttropfen wie in Eiern anderer Entomostraken ausgeschieden wurden. Eben- sowenig beobachtet man irgend \velche Spuren einer äusse- ren Hülle, und erst im unteren Theile des Eierschlauches, wo der Dotter zu geringerem Umfange sich verdichtet, tritt eine zarte dünne Dotterhaut vielleicht als Ausscheidungsprodukt des sich condensirenden Dotters auf. Auf diesem Stadium haben die Eier im Durchschnitte eine Grösse von 0,1"'"^ im Durchmesser und sind zur vollkommenen Reife und Ausbil- dung gelangt. Die frühsten Stadien der Spermatozoen, welche von mir beobachlet wurden, stellen bei Cydopsine castor eckige gelbe Körnchen dar von 0,001 — 1,002™'" im Durchmesser (Fig 54. 1,7), um die sich eine dünne Schicht einer zähen hellen Sub- stanz gelagert hat. Solche Bildungen finden sich zu jeder Zeit im Hoden der entwickelten Männchen vor und sind auch schon von früheren Beobachtern, namentlich von v. Siebold, ge- sehen und richtig gedeutet. Indess repräsentiren diese Kör- ner nicht die ersten Stadien in der Entwickelung der männ- lichen Keimstoffe, sondern möchten wohl , wie mir scheint als Produkte früherer Bildungen zu betrachten sein, deren Auftreten aber vor die Zeit der geschlechtlichen Ausbildung in das Leben der späteren Jugendzustände fällt. Die Ueber- gänge dieser Körnchen in die Samenkörper lassen sich an einer Reihe von Zwischenformen im Hoden und dessen Aus- führungsgang nachweisen. Sie wachsen mehr und mehr, während gleichzeitig der helle Saum verschwindet, nehmen dann als runde Körper von 0,00ö — 0,007'»"^ im Durchmesser scharfe Conturen an und scheiden im Innern dunkele Körn- chen in grösserer oder geringerer Menge aus (Fig. 54, 1,/?). Erst während der Bildung der Spermatophore im unteren Ab- schnitte des Vas deferens gestalten sie sich zu länglich ova- len granulirlen Körperchen um, deren Längenaxe zwischen 0,007 — 0,009'"'" schwankt, während die Breilenaxe 0,004 — 0,005'"'» beträgt (Fig. 54, !,«). Diese Körperchen sind dann als reife Spermatozoen fähig, die Befruchtung auszuführen. Die Formen, welche Zenker als Entwickelungsphasen der Cyclopsspermatozoen beschreibt, nämlich Zeilen mit auf- gesetzten Kernen, Zellen mit vollkommen körnigem Inhalt und Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichle der Copopoden. 37 bellen mit stachelförmig hervorstehenden, bereits entwickel- ten Zoospermien, habe ich weder im Hoden noch in dessen Ausführungsg-ange wiedergefunden. Die ausgebildeten Sper- matozoen der Cyclopen sind spindelförmige Körperchen, de- ren Längsaxe bei den verscliiedenen Arien zwischen 0,007 und 0,009'"'" schwankt. Während die äusseren Conturen schwach und wenig markirt sind, zieht sich über die Länge des Samenkörperchens ein dunkeles Stäbchen hin , welches höchstens bis zu einer Spiralwindung gedreht erscheint und nach Leydig's Deutung nichts als einen verdickten Rand dos länglichen Plällchens vorstellt (Fig. 54, 2} ^). Auch habe ich schwache Bewegungen der Cyclopsspermatozoen beob- achtet., die denen der stabförmigen Bacillarien ähnlich sind, noch mehr aber mit den Bewegungen der spindelförmigen Navicularien übereinstirrmien und auf rein physikalische Vor- gänge zurückgeführt werden müssen. Die Bildung des Embryo. Wenn die Eier im Innern des Eierschlauches ihre voll- kommene Grösse erlangt haben, treten sie in grösseren l^ar- lien durch die Geschlechtsöffnungen aus , aber nicht um bei den weiteren Umbildungen vom mülteriichen Leibe gelrennt zu sein, sondern um in eigenen Behältern eingeschlossen un- ter dem mütterlichen Schulze die Embryonen heranzubilden. Die austretenden Keime werden von dem zähen Sekrete der bekannten Drüsen umflossen und nicht nur in ihrer Gesamml- heit von einer gemeinschaftlichen Hülle umgeben, sondern ein jedes Ei wird von einer eigenen Wandung kapselartig ein- geschlossen, so dass in der Hülle des Eiersäckchens ebenso viel zellige Hohlräume als Eier vorhanden sind. Während aber die Eiersäckchen der Cyclopen durch eine zarte homo- gene Beschaffenheit der Hülle ausgezeichnet sind, werden die Eier derCyclopsine caslor durch eine feste Wandung von nicht unbeträchtlicher Dicke mit einander verbunden, die kein homo- genes Aussehn darbietet, sondern als ein Maschengewebe zahl- reicher Falten und ineinander geflochtener Windungen dem *j Siehe Leydig's Lehrbuch der Histologie. 1837. S. 532. 3y • Claus: Beobachter entgegenlrill. Dünne und verdickte Stellen wech- seln conlinuirlich in der Wandung- der Eiersäckchen milein- ander ab-, und so wird es bei einer belrächllichen Stärke und Festigkeit möglich , dem endosmolischen Verk(;hre eine ge- nügend grosse und dünne Fläche darzubieten. Physiologisch könnte man daher diese Bildung dem inneren Chorion zahl- reicher Insekleneier vergleichen , welches ebenfalls ein Ma- schengewebe dünner und verdickter Stellen darstellt; mor- phologisch entspricht dieselbe indess den Eiweissumlagerun- gen, in welche die Eier zahlreicher Lumbricinen, Hirudincen und Mollusken eingebettet sind. Die Zahl der abgesetzten Eier ist übrigens keineswegs conslant, und ebensowenig ist die Grösse der Eiersäckchen bei der nämlichen Art dieselbe, sondern es treten nach Aller und Lebensverhältnissen man- cherlei Schwankungen ein. Cyclopiden , die unter ungünstigen Bedingungen leben, legen weniger Material in Gestalt neuer Keime nieder und verhalten sich auf gleicheWeise, wie die eben zur Geschlechtsreife gelangten Weibchen, welche nur kleine Eiersäckchen mit geringem Inhalle zu produciren im Stande sind. Grösse und Gestalt der Eiersäckchen können daher nicht absolut als Artcharakter benutzt werden, mit grösserem Rechte schon die Färbung des Dollers, obwohl auch diese nach dem Grade der Ausbildung der Embryonen bei dersel- ben Species mancherlei Abweichungen bietet. Viel bestimm- ter lässl sich die Hallung der Eiertaschen zur Unterscheidung einiger Arten verwenden, ja sogar dem unbewaffneten Auge wird es mit Hülfe dieses Merkmales möglich, bestimmte Spe- cies *) auf den ersten Blick zu erkennen. Die Eierlaschen von Cyclopsine und Harpaclicus sind nur in einfacher Zahl vorhanden, indess ihrer Anlage nach durchaus paarig und symmetrisch gebildet. Hier liegen nämlich die beiden Ge- ♦) Cyclops coronalus trägt die Eiersäckchen dicht neben ein- ander in der Mittellinie der Bauchfläche angefügt, Cyclops tenuicomis hält .sie dagegen last rechwinlvlig vom Leibe entfernt, während der Winkel, welcher die Eiersäckchen von Cyclops brevicornis mit der I.ängsaxc des Körpers hildet 40 bis 50« beträgt. Die Ursache dieser bestimmten Hallung liegt in der eigenlhümlichen Bildung und Lage der Geschlechtsöffnungcn. Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copcpoden. 39 sclilechtsöffnungen nahe der Mittellinie dicht neben einander, so dass das Drüsensekret, welches mit den Eiern zugleich austritt, zusammenfliesst und zu einer gemeinschaftlichen Hülle erstarrt. An dem frisch abgesetzten Eie, welches eine mehr oder weniger ovale Form besitzt, lässt sich eine zarte Membran nachweisen, die als Dolterhaut den Dotter eng uinschliesst. letzterer ist bei Cyclopsine dunkel gefärbt und enthält ausser den charakteristischen Dottcrmolekülen spärlich vcrtheilte Fett- körnchen von geringer Grösse. Bei den Cyclopen ist das Aussehen des Dotters nach den einzelnen Arten verschieden und, übcreinslimmend mit der Färbung ^•} der Eierstöcke und Eiersäckchen, hier dunkeler und dort heller. Im Innern des Dotters findet sich ein Kern von nicht unbeträchtlicher Grösse und weicher homogener Beschaffenheit, von dem ich jedoch unentschieden lasse, ob er dem ursprünglichen Keimbläschen entspricht oder nach Auflösung desselben als neue Bildung entstanden ist. Die ersten Veränderungen, die sich an den ausgetrete- nen Eiern beobachten lassen, bestehen in einer Verdichlung der Dotlersubslanz, in deren Folge ein heller Raum zwischen Dotter und Dotierhaut sichlbar wird. Der Kern im Innern des Eies nimmt gleichzeitig eine längliche Gestalt an und schnürt sich in zwei Theile ab, welche anfangs einander dicht anlie- gen, allmählig sich mehr und mehr von einander entfernen. Der Theilung des Kernes folgt auch eine Spaltung des Dot- ters nach, die, anfangs als Einschnürung angedeutet, allmählig liefer und liefer greift und eine vollkommene Trennung der Dotiermasse in zwei Ballen zur Folge hat. Die erwähnten Vorgänge wiederholen sich an jeder der beiden Furchungs- kugeln und deren Theilungsprodukten ; es tritt eine totale Dotterklüflung ein, welche schliesslich durch weitere Differen- zirung zur Bildung der ersten Embryonalzellen hinführt. Wäh- rend noch im Centrum des Eies Dotterballen grösseren und *) Die dunkelste Färbung des Dollers beobachtet man an den Eierstöcken und Eiersäcken von Cyclops coronatus, während die Eier von Cyclops tenuicornis und serrulatus wegen der hellen BeschafTcn- heit des Inhalts am meisten für die Uutersuchung geeignet sind. 40 Clans: kleineren üinfangs angelroffcn werden , hat sich periperisch eine einfache Schicht holler gekernter Zellen abgelagert, sei es nun durch vollkommene Neubildung oder sei es durch ümgeslaltung der peripherischen Furchungskugeln. Ich glaube wohl nicht zu irren , wenn ich diese Zellenlage , welche die ersten Bausteine des Embryonalleibes liefert, als Koini- haut bezeichne und sie mit der gleichnamigen Bildung •^••), w^elche sich im Eie der höheren Arthropoden findet, paralle- lisire. Während indess die letztere ohne vorausgegangene Dotterklüftung zu Stande kommt und sich bald auf der Rück- seite spaltet, um nur an der ventralen Eifiäche die primitive Anlage des Embryo zu bilden, entsteht die Keimhaut des Cy- clopidenembryos erst nach Verlauf des Furchungsprocesses nnd bleibt gleichmässig über den gesammten Dotter gelagert, ohne am Rücken zu plalzen und nach dem Bauchtheile hin sich zusammenzuziehen. Der Embryo wird daher nicht von einem Primilivslreifen •"■*) aus gebildet, sondern in seiner ganzen Gestalt angelegt. Bald nachdem sich die Keimhaut gebildet hat — aus der übrigens nur die äussere Körperbedeckung des jungen Geschöpfes hervorzugeben scheint — , entstehen an derselben zwei Querfurchen, welche die Längsachse des Eies rechtwinkelig durchschneiden und den Embryo in drei Ab- schnitte Ihellcn, die uiorphologisch , wie wir uns überzeugen *) Yergl. Zaddacli's Entwiclselung des Phryganideneies. ^ **) Auch andere Thicrformen, die man bisher zu den Arthropo- den gezählt hat , entwickeln sich nicht von einem Primitivstreifen aus. Um der Roliferen nicht zu gedenken, die schon längst mit Recht aus dem Bereiche der Arthropoden entfernt sind, erlauhe ich mir hier die Jlittheilung, dass die Embryonen von Pentastomum ohne Pri- mitivstreifen angelegt werden, wie kürzlich Prof. Leuckart mit Bestimmlheit gefunden hat. Mir scheint es allerdings natürlicher, auch diese Geschöpfe unter den Würmern aufzuführen , da sie ja zu den Arthropoden nichts weiter, als eine gewisse Aehnlichkeit mit ölilben und der Besitz quergestreifter Muskeln hinführt. Gegliederte Anhänge und hetcronome Absclinitte des Körpers sucht man vergebens, und wenn die vier Küsse der Embryonen als gegliedert betrachtet worden sind, so hat sich nach L'ntcrsuchungen Leuckart's und meinen eige- nen Heohachlungen herausgestellt, dass jene Gliedmassen nichts als ein- fache Auftrciluingcn des Körpers sind, auf denen chilinisirte tlakon als Epidermalbildungcn aufsitzen. Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichtc der Copcpoden. 41 worden, den Kopfsegmcnlen des ausgebildeden Thieres ent- sprechen. Jeizt erst niarkirt sich ein Unterscliied zwischen Rfuken und Bauchlheil unzweideutig", indenn die Einschnürun- gen an der Rüekenhälfle sieh «Ihnählig verlieren, wäiirend sie an der gegenüberliegenden Hallte und besonders an de- ren Seitenlheilen tief eingreifen. An jedem dieser drei Seg- mente entwickelt sich ein Gliedmassenpaar , wahrend sich gleichzeitig der Dotter von der Peripherie nach dem Cenlrum zu aufi'.ellte, um am weilen^n Aufbaue des^ Embryonaihnbes si<-h zu betlieiligen und namentlich die Muskeln zur Bewegung der Güedmassen darzustellen. Die centralen Doltertheile bleiben dunkel und gehen zum Theil in den Inhalt des Dar- mes über, dessen Wandungen sich alimählig gebildet haben. Wie es scheint, entstehen aus ihnen auch die Harnzellen, welche in zwei vcniralen Ausstülpungen des unteren Darm- abschnittes symmetrisch gelagert sind. Am vorderen Theile des Embryos bemerkt man gleichzeitig eine unpaare Auftrei- bung von bedeutendem Umfange, in der wir die Kopfkappe der jungen Larve mit Mundtrichter und Mundöffnung wieder- erkennen. Oberhalb desselben lagern sich zwei Pigmentstreifen genau in der Millellinie neben einander ob, um als erste An- lage des einfachen Cyclopenauges mit einander zu verschmel- zen. Eine weitere DifTerenzirung innerer Körperthcile ist am Embryo nicht zu beobachten ; die einzige Veränderung, die noch vor deir» Ausschlüpfen desselben an seinem Leibe vor sich geht, besteht in einer allmähligenConsolidirung der äusseren Bedeckung, in Folge deren auch die gebildeten Gliedmassen eine immer deutlichere Begrenzung erkennen lassen. Die Muskeln , welche in dem erhärteten Skelete feste Inserlions- punkte gewonnen haben, beginnen sich zu contrahiren und veranlassen geringe Bewegungen der Gliedmassen, geringe Verschiebungen des ganzen Körpers, die aber alimählig leb- hrifter und energischer werden. Die dünne Eihülie schliesst sich anfangs den räumlichen Veränderungen des Embryonal- leibes an, wird aber bald durch den Einfluss der kräftigen Bewegungen zersprengt und gestattet nun dem jungen Ge- schöpfe freien Austritt. Die Zeit , welche zwischen den ersten Veränderungen des Eies und dem Ausschlüpfen der Larve liegt, schwankt 42 Claus: nach Temperatur und Jahreszeit innerhalb bestimmter Gren- zen; während im Sommer die Vorgänge der Entwickelung kaum zwei Tage in Anspruch nehmen, und die Eiersäckchen im günstigsten Falle bei heisser Temperalur nur 30 bis 36 Stunden dem mütterlichen Leibe anhängen, um sogleich nach dem Ausschlüpfen der Embryonen durch neue ersetzt zu wer- den, bedarf es im Winter eines Zeilraumes von 5 bis 8 Ta- gen, bis die junge Larve herangebildet ist. Auch sind die Intervalle , die man zwischen der Zerstörung des alten und der Bildung des neuen Eiersäckchens beobachtet in der ungün- stigen Jahreszeit weil bedeutender, wie schon aus den von Jurine angestellten Versuchen mit Bestimmtheit hervorgeht. Die Entwickelung der freien Larve. Aus den zersprengten EihüUen kommen ovale, mehr oder weniger gestreckte Geschöpfe hervor, die im Allgemei- nen die Gestalt und Grösse des Eies wiederholen, ohne mit dem ausgebildeten Thiere die geringste Aehnlichkeit darzu- bieten. Es war daher natürlich , dass frühere Beobachter, welchen die Beziehung dieser Thierformen zum Eie der Cy- clopiden verborgen blieb, in ihnen Vertreter besonderer Ar- ten zu finden glaubten und wir haben wahrlich Ursache, die Sorgfalt und Genauigkeit L e u w e n h oe k's und d e Geer's *) zu bewundern, da diese Männer, trotz gerin- gerer mikroskopischer Hülfsmiltel, die Larvennatur unserer Geschöpfe ergründeten. Zeitgenossen de Geer's und spä- tere Beobachter bildeten die Cyclopslarven als besondere Thier- formen ab , ohne mit der Entdeckung der beiden Naturfor- scher bekannt zu sein , und wir erfahren ebensowenig aus J 0 b 1 0 t's *"'^0 Werk, als aus den Schriften Bake r's ^''■^') und Eic hh orn's t), dass in diesen Geschöpfen Jugendzustände *) Memoires pour serris ä l'hisloire des insecles. 7. **J Joblot, observalions d'hisloire naturelle faites avec le mi- croscope 1754. ***) L. c. f) Eichhorn's Beiträge zur Naturgeschichte der kleinsten Wasscrthiere. 1781. S. 41 mit Tab. IL Fig. P. und S. 47 mit Tab. IL Fig. A. Zur Anatomie und Entwickelangsgeschichte der Copepoden. 43 verlrelen sind. Aus den Abbildungen und Beschreibungen, welche Eichhorn liefert, kann man sich überzeugen, dass schon von diesem Beobachter die Larven mit vier Paar Kör- peranhängen von denen mit drei Gliedmassenpaaren unlerschie- den wurden. Erstere führt derselbe unter der Bezeichnung „Hüpperling'^ in seiner Schrift auf und hebt namentlich von ihnen hervor, dass sie sich in einem flachen VVassertropfen unter dem Vergrösserungsglase wie das schnellste Rad um die Axe drehten, während sie frei im Wasser mit unbegreif- licher Geschwindigkeit forteilten. Aus den Umrissen seiner Figuren ergiebt sich auch mit Bestimmtheit , dass ihm eine entwickeltere Jugendform von Cyclops serrulatus und eine eben ausgeschlüpfte Larve einer Cyclopsspecies mit I7glie- drigen Antennen zur Beobachtung vorlagen. Ausser Koeh- 1er und Lange^ deren Namen ich übrigens nur erwähnen kann, da mir ihre Arbeiten nicht zu Gesicht gekommen sind, war es besonders Slabber'O, einer der genausten Zeich- ner seiner Zeit, von dem Larvenzustände von Enlomoslraken beobachtet wurden. Was der letztere als Monoculus armiger und Monoculus marinus beschreibt , sind ohne Zweifel die ersten Jugendzustände von Cerripedien, wie sich auch aus den näheren Miüheilungen Slabber's ergiebt. Erst der berühmte dänische Naturforscher 0. F. Mül- ler**) giebt uns ausführliche Miltheilungen über Bau und Organisation der Cyclopslarven ; er fand am Körper dersel- ben Abweichungen und Eigenthümlichkeiten der mannichfal- tigsten Art^ die ihm Anhaltspunkte zur Aufstellung verschie- dener Species darboten. Was aber von Leuwenhoek und de Geer über die Larvennalur unserer Geschöpfe beobachtet war, suchte Müller mit allem Nachdrucke zu bekämpfen, und besonders durch spätere Jugendzustände ***) der Cyclopi- ♦) Slabber's Physikalische Belustigungen 1775. **) Entomostraca seu insccla testacea etc. v. 0. F. M ül 1 er 1785. ♦**) Die Stelle, in der 0. F. Müller seine Gegner zu widerle- gen sucht, ist folgende: Cum Aniymoncs et Cyclopis species exu- vias deponere (quod quidem in pullis Cyclopis obtinere negat de Geer) viderim insolitumque nimis sit, aninialculura testaceum seu te- stac innatum in cruslaceum seu crustis pluribus tccluni inulari , figura 44 Claus: den gelauscht , glaubte er in unseren Larven geschlechtlich entwickelte Thierfonuen zu finden. Je nachdem dieselben mit drei oder vier Gliedmassenpaaren ausgestaltet waren, ver- theilte er sie unter die Genera Aniymone und Nauplius, und unterschied im Ganzen acht Arten , von denen einige in der That verschiedenen Cyclopiden als Jugendformen angehö- ren. Der Irrthum, der mit dem sonst vortrefflichen Werke 0. F. Müller's in die Wissenschaft eingeführt war, wurde erst durch Jur ine -") mit voller Bestimmtheit widerlegt. Ver- suche, die mit grosser Sorgfalt und Präcision gehandhabt waren, bewiesen unzweideutig, dass unsere Larven aus Cyclopseicrn entstanden waren und sich durch eine Reihe von Zwischen- stadien in die ausgebildete Form umwandelten. In späterer Zeit wurden die Angaben des französischen Forschers durch die trefflichen Untersuchungen Rathke's bestätigt, und die Kenntniss der Entwickelung unserer Geschöpfe durch neue Beobachtungen bereichert. Vor allem verdanken wir dem Königsberger Gelehrten den bestimmteren Nachweis, dass die zwei ersten Gliedmassenpaare der Larven in die vier An- tennen der Cyclopiden übergehen, dass die Körpersegmenfe im Laufe der Entwickelung sich vermehren und neue An- hänge in geselzmässiger Weise hervorsprossen, welche zu den Ruderfüssen sich umgestalten. Auch glaubte Rathke *-"-) behaupten zu können, dass die vier Maxillarfüsse des ausge- bildeten Thieres aus dem drillen Glied massenpaare der Larve entstanden seien, während Mandibeln und Maxillen als neue Auftreibungen vor den Maxillarfüssen hervorsprossen und ihrer Bedeutung nach besondern Gliedmassen gleichzusetzen seien. Eine genaue Beschreibung der Jugendformen , ver- bunden mit einer sorgfältigen Verfolgung der Entwicklungs- sladien ist indess bisher nicht versucht, ja man hat mit den 14 noslrae lab. 18 pullum parenli similiorem, quam ulla t. 30 Geeria- nae sislat, vix a verilale alienum est, animalcula 1.30 fig. 6,7,8 vel 7 insect. Geeiii potius Amymones subreptitias quam Cyclopis pullo3 esse etc. Siehe S. 113. *) Jur ine's histoire des monocles 1820. **) Rathlic, Beiträge zur Enlwickelungsgcschichtc. Th. IL S.85. Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 45 Hiilfsmilleln , welche uns das heulige Mikroskop zu Gebote stellr, den feineren Bau und die innere Organisation der Larve noch nicht einmal zum Gegenstande einer nälieren Untersu- chung gemacht. Daher fehlen denn auch die Unterscheidungs- charaktere, mit deren Hülfe die aufgefundenen Jugendformen auf ihre Species zurückgeführt werden können. Nach diesen historischen Bemerkungen, die zur richti- gen Beurtheilung des zu bearbeitenden Materials und nicht weniger zur Befriedigung des rein wissenschafllichen Interes- ses vorausgeschickt werden mussten , theile ich meine eige- nen Untersuchungen mit, so lückenhaft und unvollständig dieselben auch geblieben sind. Die Handhabung unserer klei- nen^ äusserst beweglichen Thierchen , noch mehr aber ihre längere isolirle Erhaltung war für mich mit so grossen Schwie- rigkeiten 'verbunden , dass die Mängel meiner Arbeit bis zu einem bestimmten Grade entschuldigt werden können. Wenn die jungen Larven nach Zersprengung der Ei- hüllen in das Freie gelangt sind, stellen sie eine Zeit lang alle Thätigkeiten ein und ruhen mehrere Augenblicke aus, um sich allmählig unter langsamen Bewegungen an die künf- tige Lokomotion und Lebensweise zu gewöhnen. Bald hat die Körperbedeckung unter dem Einflüsse des Wassers einen höheren Grad von Starrheit angenommen , den Muskeln sind festere Insertionspunkte zu Theil geworden , so dass ihre Contraktion mit einer kräftigeren Wirkung verbunden ist, und die Bedingungen sind erfüllt, unter denen sich unsere Ge- schöpfe mit lebhaften Sprüngen in ihrem Elemente umhertum- meln können. Die Gestalt der ausgeschlüpften Larve schliesst sich im Allgemeinen der Form des Eies an und bildet ein fast rundes, in anderen Fällen ein mehr gestrecktes Oval, dessen breiterer Theil die vordere Körperhälfte bezeichnet. Der hintere Leibesabschnitt verschmälert sich allmählig und läuft nahe am Ende in zwei papillenförmige Erhebungen aus, zwischen denen der After ausmündet, und welche an ihrem Pole je eine kräftige Borste tragen. Die Bauchfläche erweitert sich vorn zu einem breiten wulstigen Schilde, der mehr oder weniger weit vorspringt und, durch eine trichter- förmige Höhlung durchbrochen, die in der Tiefe gelegene Mundöffnung mit der Aussenwelt in Verbindung setzt. In der 46 Claus: Umgebung dieser Mundkappe*), wie ich die beschriebene Bildung^ nicht unpassend zu bezeichnen glaube, sind drei Gliedmassenpaare in bestimmter Anordnung gruppirt. Die zwei ersten Gliedrnassen zeigen stets eine einfache Glieder- reihe, aus der sich die grossen Antennen der Cyclopiden entwickeln und sind auf diesem Stadium, wie schon Juri ne richtig darstellt, aus drei Ringen zusammengesetzt, welche an ihren Verbindungsrändern mit borstenförmigen Anhängen versehen sind. In ihrer Funktion leisten sie der Larve die- selben Dienste , wie die ersten Antennen der ausgebildeten Geschöpfe, und es scheint mir daher vollkommen begründet, ihnen eine gleiche Bezeichnung zu Theil werden zu lassen. Das zweite Gliedmassenpaar besteht aus einem breite*n Ba- saltheile und aus zwei gegliederten Aesten, welche sich dem erstem inseriren. Auf dem Basaltheile findet man fast stets einen kräftigen Haken vor, der bei jeder Bewegung des ge- sammten Fusspaares in den Mundtrichter oder unterhalb der Mundkappe eingreift und bei der Zufuhr der Speise eine beson- dere Rolle spielt. Seine Basis erweitert sich zu einer grös- sern oder kleinern Auftreibung, die wir in einigen Fällen als ein besonderes Glied zu betrachten berechtigt sind. Das dritte kürzere Fusspaar ist unterhalb der Mundkappe einge- lenkt und in Bau und Bildung dem verhergehenden nahe verwandt. Fast stets erscheint jedoch der Basaltheil bei einer geringen Breite sehr in die Länge gestreckt, während die aufsitzenden Gliederreihen auf einen massigen Umfang be- schränkt sind und der wulstförmige Vorsprung mit dem Mund- haken sein Analogen in einer von der Basis mehr entfernten Auftreibung findet, welche mit Anhängen bedeutender Ent- wickelung ausgestattet ist. Durch kräftige Ruderschläge, *) Schon 0. F. Müller hat die vorderen Umrisse der Mund- kappe beobachtet und abgebildet, ohne freilich ihre Bedeutung zu er- kennen. Der Kreisabschnitt, den er an Amymone satyra zwischen den beiden Antennen hervorhebt, ist der vordere Theil unserer Mund- kappe, und ebenso weist das, was er bei der Beschreibung von Nau- plius sallatorius folgendermassen ausdrückt: „medio inter pedes qua- tuor anteriores musculus quidam nobilis conspicilur ," wie auch aus der Figur hervorgeht, auf die nämliche Bildung hin. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepodea. 47 welche die Gliedmassen durch die Bewegung von vorn nach hinten und von aussen nach innen gleichzeitig ausführen, wird die Propulsionskraft erzeugt, in deren Folge die Larven in einzelnen rasch auf einander folgenden Stössen das Wasser durcheilen. Aber durch dieselben Thätigkeilen werden auch die Bcdinaunffen zum Erwerbe und zur Aufnahme der Nahruntr erfüllt, indem die inneren Anhänge der letzten Fusspaare die Wasserströmung so reguliren, dass fein vertheilte Reste organi- scher Stoffe die Richtung nach der iMundöffnung einschlagen. Lokomotion und Nahrungsaufnahme sind daher nicht nur räumlich an die Aktion desselben Organes geknüpft, sondern coincidiren auch der Zeit nach genau mit einander. Die nämlichen Körperanhänge , welche die Ortsbewegung vermit- teln, betheiligen sich gleichzeitig, ohne einen Aufwand be- sonderer Kräfte nothwendig zu machen , der Eroberung der Beute und Einfuhr der Speise. Erst wenn unsere Thiere zu einer ansehnlichen Grösse herangewachsen sind und nach mehreren Häutungen eine Körpergestalt gewonnen haben, welche durch deutliche Segmenlirung des Leibes bei gleich- zeitiger Entwickelung der Längendimension auf den Cyclo- penbau hinweist, tritt in der Thätigkeit der Gliedmassen eine strengere Arbeitstheilung ein. Die organische Materie , welche die animalen Funktio- nen unserer Larven vermittelt ^ hat sich histologisch deutlich zu Muskeln differenzirt, die als quergestreifte Läng-sbündel am hinteren Theile der stark chitinisirten Rückenlläche ent- springen und in paariger Anordnung zur Basis der einzelnen Gliedmassen verlaufen. Zu einem histologischen Nachweise des Nervensystems fehlen durchaus die nöthigen Anhalts- punkte und es scheint, als ob eine Sonderung des innervi- renden Stoffes in Ganglien und Fasern noch nicht zu Stande gekommen sei. Nicht die geringsten Spuren einer Bauch- ganglienkelte sind zu beobachten, was, wie mir scheint, auch mit der Entwickelung des Embryos ohne Primitivstreifen in nothwendigem Zusammenhange steht. Von Sinnesorganen findet man nur die erste Anlage des zukünftigen Cyclopen- auges vor, die, in Gestalt zweier Pigmentstreifen zwischen den Basalgliedern der Antennen gelegen, wohl jetzt schon eine Perception der Lichtstrahlen in beschränktem Sinne ver- 48 C 1 a u s t mittein. üebrigens lagert sich oft eine helle Kugel vor dem Pigmentgebilde ab , welcher die Bedeutung eines provisori- schen Glaskörpers, oder, wenn wir wollen , einer provisori- schen Linse zukommt. Zwischen Mund und After spannt sich der Nahrungs- kanal in Form eines weiten Cylinders aus^ an welchem drei Abschnitte unterschieden werden können. Der kurze Oeso- phagus , welcher sich nach der Rückenfläche etwas schräg nach vorn erhebt, ist mit kräftigen Muskelwandungen ausge- staltet, welche durch Schluckbewegungen die eingenommene Nahrung in den wcücn sackförmigen Chylusdarm befördern. Der dritte Abschnitt ist gegen den mittleren sphinkterarlig abgesetzt und bietet von der Rücken- oder Bauchseite aus betrachtet die Form eines Kreises *"3 dar, dessen Peripherie zu einer muskulösen Wandung verdickt ist. Er kann, wenn wir wollen, als Dickdarm bezeichnet werden , da in ihm die verbrauchten Speisereste sich sammeln und zu Kothballen um- formen. Trotz der Einfachheit im Baue des Nahrungskana- les ist übrigens die Oberfläche desselben im Verhältnisse zur Körpermasse sehr bedeutend und namentlich der mittlere Ab- schnitt so günstig gestaltet, dass in einfachen Ausstülpungen seiner Wandung Tiiäligkeiten entfaltet werden , die in grös- sern Organismen an besondere Organe geknüpft sind. Der Innenraum des Chylusdarmes wird von kleinen, hellen, ge- kernten Zellen ausgekleidet , welche in ihrer Bedeutung nnt den Chyluszellen des Insektenmagens übereinzustimmen schei- nen. Unmittelbar vor dem Dickdarme finden sich in zwei ventralen Ausstülpungen desselben mehrere sehr grosse Zellen vor, in welchen scharf umschriebene Concremente von licht- brechender Besthafl'enheit enthalten sind. Leydig**), *) 0. F. Müller beobachtete diese üildung an den Larven seiner Amyinone siiena und maenas und bildete sie vollkornineri rich-- tig ab. Er verglich dieselbe der Geschlechlsöflnung der Milben, trug indess Bedenken, sie als vulva aufzufassen. **) S. Leydig's Afusatz: „Ueber den Bau und die syst. Stel- lung der Räderthiere." (Zeitschr. v. Sieb. u. Köllik. 1854.) Ferner Leydig's Lehrbuch der Histologie 1857. Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 49 welcher auf diese Bildungen zuerst *) aufnierksam macht, belrachlct dieselben, wie mir scheint, mit vollem Rechte als Harnconcremente und stützt seine Deutung nicht nur auf die Analogie verwandter Thierformen, sondern namentlich auch auf das chemische Verhalten der Concretionen gegen bestimmte Rcagentien. Er machte nämlich die Beobachtung, die ich übrigens durch wiederholte Versuche bestätigen kann , dass die Concreraente gegen Säuren und Alkalien eine bedeutende Resistenzkralt besitzen. Von Essigsäure werden sie kaum verändert oder doch erst nach langer Einwirkung angegrif- fen, während Kalilauge nur in concentrirtem Zustande die völ- lige Auflösung bewirkt. Aus dem analogen Verhallen der Concretionen in den Malgiphischen Gelassen, sowie der Ablagerungen in den Harnorganen der Schnecken schliesst nun Leydig auf eine analoge Zusammensetzung und eine gleiche physiologische Bedeutung. C. Vogt -»•*3 tritt dieser Auffassung entschieden entgegen und vindicirt den hellen Zei- len, freilich ohne entscheidende Beweisgründe beibringen zu können, die Funktion der Leber. Wollte man einer solchen Deutung Geltung verschaffen, so müsste man vor allen Dingen die Beweise liefern, dass den Concretionen oder wenigstens dem flüssigen Inhalte jener Bläschen eine bestimmte Beziehung zur aufgenommenen Nahrung zukomme, da ja die Leber Pro- dukte absondert, welche sich mit der zu verdauenden Speise mischen und grossentheils wieder in den Organismus zurück- geführt werden. Indess überzeugt man sich leicht mit aller ßestimmlheit vom Gegentheile, indem die Concremente oder die isolirten Zellen nur mit den unbrauchbaren Resten ge- mischt im Dickdarme angetroffen werden. Die nächste Ver- wandtschaft mit unseren Harnbildungen kommt wohl den Kör- nerhaufen zu, die bei den Männchen einiger Rotileren in einer besonderen Blase dem Hoden aufgelegt sind und sich auch nach Leydig in den Jugendformen einiger Weibchen in der Nähe der Kloake finden sollen. Wenn auch derselbe *) O.F.Müller sah bereits die Umrisse, welche die Auftreibung des Darmes bilden, an Amymone satyra und deutete sie aber als üvarium. **) S. C. Vogt's Aufsatz: „Einige Worte über die systemalisehe Stellung der Rotiferen« in der Zeitschr. v. Sieb. u. Köllik. Vol. 7. Archiv f. Naturgesch. XXIV. Jahrg. l. Bd. 4 50 Claus: Raum^ welcher die Masse umschliesst, nicht als das Lumen des Enddarmes zu betrachten ist, wenn auch, wie Cohn*^) zu beweisen sucht, die Concremente nur männlichen Räder- thierchen angehören, so sind doch die Gründe, mit welchen Cohn die Auffassung Leydig's zu widerlegen sich bemüht, in keiner Beziehung stichhaltig. Mit dem Naciiweise, dass bei Enleroplea die Blase mit den dunklen Körnern mit dem Darme in keiner Beziehung steht (gegen welciie Behauptung sich übrigens L e y d i g ■'^*'*') mit aller Bestimmtheit erklärt) würde die Hypothese des Letztern nur dahin modificirt werden müs- sen, dass das eigentlich secernirende Organ nicht aus Zellen der Darmwandung besteht, sondern durch Zeilen eines geschlos- senen Sackes vertreten ist. Die physiologische Bedeutung der Concretionen als Harnabscheidungen wird natürlich nicht im entferntesten dadurch alterirt, dass kein Ausführungsgang vor- handen ist und somit eine Entleerung nach aussen niemals erfolgen kann; wir wissen ja aus zahlreichen anderen Bei- spielen— und um nur an eins zu erinnern, verweise ich auf die drei Längsschläuche von Mermis ^ — ^wie unverkennbare Ex- cretionsprodukte während der ganzen Lebensdauer im Innern des Thieres aufgehäuft bleiben, ohne nach aussen entfernt zu werden. Auch daraus darf man , glaube ich, keine nachthei- ligen Schlüsse gegen unsere Auffassung ziehen, dass die Weib- chen mit ausgebildetem Darmkanale, die doch einem lebhaf- tem Stoffwechsel unterworfen sind, der Harnconcremente ent- behren; die Produkte, welche der Stoffwechsel der Männchen und der Jugendformen liefert, können ja, weil sie unter an- dern Bedingungen gebildet werden , eine chemisch und for- mell abweichende Gestaltung gewinnen. Um übrigens zu den Harnzellen der Cyclopiden zurück- zukehren , so scheint es mir in Betreff ihrer Entstehung am wahrscheinlichsten , dass dieselben morphologisch nichts als veräntJerle Zellen der Darmwandung repräsentiren, in denen sich stickstoffreiche Produkte des Stoffwechsels als geschich- *) Siehe Cohn's Arbeit: „Ueber die Fortpflanzung der Räder- thiere" in der Zeilschr. v. Sieb, und KölliU. 1855. Vol. 7. **) In dem Aufsatze : „Ueber Hydatina senta« in Müller's Ar- chiv 1857. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 51 lete Concremenle niedergeschlagen haben, und ich beharre bei meiner AufTassung um so mehr, als es sich durch direkte Beobachtung leicht nachweisen lasst, dass die abgeschi(.nJe- nen Körnerhaiifen stets durch neue ersetzt werden. Ley- dig's Angabe, nach welcher die Harnconcremente nur dem ersten Larvenstadium angehörten und schon bei Jugendfor- men mit vier Paar Gliedmassen verschwanden seien, beruht jedenfalls auf einem Irrthume, der aber wegen der Gestall- veränderung, welcher die Zellen mit ihrem Inhalte unterwor- fen sind, leicht zu entschuldigen ist. Wie übrigens schon von diesem Forscher selbst hervorgehoben wird , fallen die Concremente zu einer pulverförmigen Masse zusammen und lösen sich in zahlreiche kleine Körnchen auf von 0,001 bis 0,0015"^'" im Durchmesser , die scharfe Umrisse zeigen und nur bei flüchtiger Betrachtung mit Fetltröpfchen verwechselt werden können. In späteren Larvenstadien haben alle Harn- zellen diese Beschaffenheit angenommen, so dass sie fast nie mehr geschichtete Concretionen grösseren Umfangs enthalten, allein weit davon entfernt, in ihrer Anzahl abzunehmen oder vollkommen zu verschwinden, werden sie in den weiteren Ent- wickelungsformen immer zahlreicher und finden sich schliess- lich in den ausgebildeten Cyclopiden in nicht unbeträchtlicher Menge vor. Man braucht kaum eine grössere Sorgfalt auf- zubieten, um die beschriebenen Zellen sofort als solche zu erkennen und von anderen Bildungen zu unterscheiden, da die Körner durch schärfere Contouren und ein geringeres Brechungsvermögen der Lichtstrahlen vor den Felttröpfchen hinreichend ausgezeichnet sind. Die Angabe also , dass die Harnconcremente nur dem ersten Jugendalter angehörten, ist für die Cyclopiden nicht güllig und daher auch die Ley- d ig'sche Bezeichnung „Primordialniere" nicht am Platz. Auch für die Rotiferen scheint sie zurückgenommen werden zu müssen, da sie die Verhältnisse, unter denen sich die entspre- chenden Harnanhäufungen vorfinden, nicht scharf und richtig andeutet. Was wir bisher vom Baue und der Organisation der jungen Larve hervorgehoben haben, ist ein Eigenlhum der ersten Jugendzustände aller Arten und lässt sich aus jeder Form fast mit gleicher Bestimmtheit ableiten. Indess sind die 52 Claus: - . Differenzen , welche eine genauere Untersuchung in Gestalt und Körperbilflung der verschiedenen Larven aulfinden lässt, so mannichfach und zum Theil so bedeutend, dass ich mir eine nähere Betrachtung derselben nicht versagen kann , um so weniger , als in ihr die Mitlei geboten sind , dje Jugend- formen bis zu einem gewissen Grade mit Sicherheit zu be- stimmen. Die Cyclopslarven, die Jugendformen der verschie- denen Cyclopsarlen, schwanken in Grösse des Längendurch- messers zwischen 0,1 und Ojlö'""^ und zeichnen^ sich durch eine grössere oder geringere dorso-ventrale Abplattung ihres Leibes aus. Sie führen uns übrigens Verschiedenheiten in Körpergeslalt und im Baue ihrer Anhänge vor, welche um so grösser sind , je bedeutender die Antennen ^^) der ent- wickelten Geschöpfe von einander differiren. Mit vollem Rechte kann man die Bildung der grossen Antennen für die Entscheidung der Verwandtschaft als massgebend betrachten; Abweichungen dieser Gliedniassen stehen mit einer Reihe von Differenzen anderer Körpertheile in nolhwendigem Zusam- menhange und können daher gewisserniassen als Ausdruck der Gesammlverschiedenheit betrachtet werden. So finden wir unter den Larven der zahlreichen Cy- clopsarlen mit ITgliedrigen Antennen nur geringe Differen- zen, so dass es schon zur Bestimmung der Art genauerer Prüfungsmitlei bedarf, ja in einzelnen Fällen unmöglich ist, die Jugendzustände auf ihre Species zurückzuführen. Als gemeinsames Gesetz für die Gliedmassen der hierhergehöri- gen Formen hat es sich herausgestellt , dass das mittlere *) Die grossen Antennen der ausgebildeten Cyclopen besitzen eine bestimmte Zahl und ein bestimmtes Grössenverhältniss der consti- tuirenden Glieder, wie ich in einer früheren Arbeit nachgewiesen habe; es ist so zu sagen ein typischer Baustil, der, schon in der An- lage bezeichnet, durch die einzelnen Entwickelungsphasen hindurch in gesetzmässigcr Weise eine constante Form heranbildet. Auch die Cyclopen mit einer abweichenden Zahl der Antennenglieder, haben eine gleiche Anlage dieser Gliedmassen, nur treten in späteren Sta- dien Dillcrenzen ein, welche eine Abweichung der entwickelten An- tenne zur Folge haben, deren Ursache aber mit einer Reihe anderer Körperverschiedenhciten zusammenfällt. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 53 Fusspaar an Umfang* und Enlwickelung die übrigen Gliedmas- sen übertrifft. Die erste Gliedmasse , welche ihrer Bildung und Funktion nach als Antenne betrachtet werden kann und schon von 0. F. Müller mit vollem Rechte in diesem Sinne gedeutet worden ist, besteht aus drei gleichgebildelen Rin- gen, von denen der mittlere an Umfang und Grösse der be- deutendste ist. Die Verbindungsränder der Glieder sind mit Borsten besetzt, und namentlich die Spitze der Antenne mit mehreren Anhängen ausgestattet. Die zweite Gliedujasse hat zum Basaltheile einen breiten ungegliederten Abschnitt, der auf einem besonderen Vorsprunge einen gekrümmten kräfti- gen Haken trägt. Von den beiden Aesten, die sich dem Ba- salgliede anschliessen, kann der ventrale als direkte Fortset- zung desselben angesehen werden. Derselbe ist aus zwei breiten Gliedern zusammengesetzt, von denen das erste mehr oder weniger innig mit dem Basalgliede des dorsalen Astes in Verbindung steht. Dem gestreckten Basaltheile der dorsa- len Aeslen folgen noch vier kurze Ringe, die mit langen Ru- derborsten ausgesiattet sind. Das dritte Gliedmassenpaar stimmt in Bau mit dem beschriebenen überein, tesitzt jedoch einen verhältnissmässio- gestreckteren and grösseren Basalab- schnitt, da die Gliederreihen im Umfange und Entwickelung weit mehr zurücktreten. Der ventrale Anhang bildet zwei Glieder, deren erstes auf ein kurzes oft kaum sichtbares Seg- ment beschränkt ist, während das zweite in Gestalt eines zun- ^genförrnigen Anhangs nach der Medianlinie des Thieres zu- gekehrt und durch den Besitz einiger Borsten ausgezeichnet ist. Oberhalb seiner Insertion findet sich noch ein dreiecki- ges Glied dem ßasaltheile eingefügt,, welches mit drei gros- sen gefiederten Borsten besetzt ist und seiner Bedeutung nach morphologisch und physiologisch mit der Erhebung an der Basis des zweiten Fusspaares parallelisirt werden kann. Der dorsale Anhang entspricht ebenfalls dem gleichnamigen der mittleren Gliedmasse, besteht indess nur aus vier kurzen Gliedern, die lange Ruderborsten tragen. Aus der Reihe der hierhergehörigen Formen (Fig. 57, 58), welche übrigens schon früheren Beobachtern zu Gesicht kamen — Nauplius saltatorius, 0. F. Müller's, — Pulli (von Monoculus quadricornis) Jurine's — können am besten die 54 Claus 1 Larven von Cyclops coronatus herausgefunden werden, nicht nur an ihrer eiförnsigen Körpergeslalt (s. Fig. 57),' sondern namentlich an der dunkeln Beschaffenheit des Leibesinhal- tes-"*) und an den zahlreichen Fellkörnchen, die im Innern des Thieres vertheilt sind. Die Larve der I4gliedrigen Cyclopsspecies schliesst sich den beschriebenen Formen sowohl in der allgemeinen Kör- pergestalt, als im Baue der Anhänge innig an und kann leicht mit den Jugendformen der grösseren Arten (Cyclops gigas etc.) selbst von dem geübtesten Beobachter unserer Geschöpfe ver- wechselt werden. Was dieselbe übrigens besonders auszeich- net und bei der Unterscheidung berücksichtigt werden muss, ist die bedeutende Längs^treckung der Gliedmassen (Fig. 64). Auch das ausgebildete Geschöpf ist übrigens , wie wir wis- sen, denCyclopen mit I7gliedrigen Antennen nahe verwandt; die Abweichung in der Gliederzahl der Antennen ist auf eine bei der letzten Häutung unterbliebene Theiiung ^^*) des achten Abschnittes zurückgeführt. Weit grösser ist die Verschiedenheit, welche zwischen den beschriebenen Larven und denen von Cyclops serrulatus (Fig. 59,68, 69) obwaltet, wenngleich freilich auch noch diese Species im entwickeilen Zustande jenen Cyclopen sehr nahe steht. Die Körperform unserer Larve ist auffallend vom Rücken nach dem Bauche zusammengedrückt und einer flachen, fast kreisrunden Scheibe zu vergleichen, über deren Peripherie die Gledmassen wenig hervorstehen. Bei dem massenhaften Auf- treten und zugleich der allgemeinen Verbreitung dieser Spe- cies scheint es kaum auffallend, dass auch die Jugendformen am häufigsten gefunden werden und früheren Forschern haupt- sächlich zur Beobachtung kamen. Es unterliegt keinem Zwei- fel, dass die Abbildungen von Joblot und Baker, ebenso die Beschreibung, welche Eichhorn von seinem „Hüpper- ling« gegeben hat, sich auf unsere Larve zurückführen lassen. *) Man erinnere sich an die dunkele Färbung der Eierschläu- che und der Eiersäckchen, um es in einem \^'orte zu bezeichnen, der Doltermasse von Cyclops coronatus. **j Siehe meine weiteren Millheilungen über die Cyclopiden in diesem Archiv 1S57. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 55 Von 0. F.Müller wird dieselbe als Amymone satyra unter- schieden und für die damalige Zeit gut abgebildet. Was der vortretfliche Beobarhler an dieser Forui als Ovaria deutete, sind die Harnbildungen im Innern des Darmes. Jurine, dem Cyclops serrulatus auch im ausgebildeten Zustande unbekannt geblieben ist, erwähnt die Larve an keinem Orte; dagegen scheinen mir Rathke's Beobachtungen an Cyclops serrulatus angestellt worden zu sein , und ebenso liegen den Zeichnungen von Leydig und C. Vogt verschiedene Ju- gendstadien derselben Species zu Grunde. Um die Gliedmassen etwas näher zu betrachten , mag als allgemeiner Charakter die Kürze einerseits, sowie ande- rerseits der Reichthum an Anhängen vorausgeschickt werden. Die Antennen ragen kaum mit dem letzten Gliede über die runde Körperscheibe hinaus, besitzen aber lange Ruderborsten in grösserer Anzahl^ die zum Theil ausserhalb der Peripherie des Leibes wahrgenommen werden. Das mittlere Gliedmas- senpaar besitzt einen breiten ßasalabschnilt, gegen den sich der hakentragende Vorsprung wie ein besonderes Glied ab- setzt. Die beiden Aeste sind an ihrer Basis weit mit einan- der verschmolzen, so dass vom Innern Aste nur der letzte Ring freibleibt. Die äussere Gliederreihe ist nur undeutlich segmentirt und bildet einen breiten cylinderförmigen Abschnitt, dem sich ein dünner Stab, umgeben mit kräftigen befiederten Rorsten, anschliesst. Das drilte Fusspaar zeichnet sich besonders dadurch aus , dass sich das bekannte dreieckige Plättchen zu einem scharf abgesetzten Gliede umgebildet hat und einen kräftigen gezähnten Haken nebst einer befiederten Borste trägt. Die Mundkappe ist verhällnissmässig von geringem Umfange und am unteren Rande mit kurzen Spitzen besetzt, welche das Aussehen feiner Wimpern bieten. Vor dem Auge und an- deren Körperstellen lagern sich Häufchen kugliger heller Körner ab, deren Bedeutung mir unbekannt geblieben ist. Die Larve von Cyclops canihocarpoides (Fig. 60), welche bisher noch nicht beobachtet wurde, zeigt mit der Jugend- form von Cyclops serrulatus im Bau der einzelnen Giicdmas- sen eine grosse Uebereinstimmung, während hingegen die Gestalt des Körpers in vielen Beziehungen abweicht. Anstatt der zusammengedrückten Scheibe finden wir dieselbe durch 56 Claus: ein ovales Ellpsoid bezeichnet , welches am vorderen Pole schmal ist, am hinteren dagegen eine bedeutendere Breite er- langt. Die dorso-ventrale Abplattung tritt vollkommen zurück und wir haben es der cylindrischen Leibesform zuzuschrei- ben, dass sich unsere Thiere unbeholfen und langsam im Was- ser umherwälzen. Die Pigmentsfreifen des Auges sind mit einander verschmolzen und zu einer bedeutenden Länge aus- gezogen. In ähnlicher Weise nimmt die Mundkappe eine gestreckte Form an , die Insertionsflächen der Gliedmassen rücken von einander ab , der Mundhaken gewinnt eine be- deutende Länge und kräftige Entwickelung. Die Anhänge der Gliedmassen sind noch dichter und zahlreicher vorhanden, als bei der Larve von Cyclops serrulatus, namentlich bedecken kurze Reihen stärkerer Spitzen die äussere Körperfläche. Der betrachteten Jugendform schliesst sich die- Larve von Canthocamptus staphylinns (Fig. 6!) an, die schon von 0. F. Müller als Nauplius bracteatus (das 4te Gliedmassen- paar ist nichts als der innere Ast des dritten Fusspaars) und Amymone baccha beschrieben wurde. Sehr schön stellt Ju- rine spätere Stadien dieser Larve dar, irrt aber darin, dass er auch die M ü ller'sche Nauplius saltatorius auf diese Form zurückzuführen sucht. Die dorso-ventrale Depression ist ganz verschwunden und die Körpergestalt vollkommen kugelig. Die Bewegung unserer Larven stimmt daher noch mehr mit der Lokomotion der Wassermilben überein, mit denen man über- haupt beim ersten Blick eine überraschende Analogie im Baue dieser Jugendform zu erkennen glaubt. Sie kriechen auf dem Boden seichler Gewässer, auf modernden Blättern und festen Gegenständen, die in flachen Pfützen angehäuft sind, unbe- hülflich umher, um dann von Zeit zu Zeit in plumpen Be- wegungen nach Art der Milben umher zu schwimmen. Diese abweichende Lebensweise setzt auch einen abweichenden Bau der übrigen Körpertheile voraus. So können wir den Innern Zusammenhang zwischen Bildung der Gliedmassen und der Ar der Lokomotion nicht hinwegleugnen, wenn wir sehen, dass die Anhänge der Füsse nicht zu Hülfsorganen der Slrudelerre- gung umgestaltet sind, sondern in Form von Zangen und Ha- ken als Werkzeuge des Raubes und der aktiven Beuteer- oberung fungiren. Was unserer Larve von kleinen Organis- Zur Anatomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden. 57 men auf dem Wege entgegentritt, wird mit Zange und Haken gefasst und als Nahrung dem Munde zugeführt. Die ersten Gliedmassen sind dünn und gestreckt, und zeichnen sich be- sonders durch die Länge des mittleren Gliedes aus. An dem mittleren Fusspaare dient nicht nur der Mundhaken, sondern auch der innere Ast, dessen langem rylindrischen Basalgliede ein stark chitinisirter Stab hakenartig eingelenkt ist , zum Erfassen der Nahrung. Der basale Abschnitt der dritten Gliedmasse ist kurz und breit, der innere Ast zu einer Zange umgebildet, welche der MundöfTnung bis zu einem bestimm- ten Grade genähert werden kann. Die eben dem Eie entschlüpften Larven von Cyclopsine caslor haben einen langgestreckten Körper von 0,14—015'""^ Länge, der sich an beiden Polen allmählig verschmälert (Fig. 62 u. 63). Schon auf diesem Stadium sind die Seitentheile des Leibes merklich comprimirt , so dass der Durchschnitt parallel der Rückenfläche an Breite dem Durchschnitte nach- steht, welchen man bei Betrahtung der Seitenlage erhält. Das Auge wird von zwei langen, schmalen Pigmentstreifen gebil- det, die sich nur am vorderen Pole in der Mittellinie berühren, ohne vollkommen zu verwachsen. Die Antennen zeichnen sich durch ihre beträchtliche Streckung aus, so dass sie an Länge die mittleren Gliedmassen übertrefTen. An diesen ist die Grösse des dorsalen Astes hervorzuheben , dann aber insbesondere der Mangel des Mundhakens, der erst im Laufe der späteren Entwickelung durch ähnliche Gebilde ersetzt wird. Das dritte Gliedmassenpaar ist bedeutend kürzer, ohne indess an Breite zurückzustehen und entbehrt ebenfalls des entsprechenden An- hangs. Von den beiden Aesten wird der ventrale aus einem einfachen breiten Gliede gebildet, der dorsale dagegen aus vier sehr kurzen Ringen, deren Gedrungenheit beim ersten Blick auffällt. Die beiden Schwanzborsien rücken sehr nahe in der Mittellinie zusammen und weisen auf die laterale Com- pression hin , die mit dem Wachslhumc unserer Larven im- mer bedeutender wird und einen entscheidenden Einfluss auf Lokomolion und Lebensweise ausübt. In der ersten Zeit tummeln sich die Cyclopsinelarven ebenso wie die Amymoneformen derCyclopen im Wasser umher, da sie aber der inneren Anhänge entbehren, welche vorzüg- 58 Claus: lieh bei der Nahrungsaufnahme betheiligt sind, liönnen sie nur spärlich von Aussen her mit Nahrungsmaterial versehen werden. Was der Stoffwechsel anfangs erfordert , scheint zum Theil von Dotterresten bestritten zu werden , welche in Gestalt zahlreicher Feltkörnchen und eines grösseren gelben Fetttropfens ^''■) oberhalb des Oesophagus übrig geblieben sind. Wenn mit dem weiteren Wachsthume zwei kräftige Haken am Basalgliede der mitlleren Gliedmasse entstanden und am inneren Rande derselben Borsten und Anhänge in kräftiger Entwickelung hervorgewachsen sind, ändert sich zugleich mit der grösseren seitlichen Körpercompression auch die Art der Bewegung und des Nahrungserwerbes. Nur selten eilen dann unsere Larven in einzelnen Stössen im Wasser umher , son- dern bleiben an Ort und Stelle hoch an der Oberfläche des Wassers fixirt. Die Wirksamkeit der Antennen ruhet, dagegen unterhalten die übrigen Gliedmassen in conlinuirlichen Bewegun- gen einen Strudel, welcher kleine Körper aus der Umgebung herbeilreibt und als Nahrung dem Munde zuführt. Die Ar- beitstheilung der Gliedmassen tritt schon in der Jugend scharf hervor; schon jetzt ist die eigenthümliche Lebensweise*"^^) vorgebildet, durch welche auch im Zustande vollkommener Entwickelung die Cyclopsinen vor den Cyclopen ausgezeich- net sind. Die Veränderungen, welchen die Larven mit dem allmäh- ligen Wachsthume unterworfen sind, lassen sich in ihren all- *) Auch bei den Cyclopslarven Cnden sich ähnliche Feltbildungen, wenigstens fast constant ein grösserer gelber Fettlropfen oberhalb des Schlundes. Er scheint eine Ablagerung von überflüssigen Produkten des Eilebens zu sein, die für eine Zeit des Mangels zum Verbrauche deponirt sind, sich übrigens im Laufe der weiteren Entwickelung ver- grössern. Schon Eichhorn macht auf diese Stoffe im Innern seines Hüpperlings aufmerksam. **} Es scheint mir auch hier vollkommen begründet, die Eigen- thümlichkeit der Lebensweise mit der Körperform in Zusammenhang zu bringen und aus der seitlichen Compression des ganzen Geschöpfes die Umbildung der Gliedmassen zu Strudelorganen, den Aufenthalt der Thierform an der Oberfläche des Wassers, kurz die junge Lebens- weise als nothwendig abzuleiten. (Man berücksichtige zu- gleich den Einfluss der lateralen Compression auf die Gestaltung der Innern Organe.) Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 59 gemeinsten Zügen als eine ungleich grosse Zunahme des Längsdurchmessers, als eine bedeutendere Streckung des Körpers bezeichnen. Auf der Rückenseite beobachtet man in einem geringen Abstände vom hinteren Pole eine scharfe, die Längsachse quer durchschneidende Contour, welche vor einer ungleichmässigen Chilinisirung der dorsalen Fläche hervorge- rufen wird und den Körper der Larve in zwei Abschnitte Iheilt. Der hintere Abschnitt ist schon ein Produkt der fort- geschrittenen Grössenzunahme , da bei der Geburt die quere Erhebung mit der äussern Peripherie des Embryo fast zu- sammenfällt und sich erst mit dem allmähligen Wachsthume des jungen Geschöpfes von den hinteren Umrissen des Lei- bes mehr und mehr entfernt. Während nun der hintei^e Ab- schnitt, aus welchem sich, wie wir uns überzeugen werden, die vier freien Segmente des Cephalothorax und das gesammte Abdomen entwickeln^ einen immer grösseren Umfang und eine bedeutendere Streckung gewinnt , zeigen sich an der Bauchfläche des vorderen Abschnittes, der dem ersten Theile des Cephalothorax (den Segmenten des Kopfes und dem er- sten Thoracalringe) gleichwerthig ist, die ersten Spuren eines neuen Gliedmassenpaares. Man beobachtet zu beiden Seiten der Harnsäckchen (Fig. 64) eine geringe Aufwulstung, welche einen borstenför- migen Anhang hervortreibt. Die Erhebung vergrössert sich mehr und mehr, neue Borsten sprossen hervor, die Auftrei- bung gewinnt die Gestalt eines besonderen Gliedes (Fig. 66 und 67), aus welchem sich durch weitere Umformungen nach späteren Häutungen die ersten Ruderfüsse entwickeln. Die ursprünglich vorhandenen Gliedmassen haben sich im Allge- meinen kaum verändert, neben einer entsprechenden Grös- senzunahme zeichnen sie sich durch stärkere Entwickelung ihrer. Anhänge aus. Nur der dorsale Ast des mittleren Glied- massenpaares bildet einen oder zwei neue Ringe, die sich von dem langgestreckten Basaltheile abschnüren. Das dritte Fusspaar zeigt am inneren Rande unmittelbar am Grunde der Insertion eine kleine Auftreibung, die knoplTörmig nach innen vorsteht und allmählig eine grössere Selbstständigkeit erlangt. Die AfteröfFnunor entfernt sich während des fortschreitenden Wachsthums immer mehr und mehr vom Dickdarme, welcher 60 Claus: seine ursprügliche Lage am äusseren Ende des vorderen Ab- schnittes anfangs kaum verändert und sich in einen cylin- drischen Leitungskanal bis zur Afteröffnung fortsetzt. Dem letzten TlKÜie des Verdauungsapparates übergiebt er die ge- bildeten Koihballen , damit dieselben durch lebhafte Con- traktionen der muskulösen Wandungen nach aussen geführt werden. Wenn unsere Larven nach mehreren Häutungen, deren Anzahl *"') ich übrigens nicht zu bestimmen im Stande bin, bis zu einer Grösse von 0,3 bis OjSö*"'" herangewachsen sind (Fig. 68 und 71}, hat sich das vierte, neu entstandene Fuss- paar in bestimmter Weise verändert. Eine Längstheilung, die allmählig immer tiefer -greift (vergl. die Fig. 66, 22, 23, 24, 68, 70, 71), spaltet den Fuss in zwei Abschnitte, welche die ersten Anlagen der zukünftigen Ruderäste in sich einschlies- sen. Auch an der Basis bemerkt man eine Einschnürung, die schon auf die Scheidung von ßasaltheil und Anhängen des Ruderfusses hinzudeuten scheint. Am zweiten Körperab- schnitt, welcher V3 bis 2/5 der ganzen Längsaxe für sich ein- nimmt, haben sich neue Erhebungen gebildet, von denen das erste Paar mit dünnen Borsten ausgeslatlet ist und schon die Theilung in zwei Aeste andeutet. Das zweite und dritte Paar stellt kegelförmige, etwas gekrümmte Auftreibungen dar, wel- che sich der Mittellinie sehr nähern , ohne eine bestimmte Gliederung wahrnehmen zu lassen. Am hinleren Körperpole, der liefer und deutlicher gespalten ist, hat sich die Zahl der Borsten vergrössert und namentlich bei Cyclops serrulatus (Fig. 68) in einer bestimmten regelmässigen Weise gruppirt. Die Larven von Cyclopsine castor, deren Entwickelung ich auf den entsprechenden Stadien ebenfalls verfolgen konnte, durchlaufen im Allgemeinen gleiche Gestaltveränderungen. Wie schon an einem früheren Orte angedeutet wurde, nimmt die seitliche Compression des Leibes mit der allmähligen Streckung desselben zu, während sich die vorhandenen Glied- massen durch Hervortreibungen starker Anhänge und zahl- reicher Borsten zu wirksamen Strudelorganen heranbilden. *) Jedenfalls ist dieselbe weit bedeutender, als sie Jurine an. zunehmen geneigt ist. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 61 Der Basaltheil des zweiten Gliedmassenpaares schnürt sich am inneren Rande tief ein und bildet dasell)st zwei Aulwulstun- gen, von denen die untere kräftige Haken trägt, welche den fehlenden Mundliaken ersetzen. Die zweite Auhvulslung treibt ebenfalls Anhänge und ebenso der innere Rand des ven- tralen Astes , so dass die Fähigkeil der Sirudelbewegung in diesen Stadien bedeutend erhöht ist. Die Gliedniassen des drillen Paares entwickeln sich parallel den entspre- chenden Bildungen der Cyclopen und erweitern sich am Grunde der Insertion zu einer knopfförmigen Aufwulstung, welche sich über einen Theil des Basalgliedes hin erstreckt. Viel rascher als bei den Cyclopen nimmt dieselbe an Grösse zu und zieht sich in einen konischen, etwas gekrümmten Za- pfen aus , welcher am äusseren Ende Einkerbungen bildet, während seine Basis eine immer grössere Selbstständigkeil erlangt und sich vollkommen vom Fusspaare trennt. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass dieser Zapfen, welcher nicht etwa eine Auftreibung am Leibe des Geschöpfes darstellt, sondern der Coxa der dritten Gliedmasse entspricht , die Leistungen eines Kiefers übernimmt und zu selbstsländiger Wirkung be- fähigt ist. Was wir an den fünf Kaufüssen des Limulus be- obachten , die Umbildung der Coxaltheile zu Kiefern , das- selbe lässt sich auch in ähnlicher Weise bei unseren Larven nachweisen, mit dem Unterschiede jedoch, dass hier eine vollkommene Trennung beider Theile zu Stande kommt. Die Querleiste , welche den Leib der Cyclopslarve in zwei Ab- schnitte theilt, ist bei unseren Geschöpfen nicht vorhanden; die Sonderung von Kopf und Thorax im ausgebildeten Zu- stande isl also schon in der Larvenform begründet. Während der hervorgehobenen Umbildungen hat sich der ganze Körper zu einer bedeutenden Länge gestreckt und die Grösse von circa 0,ö"^'" erlangt. An der Bauchfläche haben sich in der Richtung von vorn nach hinten allmählig vier neue Glied- niassenpaare entwickelt und zu einem durchaus gleichmässi- gen Baue gegliedert. Durch einen Längseinschnitt sind die- selben in zwei Abschnitte getheilt , welche die zukünftigen Ruderäste bilden (Fig. 24, 70), während sich die Basis mehr oder weniger tief zu einem besonderen Basaltheile abschnürt. Auf der Dorsalfläche unmittelbar vor dem Körpereude nimmt 62 Claus: man eine quere Chitinverdickung wahr, weicher die After- klappc des geschlechtlich entwickelten Thieres ihren Ursprung vordankt (Fig. 65). Auch bei den Larven der Cyclopen fin- den wir eine ähnliche Querleiste, besonders schön bei Cy- clops serrulatus (Fig. 68, 69), unterhalb welcher die After- öffnung in Gestalt eines viereckigen Ausschnittes zur Beob- achtung kommt. Leider muss ich die Entwickelung von Cyclopsine hier verlassen, da mir die späteren Stadien mit Ausnahme des letzten , auf welches unmittelbar der ausgebildete Zustand folgt, unbekannt geblieben sind j ich kehre daher wieder zu den Jugendformen der Cyclopen zurück, welche ich in ihrer continuirlichen Aufeinanderfolge bis zur geschlechtlichen Ent- wickelung zu verfolgen Gelegenheit hatte. Die nächste Abstreifung der Chitinhülle erscheint für die Metamorphose der Cyclopslarve von der höchsten Be- deutung, da mit ihr eine auffallende Gestaltveränderung ver- bunden ist. Anstatt der früheren Naupliusform führt uns das junge Geschöpf jetzt einen gegliederten, segmentirten Körper vor, dessenVerwandtschaft mit dem Cyclopenleibe auf den ersten Blick erkannt wird. Die Abschnürung des Körpers in sechs Segmente, seine auffallende Streckung , die grössere Gliede- rung der Antennen, der Bau der Mundvverkzeuge sowie end- lich die Gestalt der Schwanzborsien bieten Charaktere dar, weiche über die Abstammung unserer Larven , selbst wenn ihre frühere Entwickelung unbekannt geblieben wäre , kaum einen Zweifel zurücklassen. 0. F.Müller, welcher Cyclo- pen auf diesem Stadium beobachtete , deutete dieselben auch sogleich als Jugendzustände (s. 0. F. Müller l. c. tab. XVIIL flg. 14) , obwohl er ihre Heranbildung nicht verfolgt hatte, ja er Hess sich sogar durch sie verleiten, die Angaben Leu- wenhoek's und de Geer's in Zweifel zu ziehen, nach wel- chen die Monoculusformen mit drei und vier Gliedmassen- paaren die Entwickelungszustände der Cyclopen seien. Ver- gleichen wir dagegen unsere Jugendform mit dem unmittel- bar vorher durchlaufenen Stadium , so treten uns weit grös- sere Differenzen im allgemeinen Baue entgegen, ja wir wer- den durch die überraschende Metamorphose des gesammten Körpers, durch die auffallende Veränderung der einzelnen Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 63 Gliedmassen zweifelhaft, ob nicht zwischen beiden Entwicke- lungszuständen noch Zwischenstadien gelegen seien. Mir ist es bis jetzt nicht geglückt, Zwischenformen aufzufinden, im Gegentheile muss ich nach meinen Beobachtungen behaupten, dass beide Zustände unmittelbar aufeinander folgen ; zu wie- derholten Malen isolirte ich Formen der ersten Art in ziem- licher Anzahl und verfolgte sie täglich mit grosser Sorgfalt, bis die Naupliushülle abgelegt war und die Geschöpfe in Cy- clopengeslalt mit raschen Bewegungen und mit erhöhter Le- benskraft sich im Wasser umher lunnnelten. Man überzeugt sich indess leicht, dass die Masse des Körpers in beiden Zustände ziemlich übereinstimmt, da die bedeutendere Streckung auf Kosten des Querdurchmessers zu Stande gekommen ist. Besonders hat sich der hinlere Ab- schnitt in die Länge ausgedehnt und durch Einschnürungen in fünf Segmente geschieden, deren Anhänge übrigens schon im vorhergehenden Stadium vorgebildet waren (s. Fig. 7l u. 72). Von den Gliedmassen haben sich die zwei ersten in die grossen Antennen umgebildet , an denen man fünf Glieder unterscheiden kann. Das zweite Paar ist in seiner Masse sehr geschrumplt und zu den kleinen viergliedrigen Antennen geworden, welche schon jetzt in ihrem Baue der ausgebilde- ten Form sehr nahe stehen. An der StelJe des dritten Glied- massenpaares finden sich die Mundtheile vor, die bis auf die grössere Gedrungenheit und weit geringere Grösse mit den entsprechenden Bildungen des entwickelten Geschöpfes über- einstimmen. Von den vier Ruderfüssen ist das erste Paar dem grossen vorderen Körperabschnitt inserirt, das zweite dagegen dem folgenden Segmente eingelenkt. In ihrem Baue weichen sie von den ausgebildeten Gliedmassen darin ab, dass die beiden Aeste ungegliedert sind (Fig. 25). Während die Ruderfüsse sich aus den vier neuenlslandenen Füssen der Nau- pliusform *) entwickelten, die schon durch die Längstheilung auf die Bildung von Ruderästen hindeuteten , sind die An- liänge der beiden folgenden Segmente aus den vier konischen *) Man verzeilie mir, dass ich den Namen Nauplius nicht auf die Larven mit vier Paar Gliedmassen beschränke, sondern auf die ganze erste Gruppe von Entwickelungsformen ausdehne. 64 C 1 a u g : Zapfen entstanden, die man am hinteren Theile der Larve auf einfache Ausstülpungen zurückfüiiren kann. Das fünfte Segment entbehrt der bauchständigen An- hänge und zeichnet sich durch eine bedeutende Streckung aus, welche zu dem weiteren Wachsthume des jungen Ge- schöpfes in nothwendiger Beziehung steht, da von diesem Abschnitte aus neue Segmente im Laufe der späteren Häu- tungen gebildet werden. Den Endlheil des Körpers stellt die, Furca dar, welche ihrer Entstehung nach wohl mit Recht als ein eigenes Segment aufgefasst wird, das sich eben' so wie die Gliedmassen durch eine LängsspaKung in zwei Aeste ge- theilt hat. Die Furca ist Träger der Schwanzborsten, die indess auf diesem Stadium auf die mittleren Anhänge be- schränkt sind. Und auch diese sind nicht isolirl vorhanden, sondern innig mit einander verschmolzen; erst mit der näch- sten Häutung tritt die Trennung derselben ein. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Mandibeln, Maxillen und Maxillarfüsse Theile eines einzi- gen Gliedmassen paares sind, nicht nur, weil sich keine entsprechenden Erhebungen in den früheren Jugendzu- ständen bilden , sondern weil durch die Entwickelung der Cyclopsinelarve der bestimmte Beweis vorliegt, dass sich der Coxaltheil der Gliedmasse isolirt und schon auf einem früheren Stadium zum Kiefer wird. Was sicK bei den Larven der Cyclopen als knopfförmigcr Fortsatz an der Basis des dritten Fusspaares findet und eine immer grössere Selbstständigkeit gewinnt, entspricht vollkom^ men jenem Kiefer der Cyclopsinelarven, und es unterliegt keinem Zweifel, dass sich dieser Theil in die Man- dibel des jungen Cyclopen verwandelt. Dass übrigens hier nicht früher eine Trennung erfolgt, scheint durch die übrigen Abweichungen in der Entwickelung beider Genera erklärt zu werden. Die Cyclopsinen leben , um es kurz zu bezeichnen, als Naupliusformen weit länger; trotz der ungünstigen Momente, welche die ungegliederte Körper- gestalt in die Lebensverhältnisse einführt, bilden sie die An- lagen aller Rudcrfüsse zu gleichmässiger Gestaltung, ihren Körper aber zu einer bedeutenderen Grösse heran. Ich will es nicht einmal zweckmässig nennen, wenn nun das dritte Glied- Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 65 massenpaar durch eine strengere Arbeitslheilung den speciellen Bedürfnissen der Thiere zu Hülfe kommt, sondern es ledig- lich in der Enlwickelung begründet ansehen, dass die Zeit der Trennung beider Formen relativ dieselbe ist. Die Maxillen entwickeln sich aus dem vor- deren Theile des Basalabschnittes, während der Inhalt des unteren T heiles mit den beiden Ruderästen in Verbindung tritt und sich zu den Maxillarfüssen consolidirt. Ich muss allerdings gestehen , dass es mir nicht mög- lich wurde , direkt den histologischen Nachweis für meine Behauptung zu liefern, so etwa, dass ich in der Chitindecke des betreflPenden Gliedmassenpaares die neuen Mundtheile ge- funden hätte ; worauf ich mich bei meiner Deutung stütze, ist halb ein positiver, halb ein negativer Fund. Indess bietet auch das , was andere Beobachter bei diesen und ähnlichen Larven gefunden haben, Anhaltspunkte genug, um die be- schriebene Art der Enlwickelung zu bestätigen. Rathke's Angaben, nach welchen sich die Maxillarfüsse aus dem dritten Gliedmassenpaare entwickeln, schliessen nicht zugleich aus, dass die Kiefer auch Theile desselben Fusspaares sind , indem dieser Forscher die Bildung der Älandibeln und Maxillen nur vermuthungswcise durch die Annahme erklärt, dass sie aus neuen Vorsprüngen und Auftreibungen am Kör- per der Larve entständen. Was aber die Enlwickelung eini- ger Phyllopoden betrifft, deren Jugendzustände durch ähn- liche Larven vertreten sind, so glaube ich durch diese noch mehr meine Auffassung bekräftigen zu können und zugleich eine sichere Basis für die morphologische Parallelisirung der Phyllopoden und Copepoden gewonnen zu haben. Untersucht man die Enlwickelung der Daphnien , so lässt sich aus der Anlage des Embryos und der Bildung seiner Organe kaum etwas auffinden, welches zur Erklärung der Verwandtschaft beider Gruppen benutzt werden könnte. Der bauchständige Primi- tivstreifen, das Auftreten der Bauchwülste, das Hervorsprossen aller Gliedmassen erhebt die Bildungsvorgänge der Daphnien- embryonen weit über die der Cyclopen und äussert auf die Gestallung der freien Enlwickelung einen solchen Einfluss, dass auch diese kaum Vergleichungspunkte bietet. An den Archiv f. Naturgescb. XXIV. Jahrg. 1. Od. 5 66 Claus: Embryonen dieser Phyllopoden sind nicht nur beide Anlen- nenpaare, nicht nur die einzelnen Mundtheile durch besondere Hervorlreibungen angedeutet (Fig. 46 — 48), es ist auch bereits die Anlage aller Kiemenfüsse gegeben, so dass die Metamorphose aus der Zeit der freien Entwickelung fast ganz verschwindet. Allein es giebt eine Reihe verwandter Formen unter den Phyllopoden — die Formen vornehmlich mit einer grösseren Anzahl von Kiemenfüssen — deren Jugendzustände ebenfalls durch Larven repräsentirt werden. Die Entwickelung im Ei wird sich in diesen Fällen viel einfacher gestalten und viel- leicht aus analogen Vorgängen zusammengesetzt sein, wie wir sie bei den Cyclopen gefunden haben. Jedenfalls stimmen die Larven in ihrem Baue und in ihrer Anlage so sehr mit den Cyclopidenlarven überein, dass sogar die einzelnen Gliedmassen ihrer Bildung nach genau mit einander parallelisirt werden können. Nur treten hier die Abweichungen ein, dass anfangs die vorderen oder hin- teren Füsse fehlen können und in solchen Fällen erst später hervorsprossen. Die ersten Gliedmassen, welche bei der jungen Limnetislarve mangeln, bei den entsprechenden Jugendformen von Apus und ßranchipus dagegen vorhanden sind, bilden einfache Gliederreihen und gehen in die stummeiförmigen Tastantennen über, die übrigens in einzelnen Fällen eine an- sehnliche Gliederung erreichen können. Das zweite Glied- rnassenpaar ist ausserordentlich entwickelt und schreitet kei- ner Rückbildung entgegen, wie sie sich gewissermassen bei den Cyclopen findet. Die beiden Aeste persisliren und stel- len die Gliederreihen der mächtigen Ruderanlenne dar, wäh- rend allerdings der Mundhaken, welcher auch an den Larven der Phyllopoden nie vermisst wird, versehwindet. Die Glied- massen des dritten Paares, welche bei Apus erst nach der zweiten Häutung entstehen, zeigen im Allgemeinen ein ande^ res Verhältniss zwischen Basaltheii und Anhangsgebilden, indem die letzteren in ihrer Entwickelung mehr zurücktre- ten, das Basalglied dagegen an Breite und Umfang zunimmt und schon jetzt als zukünftige Mandibel fungirt. Sehr wahr- scheinlich geht dieser Abschnitt dann später eine Theilung ein, welcher die Maxille ihre Entstehung verdankt. Was we- nigstens Grube in seinen interessanten Mittheilungen über Zar Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. ^ Limnetis brachyurus von den Maxillen anführt, macht mich sehr geneigt die Trennung des Basaltheils als Ursache für die Entstehung derMaxille anzunehmen. „In der Beobachtung ihres ersten Auftretens, sagt Grube, bin ich nicht glück- licher gewesen als diejenigen, welche die Entwickelung ähn- licher Crustaceen behsyjdelt haben. Ich kann nur soviel an- geben, dass zu der Zeit , in welcher die Limnetislarve bloss die beiden Paare Ruderextremitäten besitzt , ich noch keine Maxillen bemerkt habe, und dass später, wenn sich die An- lagen der Füsse am Rumpftheile bemerkbar machen, ich aus keiner derselben Maxillen entstehen gesehen. Möglich dass sie sich überhaupt meiner Beobachtung entzogen , möglich dass sie unter der gewaltigen Lippenplalte der einschaligen Form versteckt durch die fast unausgesetzte Bewegung der Ruderextremitäten dem Auge noch unzugänglicher wurden.« Von Bildungen, welche den Maxillarfüssen der Cyclopiden in Bau und Form an die Seite gesetzt werden könnten , ist bei den Phyllopoden keine Rede, da sich die Anhänge des ent- sprechenden Gliedmassenpaares bei der weiteren Umbildung nicht betheiligen. Wohl aber scheint es mir gerechtfertigt, die zweiten Maxillarpaare von Apus und Branchipus , sowie den Körperanhang von Apus, welchen Zad dach als „tertium par pedum thoracicorum« hervorhebt , als Theilungsprodukte desselben Gliedmassenpaares in gewissem Sinne mit den Ma- xillarfüssen zu parallelisiren. Die Anhänge, welche am hin- teren Abschnitte der Phyllopodenlarven hervorsprossen und sich zu den Kiemenfüssen entwickeln , sind morphologisch den Ruderfüssen der Copepoden vergleichbar , wenn sie auch in weit grösserer Zahl vorhanden sind. Die Anzahl der Kie- menfüsse ist ja auch bei den verschiedenen Formen der Phyl- lopoden einem mannichfachen Wechsel unterworfen und schwankt bei den verschiedenen Arten in solchen Abstufun- gen, dass ich keinen anderen gemeinschaftlichen Numerus herausfinden kann als den, welcher durch die Einheit, durch die Zahl 1, ausgedrückt wird. Verschiedenheiten in dem Zah- lenverhällnisse der Segmente und deren Anhänge können also gewiss nicht als Grund gellen, die Regionen nicht als gleich- werthig zu betrachten, namentlich wenn bestimmte Thalsachen 68 '•'^&oa'>qn- Claus: der Entwickelung vorliegen, welche auf eine morphologische Gleichstellung hindeuten. Die weitere Umgestaltung , die mit dem allmähligen Wachsthume der Cyclopen verbunden ist, bezieht sich na- mentlich auf eine Vermehrung der Segmente und eine grös- sere Gliederung der Segmentanhänge. Dasselbe Gesetz, wel- ches für das Wachsthum der Anneliden *"') eine ziemlich all- gemeine Geltung zu besitzen scheint, finde ich auch in der freien Entwickelung der Entomoslraken besläligt. Allerdings muss man der Furca die Bedeutung eines besonderen Seg- mentes nehmen, um das Gesetz ohne Modifikationen übertra- gen zu können , indess kann man dies, wie ich glaube, mit vollem Rechte thun , ohne zugleich den morphologischen Werth als Segment zu leugnen. Durch die mediane Längs- theilung sind dem Körpertheile die Bedingungen genommen, durch Wachsthumsprodukte neue Segmente zu bilden, die Lei- stungen des letzten Körperringes auszuführen ; in Bedeutung und Funktion steht die Furca einem Gliedmassenpaare gleich. Im Speciellen gestallet sich nun die Bildung der neuen Segmente in der Art, dass sich bei jeder nachfolgenden Häu- tung der vordere Theil des langgestreckten *"•"') Körperringes einschnürt^ und den früheren Ringen gleichberechtigt als be- sonderer Leibesabschnitt auflrill. Die beiden ersten Theil- stücke gewinnen sogar die Fähigkeit, bauchsländige Anhänge *) Siehe die Entwickelungsgeschichle von Eunice v. H. Koch mit Nachwort v. K ö 1 1 i k e r. **) Nach der Entwickelung könnte man die Grenze zwischen Cephalothorax und Abdomen zwischen das Segment, welches das letzte Paar der Ruderfüsse trägt und das Segment des rudimentären Fusses versetzen, weil das letztere ebenso wie alle folgenden durch Iheilung des äussersten Körperringes entstanden ist. Indess scheint es mir na- türlicher, bei der Gruppirung in Regionen auf die Verwandtschaft, welche in Bau und Funktion zwischen den Segmenten und deren An- hängen im ausgebildeten Zustande besteht, ein grösseres Gewicht zu legen, als auf gemeinsame Merkmale der Entstehung, da ja mit- unter wie wir wissen, das Gleichartige der verschiedensten Anlage seine Entstehung verdankt, das Ungleiche dagegen scharf in derselben Gestalt und zu der nämlichen Zeit gebildet wird. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 69 ZU bilden, welche den konischen Erhebungen des dritten und vierten Segmentes in Gestalt und Bedeutung vollkommen ent- sprechen, sich indess nicht zu Ruderfüssen entwickeln, son- dern die rudimentären Füsse und die Anhänge der äusseren Geschlechtsöffnungen darstellen. Die drei folgenden Segmente, welche in ganz derselben Weise gebildet werden , bleiben einfache cylindrische Ringe, ohne an der Bauchfläche Glied- massen hervorzutreiben. Aber parallel mit der allmähligen Gliederung des Lei- bes, entwickeln sich auch die Segmentanhänge in gesetz- mässiger Weise immer mehr und mehr der ausgebildeten Form zu, sei es dadurch, dass sie nur einer Zunahme an Grösse und einer bedeutenderen Streckung unterworfen sind (die zweiten Antennen und Mundtheile), sei es, dass sie durch mannichfache Theilungen in der Querachse eine Stufenfolge gesetzmässiger Formen durchlaufen (die ersten Antennen und alle Fusspaare). Die Ruderfüsse theilen sich zunächst an der Basis der beiden Ruderäste, so dass die letztern anstatt aus einem langgestreckten Gliede aus zwei Ringen gebildet werden (Fig. 25 u. 26) und endlich nach einer späteren Häu- tung durch eine abermalige Theilung des äussersten Ringes drei Glieder in sich einschliessen. Weit complicirter sind übrigens die Umformungen der grossen Antennen, welche eine grosse Reihe bestimmt charakterisirter Zwischenformen bis zur ausgebildeten Gestalt durchlaufen müssen. Diese scheinen mir für die Morphologie dieses Gliedmassenpaares wichtig genug zu sein, um einer speciellern Betrachtung gewür- digt zu werden, zumal da sich auch aus ihnen die Thatsache nachweisen lässt, dass männliche und weibliche Antennen ihrer Anlage nach vollkommen gleich sind und nur dadurch eine so verschiedene Form gewinnen, dass von einem be- stimmten Entwickelungsstadium an in beiden Geschlechtern ab- weichende Metamorphosen bestanden werden. Ich theile zu- gleich die nachfolgende Tabelle zur leichteren Orienlirung und zur Umgehung weitläuliger Beschreibungen mit, in wel- cher die Entwickelungsformen in ihrer continuirlichen Auf- einanderfolge nach Zahl der Körpersegmente , Beschaffenheit der Ruderfüsse und grossen Antennen kurz charakterisirt sind, zugleich aber auch den Modifikationen, welche von mir 70 Claus: beobachtet wurden , eine allgemeine Berücksichtigung zu Theil wird. Die Reihe der Entwickelungsformen *), Grösse Körpersegmente Die Fiiss. ohned. Furca. paare. 0,4-0,8mm ^ 7 8 8 8 8 8 9 9 l-2^5»ii"i 9 5 Glieder 6 „ 6 „ Beschaffenheit Die ersten ihrer Aeste. Antennen. eingliedrige Aeste eingliedrige Aeste ' 2 Kussp. mit 2glie- I drigen Aesten, das i letzte mit Igliedri- ' gen Aesten die 3 ersten Fussp. \, besitzen 2gliedrige k Aeste , das letzte ' Igliedrige die 3 ersten Fussp. I mit2gliedrigenAe- I sten, das letzte mit [ Igliedrigen 9 zweigliedrige Aeste 8 zweigliedrige Aesle 9 zweigliedrige Aeste iO zweigliedrige Aeste 10 dreigliedrige Aeste 10 dreigliedrige Aeste il Cyclops serrulatus im ausgebildeten Zustande. iO Segmente 4 Fusspaare dreigliedrige Aesle 12 Antennenglieder. jCyclops insignis im ausgebildeten Zustande. 10 Segmente 4 Fusspaare dreigliedrige Aeste 14 Anlennenglieder, (c^l0$9) Alle Cyclopen mit ITgliedrigen Antennen im ausgeb. Zuslande. 10 Segmente 4 Fusspaare dreigliedrige Aeste 17 Antennenglieder. (^10 $9) *) Die mit Cursivschrift bezeichneten Formen sind am häufig- sten beobachtet und führen in ihrer Aufeinanderfolge ein Bild der normalen Kutwicküluug vor. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 71 Fünfgliedrige Antennen gehören dem ersten Stadium der Cyclopenform nur kurze Zeit an, indem bald durch Theilung des langgestreckten Basalabschnittes die Zahl der Antennen- glieder auf sechs erhoben wird (Fig. 27). Mit der nächsten Häutung tritt zwar eine bedeutende Veränderung der übrigen Körpertheile ein , indem sich der vordere Theil des letzten Segmentes zu einem besondesen Ringe abschnürt und die konischen Auftreibungen des dritten Körperringes in Ruder- füsse verwandelt werden, indess beobachtet man nur in der geringeren Anzahl von Fällen eine, weitere Segmentirung der Antenne. In den Jugendformen mit acht Leibessegmenten und vier Fusspaaren findet man Tgliedrige Antennen (Fig. 28 u. 73), denen dann mit der nächsten Häutung durch Theilung des zweiten Ringes ein neues Glied hinzugefügt wird (Fig. 29). Männliche und weibliche Geschöpfe entwickeln sich bis zu diesem Zustande gleichmässig; erst im nächsten Stadium tre- ten bei beiden Geschlechtern Differenzen ein, welche mit der Anlage der Generationsorgane , wie es scheint , in einem nothwendigen Zusammenhange stehen. Bei den Formen, wel- che sich zu Männchen entwickeln , haben die ersten vier Ringe der Qgliedrigen Antennen (Fig. 35) eine gleichmässige Gestalt angenommen , die Anhänge derselben sind nicht in Form stärkerer Borsten, sondern als zarte Wimpern in gros- ser Menge am äusseren Rande der Gliedmassen angefügt. Die vier Fusspaare tragen bei beiden Geschlechtern zweiglie- drige Aeste. Die letzten Körpersegmente sind sehr gestreckt; schon aus ihrer Form kann man schliessen, dass eine spä- tere Verwachsung des 6. und 7. Ringes nicht zu Stande kommt. Auch die ersten Anlagen der Keimdrüsen lagern sich im zweiten S'*gmente ab , während man von Ausführungs- gängen noch keine Spur wahrnimmt. Die weiblichen Antennen zeigen ein abweichendes Grössenverhältniss der vier ersten Ringe (Fig. 30) und tragen in geringer Anzahl stärkere Bor- sten. Die letzten Segmente des Leibes sind weit gedrunge- ner, während die Anlagen der Geschlechtsorgane als zwei helle Schläuche grösserer Ausdehnung im zweiten und drit- ten Körperringe zur Beobachtung kommen. Mit der nächsten Häutung treten auch abweichende Thei- lungen der Antenncnringo ein (Fig. 31 und 36), so dass man 72 . , Claus: jetzt beide Formen kaum miteinander verwechseln kann. Aus- serdem haben die Geschlechtsorgane einen grösseren Umfang gewonnen; beim Männchen sind die Ausführungsgänge und auch schon die Auftreibungen im ersten Abdominalsegmente gebildet , in welchen später die Spermatophoren aufbewahrt werden. Die zwei ersten Thoracalsegmente der Weibchen führen schon Verhältnisse vor , die auf eine spätere Ver- wachsung beider Theile hindeuten; kurz es bieten sich jetzt Anhaltspunkte genug, beide Geschlechter mit Leichtigkeit zu unterscheiden. Der Verdauungsapparal hat im Laufe der all- mähligen Entwickelung seine Form und Lage verändert, in- dem sich der Chylusdarm nicht mehr auf den ersten Körper- abschnitt beschränkt, sondern den Innenraum der drei fol- genden Thoracalringe in Anspruch nimmt. Ausser den con- tinuirlichen peristaltischen Contraktionen führt er in regel- mässigen Intervallen grössere Gesammtbewegungen aus, welche die Längenachse unter einem sehr spitzen Winkel schneiden und, wie schon bei einer früheren Gelegenheit hervorgehoben ist , zur Circulalion des Nahrungssaftes in einer bestimmten Beziehung stehen. Die Stelle, welche dem Dickdarme ent- spricht, ist weit weniger scharf gesondert und liegt im letz- ten Thoracal- und ersten Abdominalsegmente. Von hier an läuft der Darm als einfacher cylindrischer Kanal bis zur After- öffnung und besorgt die Austreibung der gebildeten Koth- ballen. Die männlichen Antennen stehen übrigens auf diesem Stadium ihrer Ausbildung näher , als die der Weibchen, da sie nur noch einer einmaligen Abstreifung der Cuticula.be- dürfen , um in den Zustand der vollkommenen Entwickelung einzutreten. Wie man an der Gruppirung des Inhaltes erkennt, bilden die vier Basalglieder den ersten Abschnitt der männ- lichen Antenne, während die folgenden Ringe zur Herstellung des Greifapparates verwandt werden, so dass die Anlage des Gelenkes zwischen dem 6. und 7. Gliede zu Stande kommt. Die weiblichen Antennen gliedern sich an ihrer Basis von Neuem (Fig. 32) , um dann mit einer späteren Häutung ihre letzten Veränderungen zu bestehen, die ich schon an einem anderen Orte dargestellt habe *). *) Siehe „das Genu» Cyclops und seine einheimischen Arien,« Zur Anatomie und Entwickelangsgeschichte der Copepoden. 73 Bei Cyclops serrulalus treten indess einige Abweichun- gen ein, die auf einer Differenz in der Theilung der Anten- nenringe beruhen (Fig. 33 u. 34), schliesslich jedoch zu der- selben llgliedrigen P'orm hinführen. Abnorme Entvvickelungen sind verhältnissmässig seilen ; nur einmal beobachtete ich ein Weibchen von Cyclops tenui- cornis im Stadium der letzten Häutung (Fig. 38), an welcher die Gliederung der Antenne auffallende Abweichungen zu bieten schien , bei näherer Untersuchung jedoch auf eine kleine Abweichung in der Theilung der Glieder zurückge- führt werden konnte. Die Anlagen des 8ten und 9ten Rin- ges der ausgebildeten Antenne hatten sich schon zu besonde- ren Abschnitten ausgeprägt, während die Trennung des 5ten Abschnittes in den 5ten und öten Ring der entwickelten Form unterblieben war. Ueber den Zeitraum, innerhalb dessen die Reihe der Entwickelungsstadien von der Befruchtung des Eies bis zur Erlangung der Geschlechtsreife durchlaufen wird, lassen sich schwer bestimmte Angaben feststellen , zumal da nach Tem- peratur und Jahreszeit die verschiedensten Schwankungen be- obachtet werden. Im Allgemeinen glaube ich behaupten zu können, was sich auch mit den Mittheilungen Jurine's ver- einigen lässt, dass die Entwickelungszeit im Sommer die Grenzen zwischen drei und sechs Wochen kaum überschrei- tet, während es im Winter einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten dauert bis die gesammle Metamorphose der Cyclo- pen bestanden ist. in diesem Archiv 1857. S. 14. Ferner „Weitere Mittheilungen über die einlieimischen Cyclopiden," ebendas. 210. Wenn ich übrigens frü- her angegeben habe, dass die Entwickelung der männlichen und weib- lichen Antennen erst von dem Zustande an, wo die Antennen llglie- drig sind, abweichend würde, so erscheint diese Bemerkung in sofern gerechtfertigt, als mir damals frühere Zustände der Entwickelung un. bekannt waren. 74 Claus: Erklärung der Abbildungen. Die Buchstaben bezeichnen folgendes : a. Die grossen Antennen. b. Die kleinen Antennen. c. Die Oberkiefer. d. Die Maxillen. Die Maxillarfüsse. e. f. g- h. . DieRuderfüsse in ihrer bestimmten Aufeinanderfolge. k. 1. Das rudimentäre Fusspaar. m. Die Erhebungen vor den Geschlechtsmündungen. Tiifei I. Fig. 1. Die rechte Antenne einer männlichen Cyclop&ine castor. „ 2. Die linke Antenne desselben Thieres. „ 3. Eine Antenne des zweiten Paares. „ 4. Der Oberkiefer (Mandibel). „ 5. Der Unterkiefer (Maxille). „ 6. Der innere Maxillarfuss. „ 7. Der äussere grosse Maxillarfuss. 8. Ein Ruderfuss des ersten Paares. » 9. Der linke rudimentäre Fuss der Männchens \ „ 10. Der rechte rudimentäre Fuss des Männchens V°/ ^^"^ letzten „ 11. Ein rudimentärer Fuss des Weibchens J Häutung. «12. Der linke rudimentäre Fuss des Männchens lim ausgebilde- 13. Der rechte rudimentäre Fuss des Männchens j> Zustande 14. Ein rudimentärer Fuss des Weibchens ) 15. Eine männliche Antenne von einer Cyclopsspecies im Zu- stande der Contraktion. 16 18. Die Endtheile der männlichen Antenne einer anderen Species im Zustande der Contraktion und des allmähligen Uebergangs in die Streckung. 19. Die Bauchwirbel in Verbindung mit den Basalgliedern des entsprechenden Fusspaares von Cyclops coronatus. 20. Ein Bauchwirbel von Cyclopsine castor. 21. Die vier letzten Körpersegmente einer Jugendform von Cy- clops tenuicornis mit 9gliedrigen Antennen, welche sich zu einem Weibchen ausgebildet haben würde. Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Copepoden. 75 Fig. 22. Ein neugebildeter Fuss des ersten Paares von einer Larve von Cyclops tenuicornis. „ 23. Derselbe von Cyclops serrulatus. „ 24. Das entsprecbende Fusspaar der Larve von Cylopsine castor. „ 25. Ein Ruderfuss mit eingliedrigen Aesten. „ 26. Ein solcher mit zweigliedrigen Aesten. Tafel II. ^ 27—32. Die grossen Antennen de/ Cyclopen auf frühen Bildungs- stadien. „ 33 u. 34. Die abweichenden Bildungsformen der Antennen von Cyclops serrulatus. „ 35 u. 36. Männliche Antennen auf früheü Stadien der Entwik- kelung. „ 37. Die Antenne von Cyclops coronatus im ausgebildeten Zustande. „ 38. Eine Antenne von Cyclops tenuicornis vor der letzten Häu- tung, an welcher die Theilung der Glieder eine abnorme ist ^ 39_44. Die Furchung des Dotters und die Bildung des Embryos an Eiern von Cyclops tenuicornis dargestellt. „ 45. Ein zum Ausschlüpfen reifer Embryo von Cyclopsine castor innerhalb der Eihüllen. jj 46 — 48. Embryonen einer Daphnie vor dem Ausschlüpfen in ver- schiedenen Ansichten. „ 49. Die Eiersäckchen von Cyclopsine castor mit eingelagerten Spermatozoen. „ 50. Cyclopsine castor ^ vom Rücken aus gesehen. „ 51. Die zwei ersten Abdorainalsegmente eines Weibchens von Cyclops tenuicornis mit der Kittdrüse und zwei äusserlich befestigten Spermatophoren. „ 52. Die Spermatophore von Cyclopsine castor im Zustande der Austreibung ihres Inhaltes. „ 53. Die Endtheile der männlichen Geschlechtsorgane von Cyclops brevicornis mit zwei gebildeten Spermatophoren. „ 54. 1) Spermatozoen von Cyclopsine in verschiedenem Alter a,/S,y. 2) „ „ Cyclops coronatus. „ 55. Cyclopsine castor ^ in seitlicher Lage. „ 56. Der Anfang des hinteren Körperabschnittes von Cyclops te- nuicornis , in welchem man freie Harnzellen das Rectum passiren sieht. „ 57 — 63. Die ersten Jugendzustände der Cyclopiden und zwar; Fig. 57 von Cyclops coronatus , „ 58 „ „ tenuicornis, „ 59 „ „ serrulatus , „ 60 „ „ canlhocarpoides, „ 61 „ Canthocamptus staphylinus, 76 Claus: Zur Anatomie u. Entwickelungsgesch. der Copepoden. Tafel III. Fig. 62 u. 63. von Cyclopsine castor. Fig. 64. Eine weiter vorgerückte Larve von Cyclops insignis. „ 65. Die Larve von Cyclopsine castor in einem späteren Zu- stande, in welchem die Bauchfläche zwei neue Gliedmassen- paare gebildet hat. „ 66 u. 67. Larven von Cyclops tenuicornis mit einem Paar neu- gebildeter Gliedmassen. „ 68. Die Larve von Cyclops serrulatus in einem späteren Stadium. „ 69. Die Afteröffnung mit der Furca. j, 70. Die Larve von Cyclopsine castor mit vier neu entstandenen Fusspaaren und dem freien Oberkiefer, der sich als Coxal- theil von der Basis der dritten Gliedmasse fast vollkommen getrennt hat. „ 71. Das letzte Stadium der Naupliusform einer Cyclopslarve. „ 72. Ein junger Cyclops, der kurz vorher die Hülle der Nauplius- fqrm abgelegt hat. „ 73. Ein späteres Stadium desselben Geschöpfes, in welchem der Körper aus sieben Segmenten besteht und die Antennen 7gliedrig sind, von 1"^"^ Länge. Beschreibung einig-er neuen Cliileniselien ]fläu§e« Von Dr R« A* Philippi und Ijudw, fjündbeck« 1. Mus andinus Ph. M. supra fusco-griseus, fere ut in M. musculo, sublus e caerulescente albidus; auribus satis pilosis, brevibus, vix spatium inter aurem et oculum aequan- tibus; cauda modo corpus dimidium aequante , supra nigri- cante, subtus alba, sat longe et dense pilosa; pilis albis pe- des obtegentibus ; unguibus manuurn et pedum elongatis, compressis, albis. — Long, corporis ab apice roslri usque ad inilium caudae vix 4 poll.^ caudae 2polI.; aures vix 5 lin. longae, totidem latae , modo 4 lin. inter se dislantes; tarsus usque ad apicem unguium 10 lin. , ungues fere 2 lin. longae. Habitat in andibus elevalis prov. Santiago. Die Haare sind sehr lang, weich und lose , namentlich sind die Borstenhaare abstehend. Die Ohren sind stärker behaart als bei den meisten Chilenischen Arten , auch der Schwanz ist verhältnissmässig lang behaart. Die Nägel sind weit län- ger als bei der Hausmaus, und die Länge vom Auge bis zur Schnauzenspitze beträchtlicher als bei dieser, nämlich vier Linien. Von den übrigen Chilenischen Mäusen können wohl nur Mus longipiUs und JH. Rengeri Waterh., die ich beide noch nicht in Natur gesehen habe , mit unserer Art vergli- chen werden ; allein beide sind grösser und haben einen län- geren Schwanz: M. longipilis ist 5 Zoll 4 Linien lang und hat einen 3 Zoll 4 Lin. langen Schwanz, und M. Rengeri soll 78 Philipp! und Landbeck: 5 Zoll lang sein, und einen 2 Zoll 8 Linien langen Schwanz haben. Ausserdem ist die Färbung verschieden. 2. Mus porcinus Ph. M. supra obscure fuscus, seu e luleo nigroque mixtus, subtus cinereus ; rhinario elongato, peracuto, fusco ; pedibus griseo-fuscis ; auribus parvis ; cauda utrinque pilis nigris vestlta, qui squamas non occullant. — Long, corporis ab extremitate rostri ad initium caudae 5 poll. 3 lin. ; caudae 3 poll. 6 lin. ; aurium 7 lin. ; tarsi usque ad apicem unguium I2V2 lin. Habitat in planilie prov. Santiago prope locum An- gostura. Die Haare sind sehr lang und abstehend, im Allgemei- nen ähnlich gefärbt wie bei, der Hausmaus ; die Färbung des Rückens ist jedoch mehr mit Gelb gemischt. Die Schnauze hat Aehnlichkeit mit einer Schweineschnauze und scheinen die Augen auch kleiner zu sein, als es gewöhnlich bei den Mäusen der Fall ist. Dabei stehen sie sehr weit von der Schnauzenspitze ab, nämlich 7'/^ Linie. Die Ohren sind sie- ben Linien breit, ebenso hoch, und stehen auch eben so weit von einander ab. Die Nägel sind bräunlich. Die kurzen Ohren und die graubraunen Füsse erinnern an Mus brachyotis, welche aber nur 4 Zoll 9 Lin. lang ist, und einen verhältnissmässig kürzeren Schwanz (2 Zoll 8 Li- nien) besitzt. Die Länge der Ohren ist nicht angegeben. Ich muss mich hier ganz auf Gay verlassen, da mir sowohl die Proceed. Zool. Society von 1837 wie die Voyage of the Bea- gle nicht zu Gebote stehen. Wenn aber der Körper 4 Zoll 9 Linien, der Schwanz aber nur 2 Zoll 8 Linien lang ist, wie kann man dann sagen ; cauda quoad longitudinem corpus fere aequante ? 3. 31iis melanonotus Ph. M. supra obscure fuscus seu fulvus, nigro-mixtus, subtus candidus; auriculis magnis, exlus griseis , intus albidis; pilis albis pedes vestienlibus ; cauda corpus absque capite subaequante , supra nigra , sublus alba. - Long, corporis ab extremitate rostri usque ad initium cau- dae 5 poll. , caudae 3 poll. 8 lin. ; aurium Sy^ ^i"- ? *a^si usque ad extremitatem unguium liy2 lin. Habitat cum priore. Beschreibung einiger neuen Ciiileniachen Mäuse. 79 Der Kopf ist ziemlich stark gebogen, die Schnauze dünn, die Nasenlöcher klein, die Augen gross. Die Ohren haben die Gestalt der spitzeren Hälfte eines Eies, und erscheinen aussen mäusegrau, indem hellere Haare auf dunklem Grunde stehen. Die Haare der Innern Seite sind beinahe weiss. Die Nagezähne sind dünn, lang und braungelb, wie gewöhnlich. Die Schnurrborsten sind 21 Linien lang, die unteren vom Grunde bis zur Spitze weiss, die obern ganz und gar schwarz. Die schwarzen Borstenhaare sind bedeutend länger als bei den meisten andern Chilenischen Arten. Bei Mus longipilis, die ich noch nicht gesehen habe, und die eine ganz andere Färbung hat, mögen sie ähnlich sein. Die Seiten des Körpers und die Wangen sind ziemlich falb , indem hier die langen, schwar- zen Borstenhaare fast gänzlich fehlen, welche dem Rücken und der Oberseite des Kopfes ein schwärzliches Ansehen ge- ben. Vorderarm und Unterschenkel sind fast rein grau, wo- gegen die Hände und Füsse von weissen Haaren bedeckt sind. Die Nägel sind weisslich, und verhältnissmässig kurz und schwach, namentlich die der Vorderfüsse , welche nicht ein Mal so lang sind, wie die des halb so grossen Mus andinus. Endlich ist noch zu bemerken, dass die Augen 8 Linien von der Schnauzenspitze abstehen, die Ohren aber nur 4^2 Linie von einander entfernt sind. (Ph.) 4. Mus pusillus Ph. M, supra pallide cinereus, subtus candidus ; auribus brevibus , extus nigricantibus; cauda cor- pus absque capite subaequante, supra fusca , subtus alba; pilis albis manus pedesque obtegentibus; unguibus albis, bre- vibus. — . Longil. corporis ab apice rosiri usque ad initium caudae 3 poll., caudae 2 poll. 2 lin. tarsi 9y2lin. ; aures 4 lin. altae, öy, lin. latae. In regione litorali prope Valparaiso habitat. Diese Art ist noch kleiner als Mus andinus, der Schwanz verhältnissmässig länger, die Nägel viel kürzer und schwä- cher ; die Augen stehen weiter von der Schnauzenspitze ab, nämlich 5y2 Linie. Die Nagezähne sind schmal und gelb, die unlern Schnurrborsien rein weiss, die obern rein schwarz; die längsten erreichen einen Zoll. — Die kurze Beschreibung, welche S c h i n z in seiner Synopsis Mammalium von Mus laucha giebl, stimmt ziemlich gut mit gegenwärtiger Maus überein, 80 Philippi und Landbeck: allein M. laucha soll noch kleiner sein , nämlich nur 2 Zoll 9 Linien. Allein die Mus laucha des Nouveau dict. d'hisl. nat. appliquee aux arts vol. 29. p. 65 ist 4 Zoll lang und soll einen, nur 1 Zoll langen Schwanz haben. Welche von bei- den Arten ist nun die wirkliche Mus laucha? Uebrigens stimmt weder die Art des Nouveau dict. d'hist. nat., noch die von Schinz mit meinem M. pusillus überein. 5. Mus PhiUppü L?indbeck. Artzeichen: Schwanz 1 — IV2" länger als der Körper, Unterseite und Tarsen weiss. (alt paris. Maass) Länge des Körpers ohne Schwanz .... 4" — „ „ Schwanzes 5" 6'" „ „ Kopfes 1" 3'" „ „ Ohres — 7'" „ „ Tarsus — . 9'" Augen gross, schwarz. Kopf lang, schmal, sanft gebo- gen; Schnauze etwas dick; Nasenlöcher klein, seitlich, ganz rund ; Ohr % eines Kreises bildend, nach innen nackt, weiss^ an der äusseren etwas rückwärts gewölbten Hälfte braun be- haart, ebenso auf der Rückseite. Die unteren kleinen Vibris- sen weiss , die übrigen an der Wurzelhälfte schwarz, oben ebenfalls weiss, die längsten l" 3'" lang. Im Gaumen zwei erhabene glatte Querfalten und nach vorn ein dreieckiger Fleischhöcker, alles ohne Wärzchen. Nagezähne dünn, sehr lang und stets hellbraun. Ueberall 3 Backenzähne, wovon der hinterste der kleinste ist. Vorder- und Hinterfüsse an den Sohlen nackt, oben mit kurzen seidenglänzenden weis- sen Häärchen dicht besetzt; Klauen weiss. Schwanz, Ober- seile grauschwarz, Unterseite aschgrau behaart und mit etwa 200 Schuppenringen bedeckt. Oberseite des Kopfes, Rückens, die Seiten, äussere Seite der Schenkel, kurz die ganze Ober- seite von hell rostbraun bis dunkelbraun, mit schwarzen Sta- chelhaaren durchschossen, welche auf dem Rücken so dicht stehen , dass manche Exemplare hier fast schwarz erschei- nen ; an den Seiten am hellsten; ganze Unterseile graulich oder bräunlich weiss. Der Pelz ist dicht, die Haare kurz und fein mit mattem Glänze. Diese Maus hat mit der gemeinen Ratte (Mus decumanus) in der Färbung Aehnlichkeit , ist aber stets kleiner als diese. ßeschreibung einiger neuen Chilenischen Mäuse. 81 hat feinere Haare, schwächere Extremitäten und einen verhält- nissmässig längern und dünnern Schwanz. Bei der Wander- ratte ist der Schwanz um 1 '/^ — 2" kürzer als der Körper, bei dieser Maus um so viel länger, was eine bedeutende Dif- ferenz giebt. Von einer anderen Maus, der langschwänzigen (Mus longicaudatus) unterscheidet sie sich durch kürzeren Schwanz, durch grössere weniger behaarte Ohren und be- deutendere Grösse; und namentlich durch kürzeren Tarsus. (Das Exemplar der Mus longicaudatus im Museum von San- tiago hat einen 4 Zoll 3 Lin. langen Körper, einen 4 Zoll 6 Linien langen Schwanz und einen 14 Linien langen Tar- sus Ph.). Von der Lebensart dieser Maus ist mir speciell wenig bekannt. Sie lebt gewöhnlich in Wäldern und Feldern, er- scheint aber auch zuweilen in den Wohnungen, wo sie Vik- tualien und andere Gegenstände mit gros'sem Geräusche be- nagt. Ich fing sie zu verschiedenen Malen in gewöhnlichen Mäusefallen , aber noch öfter fand ich dieselbe von Katzen getödtet, welche sie gewöhnlich nicht fressen, sondern todt liegen lassen. Im August 1857 war sie hier ziemlich häufig denn ich fand in ein paar Tagen fünf durch meine Katzen und Hunde getödtete Exemplare. Da ich eine ßeschreibung dieser Maus weder im Gay'- schen, noch in einem anderen Werke finden konnte, so halte ich dieselbe für eine neue noch unbeschriebene Art, und beehre mich ihr den Namen des um die Naturwissenschaften verdienten Herrn Dr. Philippi, Direktors des nalurhistori- schen Museums in Santiago beizulegen. L. Landbeck. Die Chilenischen Mäuse als Landplage. Von Zeit zu Zeit vermehren sich einzelne Arten Mäuse in Chile dergestalt, dass sie in grossen Schaaren wandern, in die Häuser eindringen und zu einer wahren Landplage wer- den. So berichten die Geschichtsschreiber, dass im Jahre 1681 plötzlich eine so ungeheuere Menge Ratten im Gebiete der unabhängigen Araukaner erschien, dass sie in einem Augenblicke alle Saaten auffrassen , und eine solche Hun- gersnolh entstand, dass die Indianer in die grässliche Noth- Archlv £ Katurgfsch. XXI V. Jahr? . 1. Bd. Q 82 Philippi «nd Landbeck: ßesch. einiger Chilen. Mäuse. wendigkeit versetzt wurden , sich einander aufzufressen. — Am Ende des vorigen Jahrhunderts vermehrten sie sich der- gestalt in der Provinz Valdivia, dass die Einwohner des eben neu gegründeten Städtchens Osorno mehrere Male daran dach- ten, die Colonie aufzugeben. Eine von Herrn Gay aufge- fundene handschriftliche Nachricht sagt über diesen Punkt: j,Auf dem ganzen Lande kennen wir den Schaden , den die zur Landplage gewordenen Pericotes (Indisches Wort für Ratte oder Maus) anstiften. Das Uebel ist in den Llanos allgemein gewesen, und als man die Eingebornen nach der Ursache fragte, versicherten sie, dass alle siebzehn bis zwanzig Jahre die Landplage der Pericotes aufträte, wie sie es in anderen Zeiten erfahren hätten, und dass diese Plage immer gleich- zeitig mit dem Absterben der Coligne (des bambusartigen Rohres, welches die Lanzenschäfte der Araukaner und Pala- goncn liefert) sei. Im Jahre 1780 beobachtete man dieselbe Erscheinung in der Stadt Valdivia. Der Fluss war mit Ratten bedeckt. Mehr als hunderttausend sind hier und in Riobueno erschlagen worden. In einer Nacht sind im Fort der Kö- nigin Luisa 933 Stück erschlagen worden.« Im August 1857 haben sich, wie mir Prof. Eug. von Bock aus Valdivia schreibt, wieder eine grosse Menge Mäuse in einigen Theilen Valdivias gezeigt, welche wan- dern und in die Häuser in solcher Zahl eindringen, dass man bisweilen in einem Hause eine Metze voll dieser Thiere ge- sammelt hat. Arique, Quinchilca und S. Jose, die drei nörd- lichsten und dem Gebiete der freien Araukaner am nächsten gelegenen Orte, haben besonders von dieser Plage zu leiden gehabt. Kurze Beschreibung- einer neuen Chilent« seilen Ralle« Von l>r R. A. Pliilippi. Rallus uUginosus Ph. Dimensionen: Länge des Körpers von der Schnabelspitze bis zum Ende des Schwanzes 6 Zoll 7 Linien. Länge des Schnabels auf der obern Kante 13 Linien. „ der Schnabelöffnung 14 Linien. „ des Tarsus 15 Linien. „ der Hinterzehe einschliesslich des Nagels 4 Linien. „ der Innenzehe IP/j Linie. „ der Miltelzehe 14V2 Linie. „ der Aussenzehe IP^ Linie. Die obere Kante und die Spitze des Schnabels sind braun ; die grössere Hälfte des Unterschnabels und der un- ter den Nasenlöchern gelegene Theil des Oberschnabels sind lebhaft roth; die Iris safrangelb. Die Federn der Stirn, des Hinterkopfes, der Seiten des Halses und des Rückens sind in der Mitte schwarz und an jeder Seite bräunlich gelb; die obern Deckfedern des Schwanzes zeigen dieselbe Färbung. Die Zügelgegend ist weisslich, die Kehle weissgrau; die Sclilä- fengegend, Brust und Bauch bis zu Füssen sind bleigrau; die Färbung des Halses ist grau mit einer Beimischung von rostbraun namentlich an den Seiten desselben ; der Unter- leib und die Seilen des Rumpfes sind schwarz und weiss ge- 84 Philipp! : Kurze Beschreibung einer neuen Chilen. Ralle. bändert, so dass die schwarzen wie die weissen Binden etwa 1 Linie breit sind. Die Sciiwungfedern und die Steuerfedern sind braun ; die Deckfedern der ersten Ordnung zimmetbraun einfarbig: die Füsse sind schmutzig grün oder braun. Wie aus der Beschreibung hervorgeht, hat diese Art eine grosse Aehnlichkeit mit dem Europäischen Rallus aqua- ticus, der aber etwas grösser ist, und nicht, die lebhafte Färbung der obern Körpertheile zeigt, welche gegenwärtiger Art zukommt. Diese ist abermals eine Entdeckung des um die Ornithologie Chiles hochverdienten Dr. Eulogio Salinas, dem nur das einzige oben beschriebene und dem Museum von Santiago einverleibte Individuum vorgekommen ist. Er schoss es auf seinem Landgute in der Ebene von Santiago. Uobersicht der Familie Oadidae. Von S» Raup*)« Es sind normal gebildete Weichflosser , die die Ven- tralflossen an der Kehle haben; diese verschwinden nur in der letzten Unterfamilie der Ophidinae gänzlich. Erste Subfamilie Xenoceplialinae Kp. Der abnorm grosse Kopf mit Schildern und Stacheln bewaffnet. Erste Dorsal fehlt. Zweite wie die Anal schwach von der grossen Caiidal getrennt. Ein Genus. I. Xenocephalvs Kaup. Mit abgestutztem Kopfe, an dem der Körper wie ein Appendix anhängt; Kopf und Operculum bewaffnet. Pectoral und Caudal entwickelt. Anus an der *) Anmerkung des Herausgebers. Bezug nehmend auf die Bemerkung in dem Berichte über das Jahr 1856. p. 106 hebe ich auch hier wieder hervor, dass der Verfasser nur durch die thalkräftige Unterstützung des britischen Museums und namentlich deren Trustees im Stande gewesen ist, an Ort und Stelle eine Anzahl von Familien zu bearbeiten. Bei seinen Lophobranchii bezahlte das britische Mu- geum alle Kosten des Transportes für alle Zusendungen der Aluseen zu Paris, Leyden, Wien, Berlin, Stuttgart u. s. w. ; ebenso wurde er auch für die Aale unterstützt. Eine so kräftige Unterstützung darf wohl nicht bloss auf den Dank des Verfassers, sondern auch auf die Anerkennung der Freunde der Ichthyologie Anspruch machen. Möchte doch ein so grossartiges Institut wie das britische Museum fortfahren, durch Unterstützung auch fremder Gelehrten vor anderen ähnlichen AnslalteD sich auszuzeichnen. 86 K a u p : hinteren Hälfte des Körpers. Zähnchen in beiden Kiefern, keine auf Vomer und dem Palalinum. Zunge frei, dick, fast den ganzen Rachen ausfüllend, vorn stumpf mit kurzer Spitze. Laterale auf der oberen Körperhälfte und nach dem Kopfe hin schwach gebogen. 1) Xenocephalus armalus Kp. Die massig grossen Augen goldgelb, unter der Augendeckel dunkel punktirt. Kopfschilder gelblichbraun; die nackte Haut zwischen denselben schwärz- lich. Körper schwarzbraun mit schwarzen Flecken auf dem Rücken. Bauch goldgelb mit Glanz. Flossen gelblich weiss. 2 D. 7. -^-^P. 2..V.5.C.20. Diese sonderbare Gestalt, von welcher ich eine Abbil- dung in doppelter Grösse in meinem grösseren Werke gebe, wurde bei Neu-Irland durch die Herrn Quoy et Gaimard. Exp. d'Urville der Pariser Sammlung übersandt und fand sich in dieser unter dem Namen Grenadier von Nouvelle Irlande. Diese Subfamilie ist bis jetzt noch sehr arm an Arten und ausser obiger kenne ich keine Form , die hierher gehört. Sie ist entfernt mit den Macrurinae verwandt. Zweite Subfamilie Oadinue (Gadus Linn.). Kopf nicht bewaffnet. Ventralflossen. Caudal deutlich getrennt. Körper mit glatten Schuppen, die häufig undeutlich sind. In dieser tritt die grösste Zahl von Flossen auf. A. Mit 3 Dorsal- und 2 Analflossen. II. Gadiculus Guich. Ohne Vomerzähne und Kinnbarbel. 2) G. argenteus Guich. Expl. d'afr. pl. 6. fig. 2. Mit grossen Augen. Die drei Exemplare der Pariser Sammlung, 1 Centimeter lang und in nicht guter Conservation. III. Morrhua Cuv. Mit Gaumenzähnen und Kinnbarbel. a) Kopf länger als die Höhe des Körpers. 3) M. vulgaris Cuv. Gadus morrhua , callarias et bar- batus Linn., Morrhua am.ericana, Slorr. tomcodus sive pruino- sus N.-Y. Fn. fig. 142. Uebersicht der Familie Gadidae. 87 Variirl sehr namentlich in der Zahl der Strahlen. D. Iste 10—15. 2te 18^22. 3le 18-21. A. Iste 20-33, 2te 16-19. In der alten und neuen Welt im hohen Norden. 4) M. aeg-lefinus Cuv., Merl. aeglefinus Bp. 5) M. euxinus Nordm. Pisc. t. 26. fig. 2. (excellente Abbild.) b) Kopf geringer oder fast so lang wie die Höhe des Körpers. 6) M. minula Cuv., capelanus Risso. 7) M. luscus et barbalus Cuv. IV. Merlangus Cuv. Vomerzähne ohne Kinnbarbel. 8) M. vulgaris Cuv. 9) M. vernalis Risso, M. melanostomus Val. Par. Mus. 10) M. pollachius Cuv., Pollachius typus Bp. Cat. 45. 11) M. carbonarius Cuv., virens Linn. 12) M. albus Yarr. , M. putasu Riss., Poll. potasu Bp. Cat. 45. B. Mit zwei Dorsal- und zwei Analflossen. V. Mora Risso, Asellus Val. 13) M. medilerranea Riss. Bp. Fn. it. t. 107. 1. Asel- lus canariensis Valenc. in Webb et Berth. Pisc. pl. 14. 3. Lcpodion moro Swains. Die Augen in der Fn. it. sind zu klein dargestellt und die Abbildung von Valenciennes nach einer trocknen Haut giebt dem Fische eine unnatürliche Krümmung nach oben, C. Zwei Dorsal- und eine Analflosse. VI. Merluccius Cuv. 14) M. vulgaris Cuv. 15) M. Gayi Guich. Unterscheidet sich schwach durch etwas kleinere Zähne. Beschr. in Hist. de Chili par Gay, Ichth. p. 329. VII. Uraleptus Costa. 16) Ur. Maraldi Costa, Mal. p. 30. tav. a 37 (vortreffl.) Merl. MaraldT Riss., M. altenualus Cocco nach Bq« naparte. 88 Kaup: VIII. Lepidion Swains. 17) Lepidion Rissoi Swains., Lep. rubescens Sw., Lolta lepidion Risso Hist. p. 218. IX. Physiculus K]). Mit hecheiförmigen Zähnchen ohne grös- sere. Vier Strahlen in der Ventral. Keine Gaumen- zähne. Anus vor der Wurzel der Pecloral. Kinnbarbel. 18) Ph. Dalwigki Kp. Aehnelt Uraleptus Maraldi. Augen gross, Diameter der- selben länger als die Schnauze. Kopf stumpf. Die schmale ziemlich kurze Ventral reicht nur bis zum Anus. Vor dem Anus eine kleine Genital - Oeffnung und hinter demselben ein Knötchen. Seitenlinie vorn schwach gebogen. Erste Dor- sal zugespitzt, allein nicht höher als die 2te ^ ^' ^i* A. 72. Diese seltene Art im Pariser Museum zeigt keine An- gabe, in welchem Meere sie gefangen wurde. Ich vermulhe das Mittelmeer. Diese interessante Art habe ich nach meinem hochver- ehrten Freunde, dem Freiherrn Reinhard von Dalwigk, als ein geringes Zeichen meiner Dankbarkeit genannt. X. Lotella Kp. Erste Dorsal so hoch als die 2te. Kinn- barbel. Obere Strahlen der Qstrahligen Ventral faden- förmig verlängert. Ohne Vomerzähne. Kieferzähne hecheiförmig, am Rande mit grösseren. Schwanz dünn. 19) Lotella Schlegeü Kp. Lota phycis Temm. et Schi. Fn. jap. CXI. fig. 1. XI. Phycis, Art. Sehn. a) Erste Dorsal höher und zugespitzt. Ventral fast oder doppelte Kopfslänge. 20) Ph. blcnnoides Sehn. Riss. 10, longipinnis Sw. Fish. flg. 75. 21) Ph. furcatus Sw., Flem. , Yarr. p. 289 Blen. phy- sis Penn. 22) Ph. brasiliensis Kp. Der längere Ventralslrahl auf weisslichem Grunde roth- braun punktirt wie diePectoral, Dorsal und Anal. Auch der Bauch und längs die Anal ist der Körper punktirt. Flossen ohne schwarzen Rand. Dritter Strahl der Isten Dorsal hat Uebersicht der Familie Gadidae. 89 Kopfslänge uud darüber. Operculum mit langem Stachel. Bar- 1. 1 1 D. 8. 57 „ ' A 50 ^^' ^' '^^' 2 Exemplare von Montevideo durch Mr. d'Orbigny. 23) Ph. tincnSchn. tab. 11. (ohne die Synonymen) Blen. chuss. Schoepf. Enchel. americanus Sehn. , Gad. longipes Mitch., furcatus et americanus Storr. N. Y. Fn. flg. 150. 24) Dekayi Kp. Aehnelt linca , allein mit längerer Schnauze. Körper höher mit bedeutend kleineren Schuppen. Dorsal fein punk- tirt und nur der äussere Rand dunkler. Ganzer Körper mit feinen Punkten. Bauch und längs der Anal gelblich. Anal weisslich am Rande punktirt. Anus unter dem Uten Strahl D 10 54 der 2ten Dorsal. ^ ^^ P. 15. C. 25. Nord-Amerika. b) Mit kurzer stumpfer erster Dorsal und' von der- selben Höhe wie die 2te. Ventral kürzer, die Spitze der Pectoral nicht oder kaum erreichend. 25) Ph. mediterranea Laroche, Ph. batrachoides Gmel. Risso. Ph. limbatus Val. Webb et Berlh. pl. 14. Salviani fig. 130. Swains. fig. 94. 26) Ph. regalis Kp. Blennius regalis Schoepf, Ph. pun- clatus Rieh. New- York. Fn. fig. 149. 27) Ph. Richardsoni Kp. Lota breviuscula Er. et Terr. p. 61.pl. 38. 1. Neu-Seeland. XII. Lota Cuv., Lotta Riss., Molva Flem. a) Wahre Lota Kp. Mit zwei kurzen Barbein vor den vorderen kleinen Na- senlöchern. Auf dem hufeisenförmigen Vomer und Kiefern hecheiförmige feine Zähnchen, breite Bandstreifen bildend. Die Lateral nicht ganz zum Schwänze. 28) Lota vulgaris Cuv. Bl. 70. 29) L. maculosa Cuv. New- York Fn. fig. 118. 30) L. compressa Kp., Gad. compressus Lesueur. b) Molva Kp. Zwischen den kleineren Zähnchen weit auseinander ste- 90 Kaup: hende längere. Vorderes Nasenloch mit einem Läppchen. Lateral bis ans Ende der Caudalflosse. 31) Molva vulgaris Flemm. , Gad. molva Linn., Lota molva Cuv. XllL Motella Cuv. Die Strahlen der ersten Dorsal dünn und wimperartig. Kinnbarbel. Ventral schmal und zu- gespitzt. Man theilt sie weiter ein: a) Raniceps Cuv., Batrachocephalus Holb. 32) R. raninus Cuv. , Gad. raninus Müll., Phyc. rani- nus et fuscus Sehn. , Raniceps niger Nils. , Batra- choides trifurcatus Penn. b) Motella, Cuv. Onos Riss., Pelrophilus Leach. 33) M. tricirrata Nils. Bl. 165. 34) M. capensis Kp. Mit dickerem Kopfe, etwas mehr entwickelten vertika- len Flossen. Bei gleicher Länge mit der vorigen mit brei- terem Kopfe und Schnauze. Zähne stärker und länger. Die Zähne des Vomer nehmen eine grössere und breitere Fläche ein und bilden keinen so regelmässigen spitzen Winkel. 35) M. pacifica T. et Schi. Fn. jap. p. 249. 36) M. argenteola Yarr. p. 283. Gad. arg. Mont. Mem. VTern. Soc. Vol. IL pt. 2. p.449. c) Molvella Kp. Ohne durch Grösse ausgezeichnete Zähne; alle hechel- artig. 3—4 Barbein auf der Schnauze , zwei zwischen den Nasenlöchern, 1—2 an der Spitze der Schnauze. Vomerzähne mehr eine Gruppe als VV^inkel bildend. 37) M. mustela Kp., Gadus mustela L., öcirrhatus Penn. 38) M. borealis Kp. Mit 5 Barbein wie Mustela, allein gestreckter. Kopf geht über viermal in den Rumpf. Körper dunkelbräunlich. Flos- sen mit unzähligen röthlichen Punkten mehr auf derD. als A. D. 49. Caudal dunkel ohne Flecken. Zweite ^^ Cap Nord durch Hrn. Noel. 39) M. cimbria Kp. Mot. cimbria Parn., cimbrius Linn. cimbricus Sehn. 40) M, glauca Kp-, M. glauca Jen. Yarr. p. 28t. Üebersicht der Familie Gadidae. 91 D. Mit einer Dorsal und einer Analflosse. XIV. Brosmius Cuv. 41) Br. vulgaris Cuv. 42) Br. flavescens Kp., Brosmerus flavescens Les. Mein. Mus. Vol. V. p. 158. pl. 16, Gad. flavescens Rieh. Fn. bor. Vol. 3. p. 257, Brosmius vulgaris Store. 43) Brosm. lubb Cuv. Gad. lubb Euphr. Ac. Slockh. T. XV. p. 223. T. VIII. Dritte Unterfamilie Iflacrarinae. Kopf und Körper mit harten stachligen Schuppen be- deckt. Erste Dorsal hoch , zweite mit der Caudal und Anal vereinigt. XV. Oxycephas Raf. (1810). Lepidoleprus Risso (1810), Lepidosoma Swains. 44) 0. trachyrhinchus Kp., Lepidol. trachyrhincus Riss., Oxycephas scaber Raf. 45) Ox. japonicus Kp., Macrurus japonicus T. et S. Fn jap. 112. fig. 2. XVJ. Macrurus Bloch. 46) M. rupestris BL, Coryph. rupestris Fbr. Gm. M. Fa- brici, Sundev. 47) M. Stromii Reinh., Coryphaenoides rupestris Gunn. Coryph. rupestris Müll. , Lepidoleprus norvegicus, Macr. norvegicus Bp. 48) M. coelorhynchus Bp., Lepidol. coelorh. Riss. Bp. Fn. it. unter dem irrigen Namen mysticetus ab- gebildet. 49) M. denticulatus Rieh. Er. et Terr. p. 53. PI. 32. flg. 1-3. 50) M. auslralis Richards. Proceed. 1839. p. 101. 51) M. allanticus Lowe Proceed. 1839. p. 88. 52) M. selerorhynchus Val. Can. Ins. pl. 14. fig. 1. 53) M. macrolepidotus Kp. Schuppen etwas breiter als lang mit 14 — 15 scharfen Rippen, die auf dem Körper mit an- und aufliegenden Sta- cheln versehen sind, über die Hälfte der Schuppen reiche^ Oü Kaup: und als Stacheln am Rande vorstehen. Die grösseren Schup- pen der Laterallinie ohne Stacheln auf den Rippen. Vom Anus aufwärts zur Rückenkante 12 Schuppen. Die längeren Strahlen der ersten Rückenflosse überreichen niedergelegt den 7ten Strahl der 2ten Dorsal. Erste D. 11. P. 16. V. 7. Ich kann die Zahl der Strahlen der Qten Dorsal , wie die der Anal nicht angeben da die Schwanzspitze an dem Pariser Exemplare fehlt. ? Mittelmeer. Vierte Unterfamilie Brotuli uae Kp. *). Ohne stachelschuppen. Ventralflossen , Dorsal, Caudal und Anal verbunden. XVII. Strinsia Raf., Bp. 54) St. tinca Raf. Bp. Fn. it. XVIII. Brotula Cuv. 55) Br. barbata Cuv. 56) Br. burbonensis Kp. Mit 6 Barbein auf der Schnauze und 4 am Unterkiefer. Brustflossen breit von der Länge des Rachens. Anal beginnt eine halbe Kopflänge vor der Mitte des Körpers und die Dor- sal hinter dem Ende der Pectoral. Kopf seitlich gedrückt mit schmaler Stirn und hochsilzenden Augen. Kopf in den Rumpf öVamal. Eine trockene Haut durch Hrn. ^Mgou in der Pari- ser Sammlung. 57) Br. multibarbata Schleg. Fn. jap. 111. flg. 2. XIX. Brotella Kp. Mit den Zähnen der vorigen zeigen sie einen stum- pfen Kopf ohne alle Barbein; die einfachen Ventralen sitzen unter der Mitte des Kopfes. 58) Br. maculala Kp., Br. imberbis T. et S. Fn. jap. 111. fig.3. 59) Br. armata Kp. , Brotula armata Schleg. Fn. jap. p. 255. Bildet wahrscheinlich ein eigenes Genus. XX. Hoplophyds Kp. Kiefern , Palatinum und Vomer am Rande der feinen *) Die 5te Ünterfamilie der Ophidinae habe ich bcreilg früher gegeben. üebersicht der Familie Gadidae. 93 Zähnchen mit grösseren Hakenzähnen bewaffnet. Ventral an der Spitze gabelförmig. (30) H. Lalandi Kp. Ich kenne nur trockene Häute von 830 — 1200 Mm. Die hochsilzende Seitenlinie mit weit auseinander stehenden Poren, die sich bis ans Ende des Schwanzes erstrecken. Dorsal be- ginnt am Ende der Pecloral und die Anal Kopfslänge hinter dem Anfange der Dorsal. Gelblich braun mit unzähligen braunen Punkten. Cap durch Hrn. de la Lande. XXI. OUgopus Riss, nee Lac. 61) Ol. nigerRiss. Ichlh. de Nice fig. 41. Hist. p. 338. XXII. Brotulophis Kp. -»). Zwei einfache strahlige fadenförmige Ventralflossen ent- springen gegenüber den Pectoralflossen. Zähne spitz , klein, von ungleicher Grösse. Keine Vomerzähne. 62) Br. argentistriatus Kp. Eine kleine gestreckte schwarze Form mit spitz zulau- fendem Schwänze. Ein Silberstreifen mit dunkleren Punkten vom Auge bis zur Spitze des Schwanzes. Untere Theile des Kopfes, des Bauches und über der Anal silberweiss mit Gold- schein. Pectoral an der Wurzel schwarz und als kurzes Band sich in die weisse Brust hinziehend. Das breitere Ende des Zwischenkiefers weiss. Das ganze Fischchen ist 108 Mm. lang, wovon der Kopf 18 Mm. wegnimmt. Pectoral 8 Mm. lang mit 17—18 Strahlen. Anus vom Unterkiefer 38 Mm. Insel Soolo durch Hrn. Leclancher. Ob völlig ausgewachsen? *) Das höchst interessante Genus Ateleopus T. et Schlegel Fn. jap. 112; deren Art man At. Sieboldi nennen kann, gehört schwer- lich zu den Gadidae, so total abweichend ist es von allen bekannten Genera. Es hat einige Aehnlichkeit mit den Gymnotidae und soll nach Dr. Schlegel elektris(Jh sein. Auf jeden Fall ist es der Ty- pus einer eigenen Familie, die man Ateleopidae nennen wird. Uebersicht der l§ioleiiiae, der vierten Sub- familie der Pleuronectidae. Von J. R a u p* Ohne Ausnahme dexlrale Formen mit sehr nach der linken Seite verdrehten Kiefern , die nur mit kleinen feinen Zähnchen in mehreren Reihen wie eine Hechel hesetzt sind. Wir sehen in dieser Subfamilie niemals den Dorn vor dem ersten Strahl der Analflosse , noch sehr entwickelte Brust- flossen , die auf der linken Seite zuweilen verkümmert sind, oder ganz fehlen. Bei den wahren Achiren fehlen sie auf beiden Seiten. Die höchsten Formen bilden das I. Genus Solea Cuv. mit zwei Brustflossen und deutlich getrennter Schwanzflosse. 1) Solea vulgaris Cuv. Bl. 45. Yarr. 347. Bp. Fn. it. Q) Solea nasuta Nordm. , Pleur. nasutus Fall., lascaris Riss. ßp. Fn. it. Solea polus Cuv. , Sol. pegusa Yarr., Solea scriba Valenc. Webb et Berth., Rhom- bus theophilus Riss, (jun.) Hist. p. 260. 3) Sol. humilis Cant. cat. p. 1201. 4) Sol. Kleini Bp. Fn. it. , Rh. Kleini et polus Riss. 5) Sol. hexophthalma Benn. Proc. 1830—31. p. 147. 6) Sol. angulosa Kp., Pleur. angul. Par. Mus. Die Brustflosse gleich der Entfernung von der Wurzel D. 84 der Brustflosse bis zum unteren Auge. • _ P. 7. V. 7—6. C. 19. Von Rochelle durch Hrn. d'Orbigny und Algier durch Hrn. Guichenot. 7) Solea senegalensis Kp. Wenig verlängert, mehr oval von schwärzlich brauner Farbe. Die Pectoral so lang als von der Spitze der Schnauze fianp: Uebersicht der Subf. Soleinae. 95 zum Auge. Körper und Strahlen der Flossen rauh. Die La- teral über den Pectoral gebogen reicht nicht bis zum Auge. Pectoral am Ende schwärzlich. / „^ P. 8. V. 5 — 5. C. 19. A. 70 Senegal durch Hrn. Gouverneur Jubelin. 8) Solea brasiliensis Kp. Einfarbig schwärzlich. Pectoral so lang als von der Schnauze zum Auge. Eine verlängerte Form, deren Schnauze die Symphyse des Unterkiefers überreicht. Zähnchen spitz in drei Reihen. Das hintere Nasenloch ist verdeckt von dem vorderen , das in einem kurzen Cylinder sitzt. Lateral am D. 81 Kopfe rück- und vorwärts gekrümmt, -r — ^. P. 8. V. 4. C. 2i'. Montevideo durch Hrn. d'Orbigny. 9) Solea oculata Rond. p. 257. , Pleur. ocellalus Linn. Bloch. Sehn. fig. II., PI. Rondeleti Schaw , Solea oculata Risso p. 248. Bp. Fn. it. mit vortrefflicher Abb., Val. in VVebb und ßerth. Can. pl. 18. fig. 2 el 3. Solea ocellata Cloq. 10} Solea pegusa Kp. nee Yarr. , Monochir pegusa Risso p. 258. , Solea monochir Bp. Fn. it., PI. trichoda- ctylus Nardo. Obs. Itt. Adr., Monochirus hispidus Raf. Bp. Cat. p. 50. 11) Solea variegala Flemm., PI. variegalus Donov. Brit. fish. pl. 117, Monoch. variegatus Thomps., Rhom- bus Mangili Riss., Solea Mangili Bp. Fn. it. Pole panachee Duh. sect. IX. pl. II. fig. 3., lingula Penn., Microchirus lingula Bp. cat., PI. microchirus Lar., Monochir microchir Cuv. , Rhombus lacteus Risso, Solea seu Microchirus lacteus Bp. Fn. it. Cat. p. 50. 12) Solea trichodactyla Kp. , Monochir trichodactylus Cuv. , Pleuron. trichodactylus Linn. D 53 Linne*s Diagnose ist korrekt ' ») P. 4.V. 5. C. 16. A. 4o Amboina. Eine kleine Art der Par. Sammlung. *) Ich habe eine Solea maculata Cuv. von Java , weiche nach t Kühl (Blkr. I. p. 409) in der Pariser Sammlung sich befinden soll, nicht daselbst aufgefunden. Sie ist von ßleeker zuerst beschrieben. 96 Kaupt II. Genus Synaptura Cantor. Brachirus Swains., Solenoides Blkr. Solea ähnlich, allein die vertikalen Flossen fliessen mit der Caudal zusammen , Pectoral von gewöhnlicher Bildung. Körper ohne Querbänder. 13) Synaptura Commersoniana Cant. Cat. p. 1204., PI. commersonien Lac. III. Fl. 12. fig.2., Russ. t. 70., Solea commersoniana Cuv., Synapt. früher Solea Rus- selli Blkr., Sole alongee Cuv. (Par. Mus.). Dr. Bleeker hält die Synaptura, von Russell abgebildet, für verschieden von der Laceped'schen ; die Strahlenformel, welche er giebt, weicht sehr von der Cantor'schen ab. Cantor giebt folgende |-g=fi P. 6. V. 4-5. C. 12. Blkr. |l|^ P. dext. 8~9, sin. 6-8. V. 2-4. C. 12. Das Fleisch der Russelli ist bitter, während das von Commersonia angenehm und essbar ist. 14) Synaptura albomaculata Kp. Auf dem Körper in fünf Reihen gelblich weisse Tüpfel. Die Länge des Kopfes %, die Höhe % der Totallänge. Zwischen den zwei blasigen Nasenlöchern ein Bärbel und auf der Unter- lippe 12 ziemlich deutliche Papillen. Brustflossen kurz, gleich der Entfernung von der Schnauze und dem vorderen Rande des unteren Auges. Die Schuppen der Augenseite mit 6—11 transparenten Stacheln am Rande. In einer vertikalen Linie gegen 38 über und 45 unter der Lateral. Auf der blinden Seite sind die Schuppen mehr oblong, schmäler und sta- chellos. Lateral distinkt und gerade bis zum Kiemendeckel, auf der linken Seite am Kopfe zeigt dieselbe sehr komplicirte D. 74 Linien; sie ist von mir abgebildet. - — -^ P. 7.8. V. 3-3. C. 16. A. Du Coromandel durch Hrn. Dussumier. 15) Sy. pectoralis Kp., Solea pect. Par. Mus. Die Brustflosse länger als der Kopf. Keine Papillen an der Lippe des Unterkiefers. Weniger schmal und verlängert als S. commersoniana. Kopf y^, Höhe % der Totallänge« Pectoral der linken Seite V3 kürzer als die rechte. Die La- Üebersicht der vierten Sübf. Soleinae d. Pleuronectidae. 97 teral der blinden Seite bestimmter. Schuppen sehr klein mit 6 — II kurzen Randstacheln. Hinteres Nasenloch rund, vor dem oberen Rande des unteren Auges; das vordere in einer blinden Tube. ^J,^. P. 7-9. V. 4—4. C. 18. A. o7 Cap durch Mr. de la Lande. 16) S. lingula Kp., Solea parva sive lingulaRond. p. 260 (French. Edit. Willoughby 8. fig. 1 Copie), Pleur. lingula Linn., Solenelte Duh., Solea lingula Jen., Monochirus minutus Farn. Mag. Zool. Vol. 1. p. 527, M. linguatulus Thomps., Monochirus linguatulus Cuv. Yarr. p. 355 mit guter Abbild. 17) Synaptura Savignyi Kp. Pleur. marmoratus (Par. Museum). Auf der linken blinden Seite ein grosses rundes Nasen- loch, welches diese Art vor allen auszeichnet. Kopf V5, Höhe Yä der Totallänge. Pectoral beider Seiten so lang, als vom Kiemendeckelrand bis zum Auge. Ventral sehr kurz. Lateral über dem oberen Auge gebogen. Gleicht in der Form des Kopfes einigen Plagusien und der Oberkiefer überreicht etwas die Spitze des Unterkiefers. Farbe grünlich bister- D. 72 braun, dunkler marmorirt. ^ — ^„ ^.^. F. 8. V.? 3. C. 18. A. oo-öO Neapel durch Hrn. Savigny. 18) S. marmorata Blkr. V. p. 90. 19) S. panoides ßlkr. H. p. 440. 20) S. aspilos ßlkr. III. p. 74. III. Genus Aesopia Kp. *). Synapturen, deren obere Strahlen der Brustflossen mehr oder weniger verlängert und die unleren sehr verkürzt sind. Nasenlöcher zwei vor dem unteren Auge. Körper mit gros- ser Zahl von queren Bandslreifen. So nahe sie auch mit den Synapluren verwandt sind, so können sie docli nicht unter diesen aufgezählt werden, sondern bilden ein eigenes Genus. 21) Aesopia multifasciata Kp. ♦) Nach der Sklavenkleidung des alten Fabeldichters Aesop. Archiv f. Natufsesch. XXIV. Jabrg. 1. Bd. 7 98 K a u p : Diagnose: Das vordere Nasenloch in einer langen dünnen Tube, länger als der Durchmesser des Auges , welche in einer Furche bis unter das Auge reicht und das hintere punktförmige Nasenloch verdeckt. Kopf und Körper mit 27 schmalen Binden. Beschreibung: Kopf %, Höhe V3 der Totallänge. Au- gen nahe beisammen, so dass sie mit den Rändern zusam- menstossen ; unteres grösser. Die zwei längsten Strahlen der Pecloral länger als der Diameter des unteren Auges. Schuppen mit 12 Stacheln und 3 — 4 Radien auf der Wurzel. In einer vertikalen Linie 70 und in der longitudinalen Linie D. 93 gegen llO.-r-^. P. 7—10. V. 4-4. A. o« Aus Indien durch Mr. Lesuer. 22) Aesopia ommaturaKp., Solea ommaturaRich. Rep. zebrina T. et S. Fn. jap. 23) Aesopia zebra Kp., Pleur. zebra Bloch. Abbildung von Bloch fehlerhaft. Ausser dieser Art habe ich alle übrigen abgebildet. 24) Aesopia quagga Kp. Diagnose: Mit 12 breiten Binden; vorderes Nasenloch in einer kurzen Papille, die das hintere nicht überreicht. Erster Dorsalstrahl kurz. Beschreibung: Kopf Vö, Höhe V3 der Totallänge. Schup- pen mit 6—10 Stacheln und an der Wurzel mit 11 Strahlen- linien. In einer vertikalen Linie gegen 56 Schuppen. Der längste Strahl der schwarzen Pectoral so lang als von der Schnauze bis zum Rande des unteren Auges. Caudal schwarz mit einzelnen lichteren Längsflecken. -r-T^- P» 9-— 12. V. 4—4. C. 16. Bombay. Pariser Museum. 25) Aesopia cornuta Kp., Solea cornuta Cuv. Russ. 72. Diagnose: Der erste Strahl der Dorsal viel länger als die übrigen, Schuppen ohne Spuren von Stacheln. Beschreibung: Eine massig lange Form mit 12 — 13 Bän- dern, von welchen die erste über die Schnauze geht. Schwanz mit ovaler schwarzer und grauer Zeichnung und einem weis- sen Fieü vor dem schwarzen Ende. Pectoral rudimentär mit Uebersicht der vierten Subf. Soleinae d. Pleuronectidae. 99 10 Strahlen; Ventral ebenfalls sehr unentwickelt mit 4 Strah- len auf der rechten und 3 auf der linken Seite. Schuppen in einer Querreihe ö4. Die blinde Seite ist weiss , gegen den Rand der Dorsal und Anal schwärzlich. Russell's Figur ist nicht genau und diePecloral über- sehen; sie ist irrig als eine Verlängerung des Operculum ge- zeichnet. Die vertikalen Strahlen sind irrig als einfache Strahlen gegeben; auch sind die Augen nicht gut dargestellt. D. 72 ir-7n\ P- ^0. V. 3— 4. C. 17. Brit. Ind. Par. Mus. A. ö2 26) Aesopia helotes Kp. Russ. t. 71. Brit. Ind. Russ. Fig. ist miltelmässig. IV. Genus Euryglossa Kp. Sind Synapturen von ovaler Form mit zwei Nasenlöchern auf den zwei Zweigen einer an der Spitze gespaltenen Tube. Anus zwischen den zwei regulären allein kleinen Ventral- flossen. 27) E. Orientalis Kp., Pleur. orienlalis BI. Sehn. 157. Der Kopf ö'/y und die Höhe ly^ der Totallänge. Kopf stumpf. Um die Nasenlöchertube kurze Barbein wie auf der Unterlippe. Lateral gerade , geht aber über dem Operkel in einem stumpfen Winkel in die Höhe. Auf der linken Seite ist am Kopfe die Seilenlinie mehr complicirt, was später an den von mir gegebenen Abbildungen zu sehen ist. Die mas- sig grossen Augen sind durch eine concave Stirn getrennt, die im Durchmesser dem des unleren Auges gleich ist. Schup- pen schmal, oblong mit 10 12 Stacheln und unregelmäs- sigen Linien an den Wurzeln. Auf der blinden Seite ha- ben die Schuppen weniger Stacheln. In einer Querreihe ge- D. 66 gen 80 Schuppen. —-^ P. 9. V. 5. C. 19. Mit dieser in Indien gemeinen Art, die eine bedeutende Grösse erreicht, sind die Arten ovalis, foliacea und ovala, von Richardson beschrieben, zu vergleichen. D. 65 Die Zahl der Strahlen der ovata . — ti= P. 9. C. 2 1 stimmt A. 47 iÖO Kaup: ziemlich mit der orientalis; ebenso die Formel, welche Dr. C a n 1 0 r giebt. Cantor giebt jedoch einen Charakter an: „The space, which soparated the eyes, is a sharp rest, which has scarcely % of the horizontal diameter of each eye ,^ was bei keinem Individuum der Pariser Sammlung der Fall ist. Ebenso ist Pleur. pan Ham. verwandt. Bleeker's So- lea pan ist was die Radien der Brust-, Ventral- und Cau- dalflossen betrifft, sehr von der orientalis unterschieden. D. 66 j-^ F. 5—7. V. 4—5. C. 12. (Letztere? ein Druckfehler durch Versetzung der Nummern.) Alle diese fraglichen Arten bedürfen einer nochmaligen strengen Revision; ich konnte sie aus Mangel an Material nicht vornehmen. V. Genus Eurypleura Kp. Achiroides ßlkr. *}. Euryglossae ohne Pectoralen. Nasenlöcher in zwei kur- zen Tuben vor dem unteren Auge. Diese Formen sind täuschend dem vorigen Geschlechte ähnlich, alle doch sehr verschieden. 28) E. melanorhyncha Kp., Achiroides melanorhynchos ßlkr. I. p. 15. 29) E. leucorhynchaKp., Achiroides leucorhynchosBlkr. Alle Hauptformen dieser Genera sind mit Einzelnheiten als Schuppen, linke Kopiseite u. s. w. in meinem grösseren Werke abgebildet. Obgleich wir bereits durch die Eurypleu- ren zu den pectorallosen Achiren gekommen sind, so drängt sich doch noch eine Form zwischen diese, welche Agassiz entdeckt undMonochir genannt hat. Obgleich Cuvier die- sen Namen für Soleen gebrauchte, bei denen die Pectoral der rechten beite wenig und die der linken Seite noch ge- ringer entwickelt sind , so können diese auf den Namen Mo- *) Ich habe den Namen geändert, w^eil diese Formen näher mit Euryglossa als mit Achiren verwandt sind, und die Namen mit oides endigend nicht sehr zu empfehlen sind. Üebersicht der vierten Subf. Soleinae d. Pleuronectidae. 101 nochirus keinen Anspruch machen , da sie die linke Flosse, wenn auch sehr rudimentär, besitzen. VI. Genus Monochirus Agass. nee Cuv. 30) Mon. maculipinnis Ag. Spix. pisc. t. 49. Squamae tab. D. Zeigt an den vertikalen Flossen Spuren von Poren, die jedoch durch die verdeckenden Schuppen schwer zu sehen sind. Im Totalhabitus, Färbung und Zeichnung den folgen- den Genera ähnlich. Es folgen nun die Genera, die auf beiden Seiten keine Spur von Pecloralflossen und eine deutlich abgetrennte Cau- dalflosse haben. Ich trenne die amerikanischen mit ihren vertikalen Streifen über den ganzen Körper, wie wir sie bei Monochir sehen, von denen der allen Welt, die einfarbig oder ge- fleckt erscheinen. A) Gestreifte. VII. Genus Grammichthys Kp. Ohne Poren an den Dorsal- und Analflossen. Vor- deres Nasenloch rund mit einem schwach vorspringenden Rande; hinleres in einem Schlitz der Lippe nächst dem un- teren Auge ; Körper mit Schuppen, die transparente Stacheln haben und am Kopfe und Unterkiefer grösser sind. Regel- mässige Ventralflosse, zwischen diesen der Anus. 31) Gr. lineatus Kp., Ach. lineatus Cuv., fascialus Lac, Pleur. lineatus Linn. Sloane 346. , Ach. mollis Mitch. N.-Y. Fn. fig. 159. Nord-Amerika. VIII. Genus Gymnachirus Kp. Ohne eine Spur von Schuppen auf Körper und Flossen. Das vordere Nasenloch in der Lippe nächst dem Winkel des Mundes; das zweite über diesem vor der Mitte der zwei Au- gen. 5 StraliK-n in der rechten Vcnlralflosse, keine linke. 32) G. nudus Kp. Vergl. später die Abbildungen, die in meinem grösseren Werke erscheinen. 102 Kaup: Etwas länger als hoch. Contur des Gesichts und des Kinns mit Cilien. Lateral über der Mitte des Operkels hoch und gebogen und bis zur Spitze der Schnauze reichend. Der schleimige, braune Körper mit 14 schwarzen Querbinden, die über die vertikalen Flossen reichen. Um die Augen irregu- läre concentrische Ringe. Schwanzflosse weissgesäumt mit D. 51 zwei schwarzen Binden am Anfange, v— ^w V. 0 — -5. C. 17. Bahia, durch das Genfer Museum der Pariser Sammlung geschenkt. B) Nicht gestreift ; gefleckt oder einfarbig. IX. Genus Achims Lac. (pari.) Am unteren Theile jedes Strahles der verticalen Flos- sen eine Schleimpore. Vorderes Nasenloch in einer kurzen Tube, hinteres als Schlitz unter dem vorderen Rande des un- teren Auges. Fast alle Strahlen an der Spitze getheilt. Schup- pen fast ohne Stacheln. Zwei regelmässige Ventralflossen, zwischen sich den Anus. 33) A. barbatus Geoff". An. du Mus. T. 1. pl. XL Rüpp. AtL t.31. flg. 2. Alle Strahlen der vertikalen Flossen mit kleinen Schuppen D. 65 5750:54 ^- '-'■ «• '«• 34) A. pavoninus Lac. Lac. t. IV. p. 660. Cant. cal. p. 1207. Ohne Schuppen der Strahlen über den Poren der ver- D. 63-68 tikalen Flossen. ^ ^„- V. 5—5. C. 18. A. 50 35) A. marmoratus Lac. Lac. tom. IV. p. 660. Commerson beschreibt zuerst bei dieser Art die Po- ren der Strahlen der Dorsal, und Analflossen, die später D.72 Rüppell, Cantor und Bieeker bestätigen t-t^V. 5 — 5 A. 00 C. 18. 36) A. Thepassi ßlkr. Blkr. VI. p. 500. üebersicht der vierten Subf Soleinae d. Plenrowectidae. 103 X. Genus Aseraggodes Kp. Achiren ohne Poren an den vertikalen Sirahlen. Cau- dal rund und bestimmt getrennt. Mehr oblonge Form. 37) A, guttulatus Kp. Kopf Vö j Höhe 72 der Totallänge. Augen nahe bei- sammen. Die vordere Nasentube so lang als der Diameter des unteren Auges. Die Lateral mit verlängerten concaven Po- ren reicht nicht bis zum oberen Auge. Eine verticale Linie über den vorderen Theil des Operculum. In einer Querreihe gegen 48 Schuppen. Schuppen rauh mit 6—10 Stacheln. Verticale Strahlen nach hinten höher ohne Schuppen. Farbe erau mit dunkleren Flecken und Strichen, namentlich auf der Lateral, die bis auf die Hälfte der Caudal reicht. ^— ^ V. 5—5. C. 18. 38) Aserag. poropterus Kp., Achirus poropterus Blkr. L410. 39) As. Hartzfeldi Kp., As. Hartzfeldi Blkr. IV. p. 123. XL Genus Heteromycteris Kp. Mit sichelförmiger Schnauze, welche die Symphyse des Unterkiefers bedeckt. Das vordere Nasenloch in einer Tube, das hintere als eine runde kleine Oeffnung vor dem unteren Auge. Auf der linken Seite ist das vordere Nasenloch in einer erhöhten runden Tube, die am Rande ausgebreitet und ausgezackt ist und durch einen mit Papillen versehenen Deckel geschlossen werden kann. Das hintere Nasenloch in einer Blase, deren Oeffnung nach hinten gerichtet ist. 40) H. capensis Kp. Mit Cilien an den Lippen. Kopf 4%, Höhe V3 der To- tallänge. Am Ende der Symphysis des Unterkiefers ein kur- zer Penis in einem Ringe. Die rechte Ventral beginnt etwas früher, als die linke. An dem letzten Strahle der linken Ven- tral der Anus. Laterallinie relief und erreicht fast das obere Auge. Auf der Mitte des Operculum eine gebogene Linie, welche nicht das obere Auge überreicht. Auf der linken Seite Spuren der verticalen Linie und gegen fünf verticale 104 Kaup: Uebersicht der vierten Subf. Soleinae d. Fleuronectidae. Linien , welche an dem ersten Dorsalsfrahle beginnen und durch weisse Cilien hervorgebracht sind, Farbe licht gräulich, D. P8 — -- V. 5—5. C. 19. A. 69 Apionichthys Kp. Eine birnförmige Gestalt mit zugespitzter Caudal; flach auf der Augenseite , allein angeschwollen auf der unteren Hälfte und der blinden Seite. Die sichelförmige Schnauze bedeckt die Symphyse des Unlerliiefers , der gegen 9 Ci- lien an der Lippe zeigt. Augen klein, nur vertiefte Punkte. In der Mitte von diesen mehr nach der Schnauzenspitze nur ein Nasenloch in einer grossen Tube, deren vorderer Rand gefranzl ist. Die vordere rechte Ventral reicht bis zum Kinne und ist durch eine Membran mit der Anal verbunden. Auf der linken Seite ist die Ventral rudi- mentär und halb so lang als die rechte; sie zeigt fast freie Strahlen. Anus auf der linken Seile. Die verticalen Flossen sind von der Caudal nicht deutlich geschieden, mehr wie Synaptura. Auf der linken Seite "nur ein Nasenloch am Ober- kiefer mit der Oeffnung auf dem Grunde und nach hinten gerichtet. Alle Strahlen einfach. Oeffnung des Oper- culum bildet nur einen sehr kurzen Schlitz. Durch letzteren Charakter weicht dieses Genus von allen Ge- nera ab. 41) A. Dumerili Kp. Ich nenne diese Art, wohl die merkwürdigste der gan- zen Unterfamilie, nach meinem hochbegabten Freunde, Hrn. Professor A. Dumeril, als ein Zeichen meiner Hochachtung und Freundschalt. r/^\' Vebersiclit fiep P]ag:usinae, der fünften Slubfamilie der Pleuronectidae. Von jr« K a a p« Aus dem Subgenus Plagusia (Brown) Cuvier ist nicht allein ein Genus, sondern eine Unterfamilie zu bilden, so zahlreich ist diese an Arten und Genera, namentlich in den indischen Meeren vertreten ; da diese Meere namentlich durch Cantor und Bleeker fleissig durchforscht sind, so werden sie später doch noch grössere Ausbeute ergeben. Wären alle Meere nur so untersucht , so würde die Zahl der jetzt bekannten Arten eine dreifache sein und die Zahl sich auf 100 steigern lassen. Die Beschreibungen von Dr. Ca ntor las- sen nichts zu wünschen übrig; auch die von Sir Richard- son und Dr. Bleeker sind vortrefflich, haben aber leider den Fehler, dass diese fleissigen und unermüdlichen Forscher die Bildung und den Stand der Nasenlöcher anzuführen verges- sen oder übersehen haben. Ich habe desshalb nur die Arten des Hrn. Dr. Bleeker in meine Genera aufgenommen, die er der Pariser Sammlung geschenkt hat. Leider war es mir nicht vergönnt, die Arten des indischen Archipels zu ver- gleichen , die das reiche Museum zu Leyden besitzt. Sicher findet sich in diesem noch eine grössere Zahl Bleeker'scher Arten, die, sind einmal die Bleeker'schen Sendungen gesich- tet, noch eine grosse Ausbeute ergeben und von mir nach- träglich beschrieben werden sollen. Kommen diese Zeilen Hrn. Dr. Bleeker vor die Augen, so können sie vielleicht Hrn. Dr. Bleeker selbst veranlassen, die von mir nicht un- tersuchten Arten einer neuen Prüfung zu unterwerfen. Von den meisten Arten habe ich in meinem grösseren Werke, welches unter den Auspicien von Dr. J. E. Gray und Sir Richardson erscheint, Abbildungen gegeben. Die sinistralen Plagusien sind wesentlich von den dextralen Achi- 106 Kaup: ren verschieden ; letztere können , ohne der Natur Gewalt anzulhun, nicht von den ebenfalls dextralen Soleinae getrennt werden , denn wir sehen allmählichen Verlust der Pectoral- flossen bei ihnen auftreten und sehen ein Genus Monochir Agass., bei dem die rechte Pectoral vorhanden und die linke fehlt. Auf jeden Fall stehen die Plagusinae auf der tiefsten Slufe der ganzen Familie Pieuronectidae; sie lässt sich wie folgt bezeichnen: Subfamilie Plagusinae* Sinislrale Formen ohne Brustflossen. In dieser Un- terfamilie sehen wir den längsten Schnabel , die complicirte- sten Seitenlinien, zwei oder auch nur eine Ventral auftreten, die bald eine rechte oder eine linke ist. Sämmtliche Flos- sen, wie Dorsal und Anal, verlaufen sich in die zugespitzte Schwanzflosse ohne Unterbrechung. Es finden sich Arten in allen Meeren. I. Genus Plagiusa (part.) Bp. Zwei normale Nasenlöcher vor dem unteren Auge. Kie- fern gerade. Drei Seitenlinien, wovon die nächste über der wahren Seitenlinie in einem spitzen Winkel sich mit dieser verbindet. Keine Verticallinie am Kopfe. Gestalt oval. 1) PI. lactea Bp. Fn. it. Mittelmeer. II. Genus Cantoria Kp. Der Sichelschnabel bedeckt nur die Symphyse des Un- . terkiefers; das untere Nasenloch ist oval und hat die dop- pelte Grösse des runden oberen, welches unter einem Kno- chenvorsprunge steht; zwei Seitenlinien und eine verticale am Kopfe, die beide verbindet. 2) Cantoria pinangensis Kp., Plagusia potous Cant. Cat. Wesentlich von potous Cuv. verschieden. ^ g^ V. 4—4. C. 10. III. Genus Aphoristia Kp. Ohne alle Längs- und Vertical-Linien. Schnauze sehr kur« 'A tungen dieses Thiers fin- Afncanus Cuv. ?L , . , . . * .m i ) den sich in den Artikeln : Monoceronem vocant animal ex multis compositum, equino corpore, elephantinis pedlbus^ capite cervino, in media fronte cornu gestans longitudinis 4 pedum ; vix vivum in ho- minum poteslatem venit; vinei cnim se videns occidit furore se ipsum. Bemerkungen über einige Säugethiere. 141 Unicornis animal, quod Pompeius ludis Romae exhibe- bat (nach Plinius VIfl, 29). Eale Solinus dicit besliam esse ut equus, colore nigro, maxilla ut aper, cornua longiora quam cubilus quae non ri- gent, sed moventur a radicibus, was auch später von Manchen beim Rhinoceros behauptet wurde (Plin. VIII, 30). Hippopotamus amphibius L. Auch hierüber sind Alb. Angaben unklar, und zwar finden sie sich in Lib.XXIV un- ter den Wasserlhieren: Equus Nili , animal de genere et natura crocodili (!). Unter demselben Namen in Lib. II, tract. I, cap. 4 erwähnt. Equus fluviafilis (Lib. XXIV) ist offenbar dasselbe. Hipodromus (ibid.) mit längerer Beschreibung, nach Plinius VIII, 39. Sus scrofa L. Aper sylvestris et domesticus. Alb. be- hauptet, dass es zuweilen auch gehörnte Eber gebe. Equus caballus L. Equus. Sehr vieles über die Krank- heilen des Pferdes. Equus asinus L. Asinus, animal notum, lurpe. Onager sive Asinus sylvestris nach den Angaben der Allen. R u m i n a n t i a. ^ , , . . r i Camelus, quidam unum, qui- Camelus dromedarius L. f , , ., , , . , ^ . ^ > dam duos gibbos habent Baclrianus L. V r -l .. . ) (Lib. II, tract. I, cap. 2). Moschus moschifer L. Musquelibet, animal Orientis, magnitudine capriolae. Der Drüsensack wird als Geschwür (aposlema), das Sekret als Eiler oder Jauche (sanies) aufge- fasst, als Autorität ein gewisser Platearius angeführt. Cervus alces L. Equicervus, schon oben erörtert. Alches nach Solin (und Plin. VIII, 16) Aloi nach Caes. VI, 2(5 u. Plin. ibid. Cervus larandus L. Rangifcr. 1 Pyradum nach Plin. [ebenfalls schon Equicervus z. Th. [ob. besprochen lib. II, tract. I, c. 2 142 V. Martens: Cervus elaphus L. Cervus, aniinal notum. Corvus (lama L. Damrna, magniludino capriae; cornua plana. Der Zusalz: arabice vocatur agazel betrifft aber die Gazelle, Antilope dorcas. Cervus capreolus L. Capriolus, cornibus specie cervi; vocenn venalor imitatur sibilo folii, etc. Camelopardalis giraffa L. Anabula , arabice et italice seraph. (Plin. VIII, 27 nennt sie nabun). Camelopardalis Ae- thiopum. Oraflus, arabice scofter! (beides wohl Verstüm- melung von Giraffe); nirgends deutlich beschrieben. Antilope dorcas L. Agazel s. dama. ? Calopus, an. juxta Euphraten. Antilope picta Fall. Equicervus est duorum generum, Solinus dicit esse animal Orientis et Graeciae, jubatum etc. Dieses hat Solin wieder aus Aristoteles bist. an. II, 1. Dass er in Griechenland vorkomme, ist Missverständniss; Aristote- les sagt £v 'AQa/coTaig, das ist das heutige Kandahar in Af- ganistan. Dieselbe Stelle , von Plinius VIII, 50 entstellt und Hippelaphus in Tragelaphus umgewandelt, wie Schneider (Eclo- gae physicaell, p. 18) vermuthet, liegt dem Tragefalus (sie!) des Albertus zu Grunde; Plinius lässt ihn aber am Phasis wohnen und Alb. entstellt dieses wiederum zu regio quae Falsida vocalur; ferner scheint er nur aus der Aehnlichkeil mit dem Hirsch, die bei Plinius im Allgemeinen, bei Aristo- teles nur in Bezug auf die Grösse erwähnt ist, „Cornua ra- mosa«* erschlossen zu haben. Die V\^orte Peclus villosum (bei Plinius arnii, bei Aristoteles akromia) verleitete wieder Spätere, den Namen auf das wilde Schaf des Alias zu über- tragen. Capeila rupicapra L. Capra monlana sylvestris, quae apud linguam nostram genezon vocantur, habent cornua sicut uncus. Abgesehen von Aelians y.f/nug die erste Erwähnung des Namens Gemse, der im ital. camozza, im franz. chamois und im span. cainurga wiederkehrt. Capra ibex L. Ibex, genus capri, in alpibus Aleman- niae abundans (jetzt nicht mehr), vastis valde cornibus, ila ut cadens de rupibus totum corpus cornibus excipiat (altes Bemerkungen über einige Säugethiere. 143 Jägermährchen). Cum uUerius scandere ante venatorem non valet, aliquando redit et venalorum deiicere nititiir, sed pe- rilus venator cruribus divaricalis dorso eius insilit et cornua manibus appreljendit et sie aliquando de ruplbus dcpositus evadit (ist ein kühnes Voltigirstückchen). Der Name Stein- bock scheint alt zu sein, i-bex ist vielleicht dasselbe Wort lalinisirt, wie das heutige italienische stambecco; das fran- zösische bouquetin, noch bei ßelon bouc-eslain geschrieben, ist dasselbe umgesetzt, rupicapra vielleicht eine Ueberselzung davon. Capra hircus. Caper et capra, nola animalia, in mon- lanis magis pascuis valent etc. Ovis aries L. Ovis an. notuni. Bos taurus. Bos communis. Taurus, an. notum. Bos urus s. primigenius. Urni — bison L. Vesontes ?Zubrones f oben be- ?Durau [ sprochen. Bonachus (nach Solin) Bos bubalus L. Bubalus, animal nigrum ; cornua parva. Circulo posilo in naribus circumfert(ur) et trahit ad vices duorum equorum pondera und Hb. II, Iract. I, cap. 3 animal, quod in Romana lingua et noslra bufletus vocatur; iratus mergit so in aqua usque ad os; das Ihut er wohl weniger aus Zorn, als um sich abzukühlen. Hier bezeichnet also das Wort bubalus wie bei Paulus Diaconus mit Bestimmtheit das noch so genannte Thier, das unterdessen (zur Longobarden- zeit) in Italien eingeführt worden war*"), während die Alten damit sehr wahrscheinlich eine Antilope (A. bubalis L. ?) bezeichneten , wie aus der Zusammenstellung mit Reh und Gazelle bei Aristoteles (bist. an. 111, 6 und de part. an. 111,2) und aus der Heimalsangabe in Nordafrika (Herodot. iV, 192. Plin. VllI, 15) sich ergibt. *) Auch bei Avicenna (anim. IIb. III.) bezeichnet bufalus den lahmen Büffel, da von der Milch die Rede ist. I4i Y. Martens: Bemerkungen über einige Säugethiere. ßos grunniens Fall.? Enchiros, animal Orientis magni- ludine tauri; longi erines descendentes ad duas spalularuin (scapularum) partes, molliores plus equinis. Color nigricans. Pili in aliis meinbris lanae assiniilanlur. Cornua ad interius flexa. Vox tauri. Cauda brevis respectu corporis. Die zwei letzteren Angaben passen allerdings gar nicht auf Bos grun- niens , aber docii kann ich der vvollenähnlichen Haare und der Heimath im Orient wegen mich nicht entschliessen, dieses Thier räthselhaften Namens für einen vierten Doppelgänger des Wisent zu nehmen. Eine Anzahl ganz zweifelhafter Thiere ist hier übergan- gen. Unter denselben dürften das Marintomorion und Man- ticora, an Avicenna's boritus (animal. lib. I, fol.3) und Man- tichora des Ctesias (Plin. VIH, 30) sich anlehnend, mit drei Zahnreihen, Stachelschwanz und abenteuerlichen Stimmen, auf poetischen Beschreibungen oder vielmehr Umschreibungen des Löwen beruhen. An derselben Stelle beschreibt Avi- cenna (f 1036) den Tiger deutlich unter dem Namen alba- bar, was Brandt in seiner Literaturgeschichte dieses Thiers (Mem. ac. Pelersb. VIH, 1856) nicht erwähnt. lieber einigte Velutiiia- Arten. Von Dr. Eduard v. ]flartens» Hierzu Taf IV. Fig. 1-3. Das Zoolügische Museum zu Berlin besitzt vier Arten der Schneckengattung Velulina, von denen drei eine nähere Besprechung verdienen dürften. 0 In den Nov. Acta Acadein. imp. scient. Petropoli- lanae Band II. für das Jahr 1784, aber erst 1788 erschie- nen, hat Pallas neben anderen Meerthieren eine Helix co- riacea von den kurilischen Inseln beschrieben und Taf. 7. Fig. 31— 33 abgebildet, welche seitdem, wie es scheint, nicht wieder gefunden wurde und daher von den systematischen Schriftstellern Iheils übergangen, Iheils (z. B. Gmelin) nur mit den Worten des Entdeckers angeführt wurde. Selbst in Petersburg ist sie nicht vorhanden, wie v. Middendorf in seinen Beiträgen zur Malacozoologia Rossica II, p. 106 (Mem. d. 1. soc. imp. d. sciences d. St. Petersbourg, Vi. Serie, tom. VI, 1849) bezeugt, derselbe beschreibt sie daher auch nur nach Pallas, vergleicht sie aber richtig mit den Velutinen und führt sie als solche, Velutina coriacea^ auf. Im Königl. zoologischen Museum zu Berlin findet sich nun seit lange und nach des verstorbenen Direktors, Prof. Lichtenstein, münd- licher Mitliieilung aus den Händen von Pallas selbst stam- mend, übrigens ohne Fundortsangabe und nur mit einem hier lieber nicht zu erwähnenden Gattungsnamen bezeichnet, eine Schale, welche zu der Beschreibung der Hei. coriacea voll- ständig passt und daher wohl als das Originalexemplar der- selben zu betrachten ist. S. Taf. IV. Fig. 1. Dieselbe hat die Gestalt einer kolossalen Velutina , wie Archiv f. Naturgesch. XXI V. Jahrg. 1- Bd. {Q 146 V. Martens: die beigefügte Abbildung zeigt, oder, wenn man nur auf den Umriss sieht, diejenige der Concholepas, denn das Gewinde ist sehr klein und liegt tiefer als der obere Rand der Mund- öffnung, so dass es in einer Seitenansicht gar nicht sichtbar wird. Die ganze Schale besieht nur aus Vj^, Windungen, der Durchmesser der vorletzten (von der Anheftung des obern Mündungsrandes an gemessen) beträgt nur 5 Millimeter und verhält sich zu dem der folgenden wie I : 10. Die senk- recht-ovale Mündung nimmt den grössten Theil der Schale ein, ihr Rand ist scharf und gerade, der Columellarrand biegt sich a(n der Stelle A^s Gewindes etwas um, ohne sich dicht an dasselbe anzulegen und springt unterhalb desselben in einem schwach convexen Bogen vor. Das Eigenthümlichste ist aber die Consistenz der Schale, die erste und die obere Hälfte der zweiten Windung zeigen eine kalkige feste Grund- lage mit unregelmässigen Anwachsstreifen und etwas stär- keren, breiten, rundrückigen, ungleichmässigen Spiralslreifen; diese wird bedeckt von einer durchscheinenden, hellbrau- nen, etwa % Millimeter dicken Epidermis, welche die Sculp- tur durchscheinen lässt und im trockenen Zustande leicht abspringt, theilweise daher schon verloren gegangen ist. Der übrige Theil der letzten Windung, über y^ der Schalenfläche, wird nur von dieser mehr knorpel- als hornartig zu nennen- den Schichte gebildet, dieselbe hat hier die Dicke eines hal- ben Millimeters, ist durchscheinend gelbbraun, bei auffallen- dem Licht kastanienbraun und mit Ausnahme unregelmässigef schwacher Anwachsstreifen ohne alle Sculptur ; im trockenen Zustand ist sie spröde, befeuchtet biegsam; beim Trocknen schrun)pft sie zusammen, so dass sie einestheils sich nach innen umbiegt und faltig wird (darauf scheinen die Worte rugis annotinis imbricata bei Pallas sich zu beziehen), an- drerseits leicht Sprünge und Risse bekommt. Ein solcher Riss gerade an der Grenze der Kalkschale, welche dem Ein- schrumpfen Widerstand leistete, verhindert die natürliche Be- schaffenheit dieser Gränze zu erkennen, sie bildet hier eine unregeimässig zackige Bruchlinie. Auch der Rand ist viel- fach durch Risse verletzt und von der bei Pallas erwähn- ten hirsuties quaedam nichts mehr zu sehen; wo er unver- letzt ist, schärft er sich zu und ist vielfach wellig, oft wie lieber einige Velutina-Arten. 147 gefältelt. Ebenso macht der Mangel einer festen Grundlage ein genaues Messen unmöglich, die Höhe der Mündung und damit der ganzen Schale lässt sich zu 67 Millimeter, die Breite der Mündung, durch das Einbiegen am stärksten beeinträch- tigt, normal zu etwa 45, die der ganzen Schale oder der grosse Durchmesser zu nahezu 60, der kleine oder die Höhe der Schale , wenn sie auf der Mündung liegt, zu fast 30 Mil- limeter annehmen. Die Spitze liegt um 6 Mill. liefer als der höchste Theil des Mündungsrandes. Zunächst unserer Art scheint Middendorf's V. cryp- tospira zu stehen, welche auch cartilagineo-coriacea ist, aber durch die V/orte spira plane inconspicua und columella inter- dum canaliculo obsoletissimo submarginata (1. c. p. 106 a) und durch die grössere Breite (Breite zur Höhe wie 19 : 14, s. Midd. Reise, wo sie auch abgebildet ist), unterschieden ist; sie scheint von ähnlicher Consistenz zu sein, soll aber ge- gen 20 Längs-(Spiral)runzeln auch auf dem biegsamen Theile zeigen und die sehr dünne Kalkschichte erstreckt sich nach V. MiddcndorTs Angabe nicht bis auf den letzten Umgang; der Name rührt daher, dass die sonst sichtbaren V/^ obern Windungen durch die Epidermis spurlos verhüllt seien, ihre Dimensionen sind nach dem Alter sehr variabel; setzt man die Höhe der Schale (gleich der der Mündung) = 100, so ist bei coriacea cryptospira der grosse Durchmesser . 88 90-140 der kleine Durchmesser . 45 45— 64 die Breite der Mündung . 68 75—114. Da die zweite Zahl bei V. cryptospira den grösseren Exem- plaren von erst 14 Mill. Höhe entspricht, und diese auch schon Sy^ Windungen hat, so ist anzunehmen, dass bei etwaigen noch grösseren Exemplaren die Unterschiede noch grösser würden , und also cryptospira nicht als Jugendzustand von coriacea zu betrachten ist. Die gar zu kurze Beschreibung des Sigaretus coriaceus Brod. et Sow. (Zoological Journal IV, 1829. S. 371) von Cap Lisbon in Nordwestamerika gibt keinen wesentlichen Unterschied von unserer Schale. Die Kalklage der Schale sei so dünn , dass sie gegen die Mündung hin leicht ganz abspringe , dieses und die Benennung coriaceus 148 V. Märten 8 : (obgleich die Verfasser mit keinem Wort erwähnen , dass Pallas diesen Namen schon gebrauchte), machen mir wahr- scheinlich, dass unsere Art gemeint sei. Die Dimensionen (»^y2o ^ong., 1 lat. pol!.«) sind viel kleiner, aber in ähnli- chem Verhällniss, Da derselbe auf der Reise des Captain Beechy gesammelt wurde , so dürfte er wohl noch im briti- schen Museum zu finden sein ; die Verfasser geben nur an, dass er nicht in der Sammlung der zoologischen Gesellschaft vorhanden sei. Dagegen stimme ich Hrn. v. Middendorf vollständig bei, wenn er V. Mülieri Desh. (in Guerin's Magazin zoolo- gique 1841, Mollusques et Zoophytes pl. 2S) für halioloidea erklärt; die Figur passt vortrefflich zu einer von Prof. Sars aus Norwegen stammenden im Berliner Museum, und die in Reihen gestellten Zotten werden ausdrücklich erwähnt. Sollte sie wirklich aus Kamtschatka stammen? V. haliotoidea wurde sonst noch nicht im Gebiet des stillen Oceans gefunden. Middendorf (1. c.) vermochte in Pallas' Beschrei- bung keinen specifischen Unterschied von der eben genann- ten nordeuropäischen Art aufzufinden , setzt aber solche mit Recht voraus; ein solcher besteht, wie mir die Vergleichung norwegischer Exemplare zeigt , ausser der verschiedenen Grösse wesentlich in der Beschaffenheit der Epidermis, wel- cher die ganze Gattung den Namen verdankt; ich finde bei V. coriacea an demjenigen Theile der Epidermis, welcher die Kalkschale bedeckt, wohl einzelne zotlenartige Verlängerun- gen, aber nicht zahlreich und nicht in Reihen gestellt; an dem freien biegsamen Theil ist auch von diesen nichts zu erkennen; ferner hat V. haliotoidea bei einer viel geringeren Grösse dieselbe oder eine grössere Anzahl von Windungen (2'/2 — 3; vix 4 sagt Fabricius) , die Kalkschale reicht bei- nahe bis zur Mündung, und endet hier mit einem verdick- ten Rand, über welchen sich nur ein schmaler Epidermis- saum hinauserstreckt ; sie ist unter der Epidermis wie auch Capulus Hungaricus im frischen Zustand lebhaft rosenroth ge- färbt. Endlich ist bei V. haliotoidea die Spitze ein wenig über den letzten Umgang erhaben. 2) Man sieht in Sammlungen nicht selten unter dem Namen V. capuloides Exemplare mit bedeutend vorstehendem Ueber einige Velutina-Arten. 149 Gewinde, bei denen sich die Höhe der Mündung zu der der ganzen Schale = 17 : 24 verhält, während bei der ächten norwegischen haliotoidea = 17 : 18 bis 19. Der Winkel an der Spitze des Gehäuses ist bei ihr = 1350; bei V. haliotoidea nahezu gleich zwei Rechten. Damit hängt zusammen , dass bei dieser fraglichen Form die Mündung nicht höher als breit und die Mündung selbst einen kleineren Theil des grossen Diameters (Durchmesser, der letzten Win- dung in der Mündungsebene) ausmacht. Auch ist die Schale solider, lebhafter fleischroth und ein deutlicher Nabelrilz vor- handen. Leider kenne ich bis jetzt weder die Epidermis, noch das Vaterland dieser Schalen. Schlägt man Blain- ville's Manuel de malacologie nach, so findet man aller- dings eine Velutina capuloides, aber nur als neuen Namen für die oben erwähnte norwegische Art, V. haliotoidea; für die vorliegende möchte ich daher den Namen F. solida vor- schlagen. S. Taf. IV. Fig. 2. 3) Eine weitere Art ist unter dem Namen V. Bernardi von Paris aus verschickt worden, ich weiss aber nicht, ob und wo näher beschrieben. Dieselbe nähert sich sehr der früher sogenannten V. olis, welche jetzt als eigenes Genus Otina von Forbes und Hanley anerkannt, von Pfeiffer sogar zu den Auriculaceen gestellt wird , unterscheidet sich aber von ihr durch die Sculptur und ebensoviel in der Höhe. Die Schale ist durchscheinend , innen glänzend , aussen mit zahlreichen feinen dem Mundsaume parallelen Streifen geziert, welche durch etwa 8 spirale Furchen unterbrochen werden; nahe der Nalh verläuft eine vorstehende Kante, welche auch als stumpfe Ecke an der sonst ovalen Form der Mündung auftritt. Der Columellarrand wird von einer umgeschlagenen weissen Platte bedeckt, ohne Nabelritz. Das Gewinde steht ungefähr so stark wie bei V. solida vor. Kaum zwei Win- dungen im Ganzen. Die Farbe ist ein intensives Gummigutt- gelb, wie es an ganzen Stücken dieses Farbestoffes sichtbar ist, und geht an der oberen Windung in Fleischroth über. Von Epidermis finde ich keineSpur; s. Taf. IV. Fig. 3. Vermuthlich ist sie eine Otina. Eine alphabetische Uebersicht der wirklichen und ver- meintlichen Arten dieser Gattung ergiebt Folgendes ; 150 V. |4?rten3i Velutiiia Flem. Bernardi = Otina? B. s. oben No. 3. canaliculala Beek == Otina zonata Gould. cancellata Quoy et Gaimard == Narica c. capuloides Blainv. = haliotoidea Fabr. capuloides collect. =; solida M. coriacea — Pallas — Middendorf mal. ross. 1849; s. oben No. 1. Kurilische Inseln. Helixc. Pallas nov. act.acad.petrop.il. 1788. 7, 3 1-33. ? Sigarelus c. Brod. et Sow. Zool. journ. IV. 1829. 25, 8-10. cryptospira Middendorf sibir. Reise 1848. Ochotzkisches Meer, elongata Sc. Wood = Otina zonata Gould. flexilis Gray = plicatilis Müll. glabra (Oxynoe-Couthouy) Gray = Lamellaria perspicua L. haliotoidea Fabr. Möller moll. grönl. 1842; Loven Öfvers. vet. akad. 1846; Middendorf 1. c. England , Norwegen, Grönland, Massachussets. Helix h. (non L.) 0. Fabricius fauna grönl. 1780. Bulla velutina 0. F. Müller prodr. zool. dan. 1776. 101, 1—4. Helix laevigata (non L.), Pennant brit. zool. 1777; Montagu test. brit. 1803 etc. Helix haliotoidea (non L.) 0. Fabricius faun. grönl. 1780. Helix neritoidea (non L.) Chemnitz Conchylienca- binetX. 1788. f. 1598— 99. (von Mörch zu lani- gera citirt). Helix haliotoidea ß Gmelin syst. nat. 1788. V. capuloides Blainville man. mal. 1825. 42, 4. Galericulum laevigatum Brown conch. illustr. 1827. V. laevigata Fleming brit. an. 1828; Gould cat. mas- sach. 159; Forbes et Hanley brit. moll. 99, 4. 5. V. Mülleri Deshayes Guerin. mag. zool. 1841. 28. V. striata Macgillivray moll. scol. 1844. V. rupicola Conrad Journ. acad. Fhilad. VI. U, 17. 18. üeber einige Velutina.Arten. 151 laevigala Flem. = haliotoidea Fabr. lanigera Möller Moll. Grön. 1842; Sars nyt.magaz. f. nalur- vidensk. 1850. Grönland und nördliches Norwegen CKomagfjord). Mülleri Desh. = haliotoidea Fabr. otis Turt. Flem. = Olina. otis Turt. ovata (Galericulum) Brown — Otina otis Turt. pücatilis Müll. — Loven Öfvers. vel akad. 1846. Norwegen, Orkneys und Schottland. Bulla p. 0. F. Müller ^ool. dan. prodr. 177t3; Flem. brit. an. Bulla flexilis Montagu lest. brit. suppl. 180S. Laskey Memoirs of the Wernerian sociely 1. 1811. Sigaretus flexilis Brown conchol. illustr. 1827. Coriocella flexilis Macgillivray moll. cat. 1844. V. flexilis Gray list of gen. 1847 ; Forbes et Hanley brit. moll. 99, 67. Marsenina? p. Gray quide of syst. Moll. 1857. p.46. rupicola Conrad = haliotoidea Fabr. solida M. s. oben No. 2. V. capuloides collect, striata Maeg. = haliotoidea Fabr. slylifera Flem. = Stylifer Turtoni Brad. undata Smith = Otina zonata Gould. zonata Gould = Otina zonata Mor. z. br. G. n. n. Alder catal. moll.Northumb. = Olina otis Turt. Dieses Genus ist somit auf die nördlichen Gegenden beider Hemisphären beschränkt. lieber einigte Brack'srass^erbeTrohiier aus den Uing'ebuiis'eii Venediges. Von Dr* Eduard v« Iffartens. Hierzu Taf IV. Fig. 4. 5. und V. Die venetianischen Lagunen sind vom offenen Meere durch eine Reihe langgestreckter Sandinseln, den Nehrungen der Ostsee-Haffe vergleichbar, abgeschlossen; auf einer der grösseren unter denselben liegt das Städlchen Malamocco und dicht hinter denoselben, zwischen den Gärten, welche Vene- dig mit Gemüse versorgen, noch an der Lagunenseite, fischte ich den 23. Juni 1856 mit dem Stocke eine Parthie grüner Algen heraus, diese zeigten sich mit kleinen Schnecken be- setzt und dazwischen zappelte ein kleines buntes Fischchen, stahlblau mit orangerothen Flossen und silbernen Vertikal- bändern, ein Bauchflosser, sein Kopf dem von Mugil ähnlich, aber kaum zolllang, der mir damals ganz unbekannt war. Die Gräben (fossi) auf diesen Inseln dienen zum Ablaufe des Regenwassers in die Lagunen, als Grenzen der einzelnen Grund- stücke und als Hafen für die leichten Lagunenkähne (batelli), auch sollen nach mündlichen Miltheilungen die beliebten Ce- voli (Mugil) in ihnen gehegt werden; sie stehen alle, soviel ich weiss, mit den Lagunen in offener Verbindung. Pflanzen oder Thiere, die sonst in süssem Wasser vorkommen, sahen mein Vater und ich in diesem Graben nicht. Um so mehr interessirten uns diese Brackwassergeschöpfe, sie stellten sich bei näherer Untersuchung als Enteromorpha intestinalis Lin. var. capillaris Kütz., Hydrobia stagnalis Linne und Cyprinodon fascialus Nardo und Val. heraus. /SSJ'. Ta/Il: 4^ mmm»^^ Jm I A^u^r /Jr>j€i^e/j^ yj tZf^v.^nr/.r^^a^r T'rC'fa^^ . V. Martens: Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 153 I. Cyprinodoii fasciatus. Aphanius fascialus Nardo in der Isis 1827. S. 438 und bei Boerio Dizionario del dialetto veneziano 1829. 4. S. 438. Cyprinodon fasciatus Valenciennes bist. nat. d. pois- sons XVIll. 1846. p. 156. ? Lebias flava Costa fauna del regno di Napoli. Pesci. 1838. p. 35. Taf. 17. Fig. 1. Körper messerförmig zusammengedrückt , die grösste Höhe 4V2mal in der Tolallänge enthalten, die grösste Breite (zwischen den Kiemendeckeln) b\K_msi\, die Höhe an der Schwanzflosse 9mal , die Kopflänge 4mal in der Totallänge. Das Auge liegt dicht am Stirnprofde , es ist um % seines Durchmessers von der Schnauzenspitze, um \% desselben vom Rande des Kiemendeckels entfernt, die Breite der Stirne zwischen den Augen ist 1 y2mal so gross als der Durchmes- ser des Auges. Die Schnauze kann um das Doppelte ihrer Entfernung vom Auge vorgestreckt werden. Der Kopf ist oben flach , die Schuppen des Scheitels gleichen denen des übrigen Körpers , aber auf dem Hinterhaupte sind sie IheiU weise verloren gegangen und daher ist über die von Costa erwähnten Löcher und Höcker nichts zu ermitteln, worauf im Nacken 10 unter sich gleichmässige, in die Breite ge- zogene bis zum Beginne der Rückenflosse folgen, im Ober- kiefer zähle ich 6, im Unterkiefer 10 Zähne, alle sind drei- spitzig. Letzterer steht stets über den Oberkiefer vor, so dass selbst bei geschlossenem Munde feine Zähne sichtbar sind. Praeoperculum und Suboperculum sind vom Operculum deutlich abgesetzt und ohne Schuppen. Die Rückenflosse beginnt etwas vor der Mitte der To- tallänge, die Entfernung des hinteren Endes ihrer Basis von der Schwanzflosse gleicht »4 der Kopflänge, zurückgelegt bedocUt sie etwa die Hälfte dieser Entfernung; die Höhe gleicht der Körperhöhe an derselben Stelle; die letzten Strahlen sind etwas länger als die ersten, was der ganzen Flosse eine tra- pezförmige Gestalt giebt. Die Afterflosse ist an der Basis fast ebenso lano wie die Rückenflosse, aber ihre Höhe ist 154 V. Martens: bedeutender, \^/^ der Körperhöhe an derselben Stelle, oder gleich der Entfernung vom Rande des Kiemendeckels zum vorderen Augenrande; sie bleibt zurückgelegt um ebenso- viel als die Dorsalis von der Basis der Schwanzflosse entfernt. Rücken- und Afterflosse stehen einander gegenüber, erstere hat 12, letzlere 8 Strahlen. Die Brustflosse ist zugespitzt und so lang wie die Analis, sie reicht, zurückgelegt, bis zur Basis der Bauchflosse ; diese ist nur halb so lang und erreicht die Analis nicht. Die Schwanzflosse hat 4 ziemlich gleich lange Strahlen. Die Schuppen sind ganzrandig, stumpf fünfeckig, zeigen concentrische Streifen und am Basalrande 11 — 16 schwache, nach der Mitte der Schuppe convergirende rip- penartige, durch schmale Zwischenräume getrennte Erhe- bungen. Die Farbe des lebenden Fischchens war oben bräunlich- grün, schwarzpunktirt, an den Seiten stahlblau mit 9 vertika- len weissen Bändern in ungleichen Entfernungen, das erste noch vor der Spitze der Brustflosse, das letzte nahe der Schwanzflosse; die Bänder sind schmäler als ihre Zwischen- räume. Die Unterseite des Kopfes und der Brust ist weiss- lich, von den Bauchflossen an bis zur Schwanzflosse ist sie röthlich. Die Rückenflosse grossentheils durchsichtig, doch- zwischen den vorderen Strahlen und längs des obern Ran- des schwarz ; Brust - und Schwanzflosse schön orangeroth mit schwärzlichen Spitzen; die Analflosse blass , an ihrem hin- teren Rande ein schwarzer Flecken. Kiemendeckel silber- farbig. Totallänge 28 Millimeter. Die Beschreibung von Valenciennes weicht haupt- sächlich in der Zahl der Zähne, der Flossenstrahlen und der Bänder ab; letztere ist unwesentlich; Silberpunkte auf dem Nacken sind an meinem Exemplare auch nicht zu sehen. Costa's Beschreibung enthält wesentliche Abweichung in den Kopfschuppen und den Deckelstücken. In letzteren stim- men aber dem oben beschriebenen zwei erwachsene Exemplare von 42 Mill. Länge überein, welche das Berliner Museum von Rud olf Wag ner wahrscheinlich aus Sard iiien erhielt; bei diesen ist die Rückenflosse verhältnissmässig höher, fast so hoch wie die Analis, die Brustflosse reicht zurückgelegt über den Ursprung der Bauchflosse hinaus , diese ein wenig über Ueber einige Brackw^fserb^wohner Venedigs. 155 den der Analis (wie bei Costa). Von der Färbung der Flossen ist bei den zwei erwähnten Spiritusexemplaren keine Spur mehr vorhanden, die Seiten des Leibes sind statt blau braun, wie es ebenfalls Costa angiebt. Die Beschuppung des Scheitels und Hinterhaupts scheint verloren gegangen und die Haut mit den durchscheinenden Knochennäthen erinnert da- her beim ersten Anblick an die Schilder eines Eidechscr- kopfes und an Costa's Bild von Calaritanus. Eine nahe verwandte Art wurde von Ehrenberg im Kröpfe eines weissen Reihers gefunden , welcher nahe der Sonnenquelle in der Oase Jupiter Ammons erlegt wurde (Poe- cilia Hammonis Ehrenb. Reisen in Aegyplen 18^J8. S. 120 ohne Beschreibung), Vaienciennes charakterisirt sie kurz als C. Hammonis 1. c. p. 169. Nach den Originalexemplaren im Berliner Museum ist ihre grössle Höhe ebenfalls 4V2mal in der Totallänge enthalten, die Höhe an der Schwanzflosse ist wenig mehr als die Hälfte der grössten Körperhöhe; die Kopflänge geht nur SVj^^al in die Totallänge. Das Auge ist um die Länge seines Durchmessers von der Schnauzenspitze entfernt, um r/3 desselben vom Rande des Kiemendeckels. Der Scheitel mit gleichmässigen Schuppen bedeckt, so weit solche noch vorhanden , ohne Löcher oder Höcker. Zähne zähle ich oben 9, unten 14, doch finden sich Lücken da- zwischen. Die Rückenflosse beginnt in der iMitle der Total- länge, das hintere Ende ihrer Basis ist von dem Beginne der Schwanzflosse um eine Strecke entfernt, welche Y^ der Kopf- länge gleicht; zurückgelegt reicht die Rückenflosse bis zur Schwanzflosse, indem ihre letzten Strahlen l%mal so lang als der zweite Strahl sind , die Flosse ist daher mehr zuge- spitzt als bei C. fasciatus, doch nicht bei allen Exemplaren in demselben Grade. Die Analis ist gerundet und erreicht zurückgelegt nicht die Schwanzflosse. An letzterer ist keine Spur einer schwärzlichen Färbung des Randes zu sehen, was doch an der Rückenflosse noch deutlich ist , im Uebrigen scheint die Färbung der von C. fasciatus zu gleichen. Ein weiterer Unterschied liegt in der Beschafl'enheit der Schup- pen, bei C. Hammonis treten nämlich die Bippen nur am In- serlionsrande in geringerer Anzahl, 6 — 9 auf, sind breiler, slä;-ker und zuweilen kürzer, s. Fig. 5 a. Ich habe dieses 156 V. Martens: Verhalten an verschiedenen Körperstellen übereinstimmend ge- funden s. Taf. IV. Fig. 5. Die Strahlenzahlen der Dorsalis und Analis finde ich bei Cyprinodon fasciatus von Malamocco 12 8 » V aus Sardinien? ? 9 » nach Nardo 11 12 10 12 >J » „ Valenciennes 10 8 » ?? „ Costa 12 10 » Haminonis im Berl. Museum ? 11 „ nach Valenciennes 10 10 9 10 10 10 Wie übrigens diese Zahlen variiren, hat neuerdings auch Czernay im Bulletin de la societe imperiale des naturalistes ä Moscou Jahrg. 1857. p. 221 ff. an verschiedenen Süsswas- serfischen gezeigt. Nach Nardo (I.e.) sind zwei Arten (fasciatus und na- nus = Calarilanus Cuv.) in den Lagunen häufig, sie seien nicht gut zu essen wegen zahlreicher Gräten (lichie) und bittern Geschmacks. Dieser dürfte, wie bei dem Bitterling un- ter den Cyprinoiden, Rhodeus amarus, wohl nur darin begründet sein, dass man bei dem kleinen Fischchen die Eingeweide mit verspeist (vgl. Kraus s in den württ. Jahresh. f. Natur- kunde 1857. S. 122) und die Italiener gehen offenbar zu weit, wenn sie aus der Beobachtung , dass die Katzen sie öfters nicht fressen wollen, schliessen , die armen Thierchen seien schädlich. Ihr einheimischer Name ist nach Nardo und Plucar nonno oder nano (Grossvater? oder von nanus, zwerghaft?) Der Grund, warum ich mein Fischchen lange nicht er- kannte, war eigentlich der, dass ich ihn unter den Meerfischen suchte , und die Cyprinoflonten betrachtete man , von ihren amerikanischen Familienverwandten ausgehend, als Süsswas- serfische, welche höchstens gelegentlich auch im brakischen Wasser vorkommen, wie manche Cyprinen in der Ostsee. Be- trachtet man aber die Fundorte genauer, so wird man geneigt anzunehmen, dass, wenigsten^ im Mittelmcerbecken , Cypri- nodon nur in gesalzenem Wasser vorkommt. Wir lesen zwar Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 157 inValenciennes, dass die zwei bekannteren europäischen Arien dans les eaiix douces des environs du cap Cagliari und nach Costa dans les lacs Varano el Spetli et dans les petils ruisseaux Galeso et Cervaro leben (l. c. p. 156 und 158). Schlägt man aber Costa selbst nach, so lauten die Worte: ne' laghi commuiiicanli col mare (was Valenciennes auf die Bäche bezog) e nelle loci (in den Mündungen) di piccoli fiumi. Blickt man auf eine Karte , so findet man , dass der See von Varano eine Lagune ist, die mit dem Meere in offe- ner Verbindung steht; ein See Spelti existirt gar nicht, bei Costa heisst es Salpi und dieses ist richtig wieder eine stark salzhaltige Lagune am unteren adriatischen Meere; Co- sta sagt, dass sie selbst des Winters im offenen Meere vor- kommen. Aehnlich wird es sich mit dem „süssen Wasser^* um Cagliari verhallen; Valen cienn e s selbst nennt es p. loö le meme etang de Cagliari, elangs heissen aber in Südfrank- reich bekanntlich auch die Salzwassersümpfe, es ist die fran- zösische Form für das italienische stagno (lateinisch stagnum) und stagno di Cagliari werden speciell die Salzwassersümpfe, welche diese Stadt umgeben, genannt. Wie wenig Genauig- keit in den Lokalitätsangaben bei Valenciennes herrscht, zeigt auch, dass derselbe eine Seile vorher sagt, diese Fische seien an Cap Cagliari gefangen worden : es existirt aber gar kein Vorgebirge dieses Namens , wohl aber heisst die eine Hälfte der Insel Sardinien nach ihrer Hauptstadt Cabo di Cagliari ^'•). Was das Vorkommen im oberen adriatischen Meere be- trifft, so hatte der Geh. Ralh J oh. Müller die Gefälligkeit auf meine Erkundigung mir mitzutheilen, dass die von ihm aus Triest mitgebrachten Exemplare, von C. Calaritanus, wel- che das Berliner Museum besitzt, aus den Salzvvassersümpfen bei Zaule stammen; Plucar (der Fischplalz bei Triest 1846. 8. S.67) erwähnt bei seiner Lebias nigropunctala, wahrschein- lich derselben Art, mit keinem Worte, dass sie in süssem Wasser vorkomme, was er bui den anderen Süsswasserfischen, *) Ich habe Hrn. Dr. Bornemann, der sich gegenwärtig auf Sardinien befindet, gebeten auf das Vorkommen von Cyprinodon zu achten und hoffe, dass er an Ort und Stelle die Frage erledigen wird. 158 V. Martens: deren er nur wenige und mit stereotyper Entschuldigung auf- führt, nie zu bemertien unterlässt; dagegen bemerkt er, sie werde unter der Minufaja (kleinem Kram) verkauft , wozu noch andere Fische des Salzwassers und namentlich der La- gunen gehören, wie nach S. 33 Callionymus. Allerdings Sagt nun wieder Nardo in der Isis von seinen zwei Aphanius (Aph. nanus desselben ist höchst wahrscheinlich wiederum Cyprinodon Calaritanus), dass sie in süssem und Meerwasser vorkommen, aber zwei Jahre später, in ßoerio's Wörter- buch , widerruft er das Vorkommen in süssem Wasser im- plicite, indem er sie als pesciatelli marini aus den Lagunen und Valli (Salzsümpfen) angiebf»'). Heckel erwähnt ihrer nicht unter den Süsswasserfischen der österreichischen Mo- narchie, da er doch selbst in Venedig war; und es bleibt immer eine wichtige Thatsache, dass diese zwei Arten da wiederkehren, wo Lagunenbildungen vorhanden sind, aber nirgends im Binnenlande vorkommen , wenigstens kenne ich ausser den genannten keine Fundorte für dieselben ; nament- lich suchte ich bei Bis so vergebens nach diesen Fischen; derselbe kennt nur, was sich an der Felsenküste von Nizza findet. Die drille europäische Art, C. Iberus, erhielt Va- lenciennes vom Arzte Teillieux aus Spanien, und wie es auf S. 215 bei Hydrargyra hispanica, einem weiteren euro- päischen Fischchen aus dieser Familie, heisst, mit diesem aus den süssen Gewässern Cataloniens; diese Angabe ist aber gar zu allgemein und man darf dabei nicht vergessen , dass die Mündung des Ebro mit ihrem vorgeschobenen Delta in Ca- talonien liegt. Gehen wir weiter nach Asien über, so treffen wir bei Rüppell die Angabe, dass C. dispar in allen Gegenden des rolhen Meeres lebe , aber auch in den warmen Süsswas- serquellen von Hadger Elme bei Tor, deren Wasser Sö^^^R. warm und etwas gesalzen ist. (All. z. Reise im nordöstl. Afrika, Fische S. 67 und Ritter Erdkunde XIV. S. 443); bei *} Auf welchen Gründen Kardo's Angabe beruht, sie seien di rccentc ifitrodotti, neuerdings eingeführt (in der Isis recentes), ist mir ganz unbekannt. Ein solch kleines Fischchen kann lange überse- hen Weiden. üeber einige ßrackwasserbewohner Venedigs. 159 Heckel zwei Arten um Mossul, Lebias (d. h. Cyprinodon), menlo und cypris H., dann Lebias Sophiae in lauen Salz- quellen bei Persepolis, L. punctata und L. crystallodon in dem Nemek-Deria oder Salzsee in der Gegend von Schiraz, (Fi- sche Syriens S. 99 u. I65f.) und in den Proceedings of the zool. soc. 1857. S. 371 die Notiz, dass C. Hammonis an einer sumpfigen Stelle unmittelbar am Ufer des todten Meeres bei Usdum, die durch eine salzige Quelle gespeist werde, lebe. Wenden wir uns, auf diese speciellen Angaben gestützt, wieder zu Valenciennes und lesen wir bei demselben S. 161 u. 164, dass Ehrenberg C. lunatus dans la mer de Massuah, aber S. 163, dass ebenderselbe ebendenselben dans les eaux douces de la cöte (doch wohl Meeresküste) d'Abys- sinie gefunden habe, ferner S. 165, dass Botta ihn auch bei Massuah, S. 166 dass Bove ihn und C. Moseas in den er- wähnten warmen Quellen bei Tor gefunden habe, so scheint sich zu ergeben , dass auch diese nur an Meeresküsten und in salzhaltigem Wasser vorkommen. Dass Aucher-Eloy einen Cyprinodon vom Jordan geschickt habe (S. 165), dürfte in der oben erwähnten genaueren Notiz vom todten Meere seine Erklärung finden und macht wiederum die gar vage Bemerkung S. 170: „M. Aucher-Eloy en avait recueilli parmi ses poissons de Damas'* verdächtig. Auch dort scheinen demnach oft zwei verschiedene Arten bei einander vorzu- kommen, so in den Thermen bei Tor C. lunatus Ehrenb. und Moseas Val., bei Massaua dieselben, im Nemek-Deria C. pun- ctalus und crystallodon Heckel, wie in den Lagunen von Cag- liari, Varano und Venedig C. Calaritanus und fasciatus. Ob in der Nähe von Mossul auch salzhaltige Seen vor- kommen, weiss ich nicht. Ritt er (Erdkunde XI. S. 190) spricht hur von warmen Quellen (QO'^R.), von Schwefelwasserstoff, einer Art Naphtha und von Gypslagern. Gyps und Steinsalz finden sich aber gern zusammen und jedenfalls bleibt auffal- lend, dass dieser eine wie eine Ausnahme erscheinende Fall gerade warme Quellen betrifft, welche im Allgemeinen minera- lische ßestandtheile in grösserer Menge enthalten, als sol- che von gewöhnlicher Temperatur. Auch von der Sonnen- quelle in der Oase Jupiter Amnions ist mir keine Analyse be- kannt , doch in ihrer Nähe fehlt es nicht an salzhaltigem 160 V. Marlens: Wasser. (Ehrenbergs Reise S. 122 und 124; aus S. 120 ergiebt sich, dass der Reiher, in dessen Kropf unser Fisch- chen gefunden wurde, in einiger Entfernung von der Sonnen- quelle geschossen wurde und Ehrenberg diese selbst zu untersuchen gar nicht gestaltet wurde.) Während also in Europa Cyprinodo nten nur an den Küstenstri- chen vorkommen, wo Fluss- und Meerw asser zu Lagunenbildungen zusammentrifft, finden wir diese Familie im Oi'ient auch im Binnenlande, aber höchstwahrscheinlich nur in salzhaltigem (oder auch nur warmem?) Wasser, lieber das Vor- kommen von Cyprinodonten im tropischen Asien und Afrika ist mir nichts bekannt. In Amerika scheint sich die Sache anders zu verhal- len. Zwar sind die Arten dieser Familie, welche am frühe- sten bekannt wurden, Cyprinodon variegatus Lacep., Hydrar- gyra majalis Bloch und Fundulus coenicolus Val. (= Cobitis heteroclila L.) auch Bewohner des Brackwassers und an die Meeresküste gebunden , der sogenannte See Pontchartrain bei New -Orleans ist eine Lagune und der um New -York ein- heimische Name Killi-fish bestätigt diese Eigenlhümlichkeit, aber es giebt doch zahlreiche Zeugnisse für das Vorkommen derselben Familie im süssen Wasser, von denen hier neben den Angaben bei Val en c ien n es die neueren über Hydrar- gyra calenata und Zygonectes olivaceus Storer im Gebiete des Tennessee bei Huntsville in Alabama erwähnt werden mögen (Agassiz im american Journal of sciences and arts XVIL 1854), auch erhielt das Berliner Museum zahlreiche Exem- plare von Poecilia Surinamensis von Hrn. Gollmer mit der bestimmten Angabe, dass sie iin Hasequien in dem „Valle« genannten Thale gefangen wurden. Dass Humboldt und Pentland verwandte Fische in bedeutender Meereshöhe entdeckten, ist bekannt, (Grundulus bogotensis auf dem Pla- teau von Santa Fe, 1370Toisen über dem Meere, Orestias im Titicacasee). Üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 161 Zusatz. Eine nochmalige Untersuchung der Schuppen unseres • Cyprinodon, auf Prof. Peters Ralh vorgenommen, veranlasst mich noch Einiges darüber hinzuzufügen. Die Zahl der Ba- salrippen an den einzelnen Schuppen wechselt, sie bleibt aber doch ein Unterschied der beiden Arten in der Weise, dass bei C. fasciatus die Schuppen in der Nähe der Mittel- linie und nach oben von derselben durchschnittlich 14, die an der unteren Seite in der Nähe der Analilosse 11, nach hinten auch nur 9 haben, während bei C. Hammonis ich an jenen nicht über 9, in der Regel weniger, an diesen nur 5 fand. Diese unteren Schuppen sind auch verhältnissmässig schmäler als die obern, bei beiden Arten. Die ßasalrippen sind nahe dem Innenrande nicht selten gegabelt und immer durch liefere und breitere Furchen getrennt , als gegen die xMitte zu, wo sie convergiren ; die Furchen werden meist sehr rasch schmäler. Diese Rippen sind alle mit feinen bo- genförmigen Querlinien bedeckt ; in den Zwischenfurchen konnte ich dieselben nicht wahrnehmen ; an den beiden äus- seren Rippen biegen sich diese Linien um und nehmen eine dem Seitenrande der ganzen Schuppe parallele Richtung an ; viele brechen fast sogleich nach dieser Umbiegung ab, meh- rere nach kurzem oder längerem Verlaufe, und es ist nicht mehr die Hälfte derselben, welche sich dem freien Rande der Schuppen nähert und diesem parallel umbiegt. Das Abbre- chen dieser Linien geschieht meist ganz im Freien, zuwei- len nähern sie sich dabei einer ihrer Nachbarinnen; seltener treten neue Linien zwischen den alten auf und zwar keines- wegs nur in denselben Zwischenräumen, in denen kurz vor- her eine abgebrochen hat, so als ob es nur die Fortset- zung einer unterbrochenen wäre. In der Nähe des freien Randes wird das Abbrechen und Einschieben der Linien noch häufiger, die äusserslen Linien der Seitenränder gelangen nie, sich umbiegend, bis zur Mitte des Randes, sondern brechen stets vorher ab; erst solche, die an den Seiten weiter nach innen lagen, kommen nahe dem freien Rande Archiv f. Nnturgesch. XXIV. Jahr#. 1. Bd. {{ 162 V. Marlens: von beiden Seilen her zu einer bogenförmigen Vereinigung; nacii dem Centrum zu werden diese Bogen häufiger und re- gelmässiger , und endlich erscheinen concentrische Ovale, die Mille der Schuppe einnehmend. Eine anastomosirende Vereinigung zweier solcher Linien kommt, namentlich bei C. Hammonis, nicht seilen vor, aber immer sah ich sie in der äusseren Hallte der Schuppe. Wenn die beschriebenen Linien Wachslhumsabsätze sind , so lassen sich diese Ver- hältnisse vielleicht durch Iheilvveise Hemmung des Wachsthums oder zeitweise Abnutzung des schon Gebildeten am frei vor- stehenden Theile der Schuppen erklären. Nicht damit zu ver- wechseln ist das scheinbare Verschwimmen von Linien, die nicht genau in derselben Ebene liegen, durch die Einstellung des Mikroskops bedingt und durch Auf- und Abrücken als sol- ches erkannt. Ein auffallendes Exemplar einer Schuppe von Hammonis ist in Fig. 5b abgebildet , die ßasalrippen sind sehr kurz, nicht convergirend und brechen fast plötzlich ab, doch nicht in gleicher Länge, ihre Querlinien entfernen sich dabei weiter von einander und gehen rasch in mehr zu- sammenhängende , denen des freien Randes ähnliche über. Diese, so wie die der seillichen Ränder sind weniger zahl- reich und dafür manchfacher wellig gebogen. Von ge- schlossenen Ovalen in der Mitte ist nichts zu sehen, Ana- stomosen dagegen deutlich. II. Hydrobia stag:iialis L. und ihre Verwandten. Olivi (zoologia adrialica 1792. S. 172) ist meines Wis- sens der erste, welcher den Turbo thermalis L. aus warmen salzhaltigen Quellen im ßinnenlande , speciell Abano, mit einer in dem Brackwasser der italienischen Küsten häufigen Schnecke idenficirle; diese Ansicht wurde ziemlich allgemein angenommen, namentlich bekannte sich auch Philipp i (enum. moll. sicil. L p. 149) dazu. Derselbe Fall schien sich zu wiederholen in der kleinen Hydrobia vom Matmsfelder Salz- see (zwischen Halle und Eisleben), indem man in ihr eben- dieselbe thermalis vermuthele. ich habe sie selbst dort aufgesucht, finde sie aber von derjenigen von Abano und Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs 163 Malamocco abweichend und auch diese zwei unter einander nicht genau übereinstimmend. Wie bei mancher anderen Gruppe von Schnecken, bei denen weder Sculptur nach Faibe ausgesprochene Anhaltspunkte geben , ist auch bei der vor- liegenden die Unterscheidung der einzelnen Arten hauptsäch- lich auf die proportionellen Formverschiedenheiten angewie- sen, die bekanntlich häufig genug schwanken. Da aber min- destens ähnliche Formen in süssem Wasser und im Meere leben und dieselben einerseits an Paludina , andererseits an Rissoa angereiht wurden, so erstreckte sich die Unsicherheit und Verschiedenheit der Ansichten nicht wie im Genus Lim- naeus nur auf die Artunterscheidung, sondern auch auf Ab- grenzung und Benennung der Gnttungen, selbst der Familien, und auf die Sonderung der Meer- und Süsswasserbewohner; sogar in den neuesten Delailarbeiten findet man nicht genü- genden Aufschluss über die einzelnen Fragen, so führt Petit im Verzeichniss der Mollusken der französischen Küsten nur die leicht kenntlichen Rissoa fuh a und cingillus an, übergeht die längst von Beudant und Lamarck erwähnte muriatica ganz und klagt selbst bei den durch ihre Sculptur leicht zu charakterisirenden Rissoen über Confusion der Arten (Journal de conchyliol. III. 1852, p.86— 88); Forbes und Hanley in ihrer musterhaften history of british moUusca (Bd. III. 1853. S. 141, 138 und 73) setzen zu der Bezeichnung Rissoa ulvae, obwohl sie dieselbe annehmen, ein Fragezeichen, wa- gen über das Verhällniss der britischen Arten zu den aus- ländischen Namen muriatica und Ihermalis kein Urthcil und lassen die Abgrenzung derselben von den wahren Rissoen ganz in suspenso. Gray, guide of the systematic distribu- tion of Mollusca 1857 lässt ebenso ulvae bei Rissoa und vi- ridis trotz ihres Spiraldeckels, den er nicht zu kennen scheint, da sie in England fehlt, bei Bilhinia (p. 97 u. 114), obgleich sonst sein System überreich an kleinen Gnllungen ist. Ad. Schmidt spricht sich über die Speciesfrage, die er sonst auf anatomischem Wege zu beantworten pflegt, nur sehr frag- weise und vorläufig aus (Beiträge z Malakologii» S. 43, aus Giebels Zeitschrift f. d. gesammt(Mi Naturwissenschaflen 185Ö); Prof. Troschel endlich hat wohl die Zahnplalten einzelner Arten unter dem Namen Amnicola genau beschrieben und 164 V. Märten s: abgebildet, aber diese werlhvollen Untersuchungen zur Fest- stellung- der Galtungen anzuwenden, der Zukunft überlassen. Bronn in der neuen Ausgabe der Lethaea (Molassengebirge) hat wieder die meisten als Paludina therinalis vereinigt und eine Figur gegeben, in welcher ich keine der mir bekannten wiederzuerkennen vermag. Es ist dieses somit einer der schlimmsten Punkte in der systematischen und geographischen Kenntniss der europäischen Mollusken, daher Jeder aufgefor- dert, sein Scherflein zur Aufklärung und Sichtung beizu- tragen. Durch die Aufmerkamkeit meines lieben Vaters, wel- cher dergleichen Schnecken beim Einlegen von Algen häufig fand und stets sorgfällig aufbewahrte, durch die Güte von Prof. Alex. Braun, der dasselbe bei Charen beobachtete und mir werthvolle unverölTentlichte Zeichnungen und Notizen zur Benutzung überliess, so wie durch meine Beschälligung am zoologischen Museum zu Berlin, stehen mir die betreffenden Arten in einer zahlreichen Reihe von Exemplaren und Fund- orten zu Gebote, darunter Originalexemplare von Menke, Philippi, Ehrenberg. Die Gelegenheit, fossile zu ver- gleichen, und die Bekanntschaft mit der diese betreffenden Literatur verdanke ich der Güte des Prof. E. ßeyrich da- hier. Anfänglich beabsichtigte ich nur die Verbreitung der einen Schnecke nachzuweisen, aber die Vergleichung der hiehergehörenden Formen aus verschiedenen Gegenden führte mich bald zur Unterscheidung mehrerer Arten; ich habe diese nach dem mir vorliegenden Material kurz charakterisirt, dann erst die Literatur verglichen und, wo es mir am besten zu passen schien, citirt; oft ist es freilich mehr Muthmassung, man müsste die Originalexemplare sämmllicher Autoren bei- sammen haben, um eine sichere Synonymie geben zu kön- nen, und auch dann würde man sich wohl noch zu dem Stossseufzer veranlasst fühlen: „alle Gestalten sind ähnlich und keine doch gleichet der andern." , 1. Hydrobia stagnalis L. var. cornea Risso. Taf.V. Fig. L Schale 5 Millimeter lang, gelhürml-konisch, nicht sehr Ueber einige ßrackwasserbewohner Venedigs. 165 spitzig, aus 6 schwach gewölbten Windungen bestehend, welche durch seichte Näthe geschieden sind ; zwei die Wöl- bung der aufeinanderfolgenden Windungen streifende Linien, je um einen halben Umgang von einander entfernt, treffen sich unter einem Winkel von 35° (angulus apicalis bei v. Middendorf, vielleicht besser Tangentenwinkel zu nennen, da derselbe keinen unmittelbaren Einfluss auf die spitzige oder stumpfe Form des Wirbels hat). Das Verhältniss der Länge zur Breite (dem grössten Durchmesser des letzten Umgangs in einer der Nath parallelen Lage, also schief auf die Achse) =2:1. Die Mündung nimmt kaum y^ der Schalenlänge ein, steht nahezu senkrecht, ist oval, oben in eine Ecke auslaufend, welche sich an die vorletzte Windung anlegt; der Columellarrand zurückgeschlagen,' die deutliche Nabelritze nicht schliessend. Die Sculptur besteht nur aus schwachen Wachsthumsslreifen , die Farbe ist ein lebhaftes, durchscheinendes Braungelb (sog. hornige Schale), übrigens bei den Exemplaren von Malamocco, welche dieser Beschrei- bung zu Grunde liegen , meist durch einen schwarzgrünen Ueberzug verdeckt. Die Mittelplatte der sog. Zunge zeigt 7 Zähne, wovon der mittlere bei weitem der stärkste ist, die seitlichen nach aussen zu immer schwächer; die Zwischen- plalte 5, wovon der zweite unverhältnissmässig grösser, die äussere Seitenplatte nur eine sehr feine Zähnelung, die bei 92Üfacher Vergrösserung eines Schiek'schen Instrumentes noch nicht scharf aufgelöst erscheint. (Ich verdanke diese Unter- suchung der Güte des Hrn. Prof. Tro sehet und habe sie bei wiederholter Untersuchung ebenso gesehen.) Ueberein- slimuiend damit, nur reiner und in manchen Exemplaren noch schlanker, finde ich solche aus bei Capo d'Istria gesammel- ten Algen (Ulva latissima und Enteromorpha intestinalis), fer- ner andere aus Lessina (dalmatische Insel) von Botteri und Senoner erhaltene und die, welche Philip pi in Messina sammelte. Ganz ähnlich denen von Malamocco, nur etwas klei- ner, sind zahlreiche Exemplare aus Brackwassersünipfen bei Moiilpcllier, von A.Braun an Chara Pouzolzi Gay gefunden. Auch eine junge Schnecke, im Berliner Museum als Paludlna salinae Küst. aus Trlest bezeichnet, und vom Reisenden Wilh. 166 V. Märten s; Müller gesammelt, gehört hieher. Noch kleiner sind die von Ehrenberg an der Nilmündung bei Roselle gefun- denen. Turbo thermalis Olivi zoologia adrialica 1792. p. 169 aus den venelianischen Lagunen , nur mit der Linne'schen Diagnose,, aber durch den Fundort gesichert. Paludina murialica Lau», an. s. vert. No. 6, ed. Desh. VIII. p. 515 aus Südfrankreich, doch auch die folgende mit- einschliessend. Paludina muriatica Philippi moll. sicil. I. p. 148 Lagunen beim Leuchtlhurme von Messina. Paludina murialica Graells catalogo de los moluscos terr. en Espana 1846. p. 17 Catalonien und Valencia (also ''"''' gerade da, wo grosse DcUabildung und Lagunen). Leachia cornea Risso bist. nal. de TEur. rner. IV. 1826. p.l02. Gg. 33 Brackwasser bei Nizza. Paludina salinae Küster, handschriftlicher Verkaufskatalog, von Triest. Paludina thermalis Philippi moll. sicil. IL p. 122 mit einer kurzen Notiz über die Weichlheile. Paludina acuta Mortillet im Bulletin de la societe d'hisl. naU de Savoie Sept. 1851. 8. p. 107 Wassergräben am Var. Paludina stagnalis var. C. Küster, Paludina in der neuen Ausgabe von Marlini 1852. S. 70. Taf. 12. Fig. 31.32 von den Salinen hinter Servola bei Triest (ist wohl die früher als P. salinae ausgegebene). Im Brackwasser des Mittelmeers häufig; aus der Nord- see kenne ich noch keine ganz übereinstimmende Form. 2. Hydrobia stagnalis L. var. ulvae auct. Taf. V. Fig. 2. Die Grösse und das Verhällniss der Breite zur Länge wie bei der vorigen; der Tangentenwinkel bis 30^, die Länge (Höhe) der Mündung verhällnissmässig oft etwas grösser, doch vielfach wechselnd: die Windungen kaum noch convex, daher der Wirbel spitziger, die Nalh ganz oberflächlich, die. Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 167 Mündung- etwas schmäler und namentlich nicht so birnförmig, da die Mündungswand des vorletzten ümgang-s mehr gerad- linig in den Raum der Mündung einschneidet; auch die obere Ecke der Mündung wird dadurch spitziger. Der Nabelritz ganz geschlossen oder nur eine schwache Spur davon übrig. Die Schale scheint etwas fester, die Wachsthumsstreifen oft etwas stärker, die horngelbe Farbe meist intensiver. Unaus- gewachsene Exemplare zeigen eine sehr stumpfe Kante an der letzten Windung. Aus Algen von der schottischen Insel Bute; damit stim- men Exemplare von Bergen, Dieppe (aus von Schmidel ge- sammelten Algen), von Norderney (Menke) und von Amster- dam (L. Pfeiffer) , die letzteren grossentlieils mit einem schwarzen Ueberzuge bedeckt, in der Albers'schen Samm- lung als Paludina baltica aus Dänemark. Jan schickte diese Schnecke als P. anatina dem Berliner Museum, sie ist aber von der gleichnamigen Draparnauds ganz verschieden. Turbo stagnalis Baster opuscula subseciva II. 1765. p. 77. tab. 7. flg. 4 aus dem Brackwasser bei Zierykzee an der Osterschelde, auch die Weichtheile beschrieben und ab- gebildet. Helix stagnalis Linne syst. nat. 1767 nach Baster. ? Trochus striatellus Fabricius fauna grönlandica 1780. p. 393 Grönland, häufig an Steinen, Linne'sche Diagnose ohne weitere Beschreibung, vgl. Möller. Helix stagnorum Gmelin Linne syst. nat. ed. 13. VI. 1788. p. 3653 (nach Linne und also Baster). Turbo ulvae(Pennant) Monfagu test.brit. 1803 auf Schlamm- boden, nahe der Fluthgrenze, in Bächen und sonstigen geschützten Stellen. Turbo muriaticus ßeudant in Annales du museum d'hist. nat. Bd. XV. 1810. p. 11^9. Havre, im Brackwasser, die Weichtheile beschrieben. Helix Jeverana Megerle v. Mühlt'eld in den Verhandlungen d. naturforschenden Freunde in Berlin I. 1829. S. 215. Taf. 8. Fig. 5. Herrschalt Jever in Wesiphalen (8 Win- dungen?). Paludina balthica (non Nilss.) Mcnke synops. 1830. p. 40, 168 V. Älarte ns: ohne Beschreibung, nach den an Verschiedene milge- theilten Exemplaren von Norderney; unter demselben Namen bei Philippi moll. sicil. I. 1836. p. 149. ?Rissoa saxalilis Möller ind. moll. grönl. 1842. p.9. Grön- land (Mörch in Rinks Beschreibung von Grönl. erklärt diese zwar für Rissoa arctica Loven, dem widersprechen Möllers Worte anfr. laevibus , ich kann daher nur v. Middendorf beistimmen, der sie hieher zieht). Rissoa ulvae Macgillivray moll. of scotl. 1844. p. 147 in Brackwasser an der Ythanmündung bei Newburgh ; (die R. muriatica desselben Autors ist dagegen nach Jeffreys, der die Originalexemplare sah , nur eine abgeriebene tenuisculpta Alder == parva Dacosla var.). Paludinella vulgaris Oersted de regionibus marinis 1844. p. 69 vom Sund. Paludina stagnalis Menke in der Zeitschr. f. Malakol. Jahrg. 1845. S. 37 am Nordseestrande auf Norderney, Luding- worth etc. in Menge. Paludinella ulvae Loven moll. scand. in Öfvers. Kongl. Ve- tensk. Akad. handl. 1846. p. 25. Schwedische Küste des Kaltegat. (ohne Beschreibung). ? Paludinella stagnalis v. Middendorf sibirische Reise II. 1851 ; malacol.ross.il. p. 46. Ochotzkisches Meer. Paludina stagnalis Küster , Paludina in der neuen Ausg. v. Martini 1852. p. 69. Taf. 12. Fig. 27—30. Paludina thermalis desselben p. 71. Taf. 13. Fig. 1. 2 aus Südfrankreich und Italien. Rissoa ulvae Forbes et Hanley brit. moll. III. p. 140. IV. pl. 81. flg. 4. 5. England, im Brackwasser; auch im Crag nach Sc. Wood. Rissoa ulvae Malm zoologiska observalioner II. 1853. p.80 von Gothenburg. Demnach an den meisten Küsten der Nordsee ver- breitet, stets nahe dem Ufer und der Oberfläche, auf Schlamm- grund, an Ulven und Enteromorphen , oft in schwach gesal- zenem Wasser. b) Eine breitere und kürzere Varietät, nicht über 2% Mill. lang, dabei mit offenem Nabclrilz, besitze ich aus Algen Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 169 von der Insel Föhr; es ist dieselbe, welche Forbes und Ha nie y Taf. 87. Fig. 8 abbilden und p. 142 the variely slag- nalis nennen, Menke's Exemplare von Nordemey stimmen aber keineswegs zu dieser. c) Eine weitere Varietät, S^/j Mill. lang, mehr cylin- drisch als die vorige, die Windungen um etwas weniges ge- wölbter und die letzte auffallend schmächtig, kaum über die vorletzte vortretend, mit deutlichem Nabelritz, fand ich im Hafen von Kiel an Enteromorpha compressa ganz oberfläch- lich; eine hiermit übereinstimmende finde ich in der Samm- lung von Albers mit der Etikette Hydrobia Kiloensis Dun- ker, Dania, Riise, nur sind diese von dunkelbrauner Farbe, die meinige horngelb. Unregelmässigkeiten in den Windun- gen, namentlich streckenweise Abflachung kommt bei dieser Art nicht so ganz selten vor; ich besitze derartige Stücke aus Neapel, Forbes und Hanley scheinen eine ähnlich 87, 2 abgebildet zu haben. Andere, der Rissoa Barleei entsprechende, welche For- bes und Hanley für eine Tiefwasserform unserer Art er- klären, besitze ich aus Nantes und Helgoland; sie zeichnen sich durch ihr spitzes Gewinde, gradlinige Wendungen und eine hellgelbe, gleichsam fetiglänzende Färbung aus; ich bin geneigt sie für eine eigene Art zu halten. 3. Hydrobia Aponensis M. Taf. V. Fig. 3. Schale bis 5 Mill. lang, (meist kleiner), gelhürmt, spit- zig, aus 5— 6 sehr schwach gewölbten Windungen bestehend, die Nalh daher seicht; Tangenlenwinkel 30^; Länge zur Breite = 2: 1; die Mündung nimmt % der Länge ein, mehr als bei stagnalis, dabei ist sie verhältnissmässig schmäler, mehr birn- als eiförmig; in der geringen Schiefe gleicht sie der genannten, der Aussenrand ist, seillich betrachtet, schwach ausgeschweift, der Columellarrand anliegend, aber nicht umgebogen; kein Nabelritz. Scliale dünn, durchsich- tig, mit deutlichen Wachsthumsstreifen, fast farblos, aber meist 170 V. Martens: von einem schwarzen Ueberzuge bedeckt , auch die Weich- theile scheinen schwarz durch. Miltelplatte der Radula mit 9 Zähnen, der midiere gross ; Zwischenplaüe mit ö ziemlich gleichmässigen; äussere Seitenplatle lässt bei 920facher Ver- grösserung keine Zähnelung erkennen. So bei zahlreichen Exemplaren aus der Quelle des Mont' Irone bei Abano; un- ter denselben befindet sich ein gekrümmtes, bei welchem die Achse der oberen 2 y, Windungen gegen die folgenden schief eingeknickt ist, ähnlich wie bei einigen Eulimen oder wie es zuweilen bei Limnaeus stagnalis vorkommt und Marsigli abgebildet hat (Description du Danube 1744. fol. Taf. 31. Fig. 4, kopirt in Schröters Flussconchylien Taf. X. B Fig. 3, woraus Gmelin eine eigene Helix curvata machte). (Species parva buccinorum) Vandelli traclatus de thermis agri Patavini 1761. 4. p. 115. Taf. 3. Fig. 1. Turbo thermalis(L.) Olivi zool. adriat. 1792. p. 171 u. 172, soweit auf die Schnecke von Abano bezüglich. Turbo Ihermalis (L.) Georg v. Martens Reise nach Venedig 1824. 8. Bd. 11. S. 450 und 196. Taf. 3. Fig. 5. Cyclostoma thermale Ranzani ; Rudolphi Lehrbuch der Phy- siologie 1821. Bd. L S. 173. Cyclostoma thermale Andrejewsky de thermis aponensibus diss. ßerolini l83l. 4. p. 21. Cyclostoma thermale Philippi moll. sicil. 1. 18.^6. p. 149. Paludina Ihermalis Menke synops. moll. ed. 2. 1830, p. 41 (von meinem Vater erhalten); Georg v. Martens Italien, Bd. II. S. 434. Amnicola (Subulina) thermalis Troschel Gebiss der Schnecken, 2. Lief. S. 108. Taf. 8. Fig. 6, nach Exemplaren von mei- nem Vater. Leider kenne ich eine Schnecke aus den Thermen von San Giuliano ohnweit Pisa nicht, worauf Li nne's Turbo ther- malis beruht; das Wort umbilicata in seiner Diagnose und dann „umbilico minore" in der Beschreibung deutet auf eine Verschiedenheit von der vorliegenden; übrigens ist zu bemer- ken, dass Linne nur sagt, sie lebe in der Nähe der war- men Quellen, prope Ihermas pisanas in aquis dulcibus idsis Wasser der Thermen selbst ist salzhaltig); so viel ich weiss, hat Niemand seitdem dort eine derartige Schnecke gesucht üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 171 oder wenigstens davon Kunde gegeben , was doch sehr zu wünschen wäre. Auch Hanley (ipsa Linnaei conchylia) giebt keinen Aufschluss über diese Art, da sie nicht in Linnes Sammlung vorhanden ist; er spricht übrigens von einer hierauf bezüg- lichen Handzeichnung, welche eine der Bylhinia ventricosa Gray = Leachii Sheppard ähnliche Schnecke darstelle. Nun ist Bythinia rubens Menke in ganz Unteritalien häufig, selbst in den Brunnen der Städte und jener ähnlich genug, aber Linne's Diagnose will doch nicht daraufpassen. Linne, der die Schnecke von Abano durch Vandelli erhielt, schrieb ausdrücklich an diesen zurück, dass er sie unter seinen 4000 Thierarten nicht kenne. Küster's Figur von Paludina thermalis (13, 1.2) ist sehr von den vorliegenden Exemplaren verschieden und be- zieht sich ohne Zweifel auf stagnalis. 4. Hydrobia Ammonis M. Taf. V. Fig. 4. Schale 6 Miil. lang, konisch-gethürmt , massig spitzig, aus 6 schwach gewölbten Windungen bestehend, die eine seichte Naih bilden, Tangentenwinkel 35 — 38; Länge zur Breite =: 5:3; die Mündung nimmt bei erwachsenen y^ der Länge, bei jüngeren etwas mehr ein; sie steht nahezu senkrecht, ihr unterer Theil ist mehr vorgezogen, wie bei Rissoa auriscal- pium u. a., der Aussen rand daher, seitlich betrach- tet, S-förmig ausgeschweift; nach oben ist sie birnför- mig verengt in eine spitzwinklige Ecke, welche sich an die vorhergehende Windung anlegt; der Mundsaum ist dick und stumpf, ohne dass innerlich oder äusserlich eine abgesetzte Anschwellung erkennbar wäre. Der Columellarrand zurück- gebogen; kein Nabelritz. Die Schale zeigt nur schwache An- wachsstreifen, ist dicker als bei allen vorhergehenden, doch gegen das Licht noch durchscheinend, trübaschgrau, an der Nath meist gelblichweiss und hier meistens noch mit weissen Inkrustationen bedeckf. Der Deckel glashell; Farbe und Consistenz erinnern an eine Gruppe gefalteter Rissoen, 1712 V. Martens: wie R. ventricosa Desm., lablosa Mont. ; in Betreff der Ge- stalt steht sie zwischen stagnalis (var. ulvae) und thermalis. Die Reibplatten gleichen sehr denen von H. stagnalis , die äussere Seitenplalle lässt bei 920racher Vergrösserung 15 äusserst feine Zähnchen erkennen , die Zwischenplatte zeigt ihren zweiten Zahn verhältnissmässig noch breiter (T rö- sch el). Bei Siwah, (Oase des Jupiter Ammon bei den Alten) westlich von Alexandrien in der iybisohen Wüste, von Ehren- berg gesammelt. Ausser diesen fand ich noch im zoologischen Museum zu Berlin unter der Etikette Paludina n. sp. Sonnenquelle in oasi Jovis Ammonis , Hern pr ich und Ehrenberg (mit der Beischrift nuirialica von Philippi's Hand, vergl. moll. sicil. I. p. 149) 8 kleine Schnecken, worunter eine junge Ris- soa mit starken Rippen, die anderen gleichen im allgemei- nen Aussehen allerdings der Aponensis , die lelzte Windung ist aber auffallend breiter , was der ganzen Schnecke mehr das konische x\nsehen von acuta giebt, ein deutliches Nabel- loch ist vorhanden und der Coluniellarrand breit zurückge- schlagen. Die Mündung ähnelt in Form und Grösse der von Aponensis, die Tiefe der Nalh variirt , bei der Mehrzahl so seicht wie bei stagnalis, nähert sie sich bei einer der von acuta; die Spitze bleibt aber stets stumpfer. Nach dem Rei- seberichte, so weit er erschienen, hatte Ehrenberg keine Gelegenheit, die Sonnenquelle selbst zu untersuchen; von ihm selbst erfuhr ich , dass mehrfache Verwechselungen in den Etiketten vorgekonunen sind und da die Verschiedenheit der Exemplare und die erwähnte Rissoa starke Zweifel in Bezug auf die Richtigkeit des Standortes erregen, so wage ich noch nicht eine neue Art auf dieselben zu gründen. 5. Hydrobia minuta Tolten. Taf.V. Fig5. Die Schale ist 4 Mill. lang, konisch, dem cylindrischen sich nähernd, oben stumpf, aus ^y^ — ^ massig ge- wölbten Windungen mit tiefer Nath bestehend; die erste Windung erhebt sich fast gar nicht über die folgende'.' Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 173 Länge zur Breite =8 : 5. Die Mündung nimmt -/g der Länge ein, steht nahezu senkrecht, ist rundlich, ihre obere Ecke stumpf, an die vorletzte Windung angelegt ; der Columellar- rand schwach umgebogen; kein oder ein unbedeutender Na- belritz. Die Schale ist dünn, gelbbraun, auf der letzten Win- dung meist ein oder mehrere intensiver gelbe Wachsthums- absätze. Die obersten Windungen oft abgenutzt und theil- weise zerstört, wie bei Melanopsis, doch auch, wo sie vor- handen sind, stumpf. So nach Exemplaren aus Massachussetts, die ich vom Heidelberger Museum erhielt. Aus Europa kenne ich noch kein ganz übereinstimmen- des Exemplar, doch scheinen mir die nachfolgenden Citale hieher zu gehören und ich fand selbst bei der Stadt Bergen im sog. Lungersvand an der Unterseite eines im Schlamme steckenden Steines zwischen Fluth und Ebbe eine ähnliche Schnecke von 3 Mill. Länge und nur S'/j Umgängen, welche sich nach oben noch weniger verjüngt und wohl ein junges Exemplar der vorliegenden Art ist. Bestätigt sich die Syno- nymie, so ist der Name subumbilicata anzunehmen. ? Helix octona Pennant british zoology IV. 1787. 8. p. 138. pl. 86. flg. 135 in ponds; spire mutilated. Turbo subumbilicatus Montagu test. brit. 1803. p. 316 von Weymoulh, von wo sonst viel pseudobritisches stammt). Cingula minuta (Tollen) Gould invertebr. Massach. 1841. Rissoa subumbilicata Macgillivray moll. scotl. 1844. p. 342 im Sand von Donmouth bei Aberdeen, Paludina minuta (Say) Küster Paludina in der neuen Ausg. V. Chemnitz 1852. S. 52. Taf. 10. Fig. 15. 16, wahr- scheinlich auch nach Exemplaren aus dem Heidelberger Museum, doch dann ist die Abbildung nicht genau. Rissoa ventrosa (var.) Forbes und Hanicy brit. moll. 1853. IV. Taf. 87. Fig. 1. Im Texte ist nichts auf diese Figur besonders Bezügliches zu finden, da aber Fig. 7 aus- drücklich als Varietät genannt ist und Fig. 5.6 das am Schlüsse des Textes erwähnte weisse Exemplar von Bean sein dürfte, so könnte man glauben, Fig. 1 solle den Typus von ventrosa darstellen , dem widerspricht aber die stumpfe Spitze, da F. H. dieser ausdrücklich a small moderalely pointed apex, wie Montagu , zuschreiben. ; 174 V. M a r t e n s : An den Küsten der nordamerikanischen und höchst- wahrscheinlich auch der europäischen Nordsee. Diese Art scheint noch weniger als andere an den Salzgehalt des Mee- res gebunden zu sein. Die abgefressene Spitze erinnert an manche Brackwasser- und viele Süsswasser-Conchylien, mein Exemplar fand ich bei Bergen im sogenannten Lungersvand, an der Unterseile eines Steines im Schlamme, der zahlreiche Lumbricilli aber keine andere lebende Schnecke beherbergte, zur Ebbezeit über Wasser. Vielleicht ist auch die folgende nur als Abänderung der vorliegenden Art zu betrachten. 6. Hydrobia haltica Nilss. Taf. V. Fig. 6. Schale 3y2 Mill. lang, konisch , nach oben sich allmäh- lich verjüngend, aber stumpf endend, aus 41/2— 5 Windun- gen bestehend; diese sind im Allgemeinen nur wenig ge- wölbt, biegen sich aber nach oben gegen die Nath fast ho- rizontal ein, so dass ein treppenförmig abgesetztes Gewinde entsteht; die Spitze entweder ganz stumpf, indem die erste Windung beinahe scheibenförmig ist, oder korkzieherartig gedreht; auch das Verhältniss der einzelnen Windungen zu einander sehr verschieden , zuweilen alle gleichmässig zu- nehmend, zuweilen die zwei vorletzten von gleichem Durch- messer und die letzte dann um so stärker vortretend , an eine Säule mit ihrem Piedestal erinnernd. Länge zur Breite = 8:5. Die Mündung nimmt % der ganzen Länge ein, steht nahezu senkrecht, ist rundlich, ihre obere Ecke bald mehr bald weniger deutlich ausgesprochen, an die vorletzte Windung angelegt; auch nach unten (vorn) zeigt die Mün- dung zuweilen sich melanienartig vorgezogen. Der Columel- larrand umgeschlagen , den deutlichen Nftbelritz zur Hälfte deckend, die Schale durchsichtig, glasartig glänzend, mit deutlichen Anwachsstreifen. Nach Exemplaren von Swine- münde, die ich der Güte der Hrn. Prof. Beyrich verdanke; es sind etwa zwei Dutzend an der Zahl, diese zeigen solch auffallende Verschiedenheilen, wie sie oben bemerkt und mir Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 175 von keinem anderen Vorkommen verwandter Arten bekannt sind. Auf den ersten Anblick erinnern sie an acuta, na- mentlich in der allgemeinen Form, zeiiren jedoch nie die gleichmässig gewölbte Form der einzelnen Windungen und den regelmässig zugespitzten Wirbel derselben. Die Mittelplatte der Uadula zeigt 9 ziemlich lange, von innen nach aussen gleichmässig abnehmende Zähne ; die Zwischenplatte 7, wo- von der dritte doppelt so gross als die andern, die innere Seilenplatte 9, die äussere eine sehr schwache, nicht zähl- bare Zähnolung. (Prof. Troschel nach ganz übereinstim- menden Exemplaren, welche Prof. Braun nebst kleinen Lim- naeeri zwischen Chara crinita Wallr. von Rügen und Stral. sund fand.) Bei ihrer grossen Veränderlichkeit bin ich geneigt, die meisten von den verschiedenen Autoren als ventrosa oder baltica beschriebenen Ostseeformen hieher zu zählen (doch wurde das Vorkommen einer Form von stagnalis in Kiel schon oben erwähnt). Paludina baliica Nilsson moll. suec. 1822. p. 91. Ostsee an Tangen und Steinen, mit Limnaeus und Neritina ; auch die Weichtheile beschrieben. Oft abgestutzt. Nilsson's Worte anfr. tereli, convexi, aequabiliter crescentes; su- tura profunda; vertex in statu integro acutus, so wie der Umstand, dass Malm dieselben nach Exemplaren von Nilsson's Fundort Esperöd unbedenklich für ventrosa von Forbes undHanley erklärt, Hessen mich anfangs ent- stellte Exemplare der acuta vermuthen , aber alle Ost- seeschnecken, die ich selbst gesehen, stimmen doch zu wenig mit dieser überein. Kleeberg's Beschreibung von baltica passt noch weniger zu der unsrigen. Paludinella baliica Oersted de regionibus marinis 1844. p. 69. Sund in der Region der Trochoideen und grünen Algen. Paludinella baltica Loven moll. scand. 1846. p. 25 schwe- dische Küste des Katlegat. Forbes und Hanley sa- gen zwar IV. p. 143, dass sie von Loven unter die- sem Namen eine der slagnalis var. Barleei ähnliche Form erhielten, zu einer solchen passen aber die wenigen Worte bei Loven nicht. 176 V. Mar tens: Bytliinia viridis Malm zoologiska observationer Göliieborg-, Heft 1. 185 J. (Abdruck aus den kongl. vet. och. vitt. samhällets i Götheborg handlingar 1851) p. 130 und ibid. Heft Hl. 1855 (handl. etc. 1853—54) p. 128 im Göthaelf bei Gothenburg. Malm's Beschreibung so wie seine Vergleichung mit der ebenfalls stumpfen acuta Steins (s. unten Steinii) lassen mir keinen Zweifel, dass unsere Art gemeint sei. ? Paludina stagnalis var. A. Küster, Paludina in Chemnitz neue Ausgabe 1852. S. 70. Taf. 12. Fig. 25. 26 vom Sund. Paludinella stagnalis (Middend.) Nordenskiöld und Nylander finnlands mollusker 1856. 8. p. 93 (länger und spitzig.) 7. Hydrobia ventrosa Mont. Taf. V. Fig. 7 u. 8. Schale bis 4Mill. lang, regelmässig konisch-ge- thür ml, spitzig, aus b^/2 — 6 stark gewölbten Um- gängen bestehend, deren Fläche dicht an der Nath fast horizontal wird, daher diese tief einschneidet. Tangenten- winkel wechselnd, im Durchschnitte 45°. Länge zur Breite = 2:1. Die Mündung nimmt y^ der Schalenlänge ein, steht nahezu senkrecht, ist schief-eiförmig, ihre obere Ecke in der Regel wenig ausgesprochen, an die vorletzte Windung ange- legt. Der Aussenrand ist gerade, nicht ausgeschweift, der Columellarrand schwach rückwärts gebogen, er lässt einen beträchtlichen Nabelrilz offen. Bis jetzt sind mir nur ausge- bleichte Exemplare vorgekommen (nachMontagu undFor- bes-Hanley ist die frische von einer blassen Hornfarbe, oll mit einem Stich ins Olivengrüne oder bräunlichgelbe). Die Anwachsstreifen sind deutlich zu sehen, die Schale ist noch durchscheinend und hat einen matten etwas seidenarti- gen Glanz , einige zeigen noch Reste einer horngelben Fär- bung. So nach Exemplaren aus dem Mannsfelder Salzsee. Damit stimmen solche aus den ßrackwassersümpfen der Pro- vence von Requien in den Sammlungen der Herren ßeyrich, Ewald und Albers grossenlheils überein, manche sehr nahe, die Mehrzahl ist etwas schlanker und länger, nähert sich Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. il7 dadurch unserer No.l, ebenso die, welche das Berliner Museum von Eichwald als aus demLiinan (Erweiterung der Fluss- niündung) des Bug stammend erhielt. Näher mit der obigen kommt auch die Zeichnung einer tertiären Schnecke aus dem Erbenheimer Thälchen (Mainzer Becken) überein, welche Prof. Braun in seiner leider nicht veröffentlichten Arbeit über Litorinella acuta, var. elongata nennt; neben ihr kennt der- selbe aber noch schlankere Formen (5 Miil. lang und 2 Mill. breit). Die gewöhnliche Form im Mainzer Becken aber, von A. Braun als acuta vulgaris bezeichnet, im hiesigen mine- ralogischen Kabinete aus den Fundorten Mainz und Flörsheim vertreten, ist etwas kleiner als die vom Salzsee und hat die Näthe etwas weniger tief; doch scheinen die Unterschiede zu wenig bedeutend für eine specifische Trennung. Viel zweifelhafter ist mir dieses aber bei anderen aus dem Ceri- tinasande von Kleinkarben, deren Untersuchung ich ebenfalls der Güte der Hrn. Prof. Beyrich verdanke; sie haben noch seichtere Näthe und treten der oben beschriebenen stagnalis näher. in der alten Schlotheimischen Sammlung befindet sich ein Stück voll dieser Schnecken , von Oberkassel im Bergi- schen , es ist daher möglich, dass es dessen Helicites palu- dinarius ist; dessen H. socialis aber, oder was dasselbe scheint, H. gregarius seiner Sammlung steht derBylhinia len- taculata weit näher. Ohne Zweifel auch hieher gehörig und nicht mehr, als die Mainzer unter sich, abweichend, finde ich in der hiesigen mineralogischen Sammlung eine Schnecke aus dem Wiener Becken, von Zelebor eingeschickt. Im zoologischen Museum fand ich endlich ein Gläschen voll solcher Schnecken, frisch und glänzend, mit der Etikclte: Surinam , Hoffmann. Wie weit dieser Standort zuverlässig ist, mag dahin gestellt bleiben. Die Synonymie der vorliegenden Art dürfte sich folgen- dermassen gestalten: ?Kleine Schneckiein, einer Erbse gross, im Sande des Ufers der SeeburgiscIiLMi Salz -See bei See-Rcblingen. Lesser teslaceotheologie 1744. p. 138. (ist unser Salzsee). Die kleinste weisse Flussschraube mit weiten bauchigten Archiv f. Naturgesch. XXIV. Jahrg. I.Bd. |2 178 V. Martens: Windungen. Schröter Geschichte der Flussconchylien 1779. S. 351. Taf. 8. Fig. 7, aus Sand unbekannter Herkunft. Helix ulvaePennantbrit. zoologylV. 1787. 8. p. 132. pl. 86. flg. 120. Flintshire an ülva lactuca. Die Figur so wie die Angabe im Texte, dass die erste Windung bauchig (ventricose) sei, spricht für diese Art und gegen stag- nalis, wozu sie meist citirt wird. Helix turgida Gmelin, Linn. syst. nat. ed. 13. 1788—92. p. 3667 nach Schröter. Das Wort „obtusa*^ ist weder durch dessen Text noch Figur gerechtfertigt. Turbo ventrosus Montagu test. brit. 1803. p. 316. pl. 12. flg. 13. Küste von Kent. Cyclostoma acutum Draparnaud moli. de la France (1805) p. 40. pl. 1. flg. 23 ohne Fundort. Bulimus elongatus Mogontianus FaujasSt. Fond in den Ann. du Mus. d'hist. nat. VIII. 1806. p. 372. pl. 58. fig. 5— 8 fossil von Mainz; derselbe in Ann. Mus, XV. 1810. p. 145. pl. 8. flg. 1 — 4, lebend aus einem Brackwasserteich bei Villeneuve de Maguelone im südlichen Frankreich, flg. 6. u. 8 fossil von Mainz. Paludina pusilla Ferussac memoires geologiques 1814. p. 64 marnes d'eau douce de Paris und un Cyclostome flu- viatile ibid. p. 13 von Mainz. Paludina pusilla Eichwald faun. casp. cauc. 1841. p. 204. lab. 38. flg. 12.13 von Odessa, nicht aber die des kas- pischen Meeres, vgl. Nouv. Mem. soc. imp. nat. Mose. XI. 1855. p. 306. Helicites paludinarius Schlotheim Petrefactenkunde 1820. ? Leachia vitrea Risso bist. nat. de l'Eur. merid. IV. 1826. p. 58. Sümpfe bei Nizza. (Nach der Beschreibung). Paludina elongata Münster in Bronns Jahrbuch f. Mineral. 1829. S. 75 (vermuthlich vom Mainzer Becken). Paludina acuta Michaud complement 1831. p. 100 nach Dra- parnaud. Paludina acuta Deshayes Lam. an. s. vert. X. ed. 2. Bd. VlII. 1838. p. 521 von der Gironde etc. Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 179 Paludina coerulescens Höninghaus in Bronns Jahrbuch für Mineralogie u. s.w. 1831. S. 169. Mombach im Mainzer Becken. Paludina exilis Schlüter systematisches Verzeichniss meiner Conchyliensammlung. Halle 1838. 8. S. 13 ohne Beschrei- bung, von Halle, also vermulhlich vom Salzsee. Litorinella acuta A. Braun im amtl. Berichte über die Na- turforscherversammlung zu Mainz 1842. Litorinella acuta Walchner Darstellung d. geolog. Verhält- nisse des Mainzer Beckens , aus der zweiten Auflage seines Handbuchs bes. abgedruckt S. 41. Litorinella acuta Sandberger Untersuchungen üb. d. Main- zer Tertiärbecken 1853. S. 39. Litorinella acuta Eichwald in den Nouveaux Memoires de la Societe imperiale des naturalistes ä Moscou XI. 1855. Taf. 10. Fig. 10. 11. Kaspisches und schwarzes Meer. Rissoa ventricosa Macgillivray moll. scot. 1844. p. 148 im Sande von Donmouth bei Aberdeen. Rissoa ventrosa Forbes und Hanley bril. moll. 111. p. 138. IV. pl. 87. fig. 5. 6 (kaum 7) Grossbritannien, Meer und Brackwasser, weniger häufig als stagnalis. ? Hydrobia acuta Dunker Süsswassermollusken der Braun- kohlenformallon von Gross- Alnierode in Niederhessen. Programm der Gewerbeschule in Cassel S. 12 nach der Diagnose ; das hiesige mineralogische Museum besitzt unsere Schnecke von jenem Fundorte nicht, wohl aber sehr ähnliche, grössere, welche Prof. Beyrich wohl mit Recht für den Jugendzustand der Dunker'schen H. Chastelii hält; es bleibt mir somit zweifelhaft, welche Dunker gemeint hat, Hydrobia acuta Adolf Schmidt Beiträge z. Malacologie 1842 (bes. abgedruckt aus Giebels Zcitschr. f. d. gesammten Naturwissenschaften Jahrg.18563, soweit auf die Schnecke des Salzsees bezüglich. Anmerkung. Dass Nerila minuta Müll. bist. verm. p. 365 und Schröter Flussconch. 7, 14, welche verschie- dene Autoren zu acuta citiren, nicht hieher gehört, ergiebt sich neben der ganzen Form der Schale wesentlich auch aus 18Ö V. Märten s: der Notiz über die Weiciitheile bei Schröter S. 288 , wo- nach sie ein Liinnaeus ist. Ferussac sah bei letzterem die von demselben in seinen Flussconchyl. 8, 8u. 9 abgebil- deten kleinen Hydrobien vom Main und Rhein ( — es ist wohl ein Druckfehler, dass Ferussac beidemal Fig. 9 cilirl — ) und nahm sie willig als die lebenden Analoga der Mainzer Schnecke an, giebt übrigens selbst zu, dass die Arlunler- scheidung hier noch besonderer Arbeilen bedürfe. Mir scheint Schrote r's Fig. 9, die übrigens aus dem Steinthale bei Strassburg, nicht aus dem Rheine selbst stammt, wegen ihres stumpfen Wirbels vielmehr zu viridis Putons und Moquin- Tandons zu gehören. Pal. acuta Klein würtlemb. Jahreshefte 1846. 2, 12 scheint durch die weniger gewölbten Umgänge und die längere Mündung verschieden. Villa giebt P. acuta von Sardinien, Ferd. Schmidt aus den Anschwemmungen der Schuschitza in Unterkrain, Spinelli aus dem Sande des Sees von Idro in Oberitalien an ; da sie dem blossen Namen keine weitere Beschreibung zufügen und ich Exemplare von diesen Orten noch nicht kenne, konnte ich sie nicht ciliren. Möglicherweise kann auch die folgende oder ganz neue Arten zu Grunde liegen. Das Vorkommen von acuta gestaltet sich folgender- massen : A) Lebend wie es scheint an den Küsten der Nordsee, die Weichtheile noch nie beschrieben. B) Bis jetzt nur lodt gefunden im Brackwasser des mit- telländischen und schwarzen Meers, im kaspischen Meer und in einem kleinen vom Meere entfernten Salzsee, dem mehr- mals genannten Mannsfeldischen zwischen Eisleben und Halle ; hier suchte ich sie vergeblich an den verschiedensten Was- serpflanzen, an den Steinen und am Ufer, fand sie aber häufig todt im Schlamme (an der Nordseite gegen Erdeborn zu), so wie ich bis an den Hals ins Wasser ging. Dass sie ana- log der Hydrobia viridis und ihren Verwandten, in kleinen Bächen und Quellwassern lebe, ist wegen ihres sonstigen Vorkommens unwahrscheinlich; oder sollte sie gar nicht mehr lebend daselbst vorkommen? C) Entschieden fossil und zwar oligocaen im Mainzer Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 181 Becken, miocaen im Wiener Becken. Wal ebner führt sie fast durch die ganze Schichtenfolge an, Sandb erger be- schränkt sie auf den Lilorinellenkalk, Cerithienkalk und Cy- renenmergel. Sie alle enthalten Land-, Süss- und ßrack- wasserschnecken , hievon kann ich , wie oben gesagt , nur unter denen des Litorinellenkalkes mit der gegenwärtigen übereinstimmende anerkennen. 8. Bydrobia vitrea Drap. Taf. V. Fig. 10. Schale über 3 Mill. lang, schlank gethörmt , oben stum pf aus 5y2, selten 6 — 6 V2 JJrngängen bestehend, welche sich regelmässig, doch viel langsamer als bei der vorigen, abstufen und durch minder tiefe Näthe getrennt sind. Tan- gentenwinkel 26 — 32°. Länge zur Breite 3: I — ly^. (Wie alle überhaupt, so erscheint diese insbesondere schlanker, als man nach diesen Zahlen erwarten dürfte, weil die Rich- tung der Umgänge oder der Nalh hier noch schiefer als bei den andern ist). Die Mündung erreicht nicht ganz V'3 der Schalenlänge , steht nahezu senkrecht und gleicht in ihrer Form der von acuta, aber die obere Ecke steht von der letzten Windung ab, frei nach aussen, wie bei H. viridis und Verwandten. Der ganze Älundsaum ist schwach auswärts gebogen (peristoma patulum), der Aussen- rand bogig geschwellt , der Columellarrand an die vorletzte Windung angelegt , unten einen deutlichen aber engen Na- belritz übrig lassend. Die Schale ist von feinen regelmässi- gen, nur mit der Loupe .<:ichlbaren Anwachsstreifen bedeckt,- sie ist durchsichtig und glasartig glänzend, die verbleichten Exemplare zeigen einen weit stärkeren Glanz als die der voriijen Art vom Salzsee. Sie klebten an den feuchten Wän- den einer Kalkhöhle voll durchsickernden Wassers, beim Krotenkopfe am Walchensee (in Obrrbaiern), deren Kenntniss und Besuch Prof. Job. Koth und ich dem freundschaftlichen Euer des Hrn. [)r. Heinrich Dessauer aus München ver- danken. Debereinstimmend damit finde ich diejenige, welche derNeckar alljährlich bei Canslall mit andern kleinen Schnek- 182 V. Martens: ken, namentlich Pupa muscorum und Achalina acicula an- schwemmt. An beiden Orten kommen auch etwas kürzere, weniger schlanke Formen unter den anderen vor. Cyclostoma vitreum Draparnaud moll. franc. (1805) p. 40. pl. 1. flg. 21. 22. Von der Rhone angeschwemmt. Paludina nitida Menke synops. ed. 2. 1830. p. 41 nach von meinem Vater erhaltenen Exemplaren aus dem Neckar, ohne Beschreibung. ^ Paludina nitida v. Seckendorf in den Jahresheften des Ver- eins f. Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 1846. p.42 ebendaher, mit einer kurzen Diagnose. Paludina diaphana Michaud complement 1831. p. 97. pl. 15. flg. 50. 51. Anschwemmungen der Rhone. Paludina pellucida Benz. v. Seckendorf im Correspondenz- blatt des K. Württembergischen landwirthschafllichen Vereins, Jahrg. 1834. S. 19. vom Neckar. — Villa disp. syst. p. 41. (Name ohne Beschreibung.) Paludina acicula Held in der Isis 1837. Anschwemmungen der Isar bei München (aber testa imporforata?) Paludina acicula Küster Paludina in der neuen Ausgabe von Chemnitz 1852. S. 57. Taf. U. Fig. 5. 6. Eben- daher und aus der Tauber bei JVIergenlheim. Paludina vitrea F. Förster in Fürnrohrs naiurhistorischer Topographie von Regensburg. Bd. HI. 1840. S. 470 von der Donau angeschwemmt, ohne Beschreibung. Paludina vitrea Held die Wassermollusken Baierns im Jah- resberichte der k. Kreis-Landwirthschafts- und Gewerbs- Schule zu München für das Schuljahr 1846-47. S. 15. Bei München, von der Isar angeschwemmt, ohne Beschreibung. Paludina vitrea Küster Ausg. v. Chemnitz 1852. S. 56. Taf. 11. Fig. 1. 2 aus dem westlichen Frankreich, von Char- penticr, der es von Fcrussac erhalten habe. Die Var. Fig. 3. 4, welche Küster von Benz erhalten haben und die demnach bei Stuttgart (richtiger bei Canstatl) ge- funden sein soll, passt weniger zu meinen Exemplaren. Hydrobia vitrea Dupuy moll. franc. 1852. pl. 28. fig. 8. Rhone, ferner bei Agen in klaren Quellen an Steinen und todten Blättern (Gassies> und hei Troyes. lieber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 183 ßythinia vitreaMoq.-Tand. moll. franc. II. 1855. p.5l8. pl. 38. flg. 33. 34 und dessen var. elongata, aus der Aube, Vienne, Garonne, Rhone. Ob er mit Uechl P. buliraoidea Mich, hinzuzählt, kann ich nicht entscheiden. Eine sehr schlanke pfrienn förmige Hydrobia Ad. Schmidt in Giebels Zeitschr. f. d. gesammten Naturwissenschaf- ten 185Ö. (Separatabdruck p. 43) aus der Tauber bei Rothenburg in ßaiern, von Sturm erhalten. Ausser Ad. Schmidt erwähnte keiner das Vorstehen der oberen Ecke der Mündung oder bildete es ab; ich finde es aber bei allen meinen ausgewachsenen Exemplaren. Schröter's kleinste bläuliche Flussschraube mit enge- ren bauchigten Windungen (Flussconchyl. S. 352. Taf. 8. Fig.8) von Gmelin Helix coerulescens getauft, unter der Sachsen- häuser Brücke zu Frankfurt in der grössten Menge gefunden, passt nach der Abbildung nicht so übel, die Farbe ist schwer- lich an frischen Exemplaren bläulich oder dunkelviolett, son- dern erst im schwarzen Schlamme so geworden, aber die scharfe Spitze und die undurchsichtige Schale sprechen ent- schieden dagegen. Ich habe an Ort und Stelle , freilich im Herbst und nicht nach einem Hochwasser , vergebens mich nach dieser Schnecke umgesehen. In Höninghaus' Verzeich- niss wird der Name coerulescens für die Mainzer ventrosa benutzt, zu dieser passt Schröter's Figur ebensowenig. In den Anschwemmungen der Flüsse im südlichen Deutsch- land und mittleren Frankreich, aber nur hier von Gassies (s. Dupuy) lebend gefunden. 9. Eydrobia Steinii M. Taf. V. Fig. 9. Schale 4 Mill. lang gethürmt -eiförmig , oben stumpf, indem die erste Windung sich kaum über die zweite erhebt, aus 4'/, gewölbten, regelmässig abgestuften Windungen bestehend; Nath tief. Verhält- niss der Länge zur Breite = 2:1 (bei den völlig ausge- bildeten, die seltener sind, als andere, jüngere mit 3y;, Win- dungen und einem Verhältuiss von i zu 2); die Mündung 184 V. Wartens: Yj, der Länge, etwas schief stehend, rundlich-oval, mit nur schwach ausgesprochener oberer Ecke, welche sich an die vorhergehende Windung anlegt ; IVlundsaum gerade; ein deut- liches ober enges Nabelloch. Die Schale ist durchsichtig, glasartig, mit deutlich aus- gesprochenen Wachsthumsstreifen bedeckt. Auch ausge- bleichte, sog. caicinirte Stücke behalten einen Glanz, der sie neben der Gestalt der ersten Windungen wesentlich von der acuta des Mannsfelder Salzsees unterscheidet, sie gehört in die von Ferd. Schmidt und Frauenfeld als Paludinella bezeichnete Gruppe der kleinen Süsswasserpaludinen , deren bekannteste die ächten und unächten viridis sind, und welche bis jetzt nur in Quellwasser lebend gefunden wurden. Herr J. P. E. Fr. Stein, durch seine Arbeit über die Mollusken der Umgegend Berlins in unserem Fache bekannt, fand ein solches , noch glashelles und mehrere ausgebleichte Exem- plare am Ufer des Tegelsees zwischen Berlin und Spandau, namentlich auch an Phrygancengehäusen ; lebende zu finden ist noch nicht geglückt. Prof. T rose hei fand ein Exem- plar in der Havel bei Picheisberg *). Bythinia acuta (non Drap.) Stein die Schnecken und Mu- scheln der Umgegend Berlins 1850. S. 95. 3, 5. (Diese Figur erscheint weit spitziger, als alle die vom Verf. mir freundlichst geliehenen Originalexemplare.) Unter den von Frauenfeld in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1857 beschriebenen Arten stimmt cy- lindrica Parr. in der Form am meisten mit der Stein'schen uberein, unterscheidet sich aber durch das frei vortretende obere Eck der Mündung; austriaca hat die letzte Windung weit schmächtiger, Dunkeri zeigt andere Proportionen, die letzte Windung viel zu stark überwiegend. Die ebenfalls nahe Hydrobia brevis Dr. und abbreviata Mich, mit mehreren an- deren, welche Dupuy unterschieden hat, Moquin-Tan- don als Varietäten betrachtet, unterscheiden sich alle durch eine seichtere Nath , H. Reyniesi Dupuy durch die nahe der Nath verlaufende stumpfe Kante. *) Ich tiabe dasselbe tagelang lebend beobachtet; es liegt im Berliner zool. Museum. Das Ttiicr war grau, mit kurzen stumpfen Fühlern. Troscliel. Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 185 10. Hydrobia Prässii Phil. Schale 3 Mill. lang-, oiförmig-konisch, stumpf- lich, aus 47, schwach gewölblen Windungen bestehend; Nath seicht; Tangentenwinkel 40*^. Verhällniss der Länge zur Breite =3:2. Die Windung nimmt % der ganzen Länge ein , sie steht schiefer als bei den übrigen , und man bemerkt die Flerabbiegung der Nath vor derselben deutlich; sie ist ebenfalls oval, ihr oberes Eck an die vorhergehende Windung angelegt ; der Aussenrand gerade, der Columellar- rand fast geradlinig zurückgebogen, ein deutliches, aber enges Nabelloch übriglassend. Ich kenne sie nur nach Einem vollständigen Exemplare, das ich von Preiss selbst erhielt; es ist ausgebleicht, wie alle bis jetzt bekannten, milchvveiss und glasartig glänzend, mit deutlichen Anwachsstreifen und auf der Hälfte der letzten Windung findet sich ein wulstiger Absatz, an Hydrobia gibba Dr erinnernd, der auch eineEin- knickung der Nath nach unten an dieser Stelle veranlasst hat. Aus weissem Quarzsand bei Point ßelcher am Schwanenflusse ausgelesen. Paludina acuta (non Dr.) Menke moll. nov. Holl. p.8 ohne Beschreibung, nach Exemplaren von Preiss, wie die fol- gende. Paludina Preissii Philipp! icones. Bd. IL Heft 13. S.137. Palud. Taf.IL Fig. 12. 1846. Wü Ausnahme des Ausdruckes imperforata passt Beschreibung und Abbildung vollkom- men auf das mir vorliegende Exemplar. II. Hydrobia Tasmanica M. Taf. V. Fig. 12. Schale 2 '/2 '^is 3 Mill. lang, konisch, spitzig, aus 4'/2 — 5 gewölbten regelmässig abnehmenden Umgängen bestehend; Nath massig lief. (Tangentenwinkel ungefähr 35<'). Verhältniss der Länge zur Breite =5:2, Die Mündung nimmt ebenfalls ^/^ der Länge ein (bei jüngeren noch mehr), steht nahezu senkrecht ; der obere Winkel derselben legt sich an die vorhergehende Windung an und ist abs^ernndct: der Mundsaum verdickt, gerade; der Columellarrand gebogen an- 186 V. Martens: gelegt den Nabelritz ganz (bei jüngeren fast ganz) schliessend. Dünnschalig, glänzend mit deutlichen Wachs- thumsslreifen, braun wie Helix lucida oder bräunlich- rot h. Mundsaum weiss. In der Form zwischen thermalis und acuta die Mitte haltend , durch Grösse und Farbe von beiden abweichend. (Deckel spiral.) An Chara macropogon A. Br. aus Vandiemensland von Prof. Braun in grosser An- zahl gefunden. b) Nahe damit übereinstimmend finde ich eine Anzahl Exemplare, welche Eh renb erg am Ufer des rothen Meeres gefunden hat , sie zeigen sich der Mehrzahl nach bei einer bedeutenderen Grösse (4 Mill. Höhe) breiter und konischer, oft ist die Breite die Hälfte der Höhe, andere gleichen hierin der vorigen, die Windungen sind weniger gewölbt, die Fär- bung gelbbraun, der Glanz geringer. Mehrere derselben zei- gen dem Auge ein punktirles Ansehen, was aber von einer fremden Auflagerung herzurühren scheint. Sie sind Taf. V. Fig. 11 abgebildet und mögen Hydrohia Erythraea heissen, es bleibt dem subjektiven ürlheile und weiteren Nachfor- schungen an zwischenliegenden Lokalitäten überlassen, ob sie als eigene Art oder als Lokalvarietät (Subspecies) zu be- trachten sei , jedenfalls ist sie ein weiteres Beispiel dafür, dass die Fauna des rothes Meeres der der Südsee näher steht, als derjenigen des Mittelmeers. 12. Hydrobia /^ ferruginea Menke. Taf. V. Fig. 13. Schale IV5— IVio Mill. lang, konisch, regelmassig abgestuft, stumpf, aus S'/j— 4 starkgewölbten Win- dungen mit tiefer Nath bestehend. Tangentenwinkel 42o. Verhältniss der Länge zur Breite = 4 : 3, indem die Mün- dung stark vorgezogen ist; dieselbe steht schief, (der unlere Theil mehr vor(retend) und nimmt % bis Vj von der ganzen Länge ein, ist nahezu kreisrund, doch nach oben in ein spitzes Eck auslaufend , welches sich an die vorherge- hende Windung anlegt. Der Mundsaum ist verdickt, und lässt einen deutlichen Nabelrilz offen. üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 187 Die Schale ist glatt, durchsichtig, blass rothbraun, va- riirt etwas in der Länge und Zuspitzung des Gewindes; ich besitze ein Exemplar von 1 V2 Mill., welches spitziger als die andern ist ; stumpfere und kleinere wurden von meinem Va- ter in seiner Sammlung als Paludina oblusa bezeichnet und wohl auch unter diesem Namen milgetheilt. Im Helminthochor- ton der Apotheken aus Corsica. Paludina ferruginea Menke synops. ed. 2. 1830. S. 133 nach von meinem Vater erhaltenen Exemplaren aus dem Hel- minthochorton. Paludina ferruginea A. var. Anton Verzeichniss 1839. S. 52 Sardinien. (? die von demselben als Typus betrachtete dalmatische Schnecke = vulgatissima Küst. kenne ich noch nicht, auch fehlt dieser Name bei Küster selbst). Rissoa soluta Philippi moll. sicil. 11. p. 130 Taf. 23. 1^, der Text passt vollkommen, die Figur etwas spitziger. Die englische sog. soluta (Forbes undHanleylll. p. 131, IV. 75, 3, 4) ist durch die Sculptur und raschere Zunahme der Windungen verschieden. Was die Genusfrage belriflft, so wurden diese klei- nen Schnecken früher bald als gelhürmte Paludinen , bald — wenigstens die meerbewohnenden — als glatte Rissoen be- trachtet und eingereiht. Die Schale allein bietet allerdings kein durchgreifend unterscheidendes Merkmal gegen jene zwei Gattungen, doch steht sie als dünn und glatt, mit ein- fachem Mundsaume in auffallendem Habitusgegensatze gegen die Mehrzahl der Rissoen , wenn gleich anzuerkennen ist, dass auch unter diesen den gerippten sehr ähnliche, vielleicht nicht einmal specifisch davon zu trennende glatte Formen vorkonunen, z. ß. R, parva da Costa var. interrupla Adams. Eine Spindellalte, welche K üs t er in seiner Monographie der Paludinen S. 71 als wesentliches Kennzeichen der Rissoen angiebt, fehlt sehr vielen derselben und gerade den typischen wie R. costata Desm. *). Die Weichthcile geben weitere Un- *} Derselbe ist auch im Unrecht, wenn er 1. c. Menke vor< 188 V. Martens: terschiede an die Hand, indem die ächten Rissoen das Ende der Sohle sehr spitzig und am Decliellappen eine kleine fadenarlige Verlängerung zeigen, während bei den erwähn- ten Brackwasserarten , soweit deren Weichtheile bekannt, jene abgerundet .ist und diese fehlt, vgl. Forbes und Han- ley Vol. I. Taf. J. J. Fig. 3 und 8. Die Bewaffnung der Zunge oder Reibplatte stimmt allerdings im Wesentlichsten bei bei- den überein, aber ebenso mit den kleinen Süsswasser-Hydro- bien; Prof. Tros ch el fand jedoch einen Unterschied in der Stellung der Basalzähne der Mittelplatte zwischen Hydrobia und Rissoa, wie derselbe in dem gegenwärtig in der Aus- arbeitung begriflTenen dritten Hefte seines Werkes über das Gebiss der Schnecken zeigen wird, (bei Hydrobia auf der Fläche der Platte aufsitzend, bei Rissoa am seitlichen Rande, Verlängerungen desselben bildend) , und hierin stellen sich unsere Brackwasserformen entschieden auf die Seite derSüss- wasser-Hydrobien. Prof. Tros c hei hatte auf meine Bitte die Güte, selbst einige derselben, namentlich die stagnalis von Malamocco, von Capo d'lstria, ferner H. baltica von Stral- sund, H. Ammonis aus der Oase zu untersuchen ; sie stimmen alle unter sich überein und ebenso mit der Schnecke von Abano, welche derselbe schon in der zweiten Lieferung sei- nes Werkes ß. 108. Taf. 8. Fig. 6 beschrieben und abgebildet hat ; kleine Differenzen in der relativen Grösse und der Zahl der Zähnelungen der verschiedenen Platten, wie sie theil- weise oben angegeben sind , können nur als specifisch be- trachtet werden. Die sogenannte H. viridis von München (von der französischen verschieden, aber auch zu keiner der von Frauen feld unterschiedenen genau passend), wurde des Vergleichs halber auch untersucht und zeigte bei son- stiger Uebereinstimmung an der Mittelplatte jederseits zwei Basalzähne; dass dieses aber nicht den Süsswasserformen eigenthüralich sei, zeigt z. B. H. Sayana aus dem Ohio wirft, Nilsson's Beschreibung des Thiers von Pal. oclona nicht be- rücksichtigt zu haben; Nilsso n sagt p.92 nur: Animal .... non- dum examlnavinius, beschreibt dagegen auf der vorhergehenden Seite das von ballhica. Küster scheint übrigens wie Malm Rissoa labiosa für Nilsson's octona zu nehmen. üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 189 (Tr ose hei I. c. 8, 1), die auch nur einen Basalzahn jeder- seils hat, und ebenso fand ich es bei H. abbreviala Dr. von St. Faul in den Pyrenäen, bei welcher dieser eine Zahn übri- gens ziemlich breit und stumpf ist. In der Bihiung des Deckels, aus wenigen Windungen gebildet, stimmen Hydro- bien und Rissoen überein, weichen aber darin stark von den ächten Paludinen und Bylhinien mit concentrischem Deckel ab, daher die Engländer sie jetzt von diesen trennen und mit Litorina in eine Familie zusammenfassen. Assiminea Gra- yana Leach, eine andere Brackwasserform aus England, im Deckel mit Hydrobia zusammenstimmend, untersehcidet sich wesentlich durch die Stellung der Augen und das Gebiss *). Lithoglyphus, von den meisten Autoren auch zu den Paludi- nen mit Spiraldeckel gezogen, zeigt eine auffallend andere, den Neritinen verwandte Schalenform, grossmündig, mit schwieligem Innenrande, welche übrigens durch Uebergänge, z. B. die sog. Pal. Fluminensis (von Fiume) u. a. mit den Hydrobien vermittelt wird; einen wichtigeren Unterschied wird das Vorhandensein eines Kiemenfadens, wie bei Valvata, er- geben, wenn sich diese Eigenthümlichkeit bei den typischen Arten aus der Donau, nalicoides Mhlfld. und fusca Ziegl. be- stätigt (s. Pfeiffer Weichth. Deutschi Th. III): dann gehören aber die amerikanischen piscium und lapidum Orb., welche Adams und Gray als Beispiele von Lithoglyphus anführen, nicht hieher; auch in der Schale stimmen diese mit Hydro- bia, eine verdickte Lippe findet sich z. B. bei H. expansila- bris Mhlfld. u. a. Nahe verwandt scheint auch die ostindi- sche Gattung Nematura oder Stenolhyra Bens., aber durch die festere (kalkige) Beschaffenheil des ebenfalls gewunde- nen Deckels und die auffallend kleine Mündung verschieden; nach diesem Kennzeichen dürften auch einige Schnecken der deutschen Tertiärbecken zu Stenolhyra zu gehören; z. B. die belgische H. pupa Nyst., diese Gattung scheint auch das *) Die von Loven gelieferte Abbildung gehört nicht der Assi- minea Grayana an, wie Prof. Troschel schon in dem zweiten Hefte seiner Schrift: „Gebiss der Schnecken« S. 105 angegeben hat. Letz- terer giebt Taf. 7. Fig. 13 eine Abbildung der Raduia von A. Grayana und Fig. U derjenigen der ostindischen Francisci. 190 V. Ma rtens: Brackwasser zu lieben (S. deltae Bens, im Gangesdelta, S. venlricosa Q. G. in Lagunen von Java), Die Gattungen, welche theilweise nebeneinander, öfter sich durchkreuzend und alle mehr oder weniger synonym, für die in Rede ste- henden Schnecken vorgeschlagen wurden, sind in chronolo- gischer Ordnung folgende: Sabanaea Leach handschriftl. 1818 (vgl. Menke u. Pfeif- fer's Zeitschr. f. Malakozoologie 1849. S. 53) für die glatten marinen Arten , welche früher zu Turbo, später zu Rissoa gezählt wurden. Hydrobia Hartmann in Sturm's Fauna, HeftV. 1821. S. 47, in der systematischen Uebersicht der deutschen Land- und Süsswasserschnecken, also zunächst nur als solche betrachtet. Von Paludina damals nur durch die ge- thürmte Form der Schale unterschieden, daher nur acuta und vitrea, nicht viridis als Arten angeführt. Vom Spi- ralen Deckel ist noch nicht die Rede, derselbe wurde aber später nach Rossmässler's Andeutungen bei Phi- lippi, Dupuy u. A. der unterscheidende Charakter und so dieses Genus wesentlich erweitert. Frauenfeld (Sitzungsberichte d. Wiener Akademie 1857) beschränkt den Namen auf die kegelförmig zugespitzten gethürmten Arten, und so könnte man auch bei etwaiger weiterer Zerfällung H. vitrea als ächte Süsswasserschnecke zum Typus wählen, da ohnedies zweifelhaft bleibt, was Hartmann unter acuta sich dachte. Woodward be- nutzt ihn umgekehrt als Bezeichnung für die Brackwas- serschnecken , ohne der Arten des süssen Wassers ir- gendwo zu gedenken. Cingula Fleming bist, of brit. animals 1828 für glatte, ge- gitterte und gerippte Rissoen , wie auch für unsere Brackwasserschnecken aufgestellt , auf welche letztere Gould (invertebr. of Massachusetts 1841) diesen Na- men beschränkt, sie durch den einfachen Mündungssaum von Rissoa unterscheidend. Pyrgula Jan. catalog. 1832 für eine durch Spiralkanten aus- gezeichnete Art des Gardasees, die aber, so lange we- der Weichtheüe noch Deckel bekannt , kein Recht auf generische Trennung hat. üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 191 Leachia Risso bist. nat. de l'Europe merid. Bd. IV. 18^6. p. 101. Süss- und Hrackwasserschnecken mit gethürm- ter, dünner Schale und einfachem iMundsaume aus der Familie der Paludinen (sonderbarer Weise aber mit die- sen als Piilmones opercules betrachtet; Kisso konnte sich nicht entschliessen, sie weit von den Cyclostomen zu trennen). Die abgebildete Art dürfte unsere stag- nalis L. sein , die anderen sind nicht sicher zu entzif- fern. Der Name mag daher für die Brackwasserschnek- ken benutzt werden, wenn man sie von denen des süs- sen Wassers trennen wollte, und hiezu empfiehlt er sich auch als Seitenstück zu Rissoa. Paludinella von L. Pfeiffer in Wiegmann's Archiv 1841 für Meerschnecken, Philippi's rundschalige Truncatellen aufgestellt , von denen Gebiss und Deckel noch nicht näher beschrieben, also ihre Einreihung zweifelhaft ist; der Schale nach könnte man sie mit JelTreysia vereinigen, diese charakterisirt sich aber durch einen Fortsatz am Deckel, ähnlich wie Neritina hat; die scheibenförmige T. atomus Phil, dürfte zu Skenea gehören. Beck (bei Möller index moU. grönl. 1842 Oersted de regionibus marinis 1844) übertrug nun diesen Namen auf die eben- falls glatten und marinen, aber in der Schalenform ab- weichenden stagnalis und baltica ; Ross massier be- nutzte ihn daher (handschriftlich 1846. s. Zeitschr. f. Ma- lakool. 1856. S. 116) für alle Süsswasserpaludinen mit Spi- raldeckel, J. C. Schmidt in seinem Verzeichnisse der Conchylien von Krain 1847 vorzugsweise und ihm fol- gend Frauenfeld (1. c.) ausschliesslich für die ei- förmigen oben stumpfen Süsswasserpaludinen aus der Gruppe der viridis. Amnicola Gould und Haldeman 1841 ebenfalls für Flusspa- ludinen mit spiralem Deckel , zunächst für porala Say, also kürzere, konische Formen, von Wood ward für eine Schnecke aus der Verwandtschaft der Melanien in Anspruch genommen. Paludestrina Orbigny (moll. cub. 1841?) voy. am. mer. 1847. Süss- und Brackwasserarien, wesentlich auf den Spiraldeckel gestützt. 192 V. M a 1 t e n s : Litorinella Alexander Braun in dem amtlichen Berichte der Naturforscherversammlung in Mainz 184Q, für Paludinen mit Spiraldeckel aus süssem und salzigem Wasser, zu- nächst für die acuta aus dem Mainzer Becken. Subulina Adolf Schmidt für die sogenannte Ihermalis von Abano, (Aponensis), collidirt mit der gleichnamigen aus Achalina abgezweigten Gattung von Gray 1847. Bythinella Moquin-Tandon moll. franc. 1855. Untergattung von Bythinia, durch den spiralen Deckel charakterisirt. Bemerkung. Die Gattung Fidelis Risso, von demsel- ben in eine ganz andere Ordnung gestellt, dürfte sich nach Beschreibung und Abbildung nicht von Leachia- Hydrobia unterscheiden lassen , ich vermuthe aber nach einer vorlie- genden noch unbeschriebenen Odostomia des Mittelmeers, welche in der ganzen Form, namentlich der schlanken letz- ten Windung der Risso'schen Fidelis Theresa gleicht^ dass er, wenn nicht dieselbe, doch eine ähnliche Art vor sich hatte, dann müsste er aber die Spiralfalte ganz übersehen haben. Mit Berücksichtigung der Schalenform und des Aufent- halls dürften sich die Hydrobien in folgende Gruppen ver- theilen. I. Amnicolae Haldem. (Hydrobia Frauenf.). Schale ko- nisch, zugespitzt, massig breit, meist braun und un- durchsichtig, Mündung nicht selten umgeschlagen. In fliessendem Wasser. Hieher Fluminensis Ziegl., porafa Say, similis Dr. und expansilabris Mhlfld. II. Pyrgulae Jan. Länglich-eiförmig mit spiralverlaufen- den Kanten. Hieher annulata Jan., bicarinata Desmou- lins, coronata Pf, und cisternina Morelet. In süssem Wasser. lll. Fonticotae (Faludinella im Sinne von Schmidt und Frauenfeld). Schale eiförmig, stumpf, glasartig, die obere Ecke der Mündung meist abstehend. In Quel- len und kleinen Bächen. Hieher viridis Dr., abbre- viata Mich., gibba Dr. , Parreyssi Pf. , psittacina Schmidt so wie alle von Frauenfeld 1. c. behandelten Ar- ten. H. vitrea führt durch ihre gelhürmte Gestalt zu den folgenden hinüber. Ueber einige Brackwasserbewohner "Venedigs. 193 IV. Leachiae Risso. Gelhürnit, meist braun, mit einfachem Mundsaume, ohne vorstehende Ecke. Im Brackwasser. V. Eine fünfte Unterabiheilung könnten die rundlichen Ar- ten des Salzwassers, die eigentlichen Paludinellen Pfeif- fer's und die neuholländische Paludina granuin Menke bilden, wenn dieselben überhaupt hieher gehören; Ris- soa anatina Forbes und Hanley, welche nach den An- gaben über die Weichtheile zu Hydrobia gehört, ver- bindet diese mit der vorhergehenden Gruppe. Soweit aus den Untersuchungen einzelner Arten geschlos- sen werden darf, zeigt die Radula bei der vierten Gruppe an der Zwischenplatte stets einen der ersten Zähne, den zwei- ten oder dritten, je nachdem 6 oder 7 vorhanden, grösser als die anderen und die äussere Seitenplatte nur schwach ge- zähnelt; die dritte öfters zwei Basalzähne an der Mittelplatte (doch finde ich bei abbreviata Mich, aus den Pyrenäen nur einen breiten), die Zähne der Zwischenplatte annähernd gleich oder doch gleichmässig abgestuft; die erste lauter grosse Zähne an der Mittelplalle, an der Zwischenplatte den zweiten sehr gross , die äussere Seitenplatte deutlich gezähnelt. Eine weitere Gruppe, durch die geringe Zahl der Zähne an jeder Platte bezeichnet , dürfte die langgestreckte cylindrische H. Sayana aus den Flüssen Nordamerikas bilden, an welche sich vermuthlich auch H. lapidaria Say anschliesst. Zugleich als Namenregister für die besprochenen Ar- ten und als ergänzende Erwähnung ihrer wirklich oder schein- bar nächsten Verwandten in Europa , mögen hier deren sämmtliche Speciesnamen in alphabetischer Ordnung aufge- zählt und soweit möglich an den gehörigen Ort verwiesen werden; die beigefügten römischen Ziffern deuten die oben bezeichneten Unterabtheilungen von Hydrobia an. acicula (Paludina) Held = vitrea Drap. aculeus (Cingula) Gould, (Paludina) Küst.; amerikanisch; IV. Middendorls Paludinella aculeus von der Küste des rus- sischen Lapplands soll Rissoa striata Adams sein. acuta (Cyclostoma) Drap. etc. = venlrosa Mont. No. 7. — (Paludina) Menke moll. nov. Holl. = Preissii Phil. No. 10. — (Bythinia) Stein = Steinii M. No. 9. Archiv f. Naturgesch. XXIV, Jahrg. 1. Bd. 13 1^4 V. Martens: Ammonis s. No. 4. analina (Bulimus) Poiret, (Cyclostoma) Drap,, (Paludina) Michaud, mir unbekannt, nach Drap, aus dem süssen Wasser, von Moquin-TaMdon dagegen mit der bestimm- ten Angabe „mollusque marin" ausgeschlossen; doch scheint sie mir verschieden von der englischen. anatina (Rissoa) Forbes und Hanley brit. moll. III. p. 134. Taf. 87. Fig. 3. 4. Diese letztere gehört in die Reihe unserer Brackwasserschnecken. V. In manchen Samm- lungen findet sich übrigens unter dem Namen Pal. ana- tina die gewöhnliche stagnalis. Aponensis s. oben No. 3. IV. Uebergang zu 111. atonius (Bulimus) Brongniart Ann. Mus. XV. 1810. 23, 2 ver- wandt mit baltica III. atomus (Truncatella) Phil., (Paludinella) Pfeiffer, vielleicht eine Skenea ? Baltica s. No. 6. iV. — Menke == stagnalis L. Barleei (Rissoa) Jeffr., vgl. oben stagnalis No. 2. castanea (Paludinella) Beck mscr. , Middendorf, (Rissoa) Möller , (Paludina) Küst. , in Grönland und Lappland, durch Spiralstreifen charakterisirt. IV. cingillata (Rissoa) Macgillivray, (Cingula) Thorpe=: ist die folgende. cingillus (Turbo) Montagu , (Rissoa) Michaud , Forbes et Hanley. Nordsee. Synonym ist vitlata (Turbo) Donovan (Rissoa) Recluz, IV. coerulescens (Helix) Gmel. unbekannt; (Paludina) Höning- haus = ventrosa var. Mont. Cornea (Leachia) Risso =: stagnalis L. s. No. 1 ; von Menke mit Unrecht zu brevis Drap., einer Süsswasserschnecke, citirt. Desnoyersii (Paludina) Payr, ist eine junge Truncatella truncalula. diaphana (Paludina) Michaud = vitrea Drap. — (Rissoa) Alder = Jeffreysia d. , Forbes et Han- ley 76, 1. ' disjuncta (Turbo) Laskey , Montagu , (Rissoa) Brown ist Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 195 auch Forbes und Hanley unbekannt geblieben. Was mein Vater für dieselbe hielt: disjuncta (Turbo) Georg v. Martens Reise nach Venedig 1824. Bd. II. S. 450. — (Paludina) Menke Synopsis p. 41 ist verschieden von Fidelis Theresa Risso, nahe mit Aclis nitidissima Moni. (Forbes und Htinley 1^0, 6. 7.) ver- wandt und ohne Zweifel diesem Genus zuzurechnen; die obersten Windungen ähnlich wie bei einigen Volu len, um einen rechten Winkel aufwärts gedreht. elongata (Rissoa) Philippi moll. sicil. 1. p. 154. Taf. X. Fig. 16. Sicilien. Zweifelhalt ob Rissoa oder Hydrobia IV, vielleicht eher zu Gray's Hyala gehörig. elongata (Bulimus) Faujas, Münster = ventrosa JVIont. Erythraea s. No. IIb. IV. exilis (Paludina) Schlüter = ventrosa Mont. ferruginea (Paludina) Menke s. No. 12. V. fulgida (Helix) Adams, (Rissoa) Brown, Forbes et Hanley brit. moll. 111. p. 128 u. 169. Taf. 81. Fig. 1. 2. Eng- land. V. fulva (Rissoa) Michaud ist Rissoa rubra Adams. füsca (Truncatella) Philippi, (Paludinella) Pfeiffer. Palermo. V. ? Nicht zu verwechseln mit (Paludestrina) fusca Orb. von Peru. glabrata (Helix) Mhlfld., (Rissoa) Philippi moll. sicil. II. R. punctulum Phil. ibid. 1, vielleicht eine Jeffreysia. globularis (Rissoa) Metcalfe. = litorina (Forbes et Hanley). granulum (Rissoa) Philippi moll. sicil. H. p. 130. Taf. 23. Fig. 24. IV? graphica (Turbo) Turton, (Rissoa) Brown = vittata var. hyalina (Turbo) Georg v. Martens Reise nach Venedig 1824. Bd. II. S. 451. Taf. 3. Fig. 6 aus dem Sande der Lidi von Venedig, also vermuthlioh eine Meerschnecke, und vielleicht zu Gray's Genus Hyala gehörig; von Menke (Synopsis p. 41) als Paludina vitrca aufgeführt, weil er sie für dieselbe mit Cyclostoma v. Drap, und Leachia vitrea Risso hält ; erstere ist bestimmt verschieden und eine Süsswasserschnecke , letztere ohne Abbildung und nur mit kurzer Diagnose mir unbekannt. i96 V. Martetis: inlerrupta (Turbo) Adams, Montagu etc. ist die glatte Va- rietät von Rissoa parva Adams. leverana (Heiix) Mhlfld. = stagnalis L. Kiloensis (Hydrobia) Dunker = stagnalis L. var. C. laevis (Cingula) Dekay soll nach von Middendorf = ulvae Penn. sein. lineata (Turbo) Georg v. Martens Reise nach Venedig 1824. S. 451. Taf. 3. Fig, 7 von Menke L c. als Paludina striata aufgeführt und als identisch mit Leachia lineolata Hisso (1826) bezeichnet; ist eine Chemnitzia aus dem Mu- schelsande der Lidi von Venedig. lineolata (Leachia) Risso ungenügend beschrieben, vgl. die vorhergehende. litorina (Helix) Audouin in Descript. de l'Egypte Taf. 3. Fig. 4; Chiaje mem. III. 49, 36—38; (Truncatella) Phil. in VViegm. Archiv 1841. 5, 7 und moll. sicil. II. 244; (Rissoa) Forbes und Hanley brit. moll. 81, 67 und IV. p. 265; hiernach w^ürde sie eine Assiminea sein; Typus des Genus Paludinella Pf. ; es ist aber zu bemerken^ dass diese verschiedenen Abbildungen nicht genau zusam- menpassen und möglicherweise Jeder eine andere Art vor sich hatte. minuta (Nerita) Müll, ist ein Limnaeus, (Turbo) Totten etc. s. No. 5. murialica (Turbo) Beudant etc. == stagnalis L. nitida (Paludina) Menke = vitrea Drap. nivosa (Turbo) Mont. etc. ist Odostomia cylindrica Alder Forbes et Hanley 96, 7. oblusa (Paludina) , handschriftlicher Name für eine Abart der oben erwähnten ferruginea. octona (Helix) Linne, (Paludina) Nilsson , nach Malm eine junge Rissoa labiosa Mont. octona (Helix) Penn. = minuta Tolten. opalina (Rissoa?) Jeffreys ist JefFreysia opal.; Forbes und Hanl. 76, 3. 4. paludinaria (Helicites) Schlotheim = ventrosa Mont. pellucida (Rissoa) Bean , Forb. u. Hanl. 75 , 9 soll nach denselben eine Abart von ventrosa sein. Ueber einige ßrackwasserbewohner Venedigs. 197 pellucida (Paludina) Benz handschriftlicher Name für vi- trea Drap. Preissii s, No. 10. proxima (Rissoa) Alder, Forb. et Hanl. 75, 8. vergl. vi- trea Mont. pulcherrima (Rissoa) Jeffreys, Forb. u. Hanl. 75, 1. 2. V? purpurascens (Paludina) Benz handschriltlicher Name für Rissoa rubra Adams aus Algen von Biariz. pusilla (Paludina) Ferussac, Eichwald = ventrosa Mont. — (Bulimus) Brongniart, verschieden von ventrosa. pygmaea (Bulimus) Brongniart Ann. Mus. XV. 1810. 23, 1. scheint mit Aponensis nahe verwandt zu sein. rubra (Turbo) Adams, (Rissoa) Macgillivray, iForb., Hanl. 78, 4. 5; synonym sind unifasciata (Turbo) Moni., Ris- soa) Recluz, Brown und vielleicht R. fulva Mich., Phi- lippi. Obwohl ganz glatt, doch nach Tr os ch e l's Un- tersuchung des Gebisses eine ächte Rissoa, hiezu stimmt die Dicke ihrer Schale und ihr Vorkommen in den Algen von Biariz zusammen mit der gerippten Rissoa parva Adams (obscura Phil. , plicata Benz mscr.) und einem Trochus; Hydrobien fanden sich daselbst nicht. rupestris (Rissoa) Forbes ist eine Varietät von cingillus Montagu. salinae (Paludina) Küster = stagnalis L. saxatilis (Rissoa) Möller vgl. stagnalis No. 2. Simplex (Rissoa) Philippi moll. sicil. II. 23, 17, der hyalina ähnlich, aber weit spitziger. soluta (Rissoa) Philippi moll. sicil. 11. 23, 18. V? vgl. fer- ruginea. solula (Rissoa) Jeffreys, Forb. u. Hanl. 75, 3. 4, ist davon verschieden. V. spica (Paludina) Eichwald Nouv. Mem. soc. imp. nat. Moscou XI. 1855. aus dem kaspischen Meere, nahe mit ventrosa Mont. verwandt und vielleicht nur Abart derselben. stagnalis (Helix) L. s. oben No. I. 2. IV. stagnorum (Helix) Gmel., (Paludina) Turt. ist dieselbe. Steinii s. No. 9. III. striata (Paludina) Menke siehe lineata Martens. 198 V. Martens: striata (Paludestrina) Orbigny aus Patagonien davon ver- schieden, striatella (Trochus) Fabr. vgl. stagnalis No. 2. striatula (Rissoa) Jeffreys = proxima Alder, nicht zu ver- wechseln mit Turbo strialulus Montagu , einer ächten Rissoa. subumbilicata (Turbo) Mont. etc. = minuta Tollen. No.5? Tasmanica s. No. 11. thermalis (Turbo) L. unbeljannt. — — Olivi, Georg v. Martens, (Paludina) Menke, Philippi = Aponensis und stagnalis. trifasciata (Turbo) Adams = cingillus Mont. turgida (Helix) Gmelin = ventrosa Mont. turrila (Paludina) Menke = Pupa fallax Say? — — Küster 8, 23—25, verwandt mit stagna- lis L. IV. ulvae (Helix) Pcnnant etc. = ventrosa Mont. — (Turbo) Mont. etc. = stagnalis L. unifasciata (Turbo) Mont. etc. = Rissoa rubra Adams. ventricosa (Pyrainis) Brown, (Rissoa) Macgi!livray= ven- trosa Monlagu. viridescens (Leachia) Risso wahrscheinlich = stagnalis. ventrosa (Turbo) Mont. etc. s. oben No. 7. IV. vitrea (Turbo) Montagu, (Rissoa) Macgillivray, Forbes u. Hanley III. p. 125. 75, 5. 6. IV. p. 265. Eine ächte Meerschnecke, durch die Schiefheit ihrer Näthe auffal- lend; kein fadenförmiger Forlsatz am Fusse, Auge oben an der Basis der kurzen Fühler, daher von Gray (guide of the systemalic distribution of Mollusca in the British Museum I. 1857) als eigenes Genus Hyala neben Eu- lima etc. gestellt. Der Schale nach zu urlheilen, ist proxima Alder und glabrala Philippi ganz nahe verwandt. vitrea (Cyclostoma) Drap. etc. s. oben No. 8. (Leachia) Risso, vielleicht = ventrosa Mont. vittata (Turbo) Donovan = cingillus Mont. vulgaris (Paludinella) Oersted = stagnalis L. vulgalissima (Paludina) Küster nach Anlon's Verzeichniss p. 52 zu forruginea Menke gehörig. Ueber einige ßrackwasserbewohner Venedigs. 199 III. Einige Bemerkungen über Brackwasserbewohner überhaupt* Wir haben oben zu zeigen versucht, dass Cyprinodon (in unserer Erdhälfte) nur in salzigem Wasser, sei es an der Küste oder im Binnenlande, vorl^ommc; Hydrobia slag- nalis zeigte sich uns als ausschliesslich im Brackwasser vor- kommend und einer Artengruppe angehörig, welche ebenso salzige Binnenseen, wie das Meer bewohnt. Bei Enteromor- pha intestinalis, der dritten Bewohnerin jenes Grabens von Malamocco, wiederholt sich dasselbe. Ohne mich auf die vielfältigen, jedenfalls schwierig zu unterscheidenden Arten, welche Külzing in dieser Algengattung annimmt, näher einzulassen , möge es genügen daran zu erinnern, dass E. intestinalis L. auch im genannten Mannsfelder Salzsee vor- kommt, so gut wie in der Ostsee, der Nordsee und dem Mit- telmeer und eine von Kützing als eigene Art salina ge- nannte (s. dessen tabulae phycologicae 1850. 8. Bd.VI. Taf. 3(5. Fig. 1) in den Salzlachen bei Hildesheim. Mein Vater be- sitzt dieselbe E. intestinalis ferner noch aus einem Graben an dem Gradirwerke bei Gross -Salza ohnvveit Magdeburg, von L. Rabenhorst gesammelt, aus der Bühler bei Vell- berg unweit Schwäbisch-Hall, eine geogr. Meile östlich von den Salzquellen , denen die Stadt Entstehung und Namen verdankt (s. Jahreshefle des Vereins f. Naturkunde in Würt- temberg 1858. S. 11 u. 12), ferner aus dem kaspischen Meere bei Derbend durch Eichwald. An vielen dieser Fundorte, namentlich z. B. im Mannsfelder Salzsee und bei Schwäbisch- Hall findet sie sich in der schlankeren und in der breiteren Form (oder Alterszustand? « capülaris , y tubulosa Külzing spec. alg.), wie gleichfalls bei Malamocco, bei Boston u. s. w. Dieselbe Art scheint auch in wirklich süssem Wasser vorzu- kommen, so in der Umgebung von Berlin, wo sie de Bary im Kalksee bei Rüdersdorf fand, ferner im süssen Wasser bei Otranto in Unteritalien nach Rabenhorst, in rasch- fliessendem Wasser der Euganeen und in den Reisfeldern um Mailand. (Meneghini, er bestimmte sie als E. clathrata Greville, eine marine Art, mein Vater hält aber die mitge- 200 V. Märten s: theiüen Exemplare für intestinalis), dann wird sie z.B. von Nordhausen (spermaloidca Külzing), Wiesbaden, Würzbiirg, Werlheirn , Älergenllieiin angegeben; ich kenne ihr näheres Vorkommen daselbst nicht, es fällt aber auf, dass zwei die- ser Orte wiederum bekannte salinische Mineralquellen besit- zen. Ein schwacher Salzgehalt kann leicht übersehen wer- den, konnte ich doch selbst den des Salzsees , der darnach heisst und den ich eigens desshalb besuchte, in der Nähe von Rollsdorf anfangs durch Kosten nicht erkennen und überzeugte mich erst durch eingetauchtes Brod deutlicher davon. Endlich hat der verstorbene Lechler sie vom Ti- ticacasee eingesandt, und es ist wieder ein merkwürdiges Zusammentreffen, dass in demselben See Orbigny auch zwei kleine zu Hydrobia gehörige Schnecken (Paludestrina culminea und andecola Orb.) gefunden hat. Uebrigens mö- gen auch hier, bei der Schwierigkeit der Speciesunter- scheidung, leicht der allgemeine Eindruck der Aehnliclikcit ausländischer Formen zur Annahme der Identität verlei- ten, und doch kleine unterscheidende Merkmale vorhanden sein, ähnlich wie es unter den oben erörterten Schnecken mit der angeblichen Ihermalis aus dem rothen Meere und acuta aus Neuholland sich verhält. Ohne daher das Vorkom- men im süssen Wasser geradezu abzusprechen, wird sich doch herausstellen , dass Enteromorpha intestinalis im Bin- nenlande hauptsächlich in salzhaltigen Gegenden sich findet, wie umgekehrt an den Küsten meist in schwächer gesalzenem Wasser; so fand ich sie als die einzige, wenigstens häufigere Alge bei Christiania und Bergen, im Innern der langen Fjade, in lelzterer Stadt auch an der Mündung eines ßächleins kaum einen Fuss über dem Meere, während meiner Anwesenheit ganz im messenden süssen Wasser, aber wahrscheinlich zeil- weise vom Meere erreicht; ebenso in einer ganz anderen Zone, im Sebeto bei Neapel, vielleicht 50 Schritt von seiner Mündung im fliessenden Wasser , an beiden Stpllen ganz allein. Aehnliche Verhällnisse mögen mancher Angabe ihres Vorkommens in süssem Wasser in Küstengegenden zu Grunde liegen. In den Lagunen sehr häufig, scheint sie im offenen Meere weit seltener zu sein , so fand ich sie nicht auf der Insel Sarlcrö an der norwegischen Küste, wohin man uns in Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 201 Bergen zd gehen rielh, um die eigentliche Meerfauna kennen zu lernen , und ebensowenig auf Helgoland, aber dafür dort clathrata Grcvilie, hier compianata Kütz. Zwischen diesen bei- den und intestinalis dürfte E. compressa Link in Bezug auf das Vorkommen die Mitte hallen, sie findet sich im Brack- wasser mit inteslinalis, folgt ihr aber nicht in das Binnen- land, und findet sich auch im offenen Meere, z. B. Helgo- land. Eine ähnliche Verbreitung zeigt eine andere crypto- gamische Pflanze und zwar aus einer Süsswasserfamilie, Chara crinila Wallroth : siehe hierüber A. Brauns lehrreiche Ab- handlung: „Ueber Parthenogenesis bei Pflanzen" in den Ab- handlungen der Berliner Akademie Jahrg. 1856. S. 342 u. ff. Diese begleitet unsere Hydrobia ventrosa im Mannsfelder Salz- see, die baltica im Brackwasser der Ostsee, die stagnalis in Südfrankreich . die spica Eichwald im kaspischen und kehrt wieder am rothen Meere , von wo wir auch eine Schnecke anzuführen hatten; es wäre in derThat ganz gerechtfertigt, an allen ihren Standorten nach einer Hydrobia und an allen jener Hydrobien nach Chara crinita zu suchen. Dass dieselben auch mit Enteromorpha und innerhalb der subtropischen Zone mit Cyprinodon oft an gleichen Orten zusammentreffen mö- gen, ergiebl sich aus den bis jetzt bekannten Standorten mit grosser Wahrscheinlichkeit. Aus dem südlichen Amerika führt Orbigny mehrere Hydrobien im Brackwasser und eine , P. Farcbappii , in einem salzhaltigen Flusse der Pam- pas auf. Wir haben demnach in all den genannten zusammen, einem Fisch, einer Schnecke *"*) und zwei cryptogamen Pflan- zen die Repräsentanten eines Vorkommens, welches zwischen den beiden grossen Categorieen, Süsswasser und Meer, mit- *) In den Tropenländern kommen noch manche andere Schnek- ken hinzu, so namentlich die von Defrance als Potamides zusam- mengefassten , die sich Iheils an Melania , theils an Cerithium an- schliessen, wie Pirena atra s. tercbralis, SIelania (Vibex) aurita, Ce- rithium palustre und muricatum ; neben diesen stellt sich auch das südeuropäisrhe Cerithium mamillatum Risso (Pirena nigra Jan.), das nebst einer Corbula fmediterraneo Costa, Lentidium marulalum Jan.) in den sardinischen ivagunen den Gyprinodonten Gesellschaft leistet. 2(tö V. M a r t e n fl : ten inne steht, indem es Lagunen und salzige ßinnenwasser nrnfasst; dieses wollte ich mit der Aufschrilt „Brackwasser- bewohner« bezeichnen. Die einen davon finden ihre Familien- verwandten im süssen Wnsser (Cyprinodon, Characeen), die anderen im Meere (Ulvaceen) wieder, Hydrobia allein in beiden (sowohl Rissoa und Litorina als Süsswasserhydrobien). Entsprechend der Reichhaltigkeit specifischer ünlerscheidungs- charaktere gelten die beiden Crypiogamenpflanzen an den verschiedensten Standpunkten als dieselben Arten; unter den Schnecken zeigen sich zahlreiche bis jetzt auf engem Woh- nungsgebiete beschränkte und nur eine , H. ventrosa sowohl im Binnenlande als an den Küsten; unter den Fischen ist die- ses bei keiner Art mehr der Fall. Ist diese Stufenleiter in der Natur begründet oder nur dem Standpunkte, der Trag- weite unserer Erkenntniss zuzuschreiben? Jedenfalls ergiebt sich , dass auf unsere Schnecken wörtlich anzuwenden ist, was A. Braun in Bezug auf Chara sagt: die weite geo- graphische Verbreitung dieser Wasserbewohner, an sich rich- tig, ist durch Mangel an genauer Unterscheidung der Arten mehrfach übertrieben worden. Eine andere, ebenso schwer zu beantwortende Frage ist die nach den wesentlichen Bedingungen ihrer Existenz. Sie sind hierin nicht enge beschränkt , sondern greifen in jene beide Kategorieen über, beginnen, ehe die Süsswasser- thiere aufhören und bleiben noch, wo schon Meerthiere vor- handen sind , wie ein Blick auf das Zusammenvorkommen mit anderen Thieren zeigt. Im Mannsfelder Salzsee z. B. wird unsere Hydrobia ventrosa, falls sie wirklich dort lebend vorkommt, von lauter guten Süsswasserconchylien begleitet, Limnaeus stagnalis L, var. fragilis Hartm. und L. ovatus Drap., Bylhinia tenlaculata L. (impuraDrap.J, Valvata piscinalis Müll, und Neritina fluvialilis L. , ferner einer Anodonta und einer Cyclas, aus anderen Thierklassen sind namentlich die zahl- reichen grünen Frösche, von Fischen Hechte, Rothfedern und Plötzen (Leuciscus rutilus und erylhrophlhalmus L. ver- muthlich) zu nennen , und dass es auch an Wasserinsekten nicht fehle, zeigte mir die daselbst zahlreiche Naucoris cimi- coides L. Ebenso wird Chara crinita und Enteromorpha in- testinalis hier von zahlreichen Süsswasserj^flaiizen begleitet, Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 203 wovon ich nur Myriophyllum spicatum L , Ceratophyllum de- mersum L., Potamogelon peclinatus L. , Chara contraria A. Braun erwähne. Alles sieht noch ganz wie sonst im süssen Wasser aus, nur in den stärker gesalzenen Tümpeln (Döm- meken) liinter Wansleben erscheinen die sehr häufigen Lim- naen auffallend dünnschalig und namentlich von L. ovatus zeigen schon ganz kleine Exemplare einen umgebogenen Mund- saum, als halten sie ihr Wachslhum schon vollendet; dieser Limnaeus ovatus entspricht ganz den Figuren vonSchröter (Flussconchylien Taf. ö. Fig. 3) und Draparnaud (Moll, franc. 2, 30. 31) oder dem L. pereger var. ovata von For- bes und Hanley (brit. moll. 123, 5.) ; er zeigt auf 22 Milli- meter Höhe nur 15 Mill. im (schiefen) Durchmesser; noch schlankere Formen finden sich übrigens in einigen Süsswas- serseen Obcritaliens , wie der sogenannte L. membranaceus Porro im lago d'Alserio und L. solidulus Spinelli im lago d'ldro. Wie im Salzsee, so sind auch in der Ostsee Limnäen und Neritinen vorzugsweise die Begleiter unserer Hydrobien, sie treffen aber hier schon mit einzelnen Meerconchylien, namentlich Tellina solidula und Cardium edule zusammen, die Hydrobien finden sich noch im Sund mit Lacunen und Nassa reticulata zusammen. Doch scheinen sie in offenem Meere nicht leicht vorzukommen, bei Helgoland traf ich keine (sollte die mir ganz unbekannte Rissoa pedicularis Menke Mal. Zeitschr. 1845 eine solche sein?) und Montagu sagt ausdrücklich, wo Turbo ulvae (unsere H. stagnalis) in Menge lebe, seien kaum andere Schnecken zu sehen, höchstens ein paar Litorinen (lest. brit. p. 318). Ueber den Salzgehalt der einzelnen Stellen ihres Vor- kommens sind mir leider keine speciellen Angaben möglich, nicht einmal über den des MannsIVlder Sees konnte ich etwas Zuverlässiges erfahren , er dürfte aber selbst an verschiede- nen Stellen des Sees verschieden sein, da z. B. ein Bach, der Ausfluss des „süssen Sees** denselben durchsetzt, ohne ihn seiner ganzen Länge nach zu durchziehen. Bär's Beob- achtungen am kaspischen Meere haben gezeigt, dass in ein- zelnen Buchten der Salzgehalt ein wesentlich anderer sein kann, als in dem damit noch in offener Verbindung stehenden 204 V. Martens: Meere , und dasselbe ist im Grossen von der Ostsee längst bekannt. Die Analysen des Meerwassers haben daher für unsere Frage nach den Grenzen des Salzgehaltes für das Vorkommen einzelner Arten nur dann einen Werth , wenn wir wüssten, dass das dazu benutzte Wasser an dem Fund. orte der Hydrobien oder Enteromorpha geschöpft ist. Beachtenswerth ist noch das Vorkommen mancher der genannten Thiere in heissen Quellen; schon oben wurde die- ses von Cyprinodonten erwähnt und in den Thermen von Abano findet sich neben der Hydrobia, wenn auch keine En- teromorpha, doch eine ülva Aponina (Kützing Tabl. phycol. VI. 11, 2), während sonst die Ulven marin sind. Auch hier ist mit der Angabe , es lebt in der Quelle und diese hat so und soviel Grad Wärme, noch nichts ganz Genaues gesagt, denn die Temperaturangabe bezieht sich meist auf die heis- sesle Stelle, die des Hervorbrechens, die Thiere mögen aber nicht seilen gerade diese vermeiden, wie z. B. in den Ther- men von Abano , worüber genauere Angaben in den oben angeführten Schriften von Van d eil i und Andrejewsky sich finden ; Hydrobia Aponensis lebt hiernach behaglich in einer Wärme von 35° R., giebt aber schon bei 42*^ kein Le- benszeichen mehr von sich; damit stimmen Steenslrup's Beobachtungen an isländischen Limnäen, er fand sie noch in Wasser von 34, nicht mehr aber in solchem von 48° R-, in diesen nur noch Pflanzen (Bericht d. Naturforscherversammlung in Kiel 1846). Nach Berthold's bekannten Versuchen kön- nen Reptilien einen längeren Aufenthalt in Wasser über 22 — - 29*^ R. nicht mehr ertragen. Die Schnecken dürften also auch hierin, wie in ihrem Verhalten gegen die Kälte, die Mitte zwischen beiden halten. Die gemeinschaftlichen Züge der Thermenfauna und der des Brackwassers erklären sich daraus, dass einerseits die meisten Thermen einen nicht un- bedeutenden Salzgehalt zeigen, z. B. Abano, das uns hier vorzüglich interessirt, etwa Vi 7oj (ungefähr wie die Ostsee bei Dübbelin und Pernau), andererseits das stehende Wasser der Lagunen an seichten Stellen einer weit stärkeren Erhit- zung durch die Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, als das des offenen Meeres oder der fliessenden Gewässer; jenes entzieht sich durch seine Masse einer stärkeren Einwirkung, in ge- Üeber einige ßrackwasserbewohner Venedigs. 2Ü5 ringerem Grade auch die Flüsse , die Bäche sind durch die niedere Ouellentemperatur geschützt, und beide bieten durch ihre Forlbewegung dem einzelnen Wassertheilchen mehr Chancen wieder in Schalten zu konjmen. Die Thermenbewohner können durch eine kleine Orts- veränderung in ziemlich verschiedene Temperaluren gelan- gen, auch die Schnecke von Abano ist kein verwöhntes Kind der Wärme, denn sie erstarrt nach Andrejewsky erst bei einer Temperalurabnahme von ö° R. , bei welcher auch uns schon die Finger steif werden, während die Tropenmenschen bei 200 über Starrwerden vor Kälte klagen , und stirbt erst bei — 80, erträgt also die Kälte so gut wie andere Schnek- ken. Die Brackwasserthiere können ebenfalls oft durch ge- ringe Ortsveränderungen in Wasser von verschiedenem Salz- gehalte kommen, und selbst an derselben Stelle kann dieser bedeutend wechseln, theils durch stärkere Verdunstung, theils durch heftige Regen und dadurch erhöhte Stärke der Süss- wasserzuflüsse. Es ist vielleicht mehr noch dieser Wechsel einer wichtigen Lebensbedingung, als das Maass des Salzge- haltes an sich, welcher die Flora und Fauna des Brackwas- sers zu einer artenarmen aber eigenthümlichen macht, eine bis zu gewissen Graden gehende Unabhängigkeit von diesem Wechsel , welche diese Arten charakterisirt. Allerdings ent- steht bei dieser Annahme die Frage , warum dieselben dann nicht zugleich in Binnengewässern und im Meere leben, sie beantwortet sicli dadurch , dass bei einzelnen dieses in der That der Fall ist , im Allgemeinen aber bei Verbreitung und Vorkommen eines Thieres es sich nicht allein darum handelt, wo physikalische und chemische Bedingungen seine Existenz überhaupt ermöglichen , sondern auch, in wie weit Concur- renten, die es vom Platze verdrängen oder gar sein Material zum ihrigen machen , vorhanden sind ; je günstiger diesen die Lokalität, desto eher können sie die schwächere Gattung vertilgen oder gar nicht aufkommen lassen; je mehr aber das Gedeihen und die Vermehrung der letzteren begünstigt ist, desto eher wird sie sich trotz der Gegner behaupten und aus- breiten. Nur so erklärt sich die reiche Abwechselung im Vorkommen und Vorherrschen von Thieren und Pllanzen nach 006 V. Martensi Raum und Zeit , bei oft nur geringer Veränderung der phy- sikalischen Elemente. Es sei mir erlaubt, die Ergebnisse obiger Untersuchun- gen im Folgenden zusammenzustellen. 1) Cyprinodonten kommen im Mittelmeergebiete und den angrenzenden Ländern (nur) in salzhaltigem Wasser vor, in Europa nur in unmittelbarer INähe des Meeres. 2) Die Hydrobia der venetianischen Lagunen ist ver- schieden von derjenigen von Abano, dagegen an allen euro- päischen Küsten verbreitet, H. stagnalis L. 3) Doch giebt es eine Schnecke und zw^ar aus der Gat- tung Hydrobia, welche den Meeresküsten und einzelnen (sal- zigen) Binnengewässern gemeinschaftlich ist, H. ventrosa Mont. ; die Angaben und das Vorkommen derselben Art in süs- sem Wasser aber beruhen auf Verwechselung mit anderen allerdings verwandten Arten (H. Steinii). 4) Dieselbe Art ist von der Nordsee bis in das Mittel- meer, von der Terliärzeit zur Gegenwart, also in Raum und Zeit weit verbreitet; das Vorkommen der genannten zwei Ar- ten in der Tropenzone ist jedoch eine üebertreibung , die betreffenden Schnecken sind verschiedene Arten , wenn auch nahe verwandt (H. Erythraea und Preissii). 5) Die genannten ßrackvvasserschnecken lassen sich ge- nerisch von den Rissocn des Meeres, aber (vorerst) nicht von den Hydrobien der fliessenden süssen Gewässer unter- scheiden ; diese Gattung lässt sich jedoch nach dem Habitus der Schalen in Artengruppen , die dem süssen Wasser, und solche, die dem Salzwasser eigen sind, eintheilen. 6) Es giebt unter den Fischen, Schnecken und crypto- gamen Pflanzen eigenthümliche Formen (systematische Einhei- ten), welche in schwach gesalzenen Gewässern, wie in sal- zigen Binnenseen und in Lagunenbildungen, leben, theils in das süsse Wasser , theils in das Meer übergreifen und bald nur unter sich, bald in Gesellschaft von Süsswasserthieren oder Meerbewohnern vorkommen. Sie bilden eine beide vermit- telnde ßrackwasserfauna und Flora (Cyprinodon, die Gruppe der stagnalis in Hydrobia, die sogenannten Potamides, Ohara crinita, Enteromorpha intestinalis). Üeber einige Brackwasserbewohner Venedigs. 207 7) Dieselben sind von den nächslverwandten enlschio- denen Süsswassei - oder Meerthieren in der Klasse der Fi- sche (innerhalb Europa) generisch, bei d(>n Schnecken (nur) specifisch , bei den Cryptogamen nicht einmal durchgreifend specifisch verschieden. Der systematische Werlh des Unter- schiedes dürfte also mit dem Absteigen in der Reihe der Organismen abnehmen. 8) Die Bewohner der heissen Quellen sind vielfach mit denen des Brackwassers verwandt (Cyprinodon , Hydrobia Aponensis, Ulva Aponina). 9) Es dürfte nicht sowohl ein bestimmtes Maass als ein bestimmter Spielraum in Salzgehalt und Temperatur eigen- thümlich für die Brackwasserfauua sein. Erklärung der Abbildungen. Taf. IV. Fig. 4. Cyprinodon fasciatus Val. nach einem Exemplare des Berli- ner Museums (aus Sardinien), die Farben nach einer in Venedig gemachten Skizze eines jüngeren Exemplares von Malamocco. „ 4b. Eine Schuppe desselben, von der oberen Körperhälfte. „ 5. Cyprinodon AmmonisEhrenb. aus der Oase Siwah, nach den im Berliner Museum beflndlichen Uriginalexemplaren. „ 5b. Eine Schuppe desselben. „ 5c. Eine andere Schuppe desselben, welche die Anastomosen häufiger zeigt. Taf. V. Fig. 1. Hydrobia stagnalis L. var. cornea Risso von Malamocco. „ Ib. Die Mittelnlatte aus der Radula derselben. „ Ic. Ihr Deckel. „ 2. Hydrobia stagnalis L. var. ulvae von der schottischen Instl Bule. r, 3. „ Aponensis M. von Abano. »4. „ Ammonis M. aus der Oase Siwah. „5. „ minuta Totten von Massachusetts. 208 V. Martenä: Ueber einige Brackwasserbewohner Venedigs. Fig. 6. Hydrobia baltica Kilss, von Stralsund. „ ventrosa Mont. aus dem MannsTelder Salzsee. „ „ von Montpellier. „ Steinii M. aus dem Tegelsee bei Berlin. „ vitrea Drap, aus einer Höhle beim Walchensee in überbaiern. „ Erythraea M. aus dem rothen Meere. „ Tasmanica M. von Vandiemensland. „ 13. „ ferruginea Menke aus officinellem Helminthochor- ton (von Corsica). » 7. n 8. n 9. » 10. y) 11. n 12. Zoologische IVotiz. Von Dr. C« Semper« Hierzu Taf. VII. Fig. A. Die nachstehende Noliz beansprucht Nichts weiter, als was ihr Titel erwarten lässt. Durchaus aphoristischer Natur, verlangt sie kein anderes, als ephemeres Dasein. In jeder Beziehung würde sie ihren Zweck erreichen, wenn durch sie zu Untersuchungen angeregt würde, welche jene baldigst ins Grab der Vergessenheit versenkten. Ueber den Polypen der Cephea tuberculata. Bekanntlich wird von den Polypen der höheren Medu- sen angegeben, dass sie vier Längsgefässe besässen, welche analog den vier Radiärgefässen der niederen Medusen vom Grunde des Magens entspringen und der Länge nach verlau- fend sich üben an einem Ringkafiale vereinigen sollten. Dies muss ich, wenigstens für die Gattung Cephea, als vollkommen irrig bezeichnen. Der Polyp dieser Qualle wurde schon von Frantzius genau beschrieben, dessen Darstellung ich, mit Ausnahme jenes einzigen Punktes, vollkommen beistimmen kann. Er beschreibt vier Längsgefässe, ohne jedoch über ihr Lumen etwas zu sagen und ebenso wenig giebl seine Abbil- dung, welche bei ziemlich schwacher Vergrösserung ange- fertigt zu sein scheint , Aufschluss darüber. Nach Untersu- chungen, die ich im Herbste I85ö an demselben Polypen — gezogen aus den befruchtet erhaltenen Eiern der Cephea tu- Archiv f. Nftturgesch. XXIV. Jahrg. l.Bd. |4 210 Seraper: Zoologische Notiz. berculata — anstellte, sind diese sogenannten Gefässe solide Stränge, welche aus dem die Fussscheibe anfüllenden Paren- chym ihren Ursprung nehmen und allmählich dünner werdend, parallel der Längsachse verlaufen, bis sie oben in der Nähe der Tentakeln durch die starke Pigmenlirung der Haut dem Blicke entzogen werden. Mitunter sieht man auch fünf sol- cher Stränge. Zwischen ihnen finden sich von Zeit zu Zeit einzelne Anastomosen, durch welche ein förmliches, in der Leibeshöhle frei schwimmendes Netzwerk gebildet wird, wel- ches den Magen überall umspinnt. Ausserdem entspringen noch, ebenfalls in ganz unregelmässigen Abständen, von je- nen grösseren Strängen ausserordentlich feine Fasern, welche jene sowohl mit dem Magen, als mit der Haut verbinden, an welche sie sich mit ähnlichen dreieckigen Enden ansetzen, wie die von Meissner beschriebenen Nervenfasern in der Haut der Gordiaceen. Welcher Natur nun diese Fasern sind, ob muskulöser oder nervöser, wage ich nicht zu bestimmen, jedenfalls aber muss ich mich entschieden gegen ihre Deu- tung als Gefässe erklären. Erklärung der Abbildung. Taf. VII. Fig. A. Netzwerk aus der Leibeshöhle des Polpyen von Cephea tuberculata. a. Grössere, für Gefässe gehaltene, solide Stränge. b. Feinere Anastomosen bildende. c. Enden der feinsten. VJ->A^ '\fSS. J^ 24. » 25. » 26. « 27. » 28. » 29. » 30. » 31. n 32. M 33. Heue f§ichlang:enarteii in der fSaminliiiig' des britischen IVIuseuins. Von Dr* A. Oiiotlier« Die Untersuchung und Bestimmung der giftigen und nicht- gifligen Colubrinen, welche in der Sammlung des ßntisrhen Museums enthalten sind, ergab, dass dieselbe unter etwa 3100 Exemplaren 60 neue Arten enthielt, welche Zahl etwa den siebenten Theil der bis jetzt bekannten Species dieser Abtheilung ausmacht. Ich gebe in folgendem eine Liste der- selben, da mein „Synoptic Catalogue of Colubrine Snakes in the Colleclion of the British Museum. London ISöS'* nicht mit derselben Leichtigkeit in Deutschland sich verbreiten dürfte. In demselben sind die näheren Beschreibuno-en der o neuen Arten enthalten, und ich begnüge mich hier, die Dia- gnosen beizufügen. In Betreff neu aufgestellter Genera für schon publicirte Species , sowie in Betreff einiger neuer im Appendix des Catalogue enthaltenen Arten verweise ich auf diesen selbst. Je weiter ich in meiner Arbeit fortschritt, desto mehr gewann ich die Ueberzeugung , dass die Principien zu einer natürlichen Einlhcilung dieser Thiere in Schlegel's Essai niedergelegt sind und aus der Verbindung von Lebensweise und Körperform, von Bcscliuppung und jener Gestaltung des Kopfes, welche Seh leget so trefflich mit dem Namen der „Physiognomie« bezeichnete, hergeleitet werden müssen. Der Versuch, nach dem einzelnen Charakter der ßezahnung diese Thiere einzutheilen , führt uns ein eben solches Gesammtbild 222 Günther: vor Augen, wie das Linne'sche Pflanzensyslem, und ich mache nicht, wie das gesciiehen ist, der Erpetologie generale den Vorwurf, dass sie das Bestimmen der Arten erschwere: im Gegenlheiie wie jedes künstliche System, erleichtert sie diesen mechanischen Theil der Arbeit, — sondern dass sie die nächsten Verwandten auseinanderreisst, und mit den he- terogensten Formen zusammenmengt. Ein Unterschied in der Bezahnung tritt nur dann in das Recht systematischer Bedeu- tung ein, wenn er von Eigenthümlichkeiten in der Lebens- weise der Schlange begleitet ist: dann ist er aber auch im- mer von einem äusseren Charakter gefolgt. Sonst haben die Zahnunterschiede für die Einlheilung keinen grösseren Werth, als den einer oft wünschensvverlhen übersichtlichen Gruppi- rung, wenn die Zahl ähnlicher Arten sehr gross ist. Wenn ich aber glaube, dass der F'ortschritt, den die systematische Herpetologie mit dem 7. Bande jenes Werkes gemacht hat, nur in einem negativen Resultate zu finden ist : so habe ich häufig Veranlassung gehabt, von dem absoluten Vortheile Ge- brauch zu machen , welchen die Bizahnung zur Unterschei- dung der Species giebt : ein Vortheil, der uns der Wahrheit ebenso nahe bringt, als der Versuch, auf den geringfügig- sten äusseren Charakter eine Species zu begründen , davon entfernt. Nicht nur aber bin ich in der Anordnung meines Calalogue dem Systeme SchlegeTs mit den durch Vermeh- rung unserer Kenntnisse nölhigen Modifikationen gefolgt, son- dern ich stimme mit ihm auch in der Umgrenzung der Species vollständig überein , und so belehrend und nothwendig es ist, eine ununterbrochene Reihenfolge von Varietäten einer Art darzustellen und selbst in anscheinend verschiedenen Fär- bungen etc. eine Gesetzmässigkeit zu erkennen, so zeitraubend ist es, Individuen auf darnach angefertigte Pseudospecies zu- rückzuführen. Ich glaube, dass ich durch kurze Bezeichnung modificirter Formen innerhalb einer Species die Wissenschaft mehr gefördert habe, als durch Belegung derselben mit einem binären Namen , und ich hoffe auf der anderen Seite, dass die nachfolgenden neuen Arten als auf natürlich specifische Charaktere gegründet erscheinen mögen. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 223 Calaitiaridae. Calainaria (Boie) Dum. ßibr. C. Grayu Calal. p. 6. Schuppen in dreizehn Reihen; Oberlippenschilder fünf; das erste Paar der ünterlippenschilder bildet keine Sulur; kein unpaares Schildchen zwischen den Kinnschildern. Kör- per cylindrisch, sehr schlank; Schnauze sehr kurz. Jung rölhlichwciss mit schwarzen Ringen , die in späterem Alter auf dem Rücken zusammenfliessen, und auf dem Bauche vier- eckige Ränder bilden. — Philippinen. Conopsis Günther. Calal. p. 6. Habitus von massigen Dimensionen. Nur ein Paar Stirn- Schilder; Schnauzen-Schild vorstehend, pyramidal, leicht auf- wärts gebogen; nur ein Nasenschild, in dessen Mitte das Nasenloch; Zügelschild fehlt oder ist vielmehr mit dem Stirn- Schild verbunden; ein vorderer, zwei hintere Augen -Schil- der; sieben Oberlippen -Schilder. Schuppen glatt, mit etwas abgerundeter Spitze, in siebenzehn Reihen ; Analis und Schwanz- Schienen gespalten. Zähne von gleicher Länge, nicht ge- furcht. C. nasus. Catal. p. 6. Einfarbig dunkel olivenfarbig; auf dem vorderen Thcile des Rückens einige schwarze kleine Flecken ; unten blässer, dunkel gefleckt. — Californien. JLmblymetopon Günther. Catal. p. 7. Rumpf von massigen Dimensionen, Schwanz kurz ; Kopf kurz, abgerundet, vom Nacken nicht abgesetzt. Nacken nicht ausdehnbar; der Schnauzenschild ragt stark vor, ist haken- förmig aufwärts gekrümmt, oben mit einer scharfen Kante versehen und ragt so weit rückwärts, dass er mit dem Sciiei- tel-Schild eine breite Sulur bildet und die Stirn-Schilder, von denen nur ein Paar vorhanden ist, von einander trennt. Na- 224 Günther: senloch zwischen Nasen-Schild und erstem Oberlippen-Schild. Schuppen glatt, kurz, viereckig, in siebenzehn Reihen. Schwanz -Schienen doppelt. Zähne in beiden Kiefern von gleicher Länge, nicht gefurcht. Gaumenzähne. A. variegatum. Catal. p. 7. Weisslich , Rücken mit schwarzen Querflecken; unten einfach weisslich. — Mexiko. Rliinostuiraia Fitz. Rh. cupreum. Catal. p. 9. Schuppen in fünfzehn Reihen. Vordere Stirn -Schilder von einander gelrennt durch einen langen hinteren Forlsatz des Schnauzen -Schildes , der den hinteren Stirn -Schild er- reicht ; hinlere Stirn - Schilder mit einander verschmolzen. Kopf dunkelbraun mit weisslichem Scheitel; Körper oben graulich-kupferfarbig mit zwei Reihen dunkelbrauner Flecken ; unten einfarbig weisslich. Hinlere Oberkieferzähne länger, nicht gefurcht. — Südafrika. Rlialidosoma Dum. Bibr. Rh. leporinum. Calal. p. 12. Oberlippen - Schilder sieben, von denen der vierte und fünfte das Auge berühren; Schnauzen-Schild mit einer tie- fen Längsfurche; drei Paar Kinn -Schilder. Körper etwas schlank, Schwanz von mittlerer Länge, sehr schmächtig. Oben einförmig bleifarbig, unten blässer. — Philippinen. Rh. microcephalum. Calal. p. 12. Oberlippen -Schilder fünf, von denen der zweite und drille das Auge berühren ; drei oder vier Schläfen-Schilder. Körperformen gedrungen , Kopf klein. Braun mit dunkleren Flecken , welche hinten zu Bändern zusammenfliessen. — Madras. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 225 Rh. maculatum. Catal. p. 241. Sieben Oberlippen. Schilder , von denen der dritte und vierte das Auge berühren; nur ein Paar Kinn -Schilder; Schuppen in siebenzehn Reihen. Körperbau gedrungen, Schwanz kurz. Braun oder weisslich (in Spiritus} mit unre- gelmässigen schwarzen Querbändern und Flecken. Bauch un- gefleckt, gelblich. — Rio Janeiro. Rh. elaps. Catal. p. 241. Sechs Oberlippen -Schilder, von denen der dritte und vierte das Auge berühren ; nur ein Paar Kinn-Schilder ; Schup- pen in fünfzehn Reihen. Körperbau ziemlich schlank, Schwanz etwas kurz. Gelb mit etwa dreissig breiten schwarzen voll- ständigen Ringen. Hat ganz das äussere Aussehen einer Elaps, aber nicht deren Zahnbau. — Guayaquil. Rh. oxycephaJum, Catal. p. 242. Fünf Oberlippen - Schilder, von denen der dritte und vierte das Auge berühren , und der fünfte mit dem Hinter- haupt-Schild eine lange Sutur bildet, hinter welcher ein ein- zelner Schläfen - Schild liegt. Kopf schmal mit zugespitzter Schnauze. — Philippinen. Haplocercus Günther. Catal. p. 14. Körper sehr schlank, cylindrisch; Schwanz von mittle- rer Länge, sich zuspitzend; ein unpaarer vorderer Stirn- Schild, ein Paar hinterer Stirn-Schilder; zwei kleine Nasen- Schilder; Zügel-Schild fehlt oder ist vielmehr verschmolzen mit dem hinteren Stirn - Schild ; ein vorderer , zwei hinlere Augen-Schilder. Schuppen gekielt, lanzettförmig, in sieben- zehn Reihen; Analis und Schwanz -Schienen ungespalten. Zähne gleich, nicht gefurcht. .■\rchiv f. Naturgesch. XXIV. .lahrg l.Bd. j5 2216 Günther: H. ceylonensis, Catal. p. 15. Oben schwärzlich oder braun , einfarbig" oder mit ver- waschenen Flecken; unten einfarbig gelblich. — Ceylon. Arrliytou Günther. Catal. p. 244. Habitus von massigen Dimensionen; Kopf niedergedrückt, flach; zwei Paar Stirn-Schilder, von denen das vordere viel kleiner ist, Nasenloch zwischen zwei getrennten Nasal-Schil- dern; Zügel-Schild fehlt oder ist vielmehr mit dem hinleren Stirn-Schild verschmolzen ; ein vorderer und zwei hintere Augen -Schilder; Schuppen glatt, rhombisch, in siebenzehn Reihen ; Analis und Schwanz-Schienen gespalten. Der hin- terste Zahn des Oberkiefers länger und von den übrigen durch einen Zwischenraum getrennt, nicht gefurcht. A» taeniatum, Catal. p. 244, Röthlich-weiss mit drei braunen Längsstreifen; Bauch- seite weiss. — Cuba. Tracliiscliium Günther. Calal. p. 30. Habitus von massigen Dimensionen; Kopf etwas klein, niedergedrückt, etwas spitzig, vom Nacken abgesetzt. Ein Zügel-Schild, ein vorderer und ein hinterer Augen -Schild; Nasenloch zwischen zwei Schildern. Schuppen in dreizehn Reihen , alle glatt , mit Ausnahme der in der Hüftgegend, welche mit körnigen Kielen versehen sind. Zähne gleich, nicht gefurcht. T. rugosum. Catal. p. 30. Einfarbig schwarz. — Himalaya. Nepal. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 227 Coroiiellidae« Alllabes (Dum. Bibr.) A. occipitalis. Catal. p. 29. Schuppen in fünfzehn Reihen ; Oberlippen-Schilder sie- ben , von denen der dritte und vierte das Auge berühren. Oben schwarz, auf jeder Seile des Nackens ein gelber Fleck, der mit dem der anderen Seile sich nicht vereinigt ; unten gelblich mit drei Reihen kleiner schwarzer Flecken. — Mexiko. A. purpurescauda. Catal. p. 245. Schuppen in fünfzehn Reihen; sieben Oberlippen-Schil- der, von denen der dritte und vierte das Auge berühren. Oben braun mit einem purpur- rostfarbigen Längsbande auf jeder Seite; Schwanz ganz purpurfarbig gegen das Ende. Bauch graulich, jede Bauchschiene mit schwarzem Rande. (Exemplare ohne Epidermis graulich). — Californien. Coronella (Laur.) Schlegel. C. decorata. Catal. p. 35. Schuppen in siebenzehn Reihen; Analis gespalten ; Ober- lippen-Schilder acht , von denen der vierte und fünfte das Auge berühren. Rücken graulich- olivenfarbig ; Seiten mit dunklerer , scharf abgeschnittener Färbung ; ein schwarzer Streifen durch das Auge; auf jeder Seite des Rumpfes ein kurzes, hochgelbes Band, das hinter dem Auge beginnt, zwei- mal unterbrochen ist und bald verschwindet. Bauchseite gelblich, jede Bauchschiene aussen mit einem kleinen schwar- zen Funkte. Hintere Oberkieferzähne länger , aber in einer ununterbrochenen Reihe mit den vorderen, nicht gefurcht. — Mexiko. C. fissidens. Catal. p. 36. Schuppen in einundzwanzig (selten in neunzehn) Rei- hen; Analis gespalten; Oberlippen-Schilder achl , von denen 228 Günther: der vierte und fünfte dys Auge berühren. Rücken graulich- olivenfarbig-; Seilen mit dunklerer , scharf abgeschnittener Färbung; ein schwarzer, oft unten vveiss-gesäumter Streifen durch das Auge; auf jeder Seile des Rumpfes ein kurzes, weisses Band , das vom Hinterhaupt beginnt und bald ver- schwindet. Bauch weiss , mit einigen unregelmässigen klei- nen schwarzen Flecken auf der Seite. Hinterer Oberkiefer- zahn länger und gefurcht. — Mexiko. C. bipunctata. Calal. p. 36. Schuppen in einundzwanzig Reihen; Analis gespalten. Rücken braun, Seiten mit dunklerer , scharf abgeschnittener Färbung ; unten gelblich, entlang der Mittellinie des Bauches zwei Reihen schwarzer Punkte. Hinterer Oberkieferzahn län- ger und gefurcht. — Vaterland? C. Jägeri. Catal. p. 37. Schuppen in siebenzehn oder neunzehn Reihen ; Analis gespalten; zwei hintere Augenschilder ; oben einförmig dun- kel-olivenfarbig, unten blässer. Hinterer Oberkieferzahn län- ger, in ununterbrochener Reihe mit den vorderen, nicht ge- furcht. — Brasilien. C. anomala. Catal. p. 37. Schuppen in neunzehn Reihen ; Analis gespalten. Braun mit zwei gelben Längslinien , welche eine Reihe schwarzer Flecken einschliessen; jede Seite mit einer Reihe eben sol- cher Flecken. Hinterer Oberkieferzahn länger, nicht gefurcht. (Züo;el- Schild verschmolzen mit hinterem Stirn -Schild; ein unpaarer oblono;er Schild zwischen den hinteren Stirn- Schildern). — Am Parana-Slrom. C. fuliginoides. Catal. p.39. Schuppen in siebenzohn Reiben; Analis einfach; drei hintere Augenschiider. Oben einförmig rauchfarbig mit einem helleren Halsband oder wenigstens mit einem helleren Fleck Neue Schlangenarten des britischen Museums. 229 auf dem Nacken; Hauch in der Millellinie weiss, während sich die dunkle Farbe der Oberseite auf die Ränder des Abdomens hereinerstreckt. Hintere Oberkieferzähne länger, in ununterbrochener Reihe mit den vorderen^ nicht gefurcht. — West-Afrika. C. australis, Catal. p. 40. Schuppen in siebenzehn Reihen; Analis gespalten, oben einförmig-olivenfarbig mit wenigen kleinen schwarzen Flek- ken; unten einfarbig weisslich. Hinterer Zahn länger, in ununterbrochener Reihe mit den vorderen, nicht gefurcht. — Australien. Liiophis (Wag!,) Dura. Bibr. L. conirostris. Catal. p. 46. Schnauzenschild vorstehend und etwas zugespitzt. Oben braun mit undeutlichen schwarzen, unregelmässigcn schmalen Quer-Bändern und zwei helleren Binden entlang der Rücken- seite ; unten weisslich mit grossen schwarzen Flecken. — ßahia. Hypsirliynclms Günther. Catal. p. 48. Rumpf und Schwanz von mittlerer Länge, cylindrisch, gegen den Schwanz hin etwas seitlich zusammengedrückt; Kopf etwas schlank mit aufgeworfener Schnauze, so dass die Stirn sattelförmig vertief! ist; ein Zugel-Schüd, ein hinterer und ein vorderer Augen-Schild, zwei Nasen-Schilder mit dem Nasenloche in der Mitte. Schuppen glatt , in neunzehn Rei- hen. Analis gespalten. Zähne stark, von gleicher Länge, der hinterste im Oberkiefer ist wenig grösser, nicht gefurcht. H, ferox. Catal. p. 49. Graulich-braun, mit einer Reihe unregelmässig dreiecki- ger brauner Flecken auf dem Rücken. — Barbadoes. 230 Günther: IVatricidae. » Grayia. Catal. p. 50. Erst eine während der Ausarbeilung dieser Liste wie- derholte sorgfältige Vergleichung hat mich überzeugt, dass diese westafrikanische Form bereits von Hallo well Proc. Ac. Nat. Sc. Philad. 1857. p. 67 unter dem Namen Heterono- tus triangularis beschrieben ist. Mein Irrlhum ist um so ver- zeihlicher, als Hallo well seine Beschreibung beginnt mit „Dentition of Coronella« und die Schlange in die von Dum. Bibr. angenommene Familie „Syncraterians« (nach Hallo- well's Schreibart 1. c. p. 6ö. 67!) einreiht. Dies ist falsch: unsere Schlange hat alle Zähne im Oberkiefer von gleicher Länge. Ueberdem ist sie von Coronella eben so weit entfernt, als Tropidonotus , sie hat weit mehr Aehnlichkeit mit Homalopsis, ist eine Süsswasserschlange, in deren Magen ich Exem- plare von Ciarias hasselquistii fand, und welcher der lange Schwanz dazu dient, sich an Gesträuchen am Ufer festzuhal- ten und den Körper so ins Wasser hängen zu lassen , wie ich das auch bei unserer Natter beobachtete und Holbrook es bei Süsswasserschlangen Nord- Amerikas fand. Den von mir gegebenen Namen sehe ich gerne ganz getilgt, da ich nicht die ohnedem zu grosse Synonymie zu vermehren wün- sche. — Hallo well halte überdem dieselbe Wasserschlange schon früher 1. c. 1844. p. 1 18 als Coluber laevis beschrie- ben, indem er sie „als den Repräsentanten der Coronella lae- vis in Westafrika'' ansah. Tomodon (Dum. Bibr. pt.) Günther. T. strigatus. Catal. p. 52. Braun : auf jeder Seite ein schmaler schwarzer Streifen vom Nasenloche bis zur Schwanzspitze; ein zweiter auf jeder Seite der Bauches vom Kinn bis zur Schwanzspilzß. — Indien. Xenodon (Boie) Dum. Bibr. X, colubrinus. Catal. p. 55. Schuppen glalt, in sehr schief verlaufenden, übereinan- Neue SchlaDgenarten des britischen Museums. 23L der geschobenen Querreihen ; ein vorderer Augen - Schild, Analis einfach. Schnauze sehr lang, vorne eckig, Nasenloch sehr gross. Kopf oben ohne alle Flecken und Streifen. Form und Färbung der Körpers wie in X. rhabdocephalus. — Para. X macrophthalmus. Catal. p. 58. Schuppen gekielt , in siebenzehn oder neunzehn sehr schief verlaufenden Querreihon. Mehr oder weniger dunkel- braun, entweder einfarbig, oder mit einer Reihe röthlich- brauner Flecken auf den» Rücken. Bauch gelblich, vorne mit grossen schwarzen viereckigen Flecken , hinten braun mar- morirt. Jung mit gelbem Halsbande. — Ostindischer Continent. Tropidonotns Kulil. T. punctulatus. Catal. p. 247. Schuppen in siebenzehn Reihen mit schwachen Kielen; Analis gespalten; neun Oberlippen -Schilder, von denen der vierte und fünfte das Auge berühren; ein vorderer und zwei hintere Augenschilder. Rückenseite graulich-schwarz, in den zwei äusseren Schuppenreihen jede Schuppe mit einem weis- sen Punkte, welche zusammen ein seitliches Band bilden. Die drei hinteren Zähne in der Oberkieferreihe etwas stärker und alle in gleicher Entfernunor von einander. — Vaterland un- bekannt. T. medusa. Catal. p. 78. Verwandt mit T. leberis. Schuppen in einundzwanzig Reihen; Oberlippen-Schilder acht, von denen der vierte und fünfte das Auge berühren; ein vorderer und zwei hintere Aufren-Schilder. Oben dunkel-olivenbraun mit fünf gelblichen Bändern , von denen das äusserste den Rnnd der Bauchseile einschliesst; der Rest der Bauchschienen schwarz, jede in der Mitte mit einem gelben regelmässigen Dreieck, dessen Spilze nach vorne gerichtet ist. Die Dreiecke zusammen bil- den eine Kelle entlang der Mille des Bauches. — Texas. 232 Günther: T. auriculatus. Catal. p. 80. Bildet eine besondere Gruppe des Genus. Schuppen in siebenzehn Reihen; Oberlippen-Schilder acht, von denen der drille, vierte und fünfte das Auge berühren; vordere Stirn- Schilder vorne abgestumpft. Oben braun mit einem helleren Rückenstreifen ; ein breiler gelblicher Streif vom Auge zum Mundwinkel ; Bauch weiss mit drei schwarzen Längsbinden, von denen die mittlere am breitesten ist. — Philippinen. Colubrldae. Spilotes Wagler. Sp. poecilonotus, Catal. p. 100. Schuppen in ein- oder dreiundzwanzig Reihen ; die des Rückens gekielt. Hintere Augen-Schilder zwei. Oben ein- farbig braun , einige Schuppen der Vertebrallinie gelb mit schwarzer Spitze; Kopf gelblich mit grossen braunen Flecken. Bauch vorn einförmig gelblich, nach hinten in reines Schwarz übergehend. — Centralamerika. Zaisienis Wagl. Z. caudolineatus. Catal. p. 104. Habitus von mittleren Dimensionen. Schmutziggelb mit fünf Reihen brauner Flocken , von denen die drei mittleren zu drei schwarzen Schwanzbinden ztisammenfliessen ; die Flecken der mittelsten Reihe sind die grössten und sind an jungen Individuen in ein Zickzackband vereinigt. Die Flecken der äusseren Reihe sind oft weniger deutlich. Kopf mit sym- metrischen Zeichnungen. Schuppen gekielt, in ein-, sehr selten in dreiundzwanzig Reihen; drei vordere und zwei hin- tere Augen-Schilder; Hinterhauptsschilder hinten abgerundet, unter einem schiefen Winkel auseinandertretend ; das Paar grösserer Schuppen, das sich bei anderen Zainenis hinter Neue Schlangenarten des britischen Museums. 233 den Hinterhauplsschildern findet, fehlt, oder ist vielmehr mit diesen verschmolzen. Der sechste Oberlippen-Schild bildet den dritten Theil des hinteren Orbitalrandcs. — Kurdistan. Corypliodon Dum. Bibr. C. fuscus. Catal. p. 112. Alle Schuppen glatt , in vierzehn oder sechszehn Rei- hen; Oberlippen-Schilder neun. — Borneo. Dryadidae« Herpetodryas (Boie) Dura. Bibr. H. hrunneus. Catal. p. 116. Schuppen gekielt, in siebenzehn Reihen; neun Oberlip- pen-Schilder. Oben einfarbig braun, unten gelblich. — Gua- yaquil. H. Rappii. Catal. p. 116. Schuppen glatt, in siebenzehn Reihen; ein vorderer Au- gen-Schild, neun Oberlippen-Schilder, von denen der vierte, fünfte, sechste das Auge berühren. Rücken des erwach- senen Thicrs mit einetn breiten dunkelbraunen, vorne gelb- eingefassien Bande; Seiten braun, unregelmässig schwarz gefleckt; Bauch gelblich, auf den Seilen schwarz gefleckt, in der Mitte kaum sichtbare Längsbinden. — Rücken der jüngeren Thiere mit viereckigen, bräunlich-olivenfarbigen Querflecken, welche mit mehr unrcgelmässigen auf der Seite abwechseln; Bauch mehr oder weniger schwarz gefleckt, die Flecken manchmal in Längsstreifen geordnet. — Venezuela. Berbice. Cyclopliis Günther. Calal. p. 119. Habitus schlank, cylindrisch; Kopf eiförmig, vom Nacken abgesetzt; Kopfschilder regelmässig; ein vorderer und zwei 234 Günther: hintere Augen- Schilder; Nasenloch in einem einzelnen Na- sen-Schilde. Schuppen subelMplisch, glatt, in fünfzehn Rei- hen (in einer Art in siebenzehn und gekielt). Auge eher gross mit runder Pupille. Zähne gleich^ nicht gefurcht. Hie- her Col. aestivus L., Col. vernalis Dekay, Herpetodr. trico- lor Schleg. und C, major. Catal. p. 120. C. vernalis ausserordentlich ähnlich, aber viel grösser. Oben einfarbig grün, unten blässer; Oberlippen-Schilder acht. — China, C. frenatus, Catal. p. 120. Oberlippen-Schilder sieben; ein Zügelschild, Olivenfar- big fin Weingeist) ; auf jeder Seite des vorderen Rumpflheils drei schwarze Längsstreifen , von denen der obere am brei- testen ist und hinter dem Auge beginnt. — Affghanistan. C. calamaria. Catal. p. 250. Zügel- Schild fehlt oder ist vielmehr mit dem Nasal- Schild verschmolzen. Graulich - braun , auf dem vorderen Theile des Rückens auf jeder Seite eine Reihe undeutlicher schwärzlicher Flecken , welche hinten zusaramenfliessen und eine sehr schmale, wellenförmige Linie bilden. Bauchseite weiss. — Ceylon. Dryoealamus Güntlier. Catal. p. 121. Leib sehr schlank und zusammengedrückt, so dass die Bauchschienen, wie in Chrysopelea gekielt erscheinen. Kopf kurz , mit abgerundeter Schnauze , niedergedrückt. Zügel- Schild verschmolzen mit vorderem Augen- Schild, hintere Au- gen-Schilder zwei; Nasenloch in der Mute des einzelnen Na- sen-Schildes. Schuppen glatt, in fünfzehn Reihen. Auge von mittlerer Grösse. Zähne gleich , nicht gefurcht. — Bildet eine Mittelform zwischen Calamaridae und Dryadidae. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 235 D. trisirigatus. Calal. p. 121. Oben braun mit drei weissen Längsbinden, unten weiss- lich. — Vaterland ? Pliilodryas Wagler. =. Dryophylax Dum. ßibr. Ph. dorsalis, Catal. p. 126. Schuppen glatt; Oberlippen-Schilder sieben. Olivenfar- big, Rücken dunkler oder braun; Bauch hinten schwarz-mar- morirt. — San Domingo. Dromicus Bibron. D, affinis, Catal. p. 128. Habitus massig schlank. Schuppen glatt, in siebenzehn Reihen, ein Zugelschild; sieben Oberlippen-Schilder, von de- nen der dritte und vierte das Auge berühren. Rücken grau- lich-olivenfarbig; Seiten mit dunklerer scharf-abgeschnittener Färbung; ein schwarzer Streifen durch das Auge, der sich mit einem schwarzen Flecken auf dem Nacken vereinigt. Hinter dem Auge ein weisslicher Fleck; Bauch gelblich, auf jeder Seite mit einer Reihe schwarzer Punkte. — Rio Janeiro. D. rufodorsatiis. Catal. p. 130. Verwandt mit D. rufiventris. Schuppen glatt, in neun- zehn Reihen; ein Zügel-Schild, acht Oberlippen-Schilder, von denen der vierte und fünfte das Auge berühren. Oben braun mit zwei Reihen dunkler runder Flecken , welche hinten zu einfachen Querflecken zusammenfliessen; ein dunkler Strei- fen auf der Schläfe. Bauch graulich, braun-marmorirt. — West-Indien. Psaiiiinophiclae. * Euoplirys Günther. Catal. p. 139. Körper von mittleren Dimensionen; Kopf viereckig, hoch, 236 Gün liier: mit kurzer, runder, stumpfer Schnauze und flachem Scheitel. Au^enbraun-Schild vorstehend; Gegend vor dem Auge ver- tieft; Auge gross. Scheitel-Schild von mittlerer Form; ein Zügel-Schild; zwei Nasen-Schihler; ein vorderer und zwei hintere Augen -Schilder. Schuppen etwas schmal, glatt, in neunzehn Reihen. Hinterer Oberkieferzahn länger, gefurcht; keine andere längere Zähne im Oberkiefer ; die vorderen der Unterkinnlade etwas länger als die anderen. Eu. modestus. Catal. p. 139. Oben gelblich-olivenfarbig, Schuppen etwas heller oder dunkler gerändert ; unten weisslich. — China. Psammodynasfes Günther. Catal. p. HO. Habitus etwas gedrungen; Kopf kurz, hoch, oben flach, mit sich zuspitzender kurzer Schnauze, Lippen aufgeworfen; Stirn- Schilder klein, die hinteren hinten abgerundet; Scheitel- Schild lang und schmal; Zügelschild kurz, oft zwei- oder dreimal gespalten; ein Nasal - Schild , der vom Nasenloche durchbohrt ist; ein (ausnahmsweise zwei) vorderer und zwei hintere Augen -Schilder. Schuppen etwas kurz, rhombisch, glatt , in siebenzehn Reihen ; Analis ungespalten. Pupille senkrecht, elliptisch. Vordere Oberkiefer- Zähne sehr lang, glatt, hintere lang, gefurcht, mittlere und die im Gaumen klein; vordere Unterkiefer-Zähne länger als die hinteren. — Hieher Psammophis pulverulenta Boie und Ps. pictus. Catal. p. 251. Die drei ersten Paare der Unterlippen - Schilder sehr gross, ohne Kinn - Schilder zwischen sich zu haben. Kopf oben mit symmetrischen purpurfarbigen Zeichnungen, Hinter- hauplsschilder rölhlich - weiss. Rücken dunkel- purpurfarbig mit paarweise gestellten röthlich- weissen Flecken; auf jeder Seite des Rückens ein röthlich-weisses Band. — Borneo. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 237 Dryophidae. Uryopliis Schlegel pt. D. tropidococcyx, Catal. p. 156. Habitus massig schlank; Schnauze nicht sehr verlän- gert. Schuppen glatt, nur die auf dem hintersten Theile des Rumpfes gekielt und zwar stark. Die Schuppen der mittel- sten Reihe nicht grösser als die andern; Oberlippen-Schilder acht, von denen der dritte und vierte das Auge berühren; Zögel-Schlld fehlt; Schnauzen - Schild ragt weit nach hinten zurück. Bräunlich -grün, Bauch mit zwei seitlichen weissen Linien. — Madras. D. fronticincta. Catal. p. 157. Schuppen des Rückens gekielt; sieben oder acht Ober- lippen-Schilder, von denen gewöhnlich nur einer das Auge berührt; das vordere Paar der Stirn-Schilder wird vorne ganz von den Nasen-Schildern, die von beiden Seiten her zusam- mentreten und eine Sulur bilden , umgürtet. Zwei Zügel- Schilder. Oben einfarbig grün, unten blässer mit zwei seitli- chen weissen Linien, -r— West-Indien. Dipsaclidae« Dip§as Schlegel. D. boops. Catal. p. 170. Körper und Schwanz sehr schlank und stark zusammen- gedrückt; Kopf sehr gross und dick, Auge sehr gross ; Schup- pen in einundzwanzig Reihen. Gelblichbraun, purpurfarbig marmorirl, mit mehr oder weniger deutlichen Qucrbändern ; Kopf braun marmorirt; keine Streifen auf der Schläfe. — Bengalen. 238 Günthers Dipsadomorplius Fitzinger. D. ceylonensis. Catal. p. 176. Schuppen in neunzehn Reihen; ein Zügel-Schild. Grau- lich, sehr fein schwarz punlitirt, auf dem Rücken eine Reihe mehr oder weniger abgerundeter schwarzer Flecken;, von de- nen jeder einen schmalen, schiefen Streifen auf jeder Seite gegen den Unterleib hin abgiebt; Unterleib braun marmorirt, auf jeder Seite mit einer Reihe brauner Flecken. — Ceylon. Tropidodipsas Günther. Catal. p. 180. Körper und Schwanz von massiger Länge, zusammen- gedrückt; Kopf nicht sehr niedergedrückt, eckig, hinten etwas breit, vom Nacken abgesetzt, mit stumpfer abgerundeter Schnauze; Schnauzen -Schild gewöhnlich; ein Zügel-Schild; zwei vordere und zwei hintere Augen -Schilder. Schuppen von mittlerer Länge, gekielt in siebenzehn Reihen, die in der Medianlinie nicht grösser; Schwanz- Schienen in doppelter Reihe. Auge und Nasenloch massig gross. Zähne gleich, nicht gefurcht. T. fasciata. Catal. p. 181. Schwanz mit weissen Querbändern. — Mexiko. Heiiiidipsas Günther. Catal. p. 181. Habitus von massigen Dimensionen; Körper etwas zu- sammengedrückt, Kopf niedergedrückt, dreieckig, hinten breiter, vom Nacken abgesetzt und mit breiter abgerundeter Schnauze. Nur ein Nasenschild, Zügelschild verschmolzen mit dem unteren Vorderaugenschild , über demselben ein oberer Vorderaugenschild, hinler dem Auge zwei. Schuppen glatt, in fünfzehn Reihen, die der Verlebrallinie nicht grös- ser; Analis ungespalten; Schwanz-Schienen zweireihig. Die Oberkieferzähne nehmen nach hinten an Grösse zu, der letzte ist der längste und zusammengedrückt. Neue Schlangenarten des britischen Museums. 239 ü. ocellata. Catal. p. 182. Oben gelblich-grau mit grossen, runden, braunen Flek- ken mit hellerem Rande; unten gelblich. — Tropisches Amerika? Dipsadoboa Günther. Calal. p. 18-2. Körper und Schwanz schlank, zusammengedrückt; Kopf niedergedrückt, dreieckig, hinten breit, vom Nacken stark abgesetzt. Ein vorderer und zwei oder drei hintere Augen- Schilder; ein Zug I-Schild, Schuppen etwas kurz, rhombisch in siebenzehn oder neunzehn Reihen, glatt, die der Median- linie nicht grösser. Schwanzschienen ungelheilt. Pupille elliptisch senkrecht ; Nasenloch zwischen zwei Schildern,- hin- terer Oberkieferzahn gefurcht. D, maculata, Catal. p. 183. Oberlippen -Schilder acht, von denen der vierte und fünfte das Auge berühren. Mit kleinen viereckigen schwar- zen Punkten. — Central-Amerika. D. unicolor. Catal. p. 183. Oberlippen-Schilder neun, von denen der vierte, fünfte und sechste das Auge berühren. Oben einförmig-olivenfar- big, unten weisslich. — West-Afrika. l^cytaliclae. Holo^errliuin Günther. Catal p. 18Ö. Habitus von massigen Dimensionen; Kopf niedergedrückt, mit flachem Scheitel und etwas kurzer Schnauze, nicht sehr abgesetzt vom Nacken. Auge von mitllerer Grösse und mit senkrechter Pupille. Schnauzen-Schild gewöhnlich; ein Zü- gel-Schild; zwei vordere und zwei hintere Augen-Schilder. 240 Günther: Schuppen glatt in siebenzehn Reihen ; Analis und Schwanz- Schienen ungelheilt. Hinlerer Oberkieferzahn länger, ge- furcht. H, philippinum. Catal. p. 186. Braun mit wenigen schwarzen oblongen Flecken auf dem vorderen Theile des Rumpfes. — Philippinen. liycocioiiticiae. Alopecion Dum. Bibr. A, fasciatum. Catal. p. 196. Schuppen in siebenzehn Reihen. Auf jeder Seite eine Reihe schwarzer senkrechter Streifen. — West-Afrika. Boodon Dum. Bibr. B. infernalis. Catal. p. 199. Schuppen in drei- oder fünfundzwanzig Reihen. Oben einfarbig schwarz, unten blässer. — Süd-Afrika. £Iapidae. «^lyphodon Günther. Catal. p.210. Körper und Schwanz von massiger Länge, gerundet; Form des Kopfes , wie in Lycodon , niedergedrückt, mit fla- chem Scheitel und breiler Schnauze; Zügel-Schild mit hinte- rem Stirnschild verschmolzen; dieser in unmittelbarer Be- rührung mit zwei Lippen -Schildern; ein vorderer und zwei hinlere Augen - Schilder; Schuppen glnlt, kurz, gross, in fünfzehn oder siebenzehn Reihen; Analis und Schwanzschie- nen getheilt. Hinter dem Furchenzahn eine Reihe glatter Zähne. In diese zwischen den Lycodonlidae und Klapidae ste- hende Form gehört Elaps ornata Gray und Neue Schlangenarten des britischen Museums. 241 G. tristis. Catal. p. 211. Oben einfarbig schwärzlichbraun; Schuppen auf den Seiten mit undeutlichen helleren Rändern. Schuppen in sie- benzehn Reihen. — Australien. llieinansia Gray = Pseudelaps (Fitz.) D. B. D. annulaia. Catal. p. 213. Bräunlich-olivenfarbig, mit zahlreichen schwarzen schma- len Ouerbändern. — Neu-Holland. Hoploceplialus Cuv. = Alecto (Wagl.) D. B. H. pallidiceps. Catal. p. 214. Schuppen in fünfzehn Reihen ; zweiter und dritter Ober- lippen-Schild oben abgestutzt, nicht spitzig. Schwärzlich-oli- venfarbig, Kopf blasser; Schuppen der äusseren Reihen mit gelblicher Spitze. — Port Essinglon. (Neuhoiland). H. coronoides. Catal. p. 215. Schuppen in fünfzehn Reihen; Scheitel-Schild mehr als dreimal so lang als breit; auf jeder Seite des Kopfes ein schwarzer, unten weissgeränderter Streifen; kein Halsband. — Vandiemensland. E. superhus. Catal. p. 217. Schuppen in fünfzehn Reihen; Scheitel -Schild schmal, mehr als zweimal so lang als breit. Oben braun oder bräun- lich-olivenfarbig; Bauch vorne olivenfarbig, nach hinten zu ins Schwärzliche übergehend. Kein schwarzer Strich am Kopfe. — Neu-Holland. Pseudoliaje Günther. Catal. p. 222. '^s Körper etwas schlank mit abgerundeten Seiten; Schwanz Archiv r Naturffsch XXIV. Jahri' 1 Rd. 1q 242 Günther: f von massiger Länge; Kopf eher klein, hoch, viereckig, mit sphärisch abgerundetem Scheitel und kurzer runder Schnauze. Obere Kopfschiider gewöhnlich; Augenbrauen- Schilder gross. Die Stelle des Zügelschildes ist eingenom- men durch den zusammenstossenden Augen- und hinteren Na- senschild; zwei Nasen-Schilder; ein vordererund drei hintere Augen- Schilder ; der dritte Oberlippen-Schild bildet beinahe die untere Hälfte des vordem Orbitalrandes. Schuppen gross, stark übereinandcrgeschoben , in dreizehn Reihen, die der Medianlinie sehr gross und sechseckig. Vordere Rippen am kürzesten. Analis einfach; Schwanzschienen gelheilt. Hinter dem Furchenzahne zwei kleine glatte Zähne. Ps. 7iigra. Catal. p. 222. Einfarbig schwarz. - Vaterland? Pseudonaja Günther. Catal. p. 227. Körper und Schwanz von massiger Länge; Bauch ab- geflacht; Kopf hoch, viereckig, nicht deutlich abgesetzt vom Nacken, mit massig langer, abgerundeter Schnauze. Schnau- zen-Schild gross, weit nach hinten umgebogen; vordere Stirn-Schilder kleiner, als die hintern; Scheitel-Schild gewöhn- lich. Die Stelle des Zügelschildes ist ersetzt durch die zu- sammenstossenden Winkel des hinteren Stirn-, vorderen Au- gen - und hinteren Nasen- Schildes und zweier Oberlippen- Schilder; ein vorderer und zwei hintere Augen -Schilder ; zwei Nasen- Schilder. Schuppen glatt, sich wenig deckend, in siebenzehn Reihen ; Analis und Schwanzschienen gelheilt. Vordere Rippen nicht länger. Hinter dem Furchenzahn eine Reihe kleinerer Zähne. P. nuchalis, Catal. p. 227. Bräunlich - olivenfarbig mit sehr breiten dunkeln Quer- bändern, die oft undeutlich werden mit Ausnahme des ohne- dem immer dunkleren Nackenbandes. — Australien. Neue Schlaagenarten des britischeu Museums. 243 Elaps (Schneider) Dum. Bibr. E, univirgatus. Catal. p. Q3I. Scheitel und Nacken schwarz, nriil einem breiten gelben Querband hinter den Augen. Rölhlich-braun mit einer schma- len schwarzen Vertebrallinie, Bauchseite mit schwarzen Ouer- bändern, die sich manchmal auf die Seiten erstrecken. (Zwei Varietäten). — Nepal. E, maculiceps. Catal. p. 232. Im Habitus ähnlich dem Elaps intestinalis; Scheitel und Nacken schwarz mit symmetrischen gelben Flecken und Stri- chen; oben einfarbig röthlich- weiss oder mit zwei Reihen kleiner schwarzer Flecken. Bauchseite einfarbig weiss; Schwanz mit zwei schwarzen Ringen. — Ostindien. Endlich füge ich noch die Diagnose einer neuen Schlange bei , welche ich im zweiten Appendix meines Cataloges be- schrieben habe , und welche in die Dumerirsche Familie der Platyrhiniens gehört. Elapoceplialus Günther. Catal. p. 276. Kopf niedergedrückt, in einer Flucht mit dem Körper f Schuppen glatt, in fünfzehn Reihen; obere Kopfschilder re- gelmässig; vordere Stirn-Schilder in unmittelbarer Berührung mit dem Schnauzen - Schild ; ein einziger Nasal -Schild ; Zü- geUSchild fehlt; ein vorderer und zwei hintere Augenschil- der. Analis und Schwanzschienen gespalten. Zwei oder drei hintere Oberkieferzähne sehr lang, stark und gefurcht. E. taeniatus. Catal. p. 276. Oben mit drei schwarzen, weiss-geränderten Längsbin- den; Bauchseite weiss, an den Rändern mit einigen unregel- mässigen dunklen kleinen Flecken. Ciithelminthica Jllo. V. lieber Amphilina foliacea mihi (Monostoma folia- ceum Rud.) , Gyrocotyle Diesing und Amphipty- ches Gr. W. Briefliche Mitlheilung an Hrn. Prof. R. Leuckart. Von Dr. O. R. ^Vag^ener, Assistent am K. Anatomischen Museum in Berlin. Vorgetragen in der Sitzung der naturforschenden Freunde in Berlin d. 15. December 1857. Hierzu Taf. VIII. Monostoma foliaceum Rud. wurde von Bremser an Rudolphi gesandt, der es in seiner Synopsis Entozoorum p. 340 und 83 zuerst beschrieb. Obgleich er es zu den Tre- matoden stellt, so geht doch aus dem Schlüsse seiner Be- schreibung hervor, dass ihm das Fremdartige in diesem Mo- nostoma nicht entgangen war. Bremser bildete das Thier Icon. helminth. tab. VIII. flg. 3—7 ab, scheint aber über das, was er Kopflheil nennen sollte, zweifelhaft gewesen zu sein , da er das Monoslom in einer Lage darstellt , aus der sich für diese Frage Nichts entnehmen lässt. Dujardin CHist. nat. des helminth. p.364) glaubt nach der Untersuchung eines von Wien nach Paris gesandten Spi- ritusexemplares in dem Thiere eine Proglotlis zu erkennen. In neuester Zeit ist das in Rede stehende Thier in fri- schem Zustande von Wedl untersucht worden, (Helmintho- J> «> Wagen er: Enthelminthica No.V. 245 logische Notizen Maiheft 1855 Sitzungsberichte der Wiener Akademie Bd. 16. p.3l8). Er sieht ebenfalls in dem Thiere ein Monostom und glaubt einen Schlund nebst Schlundlcopf bei der Untersuchung in ihm wahrgenommen zu haben. Ich habe das Thier ebenfalls frisch in Triest gesehen. Die Thatsachcn, die sich mir bei der höchst schwierigen Un- tersuchung dieses sehr undurchsichtigen Helminthen ergaben, sind, wenn auch sehr unvollständig, doch hinreichend, um das Thier nicht zu Monostomen, sondern zu den Cestoden zu stellen; denn es hat einer undurchb ohrt en Kopf- napf und entschieden keinen Darm. Wedl nahm den Kopflheil für den Schwanz. Die Gestalt des Thieres ist bekannt. Der Rücken ist gewölbt, der Schwanz meist etwas auf die Bauchseite gebo- gen. Letztere ist meist concav, da die scharfen Seitenrän- der des Leibes nach dem Bauche zu sich etwas umschlagen. Die Haut zeigt unter der Lupe die schon von Ru- dolph i bemerkte netzförmige Zeichnung. Diese entsteht durch ein System von meist rechteckigen Waben , deren Längsdurchmesser quer auf das Thier steht. Die Waben werden nach dem Kopfende zu kleiner. Sie sind am gröss- ten, wo der Querdurchmesser des Thieres am breitesten ist. — Drückt man das Thier zwischen zwei Glasplatten und be- trachtet es bei durchfallendem Lichte, so glaubt man die Hoden eines Cestoden zu sehen. Duj ardin erwähnt wohl diese letzteren Organe, ohne jedoch von dem genetzten An- sehen der Haut zu reden. — Es versteht sich von selbst, dass durch den jeweiligen Contractionszustand des Thieres die Form der Waben sich verändert. Ebenso erscheint die Contur des Thieres zuweilen gezackt, zuweilen ganz glatt. Die Muskeln sind Längs- und Ouerfasern. Die ge- genseitige Lagerung dieser Organe gelang nicht ins Klare zu bringen. Die Undurchsichtigkeit selbst ganz junger Thiere durch Einsprengung von Fetltropfen und Körnchen konnte nur durch einen Druck bewältigt werden, der das Thier zer- sprengte. Ebenso wenig liess sich mit dem Messer und der Scheere arbeiten. Der Kopfnapf des Thieres zeichnete sich durch braune Färbung aus. Die Fasern in ihm verliefen radial. Mit sei- 246 W a g e n e r : nein Boden stand ein Faserbündel in Verbindung, der nach dem Inneren des Thieres pinselförmig auseinanderfuhr. — Bei massigem Drucke schon trat der SaugnapI" in Form einer braunen Papille hervor, die häufig noch von seinem äusseren Rande umwallt war. Diese Papille ist' von Bremser und Wed 1 abgebildet. Beim Zerreissen namentlich älterer Thiere begegnet man sparsam in den Fasern ziemlich fest eingeGIzte zuweilen gal- lengelb gefärbten concentrisch gestreiften Kugeln, oder Knollen. Sie sind anscheinend nicht glatt. Ich habe sie nicht mit Säuren untersucht. Aussehen und Vorkommen un- terscheiden sie nicht von Kalkkörpern der Cestoden. An den Rändern des Thieres liegt jederseits ein schma- ler Streif dunkler Follikel ganz analog dem Dotterstocke der Cestoden. Sie sind schon von Dujardin gesehen und auch von Wedl. Auf Querdurchschnitten bilden sie eine Figur wie ( }. Ob die Ränder dieser Figur sich in Form einer dünnen Lage über Bauch und Rücken fortsetzen , weiss ich nicht. Der Eier enthaltende Schlauch ist in einzelnen Theilen schon von Rudolphi, Dujardin und W^edl ge- sehen. — Er entsteht in der Mittellinie des Thieres nicht weit von der Schvvanzspilze in einer bis jetzt für mich noch unklaren Weise an dcK Stelle , wo noch zwei später zu erwähnende Organe ebenfalls ihren Ursprung nehmen. — Nach einer Reihe von kurzen häufig sich deckenden W^indiingen, welche einen sehr durchsichtigen Inhalt einschliessen, tritt er an die Seite des Thieres, steigt in kurzen sich oft deckenden Schlei- fen nach dem Kopfe, biegt sodann schnell um, läuft diesseits der Mittellinie mit ähnlichem Verlaufe wieder zum Schwänze hinab bis fast zu seiner ürsprungsstelle. Hier tritt er mit einer grossen quer durch das Thier sich legenden Schlinge zum anderen Rande des Leibes. Nach 8-10 grossen Querschlei- fcn begiebt sich der Schlauch in verhältnissmässig gestreck- tem Laufe bis dicht zum Kopfnapfe, an dessen Seite er aus- mündet. — Die Zahl der secundären Windungen steigt mit der Grösse des Thieres. ,; ..' Dicht über der Stelle, wo der Eierschlauch entsteht, befindet sich ein rQ§(^tten förmiges Organ, was ganz dem Enthelminthica No. V. 247 Keimstocke der Cestoden ähnelt. Von ihm scheint ein Schlauch zu entspringen, der sogleich einen anderen aus dem Zusammenflusse von zwei Schläuchen entstandenen aufnimmt. Dicht hinter dieser Stelle schwillt der gemeinsame Ausführ- gang in eine Blase an und bricht seitlich vom Schwänze schräg nach unten sich wendend, mit einer Oeffnung durch den scharfen Rand des Thieres. Ich glaube sagen zu kön- nen , dass die Ausmündung des Eierschlauches und dieses Organes auf ein und derselben Seite des Thieres sich be- finden. Gerade auf der Schwanzspitze mündet ein anderer Schlauch aus, der ziemlich gerade in die Höhe steigt. Dicht vor seiner Kreuzung mit dem vorigen, auf dessen Bauchseite er zu liegen scheint, wird er auch zu einer Blase^ in deren Grund ein spiralgevvundener von der Seite herkommender Schlauch eintritt. - Diese Anschwellung sah Wedl als Schlundkopf an, und in dem an der Schwanzspitze ausmün- denden Schlauch glaubte er den Schlund zu sehen. Letzte- rer Schlauch scheint zum männlichen Geschlcchtsapparale zu gehören. Die Eier des Thieres sind sehr gross eiförmig mit etwas abgeslumpftem spitzerem Pole. Sie enthalten Dolter- kugeln. — Gefässe habe ich nur zu beiden Seiten des Thieres gesehen. Da durch die Organisation das Thier sich wesentlich von einer Ligula unterscheidet, so erscheint es zweckmässig eine besondere Galtung zu machen. Es mag Amphilina fo- liacea heissen. Die Verwandten dieses Thieres sind unter dem von Die- s i n g als Gyrocotyle und von mir als Amphiplyches beschrie- benen Thiere zu suchen. lieber Gyrocotyle und Amp hip ty ches. Die sing (Systema Helminthum I. p. 408) gab eine kurze Diagnose von Gyrocotyle, einer neuen Galtung, angeb- lich aus einer Antilope pygarga stammend. Fünf Jahre später (1855) veröffentlichte Diesing im 9len Bande der Denkschriften der Wiener Akademie lö Gat- Entiiclmiaitfiica Ho. VI. lieber Distoma campanula (Gasterostoma fimbriatum Siebold) Duj. und Monostoma bipartilum Wedl. Briefliche Mittheilung an Hrn. Prof. R. Leuckart. Von ' uyiöAitli' Dr. O. R. ^^Vaffeiier , Assistent um K. Anatomischen Museum in Berlin. Vorgetragen in der Sitzung der naturforschenden Freunde in Berlin d. 15. December 1857. Hierzu Taf. IX. Dujardin führt in seiner Histoire naturelle des Hel- minthes p. 435 ein Distom unter dem Namen D. campanula auf, welches er im Darme des Hechtes frei und an den Kie- men von Cyprinus idus incystirt fand. In den Berichten der Wiener Akademie 1857. Bd. 2(3. p. '24:^ wird von Wedl die Dujardin'sche Species von neuem beschrieben. In der beigegebenen Figur ist das im Hechte hier in Berlin sehr liäufige (jasterostoina fimbriatum wieder- zuerkennen. Die wenn auch unvollständigen Angaben beider Au- toren lassen kaum noch einen Zweifel übrig, dass Distoma campanula mit dem von v. Siebold sciion 1831 an Ru- dolph i gescndtlen Gasterostoma fimbriatum ideiitisth ist. V. Siebold glebt diesem Tremafoden den Namen in seinem Lehrbuche der vergleichenden Anatomie p. 129 und hebt an selbigem Orte auch die Aehnlichkeit dieses Thieres in Bezuü der <\\\i dem Bauche sich befindenden Mundöffnung mit J^ ä. a -^ß Wagen er: Enthelminthica No. VI. 251 Bucephalus polyniorphus hervor, v. Siebold fand das er- wachsene Gasteroslom in Lucioperca und in Perca. Ich kenne aus eigener Anschauung diese Gaslerostomen nicht allein im frischen Zustande, sondern habe auch die an Rudolph! 1831 geschickten Exemplare mit denen vom Hechte vergli- chen, — Es gehören diese nebst dem häufig an den Kiemen verschiedener Cyprinus- Arten in Cysten vorkommenden Ga- slerostomen ohne Eier , alle zu Gasterosl. fimbrialum v. Sie- bold, was zweifelsohne ein schwanzloser geschlechtlich ent- wickelter Bucephalus ist. Die drei bis jelzt bekannten Gasterostomenspecies sind folgende : 1) Gasterost. minimum mihi Intest. Triglae microlepidotae. 2) Gasterost. gracilescens mihi Intest. Lophii piscatorii. Syn. : Distoma gracilescens Rud. 3) Gast, fimbrialum v. Siebold Intest. Esocis lucii, Percae fluviatilis, Luciopcrcae Sandrae, Cyst. Branchiarura spec. Cyprinorum quarundam. Syn. : Disloma campanula Duj. Die beiden ersten Arten sind aus dem Mitlelmeere, wo auch Bucephalus Haimeanus gefunden ist. — Die letztere ist iin Süsswasser zu Hause, wo auch Bucephalus polynior- phus lebt. Alle drei Species kommen in ihrer Organisation in fol- genden Dingen überein: Die Mundöffnung befindet sich bei allen im Bauch- napfe. Die Gesc hie chts öffn ung ist bei allen hinten am Schwänze auf der Bauchseile. Der Penis ist bei allen mil mehr oder minder langen haar- oder warzenförmigen Verlängerungen besetzt. Die Haare dieses Besatzes sind am längsten bei G. gracilescens, am kürzesten bei Gast, m'nimum. Der Darm ist bei allen ein einfacher Blindsack, drr am längsten bei Gasterost. fimbrialum ist. Der Eierschlauch enlsluht zwischen s. g. Keim stock und Hoden (welche Organe immer in einer Reihe herab seillich unter dem Rücken liegen) , und giebt sodann eine lange Schlinge nach unten ab, steigt wieder auf mil vielen 252 Wagener: Ouerwindiingen und g-eht dann , um auszumünden, nach dem Schwänze hin. Der Eierstock macht also bei allen drei Spe- cies drei Hauplzüge. Der s. g. Dolterstock bildet jederseits eine trauben- förmige Anhäufung , deren Aiisl'ührgange seillich unter dem Rücken herabsteigen und in der Höhe des Hoden und s. g. Keinislockes nach innen einlenken und dort sich vereinigen. Der s. g. Keimstock liegt bei allen Species anschei- nend oben. Der Stamm desExcretionsorganes scheint bei allen drei Arten einen einfachen Blindsack zu bilden. Noch wäre die Richtung des Darmes bemerkenswerth. Bei Gasterost. minimum steht er mit seinem Grunde unter dem Rücken. Bei Gast, fiinbriatum biegt er sich nach dem Kopfe um. Bei Gast, gracilescens biegt er sich nach dem Schwänze zu um ; er hängt herab. Die Haut ist bei allen drei Species mehr oder minder bestachelt und enthält namentlich am Kopftheile Zotten. Die Unterschiede der Species liegen besonders in der relativen Grösse der beiden Saugnäpfe und in der Grösse der Eier. Gasterostoma zeichnet sich namentlich durch seinen Kopfputz aus, der in meiner Abhandlung (Beiträge zur Ent- wickelungsgeschichte der Eingeweidewürmer, Haarlem 1857. Tab. 24) abgebildet ist. Es sind fünf oder sechs fingerarlige Fortsätze, deren jeder zurückziehbar ist. An der Basis eines jeden befindet sich noch ein kleinerer. Die Muskeln für diesen Apparat befinden sich in Scheiden, welche im Grunde des Kopfnapfes verlaufen. — Im Kopfe von Bucephalus sieht man Organe , die unverkennbar hierauf Bezug haben, s. En- Ihelminthica No. II. Müllers Archiv 185Q. p. 556. lieber Mono Stoma bipartitum Wedl. Wedl beschrieb im Maiheft der Wiener Akademiebe- richte 1855. Bd. 16. p. 38 ein Monostom, das er M. biparti- tum nennt. Er fand es in Cysten an den Kiemenbogen eines Thunfisches. Enthelminthica No. VI. 253 Da in diesem Berichte eine bis jetzt noch wenig ge- kannte Erscheinung nicht erwähnt wird, welche diesen Tre- matoden charakterisirt, so theile ich hiemit Notizen mit, wel- che ich über dies Thier in Nizza 1851 niederschrieb. Innerhalb der an den Kiemenbögen und der Schleimhaut des Zungenbeins vorkommenden Cysten finden sich immer zwei Monostomen, welche anfangs noch zu trennen sind, späterhin aber derartig mit einander vereint sich finden, dass ein Thier zwei Köpfe zu haben scheint. In Wahrheit aber hat das grössere AJonostom das kleiner gebliebene derartig umwach- sen, dass nur eine kleine OelFnung blieb, welche beide als Austrittsstelle für ihre Köpfe benutzen. Das grösste in diesem Zustande gesehene Exemplar hatte die Grösse einer Kirsche. — Der eine Pol des fast kugligen Thieres war in einen kurzen stumpfen konischen Fortsatz ausgezogen. — Betrachtete man den anderen Pol, so sah man dort drei Einschnitte zusammentreffen, welche sich bis zur Spitze hinauf erstreckten, Sie theilten den kugligen Körper in drei nicht ganz gleiche Absch\iitte. Neben einer von diesen drei Linien oder Meridianen befand sich ein Loch, aus dem zwei fadenförmige über 10 Mm. lange Hälse mit löffelförniig verbreitertem etwas angeschwol- lenen Kopfende hervorragten. Die Oberfläche des Thieres war glatt. Die Spitze des kugligen Körpers war weiss. Ebenso die Umgebung der Oeffnung für die Köpfe. Der übrige Theil des Thieres war gelb durch eine Menge von Schläuchen, welche als mehr oder minder S-för- mige Züge unter der Haut des Thieres zu sehen waren. Sie enthielten Eier. Unter diesen Schläuchen kamen ganz weisse vor, welche öfters unter einander anastomosirten. VVedl hält sie lür zum Eierkeimslocke gehörig. Man kann sie auch als zum Dotter- slock oder zum Excretionsorgan gehörig betrachten. Da Ziehen mit der Pinzette an dem einen oder ande- deren Halse des Thieres nicht den gewünschten Erfolg hatte, so wurde das Loch mit der Schoere erweitert. So gelang es den einen Hals mit dem daranhängenden kleinen Leibe aus dem grösseren herauszunehmen. 254 W a g c n e r : Das freigemachte kleinere Monostoni hatte die Ge- stalt ungefähr wie das Blatt einer Nymphäe. Der Stiel ent- spräche dem Halse, das Blatt selber dem Leibe. Im löfFel förmigen Kopfe sah man den Mundnapf. Die- sem folgte unmittelbar ein muskulöser Schlundkopf, dem sich ein Oesophagus anschloss, der unmittelbar in den zweischenk- ligen Darm überging, — Die beiden Arme des Darms durch- zogen den Hals , sich des geringen Raumes halber fast deckend. In dem mehr dicken als platten Leibe angekommen bogen sich die beiden Üarmschenkel aufwärts nach den Sei- ten und endeten blind. Der Darm war mit rosenrother Flüssigkeit gefüllt. In dem schon etwas trübe gewordenen Thiere sah man ausser Körnchen und Fetltröpfchen nur unbestimmbare Ku- geln, in denen man sich wohl samenbereitende Organe vor- stellen konnte. Von Eiern fand sich nicht eine Spur. Das grosse Monostom, welches das kleinere gefangen ge- halten halte, strotzte von Eiern, zwischen deren Behältern auch zuweilen die weiten Windungen eines eine rosenrolhe Flüs- sigkeit enthaltenden Schlauches sichtbar waren. Die Zartheit des Thieres machte den Versuch durch Fräparation über die Organisation ins Klare zu kommen, ver- geblich. Der Kopf des Thieres zeigte dieselben Verhältnisse wie der vorige. Nur sah man ausser dem Darme und seinem Zu- behöre noch einen dicken wenig gewundenen Schlauch , der Eier enthielt , bis unter den Kopf aufsteigen , unter dem er ausmündete. Ausser diesem waren in dem eingeschlossenen kleine- ren Thiere noch zwei andere ziemlich gerade verlaufende Schläuche im Kopfe sichtbar , deren einer in der Höhe des Darmanfanges auf der Bauchseite auszumünden schien. Die zweite in einer Cyste gefundene Form zeigte die beiden Monostomen noch isolirt. Das kleinere Monostom war so beschaffen wie das oben geschilderte. Es lag noch lose in der von drei Wülsten gebildeten Ausbuchtung des grösseren, was schon ganz' von Eierschläuchen mit den sie begleitenden weissen Fäden Enthelminthlca Wo. \I. 235 orfOlIt Wnf, zwischen denen sich hie und da der rosenrolhe [)arn:isclilauch zeigte. nie dritte Form bildete zwei ganz gleichgestaltete Mo- noslornen, in denen sich ausser dem oben geschilderten Ver- dauungSHpparate, seinen Anhängseln und einigen anderen un- klaren Organen im Leibe nichts weiter auffinden liess. Keins von beiden Thieren enthielt Eier. Die Lagerung beider Thiere in der sie umschliessenden einen Cyste, bot aber zur Aufklärung der zuerst geschilder- ten Form Anhaltspunkte. Jedes der Thiere hatte eine pfeilförmige Gestrilt. Zwi- schen den beiden, den Widerhaken entsprechenden, Lappen war der dünne lange Hals eingefügt. Der Leib war seitlich zusammengedrückt und auf den Rand gebogen. — In cier Cyste lag der Schwanzlheil des einen in der durch die beiden seitlichen Lappen gebildete Spalte des anderen. — Die Köpfe beider Thiere sahen zwi- schen den beiden Leibern hervor. Durch Vergrösserung der beiden seitlichen schulterar- tigen Lappen und des Schwanzes kann n»an sich leicht die zweite Form hergestellt denken. Verwachsen nun noch die drei Spitzen des Leibes unter einander, so hat man die erste Form. Dass das Loch lür den Austritt der beiden Köpfe an der Seite um! nicht in den von dem Verwachsen der Ränder übriggebliebenen Furchen sich befindet, geht aus der Lage der Köpfe in der dritten Form hervor. Die Spitze, welche sich in der ersten Form bemerkbar macht, findet ihre Entstehung in dem Umstände, dass der convexe Rücken der dritten Form sich etwas über die Basis der schulterartigen Seitenlappen hinaus verlängert. Erklärung der Abbildungen. Taf. IX. Fig. l. Monostoma bipartituni (erste Form) in natürlicher Grösse mit den zwei fadenartigen Köpfen b und c, die aus dem Loche B hervortreten. 256 Wagener: Enthehuinthica No. VI Fig. 2. Die zweite Form lOmal vergrössert. — d. Der Kopfnapf. — e. Die Eierschläuche. Fig. 3. Der Kopf des in der ersten Form eingeschlossenen Thieres 200mal vergrössert. f. Kopfnapf. g. Schlundkopf, h. Schlund. i, i. Die Darmschenkel. k. Ein Schlauch, der bei den eierhaltigen Thieren Eier enthält und bei beiden in l mündet. m. Der andere Schlauch, anscheinend in n mündend. 1. Ein dritter unklarer Schlauch. Fig. 4. Eier oOOmal vergrössert. Fig. 5. Die dritte Form, lOmal vergrössert. a. Schwanztheil. — b. die b'iiden Seitentheile. c. Der zwischen den beiden Thierleibern hervorragende Kopf des einen Thieres. Fig. 6. Das kleinste gefundene Thier, lOmal vergrössert. Fig. 7. Dasselbe l6mal vergrössert. Es lag mit einem ebenso gestalteten Thiere in einer Cyste. Die geringe Entwickelung der beiden schulterartigen Sei- tentheile b ist bemerkenswerth. Fig. 8. Ein eierhaltiges Thier in verschiedenen Lagen , lOmal ver- grössert. Bezeichnung wie in Fig. 5. Fig. 9. Ein kleines Monostom aus der Cyste von Fig. 2. f. Kopfnapf. — b — b. Die beiden seitlichen Lappen. — c. Hals. Fig. 10. Ein eben solches aus einem Thiere wie Fig. 1 (nur um ein Viertel kleineres) herausgenommen. Bezeichnung wie in Fig. 3. Berlin den 27. März 1858. .au4(iU-i< MSi^. T^fX. CIOMI «Si«/. A^^t> Tho^cA-tr-/ tr- . Uebcr die llektokotyleiibildung: der Ceplialoiiodeii* Von ]9r« C. Clausf. Hierzu Taf. X. Die Millheilungen S t eens trup's ''^) über die Hekloko- tylen der Cephalopoden sind von allen Seilen mit grossem Interesse aufgenommen. Abweichungen in der Gestalt be- stimmter Arme, welche früher theils übersehen, theils als abnorme Bildungen einer nahern Beachtung nicht gewürdigt waren, erhielten durch Stcenslrup's Scharfblick Sinn und Bedeutung und wurden in ihrem gesetzmässigen Zusammen- hange als coustantc [Merkmale des männlichen Geschlechtes erkannt. In diesem Sinne erwiesen sich die umgeformten Arme als morphologische Zwischenstufen zu den scheinbar paradoxen Hektokotylen, welche man bei Argonauta und Tre- moctopus schon längst kennen gelernt halte, und durflen als vermillclnde Uebergänge zu jenen mit um so grösserem Rechte betrachtet werden, als sich eine Reihe auffallender Analogien in Form und Bau beobachten Viess. Aber auch dadurch er- lanjjlen die Beobachlunffen des berühmten Naturforschers einen besonderen Werlh , dass dieselben mit historischen Thatsachen verknüpft wurden. Mit Bestimmtheit liefert St een- slrup den Beweis, dass ein Theil seiner Funde schon von Aristoteles gekannt war, und als Entdeckungen des Begrün- ders unserer Wissenschalt auf die erste Zeit der Naturfor- *) Siehe die dculschc Uebersetzung der Stcenslrup'schcn Ar- beil von Troschel in diesem Archiv 1856. p.2ll. Archiv f N«turgesch. XXIV. Jahrg 1. Dd. |7 258 Claus: schung zurückzuführen ist. Nur durch ünkenntniss thalsach- licher Verhältnisse waren die Angaben des Aristoteles über die Arme der männlichen Ccphalopodcn missverstanden und falsch gedeutet, eine ahermalige Mahnung zu vorsichtiger und bescheidener Auslegung jenes grossen Werkes. Schon die Ikdeutung der neuenldeckten Thatsachen rechtfertigt zur Genüge, dass ich die Zeit meines Nizzaer Aufenthaltes nicht vorübergehen Hess, ohne den hektokotyli- sirten Armen der lebenden Tiiiere einige Aufmerksamkeit zu schenken. Freilich war das Material , welches mir zur Un- tersuchung zu Gebote stand, nicht so reichhaltig und umfas- send , als man es wohl vermuthen sollte. Der ungünstige Winter dieses Jahres übte auch auf das Auftreten der Ce- phalopoden seinen naehtheiligen Einfluss aus., und so kam es, dass ich mir nur die häutigsten Formen lebend verschaf- fen konnte. Indessen fand ich durch Verany's Freund- schaft Gelegenheit, eine Reihe seltener Cephalopoden zu un- tersuchen, welche in Weingeist im dortigen Museum aufbe- wahrt werden ; die Beobachtungen , welche ich über die Hektokotylenbildung der Oigopsiden gemacht, habe ich aus- schliesslich der Güte des genannten Naturforschers zu ver- danken. Bei allen Cephalopoden aus der Familie der Myopsidae fand ich die Umformung des bestimmten Armes in derselben Weise ausgeführt, wie sie von S te ens trup dargestellt wird. Ohne im Speciellen auf die Armbildung einzugehen, welche ja inzwischen durch TroscheMO bestätigt worden ist, möchte ich nur auf einen Umstand die Aufmerksamkeit len- ken, dass nämlich die Umbildung nicht constant mit dem Saugnapipaare einer bestimmen Zahl beginnt. Nach Steen- strup findet an dem Männchen einer Loligo-Art, welche derselbe mit Loligo vulgaris Lam. für identisch hält, die Ue- bereinstimmung des rechten und linken Baucharmes bis zum 18. oder 19. Paare der Saugnäpfe slalt, von wo nach der Spitze zu eine merkliche Veränderung des Stieles beginnt. Diese Zahl ist an der Loligoart , welche ich in Nizza beob- *) Bemerkungen über die Cephalopoden von iMessina in diesem Archiv 1857. p. 41. Ucber die Hektokotylenbildunj der Cephalopoden. 259 achtele und wegen der Gestalt der Tentakeln ebenfalls für die Loligo vulgaris Lam. halten muss, nicht eingehallen. Im Durchschnitte war es das 30. oder 31. Paar , mit weichem die Verlängerung des Stieles begann, doch ergaben sich nach der Grösse und der Entwickelung der Individuen einige Dif- ferenzen, für welche das 28. und 34. Saugnapfpaar die Gren- zen bildete. Sehr natürlich erscheinen mir diese Abweichun- gen, wenn ich den umstand in Betracht ziehe, dass mit dem Wachsthume des Körpers auch die Grösse der Arme und die Zahl der Saugnäpfe entsprechend zunimmt. Die Grenze der Stiele mit A'äpfchen und der einfachen Papillen, welche über- haupt durch allmähliche Uebergänge ermittelt wird, scheint mir nicht an derselben Stelle zu persistircn, sondern mit der Entwickelung des Geschöpfes und der Grössenzunahme des Armes hinaufzurücken. Auch bei Sepia officinaiis war die Zahl der Sinignäpfe, welche in die flächenhafle muskulöse Entwickelung des ßasalabschniltes eingeht, verschieden und bei Individuen beträchtlicheren Umfangs bedeutender. Von Rossia dispar untersuchte ich zwei männliche und zwei weibliche in Weingeist aufbewahrte Exemplare, welche Verany von Krohn aus Sicilien erhallen hatte. Es trat sogleich ein Unterschied in den Armen beider Geschlechter hervor , indem sich die l\Iännchen durch den Besitz dreier grosser kugliggestielter Saugnäpfe am dritten Armpaare (Fig. 5 u. 50 auszeichneten, wie ja inzwischen auch von Tro''- schel berichtet wurde. Zwei dieser grossen Näpfe gehörten der oberen, nach dem zweiten Fusspaare gekehrtem Reihe an, der miniere Saugnapf war dagegen an der entgegengesetz- ten Seite befestigt und hielt an Umfang das MilleF zwischen dem grösseren unteren und dem kleineren oberen Nachbar. Alle waren so gestellt, dass die llöhlung des Napfes nach der Bauchfläche gerichtet war. Die Differenzen, welche der letztgenannte Forscher für die beiden oberen Arme angiebt, habe ich nicht aufgefunden, möglich, dass mir dieselben bei der Beot^achtung der überaus starren Exemplare entgangen sind. Indess fand sich bei den Weibchen eine eigenthüm- liche symmetrische Umgestaltung der beiden oberen Arm- paare vor (Fig. 4 u. 4'), die vielleicht als conslantes Merkmal belrachlet werden muss. 260 Claus: Die äussere Spitze des Rückenarmes (Fig. 4') entbehrte der Saugnäpfe und bot an deren Stelle eine zweifache Reihe einfacher Erhebungen dar. Noch sichtlicher war dieselbe Eigenthumlichkeit am zweiten Armpaare ausgeprägt, welches nur bis zur Mille Saugnäpfe trug, denen eine Doppelreihe periförmiger Erhebungen folgte. Gegen die nahe liegende Vermulhung, dass die ganze Umformung auf nichts als einem zufälligen Ausfallen der Saugnäpfe beruhe, spricht die strenge Regelmässigkeil der Bildung in beiden Formen, dann aber, dass nicht die geringsten Spuren einer früheren Befestigung der Näpfe an den Höckern zu entdecken waren. In Beziehung auf die Arrnbildung von Sepiola Rondele- tii, kann ich mich nur der Darstellung Steenslrup's an- schliessen, erlaube mir indess eine nach dem lebenden Thiere entworfene Zeichnung beizufügen, welche in natürlicher Grösse die fraglichen Verhältnisse zur Anschauungr bringt. Aus der Familie der ^Octopidae^ eignet sich Oclopus macropus am besten, um die eigenlhümliche Armbildung nach- zuweisen, nicht nur wegen der bedeutenden Grössendifferenz des dritten Armpaares, sondern namentlich weil die übrigen charakteristischen Merkmale am schärfsten ausgeprägt sind. Die löfTelförmigc Greifplatle am äusseren Ende zeigt am le- benden Thiere kräftige Conlraktionen, die wohl auf eine Thä- tigkeit bei der Begattung und der Einführung der Spermalo- phoren hindeuten. Auffallender Weise waren die Männchen den ganzen Winter hindurch viel häufiger als die Weibchen, während ich von allen anderen Cephalopoden und auch von Oclopus vulgaris das Umgekehrte behaupten muss. Steenslrup gedenkt bei der Beschreibung von Helc- done moschala einer Doppelreihe von Hautblältern am Ende der sieben nicht hcktokolylisirten Arme des Männchens und sieht dieselbe vermulhungsweise als eine geschlechlliche Ei- genlhümlichkeil an. in dcrThat finden sich an den bezeichneten Stellen nicht nur bei Heledone moschala, sondern auch bei H. Aldrovandi periförmige Erhebungen vor*j, welche sich *) Der Ausdruck „llaulblältcr" scheint mir nicht ganz passend gewählt zu sein, da wir nur kleine Erhebungen beobachten, welche wie Perlen dem äusseren Ende des Armes aufsitzen. Ueber die Hektokolylenbildung der Cephalopoden. 261 in doppelter Reihe über die Spitze der männliclien Arme aus- breiten. Da ich dieselben bei den Weibchen durchgehcnds vermisse, kann die Bedeutung dieser Gebilde für die Unter- scheidung des Geschlechtes nicht mehr bezweifelt werden. In der Familie der y^Oigopsidae^ wurde bisher kein hektoko- tylisirler Arm beobachtet. Zwar bemerkt Steenstrup, dass bei zwei männlichen Ommatoslrcphes der eine Baucharm eine eigene Form an der Spitze zeige, welche auf eine Umbildung hindeuten könnte, da es aber an dem einen Individuum der linke, an dem anderen der reclite Arm war, und beide Thiere im Leben an diesen Stellen beschädigt gewesen zu sein schie- nen, wurden diese Umformungen nicht zu normalen Bildun- gen gerechnet. Möglich scheint es mir indess , dass diesel- ben normale Eigenthümlichkeiten des männlichen Geschlech- tes gewesen sind, um so mehr, da ich in dieser Familie bei zwei sehr nahe verwandten Arten ebenfalls die Baucharms und zwar bei der einen den linken, bei der anderen den rech- ten umgeformt finde. Es wäre selbst denkbar, und liegt die- ser Fall vielleicht bei Ommaloslrephes vor, dass bei derselben Species bald der linke bald der rechte Arm sich zum Zwecke geschlechtlicher Thätigkeit umformt; aus der Lage ob links oder rechts würde unter sonst gleichen Bedingungen gewiss nicht eine so grosse Differenz der Leistung resultiren """). Von Enoploteuthis Oicenii Ver. (Fig. 1, T, 1") werden im Nizzaer Museum zwei Weingeistexemplare aufbewahrt, von denen sich das eine bei näherer Untersuchung als weib- lich ergab, das andere kleinere dagegen als Männchen er- kannt wurde. Die Arme des ersleren lührten durchaus keine merklichen Abweichungen vor , während hingegen der linke Baucharm des letzten in sehr charakteristischer \\ eise ver- <*) Ich glaube itauni , dass man der Lage des heklokolylisirten Armes allein einen so hohen Werlh zuscbreiben darf, um sie zur Aufstellung neuer Genera zu benutzen. Ebenso ^venig dürfte man wohl unbedingt die llektokolylenbildung zur Entscheidung systemati- scher Fragen heranziehen. üie Verschiedenheiten in der Umgestal- tung der Arme steht allerdings mit anderen Abweichungen des Baues und der Organisation in nothwendigem Zusammenhange, ist aber mit Rücksicht auf ihren Werth einer jeden Formdincrenz gleich, durch welche eine Verschiedenheit einer anderen Leistunir bedingt wird. 262 Claus: ändert war, so tlass an einer liektokolylisirlen Bildung- des- selben nicht gezweifelt werden konnte. Auch Verany, welcher sich an der näheren Untersuchung beiheiligte, er- kannte sofort die eigenthümliche Umformung und nahm kei- nen Anstand , dieselbe in dem bezeichneten Sinne zu deu- ten. Die Umgestaltung beschränkt sich auf die Spitze des Annes, Basis und mittlerer Abschnitt stimmen mit ^en Nach- bararmen überein und sind mit einer Anzahl von Krallcnnäpfen versehen, welche in alternirender Weise so geslellt sind, dass der letzte der äussern, also der dem dritten Arme zugekehr- ten Seite angehört. Der obere Theil des Armes entbehrt der Krallennäpfe und liat das Ansehen einer löffeiförmigen Greif- platte, welcher sich eine zipfeiförmige Verlängerung an- schliesst. Löffeiförmig wird derselbe durch zwei laterale Aufwulstungen , von denen die eine durch Verdickung der inneren scharf hervortretenden Hautfalle entstanden ist, die äussere an Umfang beträchtlichere eine selbstständige Bil- dung darzustellen scheint. Das äussersle Ende des Armes wird durch die dünne Verlängerung der Greifplatte gebildet und von der innern Haulfalle gröss!enlheils überdeckt. Wenn sich auf diese Weise im Baue unseres Armes eine gewisse Analogie mit dem Arme der Octopidae herausstellt, so möchte auch funktionell eine Verwandtschaft in der Art der geschlecht- lichen Leistung bestehen, über welche indess zur Zeil Ihat- sächlicli begründete Vorstellungen mangeln. Eine zweite Species des Genus Enoploteulhis , von der ich eine männliche in Weingeist aufbewahrte Form zur Un- tersuchung vorfand , ist die Rüppersche margaritifera C^^^ig. 2, 2', 2"). Schon beim ersten Anblicke bietet dieselbe durch die allgemeine Körperform und die Gestalt der kräftig ent- wickelten Arme Merkmale dar , welche eine Verwechselung mit Enopl. Owenii unmöglich machen, und es möchten wohl Troschel's Vermuthungen, dass bei Untersuchung z)ftilrei- cherer Exemplare eine Vereinigung der drei bekannten Ar- ten durch Zwischenformen nachzuweisen sei, keine Bestäti- gung erfahren. Der heklokotylisirte Arm gehört der rechten Seite an und zeiot schon am unteren und mittleren Theile eine o Umformung. Oberhalb der Basis sitzen auf der innern Fläche 17 Kral- Ueber die Hektokotylenbildung der Cephalopoden. 263 lennäpfe in allernirender Stellung auf , so dass 8 grössere der äussern Reihe zukommen, die 7 andern dagegen am in- neren Rande befestigt sind. Der Raum zwischen den Kral- lennäpfen wird von quer sich kreuzenden Hautfallen durch- zogen, der äussere Rand dagegen von einem Saume gebildet, der als wellenförmige Haulfalle den äusseren Krallennäpfen sich anleat. Der obere Theil des Armes ist eigenlhümlich nach der Seile verdreht. Eine wulstförmige Auftreibung des inneren Randes, welche vielleicht der Verdickung der gleich- namigen Haulfalle bei Enopl. Owcnii entspricht, bedeckt die Fortsetzung der inneren Fläche (Fig. 2'3; schlägt man sie zurück i^ig.2"), so kann man letztere Fläche weiter ver- folgen und sich überzeugen, dass dieselbe bis an das äus- serste Ende mit kleinen Näpfen versehen ist, von denen ich nicht entscheiden will, ob sie alle Krallen tragen. In gleicher Weise lässt sich die Verlängerung des wellenförmigen Sau- mes fast bis an die äussere Spitze verfolgen. - Es würde somit der Beweis gegeben sein, dass auch in der Familie der Oigopsiden , in der man bisher keine Hek- tokolylusbildung fand, die Männchen durch die Umformung eines Armes ausgezeichnet sind, und sich diese eigenlhümli- che Differenz zwischen Männchen und Weibchen durch alle Familien der Cephalopoden verfolgen lässt. Erklärung der Abbildungen. Taf. X. Fig. 1. Enoploleulhis Owcnii Yer. mit dem hcktokolylisirten Arme. Fig. 2. Enoploteulliis margaritifera Rüpp. von der Bauchseite gese- hen. 2' 2" der umgeformte Ann. Fig. 3. Der heklokolylisirle Arm von Sepiola Rondelelii. Fig. 4' u. 4. Der erste und zweite Arm einer weiblichen Ilossia dispar. Fig. 5 u. 5'. Der dritte Arm der linken Seite einer männlichen Ros- sia dispar von der Rückeufläche und von der ÜauchfläcUe betrachtet. B€§clireibuiis;' ciiiig^er neuen Secsterne aus dem Meere von Cliiloe. Von Or. R, it. PlBilippi. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. Santiago den 14{en Juni 1858. Lieber Freund! Die Reise meines Präparators, des Herrn Philibert Germain, nach Chiloe im vergangenen Sommer 1857 — 5S hat nicht nur eine reiche Ausbeule für unser Museum ge- liefert, sondern auch eine Menge für die Wissenschaft neuer Thiere und Pflanzen. Meine Reise über Chiloe und Puerto Monte zu den Meiniaen war zwar nur flüchtior und hatte nicht zum Zwecke Naturalien zu sammeln, dennoch habe ich auch manches selbst entdeclit, und vieles von meinen Freun- den , namentlich von Herrn Ludw. Landbeck erhallen. Anbei erhallen Sie eine Beschreibung der neuen Seeslerne; es wird Sie interessiren, darunter ein Astrogonium und ein Astrophylon zu finden. Ich bin noch lange nicht mit dem Auspacken fertig, und doch habe ich schon so viel Interes- santes gefunden! Unter den Cruslaceen z. B. einen Panda- lus, eine Cirolana, der C. hirlipes sehr ähnlich u. m. a. Im Augenblicke bin ich mit den Flussfischen Valdivia's beschäf- tigt. Sie erinnern Sich, Gay führt kein einziges Rundmaul auf, und hat sogar den alten Heplalretus vergessen, der doch sogar in Cuviers Regne animal steht; zu der grossen Anguilla der Chilenen kann ich nun noch drei Rundmäuler fügen, zwei Arten Amm^ocoetes , und ein neues blindes Genus , mit sehr Fhilippi: Beschreibung einiger neuen Seesterne. 265 eigenthümlichen Lippen. Gay führt keinen einzigen lachsar- ligen Fisch auf, ich kann Sie aber versichern, dass das Ge- nus Farionella gemein in den Bächen von Valdivia ist; in dem Mühlbachc meines Gutes S. Juan werden viele geangelt. Es scheint eine von F. Gay!, die aus Brasilien sein soll, ver- schiedene Art. Herrn Landbeck verdanke ich Exemplare, die eine zweite Art zu bilden scheinen ; sie sind aber in zu starkem Weingeiste gewesen, und haben vielleicht die Farbe verloren. Von demselben habe ich ein kleines Fischchen in zwei Exemplaren erhalten, welches, meiner iMeinung nach, ebenfalls zu den lachsartigen Fischen gehört und ein eigenes Genus bilden muss. Der Oberkieferknochen ist zahnlos, wie bei den Hechten, der Zwischenkiefer und Unterkiefer schei- nen nur eine Reihe dreispilziger Schneidezähne zu haben, die übrigen Mundlhcile sind unbewehrt : eine Fellflosse und Schuppen. Die gemeinsten Fische in den Flüssen der Provinz Valdivia sind unstreitig die Gaiaxias; ich habe zwei Arten, die beide neu scheinen. Die eine steht zwar dem G. macu- lalus Val. sehr nahe (leider kann ich die Abbildung im Vo- yage of the Bcagle nicht nachsehen) aber die Afterflosse ist nicht niedriger, sondern entschieden höher als die Rücken- flosse, die andere ist im Leben fast durchsichtig und ist die Puya der Valdivianer, wie mir versichert ist, die zuweilen zu Millionen erscheint. Schreiben Sic mir, ob ich Ihnen die vor- läufigen Beschreibunfjen derneuen Fische für das Archiv sen- den soll. Vollendete, gründliche Arbeilen dürfen Sie von mir nicht erwarten , die muss ich meinem Nachfolger über- lassen; ich habe keine Zeit dazu. Das iMalerial erdrückt mich; ich muss mich begnügen , 'die Arten , welche ich nach mei- nen hiesi^ron Hülfsmitteln für unbeschrieben halten muss, zu taufen, um sie im Museum aufstellen und im Calaloge auf- führen zu können, und eine Beschreibung davon zu entwer- fen, die meines Erachtens eben hinreicht, die Art wieder zu erkennen. Leben Sie recht wohl. AsteracajitJiioji luridum Ph. Fünf Arme. Das Verhällniss des kleinen Radius zum grossen fast wie eins zu fünf. Auf jeder die Furche begren- zenden Platte stehen zwei ziemlich cylindrische , P '^ Lin. t266 Philippi: lange PapilltMi, und bilden zwei Reihen. An sie schliessen sich jederseils vier Reihen Papillen an, welche eben so lang aber doppelt so breit sind ; sowohl die Reihen wie die Papillen in jeder Reihe stehen ziemlich gedrängt. Auf dem Rücken der Arme stehen fünf Reihen Papillen, welche mehr cylin- drisch und ein weniges kürzer sind ; sie stehen in jeder Reihe ebenso gedrängt, wie in den Reihen an den Seilen der Arme (etwa 1 Lin. von einander) , aber die Reihen selbst stehen viel weiter von einander ab, und sind etwas unregel- mässig. Im Centrum stehen die Papillen ohne grosse Ord- nung, ziemlich gedrängt. Die Madreporenplatte ist von einem dichten Papillenkranze — ich zähle deren 12 — umgeben. Die Pedicellarien sind ungemein zahlreich und zangenlörmig. — Die Farbe ist im Leben schmutzig grün, nicht wohl zu beschreiben, trocken erscheint das Thier beinahe kirschrolh. Castro ; zwei trockene Exemplare; die Arme der gröss- tcn messen ö'/j Zoll, sie sind in beiden cylindrisch. Asteracaiilhio7i Germainl Ph. Fünf Arme. Das Verhältniss des kleinen Radius zum grossen ist wie 1 : 5. Auf jed^ der Platten, welche die Fur- chen begrenzen, stehen drei bis vier dünne, cylindrische, über eine Linie lange Papillen ; sie sind viel dünner und viel gedrängter als bei A. rubens , und in dieser Hinsicht denen der vorigen Art ähnlicher. Neben ihnen sehen wir jeder- seits ein paar Reihen Papillen von derselben Länge aber doppelt so dick. Der Rücken der Arme ist dagegen mit sehr kurzen und sehr zahlreichen Papillen bedeckt , welche keine Ordnung wahrnehmen lassen. Sie sind jedoch bei weitem nicht so zahlreich wie bei A. aurantiacum, und bilden durch- aus keine netzförmige Zeichnung. Die Madreporenplatte ist ebenfalls, wie bei der vorigen Art, von Papillen umgeben, welche aber weniger in die Augen fallen , ihre Lamellen treten wenig hervor. Wir besilzen nur ein trockenes, bei Castro gefundenes Exemplar von dunkelrolher Farbe. Die Arme sind 31 Linien lang, durch das Trocknen ziemlich platt. Die Figur der Encycl. method. 1 16. fig. 2 stellt Gestalt und Grösse sehr gut dar. Beschreibung einiger neuen Seesterne. 267 Astrogoniwn Fojiki Ph. Der Körper ist massig convex, fünfeckig; das Verhält- niss des grossen Radius zum kleinen ist wie 3:2. Die Bucht zwischen den Armen ist eigentlich eckig, ersclieint aber im Umrisse gerundet , weil die Randplatlen in der Mille dersel- ben stärker hervorstehen. Ich zähle deren an jedem Arme jederseils etwa 17; sie sind in der Richlung des Radius län- ger als breit, die am Ursprünge der Arme sitzenden sind über zwei Linien lang und über eine Linie breit. Sie tragen je eine , seilen zwei , kurze , breite , etwa eine Linie lange Papille. Auf der Bauchseile erkennt man deutlicii vom Rande bis zum Munde sechs Reihen Plällchen, welche den Rand- plältchen ähnlich und unbewehrt sind. Sie stehen so regel- mässig, dass die Bauchseile wie gepflastert erscheint. Die Platten, welche die Furchen für die Füsse einfassen, tragen zwei Reihen kurzer, etwa 1 — ly^ Lin. langer Papillen, Der Rücken besteht aus Platten wie die Bauchseile, die aber keine so regelmässige Ordnung erkennen lassen , und trägt wenig zahlreiche Papillen, nämlich eine im Centrum, fünf bis sechs zuweilen gedoppelle Papillen in einem Kreise um den Mittel- punkt, sechs bis sieben in der Mittellinie jeden Armes, und gegen die Spitze der Arme hin tritt jederseils noch eine Reihe von drei bis vier Papillen hinzu; doch ist dies Alles nicht sehr regelmässig. Die Rückenplatten sind dreieckig, viereckig, fünfeckig, mit einspringenden ^yinkeln und ge- rundeten Ecken. Die Farbe ist dunkelroth. Durchmesser 3S Linien. Ich besitze zwei trockene Exemplare von Puerto Monte. Das eine, entfärbt, zeigt oben und unten strahlenförmige Fur- chen zwischen dxin Randlamellen. Ophiolepis asperula Ph. Die Scheibe ist dachziegelförmig beschuppt; die Schup- pen sind nach dem Rande zu mit kleinen, kurzen Stacheln besetzt, namentlich zwischen den Armen. Die Radialschilder sind klein, und divergiren nach dem Centrum; die Zwischen- räume zwischen ihnen sind mit zahlreichen Schüppchen be- setzt, die nach dem Centrum hin erst drei, dann zwei, zu- 2G8 Philippi: Beschreibung einiger neuen Seesterne. letzt eine Reihe bilden. Die Mundschilde sind klein. Die Arme bestehen aus 60 — 70 Gliedern , deren Röckenschilde queroval, höchstens lyjiTial so breit wie lang sind. Die Bauchschilde derselben sind beinahe quadratisch. Es sind drei Reihen stumpfer, cylindrischer Stacheln von fast gleicher Länge vorhanden, und eine Schuppe an jedem Tentakel-Po- rus. Die Färbung ist gewöhnlich blassrosenroth oder (leisch- roth, die zehn Radialschilder haben oft jedes einen weissen Fleck am peripherischen Ende. Einige Exemplare sind fast schwärzlich. Diese Art scheint ziemlich häufig zwischen Chiloe und dem Festlande zu sein. — Durchmesser der Scheibe vier Linien. Länge der Arme 14 Linien; Breite derselben ohne die Stacheln y^, Linien. Astrophylon chilense Ph. Der Röcken der Scheibe zeigt zehn hervortretende Rip- pen; die Arme sind verlängert, nur 5mal getheilt, und die letzten Zweige rosenkranzförmig. Die Arme sind nämlich etwa 32 Linien lang; vier Linien vom Ursprung gabeln sie sich zuerst. Jeder Hauplarnj ist zwar im Aligemeinen wie- der gabelförmig gelheilt, aber die Aeste sind nicht gleich; der erste Ast nach aussen ist nämlich nur zwei Mal verästelt; und der erste nach innen gerichtete Ast nur ein Mal, wäh- rend der Hauptarm sich jetzt noch drei Mal gabelt. Die Ma- dreporenplalte ist klein, wenig in die Augen fallend, der Durchmesser der Scheibe beträgt 3'/^ Linien; ihre Farbe ist braun, die Arme sind gelblich. V^on dieser interessanten Art fand Herr Germain lei- der nur ein einziges Exemplar und zwar bei Calbuco. \7// Beitrage zur Anatomie u.ul Histologie ein- zeliier Treinatodcii. (Amphisiomum subclavalum, Disloma lanceolalum, Distoina hepaticum.) Von ]>r. «eorg "W'aMer, prakliscliem Ante in Euskirchen. Hierzu Taf. Xl-XIlI. Obgleich • V Siebold 3), Blanchard *) und neuerdings Kuchen- meister ^) und Pagenstecher M hinlänglich bekannt zu sein scheint, so setzten mich doch fortgesetzte Beobach- tungen in den Stand, manches -Neue, sowohl .n Bezug auf ihre histologischen Verhältnisse, als besonders auf d.e An- ordnung ihres Nerven- und Gefässsystemes, aufzuhnden. n Laurer, de Amphislomo conico. 2) Mel>lis, Obscrvaliones ana.omicae de üisloma.e hepa.ico et lanceolato. Göllingen ISiö. 3) V. Siebold, I.ehrbuel» der vergleichenden Anatomie der w,r- lellosen Thiere. Berlin JS48. , , . ,««7 41 Blanchard, Annales des »ciences naturelles. Zoologie. 1847. 5) Küchenmeister, die in und an dem Körper des Menschen •vorkommenden Parasiten. I.eip.ig 1S53. 6) rasenslechcr, Trematodenlarven und Tremaloden. He.del. bcrg 1857. 270 Walter: Indem ich daher die allgemein morphologischen Ver- hältnisse dieser Thiere als bekannt voraussetze, wende ich mich gleich zur Beschreibung der einzelnen Organe und Systeme. ^ Nur dieses glaube ich vorher bemerken zu müssen, dass ich Amphislomum subclavalum (Diplodiscus subclavatus Die- sing) häufiger noch als in dem Darme der Frösche^ bei Tri- ton alpestris gefunden habe, welchen Fundort ich nirgends angegebeu fand. Andere, weder von Diesing noch Gurlt angegebene, aber von mir in Triton alpestris gefundene Helminthen sind : Distoma variegalum und Distoma endo- lobum. Hautbcdeckung und Muskeln. Die Cuticula von Amphislomum subclavalum ist struk- turlos , und besteht aus zwei Schichten : aus einer nur äus- seren glashellcn, welche beiWassereinsaugung besonders am vorderen Ende des Thieres blasig abgehoben wird, und einer inneren fein granulirlen Schicht. Bei Distoma lanceolalum und Disl. hepaticum konnte ich auch bei längerem Verweilen im Wasser nie ein bedeuten- deres Abheben dieser äusseren Culicularschicht wahrnehmen. Auch hier ist die tiefere Schicht fein granulirt. Die Granulationen bilden eigenthümliche wirbelartige Fi- guren und scheinen mir OefFnungen von Porenkanälen dar- zustellen. Die tiefere Schicht der Cuticula dient den später zu be- schreibenden , die Leibesbewegungen der Thiere bewirken- den Muskeln zum Ansalze und Ursprünge; auch verlaufen in ihr die feinsten Endigungen und Netze des Gefässsystems. Hautdrüsen habe ich mit Böstimmtheit nur bei Distoma hepaticum vorgefunden. Sie liegen dicht gedrängt iieben- einander, besonders im vorderen Ende des Thieres, dicht un- ter der Haut, als verschieden grosse kuglige Schläuche mit strukturlosen Wandungen und einem thcils glashellen, theils körnigen, flüssigen Inhalt, in welchem mehr oder weniger grosse Zellen mit deutlichem Kerne eingebettet liegen (s. Fig. 1. a.). Reichlich sind dieselben von Gefässen umnetzt Beiträge zur Anatomie einzelner Tremaloden. 271 und scheinen daher für die Ernährung des Thieres von Be- deulung. Ob dieselben ganz geschlossen sind oder vielleicht durch Porenöffnungen mit den das Tliier umgebenden Flüs- sigkeilen in Verbindung stehen , habe ich nicht ermitteln können. Am genauesten habe ich die Verhältnisse von Haul- und ^luskelsystem bei Distoma lanceolatum beobachten können. Ich unterscheide deutlich dreierlei Muskelzüge : 1) La ngsmuskeln. Sie verlaufen meist gerade, manchmal aber zackig in der Richtung von vorne nach hin- ten. Am deutlichsten erscheinen sie auf der Bauchlläche der Thiere. In der vorderen Hälfte sind sie breiter und meist ganz gerade. Sie scheinen hier am vorderen Saugnapfe zu entspringen und nach längerem Verlaufe im Corium zu en- den. In der hinlern Hälfte des Thieres dagegen nehmen sie ihren Ursprung sowohl wie ihre Anheftungspunkte im Corium selbst. — Zum Ansätze im Corium dienen ihnen eigenthüm- liche, das Licht stark brechende, senkrecht im Corium einge- bettete Gebilde, gleichsam Zäpfchen mit nach vorn und hin- ten auslaufenden Spilzen (s. Fig. 2. a, b). 2) Ouermuskeln. Sie treten am deutlichsten am Vorder - und Hinterende der Thiere auf und umgeben hier ringförmig den Thierleib , vorne hauptsächlich die Saugthä- tigkeit des Saugnapfes, hinten die Contraklion des Excretions- organes unterstützend (s. Fig. 2. c). 3) Die dritten diagonalen Muskelgruppen verlaufen in doppelter, sich kreuzender Richtung, und treten ebenfalls meist im Vorder- und Hinterende der Thiere auf. Die einen halten die Richtung von der Mittellinie des Körpers in spitzem Winkel nach hinten und aussen; von ihnen entspringen die vordersten Muskelbündel ebenfalls am vor- deren Saugnapfe. Die anderen entspringen meist am Bauchnapfe und ver- laufen in umfjekehrter RichlunViencr Akademie 1855. 7) Zeitschr. f. wiss. Zoolog. Bd. VIII. Taf. V. Fig. 1. 2. 13. 14. . IG. Taf. VI. Fig. 17. 18. 19. 276 Waller; mich mit der schönsten Hoffnung an die schwierige Untersu- chung dieses Gegenstandes bei den Trematoden, mit welcher ich mich fast mehr als zwei Jahre beschäftigte. Bei vorlie- genden drei Species der Trematoden haben denn auch meine Untersuchungen mir die Existenz eines Nervensystems, wenn auch in wenif^er vollendeter Ausbilduno- als bei den Nemato- den ausser Zweifel gestellt. Verschiedene andere in dieser Hinsicht untersuchte Species, wie Disloma cygnoides, clavi- gerum, variegalum, endolobum , welche ich häutig, thcils im Darm von Pelophylax csculenlus oder Rana lemporaria, theils bei Triton igneus, taeniatus etc. vorfand, ergaben eine ana- loge anatomische Anordnung des Nervensystems, so dass ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen als Typus (ies Ner- vensystems der Trematoden betrachten möchte. Es liegen aber die Centraltheile des Nervensystems nicht, wie von frühern Autoren, wie Laurer, Mehlis und be- sonders Blanchard angegeben, zwischen Schlundkopf und dem Grunde des Mundnapfs , sondern ungefähr in der Mitte des Oesophagus. Da indessen Bla n chard die äussern ana- tomischen Verhältnisse des Schlundkopfes fälschlich abgebil- det, so sind seine Angaben am wenigsten zu beachten. Ich lege meinem Berichte das von mir am meisten beobach- tete Nervensystem von Amphistomum subclavatum zu Grunde, werde aber die bei Distoma hepaticum und Dist. lanceolatum vorkommenden Abweichungen gleichzeitig berücksichtigen. Das Nervensystem der Trematoden besteht wie bei den Nematoden aus einem centralen und peripherischen Theile. Während aber bei letzlern das Centralnervensystem als aus zwei gesonderten Hälften bestehend erscheint, von wel- chen die eine im vordem, die andere im hintern Ende der Thiere gelegen ist , finden wir bei den Trematoden den für die meisten wirbellosen Thiere typischen Schlundring mit seillichen Ganglienmassen , von welchen die peripherischen Nervengebilde entspringen und von da nach den verschie- denen Körperregionen verlaufen. Der Schlundring Hegt bei Amphistomum subclavalum in der Mitte des Oesophagus (s. Fig. 11, (j). Der auf der Rücken- lläche des Thieres gelegene Abschnitt desselben ist der stär- kere. Zu beiden Seilen des Oesophagus an den Vereinigungs- Beiträge zur Anatomie einzelner Tremaloden. 277 slellcn (1er obern und untern Sclilundringhälfle liegen Gan- glienzellen (licht gedrängt aber ohne gemeinschaniiche Kap- sehncnibran (Fig. 11. ;). Aus diesen beiden seitlichen Gangüenmassen entsprin- gen drei peripherische Hauptnervcnstämme, von welchen der vordere (Fig.Il. J) zu dem Mundnapf, der mittlere (Fig. 11. f) nach Aussen zu Muslveln und Cuticula des Maises, und der hinlere stärkste in meist grader Richtung zu den llinterlcibs- und den Innern Organen des Thieres verläuft (Fig 11. /;). Die vordem mehr isolirt austretenden Fasern gehen am hintern Rande des Schlundkopfs in viele hier zerstreut lie- gende Ganglienzellen über, indem die vom seitlichen Schlund- ganglion kommenden Nervenfasern sich mit Faser-Ausstrah- lungen dieser vordem meist multipolaren Ganglienzellen brük- kenartig vereinigen (s. Fig. II. C). Die von diesen letztern nach vorne vorlaufenden ISer- vcnfäden dringen bis zum vordersten j^lundende und verlie- ren sich hier in von der Cuticula gebihieten kleinen Pa- pillen. Bei starker Vergrösserung glaubte ich sie in den Tastkörpern höherer Thiere analoge Gebilde endigen zu se- hen. Dass aber solche Nervenendiijungen bei den Helminlhen vorkommen , davon habe ich mich am entschiedensten bei Ascaris compar aus dem Darm vonPerdix cinerea überzeugt, liier sah ich beim Männchen deutlich aus der an dem Schwanz- ende um den Mastdnnn gelegenen Ganglienniasse Nervenfä- den hervortreten und in r« Rud. Rner in Wien. Briefliche Mittheihmg an den Herausgeber. Ich erlaube mir nach langem Stillschweigen mich mit dieser Zuschrift wieder einmal in Ihre geneigte Erinnerung zu bringen. Sie bezieht sich auf C a s t e 1 n a u's Reisewerk *), in dessen Besitz i( h erst in jüngster Zeit gelangen konnte. Ich habe den ichthyologischen Theil mit aller Sorgfalt durch- gemacht, in der Absicht, das System möglichst von unnölhi- gem Synonymcn-Balastc zu befreien und seine mit mei- nen neuen Arten kritisch zu vergleichen. Da Sie selbst im Jahresberichte über die Leistungen im Gebiete der Ichthyolo- gie w. d. J. 1856 auf S. 96 Ihr Bedauern äussern, dass Ga- st ein au meine Arbeit über die Siluroiden nicht kannte, so glaube ich, dass die Mittheilung des Resultates meiner Ver- gleichung für Sie nicht ganz ohne Interesse sein dürfte. Vor allem kann ich jedoch die Klage nicht unterdrücken , dass Gastelnau's Werk zu einer strengen kritischen Verglei- chung, wie ich sie im Auge halte, sehr wenig geeignet, er- scheint. Die Abbildungen uehmen sich zwar malerisch be- züglich der Golorirung recht gefällig aus und mögen in die- ser Hinsicht auch ganz naturgetreu sein, aber gerade über wesentliche Punkte, die entscheidend wären betreffs der Art- bestimmung, bleibt man leider meist im Dunklen. Da über- ") Expedition dans les parties centrales de l'Ameiiqiie du Sud, de Kio de Janeiro a Liine, et de Lima au Para, execulee sous la di- rection du Comte Francis de Castelnau. Kner: Kritische IJemerkiingen üIkt Castelnau's Silnroiden. 345 diess jede Beschreibung fehlt und für die neuen Arten auch keine brauchbaren Diagnosen aufgestellt sind , so blieb ich bei den meisten der neuen Arten Castelnau's unsicher, ob und mit welchen von den durch mich veröirenliichlen sie etwa übereinstimmen, ich erlaube mir nun in Kürze dasEr- gebniss meiner Vergleichuiig nach den einzelnen Tafeln fol- gen zu lassen; vielleicht sind Sie glücklicher als ich, falls Sie Zeit finden sollten, eine ähnliche Vergleichung vorzuneh- men, die sich wohl lohnen würde, da ich es stets für ein Verdienst halte, wenn der Wissenschaft unnöthige Arten er- spart werden. PI. 13. Die beiden Arten Bagrus Valenciennei und ilavicans sind mirnicht vorgekommen, erslere dürfte aber wohl einer der von Valenciennes nur llüch- tig skizzirten amerikanischen Arten mit Helm entsprechen, nur fragt sich's: welcher? PI. 14. flg. 1. Bagr. Rousseauxii; mir unbekannt. flg. 2. Bagr. punctulatus. Ist von meinem B. punclu- latus verschieden, welcher runde schwarze Flek- ken besitzt , während jener dicht weissgelb punktirt ist. Da die Priorität Caslelnau zu ge- bühren scheint, so schlage ich die Aenderung des Namens meiner Art \n B, nigropunctatus vor. PI. 15. flg. 2. Arius longibarbus. Scheint meinem Pimelod. multiradiatus nahe zu stehen , Fig-. 2 a. zeio-t aber 2 kleine getrennte Zahnbinden am Yomer, die ich bei meinem Pimelodus vermisse. Die Angabe von D. 12 ist aber jedenfalls auffallend; die Eckbarbein sind allerdings auch länger als bei Pim. multiradiatus. PI. 16. flg. 1. Genidens granulosus. Mir unbekannt; würde dem Zahnbau nach dem Subgenus Ariodes Mll. Tr. zunächst stehen. In Färbung mahnt er an meinen Pimel. ornalus fig. Ib. fig. 2. Pimelod. bahianus. Dem P. gracilis und mei- nem breviceps nahe, unterscheidet sich aber durch zu niedrige Dorsale \\\n\ zu kurze Eck- barbeln. flg. 3. Pimelod. versicolor. Ist der Bezahnung nach 346 Kner: (flg. 3 a.) ein Bagrus und steht daher nicht, wie C a s t e 1 n a u meint , dem Arius Milberti zunächst. PI. 17. flg. 1. Doras Weddelii. Ist nicht zu eruiren, in meh- reren Punkten mahnt er an meinen D. affinis: der nicht gesägte Dorsal-Stachel , die Barteln und Färbung stimmen gut, auch scheint er breite Brustplatten zu besitzen. Dagegen passt aber nicht: die dicke Schnauze, die lief stehenden Augen, der Scapulardorn , die gabiige Caudale mit den so derben PseudoStrahlen und die klei- nen Schmetterlingsschilder längs den Seiten. — Castelnau hatte übrigens nuu eine schlecht conservirte Haut und eine Zeichnung von Weddel vor sich, suf welche sich diese Art basirt. (NB. Bei dieser Gelegenheil bemerke ich, dass die von de Filippi in der Rev. de Zool. 1853. p. 164 als Dor. papilionatus angezeigte Art von Dor. dorsalis Val. schwerlich verschieden sein dürfte (vid. meine Beiträge S.40). De Filippi's Diagnose reicht aber nicht aus, um diess mit Sicherheit zu behaupten.) fig. 2. Ageneiosus ucalayensis. Scheint, wenn wirk- lich ein Ageneiosus, neu zu sein. Der beider- seits gesägte Dorsal- und Pectoral-Stachel, die Strahlenzahl der A. 46 und die tief gabiige Caudale bringen ihn meinem Ag. dentatus nahe; da aber Castelnau über die Bezahnung, die Bar- teln u. s. w. gänzlich schweigt und auch keine Punkte oder Flecken am Körper angiebt, so bleibt die Entscheidung fraglich, lig. 3. Galeichlhys araguayensis. Die ausnehmend lange Fetlflosse, der Mangel des Fadens an der Dor- sale und der grasblatt- förmigen Barteln zeich- nen diese Art leicht aus, sind aber zugleich so auffallend, dass sich der Zweifel regt, ob diese Art wirklich der Galt. Galeichlhys angehört. PI. 18. flg. 1. Gal. bahiensis. Die angegebciien Merkmale sind zu unwesentlich, um den Verdacht zu heben, ob Kritische Bemerkungen über Castelnau's Siliiroiden. 347 nicht diese Art mit Gal. Parrae zusammenfällt; von G. Gronovii unterscheidet sie schon die Sirahlenzahl der A. 30 allein. t 0^.2. Callichlhys chiqultos; ist nicht zu ermitteln, flg. 3. Callichlhys splendens; mir unbekannt. PI. 19. flg. 1. Callichlhys laiosh. Jedenfalls nov. spec. ; aus- gezeichnet durch die breiten Querschienen an Schnauze und Stirn und die vielstrahlige Dor- sale (1. 11). flg. 2. Platystoma punctifer. Dürfte wohl nur Farben- Varietät von Plat. pardale Val sein; s. hierüber meine Beiträge II. Abth. S. 32. PI. 20. fig. 1. Hypostomus alatus. Ein Inermis mit so hoher mächtiger Dorsale und dichten gelben Punkten ist mir allerdinofs nicht vors^ekommen. tig. 2. Hypostomus aFpcralus. Die ausdrürklichc An- gabe, dass der Kopfumriss breit und abgerun- det sei, stimmt zunächst auf meinen Hyp. au- roffuttalus, dem er auch übriorens so sehr äh- nelt , dass ich an der Gleicharligkeit beider kaum zweifle. fig. 3. Hyp. pardalis. Ist entweder neu oder entspricht dem H. duodecimalis Val, wenigstens steht er diesem nahe und ist der einzige Inermis mit Dors. Vii- In diesem Falle wäre aber dann Valenciennes' Figur pl. 454 schlecht, nämlich viel zu hoch und gedrungen. Castelnau's Ab- bildung überzeug! mich aber, dass Hyp. duode- cimalis Val. und Hyp. etenlaculalum Spix nicht synonym sein können und dass die von mir 1. c. auf S. 31 fraglich als Hyp. duodecimalis Val. bezeichnete Art nicht diesem, sondern vielmehr dem wahren Hyp. etenlaculalum Spix enlspricht. Ich erlaube mir daher die Aufmerk- samkeit der Ichlhyologen auf die Vergleichung dieser beiden Arien nochmals zu lenken. PI. 21. flg. 1. Hypost. subcarinatus. Slehl in der Mille zwi- schen H. punclalus Val. und Commersonii, letz- 348 K n e r : tercm jedoch durch Mangel einer Occipital- crista näher. flg. 2. Hyp. aurantiacus. Gehört bereits meinen Lic- toren (Acanlhoden Gast.) an und zwar den Wenigstrahligen (D. y^) mit langen dünnen Haken ; eine so äusserst gedrungene und kurze Gestalt mit grossem Kopfe und sehr kleinen Au- gen, bei der überdiess die Dorsale in die Fett- flosse (2te Dors.) sich unmittelbar fortsetzt, ist njir nicht vorgekommen. flg. 3. Hyp. niveatus. Scheint neu, wie lässt sich aber hierüber Gewissheit verschaffen, wenn aus der Abbildung nicht einmal ersichtlich wird, wie der Mund aussieht, ob der Bauch nackt ist? u. s. w. und wenn überdiess jede brauchbare Beschreibung fehlt? PI. 22. tig. 1. Hyp. nigricans. Auch hier legt sich wie bei H. aurantiacus die 1. Dors. mittelst Hautverbin- dung an den Stachel der 2. Dors. an, mit wel- cher Eigenheit mir 4veine Art bekannt ist. fig. 2. Hyp. pictus. Ist nicht auszumitteln ; Castelnau gesteht übrigens selbst, dass er diesen Fisch nur in sehr schlechtem Zustande besass. fig. 3. Hyp. spinosus. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich in dieser Art den Acanthicus hystrix Spix tab. 1 (Rhinelepis acanthicus Val.) aner- kenne , und verweise hierbei auf die Note S. 4 in meinen Hypostomiden. Die Autopsie des Münchener Exemplars brachte mich damals schon auf die Vermulhung, dass die zweite Dorsale nur zufällig mangle und hier ein Hypostomus vorliege. Vergleicht man die Figur von Spix mit dieser Art Castelnau's, so springt die Aehn- lichkeit in die Augen. Die Abweichungen sind theils dem schlechten Erhrllungszustande des Münchener Exemplars, theils dem Umstände zu- zuschreiben, dass jenes Individuum offenbar ein altes, das von Castelnau hingegen ein junges war; vielleicht gehört jedes auch einem andern Kritische Bfrnerkiingen über Castelnau's Siliiroiden. 349 Sexus an und es dürfte dann das Exemplar von Spix ein Männchen (etwa überdiess noch zur Laichzeit) und jenes von Caslclnau ein Weib- chen sein. Der verlängerte Pectoralstachcl und der sehr lange Caudalfaden an jedem Lappen, den Spix's Figur zeigt, kann ebenfalls auf Rech- nung des Alters oder Geschlechtes fallen. Dass Spix keine schwarze Punklirung des Rumpfes angibt , erklärt der schlechte Zustand seines Exemplars zur Genüge. So viel steht fest, dass, wenn beide nicht wirklich gleichartig sind (woran ich aber kaum zweifle), sich selbe min- desteiis zunächst stehen. PI. 23. flg. 1. Hypost. vicinus. Es liegt hier abermals ein Fall vor, wo die 2. Dorsale abnorm fehlt; s. I. c. S. 4. Uebrigens ist mir diese Art unbekannt. flg. 2. Loricaria amazonica. Castelnau hält ihn selbst für sehr ähnlich der Lor. maculata El. — d"Orb. pl. 6. flg. 3 und geht nur von der Ansicht aus, dass im Amazonenstrome keine Species vor- komme, die im La Plata lebe. Vielleicht könnte sie jedoch auch der Lor. laeviuscula entspre- chen; Figur sowohl wie Text lassen aber völ- lig im Unklaren. Eben so wenig ist die fol- gende Art flg. 3. Lor. carinata zu ermitteln. Zufolge der 4 Kiele am '\ urderrücken könnte sie sowohl L. cata- phracta als macrodon sein; wer vermag aber hierüber ohne Autopsie zu entscheiden, da we- der über die Bauchschilder, noch die Bezah- nung, Bildung der Mundscgel u. s. w. irgend eine Angabe vorliegt. flg. 4. Lor. castanea. Ist von Lor. rosirata Spix aller- dings verschieden, schwerlich aber von L. acuta, so weit sich nach Figur und Text entnehmen lässt. PI. 24. flg. 1. Trichomycterus Pentlandi und lig. 2. Trichomycterus pictus sind mir nicht vorge- kommen. lig. 3. Trichomycterus punctatissimus. Ist wohl kaum 350 Kner: Kritische Bemerkungen über Castelnau's Siluroiden. von Trich. punctulatus specifisch verschieden. Uebrigens ist auch Caslelnau der Ansicht, dass Pygidium dispar Tschiidi und Trichom. punctu- latus nur auf einer Geschlechlsverschiedenheit beruhen ; s. hierüber meine ichthyol. Beitr. I. S.7I. flg. 4. Trich. pusillus. Die schlanke, langgestreckte Gestalt, tief gabiige Caudale und die helle un- gefleckte Färbung, wie auch die Stellung der Dorsale gänzlich hinter den Ventralen und vor der Analflosse machen mich geneigt zu glauben, dass hier mein Pareiodon microps vorliegt; doch ist allerdings in der Zeichnung nur eine ein- fache Reihe von Haken vor der Kiemenspalte angegeben und die Brustflossen erscheinen zu gross. Diess das magere Ergebniss der Vergleichung meiner Siluroiden mit jenen Castelnau's. Nicht viel lohnender war selbe bezüglich der Characinen , deren Bearbeitung ich so eben vollendete. Schliesslich füge ich noch bei, dass ich unter den von de Filippi in der Revue de Zool. 1853. p. 164 seq. angezeig- ten Fischen nachträglich meinen Cenlromochlus megalops (S.60. flg. 24) auffand; ich zweifle nämlich nicht, dass de Filippi's Auchenipterus Heckelii derselbe Fisch ist, doch glaube ich den von mir ihm verliehenen Namen nicht aufgeben zu müssen, wenngleich de Filippi vor mir diese Art zu Gesichte bekam und als neu erkannte; denn er liess ihn noch als Au- chenipterus gelten, obschon er bemerkt, dass er füglich nicht bei dieser Gattung belassen werden könne. Wien, den 5. December 1858. tonn, Druck von Carl G«otgi. ARCHIT FÜR NATURGESCHICHTE. gegrCjNDEt vo.n a. f. a. wiegmann, fortgesetzt von w. f. erichson. IN VE II BINDUNG MIT PROF. ÜR. LEI CHART IIS' GIESSEN. HERAUSGEGEBEN VON Dr. f. a. TROSCBEZ., PROFESSOR AN DER FniBDRICH-WILHBLMS-UNIVERSlTÄT ZU BOSN. VIER UND ZWANZIGSTER JAHRGANG, SE^veiter Band. Berlin, K i c o 1 a i s c li e Vc r 1 ag s b u c li h n ii < 1 1 ii n g. (G. Ptrthey,) 1858, / ,02^. >iÄ^s^^f ^^^ ■ ^ S ^-jtii^* '■ ■ ■- "^ ^^^-j-"^---- ■^--^-^ ^'jsr^^^ -r^**- .-r ,^r=^^^^H^ ^^p^ «?c f^-'st "^9^m^ät^i^^^m^::^^^^^^^ ?#