ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERIC HS ON. !N VEllBm DUNG MIT PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN UND PROF. Dr. R. WAGNER IN GÖTTINGEN HERAUSGEGEBEN VON Dr. f. H. TROSCHEI., PROFESSOR AN DER FRIBDRICH-WILHELMS-UNIYERSITÄT ZU BONN. SECHS UND ZWANZIGSTER JAHRGANG. Erster Band* Mit dreizehn Tafeln. Berlin, Nicolais che Verlagsbuchhandlung. (G. Parthey.) 1860, . Inhalt des ersten Bandes. Seite Beobachtungen über die Entwickelung der Cirripedien. Von Dr. August Krohn. Hierzu Taf. I. Fig. 1 — 3 . . 1 Beschreibung einer Oestridenlarve aus der Haut des lUenschen. Von Dr. Ed. Grube. Hierzu Taf. I. Fig. 4. 5 . . 9 Ueber eine neue Art Trigla aus China, welche in die Abthei- lung der Lyren gehört. Beschrieben von Prof. Dr. Kaup 17 Ueber zwei vermuthlich neue Chilenische Enten und über Frin- gilla barbata Mol. Von Dr. R. A. Philippi . . 24 Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. Von Dr. Albert Günther. L Die kaltblütigen Wirbelthiero . 29 Polypen und Quallen von Santa Catharina. Philomedusa Vog- tii n. sp. Von Fritz Müller. Hierzu Taf. IL Fig. 1. 57 Ueber die Schale und die Larven des Gasteropteron Meckelii. Von Dr. August Krohn. Hierzu Taf. IL Fig. 2 und 3 64 Tetrapedos, neue Sauriergattung. Von Prof. Jan in Mailand. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. Hierzu Taf. IL Fig. 4—12 69 Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Von Dr. Ed. Grube. Fünfter Beitrag. Hierzu Taf. III— V. (Poly- noe , Spinther , Amphinonie , Staurocephalus, Phyllodoce, Syllis, Sylline , Spiophanes, Heterocirrus , Cirratulus, Cly- mene, Maldane, Terebella, Amphicteis, Polycirrus, Sabella^ Serpula, Saenuris ...... 71 Ueber einen neuen Fisch. Briefliche Mittheilung an den Her- ausgeber. Vom Fürsten zuSalra-Horstmar . . 119 Alepidosaurus, ein Meerwels. Von Dr. A. Günther . 121 Anabas trifoliatus n. sp. Von Prof. J. Kaup. Hierzu Taf. VI. Fig. A 124 Hoplarchus, neues Genus der Familie Labridae. Beschrieben und abgebildet von Prof. J. Kaup. Hierzu TaL VI. Fig. 1. 128 Ueber die Chaetodontidae. Von Prof. J. Kaup . . 133 Seite lieber Kalkablagerung in der Haut der Insekten. Von Franx Leydig in Tübingen. Hierzu Taf. VII. Fig. 1 — 3 . 157 Bithynis, ein neues Genus der langschwänzigen Krebse von ür. R. A. Philipp! in Santiago .... 161 Uel)er Distoma appendiculatum R. Von Dr. G. R. Wagen er. Briefliche Mittheilung an Prof. Dr. R. L e u c k a r t. Hierzu Taf. VIII und IX 165 Beitrag zur Phyllopoden- Fauna der Umgegend Berlins, nebst kurzen Bemerkungen über Cancer paludosus Müll. Von Dr. B. V. Dybo WS ki. Hierzu Taf. X . . .195 Leptopterygius, neue Gattung der Discoboli. Vom Heraus- geber. Hierzu Taf. VII. Fig. a— d . . .205 Uebersicht der bis jetzt bekannten Arten der Fulgorinen - Gat- tung Poiocera Lap. Von Dr. A. Gerstaecker. Hierzu Taf. XI und XII 210 Ueber die Locustinen - Gattung Gryllacris Serv. Von Dr. A. Gerstaecker . . . . . . 225 Beschreibung zweier neuen Chilenischen Vögel aus den Ge- schlechtern Piocellaria und Capriniulgus. Von Dr. R. A. Philipp! und L u d w. Landbeck in Santiago . . 279 Notiz über eine neue Antilope. Von Dr. J. E. Gray . . 285 Die Gattung Cornuspira unter den Monothalamien und Bemer- kungen über die Organisation und Fortpflanzung der Po- lythalamien. Von Prof. Max Schultzein Bonn . 287 Das Kolonialnervensystem der Mooslhiere, nachgew!esen an Se- rialaria Coutinhi! n. sp. Von Fr!tz Müller in Desterro. Hierzu Taf. XIII 311 Ueber Oxybeles gracilis Blkr. Von Dr. C. L. 1) oleschall. Uebersetzt vom Herausgeber ..... 319 Auszug aus den Untersuchungen am Miltelmeere. (Siphonopho- ren, Sipunculus, Doliolum). Von Dr. VV. Ke ferste in und E. Ehlers 324 Ueber das Ammengeschlecht Corymorpha und seine Arten, nebst den von diesen aufgeammten Medusen. Von M. Sars. Uebersetzt vom Herausgeber ..... 341 Beobachtungen über die Entwickelung der Cirripedien. Von Dr. August Krohii. (Hierzu Taf. I. Fig. 1-3). Die Resultate, die wir in neuerer Zeit, Dank sei es den Arbeiten von B n r ni e i s t e r ^ ) , S p e n c e ß a t e ^ ) und Darwin ^) , über die Entwiclielung der Cirripedien erhalten haben, sind so erfreulich, dass wir uns schon jetzt eines Ueberblickes der mannichfaltigen Umwandlung-en, die das Jun^e von der Geburt bis zur vollendeten Gestalt er- fährt, rühmen könnten, 'wäre nicht eine fühlbare Lücke noch unausg-efüllt. Es ist nämlich noch immer nicht bekannt, durch welche Zwischenstufen die während der ersten Ent- Avickelungszeit mit den Jugendformen der Entomostraceen, namentlich der Copepoden, in so vielen Beziehungen über- einstimmende Larve , in die spätere cyprisähnliche Gestalt übergeht. Es war mir während meines Aufenthaltes in Funchal , so wie später in Messina vergönnt , einigen Auf- schluss über diese noch unaufgeklärten V^erhältnisse zu er- halten. Ehe ich meine Beobachtungen darüber mittheile, halte ich es für nöthig, zuvörderst die Gestalt, in welcher die Larve während der ersten Entwickelungsperiode er- scheint, zu beschreiben, und hierauf noch einzelne Organe, die ihr in der spätem cyprisähnlichen Form eigen , näher zu besprechen. Auf einer gewissen Entwickelungsstufe, nachdem die 1) Beiträge zur Naturgesch. der Kankenfüsser. 1843. 2) On the development of Ihe Cirripedia in Annais of natural history, Vol. 8. 2. ser., 1851. p. 324. 3) iMonograph on the sub-class Cirripedia 2 Vol. 1851 et 1854. Archiv f. Naturg, Jahrg. XXVI. 1. Bd. 1 2 K r 0 h n : Larve seit dem Ausschlüpfen aus dem Ei , an zwei - bis dreimal sich gehäutet, unterscheidet man an ihr einen brei- ten , vorne häufig abgestutzten, nach hinten zu sich ver- schmächtigenden Yorderleib , auf den zwei über einan- der nach hinten sich erstreckende schmächtige Fortsätze folgen (Fig. 1). Der obere Fortsatz hat die Form eines gerade gestreckten , oft sehr langen Stachels , der untere stärkere läuft allmählich verjüngt in ein gabelförmig ge- theiltes Ende aus , und ist , namentlich in späteren Stadien, einer Beugung und Streckung fähig. Ich bezeichne ihn vorläulig als schwanzförmigen Anhang ^). Der Leib ist auf der Rückseite von einem Panzer oder Schilde bedeckt, des- sen Vorderecken in zwei dünne , an den Spitzen mit ein- zelnen gekrümmten Borsten versehene Ilörncr ausgezogen sind 2). An der Unterseite ist der Leib mit drei Paar Ru- derfüssen und einem mitten zwischen den letzteren frei vor- springenden rüsselariigen Fortsalze versehen. Dicht hinter dem Yorderrande des Rückenschildes schimmert aus der Tiefe ein kleines , von dunkelem Pigment umhülltes , mit einer vorragenden Linse versehenes Auge hindurcii. Es ruht dieser Ocellus mitten auf dem Vorderrande eines deut- lich demarkirten, dicht an der Bauchfläche gelagerten, den Oesophagus ringförmig umfassenden Gebildes (Fig. 3), das ich für nichts anderes als für die Centralmasse des Nerven- systems oder für den Schlundring halten kann. Die Ru- derbeine, von denen das vorderste Paar einfach, das mitt- lere und hinterste in zwei Aeste getheilt sind, sind reich- lich mit langen theils einfachen, theils zierlich geliederten Borsten besetzt (Fig. 2). Mitten auf dem Ende des rüssel- förmigen Fortsatzes ist der Mund angebracht, der in einen engen, durch die Achse des Fortsatzes sich erstreckenden, und durch die Oeffnung des Schlundringes in den Vorder- leib sich einsenkenden Oesophagus führt. Der übrige Theil 1) Nacti den Ficpinen zu Bate's Abliandlung muss ich glauben, dass dieser Foisclier den Starlielfojtsatz für eine Verlängerung des gleich zu erwähnenden Rückenschildes ansieht, was gewiss unrichtig. 2) Burm eiste r und Darwin halten diese Hörner für Fühler, aber mit Unrecht, wie sich später ergeben wird. Beobachtungen über die Entwickelung der Cirripedien. 3 des Nahrungskanals durchzieht den Leib in gerader Rich- tung, schwillt mitten in diesem Verlaufe zu einer rundlichen Erweiterung an, und endet mit einem rückseits am Anfange des schwanzförmigen Anhangs gelegenen After (Fig2) ^). In der zweiten Entwickehingsperiode ist die Larve bekanntlich in ähnlicher Weise wie die Gattung Cypris, von einem zweiklappigen Panzer oder einer Schale umhüllt. Sie besitzt zwei zusammengesetzte und ein einfaches Auge, und ist an der Unterseite des hinteren, dem Thorax im aus- gebildeten Thiere entsprechenden Leibestheils , mit sechs Paar in zwei Aeste gespaltener Schwimmfüsse versehen. Dem Ende dieses Leibestheils sitzt ein sehr kurzer schwanz- artiger Fortsatz (Abdomen Darw.) an, der mit zweien den Aesten der Schwimmbeine ähnlichen Anhängseln versehen ist. Besonders erwähnenswerth sind noch zwei stark ent- wickelte Gliedmassen, die vorne am Leibe, in der IN'ähe der zusammengesetzten Augen, entspringen. Mit ihrer Hülfe schreitet die Larve zu Zeiten einher, und mittelst ihrer setzt sie sich zuletzt, wenn der Zeitpunkt ihrer letzten Me- tamorphose herangerückt ist, auf fremden Körpern fest ^j. Die beiden zusammengesetzten Augen liegen ganz seit- wärts, dicht unter den entsprechenden Klappen der Schale, in der vorderen , bei den Lepadiden später grösstentheils 1) Die Ilörner des Rückenschildes und den Slachelfortsatz ab- gerechnet, konunen sonach die Cirripedienlarven sowohl im Aeussern als auch im innern IJauc mit den Jugendgestalten der Cyclopiden, wie selbige uns durch die ireniichc Abhandlung von Claus (Zur Ana- tomie und Enlwickelungsgeschichte der Copepoden, dies Arcti. 1858. p. 1) bekanntgeworden sind, nahe überein. Es zeigt sich diese üeber- einstimmung nicht nur in der gleichen Zahl und einer analogen Be- schatFenheit der Riideriusse , sondern auch in der Structur des Auges (vergl. Claus 1. c. Fig. 64 u. 66), in der Anordnung des INahruugs- schjauches und in der Anwesenheit einer dem rüssel förmigen Fort- satze gleichzustellenden sogenannten Mundkappe. Dem schwanzför- migen Anhange der Cirripedienlarven aber entspricht der hintere Lei- besabschnitt der Kaupliusform der Copepodenlarven , wie sich später herausstellen wird. 2) lieber diese Periode vergl. die äusserst genaue und gründ- liche Darstellung von Darwin, (Vol. 2. p. 110— 123). 4 K r 0 h n : in den Stiel auswachsenden Leibesportion. Sie bestehen aus einer dunkelen Pignicntmasse, in welche mehrere rundliche Krystallkörper tief eingesenkt sind, und einer äussern Hülle, die in Form einer Cornea über die Krystallkörper sich hin- überzieht, stimmen also im Baue mit dem Auge der Daphnia- den überein. Das einfache Auge liegt in der Mittellinie, höher ge- gen den Rücken hin und etwas hinter den zusammenoresetz- ten Augen. Es ist, wie sich später ergeben wird, der von der früheren Periode her stammende Ocellus. Es besteht aus einer derben, von einer schwarzbraunen Pigmentmasse ausgefüllten Kapsel, enthält aber, wie es scheint, keine Linse mehr und ist so auf ein bloss Licht und Dunkel unter- scheidendes Organ reducirt. Bei der letzten Metamorphose geht es in die junge Cirripedie über, Avie es denn bekannt- lich selbst bei völlig ausgewachsenen Cirripedien, nament- lich den Lepadiden, immer leicht nachzuweisen ist. Die sechs Paare später zu den Ranken sich umgestal- tender Schwimmfüsse bestehen aus einem Stiele, von dem die beiden schon erwähnten Aeste abgehen, deren Endglied mehrere sehr lange, zweizeilig gefiederte Borsten trägt. Die beiden Anhängsel des Caudalfortsatzes oder Abdomens, sind an den Enden mit granz ähnlichen Borsten besetzt. Die beiden Gang- oder Haftbeine bestehen aus vier Gliedern, von welchen das dritte zu einer Scheibe verbrei- tert ist , während das sehr kurze Endglied der oberen Fläche des scheibenförmigen Gliedes und zwar ganz seitwärts unter einem rechten Winkel ansitzt (siehe Darwin PL 30. Fig. 8). Beim Gehen, wobei die Beine abwechselnd bald vorgestreckt, bald nachgezogen werden, drückt sich das scheibenförmige Glied, gleich einem Saugnapfe, dem Ge- genstande so fest an , dass selbst das Hinaufkriechen längs polirten Flächen, wie die Wände eines Glases, dadurch ermöglicht wird. Mittelst derselben scheibenförmigen Glie- der heftet sich das junge Thier, wenn es sich zu seiner letzten Metamorphose anschickt, auf fremden Körpern fest ^). 1) Wie schon Darwin nachgewiesen hat, findet bei dieser Anheftung eine förmliche Verkittung mit dem fremden Körper mit- Beobachtungen über die Entwickelung der Cirripedien. 5 Nach diesen Erörterungen gehe ich nun zu meinen Beobachtungen über. Den Uebergang in die cyprisähnliche Form habe ich an zwei Larvenarten beobachtet, von vs^elchen die eine mir während meines AiiFenlhaltes auf Madeira, in verschiedenen Entwickelungsstadien zur Ansiclit kam. Sie stammt wahr- scheinlich von einer Balanide. Bei älteren Larven dieser Art (Fig. 1) ist der Vor- derleib von ansehnlichem Umfange , der Rückenschild am Vorderrande mit zwei massig langen Hörnern , am Hinter- rande mit zwei schräge aufwärts gerichteten, bei jüngeren Larven noch fehlenden Stacheln ausgerüstet. Der schwanz- förmige Anhang ist halbweges etwa gegen sein Ende hin, mit vier ansehnlichen, seitlichen, paarig vertheilten Dornen bewehrt, und übertrifft , namentlich in seiner vorderen nun verdickten Hälfte, den Stachelfortsatz um ein Ansehnliches an Stärke. Bei noch weiter vorgerückten Larven erscheint der Rückenschild vergrössert und stark gewölbt. Eines Tages wurde eine grössere, noch weiter ent- wickelte Larve derselben Art eingefangen, deren nähere Untersuchung Folgendes ergab. Der Rückenschild zeigte sich gegen früher in so weit verändert, als er nun tiefer nach unten hinabrcichte, und so von beiden Seiten aus den Leib umhüllte. Der schwanzförmige Anhang erschien in seinem vorderen längeren, etwas über die erwähnten paa- rigen Dornen hinausreichenden Abschnitte stark aufgetrie- ben. An der Unterseite dieses Abschnittes Hessen sich telst einer leimartig zälien , aus den Haftscheiben hervordringenden Substanz statt. Dieser liittartige Stoffe oder das Cement wird den Haftscheiben von zwei Kanälen (den Cenientgängen) zugeführt, die sich durch die Achse der Gangbeine bis zu zwei im Leibe gelegenen wurstförniigen Massen, die Darwin für die das Cement bereitenden Drüsen ansieht, verfolgen lassen (siehe Darwin p. 116 u. 122). D a r- win's Untersuchungen lehren ferner, dass die Verkittung während des Wachsthums der Cirripedien ununterbrochen vor sich geht, und dass in dem Maasse als die Anheftungsfläche (unteres Stielende der Lepadiden oder Schalenbasis der Balaniden) sich vergrössert, auch der Cementapparat sich immer weiter ausbildet. 6 K r 0 h n : durch die Haut hindurch sechs dicht hinter einander gereiliete Paare Fortsätze, von denen jeder aus einem verhältnissmässig- langen Stiele und z^^ei von diesem ab- gehenden kurzen, abgerundet endigenden Aeslen bestand, unterscheiden. Dicht hinter dem letzten Paare schimmerte nocii ein viel kürzerer Fortsatz mit z^vei den Aesten der längeren Fortsätze ähnlichen Vorsprüngen hindurch. Beide Vorsprünge so wie die erwähnten Aeste zeigten sich mit dünnen Ausläufern oder Fäden besetzt , die sich als die Anlagen eben so vieler Borsten zu erkennen gaben. Ueber die Bedeutung dieser Fortsätze konnte ich nicht lange in Zweifel bleiben; es waren ofienbar die in der Entwicke- lung begriffenen Schwimmfüsse und die Anlage des Cau- dalforlsatzes der späteren cyprisähnlichen Form. Es er- gab sich sonach , dass der ganze aufgetriebene Theil des schwanzförmigen Anhangs als die Anlage des künftigen Thorax zu betrachten sei. Jederseits in orleicher Linie mit dem früheren , nun grösser gew ordenen , von einem sehr dunkeln Pigment umhüllten einfachen Auge , w urde ein rundliches Gebilde unterschieden , das nu.-hrere zer- streute gelbröthliche Pigmenlablagerungen enthielt. Es drängte sich .mir sogleich die Vermnthung auf, dass beide Gebilde wohl nichts anderes sein könnten, als die Anlagen der zusammengesetzten Augen , was sich auch bald bestä- tigte , indem es gerade an derselben Larve glückte , die allmähliche Umbildung in die cyprisähnliche Gestalt zu beobachten. Am dritten Tage nach dem Einfangen der Larve, sah ich den Rückenschild nach hinten zu so weit verlängert, dass er nun auch die ganze vordere Abtheilung des schwanz- förmigen Anhangs überdachte. Das einfache Auge zeigte sich von noch grösserem Umfange , während die Pigment- ablagerungen in den Anlagen der zusammengesetzten Augen, nun dichter zusammengedrängt und von dunkler, schwärz- licher Farbe erschienen. Die Schwimmfüsse hatten sich weiter ausgebildet. Am Morgen des vierten Tages fand ich das Thierchen bereits umgewandelt, was, wie zu erwarten, nicht ohne Abstreifung der früheren Larvenhülle erfolgt war. Bcobachlungen lihor die Entvvickclimg der Ciiripedien. 7 Hatte sich nun nacli diesen Beobachtiiniien rnit Evi- denz herausg-ostellt, dass beim Ueberoan^e in die zweite Entwirkelung-speriode der Rückenschild in den zweikhip- pioen Panzer, der ganze vordere Al)sclinitt des schwanz- i()rniigen Anliangs in den Thorax sicli umwandele , so blieb es doch noch ganz ungewiss , aus w eichen Theilen wohl die Gang- oderllaftbeine sich hervorgebildet haben moch- ten. Den näheren Aufschluss hierüber erhielt ich erst später in Messina , an der Larve einer anderen nahe ver- wandten Art, die in einem sehr weit vorgerückten Stadium eingrefano-en wurde und deren Umwandlung- schon am Abend desselben Tages erfolgte. An dieser Larve, in deren zu- sammengesetzten Augen bereits die einzelnen in die Pig- mentmasse eingebetteten Krystallkörper deutlich zu erkennen waren, glaube ich mich bestimmt überzeugt zu haben, dass die Haftbeine aus dem vordersten Paare der Ruderfüsse hervorgehen. Das Ende jedes dieser Füsse zeigte sich nämlich zu einer Scheibe verflacht, der ein Endglied ganz in der Weise wie es an den Haltbeinen der Fall, anzusitzen schien ^). Nach den eben mitgetheilten Ergebnissen kann eine von Bur meist er beobachtete Lepaslarve (1. c. p. 16. Tab. L Fig. 3 et 4), die sowohl von diesem Forscher als auch von Darwin (L c. p. 109) für den Repräsentanten einer der cyprisähnlichen Form unmittelbar vorausgehende Entwickc- lungsstufe angesehen wird, nicht mehr als solcher gelten. Sie ist bereits, wie Burmeister's dritte Figur deutlich zeigt, mittelst der Haftfüsse angeheftet, besitzt eine zweiklappige Schale, weicht aber dadurch wesentlich ab, dass sie slalt sechs nur drei Paar Schwimmfüsse hat, von welchen das vorderste angeblich ungespallen ist. Ich kann demnach diese Larve für nichts weiter als für ein verstümmeltes ]) Es erweist sii^li demnach die Ansicht von Ijuiineister und Darwin, nacli welcher die llörner des Rückenschildes zu den Ilafibeinen (prehensile anteiinae Darw.) sich umbilden sollen , als irrthiiftilicli. Die Hörner werden, wie ich mich überzeugt, unverän- dert mit der Larvenhülle abgeworlen. Was bei der Umwandlun<( aus den beiden hintern liuderfiisspaaren wird, ist mir gänzlich unbekannt. 8 Krohn: Beobacht. üb. d. Entvvickel. tl. Cinipedieii. oder, was noch wahrscheinlicher, für ein monströses Exem- plar halten. Ich erlaube mir am Schlüsse auf eine in Messina be- obachtete noch jung-e Cirripedicnlarve , die wahrscheinlich einer Lepadide angehört, aufmerksam zu machen. Der Rückenschild ist, wie Fig-. 2 zeigt, fünfeckig-, auf der Ober- seite mit einem starken, mit der Spitze nach hinten ge- krümmten Stachel, an den Rändern mit mehreren symmetri- schen, theils längeren, theils kürzeren Zacken bewehrt. Der Stachelfortsatz des Leibes ist ungemein lang, der noch we- nig entwickelte schwanzförmige Anhang läuft in ein spitzes, nach oben umgebogenes Ende aus. Die Länge der Larve beträgt 3 Mllm. Erklärung der Abbildiiugeii. Fig. 1. Muthniasslich von einer Balanide stammende Larve, von der Rückseite. Von den Riiderfüssen sieht man nur das mittlere Paar und den einen Vorderfuss vorgestreckt. a. Rückenschild. — b, b. Hörner des Rückenschildes. — c. Auge. — d. Stachelfortsatz des Leibes. — e. schwanzför- miger Leibesanhang. Fig. 2. Sehr junge Cirripedicnlarve, der Herkunft nach wahrschein- lich eine Lepadide. Von der Rückseite, a bis e wie in Fig. 1. — f. Nahrungskanal. Fig. 3. Ein Theil des Vorderleibes der Larve von Lepas anatifera, nach der ersten Häutung. Starke Vergrösserung. a. die Centralmasse des Nervensystems. — b. der Ocellns. — c, c. die beiden Hörner des Rückenschildes. Bonn, den 19. September 1859. Beschreibung einer Oestridenlarve aus der Haut des Menschen. Von Dr. Ed. Grube. (Hierzu Taf. I. Fig. 4 u. 5). Nachdem die Frage über die Existenz eines Oestriis hominis ausführlich von Ke ferst ein erörtert'"*) und durch Sammlung und Prüfung der darauf bezüglichen Beläge da- hin entschieden ist, dass es in Südamerika in der That Oe- striden giebt, die nicht selten auch auf die Haut des Men- schen ihre Eier absetzen, und deren Maden in ihr sich weiter entwickeln, war es nun zunächst wünschenswerth, dergleichen Larven genauer kennen zu lernen. Goudot ist meines Wissens der einzige, der eine solche und zwar einer Cuterebra angehörige beschrieben hat : die Beschrei- bung ist nur kurz, nicht denen entsprechend, die wir von den europäischen Gattungen besitzen und von keiner Abbildung begleitet: ich werde später darauf zurückkommen, zunächst aber, da ich so glücklich gcAvesen bin, eine aus der Haut eines Menschen geschnittene Oestridenlarve , in Weingeist zu erhalten, das Historische über diesen Fall berichten und durch eine genauere Beschreibung den Anforderungen der W^issenschaft zu entsprechen versuchen. Es ist Herr Dr. von Frantzius dessen in Breslau unternommene Arbei- ten der wissenschaftlichen Welt wohl bekannt sind, und der nun in St. Jose in Costa ricca lebend und von dort aus sein lebhaftes Interesse an der Zoologie bethätigend, die- ■") Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien Bd. IV. 1856. p. 637. 10 Grube: ses in jenen Gegenden nicht seltene Thier meinem hochge- scliätzten Collegen, Herrn Professor von M i d d e 1 d o r p f d. j. eingeschickt hat. Indem ich darüber berichte und den Brief des Herrn Dr. v. B'rantzius mittheile, entspreche ich der gefälligen Aufforderung des ersteren. „Den 24. Juli 1858, schreibt Dr. v. Fr an tz ins, hatte ich zum ersten Male Gelegenheit die Dasselbeule bei einem Menschen zu beobachten. Ein zwanzigjähriger junger Mensch, der vor fünf Wochen eine Reise nach dem Hafen Puntare- nas gemacht hatte, bemerkte sogleich nach seiner Rückkehr eine kleine röthliche bohnengrosse Geschwulst in der Ge- gend der linken falschen Rippen. Diese Geschwulst ver- grösserte sich allmählich , und öffnete sich 8 Tage nach seiner Ankunft in Alhalzuela , worauf beständig eine wäs- serige Flüssigkeit heraussickerle (diese Flüssigkeit soll ge- impft eine den Schutzblattern ähnliche Pustel erzeugen: leider erfuhr ich dies zu spät, um diese Angabe durch den Versuch zu prüfen). Erst vor einer Woche erkannte der Vater des jungen Menschen , dass es eine Dasselbeule sei. Letzterer hatte während der ganzen Zeit die Bewegungen der Made deutlich gefühlt und ausserdem nur etwas Jucken empfunden. Man konnte jetzt sehr deutlich in der Oeff- nung das spitze Hintertheil der Made erkennen, die sich schnell zurückzog, wenn man die Stelle berührte und nach einiger Zeit wieder zum Vorschein kam. Um das Thier unverletzt herauszuschaffen, führte ich in die Oeffnung eine Hohlsonde ein, und schlitzte die beinahe hühnereigrosse , harte, ziemlich geröthete Hautgeschwulst mit einem gekrümmten spitzen Bistouris auf. Obgleich die Oeffnung ungefähr einen Zoll lang war, so sass das Thier mittelst seinem Borstenringe so fest in seiner Höhle, dass ich einen ziemlich starken Druck zu beiden Seiten der Ge- schwulst ausüben musste, um dasselbe vollständig heraus- ziehen zu können. Die geAvöhnliche Methode der Einge- bornen , die Thiere zu entfernen , besteht darin , dass sie, ohne vorher die Oeffnung zu erweitern, durch blosses star- kes Drücken die Geschwulst oder zugleich die Made zum Zerbersten bringen, Avobei entweder die Made selbst, wenn sie noch klein ist, oder deren Eingeweide weit herausschnei- Beschr. einer üestridenlarve aus der Haut d. Menschen 11 len. In meinem Falle heilte die von mir gemachte Wunde in wenigen Tagen wieder zu. Nachdem ich die Made herausgezogen hatte , konnte ich mich leicht überzeugen, dass es eine wahre Oestriden- larve war. (Die Larve anderer Dipteren habe ich sehr häufig in zahlreicher Menge in vernachlässigten eiternden und übelriechenden Wunden beobachtet.) Sie hatte 9 Linien Länge im zusammengezogenen Zustande nach dem Tode und 4 Linien Breite an der dicksten Stelle. Der Name bei den Eingebornen für das Thier , wel- ches die Dasselbeule erzeugt, ist Torcel (sprich Torssel), wahrscheinlich von di^m specilischen Worte „torcer, sich drehen, Avinden" abgeleitet, da die Larve sich in der Beule beständig hin - und herwindet. Das Vorkommen der Dasselbeule bei Menschen ist hier eine so gewöhnliche Erscheinung, dass sich fast ein jeder Eingeborne derartige Fälle gesehen zu haben erinnert. In- dessen ist der Verbreitungskreis des Thieres ein auf die wärmeren , niedrigen und feucht gelegenen Gegenden be- schränkter , besonders in der Nähe grosser Viehheerden ; jedoch findet sich dasselbe auch mitten im Urwalde , in grosser Entfernung von Rindviehheerden. Leute aus hie- siger Gegend haben an verschiedenen Orten Dasselbeulen bekommen , sowohl jenseits der Gebirgskette am Sarasiqui und San Carlosflusse, als auch in den niedrigen Thalebenen des Rio grande und auf dem Wege nach Puntarenas. Die Leute wissen hier sehr wohl, dass es eine Fliege ist, die ihr Ei unter die Haut legt, woraus die Torcel entsteht. Bei wiederholten Nachfragen bei Personen , die viel mit Rind- vieh in Berührung kommen , was besonders bei den Be- wohnern der an Viehweiden reichen Provinz Guanacaste der Fall ist , hörte ich einstimmig die Meinung äussern, dass dieselbe Fliege , welche das Rindvieh angreift und hier die so häuhg vorkommenden Dasselbeulen erzeugt, auch den Menschen verfolgt. Es ist daher unwahrschein- lich, dass es eine besondere Art von Dasselfliegen giebt, die ausschliesslich auf Menschen schmarotzt, und der der Name Oestrus hominis zukommen sollte , besonders, da es auch anderweitig bekannt ist, dass Oestruslarven , die auf 12 Grube: bestimmten Thieren, wie z. B. beim Pferde oder Rind schma- rotzen, aiisnalimsweise auch auf anderen Thieren vorkom- men und sich sogar auch bis auf den Menschen verirren, was in Europa freilich nur selten beobachtet wurde, wozu aber in Amerika, wo die Dasselfliegen überhaupt häufiger sind, weit melir Gelegenheit gegeben ist wegen der leichten und unvollkommenen Bekleidung und der offenen Wohnun- gen der Eingebornen. Auch mag der Umstand viel dazu beitragen, das ungestörte Eierlegen dem Thiere zu erleich- tern, dass in den hiesigen Gegenden die Leute während der heissesten Tagesstunden in ihren Hängematten zu schla- fen pflegen. Was die Körperstellen betrifft , die vorzugsweise von der Fliege zum Eierlegen gesucht werden, so ist es be- sonders der Rumpf und Kopf. Bei einem Eingebornen ent- stand an der Nasenspitze eine Dasselbeule, die einen wü- thenden Schmerz verursachte , der ihn 14 Tage lang kein Auge zuthun Hess und von dem der Gequälte erst erlöst wurde, nachdem man die Torcel entfernt hatte." Die Made, wie sie jetzt vor mir liegt, ist stumpfspin- delförmig, hinten länger ausgezogen, etwas bäuchlings ein- gekrümmt, mit flachem Bauche und sehr gewölbtem Rücken, und hat eine schmutzig weisse Farbe mit etwas bräunlichem Anfluge. Sie misst gerade gestreckt 9% Linien und an der breitesten Stelle, am 5ten und 6ten Segmente SVa Linie rhein. An dem winzigen Kopfe kann man zwei kleine mit horniger Kuppe versehene Stummelchen an jeder Seite der Stirn als Fühler betrachten, viel mehr fallen die schwarzen hakigen abwärts gebogenen Kiefer ins Auge, zwischen de- nen unter einer schwachen Wulst die Mundöffnung. Aus- ser dem Kopfe unterscheidet man nur 10 freie Segmente, das Ute hinterste ist eingezogen. Von diesen Segmenten sind das Iste, den Kopf an Grösse kaum übertreffende, und die hinteren 3 (resp. 4) stachellos, die übrigen 7 gürtel- weise mit schwarzen gekrümmten Stacheln besetzt. Das 2te und 3te Segment ist einfach und trägt bloss am Vorderrande Stacheln, das 4te bis (incl.) 7te Segment aber durch eineRük- kenquerfurche in ihrer' oberen Hälfte 2-ringelig; und jeder Ring trägt Stacheln und zwar der hintere des 4ten Seg- Beschr. einer Oestridenlarve aus der Haut d. Menschen. 13 ments entschieden grössere, am 5ten und 6ten beide gleich grosse. Es ist immer nur der vordere Halbgürtel , der sich an der Bauchseite fortsetzt , und hier wie oben aus 2 Reihen von Stacheln besteht, während der hintere ein Halb- gürtel bleibt und seine Stacheln mehr 1 - als 2reihig aus- sehen. Hinter ihm bemerkt man am 4ten, 5ten und 6ten Segmente noch eine weniger ausgebreitete Ouerreihe von Rückensfrachelchen ganz nahe der hinteren Segmentgrenze, welche unbedeutender sind und sich durch die Richtung der Spitze unterscheiden : bei den Gürteln und Halbgürteln ist dieselbe nach hinten, bei diesen Querreihen hingegen nach vorn gerichtet. Dem 7ten Segmente fehlt der hintere Halbgürtel : es hat nur den vorderen vollen Gürtel und die hinterste Querreih'e. Der Körper verdickt sich rasch bis gegen das 5te Segment und verjüngt sich vom 6ten an wieder langsamer , indem namentlich das lOte Segment eine ganz cylindrische Form annimmt und eben so lang als breit wird. Segment II bis IX incl. tragen eine sehr in's Auge fallende Auszeichnung , nämlich R ü c k e n s c h i 1 d e r von meist querovaler Form und braunschwarzer Farbe, und zwar Segment II bis VI incl. und IX nur eines, die andern aber deren zwei, eines hinter dem anderen. Bei Segment II bis V incl. sitzt das Rückenschild auf der vorderen Partie des Rückens, bei V auf dem vorderen Ringel , bei den übrigen dagegen , auf denen zwei vorkommen , befindet sich das stärkere dunklere rfngsum deutlicher abgesetzte querovale auf dem hinteren Ringel , Avährend auf dem vorderen ein lichterbraunes mehr kreisrundes und nicht so breites auftritt. Am 4ten, 5ten, 6ten Segmente sehe ich ferner an der Bauchwand je eine Querreihe von vier dunkelbraunen nie- drigen Querhöckerchen, deren beide mittelste einander nä- her als den äusseren stehen : an den übrigen Segmenten sind sie nur angedeutet und ganz blass und klein wie blosse Male. An der Rückenhälfte jederseits von den oben- beschriebenen Schildern linden sich zwei ähnliche , weit auseinander gerückte Male und an der Randkante der fla- chen Bauchseite wiederum eins, das an Segment VI und VII grösser und brauner ist, so dass ausser den Rückenschil- dern also jederseits fünf hornige Stellen an jedem Segmente 14 Grube: vorkommen ; sie erheben sich meist auf kleinen Beulen und machen die Oberfläche uneben. Die des Rückens stehen auf den vorderen Ringeln der Segmente. Hintere Athemöffnungen sind jetzt gar nicht wahrzu- nehmen: das Segment, das sie sonst trägt, ist hier ganz eingezogen und zeigt nur eine quere, sternförmig gefaltete von einer ansehnlichen Wulst umgebene Oeff'nung, die ich nicht zu erweitern im Stande bin, so bleiben die in dem da- hinter befindlichen Räume gelegenen Sligmen und der After verborgen : übrigens sind sowohl der Ringwulst der OefT- nung als der Rand des Endsegments von winzigen SpKzcheu' rauh. — Vordere Athemöffnungen glaube ich auf der hin- teren Grenze des Istcn Seoments zu sehen: ich linde hier zu beiden Seiten des Rückens eine tiefe halbmondförmige Querfurche oder Grube , auf deren Boden eine versteckte von gelben Körnchen eingefasste Ouerspalle liegt. Auch diese Partie lässt sich ^^ eder durch Hervorziehen noch durch Erweiterung genauer untersuchen. Nach der von Brauer gegebenen gründlichen Aus- einanderselzung der verschiedenen Madenformen der Oe- striden *") würde unsere Larve zu denen zu bringen sein, welche mit deutlichen Kieferhaken bewaffnet sind, kann also kein Hypoderma sein , mit deren Arten sie doch den Aufenthalt in der Haut theilt. Unter den mit solchen Kie- ferhaken versehenen, haben die Cephalomyien und Cephe- nomyien freiliegende hornige Stigmenplalten an der abge- stutzten Endfläche des letzten Segments, und unter dieser springt noch ein dicker kurzer und stumpfer Zapfen nach hinten vor , an welchem die Afteröffnung , Gastrus hinge- gen versteckte Stigmen , allein der Raum , in dem diese sich beflnden, ist durch eine Querspalte mit glatten ziem- lich harten Lippen geöflnet, bei unserem Thiere ist sie eng zusammengezogen und von weicher strahlig gefalteter Haut umgeben. So bleiben noch die ebenfalls in der Haut le- benden und mit Kieferhaken versehenen Larven der Gattung ■'^) Verhaiidhingen der zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien 1858. p. 401. Beschr. einer Oeslridenlarve aus der Haut d. Menschen. 15 Cutorebra zur Vergleichuiig übrig : ^vir besitzen von G o ii- dot •") die Beschreibunu der Made von Cuterebra noxialis, doch hat er das Hinterende nicht näher in's Auge gefasst, ebensowenig die Beschafl'enheit der vorderen Stigmen, wel- che nur bei Gastrus versteckter, bei den anderen an der Oberfläche liegen. Auch die Gestalt ist nicht genauer be- schrieben : unsere Larve ist weder nach hinten verdickt wie bei den Gastrus und Cephalomyien, noch vorn dicker als hinten und dabei gestreckt und walzig wie bei den Ce- phenomyien, wo sich die grösste Breite zur Länge wie 1 : 4 bis 5 verhält, sondern ähnelt mehr den Hypodermen in ihrer Gedrungenheit, nur mit dem Unterschiede, dass sie nicht so kurz tonnenförmig, sondern hinten ausgezogen ist; und mit einem cylindrischen Segmente endet. Ueber die Gestalt und Verlheilung der Stacheln lässt sicli Goudot dahin aus, dass die drei ersten Seo;mente mit schwarzen Rauhigkeiten und sehr kleinen Häkchen besetzt seien , die drei folgenden Segmente je 2 Gürtel von ebenfalls schwar- zen aber stärkeren nach hinten gerichleten Häkchen tragen, die 5 hinteren vollkommen o-latt seien. Dies stimmt mit unserer obigen Beschreibung durchaus nicht überein, und was man besonders erwägen muss, würden wohl, wenn bei der iMade der Cuterebra noxialis hornige schwarze Rücken- platten vorhanden gewesen wären, diese mit Stillschweigen übergangen sein ? Dies lässt sich um so weniger anneh- men, da sie bei keiner einzigen Larve der anderen Gattun- gen beobachtet , also doppelt auffallend sind. Nur darin scheinen noch beide übereinzustimmen , dass die Stachel- chen nicht soAvohl wie bei den Gastrus, Cephalomyien und Cephenomyien harte gelbliclic Papillen mit schwarzer hor- niger Spitze , sondern durchweg hornig und schwarzge- färbt sind. Aus allem Angeführten geht hervor, dass unsere Larve nicht zu Cuterebra noxialis gehört , dass also ausser dieser (dem eigentlichen Gusano oder Nuche) , noch eine andere südamerikanische , vielleicht nicht auf Costa ricca ■") Annales des sciences naturelles III. serie Zoologie 1845. III. p. 221. 16 Grube: Beschr. einer Oestridenlarve ii. s. w. beschränkte Oestride leben muss, die in der Haut von Rin- dern und Menschen schmarotzt, und nach der Verschieden- heit der Larve zu urtheilen , wohl gar einer anderen Gat- tuno- angehört. Das Recht , sie zu benennen , wird dem Entdecker der betreffenden Fliege zustehen, ich muss mich l)eg-nügen Abbildung und Beschreibung der Larve gegeben zu haben. Erklärung der xibbihluiigen. Fig. 4. Die Made unserer Oeslride von der Rückenseite, ver- grössei't. Fig. 5. Dieselbe von der Bauchseite, vergrössert. Breslau im August 1859. lieber eine neue Art Trigla aus China^ welche in die Abtheilimg- der Lyren gehört. Beschriebe» von Prof. Dr. Raup. Ich theile die Triglen in folgende Abtheilungen: A. Cavillonen. Kleine Arten , welche die Länge von 4^ — 5 Zoll nicht überschreiten. Ihre Lateral wie die ziemlich grossen Schup- pen rauh. Der Kopf fällt steil ab, allein weder der Brust- ring noch der Operkelstachel ist übertrieben lang. Hierher: aspera , phalaena , papilio, sphinx , vanessa, Richardson. B. Seehähne oder S ee s ch walbe n. Gleichen alle der Hirundo, zeigen einen schief abfal- lenden Kopf, keine auffallende Stacheln am Praeoperkel, Operkel und Brustring. Die Pectoral lang und breit, dunkel mit lichteren Strahlen auf der Aussenseite ; auf der inneren Seite nach den unteren Strahlen hin häufig auf der Innen- seite mit einem dunklen weissgetüpfelten Fleck. Die La- teral aus längeren glatten Tuben bestehend. Schuppen des Körpers klein. Hierher: fiirundo *") , microlepidota , Kumu, Peroni, capensis. C. Lyren. Der Kopf fällt schief ab und die Schnauze ist mehr oder weniger tief in zwei Lappen gespalten. Der Pecto- ralring zeigt einen mehr oder minder dolchartig verlänger- ten Stachel. ■••■) Dr. Rüppel hält den garrulus Risso seu poeciloptera Val. für den jungen Fisch von hirundo, worin ich demselben beistimme, Arch. für Naturg. Jahrg. XXVI. 1 Bd. 2 18 Kaup: Hierher: armatii , Lyra, hemisticta Schleg. Fn. jap. t. XIV B und t. XIV. 3 et 4, Bürger! Schleg-. Da unter diesen meine neue Art sich befindet, so will ich sämmtliche diagnosiren. 1) Die operkelstachlichte Lyre. Trigla armata Kaup. Diagnose. Der dünne runde spitze Stachel des Oper- kels so lang als der erste Stachel der ersten Dorsal. Beschreibung. Eine kurze gedrängte Form mit gros- sen Augen und stark gewölbten dornlosen Augendecken, wodurch die Stirn sehr concav wird. Beide Schnauzen- lappen wenig entwickelt , am Bande rauh wie eine Feile. Das Praeoperkel nach unten mit zwei Dornen , wovon der obere noch einen Abschnitt an dem unteren Theil der Wur- zel hat. Brustringstachel kaum sichtbar. Die Hinterhaupts- dornen sehr lang und nadelspitz. Zwischen diese fast zum Hinterkopf gehend reichen die Schilder, auf welchen die Stacheln der ersten Dorsal stehen ; sie sind rauh, das erste convex , die folgenden in der Mitte concav und sind vorn breiter als nach den hin- teren zu. Auf den sechs vorderen stehen die 7 Stacheln- Der 2te und 3te steht auf der 2ten Knochenschuppe. Die vier hinteren Knochenschuppen ohne Stacheln reichen bis zum ersten Strahl der zweiten Dorsal, die wie bei der Tr. polyommata keine Spur von seitlicher Bewaffnung zeigt. Alle 7 Stacheln der ersten Dorsal sind gerade. Der erste so lang als der Operkelstachel, der zweite y^ länger und der dritte der längste und stärkste, von dem 4ten bis 7ten werden sie allmählich kürzer. Der Stachel des Brust- rings sehr kurz, allein spitz. Die Pectoral scheint bis zu den ersten Strahlen der 2ten Dorsal gereicht zu haben. Die vorderen oder oberen 6 Strahlen waren hellfarbig mit dunklen braunpunktirten Membranen , allein die unleren Strahlen wie Membranen sind schwarz un regelmässig weiss gefleckt. Die Lateral wie bei polyommata ohne einen Bogen wie bei lyra zu bilden. Die Farbe scheint röthlich gewesen zu sein , allein die schmälere obere Hälfte längs der Lateral war dunkler, Ueber eine neue Art Trigrla aus China, 19 als die lichtere untere Hälfte. Es zeigen sich weder Flecken auf den Dorsalen noch auf dem Körper. Ich kenne nur ein getrocknetes Exemplar von 90 Mm. Länge aus einer chinesischen Insektenschachtel , in der sich viele junge und kleine Fische aus China befanden.. Steht der hemisticta Schleg. am nächsten durch die seitlich dornenlose Rückenkante nächst der 2ten Dorsal, von der sie sich jedoch wesentlich schon durch die Diagnose unterscheidet. ■ — '- '- — ^. A . 12 2) Europäische oder brustdornige Lyre.Trigla Lyra Linn. Diagnose. Der Brustring verlängert in einen dreikan- tigen dolch ähnlichen oben fast durchaus gezähnelten Dorn, der halb so lang als die Pectoral ist. Bechreibung. Die gegabelte Schnauze auf jedem Lap- pen mit 5 — 6 transparenten vorstehenden Dornen besetzt. Augendecke schwach convex mit flacher Stirne , vorn und hinten mit einem Dorne. Augen gross. Praeoperkel mit einer gezähnelten Leiste , die in einen kurzen Dorn aus- läuft. Dorn des Operkels ^/^ der Länge des Pectoraldorns. Die Schilder der Dorsalen beginnen hinter den Dornen des Hinterkopfes, sind alle tief concav und begleiten als 26 nach hinten gerichtete Dornen beide Dorsalen. Zwischen beiden ein unbedeutender leerer strahlenloser Raum. Die erste Dorsal zeigt den ersten Stachel gezähnelt, ebenso allein ge- ringer den 2ten und 3ten; letzterer der längste. Von die- sem nehmen die folgenden an Länge ab, bleiben jedoch bis zum 7ten ungewöhnlich lang. Die Lateral entspringt unter dem Hinterhauptsdorn, fällt von da in einem Bogen abwärts und geht sodann ge- rade bis zur Mitte des Schwanzes. Schuppen klein mit 3__4 Stacheln. Roth (im Tode schmutzig strohgelb) mit schwarzen Flecken auf der ersten Dorsal , die ich jedoch selbst nie beobachtet habe. — * — — - — Der Kopf geht in die ganze Länge über Syjmal. Gemein im Mittelmeer und der Nordsee. 20 K a 11 p : 3) Die grossäugige Lyre. Trigla hemisticta Sclileg. Fn. jap. p. 36. Tab. XIV. 11 und 111 Köpfe. Tab. XIV B ganze Figur. Diagnose. Der Stachel des Operkels ist breit durch die flügeiförmigen Anhänge, etwas gekrümmt gewunden und länger als der breite Pectoralstachel. Der Diameter des grossen Auges hat fast die Länge des Operkelstachels oder des 2ten Stachels der ersten Dorsal. Beschreibung. Gleich der armata durch den Mangel der Stacheln der 2ten Dorsal längs der Rückenkante, durch die vorgerückten Schildchen der ersten Dorsal zwischen die Dornen des Hinterkopfes, weicht jedoch durch die Bil- dung des Operkelstachels, durch die zwei des Praeoperkels und Färbung- der Pectoral u. s. w. ab. Der Kopf von den Schnauzenlappcn bis zum Hinter- hauptdorn gemessen, geht in die ganze Länge dreimal, wäh- rend er bei armata nur 272 misst. Die Schnauzenlappen feilartig rauh am Rande, sprin- gen von oben gesehen nicht über die Contur des Kopfes vor. Die obere Augendecke ohne Dornen und ohne Leiste auf dem unteren Augenknochen. Der Praeoperkel mit einem Dorne und unter diesem runde granulirte Ausschnitte ohne Dornen zu bilden. Der Brustringdorn durchaus breit mit kur- zer Spitze. Die Schildchen der ersten Dorsal und der Hin- terkopf lassen einen Raum zwischen sich , der der Länge des ersten Dorsalstachels gleich ist und das erste Schild- chen überreicht nur etwas die Spitzen des Hinterkopfs. Die Stacheln der ersten Dorsal ungewöhnlich stark, namentlich die 2te bis 5te. Die 4te ist die stärkste und längste. Zwi- schen dem letzten Strahl und dem ersten der 2ten ein dornloser Raum von fast der Länge des ersten Dorns, wahr- scheinlich ebenfalls wie bei armata mit vier Schildchen ver- sehen. Lateral mit schwachen Kielen, die sich rauh anfühlen, zieht sich ohne einen Bogen zu bilden, längs des Rü- ckens hin. Beide Dorsale schwarz gefleckt , ebenso der obere Theil der Körperseiten. Pectoral in der Mitte mit schwärz- lichen Membranen, sonst strohgelblich. Ventral, Anal und lieber eine neue Art Trigla aus China. 21 Caudal einfarbig- weisslich. Körper oben rothbraun untere Hälfte ffelblich, — '- ^ . ^ A.ll Japan nach Schlegel und Temmink. 4) Breitschnauzige Lyre. Trigla Bürgeri Schleg. Fn. jap. tab. XIV. fig. 1 et 2. Diagnose. Die breiten rauhen Schnauzenlappen un- gewöhnlich breit , springen nach aussen vor und sind von oben gesehen fast so weit nach aussen als die Contur der Wangen. Augen klein. Beschreibung. Diese Art gleicht lyra mehr als der armata und heniisticta, indem beide Dorsale zusammenstos- sen und regelmässig mit Dornen längs der Rückenkante versehen sind. Die obern Augendecken, wie bei allen exotischen, ohne Stacheln, und lassen zwischen sich einen breiten Raum, der breiter ist als der Längsdurchmesser des ganzen Auges. Der Operkclstachel klein und unbedeutend ohne freien transpa- renten Dorn. Der Stachel des Brustrings dagegen entwi- ckelter, jedoch nicht so stark als bei lyra. Die erste Dorsal ragt zwischen die Dornen des Oc- ciput hinein, was bei lyra nicht der Fall ist. Die Dorn- slrahlen sind schlank, massig dick und keine ist am vorde- ren Rande gezähnelt. Der erste ist sehr lang und der zweite der Längste. Zwischen der ersten und zweiten Dor- sal ein höchst unbedeutender leerer Raum , der mit einem gedornten Schildchen , wie bei lyra ausgefüllt ist. Die Pectoral klein, so lang als der Körper über dem Anus hoch ist. Wie armata und hemisticta sich in der Zahl der Dorsal und Anal gleichen , so zeigen lyra und Bürgeri in dieser fast keine Difl'erenz. Die gerade Lateral hat wie der Körper grössere Schup- pen und zeigt 3 — 5 kleinere Kiele. Der Kopf geht fast dreimal in die Totalläno-e. Die Farbe ist roth, Bauch, Anal und Ventral weisslich. D . 9 . 16 . — - — — — Japan. A . 16 22 Kaup: 5) Trigia polyommata Richardson. Proceeding 1839. p. 96. Diese Art hat Aehnliclikeit mit armata und hemisticta, indem die Dornen der 2ten Dorsal fehlen , allein ist zu skizzenartig beschrieben, um deutlich die Differenz von bei- den zu sehen. Die Beschreibung lautet : Tr. polyommata has minute cycloid scales, an unarmed lateral line and the dorsal pla- tes confined to the first dorsal , there being no dilatation whatever of the interspinous bones of the second dorsal. All the spines of the hcad ai'e stilettoshaped , and one whose base occupies the whole anterior end of the infraor- bitar on each side , projects boldly beyond the snout, and gives the fish a very different aspect from any other known gurnard. — Van Diemensland. Letzteres Kennzeichen von vorstehenden Schnauzen- lappen scheint auf eine Form zu deuten, die diese noch entwickelter als Bürgeri hat. Bei allen übrigen sind sie nicht auffallender entwickelt als die der Tr. lyra. Diese Art bedarf einer genaueren Beschreibung. D. Me erhabne. Zeigen wie die Seehähne und Lyren einen schief abfallenden Kopf und eine dornige Seitenlinie. Rumpf ohne quere Reihen von Poren. Hierher : 1) Trigla milvus Lac. (cuculus Bloch, Blochi Yarr., rodinogaster Nardo). 2) lucerna Brunn. ( obscura Linn. Bonap. , cuculus Risso, filiaris Otto). 3) gurnard US Linn. E. P or en trigl en. Zeichnen sich durch eine Menge von vertikalen Linien aus, die nach hinten , wie die Zweige einer Fichte , kleine Porentuben haben. Trigla lineata Linn. (adriatica Gm., lastoviza Br.). Trigla cuculus Linne (pini BL, lineata Mont., hirundo Risso. (Die Radienformel passt jedoch nicht.) lieber eine neue Art Trigla ans China. 23 Ich weiss nicht, wohin die pauciradiata Benn. von Trebizond gehört. Sie soll nur sechs Dornstrahlen in der ersten Dorsal haben. Da die letzte häufig- sehr klein ist, so fragt es sich , ob diese nicht übersehen wurde. Hätte sie nur 6, so wäre dies allerdings die geringste Zahl, die unter Triglen vorkommt. In der Zahl der Radien der 2ten Dorsal und Anal kommt sie mit hirundo überein. Ich habe Ursache zu zweifeln , ob diese Art als Art existirt und nicht eine zufällige Monstrosität ist. Darmstadt, den 19. August 1859. Heber zwei yermuthlich neue Chilenische Enten und über Fringilla barbata lol. Von Dr. R. A. Philipp!, Prof. der Zool. und Botanik in Santiago. Zwei in diesem Winter erhaltene Enten finde ich in den mir hier zugänglichen Büchern nicht beschrieben. 1. Anas iopareia Ph. '"). Dimensionen. Länge des Vogels von des Spitze des Schnabels bis zum Ende des Schwanzes mit dem Bandmaass ge- messen 22 Zoll. Länge des Oberschnabels . . . 25V2 Linie. Breite desselben am Grunde „ „am breitesten Theile „ seines Nagels Höhe desselben am Grunde Länge des Tarsus .... „ der Mittelzehe (mit dem Nagel) „ der Aussenzehe . , „ der Hinterzehe Die ganze Körperbildung stellt diese Ente zwischen A. specularis King und A. oxyura Licht. Der Schnabel ist fast genau wie bei A. specularis nur weit höher, so dass er beinahe eine gerade Linie mit der Stirn bildet; vorn ist er nur wenig breiter als hinten; die Firste ist schwach concav, und der schmale Nagel greift an der Spitze hakenartig über den Unterkiefer über. Die Firste bildet am Grunde mit 8V4 5? 10 55 4V. 55 13 » 23 5? 27 55 26 55 8V2 55 ■"■) ios Rost, naqnd Wange. Philippi: Ueb. zwei verinuthlich neue Chilenische Enten. 25 den Seitentheilen beinahe einen rechten Winkel , und die letzteren sind hier vollkommen eben. Die Nasenlöcher sind oval, wie bei den genannten Arten beschaffen. Die Beine stehen massig weit nach hinten , und die Hinterzehe hat jinen breiten Hautsaum. Der Schwanz ist kurz und spitz, etwas länger und spitzer als bei A. specularis, aber kür- zer und stumpfer als bei A. oxyura. Was nun die Färbung betrifft, so haben die Federn meist einen braunen oder schwarzen Grund mit einem mehr oder weniger breiten rostbraunen Rand , der oft noch weiss gesäumt ist, an den einzelnen Körpertheilen ist bald mehr der schwarze , bald mehr der rostfarbene, bald mehr der weisse Theil über- wiegend. Die Oberseite des Kopfes und Nackens ist braun, doch unterscheidet man deutlich den rostgelben Rand der Federn ; die Seiten derselben sind rostbraun , und die Fe- dern der Wangen zeigen jede einen schwarzen Fleck. Kehle und S e i t e n des Halses sind blass rostfarben und ungeileckt; der unlere Theil des Nackens etwas dunkler aber heller als der obei'e Theil. Die Augenlieder und ein schmales Halssband am unterern Ende des Halses, welches Avenig auffallend ist , sind weiss. Die Brust ist rostbraun und schwarz gefleckt, der Bauch anfangs weiss mit schwar- zen Flecken, später fast ganz weiss, und gehen diese Fär- bungen allmählich in einander über, indem der anfangs schmale weisse Saum der Federn allmählich immer breiter wird, und den rostbraunen Theil und zulelzt selbst den schwarzen der Federn zurückdrängt. Die Seiten der Brust sind dunkelbraun, fast schwarzbraun, mit rostgelbem Saume der Federn. Die Seiten des Leibes bis zum Schwänze sind schwarz und weiss gesprenkelt, Jede Feder ist nämlich schwarz mit einer weissen schwarz gesprenkelten Quer- binde und einem eben solchen Rande. Die Federn des Rückens sind schwarz , metallisch glänzend, nach dem Na- cken hin mit schmalem rostgelben Saume. Dieser hat die Färbung der oberen Seite des Kopfes. Die Schwanzfedern sind oben braunschwarz mit schmalem rostgelben Saume , unten grau; die äusseren haben einen helleren bräunlichen Saum. Die unteren Deckfedern des Schwanzes so wie die letzten Federn des Unterleibes sind weiss, in der Mitte schwarz, mit 26 Fhil i ppi : weissen Sprenkeln. Die Schwung-federn der ersten Ordnung sind braunschwarz , die der zweiten Ordnung sind grün schillernd und ein Paar derselben haben einen schmalen, weissen Saum. Ein rigentlicher Spiegel fehlt. Der Ober- schnabei ist im Leben braungelb mit schwärzlichem Nagel, der Unterschnabel gelbroth. Die Füsse sind ebenfalls gelb- roth mit schwarzen Nägeln. Das beschriebene Exemplar ist ein Männchen. 2. Erismatura mttata Ph. Dimensionen. Länge von der Spitze des Schnabels bis zum Ende des Schwanzes .... ITy^ Zoll. Länge des Oberschnabels . . . 17 V2 Linie. Breite desselben am Grunde . . 9 „ „ „ am breitesten Theile nahe 10 „ „ seines Nagels . . , . V/j y^ Höhe des Schnabels am Grunde . 8% » „ des Tarsus .... 15 „ Länge der Mittelzehe .... 26 „ Die Bildung und Verhältnisse des Körpers sind ziem- lich wie bei E. ferriiginea Eyton bei Gay Vol. L p. 458, welche Ente in hiesiger Gegend Pato tripoca heisst (nach Gay soll ihr Name Pato pimpillo sein). Unsere Art hat aber einen etwas kürzeren Schnabel, und die Kante, welche am Grunde die Firste von den Seitentheilen trennt, ist ab- gerundet. Die Färbung des Oberkopfes ist braun, doch haben die Federn des Hinterkopfes einen rostgelben Rand und ist diese braune Färbung durch eine horizontale, von der unteren Seite des Schnabels beginnende Linie scharf nach unten begrenzt. Eine Aveissliche fein grau gewellte Binde verläuft horizontal von der halben Höhe des Ober- schnabels dicht unter dem Auge fort nach dem Nacken hin, vereinigt sich jedoch nicht mit der der entgegengesetzten Seite; sie ist so breit wie der braune Streifen unter der- selben. Die Kehle ist weisslich , mit feinen graubraunen Wellen , die an den Seiten des Halses breiter werden, und eben so viel Raum einnehmen als der weisse Grund , auf dem NacKen dagegen die weisse Farbe ganz verdrängen. Der Ueber zwei verniuthlich neue Chilenische Enten. 27 untere Theil des Halses ist hellbraun mit feinen weissen Wellen. Brust und Bauch erscheinen hell rostgelb mit schwarzen Wellen, indem jede einzelne Feder grau, gegen die Spitze hin schwarz und mit einer breiten rostgelben Franze versehen ist. Der Unterleib ist heller, fast weiss- lich , indem die schwarze Färbung an der Spitze der Fe- dern allmählich verschwindet , und auch der rostfarbene Saum weniger auffallend ist. Die Seiten sind schwarz und braungelb gewässert, ähnlich wie die Brust. Der Rücken ist schwarzbraun mit feinen weissen Punkten gesprenkelt. Die Schwungfedern und die Deckfedern derselben sind einfach schwarzbraun, ohne anders gefärbte Ränder, mit tief schwar- zem Schafte, und so sind auch die Schwanzfedern einfarbig braun, mit schwarzem Schaft jedoch etwas blasser; sie sind 3V2 Linie breit. Die letzten unteren Deckfedern sind ganz weiss. — Der Schnabel ist oben schwarz, unten roth; die Füsse sind schwarz. — Das beschriebene Exemplar ist ein Männchen. Der bedeutend kürzere Schnabel und die weisse Binde unter den Augen unterscheidet diesen Vogel sogleich von der jungen nicht ausgefärbten E. ferruginea. Ueber Friiigilla barbata lol. Wenige Vögel sind in Chile so gemein wie der sog. lilguero oder Silguero *") , der Repräsentant unseres deut- schen Zeisigs : man hält ihn auch überall in der Gefangen- schaft, und führt viele Vögel nach Peru aus. Molina hat diesen Vogel Fringella barbata genannt, s. dessen Saggio sulla storia naturale del Chili. Bologna 1782. p. 247, wo frei- lich die Beschreibung falsch genug ist. Bei Gay Vol. I. p. 352 finden wir diesen Vogel als Chrysomitris campestris Gould aufgeführt ; aber nur das Männchen , welches sich durch das schwarze Kinn vom Weibchen unterscheidet, kurz beschrieben. Dieses schwarze Kinn hat unstreitig Mol in a ■"■) In Spanien wird dieser Wamen dem Stieglitz beigelegt, und der Zeisig heisst dort Verderol. 28 Philippi: Ueb. zwei vermuthlich neue Chilenische Enten. Veranlassung zum Namen barbata gegeben; der Spanier hat nämlich , um Kinn und Bart zu bezeichnen , nur das eine Wort: barba. Nach Desmurs a. a. 0. bei Gay (Herr Desmurs hat bekanntlich die Vögel bei Gay be- arbeitet) ist dieser Vogel die Fringilla campestris Spix Av. bras. tab. 59, welches Werk ich nicht nachsehen kann. Als Synonym citirt er Fr. barbata Mol. Warum hat er nicht der Priorität folgend, die Art Chrysomitris barbata genannt? — Herr Hartlaub hat in der Naumania für 1853, welches Werk mir im Mai Herr Celebor in Valparaiso auf kurze Zeit borgte, die von mir aus Voldivia gesendeten lilgueros für eine verschiedene Art gehalten , und a. a. 0. als Gri- ihagra flavospecularis beschrieben, indem wahrscheinlich der schlechte Zustand, in Avelchem meine Vögel in Deutschland ankamen, ihm nicht erlaubt hat, die Identität mit Molina's Fringillas barbata oder Spixens Fr. campestris zu erkennen. Ebenso wenig hat Herr Cassin diesen Vogel erkannt, er beschreibt ihn U. S. Naval Astron. Exped. Vol. II. p. 181 als Chrysomitris marginalis Bonap. , und bildet tab. XVII Männchen und Weibchen ab. Es ist ihm nicht in den Sinn gekommen, dass dies der so gemeine lilguero sein könnte. Wenn nun, Avie sich wohl voraussehen lässt, seine Abbil- dung und Beschreibung wirklich die Chr. marginalis Bonap. darstellt, so stellt sich die Synonymie des lilguero so heraus: Chrysomitris barbata. Fringilla barbata Mol. 1782. Fringilla campestris Spix. Chrysomitris campestris Gould, Desmurs bei Gay 1. c. Chrysomitris marginalis Bonap. , wenigstens bei Cas- sin 1. c. Grithagra flavospecularis Hartlaub 1. c. Santiago, den 31 . Juli 1859. Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. Von Dr. Albert Günther. I. Die kaltblütigen Wirb elthiere. Als im Jahre 1849 der erste Versuch in der Menage- rie der zoologischen Gesellschaft in London gemacht wurde, diese an Artenzahl so reichen Thierklassen durch eine um- fassendere Sammlung zu repräsentircn, stellte es sich bald heraus, dass ein grosser Theil derselben mit grösserer Leich- tigkeit die Gefangenschaft ertragen könne, als man anfangs erwarten zu dürfen glaubte. Anfängliche Verluste an Thie- ren wurden so viele Gewinne an Erfahrungen, nahmen an Häufigkeit ab, und waren zuletzt auf den gewöhnlichen Ab- gang, der sich in jeder Menagerie in den Classen der Säu- gethiere und Vögel herausstellt, reducirt *"'). Viele Thiere, welche ich bei einem früheren Besuche in London vor fünf Jahren gesehen , fand ich später w ieder, und manche von ihnen befinden sich noch im besten Wohlsein. Die Samm- lung erw^eckte die lebhafte Theilnahme von Naturforschern und auswärtigen Sammlern. Das Publikum selbst findet bei der zweckmässigen Ausstellung, ein grosses Interesse ""') Selbst dieses Verhältniss halte ich für ein noch zu ungün- stiges. Reptilien erfordern bei weitem nicht dieselbe Sorgfalt in der Art und Zeit der Fütterung, oder denselben ausgedehnten Raum wie Säugethiere und Vögel. Der Trieb nach freier Bewegung ist in sehr beschränktem Grade vorhanden. Die erste und wichtigste Bedingung zu ihrem Wohlbefinden ist eine Temperatur, die dem Clima, welchem sie entstammen, möglichst angepasst ist. Ich werde später noch Ge- legenheit haben, auf darauf bezügliche Unvollkommenheiten des Gar- tens zurückzukommen. 30 Günther an Thieren , deren Leben ihm sonst mehr oder weniger völlig- verborg-en , oder nur aus der Erinnerung von den Erzählungen der Kinderschriften bekannt ist, und die Be- sucher überfüllen das Lokal zur Zeit der allwöchentlichen Fütterungen. Welchen Werth eine solche Sammlung für den Naturforscher hat, brauche ich nicht auseinanderzuset- zen , und um das Interesse der Leser des Archivs in An- spruch zu nehmen, glaube ich nur eine Liste der gegen- wärtigen Sammlung geben zu dürfen. Schildkröten. Chelydra serpentina. Testudo graeca. Emys mobiliensis. Emys picta. Crocodilus americanus. Alligator mississipensis. Grmmatophora barbata. Iguana rhinolophus. Cyclodus gigas. Lacerta ocellata. Lacerta viridis. Podarcis muralis. Emys guttata. Emys rubriventris. Emys decussata. Malacoclemmys concentrica. Saurier. Ascalabates mauritanicus. Scincus officinalis. Pseudopus Pallasii. Clothonia Johnii. Trogonophis Wiegmanni. Seps tridactylus. Anguis fragilis. Python Sebae. Python regius. Python molurus. Python reticulatus. Boa constrictor. Chilabothrius inornatus. Corallus hortulanus. Crotalus durissus. Clotho arietans. Vipera berus. Naja haje. Cenchris piscivorus. Schlangen. Zamenis hippocrepis. Coluber guttatus. Colubcr quadrivittatus. Coluber Blumenbachii. Tropidonotus fasciatus. Tropidonotus viperinus. Tropidonotus natrix. Tropidonotus ordinatus. Philodryas viridissimus. Oxyrhopus trigeminus. Calopisma Reinwardtii. Skizzen aus dein zoologischen (Jaiten in London. 31 Biifo viridis. Bufo calamita. Bufo pantheriniis. Alytes obsteh'icans. Rana esculenta. Rana mugiens. Ceratophrys corniita. Salamanclra maculosa. Gasterosleus. Mugil capito. Perca fluviatilis. Blennius palmicornis. Blennius pholis. Crenilabrus cornubicus. Zoarces viviparus. Motella vulgaris. Batrachier. Salamandra atra. Amblystoma luridum. Triton cristatus. Triton tacniatiis. Amphiuma tridactylum. Lepidosiren. Fische. Salmo fario. Pleuronectes platessa. Pleuronectes flesus. Rhombus maximus. Conger vulgaris. Hippocampus. Die gewöhnlichen Cyprinoi- den Englands. Esox lucius. Diese Thiere sind in zwei Gebäuden untergebracht: dem R e p t i 1 i e n h a u s e, das für diesen Zweck allein her- gerichtet ist, und dem W a ss er t hi er h a u se , das neben Fischen und Wasserreptilien noch die Salzwasser-Aquarien für niedere Thiere enthält. Betreten wir das erstere , so befinden wir uns in einem länglich-viereckigen Räume von etwa 50' Länge, 24' Breite und 15' Höhe; eine Reihe Be- hälter von ihren Bewohnern entsprechender Grösse nimmt drei Seiten desselben ein. Die Temperatur soll durch heis- ses Wasser, dass mit einer Dampfmaschine in vielfach ge- wundenen Röhren durch den Boden der Käfige geleitet wird, auf demselben Stande von 70° F. erhalten werden *"'). Das ■••') Diese Temperatur ist an und für sich zu niedrig für tropi- sche Thiere ; allein sie bleibt in den Käfigen gar nicht auf diesem Grade stehen, da, namentlich während des Winters, eine beträchtliche Abkühlung an den freien Raum des Gebäudes, der nicht geheizt ist, stattfindet. Die erstrebte gleichmässige Temperatur selbst aber ist an- 32 Günther: Licht fällt von oben herein. Die Kälig-e sind vom Boden vier Fuss entfernt , und haben alle eine gleiche Höhe von fünf Fuss. Ihre vordere Seite ist durch eine einzige Glas- scheibe abgeschlossen, welche dick genug ist, um nicht nur einen Druck von Seiten grösserer Schlangen, (welchen diese Thiere in der That nie versuchen) , sondern auch einen etwaigen Stoss von aussen aushalten und die vollständigste Besichtigung der Thiere gestattet. Der Zugang zu den Kä- figen ist verschieden hergerichtet ; die grossen Behälter ha- ben auf der hinteren Wand eine grössere und eine kleinere Fallthüre , durch welche der Wärter hineingehen oder das Futter U.S.W, ohne die geringste Störung für das Thier hin- einbrino-en kann. Bei den kleineren Käfio-en vertritt die Glasscheibe die Stelle der Fallthüre. In den Behältern end- lich , welche die giftigen Schlangen enthalten , bleibt die Glasscheibe fest verschlossen und ihre Thüren sind seitlich angebracht, d. h. ein solcher Behälter ist nur durch seinen Nachbarbehälter zugänglich. Dadurch ist einem etwaigen Entschlüpfen der Schlange vorgebeugt. Durch ein anderes kleines Loch auf dem Dache des Behälters , das für die Schlange unzugänglich ist, wird das Futter hineingebracht, oder, wie das z. B. beim Reinigen der Käfige nothwendig ist, die Schlange veranlasst, sich in den Nachbarbehälter zu begeben. Ein Wasserbehälter, der einen halben Fuss tief ist und dessen W^asser durch darunter befindliche Röh- ren Winters erwärmt wird, nimmt etwa ein Drittel des Bo- dens ein ; der Rest ist mit einer Schicht feinen Kieses '"*) belegt. Die Schlangen haben einen wollenen Teppich (bei zufechten, indem, von den natürlichen Veihällnissen aus zu schlies- sen , es viel zweckmässiger erscheint , die Temperatur während des Tages zu erhöhen und in der Nacht sinken zu lassen. Thatsache ist, dass die Sterblichkeit während des Winters eine Dreifache zu der des Sommers ist. Der Zoologe kann in dieser Beziehung im bota- nischen Garten vieles lernen. ""■) Dieser Kies hat schon viele der Thiere getödtet: in mehr als der Hälfte der Schlangen, die ich untersuchte, fand ich die Cloake damit verstopft, sie müssen ihn mit der Beute zugleich verschlingen. Bei anderen Vortheilen, die der Kies als Bedeckung des Bodens ge- währt, weiss ich kein besseres Material vorzuschlagen. Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 33 weitem das Reinlichste) , unter den sie sich verkriechen können, die Saurier und Betrachier einen Haufen Moos. Der hintere Raum des Gei)äudes enthält ein kleines Zimmer für den AVärter '"'). Die allgemeine Fütterung der Thiere dieses Hauses findet einmal wöchentlich gegen Abend statt: das Futter besteht in Fröschen, Eidechsen, Sperlin- gen , Enten , weissen Mäusen (besonders jungen) , Meer- schweincheYi und Kaninchen. Die Abendfütterung hat man- che Vortheile ; nicht nur ist diese Zeit dem Publikum die gelegenste , sondern manche der Thiere ergreifen oft ihre Beute erst in der Nacht, oder einige tödten sie zwar, aber nur um sie erst mit Einbruch der Dunkelheit zu verschlino-en. Wir wenden uns nach diesem allgemeinen Ueberblick zu den Bewohnern des Hauses und beginnen mit dem er- sten Behälter der Reihe links bei unserem Eintritte. Die Etiketten belehren uns , dass darin Chilabothrius inornatus und Corallus hortulanus, Landsleute von den westindischen Inseln, hausen, obwohl zunächst nichts von ihnen zu sehen ist. Es ist kein Teppich im Behälter , worunter sie sich verkrochen haben könnten , und so suchen wir endlich in den Verzweigungen der Aeste, von welchen einige in den Käfig gestellt sind. Da ist denn auch im obersten und dunkelsten Winkel ein runder Knäuel von einer Grösse, dass er offenbar nicht von einer Schlange gebildet sein kann. Er bleibt aber unbeweglich, und nicht einmal der einzige Kopf, welcher zwischen der compakten Masse von Windungen hervorsiehl, giebt das geringste Lebenszeichen auf unser ungestümes Klopfen gegen das Glas. So , und an demselben Platze lagen sie schon vor fünf Jahren, heute jedoch wollen wir den Knoten sich entwirren lassen. Kaum hat der Wärter den Schieber, um ihn zu öffnen, berührt, so beginnt der zuerst sichtbare Kopf sein Spiel mit der Zunge, eine zweite und dritte spielt zwischen den Windungen durch , ein Heben und Sinken des Klumpens durch das ■") Die zoologische Gesellschaft hat das Glück Wärter in ihrem Dienste herangezogen zu hahen , die durch ihre Beohachtungsgabe, durch ihre Vorliebe zu der Abtheilung, die sie bedienen, ja durch ihre wirklichen Kenntnisse den Besucher in Erstaunen setzen. Arch. für Naturg. Jukrg.XXVl. 1 Bd. 3 34: Günther: nun aufgeregte Athmen wird siclitbar und lässt das bald fol- gende Gegenbild gegen jenen trägen Klumpen ahnen; denn, kaum hat der Wärter mit seinem Stöckchen eine der Schlan- gen berührt, so entwirrt sich der Knäuel mit einer Schnel- ligkeit , dass das Auge nicht zu folgen im Stande ist ; an jedem Aste gleiten sechs bis sieben Fuss lange Schlangen herunter, lautlos und nicht zischend, wie wir es von an- deren Arten gewohnt sind, und zertheilen sich durch den Käfior; es sind sechse f) an der Zahl, unter denen jedoch der Corallus hortulanus nicht ist. Dieser bleibt ruhig auf- gerollt in einer anderen Ecke, geschieden von der anderen Species, deren Ruheplatz er immer mied, und welche auch ihn zu vermeiden scheint, da selbst bei Gelegenheit einer Aufregung , wie die eben beschriebene , sich nie ein Chi- labothrius auf den Ast verirrt, den er sich zum Ruheplatze auserwählt hat. — Nach Verfluss von etwa einer halben Stunde fängt eine Schlange an, langsam zum alten Ruheort zurückzukehren ; ihr folgt eine zweite , dritte und sofort, bis in kurzer Zeit derselbe Klumpen , in dem wir sie ge- troffen haben, wieder gebildet ist. Beide Species ruhen nie auf dem Boden aus: es sind offenbar Baum -Beiden. Dass sie zusammenliegen, ist ein Beweis, dass die Tempe- ratur des Käfigs für sie zu nieder ist , obgleich hoch ge- nug , um ihnen ihre Gesundheit zu erhallen. Sie werden mit Sperlingen gefüttert, und aller Wahrscheinlichkeit nach sind Vögel ihre gewöhnliche Nahrung im freien Zustande. Bei einer mehr angemessenen Temperatur würden sie ge- wiss regelmässiger fressen : selten fängt mehr als eine während des Tages einen Sperling; während der Nacht werden zwei oder drei weitere gefressen, so dass die Hälfte ^'") Vor wenigen Tagen hat der Knäuel durch den Tod einer Schlange , um ein paar Windungen abgenpniii.en. Das Thier starb an einer sehr gewöhnlichen Krankheit unter den Schlangen, wobei die Zahnränder mit übel aussehenden und leicht blutenden Geschwü- ren bedeckt sind. Solche Thiere sterben gewöhnlich, und da die Krankheit sehr häufig ist, so ist es beim Ankaulen einer Schlange im- mer gerathen, das Maul zu untersuchen. Eine der Schlangen hat vor einigen .Jahren gegen 30 lebendige Jungen geboren, die aber 'bald starben. Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 35 der Schlangen immer vierzehn Tage oder drei Wochen fastet. Sie saufen sehr wenig , und häuten sich , wie alle Boiden, viermal des Jahres. Die Bewohner des zweiten Käfigs sind ein Boa con- strictor vom südamerikanischen Continent und eine Zamenis hippocrepis von Nord -Afrika. Die erste ist das schönste Exemplar, das ich gesehen, und über acht Fuss lang. Seine und der übrigen Pythonen Lebensart im freien Zustande und ihr indolentes Benehmen in der Gefangenschaft sind zu wohl bekannt, um hier eines weiteren Berichtes zu bedür- fen. Zamenis" hippocrepis ist am Bauche schön dunkel ro- senroth , was man an AVeingeistexemplaren nicht mehr zu sehen bekömmt; sie nährt sich ziemlich regelmässig von Sperlingen, beisst gerne, und versucht nie zu klettern. Im dritten Käfig sind mehrere Exemplare von Python regius. Der vierte und grösste Behälter des Hauses enthält ein Paar Python Sebae. Das Männchen ist acht Fuss lang, das Weibchen neunzehn, und schon seit Jahren in der Me- nagerie. In den zwei letzten Jahren, während des Monats August, begatteten sie sich beinahe täglich. Die Folge, in diesem Jahre, war eine beträchtliche Anschwellung des Weibchens, die jedoch mehr tympanitischer Natur gewesen zu sein scheint. Sie fressen sehr unregelmässig , sowohl was die Zeit, als die Quantität betrifft: das Weibchen frass einmal von selbst neun Enten bei einer Fütterung; frisst es nach einer langen Zeit zum ersten Male wieder, so be- festigt der Wärter an das Thier, welches die Schlange zu verschlingen beschäftigt ist , ein oder zwei andere frisch getödtete. Sie lässt sich dadurch nicht stören , und fährt ruhig zu schlingen fort, bis sie am Ende der Beihe ange- kommen ist. Bei keiner der Schlangen bemerkte ich eine Einspeichelung der Beute. Nie werden sie auf gewaltsame Weise zum Fressen genöthigt , wie man dieses in vielen Menagerieen sieht , auch wäre dieses bei dem Weibchen nicht rathsam, da es zu Zeiten ziemlich wild ist. Als eines Tages der Wärter mit einem Arbeiter in den Behälter stieg, um eine Reparatur vorzunehmen, schien das Geräusch und die Gegenwart von zwei Menschen den Schlangen zu un- 36 Günther: bequem zu werden. Das Männchen verkroch sich unter grässlichem Zischen unter den Teppich, während das Weib- chen sich zum Ang-riffe anschickte, und unglücklicherweise neben der Thüre seine zum Sprunge fertige Stellung ein- nahm, so dass der Rückzug von vorne herein abgeschnit- ten war. Die beiden Gefangenen verhielten sich unbeweg- lich in ihrer Ecke , und entgingen dadurch einem Kampfe, der, in Betracht der Werkzeuge, die sie bei sich hatten, wahrscheinlich in dem Tode der Schlange geendigt hätte. So jedoch begnügte sich diese, mehreremal den Kopf nach ihnen zu schnellen, und nach einer halben Stunde zog sie sich ganz zurück. Die beiden letzten Käfige dieser Reihe enthalten Sau- rier von sehr verschiedener Verwandtschaft : Clothonia johnii , Cyclodus gigas , Scincus officinalis, Grammatophora barbata , Lacerta ocellata und viridis, Cliamaeleo vulgaris. Für alle ist in einem Gefässe ein beständiger Vorrath von Mehlwürmern vorhanden, der Winters wie Sommers täglich erneuert werden muss, da sie nicht, wie die Schlangen, sich einem freiwilligen Fasten unterziehen. Die Clothonia', wie die Scincus sind während des Tages stets unter dem Kies; da die erstere jedoch noch einer substantielleren Nahrung, als der von Insekten, bedürfen, so werden sie zur Zeit der allgemeinen Fütterung hervorgeholt. Sehr junge Mäuse ergreifen sie sofort, ähnlich wie wir es nachher bei Pseu- dopus finden werden. Der Wärter sagte mir jedoch, dass sie hie und da dieselben vor dem A^erschlingen vollständig mit Speichel überziehen, ich selbst habe es nie gesehen. Der Cyclodus gigas befindet sich nun schon seit drei Jah- ren in der Menagerie und hat in dieser Zeit an Länge und besonders an Umfang ersichtlich zugenommen; er ist nun über fünfzehn Zoll lang. An trüben Tagen ist er meist unter dem Moose verborgen, während er bei Sonnenschein langsam und mit leicht wellenförmiger Biegung des Lei- bes im Käfig herumkriecht und öftere Mahlzeiten an Mehl- würmern und klein gehacktem Fleische hält. Er beisst nicht, selbst wenn man ihn in der Hand hält, und sucht nur durch Drehen des Schwanzes, in dem er eine beträchtliche Kraft besitzt, und der nicht bricht, zu entkommen. Im Kiese Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 37 sah ich ihn nie graben. Das Exemplar der neiiholländi- schen Grammatopliora barbata ist über achtzehn Zoll lang; bei trübem Wetter leistet es dem Cyclodns unter dem Moose Gesellschaft , bei heiterem spazirt es ziemlich schwerfällig im Kätig herum , um sich zuletzt am sonnigsten Platze durchwärmen zu lassen ; dabei richtet es den vorderen Theil seines Körpers hoch auf den Hinterbeinen auf und spreitet den Halskragen aus , um ihn in seiner ganzen Weite den Sonnenstrahlen auszusetzen; der Kragen wird mit Hülfe der Zungenbein-Hörner ausgedehnt. Will man es fangen, so schlägt es den Halskragen ein und sucht in einer Art von nichts weniger als schnel- lem Trabe zu entgehen. Es scheint nicht auf Bäume zu klettern, und eher auf felsigem Grunde zu leben ; höchstens richtet es sich an einem Aste etv/as in die Höhe; in einer solchen Stellung sah ich es auch einmal den Kragen im Affekte aufrichten. Ein Chamäleon war im Begriffe , auf den Boden herabzusteigen und entschlossen , den nächsten Weg zu dem Gefässe mit den Mehlwürmern zu nehmen, schritt es bedächtig mit einer Hand auf den Nacken der Grammatophora. Diese suchte zuerst durch Bewegungen des Kopfes das Chamäleon wegzudrängen , das aber ruhig mit der ZAveifen Hand sich an dem Kragen selbst festhielt. Die Grammatophora gerieth dadurch in die grösste Aufregung : sie warf die Kopf rechts und links, entfaltete bald die eine Seite ihres Kragens, bald die andere, und setzte diese Be- wegungen noch fort, nachdem das Chamäleon längst seines Weges gegangen war. — Von dem Faulthiere unter den Sauriern, dem Chamäleon, sind immer einige Exemplare in der Menagerie; sie gehören der gemeinen Species an'"). *) So bekannt die Lebensart des Chamäleons ist, so wenig Ge- legenheit hat man in Deutschland, dieses Thier im Leben zu sehen, was bei der Leichtigkeit der Anschaffung und dem Interesse, wel- ches das Thier gewiss verdient, an irklich zu rerwundern ist. Nach London \Aerden jedes Jahr vielleicht hundert dieser Thiere impor- tirt, meist von Mogador, und ebenfalls nach Liverpool, und das Stüclt zu fünf Schilling verkauft. Zum Transporte ist die kleinste Schachtel geeignet. Abgezehrte Thiere, bei denen die Muskeln an der Seite 38 Günther: Die Seite dem Eingange in das Haus gegenüber, ist von zwei grösseren Behältern eingenommen, deren Haupt- bewohner eine ganze Reihe von halbgewachsenen Boa con- strictor sind. Sie wurden vom verstorbenen Secretär in Paris gekauft, und ihre Abkunft von Westindien ist keines- wegs sicher. Sie haben alle eine blassere Färbung, als das oben erwähnte grosse Exemplar, und eine geringere Anzahl der Schildchen um das Auge Hesse in einigen von ihnen die Boa imperator des Daudin vennuthen. Allein diese Art scheint mir nach den Exemplaren, die ich hier davon gesehen, eine höchst zweifelhafte zu sein. Dem sei wie ihm wolle , die gegenwärtigen unterscheiden sich von der wahren Boa constrictor nicht im geringsten im Beneh- men : träge , selbst wenn sie gereizt werden , langsam im Verschlingen ihrer Beute *"") , ungesellig bilden sie einen auffallenden Gegensatz gegen Chilabothrius. Unbelästigt von ihnen sind in denselben Behältern Exemplare der ge- wöhnlichen Ringelnatter und ein Leguan. Den letz- teren habe ich vorläufig als Iguana rhinolopus bestimmt; er ist über drei Fuss lang und ein Weibchen, wie man aus den Eiern , welche sich durch die Bauchdecken durchfüh- len lassen, ersieht. Er kam auf einem Westindienfahrer, was jedoch noch kein Beweis für das Vaterland sein kann. Trotz dem, dass er voll gewachsen ist, ist die hornartige Schuppe auf der des Knochenkamnics auf dem Kopfe geschwunden sind, erholen sich nie wieder, während die anderen jahrelang- aushalten, wenn man sie Winters in einem Treihhause unterbringt. Sie fressen viel und oft. ■") Die verminderte Fressiust dieser Riesenschlangen ist viel- leicht Folge der Einsperrung in einem engen Räume. Ein fünf Fuss langes Exemplar einer Boa constrictor entwischte im Hause eines hiesigen Thierhändlers, und war gegen sechs Monate verschwunden. Eines Tages entdeckte man sie hinter einer Kiste in einem Räume, wo eine Menge kleiner tropischer Vögel frei fliegt. Sie erschien auf's beste genährt, und die ihren Excrementen beigemengten Federn bewiesen, wie ein schon lange bemerkbarer Abgang der Vögel ent- standen war; der Händler schätzte ihn auf über 40 Stück. Dajsselbe Thier kaufte ich unmittelbar nachher; es frass aber dann nur wenig' trotzdem, dass es öfters frei im Zimmer herumkriechen konnte. Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 39 Schnauze nur wenig- erhöht ; ich weiss nicht ob das ein Geschleclitsunterschied ist. Die Unterscheidung- der Species dieses Genus ist noch eine sehr unvollkommene , und ge- naue Bestimmung- des Fundortes und Geschlechts der In- dividuen in den verschiedenen Sammlungen ist unerläss- lich. Da dieses Exemplar noch nicht lange gefangen scheint, so ist es sehr störrig , und eine Verletzung am Fusse scheint es am Klettern zu hindern ; um es bei Kräften zu erhalten, ist man genöthigt, es zum Fressen der Weintrau- ben , mit denen man die Leguane gewöhnlich hier füttert, zu zwingen; dabei hat sich der Wärter besonders vor dem Schwänze in Acht zu nehmen , mit dem er sichere und tüchtige Schläge versetzen kann. — Tropidonotus natrix ist bis jetzt die einzige Schlange, deren Eier erfolgreich bis zum Ausschlüpfen der Jungen erhallen wurden. Entlang der dritten Seite des Hauses steht eine Reihe kleinerer Behälter, von denen der erste zwei Exemplare der grünen Varietät von Ceratophrys cornuta beherbergt. Sie gehen nicht häufig in das Wasser , und liegen den grössten Theil des Tages ruhig im Kiese, in den sie sich einwühlen , so dass nur der Kopf von ihnen sichtbar ist. Stört man sie heraus, so blasen sie sich zu einer grossen Kugel auf , für deren Fortbewegung die schon ohnedem krötenartigen Beine zu kurz sind , weshalb ein weiterer Stoss sie ganz aus dem Gleichgewichte bringt , und sie sich über und über kollern. Eine Fortsetzung dieser Be- handlung lassen sie sich jedoch nicht lange stillschweigend gefallen , sie stossen ein lange anhaltendes Wehegeschrei aus, ähnlich dem, das man unter ähnlichen Umständen von Pelobates fuscus hört; sie sperren dabei ihren ungeheuren Rachen unter demselben stumpfen Winkel auf, wie es ein Hippopotamus zu thun im Stande^ ist, und beissen in einen vorgehaltenen Stock mit einer solchen Kraft, dass, wie schon Tilesius erzählt, Spuren der Zähne zu sehen sind. Wie alle grossen Frösche linden sie ihre Hauptnahrung in ihren nächsten Verwandten, und eine Rana temporaria, zwei Drit- tel ihrer eigenen Grösse , wird , sobald sie sie mit einem einzigen Rucke ihres Körpers ergreifen können, gefasst und in wenigen Minuten verschlungen. Ich kenne keinen 40 ^ '"i n t h e r : anderen Frosch , der einen so weiten Schlund und Ma- gen hätte. Im nächsten Behälter sind einige Bewohner der Kü- sten des Mittelmeers : Ascalabotes mauritanicus, Trogono- phis Wiegnianni, Seps tridactyliis und Tropidonotus viperi- nus. Während der erstere mit wunderbarer Geschwindig- keit an den Wänden herumläuft , sind die zwei nächsten immer unter dem Kiese verborgen , so dass für die Schlan- gen ein unbestrittener Theil des Territoriums übrig bleibt. Diese haben ganz die Lebensweise unserer Ringelnatter, scheinen aber weniger oft ins Wasser zu gehen : sie wer- den mit Fröschen gefüttert. Es ist ein Paar : das Männchen ist sehr dunkel gefärbt, beinahe schwarz, während das grössere Weibchen eine hellbraune Farbe mit den charak- teristischen Flecken hat. Sie vollzogen beinahe täglich die Begattung während der Monate Juli, August bis in den September. Die Rumpfe beider lagen in gerader Linie hart neben einander, und nur der hintere Theil war so ge- krümmt , dass sich die Cloaken berührten. Eine lebhafte wellenförmige Bewegung in der Richtung vor. vorne nach hinten war entlang der Seite des Männchens bemerkbar, während das Weibchen regungslos dalag. Die Begattung erwies sich nicht fruchtbar. Der dritte Käfig enthält Saurier, die sich unter allen Thieren des Hauses am besten befinden, da für sie der Tem- peraturgrad der richtige zu sein scheint : vier Exemplare von Pscudopus pallasii aus Ungarn von zwei bis drei Fuss Länge. Sie sind auch bei weitem am gefrässigsten ; um sie aus dem Kiese oder unter dem Teppiche, unter dem sie gewöhnlich verborgen liegen , hervorzulocken, ist nur das geringste Geräusch am Käfige nöthig ; sofort strecken sie ihre Köpfe hervor und bewegen ihre lebhaften Augen nach allen Seiten, um zu sehen, ob die Stunde der Fütterung da ist. Zeigt man ihnen nun irgend einen kleinen weissen Gegenstand , den sie aus der Ferne für eine weisse Maus, ihr gewöhnliches Futter halten können, so gerathen sie schon in eine grössere Aufregung, indem sie theilweise hervorkommen und sich gegenseitig wegzudrängen suchen, wenn sie einander im Wege sind. Der Genuss der Fütte- Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 41 rung wird ihnen jedoch nur einmal wöchentlich zu Theil, was ganz genug- ist, da sie jedesmal unglaubliches leisten, obgleich ich noch nie eine gesättigt sah, Sie stürzen sich auf die Hand des Wärters , die ein Dutzend junger Mäuse oder Vögel hält, und reissen sie ihm heraas, bevor er Zeit, hat, sie fallen zu lassen. Dabei ereignet es sich, dass eine Maus von zwei Pseudopus ergriffen wird : keiner lässt los, der eine reisst nach rechts, der andere nach links, der eine erhebt sich , um dann mit dem Gewichte seines Körpers dem anderen das Stück zu entreissen : vergebens, sie zer- ren und zerren bis die Maus in zwei Theile zerreisst, und nun jeder das seinige mit der grössten Eile verschlingt. Beide sind jedoch bei diesem Streite zu kurz gekommen, da unterdessen die anderen rasch aufgeräumt haben ; hat aber einer seine Beute noch nicht ganz verschlungen und ragt ein Theil derselben aus dem Maule hervor, so wird er von den übrigen verfolgt und jener Kampf kann noch einmal beginnen , ja sogar zwischen dreien geführt wer- den. Lange nachdem alles verschlungen ist, suchen sie noch im Käfige herum, ob nicht noch etwas übrig geblie- ben, oder richten sich am Glase auf, um nach den Bewe- gungen des Wärters zu sehen , der durch das Bitten der Zuschauer oft zu einer nachträglichen Mahlzeit bewogen wird. Das Bild ist nicht unähnlich dem einer Familie jun- ger Hunde oder Füchse, die man für Vertheilung ihres Futters selbst sorgen lässt und hätte die Natur dem Pseu- dopus eine Stimme gegeben, so ginge es gewiss auch nicht ohne starkes Gekläffe ab. Sie ergreifen übrigens ihre Nah- rung wie eine Eidechse, unterwerfen sie einem hastigen kräftigen Beissen, um die Knochen zu zerbrechen, und ver- schlucken sie ganz. Sperlinge, die etwa eine Woche alt sind, sind das grösste Thier, das sie verschlucken können. In der Mitte dieses Sommers wurden zwei Philodryas viridissimus dem Garten zum Kaufe angeboten. Trotz der gerade herrschenden sehr hohen Temperatur zeigten sie sich äusserst indolent und stellten sich so steif, dass jede starke Berührung den schlanken Körper zerbrechen zu kön- nen schien. In den Käfig gebracht, bewegten sie sich lang- sam, bis sie eine Ecke erreichten, wo sie dann den Kopf 42 Günther: und den vorderen Theil des Körpers in die Höhe richteten und unbeweglich liegen blieben. „Die grünen Schlangen sterben alle ," war die Meinung des Wärters , der schon viele der verwandten indischen Arten gehabt zu haben schien. Er hatte denselben immer Zweige und Reiser in den Käfig gegeben, ohne dass sie sie zu ihrem gewöhnlichen Ruheplatze gewählt hätten. Da jedoch schon das grüne Kleid der Schlangen vermuthen Hess, dass sie sich nur auf lebenden und belaubten Pflanzen wohl befinden werden, so gab man ihnen diesesmal zwei starke Hortensien in den Käfig. Kaum war die Störung vorüber, als eine der Schlan- gen den Kopf nach den Pflanzen wendete , und Zweig für Zweig , Blatt für Blatt zu betrachten schien. Plötzlich — und das Auge hatte kaum Zeit zu folgen — schoss sie in die Pflanze , wand sich einigemal durch die Zweige und rollte sich endlich an einem Orte zusammen, wo ihr Kör- per beinahe ganz auf grüner Unterlage ruhen konnte. Die ganze Bewegung war so schnell und unerwartet , dass, während ich auf diese Schlange mein Augenmerk gerichtet hatte, ich nicht bemerkte, dass die andere dasselbe Manöver gemacht , und nun musste ich selbst auf diesem kleinen Räume erst suchen , bis ich sie im Laubwerke unterschei- den konnte. Seitdem befinden sich beide aufs beste, und nie mehr hat man sie auf dem Boden gesehen; nur hie und da streckt eine den vorderen Theil ihres Körpers über die Pflanze heraus , und ist dann einem grünen unbelaubten Zweige sehr ähnlich. Der Versuch , sie mit kleinen Frö- schen zu füttern, war ohne Erfolg, weshalb man ihnen kleine Eidechsen (Lacerta vivipara) geben musste : ein im repti- lienarmen England etwas seltenes und theures Futter. Ob- gleich man sie bis jetzt noch nicht fressen sah , so kann man doch nicht daran zweifeln, dass ihnen diese Nahrung zusagt, da die Eidechsen von Zeit zu Zeit verschwinden, während der Magen der Schlangen beträchtlich ausgedehnt ist. Wahrscheinlich waren sie im freien Zustande an Sau- rier-Kost gewöhnt, an die von Baum-Eidechsen (Anolis). Andere Exemplare mögen Baum-Frösche, andere Vögel vor- ziehen. Ich habe oft an unseren Schlangen eine indivi- duelle Vorliebe für eine besondere Art der Nahrung beob- Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 43 achtet, und es scheint mir als ob dieses von der Lokalität, an der die Schlange lebte, und wo sie besonders eine ge- wisse Thierart als Nahrung vorfand , abhänge *"*). Seit kurzem theilt mit diesen prächtigen Schlangen ein Oxyrho- pus trigetninus die Wohnung , von dem ich glaube, dass er sich mehr auf dem Boden aufhalten , und desshalb die an- deren wenig stören werde. Die Geschichte von Crotalus durissus ist zu wohl be- kannt , als dass wir sie hier weiter zu betrachten nothig hätten. Ueber den Wechsel der Zahl der Ringe fehlt mir noch alle Erfahrung. — Von Cenchris piscivorus sind fünf Exemplare in der Sammlung, von welchen vier ganz schwarz sind , während das fünfte und kleinste braun und gefleckt ist. Sie sind ausserordentlich träge, so dass man selten eine in Bewegung sieht; sie liegen zusammengerollt und vereinzelt; sie fressen wenig, durchschnittlich alle vierzehn Tage einen Frosch, sehen aber nichts desto >Aeniger ziem- lich wohl beleibt aus. Manchmal beissen sie einen Frosch, ohne ihn zu ergreifen , und der Tod desselben erfolgt in kurzer Zeit; gewöhnlich aber fangen sie ihre Beute nach Art der nicht -giftigen Schlangen, und verschlingen sie sogleich , ohne das Thier vorher sterben zu lassen ; hier "") Unbedeutendere Abweichungen oder Modifikationen in der Lebensweise können auch ganz auf zufälligen Umständen beruhen. Die grösste Coronella laevis, die ich besass und wegen ihrer Zahm- heit lange behielt, frass nur Eidechsen, nie eine Maus oder einen Frosch, obwohl sie nach ihnen, wie nach jedem anderen Thiere biss. Nachdem ich sie lange mit Eidechsen von gewöhnlicher Grösse ge- füttert hatte, gab ich ihr, um ihre ungewöhnliche Kraft zu piüfen» ein ungemein grosses und starkes Exemplar von Lac. agilis. Sie er- grifp es sogleich 5 allein nach einem langen Kampfe, wobei die Ei- dechse durch die Windungen der Schlange mehreremal erstickt schien, und doch immer wieder ihren schon zum Verschlingen erfassten Kopf losriss — änderte sie die Art des Angriffs und packte die Eidechse am Schwänze; dieser brach ab und wurde gefressen. Von dieser Zeit an begnügte sich diese Schlange imiuer nur den Schwanz der Eidechsen abzubrechen, ohne einen weiteren Angriff auf die schwanzlosen Thiere zu machen; Thiere. die mit abgebrochenem Schwänze in ihren Käfig gebracht wurden, beachtete sie nicht mehr. 4.4 Günther: also ist das Gift aug-enscheinlich nicht wesentliches Hülfs- mittel zum Ergreifen der Beute. Ich habe bei Klapper- schlangen und bei Puff-Addern oft zu beobachten versucht, ob der Giftzahn beim Verschlingen der Beute noch in Thä- tigkcit sei oder nicht: bei den letzteren konnte ich nicht darüber ins Reine kommen, allein bei den ersteren sah ich mehreremal auf's deutlichste (namentlich wenn sie grössere Thiere, Avie Meerschweinchen, verschlangen), dass dieser Zahn wirklich , wenn auch nicht ganz aufgerichtet , doch in das Thier eindrang, und wesentliche Dienste beim Hin- unterwürgen desselben leistete. Es ist aber dann, bei der lebhaften Thätigkeit aller Muskeln des Kopfes, kaum anders möglich, als dass auch noch eine beträchtliche Quantität Gift durch den Zahn ausfliesst, und durch diese Beimischung wird der Verdauungsprecess ungemein befördert : ja, diese nachträgliche Beimischung des Giftes wird ebenso noth- wendig sein , als die des Speichels in anderen Thieren; Es kann uns also nicht wundern , in Cenchris piscivorus eine Giftschlange zu finden, deren Giftapparat nicht dieselbe Bestimmung hat, die uns zunächst bei den eigentlichen Vipern auffällt. Einen auffallenden Gegensatz zu diesen trägen „Was- ser-Vipern" bilden ihre gefährlichen Nachbarn, zwei pracht- volle Exemplare der schwarzen Varietät von Naja haje. Bei ihrer Bebhaftigkeit und Grösse (sie sind nahezu 6' lang) bedürfen sie eines ziemlich grossen Raumes; die Gläser des Käfigs sind bis zu einem Drittel der Höhe mit Oelfarbe undurchsichtig gemacht, sowohl um den Schlangen , die bei ihrer Reizbarkeit in beständiger Aufregung erhalten sein würden, mehr Ruhe zu verschaffen, als auch um sie, wenn sie aufgeregt werden sollen , eher zu veranlassen, sich in die Höhe zu richten und über den dunkeln Theil des Gla- ses herauszusehen. Das thun sie nun auch immer auf die geringste Veranlassung; kommen sie bei einer solchen Ge- legenheit oder bei der Butterung einander zu nahe, so fan- gen sie an mit einander zu kämpfen : sie wenden sich ge- gen einander mit aufgerichtetem Körper, dehnen ihre Hälse so weit als möglich aus, und eine suchte sich immer höher als die andere aufzurichten, während sie stets gegeneinan- Skizzen ans dem zoologischen Garten in London. 45 der beissen; aiiffallenderweise verwunden sich diese bei- den nie; als aber ein drittes Exemplar vor einiger Zeit zu ihnen gebracht wurde , entspann sich ein Kampf, in wel- chem dieses gebissen worden sein musste, denn es war den folgenden Morgen todt. Von den Thieren, die zu ihnen gebracht werden , tödten sie alles , selbst wenn sie nichts davon fressen. Die Bewegung zu beissen wird mit einer ausserordentlichen Schnelligkeit ausgeführt, und obwohl man die Schlange das Thier berühren sah , so kann man doch nicht glauben , das es wirklich gebissen sei , bis es nach wenigen Secunden in kurz dauernde Convulsionen verfällt. Das Maul wird dabei nur sehr wenig geöffnet, und die Verwundung wird mehr in der Art eines Ritzens, als eines Einstechens zugefügt, wie wenn man etwa mit einer senkrecht gehaltenen Nadel an der Seite eines Thie- res herunterführe, statt dieselbe in den Körper desselben einzustechen; ebenso verhält es sich bei den Klapperschlan- gen, während die Viper und die Puff-Adder das Thier mit den Kiefern fasst, und so die Giftzähne eindrückt. Sie lie- gen oft und lange im Wasser, gehen aber nur Winters ganz unter die Teppiche. Von der gemeinsten indischen Schlange, Coluber Blu- menbachii, ist nur ein Exemplar in der Menagerie, es ist über 6' lang , scheu und bissig und hält sich meist unter dem Teppiche verborgen. Ich glaube aus seinem schlanken Körperbaue schliessen zu müssen , dass es sich in seiner Lebensweise sehr den Herpelodryas nähert , und es wäre passend, ihm auch in der Gefangenschaft Gelegenheit zum Klettern zu geben. Obgleich seine ganze Färbung mehr glänzend ist, ist sie doch nicht verschieden von der, wel- che wir an Weingeistexemplaren beobachten. Die unschädlichen nordamerikanischen Schlangen sind mit Ausnahme eines einzigen grossen Tropidonotus fascia- tus, welcher sich durchaus nicht mit anderen vertragen will , und förmlich Jagd auf Schlangen von seiner eigenen Grösse macht, in einem Behälter zusammen. In einer Tem- teratur , welche die ihres Vaterlandes eher übersteigt , als ihr gleich kommt, befinden sie sich ausserordentlich wohl, fressen regelmässig und häuten sich alle 3 — 4 Wochen. An 46 Günther: trüben Tagen liegen die verschiedenen Species : Coluber gnttatus und cfuadrivittatus, Tropidonotiis ordinatus und fasciatus und hie und da Calopisma Reinwardtii friedlich zusammen. Bei der Fütterung ist es interessant zu sehen, wie jede Art ihr Lieblingsfutter sich fängt: die Tropidono- tus die Frösche , die C. guttatus die Mäuse, die C. quadri- vittatus *"') die Mäuse und Sperlinge. Alle jagen ihrer Beute nach , ohne zu warten , bis sie ihnen nahe genug kommt, um sie ergreifen zu können. Die Tropidonotus verschlin- gen die Frösche lebendig, unmittelbar nach dem Ergreifen, während die beiden Coluber- Arten die gefangenen Thiere mit einer oder zwei Windung<:n des vorderen Theils ihres Körpers erwürgen und nicht zu schlingen anfangen , bis jedes Lebenszeichen aufgehört hat. Man sieht auch hie und da einen Tropidonotus einen Frosch umschlingen, allein dieses geschieht nur, um ihn festzuhalten, wenn er an einem ungeschickten Platze gepackt ist, und die Schlange ihn entweder von vorne oder von hinten zu verschlingen anfangen will. Diese Verschiedenheit in der Art sich der Beute zu bemächtigen , steht im Zusammenhange mit der verschiedenen Natur derselben: selbst wenn es für die Schlange möglich wäre einen Frosch durch Ersticken zu tödten , wäre dieses gar nicht nothwendig , da die Nackt- heit seiner Haut das Festhalten mit den Zähnen , und die Schlüpfrigkeit derselben das Hinabgleiten durch den Schlund . ') Diese beiden Coluber -Arten müssen ausserordentlich nützli- che Thiere in ihrem Vatcrlande sein: die erstere nährt sich beinahe ausschliessli<;h von Mäusen und ist zu klein, um oft Vögel fangen zu können, während sie die erstem so gierig verfolgt, dass sie einer Maus hinler einen Schrank nachlief, sie rückwärts hervorzog und dann verzehrte. Ein C, quadrivittatus frass bei mir sieben Mäuse hinter- einander in wcnigei- als einer halben Stunde ; er ist sehr zahm und nimmt das Thier aus der Hand ; lasse ich ihn es nicht sogleich er- greifen, so folgt er mir durch das ganze Zimmer. Da ich später leichter Vögel als Mäuse für ihn bekommen konnte, so gewöhnte er sich so an dieses Futter, dass er jetzt im zoologischen Garten, wohin er für einige Zeit gebracht wurde, immer zuerst auf die Sperlinge Jagd macht, und oft zwei nach einander frisst. Skizzen aus dem zoologischen Garten in London. 47 erleichtert , während die Schlange weder vor Bissen , noch vor gewaltigen Bewegungen des Thieres etwas zu befürch- ten hat. Ganz anders verhält es sich mit einem warmblü- tigen Thicre, das von einer Schlange gefangen wird : seine Bedeckung mit Haaren und Federn erschwert nicht nur das Festhalten mit den Zähnen , sondern besonders auch das Schlingen ; dabei macht es energische muskulöse Anstren- gungen , sich den Griffen der Schlange zu entwinden, und viele würden mit Leichtigkeit durch Beissen ihre Freilas- sung bewerkstelligen , wenn nicht die Umschnürung der Schlange ihr Athmcn und jeden Versuch zu Beissen unter- bräche. Calopisma Reinwardtii ist nur gelegentlich mit den anderen Schlangen unter dem Teppiche ; die meiste Zeit liegt er auf dem Boden des Wasser-Behälters, wo er ge- wiss mehrere Stunden aushalten kann, ohne an die Ober- fläche des Wassers kommen zu müssen, um Athem zu ho- len. Die Grundfarbe seines Bauches ist ein prächtiges dunk- les Rosen-Roth. Er ist sehr träge und war gegen 6 Wo- chen in der Menageric , bevor er zum ersten Male frass. Er nährt sich von Fröschen, deren er sich, wie die Tropi- donotus , bemächtigt, und um die er mit diesen oft sehr heftig kämpft. In dem anstossenden Käfige ist ein sehr grosses Exem- plar der nordafrikanischen Puff-Adder (Echidna mauri- tanica), das einzige, welches viele andere, die ihm zur Ge- sellschaft gegeben wurden, überlebt hat. Derjenige, wel- cher die Vipern die Kröten unter den Schlangen genannt hat, ist gewiss gerechtfertigt, wenn er dieses Bild von der Puff- Adder entlehnte: in einen flachen Knäuel aufgerollt, liegt sie tagelang bewegungslos an derselben Stelle , und ist aus einiger Entfernung in der Farbe kaum von dem Kiese, auf dem sie liegt, zu unterscheiden. Der Versuch, sie durch Lärm an ihrem Käfige aufzuregen, hat höchstens den Erfolg, dass sie ihren ohnedem schon unförmlich dicken Leib zu der Dicke einer Mannesfaust aufblässt. Fängt man an, sie mit einem Stocke zu reizen, so zischt sie fürchter- lich, und erhebt dabei ihren Kopf so , dass sein vorderer Theil schief nach unten geneigt ist. Ohne je ihren Ruhe- platz gänzlich zu verlassen , schnellt sie dabei hie und da, 48 Günther: aber selten genug, ihren Kopf einige Zoll weit vor '^). Die Meerschweinchen , welche man ihr zum Futter giebt, sind oft stundenlang mit ihr zusammen, bis sie zuletzt alles Miss- trauen gegen die Schlange aufgeben , und durch einen kaum bemerkbaren Biss ihren augenblicklichen Tod finden. Die getödteten Thiere bleiben den Abend über liegen und werden erst des Nachts gefressen. Der letzte Behälter des Hauses ist beinahe ganz zu einem Wasserbehälter umgeschaffen, und nur ein kleiner Raum um denselben bleibt trocken; er dient besonders zum Aufenthalte einer Reihe Wasserschildkröten , deren scheinbar einförmige Lebensweise bis jetzt keine Veran- lassung bot, ihrer Pflege eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen *"*''*). Bei weitem mehr, als durch sie, findet sich *) Die Pufr-Aen~ iraäa 15, satis distincta fusco marginata , a toris uncinige- ris dimidia fere latitudine distantia , media aeque fere lata ac longa, anteriora latiora , breviora, posteriora longiora, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 97 angustiora. Tentacula alba plus 20, extensa segmentis 40 longiora. Fasciculi setarum capiltarium iitrinqiie 17, teniiis- simi styliformes, ut tori, a segmento 4to incipientes, setae leviter geniculatae, anguste limbatae; tori uneinigen Sectio- nis anferioris ampli nee vero tiunidi , faseieiilos attingentes, brevionim qiioqiie segmentonim nunquam sese tangentes, tori sectionis posterioris in pinnnlas mutati; uncini minimi, rostro simpliei. Branchiae lucidc brunneae , vasis minus rubro perlucentibus, utrinque 2, segmento 2do et 3io in- sidentes, anterior altior longitudine segmentorum 7 vel 8 (animalis vivi), quasi turritae, stirpe alta ramis, spiram ad- scendentem gyrorum fere 4 componentibus, brevibus dicho- tomis vel trichotomis, in ranuilos simplices vel bifurcos ex- euntibus. Long, animalis postice mutili segmentorum 57 fere 0,99 unc, lat. max. 0,05 unc. Gefunden bei Cherso, nur 1 Exemplar. An dem lebenden Thiere waren die Kiemen sehr auf- fallend : ihre im Verhältnisse zu der Höhe des Stammes ziemlich kurzen in einer Spira an ihm aufsteigenden Aeste bildeten mehrere Kreise übereinander : an dem 0,15 Zoll hohen Stamme der vorderen unterschied ich vier solcher Astkreise oder Etagen, von denen der Radius der untersten etwa 74 der Stammhöhe mass , die übrigen immer kleiner wurden. Bei der Aufbewahrung in Weingeist hat sich die- ses Ansehen nicht erhalten, auch sind die Zeichnungen des Vorderkörpers verschwunden. Die Hakenborsten stehen an einem der vorderen Wülste, den ich mikroskopisch unter- sucht habe, in zwei Reihen. T. spiralis Gr. Corpus vermiforme, plerumque in spiram gyrorum plu- rium contortum , parte anteriore minus tumida , ex brunneo carnea flavicante, posteriore alba: segmentis plus 110 bre- vibus, toris uncinigeris priorum (corpore contracto) sese tangentibus , ceterorum crassitudine sua vel paulo minus distantibus. Scuta ventralia 13; priora aequa latiludine cetera sensim angustiora. Tentacula alba, numerosa (plus 20) dimidio corpore plerumque breviora. Fasciculi setarum ca- pillarium utrinque 22 ad 25, a segmento 4to incipientes an- Archiv f. Nalurg. Jahrg. XXVI. Bd. 1. 7 98 Grube: teHores aliquot subfiisci, ceteri argentei, tori uneinigen a s. 5to incipientes, tumidi sensim descendentes, anteriores (prio- ribus 4 exceptis) scuta ventralia tangcntes , 5-vel 6-plo, sequentes 2-pIo , posteriores alterum tantum altiores quam lati; uncini minimi : pinniilae niillae. Branchiae utrinque 2, segmento 2do et 3io insidentes, latitiidinem corporis dimi- dio superantes, maxime conlractiles, sanguineo-rubrae, ra- mosae , stirpe brevissiina , bipartita, ramis brevibus iteriim dichotomis , ramis secimdi ordinis praelongis seriem ramu- lorum bif'urcorum vel simplicium brevium emittenlibus. Long, animalis maioris vivi contracti 2,5 unc, lat. max. 0,06 unc. Gefunden bei Cherso, 2 Exemplare. Zwischen den Borstenhöckern und Wülsten der Ha- kenborsten des Tten bis ITten Segments (incl.) war eine kleine Papille sichtbar. T. zostericola Oersd. ? Oersd. de regionibus marinis p. 68. Corpus vermiforme , gracile , antice vix tumidulum, (alcohole servatum, pallide carneum) pariete laterali paulu- lum incrassato, segmentorum priorum 4 cum dorsuali con- fluente , inde discedente , dorsuni liberum linquente , dorso media initio angustissimo, mox latitudine crescente, segmen- tis fere 51, prioribus 3 brevissimis , ceteris aeque longis, anterioribus earum alterum tantum latioribus quam longis, posterioribus aeque latis ac longis. Scuta ventralia satis distincta 12, rectangula , latitudine decrescente , longitu- dine a 9no (aeque lato ac longo) crescente. Tentacula ma- xime numerosa , dimidio corpore longiora. Fasciculi seta^ rum capillarium tenuissimi utrinque 15, a segmento 4to ; tori uncinigeri a 5to incipientes , scuta ventralia paene tan- gentes , altitudine decrescentes , anteriores alterum tantum altiores quam lati, segmenti 19ni et ceterorum in pinnulas minus extensas mutati. Setae capillares anguste limbatae, uncini minimi rostro bidente. Branchiae utrinque 2 , Seg- mente 2do et 3io affixae, minutae, brevissimae, saepe dimi- diam segmenti sui latitudinem haud excedentes, ramosae, stirpe brevissima in ramos 2 multo longiores divisa , utro- que ramulos 3 vel plures raro simpljces plerumque brevis- Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 99 sime bifurcos vel magis divisos emittente; branchia seciinda miilto brevior quam prima. Long, animalium (alcohole servatorum) minoriim 7 ad 9 lin., maioris miitilati segmentoriim 23, 9 lin. , lat. 0,1 unc. Dänemark, mehrere Exemplare. Für diese Art ist sehr charakteristisch das Verhalten der etwas verdickten Seitenwände, welche anfangs sich auf dem Rücken vereinigen, dann hinter dem letzten kiemen- tragenden Segmente sich unter einem sehr spitzen Winkel auseinander begeben , uud so den Mittelrücken frei lassen. Die Beschreibung nur nach Weingeistexemplaren. T. gracilis Gr. Corpus vermiforme , gracile antice pauIo inflatum (al- cohole servalum albidum) segmentis fere 126 , supra trans- verse dense striatis , difücile distinguendis , parüs tumidae 4-plo et 5-plo latioribus quam longis, mediis (pone 31mum) elongatis aeque latis ac longis , vix longioribus quam illis, dimidio angustioribus, postremis brevissimis. Scuta ventra- lia 13 , paene aeque lata , posteriora 5 repente angustata, postremum quadratum. Tentacula plus 20, Yj, corporis lon- giora. FascicuU setarum capillarium utrinque 17 vel 18 a segmento 4to , pectines uncinorum a 5to incipientes, cum illis toris communibus planis inserti, torulis angustis supe- rioribus interieclis, scuta ventralia haud tangentes, in seg- mentis prioribus aliquot a fasciculo setarum papilla minuta separati usque ad p. 6tum longitudine crescentes, a 13mo decrescentes', sensim descendentes , in segmento 19no iam omnino ventrales, ad lineam ventris mediam accedentes, a s. llmoduplices. Uncini minimi. i>rawc/iwxe utrinque 2, segmento 2do et 3io affixae , ramosae , stirpe brevi , bipartita, ramis longis simplicibus vel dichotomis seriem ramulorum sim- plicium vel apice extrema bifurcorum emittentibus, anterior altior (conlracta dimidiam dorsi latitudinem excedens). Long. 3 unc. 8 lin., lat. 0,1 unc, partis tumidae 0,155 unc. ' Von den Scilly-Inseln, wo sie Prof. V. Carns in zwef Exemplaren gefunden. Ich war zweifelhaft, ob ich dieses Thier für einerlei mit der sonst äusserst ähnlichen T. pectmata halte» sollte, 100 Grube: bei der, wie ich mich jetzt überzeugt habe, die Hakenbor- sten auch in doppelten Reihen vorkommen , aber entweder gleich anfangs oder doch wenigstens vom 5ten Wulste an, so auftreten ; doch kann ich bei dem hier beschriebenen Thiere hinter dem 22ten Segmente an keinem der Borsten- wülste oben noch ein Bündelchen Haarborsten entdecken, auch sind seine Kiemen sehr viel zusammengesetzer, frei- lich beide Exemplare auch merklich grösser als das eine, das ich von T. pectinata besitze. T. rosea Gr. Corpus vermiforme , minus elongatum, roseum, ante- riora versus paulo tumidum, segmentis plus 90 brevissimis, toris uncinigeris plerumque sese tangentibus, partis tumi- dulae crassitudine sua inter se distantibus. Scuta ventralia omnia toros tangentia , 4-plo vel 5-plo latiora quam longa, a segmento 13mo subito angustissima, magis distantia, tum in sulcum ventralem transeuntia. Tentacula alba, linea paene miniacea percurrente numerosa (plus 20) , longiora dimidium corpus aequantia. Fasciculi setarum capillarium a segmento 3io incipientes, usque ad postremum patentes, ar- gentei , tori uneinigen minus tumidi, a segmento 4to inci-^ pientes , altitudine sensim decrescentes , descendentes , a 3 fere 30mo omnino ventrales , solo sulco vertrali separali (hie 4-plo fere latiores quam longi); series uncinorum du- plices. Branchiae utrinque 2 , segmento 2do et 3io insi- dentes, sanguineae, graciles, frutescentes , ramosae, ramis stirpis spira^ ad apicem adscendentibus , Serie simili ramu- lorum brevium plerumque simplicium obsitis. Long. 0,75 unc, lat. maxima 0,1 unc. Gefunden bei Cherso. Diese Art gehört zu den wenigen mit zwei Paar Kie- men versehenen, deren Haarborstenbündel bis an das Ende des Körpers fortlaufen, ist aber auch nach der Aufbewah- rung in Weingeist von den anderen Arten durch die Kürze sämmtlicher Segmente zu unterscheiden. T. pustulosa Gr. Taf. IV. Fig. 7. Corpus vermiforme, antice tumidulum, croceum, ex qua- drangulo cylindratum, dorso pustuloso, pariete laterali incras- Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 101 sato sulco longitiidinali lineali a ventrali separate ; segmentis plus 31, prioribus brevibus 4-plo, posterioribus alterum tan- tüm latioribiis quam long-is, paulo longioribus quam illis, sulco ventrali munitis. Scuta ventralia per totam latitudi- nem et longitudinem segmentorum patentia, vix hoc nomine designanda , plerumque sulco transverso lineari bipartita, sensim angustiora, a segmento 19no fere haud distinguenda. Lohns capitalis parvus minime sinuosus , tentacula crocea plus 24, (contracta) longitudine segmentorum fere 20, seg- mentum buccale punctis ocularibus plurimis ornatum. Fas- ciculi setarum capillarium a s. 3io incipientes , usque ad postremum s. conservatorum patentes , tori uneinigen a s. 5to incipientes, in 4to adumbrati, oblongi , angusti, scuta ventralia tangentes, inier se distantes, sensim minores ova- les a fasciculis setarum minus remoti, paene in pinnulas mu- tati, semper laterales, pectine uncinorum simplici. Bran- chiae croceae , vasis sanguineis perlucentibus , utrinque 2, segmento 2do et 3io insidentes, cirratae, fasciculo filorum simplicium constantes, fila e dorso ipso progerminantia, loco insertionis minimo transverso, oblongo vel lineari, contracta longitudinem segmentorum 7 haud superantia (in aliis multo breviora) , Yj diametri tentaculorum , branchiae Imae ad 10-na, 2dae ad 7-na. Long, animalis maioris postice mutili segmentorum 31 alcohole servati 0,8 unc, lat. max. 0,1 unc. Gefunden im Qwarnero bei Porto re und Martinsica. 3 Exemplare, keins vollständig. Sehr ausgezeichnet durch die Form der Kiemen und die Farbe des Körpers, von T. lutea durch Zahl und Form der ersteren verschieden. Ein kleines Exemplar besitzt nur vier Fäden in der vorderen und drei in der hinteren Kieme. Weniger auffallend am lebenden Thiere waren mir die kleinen Pustelchen, mit denen der Rücken bedeckt ist, und die ich bei der Nachuntersuchung an den Weingeist- exemplaren, theils vorragend, theils eingesunken, ganz deut- lich erkenne. Eine lappländische Terebella , von viel ansehnliche- rer Grösse, 2,5 Zoll lang, obwohl nur 41 Segmente erhal- ten waren, welche Professor v. Baer bei Triostrowa ge- 102 Grube: sammelt hatte, über deren Färbung ich aber keine An- gabe erhalten , stimmt mit der oben beschriebenen so sehr überein , dass ich sie für keine andere Art halten möchte. Dasselbe gilt von einer grönländischen Terebella, von der kleine aber vollständige Exemplare von etwas über 1 Zoll Länge 70 bis 89 Segmente besitzen ; an den letzten sind Haarborsten nicht mehr erkennbar aber von ihrem Höcker- chen noch eine Andeutung vorhanden, auch die Pustelchen des Rückens verschwinden gegen das Ende des Körpers, sind dafür aber an den vorderen um so ausgeprägter; der Rücken dieser Segmente ist durch eine Querfurche in zwei Ringel getheilt, die Bauchschilder gehen, indem ihre Grenz- furche meist ganz verschwindet , unmittelbar in die dicke polsterartige Seitenwand über, an deren hinterster Partie der lang und schmalgezogene Wulst der Hakenborsten seinen Platz findet. Der After erscheint durch sechs Ein- kerbungen strahlig gefurcht. T. flexuosa Gr. Oersd. Taf. V. Fig. 2. Corpus vermiforme, antice paulo latius, segmentis fere 60, anterioribus 6 brevissimis 5-plo vel 4-plo latioribus quam longis , sequentibus longitudine sensim crescentibus iOmo et proximis fere aeque latis ac longis, ceteris iterum brevioribus; 30mo iam duplo fere latiore quam longo. Seg- mentum buccale utrinque lobo magno ovali cum altero sub- tus coalito , antrorsum vergente, s. 3ium minore appresso, triangulo, supra latiore altius in dorso incipiente, ventrem vix attingente munitum. Scuta ventralia 16 , albida tetra- gona, a toris lateralibus vix distantia , media paulo latiora quam lata, anteriora sensim latiora et breviora, laminae la- terales 16 albidae ovales, subtus angustatae, fasciculos setarum torosque uncinigeros amplectentes, anteriores sese tangentes, posteriores inter se distantes. Tentacula plus 23, brevia, stirpe branchiarum dimidio tenuiores , longitudine segmentorum fere 10. FascicuH setarum capillarium utrinque 15, a seg- mento 4to , tori uncinigeri a 5to incipientes , ut illi, usque ad 6tum descendentes, aeque parvi, 15tus et ceteri in pin- nulas breves, satis distantes mutati. Setae fasciculorum bre- ves, haud numerosae, pectines uncinorum ubique simplices, uncini rostrati , rostro ut parte infera bidente. Branchiae Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 103 ramosae iitrinqiie 1 , segmento 2do affixa longitudine seg- mentoriim f'ere 6, stirpe crassa diametro 1 tantum ab altera distante, dimidia branchiae ipsius altitudine, in ramos 2 di- viso, rami longiores statim in ramos secundi ordinis 2 bre- viores divisi, hi in fasciculos 2 ramulorum in 4 ad 6 sim- plicium vel apice extrema bifurcorum , aeqne longe promi- nentium exeuntes, rami stirpis in nonnullis animalibus sim- pliciores , raniulos 3 ad 4 plerumque simplices emittentes. Tubus animalis ex limo confectns, cinereus, maxime singu- laris : compactus, depressus, in aequo procurrens, flexuosus, flexibus 6 arctis, aequalibus, latitudine sensim crescentibus. Long, animalis alcohole servati 1,5 unc,, lat. max. 0,1 unc, long, tubi (ad lineam rectam) 1,7 unc, lat. 0,15 unc, lat. flexuum maximorum 0,5 unc. Aus dem Meere bei Grönland. Die Röhre dieser merkwürdigen nur mit einem Kie- menpaare versehenen Terebella ist aus so fein geschlämm- tem Materiale verfertigt und so compact , dass sie an die Röhren mancher Sabellen erinnert, doch ohne deren Bieg- samkeit, überdies ganz breitgedrückt, sehr verschieden von der, welche 0. Fr. Müller von T. cristata abbildet, auch besitzt letztere Art 17 Borstenbündel, unsere Art nur 15. Amphicteis Gr. Corpus vermiforme, antice tumidulum, posteriora ver- sus sensim attenuatum, segmentis minus numerosis. Lohns capitalis tentacula subtus affixa plus minus tegens, tentacula plura seriem transversam componentia. Segmentujn buccale nudum, s. 2dum utrinque flebello setarum maiorum prover- sarum, 3ium dorso branchiis ornatum; 3ium, 4tum et sequen- tia, fasciculo setarum breviorum laterali et plerumque pin- nula uncinigera sub eo posita, posteriora sola pinnula mu- nita. Setae capillares simplices, uncini minutissimi dentati. branchiae filiformes. Cirri anales in nonnullis visi. Vermes tubifices, tubus e\ limo confectus *"*). ■'^) Die Gattung Crossostoma Gosse (Ann. of nat. 'bist. Second series Vol. XVI. 1855. p. 310) ist mit Amphicleis idealisch, letzterer 104 Grube: Die Gattung- Amphicteis hatte ich *"*) nach der Be- schreibung- der Amphitrite Gunneri von Sars '"""*) errich- tet; mittlerweile ist mir auch die Gelegenheit zu Theil ge- worden, ein Thier aus dem Meere von Grönland selbst zu untersuchen, welches ich für eben jene Art zu halten geneigt gewesen wäre, wenn nicht Sars über die Anwesenheit von Flösschen im vorderen Körpertheil schwiege. Leichter würde ich darüber hinwegkommen, dass an den Flösschen des hinteren Körpertheils die er knuder nennt, die Form etwas anders dargestellt und der Häkchen nicht Erwäh- nung gethan wird, mit denen auch ihr Rand besetzt ist, diese Häkchen sind so klein, dass wenn man sie nicht be- sonders beachtet und stärkere Vergrösserungen anwendet, sie wohl übersehen werden können. Jedenfalls hat mir dieses Exemplar , dessen Beschreibung ich der Sicherheit wegen und weil ich mehrere Arten zu unterscheiden habe, unter dem Namen A. groenlandica sogleich hier folgen lasse, vor- treffliche Dienste für die Beurtheilung der vordersten Kör- persegmente und ihrer Anhänge geleistet, die ich früher in grösserer Uebereinstimmung mit Pectinaria glaubte : Das weit vorspringende Blatt des Yorderendes (Tab. III. Fig. 3LL') entspricht allerdings di^m am Rande gezähnten Lappen der Pectinarien, den Rathke als „Schirm der Tentakeln" be- zeichnet, und der nach ihm das vorderste Ganglienpaar des Mundringes enthält , doch ist die hintere Hälfte L' nicht scharf gegen das Mundsegment und namentlich dessen Un- Nanie aber der ältere (Arch. für IVatuigesch. 1850. p. 330 und Fami- lien der Anneliden 1851. p. 137). Die Species , welche Gosse be- schreibt (1. c.p.310. pl. VIII. Fig. 7—12), Crossostotna Midas scheint am ähnlichsten meiner Ä. groenlandica, unterscheidet sich aber von ihr durch die Bildung des Kopflappens , des kiemenlragenden Seg- ments und des Köchers der Haarborsttn, der oben in einen stumpfen cirrusartigen Fortsatz ausläuft. vSie hat ebenfalls acht Kienienfäden und zwei Aftercirren. '") Familien der Anneliden p. 82. 137. """■) Beskrivelser og jagttagelser over nogle i havet ved den Ber- genske kyst levende dyr p. 50. pl. 11. Fig. 50. ■••■"") Rathke Beiträge zur vergleichenden Anatomie, Danzig 1842. p.56. Tab. V. Fig. 2, a. Fig. 3, b. Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 105 terlippe abgegrenzt. Bei beiden Gattungen bedeckt dieser Kopflappen die an seiner unteren Fläche sitzenden Fühler und den Mund. Auf den Kopflappen folgt bei Pectinaria sogleich das Segment , das auf dem Rücken die bei- den starken nach vorn gerichteten Stachelkämme und nach aussen von jedem einen fühlerförmigen Zipfel trägt und mit seiner schmäleren Bauchwand die Mundöfl'nung von un- ten begrenzt, das Mundsegment (I. c. Fig. 1 c, Fig. 3 c, e); bei meiner Am.phicteis aber , wo man geneigt sein würde , das mit den grossen nach vorn gerichteten Borstenfächern ver- ^sehene Segment, jenem gleich zu stellen, schiebt sich zwi- schen diesem und dem Kopflappen noch ein oben breiter und eben gegen den Kopflappen nicht überall scharf abge- grenzter , an der Bauchfläche noch breiterer Ring ein, in- dem hier eine durch eine Querfurche abgesetzte Unterlippe von ihm abgeht, und dies wäre bei Amphicteis das Mund- segment. Seinen mittleren Rückentheil muss man zwischen dem Kopflappen L und den beiden Köchern der grossen Bor- stenfächer suchen , es ist die vorn ausgeschnittene drei- eckige Fläche (Fig. 3. 51). Die Seitentheile des 2ten Seg- ments verdicken sich zu ansehnlichen Wülsten und bilden die Köcher für jene ansehnlichen nach vorn gerichteten Borstenfächer oder Borstenbündel; letztere breiten sich nemlich bei einigen Amphicteis in derThat scheinbar mehr fächerförmig aus (wie Fig. 6) , obwohl die Basis des Fä- chers immer eine gekrümmte Linie ist , während sie bei anderen ein mitlen hohles Bündel darstellen und die Linie, die die Ursprünge ihrer Borsten beschreiben , ein in sich geschlossenes Oval ist (wie Fig. 3). Hinter jedem dieser Köcher entspringen die vier Kiemenfäden, von denen man, da sie abgerissen waren , in unserer Figur 3 nur die An- satzstellen wahrnimmt, ein Zufall, der, so unangenehm er sonst ist, hier doch die Uebersicht der anderen Theile er- leichtert. Zwischen beiden Gruppen der Kiemenfäden be- merkt man eine fast quadratische Fläche (Fig. 3. pl), nicht etwa, wie ich anfangs glaubte, ein Stück der Rückenwand des 3ten Segmentes selbst, welches beide Gruppen von einander trennt, sondern vielmehr eine nach vorn sich über- legende breite Falte, welche sie verbindet und dabei zu- im Grube: gleich einen Theil des 2ten Segmentes und namentlich des- sen hintere Grenzfurche verdeckt. Nach aussen von den Kiemenfäden sitzt ein kleines seitlich lortgestrecktes Bor- stenbündel, an welchem man dieses 3te Segment am leich- testen erkennt , während es nach innen davon und an der Bauchseite wenig abgegrenzt ist. Viel schwerer sind diese Verhältnisse bei den winzigen nur 3 bis 4 Linien langen sehr zarten Arten des kaspischen Meeres zu untersuchen, mit denen ich gerade den Anfang gemacht hatte. — • Was die Flösschen (Pinnulae) betriflt, so konnte bei A. groenlan- dica auch ihre Gestalt mit grösserer Sicherheil erkannt wer- den. Sie sind abgestutzt dreieckig oder trapezisch (der breitere Rand der freie mit Häkchen besetzte) , sitzen nahe unter den Borstenbündeln , etwa nur um die Breite ihrer Köcher abstehend und sind der Seitenwand des Körpers anliegend nach hinten gerichtet, weiterhin, wo die Borsten- bündel aufhören, fallen sie leichter in's Auge, obwohl sie schmäler werden , sie rücken mehr an die Bauchseite, be- halten im Allgemeinen ihre Form , laufen aber an ihrem oberen Rande in ein abgesetztes sie wenig überragendes spitzes Fädchen aus. Die Uncini, die längs dem freien Rande der Flösschen sitzen, sind ovale an dem einen Längs- rande kammzähnior eingeschnittene Plättchen. A. groenlandica Gr. Taf. V. Fig. 3. Corpus vermiforme, antice subfusiformi-dilatatum, po- steriora versus productum, sensim attenuatum, nunc quidem pallide carneum , dorso utrinque margine ventris latioris tumido limbato, limbo partis anterioris utrinque Va latitudinis aequante, segmentis 34, longitudine lömum versus crescenti- bus , a 20mo decrescentibus , intermediis fere alterum tan- tum latioribus quam longis , 7mo 8vo 9no latissimis, 5-plo fere latioribus quam longis, venire segmenti 18mi et cete- rorum sulco longitudinali bipartito, s. anteriorum Stria trans- versa alba ornato. Lobus capitalis magnus trapezoides po- stice rotundatus, antice latior , taeniis tunüdis transversis 2 bipartitus , parte frontali sulcis seposita , 5 - gona , antice truncata (fovea media longitudinali angusla) ; tentacula 11 Visa, longiora illo haud breviora. Segmcntum buccale haud ita latius, labio oris inferiore sulco seposito, s. 2dum latius, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 107 antioe profunde excavatuni , partem s. buccalis medium recipiens, pharetris flabellorum setarum validis oblique pro- tinus versis, s etae sp'imfonues ^ complanatae , fragiles, utrin- que ad 24, inferiores longiores, fronte paulo minus promi- nentes s. 3ium cum secundo paene coalitum, quarto brevius, branchias utriusque fasciculi plica quadrata coniungens, fasciculo setarum laterali parvo marginem lateralem paulu- Jum excedente. Segmentum 3ium, Atum, 5tum utrinque fa- sciculo setarum s. 6tum et proxima 13 et hoc et pinnula un- cinigera inferiore, s. 20dum et cetera solis pinniiles minuta. Setae fasciculorum ad 15nas, spinis flabellorum similes, minus rigidae, dimidio vel y^ tenuiores y^ minus prominentes, pinnu- lae trapezoideae ad basin angustiores, subventrales, lacinia inferiore longiore , anteriores latiores, a pharetra setarum diametro eius distantes, posteriores paulo magis prominen- tes, e margine supero cirrum parvum acutum emittentes; uncini minutissimi 4-dentati, dentibus longis acutissimis, p. anteriorum ad 100 -nos vel plures. Segmentum postremum cirros anales 2 gerens , cirri dorsuales, longitudine seg- mentorum proximorum 3. Long. 1,5 unc, lat. max. 0,2 unc. (sine setis). Aus dem Meere von Grönland, nur 1 Exemplar, des- sen Kiemen leider nicht erhalten waren. Mit der Abtheilung von Amphitrite Gunneri von Sars verglichen erscheint der Körper weniger spindelförmig, am kiementragenden Segmente weniger eingeschnürt, die mitt- leren Segmente im Verhältnisse gestreckter, der Randwulst breiter, die Aftercirren kürzer, die Flösschen der hinteren Segmente mehr heruntergerückt , so dass der Cirrus ihres Rückenrandes weit weniger in's Auge fällt, vor allem aber ist es der durchgehende Mangel der Flösschen unter den Bündeln der Haarborsten bei A. Gunneri, der beide Arten unterscheidet. A. invalida Gr. Taf. V. Fig. 4. Corpus brevius vermiforme, antice tumidulum, nunc quidem albidum, pellucens, posteriora versus minus produ- ctum, limbis dorsi lateralibus saepe minus tumidis, segmen- tis 40 — 48, brevius, latioribus (7mo, 8vo, 9no) longitudinem fere 5 aequantibus, posterioribus a 19no sensim angustiori-. 108 Grube: bus et brevioribus. Lohns capitalis cum segmento buccali long-itudinem proxiniorum 2 aequaiis , parte frontali (quan- tum videre liciiit) angustiore, aritice trim'cata vel paulo cava > tentacula 8 visa , brevia. Segmentum 2dum septimo '/^ fere angiistiiis, setae flabelli utriusque 16 — 30, frontem longe ex- cedentes, tenerae, ceteris vix dimidio latiores, flexiles, pal- lidae , vix splendidiilae. Filia braiichialia utriusque fasci- culi 4, plica alta maxime pellucida cum altero coniuncta, extensa setis flabellorum longiora, longitudine segmentorum fere 11, crassitudine longitudinem segmenti aequante. Seg- mentum 3ium 4tum 5tum utrinque fasciculo setarum s. 6tum et proxima 12 et hoc et pinnula uncinigera, s. i9mum et ce- tera solis pinnulis munita. Setae capillares interdum di- midia corporis latiludine haud breviores, pallidae, tenerri- mae ad 8-nas vel plures , pinnulae anteriores humillimae (potius paene plicae appellandae) difficile distinguendae, uncini ovales acie dentibus 4 acutis serrata, p. anteriorum ad 30-nos, posteriorum pauciores. Cirri anales haud visi. Tubi teretes membranacei, crusta limi grisea obducti, posteriora versus haud attenuati aperti. Long. 0,4 unc. , lat. max. (ad segmentum 17mum) 0,055 unc. (sine setis); long, tubi 1,5 unc, lat. 0,75 unc. Von Herrn Professor v. B a e r im kaspischen Meere entdeckt. Die Segmente von A. invalida sind alle kurz, nicht einige mittlere gestreckter wie bei A. Gunneri, Kopflappen und Mundsegment kürzer, die Borsten der Fächer entschie- den viel weiter vorragend, sehr zart, nicht goldig und stark glänzend. Man müsste von A. Gunneri jüngere Exemplare haben , um die Vergleichung noch erfolgreicher anzustel- len ; es ist aber leicht möglich, dass A. invalida keine be- deutendere Grösse erreicht , wenigstens bemerkte ich in dem einen Exemplare dieser Art ovale Körperchen mit einem hellen Fleck in der Leibeshöhle , die ich nur für Eier hal- ten kann, wonach denn Thiere dieser Grösse wenigstens schon geschlechtsreif wären. Der durchschimmernde Darm- kanal zeigte einen vorderen weiteren Abschnitt , der am vorletzten Borstenbündel aufhörte, und einen hinteren en- Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 109 gen , am letzten Borstenbündel in eine Schling-e gelegten, weiterhin geraden. A. brivispifiis Gr. Taf. V. Fig. 5- Corpus breviiis vermiforme , A. invalidae simile, se- ctione anteriore y^ longiore quam posteriore (solis pinnulis munita). Lohns capitalis et segmentum buccale 2duni et 3ium A. invalidae liaiid dissimilia , eadem longitudine, ten- tacula haiid observata. Setae flabellorum maxime differen- tes : paucae, 8-nae tantum, frontem haud excedentes, aureae, rigidae, latius spiniformes , breviter acuminatae , radiantes, protiniis versae. Fila branchialia ulrinque 4, plica nulla (?) coniuncta, spinis multo longiora , longitudine segmentorum fere 8, crassitudine longitudinem segmenti aequante. Seg- mentum Sium 4tum 5tum utrinque fasciculo setarum, s. 6tum et proxima 13 et hoc et pinnula minuta uncinigera, s. 20dum et cetera solis pinnulis munita. Setae capillares tenerrimae, pallidae, latitudine corporis dimidia minus prominentes ad 8-nas vel pliires; cirri anales haud visi. Tubus animalis teres materie et magnitudine cum A. invalida congrueiis. Long. 0,3 unc, lat. max. 0,05 unc. (sine setis). Ebenfalls von Professor v.Baer im kaspischen Meere entdeckt. In der Zartheit des Körpers mit A. invalida überein- stimmend, von ihr wie von A. groenlandica durch die kurze breite Gestalt und die geringe Zahl der strahlig auseinan- der laufenden stachelförmigen Paleen des 2ten Segments, welche überdies so sehr gegen die haarförmig-feinen Bor- sten der seitlichen Bündel der anderen Segmente abstechen, auf den ersten Blick zu unterscheiden. A, acutifrons Gr. Taf. V. Fig. 6. Corpus vermiforme, nunc quidem fuscius carneum, an- tice paulo dilatatum, posteriora versus productum, sensim attenuatum dorso angustius limbato, venire inde a segmento 16mo sulco longitudinali diviso , segmentis 28, anterioribus mediisque longitudine haud ila differentibus, triplo fere la- tioribus quam longis, s. 16to aeque fere lato ac longo, pro- ximis 4 paulo longioribus quam latis , ceteris longitudine decrescentibus , latitudine vix unquam duplam longitudinem 110 Grube: adaequonte. Lohns capitalis fronte late aciiminata, tentacula plura. Segtnentum buccale illo paiilo longiiis , bianniilum, latitudine crescens , longitucline proxima 2 aequans , labio utrinque in lobulum curvatiim exeunte. Setae flabellorum seg- menti 2(li spiniformes, sensim aciiminatae , splendentes, au- reae, lobuni capitalem attingentes , dimidiam segmenti sui latitudinem aequantes, uliinqiie 12 ad 16; pharetrae eorum multo n.inus quam A. groenlandicae prominentes. Branchiae haud conservatae, bases utrinque plica transversa alta pel- lucida coniunctac. Segmentum 3ium et 4tum utrinque solo fasciculo setarum, s. 5tum et proxima ii et hoc et pinnula uneinigera, cetera H solis pinnulis munita , posiremum in Processus 2, pinnulas menlientibus cirrosque 8 exiens, cirri segmento suo paulo longiores. Setae haud ita tenerae, spi- nis anterioribus fere ^/^ angustiores, vix breviores, tlavae, splendentes, plerumque 6-nae, flabelli instar expansae. Long. 0,4 unc, lat. max. 0,06 (sine setis). Aus dem Meere von Grönland. Diese Art, von der nur 1 durch den Weingeist stark contrahirtes Exemplar vorliegt, weicht von allen durch die breit dreieckige Stirn des Kopflappens und durch die grosse Zahl der Aftercirren ab, erinnert durch die Kürze der Sta- chelfächer und geringere Zahl ihrer Stacheln an A. brevi^ spinis, wird aber in beidem von ihr noch übertroffen. Ich kann übrigens mit Sicherheit jederseits nur die Ansätze von zwei Kiemenfäden unterscheiden, vielleicht besitzt diese Art weniger Kiemen. Polycirrus Gr. P. aurantiacus Gr. Taf. IV. Fig. 8. Corpus aurantiacum, vermiforme, antice maxime infla- tum, posteriora versus sensim attenuatum, segmentis circiter 82 minime sulcis annularibus separatis, medium versus lon- gitudine crescentibus , duplo fere latioribus quam longis, prioribus 20 scutis torisve ventralibus paribus munitis. Scu- tum ventrale segmenti buccalis impar, oblongum, antice trun- catum, ceteris longius, cetera paria transversa, anteriora 8, primo excepto, paene alterum tantum latiora quam longa, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 111 utrinque sese proxima vel taiigentia , spatio medio paulo angustiore distenta , toros parietis lateralis tangentia , se- quenüa repente decrescentia, a linea ventris media miilto- que magis inter se distantia; pos^rema minima , a segmento 21mo omnino nulla. Lobus capitalis valde flexuosus, mi- nus quam P. Medusae extensus. Tentacula maxime nu- merosa , comam niagnam componentia , plurima tenuissima, nonnulla paulo crassiora sulco longitudinali munita. Fasci- culi setarum capillarium utrinque 40 , a segmento 2do inci- pientes, tenuissinü, priores 8 ex pharetra, margine tororum lateralium superiore inserta prodeuntes, tori scutis ventra- libus minores, orificio adumbrato muniti ; fasciculi proximi ii pharetrae paulo maiori inferti, pinnula minima uncinigera a scutis ventralibus separati, prioribus saepius paulo longio- res, latitudinem ventris hie aequantes, ceteri 2i brevissimi, vix distinguendi, ex pinnula uncinigera orti ; pinnulae unci- nigerae utrinque 72 , a segmento 21mo usque ad extre- mum visae, minutae; setae capillares lineares, uncini rostro simplici. Long, ad 3 imc, lat. max. 0,5 unc. Nicht selten bei Porto re und Cherso in Steinlöchern. Hüllt sich in einen durchsichtigen Schleim , phospho- rescirt mit orlänzend violettem Lichte. Der sehr dünnwandige Körper zerreisst so leicht, und geht so leicht in Fäulniss über, dass ich kaum zwei voll- ständige Exemplare mit nach Hause gebracht habe. Der Darmkanal beginnt mit einem dünnen, nur im Mundsegmente selbst erweiterten Rohre, welches durch die ersten 7 bor- stentragenden Segmente hindurchgeht, im 8ten vergrössert sich der Durchmesser des Kanals um das Zweifache, er bekommt eine gelbe Farbe und diese rührt von einem aus unregelmässigen mit einander zusammenhängenden Klümp- chen bestehenden, ihn umkleidenden Fettgewebe her. Von solcher Beschaffenheit ist der Darmkanal in den nächsten fünf Segmenten , darnach wird er allmählich dünner und läuft so, ohne jedoch weiter jenes Gewebe zu zeigen, in gera- der Linie bis zum Ende des Körpers fort. Der vordere Theil des Darmkanals ist nicht bloss an den Grenzen der Segmente, sondern auch dazwischen durch Fäden an die 112 Grube: Rückenwand l)ofestigt. Gefässc vermag- ich nirgends zu erkennen , wolil al)er farblose spindelförmige Körperchen, die durch die ganze Leibeshöhle wie auch durch die Füh- ler hin und her strömen. Im Isten , 2ten und 3ten der borstenlragenden Segmente befindet sich je 1 Paar dünner einfacher Blindschläuche, welche etvva die Länge von drei Seofmenlen haben, mit ihrem vorderen Ende an der Bauch- wanduno- befestigt sind, und dort wahrscheinlich münden. So wiederholt sich auch hierin die Organisation der Tere- bellen, an die schon der erste Anblick eines Polycirrus so lebhaft erinnert. Die hier angeführten Beobachtungen habe ich an sehr jungen und durchsichtigen Individuen von 0,2 und 0,15 Zoll Leibeslänge gemacht, an denen die Zahl der (in dieses Mass nicht hineingerechneten) Fühler noch nicht mehr als 24 betrug, und die sich 'dieser Organe auch zum Empor- kriechen an der Wand von Gläsern bedienen konnten. Viele derselben lösten sich beim Sterben ab, an grossen kräfti- gen Thieren spielen sie meist fortwährend, sich verlängernd, verkürzend, verdünnend, verdickend, hin und her pendelnd, sich wellenförmig hin und her schlängelnd . der eine so, der andere anders sich bewegend. Was das Aufblähen des Körpers betrifft, so beschränkt sich dieses zwar nicht aus- schliesslich aber doch vorzugsweise auf die vordersten 13 Segmente und findet jedenfalls hier am stärlisten statt. SabcUa L. Sav. S. brevibarbis Gr. Corpus vermiforme, gracilius, latitudine anteriore fere y,<^ longitudinis aequante (branchiis exceptis), teres, ex vi- ridi album, segmentis circiter 70, inter setas capillares pe- ctinemque uncinorum puncto nigro ornatis, sectionis ante- rioris iunctis longioribus quam latis. Branchiae aeque lon- gae , ^/^ totius animalis vel segmenta fere 23 aequantes, albae, viridi imbutae, vittis anguslis 6 ex aureo brunneis pictae, supra basin brunnescentes: fila branchialia utrin- que 15, semiorbem componentia, usque ad apicem brevis- sime barbata, paene dentata, longitudine barbularum duplam Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 113 filoriim latitudinem non excedente, saepius minore, mem- brana basilari , (fila coniung-ente) hiimilliina , pinniiJis dor- sualibus oculisve niillis; filiiin supremiiin (i. e. Imiim dor- siiale) briinneum. Tentacula 2 alba, longitudine Yj fere filoriim branchialiiim aeqiiante. Collare ex viridi albiim, brunneo linibatum, bipartitum, iitrinqiie bilohiim, lobo ven- tral! altiore , animalis vivi mobilissinio. Anus postremiis. Setae capillares argenteae , angustissime limbatae; paleae nullae. Tori uncinigeri sectionis anterioris transversae ob- longae, posterioris siilco longitudinali bipartitae, ovales, priores horum , singuli alternm tantum latiores quam longi, ceteri per se breviores. Mutatio setarum in segmento 9no observata (m. s. %). Sanguis viridis. Long. 1 unc, branchiarum 0,4 iinc, corporis 0,8 imc. ; lat. ant. 0,05 unc. Tubus animalis 2,5 unc. longus, diametro 0,1 unc, pa- riete haud ita crasso, ex limo confecto , extremitate acumi- nata cauli Zosterae affixus. Gefunden bei Pischio, nahe Cherso ; nur 1 Exemplar. Serpula L. Phil. S. (VermiliaJ galeata Gr. Taf. IV. Fig. 9. Corpus vermiforme , gracilius , subgriseum , lateribus ferrugineis pallio pallidius aurantiaco , segmentis lere 107, sectione anteriore, y^ corporis excedente. Branchiae aeque longae, pallide puniceae, vittis 3 ex violaceo albescentibus ornatae , longitudinem sectionis anterioris aequantes; fila branchialia dextrae 20, sinistrae 21, Stylus operculi sinister, pallide aurantiacus, processibus nnllis arniatns. Opercnlum quasi glandiforme , dimidio superiore recte imposito, semi- globoso, in apicem uncinatum exeunte, olivaceo, d. inferiore pallide aurantiaco paulo breviore (?). Setae capillares haud limbatae , segmentorum postremorum , productae , sectionis anterioris flavae, fasciculos magnos componentes. Muta- tio setarum in segmento 8vo observata. Long. 1,55 URc. branchiarum 0,255 unc, corporis 1,29; lat. 0,095, long, operculi cum stylo 0,35 unc. Gefunden bei Porto re, nur 1 Exemplar. Arch. für Naturg. Jahrg. XX VI. 1 Bd. 8 114 Grube: Die Röhre dieser Vermilia war leider nicht erhalten. Der Deckel ähnelt am ersten V. multicristata, doch ist seine obere Hälfte nicht conisch zugespilzt, sondern hclmförmig- gerundet mit plötzlich abgesetzter Spitze, in der Mitte der Höhe des Deckels ist er von zwei Ringfurchen umgeben, die die Grenze der oberen und unteren Hälfte unbestimmt machen. Saenuris Hoffmr. S. barbata Gr. Taf. IV. Fig. 10. Corpus filiforme, utrinque attenuatum, pellucidum, san- guine laete rubro, segmentis fere 90, mediis paulo latioribus quam ceteris, contractis plus alterum tantum latioribus quam longis. Lobus capitalis ex triangulo rotundatus. Setae seg- mentorum anteriorum 9 superiores capillares, inferiores un- cini, s. ceterorum superiores et inferiores uncini; setae ca- pillares lineares, 3-nae, latitudine corporis haud ita brevio- res, uncini infra cornei, subfusci, supra pellucidi, acumine bidente, haud limbato, superiores singuli, inferiores 2-ni. Long, ad 2,15 unc, lat. 0,03 unc. Lebt in dem schlammigen Roden des Vranasees auf der Insel Cherso, in einer Tiefe von 31 Faden. Erklärung der Abbildungen. Alle Figuren sind vergrössert. Tafel III. Fig. 1. Der vorderste Theil von Polynoe clypeata , von unten ge- sehen. 1. a. Eine der Elylren, von oben gesehen. 1. b. Ein Stück von einem der beiden äusseren Fühler, stärker vergrössert , um deutlicher die Reihen von fadenförmigen Papillchen zu zeigen, mit denen sie besetzt sind. 1. c. Ein Ruder desselben Thieres. Fig. 2. Eine der mittleren Elytren der rechten Seite von Polynoe areolata, von oben gesehen. Fig. 3. Horizontaler Durchschnitt von Spinther miniaceus (nach ein- zelnen Beobachtungen zusammengesetzt). Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 315 p. Der aus der Mundöffnung herausgestreckte halbrinnenför- niige Rüssel, von unten gesehen. s. Die unteren stumpf-conischen iJoistenhöcker mit je zwei Ilakenborsten (von denen aber nur die eine stärker her- vortritt) , dahinter treten die haarförmigen Borsten des oberen breit ausgespannten und bis fast an die Mittellinie des Rückens tretenden Borstenfächers hervor. n. Das Organ, das ich für den Centraltheil des Nervensystems halte mit zwei aus seinen hinteren Ecken hervortretenden langen Fäden. i. Der hintere längere durch Blindsäcke gefiederte Theil des Darmkanals, (der vordere nicht erhaltene ist durch punc- tirle Conture angedeutet), 3. a. Verticaler Querdurchschnitt von einem der mittleren Seg- mente desselben Thieres. Die Leibeshöhle rings um den Darm ist mit Eierchen erfüllt, die sogar bis in die Höh- lung der unteren Borstenhöcker treten. 3. b. er. Eine der zusammengesetzten Hakenborsten dieser Anne- lide, ß. eine der gabiigen, dem Rücken angehörigen. Fig. 4. Vordertheil von Phyllodoce (Eulalia) macroceros, von oben gesehen. Von den vier Fühlercirren der linken Seite sind ausser dem auffallend breiten blattförmigen noch der erste dem Mundsegmente angehörige und der hinterste dem 3ten Segmente angehörende erhalten , von dem oberen des 2ten Segments sieht man nur das dicke Grundglied. 4. a. Einer der blattförmigen Rücken - und Baucheirren des- selben Thieres. 4. b. Eine seiner Borsten. Fig. 5. Vordertheil von Phyllodoce (Eulalia) punctifera, von oben gesehen. 5. a. Eines ihrer mittleren Ruder. Fig. 6. Vordertheil von Syllis variegata, von oben gesehen. 6. a. Einige der nächstfolgenden Segmente mit ihrer charakte- ristischen Rückenzeichnung. 6. b. Eine der Borsten. Fig. 7. Vordertheil von Syllis zebra, von oben gesehen. 7. a. Ein paar Borsten derselben Annelide. Fig. 8. Vordertheil von Sylline lo7igocirrata, von oben gesehen. 8. a. Derselbe von unten gesehen , um die Verwachsung der durch ein blosse Längsfurche getrennten Stirnposter zu zeigen. 8. b. Eine der Borsten dieser Annelide. 1J6 Grube: Tafel tV. Fi"". 1. Vordertheil von Heterocirrus frontifilis, von oben gesehen, c. Die beiden Fühlercirren. b. Die drei Kienienfäden jeder Seite. 1. a. Der obere und untere Borstcnhöckei eines Segmentes mit den ihnen eigenlhümlichen Papillen. Fig. 2. Ein verticaler Querdurchschnitt von einem der vorderen Segmente von Cirratulus tenuisetis : die beiden Borstenbün- del jederseits treten aus der Seitenwand hervor. 2. a. Ein ähnlicher Durchschnitt von einem dei- hinteren Seg- mente: die Borstenbündel treten an der Bauchwand hervor. Fig. 3. Voidertheil von Clymene leiopygos, von oben gesehen. 3. a. Das llinlerende deiselben Clymene , von unten gesehen. p. Das glattrandige schüsseiförmige Endsegment, aus des- sen Hohllläche der kegelförmige After hervortritt. 3. b. Ein paar Hakenborsten aus einem der Hakenkämme. Fig. 4. Vordertheil von Maldane glebifex mit ausgestrecktem Rüssel, von der linken Seite. 4. a. Hinterende derselben Annelide, von unten gesehen, a. Der After. 4. b. Das Endsegment allein halb seitlich und von oben , um seine Rückenplatte zu zeigen, a. Der After. 4. c. Eine der Hakenborsten dieser Annelide aus ihrem Wulste herausgenommen. Fig. 5. Ein paar Segmente aus der hinteren Leibesabtheilung der Terebella cretacea, der durch Furchen gefelderte Rücken ist in der Zeichnung nach unten gekehrt, die nach der Bauch- seite laufenden Platten mit den Wülsten der Hakenborsten nach oben. Fig. 6. Ein paar Segmente der vorderen Leibesabtheilung der Te- rebella turrita, seitlich gesehen. Fig. 7. Vordertheil von Terebella pustulosa, von der Seite und obeu gesehen. b. b. Die aus einfachen Fäden bestehenden Kiemen, 1 die polsterartig verdickte den Rücken einfassende Seilen- wand , aus der die Borstenhöcker und Wülste der Ha- kenborsten u hervortreten, Fig. 8. Vordertheil von Polycirrvs auranliacus, von der Bauchseite. Fig. 9. Deckel von Serptda (Vermilia) galeata. Fig. 10, Vordertheil von Saenvris barbata , von oben gesehen, v** das vorn in zwei Aeste gespaltene Rückengefäss auf dem Darme. 10. a. Ein paar Hakenborsten dieser Annelide. Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. 117 Tafel V. Fig. 1. Vordertheil von Spiophanes Kroyeri, von der Rücken seite. et Die Fühlercirren des Mundsegments, L der in dasselbe eingedrückte, zwischen ihnen befindliche Kopdappen, t sein Fühler, Svi das 6te Segment, mit welchem der Körper breiter und die Stellung der Borstenbündel und ihrer blattartigen Lippen eine andere wird. Fig. 2. Terebella ßexuosa, Vordertheil von der Rückenseite. 1' Die seitlichen an der Bauchfläche verbundenen Lappen des Mundsegments, 1^ die seitlichen Lappen des 3ten Seg- ~ ments, Sn der Mitteltheil des 2ten Segments, auf dem die Kiemen sitzen. 2. a. Die flach gedrückte aus gleichartigem Schlamme gemachte in einer Ebene hin und her gewundene Röhre dieser Te- rebella in natürlicher Grösse. Fig. 3. Amphieleis groenlandica, Vordertheil von der Rückenseite. L. Der vordere (Stirn-) Theil des Kopflappens, über den die an seiner Unterfläche sitzenden Fühler t hinausra- gen, L' der hintere Theil desselben; auf der Grenze bei- der Thcile der beiden wulstigen queren Fallen. Si das Mundsegment, Sil das zweite Segment mit seinen ge- waltigen Borstenköchern, b die Ansätze der zum 3ten Segmente gehörenden Kiemen, pl die durchsichtige nach vorn überliegende Falte , die die beiden Gruppen der Kiemenfäden mit einander verbindet, f*- das Borstenbü- schelchen desselben Segments. 3. a, Ansicht des Vorderthells von der linken Seite, weniger vergrössert. 1. Die Unterlippe des Isten oder Mundsegments, durch eine Furche von ihm abgesetzt, Svi das 6te Segment, das- jenige , an welchem zuerst unter dem seitlichen Bor- stenbündel ein Flösschen (Pinnula) auftritt. 3- b. Die Segmente der hinteren Körperabtheilung, die nur Pin- nulae trägt, von der linken Seite gesehen : an jeder die- ser Pinnulen läuft der obere Rand in ein Fädchen aus. 3. c Die hintersten Segmente und das Endsegment mit seinen zwei Girren. Fig. 4. Amphicteis invalida, Vordertheil von oben gesehen. b. Die vier Kiemen jeder Seite , pl die sie verbindende durchsichtige Falte. 4. a. Dasselbe Thier, ganze Figur, minder vergrössert von oben. 4. b. Ein paar Uncini ihrer Pinnulen sehr staik \ergrössert. 118 Grube: Besch. neuer od. weniff bekannter Anneliden. o Fig. 5. Ampkictei's brevispinis, von oben gesehen, vergrössert. sp. Die acht auffallend kurzen stark glänzenden Stacheln an jeder Hälfte der Vorderseite des 2ten Segments. Bei A. invalida und Irevispinis kann die breitere Körper- gestalt theils davon herrühren, dass diese Arten zartere Wandungen besitzen , theils davon , dass sie in minder starkem Weingeiste gelegen haben mögen. 5. a. Röhre von A. brevispinis in natürlicher Grösse. Fig. 6. Amphicteis acutifrons, Vordertheil von unten gesehen, ver- grössert. 6. a. Die letzten Segmente der hinteren Körperabtheilung und das Endsegment mit seinen zwei seitlichen (den Pinnulen entsprechenden) Fortsätzen und acht Cirren. Heber einen neuen Fisch. Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. Vom Fürsten zu Salm-Horstmar. Ich habe in einem kleinen Bache bei Coesfeld, genannt der Hühner-Bach (der in der Qi^elle im Sükerhok entspringt und oberhalb Coesfeld in die Berkel mündet) einen merk- würdigen Fisch entdeckt ; — dieser kleine Fisch hat die Grösse eines Stichlings Gasterosteus aciileatus und ober- flächlich betrachtet auch das Ansehen eines Stichlings. — Er unterscheidet sich aber sehr specifisch vom Stichling, indem 1) sein Unterkiefer oder dessen Spitze weit zurücksteht im Verhältnisse zur Spitze des Oberkiefers; der Un- terkiefer ganz anders ist; 2) sich an der Spitze des Unterkiefers ein merk- würdiger m eissei förmiger Zahn befindet, dessen Schärfe fein gekärbt unter der Lupe erscheint. Im Profile ist der Zahn so H . Ich fand diesen Fisch todt auf dem Sande des Baches liegen , vor einigen Jahren. Ich habe das Exemplar aber leider nicht aufbewahrt, weil ich zur Zeit diesen Fisch für einen Stichling hielt und mir vornahm gleich lebende Exemplare zu verschaff'en, denn ich kannte die Anatomie des Stichlings nicht. Wie gross war meine Ueberraschung, als ich lebende Stichlinge untersuchte und bei ihnen weder den meisselförmigen Zahn noch das Yerhältniss von Ober- und Unter-Kiefer fand. — Ich gab dem Fischer Auftrag einen solchen Fisch unter den Stich- lingen zu suchen. Er brachte mir eine Masse Stichlinge, erklärte aber, dass er keinen solchen, wie ich ihn ver- 120 Sa 1 m -M o rstma r : Uebei einen neuen Fisch. langte, finden könne. Ich gab mich nun selbst an die Ar- beit, allein mit gleichem Erfolge wie der B'ischer, und aus sehr einfachen Gründen , denn die Zahl der Stichlinge ist uno-eheuer und wenn sich also diese neue Fischart nur in wenigen Exemplaren darunter findet, so kann man nur durch einen glücklichen Zufall diesen Fisch finden, da Grösse und Ansehen so gleich sind, besonders bei der Kleinheit Beider. Ich werde mir aber alle Mühe geben, diesen merk- würdigen Fisch noch einmal zu bekommen, ihn dann in Spiritus setzen und gleich an Sie schicken. Ich bitte aber einstweilen diese Notiz in einem zoolo- gischen Journale mitzutheilen, damit das Factum wenigstens nicht verloren geht für die Wissenschaft. Coesfeld bei Munster, d. 26. Febr. 1860. Alepidosaurus ^ ein Meerwels. Von Dr. Albert Günther. C II vi er hat in seiner Familie Scomberoidei viele ver- schiedenartige Fisclie zusammengestellt, während er andere, die den typischen Formen sehr nahe stehen, daraus weg- liess. Andere Geschlechter, die von späteren Zoologen ent- deckt wurden, und in diesem oder jenem Punkte eine Ue- bereinstimmuug mit einem Scomberoiden zeigten, mussten die unnatürliche Gruppirung vermehren. Zu den letzleren gehört Alepidosaurus ferox , der durch Lowe beschrieben wurde (Proceed. Zoolog. Soc. 1833. p. 104. Transact. Zool. Soc. I. p. 124. pl. 19 et p. 395. pl. 59. Vol. II. p. 181). Die- ser gründliche Naturforscher , dem wir die zuverlässigsten Nachrichten über die Fauna Madeira's verdanken, täuschte sich in diesem Falle über den Bau der Rückenflossen-Strah- len. Dieselben sind nicht die ungegliederten Knochen der Acanthopterygier , sondern sie sind weich, und ihre Glie- derung erscheint nur darum undeutlich, weil die einzelnen Gelenke durch grosse Zwischenräume von einander ge- trennt sind, und jeder Strahl, trotz seiner Länge, nur aus wenigen Gliedern besteht. Die Abwesenheit der Stachel- flosse wäre zwar an und für sich noch kein Beweis für die Stellung unseres Fisches unter ^enWeichflossern ; meh- rere ächte Acanthopterygier entbehren einer solchen, aber andere Charaktere helfen uns dann, die natürliche Stellung derselben zu erkennen, und der Platz, wo die Stachel-Flosse stehen sollte , ist nicht von der weichen Dorsalis einge- nonimen, wie dies bei Alepidosaurus der Fall ist. Die Stachelflosse ist in jenen nur verkümmert (Brama). Nehmen wir nun noch hiezu die Gegenwart der Fett- 122 Günther: flösse in Alepidosaurus, und die abdominale Stellung- seiner Bauchflossen , welche aus einem unverzweigten und neun verzweig-ten Strahlen bestehen, so können wir nur zu dem Schlüsse kommen, dass dieser Fisch ein ächter Weichflos- ser ist. Die Schwimmblase ''fehlt, wie vielen anderen Phy- sostomi. Den Aufschluss , zu welcher Familie der Physostomi Alepidosaurus zu stellen sei, habe ich an seinem Skelete *"") gewonnen. 1) Das Suboperculum fehlt; es ist er- setzt durch den Zwischendeckel, der an Grösse dem Oper- culum gleichkommt. 2) Der Rand der Oberkinnlade ist allein durch das Zwischenkieferbein gebil- det; es ist seiner ganzen Länge nach mit einer Reihe klei- ner Zähne bewaffnet , es ist sehr schwach und nur vorne erweitert es sich zu einer beinahe durchsichtigen Lamelle. 3) Das Oberkieferbein i st v erklimm er t : während es in Süsswasser -Welsen mit kurzem Schädel im Längs- durchmesser verkürzt ist, ahmt es hier, in Alepidosaurus, die langgestreckte Form der Schädelknochen zwar nach, ist aber nicht dicker als eine Nadel und bleibt nur bei sorgfältiger Präparation des Schädels erhalten. Diese osteologischen Charaktere weisen , trotz aller Verschiedenheit der Form, ganz entschieden auf eine nahe Verwandtschaft unseres Fisches mit den Siluroiden hin ; dazu kommt noch , dass er schuppenlos und ein Raubfisch ist, dass er, wie die meisten Arten dieser Familie, eine Fett- flosse hat, und dass er, wie alle, der Blinddärme entbehrt. Die Verwandtschaft giebt sich sogar in einigen weniger bedeutenden Merkmalen zu erkennen, z. B. durch den äus- seren Brustflossenstrahl , welcher verstärkt und gezähnelt ist. Wir haben also in Alepidosaurus das erste Beispiel eines Meer -Welses; und will man nicht die Einheit der Süsswasserwelse durch die Beifügung von Alepidosaurus ''^) Eine ausführliche Beschreibung des Skelets, werde ich im Verlaufe meines „Catalogue of fishes" geben. Im Allgemeinen zeich- net es sich durch einen auffallenden Mangel der erdigen Bestandtheile aus , wie die Muskeln durch die äusserst gerin^^e Enlwickelung des Bindegewebes. Alepidosaurus, ein Meerwels. 123 stören , so mag* man eine eigene Familie — Alepidosauri- dae — mit den Charateren des Geschlechtes bilden, welche dann ihren Platz unmittelbar neben den Siluroiden einneh- men wird. Es ist zu erwarten , dass Alepidosaurus ferox nicht die einzige Art dieser Gruppe bleiben wird. Der Fisch, welchen Richardson nach einem Schädelfragment von Van -Diemens -Land als Alepisaurus sp.? beschrieben hat (Voy. Ereb. et Terror. Ichthyol, p. 34. pl. 22. lig. 1— 4) ist identisch mit dem von Madeira, wie ich mich durch eigene Untersuchung überzeugt habe , und so weit sich die Cha- raktere aus dem vorhandenen Materiale ermitteln lassen. Seine Behauptung, dass Alepidosaurus zu den Sphyraeni- dae gehöre , beruht auf einer sehr oberflächlichen Unter- suchung. — Allein Herr Lowe erzählt mir von einer anderen , unserem Fische sehr ähnlichen Art , welche die Fischer in Madeira nicht selten in grosser Tiefe an der Angel fangen. Die Verbindung der Wirbel , der Knochen des Schädels und der Muskel-Segmente ist jedoch so lose, dass der Fisch durch seine eigenen Anstrengungen sich zu befreien, in Stücke zerbricht, und die Fragmente, welche man von ihm an die Oberfläche zu bringen im Stande ist an der Luft zerfallen , wie wenn sie durch Kochen aufge- löst worden wären. London im März 1860. Auabas trifoliatiis n. sp. Von Prof. J. Kaup. (Hierzu Taf. VI. Fig. A). Wenn man ang-iebt, dass ein Süsswasserfisch zugleich auf dem Festlande und auf seinen weit entfernten Inseln vorkomme, so darf man wohl so lange zweifeln, bis die Identität äusserlich und innerlich nachgewiesen ist. Die Grossherzogliche Sammlung erhielt in diesem Jahre von Java zwei Anabas scandens durch den Herrn Militärarzt Dr. Wienecke, die auch ich für A. scandens ansah. Um den merkwürdigen Ohrapparat zu sehen, entfernte ich den ganzen Kiemendeckel und einen Theil des Kopfes und fand zu meinem Erstaunen, dass dieser Apparat bedeutend einfacher bei dem javanischen scandens , als an dem Indischen des Festlandes ist, wie er C. V. pl. 205 abgebildet ist *"'). Meine zwei Exemplare können nicht zu dem macrocephalus ßlkr. gehören, der ebenfalls auf Java vorkommt, weil sie in den Kopfdimensionen von der Abbildung nicht abweichen , die C u V i e r und Valeniennes in dem VII. Bande auf PI. 193 gegeben haben. Meine Angabe, das der javanische scandens von dem in- dischen anatomisch verschieden ist, stellt alle Angaben, was Verbreitung betrifft, in grosse Frage und es ist anzunehmen, dass alle Exemplare auf Inseln, nahe oder weit entfernt vom indischen Festlande, nicht zu dem eigentlichen scandens ■") Ob dieser Kopf mit Anabates sennal bezeichnet der wirkli- chen Perca scandens Daldorf angehört , bleibt vorderhand fraglich, da C u V i e r und V a 1 e ii c i e nn es nicht erwähnen, dass sie Indivi- duen aus der Nähe von Tranquebar gehabt haben. Kaiip: Anabas trifoliatiis. 125 Daldorf gehören; ja es ist sogar erlaubt zu zweifeln, ob der chinesische scandens nicht ebenfalls einer anderen Art zugerechnet werden kann. Alles dies lasse ich aus Mangel an Exemplaren einst- weilen auf sich beruhen und gehe auf den javanischen scan- dens zurück. Aeusserlich sind beide Exemplare dem scan-. dens täuschend äiinlich und die Strahlenformel selbst: D. 17__18/9. A. 10/9. P. 15. C. 20 zeigt sehr unwesentliche Abweichungen. Meine Angabe der Caudal könnte sich eben- falls auf 16 reduciren lassen, allein ich habe nach oben wie unten zwei rudimentäre Strahlen , die unter Haut und Schuppen verborgen liegen , dazu gezählt. Das einzige wesentliche Kennzeichen, das ich fand, ist, dass der Körper verlikal etwas höher ist und vom ersten Analdorn aufwärts 15 Schuppen zählt, während bei dem indischen nur 12 — 13 zu zählen sind. Bei meinen Exemplaren geht die Late- ral des Schwanzes nicht oder nur bis zu der Schuppen- reihe , auf welcher die grössere Lateral sich endigt. Bei dem indischen geht die Lateral des Schwanzes zwei Schup- pen weiter unter der eigentlichen Lateral nach vorn hin. Ob dieses ein festes Kennzeichen ist, bezweifle ich, da die Länge oder Kürze der Schwanzlateral Variationen unterwor- fen zu sein scheint. Vergleicht man hingegen das labyrinthförmige Blätter- organ über den Kiemen mit dem, Avelches Cuvier und Va- lenciennes auf PI. 205 mit der Bezeichnung Anabas sen- nal gegeben haben , so stellt es sich heraus, dass dieses bedeutend einfacher, weniger gefaltet und nur mit drei ein- fachen Blättern, wovon das kleinste auf dem zweiten und dieses auf dem 3ten liegt, versehen ist. Bei den indischen sind vier solcher übereinander liegender Blätter, die kom- plicirtere und an den Rändern viel zahlreichere Falten und Buchten zeigen. Bei dieser Gelegenheit muss ich darauf aufmerksam machen, dass man das Faktum, welches v. Daldorf und John in Tranquebar an der Perca scandens beobachtet haben , dass dieselbe Bäume erklettert , um in dem ange- sammelten Wasser der Blätter eine Zeit lang zu leben, vielfach bestritten hat. 126 Kaup: Hamilton in seinen Fischen des Ganges läugnet es sogar und sagt, dass es eine Zufälligkeit gewesen sei, dass Daldorf den Fisch fünf Fnss hoch an dem Stamme eines Borassiis flabelliformis gefunden habe"-). Daldorf er- zählt jedoch die Art und Weise, wie er klettert und sagt, dass, ehe er den Fisch aus einer Spalte der Rinde genom- men habe, er sich anstrengte noch weiter zu klettern. Aehn- liches erzählt John, der sagt, dass man ihn in der Taaiul- sprache Pannei-eri nenne, was Baumkletterer bedeute. In Pondichery wird er noch heute nach Leschenault Pane ere genannt. Unter den neueren Reisenden erwähnen Cu- vier und Valenciennes, die nicht abgeneigt sind, die Daldorf'sche Angabe für wahr zu halten, auch Reinwardt und sagen von ihm, dass dieser nichts Aehnliches von dem javanischen Anabas scandens erwähnt habe, ebenso wenig Leschenault bei den Exemplaren , die er in Pondichery gefunden hat. Da die zwei Arten, mein Anabas Irifoliatus und ma- crocephalus Blkr., die in Java vorkommen, nicht zu Anabas scandens gehören, so fällt der Gewährsmann Reinwardt von selbst weg , denn es ist eine Möglichkeit , dass nur eine Art, die vorzugsweise ausgerüstet mit sehr komplicirtem Labyrinthorgane ist, die Eigenschaft hat, Bäume zu besteigen. Zu bedauern ist es, dass weder D ald orf noch J o hn sagen konnten, dass sie diesen Fisch ausserhalb des Was- sers mehrmals auf den Teichen nahestehenden Palmen haben klettern gesehen; allein ich glaube, dass sie die Beobach- ^) Man könnte sich das Aulfinden eines Fisches an der Rinde einer Palme, 5 Fi;ss hoch über dem Spiegel des Teiches, nur durch eine vorhergegangene 5 Fuss hohe Ueberschwemraung erklären , von der jedoch die Erzählung von Daldorf keine Silbe erwähnt. Eine 5 Fuss tiefe Ueberfluthung ist jedoch nicht so schnell, wie ein Re- genguss verlaufen , um einen Anabates trotz seines Apparats lebend zu erhalten. Hier ist von keinem Zufall die Rede und wenn Hamil- ton oncn gegen Daldorf auftreten \Aollte, so hätte er ihn unum- wunden beschuldigen müssen, dass er der Welt ein Märchen aufge- bunden hat. Gegen dieses würde jedoch der Tamul'sche und Mala- barische Name Pannei-eri und Pane-ere streiten. Ohne allen Zweifel klettert der Anabes scandens in der Nähe von 'franquebar. Anabas trifoliatus. 187 tung nicht wiederholen wollten, weil es bei Tranquebar ein bekanntes Factum ist und das Volk diesen Fisch ja den Kletterfisch nennt. um einen Reisenden einer Unwahrheit zu bezüchtig-en, namentlich wenn seine Erzählung ans Wunderbare streift, dazu gehört die grösste Vorsicht, namentlich, wenn man ihn nicht durch eigene Beobachtung widerlegen kann. Ist der Ganges Anabates anatomisch von der Perca scandens Daldorf bei Tranquebar verschieden, etwa wie der javani- sche von dem, welchen Cuvier und Val en ciennes un- ter dem Namen A. scandens abgebildet haben, so fällt die Beschuldigung von Hamilton, dass John und Daldorf eine einseitige und zufällige Beobachtung gemacht hätten, auf ihn selbst zurück. Bis dahin sind die Akten leider nicht geschlossen und die Exemplare aus den verschiede- nen Flüssen Indiens und Chinas nicht genau genug untersucht *"*). Berichte von sonst glaubwürdigen Männern zu be- zweifeln, ist selbst bei der Lebensweise, einer und dersel- ben Art nicht gni zu heissen , denn es giebt Arten, die sich den Verhältnissen der verschiedenen Länder eines Welt- theils anpassen. So ist unsere scheuste Taube, die Rin- geltaube, Columba palumbus, in Paris und den holländischen Städten fast halbes Hausthier, die sich bis auf wenige Schritte nahe kommen lässt, während bei uns sie auf tausend Schritte entflieht. Ich habe sie von höheren Häusern auf ihren Nestern brütend gesehen, während sie in unseren Waldun- gen, einigemal am Neste gestört , dieses sogleich verlässt. Die Entgegnungen des Reisenden Tschudi gegen die Be- obachtungen des liebenswürdigen Schomburgk, dass der Vultur papa in Peru in Gesellschaft mit den kleineren Geiern auf einem und demselben Aas sich nähre, und dass die Schomburgk'sche Erzählungen längst vor ihm von vielen Or- nithologen angelührt, Indianer-Märchen seien, nach welchen ^) Bleeker unterscheidet bereits: 1) scandens mein trifolia- tus ; 2) macrocephahis, Java, Sumatra, Bintang et Borneo ; 3) oligo- lepis, Borneo; 4) niicrocephalus, Amboina ; 5) variegatus, Celebes. 128 Kaup: Hoplarchus, neues Genus der Familie Labridae. derVultur papa sich zuerst sättige und später erlaube, dass auch diese ihren Hunger stillen , werden sich sicher als ungerecht herausstellen. Landessitte — Landesart kauft man auch bei vielen Vogelspi^cies sagen. Selbst wenn der Ganges Anabates identisch mit dem von Tranquebar wäre, so könnte doch zwischen beiden ein Unterschied in der Lebensart sein. Darm Stadt im März 1860. Hoplarchus^ neues Genus der Familie Labridae. Beschrieben und abgebildet von Prof. J. Kaup. (Hierzu Taf. VI. Fig. 1). Diagnose. Zähne in mehreren Reihen, die klein, kurz und konisch sind. Die vordere Reihe besteht aus Zähnen, die alle von gleicher Grösse und etwas stärker und an den Spitzen gebräunt sind ; die oberen etwas länger als die unteren. Die Schlundzähne gleichen einer Katzen- kralle und sind ebenfalls am Ende gebräunt. Lateral deut- lich unterbrochen mit einfachen Porenröhren. Beschreibung. Schon allein diese vorangesandte Diag- nose unterscheidet dieses Genus von allen bis jetzt bekann- ten Genera , bei denen bis jetzt kein Genus unterschieden worden ist, bei welchen nicht grössere Zähne am Anfange des Kiefers sich zeigen. Zu obigen Charakteren kommt jedoch noch eine Summe von Kennzeichen, die dieses Ge- nus auszeichnet. So lallt der Kopf nach der Schnauze hin plötzlich ab , ohne jedoch die schneidende Stirnkante der Novacula und Xyrichthys anzunehmen , die Stirn ist viel- mehr so breit oder noch breiter als der Diameter des Au- ges. Der Präoperkel ohne alle Zähnlung ist vor seinem Kaup: Hoplarchiis, neues Genus der Familie Labridae. 129 unteren Winkel schwach oder sehr bedeutend ausgebuchtet mit 2 bis 3 Gruben. Wang-en und der ganze Operkel mit Scliuppen bedeckt. Schnauze von den Augen an, so wie der Unterkiefer nackt. Das hintere Nasenloch, grösser als das vordere, sitzt nahe hinter demselben und beide stehen dem Schnauzenrande näher als dem Auge. Ihre Körperge- stalt scheint bei allen Arten ziemlich hoch zu sein. Die Lateral mit einfachen nicht verästelten Porenkanälen zieht bis gegen das Ende der weichen Dorsal, bricht hier plötz- lich ab und setzt sich auf dem Schwänze fort. Die Sta- cheln der Dorsal und Anal zeigen kleine Läppchen an den Membranen , die über die Stacheln vorragen ; die Stacheln sind meist stark, namentlich die der Anal. Alle weiche Flossen und Flossentheile ungewöhnlich verlängert. Die Schuppen am Rande rauh und sehr fein gezähnelt. Ich kenne in natura nur zwei Arten des Älünchener Museum, von denen jedoch leider Nichts bekannt ist, und von wel- chen man nicht weiss , in welchem Meere sie gefangen wurden. 1. Uoplarchus pentacanthus Kp. Taf. VL Fig. I. Mit fünf Stacheln in der Anal, wovon der 5te fast so lang ist , als die halbe Körperhöhe. Diese Art hat durch die fünf Stacheln der Anal einige, jedoch nur weit entfernte Aehnlichkeit mit einigen Acantholabri , bei welchen die Stacheln nicht so entwickelt vorkommen , denn bei Palloni hat der 5te Stachel die Länge von einem Drittel der Kör- perhöhe, während er bei dieser Art fast die Hälfte beträgt. Die Stirn ist schwach convex. Augen gross und ihr Diameter ist gleich der Breite der Stirn und gleich der Länge vom Augenwinkel bis zum Rande des Zwischenkie- fers in gerader Linie gemessen. Die Wangen sind mit 10 bis 11 Reihen kleiner Schuppen bedeckt und lassen die untere Hälfte unbedeckt. Der Präoperkel zeigt am Rande Spuren von Schuppen, ist vor dem Winkel deutlich ausge- buchtet und mit 3 nach unten offenen Narben versehen, wovon die obere an der Bucht und die 2 unteren an dem Archiv f. Natura-. XXVI. Jcalu-o-. 2. Bd. 9 130 Kaup: rund vorspringenden Winkel stehen. Zwei Närbchen am Rande einer faltigen Erhöhung nächst den Lippen. Der Zwischenoperkel mit einer oder zwei Reihen Schup- pen. Operkel höher als breit mit 12 Reihen, 6 bis 11 in ei^er jeden, scharf von oben nach vorn laufender kleiner Schuppen und kleinem häutigen Läppchen am winkeligen Ende. In vertikaler Höhe mögen etwa 24 und in der ho- rizontalen Richtung gegen 40 gewesen sein. Ihre Zahl konnte nicht ganz genau ermittelt werden , da der grösste Theil der Schuppen fehlt und die Zahl nur nach den Zel- len, worin das Wurzelende steckt, gegeben werden konnte. Die Lateral kann aus 18 bestanden haben. Die letzte der- selben steht unter dem 3ten weichen Strahle der Dorsal. Auf dem Schwänze haben sich alle 5 Schuppen der Late- ral erhalten. Die Dorsalstacheln nehmen von vorn nach hinten an Länge zu, so dass der löte der längste von allen ist; er zeigt eine Länge gleich dem doppelten Diameter des Au- ges. Der 4te Strahl der weichen Dorsal ist mit dem 5ten der längste und hat eine Länge , die fast der Körperhöhe gleich ist. Von der 6ten nehmen sie schrittweise bis zur letzten an Länge ab. Die Analstacheln sind sehr entwickelt und am vorde- ren Rande gefurcht; die erste hat etwa ein Drittel der Länge vom letzten. Die weichen Strahlen derselben, die an den Spitzen sich nicht erhalten haben, werden wahrschein- lich ähnlich wie die der weichen Dorsal verlängert gewe- sen sein. Die Caudal, lang und zugespitzt, hatte eine Länge gleich der Höhe des Körpers unter dem ersten Strahle der wei- chen Dorsal gemessen. ^/^ ihrer Länge war beschuppt. Die Ventral zeigt den Isten und 2ten Strahl spitz verlängert, so dass die Spitze des ersten Strahls den 4ten Stachel der Anal erreicht; sie ist an der Wurzel gelblich und gegen das Ende hin schwarz. Die schwarze Pecloral scheint halbe Rumpflänge gehabt zu haben. Die Grundfarbe scheint schmutzig gelbbraun gewesen zusein, während Kopf und Flossen schwarz erscheinen. Vom Iloplarchus, neues Genus der Familie Labridae. 131 Auge Über die Wange eine breite lichtere grau violette Binde. D. 15/12. A. 5/9. P. 16. C. 10/8. Vaterland? Süd- Amerika. 2. Hoplarchus planifrons Kp. Diagnose: Stirn breiter als der Diameter des Auges und vollkommen eben. Drei Analstacheln von normaler Länge. Beschreibung : Diese Art weicht weniger von der all- gemeinen Bildung der Labridae ab, allein gehört nach der Zahnbildung, dem steilabfallenden Kopfe und der deutlich unterbrochenen Lateral mit einfachen Porenkanälen in die Nähe der Art, die hier unter dem Namen pentacanthus be- schrieben ist. Ausser den Kennzeichen der Art unterscheidet sich dieselbe durch folgende Kennzeichen : 1) Da die Stirn flach ist, so scheinen die kleineren Augen noch höher zu stehen, indem sie sich am Rande der Stirn befinden, die etwas breiter als der Diameter des Au- ges ist; auch fällt das Profil steiler ab. 2) Die Schuppen des Kopfes sind wie die des Kör- pers grösser, so dass auf den ganzen Wangen nur drei Reihen Schuppen zu sehen sind; noch grösser sind die Schuppen des eigentlichen Kiemendeckels, der mit etwa 10 Schuppen bedeckt ist, zu welchen etwa noch 7 kommen, die auf dem Inter- und Suboperkel liegen. Die grösseren zeigen unzählige concentrische feine Ringe. Der Präoper- kel zeigt nur auf dem unteren horizontalen Rande zwei deutliche Narben in der Nähe des schwach vorspringenden Winkels. Der vertikale Rand zeigt zwei minder deutliche? die weit von einander stehen. 3) Die Zahl der Schuppen in einer vertikalen Reihe ist 10 und die in horizontaler Richtung ist etwa 22. 4) Die vertikale Höhe geht dreimal in die Körper-Länge. 5) Weder die Dorsal - noch Analstacheln sind so ent- wickelt , wie bei der vorigen Art , auch sind die weichen Flossen nicht so verlängert, denn weder die Pectoral noch die "Ventral erreicht den Anus und der weiche Theil der 132 Kaup: Hoplarchus, neues Genns der Familie Labiidae. Dorsal und Anal überreicht kaum V3 der Caudal, die wahr- scheinlich schwach ausgeschnitten war. Die Grundfarbe ist dunkelbraun , gegen den Rücken hin schwarzbraun und gegen den Kopf hin lichtbraun. Wei- cher Theil der Dorsal und der Caudal mit dunklen und lichteren Flecken. Pectoral und Ventral lichtbraun, letztere nach den Spitzen hin dunkler. D. 15/10. A. 3/8. P. 14. C. 10/8. In dieses Genus scheinen noch zwei Bloch'sche Arten aus Surinam zu gehören, die ich in dem grösseren Fisch- werke von C u V i e r und Valenciennes nicht aufgenom- men finde. Es sind die Arten : 3. Labrus punctatus Bloch 295. fig. 1. Bloch et Seh. Syst. p. 251. nr. 37. Diese Art gleicht noch am meisten meiner ersten Art durch die Verlängerungen aller weichen Flossentheile und Flossen, allein unterscheidet sich wesentlich durch die Ra- dienformel. D. 15/10. A 4/8 und durch die Zeichnung. 4. Labrus meJagaster El. 296. fig. 1. Bloch et Seh. Syst. p. 246. nr. 16. Sie gleicht am meisten meiner zweiten Art planifrons und die Radienformel ist folgende : D. 15/10. A. 3/7. F. 12. C. 19. Auf den Bloch'schen Charakter , dass der Operkel, Zwischen- und Unteroperkel ohne alle Schuppen sind, kann man kein grosses Gewicht legen, weil die grossgeschupp- ten Labridae leicht die Schuppen verlieren. Die linke Seite meines planifrons zeigt den eigentlichen Operkel vollkom- men glatt und durchsichtig , so dass auch nicht die Spur von Schuppen mehr wahrzunehmen ist , während derselbe auf der rechten Seite deutlich mit Schuppen versehen ist. Ich würde unbedingt diese Art mit meinem planifrons für identisch halten, wenn bei letzterer das Profil nicht steiler abfiele, die Wangen nicht mit einer geringeren Zahl von Schuppen versehen und die Färbung eine andere wäre. Bei melagaster geht das Schwarz des Bauchs bis zum Anfange Kaiip: lieber die Chaetodontidae. 133 der weichen Analslrahlen und erstreckt sich nicht bis zum Rücken , während bei planifrons Brust , Bauch und Seiten deutlich gelblichbraun sind. Ist die Angabe des Vaterlan- des Surinam richtig, so scheint es mehr als wahrscheinlich, dass die zwei Arten des Münchner Museums ebenfalls aus den süd-amerikanischen Meeren stammen. Heber die Chaetodoutidae. Von Prof. J. Raup. Die ünlerlamilie Chaetodontinae der Familie Chaelo- donlidae besieht grösstentheils aus dem Genus Chaetodon, wie es Cuvier und Valenciennes aufgel'asst haben wollten. Dieses Genus umfasst 61 Arten , die man genau untersuchen muss , um einzusehen , dass sie kein einziges Genus, sonders dass sie vielmehr Glieder von verschiede- nen Genera sind. Ehe ich an die Ausscheidung der ]\o- minalspecies gehe, sind vor allen Dingen folgende drei Arten zu entfernen : Die erste Art ist Ch. strigfatus Lanjjs- dorf, aus welcher ich das Genus Therapaina bilde, das ich durch grosses Auge, deutlich gezahneilen Präoperkel, hohe Dorsaldornen ohne Schuppenbekleidung, deutliche schwach gebogene Lateral bis zur Schwanzflosse reichend, charak- terisire. Die zweite Art ist Ch. Kleini Bl. t. 218. Herr Professor Peters schrieb mir, dass er den Chaetodon Klei- nii Bl. für idenlisch mit melaslomus Bl. und Schneider halle, und dass sich von letzterem zwei Exemplare, ein grösse- res und kleineres , noch in der Bloch'schen Sammlung be- linden, wovon das kleinere mit dem Namen Kleinii bezeich- net sei. Da es nur halb so gross als die Bloch'sche Ab- bildung ist, so passt es nicht zu derselben. Die Abbildung von B loch ist genauso gross wie die, welche Klein von seinem Rhombotides dentatus, Taf. X. lig.2 gegeben und es ist daher wahrscheinlich, dass Bloch das 134 Kaup: kleine Exemplar vergrössorn , und dass er zu den 13 Sta- cheln der Dorsal nach dem Muster der Klein'schen Abbil- duno- noch vier weitere Stacheln dazu fabriciren liess. Die 17 Stacheln der Dorsal sind zwar von Klein in der Beschreibung wie Abbildung angegeben , allein es ist die Frage, ob nicht die Abbildung von einem schlechten Zeichner gemacht und nach dieser erst später die Beschrei- bung gebildet ist *"*). Was für die Peters'sche Annahme spricht, ist, dass der Totalhabitus und die Zahl der Stacheln und Strahlen der Analflosse vollkommen mit der des melastomus überein- stimmt. Was nun die Lateral betrifft, die bei Bloch zur Cau- dal geht, bei Klein wie bei melastomus gegen das Ende der Dorsal hin sich verliert, so glaube ich nicht, dass man diesem Kennzeichen grossen Werlh beilegen kann , da sie bei Bloch fehlerhaft gezeichnet sein kann. Ch. Kleinii Bloch ist desshalb mit der grössten Wahr- scheinlichkeit zu streichen und der Name melastomus Bl. et Sehn, dieser Benennung Kleinii vorzuziehen. In der Berliner Sammlung befand sich nach Herrn Peters der chrysozonus Kühl et van Hasselt unter der Benennung ocellatus, nach der Etiquelte und weil Lich- tenstein diesen in seinem Verzeichnisse von 1822 nicht erwähnt, so ist er nicht durch Bloch, sondern später durch den Grafen v. Borck in das Berliner Museum gekommen. Der chrysozonus hat allerdings Aehnlichkeit in der Lateral mit dem Bloch'schen ocellatus , zeigt ähnliche dicke Lippen, ähnlichen Augenfleck auf dem weichen Theile der Dorsal, allein chrysozonus hat 9 Dorsalslacheln und ver- längerte zugespitzte schwarze Ventrale. Sollte der eigent- liche ocellatus Bloch in die Nähe als Art zu chrysozonus gehören? oder ist es eine ebenso fabricirle Art wie der Kleinii ? ! ""■} Dem vagabundus giebt Klein Tab. IX. fig. 2 ebenfalls 17 Stacheln in der Abbildung wie Beschreibung, und diess belegt meine Angabe, dass Klein nach schlechten Abbildungen seine Beschrei- bungen gemacht hat. Ueber die Chaetodontidae. 135 Bloch citirt Seba 25. fig" 11 , aus welchem Cuvier seinen sebanus gemacht hat und der der junge von auriga ist. Wäre es wohl möglich, dass Bloch einem einfarbigen Chactodon, wie melastomus , den er nach dem Muster von Seba 25. hg. 11 zustutzen Hess, die Ocelle noch drein gab? Bloch mag in seiner Zeit diess Verbesserungen ge- nannt haben, die man streng genommen in jetziger Zeit an- ders taufen würde. Die dritte Art ist die häufig mit capistratus verwech- selte ocellatus Bloch , die eine unterbrochene Lateral und dicke Lippen zeigt. Seit Bloch sie beschrieben und ab- gebildet hat, ist sie nicht wieder aufgefunden worden. Bei beiden letzteren Arten wird es nöthig sein, sobald sie wie- der aufgefunden sind, sie auf die Schlundzähne hin zu un- tersuchen, ob sie nicht zu den Labridae gehören. Zu diesen kommen noch folgende Arten, die doppelt und dreifach als Arten aufgeführt, allein keine wirkliche sind, sondern zu Species gehören, die längst beschrieben waren. I) Ch. virescens C. Y. = melastomus Bl. et Sehn, nacli Dr. Peters in seinen Fischen von Mosambique ; die näm- liche Art ist in den Proceed. 1831 als flavescens von Ben- nett aufgeführt. 2) Ch. reticulatus C. V. = Ch. collaris Bloch. Er- sterer Name bezeichnet frische Spiritus - und letzterer ge- trocknete Exemplare. 3) i semilarvatus et lunatus = lineolatus Quoy et 4) ( Gaimard. 5) ) j! / baronessa C. V., larvatus Ehr., Karraf C. V. =:::: tri- „ i angulum K. et H. 8) Sebae C. V. = vagabundus Linn. nach Bleeker und mir. 9) decussatus C.V. = pictus Forsk. 10) ) marginatus Ehr., Abhortani C. V., dorsalis Bwdt. II) \ = melanotus Bloch et Sehn. Rüppell und Bleeker 12) ) vereinigen schon die 2 ersten mit dorsalis Reinw. 13) lunula C. V. = fasciatus Forsk. 136 K a n p : 14) ) scbanus, setifer =r aurig-a Forsk. nach Rüppcl, 15) I Bleeker und mir. 16) i labiatus K. et H., melanopiis C. V. = chrysozo- 17) \ niis K. et H. nach BIccker. Von diesen 17 sind 16 doppelte, ja mitunter dreifache Aufführungen von bekannten Arten. Diese 16 und die 3 oben erwähnten machen 19 Arten, die von den 61 Cuvier'- schen Arten abzuziehen sind. Es bleiben demnach noch 42 Cuvier-Yalenciennes'sche Arten. Zu diesen 42 Arten kommen noch folgende 12, die die Herrn D e s j a r d i n s , ß e n n e 1 1 in den Proceedings, Schlegel in der Fauna japonica und ßleeker in den Nat. T. Ned. Ind. beschrieben haben. 1) Ch. zoster Benn. Proc. 1831. Mauritius. 2) Ch. xanthocephalus Benn. Proc. 1832. 3) Ch. festivus Desj. Benn. Proc. 1833. Mauritius. 4) Ch. chrysurus Desj. Benn. Proc. 1833. 5) Ch. aureus Schleg. Faun. jap. 42. lig. 1. C) Ch. oligacanthus Blkr. Java etc. 7) Ch. oxycephalus Blkr. Ternate. 8) Ch. polylepis Blkr. Amboina. 9) Ch. selene Blkr. Solor. 10) Ch. semeion Blkr. Cocos, Celebes etc. 11) Ch. Talii Blkr. Banda. 12) Ch. xanlhurus Blkr. Amboina. Diese 12 Arten, von welchen ich nur den aureus nach der schönen Abbildung der Fauna japonica kenne, sind fer- ner noch in die Unterfamilie Chaetodontinae unterzubrin- gen, was ich später bei näherer Kenntniss dieser Arten thun werde, wenn es nicht von den Autoren dieser Arten selbst geschieht. Die Chaetodontinae zerfallen in folgende leicht auf- zufindende und zu charakterisirende Genera : Ites Genus Citharoedus Kp. Zwei Bündel Zähne am vorderen Rande des Ober- und Unterkiefers, wovon die unleren höher und mehr ent- wickelt sind. Beide Reihen lassen den Mundwinkel völlig lieber die Chaetodonlidac. 137 frei, ohne dass sie sich über diesen in den Mund hinein ziehen. Mehr als 10 Dorsalstacheln und nur 3 Stacheln in der Anal. Cith. Meyeri, ornatissimus etc. 2tes Genus Coradion Kp. Rudimentäre kaum sichtbare Zähnchen auf einer run- den Stelle vorn im Gaumen. Die im Unterkiefer ebenfalls sehr kurz, stehen in einem Winkel mit der Spitze nach vorn. Lippen dick. Lateral bis zur Caudal. ^Veni- ger als 11 Dorsaldornen (9 — 10). Coradion chrysozonus et Bennetti. 3tes Genus Eteira Kp. Vier Stacheln in der Anal. Grosse Zahl Dorsaldornen und sehr geringe Zahl -welcher Dorsal- und Analstrahicn. Et. Iriangularis, Taunayi, Leachi, plebeja. 4tes Genus Chaetodon Kp. Zähnchen bis zum und über den Mundwinkel hinaus in den Mund hinein. Mehr als 10 Dorsalslacheln, nur 3 in der Anal. Ch. slriatus Linn. etc. 5tes Genus Linophora Kp. Ecke der Dorsalflosse fadenförmig verlängert. Schnauze gestreckt. 3 Analdornen. Körper oval. L. auriga, ephip- pium, principalis. Um der Unterfamilie Chaetodonlinae ihren Rang an- zuweisen, ist es nothw endig die ganze Familie Chaetodon- tidae oder Cuvier's grösseren Theil der Squammipenncs zu betrachten. Diese Familie charakterisirt sich durch en- gen Mund nicht bis zu den Augen geöfl'net, durch die feinen borstenartigen Zähnchen in vielen Reihen, und dass die ver- tikalen Flossen mehr oder weniger mit Schuppen bedeckt sind. Durch diese Charaktere zusammengenommen , fallen die Genera Brama , Pempheris und Toxotes als nicht hier- her gehörig hinweg, da sie den Mund bis unter die Augen geöffnet und Palatinzähne haben. Auch in dieser Familie beginnt, wie bei so vielen niedrig stehenden, die letzte Subfamilie mit einer ventrallosen Form, denn der Stachel von Psettus und die äusserst rudimentären Yenlral-Slrahlen können kaum für eine Ventralfiosse angesehen w erden, denn 138 Kaup: Psettiisarten, denen bei allen übrigen Charakteren der Dorn vollkommen mangeln würde, müssten trotzdem in dieses Ge- nus versetzt werden. In diesem Genus ist die Dorsal und noch mehr die Anal ganz abnorm entwickelt und diese ma- chen die Arten viel höher als lang. An diese typische Form schliesst sich Platax unmittel- bar an, bei welcher jedoch die Ventral plötzlich und über- trieben entwickelt ist. In natürlicher Reihenfolge schliessen sich an Platax Pomacanthus *") und Holacanthus an. Platax und Holacan- thus unterbreche ich durch das Genus Centropyge, das ich aus H. tibicen mit 4 Analstacheln bilde. Betrachten wir diese 5 Genera , so ist in den Hola- canthusarten und namentlich in den mehr ovalen, wie dux, mit nicht ulrirten Dorsal- und Analfiossen, die höchste Form erstrebt, die in dieser ünterfamilie erreicht werden konnte. Psettus als niedrigste Form zieht alle übrigen Genera zu sich herab ; ich nenne die Unterfamilie Psettinae. Die nächste Subfamilie, die am meisten Verwandtschaft mit Holacanthus zeigt, sind die Chaetodon Cuv. oder meine Chaetodontinae. Die Beweglichkeit der Dorsaldornen, nicht mehr anliegend und unbeweglich, und dass diese in einem sanften Bogen längs des Rückens, mit Membranen verse- hen, stehen, ist schon bei Holacanthus erreicht und bleibt auch in dieser Unterfamilie als eine Errungenschaft stehen. Nur das Genus Linophora mit seiner fadenförmig endigen- den Dorsal erinnert an die niederen Formen von Holacan- thus, Pomacanthus und Platax, ebenso einige Arten des Ge- nus Eteira, wie E. triangularis und Leachi. Bei allen Chae- todontinae ist die Schnauze vorspringend und nur bei den höchsten Arten des Genus Citharoedus fällt die Stirn, wie bei Ephippus und Dipterodon, steil ab und die Schnauze tritt zurück. So unwichtig die Zahl der Analdornen bei anderen Genera, wie z.B. bei CentrarchusCuv. ist, so zeigt doch Eteira und später das Genus Scatophagus, dass sie im ") balleatus, cingulatus und quinquecincUis C. Y. sind Varietäten von Taiu. lieber die Chaetodontidae. 139 Verbände mit anderen Kennzeichen ein gutes Geniismerk- mal in dieser Familie abgeben. In der nun folgenden Unterfamilie, deren intimere Verwandtschaft unter sich einleuchten muss, und die aus den Genera Therapaina (strigatus Langsd.), Chelmon, Hen- jochus und Zanclus besteht , sehen wir ebenfalls wenig Streben, den gestachelten Theil der Dorsal von der weichen Flosse zu trennen ; am w enigsten in dem Genus Zanclus, w^o ausser den vorderen zwei Stacheln der abnorm verlän- gerte 3te und die 4 folgenden fast in der Weichheit den übrigen weichen Strahlen gleichen und sich nur durch ihro Einfachheit und ungegliedertes Wesen unterscheiden. Die chagrinartige Haut, die abnorme Höhe des Kör- pers und die Einfachheit der Dorsalstrahlen stellt Zan- clus als die Psettus ähnlichste Form ans Ende seiner Un- terfamilie. Nächst diesem Genus stellen sich die Henjochusarten als die Formen, welche den Chaetodon sehr ähnlich sehen und sich durch die mehr oder mindere Verlängerung des 4ten Dorsalstachels auszeichnen. In diesen Formen ist schon deutlicher der gestachelte Theil der Dorsal von den weichen Strahlen getrennt. Von diesem Genus bin ich nicht vermögend die Taurichthys C. V. zu trennen, die sich nur unterscheiden, dass der 4te Stachel der Dorsal unbe- deutend länger als die folgenden ist. Der Stachel über den Augen ist kein generisches Kenn- zeichen, da er auch bei Henjochus vorkommt. Das 3te Genus , das wie Centropyge , Eleira und der später zu erwähnende Scatophagus 4 Stacheln in der Anal- flosse hätte, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Bei dem 2ten Genus Chelmon mit mehr ovalem Kör- per sind die Stacheln der Dorsal gleichmässiger entwickelt und stehen bei longirostris in einem schwachen Bogen, während die quergebänderten, wie rostratus und truncatus (Chaet. truncatus Kner) , steiler aufsteigen , überhaupt hin- ten höher sind und steiler zur Caudal abfallen. Bei allen genannten Genera , wie Chelmon , Henjo- chus und Zanclus , sind Arten , v/elche die obere Augen- 140 K a II p : kreise gestachelt oder mit einem Hörnchen versehen ha- ben. Chelmon zeigt Analogieen in der Zahnbildung, in der geringen Zahl der Dorsalstacheln mit dem Genus Coradion (Ch. chrysozonus K. et H.) Die Länge des Rüssels und die zugespitzte Pectoral der Chelmons erinnert an den Yogei- typus und seine Industrie mit Wassertropfen Insekten her- abzuschiessen an die Larven des Myrmeleon. In dem ersten Genus Therapaina (strigatus Langsd.) ist der gestachelte Theil mit "vvohl enlAvickelten Stacheln versehen, die frei von Schuppen und mit deutlichen Mem- branen versehen sind. Ich nenne diese Subfamilie einstweilen, bis das na- mengebende 3te Genus entdeckt ist, Henjochinae. Die 2te Unterfamilie bilden die Genera Ephippus, Dre- pane und Scatophagus. Ich nenne sie Drepaninae. Scatophagus zeigt wie Centropyge und Eteira 4 Sta- cheln in der Anal, Drepane die längste Pectoral in der gan- zen Familie und bei Ephippus mit gewölbter Stirn und steil abfallendem Profile ist die Dorsalflosse in zwei deutlich getrennt. Die erste Unterfamilie, die ich Dipterodonlinae nenne, zeigen ebenfalls freie Dorsalstacheln mit schuppenlosen Mem- branen. Bei Dipterodon mit Sargus -ähnlichen Schneide- zähnen und Ephippus -ähnlicher Stirn und Profil ist die Dor- sal deutlich getrennt, was bei Pimelepterus nicht der Fall ist. Diese Unterfamilie ist die mangelhaftest bekannte von allen, denn sie zeigt nur 2 Genera. Nach diesen Voraussendungen wage ich es die Chac- todontidae wie folgt zu ordnen : I. Subfamilia. Dipterodontinae : 1. Dipterodon. 2 3 4 5. Pimelepterus. II. Subf. Drepaninae: 1. Ephippus. 2. Drepane. 3. Sca- tophagus. 4 5 III. Subf. Henjochinae : 1. Therapaina. 2. Chelmon. 3 4. Henjochus. 5. Zanclus. IV. Subf. Chaelodontinae: 1. Cilharoedus. 2. Coradion. 3. Eteira. 4. Chaetodon. 5- Linophora. V. Subf. Psettinae : 1. Holacanthus. 2. Pomacanlhus. 3. Centropyge. 4. Platax. 5. Psetlus. lieber die Chaetodontiilcie. 141 Die Ichtli^ologen , welche nicht glauben können oder wollen , dass eine jede Familie u. s. w. ein in sich abge- schlossenes Ganzes bildet-, das in sich und durch sich ge- ordnet werden könne, die leider nicht zugeben, dass jede Familie u. s. w. ihr Wurzel- und Blütheglied besitzt, und dass in allen Formen einer Unterfamilie, Familie ein Stre- ben von niederer zur höheren Gestaltung zu erkennen ist, und die lieber zugeben , dass die Natur spiele und ohne feste Gesetze agire — wollen und können meine Versuche als nutzlose Spielereien betrachten und mögen sich an die kritische Ausscheidungen der Nominalspecies halten, an de- nen ich wenigstens beweise, dass ich die Arten zu unter- scheiden verstehe. Möglich , dass die Zoologen, wenn die Lücken später ausgefüllt werden, den Glauben erhalten, dass die Natur nicht spielt. IV. Subfamilie Chaetodoutiiiae. Erstes Genus Citharoedus Kp. Zähne in zwei Bündeln im vorderen Theile des Ober- und Unterkiefers, die den Mundwinkel frei lassen. Die des Unterkiefers bedeutend länger als die des Oberkiefers , die kurz und mehr rudimentär sind. Die Stirn fällt in diesem Genus am steilsten ab und die Schnauze springt selten vor. Die Lateral endigt in der Nähe des Endes der Dorsal, die mehr als 10 Stacheln besitzt und sich stets stumpf und nie- mals fadenförmig verlängert. In der Anal nur 3 Stacheln. Durch letzteren Charakter unterscheiden sie sich von Eteira, durch stumpfen Kopf und Dorsalflosse von Linophora und durch die Zahnbildung von Coradion und Chaetodon. Man kann sie , wie später die Chaetodon , nach der Zeichnung weiter eintheilen: a) Mit Längs- oder schief von unten nach oben und hinten gehenden Streifen. 1) C. Meyeri BI. Syst. p. 223. Operkel violett mit weissem vertikalen Streifen. Keine parallele orange Streifen zwischen Pectoral und der Kehle. D. 12/26. A. 3/21. Molukken. 142 K a u p : 2) C. ornatissimiis Sol. Cuv. p. 22. Operkel orangefarbig-. Drei parallele Streifen zwischen rectoral und der Kehle. D. 12/26. A. 3/19. Otahcitc. Var. Mit mehr wagerecht gehenden Längsstreifen. Au- genslreifen nur bis zur Spitze der Brust, 2ter nur zum Rande des Operkels. D. 13/21. A.3/20. 3) C. vittatus Bl. Ende des Rückens mit keilförmigem gelbbegränzlen schwarzen fast vertikalen Fleck , der sich etwas auf den Schwanzrücken fortsetzt. Auf der weichen Dorsal selbst, die strohgelb ist, zwei fast parallele Linien vor dem breiten gelb- lichen Rande. Auf der Mitte der Caudal ein breites schwar- zes gelbbegränztes Band. Auf der bräunlichen Anal eine schwarze gclbbegiänzte Schleife. Rand schwarz und weiss gesäumt. 4) C. austriacus Rüpp. Wirbelth. t. 9. fig. 2. Dorsal schwarz auf beiden Seiten gelbbegränzt. Anal schv/arz mit gelbem Rande. Caudal schwarz, gelbbegränzt und mit zwei gelben Flecken auf beiden Kanten und weiss- lichem Endsaume. Afrika. 5) C. lucluosus C. V. p. 37. Fast schwarz mit derSlreifung der vorigen. D. 14/17. A. 3/16. 6) C. taunigrum C. V. p. 38. Zwei schwarze Streifen der Caudal bilden die Form eines liegenden T oder Hammers. Alle übrigen Flossen bleich. D. 13/21. A. 3/20. b. Mit senkrechten Linien oder Querbinden. 7) C. octofasciatus Bl. 215. hg. 1. üeber die Stirn zu den Lippen ein schwarzer Längs- slreifen. Augenstreifen in die Brust hinein, 2ter über den Operkel und Brust zur Ventral. Der 3te vor, der 4te hin- ter dem Anus, der 5te, Gte und 7te über die hintern Thcilc der Dorsal und Anal. Der 7te über die Schwanzwurzel. Der 8te bildet den Rand der an der Dorsal nach innen weiss gesäumt ist. Hinter der schmalen 2ten schwarzen Schwanzbinde eine bräunliche. D. 11/22. A. 3/17. Ueber die Chaetodontidae. . 143 c. Seiten mit Chevrons geziert. 8) C. Iriangulum K. et H. Mit kurzer plötzlich vorspringender Schnauze. Diese ist wie Stirn und Kinn schwarz. Lippen bräunlich. Augen- streifen auf beiden Seiten weiss begränzt, zieht sich bis zur Ventral. Sein vorderer weisser Streifen als schmales Streif- chen zur halben Brust. Sein hinterer noch breiterer weisser Streifen von dem 2ten Dorsalstachel bis zur Ventral. Die- sen begränzt ein dunkler Streifen , der vom 3ten Dorsai- stachel über den Operkel zur Ventral zieht. Er ist von der Pectoral herab mit gelbem Streifen begleitet, der später horizontal bis über die Analdornen zieht. Auf diese auf- fallende Kopfzeichnung folgen die Chevrons, die nach oben zu der Dorsal hin nach hinten sich brechen und in Punkte sich auflösen ; die nach hinten sich erhebende Dorsal bildet einen steil abfallenden Winkel und hat eine schwarze und gelbe Linie vor dem grauen Rande. Das schiefe von hin- ten nach vorn gehende schmale hellbräunliche Schwanz- band zieht sich als senkrechte Linie in das obere Drittel der Caudal. Anal mit zackiger schwarzer Randlinie, die gelb umrandet ist und weisslichen Endsaum hat. Die hohe Caudal fast gerade abgestutzt zeigt am Rande zwei schwarze Linien, dann ein strohgelbliches Band und am Rande einen grauen Saum. Die Grundfarbe des Körpers ist nach hinten hin olivenfarbig. Pectoral hellbräunlich. Ventral gelblich. D. 11/26—27. A. 3/21—22. Java, Afrika. Es ist mir räthselhaft , wie Herr v. Bleeker diese Art mit collaris Bloch zusammenbringen konnte und hier ist ein Fehler von Kühl und Ha s seit früher begangen zu vermuthen. 9) C. Mertensi C. V. p. 47. Die Schnauze noch etwas mehr vorspringend. IVur einen Augenstreifen , der schmal ist. Ein breites oranges Band über den hinteren Theil des Körpers, das sich ver- schmälernd in die Anal hineinzieht, die schwärzlich be- gränzt ist. Ueber die Mitte der Caudal eine gelbe Binde. Der hintere Winkel der Dorsal etwas spitzer. d. Mit halbrunden Flecken in Reihen über der Pecto- ral, Ventral und Analgegend. 144 K a u p : 10) C. pnnctatofasciatiis C. V. p. 28. Mit ungewöhnlich kleinem Munde und sehr starken Anal- und Dorsalstacheln. Oberlippe schwarz. Augenstrei- fen unvollständig, in der Mitte gelb, am Rande schwarz be- gränzt. Der obere läuft spitzwinkelig zu und ist von aussen gelb begränzt. Der untere schmalere setzt sich, am Auge breiter werdend , in dieses fort. Vor dem ersten Dorsal- dorne ein schwarzer gelbbegränzter Fleck. Dorsal und Anal mit schwarzem , schwefelgelbem und orangefarbigem Saume. Caudal gelb mit schwarzem, schmalen halbmond- förmigen Bande vor der hinteren ncutralfarbigen Hälfte. Sieben breite vertikale Binden bis zu den Punktreihen. j). 13—14/22—24. A. 3/19—20. Amboina. e. Einfarbig ohne Streifnng oder wo die Schuppen nur mit dunklen Rändern umgeben sind und Maschen eines Netzes bilden. Zu letzteren gehört : 11) C. collaris Bl., reticulatus C. V. pl. 171. Schnauze schwarz, ebenso ein breites Stirnband, wel- ches eine graue Binde zwischen beiden Augen freilässt. Unter den Auffen eine breite zur Ventral ziehende Binde. Dorsal linienartig. Anal breiter, schwarz gesäumt. Schwanz- wurzel schwarz. Vor dem Rande der Caudal mit zwei pa- rallelen Linien. D. 12/27. A. 3/22. Otaheite. Zu den fast einfarbigen ohne Sfreifung und Punktrei- hen gehört: 12) C. melastomus Bl. Seh. Syst. p. 224. Der Augenstreifen zieht vom ersten Dorsaldorne bis zu den schwarzen Ventralen. Dorsal und Anal am Rande mit feinem schwarzen v^eiss gerändertem Saume. Schwanz gelblich mit breitem schwärzlichen Endsaume- Lippen schwarz. Stirn convex, so breit wie der Diamefer des Au- ges. Bei manchen Exemplaren sieht man nach dem Schwänze hin erloschene Punkte auf jeder Schuppe einen , die Reihen bilden und bei anderen zwei erloschene dunklere Binden über die vordere und mittlere Hälfte des Rumpfes. D. 13/21—22. A. 3/17— 20. Wäre die Angabe von 3/14 Analstrahlen nicht, so lieber die Chaetodontidae. 145 Aväre ich geneigt melamystax Bl. Seh. p. 224 hier zu die- ser Art zu ziehen. Molukken und Mosambique. Unter diesen fast streifenlosen Formen giebt es schliess- iicli Formen, die einen grossen schwarzen, runden oder ovalen Fleck unter den Dorsaldornen haben, durch den die Lateral zieht. Die am länorsten bekannte Art ist: Cith. unimaculatus Bl. 201. fig. 1. Kürzer, allein etwas höher als melastomus. Der runde schwarze Fleck unter dem 9ten — 12ten Dorsalstachel. Augenstreifen geht nicht ganz bis zur Ventral, die gelb- lich ist. lieber den Augen ein lichterer Winkelstreifen, der die schwarze Farbe von der bräunlichen der Schnauze scheidet, lieber den Auo-en ist die Stirn concav und vor dem ersten Stachel convex. Alle Schuppen in der Mitte mit erhabenen Punkten. Der senkrecht abfallende Theil der Dorsal, der Wurzel des Schwanzes und die Anal mit brei- ter schwarzer Borde. Caudal bräunlich ohne Binden. C. speculum K. et H., C.V. p. 73. Gleicht nach Valepciennes dem vorigen sehr, ist jedoch brillant goldgelb und zeigt den schwarzen Fleck viel grösser. Ihr fehlt die schwarze Schwanzbinde und der schwarze Rand der Dorsal und Anal. D. 13/? A. 3/? Java. C. spilopleura Reinw. Cuv. Val. p. 74. Diagnose. 14/17 Dorsalstrahlen. Beschreibung. Gestreckter und mehr oval, als die drei vorhergehenden. Der Kopf fällt steiler ab und die Schnauze springt nicht vor. Die Stirn ist breiter als der Diameter des Auges. Der schmale Augenstreifen , fein lichter begränzt, geht nicht zum ersten Dorsaldorn und endigt am Rande des Kiemendeckels. Praeoperkel deutlicher am vertikalen Rande gezähnelt und am horizontalen deutlicher faltig gekerbt. Der schwarze ovale Fleck steht weiter nach hinten. Die Schuppen sind länger als hoch mit etwa 7 erhabenen Ripp- chen auf dem Fächer der Wurzel, der bei unimaculatus, wo die Schuppen höher als lang sind, 15 zeigt. Vertikal zeigt der Körper 24 und horizontal gegen 45 Schuppenreihen. Den Schuppen fehlen die glänzenden Punkte in der Mitte, Archiv f. Isalurg. XX Vi. Jahrg. 2. Bd. 10 146 K a u p : die den unimaculatus auszeichnen. Bei hellem Lichteinfalle sieht man unter der Lateral über der Mitte jeder Schuppe ein dunkles Streifchen, die zusammen dunkle Längsstreifen bis zum Schwänze hin bilden. Valenciennes beschreibt noch einen schwarzen Fleck in der Dorsal , den mein Exemplar von Mosambique aus dem Hamburger Museum nicht besitzt. Es zeigt, wie das von den Molukken, weder an der Dorsal, Caudal, Anal noch Schwanzwurzel schwarze Borden oder Bänder, allein die Schuppenränder der Pecto- ral- und Ventralregion sind schwärzlich. Operkel mehr silberfarbig. Pectoral mehr bräunlich als die Caudal. Die Ventral ist an den Wurzeln der Strahlen gelblich mit lich- teren gelblich an den Rändern und bläulichen Membranen. Molukken und Mosambique. Es kommen so viele Arten in dieser Familie vor, die Indien und Afrika zugleich angehören, äass ich glaube, dass man später alle indische Arten in Afrika und umgekehrt finden wird. Zweites Genus Coradion Kp. Kurze, kaum sichtbare Zähnchen hinter den dicken Lippen, die im Unterkiefer einen spitzen Winkel nach vorn hin bilden. Hinteres Nasenloch hoch am Rande der dorni- gen Augendecke gelegen. Praeoperkel deutlich gezähnelt. Die Lateral mit deutlichen Porenröhren bricht sich winke- lig unter dem 6ten Stachel, geht längs des Rückens herab und zieht über die Mitte des Schwanzes zur Caudal. Zeigt unter allen Chaetodontinae die geringste Zahl Dorsalstacheln und die grösste Zahl weicher Strahlen. Ventral sehr lang bis zum 2ten Analstachel reichend. 1) Coradion chrysozonus Kp. Chaetodon chrysozonus et labiatus K. et H., C.V. p. 82. 83. Chaetodon melanopus C. V. p. 84. Lippen und Stirnstreifen , wie Augenstreifen bis zur Brust und der Ventral schwarz. Fast so hoch als lang. Auf der Mitte des 8ten bis 12ten Strahls der weichen Dorsal eine schwarze licht begränzte und dunkel eingefasste Ocelle. Ueber die CJiaetodontidae. 147 Auf dem Ende des Schwanzes eine schwärzliche Binde. Ventral schwarz mit komprimirtem bläulichen Stachel. D. 9/29. A. 3/20—21. Java. Dr. V. Bleeker sieht den chrysozonus mit unzähli- gen gelben Punktstreifen der Länge nach, den labiatus mit zwei vertikalen gelben Bändern und den melanopus mit einer Ocelle auf der Anal für eine und dieselbe Art an und wir müssen ihm als einem so vortrefflichen Beobachter fol- gen, obgleich wir nicht alle Belegstücke für diese Behaup- tung haben. 2) Coradion Bennetti Kp. Chaetodon Bennetti C. V. p. 84. Chaetodon vinctus Bennetti. Fast zweimal so lang als hoch. Die schwarze blau- bcgränzte Ocelle gross, oval und erstreckt sich über das hintere Drittel des Rückens. Ueber und unter der Pectoral zwei blaue nach hinten schief aufsteigende Streifen. Zeigt ebenfalls nur 9 Stacheln. Sumatra. Drittes Genus Eteira Kp. Megaprotodon Guich. (part.). Diagnose. Vier Stacheln in der Anal. Beschreibung. Oblonge Gestalten mit grosser Zahl Dornen in der Dorsal und Anal und ungewöhnlich gerin- ger Zahl weicher Strahlen. Die Zahnbildung wie bei Ci- tharoedus und die Ecke der Dorsal meist ungewöhnlich ver- längert, wie bei Linopliora. Durch beide Charaktere kom- men die vier bis jetzt bekannten Arten in überspringende Verwandtschaft zu beiden Geschlechtern. Die Schuppen des Körpers sind höher als lang. Die Caudal breitet sich am Rande sehr aus und ist daselbst schwach bogenförmig. Nur den heissen Meeren der alten Welt angehörig. C u V i e r und Valenciennes bringen die Arten unter drei verschiedene Abtheilungen. 1) Eteiria triangularis. Chaetodon triangularis Rüpp. Atl. pl. 9. fig. 3 mit guter Abbildung. 148 K a 11 p : Chaetodoii strigangulus Sol. C. V. p. 42. PI. 172. Manuscriptname. Diagnose. Dorsal am Winkel zugespitzt, allein die Schwanzspitze nicht erreichend, und ohne Ocelle. Seiten mit Chevrons. Caudal schwarz mit gelber Einfassung und schwarzer Linie vor dem weisslichen Rande. Beschreibung. Stirn schief abfallend und grünlich. Von dem grösseren vorderen Nasenloche mit Läppchen nach hinten ein gelbliches Streifchen zur Oberlippe hin. Der breite Stirnstreifen zur Brust reichend , breit gelblich weiss begränzt. Gegen 20 Chevrons auf den Seiten. Variirt. Die Cuvier-Valenciennes'sche Abbildung zeigt schw^arze Flecken; ein Exemplar von den Molukken zeigt zwei längliche gelbliche Flecken nächst der Lateral: bei dem von Valenciennes abgebildeten Exemplare ist die schwarze Einfassung in der weichen Dorsal und Anal brei- ter, während sie bei meinen Exemplaren feine Linien dar- stellen; auch die Gestalt der Chevrons namentlich nach dem Schwänze hin variirt. Ich ziehe den Rüppell'schen Namen vor, da dieser Reisende zuerst eine gute Abbildung und Beschreibung gegeben hat und dieser nicht wissen konnte, dass Sol an- der ihn im Manuskripte bereits beschrieben hatte. Etwas anderes wäre es, wenn dieser strigangulus irgendwo dia- gnosirt wäre. Die alleinige Anführung des Namens kann nicht massgebend sein. D. 14/15. A. 4/14. Die Angabe von 5/14 Analstachel scheint auf einem Fehler zu beruhen, da die von Vale n ciennes gefertigte Abbildung ebenfalls nur vier zeigt. ' 2) Eteira Taunayi Kp. Ch. Taunay Q. et G. Freyc. voy. T. 62. fig 5. Ch. trifascialis Q. et G. nach Bleeker. Ch. bifascialis C. V. p. 48. Megaprotodon bifascialis Guichen, nach Bleeker. Ein breites vertikales Band von der hinteren Hälfte der weichen Flosse zieht bis zum Rande der hinteren Hälfte der Anal herab. D. 14/16. A. 4/16. Insel Guam. Die Abbildung von Q. et G. ist nicht genau und die Chevrons sind vergessen. Ueber die Chaetodontidae. 149 3) Eteira Leachi Kp. Chaet. Leachi C. V. p. 49. Das zugespitzte Jiintere Ende der Dorsal erreicht fast das Schwanzende. Es ist der 5te Strahl, der so verlängert ist. Zeichnung nicht anzugeben. Von beiden Arten sagt Valenciennes, dass die unteren vorderen Zähnchen viel länger und in Häkchen vorn verlängert sind , was nicht bei trianguJaris der Fall ist, wo zwar die unteren Zähnchen, wie bei allen Citharoedi verlängert, allein keine eigentlichen Häkchen bilden. Es ist diess sicherlich kein Hauptcharakter dieses Genus. 4) Eteira plebeja Kp. Ch. plebejus Brouss. C. V. Eine schwarze weiss umgränzte Ocelle auf der obe- ren Hälfte der weichen Dorsal. Dorsal und Anal an den Enden abgerundet. Ohne Chevrons. D. 14/17. A. 4/15. Südsee. Viertes Genus Chaetodon Kp. Die Schnauze springt stets rüsselartig vor. Die be- deutend kürzern Zähnchen stehen zwar aufrecht, allein ge- hen bis zum Mundwinkel und häufig über ihn hinaus in den Mund hinein. Die Lateral endiort geo-en das Ende des wei- chen Theils der Dorsal. Diese wie die Anal endig-en in einen stumpfen Winkel. Die Anal, wie bei den meisten Genera, zeigt nur drei Stacheln. Mehr als 10 Stacheln in der Dorsal. Die Ventral erreicht den Anus. Sie sind mit Ausnahme von Europa über alle Meere heisser Länder verbreitet. Man kann sie wie die Citharoedi eintheilen: a. Mit Längs- oder schief von unten nach oben und hinten gehenden Streifen. 1) Chaetodon Frehmli Benhetti C. V. p. 24. Mit 7 blauen etwas schiefen Linien, von welchen die erste mit der 3ten vor dem Ende der 2ten sich wieder ver- bindet. Auf dem Nacken vor dem ersten Dorsaldorne ein schwarzer Fleck. Ein breites schwarzes Band zieht vom hinteren Theile der Dorsal zur Basis des Schwanzes. Die Caudal mit zwei vertikalen schwarzen Linien und weisser Borde. Sandwich-Inseln. 150 Kaup: 2) Chaetodon fasciatus Forsk., liinulaC.V. 1. 173, biocellatus C.V. Der breite Stirnstreifen geht über die Ang-en zum ho- rizontalen Rande des Praeoperkels und ist nach oben hin mit breiter weissen Binde eingefasst. Unter den 6 — 7 ersten Stacheln ein schwarzer Fleck mit zwei weissen Streifen und weisser Einfassung , der zuweilen fehlt (Rüpp. Atl. t. 9. iig. 1.). Auf den Seiten braun aufsteigende Streifen. Auf dem weichen Theile der Dorsal mit zwei schwarzen Streifen und schwarzem Saume. Anal mit schwärzlichem Saume und lichterem Rande. Caudal vor dem Ende mit schmaler schwärzlicher Binde. Ch. biocellatus, wahrscheinlich das Männchen, zeigt auf dem weichen Theile der Dorsal und auf der Schwanzwurzel zwei weiss oder gelb umgebene Ocellen. D. 12/24. A. 3/18—19. 3) Chaetodon ocellicaudus C. V. p. 69. Augenstreifen geht bis zur Kehle; nur auf dem Schwänze eine weiss umgebene Ocelle. D. 12/20. A. 3/17. 4) Chaetodon melanotus Bloch Sehn. Syst. p.224. Ch. dorsalis Reinw. Rüpp. Atl. T. 9. fig. 1, marginatus Ehrenb. C. V. p. 57 , Abhortani C. V. p. 58. Mit schmalem schvA^arzen Augenstreifen und schwar- zem Kehlflecke. Rücken nach der Dorsal hin schwarz. Auf der Wurzel des Schwanzes zwei schwarze Flecken; vor der neutralfarbigen hinteren Hälfte der Caudal eine schwarze Linie. Ueber der Anal ein schwarzer Fleck. Dor- sal und Anal feurig orange mit dunklerer Einfassung vor dem lichteren Rande. D. 12/20—23. A. 3/18—19. Indien und Afrika. 5) Chaetodon Reinwardti Kp. , Ch. melanotus Reinw. C. V. p. 71. Gleicht dem vorigen, allein zeigt schwarze Ventralen und geringe Zahl weicher Analstrahlen. D. 12/25. A. 3/13 (?). Valenciennes vergleicht ihn in der mehr senkrechten Stirn mit collaris , was man bei melanotus Bloch mit mehr schiefer Stirn nicht kann. Molukken. Bleeker hat ihn leider bis jetzt nicht wieder aufgefunden. Leydener Mus. Ueber die Chaetodontidae. 151 b. Mit senkrechten Linien oder Qiierbändern. a. W\X senkrechten schmalen Linien auf den verti- kalen Rändern der Basis der grossen Schuppen- reihen. 6) ChaetodonfalcuIaBl. pl.426. fig-. 2. C.V. p. 41. Gelb. Augenstreifen geht bis zum Rande des Kiemen- deckels. Auf dem Rücken zwei schwarze fast dreieckiofe Flecken. Erster vom Isten bis 5ten Stachel , zweiter von den drei letzten Dorsalstacheln in ein Drittel des Rückens ziehend. Zwischen diesen Flecken 11 — 12 schwarze fast senkrechte Linien. Auf der Schwanzwurzel eine schwarze Binde ; weicher Theil der Dorsal schwarz gesäumt. Anal ähnlich gesäumt mit schwarzer Linie näher dem Schwänze zu, die nicht zur Hälfte der Anal geht. Zeigt den längsten Rüssel, der etwas mehr als zweimal so lang ist als der Diameter des Auges. Bloch wie sein Zeichner haben sich nicht die Mühe genommen, diese Art aus der Flasche herauszunehmen, um sie zu beschreiben oder abzubilden; daher lässt es sich erklären, dass die Beschreibung wie Abbildung so höchst fehlerhaft sind. D. 12/25. A. 3/30. Coromandel, Mosambi- que. Der irrig gezähnelte Praeoperkel bewog Lacepede ihn zu Pomacentrus zu stellen, 7) Chaetodon mesoleucus Forsk. , hadjan BI. et Sehn. Rüpp. Neue Wirbelth. Tab. 9. fig. 1. C. V. p. 56. Weiss, vom 4ten Dorsalstachel abgeschnitten schwärz- lich mit 12 — 14 schwarzen Linien. Augenstreifen schmal, reicht nur bis unter das Auge. Caudal mit weissen halb- mondähnlichem Querband und Saum. 13/22—24. A. 3/19—22. Afrika ; bis dahin nicht in indischen Meeren aufgefunden, was jedoch später der Fall sein wird* 8) Chaetodon lineolatus Q. et G., lunalus et se- milarvatus Ehr. C. V. 40. 57. 39. Rüpp. Neue Wirbelth. tab. 9. 3. Bläulichweiss mit 10 violetten Linien vom 3ten Dor- salstachel an. Augenstreifen sehr breit bis zum Rande des Kiemendeckels. Auf dem vorderen Rande des Augenstrei- fens über den Augen ein dreieckiger weisser Fleck. Dorsal, 152 Kaup: Anal und Caudal gelb. Ein schwarzer Streifen vom 6tcn Dorsalstachel, auf beiden Seiten gelb begränzt, zieht längs des Rückens über die Schwanzvvurzel etwas in die Anal hinein. Caudal vor der lichten Borde mit zwei schwarzen Linien. Afrika und Molukken. D. 12/25—27. A. 3/21. Eh- renberg gab bei lunatus die Zahl (15) der weichen Anal- strahlen sicher zu gering an. Hierher gehört noch 9) Ch. dizoster C. V. von der Insel Bourbon nach einer Zeichnung beschrieben. YII. p. 527, 10) Chaetodon ulietensis C. V. p. 40. Mit gestreckter und spitzer Schnauze ; hinterer Theil der Dorsal am höchsten. Ausser den linienartigen Streifen zwei weniff markirte Binden. Eine von der Mitte der Stacheln, die andere auf den weichen Stralilen der Dorsal beginnend. Schwanzwurzel mit einem Bandflecke. Der Au- genstreifen schief und die Stirn hat lichte Querstreifchen. Nach einer Zeichnung von Parkinson. Insel ülietea. ß. Mit breiten und weniger zahlreichen Band- streifen. 11) Chaetodon strialus Linn. Seba 25. fig. 9. Bl. 205. fig. 1. Weiss mit zwei breiten schwarzen Binden; die erste vom ersten bis vierten Dorsaldorne, die zweite unter dem g — loten Dorsaldorne bis zum Anus und in die Anal hin- einziehend. Der Augenstreifen schmal, schief bis fast zum ersten Dorsaldorne und bis zum Rande des Operkels. Dor- sal braun mit dem hinleren Quersireifen zusammenfliessend, gegen das Ende hin mit weissen Streifen und breitem, zackigen, schwärzlichen Bande, das weiss gesäumt ist. Anal ähnlich gefärbt, allein der äussere weisse Saum ist gelblich gesäumt. Die Caudal an der Wurzel mit bräunli- chem Bande, als Fortsetzung der bräunlichen Dorsalfarbe, auf diese folgen bei meinem Exemplare drei Buchstaben - ähnliche rothbräunliche Figuren, auf diese die weisse Gruud- farbe des Schwanzes , auf diese das breite nach hinten schAvarzbegränzte Band, das nach vorn hin zackig ist; auf dieses Band folgt eine gelbliche Binde mit grauer Borde. Ventral schwarz , nach der Wurzel hin weisslich. Ueber die lichteren Theile graue und über die Bänder schwärz- Ueber die Chaetodonlidae. 153 liehe Streifen der Länge nach bald nach oben, bald nach unten hin gerichtet, bald durchlaufend, häufig unterbrochen und Gabelform annehmend. D. 12/20. A 3/16. Antillen. 12) Chaetodon modestus Schleg. Fn. jap. 41. 2. Mit schwarzem Fleck auf den oberen Strahlen der weichen Dorsal. Noch höher als striatus mit stärkeren und längeren Dorsaldornen; der mittlere Analdorn jedoch schwä- cher und kürzer. Farbe weiss ohne longitudinale Linien mit zwei breiten gelbbraunen Bändern und einer schmäle- ren und blasseren Augen- und Schwanzbinde. Die erste breite Binde geht von dem 2ten bis Tten Dorsalstachel zur Ventral , die 2te geht vom 8ten Dorsalstachel herab und bedeckt bis auf die weisse Borde der Dorsal und Anal den ganzen Hinterkörper. Die Caudal schwach gabelförmig aus- geschnitten. D. 11/22. A. 3/18. Japan und China, aus letzterem erhielt ich zwei getrocknete Exemplare. Sollte wohl Bloch diesen gekannt und ihn mit striatus verwech- selt haben, indem er bei letzterem auch Japan als Yater- jand angiebt? c. Mit Winkelstreifen, wovon die oberen nach oben und die übrigen nach unten gerichtet sind. «. Mehr rund mit entwickelteren Dorsalslacheln, wo- durch sie sich den vorhergehenden annähern und namentlich dem striatus, bei dem die Chevrons nur unregelmässig sind. 13) Chaetodon capistratus Linn. Bloch 205. 2. Seba 25. lig. 16. Vor der Wurzel des Schwanzes, halb auf dem Schwänze, halb auf der Dorsal ein grosser, runder, schwarzer, breit und deutlich weiss umgränzter Fleck. Durch diesen Fleck zeich- net sich diese Art von allen aus. Die schwärzlichen zum Theil Punktstreifen slossen spitze Winkel bildend nach vorn zusammen, mit Ausnahme von den oberen und unteren, die einfach nach vorn hinlaufen. Eine braune Linie, begleitet von w eissem Rande, umgiebt den weichen Theil der Dorsal und Anal. In der Mitte des Schwanzes zwei zackige pa- rallele braune Linien. Der schmale Augenstreif braun, weiss- lich begränzt. Antillen. D. 12—13/19. A. 3/17. ß. Mit Linien, die schief vom Kopfe nach den Dor- 154 Kaup: saldornen hinziehen. An die hinterste stossen die von der Anal aufwärts steigenden. 14) Chaetodon vagabundus Linn. Bloch 204. fig. 2. Mit 6 Streifen vom Kopfe ausgehend, an die 6te schlies- sen sich 11 von unten und hinten her kommend winkelig an. Vom 8ten Dorne ein schwarzer Streifen, der sich nach hinten verbreitet, über den Schwanz herabzieht und sich zum Theil in die Anal versenkt; nächst diesem Streifen ist die Dorsal gelb mit schwarzer in der Mitte bläulicher Borde vom 8ten Dorne an bis zur Ecke der weichen Dor- sal. Die ebenfalls spitzwinklige Anal mit schwarzer Borde, die durch eine gelbe Linie von dem blassen Rande geschie- den ist. Schwanz in der Mitte mit mondförmigem Fleck und vor dem weisslichen Rande mit schwarzer Binde. D. 13/25. A. 3/22. Afrika, Molukken, Otaheite. 15) Chaetodon pictus Forsk. Mit schwarzen weichen Dorsal- und Analstrahlen. Diese Art verhält sich zu vagabundus wieRüppel's au- striacus zu vittatus. Die lichteren Querstreifen auf der Stirn, die im Spiritus leicht verschwinden , können diese Art nicht von decussatus unterscheiden, indem der vaga- bundus ebenfalls mit lichteren Stirnstreifen abgebildet wird. Renard I. fig. 126. D. 13/25. A. 3/21. Afrika, Asien, Mo^ lukken, Otaheite. 16) Ch. nesogallicus C. V. p. 63. Gleicht sehr dem vagabundus, allein hat auf der Mitte der weichen schwarzen Dorsal eine schwarze weiss umfasste Ocelle. Nur eine wenig markirte schwarze Linie auf der Basis des Schwanzes. D. 13/24. A. 3/22. Bourbon. d. Mit Längsstreifen schwarzer Punkte. 17) Ch. miliaris Q. et G. Yoy. de Freyc. pl. 62. fig.5. C. V. p. 26. Schnauze wenig verlängert. Mit Reihen von grösse- ren und kleineren Flecken auf gelblich weissem Grunde. D. 12/22. A. 3/19. Sandwich-Inseln. 18) Chaetodon citrinellus Brouss. C. V. p. 27. Renard L fig. 59. Der Augenstreifen liegt viel schiefer, als bei der vo- rigen und auf beiden Seiten weiss begränzt. Längs den Ueber die Chaetodontidae. 155 Dorsaldornen ist der Rücken rothbraun. Die Anal mit schwarzer Borde und einem gelben Streifen auf dem inne- ren Rande der schwarzen Borde. Weder auf der weichen Dorsal noch Schwanz mit Zeichnung. D. 14/21. A. 3/16. Insel Guam, Otaheite, Molukken. e. Fast einfarbig. 19) Chaetodon princeps C. V. p. 33. Ren. fig.58. Mit sehr vorspringender oben concaver Schnauze. Grundfarbe gelblich. Alle Schuppen gross und rhomboidal und der Reflex der Ränder bildet ein Netz von breiten Ma- schen. Die Augenstreifen fast senkrecht. Ein breites Band auf dem weichen Theile der Dorsal zwischen zwei weissen Linien. Anal mit weisser Borde vor einer schwarzen Linie. Caudal mit schwarzem Bande, auf dasein weisses folgt mit schwarzer Einfassung und grauem Rande. D. 13/21. A. 3/19. Neu-Irland, Molukken. 20) Chaetodon bimaculatus Bl. pl. 219. 1. Silberfarbig mit grauen Reflexen an den höheren als breiten Schuppen. Der schmale Augenstreifen , Rücken der Oberlippe, runder Fleck über der Lateral auf den er- sten Strahlen der weichen Dorsal , eckiger Fleck am Win- kel und Rande derselben schwarz. Augenstreifen oberhalb der Augen an den Rändern, seitliche Oberlippe , Streifchen bis zu den Nasenlöchern, Membran des Operkels , Wurzel der Pectoral, von dem Ende der schwarzen Augenstreifen an längs den Stacheln bis zu den weichen Dorsalstrahlen, Schwanz, Caudal, Anal, Ventral schön hochgelb. Auf der Caudal eine bläuliche Querlinie und grauer Rand. Auf der Anal vor dem Rande eine bläuliche von beiden Seiten dun- kel begränzte Linie. Nur die Pectoral neutralfarbig und transparent. D. 12—13/21. A. 3/17. Süd -Amerika. Ein prachtvoll erhaltenes Exemplar im Hamburger Museum. Fünftes Genus Linophora Kp. Mit der gestreckten oben concaven Schnauze und der Zahnbildung der ächten Chaetodon zeigen sie einen mehr oblongen Körper und haben die ersten Strahlen der wei- chen Dorsal bis über den Schwanz hinaus fadenförmig ver- längert. Von Eteira unterscheidet sie die Zahnstellung und die drei Stacheln der Anal. 156 Kaup: lieber die Chaetodontidae. 1) Chaetodon auriga Forsk. , setifer Bl. 425, sebaniis C. V. Seba 25. 11. Mit sehr breitem Augenstreifen namentlich unter dem Auge, wo er nach vorn weiss begränzt ist. Vom Kopfe steigen 5 nach oben hin sich verbreitende schwarze Strei- fen. Von der Anal aus steigen 8 — 9 schwarze Streifen auf- wärts und schliessen sich wie bei vagabundus winkelig an die letzte obere Linie an. Nach dem hinteren Theile hin bilden sich noch durch kürzere Streifen vom Rücken und hin- ten her kommend und durch längere Streifen vom Schwänze her zwei mehr spitze Winkel. Der Rand der oberen Strahlen der weichen Dorsal wie der abfallende Rand der- selben schwarz. Fast im Winkel der weichen Dorsal die ovale schwarze lichtblau begränzte Ocelle ; die fadenförmige V^erlängerung grossentheils gelb. Anal mit feiner schwarzer und einer weissen Linie vor der gelblichen Borde, die die Grundfarbe der ganzen Anal hat. Caudal gelb mit drei schwärzlichen Linien vor der grauen Borde. D. 13/24. A. 3/21. Forskai beschrieb seine auriga ohne Ocelle und auf der Stirn mit 4 gelben Querbindchen. Er giebt 6 Streifen statt 5 vom Kopfe ausgehend an. Afrika, Molukken. Ich habe bis jetzt noch kein Exemplar ohne Ocelle gesehen. 2) Chaetodon ephippium C. V. fig. 174. Ohne Augenstreifen, schwarzer Fleck am oberen Rande des Operkels. Vom 6ten Stachel an ein grosser schwarzer Sattelfleck, der breit lichtbegränzt ist. Fünf parallel lau- fende Streifen auf der Bauchseite. Den Faden bildet der 3te, 4te und 5te weiche Dorsalstrahl, den bei der vorigen der 5te allein bildet. Anal und Dorsal nach dem Rande hin mit schwarzen Linien. Caudal ohne Zeichnung. Molukken, Olaheite. Zeigt dieselbe Radienformel. 3) Chaetodon principalis C. V. Ren. II. fig. 239. Nach einer höchst rohen Zeichnung von Renard, welche auf der weichen Dorsal und Anal einen grossen weissgetüpfelten ^Fleck und auf dem Bauche Längsstreifen zeigt. Bis dahin nicht wieder aufgefunden. lieber Kalkablageruiig iu der Haut der Insecten, Von Franz Leydig in Tübingen. (Hierzu Taf. VII. Fig. 1, 2, 3.) In der grossen Abtheilung- der Arthropoden enthält die Haut der meisten Crustenthiere in bedeutender oder ge- ringerer Menge Kalk, wodurch die Härte und Festigkeit ihres Panzers in besonderem Maasse erhöht wird. Man be- trachtet auch vom systematischen Gesichtspunkte aus diese kalkige Beschaffenheit der Haut mit als ein wichtiges Un- terscheidungsmerkmal zwischen Krebsen und Insecten; den letzteren so wie den Spinnen scheinen solche mineralische Einlagerungen durchaus zu fehlen. Ich habe indessen eine recht merkwürdige Ausnahme kennen gelernt, von der ich hier Anzeige zu machen mir erlaube. Wer sich auch nur einigermassen mit der Athmung der Insecten beschäftigt hat, der weiss von Fliegenlarven, welche im Wasser lebend, eine fernrohrartig aus- und einstülpbare , mit einem Borstenkranze versehene Athem- rölire besitzen. Die bekannteste und wegen ihrer Grösse zu Demonstrationen sich gut eignende Larve ist die von StraUomys chamaeleon ; sie ist auch der Gegenstand unserer Mittheilung. Die Larve lebt während des ganzen Sommers in Pfützen und Wassergräben , namentlich in solchen gern, welche mit vielen Pflanzen durchwachsen sind. Der treff- liche S w a m m e r d a m m ■"* ) hat eine sehr vollständige ■"•) Bibel der IVafur. Uebersetzung, Leipzig 1752. S. 258 — 275. Taf. XXXIX-XLII. 158 I.eydig: Naturgeschichte von der Larve, Puppe und dem vollkom- menen Insecte gegeben , trotzdem , dass er das Thier als „eine Art von Geschöpfen" ansieht, „die mit der dunkeln Decke des Fluchs umhüllt sind." Wenn unser holländischer Zergliederer in der Einleitung zu der „sonderbaren Ge- schichte" der abzuhandelnden Fliege auf „gar seltene und unerhörte Dinge ," welche hier vorkommen , hindeutet, so möchte sich das auch auf die Structur der Haut beziehen lassen, zu der ich vorderhand bei Insecten kein weiteres Beispiel kenne. Beim Einschneiden in die Larve fiel es mir auf, dass unter der Scheere die Haut schwach knirschte , wie wenn sie kalkig incrustirt wäre : dies bestätigte sich schon inso- fern, als ich zu einem abgetrennten Hautstücke Essigsäure brachte und eine starke Gasentwickelung darauf erfolgte. Unter dem Mikroskope nahm sich nun die Haut sehr eigen- artig aus: sie war übersät mit scharf und dunkel gerande- ten Höckern, die sofort nach ihrem Aussehen das Recht in Anspruch nehmen konnten , für K a 1 k c o n c r e t i o n e n zu gelten (fig. 1). Es lässt sich unter dem Mikroskope wahr- nehmen, dass sie es sind, welche bei Zusatz von Essig- säure Luftbläschen entwickeln, während sie dabei nach und nach vollständig verschwinden. Die unversehrten Kalkcon- cremente (fig. 1 a) sind 0,0057 — 0,00856'" gross; dazwischen stehen da und dort einzelne grössere, welche etwa 0,0171 — ^0,02'" im Durchmesser haben. An der Bauchseite schei- nen sie im Allgemeinen etwas kleiner zu sein als an der Rückenfläche und fehlen sogar an den weichen Gelenk- stellen der Körpersegmente; hingegen ist der Kopf um vie- les harlschaliger geworden als der übrige Leib , da hier, indem Concrement an Concrement stösst, gleichsam eine zusammenhängende Incrustation erzeugt wird. Sehen wir uns die Kalkconcremente näher an, so zei- gen sie ein schaliges Gefüge, wobei die Blätter so geord- net sind, dass jedes Concrement einen mittleren Fleck auf- zeigt (vergl. fig. 1) , der eine Art Krater oder Lücke zwi- schen den hier zusammenstossenden Kalklamellen vorstellt. Hat man den Rand eines umgeschlagenen Hautstückes zur Ansicht (fig. 3) , so zeigen die über die Haut vorspringen- Ueber Kalkablagerung in der Haut der Insecten. 159 den Kalkhöcker (a) in ihrer Lage eine Richtung nach hin- ten, ganz ähnlich wie Schuppen; auch scheinen bei dieser Ansicht die Kalkhöcker einfach geschichtet. Betrachtet man ein Hautstück von der inneren Seite, so tritt an den Kalk- concrementen ausser ihrer schaligen Zusammensetzung noch ein gewisses slrahliges Gefüge hervor. Ferner ist anzu- geben, dass auch in den von den bisher ins Auge gefassten grossen Kalkconcrementen freigelassenen Zwischenräumen noch kleine körnige Kalkablagerungen sich vorhanden zeigen. Natürlich musste man sich fragen, in welcher näheren Beziehung die Kalkkörner zu den Elementen der Haut ste- hen, ob Theile der letztern selbst verkalkt seien oder ob die Höcker sich nur auflagern u. dergl. Hierüber erhielt ich folgenden Aufschluss. Hautstücke, welche einen Tag lang in Essigsäure gelegen waren, hatten keine Spur mehr von den Kalkhöckern (fig. 2) , sondern anstatt derselben überzog eine zellige Zeichnung die Oberfläche ; man glaubte auf den ersten Blick zweifellose meist sechseckige Zellen zu sehen mit Kern und Kernkörperchen. Prüft man aber durch verschiedene Einstellung des Mikroskops die anschei- nenden Zellen , so ergiebt sich, dass es Vertiefungen sind ; der Ring, welcher den Nucleus (b) vorgespiegelt halte, war gewissermassen ein zweiter Absatz in der trichterförmigen Vertiefung und der Nucleolus (c) war die Stelle, wo die Grube sich zum Porenkanale verengt hatte. Denn an Quer- schnitten (flg. 3) wurde es klar, dass die geschichtete- Cu- ticula (b) auch hier von starken Kanälen durchsetzt sei, welche nach der freien Fläche hin sich erweiternd die zellige Zeichnung hervorgerufen hatten. Die Kalkconcre- mente sassen unmittelbar, in diesen Gruben , füllten sie nicht nur aus, sondern überragten sie noch, die Hautfläche zahn- oder schuppenartig bedeckend. Zum Schlüsse dieser Mittheilung kann ich mir das Vergnügen nicht versagen, wörtlich anzuführen, was unser Swammerdamm über die Haut der obigen Larve ge- sagt hat, da auch daraus von Neuem hervorgeht, ein wie sorgfältiger Beobachter dieser Mann war. Seine Worte sind : -die Haut kommt mehr mit den schäligen Thieren, als mit der Würmer und Raupen ihrer überein. Sie ist 160 Leydig: lieber Kalkablagerung in d. Haut der Insecten. ziemlich hart, und sieht wie Chagrinleder aus; folglich ist sie mit unzählig vielen sehr kleinen und beinahe gleich grossen Körngen wie besäet. Diese stehen so dichte an- einander, dass man beynahe keinen leeren Zwischenraum gewahr wird. Sie sind da merklich kleiner, wo die Ringel des Bauchs zusammenlaufen , als auf der Mitten. Dieses verursacht, dass das Fell daselbst schmeidiger ist und der Wurm kann sich desto gemächlicher beugen und bewegen. Betrachtet man diese Körngen aber mit einem Glase, das die Vorwürfe am allermeisten vergrössert, so wird man erst recht ihres Baues inne. Ich stelle ihn an einem kleinen Stückgen besonders vor lig. 4 a. Man sieht daselbst das Fell zwischen dem einen und dem andern Körngen mitten inne, auf der Mitte sind sie am dicksten und ragen am meisten hervor. Auf den Seiten oder Rändern scheint es, als ob sie aus kleinen zusammeno-efü^ten Rino-eln bestün- den, die mit verschiedenen unregelmässigen Spitzgen zu- sammenstossen. Solches giebt ihnen eine grosse Festig- keit. Sie sind hornbeinig und sehr stark, so dass ich ganz nicht zweifle, man könne recht festes Holz, als z. E. Eben- oder Palmenholz, im Drechseln mit diesem Fell poliren, so wie man besagte Arten von Holz und Helfenbein mit Cha- grinleder sehr wohl poliren kann." Erklärung der Abhihluiigeii. Taf. Vn. Fig. 1. Hautstück der Larve von Stratiomys chaniaeleon im frischen Zustande und von oben, Vergrösserung SOOnial. a. Die Kalkkörner. Fig. 2. Hautstück desselben Thieis von oben nach dem Auszug des Kalkes durch Essigsäure, Vergrösserung SOOmal. a. Zellige Sculptur, welche eigentlich aus trichterförmi- gen Vertiefungen besteht, so das.? b. einen Absatz oder Wulst in der Verticfing vorstellt und c die Oeffnung des Porenkanals. Fig. 3. Halbschematischer Durchschnitt durch die Haut. a. Die Kalkkörner. b. Die Culicula, in ihr die nach oben trichterartig erwei- terten Porcnkauale. Bithynis % ein neues Genus der langschwänzigen Krebse. Von Dr. R. A. PhUippi in Santiago. Vor einigen Tagen fand ich bei einem Freunde einen Korb voll getrockneter Krebse , welche man ihm von dem Flusse la Ligua her geschickt hatte , und auf den ersten Blick erkannte ich zu meinem Erstaunen , dass diese Krebse noch nicht beschrieben sind, und einem neuen Geschlechte angehören müssen. Ein grosser Theil der Beine, die Spitzen der Fühler u. s. w. waren zwar abgebrochen, doch liess sich das Thier noch vollständig untersuchen. Der ganze Krebs ist hart, wie einAstacus, das Kopf- bruststück ist auf dem Rücken von vorn nach hinten massig gewölbt, ziemlich stark punktirt, übrigens glatt. Der vordere Rand ist abgestutzt; die Stirn ragt in Gestalt einer an den Seiten ganzrandigen, oben gekielten Spitze hervor, welche so lang ist, wie das erste Glied der inneren Füh- ler; der erwähnte Kiel hat oben 5 bis 6 stumpfe Zähnchen. Zwischen der Augenhöhle und dem Ursprünge der äusseren Fühler steht jcderseits noch ein kurzer Dorn. Das erste Glied der inneren Fühler ist platt gedrückt etwa an- derthalb Mal so breit wie lang ; sein äusserer Rand ist grad- linigt ; hat etwas vor der Mitte einen kleinen Zahn und endigt mit einem spitzen Zahne, der ziemlich weit über den Ursprung des zweiten Gliedes hervorsteht. Dieses ist in der inneren Hälfte des Vorderrandes und in einer Wölbung des- selben eingefügt; es hat nach aussen und innen einen *) Bid^wis, eine Nymphe. Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 11 162 Philippi: langen Zahn und ist mit Einschluss dieser Zähne fast so lang" wie der innere Theil des ersten Gliedes. Das dritte Glied ist etwas kürzer als das zweite, und trägt die innere Geissei auf einem Vorsprunge. Die äussere Geissei ist an ihrem Ursprünge von einer dreieckigen Schuppe begleitet, und in einer Strecke , etwa so lang wie das dritte Glied, einfach, dann theilt sie sich aber in zwei Aeste, von denen der innere (der mittlere der drei Geissein) der schwächere ist. Die äusseren Fühler sind zur Seite der inneren und nur wenig tiefer eingelenkt. Ihr erstes Glied trägt eine zwei- gliedrige Schuppe , welche etwa zweimal so lang wie der Stiel der äusseren, und den dritten oder vierten Theil län- ger als der Stiel der inneren Fühler ist; das untere Glied dieser Schuppe hat auf der Oberseite eine breite, seichte Furche. Das zweite und dritte Glied dieses Stieles sind kurz, beinah so breit wie lang. Die Geissei muss — nach der Dicke ihres unteren Theiles zu urtheilen — wenig- stens die Körperlänge erreicht haben. Die Augen sind kurz gestielt und können sich nicht in die Augenhöhle zu- rückziehen. Die beiden ersten Fusspaare tragen Scheeren. Das erste ist das dünnste und kleinste; die vier ersten Glie- der sind so lang, dass sie fast die Spitze der Schuppe der äusseren Fühler erreichen , und entsteht diese Länge na- mentlich durch das vierte Glied ; die drei folgenden Glie- der, welche das Thier — wie es scheint — zurückgeschla- gen trägt , sind zusammengenommen ein wenig länger als die vorhergehenden, und zwar ist das fünfte Glied so lang wie das vierte mit dem halben dritten zusammen, die bei- den letzten Glieder bilden eine kleine Scheere, deren Dau- men und Index gerade sind. Die ersten vier Glieder sind dicht mit spitzen Warzen besetzt, die folgenden glatter, die Scheere stark behaart. Das zweite Fusspaar ist das grösste von allen und ungleich: die linke Scheere ist län- ger als der ganze Körper, die rechte etwa so lang wie der hinter ihrer Insertion liegende Theil desselben; im übrigen sind beide gleich gebildet und überall dicht mit stumpfen Dörnchen besetzt. Bis zum vierten Gliede nimmt die Länge und Dicke der Glieder allmählich zu; das fünfte Glied ist Bithynis, ein neues Genus der langschwanzigen Krebse. 163 das dickste, beinah verkehrt kegelförmig, jedoch aussen mehr grade, innen mehr convex. Die linke Hand ist bis zum Ursprünge des Daumens so lang wie das Kopfbrust- stück und ziemlich walzenförmig; die Finger sind wenig kürzer, gleich dick, cylindrisch, aber innen mit einer Reihe entfernter, stumpfer, kurzer, cylindrischer Höcker, etwa 5 — 7 an der Zahl, besetzt, die sich beim Schliessen der Scheere nicht berühren, indem die Spitzen der Finger sich nach innen hakenartig umbiegen. Die Dornen, welche die ganze Scheere bedecken, verwandeln sich gegen die Spitze derselben in schief nach vorn gerichtete, stumpfe Höcker. Die rechte Scheere ist kaum halb so lang wie die linke, sonst ähnlich gebildet. Die folgenden Fusspaare nehmen allmählich an Länge ab und enden mit einer ein- fachen Klaue; sind ebenfalls dicht mit scharfen Höckern besetzt, welche auf der inneren Kante des zweiten, dritten und vierten Gliedes länger und spitzer und daher wahre Dornen zu nennen sind. Der Hinterleib ist unbedeu- tend länger als das Kopfbruststück, nicht zusammengedrückt, sondern halbcylindrisch, und wenn er nach unten umgebo- gen ist, zeigt er von vorn nach hinten eine gleichmässige Rundung. Er ist glatt, ohne alle Furchen und Höcker ; das Endglied ist stumpflich, so lang wie das vorhergehende Glied, über der Basis mit einem Grübchen versehen, in dehi kurze Haare stehen, nach der Spitze hin stehen zwei Paar Zähnchen. Die Flossen sind länglich oval, wie es scheint nur kurz gewimpert , grobpunktirt; die äussere zweigliedrig. Die äussern Kaufüsse reichen bis an das Ende der Schuppe der äusseren Fühler; sie sind beinah cylindrisch, mit Bündeln von Borsten besetzt und enden in eine spitze, schwach gekrümmte Klaue; ihr zweites Glied ist so lang wie die folgenden zusammengenommen und nach innen gebogen, so dass die übrigen Mundtheile frei gese- hen werden können. Die Geissel ist platt und so lang wie dieses zweite Glied. Beim zweiten Kaufüsse ist das vor- letzte Glied in zwei gleiche Lappen gelheilt. Der obere ist nach innen gewimpert und dem letzten Gliede ähnlich, aber mit schneidender Kante , während dieses eine abge- stutzte, breite Kante trägt; sein Taster ist breit und beinah 164 Philippi: Bithyiiis, ein neues Genus d. langschw. Krebse. röhrenförmig. Die übrigen Mundtheile haben mir nichts Auffallendes dargeboten. Länge des Kopfbniststücks der Bithynis 3 Zoll; Breite des- selben 1% Zoll. „ „ Hinterleibes 3 Zoll 4 Linien ; Breite desselben 13 Linien. „ „ ersten Fusses 3 Zoll. „ „ zweiten Fusses der linken Seite 9 Zoll 3 Linien. „ der Hand allein 5 Zoll; Breite derselben 1 Zoll 4 Li- nien; Länge der Finger 2 Zoll 8 Linien. „ des zweiten Fusses der rechten Seite 4 Zoll 6 Linien. „ „ dritten Fusses c. 4 Zoll. Ich bekenne, dass ich nicht weiss, in welche Abthei- lung der langschwänzigen Krebse ich dies Thier bringen soll. Grösse, Härte der Schale, Stirn des Kopfbruststückes erinnern an die Astaciden, von denen unsere Bithynis sich durch die grosse Schuppe des Stieles der äusseren Fühler unterscheidet. Von den Crangoniden unterscheidet es sich durch die Bildung der ersten Fusspaare, von den Pa- lämoniden durch die Bildung des Stirnschnabels, von den Penäiden durch die des Hinterleibes u. s. w. Zu den Alpheiden kann man sie aber auch nicht wohl rechnen. Ich muss es den Naturforschern, denen eine reiche geordnete Sammlung und mehr Literatur zu Gebote steht, überlassen, die Stellung dieses neuen Krebses im Systeme genauer zu bestimmen. Vielleicht gelingt es mir, besser erhaltene und sogar frische oder in Weingeist aufbewahrte Exemplare zu untersuchen. Der Art habe ich vorläufig den Namen Bithynis lon~ gimana gegeben. Santiago de Chile, den 20sten April 1860. lieber Distoma appendicnlatum R. Von Dr. G. R. Wagener. Briefliche Mittheilung an Prof. Dr. R. Leiickart. (Hierzu Taf. VIII und IX.) Die Angaben über Distoma appendicnlatum, unter wel- chem Artnamen sehr verschiedene Species von den Auto- ren verstanden werden, sind sehr lückenhaft. In den nachfolgenden Zeilen soll versucht werden, die Arten genauer zu bestimmen , woraus sich von selbst ergeben wird , dass der einziehbare Schwanztheil dieser Thiere *") in allen bis jetzt bekannten Arten in nichts einem Cercarienschwanze ähnlich sieht, und da sich bis jetzt im- mer mit seinem Auftreten eine grosse Gleichförmigkeit in der Organisation dieser Distomenarten vorfand, man füg- lich diese merkwürdigen Formen im Systeme zu einer Gruppe vereinigen kann, wie es vonDujardin (Hist. nat. des helminthes pag. 420) schon geschehen ist (jedoch mit Ausschluss von Dist. excisum (1. c. p. 430), das er mit D. nodulosum, laureatum, Gasterostoma fimbriatum (= D. cam- panula) in die Untergattung Crossodera stellt). Die nachstehenden Angaben beruhen theils auf Un- tersuchung ganz frischer Exemplare theils auf Vergleichung der in der Rudolphi'schen Sammlung sich vorfindenden Spe- cies, welche letztere mit dankenswerther Bereitwilligkeit vom Director des hiesigen zoologischen Museums, Prof. Dr. Peters, mir zu diesem Zwecke überlassen wurden. ") Diesing benützt ihn nicht als Eintheilungsgründ in seinem S'yst. 'helminthum. •. • •. .-^ . . * 166 W a g c n e r : Es sind bis jetzt nur vier Distömenspecies mit zu- rückziehbarem Schwänze bekannt: 1) Distoma ventricosum R. 2) Dist. excisum R. 3) Dist, iornatum R. 4) Disl rufoviride R. Alle übrigen, welche noch von Rudolph i und D u- jardin als Distomen mit zurückziehbarem Schwänze auf- geführt werden, sind entweder auf die oben genannten zu- rückzuführen oder aber sie haben gar nichts mit dieser Thiergruppe zu thun. 1. Distoma ventricosum R. Fundort. Der Magen vieler Clupeiden. Leeuwenhoek fand es dort zuerst, später auch Herrmann. —Von Rudolphi ist es als Distoma appen- diculatum, ocreatum, crenatum , ventricosum beschrieben worden. In seiner Synopsis Hess er den vorletzten Namen eingehn, das darunter bezeichnete Thier auf D. appendicu- latum beziehend. Dujardin (1845 I.e.) beschreibt dasselbe Thier un- ter Dist. appendiculatum , unter Dist. ocreatum dagegen giebt er die Charakteristik Rudolph i*s. Mayer (Beiträge zur Anatomie der Entozoen 1841) beschreibt das Thier ebenfalls unter dem Namen von D. appendiculatum. Eysenhardt (Verhandl. d. Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin 1829. p. 148) will dies Distom mit den anderen Appendiculaten , welche er zusammen als eine Species D. varium ansieht, identificiren. Von Busch (Beobachtungen über niedere Seethiere p. 99. Taf. XV. flg. 13) ist in neuerer Zeit eines Distomes unter dem Namen D. crassicaudatum in Sagitta lebend er- wähnt. Das noch nicht geschlechtlich entwickelte Thier sieht in der Abbildung einem Dist. ventricosum, das seinen Schwanz eingezogen hat, in allen Beziehungen sehr ähnlich. Grösse des erwachsenen Thieres ungefähr 5 Mm. Pie Form seines Körpers ist cylindriscb. VoUstäa- lieber Distoraa appendiculatum. 167 dig" ausgestreckt, setzt sich der Schwanz des Thieres durch einen Einschnitt vom Körper ah. — Mit eingezogenem Schwänze erscheint der Hinterleib des Thieres geschwol- len und dunkel. — Der Hals des Thieres spitzt sich nach dem Kopfe hin zu. Die Bauchseite zwischen den beiden Saugnäpfen ist ausgehöhlt. Die Farbe des frischen Thieres ist bei durchfallen- dem Lichte grünlich. Die Saugnäpfe. Der Kopfnapf ist bedeutend klei- ner als der Bauchnapf. Letzterer ist am Rande von einer Reihe kl^einer Erhabenheiten umgeben, welche von der äus- seren structurlosen Haut gebildet werden. Die Haut des Thieres ist dick. Sie ist in etwas sich deckende Querfalten mit scharfem freien Rande gelegt, da- her erscheinen die Conturen des Thieres gezackt. Die Querfalten werden nach dem Hinterleibsende zu immer kleiner. Auf dem einziehbaren Schwänze sind sie ganz verschwunden. Die Haut des Thieres erscheint dort glatt. Die Haut selber erscheint ganz structurlos. Selbst die feine epitelartige oder netzförmige Zeichnung, die man sehr schön auf der Haut von Dist. megastomum und tere- ticolle sieht, die sich auch vielleicht auf stumpfe kurze Pa- pillen beziehen lässt, Hess sich nicht aufweisen. Unter der Haut liegt noch eine Schicht von schief sich durchkreuzenden Fasern, welche den Falten der Oberhaut nicht folgt. Dieser von v. S i e b o 1 d Corium genannten Schicht folgt ; Die Muskulatur. Als erste Schicht derselben er- scheint eine starke Lage von Querfasern, worauf eine nicht ganz so starke Schicht von Längsfasern folgt. Diese beiden Schichten bilden einen Schlauch, der die Eingeweide enthält und im Schwänze öfters stark querge- runzelt ist. Dieser Schlauch enthält bei vielen Trematode n eine klare Flüssigkeit, in welcher die Eingeweide zu schweben scheinen. In diesen Fällen sieht man häufig zellenartige Körper mit Ausläufern nach allen Richtungen , welche sich an die Eingeweide und an das Gefässsystem befestigen. Die Form dieses Gewebes erinnerten junges Bindegewebe. Nach 168 Wagen er: dem Vorgange Vir chow's fasstWalter (Archiv für Natur- gesch. 1858. Beiträge zur Anatomie und Histologie einzel- ner Tremaloden I. Bd. p. 287) diese s. g. Saftzellen als ein Canalsystem auf, in dem Circulation stattfindet und erwei- tert noch diese Anschauung dadurch , dass er das Ange- heftetsein der Ausläufer dieser Bindesubstanzzellen an das Excretionsorgan für eine Communication mit demsel- ben ansieht ■*"*). Bei Dist. ventricosum gehen innerhalb des Schlauches nicht weit unterhalb des Bauchnapfes beginnend, viele Bün- del von Muskelfäden von der ganzen Peripherie herkom- mend ab, welche sich nach unten hin begeben und die Zu- rückzieher des Schwanzes zu sein scheinen. Sie verlieren sich nämlich gerade an der Einschnürung, welche den zu- rückziehbaren Schwanz vom Körper des Thieres abgrenzt. Sie scheinen losgelöste Faserzüge der zu innerst gelegenen Längsmuskelschicht zu sein. Die Verdau ungs Organe. Der kuglige Schlund- kopf geht unmittelbar in den Kopfnapf über. » Der dickwandige Schlund (den Dujardin übersah) theilt sich nach kurzem Verlaufe dicht über dem Bauch- napfe in die leicht wellig zu beiden Seiten des Thieres her- ablaufenden Blinddärme. Diese folgen genau den äusseren Conturen des Thieres , indem sie auch beim Schwanzan- satze wie diese eine Einbiegung in ihrem Verlaufe erfah- ren. Im Schwänze selber erreichen sie nicht ganz die Schwanzspitze. Das Excretionsorgan besteht aus einem langen auf der Schwanzspitze ausmündenden Stamme , der etwas über der Hälfte des Thieres sich in zwei Arme theilt , welche mehrere Biegungen machend sich auf der Rückseite des '•■) In der eben citirten Mittheilung Walters wird die Aus- mündiing des Excretionsorgans als in der Mitte des Schvvanznapfes liegend angegeben. Dass sie auf dem Rücken des Thieres dicht über dem Rande des Schwanznapfes liegt, geht allein schon daraus hervor , dass bei der Cerkarie dort der Schwanz sich anfügt. Am erwachsenen Thiere lässt sich dort auch die Oeffnung mit einer starken Lupe aufweisen. - ■ - lieber Distoma appendiculatum. V69' Schlundkopfes zu einer Schleife vereinigen, wie schön V. Siebold hervorhob. Die Wandungen des Excretionsorganes haben, wie die des Darmes , deutliche Doppelconturen. Ihre Innenfläche ist häufig mit dunklen Körnern dicht besetzt, welche fest ihnen anhaften, während andere frei in der das Excretions- organ ausfüllenden durchsichtigen Flüssigkeit schweben und durch die Contractionen des Thieres bewegt werden. Eigenthümlich ist dem Stamme des Excretionsorganes das Vermögen entweder regelmässige Varicositäten zu bil- den oder seine Wandungen in feine sehr regelmässig lie- gende Falten zu legen. DieLage d es Excr e t i ons organ es. Im Schwänze verläuft es in der Mittellinie desselben. Im Körper dage- gen tritt es der Bauchseite sehr nahe, so dass fast alle Windungen des Eileiters auf seiner Rückseite zu liegen kommen. Wo er sich theilt nehmen die beiden Arme wieder die Richtung nach der Rückseite des Thieres , so dass die beiden Arme die letzten Glieder des Geschlechtsapparates umfassen. Die Geschlechtsorgane. Die Eiweissdrüse früher Dotier stock genannt. Sie erscheint in Form zweier dunkler oder weisser (je nach der Beleuchtungsart) quer liegender ovaler Säcke, die ziemlich in der Mitte des Thieres auf der Bauchseite zu sehen sind. In der Mittellinie des Thieres berühren sie sich fast. Ihr Inhalt besteht aus Zellen , deren Kerne ziemlich dicht mit fetttropfenartigen Bildungen bedeckt ist. Die sehr kurzen Ausführgärige dieser Drüsen gehen etwas nach der Rückenseite des Thieres hin. Dort verei- nigen sie sich sogleich mit dem Ausführungsgange des durchsichtigen kugligen Eierstockes. Der Eierstock ist ebenfalls ein ovaler mit Zellen gefüllter Sack , fast von der Grösse des halben Eiweissor- ganes. In seinem dem Rücken des Thieres zugekehrten Grunde sieht man die kleinsten Zellen seiner Wand zu- nächst liegen. Der helle den Keimfleck umgebende Hof erscheint am spätesten. Er liegt gerade in der Mittellinie 170 Wagen er: des Thieres dicht über und auf der Rückseite der Eiweiss- stöcke. Bei anderen Distomen lindet sich am Zusammenflusse dieser Organe die s. g. Vesica seminalis externa , die man als eine Aussackung des Eileiterantangs ansehen kann. Bei dieser Distomenspecies und ihren bis jetzt bekannten Ver- wandten fehlt diese Aussackung stets. Man sieht Zoosper- men an der Stelle des Zusammenflusses des Eiweissslockes *"*) mit dem Eierstocke lebhaft die Produkte beider Drüsen durcheinander treiben. Der Eileiter oder Eier gang ist als der gemein- schaftliche Ausfüjirgang aller zum Geschlechtsorgansysteme wesentlichen Drüsen anzusehen. Er enthält das befruchtete Ei mit allem für die Entwickelung des Embryo nöthigen Zubehör. In neuerer Zeit ist von R. Leuckart der direkte Zusammenhang der Hoden mit dem Anfange des Eileiters in Abrede gestellt. Es ist nicht zu leugnen, dass dieser Anschauung die Verbindung der Hoden mit der Vesica seminalis externa und das Vorhandensein eines Penis , einen wesentlichen Stützpunkt bietet im Vergleiche zu der von v. Siebold vorgetragenen Ansicht in der für die Erkenntniss der Or- ganisationsverhältnisse der Trematoden Epoche machenden Anatomie des Distoma globiporum. Es ist die Möglichkeit zuzugeben, dass es so, wie R. Leuckart angiebt, in vielen Fällen sein kann. So wie V. Siebold den Zusammenhang der Hoden mit dem Anfange des Eileiters bei D. globiporum darstellt, sah ich ihn auch bei einem Dislom, was Rudolphi schon gesehen hat und unsicher auf Distoma fallax bezog. Mit diesem hat es indess nur eine sehr geringe Aehnlichkeit, da ihm der den Kopfnapf des D. fallax umgebende Stachel- kranz fehlt. Beide Distomen kommen in üranoscopus scaber zuw^eilen zusammen vor und zwar besonders im oberen Theile des Darmes. *) Diesen INamen gab Reichert diesem Organe, das mit dem ^'araeu Ootterstock nicht mehr belegt werden kann. Ueber Distoma appendiculatum. 171 ' Der Verlauf des Eileiters ist folgender: das Rohr entsteht etwa in der Längsaxe des Thieres, wie schon gesagt, zwischen den Eiweissdrüsen und dem Eierstocke. Es wendet sich sodann, je nach seiner AnfüIIung, in mehr oder minder zahlreichen kurzen Windungen zur Seite ziemlich dicht an der unteren Grenze der Eiweissdrüse hinge- hend , kehrt sodann wieder nach der Mittellinie zurück und steigt jetzt häutig secundäre Schleifen bildend zum Schwänze herab. Bis hieher liegt der Eileiter der Bauchseite des Thie- res sehr nahe. Nachdem das Rohr ungefähr das erste Drittel der Schwanzlänge durchwandert ist, wendet es sich aufsteigend auf die andere Seite des Thieres, den Stamm des Excre- tionsorganes auf seiner Rückseite liegen lassend. Immer secundäre Schleifen bildend, nähert der Eileiter sich immer mehr der Rückseite des Thieres , bis er über den Eiweissstock zu liegen kommt. Hier geht er plötzlich mit einer grossen Windung an der unteren Seite des Eierstockes vorbei zur anderen Thier- hälfte über und füllt in kurzen quer durch das Thier ge- lagerten zahlreichen Windungen den ganzen Raum aus, der ihm vom Darme , den unter dem Rücken liegenden Hoden und dem der Bauchseite anliegenden Stamme des Excre- tionsorganes gelassen wird. Unter dem oberen Hoden steigen seine Windungen wieder in die Höhe. Auf seiner Rückseite ruht die Yesica seminalis externa. Nach und nach werden seine Windun- gen kürzer und bald dicht unter dem Rücken des Thieres sich hinziehend, wendet er sich kurz vor der auf der Bauch- seite liegenden GeschlechtsöfTnung herab. Dort mündet er aus unter der Schleife des Excretionsorganes mit dem Penis zusammen sich hinziehend. Die Hoden sind zwei kuglige schief nach innen und dicht über einander liegende Organe , welche sich unter dem Rücken lagern. Ihnen schliesst sich eng die über ihnen liegende Ve- sica semnaäs externa an, welche, zuweilen in jwei TheUe yf2 Wägen er: geschnürt, mit dem Penis zusammen in einem Beutel sich befindet ''''). Der Penis ist sehr lang und macht in seinem Ver- laufe zahlreiche Schleifen. Der Sack, in dem er liegt, folgt ihm in seinen Win- dungen nicht, sondern überbrückt direkt die welligen Aus- weichungen. Die dadurch entstehenden Zwischenräume sind von einer fasrigen , zuweilen zellig erscheinenden Masse aus- gefüllt, deren Bedeutung unerklärt blieb. Es findet sich dieses Gewebe, das oft an s. g. einzellige Drüsen erinnert, in dem Cirrusbeutel einer Menge Distomen. Den Penis ausgestülpt zu sehen, ist bis jetzt nicht ge- lungen. Seine Oberfläche ist mit glänzenden schon von Dujardin bemerkten Knötchen besetzt, deren ich ungefähr sechs Längsreihen zählte. Sie werden nach der Spitze des Penis zu kleiner. Kurz vor dem Austritte des Penis und der Geschlechtspapille, die dicht am unteren Rande des Kopfnapfes sich befindet, hören die Knötchen auf. Es tre- ten an deren Statt feine Querstreifen. Dann scheint der Eileiter mit ihm in einen gemeinschaftlichen Vorhof auszu- münden, dessen Wand fein punktirt erscheint. Dieser Vor ho f hat seine Ausmündung in der Ge- schlechtspapille. Die Eier des Distoms sind, wie die seiner Verwand- ten, sehr klein. Einzeln erscheinen sie fast farblos mit leichtem gelblichen Anfluge. In Massen sind sie schön röthlich gefärbt. 2. Distoma excisumB.. Fundort. Dieser Trematode findet sich im Magen verschiedener Scomberarten. Er ist von Rudolph! zu- erst gefunden und beschrieben worden. ■"■) V. Siebold giebt p.l43Anin.9. seines Lehrbuchs der vergl. Anatomie bei D. appendiculatum mehrere Hoden als vorhanden an. Dies ist sicher nicht der Fall. Keins der mir bekannten Appendicula hat- mehr wie zwei- Hoden. ~ lieber Distoma appendiculatum. 173 Die Grösse des Thieres erreicht etwa 11 Mm. Sein Querdurchmesser noch nicht 1 Mm. Die Form des Körpers ist im Allgemeinen cylindrisch. Bei vollständiger Streckung setzt sich, wie bei der vorigen Art, der Schwanz durch einen tiefen Einschnitt vom übri- gen Körper ab. Der Hals ist rund, ohne Aushöhlung auf der Bauchseite. Der Körper des Thieres ist durch drei Anschwellun- gen ausgezeichnet. Die oberste umfasst den Raum zwi- schen den beiden Saugnäpfen ; die mittlere ist dicht unter dem Bauchnapfe am stärksten; die letzte und unterste ist am meisten entwickelt. Sie umfasst das letzte Drittel des Leibes bis zum Ansätze des Schwanzes. Ist letzterer einge- zogen, so ist die Anschwellung sehr stark. Die Farbe des frischen Thieres ist grünlich, wie bei Dist. ventricosum geben die Windungen des stark mit Eiern erfüllten Eileiters dem Thiere ein rothgelbes Ansehn. Es ist möglich, dass die grünliche Farbe durch die letztere erscheint. Die Saugnäpfe. Der Kopfnapf ist noch einmal so gross als der Bauchnapf. Er zeichnet sich durch zwei Einschnitte an seiner Bauchseite aus , welche einen koni- schen Zapfen begrenzen, dessen Spitze die GeschlechtsöfF- nung trägt. Die Haut des Thieres zeigte ebenfalls keine Structur, doch ähnelt sie durch die etwas sich deckenden scharf ge- randeten Falten, wodurch die Ränder des Distomes wie ge- sägt erscheinen, sehr der Haut von Distoma ventricosum. Diese Falten finden sich bei dieser Species auch auf dem Schwänze, wenn auch weniger ausgeprägt. Die Muskulatur ist ebenfalls der vorigen Species sehr ähnlich. Die Verdauungsorgane. Der Schlundkopf ist sehr stark, lang und fast cylindrisch. Legt man die lebendigen Thiere ins Wasser, so springt meist mit einem Rucke der Kopfnapf los und an ihm hängt, wie ein Stift, der herausgerissene Schlundkopf. Ein Schlund war nie sichtbar. Die beiden Darmschen- kel schliessen sich unmittelbar dem starken Schlundkopfe l74 W a g e n e r : an. Sie steigen seitlich neben dem Schlundkopfe wie zwei hohe Schultern in die Höhe, den Raum zwischen Schlund- kopf und Leibesvvand ausfüllend. Dann erst gehen sie herab mit leisen Schwankungen in ihrem Verlaufe der Kör- percontur folgend. Die Wände des Darmes bilden so wenig wie die der vorigen Species Anschwellungen und Ausbuchtungen, wie sie der Darm verschiedener anderen Distomen, so Distoma veliporum, zeigt *"*). Die blinden Enden des Darmes er- reichen fast die Schwanzspitze. Das Excretionsorgan bildet auch bei dieser Art einen Stamm m.it zwei zu einer Schleife sich vereinigen- den Armen. Seine Ausmündung liegt auf der Schwanz- spitze. Sein Stamm steigt in der Axe des Schwanzes ge- rade in die Höhe. Seine Wandungen zeigen meist eine Menge dicht und ziemlich regelmässig angeordneter kleiner Ausbuchtungen, welche ihm das Aussehen eines knorrigen Stockes geben. An seinen Wänden sitzen dunkle kleine Körnchen fest, welche ihn bei auffallendem Lichte schnee- weiss erscheinen lassen. Sobald der Stamm den Schwanz verlässt, wendet er sich in seinem weiteren Verlaufe der Rückseite des Thie- res zu. Seine Ausbuchtungen der Wände werden gerin- ger und hören endlich ganz auf. Die Theilung tritt unge- fähr am Ende des ersten Drittels der ganzen Thierlänge ein. Die Schleife liegt auf der Rückseite des Kopfnapfes. Die Geschlechtsorgane. Auf der Rauchseite fallen gleich acht mannigfach gewundene unverzweigte weisse Schläuche^ auf, die auf einen Punkt sich vereinigen. Dies ist die Eiweissdrüse. Sie liegt dicht unter den Rauch- decken. Unter denselben sich hinwindend, umgreifen diese Schläuche nach beiden Seiten hin symmetrisch sich verthei- lend den Darm und von einigen lassen sich die blinden Enden bis unter die Rückenhaut verfolgen. Hiren Inhalt bilden fetttropfenartige meist um blasse Kerne vereinte ■") Der bluthaltige Dann von Dist. nigroflavum zeigt so starke Ausbuchtungen, dass man an den verzweigten Darm von Dist. hepa- ticum erinnert wird, oder an den der Polystomeen. lieber Distoma appendiculatum. 175 Gebilde, wie man es gewöhnlich in diesem Organe auch bei anderen Trematoden findet. Der Eierstock liegt gleich hinter der Vereinigungs- stelle dieser Schläuche ; er ist kuglig und der Axe des Thieres mehr genähert. Der Eileiter hat ebenfalls keine Vesica sem. interna, obgleich man Zoospermen in seinem Ursprünge sich be- wegen sieht. Sein Verlauf ist im Wesentlichen genau so, wie er oben bei Dist. ventricosum auseinandergesetzt wurde. Abgesehen von den secundären Windungen , welche je nach der Anfüllung des Eileiters mannigfachen Schwankun- gen unterliegen , steigt er erst nach unten herab bis un- gefähr zur halben Länge des Schwanzes. Er hält sich da- bei dicht an die Bauchseite, dem Stamme des Excretions- organes seine Rückseite zuwendend. Dann geht er den Weg auf der anderen Seite des Thieres wieder zurück. Kaum hat er den Scliwanz verlassen, so wendet er sich der Rückseite des Thieres zu. Seine kurzen quergelagerlen Windungen lassen Eier- und Keimstock auf ihrer Bauch- Seite liegen. Zwischen Hoden und Eierstock füllen sie den leerge- büebenen Raum nicht ganz aus, weichen an beiden Hoden seitlich aus und gehen in immer kürzer werdenden Win- dungen nach oben immer an der Rückenseite des Thieres sich haltend. In der Höhe des Schlundkopfes tritt der Eileiter zwi- schen den Darmschenkeln herab zur Bauchseite, den Darm auf der Rückseite lassend und steigt zum Bauchrande des Kopfnapfes empor, wo er in der oben bezeichneten Ge- schlechtspapille mit sammt dem Penis ausmündet. Kurz vor seiner Ausmündung scheint der Eierschlauch seine Structur zu verändern. Eine deutliche Längsfaserschicht tritt an seiner äusseren Fläche auf und auf der Innenfläche seines Rohres erscheinen Knötchen, ähnlich denen des Pe- nis von Dist. ventricosum. Dieser Schlauch mündet in einen anderen sehr dickwandigen ein, der mit dem des Penis sich verbindet und der stark gerunzelt ist. So schien es zu sein. Die beiden Hoden sind kuglig. Sie liegen schief 176 W a g e n e r : - Übereinander der Mittellinie des Thieres zu geneigt und dich't unter dem Rücken. Wie bei so vielen anderen üistomen entwickeln sich die in der Mitte des Organes gelegenen Zellen zuerst zu Samenfäden. Es entsteht hiedurch der Anschein, als hätten die Hoden ein Epitel. Der Penis ist sehr lang. Seine Samenblase ist bei- nahe so gross wie die Hälfte des Penis, der Grund dersel- ben liegt auf dem ersten Hoden. Der Sack, der den Penis und die Samenblase umhüllt, schiiesst sich gewöhnlich nicht dicht an letztere an und enthält auch zellenartige Körper. Der Penis liegt in seinem ganzen Verlaufe der Rückenseite sehr nahe. Er tritt zwischen die Darmschenkel hindurch zur Geschlechtspapille. Die Eier von D. excisum sind sehr klein, einzeln wenig gefärbt, in Massen übereinander liegend stark rothgelb. 3. Distoma tornatum Rudolphi *'"'). Rudolphi erhielt diese Art zuerst von Ol fers aus Coryphaena equisetis, späterhin von Natter er aus Cory- phaena hippuris. Fundort. Wie seine Verwandten im Magen von Coryphaena-Arten. Die Grösse des erwachsenen Thieres ist 12 Mm. bei einer Rreite von ungefähr 1 Mm. Die Form des Körpers ist cylindrisch. Der Hals ver- jüngt sich nach dem Kopfe zu. Der Interporalraum ■'""*"') ist etwas ausgehöhlt. Der zurückziehbare Schwanztheil ist fast noch einmal so lang als der eigentliche Körper. Etwas über seiner Mitte wird er durch eine Ringfurche in zwei Theile gctheilt. Farbe im frischen Zustande ist nicht bekannt. Die Saugnäpfe. Der Bauchnapf ist noch einmal so gross als der Kopfnapf. ""■) Ist nur an Weingeistexemplaren untersucht worden. '■•") So nenne ich in der Kürze denjenigen Theil der Bauchseite, der zwischen den Saugnäpfen liegt. Ueber Distonia appendiculatuni. 177 Die Haut des Thieres ist dick und in scharfgeran- dete sich etwas deckende Falten gelegt. Sie hören plötz- lich an der Schwanzöffnung des Oberkörpers auf. Der lange Schwanztheil erscheint ganz glatt. Die M u s k u 1 a t u r bot Nichts bemerkenswerthes. Die Verdauungsorgane beginnen mit einem ver- hältnissmässig kleinen kugligen Schlundkopfe, der sich un- mittelbar dem Kopfnapfe anschliesst. Hierauf folgt ein kur- zer ihn an Länge nicht übertreffender Schlund. Die bei- den Darmschenkel, in die er leitet, sind weite Röhren mit zuweilen unregelmässig ausgebuchteten Wandungen. Sie folgen in ihrem Verlaufe den Körperconturen, immer der Rückseite näher liegend. Vro die Hauptmasse der Gene- rationsorgane liegt, weichen sie mit drei Windungen, de- ren oberste die stärkste ist, nach dem Rücken hin aus. So wie die beiden Blinddärme in den Schwanz des Thieres eintreten, bietet ihr Verlauf nur geringe Schwankungen dar. Ihre blinden Enden gehen bis in die äusserste Schwanzspilze hinein. Das ExG retionsorga n bildet einen langen dünnen Stamm, der sich deutlich, in der Längsaxe des Thieres ver- laufend , bis an den Körper des Thieres verfolgen liess. Dort verdeckten ihn die zum Geschlechtsapparate gehörigen Organe. Doch liess sich zwischen Vesica sem. externa und dem ersten Hoden bei vielen Exemplaren ein starker durchsichtiger sich theilender Schlauch seilen, der auf der Rückseite des Darmes zu liegen schien und zum Kopfe aufstieg. Jedenfalls bezieht dieser Schlauch sich auf das Excretionsorofan. Die Geschlechtsorgane. Auf der Bauchseite, dicht über der Einzugsstelle für den Schwanz , sieht man eine Figur , welche an eine Ophiure errinnert. Es sind sechs lange unverästelte mannigfach^sich vdndende Schläu- che, welche von einem Punkte in der Milfellinie des Thie- res ausgehen. Es ist dies die Ei w eiss drüs e. Drei ihrer Schläu- che ziehen weit hinab in den Schwanz, während die ande- ren dicht unter der Haut hinwegglcitend über den Darm nach dem Rücken sich hin begeben. Archiv f. Nalurg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 12 178 W a g e n e r : Der Eierstock ist ein kugliges Organ, Er liegt der Rückseite näher. An der Berührunffsslelle dieser beiden Organe entspringt der Eileiter. In kurzen nicht sehr eng an einander liegenden Schleifen steigt er in den Schwanz hinab. In der Mitte desselben ^vendet er, sich auf die an- dere Seite begebend , wieder nach oben. Im Körper des Thieres angekommen, streicht er mit verhällnissmässig ge- rinjren Bieo^uno^en unter dem Rücken hin. Ueber dem un- teren Bauchnapfrande macht er seine letzte Windung. Durch die Darmschenkel hindurch tretend, geht er geraden Wegs in die G esch 1 e ch ts p a p ill e, welche sich dicht am un- teren Rande des Kopfnapfes auf der Bauchseite befindet. Die beiden kugligen Hoden liegen unter der Rückseite dicht übereinander, der obere der Mittellinie des Thieres näher als der andere. Der Penis ist lang und auf eine kurze Strecke hin mit breiten kurzen Papillen besetzt. Seine Samenblase ist gross, oval und öfter durch Abschnürungen in mehrere Abtheilungen getheilt. Penis und Samenblase umschliesst ein Sack. Ob Eiergang und Penis in einem Yorhofe zusammenmünden ? Wie der Eiergang so tritt auch der Penis zwischen den Darnischenkeln zur Geschlechtspapille. Die Eier sind leicht bräunlich gefärbt. 4. Di Stoma rufoviride R. Fundort. Rudolphi entdeckte das Distom im Ma- gen von verschiedenen Congerarten. Einige Specimina fand er auf und in anderen Fischen. Er bezog diese jedoch auf Distoma appendiculalum und nicht auf D. rufoviride. Man findet öfters in Cephalopoden und anderen nie- deren Seethieren kleine noch nicht geschlechtsreife Indi- viduen dieser Trematodenart, welche durch das Zurückzie- hen des Schwanzes sich unkenntlich machen. Nähere Be- sichtigung lässt sie indess bald erkennen. Grösse. Das Thier erreicht in der Länge 9 Mm., in der Breite fast 2 Mm. Seine kurze gedrungene Gestalt lieber Distonia appendiculatum. 179 zeichnet es vor seinen meist sehr schlanken Verwand- ten aus. Form. Das Thier ist im Allgemeinen cylindrisch. Der Hinterleib ist stärker als der einem Kegel mehr äh- nelnde Hals. Bei ganz zurückgezogenem Schwänze ist der Hinterleib um das Zweifache stärker als der Hals. Die Farbe des frischen Thieres ist grünlich , die übereinanderliegenden Schlingen des Eierleiters , welche sich namentlich hinter dem Bauchnapfe anhäufen, schimmern als orangegelber Fleck durch die Bedeckungen des Thieres, daher der Rudolphi'sche Name. Die Saugnäpfe. Der Kopfnapf des Thieres ist der kleinere. Sein oberer Rand bildet eine lingernagelförmige Lippe , mit welcher das Thier tastende Bewegungen aus- führt. Der sehr tiefe Bauchnapf ragt fast gar nicht über die Bauchfläche hervor. Der Interporalraum ist nicht aus- gehöhlt. Die Haut ist durchsichtig, struclurlos so weit wie sie hat untersucht werden können. Sie ist dick und auf dem Körper unregelmässig quer gerunzelt. Die Falten bilden keine Ringe um den Leib , sondern sind kurz. Auf dem zurückziehbaren verhältnissmässig kurzen Schwänze fehlen sie ganz. Die Muskulatur ist der von Dist. ventricosum sehr ähnlich, doch sind die Schwanzretractoren weit feiner und anscheinend weniger zahlreich. Sie entspringen von der inneren Peripherie des Muskelschlauches in der Höhe des Dotterstockes. Die Verdauungs organe beginnen mit einem ver- hältnissmässig kleinen kugligen Schlundkopfe, der unmit- telbar mit der Kopfnapfhöhle in A^erbindung slehL Ein kurzer, ihn an Länge nicht übertreffender Schlund sefzt ihn mit dem Darme in Verbindung. Der Darm ' ist sehr ent- v»'ickelt, anfangs von geringerer aber sonst gleichmässiger Weite. In seinem Verlaufe folgt er den Körpergrenzen, v>eicht jedoch den Geschlechtsorganen mit einer weilen Biegung nach dem Rücken zu aus. Die blinden Enden des Darmes hören an der Einzugsstelle für den Schwanz auf, ohne in diesen weiter einzudringen. 180 Wagen er: Das Excretionsorgan bildet ein Schlauch, dessen Wand^mgen in viele feine ()"er{altcn gelegt sind. Zuweilen sind seine Wandungen auch mit dunklen feinen Körnchen belegt. Sein S(anim mündet an der Spitze des retractilen Schwanzes aus , in dessen Axe er sich hält. Bei seinem Eintritte in den Körper des Thieres zieht er sich bald an die Bauchseite. Er theilt sich in zwei Arme etwas unter dem Bauchnapfe, geht über die innere Seite der beiden Hoden hin zum Rücken , wo sie über dem Kopfnapfe sich zu einer Schleife vereinig-cn. Die Geschlechtsorgane. Ungefähr in der Mitte zwischen Bauchnapf und Schwanz liegt abseits von der Mittellinie unter den Bauchdecken die E i w ei ssd rüs e. Sie besteht aus 6 bis 8 kurzen dicken, am Ende kolbig an- geschwollenen Blindschläuchen. Sie sind etwas gewunden in ihrem Verlaufe. Drückt man das Thier zwischen zwei Glasplatten, so erscheint dieEiweissdrüse wie eine Rosette. Fast von ihr bedeckt mehr nach dem Rücken zu liegt der kuglige Eierstock. Zwischen beiden entspringt der Ei- leiter, ohne, wie schon in den drei früher beschriebenen Arten, eine Vesica seminalis interna zu bilden. Der Verlauf dieses Organes ist im Wesentlichen der schon bei den drei vorher beschriebenen Arten angegebene. Die ersten Windungen steigen herab bis fast zum Beginne des Schwanzes, wenden sich dann , ohne in diesen einzu- dringen , hinter das Excretionsorgan auf die andere Seite des Thieres hinüber, wo das Eirohr die Bauchseite verlässt und zur Rückseite sich wendet. Vom Rücken her häufen sich die Windungen zwischen den Hoden und dem Eier- stocke an. In der Höhe des unteren Bauchnapfrandes löst sich die letzte Windung los und dicht unter dem Rücken fortziehend senkt sie sich in die Geschlechtspapille, welche sich in der Mitte des Interporalraumes betindet. Die beiden kugligen Hoden liegen auf der Bauch- seite zu beiden Seiten des unteren Bauchnapfrandes. Hin- ter ihnen gehen die Arme des Excretionsorganes vorbei. Der Penis ist weit kürzer als in den drei anderen Species. Er ist mit kurzen Papillen besetzt, ungefähr sechs in einer Querreihe. Er steckt in einem Cirrusbeutel, der Ueber Dislouia appendiculatuni. 181 mit einer bald faserigen , bald zelligen Masse erfüllt ist. Eierschlaiich und Penis münden in einem Vorliofe aus. Die- ser erst öffnet sich in der Geschlechtspapille. Die Eier sind klein. Einzeln schwach ffelb o-efärbt erscheinen sie in Massen gelblichroth. Aus den angeführten Thatsachen crgiebt sich: Dass allen diesen Distomen ein retractiler, vom Kör- per dnrch eine Furche abgesetzter Schwanz zukömmt. Dass drei von ihnen mit Sicherheit (Dist. tornatum höchstwahrscheinlich, ein Excretionsorgan haben, dessen Stamm sich in zwei über dem Kopfnapfe sich zu einer Schleife vereinigende Arme theilt. Dass der Verlauf des Eileiters bei allen derselbe ist, d. h. er wendet sich erst nach unten und zieht von daher direkt zur Geschlechtsöffnun"- hinauf. Dass allen nur eine Eiweissdrüse zukommt (welche nicht über das ganze Thier verbreitet ist, sondern eine aus zwei bis acht in einem Punkte auf der Bauchseite sich ver- einigenden Blindschläuchen bestehende Drüse ist). Dass ihnen allen eine \es. seminal. interna fehlt. Für die nachfolgenden Bemerkungen sind die von Rudolphi selbst bezeichneten Exemplare seiner Sammlung benutzt worden. Da manche der von Rudolphi aufD. appendiculatum bezogenen Specics nur in einem oder wenigen Exemplaren vorhanden waren, so musste in Rücksicht auf das Interesse der Sammlung vorsichtig verfahren werden. Es musste deshalb von näheren Angaben in Bezug auf Organisation abgesehen werden. In jedem Falle aber Hess sich mit Si- cherheit angeben , ob man es mit einem appendiculatum oder nicht zu thun hatte. 1) Distoma caudiporum Ent. Zeus faber. Dies Distom wurde schon von Rudolphi selber auf Dist. rufoviride bezogen. Die nähere Untersuchung ergab die Richtigkeit der Yermuthung Rudolph i's. 182 AV a g c n e r : 2) D. clavatum Veiitric. Scomber pelamys von Cha- misso gefunden und an Rudolph! gegeben. Grösse. 25 Mm. lang, am kuglig aufgetriebenen Schwänze 4 Mm. breit, am Leibe 2 Mm. breit, der grosse Bauchnapf 3 Mm. breit, der Kopfnapf 1 Mm. breit. Farbe. Das Thier war durch den Weingeist weiss geworden. Der zu den Seiten des Thieres verlaufende Darm schimmert roth durch. Eine Darmerweiterung muss das ganze kuglige Ilinterleibsende ausfüllen, da dies ganz pur- purfarben erschien. Die Form des Körpers ist cylindrisch, an der Bauch- seite verschmächtigt. Der Interporalraum ausgehöhlt , das Schwanzende kuglig aufgetrieben. Eine schwächere Auf- Ireibung befindet sich da, v»o der Bauchnapf aufsitzt. Die Haut ist glatt, stark doch nicht regelmässig in quere Fallen gelegt. Vor dauungs Organe. Der Schlundkopf ist klein un- mittelbar dem Darme und Kopfnapfe ansitzend. Der Darm verläuft zu beiden Seiten des Bauches in vielen Windungen. Im Schwänze bis zu dessen Spitze scheinen seine blinden Enden sehr stark anzuschwellen. Es Hessen sich keine Grenzen zwischen den Blinddärmen mehr auffinden. Auf der Schv/anzspitze befand sich ein länglicher Schlitz, muth- masslich die OefTnung des Excretionsorganes. Von Geschlechtsorganen und eingezogenem Schwänze war keine Spur zu finden. 3) Bist, appendiculatum Int. Ophidium Vasalli. Die mit dieser Aufschrift bezeichnete Flasche enthielt : a) eine jugendliche Tetrarhynchen-Form noch ohne Sauggruben und Stacheln auf dem Rüssel mit spitzem ScIiAvanze ; b) einen querdurchrissenen Tetrarhynchenrüssel; c) zwei noch geschlechtslose Distomen. Grösse. Länge 2 Mm. Breite ungefähr 0,3 Mm. Form platt. - Die grösste Breite des Leibes fiel in die Gegend des Bauchnapfes, der um die Hälfte grösser als der Kopfnapf war. Letzterer hatte eine kleine lippenförmige Verbreiterung an seinem oberen Rande. Haut glatt. Ucbcr Distoma appendictilatiim. 183 Verdau untTSorgane. Der kleine kuglige Scliliind- kopf geht unmittelbar in den Kopfnapf und Darm über. Der weite Darm geht mit seinen beiden Blindsäcken bis in die Schwanzspitze hinein. Das unter dem Rücken liegende Excretionsorgan bildet eine Schleife, deren Aeste aus dem Stamme ungefähr in der Mitte des Thieres entspringen. Worauf diese Species zu beziehen ist, weiss ich nicht. 4) Dist. ocreatum und appendiculatum, beide Ventric. Clupea Alosa. 5) Dist. crenatum Int. Gasterosteus aculeatus. 6) Dist. appendiculatum Int. Salmo salar, sind : Dist. ventricosum. Als Distoma rufoviride erwiesen sich folgende : Distoma appendiculatum aus Intest. Trigla hirnndo. Stom. Accipenser sturio. Intest. Pleuronectes maximus. Intest. Osmerus saurus. Intest. Ophidium barbatum. Dorsum Rnja clavata. Dies ist jedenfalls, wie schon Rudolphi vermuthete, aus todten Fischen oder aus deren Eingevveiden auf Raja zufällig gekommen. Stom. Raja marmorata. Intest. Centronofus glaucus. Intest. Zeus aper. Dist. appendiculatum Intest. Pleuronectes passer und Pleuronectes linguatula ist kein Distom mit zurückziehbarem Schwänze. In den Seitenschwimmern sind mit Sicherheit drei Ar- ten von Distomen vorgefunden. Eine Art von diesen ist von Rudolphi Dist. atomon genannt. Ueber sie folgendes : Die von Rudolphi selbst bezeichnete Flasche ent- hielt sechs schon vom Weingeiste stark gebräunte Exemplare. Länge 2 Mm. Form stark abgeplattet, woran vielleicht frühere nJ* 184 • Wa g en e r : dem Pressscliicber gemachte Untersuchungen schuld sind. Der Hals ist nach dem Kopfe zu etwas zugespitzt. S a u g n ä p f e. Der Bauchnapf ist noch einmal so gross als der Kopfnapf. Die Geschlech tspapille liegt ziemlich inderMitle des Interporalrauines. Die Haut erscheint ganz glatt, weshalb sie doch früher Stacheln gehabt haben kann. Verdauungsorgane. Der Schlundkopf erschien sehr gross und fügte sich unmittelbar dem Kopfnapfe an. Ihm schliesst sich ein kurzer Schlund an, der in der Höhe des Bauchnapfes in die bis an das Schwanzende reichenden Darmblindsäcke einmündet. Vom Excretionsorgane sah ich nur die Ausmün- dung an der Schwanzspitze. Geschlechtsorgane. Die Eiweissdrüse ist in Form von ziemlich grossen dunklen Kugeln über Rücken und Bauch ausgebreitet, lässt aber den Hals frei. Die Hoden sind gross, eiförmig, liegen in der Mitlel- linie des Thieres übereinander in der unteren Thierhälfte. Der Eierstock ist rund und liegt unter dem Rücken über den ersten Hoden. Zwischen ihnen entsteht der Ei- leiter. Er macht anfangs unter dem Rücken viele kleine Windungen, tritt dann in drei grossen schief zu derQuer- axe des Thieres liegenden an die Bauchseite in die Höhe. Die letzte derselben steioft gerade auf unter die Rückseite sich von dort in die Geschlechtsöffnung einsenkend. Einen Penis sah ich nicht. Die Eier sind auffällig gross und schv*ach gelblich gefärbt. Es ist möglich, dass diese Species mit der von Du- j ardin gefundenen Dist. Soleae identisch ist, indem die Maasse, die Lage der Hoden und die Grösse der Eier un- gefähr übereinstimmen. Die zweite sichere Art ist von mir in Pleuronectes flesus gefunden. Grösse. Ungefähr 1 Mm. lang, 0,5 Mm. breit. Form. Der Körper ist eine dünne ovale Scheibe. üeber Distoma appendlculatum. 185 Die Saugnäpfe von ganz gleicher Grösse. Der Bauchnapf liegt ungefähr in der Hälfte des Thieres. Die Haut ganz mit kleinen Stacheln bedeckt. Yer dauungsorgan e. Der kuglige Schlundkopf setzt sich direkt an den Kopfnapf an. Der Schlund erreicht die Mitte des Inierporalraums , der dann folgende zwei- schenklige Dann ist weit und endet in der Höhe des Bauchnapfes. Vom Excr etionso rga n e ist nur die Mündung auf der Schwanzspitze gesehen. Geschlechtsorgane. Die Eiweissdrüse be- steht aus einer Menge kleiner Säckchen, die in Form von zerstreuten dunklen Flecken Rücken und Bauchseile des Halses einnehmen. Sie hören auf in der Höhe wo der Darm anfängt. Der Eierstock ist kuglig , kleiner als der Hoden. Er liegt unter dem Rücken am Rande des Thieres mit sei- ner Innenseile den einen Darmschenkel berührend. Der Eileiter entsteht gerade hinler dem Bauchnapfe. Seine kurzen Windungen füllen den ganzen Hinlerleib des platten Thieres aus. Seine Hauplrichlungen Hessen sich nicht mit Sicherheit erkennen. Die beiden kugligen Hoden liegen am Rande des Thieres zu beiden Seilen des Bauchnapfes in einer Höhe mit ihm. Der eine von ihnen liegt gleich unter dem Eierstocke. Zwei dunkle Linien laufen convergirend von den bei- den Dollerslöcken zum Bauchnapfe herab. Man kann sie für die 'Ausführgänge der Eiweissdrüse hallen. Sie liegen unter dem Rücken. Die Eier sind klein und hellgelb. Vom Penis habe ich nichts bemerken können. Die drille Art ist von Rudolph! 1817 in Pleuro- nectes manca gefunden. Er nannte sie D. areolatum. Die untersuchten Weingeist exemplare waren sehr wohl erhalten. Die Grösse 4 Mm. in der Länge, in der Breite 1 Mm. Die Form. Das Thier ist plalt nach dem Kopfe zu sich 186 W a g e n e r : etwas verjüngend, die Seilenränder des Thieres schärfen sich etwas zu. In gleicher Höhe mit dem Baiichnapfe und in der Milte des Hinterleibes verbreitert sich der Leib etwas. Saugnäpfe. Der Kopfnapf ist halb so gross wie der Bauchnapf. Dicht über dem letzteren liegt die Ge- schlechts p a p i lle. Der Interporalraum ist sehr tief aus- gehöhlt. Die Haut ist in ihrer ganzen Ausdehnung dicht mit Stacheln besetzt, deren Basis eine napfförmige Anschwel- lung, deren Spitze aber einen breiten Pinsel bildet. Das Fasernetz des Coriums hat sehr breite Querfasern , die im Allgemeinen den Stachellinien entsprechen. Verdauungsorgane. Der Schlundkopf ist läng- lich, ungefähr das erste Drittel des Schlundes bildend. Er steht unmittelbar mit dem Kopfnapfe in Verbindung. Der dickwandige Schlund reicht bis zur Geschl^echts- papille. Der zweischenklige Darm reicht bis in die Schwanz- spitze des Thieres. Das Excretionsorgan mündet auf der Schwanz- spitze aus. Der sehr weite Stamm schien bis zurJMitte des Hinterleibes zu reichen. Die Geschlechtsorgane. Die Eiweissdrüse ist sehr entwickelt. Sie liegt an beiden Seiten des Thie- res, den Darm vom ßauchnapfe bis zum Schwanzende ganz (auf der Bauch- und Rückenseite) umhüllend und die Sei- ten des Thieres auftreibend. Sie besteht aus grossen dicht aneinanderliegenden Säckchen , deren gemeinschaftlicher Ausführgang zwischen Hoden und Keimstock auf dem Rük- ken sich befindet. Von den drei kugligen Organen, welche die Körper- wand etwas hervortreiben und die über der Mitte des Hin- terleibes in der Längsaxe des Thieres übereinander gela- gert sind, ist das oberste der Eierstock. Zwischen ihm und dem ersten Hoden fängt der Eileiter an, der in drei bis vier Schleifen schräo- die Längsaxe des Thieres schnei- dend schliesslich vom Rücken her in die GeschlechtsöfTnung einfällt. Die beiden Hoden liegen über einander von einzel- üeber Distoma appendicuiatiim. 187 nen nach der Mittellinie vorgeschobenen Trauben des Ei- weissstockes von einander getrennt. Eine Vesica sem. interna wurde nicht bemerkt. Die Ves. sem. externa war sehr gross, lag dicht unter dem Bauchnapfe unter der Rückseite mit gewundenem Ausführ- gange, dessen letzter Theil den Penis enthalten muss, zur GeschlechtsölTnung gehend. Die Eier sind sehr gross, haben einen stumpfen und einen spitzen Pol. Ersterer springt mit einem Deckel auf. Sie sind kaum etwas gelblich gefärbt. U eh er Distoma microstomum hat Rudolphi sehr dürf- tige Angaben hinterlassen. In seiner Sammlung war es nicht mehr aufzufinden. Im Darme von Pleuronectes flesus kommt noch ein Dislom vor, das mit einem aus Pleuronectes passer stam- menden und von Bremser an Rudolphi geschickten grosse Aehnlichkeit hat. Rudolphi bezog es auf Dist. appendiculatum. Das letztere , was in Weingeist sich befand, war von dem frischuntersuchten aus Pleuronectes flesus darin un- terschieden, dass ihm die Stacheln auf der Oberhaut fehl- ten, und dass es nicht gelb gefärbt war. Grösse. Das frische Thier aus Pleuronectes flesus war etwa 0,7 Mm. lang. Die Form seines Körpers glich einem Eie. Die Saugnäpfe waren auffällig gross und stark. Der Kopfnapf mochte um ein Drittel kleiner als der Bauch- napf sein. Letzterer in der Mitte der Thierlänge. Die Haut war in ihrer ganzen Ausdehnung mit klei- nen kurzen schuppenartigen Stacheln bedeckt und von klei- nen Pigmentzellen gelb gefärbt. Namentlich um den Kopfnapf herum befanden sich jene zottenartigen Körper, welche von mir schon in der Abhandlung ,.,die EntwickeUing der Ce- stoden" nach eigenen Untersuchungen beschrieben worden sind. Leydig fiihrt sie als muthmassliche Hautdrüsen auf. Sie gehören in ihrer Struclur zu den s. g. einzelligen Drüsen, indem sich nachweisen lässt, dass sie Kern und Kernkörper besitzen und nach aussen münden. Sie sind 188 \V a g e n e r : bei Cesloden und Trematoden sehr verbreitet, doch giebt es in diesen beiden Thierkhissen auch Species, welche sie entweder gar nicht oder nur in ihrer Jugend besitzen. Verdauungsorgane. Der Sclilundliopf ist birn- förmig unmittelbar dem Kopfnapftrichter ansitzend. Ein bis zum Bauchnapfe reichender Schlund mit dicken Wandun- gen mündete in einen eben so beschaffenen Darm, dessen blinde Enden bis in die Schwanzspitze reichten. Von Excretionsorganen war nur die Mündung auf der Schwanzspitze sichtbar. Vor dieser lag eine dunkle aus Körnern bestehende Kugel. Die Geschlechtsorgane. Der Eiweissstock lag in Form von kleinen Kugeln dicht unter der Haut über die Seilen des Thieres verbreitet. Er berührte in seiner Aus- dehnung Koplnapf und Schwanz, Hess auf dem Bauche die Mittellinie frei, ebenso auf dem Rücken jedoch etwas weniger. Der Eierstock lag unter dem Rücken über dem Bauchnapfe. Er ist kleiner als jeder der Hoden. Der Eier schlauch füllte den Hinterleib in grossen wenig zahlreichen Schleifen aus, seinen Lauf vom Rücken her in die Geschlechtspapille endend. Die beiden Hoden sind gross. Sie liegen zu beiden Seiten des Bauchnapfes , der der Keimstockseite indessen etwas tiefer. Der Penis war in einem Sacke mit der Ves. sem. ext. eingeschlossen. Die Vesica seminalis externa war gross und eingeschnürt und setzte sich unmittelbar an den Pe- nisanhang an. Die Geschlechtspapille befand sich in der Mitte des Interporalraumes. Der Penis ist kurz und gerade. Hiermit würden die Angaben Rudolphi's von Dist. atomon übereinstimmen; doch stimmt weder Körperform, Lage der Hoden, Grösse des ganzen Thieres noch die seiner Näpfe und die Lage des Eileiters von Dist. atomon mit dem in Rede stehenden überein. Er ist in zwei ziemlich gleich grosse Abiheilun- gen getheilt, deren untere mit kurzen, breiten, glänzenden, engslehenden Papillen, deren obere mit Häärchen besetzt ist. Uiher Distonia appendiculalnm. 189 Eier habe ich nicht mit Sicherheil in dem frischen Thiere sehen können. Der Eileiter erschien fast gar nicht gefärbt. Die in ihm sichtbaren Linien wurden durch die gelbe Pigmentirung der Haut so undeutlich, dass man sie auch auf Eileiterwindungen beziehen konnte. Distoma gracilescens Intest. Lophius piscatorius ist ein Gasterostoma, wie schon früher nachgewiesen wurde, und kein J). appendiculatum, Avie Rudolphi anscheinend durch den an der Schwanzspitze mündenden langen Penis beirrt, vermuthete. Disf. apertum Intest. Mullus imberbe, in dem Ru- dolphi ebenfalls ein Dist. appendiculatum vermuthet, ge- hört auch nicht dazu. Die Originalflasche enthielt mehrere Exemplare, deren eines querdurchschnitten war, auf welches letztere Ru- dolphi's Beschreibung passt. Grösse. Etwas über 1 ]\lm. lang und an der brei- testen Stelle des Leibes ungefähr 0,3 — 0,4 ]\Im. breit. Form. Abgeplattet, besonders nach dem Schwänze zu. Die Bauchseite ist eben, der Rücken etwas gewölbt. In der Mitte des Halses verbreitert sich das Thier etwas. In der Mitte des Hinterleibes kommt noch einmal eine Ver- breiterung vor , welche nach dem abgerundeten Schwänze zu wieder bedeutend abfällt. Die Saugnäpfe sind ziemlich von gleichem Umfange und massiger Grösse. In der Mitte des Intcrporalraumes befindet sich die Geschlechtspapille. Die Haut ist bestachelt, doch ziemlich weit vor dem Schwanzende wird dieselbe glatt. Ter da uungs 0 r gan e. Der Schlundkopf sitzt nicht unmittelbar dem Kopfnapfe an, sondern etw^as von ihm entfernt. Der Schlund selber theilt sich in die beiden Darm- schenkel ungefähr in der Mitte des Interporalraumes. Die Blinddärme folgen in ihrem Verlaufe den äusse- ren Conturen des Thieres bis fast in das Schwanzende. Vom Excretionsorgane war nur die auf der Schwanzspitze liegende Oeffnung sichtbar. 100 yy a ^ e 11 c r : Geschlechtsorgane. Die Eiweissdrüse liegt in vielen einzelnen dunklen Kugeln über die Rückseite ver- breitet dicht unter der Haut noch etwas auf die Bauchseite herübergreifend. Am Halse fängt die Drüse mit der ßifurcation des Dar- mes an und hört an den blinden Enden desselben auf. Die Ausführgänge vereinigen sich un(er dem Rücken zwischen dem Eierstocke und erstem Hoden, dem seitlich eine kleine Ves. semin. interna anliegt. Der Eierstock ist bedeutend kleiner als der Hoden. Er liegt dem obersten Hoden dicht an und über ihm dicht unter dem Rücken, den Raum zwischen Hoden und Bauch- napf mit dem Eileiter ganz ausfüllend. Der Eileiter macht ungefähr vier in der Queraxe des Thieres liegende Windungen , deren Lär.ge die Breite des Bauchnapfes nur um ein geringes überfrilTt. Die letzte unter dem Rücken liegende Windung sieigt in der Älittellinie des Thieres in die Höhe nach dem Kopfe zu und senkt sich in die Geschlechtsöffnung ein , die sich genau über der Darmtheilungstelle befindet. Die Hoden sind oval im Querdurchmesser einer auf dem anderen gelagert und gross. Sie füllen den Raum zwischen den Darmschenkeln fast ganz aus. Der Penis ist sehr klein. Ebenso die Ves. seminal. externa. Beide liegen in einem Sacke. Vistoma affine Int. Perca cirrhosa Rudolphi ist eben- falls kein D. appendiculatum , wie Dujardin unrichtiger Weise vermulhet. Erklärung der Abbildungen. Taf. VUI. Fig. 1 — 7. Distonia venliicosuni aus dem Darme von Cliipea alosa. „ 1. Angabe der natürlichen Grösse. „ 2. Das Ei 410mal vergrössert, „ 3. Das ganze Thier von der Bauchseile gesehen. a. Der kleine Kopfnapf. b. Der grössere Bauchnapf. üeber Distoma appemliculalum. 191 Fig. 3. c. Die Gesohlechtsöffnung auf einer Papille gerade über dem Schlundkopfe f sitzend. d. Die aus zwei Hälften bestehende Eiweissdrüse unter den Bauchdeeken liegend. e. Der helle Punkt , in welchem man gewöhnlich Samen- thiere sich bewegen sieht und der der Ves. seminalis interna entspricht. Er liegt auch dicht unter den Bauch- deeken. f. Der Schlundkopf. f. Der Schlund. f". Der Darnischenkel. g. Der Stamm des Excretionsorganes. g'. Die beiden unter der Rückseite über dem Kopfnapf sich vereinigenden Arme desselben, g". Oeffnung des Evcietionsorganes am Schwanzende. h,h. Die beiden Hoden. Der untere ist unter den Windungen des Eileiters versteckt, i. Der lange Penis, der unter der Rückseite liegt, i'. Die in zwei Thcile geschnürte äussere Samenblase. k. Das zurückziehbare Schwanzende. 1 . Das Loch im llinlerleibe das den zurücktretenden Schwanz aufnimmt und sich dann schliesst. In solchen Fällen ercheint der Hinterleib des Thieres überaus stark, und da hiedurch besonders die in den Schwanz eintretenden Organe allerlei Knickungen und Quetschungen erleiden, so ist es in diesem F'alle unmög- lich eine klare Einsicht in die Organisalionsverhältnisse zu bekommen, m. Die losgelösten Fasern oder Faserbündel der inneren Längsfaserlage des Muskelsackes, welche zum Zurück- ziehen des Schwanzes verwendet zu werden scheinen. Älanche dieser Faserbündel entspringen mit zwei Wur- zeln von der Leibeswand, o. Der Eierstock. Fig. 4. Ein Stück des oberen Theiles des eingezogenen Penis. In der A.\e sind die glänzenden Knötchen sichtbar. An seinen beiden Seilen liegen die vielleicht s. g. einzelligen Drüsen entsprechenden zelligen Körper. Die vier hellen Linien ent- sprechen den im Durchschnitte gesehenen Häuten. Ungefähr 200mal vergrössert. Fig. 5. Schematischer Querschnitt des Thieres dicht über dem Bauch- napfe. B. Bauchseite. 3]an sieht die Höhlung des Interporalraumes. K. Rückseite. Die Buchstaben bedeuten dasselbe. 1 1)2 W a g e n e r : Fi». 6. Scheniatischer Querschnitt dicht über der Einzugsstelle des Schwanzes. „ 7. Falten der structuilosen Haut. m'. Die dickere Querniuskelschicht. ni". Die dünnere Längifaserschicht. Fig. 8 — 14. Distouia excisurn. „ 8. Natürliche Grösse. „ 9. Das Ei 410mal vergrössert. „ 10. Das ganze Thier. a. Der Kopfnapf. b. Der Bauchnapf. c. Die im unteren Rande des Kopfnapfes sich befindende Geschlechtspapille. d. Die aus acht Blindschläuchen bestehende Eivveissdrüse. e'. Anfang des Eileiters, der hinabsteigt. e". Der wiederaufsteigende Theil. e"'. Dessen weitere Fortsetzung. e"". Der zur Geschlechtspapille sich hinbegebende. f. Der lange Schlundkopf. f". Der diesem unmittelbar folgende Darm. g. Stamm des Excretionsorganes mit den Varicositäten. g'. Seine über dem Kopfnapfe gelegene Schleife. h. Die beiden der Bauchseite nahe liegenden Hoden. i. Der Penis. i'. Die Vesica seminal. externa. k. Der zurückziehbare Schwanz. 1. Das Loch durch das er zurückgezogen wird. 0. Der Eierstock. Fiff. 11. Der ausmündende Theil muthmasslich dem Eierstocke an- gehörend, doch weist seine Structur auf den Penis hin. 90mal vergrössert. „ 12. Querdurchschnitt durch den Halstheil, „ 13. Querdurchschnitt durch den mittleren Theil des Leibes. „ 14. Querdurchschnilt durch das liinterleibsende. Fig. 12 — 14 sind schematisch. R. Die Rückenlläche. B. Die Bauchfläche. Die Buchstaben wie oben. Tafel IX. Fig. 1 — 5. Distoma tornatum. „ 1. Katüi liehe Grösse. ♦ I) 2. Das Ei 410mal vergrössert. Ueber Dislonia appendiculatum. 193 Fig. 3. Das ganze Thier. a. Der Kopfnapf. b. Der Bauchnapf. c. Die Geschlechtspapille am oberen Ende des ausgehöhlten Interporalraumes liegend. d. Der aus sechs Blindschläuchen bestehende Dotterstock, e'. Der beginnende absteigende Eierschlauch. e". Sein wiederaufsteigender Theil. e"'. Dessen weiterer Verlauf. e"". Sein letztes Ende. f. Der kurze Schlundkopf. f. Der noch kürzere Schlund. f. Der Dann mit seinen blinden Endeu. g. Stamm des Excretionsorganes. g'. Seine muthmasslichen zwei Arme. h,h. Die beiden Hoden. i. Der mit kleinen Knötchen besetzte Penis. i'. Die Vesica seminalis externa. k. Der lange Schwanz. 1. Das Einzugsloch des Hinterleibes. ]'. Die muthmasslich zweite Einzugsstelle im Schwänze selber. 0. Ovarium. Fig. 4. Schematischer Querschnitt am Halse. „ 5. Schematischer Querschnitt in der Gegend der Dotterstöcke. R. Rückenfläche. B. Bauchfläche. ßuchstabenbezeichnung wie in Fig. 3. Fig. 6 — 10. Distoma rufoviride. „ 6. Natürliche Grösse. „ 7. Das Ei 410mal vergrössert. „ 8. Das ganze Thier. a. Der Kopfnapf. a'. Die nageiförmige Oberlippe. b. Der Bauchnapf. c. Die Geschlechtsöffnung. d. Die aus sechs kurzen dicken Blindschläuchen bestehende Eiweissdrüse. » e'. Der Anfang des Eileiters, der herabsteigt, e". Der aufsteigende Theil desselben. e'". Weiterer Verlauf desselben, e"". Letztes Ende zur Geschlechtsöffnung gehend, f. Schlundkopf, f. Schlund. f". Die beiden Blinddärme, die nicht bis in den zurückzieh- bareu Schwanz eindringen. Arch. für Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 13 l94 Wagener: lieber Distoma appendiculatum. g. Excretionsorgan. g'. Seine Schleife. h. Die beiden Hoden^ die unter der Bauchseile liegen. i. Der Penis, i'. Die Ves. seminalis externa, i". Der Penissack. k. Der einziehbare Schwanz. 1. Das Loch am Hinterleibe, wodurch er zurücktritt, m. Die Zurückzieher des Schwanzes, o. Der Eierstock. Fig. 9. Der Penis und der Eileiter ungefähr 200mal vergrössert. c. Die Geschlechtsöffnung, die in den Vorhof führt. i. Der kurze an seiner äusseren Fläche mit Knötchen be- setzte Penis, i'. Die Vesica seminalis externa, i". Der Penissack. e"". Letztes Eierstockende. Fig. 10. Schematischer Querdurchschnitt in der Gegend der Eiweiss- drüse. B. Bauchfläche. R. Rückenfläche. Die Buchstaben bedeuten dasselbe wie vorher. Fig. 11 — 12. Distoma clavatum Rudolphi aus Scomber pelamys, na- türliche Grösse. Fig. 11. Von der Bauchseite gesehen. Fig. 12. Von der Seite gesehen. a. Kopfnapf von der Seite und vom Bauche her gesehen. b. Bauchnapf. f". Der rothgefärbte Darm. Beitrag zur Phyllopoden - Fauna der Umgegend Berlins^ nebst kurzen Bemerkungen über Cancer paludosus Müll. Von Dr. med. Benedict v. Dybowski. - (Hierzu Taf. X.) Im Jahre 1859 fand ich während der Osterferien in der Umgegend Berlins eine Branchipns - Art , welche bis jetzt noch von Niemand näher beschrieben ist, obgleich sie schon früher zu wiederholten Malen von verschiedenen Forschern ebendaselbst eingesammelt und dem zoologischen Museum unter dem Namen Branchipus stagnalis übergeben w^urde. So hat sie unter Anderen Prof. v. Nordmann in der fossa „Sieboldiana" des Berliner Thiergartens vor meh- reren Jahren gefischt ^). Der Branchipus stagnalis aber, obwohl in die Berliner Fauna aufgenommen 2), scheint nicht mehr darin angetroffen zu werden; wenigstens habe ich bis jetzt vergebens nach ihm gesucht. Was die Stellung dieser neuen Species unter den bis jetzt bekannten anbetrifft, so findet sie ihren Platz unter denjenigen, welche Prof. Grube 3) zu der Abtheilung mit „appendicibus fronlis longioribus'' rechnet, und zwar ist sie am nächsten verwandt mit dem Branchipus birostratus Fischer *). 1) Auf der Etiqiiette des Gläschens im hies. zool. Museum ist dieser Fundort angegeben. 2) Sc hö dl er, die Branchipoden der Umgegend von Berlin. S. 5. 3) Grube, dieses Archiv 1853. S. 143. 4) Fischer, Middendorf's Sibirische Reisen. Bd. II. Th. 1. 196 V. Dyb 0 wski: Branchipus Grubii nov. sp. ^) Diagnose. Die Basalanhänge der Hörner (Stirn- fortsälze Grube -) sind bei dem Männchen lang, bandartig, 1) Dankerfüllt über die vielfachen wissenschaftlichen Anregun- gen und das besondere Wohlwollen, welches mir von Seiten meines hochverehrten Lehrers, Herrn Staatsraths Prof. Grube stets zu Theil geworden, gestatte ich mir, diese neue Species unter dessen Namen in das System einzuführen. 2) Absichtlich habe ich die Bezichnung „Stirnanhang" vermei- den wollen, weil man unter dieser Benennung sehr heterogene Ge- bilde veislanden hat. Wenn wir £. B. alle Anhänge der Hörner, welche die Naturforscher von der Stirn entspringen lassen , über- blicken, so sehen wir bald ein, dass sie unmöglich in eine Kategorie gestellt, um so weniger also Stirnanhänge genannt werden können. Bei B)anchipus stagnalis ist der hufeisenförmige Anhang zwischen den Zangen nur ein Appendix der vereinigten Basaltheile der Hör- ner, dasselbe bei Br. torvicornis ; bei Br. Josephinus sind sie pa- pillenartige Hervorragungen auf der Unterfläche der Hörner ; bei Br. diaphanus, birostratus, claviger hinwiederum sind es Anhänge auf der Oberfläche der Basaltheile der Ilörner. Keiner von den bis jetzt ge- nannten Anhängen kann als Stirnfortsatz angesehen werden, vielmehr sind sie alle ohne Ausnahme Anhänge der Höruer , die bald an der Basis derselben , bald in ihrem weiteren Verlaufe entspringen. Sie können nach der Verschiedenheit ihrer Ursprungsstelle in folgende Kategoriecn eingethcilt werden : 1) Fortsätze, welche von der Oberfläche der Hörner entspringen (Tentakeln). Br. diaphanus. Budge: Verhandl. des naturhist. Vereins des Rheinl. Tab. I. (ig. 1. 3. (Auct.). Br. stagnalis (die inneren Fühler. Auct.). Br. claviger. Fischer 1. c. Tab. VII. fig. 12 a. 14. Br. birostratus. Fischer ibid. fig. 1 h. Br. torvicornis. Waga, Annal. de la societeentomolog.de France 1842. Tab. II. fig. 3 g. Slreptocephalus similis. Baird, Ann. of nat. bist. 1854. Br. Josephinus. Grube 1. c. Tab. VIII. fig. 2a. 3. Br. Grubii. Fig. 1 d. 2. 2) Fortsätze , welche an der unteren Fläche der Hörner ent- springen : a) von den Basaltheilen: Br. .Josephinus. Grube 1. c. fig. 2 a', 3 a' ; b) von den Hörnern selbst: Br. birostratus. Fischer 1. c fig. 15. 16. Beitrag zur Phyllopodeii-Fauna der Umgegend Berlins. 197 mit zahlreichen seitlichen bedornten Forlätzen, 30 — 34, ver- sehen und werden zusammeng-erollt zwischen den Basal- theilen der Hörner getragen; beim Weibchen sind sie kurz, spitz, lanzettförmig und liegen halbmondförmig nach aussen ffcboo-cn zwischen den Hörnern. Die Bruttasche ist bei dem Weibchen kurz und von ungefähr herzförmiger Gestalt. Beschreibung. In seiner Gestalt ähnelt das Männ- chen mit dem mächtigen Kopfe bei dem ersten Anblicke am meisten dem Branchipus diaphanus. Die Grösse des erwachsenen Individuums beträgt 15, sogar 16 Par. Lin., von denen die etwas grössere Hälfte auf den fusslosen Theil des Körpers kommt. Der Kopf ist bei beiden Geschlechtern von abgerun- det-dreieckiger Gestalt. Das einfache Auge hat seine Stel- lung gegenüber der vordersten Ecke des Dreiecks ; die ge- stielten Augen nehmen die seitlichen Ecken ein und über diesen Augen entspringen die Antennen , welche nicht ge- gliedert sind und ziemlich abgerundet enden; an der Spitze derselben sieht man kleine dünne stachelartige Fortsätze und unterhalb derselben drei längere Härchen. Zu jeder Seite des Kopfes entspringen die Hörner (modificirte Antennen), welche aus folgenden Theilen be- stehen : Bei dem Münnchen: a) Das Basalglied (Fig. l.a.), eine mächtige Muskel- anhäufung, überzogen von einer glatten Chitinhaut. Es in- serirt sich am seitlichen Theile des Kopfes und verläuft bogenförmig nach unten. An den unteren Flächen des Kopfes vereinigen sich die Basalglieder brückenartig mit einander (Fig. I.e.); der vordere Rand dieser Verbindung erhebt sich in einen konischen schief abgestumften Zapfen, welcher beinahe parallel dem Basaltheile der Hörner ver- läuft und bei der natürlichen Stellung des lebendigen Thie- res nach unten und hinten gerichtet ist. o) Fortsätze, welclie von dem vereinigten Theile der Basalglie- der der Hörner entspringen. Br. stagnalis (der hufeisenförmige Fortsatz. Auct.) Br. torvicornis. Waga 1. c. flg. 3 f. Br. Grubii. Fig. I. c. 198 V. Dybowslii: b) Die eigentlichen Zangen (Fig. 1. b ; Fig. 3). Sie sind mit den Basallheilen gelenlvartig verbunden und ver- laufen bei der natürlichen Lage an dem lebenden Thiere zunächst in der Richtung der Längenachse des Körpers, -wenden sich dann unter einem stiimpTen Winkel nach in- nen, um von beiden Seiten sich einander so entgegen zu laufen , dass sie noch theilvvcise über einander zu liegen kommen. Die Zangen sind von hornartiger Consistenz, ihre Form ist in der ersten Hälfte des A^erlaufes (Fig. 3. a b) unregelmässig dreikantig , die innere obere Kante (d) ge- zähnelt und convex , die untere eingebogen und bildet an dem Uebergange in die zweite Hälfte (b c) einen knieför- migen Höcker (b). Die zweite Hälfte ist zusammengedrückt und endet etwa ähnlich wie bei Branchipus claviger (Fisch. 1. c. tab. VIIL flg. 3. d) mit einem seichten halbmondförmi- gen Ausschnitte (e). c) Die Basalanhänge der Hörner (Stirnfortsätze Grube ; tentakelförmige Organe Fischer). Diese entspringen über den Hörnern und bilden (ungefähr ein Fünftel des ganzen Körpers) lange , bandartig zusammengedrückte Fortsätze, welche bei lebenden Thieren in sich selbst einorerollt zwi- sehen den Basallheilen getragen werden; ausgebreitet ver- laufen diese Fortsätze sichelförmig nach innen (Fig. 1. d. Fig. 2) 5 sie verschmälern sich gegen ihre Enden und lau- fen in eine krallenförmige Spitze aus (Fig. 2. 4). An den Rändern bemerkt man seitliche Fortsätze, welche lang "und mit kleinen dornarligen Spitzen besetzt sind (Fig. 4. a). Diese seitlichen Fortsätze sind an dem Aussenrande der Basalanhänge etwas länger und zahlreicher (Fig. 2) ; denn die Zahl beträgt daselbst 19 — 20, an dem Innenrande da- gegen nur 11 — 14. (Hire relative Länge und das Verhält- niss zu einander sind in der Abbildung angegeben.) Im Innern der Anhänge verlaufen von der Basis aus Muskel- stränge, welche den Tentakeln ein gestreiftes Aussehen verleihen. Bei den Weibchen wiederholen sich alle die genann- ten drei Theile, nur sind sie hier anders gestaltet. Das Basalglied stellt einen konischen Zapfen dar, statt der mäch- tigen Zangen hndet sich nur ein dünner spitzer Fortsatz Beitrag zur Phyllopoden-Faima des Unigegcnd Berlins. 199 und zuletzt vertreten zwei dünne, spitze, sichelförmig ge- stellte Fortsätze die bandartigen langen Anhänge des Männ- chens (Fig. 6, 1). Die Füsse nehmen bis zum siebenten Paare an Grösse zu, von da fangen sie wieder an lil einer zu werden. Das erste Paar ist verhältnissmässig am breitesten, das letzte Paar ist das schmälste. Im Uebrigen bieten die Füsse nichts Bemerkenswerthes dar. — An den beiden ersten fusslosen Körpersegmenten findet sich beim Weibchen und Männchen eine sackförmige Erweiterung „Bruttasche" , welche bei beiden Geschlechtern von fast herzförmiger Gestalt , bei dem Weibchen aber bedeutend grösser ist; sie dient beim Männchen zur Aulbewahrung des Receptaculum seminis und der beiden Penis, beim Weibchen zur Aufbewahrung der Eileiter und der Drüsentaschen. Die folgenden sieben Segmente verschmälern sich allmählich gegen die Schwanz- flosse zu, welche dicht mit seidenartigen Seilenborsten be- setzt ist. Von den inneren Theilen will ich nur die Geschlechts- organe kurz berühren. Sie bestehen beim Männchen ^) aus keimbereitenden Theilen, Hoden (Fig. 5. a), welche bis zum vorletzten Segmente zu verfolgen sind ; daran schliesst sich das Receptaculum seminis (Fig. 5. b) , eine blasenför- mige Erweiterung des Samenstranges (c) , welcher zuletzt in den Penis (d) ausläuft. — Die weiblichen Geschlechts- organe zerfallen in drei Theile: a) die Ovarien, welche an dem drittletzten Segmente enden , zuweilen aber auch etwas weiter nach unten hinabsteigen ; nach oben hin rei- chen sie beinahe bis zum letzten fusstragenden Körper- segmente (Fig. G. a' a'). Die Eier in dem Eierstocke sind weisslich gefärbt, während«die reifen dunkelgelb sind, b) Die Eileiter. Diese entspringen nicht von dem oberen Ende des Eierstocks, sondern wie es schon Leydig bei ßr. stagnalis (Zeitschrift für die wissensch. Zoologie Bd. IH. 1) Das Auspijipariren der keiinbereilenden Organe im Ganzen ist beim Männchen unmöglich. Aber die durchsichtigen Integuniente der jüngeren Thiere lassen bei schwachen mikroskopischen Vergrös- serungen das ganze hier angegebene Verhältniss sehr gut übersehen. 200 V. Dyb owski: S. 300) erwähnt hat, etwas unterhalb (Fig. 6. c). Der Ei- leiter stellt eine flaschenförmige Erweiterung dar , welche schief nach oben verläuft und in (c) die Drüsentasche, an deren oberem Ende, mündet. Die beiderseitigen Drüsen- taschen verlaufen convergirend nach unten, um durch eine gemeinschaftliche Oeffnung zu münden. An die Drüsen- taschen setzen sich Muskeln an, w^elche durch ihre abwech- selnde Zusammenziehung dieselben in beständiger Bewe- gung erhalten. Die Farbe des Weibchens ist im Grundtone grünlich- gelb, die äusseren Ränder der Füsse und Zangen sind horn- farbig , der fusslose Theil kupferröthlich und die beiden Schwanzfortsätze grünlich. Das Männchen ist goldorange- farbig, alle Ränder der Füsse, der Kopfanhänge und des Schwanzes sind dunkler tingirt. Die Beschaffenheit des Wassers übt aber einen merklichen Einflnss auf die Fär- bung; so fand ich z. B. Exemplare in dem trüben Wasser eines schlammigen Grabens auf dem Wege nach dem Fin- kenkruge, Avelche ganz verblichen aussahen. Ueber ihre Lebensweise und die Art der Begattung kann ich gar nichts angeben , da die Thiere in der Gefangenschaft bald un- tergehen. Die Zeit des Vorkommens ist April und Mai; der tro- ckene Sommer von 1859 tödtete sie bald darauf. Im Herbste habe ich sie vergeblich gesucht, obgleich ich zu derselben Zeit in Breslau den Br. stagnalis massenliaft angetroffen liabe. Sie leben in ziemlich liefen Gräben; ich habe sie in der Jungfernheide und beim Finkenkruge gefunden; am ersten Orte kommen sie mit Limnetis brachyurus und Daph- nia pennata zusammen vor. # Branchipus p aludosus (Cancer paludosus Müll.). Es wurden zwei Arten von Branchipus in Grönland voilvommend angenommen , nämlich Br. stagnalis (Cancer stagnalis Fabr.) und Br. paludosus (Cancer paludosus Müll.). Die erstere führte Fabricius an, wenn man aber seine Beschreibung in der Fauna Grönlandica liest, so kann man sich bald überzeugen, dass es gar kein Br. stagnalis ist. Beitrag zur Phyllopoden-Fauna der Umgegend Berlins. 201 S. 247 des genannten Werkes beschreibt er die Hörner mit folgenden Worten , die des Weibchens : „de capitc versus OS duo styli perpendiculariter pendent" und S. 248 die des Männchens : „illius longiores , annulis tribus praeter tubu- lum et setam terminalem constantes." Der genaue Fabri- cius würde unmöglich die inneren Antennen des Br. sta- gnalis und den hufeisenförmigen Fortsatz übersehen haben, wenn er einen solchen vor sich gehabt hätte. Weiter be- schreibt er die Brultasche des Weibchens als lang, was für den stagnalis gar nicht passt. Dieses genügt uns schon, um mit Wahrscheinlichkeit die von ihm beschriebene Bran- chipus-Species nicht für stagnalis zu halten. Die Frage, welche sich uns nun zunächst aufdrängt, ist die, ob der Br. stagnalis Fabr. nicht der paludosus Müll. sei. Dieses kann ich mit ziemlicher Gewissheit bejahen ^) ; es sprechen nämlich dafür die anhangslosen Hörner, die unter allen Branchipoden nur bei Br. paludosus und ferox vorkommen, und die lange ßruttasche des Weibchens , die den ferox ausschliesst. Der Br. paludosus Müll. Zool. Danica Vol. II. p. 10 und Herbst, Naturgeschichte der Krabben Bd. II. S. 118 wurde bereits von Prof. Grube a. a. 0. zu dem Middendorfianus hinzugezogen. Ich habe gleichfalls Ge- legenheit gehabt, drei Exemplare , zwei Weibchen und ein Männchen, dieser Species aus Grönland zu untersuchen und kann die Vermuthungen Grube's bestätigen. Nur muss ich Folgendes hinzufügen. Fischer beschreibt einen mem- branartigen Fortsatz an der vorderen Seite des Kopfes, er sagt aber nur, dass er häufig, also nicht constant, vor- komme-); wenn ich nun seine Figur 18, welche den Kopf 1) J. Schiüdte in seiner Abhandlung „Uebersicht der Land- Süsswasser - und Ufer-Arthropoden Grönlands" führt auch nur eine Species, Br. paludos., an und zieht den Cancer stagnalis Fab. zu dem paludos. Ml. (Uebersetzung inderBerl. enlom. Zeitschr. 1859. p. 157.) 2) Fischer a. a. 0. S. 153 : „an der Stirne bemerkt man häufig, besonders beim Männchen, eine vorspringende dreieckige dünne Haut- falte oder einen Stirnlappen Bei einigen Exemplaren stellte er sich beim leichten Drucke eines Glasplättchens als eine dünne nach vorn gerade abgeschnittene Membran dar, die seitwärts mit je einem Basaltheile der llörner, nach hinten mit den Scilenthei- len des Kopfes und der Stirne zusammenhing. 202 V. Dybowski: eines Weibchens darstellt, ansehe, so scheint es mir, dass diese Membran nur durch Abheben des Chitinüberzuges, verursacht durch Spirifus-Maceration, entstanden ist. Diese Vermuthung gewinnt noch mehr an Wahrscheinlichkeit, da uns kein Fall bekannt ist, in welchem die tentakelförmigen Anhänge bei Männchen und Weibchen in gleichem Masse ausgebildet wären und auch kein solcher , wo sie beim Männchen nicht constant vorkämen. Ich finde weiter die Gestalt der Hörner bei den g^rönländischen und die Reihe von Dornen auf der Unterfläche mit dem Middendortianus fast übereinstimmend, so dass ich es schon jetzt wage, den Middendorfianus zu dem paludosus hinzuziehen. Das Defi- nitive hierüber überlasse ich späteren Forschungen , weil dazu die Original - Exemplare von Midde ndor f noch zu vergleichen Avären. Branchipus paludosus Müll. Folgende ^Synonyme würden auf den paludosus zu be- ziehen sein. Syn. Cancer stagnalis Fabr. Fauna Groenlandica. p. 247. Cancer paludosus Müll. Zoolog. Danica. Vol. II. p. 10. Cancer paludosus Herbst , Naturgeschichte der Krabben. Bd. II. S. 118. Br. Middendorfianus Fisch. Middendorfs Si- birische Reisen. Bd. II. S. 153. Die Diagnose hat Prof. Grube a. a. 0. gegeben. Das Einzige, was dabei zu ändern sein möchte, wäre, das Vor- kommen der „Stirnfortsätze" noch als fraglich zu setzen. Die Beschreibung werde ich nur auf diejenigen Theile beschränken , welche als entscheidende diagnostische Mo- mente angesehen werden müssen. Diese sind : 1) die Hör- ner. Sie erreichen bei dem Männchen (Fig. 7) eine bedeu- tende Länge ; der Basaitheil ist nämlich wenig kürzer als die Hälfte des fusshalligen Körpers. Die Chilinhaut, wel- che dieselben überzieht, ist glatt; auf der unteren Fläche gegen den inneren Rand findet sich eine Reihe von dorn- artigen Spiizen , welche schon in dem ersten Viertel des Beitrag zur Phyllopoden-Faiina der Unigegend Berlins. 203 Basaltheiles ^) anfangen und allmälilicli grösser \yerdend sich bis zum Zangengliede fortsetzen. Ihre Zahl beträgt 21 ; die ersten 17 stehen in eine Reihe geordnet, die 4 letzten, "welche die längsten sind, stehen in zwei Reihen neben ein- ander. Die Zange (Fig. 7. b) ist hornartig tief chagrinirt. Die Hörner der Weibchen stimmen im Baue mit denen des^ Br. Middendorf. 1. c. fig. 18 überein , nur sind auf den mir vorliegenden Exemplaren keine seitlichen Zähnelungen wahrzunehmen , was möglicher Weise darin seinen Grund haben kann , dass jene Exemplare nicht gut erhalten sind. 2) Die Fühler sind nicht gegliedert und tragen an ihren Spifzen feine Härchen. 3) Die Bruttasche des Weibchens ist lang, hülsenförmig (Fig. 8). Die Schwanzflossen sind mit 36 seitlichen gefiederten Fortsätzen besetzt. Erklärung der Al)1)il(!uugcu. Taf. X. I. Branchipus Grubii. Männchen in natürlicher Grösse. Fig. 1. Der Kopf des Männchens derselben Species. a. Basalglied der Hörner. b. Zangen. c. Brückenarlige Verbindung der Basalglieder (konischer, schief abgesturnpiler Zapfen), d. Ba- salanhäijge der iiörner (tentakelt'öiJinge Organe; Sliinfort- salze). „ 2. Das tentakelförniige Organ; der Basalanhang; vergrössert. „ o. Die Zange der llörner. a. Einlenkungssteile. b. Knieför- miger Höcker, d. Die gezähnelte lianle. e. Der halbniond- förniige Einschnitt. „ 4. Ende des tentakelförniigen Anhanges beim Männchen, stark vergrössert. 5, 5. Der fusslose Theil des Älännchens. a. Hoden, b. Becepta- culuni seniinis. c. Vas deferens.^ d. Penis. „ 6. Derselbe Theil eines Weibchens, a. Eierstock, b. Eileiter, c. Austriilsstelle des Eileiters, d. Drüse der einen Seite ; auf der anderen wurde sie nicht ausgeführt, e. Ohrförmige seitliche Erweiterung der Bruttasche auf der linken Seite des Thieres. f. Drüseutasche mit Eiern gefüllt. 1) Nach Fischer a. a. 0. S. 153 fangen sie im zweiten Drittel des Gliedes an. 204 V. Dybowski: Beitrag zur Phyllopoden-Fauna 11. s.w. Fifif. 6. 1. Hörn eines \^'eihchens nach einem aufbewahrten Präparate gezeichnet, a. Basalglied. b. Zangenglied, c. Tentakelför- miger Anhang. II. Branchipus paludosus. Männchen in natürlicher Grösse. „ 7. Der Kopf eines Männchens, a. Basaltheil der Zangen, b. Die Zange selbst. „ 8. Der fusslose Theil eines Weibchens. Zu Fig. 5. Bei einer Länge des Männchens von 8 Par. Lin. war die Länge des Bläschens (b) 1,2 Mil., die Breite 0,7 Mil. Die Breite des Hodens in der Höhe des ersten Schwanzringes beträgt 0,3 Mil. Zu Fig. 6. Die grösste Breite des Eileiters in dessen Mitte bei einem 7 Par. Lin. langen Weibchen betrug 0,5 Mil.; die grösste Breite der Drüsentasche, in welcher nur drei Eier vorhanden waren, 1,25 Mil. Leptoptcrygius^ neue Gattung der Discoboli. Vom Herausgeber. (Hierzu Taf. VII. Fig. a— d.) Zähne im Zwischen- und Unterkiefer hechelförniiof, in der äusseren Reihe etwas grössere. Fleischige Lippen. Drei und eine halbe Kieme. Die Kiemenöffnungen sind klein und durch eine breite häutige , durchsichtige Brücke getrennt. Die Kiemenhaut enthält vier Strahlen. Die Saugscheibe am Bauche wie bei Lepadogaster. Rückenflosse und Af- terflosse bilden longitudinale Leisten, die sich mit der Schwanzflosse vereinigen, ohne deutliche Strahlen. Als ich den kleinen Fisch, das einzige mir zu Gesicht gekommene Exemplar dieser merkwürdigen kleinen Galtung, in Messina am 30. August 1853 lebend erhielt, bewegte sich derselbe sehr lebhaft und schnell in der mit Seewasser ffe- füllten Schale umher. Seine Bewegungen waren mehr krie- chend als schwimmend; denn er benutzte stets seinen Schei- benapparat am Bauche um sich darauf schnell fortzuschie- ben. Der Fisch betrug sich so seltsam, dass er sogleich meine Aufmerksamkeit erregte. Auch Prof. Cocco, der damals noch lebte, und der die Fischfauna Messina's vor- trefflich kannte, staunte über das kleine Thier, und erklärte es für neu, da er niemals seines Gleichen gesehen hatte. Ebenso interessirte sich Johannes Müller dafür, und hat mich später mehrmals gemahnt, den neuen Fisch zu be- schreiben. Erst jetzt komme ich dazu, ihn in die Wissen- schaft einzuführen. Die obige Gattungsdiagnose , welche ich nach dem Schema der von MüIIcf und mir in den Horae ichtholo- 20ß T r 0 s c h e 1 : gicae von Lcpadogastcr gegebenen entworfen habe , zeigt, dass unser Fisch in den meisten wesentlichen Punliten mit Lepadogaster übereinstimmt , und sich nur durch die Ver- kümmerung von Rücken - und Afterflosse unterscheidet. Diese Abweichung ist aber allerdings so gross, dass es keinem Zweifel unterliegen kann, der Fisch müsse eine neue Gattung bilden, die ich Leptopterygius nenne. Nur ein einziger Fisch ist bisher beschrieben worden, von dem ich es für möglich halte , dass er mit dem unse- rigen congenerisch sei, nämlich Lepadogaster Willdenowii Risso. Derselbe ist aber, wie es scheint, seit Riss o nicht wieder gefunden worden, wenigstens ist mir in der ichthyo- logischen Literatur über ihn nichts bekannt geworden. Da- her lässt sich wohl annehmen, dass er wie die von mir beobachtete Art sehr selten sei. — Ich muss es dahin ge- stellt sein lassen , wie genau oder ungenau Beschreibung und Abbildung Risso's seien. Voraussetzen lässt sich wohl, dass wir der Beschreibung mehr trauen dürfen, als der mit dieser nicht ganz übereinstimmenden Abbildung. Zur Ver- gleichung mit unserem Fische wiederhole ich hier die Ris- so'sche Beschreibung. L, Willdenowii. Lepadogaster WilldenowH Risso Ichthyologie de Nice p. 75. pl. IV. flg. 10. L. luleo virescens, rubro punctatus; pinnis imparibus connexis. Point d'appendices sur les narines. La couleur de ce Lepadogaslere, sans clre riebe et brillante, n'offre pas moins un agreable ensemble. Le dessus du corps est feuille moi'te , plus ou moins fonce par des undulations sur les- quelles sont semes assez regulierement des points rouges tres fins. Le museau est arrondi , et aussi large que la tele. La bouche ample, les machoires garnies de dents aigues. La langue rüde , couverte d'asperiles. Les yeux d'un brun rougeätre, la prunellc noire. Les nageoires pe- clorales ont six rayons chaque ; les pectoihoraciques rou- geätres , quatre chacune ; la dorsale petile en a dix-huit; Fanale quatorze; ces deux nageoires se rennissent ä la caudale, qui en a dix. La langueur de ce poisson est de Leptopterygiiis, neue Gattung der Discoboli. 207 # soixante millimelres, siir dix de largeiir. On le*trouve siir Ics bords de la mer de IVice, dans le mois de juillet. Vergleichen ^vir diese ßesciireibiing mit der Abbil- dung, so fällt sogleich in die Augen, dass die Schnauze spitz und viel schmaler als der Kopf abgebildet ist , Aväh- rend sie doch nach der Beschreibung rund und ebenso breit wie der Kopf sein soll, was so ziemlich auf die fol- gende neue Art passt. Die rothen Punkte , welche in der Beschreibung sehr fein genannt werden und auf Undula- tionen angebracht sein sollen, erscheinen auf der Abbilduno; ziemlich gross und unregelmässig vertheilt. Ueberhaupt ist die Abbildung- sehr roh und daher verdächtio-. Sieht man hiernach von der Abbildung gänzlich ab, und hält sich nur an die Beschreibung, so bleiben doch immer zwei Punkte, die mich bestimmen unseren sogleich zu beschreibenden Fisch für eine andere Species zu halten, nämlich der Mangel der Fäden an den vorderen Naslöchern und die deutlich entwickelten Strahlen in den senkrechten Flossen, die doch immer so deutlich sein mussten, dass sie Risso zu zählen vermochte. L» Coccoi n. sp. Ich nenne diesen Fisch zu Ehren des verstorbenen Professor Cocco in Messina, der sich um die sicilianische Fischfauna so verdient gemacht hat. Der Kopf ist wenig länger als breit; die Schnauze breit abgerundet , der Zwischenkiefer ein wenig über den Unterkiefer vorragend. Der Kopf ist 4V3mal in der ganzen Länge des Fisches enthalten. So messe ich jetzt an dem in Weingeist aufbeAvahrten und durch ihn contrahirten Exemplare; die nach dem lebenden Thiere entworfene Zeich- nung ergiebt das Verhältniss des Kopfes wie 1 zu nahe 5, was ich auf die Veränderung im W^ingeiste schiebe. Der Körper wird vom Kopfe an nach hinten allmählich schma- ler, bewahrt aber überall fast dieselbe Höhe. Die Augen liegen hinter dem ersten Drittel der Kopf- länge und sind etwa um drei Augendurchmesser von ein- ander so wie von der Schwanzspitze entfernt. Beide Naslöcher bilden niedrige an der Spitze offene Röhren. Von dem Hinterrande des vorderen erhebt sich 208 T r 0 s c h e 1 : ein spitzer Tentakel. Die hinteren Naslöcher liegen zwi- schen den Augen ; jedes war am lebenden Thiere um einen Augendurchmesser vom Auge entfernt, am Weingeistexem- plare ist diese Entfernung geringer. Die Mundspalte reicht fast bis unter das Auge. Die Kiefer sind mit fleischigen Lippen versehen. Im Zwischen- kiefer und im Unterkiefer steht eine schmale Binde he- cheiförmiger Zähne, von denen die der äusseren Reihe ein wenig grösser erscheinen. Weder am Gaumen noch auf der Zunge kann ich Rauhigkeiten bemerken. Die Kiemenspalten liegen vor den Brustflossen wie bei Lepadogaster , und sind durch eine breite häutige, durchsichtige Brücke getrennt, in welcher jederseits vier Kiemenhautstrahlen vorhanden sind. — Es linden sich je- derseits ganz wie bei Lepadogaster, 3^/2 Kiemenstrahlen, ohne Kiemenspalte hinter dem letzten Kiemenbogen. Die Kiemenblättchen sind mit zwei Reihen seillicher Fortsätze versehen, und gleichen ganz üederspaltigen Blättern. Ich habe in Fig. d zwei solche Blättchen von dem letzten Kie- menbogen abgebildet. Auch hierin stimm.t unser Fisch im Allgemeinen mit Lepadogaster überein. Die Dornfortsätze an der concaven Seile der Kiemenbogen sind kurze stumpfe Dörnchen. Die Saugscheibe am Bauche ist genau so wie bei Le- padogaster gebildet, und ist doppelt. Der Yorderrand der vorderen aus der Verwachsung der Bauchflossen entstan- denen Scheibe bildet einen breiten Vorsprung, der durch einen Einschnitt jederseits von der Basis der Bauchflossen abgesetzt ist; der Hinlerrand ist abgerundet, und jederseits ausgeschweift. Jede Bauchflosse enthält vier breite Strah- len. Die Brustflossen , welche sich an den Hinterrand der Bauchflossen anfügen , enthalten gleichfalls Strahlen , die mir auf etwa 14 sich zu belaufen schienen. Sie sind jedoch schwierig zu zählen , weil sie in der Haut verborgen lie- gen. Die zweite Scheibe ist quer oval, mit polygonalen niedrigen Wärzchen besetzt , und lässt im freien Hinter- rande Strahlen sehen, die einfach zu sein scheinen, und sich nicht genau zählen lassen. Hinter der Bauchscheibe zieht sich eine Längsfurche Leptopterygius. eine Gattung der Discoboli. 209 bis zum After, die schon am lebenden Thiere sichtbar war, und die zum Anhängen beizutragen scheint. Hinter dem After liegt eine Papilla genitalis. Rücken- und Afterflosse bilden einen häutigenKamm, in welchem sich nur hinten Spuren von Strahlen wahr- nehmen lassen , und vereinigen sich beide ohne sichtbare Grenze mit der Schwanzflosse. Die Afterflosse beginnt so, dass der After in der Mitte zwischen der Saugscheibe und dem Anfange der Afterflosse liegt; die Rückenflosse be- ginnt früher , in der Mitte der ganzen Länge des Fisches ohne Kopf. Im Ganzen zähle ich 17 bis 18 Strahlen am Ende des Schwanzes, die vielleicht alle der abgerundeten Schw^anzflosse zuzuzählen sind. Die Farbe ist gelb mit Querbinden , die aus zahlrei- chen braunen Punkten bestehen und sich am Schwänze in eine Art Netzwerk umändern. Die Haut ist glatt und schuppenlos. Durch den Weingeist hat sich die Haut in feine senkrechte Falten gelegt , die am lebenden Thiere nicht vorhanden waren. Ganze Länge des Fisches 37 Mm. Länge des Kopfes 8 Mm. Breite des Kopfes 6 Mm. Höhe des Kopfes 4 Mm. Höhe des Körpers am Anfange der Rückenflosse 5 Mm. Vaterland : Messina. Erklärung der ^Abbildungen. Taf. VII. Fig. a. Leptopterygius ^Coccoi von der^Seite^gesehen, wenig vergr. „ b. Der Kopf von oben gesehen, mit den Augen und Kaslöchern. „ c. Leptopterygius Coccoi von der Bauchseite gesehen , etwas mehr vergrössert. ,. d. Zwei Kiemenblättchen, stark vergrössert. Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 14 Uebersicht der bis jetzt bekannten Arten der Fnigoriuen - Gattung Poiocera Lap. Von Dr. A. (Serstaecker. (Hierzu Taf. XI u. XII.) Die Bereicherung, welche der ebenso formenreichen als farbenprächtigen Familie der Leuchlzirpen in der letzten Zeit erwachsen ist, ist so vorwiegend durch Ostindische, meist in den Englischen Sammlungen befindliche Arten be- wirkt worden, dass man glauben sollte, Süd-Amerika stehe in seinem Reichthum an Arten dieser Familie dem südli- chen Asien beträchtlich nach ; und doch trifft dies , wenn man die kleineren Formen berücksichtigt, gar nicht und selbst für die grösseren und ansehnlichen kaum zu, wenn man den Reichthum solcher Sammlungen aufdeckt , die im Gegensatz zu den Englischen ihre Schätze vorwiegend aus der neuen Welt bezogen haben. Die neuerdings an die hiesige Entomologische Sammlung erfolgte Zusendung meh- rerer der Gattung Poiocera Lap. angehörender, zum Theil sehr ausgezeichneter Arten veranlasste mich zufällig, den ziemlich ansehnlichen Bestand dieser Gattung specieller auf die bisher bekannt gemachten Beschreibungen zu prüfen und es stellte sich dabei das überraschende Resultat heraus, dass von 34 überhaupt vorhandenen Arten sich fast die Hälfte als neu erwies. Hätte es sich nun schon an und für sich verlohnt, eine so ansehnliche Reihe von Novitäten be- kannt zu machen, so erregte die bei der Durcharbeilung der bisherigen Literatur gewonnene Erfahrung, dass durch Doppelbeschreibungen das Artregister in dieser Gattung un- verhältnissmässig gesteigert worden sei , zugleich den Ge rs ta ecke r : Uebersicht der Fulgorinen-Gatlung Poiocera. 211 Wunsch, auch die bereits bekannt gemachten Arten in sy- nonymischer Beziehung zu sichten und die Gattung über- haupt , so weit es möglich war , monographisch zu behan- deln. Leider konnte dies wegen der Unbekanntschaft mit einer nicht unbeträchtlichen Anzahl der von anderen Au- toren beschriebenen Arten nur in unvollständiger Weise geschehen und am wenigsten war es möglich , etwa eine Eintheilung der Arten in natürliche Gruppen, wie sie sehr zu wünschen gewesen wäre , vorzunehmen , da hierzu die meisten der früheren Beschreibungen der erforderlichen Genauigkeit entbehrten. Da es mir jedoch für jeden Fall erwünscht schien , die mir in natura nicht bekannt gewor- denen Arten hier nicht ganz unberücksichtigt zu lassen, und wäre es auch nur, um eine Uebersicht des gegenwär- tigen Bestandes der Gattung zu geben , so schien es mir am geeignetsten , eine Aneinanderreihung der Arten nach einem leicht fasslichen, sowohl die Bestimmung als das Auf- finden erleichternden Merkmal, welches andrerseits auch aus den Beschreibungen der nicht vorliegenden Arten fest- zustellen war, nämlich nach der Zeichnung^ und Färbung der Hinterflügel vorzunehmen. Dass bei einer auf so un- tergeordneten Merkmalen basirten, analytischen Gruppirung der Arten wiederholentlich nahe verwandte getrennt und heterogene einander genähert werden mussten , versteht sich von selbst; indessen lässt sich doch so viel zu Gun- sten des von mir gewählten Eintheilungs-Momentes sagen, dass es zum grossen Theil wirklich sich nahe stehende Arten mit einander vereinigen iässt und alle anderen etwa zu einer natnrgemässen Gruppirung verwendbaren Charak- tere an Prägnanz übertrifft. Was den der Gattung Poiocera Lap. zu gebenden Um- fang betrifft, so sei zunächst erwähnt, dass die von Spi- nola (Annales d. 1. soc. entom. Vlll) davon abgetrennte Gattung Calyptoproctus, welche von Walker (List of Ho- mopterous Insects in the collection of the British Museum) und von A. Dohrn (Catalogus Hemipterorum) ebenfalls angenommen worden ist, als jeder Begründung entbehrend hier wieder mit Poiocera vereinigt worden ist. Die Ver- längerung des letzten Abdominalsegments bei den Weibchen 21 2 G e r s l a e c k e F : mehrerer Arten, welche Spinola zur Begründung jener Gattung den alleinigen Anlass gab, ist nämlich erstens ein relativer Charakter, indem er bald prägnanter, bald wenig bemerkbar auftritt; zweitens ein Charakter, der bei einer nur im männlichen Geschlecht vorliegenden Art eine Gat- tungsbestimmung nicht zulässt , da die Männchen der Ca- lyptoproctus- Arten denen der Poioceren vollkommen ana- log geformt sind; drittens endlich ein Merkmal, das schon deshalb von keiner Bedeutung ist , weil es in nahe ver- wandten Gattungen, wie Dilobura Spin, ebenfalls sporadisch auftritt. Das Weibchen der von Stäl (Berlin. Entomol. Zeitschr. III. p. 315. no. 2) freilich sehr ungenau beschrie- benen Dilobura tosta , einer aus Surinam stammenden und im hiesigen Museum befindlichen Art, zeigt z.B. ganz das stark verlängerte, scharf dreikielige letzte Hinterleibsseg- ment, wie es bei Calyptoproctus elegans Oliv, vorkommt, ohne dass der ßeschreiber diesen sehr wesentlichen Cha- rakter erwähnt hätte. — Auf Grund desselben Charakters will Schaum (Ersch und Gruber, Allg. Encycl. d. Wis- sensch. 51. Bd. p. 66) die von White (Annais of nat. bist. XVIII. p= 25. pl. I) aufgestellte Gattung Paralystra ebenfalls mit Calyptoproctus , und da er diese Gattung nicht gelten lässt, mit Poiocera Lap. vereinigt wissen, nach meiner An- sicht jedoch durchaus mit Unrecht; denn die a.a.O. und au.s- serdem im List of Homopt. Insectspl. III gegebene Abbildung der Paralystra Emma White zeigt weder im ganzen Habitus noch besonders in der Flügelbildung irgend welche nähere Uebereinstimmung mit einer der mir bekannten Poiocera- oder Calyptoproctus -Arten, bei denen der Vorderrand der Flügeldecken durchweg gerade verläuft. Soll die White'sche Gattung mit einer bereits bestehenden vereinigt werden, so bliebe nur die Wahl zwischen Episcius und Dilobura Spinola, die übrigens unter einander durch keinen wesent- lichen Charakter abAveichen und mit Paralystra nicht nur in der Form der Flügeldecken , deren Vorderrand stark ge- schwungen ist, sondern auch besonders in der unebenen, rindenartigen Oberfläche und der cigenthümlichen Zeich- nung derselben durchaus übereinstimmen. Die Bildung des letzten Hinterleibssegmentes beim Weibchen würde nach Uebersichl der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 213 dem oben angeführten Beispiel dieser Vereinigung nicht widersprechen und es könnte sich nur darum handeln , ob die sehr aulTallend kurze und breite Form des Kopfes der Paralystra Emma unter der Gattung Dilobura zulässig wäre. Da die von Stal (a. a. 0. p. 314. no. 2) beschriebene Dilo- bura verrucosa von den übrigen Arten der Gattung sich ebenfalls durch sehr verkürzten, wenngleich nebenbei noch sehr schmalen Scheitel unterscheidet, möchten nach meiner Ansicht auch der Aufnahme der White'schen Art keine gewichtigen Gründe entgegen zusetzen sein; von Poiocera ist sie aber in jedem Falle auszuschliessen. Von einzelnen zur Gattung Poiocera gebrachten Arten glaube ich die von Er ich so n in Schomburg's Reisen in British Guyana beschriebene P. porphyrea sowohl nach ihrer Flügel- als Kopfbildung davon ausscheiden zu müs- sen; letztere stimmt am besten mit derjenigen der Asiati- schen Aphana- Arten überein, während der geschwungene Vorderrand der Flügeldecken, die Unebenheit und Färbung ihrer Oberfläche, endlich auch die Form und Färbung der Hinterflügel die Art zur Gattung Episcius Spin, stellt. Nach der Aehnlichkeit, welche die Erichson'sche Art mit der von StoU flg. 23 abgebildeten Fulgora sanguinea Oliv, aus Su- rinamdarbietet, würde auch letztere aus der Gattung Aphana, wohin sie Walker undDohrn stellen, zu entfernen und der Gattung Episcius einzuverleiben sein , wenn man , wie mir dies räthlich scheint, kein absonderliches Gewicht auf die Kürze oder Länge des Scheitels legt , welche bei fast allen Fulgorinen- Gattungen auff'allenden Schwankungen un- terworfen ist. — Von mir in natura unbekannt gebliebenen Arten habe ich die vom Cap stammende und sich schon hierdurch von selbst ausschliessende L. coccinea Oliv. , so wie die von Walker (a. a. 0.) beschriebenen P. limpida, obliqua und setifera , die wohl eher zur Gattung Cladodi- ptera gehören möchten, nach den für sie aufgestellten Merk- malen ausgeschieden, dagegen die von B urm eis ter (Ge- nera Insect.) der Gattung Lystra beigezählten Arten : L. mul- tipunctata, costata und cruenta (letztere mit L. venosa Germ, identisch) wegen ihrer augenscheinlich näheren Verwandt- schaft mit Poiocera nach Sc ha um' s Vorgang unter diese 214 Gerstaecker: Gattung mit aufgenommen. Bei einer derartigen Abgrän- zung der Gattung kommen für dieselbe im Ganzen 48 von verschiedenen Autoren bekannt gemachte Arten in Betracht, deren Zahl jedoch nach Abrechnung der doppelt und selbst dreifach beschriebenen auf 35 herabsinkt. Von den 4 von Guerin in Duperrey, Voyage de la Coquille beschriebe- nen Arten ist nämlich 1 mit einer Fabricius'schen Art, von den 16 von Germar in Thon's Archiv II, 2 beschriebe- nen 2 mit Guerin'schen , die von Laporte in den Anna- les d. 1. soc. entom. I beschriebene mit einer Germar'schen, von den 2 von Perty im Delectus animalium aufgestellten 1 mit einer Germar'schen, von den 5 vonSpinola in den Annales d. 1. soc. entom. YIII beschriebenen 2 mit Ger- mar'schen, von den 10 von Walker im List of Homopte- rous Insects beschriebenen 2 mit Germar'schen , von den 3 von Stal in der Öfversigt afKongl. Vetensk. Akad. För- handl. XII diagnosticirten 2 mit Germar'schen, die eine von Guerin in Ramon de la Sagra's Historia fisica de la isla de Cuba mit einer Walker'schen und von den 3 von Bur- meister in den Genera Insectorum aufgestellten 1 mit einer Germar'schen Art identisch. In der nachfolgenden Uebersicht, welche sich im Ganzen über 50 Arten erstreckt, sind demnach 15 ganz neue hinzugekommen, von denen nur eine vielleicht mit einer Spinola'schen Art identisch sein könnte ; drei andere mussten ausserdem , weil ihre Namen mit anderen collidirten, neu benannt werden. I. Hinterflügel dunkel gefärbt, mit glashelleni Mondfleck vor der Spitze. 1) P. perspicillata. Capite latiore , abdomine subtus nigro- fascialo , genubus posticis flavis : alis posticis prope basin albido -notatis, macula hyalina ovata. Long. corp. 7 — 8V2 lin., expans. elytr. 18 — 21 lin. — Patria: Rio (v. Olfers), Bahia (Gomes), Surinam (Cordua). Poiocera perspicillata Spinola, Annales d. I. soc. entom. VIII, p. 277. no. 1. Lystra perspicillata Fabricius, Syst. Rhyngot. p.59. no. 13. Cicada perspicillata Fabricius, Entom. syst. IV. p. 27. no. 1. FuUjora perspicillata Oiivier, Encycl. meth. VI. p.574. no. 34. Cicada atrata Fabricius, Entom. syst. IV. p. 31. no. 19. üebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 215 Lystra lucttiosa Guerin in Duperrey , Voyage de la Coquüle, Zoologie II, 2. p. 188. Stell, Cigales p. 19. pl. I. fig. 5. Exemplare dieser gemeinen Art mit je izwei scliim- melgrauen Flecken auf Pro- und Mesonotnm, wie sie schon von Fabricius in der Besciireibuiig seiner Cicada atrata hervorgelioben worden, kommen nicht selten vor und schei- nen sogar die allein gut conservirten zu sein. Die helle Färbung wird durch kleine dicht stehende und fast das An- sehn kurzer Härchen darbietende Gebilde hervoro-erufen, von denen es jedoch zweifelhaft sein möchte, ob sie nicht eher als wachsartige Sekretionen denn als wirkliche Haut- gebilde anzusprechen wären: auf dem Scheitel und der Ba- salhälfte der Flügeldecken sind sie gleichfalls, hier jedoch ganz vereinzelt vorhanden. 2) P. turca. Capite angustiore, abdomine subtus femo- ribusque posticis totis flavis: alis posticis prope basin san- guineo-notalis , macula hyalina semilunari. Long. corp. 7 lin., expans. elytr. 19V2 ^in. — Patria : Brasilia (Sello), St. Catharina (v. Langsdorf). Cicada turca Fabricius, Entom. syst. IV, p.40. no.56. Flata turca Fabricius, Syst. Rhyngot. p.51. no. 26. Lystra Dianae Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 55. no. 28. Die in den obigen Diagnosen hervorgehobenen Un- terschiede zwischen den beiden vorstehenden Arten sind auffallend genug, um sie trotz ihrer Aehnlichkeil stets leicht zu unterscheiden ; der Kopf von P. turca ist so beträchtlich schmaler als von P. perspicillata, dass er scheinbar fast nur der halben Breite des letzteren gleichkommt, während er in Wirklichkeit zwei Drittheile desselben misst. Der hya- line Fleck der Hinterilügcl ist bei der ersten Art nach aus- sen stets convex und daher eiförmig; bei der zweiten con- cav und daher von der Form des Neumonds; die Wurzel der Hinterflügel, abgesehen von den bei beiden Arten roth gefärbten Aderschwielen bei P. perspicillata weisslich , bei P. turca roth getüncht. Fernere Merkmale für P. turca lie- gen in dem viel schmaleren Thorax und den sehr scharf hervortretenden Winkelleisten auf dem Mesonotum, so wie auch in dem weiter ausgedehnten , schärfer abgegränzten 216 Gers tae ck er : und lichter braun gefärbten Spitzcnfeld der Flügeldecken, dessen Adern kleine knotenartige Verdickungen in Form zerstreuter sclnvarzer Pünktchen darbieten. Bei den vier mir vorliegenden Exemplaren ist der Hinterleib einfarbig gelb, nicht wie G e r m a r für seine P. Dianae angiebt, schwarz und gelb gebändert. Fabricius, dessen Charakteristik sonst sehr wohl auf die vorliegende Art, dagegen gar nicht auf die Germar'sche Lystra turca passt, weicht nur durch die Angabe, dass die Pünktchen an der Spitze der Flügel- decken weiss seien, ab. 3) P. stoica. Nigra, capite pleurisque obscure rufis, elytrorum maculis numerosis abdomineque sanguineis : alis saturate fuscis , macula hyalina ovala. Long. corp. 8 lin., expans. elytr. 20y2 1'"- — Patria : Brasilia (Nernst.). Ganz von der Grösse , Gestalt und der breiten Kopf- form der P. perspicillata. Der Kopf mit rothbraunem Schei- tel und hellerer, fast rostrothor Stirn: erslerer stark ver- tieft, mit parallelen Rändern, letztere besonders oben deut- lich gewölbt, seicht gerunzelt, über dem Clypeus mit stark erhabener, glatter, in der Mitte leicht gebuchteter Quer- leiste; von den drei Stirnleisten fehlt die mittlere ganz, während die schrägen seitlichen nur sehr schwach ange- deutet sind. Pro- und Mesonotum schwärzlich und dunkel blutroth gemischt, fein gerunzelt, die Mittelleiste des er- steren abgekürzt und schwielig erweitert, die beiden Gru- ben tief; letzteres mit stark ausgeprägten , glatten vorde- ren Boffenleisten und orloich erhabenem mittleren Länos- kiel. Mesonotum schwarz, bläulich bereift, jederseits mit ofrossem, dunkel blutrothen Fleck. Flüireldecken bläulich schwarz, auf dem Spitzenfelde nicht lichter, mit circa fünf- zig grösseren und kleineren, runden, ziemlich oleichmässio^ vertheilten, blutrothen Flecken, die auf der Unterseite sich noch lebhafter ausnehmen, als oben; nahe der Wurzel bil- den einige dieser Flecke durch Zusammenfliessen eine durch- gehende, fast gerade Querbinde, welche auf der Oberseite mit Grün getüncht, unten dagegen rein purpurroth erscheint. Hinterflügel sehr satt schwarzbraun , besonders über die Mitte hin, während der Analrand und einige Strahlen nahe der Wurzel lichter erscheinen; der durchsichtige Fleck üebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 217 vor der Spitze ziemlich klein, länglich oval. Brust und Beine purpurschwarz, pflaumcnartig bereift; an ersterer be- sonders die Schulterblätter, an letzteren die Hinterschen- kel mehr ins Blutrothe fallend. Hinterleib mit Ausnahme des schwärzlichen und ebenfalls roth gefleckten Basalrin- gres hell blutroth. Aus Brasilien. 4) P. oculata. „Fusco- nigra, abdomine apice flavo, elytris fascia basali guttisque coeruleis , alis nigris, macula ocellari albo -hyalina.'^ — Patria: Brasilia. Lystra oculata Gennar, Thon's Archiv H, 2. p. 55. no. 29. Von Ger mar aus der v. Winthem'schen Sammlung beschrieben, mir unbekannt; sie soll von der Gestalt der vorhergehenden Arten, jedoch etwas grösser sein. 5) P. maculata. Capite , thorace elytrisque ochraceo- nigroque variegatis, abdomine sanguineo, alis nigro-fuscis, basi pallide coeruleo-notatis, macula hyalina minuta. Long, corp. 7 — 81in., expans. elytr. ll'/j — 19 lin. — Patria: Ba- hia (Sello). Poiocera maculata S]p\no\?i, Annal. d.l soc. entoni. VHI. p. 278. no. 2. Lystra maculata Guerin in Üuperrey , Voyage de la Coqnille, Zoologie, II, 2. p.l87. pl. X. fig. 8 (1830). Lystra spilota" Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 55. no. 32 (1830). Von den vorhergehenden Arten durch den viel län- geren, vorn stärker als hinten gerundeten Scheitel, dessen Oberfläche kaum vertieft ist, ziemlich auff'allend abweichend. Der Hinterleib ist unten stets, zuweilen jedoch auch ober- halb ganz hell blutroth , bei anderen Individuen aber fast ganz schwarz mit schmalen rothen Spitzenrändern der ein- zelnen Segmente. Der hyaline Fleck vor der Spitze der Hinterflügel ist klein, zuweilen selbst sehr klein und scheint nachGuerin's Beschreibung mitunter sogar fast ganz ein- zugehen. Im hiesigen Museum von Bahia, bei Guerin von Bio de Janeiro. 6) P. pallida. ,,Flavo-pallifla, abdomine rubro, pun- ctulis nigi'is, infra luteo : elytris pallidis, flavo -nigroque variegatis, alis nigricantibus, lunula apicali vitrea." Long. 218 Gerstaecker: corp. 8 lin., expans. elytr. 18 lin. — Patria : Brasilia (Rio de Janeiro). Poiocera pallida Spinola, Annal, d. 1. soc. entom. VIII, p. 279. no. 3. Lystra pallida Guerin in Duperrey, Voya^e de la Coquille, p. 188. Aus Brasilien, mir unbekannt. 7) P. specularis. ,,Brunnea, fusco-maculata , abdo- mine ferrugineo, alis macula ovata albo-hyalina." — Pa- tria : Surinam. Lystra specularis Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 55. n. 30. Stoll, Cigales, pl. XXIII. fig. 123. Aus Surinam, mir ebenfalls unbekannt; nach Ger- mar's Angabe etwas kleiner, nach Stoll's Figur beträcht- lich grösser als P. perspicillata. 8) P. irrorata. ,,Capite thoraceque nigris, elytris pi- ceis , apice dilutioribus, flavo - irroratis , alis nigris, lunula vitrea : abdomine flavescenle, basi nigro, supra maculis sex nigris ornato, pedibus nigris, genubus posticis rubris." Long, corp. 10 lin., expans. elytr. 2b% lin. — Patria: Bolivia (Chiquitos). Poiocera irrorata Blanchard in d'Ürbigny, Voyage dans l'Ame- rique merid. VI, 2. p. 221. no.775, Insect. pl. 31. fig.l. Aus Bolivia. Der folgenden Art nach der bei Blan- chard gegebenen Abbildung sehr nahe verwandt, aber beträchtlich grösser und schon durch den Mangel der gros- sen Flecke am Vorderrande der Flügeldecken und die Fär- bung der Hinterbeine hinlänglich unterschieden. Anmerkung. Die vorstehende Art ist von Blanchard P. irrorata (P. arrosee) und nicht P. arrosa benannt, wie dies von Erichson im Jahresberichte irrthümlich angegeben und von Schaum, Walker und Dohrn nachgeschrieben worden ist. 9) P. Germari. Capite thoraceque nigris, flavo -ma- culatis, elytris rufo-fuscoque variis, marginis antici macu- lis tribus maioribus apiceque late flavis, hie albo-punctatis: alis basivsanguineo-notatis, macula hyalina semilunari, an- gusta , abdomine infra femoribusque posticis totis pallide üebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 219 flavis. Long-, corp. 7 lin., expans. elytr. I9V2 ^^^' — P*^- tria : Brasilia (v. Olfers). Lyslra titrca Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 55. 110. 31 (excl. synonym.). Von den zunächst stehenden , sehr verwandten Arten unterscheidet sich die vorliegende durch drei grosse, quer ovale, schmutzig gelbe Flecken am Vorderrande der Flü- geldecken, die ziemlich zahlreiche weisse Punktirung auf dem blass gelbbraunen Spitzenfelde derselben, die roth ge- waschene Basis und den schmalen Mondfleck der Hinter- flügel, so wie endlich durch die Färbung der Beine. An den Vorder- und Mittelbeinen sind nämlich die Schenkel ausserhalb vor der Spitze in weiter Ausdehnung röthlich gelb, die Schienen mit zv»ei gelben Ringen gezeichnet; an den Hinterbeinen sind die Schenkel fast ganz und die Schie- nen mit Ausnahme der breiten Spitze und der beiden schar- fen Kanten blass grünlich gelb gefärbt. Nach allen diesen Merkmalen kann diese von Germar als L. turca Fabr. be- schriebene Art nicht auf die Fahr i ciu s'sche gleiches Na- mens bezogen werden. — In Brasilien einheimisch. 10) P. pavonina. Capite thoraceque nigris, rufo-ma- culatis, abdominis apice, pleuris femoribusque posticis san- guinis: elytris nigro-viridibus, crebre miniaceo-maculatis, apice fasciaque arcuata ultra medium sordide flavis, viridi- venosis : alis basi albo-notatis, macula hyalina semilunari, maiore. Long. corp. 8 lin., expans. elytr. 20 lin. — Patria : Caraccas (Gollmer). Der Kopf kaum breiter, aber im Scheitel deutlich län- ger als bei der vorigen Art, matt schwarz, dicht wurmar- tig gerunzelt; der Scheitel leicht concav mit parallelen Rändern, die drei senkrechten Stirnleisten deutlich erhaben, fast scharf, die seitlichen nach vorn von einer seichten Fur- che begränzt; die Querleiste oberhalb des Clypeus scharf, leicht gebogen. Pro- und Mesonotum matt schwarz, dunkel blutroth gefleckt, uneben, der Quere nach fein gerunzelt, ersteres mit glatter Längsleiste und kleiner, punktförmiger Grube jederseits, letzteres mit sehr feinem mittleren Längs- kiel und winklig gebrochenen, nur massig ausgeprägten Bogenlinien; die Spitze hell rostroth mit weissem Punkte. 220 Gerstaecker: Die Flügeldecken bis über die Mitte hinaus tief schwarz- grün mit zahlreichen mennigrothen, grösseren und kleine- ren runden Flecken und dunkler braunrothen , mitunter grün angelaufenen Adern; dieses Feld wird nach aussen durch eine ziemlich breite , stark S - förmig gekrümmte, weder den Vorder- noch Hinterrand ganz erreichende, schmutzig gelbe, von hellgrünen Adern durchzogene Quer- binde begränzt, welche ihrerseits wieder von dem schmut- zig gelbbraunen Spitzenfeld durch einen schwarzbraunen Schatten, auf dem einige gelbe Tupfen stehen, abgeschie- den wird. Die Hinterflügel besonders über die Mitte hin lief schwarzbraun , längs des Hinterrandes bis zur Spitze lichter, nahe der Basis mit einer milchweissen Makel, vor der Spitze mit grosser, halbmondförmiger Glasmakel. Auf der Unterseite ist die Färbung der Flügel viel intensiver, auf der vorderen die Fleckung fast purpurroth , die Quer- binde mehr grasgrün. Die Brust und Beine schwarz, er- stere mit blutrothen Pleuren und weissen Flecken, an letz- teren die Mittelschenkel unterhalb, die hinteren ganz und heller blutroth. Der Hinterleib ist unterhalb schmutzig wachsgelb , oberhalb auf den beiden ersten Segmenten tief schwarz , im Uebrigen blutroth mit je zwei schwarzen Flecken an der Basis des dritten und vierten Segmentes. Aus Caraccas. 11 j P. undata. ,, Nigra, ferrugineo- varia, abdomine apice rufo , subtus fulvo , operculis fulvis , pedibus nigris, femoribus ferrugineo-vittatis; alis anticis viridi-nigris, apice fuscis, fascia undata flava ornatis: alis posticis nigris, albo- maculatis et fasciatis." Long. corp. 7 lin. , expans. elytr. 22 lin. — Patria : Columbia. Poiocera undata Walker, List of Homopterons Insecfs in the collection of the British Museum, p. 295. n. 27. Aus Columbien. Nach der \Y a 1 ker'schen Beschrei- bung muss diese mir unbekannte Art der vorigen sehr nahe stehen , von der sie sich durch den Mangel der rothen Flecke auf den Flügeldecken, durch den rostgelb geran- deten Scheitel , die Färbung der Schenkel u. a. unter- scheidet. 12j F. multifaria, „Fulva, scutelli iateribus nigro-qua- üebersichl der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 221 drimaculatis, abdominis lateribus fiilvis, albo-giittatis, pe- dibiis fiilvis, tibiis anterioribus nigro-niaculatis : alis anticis fuscis, viridi-maculatis, apice fiilvis, alis posticis nigro- fuscis, maciila limpida subapicali ornatis.'^ Long. corg. S'/j lin., expans. elytr. 22 lin. — Patria ignota. Poiocera multifaria Walker , List, of Homopt. Ins. etc. p. 295. no. 28. Eine mir ebenfalls unbekannte Art. 13) P. fastuosa. Capite thoraceque nigris , abdomine basi excepta pedibusque posticis corallinis : elytris viridi- nigris, apice dilute brunneis, fasciis duabus maculisque tri- bus marginis antici laete flavis : alis saturate fuscis , basi albo-notatis, macula hyalina rnaxiina. Long. corp. 8 lin., expans. elytr. 21 lin. — Patria: Mexico (Ehrenberg). Eine durch Färbung und Zeichnung gleich ausgezeich- nete Art, in Grösse, Form und Kopfbildung der P. per- spicillata gleichend. Kopf und Thorax tief schwarz, leicht glänzend , ersterer auf dem Scheitel undeutlich heller ge- fleckt, auf dem unteren Theil der Stirn ins Pechbraune übergehend ; der Scheitel stark ausgehöhlt, die Stirn dicht gerunzelt, mit schwach markirten Seiten- und sehr ver- kürzter und abgeflachter Mittelleiste, während die Querleiste oberhalb des Clypeus stark erhaben, fast scharf, glänzend, stark gebogen und in der Mitte tief eingeschnitten ist. Das Pronotum ist auf der hinteren Hälfte dicht gerunzelt, vorn beiderseits von der kurzen , glänzend glatten Mittelleiste breit grubig vertieft; dasMesonotum innerhalb der schwach markirten und seitlich gebrochenen Bogenlinien fein nadel- rissig, matt und merklich vertieft, die Mittellinie erhaben, glänzend; die Spitze hat eine rostfarbene Spitze, das Me- tanotum blutrothe Seitenflecke. Das Basalfeld der Flügel- decken ist schwarzbraun mit metallisch grünem Schimmer und hell strohgelber Binden- und Flecken-Zeichnung, näm- lich einer schiefen und breiten Querbinde dicht hinter der Basis, welche den Vorderrand nicht erreicht , sondern vor diesem quer abgestutzt ist, einer zweiten schmaleren, nach aussen concaven auf der Grenze zum Spitzenfeld, aus einer Anzahl kleiner zerstreuter Punkte und endlich aus drei gros- sen Flecken am Vorderrand, von denen der erste (zunächst 222 G e I' s t a e c k e r : der Basis) durch die Längsadern eigentlich in drei, die beiden folgenden in zwei hintereinander stehende Flecke aufgelöst sind. Auf der Unterseite ist die Färbung matter, der Grund mehr schwärzlich, die Flecken und Binden fast weisslich. Die Hinterflügel satt rauchbraun, an der Spitze lichter , der Analrand durchsichtig grau , die Basis breit milchwciss gewaschen; der Glasfleck vor der Spitze sehr gross, dicht an den Vorder- und Hinterrand stossend, fast halbkreisförmig mit geschwungenem Aussenrande. An der Brust sind die Pleuren , an den Mittelbeinen die Basis der Schenkel blutroth, an den Hinterbeinen Schenkel und Schie- nen grell corallenroth ; alles Uebrige schwarz. Der Hinter- leib unten brennend corallenroth , oberhalb die beiden er- sten Segmente tief schwarz, die folgenden sattgelb mit ro- then Spitzenrändern und einem schwarzen Punkt jederseits der Mittellinie. Aus Mexico. 14) P. meleagris. Atra, elylris fuscis, elevato- veno- sis, crebre hyalino-punctatis, alis antrorsum late sanguineis, macula hyalina elongata guttisque nonnullis dispersis orna- tis. Long. corp. 6 lin., expans. elytr. 17 lin, — Patria: Brasilia (v. Olfers). Merklich kleiner als alle vorgehenden Arten. Kopf und Thorax bräunlich schwarz, matt, grau bestäubt, erste- rer im Yerhältniss zu seiner nicht bedeutenden Breite mit ziemlich langem Scheitel, dessen Oberfläche nicht merklich ausgehöhlt, aber uneben ist; es findet sich nämlich beider- seits von dem feinen Mittelkiel ein runder Wulst und an dessen Aussenseite je eine ziemlich tiefe Grube. Die Stirn ist gleichfalls uneben, fein gerunzelt, über die ganze Mitte licht braun gefärbt, der mittlere Längskiel stark abgekürzt und sehr schwach markirt, die seitlichen ganz verstrichen, die Querleiste ebenfalls sehr schwach, breit unterbrochen. Am Pronotum ist der mittlere Lappen sehr deutlich abge- setzt, von der Form eines halben Sechseckes, der feine Mittelkiel und die Ränder rostfarben; dasMesonotum etwas grober als jenes, der Quere nach gerunzelt, der Mittelkiel fein, aber deutlich, ebenfalls rostfarben, die Bogenlinien undeutlich. Das Metanotum hell blutroth mit schwärzlichem Uebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 223 Fleck jederseits vom Postsciitelliim. Die Flügeldecken schwärzlich braun, gegen die Spitze hin lichter, rippenar- tig geädert und daher rauh, rindenartig erscheinend; sie sind mit sehr zahlreichen, zerstreuten, an der Spitze jedoch dichter stehenden und hier etwas grösseren durchsichtigen, leicht gelblich gefärbten Punkten besäet. Die Hinterflügel schwärzlich braun, längs des Vorderrandes bis zum letzten Drittheil hell blutroth, dahinter mit einigen unregelmässi- gen glashellen Pünktchen; der Glasfleck vor der Spitze schmal, langgestreckt, nach hinten etwas verengt, mit leicht convexem Aussen- und etwas welligem Innenrande. Brust und Beine schwarzbraun, die Hinterbrust und die Dornen der Hinterschienen jedoch licht roth, letztere mit dunkeler Spitze. Der Hinterleib ist unten ganz schwarz , oben hell blutroth; die beiden ersten Segmente, eine Mittelbinde und je vier Punkte auf den folgenden ebenfalls schwarz. Aus Brasilien. 15) P. amoena. Thorace, pedibus elytrisque nigris, his fascia obliqua ante apicem laete flava : capite, pectoris laterihus, femoribus posticis, abdomine alarumque basi san- guineis, his fascia angusta hyalina. Long. corp. 4 lin., expans. elytr. 10 lin. — Patria: Salto -grande Brasiliae (Sello). Eine der kleinsten Arten der Gattung. Der licht roth- gelbe Kopf ist von der Breite des Pronotum , der Scheitel sehr kurz, leicht ausgehöhlt, mit parallelen Rändern; die Stirn oberhalb so gewölbt, dass sie vor dem Scheitelrand von oben her sichtbar ist, schmutzig grau gelb, dicht und fein gekörnt, ohne Spur von erhabenen Linien, der Cly- peus licht roth. Das Pro- und Mesonotum kurz, tief und fast matt schwarz, fein querrunzlig, mit feiner, leicht er- habener, glänzender Mittellinie ; die Bogeniinien auf letzte- rem nur schwach markirt. Die Flügeldecken tief schwarz- braun, metallisch grün schimmernd, vor der etwas lichte- ren und rein braunen Spitze mit schmaler, lichtgelber Querbinde, die etwas schräg von vorn und innen nach hin- ten und aussen verläuft und hinter ihrer Mitte leicht unter- brochen ist. Die Hinterflügel satt rauchbraun, am Wurzel- drittheil hell blutroth, mit graulichem, etwas durchsichtigen 224 Gerstaecker; Analrand und schmaler , wasserhcUer Ouerbinde vor der Spitze, die den Vorderrand beinahe erreicht und fast ge- rade verläuft. An der Brust sind die Schulterblätter, an den Hinterbeinen die Schenkel hell blutroth , das Uebrige schwarz; der Hinterleib oben und unten lichtroth, an der Basis fast gelblich. Von Salto-grande in Brasilien. 16) P. punicea, Thorace pedibusque nigris , capite, pectoris laleribus, femoribus posticis alarunique basi cocci- neis: elytris fuscis, obscurius punclulatis, aus basi albido- tinctis, macula hyalina parva, ovata. Long. corp. 4^/2 lin., expans. elytr. 12 lin. — Patria: Brasilia (v. Olfers). Etwas kleiner als die folgende Art , der sie in Form und Färbung sehr gleicht. Der Kopf wie bei dieser und der vorigen sehr breit, das Pronotiim seitlich fast überra- gend, der Scheitel kurz, zwischen den parallelen Rändern leicht concav , die Stirn vor dem Rande derselben etwas hervortretend, dicht und fein gekörnt, ohne alle Leisten; von Farbe licht mennigroth , der Clypeus mehr scharlach- oder corallenroth. Der Thorax bräunlich-schwarz, fast matt, dicht und fein querrunzelig; auf dem Pronotum ausser der stumpfen, schwieligen Mittellinie eine dickere quere Schwiele nahe dem Vorderrand, beide von bräunlicher Färbung; auf dem Mesonotum die ganze Mitte fahlbraun, die glatte Mit- tellinie stumpf, die Bogenlinien verwischt. Das Metanotum in der Mitte schwärzlich, seitlich corallenroth. Die schma- len Flügeldecken gleichmässig und licht braun, etwas durch- scheinend, in den Zwischenräumen der Adern dunkler ge- tupft; die Hinterllügel satt rauchbraun, mit licht grauem, an der Wurzel lebhaft roth gefärbtem Analrande , mehr nach vorn mit weisslich getünchter Basis und kleinem eiför- migen Glasfleck vor der Spitze. An den Hinterbeinen sind die Schenkel und die Basis der Schienen , an der Brust die mittleren Schullerbläüer und der grösste Theil der Hin- terbrust, endlich auch der Hinterleib oben und unten leb- haft scharlachroth. H. Ilintcrflügei ohne glashellen Mondfleck vor der Spitze, a) Minterflügel ganz rauchbraun. 17) P. dichroa. Nigra, capite, pectoris lateribus, ferne- Uebersicht der Fulgorinen-Gattunp Poiocera. 225 ribns posticis abdomineque corallinis, alis basi fusco-dia- plianis, sanguineo-tinctis. Long-, corp. b% lin., cxpans. elytr. Ib^/o lin- — Patria: Brasilia (v. Ollers). Lystra dichroa Germer, Thon's Archiv II, 2. p. 55. no.24 (1830). Poiocera rubriceps StTil , üfvers. af Vetensk. Akad. Förhandl. XII. p. 191. no. 2 (1856). Aus Brasilien, eine der bekanntesten Arten; der vo- rig-en selir ähnlich im ganzen Baue, durch beträchtlichere Grösse, dunklere Färbung der Flügeldecken und den Man- gel des Glasfleckens in den Hinterflügeln leicht zu un- terscheiden. 18) P, sepulchralis. „Nigra, pectore postice utrinque macula albo-mucorea, abdomine flavo , subtus medio longi- tudinaliter nigro." Long. corp. 5 lin., expans. elytr. 1372 lin. — Patria : Brasilia. Poiocera sepulchralis Sta], Ofvers. af Vetensk. Akad. Förhandl. XII. p.191. no.3. Eine mir unbekannte Art aus Brasilien; soviel sich aus der sehr kurzen Diagnose entnehmen lässt , sind die Hin- terflügel bei dieser Art ebenfalls ganz dunkel gefärbt. b) Hinterflügel auf der Basalhäjfte tief rauchbraun, auf der Spitzenhälfte viel lichter, durchscheinend ^''). 19) P. carbonaria. Nigra, abdomine infra luteo, ely- tris crebre viridi-punctatis, apice dilutioribus, fuscis, femo- ribus posterioribus flavo-pictis. Long. corp. 4y2 lin., ex- pans. elytr. 14 lin. — Patria: Brasilia (Sello, v. Olfers). Von mittlerer Grösse, oberhalb ganz schwarz gefärbt. Der Kopf schmaler als der Thorax , mit kurzem Scheitel, dessen Oberfläche nur leicht vertieft und dessen Ränder parallel sind, und flacher, wurmartig gerunzelter Stirn, auf der nur von der mittleren Längsleis^te eine schwache Spur zu bemerken ist. Auf demPronolum sind nur wenige aber grobe Querrunzeln und ein feiner, vorn abgekürzter Mittel- kiel bemerkbar; das Mesonotum innerhalb der sehr deutli- chen, glänzend glatten Bogenlinien , beiderseits von dem ^'') Entweder in diese oder in die nächste Categorie scheint auch die mir unbekannte Poiocera rufifascia Walker (List of Honiopt. Insects p.229. no. 33) zu gehören. Archiv für Naturg. KX.VE. Jahrg. 1. Bd. 15 226 Gerstaecker: ebenfalls glänzenden Mittelkiel fein nadelrissig , matt, bei- derseits glatt. Die Flügeldecken schwärzlich braun, bis zu dem lichteren Spitzenfelde stark rippenartig geädert. Die Adern bis über die Mitte hinaus durchweg schwarz, auf der Gränze zum Spitzenfelde jedoch alle Queradern licht gelb; zwischen diesen gelben Adern und der Wurzel ist der schwarze Grund überall mit zahlreichen grünen Pünkt- chen zerstreut besäet. Auf den Hinterflügeln ist gewöhn- lich nur die Basalhälfte dunkel rauchbraun, die Spitzen- hälfte dagegen durchsichtig und nur leicht braun getrübt; es kommen jedoch auch Exemplare vor, an denen die Spitze wieder ziemlich dunkel gefärbt ist und wo dieselbe nur durch eine lichtere Binde, auf der überdem auch noch die Adern dunkel umflossen sind , von der tiefbraunen Basis geschieden wird. Die Brust matt schwarz, mit hellgrüner Säumung der einzelnen Platten und der Hüften; beiderseits mit weisser Sekretion bedeckt, die auch an der Basis bei- der Flügelpaare zu bemerken ist. Die Beine schwarz; die Mittelschenkel an beiden Seiten mit unregelmässigen gel- ben Längsflecken, die Hinterschenkel aussen ganz gelb, innen mit zw^i schwarzen Längslinien , die Hinterschienen bis auf die schwarze Spitze grünlich gelb. Der Hinterleib ist auf der ganzen Unterseite rothgelb, zuweilen selbst mennigroth, welche Farbe zugleich als schmaler Saum die Oberseite umzieht; das letzte Segment ist beim Weibchen nur wenig länger als das vorhergehende und wie dies mit einem feinen Mittelkiel versehen. In Brasilien, wie es scheint, ziemlich häufig. 20) P. constellata. Capite, thorace pedibusque oliva- ceis, abdomine miniaceo , elytris fuscis, rufo-venosis palli- deque maculatis , margine antico viridi , trimaculato , apice late cervinis, albo-guttatis. Long. corp. G'/j lin. , expans. elytr. I9V2 lin. — Patria; Cuba (Müller;. $ Abdominis segmento ultimo praecedente dimidio lon- giore, unicarinato. Lystra (PoioceraJ constellata Guerin in Ranion de la Sagra, llistoria fisica etc. de la isla de Cuba VII. p. 179. (1857). Poiocera basistella Walker, Lisi of Honiopt. Iiisects p. 297. no. 30. (1850). üebersicht der Fiilgorinen-ßattung Poiocera. 227 In Cuba und nach Walker auch in Jamaica einhei- misch. Die Art würde nach Spinola zu seiner Gattung Calyptoproctus gehören, da bei dem Weibchen das letzte Abdominalsegment um die Hälfte länger als das vorherge- hende ist und den Genitalring überdeckt; der scharfe Mit- telkiel desselben erstreckt sich über das ganze vorletzte und die hintere Hälfte des drittletzten Segmentes. Anmerkung. Dass die von Guerin als L. constellata be- schriebene mit der Walker'schen Art identisch ist, kann bei der voll- kommenen Uebereinstimmung aller Merkmale gar nicht zweifelhaft sein; die einzige abweichende Angabe, der Hinterleib sei bei P. ba- sistella pechbiaun, beruht wohl ohne Zweifel darauf, dass Walker ein Exemplar mit durch Fäulniss missfarbigem Hinterleib vor sich gehabt hat. Trotzdem wird der Guerin'sche Name dem sinnlosen Walker'schen vorzuziehen sein. c) Hinterflügel an der Basis und Spitze rauchbraun , mit durchsichtiger oder hell gef.irbter Mittelbinde. 21) P. cribrata. Capite , Ihoruce elytrisque obscure cervinis, his punctis pallidis crebre adspersis , alis hyalino- fasciatis , basi coeruleo-notatis, abdomine apice sanguineo, pedibus flavo-nigroque variis. Long. corp. 472 lin., expans. elytr. 14 lin. — Patria : Brasilia (v. Olfers). Poiocera venosa WaUier, List ofHomopt. Insects p.298. no. 32. Ein einzelnes Exemplar aus Brasilien. Der Name die- ser von Walker ganz kenntlich beschriebenen Art musste wiegen des früher von Germar an eine andere vergebe- nen geändert werden. 22) P. fuliginosa. Alra, capite flavo-limbato, elytris apicem versus nervis transversis albidis : alis medio late hyalinis, basi cyanescenti- notatis, abdomine coccineo, basi punctisque segmentorum nigris. Long. corp. 4'/2 ^^^"> ex- pans. elytr. 14 lin. — Patria : Texas (Friedrich). Fulgora fnliginosa 0\i\\er, Encyclop. method. VI. p. 574. no.39. Lystra fuliginosa Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 52. no. 6. Nach Oliviers Angabe in Georgien einheimisch: drei dem Museum aus Texas zugesandte Exemplare stim- men mit der Beschreibung der Encyclopädie genau überein. 2'd) P. monacha. Atra , elytris ultra medium usque subtilissime flavo- punctatis , apice dilutioribus fuscis, alis 32S .Ri9:K)Jo*l ^nuüÖriHraitia-efCok er: lactfe©^fascia*rs.' Lorig^. €0T|)J 4V2 lin., expans. elytr. 121in. rr^itPatria : Brasilia (Sello). •)\s.\\i\Cuiyptxipi'bctus liictu'osus Spinola, Annal. d. 1. soc. eutoni. VIII. 9'j'i')ii'!P' 272. ^ne. 5. • -.M-nJi .)i|/l |ii, Brasilien nieht selten. Beim Weibchen ist das letzte Hinterleibssegment doppelt so lang- als das vorletzte, in der Mitte des Hinterrandes flach ausgeschnitten, beiderseits gerundet; die Mittellinie ebenso wie auf den beiden vor- hergehenden Segmenten scharf gekielt. — Der Spinola'sche Artname musste, da er schon früher von Guerin an eine andere Art vergeben war, geändert werden. ^ ' '■ ' 2A) P. fnarginalis, Atra, abdomine anguste croceo- timbato, eiytris margine antico guttisque numerosis testaceis, alis lacteo-fascialis. Long. corp. 4V'3 Hn., expans. elytr. I2V2 li"- — Patria: Brasilia (Virmond). Mit der vorigen Art in Grösse und Form übereinstim- me^pd und derselben überhaupt äusserst ähnlich, so dass ein Hervorheben der Unterschiede zur Charakteristik genügt. Die Stirn ist etwas stärker und deutlicher wurmartig ge- runzelt, die drei Längskiele schärfer markirt , die Backen-- läppen licht pechbraun. Die Flügeldecken sind weniger ge- schwärzt, mehr pechbraun, das Spitzenfeld kaum heller als die grössere Basalhälfte ; auf dieser sind die gelben Pünkt- chen etwas grösser, deutlicher markirt und der ganze Vor- derrand bis nahe zur ersten Längsader blass knochengelb. Auf den Hinterflügeln ist der dunkelbraune Basalfleck im Verhältnisse grösser, der Analrand mit Ausnahme der Spitze nicht milchweiss, sondern deutlich grau getrübt. Die drei letzten Hinterleibssegmente haben rothgelbe Seiten- und Spitzenränder, der letzte beim Weibchen einen besonders breiten hinteren Saum. Ein einzelnes Exemplar aus Brasilien. 25) P. tugubris. Nigro-olivacea, capite testaceo, ab- domine subtus miniaceo, nigro-fasciato, alis hyalinis , mar- gine anali late, poslico anguste nigro. Long. corp. 6 lin., expans. elytr. 17Va ^^^- — Patria: Brasilien. Lystra luguhris Perty, Delect. animal. p. 177. tab. 35. fig. 5. Calyptoproctus luguhris Spinola, Annales d. 1. soc. entom.YIII. p. 270. no. 3. Uebersicht dei' FnigX)piftöri-^G^attung Poiocera. 92§ Diese- ^eMn-eBmsiliarri^'ch^ Art ilst'iliir'eb(3nsO'' willig wie Spibola bekannt g-eworden; sie weicht 'von 'cten »Vöi'-ä- hergehendeudnrch den iii seiner ^anÄienAus^ehnimg^ischiM schwarz Jg-esäumteii Binterrand s der^ 'Hinterflügel ■ ab. ' NöoK der i Per*y'schön Abbildung 'ist - d'^r letzte' Hinterleibsriri^ des •Weibchens stark Verlängerti?' ls?.H'hjuiii'> 'jlniUllniHfl nsu '■'' '26) P.' co/eeplra^a. Capite tli'oraefeff^e fÄscö-oHvaceJsj a b d 0 m i w© i SU pr« er oee o ,' ' v i tta m a öw I a r i > ri i gl'a ; p e d i b iis n i gris^ trbiis anterioribös- ' flsvoi^annulatis : ? elytris oostato -- venoslis^ fuscis'^ ■ ferru§fine©< ^ adspersis , apice maeiilisi tf rbus nmgiiis cervirnsi i - -alis iirea infiedia - da ves^jcn-li -iälba . Longi corp-; 4 '/^ -f+5!/5 liniyi expans- elytr* llii/g-^ii^l8^/y liiiii^ f'atria-^'Riö-Ja^ imU& I (Feldner)^ ' :La Giiayra (Haeb^rl4n), i Columbia' (StaTke)§ bfiü üjiVuar. la^if Alis posticis vitt^i 'ariteapicalipellucida; »^Ij Var. b. Elytris abdomineqiie supra viridibusi * i'^i -^ -ovul'Mon eigethünilich gedrungenem Baue und mit breiten, kurzen Flügeln. Der Kopf ist seÜr^vielischmalet-alsdeif Thorax», der ScheiteL nur schwach vertieft, urtebeh , mit fast gerade abgesehnittenemVorderrandev vor dem der »auf-^ gewoWenei obere 'St im ran d i hervorragt ; die Stirn dunkjok bi'aun^iglänaend, sehr: grob wurmartig geiuinzelt;,! die jdrei Längsleisjeh! scharf 'markirt. Der^horai ist wie 'der S^chei-t tel ioberhölb- bräulnlieh: i oIivenfarbig>, idas Pronotum: etwas hfeller, dicht gerunzelt^' rtiit 'voi*«' abgestutzter , ziemlich stitraptfer Mittell^iste; «nd vier rundensxsclrvvärzlichen Gru4 benridasiMesofnotiimdunklerv: fast braun, :am Vorderrändd Hiitisedi« rixstgelben iPunkteri, die Mittel ^' und die beideii flogenleisten stark : erh ai) en, gläilzeod ,■ dei* Raum» zwüchea ihnen. HadelriSsigi. .. ■) lElie ; Flügeldecken mit stark erhabenen', rippejiartigeniiLäiig.sadernv ßJO; dass diel schmalen^ Zwischen.i. räume derselben ^virkliche Furchen bilden«, schtviär^lidll pec^Ubr^aun^i ;be^nders Iäng;s deni Rippen mit wstrothen-Punk- tciu , liun^ , B'JjBckQft gesprenkielt : uad in den i iZwischenräomiin ül:iprii|J,|jiiiit,i(^ichtem : m^F^chige« 'Adernetz von »restgelbej It'a^rtlft ge!§Bßgii;uie des.aiemiioh schmalen S?pi1>l Z5^infeide$j ßrschm]m diöi Flügeldecke,n!(diirch - das ^ Auifberei) der starken Längsadern wiftigöhäicJstjülidjlfSJnd: .liier.'la4if sen rostfarbeficp Ifteciei^ JgmmtV^J^Qfi'-dßiAii^imneT den 230 Gerstaecker: Aiissenrand einnimmt, die beiden anderen, hinter einander- stehenden dem Vorderrande genähert sind. Die Hinterflü- gel mit querem weissgelben Spiegelfelde , welches an der Wurzel schmal schwarzbraun getüncht ist, während es nach hinten und aussen von einer breiten, gleichfalls dunkelbrau- nen Randbinde eingefasst wird; am Anal- und Hinterrande ist diese Binde stellenweise lichter gefärbt, mehr durch- sichtig, nahe der Spitze durch die weiss gesäumten Quer- äderchen gegittert. Brust und Beine matt schwarz, erstere mit gelbgesäumten Schulterblättern und Hüften, letztere an den Vorder- oder Mittelschienen mit goldgelbem Ringe vor der Spitze. Der Hinterleib unten ganz schwarz, oben oran- gefarben mit schwarzen Randflecken und einer aus fünf Fle- cken bestehenden Mittelbinde, welche auf dem dritten und vierten Ringe am breitesten ist. Zwei übereinstimmende Exemplare der eben beschrie- benen Stammform aus Brasilien. Bei zwei anderen von La Guayra und Puerto Cabello, obwohl sie entschieden dieser sehr auffällig gebildeten Art angehören, zeigen sich Unterschiede in Färbung und Zeich- nung, wie sie im Ganzen bei den Arten dieser Gattung sel- ten vorkommen. Das erstere ist auf den Flügeldecken merklich heller, auch auf dem Wurzelfelde fast rehfarben und auf den Hinterflügeln wird die breite braune Rand- binde vor der Spitze durch ein ausgedehntes glashelles Feld unterbrochen. Letzteres ist in übereinstimmender Weise auch bei dem zweiten, bedeutend kleineren Exemplar aus Puerto Cabello der Fall, welches sich jedoch seinerseits wieder durch graugrüne Färbung des Hinterleibs, stark grün getünchte Flügeldecken und grünlich weissen Spiegel der Hinterflügel auszeichnet. 27) P. olivacea, „Pallida, prothorace medio carinato, elytris pallide olivaceis, striga transversa maculisque mar- ginalibus et macuhi terminali nigris: alis nigris, lunula la- tissima vitrea , virescente , abdomine pallido , medio nigro, pedibus nigris." Long. corp. S'/j lin., expans. elytr. 20 lin. — Patria: Santa Cruz, Boliviae. Poiocera olivacea Blanchard in d'Orbigny, Voyage (Jaos i'Awer, merid. VI, 2. p. 221. no. 776. pl. XXXL 6g. 2, Uebersicht der Fulgorinen-Gatlung Poiocera. 231 In Form, Färbung und Zeichnung- nach der von Bl an- chard gegebenen Abblildung mit der vorigen Art so we- senllich übereinstimmend , dass man sie für identisch mit derselben halten könnte; indessen zeigen sich doch, abge- sehen von der viel bedeutenderen Grösse, hinreichende Un- terscheidungsmerkmale. Zu diesen gehört erstens die Zeich- nung der Flügeldeckenspitze, welche von dem Wurzelfelde nur durch eine sehr schmale, lineare, zweimal eingeknickte schwarze Binde abgegränzt ist und ausser der kleinen Spitzeiimakel keine weitere dunkele Zeichnung erkennen lässt; zweitens die viel breitere, nicht in Flecke getheilte Hinterleibsbinde, endlich auch der stark dreikielige Prothorax und die Färbung der Beine. — Von Santa Cruz in Bolivia. 28) P. satellitia. „Fulvo - viridis , metathorace nigro, abdomine rufo , pedibus nigro - fuscis , viridi-vittatis, tibiis tarsisque posticis ferrugineis : alis anticis viridibus, flavo- maculatis, apice viridi-flavis, subhyalinis, nigro-5-maculatis, posticis nigris , fascia arcuata alba ornatis." Long. corp. 7 lin., expans. elytr. 19 lin. — Patria : Venezuela. Poiocera satellitia Walker, List of IJomopt. Insects p. 296. no. 29. Eine mir unbekannte Art, die den vorigen beiden, wie es scheint, verwandt ist. d) Hinterflügel mit rolher Basal - und schwarzer Spitzen- hälfte. 29) P. imperatoria. Obscure olivacea, fronte, verticis margine, pronoti fascia basali, pectoris macula magna laterali, femoribus posticis abdoaiineque miniaceis : elytris fuscis, vi- ridi-rufoque reticulatis, maculis 19 fasciisque duabus ante- apicalibus linearibus, arcuatis (interna interrupta) miniatis. Long. corp. 11 V2 'in., expans. elytr. 33 lin. — Patria: Co- sta. Rica (HofTmann). Eine riesige Art in dieser Gattung und nicht nur durch schöne Färbung, sondern auch ganz besonders durch die auffalleude Form des Scheitels ausgezeichnet. Derselbe ist nämlich bei massiger Kopfbreite fast halbkreisförmig, nur um ein Dritttheil kürzer als das Pronotum, am Innenrande der Augen gerade abgeschnitten , der bogenförmige^Vor- derrand erst weit vor den Augen beginnend und sich nach vorn immer mehr vom Hinterrande entfernend ; die Ober- 232 Gerslaecker: fläche des Scheitels leicht concav, besonders geg^en den aufgebogenen Vorderrand hin, uneben, mit kurzer, vorde- rer Mittelleiste und darauf folgender breiter Grube. Wäh- rend die hintere Hälfte des Scheitels die olivengrüne Fär- bung des Thorax zeigt, ist der breite Spitzensaum gleich der ganzen Unterseite des Kopfes hell mennigroth ; die mit ihrem scharfen Rande über den Scheitel hervortretende Stirn dicht und fein granulirt, matt glänzend , ohne Spuren von Längsleisten , dagegen mit stark erhabener, zweitheiliger unterer Querleiste. Das dunkel olivengrüne Pronotum ist am Hinterrande mennigroth gesäumt, besonders auf der hin- teren Hälfte stark querrunzelig, vorn leicht eingedrückt und beiderseits mit einigen flachen Höckern versehen, längs der Mitte deutlich gekielt; das Mesonotum mit geglätteter schwärzlicher Basis , etwas schwächerem Mittelkiel und wurmartig gerunzeltem Mittelfeld, welches gegen den Vor- derrand hin geradlinig abgeschnitten und leicht vertieft ist. Das Schildchen röthlich mit pechbrauner Spitze, das Meta- notum tief schwarz. Die Flügeldecken schwarzbraun, mit mennigrolhem, hier und da grün getünchten Adernetz dicht durchzogen; auf dem Wurzelfelde stehen neunzehn mennig- rothe Tropfenflecke und zwar vier im Vorderrande, drei dicht hinter demselben, die übrigen in drei Längsreihen vertheilt. Das Spitzenfeld, auf dem das Adernetz ausschliess- lich mennigroth , fast gelb ist , dessen Spitzenrand jedoch wie blauschwarz erscheint , wird von zwei linearen, stark gekrümmten mennigrothen Querbinden durchzogen, von de- nen die äussere ganz , die innere hinter der Mitte breit unterbrochen ist und zwar gerade da , wo sie sich unter einem spitzen Winkel nach innen wendet. Die Hinterflügel sind auf der Wurzelhälfte satt zinnoberroth , an der äus- sersten Wurzel, der Aussenhälfte und dem Hinterrande tief schwarzbraun, fast reinschwarz; der Analrand zeigt eine Mischung von Roth und Grün. Brust und Beine sind matt schwarz, an ersterer jederseits ein grosser Fleck, an letz- teren die ganzen Hinterschenkel und die Basis der Hinter- schienen mennigrotli. Letztere Farbe zeigt auch der Hin- terleib, an dem nur oberhalb das erste und die Mitte des zweiten Segmentes geschwärzt sind , während die beiden Uebcrsicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 233 folgenden jederseits am Vorderrande drei schwarze Punkte führen. Beim Weibchen sind die vier letzten Segmente in der Mitte gekielt, das letzte von der Länge des vorher- gehenden. Von Costa Rica. 30) P. comhusta. Viridi-olivacea, capite ferrugineo, pronoto flavo-limbato, elytris fiiscis, rufo-venosis et macii- latis, fasciis diiabus anteapicalibus, altera angusta, arcuata. altera lata, undnlala croceis : abdomine basi excepta femo- ribusque sanguineis. Long. corp. 9 — 10 lin., expans. elytr. 25 — 29 lin. — Patria: Nova Granada (Goudot) , La Guayra (Munter). Lystra combusta Westwood, Arcana entomol. II. p. 90. pl.71. flg. 2. In der Form des Scheitels der vorigen Art am näch- sten kommend , indem auch hier der Vorderrand erst weit vor den Augen seine Rundung beginnt;* die Ausdehnung in der Länge ist jedoch viel geringer, kaum der halben Prothoraxlänge gleich, die Aushöhlung der Oberfläche be- trächtlicher. Beim Weibchen ist der letzte Hinterleibsring von der Länge des vorletzten und wie die drei vorherge- henden in der Mittellinie gekielt; der Genitalring ragt frei hervor. Beide Geschlechter aus Neu-Granada und La Guayra. e) Hinterflügel mit breit hellgefarbter, schwärzlich unigür- teter Basis und durchsichtiger, aber angerauchter Spitze. 31) P. aegrota. Olivacea, pedibus elytrisque pallide viridibus, his margine antico basi sanguineo : abdomine su- pra (basi nigra excepta) alarumque basi late coccineis. Long. corp. 4V2 lin-5 expans. elytr. 13 lin. — Patria : Co- lumbia (Starke). Kopf und Thorax licht olivenfarbig, etwas glänzend, ersterer reichlich von der Breite des Thorax, mit ausgehöhl- tem, parallel gerandeten Scheitel , über dessen Vorderrand der scharfe obere Stirnrand hervortritt; die Stirn wurm- artig gerunzelt, mit drei deutlichen, fast ganz senkrecht verlaufenden Längslinien , von denen die seitlichen in der- selben Höhe beginnen , wo die mittlere endet und mit schwacher, dreibuckliger Querleiste oberhalb des an deri 234 Gerstaccker: Basis stark zweischwielig-en Clypeiis. ProRotum mit schar- fem Mittelkiel, vorn jederseits mit tiefer Grube, hinten seicht querg-eriinzelt ; Mesonotum mit fein nadelrissigem Mittel- felde, dessen Mittelkiel hinten zweitheilig und dessen Bo- genlinien stark erhaben, glänzend und glatt sind; Metano- tum schwärzlich, mit roth gemischt. Flügeldecken fahl und fast durchscheinend gelblichgrün , mit spangrünem Geäder und ziemlich grossen, aber sich schwach markirenden gutt- gelben Flecken, die jedoch dem Spitzenfelde fehlen; das Basaldritttheil des breiten Vorderrandes ist lebhaft blutroth, mit einigen grünen Fleckchen und eine schwächere rothe Färbung überzieht auch den hinteren Theil der Flügeldecken- wurzel. Die Hinterflüofel sind über die kleinere Basalhälfte hin hell mennigroth , im Uebrigen licht rauchbraun, jedoch mit einem dunkleren , bindenförmigen Schatten auf der Gränze zum Rothen, der den Vorderrand aber nicht er- reicht. Die Brust*, die ganzen Beine , die Unterseite des Hinterleibs mit Einschluss des Genitalringes sind hell gelb- lichgrün , die Oberseite des Hinterleibs scharlachroth mit schwarzer bis zur Mitte des zweiten Ringes ausgedehn- ter Basis. Von Puerto Cabello. 32) P. amabilis. Capite thoraceque cervinis , elytris dilute sanguineis, fascia obliqua pallide flava , nigro-cincta ornatis, apice dilute brunneis : alis dimidio basali abdomine- que supra laete coccineis, hoc infra cum pedibus rufo-ci- nereo. Long. corp. 4y2 lin., expans. elytr. ISy^ — 13 lin. — Patria : Brasilia (v. Olfers). Kopf und Thorax licht hirschbraun mit röthlichem An- fluge, ersterer so breit wie der Thorax, mit kurzem, aus- gehöhlten, parallel gerandeten Scheitel, vor dessen Vorder- rand der obere Stirnrand sich dicht anlernt; die Stirn fast rostfarben, fein wurmartig gerunzelt, mit fast ganz verlo- schenen Längsleisten und kaum angedeutetcrQuerlinie ober- halb des Clypeus. Das Pronotum mit feinem Mittelkiele, ohne merkliche Eindrücke, hinten leicht querrunzlig; das Mesonotum mit feinen, aber deutlich erhabenen Bogenlinien und fein cisilir'em Mittelfelde; das Metar.otum scharlach- roth , in der Mitte geschwärzt. Die Flügeldecken bis zum Uehersicht der Fulgorinen-Galtung Poiocera. 235' licht rehfarbonen und ziemlich durchsichtigen Spitzenfelde hell blutroth , spangrün längsgeädert , auf der Gränze zu diesem mit einer schmalen, schräg nach aussen und hinten verlaufenden hellgelben Querbinde, die beiderseits schwärz- lich begränzt ist, geziert. Die Hinterflügel mit lebhaft scharlachrothem Wurzelfelde, welches nach hinten und aus- sen von einem tief schwarzbraunen, vorn abgekürzten und hier in das Rothe hineingebogenen Bande umgränzt wird ; die Spitzenhälfte lichtbraun , doch auf der Gränze zum Rothen fast hyalin. Brust, Beine und Unterseite des Hinter- leibes sehr matt und hell blutroth, leicht grau bereift; die Oberseile des Hinterleibes dagegen mit Ausnahme der schmalen tief schwarzen Basis brennend scharlachroth, an der Basis jederseits mit drei schneeweissen Punkten. Diese kleine, sehr schön gefärbte Art stammt aus Brasilien. 33) F. sanguinolenta. Ferruginea , elytris viridibus, ante apicem croceo -fasciatis , margine antico ad medium usque sanguineo : abdomine alarumque basi coccineis. Long, corp. 4V'3 lin. , expans. elytr. 10 V2 ün. — Patria : Santa Cruz, Boliviae. Poiocera sanguinolenta ßlanchard in d'Orbigny, Voyage dans rAiner. ineiid. VI, 2. p. 221. pl. XXXI. fig. 3. Die Diagnose dieser mir unbekannten, aus Santa Cruz stammenden Art habe ich nach der vonBlanchard gege- benen Abbildung , mit der seine kurze Charakteristik fast im geraden Gegensatze steht, angefertigt. j\ach ersterer muss P. sanguinolenta der vorigen Art sehr ähnlich sein, von der sie sich hauptsächlich durch geringere Grösse und durch die Färbung der Flügeldecken unterscheidet; diese sind dunkelgrün mit bis zur Mitte blutrothem Vorderrande und schmaler rothgelber Querbinde vor dem geschwärzten Spitzenfelde. 34) P. nuptialis. Capite thoraceque nigris, supra cro- ceo-variis, pedibus sanguineo-maculatis, elytris aurantiacis, viridi-venosis nigroque maculatis, apice subhyalinis, abdo- mine alarumque area basali croceis. Long. corp. 4V3 lin., expans. elytr. 14 lin. — Patria: Brasilia (Virmond). Der Kopf ist sehr schmal, kaum von zwei Dritttheilen 236 G e r s t a e c k e r : der Thoraxbreite, schwarz, der kurze und kaum ausg-ehöhlte Scheitel schmutzig gelb gefleckt; die Stirn oberflächlich wurmartig gerunzelt, mit deutlichen, obwohl nicht scharfen drei Längsleisten , von denen die beiden seitlichen dicht über dem Clypeus durch eine feine Querfurche verbunden werden; der Clypeus mit zwei glatten braunen Längsschwie- len, dazwischen fein querriefig. Das Pronotum mit glattem Mittelkiel und erhabener Querleiste vor dem Hinterrande, im Uebrigen gerunzelt, gelblich gefleckt; das Mesonotum mit sehr scharfen und glatten Bogenleisten, gelbgefärbtem Mittelkiel, dicht gerieftem Mittelfelde und sieben grösseren rothgelben Flecken, von denen vier am Vorderrande, drei an der Spitze stehen; das Metonotum vorn goldgelb, hinten schwärzlich. Die Flügeldecken bis auf das fast glashellei; licht braun gewässerte Spitzenfeld lebhaft orangefarben, die Längsadern überall, die Queradern von der Mitt^ s^rti hellgrün; mit grossen, unregelmässigen schwärzbraunen Flecken gescheckt, von denen die beiden grössten und inn tensivsten auf der Gränze zum Spitzenfelde fast eine schiefe^ in der Mitte leicht unterbrochene Quevbinde darstellen., pipi Hinterflügel mit grossem , satt goldgelben WurÄed^piegeJ,) der ringsherum breit und intensiv schwarzbraun eingefasst ist und der sich in eine gegen die Spitze hin immer mehr sich verlierende rauchbraun^ Trübung fortsotzt^i i DieüBrust und die vorderen Beifte matt schwiarzfian'iletzteren dise Spitzei der Schenkel und zwei Schienenringe' breit cörallenroth-d die Hinterschenkel röthg^lb mil ' breiter pechlvrauner Basis an der Aussenseite ^ die Hinterschienen grünüürhgelb f diies breite 'Spitze 'Hiidi die li Konten pechbiraun. n DeMHintörlieib ist oben tibd iinten einfarbig : gx)ldgelbi! jj^mi&iü'i :Hb lUnuh ODmiiA-Uis Bra^iliertnlJiiil uJiii/i iux dd lim njJToJQylnub bfli>. ff >ir]35) ! iP^ '.flaviventris:^ f 'yGrisea ,: abdomine isbpra' flalwiDy alis hyalinis, fascia media nigra, basi croceis.^'W-uiPatfijijü Brasilia; ;sJ*i .^rriiin oiM^O-urKMii o;iuttss^ sich aben'i durch die Äew . Afördlerraad > nicht i eitreichende Uebeisicht der Fulgoiinen-Gattung Poiocera. 237 gescheckten Beine und die olivengrauen Flügeldecken un- terscheidet. 36) P. multiguttata. Cervinn, abdomine nigricante, ely- tris basi viridi-venosis flavoque maculatis, ante apicem al- bosparsum maculis tribus coccineis quartaque basali orna- tis : alis basi coerulescentibus. Long. corp. 5 lin., expans. elytr. 16'/, lin. — Patria: Parä (Sieber). Lystra mulliyultala '" ßurmeister, Genera Insect. p.31. no. 2. Von Parä. — Durch die von Burineister hervor- gehobene Leistenbildung der Stirn sehr ausgezeichnet. f) Hinterflügel mit schwarzer , meist farbig getünchter Ba- sis und glasheller Spitze. 37) P. picta. Capite et mesonoto croceis , nigro-va~ riis, femoribus abdomineque sanguineis, pronoto elytrorum- que basi viridibus , his flavo- maculatis, apice hyalinis, fusco-tinctis : alis basi latius coeruleo-venosis. Long. corp. 8—10 lin. , expans. elytr. 21—30 lin. — Patria : Brasilia (Virmond), La Guayra (Otto). $ Abdominis segmento ultimo praecedente triplo lon- giore, acute unicarinalo. Lystra picta Germar, Thons Archiv II, 2. p. 54. no. 17. (1830). Lystra flavopunctata Perty , Delectus animal. p. 176. Taf. 35. flg. 4. (1834). Foiocera flavopunctata Spinoia , Annal. d. I. soc. entom. VIIL p. 279. no. 4. Eine der bekannteren und mit die grösste Art der Gattung, aus Brasilien und La Guayra. Wie bei P. multi- guttata Burm. ist der obere Stirnrand in der Mitte schnep- penartig zugespitzt, hier aber zugleich der vordere Schei- telrand in der Mitte stark eingekerbt und spitzig zurück- gedrängt. Auf der Stirn zeigt ^ich jederseits von der durchgehenden, stumpfen mittleren Längsleiste nach unten eine breite T-förmige Schwiele, beide auf schwarzem Grunde durch hellgelbe Färbung ausgezeichnet. Eben so abwei- chend von dem gewöhnlichen Typus ist die Sculptur des Mesonotum, auf dem ausser der scharf ausgeprägten Mittel- leiste und den ebenfalls stark erhabenen , hier fast recht- winklig gebrochenen Bogenleisten sich noch zwei fernere Längslinien auf dem Mittelfelde markiren, die hinten gabiig 238 Gerstaecker: gespalten sind und durch den äusseren Gabelast sich mit den Bogenleisten verbinden. Am Hinterleibe ist das vor- letzte Segment seitlich, das letzte am ganzen Spitzenrande hellgrün gesäumt; dieses beim Weibchen dreimal so lang als das vorhergehende und nebst diesem und der hinteren Hälfte des drittletzten in der Mittellinie scharf gekielt. 38) P. himacula. „Fulva , metathorace piceo , abdo- mine subtus et apice fulvo, tibiis anticis nigro - maculatis : elytris ferrugineis, maculis duabus flavis ad costam ornatis, apice fulvis : alis fuscis, apice sublimpidis." Long. corp. 6 lin., expans. elytr. 21 lin. — Patria ignota. Poiocera himacula Walker, List of Homopt. Insects p. 300. no.35. Bei dieser mir unbekannten Art sind nach W a Iker's Angabe die Hinterflügel bis über die Mitte hinaus braun gefärbt und scliwarz geädert. 39) P. tricolor. Fusco-olivacea, pedibus nigris, flavo- pictis, abdomine basi excepta coccineo : elytris crebre vi- ridi-guttatis, apice cervinis, albo-punclatis. fascia lata hya- lina, nigro-variegata : alarum basi coeruleo-venosa. Long, corp. 6 lin., expans. elytr. 15 lin. — Patria : Mexico (Eh- renberg). Kopf und Thorax sind bräunlich olivenfarben, ersterer ziemlich breit, mit kurzem, ausgehöhlten, parallelkantigen Scheitel und sehr fein ciselirter, deutlich dreiriefiger Stirn, ohne Querleiste oberhalb des Clypeus; die Mitte der Stirn dunkler, fast grau, die Seiten heller, rostgelb. Das Pro- notum nur sehr stumpf gekielt, fein querrunzlig, das Me- sonotum mit feinem, glänzenden Kiel auf dem zart nadel- rissigen Mittelfelde , das nur durch schwache Bogenlinien begränzt ist; an der Aussenseite derselben jederseits ein ('ünkelbrauner Fleck. Das Metanotum ist tief sammetschwarz gefärbt. Die Flügeldecken sind im Grunde schwarzbraun, erscheinen jedoch durch das dichte hellbraune Adernetz, welches nur wenig von der Grundfarbe übrig lässt, fast rehfarben; auf der grösseren Wurzelfläche ist der Grund ausserdem überall mit sehr zahlreichen hellgrünen, auf dem ganz lichtbraunen Spitzenfelde mit sparsamen weisslichen Punkten gesprenkelt. Eine sehr breite glashelle Querbinde vor dem Spitzenlelde , die sich am Vorder- und Hinter- Uebersicht der Fnlgorinen-Gattung Poiocerä. 239 rande erweitert, ist mit zwei zerschlitzten schwärzlichen Makeln besetzt. Die glashellen Hinterflügel haben ein satt schwarzbraunes, himmelblau geädertes Wurzelfeld, von welchem noch einzelne blaue Adern auf den sonst schwarz geäderten hyalinen Theil übergehen. Brust und Beine sind schwarz und rostgelb gescheckt ; auf den Schenkeln zeigt sich diese Scheciumg nur in einigen undeutlichen Makeln, auf den Vorder- und Mittelschienen dagegen in zwei scharf markirten gelben Ringen. Der brennend scharlachrothe Hinterleib ist unterhalb durchweg breit schwarz bandirt, auf der Verbindungshaut jedes Segmentes mit einer schwarzen Makel versehen und oberhalb vom dritten Ringe an mit mehreren quergestellten Punkten gezeichnet; eine volumi- nöse weisse Wachssekretion verhüllt die Spitze. Aus Mexiko. 40) P. lepida. Fusco- grisea, abdomine coccineo, ni- gro-vario, elytris brunneis, coeruleo-punctatis , fascia lata hyalina , nigro - sparsa : alis basi fuscis , coeruleo- venosis. Long. corp. 3% lin. , cxpans. elytr. 12 lin. — Patria: Brasilia. Poiocera lepida Spinola , Annal. d. I. soc. entoni. VIII. p. 281. no. 7. Die von Spinola gegebene Beschreibung dieser Art passt in allen Punkten so genau auf die vorhergehende, dass man sie recht gut auf dieselbe beziehen könnte; nur die Grösse ist zu auffallend abweichend und die Vaterlän- der beider zu different, um eine Vereinigung ohne Vergleich des Spinola'schen Exemplares vorzunehmen. 41) P. coraUina. Coccinea , capite thoraceque laete miniaceis, hoc nigro-maculato, elytris dimidio basali testa- ceo, nigro -punctato, apicali hyalino , fusco-venoso : abdo- minis alarumque basi nigro - fusca. Long. corp. ö'/j lin., expans. elytr. 15 lin. — Patria: Caraccas (Gollmer). Der Kopf sehr licht mennig-, fast orangeroth, von mittlerer Breite, mit verhältnissmässig grossen und schräg nach hinten gerichteten Augen und deutlich ausgehöhltem Scheitel , der dadurch, dass die Stirn mit starker Wölbung über seinen Vorderrand hervorragt, weniger kurz erscheint: die Stirn sehr fein und seicht gerunzelt, ohne alle erha- 240 Gerstaecker: bene Leisten. Das Pronotiim gelblich, stellenweise roth getüncht, mit zwei vorderen und vier hinteren schwarzen Punkten, der Mittelkiel fein, glänzend, die Oberfläche quer- riefig; das Mesonotum mit deutlicher Mittel- und gleichen Bogenleisten , im Mittelfelde fein ciselirl , orangefarbig mit mehr gerötheten Stellen und folgender schwarzer Zeich- nung: eine Querbinde am Vorderrande, die sich jederseits fleckig erweitert, zwei Längsbinden zur Seite des Mittel- kiels und drei Flecke jederseits vor der Spitze, von denen die zwei inneren klein , punktförmig , der äussere grösser, länglich dreieckig ist. Das Metanotum tief schwarz. Die Flügeldecken kaum bis zur Mitte undurchsichtig , von schwärzlicher Grundfarbe, welche aber durch die sehr zahlreichen und starken Adern fast ganz verdeckt und durch diese licht gelb, mit schwarzen und sparsamen ro- then Pünktchen gemischt, erscheint; nur am Vorderrande erstreckt sich die gelbe Färbung über die Mitte hinaus, während sonst die grössere Spitzenhälfte glashell , jedoch von braun umflossenen Adern, deren Anzahl auffallend ge- ring ist, (man zählt nur neun Längsadern) durchzogen und durch diese angeraucht erscheint. Die Hinterflügel im Ba- saldrittlheile fast dintenschwarz, im Uebrigen glashell, sehr schwach gebräunt. Brust, Hüften, Schenkel und Unterseite des Hinterleibes brennend corallenroth; die Vorder- und Mittelschienen lichtgelb, mit zwei schwachen, pechbraunen Bingen, die Hinterschienen nur mit gebräunter Spitze. Auf der Oberseite ist der Hinterleib dunkler, mehr carminroth, längs der Mitte auf allen Segmenten bis nahe zum Spitzen- ende tief schwarz; das Endsegment ist beim Weibchen fast doppelt so lang als das vorhergehende, einkielig, die Spit- zenhälfte licht grünlichgelb gefärbt. Aus Caraccas. 42) P. Sermllei. Fusco-nigra, elytris sanguineo-tin- ctis, apice hyalinis, alis basi late purpureo-nigroque mixtis : abdomine infra nigro, croceo -limbato , supra dilute rufo. Long. corp. ö'/j Hn-, expans. elytr. 16 lin. — Patria: Bra- silia (v. Olfers, V. Langsdorf). Lystra Servillei Guerin in Duperrey Voyage de la Coquille H, 2. p. 187. pl. X. flg. 8. (1830). Uebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 241 Poiocera Sen?i7?ei Spinola, Annales d. 1. soc. entom.VIII. p.2^ . no. 6. Lyslra miniacea '"' Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 54. no. 19. (1830). Aus Brasilien. Nach der ziemlich weiten Ausdehnung der schwärzlich purpurrothen Basis der Hinterflügel mit dem sie umgebenden schwarzbraunen Bande würde diese Art ebenso gut oder fast besser in die Nähe von P, nuptialis, amabilis u. s. w. passen , nur dass die Spitzenhälfte der Hinterflügel bei ihr vollkommen wasserhell ist. 43) P. semilimpida. „Fulva, capite nigro -trimacu- lato et unifasciato , mesothoracis scutello nigro -octomacu- lato: abdojnine subtus basi luteo, pedibus fulvis , alis lim- pidis, basi rufis, elytris dimidio nigris, flavo-bimaculatis et unifasciatis." Long corp. 6 lin., expans. elytr. 16 lin. Pa- tria : Parä Brasiliae. Poiocera semilimpida Walker , Lisi of Homopt. Insects p. 300. no. 36. Von Parä; mir unbekannt. 44) P. conspersa. Fusco- nigra, abdomine coccineo- limbato, elytris venis transversis maculisque numerosis fla- vescentibus, apice hyalino-maculatis , alis basi late fuscis: femoribus anterioribus compressis, dilatatis. Long. corp. 4% li»-? expans. elytr. liyj lin. — Patria : Bahia (Gomes). Lystra conspersa Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 55. no. 23. (1830). Poiocera Luczoti Laporte , Annales d. 1. soc. entoin. I. p. 222. pl. 6. flg. 1. (1832). Poiocera ruhrivitta Walker, List of Homopt. Insects p. 299. no. 34. (1850), Von Bahia. Eine durch gedrungenen Bau, breiten Hinterleib , die an der Basis nach rückwärts ziemlich auf- fallend erweiterten Hinterflügel , besonders aber durch die zusammengedrückten, stark erweiterten Vorder- und Mit- telschenkel ausgezeichnete und leicht kenntliche Art; die entsprechenden Schienen sind im Vergleiche mit anderen Arten ebenfalls deutlich erweitert. g) Hinterflügel mit hellgefärbter Basis und glasheller Spitze. 45) P. venosa. Pallide olivacea, abdomine supra ely- trorumque dimidio basali maiore dilute sanguineo , his re- Arohiv. f. Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 16 242 Geistaecker: mole nigro-venosis, apice hyalinis : alis hasi corcinea , an- gulo anali hie fusco, pedibus flavo-nigroque variis , genu- bus sanguineis. Long. corp. 4 — 5V2 lin., expans. elytr. 11 — 14 lin. • — Palria: Brasilia (Virmond). Lystra venosa Gerniar, Thon's Archiv II, 2. p. 54. 110. 20. (18c0). Lystra cruenla "'' Burmeister, Genera Insect. p. 31. no. 1. (1838). Poiocera divisa Walker, List of HojDopt. Insects p. 297. no. 31. (1850). In Brasilien eine der häufigeren Arten, Avelche in mehrfacher Hinsicht als eine von dem Gattungstypus ab- errirende anzusehen und vielleicht generisch abzutrennen ist. Der ausserordentlich schmale, sich nicht um den Pro- thorax herumlegende , sondern hinten fast gerade abge- schnittene Kopf und ganz besonders die nirgends eine Analogie lindende, sehr abnorme Aderung der Flügeldecken zeichnen sie sehr aus. Zur Gattung Lystra , mit der sie Burmeister vereinigte, gehört sie noch weniger als zu Poiocera. 46) P. costala. Capite thoraceque olivaceis, abdomine alarumque basi coccinea , his angulo anali anguste fusces- cente: elytris sanguineis, nigro- maculatis, margine antico virescente, apice griseis, nebulosis. Long. corp. 473 lin., expans. elytr. 12 lin. — Patria: Surinam (Cordua) , Bahia (Sello). Lystra costnta Fixhnc'ms, Syst. Khyngot. p. 59. no. 10. — •'" Bur- meister, Genera Insect. p. 31. no.2. Stoll, Cigales pl. VI. Hg. 30. Ebenfalls eine der häufigeren und bekannteren Arten, in Surinam und dem nördlichen Brasilien einheimisch; durch den der Quere nach tief ausgehöhlten Scheitel sich auf- fallend den Arten der Gattung Lystra nähernd, welchen sie Bu r m e i s t e r auch beizählte. 47) P. elegans. Capile, thorace pedibusque testaceis, his nigro-irroralis, abdomine supra nigro, viridi-maculato: elytris basi purpureis ( vel roseis), apice hyalinis, fusco variegatis , alis basi virescentibus. Long. corp. ö'/a ^^^-t expans. elytr. 16 lin. — Patria : Surinam (Cordua), Brasilia (Yirmond). Lystra eleyans 0\\\\gy, Encyclop. niethod. VI. p. 574. no. 36. — Germar, Thon's Archiv II, 2. p. 54. no. 18. Uebersicht der Fulgorinen-Gattung Poiocera. 243 Calyptoproctiis elegans et lystroides Spinola , Annal. d. 1. soc. entom, VIII. p. 269. no. 1 u. 2. pl. 3. fig. 5. Stoll, Cigales pI.XXI. fig. 111. In Surinam und dem nördlichen Brasilien häufig und besonders in der Intensität und Ausdehnung- der rothen Färbung- auf den Flügeldecken sehr schwankend ; während bei manchen Exemplaren die Basalhälfte tief carminroth erscheint, finden sich andere mit blass rosenrother und noch andere mit sehr schmal rothgefärbter Basis, die nach aus- sen durch einen schwarzbraunen Fleck begränzt wird. Auf Exemplare mit blassrother Basalhälfte scheint mir Spinola's Calyptoproctus lystroides begründet zu sein, der mir sonst keine spezifischen Unterschiede darzubieten scheint. 48) P. tibialis. F'emoribus tibiisque anticis foliaceo- dilatatis , abdomine viridi , ante apicem croceo-maculato, elytris retrorsum late ferrugineis, antrorsum hyalinis, ir- regulariter fusco - vittatis, alis basi flavo-viridibus. Long-, corp. 6V2 iin-? expans. elytr. 16 lin. — Patria: Rio-Janeiro (v. Langsdorf). Lystra tibialis Gerniar, Thon's Archiv 11,2. p. 54. no. 21. Calyptoproctus heteroscelis Spinola, Annal. d. 1. soc. entoin. VIII. p. 273. no. 6. O Poiocera semipellucida Sta! , Ofveis. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. XII. p. 191. no. 1. Im südlichen Brasilien nicht selten und durch die stark blattförmige Verbreiterung der Yorderschienen die leicht kenntlichste Art der Gattung, trotzdem aber unter drei ver- schiedenen Namen beschrieben; zu bemerken ist, dass auch die Vorderschenkel zusammengedrückt und deutlich ver- breitert sind , ganz in ähnlicher Weise wie es bei P. con- spersa hervorgehoben wurde. 49) P. marmorata. Diiute prasina , nigro-maculata, elytris hyalinis, fusco - variegatis , alis basi flavescentibus. Long. corp. 5 lin., expans. elytr. I5V2 ^i"- — Patria: Geor- gia (Francillon). Calyptoproctus marmoratus Spinola, Annales d. 1. soc. entoin. VIII. p.271. no.4. Aus dem Nord -Amerikanischen Georgien; durch die fast ungefärbten Flügel und Flügeldecken von den übrigen Arten der Gattung merklich abweichend. 244 Gerstaecker: Uebers. d. Fu)g.-Gatt. Poiocera. Als fünfzigste Art, über welche ich ungewiss bin, welcher der im Obigen aufgestellten Abiheilungen ich sie zuweisen soll, ist die schon gelegentlich angeführte P. ru- fifascia Walker zu erwähnen. 50) P. rufifascia. „Nigra, capite et mesolhorace flavo- fuscis, abdomine nigro-vittato et fasciato, lateribus ventre- que flavis : pedibus nigris, tibiis flavo-bifasciatis, alis fuscis, anticis rubro-fasciatis , basi subferrugineis , poslicis apicem versus limpidis." Long. corp. 5 lin., expans. elytr. lölin. — Patria: Columbia. Poiocera rufifascia Walker, List of Homopt. Insects p. 299. no. 33. Aus Columbien. Die Hinterflügel werden als dunkel- braun mit weisslichgrünen Adern und glasheller Spitze, deren Rand blassbraun gefärbt ist, angegeben. Erklärung der Abbilduugen auf Taf. XI u. XII. Fig. 1. Poiocera stoica Gerst. 5J 2. — pavonina Gerst. n 3. — fastuosa Gerst. n 4. — meleagiis Gerst. « 5. — amoena Gerst. }) 6. — coleoptrata Gerst. n 7. — imperatoria Gerst. « 8. — aegrota Gerst. » 9. — nuptialis Gerst. 5) 10. — ainabilis Gerst. « 11. — Iricolor Gerst. r 12. corallina Gerst. lieber die Locustinen - Gattung Gryllaeris Serv. Von Dr. A. (jierstaecker. Keine Ordnung der Insekten hat in dem letzten an systematisch- entomologischen Arbeiten so überaus frucht- barem Jahrzehnte in Betreff der ausländischen Formen eine so geringe Berücksichtigung gefunden oder vielmehr eine so fast absolute Vernachlässigung erfahren, als die der Or- thopteren im älteren Sinne; ja sie ist die einzige, welche, man kann sagen , glücklicher Weise den sonst Alles ver- schlingenden Catalogen des British Museum noch nicht zum Opfer gefallen ist, um ebenfalls für eine eingehendere Be- arbeitung unzugänglich gemacht zu werden. Der Grund für diese Hintansetzung liegt keineswegs in dem Mangel an unbeschriebenem und neu hinzugekommenem Material, wel- ches in dieser Ordnung, natürlich im Verhältnisse zu ihrer geringeren Artenzahl , ebenso reichlich vorhanden ist wie in allen übrigen; vielmehr ist er einerseits in der vielen Gruppen und Gattungen eigenthümlichen Gleichförmigkeit der Arten, welche mindestens bei oberflächlicher Betrach- tung wenig Ausgezeichnetes und zu einer Bearbeitung An- regendes darbieten, andererseits aber auch in der Art und Weise zu suchen , wie diese Insekten-Ordnung von einem ihrer Hauptsystematiker, nämlich von Serville behandelt worden ist. Wohl selten hat ein und dasselbe Feld der Entomologie gleichzeitig eine so diametral verschiedene Bearbeitung erfahren als die Orthopteren in den kurz nach einander erschienenen Werken von Burmeister und Serville. Jenes, auf eine nähere Charakteristik der Ar- ten bekanntlich gar nicht angelegt und berechnet, regt 246 Gerstaecker: durch die geistvolle Behandlung des Gegenstandes in sei- nen allgemeineren Verhältnissen , durch die principiell und streng durchgeführte Betrachtung der Einzelheiten von einem höheren Gesichtspunkte und in ihrem organischen Zusam- menhange , endlich auch durch scharfes Hervorheben des Charakteristischen und Wesentlichen überall zu fernerem Studium an; dieses, vorzugsweise oder fast ausschliesslich der Artenbeschreibung gewidmet , leistbt selbst auf jenem Felde keineswegs überall Befriedigendes und tritt dem wei- ter Forschenden eher hindernd als fördernd entgegen. Ser- ville beschreibt, was ihm gerade an einer Art in die Au- gen fällt, ohne sich ein Urtheil über die Wesentlichkeit der von ihm erwähnten Merkmale zu bilden. Für prägnantere Formen, wie sie z. B. unter den Mantiden und Phasmiden vorkommen, deren charakteristische Merkmale meistens der- art sind, dass sie sich nicht leicht übersehen lassen, rei- chen seine Beschreibungen in der Regel zu einer sicheren Bestimmung aus ; wo es aber zur sicheren Unterscheidung einer eingehenderen Untersuchung solcher Theile bedarf, die wie z. B. die Genital- und Analringe des Hinterleibes einerseits nicht immer ganz frei zu Tage liegen , anderer- seits ihrer Complicirtheit und Mannigfaltigkeit halber erst auf die Bedeutung ihrer einzelnen Abschnitte näher geprüft werden müssen, da lässt er den Auskunft suchenden nur allzuoft im Stiche. Und doch sind es neben zahlreichen anderen plastischen Merkmalen gerade diese Theile, welche wegen ihres eben so merkwürdigen als mannigfachen Baues einer genaueren Untersuchung und Erörterung so werth, für die sichere Unterscheidung nahe verwandter Arten so wichtig und oft selbst allein massgebend sind. Gerade bei den Orthopteren, wo Färbung und Zeichnung, diese die Art- unterscheidung so allgemein erleichternden Merkmale, ent- weder ihrer grossen Schwankungen halber nicht massge- bend oder durch die nach dem Tode eingetretenen Verän- derungen unkenntlich geworden sind, bieten diese so über- aus charakteristisch geformten letzten Hinterleibsringe einen doppelt willkommenen Anhaltspunkt für den Systemaliker dar. Für die Libellen ist ihre Wichtigkeit längst anerkannt, so dass bei Hage n's und de S e 1 y ss Artbeschreibungen Uebei- die Locustinen-Gattung Gryllacris. 247 die Charakteristik der Genitalringe einen der wesentlich- sten Theile bildet; sie mit gleicher Genauigkeit zuerst bei den inländischen Orthopteren untersucht und dargestellt zu haben, ist das Verdienst H. Fisch er's , in dessen Ortho- ptera Europaea eine Reihe von Tafeln mit sorgsamen Ab- bildunrren dieser Organe angefüllt ist, ^Yährend für die ausländischen Formen ausser einigen von Burmeister (Handbuch der Entomol. II.) und de Haan (Bydragen tot de Kenniss der Orthoptera) gegebenen Hinweisen noch we- nig in dieser Beziehung geschehen ist. Ursprünglich war es ein anderes Interesse, das mich dazu veranlasste, mir von der durch ServiUe (Annales des scienc. natur.XXII. p. 138) errichteten Locustinen-Gat- tuno- Gryllacris eine nähere Kenntniss zu verschaffen, näm- lich dasjenige , welches sich allgemein an solche Formen knüpft, die zwischen zwei sonst scharf geschiedenen Fa- milien gleichsam als eine Art von Verbindungsgliedern auf- treten. Den eigentlichen Laubheuschrecken durch die Tar- senbildung und die Form des Kopfes zugesellt, nähert sich diese Gattung, wie schon Burmeister (Handbuch der Entomol. II. p. 717) sehr treffend bemerkt, durch die Bil- dung der Sterna, den ganzen Habitus und besonders durch die im Zustande der Ruhe horizontal dem Körper auflie- genden und sich einander zum grossen Theile bedecken- den Vorderflügel auffallend den Grabheuschrecken und zwar zusammen mit der merkwürdigen Gattung Schizodactylus Brülle, deren Gryllus - artiges Ansehen Serville sogar verleitete , sie den Grylloden , obwohl ohne Berechtigung zuzutheilen. Während ihr das Fehlen der Nebenaugen, deren Stelle indessen fast durchweg durch hellere Stirn- flecke angedeutet wird, mit der grossen Mehrzahl der Lo- custinen V^ein ist , bekundet sie sich als abweichende Form einerseits durch den Mangel der Spaltöffnung an der Vorderseite des ersten Schienenpaares , andererseits durch die stete Abwesenheit des Stimmorganes in beiden Vorder- flügeln des Männchens. Stellten schon alle diese Eigen- thümlichkeiten unsere Gattung als eine besonders merkwür- dige hin, so waren die Ergebnisse, welche die .erst in zweiter Reihe angestellte Betrachtung und Vergleichung 248 Gerstaecker: ihrer Genital- und Analringe bei den verschiedenen Arten lieferte, nur geeignet, das Interesse an derselben zu er- höhen; denn abgesehen von der Brauchbarkeit der sich hierbei herausstellenden, oft sehr prägnanten Unterschiede für die Unterscheidung der Species zeigten sich hier zum Theil so seltsame und auf den ersten Blick so wenig mit einander harmonirende Bildungen, dass sie schon an und für sich der Beachtung äusserst werth schienen. Letz- teres gilt allerdings nur für die Männchen, während bei den Weibchen die ganze Anlage dieser Ringe durchaus uniform ist und sich nur in leichten Modifikationen der Form an der Lamina subgenitalis und der Legescheide je nach den Arten ergeht. Die auffallendsten Eigcnlhümlichkeiten am männlichen Hinterleibe bieten die hintersten Dorsalringe dar, und zwar einzelne derselben nicht nur durch sehr ver- schiedene Form- und Grössenentwickelung , sondern auch durch ein damit zusammenhängendes eigenthümliches Ver- hältniss, in welches sie einerseits zum Hinterleibe als Gan- zem, andererseits zu den ihnen zunächst liegenden Ringen treten. Bei Gryl. lineolata und pardalina ist z. B. der achte Dorsalring von ganz ausserordentlicher Grösse, bei ge- trockneten Exemplaren der ersteren fast allen vorhergehen- den zusammengenommen an Länge gleich , bei beiden Ar- ten dadurch, dass er den neunten Ring unter seiner Wöl- bung verbirgt , den Hinterleib abschliessend. Eine direkt entgegengesetzte Bildung zeigt sich bei Gryl. ambulans, wo der neunte Dorsalring nicht nur ganz frei liegt , son- dern auch den achten um das Doppelte seiner Länge über- trifft ; Mittelstufen zwischen diesen beiden Extremen end- lich finden sich bei Gryl. Borneensis, ruficeps, tibialis u. a., wo das neunte Segment zwar ebenfalls frei liegt und den Abschluss des Hinterleibes bewirkt, aber dem vorhergehen- den nur an Länge gleich oder kürzer ist. Ebenso auffal- lenden Verschiedenheiden ist die Grösse und Form der La- mina supraanalis unterworfen, welche überall, wo sie vor- handen ist, beim Männchen wenigstens scheinbar vom neun- ten Segmente entspringt, während sie bekanntlich im Grunde durch das elfte Segment gebildet wird. Bei einigen Arten (Gryl. lineolata, pardalina) von auffallender Grösse und aus- Ueber die Locustinen-Galtung Gryllacris. 249 gezeichneter Form, steigt sie bei anderen (Gryl. nigrilabris, maculicoliis) auf einen geringeren Grad der Entwickelung herab, bis sie bei wieder anderen (Gryl. ruficeps) ganz verschwindet oder (Gryl. Borncensis, tibialis) durch eigen- thümliche paarige Hornhaken ersetzt wird. Es bieten also hier diese Analringe des Männchens in einer und dersel- ben Galtung viel auiTallendere Unterschiede dar, als man sie sonst bei ganzen Gruppen der Heuschrecken findet: und doch hat Serville, der die Männchen von sieben ver- schiedenen Arten vor sich gehabt hat , keiner dieser Bil- dungen auch nur mit einem Worte erwähnt. Die im hiesigen Museum vorhandenen Arten der Gat- tung Gryllacris mit besonderer Berücksichtigung der er- wähnten Organe darzustellen, ist der Zweck dieser kleinen Abhandlung, von der ich nur bedauern kann, dass sie so- wohl in Rücksicht auf das von mehreren Arten fehlende Männchen als auch auf mehrere mir unbekannt gebliebene Arten früherer Autoren nur fragmentarisch hat ausfallen können. Nach dem oben Gesagten zeigen gerade die Männ- chen vorzugsweise prägnante, plastische Charaktere, die das Erkennen der Art erleichtern; da indessen ein Mangel an anderweitigen, beiden Geschlechtern zukommenden Merk- malen keineswegs in dem Grade vorhanden ist , als man es nach den Beschreibungen Serville's etwa vermuthen könnte, vielmehr schon die Form , Färbung und Zeichnung der Hinterflügel, ganz besonders aber die Färbung und Be- dornung der Beine , wenn sie nur gehörig beachtet wird, ziemlich sicheren Aufschluss über die meisten Arten ge- ben, so habe ich kein Bedenken getragen, auch die nur im weiblichen Geschlechte vorliegende^n bekannt zu machen. In Betreff derBedornung der Beine sei noch erwähnt, dass dieselben an den Hinterbeinen besonders für die Art- unterscheidung von Belang ist, indem hier sowohl die Zahl der Dornenpaare als ihre Ausdehnung auf einen grösseren oder kleineren Theil der Schenkel -Unterseite je nach den Arten Verschiedenheiten darbietet; dass dagegen die Zahl der beweglich eingelenkten Dornen an Vorder- und Miltel- schienen mit einen Gruppencharakter bildet, da es sich herausgestellt hat, dass alle geflügelten Arten stets fünf 250 G e r|S t a e c k e r : solcher Dornenpaare, die iingeflügelten dagegen (mit einer Ausnahme) nur vier besitzen. — Für die geographische Verlheilung der Arten ist es nicht ohne Interesse , dass auf dem südasialischen Archipel und den benachbarten Kü- sten des Fesllandes, welchem Gebiete die grosse Mehrzahl aller bekannten Arten angehört, sich nur geflügelte vor- linden, ^Yährend in Neu -Holland, Afrika und Amerika ne- ben solchen auch flügellose vorkommen. A. Geflügelte Arten mit stets fünf längeren Dornenpaaren an Vor- der- und Aiittelschienen. I. Arten mit hellgefärbten, meist gelben Ilinterflügeln , deren Queradern beiderseits schwarz gesäumt sind, a. Auch auf den Fügcldecken sind die Queradern schwarz ge- färbt. 1) Gryi lineolata. Testacea, nitida, capite, thorace pe- dibusque anticis laete rufo-ferrugineis , fronte flavo-macu- lata : tibiarum posleriorum basi virescente fuscoquc annu- lata, alis posticis anguste nigro-fasciatis. Long. corp. 11 Iin=, elytr. 11 lin.; alar. 12 lin. — Palria : Java. ^. Gryllacris lineolata Serville , Ilist. nat. d. Orthopt. p. 396. no. 9. ((^). — "de Haan, Bijdragen tot de Kennis der Or- thoptera *) p. 219. Kopf glänzend rothbraun mit etwas lichterem Scheitel und grossem goldgelben Längsfleck zwischen den Fühlern, der durch Zusammenfliessen der drei Ocellenflecke entstan- den ist; das Gesicht unterhalb der Augen bis zum Clypeus hin deullicii zerstreut punktirt und fein quer gerunzelt, die übrige Oberfläche sehr glatt. Clypeus mit lichtgelber Spitze, Oberlippe blutroth, Mandibeln rostfarben. An den Fühlern ist das ßasalglied gebräunt, der zunächst folgende Theil rostroth, welche Farbe allmählig in ein lichteres Gelb über- geht. Prolhorax sehr glänzend rostroth, von der Breite des Kopfes und wie dieser nur von massiger Entwickelung, so dass das Ansehen des ganzen Thieres ein weniger ge- drungenes ist. Vorderbeine in ihrer ganzen Ausdehnung gebräunt, nur die fünf Dornenpaare der Schienen wie an ^) In: Yerhandelingen over de naluurlijKe geschiedenis derNe- derlandsche overzeesche bezittingen. Zoologie, fol. Leiden 1839 — 44. Ueber die Locustinen-Gattung Gryllacris. 251 den mittleren blassgelb ; an den Mittel - und Hinterbeinen sind die Schenkel licht rostgelb, die Kniegelenke licht braun, die Schienen fast weisslich gelb mit einem bräunlichen Ringe unterhalb des Kniees , auf \Yelchen zunächst eine grünliche Färbung folgt. An der Unterseite der Hinler- schcnkel sind nur vier Paar sehr kurzer Dornen, ^velche das Spitzendritttheil einnehmen, vorhanden, an' der Aussen- seile der Hinterschienen fünf Paar ebenfalls kurzer, welche die Mille kaum überschreilen; ihre Färbung ist roslroth mit dunklerer Spitze. Die Flügeldecken sind merklich kür- zer als die Hinterflügel , gegen die Spitze hin etwas ver- schmälert; das Vorderfeld durchaus glasarlig mit dicken schwarzbraunen, abe^ kaum gesäumlen Queradern, das Hin- terfeld bis zur Mitte der Länge ziemlich satt gelb, von hier ab albnählig blasser werdend , die Queradern auf der Basalhälfte liefer schwarz und stärker verdickt als gegen die Spilze hin. Alle Längsadern sind auf dem Hinterfelde lebhaft gelb gefärbt, auf dem Vorderfelde dagegen, beson- ders an der Wurzel , stark braun gesprenkelt. Die sehr lichtgelb gefärbten Hinterflügel haben rostgelbe Längs- und schwarze, schmal umflossene Queradern; lelziere bilden acht ziemlich regelmässige besonders gegen den Aussen- rand hin feine Querbinden. An dem blassgelb gefärbten Hinterleib des Männchens ist das achte Segment fast so lang als die vorhergehenden zusammengenommen, fast ei- förmig, an der Basis sehr hoch gew^ölbt und in der Mittel- linie stumpf gekielt , an der Spitze quer abgestutzt, bei- derseits gerundet und etwas lappenarlig hervortretend. Die von dem neunten Ringe entspringende Lamina supraanalis ist ausserordenllich gross, von zwei Dritllheilen der Länge des achten Ringes, senkrecht herabsteigend, von der Form einer Sanduhr, ihr lindrand jedoch merklich breiter als die Basis; von diesem Endrande entspringt unter einem rechten Winkel eine gegen das Kopfende hin zurücklaufende, ho- rizontale Platte, welche hinten gerundet, vorn dagegen sehr tief dreieckig eingeschnitten, also zweilappig ist und die sich mit ihren beiden Zipfeln wieder stark aufwärts biegt; die Fläche dieser Platte, welche zwischen dem Hinterrande und dem vorderen Einschnitte liegt, ist tief ausgehöhlt. Die 252 G e r s t a e c k e r : Lamina subgenitalis zeigt an ihrem freien Rande zwischen den beiden Griffeln zwei durch einen halbkreisförmigen Einschnitt geschiedene stumpfe Spitzen. Aus Java, von de Haan erhalten. 2) GryL pardalina. Testacea , parum nitida, pronoto lineolis punctisque nigris signato, elytris angustius, alis la- tius nigro-tessellatis, genubus infuscatis. Long. corp. 14 lin., elytr. 12 Vj lin. — Patria: Ceylon. ^ 5. Der ganze Körper ist licht scherbengelb, wenig glän- zend. Der Kopf plump, beträchtlich breiter als der Vor- derrand des Prothorax, das Gesicht unterhalb der Augen beiderseits seicht und lose punktirt; auf der Mitte der Stirn, etwas unterhalb der Fühlerinserlion ist ein kleiner ovaler, weisslich gelber Fleck zu bemerken. Die Mandibeln sind schwarzbraun, der Clypeus und die Oberlippe rostroth, die Fühler von der Körperfarbe mit lichtbraunem Basalgliede. Auf dem Pronotum macht sich eine sehr zierliche schwarze Zeichnung bemerkbar : eine kurze mittlere Längslinie stösst nach hinten auf zwei noch kürzere und nach hinten ver- breiterte; jederseits von diesen ein schwarzer Punkt, von dem eine feine S-förmige Linie nach vorn und etwas nach aussen geht, um an ihrem vorderen Ende abermals von drei im Triangel stehenden Punkten begränzt zu werden; endlich stehen am Yorderrande zwei kleine quere und nahe am Hinterrand nach aussen von der Mittelfigur zwei Makeln von der Form eines Winkelmaasses. Die Beine sind in ihrer ganzen Ausdehnung und mit Einschluss der sehr langen Dornenpaare an Vorder- und Miltelschienen licht rostgelb; nur das Knieegelenk ist in geringer Ausdehnung gebräunt und an den Hinterbeinen zeigen die Dornen eine schwarzbraune Spitze; dieselben sind an den Schenkeln zu 9, an den Schienen zu 7 Paaren vorhanden und reichen bei ersteren auf Va? bei letzteren auf y^ der Länge. Die Flü- geldecken sind gegen die Spitze hin stark verschmälert, überall mit gelbem Grunde und gleichfarbigen Längsadern; die schwarzen 0"eradern sind am stärksten im Vorderfelde, während sie an der Basis zunächst dem Hinterrande nur schwach angedeutet sind und hier zum Theile selbst ganz ihre Färbung einbüssen. Die Hinlerflügel sind so lang wie lieber die Locustinen-Gattung Gryllacris. 253 die Flügeldecken, etwas matter gelb wie diese, durch breite Säumung der Queradern dicht schwarz gewürfelt; die Quer- binden , welche durch diese schwarzen Flecke gebildet werden, sind nicht ganz regelmässig, acht bis neun an Zahl , die der Peripherie zunächst gelegene beträchtlich feiner als die übrigen. Am Hinterleibe des Männchens zeigt das achte Dorsalsegment eine entsprechende Grössenaus- dehnung wie hei der vorigen Art, ist 4V2 Hn. lang, ebenso hoch gewölbt, nach hinten aber stärker verengt, so dass es fast herzförmig erscheint ; die Spitze ist abgerundet mit etwas aufgeworfenem, durch eine Furche abgesetzten Rande. Die Lamina supraanalis ist bedeutend kleiner als bei der vorigen Art , quer herzförmig, fast doppelt so breit als lang, am Grunde stark verengt, am Yorrderrande kurz dreieckig eingeschnitten; ihre Oberfläche ist mit Ausnahme einer hinter dem Einschnitte liegenden Grube gewölbt. Die fast halbkreisförmige Lamina subgenitalis zeigt in der Mitte ihres freien Randes zwei gerundete und etwas wulstige Vorsprünge. Das Weibchen dieser Art liegt mir nur in einem Lar- ven-Exemplare von 9 lin. Länge, mit einer 4^/y lin. lan- gen Legescheide vor ; dasselbe stimmt in der Färbung des Kopfes und Thorax mit der Imago überein, nur dass auf letzterem die schwarze Zeichnung noch unvollständig ist und sich auf die Makeln und Punkte beschränkt. Die auf eine Länge von 3 Linien entwickelten Flügeldecken und flinterflügel sind tief schwarz mit schmalem weisslichen Saume; an sämmtlichen Schenkeln ist nicht nur die Spitze in grösserer Ausdehnung , sondern auch die ganze untere Kante gleichfalls schwarz, die Dornen an Vorder- und Mittelschienen dagegen so wie die Schienenspitze und die ganzen Tarsen an allen ßeinpaaren brennend karminroth. Die Legescheide ist pechbraun, oberhalb an der ßasis ge- schwärzt. b. Auf den Fügeldecken sind die Quer- und Längsadein gelb. 3) Gryl, maculicoUis. Testacea , nitida , capite thora- ceque nigro -pictis, alarum nervis transversis lata fusco- limbatis. Long. corp. 11—12 lin., elytr. 11—12 lin., va- gin. 8 — 10 lin. • — Patria: Java, Singapore. J" ^. 254 Gerstaecker: Gryllacris maculicollis Serville, Annales d. scienc. nat. XXII. (1831). p. 139. no. 1. ($). — Ilist. nat. d. Oithopt. p. 394. no. 3. (cT $)• — Burmeister, Handb. d. Entom. II. p. 718. no. 1. — de Haan, ßijdragen etc. p. 220. no.9. (<^). La porte-enseigne Sloll, Sauterelles p. 2G. pl. XII, a. üg. 50. Die bekannteste und, wie es scheint, die gemeinste Art der Gritlung, welche zwar durch die Angaben der ci- tirten Autoren hinreichend bestimmt , aber nicirt in ihren Eio-enthümlichkeiten beleuchtet worden ist. Form und Ha- bitus fast wie bei der vorigen Art, der Thorax jedoch etwas breiter, so dass der Kopf ihn nur wenig an Breite übertrifft; auf letzterem die Gesichtsfläche und clie Basis des Clypeus seicht punktirt und dazwischen sehr fein ge- runzelt, die Spitze der Mandibeln, ein Slirn- und vier Scheitelflecke schwarzbraun, die Oberlippe und die Basis der Mandibeln rostroth. Die Fühler von der Farbe des Körpers, nur die Spitze des Basalgliedes leicht geschwärzt. Die schwarze Zeichnung des Pronotum stimmt der Anlage nach mit derjenigen der vorigen Art überein, ist aber dicker und dadurch vermehrt, dass auch die winkligen Aussenfurchen breit schwarz gefärbt sind; an der Mittel- figur sind die beiden kleinen Striche zunächst der Basis meist sowohl untereinander als mit der vor ihnen stehen- den Einzellinie verbunden, während die beiden divergiren- den Seitenlinien sich fast zum Vorderrande verlängern und in der Mitte ihres Verlaufes nur mit einem, aber grös- seren Fleck zusammenhängen. Die Beine mit Einschluss der fünf Dornenpaare an Vorder- und Mittelschienen von Körperfarbe , die Kniee und Fusslappen gebräunt ; an den Hinterschenkeln 9 kurze , an den Hinterschienen 7 etwas läno-ere, schwarzspitzige Dornenpaare, welche sich an er- steren auf Vj, an letzteren auf y^ der Länge erstrecken. Auf den gegen die Spitze hin deutlich verschmälerten Flü- geldecken sind alle Längs- und Queradern wie die Grund- farbe rostgelb, nur auf dem Vorderfelde einige gebräunt; die Färbung und Zeichnung der Hinlerflügel wie bei der vorigen Art , die acht dunkeln Binden ebenso unregelmäs- sig, beim Weibchen etwas breiter als beim Männchen, das ungefleckte Feld zunächst der Wurzel grau getrübt. Am Ueber die Locustinen-Gattiing Gryllacris. 255 Hinlerleibe des Männchens hat das achte Dorsalsegment dieselbe Form wie bei der vorigen Art, ist jedoch nur 3 Linien lang; sein Hinterrand ist ebenfalls gerundet, etwas aufgebogen und nach vorn durch eine Randfurche begränzt. Die Lamina supraanalis ist verhällnissniässig klein, übrigens wie bei der ersten Art sanduhrförmig , oder da die untere Hälfte dieser Sanduhr sehr klein ist, fast trapezoidal; ihr Endrand gerade abgeschnitten , scharf. Die untere Fläche des der Lamina supraanalis vorhergehenden neunten Seg- mentes, welche gegen diese fast in einem rechten Winkel und horizontal verläuft, ist leicht muldenartig ausgehöhlt, mit drei feinen Längsleisten versehen, an ihrem der Lamina subgenitalis zugewandten freien Ende abwärts gebogen und am Endrande durch eine weite Ausbuchtung zweizipflig. Die breite und fast halbmondförmige Lamina subgenitalis ist in der Mitte ihres freien Randes fast nur eingekerbt, so dass die beiden dadurch gebildeten Lappen eng beiein- ander stehen. Bei dem Weibchen ist die Lamina supraanalis klein, schmal , stumpf lanzettlich, die Lamina subgenitalis trape- zoidal, gegen das Ende hin verschmälert und hier in zwei unter einem rechten Winkel divergirende stumpfe Spitzen, deren Oberfläche polsterartig gewölbt ist, auslaufend ; eine ähnliche mittlere Erhabenheit zeigt auch die Basis der La- mina. Die Legescheide ist von dem abwärtssteigenden Ba- saltheile abgesehen nur sehr flach gekrümmt, nach hinten allmählig verschmälert , vor der Spitze am oberen Rande wieder etwas erweitert und dann durch schräge Abstut- zung stumpf zugespitzt. Auf Java besonders einheimisch; das hiesige Museum erhielt auch vor Kurzem ein weibliches Exemplar aus Singapore. 4) Gryl. fuscifrotis. Rufo-ferruginea , nidida, pedibus pallidioribus, anlcnnarum basi et fronte ad verticem usque nigro-piceis , hac guttis tribus flavis signata ; alis posticis remote nigro-tessellatis. Long, corp. 12 lin., elytr. 12 lin.; vagin. 8 lin, — Patria : Java. $. Gnjllacris tessellata? de Haan, Bijtragen etc. p. 220. no. 10. Ganz von der Grösse und Gestalt der vorigen Art, 256 Gerstaecker: von der sie zunächst durch dunklere Körperfarbe, den Man- gel der schwarzen Zeichnung des Pronotum und die Fär- bung des Kopfes und der Fühler abweicht. Am Kopfe sind die Backen lichter , die Mandibeln , der Clypeus und das Gesicht dunkler rostfarben, letzteres nach unten breit drei- eckig eingedrückt und hier dichter mit feinen Querrunzeln bedeckt als gegen die Augen hin , wo fast nur zerstreute Punkte sichtbar sind ; der Clypeus ist grob punklirt, in der Mitte stumpf gekielt , die Oberlippe fast blutroth gefärbt. Die Stirn ist bis unter die Insertion der Fühler hinab und mit Einschluss deren beider Basalglieder tief pechschwarz und auf dunklem Grunde mit einem mittleren unteren und zwei seitlichen oberen goldgelben Fleckchen, den Rudimen- ten der Ocellen , gezeichnet ; auch der Yordertheil des Scheitels ist noch pechbraun, welche Farbe sich nach hin- ten gegen den Prothorax zu allmählig mehr verliert. Die- ser ist einfarbig satt rostfarben, nach vorn leicht verschmä- lert, so dass der Kopf ihn mit seinen Backen seitlich etwas überragt. Die Färbung und Bedornung der Beine so wie die Form und Färbung der Flügeldecken ganz wie bei Gryl. maculicollis ; die blassgelbe Grundfarbe der Hinter- flügel erstreckt sich hier auch auf die ungefleckte Basis, die nicht grau, sondern vielmehr noch intensiver als der übrige Theil des Flügels ist; die dunklen Fleckenbinden sind etwas schmaler und regelmässiger als bei der vorigen Art , so dass die gelbe Farbe bedeutend vorherrscht. Die Lege- scheide des Weibchens ist beträchtlich stärker gekrümmt als bei Gryl. maculicollis und vor der Zuschärfung der Spitze oberhalb schwächer erweitert. Von Java, aus der Charpentier'schen Sammlung, in der die Art irriger Weise für Gryl. signatifrons Serv. be- stimmt war , ohne dass sie sich auf deren Beschreibung irgend wie beziehen Messe. Anmerkung, de Haan a. a. 0. p. 220 beschreibt, wie es scheint, die vorstehende Art ebenfalls als von Java stammend, citirt aber zu derselben Locusta tessellata Drury II. pl. 42. Rg. 3 von der Insel St. Johanna bei Madagascar. Dass die von de Haan beschrie- bene von der Drury 'sehen Art spezifisch verschieden ist, geht aus dem Vergleiche der Angaben, welche de Haan über die Genitalringe Ueber die Locustinen-Gattung Gryllacris. 257 des Männchens macht, mit der Drury'sche Abbildung schon ganz ent- schieden hervor; überdem würde ein gleichzeitiges Vorkommen an der Ostküste Afrikas und auf den Sunda - Inseln , wenn es auch bei Insekten anderer Ordnungen nicht gerade selten ist, für die vorlie- gende Gattung kaum angenommen werden können , ein Irrthum in Betreff des Vaterlandes bei Drury aber um so weniger zu vermuthen sein, als die Angaben dieses Autors in Betreff der Lokalitäten sich gerade durch Genauigkeit auszeichnen. Für die Identität der vor- stehenden Art mit der de Haan'schen Gryl. tessellala, deren Name geändert werden musste, sprechen die vom Autor hervorgehobenen Merkmale; einen sicheren Aufschluss darüber könnte jedoch nur die Ansicht des Männchens, welches mir nicht vorliegt, geben. 5j Gryl. heros. Capite thoraceque validissimis, rufo- ferrugineis , abdomine pedibusqiie flavescentibus : elytris basi albido-venosis, alis saturate flavis, late nigro-tessella- tis, basi griseis. Long. corp. 17 lin., elytr. 18 lin., vagin. 14 lin., — Patria: Amboina. $. Kopf sehr gross, mit Einschluss der Oberlippe, Man- dibeln und Fühlerbasis dunkel rostroth, fast matt, die Stirn mit drei kleinen hellgelben Ocellenflecken , der Scheitel heller, mehr scherbengelb; das Gesicht zeigt nur sehr seichte und zerstreute Punktirung, die kaum wahrzunehmen ist. Das Pronotum ist auf seiner ganzen Oberfläche, besonders dicht aber an den Rändern und Seiten aufrecht g-elblich behaart, trübe rostroth, mit helleren, fast gelblichen Fur- chen auf der Scheibe; der Vorderrand tritt in der Mitte stärker als gewöhnlich stumpf schneppenartig hervor. Die Beine wie der Hinterleib viel lichter als Kopf und Thorax und zwar besonders die Hinterbeine, welche ganz blassgelb gefärbt sind; die Schiendornen sind an den Vorderschienen beträchtlich länger als an den mittleren, der oberste fast so lang als die drei ersten Tarsenglieder zusammengenommen. An den Hinterbeinen haben die Schenkel 9, die Schienen 7 kurze Dornenpaare mit schwarzbrauner Spitze. Die Flü- geldecken sind in der Mitte ly^ lin. breit, satt gelb, auf der Basalhälfte weiss, an der Spitzenhälfte gelb geädert. Die Hinterflügel ebenfalls lebhaft, fast goldgelb , mit rostgelben Längs- und tief schwarzen Queradern, welche breit schwarz umflossen sind; die durch diese Flecke gebildeten Bogen=- binden sind wenigstens bis zur sechsten (vom Aussenrande Archiv für Naturg. XX VI. Jahrg. 1. Bd. 17 258 Gerstaecker: her gerechnet) fast regelmässig und ununterbrochen und bis auf die beiden äussersten breit, so dass das Schwarze fast vorherrscht; das ungefleckte Feld zunächst der Wurzel ist grau gefärbt. Die Lamina subgenitalis des Weibchens ist quer herzförmig, zweilappig, jeder Lappen breit und rund- lich. Die Legescheide ist fast gar nicht gebogen, beinahe gerade, gegen die Spitze hin deutlich verschmälert, am Ende lang aber stumpf zugespitzt. Aus Amboina. Auch von dieser Art liegt mir nur das Weibchen vor. 6) Gryl. tessellata. (Locusta tessellata Drury, Exotic Insects IL p. 80. pl. XLIL fig. 3). Diese mir in Natur un- bekannte Art von der Insel St. Johanna bei Madagascar, welche von de Ha a n (a. a. 0. p. 220) auf die oben als Gryl. frontalis beschriebene Javanische Art bezogen , von Burmeister (Handb. d. Entomol. IL p. 718) als Varietät mit ungeflecktem Thorax und Kopf von Gryl. maculicollis angesehen wurde, ist nach der von Drury gegebenen Ab- bildung eine von beiden sicher verschiedene. Der einfar- bige Thorax scheidet sie von letzterer, die nicht braun ge- färbte Stirn von ersterer; von beiden weicht sie ausserdem durch die viel zahlreicheren schwarzen Fleckenbinden der Hinterflügel , deren nach der Abbildung circa 12 ziemlich regelmässige vorhanden sind, ferner dadurch, dass auch das der Wurzel zunächst gelegene Feld dicht mit kleinen schwarzen Flecken bedeckt ist , endlich und ganz beson- ders durch die Form der von Drury sehr gut dargestell- ten letzten Abdominalringe des Männchens ab. Nach de Haan's Angabe hat das Männchen seiner Gryl. tessellata kein verlängertes achtes Dorsalsegment und das letzte ist (wie z, B. bei Gryl. Borneensis) abwärts gekrümmt und in der Mitte mit zwei Dornen versehen. Die Drury'sche Ab- bildung dagegen zeigt bei dem Männchen der vorliegen- den Art der Hauptsache nach ganz dieselbe Bildung der letzten Hinterleibssegmente , wie sie bei den drei ersten Arten beschrieben worden ist, nämlich das achte ausser- ordentlich verlängert und die unterhalb seiner Spitze frei hervorragende Lamina supraanalis, letztere jedoch in einer von Gryl. maculicollis wesentlich verschiedenen Form und Ueber die Lociistinen-Gattung Gryllacris. 259 Grösse; in beider Hinsicht hält dieselbe etwa die Mitte zwischen der Lamina supraanalis von Gryl. lineolata Serv. und maculicoliis Serv. c) Auf den Flügeldecken sind die Längs- und Queradern dunkel gefärbt. 7) GryL podocausta. Lutea, capite piceo, antennarum basi, prothoracis macula dilatata, femoribus apice tibiisque basi et apice nigris. Long, elytr. 7 lin. , vagin. 4 lin. — Patria : Java. Gryllacris podocansta Hagenbach i- lit. — de Haan, ßijdra~ gen etc. p, 220. no. 12. de Haan, der diese Art in beiden Geschlechtern aus Java besass, giebt folgende Merkmale für dieselbe an : „Klein, mit kreisrunden, durchsichtigen Flügeln, deren Qucradern schwärzlich gesäumt sind; Flügeldecken abgestumpft, mit schwarzen Längs- und Queradcrn. Kopf glänzend pech- braun, sein Hinterrand, ein Mittelfleck zwischen den Füh- lern und die Taster gelb; ebenso die Fühler, deren Basis jedoch schwarz ist. Pronotum mit erweitertem schwarzen Fleck, der Hinterrand breit gelb; Beine gelb, die Spitze der Schenkel und Schienen so wie die Basis der letzteren schwarz." II. Arten mit dunkelen, bräunlich oder blauschwarz gefärbten Hinterflügcln. a) Die Queradern der Hinterflügel sind hell, weisslich gesäumt. 8) Gryl. ruficeps. Pallide virescens, capite thorace- que latis, rufo-brunneis , oculis extus nigro-limbatis ; pro- noto trituberculato , margine apicali crenulato: alis dilute fuscis, albido- tessellatis. Long. corp. 13 — 15 lin., elytr. 15 lin., vagin. 6 lin. — Patria : Ja^a. ^ 2- Gryllacris ruficeps SerxiWe, Annales d. scienc. nat. XXII. (1831) p. 139. no. 2. {^). — Hist. nat. d. Orthopt. p. 394. no. 4. (^). — Guerin in Belanger, Voyage aux Indes orientales, Zoolo- gie p. 495. Insectes pl. 4. fig. 2. (^). — de Haan, Bijdra- gen etc. p. 220. no. 8. Diese von Guerin (a. a. 0.) gut abgebildete, von Serville dagegen ziemlich unkenntlich beschriebene Art, ist durch die plumpe , dicke Form des Kopfes und Thorax, 260 Gerstaecker: SO wie durch die Sculptur des letzteren leicht kenntlich. Der Kopf ist mit Einschluss der Fühler , Mandibeln und Oberlippe röthlich kastanienbraun, glänzend, die Augen am ganzen Aussenrande tief schwarz gesäumt, von den drei gelben Ocellenflecken der untere gross und deutlich, die oberen linear und kaum markirt. Das Gesicht ist oberhalb des Clypeus beiderseits sehr tief grubig eingedrückt, ober- flächlich quergerunzelt und dazwischen zerstreut punktirt. Der Thorax ist beträchtlich breiter als lang, von der Farbe des Kopfes, ebenfalls glänzend , die gewöhnlichen Furchen der Oberfläche sehr tief eingedrückt und diese daher stark zerklüftet, der Vorderrand aufgewulstet, dicht gekörnt, in der Mitte mit einem kleinen glänzenden Höcker , der mit zwei grösseren, vor der Mitte der Scheibe gelegenen, kreis- runden Erhabenheiten ein Dreieck bildet. Die Beine wie der Hinterleib blass grünlichgelb, die Vorderschienen etwas dunkler , mehr bräunlich ; die fünf Dornenpaare an den Vorderschienen sind massig lang, der oberste kaum zwei Tarsalgliedern an Länge gleichkommend , die an den Mit- telschienen sehr beträchtlich kürzer; die sehr kurzen und nur an der äussersten Spitze leicht gebräunten Dornen der Hinterbeine sind an Schenkeln und Schienen zu sieben Paaren vorhanden und reichen an ersteren kaum über die Mitte hinaus. Auf den Flügeldecken ist das vordere Feld ungefärbt, hyalin, die Adern sämmtlich grasgrün ; das hin- tere Feld nach hinten immer intensiver gelb gefärbt und gleichfarbig geädert. Die Hinterflügel haben eine wässrig braune Grundfarbe, von der die weisslich gesäumten Quer- adern und der blass graugelbe Aussenrand merklich abste- chen. Beim Männchen ist der achte Hinterleibsring nur etwa doppelt so lang als der vorhergehende, nicht wie bei den ersten Arten nach abwärts geneigt und die folgenden überkuppelnd , sondern horizontal gestellt und nur in der Mittellinie etwas mehr nach hinten hervortretend als zu beiden Seiten: der neunte Bing tritt vollständig frei her- vor, krümmt sich, indem er gleichsam ein Pygidium dar- stellt, nach abwärts und ist unterhalb mit einer Längsspalte versehen; eine Lamina supraanalis tritt zwischen den bei- den Reifen nicht hervor. Die Lamina subgenitalis ist quer, lieber die Locustinen-Gattung Gryllacris. 261 breit herzförmig, ihr Endrand in der Mite nicht besonders tief, aber weit ausgebuchtet. Beim Weibchen ist die Lamina supraanalis klein, rhom» bisch, mit tiefer Grube auf der Mitte ihrer Oberfläche; die Lamina subgenitalis hat die Form eines gleichseitigen Dreiecks mit abgestumpfter Spitze; die Legescheide ist kurz und kräftig, ziemlich gekrümmt, nahe dem Oberrande mit tiefer Längsfurche , welche vor dem stumpf zugespitzten Ende aufhört. In Java einheimisch; das Museum besitzt beide Ge- schlechter aus der Hagenbach'schen und v. Charpentier'- sehen Sammlung. 9) Gryl. nigripennis. Capite thoraceque angustis, rufo- ferruginea, elytris elongatis, flavescentibus , alis nigro- cyaneis , venis transversis extus albido - limbatis. Long, corp. 13 lin., elytr. 17 lin., vagin. 9 lin. — Patria: Ma- labar. $. Kopf und Thorax sind im direkten Gegensatze zu der vorigen Art auffallend schmal, letzterer deutlich länger als breit, auf der Oberfläche nur mit schwachen Eindrücken; beide sind glänzend rostfarben, ersterer zugleich mit Ein- schluss der Fühler, Mandibeln und der Oberlippe. Das Ge- sicht ist sehr zerstreut punktirt, oberhalb des Clypeus bei- derseits leicht quer eingedrückt. Die Beine von der Körper- farbe mit leicht gebräunter Schenkel- und Schienenspitze und pechbrannem Klauengliede der Tarsen; die Dornen an Vorder- und Mittelschienen nicht besonders lang und an beiden fast gleich, die der Hinterschenkel und Hinterschie- nen je zu 7 Paaren, an der äussersten Spitze braun, an den Schenkeln die Mitte überschreitend. Flügeldecken und Flügel auffallend lang, in ruhender Lage die Spitze der ebenfalls langen Legescheide erreichend; die Flügeldecken durchweg rostgelb geädert, im Vorderfelde aber mit fast hyalinem Grunde. Die Flügel im Verhältnisse zu ihrer Länge schmal , tief schwarzbraun mit lebhaft stahlblauem Schiller; Längs- und Queradern durchweg schwärzlich, letztere aber an ihrer Aussenseite (d. h. gegen den Flü- gelrand hin) mit einer schmalen durchsichtigen Linie ge- 262 G e 1' s t a e c k e r : säumt. Beim Weibchen ist die Lamina supraanalis klein, fast pentagonal , mit ausgehöhlter Oberfläche, die Lamina subgenitalis halbkreisrund; die Legescheide lang, sehr kräftig, schwach gekrümmt, gegen die Spitze hin allmählig verschmälert und stumpf, zungenförmig zugespitzt. Aus Malabar, vonMelly; nur das Weibchen bekannt. b) Die ünindfaibe ist an den Queradern gerade am dunkel- sten, während die Mitte jedes Feldes heller, selbst hyalin erscheint. 10) Gryl. nigrUabris. Laele ferruginea , nitida, labro nigro, tarsorum apice infuscalo: elytris concoloribus , alis nigris, dilutius fasciatis guttisque hyalinis adspersis. Long, corp. 14 lin. , eiytr. 18 lin. , vagin. 14 lin. — Patria : Sin- gapore. (^ $. Von der kräftigen, etwas gedrungenen Statur der Gryl. maculicollis , jedoch beträchtlich grösser, besonders auch mit stärker entwickelten Flügeln ; glänzend, licht rostgelb, mit lief schwarzer Oberlippe und an der Spitze gebräunten Mandibeln und Tarsen. Der Kopf ist nicht breiter als der Thorax, das Gesicht fast eben, zerstreut punktirt und sehr seicht gerunzelt ; das ßasalglied der Fühler rostroth. Der Thorax etwas breiter als lang, mit stark aufgewulstetem, in der Mitte stärker hervortretendem Spitzenrande und be- sonders nach den Seiten hin stark vertieften Furchen. Die Dornen der vorderen Schienen rostroth mit hellgelber Spitze, am ersten Paare etwas länger als an den mittleren; an den Hinterschenkeln neun, an den Schienen sieben Dornenpaare mit breiter pechbrauner Spitze, verhältnissmässig lang. Die Flügeldecken durchweg von sattgelber Grundfarbe , mit rostgelben Adern ; die Hinterflügel dunkelbraun, blau schil- lernd, mit dunkelbraunen , und nach der Wurzel hin hel- leren Längs- und schwarzen Queradern; in der Nähe der letzteren ist die Grundfarbe am dunkelsten , gegen die Mitte der einzelnen Zellen hin lichter und bei den in der vierten bis neunten Querreihe liegenden zeigt das Centrum sogar einen milchweissen Tupfen. Das der Basis zunächst liegende Feld, in welchem die Queradern fehlen, zeigt eine gleichmässig wässrig braune Farbe. Am Hinterleibe des Männchens bildete das vergrösserte , kuppeiförmige achte üeber die Lociistinen-Gatttmg Gryllacris. 263 Segment das Pygidium , ohne indessen an Grösse dem der beiden ersten Arten gleichzukommen; es ist ein wenig län- ger als breit , hinten stumpf abgerundet, in der Mitte fast abgestutzt, mit feinem, aufgebogenen Rande. Die kleine, senkrecht herabsteigende Lamina supraanalis ist quer vier- eckig, jederseits in eine scharfe Spitze endigend ; von der Mittellinie ihrer nach vorn gewandten Fläche setzt sich eine längliche, scharfkantige Erhabenheit, die sich am Ende herzförmig erweitert, auf die Unterseile des neunten Dor- salringes fort, welche in eine breite, trapezoidale, schräg aufgerichtete, zweizipfelige Platte ausläuft. Die Lamina sub- genitalis ist gross, quer viereckig, mit bogenförmigem End- rande , welcher jederseits von einer mittleren Einkerbung eine warzenartige Anschwellung zeigt. Beim Weibchen ist die Lamina supraanalis klein, quer, hinten gerundet, oberhalb eingedrückt; die Lamina subge- nitalis gleichsam aus zwei hinter einander liegenden Plat- ten, die durch einen kleinen Balken verbunden sind, zu- sammengeselzt , einer vorderen (oder unteren) kleinen, trapezoidalen, und einer viel längeren hinleren (oder obe- ren), welche gegen die Spitze hin verschmälert und am Ende in zwei zugespitzte, stark polsterartig aufgetriebene Zipfel getheilt ist. Die Legescheide ist von ausserordent- licher Länge, indem sie der Körperlänge ganz gleich kommt, sehr schlank und bis zu der schräg abgestutzten Spitze gleich breit, längs des Oberrandes fein gefurcht; rostgelb mit tief brauner Spitze. Von Singapore , beide Geschlechter von Jagor ein- gesandt. 11) Gryl. Servillei. Fulva , capite anlennisque fuscis, illo macula frontali nigra , pronoto nigro , fusco-limbato : elytris obscure fuscis, maculis tessellatis pellucidis. Long, elytr. I2V2 ^^^-> vagin. 9 lin. — Patria : ßorneo. (Doeson). Gryllacris Servillei de Haan, Bijdragen etc. p. 220. no. 7. Das von de Haan allein gekannte Weibchen dieser Art wird in folgender Weise charakterisirt: Kopf und Füh- ler dunkelbraun, ersterer mit einem ausgedehnten schwar- zen Fleck zwischen den Fühlern: Vorderrücken schwarz mit braunem Rande ; Hinterleib und Beine gelblich , behaart, 264 Gerstaecker: die Hinterbeine mit dunkler Spitze. Flügeldecken mit stum- pfer Spitze, gelb, an der Basis dunkler, Hinterflügel tief schwarzbraun mit durchsichtigen Flecken gescheckt, wel- che in der Mitte in Querreihen gestellt sind. Legescheide gekrümmt, schmal, schräg zugespitzt. 12) GryL fumigata. Flava, capitis fascia laterali pro- notique fusci margine nigris : pedibus luteis, femoribus apice, tibiis basi tarsisque extremis nigro-coeruleis, fasciis transversis pallidioribus. Long, elytr. 181in. — Patria: Java. Das von de Haan allein beschriebene Männchen hat dunkel stahlblaue Hinterflügel mit helleren Querbinden, be- haarte , gleichbreite und am Ende schief abgestutzte Flü- geldecken mit dunkelbraunen Adern. Das letzte Dorsal- segment des Hinterleibs ist beiderseits etwas gebuckelt, das letzte Ventralsegment sehr kurz mit haarigen Griff'eln. III. Arten mit hell- oder ganz ungefärbten Hinterflügeln, deren Queradern nicht dunkel umflossen sind, a) Beine zum Theil schwarz gefärbt. 13) Gryl. Borneensis. Lutea, capite, antennarum basi, thoracis marginibus , pectoris lateribus , femoribus apice ti- biisque nigris , labro tarsisque laete sanguineis : alis ely- trisque elongatis, flavescentibus, fusco-venosis, his macula magna basali, alteram aurantiacam includente, atra. Long, corp. 131in., elytr. 23 lin. — Patria: Borneo (Sarawak). ^. Gryllacris Borneensis de Haan, Bijdragen etc. p. 219. no. 1. pl.l9. fig. 7. (d^). Durch die ausserordentliche Entwickelung der Flügel wie durch die lebhafte Körperfärbung die ausgezeichnetste aller bis jetzt bekannten Arten der Gattung und durch beide Merkmale auffallend an gewisse Phaneroptera-Arten erinnernd. Der kleine, schmale Kopf ist tief und glänzend schwarz mit goldgelben Ocellenflecken , von denen beson- ders der untere ovale sich markirt, mennigrothem Clypeus und blutrother Oberlippe und Mandibeln; an letzteren ist die Basis und Spitze schwarz, die Maxillartaster schwärz- lich pechbraun. Das Gesicht ist über dem Clypeus quer eingedrückt, zerstreut punktirt. Die Fühler von der Basis bis auf etwa fünf Linien ihrer Länge tief und glänzend schwarz, dann allmählig pechbraun und in der grösseren Ueber die Locustinen-Gattung Gryllacris. 265 Endhälfte immer lichter rostgelb werdend; sie sind sehr dicht behaart und lassen besonders längs der Spitzenhälfte einzelne ihrer kleineren Glieder verdickt und dunkler ge- färbt erscheinen, so dass es den Anschein hat, als bestän- den sie wie bei den Cerambyciden aus langgestreckten, dünnen Gliedern. Der Prothorax ist klein, ein wenig län- ger als breit, goldgelb, ringsherum schwarz gesäumt, und zwar besonders breit an der Basis; Meso- und Metathorax oberhalb, die Pleurae und die Aussenseite der Hüftstücke schwärzlich pechbraun. Die Beine safrangelb , die Spitze der Schenkel und die Schienen tief blauschwarz, die äus- serste Spitze der letzteren und die ganzen Tarsen hell corallenroth; die Dornen an den vorderen Schienen ziemlich kurz , schwarz mit roslrother Spitze , das unterste kurze Paar ganz rostroth; an der Unterseite der Hinterschenkel innen 5 bis 6 , aussen noch weniger sehr kurze schwarze Dörnchen, die kaum bis zur Mitte reichen, an den Hinter- schienen acht Paar grössere , welche bis nahe zum Kniee heraufreichen. Die Flügeldecken im letzten Dritttheile am breitesten, stumpf abgerundet, sehr licht gelblich getrübt, am Vorderrande mit gelblichem, sonst mit braunem Geäder; die das Vorderfeld abgränzende Längsader tief schwarz und die hinter ihr liegende Zellenreihe dunkel rauchbraun, die ganze Basis etwa auf ein Dritttheil der Länge tief pech- schwarz mit einem grossen durchsichtigen, goldgelben Fleck. Die Hinterflügel den Flügeldecken an Länge gleich, um mehr als die Hälfte länger als breit, noch heller gelb- lich getrübt als jene, dicht an der Wurzel schmal pech- braun , die Längsadern gelb , die Queradern fein, dunkel- braun, nicht umflossen, wenn auch eine sehr leichte graue Trübung ihrer Umgebung nicht zu verkennen ist. An dem blass strohgelben Hinterleibe des Männchens ist das achte Dorsalsegment nicht länger als das vorhergehende, hinten in der Mitte leicht ausgeschnitten; das neunte, hinter ihm frei hervorragende, noch kürzer, nach unten herumgebogen, hier in der Mittellinie gespalten und am Ende dieses Spal- tes jederseits mit einem langen, klauenartigen, scharf zu- gespitzten Dorn bewaff'net. Eine Lamina supraanalis fehlt ; die Lamina subgenitalis kurz , quer , dreimal so breit als 266 G e IS ta e c k e r : lang, mit flach ausgeschnittenem Endrande und daher stumpf zweilappig; die Griffel schmal kegelförmig, kaum halb so lang als die Raife. Die Seiten der Kückensegmente sind je mit einer Reihe schmaler, die Ventralplatten mit zwei Reihen ovaler schwarzbrauner Flecken gezeichnet. Aus Borneo, von Jagor eingesandt. 14) Gryl. tibialis. Ferruginea , capite supra, pronoto tibiarumque dimidio basali maiore nigris, his apice cum tarsis genubusque rufis; elytris hyalinis , basi retrorsum flavescentibus, alis albidis, flavo-venosis. Long. corp. 10 — 11 lin., elytr. 15 lin., vagin. 10 lin. — Patria: Java. Länge des Flügels vom Bug bis zur Spitze .... . . 5 , 9 V) Länge des Schienbeins . . • 1 . 8 V Länge des Tarsus . • . 1 , 6 » Länge der Mittelzehe • . , 10 r> Länge der Aussenzehe 7 • „ 10 57 Länge der Innenzehe . . , 9 V Der nackte Theil des Unterschenkels beträgt 7 Linien. Die Flügel überragen die Schwanzspitze um einen Zoll. Schnabel und Füsse sind glänzend schwarz, die Iris braun. Die Zehen sind auffallend breit und flach und die Nägel glatt und rund; die Hinterzehe ist durch ein rudimentäres, am Tarsus einwärtsstehendes Nägelchen repräsentirt. — Kopf, Hals, Rücken , Kehle und Brust, so wie die obern Deckfe- dern der Flügel sind dunkelschwarzgrau , doch ziehen die letzteren etwas ins Bräunliche. Die Rücken- und Mantel- Beschreibung zweier neuen Chilenischen Vögel. 283 federn haben eine weisse Einfassung-, die sich aber wohl im Verlaufe des Sommers durch Abreiben verliert , die Schwung-- und Schwanzfedern sind tief schwarz. Die In- nenseite der vier äussersten Schwanzfedern jederseits ist an der W^urzel weiss. Dieselbe weisse Farbe haben auch die oberen Deckfedern des Schwanzes, die Mageng-egend, der Bauch, die Weichen und der After. Die untern Deckfedern des Schwanzes sind an der Wurzel weiss und übrigens schwarz mit weisser Spitze. Die kleinen Deckfedern auf der Unterseite der Flügel sind schwarz , so wie der g-anze Flügelrand , alle übrigen Deckfedern sind weiss. Der Schwanz ist wenig- abgerundet und in der Mitte etwas aus- geschnitten. Vorstehende Beschreibung ist nach einem sehr gut erhaltenen Vo^el im Winterkleide entworfen. Man wird leicht aus derselben ersehen, dass keine der Beschreibun- gen der übrigen Arten damit übereinstimmt. Einige Aehn- lichkeit hat unsere Art wohl mit Th. fregatta , allein sie weicht doch so bedeutend von ihr ab, dass eine Verwechselung beider unmös^lich ist. Grösser ist vielleicht die Aehnlich- keit mit ein paar von T s c h u d i und L e s s o n beschriebenen Arten, allein eine genauere Unteruchung zeigt bald erheb- liche Verschiedenheiten. Am nächsten kommt sie wohl der von Titian Peale in der United States Explor. Exped. beschriebenen Th. lineata , welche Peale innerhalb der heissen Zone des Stillen Oceans, namentlich auf der Insel Upocu in Felslöchern brütend fand. Diese Art stimmt mit der unserigen in der Grösse, der Form der Füsse und all- gemeinen Färbung überein, weicht aber darin ab, dass bei ihr die Kehlfedern weiss mit schwarzer Spitze, die Brust-, Bauch- und Weichenfedern aber weiss in der Mitte und an der Spitze schwarz sind , während bei Th. Segethi Brust - und Kehlfedern einfach schieferschwarz, Bauch- und Weichen- federn aber einfarbig weiss sind , ausserdem sind auch die oberen Deckfedern des Schwanzes einfach weiss, während sie bei Th. lineata schwarze Schaftstriche haben. Ueber die Verbreitung dieses Vogels oder seine nä- here Heimath können wir keine bestimmte Nachweisung geben, aber Landbeck glaubt, diesen Vogel mit Bestimmt- 284 Philippi und Landbeck: Beschr. zweier neuen Vogel etc. heit am 6ten Mai 1852 in der Nähe von Feuerland unter 55M7' Südl. Br. und 65M1' Länge in Gesellschaft von Th. oceanica in ziemlicher Anzahl bemerkt zu haben. Nach den langen Beinen und der verkümmerten Hinter- zehe müsste unser Vogel der neuen Gattung B on ap a rt e's „Oceanites^ beigezählt werden, es scheint aber eine gene- rische Trennung nach solchen unbedeutenden Abweichungen kaum gerechtfertigt. Ich benutze diese Gelegenheit, um Ihnen mitzutheilen, dass meine Erismatura vittata wohl nichts weiter als E. ferruginea ist; es ist entweder das Winterkleid dieser Art, oder das Kleid des zweiten Jahres. Ich habe Männchen und Weibchen mit dieser sehr abweichenden Färbung, letztere mit vollkommen ausgebildeten Eiern erhalten. Keiner der hiesigen Jäger kann mir über das Verhällniss der E. vittata zur ferruginea Auskunft geben. In diesem W^inter haben wir in Santiago ziemlich häufig die Dafila bahamensis ge- habt, die sonst sehr selten ist und wohl nicht in jedem Jahre hier vorkommt. Es ist ein Irrthum bei Gay, wenn es daselbst heisst, dieser Vogel hiesse Pato jergon grande ; diesen Namen führt die Anas pyrrhogaslra Meyen, welche hier gemein ist, und wenn die Jäger die Dafila bezeichnen wollen, so nennen sie dieselbe „pato jergon de garganta blanca" „mit weisser Kehle." Noch gröber und mir voll- kommen unbegreiflich ist der Irrthum. p. 331 : Turdus fus- coater d'Orb. sei der „Zorzal, einer der gemeinsten Vögel Chile's von der Provinz Coquimbo bis Valdivia." Der Tur- dus fuscoater kommt vielleicht gar nicht in Chile vor, oder doch nur in den nördlichen Provinzen Copiapo und Coquimbo ; wir besitzen ihn von Taena in Peru. Dagegen ist Turdus falklandicus der Zorzal, und dieser ist allerdings ein über- aus häufiger Vogel in fast ganz Chile. (Philippi.) Notiz über eine neue Antilope. Von Dr. J. E. Gray. (Im Ausziige mitgelheilt nach Annais and Mag. of nat. hist. Vol. IV. third series p. 296). Das britische Museum in London empfing kürzlich durch Mr. Samuel Stevens eine Anzahl Antilopen-Köpfe und Hörner von Awan Bahr il Gazal (6° 70' N. ßr.) in Central- afrika, welche durch Mr. P ethe rik nach England gebracht waren , der in jenen Gegenden Elfenbein und dergl. ge- sammelt hatte. Die unter denselben befindliche neue Art nennt der Verf. nach seiner Gemahlin, die ihn in seinen Studien be- kanntlich vielfach unterstützt hat, und die sich auch der wissenschaftlichen Welt durch Herausgabe der „Figures of Molluscous Animals , selecled from various authors; etchcd for the use of students by Maria Emma Gray" in fünf Bänden bekannt gemacht hat, Kobus Maria. Auf den Wunsch des Verfassers , der uns den schö- nen Holzslock für diesen Zweck anvertraut hat, wiederho- len wir hier die Abbildung des männlichen Kopfes mit den Hörnern, und fügen die kurze Beschreibung in der Ueber- setzung hinzu. 286 Gray: Notiz über eine neue Antilope. Der Kopf des Männchens ist schwärzlichbraun ; Lippen, Kinn, Kehle, Augenrand, Umfang- der Ohren und die Ohren weisslich ; Seiten der Nase bräunlich; das Haar auf den Wangen, an der Seite des Unterkiefers, der Kehle und am oberen Theile des Nackens, so weit es vorhanden ist, lang und storr; die Hörner lang, ziemlich schlank, breit leier- förmig, mit starken Querhöckern und gekrümmten Spitzen. Der Kopf des Weibchens ist braun; Kinn und Kehle, Basis der Ohren und zwei kleine Flecken (einer über der Stirn, der andere hinter dem Unterrande des Auges) w^eiss- lich ; das Haar am Kopfe schwarz mit braunen Spitzen, an der Unterseite der Wangen, Unterkiefer und Nacken sehr lang. Keine Hörner. Die Gattung Corniispira imtcr den Monothala- niien und Bemerkungen über die Orgin7/ma heissen. Wenn die angeführte von Ehrenberg gegebene Abbildung sc'mev SpirilUna vivipara der Art ist, dass Wil- li amson ein gewisses Recht hatte, dieselbe mit meinen Cornuspira- Abbildungen zusammenzustellen und sich der Yermuthung hinzugeben, Ehren berg könnte sich in Be- treff desKieselerdegehaltes getäuscht haben, in welchem Falle auch ich an der Identität beider nicht zweifeln würde; so muss die Scheidung beider Gattungen doch auf das Bestimmteste festgehalten werden, seit Ehrenberg neuer- dings mehrere neue Species seiner Gattung Spirillina be- schrieben, und dieselbe jetzt den Polycyslinen, also wieder Organismen mit Kiesel panzer, untergeordnet hat -''•). Es sind diese Beschreibungen w^eit späteren Da- tums als mein Polythalamienbuch , und da Ehrenberg bei Gelegenheit derselben meine ihm, wie wir gleich se- hen werden , wohlbekannte Gattung Cornuspira nicht er- wähnt , so kann darüber kein Zweifel sein , dass er die Gattung Spirillina als von Cornuspira durchaus verschieden aufrecht erhält, und dass Williamson daher anf die Zustimmung E h r e n b e rg's nicht rechnen kann, wenn er *) Monatsbericht der Aliad. d. Wiss. zu Berlin 1857. p. 574, 560. 1858. p.35. Vergl. auch ebenda p. 332. Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 19 290 Schnitze : beide Gattiingsnamen als Synonyme nebeneinander stellt. Es giebt iin Meere Planorbis- ähnliche Rhizopodenschalen k al- kiger Natur, diese sind als Cornvspira mihi von ähnli- chen Schalen aus Kieselerde, den Spi rillinen Ehrbg. zu trennen. Ehrenberg hat allerdings gegen meine Gattung Cornuspira auch etwas einzuwenden gefunden ^), Es sol- len überall häufige Jugendzustände grösserer Po 1 y tlial am i en sein, welche ich als neue Gattung zu- samniengefasst habe. Dieser wird somit jede Berechtigung abgesprochen. Und der Leichtsinn , mit dem ich diesen Fehler begangen , sei um so grösser, als ich selbst einge- standen habe, dass die Agathistegier in frühester Jugend von meinen Cornuspiren nicht zu unterscheiden seien. In der That ist es schwer zu glauben, dass Eh- renberg es mit dieser, wie wir sehen werden, vollstän- dig unhaltbaren ßehauplung ernstlich gemeint habe. Es handelt sich hier, wie erhellt, nicht um Deutungen oder Ansichten über organische Structur, nicht um die Organi- sation der Rhizopoden oder dergl. , über welche Dinge Ehrenberg's und meine Ansichten bekanntlich sehr weit auseinander gehen, und über welche mit Ehrenberg zu streiten um so weniger in meiner Absicht liegen kann, als derselbe neue Beobachtungen über die Weichtheile der Rhizopoden zur Widerlegung meiner Angaben nie beige- bracht hat. Hier handelt es sich vielmehr nur um Scha- lenbildung, hier bewegt sich Ehrenberg auf einem Ge- biete, in welchem er wirklich fortgesetzt eifrig thätig war und den Rufeines bedeutenden Kenners beanspruchen kann. Um so auffallender und unvorsichtiger ercheint die Abfertigung, mit welcher die Gattung Cornuspira beseitigt werden soll. Dieselbe lautet wörtlich : „die kalkschaligen Planorbis -ähnlichen kleinen Gestalten, welche vielartig und nicht selten nur in Meeresverhältnissen vorkommen , habe ich theils als kleine Wurmschalen von Annulaten-Würmern, wie Scrpiila Spirorbis , erkannt, theils waren es entschie- "'j MonalsberUhlc u. s. w. 1858. p. 332. Die Gattung- Cormispira unter den Monothalamien. 291 dene Jiigendzustände von Polythalamien verschiedenster Geschlechter. Neuerlich hat Hr. Prof. Max Schnitze aus diesen überall häufigen Jugendzuständen der grösseren Polythalamien das neue Genus Cormispira gebildet, während doch der Autor selbst sagt (p. 10) , dass die Agathistegier in frühester Jugend von seinen Cornuspiren nicht zu un- terscheiden sind , und ein lebendes Thier zu beobachten nicht Gelegenheit gehabt hat. Sie hätten also fraglich als junge Agathistegier nicht als neue Gattung verzeichnet wer- den sollen. Aber — sie vermehrten seine Monothalamier." Ehrenberg behauptet also, dass die Cornuspiren Jugendzuslände grösserer Polythalamien verschiedenster Ge- schlechter seien. Namen dieser Geschlechter sind nicht genannt mit Ausnahme der Agatiiistegier, auf die ich selbst bereits aufmerksam gemacht hatte, also auch wohl Gründe gehabt haben muss , trotz der Verwandtschaft den Unter- schied aufrecht zu erhalten. Da zusammenhängende Ent- wickelungsreihen von Polythalamien bisher erst sehr wenig bekannt sind, auf die wir bei Prüfung der Behauptung Eh- renberg's zurückgehen könnten, so sind wir in Betreff der Frage nach der Form der Jugendzustände grösserer Polythalamien wesentlich darauf angewiesen, diese aus den Schalenformen der Erwachsenen abzuleiten, w^as mit gros- ser Sicherheit geschehen kann. Meine zahlreichen Beob- achtungen lebender junger Polythalamien an den Küsten des adriatischen Meeres und auf Helgoland, das Studium ihres allmählichen Wachsthumes , ferner zahlreiche ver- gleichende Messungen der Schalen jüngerer und älterer Individuen derselben Species haben zu dem Resultate ge- führt, dass die Gestalt und Grösse namentlich des inne- ren Raumes der jüngsten Kamnvern sich später wesent- lich nicht ändert, und dass also jede Polythalamie in der Jugend einmal so aussah , w ie später ihre älteste erste Kammer oder der Complex mehrerer derselben gefunden wird. Es brauchte das eigentllich gar nicht besonders be- wiesen zu werden , sondern folgt aus dem Wachsthums- vorgange der Polythalamien von selbst, dass man z. B. bei einer gewundenen Rotalide nur die Form der innersten ältesten Kammern anzusehen braucht , um die Form des 292 Schnitze: JiiQfendzustandes zu kennen. Bei dicksclialioen Alien hilft man sich durch Anschleifen. Es ist ganz dasselbe wie bei einer gekammerten Nautilusschale oder , m enn man von den Kammerscheidcvvänden absieht, ^^ie bei jeder Schnek- kenschale. Wenn die Cornuspiren also Junge grösserer Polylhalamien sein sollten, so mussten diese letzteren einen Anfang der Schalenbildung zeigen wie eine Cornuspira, das Centrum der Windung grösserer Polythalamien , und zwar aus verschiedenen Geschlechtern nach Ehrenberg, muss einer Cornuspira gleichen. Wie am angeführten Orte meines Buches über die Polythalamien angegeben ist, kommen die beiden von mir beschriebenen Species der in Rede stehenden Gattung bis zu einer Grösse von 6 — 7 Windungen vor. Es sind Planorbis- ähnliche Gehäuse ohne alle K am merabth eilung im Innern. Giebt es nun gekammerte Rhizopodenschalen, Polythalamien, deren Centrum eine solche Cornuspira ist ? Das hatte E h- renberg zu beweisen, wenigstens einen einzigen sicher constatirten Fall der Art hatte er anzuführen, wenn er mit Erfolg gegen die Berechtigung der Gattung Cornuspira kämpfen wollte. Ehrenberg hat keinen angeführt und konnte keinen anführen, denn es giebt f actisch keine Polythalamie mit solcher Schale. Das weiss E h- renberg so gut wie ich, und es dürfte desshalb zwei- felhaft sein, ob seine Behauptungen nur „unvorsichtige" zu nennen seien. Was nun aber die bereits von mir mit jungen Cor- nuspiren verglichenen jungen „Agathistegier," d. h. Milio- liden betrifft, so ist Eh renb e rg's Verfahren, dieselben zur Beseitigung der Gattung Cornuspira herbeizuziehen, geradezu lächerlich. Ich bin es schon gewohnt, dass E h re nb e rg mein Buch über die Polythalamien nur citirt, wenn er es zu Angriffen benutzt, meinen Namen aber verschweigt, wenn seine Untersuchungen eine Bestätigung der meinigen er- gaben. Ich habe früher schon einmal gegen dieses Ver- fahren protestirt, indem ich einige Beispiele von demselben veröirentlichte ^''). Das scheint Nichts geholfen zu haben, und *) »lüllei's Aicliiv n. s. w. 1856. p. 167. Die Gattung Coinuspiia unter den Monüllialaniicn. 293 will ich den früheren noch eins aus der neuesten Zeit hinzu- fiiiren. In den Monatsberichten der Akademie zu Berlin vom Jahre 1857 p. 690 schreibt Ehrenberg, dass durch die von Herrn B eis sei in Aachen entdeckte Methode, künstliche Kieselsteinkerne zu bilden, Structurverhältnisse der Schale erkannt seien, „die bisher ungcahnet waren, wie bei SlderoUna calcUrapoides die Stacheln sich als Hüllen für starke Gefässsysteme ergeben." So ganz ungeahnet waren diese Structurverhältnisse bisher nicht, vielmehr von mir ganz klar und deutlich bei derselben Species beschrie- ben. In meinem Buche über die Polythalamien heisst es p. 13 in dem Capitel, welches über die Slructur der Scha- len handelt und die von innen nach aussen führenden Ca- näle (Gefässsyslem Ehrenberg) ausführlich berücksichtigt : „Endlich erhalten manche Schalen ein stacheliges oder stern- förmige.'; Ansehn dadurch , dass einzelne Canäle sich in Form von langen feinen Röhren über die Oberfläche der Schale erheben, oder dass ganze Bündel derselben zu dickeren Fortsätzen der Schale auslaufen. So bei Rosalina Iniperatoria , bei den Calcarinen und besonders auf- fallend bei Siderolina calcUrapoides dem schon von W a 1 c h und Knorr abgebildeten zierlichen Stern von Mastricht." Das beiläufig. Meine Angaben über die Entwickelung der Milioliden (Agathistegier d'Orb.) sind so ausführlich und bestimmt, dass jeder Möglichkeit einer Verwechselung der Jungen mit Cornuspiren , so bald sie nur ein gewisses Aller erreicht haben, vorgebeugt ist. In der ersten Jugend sehen sie sich sehr ähnlich , aber sobald mehr als eine einzige vollstän- dige Windung ausgebildet ist, treten charakteristische Ver- schiedenheiten hervor. Bei den Milioliden zeigt sich in diesem Alter stets die erste oder schon die zweite Kam- me r a b t h e i 1 u n g, und die Zahl dieser Abtheilungen nimmt nun mit jeder halben Windung um eins zu , so dass Mi- lioliden mit 6 — 7 Windungen schon aus 12 und mehr Kam- mern bestehen. Cornuspiren mit so viel Windungen haben dagegen — und das ist das Charakteristische — nicht die geringste Andeutung von Kammerscheidewänden, und be- kommen sie auch nicht bei noch mehr Windungen, wie 294 Schnitze: aus der von Reu ss beschriebenen Cornuspira crcfacea der westphälischen Kreide erhellt, an welcher 10 — 15 Windun- gen gezählt wurden. Man sieht daraus nach was für Grundsätzen Ehren- berg Gattungen einzieht, etwa wie wenn der Conchylio- loge die Gehäuse von Planorbis und Spirula wegen der Aehnlichkeit in der Windung in ein Geschlecht zusammen- fassen wollte, oder wie wenn sich Jemand daran machte alle die Entomostraca, deren Junge nicht von einander zu unterscheiden sind , in eine Gattung zu vereinigen. Ich denke, es leuchtet darnach ein, dass die Zurechtweisung Ehrenberg's, ich hätte die Cornuspiren fraglich als junge Agathistegier nicht als neue Gattung verzeichnen sollen , jeden Grundes entbehrt, und dass der Zusatz: „Aber — sie vermehrten seine Monothalamier !", welcher beim Leser den Verdacht hervorrufen soll , ich hätte einer vorgefassten Meinung zu Liebe der Natur Ge- walt anthun wollen, auf die Wahrheitsliebe seines Urhebers kein sehr günstiges Licht wirft. Die gereizte Stimmung, in der sich Ehrenberg of- fenbar der ganzen von mir aufgestellten Abtheilung der Monothalamier gegenüber beiludet, drückt sich weiter sehr deutlich in einer dem Citate meines Buches auf p. 332 der Monatsberiche u. s. w. v. J. 18.58 angehängten Anmerkung aus. Sie lautet von Anfang an : „ich kann nur wiederho- lentlich bedauern *) , dass in diesem Werke die Difflugien und Arcellen der Polygastern mit den Polythalamien ver- wechselt worden und jede physiologische Basis für eine Systematik der verwandten Formen dadurch anstatt in Fort- bau, in Widerspruch (sie !) versetzt wird. Der Name Mi- lioliden hat auch wieder eine neue unberechtigte Anwen- '•) Ein erstes Klagelied über dasselbe Thema steht in der Schritt: „Ueber den Grünsand und seine Erläuterung des organischen Lebens," p. 123. Wen es interessirt, den Eindruck kennen zu lernen, den mein Buch über die Polythalamien auf Ehrenberg gemacht hat, dem em- pfehle ich die Seiten 121 — 127 dieser Schrift als nebenbei recht amü- sante Leetüre. Die fialtung Cornuspira unter den Monothalamien. 205 dung- daselbst erfahren, da er bei d'Orbig-ny nur eine Ablheilung der betreffenden Agathistegier bezeichnet und was die Monothalamier M. Schul tze's anlangt, so lässt seine Darstellung es völlig ohne Beweis , dass sie nicht nach Abzug der Polygastern , sämmtlich nur Junge der übrigen Polythalamien sind, zumal von keiner dieser For- men die Fortpflanzung ausser Zweifel gestellt ist, und dass einige von den Jungen anderer nicht zu unterscheiden sind, ausdrücklich angegeben wird." Wenn nun auch Ehrenberg voraussichtlich nicht erleben wird, seine Ansicht von der Kothwendigkeit einer Trennung der Arcellen und Diiflugien als Polygastern von Gromia, Lagijnis, Euglypha und anderen von mir in der Fa- milie der Lagyniden zusammengefassten Rhizopodeu zur Geltung zu bringen, auch die Cornuspiriden wird un- angetastet stehen lassen müssen , so kann ich ihm doch vielleicht durch die Anführung folgender interessanten That- sache bezüglich einer Familie der Monothalamien das Ge- fühl einer gewissen Genugthuung bereiten. Die Orbuli- niden, die einzige Gattung Orbulina umfassend, werden wahrscheinlich eingezogen werden müssen , aber freilich nicht weil die Orbulinen , wie Ehrenberg prophezeit, als Junge von Polythalamien erkannt sind. Neuere Beob- achtungen deuten darauf, dass Orbulina eine abgelöste und s e 1 b s t s t ä n d i g fortlebende Kammer einer G lobig erina sei. Die ersten hierauf bezüglichen Beobachtungen hat Pourtales gemacht und in Siliman's American Journal Vol.XXVI. 1858. p. 96 (abgedruckt in den Ann.and Mag. of nat. history 1858. Vol. II. p. 235) publicirt. Nachdem der genannte Forscher auf die auch von anderen bereits bemerkte grosse Aehnlichkeit in der Structm* der Schalen von Orbu- lina und Globigerina aufmerksam gemacht hat, berichtet er, dass er in Tiefgrundproben des Meeres, welche bekannlich Polythalamien aus den beiden genannten Galtungen besonders zahlreich enthalten .(wie solche auch die häufigsten pela- gisch gefischten, also an der Oberfläche des Meeres schwim- mend lebenden Arten sind), häufig Orbulinen fand, welche je eine Globigerina im Innern enthielten. Und eine Bestätigung dieses Vorkommens theilte mir Dr. 296 Schnitze: A u g". K r 0 h n mit, welcher ohne von den P o u r l a 1 e s'schen Beobachtungen zu wissen , ganz dasselbe in Madeira sah, und zwar an lebenden Orbulinen, welche mit dem feinen Netze an der Oberfläche des Meeres gefischt waren. Da nun die eine grössere Oeffnung der Orbulina- Schale, welche Ehrenberg mit d'Orbigny als etwas Constantes ansieht, auch nach Ehrenberg schwerlich so gross wird , dass eine Clobigerine mit einer ganzen Zahl von Kammern und langen Staclieifortsätzen der Schale, welche nach Pourtales bis an die innere Fläche der Orbulinaschale reichen , hineinspaziren kann, auch die Ein- wanderung im Jugendzustande und Entwickelung in der Orbuline nach Art der Gallwespen für die Polythalamien unerhört und bei der zweifellos , wie die Schalenstructur erweist, grossen Verwandtschaft beider Gattungen höchst unwahrscheinlich ist; so wird die Globigerine , wie auch Pourtales und Krohn glauben, in der Orbulina ent- standen sein! Pourtales lässt eine weitere entwickelungs- geschichtliche Verbindung beider unerörtert. Mir scheint die Annahme am wahrscheinlichsten , dass die letzte Kam- mer der Globigerine, wenn sie ein gewisses Alter, eine gewisse Grösse erreicht hat, sich ablöse, wie die Proglot- tide von der Taenie, und nach längerer oder kürzerer Zeit freien Lebens die Fortpflanzung besorge. So entsteht in ihrem Innern die Globigerine. Dass Polythalamien lebendige Junge gebären die der Mutter gleichen, habe ich nach Gervais's ersten Mitthei- lungen an einer Miliolide erwiesen '"). Neuerdings habe ich die gleiche Art der Fortpflanzung an mehreren Exem- plaren einer Rotalide beobachtet, wie ich unten des Nähe- ren mittheilen will. Gewöhnlich, so scheint es, geht die Fortpflanzung der Polythalamien, das Gebären lebendiger Jungen, vor sich, ohne dass die einzelnen Kammern selbst- ständig werden. Bei den Globigerinen aber, deren Kam- mern von kugliger Gestalt sich nur mit einer kleinen Stelle der Kugeloberfläche berühren können, an welcher Stelle auch *) Müllers Archiv f. Anal. u. Phys. 1856. p. 165. Die (jattung Coninspira unter den Monolhalamien. 297 durch mechanische Verhältnisse sicher sehr leicht ein Ab- lösen stattfinden kann, scheint der Fortpflanzung die Isoli- rung einer oder mehrerer Kammern vorauszugehen. Bei der V 0 1 1 s t ä n d i g gleichen S t r u c t u r der 0 r b u 1 i n a- und der G lo b i geri na- Schalen halte ich diese Erklärung des eigenthümlichen Fundes von Pourtalcs und Krohn Tür die einfachste und natürlichste. Bei der Annahme einer Abstammung der Orbulinen von den Globigerinen kommt nun auch Ehrenberg in Betreff der grösseren Oeffnung der Orbulinenschale zu sei- nem Rechte. Da die Kammern der Globigerinen wie bei den Rotalidcn durch je eine grössere Oeffnung communi- ciren, wird die abgelöste Kammer auch eine solche zeigen müssen. Wenn ich aber an vielen Orbulinen eine grössere Oeffnung vcrmisste , worüber sich Ehrenberg so sehr entsetzt, zumal d'Orbigny dieselbe bereits erkannt und abgebildet habe, was für mich, beiläufig gesagt, nicht die geringste Bedeutung hat , so will ich nur andeuten , dass möglicherweise nach längerem freien Umherschwiramen der Orbulina die Oeffnung sich verkleinern oder obliteriren kann, und zweitens dass vielleicht gerade mit der Ablösung der letzten Kammer der Globigerine eine beginnende Oblitera- tion der Communicationsöffnung in Verbindung steht. Jeden- falls kommt, wie ich gegen Ehren berg bemerken muss, desshalb nicht viel auf diese, übrigens auch vonAnde- ren'"*j v er misste Oeffnung an, weil^die ganze Oberfläche der Orbulina mit zahllosen grösseren und kleineren Poren durchsetzt ist, aus denen die Protoplasmafäden hervortreten, und weil dieselben, wie Polystomella strigilata lehrt, auch ohne Aufnahme grosser Bissen ins Innere des Rhizopoden- körpers Nahrungsstoffe sammeln können. Wem freilich, wie bei Ehrenberg der Fall zu sein scheint, das Ver- ständniss für die Natur eines einfacheren Organismus als seine „vollkommenen Organismen" sind, abgeht, wer trotz Opalinen, Taenien u. s. w. vor dem Gedanken eines „mund- losen Thieres" sich entsetzt wie etwa vor einem Menschen, '-'") Willianison sagt auf p. 2 seiner angeführten Schrift, dass die Oeffnung oft nicht sichtbar sei. 298 S chu 1 tz e: der seinen Kopf unter dem Arme trüge, für den sind solche Bemerkungen nicht geschrieben. Ich habe kürzlich einige Beobachtungen über die Na- tur des Rhizopodenkörpers einem Aufsatze einverleil)!, wel- cher über Zellen und Protoplasma im Thierkörper handelt und in dem Archiv für Anatomie u. Physiologie herausge- geben von Reichert und du Bois-Reymond unter der Aufschrift „über Muskelkörperchen und das was man eine Zelle zu nennen habe" in Kurzem erscheinen wird. Ich glaube in demselben die schwierige Frage nach der Natur der sogenannten „Sarkode des Rhizopoden- körpers" bedeutend vereinfacht zu haben, indem ich nach- wiess, dass diese Substanz als identisch zu betrachten sei mit dem Protoplasma der Zellen, mit dem sie denn auch den Namen Iheilen müsste. Es dürlte hier der Ort sein, einige Andeutungen über die Verwandtschaft der genannten Sub- stanzen zu geben. Protoplasma ist Zellsubstanz oder wie die Botaniker sagen Zelleninhaltssubstanz, aber nicht immer die ganze Zelleninhaltssubstanz. Es ist eine d ickbreii g e Masse, aus einer homogenen , glasartigen Grundsubstanz und aus eingebetteten Körnchen bestehend , seiner chemischen Beschaffenheit nach eiweissartig. In vielen namentlich grös- seren Pflanzenzellen sondert sich das Protoplasma der Zelle von einem wässerigen anderen Theile des Zellen- inhaltes scharf ab. Der wässerige Thcil tritt zuerst in so- genannten Vacuolen des Protoplasma auf, bis er bei w eite- rem Wachsthume der Zelle, bei welchem das Protoplasma sich nicht entsprechend mehrt, den grössten Theil des in- neren Raumes ausfüllt. Dann bildet das Protoplasma nur noch eine dünne Schicht an der inneren Oberfläche der Cellulosewand , umhüllt den Kern und zieht meist in ein- zelnen Strängen durch die Zellenhöhle. Das Protoplasma ist die wichtigste Substanz der Zelle, in ihm concentriren sich die Functionen derselben, in ihm ganz besonders äus- sern sich alle die chemischen und morphologischen Ver- änderungen, welche die verschiedenen Phasen des Zellen- lebens bezeichnen. Das Protoplasma ist zugleich, sofern es an seiner und aus seiner Oberfläche mancherlei mcmbra- Die Gattung Cornuspira unter den >Ionolhalan;ien. 299 nöse und andere Stoffe bereiten kann, ganz ausschliesslich wie es scheint die gewebebildende Substanz. Das Pro- toplasma ist auch contractu. Nur durch solche An- nahme lassen sich die Bewegungen desselben im Innern der Zellen, z. B. der bekannten Tradescantia-Zellen, ja ich glaube selbst der Charen erklären. Die Natur der Bewe- gung, die Körnchenströme, das Anaslomosiren der Fäden bei Anwesenheit eines Protoplasmafadennetzes in der Zelle, Alles spricht dafür, dass der Grund der Bewegung in dem Protoplasma selbst, nicht aussen liege. Nur durch An- nahme einer Contractilität des Protoplasma sind die Ge- staltveränderungen einzelner Zellen , die amoebenartigen Bewegungen der Gregarinen , der Lymphkörperchen im Blute , einzelner Bindegewebszellen , der Herzzellen von Embryonen u. a. zu verstehen. Bei dieser Contractilität des Protoplasma sind Gestalt- veränderungen der ganzen Zellen durch Anwesenheit einer starren Zellenmembran natürlich gehindert oder ganz unmög- lich gemacht. Je weniger vollkommen aber die Oberfläche des Protoplasma zu einer Membran erhärtet ist, je nä- her die Zelle dem ursprünglichen membranlosen Zustande sich befindet -"*) , a u f w e 1 c h e m sie n u r e i n n a c k t e s P r 0 1 0 p 1 a s m a k 1 ü m p c h e n mit Kern darstellt, um so freier und ungehinderter können sich die Bewegungen äus- sern. Ist eine solche Zelle nun gar ein Organismus für sich, so tritt uns die proleische Gestaltveränderung, der in der Contractilität des Proloplasmaklümpchen bedingte Wechsel der äusseren Form am auffallendsten entgegen. So kommen wir zu den Amoeben, deren Einzeliigkeit mindestens sehr wahrscheinlich ist, da sich Uebergänge zu den Gre- garinen verfolgen lassen. Man. hat die contractile Blase als ein Hinderniss für diese Anschauungsweise, für die Deu- tung der Amoeben als einzelliger Wesen anführen wollen. Ich kann ein principielles Hinderniss darin nicht finden. Denn ist das Protoplasma contractu, wie kaum noch be- *) Siehe über diese Ausdrucks - und Anschauungsweise den er- wälintcn Aufsatz von mir in dem Archiv für Anatomie und Physiolo- gie „über Muskelkörperchcn u. s. \v." SOO S c !i u 1 t z e : zweifelt werden kann, so ist die Möglichkeit der Ausbildung einer besonders conlraclilen - Stelle , eines rythmisch sich contrahirenden Hohlraumes gegeben ^^■). Als solches nacktes , freies, contractiles Protoplasma deute ich nun auch die contractile Substanz aller grösseren Rhizopoden. üb sie aus einer Zelle oder aus mehreren Zellen entstanden ist, bleibt zunächst gleichgültig. Sie ist Protoplasma, und damit ist ihr Wesen und ihr Ursprung bezeichnet. Es ist gar nicht un- wahrscheinlich, dass sie in einzelnen Fällen durch zusam- menfliessen mehrerer nackter Protoplasmaklümpchen mit Kern, d. h. also aus mehreren Zellen entstanden sei. Aber dieses Zusammenlliessen ist jedenfalls ein so vollständiges, dass nur noch die Zahl der in diesem Falle wahrschein- lich persistirenden Kerne die der früher dagewesenen be- sonderen Zellen andeuten könnte, im Protoplasma selbst ist eine Scheidung in Zellen nicht anzunehmen! Denn wie das Zusammenlliessen der Fortsätze ausserhalb der Schale ein vollständiges ist, wie die Beobachtung jeder Gromie lehrt und seit meinen ersten ausführlichen Angaben mehrfach bestätigt worden ist, wie dieses Zusammenfliessen ganz dem der Protoplasmafäden in den Pflanzenzellen gleicht : *) Auch lässt sich mit dieser Anschauinig sehr ^^ohl die That- sache verbinden, dass es Amoeben giebt, welche nur an einer be- stimmten Körpersteile Wahrung aufnehmen. Die Kindenschicht des Protoplasma braucht sich nur in Hinneigung zur fllembianbiidung ein wenig zu verdichten , so wird die Aufnahme von äusserlich angren- zenden fremden Körpern ins Innere schon weniger leicht vor sich ge- hen. Bleibt aber, wie es in solchem Falle geschehen wird, eine Stelle der Rinde des Protoplasma in der ursprünglichen Weichheit, so wird diese nun „Mund." Ja es kann zur festen Membranbildung kommen, und die Zelle behält ihren „Mund," es bleibt eine Oelfnung in der Zellenmembran, durch welche Protoplasma mit der Aussen- welt communicirt. Als solche Zellen mit Membran und Oelfnung in der letzteren können die Difllugien, Euglyphen und alle Wonolhala- mien gedeutet werden. Solche Zellen kommen auch in höheren Or- ganismen vor, £. Brücke und nach ihm Brettaner und Stei- nach haben die Darmepithtlzellen so aufgefasst, und, wie ich meine, ganz richtig. Die Gattung Cornuspira unter den Monolhalaniien. 301 SO ^uir(lon natürlich, wenn mehrere ursprünglich getrennte Protoplasninklümpchen zur Bildung der contractilen Masse eines Rizopodenkörpers beilragen sollen , diese zu einer homogenen Masse vollständig verschmelzen müssen. Denn fliesst überhaupt einmal Protoplasma zusammen, wird die Selbstständigkeit, die ein Klümpchcn oder ein Faden dieser Substanz während des Lebens besitzt und mit einer gewissen Hartnäckigkeit nach aussen zu bewahren sucht, überwunden, so kann nachträglich von einer Selbst- ständigkeit der einzelnen zusammengeflossenen Proto- plasmamassen nicht mehr die Rede sein. Um ein sicher constatirles Beispiel von solchem Zu- sammenfliessen hüllenloser Zellen zu geben, führe ich das Aelhalium septiciwt unter den Myxomyceten an. Nach de B a r y's '"*) Angaben, die ich bestätigen kann, bestehen die in der Lohe sich befindenden Gebilde dieses Namens aus einer Substanz wie die Amoeben , es sind, wie man sich vollkommen klar ausdrücken kann, nackte Protoplas- maklumpen, natürlich mit den zugehörigen Kernen. Sie sind bald gross, bald klein, theilen sich und fliessen zu- sammen, wie das Terrain, auf dem sie sich gerade bewe- gen und innere Zustände der Substanz , die der Beobach- tung entzogen sind, mit sich bringen. Die amoebenartigen Bewegungen sind an jedem freien Rande unter dem Mikro- skope wahrzunehmen, und trilFt man es günstig, dass man recht lebenskräftio-e Substanz in einem Schälchcn mit Was- ser isoliren kann , so bietet diese das merkwürdigste Schauspiel von der Welt. Das Klümpchen Protoplasma, wir wollen es von der Grösse einer Erbse nehmen, breitet sich bald membranartig auf dem Glase aus , treibt Fort- sätze, die sich netzförmig verbinden , und überzieht nach wenigen Viertelstunden eine Fläche von einigen Quadrat- zollen mit einem Netzwerk, das hier grobmaschiger dort filigranartig fein , in steter, wenn auch langsamer Verän- derung begrifTen , den Beobachter mit Staunen erfüllt. So kriecht das Protoplasmaklümpchen von der Stelle, die man *) Zeitselir. f. wissenscli. Zoologie. Bd. X. p. 88. 302 Schnitze: ihm angewiesen, selbstständig fort. Dann verschmelzen ein- zelne Theile des Netzwerkes wieder zu dickeren Ballen, lösen sich ganz ab, um für sich von Neuem das Spiel zu beginnen. Oder theilt man künstlich, so stört auch das bei vorsichtiger Handhabung der Instrumente und wenn die Substanz recht lebenskräftig ist, die Bewegungen nicht. Wie schon de Bary angiebt, so fliessen oft getrennte Aethalien zusammen. Das kann man in kleinen Schälchen beobachten. Zu einer gewissen Zeit des Lebens kommt dies Zusammenfliessen in besonders grossartigem Maass- stabe vor, wenn es sich nämlich um die Sporenbildung handelt, zu welcher meist recht grosse Massen von Pro- toplasma verwandt werden. Von solchen Massen Protoplasmas, wenn sie auch, wie sich bei Aethalium direkt erweisen lässt, nicht durch Ver- grösserung einer einzigen Zelle, sondern durch Zusammen- fliessen vieler entstanden sind , behaupte ich nun , dass man nicht sagen dürfe, sie beständen aus Zellen. Sie sind aus Zellen entstanden aber jetzt bestehen sie nur aus Protoplasma. Potentia enthält die Masse Zellen, in- sofern die Kerne , die in ihr persistiren , zu irgend einer Zeit einmal zu einer Abthcihing des Protoplasma in ^\irk- lich getrennte Zellen Veranlassung geben können (wie bei Aethalium bei langsamem Eintrocknen); aber re vera sind keine Zellen in dem Protoplasma zu unterscheiden, denn die Körnchen desselben können von Kern a zu Kern b und Aveiter zu Kern x, y und z wandern , ohne an einen be- stimmten Kern gebunden zu sein, wie es doch der Fall sein müsste, wenn man von Zellen als constituirenden Gebilden der in Rede stehenden Masse sprechen wollte. So nun, meine ich, verhält es sich auch mit der Pro- toplasmasubstanz der Rhizopoden. Man hat sie bisher Sarcode genannt, und in der That hat sie nach dem Obigen Vieles von dem, was sich Dujardin unter dieser Substanz dachte. Wenn ich jedoch vorschlage, sie von jetzt ab Protoplasma zu nennen, so glaube ich auf die Zustimmung der Fachgenossen rechnen zu dürfen. Das Wort Sarcode hatte sich von vorneherein so sehr in Op- position mit der Zellentheorie gesetzt, dass wir es, wenn Die (jattiing Coniuspira iinler den Monothalainien. 303 Avir CS auch als ein bezeichnendes und für die Rhizopo- densubstanz nicht schlecht gewähltes anerkennen mussten, doch ffern mit einem anderen vertauschen werden, in wel- chem der Triumph der Z eil en th eori e auch über diese niedersten organischen Gebilde ausge- drückt liegt. Auf den Namen kommt es zwar eigentlich nicht an, wenn man denselben aber so wählen kann , dass derselbe einen dem zu bezeichnenden Gegenstande ent- sprechenden tiefen inneren Sinn birgt, wie ich das von dem Worte „Protoplasma" behaupte, in welchem das Ge- heimniss eines ganzen Organismus angedeutet ruht, so wird man diesen einem weniger sinnvollen vorzuziehen haben. Freilich wird mit diesem Tausche Ehrenberg we- nig gedient sein, welcher sich vor einem aus einem beleb- ten Protop las maklümpchen bestehenden Organismus ebenso entsetzen wird, wie er es vor einem nach der bis- herigen Nomenclatur aus Sarcode bestehenden gethan. Wenn nun nach dem Voranstehenden die contractile Rindensubstanz der grossen Rhizopoden so gut wie der kleinen aus einem in Z e 1 1 e n n i c h t z e r 1 e gb a r e n, wenn auch in Betreff seiner Entwickelung auf eine oder mehrere Zellen zurückzuführenden Protoplasma besteht, so ist damit noch nicht gesagt, dass nun nothwendig der ganze in der Schale eingeschlossene innere Theil des Rhizopodenkörpers auch aus derselben Substanz bestehen müsse. Ich habe schon in meinem Buche über den Organismus der Polytha- lamien darauf aufmerksam gemacht, dass man bei allen grösseren Rhizopoden einen inneren meist gefärbten, mehr ruhenden Theil von dem äusseren farblosen, ausschliess- lich Fortsätze treibenden, beweglichen zu unterschei- den habe- Beide Theile grehen allmählicr in einander über und sind bestimmte Anhaltspunkte über wesentliche Ver- schiedenheiten der inncrn Organisation aus meinen Beobach- tungen nicht gewonnen worden. Farbstoffbläschen, grössere Körner und Kernchen, welche die Masse undurchsichtig machen, zeichnen die innere Substanz von der äusseren aus, aber eine Zusammensetzung aus Zellen oder gar die Diffe- renzirung bestimmter Organsysteme habe ich auch an die- sem Theile des Rhizopodenkörpers nicht wahrnehmen kön- 304 Schultze: neu. Ehrenberg nimmt eine solche DilTerenziriing an, spricht z. B. von einem den Rhizopodenkorper durchzie- henden Darmkanal, der natürlich doch eine besondere von der umgebenden Substanz verschiedene Wand haben müsste. Bevi'eise für die Existenz einer solchen sind nie beigebracht , und muss ich nach häufig und bis in die neueste Zeit wiederholten Beobachtungen lebender na- mentlich durchsichtiger Polylhalamien die Existenz eines solchen auf das Bestimmteste bestreiten. Auch] davon , dass jüngeren , durchsichtigen Formen von Cornuspira , Miliola und Rotalia, Avie ich schon früher behauptet habe, eine contractile Blase fehle, habe ich mich wiederholt und wie ich glaube auf das Bestimm- teste überzeugt. Dennoch besteht, wie ich anführte, eine auch bei den Süsswasserrhizopoden , selbst den Amoeben , angedeutete Verschiedenheit zwischen Rinden- und Marksubstanz. Die- selbe könnte, wenn die Organismen aus einer Zelle ent- standen sind, auf die bei vielen jungen, membranlosen Zel- len zu beobachtende Verschiedenheit der Rindenschicht des Protoplasma und der Innern Partieen zurückgeführt werden. Ich meine die Verschiedenheit , w eiche z. B. bei den von Remak auf Taf. XI. hg. 17 seines Werkes über die Ent- wickelung der Wirbelthiere abgebildeten Embryonalzellen besteht, dahin gehend, dass die hyaline Grundsubstanz des Protoplasma sich hier wenigstens siellenweise über den die Körnchen einschliessenden Theil erhebt. In der That beob- achtet man dergleichen bei vielen namentlich sich bewe- genden jungen Zellen (ich erinnere an die von Lieber- kühn beschriebenen beweglichen Zellen des Blutes). Re- mak hat in dem angeführten Falle das Hervortreten der hyalinen Substanz als Abheben einer Membran gedeutet, in welchem Punkte ich mit dem geehrten Forscher nicht übereinstimmen kann. Sind aber mehrere oder viele Zellen zur Bildung eines Rhizopodenkörpers zusammengetreten, wie wir solchen Fall als gar nicht unwahrscheinlich bezeichneten (wie also der Fall sein würde, w enn der Rhizopodenkorper aus einer, einem sich furchenden Eie ähnlichen, sich theilenden Eizelle Die Gattung Cornuspira unter den Monolhalamien. 305 hervorginge) , so hätten wir nach unserer neuen Proto- plasma-Theorie in Betreff des weiteren Verhaltens der Zel- len folgende Möglichkeit zu constatiren. Ich erinnere wie- der daran, dass die von mir gegebene Definition der Zelle lautet : „ein nacktes Protoplasmaklümpchen mit Kern," und dass ich die Membran als etwas zum Be^rifF der Zelle durchaus nicht Nothwendiges betrachte. Es ist also ein Haufen kleiner Zellen gegeben, aus denen einRhizopoden- körper sich bilden soll. So brauchen nur die periphe- rischen Zellen untereinander zu verschmelzen, um das später in Zellen nicht mehr zerlegbare, den inneren Kör- per wie eine Schicht flüssigen Wachses umgebende Proto- plasma, die sogenannte Sarkode, zu bilden. Nach dem Centrum zu aber kann sich die Selbstständigkeit der Zellen in allmähligem U eher gange erhalten, sie können eine Membran bekommen , Gewebe verschiedener Art bil- den, wie sie aus den Furchungszellen des Eies eines höheren Thieres hervorgehen, ja die Theorie erlaubt die An- nahme, dass Herz, Blutgefässe, Darm, Nieren, Gehirn, Nerven, kurz Alles, was nur gewünscht wird, innen in voller Entwickelung functionirt, während aussen die einfachste Form lebensfähiger Substanz persistirt — also der ganze so complicirte Organismus sich wie ein Aetha- lium auf einem Haufen stinkender Lohe herum- wälzt. Dass eine in ihren Consequenzen so entsetzliche Ver- bindung höchster und niederster Organisation in der Natur nicht Platz greife, dafür sind die Schranken der Typen auf- gerichtet. Wir sind weit davon entfernt den Typus der Pro- tozoen bereits so weit verstanden zu haben, dass wir sagen könnten : bis hieher und nicht weiter geht innerhalb des- selben die Differenzirung der Organsysteme. Dass dieselbe aber eine gewisse und sehr bestimmte niedere Gränze habe, lässt sich nach der Analogie der übrigen Typen erschliessen. So also können sich innerhalb des Protozoentypus aus den einfachsten, nur aus dem Protoplasma einer einzigen Zelle bestehenden Thierformen , leicht andere höhere Formen entwickeln , bei denen eine gewisse oder ziemlich vollkommene Selbstständigkeit einzelner constitui- Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 20 306 Schultze: render Zellen vorhanden ist und auch Andeutungen be- stimmter Organsysteme auftreten. Aber bei allen Pro- tozoen, und das möchte ich für charakteristisch halten, waltet wenigstens in gewissen Bezirken des Körpers und behufs Erfüllung gewisser Functionen die Keigung der Zellen vor, zu einer grösseren Protoplasmamasse zusammenzuschmelzen, in welcher dann nur die Zahl der persistirenden Kerne etwa noch den Ursprung der Masse aus Zellen andeutet. Bei einigen Formen ist es die Rinde des Körpers, wo solche Masse vorkommt, — es sind Rhizopoden, unter denen nach Job. Müller's und namentlich E. HaeckeTs neuen, durch mündliche Mitthei- lung mir grossentheils bekannt gewordenen wichtigen Un- tersuchungen die Radiolarien, die Acanthometren und die Polycystinen den höchsten Platz einnehmen dürften , inso- fern bei ihnen in der oben angedeuteten Weise wirklich Zellen persistiren. Bei anderen Protozoen könnte aus- sen eine geschichtete Lage mehr oder weniger selbststän- diger Zellen vorhanden sein, wie bei den Infusorien, während innen der Körper ausgefüllt ist von dem nicht in Zellen zerlegbaren, aus verschmolzenen Zellen entstan- denen Protoplasma. Als solches nämlich deute ich die weiche Centralsubslanz der Infusorien, in welche die Bis- sen eingedrückt werden. Sie ist der weichste Theil des Infusorienleibes, gehört aber zu demselben ebenso gut wie die Rindensubstanz, und kann den Namen Chymus den Lach mann ihr beilegte, nicht führen. Von diesem Gesichts^punkte aus möchte ich an die Deutung der Organisation der Infusorien gehen , und lebe ich der Ueberzeugung, dass wir so zu einem befriedigenden Abschluss in der schwierigen Angelegenheit kommen. Doch muss ich auf eins aufmerksam machen, was nicht unwichti g ist, da SS nämlich die Theorie auch die Annahme einzelliger Infusorien erlaubt. Denn eine Zelle kann auf der Oberfläche Wimpern be- kommen, eine Zelle kann eine härtere Rindenschicht und eine weiche Marksubstanz mit Vacuolen , Kern , ver- schiedensten Körperchen, FarbstofTbläschen u. s. w. ent- halten. In einer Zelle kann, wie die jungen Mus- Die Gattung Cornuspira unter den Monothalaniien. 307 kelfaserzellen lehren, die Peripherie des Protoplasma in echte Muskelsubstanz umgewandelt sein , wäh- rend das Centrum der Zelle noch von gewöhnli- chem Protoplasma eingenommen wird. Dass im Pro- toplasma einer Zelle eine sogenannte contractile Blase entstehen könne , bedarf freilich noch weiterer Untersu- chungen, scheint aber nicht mehr unwahrscheinlich. End- lich, dass eine Zelle , also hier ein Proloplasmaklümpchen mit erhärteter und bewimperter Rinde, an einer oder zwei Stellen seinerOberflächeder erhärteten Rinde und der Wimpern entbehren könne, einen „Mund" habe, von welchem aus feste Stoffe in die innerste, weichge- bliebene Protoplasmamasse hineingedrückt werden und einen „After" zur Ausleerung derselben , diesen Punkt habe ich oben bereits besprochen, und glaube ich, dass die Mög- lichkeit solchen Vorkommens zugegeben werden muss. Zum Schlüsse finde nun noch die bereits oben er- wähnte neue Beobachtung über die Fortpflanzung einer Po- lythalamie aus der Familie der Rotaliden hier eine Stelle. In einem Glase mit Meerwasser und etwas Sand, wel- cher aus einer Tiefe von etwa 20 Fuss bei Helgoland ge- sammelt worden und gut ausgeschlämmt war, hielt ich seit dem Herbste 1857 eine kleine Anzahl Gromien (Gromia Dtijardinii) , MilioUden und Rotaliden lebendig. Im Juni 1859, nachdem das Glas durch meinen kurz vorher von Halle nach Bonn bewirkten Umzug stark geschüttelt worden und dann mehrere Wochen dicht verschlossen gestanden hatte, bemerkte ich unter zahllosen die innere Fläche des Glases überziehenden Bacillarien einige braungelbe Körper, die mit der Lupe als kleine Rotaliden erkannt wurden. Die- selben hatten früher diese Stellen nicht eingenommen, sas- sen aber jetzt, wie eine durch einige Tage fortgesetzte Controlle lehrte , entweder ganz unbeweglich fest , oder veränderten ihren Anheftungspunkt , der aussen auf dem Glase mit einem schwarzen Ringe umgeben worden war, nur um Theile einer Linie. Die Grösse der Thiere betrug etwa Vs'"- Ich löste eins der Thiere mit einem Pinsel ab, was nur mit ziemlicher Gewalt gelang, reinigte es durch wieder- holtes Abpinseln von den anhängenden kleinen Bacillarien, 308 Schnitze: und konnte jetzt seine Gestalt namentlich bei auffallendem Lichte deutlich erkennen. Es war eine Rotalide , und am besten zur Gattung Rotalina zu stellen. Fäden traten an ihrer Oberfläche auch nach längerem Warten nicht hervor. Der gelbbraune Inhalt namentlich der grösseren Kammern zeigte eine eigenthümliche, schon mit einer scharfen Lupe bemerkbare grobkörnige Beschaffenheit, über dessen eigentliche Natur der Undurchsichtigkeit der Schale wegen nicht ins Klare zu kommen war. Ich ging daran die Schale, deren Kammern ich noch zählte, es waren ihrer 10, mit Nadeln zu zerstückeln, und erstaunte nicht wenig, als nach dem Ablösen der ersten Schalenbruchstücke, kleine drei- kammerige Polythalamien zum Vorschein kamen, deren denn nach möglichst vollständigem Zerdrücken und Zerzupfen der Mutter ihrer 20 — 30 ans Licht der Welt ge- bracht wurden. Sämmtliche kleine Polythalamien waren von gleicher oder nahezu gleicher Grösse , und bestanden aus drei untereinander zusammenhängenden fast kugligen Kammmern, von denen die erste , innerste die grösste und braungelb war, mit grossen fetttröpfchenähnlichen Farbstoff- bläschen erfüllt , die anderen beiden sich farblos zeigten. Ihre Schale erschien sehr dünn, brüchig, kalkhaltig, be- sondere Structur, als regelmässig gestellte Poren, war in ihr nicht wahrzunehmen. Die künstliche Geburt schien den Jungen zu früh gekommen zu sein, denn ein Ausstrecken von Fortsätzen war an denselben trotz stundenlangen War- tens nicht zu beobachten. Natürlich war ich auf die Ereignisse an den übrigen an der Glaswand sitzengebliebenen Rotaliden sehr gespannt. Dieselben wurden einer strengen Controlle unterworfen, täglich mit der scharfen Lupe gemustert, und nachdem mir an einigen derselben die grobkörnige Beschaffenheit des Inhaltes aufgefallen war, hatte ich die Freude, an zweien derselben zu beobachten, dass in ihrer Umgebung plötzlich eine erst dichte dann allmählich sich zerstreuende Ansamm- lung kleiner Körnchen auftrat, welche mit dem Pinsel ab- gehoben und unter das Mikroskop gebracht, sich als eben- falls dreikam merige kleine Polythalamien ergaben, genau von derselben Gestalt und Grösse, wie die aus dem Die Gattung Cornuspira unter den Monolhalamien. 309 Mutterthiere herausgelösten , nur dadurch von letzteren verschieden, dass an allen auch die zweite Kammer bereits anfing sich gelb zu färben. Wir haben hier also einen neuen Beweis dafür, dass Polythalamien lebendige Junge gebären, und diese zur Zeit der Geburt sich auf einer verhältnissmässig hohen Stufe der Enlwickclung befinden. In der That wächst die Span- nung , wie sich die Geoponus fortpflanzen mögen, von de- nen Ehrenberg behauptet, sie trügen ihre Eier in klei- nen Körbchen mit sich herum. Noch ist zu bemerken , dass ich vergleichende Mes- sungen der Kammern der jungen Thiere und der innersten Kammern der Mutterthiere angestellt habe, und die Maasse durchaus übereinstimmend fand. Die erste centrale Kam- mer ist durchaus kuglig und hat einen Durchmesser von 0,0112 — 0,0150 P. L. So variirt sie bei verschiedenen Individuen, die beiden folgenden sind nicht mehr ganz kuglig, und ist die dritte, etwas grösser als die zweite, der Durch- messer variirt zwischen 0,0052 und 0,009 F. L. Die Species habe ich nicht benannt, sie steht der Ro- talina nitida von Williamson (fig. 106, 107 u. 108 sei- nes oben angeführten Werkes ) am nächsten. Grössere dichtstehende OefTnungen der Schale fehlen, die Schale ist ziemlich undurchsichtig, wie] aus lauter kleinen un- regelmässigen Partikelchen zusammengesetzt, nicht so zwar wie bei der von mir beschriebenen Rotalina silicea, auch löst sich die Schale in Säuren, aber es fehlt ihr doch das ho- mogene, elegante Aussehen der meisten anderen Rotaliden. Einzelne grössere aber mehr gezacklrandige als scharf runde Löcherchen durchbohren die ziemlich dicke Schale. Von grossem Interesse musste es se\n den Zustand der Mutter nach der Geburt zu untersuchen. In dem einen Falle sah mit der Lupe die Schale wie geplatzt aus und beim Abheben mit dem Pinsel erhielt ich auch nur Bruch- stücke. Im anderen Falle dagegen glaubte ich die Schale ganz und unverletzt erkannt zu haben. Ich brachte sie auch auf denObjectträger aber beim Reinigen von den un- endlich zahlreich aufsitzenden kleinen Diatomeen ging sie verloren. Doch glaube ich mit Sicherheit eine gelbbraune 310 Schul tze: Die Gatt. Cornuspira unt. d. Monothalaniien. Erfüllung in den inneren Kammern erkannt zu haben, wor- aus zu schliessen wäre, dass nicht der ganze Rhizopo- denkörper zur Bildung der Jungen verwandt worden sei. Wir wollen alle weiteren Vermuthungen über das Zustan- dekommen des Fortpflanzungsgeschäftes unausgesprochen lassen und mit dem Wunsche schliessen, es möchten Andere die Gelegenheit aufsuchen, über die Fortpflanzung der Po- lythalamien weitere Beobachtungen anzustellen. Das Kolonialnervcnsystem der Jloosthicre^ nacbge- wieseu an Serialaria €oiitinliii n. sp. Von Fritz Müller in Deslerro. (Hierzu Taf. XIII). Bei Thieren, die auf gemeinsamem Thierstock zu Ko- lonieen vereinigt leben, beobachtet man häufig Bewegun- gen des ganzen Stockes oder einzelner Thiere , die zwar willkührlich , nicht aber vom Willen der Einzelthiere ab- hängig, sondern von diesen wie auf höheren Befehl aus- geführt erscheinen. Dies gilt auch von den Moosthieren. Bei einer Pediceliina, deren Thierzelle von einem S'/j Mm. langen starren auf dickerem beweglichen Sockel stehenden Stiele getragen wird, dauern die Bewegungen dieses Stie- les tagelang nach dem Verluste des Thieres unverändert fort; bei einer weit kleineren Art derselben Gattung, die als Schmarotzer auf Moosthieren und Hydroiden hier sehr häufig ist, beginnen die in ganzer Länge beweglichen Stiele schon auf das Lebhafteste sich zu bewegen, wenn das Thier an ihrer Spitze kaum als Knospe, angedeutet ist. Ich er- innere auch an die bei Mimosella gracilis von Hincks beobachteten gemeinsamen und gleichzeitigen Bewegungen der doppeltfiedrig angeordneten Thierzellen. Wo nun über- haupt bei solchen Thieren , wie es bei den Bryozoen der Fall ist, Nerven sich nachweisen lassen, da ist mit Grund zu vermuthen , dass nicht nur bei jedem Einzelthiere als Sitz des Einzelwillens, sondern dass auch in dem Thier- stocke als Sitz der Kolonialverwaltung ein Nervensystem 312 ai ü 1 1 e r : bestehen werde. Der Nachweis freilich dieses Nervensy- stems wird für die Mehrzahl der Moosthiere von äusserster Schwierigkeit sein ; um so schwieriger, je reducirter, ver- kalkter, undurchsichtiger, — um so leichter, je entwickel- ter, weicher, durchsichtiger der Thierstock ist. In dieser Beziehung nun dürfte nicht leicht eine ausgezeichnetere Art zu finden sein, als eine im Meere von Santa Catharina nicht eben seltene Serialaria, deren Thierstock aus bis über zolllangen , dünnhäutigen fast vollkommen durchsichtigen Gliedern besteht. Hier ist denn nun auch in der That ein Kolonialnervensystem so leicht erkennbar , mit so überra- schender Deutlichkeit in die Augen fallend , wie ich Aehn- liches sonst nur an dem Nervensysteme der Salpen gesehen zu haben mich entsinne. Die Darstellung des Kolonialnervensystems als einzi- gen Zweck dieses Aufsatzes betrachtend, beschränke ich die vorauszuschickende Beschreibung des Thieres auf das zum Erkennen der Art und zum Verständnisse des Folgenden Nothwendige , und übergehe namentlich den inneren Bau der Einzelthiere. Der sparrig verästelte , nach allen Seiten über span- nenweit zwischen Tangen sich ausbreitende Thierstock der Serialaria Coutinhii mihi *") besteht aus walzenförmigen Gliedern, die bis über 40 Mm. Länge bei 1,35 Mm. Dicke erreichen, und, von Glied zu Glied sich verjüngend, bis zu 0,1 3Im. dicken Endzweigelchen herabsinken. Die Veräste- lung des Stockes erscheint im Allgemeinen trichotomisch in der Weise, dass vom Ende jedes Astes drei ungleich starke Zweige abgehen , die beiden stärkeren nahezu in gleicher Ebene mit dem Aste, der dritte schwächere einen Winkel von etwa 60^ mit der Ebene der beiden anderen bildend. An den äussersten Verzweigungen verfolgt man leicht die Entstehung dieser Verästelungsweise: am Ende *) Die Art benannte ich nach Herrn Dr. Joao Jose Con- ti nho, früheren Präsidenten den Provinz Santa Catharina, dem ich die Müsse zu wissenschaftlichen Arbeiten , und dem also die Wissen- schaft dankt , was mir etwa hier zu ihrer Förderung zu leisten ver- gönnt sein sollte. Das Kolonialnervensystem der Moosthiere. 313 des Astes tritt zunächst ein einzelner neuer Trieb als ge- rade Fortsetzung des Astes auf (fig. 1, a'), wird aber spä- ter (tig. 1, a") durch einen zweiten (fig. 1, b') , der bald darauf neben ihm entspringt, mehr und mehr zur Seite ge- drängt , so dass der Winkel zwischen diesen Zweigen oft bis über 120^ steigt. Der dritte, wieder jüngere Zweig (fig. 1, c) zwischen den beiden älteren , irt einer auf der Ebene derselben senkrechten Ebene sich entwickelnd, pflegt jene Ebene der beiden älteren kaum merklich hinabzu- drängen, so dass dieselben eben nahezu in gleicher Ebene mit dem Aste bleiben. Bisweilen, doch immer erst viel später, und nachdem sich die früheren längst weiter ver- ästelt haben , tritt dem dritten gegenüber noch ein weit schwächerer vierter Zweig auf (fig. 1, d) ; selten selbst ein fünfter, eine Zahl, die ich noch nicht überschritten sah. Das relative Alter der Zweige bleibt meist sehr deutlich ausgeprägt in ihrer Dicke und Länge, so wie in dem Grade ihrer weiteren Verästelung. Die Glieder des Stockes sind weich, biegsam, doch dabei elastisch , etwa wie ein unterbundenes mit Wasser straff gefülltes Darmstück; ihre in kochender Kalilauge nicht gelöste, also wohl aus Chitin bestehende zarte aber dabei feste Hülle ist, wie der fast flüssige Inhalt, von fast was- serheller Durchsichtigkeit; eine leichte gelbliche Trübung wird durch ein unmittelbar unter der Hülle gelegenes Pig- ment bedingt. Die jüngsten Zweige zeigen sich weniger durchsichtig, während bei den älteren vielerlei thierische und pflanzliche Schmarotzer oft den Einblick hindern. [Späterer Zusatz : Nach Beobachtungen an anderen clenostomen Bryozoen vermuthe ich , dass die einzelnen Glieder durch eine von der Hülle ausgehende quere Schei- dewand getrennt sind.] Der Stock haftet an Tangen u. s.w. mittelst sehr ver- einzelter Wurzelfäden, die bald am Ende der Aeste an Stelle der Zweige (fig. 2, a) , bald an unbestimmten Stellen des Stammes, besonders zwischen den Thierzellen ent- springen (fig. 2, b) und deren Ende sich flächenartig und lappig auf dem Tange ausbreitet. Die Thierzellen stehen in Längsreihen am oberen 314 Müller: Theile der Zweige , deren unterer Theil in verschiedener Erstreckung leer bleibt, bald in ununterbrochener dicht- gedrängter Folge, bald mit einzelnen kurzen Lücken, bald (an den ältesten , bisweilen selbst thierlosen Aesten) nur in einzelnen wenig zahlreichen Gruppen. Sie erscheinen einheitswendig (wie bei Serialaria cornuta und lendigera Lam.) an den jüngsten Endzweigelchen, an den übrigen aber in zwei mehr oder weniger diametral gegenüberste- henden Reihen. Es treten nämlich zuerst zwei dicht ne- beneinanderstehende Reihen auf, nach aussen von diesen bilden sich zwei neue Reihen jüngerer Zellen; ihnen folgt wieder nach aussen ein dritter, ein vierter Nachwuchs u. s. f., während die altern Thiere absterben und endlich auch ihre Zellen abfallen. Wenn, wie es an alten Aesten vorkommt, bei diesem Vorrücken der jungen Rrut der Durchmesser überschritten wird, schlägt natürlich scheinbar die Ordnung um, indem nun die Knospen sich nach innen von den bei- den Reihen reifer Thiere finden. — Die Zellen sind häutig, in voller Ausdehnung gegen 0,6 Mm. lang und von 0,2 Mm. auf 0,1 Mm. Durchmesser verjüngt; sie sitzen mit kuglig abgerundeter Basis schief auf , nach der Spitze des Zwei- ges zu sich neigend und tragen am Ende, beim Uebergange in die Tentakelscheide einen Kranz 0,04 bis 0,05 Mm. lan- ger, zarter, flacher, farbloser Borsten. Bei tiefem Zurück- ziehen des Thieres wird ein volles Drittel der Zelle ein- gestülpt , und diese nimmt dann eine mehr eiförmige Ge- stalt an. Die alten Zellen ohne Thiere, deren Vorderende stets eingestülpt ist, erscheinen kürzer und dicker und von ellipsoidischer Form. Das Thier, das einen Kranz von acht 0,3 Mm. langen Tentakeln trägt, ist in der Zelle so gelagert, dass die Darmseite der Spitze, die Schlundseite dem Ursprünge des Zweiffes sich zuwendet; bei tiefem Zurückziehen richtet sich der eingestülpte Zeilentheil schief nach der Darmseite, um hier auf die Mitte der nicht eingestülpten Zellenwand zu stossen; von da wendet sich die Tentakelscheide quer nach der Schlundseite und steigt an dieser bis zum Zellen- grunde nieder. Die Beachtung dieser Lagerungssverhältnisse, so wie Das Kolonialnervensystcm der Moosthieic. 315 der Richtung in der sich die neuen Thierknospen bilden, erleichtert wesentlich das rasche Zurechtfinden an kleinen Stückchen, wie sie in den Gesichtskreis des Mikroskops fallen; die weiteren Verhältnisse der Einzelthiere sind nicht von Belang- für die Aulfassung des Kolonialnerven- systems, zu dessen Darstellung ich jetzt mich wende. Das Nervensysteni jedes Zweiges besteht aus einem an dessen Ursprung liegenden an- sehnlichen Ganglion, aus einem von diesem ausgehenden den Zweig der Länge nach durch- ziehenden Nervenstamme, der sich am oberen Ende in Aeste theilt für die Ganglien der hier entspringenden Stengelglieder, und aus einem reichen Nervenplexus, der dem Stamme auf- liegt, und diese Ganglien, so wie die Basal- ganglien der Einzelthiere verbindet. Die Basalganglien der Zweige (fig. 3 — 5, G) liegen genau an der Grenze zwischen Ast und Zweig und in der Achse des letzteren; sie sind meist von kugliger Form, oder auch etwas in die. Länge gezogen und mehr spindel- förmig und von körnigem (kleinzelligem ?) Gefüge. Blass und durchscheinend in den jüngsten Zweigelchen, erhalten sie bald eine schwach gelbliche Färbung und werden un- durchsichtig. Ihre Grösse steigt von 0,03 Mm. Durchmes- ser (in einem ganz jungen erst 0,2 Mm. langen Zweigel- chen gemessen) bis über 0,1 Mm. Durchmesser. Vom Basalganglion läuft in gerader Linie und mit fast gleichbleibender Dicke (je nach dem Alter 0,01 bis 0,05 Mm.) ein Nerven stamm bis nahe ans Ende des Zweiges (flg. 3 — 5, S), jedoch nicht in der Achse, sondern sich der Seite der Oberfläche mehr oder weniger nähernd, an wel- cher die ersten Thierknospen sich bilden, und die ich kurz- weg als die obere bezeichnen will. Meist ist es ein- fach, bisweilen in zwei dicht aneinanderliegende oder stel- lenweise etwas auseinderweichende Stämme getheilt, selten nur (in alten Aesten) auf kürzere oder längere Strecken in einen langmaschigen Plexus mit 3 bis 4 Hauptstämmen aufgelöst. Er ist von blasser Farbe und hat zarte glatte Contouren. 316 Müller: Die Basalganglien und die Hauptnervenstämme sind bei günstiger Beleuchtung oft schon mit der Loupe recht gut wahrzunehmen. Der oberen Seite des Nervenstammes liegt, bald ihn dicht überdeckend, bald in weiteren Maschen ihn überspin- nend, ein Plexus dünnerer Nerven auf (fig. 3 — 5, P), der sich seitlich nach der Ursprungslinie der Thierzellen ausbreitet und besonders reich am Ende des Zweiges zwischen den Basalganglien der folgenden Stengelglieder entwickelt. In diesem Endplexus scheint jedoch ausser den Aesten zu den eben bezeichneten Ganglien auch wenigstens noch eine bogige Brücke zwischen je zweien derselben dem Systeme des glatten Hauptnervenstammes anzugehören. Die Nerven des Plexus unterscheiden sich nämlich von dem Hauptstamme besonders dadurch, dass ihre Oberfläche durch aufgelagerte kernhaltige Zellen uneben und mehr oder weniger knotig oder höckerig erscheint. Chromsäurelösung macht diese Zellen schwinden; die Nerven erhalten dadurch schärfere nun gradlinige Contouren , denen noch die Kerne jener Zellen als kleine stärker lichtbrechende Körnchen aufsitzen. — Es ist dieser Plexus besonders entwickelt an dem mit Thierzellen besetzte^ Theile der Zweige und namentlich von äusserster Complication in alleren Aesten, an denen schon eine Reihe successiver Generationen sich gefolgt sind. Nach dem Ursprünge der Zweige pflegt er seitlich nicht über den Nervenstamm hinauszugehen und ist dann kaum von ihm zu unterscheiden; bei der Ansicht von oben er- scheinen dann beiderseits unebene Contouren, während die Seitenansicht oben die unebenen Contouren des Plexus, unten die glatten des Nervenstammes zeigt. In diesem thierlosen Theile der Zweige vermisst man bald alle peri- pherischen Nerven, bald sieht man einzelne meist rücklau- fende Fäden, bald auch findet sich ein ziemlich entwickel- ter Plexus , der dann aber vertical vom Stamme aufwärts sich ausbreitet, während die Ausbreitung des Plexus zwi- schen den Thierzellen mehr oder Aveniger horizontal ist. In Bezug auf letzteren Plexus sei noch erwähnt , dass man bisweilen, doch nicht constant, seine Fäden unter der Ur- Das Kolonialnervensystem der Moosthiere. 317 Sprungslinie der Thierzellen sich zu einem etwas stärke- rem Grenzstrang zusammenfliessen sieht. Es bleibt mir der Zusammenhang des eben geschil- derten Kolonialnervensystems mit den Einzelthieren zu be- sprechen. Dieser Zusammenhang ist nicht immer leicht zu erkennen. Damit die zu untersuchende Gegend nicht von den meist dicht gedrängten Thierzellen verdeckt werde, müssen diese seitlich liegen ; dann aber fällt dieselbe Ge- gend theils dicht an den Rand des cylindrischen Zweiges, theils fast in dieselbe Ebene mit dem Haulpigmente und wird aus beiden Gründen oft fast undurchsichtig ; ausser- dem pflegt der Magen des zurückgezogenen Thieres stö- rend in den Weg zu treten. Indessen lassen sich doch fast an jedem Zweige ein oder das andere Tliier oder leichter noch Knospen herausfinden , an denen dieser Zu- sammenhang unzweideutig zu erkennen ist. An der Grenze zwischen Zweig und Thierzelle, halb in jenen, halb in diese hineinragend , liegt ein kugliges Ganglion von 0,04 bis 0,05 Mm. Durchmesser (in jungen Knospen kleiner) , das einerseits mit den Nerven des Plexus in Verbindung steht, während ich nach der anderen Seite einen von ihm zum Darme gehenden Nerven beim erwachsenen Thiere einige- mal gesehen zu haben glaube und bei Knospen mit Be- stimmtheit gesehen habe. Den vorauszusetzenden Zusam- menhang dieses Basalganglions mit dem Oesophagealgan- glion vermochte ich nicht nachzuweisen. Auch die Wurzeln, mögen sie nun am Ende der Aeste, oder in der Reihe der Thierzellen, oder sonstwo am Aste entspringen, haben ihr Basalganglion und ihren sie durch- ziehenden Nervenstamm. Bei ihrem ersten Auftreten sind die Einzelthiere und die Zweige des Thierstocks durch nichts Wesentliches ausser dem Orte ihres Ursprungs, die Wurzeln aber von beiden nicht einmal hierdurch unter- schieden und es iindet Leuckart's geistvolle Lehre vom Polymorphismus, auf diese drei verschiedenen Gebilde eine ungezwungene Anwendung. Es steht zu erwarten, dass ein ähnliches Kolonialner- vensystem auch andern Moosthieren mit besonderm von den Thierzellen geschiedenen Stocke zukommen werde, wäh- 318 aiüller: Das Colonialnervensystem der Moosthiere. rend , wo Zelle aus Zelle sprosst, wenigstens im Grunde der Zellen liegende und durch Nervenfäden mit einander verbundene Ganglien sich vermuthen lassen. [Späterer Zu- satz : Die Basalganglien der Zweige und ihren Nervenstamm habe ich bei verschiedenen Moosthieren mit reusenarligem Verschlusse der Zellen, Ctenostomata Allm., erkannt; in keiner der übrigen Abtheilungen vermochte ich aber bis jetzt unzweideutige Spuren des Kolonialnervensystems auf- zufmdenj. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Bruchstück einer Kolonie von Serialaria Coutinhii F. Müll. 6mal vergr. Mit a ist der erste, mit b der zweite, mit c der dritte, mit d der vierte am Ende des vorhergehenden Sten- gelgliedes sprossende Zweig bezeichnet. W junge Wurzeln. Fig. 2. Zweig mit Wurzeln, 12mal vergr. a auf Tang (T) haftende, b jüngere W^urzeln, c warzenförmige AVurzelknospe. Fig. 3. — 5. Kolonialnervensystem der Serialaria. Fig. 3 u. 4 sind 90mal, fig. 5 ist öOmal vergr. Fig. 3 stellt das Ner- vensystem aus dem Gelenk A in fig-1,' fig. 4 dasselbe aus dem Ende eines erst zwei noch unvcrästelte Endzweige tra- genden Astes dar. Es bezeichnet in diesen Figuren : G Ba- salganglion der Zweige, g Basalganglion der Einzelthiere, S Kervenstamm der Zweige , P IVervenplexus der demselben aufliegt, R Grenzstrang desselben an der Ursprungslinie der Einzelthiere. Fig. 4 zeigt Kervenstamm und Plexus von oben, fig. 5 von unten. Frg. 6. Thierknospe von 0,06 31m. Durchmesser, g Basalganglion. e Anlage des Thieres. Fig. 7. Aeltere Thierknospe. g Basalganglion. e Anlage des Thie- res. n Werv von jenem zu diesem. P Nerven des Kolonial- nervcnplexus. Fig. 6 u. 7 sind 90mal vergrössert. Desterro, im Januar 1860. Heber Oxybeles gracilis Blkr, Von Dr. C. L. Doleschail. Aus Natuurkundig- Tijschrift voor Nederlandsch Indie Deel XY. p. 163 übersetzt vom Herausgeber. Aeusserst merkwürdig ist die durcli Q uoy und Gai- mard Avährend ihrer Reise auf dem Astrolabe, und später durch Bleeker beobachtete Erscheinung, dass lebende Fische in der Magenhöhle anderer Thiere , namentlich in der Magenhöhle einiger Strahllhiere vorkommen. Diese Erscheinung wird um so merkwürdiger für den Zoologen, als bisher noch kein Beispiel von dem Parasitismus eines Wirbelthieres bekannt war. Diese ganze Erscheinung klingt, so lange man sich nicht von der Wirklichkeit überzeugt hat, sehr räthselliaft , und selbst wenn man die Sache mit eigenen Augen geschaut hat, bleibt dies Vorkommen sehr unerklärlich. Während seiner Reise in den Molukken hatte Bleeker Gelegenheit, zwei dieser Arten von Seesternen zu finden, in denen sich der genannte Fisch aufzuhalten pflegt; sie werden aber auch leer befunden. Zu Batavia scheinen die beiden Thiere nicht vorzu- kommen , Grund genug , dass diese geheimnissvolle Sache so lange im Dunkel geblieben ist. Hier in Amboina ist die Thatsache den meisten Fi- schern bekannt. In der Hoff'nung, durch sie in den Besitz mehrerer dieser Thiere zu kommen, habe ich sowohl selbst einige Ausflüge auf das Meer gemacht , als auch Preise ausgesetzt , und habe auch wirklich bald Gelegenheit ge- funden, viele dieser Seesterne in meinen Besitz zu bringen. 820 D 0 1 e s c Ii a 1 1 : Insofern ist es also kein Zufall, dass ich mit diesen eigenthümlichen Verhältnissen einig-ermassen bekannt ge- worden bin. Obgleich noch unvollständig damit bekannt, glaube ich doch meine vorläufigen Bemerkungen über den Oxybeles miltheilen zu müssen. Dass man auch hier von in Weingeist aufbewahrten Exemplaren nicht viel Aufklärung erwarten durfte, verstand sich von selbst. Das Wasser der Bai ist zwar krystallhell und gestattet die Thiere selbst in beträchtlicher Tiefe auf dem Grunde des Meeres zu sehen , aber es ist doch nicht möglich, hier dem Leben dieser Thiere nachzuforschen. Ich glaubte die eingesammelten Seesterne zu Hause in Seewasser längere Zeit beobachten zu können. Aber ich wurde in meiner Erwartung getäuscht, da die Seesterne und mit ihnen auch die Fische bald starben. Von dieser Art der Beobachtung musste ich also abstehen und es blieb nur noch ein Weg übrig , nämlich so viele dieser Thiere lebendig fangen zu lassen, als nur möglich war. Und hierin habe ich mich nicht getäuscht. Die Bai von Amboina ist an diesen Thieren so reich, dass man bei schönem Wetter und stiller See in kurzer Zeit eine beträchtliche Menge sammeln kann. Die Resultate meiner Nachforschungen sind in Kurzem folofende: Der Fisch steht zu dem Seestern in einem be- stimmten Verhältniss , welches kein Gegenstand der Beob- achtung werden kann. Warum das Fischchen immer gerade die Magenhöhe einer und derselben Art von Seesternen' aufsucht, und nicht von verschiedenen Arten, ist ein Ge- heimniss. Es ist bekannt, dass einige Krebse aus der Gat- tung Pagurus leere Schneckenhäuser bewohnen, aber man findet am Strande eine und dieselbe Art des Pagurus in den Gehäusen der verschiedensten Gattungen und Arten. Oxy- beles gracilis dagegen habe ich noch nicht in einer ande- ren Seestern -Art gefunden, als in Culcita discoidea *'^). *) Fierasfer lärarirlesii oder Oxybeles ßrandesii Blkr. bewohnt freilich nicht allein Culcita discoidea, sondern auch mehrere Tripang- arten, wie Tripang edulis und Tripang ananas. Anmerk. von Bl eeker. Ueber Oxybeles graciiis. 321 Weshalb gerade in dieser, und in keiner anderen Art, das ist ein Rälhsel und wird wolil immer ebenso unbegreiflich bleiben , als warum in der Nähe der Haifische immer eine Art Fische gefunden wird, warum alle Thiere stets diesel- ben Parasiten ernähren und nur ausnahmsweise andere. Der Fisch ist durch seine eigenthümliche Organisation ver- urtheilt den grössten Theil seines Lebens in der Höhle eines anderen Thieres zuzubringen. Das Fischchen hat B 1 e eke r unter dem Namen Oxybe- les graciiis in Natuurkündig Tijdschrift VII. p. 162 be- schrieben. Niemals ist es mir oder sonst Jemand hier am Orte gelungen, den genannten Fisch in einem anderen Zustande, frei im Meere schwimmend zu fangen ""'), Um es kennen zu lernen, muss man also den Seestern selbst geöffnet ha- ben. (Ob dieselbe Art von Oxybeles auch in Holothurien gefunden worden ist, ist mir unbekannt.) Soviel ist daher gewiss, dass dieses Thierchen den grössten Theil seines Lebens in der Magenhöhle dieser Seesterne zubringt, und nur selten sich ausser derselben zeigt (wahrscheinlich des Nachts). Dass dies aber von Zeit zu Zeit geschieht, ist mir zweimal deutlich offenbar geworden , zu der Zeit, als mir viele dieser Thiere lebend gebracht wurden , und ich zwei in dem Augenblicke beobachtete , wo das Fischchen mit einem Theile seines Körpers noch ausser der Höhle des Seesternes und im Begriffe des Einkriechens sich befand. Hierdurch ist es mir deutlich geworden, dass das Fischchen nicht immer in der Höhlung des Seesterns verbleibt, aber zugleich auch, wie und auf welche Weise es hineinkommt. Dies geschieht längs einer der Furchen , welche sich an der Unterseite der Arme befinden und nach der Mundöff- nung führen. Diese Furchen nämlich können sich durch das Zurückziehen der Füsschen so weit öflnen , das darin Raum genug für den kleinen Körper des Oxybeles übrig '^) Mehrere meiner Exemplare von Fierasfer Brandesii und alle von Fierasfer graciiis und Fierasfer lumbricoides sind mir unter an- deren Fischen zugekommen, und wahrscheinlich im Meere frei schwim- mend gefangen. Bleeker. Archiv f. Naturg. IXVI. Jahrg. 1. Bd. 21 322 D o 1 e s c h a 1 1 : bleibt. Hierdurch ist zu gleicher Zeit bewiesen , dass das Fischchen nicht (falls Jemand es behaupten wollte) zufällig als Nahrung in die Magenhöhle kommt, und durch Zufall am Leben bleibt. Von einem Zufalle kann hier nicht die Rede sein. Schneidet man eine lebende Culcita auf, dann sieht man, dass das Fischchen frei in der Leibeshöhle des Thieres sich aufhält und sich frei bewegt. Nimmt man es heraus, d. h. aus der Höhle des Seesterns, dann gewahrt man, dass es sogleich den durch die Sonne beschienenen Ort verlässt und Schatten sucht. Legt man die beiden noch lebenden Hälften der Culcita in Seewasser, dann wird man bald se- hen, dass das Fischchen danach trachtet, um in die Höhle des Seesternes zu gelangen. Dem Lichte ausgesetzt, ist es ängstlich und seine Iris zieht sich aufs höchste zu- sammen. Es ist mir niemals vorgekommen, dass ich zwei B'isch- chen zu gleicher Zeit in einem und demselben Seestern gefunden hätte. Bei den meisten Fischchen fand ich die Magenhöhle leer, nur bei einem angefüllt. Der Mageninhalt hatte das Ansehen eines Fettklumpens und bestand aus halbverdauter Muskelmasse. Unter dem Mikroskope konnte ich nament- lich die in Auflösung begriffenen quergestreiften Muskelfa- sern unterscheiden. Ob diese Muskelfasern von einem Weichthiere oder von einem Wirbelthiere abstammten, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen; jedoch bin ich der Mei- nung, dass es die Muskelsubstanz eines Fisches war, we- gen der vollkommenen Uebereinstimmung der Elementar- theile mit den Muskeln derjenigen Fische, welche ich mi- kroskopisch untersucht habe. Durch diesen Umstand wird also bewiesen, dass sich der Fisch nicht von dem Chylus des Seesternes ernährt, sondern wohl von einer mit der der übrigen Fische analo- gen Nahrung lebt. Ob er aber die Fischchen verschlingt, die dem Seesterne selber zur Nahrung dienen, muss noch durch fernere Untersuchungen ermittelt werden. Durch meine Beobachtungen ist nun festgestellt: 1. Dass Oxybeles gracilis kein wahrer Parasit ist. Ueber Oxybeles gracilis. 323 2. Dass er den grössten Theil seines Lebens in der Ma- genhöhle von Culcita discoidea zubringt. 3. Hiefür zeugt auch die ungewöhnlich bleiche Farbe des Fischchens. 4. Dass er aber auch, sei es um Nahrung zu suchen, oder wegen der Fortflanzung sich nach aussen bege- ben kann. 5. Dass er sich dann wieder längs der Furche an der Bauchseite der Anne nach der Mundhöhle begiebt. 6. Dass er sehr empfindlich gegen das Licht ist. 7. Dass er sich von anderen Thieren ernährt. Im süssen Wasser bleiben die Thiere etwa eine halbe Stunde am Leben. Das Pigment, w^elches sich auf ihrem Peritoneum be- findet, zeigt unter dem Mikroskope die schönsten sternför- migen Pigmentfleckchen, die man sich denken kann. Ich füge hier noch die Bemerkung hinzu, dass der Fisch eine Schwimmblase besitzt. Auszug aus den Untersuchungen am Mittelmeere. Von Dr. W. Keferstein und E. Ehlers. (Abgedruckt aus den Nachrichten von der Universität und der Gesellsch. der Wissensch. zu Göttingen 1860. No.23, 25 und 26.) l. Auszug aus den Beobachtungen über die Siphonophor en von Neapel undMessina, ange- stellt im Winter 1859—60. a. Bau der Siphonophoren. Alle Theile der Siphonophoren werden von zwei aus Zellen bestehenden Häuten, einer äusseren und einer inneren, gebildet, zu denen an einzelnen Theilen noch eine Zwischensubstanz hinzukommt, welche nicht aus Zellen besteht, strukturlos ist und als das Ausscheidungs- produkt der beiden Zellenhäute angesehen werden muss *»'). Diese Grundorganisation lässt sich sowohl bei den jüng- sten und einfachsten Gebilden, als bei dem allerkomplicir- testen Nesselknopf nachweisen , und der wahre Bau wird ^■) Nachdem wir im Januar 1860 diese Grundorganisation ent- deckt und auch brieflich nach Deutschland gemeldet hatten , sehen wir nach unserer Rückkehr, dass Prof. C. Claus schon vor uns dieselbe Beobachtung angestellt hat (cfr. dessen vorzügliche Abhand- lung : „lieber Physophora hydrostatica etc. in v. Siebold und Kölliker Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. X. Heft 3. April 1860), und machen desshalb auf die Priorität in keiner Beziehung Anspruch, überdies da sich auch bei Leuckart (Siphonoph. von Nizza im Archiv f. Na- turgeschichte 1854. I. p. 369. Note) sehr richtige Angaben über diese Verhältnisse finden. Keferstein und Ehlers: Auszug a. d. Unters, am Mittelm. 325 bei den zusammengesetzteren Theilen erst klar, wenn man sich ihre Entstehung aus zwei Bildungshäuten als leitendes Moment dienen lässt. Der äusseren Haut allein kommt die Eigenschaft zu in ihren Zellen Nesselkapseln zu bilden und sie hat mehr den Charakter einer blossen Decke, obgleich auch die Geschlechtsprodukte in ihr bereitet werden. In der i n - neren Haut bilden sich Muskelfasern, elastische Bän- der, Drüsenzcllen u. s. w. Aus der Zwischensubstanz bestehen bei weitem zum grössten Theile die festeren und elastischen Gebilde , wie die Schwimm - und Deckstücke, die Schwimmglocken der Geschlechtsstücke , die dickere Region des Stammes; während bei den übrigen Organen ihr Auftreten auf dünne Lamellen beschränkt ist , oder sie auch ganz fehlt. Während wir in Betreff des Baus des Luftsacks der von Leuckart gegebenen Darstellung anhängen, bemer- ken wir, dass die Physophora Philippii im Stande ist will- kürlich aus ihrem Luftsack Luft austreten zu lassen. Von dieser schönen Siphonophore hatten wir ausser mehre- ren kleineren zwei sehr grosse und kräftige Exemplare, die drei Tage in unseren Gläsern lebendig blieben, und bei diesen sahen wir alsbald wie sehr häufig eine Menge Luftblasen aus dem Luftsacke entleert wurden , besonders wenn man das Thier reizte oder festzuhalten suchte , als ob es sich dadurch die Flucht erleichtern wollte. Am un- teren Theile des Luftsacks entstand dann eine ringförmige Einschnürung , ein Theil der Luft wurde dadurch in das obere Ende des Stammes gedrängt und gelangte dort gleich über den jüngsten Knospen der Schwimmstücke nach aus- sen. Am abgeschnittenen Stammende konnte man unter dem Simplex an der angegebenen Stelle diese Oeffnung in Form einer Einziehung der Haut erkennen''^). Die Entwickelung der Schwimmstücke ha- ben wir bei allen uns vorgekommenen Siphonophoren, mit Ausnahme von Abyla, wo wir es versäumten, beobachtet, und sie überall dieselbe gefunden. An der einfach kol- ^) Also ganz ähnlich wie bei Physalia. 326 Ke ferslein und Ehlers: benförmigen aus jenen zwei Bildungshäuten bestehenden Knospe, verdickt sich die äussere Haut an der Spitze und treibt so die innere zu einer Rückeinstülpung vor sich her, bis vom früheren centralen Hohlräume nur ein ringförmi- ger Raum übrig bleibt, der aber endlich bis auf das Ring- gefäss und die vier Radiärkanäle ausgefüllt wird. Im „Knospenkern" (Claus) der also eine Verdickung der äusseren Haut ist , bildet sich nun der Hohlraum des spä- teren Schwimmsacks und von ihm existirt später nichts mehr , als die Epithelauskleidung dieses. Zwischen der äusseren und inneren Haut am Umfancre des Schwimmstücks beginnt sich nun die strukturlose Zwischensubstanz abzu- lagern und überwiegt bald die Masse der äusseren und in- neren Haut, von deren ersterer am reifen Schwimmstücke nur die Epithelbekleidung noch gebildet wird, während die Wände des Gefässsystems und die Muskulatur des Schwimm- sacks von der innern Haut zusammengesetzt werden. Der Bau und die Entwickelung- der Deckstücke ist ganz wie bei den Schwimmstücken , nur mit den dar- aus entspringenden Veränderungen, dass bei ihnen keine Schwimmhöhle gebildet wird. Die drei Abtheilungen der Polypen, Basalstück, Magen , Rüssel , werden durch das verschiedene Massen- verhältniss der äusseren und inneren Haut charakterisirt. Am Basalslücke verdickt sich die äussere Haut gewaltig und in ihren Zellen entstehen viele grosse Nesselkapseln^ die aber nie zur Reife gelangen. An der üebergangsstelle des Basalstücks in den Magen bildet eine plötzliche Ver- dickung der inneren Haut die ringförmige Falte , die hier den Abschluss der Körperhöhle gegen den Magen bewirkt. Am Magen und Rüssel ist die äussere Haut nur ein dünner Ueberzug, während im ersteren die innere Haut besonders dick ist und jene reihenweis gestellten Hohlräume enthält, deren umgebende Zellen wohl den Verdauungssaft absondern. Die Entwickelung der Nesselknöpfe an den Fangfäden, die wir bei allen uns vorgekommenen Si- phonophoren genau beobachteten, hat uns lange beschäftigt, doch müssen wir wegen des Specielleren auf die Abhand- jung selbst verweisen. Die Spiralwindungen des Nessel- Auszug aus den Untersuchungen am Mittelmeere. 327 Strangs und Endfadens sind stets linke (Scäotrope Li- sting; also wie bei der rechten Schraube der Technik), während der Stamm selbst bei Forskalia und Rhizophysa rechts gewunden ist. Die aus der Innern Haut bestehen- den Wände des Centralkanals werden neben dem Nessel- strange zu dem Systeme der elastischen Bänder, während sie im Endfaden zu der so wirksamen Muskulatur sich um- bilden. Bei Agalma Sarsii wächst vom Stielende her über den Nesselstrang ein glockenförmiger Mantel, der also eine Bildung der äusseren Haut ist. In einem Stadium der Entwickelung gleichen die Nesselknöpfe von Physophora Philippii denen von Agalma Sarsii, da sie auch diesen Man- tel haben, dann aber bekommt das Stielende an einer Seite eine Aussackung und wächst ganz am Mantel entlang, während sich das Ende des Nesselstrangs in die Höhe hebt, so dass zuletzt der zweilappige Endfaden am oberen Theile des Nesselkopfes hervorkommt. Darauf bildet sich zwi- schen den Bildungshäuten jener Stielaussackung die struk- turlose Zwischensubstanz und umwächst von rechts und links her den Mantel, bis nur die Endlappeu noch hervor- ragen, unter denen die schwächste Stelle bleibt, aus wel- cher der Nesselstrang hervorgeschleudert wird. Ausser dem Mantel ist hier also noch eine Hülle hinzugekommen, die aus der Zwischensubstanz besteht, überzogen von einem Epithel der äusseren Haut. Bei Agalma Sarsii und rubrum sind grosse Ver- schiedenheiten zwischen den Ne ss e 1 kn öp f en der Jugendformen und denen der reifen Thiere beobachtet und das Agalma minimum von Graf fe mit grosser Wahrschein- lichkeit als ein Jugendzustand von Ag. rubrum erkannt. Die Entwickelung der Ness^elkapseln in Zellen ist von Leydig bei Hydra entdeckt; bei den Siphonopho- ren ist das leicht zu verfolgen. Im Zelleninhalte differen- zirt sich eine ovale Masse, an der man bald eine äussere Haut bemerkt; von einem Pole her bildet sich ein cylin- drischer Hohlraum auf etwa 2^3 der Länge der Nesselkapsel und erhält eine besondere Haut — der spätere Stiel des Nesselfadens — und im übrigen noch soliden Theile diffe- renzirt sich der Nesselfaden selbst. Beim Hervorschnellen S2S Keferstein und Ehlers: des Fadens hebt sich von der Kapsel erst ein kleiner Deckel ab, dann tritt durch völlige Umstülpung- der Stiel hervor und aus diesem v\^ird der Faden hervorgetrieben , nach dessen Austritt die Kapsel ein bedeutend geringeres Volu- men, wie vorher, hat. In Betreff der Entvvickelung der Geschlechts- stücke, deren morphologische Uebereinstimmung- mit der Medusengeneration der Hydroidpolypen man wohl als aus- gemacht ansehen darf, erwähnen wir vorerst die Entwicke- lung einer Meduse aus einer Knospe, die wir wiederholt am Magen der Cytaeis pusilla Gegenbau r beobachteten, obwohl wir unsere Bemerkungen über Medusen einer an- deren Arbeit vorbehalten. Die Entwickelung ist genau so wie sie oben für die jüngeren Zustände der Schwimmstücke angegeben ist, wie auch die beiden Bildungshäute dieselbe Verwendung finden. Nachdem aber der Schwimmsack ge- bildet ist, erheben sich im Grunde desselben die beiden Häute zu einer neuen Vorstülpung, die sich endlich an ihrer Spitze öffnet und den Magen darstellt. Die Entwicke- lung der Geschlechtsslücke der Siphonophoren geht nun gerade auf dieselbe Weise vor sich und in der äusseren Haut des klöppeiförmigen Magens bilden sich die Ge- schlechtsprodukte. Bei Velella öflnet sich dieser Magen an seiner Spitze und die Geschlechtsstücke sind wahre Medu- sen (Gegenbaurj, während bei den Calycophoriden und den männlichen Geschlechtsstücken der meisten Physopho- riden diese Oeffnung nicht eintritt , die Geschlechtsstücke aber sonst gerade wie Medusen gebildet sind und frei herumschwimmen können. Auf dem niedersten Zustande der Entwickelung bleiben die traubentörmig zusammensit- zenden weiblichen Geschlechtsstücke der Physophoriden stehen, denn hier bildet sich nicht einmal eine Schwimm- höhle, sondern die Glocke , oft mit einem unregelmässigen Canalsysteme , umschliesst dicht das einzige Ei und öffnet sich nur an ihrer Spitze , um das reife Ei befruchten und dann heraustreten zu lassen. b. Die beobachteten Siphonophoren. 1) Abyla pentagona (0- et G.) Eschsch. 2) Diphyes Sieboldii Köll. Auszug aus den Untersuchungen am Mittelmeere. 329 3) Diphyes turgida Gegenb. 4) Diphyes conoides nov. sp. Schwimmstücke schlank , das vordere zugespitzt, im Ganzen von der Form derjenigen von D. Sieboldii. Am hinteren Schwimmstücke eine Rille für den Austritt des Stammes, deren Wände hinten sich zu zwei gleich langen Spitzen verlängern. Der Fortsatz des vorderen Schwimm- stücks an dem das hintere befestigt ist , solide und kurz, viel höher als lang. Das hintere Schwimmstück umfasst eine rundliche Vorwölbung jenes Fortsatzes , so dass die Zusammenfügung ähnlich wie bei D. quadrivalvis wird. — Deckstücke trichterförmig. — Stämme eingeschlechtlich. — Neapel. 5) Diphyes ovata nov. sp. Schwimmstücke eiförmig , ohne Kanten und Spitzen. Das vordere hat oben hinten eine tiefe Einsenkung zur Aufnahme des hinteren Schwimmstücks, die Schwimmhöhle ist lang und eng , so dass im Schwimmstücke ein grosser Theil solide bleibt. Ein gefässartiger Saftbehälter läuft bis in die Spitze. — Das hintere Schwimmstück hat an seiner Unterseite eine tiefe Rille, Lappen am Ende fehlen. Vorne auch ein kleiner Saftbehälter. — Deckstücke sattelartig, ähnlich denen von Praya. — Die Glocken der Geschlechts- stücke mit einer dicken, auch unten vorspringenden Längs- rippe. — Messina. 6) Diphyes quadrivalvis (Lesueur) Gegenb. 7) Praya cymbiformis (d. Ch.) Leuck. 8) Praya filiformis (d. Ch.) K. et E. (= P. Diphyes Aut.) Schwimmstücke fast gleich gross , das etwas kleinere liegt in einer flachen Einsenkung des grösseren, und auch dies nur mit seinem oberen Theile , während unten die Schwimmstücke auseinander stehen. Der Saftbehälter endet in jedem Schwimmstücke mit einer runden Blase. Deck- stücke nierenförmig , an der einen Seite herzförmig und nicht in zwei Lappen gespalten. Glocken der Geschlechts- stücke kegelförmig, ohne alle Kanten. 9) Hippopodius gleba (Forsk.) Leuck. 10) Vogtia pentacantha KölL 330 Keferstein und Ehlers: 11) Apolemia uvaria (Lesueur) Eschsch. 12j Agalma rubrum C. Vogt. Als eine Jugendform möchten wir hierher das von Ed. Gräffe als Agalma minimum beschriebene Wesen ziehen, da wir in Messina wiederholt eine kleine Siphonophore beobachteten , deren jüngere Polypen Fangfäden wie Ag. rubrum hatten, während die älteren solche trugen, wie sie Gräffe bei seinem Ag. minimum beschreibt. 13) Agalma Sarsii Köll. 14) Forskalia contorta (Edw.) Leuck. 15) Forskalia ophiura (d. Ch.) Leuck. 16) Forskalia Edwardsii Köll. Schwimmslücke keilförmig, das scharfe Ende breit ab- gestutzt. Der Stamm macht weite rechte (dexiotrope) Spi- ralwindungen. Polypen auf langen Stielen, die über vier- mal so lang sind als sie selbst und auch die Taster stets an Länge übertreffen. Nesselknöpfo mit V^ bis 2 Win- dungen ihres nur blassrothen Nesselstrangs. Stämme von 2 — 3 Fuss Länge mit einer gewaltigen Fülle von Deck- stücken. — Messina sehr häufig. 17) Forskalia formosa nov. sp. Schwimmstücke am hintern Ende durch einen tiefen Einschnitt in zwei Lappen getheilt, von denen der eine stets länger als der andere ist. Stamm mit sehr deutlichen Spiralwindungen. Polypen auf kurzen Stielen, welche die Länge des Polypen nicht viel übertreffen und stets viel kürzer als die Taster sind. Taster sehr lang wurmförmig. Nesselknöpfe mit 2V2 — 3 Windungen des brennend rothen Nesselstrangs. Stämme bis 2 Fuss lang, stets von sehr zartem Aussehen. — Messina ziemlich selten. 18) Physophora Philippii Köll. Unterscheidet sich von der Ph. hydrostatica von Nizza dadurch , dass hier die Polypen an kurzen Stielen sitzen, und dass an den eiförmigen Nesselknöpfen jederseits oben ein Seitenlappen sitzt. Bei jungen Exemplaren ist die Stammerweiterung ein Stück einer linken Spirale, bei älteren verwischt sich diese Spiralwindung mehr und sie ist fast sackförmig. — An den Tastern stets ein Tastfaden. Auszug aus den Untersuchungen am Mittelmeere. 381 Vom Luftaustritt aus dem Luftsack ist oben berichtet. 19) Athorybia rosacea (Forsk.) Eschsch. 20) Rhizophysa filiformis (Forsk.) Lam. 21) Physalia caravella Eschsch. Nach Spiritusexemplaren dieser Art und der Ph. utri- culus muss man den grossen Luftsack auch hier wie den erweiterten Stamm ansehen , dessen weitester Theil noch Andeutungen eines Stücks einer linken Spiralwindung zeigt und die Anhänge trägt, die nach der einen Seite hin an Alter zunehmen. Der Kamm der Luftblase würde der Ge- gend des Stammes entsprechen, wo die Schwimmstücke ste- hen müssten, und nimmt man das Loch oben im Luftsacke hinzu, so hat man eine sehr grosse Uebereinstimmung mit dem Bau einer jungen Physophora, die noch ohne Schwimm- stücke ist. 22) Velella Spirans (Forsk.) Lam. 23) Porpita mediterranea Eschsch. IL Untersuchungen über die Anatomie des Sipunc ul US. Die nachfolgenden Untersuchungen sind besonders am Sipunculus nudus , der im Sande des Pausilipps bei Neapel gemein ist , angestellt , und in Messina , wo auch die schwärmenden Jungen unseres Wurmes zur Beobach- tung kommen, lieferte der S. tesselatus Raff. ^) viele will- kommene Ergänzungen. Wie die Anatomie aller Thiere, die an der Grenze ihrer Classe stehen, so kann auch die des Sipunculus auf ein besonderes Interesse rechnen. Unser Verhältniss zu unseren Vorgängern Pallas, delle Chiaje, Grube, Peters, Krohn findet sich in der Abhandlung selbst genau dargestellt, hier müssen *) Von dieser Art haben wir nur ein Exemplar untersuchen können und dieses erhielten wir in Messina durch die Güte unseres Freundes Dr. E. Häckel, dem es die Fischerknaben zufällig ge- bracht hatten. 332 Keferstein und Ehlers: wir uns der Kürze wegen begnügen, nur die Namen dieser früheren Beobachter zu nennen. Die äussere Haut besteht aus einer bindegewebi- gen Cutis, einem Epithel, in dessen Zellen bei den pigmentirten Arten, wie z. B. beim S. tesselatus, das Pig- ment enthalten ist, und einer mächtigen durch Maceriren sich leicht ablösenden Cuticula. Die Cuticula ist von vielen Porenkanälen durchsetzt, welche die Ausfüh- rungsgänge von eiförmigen in der Cutis liegenden Haut- drüsen von 0,08 Mm. Grösse bilden. In der Basis der Hautpapillen des Bussels liegen diese Hautdrüsen beson- ders gehäuft. Unter dieser äusseren Haut liegt die Körpermus- kulatur, die wie bekannt aus Ring- und Längsmuskeln in regelmässiger Anordnung zusammengesetzt ist. Die Leibeshöhle ist von einer trüben weinrothen Lei- besflüssigkeit erfüllt, welche man, da ein specielles Circulationssystem fehlt, für das Blut ansehen muss. Diese Leibesflüssigkeit ist äusserst reich an körperlichen Elemen- ten, von denen wir fünf Sorten unterscheiden : Ij runde oder brodförmige Blutkörper, 2) körnige Zellen, die häufig blasse sternförmige Ausläufer zeigen; 3) Körnerhaufen 0,1 Mm. gross, aus 0,005 Mm. grossen runden Körnern bestehend ; 4) Zellenhaufen, bis 0,4 Mm. gross, aus 0,04 grossen äus- serst blassen Zellen zusammengesetzt; 5) topfförmige Kör- per, deren Mündung von grossen Wimpern umsäumt ist, mittelst welcher sie in der Leibesflüssigkeit hin- und her- schiessen. Krohn hält diese Wesen für Parasiten, wir haben sie aber , wie auch die übrigen körperlichen Ele- mente , bei nur 2 Mm. langen Jungen auf etwas niederer Entwickelungsstufe , gefunden. — Seewasser scheint dem Blute nicht beigemischt zu sein , denn wenn wir dasselbe sehr vorsichtig in einem Schälchen aufgefangen hatten, zeigten sich beim Eintrocknen keine Kochsalzkryslalle. — Zu gewissen Zeiten sind der Leibesflüssigkeit Eier in sehr grosser Anzahl beigemengt; wahrscheinlich treten sie durch den zweilippigenPorus, der sich am Hinterende des Thie- res findet, ins Freie. Der so merkwürdige Verlauf des Verdauungs- Auszug aufi den Untersuchungen am Mittelmeere. 333 traktus ist bereits von J. F. Meckel und von Grube genau beschrieben. Der ganzen Länge nach verläuft im Darme eine Wimp er furch e, die von aussen als ein brauner Streifen in der Mitte mit w^eisser Linie erscheint und die von delle Chiaje und Grube für ein Blutge- fäss , von Peters für den Eierstock gehalten wurde, die wir aber bei den 2 Mm. grossen Jungen besonders deutlich in ihrer wahren Natur erkannten. Den vorderen Theil des Darms begleiten die beiden schlauchförmigen Drüsen, welche delle Chiaje und Grube für zu einem Wassergefässsysteme gehörige Polische Blasen beschreiben und die sich durch ihre rothen in Zellen entstehenden Concretionen deutlich als drüsige Organe manifestiren. — Etwa 30 Mm. hinter dem After sitzt auf dem Darme ein kleines Divertikel und ganz nahe der Afteröffnung trägt der Darm die zwei Gruppen b ü - seh elför mi g er Körper, die vielleicht die Andeutung der bei Bonellia und den Holothurien hier vorkommenden Respirationsorgane sind. Das Nervensystem besteht aus einem dicken der Körperwand anliegenden ßauchstrang, der im Hinterende eine ganglienartige Anschwellung hat , und im Vorderende sich zum weiten Schlundringe theilt, flössen Schenkel in das obere Schlundganglion oder Gehirn eintreten. Das Hirn hat eine Bisquitform und an seiner Hinterseite trägt es räthselhafte kleine cylindrische Läppchen. Vom Hirne strahlen verschiedene Nerven aus , die besonders zu den Retracloren des Rüssels treten. Der Bauchstrang giebt jederseits entsprechend jedem Ringmuskel einen Seitennerv ab , der mit gleichbleibender Dicke auf dem Ringmuskel entlang läuft und sich mit dem der anderen Seite zu einem Nervenringe vereinigt, von welchem die feineren Nerven austreten und sich zu den Muskeln begeben oder zu den Hautdrüsen gehen , von denen jede einen Nervenast er- hält. Der Bauchstrang besteht aus zwei in einander lie- genden Abtheilungen, die äussere ist nur aus dicht anein- ander stossenden klaren Zellen zusammengesetzt, bei der innern kommen ausser Körnchen auch noch einige faserige Elemente hinzu, die Hülle des Ganzen besteht aus platten 334 Keferstein und Ehlers: Zellen und trägt aussen in gesonderten Haufen Büschel von Cilien. Krohn hält die äussere Abtheilung des Bauch- strangs für ein Blutgefäss, welches den eigenthümlichen Nervenstrang völlig umhülle , da aber zwischen der Hülle und der inneren Abtheilung gar kein Hohlraum , sondern dicht gedrängt jene Zellen existiren, so können wir dieser Meinung nicht beistimmen und haben überhaupt von Blut- gefässen nichts gefunden. Was die Geschlechtsverhältnisse betrifft, so ist der Sipunculus ein Zwitter. Die Hoden sind jene beiden langen schlauchförmigen Drüsen, welche vor dem After nach aussen münden : die stecknadelförmigen Zoo- spermien, die einen sehr kleinen Kopf haben, entstehen in den Hodenzellen auf die gewöhnliche Weise. — Die Eier entstehen in rundlichen in der Cutis liegenden Schläuchen, welche an ihrer Oberfläche wimpern. Haben die Eier hier eine gewisse Grösse erreicht , so durchbrechen sie ihre Schläuche und treten durch die Oeffnungen der Körpermus- kulatur, die bei der regelmässigen Kreuzung der Ring- und Längsmuskeln übrig bleiben , in die Leibesfiüssigkeit, wo sie ihre Reife erreichen, bis sie wohl durch den Porus im Hinterende ins umgebende Wasser gelangen. In Betreff der Entstehung der Eier schliesst sich also der Sipunculus nahe an jene Würmer an, wie Alciope, Tomopteris, wo die Eier und bei ersteren, (welche Zwitter sind) auch die Zoo- spermien als Weiterbildung der Zellen unter der äusseren Haut entstehen. III. Anatomie undEntwickelung vonDolioIum. Die merkwürdigen Thatsachen über die Fortpflan- zungsweise der vonQuoy und Gaimard entdeckten Tu- nikatengattung Doliolum^'^) sind durch Krohn, ganz ^^) Den Namen Doliolum hatte schon vorher A. W. Otto an ein anderes Wesen aus dem Alittelrueere , seinem Doliolum medi- terraneum , vergeben , das als das Haus der Phronima sedeutaria seit ForsUSl bekannt ist, dessen Abstammung aber mit Sicherheit noch Auszug aus den Untersuchungen am Mittelmeere. 335 besonders aber durch Gegenbaur bekannt geworden, während sich mit der Anatomie ausser diesen beiden ge- nannten Forschern auch noch H u x 1 e y und Leuckart beschäftigten. Man kann sich den Bau unseres Thiers , das wir in Messina vom Januar bis April d. J. täglich beobachteten, dadurch versinnlichen , dass man es sich vorstellt wie ein an beiden Enden offenes Fässchen mit doppelten Wänden, deren Zwischenraum von den Eingeweiden und dem Blute gefüllt ist, und, die unbedeutenden Verbindungsfäden ab- gerechnet, nur an den Körpermündungen mit einander ver- bunden sind. Die Athemhöhle , in welche der Mund und After , wie die Geschlechtswerkzeuge münden und die durch die darin ausgespannten Kiemen noch beschränkt ist, wird also von der inneren Haut begränzt, während die äussere Haut die eigentlich äussere Körperhaut bildet. Beide Häute haben gleichen anatomischen Bau. Bei ganz jungen Individuen bestehen sie aus mehreren Lagen von 0,01 Mm. grossen runden Zellen, später bilden diese Zellen nur eine Lage und im ausgebildeten Zustande findet man eine dünne durchsichtige Haut mit vielen sternförmigen und runden Zellen oder Zellenrudimenten. Die Muskeln sind vollständige Ringe wie Tonnen- bänder und liegen an der Innenseite der äusseren Haut, mit dieser nicht verwachsen, sondern nur durch feine Fa- sern an sie geheftet. Sie bestehen aus mehreren Lagen einer Menge 0,003 Mm. feiner Fasern, in denen keine Kerne zu entdecken sind. Die Kiemen bilden eine doppeltwandige Scheidewand quer durch die Athemhöhle , ihr^ Hohlraum communicirt frei mit dem Blutsinus und jederseits eine Reihe cilienum- säumter Löcher gestatten dem Wasser den Durchtritt. Ent- nicht ausgemacht scheint. Schon delle Chiaje unterschied von diesem Wesen drei Arten nach der äusseren Skulptur. Uns scheint es zu einem salpenähnlichen Thiere zu gehören , da es genau den mikroskopischen Bau wie der Cellulosemantel der Salpen hat, auch chemisch nur den Gehalt von Spuren von Stickstoff anzeigt und in Natron ganz unlöslich ist. 336 Keferstein und Ehlers: weder ist die Kiemenscheidewand eine Ebene und hat je- derseits fünf Löcher (Dol. Müllerii) oder vier Löcher (Ge- neration B), oder die Scheidewand bildet eine stark gebo- gene Fläche, die Convexität nach hinten und hat jederseits bis über 40 Löcher (Dol. denticulalum und Generation C). Das Herz und der Herzbeutel sind im Ganzen wie bei den Salpen gebildet und die Richtung der Contractio- nen wechselt ebenso wie da. Die Blutkörper sind spär- lich; sie sind kuglig , 0,010 — 0,012 Mm. gross und zeigen mit Essigsäure einen Kern. Bei der Generation B befindet sich an der Hinterseite des Herzbeutels ein eigenthümliches frei durch die Bauchwand nach aussen mündendes roset- ten förmig es Organ. Im ausgebildeten Zustande be- steht es aus einem Körper, welcher aus sechs der Länge nach an einander gehefteten Lappen zusammengesetzt wird, und aus einer Mündung, welche von einem breit abstehen- den Kragen umgeben ist. Es besteht aus grossen runden Zellen. Ob der Hohlraum dieses Organs wirklich mit dem des Herzbeutels im Zusammenhange steht, war nicht aus- zumachen. Wegen der Funktion könnte man der Analogie der Lage nach an das bekannte Excretionsorgan am Herz- beutel der Pteropoden und Heteropoden denken. In Betreff des Ver d auun g sa p par a t s müssen wir auf die Abhandlung selbst verweisen. Das Nervensystem besteht aus einem grossen mit runden Zellen zusammengesetzten Gehirn , über dem bei Dol. denticulatum häuüg ein brennend gelber Pigmentfleck in der äusseren Haut liegt, und aus den davon ausstrah- lenden Nerven. Von den letzteren erwähnen wir hier nur die Endigungen. Ausser den Nerven, die mit den Mus- keln in einem kleinen dreieckigen Ansatz verschmelzen, enden eine grosse Zahl frei in der äusseren Haut in run- den 0,015 Mm. grossen Zellen mit 0,004 Mm. grossem Kern» Meistens hat die Nervenfaser sich vor diesem Ende in '6 — 5 Zweige getheilt, die dann alle in nahe zusammenliegenden Zellen enden. Solche Nervenendigungen sind über den ganzen Körper verbreitet, aber besonders schön sieht man sie in den Zacken, welche die vordere und hintere Körperöffnung umgeben. Der Keimstock der Generation B Auszug aus den Untersuchungen am iMittelmeere. 337 enthält besonders ausgebildete Nervenenden : jederseits tritt in ihn ein starker Nervenstanim ein, theilt sich einmal und jeder dieser vier Aesle tritt zu einer Gruppe in der äusseren Haut liegender Ganglienzellen , die auf ihrer nach aussen gekehrten Fläche mit langen steifen Borsten besetzt sind. Gerade solche wie die zuerst bescliriebenen Nerven- endigungen fanden wir bei Salpa democratica-mucronata. und ganz ähnliche auch bei Pterotrachea und Firoloides, hier die Ganglienzellen auch mit Haaren besetzt. Als Nase möchten wir eine hohle Verlängerung des Gehirns nach vorne ansehen, die sich auf der Rückenseite im Schlundwimperbande mit einer stark wimpernden Erwei- terung öffnet. Sie kommt allen Arten und Generationen zu; dies ist nicht der Fall mit dem Gehörorgane, das wir nur bei den verschiedenen Arten der Generation B fanden. Es ist dies ein hohles Bläschen, eine Einstülpung der äus- seren Haut, auf dessen Wand eine körnige Verdickung sitzt, die den runden, festen, aus organischer Substanz bestehen- den Otolithen trägt, zu welchem ein starker Nerven- zweig tritt. Was die Geschlechtsorgane betrifft, so ist Doiio- lum ein Zwitter. Die Mündungen des Hodens und Eier- stocks liegen unmittelbar neben einander, unten an der linken Seite im vorletzten Zwischenmuskelraum. Der Eier- stock ist ein rundlicher Körper, der vor seiner Mündung nach hinten liegt, er enthält bis sechs Eier in allen Ent- wickelungszuständen. Der Hoden ist länglich, kolben- förmig und liegt von seiner Mündung nach vorn , neben dem Endostyl. Häufig waren Eier und Samen in demselben Individuum zu gleicher Zeit reif. ^ Die grössten Merkwürdigkeiten bietet die Ent Wicke- lung durch die Aufeinanderfolge verschiedener Genera- tionen. Aus dem Eie der geschlechtlichen Generation, die wir mit A bezeichnen, entwickelt sich ein Doliolum, das in der Jugend an der Bauchseite einen grossen Schwanz trägt, wie die Larven der Ascidien , das geschlechtslos ist, aber an seiner Rückenseite hinten einen grossen Keimstock ent- wickelt : diese Generation bezeichnen wir mit B. Sie hat neun Muskelringe, den Otholithen und das rosettenförmige Archiv, f. Naturg. XXVI. Jahrg. 1. Bd. 22 338 Keferslein und Ehlers: Organ am Herzbeutel. An ihrem Keimstock entsteht die dritte Generation, auch ungeschlechtlich, die wir C nennen. Diese Generation besteht aber aus zweierlei Wesen, einmal die Sprossen in der Mittellinie des Keimstocks Cm, die ähnlich aussehen wie die Generation A, die einen Keim- stock an der Bauchseite tragen und an diesem Knospen entwickeln , die Geschlechtstheile haben und eben wieder die geschlechtliche Generation A sind , und zweitens die Sprossen der Seiten des Keimstocks Ci, die Gegenbau r zuerst beschrieb, und die auf den ersten Blick von sehr verschiedenem Baue von den übrigen Generationen erschei- nen. Diese Lateralsprossen haben keine Geschlechtstheile und auch keinen Keimstock und es ist uns unbekannt ge- blieben, ob sie überhaupt eine weitere Fortpflanzung be- sitzen. Von allen Generationen beobachteten wir verschiedene Arten , die uns bei der Generation B aber nicht gelangen auf die geschlechtlichen also namengebenden Formen zu reduciren , wir bezeichnen sie desshalb vorläufig mit ^B, ^B u. s. w. Generation A. Vorn 12, hinten 10 Lappen an der Körperöff'nung; 8 Muskelringe. Mündung der Geschlechtstheile im vorletzten Zwischenmuskelraum , an der linken Seite unten. Gehirn im dritten Zwischenmuskelraume. Dol. denticulatum Quoy et Gaimard. Dol. Ehrenbergii Krohn. Kiemen in einer stark nach hinten eingeknickten Schei- dewand, jederseits mit bis 45 Kiemenlöchern. Nase im er- sten Zwischenmuskelraume. Darm stark nach oben und rechts gebogen. Messina, Januar bis April. Sehr häufig. Dol. Müllerii Krohn. Kiemen in einer ebenen Querscheidewand , jederseits mit 5 Löchern. Nase im zweiten Zwischenmuskelraume. Darm wenig gebogen. Messina, Januar bis April. Selten. Auszug- aus den Untersuchungen am Mittelnieere. 339 Generation B. Vorn 10, hinten 10 Lappen an der KörperöfFnung, 9 Mnskelringe. Kieme ein ebenes Septum mit jederseits 4 Löchern. Nase im dritten , Gehirn im vierten Zwischen- miiskelraume. Otholith im dritten Zwischenmuskelraume an der linken Seite. Am Herzbeutel das rosettenförmigc Or- o-an. Keimstock an der Rückenseite im siebenten. Zwi- sclicnmuskelraiime entspringend. Dolioliim gen. ^B. Bis 10 Mm. lang , langgestreckt , so dass die grösste Breite nur y^ der Länge beträgt. IngestionsölTnung trom- petenförmig erweitert. Muskelringe so breit wie ihre Zwi- schenräume , oder breiter. Meistens schlaff und die Haut faltig. Sehr häufig (ist das Dol. Troschelii Krohn). Doliolum gen. ^ß- Bis 4 Alm. lang, von Tonnengestalt. Muskelringe höch- stens so breit wie ihre Zwischenräume. Das Thier ist straff. Der Darm läuft gestreckt. After im letzten Zwi- schenmuskelraume. Sehr häufig. Doliolum gen. 3B. Wie .ß, aber mit scharf nach oben gebogenem Darme. After im sechsten Zwischenmuskelraume. Selten (ist das Dol. Nordmannii Krohn). Doliolum gen. ^B. Bis 7 Mm. lang, von Tonnengestalt, Muskelringe breiler als ihre Zwischenräume, bis zur gegenseitigen Berührung. Darm gestreckt. Selten. Generation Cm. In allen Theilen der Generation A ähnlich , nur dass die Geschlechtstheile fehlen und im sechsten Zwischenmus- kelraume an der Bauchseite der Keimstock sitzt , dessen ßasaltheil der Stiel selbst ist, an dem das Thier am Keim- stocke von B befestigt war. Die beiden beobachteten Ar- ten konnten auf die geschlechtlichen Formen reducirt wer- den, da an ihren Keimstöcken hinreichend grosse Knospen waren, um zu sehen, welche der geschlechtlichen Arten dies waren. 840 Keferstein u. Ehlers: Auszug a. d. Unters, am Miltelmeerc, Dol. denticulatum gen. Cm. Kiemen in einer stark geknickten Scheidewand, mit je- derseits bis über 40 Kiemenlöchern. Nase im ersten, Ge- hirn im dritten Zwischenmuskelraume. Darm gebogen. Sehr häufig. Dol. Müllerii gen. Cm. Kiemen in einem ebenen Septum, jederseits mit 5 Lö- chern. Nase im zweiten, Gehirn im dritten Zwischenmus- kelraume. Selten. Heber das Ammengeschlecht Corymorpha und seine Arten^ nebst den von diesen aufgeammten Kledusen, Von n. Sars. Uebersetzt aus Forhandl. i Vid. Selsk. i Christiania for 1859 vom Herausgeber. Im Jahre 1835 machte ich (Beskr. og Jagtt. over Dyr ved den Bergenske Kyst p. 6 — 10. Tab. 1. Fig. 3) einen von mir in der Nähe von Bergen entdeckten kolossalen neuen Hydroiden unter dem Namen Corymorpha nu^ons, bekannt. Später wurde dieselbe Form bei den Orkney-Inseln von den englischen Naturforschern Forbes und Goodsir gefun- den (Annais of nat. bist. 1840. Vol. V. p. 309). In einer im Jahre 1853 erschienenen inhaltsreichen kleinen Schrift (The marine Invertebrata of Grand Manon) von dem amerikanischen Zoologen und Weltumsegler W. Stimpson wird berichtet (p. 9) , dass meine Corymorpha nutans in grosser Menge bei Grand-Manan, Fundybay vor- komme. Da er indessen keine nähere Beschreibung von dem von ihm beobachteten Thiere giebt, und da sich, wie wir unten zeigen werden, in den nordischen Meeren meh- rere, einander sehr ähnliche, aber doch specifisch verschie- dene Formen von Corymorpha finden , muss es noch für zweifelhaft angesehen werden, ob die amerikanische wirk- lich mit C. nutans identisch ist. Das eben Erwähnte war Alles , was über diese Hy- droidengattung veröfFentlich war, von welcher man dem- nach annahm, dass sie auf die nordischen Meere beschränkt 342 S a r s : sei , imd von welcher nur eine cinzig-e Art bekannt war, bis Prof. Steenstriip im Jahre 1854 (Vidensk.Meddelelser fra den naturhist. Forening i Kjöbenhavn, 1854. p. 46) eine zweite und zwar tropische Art dieser Gattung- von Rio-Ja- neiro unter dem Namen Corymorpha Januarii bekannt machte. Ferner ist ein von 0. Schmidt bei Loppen in Fin- marken beobachteter und in seinem Handatlas der vergleichen- den Anatomie , Jena 1854. Tab. 9. Fig. 2 abgebildeter Hy- droide , welchen er , ohne ihn näher zu beschreiben , zu einer neuen Gattung unter dem Namen Amalthaea uvifera macht, ganz sicher eine , und wie es scheint , neue Art meiner Gattung Corymorpha. Es ist daher nicht richtig, wenn Leuckart in seinem Jahresberichte (Archiv für Na- turgeschichte 1854. il. p.443) ihn mit der von mir (Reise i Lofoten og Finmarken p. IM) im Jahre 1850 aufgestell- ten Myriothela arctica identiliciren will, welche nicht allein specifisch, sondern auch generisch verschieden ist. Endlich hat Alder (Catalogue of the Zoophytes of Northumberland and Durham 1857. p. 18) nachgewiesen, dass ein von Johns ton (Hist. of ßrit. Zooph. p. 463. Fig. 79 a) unvollständig beschriebener und zur Gattung Hy- dractynia gebrachter Hydroide eine neue Art Corymorpha, C. nana Alder, sei. Ausser der längst bekannten Cor. nutans habe ich zu verschiedenen Zeiten an der nordischen Küste noch drei andere neue Arten gefunden, wodurch also die Artenzahl der Gattung auf 7 steigt, von denen 6 nordisch (drei so- gar arktisch) und eine tropisch sind. In Hinsicht auf die Bestimmung der Arten haben die- selben soviel Gemeinsames in der Form des Körpers und der Tentakeln, und die Anzahl der letztern scheint so we- nig- bestimmt und dabei nach dem Alter veränderlich zu sein, dass es überaus schwierig bleibt diese Formen ge- nügend zu unterscheiden und zu kennzeichnen. Das beste und sicherste Merkmal geben nach meiner Erfahrung die von ihnen producirten Medusensprossen. Nach Form und Bau von diesen, und mit Hinzufügung einiger anderen frei- lich minder sicheren Verhältnisse habe ich versucht , die von mir beobachteten Arten zu charakterisiren. üeber das Amniengeschlecht Coryinorpha. 343 1. Corymorpha nutans Sars. Sars , Beskr. og laglt. over Dyr ved den ßergenske Kyst 1835. p. 6 Tab. 1. Fig. 3, a— f. Forbes and Goodsir, Annais of Nat. Hist. 1840. Vol. 5. p. 309. Johns ton, History of Brit. Zooph. p. 54. Tab. 7. Fig. 3—6. Proles hydriformis 3 — 4 pollicaris , lentaculis inferio- ribus filiformibus longissimis uniserialibus 40 — 50, superiori- bus brevissimis numerosissiniis sparsis; pedunculis gemmi- geris circiter 15 — 20, tenuibiis , longiusciilis, ramosis, ra- mulis alternantibus apice genimis medusinis numerosis mi- nimis dense accumulatis obsitis. Proles medusiformis decidua , pallio campanulato apice conico , canales quatiior radianles exhibente, antice aperto margine oblique truncato ibiquc bulbis quatuor marginali- bus aequidistantibus ornalo , quorum unus solummodo in cirrum cylindricum porrectum evolvitur. Im Jahre 1830 fand ich zuerst diese Art bei Glesvaer bei Bergen in einer Tiefe von 30 — 40 Faden auf schlam- migem Sande, später bei Manger 8 — 10 Faden tief auf Sand- boden, und endlich auf meiner ersten nordischen Reise im Jahre 1849 bei Reine auf den Lofoden an Vestfjorden ein Paar Exemplare, die der folgenden in grosser Menge vor- kommenden Art beigemengt waren, in 40 — 50 Faden Tiefe, auf sandgemischtem Schlamme. 2. Corymorpha Sarsii Steenstrup. Corymorpha nutans, Sars Reise i Lofoten og Fin- marken, Nyt Magazin for Naturvid. 1850. Vol. 6. p. 135. Corymorpha Sarsii, Steenstrup Meddel. fra d. na- turh. For. i Kjöbenh. 1854. p. 48. Proles hydriformis 2—3 pollicaris, tentaculis inferiori- bus filiformibus longissimis uniserialibus 30 — 40, superiori- bus numerosissimis brevissimis sparsis ; pedunculis gemmi- gcris 8 — 10 , tenuibus , brevissimis, apice divisis, gemmis medusinis paucis maximis obsitis. Proles medusiformis decidua, pallio elongato-campanu- lato apice rotundato, canales quatuor radiantes exhibente, antice aperto , margine recto ibique bulbis seu cirris mar- 344 Sars: ginalibiis enascenlibus qiiatiior aequidistantibus , omnibus acqiialibus, ornato. Diese von mir im Jahre 1849 entdeckte Form ist bis- her nur in Yestfjorden bei den Lofoden gefunden, Y2 Meile ostwärts von Reine (67^ 57' N. B.) in einer Tiefe von 40 — 50 Faden auf schlammigem Sandboden, wo sie recht häufig ist, und oft mit den langen Tentakeln in den Maschen des Schleppnetzes verwickelt heraufgezogen wird. 3. Corymorpha uvifera (Amalthaea) Schmidt. Amalthaea uvifera, 0. Schmidt Handatlas der vergl. Anat. Tab. 9. Fig. 2. Bei der Insel Loppen in Finmarken auf 1 Faden Tiefe, sandigem Grunde. Von den beiden vorhergehenden Arten unterscheidet sich diese Form durch ihre geringere Grösse (1" oder wenig mehr) , kürzere untere und weniger obere Tentakeln. In Beziehung auf ihre Medusensprossen scheint sie C. Sarsii zunächst zu stehen, da sie nach Schmidt's Abbildung vier gleichgrosse Randknoten hat, welche jedoch hier verhältnissmässig weit grösser sind als bei jener Art. 4. Corymorpha? annulicornis Sars, nov. spec. Proles hydriformis ^/'^ pollicaris, tentaculis inferioribus filiformibus longioribus annulosis 20, superioribus 8 — 10 uniserialibus brevissimis apice globoso; pedunculis gemmi- geris brevissimis, gemmis medusinis maioribus et pauciori- bus obsitis. Frolcs medusiformis decidua, pallio breviter campanu- lato, canales quatuor radiantes exhibente, antice aperlo, margine bulbo seu cirro marginali unico magno , conico elongato vel cylindrico, introrsum flexo, caeterisque tribus indistinctis, ornato. Diese kleine sehr distincte Form , welche ich jedoch nicht ohne einigen Zweifel in die Gattung Corymorpha stelle, ist mir nur ein einziges Mal bei Floröe, Bergens Stift in zwei Exemplaren auf 30 — 40 Faden Tiefe und schlammigen Grunde vorgekommen. Sie weicht in mehreren Rücksich- ten, nämlich durch die geringelten und mehr contractilen unteren Tentakeln, die geringe Anzahl der nur einen ein- zigen Kreis bildenden und in einen Knopf endenden oberen lieber das Aiiimengeschlecht Coryniorpha. 345 Tentakeln, ziemlich weit von den übrigen Arten der Gat- tung ab und nähert sich an Tubularia, so dass sie wirklich ein verbindendes Glied zwischen diesen Ammengeschlech- tern zu bilden scheint. 5. Corymorpha nana Alder. Hydractinia spec. , Johns ton Hist. of Brit. Zooph. p. 463. Fig. 79, a. Corymorpha nana, Alder Catalogue of the Zooph. of Northumberland and Durham p. 18. Tab. 7. fig. 7, 8. Sehr klein (nur Vj Zoll lang), kolbenförmig, nach un- ten viel schmaler; die unteren langen Tentakeln 15 — 20 an Zahl, die oberen kurzen und wenig zahlreichen (nach der Abbildung etwa 10) in einen einzigen Kreis oder Kranz gestellt, wie bei meiner C. annulicornis. Medusensprossen unbekannt. An der Küste von England. 6. Corymorpha Januarü Steenstrup. Steenstrup, Yidensk. Meddel. fra d. naturh. For. i Kjöbenhavn 1854. p.46. Bei Rio -Janeiro. Dies ist die grösste bekannte Art der Gattung (6" lang) und ausgezeichnet durch die grosse Anzahl der unteren oder langen Tentakeln (etwa 80) und der sprossentragenden Stiele (etwa 40) , deren Medusen- sprossen durch den schief abgeschnittenen vordersten Rand ihrer Kuppen denen von C. nutans zu gleichen scheinen, und durch die vier fast gleichgrossen Randknoten den von C. Sarsii aufgeammten. 7. Corymorpha glacialis Sars, nov. spec. Proles hydriformis 4 — 5 pollicaris , tentaculis inferiori- bus üliformibus longissimis uniserialibus 40—50, superiori- bus numerosissimis brevissimis sparsis ; pedunculis gemmi- geris 30 — 35, brevioribus, crassis, indivisis aut solummodo ramulis nonnullis brevissimis, gemmis medusinis paucis mi- noribus sparsis, singulis aut pluribus accumulatis, obsitis. Proles medusiformis sessilis (nunquam decidua), pallio ovali absque canalibus radiantibus et bul!)is (cirris) margi- nalibus, undiqne clauso, in aliis animalibus, altricibus ova, in aliis spermatozoa includens. Diese durch ihre Medusensprossen merkwürdige und 346 Sai-s: von allen vorhergehenden abweichende Gestalt ausgezeich- nete Art fand ich auf meiner letzten nordischen Reise im Sommer 1857 im Varangerfjorden bei Nadsoe (70^ N. B.j, wo sie selten und einzeln in 60 — 80 Faden Tiefe vor- kommt, aber ziemlich häufig in 80 — 120 Faden Tiefe, auf weichem Thonboden und steinigem Grunde , festgewachsen mit ihrem untersten Ende an Sandpartikeln oder zuweilen an feine rothe Algen. In Verbindung damit theilte darauf der Verfasser die Beschreibung einer neuen bei Floröe , Bergens Stift, ge- fundenen freischwimmenden Meduse mit , welche so grosse Aehnlichkeit mit einigen der von Corymorpha aufgeammten Medusensprossen zeigt , dass es ihm wahrscheinlich vor- kommt, dass sie von einer Art dieses Ammengcschlechles stammt. Sie grehört zu der von Forbes aufgestellten Gat- tung Steenstrupia, von deren vier bekannten Arten (S. rw- bra Forb., S. ßaveola Forb., S. lineata Leuck. und die von Steenslrup beobachtete von Coryne fritillaria Stp. auf- geammte Art, welche mit dem Namen S. fritUlariae be- zeichnet werden kann) sie durch folgende Charaktere ab- weicht: Steenstrupia globosa Sars, nov. spec. Proles hydriformis ignota. Proles medusiformis V3 pollicaris , pallio globoso-cam- panulato, hyalino, margine anteriore oblique truncato, po- stice rotundato absque appendice; bulbis marginalibus qua- tuor, rubris, aequidistantibus , de quorum uno prominente longe maiore cirri marginales tres longissimi, basi bulbosa connati , de caeteris tribus vcro nulli , exeunt ; proboscide cylindrica rubra , extra marginem pallii non porrecta, ore simplici. SehlussbemerkuDgen. Das Ammengeschlecht Corymorpha bietet in mehreren Hinsichten ein nicht geringes Interesse dar. Es war einer lieber (his Animengeschlechl Corymorpha. 347 der ersten Ilydroidcn, bei welchem die wichtige physiolo- gische Tiialsache nachgewiesen wurde (193^)-, dass die zu dieser Thiergruppe gehörenden Formen niclits Anderes sind, als eine vorhergehende Generation oder sogenannte Am- men von Medusen , nämlich von den niederen Medusen (Cryptocarpae Esch. , Gymnophthalmata P'orl). , Graspcdota Gegenb.j, welche sich also im Wege des Generationswech- sels entwickeln. Sie zeichnen sich ferner durcli ihre colossale Grösse im Verhältnisse zu allen anderen bisher bekannten Hydroi- den aus, so wie dadurch, dass sie immer einzeln oder so- lilär vorkommen, niemals zusammengesetzt, oder mehrere Individuen zu einer Colonie vereinigt. Die Colonienbildung scheint nämlich sonst die Regel bei den Hydroiden zu sein: alle bisher bekannten Gattungen und Arten, selbst die, welche man lange Zeit für einzelne gehalten hat, sind durch neuere Untersuchungen als proliferirende und daher Colonien bildende erkannt werden ^''). Die einzigen bisher bekannten beständig solitären (also niemals proliferirenden oder Colonien bildenden) Hydroi- den sind die von mir aufgestellten beiden Gattungen Co- rymorpha und Myriothela (Reise i Lof. og Finm. p. 134, und ausführlich beschrieben in Forhandl. ved de skand. Xaturforskcres Tde Mode i Christiania 185G. p. 194 — 201). Die Gattung Hydra (die bekannten Süsswasserpolypen), welche ausserdem von allen anderen Hydroiden durch das Vermögen sich von der Stelle zu bewegen , und durch die Production von hydraförmigen, dem Muttcrlhiere gleichen- den, a b fa 1 1 end e n Sprossen, abweicht, verbindet auf eine besondere Weise die solitären mit den coloniebildenden Hydroiden , indem sie bald , wenn sie nämlich keine Brut Ich habe so bereits vor mehreren Jahren unsere gewöhnliche, bisher als ein einzelnes Thier beschriebene Coryne squaniata Müll. (Clava mnlticornis For>k.) als prolifcrirend an ihrer Basis, und somit Colonien bildend erkannt , eine Beobachtung, welche auch vor Kur- zem durch Wright CEdinb. Thilos. Journ. 1857. Vol. VI. p. 79) be- stätigt worden ist. o48 S a r s : hat, solitär ist, bald, wenn sie proliferirt oder Knospen treibt, eine zeitweilige Colonie darstellt, welche sich nach kurzer Zeit auflöst , indem sich die durch die Prolification entstandenen hydralörmigen Jungen allmählich von dem Mutterthiere ablösen. Aus den oben mitgetheilten Beobachtungen wird man gesehen haben, dass die Gattung Corymorpha Medusen von sehr verschiedener Beschafl'onhcit aufammt. Fünf von den bekannten Arten produciren nämlich vollkommen wohl or- ganisirte Medusen , welche sich von ihrem Ammenthiere ablösen und ein vollständig umherschwimmendes Leben führen , in welchem Zustande sie erst Gencrationsorgane entwickeln und sich fortpflanzen. Sie zeigen sich also zu der grossen Gruppe der sogenannten niederen Medusen (Cryptocarpae Esch. , Gymnophthalmata Forb. , Craspedota Gegenb.) gehörig. Eine Art dagegen, Corymorpha glacia- lis, producirt statt dessen Medusen, welche schon sogleich mit Generationsstofl'en ausgerüstet , aber übrigens äusserst einfach und unvollkommen gebaut und bestimmt sind si- tzend oder in beständiger Verbindung mit ihrem Ammen- thiere zu bleiben , bis sie , nachdem sie ihre Geschlechts- stoffe entwickelt und ausgeleert haben , sich auflösen und vergehen. Man sieht hier ein neues Beispiel, wie sehr ähnliche Ammenthiere eine sehr verschiedene Medusenbrut aufam- men können. Die Wissenschaft entbehrt nicht anderer ähn- licher Beispiele. So z. B. producirt nach van Beneden Tubularia Dumorlieri Vanb. vollkommene abfallende, T. la- rynx Ell. et Sol. (T. coronata Vanb.) unvollkommene ses- sile Medusen. Ebenso animt nach meinen eigenen Beob- achtungen Podocoryna carnea Sars und P. Tubulariae Sars vollkommene abfallende, P. Sarsii Steenstr. und P. fucicola Sars dagegen unvollkommene sessile Medusen auf. Bei- derlei sprossen bei allen diesen Hydroiden, wie bei Cory- morpha, als Knospen von derselben Stelle an den Ammen- thieren hervor , sie haben dieselbe Entwickelungsweise, dieselbe Form und Organisation bis zu einem gewissen Stadium, worauf die, welche bestimmt sind sessil zu blei- ben , in ihrer Entwickelung stocken, während die, welche lieber das Ammengosclilecht Corymorpha. 349 ein selbstständiges freies Leben zu führen bestimmt sind, sich weiter zu dem vollkommenen Medusentypus entwickeln. Durch diese complicirten Verhältnisse vermehren sich in hohem Grade die Schwierigkeiten , die Hydroiden nach ihrer geschlechtlichen Generation zu classificiren, die Me- thode, welche allerdings am meisten mit den in der Zoolo- gie gewöhnlich angenommenen Principien übereinstimmt, und welche auch von Gegenbaur in seinem übrigens vortrefflichen „Versuch eines Systems den Medusen" (Zeit- schrift f. wiss. Zoologie 1856. Vol. 8. p. 202—272) in An- wendung gebracht ist , indem er zu jedweder Medusenart, so weit es bekannt ist , die Ammenform (den Hydroiden) hinzufügt, wovon sie abstammt. Aber, abgesehen davon, dass eine solche Classification für die Zeit, wo wir noch nicht die Ammen der mannichfaltigen Medusen, und umge- kehrt nicht die von vielen Hydroiden aufgeammten Medu- sen kennen, sich nicht vollständig in der Praxis ausführen lässt, würden wir durch diese Methode dahin kommen, alle von Hydroiden aufgeammten sessilen Medusen von den von ähnlichen Ammen hervorgebrachten frei lebenden zu tren- nen, und sie in verschiedene Abtheilungen zu stellen, un- geachtet sie in der Wirklichkeit nahe zusammengehören. Gegenbaur hat auch nicht versucht die ersteren zu klas- sificiren , ja er übergeht sie sogar ganz mit Stillschweigen in der von ihm gegebenen systematischen Uebersicht der Medusen. Und doch können diese sessilen Medusen in kei- ner Weise von der grossen Gruppe der freischwimmenden niederen Medusen geschieden werden , von denen sie nur niedere Formen sind, die auf einer niederen Stufe der für beide gemeinschaftlichen Entwickelung stehen geblieben sind. Als einen schlagenden Beweis für beider Homologie kön- nen wir endlich anführen , dass sich vollständige Ueber- gangsformen zwischen ihnen finden. So haben nach Lo- ven die von Laomedea geniculata Müll., und nach Stre- thil Wright die von L. dichotoma W\ aufgeammten ses- silen weiblichen Medusensprossen Strahlgefässe und ent- wickelte, bewegliche (contractile) Randfäden (wogegen die männlichen bei diesen beiden Arten nach Schultze und Wright keine Strahlengefässe besitzen und weniger und 350 Sars: kürzere Randfäden haben); die gleichfalls sitzenden von Syncoryna ramosa Loven aufgeammten Medusensprossen haben auch Strahlengefässe und Randknoten oder rudimen- täre Randfäden, und die Kuppen bei den letzten zeigen noch eigenthümliclie Bewegungen von Systole und Diastole. Diese drei Medusensprossen von Hydroiden stehen also, oborleich sie sessil sind , auf einer höheren Stufe der Ent- Wickelung als dieselben bei Corymorpha glacialis und die oben erwähnten Arten von Tubularia und Podocoryna, die der Strahlgefässe und Randfäden ermangeln und unbeweglich sind. — Durch Classification der Hydroiden allein nach der geschlechtlichen Generation oder den von ihnen aufgeammten Medusen würde man gleichfalls auf eine unnatürliche Weise dazu kommen die ähnlichsten Ammenformen w^eit von ein- ander zu trennen, was um so weniger richtig sein würde, als die Art bei diesen Thieren offenbar nicht vollständig durch die geschlechtliche Generation repräsentirt wird, die oft minder vollkommen organisirt ist , und sozusagen ein viel kleineres Stück ihrer Entwickelungsgeschichte um- fasst als die Ammengeneration. — Wir thun daher unzwei- felhaft recht , wenn wir das Verfahren aufgeben, w elches wir bei der Classification der höheren Thiere gewohnt sind, nämlich den Artbegriff als vollständig ausgedrückt in zwei Einzelwesen, dem geschlechtsreifen Männchen und Weib- chen, zu betrachten. Sowohl bei den Thieren, die wir hier behandeln, als auch bei allen anderen, die dem Gesetze des Gererationswechsels unterworfen , und deren verschiedene Entwickelungsstufcn durch verschiedene mit eigenthümlichen Eigenschaften begabte Einzelwesen dargestellt sind , wird der Artbegriff erst vollständig durch Aufnahme der Merk- male sämmtlicher in cyclischer Entwickelung auf einander folgender Generationen. Es wird unzweifelhaft bei dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft sowohl leichter als zweckmässiger sein, die Hydroiden (Ammenthiere) für die Classification der nie- deren Medusen zu Grunde zu legen, und zu jeder Art der- selben die von ihr aufgeammten Medusen hinzuzufügen, aber auch bei dem Aricbarakter gebührende Rücksicht auf Ueber das Amrnengeschlecht Corymorpha. 351 beide Generationen, ,.ProIes hydriformis" sowohl als ..Proles medusiformis,'^ zu nelimen. Dass man inzwischen, wie früher, Ibrtfährt, alle neu beobachteten Ammenformen (Hydroiden) sowohl , als die freischwimmenden Medusen, oder beide Generationen, jede mit einem eigenen provisorischen Namen zu bezeichnen, gereicht keinesweges, so wie leider das ganze übrige Heer von Synonymen, zu einer weiteren Beschwerde für die Wis- senschaft. Nichts ist leichter, als später, wenn die andere zugehörige Generation bekannt wird, beide Formen zusam- menzutragen, und sie entweder mit einem einzigen defini- tiven, oder wie man z. B. bei den Salpen thut , mit einem doppelton Speciesnamen zu bezeichnen. Bonn , Druck von C, Georgi. Taf/. m?i?. Ta£.Jl. F Müller, Kroliu et Sordelli del C.P-Sctoidtlük. /S6f. Tr^fM. V /. _E Grti^'^i- lif/ ^uirr ITrr • /S6ry. vf'^/-W^ y^/ ^ft^r 7h' f^A^/- .rr- /»/// >vh f/f/ J^ur^o 7h>.'r/u/ /