?gc;>^. sä--^- wm /Äaü^s,.-^ "^ ,^i^-^ ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON. IN verbinditnct mit PROF. DH. LEU CK ART IN GIESSEN H E R A l' S (i E (i E B E N Db r. H. TROSCHBI., rR(iFLS80R AN DER FRIEDRICU-WIEHELMS-LNIVERSITAT ZU BC^NN. ZWEI UND DREISSIGSTEB JAURGANG. Erster Band. Mit zehn Tafeln. Berlin, Nicolais che V er iags b uciiliand hing. (A. Eifert und L. Lindtner.) 1866. Inhalt des er st eii B aiidcs. Seite Die ('ladocereii des frischen HafiTs nebst Bemerknngeii über anderweitig vorkommende verwandte Arten. Von Dr. J. E. Scho edler. Hierzu Tafel I— III . . . 1 Ueber ostasiatische Echinodermen. Von Dr. E, v. Märten s (Fortsetzung) ......... 57 Zu B ö l s c h e Zusammenstellung der Echiniden aus der Gruppe der Diaderaiden. Nachtrag zu Bd. 31. S. 324 . . 89 Ueber Actinometra Bennetti und eine neue Comatula-Art (An- tedon Dübenii). Von W i Ihelm B ö Ische . . 90 Die Murmelthiere und Zieselmäuse Polens und Galiziens. Von Ernst Schauer in Krakau. Hierzu Taf. IV . ,. 93 Ueber ein paar neue Chilenische Säugethiere. (Vespertilio ma- gellanicus , capucinus , Desmodus d'Obignyi Waterh.. Canis patagonicus). Von Dr. K.A.Philippi. . . 113 Kurze Beschreibung einiger chilenischen Zoophyten. (Plexaura arbuscula, rosea, platyclados, Dynamene bidentata. Ser- tularia Actoni, Cellaria tenella). Von Dr. B. A. P h i 1 i p p i 118 Beiträge zur Fauna Chile's. (Pteroptochus castaneus . Sterna luctuosa, Synallaxis Masafucrae, Numenius microrhyn- chus). Von Dr. R. A. Philip pi und L. Landbeck. 121 Ueber ostasiatische Echinodermen. Von Dr. E. v. Märten s. (Fortsetzung) 133 Ein Beitrag zur ichthyologischeu Fauna der Inseln des Grünen Vorgebirges. Von Troschel. Hierzu Taf. V . . 190 Georg Fabricius als Naturhistoriker. Ein Beitrag zur Ge- schichte der Naturkunde in Sachsen im sechszehnten Jahrhundert.' Von Dr. med. Thierfelder sen. 240 Ueber Dasypus gigas Cuv. Von Prof. Dr. F. Krause . 271 Verzeichniss der von Dr. Gundlach auf der Insel Cuba ge- sammelten Chrysomelinen. Von Dr. E. Suffrian 281 äicy IV Inhalt. Seite lieber die Anneliden-Gattung Sphaerodorum Oerst. und einen neuen Repräsentanten derselben: Sphaerodorum Clapa- redii. Von Dr. Richard Greeff. Hierzu Taf. VI . 338 Ueber Autolytus prolifer. Von Dr. Richard Greeff. Hierzu Taf. VII 352 Fernere Berich tigung über die Thierpflanze und Beschreibung eines neuen Insektes. Von Prof. delCastillo in Mexico. Mitgetheilt von dem Geheimen Bergrath Dr. Burkart. Hierzu Taf. VIII 368 Beiträge zur Kenntniss der istrischeu Amphipodenfauna. Von Prof. Dr. Ed. Grube. Hierzu Taf. IX und X . . 375 Die Cladocereu des frischen Haffs nebst Bemerkungen über anderweitig vorkommende ver- wandte Arten. Von Dr J. E. Schoedler. (Hierzu Taf. I— III.) Im Juli V. J. (1863) gewährte mir ein kurzer Auf- enthalt in dem recht empfehlenswerthen Ostseebade Kahl- berg die Gelegenheit, mich nach den kleinen Krustern des frischen Haffs umzuthun. Mir kam dies sehr er- wünscht, weil ich hoffen durfte, in diesem Gewässer viel- leicht eine jener noch weniger bekannten Arten wieder- zufinden, welche durch S. Fischer und Andere vor- zugsweise in schwach -salzigem Wasser beobachtet wor- den sind. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht, und im Ganzen genommen , blieb auch die hier gewonnene Ausbeute hinter meinen Erwartungen zurück. Letzte- res habe ich aber wohl zum Theil der Ungunst der vor- wiegend herrschenden stürmischen Witterung zuzuschrei- ben, über welche auch die Fischer der frischen Nehrung sich in vielen Klagen ausliessen, und welche mich unter Anderem verhinderte, meine Excursionen bis zu dem Ufer des reizend gelegenen Klosters Cadincn auszudehnen. Bis hieher konnte ich leider nur. ein Mal und zwar auf wenige Stunden per Dampfschiff gelangen. Zu meinem Bedauern konnte ich diese aber nicht einmal den kleinen Krebsen widmen , die hier längs des flachen mit üppi- gem Schilf- und Binsenwuchs bestandenen Ufers sicher- lich in noch grösserer Anzahl vertreten sein dürften, als bei Kahlbcrg. Doch, um nicht undankbar zu erscheinen, will ich bekennen, dass das so fischreiche Haff mich auch an dem Kahlberger Ufer, wie zu erwarten stand, an Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 1 2 Schoedler: Branchlopoden, wie an Entomostraceen, nicht leer ausge- hen liess. Das HaiF ist nämh'ch auch in dieser Gegend sehr flach und auf weite Strecken hin mit Binsen be- standen, zwischen denen sich, zumal an sonnigen Tagen, zahlreiche Conferven - Massen , wie schwimmende kleine Inseln, ausbreiten. Dieser überaus üppige Binsenwuchs hat, beiläufig bemerkt, für die Bewohner der frischen Nehrung eine grosse Bedeutung ; indem er ihnen gewis- sermassen den Mangel der Wiesen ersetzt und die Ueber- winterung des Viehstandes ermöglichen hilft. Für die Gruppe der Cladoceren, auf welche ich im Anschlüsse an meine früheren carcinologischen Beiträge diese Mittheilungen beschränken will, habe ich in dem frischen Haff folgende Repräsentanten vorgefunden; a. Sididae. 1. Sida crystallina. Müll. 2. Daphnella brachyura Liev. b. Daphnidae. 3. Hyalodaphnia Kahlbei^giensis mihi. 4. Simocephalus serrulatus Koch. 5. Simocephalus vetulus Müll. 6. Scapholeberis cornuta (De Geer). 7. Bosmina gibbera mihi. c. Ly7iGeidae, 8. Acroperus leucocephalus Koch. 9. Peracantha truncata Müll. 10. Pleuroxus aduncus (Jur.) und 11. Alona lineata Fisch. Befremdet hat mich, dass ich unter den hier obwal- tenden Verhältnissen keinen einzigen Vertreter der Po- lyphemiden angetroffen habe. Den unter No. 3 und 7 aufgeführten Daphniden habe ich aus der Berliner Lokalfauna folgende Arten anzu- schliessen: 12. Hyalodaphnia Berolinensis mihi. 13. Bosmina rotunda mihi. 14. Bosmina longicornis mihi. 15. Bosmina longirostris Müll. Die Cladoceren des frischen Haffs. 3 16. Bosmina cormita Jnr. und 17. Bosmina curvirostris Fisch. Für die Mehrzahl jener HafF- Cladoceren wird es genügen^ auf frühere Mittheilungen zu verweisen. So will ich von der Sida crystallina des frischen HafFs in Bezug auf früher hervorgehobene Art - Differenzen ^) hier nur ausdrücklicli bemerken^ dass dieselbe mit der Müller'- schen Art vollkommen übereinstimmt, und somit nicht mit der bei Königsberg i. Pr. beobachteten Sida Zadda- chii zusanmienfällt, welche in der Ausrüstung der Ruder- antennen von jener abweicht. Wenn man von den ungegliederten, fein gezähnel- ten Dornen absieht, welche sich an Stamm und Acsten der Sida finden, so lässt sich die Anzahl und Stellung der doppelt gegliederten Ruderborsten bei der Sida cry- stallina Müll., von dem Basalgliede aufwärts gezählt, über- sichtlich durch folgende Formel darstellen: ^ — = — 1 + 45 Ruderborsten, von welchen die über dem Strich ver- zeichnete Anzahl sich auf den längeren, dreigliedrigen Ast, die unterhalb des Striches aufgeführte Zahl dagegen auf den kürzeren, zweigliedrigen bezieht. Mit dieser An- gabe stimmen auch die Beobachtungen De Geer's über- ein. Gleiches gilt von den Mittheilungen Lievin's, welcher die Sida crystallina bei Danzig beobachtet hat, und ebenso verhält es sich mit den Wahrnehmungen, welche W. Baird in England, LiUjeborg in Schwe- den und S. Fischer an seiner „Sidaea crystallina" aus der Umgegend von Fall in Esthland gemacht hat. Mir selbst ist die Sida crystallina aus dem frischen Haff und aus sieben verschiedenen Fundorte-n der Berliner Umge- gend bekannt, nämlich aus der Spree, Flavel , aus dem Plötzensee in der Jungfernhaide, dem Grunewaldsee bei dem Jagdschloss Grunewald, aus dem Hahlen-See bei Witzleben, aus dem Tegeler-See und dem Rhedenkanal bei Rüdersdorf. Aus allen diesen Fundorten mit Aus- 1) Cf. Seh öd 1er, Neue Beiträge zur Naturg. der Cladoce- ren S. 70. 4 Schoedler: nähme des Plötzensees aber sind mir bisher nur Exem- plare mit der oben angegebenen Ausrüstung der Kuder- antennen zu Gesicht gekommen. Aus dem Plötzensee dagegen habe ich im vorigen Jahre auch Individuen ver- schiedener Altersstufen mit — — , also mit — Ruder- 1+4: ' 5 borsten beobachtet, und im Mai d. J. auch zwei ausge- v^achsene Weibchen mit — --. also ebenfalls — - Ru- 1-1-4 5 derborsten, aber in abweichender Vertheilung. Ein drit- tes Thierchen hatte sogar eine ungleiche Borstenzahl an der rechten und linken Ruderantenne aufzweisen, nämlich — , also --- auf der rechten und — :. ^— , 1 -j-4 ' 5 1 + 4 also — Ruderborsten auf der linken Seite. 5 Als ich das ^-Verhältniss im März v. J. zum er- o sten Mal wahrnahm, hielt ich es für den Ausdruck einer noch nicht beendeten Entwickelung. Da ich dieselbe Wahrnehmung aber später auch an völlig ausgewachse- nen Thieren vielfach zu wiederholen Gelegenheit hatte, erschien eine solche Deutung nicht stichhaltig. Leider missglückte mir der Versuch, an abgesonderten Weibchen dieser Varietät junge Brut aufzuziehen , an welcher be- sagter Zweifel leicht zu heben gewesen sein würde. Auf- fällig ist mir nur, dass ich an den wenigstens ebenso so zahlreich untersuchten Exemplaren der Spree niemals eine derartige Abweichung von der normalen Ausrüstung wahrgenommen habe. In allen diesen Fällen aber zeigte der kürzere, z w^ e igli edrig e Ast, sowohl nach Anzahl, als Inser- tion seiner Ruderborsten Beständigkeit, und an dem 1 ä n- geren, dreigliedrigen Aste habe ich die Zahl der Borsten niemals über 10 hinausgehend beobachtet. Ab- weichend hiervon dagegen verhält sich die Sida Zadda- chii, welche -^ — ^, also -— Fiederborsten aufzuweisen ' 1 + 4 ' o 0 -I- S -i- R hat, und ebenso auch die Sida affinis, welche —r^o — ' Die Claclocercn dos frischen Haffs. 5 also -— Fiederborsten besitzt und in der Anzahl der Bor- 4 sten mit dcrDaphnclla Wingii übereinstimmt. An den Ab- bildung'cn, welche Baird ') von DaphneUa Wingii gege- ben hat, findet sich aber ein verschiedener Rnderborsten- Besatz verzeichnet. Nimmt man nun die mit dem Texte genau übereinstimmende, in Fig. 1. und 2 auf Tab. XIV. 1. c. angegebene Ausrüstung der Ruderantennen als Norm an, so würde man unter der Voraussetzung, dass besagte Ausrüstung constant auftrete, und dass die Ab- bildung in diesem Punkte correkt gehalten sei, in der Fig. 2 auf derselben Tafel nicht ein Männchen der Daph- neUa Wingii , sondern vielmehr eine männliche Daph- neUa brachyura zu erblicken haben. Für letztere Art nämlich ist der Ruderborsten-Besatz nach obigem Schema = — - =r: -^; für die DaphneUa Wingii dagegen = O 1 Q 1 -I ^ . ., . ., = —r , wovon die über dem Strich stehende Grösse sich wieder auf den längeren, bei dieser Gattung aber bekanntlich nur zweigliedrigen, die untere da- gegen auf den kürzeren, dreigliedrigen Ast bezieht. In Betreff der beiden Simocephalen auf meine frü- heren Mittheilungen verweisend, sei hier beiläufig nur bemerkt, dass der Simocephalus serrulatus in dem frischen Haff zahlreicher vertreten war, als der Sim. vetulus. Von ersterem fand ich daselbst im Monat Juli auch schon das Männchen. Mit Bezugnahme auf eine Bemerkung Leydig's-) füge ich hinzu, dass die männlichen Simo- cephalen an dem ersten Fusspaare weder den Haken, noch die lange Geissei aufzuweisen haben, mit welchen die Männchen der Daphnien und Ceriodaphnlen ausgerüstet sind. Abgesehen von der dichten Behaarung des unte- ren Schalenrandes, sowie von der fehlenden Ausweitung der Schale längs der Rückenfirste und von der verküm- 1) Cf.W. Baird, Nat. Hist. of the British Entomostraca p. 109. tab. XIV. fig. 1—4. 2) Leydig, Naturgeschichte der Daphniden S. 163. 6 Schoedler: merten Entwickelnng der zipfelförmigen Fortsätze des Abdomens sind die Männchen der Simocephalen im Aeus- sern durch die Tastantennen gekennzeichnet Diese sind verhältnissmässig stärker ausgebildet und überragen da- her die zurlickgebogene Rüsselspitze weiter, als bei Weib- chen. Doch fehlt ihnen ebenfalls der eigenthümliche Endfortsatz (Flagellum), welcher bei den männlichen Daphnien und Ceriodaphnien neben dem Büschel der ge- knöpften Tastborsten aus dem Ende des Antennenstam- mes (Pedunculus) hervortritt^ und namentlich bei den Ceriodaphnien so specifisch verschieden ausfällt, dass er zur Kennzeichnung der Arten dienen kann. Eigenthüm- lich aber ist den männlichen Tastantennen der Simoce- phalen ausser der lanzettlichen Borste des Vorderrandes, welche auch die Weibchen haben, eine zweite zugespitzte Borste, welche auf einem besonderen Höcker vor jener steht und unweit ihrer Basis eine ringförmige Verdickung der Cuticula zeigt. Den bis dahin bekannten sechs Simocephalen ^) hat S. Fischer neuerdings eine siebente in seinem Simoce- phalus (Daphnia) aegypticus ^) hinzugefügt, welche eine interessante Mittelform der obigen beiden Arten bildet; indem dieselbe in der Kopfbildung dem Simocephalus vetulus, in der Form der Schale, namentlich in der Aus- bildung des Hinterrandes aber mit dem Simocephalus serrulatus auffällig übereinstimmt. Der männliche Simo- cephalus aegypticus aber hat im Aeusseren ebenfalls nur die oben angegebenen Attribute aufzuweisen. In Betreff der Ruderantennen, auf deren eigenthüm- liche Bildung bei Simocephalus ich schon früher aufmerk- sam gemacht habe, will ich noch kurz berichtigend her- vorheben , dass nicht beide Aeste , wie Leydig^) angiebt , dreigliedrig sind; sondern der äussere Ast ist 1) Yergi. Seh öd 1er, die Branchiopoden der Umgegend von Berlin S. 22. 2) S. Fischer, Beiträge zur Kenntniss der Entomostraceen. Abh. der K. Bayerischen Akad. YIIL (1860) S. 647. Tab. XX. Fig. 1—6. 3) Leydig, Naturg. der Daphniden S. 154. Die Cladoceren des frischen Haffs. 7 wie bei allen eigentlichen Daphniden; ebenfalls vicr- gliedrig. Von der Scapboleberis corniita will ich hier nur die Beständigkeit des rückwärts gekrümmten Horns, welches diese Art auf der iScheitelkuppe des Kopfes trägt, und wodurch sie sich von der ihr sehr ähnlichen Scapboleberis mucronata unterscheidet, von neuem hervorheben, da auch Leydig die Ansicht De Geer's theilt: dass die An- oder x\bwesenheit dieses Horns den Begriff der Spe- cies nicht alterire ^). De Geer geht sogar noch weiter; indem er auch das Vorhandensein oder Fehlen der lan- gen Schalenstacheln (Mucrones) für nicht wesentlich hält. Nach seiner Beobachtung waren die ungehörnten In- dividuen gewöhnlich mit jenen Schalenstacheln versehen, während sie im Gegentheil den gehörnten Thieren fehlten-). Der letztere Fall, der meines Wissens noch nicht wieder beobachtet worden ist, lässt vermuthen, dass De Geer ausser den oben genannten beiden Arten noch eine dritte vor Augen gehabt haben mag. Ich kenne die Scaph. cornuta aus mehreren, ganz getrennten Fundorten, und habe erst kürzlich w^ieder eine grosse Anzahl der- selben auf die vermeintliche Wandelbarkeit des Horns und der Schalenstacheln untersucht; eine Bestätigung derselben aber bei k einem Exemplare gefunden. Beides, Hörn- und Schalenstachel-Bildung, ist schon an der noch in dem Brutraume verweilenden Brut wahrzunehmen, und überdauert alle Altersstufen. Im vorigen Jahre ist mir ebenfalls eine, schon von Leydig beobachtete Scaph. mucronata mit k n o p ff ö r m i g e m Höcker auf dem Schei- tel vorgekommen; doch habe ich noch nicht ermitteln können, ob hierin, wie Leydig annimmt _, eine blosse Varietät oder ein beständiges Verhältniss vorliege. An keiner der zahlreich von mir untersuchten ungehörn- t e n und nur mit Stachelstummeln an den Schalen- ecken versehenen Scaph. obtusa aber habe ich weder 1) Vgl. Leydig, Naturgesdaichte der Daphniden S. 188. 2) Vgl. De Geer, Memoires pour servir ä l'histoire des In- ^ectes 1788. T.VIP. p. 465. 8 Schoedler: eine Andeutimg von Hornbildung, noch die Ausbildung langer Sclialenstacheln beobachtet. Eine der Scaph. obtusa nahe stehende, von S. Fi- scher in Russland beobachtete Art ist bisjetzt ganz un- beachtet geblieben, nämlich die Scapholeberis (Daphnia) aurita ^). iVuch diese hat weder Hörn, noch Schalensta- chelu, unterscheidet sich jedoch von der Scaph. obtusa unter Anderem durch zwei Dornfortsätze am Cephalo- thorax und, wie es scheint, auch durch die Form des Nebenauges, welches bei Scaph. obtusa eine langge- streckte, dreizipfelige, an Simocephalus vetulus erinnernde Gestalt zeigt. Eine der Scaph. mucronata am meisten verwandte Art endlich ist noch in der Scapholeberis (Daphnia) spinifera ^) von Gay in Chile gefunden worden. Sie hat eine mit kleinen Dornen dicht bedeckte Schale, ist sonst aber, wie die Scaph. mucronata ebenfalls ungehörnt und mit langen Schalenstacheln versehen. Ueber die oben unter No. 8 — -11 aufgeführten Lyn- ceiden wdll ich meinen unlängst hierüber publicirten Beiträgen ^) nur wenige Bemerkungen hinzufügen. Es w^ar mir erfreulich, dem Pleuroxus aduncus im Haff wieder zu begegnen und seine Verschiedenheit von dem Pleuroxus trigonellus von neuem bestätigt zu fin- den. Die endgültige Entscheidung über die von mir an- genommene Identität desselben mit dem Monoculus adun- cus Jur. wird allerdings noch weiterer Untersuchung vor- zubehalten sein. Zur Gattung Acroperus habe ich für die Berliner .Lokalfauna*) bei dieser Gelegenheit ausser dem Acrop. leucocephalu.s noch die folgenden beiden Arten zu ver- 1) Cf. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Muscüu (1849.) T. 22. p. 39. Tab. III. Fig. 1—3 und Tab. IV. Fig. 1. 2) Cf. Gay, Historia fisica y politica de Chile. Zool, T. III. p. 290. lam. 3. fig. 3. 3) Neue Beiträge zur Naturg. der Cladoceren. S. 30, 40, 46 und 20. 4) Schoedler, die Lynceiden und Polyphemiden der Um- gegend von Berlin. Die Cladoceren des frichesn Haffs. 9 zeichnen : den Acrop. intermedius, welchen ich in dem Rheden-Kanal bei Riidersdorf vorgefunden habe, und eine andere, in Avelcher ich den Acrop. striatus Jiir. ^vieder- zuerkennen glaube. Von letzterer Art, welche unserer Spree angehört, fand ich am 16. December v. J. auch ein Männchen. Den über diese Arten bereits vorliegen- den Beschreibungen will ich hier nur das Ergebniss eini- ger mikrometrischen Messungen hinzufügen; da ich sie für die Unterscheidung der Arten für brauchbar erachte. Für den Acrop. Icucocephalus ergab die an vier ausgewachsenen weiblichen Exemplaren vorgenommene Messung in naher üeberelnstimmung folgende, in Milli- metern ausgedrückte, durchschnittliche Daten : Körper - Länge --= 0,80; Maximum der Schalenbreite (Höhe) =1 0,46 ; Länge des Postabdomens incl. der 0,1 Mm. langen Endklauen := 0,30; Breite des Postabdomens = 0,05 und Höhe des Scheitelkamms, worunter ich die kürzeste Entfernung einer durch die Mitte beider Augen gedachten Linie von der höchsten Erhebung der Schei- telkante des Kopfes verstehe, — 0,12 Millemeter. Für Acrop. striatus $: Länge = 0,70; Maximum der Schalenbreite = 0,45; Länge des Postabdomens incl. der 0,1 Mm. langen Endklauen ~ 0,30; Breite des Postab- domens = 0,05; Höhe des Scheitelkamms = 0,075 Milli- meter. Acrop. striatus (/: Länge = 0,68; Schalenbreite = 0,40; Länge des Postabdomens incl. der Endklauen = 0,30 Millimeter. Für Acrop. intermedius $: Länge = 0,69; Maximum der Schalenbreite 0,40; Länge des Postabdomens incl. der 0,1 Mm. langen Endklauen = 0,38; Breite des Post- abdomens = 0,07; Schcitelkamm-Höhe = 0,04 Millimeter. Durch letztere Daten findet z. B. die bereits ander- weitig nachgewiesene *) Verschiedenheit des Acrop. in- termedius und des Camptocercus raacrourus, für welchen jener gehalten worden ist, von neuem ihre Bestätigung. Denn die vorgenommene Messung ergab für : 1) Vgl. m. n. Beiträge zur Nat. der Clad. S. 33. 10 Sc ho edler; Camptocercus nicacrouriis $: Länge = 0^95; Maximum der Schalenbreite = 0^60 ; Länge des Postabdomens incl. der 0^12 Mm. Endklauen = 0^56; mittlere Breite des sich stetig zuspitzenden Postabdomens = 0,33 und Scheitel- kamm-Höhc = 0,10 Mil^meter. Zur bessern Kennzeichnung des männlichen Eury- cercus lamellatus sei mir bei dieser Gelegenheit folgende Einschaltung erlaubt. So viel mir bekannt, ist dieses Lynceiden-Männchen bisjetzt nur von W. Zenker^) beobachtet worden. Die grosse Aehnlichkeit, weiche dasselbe mit jungen Weib- chen zeigt, hat es wohl der Wahrnehmung anderer Be- obachter entzogen. Ich habe dasselbe im v. J. von Monat Oktober ab ziemlich häufig in der Spree angetroffen. Es ist viel kleiner, als das Weibchen; wenigstens habe ich an keinem der von mir beobachteten männlichen Individuen mehr als 1,3 Mm. Länge und 0,8 Mm. Scha- lenhöhe („Breite'O gemessen , während die Weibchen eine Länge von 3 bis 4 Millimeter erreichen. Hiernach ist die GrössendifFerenz zwischen Weibchen und Männ- chen bei dieser Art allerdings viel erheblicher, als sie von Zenker, nach welchem die Länge des Weibchens 1,3 Lin. und die des Männchens 1,1 Lin. betragen soll, angegeben wird. In der äusseren Erscheinung unterscheidet sich der männliche Eurycercus von dem Weibchen schon durch den fast geradlinigen Verlauf der Ilückenfirste seiner Schale, sowie durch die weniger vorspringende, schräg abgestumpfte Vorderecke der Schalenklappen. Auch fehlt ihm der warzenförmige Fortsatz, welcher dem Ab- domen der Weibchen aufsitzt und den Ausgang der Brut- höhle absperrt. In diesen Beziehungen zeigen junge Weibchen oft grosse Aehnlichkeit mit dem Männchen. Letzteres ist jedoch von jungen und ausgewachsenen Weibchen leicht und sicher zu unterscheiden durch die besondere Bildung seiner Tastantennen (Fig. 6j. In der Form und Skulptur der Oberfläche weichen diese 1) Müller's Archiv für Anatomie und Physiologie. 1851. S. 120. Die Cladoceren des frischen Haffs. 11 Organe zwar nicht von denen der Weibchen ab. Aucli kann ich eine zweigliedrige Beschaffenheit, welche Zenker hervorhebt, nicht wahrnehmen. Sie sind aber im Verhältnisse zur Körpergrösse stärker entwickelt, als bei Weibchen, und überdies eigenthümlich ausge- rüstet. In erstercr Beziehung ist zu bemerken, dass die Tastantennen des Männchens die Schnabelspitze mit etwa Vs ihrer Länge überragen; während bei Weibchen der überragende Theil nur etwa Vo der Antonnenlänge be- trägt. An einem Männchen von 1,2 Millimeter Länge und 0,7 Mm. Schalenhöhe belief sich der vorgenommenen Messimg zufolge , die Länge der Tastantennen auf 0,2 Mm., ein Verhältniss, welches sich etwa bei einem Weib- chen von 2,5 Mm. Länge und 1,8 Mm. Schalenhöhe wie- derfindet. Was die Ausrüstung anlangt, so trägt jede männli- che Tastantenne ausser den blassen, geknöpften Borsten des Endbüschels fFig. 6, a) und der zugespitzten, isolir- ten Borste (b), welche etwa aus der Mitte der nach aus- wärts gerichteten Fläche hervortritt, und auch dem Weib- chen eigenthümlich ist , zunächst an der vorderen Kante und zwar unweit der Basis noch eine besondere isolirte Borste (c), welche in ihrer unteren Hälfte stark contourirt auftritt. Ausserdem aber hat, was bisher ganz übersehen worden ist, die hintere Kante der männli- chen Antenne noch eine Garoirung von zwölf blassen, paarweis inserirten Borsten (Fig. b, d) aufzuweisen, welche gleichfalls geknöpft sind, und an Länge die Borsten des Endbüschels noch übertrcfi'en. — An jede dieser Borsten entsendet der die Antenne durchziehende und etw^a in der Mitte derselben zu einem- deutlichen Ganglion an- schwellende Hauptnerv einen besonderen Nervenfaden. Dass das Pseudo - Haftorgan ein specifisches Merk- mal der Männchen nicht ist, hat schon Leydig mit Recht gegen die Ansicht Zenker's geltend gemacht. An dem ersten Beinpaare ist eine besondere Aus- rüstung, wie bei den Männchen von Pleuroxus trigonellus und Peracantha truncata, nicht wahrzunehmen. Das End- glied dieses Beins verläuft vielmehr bei Männchen und 12 Schoedler: Weibchen gleichartig ; es ist mit einer kräftigen, vor- wärts gekrümmten Krallenborste versehen, welche über den Schalenrand hinausragt, deutlich gegliedert und auf der concaven Kante gezähnt ist. Diese Krallen sind das hauptsächlichste Greiforgan der Eurycerken beiderlei Geschlechts; mittels derselben halten sie sich, wie man schon mit unbewaffneten Augen leicht wahrnehmen kann, an Pflanzen und schlüpfrigen Gefäss wänden fest. Was den inneren Geschlechtsapparat betrifft, so habe ich die von Zenker gegebene Darstellung im Wesentlichen zu bestätigen. Der deutlich gelappte Ho- den erstreckt sich zu beiden Seiten des Darmkanals von dem ersten Abdominalringe bis in das lamellcnförmige Postabdomen. Er vollzieht in der That, dem Tractus in- testinalis analog, über dem letzten Beinpaare eine voll- ständige Schlinge und bildet unmittelbar vor seinem Uebergange in das Postabdomen eine grosse, nach vorn nierenförmig eingeschnürte Blase, aus welcher ein sich allmählich verjüngender Ausführungsgang bis zur Yen- tralkante des Postabdomens deutlich zu verfolgen ist. Der ganze Hoden ist mit einer feinkörnigen, weisslich-grauen Samenmasse strotzend erfüllt. Diese tritt bei gelindem Druck massenhaft aus der angedeuteten Ausmündung vor und giebt sich unter starker Vergrösserung als rundliche Bläschen zu erkennen, aus denen ein nucleusartiges Kör- perchen durchschimmert. lieber das oben erwähnte Männchen des Acroperus striatus habe ich mir leider nicht nach allen hier be- rührten Gesichtspunkten genügende x\ufklärung verschaf- fen können. Es zeigt, wie die mir vorliegende, von ihm entworfene Zeichenskizze nachw^elst, in der Seitenlage eine fast eiförmige Gestalt; indem der bei dem Weib- chen merklich ausgeschweifte Unterrand der Schale einen gleichmässigen , schwach-convexen Verlauf nimmt. Der Kopfhelm , den ich leider nicht gemessen habe , fällt niedriger aus, als bei Weibchen. Die Tastantennen tre- ten auch hier etwas stärker entwickelt auf und überragen die stumpfe Schnabelspitze, was bei dem Weibchen nicht der Fall ist. Von einem besonderen Borstenbesatz der Die Cladoceren des frischen Haffs. 13 hinteren Kante , wie er dem männlichen Eurycercus la- mellatus eigenthümlich ist, war hier keine Spur wahr- zunehmen. Ebenso wenig war an dem ersten Beinpaare eine specifische Ausrüstung zu sehen. Der mit feinkör- niger, weisslich- grauer Samenmasse strotzend erfüllte Hoden schien mir aber ebenfalls einen dem Darmkanal analog gewundenen Verlauf zu nehmen; doch konnte ich über die Ausmiindung desselben nicht ins Klare kommen. Indem ich mich nun den oben aufgeführten neuen Daphniden zuwende, habe ich in Betreff der unter No. 3 und verzeichneten Arten ^ welche die Aufstellung eines neuen Genus erforderlich machen, einige Worte voraus- zuschicken. Im Mai v. J. fing ich in dem Plötzensee bei Berlin, an einer flachen Stelle des südlichen Ufers, welche ich seit vielen Jahren frequentirt habe, zum ersten Mal das weiter unten als Hyalodaphnia Berolinensis näher zu charakterisirende Thierchen. Ich glaubte anfänglich die von Sars in einem Landsee bei Christiania beobachtete Daphnia cucullata vor Augen zu haben, und liess es mir angelegen sein, das Thierchen zu zeichnen, da Sars seine interessanten Beobachtungen leider ohne Abbildun- gen verötfentlicht hat. Um über einen Differenzpunkt in der Kopfbildung ins Klare zu kommen, habe ich das Thierchen im Juni dess. J. zu wiederholten Malen und zwar in grosser Anzahl an derselben Stelle eingefangen. An windstillen , sonnigen Tagen war dasselbe unmittelbar auf der Oberfläche des Sees in Menge anzutreffen ; bei bewegtem Wasser aber gelang es mir in der Regel nur in grösserer Tiefe, einen ergiebigen Fang zu thun. Aehn- lich erging es mir mit der Hytilodaphnia Kahlbergiensis, welche ich wenige Wochen später in dem frischen Haff' auffand. Die abweichende Physiognomie dieser Haff- Daphnide liess nun zwar keinen Zweifel darüber beste- hen, dass mir in ihr eine neue Species vorliege; doch glaubte ich das verwandte Thierchen des Plötzensees immer noch auf die norwegische Art beziehen zu dürfen ^), 1) S. Sitzungsbericht der Ges. naturf. Freunde zu Berhn vom 17. Novbr. S. 18. 14 Schoedler: da beide bis auf einen die Kopfform betreffenden Punkt, dessen Tragweite ich nicht zu beurtheilen vermochte, im Ganzen wohl übereinstimmten. Ich habe die vermeint- liche Identität beider jedoch preisgeben müssen, seitdem mir durch die Güte des Baron G. C. Ced er ström in Stockholm eine Andeutung über besagten Differenzpunkt zu Theil geworden ist. Im Juni d. J. nämlich übermit- telte mir der eben genannte Freiherr, der durch seine erfolgreichen Bestrebungen für die Förderung der Fisch- zucht in weiteren Kreisen hinlänglich bekannt ist, und dem die Wissenschaft unter Anderem auch die Entdek- kung der so seltsam organisirten Leptodora hyalina und eines neuen Bythotrephes zu verdanken hat, mit dem freundlichen Anerbieten seiner reichhaltigen , auf viel- jährigen Reisen in Schweden zusammengebrachten Samm- lung kleiner Süsswasser - Crustaceen gleichzeitig auch eine Reihe selbst angefertigter „Conceptzeichnungen" von verschiedenen Exemplaren der Sammlung. Unter den- selben befinden sich mm auch zwei Zeichnungen von einer Hyalodaphnia, welche in dem oben angedeuteten fraglichen Punkte mit der Daphnia cucuUata Ss. überein- stimmt, darin aber von den mir vorliegenden Berliner Exemplaren sehr bestimmt abweicht. Ausser den soeben angeführten Arten, welche ihrer äusserst hyalinen Körperbeschaffenheit wegen das Inter- esse jedes neuen Beobachters fesseln werden und darin kaum von der in dieser Beziehung bewunderten Lep- todora hyalina übertroffen werden können , sind mei- nes Erachtens der neuen Gattung auch noch die der Lokalfauna von Christiania angehörigen beiden Arten: Daphnia cristata Ss. und D. longiremis Ss. zuzuzählen. Für beide hatte Sars bereits einen Vorschlag zu gene- rischer Absonderung ausgesprochen, welchen er aber später als einen etwas übereilten („noget overilede Fors- lag") wieder zurückgenommen hat *). Nach meinem Da- fürhalten unterliegt die Berechtigung der neuen Gattung, Vergl. Sars, Om de i Omeg. af Christiania forek. Cladocerer B. 1. p. 8 und B.2. p. 23. Die Cladoceren des frischen Hafifs. 15 wenigstens was die mir vorliegenden Arten betrifft, kei- nem Zweifel; da nicht bloss äusserliche Verhältnisse, wie die aiifFällige pyramidale Kopfbildimg , sondern auch wesentliche Abweichungen der innern Organisation, wie der gänzliche Wegfall des Nebenauges und seines zuge- hörigen Gehirnfortsatzes ihr das Wort reden. Denn kei- ner der mehr als 20 Species, welche die Litteratur für die Gattung Daphnia in sp. aufzuweisen hat , fehlt das Nebenauge. In dieser Beziehung bekundet die neue Gat- tung mit Moina und Bosmina , denen das Nebenauge ebenfalls abgeht, eine Annäherung an die Organisation der Poljphemiden und Leptorididen. Bei allen übrigen Daphniden ist das Nebenauge vorhanden, auch bei La- thonura (Pasithea), wie ich mit Bezug auf eine abwei- chende Angabe Leydig's ^) hinzufüge. Im Allgemeinen aber bleibt die Entwickelung dieses Organs bei den Daphniden hinter der des zusammengesetzten Auges zu- rück. Verhältnissmässig am stärksten ausgebildet findet es sich noch bei einigen Simocephalen und bei den ^Ljn- codaphniden'^ Macrothrix und xAcanthocercus -). Bei den Lynceiden dagegen begegnen wir einer progressiv zu- nehmenden Entwickelung des Nebenauges. Bei ihnen erreicht es nicht selten die Grösse des zusammengesetz- ten Auges, wie bei Alona Leydigii, Pleuroxus aduncus, Acroperus intermedius u.a.; ja bei dem Monospilus tenui- rostris tritt uns sogar der umgekehrte Fall von Hyalo- daphnia entgegen^): dass von dem zusammengesetzten Auge keine Spur vorhanden, das Nebemxuge vielmehr zur alleinigen Ausbildung gelangt ist. Für die Gattung selber ergiebt sich folgende Dia- gnose. 1) Naturgesch. der Daphniden S. 39. 2) Für die von Lilljeborg vorgeschlagene Namensände- rung dieser Gattung liegt meines Erachtens ein Bedürfniss nicht vor; da die frühere von Fitzinger gemachte Verwendung dessel- ben Namens als Synonyme eingezogen worden ist, und somit eine Verwechslung mit irgend einem Repräsentanten des zoologischen Systems nicht zu besorgen steht. 3) Vgl. m. n. Beiträge zur Naturg. der Clad. S. 75. 16 Schoedler: Hy alodaph7iia nov. gen. Der Körper ist vollständig- durchsichtig (hyalin) ; im Habitus der Gattung Daplinia in sp. am meisten ähnlich. Der Kopf, von den Seiten her stark zusammengedrückt, ist nach vorn in einen bald abgerundeten, bald mehr oder weniger pyramidal zugespitzten Helm (Crista) aus- gezogen und verläuft auf der unteren Seite nach hinten in einen stumpfen, dem vorderen Schalenrande mehr oder weniger aulliegenden Schnabel (Rostrum). Die Schalen- klappen sind, wie bei Daphnia am hinteren Rande mit einem langen, bedornten Schwanzstachel (Spina) verse- hen, welcher bei Männchen und jungen Weibchen fast unmittelbar in der Richtung der Rückenfirste verläuft, bei älteren Weibchen aber in Folge starker Ausweitung des Brutraumes etwa der Mitte des hinteren Randes zu entspringen scheint. Der Dornbesatz des Schwanzstachels setzt sich auf der hinteren Rückenfirste und auf den un- teren Schalenrändern fort. Eine Schalendrüse, wie bei den verwandten Gattungen in dem vorderen Theil der Schalenklappen verlaufend, ist vorhanden; ein ,,Haftor- gan" aber fehlt. Das zusammengesetzte Auge, in der Regel gross und gut ausgebildet, liegt der Frontalka,nte nahe, dagegen mehr oder weniger weit entfernt von der Scheitelkuppe (Vertex) des Helms. Es ist sehr frei beweg- lich und mit zahlreichen Krystallkörpern versehen. Das Nebenauge (Macula nigra) und der diesem zugehörige unpaarige Gehirnfortsatz fehlen. Die Tastantennen sind bei Weibchen und Männchen verschieden gebildet; bei Weibchen konisch geformt und von dem Schnabel ver- deckt , unter welchem sie nur mit dem Büschel der ge- knöpften Tastborsten hervorragen ; bei Männchen dage- gen cyllndrisch, an der Basis leicht gekrümmt und der etwas mehr abgerundeten Schnabelspitze jederseits frei beweglich eingefügt. Was die Ausrüstimg dieser Organe betrifft, so trägt das freie Ende der männlichen Tastan- tenne ausser dem Büschel der geknöpften Tastborsten noch einen besonderen Ausläufer (Flagellum) und an dem vorderen Rande eine zugespitzte zarte Borste. Die Ru- Die Cladoceren des frischen Haffs. 17 antennen, in Form und Gliederung wie bei Daphnia, sind verhältnissmässig stark entwickelt und sehr frei beweg- lich, indem der die Wurzel derselben überdachende For- nix des Kopfpanzers fast horizontal abbiegt, und dadurch eine unbehinderte Bewegung ermöglicht. Der Stamm derselben ist an der Basis mehrfach ringelartig geglie- dert und auf einem dieser Gelenkwülste mit zwei Borsten besetzt. Von den beiden Aesten dieser Ruderorgane ist der äussere dreigliedrig und etwas länger, als der innere, welcher viergliedrig ist. Die x\nzahl der zweimal geglie- derten Fiederborsten ist nicht bei allen Arten constant. — Beine sind fünf Paare vorhanden. Sie scheinen nach Form und Gliederung nicht wesentlich von Daphnia ab- zuweichen. Bei dem Männchen ist das Endglied des er- sten Paares, wie bei Daphnia und Ceriodaphnia, mit einem vorwärts gekrümmten Haken und einer langen Geissei bewehrt. Abdominalanhänge zum Verschluss der Brut- höhle sind vorhanden; sie variiren aber in Zahl und Grösse nach den Arten. Das Postabdomen erinnert in Form und Bewehrung an Daphnia und wird in der Ruhe unter das Abdomen zurückgeschlagen. Am freien Ende trägt dasselbe zwei gekrümmte Krallen (Endkrallen) und auf der Dorsalkante, unmittelbar hinter der Gelenkstelle auf einem niedrigen Wulste zwei lange, fein gefiederte Schwanzborsten. Die hinter den Endkrallen ausmündende Afterspalte ist mit kleinen Stacheln umsäumt, welche leicht gekrümmt sind und gegen die Endkrallen hin an Grösse stetig zunehmen. Nervensystem und Circulationsorgane verhalten sich im Ganzen, wie bei Daphnia. Gleiches gilt von dem Tractus intestinalis und den inneren Geschlechtsorganen. Das Ephippium enthält zwei quer gelagerte Wintereier. Die Anzahl der Sommereier in dem Brutraume variirt nach dem Alter; doch habe ich sie nicht über 8 hinaus- gehend beobachtet. In ihrem sonstigen Verhalten erinnern die Hyalo- daphnien fast mehr an die Simocephalen, als an die Daph- nien. Sie schwimmen zwar, wie diese, in der Regel auf dem Bauche, allein ihre Bewegung ist viel leichter und Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 2 18 Schoedler: glelchmässiger, und wird auch nicht, wie bei Daphnia pulex, ununterbrochen durch Tag und Nacht fortgesetzt. Sie ruhen vielmehr^ wie die auf dem Rücken schwim- menden Simocephalen; gern einige Zeit aus; indem sie dabei entweder in der Seitenlage auf der Oberfläche des Wassers einhertreiben, oder auch auf dem Boden des Ge- fässes verweilen, ohne in der undulatorischen Thätigkeit ihrer Beine eine Unterbrechung eintreten zu lassen. Die mir vorliegenden Arten der Gattung sind zu- nächst : 1. Hyalodaplinia Kahlhergiensis nov. sp. Sie ist ziemlich zahlreich in dem frischen Haff ver- treten und mir in beiden Geschlechtern bekannt. Der ganze Körper des Thierchens ist so überaus pellucid, dass es in klarem Wasser mit unbewaffneten Augen schwierig wahrzunehmen ist. Bei der grossen Aehnlichkeit , die zwischen ihm und der folgenden Art besteht, habe ich die Anhaltspunkte für die specifische Unterscheidung beider durch mikrometrische Messungen zu stützen gesucht. Ich glaube, dass dies Nachahmung verdiente, da durch eine grössere Reihe derartiger Messungen zufällige Abweichun- gen der äusseren Form von massgebenden Verhältnissen am sichersten zu eliminiren sein dürften. Bezeichnet man der Uebersicht halben die Körper- länge des Thierchens excl. Schwanzstachel, also den Ab- stand zwischen der Helmspitze und der Basis des Schwanz- stachels mit L, die grösste Dicke des in die Rückenlage gebrachten Thierchens mit D, das Maximum der Schalen- höhe („Breite^) d. h. den grössten Abstand des Dorsal- randes von dem unteren Schalenrande mit H, die Länge des Schwanzstachels mit Sp, die Kopflänge oder den Ab- stand zwischen Schnabel- und Helmspitze mit KL, die grösste Höhe („Breite^) des Kopfes in der Seitenlage des Thierchens mit KH, die grösste Dicke des Kopfes^ wie sie sich in der Rückenlage des Thierchens ergiebt, mit KD, und ebenso den Abstand einer durch die Mitte des Auges und senkrecht zur Längenachse des Thierchens gedachten Linie , die ich Augenachse nennen will , von Die Cladoceren des frischen Haffs. 19 der Helmspitze V mit AV, und endlich die Entfernung derselben Augenaclise von der Schnabelspitze mit AR, so ergeben die an 6 Weibchen und 2 Männchen vorge- nommenen, in Millimetern ausgedrückten Messungen fol- gende Verhältnisse. Tabelle I. $1 2. $3 $. ?5 $6 d^. cT. Im Durchschnitt. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. L 1,30 1,45 1,40 1.32 1,26 1,25 0,95 0,00 1,33 0,92 D — — 0,25 — 0,30 — — 0,27 — H 0,50 0,58 ! 0,50 0,51 0,47 0.55 0,33 0.32 0,52 0,32 Sp 0,50 0,30 0,48 0,50 0,48 0,44 0,50 0,50 0,48 0,50 KL 0,66 0,70 0,73 0.65 0,63 0,65 0,44 0,35 0,67 0,39 KH 0,36 0,41 0,35 0,38 0,35 0,35 0,32 0,31 0,36 0,31 KD — — — 0,25 — 0,25 — — 0.25 — AR 0,20 0.20 0.20 0,20 0,18 0,20 0,14 0,10 0,20 0.12 AV 0,46 0,50 0,53 0,45 0,45 0,45 0,24 0,25 0,47 0^24 Sämmtliche Messungen sind an Weingeistexempla- ren vorgenommen worden. Bei dem $2 war der Schwanz- stachel abgebrochen; die unter $4 verzeichneten Zahlen beziehen sich auf das in Fig. 1 und Fig. 2 abgebildete Individuum ; $5 war ein noch ziemlich junges Exemplar, und $6 trug ein Ephippium mit zwei Ampullen. Aus dieser Tabelle will ich als eine Eigenthümlich- keit der Hyalod. Kahlbergiensis der folgenden Art ge- genüber vorläufig nur die auffällige Kopllänge besonders hervorheben, welche bei ausgewachsenen Weibchen durch- schnittlich der halben Körperlänge (0,67 : 1,33 oder 1 : 2) gleichkommt. Da dieses Yerhältniss im Wesentlichen darauf beruht , dass der Kopfhehn bei dieser Art viel stärker pyramidal ausgezogen ist, als bei der folgenden, so gewinnt das Thierchen durch die damit zusammenhän- gende, scheinbar veränderte Lage des Auges eine eigen- thümliche Physiognomie. Die seitliche Compression des Kopfes nimmt gagen die Helmkuppe hin so stark zu, dass der Querdurchmesser der Helmspitze, wie die ganz correkt gehaltene Fig. 2 veranschaulicht, etwa der mitt- leren Dicke des Schwanzstachels entspricht. 20 Schoedler: Abgesehen von obigen Massverhältnissen verräth sich die specifische Verschiedenheit unseres Thierchens der folgenden Art und der Hyalod. (Daphnia) cucullata ge- genüber auch unverkennbar in der Form des Kopfes. Im Ganzen genommen entspricht diese in der Rückenlage des Thierchens (Fig. 2) einer langen^ sich stetig zu- spitzenden Lanzette; im Profil dagegen (Fig. 1) bildet sie eine gerade, sich ziemlich gleichmässig verjüngende Pyramide. Die das Profil umgrenzende Medianlinie des Kopfes verläuft hier von der Schnabelspitze aufwärts bis über das Auge hin in gerader Richtung, während sie bei der folgenden Art auf dieser Strecke eine mehr oder weniger deutliche Concavität bildet. Vom Auge auf- wärts aber nähert sie sich in ziemlich gleichmässigem Verlaufe der Längenachse des Kopfes. Einen ganz ana- logen Verlauf zeigt der obere Kopfrand, welcher bei seinem Uebergange in die Rückenfirste der Schalenklap- pen eine nur schwache Einbiegung vollzieht. Die Spitze des Helms ist gleichmässig abgerundet und niemals, wie bei den meisten Individuen der folgenden Art, mit einer besonderen feinen Stachelspitze gekrönt. Die Rückenfirste des ausgewachsenen Weibchens verläuft von der schwach eingebogenen Uebergangsstelle zwischen Kopf und Thorax aus in allmählich anwachsen- der Convexität bis über die Mitte des Brutraumes, und fällt dann ziemlich steil bis zur Basis des Schwanzsta- chels ab. Die freien unteren Ränder der Schalenklappen sind ziemlich gleichmässig gebogen und etwa von der Mitte aus mit kurzen , schräg rückwärts gewendeten Zälmchen besetzt, welche sich in den unteren Dornbesatz des Schwanzstachels fortsetzen. Die vordere Partie der- selben Ränder ist bei Weibchen unbewehrt, bei Männ- chen aber am inneren Saume mit befiederten Borsten dicht besetzt. Der bis 0,50 Millimeter lange und sich stetig ver- jüngende Schwanzstachel Ist bei ausgewachsenen Weib- chen gerade, sonst aber wie bei Daphnien gebildet, und rückt bei vorgeschrittener Schalenwölbung fast bis zur Die Cladoceren des frischen Haffs. 21 Längenachse des Thicrchens herab. Bei Männchen nnd jungen Weibchen ist er schwach aufwärts gebogen. Die Cuticula der Schalenklappen zeigt eine äusserst zarte, gegitterte Skulptur, welche durch zwei Systeme erhabener, sich kreuzender Linien gebildet wird, von denen das eine, seiner Hauptrichtung nach von dem vor- dem und untern Rande ausgehend, in, geschwungenem Verlauf schräg aufwärts steigt, während das andere von der Eückenfirste aus ebenso schräg abwärts verläuft. An den Durchkreuzungsstellen des Gitterwerks aber ver- misse ich die zahnförmig vorspringenden Ecken, welche an der sonst ähnlichen Schalenskulptur der Daphnia pulex und deren Verwandten bemerkbar werden. Innerhalb der Felderchen ist auch hier, wie bei den Daphnien, die ge- wöhnliche feine Punktirung der Haut wahrzunehmen. Auch der Hautpanzer des Kopfes lässt, wenigstens um den Rüssel herum, eine feine, unregelmässig wabige Skulptur erkennen, welche sich auf dem Helme aber allmählich verwischt. Stamm und Aeste der Ruderanten- nen besitzen eine gezackt-randige, schuppenartige Ober- flächenskulptur. Beachtenswerth ist bei dieser Art auch der Verlauf der Fornix -Linie , welcher an Daphnia longispina *) er- innert. Derselbe verläuft nämlich von da ab, wo er mit dem Vorderrande der Schalenklappe zusammentrifft, in etwa gleicher Richtung mit der Dorsalkante des Kopfes 1) Ich beziehe mich hierbei auf die der Berliner Lokalfauna an- gehörige Art (Vgl. m. Branchiopoden S. 14. Fig. 13), welche allerdings, wie Sars (l. c. B. 1. p. 4. u. B. 2. p. 18) nachgewiesen hat, ebenso wenig, als das später von Leydig (N-aturg. der Daphn. S. 140. Taf. II. Fig. 13—20) als Daphnia longispina beschriebene Thierchen auf diese Müll er'sche Benennung Anspruch hat. Da diese Daphnia Schoedleri Ss. wegen ihrer nahen Beziehungen zur neuen Gattung ein besonderes Interesse gewinnt, so möchte es noch der Erwäh- nung werth sein, dass mir bis jetzt an keinem einzigen der zahl- reich von mir untersuchten Thierchen beiderlei Geschlechts eine Spur von jenem Dorngebilde vorgekommen ist, welches Lievin (Branchiop. d. Danz. G. S. 24. Taf V, Fig. 2) auf dem Scheitel seiner D. longispina und Leydig auf der Rückenkante des männlichen Thierchens wahrgenommen haben. 22 Schoedler: fast bis zum vorderen Rande des Magens, und geht dann, noch unterhalb des Auges umbiegend, in einem Bogen quer über das Augenganglion hinweg in die Seitenfläche des Kopfes über. Mit dieser Fornix-Linie vereinigt sich, soviel ich wahrnehmen konnte, unmittelbar hinter dem Augenganglion eine andere äusserst feine Linie, welche namentlich in der Proiillage des Thierchens (Fig. 1) deut- lich zu verfolgen ist, und an der Stirnkante der Helm- spitze beginnend, in einem schwachen Bogen unmittelbar hinter dem Auge abwärts steigt. Durch sie erhält das Profil einen eigenthümlichen Ausdruck. Die Ruderantennen haben , wie ich der Hyalod. (Daphnia) longiremis gegenüber ausdrücklich hervorhebe, eine ganz verhältnissmässige Länge ; denn der Stamm derselben überragt, wenn er über das Auge hinweg aus- gestreckt wird, den Stirnrand nur unbedeutend. Zwischen beiden Aesten sitzt an dem Ende des Stammes noch eine einzelne zarte Borste. Von den drei Gliedern des äus- seren Astes, welcher fünf Fiederborsten aufzuweisen hat, ist das Basalglied am längsten, und entspricht in seiner Länge fast der Summe der beiden anderen. Von den vier Gliedern des inneren, mit vier Fiederborsten ausge- rüsteten Astes ist das Basalglied, wie bei den Daphnien und Simocephalen, viel kürzer als die übrigen, welche so ziemlich gleich lang sind. Die Vertheilung der Ru- derborsten ist wie bei Daphnia pulex. An den Ruder- borsten selber aber ist von dem scharf umgrenzten dunk- len Fleck, wie er in dem zweiten Gliedc einiger Daph- nien und Simocephalen vorkommt, keine Spur vorhanden. Die gleiche Wahrnehmung hat auch Sars^) an den von ihm beobachteten Arten gemacht. Gegen das weissliche, zuweilen fast krystallhelle Colorit des Thierchens sticht das Auge mit der. tief- schwarzen Färbung seines Pigments auffällig ab. Die zahlreichen, aus dem Pigmente weit hervorragenden Kry- stallkörper gleichen denen der Daphnienaugen. Sie wer- den von einer äusserst zarten Cornea umschlossen, von 1) Sars 1. c. B. 2. p. 19. Die Cladoceren des frischen Haffs. 23 welcher netzartig verzweigte Fäden zur inneren Wan- dung der Augenkapsel abgehen. Mit diesen feinen Fä- den setzen sich auch die das Auge bewegenden Mus- keln^ deren jederseits drei zu unterscheiden sind, zum. grossen Theil in direkte Verbindung. Die Tastantennen des Weibchens sind kurz und bis auf das Endbüschel der geknöpften Tastborsten unter dem gleichmässig abgerundeten Schnabel versteckt; die des Männchens (Fig. 3) sind stärker entwickelt , der Form nach cjlindrisch und dem Schnabel jederseits frei be- weglich inserirt. Die dem vorderen Rande der männli- chen Tastantenne aufsitzende einzelne Borste ist sehr zart; der Ausläufer des freien Endes (d) dagegen ist stärker contourirt, krallenförmig und überragt das End- büschel der geknöpften Tastborsten nur unbedeutend. Die Mundtheile, von denen die Oberlippe und die Mandibeln sehr deutlich hervortreten, bieten ihrer Form nach keine bemerkenswerthe Abw^eichung von der Or- ganisation der verwandten Arten dar. Auch in der Form und Gliederung der fünf Bein- paare habe ich wesentliche Abweichungen von den für die Daphnien geltenden Verhältnissen nicht wahrgenom- men. Die hakenförmige Endklaue am ersteh Beinpaare des Männchens (Fig. 3. b) ist ziemlich kräftig , und die dem- selben Beinpaare angehörige Geissei (Fig. 3. c) ist bor- stenförmig und etwa von der Länge der Schalenklappen. Auf dem Rücken der letzten Abdominalsegmente treten hintereinander drei Anhänge hervor, deren Ent- wickelung jedoch bei dem Männchen merklich zurück- bleibt. Die beiden vorderen sind bei dem Weibchen zipf eiförmig, unbehaart und an ihrer Basis dem Anschein nach mit einander verschmolzen. Der grössere derselben ist vorwärts gekrümmt; der andere dagegen rückwärts gewendet. Der dritte hügelartige ist viel kleiner und in beiden Geschlechtern gleich; während die vorderen bei dem Männchen deutlich auseinander gerückt und an dem freien Ende gleichmässig abgerundet auftreten. Das Postabdomen ist ziemlich gleich breit, aber in beiden Geschlechtern nicht übereinstimmend gebildet. Der 24 Scho edler: hintere oder Dorsalrand desselben, welcher bei dem Weib- chen in fast gerader Eichtung verläuft und nur unmittelbar an der Afterspalte eine geringe Ausbuchtung zeigt, springt bei dem Männchen in der Aftergegend stark wulstig vor. An der den Endklauen anliegenden Ecke dieses Wulstes, also unmittelbar hinter der Afterspalte befindet sich die Ausmündung der Hoden. Die Schwanzklauen sind ohne sekundäre Zähnelung; die Afterspalte aber ist jederseits mit 6 bis 7, an Grösse stetig zunehmenden ge- krümmten Stacheln besetzt. Die aus einem knopfförmi- gen Hügel hervortretenden Schwanzborsten sind ziemlich lang und fein gefiedert. An den inneren Geschlechtsorganen, sowohl an den Eierstöcken der Weibchen , wie an den strotzend mit Samenmasse erfüllten Hoden der Männchen, sind mir be- merkenswerthc Abweichungen von den für die verwand- ten Gattungen geltenden Verhältnissen nicht aufgefallen. Die Spermatozoon , welche bei gelindem Druck massen- haft aus der bezeichneten Ausmündung des Hodens her- austreten, zeigen eine ellipsoidische, zuweilen zusammen- gezogene, halbmondförmige Form. 2. Hyalodaphnia B er olin ensis nov. sp. Von dieser in dem Plötzensee bei Berlin aufgefun- denen Art sind mir seltsamer Weise bisjetzt nur Weib- chen zu Gesicht gekommen, obgleich ich sie von Mai bis Oktober v. J. in grosser Anzahl eingefangen und vom Monat August ab viele in der Ephippium-Bildung begrif- fene Weibchen unter meinen Exemplaren vorgefunden habe. Sie gleicht der vorigen Art in der Pellucidität des Körpers vollkommen , und steht ihr auch in Bezug auf Grösse nur wenig nach. Dem ganzen Habitus nach erscheint sie, wie ein Blick auf die beigegebenen Ab- bildungen (Fig. 8 und 15) ergeben wird, etwas gedrunge- ner und plumper, als die vorige Art Hierzu trägt ins> besondere die abweichende Bildung des Kopfes bei. Der Kopfhelm nämlich ist erheblich niedriger, und die Lage des Auges behauptet, wie dies nach Sars auch bei der folgenden Art der Fall sein soll, so ziemlich die Mitte Die Cladoceren des frischen Haffs. 25 zwischen Sclmcabcl- und Hclmspitze. Um diesen und ähnlichen Beziehungen bestimmtere Anhaltspunkte für die Vergleichung zu geben , will ich wieder einige mikro- metrische Messungen mit Beibehaltuug der obigen Ab- kürzungen mittheilen. Tabelle IL ?x ?. ?3 $. $5 $e Im Durchschnitt ?, Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. L 0,90 1.15 0.96 0,72 0.80 1,10 0,93 0,99 H 0.52 0,58 0,51 0,49 0,46 0,52 0,51 0,45 Sp 0,31 0,35 0.15 0,22 0.30 0,36 0,28 0,21 KLi 0,32 0,45 0,33 0,27 0,30 0,35 0,36 0,30 , KHj 0,30 0,39 0,31 0,22 0.25 0.34 0,30 0.32 AR ! 0.16 0.18 0,15 0,12 0,12 0.15 0,14 0,14 AV 0,16 0,27 0,18 0,15 0.18 0,20 1 0,19 0,16 Auch diese Messungen sind an Spiritus - Exempla- ren angestellt worden. Das untere $3 aufgeführte Exem- plar trug ein Ephippium mit zwei Ampullen; $4^ das jüngste der hier verzeichneten Thierchen, hatte vier Em- bryonen in der Bruthöhle. Die unter $, registrirten Zahlen beziehen sich auf das in Fig. 4 abgebildete Indi- viduum, welches sich durch die auffällige, circa 0,06 Mm. betragende Concavität seiner Schnabelfirste bemerkbar machte. Nach dem durchschnittlichen Ergebniss der vorste- henden Tabelle bleibt die 0,36 Mm. betragende Kopflänge der Hyalod. Berolinensis beträchtlich hinter der halben Körperlänge, welche circa 0,46 Millimeter beträgt, zurück, was bei der vorigen Art nicht der Fall war. Die Lage des Auges behauptet so ziemlich die Mitte zwischen der Schnabel- und Helmspitze. Die Entfernung der obigen Augenachse von der Schnabelspitze, d. i. AR = 0,14 Mm., übertrifft das nur 0,12 Millimeter zählende Drit- tel der Kopflänge ; andrerseits gleicht ihre Entfernung von der Helmspitze (AV n= 0,19 Mm.) fast der halben Kopflänge, welche im Durchschnitt 0,18 Mm. beträgt. So- mit differirt auch das Verhältniss beider Entfernungen (AR: AV = 0,14 : 0,19) sehr bemerkbar von dem der 26 Schoedler: vorigen Art. Auch die durchsclinittliche Länge des Schwanzstachels (Sp = 0,28 Mm.) fällt hier im Verhält- niss geringer aus, als bei H. Kahlbergiensis. An Weib- chen, welche bereits, wie $3 der vorstehenden Tabelle, eine Ephippium-Bildung bestanden haben, erscheint der Schwanzstachel stets merklich verkürzt. Durch die obigen Verhältnisse bedingt, erhält das Profil des Thierchens ein von dem der vorigen Art ver- schiedenes Aussehn. Zu beachten ist, dass bei der H. Be- rolinensis sowohl die Schnabelfirste , wie die Stirnkante des Helms mehr oder weniger concav gebogen auftritt; während der Dorsalrand des Helms und des Kopfes über- haupt einen ziemlich gleichmässigen, schwach convexen Verlauf bewahrt und gegen den Scheitel hin sich wenig oder gar nicht unter die geradlinigte Richtung verflacht. Die Frontalkante des Kopfes vollzieht dem Auge gegenüber eine starke Wölbung und nähert sich in viel kürzerem Verlaufe, als bei der vorigen Art, der Längenachse des Kopfes. Mit dieser durch die Mitte des Kopfes gedachten Achse trifi't dieselbe übrigens, was bei der H. cucullata nicht der Fall zu sein scheint , in der Helmspitze zusammen. Die Helmkaputze (s. Fig 4 u. 8) bewahrt nämlich eine gerade Richtung, wie bei der vorigen Art, und ist dem- nach nicht mit einer aufwärts gekrümmten Spitze ver- sehen („apice acuminato supra curvato"), wie bei- der H. cucullata, und der schon oben citirten schwedischen Art, deren Kopfhelm ich der Vergleichung halber in Fig. 7 wiedergegeben habe. Der Schnabel ist stumpf abgerun- det und dem Vorderrande der Schalenklappen nicht so weit genähert, als bei der H. Kahlbergiensis. — Die durch die seitliche Compression herbeigeführte Zuspitzung des Kopfes, welche bei der Rückenlage des Thierchens am besten zu beobachten ist, verhält sich dem vorigen Falle analog, doch fällt die Helmspitze hier natürlich viel kürzer aus. Die Helmkuppe selber erwies sich bei der grossen Mehrzahl der mir zu Gesicht gekommenen Thierchen noch mit einem äusserst feinen , geraden Zähnchen (s. Fig. 4 u. Fig. 8. a) gekrönt, welches an das kleine Schei- Die Cladoceren des frichesn Hafifs. 27 telborn der Scapholeberis cornuta erinnert^ mit diesem aber in morpbologiscber Beziebung niebt zu identificiren ist. Denn die Hornbildung der Scapboleberis cornuta erfolgt bereits in dem Brutraiime; sie gebt gleicbzeitig mit der Ausbilduns;- der übrigen Organe des Kopfes und zwar in der Weise vor sieb, dass die Scbeitelkante oder der obere Rand des Kopfes sieb längs der Medianlinie von oben ber lostrennt und allmäblicb zu jenem fast geraden Hörncben erbebt. Von dem Zäbncben auf dem Scbeitel der Hyalod. Berolinensis aber ist an der den Brutraum verlassenden jungen Brut nocb keine Spur vorbanden. Seinem ganzen Aussebn nacb möchte man es für eine blosse Ausstülpung der Cuticula balten. Die Scbeitel- kuppe der Individuen^ bei denen dieses Gebilde gänzlich vermisst wird, zeigt übrigens keine Spur einer Verlet- zung, sondern ist (s. Fig. 15) gleichmässig abgerundet. Die Frage aber: ob das Fehlen jenes feinen Scbeitel- dorns etwa nur ein zeitweises sei, vermochte ich nicht zu entscheiden. Denn eine fortgesetzte Entwickelungs- Beobachtung an einem und demselben Individuum ist wegen der äusserst zarten Natur dieser Thierchen, welche in der Gefangenschaft selten länger als zwei Tage aus- dauern, nicht wohl ausführbar. Doch bin ich meiner Wahrnehmung zu Folge der Ansicht, dass hier die Sache anders Hegt, als in dem oben besprochenen analogen Falle der Scapholeberis cornuta, und dass das Fehlen oder Vorbandensein des fraglichen Scheiteldorns nur eine Ent- wickelungsphase andeutet und den Begriff der vorliegen- den Species nicht alterirt. Eine beachtenswerthe Unterstützung findet die so eben ausgesprochene Ansicht ^auch wohl in den nach- stehenden Resultaten der mikrometrischen Messung. Die an vier weiblichen Weingeist-Exemplaren mit stumpf ab- gerundeter Helmkuppe vorgenommenen Messungen erge- ben für die aus der vorigen Tabelle gezogenen Relatio- nen ganz analoge Verhältnisse. Schoedler: Tabelle III. Im ?8 $0 $10 $11 Durchschnitt ?(8-n) Mm. Mm. Mm. Mm. Mm. L 0,76 0,80 0,80 0,77 0,78 H 0,40 0,40 — 0.38 0,39 Sp 0,27 0,25 0.25 0,25 0,25 KL 0,23 0,25 0.25 0,26 0,26 KH 0.27 0,28 — 0,28 0.27 AR 0,10 0,10 0,12 0,11 0,10 AV 0,13 0,15 0,13 0,15 0,14 Im Uebrigen bekundet die H. Berolinensis grosse üebereinstimmung mit der vorigen Art. Die Tastanten- nen werden auch bei ihr bis auf das Endbüschel der ge- knöpften Tastborsten von dem Schnabel verdeckt. Die Ruderantennen , deren Stamm den Stirnrand nur unbe- deutend überragt; besitzen dieselbe Ausrüstung, wie bei jener. Auch die Abdominalanhänge des Rückens, wie ich der H. cristata gegenüber hervorhebe, sind nach Form und Zahl, wie in dem vorigen Falle. Das Postabdomen erscheint etwas mehr zugespitzt ; zeigt sonst aber das- selbe Verhalten. Die Afterspalte ist jederseits mit 5 — 6 gekrümmten, ungleichen Stacheln bewehrt. Auf der Rückenfirste des Thierchens macht sich bei ausgewachsenen Weibchen zwischen Kopf und Schale eine deutliche Einbiegung bemerkbar. Form und Ober- flächen-Skulptur der Schalenklappen sind im Wesentli- chen wie bei der vorhergehenden Art. Im Anschluss an die vorstehenden Mittheilungen kennzeichnen sich die von Sars beobachteten Arten fol- gendermassen. 3. Hyaloda'phnia cucullata. Syn. Daphnia cucullata Sars, 1. c. B. 2, p. 23. Der Kopf ist gross und von der Seite betrachtet, viel schmaler, als die Schalenklappen ; auf dem Dorsalrande ist er s ch wach conca V („margine superiore subcon- cavo^) , auf der Frontalkante unterhalb des Auges stark convex und läuft nach hinten in einen dicken, stumpf Die Cladoceren des frischen Haffs. 29 abgerundeten Schnabel aus, unter welcliem das Endbü- schel der Tastantennen hervorragt. Der einer Kappe („cuculli instar") ähnh'che Helm des Kopfes ist mit einer scharf ausgezogenen, aufwärts gekrümmten Spitze („apice acuminato supra curvato") versehen; von oben aus betrachtet, verjüngt er sich nach dem Scheitel hin stark und läuft in ein dünnes, zugespitztes Ende aus. Die Rückenfirste zeigt zwischen Kopf und Thorax eine deutliche Einbiegung. Die Schalcnklappen sind eiförmig und haben eine deutlich gegitterte Oberflächen-Skulptur. Der Schwanzstachel ist ziemlich lang, bei demWeibchen weniger, bei dem Männchen stark aufwärts gebogen. Die Abdominalanhänge des Rückens verhalten sich wie bei den vorhergehenden Arten. Die Afterspalte ist jederseits mit 6 Stacheln bewehrt. Das Auge ist gut ausgebildet, dem Stirnrande genähert und behauptet seiner Lage nach fast die Mitte zwischen der Rüssel- und Helmspitze. Das Männchen ist ein wenig kleiner , als das Weibchen, und durch einen niedrigeren Helm und kürzeren Schnabel ausgezeichnet. Die Tastantennen desselben sind an dem freien Ende abgestumpft und mit einer borstenförmigen Geissei (Flagellum) versehen, welche wenig länger ist, als das Endbüschel der geknöpften Tastborsten. — Die Länge des Thierchens beträgt kaum 1 Millimeter. 4. Hyalodaphnia cristata, Syn. Daphnia cristata, Sars 1. c. B. 1, p. 7. Das Thierchen ist seitlich so stark zusammenge- drückt, dass seine grösste Dicke („latitudo") nicht ein- mal dem dritten Theil der Höhe („altitudo") gleicht. Das Profil des Kopfes zeigt einen unverhältnissmässig grossen, fast pyramidalen, im Scheitelpunkte zugespitzten Helm, welcher von oben her betrachtet in eine lanzett- liche , dornähnliche Zuspitzung ausläuft. Der Schnabel des Kopfes ist lang und berührt mit seiner abgestumpf- ten Spitze die Schalenränder. In der Form und Ober- flächenskulptur der Schale gleicht sie der vorigen Art. Dasselbe gilt von den Tastantennen. Die Ruderantennen dagegen sind dünn („graciles'^) und an jedem der bei- 30 Schoedler: den Aeste nur mit vier gegliederten, gefiederten Ru- derborsten ausgerüstet. Von den Abdominalanhängen des Rückens ist nur einer deutlich ausgebildet. Das Auge ist sehr klein (^Oculus minimus^^) und weit von dem Stirn- und Scheitelrande entfernt. — Das Männchen ist kleiner, als das Weibchen. Seine Tastantennen überragen die stumpfe Schnabelspitze und tragen am freien Ende eine borsten- förmige Geissei, welche doppelt so lang ist, als das End- büschel der geknöpften Tastborsten. Im üebrigen gleicht es dem Männchen der II. Kahlbergiensis. Die Länge des Weibchens beträgt ungefähr V/q Millimeter. 5. Hyalodaphnia longireynis. Sjn. Daphnia longiremis, Sars 1. c, B. 1, p. 6. Die vorstehende Art repräsentirt, wie es scheint, eine Uebergangsform zur Gattung Daphnia, an welche sie ihrem ganzen Habitus nach erinnert. Ihre Unterord- nung unter die neue Gattung stützt sich hauptsächlich auf den gänzlichen Wegfall des Nebenauges. Sie participirt an der hyalinen Beschaffenheit der übrigen Arten, doch steht sie in der Helmbildung des Kopfes, soviel aus den Mittheilungen des oben genannten Beobachters zu ent- nehmen ist, allen andern nach. Von oben her betrach- tet, erweist sich der Kopf ebenfalls zugespitzt ; im Profil aber erscheint er klein und am Scheitel abgerundet. Der Stirnrand ist fast gerade und verläuft nach hinten in einen etwas zugespitzten Schnabel. Den vorhergehenden Arten gegenüber ist noch hervorzuheben, dass der stark gebogene untere Rand der Schalenklappen seiner ganzen Länge nach gezähnt ist. Die Tastantennen sind ebenfalls klein ; die Ruderantennen aber von ungewöhnlicher Länge. Das Auge ist klein, aber mit deutlichen Krystallkörpern versehen. Die Beschaffenheit der Schalenoberfläche end- lich, welche sich nur als eine punktirte („testa punc- tata^) angegeben findet, würde das Thierchen nicht nur von den vorhergehenden vier Arten, sondern meines Wissens auch von allen Arten der Gattung Daphnia in sp. unter- scheiden. — Die Länge beträgt ungefähr 1 Millimeter. Die Cladoceren des frischen Hafifs. 31 6. Hyalo daph7iia C e der strömli nov. sj). Unter dieser Benennung will ich noch das bereits oben citirte, mit keiner der vorstehenden Arten überein- stimmende Thierchen , welches der Freiherr G. C. C e- derström bereits im Juli 1859 in dem Nara-8ee in Schweden aufgefunden hat, in Kürze charakterisiren. Obgleich ich diese Form aus eigener Anschauung noch nicht kenne , indem mir die oben erwähnte Sammlung bis diesen Augenblick noch nicht zugegangen ist, so kann ich nach den mir vorliegenden Zeichnungen (vgl. Fig. 7) die specifische Verschiedenheit derselben nicht in Zweifel ziehen. Aus den ^Conceptzeichnungen'^ des Freiherrn Ce der ström ist aber so viel zu entnehmen, dass diese schwedische Art sich dem ganzen Habitus der H. Kahl- bergiensis am meisten anschliesst. Sie unterscheidet sich aber sowohl von dieser , wie von der H. cucullata , un- verkennbar durch die abweichende Bildung des Kopf- helms. Correctheit der Zeichnung vorausgesetzt , ent- spricht bei der H. Cederstromii sowohl die Lage des AugeS; w^ie das Yerhältniss zwischen Kopf- und Körper- länge den für die H. Kahlbergiensis geltenden Verhält- nissen. Der Helm des Kopfes aber ist sichelförmig aufwärts gekrümmt, so dass der Dorsalrand des Kopfes seiner ganzen Ausdehnung nach einen stark concaven; der Stirnrand dagegen einen entsprechend convexen Ver- lauf vollzieht. An den Ruderantennen ist jeder der Aeste nur mit vier Ruderborsten ausgerüstet. Die Skulp- tur der Schalenoberfläche ist wie bei H. Kahlbergiensis. Gleiches gilt von der Form des Postabdomens und der Länge und Beschaffenheit des Schwanzstachels. Gen. Bosmina Baird. Die Gattung Bosmina, zu der wir nunmehr über- gehen, gehört zu den kleinen und allergewöhnlichsten Formen der Süsswasser-Cladoceren. Da sie ihrer ganzen Organisation nach eine sehr beachtenswerthe üebergangs- form von den eigentlichen Daphniden zu den sogenann- ten Lyncodaphniden bildet, so dürfte es angemessen sein, den nachfolgenden speciellen Beiträgen einige allgemeine 32 Schoedler: Bemerkimgen vorauszuschicken. leb folge hierbei der Diagnose, welche öars ^) über die Gattung aufgestellt hat. Im Ganzen genommen erinnert der Habitus der Bos- mina am meisten an die Gattung Macrothrix. In der Seitenlage der Thierchen, welche sich dem Beobachter gewöhnlich darbietet, zeigt Bosmina eine mehr oder weni- ger abgerundete Gestalt. Von oben aus betrachtet, erweist sich der Körper stets merklich zusammengedrückt, so dass das frei auf dem Bauche schwimmende Thierchen einige Achnlichkeit mit der Lynceide Chydorus bekundet. Auch in der Kopfbildung bietetBosmina eine unverkennbare Ana- logie mit Macrothrix dar. Der Kopf, dessen Dorsalrand ohne Einkerbung in den Thorax übergeht, ist abwärts gerich- tet und bildet im Profil ein seitlich zusammengedrücktes, konisches Rostrum, welches nicht über dieVerlängerung der unteren Schalenränder hinabreicht, und an seiner gleich- massig abgerundeten Spitze die langen Tastantennen oder „Fühlhörner" trägt. Auf dem vorderen Theile des Rostrums erhebt sich unweit der Medianlinie desselben jederseits eine zarte, zugespitzte Borste. Der Fornix des Kopfpan- zers überdeckt das Wurzelglied der Ruderantennen, und markirt sich in seiner Begrenzung durch eine Linie, welche von ihrer Yereinigungsstelle mit der Schale über den Stamm der Ruderantennen hinweg, in stark geschwun- genem Verlaufe zum hinteren Rande des Rüssels hinab- steigt. Die den übrigen Körper umhüllende Schale ist an dem hinteren Rande abgestumpft und erleidet bei den Weibchen einiger Arten über den vorderen Abdominal- segmenten eine sehr starke Ausweitung. Der untere freie Rand der Schale ist an seinem vorderen Theil mit langen Borsten besetzt und läuft nach hinten entweder in einen Dorn (Mucro) aus, oder geht, wo dieser fehlt, über eine stumpf abgerundete Ecke unmittelbar in den hinteren Rand über. Eine Schalendrüse, den vorderen Theil der Schalenklappen durchziehend , ist vorhanden. Die Tastantennen („Fühlhörner^ , welche der abgerun- 1) G. 0. Sars 1. c. B. 1, p. 10. Die Cladoceren des frischen Haffs. 33 deten Rüsselspitze (bei Weibeben unbeweglich) eingefügt und abwärts gerichtet sind , haben eine beträchtliche Länge, spitzen sich gegen das freie Ende hin allmählich zu, und erscheinen auf dem mehr oder weniger convexen vorderen Rande wie aus zahlreichen, mit einander ver- schmolzenen Halbringeln zusammengesetzt. Sie bestehen aus zwei Theilen, von denen der Basaltheil dem Stamme (Pedunculus), das Endstück aber dem sonst nur bei männ- lichen Daphniden entwickelten Endfortsatz oder „Aus- läufer^ ^Flagellum) der Tastantennen zu vergleichen ist. Aus dem Stamme entspringt unmittelbar vor seinem üe- bergange in diesen Fortsatz und zwar auf der einwärts gekehrten Seite (vgl. Fig. 23) das Büschel der geknöpf- ten Tastborsten. Die Ruderantennen bestehen aus einem ringelartig gegliederten Wurzelstück , welches sich in einen eingliedrigen Stamm fortsetzt. Dieser selbst theilt sich in zwei Aeste , von denen der äussere vier gliedrig und mit (3 bis) 4 Ruderborsten, der innere dagegen drei- gliedrig und mit 5 Ruderborsten ausgerüstet ist. Von Mundtheilen sind die Oberlippe, ein Paar Mandibeln und nach Sars auch Maxillen zu unterscheiden. Jene er- innert in ihrer Form an die Lynceiden, denn sie trägt auf ihrer äusseren Fläche eine breite abgerundete Platte. Beine sind 5 Paare vorhanden und ein rudimentäres sechstes, wie bei den Lyncodaphniden und Lynceiden. Sie erinnern ihrer ganzen Anlage nach am meisten an die für Acanthocercus geltenden Verhältnisse. Das erste Fusspaar des Männchens ist, wie bei Daphnia, mit einem Haken und einer Geissei bewehrt. Das Postabdomen erscheint verhältnissmässig kürzer, als bei den verwand- ten Gattungen, und varlirt in meiner Form nach den Arten und dem Geschlecht. Es ist seitlich stark zusam- mengedrückt, am freien Ende in der Regel gerade abge- stumpft und verlängert sich auf der Ventralscite in einen bei Männchen stärker entwickelten Fortsatz, w^elcher die beiden gekrümmten Endkrallen (vgl. Fig. 19 b u. Fig. 20 c) trägt und desshalb hier der Kürze halber als Endkrallen- Träger bezeichnet werden mag. Die unterhalb dieses Krallenträgers am freien Ende liegende Afterspalte ist Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 3 34 Schoedler: nicht mit kleinen Stacheln umsäumt. Auf dem Dorsal- rande trägt das Postabdomen unmittelbar vor der Gelenk- stelle, "wie bei den verwandten Gattungen, zwei Schwanz- borsten. Besondere Abdominalanhänge für den Verschluss der Bruthöhle, wie sie bei Daphnien vorkommen, sind nicht vorhanden; doch scheint deren Stelle durch jene Haarbüschel ersetzt zu werden, mit welchen die letzten Abdominalsegmente auf dem Rücken besetzt sind. Von den inneren Organen, zunächst denen des Kopfes, tritt das freibewegliche Auge, welches dem Stirn- rande nahe gerückt und mit zahlreichen Krystallkörpern versehen ist, überall deutlich hervor. Das Nebenauge (Macula nigra) fehlt. — Das ziemlich voluminös auftre- tende Gehirn entsendet ausser dem Augenganglion nach vorn einen zarten Nerven zu den beiden Borsten des Rüssels und zur Rüssel spitze hin einen starken Ner- venstrang , welcher unmittelbar vor seinem Uebergange in die Tastantennen zu einem beträchtlichen Ganglion anschwillt. Von diesem Ganglion geht in jede Tastan- tenne ein deutlicher Nerv zu dem Büschel der Tastbor- sten. Am Hinterkopf endlich ist zwischen Auge und Magen noch ein undeutlich zelliges Conglomerat zu un- terscheiden , welches dem Nervensystem zuzusprechen und der zelligen End aus breitung jenes peripherischen Kopfnerven zu entsprechen scheint, w-elchen Leydig ^) bei Daphnien nachgewiesen hat. — Der Nahrungskanal erinnert nach Form und Bau am meisten an Macrothrix. Er durchzieht, den Körper in einfachem Verlaufe, ohne eine ümschlingung einzugehen , und gliedert sich in Schlund, dessen Mündung oben von der Lippe, seitlich von den Kiefern begrenzt wird, dann in den langen Magen, dem die vorderen blinden Anhänge fehlen, und in den Darm (Mastdarm). — Das Herz hat eine mehr oder we- niger ovale Gestalt. Was die inneren Fortpflanzungsorgane betrifft, so lassen die Eierstöcke der Weibchen die Form eines läng- lichen Schlauches erkennen, der sich zu beiden Seiten 1) Leydig, Naturg. der Daphniden S. 143. Die Cladoceren des frischen Haffs. 35 des Darmkanals hinzieht und seine Ausmündung auf dem Rücken des vorletzten Abdominalsegments, etwa ober- halb des rudimentären ßeinpaars nimmt, wovon ich mich durch direkte Beobachtung zu überzeugen Gelegenheit hatte. Ich habe früher schon mehrmals, so an der Daph- nia pulex und der Sida crystallina den Vorgang der Ei- formung beobachtet, ohne gerade auf den von Leydig ^) an Daphnia longispina wahrgenommenen Umstand: dass der Inhalt des reifen Eierstockes sich erst im Brutraum zu individuell begrenzten Eiern gestalte, besonders ge- achtet zu haben. Im Juli d. J. nun bemerkte ich an einer Bosmina cornuta, welche ich unter dem Mikroskop hatte, dass der blass- grünliche Inhalt ihres reifen Eier- stocks sich an der oben bezeichneten Stelle in die Brut- höhle zu entleeren begann. Meine mit ungetheilter Auf- merksamkeit gemachte Beobachtung war : dass der an- fänglich und nur langsam hervorquellende Theil der Dottermasse sich wie ein durch äussere Umhüllung fest zusammengehaltener Körper verhielt, in welchen die nach- folgende Dottermasse sich ergoss, und so eine mehr und mehr zunehmende Ausweitung der schon vorhandenen Eihülle verursachte. Gleichzeitig mit der grünlichen Dottermasse schlüpften, w^ie ich deutlich wahrnahm, zwei orangegelbe Oelkugeln in den Brutraum. Sobald der letzte Theil der Dottermasse sich durch die Ausmündung des Eier- stockes hindurchgedrängt hatte, sah ich das individuell begrenzte, also fertig gebildete und gleichmässig geformte Ei mit den beiden Oelkugeln in der Mitte in dem Brut- raume liegen. Nach einer kurzen Pause wiederholte sich der gleiche Vorgang bei dem Heraustreten eines zweiten Eis, ohne dass ich an der in die Bruthöhle ge- tretenen Dottermasse besondere, den vitalen Bewegun- gen des Liquor vitelli anderer Thierc gleichzustellenden Contractionsbewegungen wahrnehmen konnte. Die^ Hoden der Männchen verhalten sich in ihrer Anlage; soviel ich erkennen konnte, wie bei Daphnia. Der Ausmündungsgang derselben befindet sich auf dem Krallen- 1) Naturgeschichte der Daphniden S. 61 und 145. 36 Sclioedler: träger (vergl. Fig. 17 b und 20 f.) unmittelbar vor den Endkrallen. Die Männchen selber, diel ich von zwei Arten kenne, charakterisiren sich imAeusseren: 1) durch die flache^ nicht gewölbte Riickcnfirste der Schale ; 2) durch die schon oben angeführten Anhänge des ersten ßeinpaars; 3) durch die Tastantennen, welche verhält- nissmässig stärker entwickelt auftreten und unweit der Basis noch mit einer besonderen zugespitzten Borste (vergl. Fig. 16. b) ausgestattet sind; 4) endlich noch durch das Postabdomen , das durch die wulstige Auftreibung, welche der Krallenträger um den Ausfübrungsgang der Hoden annimmt, ein verändertes, in der Regel mehr zu- gespitztes Aussehn erhält. Auch in der Ephipplumbildung bekundet Bosmina eine Annäherung an die Lyncodaphniden, indem sie, wie Acanthocercus, eine besondere Metamorphose der Schale zu diesem Behuf nicht eingeht. Soweit ich den zeitigen Bestand der Gattung über- sehe , lässt er sich nach der Beschaffenheit der Schalen- skulptur in folgende drei Gruppen scheiden: a. Schale retikulirt. Hierher gehören : B. longirostris Müll., B. cornuta Jur-, B. curvirostris Fisch, und B. gibbera mihi. b. Schale zu beiden Seiten der Rückenfirste deutlich gestreift. Hierher sind zu zählen: B. longispina Leyd., B. ob- tusirostris Ss., B. lacustris Ss. und B. LIlljeborgii Ss. c. Schale glatt (skulpturlos). Hierher gehören: B. laevis Leyd., B. nitida Ss., B. macrorhyncha Schm., B. longicornis mihi und B. rotun- da mihi. Bo smina gibbera nov. sp. Der seltsame Habitus, den diese Art aufzuweisen hat, unterscheidet sie leicht von den übrigen Arten der ersten (a) Gruppe. Ich fand sie sehr zahlreich in dem frischen Half vor; bei ruhigem Wasserstande bedeckt sie hier die Oberfläche der flachen, mit Binsen bestandenen Uferstellen in grossen Schwärmen. Unter den vielen Die Clacloceren des frischen Haffs. 37 im Monat Juli v. J. von mir eingefangenen Exemplaren aber habe ich auch nicht ein einziges Männchen entdeckt. Wahrscheinlich finden sich die Männchen, wie bei B. longirostris und ß. cornuta erst im Spätsommer und Herbst ein. Die höckerige Ausweitung der Schale , auf welche sich die Benennung bezieht, tritt schon an den der ßrut- höhle entschlüpfenden jungen Individuen (Fig. 24) hervor, und erreicht bei dem ausgewachsenen (weiblichen) Thier eine nicht minder auffällige Entwickelung, als bei Hoio- pedium oder der Polyphemide Bjthotrephes. An dem in Fig. 9 abgebildeten Exemplar ergab die vorgenommene niikrometrische Messung eine Körperlänge (von dem Stirn- rande bis zu dem hinteren Schalenrande gemessen) gleich 0,54 Millimeter und 0,60 Millimeter für die Schalenbreite, also für den grössten Abstand des unteren Schalenrandes von der Spitze des Schalenhöckers. Ein analogesVerhältniss beider Dimensionen hat Sars an der B. Lilljeborgii be- obachtet, von welcher derselbe berichtet, dass die Breite des ausgewachsenen Thierchens viel grösser sei, als die Länge. Beide Arten aber unterscheiden sich jedoch, -wie bereits oben angedeutet worden ist, durch die Skulp- tur der Schale, welche bei der B. Lilljeborgii eine deutlich gestreifte („testa tota supine distincta striata, striis longitudinalibus arcuatis") ist, während die der B. gibbera durchweg polygonal retikulirt ausfällt. Der Kopf der B. gibbera , welcher in ungezwunge- ner Haltung dem hinteren Schalenrande ziemlich parallel verläuft, bildet einen kurzen, gleichmässig abgerundeten Rüssel, welcher nicht bis zum Niveau des unteren Scha- lenrandes hinabreicht. Das zarte^ Borstenpaar des Rüs- sels (Fig. 0. a) hält so ziemlich die Mitte zwischen der Rüsselspitze und dem Auge. Der Stirn rand tritt in der Augengegend nicht bemerkbar hervor, sondern die das Profil umgrenzende Medianlinie des Kopfes verläuft vom Rüssel aufwärts in gleichmässiger Convexität, indem sie ohne jegliche Einbiegung über die schräg aufsteigende Firstkante des Thorax hinweg in die Rückenfirste der Schale übergeht. Diese selbst weitet sich über den vor- 38 Schoedler: deren Abdominalsegmcnten zu einem starken, kegelför- migen Höcker aus. Auf diesem Höcker treten die den Innenraum der Schale durchsetzenden Stützfasern (Fig. 9. b) recht deutlich hervor. Das Herz (Fig. 9. c) , welches eine länglich-ovale Gestalt hat, erleidet mit der zuneh- menden Höckerbildung der Schale eine immer mehr schräg aufwärts gewendete Lage. Der hintere Theil des Schalenrückens fällt steil zum freien Hinterrande der Schale ab , in welchen er unter einem sehr stumpfenWinkel übergeht. Der Flinterrand selber, welcher bei dem abge- bildeten Thierchen eine Länge von 0,15 Millimetern ergab, ist fast gerade und geht an seiner unteren Ecke unter einem fast rechten Winkel, ohne einen Stachelfort- satz (Mucro) zu bilden, in den freien Unterrand der Schalenklappen über. Auch der Unterrand verläuft ziem- lich gerade; er ist an seinem vorderen Theil mit etwa 6 bis 7 Borsten besetzt und geht in gleichmässiger Krüm- mung in den vorderen Rand über. Das Thierchen hat ein gelbllch-weisses Colorit und gewährt, in der Seitenlage betrachtet, dem unbewaffneten Auge das Aussehn eines dreieckigen, weissen Aschen- jDÜnktchens. Die polygonale Skulptur der Cuticula erstreckt sich mit gleicher Deutlichkeit über die Schale und den Kopf- panzer, und fällt an den gleichmässig gewölbten Theilen der Schalenklappen ziemlich regelmässig sechseckig aus. Innerhalb der Felderchen selber aber tritt die gewöhn- liche feine Punktirung überall deutlich hervor. Die in dem vorderen Theil der Schalenklappen verlaufende Scha- lendrüse (e) zieht sich in einer lang ausgezogenen Schlinge weit bis zum Rücken hinauf. Das verhältnissmässig gut ausgebildete und mit zahl- reichen Krystallkörpern ausgestattete Auge liegt dem Stirnrande unmittelbar an und sticht mit seinem tief- schwarzbraunen Pigmente vortheilhaft gegen das weiss- liche Colorit des Körpers ab. Die Tastantennen (Fig. 9. g) erreichen beinahe die Länge des Körpers, und ergaben bei dem abgebildeten Exemplar eine Länge von 0,45 Millimetern. Sie sind Die Cladoceren des frischen Haffs. 8ft ziemlich gerade und halten die Richtung des Rüssels ein. Der bis zum Tastborstenbüschel sich erstreckende Basalthcil (Pedunculus) beträgt circa ein Viertel der ganzen Antennenlänge; er ist ganz gerade und auf seinem vorderen Rande undeutlich 5mal geringelt. Das Büschel der geknüpften Tastborsten tritt unter einem schuppen- artigen Vorsprunge der ein\Yärts gekehrten Fläche her- vor. Der lange Endfortsatz (Flagellum) spitzt sich zum freien Ende hin stetig zu, ist nur unbedeutend rück- wärts gekrümmt und lässt auf seinem Vorderrande eine 15-gliedrigc Ringelung deutlich erkennen. — Auch die- ser der Geissei der männlichen Tastantenne anderer Daphniden vergleichbare Ausläufer der in Rede stehen- den Organe scheint die ursprüngliche Bedeutung eines Greiforgans zu bewahren ; denn ich habe mehrfach wahr- genommen , dass die Bosminen sich vermittelst ihrer Fühlhörner an zarten Pflanzentheilen festhalten, und sich z. B. mitten in Confervenmassen auf diese Weise gleich- sam vor Anker legen. Auf Grund dieser Wahrnehmung habe ich mir für die Beobachtung Bosminen wiederho- lentlich auf die Weise eingefangen, dass ich auf's Ge- rathewohl hin eine Portion Conferven auf- und mit nach Hause nahm. Die Ruderantennen stimmen in ihrer Ausrüstung mit der mir ebenfalls, und zwar in beiden Geschlechtern, vorliegenden B. longirostris Müll, überein. Der äussere, viergliedrige Ast derselben nämlich ist mit vier Ruder- borsten ausgestattet, von denen drei dem freien Ende und eine dem vorletzten Gliede angehören ; der andere, etwas kürzere und nur dreigliedrige Ast dagegen trägt fünf solcher Borsten, nämlich drei an dem freien Ende und je eine an dem Mittel- und Basalgliede. Das Postabdomen bewahrt auf seiner ganzen Länge dieselbe Breite. Das freie Ende desselben ist ziemlich gerade abgestumpft. Der Krallenträger, sowie die End- krallen selber sind fein gezähnt, und auch der hintere oder Dorsalrand des Postabdomens erweist sich gegen die etwas wulstig vortretende Endecke hin fein gekerbt. — Die Schwanzborsten sind kurz. 40 Schoedler: Die Sommereier der B. gibbera zeigen ein blass-griln- liclies Colorlt. Die Anzahl der gleichzeitig zur Entwik- keliing gelangenden Eier beträgt, je nach dem Alter des Thierchens, zwei bis fünf. An diese Bosmina des frischen Haffs , und mehr Tielleicht noch an die B. Lilljeborgii erinnert ihrem gan- zen Habitus nach die folgende Art, welche ich am 1. No- vember V. J. in der Spree bei Treptow aufgefunden habe. Bosmina rotunda nov. sp. Dieselbe gehört nach der Beschaffenheit der Scha- lenoberfläche in die dritte (c) Gruppe; denn auf der Cu- ticula der Schalenklappen ist ausser der gewöhnlichen feinen Punktirung weder von einer Retikulation , noch von einer Streifimg die geringste Spur zu entdecken. Eine derartige skulpturlose Cuticula hat Leydig auch bereits an der B. laevis constatirt ^), und es scheint kei- nem Zweifel zu unterliegen, dass eine gleiche Beschaf- fenheit der Schale auch bei der B. nitida vorliegt, ob- gleich sich dies in der Beschreibung nicht positiv aus- gesprochen findet. DennSars, der die Benennung des Thierchens gerade dem Aussehn der Schale entlehnte, stellt nur die gestreifte Skulptur („Testa nitida supine absque striis^) in Abrede, nicht so auch die rctikulirte, welche ihm von der B. longirostris her ebenfalls bekannt war. Ob sich die B. macrorhyncha in dieser Beziehung ebenso verhalte , ist aus den unzulänglichen Mittheilun- gen, die wir über diese Nil - Species besitzen, nicht zu entnehmen. Von der Bosmina rotunda stand mir leider nur ein einziges und überdies noch an den Tastantennen beschä- digtes Exemplar, ein Weibchen mit zwei schon ziemlich entwickelten Embryonen in der Bruthöhle, zu Gebot. Das Thierchcn bildet, wie ein Blick auf die beige- gebene Abbildung (Fig. 13) darthun wird, seinem ganzen Habitus nach eine unverkennbare Annäherung an die B. gibbera. Auch bei ihm nimmt die Schale für die Bil- 1) Leydig, Naturg. der Daplmideu S, 207. Die Cladocercn des frischen Haff?. 41 düng der Brutböhle eine so beträchtliche Wölbung an, dass das in der Seitenlage betrachtete Thierchen dadurch eine ganz abgerundete Gestalt gewinnt. Die mikrome- trische Messung ergab für den grössten Abstand zwi- schen der Stirn und dem hinteren Schalenrand (Länge) 0,41 Millimeter und für das ]\laximum der Höhe oder Schalenbreite 0,42 Millimeter. In der Kopfbildung gleicht die ß. rotunda der vorigen Art; der Stirnrand des Rüs- sels aber verläuft ziemlich geradlinig. Die zarten, zuge- spitzten, dem Rüssel aufsitzenden Borsten sind ebensoweit von dem Auge, als von der Rüsselspitze entfernt. Das Auge entspricht in seiner Lage und Entwickelung dem der vorhergehenden Art. Die Medianlinie des Kopfes wendet sich oberhalb des x\uges in einem flachen Bogen rückwärts und steigt in fast gerader Richtung schräg aufwärts über den Thorax hinweg bis zur höchsten Erhebung der Schalenfirste. Die starke Wölbung, welche letztere vollzieht, ist eine nach vorn und hinten hin ziemlich gleich- massige. Wie bei der B. gibbera, so treten auch hier auf der Wölbung des Schalenrückens die zwischen den beiden Schalenlagen sich hinspannenden Stützfasern sehr deut- lich hervor. Der schwach convex nach hinten abfallende Schalenrücken setzt sich unter einem sehr stumpfen Win- kel in den freien Hinterrand um. Dieser selbst verläuft geradlinig und bildet an seiner unteren Ecke, ohne ir- gend eine Spur von Mucro -Bil düng anzudeu- ten, einen stumpfwinkligen Uebergang in den freien Unterrand der Schalenklappen. Letzterer verläuft eben- falls ziemlich gerade und. ist an seiner vorderen Partie mit etwa sechs Borsten besetzt. Die Ruderantennen verhalten sich in ihrer Ausrü- stung wie bei der vorigen Art ; denn der viergliedrige Ast ist auch hier mit vier, der dreigliedrige dagegen mit fünf Ruderborsten in der gewöhnlichen Vertheilung ausgestattet. Die Tastantennen des Mutter-Thierchens waren lei- der unterhalb des Tastborsten-Büschels abgebrochen; der zurückgebliebene Stumpf aber bekundet seiner Form und Richtung nach grosse Analogie mit der vorigen Art. 42 Scho edler: Und auch In Betreff der Länge gilt wohl annähernd das- selbe ; denn an der fast zum Ausschlüpfen reifen Brut, die ich zu diesem Behuf aus dem ßrutraume heran s- presste, war zu ersehen, dass die Länge des Antennen- stammes (Pedunculus) noch nicht ganz dem Drittel der gesammten Antennenlänge entsprach. Das Postabdomen (Fig. 14) gleicht In Form und Grösse dem der vorigen Art; das freie Ende Ist gerade abgestumpft und an seiner den Endkrallen gegenüberlie- genden Ecke ebenfalls feingekerbt. Die Endklauen zei- gen eine specifische Bezalinung; denn sie tragen auf der unteren Kante vier senkrecht stehende, deutlich hervor- tretende Zähnchen. Zu der Bosminen-Gruppe mit glatter Schale ge- hört endlich auch die folgende Art, welche Ich Im De- cember v. J. unter meinen, In verdünntem Weingeiste aufbewahrten , aus der Spree entnommenen Exemplaren der B. cornuta vorgefunden habe. Ich nenne sie wegen der beträchtlichen Länge Ihrer Tastantennen : Bosmiiia longicornis nov. sp. Sie schliesst sich ihrem ganzen Habitus nach (vergl. Fig. 10) der B. laevis an ; unterscheidet sich von dieser aber unter Anderem sehr bestimmt durch abweichende Ent- wlckelung der Tastantennen, sowie durch die Dornfort- sätze (Mucrones) der hinteren unteren Schalenecke. Auch von dieser Art besitze Ich nur ein einziges weibliches Exemplar, welches zwei noch unentwickelte Sommereier in dem Brutraume trägt. Bei ihr herrscht die Längendimension vor; denn dieselbe beträgt der vor- genommenen mikrometrischen Messung zu Folge 0,40 Mil- limeter, während das Maximum der Höhe oder Schalen- breite nur 0,32 Millimeter zählt. Die Form des Kopfes im Ganzen genommen , der Rüssel, sowie das schön ausgeprägte Auge verhalten sich wie bei der B. laevis. Die beiden ungeknöpften zarten Borsten des Rüssels stehen bei der B. longicornis eben- soweit von der Rüsselspitze, als von dem Auge entfernt. ^ Die Medianlinie des Kopfes verläuft gleichmässig convex Die Cladoceren des frischen Haffs. 48 und geht ohne eine Unterbrechung in die ebenso be- schaffene Rückenfirste der Schalenklappcn über. Die Wölbung der Schale über den vorderen Abdominalseg- menten aber tritt stärker hervor, als bei der B. laevis. Auch springt die obere Ecke des hinteren Schalenrandes nicht so erheblich vor, als Leydig bei seiner B. laevis angedeutet hat. Der freie und ziemlich gerade verlau- fende Hinterrand der Schalenklappen hat, wie ich zur Vergleichung der Schalendornen ausdrücklich hervorhebe, der vorgenommenen Messung zu Folge eine Länge von 0,14 Millimetern. Der freie untere Rand ist in seinem hinteren Verlauf merklich ausgeschweift und tritt deshalb in seinem vorderen, mit etwa 6 Borsten besetzten Theil erheblicher hervor. An seiner hinteren Ecke aber ver- längert sich derselbe an jeder Schalenklappe (Fig. 10 und 12 m) in einen geraden, zugespitzten Dorn- fortsatz (Mucro), welcher schräg abwärts gerichtet ist und eine Länge von 0,08 Millimetern, also mehr, als die halbe Länge des hinteren Schalenrandes aufzuweisen hat. Eine sekundäre Zähnelung, wie sie sonst, z. B. an den Schalen-Dornen der B. longispina und B. obtusirostris wahrzunehmen ist, findet sich hier nicht vor. Die Ruderantennen verhalten sich in Form und Aus- rüstung im Wesentlichen wie bei den beiden vorherge- henden Arten. Das Wurzelstück derselben ist deutlich gegliedert, und von den beiden Aesten ist auch hier der äussere, viergliedrige mit vier, der innere und dreiglie- drige mit fünf Ruderborsten ausgestattet. Auch hierin würde die B. laevis ein abweichendes Verhalten bekun- den. Denn soweit die Abbildung, welche Leydig^) von derselben gegeben hat, die hierauf bezügliche Lücke des Textes zu ergänzen verstattet, ist bei ihr jeder der bei- den Aeste nur mit drei, dem freien Ende aufsitzenden Ruderborsten ausgerüstet. Die Tastantennen (Fig. 10 und 11) sind von der Wurzel aus ziemlich gleichmässig rückwärts gekrümmt und, in gerader Linie von der Basis bis zur Spitze ge- 1) Naturgeschichte der Daphniden S. 207. Taf. VIII. Fig. 61, 44 S eil o edler: messen, 0,30 Millimeter lang. Sie stehen demnach, wenn man die durch die Krümmung bedingte Verkürzung be- rücksichtigt, der Körperlänge des Thierchens nicht viel nach. Der Stamm (Pedunculus) derselben (Fig. 11. b) ist auffällig kurz und beträgt etwa nur V5 der ganzen Länge. Das lange und sich stetig zuspitzende Endstück (Fig. 11. c) besteht aus 12 mit einander verschmolzenen Gliedern, wenn man mit Sars in der an dem vorderen Rande hervortretenden Einkerbung eine derartige Zu- sammensetzung annehmen will. Das Büschel der ge- knöpften Tastborsten tritt auch bei dieser Art unter einem dreieckigen Vorsprunge der inneren Seite hervor. Das Postabdomen weicht in seiner Form nicht von dem gewöhnlichen Typus ab. Am freien Ende ist es, wie bei der vorigen Art , gerade abgestumpft und an der Endecke seines Dorsalrandes ebenfalls fein gekerbt. Seine Länge beträgt excl. Krallenträger 0^10, seine Breite da- gegen 0,06 Millimeter. Die beiden Endkrallen endlich sind an der äusseren Seite mit einer feinen sekundären Zähnelung versehen. Ich bedaure , dass mir bis zum Abschluss dieser Mittheilungen die oben erwähnte Sammlung des Frei- herrn G. C Ceder ström noch nicht zu Händen war; da sie, soviel sich aus den mir eingesandten Concept- zeichnungen entnehmen lässt, unter andern gerade auch die vorstehend beschriebenen Arten, oder ihnen wenig- stens sehr nahe kommende Formen zu enthalten scheint. Zum Schluss mögen noch einige Bemerkungen über die beiden am längsten bekannten Arten der Gattung, die mir in beiden Geschlechtern vorliegen, hier eine Stelle finden. Die ältere dieser beiden Arten: die Bosmina (Lynceus) longirostris , Müll., scheint nach den Mitthei- lungen, die wir über sie von verschiedenen Beobach- tern besitzen, eine sehr weite Verbreitung zu haben. Mit ihr ist die andere, die Bosmina cornuta Jur. in der Regel ohne weitere Kritik zusammengeworfen worden. Ich kann nach meinen Wahrnehmungen mich nicht entschliessen, die Jurine'sche Art-Bestimmung über Bord zu werfen. Die Cladoceren des frischen Haffs. 45 sondern muss Sars beipflichten, welcher die Verschie- denheit jener bcM'den älteren Arten aufrecht hält. Was nun zunächst die MlUler'sche Art anlangt, so ist, wenn man die verschiedenen über sie vorliegen- den Beschreibungen und Abbildungen einer aufmerksa- men Vergleichung unterzieht, kaum daran zu zweifeln, dass nicht allen Beobachtern ein und dasselbe Thier vor- gelegen hat. Soweit ich die Sachlage übersehe, möchten etwa folgende Citate auf eine Identität des Beobachtungs- objects schliessen lassen. Bosmma longirostris Müll. Syn. Lvnceus longirostris, 0. F. Müller, Entom. p. 76. Tab. X. Fig. 7 und 8. Eunica longirostris. Koch, Deutschi. Crust. H.35. Taf. 23. Eunica longirostris, Lievin, die Branch. d. Danz. Geg. S. 37. Taf. YIL Fig. 8. Bosmina longirostris, G. 0. Sars, Om de i Om. af Christiania forek. Ciad. B. 1, p. 11. Indem ich das mir vorliegende, seit einer Reihe von Jahren aus der Spree her bekannte Thier auf die vor- stehenden Citate beziehe, will ich in Kürze hier nur noch hervorheben , was seiner Unterscheidung zum An- halt dienen kann. Dasselbe gleicht im Habitus der B. longicornis; unterscheidet sich von dieser aber, wie be- reits angedeutet worden , schon hinlänglich durch die wabig retikulirte Skulptur seiner Schalenoberfläche, wel- che ziemlich grossmaschig ausfällt und niemals so deut- lich hervortritt, als bei der B. gibbera. Eine Verwechs- lung mit letzterer Art aber ist wieder wegen abweichen- der Bildung der Schale und Tastantennen nicht leicht möglich. Der Grösse nach gehört die B. longirostris zu den mittleren Formen der Gattung, wie nachstehende, an drei völlig ausgebildeten Weibchen vorgenommene Messun- gen näher erweisen. Denn es ergab (in Millimetern aus- gedrückt): $1 Länge = 0;46 ; Maximum der Höhe (Schalenbreite) 46 Schoedler: = 0^38; Länge der Tastantenncn (d. i. Abstand zwi- schen Basis und Spitze) = 0,17; Pedunculus der Tastantennen zwischen V4 bis Vs der ganzen An- tennenli'inge ; Hinterrand der Schale = 0,12; Mucro des unteren Schalenrandes = 0,04 Millimeter. $2 Körperlänge — 0,50; Höhe = 0,39; Länge der Tastantennen =r 0,18 ; Pedunculus derselben V4 der Antennenlänge; Mucro -Länge V4 bis V3 des Hin- terrandes. $3 Körperlänge = 0,49 ; Höhe == 0,39 ; Tastantcn- nenlänge = 0,18; Pedunculus derselben = % ^^^ Antennenlänge; Hinterrand der Schale =r0,13; Mucro des Unterrandes = 0,03 Millimeter. Vom Kopfe, der mit seinem abgestumpften Rüssel nicht bis zur Verlängerung des Unterrandes hinabreicht, hebe ich besonders hervor, dass die dem Rüssel aufsitzen- den Borsten ihrer Insertionsstelle nach die Mitte zwischen Auge und Rüsselspitze halten. Das Auge ist verhältniss- mässig stark entwickelt, liegt dem Stirnrande nahe, welcher vor demselben etwas stärker hervortritt, als bei der B. longicornis. Im Uebrigen aber verläuft die Medianlinie des Kopfes mit gleicher Convexität in die Rückenfirste der Schale. Die Tastantennen aber, deren oben angegebene Längendimension hinter der halben Körperlänge zurück- bleibt, sind, wie ich der ß. cornuta gegenüber bemerke, ihrer ganzen Länge nach ziemlich gleichmässig gekrümmt und bewahren, wenn man sie in der seitlichen Lage des Thierchens betrachtet, von der Wurzel bis zur Spitze eine mehr cylindrische , sich stetig zuspitzende Form. Der Vorderrand derselben lässt auf dem Stamm eine 5-, auf dem Endstück eine 11-bis 12malige Zähnelung („Glie- derung") erkennen. Das freie Ende ist stumpfspitzig. Ausser dem Endbüschel der geknöpften Tastborsten, welches ebenfalls unter einem dreieckigen Vorsprunge (vergl. Fig. 23) hervortritt, hat die weibliche Tastan- tenne keine weiteren Anhänge aufzuweisen; der männ- lichen Antenne dagegen sitzt unweit ihrer Basis noch eine zarte, ungeknöpfte Borste (Fig. 16. b) auf. Die Cladoceren des frischen IlafFs. '4V Die Riidcrnntennon sind in BetreiF ihrer Aiisriistnng der besonderen Beachtung zu empfehlen; da die Anga- ben der verschiedenen Beobachter hierin abweichend lauten. An der Bosmina longirostris der Spree ist, wie bei den oben charakterisirtcn Arten, der äussere und viergh'edrige Ast mit vier, der innere und dreigliedrige dagegen mit fünf Ruderborsten in der gewöhnlichen Vertheilung ausgestattet. Hiermit stimmen die Angaben von Sars vollkommen überein, und Gleiches ist wenig- stens auch aus den bildlichen Darstellungen Lievin's und Koch's, die in ihrer Schilderung diesen Punkt nicht ausdrücklich erwähnen, deutlich zu entnehmen. Die ziemlich glcichmässig convexe Rückenfirste der Schale setzt unter einem, nach Alter und Geschlecht sich abändernden stumpfen Winkel in den Hinterrand um. Dieser selbst ist gerade abgestumpft und entspricht bei ausgewachsenen Weibchen circa dem Drittel der grössten Schalenbreite. Der in seinem vorderen Theil stark vortretende und hier ebenfalls mit etwa 6 Borsten besetzte Unterrand ist nach hinten etwas ausgeschweift und verlängert sich in einen stiimpfspitzigen, ein wenig abwärts gerichteten Schalendorn (Mucro), dessen Länge V4 bis Ys des Hinterrandes beträgt. Das Postabdomen des weiblichen Thicrs verhält sich in Form und Bewehrung, wie bei der B. gibbera. Bei dem Männchen tritt der Krallenträgcr, auf dem der Aus- führungsgang der Hoden (Fig. 17. b) sich befindet, etwas wulstig hervor. Um zur Aufklärung über die obwaltenden Differen- zen aufzufordern, hebe ich noch .besonders hervor; Bosmina longirostris Leyd. Leydig, Naturg. der Daphn. S. 205. Taf. VIH. Fig. 60. Ob Leydig in diesem aus drei verschiedenen Seen entnommenen Thierchen eine besondere Art oder nur eine Varietät vor Augen gehabt, wird eine Wiederholung der Beobachtung leicht erweisen. W^enn man in der oben citirten Abbildung von der zu stark gehobenen 48 Schoedler: Haltung des Rüssels absieht, welche Ley dig selber^) als nicht zu treffend angiebt, so entsj) rieht es seinem ganzen Habitus nach allerdings unserer ß. longirostris. Was aber in der Beschreibung und Abbildung als beachtens- wertlie x\bweichung auftritt, bezieht sich: 1) auf die In- sertion der ungeknöpften Borsten des Rüssels , welche hier der Wurzel der Tastantennen entspringen; 2) auf die Ausrüstung der Ruderantennen, an deren vierglie- drigem Aste Leydig nur drei, dem freien Ende auf- sitzende Ruderborsten angiebt. Besondere Beachtung dürfte die ad 2 aufgeführte Differenz verdienen, da mir an keiner der bis jetzt beobachteten Arten eine derartige Abweichung vorgekommen ist, und auch Sars die Aus- rüstung der beiden Ruderantennen - Aeste mit vier, re- spective fünf Ruderborsten als allgemein gültige Norm angiebt. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit als in dem soeben berührten Falle aber dürfte, worauf schon Leydig^) auf- merksam gemacht hat, eine beständige specifische Ver- schiedenheit in der „curious little creature'^ zu vermuthen sein, welche W. Baird im Londoner Trinkwasser und in den Quellen desselben beobachtet hat. Ich registrire daher in gleicher x\bsicht die an ihr auftretenden Diffe- renzpunkte hier kurz unter der Benennung: Bosmina Londiiiensis. Syn. Bosmina longirostris, Baird, Brit. Entom. p. 105. Tab. XV. %. 3 und 3a. Im Habitus der B. longirostris entsprechend, bezieht sich ihre Abweichung : 1) auf die Ausrüstung der Ruder- antennen, deren äusserer und viergliedriger Ast („ante- rior brauch'^) die sonst allgemein gültige Norm zeigt und mit 4 Ruderborsten ausgestattet ist, der innere und dreigliedrige dagegen („posterior'^) deren nur drei aufzuweisen hat; 2) zeigt das Postabdomen von der 1) L. c. S.252. 2) L. c. S 209. Die Cladoceren des frischen Haffs. 49 men vor der Afterspalte einen tiefen Einschnitt, welcher bei der B. longirostris nicht vorhanden ist. Bosmina cornuta. Syn. Monoculus cornutiis, Jurine , Hist. d. Monocl. p. 142. pl. 14. Fig. 8. 9. 10. Eunica longirostris, Lievin, 1. c. Taf. VII. Fig. 9 und 11. Bosmina cornuta, Sars 1. c. B. 2, p. 32. Das auf die vorstehende Benennung bezogene und mir in beiden Geschlechtern vorliegende Thierchen kommt in zahlreichen Schwärmen in dem Plötzensee bei Berlin vor, ist aber auch in der Spree (bei Treptow) und in der Havel (bei Picheiswerder) vertreten. Wegen der grossen Uebereinetimmung , die es in habitueller Bezie- hung mit der B. longirostris zeigt , ist sein specifisches Anrecht vielfach übersehen worden. So glaube ich mit der Annahme nicht irre zu gehen, dass auch Lievin beide Arten vorgelegen haben. Denn die oben citirten Abbildungen dieses Beobachters sind wenigstens sehr wohl auf vorstehende Art zu beziehen, während die oben für die B. longirostris angezogene Abbildung (Fig. 8. 1. c.) desselben wieder der letzteren Art besser anpasst. Der im Ganzen zutreffenden Kennzeichnung, die Sars von dem Thierchen entworfen hat, will ich folgende Bemer- kungen hinzufügen. In Bezug auf Grösse entspricht die B. cornuta der Müller'schen Art, wie die Resultate der nachstehenden, an zwei völlig ausgewachsenen Weibchen und zwei Männ- chen vorgenommenen Messungen ergeben. $1 : Körperlänge = 0,39; Maximum der Höhe = 0,32; Tastantennen - Länge (Abstand zwischen Basis und Spitze) = 0,12; Länge des Hinterrandes = 0,10 Millimeter ; Länge des Schalendorns (Mucro) nicht über V4 des Hinterrandes hinausgehend. $2: Körperlänge = 0,40; Maximum der Höhe = 0,32; Länge der Tastantennen = 0,11; Länge des Hin- terrandes 0,10; Länge des Postabdomens exclus. Krallenträger = 0,10 Millimeter. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 4. 50 Scho edler: d^i : Körperlänge = 0,38 ; Maximum der Höhe oder Schalenbreite = 0,25; Länge der Tastantennen = 0,18; Länge des Hinterrandes = 0,12; Länge des Postabdomens exclus. Krallenträger = 0,10 Milli'- meter. d^2: Körperlänge = 0,39; Maximum der Höhe = 0,25; Länge der Tastantennen = 0,18 ; Länge des An- tennenstammes fPedunculus) zwischen Vg und V2 der Antennenlänge; Hinterrand der Schalenklappe = 0,12; Länge des Postabdomens inclus. Krallen- träger = 0,12 Millimeter. Endkrallen kurz, kaum mehr als V2 des Krallenträgers. Wie aus diesen Daten einmal schon das Grössen- verhältniss der beiden Geschlechter ausreichend zu ent- nehmen ist, so glaube ich, werden auch anderweitigen- Beobachtungen des Thierchens darin noch geeignetere Anhaltspunkte für die Vergleichung geboten, als in den zu allgemein gehaltenen Angaben der bis jetzt vorliegen- den Beschreibungen. Das Colorit des Thierchens ist gelblich-weiss. Eine hervorstechende Durchsichtigkeit aber kann ich meinen Exemplaren nicht nachsagen; Sars dagegen nennt das Thierchen ein „animal pellucidissimum, vitreum'^. In seiner Gestalt bietet es, wie schon gesagt, auffällige Abweichun- gen von der B. longirostris nicht dar. Der Stirnrand tritt in der Augengegend in etwa gleicher Weise vor; die Rückenfirste der fein , aber nicht so weitmaschig retikulirten Schale vollzieht einen gleichmässig convexen Verlauf und geht unter einem scharf ausgeprägten, stum- pfen Winkel in den gerade abgestumpften Hinterrand über. Der Unterrand der Schale springt mit dem vorderen, ebenfalls mit 6 — 7 langen Borsten garnirten Theil erheb- lich vor und verläuft nach hinten unter deutlicher Aus- buchtung in einen kurzen, etwas abwärts gekehrten Dorn (Mucro), dessen Länge nicht über V4 des Hinterrandes hinausgeht. Auch das Auge verhält sich seiner Lage und Grösse nach, wie bei B. longirostris. Vom Rüs- sel aber wäre vielleicht hervorzuheben, dass er etwas langstreckiger ausfällt und mit seiner gleichmässig abge- Die Cladoceren des frischen Haffs. 51 rundeten Spitze zmveilen fast bis znr Verlängerung des unteren Schalenrandes hinabreicht. Die ungeknöpften Rüsselborsten (Fig. 18 a) sind auch bei dieser Art von Auge und Riisselspitze gleichweit entfernt. Die Tast- antennen dagegen verhalten sich abweichend und er- innern in ihrer Form mehr an die B. curvirostris, als an die Müller'sche Art. Der Stamm derselben (Fig. 18 b), welcher in ungezwungener Haltung eine mehr gerade Richtung bewahrt und an seinem Vorderrande eine 5ma- lige Ringehmg zu erkennen giebt, fällt an der Basis viel breiter aus, als in der Gegend des Borstenbüschels, und entspricht seiner Länge nach bei Weibchen einem Drittel der ganzen Antennenlänge. Das sich stark, aber stetig zuspitzende Endstück (Fig. 18 c) ist bei Weibchen immer hakenförmig rückwärts gekrümmt und auf dem convexen Vorderrande lOmal geringelt. Sein freies, zu- gespitztes Ende aber ragt, wie ich der B. curvirostris gegenüber bemerke, erheblich über die geknöpften Tast- borsten hinweg. Wenn man das Thierchen in die Bauch- lage versetzt , so treten die hakenförmigen Enden der Tastantennen seitlich wie Hörner hervor, was Jurine be- reits (1. c. pl. 14. Fig. 9) abgebildet hat. Die männliche Tastantenne (Fig. 22) fällt, wie die obigen Messungen ergeben, merklich länger aus, weil das Endstück dersel- ben (c) die Richtung des Stammes beibehält und eine hakenförmige Krümmung nicht eingeht. Als specifische Ausstattung ist an derselben die unweit der Wurzel aus dem Stamm entspringende ungeknöpfte Borste fa) hervorzuheben. Ihre Insertion an der Rüsselspitze verräth eine geringere Festigkeit, als bei dem Weibchen; denn die Antenne löst sich, wenn man das männliche Thier- chen auf dem Objectträger zurecht legt, sehr leicht ganz oder theilweise vom Rüssel ab. Das Postabdomen des weiblichen Thiers (Fig. 19) entspricht zwar seiner Form nach im Ganzen dem der B. longirostris; doch tritt das abgestumpfte freie Ende vor der Afterspalte etwas mehr zurück, und eine Zähne- lung ist nicht bloss an dem Krallenträger und den End- krallen, sondern, wie ebenfalls schon Jurine in seiner 52 Schoedler: Abbildung (1. c. pl. 14. Fig. 8 und 10) deutlicb hervorhebt, auch längs der Dorsalkante des Postabdomens wahrzu- nehmen. Ungleich schärfer markirt treten diese Ver- hältnisse aber noch an dem Postabdomen des Männchens (Fig. 20) auf. Der Dorsalrand desselben ist gegen die Mitte sehr erheblich ausgebuchtet, und da einerseits der Krallenträger auf seiner unteren Seite um den Ausfüh- rungsgang des Hoden, andrerseits die Endecke des Dorsal- randes stark wulstig vorspringt , so tritt hier die After- spalte in sehr auffälliger Weise zurück. Die Endkrallen erscheinen verkürzt und entsprechen etwa der halben Länge des Krallenträgers. Diese Bildung des Postab- domens spricht für die Möglichkeit, dass auch Baird an der B. Londinensis ein analoges Verhalten wohl ge- funden haben kann. Klaue und Geissei, mit v/elchen das erste Fusspaar des Männchens (Fig. 21) ausgerüstet ist, treten sehr deut- lich hervor. Letztere überragt in rückwärts ausgestreck- ter Lage den Hinterrand der Schale. Die Rüde r ante nnen endlich verhalten sich in ihrer Ausrüstung, wie dies ebenfalls schon aus Jurine's Abbildungen (1. c. pl. 14, Fig. 9 und 10) hinlänglich zu ersehen ist, genau wie bei der B. longirostris Müll., indem der viergliedrige Ast mit vier, der dreiglie- drige mit fünf Ruderborsten ausgerüstet ist. Die Sommereier haben ein grünlich -gelbes Co- lorit. Die Anzahl der gleichzeitig zur Entwicklung ge- langenden Eier in der Bruthöhle scheint zwei nicht zu übersteigen. Das Ephippium dagegen enthält immer nur ein Winterei , welches ein dunkeleres homogenes Aus- sehn zeigt. Bosmina curvir os tris, Syn. Bosmina curvirostris, Fischer, Bulletin de la Soc. Imp. des Nat. de Moscou 1854. T. 27. p. 426. Tab. in. Fig. 5— 6 b. Diese Art glaube ich in einem Thierchen wieder- zuerkennen, welches ich in einem Teiche unseres Thier- gartens vorgefunden habe. Die Mittheilungen des erstell Die Cladoceren des frischen Haffs. 53 Beobachters gewähren für die Vergleichiing mit den verwandten Arten leider nicht völlig ausreichenden An- halt. So ist unter Anderem die Ausrüstung der Ruder- antennen in der Beschreibung nicht ausdrücklich hervor- gehoben. Aus der Abbildung aber, welche Fischer (h c. Fig. 6) beigegeben hat , wäre in fraglicher Bezie- hung zu entnehmen, dass jeder der beiden Antennen- Aeste 1) vierglledrig und 2) mit vier Ruderborsten aus- gestattet sei. Da derselben Abbildung aber, worauf schon Leydig aufmerksam gemacht hat, auch in anderer Be- ziehung Mangel an Exactheit nachzuweisen ist, so glaube ich den Vorwurf einer Willkühr nicht befürchten zu müssen, wenn ich über beide Punkte bei der vorliegen- den Artbestimmung hinweg sehe. Gegen den ersten dieser Punkte, welcher eine Unbeständigkeit der Gliede- rung der Aeste involvirt , spricht überdies die Wahr- nehmung, welche man in allen andern Daphniden - Gat- tungen gemacht hat. Anders verhält es sich mit dem zweiten, auf die Anzahl der Ruderborsten bezüglichen Punkte, welcher oben auch für die B. longirostris Ley- dig's und für die B. Londinensis in Frage gestellt werden musste. Indem ich diesen Punkt , einer anderweitigen Aufklärung anheimstelle, sei hier über denselben nur noch hinzugefügt, dass an den mir vorliegenden Exem- plaren, w^ie in den früheren Fällen, nur der äussere und vier gliedrige Ast mit vier, der innere und drei- gliedrige dagegen ebenfalls mit fünf Ruderborsten aus- gerüstet ist. Der Grösse und dem ganzen Habitus nach schliesst sich die B. curvirostris am meisten wohl der vorherge- henden Species an. Die an zwei ausgewachsenen weib- lichen Thieren vorgenommene Messung ergab für : $1 : Körperlänge := 0,39 ; Maximum der Hohe (Scha- lenbreite) =r 0,30; Abstand zwischen Basis und freiem Ende der Tastantennen = 0,09 ; Hinterrand der Schale = 0,09 Millimeter; Länge des Schalen- dorns etwa V9 des Hinterrandes. $2: Körperlänge = 0,42; Maxiraum der Schalenbreite = 0,31; Abstand zwischen Basis und freiem Ende 54 Scho edler: der Tastantennen = 0,10 ; Länge des Hinterrandes = 0,10 Millimeter. Länge des Sclialendorns (Mucro) Vio des Hinterrandes. Die Rückenfirste des in der Seitenlage J^etrachteten Thierchens vollzieht von der Stirn bis zum Hinterrande der Schale einen so gleichmässig-convexen Verlauf, dass dieselbe bei ausgewachsenen Weibchen fast halbkreisför- mig erscheint. Der gerade abgestumpfte Hinterrand springt an seiner oberen Ecke merklich vor. Der Unterrand der Schale verhält sich wie bei der vorigen Art, und verläuft nach hinten ebenfalls in einen kurzen, stummel- artigen Dorn (Mucro), dessen Länge zwischen Vio und Vg der Länge des Hinterrandes zu bemessen ist. Es ist daher als ein Irrthum zu bezeichnen, wenn Ley di g ^) , (ob- gleich derselbe die bezügliche Stelle aus der Fi s ch er'schen Schilderung citirt: dass die in Rede stehende Art sich unter Anderem charakterisire „durch den schwachen Stachel am Hinter ende des Un terra nd es^), und ebenso auch Sars ^), das Vorhandensein eines Schalen- dorns in Abrede stellt. — Dass die Cuticula der Schale eine analoge Skulptur, wie bei der vorigen Art, aufzu- weisen hat, ist bereits oben angedeutet, und auch von Fischer ausdrücklich hervorgehoben worden. Eine recht specifische Abweichung von der B. cor- nuta ist in der Bildung der Tastantennen wahrzunehmen. Stamm und Endstück derselben erscheinen etwa gleich lang. Ersterer verläuft fast gerade : das stark zugespitzte Endstück aber ist so erheblich angelhakenförmig nach hinten und aussen gekrümmt, dass die freie Spitze desselben, wie die obigen Messungen ergeben, der Basis der Tastantennen merklich näher gerückt ist, als bei der vorigen Art. Und hiermit zusammenhängend ist, dass die geknöpften Enden des Tastborstenbüschels über das ge- krümmte Endstück der Tastantennen hinausragen. Die Anzahl dieser Borsten beträgt fünf. Die ungeknöpften 1) Naturgeschichte der Daphn. S. 208. 2) L. c. B. 2, p. 30. Die Cladoceren des frischen Haffs. 55 Borsten des Rüssels stehen von der Rüsselspitzc ebenso- weit entfernt, als von dem Auge. Das Postabdomen vorhält sich nach Form mid Be- wehrung wie bei der ß. longiroscris. Berlin, September 1864. ErkiaruHg der Abbilduugcn. Tafel I. Fig. 1. Hyalodaphnia Kahlbergiensis $ in seitlicher Lage, a Ge- hirn, b Anhänge des Magens, c Herz, d Darmkanal, e Eier- stock, f Schalendrüse, g Endkrallen des Postabdomens, h Bruthöhle. „ 2. Dasselbe Thier in der Kückenlage. „ 3. Männchen derselben Art. a Hoden; b Klaue und c. Geissei des ersten Fusspaars; d Geissei der Tastantennen. „ 4. Kopf einer weiblichen Hyalodaphnia Berolinensis. „ 5. Mandibeln derselben Art. „ 6. Tastantenne des männlichen Eurycercus lamellatus. „ 7. Kopfhelm der weiblichen Hyalodaphnia Cederströmii. Co- pirt nach einer „Conceptzeichnung" des Freiherrn G. C. Cederström. Tafel II. Fig. 8. Hyalodaphnia Berolinensis $ mit Ephippium. „ 9. Bosmina gibbera $. a ungeknöpfte Borste des Rüssels , b Stützfasern der Schale, c Herz, d Sommereier, e Schalen- drüse, f Darmkanel, g Tastantenne, h Oberlippe, i Ruder- antennen. „ 10. Bosmina longicornis $• „ 11. Rüsselspitze und Tastantennen desselben Thiers in stär- kerer Vergrösserung. „ 12. Postabdomen und hinterer Theil der Schale desselben Thiers. i Krallenträger, m Schalendorn. „ 13. Bosmina rotunda $. „ 14. Postabdomen desselben Thiers. Tafel III. Fig. 15. Hyalodaphnia Berolinensis $ mit abgerundeter Helmkuppe. „ 16. Bosmina longirostris ^. a Hoden , b ungeknöpfte Borste der männlichen Antenne, c Geissei des ersten Fusspaars. 56 Schoedler: Fig. 17. Postabdomen desselben Thiers in stärkerer Vergrösserung. a Hoden , b Ausführungsgang des Hoden , d Darmrohr , e Scbalendorn, c Zoospermien. „ 18. Kopf der weiblichen Bosmina cornuta. a Rüsselborste, b Stamm und c Endstück der Tastantenne , d Tastborsten- büschel. „ 19. Postabdomen desselben Thiers. a Afterspalte, b Krallen- träger, c Darm. „ 20. Postabdomen der männlichen Bosmina cornuta. a Darm, b Hoden , c Ausführungsgang des Hoden , d Afterspalte , e Schalendorn, f Krallenträger. „21. Endglied des ersten Fusspaars von demselben Thier. a Klaue, b Geissei. „ 22. Tastantenne desselben Männchens. ,, 23. Bei der Häutung abgeworfener Kopfpanzer der Bosmina longirostris. „ 24. Junges Exemplar der weiblichen Bosmina gibbera. lieber ostasiatische Echiuoderineu. Von Dr. E. ?. fflarteus. (Fortsetzung.) 3. iSeesterne des indiischen Archipels. D. h. von Niederländisch Indien und Singapore, denen ich die wenigen auf den Philippinen gesammelten einreihe, da es grösstentheils identische irrten sind. Die grössern Seesterne dieses Gebiets sind schon seit lange von den Holländern gesammelt worden, und daher dem Systematiker altbekannte Arten, aber bestimmt lokalisirte Fundorte derselben findet man nur spärlich angegeben; früher achtete man gar nicht darauf, später begnügte man sich mit „indischer Ocean^ oder „Eastern seas^ ; wer Genauigkeit liebte , gab „Java" oder „die Mollukken" als Ursprung der Exemplare an, und konnte es nicht besser, aber der mit den dortigen Verhältnissen Vertraute weiss, dass diese zwei Angaben kaum mehr sagen, als dass das Objekt überhaupt aus einer in dem Gebiet von Niederländisch Indien gemachte Sammlung stamme. Nur der alte Rumph, der selbst in Amboina lebte, gibt genaue Fundorte, aber dabei muss man erst entziffern, welche Art er meinte. Der Zweck dieser Zusammenstel- lung ist hauptsächlich , Reihen sicherer Fundorte für die bekannten Arten zu geben und auf Grundlage meines neuen Materials zu bemerken , was mir bei Bestimmung desselben über die Variabilität der Arten und ihre Sy- nonymie aufgestossen ist. Einige neue Arten liessen sich aber dabei nicht vermeiden, deren Bestimmung ich in der Litteratur wie in den Museen von London und 58 V. Martens: Leiden vergeblich gesucht habe. Das letztere enthält eine schöne Sammlung indischer Echinodermen, neben den früheren von Boie, Kühl, van Hasselt, Macklot ^besonders aus Timor} und Sah Müller (Neuguinea), die schon bei Müller und Troschel erwähnt sind, auch neuere von den Militärärzten Semmelink auf La- rentuka, Insel Flores , und Wienecke auf Atapupu, Timor, gesammelt; beide Männer habe ich auf jenen ent- legenen Inseln persönlich kennen gelernt, verdanke ihnen freundliche Unterstützung und sie mir theilweise einige Anregung zum Sammeln. Auch dem Civilbeamten von Rosenberg, einem Deutschen von Geburt, verdankt das Berliner Museum eine auf Amboina gemachte Na- turaliensammlung, welche mehrere Seesterne enthält, die mir während meines dortigen Aufenthaltes nicht vorge- kommen. Es ist das nicht zu verwundern, da sein Auf- enthalt auf Amboina nach Jahren zählt ; vielleicht stam- men aber einige davon auch von der Südküste der na- hen Insel Ceram, wo derselbe sich längere Zeit aufhielt. Verhältnissmässig viele Arten — sie sind im Folgenden mit (A), bezeichnet — scheinen nicht nur durch den ganzen indischen Archipel, sondern bis an die Ostküsten Afrikas verbreitet zu sein ; eine Vergleichung mit denen von Mossambique , welche Prof. Peters auf seiner Reise, denen, welche Prof. Ehrenberg im rothen Meer ge- sammelt, und Michelin's Verzeichniss der Echinoder- men von Ile de France ergiebt , dass unter den 22 von mir im indischen Archipel beobachteten 10, unter den 27 aus anderen Quellen von dort bis jetzt angegebenen 6 (32 oder 45 Procent) auch in Ostafrika wiederkehren. Noch grösser ist selbstverständlich die Uebereinstimmung der Gattungen. Von den kosmopolitischen Ästenden, deren Joh. Müller in der Uebersicht der geographischen Verbreitung der Ästenden, (Wiegmann's Archiv 1843) mehrere und drei bestimmt als dem indischen Ocean mit den europäischen Meeren gemeinsam erwähnt, ist mir aber nur Eine in Indien vorgekommen , Asterina gibbosa. Penn, sp., und auch für diese die Identität mit der europäischen noch nicht recht sicher, so dass ich Ueber ostasiatisclie Echinodermen. -60 auch bei den Seesternen die Verbreitung Einer Art durch verschiedene Zonen und Oceano für eine seltene Aus- nahme zu halten geneigt bin. Selbst in den Gattungen scheint mehr Unterschied zu sein, als bis jetzt angenom- men war. Wenigstens von den zwei in Europa arten- und individuen-reichsten Gattungen Asterias (Asteracan- thion M. Tr.) und Astropecten ist mir auch nicht Eine Art im indischen Archipel vor Augen gekommen, obwohl einige in der Literatur als indisch angegeben sind. Die häufigsten Seesterne im Archipel sind Linckia und Orea- ster", dann folgt Archaster und Asterina, der Individuen- zahl der mir vorgekommenen nach zu urtheilen. 1. Echinaster ecJdmilatus Müll. Trosch. sp. Ophidiaster echinulatus Müller und Troschel System der Asteri- den S. 32. 1842. Heresaster paplllosus Michelin Revue zoologique 1844. p. 173; Magasin. de zool. 1845, pl. 9. Fünf Arme ; Verhältniss des Scheibenradius zum Armradius wie 1:9; Arme fast cylindrisch, etwas abge- plattet, am Ende plötzlich verdünnt, mehr als 6mal so lang als breit. Ein (an getrockneten Exemplaren) stark vortretendes sternartiges Balkennetz; auf einem Theil der Knotenpunkte desselben erheben sich, in sieben Ra- dialreihen angeordnet, stumpfe, nach oben nur wenig verjüngte , mit ungleichgrossen kreisrunden oder ovalen Schuppen ganz bedeckte Stacheln; 10 — 13 Stacheln längs jedes Armes in einer Radialreihe. Scheibe ohne Stacheln. Das Balkennetz und dessen Zwischenräume von kleinen, rundlichen oder sturapfcylindrischen Höckerchen bedeckt. Poren einzeln. Furchenpapillen in zwei Rei- hen, ebenfalls mit körnchenartigen Schuppen bedeckt, etwas kürzer als die Stacheln, auf je Eine der äusseren, dickcylindrischen kommen in der inneren Reihe 5 — 6 weit dünnere, fächerartig gestellt. Farbe während des Lebens braun Grösse: Armradius 85 Mill., Stacheln 4V2 Mill. L a r e n tu k a auf der Insel Flores, östlich von Java M. Molukken, Amsterdamer Museum. (A). Schliesst sich im Habitus zunächst an Ech. spi- nosus Nardo sp. , Müll, und Troschel g. 22 m, unter- 60 V. Martens: scheidet sich aber von diesem durch weit längere, schlan- kere Arme und die körnig - schuppige Bedeckung der Stacheln sowohl als der ganzen Haut. Der letztere Um- stand passt freilich nicht auf die Definition der Gat- tung: pHaut nackt^. Du j ardin hat nach dem Vorgang von Agassiz und Gray eine Gattung Cribreila von den Müller'schen Echinaster abgetrennt , wegen der mit zahlreichen feinen Rauhigkeiten bedeckten Oberfläche; hieher würde auch vorliegende neue Art gehören, aber deren verhältnissmässig lange Stacheln und vortreten- des Balkennetz trennen sie auf den ersten Anblick von allen Cribrellenarten Dujardin's und nähern sie dem nackthäutigen Ech. spinosus. Michelin macht daraus eine eigene Gattung ; seine Figur zeigt zwar nichts von dem sternartigen Balkennetz, aber die Beschreibung nennt doch sternförmige Höcker. Echinaster rigidus Grube, (Act. acad. caes. leop. XXVn.) ist nicht unähnlich im Habitus, hat aber kürzere Arme, ein mehr vortretendes quadratisches, nicht stern- artiges Balkennetz , eine grössere Zahl Stacheln ; diese werden einfach „rauh^ genannt, auf der Figur ist diese Rauhigkeit nicht ausgedrückt und sie erreicht somit wohl nicht den hohen Grad wie bei der vorliegenden Art. 2. Echinaster fallax M. Tr. 1. c. S. 23. Amboina, sechsarmig. — Atapiupu auf Timor, Wienecke im Leidner Museum. — Luzon, Cuming (Othilia Luzonica). (A). 2b. Echinaster (Heliaster) solaris Schmidel sp., Müll, und Troschel syst. ast. S. 25. Vermuthlich Stella marina quindecim radiorum Rumph amb. rarit. S. 39 ohne Figur. Asterias echinites Lam. Echinites solaris Müll, u. Trosch. Wiegm. Arch. 1844. Heliaster solaris Hup6 und Dujardin. Larique, Südwestspitze von Amboina, nach Rumph. Sumatra, Salomon Müller, und Ternate, Forsten, im Leidner Museum. „Molukken," Amsterda- mer Sammlung. Ich finde unter meinen Notizen eines dreizehnarmigen Seesterns erwähnt, den ich auf einer Korallenbank bei Zamboanga , Insel Mindanao , Phi- lippinen gesehen ; vermuthlich war es diese Art. Ueber ostasiatische Echinodermen. 61 Hält sich nacli Rnmpli mehr in der Tiefe auf und soll bei Berührung einen brennenden Schmerz verursa- chen ; was Rumph von einem Gelenk an jedem Strahl sagt, bleibt unverständlich. Linchia Nardo. A) Bedeckung des Rückens ungleichmässig. 3. Linchia tuhercidata Müll. Trosch. (Ophidiaster) , Syst. d. Asterid. p. 32. Ziemlich variabel , namentlich weichen die Exem- plare aus Batjan (a) und Amboina (b) von denen aus Flores (c) durch schlankere Arme und unverhältnissmässig stär- kere Höcker ab, wie folgende Yergleichung zeigt : ab c Scheibenradius zum Armradius =1:7 6 ÖVs — 4V2 Breite der Arme an ihrer Basis zum Armradius = 1 : 5^2 ^% 4,8— 4V2 Breite der Arme an ihrer Basis zu ihrer Höhe = 1:1 0,7 0,66—0,72 Die Höcker stehen nicht ganz unregelmässig, son- dern eigentlich in fünf Längsreihen auf jedem Arm, einer centralen und je zwei seitlichen; aber in diesen Reihen selbst in unregelmässiger Häufigkeit und nament- lich bei den Originalexemplaren Müllers, so w^ie den von mir auf Flores gesammelten in den drei obern Reihen, so sparsam, dass die Reihenfolge nicht ins Auge fällt. Bei den Exemplaren von Amboina sind die Höcker nicht nur zahlreicher, sondern auch stärker, so breit als hoch. Bei den Originalexemplaren sind die Arme an ihrer Basis etwas verschmälert , wie eingeschnürt, und damit zusam- menhängend der Scheibenradius verhältnissmässig klei- ner als bei den von mir gesammölten. Die drei Reihen der Furchenpapülen sind, auch an den Originalexemplaren, ziemlich unregelmässig und ver- worren. Farbe während des Lebens braungelb, mit dunkel blutrothen Querbinden. Grösse: Armradius bis 131, Scheibenradius bis 52Mill. Nicht selten auf grobsandigen, ebenen Stellen der Korallenbänke, einen oder einige Fuss unter Wasser. 62 V. Härtens: ' Molukken auf den Inseln Batjan und Halmahera (Dodinga) ; Amboina am Eingang- der Binnen-Bai. Insel Flores bei Lar entuka. Atapnpu auf Timor, Wienecke im Leidner Museum Timor, von Macklet ebenda. NB. Gomophia Aegyptiaca Gray Ann. and mag. nat. bist. VI. 1841. p. 286 aus Aegvpten — wobl dem rotben Meer — , Nardoa tuberculata eiusd. ibid. S. 287 von den Philippinen und Scytaster cancellatus Grube Wiegm. Archiv. 1857. S. 340 scheinen den Beschreibungen nach alle in den Höckern mit unserer Art übereinzukommen, aber zeigen einzelne Poren, keine Porenfelder. 4. LincJcia pusti(,lata n. sp. Fünf cylindrische Arme, am Ende stumpf. Scheibenra- dius zum Armradius wie 1 : 9, Armbreite an der Basis zum Armradius wie 1 : 8. Furchenpapillen sehr kurz und platt, in doppelter, dichter Reihe, nach aussen davon erhebt sich zwischen der Granulation der Bauchseite der Arme eine Reihe dicker, stumpf konischer Höcker, weit weniger zahlreich als die Furchenpapillen. Auf den Seiten und dem Rücken der Arme zusammen 7 regelmässige Reihen erhöhter gekörnter nahezu quadratischer Tafeln , die Zwischenräume ebenso gekörnt und von den Porenfel- dern eingenommen; 5 — 8 Poren in einem Porenfeld. Aus- ser diesen 7 Hauptreihen lassen sich jederseits an der Bauchseite zwischen ihnen und der genannten Höckerreihe noch zwei minder hervorragende Reihen kleinerer ebenso gekörnter Täf eichen erkennen. Die Körnelung ist im Allgemeinen gleichartig und ziemlich grob, aber es finden sich an den Seiten der Arme zahlreich, auf dem Rücken der Arme und der Scheibe seltener, grössere Körner^ welche nicht höher sind, sondern in der Mitte eine tiefe spaltförmige Vertiefung zeigen , sehr oft zwei solcher dicht bei einander, die Figur der Ziffer 8 nachahmend und an klappenartige Pedicellarien erinnernd; diese x'^chter finden sich nicht nur auf den erhöhten Reihen, sondern auch zwischen denselben, aber nicht leicht mehr als Einer in dem Räume einer Tafel oder eines Porenfeldes. After central, von etwas grösseren Körnern umgeben. üebe^ ostasiatische Echinodermen. 63 Farbe hell purpiirroth , frisch mit intensiver rothcn Qu erb ändern. Armradius 54 Mill. Larentuka auf Flores und Amboina, je ein Exemplar von mir gesammelt. Gleicht im Habitus sehr dem Oph. cylindricus Müll, und Troschel von Ile de France , ist aber durch die Furchenpapillen und die Granulation verschieden. Wenn hier wie bei den übrigen Linckien von Tafeln gespro- chen wird, so sind damit nur die ziemlich deutlich um- gränzten Erhöhungen der granulirten Körperdecke ge- meint, ohne dass damit ausgesprochen wird, dass es für sich bestehende, von einander geschiedene Kalkkörper seien, was ohne Verletzung der Exemplare nicht nach- zuweisen ist. B) Rückenplättchen gleichmässig in Reihen. 5. Linchia liosenhergi n. sp. Steht dem vorigen nahe, unterscheidet sich aber von demselben durch folgende Merkmale: 1) An der Bauchseite nach aussen von der Höcker- reihe längs der Bauchfurche und nach innen von der Bandreihe grösserer Plättchen befinden sich nicht zwei, sondern vier scharf ausgeprägte Reihen gekörn- ter Täfelchen. 2) Die Porenfelder liegen zwischen den zwei Reihen grösserer Plättchen an der Armseite dicht aneinander, ohne alle Unterbrechung (wie bei Oph. suturalisMüll. Trosch.), aber die Poren behalten dieselbe Anordnung in runde Gruppen (Felder) von circa 10 Poren bei. 3) In der Mitte des Armrückens bis etwa zur Mitte der Armlänge zeichnet sich eine Plattenreihe durch engeres Aneinanderschliessen aus, ohne dass Poren- felder dazwischen liegen. Im Uebrigen sind auf dem Armrücken noch 4 — 5 Plattenreihen zu unterschei- den, aber nicht so regelmässig, wie bei L. pustulata, sondern öfters durch ein Poren feld unterbrochen und nicht regelmässig durch Porenfelder von dem nächstfolgenden getrennt. Als Unterschied von suturalis ist noch hervorzuhe- 64 V. Marte n s: ben, dass auf der ganzen Scheibe Porenfelder sicli finden. L. (Oph.) cylindrlca Lam., M. Tr. hat imregelmässige Höckerchen statt der gleichmässigen Granulation auf den Plättchen des Arm- und Scheibenrückens. L. (Oph.) Hem- prichi M. Tr. hat stärkere cylindrische Höcker längs der Bauchfläche und zwischen diesen und den Randrei- hen nur Eine Reihe Plättchen. Armradius 39^ Scheibenradius 8, Breite der Arme zwischen den Armwinkeln 7 MilL Amboina v. Rosenberg. C) Rückenplättchen gleichmässig, nicht in regelmässigen Reihen, Poren gehäuft. 6. JÄnchia miliaris (Linck) Müll. Trosch. sp. — Stella marina I, de gemeene soort Rumph amboinsche rariteit- kamer, 1. Th. S.39.— SebaHL 6, 14, 15. — Pentadacty- losaster asper miliaris Linck stell, mar. p. 34. Taf. 28. Fig. 47. — Asterias iaevigata Linne und Lamarck. — Linckia typus Nardo Isis 1834. — Linckia Brownii Gray Ann. nat. bist. VI. 1841. — Ophidiaster miliaris MülL Trosch. syst. ast. 1842. S. 30. Formverhältnisse etwas wechselnd. Scheibenradius zum Armradius wie 1 : 5V2 bis 1 : 7. Breite der Arme an ihrer Basis zum Armradius wie 1 : 4V2 bis 1 : 6V2. Höhe der Arme zu ihrer Breite in der Mitte ihrer Länge, an lebenden Exemplaren gemessen, zwischen 1 : 2 und 10 : 13 wechselnd; je breiter die Arme, desto deutlicher eingeschnürt erscheint ihre Basis. Unter sehr vielen Exem- plaren in verschiedenen Lokalitäten fand ich nur eins mit vier, nie eins mit mehr als fünf Armen. In den meisten Porenfeldern viel mehr als 12, sehr oft 30 — 40 Poren. In der Anordnung der Plättchen des Armrückens, so wie der Porenfelder, ist keine Regel ersichtlich, nur an der Wurzel der Arme zuweilen eine mittlere Radialreihe von Plättchen erkennbar. Die Plättchen auf dem Rücken der Arme sind bald kaum, bald merklich kleiner, als die seitlichen, welche sich in Reihen ordnen, und in letzterem Falle mit einzelnen grösseren untermischt. Die Poren- felder überall gleichgross, auf dem Armrücken zerstreut, lieber ostasiatische Echinodermen. 65 an den Seiten der Arme eine ziemlich regelmässige Längsreihe bildend. Armradiiis bis 122 Millimeter. Farbe während des Lebens oben meist schön him- melblau^ seltener grünblau oder blassgrün; Unterseite oft auch blau, zuweilen orangeroth (auf Amboina). Weisslich, wieRumpli die Unterseite angiebt, sah ich sie nicht. Häufig im ganzen indischen Ocean, auf flachem, san- digen oder grusigen Grunde, auch auf Korallenbänken. Ich fand ihn bei Makassar auf Celebes, Za mboan ga auf Mindanao, auf B a t j a n (Molukken), Amboina am Ein- gange der Binnenbai, zu Larentuka auf und Adenare neben Flores, endlich beiKupang und bei Atapupu auf Timor, auf letztgenannter Insel oft mit relativ kürzeren Ar- men, 1:6; das Exemplar mit den kürzesten Armen, 1 : 572 ist von Makassar. B 1 e e k e r, reis door de Minahassa en den Molukschen Archipel 1856. I. S.242 nennt ihn auch von der Banda-Gruppe; Andere geben ihn von den Philippinen an, J. Müller u. Tr OS eh. Archiv 1843. S. 127, als den Molukken, Carolinen und Neuholland gemein. Dagegen scheint er weiter westlich, namentlich in Ostafrika, zu fehlen. Ueber die Wahl der Namen ist oben Bd. XXXL S. 350. gesprochen. Linckia tvpus von Gray, welche Müll er und Troschel auch hieher citiren, ist nach Angabe der Arm- länge , der Farbe, des Fundortes und der Erwähnung einer „Kometenform^ gewisss die folgende Art. 7. Linchia multiforis Lam. (Asterias.) — Ophidiaster m. Müll. Trosch. S. 31. — Linckia typus Gray Ann. Mag. nat. bist. VI. 1841. p. 284, vielleicht auch dessen L. Leachii ebenda. Arme lang und schlank, 8 — 13mal so lang als der Scheibenhalbmesser, mehr oder weniger ungleich. In zwei Interbrachialräumen eine Madreporenplatte. Poren- felder zahlreich, rosettenartig, die grösseren 12 — 14 Poren enthaltend. Farbe frisch blass ziegelroth, getrocknet schmutzig hellgelb. Larentuka auf Flores , zahlreich zwischen Stei- Ai-chiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 5 66 V. Martens: nen am Ufer. Amboina, selten. Von Makassar auf Ce- lebes, im Leidner Museum (A.) ^Vier, fünf oder sechs Arme. Die Madreporenplatte ist doppelt bei Individuen von vier und fünf Armen, drei- fach bei sechs Armen.^ Müller und Troschel 1. c. Eine Besichtigung meines Materials so wie der im Berliner zoologischen Museum vorhandenen ostafrikanischen Exem- plare ergab , dass die Zahl der Madreporenplatten und die der Arme unabhängig von einander ist, dass fünf Arme und zwei Madreporenplatten aber die allgemeine Regel ist, wovon nur Abweichungen nach beiden Seiten hin, besonders gerne Vermehrung der Arme zu 6 — -7, stattfinden. Wo mehr als eine Madreporenplatte vorhan- den ist, befindet sich die zweite entweder in demselben Interbrachialraum oder in einem andern. Zwei solche in demselben Interbrachialraume, beide gut ausgebildet und durch eine Strecke gewöhnlicher Granulation von einan- der getrennt, hievon habe ich nur einen Fall unter mehr als fünfzig Exemplaren gesehen ; die eine sitzt im Arm- winkel, die andere in demselben Meridian näher dem Scheitel. Dasselbe Exemplar trägt zugleich im benach- barten Interbrachialraum eine dritte. Ziemlich häufig sind aber zwei, ja drei Madreporenplatten dicht aneinander angeschmiegt, so dass sie auf den ersten Anblick nur eine zu sein scheinen, aber durch die Trennung und Richtung ihrer Furchen als ebenso viel geschiedene sich erweisen. Von hier aus scheint ein stufenweiser Ueber- gang zu einer einzigen Madreporenplatte stattzufinden, daher sich dafür die Häufigkeit nicht in Zahlen ausdrük- ken lässt. Auch die Zahl der mit Madreporenplatten versehe- nen Interbrachialraume steht zu der der Arme überhaupt in keinem festen Verhältnisse , wie folgende üebersicht zeigt : üeber ostasiatische Echinodermen. 67 Zahl der Arme. Zahl der Interbrachialräume, welche Madre- poreuplatten tragen. Zwei 1 Einer Drei Zusammen Fünf Sechs Sieben Vier Zusammen 20 F. 19 A. 6 F. lA. IF. IF. lA. 49 1 F. 3 A. IF. 5 lA. IF. 2 44 8 1 3 56 F Exemplare von Flores. A afrikanische Exemplare. Die zwei betreffenden InterbracLialräiime und der von beiden umschlossene Arm ist oft stärker entwickelt als die andern. Wo drei Interbrachialräume Madreporen- platten tragen, ist bei vier Armen nur Eine Anordnung möglich, bei fünf und mehr Armen fragt es sich, ob der dritte Interbrachialraum den andern benachbart oder ent- gegengesetzt ist; bei dem einen vorliegenden Exemplare ist er benachbart. Dieses lässt wahrscheinlich erscheinen, dass auch da, wo nur ein Interbrachialraum eine solche Platte trägt, es eben auch einer von den sonstigen zweien, nicht gerade der ihnen entgegengesetzte ist, d. h. dass die Madreporenplatte kein sicheres Mittel zur Orientirung der Seesterne im bilateralen Sinne ist. Es ist schon erwähnt worden, dass der von zwei Ma- dreporenplatten umgebene Arm oft stärker entwickelt ist, als die andern, länger oder doch dicker als die an- dern. Da die Madreporenplatte zugleich die Communi- kation des Wassergefässsystems mit dem umgebenden Meerwasser vermittelt, so kann man annehmen, dass der Stoffwechsel durch die doppelte Communikation vermehrt werde und diese Vermehrung am meisten dem Wachs- thume des den beiden Oeffnungen benachbarten Armes zu gute komme. Uebrigens existirt noch eine ganz andere Ursache für die so häufige Ungleichheit der Arme dieser Art ^), wel- 1) Sollte der Name multiforis selbst vielleicht ursprünglich ein Schreibfehler für multiformis sein? Die Zahl der Poren zeichnet diese Art nicht aus , wohl aber die Vielgestaltigkeit ihrer äusseren Erscheinung. 68 V. Martens: che keineswegs von der vermehrten Zahl derselben abhängt, denn auch 4- und 5-armige Exemplare zeigen dieselben und die vielarmigen Solaster haben meist ziemlich gleiche Arme. Aber Linckia multiforis besitzt zugleich ein un- gewöhnliches Reproductionsvermögen, und so mögen die kleineren Arme oft nur jüngere sein. An einigen Exem- plaren aus dem rothen Meere, von Prof. Ehrenberg ge- sammelt, sieht man klar, dass ein abgetrennter Arm allein, ohne Scheibe, im Stande ist eine neue Scheibe und neue Arme durch Sprossen zu entwickeln. Dieses ist die sogenannte Kometenform. Es ist ferner sehr bemerkens- werth, dass ein zweiter Seestern einer ganz anderer Gat- tung, Asterias tenuispinaLam. (Asteracanthion M. Tr.) die- selbe Eigenschaften in sich vereinigt : Mehrzahl und Un- gleichheit der Arme, Mehrzahl der Madreporenplatten und starkes Reproduktionsvermögen; letztgenannte Art findet man so häufig scheinbar aus zwei ungleiche» Hälften be- stehend, nämlich eine ganz verloren gegangene Hälfte reproducirend , dass man schon an freiwillige (normale, nicht durch äussere Gewalt hervorgerufene) Halbirung zum Zwecke der Individuenvermehrung bei ihr gedacht hat. Auch Echinaster solaris verbindet Mehrzahl der Madreporenplatten mit Mehrzahl der Arme, Asterias he- lianthus Mehrzahl der Arme und leichte Reproduktion derselben mit Zerfallen der Madreporenplatte in eine Gruppe einzelner Stücke. Dass Reproduction zur Ver- mehrung der Armzahl führen kann, lässt sich durch das Beispiel von Eidechsen erläutern, denen nach partieller Verletzung des Schwanzes ein zweiter aus der Wundstelle hervorwuchs, während der ursprüngliche nicht verloren war. Aber wie die Mehrzahl der Madreporenplatten mit jenen zwei Eigenschaften zusammenhängt, ist nicht recht einzusehen, da die Madreporenplatte gerade ein von der ersten Entwickelung des Seesterns bedingtes Gebilde ist. Nur ganz im Allgemeinen darf man vielleicht wieder auf Begünstigung des Wachsthums durch erhöhte Stoffauf- nahme hinweisen, wonach also die Mehrzahl jener Plat- ten die primäre jener Eigenschaften wäre. Ueber ostasiatische Echinodermen. 69 8. Linchia pauciforis. n. sp. Fünf platte Arme, Scheibenradius zum Armradius wie 1 : 5V2- Breite der Arme an ihrer Basis zu ihrem Radius = 1 : 4 — 5, Höhe (an getrockneten) nur die Hälfte der Breite. Furchenpapillen der inneren Reihe 3, zu- weilen 4 auf jeder Platte, flach, gleich gross, nach aussen davon gleich lange dickere, im Durchschnitt drei- vieleckig, in zwei verworrene Reihen gestellt, allmählich in die Gra- nulation der Bauchseite übergehend. Eine Reihe kleinerer Plättchen an der Bauchseite nach aussen von diesen Fur- chenpapillen, dann zwei Reihen doppelt so grosser Plat- ten. Platten der Rückenseite wieder nur halb so gross, rundlich, nicht in Reihen gestellt; Granulation aufRücken- und Bauchseite gleichmässig. Porenfelder auf der Rük- kenseite zahlreich zwischen den Platten verthellt, jedes nur 4 — 6 Poren enthaltend; Madreporenplatte einfach. Farbe (der trockenen Exemplare) hell gelbbraun. Armradius bis 100 MIU. Insel A d e n a r e bei Flores. Aehnlich der L. Ehrenbergi (Ophidlaster) Müll. Tr., unterscheidet sich durch die Anordnung der Furchenpa- pillen, die einfache Reihe kleiner Täfelchen zwischen die- sen und den grössern seitlichen Reihen, so wie durch die einfache Madreporenplatte. D) Gleichmässige Rückenplatten, Randplatten stark entwickelt, Poren einzeln. 9. Linchia milleporella Lam. sp. Asterias milleporella Lam. an. s. v. nr. 35., ed. 2. vol. III. p. 253. Scyta- ster milleporellus Müll. u. Troschel syst. ast. p. 35, Fünf Arme. Scheibenradius zum Armradius wie 1 : 4, Höhe der Arme an der Basis % ihrer Breite, weiterhin gleich der Breite. Furchenpapillen In zwei Reihen, in der Innern dicht aneinander, alle gleich gross, schlank. In der äusseren weltläufiger gestellt, breiter und kürzer, je eine auf einem Plättchen. Hierauf folgen auf der Unterseite noch zwei, in der zweiten Hälfte der Arme nur eine Reihe massig grosser, viereckiger, granu- lirter Platten, deren jede in der Mitte ein etwas grösse- res Höckerchen trägt. Der Rand wird von zwei Reihen 70 V. Märten s: grösserer angeschwollener Platten gebildet, in der untern Reihe 12 — 15, in der obern weniger und noch grössere, nur 8 — 9, welche letztere, gegen die Spitze der Arme zu öfters Lücken zwischen sich lassen; die Grösse dieser obern Randplatten und die Ausdehnung der zwischen ihnen bleibenden Lücken an verschiedenen Armen desselben Individuums ungleich, die obern und untern meist mit einander mehr oder weniger abwech- selnd, stellenweise auch entgegengesetzt. Manche dieser Randplatten tragen auch noch ein grösseres Höckerchen in ihrer Mitte, die meisten nicht. Die Oberseite flach, bedeckt von massig grossen, ovalen, flachen, gleichmäs- sig gekörnten Platten, zwischen denen überall verhält- nissmässig grosse, einzeln stehende Poren vorhanden sind, 4 — 7 im Umkreis einer Platte. Drei Reihen solcher Plat- ten im grösseren Theile der Arme, nach ihrer Spitze zu bleibt nur eine, deren Platten die Grösse und Convexität der nächstliegenden Randplatten nachahmen. Madreporen- platte weit näher dem Rande als der Mitte. Farbe in Spiritus sehr blass grüngelblich. Armradius 29 Mill. Amboina, v. Rosenberg (A). Bildet gewissermassen den üebergang von Scytaster zu Goniaster, indem die grossen Randplatten zusammen eine senkrechte Randfläche bilden ; namentlich kommt er dem neuen Goniaster clavatus nahe. Der sogenannte Oreaster Desjardinsii Michelin, Mag. ZooL 1845. pl. 2 hat im Habitus viel mit diesem Seestern gemein, unterscheidet sich aber durch die Anordnung der Platten; auf der Unterseite ist nur eine oder gar keine Platte zwischen den Randplatten und Furchenpapillen dar- gestellt, auf der Oberseite trägt die Mittellinie der Arme grössere Knoten. 10. Leiaster speciosus n. sp. Arme cylindrisch, am Ende rasch zugespitzt, (beim Trocknen je nach der zufälligen Lage abgeplattet)- Arm- radius zum Scheibenradius wie 1 : 12. Furchenpapillen der Innern Reihe zu je zwei auf einer Platte , ungefurcht, durch einen Zwischenraum von denen der nächsten Platte Ueber ostasiatische Echinodermen. 71 getrennt; die der äussern Reihe weniger zahlreich als die Paare der innern; grösser, abgeplattet keulenförmig. Po- renfelder in acht regelmässigen Reihen längs der Arme, in den einzelnen Feldern je 10 — '15 Poren, (bei dem ge- trockneten Exemplare nur stellenweise deutlich zu erken- nen). Eine glatte, während des Lebens sehr schleimige Haut, reich besät mit zangenförmigen kleinen Pedicel- larien , ohne alle Stacheln oder Platten, überzieht die ganze Oberfläche des Seesterns und lässt im getrockne- ten Zustande die Skelettheile des Arms als reihenweise geordnete stumpfe Knoten erkennen , welche der Quere des Arms nach durch schmalere Brücken verbunden wer- den und die Porenfelder zwischen sich nehmen; solcher Knotenreihen zählt jeder Arm 11, die zwei äussersten, d. h. der Armfurche nächsten haben keine Porenfelder zwischen sich. Farbe im Leben dunkelblutroth ; die Furchenpapil- len der äussern Reihe sind roth mit blassem Ende, die der innern Reihe blass mit rother Spitze. Armradius 255 Mill. Fundort : Larentuka auf der Insel Flores. Sehr verwandt mit L. coriaceus Peters (Monatsbe- richte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1852. S. 177), durch die Anordnung der innern Furchenpapillen leicht zu unterscheiden. Leiaster, ebendaselbst von Pe- ters als Untergattung aufgestellt, dürfte mit demselben Rechte als selbständige Gattung zu betrachten sein, wie jede andere auf die äussere Bedeckung gegründete Gat- tung der Asteriden und namentlich mehr von Ophidiaster verschieden sein, als Ophidiaster von Scytaster. 11. Culcita dücoidea Lam. Mülh u. Troschel 1. c. S. 37. EncYcl. meth. 98, 2. 99, 1. Farbe während des Lebens oben dunkel purpurroth, unten blasser. Auf Amboina mehrmals erhalten. Auch D ole- schall fand ihn dort. Bleeker giebt ihn von Ter- nate und Banda an. (Reise in die Minahassa etc. Bd. I. S. 191 u.U. S. 242.) Es ist auffallend, dass crvonRumph und andern altern Schriftstellern nicht erwähnt wird, 72 V. Märten s: vielleicht weil er schwer zu trocknen und so für Samm- lungen zu erhalten ist. Bekanntlich findet sich in ihm öfters ein kleiner farbloser Fisch, Oxjbeles, wie ein Ver- wandter desselben in neapolitanischen Holothurien. (A.) 12. Asterina gihhosa Penn. sp. var. — Asterina Burtoni Gray Ann. and mag. n. h.VI. 1841. S. 289. — Asteriscus verruculatus Müller u. Troschel S.41. z. Theil. Armradius etwas mehr als doppelt so gross, wie der Scheibenradius, am Ende stumpf, Winkel zwischen den Armen deutlich, Höhe der Scheibe über die Hälfte des Scheibenradius. Zwei bis drei Stacheln auf jedem Plätt- chen der Bauchseite, am Rande regelmässig drei. Arme öfters ungleich. Armradius 16—28, Höhe 5—9 Mill. Insel Bat Jan (Molukken) und Flores unter und an Steinen, nahe der Oberfläche. Philippinen, im Ber- liner Museum, Rothes Meer, Burton bei Gray und Ehren- berg im Berliner Museum (A). Müller und Troschel vereinigen diese Art mit der europäischen Ast. gibbosa Penn, als Asteriscus ver- ruculatus. Beide stehen sich allerdings sehr nahe, doch finde ich bei Vergleichung gleich grosser Exemplare, wel- che ich selbst bei Neapel gesammelt, dass bei den euro- päischen der Raum zwischen den Armen abgerundet, der Scheibenradius bedeutend grösser (% des Armradius), dagegen ihre Höhe geringer, die Hälfte des Scheibenra- dius nicht übersteigend, ist. Auf den Tafeln der Bauch- seite finde ich bei denen des Mittelmeeres — abgesehen vom Rande — nie drei Stacheln, bei den indischen ziem- lich oft, wenn auch weit auf den meisten zwei. Die von He mp rieh und Ehrenberg im rothen Meere ge- sammelten stimmen in Grösse, Gestalt und Zahl der Bauch- stacheln mit diesen indischen übere in. Die Abbildung in der Description d'Egypte pl. 4. fig. 2 giebt den Armra- dius nicht ganz doppelt so gross als den Scheibenradius und doch regelmässig drei Stacheln auf jeder Bauch- platte; die Armspitzen erscheinen stumpfer, als an meinen indischen und gleichen hierin den neapolitanischen. So- mit würde diese Form ein Verbindungsglied bilden; man lieber ostasiatische Echinodermen. 73 "weiss leider nicht, ob sie aus dem rothen oder mittellän- dischen Meere stammt. 13. Asterina coronata n. sp. Stella coriacea umbilicata Linck p.31. Taf. 34. Fig. 57? Fünf spitzige, etwas ungleiche Arme. Scheibenra- dius zum Armradius wie 1 : 2 — 2V3. Breite der Arme an ihrer Basis zu deren Radius von 1 ; P/4 — 2V4. Win- kel zwischen den Armen spitzig. Furchenpapillen in einer Reihe, 4 oder 5 fast gleich grosse auf jeder Platte. Auf den Bauchplatten je zwei spitze verhältnissmässig lange Stacheln. Die Platt chen des Rückens erheben sich der- gestalt, dass die ganze Rückenseite ein bienenwabenarti- ges Ansehen erhält, wie bei A. verruculatus, fünf oder mehr Stacheln tragend, aber über ihr Niveau erheben sich Bü- schel von 2 — 4 starken Stacheln mit gemeinsamer Basis; solche Büschel stehen auf den Armen ziemlich zerstreut, sowohl auf dem Rücken als an den Seiten, aber nie ganz nahe am Rande ; auf der Scheibe bilden sie ein geschlos- senes unregelmässiges Fünfeck, dicht ausserhalb desselben liegt die Madreporenplatte. Poren gross, einzeln. Farbe während des Lebens wie bei pentagonus, grosser Radius (an frischen Exemplaren gemessen) 28, kleiner 12, Höhe der Scheibe 9 Mill. Auf Batjan, seltener als Ast. verruculatus, und La- ren tuka von mir, auf Amboina von Rosenberg gefunden. Es ist mir gegenwärtig nur eine Art von Asterina aus der Litteratur bekannt , deren Rückseite einzelne Stachelbündel zeigt, Patiria coccinea Gray, von Südafrika. Ann. and mag. n. h. VI. 1841. S- 290. Leider ist von derselben das Verhältniss der Arme zur Scheibe nicht angegeben. Auf der Bauchseite ■ sollen die Stacheln in „gleichförmigen ausstrahlenden Gruppen" stehen , die Farbe sei scharlachroth. Demnach scheint es eine andere Art zu sein. Linck's Figur könnte ebensowohl für eine Aste- rina gibbosa gelten ; aber da im Text einer Vertiefung auf dem Rücken gedacht wird und sie darnach benannt ist, ziehe ich sie lieber hieher. Sie wird von den Auto- ren nicht citirt. Diese Art ist ähnlich der vorigen und viel- 74 V. Märten s: leicht nur als Yarletät derselben zu betrachten, da Exem- plare derselben von den Philippinen ähnliche Ungleich- heiten in der Rückenbedeckung, wenn auch nicht so aus- gesprochen, zeigen. 14. Asterina jyeniagona Müll. Trosch. (Asteriscus) S. 42. Seba III. 5, 13, copirt Encycl. meth. 100, 3. Armradius kaum um V4 grosser als der Scheiben- radius, die Bauchplatten mit nur Einem Stachel, der kurz und dick ist. Farbe während des Lebens oben graubraun, unten trüb grünlichblau. Armradius 15, Höhe 4MilI. Palabuan nahe der südwestlichen Ecke von Java, und auf Batjan, Molukken, an Steinen nahe dem Mee- resspiegel. M. Tabaco und Legaspi , Provinz Albay, auf Luzon, Philippinen, von F. Jagor gesammelt (A.) 15. Asteri7ia peniciUaris Lam. sp. x\steriscus Müll. Trosch. S. 42. Unter Anderen leicht dadurch von gibbosa zu un- terscheiden, dass die Stachelbündel der Rückenseite kleine Bogen bilden, in deren Convexität 1—2 Poren sich be- finden. Nur ein etwas abnormes Exemplar mit ungewöhn- lich langen Armen, (Scheibenradius zum Armradius wie 1 ; 3), drei ausgebildet und drei nachsprossend (vgl. das bei Linckia multiforis Bemerkte), fand ich auf der kleinen Insel Adenare bei Flores. — Java, Leidner Museum. Molukken, Amsterdamer Sammlung, (ii.) 16. Gymnasterias carinifera Lam. sp. Asteropsis c. MülL Troschel S. 43. Amboina, ein ungewöhnlich grosses Exemplar, (Arm- radius 80, Scheibenradius 30 MilL), v. Rosenberg (A.) 17. Gymnasterias hiserrata n. sp. Fünf Arme. Verhältniss des Scheibenradius zum Armradius wie 1 : 2. Arme mehr als anderthalbmal so lang wie breit. Furchenpapillen in 2 Reihen, in der in- neren 3— 4 auf jeder Platte, die eine oder zwei mittleren etwas länger, in der äussern eine dicke Papille auf jeder Platte. Die Plättchen der Bauchseite fein granulirt, meist sich berührend, die seltenen Zwischenräume zwi- Ueber ostasiatische Echinodermen. 75 sehen ihnen einfach häutig; sie bilden eine regelmässige Reihe längs der Armfurche und eine regelmässige Reihe unterer Randplatten; diese beiden Reihen liegen von der halben Länge der Arme an bis zu deren Spitze unmit- telbar aneinander und alle ihre Platten sind stets vier- eckig ; der Zwischenraum beider Reihen in den Arm win- keln wird von mehr regellos gestellten ungleich grossen, oft fünfeckigen Platten ausgefüllt. Die unteren Rand- platten sind grösser als die übrigen Platten der Bauch- seite, und jede trägt an ihrer äusseren und der Arm- spitze zugewandten Ecke einen kurzen Stachel, Sie bilden nicht selbst den Rand, sondern werden überragt durch die oberen Randplatten , welche eine mehr abge- rundete Gestalt haben, ebenfalls fein gekörnt sind und von denen ebenfalls jede an ihrem äusseren Rande einen Stachel; wie die untere, trägt. Die Stacheln der oberen wie der unteren Randplatten sind dick konisch , ohne Körnelung, und schief nach der Armspitze zu gerichtet, wie Zähne einer Säge ; die der oberen noch einmal so gross als die der unteren. Obere und untere Randplat- ten an jeder Armseite 12 — 13. Die Plättchen der Rück- seite sind ziemlich kreisförmig, alle nahezu gleichgross, etwas kleiner als die oberen Randplatten , fein gekörnt und lassen regelmässig nackthäutige Zwischenräume zwi- schen einander ; sie ordnen sich in radiale Reihen, von denen namentlich eine mittlere auf jedem Armrücken deutlich hervortritt, aber sich nicht als Kiel über die andere erhebt und so wenig als die anderen Rückenplat- ten Stacheln trägt. Pedicellarien über den Rücken zer- streut, häufiger nahe am Rande, auf der Bauchseite keine sichtbar. Farbe w^ährend des Lebens dunkelroth, unten orange. Armradius 24 Mill. Larentuka auf der Insel Flores. Nahe verwandt G . carinifera, unterscheidet sich durch die Stacheln der unteren Randplatten, den Mangel der Arm- kiele u.a. Bei G. carinifera trägt je eine der oberen Rand- platten einen grösseren und die nächste einen kleineren oder gar keinen Stachel; bei G. biserrata tritt ein sol- 76 V. Mar teil s: eher Wechsel nur zunächst der Armspitze auf^ während die grosse Mehrzahl der oberen Randplatten gleich grosse Stacheln trägt. Angesichts der grossen Variabilität der Randstacheln bei Oreaster würde es nicht sehr zu ver- wundern sein, wenn Zwischenformen gefunden würden, welche G. biserrata eng an carinifera anknüpften. Da die Gattungsnamen Gymnasterias (Gray schreibt minder gut ohne s Gymnasteria) und Asteropsis ziemlich gleichzeitig gegeben zu sein scheinen , dürfte der weit mehr bezeichnende dem fast bedeutungslosen vorzuziehen sein. Ausnahmsweise rührt in diesem Falle jener von Gray, dieser von den deutschen Forschern her. 18. Oreaster tarritus (Linck) Gray sp. Stella marina quarta Rumph amboinsche rariteitkamer erster Theil Seite 39. Taf. 15. Fig. A. — Pentaceros gibbus turritus Linck de stellis marinis p. 22. Taf. 2 und 3. Fig. 3, — kopirt in der Encycl. meth. pl. 105. — Asterias no- dosa Linne zum Theil, Lamarck. — Pentaceros tur- ritus Gray 1. c. — Oreaster turritus Müller u. Tro- schel syst, asterid. p. 47. Oberseite voll cylindrischer kleiner Papillen und starker spitzer Höcker, welche nidit bis zur Spitze ge- täfelt sind und auf den Armen eine Reihe bilden , auf der Scheibe gruppenweise vereinigt sind. Unterseite mit flachen, eckigen, ungleichen Körnchen bedeckt. Keine Randstacheln. Zangenförmige Pedicellarien nicht selten zwischen den Papillen der Oberseite. Arme verhältniss- mässig lang und schmal, Armradius 165, Scheibenradius 70, Höhe 39 Mill. Nur an der Spitze der Arme sind die Höcker rund. Farbe während des Lebens hellbraungrau, Rand und Armspitzen orange, Höcker schwarz. Untere Randplatten in der Mitte schwarz, ringsum orange. Amboina auf sandigem Grund, ein paar Fuss unter Wasser , (am „Koolenhoofd" dicht bei der Stadt) nicht selten , aber schwer zu trocknen. Rumph gibt ferner die Nordküstc von Ceram und die Insel ßonoa an der Ueber ostasiatische Echinodermen. 77 Nordwestecke von Ceram als Fundorte an, Bleeker auch ßanda und Sal. Müller Buru. 19. Oreaster muricatus (Lfnck) Gray. Pentaceros muri- catus Linck de stellis mariiiis p. 23. Taf. 7. Fig. 8, kopirt in der Encyclopaedie 106, 1. — Seba Band III. Taf. 7. Fig. 3. — Asterias nodosa Linne zum Theil. — Ast. nodosa var. 3 Lam. — Pentaceros muricatus Gray Ann. and mag. n. h. VI. 1841. p. 277. — ? Oreaster tu- berculatus Müller und Troschel syst, asterid. p. 47. — Oreaster castcllum Grube Breslauer Zeitung vom 7. Febr. 1865. Rückenseite gekörnt mit grössern Höckern, die in ihrer unteren Hälfte stets mit flachen Körnchen bedeckt sind und uuf den Armen eine mittlere Reihe bilden; Unterseite mit gekörnten Täfelchen und einzelnen klappen- artigen Pedicellarien bekleidet, Furchenpapillen in 2 Rei- hen, in der inneren je sieben bis zehn, schlank, die mitt- leren länger, in der äusseren 2 — 3 flache, stumpfe, gleich- lange; Randstacheln sehr variabel, nie an allen Rand- platten vorhanden. Es liegt mir eine grössere Anzahl von Exemplaren sowohl desselben als verschiedener Fundorte vor, und erlaubt mir, die fast masslose Schwankung aller Artkenn- zeichen etwas näher zu verfolgen. Auf der Rückenseite tritt das Balkennetz , dessen Maschen die Porenfelder darstellen, bald mehr bald weniger hervor, indem die Granulation entweder gröber und flacher ist als die der Porenfelder und ziemlich genau derjenigen der Höcker gleicht, bald hierin kaum ein anderer Unterschied als der durch das Zwischentreten der Poren selbst bedingte statt- findet; Uebergänge von dem einen zum andern kommen an demselben Individuum vor. Wo die Körnelung ganz gleichmässig wird (Exemplare von Larentuka) , ist das Balkennetz als solches nicht mehr ins Auge fallend. Ueberhaupt bietet es ein netzartiges Ansehn mit grad- linig begränzten Maschen nur auf der Scheibe. An den Armen treten die Verbindungslinien zurück und man sieht nur Reihen von rhombischen etwas erhabenen gekörnten Platten, getrennt durch die Porenfelder, und auf jedem 78 V. M a r t e n s : Arm anfänglich fünf, gegen die Spitze zu nur drei, indem die äussere bald früher bald später in den Randplatten endigt. Die Höcker sind eigentlich nichts anderes, als solche gekörnte Platten, welche hoch konisch oder kugelig sich erheben und in der Mitte (Spitze) fast immer der Körnelung entbehren; diese nackte Spitze ist bald mehr bald weniger von dem mehr gewölbten gekörnten unte- ren Theile abgesetzt. Solche Höcker finden sich stets in der Mittellinie der Arme , mehr oder weniger regel- mässig abwechselnd mit gew^öhnlichen Platten, meistens 8 in Einem Radius; die fünf innersten bilden ein Fünfeck auf der Scheibe und ihnen gesellen sich bei grösseren Exemplaren fast immer noch einige ähnliche ausserhalb dieser Reihen in den Armwinkeln liegende bei, nur bei Einem grossen Exemplar von Mossambique entwickelt auch die nächstobere Plattenreihe des Armrückens einige solche Höcker, so dass dieselben hier (abgesehen von den Randplatten) in drei Reihen stehen. Ein centraler Höcker in der Mitte der Scheibe ist meist vorhanden, aber kleiner als die fünf umgebenden ; zuweilen fehlt er völlig und zwar ist sein Vorhandensein und seine Grösse nicht im Verhältnisse zur Deutlichkeit des Balkennetzes, welches hier in der Mitte der Scheibe eine regelmässige fünfstrahlige Sternfigur bildet. Diese Höcker sind mit flacher Granulation besetzt und zeigen in der Regel eine abgesetzte Spitze : an denselben Exemplaren finden sich aber auch solche die oben abgerundet und vollständig von Granulation bedeckt sind. Die grösste Variation zeigen die Stacheln der Rand- platten ; bald sind einzelne an Grösse und P'orm voll- ständig den Höckern auf dem Armrücken gleich wie auch in den angeführten Abbildungen, so namentlich an der Arm- spitze, bald fehlen sie, und zwar beides ebensowohl bei kleineren (jüngeren) als bei grösseren Exemplaren. In den Armwinkeln fehlen sie den oberen Randplatten fast immer, von der Mitte bis zur Spitze der Arme zeigen sie Neigung zum Abwechseln, indem auf eine Randplatte mit grossem Stachel (Höcker) eine andere mit kleinem oder gar keinem folgt. Hier kann man besonders deut- Ueber ostasiatische Echinodermen. 79 lieh sehen, dass der Höcker nichts anderes ist, als die angeschwollene gekörnte PLatte selbst plus dem auf- sitzenden nackten Stachel. Die Stacheln der unteren Randplattcn sind meistens kleiner, mehr gleichmässig und mit wenigen Ausnahmen auf allen Platten vorhanden, namentlich auch in den Armwinkeln ; nur nahe der Spitze der Arme werden sie bei einzelnen Exemplaren grösser, selbst so gross wie die grössten Randplatten. An manchen Exemplaren ermangeln alle untern Randplat- ten der Stacheln, so an den grössern Exemplaren von Mossambique, während an den kleineren von ebenda ein- zelne vorhanden sind. Auch die Körnelung der Platten der Bauchseite zeigt Schwankungen ; im Allgemeinen sind es eckige, flache Körnchen, meist gröber und immer unregelmässi- ger als die Körnelung der Randplatten und der Rücken- höcker, zuweilen aber auch wenig davon unterschieden (Exemplare von Mossambique) ; manchmal erhebt sich nahe dem Munde auf fast jeder Platte ein höheres, fast stachel- artiges Körnchen über die anderen, so bei einigen Exem- plaren von Larentuka. Endlich zeigen die Furchenpapillen Verschieden- heiten, indem in der äusseren Reihe bald drei bald zwei auf je eine Platte kommen, bei kleineren Exemplaren gegen die Armspitze sehr oft auch nur eine, in der inneren aber auf einer Platte bald eine grade, bald eine ungrade Zahl steht, so dass bald eine bcald zwei in der Mitte die längsten sind und hiedurch wie durch Hinwegfallen der kleinsten äussersten der auf einer Platte vorhandenen ihre Anzahl von 7 bis 10 schwankt. All diese Variationen kreuzen sich so sehr durch- einander, dass man darnach keine irgendwie bestimm- baren Lokalvarietäten aufstellen kann; dagegen gränzen sich einige der mir vorliegenden Exemplare durch die gleiche Combination der an anderen zerstreut vorkom- menden Abweichungen zu bestimmbaren Abarten ab : 19 a. var. nmltispina. Seba III. 6. 1,2, 11, 12. Klein. Höcker in Einer Reihe, die meisten, wie die meisten Rand- platten mit einem Stachel. Balkennetz nicht vortretend. 80 V. Martens: 19 b. var. mutica, Job. Müller's und Troschel's Oreaster hiulcus S. 48 und wahrscheinlicli auch Gray'sPen- taceros liiulcus 1. c. S. 276^ aber nicbt der von bei- den citirte Pentaceros biulcns Linck. tab. 26. fig. 41, welcher übrigens irgend eine andere Form dieser vielgestaltigen Art sein mag. Nicht nur die erste, sondern auch die zweite Plat- tenreihe zwischen Armrücken und Randplatten bis nahe zur Spitze der Arme fortlaufend ; keine Höcker oder Stacheln weder an den oberen noch unteren Randplatten ; die Höcker des Armrückens und der Scheibe ungewöhnlich gross und kugelartig, meist ohne, selten mit kurzer nackter Spitze, die fünf mittleren noch höher als die übrigen, dagegen nie ein unpaarer Höcker im Mittelpunkt der Scheibe. Bezüglich des Unterschieds der Granulation auf Balkennetz und Po- renfeldern, sowie des Fehlens oder Vorhandenseins sekun- därer Höcker auf der Scheibe ausserhalb der fünf grossen ist diese Varietät denselben Variationen unterworfen. 19 c. var. intermedia. In der Rückenbedeckung und dem Mangel aller Rand- stacheln mit der vorigen übereinstimmend ; keine einzelnen Höcker ausserhalb der fünf Reihen; einige Höcker endi- gen bei der Mehrzahl der Exemplare in einen längeren nackten Stachel wie es bei muricatus Regel ist, bei an- deren sind sie stumpf abgerundet ; die Arme sind verhält- nissmässig breiter und kürzer als bei der gleich grossen mutica aus Timor. Farbe während des Lebens grau oder röthlich, der Rand lebhaft roth, die Höcker schwärzlich ; je nach der Lebhaftigkeit der Färbung kann man zwei Abänderungen unterscheiden: a) die rothe: oben und unten purpurroth, die Höcker schwarz mit intensiver rothem Hof, der Rand tief karminroth : b) die graue : oben und unten braungrau, die Armspitzen und die Höcker schwarzbraun, der Rand orangefarbig. An einzelnen Individuen geht die graue Färbung gegen die Spitze der Arme zu plötzlich in die rothe über. Die schwarze Farbe erblasst in Spiritus meist völlig oder wird wenigstens schieferblau, die rothe wird erdbraun. Ueber ostasiatische Echinodermen. 81 Oreaster tiiberciüatiis Müller und Troschel S. 47 möchte, nach dem einzigen im Berliner zoologischen Museum vorhandenen Exemplar, einem verkrüppelten und verzerrten, zu urtheilcn, auch noch in den Kreis dieser Art gehören; es zeichnet sich aus durch kleine, aber zahlreiche spitze Höcker, Stacheln auf fast allen unteren, aber auf keiner der oberen Randplatten, ferner durch vereinzeltes Vorkommen von klappenartigen Pedicellarien auf den oberen Randplatten und der Rückenfläche, was ich an allen anderen Exemplaren vermisse. Oreaster mamillatus Audouin Descr. Eg. pl. 5; Müll. Trosch. S. 58 aus dem rothen Meer ist nur durch die schlankeren Arme und die Grösse von meinen Exempla- ren aus Flores zu unterscheiden. Dimensionen in aMillimetern. Arm- Schei- benra- dius. Breite der Arme In der Höhe der radius. an ihrer Mitte. Scheibe. Wurzel. muricatus von Mossambique. 116 44 49 45 29 » ?1 V 25 10 lli 8 9 >5 w n 60 24 27 15 20 W » ,5 35 14 18 10 lli r, r r> 30 12 14 8 10 Yar. multispina von Larentuka. 75 30 38 19 27-1 Var. mutica von Timor. 94 38 46 34 28 V V y. V 51 20 22 21 15 „ „ (hiulcus M. Tr. Origi- nalexemplar). 86 34 32 37 24 Var. intermedia von Amboina. 34 17 18 13 11 turritus von Amboina. 166 99 58 34 34^ Die Hauptform habe ich nicht selbst im indischen Ocean gesehen (A). Var. multispina auf Larentuka, Insel Flores. Var. mutica m. (hiulcus Müll.^ Trosch.) auf der Insel Timor bei Kupang und Atapupu. Var. intermedia m. auf Bat j an (eigentliche Moluk- ken); Rosenberg sandte dieselbe aus Amboina dem Kgl. Museum zu. 20. Oreaster obtusatus Müll. Troschel p. 50. — Encycl. method. pl. 103. Scheibenradius zum Armradius nur wie 1 : 2V3. Rük- kenseite wenig erhaben, voll kleiner gekörnter Plättclien, Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 6 82 V. Martens: welche oft ein kleines Höckerchcn tragen ^ aber ohne grössere Knoten und Stacheln. A ta p 11 p u auf Timor, von Dr. Wienecke zu Atapupu mir gegeben. — Molnkken (Amsterdamer Museum). 21. Go7iiaster clavatus m. Fünf Arme. Scheibcnradins zum Armradius wie 1 : 3^2 5 Breite der Arme an ihrer Basis zu demselben wie 1:3; Winkel zwischen den Armen nicht abgerundet. Furchen- papillen in einfacher , eng zusammenhängender Reihe. Untere Fläche mit abgerundet vieleckigen sehr fein gekörnten Platten besetzt ; 3 — 4 Radialreihen hievon zwi- schen der Armfurche und den Randplatten, die äusserste unregeimässig, ihre Platten in der Mitte öfters nackt; die Platten der innersten (der Armfurchc nächsten) klei- ner. Obere und untere Randplatten einander gleich, je 12 — 13 an einer Armseite, an ihren Rändern mit sehr feiner Granulation überdeckt, in der Mitte nackt und con- vex; meist abwechselnd in derselben Reihe eine längere und eine kürzere, oft stärker convexe, letztere öfters etwas aus der Reihe heraustretend. Rückenseite flach, mit kleine- ren abgerundet- vieleckigen sehr feingekörnten Plättchen bedeckt, zwischen denen zahlreiche einzelne verhältniss- massig grosse Poren sich befinden. Armrücken schwach kantig, mit einer einfachen nicht zusammenhängenden Reihe (8) grösserer Platten, welche den Randplatten ähn- lich sind, d. h. grösser als die anderen, nur an der Peri- pherie mit Körnelung bedeckt, in der Mitte nackt und erhaben ; eine ähnliche Platte in der Mitte der Scheibe und fünf solche, aber ganz flache auf der Scheibe, den Armwinkeln entsprechend. Kleine Pedicellarien zerstreut auf der Rückenseite, Madreporenplatte höckerartig erha- ben, ungefähr in der Mitte zwischen Centrum und Rand, die eine der erwähnten fünf Zwischenarmplatten zum Theil verdrängend. Farbe aus Erdgrau und Blassroth gemischt; das Roth hat sich in den Zwischenräumen der kleinen Platten auf Rücken und Bauchseite erhalten; die nackte Mitte der Rand- und Rückenplatten schwärzlich. — Armradius 24 Mill. Ueber ostasiatische Echinodermen. 8& Larentuka auf Flores. Weicht von den anderen Arten der Gattung Astro- gonium ab , nicht aliein durch die verhältnissmässig langen Arme^ worin ihm Astr. Soulevetii Dujaidin et Hupe (hist. nat. des zoophytes echinoderraes 1862. Taf. 7. P'ig. 6) ähnelt, sondern auch durch die Ungleichheit der Randplatten unter sich und ihre Aehnlichkeit mit solchen auf der Rückenliäche^ sowie durch die einfache Reihe der Furchenpapillen. Er nähert sich dadurch ziemlich den Linckien mit stark ausgebildeten Randplatten, wie z. B. L. milleporella , bleibt aber doch noch hinreichend im Habitus verschieden. Die Beschaffenheit des Armrückens nähert unsere x\rt einigermassen der Gattung Oreaster, indem die nackte stark convexe Mitte der einzelnen Platte an die ötachelhöcker dieser Gattung erinnert. 22. Archaster iijpimis Müll. TroscJi. 1. c. Ö. 6(3. Taf. 5. Fig. 2. Unterscheidet sich von Astropecten, dem er im Habitus ähnelt, neben den wichtigeren Unterschieden des Afters und der Saugscheibe an den Ambulakren auch dadurch, dass die oberen Randplatten wesentlich an der Seite des Armes liegen und nur mit ihrem obersten Theil den Rücken erreichen, so dass die Kante, welche die Rük- ken- und Seitenfläche bildet, in den oberen Rand der Randpiatte fällt und nicht in deren Mitte. Diese oberen Randplatten sind mit stumpfen keulenförmigen Fort- sätzen dicht besetzt, ähnlich denen der Rückenfläche, aber gleichmässig dicht gedrängt und im Allgemeinen feiner; wo sie abgefallen sind, erscheint die Platte mit feinen in etwas wellige Radialreihen gestellten Narben bedeckt. Die unteren Platten sind mit kurzen schup- penförmigen Stacheln bekleidet, ^velche (bei trockenen Exemplaren) alle nach oben sich anlegen; nach dem Abfallen derselben bleibt eine schuppig-höckerige weit gröbere Sculptur. Die Stelle des Afters im Centrum der Scheibe ist öfters deutlich durch längere und etwas zu- sammenneigende Fortsätze bezeichnet. Der Rücken ist mit Reihen von Höckern besetzt, deren jeder eine Anzahl kurzer keulenförmiger Fortsätze trägt; die Höcker der mittleren Reihe jedes Armes sind breiter als die übrigen. 84 V. Martens: Furchenpapillen der inneren Reihe 3 auf jeder Platte, die mittleren etwas grösser. Zahl der (unteren) Rand- platten an einer Armseite 40 — 45, bei A. Mauritianus Gray sp. (angulatus Müll. Tr.) 70. Farbe während des Lebens oben aschgrau, mit mehr oder weniger bestimmten schwärzlichen Querbändern auf den Armen; unten blassgelb. Armradius bis 69 Mill. Scheibenradius zum Armra- dius wie 1 : 4 — 4Y2- Armbreite zum Armradius wie 1 : 3—4. Armhöhe zur Armbreite wie 6:11. Insel B atj an (Molukken) häufig an sandigen Stellen, 2 — 3 Fuss unter Wasser bei Ebbezeit, Insel Timor und A d e n a r e neben Flores. A m b o i n a nicht häufig. — Java, Frank im Berliner Museum. Von denselben Orten, aber anderen Findern auch im Leidner Museum. 23. Luidia maculata Müll. Trosch. 1. c. S. 77. In der Bai von Manila ein achtarmiges Exemplar gefunden. Dieser Fundort verknüpft einigermassen die zwei bis jetzt bekannten entlegenen: Japan und Mossam- bique (A.) In der Literatur und den Museen finde ich folgende weitere Seesterne aus dem Gebiete des indischen Archi- pels mit mehr oder weniger Bestimmtheit angegeben : Asterias tenuispina Lam. Java, Kühl und Hassclt bei Müller und Troschel S. 16, Molukken und Neuhol- land, Müller in Wiegmann's Archiv 1843. Ist eine Art des Mittclmeers , wird aber auch aus Ile de France an- gegeben. Hongkong, Grube Breslauer Zeit. Febr. 1865. Asterias calamaria Gray Ann. mag. n. h. VI. 1840. S. 179 *von Ile de France und Neuholland, sollte demnach auch im indischen Archipel sich finden. Echinaster oculatus (Linck.) Penn. sp. = sepositus Retz. Java, Boie und Timor, Wienecke, Leidner Museum., sechs bis siebenarmig. (A) Im nördlichen Europa zu Hause. Es scheint sehr unwahrscheinlich, dass diese nordische Art auch in Indien lebe, und dürfte vielleicht eine Ver- wechselung mit E. fallax der Bestimmung zu Grunde liegen. üeber ostasiatische Echinodermen. 85 Echinaster crassus Müll. Trosch. „Mers de l'Inde*' Dujardln und Hupe. Solaster gracilis Grube Breslauer Zeitung 7. Febr. 1865. Achtarmig. Hongkong. Chaetastcr cylindratus Mübius 1. c. ^Ostindien." Linckia pusilia Müll. Trosch. Wiegm. Arch. 1844 Philippinen. Linckia suturalis Müll. Trosch. blau, wie miliaris, aber mit breiteren Armen , vielleicht nur Abart desselben, wenigstens das so bestimmte Exemplar des Leidner Mu- seums von Atapupu. Linckia cylindrica Lam. sp., Müll. Tr. Molukken, Am- sterdamer Museum (A). Vielleicht obige L. pustulata? Linckia (^Scytaster) pistorius Müll. Tr. = Fromia milleporella Gray. Molukken, Amsterdamer Sammlung (A). Linckia (Scytaster) semiregularis Müll. Tr. Java. Reinwardt im Leidner Museum. (Habe ich in Japan ge- funden. Sollte Reinwardt ihn auch von dort durch die aus Japan nach Batavia zurückkehrenden holländischen Schiffe erhalten haben?) Linckia (Scytaster) Kuhlii Müll. Tr. Java, Kühl und Hasselt, Leidner Museum. Culcita Novae Guineae Müll. Tr. Neuguinea , Sal. Müller im Leidner Museum. Asterina Cepheus Val. Batavia, Reynaud im Pariser Museum. Müll. Tr. p. 42. Asterina trochiscus Retz. „Indisches Meer.^ Oreaster superbus Möbius 1. c. Sumatra. Oreaster reticulatus L. sp. wird von Einigen der Figur bei Rumph wegen als indisch, speziell in Am- boina vorkommend betrachtet, aber mit Unrecht, denn jene Figur ist erst in Holland dem Manuskript von Rumph beigegeben worden, wie der Text ergiebt; die Art ist westindisch. Oreaster aculeatus Gray sp., Müll. Tr. Die mit die- sem Namen bezeichneten Exemplare aus den „Molukken'^ im Amsterdamer Museum dürften wohl zu muricatus ge- hören; Gray selbst giebt seine Art aus Westindien an. Goniaster a) Astrogonium Müll. 86 V. Märten s: Goniaster semilunatus Linck = cnspidatus Gray, Celebes von Schönlein im Berliner Museum. Goniaster inaequalis Gray sp. Proceed. zool. soc. 1847. p. 79 ^Neu-Guinea? oder Amboina? Sir Belcher." b) Goniodiscus. Goniaster Sebae Müll. Troscli. aus den Molukken von Macklot und Sal. Müller und aus Neu - Guinea im Leidner Museum ; Molukken, Amsterdamer Sammlung. Am- boina nach Bleeker. Goniaster Pleyadella Lam. sp. Molukken , Amsterda- mer Sammlung. Im Pariser Museum Exemplare von Perons Reise ohne näheren Fundort, muthmasslich von Timor. . Goniaster cuspidatus Lam. sp., Müll. Tr. = scaber Möbius 1. c. „Ostindien." Ebenfalls von Perons Reise in der Pariser Sammlung. c) Randasia Gray. Goniaster Luzonicus Gray Ann. mag. n. h. VI. 1841. Philippinen. Goniaster gracilis Gray Ann. mag. n. h. VI. 1841. Ternate (Molukken). d) Hosia Gray. Goniaster spinulosus Gray Proceed. zool. soc. 1847. p. 78 Philippinen. e) Longimani. Goniaster longimanus (Astrogonium) Möbius 1. c. 1860. Taf. I. Fig. 5, 6. — Astrog. Souleyeti Dujardin et Hupe bist. nat. des Echinodermes 1862. pl. 7. fig. 6. Strasse von Malakka, Souleyet. f) Stellaster Gray. Goniaster Belcheri Gray „Amboina ) oder Neu- Guinea". I ^gl- ^^^ chinesi- Goniaster gracilis Möbius (= eque- ( sehen Seesterne, stris Retz) Sumatra, Möbius. j Archaster angulatus Müll. Tr. S. ß6. unter diesem Namen vereinigen die Verfasser ein javanisches und ein ostafrikanisches Exemplar des Berliner Museums; das ostafrikanische, worauf hauptsächlich die Beschreibung gegründet scheint, ist eine gut unterschiedene Art, muss aber den älteren Artnamen Mauritianus Gray erhalten. Ueber ostasiatische Echinodermen. 87 Das javanische scheint mir kaum sich von typicus zu un- terscheiden. Astropecten scoparius Müll. Tr. Indischer Ocean, Schönlein im Berliner Museum. Ist sicher in Japan zu Hause. Astropecten Chinensisl Grube Breslauer Zeitung, — umbrinus ( 10. Januar 1865. Hongkong. II. Ophiuren. Da mir die Ophiuren -Literatur gegenwärtig nicht vollständig zur Hand ist, begnüge ich mich, nur einige der bis jetzt bestimmten Arten der Fundorte wegen an- zuführen und denselben einige Bemerkungen über Tri- chaster anzuknüpfen. Ophiolepis annulosa Blainv. sp. Müll. Tr. Amboina, V. Rosenberg. Ophiocoma erinaceus Müll. Tr. Amboina (A). Ophiocoma scolopendrina Lam. sp., Müll. Tr. die häu- figste Art auf den Korallenbänken, ich fand sie bei B e n- kulen (westliches Sumatra), Palabuan fsüdl. Java) und Timor (A). Ophiomastix annulosa Lam. sp. , Mülh Tr. Timor und Amboina. Ophiothrix longipeda Müll. Tr. Timor bei Kupang nicht selten, schön blass violett. So auffallend diese Art durch ihre Farbe und Länge der Strahlen ist, habe ich sie doch auf keiner anderen Insel bemerkt, als auf Timor, von wo sie schon seit lange bekannt ist. Trichaster i\g. Arme nur nahe der Spitze mehrfach gegabelt. Nackthh'utlg mit zwei ^Reihen stachelförmiger Höcker. Scheibenrücken mit 10 Radialrippen, wie bei Astrophyton. Trichaster ■flagellifer m. (vergleiche palmiferus Lam. sp. Encycl. meth. pl. 126 Müll. Trosch. ast. p. 120?) Singapore und Banka, je ein Exemplar von mir gefunden. Die Betrachtung derselben ergiebt folgende Abwei- chungen von der angeführten Beschreibung. 88 V. Martens: Mundspalten kurz und weit, mit ganz kurzen stum- pfen Papillen besetzt; die Zähne in drei Längsreihen, aus der Tiefe des Mundes zur Oberfläche heraufsteigend, die der mittleren Reihe dicht gedrängt, platter und kürzer, die der äusseren weniger zahlreich und fast cylindrisch, papillenförmig, weit länger als die Mundpapillen. Keine besonderen Mundschilder in den Interbrachialräumen zu erkennen. Die 10 Rippen der Rücken seite tragen jede nahe ihrem äusseren Ende einen kleinen Stachel. Die (etwas grösseren) Stacheln des Armrückens stehen meist altcrnirend, sehr selten entgegengesetzt, mit sehr zahl- reichen Lücken, und hören schon eine bedeutende Strecke vor der Theilung gänzlich auf. Eine Granulation der Armseite ist nicht zu erkennen. Die Kämme an der Unterseite der Arme bestehen stets aus nur 2 Papillen, deren Basis auf einer queren Hautfalte steht, welche nach innen sich noch etwas weiter erstreckt, aber doch noch durch einen platten Zwischenraum von derjenigen der anderen Seite desselben Arms getrennt bleibt. Die zwei vorliegenden Exemplare stimmen unter sich in all diesem überein ; dass die genannten Charaktere eine spezifische Trennung von der bis jetzt allein be- schriebenen Art rechtfertigen, ist mir wahrscheinlich, aber ohne Vergleichung mit Exemplaren nicht sicher. Die Abbildung der Encyclopädie gibt zu wenig Detail, von Stacheln auf dem Scheibenrücken ist aber keine Spur zu sehen. Nach Duj ardin und Hupe echinod. p. 300 existirt noch eine zweite Art, T. annulatus Yal. im Pariser Museum, ist aber nirgends beschrieben. Für palmiferus wird ziemlich Vag „Indien^ als Fundort angegeben, ich weiss nicht nach welcher Autorität, da Lamarck das Vaterland gar nicht kennt. Zu B öl sehe Ziisaiiiiiieiistelliing der Eehiniden ans der Gruppe der Diademiden. Nachtrag zu Bd. XXXI. S. 324. Untersuchungen an den in diesem Jahre von Herrn Alex. Agassi z in Cambridge Mass. dem hiesigen zoolo- gischen Museum gesandten Original-Exemplaren von Ga- relia cincta haben bestätigt^ dass die Gattung Garelia von Echinothrix sich nur durch die relative Grösse der schup- penförmigen Yorsprünge der Interambulacralstacheln un- terscheidet und deshalb mit letzterer zu vereinigen ist. Ech. cincta steht durch die Beschaffenheit seiner Stacheln der Ech. Petersii sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr sogleich durch die 4 Reihen von fast gleich grossen Tuberkeln auf den Ambulacralfeldern. Ob die kleinere Afteröffnung bei Ech. cincta als ein constanter specifi- schcr Unterschied anzusehen ist, lasse ich noch unent- schieden. Bei einer Breite von 68 Mm. betrug bei Ech. cincta der Durchmesser der After Öffnung 5,5 Mm. und bei derselben Breite des Exemplars bei Ech. Petersii 9 Mm. Ich kann mich daher der Meinung des Herrn Alex. Agassiz nicht anschliessend wenn er in einem Briefe an Prof. Ke ferste in d. D. 26. Juni d. J. seine Garelia cincta mit meiner Echinothrix Petersii für identisch und die Echinothrix turcarum für den Jugendzustand der letzteren halten möchte. Der einzige Unterschied, den ich zwischen'Diadema setosa Rumph und D. antillarum Philippi nach einer ge- nauen Vergleichung habe finden können, besteht darin, dass bei ersterer die Quirle an den Stacheln enger stehen, als bei letzterer. Bei D. setosa sind 10 Quirle nicht höher, als 7 bei D. antillarum. Göttingen, 28. Juli 1865. Heber Actiuoiuetra Beiiiietti und eine neue Comatula- Art (Antedon Dübenii). Von Wilhelm Bölsche in Göttingen. (Hierzu Taf. IV. Fig. a. b.) Actinometr a Bennetii Müller sp. 79 Arme bei gewölmlich vierfacher Theiliing der Kelchradien; der erste Kelchradius theilt sich in 16, der zweite in 15, der dritte in 18, der vierte und fünfte in 15 Arme (Taf. IV. Fig. a). Der Durchmesser des Central- knopfes beträgt 12 Mm., seine Höhe 4 Mm.; die cirrenlose flach ausgehöhlte Mitte besitzt einen Durchmesser von 6 Mm. Etwa 50 Girren mit 30 Gliedern. Die Basis der Ranken besitzt einen kreisrunden Querschnitt ; nach dem Ende zu erhalten sie einen elliptischen Querschnitt. In dem mittleren Theile der ausgewachsenen Girren sind die Glieder nicht höher als breit, Das Endglied besitzt ausser dem Ilaken noch an der Innenseite einen kleinen stumpfen Fortsatz. Von den Radialia sind aussen nur 2 sichtbar. Auf das Radiale axillare folgen bis zur nächsten Theilung 4 Glieder, von denen das vierte wieder axillar ist. Ebenso befinden sich zwischen den Axillar-Gliedcrn je zweier folgenden Theilungcn immer 3 Glieder. Stets bildet das dritte Brachiale mit dem darüber folgenden Axillare bra- chiale ein Syzvgium. Nach der letzten Theilung der Arme wird wieder das erste Syzygium von dem dritten und vierten Gliede gebildet. Dann folgen 17—31 Glieder bis zum nächsten Syzygium. Von hier an liegen zwischen den folgenden Sy/iygien 3—7 Glieder. (Die Zahl 3 herrscht B ö 1 s ch e : Ueb. Actinometra ßennetti u. eine neue Comatula-Art. 91 bei weitem vor.) Die Glieder der Arme sind m'edrig. Bei näherer Betrachtung mit der Loupe findet man, dass ihre Oberfläche mit kleinen Längsrippen bedeckt Ist, die nach dem aboralen Rande hin vcrlanfen und hier in frei hervorragenden Stachelchen endigen. Die Pinnulae neh- men von der ersten bis zur sechsten rasch an Grösse ab. Während der Armtheilungen befindet sich die Pin- nula Immer am zweiten Gllede über dem Axillare. An der Innenseite des folgenden Hypozygale Ist keine Pinnula vorhanden. Die Endglieder der ersten 5 — 7 Pinnulae be- sitzen auf ihrer Innenseite ziemlich hoch hervorragende fein längsgefurchte Querwülste, die der meisten anderen Pinnulae zwei oder mehrere Reihen von kleinen nach ein- wärts gebogenen Dörnchen. Die Arme sind bis zur zweiten oder dritten Thellung durch die Haut der Scheibe verbunden. Auf letzterer befinden sich einige zerstreut stehende, kurze, stumpfe Knochen- Tuberkeln. Die Mitte der Scheibe nimmt die lange Afterröhre ein. Der Mund liegt In der Nähe der Peripherie. Von ihm verlaufen die Rinnen In unsymmetrischer Vertheilung zu den Armen. Farbe braun. Scheiben -Durchmesser 28 Mm.; Durchmes- ser des Exemplars 28 Cm. Fundort: Schiffer-Inseln; gesammelt von Dr. Gräffe. Göttinger Museum. Diese Species wurde zuerst von Johannes Mül- ler ^) als Comatula Bennetti beschrieben. Zu derselben Gattung ist sie auch von Dujardin und Hupe^) ge- stellt. Die von ihnen gegebene Beschreibung Ist unvoll- ständig. Durch die gütige Vermittelung des Herrn Pro- fessor Ke f er stein wurde Ich in den Stand gesetzt, von Herrn Herklo ts, Conservator am Reichs - Museum zu Leyden, durcli Vergleichung meiner Beschreibung mit dem Original-Exemplare von J. Müller die Richtigkeit der Bestimmung des vorliegenden Exemplars feststellen zu lassen. 1) Monatsber. d. Berl. Acad. 1841. p. 187. Wiegmanns Arch. 1841. p. 146. 2) Hist. nat. d. zooph. echin. (Suite ä Buffon. . 1862. p. 208. 92 B ö l s c h e : Ueb. Actinometra Bennetti u. eine neue Comatula-Art. Antedon Dühenii n. sp. (Fig. b.) 10 Arme. Breite des pentagonalen Centralknopfes 21/2 Mm., Höhe 1 Mm. Gegen 40 Ranken mit 12—14, in mehreren Wirtein angeordneten Gliedern j die cirrenlose ganz ebene Mitte ungefähr 1 Mm. breit. Die Glieder in der Mitte der Ranken höher als breit, von der Seite etwas zusammengedrückt. Aussen nur 2 Radialia sicht- bar ; alle 3 Radialia sind durch elastische Interartieular- substanz verbunden. Das zweite (a) Radiale ist sehr nie- drig, das Radiale axillare (b) dreieckig. Zwischen je 2 Radialia secunda liegt noch in der Mitte ein kleines Kno- chenplättchen (c). Das erste Syzygium (d) wird vom dritten und vierten Gliede gebildet; dann liegen 1 — 4 Glieder zwischen den Syzygien. Die Pinnulae nehmen von der ersten bis zur dritten an Grösse ab. Die erste, die sich am zweiten Gliede über dem Radiale axillare befindet, ist fast noch einmal so lang, als die zweite und besitzt gegen 24 Glieder. Die zweite Pinnula hat ebenso, wie die fol- genden 12 — 14 Glieder, die viel höher als breit sind. Die ganze Oberfläche der Arm- und Pinnulae-Glieder ist mit einer grossen Menge von feinen Längsrippen bedeckt, die am aboralen Rande in feinen Spitzchen endigen. Arme sind bis zum zweiten Brachiale durch die Haut der Scheibe verbunden. Mund central; After excentrisch. Farbe braun. Grösse des Exemplars gegen 90 Mm.; Schei- ben-Durchmesser 7 Mm. Fundort : Rio-Janeiro. Göttinger Museum. Göttin gen, 28. Juli 1865. Die Murmclthiere und Zieselmäuse Polens und Galiziens. Von Ernst Schauer in Krakau. (Hierzu Taf. IV.) Zuerst das Pcrlziesel Spermophilus guttatus T. Was ich von diesen Tliierchen selbst gesehen habe, will ich getreulich berichten. Das erste Exemplar sähe ich anfangs November 1850 in Poturzjca bei Sokal am Flusse Bug in Galizien in der Gefangenschaft, ich nahm es zu mir, trug es in den Taschen herum und nahm es mit auf Reisen, manchmal schlief es ein oder zwei Tage hindurch, starb am 26. Dec. wahrscheinlich an den bitteren Mandeln des Weihnachts-Kuchens. Man tröstete mich, dass ich zum Frühjahre deren genug haben könnte ; der Schnee ging weg , ich besah mir die Röhren in welchen sie wohnten ; der Schnepfenstrich und der April gingen zu Ende, und obschon ich alle Tage in's Feld ging, hatte ich noch kein Susel gesehen. Endlich in den ersten Maitagen, wahrscheinlich am dritten, denn ich hatte keine Flinte mit, und muss wohl ein ^^onntag gewesen sein, vv^aren wie mit einem Zauberschlage die Susli auf der Oberwelt erschienen. Ende Juni trieb ich welche mit Wasser aus ihren Röhren, bekam dabei vier junge halb- wüchsige, machte zwei Dutzend Bälge, die zwölf Jahre unbeachtet im Kasten blieben, bis ich sie vor zwei Jahren mit nach Berlin nahm. Ein andermal habe ich Perlziesel gesehen in Podolien vor Kamieniec-podolski in den Fel- dern, 29. Mai 1858, hinter Kamieniec po. aber keine mehr. 94 Schauer: auch nicht im nördlichen Bessarabien. Dort sah ich ein Sp. citillus^ welches mir und dem Hunde entschlüpfte. Einen zweiten citillus bemerkte ich in Podolien am Ufer des Dniesters dort, wo derselbe das Flüsschen Ladawa aufnimmt; drei Meilen vor Mohilew, am 4. Juni i858, er schlüpfte in einen Steinhaufen, und als ich die Steine auseinander warf, fing ihn der Hund. Hatte ich während meines fünfjährigen Aufenhalts in Poturzyca versäumt, mich mit den Perlzieseln bekannt zu machen, so wollte ich es im vergangenen Jahre wieder einbringen, und fuhr nach Poturzyca, Eigenthum des Herrn Grafen W. Dzie- duszycki, wo ich am 1. October ankam. Leider zu spät, die Susli schliefen schon. Mit Aufmerksamkeit unter- suchte ich die Röhren um einen Winteraufenthalt zu ent- decken, fand aber nichts, als an wenigen Orten ausge- worfenen Lehm und Kreidemergel. In einem Kleefelde liess ich graben, die Rohre lief schräg, (und das sind seltene Fälle, gewöhnlich sind sie fallrecht)^ machte eine halbe Schneckenwindung und in einer Tiefe von drei Fiiss kam ich in eine Kammer, mehr als einen Kubikfuss Raum enthaltend, und ganz ausgefüllt mit Strohsplittern und Heu, auch einigen Kleeblättern und Kleeblüthen ; behutsam wurde alles hinweggeräumt und auf dem Boden der Kammer zeigten sich zwei Röhren, die sich nach unten senkten und zwei Fuss tiefer zu einer zweiten eben so grossen Kammer führten, nur halb mit Stroh und Heu ausgefüllt, und wieder liefen zwei Röhren aus, horinzontal und in entgegengesetzten Richtungen ; ich ver- folgte sie, die eine war drei, die andere vier Fuss lang, und am Ende in jeder Röhre sass eine Kröte, Bufo viri- dis, variabilis. Dieser Bau war sicher zu einem Winter- quartier hergerichtet worden, Stroh, Heu, Kleeblätter w^aren ganz trocken und unlängst eingetragen. Am anderen Tage liess ich einen zweiten Bau ausgraben; vier Fuss tief fand ich eine Kammer wie die gestrigen, ohne Ne- bengänge, aber ganz ausgefüllt mit Heu und Stroh, und drin sassen drei Kröten. Die folgenden Tage arbeitete ich weiter, durchstach an zwei Stellen einen Damm, dessen Inneres ein Labyrinth von Gängen und Röhren Die Murmelthiere u. Zieselmäuse Polens u. Galiziens. 95 war; alle wurden sorgfältig sondirt mit Weidenruthen, an welche ich Drahthäkchen befestigt hatte. Noch an vielen andern Stellen liess ich graben , kam aber auf keine Ziesel und gab meine Nachsuchungen auf, mit dem Vor- satze, sie künftiges Jahr weiter zu betreiben. Am 2. August dieses Jahres reiste ich von Krakau ab, und da ich in Tarnow und Lemberg Geschäfte hatte, traf ich erst am 13. Aug. in Poturzyca Abends um 6 Uhr ein und ging sogleich in's Feld, sähe drei Susli, zwei im Hafer, eins im Buchweizen und schoss zwei davon, die heute noch abgebalgt wurden. Der Magen, noch einmal so gross als der Kopf," war voll, enthielt fast trockenes Mehl mit nur wenig grünen Pflanzenstoffen. Der eine hatte in jeder Backentasche 62 schöne, ausgewählte Buchweizenkörner, der andere in jeder Backentasche 40 Ilaferkörner, die sehr sorgfältig in zwei Reihen geschichtet lagen, kein Korn lag verwendet, Spitze neben Spitze, Stielnarbe neben Stielnarbe, sie waren niclit ausgehülset. Am an- dern Tage wurde die Sache grossartiger betrieben, ich liess ein Fass mit Wasser in's Feld bringen und wo ich ein Susel einschlüpfen sah, goss ich ihn aus. Ein, zwei höchstens drei Eimer voll Wasser, wie man sie in den Pferdeställen braucht, reichen hin, sie kommen sogleich heraus, man kann sie mit der Hand greifen und in den Sack stecken, jedoch vorsichtig dabei zu Werke gehen, denn sie beissen empfindlich bis auf's Blut , und die Wunden heilen nicht gut. Ich nahm nur sechs Stück, so viel als ich bearbeiten wollte und wiederholte die Jagd an dem folgenden Tage. Es trat unfreundliches Wetter ein und die Susli Hessen sich mehrere Tage lang nicht sehen. Als sie wieder heraus kamen, verwendete ich meine Zeit dazu sie zu beobachten und namentlich um ein AYinter- quartier auszuspähen, konnte jedoch nichts entdecken, nie sah ich zwei Stücke beisammen oder einen Bau stärker befahren, und am 2. September waren alle verschwun- den. Nur an dem trockenen Ende einer Wiese, die mit Feldern umgeben war, bemerkte ich noch Susli, sonst an keinem andern Orte. Die Ursache war nicht weit zu suchen; alle Felder in der Nähe der Wiese wurden um- 96 Schauer: geackert, die Thiere bei ihren AYolinungen gestört, denn sie verlassen auf der Stelle jedes frisch gepflügte Feld. Alle Tage fing ich da einige Thierchen auf einem nur fünf Morgen grossen Stück Land; der Hühnerhund hatte sich zuletzt so eingearbeitet, dass er mir unfehlbar jede Röhre anzeigte, in welcher ein Susel sass. Man kann nicht zweifeln, dass die Susli auf dieser Wiese unvorbe- reitete Winterquartire hätten einnehmen müssen. Das letzte Exemplar erlegte ich am 9. Sept. mit der Flinte ; auf der kurzgemähten Wiese Hess es sich nicht nahe bei- kommen; nach dem Schusse wälzte es sich vor der Röhre, schlüpfte jedoch ein bevor es der Hund nehmen konnte. Ich war an demselben Tage beschäftigt die Baue zu untersuchen, und da es sich mir gleich blieb wo ich nachgrub, so suchte ich nach dem angeschossenen. Die Röhre ging drei Fuss fallrecht und theilte sich in zwei horizontal laufende nach entgegengesetzten Richtungen, die eine war zwei Fuss, die andre , in welche der Susel gegangen, zwei Klafter lang, er sass am Ende der Röhre, und in der Mitte der lagen einige grüne Grashalmen, und ähnlich habe ich alle dergleichen Baue gefunden. Ich glaube darin, dass die Thiere so spät im Jahre ihre Wohnungen in den ge- ackerten Feldern verliessen und sich auf der Wiese neue suchten, einen Beweis zu finden, dass sie keinen Wintervorrath eintragen. Drei Tage lang trieb sich ein Wiesel auf der W^iese herum, ich habe aber nicht be- merkt, dass es Jagd auf Ziesel gemacht hätte, am dritten Tage, wo es mir sehr dick und angefressen vorkam, schoss ich es todt ; es hatte eine Feldmaus Hyp. arvalis verzehrt. Yom 10. September an habe ich auch auf dieser Wiese keinen Susel mehr gesehen. An vielen Stellen habe ich wieder nachgegraben und nachgesucht, aber weder ich noch der Hund konnten eine Winterwoh- nung entdecken. Ein Bauer erzählte mir, dass er beim Graben einer Grube um KartotFeln für den Winter auf- zubewahren, beisammen zehn schlafende Susli gefunden habe. Nachdem ich einen ganzen Monat meiner Lebens- zeit ausschliesslich damit zugebracht, die Perlziesel zu be- obachten, verliess ich Poturzyca am 16. Sept. und hatte Die Murmelthiere u. Zieselmäuse Polens u. Galiziens. 97 20 Bälge, 10 in Spiritus und nahm 20 lebendig mit, fuhr nach Zalosce um dort abgelassene grosse Teiche abzu- suchen, wo ich sonst viele seltene Enten und Strand- vögel erjagt habe. Zwei Tage dauerte die Reise, und drei meiner Perlziesel fand ich ermordet, eins hatten die andern fast aufgefressen, einem andern die Einge- weide ausgerissen, und das dritte lag mit aufgeschlitztem Bauche in den letzten Zügen ; später vrurden zwei flüch- tig, aber immer habe ich 15 Stück gesund nach Krakau gebracht, und mit ihnen eine Reise von 80 Meilen ge- macht. Sechs davon schenkte ich dem zoologischen Gar- ten in Breslau, und erfahre, dass sie sich recht wohl be- finden. Es liegt etwas Geheimnissvolles in dem Leben und Treiben dieser Thiere ; mir kommen sie vor wie Kobolde und Gnomen, denen es nur zu Zeiten gestattet ist, auf die Oberwelt zu gehen. Man geht in's Feld, und ein Susel , welchen man nicht sah, stand bei seiner Röhre und schlüpfte mit Blitzesschnelle ein, der Eindruck bleibt dem Auge, man blickt nach der Erscheinung, und der kleine Erdgeist ist verschwunden; man wartet bis er herauskömmt, lenkt aber unterdess die Aufmerksamkeit auf etwas anderes, und mit einem male steht das Vexir- teufelchen da, um eben so geschwind wieder zu ver- schwinden. Manchmal sieht man sie bei gutem Wetter nicht, manchmal laufen sie während des Regens herum. Jede Aenderung des Wetters bringt sie in Aufregung, auch in der Gefangenschaft. Bevor die Sonne unter- geht, sind sie schon verschwunden, und die Sonne steht schon hoch, bevor sie sich zeigen und die letzten Thau- tropfen von den Pflanzenstengeln ablecken. Jedes Thier- chen hat sein Territorium, um welches nicht selten im Frühjahr auf Leben und Tod gekämpft wird. Am besten kann man dies sehen auf Wiesen und Rasenhügeln. Von einer Hauptröhre, die durch den häufigsten Gebrauch am weitesten geworden ist, gehen nach 3, 4, 5 Seiten fest ausgetretene 1, 2, 3, 4 Klafter lange Fusssteige, ein jeder führt zu einer Röhre, von welcher w^iederum Fuss- steige ausgehen, und je weiter der Bewohner zum Wei- Archiv f. ISaturg. XXXU. Jahrg. 1. Bd. 7 98 Schauer: zenfelde hat, desto mehr hat er Löcher. Eine solche Röhre fällt senkrecht ein und in einer Tiefe von unge- fähr drei Fuss theilt sie sich in 1, 2, 3 wagreciit laufende Aeste (die längste habe ich zwei Kiafter lang gefun- den), die aber nicht mit andern in Verbindung stehen; ich habe hunderte solcher Löcher voll Wasser gegossen, und mehr als 20 ausgegraben, aber nur dreimal fand ich welche mit einander in Verbindung. Niemals liegt bei solchen senkrechten Löchern ausgeworfene Erde , die Oefinung ist oft mit Gras überwachsen, dass man sie nicht sieht , den Fusssteig sieht man immer. Geht das Thierchen von dem Hauptloche in's Feld, so geht es an keiner Röhre vorüber ohne einzuschlüpfen, kömmt heraus, macht ein Männchen, sieht sich vorsichtig um und geht zur nächsten Röhre und so fort bis in's Korn- feld, wo es sich auch noch Nothbaue gräbt, die nicht tief sind, und bei welchen immer Aehren und Spreu liegen. Eine Röhre hat 2V2 — 3 Zoll Durchmesser. Den Fluss Bug bewohnen sie bei Sokal und Poturzyca an beiden Ufern; man muss sich über ihre Verbreitung wundern, ich kenne ein Dorf von Wald und Sumpf umgeben und auf den Feldern leben Susli. Sie können nicht schwim- men und gebärden sich im Wasser ganz unbändig und ungeschickt, der Hamster hingegen ergiebt sich in sein Schicksal, bläst die Backentaschen auf und weiss sich so über dem Wasser zu erhalten; giesst man die Susli mit kaltem Brunnenwasser aus, so erstarren sie und verlieren alle Geistesgegenwart. Bei Annäherung einer Gefahr, oder w^enn sie bei schlechtem kalten Wetter in den Lö- chern sitzen und nur die Nase herausstecken, lassen sie einen scharfen sehr hoch gestimmten Pfiff hören, den ich mir nicht getraue mit einer Note zu bezeichnen ; geht man übers Feld und hört den Ton, so kann man nie mit Bestimmtheit sagen, von welcher Richtung er kam ; sie täuschen und necken den Beobachter. Alle die, welche ich im September bekam, hatten nur grünes Gras in dem immer vollen Magen, sie sind in dieser Zeit erstaunlich fett. Ich bin zur Ueberzeugung gekommen, dass sie keinen Wintervorrath eintragen vmd die Eingangsröhren zu den Die Murraelthiere u. Zieselmäuse Polens u. Galiziens. 99 Winter(|iiartlercn äussorlicli nicht verstopfen. lieber ihre Vermehrung könnte man leicht in's KLare kommen, wenn man Im Frühjalire alle Tage ein Weibchen untersuchte, denn man kann voraussetzen, dass diese Thiere, die wie mit dem electrischen Schlage an einem Tage erwachen und einschlafen, auch an einem Tage sich begatten und an einem Tage Junge zur Welt bringen. Unter den 50 Exemplaren, die ich gesammelt, waren zwei fast ausge- wachsene Junge, man kennt sie an den schwachen Zäh- nen, und an der dunkel gelberen Unterseite. Auch Win- terquartiere könnte man entdecken, wollte man nur Ob- acht geben wo im Frühjahre die ersten herauskommen, vielleicht wird ein W^interbau mehrere Jahre benutzt. Sic wohnen nur in strengem Lehmboden oder Kreide- mergel, sandige Orte meiden sie, auch zu trockene oder zu nasse. Wo die Susli eine Flur bewohnen, da sind sie auch häufig, und der Schaden, den sie anrichten, ist erheblich; Herr Solowej, Güterverwalter, sagte mir, dass sie Maispflanzungen viele Morgen gross vernichten, wenn die Samenkörner keimen. In der Gefangenschaft suchen sie sich in ihr Schicksal zu finden. Bringt man sie vom Felde nach Hause und setzt sie in den Käfig, so ist das erste und nothwendigste was sie zu thun baben, zumal wenn sie noch nass sind, sich zu kämmen und zu putzen, aufrecht sitzend fahren sie mit den Händen über den Nacken und Kopf, und das sieht recht possirlich aus ; sie fressen sogleich und zanken sich mit einander immer in aufrechter Stellung, schlagen sich mit den Händen und schreien dabei gewaltig wie Ferkelchen; sie durchnagen einen Brettkasten , machen sogar Löcher in gebrannte Ziegelsteine, während der Arbeit treten oft Pausen ein, in welchen sie ihre Schneidezähne aneinander wetzen, und zwar mit solcher Geschwindigkeit , dass man das Schwirren einer Heuschrecke zu vernehmen glaubt; alles was sie fressen halten sie mit den Händen, einen Gras- halm, ein Haferkorn etc. So viel man ihrer auch in einen Kasten zusammengiebt, so drängen sich alle, wenn sie ruhen oder schlafen, auf einen Haufen und liegen auf- und übereinander, was doch wohl auf einen gesellschaftlichen 100 Schauer: Winterschlaf hindeutet; nie tragen sie in der Gefangen- schaft Körner von einem Orte zum andern^ was sie zwei- felsohne thun würden, wenn sie wie die Hamster Win- tervorrath eintrügen. Wenn sie des Nachts oder bei Tage fest schlafen und man an den Käfig stösst, so lassen sie ohne zu erwachen, wie im Traume den schon erwähnten Pfiff hören ; sie halten sich äusserst reinlich, beschmutzen nie ihre Schlafstelle, aufgeregt und zornig stellen sie die Schwanzhaare vertical auf wie eine Fla- schenbürste. Ausser den Körnerfrüchten fressen sie in der Gefangenschaft begierig Birnen, Blumenkohl, Pasti- naken, gelbe Rüben und dergl., und solches Futter muss man ihnen geben des Wassergehaltes wegen. Wie zier- lich und liebenswürdig auch diese Thierchen sein mögen, und wenn sie uns noch so freundlich, gutmüthig und seelenvoll mit ihren grossen schwarzen Augen anblicken, als frei herumlaufende Zimmerthiere sind sie nicht zu empfehlen, sie steigen auf Schränke, gehen in die Betten, in die Kleider, und zernagen alles was ihnen vor die Zähne kömmt. Zur bekannten Beschreibung des Thier- chens habe ich zu erinnern, dass das Schwänzchen überall zu lang angegeben ist, es hat nur IV2Z0II, der verkürzte Daumen hat einen Nagel, die Krystalllinse ist bernstein- gelb, im After sind drei Drüsen wie Hirsenkörner, die beständig herausgedrückt und zurückgezogen werden. Die Flecken lassen sich schwer zählen, auf dem Nacken und Kopfe werden sie zu klein, auf den Schulterblättern, Schenkeln und an den Seiten fliessen sie mit der Bauch- farbe zusammen die Zahl variirt, bei einem Männchen zählte ich deren 200, bei einem Weibchen 120 ; jeden einigermassen deutlichen Fleck bezeichnete ich mit einer Stecknadel. Die beiden Unterkiefern sind nicht mit ein- ander verwachsen und das Thierchen kann die oberen Schneidezähne zwischen die untern einschieben. Grosse Feinde haben sie an Katzen, auch der Wanderfalke fängt sie; von sechs Zwergadlern, Aq. pennata, minuta, die ich in Poturzyca schoss, hatten deren fünf, jeder ein Susel im Kröpfe, der sechste bei schlechtem Wetter eine Lerche. Bussarde, Milane, Weihen, Raben sind zu ungeschickt Die Murmelthiere u. Zieselmäuse Polens u. Galiziens. 101 einen Snsel zu fangen, ich kenne kein Beispiel, obsclioji ich in jener Gegend Hunderte solcher Rauhvögel ge- schossen und untersucht habe. Ist ein Raubvogel in den Lüften, so geht kein Susel von der Röhre weg, die Zwergadler und Wanderfalken setzen sich auf einen Maul- wurfshügel oder auf eine Erdscholle und warten zum Fange geschickt den Zeitpunkt ab, wenn sich ein Susel zu weit in's Feld gewagt jiat. Mitunter haben die Susli auch Flöhe, vielleicht solche, die die Füchse oder häufig herumlaufende Hunde verloren haben. Man benutzt weder das Fleisch noch die Pelze, nicht einmal die Naturalien- händler kaufen sie, und wären sie noch so schön präpa- rirt. Die Susli verbreiten sich von Poturzyca und Sokal aus nördlich über die Gränze in das Königreich Polen bis Lublin. Herr Prof. Kessler in Kiew hat die Perl- ziesel in Podolien und im Gouvernement Kiew häufig gefunden und sie beobachtet, 1850, und erzählt, dass er ein trächtiges Weibchen bekommen , welches acht Junge brachte, nackt und blind und schätzt die Tragezelt auf 25 — 30 Tage. Nach Brandt finden sie sich im ganzen südlichen Russland, von Bessarabien bis an die Wolga zwischen 46 — 53^ nördlicher Breite. Plerr Pie- truski hat sieben Stück aus dem Czortkower Kreise, Galizien, bekommen. Nach Herrn Belke sind sie häufig bei Kamieniec, wo ich sie auch gesehen habe. HerrZa- wadski kennt sie nicht. Aeltere Autoren verwechseln sie mit Sp. citillus. Was Spermophilus citillus anbelangt, so ist er wohl in allen polnischen Faunen angeführt, aber nirgends wird ein Fact angegeben, niemand sagt: ich habe ihn da oder dort gesehen. Nach Lithauen soUfe ihn Fürst Karl Rad- ziwill des Jagdvergnügens wegen eingeführt haben, aber man erfährt nicht, ob er noch lebt, und ob es in der That Sp. citillus gewesen ist. Im Königreiche Polen habe ich ihn nicht gefunden, in sandigen Gegenden leben diese Thiere überhaupt nicht. In Galizien giebt es keine, und in Podolien habeich, wie schon erwähnt, am Ufer des Dniestr's an der b essarabischen Grenze ein einziges Exemplar gefunden, wo sie also auf beiden 102 Schauer: Seiten des Flusses, wie die Susli am Bug bei Sokal, nur in geringerer Anzahl leben , als ob kein Fluss da wäre ; man rauss sich um so sehr darüber wundern, da diese Thierchen nicht schwimmen können. Ein Beweis mehr, dass Flüsse der Verbreitung der Thiere keine Grenzen setzen, wie sie sich eben so wenig zu politischen Grenzen eignen, die grössten Städte liegen an zwei Flussufern. Wollte ich nun die politischen Grenzen Polens und Galiziens respectiren, so wäre ich mit den Murmelthieren fertig, denn in Polen, in Galizien, auch in Podolien giebt es keine Marmotten, giebt es keine Bobaks. Es ist ein schweres Wort, welches ich hier ausge- sprochen habe, und werde suchen Beweise beizubringen, obschon ich mir die Sache leichter machen könnte, wenn ich Beweise forderte von allen Denen die über galizische, polnische, podolische Marmotten und Bobak's geschrieben und abgeschrieben haben. Unter Polen versteht man gewöhnlich im Auslande das Königreich jetzt unter russischer Herrschaft; wenn aber der Pole Polska sagt, so umfasst er alle Länder, die jemals unter polnischer Botmässigkeit standen, auch die Zips, die Kaiser Siegismund an den König von Polen Wladislaw Jagiello 1412, für 37000 Schock prager Gro- schen verpfändete. Polen blieb im Besitz der Grafschaft bis sie bei der ersten Theilung Polen' s Oesterreich zu- fiel. Auch die Ukraine an beiden Ufern des Dniepr's, frühere Wohnsitze der Gothen und Hunnen gehörte zu Polen. 1331 besiegte Olgierd Grossfürst von Lithauen die Tartaren und erweiterte die Grenzen des ruthenisch- lithauischen Reiches bis an das schwarze Meer. Jagiello vereinigte Polen mit Lithauen. Es kamen harte unruhige Zeiten, der Fall Konstantinopels, die Eroberung der Krim durch die Türken, häufige Einfälle der Tartaren, Auf- stände religiöser Bedrückungen zu Folge, die namentlich unter Jan Kasimir an Bedeutung zunahmen, erschütter- ten das Land. Hetman Chmielnicki verwüstete Podolien. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts nahmen die Türken den südlichen Theil der Ukraine, die Russen Die Murmelthiere u. Zieselmäuse Polens u Galiziens. 103 Kiew und den jenseits des Dniepr's gelegenen Tlieil, der Rest blieb bei Polen. In den zipser Alpen mm lebten und leben vielleicht noch Alpenmurmelthiere, und in der Ukraine hinter dem Dnlepr leben Bobak's, daher von zwei Seiten auf einmal, der Name Bobak, polnisches Murmelthier, Marmotte de Pologne. Man hielt diese Thiere, und hält sie heute noch für ein und dasselbe (Graf Wodzicki und K. Pietruski), man folgerte, dass wenn das Thier auf den zipser Alpen und in der Ukraine vorkömmt, eben so gut auch in den dazwischen gelegenen Ländern leben kann, und ohne Grund hat man nach und nach Galizien, Polen, Podolien als Aufenthaltsorte des Bobak's genannt. Ich berufe mich auf das, was ich bereits über die zip- ser x\lpen, oder die Tatra und über die Alpenmurmelthiere in meinen Tagebuch notizen während eines ornithologischen Ausflugs in jenes Gebirge in den Monaten Juli und Au- gust 1861 gesagt habe. Journal für Ornithologie, heraus- gegeben von Dr. J. Cabanis und Dr. E. Baldamus X. Jahrgang 1862. Kassel, Verlag von Theodor Fischer, und auf Herrn Friedrich Fuchs, Die Centralkarpathen. Pest 1863. Verlag von Gustav Heckenast. Der Göral, Gebirgsbewohner nennt . dieses Thier Swistak auch Swiszcz von swistac pfeifen; in der Ebene nennt man es gemeinhin Bobak, ein Name der manche andere Bedeutungen hat und sich auf jeden Popanz an- wenden lässt, es ist auch ein sanftes Schimpfwort für einen lächerlichen oder furchtsamen Menschen und lässt sich mit bobo, ein Gespenst, womit man kleine Kinder schreckt^ mit zabobon eine abergläubische Handlung, mit boje sie, ich fürchte mich, zusammen führen, und ist in der Sprache der Wissenschaft zu hohen Ehren gelangt. Oefters habe ich auch die Perlziesel Bobaki nennen hören. Werfe man einen Blick auf die Landkarte so wird man finden, dass die galizische Grenze sich plötzlich auf die Tatra, auch Centralkarpathen genannt, drängt und ihren höchsten Punkt auf der 7000 Fuss hohen Swinica erreicht. Innerhalb dieser Grenze giebt e^ heute keine 104 Schauer: Murmelthlere mehr; noch bemerkt das aufmerksame Auge Stellen, wo sie In früheren Jahren ausgegraben wurden. Ich habe mir während meines zweimonatlichen Aufent- haltes auf der Tatra viel Mühe gegeben etwas von den Murmelthieren zu sehen^ und selbst habe ich die Spur eines einzigen Thieres auf dem Krywan, zipser Alpen, gefunden, eine Stelle, wo es in den Boden gekratzt und einige Pflanzenstengel abgebissen hatte ; ich zeigte meinen Fund dem alten schon oft erwähnten Gebirgsführer, Gemsjäger und ehemaligen Murmelthiergräber Wala, auch dem Jas Pitun, die die Sache bestätigten, aber weder sie selbst, noch irgend ein andrer Führer oder Jäger konnten mir die geringste Spur solcher Thiere andeuten, sie zucken mit den Achseln und sagen, dass sie sonst welche ausgegraben haben und zeigen auch dann und wann eine Stelle. Der Swistakgräber belauschte sie Ende August, versicherte sich wo sie Winterquartiere machen, und grub sie im November aus. Es ist werth nachträg- lich zu erinnern, dass damals am 8. Aug. im Mengsdorfer Thale, ebenfalls zipser Alpen, Herr Homolacs, als er sich von unserer Gesellschaft entfernte, zu seiner grossen Freude ein Alpenmurmelthier hat pfeifen hören. In der krakauer Zeitung, Mittwoch 20. September 1865, No. 220, und in dem Czas Donnerstag 28. September 1865, No. 221, finden wir zwei Aufforderungen zum Schutze der Gemsen und Murmelthiere, da ihre gänzliche Aus- rottung bevorsteht, und die krakauer physiographische Gesellschaft hat sich der Sache angenommen, sich an die Behörden, weltliche wie geistliche gewendet, die auch in freundlichen Antwortschreiben versichern, bereitwilligst allen ihren Einfluss zur Erhaltung der Gemsen und Al- penmurmelthiere aufzubieten. Wie sehr steht diess im Widerspruch mit dem was unsere Faunen und natur geschi chtlichen Bücher sagen!!! Die Trata ist ein kleiner Complex, kaum zwei Meilen breit, gegen fünf lang, wird nördlich und südlich durch meh- rere Meilen breite Ebenen von dem Karpathenzuge ab- geschnitten, und östlich und westlich hängt sie kaum noch, mit demselben zusammen. Die Vorgebirge sind mit Die Murmeltliiere u. Zieselmäuse Polens u. Galiziens. 105 Nadelwald bewachsen und im Hochgebirge steigt er so hoch, als nur etwas Humus liegt, 5000 Fuss, über der Waldregion wachsen noch Krummholzkiefern und in und über denselben weiden Schafe und wo die nicht hin- gehen können, klettern noch Ziegen herum, die spärliches Futter suchen; wo aber Schafe und Ziegen gehen, da halten sich keine Gemsen, da halten sich keine Murmel- thiere auf; welcher enge Raum, welche karge Kost auf den nackten Granitmassen bleibt nun noch den Murmel- thieren übrig, deren Aufenthaltsort an ihre Baue gebun- den ist und die nicht wie Gemsen im Gebirge herum schweifen? sie können nie in grosser Menge dagewe- sen sein. Im Jahre 1849 hielt ich mir ein zahmes Thier von der Tatra, es kam in das krakauer Cabinet, und wurde später bei einem ungünstigen Tausche an das Gymnasium nach Rzeszow abgegeben. An manchen Orten habe ich gelesen, dass man diese Thiere nach Belieben, je nachdem man sie der Kälte oder der Wärme aussetzt, zum Schla- fen veranlassen kann; mein Thier, wenn ich es schlafend in die Kälte brachte, erwachte bald, jammerte und weinte, aber schlief nicht. Zwei andere lebende zahme Thiere sah ich in Zakopane am Fusse der Tatra bei Herrn Ed. von Homolacs im Jahre 1861. Ein todtes, welches Herr Dr. theol. Janota in Krakau viele Jahre gehalten, fiel mir vor zwei Jahren in die Hände, und das krakauer Cabinet hat zwei sehr alte und so schlechte Exemplare, dass ich bei Aufnahme eines neuen Inventars, amtlich nur ein Stück eingeschrieben habe, und mehr habe ich von diesen Thieren nicht gesehen. Sie ändern ein wenig in der Färbung^ die vordere Fläclie der oberen Schnei- dezähne ist bräunlich, der Daumenstummel fehlt ganz, Herr Professor Blasius hat sie als marmota erkannt, Seite 284, und da ist nichts mehr einzuwenden. Möglich, dass die Marmotten der Tatra mit denen der Schweiz und Savoyen's nicht in allen Stücken auf das genauste übereinstimmen, ich habe keine zum Vergleichen, und soll ich einen Vergleich bei den Gemsen machen, so möchte ich sagen , dass die unsrigcn im Allgemeinen 106 Schauer: etwas schwächer und im Sommer wie im Winter etwas bräunlicher gefärbt sind. Nun habe ich noch zu beweisen, dass es keine Bo- bak's in Polen, Galizien und Podolien giebt, und darzu- thun, wie dem Bobak der fälschliche Verbreitungskreis unterschoben wurde. Ueberall in den älteren wie in den neuesten Werken lesen wir: der Bobak lebt in den Kar- pathen, Galizien, Polen, Podolien in ununterbrochener Verbreitung etc. Aber wo sind die Facta? Herr Prof. Blasius zeigt drei Schädel vor, aber zwei sind aus dem südlichen Russland und einer aus Sibirien. Herr Professor Kessler in Kiew hat die Bobaks gefunden im Bezirke Konstantinogrod zwischen den Flüssen Sula und Supoja, erzählt uns, dass er auf 20 geschossen, aber nur drei erlegt hat; dort hat sie auch Beauplan und Pallas gesehen. Herr Prof. Kessler sagt ausdrücklich (1, Durchmesser der Mundöffnung ohne Ein- lieber ostasiatische Echinodermen. 163 schnitte 21 , Länge eines Randeinschnitts 3V2 Mill. Sta- cheln sehr ungleich gross, zahlreich, abgeflacht, scharf gefurcht, vorn gerade abgesciinitten, während des Lebens dunkel violett mit weisser Spitze, beim Trocknen werden sie blassgriiu und gegen die Spitze blass purpurroth. Viele zangenförmige Pedicellarien auf der Oberseite. Timor Batjan pileolus I. II. III. IV. Durchmesser 100* öT 49 119 Höhe 48 32V2 23 54 Durchmesser der 31 (Vs) 24V2 20 (V5) 347. Mundöffnung (über Va) (zw. Vs u. V4) Batjan (Molukken) und Timor bei Atapupu. Auch hier ist die Artunterscheidung schwierig; ich stelle den Namen polyzonalis voran, da Lamarcks Be- schreibung desselben und die dazu citirte Abbildung Gu- altieris mir keinen Zweifel über die Identität übrig las- sen. Desor, catal. rais. p. 59 erklärt Ech. polyzonalis Lam. für den Jugendzustand von dessen pileolus und so- wohl an so bezeichneten Exemplaren des zoologischen Museums zu Berlin (s. oben IV), als in den Worten von A g a s s i z und L a m a r c k selbst finde ich keinen Unter- schied, aber in der von D u j a r d in gegebenen Abbildung von pileolus Taf. 9, Fig. 4 erscheint die Mundöffnung ver- hältnissmässig kleiner, obwohl gerade bei pileolus A gas- siz sagt: bouche tres-grande, und eine ebenso kleine finde ich bei einem grossen Exemplar des Berliner zoolo- gischen Museums, das als pileolus bezeichnet ist und dessen Maasse oben angegeben sind. Es fällt mir auf, dass Agassiz ebenda auch Ech. obtusangulus Lam. dazu citirt, welcher nach den Citaten^ sowohl als dem Aus- druck fasciis trifariam porosis ein Tripneustes ist. Desor unterscheidet noch zwei weitere Arten dieser Gruppe aus dem indischen Ocean, B. heteropora, bei der an jedem Porenpaar die äussere grösser als die innere sei, und Ech. maculatus Lam., mehr höckerig, mehr ko- nisch, mit schärfer ausgeprägten Näthen, Charaktere, welche allerdings auf keines der mir vorliegenden Exem- plare passen. 164 V. M arte 11 s: In dem Reichsmusenm zu Leiden befinden sich unter der Benennung Boletia pileolus^ in der Amsterdamer Samm- lung als B. polyzonalis und als B. maculata Exemplare aus den „Molukken^ aufgestellt, deren spezifische Cha- raktere verglichen zu werden verdienen. Eclmiometra (Klein) Blainv. Ein Durchmesser verlängert. Porenpaare in Bogen. Höcker gross, glatt, ohne mittlere Vertiefung. (Echinus zweite Section bei Lamarck.) Erste Gruppe : Echiiwmetra Ag. Stacheln massig gross, spitz, gleichmässig, feinge- streift. (Schale von vorn nach hinten verlängert.) 14. Ec/miometra lucunter L. sp. Echinus saxatilis Rumph amb. rariteitk. p. 31. — • Echi- nus lucunter L. Encycl. meth. pl. 134. fig. 3. 4. 7. Lam. an. s. vert. ed. 2. III. p. 368. Echinometra 1. Dujardin und Hupe p. 538. Der häufigste Seeigel in den von mir besuchten Theilen des indischen Archipels, an seiner länglichen und in dieser Längsrichtung unten concaven Gestalt leicht zu erkennen. Mundöfiriung und Laterne (Kauapparat) ver- hältnissmässig sehr gross. Stacheln höchstens halb so lang als der grössere Durchmesser, tief gefurcht, spitz, im Durchschnitt nicht ganz rund, sondern mehr oder weni- ger abgeflacht, gelblich weiss, oder schwarzbraun mit einer schwarzen Längslinie, oder blassgrün, oder blassrosenroth, an jedem Exemplar alle von der gleichen Farbe. Rings um den Wirbel steht ein Kranz kleinerer Stacheln. Die Ocellarplatten mit kleinen oder ohne Stacheln. Poren meist zu vier, stellenweise und weit seltener zu fünf in einem Bogen; an der Unterseite nähert sich die Richtung der Bogen plötzlich weit mehr dem Horizontalen und zu Unterst zählt ein Bogen meist nur 3 Porenpaare. Ver- hältniss des längern zum kürzern Durchmesser an der Schale ohne Stacheln schwankt von 1 : 0,70 bis 1 : 0,78; zur Höhe zwischen Mund und Wirbel := 100:42—50. Pulotikus unweit Benkulen an der Westküste von Sumatra. Insel Batjan (eigentliche Molukken), Amboina lieber ostasia tische Echinoderirien. 165 (bei Batnmera), Timor (bei Kiipang); Flor es (bei La- rentuka) und Adenare, auf Korallengrus und Korallen- bänken, den Aushöhlungen in einspringenden Ecken der- selben sich anschmiegend. Insel Buru, Bleeker ; Samar (Philippinen) sowie Tor- resstrasse, Hombron und Jacquinot; Cochinchina, Eydoux und Soulcyet, sowie an den ostafrikanischen Küsten, Mos- sambique und Isle de France. Rumph's zweiter Echinus ist nach dem Text ganz sicher diese Art; er nennt sie selbst länglich; die dazu gegebene Abbildung aber, Taf. 14. Fig. A., zeigt einen runden ümriss, entweder in Folge von perspektivischer Verkürzung oder Verwechslung mit einem ganz andern Seeigel. Lütken in seiner lehrreichen Abhandlung über die westindischen Seeigel (Videnskabelige m^eddelelser fra den naturhistoriske forening i Kjöbenhavn 1863. S. 89) hebt als Unterschiede zwischen der Echinometra des west- indischen Meeres und der ostindischen richtig hervor, dass bei der westindischen 6 — 7 Porenpaare in jedem Bogen, der Unterschied zwischen den Höckern erster und zweiter Grösse bedeutender, die Form der Schale weni- ger länglich, aber stärker übergebeugt sei. Ich kann nach Exemplaren aus Venezuela hinzufügen, dass die west- indische durchschnittlich grösser ist und meistens merk- lich fünfeckig erscheint. Nach den Massangaben von Lütken variirt bei den westindischen das Verhältniss der Länge zur Breite zwischen 100 : 80 und 100 : 94, zur Höhe 100:58—62; an den Exemplaren von Venezuela finde ich ersteres wie 100: 76— 88, letzteres wie 100 : 43—46 und an einem besonders kurzen Exemplar wie 100 : 60. Diese Verhältnisse bieten also keine zuverlässigen Unter- scheidungsmerkmale. Minder in seinem Recht ist Lüt- ken darin, dass er die westindische Art lucunter nennt. Linne syst. nat. ed. XII. vol. IL p. 1103 sagt von seinem Echinus lucunter: habitat in oceano indico ; er citirt Gu- altieri 107, C, Klein 2, C, D und Seba IIL 11, 12, wovon die erste Abbildung ihrer Schmalheit nach nur auf die ostindische, die beiden andern w^enigstens eben- 166 V. M a r t e n s : sogiit auf die ostindische wie auf die westindische Art passen. Auch Lamarck gibt nur den indischen Ocean, speziel] Isle de France als Wohnort des Echinus lucunter. Agassiz und Desor, catal. rais. p. 68 nennen sowohl ost- als westindische Fundorte für ihre Art, welche sie als Echinometra lucunter bezeichnen, geben aber aus- drücklich als Kennzeichen 4 — 5 Porenpaare in einem Bo- gen an.. Lütken selbst erkennt auch Desor's lucunter für die ostindische Art an, aber damit Hegt auch gar kein Grund vor, diesen Artnamen, der früher alle Arten der jetzigen Gattung umfasste, aber von der bahnbrechen- den Arbelt Desors enger umschränkt wurde, dieser Art zu entziehen und beliebig einer andern zu geben. Ich bin im Gegentheil sehr geneigt die gewöhnliche west- indische Art, wie schon Joh. Müller im Berliner zoo- logischen Museum gethan, als Ech. acufera (Blainv.) Desor zu bezeichnen. Echinometra Mathieul Blainville ist nach den Angaben von Agassiz und Dujardin sowohl in Ostafrika, Zan- zibar, als bei Neuguinea, Waigiu und den Salomonsinseln zu Hause, wäre demnach auch Im indischen Archipel zu erwarten. Echinometra lobata wird sehr unbestimmt vom „indischen Ocean" angegeben. Ich muss gestehen, dass ich über die Unterscheidung der Arten innerhalb der Untergattung Echinometra nicht Ins Klare zu kommen vermochte und in allen bis jetzt mir vorgekommenen in- dischen nur Ech. lucunter sehe. Zweite Untergattung Heterocentrotus Brandt = Acrocladia Ag. Stacheln sehr ungleich, fast glatt, die grössten in der Peripherie, mehr oder weniger dreikantig, kürzere flachere um den Mund ; ganz kurze oben abgestutzte über- all verthellt. (Schale In die Quere verbreitet). 15. Echinonietra mainmil/ata L. sp. Echinometra digitata prima s. oblonga Rumph amb. rar. S. 32. Taf. 13. Fig. 1. 2. — Echinometra ovalls clatter Gualtieri index tab. 108. fig. C. und F. — Seba III. 13, 1. Klein cchinoderm. tab. 6. Echinus mammlllatus Linne, Lam. Encycl. meth. p. 138. Acrocladia mam. Ag. cat. rais. p. 70 lieber ostasiatische Echinodenneii. 167 Die grossen Stacheln stumpf dreikantig, am Ende abgerundet, frisch dunkel braunviolett, mit einem breiten oder zwei schmalen weissen Ringbändern nahe der Spitze; Umgebung des Wirbels ohne solche, dicht von kleinen abgestutzten Stacheln bedeckt. Farbe der kleinen Sta- cheln dunkel violett, der grössern etwas heller, mit orange oder scharlach-rothen Spitzen. B a t j a n, Molukken , A m b o i n a, Larentuka auf F 1 o- res, Amboina, Südküste von Ceram, Ternate und Xula- inseln, nach Rumph, Philippinen im Pariser Museum, Timor, Macklot im Leidner Museum. Bei den Exemplaren von Batjan sind die Stacheln im Durchschnitt abgerundet, die meisten ohne Spur von Kanten. 16. Echinometra trigonaria Lam. sp. Seba III. 13, 4. Cidaris mammillata var. Leske. Echi- nus trigonarius Lam. Encycl. pl, 139. Acrocladia tr. Ag. cat. rais. p. 69. Grösste Stacheln länger, scharf dreikantig, am Ende zugespitzt, einzelne etwas kleinere näher zum Wirbel herantretend. Farbe dunkler, weisse Bänder oft fehlend, Spitzen aber auch roth. Java? zu Batavia von Major Kock erhalten. Bei der Variabilität der Stacheln ist die bestimmte Unterscheidung der Arten und damit die Angabe der geographischen Verbreitung einer jeden noch ziemlich dem Streit unterworfen; so soll trigonaria nach Agas- siz cat. rais. zugleich auf den Salomonsinseln und auf Isle de France vorkommen, also östlich und westlich von unserm Gebiet, innerhalb dessen ihr Vorhandensein noch nicht konstatirt ist; sein Sohn unterscheidet aber im Bul- letin of the museum of comp. anat. 1857 die Art von Isle de France als Acrocl. cuspidata und kennt trigonaria noch weiter östlich von den Kingsmillinseln der Südsee. Blainville und Brandt haben von mammillata meh- rere Arten unterschieden, nach Stimpson erstreckt sich aber die ächte mammillata im Nordosten bis auf die Bonin- und Sandwichinseln. Agassiz cat. rais. I.e. citirt Rumph s Abbildung 168 V. Härtens: ZU trigonaria ; ich finde keinen Grund sie für diese statt für mammillata zu halten. Dritte Untergattung Colohocentrotus Brandt := Podophora Ag. Obere Stacheln kurz, platt, dachziegelförmig sich deckend, die untern länger. (Schale in die Quere ver- breitert.) 17. Echinometra atrata L. sp. Echinus atratus Linne, Lam. Cidaris violacea Leske. Encycl. meth. pl. 140. fig. 1 — 4. Podophora atrata Ag. Ein- farbig violett-schwarz. Java, Amsterdamer Sammlung. Molukken, Leidner Museum. Ich erhielt sie zu ßatavia von Major Kock. Dujardin in der zweiten Ausgabe von Lamarck citirt Rumph's Echinus niger hieher , und Bleeker hat darauf hin diese Art in seine Aufzählung der Thiere von Amboina aufgenommen. Leider hat Rumph keine Abbildung gegeben, seine Beschreibung, amb. rar. S. 31, ist nicht nur ungenügend kurz, sondern enthält auch Angaben, die obiger Deutung entschieden widersprechen, wie z.B. dass die zehn helleren Zonen (Ambulacra?) mit sehr kurzen und feinen, borstenähnlichen Stacheln be- setzt seien; sollte er eine Art der Gruppe Echinothrix meinen? Ein sicherer spezieller Fundort für Podophora im indischen Archipel ist demnach noch nicht bekannt, da „Java" und ,, Molukken'^ nicht viel mehr bezeichnen, als dass sie aus Niederländisch -Indien nach Europa ge- bracht wurden ; wohl aber gibt es besser beglaubigte Fundorte derselben Art im westlichen Theil des indischen Oceans: Isle de France, (Desjardins) und Seychellen, (Rousseau), sowie ähnliche Arten im nördlichen Theil des stillen Oceans: E. Quoyi Blainv. auf den Sandw^ichinseln (Stimpson) und Mertensii Brandt auf den Bonininseln. Familie Qaleritiden Ag. Ambulakren ununterbrochen vom Wirbel zum Munde, wie bei den regelmässigen Seeigeln, aber kein Kaiiappa- rat, wie bei diesen. Ueber ostasiatiscbe Echiiiodermen. 169 Echino7ieus (Leske) Lam. Form oval; Mund schief, Anus auf der Unterseite nahe dem Munde, spitz oval. Kleinere glasglänzende Hök- kerchen zwischen den andern. Die Bestimmung der Arten ist ziemlich schwierig, indem sie hauptsächlich nur auf der relativen Grösse und Anzahl der Höcker beruht. 18. Eckinonetcs minor (Leske) Desor. Monogr. gal. p. 45 und 91. Taf. 6. Fig. 16, Gray, Du- jardin. Ech. semllunaris var. 2. Lam. Seba III. 15, 37. Rumph amb. rarit. p. 36. Taf. 14. Fig. D. — öeba III. 10, 7. Länglich, Glashöcker wenig und klein. Larentuka auf Fiores. Amboina, Rumph, (wejin in der That diese Art. Nach Desor westindisch. E. cyclostomus Gmel. sp. Lam. — Seba III. 15, 30. E. conformis Desor 1. c. p. 48 u. 91. Fig. 17, 21. Flacheiför- mig; ein Theil der Glashöcker fast so gross wie die Sta- chelhöcker, zahlreich. Mossambique, Peters. Philippinen, Desor catal. rais. jE. serialis Desor 1. c. p. 48 und 91. Fig. 10, 12. Flach- eiförmig, die grossen Höcker ordnen sich in den Ambula- cralfeldcrn ziemlich bestimmt in Reihen ; Glashöcker klein. Aus Manila durch Meyen (I) und vom indischen Ocean ohne nähere x\ngabe von Lamare Picquot (II) im Ber- liner zoologischen Museum. E. crassus Desor catalogue raisonne p. 143 von Zan- zibar „Forme allongöe. Test epais, Anus grand." Diese sechs Worte genügen nicht zur Wiedererkennung der Art. Sollte mein Exemplar aus Fiores dahin gehören? aber dessen Anus ist nicht relativ grösser als bei andern Arten, wie folgende üebersicht der Ausmessungen lehrt: E. minor serialis I serialis II conformis Grosser Durchmesser 21 12 26 31 MilL Kleiner Durchmesser 15=-0,71 10=0,83 21=0,88 26-0,84 Höhe der Schale 10=0,48 5=0.42 11=0,42 16=0,53 Schiefer Durchmesser des Mundes 4V/ 2^/,. 5 Durchmesser des Anus 4V,=0,21 3=0,25 5V,-0,14 Es scheint demnach, je kleiner die Exemplare an 170 V. Martens: sich, desto grösser verhältnissmässig Mund und Anus zu sein. Andere Arten in Westindien, eine in Neuseeland. Familie Soutelliden Gray = Glypeastr oid en Agassiz und Desor. Mund ganz oder beinahe central, Anus ganz excen- trisch. Ein Kauapparat wie bei den regelmässigen Seeigeln. Clypeaster Lam. Unterseite concav, Anus an der Unterseite nahe oder in dem Rande; Ambulacralblätter breit. 19. Clypeaster testudinarius Gray. (Echinanthus) Proc. zool. soc. 1851 ; catal. of the recent Echinida in the Brit. Mus. 1855. p. 6. pl. 1. fig. 1. Cl. tumidulus Joh. Müller mus. zool. Berolin. Fast so hoch gewölbt als Cl. rosaceus L. sp., unten etwas weniger ausgehöhlt, Umriss breiter, fünfseitig mit schwach eingebuchteten Seitenrändern. After entschieden nicht im Rande, sondern nach innen davon. Die fünf Ambulakralblätter sehr wenig über das Niveau ihrer Um- gebung sich erhebend, gleich lang, Vs der Entfernung vom Wirbel zum Rand einnehmend, das unpaare allein am peripherischen Ende nicht geschlossen, kein glatter Streifen als Fortsetzung der Ambulakra bis zum Rande wie auch bei Cl. rosaceus. Länge 98, Breite 87, Höhe 37 Mill. Timor, vor längerer Zeit vom Leidner Museum er- halten. Borneo, Belcher bei Gray. Steht dem Cl. explanatus Gray in Grösse, Umriss, Länge der Ambulakralblätter und Offenbleiben des un- paaren recht nahe, unterscheidet sich aber durch grössere Wölbung, minder eingebuchtete Seiten und Schluss der beiden hinteren Ambulakralblätter. Gray's Abbildung stellt alle Ambulakralblätter nicht geschlossen dar; im Uebrigen passt sie gut. NB. Hieher scheint auch die Abbildung bei Rumph Taf. 14. Fig. C. zu gehören, Desmoulins macht daraus eine eigene Art, Clypeaster Rumphii, deren Beschreibung lieber ostasiatische Echinodermen. 171 Ich nicht kenne. Die genannte Fignr stimmt übrigens nicht mit dem Text von Rumph S. 36, dem sie beige- geben ist (vgl. unten bei Schizaster canah'ferus), imd es ist daher nicht zuverlässig, dass sie eine Art des indi- schen Archipels darstelle. Zweifelhafter bleibt mir ein weiterer Clypeaster, ebenfalls mit der Angabe Timor vom Leidner Museum erhalten, er gleicht in vielem Cl. subdepressus Gray = Rangianus Desmoul. und einem andern, diesem recht ähnlichen aus dem rothen Meer; ist oben deutlich aber schwach convex, unten kaum in der Nähe der Mundes etwas ausgehöhlt, der Umriss schmäler als bei diesem und bei placunarius, die Ambulakralblätter kaum erhaben, 2/3 des Raumes von Wirbel zu Rand einnehmend, das vordere fast völlig, die andern völlig geschlossen, das hintere Paar auffallend kürzer als die andern. Länge 72 V2, Breite 58, Höhe 14 Mill. 20. Clypeaster rettculatus Gmel. sp., Desmoul. Echinus reticulatus Gmel. Gualtieri tab. 110. fig. D. = Encycl. meth. 144, 5. 6. — Seba III. 15, 23. 24. — Cl. scutiformis Lam. var. minor. Desor catal. rais. p. 130. — Echinanthus scutiformis Lam. var. minor. Gray catal. brit. mus. p. 5. Rand breit angeschwollen, über die Fläche der Rückenseite sich erhebend. Alle Ambulakralblätter ge- schlossen. Färbung der Schale braunfleckig. Stacheln zw^eierlei, die einen braun und dicker, die andern weiss- glänzend, schlank, alle spitzig, bis 41/2 Mill. lang, bei einem Exemplar von 38 Mill. im längern und 29 im kür- zeren Durchmesser. Der Anus sitzt bald unmittelbar unter dem Rande, bald ein wenig mehr nach innen. Inseln Timor (bei Kupang) und Flor es (bei La- rentuka). Ob Clyp. scutiformis Lam. hieher gehört, kann ich nicht entscheiden; die von Lamarck und nach seinem Beispiel von Desor und Gray citirte Figur der Ency- clopädie, 147, 3. 4, ist der Gestalt der Ambulakra nach ein Laganum, wie Dujardin und Hupe S. 559 richtig angeben. Gray 1. c. setzt die Art in die Abtheilung: vent 172 V. Martens: in margin, im Gegensatz zn beneath tlie margin und sagt doch in der Artbeschreibung nur vent near the margin. Seinen Echinanthus Coleae von Mauritius kann ich nach der gegebenen Abbildung pl. 2. (ig. 6 nicht davon unter- scheiden. 21. Clypeaster plaGwnarius Lam. sp., Desor. Echinanthus pl. Gray. — Seba III. 15, 11. 12. Scutellen- artig flach, Unterseite nur um den Mund herum vertieft; Rand dünn, Ambulakralfelder fast geschlossen, Gestalt bald breiter, fast wie ein reguläres Fünfeck : Seba III. 15, 11.12, Scutella placunaria Lam., bald schmäler: Seba III. 15, 13. 14. Encycl. meth. 145, 3. 4. Sc. ambigena Lam. Anus nach innen vom Rande. -'-^> ^.^ Aus dem südlichen Ocean, Peron, Timor, Macklot im Leidner Museum, beide Formen (ob in der That zu- sammengehörig?). Auch im rOthen Meer, und zv^^ar eben- falls beide Formen daselbst vonEhrenberg gesammelt. Dass die Ambulakralblätter nur bis zur Hälfte der Ent- fernung vom Centrum zum Rande reichen, passt nicht auf alle Exemplare, namentlich nicht auf die Ehren- berg'schen. Diese Art verbindet eng die beiden Gattungen Cly- peaster und Laganum, indem sie in der allgemeinen Ge- stalt und der Lage des Afters der letztern sehr nahe kommt; auch die Breite der Ambulakralblätter ist ein sehr relativer Charakter, so dass die Gränze beider Gat- tungen gegeneinander sehr wenig bestimmt ist Laganum Agassiz. Flach, mit abgerundetem Rande, fünfeckig, ohne Einschnitte; Ambulakralblätter schmäler, offen, eben. 22. Laganum Bonanni Agassiz. • • Monogr. scutell. p. 108 und 149. Taf. 23. Fig. 8—12; Desor, Gray, Dujardin. Cuv. ed. ill. zooph.pl. ^^. fig. 2. Echinus planus no. 2. Rumph S. 37 und hierzu die Abbil- dung Taf. 14. Fig. E. — Gualtieri 110, C. — Seba IIL 15, 25. 26. — Echinus laganum Gmel. Clypeaster laganum Lam. Wirbel unregelmässig vertieft, von fünf Genitalporen umgeben; Rand dick; Umriss regulär fünfseitig, die zwei Uel)er ostasiaiiache Ecliinodcrmen. 173 hintern Ecken abgeschnitten. Anus länglich, in der Mitte zwischen Mund und Rand. Häufig im indischen Ocean : Java, Leidner Museum, Amboina, Runiph; auf den eigent- lichen Molukken, nämlich der kleinen Insel Kajoa unweit Batjan, ferner auf Buru, auf xVdenare bei Flo- res und auf Timor (Kupang) von mir gesammelt. Neu- Guinea und Yanikoro, Quoy und Gaimard. 23. Laganum depressum Lessony Ag. Monogr. p. 110 u. 149. Taf. 23. Fig. 1—7, Gray, brit. mus. p. 10. Encycl. meth. 147, 3. 4. (Clypeaster scutifor- raisLam. ?). Fünf Genitalporen ; Gestalt dem vorigen ähn- lich, aber flacher. Anus kreisrund, nahe dem Rande. Auf Makao im südlichen China^ ein Exemplar mit stark eingebogenem Hinterrande^ sonst mit der citirten Abbildung, Fig. 4, gut stimmend. Insel Siquijor, Philippi- nen, durch Cuming im britischen Museum. Buru, Lesson und Garnot im Pariser Museum. Gray 1. c. zieht wahrscheinlich mit Recht auch das beträchtlich höhere und grössere L. Tonganense Quoy und Gaimard, Ag. 1. c. 26, 7. 19 als Varietät hieher. Von Amboina, Neu -Guinea und den Freundschaftsinseln. 24. Laganum decagonum Lesson, Ag. Monogr. p. 112 u. 150. Taf. 23. Fig. 16—20; Gray 1. c. p. 12. Cuvier ed. ill. zooph. pl. 15. fig. 4. Flach, nahezu regulär lOseitig; fünf Genitalporen; Ambulakralblätter kurz, kaum oder nicht ganz die Hälfte der Entfernung zwischen Mitte und Rand erreichend; Anus näher dem Rande. Makao im südlichen China. Insel Waigiu bei Neu- Guinea, Lesson. Unter den sechs von mir gesammelten Exemplaren ist eines, das grösste, weniger gleichseitig als die andern, sondern nähert sich im Umriss sehr dem depressum, indem die vordere Seite schnabelartig schmal wird, während es aber durch die kurzen Ambulakralblätter augenfällig ver- schieden bleibt; das nächstgrosse hat 42 Mill. im Durch- messer, das erstgenannte 43. Der Anus steht bei allen diesen chinesischen Exemplaren nicht ganz so nahe am 174 V. Märten s: Rande, wie in der citirten Abbildung. Von rotlier Farbe ist nichts zu sehen. Laganum latissimum Lam. sp., Desor catal. rais. p. 133, gross, mit dünnem Rand, vom „indischen Ocean^ ist mir unbekannt. Laganum orhiculare Gmel. sp., Agassiz mon. scutell. p. 120 und 150. Taf. 22. Fig. 16—20. Vermuthlich Echinus planus no. 3. Rumph 1. c. S. 37, ziemlich sicher Gualtieri 110, B. — Encjcl. 147, 1. 2. Nur vier Genitalporen, Um- riss nahezu kreisförmig, Anus rund. Batavia, Ag. und Desor catal. rais. Laganum Lesueuri Val. Ag. mon. scutell. 24, 3. 6. Rumphia L. A. Agassiz Proc. ac. n. sc. Philadelph. 1853. p. 359. Nur vier Genitalporen. Umriss fünfseitig. Oben blassroth, unten blass gelbgrün. Hongkong, in 6 — 10 Fa- den, Stimpson. Arachnoides Ag. Scheibenförmig, ohne Einschnitte, die Arabulakral- blätter über die Interambulakralräume erhoben, weit offen. Anus dicht über dem Rande. Furchen der Unterseite bis zum Rande einfach. 25. Arachnoides placenta L. sp., Ag. Monogr. scutell. p. 94 und 149. Taf. 21. Fig. 35— 42, Gray 1. c. p. 13, Dujardin. Echinus planus no. 1. Rumph amb. rar. S. 36. Gualtieri 110, G. Encycl. method. 133, 11. 12. Echinus pl. Linne, Scutella pl. Lam. Umriss etwas lappig. Stacheln kurz, gleichartig, braun seidenglänzend. Agassiz 1. c. erklärt es für einen Irrthum, dass diese Gattung im indischen Ocean vorkomme; sie sei im Gegentheil nordisch; es scheint diese von Forbes her- rührende Angabe auf Verwirrung mit der in der That nordischen Gattung Echinarachnius zu beruhen, deren Bauchfurchen verzweigt sind. Auf Timor bei Atapupu lebend, auf Buru (Mo- lukken) und Adenare ausgeworfen von mir gefunden. Scheint auf Timor häufig zu sein, denn er wurde daselbst auch von Macklot (Leidner Museum) und vielleicht schon von Peron (bei Lamarck mit der vagen An- lieber ostasiatische Echinodermen. 175 gäbe mers australes) gefunden. Ferner besitzt ihn die Amsterdamer Sammlung aus Amboina, das Berliner zoo- logische Museum aus Java und Mergui in Birma, letzteres durch Theodor Philippi, das britische Museum aus dem nördlichen Neuholland, bein Vorkommen im Indi- schen Ocean ist also vollkommen sicher, obwohl er an den ostafrikanischen Küsten nach den Sammlungen von Ehrenbe rg, P eters und Michelin zu fehlen scheint. Die Täfelung von Arachnoides placenta bietet sehr auffallende Unterschiede von derjenigen der Gattungen Echinarachnius und Scutella, indem auf der Unterseite die Interambulakralplatten grösstentheils fehlen. Es möge daher eine kurze Beschreibung der Täfelung von Arach- noides hier folgen: Oberseite: in jedem Ambulakrum zwei Reihen von Ambulakraiplatten, etwas erhaben, rechteckig und breiter (in der Richtung der Peripherie) als die Interam- bulakralplatten, mit schiefen Streifen und damit abwech- selnden Körnchenreihen bedeckt; die Interambulakralplat- ten sind ungefähr quadratisch und dicht mit Körnchen besät. Eine schmale Mittelfurche zwischen je beiden Am- bulakralplatten eines Paares, keine zwischen den Inter- ambulakralplatten. Die Anzahl der Ambulakralplatten einer Reihe vom Centrum zur Peripherie steigt bis über 23 ; je eine trägt zwei Porenpaare an ihrem Abfall gegen die Interambulakralplatten; die acht äussersten aber sind ohne Poren und von diesen acht hat je eine den innern Seitenrand kürzer als den äussern, die nächste umgekehrt, so dass alle trapezförmig statt rechteckig werden. Unterseite: auch hier sind ^le Ambulakralplatten in der Richtung der Peripherie verbreitert und schief ge- streift, die Interambulakralplatten dicht mit Körnchen besät, die Mittelfurche zwischen den zusammengehörigen Ambulakralplatten ist etwas breiter und verbreitert sich nahe dem Munde noch mehr. Eine ähnliche glatte Mit- telfurche befindet sich in demjenigen Interambulakralfeld, welches den After enthält ; sie reicht aber nicht bis zum Munde, indem sie auf der dem Munde nächsten unpaaren interambulakralen Platte nicht mehr vorhanden ist. Die 176 V. Martens: Anzahl der Ambulakralplatteu ist weit geringer als oben, nur vier in jeder Reihe vom Centrum zur Peripherie, die innersten daher sehr lang, trapezförmig. Die Inter- ambulakralplatten fehlen mit Ausnahme des innersten Kreises fast gänzlich, indem nur ein- zelne bei einzelnen Individuen zu sehen sind und zwar finde ich von solchen an meinen Exemplaren erstlich ein Paar an der Peripherie im linken vordem Interambula- kralraum, die hintere oder linke stets grösser als die an- dere; zweitens ein Paar nahezu gleich grosser im rechten hintern Ambulakralraum, ebenfalls am Rande ; drittens im Analradius gegen das Centrum zu eine einzelne interam- bulakralc zwischen den ersten iVmbulakralplatten. Mit Ausnahme dieser individuellen Vorkommnisse gränzen alle Ambulakralplatten der Unterseite ohne Unterbrechung ringsum einander, concentrische Bänder bildend ; übrigens entbehren sie an ihren interambulakralen Rändern, d. h. da wo sie an die Interambulakralplatten anliegen wür- den, wenn letztere da wären, ihrer sonstigen Streifung und ihre Höcker ordnen sich hier in eine andere, schiefe Richtung, wie sie sonst nur auf den Interambulakralplat- ten vorkommt. Man könnte also sagen, beide Arten von Platten seien hier mit einander verschmolzen ; eine Nath- linie ist aber weder an der unverletzten Fläche, noch nach vorsichtigem Abschaben mit dem Messer zu finden. Ein Exemplar zeigt nahe dem Rande ein diesem paralleles schmales Loch durch die ganze Schale hindurch, also hier abnorm, was bei Mellita und Lobophora Regel ist; es liegt im hintern linken Interambulakralraum. Bei Echinarachnius Atlanticus sind auf der Ober- seite die Ambulakralplatten nur nahe dem Rande merk- lich breiter als die interambulakralen, auf der Unterseite beiderlei in gleicher Anzahl und Grösse vorhanden, ab- gesehen von den zwei innersten Kreisen, indem der in- nerste wie immer von fünf interambulakralen, der nächste von 10 ambuiakralen Platten gebildet wird. Lobophora Ag. {Eohi7iodisous Gray). Platt, mit zwei Einschnitten oder Löchern an der Hin- Ueber ostasiatische Echinodermen. 177 terscite; Anus auf der Unterseite ; Furchen der Unterseite verzweigt. 2(). l.obophora hifissa Lam. sp. Agassiz monogr. sciitell. pag. G7 und 147. Taf. 13. Fig. 2— 6; Taf. 14. Fig. 1.2. — Eine grosse und seltene Art von Ecliinus planus Rumpli S. 37. Taf. 14. Fig. F. — Seba III. If), 3. 4. — Scutella bifissa Lam. — Ecliinodis- cus inaurita (siel) Gray catal. p. 21. Echinoglvcus inauri- tus (Plielsiim) Bleeker Reise In die Minaliassa IL S. 72. Ambulakralblätter völlig geschlossen; Einschnitte offen; Hinterrand zwischen denselben geradlinig. Amboina, Rumph. Auch an den ostafrikanischen Küsten: rothes Meer, Savigny. — Zanzibar, Rousseau. — Querimbainseln, Peters. Lobophora tenuissima Valenciennes ist nur aus der gar zu kurzen Angabe im Catalogue raisonne von Agas- siz und Desor p. 136 bekannt, auf der Liscl Waigiu bei Neu-Gulnea von Lesson gefunden. 27. Lobophora hiforis Gmel, Lam. sp. Echinus biforis Gmel syst. nat. p. 3188 Scutella bi- fora Lam. an. s. vert. ed. 2. III. p. 281 exclusis varr. Scu- tella bilinearifora Desmoulins. Lobophora biforis Ag. mo- nogr. pl. 12. flg. 1. 2. Zwei geschlossene lange, schmale Löcher, Hinterrand gerade. Palabuan an der Südküste von Java, auf sandigem Boden, nicht tief. Auch an den ostafrikanischen Küsten. Auch diese scheint in der Form ziemlich zu varii- ren, je grösser die Exemplare, desto mehr ist der Hin- terrand geradlinig und desto länger und schmäler sind auch die zwei Löcher, welche bei Jüngern oval sind. I Länge der Schale in Millimeter 78 Breite der Schale zur Länge 1,07 Länge der Löcher zur Schalenlänge 0,28 Breite der Löcher zu deren Länge 0,19 Entfernung der Löcher von den hin- teren Ambulakren zur Schalenlänge 0,06 I. Exemplar von den Querimbainseln bei Mossam- bique, von Peters gesammelt. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 12 II III IV V 61 56 49 35 1,16 1,2 1,12 1,03 0,26 0,25 0,24 0,17 0,25 0,38 0.4 0,41 0,06 0.06 0,06 0,14 178 • V. Martens: II — IV. Exemplare von Palabuan. V. Exemplare von Mergui in Hinterindien; durch Theodor Philippi erhalten. Diese^ drei an der Zahl, stimmen alle in der geringen Grösse, dem fast kreisför- migen, auch hinten abgerundeten Umriss und der Kürze der Löcher, daher auch ihrer grössern Entfernung von den Arabulakralblättern, unter sich überein, und bilden daher vielleicht eine eigene Art. (= bifora var. 2. Lam., Encycl. 147, 7. 8. = L. truncata Ag. Eine Form mit so kreisrunden, weit innen gelege- nen Löchern, wie in der Abbildung der Encyclopädie, 147, 5. 6 (bioculata Desmoulins) ist mir lebend nicht vorge- kommen. Die Ambulakralblätter aller mir vorliegenden Exemplare sind fast vollständig geschlossen , die zwei hintern sind stets kürzer, das vordere bald merklich, bald kaum länger als die mittlem. Alle Arten dieser Gattung sind im indischen Ocean einschliesslich des rothen Meeres zu Hause. Familie Cassi du Helen. Kein Kauapparat, der Mundrand einwärts aufgebo- gen; Ambulakren unterbrochen; Mund (meist) fünfeckig. Ecli in 0 lampas Gray. Eiförmig, unten ausgehöhlt; die Ambulakren brechen auf der Rückseite ab, treten aber nahe am Munde wieder auf; Anus an der Hinterseite. 28. Echmo lampas oviformis Gmel sp. Desor catal. rais. p. 35. — Clypeastor oviformis Lam. — Echinorrhodon ovatum (Phelsum) Blceker — Rumph 14, 3. Seba III. 10, 23 = Encycl. 10, 23 und Ech. orientalis Gray, mit längeren und breiteren x\mbulakren, von D e- sor als eigene Art, von Gray selbst 1. c. nur als Va- rietät betrachtet. „Molukken" im Leidner Museum, unter beiden Namen. Aus der Südsee von Peron mitgebracht, (ovif.), im rothen Meer von Botta gefunden (Orientalis). Die in Rumphs Werk befindliche Abbildung rührt nicht mit Sicherheit von den Molukken her, daher noch kein spezieller Fundort aus dem Archipel bekannt. Ueber ostasiatische Echinodermen. 179 29. Nucleolus epigonus m. Monatsberichte d. Berlin. Akademie 30. März 1865. pag.143. Schale flach eiförmig, mit gleichniässigen (stachel- tragcnden) Höckerchen bedeckt, deren jedes von einem vertieften Hot" umgeben ist. Unterseite schwach concav, Miindöflnung nahe deren Mitte, (in Vn der Länge), längs- oval, ihr Rand nach innen aufgerichtet, glatt ; von einem Ambulakralstern um dieselbe keine andere Spur, als dass sich die Richtung, in welcher die Ambulakralzonen ver- laufen, in der Anordnung der Höckerchen und in kaum erkennbaren Depressionen der Schalenfläche finden lässt. Afteröfinung länglich-oval, in der angeschwollenen Hin- terseite des Seeigels, fast vertikal, nur sehr wenig nach oben geneigt, über dem Rande, doch nicht auf die Rük- keiifläche sich erstreckend; nach unten von ihm eine kurze breite rinnenartige Aushöhlung bis zum unteren Rande. Ambulakralblätter gleichmässig schmal, nicht ge- schlossen, reichen bis zur Hälfte der Entfernung zwischen Wirbel und Peripherie, die zwei hintern ein wenig län- ger, und bei diesen ist auch deutlicher als bei den andern zu erkennen, dass sie sich als je zwei weissliche Streifen, doch ohne Poren, bis zur Peripherie und über diese hinaus gegen den Mund fortsetzen. Die Poren desselben Paares durch sehr seichte, nur an einzelnen Stellen deutlich ins Auge fallende Furchen verbunden. Ambulakralblätter in demselben Niveau mit den Interambulakralräumen ; das unpaare hintere der letzteren zeigt in seiner Mittclh'nie eine sehr schwache, dachfirstartige Kante, vom Wirbel bis zum obern Rand der Afteröfi'nung. Länge 17, Breite l^k, Höhe 8, Längsdurchmesser der Mündung 2 Mill. Insel Adenare am östlichen Ende von Flores (zwi- schen Java und Timor). Ein Exemplar ausgeworfen am Strande gefunden. Die einzige früher bekannte Art dieser Gattung aus der Gegenwart, N. recens Milne Edwards von Neuhol- land, unterscheidet sich wesentlich durch eine tiefe Furche im hintern Interambulakralraum , worin die Afteröfi'nung 180 V. Martens: liegt, neben ihrer breiteren Gestalt, von der unsrigen, bei welcher die kurze Rinne unter dem After die einzige Andeutung jener Furche ist. Dagegen kennt man zahl- reiche Arten aus Jura-, Kreide-, und Tertiärepoche, mit und ohne Rückenfurche, mit und ohne Verbindungsfur- chen zwischen den Ambulakralporen ; die meisten mit mehr nach oben gerückter Analöffnung, doch stimmt hierin z. B. der bekannte N. Neocomensis Ag. nach den Exem- plaren der hiesigen paläontologischen Sammlung mit un- serer Art überein. Der Ausdruck: AnalöfFnung oben, oder auf der Rückenseite, wie es in den meisten Büchern bei Charakteristik dieser Gattung heisst, ist daher genauer so auszudrücken: Analöffnung über der Peripherie. De- sor in seiner neuesten Bearbeitung der Echiniden, Sy- nopsis des echinides fossiles 1858, spaltet die Gattung Nucleolites in zwei, je nachdem die Ambulakralporen eines Paares durch Furchen verbunden sind (Nucleolites) oder nicht (Echinobrissus). Die seichten, schwer erkenn- baren Furchen der vorliegenden Art rechtfertigen eine solche Trennung nicht. Familie Spataiig oiden, Mund und After excentrisch, von symmetrischer, nicht radialer Form. Spatangus (Klein) Ag. Zweierlei Höcker auf dem Rücken. Ambulakralblät- ter gross, an der Stelle des unpaaren (vordem) eine Furche. 30. Spatangus planulatus Lam. Mittleres Bauchfeld ohne Höcker und Stacheln. Südliche Meere, Peron. Java, Quoy und Gaimard. Insel Batjan, (Molukken), von Herrn Heukelom einge- sandt, in der Amsterdamer Sammlung. Insel Waigiu bei Neu-Guinea, Lesson und Garnot. Isle de France, Michelin. Brissus (Klein) Ag. Höcker in der vordem Hälfte und in allen Inter- ambulakralräumen zweierlei, grössere und kleinere gleich- lieber ostasiatische Echinodermen. 181 massig. Die paarigen Ambulakralblätter verlieft, das un- paare obliterirt. 31. BrissKs cariiiatus Lam. Gualtieri 108. G- Seba III. U, 3. 4. = Encycl. meth. ]r)8; 11 und 159, 1. Hinterer Interambnlakralraum in einen deutlichen nasenförmigen Kiel erhoben. Analöffnung nach unten gerichtet. Isle de France, im Britischen und Pariser Museum. Von Chamisso mitgebracht ohne nähere Angabe des Fund- orts, im Berliner zoologischen Museum. 32. Bri8sui> maculosus Leske. Rumph Taf. 14. Fig. 1. — Gualtieri 109, A. — Klein eehinod. 26, A. Brissus maculosus ß. ventricosus. — Seba IIL 10, 22 a. b, kopirt in Encycl. meth. 158, 7. 8. — 8pa- tangus brissus var. maculosus Leske additam. ad Klein. — Echinus spatagus a maculosus et d orthopetalus Gmel syst. nat. p. 3199. 3200. — Spatangus ovatus var. b. Lam, an. s. vert. ed. 2. III. p. 325. — Brissus areolatus Val. Ag. et Desor catal. rais. p. 13. Gray cat. Brit. Mus. p. 53. ümriss abgerundet fünfseitig, wie bei Br. carinatus, aber Höhe geringer; Mittellinie in der vorderen Hälfte der Rückenseite nur schwach oder gar nicht vertieft, in der hintern eben oder eine kaum merkliche Kante bil- dend. Vorderes A m bu lakralpaar geradlinig und bestimmt nach vorn gerichtet, nur wenig kürzer als das hintere, die Blätter des letztern beträchtlich divergirend (die Angabe der Winkel siehe unten), Subanalfeld herzförmig oder quer oval, seine dem Anus zugewandte G ranze gerade oder convex, mit jederseits vier wenig ausgeprägten ausstrahlenden Furchen, welche je in eine Pore endigen. Grössere Höcker auf der Rük- kenseite vor dem vordem Ambulakralpaar zahlreich, in und ausserhalb des Peripetalbandes, in den zwei mittlem und dem hintern Intcrambulakralraum wenig zahlreich, in kurze schiefe Reihen gestellt und nur innerhalb der Peripetalfascie vorhanden. Diese vor dem vordem Am- bulakralpaar jederseits einmal tief einspringend, im mitt- lem und hintern Intcrambulakralraum gar nicht. Ober- seite der (von Stacheln entblössten) Schale gartenbeet- 182 V. Martens: artig bunt, die Beete braun oder grau, durch weisse Säume getrennt. In frischem Zustand treten diese Säume weit weniger hervor. Rand der GenitalöfFnungen einfach. Mittleres Bauchfeld ungefähr ein Drittel der Breite der Bauchseite einnehmend, seitlich fast geradlinig abgegränzt, mit deutlichem aber nicht vortretenden mittlem Längs- kiel. Die Stacheln kurz, ungleich, weisslich. Atapupu auf Timor und Insel Adenare bei Flores, von mir gesammelt. Luzon (Philippinen), und nördliches Neuholland, im britischen Museum, (ß. areolatus). Die Synonymie der Brissusarten ist recht schwierig, da die neueren Autoren nur ein oder das andere Kenn- zeichen, keine genauere Beschreibung zu geben pflegen. Unsere Art bildet im Analfeld das Verbindungsglied zwi- schen Plagionotus und den gewöhnlichen Brissus. Sollte es Br. areolatus Yal. sein? aber bei diesem werden die vordem Anibulakraipaare als gebogen „inflechis^^ bezeich- net, und den Ausdruck: Ränder der Coronal-Plattcn glatt, verstehe ich nicht. Gualtieri's Abbildung übertreibt die schiefe Richtung des vordem Ambulakralpaars, indem sie aus beiden Paaren ein regelmässiges Kreuz macht. Klein's 26, B. C, denLamarck für seinen eigentlichen Spatangus ovatus erklärt, passt auch recht gut auf den unsrigen, nur soll er einfarbig sein. Br. Scillae Ag. aus dem Mittelmecr, zu welchem Desor und Gray die oben nngeführte Figur der Encyclopädie citiren, unterscheidet sich sogleich durch die Anordnung der Ambulakren, die derjenigen bei Br. compressus gleicht. Exemplare lagen mir nicht vor. 33. Brissus sternalis (Lam.V Desor V) Gray catal. brit. Mus. Echinid. p. 51. Gualtieri 109, B. (Südliche Meere, Peron?) Isle de France, Lady Cole im bri- tischen ]\Iuscum. Unterscheidet sich nach G r ay durch zahl- reichere Furchen und Poren im Subanalfeld, eine zur Seite des Anus aufsteigende Binde und nach G u alt ieri's Büd durch eine breite tiefe vordere Längsfurche. Letzteren Umstandes wiegen recline ich hielier ein Exemplar aus dem rothen Meer, von Ehrenberg gesammelt und im zoologischen Museum zu Berlin aufbewahrt, bei wel- Ueber ostasiatische Echinodernien. 183 chem leider das Analfeld fast ganz zerstört ist. Bauch- feld \vie bei dem obigen ventricosus, Richtung der Am- bulakralblätter ebenfalls, aber die hintern kaum länger als die vordem, die grössern Höcker in den mittlem und dem hintern Interambulakralraum längs des Randes der Ambulakren angehäuft, nicht in schiefe Reihen gestellt. Desoria Australis Gray Ann. and mag. n. h. 1851 ; catal. brit. mus. Echinid. p. 58. Taf. 6. Fig. 2 im Allge- meinen obigem Br. maculosus ähnlich, aber es fehlt ihm das bestimmt begränzte Subanalfeld. Neuholland und Phi- lippinen. 34. Bi'issiis coinpressus Lam. (Spatangus) c. Lam. an. s. vert. ed. 2. III. p. 326. — Br. dimidiatus fAgassiz et Desor catal. rais. p. 13?) Pe- ters Monatsberichte der Berl. Akad. Schmal, die Seiten des Umrisses fast geradlinig, einfarbig weiss. Mittellinie vorn nicht vertieft, hinten sehr stumpf angeschwollen. Vorderes Ambulakralpaar queer nach der Seite laufend, nahe der Spitze etwas nach vorn sich biegend; die zwei hinte- ren Ambulakren wenig von einander diver- girend, entschieden länger als die vordem. Subanalfeld quer nierenförmig, die dem Anus zugekehrte Seite stark einspringend, jederseits mit drei Poren, ohne Furchen. Höcker auf der vordem Hälfte der Rückenseite und nach hinten inneihalb des Peripetalbandes zweierlei, grosse und kleine fast gleich zahlreich ; in der hintern Hälfte ausserhalb des Peripetalbandes alle ziemlich gleich gross, ihre Grösse die Mitte zwischen den beiderlei der Vor- derseite haltend. Peripetalfascie vor dem vordem Ambu- lakralpaar jederseits zweimal stark einspringend, in den mittlem und dem hintern Ambulakralraum winkelförmig gegen den Wirbel vordringend. Mittleres Bauchfeld reich- lich die halbe Breite der Unterseite einnehmend , mit convexen Seitenrändern, längs seiner Mitte kaum eine schwache Andeutung einer Kante. AnalöfFnung vertikal oder ein wenig überhängend. Querimbainseln bei Mossambique, Prof. Peters. -- Isle de France, Mathieu bei Lamarck. 184 V. Martens: Die wenigen Worte, womit Lamarck seinen Sp. compressus charakterisirt, lassen sich auf die vorliegende Art beziehen und dazu kommt die Uebereinstimmung des Fundortes. Desor und Gray (IL cc.) scheinen die L a- ni a r ck'sche Art nicht wiedererkannt zu haben, da beide nur dessen Citat ohne ein Wort der Charakteristik geben. Mit carinatus, als dessen Varietät Gray ihn betrachten möchte, stimmt er allerdings in der Anordnung der Am- bulakren überein, unterscheidet sich aber durch die all- gemeine Gestalt, den weiter nach vorn gerückten Wirbel, den weit minder entwickelten Kiel, die mehr vertikale Stellung des Anus und endlich die jederseits doppelte Einbiegung des Pcripetalbandes vor dem vordem Am- bulakralpaar, durch letztern Charakter auch von dem west- indischen Br. columbaris Lam., Gray catal. Taf. 6. Fig. 2 und Seba III. 10, 19. = Encycl. 158, 9. 10; letztere Fi- gur zeigt den Wirbel zu sehr in die Mitte gerückt. Ein Exemplar dieses Br. columbaris aus Venezuela im Ber- liner Museum zeigt dieselbe beetartige Färbung wie der obige Br. ventricosus, wovon die Autoren nichts erwäh- nen noch zeichnen. Br. dimidiatus, ist von A gassi z nach einem Exemplar von den kanarischen Inseln aufgestellt; von den drei angegebenen Kennzeichen passt die Lage des Afters auf die meisten Brissusarten ausser carinatus, die Angabe, dass die Plöcker der vordem Körperhälftc grösser als die hintern seien, kann auf unsere Art nur in sofern bezogen werden, dass dabei von den kleinern der Vorderseite ganz abgesehen sei, endlich das dritte oder vielmehr erste: haute et crenelee (statt carenee?) comme B. carinatus will mir nicht passen, und da auch der Fundort, die kanarischen Inseln, abweicht, so scheint mii' der Artname compressus sicherer. Vergleichende Masse der besprochenen Brissusarten. I. Brissus carinatus, Exemplar von Chamisso's Erdum- segelung, ohne näheren Fundort. II. Brissus maculosus Leske. Timor. IIL Brissus maculosus Leske. Adenare bei Flores. IV. Brissus maculosus Leske. Amboina. Ueber ostasiatische Echinodermen. 185 V ßrissns sternalis Lara, nach Gualtieri's Abbildung. VI. Brissus sternalis Lara.? Rothes Meer von Ehrenberg. VIT. Brissus coliirabaris Lam. von Venezuela. VIII. Brissus compressus Lam. von den Querirabainscln. IX. Brissus (Plagionotus) pcctoralis Lam. von Westindien. I. IL III. IV. V. VI. VIT. VIII. IX. Länge Breite Höhe z wisch. Mund und Wirbel Höhe im hintern Drittel Wirbel in Bruch- theilen d. Länge Divergenz der vor- deren Ambnlakren Divergenz der hin- teren Ambulakren 131 85 70 72 133 _ 07 69 104 71 57i 59 125 54 51 52 65 41 33 34 — 321 33 34 C.70 42 33^ 35 31 33| 0.28 0,26 0,285 0,33 0;34 — 0,175 0,20 146« 122" 125" 120" c. 144 134" 180" 180" 1 30" 55" 50" 50" c. 40 42" 40" 33" 200 147 56 60 0.40 108" C.30" Plagionotu.s, vonDesor als Untergattung, von Gray als Gattung aufgestellt, unterscheidet sich nur durch sehr relative Charaktere von Brissus : die Höcker sind bei allen mir bekannten Brissusarten auch zweierlei, grössere mit deutlich abgesetzter ^Yarzenförmiger Spitze, und klei- nere, innerhalb des Peripetalbandes und an der Vorder- seite auch ausserhalb desselben ; bei Plagionotus ist der Unterschied zwischen beiden nur noch grösser. Das so ausgezeichnete Subanalfeld von Plagionotus hat seines Gleichen bei Br. sternalis und in dem oben beschriebe- nen Br. maculosus einen Uebergang zu dem der andern Brissus, die Peripetalfascie endlich ist bei demselben Br. ventricosus kaum mehr eingebogen als bei Plagionotus. Schizaster Ag." Alle fünf Ambulakralblätter ausgebildet und vertieft. Genitalöffnungen 2 — 4. Eine Art dieser Gattung, und zwar in dem stark vertieften unpaaren Ambulakralblatt mit der europäischen Art Seh. canaliferus Lam. sp. übereinstimmend, findet sich auch im indischen Archipel. Rumph amb. rarit. p. 36 beschreibt sie deutlich als Echinus sulcatus, Todtenkopf, woran die Erwähnung der gelippten Mündung und der 186 V. Martens: fünf ^Strahlen/' wovon drei länger und vertieft, nicht zweifeln lassen. Der Herausgeber hat aber fälschlich als Illustration die Abbildung eines Clypeastcr Taf. 14, Fig. C gegeben. Auf derselben Tafel, Fig. 2 ist ein Schizaster abgebildet, nach der Anmerkung des Herausgebers aus einem holländischen Kabinet stammend; vielleicht ist nur die Bezeichnung beider Figuren verwechselt. Bleeker Reise in die Minahassa II. S. 241 nimmt auf diese Figur hin diese Art des Mittelmeers Seh. canaliferus Lam. sp. (Micraster bei Agassiz) als amboinisch an. Man kennt Arten dieser Gattung bereits aus dem rothen Meer, Seh. gibberulus Ag. und aus Neuholland, Seh. ventricosus und Jukesii Gray. Indem schon im Vorhergehenden des Zusammen- hanges wegen manche Arten des indischen Oceans aus der Literatur aufgcfülirt sind, bleiben mir hier nur noch einige zu nennen übrig, welche an den nördlichen Gränz- gebieten des indischen Archipels, auf Luzon von Cuming und bei Hongkong von Stimpson gesammelt wurden und worüber ich nur auf die bekannton Arbeiten von Gray, catalogue of the recent Echinida of the British Museum I. 1855. 8. und AI. Agassiz in den Proceedings of the academy of natural sciences at Philadelphia 1863. 8. ver- weisen kann. Diadema nudum AI. Ag. Flongkong. Toxocidaris crassispina AI. Ag. Ebendaher. Temnopleurus (Toreumatica) concavus Gray. Ebendh. — — Reevesii A. Ag. Ebendh. Lovenia subcarinata Gray I.e. 5,3. Luzon. Die Gat- tung Lovenia scheint nicht mehr von Echinocardium = Am- phidetus verschieden zu sein, als Plagionotus von Brissus. Kleinia Luzonica Gray I. c. 4, 5. Luzon. Lcskea mirabilis Gray 1. c. 4, 4. Luzon U. Hongkong. Pseudoindische Echiniden. Rumph's schätzenswertlies Werk über die niedern Ueber ostasiatiscbe Echinodermen. 187 Tbiere von Amboina ist durcb die Flücbtigkeit späterer Compilatoren zu einer Quelle falscber Vaterlandsangabcn geworden. Das Werk ist auf Amboina gescbrieben aber erst nach des Verfassers Tode in Holland erschienen und die Herausgeber haben eine Anzahl nicht von Rumph herrührender Abbildungen zu den andern hinzugefügt, theils in der guten Absicht, auch die vom Verf. bloss beschriebenen, nicht abgebildeten Arten zu illustriren, theils indem sie eben das Werk, wie der Titel besagt, als Raritäten - Sammlung, nicht als Fauna, betrachteten und mit noch einigen hübschen Stücken aus andern in Holland befindlichen Sammlungen bereichern wollten. In den Anmerkungen zum Text ist darüber stets Rechen- schaft gegeben, aber viele spätere Autoren haben diese nicht beachtet und unbedenklich für alle x\rten, die bei Rumph abgebildet, Amboina als Vaterland angenommen. Ich stelle daher im Folgendem diese fälschlich für am- boinisch gehaltenen Echiniden zusammen und füge ihnen einige bei, deren angebliches Vorkommen im indischen Ocean aus andern Gründen zn bezweifeln sein dürfte. Echinocidaris punctulata (Echinus) Lamarck, aus West- indien und Westafrika: Lamarck citirt mit Fragezei- chen Rumph's Echinus saxatilis hinzu, der Echinometra lucunter ist, und ß lecker führt in Folge davon die L a- marck'sche Art unbedenklich als Amboinesin auf. Echinus (Hipponoe) veutricosusLam. Rumpli's gröss- ter und gemeinster Seeigel, Echinus esculentus, Seite 31. Taf. 13. Fig. A. B von Amboina ist leider so unvollstän- dig beschrieben und abgebildet, dass er nicht mit Sicher- heit wieder zu erkennen ist. Wohl möchte man ihrer Häufigkeit im indischen Archipel wegen an die Gruppe Hipponoe (Tripncustes) denken, aber hiezu passen weder die schmalen Ambulakren noch die grossen Höcker der Abbildung. Lamarck, der für manche Arten das Vater- land noch nicht hinreichend genau kannte, citirt Rumph's Abbildung zu seinem Ech. ventricosus, welcher allerdings mehr Höcker als Sardicus hat, aber doch noch nicht so starke, wie jene Abbildung andeutet; dieser ventricosus hat sich seitdem als westindische Art herausgestellt. Nichts 188 V. Martens: destoweniger führt Bleeker ihn 1. c. als aniboinesische Art auf. Clypeaster rosaceus L. sp. Die Angabe, dass diese westindische Art auch in Ostindien vorkomme, beruht höchst wahrscheinh'ch auf Verwechslung mit CI. testu- dinarius. Clvpeaster Rumphii Desmoulins, Rumph; Fundort unsicher, vergleiche oben bei Schizaster. 14, C, unsi- chere Art. Echinarachnius Rumphii Agassiz, Rumph 14, G. von Gray und Duj ardin fälschlich als amboinesisch an- geführt. Echinarachnius parma (Scutella) Lam., (Echinodiscus) Bleeker Reise in die Minahassa IL S. 72 nach derselben Figur, fälschlich als indisch angegeben. Rotula dentata Leske sp. Scutella dentataLam. Echi- nodiscus dentatus Gray, Echinotrochus dentatus Bleeker 1. c. Rumph 14, J. Duj ardin, echinod. p. 570 nennt die Philippinen als Wohnort, ohne irgend eine Autorität dafür zu nennen; Agassiz und Gray stimmen darin überein, dass sie mit Zuverlässigkeit nur von Westafrika be- kannt sei. Rotula Augusti Ag. East coast of Afrika, Gray catal. brit. mus. Echinid. p. 18 ist Versehen für West coast, vgl. Ag. und Desor catal. rais. Mellita quinquefora Lam. sp. Ag. ist im Leidner Mu- seum mit dem Fundort „Molukken" bezeichnet; alle zu- verlässigen Angaben in der Literatur und in andern Samm- lungen, die mir bekannt geworden, stimmen darin überein, dass nicht nur diese Art, sondern die ganze Gattung dem westindischen Meer und Brasilien angehört. Encope emarginata Gmel sp., Ag. „l'habitat de cette espece n'est pas exactement connu ; eile parait provenir des Philippines" Agassiz, monogr. scutell. p. 47, alle späteren speziellen Angaben verweisen dieselbe nach Bra- silien und Westindien ; ich habe sie selbst bei Rio-Janeiro lebend gefunden. Encope tetrapora Gmel sp. East coast of Africa, Rang Ueber ostasiatische Echinodermen. 189 bei Gray catal. brit. Mus. p. 26. (Echlnoglycus) ist der- selbe Schreib- oder Uebersetzungsfehler für West - coast, wie bei Rotula Augusti. Alle Arten der Hattimg Encopc gehören, soweit wir bis jetzt wissen, dem tropisch-atlantischen oder auch der amerikanischen Seite des stillen Oceans (Enc. Sto- kesii Ag.) an. Tripylus (Faorina) Chinensis Gray catal. of Echinid. p. 57. Das Vorkommen desselben in China erscheint dess- halb etwas Zweifel zu verdienen, weil alle andern Arten der Gattung dem südlichsten Amerika angehören. Ein Beitrag zur ichthyologischeii Fauna der Inseln des Grünen Vorgebirges. Von Troschel. (Hierzu Taf. V.) Herr Dr. S tu bei in Dresden hat eine Sammlung von Fischen auf den Cap Verdischen Inseln zusammenge- bracht, und mir nicht nur dieselben zur Bearbeitung an- vertraut, sondern mir vollkommen die Disposition über dieselbe überlassen, als ich den Wunsch äusserte, sie für das Bonner naturhistorische Museum zu erwerben. Ich sage ihm hiermit für das werthvolle Geschenk öffentlich meinen Dank, und erfülle zugleich eine Pflicht gegen das wissenschaftliche Publicum, weil dadurch bekannt wird, an welchem Orte das Material zu den folgenden Bemerkungen aufbewahrt wird und für etwaige Verglei- chungen zu finden ist. Die Sammlung enthält nur 42 Species, die sämmt- lich marine Formen sind. Wenngleich sie auch nicht an- nähernd einen Anspruch auf Vollständigkeit machen darf, so liefert sie doch einen nicht unwichtigen Beitrag zu der verhältnissmässig noch wenig bekannten ichthyologi- schen Fauna der Inseln des Grünen Vorgebirges. Als bei diesen Inseln selbst vorkommend sind bis jetzt überhaupt nur wenige Arten verzeichnet worden, nämlich bei Cuvier und Valenciennes in der Histoire natu- relle des poissons 11 Arten: Öerranus taeniops, Rypticus saponaccus, Ilolocentrum hastatum, Sphyraena viridensis, Upencus prayensis, Pristipoma viridense, Glyphisodon saxatilis, Pelamys sarda, Trachinotus teraia, Trachinotus Troschel: Ein Beitrag zur ichthyologischen Fauna etc. 191 ravrias und Caranx Jacobaeus; — ausserdem in Günther's Catalogue of the iishes of the British Museum: Apsilus fuscus, Serranus goreensis, Pristipoma suillum, Pristipoma octolineatuni^ Smaris melanurus, Box goreensis, Ephippus gorcensis, Salarias vonierimis, Cossyphus scrofa — also zu- sammen 20 Arten. Von diesen ist etwa der dritte Theil auch von Dr. St übel gesammelt worden. Bei der grossen Nähe des Festlandes von Africa am Grünen Vorgebirge^ unter gleicher geographischer Breite, darf es nicht auffallen, dass nicht wenige Arten auch an den Cap Verdischen Inseln gefunden wurden, die man von dem Grünen Vorgebirge und einem in seiner Nähe gelegenen Küstenplatze Goree kannte, der für die Fisch- sammlung des Jardin des plantes Material geliefert hatte. Ja es ist nicht unwahrscheinlich dass die allermeisten Fische sich von dieser Küste des Afrikanischen Festlan- des bis zu den nahe gelegenen Inseln verbreiten und dass sie somit eine gemeinsame Fischfauna ernähren. A. Dumeril hat ein Verzelchniss der Fische des westlichen Africa im X. Bande der Archives du Museum d'histoire naturelle p. 261 zusammengestellt, unter denen die von Goree einen grossen Bruchtheil bilden. Ein viel grösseres Interesse bietet die Frage, wie weit sich die Fische des Grünen Vorgebirges und seiner Inseln nach Norden und nach Süden ausbreiten, und wie viele von ihnen den atlantischen Ocean bis zu den Ame- rikanischen Küsten durchsetzen. Es wäre überhaupt eine belohnende Arbeit, eine Zusammenstellung der geogra- phischen Verbreitung aller Fische des atlantischen Oceans vom Vorgebirge der guten Hoffnung und vom Cap Hörn bis hinauf zu dem Nördlichen Eismeere zu machen. Für unseren gegenwärtigen Zweck wird es genügen, die Cap Verdischen Fische mit denen der Canarischen Inseln und von Guinea zu vergleichen, um zu entscheiden, ob die Fauna mehr Uebereinstimmung mit dem Norden, mit dem Süden oder mit dem Westen (Amerika) hat. Die Fische der Küste von Guinea hat Bleeker zusammengestellt „Memoire sur les Poissons de la Cote de Guinee. Harlem 1862.^ Sein Verzeichniss enthält 90 192 Troschel: Arten, welches sich jedoch noch um mehr als ein Dutzend vermindert, wenn man die Süsswasserfische davon ab- zieht. Folgende Arten aus diesem Verzeichnisse hat auch Dr. Stübel gesammelt: Holocentrum hastatum, Vomer Brownii, Lichia glaucos, Trachinotus goreensis, Hemi- ramphus Brownii, Thyrsoidea maculipinnis, — zusammen sechs Arten, die sich also über den Aequator hinaus nach Süden verbreiten. Ich habe hierbei Mesoprion gri- seus und Galeoldes polydactylus Gthr. nicht mitgezählt, die gleichfalls In dem B 1 e e k er'schen Verzeichnisse ste- hen; Mesoprion griseus nicht, weil B lecker als seinen Fundort ausdrücklich Fernando Po angiebt, welches noch, nördlich vom Aequator liegt; Galeoldes polydactylus nicht, weil es mir zweifelhaft ist, ob wirklich Polynemus deka- dactylus und enneadactylus Cuv. Val. specifisch identisch sind, ob nicht vielmehr dekadactylus südlich, enneadacty- lus nördlich vom Aequator lebend , als zwei gute Arten unterschieden zu werden verdienen. — Recht auJÖPallend ist es mir , dass im Meerbusen von Guinea kein einziger Sparoid vorkommen soll, da doch die ganze nördliche Küste des atlantischen Oceans bis herab zu dem Grünen Vorgebirge gut vertreten ist, und auch in den Gewässern des Vorgebirges der guten Hoffnung wieder eine Anzahl, freilich anderer Arten, lebt. Wenn sich die Thatsache be- stätigt, so würde am Aequator eine für die Mitglieder dieser Familie unzugängliche Zone liegen, auf deren nörd- licher wie südlicher Grenze Arten derselben Familie leben, lieber die Fische der Canarischen Inseln hat be- kanntlich Valenciennes in Webb und Berthelot*s HI- stolre naturelle des lies Canaries Paris 1844 geschrieben. Von den von ihm verzeichneten Fischen finden sich In der Stübel'schen Sammlung folgende Arten: PristIpoma Bennettii, Scorpaena scrofa, Lichia glaucos, Hemiramphus Brownli und Monacanthus filamentosus , zusammen fünf, also noch eine weniger als vorhin nach Süden sich ver- breitend genannt werden konnten. Zu bemerken ist dabei, dass unter diesen Arten zwei sich wiederholen, nämlich Lichia glaucos und Hemirhamphus Brownli, die also eine weitere Ausbreitung nach Norden und nach Süden neh- Ein Beitrag '/mv Ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 193 men, und daher bei einer Vergleichiin^^ der Faimcn wenig Gewicht haben. — Hinzuzufügen sind jedoch noch »Sphy- raena vulgaris^ Priacanthus macrophthalmus, Dactylopterus volitans, Charax puntazzo, Atherina presbyter^ Blennius sanguinolentus, Muraena lielena, deren weiter nördliches Vorkommen allgemein bekannt ist. Von Arten die auch an den Amerikanischen Küsten vorkommen, lassen sich nennen: Mesoprion griseus, Pria- canthus macrophthalmus, Mugil brasiliensis, Caranx pun- ctatus, Trachinotus goreensis, Vomer Brownii, Lichia glau- cos, Acanthurus phlebotomus, Glyphisodon saxatilis, Be- tone hians, Hemiramphus Brownii, zusammen 11 Arten. Von ihnen sind schon drei bei denen von Guinea genannt: Vomer Brownii, Lichia glaucos und Hemiramphus Brownii, Priacanthus macrophthalmus steigt der afrikanischen Küste entlang nach Norden auf. Eine Art, Belone trachura kommt auch bei der In- sel Ascension vor. Die Fauna des Grünen Vorgebirges lässt sich viel- leicht am einfachsten so auffassen, als wenn sie hauptsäch- lich einen eigenthümlichen Stamm besässe , in welchen sich aber dreierlei Gäste mischten: vom Norden, vom Westen und vom Süden. Ausserdem erscheinen noch einige sehr weit verbreitete Arten, die ihr Bürgerrecht auf einen grösseren Theil des atlantischen Oceans ausdehnen. Obgleich ich auf die Zahlen, welche aus unserer kleinen Sammlung hervorgehen, da sie unzw^eifelhaft nur einen kleinen Theil der Cap Verdischen Fische enthält, nur einen sehr geringen Werth legen kann, so mag ich doch bei der geringen Kenntniss, dje man von den Fi- schen der Afrikanischen Westküste hat, wie schon Bl ec- ke r I.e. sehr richtig bemerkt, meine Betrachtungen nicht auf die Arten ausdehnen, die in den Verzeichnissen figu- riren. Theils sind auch sie viel zu unvollständig, um daraus richtige Zahlenverhältnisse abzuleiten, theils han- delt es sich oft um Namen, deren Bedeutung Zweifel übrig lässt. Ich will mich also begnügen unsere 42 Ar- ten nach den vier eben genannten Kategorien zusammen- zustellen. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 13 194 Troschel: 1. Weit verbreitete Arten : Priacantlms macrophthal- mus, Dactylopterus volitans; Vomer Brownii, Lichia glau- cos und Hemiramphus Brownii — 5 Arten. 2. Gäste vom Norden : Pristipoma Bennettii, Sphy- raena vulgaris, Scorpaena scrofa, Charax puntazzo, Athe- rina presbyter, Blennius sanguinolentus, Muraena helena und Monacantbus filamentosus — 8 Arten. 3. Gäste vom Westen; Serranus taeniops, Mesoprion griseus, Mugil brasiliensis, Caranx punctatus, Acantburus pblebotomus, Glypbisodon saxatilis, Belone bians, Belone tracbura — 8 Arten. 4. Gäste vom Süden: Holocentrum bastatum, Tra- cbinotus goreensis und Tbyrsoidea maculipinnis — 3 Arten. 5. Eigentbümlicbe Cap Verdiscbe Arten: Serranus goreensis, Myripristis viridensis, Genyatremus latifrons, Genyatremus angustifrons, Galeoides enneadactylus, Scor- paena laevis, Sargus fasciatus, Pagellus goreensis, Dentex multidens, Letbrinus atlanticus, Box goreensis, Upeneus prayensis, Girella Stübeli, Mugil nigrostrigatus, Mugil pulcbellus, Cossypbus jagonensis, Onycbognatbus cautus, ßbinobatus cemiculus — 18 Arten. Um einem etwaigen Missverständnisse vorzubeugen will icb binzufügen, dass icb dem Ausdruck Gäste nicbt gerade ausdrücklieb die Bedeutung beilegen will, dass diese Fiscbe eigentlicb anderwärts zu Hause geboren und nur ausnabmsweise, etwa zum Besucbe, nacb dem Grünen Vorgebirge gelangten. Icb babe das Wort Gäste gewäblt, da wenigstens die Tbatsacbe vorzuliegen scbeint, dass sie am Grünen Vorgebirge ibre Grenze erreicben, die nicbt wesentlicb überscbritten wird, wäbrend sie nacb den anderen Riebtungen, nacb Norden, Westen oder Süden mebr oder weniger weit sieb erstrecken. Es ist aber nicbt anzunebmen, dass ibre ursprünglicbe Heimatb gerade an der Grenze ibrer Verbreitung liegen werde. Andererseits ist nicbt zu leugnen, dass die Gäste des Westens ebensogut durcb den Amerikaniscben Continent ibre Grenze finden mussten, wenn sie etwa von der Afrikaniscben Küste ausgingen, und dass die Gäste des Nordens, wie die des Südens nacb Norden oder nacb Süden Ein Beitraof zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünem Vorgeb. 195 durch klimatische Verhältnisse gleichfalls ihre Grenze fin- den miissten, wenn sie am Grünen Vorgebirge ihren Ursprung genommen hätten. Vom Osten konnten keine Gäste erwartert werden, da der grosse Afrikanische Con- tinent so unmittelbar an unser Faunengebiet grenzt. Unter den eigenthüm liehen Arten sind alle diejenigen aufgezählt, die noch nicht in anderen Meerestheilen be- obachtet worden sind, und diejenigen, welche ich als neue Species unterscheiden zu müssen glaubte. Die neuen Arten sind: Myripristis viridensis, Genyatremus latifrons, Genyatremus angustifrons, Scorpaena laevis, Girella Stü- beli, Mugil pulchellus, Onychognathus cautus, — 7 Arten, von denen die letzte den Typus einer interessanten neuen Gattung darstellt. Selbstredend würde die Zahl der eigenthümlichen Arten durch Berücksichtigung des Verzeichnisses von A. Dumeril stark vermehrt werden. Ich lasse nun die Bemerkungen folgen, welche sich mir bei der Bestimmung der Sammlung aufgedrängt haben. 1. Serranus taeniops Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons IL p. 370. Günther Catalogue I. p. 121. Durch die Cuvier'sche Beschreibung ist die Art leicht kenntlich gemacht. Es liegen in der S tübel'schen Sammlung drei Exemplare vor. Das grössere von 13 Zoll Länge ist grell zlegclroth, auch alle Flossen, die Bauch- flosse nur an der Basis gefleckt, mit blauem Rande, die übrigen Flossen sind ebenso hell wie der Körper und ganz mit Flecken bedeckt; auch die oberen vier Kiemen- hautstrahlen sind gefleckt. Unter dem Auge sind die Flecken zu einer Binde verschmolzen, die bis auf den Oberkiefer reicht; die Binde über dem Auge besteht aus sechs getrennten Flecken. — Die beiden kleineren Exem- plare von beinahe 9 Zoll Länge sind dunkler gefärbt, aber auch roth, namentlich der obere Theil des Kopfes und sämmtliche Flossen. Bei allen dreien zeichnet sich am hinteren Ende des Unterkiefers eine Querbinde aus, die Cuvier in seiner Beschreibung nicht angegeben hat. 196 Troschel: Die Bezahniing der Kiefer ist sehr ähnlich wie bei S. goreensis C. V.; ebenso die Beschuppiing. 2. Serranus goreeMsis Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons VI. p. 511, Günther Catalogue I. p. 133. Diese Art ist sehr selten in den Sammlungen, da sie nicht einmal das britische Museum besitzt. Ich er- gänze deshalb die Valenciennes'sche Beschreibung, welche ziemlich oberflächlich ausgefallen ist, nach einem Exem- plare von I6V2 Zoll der Stübel'schen Sammlung. Die Höhe ist etwas geringer als die Kopflänge und Sy^ mal in der ganzen Länge enthalten, der Kopf misst nur Vs der ganzen Länge. Das Auge liegt dicht am oberen Kopf- rande; die Entfernung der Augen von einander gleicht einem Augendurchmesser ; die Entfernung des Auges von der Schnauzenspitze ohne den Zwischenkiefer ist etwas grösser, von der Spitze des Operculums vier mal so gross wie der Augendurchmesser. Der Oberkiefer reicht fast bis unter den Hinterrand des Auges und ist schuppenlos; er wird zur Hälfte von dem fleischigen Lappen des Zwi- schenkiefers bedeckt. Der Unterkiefer überragt den Ober- kiefer und ist mit sehr kleinen, die Wangen und das Praeoperculum mit etwas grösseren, das Operculum mit noch grösseren Schuppen bedeckt. Der Winkel des Praeoperculums trägt grössere und stumpfere Zähne als der hintere über dem Winkel etwas ausgeschweifte Rand, der untere Rand ist zahnlos und von fleischigem Rande überragt. Das Operculum hat drei Dornen, von denen der mittlere bei weitem der grösste. Durch einen diese Dornen um 10 Mm. überragenden Lappen wird das Oper- culum sehr spitz. Die Zähne des Zwischenkiefer stehen in einer breiten Binde, die nach hinten schmaler wird, aber immer noch aus zahlreichen Reihen besteht, aussen begleitet von einer Reihe stumpfer dickerer Zähne, deren einer oder zwei sich gegen die Mitte zu Hundszähnen vergrössern; vorn ist die Binde am breitesten, hier sind ihre inneren Zähne verlängert, schlank, nach hinten ge- richtet und etwas beweglich. Im Unterkiefer ist die Zahn- Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 197 binde schmaler, wird schon in einiger Entfernung von der Spitze des Kiefers dreireihig, auf der Hälfte des Kie- fers zweireihig, und endigt einreihig; die Zähne der in- neren Reihe sind ebenso kräftig wie die der äusseren, aber länger, die zwischen beiden stehenden Zähne sind kleiner, vorn steht jederseits ein massiger Hundszahn. — Die Farbe des Körpers ist braun, und wie es an dem Weingeistexemplare scheint, mit dunklen, ganz unregel- mässigen Flecken. Der vordere Rand der Wangen, wel- cher von dem Oberkiefer verdeckt wird, ist schwarz, und von da zieht sich in gerader Linie bis zum Rande des InteropercuFums die Grenze zwischen der braunen Kör- perfarbe und der weisslichen Färbung der Unterseite des Kopfes. Alle Flossen sind hell gerandet; die Bauchflosse ist innen dunkel und dadurch, dass die Strahlen heller sind als die Zwischenräume, längs gestreift, aussen scheint sie grüngelb gewesen zu sein, mit zwei dem Hinterrande parallelen dunkleren Binden, eine nahe dem Rande, die andere etwa in der Mitte. Die Brustflosse ist öVs mal in der ganzen Fischlänge enthalten, bei S. gigas 6V2 mal. Die Schwanzflosse ist abgestutzt, in der Mitte sogar etwas concav. D. 11. 15; A. 3. 8; P. 17; V. 1. 5; C. 14. 3. Mesoprion griseus Cuv. Val. Die Unterscheidung der Arten der Gattung Meso- prion ist sehr im Argen, namentlich soweit die Arten des atlantischen Oceans zu berücksichtigen sind. Ich kann zur Lösung dieser Schwierigkeit nicht beitragen, weil mir nur ein sehr geringes Material zu Gebote steht. Günther hat die Frage dadurch zu erledigen ver- sucht, dass er eine ganze Reihe Cuvier'scher Arten mit M. griseus Cuv. Val. vereinigt, namentlich M. flavescens, linea, jocu und goreensis. A. Dumeril hat dagegen diese Arten noch um eine Art vom Grünen Vorgebirge vermehrt, die er M. dentatus nennt, w^obei er übersehen hat, dass dieser Name bereits für eine ganz andere Cu- banische Art vonGuichenot vergeben war. Obgleich die beiden Exemplare der Stübel'schen Sammlung mit keiner Beschreibung der genannten Autoren recht über- 198 Troschel: einstimmt, bin ich doch nicht geneigt, sie als neue Spe- cies zu bezeichnen, um so weniger, da sie unter sich auch nicht ganz vollkommen übereinstimmen. Ich führe sie daher unter dem von Gü nth e r gewählten Sammelnamen auf, und bezeichne die Abweichungen durch eine Be- schreibung der wichtigsten Proportionen. Von der Farbe ist bei dem mangelhaften Conservationszustande wenig zu sagen. Die Höhe ist in der Länge S^/a mal enthalten und gleicht der Kopflänge. Das Auge ist fast so lang wie die Schnauze, und nur 372 mal in der Kopflänge ent- halten. Derselbe Augendurchmesser ist der Entfernung des unteren Randes des Praeoperculums bei dem grösse- ren Exemplare gleich, übertrifft diese Entfernung bei dem kleineren Exemplare. Der Unterkiefer überragt den Oberkiefer. Die Entfernung der Augen ist bei dem grös- seren Exemplare gleich, bei den kleineren geringer als der Augendurchmesser. Im Oberkiefer stehn zwei mas- sige Hundszähne und eine Reihe konischer Zähne, die von einer Binde hecheiförmiger Zähne begleitet wird. Im Unterkiefer zeichnen sich keine Hundszähne aus, und die äussere Reihe konischer Zähne wird nur vorn von einer Binde hecheiförmiger Zähne begleitet, so dass die hinteren zwei Drittel nur von einer einzigen Zahnreihe besetzt sind. Die Brustflossen sind länger als die Bauch- flossen, und erreichen beinahe den After. D. 10. 14; A. 3. 8; P. 17; V. ]. 5; C. 17. Die beiden Exemplare messen 7 Zoll 8 Lin. und 6 Zoll 10 Lin. — Danach wei- chen unsere Fische nicht unbedeutend von M. goreensis Cuv. Val. ab, namentlich, wenn man die Beschreibung von A. Dumeril in Archives du Museum d'histoire na- turelle X. p. 245 vergleicht. 4. Priacanthus macrophthalmus Cuv. Val. Leider steht mir in der Sammlung des Bonner Mu- seums kein Exemplar der genannten Art zur Verfügung, um es mit den beiden der Stübel'schen Sammlung ver- gleichen zu können. Wenn man mit Günther den Pr. arenatus C. V. und fulgens Lowe zu Pr. macrophthalmus zieht, dann bleiben nur zwei Atlantische Arten dieser Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgab. 199 Gattung übrig, und von diesen gleichen dann unsere Fische am meisten dem Pr. macrophthalmus. Ich habe doch einige Eigenthümlichkeiten anzumerken. Der Au- gendurchmesser ist 2V4 der Kopflänge. Länge der Sei- tenlinie sind 7 oder 8 dunkle Flecken sichtbar, die ich in keiner Beschreibung beachtet finde. Die Haut zwischen den Strahlen der Bauchflossen ist schwärzlich. An der Seitenlinie zähle ich 98 Schuppenreihen, also mehr als bei Pr. macrophthalmus von Günther angegeben sind. Längs der Basis der weichen Rückenflosse zieht sich je- derseits eine Reihe kleiner spitzer Stachelchen hin, deren jeder einem Strahle entspricht; ähnlich an der Afterflosse. Längs dem Bauche zwischen den Ventralen und der Anale sind 4 bis 5 Reihen Schuppen jederseits knochiger ausgebildet als die übrigen Schuppen und bilden stumpfe Tuberkelchen, ohne jedoch bei der Streichung nach vorn Widerstand zu leisten. Diese Art scheint im Atlantischen Ocean eine weite Verbreitung zu haben. D. 10. 14; A. 3. 15—16; P. 19; V. 1. 5; C. 16; Lin. lat. 98. 5. Myripristis viridensis n. sp. Bisher sind aus der Gattung Myripristis zwei atlan- tische Arten bekannt, nämlich M. jacobus C. V. und tra- chypoma Gthr. , beide von der amerikanischen Seite des Oceans. Ein Exemplar von den Capverdischen Inseln ist von beiden Arten verschieden. Die Zahl der Flossen- strahlen stimmt mit M. jacobus überein: D. 10 — '1. 14; A. 4. 13. Die Höhe ist 3 mal, die Länge des Kopfes 3V2 mal in der ganzen Länge enthalten ; der Zwischenraum zwischen den Augen ist der vierte Theil der Kopflänge; die Entfernung des Auges vom Deckelrande ist gleich dem Durchmesser .des Auges; der Oberkiefer reicht bis hinter die Augenmitte und ist an seinem unteren Win- kel gezähnelt; der Kiemendeckel trägt statt des sonst ge- wöhnlichen Dornes mehrere wenig grössere Zähne, von wo der Rand nach oben und nach unten geradlinig ver- läuft; die Brustflosse ist länger als die Bauchfloss'e, er- reicht aber den After bei weitem nicht; die obere Hälfte der Kiemenspalte und die Achsel der Brustflosse sind 200 Troschel: schwärzlich. Die Seitenh'nie enthält nur 34 Schuppen. — Im Vergleiche mit den Günther'schen Beschreibungen scheint dieser Fisch die meiste Aehnlichkeit mit M. pra- linius C. V. caus dem Indischen Ocean zu haben, von dem er aber durch die Zahlen bestimmt abweicht. Die Zähne, welche sich jederseits ausserhalb der Binde he- cheiförmiger Zähne am Zwischenkiefer finden (2—3), so wie die Zähne, welche an der Spitze des Unterkiefers zwei vorstehende Haufen bilden (etwa 7 jederseits) sind sehr dick und stumpf abgerundet. Länge über 7 Zoll. 6. Holocentrum hastatum C. V. Cuv. Yal. Hist. des poissons III. p. 208. pl. 59, Gün- ther Catalogue I. p. 39. Es ist mir nicht zweifelhaft, dass die drei vorlie- genden Exemplare mit denjenigen specifisch übereinstim- men, die Cuvier von den Capverdischen Inseln erhal- ten hatte, und die er zu H. hastatum zieht. Nur darin weichen sie von der 1. c. gegebenen Beschreibung ab, dass sie nur 13 Strahlen der zweiten Rückenflosse be- sitzen. D. 11. 13; A. 4. 9. Die Seitenlinie hat 44 Schup- pen , in Uebereinstimmung mit der Günther'schen Zäh- lung. Sie haben 11 Längsbinden, von denen vier über der Seitenlinie liegen. Die oberste erreicht nur den drit- ten Rückenflossenstachel, die zweite endigt unter dem Ende der Rückenflosse, die dritte und vierte erreichen die Schwanzflosse. Auf der Haut der ersten Rückenflosse sind zwischen allen Strahlen verwaschene schwarze Flek- ken sichtbar, die sich mehr oder weniger deutlich zu zwei Längsbinden ordnen, eine nahe dem Rücken, die andere deutlichere und breitere über der Mitte der Flos- senhöhe. Die Achsel der Brustflossen ist braun gefärbt. Unsere Exemplare sind lOVn Zoll lang. 7. Pristipoma Bennettii Lowe. Günther Catalogue I. p. 298. Die Günther'sche Beschreibung veranlasst mich, einen Fisch der Stübel'chen Sammlung für diese Art zu be- stimmen, weil sie gut zu ihm passt. Obgleich Günther Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vergeh. 201 Pristiporaa Bennottii und rhonchus Valencienncs in Wcbb und Berthelot hist. nat. des Canaries hierher zieht^ würde ich nach den dort gegebenen Beschreibungen unseren Fisch mit ihnen nicht identificirt haben. Von den Gün- ther'schen Charakteren finde ich nur eine kleine Diffe- renz, nämlich dass der zweite Analstachel länger ist als der dritte. In Betreif der Beschuppung will ich noch anmerken^ dass der Kopf oberhalb bis zwischen die Nas- löcher mit Schuppen bedeckt ist, ebenso alle Deckelstücke und die Wangen, auch der Unterkiefer. Der Suborbital- knochen scheint auf den ersten Anblick glatt und schup- penlos zu sein, bei näherer Untersuchung ergiebt sich, dass er doch einige grosse Schuppen trägt, die aber ganz unter der glatten und glänzenden Haut verborgen sind. Am oberen Schnauzenrande liegt jederseits eine Grube, welche in eine innere Höhlung unter der Haut der Schnauze innerhalb der Naslöcher führt. Diese Gru- ben verhalten sich ganz so wie die der Gattung Genja- tremus. Länge 9 Zoll. Fünf kleinere Exemplare von 3 bis 5V2 Zoll gehören derselben Art an. Alle haben oben am Kiemendeckel einen dunklen Fleck. Gatt. Genyatremus Gill. In der Stübel' sehen Sammlung finden sich zwei Arten, die sich in keine der Cu vier' sehen oder Günther'- schen Gattungen fügen wollen. Sie unterscheiden sich von Pristipoma durch den Mangel der mittleren Grube unter der Symphyse des Unterkiefers , haben dagegen die sechs Poren, genau wie DIagrarama. Unter den Dia- gramma würden sie sich nur mit D. cavifrons vergleichen lassen, von dem sie jedoch auch in mehrfachen Punk- ten abweichen. Ueberhaupt haben sie im Habitus viel mehr Aehnlichkeit mit Pristipoma, da ihr Kopfprofil gar nicht sehr auffallend gewölbt ist. — Gill hat, wie an so vielen Orten in der Ichthyologie, vielleicht an zu vielen, so auch in der Gruppe Pristipomatinae massen- haft generische Trennungen vorgenommen. In den Pro- ceedings of the Academy of natural sciences of Philadel- phia 1862. p. 256 gründet er eine Gattung Genyatremus, 202 Troschel: welche er von Pristipoma durch die Abwesenheit einer Kinngrube, die niedrigen Präorbitalknochen, die herab- gekrümmte Schnauze, und 14 (Cuvier zählt nur 13) langsam niedriger werdende Rückenflossenstacheln unter- scheidet. Dieser Gattung stehen unsere beiden neuen Arten offenbar am nächsten, weil auch ihnen die Kinn- grube fehlt; aber die Praeorbitalknochen sind nicht so niedrig , auch wie bei Haemulon und Pristipoma mit Schuppen bedeckt , die Schnauze ist nicht so herabge- krümmt und es sind nur 13 Rückenflossenstacheln vor- handen. Ich halte diese Abweichungen jedoch nicht ge- nügend um abermals eine neue Gattung zu gründen und sehe Genyatremus Gill als ein Zwischenglied zwischen Pristipoma und Diagramma an, unterschieden von Pristi- poma durch den Mangel der Kinngrube, von Diagramma durch das wenig gewölbte Kopfprofil. Ich möchte die Gattungsdiagnose folgendermassen stellen: Corpus com- pressum squamosum, praeoperculum serratum, dentes ma- xillarum setacei seriei externae majores, subconici, man- dibulae foramina sex, fovea centralis nulla, pars radiosa pinnarum verticalium squamosa, dorsalis unica, membrana branchiostega radiis septem. 8. Qenyatremus latifrons n. sp. Unterscheidet sich von Diagramma cavifrous durch die nicht eingebogene Stirn und durch den beschuppten Suborbitalknochen. — Die Höhe am Anfang der Rük- kenflosse ist gleich der Kopflänge und fast viermal in der ganzen Länge enthalten. Das Profil des Kopfes ist wenig gewölbt, das obere etwas mehr als das untere, und der Kopf ziemlich spitz. Der Unterkiefer ragt etwas vor, der Oberkiefer reicht bis unter den Vorderrand des Auges. Das Auge ist gross; sein Durchmesser übertrifft ein wenig die Entfernung der vorderen Spitze des Suborbitale vom Augenrande und ist 3^4 mal in der Kopflänge enthalten; er ist gleich der Entfernung der Augen von einander. D. 13. 14—15; A. 3. 7; P. 17; V. 1.5; C. 17. Der fünfte Stachel der Rückenflosse ist der längste, länger als V^ der Kopflänge. Der zweite Stachel der Afterflosse ist Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 203 noch länger, und zn^oll Länge vor. Es weicht einigermassejgL von der Cuvier' sehen Beschreibung und Abbildung ab; ich möchte aber um so weniger eine neue Art darauf gründen, als ich kein mittelmeerisches Exemplar zur Vergleichung zur Hand habe. Günther hat in seinem Catalogue I. p. 453 ein Exemplar von Lan- zarote gleichfalls für identisch mit dem mittelmeerischen Fische erkannt. Bei dem Fische von den Cap Verdischen Inseln ist das Profil von der Rückenflosse zur Schnauze viel weniger gewölbt als in der Cuvier'schen Abbildung, fast geradlinig, und die Afterflosse steigt viel steiler auf, als es die genannte Abbildung zeigt. Das Auge erscheint grösser; sein Durchmesser ist der Entfernung von der Schnauze ohne die Zähne fast gleich. Oben sind nur sechs Schneidezähne vorhanden, falls nicht etwa der äus- einen dünnen Stiel und breite Schneide, werden nach aussen kleiner. Hinter ihnen steht eine zweite Reihe kleiner, spitzer Zähnchen, die vorn in der Mitte beginnt und sich bis hinten erstreckt, wo sie in die äussere Reihe der rundlichen Mahlzähne übergeht; innerhalb der letzteren liegt eine zweite Reihe etwas grosserer Mahlzähne. D. 12. 13; A. 3. 13. Der ganze Fisch ist silberfarbig und hat nur den schwarzen Fleck am Schwänze. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 14 210 Troschel: sere jederseits verloren gegangen sein sollte. Es sind nur drei deutliche schwarze Querbinden vorhanden, doch sieht man in den Zwischenräumen noch je einen schwach angedeuteten Streifen. Der Fleck am Schwänze ist scharf ausgeprägt. D. 11. 14; A. 3. 12. Ich setze voraus, dass die Abweichungen in den Formverhältnissen durch den jugendlichen Zustand des Exemplares erklärt werden kön- nen. — Valenciennes hat sich in Webb und Berthelot Hist. nat. des Canaries p. 29 und 30 gegen die Trennung der Gattung Charax von Sargus ausgesprochen. Ich stimme jedoch entschieden mit Günther überein, der diese Trennung festhält. Die Schneidezähne sind aller- dings denen von Sargus ganz ähnlich, um so weniger die winzigen sogenannten Backenzähne. Sie sind eher borstenförmig zu nennen, sind viel höher als breit, und wenn ein Anfänger unseren Fisch z. B. nach Günther's Uebersicht bestimmen wollte, würde er nicht auf den richtigen Weg kommen, da er ihn nicht in der Gruppe Sargina suchen könnte, die durch die seitlichen Molar- zähne charakterisirt ist. Ein solcher Backenzahn (Taf. V. Fig. 1. 2) ist 0,39 Mm. hoch bei einer Dicke von 0,09 Mm. er ist also 4V3 n^al so hoch wie breit. Von seinem Grunde steigt er gleichmässig auf und trägt an seinem Gipfel eine kopfartige Anschwellung, die wenig dicker erscheint als der Stiel und den dritten Theil der Höhe des gan- zen Zahnes einnimmt. Von der Basis aus zieht sich eine Höhlung von 0,0225 Mm. in dem Zahn in die Höhe, welche bis in den Knopf reicht, und die mit Luft erfüllt war, als ich den Zahn untersuchte; bei geringem Druck liess sich ein Theil der Luft als ein Bläschen aus der Basalöffnung herauspressen. Im Knopfe, am oberen Ende des Längskanal es ist ein sehr zartes System von inneren Kanälen sichtbar, welche meist nicht mit dem Längskanal zu communiciren scheinen, die sich strahlenförmig aus- breiten und sich nach der Oberfläche des Zahnes verästeln. Die zarten Stämme dieser Kanälchen schätze ich auf etwa 0,0006 Mm. Ein Beitrag- zur ichtliyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 211 17. Pagellas goreenais Cuv. Val. Cuv. Val. VI. p. 203. Während C u v i e r und Valenciennes selbst ihren Pagellus goreensis als zum Verwechsehi ähnlich mit ihrem Pagellus mormyrus bezeichnen, jedoch bestimmte Diffe- renzen angeben^ hat Günther die beiden Arten ver- einigt. Derselbe scheint sich besonders dadurch haben bestimmen lassen, diese Vereinigung vorzunehmen, weil er an allen Exemplaren von P. mormyrus dieselben Zahlen der Flossenstrahlen fand, wie sie Cuvier und Valenciennes für P. goreensis angeben, nämlich D. 11. 12; A. 3. 10. — Da in der Sammlung des Herrn Dr. Stübel drei Exemplare von den Cap Verdischen Inseln vorliegen, die unzweifelhaft als echte P. goreensis C. V. gelten können, so suchte ich durch Vergleich mit einem mittelmeerischen Exemplare des Bonner Museums zur Ueberzeugung über die Gültigkeit oder Ungültigkeit der Art zu kommen. Ich muss danach der Cuvier -Valen- cienncs'schen Ansicht mich anschliessen, weil sich die drei Cap Verdischen Exemplare, unter sich übereinstim- mend, bestimmt von dem mittelmeerischen Exemplare unterscheiden lassen. Die Formen, welche an den Cana- rischen Inseln vorkommen, hält Valenciennes ^) für übereinstimmend mit der Art des Mittelmeers. Bei der sehr nahen Verwandtschaft der beiden in Rede stehenden Arten und der grossen Aehnlichkeit in der so charakteristischen Färbung, darf ich mich hier da- rauf beschränken, diejenigen Differenzen hervorzuheben, durch welche mir die Artberechtigung erwiesen scheint. Was zuerst die äusseren Kennzeichen betrifft, so ist P. goreensis langstreckiger. Die Höhe über der Bauch- flosse und am Anfang der Rückenflosse ist 31/2 mal in der Länge mit Ausschluss der Schwanzflosse enthalten, bei P. mormyrus nur 3 mal, und zwar bei gleicher Grösse der Exemplare. Der Kopf ist bei P. mormyrus länger als bei P. goreensis ; seine Länge gleicht in beiden Arten der 1) Webb et Berthelot Hist. nat. des lies Canaries Poissons p. 35» 212 Troschel: Körperhöhe. Auch die Entfernung der Augen von ein- ander ist bei P. mormyrus beträchtlicher als bei P. go- reensis. Diese Körperverhältnisse möchten jedoch durch einen besseren Ernährungszustand des mittelmeerischen Exemplares erklärt werden können, und es ist vielleicht hierauf kein sehr grosses Gewicht zu legen. — Die Schnauze ist bei P. goreensis kürzer, wie schon Valen- ciennes angiebt. Das gleich grosse Auge ist bei P. goreensis nur 1^/3 mal in der Schnauze enthalten, bei P. mormyrus mehr als 2 mal. Dieser Unterschied hängt mit der verschiedenen Grösse des Suborbitalknochens zusam- men , was auch schon Valenciennes gesagt hat. Der vordere Suborbitalknochen ist bei P. mormyrus in allen Dimensionen grösser, die folgenden Knochen unter dem Auge sind ebenfalls viel höher. Die Folge davon ist, dass der Raum für die Schuppen an der Wange bei P. goreensis viel beträchtlicher ist, als bei P. mormyrus. Bei P. goreensis unterscheidet man sehr deutlich fünf Reihen grosser Schuppen an der Wange, bei P. mormyrus sind diese Schuppen kleiner, viel dichter an einunder gedrängt, und nicht deutlich in Reihen geordnet. Sehr ähnlich ver- hält sich die ßeschuppung des Operculums. — Die Sta- cheln der Rückenflosse sind bei P. goreensis viel höher und schlanker als bei P. mormyrus; der vierte Stachel ist bei P. goreensis 272, bei P. mormyrus 4 mal in der Körperhöhe enthalten. Auch die Strahlen der Afterflosse sind, wie Valenciennes richtig bemerkt, bei P. go- reensis höher. — Das Gebiss zeigt gleichfalls eine ent- schiedene Abweichung. Hauptsächlich fällt es in die Augen, dass die äussere Reihe der hechelförmigen Zähne vorn in den Kiefern, namentlich im Oberkiefer, bei P. goreensis viel grösser sind, als bei der anderen Art, sie gleichen einer Reihe conischer etwas gekrümmter Hunds- zähne, während sie bei P. mormyrus die übrigen Zähne nicht wesentlich überragen. Die Valenciennes'sche Angabe, dass bei P. mormyrus die zweite Reihe, bei P. goreensis die dritte Reihe der Backenzähne, die grössten Zähne enthalte, ist im Allgemeinen richtig, und kann als specifi- scher Unterschied gelten, obgleich bei P. mormyrus einer- Ein Beitrag- zur ichtbyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgab. 213 seits neben der äusseren Zahnreihe noch zwei Zähne stehen, die allenfalls wie eine zweite Reihe erscheinen. Die Färbung ist bei beiden sehr ähnlich^ sie haben vierzehn dunkle Querbinden. Dass sie bei P. goreensis dunkler sind, weiter lierabreichen, und daher deutlicher ausgeprägt erscheinen, darf kaum als speciiischer Unter- schied angesehen werden. Die Exemplare sind zwischen 8 und 9 Zoll lang. 18. Dentex rmdtidens Cuv. Val. Cuv. Val. VI. p. 238; Günther Catal. I. p. 373. Ein Exemplar von den Cap Verdischen Inseln stimmt mit der freilich unvollständigen Beschreibung, welche Valenciennes von einem Fisch unter obigem Namen giebt, so gut überein, dass ich glauben muss es gehöre derselben Art an. Freilich hat Valenciennes die Art nach einem alten Exemplar der Pariser Sammlung auf- gestellt, dessen Vaterland unbekannt war, hat aber nach- her in einem Fische des Berliner Museums, gesammelt von Ehrenberg im Rothen Meere, die Art wiederer- kannt, und so ist eigentlich nicht zu erwarten, dass diese Art auch bei den Cap Verdischen Inseln vorkommen sollte. Sollte unser Fisch specifisch verschieden von dem Valenciennes'schen sein, so mag sich dies durch Verglei- chung mit den Pariser und Berliner Originalexemplaren herausstellen. Zur Feststellung unseres Fisches gebe Ich hier die Beschreibung. Die Höhe des Fisches am Anfange der Rückenflosse gemessen ist 2^/3 mal in der Länge ohne Schwanzflosse enthalten; 3V2nial in der ganzen Länge; der Kopf 474 mal in der ganzen Länge. Das Auge Ist 4V2 nial in der Kopflänge; 1^/2 mal in der Schnauzenlänge enthalten. Der Suborbitalknochen ist fast so hoch wie der Augendurch- messer, und doppelt so lang; sein unterer Rand ist grob crenullrt. Diese höhere Partie des Suborbitalrandes wird durch den ersten und zweiten Suborbital knochen gebil- det, von denen der erste l^^nial so lang ist Avie der zweite : letzterer ist mit kleinen Schuppen versehen. Die 214 Troschel: Schnauze nebst einem schmalen Streifen um das Auge und der Unterkiefer sind nackt^ alle übrigen Tlieile des Kopfes beschuppt. An der Wange finden sich neun Schup- penreihen, die mit den Schuppen des Operculums und Suboperculums gleich gross sind, die Schuppen des Prae- operculums und Interoperculums sind viel kleiner. Der Oberkiefer wird vom Suborbitalknochen nicht völlig ver- borgen. — Im Oberkiefer ist eine schmale Binde kleiner hecheiförmiger Zähne vorhanden, ausserhalb von einer Reihe entferntstehender conischer, gekrümmter, sehr spitzi- ger Zähne umgeben, von denen die acht mittleren den Namen von Hundszähnen verdienen, auf sie folgen dann noch jederseits mehrere kleinere. Aehnlich vorhalten sich die Zähne im Unterkiefer, jedoch ist die Binde hechei- förmiger Zähne noch schmaler. Die Rückenflosse ent- hält 11 Stacheln und 11 weiche Strahlen. Der erste Sta- chel ist niedrig aber kräftig und legt sich als Stütze dicht an die Basis des viermal längeren zweiten Stachels. Der dritte Stachel ist mehr als dreimal in der Höhe des Fisches enthalten. Der vierte und fünfte Stachel sind eben so hoch. Die folgenden Stacheln und die weichen Strahlen sind etwas niedriger. Der letzte weiche Strahl ist getheilt; sein vorderer Ast ist länger, reichlich so lang wie der dritte Stachel, sein hinterer Ast zwar kür- zer als der vordere, aber doch auch noch länger als die übrigen weichen Strahlen. Die Afterflosse enthält drei Sta- cheln und neun weiche Strahlen ; der letzte weiche Strahl ist verlängert und verhält sich ebenso wie der letzte Strahl der Rückenflosse. Die Brustflosse ist spitz und von Länge des Kopfes. Sie besteht aus 14 Strahlen (Va- lenciennes zählt 17) von verschiedener Länge, deren Verhältniss sich am besten aus den absoluten Maassen in Millimetern von oben nach unten fortschreitend wird erkennen lassen: 21, 46, 62, 83, 77, 54, 39, 34, 29, 25, 22, 27, 36, 25. Die Bauchflossen sind vor dem Anfange der Rückenflosse inserirt. Sowohl der Stachel, wie die fünf weichen Strahlen sind sehr breit; der Stachel ist so lang wie die weichen Strahlen, und 2^2 nial in der Höhe des Fisches enthalten. Die Schwanzflosse ist seicht aiisgc- Ein Beitrag- /.ur ichthyol. Faiiua d Inseln d. Gi'ünen Vorg-eb. 215 schweift, der obere Lappen etwas länger. — Der Fisch ist 141/2 Zoll lang. Die Schuppen sind gross und haben 10 fächerför- mige Streifen im vorderen Theil. 19. Lethrinns atlanticiis Cuv. Val. Cuv. Val. VI. p. 275 ; Günther Catal. L p. 460. Mir ist kein Zweifel, dass wir es hier mit der oben genannten iVrt zu thnn haben, auch dass Günther die- selbe in Händen gehabt hat. Unsere drei Exemplare sind G — 7 Zoll lang. 20. Box goreensis Cuv. Val. Es ist sehr nahe gelegt zwei kleine Exemplare der Gattung Box, welche sich in der Sammlung des Herrn Dr. Stube l finden, für Box goreensis Cuv. Val. anzu- sprechen. Da Günther diese Art als eine sehr zwei- felhafte bezeichnet, wozu allerdings nach der Valencien- nes'schen Beschreibung alle Berechtigung vorliegt, so benutze ich diese Gelegenheit, die Fische genau mit einem mittelmeerischen Exemplare von Box salpa, das sich seit lange im Bonner Museum befindet, so w4e mit einem Exemplare von Madeira, welches Dr^ Carl Wolff für unser Museum gesammelt hat, zu vergleichen. — Das Auge unserer Exemplare ist grösser, es nimmt den drit- ten Theil der Kopfläne^e ein und ist gleichweit von der Schnauzenspitze und vom Rande des Kiemendeckels ent- fernt ; bei Box salpa nimmt es nur den vierten Theil der Kopflänge ein und ist fast um seinen doppelten Längs- durchmesser von dem Dcckelrande entfernt. Die Ent- fernung der Augen von einander ist bei B. goreensis gleich dem Augendurchmesser, bei B. salpa das andert- halbfache des Augendurchmessers. In den Körperverhält- nissen kann ich einen wesentlichen Unterschied nicht finden. Die Höhe des Körpers, am Anfang der Rücken- flosse gemessen, ist 4 mal, die grösste Höhe, welche weiter zurück liegt, nur 8^/2 mal in der ganzen Länge enthalten. Die Angabe von Valenciennes, dass die Stacheln der Rückenflosse höher sind, finde ich bestätigt. Der fünfte 216 Troschel: Stachel ist bei B. goreensis 2V4; bei B. salpa mehr als 3 mal in der Höhe am Anfange der Rückenflosse ent- halten. Die Zahl der Flossenstrahlen ist nicht verschie- den. Den schwarzen Fleck an der Achsel der Rücken- flosse ist bei unseren Cap Verdischen Exemplaren wirk- lich nicht vorhanden. Im Gebiss finde ich keinen be- merkenswerthen Unterschied. Oben stehen jederseits 6 zweispitzige Schneidezähne, die von der Mitte nach hinten gleichmässig abnehmen; imten finden sich jederseits 7 Zähne, von denen die mittleren etwas kleiner sind als ihre Nachbaren, von wo aus sie nach hinten allmählich kleiner werden. Die mittleren sind unten lanzettförmig spitz mit schwachen seitlichen Zähnchen; vom vierten an werden sie niedriger, mehr abgerundet an der Schneide und die Zahl der Seitenzähnchen nimmt zu; die letzten sind klein, niedrig, abgerundet und am Rande crenulirt. — Die angegebenen Differenzen scheinen mir hinreichend, um eine specifische Verschiedenheit anzunehmen. 21. üpeneus prayensis Cuv. Va]. Cuv. Val. IIL p. 485; Günther Catalogue 1. p. 409. Bei diesem Fisch habe ich nur eine Bemerkung über das Gebiss hinzuzufügen. Es liegen zwei Stücke von 7 und von 5V2 Zoll vor; beide stimmen mit der Cu- vier-Valenciennes' sehen und mit der Günther'schen Be- schreibung gut überein. Das kleinere Exemplar hat in beiden Kiefern eine Reihe nicht sehr li'edrängtcr stumpf konischer Zähne, oben wie unten etwa 30 an der Zahl. Das grössere dagegen hat im Zwischenkiefer vor der Zahnreihe noch sechs kräftigere Zähne, eine vordere Reihe bildend. Die beiden mittleren sind breit und kurz, nie- drige grade Kegel bildend, die beiden folgenden Paare sind dünner und stark nach aussen gekrümmt. Diese auffallende und eigenthümliche Zahnbildung ist wahr- scheinlich eine Auszeichnung des männlichen Geschlech- tes. D. 8—1. 8; A. 1. 6. Das Cuvier-Valcnciennes'sche Exemplar stammte vom Grünen Vorgebirge, das des Britischen Museums vom Ein Beitrag zur ichlhyol. Fauna cl. Inseln d. Grünen Yorgeb. 217 Niger. Die Art scheint sich nicht weiter nach Süden zu verbreiten. 22. Girella Stübeli n. sp. Der vorliegende Fisch hat eine auffallende Ueber- einstimmiing mit der Beschreibung, welche Günther Catalogue I. p. 429 von seiner Girella zonata giebt. Er hat sogar die hellere Querbinde, welche sich von der Mitte der ersten Rückenflosse nach dem Bauche herab- zieht. Günther giebt als Vaterland fraglich Australien an. Wahrscheinlich hatte sein Specimen aus der Haslar Collection gar keine Vaterlandsangabe, und er kam zu der ausgesprochenen Vermuthung, weil die gattungsver- wandten Arten australische und chinesische Meere bewoh- nen. Ich würde danach keinen Anstand nehmen, unseren Fisch für identisch mit der Günther'schen Art zu halten, wenn er nicht doch in einigen Punkten abwiche, deren Angabe ausreichen wird, seine specifische Berechtigung geltend zu machen. Er hat 15.12 Strahlen in der Rücken- flosse, 3.11 in der Afterflosse (Günth er zählte bei seiner Art 14.14 in der Rückenflosse); die Bauchflossen erreichen den After bei w^eitem nicht, ihre Spitze bleibt vom After noch um die Hälfte ihrer Länge entfernt. Die Entfernung der Augen von einander ist nicht dreimal in der Kopf- länge enthalten, w^ie bei Günther's Art, sondern nur 272iEal, wenn m.an den Zwischenkiefer mitmisst, bis zur Spitze der Schnauze ohne den Zwischenkiefer gemessen, ist der x\ugenabstand noch nicht ganz 27:$ mal in dieser Länge enthalten; am vorderen Theile des Gaumenbeins ist ein kleiner Haufen stumpfer Zälinchen angebracht. Zur Vergleichung mit Girella zonata Gthr. füge ich dieselben Maasse, welche Günther gemessen hat, in Rheinischem Maasse hinzu. Günther hat wahrscheinlich nach ''englischem Maasse gemessen; er wendet aber die Theilung des Zolles in 12 Linien an, wie sich aus der Angabe der Kopflänge ersehen lässt. G. zonata. G. Stübeli. Ganze Länge 8" 4'" 9" 5'" Höhe des Körpers 2 10 3 2V2 218 Troschel; G. zonata. G. Stübeli. Länge des Kopfes . . Entfernung der Augen Durchmesser des Auges Länge des sechsten Rückenstachels Länge eines Schwanzlappens . Länge des dritten Analstachels Länge des fünften Analstrahles Länge des elften Analstrahles . Länge der Brustflosse Länge der Bauchflosse Länge einer Schuppe . Höhe einer Schuppe . 1" IV - 8 - 5 - 10 2 — 9 4 7 7 5 3V2 3 2 11"' 9 5V2 9V2 1 8V2 7 6V2 8 6 3V2 — 3 Wenn man die angegebenen Abweichungen in die Günther'sche Beschreibung von G. zonata einträgt, dann habe ich nur noch das Gebiss genauer zu beschreiben. Im Zwischenkiefer, der wie der Unterkiefer von einer dik- ken fleischigen Lippe umgeben ist, stehen zwei durch eine Furche sehr deutlich getrennte Querbinden von Zähnen. Die der äusseren Binde sind gross, beweglich, in drei bis vier Reihen unregelmässig geordnet. Sie haben (Taf. V. Fig. 3. 4. 5) einen langen Stiel, an dessen Ende sich eine breitere Platte im rechten Winkel herabbiegt. Die mittleren Zähne, sowie die äusseren Zähne sind dreispitzig, neben der abgerundeten Spitze des Zahnes steht jederseits ein kürzeres Nebenspitzchen; die übrigen Zähne der äusseren Binde des Oberkiefers haben eine abgestutzte Endplatte ohne Einkerbung. Der Stiel dieser Zähne ist 3V2 Mm. lang, die Endplatte fast 1 Mm. Die Zähne der inneren oder hinteren Binde sind unregelmässig in vielen Reihen geordnet, sehr klein und wenig beweglich; am Yorder- rande der Binde steht eine Reihe grösserer am Ende verbreiteter Zähne, die am Ende in drei stumpfe Läpp- chen getheilt sind. Von den äusseren Enden dieser hin- teren Binde zieht sich eine Reihe stumpf conischer Zähn- chen nach hinten. Ganz ebenso verhalten sich die Zähne des Unterkiefers, nur sind hier fast alle beweglichen Zähne der vorderen Binde dreilappig, was vielleicht auf eine mindere Abnutzung der unteren Zähne schliessen Ein Beitrag zur Ichthyol. Fauna d. Insehi d. Grünen Vorgeb. 219 lässt. Am Anfange jedes Gaumenbeins ist ein kleines Häufchen stumpf conischer Zähnchen vorhanden. Vomer und Zunge sind .zahnlos. Cuvier setzte die Gattung Pimelepterus in die Fa- milie der SquamipenneU; Günther zählte sie zu den Spa- roiden. Die Gattung Girella hat manche nahe Beziehun- gen zu Pimelepterus. Beide haben die Beschuppnng der senkrechten Flossen, ihnen fehlen die grossen Schuppen in den Achseln der Brust- und Bauchflossen, ihr ganzer Habitus weicht von den Sparoiden ab. So erscheint es ganz zweckmässig die Pimelepterus und Girella zu einer besonderen kleinen Familie, wie Gill Proc. Philadelphia 1862. p.244 vorgeschlagen hat, zu vereinigen. Dadurch wer- den die Squamipennen und Sparoiden gereinigt. Welche von den von Günther in die Nähe von Girella gestell- ten Gattungen Pachymetopon, Dipterodon, Proteracanthus, Doydixodon, Tephraeops und Gymnocrotaphus mit in diese Familie eintreten müssen, darüber enthalte ich mich der Entscheidung, da mir keine Exemplare zur Unter- suchung vorliegen. Die Schuppen von Pimelepterus und Girella sind keine echten Sparoidschuppen. Ihre feinen concentrischen Linien laufen zwar gegen den. oberen und unteren Rand aus, aber unter sehr spitzem Winkel. Gi- rella hat sehr zahlreiche (26 — 28) , Pimelepterus wenige (5 — 6) nach dem vorderen Rande auslaufende Fächer- strahlen. Bei Girella bleiben alle concentrischen Linien völlig getrennt, bei Pimelepterus (pehmel) vereinigen sie sich zu mehreren nach hinten, wodurch ihre Zahl gegen den gezähnelten Theil viel geringer wird. 23. Mugil nigro-strigatus Gthr. Günther Catalogue IH. p. 457. Scheint bei den Cap Verdischen Inseln häufig zu sein, da in der Stübel'schen Sammlung 9 Stücke von 473 bis 6V3 Zoll Länge vorliegen. Durch dieses Vorkommen gewinnt die Günther'sche Vermuthung, dass die Vater- landsangabe des einen Exemplares im Britischen Museum von Borneo irrthümlich sei, sehr an Wahrscheinlichkeit. Eine Verbreitung von den Westindischen bis zu den Cap 220 Troschelr Verdischen Inseln ist viel eher denkbar; wenn nicht etwa durch eine Verwechselung der Cap Verdischen Insel St. Vicente mit der westindischen St. Vincent, das zweite Exemplar des britischen Museum ein wahrer Landsmann unserer Fische sein sollte. In diesem Falle möchte leicht die Species eine der Cap Verdischen Inseln eigenthüm- liche sein. — Ich habe der Günther'schen Beschreibung nur eine Bemerkung über die Zähne beizufügen. An der Oberlippe steht eine Reihe deutlich sichtbarer Zähne (Taf. V. Fig. 6 und 7) von 0,13 Mm. Länge, die wirkliche Zähne sind, mit einer Höhle an der cylindrischen Basal- hälfte und einem System feiner Porenkanäle in dem plat- ten, fast löffeiförmigen Endtheil. Die Befestigung dieser Zähne ist, wie wahrscheinlich bei allen Mugil eine recht eigenthümliche, wovon ich jedoch nur bei Günther Ca- talogue HI. p. 412 eine entfernte Andeutung finde. Er sagt daselbst, „der vordere Rand des Zwisclienkiefers sei mit einer Reihe borstenförmiger Knochenfranzen verse- hen.'^ Es entspringen nämlich vom Zwischenkiefer sehr zahlreiche elastische Fasern, platt, sich mehrfach ver- ästelnd, und in zwei Schichten. Der Zwischenkiefer bil- det nach vorn zwei ziemlich scharfe Ränder, einen oberen und einen unteren, weit getrennt durch eine Vertiefung; von jedem Rande entspringt eine Schicht dieser elasti- schen Fasern. Sie durchsetzen die ganze Dicke der Ober- lippe und tragen an ihrem Ende die Zähne, so jedoch, dass immer die Aeste der benachbarten Fasern und auch aus beiden Schichten zusammentreten um die Ansatzstelle für einen Zahn zu bilden. Durch diese Vorrichtung sind die Zähnchen sehr beweglich, und werden doch immer ■wieder in ihre Lage zurückgebracht. Vorn vom Unter- kiefer entspringen zwei ganz ähnliche Schichten elasti- scher Fasern, eine vom unteren, die andere vom oberen Kieferrande. Sie bilden die Stütze der dünnen nach vorn scharf vortretenden Unterlippe, tragen aber keine Zähne, sondern ihre verästelten Enden treten am Lippenrande hervor und geb^n ihm das fein ciliirte Ansehen. Am Gaumen stehen keine Zähne ; zwei Stellen sind mit klei- nen Papillen von ungefähr 0,08 Mm. Höhe besetzt, die Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 221 mit der Lupe betrachtet wie feine Zälmchen aussehen, sie sind jedoch von weicher Beschaffenheit. Die Zunge erhebt sich dacbförmig zu einer mittleren Leiste; auf jeder Seite und vorn an der Spitze ist ein Zug kleiner conischer, spitzer, nach innen und hinten gekrümmter Zähncheu von 0,15 Mm. Höhe vorhanden (Taf. V. Fig. 8), die mittlere Leiste ist zahnlos. Der den Rand umge- bende Zug besteht aus einer Anzahl an der Oberfläche der Haut gelegener. Knochenplättchen, auf denen die Zähnchen in mehreren unregelmässigen Reihen stehen, ein jeder auf einem Höckerchen befestigt, mit deutlicher zur Hälfte der Höhle reichender Zahnhöhle und darüber mit feinen Kanälchen. 24. Mugil hrasüiensis Gthr. Günther Catalogue IIL p. 43L Für die Unterscheidung der Species dieser schwie- rigen Gattung haben wir Günther sehr viel zu ver- danken, und doch lassen sich diese Fische nicht leicht mit voller Sicherheit bestimmen, zumal wenn man nicht über eine reiche Sammlung zur Vergleichung zu verfügen hat. Ein Fisch der Stübel'schen Sammlung besitzt wohl entwickelte Augenlieder, neun weiche Strahlen in der Afterflosse, 36 Schuppen zwischen Kopf und Schwanz- flosse, einen ganz verborgenen Oberkiefer und der Win- kel des Unterkiefers ist ein rechter. Demnach muss man ihn für Mugil brasiliensis nehmen, falls nicht Abweichun- gen von der weiteren Beschreibung zur Aufstellung einer neuen Art berechtigen sollten. Die Abweichungen sind folgende: Die Höhe ist 5 mal in der ganzen Länge ent- halten, die Entfernung der Augen von einander 2^4 (nicht 2V3) mal in der Kopflänge, das hintere Nasloch liegt viel näher dem Auge als der Schnauzenspitze (nicht auf der Mitte); kleine Abweichungen, die ohne Ver- gleichung von richtig bestimmten Exemplaren für speci- fische Sonderung nicht ausreichend scheinen. Dabei setze ich voraus , dass der Präorbitalknochen übereinstimmt, von dem Günther sagt: „the praeorbital tapers poste- rior ly, has the anterior margin tinely serrated ct.*^ Bei 222 Troschel: , unserem Cap Verdischen Exemplare läuft derselbe nach unten in eine Spitze aus, ist also von dreieckiger Gestalt, und ist am Vorderrande gezälinelt, mit nach unten ge- richteten Zähnen, am Hinterrande findet sich über der Spitze nur ein einziges Zähnchen. Günther citirt zu dieser Art Mugil curema Cuv. Val., dessen Beschreibung in der Hist. nat. des poissons XI. p. 87 gut auf unseren Fisch passt. Die Verhältnisse stimmen überein, ebenso die Beschuppung von Rücken- nnd Afterflosse und die schwarz gerandcte Afterflosse; nur die Angabe, das Sub- orbitale sei abgestutzt und an der Spitze gezähnt deutet auf einen anderen Fisch. — Nicht fern stehend von M. brasiliensis scheint M. ashanteensis zu sein, denBleeker in seinem Memoire sur les poissons de la cote de Guinee pl. 19 abgebildet hat ; unser Exemplar ist jedoch nicht mit ihm zu identificiren. Im Zwischenkiefer wie im Unter- kiefer stehn sehr deutlich sichtbare Zähne in mehreren Reihen. Wie bei der vorigen Art entspringen auch hier verästelte elastische Fasern, die sich am Lippenrande zu den Basen vereinigen , auf welchen die einzelnen Zähne stehen. Diese elastischen Fasern sind von einer Haut überzogen, die sich leicht ablösen lässt, und jedes Zähn- chen tritt aus einem kleinen Loche in der Lippenhaut hervor. Die einzelnen Zähne (Taf. V. Fig. 9) sind 0,5 Mm. lang. Der ganze Gaumen ist mit zahlreichen Papillen besetzt, die beim Anblick mit der Loupe leicht für Zähn- chen genommen werden; sie sind aber alle ganz weich. Ebenso ist die Zunge dicht mit weichen Papillen besetzt; ich habe keine Zähne finden können. 25. Mugil iJulcJtellus n. sp. Am auflallendsten macht sich diese Art dadurch kenntlich, dass im Oberkiefer eine Reihe sehr deutlicher Zähne sichtbar ist, was mich anfänglich verleitete, sie der Günther'schen Gattung Myxus zuzuzählen. Ich finde jedoch, dass die Bezahnung von anderen Mugil nicht wesentlich abweicht; es ist mir überhaupt zweifelhaft, ob sich die Gattung Myxus werde halten lassen. Unsere Art hat keine Fettlage an den Augen, die Oberlippe Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 223 nicht auffallend verdickt, neun weiche Strahlen in der Afterflosse und etwa 39 Scliuppcn in der Seitenlinie. Sie gehört also nach der Günther'schcn Uebersicht unter IL B. c, stimmt aber mit den darunter enthaltenen beiden Arten weder nach dem Vaterlande noch sonst wie überein. Die Höhe an den Bauchflossen ist G mal^ die Kopf- länge 42/3 mal in der ganzen Länge enthalten. Der Längs- durchmesser des Auges ist länger als die Entfernung des Auges von der Schnauzenspitze, etwas kleiner als die Entfernung der Augen von einander und 1^/3 mal in der Entfernung des Auges vom Deckelrande enthalten. Das Praeorbitale ist unten abgerundet, am Vorderrande, Un- terrande und am unteren Theile des Hinterrandes scharf und deutlich gezähnt. Die Länge der Brustflossen ist fast gleich der Körperhöhe. Die Lisertion der Bauchflossen ist näher der Brustflosse als der Rückenflosse. Sowohl die Oberlippe, wie die Unterlippe sind durch die eigen- thümlichen elastischen Fasern gestützt. An der Oberlippe steht am äusseren Rande eine Reihe sehr deutlicher Zähne, (Taf. V. Fig. 10), über 20 an jeder Seite, jeder 0,24 Mm. lang ; nahe dahinter folgt eine zweite Reihe viel kleinerer von 0,09 Mm. Länge, die mit denen der ersten Reihe al- terniren. Am Unterkiefer habe ich kaum Spuren von Zähnchen bemerken können, dagegen treten die Enden der Zweige der elastischen Fasern hervor, und lassen den scharfen Rand gewimpert erscheinen. Der vordere Rand des Vomer ist querüber mit einem in der Mitte wenig unter- brochenen Zuge von kleinen Zähnchen besetzt. Sie sind fest am Knochen befestigt, conisch, spitz, etwas nach hinten gekrümmt und bis 0,12 Mm, lang. Auf der Zunge liegen in drei Reihen, einer mittleren und einer am Rande jeder- seits, kleine Knochenplättchen, länger als breit, die auf ihrer Oberfläche mit ganz ähnlichen Zähnen (Taf. V. Fig. 11) wie der Vomer besetzt sind , von verschiedener Grösse, aber auch zum Theil eine Länge von 0,12 Mm. erreichend. — Von der Farbe ist nach den vorliegenden fünf Exem- plaren wenig zu melden. Sie sind in Spiritus conservirt, fast ganz entschuppt, oben dunkelblau, unten weiss, an den Seiten mit dunklen Längslinien, etwa sechs, die aus 224 Troschel: Punkthaufen zusammengesetzt sind, deren jeder einer Schuppe entspricht. Das kleinste ist 1 Zoll 10 Lin., das längste 3 Zoll lang. D. 4—1. 8 ; xl. 3. 9 ; P. 14 ; V. 1. 5; C. 14. 26. Atherina presbyter Cuv. Da diese Art nach Lowe sich bis Madeira aus- dehnt, darf es nicht Wunder nehmen, wenn sie auch noch weiter südlich vorkommt. Die drei vorliegenden Exemplare stimmen am besten noch mit A. presbyter überein, Immerhin bedarf aber die Gattung Atherina noch eingehender Untersuchungen zur sicheren Feststellung der Arten. Die Strahlenzahlen sind an zwei Exemplaren D. 7 -1. 12; A. 1. 16, an dem dritten D. 6—1. 11; A. 1. 15. 27. Carmix ptmctatus Cuv. Val. Cuv. Val. bist. nat. des poissons IX. p. 38. Unser Fisch gehört in die Gruppe mit einer falschen Flosse oben und unten. Es war zu vermuthen, dass sich in ihm C. Jacobaeus Cuv. Val. würde erkennen lassen, da diese grossen Ichthyologen als sein Vaterland die Cap Verdischen Inseln bezeichnen. Dies ist jedoch unmöglich, weil die Seitenlinie unseres Fisches schon unter dem er- sten Viertel der zweiten Rückenflosse mit Schildern be- waffnet wird, was nach Cuv i er bei C. Jacobaeus erst unter dem Ende der zweiten Rückenflosse geschieht. Auch giebt Cuvier die Zahl der Schilder auf 23 oder 24 an, während unser Fisch deren 40 besitzt. — Der Besitz von schwarzen Punkten auf dem unbewaffneten Theil der Seitenlinie bringt ihn zur Vergleichung mit C. Sanctae Helenae und C. punctatus. Das Vaterland lässt zwar eher an die erstere der genannten Arten denken; aber sowohl die Zahl der Schilder an der Seitenlinie, wie die Be- schaffenheit derselben muss für die letztere die Entschei- dung geben. Die Zahl der Flossenstrahlen stellt ihn mit- ten zwischen beide. D. 8-1.33 -fl; A^2-1.28 + 1. Er hat weniger Strahlen als C. Sanctae Helenae, mehr als punctatus. Nicht unwahrscheinlich ist es mir, dass wir es hier mit einer weitverbreiteten und variablen Art zu Ein Beitrag znr ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 225 thun haben, und dass C. Sanctae Helenae mit punctatus vereinigt werden müsse, denen C. macarellus imd Jaco- baens vereinigt eine verwandte Art bilden. Die Hanpt- differenz zwischen den beiden so entstehenden Arten würde die Ausdehnung der Bewaffnung der Seitenlinie sein, die bei punctatus unter dem vorderen Viertel oder Drittel, bei macarellus erst unter dem Hinterende der zweiten Rücken- flosse beginnt. — Auffallend ist es mir, dass Günther C Sanctae Helenae mit einer chinesischen Art C ma- ruadsi Temm. Schi, vereinigt. Die Zähne unseres Fisches sind im Zwischen- Kiefer mehr mit dem Finger zu fühlen als zu sehen, um die Cuvier'sche Ausdrucksweise zu gebrauchen, im Unterkiefer sind die Zähne deutlich zu sehen , sie stehen in einer Reihe und sind klein, spitz, konisch. Auf dem vorderen Theile des Vomer steht eine mitten unterbrochene Quer- binde kleiner spitzer Zähne, dahinter folgt bis weit hin- ten in die Rachenhöhle eine Längsreihe etwas grösserer stumpfer Zähne. Auch die Gaumenbeine sind mit einer Reihe Zähnchen besetzt und die Zunge trägt eine Längs- binde kleiner hecheiförmiger Zähnchen. Von der Günther'schen Charakteristik weicht unser Fisch einigermassen ab. Er hat Zähne auf der Zunge, hat nur 40 Schilder an der Seitenlinie, der Unterkiefer steht ein wenig weiter hervor als der Oberkiefer, der Oberkiefer erreicht den vorderen Rand des Auges nicht, der schwarze Fleck am Kiemendeckel ist sehr deutlich. 28. Vomer Browiiii Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poiss(?ns IX. p. 189. Argyreiosus setipennis Gthr. Catalogue II. p. 459. An dem vorliegenden Exemplar von 14 V2 Zoll Länge finde ich im Vergleiche zu der Cuvier'schen Beschreibung folgendes zu bemerken. Die Höhe ist 2V4mal in der gan- zen Länge, die Länge des Kopfes U/i'^ial in seiner Höhe enthalten. Die Stacheln der ersten Rückenflosse sind auf fünf rcducirt, von diesen ist der fünfte nur ein winziger Höcker. Die zweite Rückenflosse hat einen Stachel und 23 weiche Strahlen. Die Afterflosse besteht aus einem Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 15 226 Troschel: Stactel und 20 weichen Strahlen. Die beiden freien Sta- cheln vor derselben, die in der Cuvi er' sehen Figur (pl. 256) so deutlich abgebildet sind, fehlen gänzlich. Die Schup- pen der Seitenlinie sind entschieden knochig und gekielt, aber diese Kiele sind stumpf und treten nicht in eine hintere Spitze hervor. — Günther vereinigt diese Gattung mit Argyreiosus, trotzdem die verlängerten Flossenstrahlen der letzteren Gattung ein ganz anderes Ansehen geben. Ob die drei von Günther bezeichneten Varietäten den Rang von Species verdienen, wie derselbe es für möglich hält, dazu kann ich aus Mangel an Material zur Vergleichung keinen Beitrag liefern. Unser Exemplar zu Var. B. 29. Lichia glaucos Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons VIII. p. 358. Lichia glauca Günther Catalogue IL p. 477. Glaucus Rondeletii Bleeker Poissons de la cöte de Guinee p. 75. Drei Exemplare von öVs, 7V2 und 11 Vs Zoll. Bei dem grössten ist das Auge verhältnissmässig kleiner als bei den anderen, es ist 2Y2nial den Durchmesser vom Deckelrande entfernt, bei den anderen nur 2mal. Der Bauch ist bei dem grossen schön lachsfarbig, bei den kleineren gelblich. Bei dem grossen sieht man vier rund- liche schwarze Flecke über der Seitenlinie, die den klei- neren fehlen. — Diese Art hat eine sehr weite Verbrei- tung: sie findet sich im ganzen Mittelmeer, steigt an der afrikanischen Küste hinab bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung und geht durch den Ocean bis nach Brasilien. 30. Trachinotus goreensis. Cuv. Val., Gthr. Es liegt ein schönes Exemplar eines Trachinotus von I3V2 Zoll Länge vor. Der nahe liegende Versuch, ihn als eine der von Cuvier und Valenciennes be- schriebenen Arten von der Westküste Afrika's und na- mentlich von Gorea zu bestimmen, misslingt, weil er mit keiner Beschreibung übereinstimmt, sondern von allen irgend etwas Abweichendes hat. Wollte man strenge die von Cuvier zur Unterscheidung gewählten Merkmale Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Yorgeb. 227 aufrecht erhalten, dann müssten wir in unserem Fische eine neue Species erkennen, und es lässt sich vorausset- zen, dass noch eine ganze Reihe neuer Arten entstehen würde , wenn noch mehr Exemplare aus den dortigen Meeren vorlägen. Da jedoch die Arten von Cuvier vorzüglich nach dem Verhältniss der Höhe zur Länge, der mehr oder weniger deutlichen ßezahnung, der Höhe der Spitzen von Rücken und Afterflosse u. dgl. unter- schieden sind, — alles Punkte, die nach Alter und Ge- schlecht abändern können, so glaube ich vielmehr, man könne die vier Arten, T. teraia, goreensis, maxiilosus und myrias, vereinigen, bis an reicherem Material die spccifische Differenz gründlicher nachgewiesen sein wird. — Günther zieht in seinem Catalogue II. p. 481 ct. T. teraia zu T. ovatus (T. rhomboides Cuv. Val.) und giebt dieser Art eine überaus weite Verbreitung durch alle Meere, vereinigt maxiilosus mit goreensis und hält myrias als eigene Art aufrecht. Auch zu Günther's Diagnosen fügt sich unser Fisch nicht, daher sind sie mir auch nicht ganz überzeugend für die Species. Die Höhe des Kör- pers verhält sich zur Länge wie 1 : 2^4, danach gehört er zu goreensis; die Länge des Kopfes ist in der ganzen Länge öYsmal enthalten, danach gehört er zu glaucus ; einer der Schwanzflossenlappen 3Y2 in der ganzen Länge, danach gehört er zu ovatus; die vorderen Strahlen der Rücken- und Afterflosse reichen bis über die Mitte der Schwanzflosse, danach gehört er zu glaucus; der vordere der fünf Seitenflecke bildet einen senkrechten Strich, danach gehört er zu myrias ; die Strahlenzahl ist D. 6 — 1.21; A. 2 — 1 . 19; danach gehört er zu ovatus. Der Oberkiefer reicht bis unter den Anfang des Auges. — - Bleeker unterscheidet 1. c. T. goreensis und maxiilosus. Auch mit seinen Beschreibungen stimmt unser Fisch nicht vollständig. 31. Acanthur US Phlebotomus Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons X. p. 176. Günther vereingt Catalogue III. p. 330 diese Art mit A. chirurgus C. V. ; ich kann aber nach Vergleichung 228 Troschel: eines Exemplars von den Cap Verdischen Inseln diese Vereinigung nicht unbedingt annehmen. Es hat D. 9 . 27; A. 3.26; P. 16, also überall mehr Strahlen, als Cuvier beiden in Rede stehenden Arten zuschreibt. Es scheint jedoch, als ob die Zahl der Strahlen bei Acanthurus nicht constant genug sei, um Artmerkmale daraus herzuleiten. Am auffallendsten ist die abgestutzte Schwanzflosse, mit kaum concavem Rande und kaum längerer oberer Spitze. Nehmen wir die Bemerkung Cuvier's hinzu, wonach gerade diese Art die einzige ist, welche auch auf der Ostseite des atlantischen Oceans vorkommt, da er sie von Gorea kennt, so ist nicht zu bezweifeln, dass unser Fisch seinem A. phlebotomus entspricht. Er hat oben 14, unten 16 Zähne. Die Farbe ist braun ohne bestimmte Zeich- nungen. Der Schwanzstachel liegt in einem gelben Felde. Alle Flossen sind dunkel. Die Brustflossen sind am Rande der kürzeren Strahlen gelblich, die Schv>^anzflosse hat einen breiten schwarzen Rand. Ganze Länge 4^/4 Zoll. — Die grössere Zahl der Flossenstrahlen würde für die üebereinstimmung mit dem sehr verwandten A. matoi- des C. V. aus dem Indischen Ocean sprechen, was mir jedoch wegen des Vaterlandes nicht wahrscheinlich ist. 32. Blenmus saiiguinolentus Pall. Blennius parvicornis Cuv. Val. Hist. nat. des poissons XL p.257. Günther Catalogue III. p. 218. Das einzige Exemplar ist nur 3 Zoll lang. D.1L22; A. 2. 22. Es ist grau mit weisslichen Flecken an den Seiten, am Schwänze vier graue Längsbinden, die After- flosse mit schwärzliclier Längsbinde nahe dem Rande, aus der die weissen Spitzen der Strahlen hervorragen. Es stimmt mit der Beschreibung Val e n cienn es' von parvicornis ziemlich gut überein. Ob die Art wn'rklich mit Bl. palmicornis C. V. identisch ist, davon muss ich Günther die Verantwortlichkeit überlassen. Unseren Fisch für Bl. goreensis C. V. zu bestimmen, den Gün- ther nicht kennt, muss ich abstehen, da der Tentakel über dem Auge kürzer ist als der Augendurchmesser, da Ein Beitrag zur ichtliyol. Fauna d. Inseln <\. Grünen Voro-eb. 229 die Strahlcnzahl eine andere ist, und da die Afterflosse von Bl. goreensis keine weisse Spitzen haben soll. 33. Cossyplius jagonensis. Labriis jac^onensis Bowd. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons XIII. p. 100. Cossyplins trcdecimspinosus Günther Catalogiie IV. p. 107. Zwei unserer Fische, einer von 14 Zoll, der andere von 12 Zoll Länge, haben in den Verhältnissen und in der Farbe mit der Giinther'schen Beschreibung seines Cossyphus trcdecimspinosus solche ücbereinstiramung, dass ich mich nicht entschliessen kann, sie als eigene Art abzu- trennen, trotzdem sie in zwei von Günther für wesentlich gehaltenen Punkten abw^eichen, nämlich dass sie nur 12 Stacheln der Rückenflosse haben, und dass ihr Präoper- culum zwar sehr fein, aber doch vollkommen deutlich gezähnt ist. Günther kannte nur ein Exemplar und das mag vielleicht als individuelle Abweichung einen überzähligen Stachel gehabt haben, und die feine Zähne- lung des Vordcckels mag abgenutzt gewesen sein. Die schwarze Qnerbinde, welche vom 9. 10. und 11. Dorsal- stachel sich herabzieht, ist bei unseren beidem Exempla- ren deutlich vorhanden; der weisse Fleck unter dem wei- chen Thoile der Rückenflosse ist nicht sehr merklich. Günther kennt das Vaterland seines Fisches nicht; er stammt aus der Haslar CoUection, und da diese Samm- lung viele Fische von der westafrikanischen Küste ent- hält, so ist das Vaterland kein Hinderniss gQs^Qn die spe- cifische Vereinigung mit unseren Fischen. Valencien- nes kennt in dem 13. Bande der Hist. nat. des poissons nur zwei Labroiden vom Grünen Vorgebirge: Labrus scrofa, der ein ganz anderer Fisch ist, und L. jagonensis Bowd. Ich vermuthe staik, dass Bowdich unseren Fisch vor sich gehabt habe, obgleich die gegebene Beschreibung zu unvollkommen ist, als dass jemals eine ganz sichere Aufklärung zu erwarten steht. Da Va 1 e n ci enn e s ein- mal den Bowdich'schen Namen aufgezählt hat, so Avird man ihn niclit gern ganz vergessen wollen. Ich halte es für 230 Troschel: zweckmässig ihn fortan als Synonym für die in Rede stehende iVrt fortzuschleppen. Wenn ich mich in der Identität unserer Exemplare mit der Günther'schen Art nicht täusche, dann ist der Günther'sche Name bedauer- lich, und wird das Wiedererkennen sehr erschweren, da jeder, der diesen Fisch bestimmen will, sogleich über den tredecimspinosus hinweggehen wird, wie ich es anfäng- lich natürlich auch gethan habe. Ich habe es daher ge- wagt, die obige Synonymie hinzustellen. Im Uebrigen habe ich noch folgende Bemerkungen der Günther'schen Beschreibung hinzuzufügen, theils um zu berichtigen, theils um zu ergänzen. Das vordere Nasloch ist überaus klein, zu einer punktförmigen Oeffnung reducirt und daher leicht zu über- sehen. Die Neigung zu ähnlicher Bildung haben mehrere Labroiden. Der hintere Rand des Präoperculums ist sehr zierlich und fein gezähnelt. Die Beschuppung reicht oben bis an den Hinterrand der Augen, so dass Schnauze Präorbitalknochen und Unterkiefer nackt sind. Die Schup- pen des Körpers sind gross, 34 längs der Seitenlinie, die der Brust und des Operculums kleiner, die der Wangen viel kleiner. D. 12.10; A. 3.12; P. 17; V. 1.5; C. 14. In der Rückenflosse sind die weichen Strahlen länger als die Stacheln, der 6. und 7. die längsten. Der Stachel der Bauchflossen ist fast doppelt so lang wie die Stacheln der senkrechten Flossen, der erste Strahl der Bauchflossen ist in eine lange Spitze verlängert, die die Afterflosse erreicht. Die Schwanzflosse ist abgestutzt, oben und un- ten in eine Spitze vorgezogen. Das grössere Exemplar ist, so weit es sich nach der Conservation in Spiritus be- urtheilen lässt, dunkler gefärbt als das kleinere. Die Grundfarbe scheint roth gewesen zu sein. Bei beiden ist aber die dunkle Binde vorhanden, welche sich vom 9. bis 12. Rückenflossen-Stachel schräg nach vorn herabzieht. Sie ist am Rücken sehr deutlich, verblasst nach unten, hat wenig scharfe vordere und hintere Begrenzung, lässt sich aber bis zum Bauche verfolgen. Auch der Rand der Rücken- und Afterflosse, der obere und untere Rand Ein Beitrao- zur Ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Yorgeb. 231 der Schwanzflosse, und die Spitzen der Brust- und Bauch- flossen sind schwarz gefärbt. 34. Giyphisodon saxatilis C. V. Cuv. Yal. Hist. des poissons V. p. 446, Günther Ca- talogue IV. p.35. Cuvier giebt bereits an, 1. c. p. 450, dass es ihm unmöglich war, Exemplare von den Cap Verdischen In- seln von den Amerikanischen zu unterscheiden; daher liegt es nahe, die drei vorliegenden Exemplare ebenso zu bestimmen. Leider besitzt unsere Sammlung keine wei- teren Exemplare dieser Art, und ich kann daher eine wirkliche Vergleichung nicht anstellen, sondern nur nach den vorhandenen Beschreibungen urtheilen. Die kleinen Abweichungen in den Maassen und Zahlen mag ich ohne Vergleichung nicht als specifische Differenzen ansehen. D. 13.13, der vierte weiche Strahl der längste, die Sta- cheln vom vierten bis zum letzten ziemlich gleich lang und fast Vi der Körperhöhe; A. 2. 13, der fünfte und sechste Strahl die längsten ; P. 19, Y^ der ganzen Fisch- länge; V. 1.5, der erste Strahl in eine Spitze verlän- gert, V5 der Fischlänge ; C. 15, der obere Lappen länger. Die Körperhöhe ist 2mal in der Länge ohne die Schwanz- flosse enthalten. Unsere Exemplare sind 6 bis 6V2 Zoll lang. Ony cho g nathus nov. gen. (Pomacentroideorum). Praeoperculum irregulariter denticulatum; os pro- tractile; dentes intermaxillares et mandibulares plurise- riati conici, serie externa maiores; maxilla acute carinata supra uncitioretrorso u\siv\\Q,t?L] Spinae dorsales 12, anales 2; radii membranae branchiostegae sex; pseudobranchiae. 35. OnychognatJms cautusn. si^ec. (Taf. V. Fig. 12 — 14.) Von dieser Art habe ich drei Exemplare von 4 Zoll Länge vor mir. Die in einer Binde stehenden Zähne lassen nur eine Vergleichung raitDascyllus oder Heliases zu. Abweichungen von beiden veranlassen mich zur Be- gründung einer neuen, sehr eigenthümlichen Gattung. Die Höhe am Anfang der Rückenflosse ist 4raal, der 232 Troschel: Kopf 5mal in der ganzen Länge mit Einschluss der Schwanzflosse enthalten ; die Dicke ist gleich der halben Kopflänge. Der Augendurchmesser ist gleich der Ent- fernung der Augen von einander, grösser als die Schnauze und etwas kleiner als die Entfernung des Auges vom Deckelrande. Die kleine, schräge Mundspalte reicht nicht bis zum Auge. Im Zwischenkiefer steht eine Binde ko- nischer Zähne, deren äussere Reihe grösser ist ; ebenso im Unterkiefer, wo sich an der Symphyse sechs Zähne durch ihre Richtung nach vorn und ihre Dicke auszeich- nen. Gaumen und Zunge sind zahnlos, aber mit Papil- len besetzt, die bei oberflächlicher Beschauung leicht für niedrige stumpfe Zähne genommen werden können. Der Oberkiefer (Fig. 13 u. 14) liegt hinter dem Seitenaste des Zwischenkiefers und reicht mit seinem Ende bis unter den Vorderrand des Auges. Er verbirgt sich fast ganz unter dem Präoculare, erhebt sich aber an seinem Vor- derrande der ganzen Länge nach in eine scharfe Leiste, die am oberen Ende einen kurzen, dicken Haken bildet, dessen freies abgerundetes Ende nach hinten gerichtet ist, und ein weiteres Eintreten unter das Präoculare ver- hindert. Dieser Haken gleicht einem Nagel, dessen Kopf sich nach hinten ausdehnt. Solche Vorrichtung ist mir bei keinem anderen Fische bekannt; sie hat mir Veranlassung zu dem Gattungsnamen sowohl w^ie für den Speciesnamen gegeben. Der Mund ist weit vorstreckbar und bekommt dadurch viele Aehnlichkeit mit den Gerres. Jederseits ist nur ein Nasloch vorhanden, welches dem Auge etwas näher liegt, als dem Schnauzenrande. Das Präorbitale ist ein fast vierseitiger Knochen, ganzrandig, unten ab- gerundet, mit grossen Schuppen bedeckt, doppelt so hoch wie lang; seine Höhe ist zwei Drittel des Augendurch- messers. Das Präoperculum ist ziemlich grob gezähnelt, das Operculum ist ganzrandig, und läuft in eine dornar- tige Spitze aus. Suboperculum und Interoperculum sind ganzrandig. Der vierte Kiemenbogen ist mit dem Schlund- knochen verwachsen, ohne eine Spalte zwischen sich zu lassen. Die beiden unteren Schlundknochen sind zu einem unpaaren Stücke verwachsen, ohne eine Naht bemerken Ein Beitrag zur iclithyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 233 ZU lassen. Dasselbe ist dreieckig mit drei lang ausge- zogenen Winkeln und ausgerundeten Seiten-, seine ganze Oberfläche ist mit langen aber stumpfen Zähnchen hechei- förmig besetzt. Die Nebenkieine ist vorhanden. D. 12. 11 ; A. 2, 11; P. 19; V. 1.5; C. 15. Die Rückenflosse be- ginnt ein klein wenig hinter der Bauchflosse ; ihre Sta- cheln nehmen bis zum vierten an Länge zu, die übrigen Stacheln sind ungefähr von gleicher Länge, länger als ein Drittel der Körperhöhe ; die weichen Strahlen sind länger als die Stacheln. Die Afterflosse steht dem Strah- lentheil der Rückenflosse gegenüber; ihr erster Stachel ist sehr kurz, ein Drittel des zweiten Stachels, der von gleicher Länge mit den weichen Strahlen ist, kaum er- reichend. Die Brustflosse ist ein wenig vor der ßauch- flosse inserirt; beide reichen mit ihren Spitzen bis zum After, der so weit von der Afterflosse entfernt ist wie der zweite Stachel dieser Flosse hoch ist. Die Schwanz- flosse ist gabiig ausgeschnitten mit spitzen Lappen, der obere länger als der untere. — Der Körper ist von ziem- lich grossen Ctenoid-Schuppen bedeckt, etwa 30 in einer Längslinie; auch der ganze Kopf ist beschuppt bis zu den Naslöchern. Die Farbe scheint grau gewesen zu sein, die Achsel der Brustflossen ist schw^arz, der obere und untere Rand der Schwanzflosse dunkler. 36. Belone hians Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons XVIIL p. 432. Von diesem prachtvollen Fische, der nach der An- gabe von Valenciennes in Westindien lebt, und auch an der Brasilianischen Küste vorkommen soll, enthält die Stübel'sche Sammlung ein grosses Exemplar von 3 Fuss Länge. Es stimmt in allen Punkten mit der Beschreibung von Valenciennes überein. Nur in Betreif der Far- ben habe ich hinzuzufügen, dass unter der Rückenflosse und unterhalb der dunklen Färbung des Rückens, die ziemlich scharf von der helleren Farbe der Seiten abge- setzt ist, vier dunklere, graue Flecke in einer Längsreihe liegen, die einen Durchmesser bis 15 Mm. haben. An der unteren Hälfte des Fisches sieht man zahlreiche viel klei- 234 Troschel: nere schwarze Punktflecke, die über der Afterflosse am häufigsten und deutlichsten sind. Die Spitzen der beiden Kiefer sind abgebrochen. 37. Belone trachura Cuv. Val. Cuv. Val. Hist. nat. des poissons XVIII. p. 456. Die Verfasser der berühmten Histoire naturelle des poissons beschreiben unter obigem Namen einen Horn- hecht von der Insel Ascension, von dem sie im Eingange den niedrigen Schwanz und seine breiten Seitenkiele als Hauptcharakter hervorheben. Eine Belone der Stüberschen Sammlung hat einen so gebauten Schwanz, die Valencien- nes'sche Beschreibung passt für die meisten Punkte recht gut, bis auf die etwas abweichende Flossenstrahlenzahl, zudem ist die Entfernung von der Insel Ascension nicht geeignet eine Identität einer marinen Fisch-Species von dort und den Cap Verdischen Inseln überraschend er- scheinen zu lassen. Daher bestimme ich unseren Fisch für diese Art. Da ich eine Vergleichung von Exempla- ren nicht anstellen kann, und da die Valenciennes'sche Beschreibung etwas allgemein gehalten ist, so lasse ich hier eine kurze Beschreibung des vorliegenden Exempla- res folgen. Der Schnabel ist sehr lang, der Unterkiefer länger als der Oberkiefer, welcher letztere an der Spitze ein wenig verletzt ist , so dass das Verhältniss der Länge beider Kiefer nicht genau angegeben werden kann. Der Unterkiefer von der Spitze bis zum Augenrand ist 3mal so lang wie die Entfernung des vorderen Augenrandes vom Rande des Kiemendeckels, und stimmt mit der Va- lenciennes'schen Maassangabe überein, dass der Unter- kiefer 2^/3m3il so lang ist wie der Rest des Kopfes, wenn man vom Mundwinkel, gerade am Rande des Subocular- knochens an misst Auch die Länge des ganzen Kopfes ist, wie bei den Valenciennes' sehen Exemplaren P/emal in dem übrigen Körper enthalten. Der Längsdurchmes- ser des Auges ist etwas grösser als der Querdurchmes- ser, etwa gleich der Entfernung beider Augen, l^/iUial in der Entfernung des Auges vom Deckelrande, 8mal in Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 235 der Entfernung des Auges von der Unterkieferspitze enthalten. Der Kopf ist in der Angengegend wenig höher als dessen Längsdurchmesser. Auf dem Ober- schnabel verläuft eine longitudinale linienförmige mitt- lere Furche, die sich gegaii die Basis hin zu einem läng- lichen mit Schuppen bedeckten Felde erweitert. Jeder- seits am Oberkiefer verläuft eine Reihe punktförmiger Eindrücke, die von der Mitte an seltener werden und w^eiter nach der Spitze zu ganz aufhören. Die Oberseite des Kopfes ist an Stirn und über den Augen gestreift, hinter den Augen liegen zahlreiche Punktgrübchen, die eine Querbinde über den Kopf bilden. Der erste Subor- bitalknochen, welcher bei den Belone besonders brauchbar für speciiische Unterscheidung zu sein scheint, ist im Ganzen von unregelmässig viereckiger Gestalt. Sein oberer Rand läuft fast horizontal,' nach hinten ein wenig gesenkt ; ein tiefer Einschnitt zur Bildung des Nasloches trennt den hinteren Theil des Randes vom vorderen Theile, so dass sie sich verhalten wie 1 : 3. Von dem Vorder rande des Nas- loches zieht sich eine Knochenleiste nach unten herab. Der vordere Rand fällt schräg nach hinten ab, bildet mit dem oberen eine nicht sehr vorgezogene Spitze, bildet in seiner Mitte eine Einbucht und geht in abgerundetem Bogen in den fast horizontal liegenden Unterrand über. Der Hin- terrand läuft am Auge hin und bildet hier eine Leiste und hinten mit dem Unterrande einen spitzen Winkel. — Der Anfang der Rückenflosse ist doppelt so weit vom Deckelrande entfernt wie von der oberen Spitze der Schwanzflosse. Sie enthält 14 Strahlen, von denen die vorderen zu einem höheren Lappen vereinigt, die hinte- ren wenig mit einander verbunden sind. Der dritte Strahl ist der längste und um Vs höher als der Körper unter ihm. Die Afterflosse liegt unter der Rückenflosse, ist aber län- ger ; ihr erster Strahl liegt vor, ihr letzter Strahl hinter der Rückenflosse. Sie enthält 18 Strahlen, die sich ähn- lich verhalten wie die der Rückenflosse, nur ist ihr vor- derer Lappen um Ys höher als der der Rückenflosse. Die Entfernung der Insertion der Brustflosse von der Baueh- flosse ist doppelt so gross, als von da bis zur Rücken- 236 Troschel: flösse. Die Baiichflossen sind so lang wie die Körper- höhe über ihnen ; die Brustflossen übertreffen die Bauch- flossen um die Hälfte ihrer Länge. B. 11; D. 14; A. 18; P. 11; V. 6; C. 15. — Längs dem ganzen Körper ver- läuft jederseits ein stumpfer Kiel, so dass der Durchschnitt des Körpers wegen der beiden unteren Seitenkanten fünf- seitig erscheint. Am Schwänze wird dieser Kiel scharf und vorstehend; so dass der Schwanz breiter ist als hoch. — Die Farbe ist am Rücken dunkel, am Bauche hell, zwischen beiden Farben scheint längs des seitlichen Kie- les eine silberne Binde zu verlaufen ; an dem scharfen Schwanzkiele ist die dunkle Farbe des Rückens gegen die des Schwanzes scharf abgesetzt. — Unser Exemplar ist I8V2 Zoll lang. 38. Hemiramphus Brownii Cuv. Val. Hemiramphus vittatus Valenciennes in Webb et Ber- thelot Hist. nat. des Canaries Poissons p. 70. Hemiramphus Brownii Cuv. Val. Hist. nat. des pois- sons XIX. p. 13. Hemiramphus vittatus Bleeker Poissons de la cotc de Guinee. Nach Valenciennes kommt dieser Fisch bei den Antillen, an der Brasilianischen Küste, am Grünen Vor- gebirge und bei den Canarischen Inseln vor; Bleeker erhielt ihn von Guinea. Er hat also eine sehr weite Ver- breitung, wenn an allen genannten Fundorten wirklich dieselbe Art lebt. Ich stehe um so weniger an, unser Exemplar mit den Valenciennes'schen zu identificiren, als von ihm selbst Goree als Fundort bezeichnet wird, und bei der Vergleichung der Beschreibungen von V a- lenciennes wie von Bleeker sich keine auffallende Differenz ergab, die man allenfalls als specifisches Merk- mal hätte benutzen können. B. 14; D. 13; A. 13; P. 11; V. 6. Diese Zahlen lassen sich mit den Bleeker'schen vereinigen, Valenciennes giebt bei Webb et Berthelot D. 14; A. 10, in der Hist. des poissons D. 12; A. 13 an. In der Kiemenhaut zähle ich deutlich 14 Strahlen, während Ein Beitrag zur ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 237 B lecker nur 12, Valenciennes gar nur 10 angiebt. Unser Exemplar ist 12 Zoll lang, ausser dem grössten- theils abgebrochenen Unterkiefer. 39. Micraena Helena L. Kaup Catalogue of Apodal fish p. 55. Zwei grosse Exemplare, von 2 Fuss 4 Zoll und 2 Fuss IV2 Zoll, deren Köpfe mehr oder weniger zerstört, und dalier das Gebiss nicht mehr vollständig ist. Beide sind mit zahlreichen weissen Flecken besäet, so dass der dunkelbraune Grund fast netzartig erscheint. Die Kiemenöffnungen sind von einem fast zollgrossen runden, schwarzen Felde umgeben, unter dem Schwänze, vom After beginnend ziehn sich jederseits zwei schmale schwarze Binden bis gegen das Ende des Schwanzes. 40. Thyrsoidea maGulipin7iis Kaup. Kaup Catalogue of Apodal fish p. 82. Thyrsoidea maculipinnis A. Dum. Archives du Mu- seum X.' p. 260. pl. 28. fig. 1. Gymnothorax maculaepinnis Bleeker Poissons de la cote de Guinee. Nach Kaups Beschreibung w^ürde ich unseren Fisch eher für Th. lineopinnis bestimmen, da ich keine Flecken an der Rückenflosse bemerken kann, wohl aber die schräg nach hinten aufsteigenden Linien, da die Röhren der vorderen Naslöcher deutlich über die Schnauze hervor- ragen u. s. w. Indessen spricht das geographische Vor- kommen mehr für maculipinnis , und die Bemerkungen Bleeker's, wonach der Kopf von lineopinnis nur den 11. Theil der Länge betragen soll, haben mich auch für die Th. maculipinnis entschieden. Der vordere Theil des Kopfes ist ziemlich zertrümmert, jedoch lassen die sich Zähne deutlich wahrnehmen. Die ganze Länge ist 35 Zoll, von der Schnauzenspitze bis zum After 17 Zoll, bis zur Kiemenöfthung 51/2 Zoll, Höhe des Körpers 2^4 Zoll, Höhe der Rückenflosse 1 Zoll, Höhe der Afterflosse 5 Linien. In der Rückenflosse sind über 300, in der Afterflosse über 200 Strahlen enthalten; eine genaue Zählung ist 238 Troschel: mir nicht gelungen. Die Farbe ist einfarbig dunkel, die Afterflosse ist schmal weiss gerandet. 41. Monaoanthus filamentosus Val. Webb et Berthelot Hist. nat. des lies Canariea p. 95. pl. 16. flg. 1. Die Abweichungen unseres Exemplares, welches 8V4 Zoll lang ist, von der Valenciennes'schen Beschrei- bung sind sehr geringe, und beziehen sich fast nur auf die Zahl der Flossenstrahlen D. 1—29; A. 30; C. 12; P. 13; V. 0. Also zwei Strahlen in der Rückenflosse, einer in der Afterflosse weniger als Valenciennes angiebt. Es ist unzweifelhaft ein Druckfehler, wenn 1. c. steht D. 13. 1 anstatt 1. 31. Die charakteristische Ver- längerung des zweiten Strahles der Rückenflosse hebt über jeden Zweifel an der specifischen Identität hinweg. Es fiel mir auf, dass der Fisch so besonders rauh anzu- fühlen war. Dies wurde dadurch veranlasst, dass die Oberfläche mit einer grossen Zahl kleiner Krystalle be- säet war, die so fest an den Schuppen waren, dass sie nicht bloss wie Sand anhafteten, sondern dass es mir schien als ob sie an dieser Stätte krjstallisirt wären. 42. Uhinohatus cemioulus Geoffr. Müller und Henle Plagiostomen p. 118. Die bei MüUor und Henle angegebenen Verhält- nisse stimmen mit unseren beiden Exemplaren so gut, dass ich sie dafür nehme. Ich muss jedoch bekennen, dass ich kein Material zur Vergleichung besitze, und daher nicht völlige Sicherheit habe. Die Schnauze ist weiss gefärbt, scharf abgesetzt gegen die braune Farbe des Kopfes. Von brauner Farbe ist auch der Kiel, wel- cher also die weisse Farbe des Vorderrandes theilt. In diesem Punkte hat unser Fisch viel Aehnlichkeit mit R. ligonifer Cantor Catalogue of Malayan fishes pl. 415. p. 14; seine Verhältnisse sind jedoch andere. Ein Beitrag zur Ichthyol. Fauna d. Inseln d. Grünen Vorgeb. 239 Erklärung der Abbildungen. Taf. V. Alle Figuren sind vergrössert. ig. 1. Ein Backenzahn von Charax puntazzo Cuv. Yal. » 2. Derselbe von der Seite gesehen. » 3. Ein Zahn von Girella Stübeli aus dem Zwischenkiefer, nahe der Mitte. » 4. Das obere Ende desselben von vorn gesehen. » 5. Derselbe Zahn von unten gesehen. » 6. Zähne aus dem Zwischenkiefer von Mugil nigrostrigatus Gthr., um ihre Anfügung an die elastiscben Fasern zu zeigen. 5> 7. Ein solcher Zahn, noch stärker vergrössert. » 8. Ein Zahn von der Zunge des Mugil nigrostrigatus. > 9. Ein Zahn aus dem Zwischenkiefer von Mugil brasiliensis. » 10. Zwei Zähne aus dem Zwischenkiefer von Mugil pulchellus. » 11. Drei Zähne von der Zunge des Mugil pulchellus. » 12. Der Kopf von Onychognathus cautus. » 13. Der Oberkiefer der rechten Seite von demselben, a. der Haken, welcher den Eintritt unter das Präoculare ver- hindert. » 14. Derselbe Oberkiefer von der Seite gesehen. Georg Fabricins als Naturhistoriker. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturkunde in Sachsen im sechszehnten Jahrhundert. Von Dr. med. Thierf eider sen. in Meissen. Wenn wir den Geist der wissenschaftlichen Forschung in Europa im sechszehnten Jahrhundert mit dem des un- mittelbar vorhergegangenen Jahrhunderts vergleichen^ so tritt uns eine mächtige und tief eingreifende Veränderung desselben entgegen. Während nämlich zu Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts noch alle Bestrebungen im Be- reiche des Wissens auf das A 1 Ige mein e^ das heisst, das aus der sinnlichen Beobachtung einzelner Gegenstände durch verstandesgemässe Absonderung Ihrer gemeinschaft- lichen Merkmale Gewonnene, gerichtet waren und der Verstand in Bildung leerer und unfruchtbarer Begriffe und spitzfindiger Unterscheidungen ohne Gehalt in allen Zweigen der Wissenschaft sich vergeblich abmühte, war zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts und weiterhin der Blick vorzugsweise und unmittelbar dem Besondern, Einzelnen, Thatsächlichen zugewendet. Alles in der Natur, auch das Kleinste, erschien merkwürdig, das Sonderbare und Seltene reizte die Aufmerksamkeit, und in der Re- gung des ersten Bestrebens, die lange übersehene Natur wieder mit dem menschlichen Geiste zu befreunden, bil- dete sich jener naturwissenschaftliche Verkehr unter den Gelehrten Europas, und ihm folgten späterhin jene gross- artigen Naturforschergesellschaften dieses und des zu- nächstfolgcnden Jahrhunderts In Italien, Deutschland, Eng- Georg Fabricius als Naturhistoriker. 241 land und Frankreich, welche den Grund zu dem wirkli- chen Wissen oder den Erfahrungswissenschaften der neueren Zelt legten und die Vorrathskammern derselben mit ihren heute noch scliätzbaren Sammlungen füllten, hierdurch aber zugleich dem naturwissenschaftlichen Geiste der Folgezeit den Weg bahnten, der sich so wesentlich von dem trockenen scholastischen Ciiaraktcr der wissen- schaftlichen Studien im fünfzehnten Jahrhundert unter- scheidet. Wir müssen einer künftigen Geschichtsschrei- bung der Naturwissenschaft überlassen, die vermittelnden Bedingungen nachzuweisen, auf welchen diese auch für unsere Zeit, die sich ja daraus entwickelt hat, so bedeu- tungsvolle Geistesumänderung beruhte. Nur ein paar allgemeine Andeutungen darüber mögen uns hier gestat- tet sein ! Der Geist wissenschaftlicher Forschung im sechs- zehnten Jahrhundert, der unläugbar die Neuzeit vom Alterthum ^) scheidet, sprang nicht sogleich in voller Rüstung, wie Pallas Athene aus dem Haupte des Zeus, hervor ; er deutet wenigstens auf das fünfzehnte Jahrhundert zurück. Aber er erstand nicht bloss bei den Einzelnen aus den Veränderungen in. ihrem ge- lehrten Treiben, sondern auch im Ganzen neben und mit ihnen, oder vielmehr er trat ihnen entgegen als eine 1) Wir sagen absichtlicli vom Alterthum, nicht vom Mit- telalter, mit welchem letzteren Worte man den Zeitraum von 476 — 1453 n. Chr. im chronologischen Sinne zu bezeichnen pflegt. Denn in culturhistorischer Hinsicht ist das Mittelalter kein Zeitraum, sondern ein Zustand des Ueberganges vopi'Alten zum Neuen in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit während eines mehr als tausendjährigen Zeitraumes, in welchem die letztere von der höch- sten Stufe geistiger Bildung, die sie durch das morgenländis che und griechische Alterthum erreicht hatte, überging wie zu einem neuen und höheren geistigen Leben überhaupt, so zu einer freieren wis- senschaftlichen Forschung insbesondere im christlichen Europa. Wie aber dieser Uebergang der alten in die neue Zeit bei seinem An- fange durch das arabische Volk vermittelt wurde, so erfolgte sein Abschluss im christlichen Abendlande durch die Reformation des sechszehnten Jahrhunderts. Archiv f. Naturg. XXXU. Jahrg. 1. Bd. 16 242 Thierfelder: gleichzeitige Rückwirkung des Gesammtgeistes gegen das allgemeine^ todte Begriffswesen , in welchem man seit Jahrhunderten sich herumgetrieben und den Geist er- müdet hatte — er erstand aus dem nothwendigen, immer reger werdenden Gefühle der Sehnsucht nach dem Neuen^ Frischen, Lebendigen — nach der Natur selbst und ihrer besseren Erkenntniss. Diese Sehnsucht vermochte die der Gegenwart immerhin fernstehende Welt der Alten nicht ganz mehr zu stillen, selbst nicht in ihrer humoristischen Verjüngung; ihr konnte keine Wiederherstellung eines bereits Dagewesenen, das sein Leben hinter sich und seine Geltung verloren hatte, genügen. Aber eben so wenig konnten auch die regeren Gemüther einer so lern- begierigen Zeit^ wie die des sechszehnten Jahrhunderts, welches schon die zeugende Kraft eines Weltalters, das heisst jenes Zeitraumes, innerhalb dessen sich die be- kannten, grossen und bedeutsamen Veränderungen auf allen Gebieten des Culturlebens der europäischen Mensch- heit entwickelt haben, als Keim in seinem Schoosse trug, durch Etwas, das sein Leben über sich , in einer über- sinnlichen, oft bloss erträumten Welt des Geistes hatte, ausgefüllt und befriedigt werden. — Das sechszehnte Jahrhundert stand nun einmal und vorzugsweise unter der Forderung und Herrschaft des unmittelbar Wirkli- chen, des sinnlich Wahrnehmbaren, der Beobachtungs- thatsachen. Dieser auf das Wirkliche gerichtete Sinn, dieser Geist der Forschung war es, der neben dem bloss gelehrten auf Ueberlieferung beruhenden Naturstudium ein dergleichen mehr selbständiges und selbstforschendes zur Hauptbeschäftigung der Zeit machte, der die Gelehr- ten aus den finstern klösterlichen Studiengemächern hin- austrieb in die freie Natur, um in Berg und Thal, in Wald und Flur, in Flüssen und in den Tiefen der Erde, bald die heilsamen Kräuter, bald die nützlichen oder schäd- lichen Thiere, bald das kostbare und edle Gestein zu suchen und durch eigene Anschauung kennen zu lernen, von denen man bisher nur imPlinius oder höchstens in Dioskorides und Theophrastos die todte Be- schreibung gelesen hatte, oder auch um das bereits be- Georg Fabricius als Naturhistoriker. 243 kannte Naturwissen durch neue Entdeckungen^ namentlich vaterländischer PÜanzcn, Thiere und Steine, zu berei- chern, und dessen erste Regungen auf den einzelnen Ge- bieten der Naturkunde, besonders der beschreibenden Naturwissenschaft^ in Deutschland sich In den Arbeiten der Naturforscher O. B r u n f e 1 s, C o n r. G e s n e r und Georg Agricola zeigten. Zu den Männern aber, welche, ohne Naturforscher von Beruf zu sein, das Bedürfniss wirklicher Naturer- kenntniss ebenfalls fühlten, und sich in Folge dessen an den naturhistorischen Bestrebungen ihrer Zeit thatsächlich bcthelligten, gehört auch der in der Ueberschrift dieses Aufsatzes genannte G eorg Fabricius aus Chemnitz in Sachsen ^j, einer der berühmtesten Humanisten seiner Zeit, durch seine sinnvolle Richtung, welche er auf die leben- dige Natur nahm. Wir glauben daher der Zustimmung aller derer gewiss zu sein, welche mit uns sowohl die Wurzeln unserer gegen\värtigen wissenschaftlichen Bil- dung in der Vergangenheit zu suchen gewohnt sind, als auch das gleiche vaterländische Interesse thellen, wenn wir hier zum ersten Male eine kurze aus den Quellen geschöpfte Darstellung dessen, was Georg Fabricius in der Naturkunde gebildet hat, versuchen ^). 1) Geb. daselbst 1516, gest. zu Meissen 1571 als Rector der Fürsteiischule (von 1546—1571). 2) Die älteren Biographen des Ge org Fabri c ins, wie D r es- se r, Alb in US, Schreber und Müller, haben zwar zur Kenntniss und Würdigung desselben als Menschen, Philologen und Rector der meissener Fürstenschule Vieles beigetragen, die hier zu erörternde Seite seiner wissenschaftlichen Thätigkeit aber ganz unberücksichtigt gelassen. Nur seinem neuesten Biographen, dem um eben diese Schule hochverdienten, durch Gelehrsamkeit, Humanität und persön- liche Liebenswürdigkeit gleich ausgezeichneten verstorbenen Rector derselben, Doctor K. W. Baumgarten-Crusius, gebührt auch das Verdienst, in seiner Schrift: De Georgii Fabricii Chemnicensis vita et scriptis. Misenae 1839. 8. S. 92—99 zuerst auf die naturhi- storischen Leistungen dieses Mannes hingewiesen zu haben. Wir freuen uns bei dieser Gelegenheit an Baumgarten-Crusius er- innern zu dürfen — einen Mann, dem wir während seines Lebens 244 Thierfelder: Nachdem wir bereits im Vorhergehenden — in der allgemeinen Charakteristik des wissenschaftlichen Geistes im sechszehnten Jahrhundert — zugleich auch den wis- senschaftlichen Standpunkt und die Forschungsrichtung des Georg F ab r i c i u s charakterisirt haben , kann un- sere Aufgabe nur noch sein nachzuweisen , was der- selbe im Gebiete der beschreibenden Naturwissenschaft im Einzelnen geleistet hat. Aus seinen meissner Anna- len ^), die er als Rector der meissner Fürstenschule schrieb, geht hervor, dass er sich am meisten mit Pflanzen und Thieren, am wenigsten mit Mineralien beschäftigt hat. Aber er hat auch die seltenen und merkwürdigen Er- scheinungen und Ereignisse am Himmel und auf der Erde, wie Kometen, Nebensonnen und Nebenmonde, Meteore, Erdbeben, Orkane, ungewöhnliche Witterungsverhältnisse und deren Folgen: Ueberschwemmungen, grosse Trok- kenheit, Misswachs oder übermässige Fruchtbarkeit, Men- schen- und Thierseuchen , menschliche und thierische Missbildungen u. s. w., zum Gegenstande seiner Beob- achtung und Aufzeichnung gemacht. Mit üebergehung der näheren Angabe der zuletzt genannten in das Gebiet der Astronomie, Physik und Medicin gehörigen Thatsa- chen, die nichts Neues darbieten, aber entgegen der ge- wöhnlichen Auffassung damaliger Zeit, grösstentheils frei sind von abergläubischer Deutung und Erklärung, be- schränken wir uns auf die Betrachtung dessen, was uns Fabricius als Naturhistoriker hinterlassen hat. Hier ^) tritt uns zunächst sein Pflanzenverzeichniss entge- gen, in welchem er die im Garten des Apothekers Dr. med. Leu sehne r in Meissen im Jahre 1555 ^) gepfleg- ten Arznei-, Gewürz-, Nahrungs- und Zierpflanzen be- und Wirkens in Meissen vielfach näher zu stehen das Glück hatten und stets die aufrichtigste Verehrung und dankbarste Liebe be- wahren werden. 1) Rerum Misnicarum libriYII. Lipsiae (1569.) 4. 2) A. a. 0. S. 233—263 und S. 351—352. 3) A. a. 0. S. 211. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 245 schreibt. Es umfasst 267 verschiedene Arten derselben und, wenn man deren Abarten mitzählt, weit über 300, unter lateinischen und deutschen Namen in alphabetischer Reihenfolcre, und ist insofern nicht ohne Werth als man daraus einerseits den wesentlichen Inhalt eines vorzüglich zur Zucht von Heilpflanzen bestimmten Privatgartens im sechszehnten Jahrhundert kennen lernt, und andererseits auf den Umfang und die Art der Kenntnisse, welche Fa- bricius in der Pflanzenkunde besass, schliessen kann. In dieser letzteren Beziehung giebt derselbe nicht bloss, wie die früheren botanischen Schriftsteller, bei jeder Pflanze an, was die Griechen und Römer und die Neue- ren von ihren Eigenschaften und Wirkungen gesagt haben, gewöhnlich unter Anführung der betreffenden Stellen, besonders aus lateinischen Dichtern, sondern er bemerkt auch — und dies eben spricht für seine Ueberzeugung von der Unerlässlichkeit eigener Naturbeobachtung — woher und von wem er manche Pflanze mitgetheilt er- holten, und w^elche derselben er auf seinen Reisen im südlichen Deutschland und in Italien selbst gesehen hat. Nur von der Nothwendigkeit naturgemässer Beschreibung der Pflanzen und der übrigen Natiirkörper, wie wir weiter sehen werden, war er noch nicht überzeugt, und ebenso wenig von deren wissenschaftlicher Anordnung. Indessen bezeichnet er manche Pflanze durch einzelne kleine Züge oft recht treffend, oder man begegnet bei ihm hie und da einer glücklichen Andeutung von Zusammengehörig- keit einiger Pflanzen. Der Humorist hatte sich in Fa- bricius noch nicht zum Naturforscher durchgearbeitet; es waren nur die ersten, aber dankenswerthen Versuche der Art. Wenn wir ihn also auch nicht zu den Botani- kern von Fach zählen können, so gehört er doch jeden- falls zu den Förderern der Pflanzenkunde, und sein Pflan- zenverzeichniss verdient um so mehr unsere Anerkennung und Aufmerksamkeit, als es ein unverkennbares Zeichen der iVchtung ist, welches Fabricius schon zu einer Zeit, in welcher man in Deutschland eben erst angefan- gen hatte , die Botanik wissenschaftlich zu betreiben, diesem Zweige der Naturgeschichte zollte. Nächst diesem 246 Thierf eider: Pflanzenverzeichnisse giebt uns Fabricius^) noch zwqI andere Verzeichnisse: Eines der Fische, welche in der Elbe lebten und gefangen wurden^ um als Speise zu dienen, das Andere der Vögel des Elbthales, sie mochten auf dem Flusse selbst oder an dessen Ufer sich aufhal- ten. Wie er dort der Unterstützung gedenkt, die ihm zwei meissner Fischer, Sigismund und Georg Kern, Vater und Sohn, geleistet haben, so sagt er hier, dass er die Kenntniss der Vögel, welche er verzeichne, seinem gelehrten Zeitgenossen, dem meissner Arzte, Dr. med. Johann K e n t m a n n ^) zu verdanken habe. Das V e r- zeichnlss der Fische zählt im Ganzen 40 verschie- dene Arten und zerfällt in drei Abtheilungen, von denen die ersten beiden die Fremdlinge und Gäste namhaft machen, welche aus dem Meer oder aus andern Flüssen und Bächen zu Zeiten in die Elbe gelangen, aber daselbst nicht lange dauern können ohne zu erkranken und zu sto-rben ; die dritte Abtheilung verzeichnet die einheimi- schen Fische und Schalthiere. Das V e r z e i c h n i s s der Vögcl^) enthält 55 Arten und Abarten, nach der ßuch- stabenfolge geordnet. Wir haben nicht ermitteln können, ob die deutschen und lateinischen Namen, unter denen die Fische aufgeführt werden, von Fabricius selbst herrühren, oder ob die deutschen Namen dieselben sind, welche in der Volkssprache jener Zeit gebräuchliche waren und denen er nur die lateinische Benennung hin- zugefügt hat. Bei den Vögeln ist es gewiss, dass er sie mit den beigesetzten deutschen und lateinischen Namen zuerst bezeichnet hat. In Betreff der Mineralogie endlich begnügt sich Fa br i ci u s ^) mit der ziemlich aus- führlichen Beschreibung der Kalktuffbrüche bei Robschütz im Trübischthale (zwei Stunden von Meissen entfernt), 1) A. a. 0. S. 220—222. 2) Geb. zu Dresden 1518, gest. zu Torgau 1574. Er schrieb sich lateinisch Kentmanus, nicht Chentmanus, wie in Folge von Druckversehen bei Fabricius zu lesen ist. Vgl. Beckmann, Gesch. d. Erfif. V, 146. B) A. a. 0. S 223—225. 4) A. a. 0. S. 227. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 247 hl der er besonders die im Kalktuff vorkommenden Vcr- stcineriiniren von Pflanzen und Thieren und deren Ab- drücke hervorhebt, und als Z^veck dieser Beschreibung die Erläuterung dessen, was Georg Agricola aus Glauchau ') darüber nur angedeutet hatte, bezeichnet. Nach dem so eben Gesagten wird es wohl keiner Rechtfertigung bedürfen, wenn wir des F abri cius Ver- zeichnisse der Pflanzen-, Pisch- und Vogclnamen, mit Weglassung der niclit unmittelbar zur Sache gehörigen Anmerkungen desselben, hier wieder abdrucken lassen, und zwar um so weniger als das Werk dieses Mannes, in welchem sie stehen, sehr selten geworden ist, und kein Geschiohtschreiber der Botanik und Zoologie und ihres Schriftenthums dieselben bisjetzt benutzt oder auch nur gekannt hat. Wir würden aber imserer Arbeit jeden Anspruch auf Verdienstlichkeit zu i-auben uns einbilden, wenn wir nicht eine kurze Erläuterung der in jenen Ver- zeichnissen mitgetheilten Pflanzen-, Fisch- und Vogelna- men wenigstens versuchten. Denn die naturhistorischc Kunstsprache, deren Mangel die älteren Benennungen und Boschreibungen der Pflanzen und Thiere so schwan- kend und räthselhaft macht, stand in Folge gänzlicher Vernachlässigung der allgemeinen Pflanzen- und Thier- kunde zur Zeit, als Fabricius seine Verzeichnisse schrieb, noch ganz in der Kindheit, bis Joachim J u n g i u s im siebenzehnten und Karl von Linne im achtzehnten Jahi'hundcrt ihr eine w^isscnschaftliche Ausbildung gaben. Insofern also der hier mitgetheilte Versuch einer Deutung und Bestimmung der in den Verzeichnissen des Fabri- cius enthaltenen Pflanzen-, p'isch- und Vogelnamen durch Zurückführung dei'selben auf die neueren botanischen und zoologischen Nomcnclaturen seinem Zwecke entspricht, wird er weder für unzulässig noch für überflüssig ge- halten werden können, und wir befürchten nur, bei der Schwierigkeit dieses Vei'suches, ihm nicht allenthalben denjenigen Grad von Vollkommenheit gegeben zu haben, dessen er vielleicht fähig und zu Erleichterung des Ver- 1) In dessen Opus de fossilibus. Basileae 1558 f. 248 Thierfelder: ständnlsses seines Gegenstandes auch wohl bedürftig ist. Aus diesem Grunde haben wir nicht verfehlt, unseren Versuch dem um das Studium der Naturgeschichte viel- fach verdienten Herrn Prof. Röper in Rostock zur Prü- fung und Vervollständigung vorzulegen, und nichts ist uns erfreulicher, als die uns von ihm zu Theil geworde- nen Belehrungen und die Erlaubniss, sie jenem Versuche hinzuzufügen, wo wir sie durch R. bezeichnet haben *), L Das Pflanzenverzeichniss des Georg Fabricius. (A. bedeutet Arzneipflanze, G. Gewürzpflanze, N. Nahrungspflanze^ Z. Zierpflanze. Ein f bedeutet , dass die Pflanze unbestimmt ge- lassen werden musste.) Absinthium ponticum, römischer Wermuth. — Artemisia pon- tica L. A. Abrotonus , Stabwurzel. — Artemisia Abrotanum L. Eber- raute. A. Z. Abutilon Avicennae, welsche gelbe Pappel. — Sida Abutilon. R. Acanthus verus, welsche Bärenklau, — Acanthus spinosus L. Z. Achillea — wahrscheinlich Ach. magna L. Achilleskraut, nicht die gemeine Schafgarbe Ach. Millefolium L. Z. Aconitum — vielleicht unser Ac Napellus. Ageratum verum, kleine welsche Frauenmünze. — Achillea Age- ratum L. A. Agnus s. Yitex, Pfeff'crbaum. — V. A. castus L. A. Alcea veneta, venedische Pappel. — Ale. rosea. L. Z. Allium creticum. — All. Ampeloprasum? R. Allium montanum. — All. victorialis R. Alsine, Mausöhrlein — vielleicht Lithospermum purpureo-cae- ruleum L. Myosotis palustr. R. Amarantus cristatus, grosses Liebröschen. — Celocasia cri- stata R. Z. Amni verum. — Psychotis coptica Dec. Herrenkümmel. Der Saame bekannt unter dem Namen Semen amneos veri als Arznei. *) Die blossen Namen der Verzeichnisse reichen freilich nicht aus, um darauf sichere Bestimmungen zu gründen. Indessen lässt sich doch voraussetzen, dass der Verfasser die Gegenstände gut ge- kannt und die gangbaren Volksnamen angewendet habe. Dadurch sind diese alten Verzeichnisse immerhin nicht unwichtig. Bei den Fischen habe ich mir erlaubt einige Bemerkungen in Parenthese mit Beisetzung meines Namens hinzuzufügen. Troschel. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 249 Amomum, welsche Petersilie. — Sison Amomum R. Amygdalus, Mandelbaum. — Amygdalus communis L. A. Z. Anagyris — Anagyris foetida L. Stinkblume. Z. Anemone, rothe Chamille. — Anemone coronaria? R. Anethum — Aneth. graveolens L. Dill. A. G. Angt'lica hortensis, welsche wohlriechende Chamille. — Ange- lica Archangelica L. A. Anthemis. - Anthemis nobilis L. A. Antirrhinon, welscher Orant. — Antirrhinura majus R. Apium hortense, Eppich. — Apium graveolens L. Garten- eppich oder Sellerie. G. N. Aquilegia, Ackelei, Theriakskraut. — Aquilegia vulgaris L. Z. , Aristolochia, Osterluci; Ar. rotunda, vera; Ar. longa, vulgaris — wahrscheinlich imsere Ar. clematitis L. Arizarum. — Arisarum europaeum L. A. Arona — verstümmelt, wahrscheinlich Aronia. Arrhegonon. f Artemisia minor, Beifuss. — Artemisia vulgaris L. A. G. Asarum, Haselwurzel. — As. europaeum L. (Bis auf die Ein- führung der Ipecacuanha das beliebteste Brechmittel.) Asparagus maior italicus. Spargelkraut. — Asp. officinalis L. Asphodelus silvestris. — Asph. ramosus? Lilium Martagon? R. Atriplex. — Atr. hortensis L. Gartenmelde. N. Atriplex hispana vulgo Spinachia. — Spinachia L. Spinat. N. Baccaris Matthioli. — Bacchiris Dioscoridis? Balsamine utraque. — Vielleicht ist die eine Impatiens Balsa- mina. R. Barbula hirci. — Lycium barbarum? R. Belvider. — Chenopodium Scoparia? R. Berberis frutex, Sauerdorn. — Berb. vulgaris L. A. Z. Beta, Mangold. — Cicla u. Beta vulgaris L. Bet. rubicunda, nigra. — Vielleicht unsere rothe Rübe. N. Botrys, Träubleinkraut. — Chenopodium Botrys L. A. Z. Brassica, Kohl, f Br. Appiana, Crispa, marina. Brassica capitata, Hauptkohl. — Br. oleracea capitata ballata L. unser Wirsing. N. Bryonia baccis rubeis, Gichtrübe. — Br. dioica L. A. Buglossum verum, Welschbuglossen. — Anchusa officinalis L. A. Calamintha, Kornmünze. — Thymus Calamintha Pers. A. Caltha duorum gener., Ringelblumen — unsere Calendula officinalis L. A. Z., wohl auch Calend. pluvialis. R. Carduus. — Cynara Scolymus L. Artischocke. N. Carex. — Car. acuta L. Riedgras. A. Centaureum malus. Rha ponticum. — Rheum rhaponticum. R. A. Cepa, Zwiebel. — AUium Cepa L. A. G. N. •250 Thierfelder: Chamaecissos. — Glechoma hederacea L. Gundelrebe. A. Chamaedaphne, Kellerhals. — Daphne Mezereum. R. Chamaedrys vera. — Teucrium Chamaedrys L. A. Chamaeijytis, Jelängerjelieber. — Ajuga Chamaepytis L. Z. Chelidonia, Schölkraut. — Chelidonium malus L. A. Ciclioreum italicum, Wegeleucht, Hindläuft. - Cichor. Intybus L. A. N. Cistus mas et foemina. — Cistus creticus. R. Clymenon. — Etwa Lonicera periclymenum ? R. Colocasia. — Arum Colocasia? R. Colutea arbor, welscher Sennetbaum. — Col. arborescens L., baumartiger Blasenstrauch, dessen Blätter statt der Sennesblätter benutzt wurden. A. Coris. — Hypericum Coris L. Z. Cornus arbor baccifera. — Corn. mascula L. Kornelkirscbe, Durbitzenbaum. Z. N. Coronopus. - Lycopodium clavatum? oder Cochlearia coro- nopus ? R. Corruda. — Asparagus silvestris oder Asp. acutifolius L. Z. Crocus Martins 1. silvestris. — Croc. vernis L. Frühlingssafran der Alpen. Z. Crocus hortensis. — Croc. sativus L. A. Cucumis silvestris. — Momordica Elaterium. R. Cucumis sativus, — Cucum. sat. L. Unsere Gurke. A. N. Cucurbita rotunda, longa, Kürbis. — Cucurbita Pepo L. N. Cyanens italicus, welsche Kornblume. — Centaurea cyanus L. Z. Cyclaminus. — Cylcamen europaeum L. Erdapfel, Schweinbrod. Erdwicke. A. Z. Cyperus, Galganwurzel. — Cyp. rotundus, longus ? R. Cuminum, Kümmel. — Cuminum Cyminum L., römischer Küm- mel; vielleicht auch nur Carum Carvi. R. A, G. Cytisus. — Vielleicht unser jMedicago arborea L. Nicht Cytisus Laburnum? R. Daucus creticus verus. — Athamanta cretensis L. Kretischer Möhrenkümmel. Z. Delphinium trium generura, welscher Rittersporn. — Delph. Aiacis L., unser allbekannter Gartenrittersporn. Z. Dictamnus albus, weisser Diptam. — Dictamn. FraxinellaPers- Wird ausdrücklich vom kretischen Diptam, Origanum Dictamnus L. unterschieden. A. Z. Dipsacus silvestris, Tuchmacherkarke. — Dips. fullonuniL. Z. Dorychnion 1. Halicacabus peregrinus. — Physalis AikekengiL. Judenkirsche. A. Z. Doronicum, Gemsenwurzel. — Dor. Pardalianches ? R. Dracunculus verus. — Arum dracunculus L. A. Z. Georg Fabricius als Natiirhistoiiker. 251 Dulcis radix francica, Lakriz. — Glycyrrhiza glabra L. Draba, welsche Salatkraut. - Cüchlearia officinalis L. achtes LöÖelki-aut. A. N- Ebenus 1. sanctum lignum. — Anthyllis cretica Larnak. Ebe- nos cretica L. ? R. Elichryson odoratum italicum. — Helichrysum Stoechas? R. Eruca et Erucula, weisser Senf — Brassica Eruca L., unser Sinapis alba. A. G. Ervum, Erbeis. — Ervum Lens L. Linse. N. Erysimon, Hedrich. — Erysinium ofticinale L. Wegsenf. A, Euphorbium. — Euphorbia officinarum ? R. Fabae, Bohnen. -- Vicia Faba L. N, Ferula, frutex italicus. — Fer. communis L., gemeines Stecken- kraut, Ruthenkraut. Z. Ficus. — Fic. carica L., gemeiner Feigenbaum. A. N. Z. Filix, Farren. — Aspidium Filix mas L., männliches Farren- kraut. A. Z. Galbanum. — Ferula Galbanum? wohl eher Bubon macedo- nicum. R. Genista frutex. — Spartium junceum. R. Gentiana, Enzian. — Gentiana lutea L. A. Z. Gladiolus indicus. — Glad. communis? R. Glaux 1. Glaucium. — Glauc. luteum. R Hedera, E})pich. — Hed. Helix L. Epheu. Z. Hedisaron. — Hedysarum obscurum L. Z. Helenicum s. Enula. Alant. - Unsere Inula Helenium L. A. Heliochryson. — Heliochrysum arenarium? oder vielleicht H. Orientale. R. Heliotropium malus et minus, Sonnenwirbel. — Hei. europaeum L. und H. peruvianum (malus) R. A. Z. Helleborum album. — Veratrum album L., weisse Nieswur- zel. A. Z. Helleborum nigrum verum. — Helleborum niger L., schwarze Nieswurzel. A. Hellebori species, Consiligo, Läuskraüt. — Üelphinium Sta- phypsagria? R. Helleborine. — Serapias Helleborine L. Knabenkraut, Cym- belblume. Z. Helxine s. Parietaria, Winden. — Polygonum Convolvulus L. Z. (Unsere Parietaria ist P. officinalis L. Mauerkraut, Glaskraut.) Hemerocallis, Rainlilien. — Hem. flava L. Z. Horminium malus, minus, Scharlach. — Salvia Horminium L. Z. Hyacinthus orientalis. H. or. L. Z. Hyacinthus vulgaris. — H. non scriptus ? R. Hyssopus flore albo, Eisop. — Hyssup. offic. L. A. Z. 252 Thierfelder: Holoconitis Hippocratis, Dulichini Italis. — Cyperus esculen- tus L. Erdmandel. N. Z. Hydropiper, Wasserpfeffer. — Polygonum Hydropiper L. A.- Hyoscyamus, Bilsenkraut. — H. niger L. A. Jasraenus frutex. — Unser Jasminum officinale L. oder auch Philadelphus coronarius. R. Z. Iberis. — Ib. urabellata L. A. Z. Iris illyrica, Viole. — Ir. florentina L. A. Z. Ir. verna, vulgaris. — Ist unsere Ir. germanica L., blaue Lilien. Z. Isatis, Weid. — Is. sativa L. od. Is. tinctoria L. A. Z. luncus, Binsen, f Labrusca. — Bryonia alba L. Zaunrübe, Gichtrübe. A. Vgl. auch Vitis hederacea. R. Lactuca, Salat. — Lact, sativa L. N. Ladanum frutex. — Cistus Ladanum? R. Lapathum hortense malus, Sauerampfer. — Rumex acetosaL. A. Laurus, Lorbeerbaum. — Laurus nobilis L. A. G. Z. Lauras alexandrina frutex. — Ob Ruscus Hyi^oglossum L. A. Lepidium maius, römische Kresse. — Wohl Lepidium latifo- lium? R. Leucoia varia, Muskatenblümchen. — Muscari moschatum? R. Libanotis, Weihrauch, Rosmarin. — Vielleicht Libanotis mon- tana. R. Ligusticum. — Lig. levisticum., gemeiner Liebstöckel. Z. Ligustrum, Rainweiden. — Lig. vulgare L. Haartriegel. A. Lilium album. Lilien. — Lil. candidum L. A. Z. Lilium rubens, luteum, canens. — Wahrscheinlich Lil. Mar- tagon L. Türkenbund, oder Lil. bulbiferum L.. rothe Lilie, und Lil. chalcedonicum L., gelbe Lilie. Z. Lithospermum vulgare. — Lithosp. officinale L. Steinsamen, Meerhirse. A. Lonchitis, Spikantenkraut. — Blachnum boreale. R. Lotos sativa, Siebengezeit. — Melilotus coerulea L. Siebenge- ruch oder auch Lotus Tetragonolobus. R. Lunaria, Meerviole. — Viola latifolia L. Mondviole; Lunaria annua. R. Lupinus hispanicus. — Lup. albus L. Weisse Feigbohne. A. Z. Lupinus silvestris. — Lup. luteus L., eigentliche Feigbohne; Viehfutter, w^omit aber auch arme Leute sich behelfen. Lupulus, Hopfen. — Plumulus Lupulus L. A. Z. Lychnis coronaria , flos Jovis silvestris , Marienröschen. — Lychnis dioica L. flore rubro. — Lychnis diurna Sibthorp. R. Z. Lysimachium, Wederich. — Lythrum salicaria L. A. Malache. — Ist unsere Malva rotundifolia L. Käsepappel, Gän- sepappel. A. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 253 Malva, Pappeln. — Ein vieldeutiger Name, der fast alle Mal- vaceen umfasst, mit grösster Wahrscheinlichkeit Alcea rosacea L, Pappelrosen. A. Z. Malva crispa 1. syriaca. — Malva crispa L. G. Malum Armeniacum, ungarische Amarelen. — Prunus Arme- niaca L., unsere Aprikose. N. Z. Malum punicum. — Punica granatum L. Granatapfel. A. Z. Mandragora, Alraun. — Wahrscheinlich Atropa Mandragora L. und zwar Mandragora autumnalis Bertol. A. (Es zeigt von kriti- schem Sinne, dass die Fabel von der menschenähnlichen Gestalt der Wurzel der Alraun gar nicht erwähnt und dadurch dem Glauben daran kein Vorschub geleistet wird.) Marisca, wilde Feige. — Ficus caprificus L. A. Marrubium. — Unser Marr. vulgare L., weisser Adorn. A. Melantium. — Eichtiger Melanthium {^^lav^iov), Nigella sa- tiva L. A. Z. Melilotus Appula, vera, rechter Steinklee. — Ist unsere Mel. officinalis Lamb. oder Trifolium Melilotus L., gelber Steinklee. A. Melissa turcica. — Dracocephalum Moldavica L. A. Z. Menta, Krausemünze. — Mentha crispa L., römische Krause- münze, Gartenmünze. A. G. Mentastrum. — Mentha silvestris L., wilde Münze. A. Millefolium, Garbe. — Unser Achillea Millefolium L., Schaf- garbe. A. Z. Milium Aethiopicum, Meerhirse. —Sorghum saccharatum? R. Morion Theophrasti , Tollwurzel. — Atropa Belladonna L., Tollkirsche. A. Myrrhis. — Scandix adorata L., wohlriechender Kerbel. A. G. Z. Myrtus frutex Tarentina. — Unser Myrt. communis L. Myr- tenbaum. A. Z. Napellum. — Aconitum Napellus? R. Narcissus Italicus albus. — - Narc. Tazetta L., die Tazette. Z. Narc. luteus et purpureus, Zeitlosen. — Narc. pseudonar- cissus et Narc. poeticus L. R. Nasturtium, Kresse. — Sisymbrium Nasturtium L., gebräuch- liche Brunnenkresse. A. G. Nepeta. — Vielleicht Melissa Nepeta L., römischer Polei od. Melissa offic. L. Citronenmelisse, A. Nepeta cataria? R. Nymphea, Seeblume. — Nymph. alba L. A. Z. Olea arbor, Oelbaum. — Ol. europaea L. A. G. Olus atrum. — Smyrnium ol. atr. L., Thruswurzel. A. Onobrychis Italica. — Hedysarum onobrychis. R. Oj-iganum 1. Onitis. — Ist wahrscheinlich unser Orig. vul- gare L. A. G. 254 Thierf eider: Orig-anum italicum, welscher Tost. — Ist Orig. Onitis L. od. sicilianischer Majoran. A. Orchis Vera, Knabenkraut.— Orch. militaris L., unser Salep. A.N. Ochros. — Pisum Ochros L. Ochererbse, italienische Erbse. N. Osyris vera. — Os. alba R. Oxalis rumicis genus, Sauerampher. — Rumex acetosella L., Sauerklee. A. Paeonia, Pfingstrose. — Paeon. offic. L,. A. Z. Panacea. — Laserpitium latifolium? od. Las. Siler? R. Papaver trium generum, album, Mohn. — Pap. somniferum L. A. N. Z. Pap. nigrura. — Ist Glaucium flavum Crantz, eder Cheliäo- nium Glaucium L. A, Pap. corniculatum. — Glaucium luteum? R. Vielleicht drei Spielarten des Pap. somniferum. Pastinaca. — Past. sativa L. weisse Möhre od.Pastinatwurzel. N. Pentaphyllum, Fünffingerkraut. — Potentilla reptans L. A. Pepon. — Cucumis Melo L., unsere Melone. IST. Petasites, Pestilenzkraut. — Tussilago petasites L., grossblät- teriger Huflattig. A. Phasganion. — Ob Gladiolus communis L. ? Vielleicht auch Iris pseudacorus. R. Phyllitis 1. Scolopendria. — Scolopendrium offic. L., gemeine Hirschzunge. A. Peucedanum. — Peuc. offic. L., gemeiner Haarstrang. A. Piperitis, Siliquastrum, Frauenkraut. — Ist zweifelsohne Cap- sicum annuum. Vielleicht auch Tanacetum Balsamita L., wegen des deutschen Namen. R. Pisa. — Pisum sativum L.. unsere Erbse. N. Plantago minor et maior, Wegerich. — PL maior und PI. conceol. R. Polypodium, Engelsüss. — Pol. vulg. L. A. Polygonum, Wegetritt. — Unser Polyg. aviculare L., Knö- terich. A. Porrum, Lauch. — Porr. concavum L. od. Allium porrum L. Gemeiner Lauch. A. G. Portentilla. Pot. torm entilla Libth. od. Torment. erecta L. Tormentillfingerkraut. A. Portulaca. — Unsere Port. oleraceaL., gemeiner Portulak. A. N. Psyllion, Flöhkraut. — Plantago Psyllium L. A. Pulegium, Poley. — Unsere Mentha Pulegium L. A. Pyrethrum, Berthram. — Anthemis Pyrethrum L. A. Quinquefolium generum duorum — Comarum palustre L. und Potentilla reptans L.? R. Ranunculus. — Verschiedene Ranunkelarten. Z. Rhamnus. — Rhamn. catharticus L. Kreuzdorn. A. Raphanis, Rettich. — Raphanus sativus L. A. G. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 255 Rapnm, Rübe. — Unsere Brassica Rapa L. N. Rhodia. — Rhodiola roseaL. Rosenwurzel. A. Kann auch Me- dicago arborea sein od. Convolvulus scoparius, der freilieb damals noch nicht cultivirt war. R. Ribes frutex, Johannisbeere. — Rib. rubrum L. A. Ricinus. — Rio. communis L., Wunderbaum. A. Z. Rosae. — Rosa centifolia L. A. Z. Rosmaris. — Unser Rosmarinus oftic. L. Rossmarin. A, Z. Ruscus frutex. — Rusc. aculeatus ? R. Ruta, Raute. — R. graveolens L., Weinraute. A. Sabucus. — Sambucus nigra L., Fliederhollunder. A. Salvia minor odoratissima. - Salv. oflfc. L., Gartensalbei. A.Z. Salvia silvestris. — Salv. pratensis L., Wiesensalbei. A. Saliunca. — Unsere Valeriana celtica L. A. Z. Samsucum, Meieran. — Origanum Majorana L., Sommermajo- ran. A. G. Sanguinaria. — Geranium sanguineum. R. Sanguisorba, Herrgottsbärtle. — Poterium sanguisorba L,, Gar- tenbecherblume, Pipernelle. A. Z. Satyrion. — Orchis bifolia L., Knabenkraut. A. Scabiosa, Apostemenkraut. — Scab. arvensis L. A. Scilla, Meerzwiebel. — Scilla maritima L. A. Scorpioides. — Vielleicht Ornithopus scorpioides L., vielleicht ein Cynoglossum, R. Sedum malus et minus, Hauswurzel. — Sempervivum tecto- rum L., grosse Hausw. und Sed. acre L., kleine Hausw. A. Serpillum, Kümmel. — Thymus Serpyllum L., Feldkümmel, Feldthymian, Quendel. A. Seseli creticum, Bärwurzel. — Tordylium offic. L. A. Silphium. f Sinapis, Senf. — Sinap. nigra L. A. Siser, Gritzelmöhren. — Siuai Sisarum L., Zuckerwurzel. A. Sisymbrium. — Ist Mentha aquatica L. A. Solanum. — Sol. nigrum L., gemeiner- Nachtschatten. A. Z. Solatrum, Nachtschatten. — Physallis Alkekengi? oder auch Solanum Dulcamara V R. Sparganium. — Sp. L., Igelsknospe. A. Spartum hispanicum. — Lygeum spartum od. Stipa tenacis- sima. R. Spica. — Unsere Lavendula Spica Wild., Lavendelblume. A. Z. Spina alba, Mariendistel. — Carduus marianus L. A. Stach ys. — St. recta L., gemeines Beschreikraut. A. Staphylodendron arbor, Pimpernüsschen. — Staphylea pin- nata L. A. 256 Thierfelder: Staechas arabica. — St. L., Schopflavendel A. oder Gnapha- lium stoechas L. oder Gn. Orientale ? K. Sycomorus. — Ob Morus alba und M. nigra L., unser Maul- beerbaum ? Simphytum, consolida maior, Waltwurzel. — Syraph. off. L. A. Tages, afrikanisclie Näglein. — Tagetes patula L. A. Oder Tag. erecta, die häufiger ist. R. Teucrium verum. — T. v. L. , Katzenkraut, Katzengaman- der. A. Z. Thlaspi, Meerrettich. — Cochlearia Armoracia L. A, G. Thymbra. — Satureja hortensis L. , Gartensaturey, Pfefifer- kraut. A. G. Z. Thymus, welscher Quendel. — Th. vulgaris L. A. G. Z. Tithymallus myrsinites, Wolfsmilch. — Euphorbia ParaliasL. A. Tragacanthus. — Astragalus Tragacanthus ? R. TragiumDioscoridis. — Hypericum hircinum. R, Bockskraut A. Z. Trichomanes s. polytrichon. — Asplenium trichomanoides L., kleine Streifenfarren. A. Z. Trifolium, Klee. — Vielleicht Tr. Menyanthes. R. Tripolium. — Aster Tripolium L., Meeraster. Z. Triticum bactrianum, Indianisches Korn. — Zea Mays L. ? od. vielleicht Polygonum Fagopyrum? R. Tussilago. — Tuss. Farfara L., gemeiner Huflattig. A. Typha. Narrenkolben. — Typh. latifolia u. Typh. angustifolia L. Kolbenrohr. A. Z. Valeriana, Baldrian. — Valeriana offic. L. A. Z. Veratrum album, Niesswurzel. — Ver. alb. L., weisse Niess- wurzel. A. Z. Veratrum nigrum. — Holleborus niger L., schwarze Niess- wurzel. A. Z. Verbascum, Königskerze. — Verb. Thapsus L. A. Verb, mon- tanum f. Verb, purpureum, f Verbena, Eisenkraut. - Verb, offic. L., gemeiner Eisenhart. A. Vettonica. — Betonica offic. L., gemeine Betonie. A. Violae, Violen, Veilchen. — Unsere Viol. odorata L,, März- veilchen. A. Z. Ulpica. f Umbilicus Veneris. — Unsere Cotyledo Umbilicus L., Nabel- kraut. A. Urtica, Nesseln. — Vielleicht Urt. dioica. A. Urtica iners, Todtenesseln. — Lamium album L., taube Nessel. A. Xyphion — Iris Xiphium. R. Xyris maior, minor, Wandläusekraut. — Iris foetidissima. R. Inguinaria Aeginetae. — Aster Amellus L. , italienisthe Stern- blume. Z. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 267 Ozymum, Basilien, — (Richtiger Ocimura {eiixi/nov), unser Oci- mum basilicum L, A. Z. Siliqua graeca, Johannisbrot. — Ceratonia Siliqua L. A. N. Veneris capillus, Mauerpfeffer. — Unser Adiautum Capillus Ve- neris L., Frauenhaar. A. Z. II. Das Fischverzeichniss des Georg Fabricius. A. Die Fremdlinge oder Gäste unter den Fischen der Elbe aus dem Meere. Lachs, Esox. — Der Salm der Alten, Salmo Salar L. Stöhr, Sturio. — Acipenser Sturio L. R. Ziege, Goltfisch. Vetula fluviatilis, Alausa Gesnero. — Cypri- nus cultratus ? R. *) Halbfisch, Passer. — Salmo albula, R. **) Lampret. Lampetra. — Petromyzon marinns L., Neunaugen, Steinsauger aus der Nordsee. Neunauge, Mustela levis. — Petromyzon fluviatilis L., Neunauge aus der Weichsel und Ünterelbe. Flussfisch. Wek, Amia. — Silurus glanis L. Der Wels ist ebenfalls ein Flussbewohner. B. Fische, die aus anderen Flüssen oder aus Bächen in die Elbe gelangen. Fore, Aurata 1. Yariolus. — Salmo fario L., Forelle. Asche, Thymallus. — Salmo Thymallus. R. Olrupen, Mustelii Bellonii. — Gadus Iota L., Aalraupe, Aal- quappe. Steinbeis, Gobio fluviatilis. — Cobitis Taenia L. Bapst, Müllen, Citharus. — Cottus Gobio, R. Smerling, Turdi, — Cobitis barbatula L., Schmerle. *) Ist gewiss nicht Cyprinus cultratus, zu dieser Deutung hat sich Herr R. wohl durch den deutschen Namen »Goltfisch« ver- leiten lassen. Ich vermuthe darin vielmehr Alausa finta, der zu- weilen geräuchert noch jetzt unter dem Namen Goldfisch auf den Markt gebracht wird. Jedenfalls muss es ein Wanderfisch sein, der ins Meer geht. Troschel. **) Ich vermuthe hier vielmehr eine Pleuronectes-Art, wahr- scheinlich Pleuronectes passer Linn., eine Varietät der Flunder, Pleu- ronectes flesus. Man findet zwar in manchen Gegenden auch einige Cyprinoiden Halbfisch genannt, diese sind jedoch keine Wanderfische. Troschel. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 17 268 Thierfelder: SteinscTimerlmg, Turdi Saxatiles. — Cobitis Taenia L. ? E. Eidritz, Bdella. — Cyprinus phoxinus L. Elritze, Pfeile. Stichling, Columbi. — Gasterosteus aculeatus und G. pungi- tius L. R. Schlei, Scorpius. — Cyprinus Tinea L., Schleihe. Aal, Anguilla. — Muraena Anguilla L. Beisker, Mustela varia. — Cobitis fossilis. R. C. Die eigentlicben Elbfische, die in der Elbe geboren werden und wachsen. Hecht, Lucius. — Esox lucius L. Carp, Carpio. — Cyprinus Carpio L., unser Karpfen. Leiner od. Morfling, Carpiones quibus neque lactes neque ova sunt t *). Streifbersing, Perca. — Perca fluviatilis. Barsch. Kaulbersing, Perca minor. — Acerina cernua. R. Parme, Mullus. — Cyprinus Barbus L., Flussbarbe oder Barme. Cobitis barbatula? R. Jesen, Alosa 1. Alausa. — Cyprinus Tinea L. od. Cypr. leses L. R. Dibel, Elten e Gobiorum genere, Cyprinus Dobula. R. Rap e coracinorum genere. — (Cyprinus aspius L., Aspius rapax Ag. Troschel.) Blehe, Brasen, Prasinus. — Cyprinus Brama, Bleie, Brachsen R. Heseling , Asellus — Thymallus verus, Asche ? R. (Cyprinus leuciscus L. Hasel, Häsling. Troschel.) Geuser. f Rotengel, Rubelli. — Vielleicht Rothäugel {iQvd-QoipS-ak/uog) Cyprinus erythrophthalmus ? Zerten. t — (Abramis vimba, Zärthe. Troschel.) Gründling, Funduli. — Cyprinus Gobio. R. Ocklen, Weissfisch, Allurni. — Cyprinus leuciscus L., Bläue, Pletze. (Cyprinus alburnus L. Ueckeley. Troschel.) Karas, e carpionum genere. — Cyprinus Carassius L. Karausche. Oberkottigen, Gobionis genus. f Schneppelfischchen, Phoxini Gesnero. ~ Coregonus oxyrrhyn- chus? R. (C. oxyrrhynchus geht nicht so weit die Elbe hinauf! Troschel.) Krebs, Cancer vulgo, verius locusta. — Astacus fluviatilis L. Flusskrebs. Schnecken, Cochleae bivalves et turbinatae. *) üeber sterile Karpfen vergl. v. Siebold Süsswasserfische von Mitteleuropa p.89. Troschel. Georg Fabricius als Naturhistoriker. 269 in. Das Vögelverzeiclmiss des Georg Fabricius. Brandgemse. — Anas Todorna L. R. Blesling e fulicarum genere, avis parva. — Fulica atra? R. Bachstelze, Wasserstelze, Saxonibus Ackermmencken, Mota- cilla, Jurico , flava a colore ventris. — Motacilla flava L., M. viri- dis. — M. Hippolais L., graugelbe Grasmücke, Motacilla alba? R. Eisvogel, Halcedo, Ispis. — Alccdo ispida L. Ente, Anas: Grossente, An. magna, Penelops, insigni collo propter colorem puniceum et viridem ; Mittelente , Boscas , anas mediocris ; Krucentlein oder Kricbentlein, Qaerquedula Varroni, an. parva ; Löffelente, Breitschnabel, a lato rostro ; Langschnabel, Lon- girostra ; Roteente', Glaucium ; Tauchente , Mergus ; Mörente, wilde Ente, an. palustris; weisse Ente, a colore candido; bunte Ente, a colore vario. Facke. — Villeicht Podiceps-Arten, Taucher? R. Gans, Anser, GansaPlinio: Löffelgans, Pandirostra; Schneegans, quasi nivalis; Sehegans, Schemgans, Phalocorax, Junio; Welsche- gans, Ans. magnus, Penelops; Quicquid enim excellit magnitudine, id Germani appellant Italum; Stoppelgans, Chenelops, ut Trochus Ascaniensis existimat; Wildgans, quasi fera et peregrina. Himmelziege, Vanellus, Capella Theodoro Gazae. — Capri- mulgus europaeus. R. Kranich, Grus, avis Palamedis, quae Pygmeo sanguine gaudet avis, rex ranarum. — Grus cinerea. R. Kibitz, Gavia cinerea Gesn. — Vanellus cristatus. R. Mibe, Larus, magnus, grosse Mibe; parvus, kleine Mibe; va- rius, bunte Mibe; gilvus cum pedibus rubeis, graue Mibe; cinereus cum pedibus puniceis, aschenfarbige Mibe ; albus, weisse Mibe, quo- rum hoc anno (1564) maxima fuit copia, cum rari alias appareant, et tantum Martio atque Aprili mensibus. Münchle, Corruca aquatica, Atricapilla Gazae. — Ob Motacilla atricapilla L., schwarzköpfige Grasmücke? Pilwenkchen, Fliegenstecher, Cynclus, lynx. — lynx torquilla, Wendefels R. Rordümmel, Ardea stellaris a colore et punctis, a voce Ono- crotalus, aliis nominibus : Mosskii, Mossochse. — Cinclus aquaticus, Wasserstaar. R. Racke a Saxonibus Harbolle, Phalaris. — Coracias garrula, Blauracke R. Reiger, Ardea. avis Diomedis : weisse, Candida, aetatis primae ; bunte, varia, aetatis adultae; graue, cana, aetatis ultimae; rothe, Ard. rubea; braun, punicea; Santreiger, quasi dicas harenaria. — Ardea cinerea u. a. Arten. R. 270 Thiorfcldor: Gcorfif Fabricius als Naturhistoriker. Korspcrling, quasi dicas passer harundineus. — Vielleicht Crex porzana. R. (oder Emheriza schoeniclus ? Troschel.) Storch, Cicouia. — Cic. alba L. Schwarzer Storch, Cic. tota nigra. — Cic. nigra L. Schwalbe, Hirundo. Schwan, Cygnus, Clor. — Cygn. Clor L., zahmer Schwan; Scln-ciender Schwan, quasi clamosus. — Cygn. musicus L., der wilde Schwan. II. Schnetz, Salus, f Taucher, Mergus, quasi Urinator: magnus, catarractes, corvus aquaticus ; rostruni habet serr-atuin, quibus pisces maiores sccat per medium, ut vesci praeda possit; niger, Wasseramsel; flavus; varius. — Merg. merganscr, M. scrrator L. R. Teucherlein, Mergulus, Pumilio — Colymbus? Tittilvcn. f Wasserhünlein, Tryngas. — Ob Fulica chloropus L. ? Vielleicht Tringa pugnax. R. Wasserrabe, Carbo cormoranus. R. Wasserschwalbe, Apus. — Eine Art Sterna, vielleicht Hirundo. R. lieber Dasypus gigas Cuv. Von Prof. Dr. F. Krauss in Stuttgart. Nach den Mittheilungen von Herrn Kappler ge- hört das Ricsengürtelthier auch in Surinam zu den gros- sen Seltenheiten. In einem Zeitraum von 20 Jahren haben wir durch Ihn nur 5 Exemplare erhalten, dagegen gelang es ihm in den letzten 4 Jahren nach und nach 6 Thicre im Balg und Skelet einzusenden. lieber letztere, sowie über das im hiesigen Museum aufgestellte Thier und Skelet habe ich einige Notizen und Maassverhältnisse zu- sammengestellt, welche Ich in Nachstehendem mittheile. Von diesen 7 Exemplaren, welche ich mit No. I bis VII bezeichnen will, gehören 4 weiblichen und 3 männlichen Thieren an. Alle sind erwachsen, unter Ihnen nach der Grösse und dem Verwachsensein der Knochen IV und V die ältesten, II und VI die jüngsten. Nur von II ist In unserer Sammlung der Balg ausgestopft und das Skelet macerirt und aufgestellt, alle übrigen sind nach dem Balg und den rohen Skeletten untersucht worden. Die Maassverhältnisse des Thieres In Centimeter sind folgende : 272 Krauss: I II III IV V VI s d ? ? ^ der Grösse sind aber die Zähne nicht ganz gleich, häufig ist am vordem oder hintern Ende der Reihen der kleinste; bei III ist in- der rechten Oberkieferhälfte der letzte, in der linken der vorderste viel kleiner als die übrigen, während im lin- ken Unterkieferast der 6. und 7. viel kleiner, vielleicht durch Theilung eines einzigen entstanden ist und nach ihnen eine Lücke folgt. Bei IV ist in der linken Ober- kieferhälfte der 2., im Unterkiefer rechts der 3., links der 6. der kleinste. Bei V, dem alten Männchen, sind die Zähne überhaupt kleiner, stehen weiter von einander ent- fernt und ist die Zahnreihe durch einige Lücken unter- brochen. Die grössere Anzahl der Zähne und eine in Vergleichung mit den übrigen Schädeln doch nicht län- gere Zahnreihe bei YII lässt sich dadurch erklären, dass bei den vorderen Zähnen, weil meist von vorn nach hinten kürzer als sonst, einzelne in zwei Theile getheilt sind. Hinter dem letzten im Oberkiefer ist eine Alveole ohne Zahn, welche mit Zellgewebe verschlossen war. Die Zahnreihen beginnen im Oberkiefer 0,2 Cm. Ueber Dasypus gigas. ' 275 hinter dem vordem Ende des Oberkieferbeins, im Unter- kiefer 3,2 bis '),7 Cm. hinter dem vorderen Ende jedes Astes. Die Zahnreihen laufen im Oberkiefer nicht ganz parallel, vorn stehen sie einander am nächsten, bauchen sich dann in ihrer vorderen Hälfte ein Aveaig nach aussen aus und stehen am hinteren Ende am meisten von einan- der entfernt. Im Unterkiefer divergiren die Reihen stär- ker nach hinten als im Oberkiefer. An dem Skclet zeigen hauptsächlich die Wirbel der oben verzeichneten Exemplare einige Abweichungen von dem was bisher darüber bekannt gemacht wurde. Unter den Halswirbeln ist immer der Epistro- pheus mit dem dritten verwachsen, bei den meisten voll- ständig, bei H und VI ihre Trennung noch durch eine schwache Querlinie auf der Bauchfläche der Wirbelkör- per angedeutet. Ein Verwachsensein des 4. Halswirbels mit dem dritten, wie Bur meist er (Thiere Brasiliens I. p. 280) angiebt, konnte ich nirgends finden, sie sind wohl sehr fest an einander gelegt, insbesondere bei VII, aber immer noch beweglich, selbst bei den beiden ältesten IV und V. Dagegen ist bei IV und V der letzte Halswirbel mit dem ersten Rückenwirbel an den Fortsätzen, am Kör- per und Bogen innig verwachsen, und der Dornfortsatz des ersten Rückenwirbels verläuft soo-ar in ununterbro- ebener Linie bis zum vorderen Rande des letzten Hals- wirbelbogens, wodurch beide so vollständig verbunden sind, dass nur die zwei Foram. intervertebralia jeder Seite auf das Vorhandensein zweier Wirbel hinweisen. Der Dornfortsatz, der übrigens der längste, der ganzen Wirbelsäule ist, ist durch diese Verschmelzung an seiner Basis von vorn nach hinten breiter, als bei den Skeleten, bei welchen der letzte Kaiswirbel noch vollständig vom ersten Rückenwirbel getrennt ist. Solche Skelete haben den Anschein, als ob sie nur fünf Halswirbel hätten. Die Querfortsätze des letzten Halswirbels bilden ein Dach über die Artikulationsfläche für die 1. Rippe und tragen dadurch zur Bildung derselben bei. Beim Messen der Länge des Halswirbeltheils ist zu berücksichtigen, dass die Wirbelsäule eigenthümlicherweise 276 Krauss: gerade zwischen dem letzten imd vorletzten Halswirbel unter einem starken fast rechten Winkel in die Höhe steigt, daher die Länge des Halswirbeltheils auf seiner nach unten und vorn gekehrten flachen Seite länger ist, als auf der Rückenflächc. Bei alten Individuen lässt sich desshalb der Halswirbeltheil am leichtesten zwischen den beiden letzten und ebenso auch zwischen den beiden er- sten Halswirbeln trennen. Die Bogen der vier letzten Halswirbel berühren einander, nur in der Mitte zwischen dem 5. und 6. ist eine Spalte; der Bogen des sechsten ist von vorn nach hinten der schmälste. Ausser dem zu einem hohen und langen Kamm zusammengewachsenen Dornfortsatz des 2. und 3. Wirbels hat nur der 4. einen Dornfortsatz, der aber sehr kurz und zugespitzt ist. Er- wähnenswerth ist, dass ausser der Verbindung der Wir- belkörper die Bogen und Fortsätze der vier letzten Hals- wirbel durch drei Artikulationsflächen auf jeder Seite mit einander verbunden sind. Unter sieben Skeleten haben sechs zwölf Rücken- wirbel und nur das W^eibchenYII hat deren 13 mit ebenso vielen Rippenpaaren, v. Rapp (Edentaten, 2. Aufl. p.28) und Bur meiste r geben 13 an. Nach unseren Skeleten, deren Brustkasten noch nicht macerirt und vollständig an- einandergefügt waren, wären aber 12 Rückenwirbel als nor- mal zu betrachten. Die eigenthümlichen grossen, aus- und vorwärtssteigenden Fortsätze (Metaphysen nach Owen), welche zur Unterstützung des Panzers mit beitragen, be- ginnen bei allen, selbst bei VH am 10. Rückenwirbel, sie sind aber schon vom 5. an angedeutet. Die Dornfort- sätze der 5 — 6 letzten Rückenwirbel sind am hinteren Ende gabelförmig, in die Spalte legt sich die Spitze des folgenden. Ueber die Zahl der Lendenwirbel sind die An- sichten verschieden, v. Rapp (l. c. p.28) nimmt nur einen, Burmeister (1. c. p. 280) vier an, indem er die beiden an ihren Metaphysen mit dem Darmbeinkamm verwachsenen zu den Lendenwirbeln und daher zum Kreuzbein nur 10 Wirbel zählt, während v. Rapp und A. Wagner (Säugethicre IV. p. 164) 12 annehmen. lieber Dasypus gigas. 277 An den fünf Skeletten, welche ich gegenwärtig zur Vergleichung vor mir liegen habe und von welchen nur das Skelet II macerirt und aufgesetzt ist, haben die von den Männchen II und V und von dem alten Weibchen IV entschieden zvv^ei, dagegen die von dem Männchen VI und dem alten Weibchen VII entschieden nur einen freien, mit dem Kreuzbein nicht verwachsenen Lendenwirbel. Wenn an dem Skelet VII nur einer vorhanden ist, so lässt sich dies dadurch erklären, dass es, das einzige unter sieben, 13 Rückenwirbel und ebenso viele Rippen hat, was auch mit der Angabe von v. Rapp übereinstimmt, ein einziger freier Landenwirbcl bei 12 Rückenwirbehi, wie bei VI scheint aber ganz ungewöhnlich zu sein. Da jedoch unter sieben von mir bis jetzt untersuchten Skeleten fünf zwei nicht mit dem Kreuzbein verwachsene Lendenwirbel ha- ben, so dürften zwei, und wenn man mit Burmeister noch die zwei folgenden mit dem Kreuzbein verwachsenen Wirbel zu den Lendenwirbeln rechnen will, vier Lenden- wirbel als normal angenommen werden. Für die Ansicht B urm eiste r's spricht, dass die beiden mit dem Kreuzbein verwachsenen Wirbel des Ske- lets VI, das einem erwachsenen Thier angehört, dessen Epiphysen aber noch getrennt sind, wohl mit Ihren Körpern und Dornfortsätzen unter sich und zum Theil auch mit den folgenden Kreuzbeinwn'rbeln verwachsen, aber mit ihren Metaphysen vom Darmbein getrennt sind. In der liga- mentösen Masse, welche diese Thelle deckt, hat sich aber bereits ein Knochenkern gebildet, der sich an den Enden der Metaphysen und zwischen diesen und dem Darmbein- kamm hereinlegt, jedoch durch Maceratlon vollständig losgelöst ist. Demnach verbinden sich nicht die Meta- physen unter sich und mit dem Darmbeinkamm, sondern eine neu sich bildende Knochenmasse verbindet die ein- zelnen Theile unter sich. Ferner zeigen bei allen Skeleten die verwachsenen ebenso wie die freien Lendenwirbel an Ihrer ßauchfläche an der äusseren Seite der Foramina intervertebralia stark hervorragende, nach vorn gerichtete Fortsätze, die als Processus transversi angesehen werden können, und welche 278 Krauss: am Kreuzbein selbst vollkommen fehlen. Die mit dem Kreuzbein verwachsenen Wirbel bilden entweder alle beide mit dem Ende ihrer Metaphysen und dem Darm- beinkamm eine längliche Knochenplatte wie bei IT^ IV und VII^ oder es nimmt nur einer daran Theil wie bei V. Die Kreuzbeinwirbel sind unter sich und mit dem Darm- und Sitzbein verwachsen, nur bei II u. VI ist noch die Trennung sichtbar und es sind, wenn die beiden vorderen schon bei den Lendenwirbeln abgehan- delten abgerechnet werden , unzweifelhaft bei II zehn, bei VI eilf zu unterscheiden. An den übrigen Skeleten sind bei V, das einen Lendenwirbel zu wenig hat, eilf, bei VII zehn Kreuzwirbel (IV ist beschädigt) vorhanden, wenn nach den zum Durchtritt der Nerven bestimmten Löchern gezählt wird. Das durch die Verwachsung der Dornfortsätze gebildete und ebenfalls zum Tragen des Panzers dienende Knochendach erreicht bei VII eine Breite von 3 Cm. Die Querfortsätze der vier letzten Kreuzwirbel (bei VI fünf); welche mit dem Sitzbein ver- bunden und im Alier verwachsen sind, sind sehr lang, bei II und VII ist der des letzten, bei IV, V und VI der des vorletzten am längsten. Die vorwärts und gegen das Dornfortsatzdach an- steigende Sitzbeinecke ist oben ganz flach, dreieckig und bei dem Weibchen III so ausserordentlich verlängert, dass die rechte und die linke mit dem Dornfortsatzdach verwachsen eine grosse dreieckige Fläche darstellen, während die der übrigen Skelete 3—4 Cm. vom Dache entfernt endigen. Der erste der 21-24 Schwanzwirbel hat ebenfalls noch lange Querfortsätze, die mit ihren Enden unter das Kreuzbein untergeschoben auch noch an diesem unge- wöhnlich entwickelten Gerüste Theil nehmen, während er wegen seiner unteren Dornfortsätze als Schwanzwirbel anzusehen ist. Von den Rippen steht nur die erste breiteste (von 2,4—3,0 Centim.) und kürzeste (von 5—6 Centim.) mit dem Manubrium , dem grössten fast viereckigen , vorn ausgerandeten und unten gekielten Stücke des Brustbeins üeber Dasypus gif^as. 279 unmittelbar in Verbindung. Die folgenden sieben (bei IV, V, VI) oder acht (bei 11 und VII) an Länge zu- nehmenden Rippen verbinden sich durch ebenso viele 4— 10 Cm. lange den RippenknorpeJn entsprechende Kno- chenstiele mit sieben unten schmalen knorrigen^ oben breiten und flachen Brustbeinsegmenten, und die letzte Rippe auch mit dem bis zu 3,8 Cm. breiten und 4,7 Cm. langen Proc. xlphoideus. Die 3 — 4 letzten Rippen erreichen das Brustbein gar nicht, indem bei II die 10. und 11., bei IV, V, VI, VII die 9., 10., 11. durch allmählich kür- zerwerdende und dachziegelförmig über einander gelegte Knochenstiele auf der unteren Fläche und dem äusseren Ende des grössten Knochenstiels der 8., bei II der 9ten Rippe sich anlagern. Die letzte Rippe endet frei, ist höchstens 10 Cm., gewöhnlich auf beiden Seiten gleich lang, bei VI ungleich, rechts 7,6, links nur 3,8 Cm. lang. Schliesslich gebe ich zur Vergleichung mit dem Riesen- und anderen Gürtelthieren die Dimensionsver- hältnisse nach Centimeter, wobei ich über die Maassab- nahme Folgendes bemerke. Beim Messen des ganzen Skelets wurde der Fischbeinmaassstab auf den Wirbel- körpern aufgelegt. Die fünf Theile der Wirbelsäule wur- den je von dem vorderen Rande des ersten bis zum hin- teren Rande des letzten Wirbels gemessen. 280 Krauss: Ueber Dasypus gigas. O: P: 35: C3-B ö CD cr^ aq ^ CD CD CD Pj «- W CD O C^ ^ CD CD ^2 -^ CD 3 '^ CD K^ M »^ ^ Q t-^cO W t-^ t-^ HS p: c: O: £= g = O: 3 CD t3- Ö Ö W OQ l:^ CD CfQ C(Q ^ CD P-i CD CD "^ &■ 5 CD Pi Dj (t! CD 2j cc CD CD ■O. P o o CD ?;, p-- CD s; O CD 5 ^ CD ES 0 2. W üb Cfq CD CO, »TS 2 o. &-' P- P CD fö -■ CO 3 CO CD CD O CO c^- j-rj • »3: jo: ä 3 aq crq CD CD 3 3 aq aq CD CD Pj CL. Pj Pj CD CD CD CD l-< CO Oi w 3-^ CD ^" 3 CD 3 CD CD 3 00 C2 I j;^ tl I t— ' 1— ' 1— l jO (:;rx j:jt CXI 0^ ^ CO ^^;i- fji». Cn OS -^1 _bO cn ^ ^tfi. ^ 00 00 Ö 0 ^ÖO 0 cn "kP^ "k-» V 00 Ü5 ^1 "rf^ Cnl» Oi 0 "h-» (-')-' cn tO tO _Cn 0 >-' C5J^5^ "co CO 0 0 cn ts2 t-J JO 00 ^l CO cn "^ "rf:. ^ "-^l 000 tO~k) ^ ^"^ "'•.CO>f».bOrfi>Ü3rf^C:--l^ts2Cn"^OOio Ki- 0 00 tfx ]NDCn^^:^O^^f^bOO0^^i^rf^Cna)-qtOCn-.^rf^00 l-- I-' O' to to Vi CO cn 0 0 CO CD 00 Ü3 0 00 0)0° _U)CTj4^Ü3rf^^JW«)t^Cnsph>varz:. ■ Pas HaUschil.d' seitlich tief eingeschnürt) mit zerstreuten, auf der Mitte etwas deutlicheren. Punkten bßse\tzt;,;di/e fScülp^ur der iFiügeldecken wie bei [Alpunc- tfut,<^^f.<^Qi>atUf diehiUnterbrechung des 9. Runktstreifens> weil .d^^ich-,di^(:grö.ssetyie lA-Wsdehnung des blauen Hinter- fleöks )t>tdingj;, ,:noch, et^as länger., Au^h die Zeichrlung der. Flügeldecke©, (Entspricht der detA-genanntcnArt, ein Läwgfiflq^kcheh ai^ffdOr Sp^iiKi^bQiile, )tQÜi .zi,emlicbr.unf ^dbeinbarea? iPunkt ,vc)cider Mitte ,^z\Visc]len dem 5, undi7. j?'U;jpk.ts1reifen>! lUiiid )öin gemoiiljamot' olliptischev N^ahtfleßk binteivld^in iSichildchen .dunkel )«iiiahlhilaii.; auss.eTdem laibeir mti^. dii^) jganz-e'Sipitt^e.MdiU^thii -einen -nach YptMä rliOiBä- bki^ aiisgezogßneniihlaiißöjigi^möin^aiiaagiii fljnt^rflßck i i^ia-f 288 Suffrian: genoramen^ dessen Vorderzipfel fast das Hinterende des elliptischen Nahtflecks erreicht^ während er auf der hin- teren Seite noch zur Hälfte von dem bis dahin rothgelb verbleibenden Rande der Flügeldecken umzogen wird. Hinterbrust, Hinterleib und Beine schwarz, Knie und Mitte der Flinterschienen trüb bräunlich durchscheinend. Nur ein einziges Stück, von Prof. Poey gefunden. 11. L. Poeji Lac. ib. 510, n. 222. Lacordaire's Diagnose dieser Art könnte leicht zu einem Irrthum Anlass geben, sofern sie die Beine derselben schlechthin als schwarz bezeichnet. In der Beschreibung ist jedoch richtig gesagt worden, dass die Hinterschenkel bis auf Wurzel und Spitze roth seien; man findet sogar Stücke, bei denen auch die Unterseite der Mittelschenkel eine trüb röthliche Färbung zeigt. Die Hinterschenkel sind ungewöhnlich stark aufgetrieben und dann auf der Un- terseite vor den Knieen ausgebuchtet, so dass sich vor dieser Ausbuchtung ein stumpfer, zahnartiger Höcker bildet; die Unterbrechung des 9. Streifens ist sehr kurz, und bietet kaum für 3 oder 4 hier fehlende Punkte Raum. III. liamproj^oma Kby. 12, L. auricolle m. Breviter ovatum supra viola- ceum nitidissiinura, capite thorace punctato postice obtuse lobato viridi-aureis, elytris subtiliter punctato-striatis, in- terstitiis punctulatis, prosterno late coarctato. Long. Vs'" > lat. 1/2'". Diese zierliche Art bringt der kleinen von Lacor- daire Phyt. IL 629 ff. unter n. (SQ und 67 aufgestellten Lamprosomen-QiVW^'^Q mit dünnem, etwas verlängertem Stiele des Krallengliedes eine sehr erwünschte Erweite- rung, und steht gewissermassen zwischen den beiden dort beschriebenen Arten in der Mitte, indem sie sich in dem einem gedrungenen Moiiaolms gleichenden Habitus mehr an L. longifronsj in dem Baue der Vorderbrust dagegen mehr an L. annectens anschliesst. Kopf und Halsschild sind goldgrün mit starkem Glänze, letzteres in der Mitte mehr ins Kupfriggoldene fallend und dabei mit einer Verzeichn. d. auf d. Insel Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 289 zerstreuten aber deutlichen Punktirung bedeckt; der Kopf dagegen kaum piinktirt, mit feiner Stirnlinie. Die Augen seicht aiisgerandet, das Wiirzelglied der Füliler nebst den folgenden auf der Unterseite gelblich. Der Hinter- rand des Halsschilds jederseits zunächst der Mitte in einem breiten Bogen ausgeschnitten^ und dadurch diese Mitte selbst als stumpfer Winkel etwas ausgezogen. Die Flü- geldecken schön glänzend veilchenblau, mit eckig vortre- tenden Schulterbeulen, aber schwachen Seltenlappen ; die Punktstreifen aus deutlichen, aber nicht tief eingedrück- ten Punkten gebildet, die flachen Zwischenräume mit einer feineren, stellenweise runzlig verfliessenden Punk- tirung bestreut. Die Unterseite schwärzlichgrün, die Beine manchmal leicht ins dunkel Goldgrüne fallend. Das Pro- sternum durch die hineintretenden Yorderhüften jeder- seits tief ausgebuchtet und dadurch hinterwärts dreieckig verschmälert ; der Stiel des Krallengliedes sehr dünn, fast doppelt länger als das vorhergehende, wenig ausge- randete dritte Glied, und an der Kralle selbst nur wenig verdickt. IV. Clilaiuy^ Knoch. 13. Chi. conifera Lac. Phyt. H. 733. n. 75. Das Vorkommen einer brasilianischen Chlamys- Art auf Cuba erscheint allerdings einigermassen befremdend; aber das genaue Zutreffen der Beschreibung lässt an der Richtigkeit der Gu n dlach'schen Bestimmung keinen Zweifel, und ich würde deshalb eher in der aus dem Mus. BeroL her- stammenden Heimathsangabe bei Lacordaire einen Irr- thum vermuthen. Die Ausdehnung der gelblichen Fär- bung auf der Oberseite ist sehr verschieden; bei den hellsten Stücken auf dem Halsschilde nur die Höcker an den Seiten und hinten auf den Deckschilden nur die Höcker und einige Wische zwischen denselben röthlich- oder schwärzlichgebräunt, während bei den dunkleren, wie Lacordaire deren vor sich gehabt hat, nur die Seiten des Halsschildes und einige Fleckchen und Wische der Deckschilde jene heller gelbe Färbung zeigen, und auch 290 Suffrian: diese dann noch manchmal durch dunklere Wolkenflecke getrübt ist. 14. Chi. flavi colli s Lac. ibid. 823. n. 164. Nur einmal gefunden. Die Färbung dieses Stückes ist von der a. a. 0. gegebenen Beschreibung nur in soweit ab- weichend, als der Kopf rein schwarz ist, und auf den Deckschilden eigentlich nur die Schultergegenden nebst den Rippen und Höckern eine schmutzig bräunliche Fär- bung zeigen, während der bläuliche Glanz besonders nach der Naht zu in den zwischen den Rippen liegenden rund- lichen Vertiefungen zum Vorschein kommt. Die Fuss- glieder sind, bis auf das wieder schmutzig gebräunte Wur- zelglied, ebenso hellgelb als das Halsschild. Das Pygi- dium zeigt die Mitte entlang zwischen den beiden Längs- kielen noch eine dünne, erhöhte Kante. 15. Chi. melanospila m. Elongata rufescens, fronte pectore abdominis basi pedibusque nigris, thorace elevato-gibboso grosse punctato - varioloso , angulis po- stlcls nigricantibus, elytris punctatis 4-tuberculatis antice bicarinatis maculis binis nigricantibus basi annexis. Long. 13/4—2'"; lat. 1—1 V12'". Der vorhergehenden nahe verwandt, und mit ihr auch zu derselben Gruppe gehörig. Der Körper läng- lich viereckig, fast doppelt so lang wie breit; die Farbe ein helles, auf dem Höcker und den Seiten des Hals- schilds mehr ins Rothbraune fallendes Rothgelb, welches in den breiten Hinterwinkeln desselben immer mehr in ein nicht überall scharf begränztes Schwarz übergeht; auch das Schildchen mit der Wurzel der Flügeldecken tief schwarzbraun, und dieser Wurzelsaum hinterwärts auf jeder Flügeldecke in zwei grosse schlecht begränzte Flecke erweitert, der innere zwischen Schildchen und Schulterbeule , plump viereckig , der äussere auf der Schulterbeule selbst, und am Seitenrande so weit verlän- gert, dass er zugleich den ganzen Seitenlappen umfasst. Die Unterseite schwarz, mit gelbem an der Wurzel ge- schwärzten Hinterleibe, die zusammengedrückte Spitze des Prosternums, Wurzel und Spitze der Hinterschenkel und die Füsse röthlichgelb. Der Kopf grob punktirt, Verzeichn. d. auf d. Insel Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 291 schwarzbraun, die ziemlicli tiefen Aiigenbnchtcn und der untere Thcil des Kopfschildes schmutzig röthlichgelb, die Fühler heller gelb ; das 3. und 4. Glied verkehrtkegelförmig, ziemlich gleichlang, das 4te etwas dicker als das 3te, die sieben oberen bei ziemlich gleicher Länge stark erwei- tert, und nur das Endglied doppelt länger als die vor- hergehenden; die Erweiterung des 5ten Gliedes etwas schwächer als die der folgenden, welche letzteren eine derbe und kräftige gesägte Keule bilden. Das gleich- falls grob punktirte Halsschüd mit einem kräftigen, plum- pen, vorn und hinten steil abfallenden Querhöcker be- setzt, welcher oben zwei mehr oder weniger deutliche, eine flache hinten heller gelb gefärbte Längsrinne ein- schliessende Längskiele trägt. Seitlich von diesen Längs- kielen ist die obere und äussere Rundung der Höcker durch grobe , tiefe Grübchen einschliessende Runzeln maschenartig zerrissen. Das Schildchen verkehrt drei- eckig, in einen Ausschnitt des Halsschildlappens ein- greifend, schw^arz. Die Deckschilde matt, mit ziemlich groben, zerstreuten, im Innern dunkleren, und mehr oder weniger reihenweise geordneten Punkten besetzt, zwi- schen denen einzelne Längsrippen hervortreten; der innere Vorderfleck etwas runzlig erhöht, mit Ansätzen von 2. — 3. durch grobe Runzeln zerrissenen Längskielen, die bei einem der vorliegenden Stücke auf der rechten Flügeldecke zu einer stumpfen Erhöhung zusammenflies- sen. Ausserdem zeigt jede Flügeldecke noch vier in einer länglichen Raute liegende Höcker, von denen die beiden inneren etwas w^eiter nach vorn gerückt und grösser sind , als die äusseren. Der vordere von jenen liegt am Hinterende des inneren jener Längskiele am Hinterrande des braunen Fleckes, der hintere auf der Wölbung, wo er das Hinterende einer aus dem mittleren Kielansatze entspringenden flachen Längsrippe bildet; von den beiden äusseren liegt der vordere hinter dem äusseren Hinterzipfel jenes braunen Flecks, der hintere hart am Aussenrande der Flügeldecke. Im Innern der Raute, so wie zwn'schen und hinter den beiden: Hiötei"-^ höckern finden sich dann noch einige iSstumpfb'^^-fl^be 292 Suffrian: Längs- und Schräg - Erhöhungen , in denen sich un- schwer Reste oder Hinterenden getrübter Längsrippen zwischen den verschobenen Punktstreifen erkennen las- sen. Das stark längskielige Pygidium mit der Unter- seite grob und tief punktirt ; das Prosternum dreieckig, hinten in eine stark zusammengedrückte Spitze auslaufend. Das letzte Segment des $ mit einer tiefen, glänzenden Grube. 16. Chi. nig rite IIa m. Subquadrata nigra, an- tennis elytrorumque tuberculis luridis , thorace globoso, gibbere 6-tuberculato interrupto - bicarinato, elytris inae- qualibus, costa fracta ab humero decurrente tuberculo maiore baseos plurimisque minoribus pone medium instru- ctis. Long. 11/4"'; lat. 1'". Wenig länger als breit , schwarz, nur die Fühler schmutzig greisgelb mit geschwärzter Oberseite des Wur- zelgliedes, auch die Keule etwas dunkler; das 5te Glied nicht ganz so breit als die folgenden: auch die Höcker der Flügeldecken, besonders nach der Spitze zu auf der hinteren Seite ins trüb und schmutzig Gelbgreise, zuwei- len kupfrig schimmernde fallend. Kopf und Halsschild grob runzlig punktirt, die Stirn der Länge nach seicht eingedrückt mit feiner Mittellinie ; die Oberlippe schmut- zig gelb. Das Halsschild mit einem kräftigen Querwulste, dessen Vorderhälfte zwei fast bis zum Vorderrande rei- chende, je zweimal unterbrochene Längskiele zeigt; das Hinterende jeder Kiellinie ist nach aussen und vorn wie- der umgebogen und dadurch zu einem etwas gekrümm- ten Höcker vergrössert. W^eiter hinterwärts läuft über den Querwulst noch ein in der Mitte unterbrochener und jederseits dieser Unterbrechung zu einem hinten steil abfallenden und selbst etwas ausgehöhlten Höcker auf- getriebener Querkiei , und endlich findet sich noch auf der Vorderseite jederseits neben der ersten Unterbrechung der beiden Kiellinien ein kräftiger, warzenförmiger Höcker, während die ganzen Aussenseiten des Halsschildes noch wei- ter mit schwächeren Erhöhungen bedeckt sind. Das Schild- chen hinten dreieckig verbreitert, vorn leicht doppelt ausgerandet, scharf längskielig, und mit der etwas vor- Verzeichn. d. auf d, Insol Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 293 gezogenen Spitze dieser Kiellinie in den kurzen und stumpfen Ausschnitt des Ilalsscliildes eingeschoben. Die Deckschilde so lang wie breit , mit länglichen ziemlich flachen Schulterbeulen und sehr kräftigen Seitenlappen. Die Oberfläche grob runzlig punktirt und uneben, matt schwarz, und mit einer Anzahl von Höckern und erhöh- ten Linien besetzt. Zuerst steht ein solcher Höcker auf jeder Flügeldecke dicht an der Wurzelkante mitten zwi- schen Schildchen und Schulterbeule, und an seiner Aus- senseite zieht sich eine schwach erhöhte (bei einem Stücke erloschene) Schräglinie nach hinten und innen, erweitert sich neben der Naht zu einem Höcker und verlängert sich dann bis zur Mitte der Flügeldeckenlänge, wo sie sich an die Innenseite eines ebenfalls kräftigen Querhök- kers anschliesst. An die Aussenseite des letzteren lehnt sich dann eine zweite, stärkere vSchräglinie, welche von der Schulterbeule ausgehend erst leicht gekrümmt, dann fast rechtwinklig gebrochen sich nach Hinten und Innen wendet. Alsdann folgt noch eine Längsreihe von drei rundlichen Höckern die Naht entlang, von denen der mittlere etwas nach Aussen gerückte auf der Wölbung der derbste ist; weiter finden sich vier längs dem Aussen- rande, deren vorderer ausserhalb der Schulterbeule sich etwas kielartig in die Länge streckt und dadurch mit dem 2ten undeutlich zusammenhängt; und endlich liegt zwischen dem ersten Höcker der inneren und dem zwei- ten der äusseren Reihe noch eine undeutliche höckerartige Erhöhung, welche mit der äusseren vorderen Schräglinie durch eine scharfe Längsrippe verbunden ist. Das Pygi- dium mit drei Längskielen, deren Zwischenräume wieder durch Querrippen in je drei längliche, vertiefte Felder vertheilt sind; das Innere derselben matt, kaum punktirt, der ausserhalb der seitlichen Kiele liegende Raum dage- gen mit zerstreuten gröberen Punkten besetzt. Unterseite und Beine gleichfalls schwarz ; das letzte Segment des $ mit dem gewöhnlichen Grübchen. 17. Chi. straminea m. Pallida, thoracis trans- versim gibbosi maculis duabus posticis, elytrorum litura 294 Suffrian: pectoris medio fiisco-brunneis, elytris pimctatis octo-tuber- culatis. Long. Ve'"; lat. ^-k'". Eine kleine, bis dahin nur in zwei Stücken gefun- dene, durch ihre Färbung sehr ausgezeichnete Art. Die letztere ist ein bleicbes, weissliches Gelb, am Hinterrande des Halsschildes jederseits des Mittellappens mit einem schlecht begränzten, schmutzig bräunlichen Längs wische, und einem ähnlichen gemeinsamen, aber schwächeren und vorn noch mehr abgeschwächten auf der Naht bis zur Mitte ihrer Länge hin, von welchem aber bei einem jener beiden Stücke nur das unscheinbare Hinterende vorhan- den ist; eben so ist auch die Mitte der Hinterbrust mit dem Unterrande des Kopfschildes schmutzig gebräunt. Der Kopf mit deutlicher Stirnlinie, grob punktirt, die Augen schwarz; die Fühler mit sehr grossem, kugelför- migem zweiten Gliede, die drei folgenden dünn verkehrt- kegelförmig, glashell durchscheinend, die Keule erst an dem 6ten aber die Breite der folgenden nicht ganz er- reichenden Gliede beginnend, ziemlich dicht gedrängt aber nicht sehr breit, leicht gebräunt. Das Halsschild seitlich etwas uneben, auf der Mitte mit einem massigen, vorn mit schwächerer Krümmung, hinten steiler abfallenden Querwulste besetzt, welcher oben durch eine seichte Längs- furche in zwei kurze und stumpfe Längshöcker getheilt wird. Von der Aussenseite dieses Querwulstes schräg nach vorn liegt ein kleinerer, rundlicher Höcker, uiad iein noch scliAvächerer zwischen letzterem und der-iMitt^* deS Seitenrandes in der verlängerten Richtuiigi'^der SGhbMe^]- beule. Das Schildchen dreieckig, \hi'rit'eia<'geraxle dbgd^ stutzt, mit dem Vorderzipfell dienk ' Ä^nsiscHnütte' des Hais- Schildslappens eing D^ckschiidiq ":läng Mann, ähnlicher Weise w^alzenförmig in die Länge streckt, daher bei einer für das $ gleichen, das (-^ etwas geringeren Grösse auch an der breitesten Stelle des Körpers gleich hinter den Schultern merklich schma- ler als Cr. marginicollis erscheint. Ausserdem ist das Schildchen bei gleicher Länge um die Hälfte schmaler als bei jenem. Die Sculptur des Halsschüds wird durch äusserst feine, schräg nach vorn und aussen gerichtete dicht gedrängte Nadelrisse gebildet, durch welche die Oberfläche einen stark seidenglänzenden Schimmer erhält. Die gelbe Zeichnung der Oberseite ist beschränkter, ins- besondere sind die Flecke des Halsschilds kleiner, mehr schräg liegend, zuweilen nur punktförmig; auf den Deck- schilden ist die gelbe Wurzelbinde auf den Raum zwi- schen Schildchen und Schulterbeule beschränkt, so dass letztere nebst dem Schulterrande bis zur Querbinde frei bleibt; letztere selbst ist in drei vereinzelte Flecke aufge- löst, deren innerer auf den drei ersten Zwischenräumen, der 2. auf dem 6. und 7. hinter der Querrunzel, der dritte auf letzterer selbst und vor ihr auf dem 9. Zwischenräume, und von diesem in den hinteren Theil des Seitenlappens 298 Suffrian: übertretend. Auch der Spitzenfleck ist kleiner, und liegt nicht in, sondern vor der Spitze, so dass der von dem zusammenfliessenden 1. und 9. Zwischenräume gebildete Hinterrand der Flügeldecken, wenn auch in der Mitte zuweilen ins verwaschen Gelbliche fallend, doch von dem eigentlichen Spitzenflecke nicht berührt wird. Endlich ist auch der Vorderrand des Prosternums bei beiden Ge- schlechtern in eine blasenförmige Spitze ausgezogen, nicht, wie bei Cr. marginicollis, nur zugerundet. Alles Uebrige wie bei der genannten Art. 23. Cr. sericatus m. Linn. Ent. XII. 351. n. 22. 24. Cr. e latus m. Fusco-brunneus, thoracis rugu- losi margine antico et laterali macula postica transversa, elytris basi fascia interrupta maculisque duabus femorum apice flavis, interstitiis subrugosis convexiusculis. Long. IVs'"; lat. 1-'. Etwa von der Gestalt und dem Umrisse des Cr. strigiGollis und sericatus, von beiden aber durch die Fär- bung, von ersterem auch durch die Sculptur des Hals- schilds, von letzterem durch die ganz abweichende Far- benvertheilung hinlänglich verschieden. Die Farbe braun- roth, ins Weinrothe fallend, mit leicht bläulichem Schim- mer. Der Kopf fein längsrunzlig mit kurzer Stirnlinie, das Kopfschild sehr fein längskielig, seine Seiten , das Innere der Augenbuchten mit den üeberresten der Füh- ler, den Mundtheilen bis auf die schwarzen Kinnbacken, und dem unteren Theile der Oberlippe hellgelb. Das Halsschild fein narbig gerunzelt, seidig durchschimmernd, ein breiter Seiten- und ein schmaler, in der Mitte hin- terwärts etwas erweiterter Vorderrand mit einer die Mitte des Hinterrandes einnehmenden, deutlich aus zwei fast quer liegenden länglichen Flecken gebildeten Querbinde hellgelb. Das Schildchen länglichviereckig mit grossem Vordergrübchen, hinten breit abgestutzt. Die Deckschilde wenig länger als breit, hinterwärts etwas verschmälert, Schulterbeulen und Seitenlappen schw^ach entwickelt, die Punktstreifen sehr regelmässig und bis zur Spitze deut- lich, die Querrunzcl fast quer liegend , die Vorderen- den des 6. und 7. Streifens vor ihr vollständig ausge- Verzeichn. d. auf d. Insel Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 299 bildet^ hinter Ihr der 6. sich sogleich fortsetzend, caber weiterhin cabgckürzt; vor der Fortsetzung des 7. und 8. ein viereckiges Längsfeld, hinter welchem von dem 7. nur wenige, bald mit dem Hinterende des 6. zusammenlaufende Punkte sich finden, während der 8. dagegen erst vor der Wölbung ausläuft. Die flach gewölbten Zwischenräume durch feine Runzeln etwas matt ; die Wurzel der Flügel- decken von der Schulterbeule bis zur hinteren Schild- chenecke gelb, und dieselbe Farbe zeigt eine auf der Mitte liegende, hinterwärts zurücktretende und aus drei oder eigentlich vier getrennten Flecken bestehende Quer- binde : der innere längs der Naht sich zipfelförmig nach hinten streckend, nach aussen den 2. und 3. Streifen unterbrechend und dann wieder auf dem 3. Zwischen- räume nach vorn ausgezogen, der 2. auf der Querrunzel und dem viereckigen Felde hinter derselben, hinter letz- terem noch von einem trüben Fleckchen begleitet; der äussere ein breiter Längsfleck auf dem 9. Zwischenräume über dem Seitenlappen. Weiter hinterwärts findet sich noch ein Längsfleck in dem Winkel, wo der 5. und 8. Punktstreifen zusammentreffen , und endlich liegt noch ein an den Enden verwaschener ßogenfleck auf dem zu sammenstossenden 2, und 8. Zwischenräume vor der Spitze; dazu noch einzelne verloschene gelbliche Ijängswische auf dem einen und dem anderen Zwischenräume, aber nicht einmal auf beiden Flügeldecken gleichmässig ver- theilt. Das mit der Mitte des Hinterleibes stärker ins Bläuliche fallende Pygidium zeigt am Unterrande zwei verwaschene gelbliche Flecke ; eben so sind auf der Un- terseite die Schulterblätter, je ein Fleck an den Seiten des ersten Bauchringes und, w^enn auch trüber, der un- terbrochene Hinterrand des letzten Bauchringes gelblich. Die Beine mit den Hüften gelb, die Schenkel in der Mitte breit gebräunt. Das Prosternum gelb, hinten tief eingedrückt, in zwei kurze , breit dreieckig zugespitzte Zipfel auslaufend. Das letzte Segment des einzigen vor- liegenden $ mit einer grossen, rundlichen Grube. Nur einmal von Prof. Foey gefunden. 25. Cr. cur tus m. Linn. Ent YL 268. n. 20. XIL .Vrchiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. 19 300 Suffrian: 353. n. 23. Bei einem der vorliegenden $ hat sich die stahlblaue Färbung soweit ausgedehnt^ dass eins Plalsschild bis auf einen schmalen Vorder- und Seitenrand und die hinteren punktförmigen Fleckchen stahlblau erscheint. Auch auf den Deckschiiden haben sich die beiden stahl- blauen Querbinden entsprechend verbreitert , und der übrig gebliebene Theil des weisslichen Grundes stellt fast ganz genau — nur mit breiteren, sowohl den zusam- menstossenden 1. und 9., wie den 2. und 8. Zwischen- raum einnehmenden Spitzenflecken — die gelbliche Flü- geldeckenzeichnung des Cr. mar g 17110 oUis dar. Bei ein- zelnen Stücken fällt die blaue Zeichnung, besonders auf dem Halsschilde, stark ins Grünliche. 26. Cr. rusticus m. Linn. Ent. VI. 270. n. 21. XIL 353. n. 24. Die Beine, wie die Binden der Deckschilde erscheinen manchmal tief stahlblau, und letztere zuweilen so stark verbreitert, dass sie, wie bei dem oben erwähn- ten $ des Cr. curtuSj anscheinend die Grundfarbe bilden, und die rostrothe Grundfarbe wenigstens längs der Wur- zel und in der Mitte zu einer durch die groben Punkt- streifen und das schwärzliche Innere ihrer Punkte zer- rissenen Querbinde zusammenschwindet. Das (/ ist merk- lich kleiner als das $ (Long. IY2'"; lat. 1'"), und auf dem letzten Bauchringe nur sanft quer niedergedrückt. 27. Cr. V i n c t u s m. Purpureo - brunneus , antennis tibiis tarsisque, thoracis profunde rugoso-punctati limbo antico, elytris basi fascia media punctisque ante apicem flavis, his profunde punctato-striatis, interstitiis convexius- culis. Long. 12/3-2 V2'"; lat. P/e— IVs'". Gleichmässig purpurbraun, das Halsschiid mit den Mundtheilen und Fühlern , ein meistens unterbrochener Vorderrand des Ilalsschilds, ein schmaler schwielig er- höhter Wurzelsaum, und eine eben so schmale, häufig unterbrochene Querbinde der Flügeldecken mit 2 — 3 Punk- ten vor der Spitze hell gelb. Bei dem c/ sind diese Zeichnungen deutlicher, gewöhnlich auch noch die oberen inneren Augenränder schmal gelb gesäumt und die Hin- terecken des Halsschilds gelb, während umgekehrt bei schwach gezeichneten $ die Punkte vor der Spitze der VA Verzeichn, d. auf d. Insel Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 301 Flügeldecken theihvcise oder ganz fehlen, auch die Mit- telbinde sich trübt, oder gar sich in wenige und verein- zelte Punkte auflöst. Kopf und Plalsschild dicht und grob punktirt, letzteres vor dem Hinterrande jederseits nur wenig schräg niedergedrückt. Das ziemh'ch schmale Schildchen etwas länger als breit, mit deutlichem Vor- dergrübchen. Die Deckschilde hinterwärts etwas ver- schmälert, die Schulterbeulen flach, die Seitenlappen tief herabgezogen, auf ihrem umgeschlagenen Rande mit einer Reihe tief eingegrabener Punkte besetzt, und über ihnen die Deckschilde stark zusammengedrückt. Die Punkt- streffen grob, aus tiefen grübchenartigen, dicht gedräng- ten Punkten gebildet, bis zur Spitze gleichmässig ; die Querrunzel schmal, die vor ihr liegenden Vorderenden des 6. bis 8. Streifens dicht zusammengeschoben, aber doch erkennbar, hinter ihr nur die Hinterenden des 7. und 8. Streifens vorhanden. Die Zwischenräume schmal und leistenförmig, fein gerunzelt, daher nur schwach glänzend; die gelbe Querbinde eben so schmal wie der Wurzelsaum , mit ihrem äusseren Theile die Querrunzel einnehmend, daher bei Unterbrechung oder theilweiser Trübung doch stets mehr oder weniger erkennbar; ihr äusserstes Ende in der Regel durch den gröberen 9. Punktstreifen als vereinzelter Punkt abgerissen. Von den hinteren Punkten stehen, wenn alle vorhanden, zwei auf der Wölbung, der eine auf den 2. und der andere auf dem 8., ein dritter (meist der deutlichste) unter der Wölbung auf dem 6. Zwischenräume. Das grob punk- tirte Pygidium fällt mit Unterseite und Schenkeln stark ins Stahlblaue; Vorder- und Mittelbrüst, manchmal auch ein Längsfleckchen auf der Innenkante der Vorderschen- kel sind gelb. Das Prosternum runzlig punktirt, vorn in eine kahnartige Spitze ausgezogen, hinten eingedrückt und mit zwei schwieligen Spitzen vorspringend. Das letzte Segment des d^ einfach, das $ mit der gewöhnli- chen rundlichen Grube. 28. C r. r u b r 0 f a s c i a t u s Chv. Linn. Ent. VI. 273. n. 23. XII. 353. n. 2G. Nach den auch jetzt w^ieder ein- gesandten Stücken scheint es bei dieser Art als Regel 302 Suffrian: gelten zu müssen, dass die beiden röthlichen Fleckchen vor der Spitze der Flügeldecken mit einander und dem die Spitze umziehenden Saume zu einem grossen röthli- chen, quergezogenen Spitzenfleck zusammenfliessen. Eins dieser Stücke zeigt zugleich die mittlere rothe Querbinde unterbrochen , und stellt wohl eigentlich den Typus der Art dar. 29. Cr. Poeyi m. Chalybeus, antennis pedibus elytrorum macula media rubris, thorace nitido, elytris sub- tiliter punctato-striatis, interstitiis planis laevibus. Long. 2V/"; lat. IV2'". Ein schöner, stattlicher Käfer, noch etwas grösser, besonders breiter als der vorhergehende, und in der Fär- bung dieser Art, in der feinen Sculptur und dem glatten Halsschilde mehr den beiden folgenden ähnlich. Die Farbe ein reines, glänzendes, ins Veilchenblaue fallendes Stahlblau, Oberlippe, Fühler, Taster, Beine und ein brei- ter Querfleck auf jeder Flügeldecke eben so rein roth. Der Kopf zerstreut punktirt, matter als der übrige Kör- per. Das Halsschild spiegelglatt, vor dem Schildchen jederseits ein ziemlich tiefer Schrägeindruck, und auch der Hinterrand deutlich eingesenkt. Das Schildchen um die Hälfte länger als breit, hinterwärts wenig verschmä- lert und kurz abgestutzt, mit unscheinbarem Vordergrüb- chen. Die Deckschilde um die Hälfte länger als breit, bei dem allein vorliegenden $ seitwärts wenig verschmä- lert, längs der Wurzel nach vorn schräg abwärts gewölbt ; die Schulterbeulen eckig, die Seitenlappen gross, und über ihnen die Deckschildc sehr scharf zusammenge- drückt. Die Punktstreifen regelmässig, vorn von mas- siger Stärke, von der Mitte ab merklich feiner ; die Quer- runzel gross, flach erhöht, bei ihrem Zusammenhange mit dem 4. Zwischenräume bogig verbreitert, vor ihr der 6. und 7. Punktstreifen vollständig ausgebildet, hinter- wärts von beiden nur ein paar gröbere, von dem 6. dann nur noch einige schwächere Punkte vorhanden, während der 7. sich hinter jenen gröberen Punkten zwar abschwächt, aber doch bis zur Wölbung kenntlich ausläuft. Zwischen jenen gröberen Punkten und der Querrunzel selbst noch Verzeichn. d. auf d. lusel Cnba gesammelt. Cluy.souielineii. 303 ein kleineres, aber gleichfalls etwas erhöhtes Querfeld. Die Zwischenräume vorn leicht aufgewölbt, hinterwärts flach, und dabei glänzend. Längs der Wurzel geht die stahlblaue Färbung in ein tieferes öchwarzblau über, und spielt in dem tiefen Quereindruck über den Scitenlappen leicht ins ßlaugrünliche : ausserdem zeigt jede Flügel- decke in der Mitte einen grossen rothen Querfleck zwi- schen dem 1. und 8. Punktstreifen, so dass der äussere und schärfer begränzte Theil die Querrunzel und das hin- ter ihr liegende Feld einnimmt. Das Pjgidium zerstreut aber deutlich punktirt, auf der Unterseite nur der Hin- terleib sehr fein und zerstreut gerunzelt. Das Prosternum der Länge nach leicht aufgetrieben, hinten dreieckig ein- gedrückt, mit kurzen, breiten, scharf vorspringenden Hin- terenden; der Vorderrand abwärts gebogen und in eine breit löfFelförmig ausgehöhlte, abgerundete Spitze vor- gezogen. Das letzte Segment des $ mit einer breiten, halbkugligen glänzenden Grube. Nur ein $ von Prof. Poe 7 gefunden. 30. Cr. bicinctus m. Linn. VL 275. n.24. XIL 354. n. 27. Nur die an der letzteren Stelle aufgeführte var. ß. mit breit verwaschen gerötheter Spitze der Deck- schilde. 31. Cr. hypocrita m. Linn. VL 277. n. 25. XIL 354. n. 28. Die specifische Verschiedenheit dieser und der vorhergehenden Art ist mir einigermassen zweifel- haft geworden, da die von G. jetzt eingesandten Stücke Mittelformen zwischen beiden zu bilden scheinen, und zu- letzt ausser der intensiver goldgrünen Färbung des Cr. hypocrita kaum etwas Anderes als die, bei letzterem etwas gröbere Sculptur der Deckschilde und ein etwas schma- leres Schildchen übrig bleibt. Etwas Sicheres wird sich jedoch erst feststellen lassen , wenn von beiden eine grössere Zahl von Exemplaren zum Vergleiche vorliegt. Ich habe früher von jeder nur ein einziges $ vor mir gehabt, und auch jetzt hat G. von jeder nur ein einziges Stück eingesandt, so dass beide zu den seltenern Käfern zu gehören scheinen. 32. C r. r u f i t a r s i s Klug. Linn. Ent. VL 278. n. 26. 804 Suffrian: XII. 354. n. 29. Das J" ist von dem ^ des folgenden weniger in der Grösse, als im Umrisse verschieden. Un- ter den von G. früher eingesandten Stücken befand sich auch ein tief blangrünes $. 33. Cr. tibiellus m. Linn. Ent. XII. 354. n. 30. Die jetzt von G. gesandten Stücke stimmen ganz mit den früheren überein, und zeigen daher auch die a. a. 0. hervorgehobenen Unterschiede in der Vertheilung der rothen Farbe von der vorhergehenden Axt. Die Sculptur- verschiedenheit beider Arten auf den Deckschilden ist so gross, dass, wenn man gleiche Geschlechter zusammen- hält, die gröberen Punktstreifen des Cr. rufitarsis^ na- mentlich bei dessen 5, schon mit blossem Auge wahrge- nommen werden können. Uebrigens findet sich auch Cr. tibiellus in einer tief ins Blaugrüne fallenden Form. 34. Cr. viridipennis Dej. Linn. Ent. VI. 280. n. 27. XII. 355. n. 31. Eine auf Cuba anscheinend nichts weniger als seltene, in der Grösse, der Färbung, auch in der Sculptur des Halsschilds überaus veränderliche Art. In der Grösse erreichen die kleinsten mir vorlie- genden ^^^ kaum eine Länge von IV3'", während die gröss- ten $ noch über 3'" hinausreichen; in der Färbung- ge- winnt das Goldgrün der Deckschilde zuweilen eine sol- che Ausdehnung, dass von der weinrothen Grundfarbe nur ein verwaschenen Seitenrand und eine ziemlich schmale, schlecht begränzte Querbinde der Deckschilde übrig bleibt: andererseits verschwindet jene Färbung bis auf die Schulterbeule, einen schwachen Schimmer längs der Naht und einen Wolkenfleck auf der Wölbung bei einzelnen Stücken fast ganz, und an die Stelle der weinrothen Grund- farbe tritt dann auf Kopf, Halsschild und Deckschilde ein fahles Ziegelroth, welches ich nur als Folge einer nicht vollständig verlaufenen Ausfärbung ansehen mochte, wel- ches aber noch sehr weit von dem reinen, hellen Roth des folgenden Käfers verschieden ist. Endlich zeigt auch noch die Sculptur des Halsschildes, abgesehen von Grösse und Färbung, sehr bemerkenswerthe Verschiedenheiten. Der Regel nach ist dasselbe sehr dicht und fein gerun- zelt, daher etwas seidenartig schimmernd, oder auch auf Yerzeichii, d. auf d. Insel Ciiba gesammelt. Chrysomelinen. 305 der Mitte stärker glänzend; bald aber erscheint statt der feinen Runzeln oder stellenweise mit ihnen gemischt eine dichte und feine, aber etwas deutlichere Punktirung ; dieselbe wird nach den Seitenrändern zu stärker, und zwischen ihnen treten hier, besonders längs der hinteren Hälfte des Seitenrandes und allmählich auch den Hinter- rand begleitend, grössere narbig -runzlige Vertiefungen und Eindrücke auf, die sich immer weiter ausdehnen und zuletzt die ganze Fläche des Halsschilds einnehmen, nur dass dann der vordere Theil des Mittelfeldes weniger grob als die übrige Fläche davon ergriffen erscheint. Nach Dr. Gundla ch's Mittheilung sind alle diese Stücke mit grobgerunzelten Seiten des Halsschilds von ihm in Baracoa am östlichsten Ende der Insel gefunden worden, während alle bei Cardenas und in den mittleren Gegen- den des Landes gesammelten Exemplare nur jenes glatte, fein gerunzelte Halsschild besitzen. Weitere Unterschiede habe ich jedoch weder im Bau einzelner Körpertheile, noch in der Sculptur und der Färbung auffinden kön- nen, und wir vv^erden es deshalb, da unzweifelhafte üebergänge vorliegen, hier wohl einmal mit einer wirk- lichen Lokalvarietät zu thun haben. 35. Cr. pictus m. Linn. Ent. XH. 355. n. 32. Auch bei dem nochmaligen Vergleiche des Käfers mit 19 mir augenblicklich vorliegenden Stücken der vorherge- henden Art finde ich keine üebergänge, und halte des- halb jetzt den Cr. pictus bestimmt für eine gute Art. Die wesentlichsten Abweichungen bilden der ganz verschie- dene Umriss, das bei sehr feiner dichter Punktirung doch spiegelglänzende Halsschild, das rein,e Roth der Grund- farbe, und die sehr scharfe Begränzung der goldgrünen oder blaugrünen Zeichnung der Deckschilde, von denen die hintere Binde ein volles Drittel umfasst. Bei dem vorliegenden ^ hängt die vordere Binde mit der hinte- ren längs dem 8. Zwischenräume durch einen metallisch schimmernden braunlichen Wisch zusammen. d. (Rotte IL) 36. Cr. pavidus m. Pallidus, thorace punctato. 306 Suffrian: elytris profunde punctato-striatis litura nigricante, stria quarta abbreviata, sexta et septima antice confusis, inter- stitiis convexiusculis. Long. IY4 — IV2'"; lat. ^4 — 1'"- Eine ToUständige Mittelart zwischen der vorherge- henden und der gegenwärtigen Gruppe, in Färbung und Habitus dem Gr. exaratus nicht unähnlich, aber nach der Sculptur der Flügeldecken doch hierher gehörig, und hinter dem Mexikanischen Cr. rimosus m. (Linn. Ent. XII. 368. n. 69) einzuschalten. Die Farbe ein ziemlich helles, bleiches Strohgelb, die (bei dem ^ etwas mehr genäherten) Augen, die obere Hälfte der Fühler und der Wurzelsaum der Deckschilde schwarz; ausserdem die Oberseite der unteren Fühlerglieder, das Innere der Punkte auf den Deckschilden, und je eine Längslinie in den Punktstrei- fen hinter der Mitte verwaschen geschwärzt, wodurch daselbst eine ganz schwach angedeutete und unterbrochene dunklere Querbinde gebildet wird; von einer ähnlichen zeigt sich vor der Mitte eine nur bei einiger Entfernung vom Auge wahrnehmbare schwache Andeutung. Kopf und Halsschild dicht punktirt, mit massigem Glänze, letz- teres hinten mit den gewöhnlichen beiden Schrägein- drücken; das Schildchen lang und schmal dreieckig, hinten kurz abgestutzt, mit undeutlichem Vordergrübchen, an der Wurzel gleichfalls fein schwarz gesäumt. Die Deckschildc hinterwärts stark verschmälert, hinter der Wurzel und dann wieder vor der Mitte quer niedergedrückt, über den gros- sen Seitenlappen stärker zusammengedrückt, mit flachen Schulterbeulen. Die Punktstreifen grob, die Punkte ein- ander ziemlich nahe gerückt, hinten in etwas vertiefte Streifen eingedrückt, im Inneren geschwärzt, und diese schmutzige Färbung hinter der Mitte in jedem Streifen zu einer schmutzig getrübten Längslinie zusammenfliessend ; letztere treten besonders auf dem 1. bis 4., und dann wie- der auf dem 8. und 9. Streifen hervor, und bilden dadurch die oben erwähnte schwache und trübe, unterbrochene Querbinde. Hinter der Mitte läuft der erste Punktstreifen mit dem 2. zusammen, der 4. bricht daselbst mit der auf ihm liegenden schwärzlichen Längslinie ganz ab; die Vorderenden des 6. bis 8. Streifens aber sind hinter der Verzeichn. d. auf d. Insel Cuba gesammelt. Chrysomelinen. 307 Schulterbeule etwas in einander gewirrt, nachher theil- weise unterbrochen, und bilden dadurch einige unregel- mässige , nicht einmal immer auf beiden Flügeldecken übereinstimmende Felder, hinter denen nur der 6. und 8. Streifen sich bis zur Wölbung fortsetzen. Die Zwischen- räume flach gewölbt und leicht gerunzelt, das Pygidium punktirt, mit Unterseite und Beinen weisslichgelb. Der Vorderrand des Prosternums spitz kahnförmig vorgezogen, die Mitte der Länge nach aufgetrieben, hinten niederge- drückt, mit kurzen, stark zugespitzten Hinterenden. Das letzte Segment des cT einfach, des $ mit einer tiefen, rundlichen Grube. 37. Cr. signatellus m. Luteus, thorace vario- loso-punctato disco virescente, elytris lituris 4 virescenti- bus (2, 1, 1), profunde punctato-striatis, stria 6ta et 7ma abbreviatis , interstitiis convexis nitidulis. Long, ^/s'" ; lat. Vs'". Noch etwas kleiner als Cr. steroorator, aber diesem letzteren sehr nahe verwandt. Die Farbe ein bleiches Lehmgelb, die Fühlerenden schwärzlich; die Scheibe des Halsschilds zeigt ein manchmal verwaschenes und ins Bräunliche fallendes Grün, mit eben so verwaschenem gelb- lichem Vorder- und Seitenrande, und vor dem Hinter- rande liegen zwei nicht immer deutliche bleichere Schräg- flecke. Ebenso liegen auf jeder Flügeldecke vier ver- waschen bräunlichgrüne, metallischschimmernde Wische, und zwar zwei vorn, der äussere auf der Schulterbeule, der innere zwischen jenem und dem Schildchen auf dem 2. und 3. Zwischenräume, der 3. hinter der Mitte inner- seits des schwieligen Längsfelds, und der 4. (grosseste) auf der Wölbung zwischen dem 3. und 8. Streifen. Die Unterseite schmutzig bräunlichgelb , die Ränder nebst Pygidium und Beinen heller gelb. Dabei ist die ganze Oberfläche lackglänzend, der auf der Stirn etwas gebräunte Kopf massig- , das Halsschild grob und grubig punktirt ; das Schildchen dreieckig mit undeutlichem Vordergrüb- chen, bräunlicli oder grünlich; Schulterbeulen und Sei- tenlappen schwach. Die Punktstreifen grob, hinten in deutliche Furchen eingedrückt, der 6. und 7. vorder 308 Suffrian: Mitte abgebrochen und dadurch zwischen dem 5. und 8. Streifen ein länglichviereckiges schwielenartiges Feld gebildet, um welches der 5. Streifen, dasselbe zuweilen nochmals in die Quere durchsetzend, derartig herumzieht, dass er hinterwärts nur eine gemeinsame Fortsetzung des 5. — 7. Streifens zu sein scheint. Die Zwischenräume sind vorn leicht gewölbt, hinter der Mitte zu deutlichen Rip- pen ausgebildet, die Punkte im Innern schmutzig ge- bräunt. Die Hinterenden des Prosternums als kurze, scharfe Spitzen vortretend, der Vorderrand mit gleich- falls kurzer, flacher Rundung vorgezogen. Das letzte Segment des — ■ ob immer? — unklarer gezeichneten ^ einfach, das ^ mit einer grossen, glänzenden Grube. e. (Rotte 14.) 38. Cr. xeramp elinus m. Linn. Ent. VII. 45. n. 74. XII. 373. n. 84. f. (Rotte 19.) 39. Cr. pusio m. Linn. Ent. XII. 375. n. 107. Diese Art ist a. a. O. von mir nach dem Habitus und der Färbung in die folgende Rotte gebracht worden; sie findet jedoch nach dem Bau des ziemlich breiten Schild- chens und der Beschaffenheit der Punktstreifen hinter der Schulterbeule hier ihre richtige Stelle, und ist am näch- sten dem Columbischen Cr. globulosus m. (Linn. Ent. XV. 282. n. 59) verwandt. Uebrigens kommt der Käfer auch auf Portorico und in Columbien vor. 40. Cr. squalens m. Linn. Ent. VIL 73. n. 88. XII. 377. n. 97. g. (Rotte 21.) 41. Cr. dives m. Linn. Ent. VII. 82. n.95. XII. 378. n. 105. Alle mir bis jetzt zu Gesicht gekommenen $ zeigen den a. a. 0. erwähnten accessorischen rothen Querfleck an der Wurzel der Flügeldecken neben dem Schildchen. Bei einem der zuletzt eingesandten Stücke ist derselbe jedoch so klein, dass er nur als Qm schma- ler, nur die Breite des Schilchens selbst erreichender Verzeichn. d. auf d. Insel Cuba gesaminelt. Chrysomelinen. 309 Schrägfleck erscheint^ und dadurch einen Uebergang zu der normalen Form des J' bildet. 42. Cr. a z 11 r e i p e n n i s Chv. Linn. Ent. VII. 83. n. 96. XII. 378. n. 106. Das c/ ist bedeutend kleiner (nur etwa 1 72'" laiig)j besonders schmaler, und zeigt ein ein- faches letztes Hinterleibssegment; die Farbe der Deck- schilde ist übrigens eben so oft schön blau als blaugrün. Von der einfarbigen Form des Cr. vinulus unterscheidet sich die Art besonders durch den verhältnissmässig schlan- ken_, auf dem Rücken weniger abgeflachten Körper und das reine Roth von Kopf, Halsschild und Unterseite ; auch fällt bei dieser Form des Cr. vinulus der rothgefärbte Theil der Schenkel gewöhnlich viel mehr ins trüb Bräun- lichröthliche, wie dasselbe auch bei dem Halsschilde der- selben Art der Fall ist. Bei der vorliegenden sind die aneinander stossenden Nahtkanten mitunter zart geröthet. Hinsichts des nun folgenden, in der Linn. Ent. VII. 84. n. 97 von mir beschriebenen Cr. sauciua habe ich schon ebend. XII. 380 angegeben, dass die von mir frü- her als Cr. sauoius cT und $ verbundenen Käfer zwei verschiedenen Arten angehören, und zugleich deren Merk- male auseinander gesetzt. Beide Arten müssen daher in folgender Weise diagnosticirt werden : 43. Cr. saucius m. Ferrugineus thorace laevissimo, elytris coeruleis punctato-striatis, interstitiis convexiuscu- lis, carina laterali antice ferruginea. Long. IV4 — IV/" 5 lat. V4-V6"'. Cr. sancins. Linn. Ent. XII. 380. n. 108. — Cr. sancins ^. ib. VII. 84. n. 97. 44. Cr. ephippium m. Dilute ferrugineus, tho- race laevissimo ; elytris punctato-striatis planiusculis, basi apiceque coeruleis. Long. 1 — l'Vs'" ; hat. -/.•} — '"/o"'- Cr. ephippitfw. Linn. Ent. XII. 380. n. 109. — Cr. saucius $. ib. VII. 84. n 97. Die genaue ren Unterschiede beider, mir jetzt in bei- den Geschlechtern bekannt gewordenen Arten sind von mir in der Linnaea Ent. XII. a. a. 0. angegeben worden. 45. C r. V i n u 1 u s Mus. B. Linn. Ent. VIL 87. n. 99. XU.38L n. 111. Das Halsschild ist stets trüber und dunk- 310 Suffrian: 1er gefärbt als bei Cr. azureipennis, und dadurch, "wie durch den plumperen Körper und die gröberen Punkt- streifen auch die ungefleckte var. /?. leicht von der erst- genannten Art zu unterscheiden. 46. Cr. rubetra m. Linn. Ent. XII. 381. n. 112. Das Schildchen ist bei dieser Art etwas kürzer und brei- ter als bei den verwandten Arten, jedoch nicht derartig abweichend , dass es deshalb nothwendig schiene, sie von den letzteren zu trennen. 47. Cr. tortuosus Mus. B. Linn. Ent. VIL 59. n. 100. XII. 383. n. 113. Bei einem zugleich ungewöhn- lich grossen $ der letzten G.'schen Sendung (L. 274'") hat die schwarzblaue Färbung der Flügeldecken sich soweit ausgedehnt, dass nur noch die Wurzel, der Kiel des Sei- tenlappens, ein schmaler Querfleck vor der Spitze, und eine doppelte Querreihe vereinzelter, auf beiden Flügel- decken weder der Zahl noch der Grösse nach gleichen Fleckchen gelb geblieben ist. Zu dieser Form ziehe ich ohne Bedenken den Cr. hardus Chevr. in Guer. Revue et Mag. de Zool. 1864. n. 6. S. 180. Auch der a. a. 0. als var. ß beschriebene Käfer ist wieder mitgekommen, und Dr. Gundlaoh geneigt, darin eine eigene Art zu er- kennen; ich vermag jedoch dieser Ansicht aus den dort angegebenen Gründen nicht beizutreten, zumal ich die Uebergänge gesehen habe, und ausser der Zeichnung und der etwas geringeren Grösse sich weiter keine Verschie- denheiten darbieten. Das oben erwähnte, auf den Flü- geldecken überwiegend schwarzblaue ? bildet das entge- gensetzte Extrem. Uebrigens sind auch jetzt wieder alle eingeschickten Stücke $, so dass das 3. Zusammengesetzte Sichelborste von Autolyt. prolifer. Fernere Bericfatigung über die Thierpflanze und Beschreibung eines neuen Insektes. Von Professor del fastillo in Mexico. Mitgetheilt von dem Geheimen ßergrath Dr. Burkart. (Hierzu Taf. VIII.) Unter obigem Titel hat Professor del Castillo in Mexico im vorigen Jahre an seinem Wohnorte eine Ab- handlung veröffentlicht nnd mir mitgetheilt, von ^reicher ich im Nachstehenden eine Uebersetzung in's Deutsche gebe. Dabei sei es mir gestattet zu bemerken, dass ich die Ansichten sowohl von Don Leopoldo Rio de la Loza als auch von Don Antonio del Castillo über die so ge- nannte Thierpflanze f animal - planta) in der Herbst-Ver- sammlung des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westphalens am 10. Oktober 1864 ^) vor- getragen und bereits damals hervorgehoben habe, dass der von Rio de la Loza beschriebene Gegenstand von del Castillo als Cadaver der Nymphe einer Cicade, er- füllt mit einem Parasiten-Pilz, den er zum Genus Sphaeria und zur Species Sobolifcra rechne, bezeichnet worden sei. Später, als ich einige Individuen dieser Nymphe mit dem Pilze aus Mexico erhalten hatte, legte ich die- 1) Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalens. Jahrg. 1864. Correspondenzblatt N. 2. S. 98 u. f. Bericht, üb. d. Thierpflanze ii. Beschr. eines neuen Insektes. 369 selben in der Versammhing der niederrheinischen Ge- sellschaft für Natur- und Heilkunde, der physikalischen Section, zu Bonn am 4. Mai 1865 vor ^) und machte da- rauf aufmerksam, dass auch M ilne-Ed war ds 2) die von del Castillo ausgesprochene Ansicht bestätigt habe. Auf diesen Gegenstand bezieht sich die nachfolgende erste Mittheilung des letztern. I. Thierpflanze. Am 31. August vorigen Jahres (1864) habe ich eine Erklärung über die Erscheinung der Thierpflanze (animal- planta), welche Rio de la Loza zu unserer Kenntniss ge- bracht, gegeben und solche in der Zeitung ;,La Sociedad N. 441" veröftentllcht. Auch ist dieselbe in dem Boletin de la sociedad mexicana de geografia y estadistica T. X. p. 453 erschienen. Nach meiner Ansicht ist die „Thierpflanze'^ ein In- secten-Pilz oder die Nymphe einer Zirpe, erfüllt mit einem parasitischen Pilze , und obgleich ich über die Classification der letztern noch keine Gewissheit erlangt hatte, so rechnete ich denselben doch schon sogleich zum Genus Sphaeria und zur Species Sobolifera. Mi In e-E dwar d s weist diesem Pilze in seinem Berichte über einige der wissenschaftlichen Commission für Mexico in Paris von dem Obersten de la Jaille über- sendeten Exemplare desselben, dieselbe Stelle im Systeme an, und giebt über die Erscheinung dieselbe Erklärung wie ich, wie aus dem 2. Hefte p. 207 der „Archives" der wissenschaftlichen Commission für Mexico hervorgeht ^). 1) Ebendaselbt. Jahrg. 1865. Sitzungsberichte der niederrhei- nischen Gesellschaft etc. S. 70. 2) Archives de la commission scientifique du Mexique. Paris 1865. p. 207. 3) Dr. Bach in Boppard, dem ich seiner Zeit ein Exemplar des mexicanischen Insekten -Pilzes übersendet, machte mich darauf aufmerksam, das nach Schaefer, Trierische Flora, Band. III. 1829 S. 179, Sphaeria militaris (Ciavaria milit. L.) auf feuchter Erde in erstorbenen Larven und Puppen wurzelnd, bei Trier im Walde ge- funden wurde. Der Uebers. Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd. ^ 24 370 del Castillo: Die Erörterung der Frage über die Natur der „Tliier- pflanze" dürfte hiermit erledigt sein, sowohl durch die Thatsachen, auf welche Mi in e-E d war ds seinen Bericht gestützt hat, als auch durch dessen anerkannte Autorität in den:i einschlägigen Fache. IL Neues Insekt. (?) Hiermit lege ich jetzt die Beschreibung eines In- sectes vor, welches ein besonderes Interesse darbietet durch seine wächsernen Secretionen, die ihm als eigen- thümllche, wie bei einem Gefieder aus einem Schöpfe, Flaum und Schwänze bestehende Organe angehören. Dieses Insect gehört zum Genus Fulgora und zum Sub- genus Lystra vonLatreille und da ich dasselbe weder in seiner, einen Theil von Cuvier's Thierreich bildenden Entomologie, noch in einem andern mir zugänglichen Werke auffinde und die ganze Bekleidung des Insectes, wie sich im Feuer ergibt, eine wächserne ist, so glaube ich dasselbe als „Lystra cerifera mexicana^ bezeichnen zu können. Obgleich die Erscheinung wächserner Secre- tionen bei diesem Subgenus bereits bekannt ist, so ist bei der in Rede stehenden Species die Häufigkeit und Form der Secretionen doch sehr merkwürdig. Es ist aber auch möglich, dass diese Species im Auslande schon bekannt und in den Verzeichnissen mexi- canischer Insecten bereits aufgeführt ist; bis uns letztere indessen zugänglich geworden, möge es mir gestattet sein, zu Ehren der Entomologie Mexico's die Lücke durch eine Beschreibung und Abbildung des Insectes auszufül- len, da solche vielleicht dazu dienen möchten, die com- petenten Fachgelehrten in den Stand zu setzen dem In- secte die ihm gebührende Stelle im System anzuweisen. Beschreibung: Der Kopf des Insektes ist kurz, seine Stirn vier- eckig, in eine dreieckige Spitze auslaufend, mit Rändern, denjenigen an dem Nasloche einer jungen Taube ähnlich, Bericht, üb. d. Thierpflanze u. Beschr. eines neuen Insektes. 371 und mit einer, einen besondern Tlieil bildenden sehr kleinen Lippe (labio) endigend. Die Vorderbriist (protliorax) besteht aus einem horn- artigen, dünnen, wie eine Kapuze gewölbten Stück, w^el- ches gleich bei dem hintern Thclle des Kopfes beginnt, auf dem Rücken der Mittelbrust (mesothorax) aufgesetzt, und nach der Brust hin gekehrt ist, zwei Falten bildend, w^elche bei der Stirnspitze auslaufen und den Ansatzpunkt des ersten Beinpaares bedecken. Die Mittelbrust wird nur durch das Schildchen (escudo) gebildet, welches nach der obern Seite muschel- förmig, nach der unteren Seite aber dreickig ist. Seine Episterna in Verbindung mit den zusammengefügten Theilen des Sternum's bilden den Ausschnitt, aus welchem das zweite Beinpaar hervortritt. Seine Epimeren werden von den Schulterblättern bedeckt, unter welchen das erste Flügelpaar hervortritt. Auf der Hinterbrust (metathorax) gewahrt man auf dem Rücken das Praescutum, das Scutum und das Scu- tellum. Auf der Seite desselben befindet sich das zweite Flügelpaar und unter demselben das dritte Beinpaar; unter den Epimeren befindet sich eine Luftwarze (stigma). An dem unteren Theile oder dem Sternum sieht man bei einigen Individuen zwischen seinem zweiten und dritten Stücke, aus denen es besteht, eine Querfurche, welche bei andern Individuen durch eine concave durch- scheinende Membran bedeckt zu sein scheint. Diese Querfurche ist theilweise durch diejenigen Theile (epi- sternum) bedeckt, in welchen das dritte Beinpaar einge- fügt ist. . Die Hinterbrust ist durch einen auf der Rückseite sehr wahrnehmbaren Gürtel von dem Hinterleibe (abdo- men) getrennt und hat nach jeder Seite hin drei Luft- warzen (Stigmata). Fünf Ringe des Hinterleibes bilden an der Ober- seite gleichsam einen Kiel und jeder davon zwei Falten auf jeder Seite (Epimeren), von denen vier auf jeder Seite vier Stigmen verbergen. Darauf folgt ein hohler 372 del Castillo: Raum und unmittelbar darauf ein anderer breiter kielför- miger Ring , unter welchem das äusserste Ende des Hinterleibes sich verbirgt. An der Unterseite sind die- selben Ringe wahrzunehmen, deren Gestalt zwischen dem Kiel- und Eiförmigen inne steht und welche die gedachte Extremität schützen, indem sie ein Gewölbe über der- selben bilden, üeber diese Extremität ragt ein hohler halber Mond empor und aus dem Centrum desselben ein conischer Stachel hervor, der ein dem Legebobrer (tala- dra oder oviscapto) der Zirpe ähnliches Organ bildet, w^omit das Insect die Bäume anbohrt um seine Eier in die Löcher zu legen. An der Unterseite der Extremität des Hinterleibes ge^vahrt man drei kleine Ringe unter dem Gewölbe der vorhergehenden, welche durch das Begattungsorgan (or- gano copulatriz) gespalten sind und von denen der letzte den Eierleiter enthält. Die Stirn, der Kopf und die Falten des Hinterlei- bes sind wachsgelb, die Vorder- und die Mittelbrust so wie die drei Paar Beine sind von derselben Farbe, aber schwarzbraun gefleckt und punktirt. Die Schulterblätter und die Basis der Flügel sind blutroth, die übrigen be- schriebenen äusseren Theile aber schwarz; alle jedoch sind wachsglänzend, sobald man sie von dem sie bedek- kenden Staube oder Häutchen reinigt. Das erste Flügelpaar ist etwas stärker als das zweite und etwas hornartig. Es schliesst sich dachförmig und jeder Flügel hat an der Oberfläche eine Falte, welche mit derjenigen des Schildes der Mittelbrust ein spitzes gleichseitiges Dreieck bildet. Diese Flügel sind bräun- lich-schw^arz, kaum durchscheinend und haben dünne Längs- adern, welche mit feinen Queradern netzförmig verbun- den sind. Das zweite Flügelpaar ist häutig, leicht und mit netzförmigen Adern versehen. Sie sind in ihrem grössten Theile weiss und durchsichtig und nur nach ihren End- spitzen hin schwarzbraun gefleckt. Beim Schliessen legen sie sich nach der innern Seite hin fast zur Hälfte dop- Bericht, üb. d, Thierpflaiize u. Beschv. eines neuen Insektes. 373 pelt zusammen. Sic haben 12 Adern, abwechselnd eine feine (fina) und eine dünne (dclgada); die erstem bilden den Rücken einer untern^ die letztern den Rücken einer obern Falte wie bei einem Fächer. Die drei ersten der dünnen Adern laufen gegen das Ende der Flügel gabel- förmig auseinander und sind mit feinen Adern netzförmig verbunden. Die beiden ersten Beinpaare haben eine gleiche Bil- dung. Die Oberschenkel derselben sind weit grösser als bei dem dritten Beinpaar. Die Tarsen sind schwarz und bestehen aus zwei TheiJen oder kleinen Gliedern und einem dritten grössern etwas gebogenen, welches zwei Klauen oder Krallen hat. Der Oberschenkel des letzten Beinpaares ist sehr kurz, die Schiene desselben dagegen grösser als diejenige der ersten Beinpaare und auch die drei Tarsenglieder sind verschieden von denjenigen der letztern, wie fig. 7 zeigt. Der Bau der drei Beinpaare ist ganz derselbe wie bei einer Varietät der Fulgora laternaria (Laternenträ- gers), welche ich aus Yucatan besitze, und auch an den Küsten von Tuxpan lebt. Die Beschreibung der beiliegenden, das Insect dar- stellenden Tafel, wird dasjenige erläutern, was noch etwa unverständlich geblieben, und dessen Angabe für den Entomologen überflüssig sein möchte. Das Insekt ist bekleidet oder bedeckt mit einem Staube, mit einem Häutchen, mit Flocken oder Girren (cirros), langen Fäden, weissem Flaum und einem merk- würdigen gelben Schöpfe, wie in den beiden ersten Fi- guren der beifolgenden Tafel angegeben ist, und diese ganze Bekleidung besteht, wie ich schon im Eingange angegeben habe, aus Wachs. Sie zerfliesst schon bei einer niedrigen Temperatur unter Krystallisationserschei- nungen. Nähert man nämlich einen kleinen Theil dieser Bekleidung dem Lampenlichte auf einer dünnen Glas- scheibe, so zerfliesst dieselbe bereits ehe das Glas die Lampenflamme berührt und es bilden sich concentrische Ringe auf der Glasscheibe, auf denen sich viele sehr 374 del Ca Stil lo feine Nadeln, wie Radien eben so vieler Sternchen an- häufen. Dieses Insekt und seine Lebensweise ist noch nicht näher bekannt. Es ist wahrscheinlich nächtlich und mir bis jetzt noch kein Männchen davon zugekommen. Das Insekt lebt vorzugsweise auf einer Species von Eichen, welche in Mexico ,,Manzanillo^ (Quercus lanceolata von A. von Humboldt) genannt wird, und ist in den Wäldern des nordöstlichen Abhanges des Gebirges von Real del monte, des südlichen Theiles des Thaies von Mexico ober- halb des Pedregal, des Gebirges von Huatusco und in einigen Exemplaren auch in den Promenaden der Haupt- stadt gefunden worden. Das erste der von mir unter- suchten Exemplare erhielt ich von den Herren Don Gu- mesindo Mendoza und Don Alfonso Herrera, die letz- ten aber von Don Manuel Villada, junge Leute, welche durch ihre Anlagen zum Studium der Naturgeschichte grosse Hoffnungen erwecken, dereinst zur Erweiterung der Kenntnisse Mexico's in den hier einschlägigen Fä- chern wesentlich beizutragen. Erklärung der Abbildungen. Taf. VIII. Fig. 1. Stellt die »Lystra cerifera« im Fluge dar. Die Vorder- und Mittelbrust sind entblösst von dem sie bedeckenden goldgelben Flaum um ihre Umrisse besser erkennen zu können. » 2, Dasselbe Insect ruhend gezeichnet. Der Schopf besteht aus äusserst feinen Fäden und Stäubchen. Der Kopf ist im Profile dargestellt und zeigt: 1. ein zusammengesetztes oberes Auge von leberbrauner Farbe mit schwarzen Flecken; 2. ein einfaches unteres Auge (ocellus), einen weisslichen Punkt der im Original kaum sichtbar ist; 3. einen Fühler; bestehend aus einer pfrieraenförmigen Borste (cilium), welche aus einer Vertiefung des zweiten halbkugeligen Gliedes (articulo) hervorragt und an einem Bericht, üb. d. Thierpflanze u. Besclir. eines neuen Insektes. 375 in einer hornartigen Röhre eingefügten Stiel (pedunculo) eingefügt ist. Diese Figur zeigt auch die seidenartigen, staubartigen Flocken, die den ganzen Körper des Insectes bedecken, auf den Seiten herabhängen^ und am Ende des Hinter- leibes in Gestalt eines Schwanzes, aus 4.bis 6 gesonderten Bündeln biegsamer, weisser, dicker Fasern bestehend, her- vorragen. Fig. 3. Dasselbe Insect ohne seine Flügel , Beine, seidenartigen Flocken und Fasern und ohne seinen weissen Staub. Es ist in beinahe doppelter Grösse dargestellt, um seine Be- deckung (tegumento) auf der Oberseite oder im Rücken zu zeigen und zwar bei: a den Kopf; b die Vorderbrust; c die Mittelbrust ; d die Hinterbrust ; e den Hinterleib ; f die Stigmen (stigmata) ; g den Logebohrer (oviscapto) oder das dem Bohrer der Zirpen ähnliche Organ, welches in einer halbmondförmigen Höhlung besteht , aus deren Centrum ein kegelförmiger Stacbel hervorragt. » 4. Derselbe Rum^^f des Insectes von unten oder in der Brust in gleicher Vergrösserung dargestellt, so dass bei a die Ansatzpunkte des ersten, bei b des zweiten und bei c des dritten Beinpaares, bei d die Furche mit einer Membran, bei e die Stigmen (stigmata) und bei f die Falten liegen, welche die Ringe des Hinterleibes aufbeiden Seiten bilden, und auf jeder 'Seite vier Stigmen bedecken. » 5. Der Kopf des Insectes von vorn gesehen und vergrössert, a die Stirn, welche in eine Spitze (pico) ausläuft, von de- ren Ende die sehr kleine Oberlippe (labro superior) aus- geht, ihrer Kleinheit wegen in der^ Zeichnung aber nicht ■ angegeben ist. b Drei dünne Borsten oder Stacheln, welche zufällig aus der eingefurchten Scheide hervorragen, c Der Rüssel (trompa), aus vier Gliedern bestehend, von denen zwei sehr klein sind und die Fortsätze einer dünnern unter dem Halse liegenden Röhre bilden, der dritte mittlere aber sehr lang und das letzte, das Endglied, kurz ist. » 6. Ein vergrössertes vorderes Bein. Der Tarsus ist dreiglie- drig. Zwei dieser Glieder sind klein, das dritte Glied aber ist grösser als die beiden ersten und etwas gekrümmt und mit zwei Klauen oder Krallen versehen. Der ganze Fuss ist schwarz. Die beiden ersten Beinpaare sind von gleicher Beschaffenheit und die Hüfte ist so gross als der Ober- schenkel (muslo) und Trochanter (trocanter) zusammen ge- nommen. 376 del Castillo: Bericht üb. d. Thierpfl. u. s. w. Fig. 7. Ein Hinterbein ebenfalls vergrössert. Es ist grösser als die vordem Beine und die Tarsenglieder sind verschieden von denjenigen der letztern. Das erste der Tarsenglieder ist so gross als die beiden letzten zusammen und das mitt- lere Glied ist das kürzeste von ihnen. Sie laufen jedes in eine nach vorn ausgeschnittene Krone von Stacheln aus und greifen über einander, wobei die Ausschnitte den Glie- dern gestatten sich in einem rechten Winkel nach vorn zu bewegen. Mexico den 29. November 1865. Beiträge zur Keiiiitniss der istrischeii Amphipodenfauna. Von Prof. Dr. Ed. Grube. (Hierzu Taf. IX und X.) Die hier beschriebenen Amphipoden sind bei Triest, im Quarnero (bei Abbazia und Martinsica unweit Fiume, Kosulic, Val Cassione^ Cherso) und bei Lussin (Lussin pic- colo^ Cigale, Lussin grande, Neresine) von Dr. Lorenz und mir gesammelt. Zur leichteren Vergleichung mit den Beschreibungen anderer Forscher bemerke ich, dass ich an den Beinen sechs Glieder der Zahl nach bezeichne, indem ich das Basalstück, an welchem die Kieme und das zum Tragen der Eier bestimmte borstenrandige Blatt befestigt ist, und das zwar von der Epimeralplatte aussen überwachsen aber doch von dieser unterscheidbar ist, als Ites Glied oder Hüftglied zähle; das 2te (bei Bruze liu s das Iste), der Schenkel wird von Spence Bato und West wo od Basis genannt, es ist immer von ansehn- licherer Länge, an den drei hinteren Beinpaaren meistens plattenartig verbreitert ; das 3te immer das kürzeste (Ischion Sp. B.); das 6te Tarsus (Propodos Sp. B.), das ge- streckteste, trägt die Klaue, die man wohl als 7tes Glied ansehen müsste, der Kürze wegen bezeichne ich sie mit ersterem Namen. Das 4te und 5te Glied (Meros und Car- pus 8p. B.) sind ziemlich gleich lang und kürzer als das 6te, aber mitunter wird auch das 5te an den drei Hinter- beinen kürzer, als das 4te. Kömmt es zur Bildung einer Schere oder Afterschere, so habe ich die herkömmliche 378 Grube: Bezeichnimg „Hand^ für das 6te Glied beibehalten. Den Ausdruck Telson von Spence Bäte für den dem letz- ten Segment aufsitzenden kleinen Anhang (Appendix cau- dalis Bruz.) habe ich der Kürze wegen aufgenommen. Ampliipoda geiiiiiua. Corpus longiusculum compressura rarius subteres vel depressum. Segmenta trunci pedigera 1, postabdo- minis 6 (raro 5) pedibus spuriis, anteriora plerumque na- tatoriis, posteriora styligeris fsaltatoriis) munita, postre- mum dorso in appendicem minutam simplicem vel bipar- titam (telson) exiens. Branchiarum paria 5. I. GammariDa. Pedes maxillares satis elaborati^ basi connati, labium sternale quadrilobum palposque 2 mentientes. Caput seg- mento proximo haud altius. Antennae plerumque fla- gellis filiformibus instructae. Epimera altitudinem seg- mentorum adaequantia vel superantia. Farn. Orchestidae. Corpus compressum. Antennae superiores breves, inferioribus haud longiores, plerumque iam pedunculo eorum breviores^ flagello simplici. Mandibulae et maxil- lae paris Imi palpo nullo vel minimo instructae. Epimera pedum anteriorum magna. Pedum spuriorum styligeri longitudine decrescentes, paris 3ii ramo 1 tantum muniti. Orchestia Leach. Orchestia Leach Linn. Transact. Vol. XL p. 356. Antennae spinulosae, superiores pedunculo inferio- rum breviores, inferiores multo fortiores. Mandibulae dentatae, semper fere palpo carentes. Pedes maxillares validi, breves, articulo extremo obtuso, exungui. Pedes paris Imi subchelati , 2di maiores arti- culo 6to dilatato, feminae cum ungue brevissimo chelam debilem componentc , maris manu maxima cum ungue Beiträge zur Kenntniss der istrischen Amphipodenfauna. 379 longo Vcalido chelam spnriam efficiente. Fedes ceteri, maxime paris postreral, validi, spinosi. Epimeron paris 5ti antice 4to band Ita huiuilius. Telson crassum simplex, margine spiniiloso. 0. litlorea Leach. Cancer {Gammarus) littoreus Mont. Linn. Tr ansäet. IX. p. 96. tab. IV. Fig. 4. Orchestia littorea Desmarest Consid. p. 261. pl. 145. Fig. 3, Spence Bäte and Westwood ßritisb Sessil-eyed Crust. I. p. 27. Fig. (altes Männeben). Orchestia euchore Fr. Müll. Arcb. f. Naturgescb. 1848. I. p. 53. Taf. IV. Fig. 1-17. (Talitrus platycbeles Guer. Lorenz Pbysikaliscbe Verbältnisse des Qiiarneriscben Golfes p. 288.) Antennae superwres capitis longitudine, usque ad articulum 3ium inferiorum pertinentes, articulis 7, inferiores dimidio corporis breviores^ articulis plus 15, 1^^ (occulto) et 2do brevissimis, 3io iis iunct is longiore, breviore quam 4to. Oculi suborbiculares. Fedes paris Imi maris articulo 6to subtus dilatato , 2di maris manu latissime subovali, margine infero late truncato, angulo postico prominente, ungue aequaliter curvato eum attingente, pedes p. 5ti paulo longiores quam 4to^ breviores quam 6ti, ut bi fernere subtus angustiore, 7mi proximis vix longiores, femore ro- tundato subquadrato, articulo 4to maris adulti triangulos subtus latiore, 5to maiore triangulo basi latiore, mares iuniores et feminae articulo 4to et 5to angustis. Telson triangulo-rotundatum, paene aequilaterum. Länge nacb Spence Bäte i§ Zoll bei den erwach- senen Männchen, die mir vorliegenden Exemplare waren nur 6 und 7,5 Mill. lang und zeigten zwar die breite abgerundete viereckige Hand des 2ten Fusspaares, aber am 7ten Fusspaar nicht die breite dreieckige Gestalt des 4ten und 5ten Gliedes, welche Spence Bate's Figur darstellt, stimmten vielmehr mit Desmarest's Abbil- dung überein, und würden, wenn man 0. Bottae für eine eigene Art hält, mit diesem Namen zu bezeichnen sein; doch möchte ich mit Spence Bäte glauben, dass diese 380 Grube: Art nicht aufrecht zu erhalten, sondern der Jugendzu- stand von 0. littorea sei. Zu bemerken ist noch, dass die alten Männchen, nach der Figur von Spence Bäte zu urtheilen, auch längere untere Antennen haben, deren 4tes Stielgiied bei weitem länger als das 3te ist und deren Geisselgliederzahl bis auf 32 steigt, Avährend ich nur 15 bis 17 zähle. Bei Abbazia westlich von Fiume von Dr. Lorenz gesammelt. 0. Montagni Aud. Orchestm Montagui Aud. Savigny Description de l'Egypte Crustac. pl. 11. Fig. 7 (altes Männchen). Orchestia littorea Rathke Fauna der Krym p. 81. tab. V. Fig. 1 — 6 (aus d. Memoir. d. Petersb. Akad.) ? Orchestia mediterranea Cost. Spence Bäte and West- wood Brit. Sess. eyed Crust. I. p. 31. Fig. Orchestiae littoreae ^luiWWmti, se manus pe dum 2^ovw.m maris adulti latissime ovalis, antice maxime angustata, ungue ultra dimidiam longitudinem eins producto , ad basin maxime curvato, ceterum paene recto, apice paulo seposito excavato ; femur feminae paulo dilatatum. La- minae pedum fotoriae oblongo-ovalis, circum circ setosae. cT Länge (wie bei den übrigen im Bogen gemessen) 14 Mill., $ 10 Mill. Von mir am Strande der Insel Sansego bei Lussin unter ausgeworfener Zostera gesammelt. Männchen und Weibchen hatten lebhaft rosenrothe Fühler oder Fühler- geisseln und Klauen an den hinteren Beinpaaren. Die kräftige Hand des 2ten Fusspaars vom alten Männchen zeigte am Hinterrand (Unterrand) einen noch tieferen Ausschnitt und bei geschlossener Klaue eine grössere Oeffnung als bei Rathke's Abbildung. Der Rand oberhalb des Ausschnitts war mit einer Reihe win- ziger Zähnchen besetzt, die durch einen kleinen Vor- sprung des Innenrandes abgesetzte Spitze der Klaue rin- nenartig ausgehöhlt. Ganz winzig erscheint dagegen das schwache Greiforgan am 2ten Fusspaar des Weibchens, seine Hand ist nicht grösser als der Carpus, weder län- Beiträge zur Kenntniss der istrischen Amphipoclenfauna. 381 gcr noch breiter als er, doch überragt das abgerundete Ende der Hand noch merklich die winzige Klaue oder vielmehr das stumpfe Griffelchen, das ihre Stelle vertritt, und sich fast der Beobachtung entzieht. Der Schenkel dieses Fusspaars erscheint beim Weibchen, indem der Vorderrand convex wird, nach vorn hin verbreitert, wäh- rend derselbe beim Männchen dem Hinterrand parallel läuft. Am 7ten Fusspaar des alten Männchens bildet die Hinterecke des 4ten Gliedes eine lange Zacke ohne die breite Basis des folgenden Gliedes zu überragen, Vorder- und Hinterrand beider Glieder sind mit sehr weitläufig stehenden Zähnchen bewaifnet. Die Mundtheile, die ich von dieser Art untersuchen konnte, zeigten folgende Be- schaffenheit : die Mandibeln liefen in stachelförmige Zähne aus, unter denen drei gefiederte Borsten standen, weiter hinten erhob sich der Rand in eine niedrige wie sie horngelbe Leiste, die bei stärkerer Vergrösserung dicht quergefurcht erschien, zwischen den Furchen wie fein gekörnelt. Das äussere Blatt des Isten Maxillenpaars war lang rechteckig, der Endrand mit neun langen leicht gekrümmten an einer Seite scharfzackigen Stacheln be- setzt, das innere kürzere etwa Vs so schmal, trug am Endrand nur zwei stark gekämmte leicht gekrümmte Borsten. Die beiden Blätter des 2ten Maxillenpaar waren an Breite weniger verschieden, zarter, am Endrande mit einer Franze ziemlich dicker stumpfer Borsten besetzt, die Innenecke des inneren noch mit einer längeren stär- keren gekämmten. Die breiten KieferfUsse sind 5-glie- drig, jedes der beiden Basalglieder setzte sich innen in ein länglich rundes bis zum 2ten Gliede reichendes Blatt fort, die drei Endglieder (sog. Palpe) waren fast quadra- tisch, das letzte etwas schmäler als das 2te, am Ende ge- rundet, klauenlos, bloss mit Randborsten besetzt, die Vor- derecke am Aussenrande der vier andern Glieder trug ein bis drei kurze Dornen. Spence Bate's Abbildung der 0. mediterranea Cost., zu w^elcher er Rathke's 0. littorea als Synonym citirt, zeigt eine langsam verjüngte Hand des 2ten Fuss- paars vom Männchen, ohne einen Absatz am Unterrande 382 Grube: und die Lücke zwischen ihm und der eingeschlagenen Klane ist sehr lang und schmal: auch fehlen an dem breitdreieckigen vorletzten Gliede des 7ten Fusspaars die Randdornen. Costa's Beschreibung seiner 0, mediter- ranea erwähnt deren ausdrücklich; jedenfalls möchte ich Spence Bate's Art dieses Namens als fragliches Sy- nonym von 0. Montagui anführen. All 0 r ch es t es Dana. AlLorohestes Dana United States Explor. Expedit, p. 883. Antennae setigerae: superiores pedunculo inferiorum longiores vel aeque longo prominentes. Mandihulae den- tatae. Fedes maxiUares unguiculati. Fedes paris Imi et 2
  • > 8. c Ein Paar Glieder der unteren Antennen des Weibchens. » 8. M Die Mandibel mit der Palpe von demselben Weibchen. » 8. m Die erste Maxille desgl. » 8. p Das Kieferfusspaar dgl. (das eine der Aussenblätter ist ausgebreitet, das andere mehr in seiner natürlichen Stel- lung eingekrümmt gezeichnet; . » 8. T Telson des Männchens von Lysianassa lotigicornis. » 8. T' Telson des Weibchens. Taf. X. Fig. 1. Cranyunyj: lecurtns Gr. Weibchen, 6mal vergrössert. » 1. a Obere Antenne desselben Thieres. » l.M Mandibel mit ihrer Palpe, welche der schenkeiförmigen Oberlippe (1) anliegt. » 1. p Kieferfuss. » 1. b Fuss des Isten Paares. » 1. c Fuss des 2ten Paares. » 1. z Die letzten drei Segmente mit dem Telson (Tj und ihren Afterfusspaareii. T' Das Telson von oben gesehen, stärker vergrössert. » 2. Vrolomeäeia pilosa (Zadd.) lOmaJ vergrössert (Färbung nach einem frischen Weingeistexemplare). T'. Telson stärker vergrössert. » 2.M Mandibel desselben Ihieres. » 2. m • Erste Maxille. » 2.m' Zweite Maxille. » 2. p Kieferfusspaar. » 2. P Basalstück des 3ten ßeinpaars mit dem von ihm abge- henden borstenrandigen säbelförmig-schmalen, zum Um- fassen der Eier dienenden Anhang, f. Schenkel. E. Epimere. » 3. Vrolomedeia guttata Gr. lOmal vergrössert. Bonn, Druck von Carl Georgi. ilUor dcly //lo^o Yt-oso^^ /ses Ta/'/l m r^T^ tor ^^, jYu^o Trc? s^c/iai^ SyC^. /S^6\ Te^M orcü^- I ~ . . . ^ ^ ^ ii. ~ ^ -■ ^ - - '-- ~- .- • i =■ :...'.;. -^.^. .=^ =^ ^: .1. ■^ rC! J ■ -:^.: i L^v^v^:^^-:^:-^^^■^N -5 ^ V // / , O \ ■ — / ■ y-. - '■■■■ S / •. ^ ■ - • - -= ■ ;■;■:• ^- ..;: ^- \ : 1 :i ■ . : • ■ ,/ \ \ "^ ■ ^- ^ -M^ U.^ 1.^ .1 t :^^..^: ; '^^-^ .;^ ^^ S' "" \ \ \ -^ t ;^ " .^ r \\ \ " : - "i ; : ^ : • l"^ \ ^ .^ ^ a- "' , r^ ^ ^":^ - ' "\\ Vi' , ^^"^. ;i^^ ^-s ■^;^;: :^-v t \ H 53 .-., ■■- ^ • :£ : . ^ ■ ^ ;- "^ ^ - - - ^^ : . : : : ,^: 1 : : ^ : ^^ ^*>>, ^ ' :-^ ,■ • IV ■' " . ^ ^ ' "^ • ^ ^' ^ V' ^ : ; ■ ■ ^ - ui >, '\ ■ ■ ^ ^ : :? ?- i" . . = ■ • ^ ■ . . ^ i -.0 \^\ "^s ■ ;\\ ^ ^:-. ^^^^^.: ^^^ .^■■^^^'■^': •^ ^ ■ ' ■■ ^^^' N ^" N \ - '^ ^ -i ! rS ^^ ^t-^,M ^ •^=.^ :. :-i-^i:.=^ -.: : . - ^ ^ ■P . ^. ^ . :•? 1 ^ ^ ^ : ^ ^ • • •■ ^ -^o = • ^ •.■: 1 \ "".^ \ ^ j-^,.^.;>^'^C^V.^^ •5 \ 1 N -;^-'^^^^.-n-^^/>' H "^ " : ,• • -: : - ) 1 - ■ ^ -- S : ä ■ ^ ' i ■"- ■ ■ •.•'.•■-: r ^ ■ . : • ^ 7 ^' . = •..'-■ •-• • ; . • . ^. ^ . . % ■ ■ •? - ■■ ^ =- r: ^ ^ ■ j - %\ ^ - ^ -^^ A. :• ^ ;.:.:-::: ^ :. . H ~~ V ~"\^ t^ .M H /: --v^ - .'. .\-- ., J—y. ^ ^W. ■ ^- ': "---- -^^ u-i,-*,:: . ■>--s^ ;/ -■-. :.Vv/.^ -. "" -^ - : ^ - • - ^ r,!-3-<.:. \ i^j-'-^' ^^-;ri:^vVi-av': /' -5 . : ^ 1 . - =- • ^^ ) ' \-^ ^ \ . ,w. 1 1- ^,." 1 r 1 \ci ■ "...:• ^ ^ ; : ^ .^ :/, ; ^.- r^ ■ ^ ■ :.• , ^ . ^ ?:^;^i^ ^ -.^.••.-^^:^:^.^ ^>- ■ = • ^ - , - - ^ . ■ . -. i^ - ■ i = f - <: . , . , .^i 1^, '^ ' -. ^ -..,,.. -, 1 m(^. Ta/K C.F Schmidt luA /SfiO T^fT. Fi//J. ff^.^ Ftffo. Fiff.d f^.7. Fw.S F^.//. 1# ?f^^ F^/Z Fcff./^. Ä. ffreef /(?c. (/.FSchmidt> Titk . Tcfj.W. C'J-.'Sc/un^t ü/^.. /SÖ6 Ta/M ^ISckmü&lic/b ^/:^r. jij-STna/ui et Aitc/^. a/i /urt ///'/■ Jlaffensi-Ai^-i'er sc. 1S6^6\ Ta/: JX. A-ssw^zftn et Auci. ad not. d^l . Jfätrenj-cAif^^T- sc. s*^^^ ^ „''* "^-f:^ H--"'^ r^ ^ ^K^-x. «S^JÄ^ ^^^^-^t^ >~^^p^>^, _ SS 2^ri ^^s. ifc-^^- \azsri ^^' ^y^ ^^^^ 1 i ^^ ^ 1^ KM;