rt}-^ ^ ^^1 ^ ^ ^^O ^3^ ^ *-■■ : . /\Li/^^^f-.- '-^-. j^^N :^^&r g^4?li;=i^ ^a ^^^^ te^l - ■. :^**^ ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. LEUCKART IN LEIPZIG HERAUSGEGEBEN DB F. a, TROSCSEZ., PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BONN- FÜNF UND BREISSIGSTER JAHRaANG. Brster Band. Mit vierzehn Tafeln. Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung. (A. Effert und L. Lindtner.) 1869. Inhalt des ersten Bandes. Südbrasilianische Süss- und Brackwasser-Crustaceen nacli den Sammlungen des Dr. Reinh. Hensel, Von Dr. Ed. V. Martens. Hierzu Tafel I und II ... . 1 üeber einige Thiere von Mendoza. Von Dr. R. A. Philippi. Hierzu Taf. III 38 Nachträgliche Bemerkung über die Gattung Crustulum. Von Troschel 62 lieber die Gattung Heteronereis Oerst. und ihr Verhältniss zu den Gattungen Nereis Gr. und Nereilepas Gr. Von A. J. Malmgren 58 üeber die Jugendzustände der Taenia cucumerina. Von Ni- colaus Mein ikow aus Kasan. Hierzu Taf. III Fig. a,b,c 62 Untersuchungen über einige merkwürdige Formen des Arthro- poden- und Wurm-Typus. Von Dr. Richard Greeff. Hierzu Taf. IV- VII 71 üeber Choloepus didactylus L. Von Oberstudienrath Dr. v. Krau SS . .122 Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. Von Ni- colaus Melnikow aus Kasan. Hierzu Taf. VlII—XI 136 üeber die Fortpflanzungsverhältnisse bei den Botrylliden. Von Dr. A. Krohn 190 üeber eine lebendiggebärende Syllisart. Von Dr. A. Krohn. 197 Beitrag zur Insekten-Fauna von Zanzibar Nr. II. Orthoptera et Neuroptera. Von A. Gerstaecker . . . 201 jiztqq IV Inhalt. Seite Ueber den Giftapparat der Schlangen, insbesondere über den der Gattung Callophis Gray. Von Adolf Bernhard Meyer. Hierzu Taf. XII und XIII . . . .224 Die Säugethiere Costaricas, ein Beitrag zur Kenutniss der geographischen Verbreitung der Säugethiere Amerikas. Von Dr. A, v. Frantziu s . . . . . . 247 Ueber die früheste Bildung der Botryllusstöcke. Von Dr. A. Krohn. Hierzu Tafel XIV 326 Südbrasiliscbe Süss- und Brackfvasser-Criistaceeu nacb deu Sammliiiigeii des Dr. Reiuh. Ilensel. Von Ed. ?. Marteus. Hierzu Taf. I und IL lieber die von Dr. Hensel bereisten Gegenden kann hier auf die eigenen Angaben desselben in diesem Archiv Bd, XXXIII. S. 120 und auf die ausführlicheren in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Ber- liu; zweiter Band 1867 S. 227 und 342 verwiesen werden. Die Anzahl der Arten von höhern Crustaceen, welche derselbe mitgebracht, ist in Hinsicht darauf, dass sie nicht am Meere selbst, sondern im Binnenland oder höchstens im Brackwasser gesammelt sind, beträchtlich zu nennen und dieselben bieten theils an sich und durch die Gattungen, denen sie angehören, theils durch die bestimmten Fund- ortsangaben ein mehrfaches Interesse. I. Sü SS wasse r krabben. Trichodactylus nebst den naheverwandten Dilocar- cinus und Sylviocarcinus bildet eine Abtheilung von Süss- wasserkrabben, welche ausschliesslich auf das wärmere Südamerika beschränkt scheint und hier, wie Boscia im nördlicheren Theil desselben Gebiets und in Westindien, die altweltlichen Thelphusen vertritt; sie unterscheidet sich aber mehr von diesen beiden, als dieselben unter- einander, nämlich durch den mehr quadratischen an Grap- sus erinernden ümriss des Cephalothorax und durch die Gestall des dritten Gliedes der äussern Kieferfüsse ; Archiv für Naturg. XXXV. Jahrg. l.Bd. 1 2 V. Märten s : bei diesem ist nämlich die innere obere Ecke ganz ge- schwunden , sein Gesammtiimriss daher lang gezogen, dreiseitig und das folgende Glied nach innen von der Spitze eingefügt, indem diese Spitze eben der äusseren Ecke desselben Gliedes bei Thelphusa entspricht. Inner- halb dieser Charaktere zeigen sich merkliche Unter- schiede sowohl in der Zahl und Ausbildung der Zähne am Seitenrande, als in der Behaarung und Form der letzten Fussglieder (bei M. Edw. 1837 tarses, 1853 dactylo- podites). Auf letzteren Unterschied hat Mi Ine Edwards 1853 zwei neue Gattungen Sylviocarcinus (vox hybrida) und Dilocarcinus gegründet. Die letzten Fussglieder aller 4 Paare sind nämlich ringsum mit kurzen dichten Haaren besetzt bei Trichodactylus, abgeplattet und nur an den Rändern behaart bei Dilocarcinus, während bei Sjlvocarcinus diejenigen des letzten Paares durch stär- kere Abplattung und längere Behaarung des Unterran- des von denen der vorhergehenden Paare abweichen. 1. Trichodactylus qiiadrafus Latr. M. E. Milne Edwards crust. IL p. 16; in Cuvier regn. an. edit. iUustr. pl. 15. fig. 2; Ann. Sc. Nat. c. XX. 1853 p.214; Heller Crastaceen der Novara-Expedition S. 35. Tr. punctatus (Eydoux et Souleyet Voy Bonite zool. I. p. 237. Taf.3. Fig. 23?) Dana crust. L p. 294. Milne Edwards giebt in seinem ersten Werke keine Seitenzähne an , ebenso wenig zeigt die citirte Abbildung solche, daher Dana seine Exemplare aus Rio Janeiro mit zwei schwachen Ausschnitten des Seiten- randes für eine andere Art, punctatus, hielt; aber in der späteren Arbeit sagt M i 1 n e E d w ar d s : „bords lateraux . . . entiers ou obscurement tridentes'^. Die von Dr. He n sei mitgebrachten Exemplare, worunter eines von bedeutender Grösse, sowie andere brasilische von Sello und v. Olfers im Berliner Museum zeigen alle zwei deutliche, wenn auch kleine Seitenzähne hinter der äussern Augenecke, welche Milne Edwards als ersten Seitenzahn zu be- zeichnen pflegt. Die letzten und vorletzten Glieder des fünften Fusspaares sind merklich kürzer als die der vor- a b 30 15 Mm. 33 16 . 26 10 . 15 5 . 15 5 . 58 29 , dass bei kleineren Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 3 hergehenden, in der Behaarung aber kein Unterschied von den andern Fusspaaren vorhanden. Zwei Exemplare, ein grosses a) und ein kleines b), deren Masse sich folgendermassen verhalten: Länge des Cephalothorax . Breite des Cephalothorax. . . Länge der rechten Hand . . Davon auf den bew^egl. Finger Höhe derselben Hand . . . Länge des vierten Fusspaares . Es zeigt sich also auch hier, Exemplaren die Scheeren mehr als nach Verhältniss klei- ner und namentlich die Finger kürzer sind. Rio Janeiro in einem Bache, der von der Tejuca herabkommt (ßerl. Mus. 3277 und 3436). Eydoux undSouleyet geben die Sandwichinseln als Fundort ihres Tr. punctatus an; der Seitenzähne wird nicht erwähnt; im Uebrigen stimmt ihre Beschreibung und Abbildung so sehr mit Tr. quadratus, dass sie nicht wohl als eigene Art gerechtfertigt scheint und der Fund- ort höchst unwahrscheinlich wird. 2. Sylviocarcinus panoplus n. Taf. 1. Fig. 1. Vor allen andern dadurch ausgezeichnet, dass die Seitenzähne, fünf an der Zahl, die ganze Länge des Seiten r and es einnehmen. Stirnrand in der Mitte merklich eingebuchtet; die äussere Ecke der Augenhöhle stumpf, nicht zahnartig vorspringend ; an jedem Seitenrande fünf spitzige nach vorn gerichtete Zähne, die zwei vordersten unter sich näher als der erste der Augenhöhlenecke und als die folgenden unter sich ; der fünfte steht im letzten Viertel der Länge des Cephalothorax und unmittelbar hinter ihm biegt sich der Seitenrand stark nach innen. Der ganze Cephalothorax ist mit Körnchen ziemlich weitläufig besät. Die Scheeren sind etwas ungleich, beim Männchen stärker, in der Regel die rechte die grössere. Das Arm- glied zeigt einen starken Dorn am Aussenrande in 2/3 4 V. Martens: von dessen Länge und je einen schwächeren am Ende des Aussen- und des Innenrandes. Der Carpus (Antibra- chialglied nach Heller) ist mit kurzen Haaren besät und trägt einen starken Dorn in der Mitte seines Innenran- des. Die Hand ist ebenfalls mit kurzen Häärchen besät, welche auf der kleineren (linken) zahlreicher sind. Jeder Finger zeigt jederseits eine Längsfurche, welche Grüb- chen enthält; auch diese Furchen sind in der kleineren Hand mehr ausgeprägt. Die Finger der kleinen Hand kaum, der grösseren etwas klaffend. Die Spitze des be- weglichen Fingers schärfer und etwas gebogen, glänzend und durchscheinend wie Bernstein. Ungefähr neun stumpfe Zähne in der Schneide jedes Fingers ; in der grösseren Hand sind dieselben unverhältnissmässig stärker, nament- lich die hintern. Die übrigen Fusspaare lang und in allen ihren Gliedern etwas zusammengedrückt. Die Schenkelglieder nach vorn nicht merklich verbreitert, mehr als dreimal so lang als breit ; Endglieder aller Füsse deutlich zusammengedrückt, bei dem grössern Exemplar im Durchschnitt oval, bei dem kleineren mehr rechteckig, 2 — 3 mal höher als breit; sie sind bei dem grösseren Exemplar noch stellenweise, bei dem kleinen durchgängig mit kurzen Haaren besetzt, welche etwas länger am vordem und hintern Rande des Gliedes, als an der obern und untern Seite sind. Diese Abplattung des Fussgliedes und die grössere Länge der Haare an den Kanten tritt am letzten Fusspaar stärker hervor als an den andern; an diesem Paar sind auch die letzten sowohl als die vorletzten Glieder im Verhältniss zur Länge des ganzen Fusses kürzer als bei den vorher- gehenden Füssen, was übrigens auch schon bei Tricho- dactylus quadratus eintrifft. Jene stärkere Abplattung des Endgliedes am fünften Paare ist eben der Charakter, auf welchen Milne Edwards seine Gattung Sylvio- carcinus gründet, aber der Unterschied von den vorher- gehenden Füssen ist bei unserer Art doch so klein, dass wir ihm kaum generischen Werth zuschreiben möchten. Alle Füsse endigen wie die Scheere mit einer durchscheinend gelben scharfen Spitze. Die drei hintern a b c d 241/2 17 12 6V2 Mm. 26 19 14 7 . 2(S 16 9 5 . 15 8 4 2V2 . U 8 4 9 — » 46 28 24 10 „ Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crnstaceen. 5 Fusspaare sind wenig in der Länge verschieden, das vierte nur wenig länger als das dritte und dieses wenig länger als das fünfte; das zweite ist beträchtlich kürzer. Dr. He n sei brachte zwei grössere Exemplare, a und c der folgenden Ausmessungen, beide Weibchen, vom Rio Cadea und Sta Cruz oberhalb Rio Pardo, zahlreiche kleinere, b und d vom Guahyba bei Porto Alegre selbst mit, unter letzteren 17 Männchen und 9 Weibchen; bei einem kleinen Männchen ist die linke Scheere die grössere, bei zwei beide gleich, bei allen andern die rechte grösser. Länge des Cephalothorax . . Breite des Cephalothorax . . Länge der grösseren Hand Wovon auf den bewegl. Finger Höhe der grösseren Hand . . Länge des fünften Fusspaares Also auch hier die Scheere und namentlich die Finger bei dem kleineren über Verhältniss kürzer. (Berl. Mus. 3278. 3213 und 3320.) Durch den geraden Seitenrand schliesst sich diese Art an Dilocarcinus pictus M. Edw. an. Es. möge erlaubt sein, hier eine neue Art, welche das Berliner Museum in neuerer Zeit von anderer Seite aus Brasilien erhalten hat, einzuschalten. Dilocarcinus multidentatus n. Taf. 1. Fig. 2. Cephalothorax 35 Mill. lang, 42 breit gewölbt; der Stirnrand schwach eingebuchtet mit 4 stumpfen Zähn- chen ; die äussere Ecke der Augenhöhle einen spitzigen Zahn bildend, hierauf am Seitenrande ein etwas kleinerer und dann jederseits acht Zähne in gleichen Zwischen- räumen von einander ; der hinterste derselben steht immer noch vor der Mitte der ganzen Länge des Cephalothorax ; hinter ihm beginnt dieser sich zu verengen. Vordere Hälfte desselben dicht mit flachen Körnchen besetzt, welche nach hinten erst schwächer werden nnd endlich ganz schwinden. Drittes Fusspaar das längste, 48 Mill. 6 V. Martens: lang, hierauf folgen mit geringem Unterschied das zweite und vierte, das fünfte dagegen merklich kürzer. Ein weibliches Exemplar aus Brasilien, wahrschein- lich Bahia, erhalten. (Berl. zool. Mus. 3341). Dieses zeigt individuelle Abweichungen zwischen beiden Seiten; rechts ist der hinterste Zahn kaum vom vorletzten getrennt, links hinter dem zweiten noch ein kleiner (eiifter) ein- geschoben. Die Art ist nächst verwandt mit D. spinifer M. E. Arch. Mus. und septemdentatus Herbst III, 14, 3 (s. dieses Archiv Jahrg. 1856. S. 148) aber durch das Vorhandensein von Stirnzähnen und die Zahl der Seitenzähne verschieden. Die zwei vordersten derselben entsprechen der Stellung nach dem ersten, die acht folgenden den sechs andern des septemdentatus. Die Familie der Landkrabb en, Gecarcinus, scheint im südlichen Brasilien nur noch schwach vertreten zu sein. Aus Brasilien im Allgemeinen^ ohne näheren Fund- ort, werden Cardisoma guanhumi Latr. und Pelocarcinus (früher Gecarcoidea) Lalandei M. E. angegeben. Die An- gaben von Marcgrave betreffen zunächst das mittlere Brasilien, die Provinzen von Pernambuco, Parahyba und Bahia. In der Umgebung von Rio Janeiro ist weder mir noch Dr. Hensel ein Gecarcinus oder Cardisoma vor- gekommen; über Uca una siehe unten Seite 12 bei den Brackwasserkrabben. Noch südlicher, in der Provinz Rio Grande do Sul, ist Dr. Hensel keine Art aus der genannten Familie zur Beobachtung gekommen. II. B r a c k w a s s e r k r a b b e n. 3. Gelasimus oocator (Herbst). Ciecie und Ciecie panema Marcgrave historia rer. natural. Brasiliae 1648 p. 185. Cancer vocator Herbst Naturgeschichte der Krabben und Krebse Bd. III. Heft 4. S. 1. Taf. 59. Fig. 1. G. vocans (Linne) Milne Edwards crust. II. p. 54; Cuvier ed. ill. Crust. pl. 18 fig. 1, — Dana Crustac. I. p. 318. G. vocans var. De Kay Natural history of New - York Crust. pl. 6. fig. 10. Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 7 G. palustris (Sloane) Milne Edwards Ann. sc. nat. c, XVIII. 1852 p. 148. pl.4. fig. 13a,b, c. Die relativ breite Stirn, 7* ^^^ ganzen Vorderran- des einnehmend, die Form der beiden Kanten über der Augenhöhle, der an den vordem Ecken, vorgezogene, hinten verschmälerte, daher wappenschildförmige Umriss des Cephalothorax, das Vorhandensein einer scharf ausge- prägten schief nach innen und hinten laufenden Kante auf dem mittlem Theil des Seitenrandes, nebst einer zweiten parallelen aber kürzeren, und die vorspringende Ecke unten und innen am Palmartheil der Hand, all diese Charaktere stimmen mit andern brasilischen von S ello ge- sammelten Exemplaren (Berl. Mus. 507), und lassen nach den citirten Beschreibungen und Abbildungen keinen Zweifel über die Bestimmung der Art. Sehr nahe kommt ihr G. macrodactylus M. Edw. und Lucas bei Orbigny voy. Am. mer., Crust. pl. III. fig. 3 von Valparaiso, doch ist bei diesem nach der Abbildung der Cephalothorax nach hinten minder verschmälert und nach dem Text von Milne Edw^ards an der Innenseite der Hand eine sehr vorspringende gezähnelte Leiste (Stridulationsappa- rat?) vorhanden, welche unserer Art fehlt, aber auch in der 0 r big ny'schen Abbildung nicht angegeben ist, da diese eine besondere Darstellung der Scheere nur von der Aussenseite gibt. Bei G. pugilator Saj von Nord- amerika, De Kay 1. c. fig. 9 und G. macrodactylus M. Edw. von „Chile und Brasilien^ ist der Cephalothorax noch mehr quadratisch und jene zwei schiefen Kanten auf der Seite desselben fehlen. Die grossen Scheeren sind bei unsern Exemplaren auiFallend verschieden , was zum Theil wenigstens mit dem Alter der Individuen zusammenzuhängen scheint. Zwei von Dr. Hensel mitgebrachte Männchen, deren Cephalothorax 16 Mill. lang und 23 respective 24 breit ist, stimmen in der Gestalt der Finger zu Herbst Ab- bildung. Der Palmartheil der Hand ist nach seiner Basis zu etwas niedriger, daher er überhaupt mehr länglich erscheint, als in der Abbildung bei Milne Edwards; die Finger sind auffallend lang und schlank, der beweg- 8 V. Märten s: liehe nimmt Vs der ganzen Scheerenlänge ein, ist schon an seiner Einfügung nur 5 Mill. hoch, dabei über 27 Mill. lang und stark gebogen; seine Spitze ragt nicht über die des unbeweglichen hinüber, wie es Herb st und Milne Edwards darstellen, sondern greift in eine Ausrandung derselben ein, wie es Milne Edwards für eine andere Art, den polynesischen G. Gaimardi 1. c. fig. 17 darstellt. Zugleich sind die stumpfen Zähnchen an den Schneiden beider Finger sehr schwach entwickelt, stellenweise kaum zu erkennen; dieselben stehen deut- lich in zwei Längsreihen, zwischen welchen am beweg- lichen Finger von Strecke zu Strecke einzelne etwas grössere stehen, am unbeweglichen einer oder zwei noch grössere in der halben Länge des Fingers und einer ganz vorn, welch letzterer die Ausrandung für die Spitze des andern Fingers bildet. All diese Zähne sind ganz stumpf. (Herbst 1. c. spricht dagegen solche grössere Zähne nur dem indischen vocans zu und seinem vocator ab.) Die oben genannten Seil o'schen Exemplare, auch Männ- chen, zeigen bei fast gleicher Grösse des Cephalothorax die Scheere und namentlich die Finger kürzer, den be- weglichen an seiner Basis höher, die Zähne, wenn auch ebenso stumpf, doch stärker, alles mehr in Uebereinstim- mung mit der von Milne Edwards gegebenen Figur 13 c. Dagegen hat das dritte Exemplar von Hensel, ebenfalls ein Männchen, aber viel kleiner, Cephalothorax nur 14 Mill. lang und 20 breit, eine ganz andere Scheere: der bewegliche Finger ist kaum länger als der Palmartheil, an seiner Einfügung hoch, allmalig sich verjüngend, kaum gekrümmt, aber mit seiner Spitze über die des unbeweg- lichen übergreifend; die Zahnhöcker beider Finger, sowie die Granulation der Aussenfläche der Hand relativ, die Körnchen und Furchen der Oberseite des beweglichen Fingers sogar absolut stärker als an den grossen Exem- plaren, obwohl die Scheere viel kleiner. Die Breite des Cephalothorax verhält sich zur Länge der Scheere bei den grossen HenseTschen Exemplaren wie 1 : 1, 7, bei den Sello'schen wie 1:1, 55, bei dem letzterwähnten kleinen nur wie 1:1,2. Der Cephalothorax zeigt bei die- Südbrasilisclie Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 9 sem keinen Unterschied von dem der andern, und so kann ich dieses Exemplar nur für ein minder entwickel- tes jugendliches halten, um so mehr als alle Einzelheiten seiner grossen Scheere darauf hinauskommen, dass sie weniger von der kleinen verschieden ist, als bei den an- dern Exemplaren; möglicher Weise ist es ein in der Entwicklung zurückgebliebenes, denn wenigstens von an- dern Arten kenne ich noch kleinere Exemplare, welche viel weniger von den grossen ihrer Art in den Verhält- nissen der Scheere abweichen. Aber immerhin deutet es darauf hin, dass auch bei Gelasimus die Verlängerung und Krümmung der Finger, also der Formunterschied zwischen der grossen und kleinen Scheere mit dem Alter zunimmt ebenso w^ie bei den ungleichscheerigen Arten von Palaemon (siehe den vorigen Band dieses Archivs S. 32); während aber bei diesen auch die Sculptur des grossen Arms sich immer mehr ausbildet, scheint bei Gelasimus im Gegentheil mit der Grösse der Scheere die Skulptur schwächer zu werden. Bei den Weibchen sind beide Scheeren gleich der kleinen des Männchens und diese ist ohne Zweifel nur so geblieben, wie die grosse auch einmal im Laufe ihrer Entwickelung war. Es muss dieses zur Vorsicht mahnen, Unterschiede in der Bildung der Finger der grossen Scheere nur bei ziemlich gleich gros- sen Individuen als Artunterschiede gelten zu lassen. Milne Edwards crust. II. S.51 sagt, dass die Form der Stirne ebensowohl als die der grossen Scheere mit dem Alter sich verändere, aber nicht in welcher Richtung, und benutzt dennoch fortwährend dieselbe zur Unterschei- dung der Arten. An der Stirne ist mir übrigens eine derartige Veränderung noch nicht aufgefallen. Hen sei's Exemplare von Rio Janeiro (Berl. Zool. Mus. 3450 j. Die grosse Scheere ist bei den beiden grossen Hensel'schen Exemplaren und bei Einem Sello'schen die rechte, bei dem kleinen Hensel'schen und 5 Sello'- schen die linke. Schon Herbst, an der angeführten Stelle, und Milne Edwards geben für die Gelasimus- arten im Allgemeinen ein solches Schwanken zwischen 10 V. Martens: rechts und links an, während bekanntlich bei manchen andern Gattungen und Arten die Stelle der grössern Scheere konstant ist. Marcgrave's zweite Art, ciecie panema der Ein- gebornen, soll den obern (beweglichen) Finger bedeutend kürzer als den andern haben ; ein ähnliches Exemplar besitzt das Berliner Museum durch Sei lo, es ist unzwei- felhaft eine durch Verletzung und noch unvollständiges Nachwachsen erzeugte zeitweise Anomalie. Herbst's Artnamen muss wohl angenommen wer- den, da er zuerst die Art von dem ostindischen vocans Rumph's und Linne's unterschieden und durch eine gute Abbildung gesichert hat. Der von Milne Edwards adoptirte Name palustris stammt von Sloane, der noch keine linneische Nomenclatur hat, daher keine Priorität beanspruchen kann, und bezeichnet bei diesem überdiess nicht vorliegende Art, sondern den ü. maracoani. Die Art scheint nach den Citaten und der bestimm- ten Angabe von Milne Edwards auch in Westindien vorzukommen; zweifelhafter scheint es mir, ob sie auch an den atlantischen Küsten Nordamerika's „nordwärts bis Cap Cod^ vorkomme, wie man nach De Kay annehmen könnte ; denn dieser beschreibt und bildet als G. vocans den pugilator Say ab, fig. U und gibt für das, was er für dessen Varietät hält, fig. 10, keinen besonderen Fundort; die Form dieser zweiten Figur passt gut zu vocator, aber die schiefen Kanten zur Seite des Cephalothorax, welche vocator gegen pugilator auszeichnen, sind weder in die- ser Abbildung zu erkennen, noch im Texte erwähnt, so dass noch zwei weitere Möglichkeiten bleiben, entweder dass diese De Kay' sehe Varietät doch nicht unser voca- tor ist, oder dass sie nicht von der nordamerikanischen Küste stammt. Marcgrave gibt als portugiesischen Namen cran- gersinho des manges an, das erste Wort ist offenbar ein Diminutio von caranguejo = Cancer, und manges bezeich- net wohl die Manglebäume, Rhizophora, .was zu dem Aufenthalt der Gattung an sumpfigen Flussmündungen, wie ich es im indischen Archipel oft gesehen, vollkommen passt. Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 11 4. Helice granulata Dana (sp.) Taf. 1. Fig. 3 a. 3 b. Chasmagnathns gr. Dana ernst. I. p. 364. Taf. 23, Fig. 6. Helice gr. Heller Crnst. d. Novara Exp. S. 61. Jederseits drei Zähne am Seitenrand, die äussere Angenhöhlenecke, welche hier zahnartig ausge- bildet ist, miteingerechnet. Cephalothorax P/e nial so breit als lang, mit zahlreichen runden Höckerchen besetzt ; die Regionen deutlich durch seichte Furchen geschieden; Vorder- und Seitenrand fein gekerbt, Stirnrand zweilap- pig, mit einer mittleren sehr stumpfen, ziemlich breiten Einbuchtung, welche etwa Vs der Entfernung beider Augenstiele von einander einnimmt. Auf der regio bran- chialis des Cephalothorax werden dessen Körnchen zu kleinen Stacheln, besonders an jüngeren Exemplaren. Die Scheeren gleich, auf der Aussenseite mit zahlreichen runden Höckerchen, auf der Innenseite mit weniger zahl- reichen auf die Mitte beschränkten Höckerchen besetzt. Die Finger an den Seitenflächen glatt, der bewegliche auf seinem Rücken runzlig, abgerundet, nicht kantig. Die Schneide beider Finger mit 13 — 15 kleinen stumpfen, nach der Spitze zu immer kleineren Zähnchen besetzt, nur im innersten Winkel klaffend. Carpus ebenfalls mit flachen Höckern bedeckt, mit deutlich ausgeprägtem kur- zem Dorn an seiner äussern Ecke. Armglied an seiner Aussenseite ebenfalls mit flachen Höckerchen, welche mehr oder weniger in bogenförmige Reihe sich ordnen, an der Innen- und Unterseite glatt ; seine Aussenkante mit einer Reihe grösserer stumpfer Höcker besetzt; die Innenkante hat kleinere Höcker, welche in der dem Kör- per näheren Hälfte in doppelter, weiterhin in einfacher Reihe stehen. Die vier andern Fusspaare zeigen massig verbreiterte Schenkelglieder, 2^2 i^al so lang als breit, und schmale Endglieder, 3 — 4 mal so lang als breit; das dritte Paar ist das längste, das vierte beinahe ebenso lang, dann folgt das zweite und endlich das fünfte be- deutend kürzere. Cephalothorax 26 Mill. lang, 31 breit; Scheere 27 Mill. lang, wovon 16 auf den unbeweglichen Finger, und 15 hoch. Drittes Fusspaar 49 Mill. lang. 12 V. Härtens: Drei Exemplare, Männchen, von Rio Grande do Sul aus Brackwasser (Berl. Mus. 3343) ^an einer Stelle, wo das Was- ser fast ganz verdunstet war; zahlreiche Löcher im zähen Schlamm verrlethen hier ihr Vorhandensein/ Dr. H e ns e 1. Dana gibt Marshes of lake Peteninga, near Rio Janeiro als Fundort an, Heller einfach Rio Janeiro ; ich fand ihn ebenda im Winkel der Bai vonPraya formosa in Gesellschaft der folgenden Krabben. Diese Art ist sehr ähnlich der ostasiatischen, eben- falls im Brack- und auch Süsswasser lebenden Heiice tridens Dr. Haan (ich fand diese lebend um Yokohama und feil auf dem Markt von Shanghai), aber bei der bra- silischen ist das Epistom mehr granulirt, namentlich an seinem Hinterrande , die Hand weniger hoch, dagegen rauher, die Schenkel mehr gefurcht, endlich der Thorax hinten etwas schmäler. Sesarma(Arsitus) P'iso7iisM.E. Taf. 1. Fig. 4. Aratu et A. pinima Marcgrave 1. c. p. 185, kopirt in Piso hist. Ind. p. 300 und Jonston exang. tab. IX. Sesarma Pisonii M. Edw. crust. II. p. 76. tab. 19. fig. 4 und 5. — Aratus P. M. Edw. Ann. sc. nat. c. XX. 1853 p. 187. Brasilianisch und westindisch, mit mehr langem als breitem Cephalothorax, groben schwarzen Haaren an der Aussenseite der Scheeren und kurzen Endgliedern der Füsse; Marcgrave nennt ihn ausdrücklich Cancer ter- restris (Aratu S. 185). Ich selbst fand ein kleines männ- liches Exemplar ebenda im innersten Winkel der Bucht von Praya formosa, (Brackwasser) in Gesellschaft von Gelasimus vocator. Eine zweite brasilische Sesarma^cheint Marcgrave's Carara una zu sein, welche Mi Ine Ed- wards zu der westindischen S. cinerea Böse citirt. Uca una Latr. Marcgrave hist. rer. nat. Brasiliae 1648 p. 184, kopirt bei Jonston exang. auf tab. IX. Cancer uca Linn^ und C. cordatus Linne Herbst Natur- geschichte der Krabben Bd. L S. 128 und 131. Südbrasilische Süss- und Brackwasser Crustaceen. 13 Uca una und U. laevis Milne Edwards List. nat. crust. II. p. 22; Gerstäcker in diesem Archiv XXII. 1856 S. 143. (Weitere Citate siehe bei Herbst und Milne Ed- ward s.) Diese grosse Art möge als südbrasilische Brack- wasserkrabbe hier noch angeführt werden, da ich sie selbst bei Rio Janeiro in einem Salzwassersumpfe und zwar unter Wasser umherwandeln gesehen habe. Ihrer systematischen Verwandtschaft nach gehört sie zu den Landkrabben und Milne Edwards sagt von ihr : ^ces crustacees vivent ä terre, mais on ne connait pas les par- ticularites de leurs moeurs." Aber schon Marcgrave nennt sie keineswegs terrestris, wie einige andere Krab- ben, sondern „in palustribus degens" und wenn Browne sie the mangrove crab nennt, so zeigt das auch einen Aufenthalt in Salzwassersümpfen an. Bis jetzt ist meines Wissens nichts bekannt, was darauf hindeutete, dass sie auch im Binnenlande, fern von der Seeküste, lebe. Das lebende Exemplar, das ich gesehen, war auf dem grössten Theil des Cephalothorax himmelblau; auf den für den Prinzen Moritz in Brasilien gemalten Originalabbildungen in Oel (Libri picturati A 32 der Berliner Bibliothek, vgl. Lich- tenstein in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1815 S. 205) ist sie mehr grün dargestellt und mit dem Namen guajume (vgl. guanhumi für Cardisoma), nicht uca una, dargestellt. Eine weitere Salzwasserkrabbe, die doch nicht im Meere lebt, deutet Mar cgrave unter dem Namen Guaia Miri an, nicht grösser als eine Pflaume, „in salsis lluviis degens;" der zugehörige Holzschnitt erinnert in der Form des Cephalothorax mehr an Carcinus maenas als an Grapsoiden oder sonstige Catometopen, die man zunächst erwarten möchte, und die Worte der Beschreibung testa elliptica, anteriore parte in multos angulos desinente un- terstützen diese Aehnlichkeit. Leider ist eine Original- zeichnung für diese Art in keiner der beiden von Lich- tenstein 1. c. besprochenen Sammlungen vorhanden und bleibt mir daher die Deutung dieser Krabbe un- möglich. 14 V. Martens: IIL Eine Süsswasser-Anomure. 5. Aeglea laevis Leach. Milne Edwards crust. II. p. 260; Cuvier regn. an. ed. illustr. Crust. pl. 47. fig. 3; — Danacrust. I. p. 476. pl. 30. fig. 6 Zu diesen Abbildungen und Beschreibungen ist zu bemerken, dass das letzte Segment eine Längsfurche in seiner Mittellinie hat, welche in der erstgenannten Ab- bildung ganz fehlt, von Dana aber als Sutur bezeichnet wird. Bei manchen der Spiritusexemplare zeigt sich noch eine violette Färbung, namentlich an den Scheeren. Die grosse Scheere ist bald die rechte, bald die linke (3321). Zahlreiche Exemplare aus dem Urwald bei Röders- berg, „zwischen Steinen in klaren schnellen Gebirgs- bächen, gehn an Aas, wie andere Krebse.^ Dr. Hensel. Diese ziemlich isolirt stehende Gattung war früher nur von Chile bekannt, von wo das Berl. Mus. auch Exem- plare früher durch Prof. Meyen, in neuerer Zeit durch Philip pi erhalten hat; aber schon der Reisende Fr iedr. Sello, f 1831, hat sie aus dem südlichen Brasilien, spe- ziell Porto Alegre, demselben Museum (Nro. 827) ein- geschickt; Dr. Hensel's Wiederaufiinden derselben be- stätigt somit ihr Vorkommen quer durch den südlicheren Theil von Südamerika von der pacifischen bis zur atlanti- schen Küste. Artunterschiede konnte ich zwischen den chilenischen und den brasilischen Exemplaren nicht finden. Nicolet hat in Gay's Naturgeschichte von Chile eine zweite chilenische Art, Ae. denticulata (Atlas pL 56. fig. 1) aufgestellt, bei der ein medianer Längskiel über den ganzen Thorax geht und der Seitenrand eine ausgebildete Zäh- nelung zeigt. Bei unserer laevis, sowohl aus Chile als Brasilien, besteht ein solcher Kiel nur auf dem Schnabel und erstreckt sich kaum ein wenig über diesen hinaus nach rückwärts, und der Seitenrand zeigt ausser den zwei grossen Zähnen, deren jeder noch eine kleine Einkerbung hinter sich hat (oder drei, wenn man die äussere Augen- höhlenecke mitrechnet), nur eine schwache Körnelung, keine weiteren Zähne. Girard Unit. Stat. Astronom. Nav. Expedition vol. IL p. 255—257 hat eine dritte Art, Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 15 Ae. Intermedia, aus dem chilenischen Fluss Maypo aufge- stellt, jedoch selbst an ihrer Artberechtigung zweifelnd ; aus der ausführlichen Beschreibung finde ich als Unter- schiede nur heraus, dass am dreikantigen Armglied die innere untere Kante am schwächsten gezahnt sei, bei den unsrigen diese und die obere gleich, aber alle drei nur gegen das freie Ende des Gliedes hin gezahnt, und dass bei intermedia der Carpus zwei Reihen von Dornen trage, w^ährend bei den unsrigen die obere Reihe nur stumpfe Höcker, keine Dornen zeigt, die untere neben mehreren kleinen gegen das Ende des Gliedes hin einen sehr starken. Endlich spricht Girard noch von einem flachen Fortsatz an der Innenseite der Hand, wovon ich an unsern Exemplaren nichts sehe. IV. Süsswasserkrebse. 6. Ästaous inlimanus n. Taf. 2. Fig. 1. Schnabel kurz und stumpf, kürzer als die Stiele der äussern Fühler; sein Seitenrand setzt sich nach hinten nur wenig über die Augen fort und es beginnt, ehe er aufhört, ein zweiter, mehr nach aussen gelegener Kiel, welcher nach hinten divergirend bis zu V4 der Länge des Cephalothorax zurückläuft. Fühlerschuppe spitzig. Epistom vertieft, da wo es sich nach vorn verschmälert, zwischen dem Ursprung der äussern Fühler, mit einer Quer- furche versehen. Scheeren ungleich, bald die linke, bald die rechte grösser. Carpus an seiner inneren Seite mit ziemlich zahlreichen etwas spitzigen Höckern besät. Beide Ränder der Hand sowie der Rücken des unbeweglichen Fingers mit einer gezähnelten Leiste eingefasst; der Rücken des beweglichen Fingers dagegen abgerundet, mit zahlreichen flachen Höckerchen besetzt. Die Schneide beider Finger mit langen Haaren versehen, welche die ziemlich starken und zahlreichen Zähne (bis 12) ganz verhüllen. Die Schee- ren sind im übrigen glatt, aber mit zerstreuten Grüb- chen , welche je ein Haar tragen , besät. Der ganze Cephalothorax ist mit ähnlichen Grübchen besetzt, welche in dessen hinterem Theile, hinter der Querfurche, un- gleich häufiger werden. Die Abdominalsegmente sind 16 V. Martenst oben glatt und nur sparsam mit dergleichen Grübchen versehen. Das letzte derselben oder das mittlere Blatt der Schwanzflosse zeigt eine kaum bemerkbare mittlere Längsfurche und nahe dem hinteren Rande jederseits sechs seichte nach diesem Rande zulaufende Furchen ; dieselben beginnen erst hinter dem seitlichen Zahne, welcher übri- gens hier nicht von einem tieferen Einschnitte begleitet ist ; eine Quernath ist nicht vorhanden. Das innere der beiden Seitenblätter der Schwanzflosse (Anhänge des vorletzten Abdominalsegments) zeigt in seiner Mitte einen stumpfen Längskiel, welcher ohne den Hinterrand zu er- reichen, mit einem spitzigen glänzenden Dorne endigt; von der Gegend dieses Zahnes an beginnen ebenfalls seichte dem Rand zulaufende Furchen, ähnlich denen des mittleren Blattes. An dem äusseren Blatt ist, wie ge- wöhnlich in dieser Gattung, der gefurchte hintere Theil durch eine Quernath abgetrennt, aber eine mittlere Längs- furche läuft durch das ganze ßlatt, über die Nath hin- weg. Keine besondern Anhänge am ersten Abdominalseg- ment bei den Männchen. Eine kleine Kieme oberhalb der Hüfte des fünften Fusspaars. (Berl. Zool. Mus. 3323,3447.) Länge von der Schnabelspitze zur Schwanzspitze 86 Mill. Länge des Cephalothorax 42 „ Länge der grossen Scheere ebenfalls . 42 „ Davon kommen auf den bewegl. Finger 25 „ Breite dieser Scheere 15 ;? Dieser Krebs wurde von Dr. Hensel sowohl bei Porto Alegre als viel weiter landeinwärts zu Sta Cruz im obern Flussgebiet des Rio Pardo, eines Zuflusses des Ja- cuhy, in Erdlöchern durch Ausgraben gefunden. 7. Astacus Brasiliensis n. Taf. 2. Fg. 2. Diese Art ist in den meisten Charakteren mit der vorhergehenden so übereinstimmend, dass eine Verglei- ehung mit derselben sie besser charakterisirt, als eine ausführliche Beschreibung. Der Schnabel ist etwas län- ger, er ragt so weit vor als die Fühlerschuppe (bei pi- limanus ein wenig kürzer als diese), und als das vorletzte Südbrasilisohe Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 17 Glied der Stiele der inneren Fühler. Fühlerschuppe vorn quer abgeschnitten. Die Querfurche am Epistom sehr deutlich. Die Scheercn sind kürzer, aber kräftiger, die gezähnelte Leiste des Unterrandes der Hand erstreckt sich kaum noch auf den Rücken des unbeweglichen Fin- gers und ist überhaupt schwächer als bei pilimanus; der Rücken des beweglichen Fingers ist abgerundet und meist ganz ohne Höckerchen, nur mit Vertiefungen (Haar- narben) versehen. Die Schneide der Finger zeigt nur kurze, wenn auch zahlreiche Haare, weiche nie die Zähne verdecken. Die Scheeren (der Spiritusexemplare) bräun- lich, dunkler als der übrige Körper, ihre Spitzen roth. Die Schwanzflossenblätter zeigen dieselben Furchen wie bei pilimanus, und sind auch sonst gleich gebildet, nur ist die Längsfurche des mittleren Blattes schwächer ausge- sprochen oder ganz fehlend, und an dem äusseren tritt die Längsfurche ganz zurück gegQn eine sie begleitende Längsanschweliung. (Berl. Zool. Mus. 3322, 3448). Diese Art scheint nicht so gross »wie die vorherge- hende zu werden; das grösste der mitgebrachten Exem- plare zeigt folgende Masse : Totallänge 72 Mill., davon der Cephalothorax 32, Länge der Scheere 26, davon auf den beweglichen Finger 15, Breite der Scheere 12 Mill. Ganz kleine Exemplare von nur 15 Mill. Totallänge haben verhältnissmässig das Abdomen etwas länger, und die Scheeren kürzer. Sowohl bei Porto Alegre selbst, in einem Bache an dem Berge hinter der Stadt, „schwimmend", als weiter im Binnenlande in der Region des Urwaldes bei Rö- dersberg, in Brunnen und seichten Bächen, von Dr. Hen- sel gesammelt. Durch den Mangel einer Quernath am mittleren Blatt der Schwanzflosse, die Zahl der Kiemen und die Stellung der äusseren Fühler fallen die ebenbeschriebe- nen Arten der Untergattung Fmgaeus von Erichson in diesem Archiv XII. 1846, S. 102 zu und auch das Höhlen- leben der einen stimmt gut dazu. Sie unterscheiden sich davon übrigens noch durch folgende äussere Charaktere. 1) Der Schnabel ist bei cunicularius und fossor noch Archiv f. Naturg. XXXV. Jahrg. 1. Bd. 2 18 V. Martens: kürzer, er lässt das vorletzte Stielglied der inneren (obern) Fühler ganz frei und reicht auch nicht soweit nach vorn als das vorletzte Sticlglied der äussern (un- tern), während er bei pilimanus und Brasiliensis das erstere noch bedeckt und bis zum vordem Ende des letztem reicht. 2) Der Kiel auf dem vordem Theil des Cephalo- thorax auswärts von der Basis des Schnabels fehlt bei cunicularius und fossor ; derselbe findet sich aber wieder bei neuholländischen Arten aus anderen Untergattungen, so bei A. quinquecarinatus und bicarinatus Gray (Cheraps) und bei A. Tasmaniens Erichs. 3) Die seichten Furchen am Hinterrande der Schwanz- flossenblätter fehlen bei A. cunicularius und fossor. 4) Dagegen besitzen diese beiden eine Längsfurche an den Fingern, wie eine solche bei vielen Brachyuren, z. B. auch bei Trichodactylus vorkommt, während pili- manus und Brasiliensis keine Spur davon zeigen. Betreffs der Jlaare in den Scheeren stimmt cunicu- larius so ziemlich mit Brasiliensis überein, pilimanus steht aber hierin einzig da und findet nur in der kleineren Scheere von Palaemon grandimanus und Alpheus bre- virostris ein Gegenstück. Uebrigens unterscheidet sich cunicularius in ähnlicher Weise von fossor, wie Brasilien- sis von pilimanus durch die weniger ausgebildete Rand- leiste der Scheere. Da na Crust. I. p. 525 führt mit der Angabe: „Fund- ort unsicher, möglicherweise von Brasilien^ (die einzige bisherige Angabe über einen brasilianischen Astacu^ soweit ich weiss) den nordamerikanischen A. Bartonii Fabr., Typus der Erichs o n'schen Abtheilung Cambarus an ; diese Abtheilung unterscheidet sich durch Zahl der Kiemen, die Quernath des mittleren Schwanzflossenblatts und durch die männlichen Anhänge am ersten Abdomi- nalsegment von unseren brasilianischen Arten. Der Flusskrebs von Chile, Astacus Chilensis Milne Edw., zu dessen Yergleichung das Vorkommen von Aeglea laevis sowohl in Chile als Südbrasilien auffordert, ist im Berliner Museum nicht vertreten und bin ich hiefür Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 19 nur auf die kurze Beschreibung bei Milne Edwards crust. II. p. 333 und die Abbildung in Gay's historia fisica y politica de Chile, Atlas Taf. 55. Fig. 4^ angewie- sen. Hienach hat derselbe auch gleiche, aber kräftigere Scheeren, der Carpus ist nach Mi ine Edwards ohne Zähne oder Höcker, und die Hände an beiden Rändern abgerundet, dagegen nach der genannten Abbildung doch Carpus und Hand in gleicher Weise gezähnelt; die Kiele auf dem vorderen Theile des Cephalothorax scheinen zu fehlen und die Sculptur auf dem Mittelstück der Schwanz- flosse eine andere zu sein. Gray in Eyre's Journal of discoveries in Australia vol. IL p. 411 gibt an, dass bei Ast. Chilensis alle Blätter der Schwanzflosse in ihrer hinteren Hälfte häutig seien, wie bei der neuholländischen Untergattung Cheraps, während bei beiden brasilianischen Arten nach hinten wohl dünner und biegsamer werden, doch ohne dass sie in einen harten und w^eichen Theil, wie bei Cheraps, geschieden werden könnten. Die nordamerikanischen Arten von Astacus (Cambarus Erichs.) unterscheiden sich von unsern brasilianischen durch den Mangel der Kiemen am fünften Fusspaar, durch das Vorhandensein der besondern männlichen Anhänge am ersten Abdominalsegment und einer Quer- nath am Mittelstück der Schwanzflosse. Erich so n und Saussure rechnen ihre mexikanischen und cubanischen Arten ^) ohne Bedenken zu diesen Cambarus, es fällt mir aber auf, dass bei den zwei vonSaussure abgebildeten mexikanischen die genannte Quernath nicht gezeichnet ist. Nach der Beschaffenheit der Schwanzflosse, Einthei- lung von Gray 1846, gruppiren sich die Arten folgen- dermassen: 1. Quernath am Mittelstück: die europäischen oder Astacus im engern Sinn und die nordamerikani- schen oder Cambarus Erichs. Einen Uebergang zu den nächstfolgenden bildet 1) Von Jamaica erwähnt schon Sloane neben dem gleich an- zuführenden Palaemon Jamaicensis eines dem europäischen ähnli- chen Flusskrebses, p. 271, nro. IX; dieser ist bis jetzt noch nicht näher bekannt geworden. 20 V. Martens:- Ast. Japonicus De Haan fayn. jap. p. 164, bei dem die Quernath in der Mitte unterbrochen ist. 2. Mittelstück ohne Quernath, nur an den Seiten ein- geschnitten ; a. ziemlich gleichmässig: die Arten aus Brasilien (Mexiko?), Madagaskar, Neuseeland und viele der neuholländischen, Astacoides und Engaeus. b. alle Blätter in der hintern Hälfte häutig : meh- rere neuholländische Arten (Cheraps) und die chilenische. Nach der Anzahl der Kiemen, Hauptcharakter bei De Haan li^33 und Erichson 1846. 1. Mit Kiemen am fünften Fusspaar : die europäischen, der japanische und kalifornische, der von Mada- gaskar und einige neuholländische, ferner die bra- silischen, oder Astacus, Astacoides und Engaeus. 2. Ohne Kiemen am fünften Fusspaar: die nord- und mittel -amerikanischen mit Ausnahme des kalifor- nischen, wie Dana bemerkt, (vom chilenischen ist hierüber nichts bekannt) und einige neuhollän- dische, Cambarus und Cheraps von Erichson. Nach der An- oder Abwesenheit eigener männlicher Organe am ersten Abdominalsegmcnt, Haupteinth eilung bei Dana 1852: 1. Anwesend bei den europäischen und nordameri- kanisclien, Astacus und Cambarus Erichs., Astacus im Sinn von Dana. 2. Abwesend bei den südamerikanischen, dem von Madagaskar und allen neuholländischcn, Astacoides, Cheraps und Engaeus bei Erichson. Der von letzterem zu seinen Astacus im engeren Sinn ge- stellte A. tasmanicus war ihm und ist noch bis jetzt nur in einem Weibchen bekannt, 'also in der hier bezüglichen Hinsicht unbekannt, ebenso die chile- nische und mehrere mexikanische. Diese letztere Eintheilung ist somit, so viel wir bis jetzt wissen, die einzige, welche mit der geographischen Verbreitung einigermassen zusammentrifft, indem die Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 21 einen nur nördlich, die anderen nur südlich vom Acqua- tor vorkommen ; es wird s^ch zeigen, ob hier nicht auch noch Ausnahmen vorkommen. Sie fällt übrigens ziem- lich mit der ersten zusammen, wenn wir dort a) und b) vernachlässigen. Die zweite dagegen trennt mehr, doch nicht vollkommen, zwischen östlicher und westlicher Hemisphäre. Eine Combination dieser drei Eintheilun- gen führt zu folgenden vier auch von Dana angenom- menen Gruppen: L Quernath, 18 Kiemen und (^ Anhänge, in Europa und Kalifornien. Astacus im engeren Sinn. II. Quernath, 17 Kiemen und cT* Anhänge. Nordamerika und Westindien. Cambarus Erichs. III. Keine Quernath, 18 Kiemen und keine (^ Anhänge. Madagaskar, Neuholland und südliches Brasilien. a. Abdominalfüsse mit Kalkstückchen eiugefasst: Astacoides Guerin. aa. Abdomen mit starken Dornen oder Höckern: A. serratus Gray = spinosus Heller Novara Crust. 102. Taf. 9 = A. armatus Martens i^nn. Mag. nat. hist. 1866. p. 359, der grosse Krebs aus dem Murrayfluss, und der wahrscheinlich ebenfalls neuholländische A. nobilis Dana. bb. Abdomen glatt. A. Madagascariensis Guerin. b. Abdominalfüsse wne gewöhnlich: hieher vermuth- lich die neuholländischen plebejus Hesse, Austra- liensis M. Edw. und Tasmaniens Erichs, sowie dessen zwei Engaeus und die beschriebenen bra- silianischen Arten, alle glatt und kleiner. IV. Keine Quernath , 17 Kiemen , keine (^ Anhänge. Schwanzflossen halbhäutig : Cheraps Erichs. Neu- holland. Erichs on's Engaeus würde nach diesem Schema mit Astacoides zusammenfallen, während er dieselbe für die natürlichste seiner fünf Abtheilungen hielt; in der Stellung der Fühler untereinander statt nebeneinander, worauf er für Engaeus grossen Werth legte, kann ich nur ein sehr geringes Mehr und Weniger an seinen 22 V. Martens: Originalexeraplaren; verglichen mit denen anderer Unter- gattungen, sehen. Die vier übrigen möglichen Combinationen sind noch nicht beobachtet , doch sind Ast. Japoniciis, Cliilensis, Australasiensis, Tasmaniens, plebejus, Novae Zeelandiae und einige mexikanische noch nicht in all den hier ein- schlagenden Hinsichten beschrieben , daher kann sich möglicherweise an einem derselben eine weitere Combi- nation finden. Das Leben in Erdlöchern statt im Wasser, welches wohl hauptsächlich Erichson zur Abtrennung von En- gaeus bewog, verliert dadurch an systematischem Werth, dass Baird (nach Dana S. 522), und Saussure 1. e. S. 40 ähnliches bei Cambarus und Dr. Hensel dasselbe nur bei Einer seiner beiden unter sich sehr nahe stehen- den neuen Arten beobachtet hat. Atya. Die Gattung Aiya ist uns aus dem südlichen Bra- silien noch nicht zugekommen, aber jedenfalls im nörd- lichen Brasilien zu Hause, da sie unverkennbar von dem alten Marcgrave unter dem Namen guani-curu, abge- bildet (kopirt bei Jonston exang. auf Tab. IX.) und be- schrieben wird, wie schon Wieg m an n in seinem Archiv n. 1836 S. 148 angibt. Ob es aber eine von der mexi- kanischen Atya scabra verschiedene Art sei, lässt sich von vornherein nicht behaupten, da westindische Süsswasser- arten, wie wir gesehen haben, bis nach Südbrasilien ver- breitet sind und überdiess das Berliner Museum aus Ve- nezuela durch Starke eine Atya erhalten hat, welche ich nicht von scabra zu unterscheiden wüsste. Marc- grave's Angaben, (herausgegeben 1648, er selbst starb 1644) fallen in die Zeit, als die Holländer Bahia und Pernambuko besetzt hielten, 1629—1661, und mögen daher auch hauptsächlich diese Gegenden betreffen. 8. Palaemon Jamaiceiuis Herbst sp. Potiraa Marcgrave bist, rerum natural. Brasiliae 1648. p. 185. Astacus fluviatilis Jamaicensis Sloane voyage to the Islands Madeira, Barbados etc. 1727 IL p. 270^ pl.245. fig. 2. Südbrasilische Süss- und Brack-wasser-Crustaceen. 23 Camaron de agua diilce Parra descrIpt. bist. nat. de Cuba 1787. p. 157. pl. 55. fig. 2. Cancer (Astacus) Jamaicensis Herbst Bd. IT. S. 57. Taf. 27 Fig. 2. Palaemon carcinns Fabr. e parte^ Latreille Tableau de rEncycl. mcth. pl. 292. fig. 2. PalaerQon Jamaicensis Olivier, Milne Edw. ernst. II. p.398. Saussure Mem. Crust. de Mexique 1858 p. 49. Wird noch grösser als der ähnliche indische P. carcinus (s. den vorigen Jahrgang dieses Archivs S. 34), von vp-elchem er sich sofort durch den kurzen Schnabel unterscheidet. Die Zahl der Zähne am Oberrande des Schnabels gibt Milne Edwards zu 10 — 12, Saussure zu 12 — 15 an^ am Unterrande beide übereinstimmend 3 — 4; an den Exemplaren des Berliner Museums finde ich die Zahlen 11 und 13. Seine Spitze erreicht bald die Mitte, bald das Ende des letzten Gliedes des Stiels der äusseren Fühler. Die Scheeren des zweiten Fuss- paars sind unter sich wesentlich gleich, cylindrisch und stachlig, der Carpus halb so lang als der Palmartheil der Hand und dieser wenig länger als die Finger, letz- tere an der Spitze gebogen und spitzig, jeder an seiner Schneide mit einem starken Zahn, der des beweglichen weiter vorn als der des unbeweglichen, und gegen die Basis zu mehrere kleinere, stumpfere. Auch bei dieser Art steigt die relative Stärke und Länge dieser Scheeren auffallend mit der absoluten Grösse des Thiers, wie bei P. carcinus, was sich aus folgenden Ausmessungen in Millimetern ergiebt. a. b. c. d. e. Körperlänge von der Spitze des Schnabels zum Schwanzende 190 270 162 153 101 Länge des Cephalothorax «ohne Schnabel Länge des zweiten Fusspaars Länge des Brachialgliedes Länge des Car.pus .... Länge der Hand ohne Finger ?68 404 157 ti ux 43 71 29 19 9 38 57 22 15 16 75 118 43 30 11 24 V. M ar te ns: Länge der Finger 65 104 37 26 11 Höhe (Breite) der Hand . . 21 32 13 Zahl der Zähne am oberen Rand des Schnabels . ... 11 13 13 13 a. Grosses männliches Exemplar, von Dr. Hensel im Teich des botanischen Gartens bei Rio Janeiro ge- funden (Berl. zool. Mus. 3280). b. Getrocknetes Exemplar aus Cuba^ von F. Gund- lach erhalten (Berl. Mus. 8300). c. Kleineres weibliches Exemplar von Dr. Hensel, ebenfalls aus Rio Janeiro. d. Mittelgrosses weibliches Exemplar von den „Antil- len", durch Schomburgk erhalten, Berl. Mus. 1555. c. Kleines Spiritus - Exemplar aus Caracas, von Goli- mer, Berl. Mus. 1544, als P. laminatus bezeichnet, ein meines Wissens nirgends publicirter Name; es weicht durch die relative Kürze des Armglieds und mit der Palma gleich langen Finger merklich von allen grösseren ab, so dass ich noch nicht darüber im Klaren bin, ob es wirklich nur Jugendzustand von Jamaiccnsis ist. Ein weiteres schon von Milne Edwards hervor- gehobenes Kennzeichen der Art ist die Länge der äusse- ren Kieferfüsse, welche nach vorn ausgestreckt (gewöhn- lich sind sie an Spiritusexemplaren gebeugt) die Fühler- schuppen überragen ; dieses trifft bei kleinen ebenso wie bei grossen zu. Saussure führt ferner den Mangel eines mittleren Zahnes am Ende des mittleren Blattes der Schwanzflosse als Artcharakter an. Dr. Hensel fand die von ihm mitgebrachten Exem- plare in dem Teiche des botanischen Gartens bei Rio Janeiro und in dem denselben speisenden Bache, der von dem benachbarten Berge herabkommt. Das grösste Exemplar fand sich in dem Teiche selbst, in einem Korbe gefangen, worin ein todtes Huhn als Köder befestigt war. Kleinere fanden sich in dem Bache. Sie schwim- men sehr rasch rückwärts und kneifen empfindlich. Die weite Verbreitung dieser Art, von den grossen Antillen, Cuba und Jamaica, bis in das südlichste Brasi- Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 25 lien, ergibt sich aus den obigen Citaten und Fundorts- angaben, Zur Veranschaulichung der Continuität ihrer geographischen Verbreitung möge noch erwähnt werden, dass er im britischen Museum auch aus Pernambuco ver- treten ist. (List of the specimens of Crustacea in the Brit. Mus. 1847. p. 78 i).) Nahe verwandt ist der mexikanische P. brachyda- ctylus Wiegmann Arch. f. Naturgesch. II. 1836 S. 148 — Macrobrachium ^) americanum Sp. Bäte Proc. Zool. Soc. 1868 p. 363. pl. 30 vom See Amatitlan in Guatemala; dieser unterscheidet sich durch sehr ungleiche Scheeren und noch kürzere Finger (Berl. Zool. Mus. 1912). Endlich gehört auch noch der viel kleinere Pal. Nattereri Heller Sitzungsberichte d. Wien. Akad. 1862 p. 414. Taf. 2. Fig. 36. 37 aus dem brasilischen Rio Negro durch die allgemeine Form seiner Scheeren und nament- 1) Dasselbe gilt auch von P. forceps. Der ebenda von Per- nambuco angeführte angebliche P. Lamarei M- Edw. ist vermuth- lich Heller's P. Amazonicus. Ueber die unbeschriebenen und damit todt geborenen neuen Arten desselben Verzeichnisses aus Brasilien lässt sich nichts vermuthen. 2) Die sogenannte neue Gattung Macrobrachium ist nichts Anderes als die zweite Abtheilung von Palaemon bei Mi Ine Ed- wards und Dana oder die Gattung Palaemon , wie sie von Stimpson umgrenzt wird, welcher die Arten mit Branchiostegal- und Antennalstachel, wohin alle europäischen gehören, unter dem Namen Leander abtrennt. Und in der That sind auch bei dem Gründer der Gattung Palaemon, Fabricius in dem Supplementum Entomologiae systematicae, die sechs ersten Arten Palaemon im Sinne von Stimpson, erst der siebente, squilla, ein Palaemon im Sinne von Sp. Bäte. Auch Lamarck führt Pal. carcinus als erste Art auf, und erst Milne Edwards hat die europäischen (Leander) vorangestellt. Sp. Bäte scheint an Pal. Jamaicensis und dessen Vorkommen in süssem Wasser, seit Sloane 1727 bekannt, gar nicht gedacht zu haben, als er seine Gattung Macrobrachium auf- stellte. Sein M. africanum ebenda pl. 31. fig. 3 vom Tambofluss ist vollständig identisch mit Pal. Gaudichaudii Milne Edw. 1837 = Bithynis longimana Philippi 1860 aus Chile. Und in der That exi- stirt ein Fluss Tambo in Peru, 11 Meilen nördlich von Lima (nach Ullon 1740) aber keiner dieses Namens meines Wissens in Afrika. 28 V. M ar tens . lieh die Anordnung der Zähne auf ihren Schneiden in die nächste Nähe der genannten Arten, die kurzen Fin- ger erinneren an brachydactylus, aber durch den langen Oarpus, kaum kürzer als die Palma, scheint er ebenso wohl von diesem als von Jamaicensis verschieden zu sein ; P. brasiliensis Heller ebenda fig. 46 gleicht in den Schee- ren so sehr diesem Nattereri, dass man versucht sein könnte, ihn für eine Jugendform desselben zu halten, wenn nicht die Zahl der Zähne am Schnabel zu gering dafür wäre. 9. Palaemon spinimanus MWno, Edw. Taf. 2. Fig. 3. Palaemon Olfersii Wiegmann Archiv f. Naturgeschichte II. 1836 p. 150. Palaemon spinimanus Milne Edw. crust. II. p. 399. 1837. Schnabel kürzer als der Stiel der inneren Fühler (er reicht bei einem Exemplar bis zum Ende des zwei- ten, bei dem anderen bis zur Hälfte des dritten Gliedes) und um so mehr kürzer nls die Schuppe der äusseren Fühler; er trägt oben 13 — 14 Zähne, wovon 5 — 6 noch auf dem Cephalothorax selbst, hinter den Augenhöhlen, stehen, unten 4 — 5 schwache und undeutliche, von den zwischenstehenden langen Häärchen verhüllt. Das zweite Fusspaar sehr rauh und sehr ungleich, bald die rechte, bald die linke Schecre grosser; ArmgHed, Carpus (Anti- brachium nach Heller) und Palmartheil derselben am vorderen oder Beugerand mit starken stumpfen etwas ge- bogenen Dornen in drei etwas unregelmässigen Reihen besetzt ; am oberen oder äusseren Rande eine Reihe dicht zusammenstehender, kürzerer, ebenfalls stumpfer Dornen. Carpus etwas kürzer als das Armglied und etwa % des Palmartheils der Hand; letzterer massig abgeplattet; Finger etwa ^7 der Länge der ganzen Hand, massig ge- bogen und klaffend, an den Schneiden mit 8 — 9 stumpfen Zähnen und weichen langen Borsten, an der äusseren Fläche mit kurzen Dornen besetzt. Der kleinere Schee- renfuss ist zugleich weniger dornig, Armglied, Carpus und Palmartheil der Hand gleich lang, Finger etwas länger, relativ mehr klaffend, dünn, an den Schneiden mit langen weichen Haaren dicht besetzt. Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 27 a. b. Länge voD der Schnabelspilze zum Ende des Abdomens 70 46 Länge d.Ccphalothorax ohne Schnabel 29 12 Länge des zweiten Fnsspaars . . 61 26V2 Länge seines ßrachialglledes ... 17 6 Länge seines Carpns 15 5 Länge des Palmartheils 22 6 Länge der Finger 16 4 a. Ein W i e g m a n n'sches Originalexemplar, Männchen (Berl. Zool. Mus. 1916). b. Junges Weibchen, von Dr. Hensel gesammelt. (Bari. Zool. Mus. 3298). Die W i egma nn'schen Originalexemplare stimmen vollständig mit der Beschreibung des spinimanus bei Milne Edw^ards und mit dem Hense i'schen überein; sie stammen von Hrn. von Olfers und sollen von „der Küste Brasiliens^^ kommen, Dr. Hensel fand die seini- gen bei Rio Janeiro in einem Bache, der von der Tejuca kommt, unweit des Aurora-Hotels. Bei dem einzigen, dessen Scheeren erhalten sind, ist die rechte Scheere grösser, unter den 0 Ife r s'schen bei dem einen die rechte, bei dem andern die linke. Bei den Exemplaren der erst angegebenen Grösse ist der Palmartheil der grossen Scheere bedeutend abgeplattet, beinahe im Verhältniss von zwei zu eins. Bei den jungen von 46 Miil. Länge ist der Palmartheil verhältnissmässig weniger breit und w^eniger von der cjlindrischen Form abweichend, auch sind die grossen Zähne an der Beugeseite kaum ange- deutet, übrigens doch die ganze Scheere auftallend rauh. Verwandt mit diesem ist Pal, Mrtimanus Olivier, Tableau Encycl. raeth. pl. 318. fig. 2 und Milne Edw. erust. IL ,p. 400 von Ile de France (Mauritius) und nach Maillard auch auf Ile de la Reunion (Bourbon), doch hat derselbe einen kürzeren Schnabel, den Palmartheil der Hand angeschwollen, nicht abgeplattet und die Finger länger als die Palma. Noch näher verwandt ist F, Faiistmus Saussure von Haiti, 1. c. p. 53. fig. 30 und scheint kaum durch die stärkeren 28 V. M ar te ns: Stacheln an der Beiigeseite von Brachium und Carpus, verhältnissmässlg kürzeren Arm und längere Finger, namentlich aber auch durch die dichte, lange Behaarung eines Theils der Palma unterschieden werden zu können. Pal. spinimanus, hirtimanus und Faustinus stimmen unter sich und mit grandimanus (s. vorigen Jahrg. S. 45) darin überein, dass die Scheeren sehr ungleich sind, ihre Schneiden zahlreiche, ziemlich gleich grosse Zähnchen tragen und die kleine Scheere im Gegensatz zur grossen an den Schneiden lang behaart ist. 10. Falaemon forceps Mihi. Edw. Taf. 2. Fig. 4. Palaemon acanthurus Wiegmann Archiv f. Naturgeschichte II. 1836. S. 150. Palaemon forceps Milne Edwards crust. IL p. 397. 1837. Saussure crust. nouv. du Mexiquc p. 52. Schnabel ungefähr so lang, als die Fühlerschuppe, oben mit 9 — 11 Zähnen, wovon der vorletzte über der Augenhöhle; unten 5—6 Zähne. Scheeren schlank, cy- lindrisch, gleich, Carpus länger als der Palmartheil der Hand, beide bei erwachsenen Exemplaren mit Dornen besetzt, welche sich namentlich an der Beugeseite in eine regelmässige Längsreihe ordnen, doch nie so gross werden wie bei spinimanus. Finger nicht klaffend, auf ihrer ganzen Oberfläche kurz und dicht behaart, so lang oder wenig kürzer als der Palmartheil. Die äusseren Kieferfüsse reichen nach vorn gestreckt nicht bis zum Vorderrand der Fiihlerschuppen. Maasse. a. b. c. d. e. f. Länge von Schnabel- ungefähr 5" spitze zum Schwanzende 146 128 112 107 = 135 Mm. 180 Cephalothorax ohne Schnabel 45 35 29 28 Länge des zweiten Fuss- paars 180 119 133 61 Länge seines Brachial- gliedes 39 24 27 12 Länge seines Carpns 51 88 41 16|| ^^^ ™','fl!; Länge seines Palmar- theils 41 25 31 11 Länge der Finger 37 24 26 lOij gleich laug ^^[^^p^ Zähne am Schnabel ^Vs '/e ''/^ '/e ^"^^ 10-12 5—6 5—6 Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 29 a. Aus Brasilien, Weibchen; (ßerl. Mus. 1911). b. Original zu Wicgmann's acanthurus, Weibchen (Berl. Mus. 1914). c. Männliches Exemplar aus Guayaquil, von Reiss er- halten (Berl. Mus. 1547). d. Eines der von Dr. Flensel erhaltenen Exemplare, Weibchen (Berl. Mus. 3346). e. Nach Mi Ine Edv^ards 1. c. f. Nach Saussure 1. c. Wieg mann gibt am Schnabel oben 8 — 9, unten 6 Zähne, die Finger so lang als den Palmartheil der Hand und beide zusammen noch nicht doppelt so lang als den Carpus an, Milue Edv^rards oben 8—10, unten 5—6 Zähne, den Carpus ungefähr von der Länge des Palmar- theils der Hand und die Finger gleich diesem an, Saus- sure oben 10 — 12, unten 5 — 6 Zähne, und den Carpus immer viel länger als den Palmartheil der Hand. Das Hensel'sche Exemplar weicht darin von den Wiegman n'schen, sowie von der Beschreibung bei Mi Ine Edwards ab, dass der Schnabel ein wenig die Fühlerschuppen überragt und am Ende etwas ansteigt; dieser Unterschied ist übrigens nur gering und da die Scheeren vollständig passen, überdiess Milne Edw^ards seinen forceps ausdrücklich von Rio Janeiro angibt, so möchte ich es nicht für etwas anderes halten. Saussure zweifelt, ob sein forceps wirklich derjenige von Milne Edwards sei, da er an seinem den Carpus immer viel länger als die Palma und diese langer als die Finger findet, während Milne Edwards den Carpus ungefähr so lang und die Finger ebensolang als die Palma findet; Saussure's Massangabe, 180 Miil., zeigt ein absolut grösseres Thier als diejenige bei Milne Edwards, un- gefähr 5 Zoll (135 MilL). Bei den mir vorliegenden Exemplaren ist der Carpus immer länger als die Palma und diese länger als die Finger, wie es Saussure an- gibt, aber zuweilen nur um so wenig länger, dass man die Angabe von Milne Edwards als eine ungefähre gelten lassen kann. Das Berliner Museum besitzt endlich noch einen 30 V. Martens: ähnlichen Krebs, angeblich aus Sierra Leone (1554), bei welchem die Finger nur halb so lang als der Palm artheil, nämlich Carpus 26, Palma 20, Finger 10 Mill. lang, und auch die Zähne am Schnabel etwas anders angeordnet sind, nämlich hinter dem zweiten obern eine grössere Lücke folgt und dann erst wieder in gleichen Abständen acht weitere. Ehe aber diese Unterschiede sich an wei- teren westafrikanischen Exemplaren bewähren, stehe ich noch an, eine eigene Art darauf zu gründen. H e n s e l's Exemplare ^ind zu Rio Janeiro in dem- selben Bache mit P. Jamaicensis gefangen. Wiegmann's Namen Olfersii und acanthurus sind ein Jahr früher publicirt als die von Milne Edwards gegebenen splnimanus und forceps, müssten also nach strengem Prioritätsrecht diese verdrängen; ich kann mich aber nicht dazu entscbliessen, erstlich weil das Buch von Milne Edwards in den Händen aller Carcinologen und von klassischer Bedeutung für dieselben ist, wäh- rend Wiegmann's Namen von Niemand weiter gebraucht wurden und selbst an seinen Originalexemplaren sich nicht erhalten haben^ sondern erst wieder neu gedeutet und zugeschrieben werden mussten; noch mehr aber, weil spinimanus und forceps w^irklich die für jede der beiden Arten so charakteristische Beschaffenheit der Scheere passend bezeichnet und daher dem Gedächtniss, wenn man sie kennt, der Bestimmung, wenn man sie noch nicht kennt, w^eit mehr entgegenkommt. Wiegmann's Pal. heterochirus von Mexiko, 1. c. S. 149 konnte ich leider im Berliner Museum noch nicht wieder auffinden; der Beschreibung nach scheint er dem P. Faustinus Sauss. nahe zu stehen, aber dass die grös- sere Hand mehr als doppelt so lang als der Carpus, und die Finger nur etwa halb so lang als der Palmartheil, also Vs der ganzen Hand sein sollen, passt nicht auf diesen ; auch ist von der Behaarung der Hand und Finger keine Rede. In der Berliner Sammlung fand ich aller- dings den Namen heterochirus vor, aber der so bezeich- nete Krebs ist P. grandimanus Randall von Manila und passt nicht zu den von Wie gm ann angegebenen Massen. Südbrasilische Süss- und Brackwasser-Crustaceen. 31 Die DiiFerenz des Fundorts Hesse sich erklären, indem Deppe auch auf Manila und auf den Sandwichinseln, wo grandimanus auch vorkommt, gesammelt hat, und nament- lich zwischen Manila und Mexiko in seinen Sammlungen später Verwirrungen vorgekommen sind (vgl. Malakozoo- logische Blätter 1865 S. 54), aber so wie ich P. grandi- manus kenne, ist die grosse Scheere, wenn sie soweit entwickelt ist, dass die Finger nur Vs der Hand bilden, beinahe ganz glatt, während Wieg mann die Scheeren überhaupt spinis confertis obsitae nennt. So bleibt nichts übrig, als dass es eine jetzt wieder ganz unbekannte Art oder etwa ein jugendlicher Palaemon brachydactylus, an dem sich die grossen Zähne an den Fingern noch nicht entwickelt, sei. Dagegen besitzt das Berliner Museum eine weitere Art, die ich auch zu keiner der bis jetzt beschriebenen Arten bringen hann und daher hier kurz charakterisire. Palaemon Appuni n. Taf. 2. Fig. 5. Rostrum kürzer als die Fühlerschuppe, die Mitte des letzten Stiels der äusseren Fühler erreichend, oben mit 12 Zähnen, wovon vier hinter den Augen, unten mit 3. Scheeren ungleich, cyllndrisch, stachlig, der Carpus län- ger als das Armglied und beinahe so lang als der Pal- martheil der Hand; Finger bedeutend kürzer, beide mit kleinen gleichmässigen Zähnen auf der Schneide. Länge von der Schnabelspitze zum Schwanzende 107 MIIL, Länge des Cephalothorax 35, Länge des zwei- ten Fusspaars rechts 134, seines Armglieds 25, Carpus 29, Palma 36, der Finger 21, links die betreffenden Glieder 98, 21, 22, 26 und 13 Mill. Porto Cabello in Venezuela, von Appun erhalten, Berlin, zool. Mus. 2573. Unterscheidet sich durch die Länge des Carpus von brachydactylus und heterochirus, durch die Kürze des Schnabels von Nattereri und Bra- siliensis. In der folgenden Tabelle sind die hauptsächlichsten in Schnabel und Scheeren liegenden Charaktere der bis jetzt beschriebenen westindischen und südamerikanischen Arten von Palaemon mit zwei Dornen hinter einander an 32 Mar t ens : der Seite des Brustschildes übersichtlich zusammenge- stellt: :> bezeichnet länger, <: küzer, >:> bedeutend länger, unter sich ungleich, = gleich. Namen. Ro n — 1 s 3 " strum seine Zähne. Zweit( g 3 1^ fS 3 38 Fuss II 5 paar Palma zu den Ftngern 1 < 1 1. 1 Jamaicensis Herbst 2. t brachydactylus Wiegm. .— M. ameri- canum Sp. Bäte 30. 3. heterochirus Wiegm. 4. f Appuni m. 5. NattereriHellerWien. < < < < 10—15 > > < > > < > > < = ? =? > = < wenig < > etwas < etwas < < > > V2 « < < < wenig < < > > » etwas > < < > > > fast = > » V2 == oder etwas > etwas >» wenig > etwas 5. Oesophagus und Schlundkopf isolirt. a. Oesophagus mit einem Kranz kleiner Zähnchen. b. Zweigliedrige Zangen. » 6. Vorderer Körpertheil von Echinoderes canariensis GreefF. a. Ganglien, b u. c. Augen, d. Pigmentkugeln. » 7. Unter dem Chitinpanzer liegende Muskulatur, a. Kürzere, b. längere Muskelglieder. » 8. Echinoderes borealis Greeff. » 9. Echinoderes lanuginosa Greeff. 1- 10. Echinoderes monocercus Greeff. Tafel VI. Fig. 1. WeibMcheslndiyidunm Yon Desmoscolex minutus, kriechend, bei ca. 70facher Vergrösserung. » 2. Dasselbe Thier bei circa 300 — 400facber Vergrösserung in der Seitenlage. a. Pigmentaugeu. b. Bauchseite, c. Lange bloss den weiblichen Individuen zukommende Rückenbor- sten, d. After, e. Bauchborsten, f. Rückenborsten. » 3. Vorderes Körperende von Desm. minutus vom Rücken ge- sehen, a. Blasige Seitenflügel am Kopfe, b. Oesophagus. c. Augen, d, Darm. » 4. Hinterleib von einem männlichen Desm. minutus in seitli- cher Lage. d. Spicula. e. After. » 5. Schwanzende von der Bauchseite gesehen. » 6. Mittleres Körperstück eines weiblichen Desm. minutus mit Ovarium und vor der Geschlechtsöftnung aussen angekleb- ten Eiern, a. Jüngere Eier innerhalb des Ovariums. b. Vier äussere Eier. » 7. Zusammengesetzte Borsten von Desm. minutus. a und b. Bauchborsten, c. Rückenborsten. > 8. Desmoscolex nematoides Greeff. » 9. Trichoderma oxycaudatum Greeff. » 10. Dasselbe Thier gestreckt, a. Darm. b. Hoden, c. Spicula. d. After. »11. Desmoscolex chaetogaster Greeff, vom Rücken gesehen, b. Oesophagus, c. Darm. d. Ovarium. » 12. Dasselbe Thier von der Bauchseite gesehen, a. Bauch- borsten. (Fig. 3 — 12 in circa SOOfacher Vergrösserung). Unters, üb. merkw. Formen d. Arthropoden- u. Wurm-Typus. 121 Tafel VII. 'ig. 1. Euhosti'ichiis ßUformis Greeff. a. Mund. b. Wellenförmige Borsteuhülle, c. Schwanzende, bei circa TOfacher Vergrös- serung- gezeichnet. » 2. Vorderkörper desselben Thiers bei stärkerer Yergrösserung. a. Muud. b. Borstenhülle, c. Der eigentliche Wurmkör- per, d. Oesophagus, e. Darm. » 3. Mittleres Körperstück desselben Thieres. a. Darm. b. Eier. » 4, Schwanzende. a. Darm. b. Rectum, c. After. » 5. Vorderkörper von Euhostrichus phalacrus, Greeff, a. Mund. > 6. Hiuterkörper von Euhostrichus phalacrus. a. Hoden, b. Spiculum. JÜ^ Heber Choloepiis didactylus L. Von Oberstudienrath Dr. v. Krauss in Stuttgart. Unter den zweizehigen Faulthieren, welche ich schon seit einer Reihe von Jahren als Bälge, Skelette und Schädel ans Surinam erhalten habe, zeigten sich einige Abweichungen in der Färbung der Bälge, in der Ge- stalt der Schädel und in der Stellung der Zähne, welche ich in Nachstehendem zusammenstelle. Was die Bälge betrifft, so lassen sich zweierlei Far- benkleider unterscheiden. Die einen, die Männchen, zeich- nen sich nämlich sogleich dadurch aus, dass sie an der Stirn und den V/angen schmutzig gelblich weiss und um die Augen herum braun gefärbt sind, ähnlich wie die allerdings sehr schlechte Abbildung von Buffon, wäh- rend die anderen, die Weibchen, ohne eine deutliche Be- gränzung an dieser Stelle die gleiche oder kaum hellere Färbung haben, wie die langen graulich braunen Haare des Scheitels und Hinterkopfes. Die ersten mit hellem Gesicht (No. V, X, XHI bis XVni der nachstehenden Tabelle) sind an der Schnauze schwarz, um die mit einem wulstigen Rande versehenen Nasenlöcher herum ganz haarlos, am Maul, Kinn und vor den Augen mit kurzen, einfarbigen, schmutzig gelblich- weissen Haaren besetzt. Die Augen sind mit kurzen einfarbig bräunlichen Haaren umgeben. An den Wangen Kraus s: Ueber Choloepus didactylus L. 123 und zwischen den Augen werden die gelblichweissen Haare länger und zeigen anfangs an ihrer Wurzel nur eine geringe bräunliche Färbung, welche aber je weiter nach rückwärts desto mehr vorherrschend wird^ bis die Haare am Hinterkopfe die eigenthümliche schmutzig gelb- lich weisse und stark bräunlich melirte Farbe mit kurzen weisslichen Spitzen und eine Länge von 10—15 Centim. erhalten. Die Männchen haben daher im Genick einen deutlichen mehr bräunlichen Flecken, der bei den mehr als halbgewachsenen Thieren lebhafter ist als bei den ganz alten, aber nach den Seiten zu verblasst. An den von den langen Haaren ganz bedeckten, kaum 3 Cm. langen Ohrmuscheln sind die Haare weich, kurz, hell, am Rande bräunlich. Auf dem Rücken werden die Haare an ihren Spitzen und, je älter die Thiere sind, auch an ihren Wur- zeln, mehr und mehr schmutzig gelblich weiss, die bräun- liche Farbe wird matter, spärlicher und am Kreuz sind sie in der Mittellinie fast ganz einfarbig gelblich weiss, sehr lang, während sie an den Seiten des Körpers eine vorherrschend bräunliche Farbe haben. Die Vertheilung beider Farben auf dem Rücken ist an jedem der frisch erhaltenen Bälge verschieden und die bräunliche scheint überhaupt an Thieren, die in Samm- lungen lange dem Einfluss des Lichtes ausgesetzt waren, auf der Oberfläche des Thieres zu verblassen. An fri- schen Exemplaren jüngerer, mehr als halbgewachsenen Thiere, die schon ganz die melirte Farbe und die langen Haare der erwachsenen haben, aber ist die bräunliche Farbe immer etwas dunkler, lebhafter und im Genick so wie auf der innern Seite des Oberarms fast ganz rein, ohne Beimischung von Gelblichweiss. An der Brust und am Bauch sind die Haare kürzer als auf der Oberseite , etwa zur Hälfte ihrer Länge an der Wurzel bräunlich, an der Spitze gelblich weiss, da- her die Unterseite des Körpers je älter die Thiere desto mehr einfarbig schmutzig gelblichweiss erscheint. Die Beine sind im Ganzen dunkler gefärbt als der Körper, je jünger die Thiere, desto woniger gelblichweiss melirt ; die Haare sind an den Vorderbeinen etwas kürzer als an 124 Krauss: den hinteren. Am ganzen Körper sind zwischen den me- lirten auch einzelne einfarbige gelblichweisse Haare. Dass die eben beschriebene Färbung" eine constante ist, beweisen kaum Imlbgewachsene Thiere, die am Kopfe gerade so gefcärbt sind, w^ie die alten. Die Faulthiere mit dunklem Gesicht, die Weibchen (No. I, 11, VII) haben ebenfalls eine schwarze haarlose Schnauze, aber im Gesicht, auf der Stirn und am Hinter- kopf sind die Haare graulichbraun. Beim ältesten I sind sie am Hinterkopf etwas dunkler und an ihrer Wurzel mehr melirt als bei H, dessen Haare an der Wurzel viel mehr und einfarbig weisslich sind. An den übrigen Theilen des Körpers zeigen diese Fau-lthiere die nämliche Färbung wie die mit hellem Gesicht, nur bei I sind die Haare an der Spitze weisser als bei IL Eine ähnliche Färbung am Kopf zeigt auch ein kaum balbgewachsenes weibliches Thier. Bei den Jun- gen beider Geschlechter sind überhaupt am ganzen Kör- per die Haare kürzer und w^eicher, wie auch die ganze Färbung «luf dem Rücken wie am Bauche eine mehr gleichförmige bräunlichgrauliche ist, die an den Beinen etwas dunkler wird. In der Gestalt der Schädel lässt sich zur Unter- scheidung beider Geschlechter kein constantes Merkmal finden , das Alter der Thiere scheint dagegen nach den vielen verschiedenen Schädelformen einen bedeutenden Einfluss zu haben. Es wird daher angemessen sein, einen Ueberblick über die Schädel nach dem Alter der Thiere, welchen sie angehörten , vorauszuschicken, und um dies an den 16 mir gegenwärtig zu Gebote stehenden Schädeln annäherungsweise zu ermöglichen , dürfte das Verwach- sensein der einzelnen Schädelknochen unter einander einen Anhaltspunkt geben und vom jüngsten zum ältesten Thier aufwärts zu verfolgen sein. Die Schädel der sechs jungen Thiere sind mit a — f, von welchen a dem jüngsten kaum einige Tage alten und f dem ältesten angehörte, die der erwachsenen mit I bis XVIII (s. nachstehende Tabelle) bezeichnet, wobei zu bemerken ist, dass diese Nummern nicht dem Alter lieber Choloepus didactylus L. 125 nach, sondern nach der Zeh, in welcher sie ankamen, gegeben sind und dass ich gegenwärtig nur noch die Schädel [, II, V, VI, VIII, XIV bis XVIII zur Verglcichnng vor mir liegen habe. Zuerst verwachsen die Zitzentheile mit ihren Schlä- fenbeinen, welche nur an a noch getrennt zu sehen sind, dann die Gelenktheile des Hinterhauptsbeins mit dem Grundbein und Schuppentheil , welche nur bei a noch völlig getrennt, bei b, c, d schon theilweise, hierauf die Unterkieferäste unter sich, die schon bei d zur Hälfte verwachsen sind. Nach diesen Schädeln der jüngeren Thiere a — d folgen die von e und f, welche schon mehr als halbge- wachsenen angehörten und bei welchen die eben erwähn- ten Knochen schon alle verwachsen sind und bei f die Stirnbeine unter sich zu verwachsen beginnen. Unter den vorliegenden Schädeln der erwachsenen Thiere sind XV und XIV die jüngsten, deren Stirnbeine völlig unter sich verwachsen sind, dann folgen 11, XVII und V, bei welchen die Scheitelbeine unter sich, bei den beiden letzteren aber auch mit der Schläfenschuppe verwachsen sind. Unter diesen drei ist V der älteste, indem die Oberkieferbeine unter sich und mit den Gaumenbeinen, ferner vorderes und hinteres Keilbein , die Nasenbeine unter sich und die Zwischenkieferbeine verwachsen sind. Bei den fünf ältesten I, VI, VIII, XVI, XVIII sind alle Knochen des Schädeldachs und der Grundfläche mit einander verwachsen, es bleibt nur die Naht des Prae- nasale bei XVI und XVIII und bei allen die der Joch- beine übrig, welche jedoch bei VI, VIJI und XVI im Verwachsen begriffen ist. Das gewölbte Schädeldach ist nach dem Verwachsen- sein der Nähte und nach der Festigkeit der Knochen zu schliessen, je älter die Thiere sind, um so breiter und von einem Aögenhöhlenfortsatz des Stirnbeins zum an- dern gewöhnlich 5 — 6, bei dem sehr alten Weibchen I sogar 7,3 Cm., während dasselbe bei den jungen Thieren mit geringerer Wölbung eine mehr längliche Gestalt hat. Was nun die einzelnen Schädelknochen betrifft, so 126 Krauss: liegen die Nasenbeine zwischen den Stirn- und Oberkie- ferbeinen lind erreichen nur bei a, b, d, IV^ XIV, XV durch eine seitliche Verlängerung die Thränenbeine. Das Os praenasale ist bei allen vorhanden, mit Ausnahme von XIV, an dem die von mir selbst gereinigten Nasenbeine am vorderen Rande gerade abgestutzt sind. Die Zwi- schenkieferknochen sind sehr klein, ihre Seitenäste ver- wachsen mit dem Oberkiefer, aber nicht ihr hinterer Fortsatz, wie I, VI, VIII, XVI, XVIII zeigen; der auf- steigende Ast fehlt ganz, die Nähte der Zwischenkiefer- knochen, welche nach V. Rapp (Edentaten. 2. Aufl. p 30) vom Oberkiefer getrennt bleiben sollen, verschwinden vollkommen, wie I, V, VI, VIII, X, XVIII beweisen. Die Oberkieferbeine haben hinter dem Eckzahn eine tiefe, bald längliche, bald dreieckige Grube zur Aufnahme des unteren Echzahns, die schon bei jungen Thieren ange- deutet ist. Der obere Rand ihres Alveolar-Fortsatzes ver- bindet sich der ganzen Länge nach mit dem absteigenden Theil des Stirnbeins ; ihr Jochfortsatz liegt an der Seite des ersten Backenzahns. Das Thränenbcin tiitt mit einer Ver- längerung zwischen den absteigenden Theil des Stirnbeins und der Anlagerung des Jochbeins bis zum obern Rande des Oberkiefers; auf seiner äussern Fläche mündet das Thrä- nenloch. Das Jochbein endet hinten in zwei lange Fort- sätze ; der obere steht mit seinem Ende gewöhnlich 0,8 Cm. entfernt von und über dem Jochfortsatz des Schläfen- beins, bei wenigen, am meisten bei XIV und c nähert er sich demselben bis auf 0,5 Cmj , bei XIV steht er nur wenig höher als dieser. Auch sein unterer Fortsatz va- riirt in Breite und Länge, ist am schmälsten bei VIII und erreicht bei diesem und bei II beinahe den unteren Rand, bei anderen kaum die Mitte des Unterkiefers. Die beiden Gaumenbeine, die eingekeilt zwischen die Oberkieferknochen bis zur Mitte des dritten Backen- zahns reichen, begrünzen die hintere Nasenöffnung gewöhn- lich mit einem nach vorn concaven Rand, während dieser bei II, IX, XIV und den jungen a und e spitzwinklig ausgeschnitten ist. Nach hinten treten sie auseinander und bilden den aufsteigenden Ast, der sich unter die Ueber Choloepus didactylus L. 127 Temporal- und Orbilalflügel des Keilboins logt und über dem hinteren Ende des Oberkieferknocbens an das Stirn- bein stösst. Der innere Rand schlägt sich um und tritt an die Seitenfläche des Körpers des vorderen Keilbeins, wie diess an dem auseinandergelegten Schädel e nach- zuweisen war, übrigens auch an allen Schädeln, bei wel- chen die Nähte noch nicht verwachsen sind, zu sehen ist. Von Zwickelbeinen (interparietaiia) ist auch bei dem jüngsten keine Spur vorhanden. Der Jochfortsatz des Schläfenbeins ist kurz, auswärts und vorwärts gerichtet, bald flach, bald dreikantig, an seinem Ende meist schief nach innen und hinten abgestutzt, bei jungen zugespitzt; die Ar- tikulationsfläche für den Unterkiefer, an welchem der Joch- fortsatz Theil nimmt, ist von innen nach aussen concav. Das Tjmpanicura ist nur ein nach oben offener Ring, innerhalb desselben hat die Trommelhöhle keinen knö- chernen Boden, zum Unterschied von Bradypus. Alle vier Theile des Hinterhauptsbeins tragen zur Bildung des Foramen magnura bei. Die llinterhaupts- schuppe schlägt sich bei allen jungen und jedenfalls auch bei I, II, XIV, XVI, XVII mit einem dreieckigen Stück vor der Crista auf das Schädeldach herauf und tritt meist mit einer Spitze zwischen die Scheitelbeine, nur beim jüngsten a ist es abgerundet, bei XVII, noch mehr bei XV, ausserordentlich klein. Die Schläfenflügel des hinteren Keilbeins sind klein, nieder, legen sich vorn an die Orbitalflügel und die Stirn- beine an, verlängern sich aber nach hinten und verbin- den sich mit dem unteren Rande der Schläfenbeine, dem seitlichen Rande des ßasilare und dem innern Ende des Felsenbeins. An dem Ursprung des Schläfen- flügels legt sich der ganzen Länge nach der innere Flü- gelfortsatz, der bei jungen Thieren mit dem Keilbein nicht verwachsen ist, an, während der äussere Flügel- fortsatz fehlt. Diese innern Flügelbeine, die hinten an das ßasilare stossen und vorn sich mit den Gaumenbeinen verbinden, sind bei jungen Thieren verdickt, bei alten blasenförmig aufgetrieben, aber in ihrer Gestalt so ver- schieden, dass unter den 16 vor mir liegenden Schädeln 128 Krauss: keine zwei einander gleich sind. Bei I sind sie am gröss- ten, 1,5 Cm. breit, stark gewölbt, hinten abgestutzt, auf der untern Fläche ohne Rinne; bei dem auch durch sein Gebiss merkwürdigen Schädel Vi sind sie am kleinsten, ungleich, rechts nur 0,9, links 1,1 Cm. breit, am innern und hintern Ende scharfeckig, vorn scharfkantig, an der äussern Wand eingedrückt. Aehnlich wie I sind die von V, VIII, XIV, XVII, XVIII, doch schon mehr nach aussen aufwärts abgedacht, bei V vorn aufgeblasen, bei VIII vorn eingedrückt rinnenförmig mit zwei Kanten. Die meiste Aehnlichkeit mit den innern Flügelfortsätzen von VI haben die von XV, sind aber am innern und hin- tern Ende stumpf; bei XVI und insbesondere bei II sind sie noch mehr aufwärts abgedacht und haben auf der un- teren Fläche zwei von vorn und innen nach hinten und aussen verlaufende Rinnen, beide unterscheiden sich aber wieder dadurch, dass sie vorn bei XVI concav, bei II gewölbt sind. Bei den jungen Thieren sind sie schmal, auf der untern Fläche bald gewölbt, bald mit einer Rinne versehen und wie bei den alten an der hintern innern Ecke bald spitz, bald abgerundet stumpf. — Das vordere Keilbein bildet, so lange es nicht verwachsen ist, auf der Grundfläche des Schädels eine schmale längh'che Platte zwischen den umgeschlagenen Rändern der Gaumenbeine. In der Schädelhöhle ist dasselbe ausgebreitet und legt sich mit seinen Orbitalfiügeln über die Stirnbeine, sodass nur ein kleiner Theil auf der äussern Fläche sichtbar ist. Auch die einzelnen Leisten des Schädels zeigen unter den vorhandenen Schädeln grosse Verschiedenhei- ten. Die liinterhauptsleiste und die von ihr^abwärts ver- laufende Crista ist schon an den Schädeln der jungen Thiere, letztere sogar schon an dem jungen a als stumpfer Höcker angedeutet. Die Crista der erwachsenen Thiere ist nur an der obern Hälfte der Hinterhauptsschuppe kammförmig erhaben, am stärksten beiVHIundXV, am schwächsten bei II, VI, XVII und vollständig mit der Hinterhauptsleiste verschmolzen. Diese Leiste ist sehr stark, erhaben, zusammengedrückt bei V und fast ebenso und die ganze Schuppe einfassend bei XV, ebenfalls stark lieber Choloepus didactylus L. 129 aber dicker bei I; VI, XVI, XVIII, nur sehr wenig er- haben bei II und XVII. Mit ihr steht die nach vorn bis zum Orbitalfortsatz des Stirnbeins verlaufende halbzir- kelförmige Linie, welche die Schläfengrube begränzt, in Verbindung, die zwar an den Schädeln der jungen Thiere noch fehlt, aber an den erwachsenen II und XVII schon angedeutet, an VI und XIV bis XVI kantig, rauh und bei I, VIII, XVIII stark hervorragend ist. Diese bei- den Linien sind an all diesen Schädeln auf den Schei- telbeinen, wo sie sich am meisten nähern, 1,5 bis 2,5 Cm. von einander getrennt, nur bei V, bei dem nicht einmal alle Kopfnähte verwachsen sind, berühren sie sich auf der hintern Hälfte der Scheitelbeine vollständig und gehen unmittelbar in die Hinterhauptsleiste über. Zu erwähnen ist noch, dass das Tentorium cerebelli nicht verknöchert und nur die Anlagerung desselben durch eine erhabene Linie angedeutet ist. Die vorn schnabelförmig verlängerten Unterkiefer- hälften verwachsen frühzeitig mit einander, ihre Vereini- gung reicht bis zum Eckzahn. Der hintere Winkel ist stark, abgerundet, der Kronenfortsatz mit seiner nach hin- ten geneigten stumpfen Ecke viel höher als der Gelenk- fortsatz, die Gelenkfläche in die Quere gestellt. G e b i s s. Die Eck- und Backenzähne weisen an den vorliegenden Schädeln ebenfalls einige merkwürdige Ab- weichungen auf, die so auffallend sind, dass Mancher sich bewogen finden möchte , nach Gebiss, Schädeldach und inneren Flügelbeinen eine eigene Art aufzustellen. Unter den Schädeln der erwachsenen Thiere sind die Eckzähne bei zwei, die sich auch durch die Backenzähne unterscheiden, nämlich bei dem unzweifelhaften Weib- chen II und bei dem Schädel VI, von dem das Geschlecht nicht angegeben war, vor allen übrigen ausgezeichnet. Die oberen sind nämlich schlank, an der Basis (von aus- sen nach innen gemessen) nur 0,5 Cm. dick bei einer Länge von 1,8 Cm., spitzen sich allmählich zu und sind auf der äussern Fläche etwas gewölbter als die der an- deren. Die oberen der übrigen Schädel dagegen, auch des ganz alten Weibchen I, sind bei einer Länge von Archiv f. Naturg. XXXV. Jahrg. 1 Bd. 9 130 Krauss: 1,6 (XVII) bis 2,1 Cra. (XVIII) 0,7 bis 0,8 Cm. dick, ko- nisch, spitzen sich rasch zu und sind auf der äussern Fläche bei den einen nur wenig, bei andern gar nicht gewölbt; auf der Innern Fläche sind sie nur bei VIII und besonders dem sehr alten XVIII, der die stärksten Eck- zähne hat, concav, sonst ganz eben. Die Eckzähne des Unterkiefers unterscheiden sich von den oberen haupt- sächlich dadurch, dass sie von aussen nach innen zusam- mengedrückt, aussen kantig, innen flach und mit der Spitze nach einwärts geneigt sind, während die oberen umgekehrt innen kantig, fast regelmässig dreieckig und gerade sind; die unteren sind 1,5 bis 1,8 (II und VI 1,7) Cm. lang und 0,4 bis 0,5 Cm. dick. Auch die Kau- fläche der Eckzähne ist je nach der Dicke und Länge der Zähne verschieden: sie ist auf der hinteren Fläche der oberen Eckzähne, die zum Unterschied von fast allen Säugethieren von den unteren heruntertreten, bei II und VI länglich und schmal, bei den übrigen dreiseitig, unten breit, besonders bei sehr alten Thieren , bei allen immer breiter als die auf der vorderen Fläche der Eckzähne des Unterkiefers. Bei den jungen Thieren a — f haben die Eckzähne eine verhältnissmässig noch mehr gedrun- gene, regelmässig dreiseitige Gestalt und zeigen, mit Aus- nahme der des jüngsten Thieres a, die kaum angekaut sind, schon grosse dreiseitige Kauflächen. Mit der Unterscheidung der Geschlechter am Balge mehr übereinstimmend verhält sich der erste Backenzahn des Oberkiefers. Er ist bei den einen, den unzweifel- haften Männchen XIV bis XVII, dem mehr als halbge- wachsenen Männchen f und den Jungen ohne Angabe des Geschlechts b, d und e, am meisten aber bei V schief nach rückwärts gebogen. Ebenso, doch nicht so stark rückwärts gebogen als bei V, war er bei den bereits ab- gegebenen Thieren III, IV, IX ohne Angabe des Ge- schlechts und bei X und XII, welche als Männchen be- zeichnet waren. Bei anderen, dem Weibchen II, dem ein- zelnen Schädel des sehr alten Thieres VI, dessen Ge- schlecht nicht angegeben war, und dem jungen c dage- gen steht der erste obere Backenzahn vollkommen senk- • lieber Choloepus didactylus L. 131 recht; auch der durch starkes Abkauen sehr verkürzte Zahn des ältesten Weibchen I scheint hierher zu gehören, obwohl es sich nicht mehr deutlich erkennen lässt. Der Unterschied in der Stellung dieses Zahns beim jungen c gegenüber von a, b, d, e, f ist ebenso in die Augen fal- lend wie bei den erwachsenen. Ausser der Stellung un- terscheiden sich der erste obere wie alle übrigen Backen- zähne der Schädel II, VI durch ihre Länge und schlan- kere Gestalt von denen der übrigen Schädel, selbst an dem jungen c ist diess schon bemerklich. Die beiden mittle- ren, deren mitten ausgehöhlte Kaufläche immer selbst schon bei den Jungen steil nach vorn und hinten jedoch sehr unregelmässig abgedacht ist, übertreffen bei allen in der Grösse und Dicke den ersten und letzten oberen Backenzahn. Der erste ist von aussen und innen zusam- . mengedrückt, im Querschnitt mehr länglich, auf der ovalen Kaufläche nur nach hinten'mehr oder weniger steil abge- dacht; der letzte, bei II, XIV, XV und c, d kleiner als der erste, fast walzenförmig mit runder, nur wenig nach vorn sich abdachender Kaufläche. Zu erwähnen ist noch, dass bei VI der erste auch nach vorn abgestumpft ist, obgleich er von einem Zahn von dieser Seite aus nicht abgenutzt werden konnte. Die drei Backenzähne des Unterkiefers sind ziemlich gleich gross und durch die dazwischen greifenden obe- ren Backenzähne auf der Kaufläche nach vorn und hin- ten und zwar der erste stark, der letzte nur wenig nach vorn abgenutzt. Die von 11 und VI sind nicht so kräftig als die der übrigen Schädel. Ganz ähnlich sind die viel kleineren Backenzähne der jungen Thiere beschaffen, sie sind verhältnissmässig ebenso stark abgekaut, in der Mitte vertieft und an den Kronen, wie bei allen Schädeln, schwarz gefärbt. Nur der Schädel des jüngsten Thiers a, welches ausgestopft und als Skelet aufbewahrt ist, zeigt stumpfe, konische, an der Spitze kaum gefärbte Zähne , von welchen die Eckzähne, der obere hinten, der untere vorn, der erste obere Backenzahn gar nicht, die drei folgenden an der 132 Krauss: äussern^ die drei unteren an der innern Seite der Spitze ganz wenig abgenutzt sind. üeber die Maassverbältnisse am Scbädel der ver- scbiedenen Tbiere möcbte icb auf die nacbstebende Zu- sammenstellung der 17 erwacbsenen und 6 jungen Exem- plare verweisen. Was alsdann das Skelet betrifft^ so babe icb eben- daselbst nur die Zahl der Wirbel zusammengestellt, um wenigstens an 13 Skeleten zu zeigen, wie sebr die Zahl bei den verschiedenen Individuen wechselt, und wodurch es erklärlich wird, warum auch die älteren Autoren in der Angabe der W^irbelzahl nicht übereinstimmen. Die Zahl der Rippen und Rückenwirbel variirt von 23 bis 25, gewöhnlich sind es 23 und 24. Letztere Zahl wurde auch beim Skelet XV angenommen, bei welchem die letzte Ri^pe verkümmert, nur 2,0 Cm. lang ist. Zu den Ausnahmen gehören 11 und IX mit 25 wohlausgebildeteu Rippen. Anders verhält es sich mit den Lendenwirbeln, über dessen letzten es in manchen Fällen zweifelhaft sein kann, ob er noch zu diesen gehört oder als erster Kreuzbein- wirbel gezählt werden muss. Hier kann nicht die Lage des letzten Lendenwirbels, selbst wenn er frei zwischen den beiden Darmbeinen liegt, allein entscheiden, son- dern zugleich ob er die äussere Gestalt der Lenden- oder Kreuzbeinwirbel hat. Am Skelet I z. B. liegt der vierte Lendenwirbel mit seinen Querfortsätzen allerdings nicht verwachsen ganz zwischen den Darmbeinen, aber er hat das Aussehen der übrigen Lendenwirbel und muss daher als solcher bezeichnet werden. Durch diese Lage ragen bei I die Darmbeine über den ersten Kreuzbeinwirbel hinaus, während sie gewöhnlich (XIV, XV, XVII) in gleicher Linie mit letzterem sind. Der vierte Lendenwir- bel des W^eibchens II, das viel jünger ist als I, weicht von allen übrigen dadurch ab, dass sein Querfortsatz gegen das Darmbein verlängert und durch Vermittelung eines kleinen mit ihm verbundenen Knöchelchens das Darmbein fast berührt ; auch bei XVI ist der Querfortsatz des 4ten Lendenwirbels stärker entwickelt als der der drei lieber Choloepus didactylus L. 133 übrigen, liegt aber frei zwischen den Darmbeinen. Die Zahl der Lendenwirbel schwankt zwischen 4 und 3, bei XV sind nur 2 angenommen, weil der vor ihnen liegende Wirbel mit den rudimentären Rippen noch zu den Rücken- wirbeln gezählt wurde. Kreuzbeinwirbel sind es meist 7, bei wenigen 8 und Schwanzwirbel 5. Die Kreuzbeinwirbel sind nur bei I und XVI vollständig mit dem Becken verwachsen, bei I, II, XIV sind die beiden letzten, bei XV bis XVII nur der letzte durch ihre Querfortsätze mit dem Sitzbein ver- wachsen. In nachstehender Tabelle sind die Maassverhältnisse der hier untersuchten Skelete und Schädel der erwachse- nen und jungen Thicre zusammengestellt. Die erwach- senen sind mit den Nummern I bis XVIII, die jungen mit a bis f bezeichnet. Das Geschlecht ist beigesetzt, wo es mit Sicherheit angegeben werden konnte. 134 Maassverhältnisse vom Seklet von Choloepus didactyliis nach Centimeters. c/*ad. VI VIII Schädel. Länge des Skelets von dem vorderen Rand des Atlas bis zur Schwanzspitze. (Maass- stab auf den Dorufortsätzen angelegt) Länge des Schädels von der Crista der Hin- terhauptsschuppe bis zur Spitze des Prä- nasale. (In gerader Linie gemessen) Zahl der Ripxjen und Rückenwirbel-. . . Zahl der Lendenwirbel Zahl der Kreuzwirbel Zahl der Schwanzwirbel Länge des Schädels vom untern (vordem) Rand des Hinterhauptslochs bis zur Spitze des Zwischenkiefers Breite des Schädels von einem Orbitalfort- satz des Stirnbeins zum andern . . Breite des Schädels von einem Jochfortsatz des Schläfenbeins zum andern .... Breite des Schädels von der einen Spitze des obern Fortsatzes des Jochbogens zur andern Breite des Schädels von einer Schläfengrube zur andern Höchste Höhe des Schädels mit dem Unter- kiefer (über den Stirnbeinen gemessen) . Breite des Gesichtstheils von einer äussern Wand des Oberkieferbeins zur anderen (gerade am Eckzahn gemessen) .... Länge des Gaumens, von dem hintern Rand der Gaumenbeine bis zur Spitze der Zwi- schenkieferbeine Länge der Stirnbeine in der Mittellinie Länge des Unterkiefers von der Spitze bis zum hintern Rand des Gelenkskopfes Grösste Breite des Unterkiefers von einer äussern Ecke des Gelenkskopfs zur andern 55,8 11,5 24 4 7 5 10,2 7,3 7,8 7,5 4,3 7,1 4,2 4,9 ? 8,7 7,1 53,7 56,3 11.4 25 4 8 5 11,4 24 3 7 6 10,3 10,0 6,0 5,8 6,9 6,6 7,0 6,6 3,9 3,7 6,6 6,4 3,5 3,8 5,0 5,2 5,0 5,0 8,6 8,1 6,7 6,0 11,4 23 4 7 9 9,8 5,8 6,4 6,7 3,7 6,3 3,6 4,9 5,0 8,0 5,8 10,9 10,3 6,3 7,4 8,0 3,8 6,7 3,9 5,3 5,4 8,7 6,6 11.7 10,7 6,5 7,2 7,3 4,0 6,8 3,8 5,5 ? 8,8 6,7 11, 10,9 6,7 7,3 7,1 4,0 7,1 4.1 5,1 ? 9,2 6,8 lieber Choloepus didactylus L. 135 IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII : s:viii a Jun b ae Thiere e f ^ (/ d^ d'ad. d" adult. Sch<ädel. Skelet. $ d'i d^ Skelete. 1 öCuauei. 57 57 53,5 ca. 50 ? 1 60,0 -5,5 60,5 55,0 15,0 11,7 25 3 8 5 11,6 24 4 7 5 11,7 24 4 7 5 i 10,0 24 i 3 7 5 11,9 11,6 23 3 8 5 11,2 24 2 7 5 1 11,7 7 5 11,3 23 3 7 5 11,6 6,9 23 4 7 5 7,1 7,6 1 8,7 1 9,5 9,5 10,1 10,6 10,7 8,9 10,6 10,9 10,5 10,4 10,3 10,9 4,9 6,1 6,6 7,7 8,5 8,3 5,8 6,0 6,1 5,0 7,0 6,1 6,3 6,3 5,8 6,5 2,7 3,5 4,2 4,3 4,7 4,7 6,8 7,1 6,8 6,4 7,7 7,1 6,8 7,3 6,3 7,7 3,4 4,5 4,9 5,0 5,4 5,3 7,8 7,5 6,8 ? 7,9 7,3 7,1 7,4 6,8 ? 3,4 V 4,8 5,0 5,4 5,6 3,8 3,9 3,9 3,8 4,2 4,1 3,9 4,0 4,0 4,2 2,6 3,0 4,6 3,5 3,9 3,5 6,1 7,0 6,8 5,6 7,2 6,9 6,7 7,0 6,9 6,8 3.3 4,2 4,5 4,5 5,1 5,3 3,6 3,8 3,7 3,3 4,2 4,0 3,9 3,7 3,6 4,2 1,8 2,3 2,6 2,5 2,9 3,0 4,8 4,8 5,2 ? 5,3 5,0 4,4 4,3 5,4 5.4 6,0 5,5 5,8 5,3 5,3 5,2 5,3 ? 2,3 2,6 3,1 3,1 3,4 3,3 3,9 3,6 3,8 4,4 4,2 3,9 8,6 8,8 9,0 7,6 8,8 8,6 8,5 8,7 8,4 8,8 3,9 5.1 5,5 6,3 7,0 6,9 6,3 6,6 6,3 5,8 7,0 6,1 6,4 6,5 6,1 6,9 3,1 4,1 ? 4,6 5,0 5,2 Beiträge zur Embryonalentwiekelung der Insekten. Von Nicolaus MolDikow aus Kasan. (Hierzu Taf. VIII— XL) Es ist wohl anzuerkennen, dass einer der wichtig- sten Forschritte der letzten Zeit, in sofern diese die Insektenembryologie betreffen, die Entdeckung der Em- bryonalhäute, die als Amnion und Faltenblatt bezeichnet werden, ist. Diese Gebilde, die uns, ihrer Genesis nach, die rechte Ansicht über die erste Anlage des Keimes bei den Insekten verschaffen und durch ihr Vorhanden- sein bei allen bis jetzt in dieser Hinsicht untersuchten Hexapoden, die Embryonalentwickelung dieser Thiere so sehr auszeichnen, versprechen eine Bedeutung für die Morphologie der Arthropoden im Allgemeinen, da sie auch den anderen Repräsentanten dieser Thiergruppe nicht zu fehlen scheinen. Obgleich Meczniko w *), übereinstimmend mit den Angaben Dohrn's^)^ keine Gelegenheit findet, bei den Crustaceen irgend etwas dem Amnion oder dem Falten- blatt der Insekten Analoges zu erwähnen, und dieses auch i) Embryologische Studien an Insekten. 2) Die embryonale Entwickelung des Asellas aquaticus. Zeit- schrift f. wissenschaftl. Zoologie. 17. Bd. 2. Heft. Melnikow: Beit. z. Embryonalentwickel, d. Insekten. 137 den Aranei'den abspricht, so existirt doch bei Scorpio ganz entschieden eine, dem Insektenamnion homologe Embryonalhülle ^). Andere Arthropoden sind bis jetzt in dieser Hinsicht noch nicht untersucht worden. Die genannten Embryonalgebilde der Insekten erre- gen unser Interesse auch desshalb, weil sie in gewissen Verhältnissen an die Embryonalhäute der Vertebraten erinnern. Es ist bekannt, dass Mecznikow Recht zu haben glaubte, wenn er das Faltenblatt dem Amnion und das Amnion der Insekten der sog. serösen Hülle der Wir- belthiere parallelisirte. Dessen ungeachtet aber, dass die Kenntnisse der Insektenembryonalhüllen, wie aus dem so eben Angeführ- ten sich wohl herausstellt, so wichtig scheinen, sind sie doch nicht nur als unabgeschlossen, sondern sogar als lückenhaft zu bezeichnen. Die Embryonalhäute sind bis jetzt noch nicht von den Repräsentanten aller Insekten- ordnungen bekannt, bei denen aber, wo wir sie schon kennen, vorzüglich ihren Schicksalen nach, ungenügend untersucht. Gewiss aber geben die Thatsachen über die Schicksale der Gebilde, um die es sich hier handelt, einige Stützpunkte bei der Herstellung der Homologien ab. Nach diesen Auseinandersetzungen ist es wohl ge- rechtfertigt, dass ich bei meinen Untersuchungen, die ich in dem Laboratorium meines verehrten Lehrers, des Hrn. Prof. Leuckart in Giessen, vorgenommen habe, mir die Aufgabe stellte, die Verhältnisse der Embryonalhäute näher zu prüfen und möglichst zu erkennen. Als Ausgangspunkt dieser Untersuchungen waren von mir die Studien über die Embryonalentwickelung der Do- nacia ausersehen. Durch diese Studien gelangte ich aber zu ganz anderen Ansichten, als die sind, welche bisher über die Schicksale der Embryonalhäute herrschten, und ich erweiterte hierauf meine Beobachtungen auch auf die Phryganiden, Dipteren und Läuse. Beide ersteren wählte 1) Op. cit. von Mecznikow, Entwickelungsgeschichte des Scorpio (russisch) von Ganin. 138 Melnikow: ich desshalb; weil diese Insekten schon von anderen Forschern untersucht worden waren, und ich die von mir gewonnenen Resultaten mit denen Jener zusammenstellen wollte. Die Läuse erregten mein Interesse, w^eil sie einen anderen Entwickelungstypus als die genannten In- sekten versprachen. In vorliegender Abhandlung will ich aber nicht nur die Resultate meiner Beobachtungen über die Embryo- nalhäute der von mir untersuchten Insekten mittheilen, sondern auch diejenigen, die ich über die anderen Mo- mente der Embryonalentwickelung der Donacia und der Läuse auszuarbeiten im Stande war, da sie eines Theils in gewissen Beziehungen zu der Frage über die Embryo- nalhäute stehen, anderen Theils aber auch wohl für sich selbst nicht ohne gewisses Interesse zu sein scheinen. Entwickelung der Donacia. Donacia ist der einzige Repräsentant, der bei den Coleopteren seiner Entwickelungsgeschichte nach bis dato untersucht war. Wie bekannt stammt diese Untersuchung von KöUiker^). Dass aber auch seine Untersuchung die Embryonalvorgänge nur in Fragmenten berührt, drückt der verdienstvolle Forscher selbst aus, indem er sagt : Quamquam meae de hoc Insecto observationes satis sint mancae, eas palam facere non haesito, quam Coleoptero- rum evolutio omnino adhuc incognito sit ^). Von dem Endresultat seiner Beobachtungen sagt er: maioris momenti res, blastodermatis nempe, partis primi- tivae, membrorum et corporis parietum formationem eodem modo atque in Dipteris iieri ^). Obgleich ich nun, nach meinen Untersuchungen, die Richtigkeit einiger von Kolli k er in erwähntem Werke aufgestellten Beobachtungen bestreiten muss, so 1) Observationes de prima insectorum genesi. 2) L. c. p. 13. 3) L. c. p. 15. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 139 gebe ich, was die Aehnlichkeit der Entwickelnng von Donacia mit der der Dipteren betrifft, in einiger Hin- sicht zu, wie sich im Laufe meiner Abhandlung auch er- geben wird. Die Eier, welche mir zum Material bei meinen Un- tersuchungen dienten, waren ihrer Form nach elliptisch, da das eine Ende, das vordere (Kopfpol), sich etwas enger zeigte, als das hintere. Beide Pole der Eier er- schienen abgestumpft. Jedes Ei war von einer dicken Eiweissschicht, die die Form des Eies imitirte, umhüllt. Die Eiweissschicht verklebte die Eier in Massen und be- festigte letztere an die Blätter von Potamogeton natans. Bald erschienen solche Eiermassen oderGruppen mit einem Blattstücke bedeckt, bald befanden sie sich zwischen zwei verklebten Blättern. Wenn wir uns der Kölliker'schen Beschreibung der Eier von Donacia crassipes erinnern, so lässt sich die totale Aehnlichkeit mit den uns zum Material dienenden nicht verkennen. Der Dotter erschien mir ebenso, wie ihnKöUiker beschreibt; von der Existenz einer Dotterhaut aber konnte ich mich nicht überzeugen. Da ich keinen Imagozustand von den Eiern erhal- ten konnte, "vvar ich nicht in der Lage die Species der von mir untersuchten Donacia zu bestimmen. Aus dem Umstände aber, dass ich sehr oft beim Fischen der Pota- mogetonblätter die Donacia im.pressa gesehen habe, spreche ich die Vermuthung aus, dass auch die Eier, wenigstens die meisten, die ich zur Untersuchung unter meinen Hän- den hatte, von dieser Art waren. Die erste wahrnehmbare Erscheinung der beginnen- den Entwickelnng des Donaciaeiös stellte sich im Auftre- ten von hellen Flecken dar, die etwa 0,006 Mm. massen, und an der Peripherie des Dotters sich zeigten (Fig. 1). Diese Flecken, die als Keimkerne zu betrachten sind, traten, wie ich mehrmals zu constatiren Gelegenheit hatte, zuerst auf der Dotterfläche der Bauchseite des Eies auf, welche in der Entwickelnng des Eies vorausgeht, wie wir uns später überzeugen werden. Die Erscheinung 140 M e 1 n i k o w : trat gleichzeitig an verschiedenen Punkten dieser Seite ein. Diese Beobachtung und der Umstand^ dass ich bei vielfachem Zerdrücken des Eies nie das. Keimbläschen aufzufinden im Stande gewesen bin, bestimmt mich in der Frage über die Entstehung der ersten morphologi- schen Elemente bei Donacia der We is sra a nn'schen Anschauung zu consentiren, d. h. die Bildung der Keim- kerne frei in der Peripherie des Dotters vor sich gehen zu lassen. Die Peripherie des Dotters, in dem ich das Auf- treten der Kerne, um die es sich hier handelt, beobach- tete, Hess sich nicht von der ganzen Masse des Dotters in dem Grade unterscheiden, dass man von einem Keim- hautblastem reden konnte. Später erst, als sich die Zahl der Keimkernc mehrte, fiel der Unterschied des periphe- rischen und centralen Dotters ins Auge. Gleichzeitig mit dieser Veränderung lässt sich auch eine andere Erscheinung wahrnehmen; die Keimkerne werden nämlich rundum mit einem Hofe molekularer Dottersubstanz umgeben und auf diese Weise in die Kerne der Keimzellen umgewandelt (Fig. 2). Dieser Vorgang, der so evident mit dem von Leuckart bei Melophagus beobachteten übereinstimmt, schreitet, von der Bauchseite an beginnend, allmählich über die ganze Oberfläche des Eies. Ist der Zellenbildungsprocess in der eben beschrie- bener Weise beendigt, so erscheint nun der Dotter von einer einfachen Zellenlage bedeckt. Die Zellen dieser Lage messen im Durchschnitt 0,015 Mm., sind von einem nach aussen deutlich körnigen Protoplasma , mit einem Kerne, in dem man auch ein Kernkörperchen bemerkt, umgeben und haben eine cylindrische Form (Fig. 3). Die weitere Entwitkelung des Eies nach der Aus- bildung der so eben beschriebenen Zellenlage, des Bla- stoderms, wird durch die Zusammenziehung des Eiinhal- tes eingeleitet. Die Zusammenziehung findet auf der Ventral- und Dorsalseite des Eies statt, daher der ganze Eiinhalt eine Form erhält, wie ihn Fig. 4 zeigt. Gleichzeitig oder unmittelbar nach diesem Vorgange bemerkt man eine Verdickung des Blastoderms auf der Beiträge zur Embryonaleiitwickelung der Insekten. 141 Bauchseite des Eies. Diese Verdickung geschieht nicht plötzlich auf der ganzen Bauchseite^ sondern der Process beginnt in der Mitte der Bauchgegend (Fig. 4) und schreitet von da zu den beiden Polen, Die Intensität, mit der dieses geschieht; ist aber bei dem vorderen Pole stärker (Fig. 5). Die Verdickung des mittleren Theiles des Bauch- blastoderms geschieht in Form von zwei sich erhebenden Wülsten (Fig. 4), die man wohl als Keimwülste bezeich- nen kann. Die Verlängerung dieser Keimwülste kann man auch in die Verdickung des Blastoderms des vor- deren Pols verfolgen. Was den hinteren Pol betrifft, so bemerkt man bloss eine einfache Verdickung. In der Gegend des vorderen Poles erreichen die Keimwülste bald eine ansehnliche Dicke und schreiten auseinander, indem sie sich lippenartig umbiegen. Wenn man das Ei in diesem Stadium von der Bauchseite be- trachtet (Fig. 6), so stellen sie sich als Seitenbegrenzun- gen einer Vertiefung dar , die sich gegen den vorderen Pol des Eies durch einen Ringwall des Blastoderms be- grenzt. Diesen Ringwall darf man sich; seiner Lage nach, als eine Verdickung vorstellen, die das Bauchsegment von dem Rückensegment des Eies scheidet. Die lippenartigen Theile der Keimwülste charakte- risiren den Kopftheil des jetzt schon angelegten Keim- streifens; und wir werden uns überzeugen, dass diese Ge- bilde einen ausserordentlichen Antheil an der Bildung des Kopfes nehmen. Bei der Verfolgung der weiteren Entwickelungs- vorgänge müssen wir uns bei diesem eben erwähnten Kopftheile des nun angelegten Keimstreifens aufhalten, denn hier finden ebenfalls sehr wichtige Erscheinun- gen statt. Der Boden der früher erwähnten Vertiefung beginnt sich mit der zwischen den Keimwülsten gelegenen Bla- stodermmasse in den Dotter einzustülpen (Fig. 7). Gleichzeitig mit diesem Process beobachtet man eine Veränderung der Dorsalblastodermazellen in sofern, als sie sich abplatten, wie es dieselbe Fig. 7 demonstrrrt. Die erwähnte Einstülpung wächst rasch in den Dot- 142 Melnikow: ter hinein, zeigt sich als zungenförmiger Zapfen und scheint aus zwei Schichten zu bestehen (Fig. 8). Mit der Vergrösserung des Zapfens wachsen die lippenartigen Theile sehr ansehnlich und bilden die Kopf- lappen ^) (Fig. 8). Zu der Zeit der Kopflappenbildung findet ein ande- rer nicht minder wichtiger Vorgang statt. Der Ringwall nämlich (Fig. 9) , den wir am vorderen Pole , an der Grenze des Bauchsegments von dem Rückensegment, vor- gefunden haben, fängt an, die Bauchseite des Eies, nach Art einer seitlichen Kappe, zu überwachsen (Fig. 10). Da der Ringwall ein Theil des verdickten Bauch- blastoderms ist und zugleich in continuirlichem Zusam- menhange mit dem Dorsalblastoderma steht, so ist es klar, dass die erwähnte Kappe aus zwei Schichten bestehen muss, oder, dass sie eine Falte ist. Diese Falte werden wir als Kopffalte bezeichnen. Bei dem vorschreitenden Wachsthum weichen die bei- den Blätter, aus denen die Falte besteht, auseinander. Das innere Blatt bleibt in Berührung mit der Oberfläche des Keimstreifens, während das äussere sich von diesem zu entfernen strebt. Bei diesem Auseinanderweichen der Blätter sieht man deutlich, dass jedes aus einer einfachen Lage platter Zellen besteht. Nachdem die kappenartig angelegte Kopffalte bereits das vordere Dritttheil des Eies erreicht hat, erhebt sich auf dem Schwanzende des Keimstreifens auch die Schwanz- falte. Die- Vorbereitung zur Bildung dieser Falte besteht in der stärkeren Verdickung der Theile des Bauchbla- stoderma, die wir als Anlage des Schwanzendes beim Embryo schon erkannt haben, und welcher Theil damals als einfache Verdickung des Bauchblastoderma bezeich- net worden war. Der Schwanzwulst, wie diese Verdickung jetzt nach 1) Der Ausdruck »Kopflappen« ist meiner Meinung- nach der passendste zur Bezeichnung der Bildungen^, die den Kopf in seiner frühesten Form auszeichnen, wesshalb ich ihn im Sinne der Mecz- nikow'schen »Seitentheile« gebrauchen werde. Beiträge zur Embryonaleutwickelung der Insekten. 143 starker Zunahme seiner Dicke benannt werden mag, er- scheint ganz scharf, von dem Uebergangstheil in das Dorsalblastoderma abgetrennt. Dieser Uebergangstheil des Schwanzwulstes bildet eine Duplicatur, deren äusse- res Blatt auf dem Rücken durch Hülfe des Blastoderma continuirlich mit dem äusseren Blatte der Kopffalte zu- sammenhängt. Diese Duplicatur rückt nach dem vorde- ren Pole vor, zugleich aber auch über den Schwanzwulst sich hinlagernd, (Fig. 11). Ganz ebenso, wie bei der Vergrösserung der Kopffalte, weichen bei fortschreitendem Wachsthum der Schwanz- falte die sie zusammensetzenden Blätter auseinander, — das innere Blatt bleibt in Berührung mit der Oberfläche des Keimstreifens, während das äussere sich von ihm zu entfernen strebt. So wachsen nun beide Falten gegen einander, die ' Kopffalte aber viel rascher als die Schwanzfalte, so, dass das Zusammentreffen beider, wie es auch auf Fig. 12 schematisirt ist, erfolgt, nachdem die Kopffalte die Mitte des Eies überschritten hat. Nach diesem Vorgange ver- schmelzen die Ränder beider Falten, und da ihre Blätter bis zu dieser Verschmelzung getrennt waren, so gehen aus der Verschmelzung zwei getrennte Membranen hervor. Die eine, aus der Vereinigung der äusseren Blätter entstehend, bildet die „Embryonalhülle^ von Kupffer, das „Amnion'^ Mecznikow's; die andere, die ihre Ent- stehung dem Verwachsen der inneren Blätter der Falten verdankt, ist identisch mit dem „Faltenblatt^ der Autoren oder dem „ Deckblatte *^ Mecznikow's. Da um diese Zeit auch das Rückenblastoderma, mit welchem das Amnion an seinen Rändern continuirlich zusammenhängt, sich von der unterliegenden Dottermasse etwas abhebt, so bildet dasselbe durch Hülfe seiner Falte eine geschlossene Kapsel um den ganzen Eiinhalt; das Faltenblatt aber hat noch eine geringere Ausdehnung, da es mit den Rändern des Keimstreifens zusammenhängt und denselben nur von der Bauchseite her bedeckt. Es geht demnach aus dieser Darstellung hervor, dass bei Donacia das Auftreten von Amnion und Faltenblatt 144 Melnikow: auf das Innigste zusammenhängt, ganz ebenso, wie dies schon Kupffer bei Chironomus ^) erklärte, nur'mit dem Unterschiede, dass in unserem Falle die Bildung der Kopf- falte früher erscheint, als jene des Schwanzes. Aus der Schilderung der Bildung der Embryonal- häute, wie wir wohl das Amnion und Faltenblatt zusam- men nennen können, stellt es sich auch für Donacia her- aus, dass, was Kupffer für Chironomus 2) undMeczni- k 0 w für Simulia '^) bewiesen haben, da§s nämlich auch bei unserem Thiere kein Ries der Keimhaut zu Stande kommt, wie esKöIliker^) annimmt und auch Weis- mann ^) behauptet, indem er von dem regmagenen Keim- ßtreifen der Chysomelinen spricht. Wenn wir nun nach diesen Bemerkungen etwas nä- her in der Beschreibung des Stadiums, wo Kopf und Schwanzfalte zusammenstossen und schliesslich mit ihren Rändern verw^achsen, eingehen, so müssen wir folgen- des hervorheben (Fig. 12). Der an seinen Rändern bekanntlich mit dem Falten- blatte zusammenhängende Keimstreifen erscheint der Länge nach ansehnlich gewachsen und erstreckt sich nicht nur über die Bauchfläche des Eies, sondern steigt fast bis zur halben Dorsalfläche. Er beginnt ausserdem auch in die Breite zu wachsen, in Richtung der sich eben bilden- den Seitenlappen. Diese Gebilde („Seitenw^andungen'^ nach Meczniko w) stehen mit den Kopflappen in Verbindung und stellen sich dem Auge als ein sehr dünnes Häutchen dar, welches die Verbindung des Keirastreifens mit dem Dotter ver- mittelt. In späteren Stadien erscheinen sie, nachdem sie beträchtlich dicker geworden sind, mit einem ange- 1) Ueber das Faltenblatt an den Embryonen der Gattung Chironomus. Separatabdruck aus M. Schultz e's Arch. f. Anat. II. Bd. 1866. 2) A. a. 0. 3) Opt. cit. 4) Opt. cit. 5) Die Entwicklung der Dipteren. Beiträge zur Embryonalent Wickelung der Insekten. 145 schwolleneD und gegen die Dottermasse umgeschlagenen Rande versehen. Der zungenartige Zapfen^ der sich durch Zusam- menknäueln merklich verkleinert, wird von den ansehn- lich vergrösserten Kopflappen beinahe vollständig über- wachsen. Endlich ist noch zu bemerken, dass man auf dem Keimstrcifen^ von der Dorsalseite her, drei Einschnitte wahrnimmt. Diese Einkerbungen stellen sich im nächst- folgenden Stadium durch Einschnitte von einander ge- trennt dar und repräsentiren die drei Brustsegmente. Zu dieser Behauptung bin ich durch die Beobachtung ge- langt, dass in dem folgenden Stadium vor den drei ge- nannten Segmenten sich ein Abschnitt bildet, der doch wohl nur als erstes Maxillarsegment gedeutet werden kann, um so mehr als man bald darauf das zweite Maxillar- und auch das Mandibularsegment wahrnimmt. Zu der Zeit der Entstehung der Brustsegmente und des ersten Maxillarsegmentes sind noch andere Verände- rungen in der fortschreitenden Entwickelung zu beob- achten. Das hintere Ende des Keimstreifens senkt sich in die Substanz des Dotters ein, wobei es eine Krümmung unter einem fast rechten Winkel erleidet. Die Kopflap- pen haben nun schon den zungenartigen Zapfen ganz um- wachsen. Die Seitcnlappen treten schärfer hervor und durchschimmern das Deckblatt, das man seitlich vom Keimstreifen, über diesen und die Kopflappen auf den Dotter sich erstreckend, wahrnimmt. Hier ist nun noch Folgendes beachtenswerth. Die Dottermasse zertheilt sich in vieleckige mehr oder min- der regelmässige Stücke, eine Erscheinung die bei den Krebsen, wie auch bei Phryganea grandis (von Z ad dach) schon früher bemerkt wurde , die ich auch bei den Läusen wahrgenommen habe und dort ausführlich be- schreiben werde, um daran auch einige Bemerkungen über die Bedeutung dieses Vorganges anzuknüpfen. Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit auf die weiteren Phasen der Donacia- Entwickelung, so müs- Archiv f. Naturg. XXXV. Jahrg. Bd. 1. XO 146 M e 1 n i k 0 w : sen wir dabei zunächst das Stadium ins Auge fassen, wel- ches sich durch die Bildung der Antennen auszeichnet. Die Antennen bei Donacia stellen, ebenso wie es schon für eine ganze Reihe von Insekten constatirt ist, die Fortsätze der Kopflappen dar. Die Entstehung die- ser Gebilde geschieht nach dem Auftreten der zweiten und dritten Kiefersegmente und fällt in die Zeit der Bildung der Mundspalte , die vor dem vorderen Kiefersegmente durch eine spaltförmige Vertiefung ihren Ursprung nimmt. Dabei schnürt sich der Vorderkopf in Gestalt eines brei- ten konischen Zapfens ab. In diesem Stadium, wo wir also schon Mundspalte, Antennen und Vorderkopf unterscheiden können, erschei- nen die Kopflappen bedeutend in die Breite gewachsen, so, dass sie sich bei der Rückenansicht hinter dem Vor- derkopfe fast berühren und nur von einer schmalen Firste des Dotters getrennt sind. Die Kiefer erscheinen als scharf bcgränzte ovale Bildungen. Die Beine sind von zungcnförmiger Gestalt und in zwei Schichten diffe- renzirt. Durch w^ulstige Erhebungen sind die Bauchseg- mente gekennzeichnet. Das Schwanzende des Keimstrei- fens scheint noch tiefer in die Dottermasse vergraben und seine Krümmung erreicht das Maximum (Fig. 13). Eine merkwürdige Veränderung zeigt das Amnion. Es erscheint nämlich unregelmässig gerunzelt, die Kerne haben die frühere Regelmässigkeit ihrer Vertheilung ver- loren. In diese Zeit fällt auch die Afterbildung. Die Afteröff'nung wird durch Einstülpung in die Dicke des Keimstreifens zu Stande gebracht. Dass das Deckblatt keinen Antheil an der Bildung der Oeffnung nimmt, geht aus dem Umstände hervor, dass man das Faltenblatt ganz deutlich über die Oeffnung hin ziehen sieht. Nach dem Ablauf dieses Stadiums ist zu beobachten, dass das gekrümmte Schwanzende an den hinteren Pol des Eies hinabgerückt ist und vom Dotter befreit erscheint. Der Dorsaltheil des Kopfes dagegen rückt etwas nach der Bauchseite hin. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die angegebene Lagenveränderung als Folge der Zusam- Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 147 menziehung der KeimwUlste in der Längsrichtung zu be- trachten sind. Dieses Stadium der Embryonalentwickelung unse- res Thieres zeichnet sich auch noch durch folgende Mo- mente aus. Die Kopflappen nehmen auf Kosten des früher von ihnen umgebenen Dotters ansehnlich an Dicke zu und füllen jetzt den ganzen Raum des dorsalen Kopfthciles aus. Die Seitcnlappen haben ebenfalls das Volum des Dotters durch üeberwachsung verkleinert. Der Vorder- kopf hat seine frühere breitkonische Form in eine läng- liehe verändert und erscheint gegen die Mandibeln ge- rückt. Die Stellung der Antennen hat sich in sofern verändert, als diese Gebilde gegen den Scheitel gerich- tet sind. Die Mandibeln sind gegen ihr Ende etwas zu- gespitzt. Die Maxillen sind mit der ersten Anlage der Palpen versehen. Das zweite Maxillarpaar ist schon zur Unterlippe verwachsen. Die Beine erscheinen nach hinten gerückt mit schon angedeuteter Gliederung. Interessante Veränderungen werden noch an den Embryonalhäuten wahrgenommen. Das Faltenblatt, das anfangs die Oberfläche des Keimstreifens sammt seinen Auswüchsen und theilweise auch den Dotter überzog, er- scheint mit Ausbreitung der Seitenlappen allmählich über den ganzen Dottersack hinübergezogen und demgemäss gleichfalls in eine vollständige Kapsel, die unterhalb des Amnion den ganzen Embryo umgiebt, verw^andelt (Fig. 14). Das Amnion selbst zeigt sich in so fern verändert, als es, und zwar längs der Bauchseite, keine Kerne mehr finden lässt (Fig. 14). Die nachfolgenden Stadien charakterisiren sich durch die weiteren Umgestaltungen der Anhänge bis zu ihrem definitiven Aussehen (Fig. 15), ferner durch die vollstän- dige Abschnürung des Kopfes, der in der Tiefe jetzt ganz deutlich eine Zellenmasse an Stelle des früheren zungenförmigen Zapfens unterscheiden lässt. Nach der Lage dieser Masse sowohl, wie auch nach der Beschafi"en- heit ihrer Zellen und endlich nach ihrer Beziehung zu 148 M e 1 n i k 0 w : dem Auge ist es als sicher anzunehmen, dass sich der frühere Zapfen zum Hirn unseres Thieres ausgebildet hat. Gleichzeitig mit der Umgestaltung der Anhänge zu ihrer definitiven Form, der vollständigen üeberwachsung des Dotters durch die Seitenlappen (Schliessen des Rük- kens) und der Abschnürung des Kopfes ist man im Stande Folgendes zu beobachten. Die Kerne des Amnion schwin- den auch in den andern Regionen^ so dass letzteres als eine homogene Haut erscheint. Das Faltenblalt erfährt eben solche allmähliche Umwandlungen zu einer homoge- nen Membran. So ist nun der Embryo mit geschlosse- ner Rückenseite von zwei strukturlosen Membranen um- kapselt. Das Amnion stellt eine schlaffe Kapsel dar; das Faltenblatt dagegen umzieht die Oberfläche des Embryo so knapp, dass die Füsse und Kopftheile wie in einem dutenförmigen Umschlage stecken (Fig. 15 >. In diesem Zustande bleibt der Embryo aber nicht lange. Aus seiner Haut wachsen Borsten hervor und er fängt an sich zu bewegen. Durch die kräftigen Krüm- mungen und Streckungen des Leibes werden die Embryo- nalhüllen in Fetzen zerrissen, ehe noch der Embryo das Chorion durchbricht. Auch dieses gelingt demselben bald darauf; doch hatte ich mehrmals Gelegenheit den Embryo sich ohne Hüllen in der Eischale bewegend zu beobachten. Die Embryonalhäute der Phryganiden und Dipteren. Es ist bekannt, dass Weismann dem von ihm bei Dipteren und Phryganiden entdeckten Faltenblatte eine ganz ausserordentliche Rolle zuschreibt. Nach Weis- mann's Angabe soll dies Gebilde einen wesentlichen Antheil an der Bildung des Keimstreifens haben, es soll die Scheitelplatten mit Antennen bilden und endlich einen bedeutenden Einfluss auf die Entstehung der After- öffnung und des Hinterdarms ausüben. Es ist auch bekannt, dass Mecznikow nach den Resultaten seiner Untersuchungen über die Entwickelung Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 149 von Simulia die Angaben Weismann's bestreitet. Mecznikow konnte sich nicht von dem wesentlichen Antheil, den das Faltenblatt an dem Aufbau des Embryo haben soll, überzeugen. Er war in den Stand gesetzt, das Faltenblatt noch wahrzunehmen, als bereits die Zu- sammenziehung der Keimwülste ihr Ende erreicht hatte. Hierauf schwindet es aber, seiner Angabe nach , spur- los. Von dem Amnion der Dipteren behauptet Meczni- kow^ dass es das Material zum Aufbau der Rückenwan- dung abgebe. Meine Ansicht, gestützt auf die Resultate meiner Beobachtungen, weicht von der beider erwähnten For- scher ab. Ich kam zur üeberzeugung, dass bei Dipteren sowohl, wie bei Phrjganiden weder Faltenblatt noch Amnion wesentlich zum Aufbau des Embryonalleibes etwas beitragen. Von Phryganideneiern untersuchte ich die der My- stacides und eines zweiten Repräsentanten dieser Gruppe, den ich aber nicht bestimmen konnte. Die Eier des letzteren waren grösser als die von Mystacides, auch nicht in regelmässigen Reihen abgelegt, sondern zerstreut in einem grossen Gallertklumpen. Was die Dipteren betrifft, so stellte ich meine Beob- achtungen von den Eiern von Simulia und Chirono- mus an. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Phryganiden^ und zw^ar zunächst auf das Stadium, welches von Z ad dach als dasjenige bezeichnet wird, in welchem der Embryo die Umwandlungen erleidet , welche den Anfang der dritten Entwickelungsperiode (Zaddach's) charakterisiren und unmittelbar der Erscheinung vorher- gehen, welche schlechtweg als „UmroUung des Embryo^ bezeichnet wird. Ich halte für überflüssig eine ausführ- liche Beschreibung dieses Stadiums (Fig. 16) vorauszu- schicken, und will nur erwähnen, dass der Embryo zu dieser Zeit in zwei Zellhäute eingeschlossen ist. Die äussere ist das Amnion, die innere das Faltenblatt; neben dem Chorion beobachtet man noch eine dritte, aber struk- turlose Membran — die Dotterhaut. / 150 Melnikow: Beobachtet man das Ei in diesem Stadium einige Stunden hindurch, so wird man folgende Veränderungen daran wahrnehmen. Die Bauchsegmente werden allmäh- lich, eins nach dem anderen, zurückgeschlagen, was dem Embryo seine definitive Lage, welche Figur 18 demon- strirt, verschafft. Durch den Druck des bei diesem Vorgange hinabgeschobenen Schwanzendes auf die zu- nächst gelegenen Theile, die Erabryonalhäute, wird die- jenige, die in grösserer Spannung sich befindet, hier also das Amnion, zerreissen. Das Amnion platzt in der Bauchgegend und zwar plötzlich, worauf es sich über den Kopf und Hinterleib zu einem Klumpen zusammenschnürt, der auf der Rük- kenfläche des Dottersackes liegen bleibt. Kurz nach dem Zerreissen und der Zusammenrollung ist man im Stande seine Zellen ganz deutlich zu beobachten und zu unter- scheiden (Fig. 17) ; allmählich aber werden die Conturen der Zellen undeutlich und der Klumpen verschwindet end- lich vollständig. Da ich auf einigen Objekten Fetttropfen in dem Aranionklumpen beobachtet habe, glaube ich, dass der Schwund durch Fettmetamorphose eingeleitet wird. Ich vermuthe dies um so mehr, als ich bei Chironomus ganz deutlich diesen Process der Degenerirung des Am- nions nach seinem Zerreissen wahrgenommen habe. Das Faltenblatt ist während dieses Vorganges über dem ganzen Embryo noch deutlich zu beobachten. Es schliesst sich dicht an alle Erhebungen des Embryo an und verliert allmählich seine Kerne. Dieses geschieht zuerst an der Bauchseite und schreitet dann über die ganze Fläche des Blattes fort, so dass der Embryo end- lich von einer ganz strukturlosen Hülle umzogen ist (Fig. 18). Zur Bestätigung aller dieser Vorgänge verweise ich auf Zaddach, der Dasselbe beobachtet und geschildert hat. Er spricht von der Umwachsung des Dotters in seiner dritten Entwickelungsperiode durch das Hautblatt (nach unserer heutigen Auffassung das Faltenblatt) als einer feinen, ganz durchsichtigen Haut i). Er bezweifelt 1) Die Entwickeluug des Phryganiden-Eies S. 29. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 151 nicht, dass die ganze Bauchfläche mit ihren Gliedmassen von dem'Hautblatte überwachsen werde, und beobachtete auch die allmählich vor sich gehende Ueberwachsung der Schwanzspitze durch des Hautblatt. Zaddach führt weiter an, dass die Dotterhaut viele kleine Falten zeige, und dass sie zur Zeit der UmroUung des Embryo zer- reisse. Der Riss geschieht, nach Zaddach, auf der Bauch- seite, und die dadurch entstandenen Lappen der Dotter- haut ziehen sich zusammen, dergestalt, dass sie zu einem Klumpen zusammenfliessen, der auf dem Rücken liegen bleibt 1). Es ist wohl überflüssig zu bemerken, dass die von Zaddach erwähnte Dotterhaut unser heutiges Am- nion sei. Zaddach ergeht sich schliesslich über die Häutung, die beim Ausschlüpfen des Embryo erfolgt und drückt sich in der Erklärung der 45. und 46. seiner Figuren, die ganz der von mir angegebenen Fig. 18 entsprechen, folgendermassen aus: „Alle Gliedmassen, die Antennen, die Ober- und Unterkiefer, die drei Beinpaare, so wie die Haken an den Hinterleibsspitzen, sind vollkommen ausgebildet und stecken locker in der Haut" 2), dersel- ben, die wir, ihrer Genesis nach, als Faltenblatt in An- spruch nehmen müssen. Nachdem wir also hiermit, sowohl durch directe eigene Beobachtungen, als auch durch Beurtheilung der Zaddach'schen Mittheilungen eine Ansicht über die pro- visorische Rolle der Embryonalhäute der Phryganiden ge- wonnen haben, gehen wir zu den Dipteren über. Ganz ebenso , wie die Phryganiden , haben auch Chironomus und Simulia ein Stadium aufzuweisen, in wel- chem man den Embryo in zwei Kapseln — das Amnion und das Faltenblatt — ■ eingeschlossen erblickt. Dieses Stadium bei den genannten Dipteren soll dem Ende der zweiten Entwickelungsperiode von Weis mann und dem 1) Op. cit. p. 32. 2) Op. cit. p. 135. 152 Melnikow: Anfang der zweiten von M e c z n i k o w entsprechen (Fig. 19). Die so eben erwähnte Thatsache liefert wohl zur Genüge den Nachweis, dass das Amnion auch bei den genannten Dipteren keinen Antheil an der Bildung der Rückenwand des Embryo nimmt. Das Hinüberziehen des Faltenblattes über den ganzen Dottersack, welches mit der Ausbreitung der Seitenlappen verbunden ist, beweist hin- länglich, dass durch letztere die Rückenwand gebildet wurde, zumal das Amnion noch ganz deutlich wahrzunehmen ist. Der Riss des Amnion, der dasselbe zur Verödung bringt, geschieht also nach meinen Beobachtungen, übereinstim- mend mit den Angaben Weismann's *), bei schon ge- schlossenem Rücken. Das Amnion zerreisst in der Bauch- gegend, wie ich es bei Chironomus unmittelbar beobach- ten konnte, zieht sich aber nicht plötzlich, wie solches bei den Phryganiden der Fall ist, sondern allmählich, erst über den Kopf und dann über den Schwanz hin- über, in einen Klumpen zusammen, der auf dem Rücken liegen bleibt. Die Ursache, die den Riss des Amnion be- wirkt, ist bereits von Weismann erkannt worden und besteht in der Krümmung des Embryo, die unmittelbar zu der korkzieherartig gewundenen Lage desselben führt. Nach der Bildung des Amnionklumpens konnte ich im Innern desselben einige Fetttropfen bemerken. Mit der Vermehrung der Zahl dieser Tropfen verringerte sich das Volum des Klumpens. Es ist wohl unzweifelhaft, dass es die Fettmetamorphose ist, wie bereits angedeutet wurde, welche das Amnion zu Grunde richtet. Noch während des Zerreissens des Amnion war ich im Stande, das Faltenblatt wahrzunehmen, und zwar am deutlichsten auf dem Kopfe, wo mir sogar noch Kerne vorhanden zu sein schienen. Selbst noch im Verlaufe des Uebergangs des Embryo zu seiner korkzieherartig gewundenen Lage konnte ich dasselbe unterscheiden, 1) Es ist bekannt, dass Weis mann bei Chironomus von dem Reissen der inneren Eihaut spricht (Op. cit. p. 41), welche, wie es schon Kupffer bewiesen hat, unserem Amnion entspricht. Beiträge der Embryonsdentwickelung der Insekten. 163 jedoch nur als ganz feines strukturloses Häutchen, das ganz nahe an dem Embryo lag. Hat der Embryo die erwähnte Lage fest angenommen, so ist von dem Falten- blatte nichts mehr zu bemerken. Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass es mir scheint, als ob Mecznikow in einem der letzten Sta- dien der Simuliaentwickelung, freilich nur theilweise, das Faltenblatt gesehen habe. Auf seiner Fig. 23 hat er auf dem Kopf des Embryo eine seichte Linie abgebildet, die er als Ueberrest des Amnion betrachtet haben will. Es geht aber aus dem Mitgetheilten klar hervor, dass das Häutchen, um das es sich hier handelt, kein Amnionüber- rest sein kann , sondern als ein Theil des Faltenblattes angesehen werden muss. Entwickelung der Mallophagen und Pe diculi den. Die Entwickelung der Pelzfresser und Läuse stimmt in dem Grade überein, dass ich es um Wiederholungen zu vermeiden, für zweckmässig halte, die hier zu beschrei- benden Vorgänge für beide Thiere zusammen zu schildern. Wenn sich auch specielle Auszeichnungen und Verschie- denheiten finden, so können diese doch das gemeinsame Bild der Entwickelung nicht stören. Sie lassen sich als Anmerkungen leicht in die Beschreibung einfügen. Als Repräsentanten der Pediculiden habe ich den Pediculus capitis des Menschen untersucht, während mir von den Mallophagen drei Genera zu Gebote standen, Trichodectes vom Hund, Lipeurus und Goniodes vom Huhn. Die Eier unserer Thiere werden, wie bekannt, an die Haare und Federn des Wirthes angeklebt. Die Gestalt der Eier der Läuse und Mallophagen ist eine mehr oder weniger birnförmige. Der hintere Pol erscheint in verschiedenem Grade zugespitzt, der vordere aber stets abgestumpft und mit einem flachen, runden Deckel versehen. Der Deckel ist eingefalzt und trägt die Micropylen. Der Micropylapparat unserer Thiere zeigt eine 164 Melnikow: Reihe verschiedener, oft sehr complicirter Bildungen, die so constant für die Arten der Thiere sich herausstellen, dass man nach der Form des Apparates, um den es sich hier handelt, das zugehörige Thier erkennen kann. Der Micropylapparat der Läuse ist vonLeuckart *) ausführlich beschrieben worden. Auf dem Deckel der Läuseeier erheben sich zart- häutige Zellen, die gleich den Zellen einer Honigwabe dicht neben einander stehen. Diese Zellen stellen sich als häutige Entwickelungen des Ringwulstes, der im Um- kreis der äusseren Micropylöffnungen bemerkt wird, dar. Am hinteren Pole des Eies wird ein Gebilde wahr- genommen, das die Form eines abgestumpften Kegels oder einer hohlen Glocke besitzt, von deren Kuppel eine Anzahl dicht gedrängter Spitzen und Höcker herabhän- gen, die das eigenthümliche streifige Aussehen des Ge- bildes bedingen. Dieses Gebilde wird von Leuckart als ein Haftap- parat in Anspruch genommen. Es stellen sich, wie Leuckart hervorgehoben hat, bei den Repräsentanten der Pediculiden bezüglich der eben besprochenen Bildungen Verschiedenheiten heraus, von denen wir nur diejenigen berücksichtigen wollen, welche die Eier der Kopflaus auszeichnen. Bei dem Pediculus capitis sind nämlich die Zwischen- räume der Micropylzellen, wie auch das übrige Chorion glatt, und dadurch werden die Eier desselben von denen des Phthirius und Haematopinus leicht unterschieden. Bei den Mallophagen treffen wir sowohl viel ein- fachere, als auch viel complicirtere Bildungen des Micro- pylapparates an. Bei Goniodes erscheint der Deckel ganz glatt und zeigt Micropylen, die kreisförmig in eine Reihe geordnet und mit einem deutlichen Ringwulst umgeben sind. Bei Trichodectes stellt sich der Micropylapparat ähn- 1) Ueber die Mycropyle und den feineren Bau der Schalenhaut bei den Insekten. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 155 lieh dem der Läuse dar, und zwar am ähnlichsten dem Apparate von Phthiriiis pubis. Der Deckel des Trichodecteneies ist, wie bei allen Läusen, von Zellen besetzt, nur sind diese Zellen nicht glatt, sondern gerunzelt und werden an ihrer Basis, an der die MicropylöfFnung sich befindet, allmählich ver- jüngt. Die Zwischenräume dieser Zellen zeigen, wie die bei Phthirius, ein unregelmässiges Gitterwerk. Dieses Gitterwerk bestehet hier, wie bei der genannten Laus, aus maschenartig zusammengeflossenen radiären Ausläu- fen der ringförmigen Leisten, die den Eingang der Miro- pylkanäle umgeben. Was die Lipeurus-Arten betrifft, so trägt der Eier- deckel derselben keine Micropylzellen, sondern eine. dünne gerade oder gekrümmte Spitze , deren Basis gespalten erscheint und continuirlich mit dem auf der Oberfläche des Deckels befindlichen Maschenwerk zusammenhängt (Fig. 20 a). Das Gitterwerk besteht aus zwei concentrisch um die Basis der Spitze gelagerten Reihen von meist fünfeckigen Maschen, an welchen sich Fortsetzungen be- finden, die nach der Peripherie des Deckels hin mit den Randwülsten der hier in derselben Weise wie bei Gonio- des angeordneten Micropylen oder mit der Peripherie des Deckels selbst zusammenfliessen (Fig. 20 a). In kleinem Abstände von dem vorderen Rande des Eies, also etwas hinter dem Falze des Deckels, befindet sich eine Krone von Borsten, welche das so bizarre Aus- sehen des Lipeuruseies bedingt. Die Borsten, die den Deckel fast bis zu seiner Spitze verdecken, stehen paar- weise mit ihren Basen verschmolzen. Jede Borste eines solchen Paares ist noch mit einem Härchen versehen, und je zwei solcher Härchen sind unten durch eine bogen- förmige Leiste verbunden (Fig. 20 b). Von der Krone bis zu dem hinteren Pole wird das Ei von Lipeurus mit einem dünnen, hautartigen Exocho- rion bedeckt, auf dessen Oberfläche man regelmässige, sechseckige, wie Mosaik gestellte Felder beobachtet. Auf diesen Feldern sind Punkte sichtbar, die vielleicht 156 Melniko w : als OeflPnungen von das Exochorion durchdringenden Ka- nälen zu deuten sind. Am hinteren Pole des Mallophageneies wird ebenso wie bei den Pediculiden ein besonderes Anhangsgebilde wahrgenommen. Bei Goniodes und Trichodectes stellt sich dieser Haftapparat im Wesentlichen ganz ähnlich dem gleich- namigen Apparate der Läuse dar; bei Lipeurus aber schien mir die Spitze des untern Eipoles mit kleinen, flachen, dicht stehenden Grübchen besetzt zu sein. Die Eier der Mallophagen sowohl wie die der Läuse sind mit einer zarten Dotterhaut versehen, welche fest mit dem Chorion zusammenzuhängen scheint, da man nur beim Aufspringen des Deckels von ihrer Existenz sich überzeugen kann. Zur Charakteristik des Dotters unserer Thiere muss die Kleinheit seiner Körnchen und die bedeutende Grösse seiner Fetttröpfchen, die vorzüglich bei der Kopflaus auf- fallend ist, erwähnt werden. Bei den Mallophagen und Pediculiden erleidet der Dotter während der Entwickelung des Eies ein Zerfallen in getrennte Stücke. Denselben Vorgang habe ich auch bei Donacia wahr- genommen, wie es bei Beschreibung der Entwickelung dieses Insektes hervorgehoben wurde. Bei dieser Gelegen- heit habe ich auch bemerkt, dass die betreffende Erschei- nung nicht nur bei den Insekten, sondern auch bei den Crustaceen beobachtet worden ist. Z ad dach *), der das Zerfallen des Dotters bei Phry- ganea grandis ausführlich beschreibt, erblickt an der Bauchseite des Embryo eine symmetrische Lage der Dot- terstücke und sieht diese Symmetrie als unvollkommene Fortsetzung der symmetrischen Theilung der Keimwülste an. Demnach meint Z adda ch, dass die Zerspaltung des Dotters mit der Entstehung der Keimwülste in wahr- scheinlichem Zusammenhange stehe. 1) Op. cit. p. 63. Beiträge zur Embryonalont Wickelung der Insekten. 157 Die Beobachtung, dass in späteren Stadien der Entwickelung die einzelnen Dotterstücke weniger ge- drängt neben einander liegen als früher, dass die Masse derselben lockerer erscheint, dass man die durch Auflö- sung der Dotterbestandtheile entstandene Flüssigkeit in der Umgebung des Dotters in Menge angesammelt findet, führten Zad dach zu dem Schluss, dass die Dotterzerklüf- tung, um die es sich hier handelt, eine physiologische Be- deutung habe. Den Grund dieser Erscheinung will Zaddach in der Grösse des Dotters und seiner Fettkugeln finden. Dohrn *), der eine Zertheilung des Dotters bei Asellus aquaticus beobachtete, nimmt an, dass die Er- scheinung der Dotterschollen dadurch hervorgerufen werde, dass sich verschiedene Centra kleiner Gruppirun- gen bilden, und zwar desshalb, weil die Flüssigkeit, die die Körnchenkugeln und Fetttropfen des Dotters suspen- dirt, an die Oberfläche steigt, um Material zur Bildung der Keimhaut zu geben. Desshalb vergleicht Dohrn die Zerklüftung des Dotters mit dem ersten Vorgange am befruchteten Eie der Dipteren, d. h. der Zurückzie- hung des Dotters von den Polen. Das Vortreten dieser oder jener Erscheinung meint der genannte Beobachter durch die Form des Eies zu erklären. In dem längli- lichen Diptereneie ist eine Zusammenziehung des Dotters, in dem kugligen Aselluseie das Zerfallen des Dotters zu beobachten. Nach meinen Beobachtungen steht die Erscheinung der Dotterzertheilung weder im Zusammenhange mit der Entstehung der Keimwülste, noch mit der Keimhautbil- dung. Bei der Donacia wird die Zertheilung des Dot- ters erst nach der Ausbildung der Keimwülste wahrge- nommen, und ebenso bei den Läusen, wo dieselbe lange nach der Bildung der Keimhaut vor sich geht. Ich muss hervorheben, dass überhaupt der in Rede stehende Process nicht mit einem morphologischen Vor- gange der sich entwickelnden Eier zusammengestellt 1) Op. cit p. 225. 158 Melnikow: werden kann, da er zu verschiedener Zeit der Entwicke- lung bei einer und derselben Gruppe der Thiere, wie z. B. bei den Insekten, wahrgenommen wird. Dass die Zertheilung des Dotters der Zusammenzie- hung desselben entspreche, erscheint darum als eine un- richtige Auffassung^ weil, bei Donacia so gut wie bei den Läusen, die beiden genannten Processe vorkommen. Ich kann auch weiter Do hm darin nicht beistim- men, dass die Bildung der Dotterschollen durch die Ent- stehung von Centra kleiner Gruppirungen bedingt werde. Bei den Läusen, wo ich den Vorgang der Dotter- theilung am deutlichsten beobachtete, läuft er folgender- weise ab. Die Zertheilung des Dotters beginnt von dem obe- ren Dottersegmente an. Es werden radiäre Furchen beobachtet, durch welche das ganze bezeichnete Segment des Dotters in konische Abschnite zertheilt erscheint. Die Basen dieser Abschnitte sind nach der Peripherie des Dotters, die Gipfel aber gegen die Längsaxe des Eies gerichtet. Durch Auftreten neuer Furchen, welche meistens schief verlaufen, werden die genannten Dotter- theile dann in kleinere Abschnitte zerspalten, die, je nach Verlauf der Furchen , eine unregelmässige oder vieleckige Form bekommen. Durch die fortgesetzte Bildung solcher Furchen wird nach und nach der Dotter in seiner ganzen Masse zertheilt. Was die Bedeutung des beschriebenen Zerfallens des Dotters anbetrifft, so finde ich die Meinung vonZad- dach durch meine Beobachtungen bestätigt. Ich habe nämlich die allmähliche Auflösung der Dottertheile beob- achtet. Es stellt sich heraus, dass mit fortschreitender Ent- wickelung nicht alle Dotterschollen sich gleich verhal- ten. Zwischen unveränderten werden auch solche be- merkt, die, wie es scheint, aus zwei gegen ? das Licht verschieden sich verhaltenden Substanzen bestehen. Die Grundsubstanz der Scholle zeigt ein ganz schwaches Lichtbrechungsvermögen, die in ihr befindlichen Ballen aber brechen noch das Licht in demselben Grade, wie Beiträge zur Embryonalent Wickelung der Insekten. 159 die Bestandklumpen der unveränderten Schollen. Gleich- zeitig werden auch solche angetroffen, die ganz blass er- scheinen und selbst bei starken Vergrösserungen kei- nerlei Spuren von den Ballen mehr erkennen lassen. Die beschriebenen Vorgänge werden in der Mitte des Eies wahrgenommen. Hier verschwindet auch der Dotter bereits vollständig vor der Bildung des Dotter- sackes , welcher also auf Kosten der Polardottermassen und des Dotters, der auf der Rückenseite des Keimstrei- fens stets unveränderlich bleibt, gebildet wird. Wenn wir nach dem Mitgetheilten die Erschei- nung der Dotterzertheilung im Laufe der Entwickelung bloss als eine physiologische deuten, bleibt uns eigent- lich, ehe wir die Frage, die uns aufhält, verlassen, noch eins zu berücksichtigen. Und das ist die physikalische Ursache der Dotterklüftung. Doch die jetzt bekannten und gebräuchlichen Unter- suchungsmitteln sind nicht hinreichend, um diese Auf- gabe durch direkte Uutersuchung zu lösen. Wir müssen uns desshalb damit begnügen, aus der Zusammenstellung der existirenden Beobachtungen auf den Grund der Er- scheinung zu schliessen. Wir wissen, dass die Erscheinung des Dotterzer- fallens ebenso wie bei den Insekten, auch bei den Cru- staceen stattfindet ; dass sie bei verschiedenen Genera einer und derselben Thierfamilien ebensowohl gefunden, wie auch vermisst wird ; schliesslich konnten wir uns über- zeugen, dass dieser Vorgang bloss eine physiologische Bedeutung haben kann. Aus allen diesen Thatsachen folgt unzweifelhaft der Schluss, dass es die Qualität des Dotters ist, durch wel- che hauptsächlich das Auftreten des Vorganges bedingt wird, und dass die Bildung der Dotterschollen als phy- sikalisches Moment der Flächenvergrösserung anzuse- hen ist. Gehen wir jetzt an die Untersuchung der Entwik- kelungsvorgänge des abgelegten Eies, dann wird unsere X60 M e 1 n i k 0 w: Aufmerksamkeit zunächst von dem unteren Pol des Eies in Anspruch genommen. Im unteren Pole des EieS; in der peripherischen Schicht des Dotters, die wegen der Abwesenheit der Fetttropfen durchsichtiger erscheint, als die übrige Masse desselben, kommen Kerne zum Vorschein. Die Zahl dieser Kerne wächst sehr rasch und wie mir schien durch Zertheilung der primitiven Kerne (Fig. 21). Die grössten Kerne messen 0,01 Mm., die kleineren 0,006 Mm. Nachdem die Menge dieser Kerne ganz ansehnlich geworden, gestalten sich dieselben zu Zellen, indem die molekulare Dottersubstanz, in der sie eingebettet liegen, dieselben umlagert und sich schliesslich in das Proto- plasma der so entstandenen Zellen verwandelt. Diese Zellen bilden einen Haufen, der bei den Pediculiden so scharf conturirt erscheint, dass man fast glauben könnte, es sei das Gebilde von einer Cuticula umgeben. Der Zcllenhaufen bleibt nach seiner Ausbildung eine Zeitlang im Dotter liegen (Fig. 22), bis er später auf dem hinteren Segment des Dotters frei von der Masse desselben beob- achtet wird. Diese Ueberwanderung des Zellenhaufens geschieht ganz passiv, wahrscheinlich in Folge der Zu- sammenziehung des Dotters (Fig. 23). Gleichzeitig mit diesem Vorgange entstehen in der peripherischen Schicht des übrigen Dotters helle Flecken von 0,006 Mm. im Durchmesser, die sich bald in Zellen umwandeln. Es geschieht durch die Bildung eines run- den Hofes molekularer Dottersubstanz um die hellen Flecken, in derselben Weise, wie wir es bei der Bildung der eben erwähnten Zellen dargestellt haben (Fig. 23). Mit der Ausbildung dieser peripherischen Zellen geht aber zugleich eine Reduktion des terminalen Zellen- haufens vor sich. Es scheint, als wenn die Zellen in eine feinkörnige blasse zerfielen, die dann durch Resor- ption zu Grunde geht und das Schwinden des Haufens herbeiführt. Dieses Schwinden ist aber kein ganz vollständiges, es bleibt vielmehr von dem Haufen eine einzellige Lage, deren Elemente sich abplatten, so dass schliesslich der Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 161 Dotter an seiner ganzen Peripherie von einer Zellenlage umgeben ist^ die wir als Blastoderma in Anspruch nehmen. Aus dem Mitgethellten geht hervor, dass die Bil- dung des Blastoderma bei den Läusen und Mallophagen ebenso geschieht, wie (nach L euc kart) bei Melophagus und (nach meinen Beobachtungen) bei Donacia, so wie weiter, dass dieselbe mit der Entwickelung eines provi- sorischen Gebildes im Zusammenhange steht, das jedoch schon vor der vollständigen Ausbildung der Keimhaut wieder verschwindet, und dessen Bedeutung vollkommen räthselhaft ist. Je nach Lage und Ursprung haben übrigens die Zellen des Blastoderms eine verschiedene Form und Grösse. Diejenigen Blastodermazellen, welche den Dotter des unteren Poles bedecken , erscheinen, wie schon an- gedeutet, abgeplattet, während die übrigen prismatisch gestaltet sind. Die prismatischen Zellen zeigen jedoch eine verschiedene Länge, indem sie von 0,0075 Mm. bis 0,001 Mm. messen. Die längsten Zellen bilden einen Gürtel ungefähr um das hintere Drittbeil des Eies und gehen allmählich einerseits in die abgeplattenen Unterpolzellen, andererseits in die kürzeren Zellen der vorderen Dotterhälfte über. Die längsten prismatischen Zellen, die den genann- ten Gürtel bilden, gehen durch Theilung bald eine starke Vermehrung ein. Sie verlieren damit ihre prismatische Gestalt, während die ursprüngliche einzellige Verdickung des Blastoderms gleichzeitig in eine mehrfach geschich- tete verwandelt wird. Es muss aber hierbei hervorgehoben werden, dass die Dickenzunahrae des Gürtels nicht eine gieichmässige ist, sondern dass die eine Region desselben, die nämlich, welche, w^ie wir schon hier erwähnen wollen, die Keim- lage liefert, ein Uebergewicht gewinnt und sich als Schild auf dem Gürtel darstellt (Fig. 25). Dieses Schild befindet sich auf derjenigen Seite des Eies, welche dem Haar oder der Feder, woran es hängt, zugekehrt ist, und zeigt bald nach seiner Ausbildung eine Einkerbung (Fig. 26). Archiv f. Naturg-. XXXV. Jahrg. Bd. 1. H 162 Melnikow: Die Einkerbung verwandelt sich zu einer Einstül- pung, welche im optischen Durchschnitte die Form eines Dreieckes hat und sich der Art in die Dottermasse ein- senkt, dass ihre Spitze etwas nach dem vorderen Pole gerichtet erscheint. Dieses eingestülpte Blastoderma re- präsentirt den eigentlichen Keim unserer Thiere (Fig. 27). Mit der Bildung der Einstülpung erleidet das Bla- stoderma , welches keinen Antheil an diesem Vorgange nimmt j also die ganze Keimhaut mit Ausschluss des Schildes, eine Veränderung in sofern, als sie sich in eine einzellige Schicht umwandelt. Die Zellen dieser Schicht nehmen, wie die schon früher erwähnten Zellen des un- tern Poles, eine platte Form an. Die Schicht, um die es sich hier handelt, geht einer- seits unmittelbar in die Masse des Schildes, die als Ue- berrest der Einstülpung auf dem Dotter liegen bleibt, anderseits in den eingestülpten Stiel denselben, in den eigentlichen Keim, über, und repräsentirt das sog. Am- nion (Fig. 27). Da der Keim als eine Einstülpung aus zwei Seg- menten besteht, von denen des eine, bei der ursprüng- lichen Lage des Keimes, dem hinteren, das andere dem vorderen Pole des Eies zugekehrt ist, das letztere aber zunächst mit dem Blastodermschilde zusammenhängt, so steht das Amnion natürlich nur mit dem dem hinteren Pole des Eies zugekehrten Theile in unmittelbarem Zusam- menhange. Mit dem Wachsthum des eingestülpten Keimes ge- schieht jedoch eine Krümmung desselben, welche, da sie dem Dotter zugewendet erscheint, den Keim von dem an- liegenden Blastodermschilde immer mehr frei macht. Zu gleicher Zeit nehmen die oben erwähnten Seg- mente des Keimes allmählich eine immer verschiedenere Bildung an. Der urspünglich dem hinteren Pole zuge- kehrte Theil, der mit Amnion in Continuität sich befin- det, verdünnt sich allmählich, um schliesslich in eine ein- zellige Schicht sich umzuwandeln. Die Zellen dieser Schicht platten sich ab und zeigen sich sonach ganz ähnlich den Zellen des Amnions. Das Gebilde wird zu Beiträge zur Embryonalentwickeluiig der Insekten. 163 dem jetzt sog. Deckblatt; während der andere Theil des KeimeS; der mit Amnion durch den Ueberrest des Schil- des in Verbindung steht, und ebensowohl an Länge wie auch an Dicke allmählich beträchtlich gewachsen ist, sich in den Keimstreifen umbildet. Noch ehe das Deckblatt jedoch seine definitive 8tructur erhält, beobachtet man, dass der Ueberrest des Schildes, welcher bisher noch denjenigen Theil des Keim- streifens, der sich unmittelbar in diese Blastodermamasse fortsetzt, bedeckte, sich in die Eiustülpungsöffnung ein- senkt und dann als polsterartiger vorderer Abschnitt des Keimstreifens erscheint (Fig. 28). Diese Lageveränderung wird dadurch bedingt, dass der untere Stiel des Keimstreifens, welcher unmittelbar mit der betreffenden Masse sich verbindet, an der Krüm- mung des Keimes Antheil nimmt. Der polsterartige Abschnitt des Keimstreifens erfährt bald eine Differenzirung in zwei seitliche Partien und in eine Centralmasse. Die seitlichen Partien wachsen plattenartig aus und stellen dann die Kopflappen dar (Fig. 29). Die Centralmasse erhebt sich über das Niveau der Kopflappen im Räume der Einstülpungsöffuung als ko- nischer, breiter Zapfen und repräsentirt so den Vorder- kopf (Fig. 29). Die hier auseinander gesetzten Verhältnisse der Bil- dung der Kopflappen und des Vorderkopfes sind nament- lich bei den Mallophagen äusserst scharf ausgeprägt, tre- ten aber bei den Pediculiden weniger deutlich hervor, was von der relativ geringeren Entwickelung des Ue- berrestes des Schildes abhängt und mit dem Grade der Kopfbildung der Läuse in Verbindung steht. Es stellt sich also heraus, dass bei unseren Thieren die Bildung des Urtheiles des Vorderkopfes (im allge- meinen Sinne dieses Wortes) nach derselben Weise ge- schieht, wie es Mecznikow bei den Aphiden geschil- dert hat. Wenn ich sonach nun auch die Angabe des ge- nannten Beobachters von der Bildung der Kopflappen 164 Meliiikow: und des Vorderkopfes durch meine Untersuchungen zu bestätigen im Stande bin, kann ich demselben doch darin nicht beistimmen, dass der aus dem Blastoderm entstandene Vorderkopfabschnitt (Kopflappen und Vorderkopf) von einer ringförmigen Amnionfalte nebst einer Falte der Seitenplatten (unserer Kopflappen) umhüllt werde, was dann die Entstehung einer vollständigen Amnionblase und den Zusammenhang des Deckblattes mit dem Kopftheile des Keimstreifens hervorbringen soll. Solche Verhält- nisse kommen nicht vor. Das Amnion bildet keine ge- schlossene Blase, und auf Kosten der Kopflappen entste- hen keine sog. „Scheltelplatten" (Kopftheil des Deckblat- tes), die mit dem Deckblatt in Verbindung treten könn- ten. Das Amnion bleibt vielmehr stets mit dem Kopf- theile des Kopfstreifens und zwar mit der Stelle dessel- ben, wo die Kopflappen mit der Basis des Vorderkopfes zusammenfliessen, in Verbindung, wie es andererseits denn auch continuirlich in das Deckblatt übergeht. Das x\m- nion bildet also eine einfache Hülle um den Eiinhalt und die Einstülpungsöffnung bleibt vorhanden. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass der Theil des Amnions, der sich unmittelbar in das Deckblatt fortsetzt, sich so dicht an denjenigen Abschnitt des Amnions, der mit dem Kopftheil des Keimstreifehs zusammenhängt, anlegt, dass beide sich in der Profillage decken und zu- sammenzuhängen scheinen, obwohl sich bei genauerer Untersuchung herausstellt, dass keine Verwachsung, son- dern nur ein Aneinanderschmiegen derselben stattgefun- den hat. Gehen wir nach dieser Bemerkung zur Verfolgung der weiteren P]ntwickelung über, so kommen wir zunächst an dasjenige Stadium, das zur Bestimmung der einzelnen morphologischen Abschnitte des Keimstreifens hinführt. Gleichzeitig mit der Diftcrenzirung der Kopflappen wird auf dem Keimstreifen die Bildung der Keimwülste wahrnehmbar, was durch das Auftreten einer longitudinal verlaufenden Furche zu Stände kommt. Nach der Ausbildung der Keimwülste kommen die Extremitäten zum Vo^chein. In welcher Reihenfolge Beiträge zur Embryoiialentwickelung der Insekten. 165 nach einander sich die Segmentanliänge ausbilden, war ich nicht im Stande genau zu verfolgen, denn zu einer solchen Untersuchung eignen sich die Läuse gar nicht. Zur Zeit des Auftretens der Segmentanhänge liegen die Schollen, in welche die ganze Dottermasse schon zerfal- len erscheint, so dicht beisammen, dass es schwer ist, eine sichere Ansicht über die ersten Anlagen der Extremitä- ten zu gewinnen. So viel aber scheint mir sicher zu sein, dass es die Beine sind, die am ersten erscheinen. Mit vollständiger Bestimmtheit kann ich auch behaupten, dass die Antennen, die als Auswüchse der Kopflappen sich herausstellen, erst nach der Anlage der Kieferseg- mentanhänge zum Vorschein kommen. Die Abdominalgegend des Keimstreifens, die durch das Auftreten der Beine gegen den Thorax scharf ab- gesetzt ist und bis zu dem Deckel des Eies sich erhebt, biegt sich gegen die Bauchseite hin, so dass der ganze Keimstrelfen fast eine S-förmige Gestalt hat. Nachdem die Thoraxsegmentanhänge recht ansehn- lich gewachsen sind und die Gestalt der Beine angenom- men haben, wird eine histologische Differenzirung in dem Keimstreifen und seinen Anhängen wahrgenommen. Man ist nämlich im Stande, eine obere (äussere) Zellenlage recht scharf von der übrigen Zellenmasse zu unter- scheiden. Diese oberflächliche Lage besteht aus meistens viel- eckigen, mit grossen runden Kernen versehenen Zellen. Bei der Flächenansicht erscheinen die Zellen pflasterartig nebeneinander zu liegen. Die übrige, unter dieser ober- flächlichen Lage befindliche Masse besteht aus Zellen von mehr rundlicher Form, die mit viel kleineren, stark das Licht brechenden Kernen versehen sind. In der Zeit dieser Differenzirung tritt auch die Mund- darmbildung auf, deren Entstehung aber näher zu prüfen mir nicht gelungen ist. Kurz darauf ist eine Concentrirung der Kopftheile des Keimstreifens zu beobachten, die von der'^Zusammenzie- hung des die Mundtheile tragenden vorderen Keimstreifens herrührt. Dieser Concentrirung der Kopftheile folgt auch 166 Melnikow: eine gewisse Gestaltveränderung der einzelnen Theile des Kopfes , was bei den Pediculiden besonders scharf hervortritt. Der Vorderkopf der Läuse, der bis dahin kaum an- gedeutet erschien , stellt sich nun als ein zungenartiger Theil des Kopfes dar (Fig. 31). Von allen Kopfsegmentanhängen wachsen die hinte- ren Maxillen zu dieser Zeit am ansehnlichsten. Sie be- kommen auch ein Paar Anhänge, welche auf dem oberen Rand derselben aufsitzen und gewiss als Palpi labiales zu deuten sind (Fig. 31). Bei denjenigen Arten (Mallophagen), die im ausge- bildeten Zustande mit einem Palpus maxillaris versehen sind, wird die Andeutung derselben jetzt gleichfalls wahrgenommen. Durch die angedeuteten Veränderungen werden wir zu einer anderen wesentlichen Erscheinung in der Ent- wickelungsgeschichte unserer Thiere geführt. Es ent- steht nämlich eine Lageveränderung des Keimstreifens zu denEipolen, eine Veränderung in seiner Beziehung zu den Embryonalhäuten und dem Dotter. Um aber die angedeuteten Veränderungen genauer verfolgen zu können, müssen wir den gegenwärtigen Zu- stand der Verhältnisse wiederholt in Betracht ziehen (Fig. 30). Der Kopftheil des Keimstreifens liegt in der Gegend des hinteren Poles und sein Abdominaltheil ist nach dem vorderen Pole gerichtet. Das Deckblatt umhüllt die ßauchfläche des gebo- genen Keimstreifens, indem es einerseits mit dem Abdo- minalende und den Seitenrändern des letzteren zusam- menfliesst und andererseits sich in das Amnion continuir- lich fortsetzt. Das letztere, das mit dem Dotterblatte und dem Kopftheil des Keimstreifens zusammenhängt, umgiebt glockenartig den ganzen Dotter. Der Dotter erscheint an der Bauchfläche und den Seitentheilen des Keimstreifens bereits vollständig ver- braucht und ist nur auf dem Rückentheil des letzteren und an den Polen des Eies noch vorhanden. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 167 Die oben erwähnte Lageveränderung besteht in einer Ausstülpung des Keimstreifens (und Dotterblat- tes), welche durch die EinstülpungsöfFnung hindurch statt- findet. Der Ausstülpungsprocess läuft allmählich und recht langsam ab, indem etwa 18 Stunden vergehen, bevor der Kopf in der Gegend des vorderen Poles erscheint und das Abdomen gegen, den hinteren Pol gerichtet ist. Eingeleitet wird die Ausstülpung durch das Ausein- anderweichen der sich deckenden Abschnitte des Am- nions und zwar eben sowohl desjenigen, der mit dem Deckbiatte, wie auch desjenigen, der mit dem Kopftheile des Keimstreifens in Verbindung steht. Dieses Ausein- anderweichen wird hervorgebracht durch das Einschie- ben des Vorderkopfes zwischen die bezeichneten Ab- schnitte des Amnions, was von der starken Krümmung der Kopf- und Brusttheile des Keimstreifens herrührt. Bei der Einschiebung des Kopfes senkt sich die Stelle desselben, die mit dem Amnion verbunden ist, etwas ein ; das Deck- blatt aber sammt dem mit ihm zusammenliegenden Am- nion wird gleichzeitig , wegen der Ausstreckung des Abdomens und zwar in Folge der früher erwähnten Krümmung der vorderen Keimstreifentheile, zum vorde- ren Pole gezogen. Nach diesem Vorgange kommt nun erst die eigent- liche Ausstülpung zu Stande. Die Theile, die den Raum der Einstülpungshöhle unmittelbar begrenzten, also die Bauchseite des Keimstreifens und das Deckblatt, werden jetzt nach Aussen gekehrt und der Innenraum derselben mit zusammengeflossener Dottermasse ausgefüllt (Fig. 32). Es ist klar, dass nach der Ausstülpung des Keim- streifens das Deckblatt zur Dorsalbegrenzung des Em- bryo wird. Es ist auch evident, dass das mit dem Deckblatt und dem Keimstreifen zusammenhängende Amnion sich an der Bildung der embryonalen ßückenwand betheiligt. Es bildet den Theil derselben, welcher von dem Deckblatte unbedeckt erscheint. Auf eine kleinere Strecke ange- 168 Melnikow: wiesen als vorher, zeigt sicli jetzt das Amnion in Falten zusammengezogen, wie man auf Fig. 32 sehen kann. Aus den mitgetheiltcn Thatsachen stellt sich heraus, dass die Läuse und Pelzfresser in Vergleich mit den In- sekten, die mit einem ßauchkeimstreifen sich entwickeln, ein ganz abweichendes Verhalten bezüglich der Schick- sale der Embryonalhäute zu Schau tragen '). Die so eben geschilderten Verhältnisse weichen auch von den durch die Untersuchungen von M e c z n i k o w be- kannt gewordenen Thatsachen ab. Während Meczni- kow bei dem Schliessen des Rückens des Embryo dem Amnion die Hauptrolle zuschreibt 2), stellt sich nach mei- nen Untersuchungen heraus, dass eigentlich das Amnion nur zur Hülfe des Deckblattes bei dem Schliesen des Rückens dient. Die Angaben vonMecznikow über die Verwach- sung des iVmnions mit den am Bauche liegenden Körper- theilen ^) und über die Undeutllchkeit des Deckblattes schon am Ende der zweiten Entwickelungsperiode bei den Aphiden ^), scheinen nach dem Mitgetheiltcn nicht haltbar. Mit der Ausstülpung des Keimstreifens nimmt der Embryo seine definitive Lage gegen die Pole und Seiten des Eies an, da nach diesem Vorgange der Kopf zum vorderen Pole gerichtet erscheint und die am Bauche liegenden Körpertheile an die Seite des Eies kommen, auf welcher die primitive Einstülpung stattgefunden hat. Was aber die relative Lage der einzelnen Körperab- schnitte des Embryo anbetrifft, so müssen diese auch später noch gewisse Positionsveränderungen erfahren, um dem Embryonalkörper seine definitive Gestalt zu sichern. Der Kopf steigt noch in die Höhe hinauf und be~ 1) Dasselbe hat Hrn. Dr. Brandt durch seine gleichfalls in dem Laboratorium des Herrn Prof. Leuckart angestellten Beob- achtungen für die Libelhüiden constatirt. 2) Op. cit. p. 456 und p. 457. 3) Ibid. p. 457. 4) Ibid. p. 452. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 169 dingt das Herabsinken des Dottersackes, der anfangs mit seinem vorderen Abschnitte wie ein Buckel auf dem Kopfe liegt (Fig. 33). Hand in Hand mit diesem Vorgange wird das Am- nion immer mehr in die Leibeswand eingezogen und durch Atrophie verkleinert. Zuerst verschwinden die Falten des zusammengeschrumpften Amnions, so dass es als eine verdickte Kappe um den vorderen Abschnitt des Dottersackes erscheint (F. 33). Später, wenn der Kopf den Dottersack überragt, unterscheidet man in der schon voll- ständig ausgebildeten Rückenwand nur noch einen unwe- sentlichen Rest des Amnions, in Form einer Leiste (Fig. 34). Dabei muss übrigens hervorgehoben werden, dass auch die über den Dottersack hinwachsenden Seitenlappen an der Bildung der definitiven Rückenwand des Embryo einen wesentlichen Antheil nehmen, indem der Rest des Amnions und das Deckblatt damit zusammenfliesst, so dass man in dem Stadium, das auf Fig. 34 abgebildet ist, kein Deckblatt mehr wahrzunehmen im Stande ist. Die Darstellung der letzten Schicksale der Em- bryonalhäute hat uns gehindert, die Bildung des Afters zu erwähnen, die in dem Stadium sich beobachten lässt, welches auf Fig. 32 abgebildet ist. Dieselbe geschieht bei unseren Thieren ebenso, wie wir es von der Donacia angaben, durch eine Einstülpung in der Zellenmasse des Abdominalabschnittes des Keimstreifens. Gleichzeitig mit den Veränderungen, welche den Embryo zu seiner definitiven Lage im Eie und seiner de- finitiven Gestaltung führen, scheidet die früher erwähnte oberflächliche aus polygonalen Zellen bestehende Schicht des Keimstreifens und seiner Anhänge eine Cuticula aus, der auf dem Scheitel des Kopfes eine dicht gedrängte Anzahl konischer Spitzen aufsitzen. Dieselben sind bei den Pediculiden, Gonioden und Lipeurus in einer gru- benartigen Vertiefung des Scheitels angebracht, bei Tri- chodectes aber stehen sie auf einer Ebene, Später geht sowohl mit diesen Spitzen, wie mit den Seitenbegren- zungen der Grube, in der sie bei den Pediculiden gefun- den werden, eine Chitinisirung vor sich. 170 Melnikow: Bei den Pediculiden kommen ausser diesen Spitzen auf der Haut des Vorderkopfes noch einige zangenar- tige in eine Reihe gestellte und an Grösse sehr differi- rende Auswüchse in Betracht. Die mit den erwähnten Ausstattungen versehene Haut unserer Thiere ist eine provisorische und wird beim Ausschlüpfen der Larve im Eie zurückgelassen. Solche Häutung im Eie ist bereits früher beobachtet worden. Man kennt auch bereits ähnliche Ausstattungen an der abgestreiften Haut. So habe ich z. B. durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Leuckart Präparate mit der provisorischen Haut von Pentatomen kennen ge- lernt, an der drei stark chitinisirte leistenförmige Platten sitzen, die auf dem Scheitel zusammenfliessen und von da an stark auseinanderweichen. In unserem Falle ist die Häutung im Eie insofern von einer grossen Bedeutung, als sie mit gewissen wich- tigen organologischen Vorgängen in innigem Zusammen- hange steht. Ich habe übrigens nicht die Absicht; hier die Ent- stehungsweise und Ausbildung der einzelnen innern Or- gane auseinanderzusetzen, zumal ich darüber nichts Neues mitzutheilen im Stande bin. Ich will nur meine Beobach- tungen über die äusseren Mundtheile und den Vorder- kopf mittheilen, da diese Gebilde gewisse Eigenthümlich- keiten in ihrem morphologischen Verhalten darbieten. Bei der Beschreibung des Stadiums, das unmittel- bar an die Ausstülpung des Keimstreifens anknüpft, ha- ben wir die Umgestaltungen , welche an den äusseren Mundwerkzeugen und dem Vorderkopfe stattgefunden haben, bereits angedeutet. Es ist damals hervorgehoben worden, dass es sich nicht nur um Auswachsung der An- lagen von Segmentanhängen handelte, sondern dass auch das Auftreten der Palpen zu bemerken war. Wir haben auch bemerkt, dass zu jener Zeit der Vorderkopf bei den Läusen sich deutlich als ein zungenartiger Anhang des Kopfes herausstellt. Aber erst die späteren Veränderungen des Vorder- kopfes und der Segmentanhänge, welche im Laufe der Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 171 Häutung vorkommen, führen die genannten Gebilde zu ihrer definitiven Gestaltung. Bei den Mallophagen bekommt der Vorderkopf einen fast vertikal zu der Längsaxe des Embryo verlaufenden Einschnitt, w^elcher die Scheidung des breiten, massiven Vorderkopfes unserer Thiere in ein Clypeus und eine Oberlippe hervorbringt. Das Labrum der Mallophagen gestaltet sich durch Abplattung in eine breite Decke des Mundes, deren Rand bei einigen Arten (Goniodes, Trichodectes) eine Chitinisi- rung erleidet, während er sich bei anderen (Lipeurus) mit einer Reihe kleiner Borsten besetzt. Die Mandibeln der Mallophagen verdicken sich an- sehnlich und platten sich gegen ihr Ende etwas ab. Die abgeplatteten Enden gestalten sich bald zu drei Spitzen. Anfangs sind diese Endspitzen oder Zangen ganz gleichmässig, aber später tritt eine ungleiche Entwickelung ein. Bei Goniodes ist diese Ungleichheit noch nicht sehr auffallend, obgleich die obere Zange jeder Mandibel im- mer mehr als die anderen ausgebildet erscheint. Bei Trichodectes aber entwickelt sich nur die mittlere Zange, während die seitlichen ganz rudimentär bleiben. Da bei den Mallophagen die Mandibeln in einander greifen, so ist es klar, dass die hervorgehobenen Ver- schiedenheiten in der iVusbildung der Zangen auch ge- wisse Verschiedenheiten in der gegenseitigen Beziehung der Mandibeln bedingen. Bei den Trichodecten gleichen die Kiefer Scheeren, deren Schenkel die mittleren Zan- gen darstellen; bei den Gonioden aber sind die Mandi- beln wie in einander eingeklemmt ^). (Fig. 35 u. Fig. 36). 1) Diese Verschiedenheit in der gegenseitigen Beziehung der Kiefer stehen im innigsten Zusammenhange mit den Nahrungsstof- fen, von denen unsere Thiere hauptsächlich leben, und mit der Art und Weise, wie sie dieselben gewinnen. Die Trichodecten nähren sich ausschliesslich vom Blute ihres Trägers; die Goniodes aber vorzüglich von Federsubstanz. Es ist leicht einzusehen, dass die scheerenförmigen Mandibeln der erstem am besten geeignet sind zum Durchschneiden der Haut und die der letztern zum Abstreifen und Abreissen der Federn. 172 Melnikow: Bezüglich der ersten Maxillen der Mallophagen ist zu bemerken, dass zur Zeit der Häutung zwei Theile der- selben sich unterscheiden lassen, von denen ich den einen als Basaltheil und den anderen, der auf dem letzteren sitzt, als Lade bezeichnen will. Der Basalabsehnitt bleibt stets weich; die Lade aber, die als kurze abgerundete Platte erscheint, chitinisirt an ihrer Peripherie, wo man auch Spitzen oder Zacken, die noch stärker chitinisirt sind, wahrnimmt (Fig. 35). Die Laden weichen in ihrer Normalstellung ausein* ander und scheinen nur wenig beweglich zu sein ^). Das zweite Maxillarpaar der Mallophagen fliesst, wie bei allen übrigen Insekten zu einer Unterlippe zusammen. Diese stellt sich als eine fast ebenso breite wie lange Platte dar, die auf ihrem oberen Rande zwei Anhänge trägt und als ein provisorisches Gebilde, welches mit der Häutung abfällt, bemerkenswerth ist. Gehen wir zur Betrachtung der Kopftheile der Pe- diculiden über, so müssen wir dieselbe zunächst auf dem Stadium berücksichtigen, welches auf Fig. 31 abgebildet und bereits beschrieben ist. Die danach folgende Ver- änderung stellt sich als ein Zusammenschmelzen des zweiten Maxillarpaares dar. Es entsteht auf diese Weise eine Unterlippe, die, wie die Unterlippe der Mallopha- gen, als eine mit zwei Anhängen auf ihrem oberen Rande versehene Platte erscheint, aber viel länger als breit ist. Die Mandibeln und Maxillen zeigen sich zu dieser Zeit stark in die Länge gewachsen und so aneinander gelegt, dasse sie, sammt der sie von der Bauchseite dek- kenden Unterlippe, in der Profilansicht einen Konus dar- stellen (Fig. 37). Der Vorderkopf der Pediculidcn theilt sich nicht 1) Die Gestaltung der Unterkiefer, die Lage ihrer Laden und die geringe Beweglichkeit der letzteren lassen vermuthen, dass diese. Gebilde mehr passive Leistungen haben. Sie werden die Wunde beim Saugen auseinander halten und die Federn bei der activen Thätigkeit der Mandibeln lixiren. Beiträge zur Embryonal ent Wickelung der Insekten. 173 in einen Clypens und eine Oberlippe, sondern scheidet sich durch seitliche Einschnitte von der Kopfmasse ab, er- scheint sonach mehr abgesondert, und gestaltet sich zu einer nach der Bauchseite gerichteten Rinne (Fig. 37). Anfangs glatt bekommt der obere Rand dieser Rinne, so wie auch der obere Theil 'der Seitenwände nach einiger Zeit Häkchen, deren Spitzen nach Aussen gekehrt er- scheinen, worauf dann sowohl die Häkchen als auch der von Häkchen frei bleibende Theil der Seitenränder der Rinne chitinisirt w^ird (Fig. 38). Der zur Rinne gestaltete Vorderkopf bildet die Scheide des Rüssels unserer Thiere. Die chitinisirten Ränder derselben stellen die zum Saugrüssel gehörigen sog. vorderen Chitinschenkel dar. Gleichzeitig mit den Veränderungen des Vorder- kopfes erfahren die Segmentanhänge folgende Umgestal- tungen. Die Mandibeln verdünnen sich sehr ansehnlich ge- gen ihre P]nden, welche spitzig erscheinen und in eine Chitinborste auslaufen (Fig. 38). Die ersten Maxillen fliessen in eine breite Platte zusammen, die in der Mitte ihres oberen Randes eine Einkerbung zu Schau trägt, die auch später noch die Grenzen der verschmolzenen Maxillen anzeigt. Die obe- ren Ecken der Platte erheben sich als abgerundete Spitzen und stellen die Enden der ursprünglichen Maxil- len vor (Fig. 38). Die Unterlippe erscheint viel dünner und stellt sich bald darauf durch vollständige Atrophie ihrer Masse, als eine einfache Hautfalte dar, welche mit der proviso- rischen JJaut unserer Thiere bei dem Ausschlüpfen in der Eischale verlassen w^ird. Vergleichen wir die Mundwerkzeuge der Larve in dem so eben beschriebenen Zustand mit denen des aus- gebildeten Thieres, so besteht, wenn wir von der Unter- lippe absehen, der Unterschied nur in der noch vorhande- nen Deutlichkeit der Mandibeln und Unterkiefer der Larve. Später erfahren diese eben genannten Segment- anhänge noch eine weitere Reduction, indem die Mandi- 174 Melnikotv: bein bei dem ausgebildeten Thiere zu kaum bemerkbaren Leisten auf jeder Seite der Rüsselscheide werden. Diese Mandibeln sind bisher ganz übersehen worden^ allein sie lassen sich nach meinen Beobachtungen leicht durch das Vorhandensein ihrer Borsten^ welche deutlicher hervortreten als die Borsten des Kopfrandes, erkennen. Der Unterkiefer nimmt wesentlich in seiner Dicke ab und kann nur an den schwach chitinisirten Endspitzen erkannt werden (Fig. 39). Es ist bekannt, dass in der Geschichte unserer Wis- senschaft verschiedenartige Ansichten über die Mundwerk- zeuge der Läuse existiren. So hat z. ß. ein und derselbe Beobachter die Mundwerkzeuge unserer Thiere einmal als „beissende"; ein andermal als „saugende" beschrie- ben. Die Schwierigkeit des Objektes macht solche Dif- ferenzen erklärlich. In der letzten Zeit sind übrigens die Mundwerkzeuge der Läuse sehr allgemein als „saugende'^ anerkannt, nur dass die Morphologie dieses Saugapparates bis jetzt noch vollständig dunkel blieb. Die Scheide des Rüssels, die wie die Entwickeluiigsgeschichte uns zeigte, als Vorder- kopf anzusprechen ist, wollte man sogar als Unterlippe deuten (B u r m e i s t e r). Die gewonnenen embryologischen Thatsachen haben aber nicht nur insofern einigen Werth, als sie die Ver- hältnisse, um die es sich hier handelt, aufzuklären im Stande sind, sondern auch dadurch, dass jetzt eine ganz neue An- sicht über die Bildung des Saugapparates bei den Insek- ten gewonnen ist. Wir haben nämlich erfahren, dass dieser Apparat auch ohne Beihülfe der Kopfsegmentan- hänge zu Stande kommen kann. Was die eigentliche Saugröhre der Pediculiden an- betrifft, so muss diese, wie auch die Saugröhre der Mal- lophagen, als Bildung der Mundhöhle angesehen werden. Es ist übrigens hervorzuheben, dass die Existenz der Saugröhre bei den Pelzfressern bis jetzt übersehen war, ungeachtet dass alle Repräsentanten dieser Gruppe (ich habe bis zwölf verschiedenen Genera der Mallophagen in dieser Hinsicht untersucht) eine solche besitzen. Es Beiträge zur Embryonal entwickelung der Insekten. 175 ist auch nicht uninteressant, dass alle Mallophagcn ohne Ausnahme, wenn auch einige nur selten (Lipeurus z. B.) Blut saugen. Die Saugröhre der Mallophagen ist von einem leier- förmigen Gebilde eingefasst, welches als Chitinbildung der Mundhöhle anzusehen ist (Fig. 40). Ausserdem verläuft von der Oberfläche der Saug- röhre unserer Thierc ein Chitinfaden, der sich spaltend in zwei ovale Platten übergeht (Fig. 40). Diese Platten hängen oben mit dem Gestell der Mandibeln zusammen und haben unten Sehnen zur Befestigung der Muskeln (Fig. 40). Dieser ganze Apparat scheint die Rolle eines Zu- rückziehers des Rüssels zu vertreten. Mit der Ausbildung der definitiven Mundwerkzeuge wird die Larve der Pediculiden und Mallophagen zum Ausschlüpfen vollständig fertig. Es muss auch erwähnt werden, dass die Larven Verschiedenheit in der Zahl der Stigmen zeigen. Bei Mallophagen -Larven nimmt man nur ein Paar Stigmen wahr, die sich auf dem Mesothorax befinden; während man bei den Pediculiden-Larven auch schon die Abdominal- stigmen bemerken kann. Das Ausschlüpfen selbst fand ich zwar keine Gele- genheit zu beobachten, doch habe ich mich von dem Ab- streifen der provisorischen Haut mehrmals überzeugen können, da ich diese in der Eischale nachzuweisen im Stande war. Indem wir nach der Auseinandersetzung der Beob- achtungen zur Zusammenstellung der wesentlichen Re- sultate und deren Beurtheilung schreiten, müssen wir in Anbetracht des Umstandes, dass unsere Hauptaufgabe die Darstellung der Verhältnisse der Embryonalhäute ist, uns auch zuerst mit dieser Frage beschäftigen. Durch die mitgetheilten Beobachtungen ist festge- stellt, dass die Coleopteren, Pediculiden und Mallophagen weder des Amnions, noch des sog. Faltenblatts entbehren. 176 Melnikowi Ein Avichtigeres Ergebnfss der vorliegenden Beob- achtungen aber besteht in der Erkenntniss, dass die Ver- hältnisse der Embryonalhäute nicht bei allen Insekten gleich sind. Schon Mecznikow hebt hervor^ dass bei den In- sekten; die eine Verschiedenheit der Keimstreifenbildung darbieten^ auch eine Verschiedenheit in der Entstehung der Embryonalhüllen vorkommt. Meine Untersuchungen liefern den Nachweis, dass nicht nur die Entstehungs- vreise diese Verschiedenheiten ausmacht, sondern dass die Insektenembryonalhäute sich auch in ihrer Beziehung zum Keimstreifen, zum Dotter und endlich in Beziehung ihrer Schicksale nicht gleich verhalten. Bei Donacia entstehen Amnion und Faltenblatt im Zusammenhange mit einander, aber unabhängig von dem Keimstreifen und erst nach dessen Ausbildung. Bei die- sem Insekt erheben sich, ebenso wie bei den Dipteren, auf dem Kopf- und Schwanzende des Keimstreifens Fal- ten des ßlastoderms, und die Blätter dieser Falten sind eben die genannten Hüllen. In der Entwickelung des Eies von Donacia, Dipte- ren und Phryganiden ist ein Stadium aufzufinden, in dem nicht nur das Amnion, sondern auch das Faltenblatt eine vollständig geschlossene Kapsel darstellt, die den ganzen Eiinhalt umgiebt. Bei allen untersuchten Insekten, die sich mit dem Bauchkeimstreifen entwickeln, nimmt weder das Amnion, noch das Faltenblatt einen Antheil an dem Aufbau des Larvenkörpers, oder, was dasselbe ist, die Embryonal- hüllen der Insekten, um die es sich hier handelt, sind provisorische Gebilde im eigentlichen Sinne des Wortes. Ganz andere Verhältnisse sind bei den Läusen zu beobachten. Die Entstehung der Embryonalhüllen der Läuse fällt in die Zeit der Keimstreifenbildung, ja es steht sogar die Entstehung des Faltenblattes im innigsten Zusammen- hange mit der Bildung des Keimstreifens. Das verdickte Blastoderma der dem Haare zugekehrten Seite des Eies bildet eine Einstülpung, welche ^die Anlage des Keim- Beiträge zur Embryonalen twickelung der Insekten. 177 Streifens und des Faltenblattes ist. Die dem unteren Pole des Eies zugekehrte Schicht der erwähnten Einstülpung verwandelt sich schliesslich in das Faltenblatt; die andere Schicht aber, die dem oberen Eipole zugekehrt ist, wird durch Verdickung zum Keimstreifen. Das übrige Blasto- derma, mit Ausschluss nur desjenigen Theiles, der sich in den Vorderkopf (im weiteren Sinne des Wortes) um- wandelt, wird nach der Einstülpung zum sog. Amnion. Im Gegensatz zu den Insekten, die mit dem Bauch- keimstreifen sich entwickeln, bilden bei den Läusen we- der x^mnion noch Faltenblatt eine um den Eiinhalt ge- schlossene Blase. Das Amnion bleibt sowohl mit dem Kopf- theile des künftigen Embryo, als auch mit dem Falten- blatte in continuirlichem Zusammenhange. Das Falten- blatt steht nur mit dem abdominalen Theile des Keim- streifens und den Seitenrändern desselben in Verbindung, da es, wie bemerkt, die continuirliche Fortsetzung des Amnion darstellt. Im Gegensatz zu den Insekten, die einen Bauch- keimstreifen haben, nehmen bei den Läusen Faltenblatt und Amnion einen Antheil am Aufbau des Embryonal- körpers, indem sie in die Rückenwand übergehen. Aus den so eben zusammengestellten Thatsachen geht hervor, dass die Verschiedenheiten, welche die Em- bryonalhüllen der Insekten zu Schau tragen, sich in di- rekter Beziehung zu der Art der Keimstreifenbildung befinden. Es scheint sogar, dass die Art der Entstehung des Keimstreifens oder seine Lage in Beziehung zum Dotter die hervorgehobenen Verschiedenheiten der Em- bryonalhüllen bedingt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass wir bei vollständigerer Kcnntniss der Verhältnisse der Insekten- embryonalhüllen im Stande sein werden, die jetzt so eigenthümlich sich darstellenden Verhältnisse nach ihren üebergängen zusammenzureihen, wie wir dies ja in Be- zug auf die typischen Extreme der Keimstreifenbildung schon jetzt ausführen können. Nach dem aber, was wir bis jetzt kennen gelernt haben, haben wir, streng ge- Archiv f. Maturg. XXXV. Jahrg. 1. Bd. 12 178 Melnikow: nommen, kein Recht, bei den Insekten mit innerem Keim- streifen von einem Amnion und Faltenblatt zu reden, da diese Gebilde hier nur als Abschnitte oder Platten einer mit dem Keimstreifen sich verbindenden Membran er- scheinen, welche ein Theil des ursprünglichen Blastoderma ist und auch an dem Aufbau des Embryonalkörpers sich betheiligt. Wenn wir aber berücksichtigen, dass die eine der erwähnten Platten von ihrem Ursprung an bis zur Ausstülpung des Keimstreifens eine Decke der Bauch- seite desselben darstellt und die andere den Dotter des Eies umgiebt, dass endlich auch das Faltenblatt und das Amnion ihrer Genesis nach bei den mit einem Bauchkeim- streifen versehenen Insekten ganz denselben Platten ent- sprechen, glaube ich, dass man diese gebräuchlichen Ter- mini für die Platten, um die es sich hier handelt, beibe- halten soll. Nach den angeführten Gründen ist es viel- leicht sogar gerechtfertigt , wenn wir die Verhältnisse der Embryonalhüllen der Insekten mit innerm Keim- streifen als die einfacheren auffassen, obgleich wir, wie bemerkt, noch keine Zv/ischenstufen kennen, um diese An- sicht als ganz sicher und unbestreitbar festzustellen. Nachdem wir sonach die Verhältnisse der Embryo- nalhüllen der Insekten, wie wir glauben, etwas gründ- licher erkannt haben, als es bis jetzt der Fall war, halten wir für nöthig, die Ansichten bezüglich des Vergleiches des Faltenblattes und des Amnion insectorum mit den Embryonalhüllen der anderen Thiere zu prüfen. Es ist bekannt, dass Mecznikow in seinen Em- bryologischen Studien eine Embryonalhülle des Scorpio erwähnt und dieselbe dem Amnion der Insekten paral- lelisirt. Ganin in seiner russischen Schrift über die Ent- wicklung des Scorpio nimmt die äussere aus grossen polygonalen Zellen bestehende Schicht dieses Gebildes als Homologon des Insekten-Amnion an. Nach Untersuchungen von G an in stellt sich heraus, dass die Hülle, um die es sich hier handelt, aus densel- ben histologischen Elementen wie der Cumulus primitivus entsteht, dass dieselbe den ganzen Eiinhalt wie ein Sack Beiträge zur Embryonalontwickelunar der Insekten. 179 umwächst und endlich keinen Antheil an dem Aufbau des Embryonalkörpers nimmt. Da wir Aehnliches auch vom Amnion der Insekten aufzuweisen haben^ so kann man ohne Bedenken diese gleichnamigen Gebilde als morphologisch gleichwerthig in Anspruch nehmen. Es existirt nun aber in der Wissenschaft noch eine andere Ansicht über die Beziehungen der Embryonalhiil- len der Insekten» Mecznikow erklärt nämlich das Fal- tenblatt bei den Insekten als Vertreter des Amnions der Wirbelthiere, und das Amnion insectorum parallelisirt er mit der serösen Hülle der Wirbelthiere. Zur Rechtfertigung seiner Auffassung hebt Mecz- nikow die Aehnlichkeit in Lage und Verbindungen der Embryonalhäute der Insekten mit denen der Wirbel- thiere hervor; er denkt auch daran, dass seine Parallelisi- rung durch die Entwn'ckelungsweise und die gegenseiti- gen Beziehungen der Embryonalhäute gestützt werde. Diese Ansicht von Mecznikow ist schon von Kupffer berührt worden. Kupffer betrachtet die Aehnlichkeit der Embryonalhüllen der Insekten mit jenen der Wirbelthiere nur als eine oberflächliche, und zwar desswegen, weil, wie er sich ausdrückt, der Vergleich des Faltcnblattes mit dem Amnion nicht Stich halte. „Man kann nicht entfernt daran denken" schreibt Ku pf- f er „in beiden Theilen homologe Bildungen zu finden, denn während das Amnion nur die Bestimmung einer Hülle für den Embyro hat, gehört das Faltenblatt we- sentlich zum Keim, legt sich an denselben und nimmt an seinen weiteren Entwickclungsvorgängen Theil. Die Schei- telplatten und die Antennen bilden sich aus demselben" (p. 396 u. 367). Obgleich der Umstand, der, wie es scheint Kupf- fer ein Ilinderniss bei der Anerkennung der Homologie des Faltenblattes und Amnions nach seinen Untersuchun- gen an Chironomus bot, nach meinen Untersuchungen an demselben Thiere beseitigt wird, können wir doch der Auffassung von Mecznikow nicht beistimmen. In keinem Falle darf man die Embryonalhäute der 180 Melnikow: Insekten als homolog mit denjenigen der Wirbelthiere in Anspruch nehmen. Das kann nicht geschehen, wenn man auch, wie es Mecznikow will, den Umstand ausser Acht lassen möchte, dass es bei den Wirbelthie- ren das Bauchblastoderma ist, das den grössten Theil der serösen Hülle bildet, während bei den Insekten wesentlich der Rückentheil des Blastoderma das Amnion liefert. Die Gründe unserer Meinung sind folgende. Bei allen bis jezt untersuchten Insekten existiren die Embryonalhäute, was bei den Wirbelthieren nicht der Fall ist. Wir kennen die Embryonalhäute nur bei denjenigen Repräsentanten dieser letzten Thiergruppe, die mit einer Allantois versehen sind. Die Art der Entstehung der Embryonalhäute bei den Wirbelthieren ist für alle die gleiche. Die Bildung des Faltenblattes und Amnion insectorum ist verschieden und hat eine in die Augen fallende Beziehung zu der Art der Keimstreifenbildung, wie wir es schon hervorgehoben haben. Es stellt sich also heraus, dass die Embryonalhül- len der Wirbelthiere eine gewisse Beziehung zu der Allantois, die Embryonalhäute der Insekten aber zu dem eigentlichen Keim dieser Thiere zeigen. Das gegenseitige Verhalten der Embryonalhäute, ihre Beziehung zu dem ganzen Ei und Embryo ist bei allen Wirbelthieren dasselbe; bei den Insekten aber stellen sich Verschiedenheiten dar, welche durch die Lage des Keim- streifens im Verhältniss zum Dotter bedingt werden, wie wir es schon angedeutet haben. Endlich sind bei allen mit Embryonalhäuten versehe- nen Wirbelthieren diese Gebilde provisorisch ; bei den Insekten ist das nicht immer der Fall, — provisorisch erscheinen sie nur bei denjenigen, die den Bauchkeim- streifen haben. Bildungen von verschiedenen Beziehungen, verschie- denem Verhalten und Schicksale, wie es die Embryonal- häute der Wirbelthiere und Insekten sind, können aber unmöglich als Homologa anerkannt werden, da solche Gebilde einen ungleichen morphologischen Werth haben. Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 181 Wenn wir nun hiernach auch die Embryonalhüllen der Insekten nicht als homolog mit denjenigen der Wlr- belthiere erkennen, so schliesst das nicht aus, einen Ver- gleich nach dem anderen Princip und zwar nach dem Principe der Analogien, für zulässig zu halten. Die Embrjonalhüllen der Insekten mit Bauchkeim- streifen und der Wirbelthiere nehmen keinen Antheil an dem Aufbau des Embryo, und können desswegen meiner Anschauung nach wohl physiologisch verglichen werden — sie sind analog, wie man sich auszudrücken pflegt. Bei dem Vergleich der Embryonalhüllen der Insek- ten und Wirbelthiere erinnert man sich auch noch eines anderen Momentes, das man ebenfalls hervorgehoben hat, um eine Vergleichung der Embryonalentwickelung die- ser zwei Thiergruppen durchzuführen. Ich meine näm- lich den Versuch der Morphologen, die Keinblättertheorie auf die Insekten wie auf die Arthropoden im Allge- meinen, zu übertragen. Ich habe nicht die Absicht historisch diese Frage zu schildern, sondern will nur erwähnen, dass trotz Weis- mann, der die herrschenden Ansichten über die Keim- blätterbildung bei den Arthropoden mit vollem Grunde bestritten hat, Mecznikow die Frage von Neuem aufgreift. Die Anordnung der Zellen im Keimstreifen von Aphis während der zweiten Entwickelungsperiode, die sehr entschieden bei allen Insekten ausgesprochene Scheidung in zwei Blätter an den Extremitäten und endlich eben solche Differenzirung am Keimstreifen von Scorpio, sind die Momente, welche Mecznikow anführt, um seine Ansicht zu rechtfertigen. Obgleich ich bei den von mir untersuchten Insekten mit grosser Aufmerksamkeit nach x\ndeutungen von Keim- blättern suchte, bin ich nur zu negativen Resultaten ge- langt. Freilich fiel mir die Schichtung der Extremitäten ebenso gut, wie Mecznikow, ins Auge, ausserdem konnte ich auch eben solche Scheidung in dem Keim- streifen bei den Läusen wahrnehmen; doch glaube ich, 182 Melnikowf dass man die Erscheinung nicht als Andeutung der Keim- blätterbildung in Anspruch nehmen kann. Solche Auffassung entspricht^ wie es schon Weisma nn andeutet, nicht dem eigentlichen Begriff der Keimblätter , nicht bloss, weil wir die Scheidung an den in ihrer Form schon abgeson- derten Segmentanhängen beobachten, sondern weiter auch desshalb, weil die obere Lage der Zellen kurz nach ihrer Trennung von der übrigen Zellenmasse die Cuticula abscheidet. Die in Rede stehende Differenzirung ist entschieden als eine histologische zu betrachten ^). Was die Schichtung des Keimstreifens von Aphis betrifft, so muss ich gestehen, dass dieselbe meiner An- sicht nach die Keimblättertheorie für die Insekten eben so wenig beweisen kann. Es handelt sich hier nur um An- ordnung der hellen Kerne des Keimstreifens in mehrere, nach Angabe von Mecznikow selten regelmässig ge- ordnete Lagen (p. 452), welche keine gleiche morpholo- gische Bedeutung mit den Keimblättern der VVirbelthiere kaben können. Wenn wir uns sonach gQgQn das Uebertragen der Keimblättertheorie auf die Lisekten aussprechen, wollen wir auch nicht ohne Erwähnung lassen, dass dieselbe für die anderen Arthrophoden ebenso wenig bewiesen ist. Meczniko w's Keimblätter bei Scorpio werden durch die Beobachtungen von Ganin in Frage gestellt und ebenso wie die der Insekten als nur histologische Differenzirun- gen aufgefasst. ß Nachdem wir somit die Fragen der Embryonalent- wickelungsgeschichte der Insekten, welche eine allge- meinere Bedeutung haben, beurtheilt und mit Hülfe der Resultate unserer Beobachtungen zu entscheiden versucht haben, werfen wir einen Rückblick auf die Resultate, welche speciell die Embryonalentwickelung der unter- suchten Insekten betreffen, um darnach Vergleichungen und mögliche Folgerungen herzustellen. 1) Aehuliche Verhältnisse beobachtete auch Leuckart bei der Organenbildung der Pentastomen. Beiträge zur Embryonalentwickelimg der Insekten. 183 Erinnern wir uns der Hauptzüge der Embryonal- entwickelung der Donacia^ so fällt uns die Aehnlichkeit mit den wesentlichen Zügen der Embrjonalentwickelung der Dipteren ins Auge. Abgesehen von dem Bauchkeim- streifen, welcher der Donacia und den Dipteren gemein ist, liefern unsere Beobachtungen den Nachweis , dass auch die Verhältnisse der Embryonalhäute der Donacia und der Fliegen ganz identisch sind. Die Constatirung dieser Aehnlichkeit , die schon Kölliker wahrnahm, doch nicht durchgehend richtig, wie aus der speciellen Darstellung hervorgeht, ins Auge fasste, hat die Bedeutung; welche wir bereits bei der Frage über die Embryonalhäute abgeschätzt haben. Der Nach- weis dieser Aehnlichkeit deutet ein Zusammentreffen ge- wisser Eigenschaften an und giebt uns sonach einen An- haltspunkt für die Construction der Typen in Bezug auf Embryonaientwickelung der Insekten. Aber trotz der hervorgehobenen Aehnlichkeit sind auch einige Züge in der Embryonaientwickelung der Do- nacia anzudeuten, die dieselbe auszeichnen und vielleicht der ganzen Gruppe der Käfer zukommen. Als solche betrachtete ich die Bildung des Kopfzapfens, der in das Hirn unseres Thieres sich umwandelt, und die starke Ausbildung der Keimwülste. Die starke Ausbildung der Keimwülste bei der Do- nacia scheint mit der Ausbildung der Beine dieses In- sektes im Zusammenhang zu stehen. Dass wirklich ge- wisse Verhältnisse zwischen der Ausbildung der Beine und der Keimwülste existircn, geht ganz evident aus dem Umstände hervor, dass bei Fliegen, obgleich deren Ent- wickelung der der Käfer im Wesentlichen zu vergleichen ist, die Bildung der Keimwülste ganz entgegengesetzte Verhältnisse darbieten. Mit der Abwesenheit der Füsse bei den Fliegenlarven erscheinen die Keimwülste kaum angedeutet, wie bei Cecidomyia nach Mccznikow, oder kommen nicht einmal spurweise vor, wie bei Melophagus nach Leuckart. Das Studium des Embryologie der Pediculiden und Mallophagen liefert den Nachweis einer vollständigen 184 M e 1 n i k o w : Aehnlichkeit der Entwickelungsersch einungen für beide Thiergruppen. Wir konnten zur üeberzeugung kommen, dass die hervorgehobene Aehnlichkeit sich nicht nur in der Identität der Keimstreifenbildung und den Verhält- nissen; welche uns die Embryonalhäute darbieten, ausprägt, sondern auch in andern , mehr untergeordneten Zügen der Entwickelung. Wir haben nämlich wahrgenommen, dass bei den Läusen so gut , wie bei den Pelzfressern bereits vor der Ausbildung des Biastoderms ein proviso- rischer Zellenhaufen sich bildet; dass die provisorische Haut, die im Ei beim Ausschlüpfen der Larve verlassen wird, gleich ausgestattet erscheint; endlich waren wir im Stande zu constatiren, dass der Rüssel beider Thiergrup- pen unabhängig von den Kopfsegmentanhängen sich bildet. Diese, als untergeordnete Züge des Entwickelung von uns in Anspruch genommenen Momente erscheinen uns übrigens zum Vergleich der Thiere, um die es sich hier handelt, viel wichtiger, als die Verhältnisse der Keim- streifenbildung und der Embryonalhäute, da die letzteren ohne Zweifel bei den Insekten mit innerm Keimstreifen allgemein vorkommen, jene aber als Auszeichnung unse- rer Thiere aufgefasst werden müssen. Wenn man die erwähnten Resultate mit dem Nach- weis, welchen ich liefern kann, zusammenhält, dass die Verhältnisse des anatomischen Baues bei den ausgebilde- ten Insekten in beiden Gruppen, abgesehen von den Ver- schiedenheiten der Mundwerkzeuge, in allen wesentlichen Zügen vollkommen übereinstimmen; wenn man weiter die im Allgemeinen ähnliche äussere Gestaltung unserer Thiere, endlich ihre ectoparasitische Lebensweise ins Auge fasst, so kann man wohl kein Bedenken tragen, die nahe Verwandtschaft der Läuse und Pelzfresser anzuerkennen. Diese üeberzeugung ist keine bedeutungslose, sie bietet uns vielmehr die Möglichkeit, die bis jetzt noch nicht sicher entschiedene Frage über die systematische Stellung unserer Thiere zu lösen. Nach den Untersuchungen von Burmeister wird wohl allgemein angenommen, dass die Pediculiden mit Beiträge zur Embryoualentwickelung der Insekten. 185 den Hemipteren zusammen zu stellen sind. Die Bildung ihrer Mundwerkzeuge und die unvollständige Metamor- phose, die sie durchlaufen, sind die Gründe, welche solche Auffassung rechtfertigen. Die Mallophagen werden aber vonGeer an als be- sondere Gruppe aufgefasst und nach Nitz seh fast allge- mein zu den Orthopteren gerechnet ^). Da man bis jetzt nur die beissenden Mundwerkzeuge der Mallophagen kannte, so war die Ansicht, sie als Or- thopteren in Anspruch zu nehmen, vollständig begründet. Unter den Orthopteren verstehen wir ja Insekten mit un~ vollständiger Verwandlung und beissenden Mundwerkzeu- gen. Nachdem aber die Existenz eines Rüssels bei den Mallophagen constatirt ist, liegt auf der Hand, dass sie als Rhynchoten oder Wanzen anzusehen sind. Diese Auffassung ergiebt sich ganz unbestreitbar, wenn wir der oben hervorgehobenen Aehnlichkeit der Pelzfresser mit den Läusen uns erinnern. Zur Vervoll- ständigung dieser Aehnlichkeit will ich hier noch einmal die Verhältnisse der Mundwerkzeuge andeuten, welche uns durch die embryologischen Studien aufgeklärt worden sind. Wir sind dadurch zu der üeberzeugung gelangt, dass bei den Läusen so gut wie bei den Mallophagen im ausgebildeten Zustande; keine Unterlippe existirt, Mandi- beln und Unterkiefer aber vorhanden sind. Nur insofern stellt sich ein Unterschied der Mundwerkzeuge zwischen beiden Gruppen heraus, als diese Kopfsegmentanhänge bei den Mallophagen functionirende Theile des Mundapparates sind, während sie bei den Pediculiden bloss als Rudi- mente vorkommen. Solche relative Verschiedenheiten können aber kei- nen so grossen systematischen Werth haben, um die so 1) Meines Wissens stellt nur Ger staecker in seinem Hand- buch der Zoologie die Mallophagen ans Ende der Hemipteren, doch ist er geneigt, die Gruppe als eine besondere zu betrachten, welche ein Uebergangsglied zwischen den Hemipteren und Orthopteren dar- stelle, ohne füglich einer von beiden Ordnungen direckt zugewiesen werden zu können. 186 Melnikow! nahe verwandten Thiere über verschiedene Ordnungen zu vertheilen. Aus den auseinandergesetzten Gründen kommen wir also zu der L i n n 6'schen Ansicht, dass die Mallophagen mit den Pediculiden zusammenzustellen seien; wir glauben auch Recht zu haben, beide Gruppen als Familien der Rhynchoten aufzufassen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 u. 2. Entwickelung der Keimhautzellen bei der Donacia. » 3. Donaciaei mit Keimhaut. » 4. Verdickung des Blastoderms in der Mitte der Bauchgegend des Donacia-Eies. » 5. Das unmittelbar folgende Stadium, in dem man die Ver- dickung zu den beiden Polen des Donaciaeies vorgeschrit- ten wahrnimmt. » 6. Donaciaei von der Bauchseite betrachtet. Ip. Lippenartige Theile der Keimwülste; rw. Ringwall des Blastoderms; vt. Vertiefung , die von Keimwülsten und Ringwall be- grenzt wird. » 7. Einstülpung des Bodens (bd.) der . so eben erwähnten Ver- tiefung mit der zwischen den Keimwülsten (kw.) gelege- nen Blastodermamasse (bl.) in den Dotter. » 8. Die Einstülpung zeigt sich als zungenförmiger Zapfen (zpf . und die lippenartige Theile bilden die Kopflappen (kl.) ; rw. Ringwall. » 9. Ein Ei aus demselben Stadium von der Rückenseite be- trachtet, zpf. Zapfen; rw. Ringwall; kw. Keimwülste. » 10. Bildung der Kopffalte bei der Donacia. »11. Bildung der Schwanzfalte bei der Donacia. » 12. Das Zusammentreffen der Kopf- und Schwanzfalte bei der Donacia und erste Andeutung der Extremitäten. » 13. Ein weit entwickeltes Ei von Donacia. vt. Vorderkopf; at. Antennen; mad. Mandibeln; Mx^ u. Mx^ Maxillen; b. Beine ; gr. die Dottergrenze des Faltenblattes ; kl. Kopflap- pen; sl. Seitenlappen; am. Amnion; fb. Faltenblatt. » 14. Ei von Donacia in dem Stadium, wenn das Faltenblatt in eine vollständige Kapsel verwandelt ist. Die Bedeutung der Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 187 Buchstaben ist dieselbe wie bei der vorigen Figur, pm und pl. Palpen. Fig. 15. Larve von Donacia. am. Amnion; fb. Faltenblatt; H.Hirn. »16. Phryganidenei mit Amnion und Faltenblattkapsel. am. Amnion; fb. Faltenblatt; dt. Dotterhaut. » 17. Phryganidenei nach dem Riss des Amnions, mit Amnions- klumpen auf dem Dottersacke. » 18. Vollständig zum Ausschlüpfen fertige Larve der Phryga- niden. Die Bedeutung der Buchstaben der 17. und 18. Figur ist die- selbe wie bei Figur 16. Fig. 19. Ei von Simulia. Das Faltenblatt ist über den ganzen Dot- tersack hinübergezogen. » 20. Micropylapparat von Lipeurus. a. Deckel; b. Borste des oberen Randes der Eischale. » 21. Der untere Eipol von Goniodes, mit hellen Flecken in pe- ripherischer Dotterschicht. » 22. Der untere Polt von Pediculus capitis mit provisorischem Zellenhaufen. » 23. Der untere Eipol von Pediculus capitis mit dem auf der Oberfläche des Dotters gelegenen Zellenhaufen und Keim- kerne. » 24. Der untere Eipol von Goniodes. Die Keimhautzellen scheinen fast ausgebildet zu sein. In dem oberen Theil des auf dem Dotter gelegenen Zellenhaufens sind die Zellen- conturen nicht mehr deutlich. B 25. Ei von Lipeurus mit verdicktem Blastoderma. B 26. Ei von Lipeurus. Auf dem verdickten Blastoderma ist eine Einkerbung wahrzunehmen. » 27. Ei von Trichodectes canis. Bildung des Keimes, km. Keim ; ubr. Ueberrest des Blastodermaschildes; am. Amnion. » 28. Ei von Lipeurus, auf dem man den Ueberrest des Blasto- dermschildes (ubr) in die EinstülpungsöfPnung eingesenkt sieht, kf. Keimstreifen; db. Deckblatt; am. Amnion. » 29. Ei von Trichodectes canis. Der Ueberrest des Blastoderms zeigt sich in Kopflappen (kl) und Vorderkopf (vx) difie- rencirt. » 30. Ei von Pediculus capitis vor der Ausstülpung des Keimstrei- fens. Vk. Vorderkopf; at. Antennen; db. Deckblatt; am. Amnion. » 31. Die zunächst folgende Veränderung des Vorderkopfes und der Kopfsegmentanhänge. » 32. Trichodectesei, zeigt den Zustand gleich nach der Ausstül- pung des Keimstreifens, am. Amnion; db. Deckblatt; af After. 1Q8 ^ Melnikow: Fig. 33. Kappe des Amnions um den vorderen Absclmitt des Dot- tersackes. » 34. Der Kopftheil des Embryo mit vollständig ausgebildeter Rückenwand. » 35. Mundwerkzeuge von Goniodes. Ib. Obere Lippe; mad. Mandibeln; mx. Unterkiefer; r. Rüssel; 1. leierförmiges Gebilde; pl. Platten. » 36. Mandibeln von Trichodectes canis. > 37. Mundwerkzeuge der Larve von Pediculis capitis. > 38. Weitere Umgestaltung der Mundwerkzeuge der Larve. » 39. Mundwerkzeuge des ausgebildeten Pediculis capitis. Seh. Chitinschenkel ; p. Chitinplatten ; st. chitinisirte Seitentheile des Kopfes. » 40. Unterkiefer und Saugapparat von Trichodectes canis. mad. Unterkiefer; pl. Platten; vr. Verbindungsleisten der Platten mit dem Oberkiefergestell; r. Rüssel; f. Chitinfaden; s — s. Sehnen. Z n s a t z. Nachdem die vorliegende Abhandlung bereits in die Hände des Herrn Prof. Leuckart übergegangen war^ um im Archiv für Naturgeschichte veröffentlicht zu wer- den, theilte mir dieser mein verehrter Lehrer die ihm so eben zugekommene Abhandlung von Dr. Brandt jun. mit ^Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Libelluli- den und Hemipteren^, die vor Kurzem in den Memoiren der St. Petersburger Akademie, T. XHI. No. I. 1869 er- schienen ist. Da Dr. Brandt die Embryonalhüllen der genann- ten Insekten besonders berücksichtigt, so hielt ich es für zvy^eckmässig, den wesentlichsten Dift'erenzpunkt unserer Angaben in einem Zuzatz zu meiner Abhandlung hervor- zuheben und zu beleuchten. Derselbe betrifft die Bezie- hung des Amnions zu dem Eiinhalte. Während meine Beobachtungen an Mallophagen und Pediculiden den Nachweis liefern, dass das Amnion hier niemals zu einem vollkommen geschlossenen Sacke wird, indem die Einstülpungsöffnung stets offen bleibt und die Beiträge zur Embryonalentwickelung der Insekten. 189 Ausstülpung vermittelt, behauptet Brandt, dass bei den von ihm untersuchten Insekten das Amnion oder das pa- rietale Blatt der Embryonalhülle, wie er es heisst, zu einem geschlossenen Sacke wird, der am Kopfe mit dem Deckblatte oder dem visceralen Blatte der Embryonal- hülle verschmilzt und schliesslich an dieser Stelle, vor der Umrollung des Embryo, zerrelsst. Die Differenz, um die es sich hier handelt, wird sich wohl kaum auf einen Irrthum in den vorliegenden Beob- achtungen zurückführen lassen, da, wie ich die Läuse, so auch Brandt die Libelluliden ganz ausführlich nach den in Rede stehenden Verhältnissen untersucht hat, und auch Prof. Leuckart sich in beiden Fällen von der Richtig- keit der Angaben überzeugt hat. Unter solchen Umstän- den bieten uns denn die Läuse und Mallophagen einerseits, wie die von Brandt untersuchten Insekten andererseits Entwickelungsformen, die innerhalb eines gemeinschaft- lichen Typus dem Grade nach verschieden sind; was bei den erstem während des ganzen Entwickelungslebens persistirt, bildet bei den andern einen blossen Durchgangs- punkt für weitere Metamorphosen. Veber die Fortpflanznugsverhältnisse bei den Botrylliden. Von Dr. A. Krohn. Bekanntlich sind die Einzelthiere der ßotryllusstöcke in der sie gemeinschaftlich umhüllenden (cellnlosehaltigen) Grundmasse in sternförmige Gruppen vertheilt, die man nach dem Vorgange Savigny's als Systeme bezeichnet. Mehr nach der Tiefe zu findet man in diesem tegumen- tären Grundgewebe jüngere, je nach den Stöcken oder Systemen auf verschiedenen Entwickelungsstufen anzutref- fende, bereits von Savigny beobachtete Individuen ^). Ausserdem ist der Stock noch von reichlich verzweigten und mit einander anastomosirenden Kanälen oder Gefäs- sen durchzogen, deren Stämmchen mit den ßluträumen innerhalb der Einzelthiere communiciren, während die Zweige letzter Ordnung in kolbenförmige blindgeschlos- sene Anschwellungen oder Erweiterungen auslaufen. Diese Zweige mit ihren kolbenförmigen Enden fallen am deutlichsten in der Peripherie der Stöcke in die Augen und werden von Savigny in den Beschreibungen der von ihm beobachteten Arten, als gefässartige Röhren (tu- bes vasculaires on marginaux) bezeichnet. Von M. Ed- wards, der in den Gefässen lebender Stöcke die Blut- strömung zuerst nachwies, sind nun diese Anschwellungen für die Anlagen junger hervorkeimender Individuen ge- 1) Mem. sur les animaux sans vertebres, T. 2. p. 51. PI. 21 Fig. 7-9. Krohn: Ueb. d. Fortpfianzungsverh. b. d. ßotryllyden. 191 halten worden i): eine Ansicht^ die nach den jüngst von Metschnikow veröffentlichten Beobachtungen über die Entwickelung von Botryllus, sich keines weges bestä- tigt hat 2). Bei der Zergliederung der ausgewachsenen, zu einem System gruppirten Einzelthiere^ vorausgesetzt, dass die Untersuchung an frisch aus dem Meere gehobenen Stöcken angestellt wird, fallen sofort zwei scheibenförmige, in der 1) Observations sur les Ascidies composees des cotes de la Manche, p. 41 sqq. PI. 7. Fig. Ib. et 1 c. 2) üeber die Larven und Knospen von Botryllus, Melanges biologiques tires du Bulletin de TAcad. des sciences de St. Peters bourg, T. 6. (1868). p. 719. Ich kann nach eigenen Untersuchungen die in gedrängter Kürze mitgetheilten Beobachtungen des russischen Forschers voll- kommen bestätigen. Wie Metschnikow hervorhebt, ist die Bo- trylluslarve kein so zusammengesetztes Wesen, wie M. Sars sie sich dachte, indem dieser berühmte Forscher die acht den Leib dersel- ben umkreisenden Forsätze für eben so viele Keime neu entstehen- der Individuen ansah. Die Larve unterliegt nämlich einer ganz ähn- lichen Metamorphose wie die der übrigen Aseiden. Sie wandelt sich nach ihrer Festsetzung in einen jungen Botryllus um, an dem man bald auf dei* einen Seite seines Leibes eine Knospe (Lateralgemme) erscheinen sieht, aus der ein zweites Individuum entsteht, das sei- nerseits ebenfalls Knospen hervortreibt. Auf diese Weise kommt, unter manchen bemerkenswerthen Nebenerscheinungen, die in aller Kürze weiter unten (S. 194. Anmerk.) zu erwähnen sind, durch fortge- setzte Bildung von Lateralknospen an den neu entstehenden Indi- viduen, mit der sich eine Gruppirung der letztern zu einem Kreis verbindet, die sternförmige Anordnung der ein System zusammen- setzenden Einzelthiere zu Stande. Die acht Fortsätze der Larve dagegen, die mit auf den aus ihr hervorgehenden Botryllus hinüber- gehen, weisen auf das sich bildende Gefässsystem hin. Gleich an- fangs nämlich nimmt man in der durchsichtigen Umhüllung (dem sogenannten Mantel) des jungen Thieres, acht radiär gegen den Umkreis jener Hülle sich erstreckende Gebilde wahr, die bald dar- auf als die kolbenförmig angeschwollenen Enden von eben so vielen, vom Leibe des Thieres entspringenden Kanälen sich darstellen. Man hat so die früheste Andeutung des späteren Gefässsystems vor Au- gen und kann nun über die Bedeutung der acht früheren Larven- fortsätze nicht länger im Zweifel bleiben. 192 Krohn: Gegend des Athemsackgrundes gelagerte Organe von sa- turirt weisser Farbe, das eine zur Rechten, das andere links in die Augen. Es sind die beiden von reifem Samen strotzenden Hoden. Jeder besteht aus mehreren länglich- runden, gleich den Blättern einer Rosette neben einander gruppirten Follikeln, die im Centrum des Organs in einem gemeinschaftlichen, ganz kurzen, zapfenförraig sich erhe- benden, in den Pcribranchialraum mündenden Ausfüh- rungsgang zusammentreffen. Die Zoospermien gleichen vollkommen denen der einfachen Ascidien, besitzen näm- lich ein langgestrecktes, stabförmiges Köpfchen und ein äusserst feines Schwänzchen. Diese Organe waren schon Savigny bekannt, sind aber von ihm so wie später von M. Edwards bei Botrylloides rubrum als Ovarien ange- sprochen worden ^). Im Pcribranchialraum der Einzel- thiere findet man nun stets schon befruchtete, theils in der Dottertheilung begriffene, theils mehr oder minder entwickelte Larven bergende Eier. Nach Eikeimen oder unbefruchteten Eiern wird man hier immer vergebens suchen. Solche finden sich nur in den Jüngern in den tiefern Lagen der Grundmasse eingebetteten Lidividuen. Was nun zunächst die Entstehung dieser jüngeren Einzelthiere anlangt, so hat es sich aus meinen Untersu- chungen ergeben, dass sie anfangs als Lateralknospen an dem Leibe der ausgebildeten, zu Systemen gruppirten Individuen hervorkeimen. Jedes der letzteren erzeugt in der Regel nur eine solche Knospe, selten zwei, die in diesem Falle einander gegenüber stehen. Die Knospe sitzt mittelst eines kurzen Stieles dem mütterlichen Leibe an, ist aber so wenig durchsichtig, dass sich über ihre Structur nichts Zuverlässiges ermitteln liess. Den aus ihr entwickelten Sprössling erkennt man jedoch bald als länglich- ovalen Körper, der sich im Gegensatz zu der frühern Knospe schon so weit aufgehellt hat, dass man im Mitteltheil desselben die freilich noch schwierig zu deutenden Anlagen einiger Organe, innerhalb jedes der beiden Enden dagegen deutlich mehrere Eikeime unter- 1) Savigny, 1. c. p. 50. — M.Edwards 1. c. PI. 7. Fig. 2c. lieber die Fortpflanzungsverhältnisfle bei den Botrylliden. 193 scheidet ^). Später wächst der Mitteltheil des also ge- stalteten Sprösslings immer mehr in die Länge, so dass die beiden frühern die Eier in sich schliessendcn Enden, jetzt als seitliche, stark über den verlängerten Leib vor ragende Wülste erscheinen. Im weiteren Fortschritt der Entwickelung zieht sich auch der Stiel mittelst dessen der Sprössling mit dem Mutterthiere zusammenhängt und welcher, wie ohne Zweifel wohl schon gleich anfangs, von einem doppelten Bliitstrom, einem zu- und rückfüh- renden durchzogen sein mag, immer mehr aus, es ver- grössern sich die Eier, deren früher farbloser Dotter jetzt einen Stich in's Rosenroth angenommen hat, während nun auch die Organe, die den Botryllen eigen, sich sicht- lich ausgebildet haben ^). Zu dieser Zeit erkennt man auch dicht neben jedem der beiden in Gestalt von Wülsten vorspringenden Eier- haufen auf das Deutlichste einen Hoden, dessen erste Spur 1) Mit besserem Erfolge als mir vergönnt war, hat Met sehn i- kow die allraählige Entwickelung der Knospe verfolgt, so dass ich in dieser Beziehung auf seine Mittheilungen verweisen muss. Nur so viel sei hier angeführt, dass dieser Forscher »während der Knospen- bildung die Genitalien oft sehr früh in Form von Zellenhaufen zwi- schen beiden Hauptschichten der Knospe sich differenziren sah.« Es wird nicht angegeben, ob die Untersuchungen an den Knospen ausge- wachsener oder jugendlicher, durch Aufzucht aus der Larve erhalte- ner Stöcke angestellt seien. Während der fünf Monate, die ich in Neapel dem Studium der Entwickelungsvorgänge gewidmet, habe ich selbst während der letzten Beobachtungstage, wo sich in den jungen Stöcken schon mehrere Systeme gebildet hatten, nie Eikeime in den Sprösslingen wahrnehmen können. Demzufolge erwiesen sich die Einzelthiere sämmtlicher Systeme stets als geschlechtslos. Es kommt eben bei der ersten Bildung der Stöcke zunächst auf ihr Wachsthum, ihre Vergrösserung an, während die altern Stöcke aus-^ serdem noch und zwar vorzugsweise durch die in ihnen erzeugten freischwärmenden Larven für die Ansiedelung neuer Kolonien, also für die räumliche Verbreitung der Art zu sorgen haben. 2) In Bezug auf die eben geschilderte Entwickelungsstufe kann ich nicht umhin, hier nochmals auf Savigny's Beschreibung der Jüngern Individuen und die recht treuen den Text erläuternden Ab- bildungen zu verweisen (loc. cit. p. 51. PI. 21. Fig. 7 — 9). Archiv f. Natura. XXXV. Jiihrg. 1. IM. 13 194 Krohn: von früher her datiren mag, dessen Follikel aber jetzt nur erst in der Bildung begriiSfenes, also noch völlig unreifes Sperma enthalten. Mit dem fortschreitenden Wachsthum rücken diese jungen hermaphroditischen , in Folge ihres Ursprungs aus Lateralgemmen in den Interradien zwischen den Mutterthieren gelagerten Individuen, der Oberfläche des Stockes immer näher, zwängen sich immer mehr zwischen jene ein und verdrängen sie zuletzt, um nach de- ren Verkümmerung und Absterben zu einem neuen System zusammenzutreten. Aber auch ihnen steht das Loos ihrer abgestorbenen Mütter bevor, denn lange vor diesem Zeit- punkt, hat sich an ihrem Leibe eine oder selbst zwei Knospen gebildet, die unter denselben Veränderungen zu doppelgeschlechtlichen Individuen sich ausbilden ^). Aus dieser gedrängten Darstellung der Entwicke- lungsvorgänge hat sich also ergeben, dass die durch Knos- pung aus den älteren, zu Systemen vereinigten Einzel- thieren erzeugten hermaphroditischen Individuen, zu einer gewissen Zeit mit befruchtungsfnhigcn Eiern versehen seien, während ihre Hoden zu der nämlichen Zeit noch kein reifes Sperma enthalten. Andererseits hat es sich herausgestellt, dass die mit vollständig entwickelten Ho- den versehenen Erzeuger dieser Individuen, in ihrem Pe- ribranchialraum nur befruchtete Eier in verschiedenen Stadien der Entwickelung bis zur definitiven Gestalt 1) Dieses Verdrängen der älteren Individuen durch ihre Nachkommen ist nur die Wiederholung eines Vorganges, der an den jungen sich entwickelnden Stöcken noch evidenter sich constatiren lässt. Schon das erste aus der Larve hervorgegangene Individuum verfällt dem Tode, bevor noch der von ihm erzeugte Sprössling seine völlige Ausbildung erreicht hat. Noch viel augenfälliger tritt dieser ©Verjüngungsprocess zu Tage , wenn sich in den jungen Stöcken schon mehrere Systeme gebildet haben, Dann sieht man die älte- ren Systeme immerfort durch neue ersetzt werden, die meistens we- der in der Gruppirung noch in der Zahl der sie zusammensetzenden Einzelthiere mit jenen übereinstimmen. Diese fortwährende Aufein- derfolge sich ersetzender Systeme geht mit so grosser Regelmässig- keit von Statten, dass sich sogar ihre Lebensdauer ziemlich genau nach Tagen feststellen lässt. lieber die Fortpflanzungsverhältnisse bei den Botrylliden. 195 der Larve enthalten. Es geht also aus diesen That- sachen hervor y dass bei den jungen hermaphroditischen Individuen, unter den oben angegebenen Verhältnissen, an eine Selbstbefruchtung nicht im Entferntesten zu den- ken ist, dass also der reife Samen, stamme er nun von den Mutterthieren oder von den ausgebildeten Einzel- thieren nachbarlicher Systeme, ihnen nur dann zugeführt werden kann, wenn sie schon so weit ausgebildet sind, dass ihre Ingestionsöifnung die Aufnahme des äusseren Mediums und mit ihm die üeberführung des Samens in den nun reife Eier enthaltenden Peribranchialraum ge- stattet. Ferner kann es keinem Zweifel unterliegen, dass diese neue Generation, nachdem sie nach dem Verdrän- gen und Absterben der älteren, an deren Stelle getreten ist, die Hoden aber mittlerweile bis zur vollständigen Reife des Samens sich ausgebildet haben, nun die dop- pelte Function jener übernimmt, nämlich die Brutpflege ihrer eigenen bereits befruchteten und die Befruchtung der von der nächstfolgenden Generation erzeugten Eier. Es scheint mir als Hessen sich diese Vorgänge mit den Erscheinungen bei der Fortpflanzung der Salpen pa- rallelisiren, wobei natürlich nur die geschlechtlich ent- wickelten aggregirten Salpen in Betracht kommen, da nach den Gesetzen der Metagenese, die Fortpflanzung durch Knospen an die solitäre Form, die sogenannte Amme, übertragen ist. Das Ei dieser Salpen, das be- kanntlich schon in den mit dem mütterlichen Keimstock noch zusammenhängenden Sprösslingen anzutrefien ist, wn'rd bald nach deren Freiwerden, da ihr eigner Hode noch nicht entwickelt ist, von den ausgewachsenen oder nahezu ausgewachsenen Individuen ihrer Art, deren Hode reichlich mit reifem Sperma angefüllt ist, befruchtet. Je mehr nun die junge Salpe heranwächst, desto mehr bildet sich auch ihr Hode aus und in gleichem Schritt mit diesem reift auch das Sperma heran. In dieser Periode lässt sich die Salpe, wie mir scheint, recht gut mit dem hermaphroditischen Sprössling der Botryllen vergleichen, freilich mit der Einschränkung, dass in Folge der äusserst frühzeitigen Befruchtung ihres Eies, be- 196 Krohn: Ueb. d. Fortpflauzungsverh. b. d. Botrylliden. reits ein Embryo sich gebildet hat, den sie bis zu seiner Reife zu ernähren hat. In noch späterer Zeit ist meiner Ansicht nach die Analogie zwischen den EInzelthieren einer 8alpenkette und denen eines Botiyllussystems, In der angedeuteten Beziehung, noch weniger zu verkennen. Denn so wie jedes Individuum eines Botryllussystems einestheils mit der Brutpflege der eigenen Eier, andern- theils mit der Befruchtung der Eier nahezu ausgewach- sener Sprösslinge — mögen diese nun dem mütterlichen oder einem nachbarlichen System entstammen — betraut ist, ebenso liegt auch jedem ausgebildeten EInzelthiere einer Salpenkette zunächst die einer Brutpflege elniger- maassen gleichzustellende Ernährung seines Embryo, zu- gleich aber auch die Befruchtung der Eier jugendlicher Individuen seiner Art ob. Bonn, den 27. Juli 1869. lieber eine lebendiggebärende Syllisart. Von Dr. A. Krohn. Die Familie der Syllideen zeichnet sich bekanntlich durch die Mannigfaltigkeit in der Fortpflanzungsweise einzelner ihrer Mitglieder aus. So vermehren sich man- che Arten nach den Gesetzen des Generationswechsels, wobei das geschlechtslose Stammindividuum entweder durch Knospung (Autolytus prolifer) oder Theilung (meh- rere Arten der Gattung Syllis) den geschlechtlich difFe- renzirten Sprössling erzeugt, während aus dessen Eiern wieder eine dem Stammindividuum entsprechende Gene- ration hervorgeht. Andere Arten tragen ihre abgelegten Eier bis zur Entwickelung der Jungen längere Zeit mit sich herum, unterziehen sich somit einer Brutpflege (Sac- conereis: der weibliche Sprössling von Autolytus, Exo- gone naidina, Cystonereis, Syllides pulliger). Ein fer- nerer meines Wissens noch nicht gekannter Fortpflan- zungsmodus, nämlich Viviparität, ist einer von mir in Nizza untersuchten Species eigen. Sie steht in näch- ster Verwandtschaft mit einer früher (s. dies. Arch. 1852. p. 66) als S. prolifera von mir bezeichneten x\rt, in deren Gesellschaft sie auch häufig an demselben Fundorte, näm- lich am Nizzaer Hafendamm, während der ersten Monate des Frühjahres auf Seegewächsen anzutreffen ist ^). 1) Ich bin jetzt nach näherer Prüfung und Vergleichung der S. prolifera mit der von Claparede so sorgfältig untersuchten S. Arraandi zu der Ueberzeugung gekommen, dass sie mit der letztern 198 K r o h n : Diese neue Art^ für welche ich die Bezeichnung S. vivipara vorschlafe, kommt mit 8. Armandi Clap., in so vielen Stücken überein^ dass man beide, vor ge- nauerer Untersuchung kaum von einander zu unterschei- den vermag. Bei näherer Verglcichung erweist es sich jedoch alsbald, dass das Endstück der Sichelborsten bei S. vivipara in eine einfache, bei S. Armandi in eine zwei- getheilte Spitze ausläuft. Das ist, abgesehen von der im Leibe enthaltenen leicht in die Augen fallenden Brut, das einzige charakteristische Merkmal. Die Entwickelung der Jungen liess sich nicht Schritt für Schritt verfolgen, auch scheint sie nach den wenigen Stadien, die ich genauer beobachtet, kein besonderes Interesse darzubieten. Sie geht innerhalb des hinteren Leibesdrittels oder -vierteis des Mutterthieres vor sich. Mit der forschreitenden Ausbildung und dem Wachs- thum der Jungen treibt sich dieser Leibesabschnitt im- mer stärker auf, zugleich wird der denselben durchzie- hende mütterliche Enddarm nach und nach so zusam- mengepresst, dass seine Kammern immer unkenntlicher werden. Zuletzt, wenn die Jungen ihre völlige Reife erreicht, trennt sich der sie beherbergende Abschnitt entweder stückw^eise oder als Ganzes von dem übrigen Leibe des Mutterthieres los, so dass nun die Jungen ins Freie gelangen, und nach allen Richtungen sich zerstreu- end, sofort zur Lebensweise ihrer Mutter sich anschik- ken 0- identisch sei. Fundort (Mittelmeer), Leibeslänge, grössere Länge des mittleren Fühlers gegenüber den beiden seitlichen , sehr lange Dorsalcirren am zweiten Leibessegment, zweizähnige Spitze am End- stücke der Sichelborsten, alle diese Verhältnisse stimmen genau über ein. Ueber S. Armandi vergl. die gehaltreiche Schrift von Cla- parede: Glanures zootomiques parmi les Annelides de Port-Ven- dres. Geneve 1864. p. 70. 1) Nach Koch's Beobachtungen entledigt sich eine vivipare Eunice. welche mit E. sanguinea verwandt ist, ihrer reifen Brut (angebUch Lumbriconereis) auf eine, wie es scheint, ganz analoge Weise (s. v. Siebold, Lehrb. der vergleich. Anatomie p. 23 L An- merk. 5). lieber eine lebendig q^ebärende Syllisart. 199 Das frei,i>e\vordene Junge von nahezu T" Länge, gleicht in Bezug auf Habitus und Bau schon vollkommen dem Mutterthiere, mit Ausschluss der Segmente, deren Zahl 23 nicht übersteigt. Am Kopflappen nimmt man sofort die drei Fühler , die zvrei Paar Augen und die beiden sogenannsen Stirnpolster (lobes frontaux, Clap.) wahr. Das vorderste oder Mundsegment ist jederseits mit einem dorsalen Fühlercirrus, jedes der darauf folgen- den 21 Segmente mit dem ihm zukommenden Rücken- cirrenpaar versehen. Das letzte (23.) Segment trägt die beiden sogenannten Analcirrcn. Der Fusshöcker, deren Borsten in Betreff des Endstückes denen des Mutter- thieres vollkommen entsprechen, zählt man 19 Paare. Sie beginnen mit dem 2ten Segment und reichen bis auf das 20ste. Was die innern Organe anlangt, so unterschei- det man den vorstülpbaren Pharynx oder Rüssel mit sei- ner Armatur und den ihn vorne umkreisenden Papillen- kranz sehr deutlich, ebenso den derbwandigen Vorma- gen (proventricule Clap.) und den darauf folgenden dünn- wandigen Abschnitt des Tractus intestinalis, nämlich den eigentlichen Magen, der in den kammerig abgetheilten Darm führt. Bonn, den 4. August 1869. Nachtrag, Aus einem mir gütigst zugeschickten akademischen Programm des Herrn Prof. p]hlers ersehe ich, dass die oben erw^ahnte (noch der nähern Bestätigung bedürfende) Beobachtung von Koch, eine als Marphysa sanguinea bezeichnete Eunice betriffst, deren Brut nach dem Zer- fallen des Mutterleibes in zwei Stücke, nicht aus dem Hin- terstücke, sondern aus dem bei weitem grösseren Vor- dertheil herausschlüpft *). Endlich sei noch erwähnt. 1) Ehlers: Die Neubildung des Kopfes und des vorderen Körpertheiles bei polychaeten Anneliden, Erlangen 186i). p. 24. 200 Krohn: lieber ein lebendiggebärende Syllisart. dass ein neuer Fall von Viviparität bei Anneliden kürz- lich durch Cl aparede und Mets chniko w bekannt ge- worden ist. Er betrifft eine dem Cirratulus chrysoderma Clap. sehr nahe stehende Art, deren Junge im mittleren Leibesabschnitte des Mutterthieres sich entwickeln ^). 1) Beiträge zur Kenntniss der Entwicklungsgesch. der Chae- topoden. Zeitsch. f. wissenschaftl. Zoolog. Bd. 19. p. 192. Beitrag zur Insekten-Fauna von Zanzibar. No. 11. Orthoptera et Neuroptera. Von A. Gerstaecker. Seit der ersten Mittheiliing, welche ich in diesem Ar- chiv ^) über die Insektenfauna Zanzibars nach dem wäh- rend der V. d. Decken'schen Ost-Afrikanischen Expedi- tion von Dr. Kersten gesammelten Material gemacht habe, ist durch eine von Seiten der v. d. Deck en'schen Familie gewährte namhafte Geldsumme die Herausgabe eines umfangreichen und splendid auszustattenden Wer- kes angebahnt worden/ in welchem ausser einem Reise- bericht und der Darlegung der sonstigen wissenschaftli- chen Ergebnisse auch eine Bearbeitung der zoologischen und botanischen Ausbeute geliefert w^erden soll. Der erste Band dieses Werkes liegt in würdigster Ausstat- tung, durch reichen Inhalt und ansprechende Form der Darstellung gleich ausgezeichnet, von Dr. Kersten bearbeitet gegenwärtig bereits vor ^). Da die Insekten und Arachniden von diesem besonders verdienten Theil- nehmer an der Expedition mit Vorliebe gesammelt wor- den sind und den bei weitem umfangreichsten Theil der 1) Vgl. Jahrg. XXXIII, 1. p. 1-49. 2) Baron Carl Claus von der Decken's Reisen in Ost- Afrika in den Jahren 1859 bis 1865. Erzählender Theil, 1. Bd. Be- arbeitet von Otto Kersten. Leipzig und Heidelberg, 1869. (gr. Lex. 8. 335 S. mit 13 Tafeln, 25 Holzschnitten und 3 Karten). 202 Gerstaecker: naturgescbicbtllchen Ausbeute darstellen, so ist für die speciellerc wissenscbaftliche Bearbeitung derselben ein eigener Band in Aussicht genommen worden, dessen Ab- scbluss jedoch schon wegen des Stiches der dazu gehö- rigen Tafeln voraussichtlich noch längere Zeit in An- spruch nehmen wird. Hat in Folge dessen davon abge- sehen werden müssen, die übrigen von Dr. K ersten aufgefundenen neuen Arten in ähnlicher Weise bekannt zu machen , wie es mit einem Theil der Coleopteren bereits in diesem Archive geschehen ist, so erschien es andererseits doch zweckmässig, über diejenigen grös- seren systematischen Abtheilungen, deren Durcharbei- tung bereits abgeschlossen vorliegt , vorläufige Ueber- sichten mit kurzen Diagnosen der als neu erkannten Arten und Gattungen zu veröffentlichen. Ist hierbei mit der weiteren Aufzählung der Coleopteren zunächst nicht fortgefahren, sondern zuvor ein Verzeichniss der in der Sammlung vorhandenen Orthopteren und Neuropte- ren zusammengestellt worden , so hat dies einzig und allein seinen Grund darin, dass mit diesen beiden Ord- nungen nach der von mir (Handbuch der Zoologie mit V, Carus und Berichte über die wissenschaftlichen Lei- stungen im Gebiete der Entomologie) angenommenen Reihenfolge auch in dem betreffenden Insekten-Bande des V. d. Decken'schen Reisewerkes der Anfang ge- macht werden soll und dieselben mithin zuerst in Angriff zu nehmen waren. Während die Ordnung der Neuropteren nur durch zwei bereits bekannte Arten aus der Familie Megaloptera Burm. repräsentirt ist, stellt sich diejenige der Orthopte- ren durch die Mannigfaltigkeit der Formen und den Reichthum an neuen und interessanten Arten mehr als alle übrigen den Coleopteren an die Seite. Aus Mosara- bique sind mit Einschluss der (unter den Neuropteren aufgeführten) Termiten und Libellulinen nur 54, von Port Natal, dessen Orthopteren -Fauna bis jetzt freilich nur fragmentarisch bearbeitet vorliegt, etwa ebenso viel Arten bekannt geworden; aus dem relativ kleinen Län- dergebiet, auf welches sich die v. d. Decken'sche Ex- Beitrag zur Insekton-Famia von Zanzibar. 203 pedition* erstreckt hat, liegen dagegen schon jetzt, von Dr. K ersten überdies in einem verhältnissmässig kur- zen Zeitraum zusammengebracht, nicht weniger als 87 sicher zu bestimmende , überdies aber noch eine Anzahl im Larvenstadium befindlicher Arten vor, so dass sich die Gesammtzahl derselben auf nahe an 95 beläuft. Ucber den Charakter der Orthopteren-Fauna der zwi sehen Mombas und dem Kilimandscharo gelegenen Länder- strecke lässt sich das bei den Coleopteren Gesagte wenig- stens in so w^eit wiederholen, als eine Art- Identität mit spezifisch Abyssinischen oder Mosambiquer Formen nur in ganz vereinzelten Phallen hervortritt, ist jedoch anderer- seits dahin zu modificiren , dass eine Uebereinstimmung mit Port Natal hier fast ganz wegfällt. Die beiden Lo- kalitäten gemeinschaftlichen Arten scheinen dann über- haupt weiter in Afrika verbreitete zu sein. Mit Abyssi- nien hat das Innere der Zanzibar- Küste unter 87 bis jetzt nur 2 fOxyhaloa Ferrefi und rhalangopsis xanthographaj, mit Mosambique nur 3 Arten ausschliesslich gemein; letztere sind ausser einer von Schaum irrig als Hetero- gomia Aegyptiaca aufgeführten neuen Blattinen-Gattung und Art f Gyn opeltis pictaj d^v Conocephohis pungens und der Chroiogonus hemipterus der Mosambiquer Fauna. Von den 87 näher festgestellten Arten haben sich 53 als neu ergeben, 6 derselben jedoch als bereits früher in anderen Theilen Afrika's (Senegal, Cap) aufgefunden herausge- stellt. Unter den 34 bekannten Arten ist etw^a ein glei- cher Procentsatz w^ie bei den Coleopteren zugleich in Süd- und West- Afrika einheimisch, eine sehr viel be- trächtlichere Zahl dagegen theils über Afrika im Allge- meinen verbreitet, theils noch bis auf Süd-Europa und das Ostindische Gebiet übergreifend. Die letztere, zu- weilen bis nach den Philippinen und Japan sich erstrek- kende Verbreitung tritt besonders bei den Arten der Inseln Zanzibar und Mombas hervor, welche gleichzeitig mehrere cosmopolitische Formen fBlaltinaJ in sich be- greifen. Die einzelnen Familien betreffend, so sind die Ter- miten und Phasmiden nur je durch eine Art vertreten, 204 Gerstaecker: am reichsten dagegen die Blattinen (mit 16) und die Acridier (mit 29 A.) Unter den 16 Blattinen-Arten sind nur 6 neu^ eine derselben aber bereits früher in Mosambique entdeckt. Von den bereits bekannten sind 4 fPhyUodromia hivit- tata, Oxyhaloa fulvioeps und Ferreti, Gyna vetulaj schon in einzelnen anderen Ländern Afrikas aufgefunden, die übrigen 6 theils fFe7'ipla.ieta Americana und rhombifo- lia, Fanchlora Surinamensisj Nmiplcoeta cinerea, Euiyr- rliapha paGißcaJ cosmopolitisch verbreitet, tbeils (Fane- stkiä aethiopsj wenigstens bis nach Ostindien ausgedehnt. Von den 10 aufgefundenen Mantiden- Arten haben sich dagegen 8 als neu ergeben und unter diesen ist nur eine (Dayiurio galeata) gleichzeitig am Cap einhei- misch. Die beiden bekannten Arten sind die in Afrika weiter verbreitete Maatis variegata Oliv, und die bis nach Mittel-Europa hinaufreichende Maut, religiosa Lin. In übereinstimmender Weise schliessen auch die 10 aufgefundenen Grylloden 8 neue Arten ein, von denen bis jetzt keine aus anderen Theilen Afrika's vorliegt. Die beiden bereits bekannten sind die Abyssinische Fhalan- gopsis xa)ithographa Guer. und der über ganz Afrika und Süd-Europa verbreitete Gryilus bimaoulafus de Geer. Unter den 9 Locustinen sind 7 Arten neu, jedoch eine derselben zugleich am Senegal einheimisch fXipId- dimn JiecticumJ ; von den beiden bereits bekannten Ar- ten ist die eine fConocephalus pungens) schon früher in Mosambique aufgefunden, die andere fXiplddiiim Iris Serv.) zugleich über Mauritius und die Sunda- Inseln verbreitet. Die in 29 Arten gesammelten Acridier sind der grösseren Hälfte nach (16 A.) neu, jedoch nur 14 der- selben dem Lande cigenthümlich ; denn Foeci'ooera atri- ceps ist gleichzeitig in Südwest- Afrika (Herero), Catan- tops decorah/s im CaiFernlande und am Cap einheimisch. Zwei der neuen Arten bilden besondere Gattungen, eine derselben fSphenarium pulcliripesj ist durch ihr Vorkom- men in einer bedeutenden Höhe (Kilimandscharo, 8000') und dadurch von Interesse, dass sie einer bis jetzt nur Beitrag zur lusekteii-Fauna von Zanzibar. 205 in Mexiko repräscntirton Gattung angehört. — Von den bereits bekcannten 13 Arten sind 5 (Tryxalis miniata, Foecilocera morhiUosa und calliparea, Oedijjoda sirigata, Chrotogomis liemipterusj theils weiter über Afrika^ theils wenigstens über bestimmte Ländergebiete (Aegypteri; Mo- sambiquc) verbreitet. Die übrigen 8 reichen über Afrika theils nach Asien (Pyrgomorplia creuulata, Oedipodu vul- ncratüy Acridium aeruginosumjy theils bis nach Süd-Eu- ropa (Tryxalis nasuta, Paracinema bisignatum, Epacro- mia thalassinay Oedipoda longipesy Caloptemcs ploransj hinaus. Unter den 2 neuen Forficulinen ist die eine der Gat- tung Braohylahis angehörende durch ihr Vorkommen in einer Höhe von 8000' und in weiter Entfernung vom Mec- resstrande bemerkenswerth. Von den 9 vorliegenden Libellulinen sind 4 neu ; eine derselben gleich den 5 bekannten auch in anderen Theilen Afrika's einheimisch, eine der letzteren (Lihellula erythraeäj bis nach Süd-Europa verbreitet. I. Orthoptera. Termitina. 1. Ter m es bellicosus Smeathm. (Philosoph. Transact. Vol. LXXL p. 141. nr. 1. — Hagen, Linn. en- tom. XII. p. 109) var. Mossambica Hagen (Linn. entom. XII. p. 118). Specimina nonnulla alata in montibus Endara dictis m. Decembr. 1862 capta. Blattiua. 2. Ceratinoptera dimidiaia. Nigra -fuscay pronoto elytrisque pallido limbatis, illius macula discali, horum sutura fasciaque ohliqua ante medium sita ferrugi- yieiSy pedihus festaceis. Long. (c. elytr.) 9 mill. Specimen unicum in montibus Endara dictis m.Decbr. 1862 captum. 206 G e r s t a e c k e r : 3. Phyllodromia bivittata Serville (Hist. nat. d. Orthopt. p. 108, nr. 37). Huius spcciei larvae duae ad vicum Wanga et in insula Sansibar inventae sunt. 4. Fhyllodromia biinaculata. TesiaceUj ni- tida, frontis lateribus, fascia suh frontalis pal'porum apice nee non jwonoti maculis duabus iiturisque noniiuUih nigro- fuscis. Long. corp. 12, c. elytr. 15 mill. $. PLyUodr. germanicae Lin. haud dissimilis, at maior et robiistior. Pronotum laeve, lucidum, testaceum, in disco ferrugineo maculis duabus sat magnis, suborbicu- laribus nigro- fuscis ornatum. Tibiarura spinae basi nigro- notatae. — Specimen femininum ni. Decbr. 1862 ad lacuni Jipe captum. 5. Periplaneta Am eri c ana Linne (Syst. natur. p. 687; nr. 4) = ßlatta siccifolia et aurantiaca Stoll. (pl. III d. fig. 10,11; 14) ^ Periplaneta Ame- ricana et brunnea Burm. (Handb. d. Entom. II. p. 503, nr. 1; 2). In insula Sansibar frequentissima. 6. Periplaneta rhombifolia Stoll. (pl. III d. fig. 13) = Periplaneta decorat a Brunner (Nouv. syst, d. Blattaires p. 224; nr. 2) — Periplan eta histrio Saus- sure (Rev. et Magas. de Zoolog. 1864. p. 318, nr. 31. — Orthopt. de l'Amerique moyenne, Blattides p. 73, nr. 18). Specimen unicum autumno a. 1863 ad vicum Wanga captum. 7. Oxyhaloa fulviceps Burm. (Handb. d. En- tom. II. p. 509, nr. 1). Specimen unicum m. Octobr, 1862 inventum. 8. Oxyhaloa Ferreti Reiche et Fairmaire (Vo- yage en Abyssinie par Ferret et Galinier III. p. 420, pl. 27, fig. 1, 2). Specimen masculum ad lacum Jipe captum. 9. Gyna vetula Brunner (Nouv. syst. d. Blattai- res p. 267; nr. 1). Specimina duo in insula Sansibar et ad oppidum Mombas inventa sunt. 10. PanchloraSurinamensis Linnö (Syst. nat. p. 687, nr. 3) = Blatta Indica Fabricius (Entom. syst. II. p. 8, nr. 10). Ad vicum Wanga autumno a. 1863 inventa. 11. Nauphoeta eine rea Olivier (Encycl. möthod. Beitrag zur Insekten-Fauna von Zanzibar. 207 IV. p. 314^ nr. 3) = Nauph. grisea *Burm. (Hanrlb. d. Entom. II. p. 508, nr. 2). Specimina duo in insula Sansi- bar et ad oppidum Mombas (ni.-Soptembr. 1862) capta. 12. D er ocalymm a p or ce lli o. Dcpressuj dense suhtiliterque granulata, opaca, fiisca, pronoio ocv/minato- roiundatOy Tnargiiie laterali caUoso-elevato. ^ Prothorace griseo-laiLuginoso, angulis posticis for- titer trimoatis, elytrisrufescentihus^parGe fusco-conspersis. Long. (c. elytr.) 19 niill. $ Subtus nigro-piceaj supra cinereG-fusca^ testaceo- squamulosa, annulia singulis rufo-marginaUs et transver- sim yiigro-maculaiis. Long. corp. 14 — 15 mill. Derocai. versicolori *ßurm. (Handb. d. Entoni. IL p. 487, nr. 9) affinis, differt pronoto longiore et niagis triangulari-acuminato huiusque marginibiis lateralibus ele- vatioribiis, a disco sulco profundiore discretls. — Speci- mina nonnulla ad laciim Jipe (m. Octobr. 1862) et in niontibus Um dictis (ra. Novembr. 1862) capta. 13. D er 0 calymnta lampyr in a. Castanea, pro- thorace fuscesoentej intra marginem anteriorem caUoso- elevato ibique foriiter granulato, facie nigra^ antennis ba- sin versus testaceis. Long, (c elytr.) 15 niill. ^. Derocai. porcellione dimidio fere minor, differt pronoto breviore, obtusius rotundato, elytrls impunctatis. — Specimen masculum inter lacum Jipe et montes Bura dictos m. Decembr 1862 captum. 14. Derocalynima c apucina. Elongata, sub- parallelaj nigra^ nitida, antennarwn basi pedibusque fer- riigineis : thorace fortius, abdomine subtilius et disperi>e punctato, pronoti margi^te laterali reciirvo. Long. corp. 20 mill. ^ Species singnlaris, Derocai. f iiscae Thunb. *ßurm. (Handb. d. Entom. IL p. 487, nr. 10) et gracili * Burm. (ibidem p. 487, nr. 11) quasi intermedia, illa gracilior, hac vero robustior, ab utraque i. a. thoracis annulis nitidis discedens. — Femina tantum cognita, ad viciim Anischa m. Novemb. 1862 detccta. 15. Euthyrrhapha pacifica Coqueb. (Illiistr. icon. Insect. IIL p. 91. tab. 21. fig. 1) = Eutyrrh. bi- 208 Gei'staecker: guttata * Burm. (Ranclb. d. Entora. II. p. 491. nr. 2). Specimina duo ad vicuai Wanga auturano a. 1863 capta. Oyjiopeltisy gen. nov. Corpus gJabrumy maris alaiumy feminae apterum, Femora antica suhtus spiiiosa, posieriora muHca. Tihiae anficae hrevissimaCj tarsi graoUes, maris arolio insiructi. Frons angusta, maoulae GGeUiformes magnae. rT Fronoto rhomboideoy relrorsum supra scuieUum 'producio : elytris aitsque ahdo7nvie loiigiorihus. $ Corpore hreviter ovato, parum oonvexOy mesotho- racis laterilus suhlobatts. (Lamina supraanalis integra, transverse qiiadrata, cerci iUa breviores, supra patentes y foliaceij acurainato-ovatij. Generi Heterogamiae Biirm. haud dissimile, dif- fert corpore glabro, femoribus anticis spinosis, laminae supraanalis ($) forma. 16. Gynopeltis picta. Nigro-fusca , corpore suhtus cum pedibifs, facie, pronoti margine antico macu- lisque qiimque discallbus nee noii elytrorum vitta iaterali testaceis. Long. (c. elytr.) 27 Y2 mill. f^. $ Nigra, suhopar>M, ii)l.lTriTi/VVa*uei'i>/;«u]iüi lallopliis ii!l.;r>iiii;i 18B9. 'hf V JDLTraiiz Wapiwr ^7 ululi ruckv. (jibrÜclius /869. Fi^./. Ta/XIf^ Fu7Z C.F Schmidt litk - ■■ >^ .»: .*«cr-. hM--m^<^ ^:€. ^S^.