^p^ .,-e-»-'- ,Ä- ::p^ Ä-^Ä^^ P?C/ V ^c^ ''4^^ fe*^ ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DK. LE UCK ART IN LEIPZIG HERAUSGEGEBEN Dk. f. 22. TKOSCHBZ., PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BONN. ACHT UND DREISSiaSTER JAHRGANG. £rster Band. Mit 12 Tafeln. Berlin, N i c o 1 a i s c h e V^e r 1 a g s b n c h h a n d 1 u n g. (A. Effert und L. Limltiitv.) 1872. Inhalt lies ersten Bandes. * Seit'-» lieber Selbstbefruchtung bei Trematoden. Von Dr. 0. von Linstow in Ratzeburg-. Hierzu Tafel I. Fig. A— C . 1 Zur Anatomie und Entwickelungsgeschicbte des Echino- rliynchus angustatus Rud. Von Dr. 0. von Linstow. Hierzu TaM I. Fig. 1—33 6 Zur Fischfauna von Süd-Australien. Von Dr. C. B. Klun- zinger. Hierzu Tafel II . 17 Die Metamorphose von Rhyphus punctatus F. und Rhy- phus fenestralis Scop, Vom Forstmeister Th. Beling zu Seesen am Harz 48 Sechs neue Taenien. Von Dr. 0. von Linstow. Hierzu Tafel III 55 Ueber die Fortpflanzungsorgane der Aale. Von G. Bal- same Crivelli und L. Maggi. Uebersetzt aus den Memorie del R. Istituto Lombarde di scienze e lettere Vol. XII. p. 229. Milano 1872 59 Ueber Cubanische Crustaceen, nach den Sammlungen Dr. J. Guudlach's. Von E. v. Martens. Hierzu Tafel IV— V. 77 Ueber Ascaris cristata nov. spec. Von Dr. 0. von Linstow. Hierzu Tafel VI 148 Verzeichaiss der von Dr. Gundlach auf der Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer, Fortsetzung. Von Dr. E. Suffrian, Geheime rath in Münster . . 15(i Ueber die Respirationsorgane der Araneen. Von Dr. Philipp Bert kau in Cöln. Hierzu Tafel VII .. . 208 lio^q iV Seite Beobachtungen über mehrere Parasiten. Von Dr. 0. Bütschli. Hierzu Tafel VIII u. IX 234 Uebersicht der Glyptodonten. Von H. Burmeister . 250 Staurotypus ma aioratus n. sp. Von Joh. von Fischer in St. Petersburg. Hierzu Taf. X 265 Beschreibungen von Planarien des Baikal gebietes. Von Prof. Dr. Ed. Grube in Breslau. Hierzu Tafel XI u. XII . 273 Die Familie der Echinocidariden. Von Troschel 293 TkI. Heber Selbstbefriichtiing bei Trematoden. Von Dr. med. 0. tou Liastow in Ratzeburg. Hierzu Tafel I. Fig. A— C. Die Entwickelungsgeschichte der Trematoden liegt in L e 11 c k a r t's classischem Werk (Die menschlichen Para- siten etc.) in ihren Grundzügen klar vor iins^ nach der die geschlechtsreifen Thiere Eier produciren, deren Embryonen sich meistens in sogenannte Ammen verwandeln, in denen die schon durch ihre Saugnäpfe als Trematoden erkenn- baren geschwänzten Jugendformen gebildet werden, die selbstständig in Thiere, meistens Wasserbewohner, ein- wandern, um nach Verlust ihres Schwanzes sich einzu- kapseln, und endlich mit dem Wohnthier in ihren defi- nitiven Wirth übergehen, in dem nach Auflösung der Kapsel der Insasse sich zur Geschlechtsreife entwickelt. Nunmehr erfolgt die Begattung, welche nach Leu- ckart ^) zwischen je zwei Individuen vollzogen wird, mit Ausnahme gewisser Distomen, bei denen ein direkter Zu- sammenhang zwischen männlichen und weiblichen Ge- schlechtstheilen beobachtet ist. Die Befruchtung geschieht ^) vor Ablagerung der Eischale, so dass vollkommene, mit 1) L. c. I, pag. 478. 2) Ibid. pag. 482. A-rchiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 2 L i n 8 1 0 w : ihrer Schale versehene Eier, in denen die Enabryonalcnt- wickelung bereits begonnen hat, selbstredend als befruch- tete angesehen werden müssen. Meine Untersuchungen hiesiger Crustaceen Hessen mich im Oktober dieses Jahres bei Gammarus pulex eine Trematoden-Species finden, die von der oben aufgestellten Regel eine Ausnahme macht. Es waren Distoraeen, die nach Art der allgemein bekannten Jugendformen einge- kapselt, aber doch vollkommen geschlechtlich entwickelt waren. In einer Anzahl von Exemplaren war in dem Cirrusbeutel eine höchst auffällige, zitternde Bewegung der Spermatozoen sichtbar, wie ich sie nie, auch nicht bei Samen von Säugethieren, lebhafter gesehen habe, und in Thieren anderer Kapseln fanden sich nicht nur die männlichen wie auch die weiblichen Geschlechtsorgane völlig ausgebildet, sondern auch reife, in der Embryonal- entwickelung begriffene Eier. Für die Art, die ich nir- gends beschrieben finde, schlage ich den Namen Distomum agamos vor. Das Thier ist 1 Mm. lang, 0,5 Mm. breit, der Mund- saugnapf und der Körper sind unbewaffnet; ersterer ist kreisrund ; der Bauchsaugnapf, der etwa die Mitte des Leibes einnimmt, ist halbkreisförmig umgrenzt, von dem dreifachen Querdurchmesser jenes. Der Darm, aus dem Schlundkopf entspringend, ist auf die gewöhnliche Weise gegabelt, die Dotterstöcke nehmen die Seiten der hin- teren Körperhälfte ein ; hinter dem ßauchsaugnapf liegen die beiden Hoden und der mit dem langen Cirrus verse- hene Cirrusbeutel (dieser würde wohl richtiger Samen- blase benannt, da er offenbar als Ansammlungsort des von den Hoden secernirten Samens dient), während die weibliche Geschlechtsöffnung sich zwischen beiden Saug- näpfen findet. Der Eier- oder Keimstock ist von den weiblichen Geschlechtsorganen zuerst, zu einer Zeit, wo schon der Same gebildet i:>t, als halbmondförmiges Organ sichtbar, das seitlich am Bauchnapfe liegt (Fig. A). Die Eier sind verhältnissmässig gross, gelb von Farbe, wenig zahlreich; höchstens 67 konnte ich bei einem Exemplar zählen. Am Ende des Leibes ist eine von halbkugligen üeber Selbstbefruclitung bei Treinatoden. 3 Wülstchen umgebene ExcretionsÖffnnng mit dreischenk- liger Mündung sichtbar (Fig. C); ohne dass ich ein dazu- gehöriges Gefässsysfem auffinden konnte. Sowohl die Bildung der Geschlechtsorgane als auch die Befruchtung und Eibildung geht nun in der kugelförmigen Kapsel, in der das Thier sich umherwälzt, vor sich, denn an diesen Kapseln, wie ich überhaupt das Thier immer nur in sol- chen gefunden habe, die ich zur Untersuchung der In- sassen durch Druck aufs Deckglas sprengen musste, sieht man Exemplare ohne Sexualorgane, dann solche, in denen die männlichen und die Anfänge der \veiblichen (Fig. A) ausgebildet sind, und endlich solche, in denen die Ge- schlechtstheilc vollkommen und auch reife Eier sich zei- gen (Fig. B); die Entwickelung der männlichen Organe geht der der weiblichen immer voran. Die Begattung kann also nur in dieser für das Thier undurchdringlichen Kapsel vollzogen werden, und dürfte dadurch erleichtert sein, dass hier der Cirrus auffälliger Weise hinter dem Bauchsaugnapf liegt, und zwar getrennt durch denselben von der Vulva, im Gegensatz z. B. von Distomum dimor- phum, bei dem sowohl die männliche wie die weibliche Geschlechtsöffnung sich hinter dem Bauchsaugnapf be- finden. Bei den Arten nämlich, bei denen der Cirrus in der Nähe der weiblichen Geschlechtsöffnung liegt, tritt gewiss keine Selbstbegattung ein, da das männliche Glied kaum willkürlich bewegt werden kann, sondern die Annäherung der betreffenden Punkte durch Bewegungen des Leibes bewerkstelligt werden muss. Die Kapselwände müssen bei der in diesem Falle nöthigen Leibeskrümmung die besten Stützpunkte geben. Ohne Beispiel ist nun solche Selbstbegattung bei den Platyelminthen keineswegs, die im vorliegenden Falle zwar nicht beobachtet ist, aber doch wohl mit Bestimmtheit vermuthet w^erden kann, da die Copulationsorgane vorhanden, die Individuen durch die Einkapselung von einander getrennt sind, und die Ent- wickelung vom gänzlichen Fehlen der Sexualorgane bis zum Auftreten der reifen Eier in diesen Kapseln beob- achtet ist; vielmehr dürfte sie für das ganze umfangreiche Geschlecht der Tänien die Regel sein, und bildet Leu- 4 * Linstow: ckart ^) ein Glied von Taenia echinococcus im Momente der Selbstbegattung ab. Die reifen, mit doppeltcontou- rirter Sehale versehenen Eier, wie sie in dieser Species gefunden sind, hält übrigens auch Leu ckart, eine der grössten Autoritäten in der Helminthologie, für ein Zei- chen der Reife bei den Trematoden, so dass dieselben erst nach vollendeter Entwickelung und vollzogener Be- gattung auftreten, üebrigcns scheint es mehr als wahr- scheinlich, dass Gammarus pulex nicht der definitive Wirth dieses Parasiten ist, da die Kapsel, um die Eier frei zu machen, erst aufgelöst werden muss, was, wenn man nach Analogieen schliessen darf, wahrscheinlich durch den Magensaft eines Wirbelthieres geschehen wird. Fast immer ist bekanntlich der Wohnort der geschlechtsreifen Trematoden derartig gewählt, dass die Eier nach aussen gelangen können; bei den meisten Arten gelangen sie vom Darm direkt ins Freie, bei Distomum hepaticum, macrourum u. s. w. müssen sie vorher die Gallengänge passiren, bei Distomum cylindriciim treten sie durch die Luftw^ege, bei Distomum cygnoides durch die Harnw^ege nach aussen, und so wird wahrscheinlich bei der uns vor- liegenden Art ein Wohnungswechsel der Art eintreten, dass nun auch hier die Eier auf eine der eben genannten Weisen herausbefördert werden können. Auf ein späteres freies Leben, etwa in einem Darmkanal, deuten übrigens auch noch die Saugnäpfe, von denen das hintere sehr kräftig entwickelt ist. Ausser der Einkapselung ist auch der Fundort dieses Distomum als eines geschlechtsreifen auffällig ; die Arten leben bekanntlich fast ausschliesslich in Vertebraten; eine einzige entwickelte mit zahllosen Eiern versehene Species fand ich bei Anodonta cygnea 3), und Di es in g führt 2) drei Arten an, die in Acalephen wohnen ; letztere sind mir aber unbekannt, und sind es vielleicht unentwickelte Jugendformen. 1) L. c. pag. 339, tig. 98. 2) Systema helminthum II, pag, 361 — 362. 3) Aspidogaster conchycola. üeber Selbstbefruchtung bei Trematoden. 5 Interessant wäre es, den definitiven Wirth dieses Parasiten zu erfahren, auch in Bezug auf die Frage, ob durch besondere Umstände es nothwendig für die Erhal- tung der Art ist, dass die Geschlechtsreife schon in dem Zwischenträger eintritt. Vielleicht wird der Gammarus pulex von einem den hiesigen See im Herbste auf der Wanderschaft besuchenden Zugvogel verzehrt, der nur kurze Zeit hier verweilt, und nun trotz seines kurzen Aufenthaltes die Eier unseres Trematoden hier hinterlässt. Schliesslich darf ich daran erinnern, dass Leuckart in seinem Bericht über die Naturgeschichte der niederen Thiere aus den Jahren 1866 — 67 eingekapselte Distomen in Ephemerenlarven erwähnt (pag. 117), die auch ge- schlechtsreif waren. Ratze bürg im Oktober 1871. Znr Anatomie und Entwickeliingsgeschichte des Gchiuorhynchas angustatiis Rud. Von Dr. med. 0. von Liustow in Ratzeburg. Hierzu Tafel I. Fig. 1—33, Nach den neuesten helminthologischen Untersuchun- gen scheinen in der Regel die Eingeweidewürmer in ge- schlechtslosem oder jugendlichem Zustande in einem, in geschlechtsreifem aber in einem anderen Thiere zu leben, dem ersteres zur Nahrung dient, und hat es ein grosses Interesse, für die einzelnen Wurmspecies diese Wohn- thiere zu ergründen. Bei den Acanthocephalen ist man mit der Auffin- dung dieser Wohnthiere noch nicht w^eit gekommen, und ist besonders ^) für Echinorhynchus proteus bekannt, dass sich seine Eier im Gammarus pulex entw^ickeln. Nunmehr ist es mir gelungen, die Eier auch von Echinorhynchus angustatus zur Entwickelung zu bringen, wie gleich be- richtet wer.den soll. Das reife, befruchtete Ei dieses Thieres hat einige Aehnlichkeit mit dem von Pagenstecher ^) beschrie- 1) Greeff, Archiv für Naturgeseh. 1864, Th. I, p. 98—140, tab. II — III, erzog ferner Ech. polymorphus aus Gregarina miliaria. r 2) Zur Anatomie v. Ech. prot. Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XIII, pag. 413, tab. XXIII^XXIV. L in stow: Z. Anat. u. Entwickelungsig. d. Ech. angustatus. 7 benen des Echin. proteiis; es ist von spindelförmiger Ge- stalt, und besteht aus drei Membranen, die den Embryo umhüllen; die äussere ist hyalin und zart, die mittlere sehr dickwandig, oben und unten abgeschnürt, und an den beiden Enden mit einem zarten Faden versehen, der aber bei Weitem nicht die Länge und Mächtigkeit er- reicht wie der von Pagenstecher für Ech. proteus abgebildete; die innere ist wiederum zart und umschliesst den Embryo an den Seiten eng, nur oben und unten sich über denselben erhebend. Der Embryo ist länglich-eiförmig, und zeigt am Kopfende eine dunkle, strichige Zeichnung, die vielleicht von kleinen Häkchen herrührt, welche analog den Haken der Tänienembryonen bei der weiteren Entwickelung mit der primitiven Haut abgeworfen w^erden. In der Mitte des Embryonalkörpers zeigt sich schon früh ein spindel- förmiger, dunkler Körper, aus welchem sich später alle inneren Theile des Wurms entwickeln, während aus der übrigen hellen Umgebung jenes Kernes nur die Körper- hüllen des erwachsenen Thieres entstehen. Die Eier, und intakte, von denselben strotzenden AVeibchen that ich in ein Glasgefäss, in denen sich ver- schiedene kleine Wasserthiere befanden, von denen die W^ürmer bald verzehrt w^aren. Phryganiden- und Libellen- larven, verschiedene Egelarten, Gamnaarus pulex, Gaste- rosteus pungitius verzehrten die Eier zu Hunderten ohne Erfolg ; das Thier aber, in dem sie mit einer gewissen Regelmässigkeit zur Entwickelung kommen, ist Asellus aquaticus ^). Es ist übrigens nicht nöthig, dass dieses Thierchen direkt den weiblichen Wurm und somit die Eier verzehrt, denn auch durch Wasser, indem sich nur letztere befinden, werden sie mit dem Echin. angustatus inficirt, wenn sie einige Zeit in demselben leben. Im Wasser tritt keine Embryonalentwickelung ein. Die Entwickelung in Gammarus pulex ist eine äus- 1) Erst nach Vollendung dieser Arbeit fand ich, dass schon Greeff (1. c. pag. 370) gelegentlich die Wasserassel als Wirth des Jugeudzustandes von Ech. angustatus anführt. 8 Linstow: serst rapide. Ich fand ein männliches Exemplar, das am 5ten Tage mit eingezogenem Rostellum bereits 5 Mm. lang war, und in dem sich alle Geschlechtsorgane ent- wickelt fanden, so dass es sich in keiner Weise von einem geschlechtsreifen Männchen aus dem Barsche äusserlich unterschied. In einem Exemplar von Asellus aquaticus fand ich drei junge Echinorhynchen von resp. 3, 572 und 6 Mm. Länge, so dass diese Gäste fast den ganzen Raum der Leibeshöhlc einnahmen. Sonderbarer Weise fand ich unter den gezüchteten Würmern nur Männchen. Die Rüsselscheide entsteht sehr frühzeitig, und bildet sich von der Basis aus, von wo aus auch die Retractoren des Rüssels entstehen, indem sie vom Grunde der Scheide aus schlingenförmig emporwachsen. Die Cutis des Kopf- endes ist Anfangs geschlossen, und stülpt sich nach Bil- dung der Anfangs nach vorn offenen Scheide des Rüssels dieser entgegen, um später in sie hineinzuwachsen, wo- durch der Rüssel entsteht. Noch während die Anlage des Rostellum frei vor der Scheide desselben liegt, bilden sich an der Innenwand des ersteren eigenthümliche Zellen mit einem kleineren stumpfen und einem längeren spitzen Ausläufer, in denen die Haken entstehen, deren Wurzel- ast zuerst verhältnissmässig viel grösser ist als bei aus- gewachsenen Thieren, da er gleich so lang angelegt ist, wie er später bleiben soll, während der Hakenast sich vergrössert, und so zu sagen aus der Bildungszelle heraus- wächst, wodurch die Spitze frei wird. Nach Anlage der Rüsselscheide entsteht in derselben zuerst das meistens als Gehirn bezeichnete Centralnerven- system, über dessen Existenz manche Forscher noch nicht einig zu sein scheinen. Carus *) drückt sich (1863) über diesen Punkt zweifelhaft aus, während Linde mann das an der Basis des Rüssels von vielen Autoren angegebene Nervenganglion für einen Beobachtungsfehler (!) hält ^), 1) Handbuch der Zoologie von Peters. Carus und Gerst- äcker, IL Band, p. 457. 2) Lindemann, Zur Anatomie der Acanthocephalen (Mos- kau 1865) p. 490. Zur Aiiat. und Entwickoluugsgeöch. des Echiuorh. angustatiip. 0 was einigermassen unerklärlich ist, da dieses doch bei einigen Arten ein sehr in die Augen fallendes Organ ist. Zu einer Zeit wo die Muskeln noch nicht von dem Grunde der Rüsselscheide emporgewachsen sind, sieht man das Gehirn sehr deutlich als einen eiförmigen Körper am an- geführten Orte liegen; die Ganglienzellen sind unipolare, bipolare, und vielleicht auch apolare, und werden von einer zarten Membran zu jenem ovalen Haufen zusam- mengehalten, der zahlreiche doppeltcontourirte Nerven entsendet. Die einzelnen Ganglienzellen sind gross, fein granulirt und schliessen einen oder mehrere Kerne mit glänzendem KernkÖrperchen ein. Schon am 5ten Tage ist die Bildung vollendet. Zwei besonders auffallende Nerven- bündel verlassen die Rüsselscheide an ihrem untersten Ende, um nach hinten zu verlaufen und sich dann in die Längsmuskeln zu verlieren. Bei Ech. acus, wo das Ge- hirn nicht am Grunde der Rüsselscheide, sondern am unteren Drittel desselben liegt, treten die beiden Haupt- nervenstämmc auch hier aus der Rüsselscheide heraus, und sie sind es, welche Lindemann^) als Kanäle be- schreibt und abbildet, was wohl daher kommt, dass die Scheide dieser beiden Nervenstämme sehr stark ist. Sehr schön bildet Pagenstecher das Gehirn von Ech. pro- teus ab 2), nur sind die Kerne der Ganglienzellen dort scharf dunkel gezeichnet, wie ich sie bei Ech. ang. nicht fand. Bald nach Bildung des Gehirns wachsen die er- wähnten Muskelschlingen um dasselbe empor, und ver- decken dasselbe gänzlich. Beim erwachsenen Thiere, wie es sich im Barsch findet, kann man es aber sehr schön zur Anschauung bringen, wenn man den Rüssel sammt dieser Scheide aus dem Thiere herauszieht, und letztere kurz vor ihrer Basis quer durchschneidet; aus dem klei- nen abgeschnittenen Stumpf lässt sich dann durch einen leisen Druck das Gehirn unverletzt hervortreiben. Am Grunde der Rüsaelscheide bemerkt man zu einer frühen Periode jene grossen Zellen, die Pagen- 1) L. c. pag. 492, tab. XI, tig. 2 a. 2) L. c. tab. XXIII, fig. la. 10 Li n stow: Stecher ^) beschreibt und abbildet, und welche derselbe für drüsige Gebilde hält. Die Lemniscen entstehen in den Ringmnskeln, bei anderen Arten, z. B. Ech. acus in den Längsmnskeln, als solide, mit parallelen Einschnürungen versehene Organe, so dass die Contouren runde Vorsprünge zeigen, neben dem oberen Ende der Rüsselscheide liegend, und treten sie noch vor Bildung der Haken des Rüssels auf. Die Struktur der Lemniscen unterliegt bei den einzelnen Arten den grösstcn Verschiedenheiten; so liegt mir eine kleine Species aus Blicca bjoerkna ^) vor, bei der die Länge der Lemniscen die des Körpers übertrifft, so dass die- selben sich am Plinterleibsende zurückbiegen, um in der Leibeshöhlc Platz zu finden, und zeigen sie an mehreren Stellen grosse drüsige Einlagerungen. Bei Ech. ang. enden die Lemniscen, die etwa die Länge der Rüssel- scheide haben, blind, im Gegensatz zu einigen Abbil- dungen Wes tru mb's 2), wo sie nach unten dünnere Aus- läufer zeigen. Auf Durchschnitten sieht man, dass die Lemniscen bei ausgewachsenen Thieren die Form von zu- sammengedrückten Cylindern haben, und, von den Mus- keln umgeben, zwischen Rüsselscheide und der Ring- muskelschicht liegen. Die Bedeutung dieser Organe ist noch immer nicht klar. Jetzt w^erden sie meistens für Excretionsorgane gehalten, da die Seitengefässe mit ihnen in Verbindung stehen, doch kann ich nicht läugnen, dass ich die ältere Ansicht für wahrscheinlicher erachte, nach der sie die Funktion eines Darms haben, wofür ich die Beobachtung anführen kann, dass ich bei mehreren Exem- plaren von weisser Farbe die Lemniscen in Ueberstimmung mit dem Darminhalt der Barsche, in dem£sie lebten, ^von röthlich-gelber Färbung gefunden habe, so dass sie also zur Nahrungsaufnahme zu dienen scheinen. Lindemann hält sie für Elweissdrüsen, denn was derselbe tab. X. fig. 2 b abbildet, dürften doch wohl Lemniscen sein. Die äusseren 1) L. c. fig. Ib. 2) De helminthibus acanthocephalis. tab. III, fig. 18 u. 19. 3) Echinorhynchus clavaeceps. Zur Anat. und Entwickelungsgesch. des Echinorh. angustatus. 11 Bedeckungen bestehen aus drei Schichten; zu äusserst ist die homogene Cuticula, dann folgt eine dunklere, fein gekörnte Schicht, und hierauf eine breitere, hellere, die eine radiäre Streifung zeigt, und der Sitz des Gefäss- apparates ist. Auf letztere folgt eine helle, schmale Schicht von Ringmuskeln, und auf diese die mächtige Lage von Längsmuskeln. Die Muskeln zeigen auf dem Durchschnitt eine radiäre Zeichnung und ein dunkles, feingranulirtes Centrum i). Die Embryonen werfen ihre primitive Haut ab, und schon bei vier Tage alten Exemplaren findet man dieselbe als zartes, homogenes Häutchen, das nur noch am hinteren Ende dem Körper anhaftet. Die Seiten- gefässe sind, wie man an feinen Durchschnitten deutlich sieht, keineswegs wandungslos, was Schmidt 2) behaup- tet, wohl aber die von denselben rechtwinklig nach beiden Seiten abgehenden Nebengefässe. Diese Gefässe ent- wickeln sich aus Zellen mit glänzenden Kernen, die in einer Anordnung auftreten, dass man aus derselben schon die Richtung der späteren Gefässe erkennt, welche da- durch entstehen, dass die Zellen an den zugewandten Polen mit einander verschmelzen. Die von Pagen- stecher^) abgebildeten Zellen scheinen mir die eben beschriebenen, und nicht „Zellen in den Muskelbündeln^ zu sein. Diese Gefässe werden die Bedeutung haben, die von den Lemniscen aufgenommene Ernährungsflüssig- keit nach allen Theilen des Körpers zu leiten. Von der Basis der Rüsselscheide entspringt als so- lides, cylindrisches Muskelbündel das bekannte Ligamen- tum Suspensorium, welches den beiden Floden zum Auf- hängebande dient. Pagenstecher fand bei Ech. pro- teus die Hoden von dem Lig. susp. ganz umschlossen, so dass sie in demselben liegen, was bei Ech. angustatus nicht der Fall ist, wie man bei jungen Exemplaren dcut- 1) Schneider, »lieber den Bau der Acanthocephalen« im Archiv für Anat. u. Phys. 1868, pg. 584—597, behandelt ausführlich den Bau der Muskulatur. 2) Handbuch der vergleichenden Anatomie, pg. 130. 3) L. c. tab. XXIII, fig. 5 a. 12 Linstow: lieh sieht ; so fand ich bei einem gezüchteten Exemplar den ersten Hoden nicht hinter sondern neben der Rüssel- scheide, von deren Grunde einige Mnskelbündel des Lig. susp. sich zurückbogen, um sich von einer Seite her an dem Hoden zu befestigen; hier passt also Schmidt'» Beschreibung nicht, wenn derselbe sagt ^): ;,Die Samen- secretion scheint in der Wandung des Lig. susp. vor sich zu gehen, d. h. dieses Organ ist Hoden". Die beiden Hoden findet man bei ganz jungen Thieren mitunter noch zu einem vereinigt, der sich später durch Abschnürung in der Mitte theilt. In den Hoden werden die Samen- fäden gebildet, die sehr viel länger sind, als sie Pagen- stecher für Ech. proteus abbildet. Aus dem Endothel der Hoden entstehen doppeltcontourirte, gekernte Zellen, die sich allmälich unter Vereinfachung der Contour ver- grössern, und zu Mutterzellen werden, indem sie in ihrem Innern als Tochterzellen die Bildungszellen der Sperma- tozoen entwickeln. Jeder der Hoden mündet in ein Vas deferens, das einige ampuUenförmige Anschwellungen zeigt, und sich ungefähr in der Mitte der Entfernung zwischen Hoden und Hinterleibsende mit dem anderen Vas deferens zu einem gemeinschaftlichen Vas efferens vereinigt, welches knrz vor seiner Mündung eine haibkugelförmige Auftreibung zeigt. Neben diesen Ausführungsgängen liegen sechs „ac- cessorische'^ Drüsen, welche aus je einer Zelle entstehen. Je drei vereinigen ihre Ausführungsgänge zu einem ge- meinschaftlichen Bündel, und diese beiden Bündel münden links und rechts von der gleich zu schildernden Samen- blase und dem Vas efferens, um das Sekret in die Bursa copulatrix zu führen. Da die männlichen Echinorhynchen zur innigeren Vereinigung der Begattungsorgane einen Kitt absondern, welchen man bei manchen Weibchen, z. B. den von Ech. acus, nach der Copula als schwärz- lichen, abstreifbaren, fingerhutförmigen Ueberzug am Hin- terleibsende findet; so dürfte es nicht unpassend sein, in diesen Drüsen die Kittorgane zu suchen, da jener Ueber- 1) L. c. pag. 140. Zur Anat. imd Entwickelungsgesch. des Echinorh. aiig:n8tatus. 13 zugbei begatteten Weibchen ans derselben dunkeln, kör- nigen Masse besteht wie der Inhalt dieser sechs Drüsen. Bei manchen langgestreckten Arten, wie Ech. acus, liegen diese Drüsen in einer Reihe hinter einander, und die Hoden vor ihnen. Der Beweis für die lichtige Deutung dieser Organe liegt übrigens schon darin, dass die Aus- führungsgänge nicht in den Cirrus, sondern links und rechts seitlich von der Samenblase ins Innere der Bursa münden, so dass bei der Copula das Sekret sich zwischen die Innenwand dieser und den Körper des von derselben umfassten Weibchens ergiesst. Die Bezeichnung „Samen- blase'', welche Schmidt i) den unteren Anschwellungen der Vasa deferentia giebt, möchte ich einem anderen Or- gan ertheilen, das dem Vas efferens anliegt. Es ist eine starkwandige, sehr muskulöse Blase, die offenbar zur An- sammlung des Samens und Austreibung desselben beim Coi- tus dient, denn ich fand sie öfters prall mit Samen gefüllt. Das dicke, obere Ende der Samenblase ist bei ganz jungen Exemplaren oft eiförmig abgeschnürt. Diese Verhältnisse sind nur bei ganz jungen Thieren tibersichtiich; später legen sich die Kittdrüsen als bohnen- förmige, dunkle Körper eng an einander, und sind die Ausführungsgäuge dann halbmondförmig gekrümmt, an die sich die Samenblase von Aussen anlegt. Der Cirrus des Männchens ist spindelförmig, und hat die Bursa copulatrix zwei muskulöse Saugscheiben. Der weibliche Genitalschlauch wird von den Muskel- bündeln des Ligam. susp. umfasst, doch kann ich die Ausdrucksweisc nicht für gerechtfertigt halten, nach der „die Innenwand des Lig. susp. als Ovarium fungirt'', denn auf Durchschnitten sieht man überall klar, wie die Mus- kelbündel des Lig. susp. sich deutlich von dem scharf- contourirten Genitalschlauch unterscheiden lassen, un(J verlieren sich dieselben, nachdem sie Anfangs letzteren als Hülle gedient haben, im weiteren Verlaufe nach hinten bald ganz, so dass man also nur sagen kann, der weib- liche Genitalschlauch entspringe von der Basis der Rüs- 1) L. c. pag. UO. 14 Linstow: seischeide, und werde im Anfange von dem Lig. suspens. umgeben; bei anderen Arten z.B. Eeb. acus entspringen Lig. susp. und der Genitalschlnuch gesondert neben ein- ander von der Basis der Rfisselscbeide. In dem Endothel des als Ovarium fnngirenden oberen Tbeiles des Schlauches bilden sich kleine, doppcltcontourirte, gekernte Zellen, die nach ihrem Heraustreten aus demselben noch nicht gleich frei werden, sondern durch einen kurzen Stiel mit demselben zu- sammenhängen, wie solches schon W e s t r u m b ^) für Ech. porrigens abbildet. Bald lösen sich diese Zellen los, wer- den grösser, verlieren ihre doppelte Contour, und bilden dann, indem sie zu Mutterzellen werden, in ihrem Innern die Zellen aus, welche sich zu den Eiern umgestalten. Der Thell des Genitalschlauchs, in welchem sich dieses zu- trägt, und den ich Ovarium nannte, mündet, sich ver- engend, in die kurze, trichterförmige Tuba, die in den cylindrischen, starkwandigen, unten mit Drüsenzellen be- kleideten Uterus führt, welcher sich in die enge, stark- wandige Vulva fortsetzt, die Anfangs den Umfang des Uterus besitzt, bald aber ein viel kleineres Lumen be- kömmt, und kurz vor ihrer Mündung wieder etwas an- schwillt, wo sich zwei kleine Saugscheiben befinden, als Analoga der männlichen ähnlichen Gebilde. Die Mutter- zellen, von denen oben die Rede war, bewegen sich in dem Ovarium und durch die Tuba hindurch in den Uterus, können aber wegen der engen Verbindungsötfnung zwi- schen diesem und der Vulva letztere nicht erreichen. Die Tochterzellen gestalten sich allmälich in die etwas um ihre Längsachse gekrümmten, spindelförmigen Eier um, deren allmähliche Entwickelung die Abbildungen veran- schaulichen. Auf eine Weise nun, .die mir nicht klar geworden ist 2)^ treten die Eier aus dem Genitalschlauch in die Lei- beshöhle hinein, denn man sieht bei intakten, reifen Weib- 1) L. c. tab. II, fig. 30 u. 31. 2) Leider konnte ich Gre eff's Arbeit »lieber die Uteriisglocke und das Ovarium der Echinorhynchen«, 1. c. pag. 861 — 374, tab. VI, nicht benutzen, und kenne dieselbe nur im Auszuge. Zur Anat. und Entwickelungsgesch. des Echinorb, angustatus, 15 chen stets zahllose Eier neben dem Ovarialschlauch in der Leibeshöhle hin- und herflottiren, und solche älteren, von Eiern strotzenden Weibchen gleichen überhaupt oft nur noch Eiersäcken^ von denen sich bei einzelnen Arten durch ringförmige Einschnürungen der Haut Glieder nach Art der Tänien losstossen, wie ich es u. A. bei dem in Strix flammea v^ohnenden Ech. tuba fand. Die Acantho- cephalen haben mit den drei Hauptklassen der Einge- weidewürmer auffallende Aehnlichkeiten, so dass sie gleich- sam ein Bindeglied zwischen ihnen bilden : die Hoden erinnern an die der Trematoden ; das Fehlen von Mund und After sowie das Vorhandensein von Rostellum und Haken, und das Abstossen der mit reifen Eiern gefüllten Glieder der Weibchen ist eine Aehnlichkeit mit den Tä- nien ; die Seitengefässe sowie die Entwickelung ohne Metamorphose haben sie mit den Nematoden gemein. Es wäre nach Obigem noch die Frage aufzuwerfen, ob sich die Eier auch in der freien Natur in Asellus aqua- ticus entwickeln, was man wohl unbedingt bejahen kann, denn das Wesen sowohl dieser Thiere als auch der Eier kann doch im Aquarium kein anderes werden, als es im Freien ist, und hat die Wasserassel bei der grossen Häu- figkeit, mit der unser Echinorhynchus in den Barschen und Hechten des hiesigen See's vorkommt, sicher Gele- genheit genug, die fraglichen Eier in sich aufzunehmen. Auffallend ist, dass in dem genannten Thiere die jungen Acanthocephalen fast dieselbe Grösse wie die ge- schlechtsreifen des Barsches erreichen, und dass nur Männ- chen in ersterem gefunden wurden. — Die im Asellus aquaticus ausschlüpfenden Embryonen bohren sich durch die Darmwand hindurch, um in die Leibeshöhle zu ge- langen; sonst müsste das Wohnthier durch die Ausfüllung des Darmlumens von Seiten des grossen Insassen unfehl- bar sterben. 10 Linstow: Z. Anat. u. Ent.wickelimgsg. d. Ech. angustatus. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 — 3. Durchschnitte; Vergr. CO. 1. Durch Rüsselscheide und Lemniscen. a. Cuticula, b. Cutis, c. Gefässhaut, d. Riug- muskeln, e. Längsmuskeln. j 2. Durch das Ligamentum Suspensorium. 7) 3. Durch die Vulva; auch die Seitengefässe zeigen sich. » 4. 2°^/i. Bildung der Lemniscen in den Muskeln. r> 5. ^^%. Bildung der Hauptgefässe. )' 6. ^^°/i. Gestielte Eibildungszellen. » 7 — 10. ^^^/j. Freie Eibildungszellen. ;. 11—14. 8ö%. Bildung der Eier. j> 15. ^^°/i- Freier junger Embryo. » 16. ^^"/j. Endothel des Ovarium mit Eibildungszellen. « 17. ^°/i- Hinterleibsende des Weibchens mit Vulva. » 18. ^'Vi- Hinterleibsende des Männchens mit Cirrus. V 19 — 24. ^^^/i Bildung der Samenzellen. » 25. ^^°/i. Freier Samenfaden. » 26. ^^7i- Ganglienzelle mit Nerv. j> 27. ^°%. Muskeldurchschnitt. » 28. ^'^o/i. Hakenbildungszelle. » 29. "^"/i. Bursa copulatrix mit Cirrus und Saugnäpfen. » 30. 20^^ Hinterleibsende eines reifen Männchens, a. Hoden b. Kittdrüsen, c. Samenblase, d. Vas deferens, e. Vas efferens. » 31. ^^/i. Hinterleibsende eines ganz jungen Männchens aus Asellus aquaticus, die beiden Hoden sind noch zu einem vereint; Buchstaben wie oben. > 32. ^%. Weiblicher Genitalschlauch, a. Büsselscheide, b. Ova- rium, c. Tuba, d. Uterus, e. Vulva. » 33. ^^^li. Mittlerer Theil desselben; Buchstaben wie oben. Zur Fischfauna Ton Süd-Australien. Von Dr. €. B. Klunzinger. Hierzu Tafel II. Yon dem Director des botanischen Gartens in Mel- bourne, Freiherrn Dr. v. Müller, -wurde ausser vielen andern Sammlungen dem k. Naturaiienkabinet in Stutt- gart auch eine beträchtliche Anzahl von Fischen Über- macht, deren Bestimmung ich übernahm. Es fand sich darunter eine verhältnissmässig grosse Zahl neuer und zum Theil sehr interessanter Arten. Die bekannten zähle ich hier nur namentlich oder mit einigen Zusätzen auf. Pereid ae. Enoplosus arinatus White. In zahlreichen Exemplaren von Port Philip, Mur- ray-River 1). Name: striped dory. Grösse 20 Cm. ÄntJnas rasor Rieh, Varietas extensa Klz. Die zwei vorhandenen Exemplare stimmen wohl mit Serranus rasor Richards, überein, sie sind aber beide 1) Damit scheint die Mündung dieses Flusses gemeint zu sein, denn die meisten Fische, als deren Fundort Müller den Murray- River angab, sind ächte Meerfische. Archiv f. Naturff. XXXVni. Jahr?. 1. Bd. 2 18 Klunzinger: um ein gutes nieder ei% ihre Höhe ist SVs — 374^)- Bei einem Exemplar ist die Strahlenzahl, wie Richardson und Günther angegeben, D. ^0^21; beim andern aber 11/, /23, während sie sonst unter sich gleich sind, ein- schliesslich der Färbung (eine rothe bogige Längsbinde oberhalb der Seitenlinie). Auch bei Anthias squamipinnis Pet. aus dem Rothen Meere beobachtete ich eine niedere und eine schlanke Form. Die Länge obiger Exemplare ist 20 Cm., Hobson Bay. Apogon cotispersus n. sp, D. 71/9, A. Vg, P. Vis, L. lat. 27, L. tr. 31/2. 7, Höhe 3, Kopf 31/2, Breite 2V4, Auge 3, Stirn 1, Schnauze IV2, Praeorb. 3, 3. Rückenst. 2, Schwanzfl. 4V2. Körper eiförmig, etwas hoch. Kinn nicht oder kaum vorragend. Die Zähne in mittelmassig breiter Binde in beiden Kiefern, kurz, conisch. Augen mittelmässig. Der Oberkiefer reicht fast bis zu der Höhe (Vertikale) des hintern Augenrandes. Unterer Rand der Prä- und Sub- orbital knochcn nicht gezähnt. Der abgerundete Rand des Vordeckcls überall, die vordere Randleiste nicht ge- zähnt (Untergattung Apogon). An der Suprascapula ist keine Zähnelung bemerklich. Die Figuren der Seiten- linie bilden eine einfache, flache, breit dreieckige L ä n g s e r h ö h u n g. Die R ü c k e n s t a c h e 1 n stark, be- sonders der 3. und 4., 2. Rückenflosse etwas höher als die 1. und als die Afterflosse. 2 Rücken- und die Afterflosse mit leicht gerundetem Endrand. Die Bauchflossen reichen fast bis zu den Afterstrahien, die Brustflossen sind eher etwas kürzer. Schwanzflosse abgestutzt oder leicht ge- rundet. Farbe (in Spiritus)|bräunlich'mit zerstreuten schwarzen Fleckchen am vorderen Theil des Körpers besprengt, be- sonders über den Brustflossen und am Kopf. Flossen farb- los oder mit leichter schwärzlicher Tingirung. Die Bauch- 1) In Bezug auf Abkürzungen und Ausdrucksweise verweise ich auf die Einleitung zu meiner »Synopsis der Fische des Rothen Meeres«. Verh. der zool.-botan. Gesellschaft in Wien 1870. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 19 flössen, besonders in ihrer hintern HUlfte, schwärzh'ch. Grösse 11 Cm. Diese Art unterscheidet sich vonApog. monochrous Bleek. hauptsächlich durch stärkere Rückenstacheln, klei- neres Auge, von Ap. bifasciatus Rüpp. durch x\n. ^J^j andere Seitenb'nienfiguren, stärkere Bezahnung des Vor- deckclrandes und andere Färbung. Apog. maculosus C. V. ist, nach der unzureichenden Beschreibung, verschie- den in der Färbung, und hat K.xi. ^ji. Ambassis *) urotaenia ßleek. Der einzige Unterschied unserer Exemplare von obiger Art ist: II D. V8— 9, A. V8— 9, während Bleeker's Art 9 — 10 Strahlen hat. Amb. Agassizi Steind. stimmt in der Strahlenzahl, unterscheidet sich aber durch etwas grössere Höhe des 2. Rückenstachels (372 in der Körper- länge ohne Schwanzflosse). Bei unsern Exemplaren von 6 Cm. ist die Höhe 4Y2, bei den Exemplaren von B lec- ker von 9 Cm., 4raal in jener Länge enthalten. Also überall leichte Inconstanzen, so dass ich nicht anstehe, auch dieArt vonSteindachner zu urotaenia zu stellen. Die Seitenlinie ist bei unsern kleinen Exemplaren sehr rudimentär, nur an einigen der vorderen Schuppen zeigen sich Vertiefungen, bei dem etw^as grösseren Exem- plar von Bleek er (in der Stuttgarter Sammlung) ist die eine Hälfte derselben entwickelt, die hintere fehlt. OUgorus macquariensis C. V. Vom Murray-River, Hobson Bay — Grösse 30 Cm. Arripis georgianus C. V, Viele Exemplare von Port Philip, Murray-River, Hobson Bay, 10—20 Cm. Arripis solar Rieh. Hobson Bay. 30 Cm. 1) Ich folge in dieser Zusammenstellung' der Günther'schen Familieneintheilung und überhaupt der Nomenclatur in Günther's Fischwerk, worin das Nähere nachzusehen ist. 20 Klunzinger: Dules novemactdeatus Steindachner ^) Var. alta KIz. Auch hier völlige Uebereinstimmung mit St ein- dach ner's Art, mit alleiniger Ausnahme der Körper- höhe, diese ist bei unsern Exemplaren SYs, und die Kopflänge ist beträchtlich kleiner, als die Körperhöhe. Fundort nicht speciell angegeben. • Dules ambiguus Rieh. Murray-River. 45 Cm. Par a du les n. gen. R. br. 6. Eine Binde feiner Sammtzähne in beiden Kiefern, an Vomer und Gaumen, an letzterem aber oft wenig deutlich (abfällig?). Eine Rückenflosse mit 8 — 10 Stacheln, Afterflosse mit 3 Stacheln. Schuppen fein cte- noid, Kiemcndeckel mit 2 Stacheln, Vordeckel g a n z- r and ig (hierdurch von Dules wesentlich unterschieden), Paradules ohscurus Klz. D. 9—10/8, A. V6--7, P. 9—10, G. 17, Höhe 31/2, Kopf 33/4, Auge 3, Stirn IVs, Präorb. 2, Schnauze IV5, 2. Rük- kenstachel 2, Schwanzfl. 4^5—5, L. lat. 28—30, L. tr. 2V2 • 10. Körper länglich elliptisch. Kopfprofil leicht parabolisch, oder fast gerade. Am Kopf ist Schnauze, Vor- derstirn und Präorbitalbein unbeschuppt. Mund klein, der Oberkiefer reicht hinten nur bis zur Vertikale des vorderen Augenrandes. Pr äor bi tal bei n fast quadra- tisch, nur am Hinterrand oder hinteren Unterwinkel gezähnt. Kiemendeckel mit 2 Stacheln. Die Seiten- linie unvollständig, in Form eines kurzen Längsstrichs, die auf vielen der betreffenden Schuppen fehlt. Ihre Krümmung wie die des Rückens. Die Rückenstachcln ziemlich stark, der 1. klein, der 2. viel höher. Die Rückenflosse ist tief ausgeschnitten; der letzte Stachel höher, als der vorletzte. Die Rückenflosse beginnt erst 1) Zur Fischfauna von Port Jackson in Australien. Sitzungs- ber. d. Wien. Akad. 1866. Zar Fißchfauna von Süd Australien. 21 Über dem" hinteren Drittel der Brustflossen. 3. Afterstachel etwas höher als der 2. Der gliederstrahlige Theil der Rücken- und Afterflosse ziemlich gleich hoch. Die Bauch- flossen beginnen unter dem Ende des L Viertels der Brustflossen, und reichen zum After, die Brustflossen rei- chen nicht so weit. Schwanzflosse abgestutzt oder leicht gerundet. Die Insertion der Kiemenhaut an dem Isthmus ist unter oder etwas vor dem Winkel des Vordeckels. Farbe in Weingeist : dunkelbraun. Flossen grau- grün. Die Bauchflossen aussen, die Afterflosse vorn, oft auch die Spitzen der Rücken- und Afterflosse dunkler. Am Grund der Schwanzflosse ein dunkles Querband, das sich nicht an den Rand fortsetzt. 4V2 Cm. Fundort : Yarra Sagoon. Paradules leetus KIz. D. 78—9, A. V6-7, Höhe 4, Kopf 4, Auge 3, Schnauze 1, Stirn ''l, Präorb. 2, 2.-3. Rückenst. 2V3, Schwanzfl. ? Gestalt gestreckter als bei der vorigen Art. Prä- orbitalbein dreieckig, ganz ungezähnt. Keine deutlichen Stacheln am Kiemendeckel. Der 2. Rückenstachel etwas mehr als 2mal so hoch, als der 1.; 2. und 3. Stachel gleich hoch. 2. Afterstachel etwas höher, als der 3. Sonst wie die vorige Art. Farbe : hellgelbgrau. Am Grund der Schwanzflosse auch eine dunklere Querbinde. Flossen hyalin. 5 Cm. Murray-River. Pristiponiatidae. Therapon ellipticus Rieh. Murray-River, Hobson Bay. 25 Cm. Mullidae. Üpeneiohthys porosus C. V. Der Fundort ist nicht specieli angegeben. 30 Cm. Sparidae. Chrysophrys ausiralis Gth. Hobson Bay. 30 Cm. 22 Klunzinger: Pagrus major Schi gl. Hobson Bay. 30 Cm. Girella Simplex Rieh. Nach den mir vorliegenden zwei Exemplaren, wo- von das eine 20 Cm., das andere 30 Cm. misst, ist es kein Zweifel, dass die Form mit ganzrandigen Zähnen die Jugend ist, während die Alten ausgezackte Zähne bekomme n. Zugleich wird dieS chwanzflosse mit dem Alter tiefer ausgeschnitten. Die Färbung des älteren Exemplars ist heller. Sonst kein Unterschied. Bei beiden ist der Gaumen vorn bezahnt, die Zahlen und Dimensionen sind gleich, die Zahnzacken sind kurz und gleich lang. Auch bei dem jüngeren Exemplar zeigen sich einige Seitenzähne gezackt, die übrigen sind aber gerade abgeschnitten. Das jüngere Exemplar ist vom Murray-Iiiver, das ältere von Bass-Strait. Untergattung von Girella: Gir ellichthtj s Klz. Am Vomer eine Gruppe kleiner Zähne, Gaumen unbezahnt, Kiemendeckel ganz beschuppt, die Wangen mit kleinen, zum Theil von Haut bedeckten Schuppen, Präorbitalbein, Stirn und Schnauze etwas runzlig und porös, aber nackt. Sonst wie Girella. Girella fGirellichthysJ zehra (Rieh.?) Steindachner. D. iVi3, A. Vii, P. 18, C. 17, L. lat. c. 80, L. tr. 12/35, Höhe 31/6, Kopf 5, Breite 2V2, Auge 3^/4, Stirne IV2 : 1, Schnauze P/o : 1, Präorb. 1, hintere Rückenstacheln 31/2; Schwanzfl. 4V3. Stimmt genau mit Steindac hner's Beschreibung. Fundort; Murray-River, Grösse 26 Cm. Haplodactylus maeandratus EUis. Sciaena maeandrata Ellis, Richards. Vide: Transact. zoolog. society III, Seite 83, ? Haplodactylus arctidens Richards. D. I6V18, A. 3/7, P, 9/e, C. 17, L. lat. 100, L. tr. ^Yao; Zur Fischfauna von Süd-Australien. 23 Höhe 4V2 (bei einem andern Exemplar 5V2), Kopf 5V2, Auge 5V2> Stirn IV2 : 1, Schnauze 2 : 1, Präorb. 1, 4. Rük- kenstachel 2V2, Schwanzfl. öVa— 6. Gestalt elliptisch, Kopfprotil convex, vorn an der stumpfen Schnauze sehr abschüssig. Zähne oben in gegen 6, unten in etwa 5 undeutlichen Reihen. Die klei- neren jüngeren Zähne sind deutlicher dreispitzig, als die älteren, bei welchen die Mi t telsp it ze verhältnissmässig viel breiter und höher ist, als die S ei t en spitzen, welche indess auch bei erwachsenen nicht ganz fehlen. Die haarförmigen Vomerzähne bilden eine schmale Quer- platte, Gaumenzähne fehlen. Der hinten ziemlich gewölbte Oberkiefer reicht nur bis unter die Höhe des vorderen Nasenlochs ; die beiden Nasenlöcher gleich gross. Stirne fast flach. Kopfschuppen sehr klein, sie bedecken nur die Wangen sammt Postorbitalgegend und den grössten Theil des Kiemendeckels. Nackt dagegen ist Nacken, Stirn, Schnauze, Kinngegend, Präorbitalbein und die Um- gebung des Auges, ferner Zwischen- und Unterdeckel und der hintere und vordere Theil des Kieraendeckels. Am Vordeckel ein ziemlich starker, aber nicht sehr vor- ragender Dorn. Körperschuppen ziemlich klein, ganz- randig. Seitenlinie fast gerade, ihre Figuren bilden Längs- striche. Rückenflosse tief ausgeschnitten, ihre Stacheln kräftig, doch schlank. Ihre vorderen Gliederstrahlen von Höhe der höchsten Stacheln, dann nehmen die Strahlen an Höhe ab, daher der Rand schräg, geradlinig. Die kurze Afterflosse beginnt unter der Basis des 4. Glieder- strahles der Rückenflosse, und endigt schon unter der des 11. Sie hat eine sichelförmige Gestalt durch Verlänge- rung ihres 2. und 3. Gliederstrahles, welche noch etwas höher sind, als die höchsten Gliederstrahlen der Rücken- flosse, Die drei Afterstacheln sind schwach und kurz, jeder folgende ist mehr als doppelt so hoch, als der vor- hergehende. Die Brustflossen eiförmig oder stumpfwinklig. Sie reichen mit dem längsten Strahl, welcher der 6. ge- gliederte Strahl ist, bis zur Plälfte der Bauchflossen. Die Bauchflossen beginnen etwas hinter der Mitte der Brust- flossen, sie sind sichelförmig zugespitzt, reichen nicht bis 24 Klunziuger: unter den 10. Rückenstachel und lange nicht (bei den vorh'egcnden grossen Exemplaren) bis zum After. Schwanz- flosse abgestutzt oder leicht ausgeraiidet. Farbe: braun, mit hellen weissen gyrösen, unregel- mässigen, mehrfach in einander fliessenden, dunkle Stellen umsäumenden Flecken oder Streifen. Am Bauch ist die weisse Farbe vorherrschend und das Braune erscheint in Form gyröser Linien oder Flecken; zuweilen ist der Bauch ganz weiss. Weisse gyröse Linien zeigen sich auch am Kopf; an den Flossen sind sie nebelartig, ver- schwommen. Die Brust- und ßauchflossen zeigen solche Gyren nur an der Basis. Diese Art stimmt wohl zu der Beschreibung, welche El lis gibt, namentlich auch betreff's der Farbe. Doch fragt es sich, ob Haplodact. arctidens Richards, verschieden ist. Bei dieser Art wird von Ri- chardson eine Spur von Gaumenzähnen angegeben, die Seitenlappcn der Zähne sollen bei erwachsenen undeutlich sein, und die Färbung wird etwas verschieden angegeben, nämlich: dunkelbraun, graufleckig marmorirt, besonders deutlich am Bauch, wo die Hauptfarbe lichter ist. Grösse 45 Cm. Port Philip, Hobson Bay, Squaniipinnes. Histiopterus reourvirostris Rieh. Murray-River, Hobson's Bay, — Name: Butterfisch — 40 Cm. Drepane punciata L. Gmel. Port Philip. — 15 Cm. Cirrhitidae. Chilodaciylus maoropterus Forst. Port Philip. 30 Cm. Chilodaciylus asper Klz. R. br. 6, D. 1727, A. %, P. %, L. Ut. 55, L. tr. 51/2.16, Höhe SVe, Kopf 41/6, Auge 4%, Stirne VU : 1, Schnauze 2:1, Präorb. 1, 6. Rückenst. 3V4, höchste Rük- kenstrahlen 3^4; höchste Afterstrahlen 2, 4. Schwanzfl. 5. Zur Fischfauna von Süd- Australien. 25 Körper eiförmig elliptisch, Kopfprofil parabolisch, doch etwas ge seh wuii gen, indem die Stirne leicht vor- ragt und die Hintcrhauptgegend etwas eingesenkt ist. Lippen sehr stark entwickelt. In beiden Kiefern eine Binde dichter, aufrechter nicht gebogener, conischer Zähne (keine am Gaumen). Der Oberkiefer reicht bis unter den vorderen Augenrand. An der Stirn jederseits am vor- deren oberen iVugenwinkel eine leichte höckerartige Vorragung. Am Kiemendeckel ein stumpfer Stachel und dahinter ein entwickelter Deckellappen. Hintere Augenhöhlenränder rauh knochig. Stirn, Schnauze, Prä- orbitalbein und Randtheil des Yordeckels unbeschuppt, Wangen mit kleinen, Kiemendeckel mit kaum grösseren, Schuppen besetzt. Stirnhaut rauh. Die Schuppen des Körpers und Kopfes ganzrandig, in ihrem hinteren Theil sehr rauh. Die Schuppen der Körperseiten ziemlich gross. Die Seitenlinie folgt der Rückenkrüm- mung. Die Figuren derselben sind kurz baumartig, sie liegen auf verhältnissmässig kleinen Schuppen. Rücken- stacheln sehr kräftig, der 6. ist der höchste. Die Flosse ist ausgeschnitten, die Gliede rstrahl en erheben sich aber nicht so hoch als die höchsten Stacheln und nehmen hinten allmählich an Höhe ab. Der 2. After- stachel ist der dickste, der 3. der längste, aber dieser ist viel kürzer, als der 2. und 3. Gliederstrahl, welche auch höher sind, als die Rückenstrahlen und selbst die Rückenstacheln. Der Endrand dieser Flosse erscheint winklig oder schräg abgestutzt. Die Rücken- und After- flosse haben eine Schuppenscheide. Brustflossen kaum länger als hoch (wenn ausgebreitet). Die einfachen Strahlen sind nur yrenig über ihre Membran verlängert, der 2, ist ein wenig länger, als der 1., er ist ietwa um Ve oder Vs länger, als die gespaltenen Strahlen, und reicht bis zur After höhe. Die Bauchflossen beginnen unter der Mitte der Brustflossen und reichen bis zum After, sie sind stumpf. Schwanzflosse tief halb- mondförmig ausgeschnitten, die äusseren Strahlen sind mehr, als um V2 länger, als die mittleren, die A-ussen- winkel sind stumpf gerundet. 26 K 1 u n z i n g e r : Farbe: braungelb, Flossen ebenso; die Membran der Brust- und strahligen Rückenflosse heller gelb. Dek- kellappen schwarz. Grösse: 40 Cm. Diese Art steht von den bekannten Arten dem Chilod. quadricornis Gth. am nächsten, unterscheidet sich aber durch die Kürze der einfachen Brustflossenstrahlen, die Länge des 6. Rückenslachels, das Fehlen der Stirn- und Schnauzenhörner, sowie durch Farbe. Chilodactylus nebulosus Klz. D. 1V24, A. 3/9—10, P. Ve, L. lat. 55, L. tr. V12, Höhe 32/3, Kopf 41/2, Breite 2 V2> Auge 4, Stirn 1, Schnauze IV2 : 1, 5.--7. Rückenst. 31/2, Schwanzfl. 51/2. Körper elliptisch, Kopfprofil leicht parabolisch. In beiden Kiefern eine schmale Binde conischer Zähn- cheu. Der Oberkiefer reicht bis unter den vorderen Augenrand. Kopfschuppen klein, etwas lanzettlich, wie bei der vorigen Art vertheilt. Stirn ohne Vorragung. Körperschuppen kau m merklic h rauh. Seitenlinie fast völlig gerade ; ihre Figuren bilden einfache schräg aufsteigende Striche. Rückenstacheln mittel- mässig, ziemlich nieder, nicht höher, als die Giieder- strahlen. Die Strahlen der Afterflosse ein w^enig höher, als die der Rückenflosse, ihr Rand schräg, fast senkrecht abgeschnitten. Der 2. einfache Strahl der Brustflosse ist der längste, aber nur um etwa Vc länger, als der längste gespaltene, und reicht nur bis z urHöhe der Spitze der Bauchflosse, welche unter der Mitte der Brust- flosse beginnt, und den After nicht erreicht. Schwanz- flosse tief ausgeschnitten, die äusseren Strahlen sind um V2 länger, die Spitzen sind nicht sehr spitz. Farbe: gelblich mit dunklen nebligen Querb i n den, 8 — 9 an der Zahl, die breit vom Rücken beginnen, und meist etwas schräg nach vorn laufen; die 3., 4. und 5. biegt sich bogig oder winklig nach vorn um und bildet je einen mehr weniger zusammenhängenden Län g sstre if, deren oberster dicht unter der Seltenlinie zum Auge, der 2. über der Brustflosse zum unteren Augenrand läuft. Zur Fischfanna von Süd-Australien. 27 der 3. unvollkommenste und undeutlichste zieht sich eine Strecke über dem Bauche hin. Die strahlige Rücken- und die Schwanzflosse hat einige neblige dunkle Flecken, und sie sind gegen den Rand zu dunkler. Die Säume der Flossen, ausser der Brustflosse, weiss. Brustflosse grüngrau, Bauch- und Afterflosse dunkel. Grösse: 16 Cm. Queens cliff. Diese Art steht der vorigen nahe, unterscheidet sich aber durch Dimensionen, Strahlenzahlen, Farbe und vieles andere. Latris hehateia Rieh. Hobson Bay. 40 Cm. Triglidae. Scorpaena panda Rieh. Port Philip. 30 Cm. So orpaena ambigua n. sp. D. 12V8, A. 3/5, P. 20, C. 15, L. lat. 67, L. tr. V20, Höhe 3^6; Kopf 3V2, Auge 3, Stirne P/ö — IVs» Schnauze 1^ Präorb. 2, 3. Rücken st. IV4, höchste Rückenstrahlen 2, Schwanzfl. 6^/q. Diese Art ist äussert ähnlich der Scorpaena pandus Rieh., unterscheidet sich aber dadurch, dass die nackte Occipitalgrube blos seitlich ist, während die Mitte des Occiput nicht vertieft und wohl beschuppt ist, wodurch diese Art den Uebergang zu der Gattung Se- bastes, die also nicht streng abzuscheiden ist, bildet. Ferner hat diese Art viel kürzere Brustflossen, welche kaum bis zum Anfang der Afterflosse reichen (bei Sc. pandus reichen sie bis zur Mitte derselben). Endlich sind auch die Kopf schuppen offen, nicht so von Haut bedeckt Im Uebrigen ist kein Unterschied. Beide Arten haben viel Aehnlichkeit mit Pterois. Farbe: bräunlich, dunkel gefleckt und marmorirt. Gegen unten sind die Seiten heller, ungefleckt. Flossen gräulich bis grünlich, Schwanzflosse hinten dunkler. Hobson Bay. 40 Cm. 28 Klnnzinger: Sebastes peraoides Rieh. ? Port Philip. 35 Cm. Pentaroge marmorata C. V. ? Port Philip. 20 Cm. Platycephalus tas^nanms Rieh. ? Port Phih'p. 30 Cm. Platycephalus speculat o r a. sp. Höhe 14, Kopf 4, Kopfhöhe 372 in seiner Länge, Kopf breite IV2 in seiner Länge, Auge 4V2, Slirne 2, Präorb. 2, Schnauze IV2 > 1, 2. Rückenstachel 2 : 1, Schwanzfi. 7, L. lat. 85, D. 77—12, A. 13, P. 17. Ist sehr ähnlich dem Platyc. insidiator Fk., unterscheidet sich aber durch viel grösseres Auge, daher engere Stirn und niederes Präorbitalbein, sowie parallele Supraorbital- leisten (bei jenen sind sie nach hinten convergirend). Der Vorderrand der Zunge ist ferner hier lappig vor- ragend (dort spateiförmig abgestutzt). Es finden sich 12 Rückenstrahlen (dort 13), und die Anzahl der Schup- penreihen entsprechend der Seitenlinie ist geringer. Sonst kein Unterschied, die Stacheln am Vordeckel wie dort, es sind 2, wovon der untere ein wenig länger. Farbe ist ebenfalls ein wenig verschieden, die Flossen sind hier mehr gleichmässig grün als grau, nicht braun ge- fleckt. Oberseite des Körpers röthlichbraun, unten weiss. Grösse: 30 Cm. Hobson-Bay. Trigla polyommata Rieh. Hobson Bay. 35 Cm. Lepidotrigla vatiessa Rieh. Hobson Bay. 20 Cm. Tracbinidae. Kathetostoma laeve Bl. Sehn. Hobson Bay; ? Port Philip. 40 Cm. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 29 Sillago punctata C. V. Port Philip. 40 Cm. Aphritifi ürvilUi C. V. D. 7— 8Ao, A. 24—25 (Nach C. V. blos 6 Rücken- stacheln). ? Hobson Bay, Murray-River. 25 Cm. Sphyraenidae. Sphyraena novae Hollandiae Gth. Queens cliff. 35 Cm. Dinolestes n. gen. ^). Körper sehr compress, massig lang. Seitenlinie nicht unterbrochen. Mund ziemlich weit, mit starken Zähnen. Im Zwischenkiefer seitlich eine Reihe kleiner, vorn gegen die Mitte zwei Paar starke Fangzähne hinter- einander, im Unterkiefer eine Reihe conischer Zähne, von denen jederseits die 2 — 3 hintersten sehr gross, und entfernt stehend, sind. Die letzteren und die vorderen Zwischenkieferzähne haben zum Theil Ersatz zahne neben sich. Gaumenzähne klein, in schmaler Binde. Vomer be zahnt, seine Zähne bilden eine jederseits nach hinten in einen Schenkel verlängerte dreieckige Gruppe. Auch hier zAvei Rückenflossen, wovon die 1. schwachstachlige kurz, die 2. gliederstrahüge aber viel länger ist. Noch länger, als diese, ist die After- flosse. Die Bauch flössen weit v orn inserirt, gleich hinter der Basis der Brustflossen. Schuppen ziemlich gross, cykloid, abfällig, die der Seitenlinie haften fester an. Kopf überall beshuppt. Schwanzflosse gabiig. 7 Kiemenhautstrahlen. Diese Gattung, die sich eng an Sphyraena anschliesst, unterscheidet sich von dieser sehr wesentlich. Die (von Günther angegebene) Diagnose der Famile Sphyrae- nidae ist etwas zu ändern, damit diese Gattung auch hier eingereiht werden kann. 1) Von SeLVog schrecklich und Xrjar^g Seeräuber. 30 Klunzinger: Dinolestes Mülleri i) Klz. (Tafel III.) D. Vi5, A. 25, P. 16, V. 1/5, C. 17, L. lat. c. 70, L. tr. c. 7i2, Höhe 5V4, Kopf 4, Breite 2V2, Auge 5, Stirne lYö, Schnauze 2V3 ^ 1; Präorb. (am hintern Ende unter dem Auge) 4, 2. Rückenst. 4, 2. Rückenfl. vorn 2, Schwanzfl. 6. Körper compress, Kopfprofii gerade, Unterkiefer stark vorstehend. Augen rund, ziemlich gross ; Stirne und Schnauze in die Quere wenig gewölbt, ohne Längs- leisten. JSasenlöcher dicht aneinander. Unterrand des wenig abgegrenzten (dreieckigen ?) Fräorbitalbeines ge- rade. Oberkiefer hinten schräg gerundet, aber ohne Ein- schnitt, er reicht bis unter den vordem Augenrand, Vor- deckelleiste deutlich, Kiemendeckel gegen oben rundlich lappig vorgezogen. Die Figuren der Seitenlinie bestehen in einem einfachen, ziemlich langen flachen Strich, Die 1. Rückenflosse kurz und nieder und schwach stachlig, die 2. ist davon um die doppelte Länge der 1. entfernt, und vorn mehr als doppelt so hoch als die 1., hinten wird sie alimählig niederer; die 1. Rückenflosse beginnt über dem hintern Drittel der Brustflosse, die 2. ziemlich gegenüber der Afterflosse, letztere ist ähnlich der 2. Rük- kenflosse, aber um mehr als die Hälfte länger. Die Brust- flosse reicht bis zur Höhe der Mitte der 1. Rückenflosse, die Bauchflossen entspringen nur wenig hinter der Basis der Brustflossen und reichen fast soweit als die Brust- flossen. Beide bleiben weit vom After entfernt. Schwanz- flosse gegabelt, die äusseren Strahlen fast doppelt so lang, als die mittleren. Farbe: silbrig, oben schwärzlich. Flossen hell. Grösse 38 Cm. Hobson Bay. Scombridae (et Carangidae). Scomher janesaha Bleek. Hobson Bay. 30 Cm. 1) Nach dem Freiherrn Dr. von Müller zu Melbourne, von dem die Sammlung herrührt. Zur Fiscbfauna von Süd- Australien. 31 Scomher tapeinocephalus Bleek. Port Philip. 20 Cm. Cyitus australis Rieh. ?. Port Philip. 30 Cm. Zetis japomcus Krusenst. Fundort ?, 30 Cm. Tracnurus traöhurus Linne. liobson Bay. 25 Cm. Caranx georgianus C. Val. Port Philfp, Hobson Bay. 25 Cm. Clobiidae. Eleotris cyprinoides C. Val. Miuray-RIver. 5 Cm. Callionymus calauropomus Rieh. Port Philip. 20 Cm. Cristiceps tristis n. sp. Br. 6, D. V29/5, A. V24, P. 11, V. 3, C. 9, Höhe 5V2, Kopf 4V2, Breite 2V2, Auge 5, Schnauze IV2 : 1, Stirne IV4, 1- — 2. Rückenstr. (ohne Membran) 2, 1. Stachel der 2. Abtheilung der Rückenfl. 3, Gliederstrahlen IV2, Schwanzfl. 6V2. Körper länglich^ stark zusammengedrückt, Kopfprofil fast gerade. Schnauze ziemlich lang, Lippen sehr entwickelt, beide Kiefer gleich lang. In beiden Kiefern und am Vomer eine Binde haarförmiger Zähnchen, die Binde besonders vorn am Zwischenkiefer breit. Der Oberkiefer reicht bis unter die Mitte des Auges oder noch etwas weiter. Orbitalcirrus über der Mitte des Auges inserirt, er ist etwas platt und hat einige kleine Seitenästchen oder Franzen, und ist so hoch oder etwas höher als das Auge. Nasencirrus klein^ röhrig mit einem platten Lappen oben. Kopf und Nacken völlig 32 Klunzinger: scbuppenlos und gLatt. Der vordere abgesetzte Theil der Rückenflosse sitzt am Hinterhaupt über dem Vordeckel und vordersten Theil des Kiemendeckels, er ist um ein gutes höher, als der folgende, mit ihm durch die Mem- bran verbundene Theil, der von ihm um die Länge des 1. Abschnitts entfernt ist. Die Rückenstacheln sind ziemlich kräftig und die Flossenmembran bildet je hinter ihrer Spitze einen Lappen, besonders am 1. Abschnitt. Die Flossenmembran zieht' sich vom hintersten Gliederstrahl der Rückenflosse zur Basis der Schwanzflosse hin. Die unter dem 9. Stachel des 2. Abschnitts der Rückenflosse beginnende Afterflosse ist ein wenig niederer, als die Rückenflosse; die Flossenmembran hinter ihrem letzten Gliederstrahl ist nur klein und reicht lange nicht zur Afterflosse. Die kurze, ziemlich hohe Brustflosse reicht bis zur Afterflosse, ebenso der längste mittlere der drei fadenförmigen Strahlen der Bauchflossen, der innerste Strahl derselben ist nicht ganz halb so lang, als der mitt- s-lere. Körperschuppen sehr klein, aber deutlich, lederartig, glänzend, ganzrandig, meist nicht dachziegelartig deckend. Die Seitenlinie, welche aus einfachen Strichen be- steht, die von Strecke zu Strecke sich folgen, steigt vom obern Ende der Kiemenöffnung horizontal oder leicht gesenkt geradlinig bis etwa unter den 8, Stachel der 2. Rückenflosse, steigt dann steil herab und läuft von der Höhe des 10. — 11. Stachels an gerade horizontal in der Körpermitte bis zum Schwanz. An dem absteigenden Theil sind die Striche oft sehr undeutlich. Der Schwanz ist sehr schlank, seine Höhe ist etwa Vß der grössten Körperhöhe — Schwanzflosse schmal, leicht gerundet. Farbe: gleichmässig schwarzbraun, Grösse 16 Cm. Murray-River. Von dem ähnlichen Cr. argentatus unterscheidet sich diese Art durch 5 Rückenstrahlen, etwas höheren Körper (dort ist die Höhe 5), höheren Orbitalcirrus und gleich massige F-irbung. Doch wäre es möglich, dass diese beiden Formen identisch wären. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 33 Clinus marm oratus n. sp. R. br. 6, D. 44, A. 30, P. 13, V. 3, C. 10, Höhe 5 (vor dem After), Kopf 6, Breite 2, Auge 4, Stirn VJ2, Schnauze 1, Präorb. 3, Rückenflosse vorn 5, hinten 2V2, Schwanzfl. 8. Körper lang gestreckt, compress. Kopfprofil para- boh'sch, vorn an der Schnauze etwas mehr gekrümmt. Schnauze stumpf, kurz. Zähne in beiden Kiefern vorn in einer Binde seitlich in einer Reihe, sehr kurz und stumpf. Voraer, nicht Gaumenbeine, bezahnt. Der Oberkiefer reicht unter die Augenmitte. x\ugen mittel- mässig, mit einem winzigen einfachen Cirrus an ihrem oberen Rande. Stirnbrücke schmäler, als das Auge. Kopf sammt Hinterhaupt völlig schuppenlos. Der übrige Körper mit kleinen, wenig deutlichen, sich nicht decken- den runden Schuppen, Von der Seitenlinie zeigt sich nur der vor d erst e Tli eil, der bis zur Spitze der Brustflosse gerade verläuft, dann die Tendenz zeigt, ab- wärts zu steigen, aber sofort verschwindet. Sie hat die Form dicht aneinander gereihter Längskiele. Die Rük- kenflosse beginnt schon über dem Kiemendecke], die vor- dersten biegsamen Stacheln sind die kürzesten und von den andern nicht abgesetzt, erst hinter der Mitte werden die Stacheln merklich höher, besonders die 5 vorletzten, welche indess ebenfalls ungetheilt bleiben, hinten ist sie mit der Schwanz f los sen- basis durch Membran verbunden. Afterflosse ähnlich, ebenfalls mit blos einfachen biegsamen Stacheln, sie be- ginnt etwa unter dem 14. Rückenstachel, die Membran hinter ihrem letzten Stachel erreicht die Schwanzflosse nicht. Brustflosse eiförmig, reicht nicht bis zum After. Bauch- flosse mit drei ungetheilten Strahlen, von denen der mitt- lere längste bis zur Mitte der Brustflosse reicht, der äussere wenig kürzer, der innerste sehr kurz ist. Ihre Insertion ist jugalar, dicht hinter der Kiemenhaut. Schwanz- flosse länglich gerundet. Farbe ; braun mit dunkleren Flecken marmorirt, Kehle zuweilen weiss gesprenkelt. Flossen dicht schwärz- Archiv f. Naturg. XXXVIII. Jahr^. 1. Bd. 3 34 Klunzinger: lieh gesprenkelt, marmori'rt mit einigen helleren Stellen. Brustflosse heller, dunkler gefleckt. Grösse 15 Cm. Port Philip. Diese Art schliesst sich zunächst an an Clinus cottoides 0. V. und despicillatus Rieh., ist aber ver- schieden. flugilidae. Äther inich thy s esox n. sp. D. 7Vii, A. Vi2; P. 12, L. lat. 45, L. tr. 8, Höhe 7, Kopf 33/4, Auge 4, Schnauze IV2 : 1> Stirn 1, Präorb. 2, 2. Rückenst. IV2, Schwan zfl. 8. Körper gestreckt, lanzettlich, ziemlich compress. Kopfprovil gerade. Schnauze sehr vorgestreckt, spitz, Zwischenkiefer sehr vorstreckbar mit langer Apo- physe, die bis zur Augenmitte reicht. Kopf oben sonst flach. Mund sehr schräg. Die Munds p alt e reicht blos bis zur Mitte der Schnauze, der schmale, fast säbel- artig gekrümmte Oberkiefer aber fast bis unter die Augen- mitte. Eine schmale Binde kleiner, aber deutlicher, Zähn- chen in beiden Kiefern, nicht weit nach hinten sich er- streckend. Der weit hinten gelegene Vom er ist ge- zähnt, nicht aber sind es die Gaumenbeine, Kopf be- schuppt ? (die Schuppen dann ausgefallen ?). Schuppen ziemlich gross, ohne deutliche Seitenlinie. Die 1. Rük- kenflosse hat schwache, niedere Strahlen und beginnt in d er K örp er rai tte (abzüglich der Schwanzflosse), die 2. Rückenflosse ist von der 1. um die doppelte Länge dieser letzteren entfernt und hat dieselbe Höhe und Länge, die Afterflosse ihr ähnlich und gegenüber lie- gend. Die Brustflosse reicht nicht ganz bis unter den 1. Rückenstachel, die Bauchflossen sind etwas vor der Höhe der Spitze der Brustflosse inserirt und reichen fast bis unter den letzten Rückenstachel, aber lange nicht bis zum After; sie sind etwa um V4 kürzer, als die Brust- flossen, Schwanzflosse gabh'g, die äusseren Strahlen der- selben nicht ganz doppelt so lang, als die mittleren. Farbe: oben dunkel, unten silbrig, mit breitem silbrig blauen Längsband längs der Körpermitte. Grösse 14 Cm. Port Philip. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 35 Diese Art stimmt mit keiner der bekannten Arten, am nächsten noch steht ihr Atherinichthys jacksoniana Q. Gaim. Agonostoma Forstert Bl. Sehn. Port Philip. Hobson Bay. 40 Cm. Mugil gelatin 0 sus n. sp. L. lat. 42, L. tr. 12, D. 4V8, A. Vs, P. 15, Höhe 51/2, Kopf 5, Breite IV2, Auge 5, Stirn 2 : 1, Schnauze IV2 : 1, Präorb. 2V4, 2. Kückenst. 2V5, Schwanzfl. 4V3. Körper länglich, ziemlich compress. Kopfprofil vorn an der Schnauze etw^as convex, Stirne in der Quere wenig convex. Oberlippe massig hoch, ihre Höhe vorn ist etwa 4V2nial im Auge enthalten, jede Hälfte desselben ist um V4 länger, als das Auge, der Winkel, unter dem die Hälften der Ober- und Unterlippe zusammenstossen, ist ein stumpfer. An beiden Lippen eben noch mit blossem Auge wahrnehmbare Cilien. Unterkieferknoten einfach. Vomergrube tief, Präorbitalbein am Unterrand gerade, nicht ausgeschnitten. Oberkiefer hinten sehr schmal, nicht unter dem Präorbitalbeine versteck- bar, erreicht nicht ganz unter den vorderen Augenrand. Auge mit sehr entwickeltem vorderen und hinteren Lid, und vor und hinter ihm eicie gelatinöse Masse. Die Kehle zwischen den Schenkeln des Unterkiefers tritt als länglich lanzettlichc Figur zu Tage. Deckelrand gleich- massig bogig. Körperschuppen ansehnlich, alle mit Längs- strichen, auch die Striche an den Seiten der Brust sind wenig schräg. Der L Stachel der L Rückenflosse liegt in der Körpermitte (abzüglich der Schwanzflosse), er ist kurz und stark, die andern schlank und biegsam. 2. Rückenflosse wie die Afterflosse von Höhe und Länge der 1. (wenn man die hinter dem letzten Stachel folgende Membran hinzurechnet) und tief ausgerandet, die After- flosse ist der 2. Rückenflosse etwas vorgerückt. Brustflosse kurz, dreieckig, von IY2 Kopflänge, sie reicht lange nicht bis unter die L Rückenflosse. Bauchflossen nur wenig kürzer, als die Brustflossen, sie beginnen vor 36 Klunzinger: deren Spitze und reichen bis unter den 2. oder 3. Rücken- stachcl. Schwanzflosse tief gegabelt, die äusseren Strahlen doppelt so lang, als die mittleren. Gabelspitzen spitzig. Farbe : wie gewöhnlich bei Mugil, oben grau, sonst silbrig. Brustflosse gegen hinten schwärzlich, Hinterrand aber hyalin. 2. Rücken- und Schwanzflosse gegen den Rand dunkler. Grösse 45 Cm. ? Murray-River. Am nächsten steht diese Art dem Mugil haemato- chilus Schlgl., unterscheidet sich unter anderem durch sein geradrandiges Präorbitalbein und seine tief gega- belte Schwanzflosse. Poiuacentridae. Helia stes lividuh n. sp. L. lat. 30, L. tr. IV2/I2, D. ^Vis, A. 2/15—16, P. 21, Höhe 2V2, Kopf 41/3, Breite 2^4, Auge 8V2, Stirn 172:1, Präorb. I72, Schnauze 1^/4 : 1, 5. — 7. Rückenstachel 4, Schwanzfl. 472- Körper eiförmig, Kopfprofil sehr convex. Mund klein, wenig schräg ; beide Kiefer mit einer Reihe kleiner conischer oft etwas stumpfer Zähnchen besetzt. Der Oberkiefer reicht kaum bis zum vorderen Augenrand. Am Kopf ist nur die Schnauze, der vorderste Theil des Präorbitalbeins und der Rand theil des Vor- deckels nackt. Körperschuppen gross. Die Seiten- linie bildet einen Bogen, ist hinten dem Rücken näher und hört unter der Mitte des gliederstrahligen Thciles der Rückenflosse auf; die Figuren bestehen in leicht gewölbten Längsstrichen, die in sehr kurze Zweige auslaufen. Die Rückenstacheln massig stark, von den G 1 ieder s tra hl en sind die mittleren die höchsten, um 72 höher, als die höchsten Rückenstacheln. Afterflosse ähnlich, etwas niederer, nur mit mehr gerundetem, nicht zugespitztem Endrand. Beide Flossen sind hoch hinauf beschuppt. Die Brustflossen reichen nicht ganz, die zugespitzten Bauch- fiossen gerade bis zum After. Schwanzflosse gegabelt, die äusseren Strahlen doppelt so lang, als die mittleren. Farbe: grünlichbraun. Oberer Winkel der Basis Zui- Fischfanna von Süd-Australien. 37 der Brustflosse schwärzlich, Spitze der Bauchflossen duakel. Grösse 21 Cm. Port Philip. Diese Art unterscheidet sich von allen andern be- kannten durch die grössere Anzahl der Gliederstrahleu in Rücken- und Afterflosse. Labridae. Lahrichthys tetrioa Richards. Unsere Exemplare stimmen wohl mit der Beschrei- bung von Richardson überein. An den Wangen finde ich drei Reihen von Schuppen, gegen unten selbst noch die Spur einer vierten. Günther gibt nur zwei Reihen an, Richardson in der Voy. Ereb. u. terror drei, in den Proceedings zwei Reihen, Die Exemplare von Ri- chardson waren verfärbt^ wie auch bei einigen unserer Exemplare. Bei nnsern frischen sieht man aber folgende Färbung: Körper rosa oder graulich, oft mit einem dunklen Fleck an jeder Schuppe, oder es sind deren Ränder dunkel. Hinter der Brustflosse zeigt sich am Körper ein breites schwärzliches, undeutlich umschriebenes Qu er band, welches den Körper wie in zwei Theile theilt. An weniger frischen Exemplaren ist dasselbe wenig wahrnehmbar. Brust- und B a u c h f 1 o s s e sind hoch gc\b, orange, un gefleckt, erstere hat ihre ganze Basis schwarz gefärbt (bei nicht frischen Exemplaren ist auch das wenig mehr deutlich). Die übrigen Flossen sind orange roth und mit zerstreuten schwärzlichen Flecken getigert, an der Afterflosse sind die Flecken mehr ver- wischt. Einen schwarzen Endrand haben sie nicht. Ein grosses Exemplar zeigt mehr die von Günther ange- gebene Färbung, indem es sehr dunkle Rücken- und After- flosse hat, ohne Fleckuug; auch die Schwanzflosse ist ohne Fleckung. Offenbar sind das blosse Varietäten, von denen man die eine etwa ti(j7'ipin?u's, die andere fusci- pi'nnis heissen kann. Odax semifasciahis C, Val. ? Hobson Bay. 25 Cm, 38 Klunzinger: Odax Hyrtlii Stcindachn. Murray-River. 20 Cm. Name: Stranger. Odax halteatus C Val. Port Philip. 15 Cm. Cladidae. Phy siculiis palmatus n. sp. R. br. 7, L. lat. c. 120, L. tr. (unterhalb der 1. Rük- kenfl.) c. 1^30, D. 756 (?); A. c. 50, Höhe 41/2, Kopf 4V2, Auge 4 — 5, Stirne 1 — V/i : 1, Schnauze 1 — IV2 ; 1, Präorb. 2, 1. Rückenfl. 2—3, Schwanzfl. 8. Körper länglich elliptisch. Kopfprofil leicht para- bolisch. Am Kopf ist nur der vorderste Theil der Schnauze nackt, das Präorbitalbein und Stirn beschuppt. Unterkiefer zurückstehend. Am Kinn ein spitzer Bartfaden, kürzer oder etwas länger, als das Auge. Der Oberkiefer reicht bis unter oder etwas hinter den Hinterrand des Auges. In beiden Kiefern eine ziemlich breite Binde gleich grosser haarförmiger Zähnchen, keine an Gaumen und Vomer. Die 1. Rückenflosse beginnt gleich hinter der Basis der Brustflosse, die 2. ist von der 1. nur durch einen sehr kurzen Zwischenraum getrennt und beginnt gegenüber der Afterflosse. Schwanzflosse völlig getrennt, Bauchflosse etwa von halber Kopflänge, so lang als die Brustflosse. Ihre Basis ist schmal, aber flach, nicht stielförmig. Schwanzflosse gerundet. Farbe: bräunlich, Rücken-, After- und Schwanzflosse braun gerändert. — 50 Cm. Port Philip, Hobson Bay. Diese Art hat äusserste Aehnlichkeit mit Pseudo- phycis breviusculus Richards., unterscheidet sich aber durch die von der Basis flachen Bauchflossen, sowie durch grössere Zahl der Schuppen an Seitenlinie und Qüer- linie. Es ist indessen möglich, dass diese beiden Formen doch gleich sind. Gadopsidae. Gadopsis marmoratus Rieh. Murray-River. 15 Cm. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 39 Ophidiidae. Ge7iy pterus tig erinus n. sp. Höhe 8, Kopf 5, Auge 6V2, Stirne 1, Schnauze IV*: 1, Präorb. c. 3, Höhe der Rückenflosse in der Kör- permittc 2 in der dortigen Körperhöhe. Körper schlank, lang gestreckt, hinten zugespitzt, Kopfprofil fast gerade, wenig gesenkt, vorn an der sehr stumpfen Schnauzenspitze fast senkrecht abfallend. Unter- kiefer zurückstehend. Im Zwischenkiefer ist eine äussere Reihe stärkerer, etwas entfernt stehender Zähne, und ein inneres schmales Band haarförmiger. Im Unte rkief er befindet sich eine äussere Reihe grösserer und eine in- nere Reihe (nicht Binde) zerstreuter kleiner. Vomer mit einer Grruppe kleiner, Gaumen- beine mit einer Reihe ziemlich grosser Zähn- chen. Der hinten hohe Oberkiefer reicht um halb Augen- länge hinter das Auge. Körper und der grösste Theil des Kopfes mit kleinen, von Haut bedeckten Schüppchen besetzt, die Schnauze, Kiefer, Präorbitalbein und der vor- dere Theil der Stirn von der Augenmitte an unbeschuppt. Die Seitenlinie ist fu r chen a rtig, nicht sehr deutlich, sie läuft fast gerade bis zur Körpermitte, biegt sich dann abwärts und hört auf. Am Kiemendeckel, der nur rudi- mentär beschuppt ist, zeigt sich hinten ein Dörnchen, der Deckellappen dahinter ist mit der Schulterhaut ver- wachsen und bildet damit eine Tasche. Die eine Rücken- flosse beginnt über der Mitte der Brustflosse, sie ist hinter ihrer Mitte am höchsten, die Afterflosse beginnt etwas vor dem Ende ihres ersten Drittels. Schwanzflosse klein, gerundet, mit Rücken- und Afterflosse verbunden. Die am Glossohyalbein entspringenden Bauchflossen bilden j e zwei bis nahe zur Basis getrennte Fäden, deren äusserer um V2 länger ist, als der innere, etwas die Brust- flosse an Länge übertrifft, und etwa Y2 so lang, als der Kopf ist. Farbe: braun, mit a nseh nlich en schwarzen Flek- ken zerstreut getigert, Bauch heller. Flossen ähnlich, fein hell gesäumt. 40 Klunzinger: Diese Art steht dem Genypterus blacodes Forsi., MülL, Tschudi sehr nahe, und Ist vielleicht nicht davon zu sondern. Die Farbe ist indess etwas anders, sowie die Zähne, wie es scheint. Pleuronectiilae. Pseudorh ombus Mülleri n. sp. D. 90, A. 73, V. 6, L. lat. 66, Höhe 2^4, Kopf 5, Auge 4, Schnauze 1, Rkfl. 41/2, Schwanzfl, 7 1/2. Körper eiförmig elliptisch, Kopfprofil convex. Zähne nur in beiden Kiefern, in 1 Reihe, klein, ein wenig ungleich. Maul schräg, Kiefer vorn gleich lang, Oberkiefer länge 3 in der Kopflänge. Die Augen dicht über einander, die Stirno linear, gräthig, das untere Auge lie gt e twas vor. Der Durchmesser des vorderen Bogens der Seitenlinie IV3 in der Kopflänge enthalten. Dieser ist nicht halbkreisförmig, sondern mehr rhomboi- disch, winklig. Die Rückenflosse beginnt etwas vor dem Auge, die Strahlen sind etwa vom 10. —70. ziemlich gleich hoch. Schuppen mittelmässig, gewimpert. Brustflosse schmal, lV2in der Kopflänge enthalten, Bauchflossenlänge fast 3mai in der Kopflänge. Die Rücken- und Afterflosse nur durch einen kleinen Zwischenraum von der Schwanz- flosse getrennt. Farbe : gleichmässig düster, braun. 15 Cm. Hob- son Bay. Diese Art stimmt mit keiner der bekannten Arten, am nächsten steht sie dem Ps. Russellii Gray. RJiomhosolea monopus Gth. Hobson Bay. 15 Cm. Ammotretis rostratus Gth. Port Philip, Hobson Bay. 20 Cm. Siluridae. Copidoglanis tandanus Mitchell. Hobson Bay, Murray-Rivcr. 40 Cm. Name: Por- cupine Fish. Zur Fischfaima von Süd-Australien. 41 Galaiidae. Qalaxias obtusus n. sp. R. br. 6, D. 11, A. 14, P. 11, V. 7, Höhe 8, Kopf 7, Auge 4, Stirrie IV2 : 1, Schnauze 1, träorb. 2, Rkfl. IV2, Schwanzfl. 7^4. ' Körper schlank, compress, mit wenig gekrümmter Bauch- und fast gerader Rückenh'nie. Kopf wenig länger, als der Körper hoch. Stirne breit, flach. Schnauze stumpf, Maul etwas schräg, Kiefer gleich lang. Eine Reihe kleiner Zähne in beiden Kiefern, an den Gaumenbeinen und zwei Reihen auf der Zunge. Der Oberkiefer reicht bis unter den vorderen Augen- rand. Hinterrand des Kiemendeckels vertikal. Auge ziemlich gross. Der ganze Körper nackt. Die Rücken- flosse entspringt gleich hinter dem Anfang des hin- teren Gesamratkörperdritteis, ge^-enüber der Afterflosse, ist aber etwas kürzer und niederer, als diese. Beide Flossen leicht gerundet. Der freie Theil des Schwanzes ist von Länge der Afterflosse. Schwanzflosse leicht aus- gerandet oder abgeschnitten. Die Bauchflossen stehen in der Mitte zwischen vorderem Augenrand und Basis der Schwanzflosse; die Brustflossen sind so lang, als sie, und viel kürzer, als die Hälfte des Abstandes zwi- schen Brust- und Bauchflosse. Farbe : graugelb, gegen oben mit bogigen oder wink- ligen dunkleren Schattirungen, die unter der Loupe fein punktirt erscheinen. Grösse 12 Cm. Yarra Sagoon, Am nächsten steht diese Art dem Galaxias macu- latus Jen., aber die Dimensionen und Strahlenzahlen sind etwas anders. Galaxias r ostratus n. sp. R. br. 6, D. 11, A. 14, P. 14, V. 7, Höhe 8V2, Kopf 5V2, Auge 4V2, Stirne IV2 : 1; Schnauze IV2 : 1, Präorb. 2, Rkfl. IV5, Schwanzfl. 8. Körper sehr schlank, Kopf P/i^ial länger, als d e r K ö r p e r hoch. Stirne breit, flach. Kiefer gleich lang, mit je einer Reihe etwas hackiger Zähne, ebenso 42 Klunzinger: Gaumenbeine, Zungenzähne in zwei Reihen. Auge kürzer, als die Schnauze. Oberkiefer reicht fast bis unter die Augenmitte. Körper und Kopf nackt Die Rückenflosse entspringt im Anfang des hintern Körperdrittels, ein wenig vor der Afterflosse ; sie ist etwas kürzer, doch nicht niederer, als diese. Der freie Theil des Schwanzes ist von der Länge der Afterflosse. Schwanzflosse leicht ausgerandct. Die Bauchflossen stehen in der Mitte zwischen der Basis der Schwanzflosse und dem vorderen Augenrand. Die Brustflossen so lang, als sie und viel kürzer, als die Hälfte des Abstandes zwischen Brust- und Bauchflosse. Farbe : gleichförmig braungelb, Flossen hell, üeber die Basis der Schwanzflosse läuft ein dunkler Querstreif oder Fleck. Grösse 13 Cm. Murray-River. Diese Art steht den Galaxias scriba C. V. am näch- sten, doch auch hier stimmen Strahlenzahlen und Dimen- sionen nicht ganz überein. Scopelidae. Aulopus purpurisatus Rieh. Murray-River. 50 Cm. Name: Gournard. Scombresocidae. Scombresox Forsieri C. Val. Hobson Bay. 30 Cm. Hemiramphus intermedius Cant. Hobson Bay. 30 Cm. (lonorrhynchidae. Gonorrhynchus Greyi Rieh, Hobson Bay. 20 Cm. Clupeidae. Engraulis heterolohus Rüpp. Hobson Bay. 10 Cm, Zur Fischfauna von Süd-Australien. 43 Chatoessus oome Rieh. Murray- River. 30 Cm. Symbranchidae. Clnlobrmiohus dorsalis Rieh. Murray-River. 8 Cm. Sluraeuidae. Ayiguilla australis Rieh. Hobsoii Bay. 65 Cm. Muraenichthys macropterus Bleck. Port Philip. 40 €m. Sclerodermi. MonacantJius rudis Rieh. Port Philip. 20 Cm. Monaoanthus granulosus Rieh. Port Philip. 20 Cm. Monacantlms convexirostris Glinth. Port Philip. Hobsoii Bay. 20 Cm. Mo7iaca7ithus maculatus Rieh. D. 30, A. 29. Unterscheidet sich von M. spilome- lanuriis blos durch gerades oder leicht concaves oberes Kopfprofil, durch etwas grössere Körperhöhe und einfa- chere fleckige Färbung. Port Philip. 5 Cm. Ostraciontiuae. Araca7ia aurita Shaw. ? Port Philip. 10 Cm. Gymnodontes. Diodoii maculatns Lac. Port Philip. Hobson Bay. 15 Cm. 44 Klunzinger: Atopomycterus nychthemeriis Cuv. Murray-River. 15 Cm. Tetrodon liichei Freminv. Port Philip. 20 Cm. Tetrodon Hamütoni Rieh. Port Philip. Miuray-River. 15 Cm. Syiignathidae. Solenognathus spinosissimus Günth. Port Philip. 35 Cm. Syngnathus modestu^ Günih, Port Philip. 10 Cm. Htppoeampus abdominalis Lesson. Port Philip. 20 Cm. Hippocampus breviceps Peters. Port Philip. 4 Cm. Leptoichthys ßstularitis Kaup. Port Philip. 40 Cm. Phyllopteryx folialus Shaw, Port Philip. 35 Cm. Gastr 0 toheiis gräcilis n. sp. D. 43, P. 13, Körperringe 19 + 60, Höhe 38, Kopf 5V2, grösste Körperhöhe IV3 in der grössten Körperbreite, Rückenbreite 2 in der Bauchbreite, Schnauze 7 : 1 (und V2 der Kopflänge), Schwanz 2V3mal länger, als der Rumpf ohne Kopf. Körper äusserst schlank, vorn depress, hinten com- press und allmählich fast fadenförmig ausgezogen. Schnauze lang, gerade, compress, etwa halb so hoch, als der Kopf in der Augengegend; vom Kopf ist er nicht abgesetzt. Die Stirne senkt sich allmählich gegen die Schnauze herab bis gegen das ziemlich grosse Nasenloch, von da an trägt Zur Fischfauna von Süd-Australien, 45 der Schnabel oben eine Längsfirste. Auge gross, es nimmt fast die ganze Kopfhöhe ein. Stirne und Hinter- haupt fast flach, runzlig; seitliche Occipitalleiste wenig vortretend, aber einen verticalen Theil des Hinterhaupt- schildes abtrennend. Ein kleines fast quadratisches abgegrenztes Nackens c bilde h en macht sich oben be- merklich, und daneben je die nach oben offene Kiemen- Öffnung. Kiemendeckel doppelt so lang, als hoch mit deutlicher Längs 1 eiste, sonst runzlig. Die Kanten und Längsleisten der Schilder am Rumpf treten sehr wenig vor, nur die Seitenschilder sind durch die De- pression sehr schräg und haben eine vorstehende Leiste oder Seitenlinie, welche am vorderen Theil des Schwanzes allmählich sich verliert. Der Durchschnitt des Rumpfes ist etwa quer elliptisch, der des Schwanzes gegen hinten recht- und viereckig. Die Schilder sind runzlig bis netzig. Rü cken f 1 osse sehr lang, sie beginnt am 11. Segment des Rumpfes und hört am 9. des Schwanzes auf. Die Bruttasche des Männchens reicht bis zum 17. Segment des Schwanzes. Farbe: braun. Obere Seite mit kleinen schwarzen Punkten und Flecken. Untere Seite und der grösste Theil des Schwanzes einfarbig braun. Port Philip. 12 Cm. Petroiuyzontidae. Mordacia mordax Rieh. Murray-River. 12 Cm. Corcharüdae. Galeits canis Rondel. Murray-River. 25 Cm. Name: Yung sherk. AcantJdas vulgaris Risso. ? Port Philip. 50 Cm. Fristiophorus nudipinms Günth. Port Philip. 80 Cm. 46 Klunzinger: Rajidae. JRaja Lamprieri Rieh. Murraj-River. 40 Cm. (Gesammtlänge). Baja dentata ^) n. sp. Breite IV2 in der Gesammtlänge, Länge der Scheibe (bis zum Ende der Basis der Brustflossen) IY3 in der Scbeibenbreite, Schwanz fast so Lang, als die Scheibe, Auge 12 in der Scheibenlänge, Stirne 1, Schnauze 3 : 1. Scheibe unregelmässig rhombisch, ihre Länge (wenn bis zum hintern abgerundeten Ende der Brustflossen ge- messen) nicht viel geringer, als die Breite. Der Schnau- zenwinkel ist stumpf und steht nicht vor. Die vorderen Seiten der Brustflossen geradlinig, die hinteren leicht gekrümmt mit abgerundetem Seiten- xmd Hinter wink el. Augen mittelmässig, ihr Läng sd uro h- messer gleicht der Breite der Stirne. Diese ist conc av. Der Schnauzenknorpel schmal (seine Breite 3 im Auge) hinten gegen die Stirn verbreitert er sich. Der Abstand der Nasenlöcher von einander gleicht ihrer Entfernung von der Schnauzenspitze. Der Scheibenrücken ist überall rauh durch sehr kleine Dörnchen. Stär- kere Dornen finden sich folgende: eine Reihe längs des Supercilienr andes in einem Bogen, eine Reihe in der Mittellinie des Scheibenrückens bis zum Schwanz, wo sie dann in abwechselnder unregelmässiger Doppel- reihe stehen. Auch zeigen sich grosse Dornen auch an den Seiten des Schwanzes, besonders am Anfange des- selben. Eine Gruppe mittelmässiger Dörnchen liegt am Schnauzenknorpel. Alle diese Dornen stehen auf keiner aufi"allenden Basalplatte. Die Mundzähne stehen in 42 Längsreihen, und haben eine nichtsehr scharfe Spitze. Die Nasenklappen sind am freien Theil ihres Hinterrandes gefranst. Die Bauchflossen lang, ihr Aussenrand gebuchtet, der vordere Theil desselben mit vorstehenden Zacken. Schwanz sehr depress, seine Seitenränder mit einer leich- 1) Wegen der stark gezackten Bauchflossen. Zur Fischfauna von Süd-Australien. 47 ten Hautfalte. Schwanzspitze compress, ohne deutliche Schwanzflosse. Die beiden Rückenflossen, die dicht hinter einander kurz vor dem Schwanzende liegen, sind gleich lang, gleich hoch, gerundet. Der kurze Zwischenraum zwischen diesen beiden Flossen trägt einige Dornen gleich denen am übrigen Schwanzrücken. Färbe : grau, unten weiss. Port Philip. 50 Cm. Diese Art stimmt mit keiner der bekannten Arten, am nächsten steht sie der R. Lampieri Rieh. Rhinidae. Hhina sqtiatma Linne. Hobson Bay. 25 Cm. Die Metamorphose yod Bhypliiis piinetatus F, und ßhyphus fenestralis Seop. Vom Forstmeister Tb. Beiing zu Seesen am Harz. Der Ausspruch P. Fr. Bouche's in der Einleitung zu seiner Naturgescliiclite der Insekten, Berlin 1834, ,,die Kenntniss der ersten Stände der Insekten liegt noch sehr im Dunkeln'' gilt heute noch und es ist seitdem ver- hältnissmässig wenig zur /Aufhellung solchen Dunkels geschehen. Insbesondere sind es cauch die Zweiflügler, deren Metamorphose noch vieler Aufklärung bedarf nnd auffallender Weise kennt man von vielen dieser Insekten- Ordnung angehörigen Arten, selbst solchen, die überall häufig sind und mitunter massenweise auftreten, weder die Larve und deren Lebensweise, noch die Puppe. Es hat dies wohl seinen leicht erklärbaren Grund in dem Umstände, dass exakte Beobachtungen über das vielfach im Verborgenen dahinlaufende Leben und Treiben der Insekten nicht blos viel Zeit und unverdrossene Beharr- lichkeit, sondern auch ein gut Theil Glück insofern er- fordern, als es dem Beobachter gelingen rauss, zur rechten Zeit am richtigen Orte einzutreffen. Seit mehren Jahren beschäftige ich mich während meiner Waldbesuche und meiner dienstlichen Mussestun- den eifrig und nicht ohne Erfolg mit Beobachtungen über das Leben der Insekten, und sind es, soweit die Zwei- Die Metamorphose von Rhyph. punctatus u. Rhyph. fenestralis. 49 flügler dabei in Betracht kommen, auch vorzugsweise die Gattungen Sciara und ßibio, denen ich specielle Auf- merksamkeit zugewendet habe, so ist es mir nebenbei doch auch gelungen, die seither unbekannt gebliebenen früheren Stände verschiedener anderen Dipteren zu erkunden. Be- seelt von dem Wunsche zur Aufklärung der so höchst interessanten Lebens- und Verwandelungs-Vorgängc in der Insektettwelt nach Kräften beizutragen, beginne ich hier die Veröffentlichung einer Reihe von Beobachtungen mit dem Bemerken, dass sich die Mittheilungen nur über meines Wissens Neuerforschtes oder über Vervollständi- gung und Berichtigung älterer Beobachtungsresultate, wo solche nöthig scheint, erstrecken, und selbstverständlich der grossesten Sorgfalt und Zuverlässigkeit sich befleis- sigen werden. 1. lihyphus punctatus Fabr. Larve: 13 Mm. lang; 1 Mm. dick, elfgliederig, fusslos, rund, nach beiden Enden hin etwas verdünnt, hart, glatt, glänzend, weiss, jedes Glied mit einem breiten, gebräunten, nur die Gliedereinschnitte verhältnissmässig schmal freilassenden Bande rings umgeben, innerhalb dessen unbestimmte heller und dunkler braune, meist in die Länge gedehnte Zeichnungen wechseln. Die braunen Zeichnungen innerhalb der gedachten Bänder der ersten drei Glieder sind anfänglich erheblich dunkler, als dieje- nigen in den Bändern der übrigen Glieder ; je näher die Zeit der Verpuppung heranrückt, desto mehr gleicht sich dieser Unterschied in der Färbung aber aus. Innerhalb der ge- bräunten Bänder der ersten drei Glieder treten übrigens auch ziemlich grosse kreisrunde ungefärbte Partieen als helle Flecken hervor. Kopfschild gelbbraun, glänzend, vierseitig, nach vorn verschmälert, etwas vor der Mitte an jeder Seite mit einem kleinen schwarzen länglichen augenförmigen Flecken, oben auf mit zwei braunen, nach hinten convergirendcn und schliesslich ganz nahe zusam- mentretenden, den Hinterrand nicht ganz erreichenden schmalen Streifen oder Linien, unterhalb am Hinterrande jederseits mit einem halbovalen; schwarzbraunen Flecke. Arcliiv f. Naturg-. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 4 50 Beling: Ende des letzten oder Aftergliedes mit fünf in ein Fünf- eck gestellten sehr stumpfen häutigen Spitzen oder Zähn- chen endend und innerhalb derselben nach oben hin mit zwei kleinen in einer Horizontallinie stehenden punkt- förmigen schwarzen Stigmen. Puppe: 7 — 8 Mm. lang, am verdickten und buckelig hervorgehobenen Thorax 1^5 Mm., gleich hinter demselben 1 Mm. dick, rund, schlank, nach hinten allmählich ver- dünnt, etwas glänzend, bräunlich gelb. Thorax mehr oder weniger dunkel schwarzbraun verwischt gezeichnet, resp. gefleckt, auf der Mitte der Oberseite unfern der etwas erhabenen Mittelnaht jcderseits mit drei in einem Dreieck stehenden Härchen, dahinter in einiger Entfer- nung mit je einem stark nach hinterwärts gebogenen Härchen; seitwärts am Thorax weit nach vorn hin noch je ein Härchen und vor der durch eine erhabene Quer- linie zwischen den beiden Augen gebildeten Stirnleiste zwei von unten nach oben divcrgirende, an der Spitze in der Regel nach auswärts gekrümmte Härchen. Hinter- leib neunringelig, jeder Leibesringel mit Ausschluss der ersten beiden und der letzten zwei mit je zwei Kränzen kurzer, wie der Hinterleib bräunlich gelb gefärbten. Dornen oder Stacheln umgeben, deren erster oder vorderer jedoch nur halb an der Unterseite vorhanden ist, während die Fortsetzung an der oberen Seite fehlt und daselbst durch sechs Stacheln vertreten wird, welche dergestalt ungleich vertheilt sind, dass die äusseren zwei an jeder Seite näher bei einander stehen, als die übrigen. Innerhalb der Stachelkränze enden einzelne Stacheln mit nach rückwärts gerichteten, fast anliegenden Wimperhaaren. Vorletzter Leibesring mit sechs Stacheln an der Unterseite, von denen die äusseren die längsten und stärksten sind. Letzter Leibesring an jeder Seite nach vorn hin mit einem Stachel, am Ende mit vier in einem Viereck stehenden Stacheln und innerhalb dieses Vierecks mit vier kleinen gleichfalls In ein Viereck ge- stellten Zähnchen. Bei der frisch ausgekommenen Puppe jeder Leibesring auf der Mitte des Rückens mit ge- schwärzter, nach vorn hin zugespitzter, den Vorderrand Die Metamorphose von Rhyph. punctatus ii. Rhyph. fonestralis. 51 des Ringes nicht ganz erreichender Längslinie ; ausserdem sind an den Gh'edern oder Leibesringen noch dunkle, mehr oder weniger deuth'che, mitunter kaum in die Augen fallende Längszeichnungen vorhanden, welche den Leibes- zeichnungen der Larve entsprechen. Späterhin wird die Puppe im Allgemeinen dunkler und mehr gleichförmig braun, die Zeichnungen verschwinden bis auf die immer deutlich hervortretende schwarzbraune Färbung des Tho- rax. Von dem Kuhdung, in welchem die Larve lebt und die Puppe sich ausbildet, bleiben immer mehr oder we- niger zahlreiche feine Theilchen an derselben haften, so dass dieselbe fast nie ganz rein erscheint. Die Larven wurden von mir zuerst am 20. November 1870 in einem noch ziemlich frischen Kuhfladen auf einer Angerweide in der Nähe der hiesigen Stadt gefunden und waren damals noch nicht ganz ausgewachsen, mit fast der ganzen Länge nach schwarzbraun durchscheinen- dem Darminhalte. Im Frühjahre 1871 fanden sich die Larven noch an mehreren anderen Stellen und mitunter sehr zahlreich im Kuhdung des vorangegangenen Herbstes auf dem Felde und auch im Walde. Am 19. April 1871 wurden in einem vorjährigen Kuhfladen innerhalb eines älte- ren Fichten- oder Rothtannen-ßestandes die ersten Puppen gefunden, aus denen, mit nach Haus genommen und in einem kühlen Zimmer aufbewahrt, vom 24. desselben Monats an die fertigen Insekten hervorgingen, während die im Monat März nach Haus getragenen, in demselben Zimmer in ihrem Nah- rungsmittel aufbewahrten Larven schon vom Beginne des Monats April an fertige Insekten geliefert hatten. Zu Ende des Monats Mai und im Anfange des Monats Juni, wo es im Freien noch immer Larven im Kuhdung gab, dauerte bei kühler Sommerwitterung den angestellten sorgfältigen Beobachtungen zufolge die Puppenruhe 8 — 10 Tage. Bis jetzt ist meines Wissens über die Metamorphose von Rh. punctatus nichts veröffentlicht worden. 2. Rhyphus fenestralis Scop. Larve: 15—17 Mm. lang, in der Mitte 1,2 Mm. dick, walzig fadenförmig, nach dem Kopfende hin etwas, 52 Beling: nach dem Afterende hin stärker spindelförmig verdünnt, also in der Mitte am dicksten, vierzehngliederig, hart- häutig, fusslos, nackt, glänzend, wasserhell, durchschei- nend, die letzten drei Glieder kürzer und erheblich dün- ner als die vorhergehenden, am Afterende mit einem Kranze von fünf kleinen, weissen, häutigen, nach auswärts gespreizten Zähnen versehen. Die Leibesglieder mit breiten, mehr oder weniger intensiv rothbraunen Querbän- dern rund umgeben, welche nur wenig von der weissen Grundfarbe in einem schmalen Saume zunächst den Glie- dereinschnitten frei lassen. Innerhalb dieser Bänder der vorderen drei Leibesringe tritt die rothbraune Färbung am dunkelsten In verschiedenen unbestimmten Zeichnun- gen auf; in den blasseren Binden der übrigen Leibes- ringe machen sich dunklere Längsstreifen bemerkbar. Noch nicht ausgewachsene oder zur Verpuppung noch nicht fertige Larven sind in der Regel bis auf die dunkler gezeichneten vorderen drei Leibesringe gelblich oder schmutzig fleischfarben. Kopfschild vierseitig, nach vorn verschmälert, hinten gerade abgestutzt, hornig, schmutzig gelb, glänzend, am Hinterrande fein schwarz gesäumt, etwas vor der Mitte an jeder Seite mit einem kleinen punktförmigen, augenähnlichen schwarzen Flecke. Puppe: 8 Mm. lang, am Thorax 1,8 Mm., hinter demselben 1,3 Mm. dick, neungliederig, nach Iiinten etwas spindelförmig verdünnt, gelbbraun. Scheiden etwas heller, bis zum Ende des dritten Gliedes reichend. Kopfende schräg von oben nach unten abgestutzt. Rückenschild etwas buckelig hervorgehoben, vorn an jeder Seite mit einer seichten Grube und unterhalb dieser mit einem ohr- förmigen Vorsprunge, in der Mitte, resp. der hinteren Hälfte mit einigen (meist vier) nach rückwärts gerichteten, mitunter fast anliegenden Haaren an jeder Seite neben der als eine erhabene Linie hervortretenden Rückennaht ; in der Mitte der oberhalb der Augen sich scharf marki- renden horizontalen Stirnkante mit zwei längeren, nach oben hin divergirenden Haaren. Dritter bis achter Leibes- ring am hinteren Rande auf erhabener Linie mit einem zierlichen Stachelkranze umgeben, innerhalb dessen ein- Die Metarnorphose von Rbyph. punctatus u. Rhyph feuestralis- 53 zelne Stacheln stärker hervortreten; am vorderen Rande der Leibesringe auf der Bauchseite sechs in einer Reihe stehende kurze Dornen oder Stacheln, von denen die äussersten zwei an jeder Seite die stärksten und unter sich durch kleinere Zw^ischenräume getrennt sind als der zweite vom dritten, der dritte vom vierten und der vierte vom fünften Dorne, deren Entfernungen der angeführten Reihenfolge nach sich ziemlich gleichen. Letzter Leibes- ring mit vier starken, rundum gestellten Dornen und innerhalb dieser am After mit vier schwächeren, in einem Viereck stehenden Dornen, von denen die oberen zwei kürzer sind als die unteren beiden. Larven und Puppen fand ich am 17. September 1870 an und in faulen Steckrüben und Kartoffeln, welche einige Wochen zuvor aus dem Keller geholt und auf die Miststätte geworfen waren. Am 3. Oktober sass an den Rüben auch ein Image von Rhyphus fenestralis und führte sofort auf die Vermuthung, dass die vorhin beschriebenen Larven und Puppen dieser Mücke angehörten, was sich denn auch später bestätigte, indem sich aus den in Ver- wahrung genommenen Puppen noch viele Mücken der genannten Art entwickelten. Am 8. Mai 1871 wurden in einem kleinen Fasse mit angefaulten Kartoffeln, welches den vorangegangenen Winter hindurch im Keller gestanden hatte, wiederum ausgewachsene Larven und Puppen, so wie auch Puppen- hüllen, denen die Imagines im Frühjahre bereits ent- schlüpft w^aren, gefunden. Ein Theil dieser Kartoffeln wurde den Sommer hindurch in einem grossen Blumen- topfe unter Gesträuch im Garten aufbewahrt. Um die Mitte des Monats August waren in den Kartoffeln viele ausgewachsene Larven und auch einzelne Puppen vor- handen. Von da bis zum Schlüsse des gedachten Monats angestellte vielfache und sorgfältige Beobachtungen er- gaben die Dauer der Puppenruhe zu 6 — 10 Tagen. Die Generation ist unzweifelhaft eine mehrfache und min- destens eine doppelte. Die Larven des Rhyphus fenestralis unterscheiden sich sogleich von denen des Rhyphus punctatus durch die 54 Bclmg: Die Metamorphose v. Rh. punctatus u. Rh. feneetralis. bei letzterem um drei grössere Anzahl der Körperab- schnitte oder Glieder und durch den bei diesem nach hinten hin in den letzten drei Gliedern stark verschmä- lerten Leib. Die Angabe Bouche's in seiner Naturge- schichte der Insekten, 1. Lieferung, Seite 43, dass das Aftersegment bei der Larve von Rh. fenestralis mit zwei kurzen Fleischspitzen ende, ist nicht zutreffend, auch ist die von der Larve gegebene Abbildung auf Taf. III, Fig. 20 insofern nicht richtig, als dieselbe ausser dem Kopfe zwölf Leibesabschnitte zeigt, während in Wirklich- keit deren vierzehn vorhanden sind. Weitere Unterscheidungszeichen der Larven sind die im Allgemeinen rothbraune Zeichnung und Färbung bei Rh.' fenestralis und die mehr schwärzlichbraune bei Rh. punctatus. Sechs neue Taenien. Von Dr. 0. ?on Linstow in Ratzeburg. Hierzu Tafel IIL 1. Taenia pachyeephala n. sp. In Anas histrionica fand sich diese Art, einer Ente die nur höchst selten im Winter auf dem hiesigen See vorkommt; ein Mal nur habe ich dieselbe von Fischern erhalten, die das Exemplar tout auf dem Eise gefunden hatten. Die Taenie ist sehr zart und klein, 10—12 Mm. lang, grösste Breite 0,5 Mm. Der Scolex ist beträchtlich verbreitert, von dreieckiger Form, und schon mit blossem Auge als punktförmiger Körper sichtbar; das Rostellum ist in einen langen Hals ausgezogen und die Saugnäpfe sind scheibenförmig und auflPallend gross. Die Girren, 0,2 Mm. lang und mit nach der Basis gerichteten Borsten besetzt, stehen einseitig, und sind im Verhältniss zur Grösse des ganzen Thieres von so bedeutenden Dimen- sionen, dass die Taenie schon dem unbewaffneten Auge einen gleichsam rauhen Eindruck macht, die Zahl der Haken ist 10, ihre Länge beträgt 0,049 Mm., und haben dieselben in Form und Grösse Aehnlichkeit mit denen der Taenia sinuosa Zeder (Krabbe i) tab. YII, fig. 152), welche auch 10 Haken und lange Girren besitzt, welche letzteren aber (ibid. fig. 153) von denen unserer Art durchaus verschieden sind, wie auch bei jener Art der Scolex ganz anders gebaut ist, 1) Krabbe, Bidrag til Kundskab om Fuglenes Baendelorme 56 V. L i n s 1 0 w : 2. Taenia puncta n. s"p. In ungeheurer Menge fand ich diese Taenie bei Cor- vus corone und in einzelnen Exemplaren bei Corvus ne- bula, die wohl nur eine Varietät ersterer ist. Der Scolex ist queroval, ebenso die Saugnäpfe, und ist jener nur wenig breiter als der folgende Proglottidenkörper, so dass ein sogenannter Hals fehlt. Die Länge der glänzend weissen Taenie beträgt bis zu 60 Mm., die grösste Breite 2 Mm. Die Zahl der Haken ist 20, und zwar finden sich 2 Reihen von je 10 von verschiedener Grösse und Form; die kleineren messen 0,034 Mm., die grösseren 0,04 Mm. Die Geschlechtsöffnungen stehen abwechselnd, jedoch nicht ganz regelmässig, so dass mitunter 2 auf einander folgende nach derselben Seite sehen. Der Cirrusbeutel ist eiförmig, und ist ohne Vergrösserung als weisser Punkt in den Proglottiden abwechselnd links und rechts sichtbar. 3. Taeiiia pigmentaia n. sp. Der Wirth dieser grossen, bis 250 Mm. langen und 1 Mm. breiten Taenie ist Anas marila. Der Scolex hat an seiner Basis keine Einschnürung, aber etwas weiter nach hinten verschmälert sich der Körper, um dann wieder ganz allmählich an Breite zuzunehmen. Der innere Rand der Saugnäpfe ist mit schwarzem Pigment versehen, was ihnen ein characteristisches Aussehen giebt. Die Haken, 10 an der Zahl und 0,047 Mm. lang, sitzen auf einem an der Spitze knopiförmig angeschwollenen Rostellum, und sind von schlanker, grader Form, fast ohne Hebelast. 4. Taenia cuneata n. sp. In Gallus domesticus findet sich diese eigenthüm- liche Species, die nur 2 Mm. lang; und 1 Mm. breit ist, wo- rin sie mit der Taenia proglottina Davaine, die auch im Haushuhn lebt, verwandt ist, deren Länge nur 1 Mm. beträgt. Während diese Art aber 80 Haken führt, zeigt unsere deren nur 12, die von sehr graziöser Form sind und eine Länge von 0,032 Mm. haben. Der Körper der Taenie ist, da die Proglottiden nach hinten beständig an Sechs neue Taenien. 57 Breite zunehmen, keilförmig, und findet man ziemlich constant die Zahl von 12 Proglottiden; im letzten Gliede sind die Eier als reif zu erkennen, während am 6 — 10. Gliede die sehr kleinen, etwa 0,01 Mm. langen, abwechselnd rechts und links gestellten Girren sich zeigen, die am vorderen Rande des Gliedes stehen, das an der betreffenden ötelle etwas vorgewölbt ist. Der Scolex ist wenig auf- getrieben, und die Öaugnäpfe sind längsoval. 5. Taenia parviceps n. sp. In Mergus serrator lebt diese 110 Mm. lange und 2 Mm. breite Taenie. Der sehr kleine Scolex ist queroval, ebenso die Saugnäpfe. Die winzigen Häkchen sind 0,012 Mm. lang, und erreicht der Hcbelast die Länge des Ha- kenastes, während der Wurzelast sehr klein und schmal ist. Die Haken sind so klein, dass man sie bei schwachen Vergrösserungen, während der Scolex unverletzt ist, leicht übersieht. Die Geschlechtsöffnugen sind einseitig, an's Yorderende jedes Gliedes gestellt. Hieran darf ich eine Beschreibung von Taenia naja Dujardin aus Sitta europaea fügen, w^eil diese Art in Krabbe's vorzüglichem Werke fehlt, und aus den D iesing'schen Diagnosen nicht viel zu machen ist. Die schön gedornten einseitig gestellten Girren erwähnt bereits Dujardin^); die Form der Haken, deren Zahl ich nicht angeben kann, weil das Rostellum unvollständig besetzt war, doch ver- muthe ich, dass es 10 sein werden, ist eine eigenthümlich langgestreckte, und zwar ist es der Wurzelast, der so verlängert ist; die Länge des ganzen Hakens beträgt 0,052 Mm. 6. Taenia hepatica n. sp. In der Leber eines Warmblüters ist bisher noch keine Taenie gefunden worden, um so interessanter war es mir daher, aus Gysten der Leber von Mus decumanus 1) Histoire natur. d. Helm. 570, tab. IX, 1. 2, 58 V. L in stow: Sechs neue Taenien. einige bis 56 Mm, lange und 4 Mm. breite Bandwürmer herauszubefördern, die im äusseren Habitus etwas der Taenia crassicoliis gleichen. Sie haben einen doppelten Hakenkranz von je 17 Haken, die 0,278 und resp. 0,389 Mm. lang sind; diese 34 Haken sind sehr gedrungen, und ist das Ende des Hakenastes auffallend stumpf. Beiderseits geht durch alle Glieder ein Längsgefäss von grossem Lumen, dessen Wandungen weisslich durch- scheinend schon mit blossem Auge gesehen werden. Trotz der Körpergrösse zeigt sich von einer Geschlechts- entwicklung keine Spur, die hier auch unnütz wäre, da die Eier doch nicht nach aussen kommen könnten, und halte ich die Thiere für Taenienlarven, also für Formen, die in ihrer Entwicklung den Cysticerken entsprechen, woran, wenn auch diese Art der Entwicklung speciell für Taenien bisher noch etwas Unerhörtes ist, doch zu denken wohl erlaubt ist, besonders in Hinblick auf die verwandte Art Triaenophorus nodulosus, deren Larven sich in ähnlicher Form, in genau solchen Cysten und in derselben Entwicklung in der Leber des Barsches, des Stichlings u. s. w. finden. Den Namen Taenia hepatica schlage ich daher nur als einen provisorischen vor, da die entwickelte Taenie wahrscheinlich in der Katze, dem Hunde, dem Iltis, Wiesel u. s. w. zu suchen sein wird. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1- Vergrösserung 90. Haken von Taenia hepatica. » 2. Vergr. 90. Girren von Taenia pachycephala. » 3. Vergr. 90. Scolex von derselben. » 4. Vergr. 500. Haken von derselben. » 5. Vergr, 90. Scolex von Taenia puncta. » 6. Vergr. 50. Haken von derselben. i> 7. Vergr. 90. Scolex von Taenia pigmentata. i 8. Vergr. 500. Haken von derselben. » 9. Vergr. 90. Scolex von Taenia cuneata. » 9a. Natürliche Grösse derselben Tänie. » 10. Vergr. 500. Haken von derselben. » 11. Vergr. 90. Scolex von Taenia parviceps. » 12, Vergr. 500. Haken von derselben. » 13. Vergr. 90. Scolex von Taenia naja. > 14. Vergr. 500. Haken von derselben. Heber die Fortpflaiizuugsorgane der Aale. ^ Von G. Balsamo €ri?elli und L. Maggi. üebersetzt aus den Memorie del R. Istitiito Lombardo di scienze e lettere Vol. XII, p. 229. Milano 1872. Aristoteles war der erste, welcher behauptete, dass sich die Aale aus dem Schlamm erzeugen ; Andere meinten, sie erzeugen sich aus der Verwesung von Leichen, oder aus dem Detritus ihrer Haut, die sie durch das Reiben gegen die Felsen abgestossen haben. Einige meinten, da sie in verschiedenen oviparen Fischen kleine faden- förmige Würmer beobachtet hatten, aus diesen entständen die Aale. Diese Meinung scheint sehr verbreitet zu sein, und ist noch die im Volke herrschende. Fast alle ein- heimischen Fischer halten daran fest, dass je nach dem Fisch, aus welchem die Aale hervorgehen, deren Varietät entstehe, mit eigenen unterscheidenden Charakteren. Nicht allein die Fischer des Sees von Orta, der durch die Menge der Aale berühmt ist, sondern auch die von an- deren Gegenden, meinen, dass die Fische, aus denen die Aale entstehen, seien: die Forelle, die Schleihe, Piota oder Scardola. Sie versichern, dass aus der Forelle die Aale hervorgehen, welche eine grössere Dicke errei- chen, und bei denen der Bauch weiss ist, wogegen die aus der Schleihe entstehenden eine gelbe, und die aus der Scardola eine weissliche Unterseite haben. Viele andere Autoren schliessen aus der Beobach- tung, dass sich in dem Körper der Aale häufig kleine 60 Crivelli und Maggi: Würmer finden, das die Aale vivipar seien, ohne dass sie sich jedoch der Mühe unterzogen hätten, das Organ an- zuzeigen, in welchem solche Junge sich gebildet haben könnten, zumal da es schon bekannt war, dass im Ab- domen der Aale Parasiten häufig sind, und besonders Ascaris labiata. Der erste Schriftsteller, welcher die Geschlechts- organe des Aales< beobachtet zu haben glaubte, war Leu wenhoek, und er veröfi'entlichte seine vermeintliche Entdeckung in seinem Werke : Arcana naturae. Aber nach genauer Prüfung kann man sich überzeugen, dass das von Leu wenhoek für das Ovarium gehaltene Organ, nach der von ihm selbst angegebenen Lage, nichts anderes ist, als die Schwimmblase. In diesem Or- gane sah^Leuwenhoek kleine fadenförmige Wiesen von der Dicke eines Haares, welche er für die Jungen des Aales hielt. Aber nicht Leuwenhoek allein war es, der die Parasiten für junge Aale nahm, wir nennen unter andern Endes Des Longchamps und Joannis. Nach Leuwenhoek behauptete Vallisnieri die weiblichen Geschlechtsorgane des Aales gefunden zu haben. Seine vorgebliche Entdeckung wurde zuerst der Academie zu Bologna im Jahre 1710 mitgetheilt, und im Jahre 1712 in den Ephemeriden der Leopoldinischen Academie der Naturforscher veröffentlicht. Die Bologneser Anatomen zweifelten an der Richtigkeit der Entdeckung des Vallis- nieri, und Valsalva meinte, dass der vermeintliche Uterus die krankhaft afficirtc Schwimmblase sein möchte, welche den Anschein gewähre, als wenn sie Eier enthielte. Die Bologneser Professoren Monti und Mondini hatten im Jahre 1783 Gelegenheit, einen Aal zu unter- suchen, der dieselbe Erscheinung zeigte wie sie von Val- lisnieri beobochtet war, und publicirten ihre Beobach- tung in den Atti dell' Academia di Bologna. Monti veröffentlichte in diesen Atti seine Abhandlung De anguil- larum ortu et propagatione, und erörterte, was seit Ari- stoteles bis auf seine Zeit veröffentlicht war; und der- selbe Monti veranlasste den Professor Mondini, den oben erwähnten Aal zu untersuchen. Mondini that dar, Ueber die Fortpflanzungsorgane der Aale. 61 dass das vorgebliche Ovarium, beschrieben von VaUis- nieri, nichts anderes war, als die Schwimmblase In einem pathologischen Zustande. Durch die Untersuchung des in Rede stehenden Aales wurde Mondini angeregt, die Anatomie des Aales genau zu studiren. In seiner Abhandlung De anguillae ovarlis ist die anatomische Be- schreibung, welche er davon gab, sehr genau und von guten Abbildungen begleitet. Obgleich Siebold be- hauptet, der erste, welcher die weiblichen Geschlechts- organe des Aales richtig beschrieben habe, sei 0. F. Müller gewesen, ist die Beschreibung von Müller doch unvollkommen, und Mondini konnte nicht die Abhandlung von Müller gekannt haben, der sich be- sonders mit Eingeweideüwürmern beschäftigte. Die Ab- handlung des Professor Mondini ist lateinisch geschrie- ben, und in den Acten einer sehr renommirten Academie veröffentlicht; trotzdem wird sie niemals von den Au- toren citirt, die über denselben Gegenstand geschrieben haben. In der That bemerken wir, dass die Autoren, welche über den Aal geschrieben haben, noch in der jüngsten Zeit, Rathkc die Entdeckung der weiblichen Geschlechtsorgane zuschreiben, obgleich das was Rathke beschrieb, vollkommen mit dem übereinstimmt, was Mon- dini vierzig Jahre früher publicirt hatte. Der Autor, welcher sich nächst Mondini mit der Naturgeschichte der Aale ausführlich beschäftigt hat, war Spallanzani. Er hat zwei Arbeiten über die Aale 1792 veröffentlicht, etwa 10 Jahre nach der Publication von Mon dini. In der ersten Schrift beschreibt Spallanzani die Thäler des Comacchio und deutet die klimatischen, den Aalen schädlichen Umstände an; und da er von den Vögeln spricht, die sie sich zur Beute machen, wirft er die Frage auf, ob es mehrere Species von Aalen giebt; und schliesst damit, dass er es einem erfahrenen und selbst prüfenden Naturforscher überlässt, die Frage zu beantworten. Hierauf versichert er, dass nach eingezo- genen Erkundigungen niemals Aale gefunden werden, die mit Eiern versehen sind oder Foetus enthielten. 62 Crivelli uud Maggi: In der zweiten Schrift beschäftigt sich Spallan- zani mit der Frage: „ob die Aale sich im süssen Wasser oder im Meere fortpflanzen/ und bleibt durchaus dabei, dass ihre Fortpflanzung im Meere stattfinde. Bei Be- handlung der Frage, „ob die Aale ovipar oder vivipar seien," deutet er auf die vermeintliche Entdeckung von Leuw^enhoek und von Vallisnieri hin, und kommt dann auf die Abhandlung von Mondini zu sprechen, und sucht die Beobachtungen des Professors von Bologna zu bestreiten, die sich auf die Entdeckung der Repro- ductionsorgane der Aale beziehen. Die in dieser Ab- sicht von Spallanzani gemachten Bemerkungen sind jedoch nicht der Art, um Mond in i das Verdienst zu nehmen, in den Franzen, welche er beschreibt, die wahren Ovarien erkannt zu haben, und in der That bestätigen die neueren Entdeckungen die des Mondini. Weiter setzt Spallanzani, nachdem er über die Meinung von Redi berichtet hat, nämlich dass die Aale niedersteigen, um sich ihres Samens im Meerwasser zu entledigen, seine eigene Ansicht auseinander, mit folgenden Worten: „Wenn ein süsses Gewässer, sei es ein Graben, ein Sumpf, ein Teich nicht unmittelbar oder vermittels irgend eines Flusses mit dem Meere communicirt, dann ist es gewiss, dass es niemals von Aalen bewohnt wird, und dass wenn mau einige hinein setzt, sie wohl an Volumen und Gewicht zunehmen, aber ohne sich jemals zu vermehren." Im Jahre 1803 veröffentlichte Carlo A mor e tti seine Beobachtungen über Aale, bei Gelegenheit des Fanges eines Aales in einem Kanäle der W^iesen von Desio. Amo- retti kannte die Abhandlungen von Mond ini und Spal- lanzani, und machte in Folge der Versicherung des Letzteren, dass Mondini sich in der Deutung der weib- lichen Organe geirrt haben würde, die Anatomie. Amo- retti kündigt an, dass er einen weissen, mehr als einen Zoll langen und etwa zwei Linien breiten Körper ge- funden habe, welcher an der Oberfläche mit Kügelchen bestreut war; diese hält er für Eier. Er giebt eine Ab- bildung von diesem Organ. Aber sowohl aus der Be- lieber die Fortpflanzungsorgane der Aale. 63 Schreibung wie aus der Figur kann man nicht wohl er- sehen, welches Organ er zu beschreiben beabsichtigt, und vielleicht hat auch er, wie Vallisnieri, eine krankhafte Erscheinung unter den Augen gehabt. Amor et ti beschäftigt sich auch mit der Frage, ob alle Aale wegen der P'ortpflanzung ins Meer wandern. Er untersucht die Verhältnisse des Ausflusses sowohl des Sees von Orta, wie des Sees von Civote, und des Sees von Oggionno, Verhältnisse durch welche die Aale nicht durch die Ausflüsse zum See aufsteigen können, und ist geneigt anzunehmen, dass die Aale sich in den genannten Seen fortpflanzen. Die Meinung Amoretti's, dass die Aale sich nicht immer zur Fortpflanzung ins Meer begeben, verdient bestätigt zu werden. Es ist gewiss, dass viele unserer kleinen Seen, welche doch Aale enthalten, Ausflüsse haben, durch welche das Aufsteigen dahin schwierig ist. Zu denen, von welchen wir wissen, dass das Aufsteigen der Aale Schwierigkeit dar- bietet, obgleich sie Aale in Menge enthalten, gehören ausser den von Amoretti citirten noch die von Sarti- rana bei Merate und von Brinzio in Valcuvia. Von 1803 bis 1824 ist nichts von einer Publication über die Reproduction der Aale bekannt geworden. Rathke in seinem Werke „Beiträge zur Naturgeschichte des Thierreichs" hatte schon viele Rücksicht auf den weiblichen Geschlechtsapparat der Aale genommen. Die Richtigkeit seiner Beobachtungen wurde durch neue Studien im Jahre 1838 vollkommen bestätigt. In dieser Abhandlung bestätigt er seine Ansicht, die beiden langen gefranzten seitlichen Körper seien die Eierstöcke der Aale. Seine Beschreibung dieser Organe stimmt voll- ständig mit dem überein, was Mondini in seiner Ab- handlung sagt und abbildet. Die Bestätigung, dass die gefranzten Körper die Ovarien seien, erhärtete Rathke von neuem in einer Note 1850 in Müller's Archiv für Anatomie. Die Ansichten und die Beobachtungen von Rathke waren schon seit 1842 durch Hohnbaum-Hornschuch bestätigt, der eine gute Figur der genannten gefranzten 64 Crivelli und Maggi: Körper gab; in welchen er deutlich die Eier beobachtete. Derselbe behauptete, dass zusammen mit den Eiern, in den gefranzten Körpern Nuclei und Nucleoli vorkämen, von denen er glaubte, dass sie den Hoden repräsentirteu. Eine ähnliche Meinung hatte auch 1848 Schleusser geäussert, der jedoch erklärte, er könne noch nicht mit Bestimmtheit die Existenz eines männlichen Apparates bei den Aalen behaupten. Andere Autoren, unter denen Owen, hielten es für möglich, dass die Aale zwitterig sein könnten, eine Meinung^ die mit Zweifel auch schon von Spallanzani geäussert war. Siebold scheint ferner geneigt anzunehmen, es könne bei den Aalen eine Vermehrung durch Parthenogenesis stattfinden ; aber dafür fehlt der Beweis. Aus allem dem Vorhergehenden geht also hervor, dass, wenngleich bis jetzt die weiblichen Geschlechtsorgane der Aale wohl erkannt sind, es doch Niemandem gelang die männlichen Geschlechtsorgane nachzuweisen. Das ist jetzt der Zweck unserer Studien. Die Wichtigkeit eines Organes ist durch seine Be- ständigkeit angezeigt. In einer grossen Zahl von Aalen aus dem Ficinus, über fünfzig, von verschiedenen Grössen und Farben, liess sich beständig ein Organ beobachten, worin wir sogleich seine Wichtigkeit erkannten; und durch seine Lage, durch seine Gestalt, durch seinen Bau, durch seinen Inhalt konnten wir es als ein wirklich männliches Geschlechtsorgan bestimmen, und daher eine sichere Kenntniss der Reproductionsorgane der Aale bei- bringen. In der Thal ist die Lage dieses Organs die- selbe, welche bei den übrigen P'ischen durch die wahren Hoden oder Milch eingenommen wird, d. h. seitlich vom Darrakanal und unabhängig von ihm. Seine Gestalt, nämlich die eines ausgezackten Bandes, mit langen Säumen in einigen Individuen, ähnelt der der gelben Körper des männlichen Frosches, in welchen wir schon die Spermatozoen gesehen haben. Es war sogar dieses Criterium, welches sogleich bei der Untersuchung den Weg zeigte. Sein Bau, bestehend aus einer Hülle, aus einem Inhalt, Ueber die FortpflanzuDgsorgane der Aale, 65 und aus Arterien und Venen, unterscheidet sich in nichts von dem sogenannten Milch der Fische. Der Inhalt ferner erweist sich als eine Flüssigkeit, in der sich die Spermatozoen bewegen, was genügt, um das Organ, welches wir beständig in den Aalen gefunden haben für einen wirklichen Hoden zu erklären. Hiernach wenden wir uns jetzt zu der Beschreibung der Reprodu- ctionsorganC; wobei wir sowohl unsere eigenen Unter- suchungen, wie die Anderer^ soweit sie neuerlich von uns bestätigt sind, benutzen;, und sprechen dann von ihrer Fortpüanzungs weise. Beschreibung der Fortpflauzuugsorgane. Die Fortpflanzungsorgane der Aale sind in weibliche und männliche geschieden. We ibliche Organe. Die weiblichen Geschlechtsorgane der Aale bestehen aus den Ovarien, welche ihrerseits die Eier enthalten. Ovarium. Beim Aal wie bei Petromyzon haben die Ovarien keinen Eileiter, und sind daher geschlossene Organe, oder vielmehr Organe von bekannter Secretion, die zu den geschlossenen Drüsen gehören. 8ie sind con- stand an Zahl, Lage und Ausdehnung, und lassen sich leicht auch an ihrer Gestalt, Structur und Farbe eikennen. Sie haben ihren eigenen Gefässapparat, eigene Nerven, und unveränderliche Beziehungen zu den übrigen Theilen. Die Ovarien sind immer in doppelter Znhl vorhanden. Sie liegen eins jederseits von der Wirbeisäule, rechts und links, in der Bauchhöhle. Sie beginnen seitlich von der Leber, durchlaufen die ganze Bauchhöhle, halten sich unter und hinter der Schwimmblase, wo sie sich dann in einen einzigen Körper vereinigen, um sich eine kurze Strecke in den oberen Theil des Schwanzes fortzusetzen. Sie haben die Gestalt eines dünnen Bandes, schmal an seinen Enden, in der Mitte verbreitert, quergefaltet, mit viel stärkeren P^alten am oberen hinteren Rande, Archiv für Natnrg. XXXVUI. Jahrg. 1. Bd. 5 66 Crivelli und Maggi: weniger am unteren vorderen Rande, so dass einige Falten die Gestalt eines Fächers annehmen; und die Ovarien bestehen aus einer Vereinigung vieler Fächer, quer auf den Körper des Thieres gestellt, und stark ver- einigt an ihrem schmaleren Tlieilc, so ihren dorsalen Rand bildend, mit dem sie sich an dem Rücken des Thieres befestigen; leicht vereinigt an dem breiteren Theile des Fächers bilden sie einen freiea Rand, der in die Bauch- höhle herabhängt und daher auch der ventrale Rand ist. Die Ovarien zeigen andererseits zwei Seiten, eine äussere und eine innere ; die ersterc sieht nach innen und unten, die andere nach aussen und oben. Die Ovarien bestehen aus einer häutigen Hülle und einem Inhalt. Die häutige Hülle ist aus Bindegewebe gebildet, aus deren innerer Wandung sich Sepimcnte erheben, die ebensoviele geschlossene Kammern bilden, die alle einen eigenen Inhalt haben. Der Inhalt ist aus Fettkügelchen, welche aus dem Stroma entstehen, und aus der Ovula zusammengesetzt. Die Farbe der Ovarien ist im Allgemeinen, wenn die Aale jung sind, von glänzendem Weiss, aber wenn sie sich der Geschlechtsreife nähern, werden sie weiss- rosenroth. Die sehr zahlreichen Arterien, welche beiderseits von der Aorta ausgehen, richten sich quer zum Körper des Aales, und verbreiten sich mit ihren zahlreichen Zweigen in die Ovarialmasse. Diese Arterien können Ovarial'Arterien heissen. Den Ovarial-Arterien entspre- chen die Ovarial-Venen, die nachher zu dem grossen Plexus venosus ventraiis zusammen fliessen. Die zu den Ovarien gehenden Nerven werden vom intercostalis abgegeben. Die Ovarien sind mit ihrem dorsalen Rande vermittels einer schwachen Falte des Peritoneums an dem dorsalen Theil des Körpers befestigt. Ihr oberes Ende liegt eine gewisse Strecke neben der Leber, darauf der linke Eier- stock neben dem Magen, der rechte neben dem Darm, ihr mittlerer Theil verläuft dann längs der Schwimm- blase; ihr unteres Ende wendet sich dann zur Seite der Ueber die Fortpflanzungsorgane der Aale. 67 Niere und zur Harnblase, dann vereinigen sie sich mit einander. Was die Eier betrifft, so haben wir bestätigt, was bereits Rathke beobachtete. Die Eier sind in grösster Menge vorhanden, und finden sich zu allen Jahreszeiten, aber variireu nach den Monaten in der Entwicklung. Die grössten, sagt Rathke, welche ich im Mai und Juni gemessen habe, hatten einen Durchmesser von etwa Vi5 Linie. JSolange das Ei klein ist, und wenn man es von dem umgebenden Fett befreit hat, zeigt es sich im Allgemeineu sehr durchsichtig und farblos, und lässt leicht in seinem Innern das Purki n j e'sche Bläschen w^ahrnehmen. Später ist das Ei dicker, und daher mehr in der Entwicklung vorgeschritten, verliert ein wenig von seiner ursprünglichen Durchsichtigkeit, und nimmt im Allgemeinen eine weisse Farbe an; und in seinem Innern beiiiCikt man gewöliniich viele Eiweisskörnchen und Fettkligeichen, welche den Dotter bilden. Wenn diese Eier sich lange Zeit im Wasser befinden, dann werden sie undurchsichtig in Folge der Coagulation ihres Inhaltes. Männliche Organe. Die männlichen Geschlechtsorgane des Aales be- stehen aus den Hoden, in denen wiederum das Sperma enthalten ist. Die Hoden sind Organe von bekannter Secretion, aber ohne Ausführungsgang. Die Aale haben einen einzigen Hoden; indessen in gewissen Fällen konnten wir einen Anfang eines zweiten Hodens an der linken Seite des Darmes anzeichnen, gleich- sam an Lage gleich dem unteren Ende des ersten, so dass man die Existenz zweier Hoden annehmen könnte, von denen einer rudimentär bliebe. Es ist auch besonders zu beachten, dass der entwickelte Hoden immer an der rechten, der rudimentäre an der linken Seite liegt, und dass der erstere sich constant nicht nur bei alten, sondern auch bei jungen Individuen findet, während der rudimen- täre sich mit Sicherheit nur bei alten zeigt. Aus diesem 68 Crivelli und Maggi: Grunde beschäftigen wir uns für jetzt nur mit dem ent- wickelten Hoden, und überlassen die Entzifferung des zweiten künftigen Untersuchungen. Die Lage des Hodens ist constant in allen Individuen, welches auch ihr Alter sein möge. Er liegt immer rechts vom Darme, und hängt an der Innenseite des Peritoneums, welches sich an die Schwimmblase anlehnt. Der Hoden beginnt in manchen Individuen fünf bis sechs Millimeter hinter der Gallenblase, in anderen viel weiter hinten. Er erstreckt sich bis in die Nähe der Cloake, oder endigt unter der Niere. Der Hoden steht in Verbindung mit der über ihm liegenden Schwimmblase; zur rechten liegt das rechte Ovarium, zu seiner linken der Darmkanal; unter ihm die Bauchwand. Sein oberer Rand hängt mittels des Peri- toneums an der Schwimmblase, übrigens hängt er frei in die Bauchhöhle hinab. Im Allgemeinen ist er von- milchweisser Farbe; bei jungen Individuen ist er glänzend weiss. Zuweilen ist er durch die Menge Fett, weiche er enthält, blassgelb^ und dann kann man mit der Lupe die Fetttröpfchen bemerken. Die Gestalt des Hodens ist im Allgemeinen die eines zarten an seinem oberen Rande schmalen Bandes, welches sich verlängert und verdickt, insofern es der unteren Hälfte der Bauchhöhle entspricht, wo es auch beginnt sich an seinem freien Rande verschiedentlich mit Franzen zu besetzen; und von solcher Gestalt ist der ganze untere Rest des Hodens. So kann man an dem Hoden des Aales einen zarten und schmalen Theil unterscheiden, der das vordere Drittel der Länge des Organes einnimmt, und einen dicken und breiten Theil, der die beiden hinteren Drittel bildet. Ferner kann man zwei freie Blätter be- merken, ein rechtes nach dem rechten Eierstock gerich- tetes, und ein linkes nach dem Darmkanale zu gelegenes; einen oberen geraden, wie bereits gesagt, mittels des Peritoneums an der Schwimmblase anhängenden Rand, und einen unteren in der Leibeshöhle freien Rand. Dieser letztere ist gefranzt; er kann vielmehr ausgezackt, zungen- Ueber die P'ortpflanzuDgsorgane der Aale. 69 förmig oder gesäumt genannt werden, oder das eine und das andere zugleich, jenachdcm die Fortsätze Zacken, Zun- gen oder Säume sind, welche von diesem Rande ausgehen, quer auf die Richtung des Darmkanals, um frei in der Leibeshöhle zu flottiren. Aber nicht allein die Bildung dieser Fortsätze variirt, wie es schon durch die verschie- denen Namen angedeutet ist, sondern auch ihre Länge und ihre Zahl zeigt Verschiedenheiten bei verschiedenen Individuen und je nach dem Lebensalter. Sie sind lang in sehr entwickelten Aalen, und zuweilen sind einige so lang, dass sie über den L)arm gebogen bis auf den linken Eierstock reichen. Nicht so ist es bei jungen Aalen. Was ihre Zahl betrifft, so entspricht sie ihrer Länge, und daher dem Alter. Sie sind bei wenig entwickelten Aalen wenig zahlreich, zahlreich dagegen bei sehr ent- wickelten, und wir zählten bis zwölf. Der Hoden besteht aus einer häutigen Hülle und aus einem Inhalt. Die häutige Hülle wird durch das Peritoneum gebildet, unter welchem ein Bindegewebe liegt, welches in den Franzenfortsätzen Scheidewände abgiebt, welche Kammern bilden, deren jede einen eigenen Inhalt hat. Der Inhalt variirt nach dem Alter der In- dividuen; er besteht bei den Jungen aus Fetttröpfchen, und bei den Geschlechtsreifen aus einer mit Fetttröpfchen gemischten Flüssigkeit, welche wir im Vergleich mit anderen Fischen für das Sperma halten. Die Arterien, welche zum Hoden gehen, sind zahl- reich. Gleichzeitig mit den Querästen, welche von der Aorta zur Ovarialmasse abgehen, treten zum Hoden eben- soviele Gefässchen, die sich, kaum eingetreten in das Organ, in grössere und kleinere Aeste zertheilen, und mehr oder weniger entwickelt bis in das Ende jedes Testicular- Astes oder Raumes vordringen. Den Acterieu entsprechen ebensoviele Venen, welche sich dann in den Plexus venosus ventralis ergiessen, parallel den venösen Aesten des Eierstocks. Die Nerven kommen vom intercostalis. Das Sperma ist eine weissliche Flüssigkeit, mit Fetttröpfchen gemischt und enthält bei völliger Reife 70 Crivelli und Maggi: die Spcrmatozoen. Im Allgemeinen sind die Samentbier- chen der Aale sehr klein, und ihre Bewegung ist meist schnell und dauernd, wenn sie in einer indifferenten Flüssigkeit untersucht werden. Sie haben einen ver- dickten Theil, den Körper des Samenfadens, und einen fadenförmigen Anhang, eine Art Schwanz. Der Körper, von Gestalt eines sehr verlängerten Ellipsoides, von zier- lichem ümriss, ist stark lichtbrechend, und misst, bei einer Vergrösserung des Hartnack'schen Mikroskopes ge- messen, etwa 0,0012 Mm. im Querdurchmesser, der durch den Längsdurchmesser drei bis vier Mal übertroffen wird. Der Schwanz nimn^t von seiner Insertion schnell an Dicke ab, und wird ein so zarter Faden, dass man seine Länge nicht ganz verfolgen kann. Diese Spcrmatozoen ähneln gewissermassen denen von Petromyzon flnviatilis. Bei einigen Aalen haben wir noch den Körper der Spermatozoen zur Kugelform anschwellen sehen, und an ihm in der Lage des Schwanzes eine Art Schwanzstummel, sehr dick im Vergleich zu dem fadenförmigen Anhange; identisch denen, welche Dufoss e bei Serranus beobachtet, und für eine Spermatozoenform in rückschreitendem Sta- dium erklärt hat. Dass auch bei den Aalen, wie bei Serranus, wenn solche Korper vorkommen, vorauszusetzen sei, dass da schon wahre Spermatozoen angenommen werden müssten, können wir noch nicht entscheiden; was wir beobachtet haben ist, dass auch unter ähnlicher Bedingung die Samenfäden eigenthümliche Bewegungen haben, unter welchen Purzelbäume und Wendungen. Ausserdem lassen einige dieser eigenthümlichen Formen der Spermatozoen beim Heben und Senken der Linse unter dem Mikroskop einen centralen ziemlich dunklen Kern wahrnehmen. Unter den zur Beobachtung der Spermatozoen des Aales günstigen Bedingungen können wir für jetzt die folgenden nennen: Vor Allem ist es nöthig, dass das Sperma von einem reifen und noch lebenden Individuum genommen wird. Wir untersuchten es von grossen Aalen, und unter diesen von solchen mit sehr entwickeltem Hoden, mit sehr langen Zacken und von milchweisser lieber die Fortpflanzungsorgane der Aale. 71 Farbe. Zweitens ist es nützlich eine indifferente Flüssig- keit anzuwenden, als welches wir Salzwasser benutzten. Was die Jahreszeit betrifft, so können wir nur sagen, das wir es im Herbst 1870 und im März 1871 sahen. Es erfordert jedoch w^ eitere Prüfung, welche Jahreszeit die günstigste sei. Art der Fortpflanzung. Da die Aale Eierstock und Hoden in einem und demselben Individuum vereinigt haben, haben wir sie Hermaphroditen genannt; und sie sind von einem voll- kommenen Hermaphroditismus, da ihnen nicht nur ein Ausführungsgang des Hodens fehlt, sondern auch jedes Communicationsmittel aus dem Innern in das Aeussere, durch w^elches das Sperma ausgeworfen werden könnte. Deshalb kann der Same allein die Eier befruchten, welche er innerhalb der Leibeshöhle desselben Individuums findet. Dazu kommt noch, dass wir verschiedene Male an dem männlichen gefranzten Körper der Aale eine Art Kapsel beobachtet haben, welche Spermatozoen enthielt, an dem Ende eines Hodenlappens lag und mit dem übrigen Theil des Organes nur mittels eines Blutgefässes zusammenhing, welches sich in einigen Individuen schon atrophisch zeigte, so dass sich voraussetzen lässt, dass diese Kapsel sich später ablösen, und, nach Art einer in der Leibeshöhle umher schweifenden Sperniatophore, sich später über die Eier entleeren werde. Bei den Aalen werden die Eier jedenfalls in der Bauchhöhle befruchtet, wie bei den Salmonen, bei den Stören und bei Petromyzon. Wie sich die Eier nach der Befruchtung verhalten, ob sie in der Leibeshöhle bleiben, oder abgelegt w-erden; mit anderen Worten, ob die Aale lebendig gebärend oder Eier legend sind, diese Frage beantworten wir dahin, dass wir sie aus verschiedenen Gründen unter die eierlegenden Thiere bringen. Weder wir, noch irgend Jemand vor uns, konnte die wirklichen Jungen im Innern der Aale wahrnehmen. Dann haben wir unter den Eingeweiden der Aale bisher kein Organ gefunden, welches für die Aufnahme der 72 Crivelli und Maggi : Jungen bestimmt sein könnte, sei es ein Uterus, oder ein Qviduct, oder ein Aequivalent desselben, -svie es allgemein bei den Viviparen der Fall ist. Ferner, weil, wie aus der folgenden Ijeschreibung hervorgehen wird, eine Beziehung der Entwicklung zwischen den männ- lichen und weiblichen Reproductionsorganen der Aale, und ihrem excretorischenGenito-urinar-Apparat stattfindet; verschieden von der der viviparen Thiere, weil bei diesen vielmehr eine Beziehung zwischen der Entwick- lung des Genito-urinar-xApparats und der der Embryonen, als zwischen jenem und den Reproductionsorganen besteht. Nun, die Gleichzeitigkeit der angegebenen Organe der Aale kann nur die Noth wendigkeit eines wohlentwickelten Apparates zur Ausscheidung der Eier bald nach ihrer Befruchtung darthun, und führt zu der Vermuthung ihrer Oviparität. Anatomie des excretori sehen Genito-Urinar- Apparates der Aale. An die Bestimmung der Fortpflanzungsweise der Aale schliessen sich sogleich die Untersuchungen über den Weg, welchen die befruchteten Eier aus dem Innern des Mutter- thieres nehmen, um nach aussen zu gelangen. Rathke sagt, er habe anfänglich vergebens nach einem solchen Wege gesucht; aber endlich, als er jede Seitenhälfte des Körpers in der Nähe des Ortes, wo der obere Theil des Darmes sich dicht an die grosse und zarte häutige Urinblase mittels der Bauchwand der Körperhöhle anheftet, habe er zwischen diesen beiden Organen, an der inneren Seite der Bauchwand, eine seichte und überaus kleine Furche gefunden, welche nach beendeter Leichenstarre eine kleine Sonde durchliess. Daraus schloss Rathke, dass die Aale zwei besondere ausserordentlich enge Oefifnungen an der Bauchwand besässen, welche aus der Bauchhöhle nach aussen führen. Eigentlich sind diese OefFnungen zwei kurze trichter- förmige Kanäle, welche nach aussen, in geringer Ent- fernung hinter dem After, in eine enge Grube inner- üeber die Fortpflanzung^organe der Aale. 73 halb der Hautbedeckung convergiren; eine Grube, welche den Ausgang für die Producte des Harnorganes bildet. Rathke meinte auch, dass ihre grosse Enge dazu diene, den Eintritt des Wassers von aussen in das Innere der Leibeshöhlc zu verhindern, aber dass wahrscheinlich diese Oeffnung sich erweitere, wenn das Product der Ovarien nach aussen entleert werden solle; jedoch diese Erweite- rung ist schwer zu erkennen. Als wir es unternahmen, diese x\rt von Genito-urinar- Apparat wie er von Rathke bei den Aalen beschrieben ist, nachzuuntersuchen, haben wir ihn sehr deutlich ge- funden, und leicht wieder erkennbar, wenn man unserer Anweisung folgen wird. Bei vielen Aalen haben wir die Uretral-OefFnung, welche sich in die Kloake unter dem After öffnet, sehr weit gefunden, so dass sie nicht nur eine Schweinsborste, sondern auch eine massige Sonde durchliess. Wenn wir dann die Uretra der Länge nach von aussen nach innen spalteten, indem w^ir die untere Wand durchschnitten, sahen wir an der oberen Wand etwa 4 bis 5 Mm. unter dem Harngange eine Oeffnung, die in einen quer zwi- schen der Blase und der Niere liegenden Kanal führt, welcher mittels zweier weiten Seitenöffnungen, rechts und links, die durch die äussere Wand der Blase und der Niere gebildet werden, in die Bauchhöhle führt. Schreiten wir nun zu der Bestimmung dieser ein- zelnen Theile, mit Rücksicht auf ihre Lage und ihre Function, so ist, unseres Erachtens, die Oeffnung an der oberen Wand der Uretra Uretro -Vagi n al-0 e ff nung zu nennen; der Querkanal zwischen Blase und Niere, in welchen obige Oeffnung einführt, der Vaginal-Kanal; und die beiden seitlichen inneren Oeffnungen, die auch durch die äussere Wand der Blase und der Niere gebildet werden, und sich in die Bauchhöhle münden, müssen folglich A b dominal - Vaginal- Oeffnungen genannt werden, oder Ute r o-Vaginal-Oeffnung, wenn man die Bauchhöhle der Aale während ihrer Fruchtbarkeit gleichbedeutend mit dem Uterus anderer Thiere be- trachten will. 74 Crivelli und Maggi: Es ist indessen zu bemerken, dass die Abdominal- Vaginal-Oeffnungen sich im Allgemeinen nur bei Aalen mit entwickeltem Eierstock und Hoden zeigen. In solchen sind sie sichtbar mit blossem Auge und zeigen einen vor- springenden Saum. Bei jungen Aalen sieht man sie nicht. Als grössten Durchmesser dieser Oeffuungen haben wir 2 bis 3 Millimeter gefunden. Auch die Uretro-Vaginal-Oeffnung ist nur bei ent- wickelten Aalen bemerkbar, und nur in denen, in welchen man den Vaginal-Kanal beobachten kann. Deswegen nennen wir die Aale reif, welche bei der anatomischen Untersuchung, ausser den von der Entwicklung der Ge- schlechtsorgane entlehnten Charakteren, auch die der ex- cretorischen Organe des Genito-Urinar- Apparates zeigen, wie wir sie angetroffen haben. lieber die Form des Darmes der Aale als Merk- mal für die Unterscheidung unserer Arten. Einige Autoren nehmen mehrere Arten auch unter unsern Aalen an. Wir haben schon angegeben, dass unsere Fischer, und namentlich die des Sees von Orta mehrere Arten zu bezeichnen pflegen, je nachdem sie nach ihrer Meinung von verschiedenen Fischarten her- stammen. Die, welche aus der Forelle entstehen sollen, sind weiss am Bauche und blau am Rücken; die aus der Schleihe haben einen blassgelben Bauch^ und die aus der Piota sind weisslich am Bauch und von grüner Farbe am Rücken. Es ist auffallend, dass sich diese Meinung über die Abstammung von anderen Fischen unter allen Fischern verbreitet findet. Lassen wir diese vulgäre Auffassung bei Seite, und wenden uns zur Prüfung der Ansichten der Naturforscher, so finden wir, dass einige annehmen, es gebe unter unseren Aalen die beiden von Yarrell aufgestellten Arten, An- guilla acutirostris und Anguilla latirostris. Indessen so- wohl De Filippi wie Canestrini sind der Ansicht, dass die beiden von Yarrell aufgestellten Arten nur einfache Varietäten sind, und auch wir können nach allen unseren Beobachtungen uns nicht für die Annahme dieser beiden üeber die Fortpflanzungsorgane der Aale. 75 Formen als Species entscheiden. In Hinsicht auf die neue Art aus Dalraatien, die Anguilla eurycera genannt ist, stimmen wir vollkommen mit Canestrini übercin, dass die Merkmale des einzigen Exemplares -aus Dalmatien nicht entscheidend für die Aufstellung einer neuen Art seien. Wir ziehen aus unseren Beobachtungen das Resultat, dass in der That unter den einheimischen Aalen zwei Formen vorkommen, die man für zwei verschiedene Species zu halten berechtigt ist, und die sich dadurch unterschei- den, dass die eine einen graden Darm hat, die wir An- guilla orthoentera genannt haben, die andre einen ge- wundenen Darm, welche Anguilla anacamptoentera ge- nannt werden mng. Diese Verschiedenheit des Darmes lässt sich auch an äusseren Charakteren erkennen. Wir haben uns in der That überzeugt, als Maasseinheit die Entfernung des Mundes von dem Anfang der Flosse ge- nommen, dass, wenn die Afteröffnung näher dem vorderen Drittel liegt, der Darm gewunden ist; dass dagegen, wenn die Afteröfifnung näher der Mitte des Körpers liegt, als dem vorderen Drittel, der Darm gerade ist. Litteratur. Jacobaeus, Öliger, De Anguilla, in Bartholini Acta Hafniens. Vol. V. 1680 p. 261-262. Leuwenhoek, Arcana Naturae. Epist LXXV, 1692. Allen, Benj., On the generation of Eels, in Philos. Transact. Vol. XIX, 1697. Dale, An account of a very long Eel lately caught at Maldon in Essex, with some considerations about the generation of Eels, in Philos. Transact. Vol. XX, 1698 No. 238, p. 90—97. Vallisneri, De ovario anguillarum, in Ephemerid. Acad. Natur. Curios. Cent. 1, 2, 1712, p. 153—165. 0. F. Müller, Unterbrochene Bemühungen bei den In- testinal-Würmern, in den Schriften der berlinischen Ges. Naturforschender Freunde Bd. I. 1780. Monti, Cajet, De Anguillarum ortu et propagatione, in Corament. Acad. Bonon. Tom. VI, 1783 p. 392—405. Mondini, Carol., De Anguillae ovariis, in Comment. Acad. Bonon. Tom. VI, 1783 p. 406—418. 76 Crivelli und Maggi: Ueber die Fortpflanzungsorg, der Aale. Spallanzani, Opuscule due, Sülle Anguille. — Viag, alle due Sicilie Tom. VI, p. 193, 1792. Amoretti, Carlo, Osservazioni suUe Anguille, in Mem. di matcmatica e fisica della Soc. Italiana delle seienze. Tom. X, 1803. Carr, John, On the generation and other obscure facts in the natural history of the common Eel, in Philosoph. Magaz. Vol. 34, 1809, p. 272—277. Carlisle, Anth., On the breeding of Eels, in Philosoph. Magaz. Vol. 59, 1822, p. 109. Rathke, Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. Theil. IL Halle 1824. Yarr eil, Will., On the generation of Eels and Lampreys. Proceed. zool. soc. I. 1831 p. ] 32— 134. Yarr eil, Will., On the production of the Eel, in Report Brit. Assoc. Adv. of sc. 1833 p. 446. 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Kaup, Uebersicht der Aale in Archiv für Naturgeschichte. XXII. Bd. 1. 1856. lieber Cubanisclie €rustaeeen nach den Sammlungen Dr. J. Gundlach's. Von E. V. Härtens. (Hierzu Taf lY— V.) Dr. Job. Gundlach, durch verschiedene naturhistori- sche Forschungen im Gebiet seiner Adoptiv-HeimatCuba längst rühmlichst bekannt, hat vor einiger Zeit dem zoologischen Museum in Berlin eine Sammlung von Cru- staceen übergeben, welche theil weise von D. Fe lipe Po ey zusammengebracht war und auch auf der grossen Pariser Ausstellung figurirt hatte; grossentheils getrocknete Stücke aus den höhern AbtheiJungen enthaltend, doch auch man- che Spiritusexemplare, gewährte sie bei der speziellen Untersuchung und Bestimmung behufs der Einreihung in die allgemeine Sammlung mir hinreichend viel Interesse, so dass ich dem Wunsche des Gebers, etwas darüber zu veröfifentlichen, gerne nachkomme. Seitdem hat derselbe noch eine zweite Sendung von Spiritusexemplaren ge- schickt und denselben auch speciellere Angaben über das Vorkommen derselben, namentlich solcher aus dem süssen Wasser, beigefügt, Angaben, deren Mangel ich früher leb- haft bedauert habe. So möge die Arbeit sich denn in dieser Plinsicht an einige frühere in den Jahrgängen 1868 und 1869 dieses Archivs anschliessen. Manche der grösseren und auffallendem Crustaceen 78 V. Martens: von Cuba hat schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts D. Antonio Parra in einer hauptsächlich die Fische behandelnden Schrift Descripcion de diferentes piezas de historia natural, Havana 1787. 4. mit 72 illuminirten Kupfer- tafeln, kennbar beschrieben und abgebildet; in neuerer Zeit hat S a u s s u r e im ersten Theil seiner Memoires sur l'histoire naturelle de Mexique, 1858, 4. neben mexikanischen auch manche Crustaceen aus Cuba beschrieben und abgebildet, sowie Giierin in Kamen de la Sagra's historia fisica, poli- tica 7 natural de la isla de Cuba (es existirt davon auch eine Ausgabe in französischer Sprache) 1856 ein Ver- zeichniss der ihm aus Cuba bekannten Crustaceen mit Beschreibung und Abbildung mehrerer neuer Arten ge- geben. Diese drei Originalquellen sind im Folgenden regelmässig angeführt, auch wenn Guerin die Art nur einfach nennt, dagegen andere Werke nur dann, wenn sie Beschreibungen enthalten, die zur Bestimmung der vorliegenden Stücke gedient haben, so namentlich die un- entbehrlichen systematischen Werke von fl erbst und Miln e-Ed war d s; in Beziehung auf Herbst konnten glücklicher Weise die Originalstücke Herbst's im Ber- liner Museum grösstentheils noch herausgefunden werden und haben zu mehreren Bemerkungen Anlass gegeben. Ich hoffe in einem bald folgenden Theile auch noch mehrere neue Isopoden derselben Sammlung beschreiben und auf die geographische Verbreitung der hier ange- führten Arten etwas näher eingehen zu können ; auch hat Dr. J. Gundlach selbst seine Forschungen über die Crusta- ceen Cuba's fortzusetzen in Aussicht gestellt. Die im Folgenden aufgeführten Arten sind eben nur diejenigen, welche das Berliner Museum von dem- selben bereits erhalten hat und sie stellen allerdings den grössern Theil der bis jetzt von da bekannten dar; auf die übrigen von Guerin oder Andern aus Cuba ange- führten ist hier nicht eingegangen, da ich ihren Angaben nichts hätte hinzufügen können. Ueber cubanische Crustaceen. 79 Decapoda. Braohyura. Oxyrhyncha, Leptopodia sagittaria F. Parra 56, 3 aranna. Herbst III 55, 2. Leach zool. miscell. II pl. 67. Desm. 16, 2. Gu^rin iconogr. 11, 4.; cub. p. XII. M. E. I. p. 276. Ein Männ- chen. Auch von Guadeloupe (Herbst III S. 28), dem mexi- kanischen Meerbusen (ME), ferner von Madeira und den kanarischen Inseln angegeben; von Brasilien ist weder diese noch eine andere Art der Gattung bekannt. Eine zweite Art, L. ornata Guilding Transat. Linn. soc. XIV. 1823, Guerin cub. p. XIII in St. Vincent und Cuba, eine dritte, L. calcarata Say, in Südkarolina. Nach Milne- Edwards und Lucas in Orbigny's voyage dans l'Auierique m^ridionale soll L. sagittaria sogar in Chile vorkommen; ihre Abbildung Taf. 4 Fig. 3 zeigt aber keine Dornen an den Scheeren und Füssen. 2. Lihinia distincta Guerin cub. p. XII. — Parra Taf. 50 Fig. 1 Cangrejo peludo. Ein Männchen und ein Weibchen; bei ersterem überragt die äussere dornartige Ecke des Basalgliedes der äussern Fühler bedeutend (etwa um 2. Mill.) die innere, welche knotenförmig abgerundet ist ; beim Weibchen tritt die äussere nicht weiter nach vorn vor, als die innere, ist aber auch spitzig Taf. IV Fig. la Ib; Spalte des Unteraugenhöhlenrandes ganz eng. Sechs Stacheln in der Mittellinie des Cephalothorax, näm- lich zwei in der Magengegend, ziemlich weit auseinander, drei in der Herzgegend, wovon der erste schwächer, Einer in der Enddarmgegend. Seitlich je zwei in der Magengegend, der innere schwächer, beide nahe dem ersten der Mittellinie, und je zwei in der Mitte der Kiemen- gegend; je ein Stachel in der obern Mitte des iVugen- höhlenrandes; hinter dem Auge zieht sich eine Reihe von je 4 Stacheln nach hinten und aussen nahe dem Seiten- rande in ungefähr gleichen Abständen von einander, die drei hintern derselben auf der Kiemengegend, die beiden 80 V. Martens: letzteren mit den zwei einwärts davon stehenden derselben Gegend ein gleichseitiges Viereck bildend ; zwischen dem ersten und vierten der gcnnnnten Reihe läuft eine zweite Reihe von je 4 Stacheln in einem nach aussen und unten gerichteten sehwachen Bogen noch näher dem Scitenrande der Kiemenregion, welcher selbst unbewaffnet ist ; zwei einander nahe Stacheln am Rand der Pterygostomgegend; ein Stachel zwischen Mundviereck und Augenhöhle, einer in der Mitte des Unterrandes der letztern, nach innen von derUnteraugenhöhienspalte. Keine Stacheln auf den Postabdominalsegmenten. Diese Anordnung der Stacheln bei beiden Exemplaren gleich. Schnabel (Rostrum) ziem- lich schlank, mit einer schmaldrciseitigen Vertiefung zwischen und vor den Augenhöhlen, die Stiele der änssern Fühler bedeutend überragend und am Ende in zwei stark divergirende Spitzen getrennt. Das erste Fusspaar beim Männchen nur wenig (etwa 7?) kürzer als das zweite, seine Scheere gckörnelt, die Finger mit ungefähr 20 stumpfen Zähnen, in ihrer hintern Hälfte klaffend; beim Weibchen das erste Fusspaar verhältnissmässig kleiner, die Scheeren glatt, die Finger nicht gezähnelt. Da übrigens das vor- liegende weibliche Exemplar zugleich nur halb so gross als das männliche isl, so muss unentschieden bleiben, ob diese Unterschiede mehr dem Geschlecht oder melir dem Alter angehören. Cephalothorax beim Männchen 96 Mill. lang, 76 breit, zweites Fusspaar 166 Mill. lang; beim Weib- chen beziehungsweise 66, 50 und 94. Guerin kannte auch nur das Weibchen; er stellte die Art daher unbedenklich in die erste der beiden von Milne Edwards unterschiedenen Abtheilungen der Gattung Libinia; das vorliegende Männ- chen scheint zu zeigen, dass die Enge oder Weite der Untenaugenhöhlenspalte ein zuverlässigerer Charakter ist, als das Vorstehen der äussern Ecke des Basalgliedes der Fühler. 3. Chormus keros Herbst. I. 18, 102 und II. 52, 1. M. E. L S. 315. Guerin cub. p. XI. (Taf. IV Fig. 2). Ein Schild, doppelt so klein als der von Herbst Fig. 102 abgebildete, dessen Original sich im Berliner zoologischen Museum (No. 3037) findet. Dasselbe zeigt jederseits Ueber cubanische Crustaceen. 81 zwischen dem ersten grossen Stachel über dem Auge und den beiden grössern der andern Seitenränder zwei kleine stumpfe Stacheln, während die Herbst'sche Abbildung nur links zwei, rechts Einen darstellt. Das cubanische stimmt damit überein; die Hörner des Schnabels zeigen bei dem Herbst'schen Exemplar zwei dichte Reihen von Haaren, die eine an der Innen-, die andere an der Unter- seite. Die äussern Kieferfüsse sind an dem cubanischen Exemplar erhalten und zeigen am dritten Glied eine schief nach vorn und innen laufende kielartige Anschwellung, welche in der illustrirten Ausgabe von Cuvier's regne animal, Crustaces pl. 29. fig. 2b nicht dargestellt ist. Die ebenda gegebene Darstellung des ganzen Thieres unterscheidet sich ferner von dem Herbst' chen, wie von dem Gundlach'schen Exemplar erstlich dadurch, dass die Schale nach hinten etwas breiter wird und zweitens dass die Hörner des Schnabels etwas convergiren. Auch aus Key West bei Florida kennt Gibbes nur zoUgrosse Exem- plare und zweifelt ob sie jung oder eine eigene Art seien (Proc. Am. Assoc. 1850 S. 172). 4. Mithrax spinosissimus Lam. M. Edw. in Guerin's Magasin de Zoologie 1831, pl. 7. von Martinique, bist. nat. crust. I. p. 321. Guerin cub. p. X. Rückenschild, Oberrand der Scheeren und Füsse bestachelt, keine Körnelung auf dem Rückenschild. Ein grosses Männchen 184 Mill. lang, 189 breit, Scheeren 215 „ lang, 83 hoch. Ein Weibchen 126 „ lang, 128 breit, Scheeren 85 „ lang, 20 hoch. Ein Männchen 103 „ lang, 106 breit, Scheeren 77 „ lang, 22 hoch. Beide getrocknet ziegelroth, der Schild rein. 5. Mithrax aculeatus Herbst I, 19, 104. M. E. I p. 321; Cuv. ed. ill., crust. 27, 1, ~ Parra 51, 1. Con- grejo denton. Rückenschild und Füsse bestachelt; ersterer dabei dicht gekörnt; Scheeren glatt mit nur wenigen stumpfen Stacheln am hintern Ende ihres Oberrandes, beim Männ- chen stark, Aroliiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1 Bd. 6 82 V. Märten s: Ein Männchen 104 Mill. lang, 113 breit, Scheeren 114 „ lang, 35 hoch. Getrocknet grau, öfters mit rothen Flecken von Polytrema besetzt, ebenso Exemplare aus Caracas, von GolJmer gesammelt. Herbst's Originalexemplar (Berl. zool. Mus. 2040) ist ein Weibchen, ebenso den Scheeren nach zu urtheilen das bei Parra und Cuvier 1. c, abge- bildete. Mithrax verrucosus M. Edw. 1. c. pl. 4, ebenfalls von Martinique, scheint mir davon kaum verschieden; die Abbildung stellt ein Männchen dar, die Scheeren sind ganz ohne Dornen, die Hörner des Schnabels noch kürzer. 6. Mithrax hispidus Herbst I. 18, 100 (Weibchen). M. Edw. I p. 332 ; Saussurc p. 7 (von Guadeloupe) ; M. spinicinctus Lam., Desm. 23, 1. 2; Guerin iconogr., crust. 7, 5 (Weibchen). Parra 44, Cangrejo Santoya (Männchen). Oberseite desSchildes,ScheerenundFüsse ohne Dornen und ohne Körnelung ; nur die Arme mit starken stumpfen Dornen, aber schon das Handwurzclglicd glatt. Scheeren beim Männchen stark. Gesammtumriss des Rückenschildes mehr dreiseitig. Ein Männchen 80 Mill. lang, 92 breit, Scheeren 86 „ lang, 34 hoch. Ein junges Männchen 27 „ lang, 24 breit. Getrocknet blassbraun. An den vorliegenden Exemplaren nur 12 — 14 Zähne in der Scheere; Milne Edwards gibt „ungefähr 20^^ an; bei dieser und den beiden vorhergehenden Arten klaffen die Scheeren des erwachsenen Männchens stark und hat der bewegliche Finger nur einen oder zwei starke stumpfe Zähne, während die zusammenhängende Reihe von Zähne- lungen an beiden Fingern erst mit der löffeiförmigen Aus- höhlung beginnt ; der unbewegliche Finger zeigt jenen grossen Zähnen gegenüber mehrere kleinere. Die Abbil- dung bei Herbst 1 Taf. 18 Fig. B stimmt recht gut mit der Scheere von M. aculeatus und scheint mir viel mehr diese darzustellen als die von Herbstia condyliata, wozu sie im Text citirt wird. Ein kleiner Haarbüschel am Beginn der Aushöhlung ist an beiden Fingern bei altern und Jüngern Männchen vorhanden, während Milne Edwards lieber cubanische Crustaceen. 83 ihn dieser Art abspricht. Mithrax cornutus Saussure von den Antillen ist mir nicht bekannt und scheint bedeutend verschieden. 7. Mithrax sculptus M. Edw. Mag. Zool. 1831 pl. 5 (Martinique); his. nat. crust. 1. p. 322. Guerin cub. p. XI. M. minutus. Saussure crust. Antill. p. 9. pl. 1. Fig. 1. — Petiver pterigr. Americ. 20, 6; Cancer coronatus Herbst I, 11, 63 (ziemlich gross), Mithraculus coronatus White cat. crust. ßrit. Mus. 1847. S. 7. Mithraculus sculptus Stimpson not. N. Am. Crust. p. 117. Zahlreich ; die Sculptur etwas variabel, in der Regel sind die Erhabenheiten des Rückenschildes mehr in die Länge gezogen und stimmen daher besser zu der Abbil- dung bei Saussure als zu derjenigen bei Milne Edwards; ersterer will seine Art dadurch unterscheiden, dass der Rückenschild vorn glatt sei; dieses zeigt sich aber in dem- selben Grade an der Abbildung des M. sculptus von Milne Edw^ardg. Bei Jüngern Exemplaren ist derselbe aller- dings auch vorn mehr höckerig. Auch von Surinam und Venezuela (Caracas) im Berliner Museum. 8. Othonia anisodon, sp. n. Taf. IV Fig. 3. Zwei unvollständige Exemplare in Spiritus; die Seitenränder des Rückenschildes sind mehr gerade, als bei 0. mirabilis Herbst (Gerstäcker in Troschels Archiv für Naturgesch. 1856) so dass der Gesammtumriss dem- jenigen von Micippe cristata ähnlich wird, und von den sechs Zähnen dieses Randes (denjenigen der die äussere Augenecke bildet, mit eingerechnet) sind der zweite und vierte besonders stark, der dritte aber viel schwächer. Der zweispitzige Schnabel ist verhältnissmässig etwas grösser als bei mirabilis ; die Augenhöhle übereinstimmend; die Kiemengegend ebenfalls mit runden Körnern besetzt. Sc beeren und Füsse (beim Weibchen) unbewaffnet und schwach. I. II. Breite des Rücken Schildes am Vorderrand 10 7V2 Mill. Grösste Breite desselben in der hintern Hälfte 12^2 9 ,. Länge desselben ? 10 V2 j» Bell hat diese Gattung nach Exemplaren von den 84 V. Martens: Gallapagos aufgestellt. White catal. Crust. Brit. Mus. gibt dagegen für dieselben Arten Westindien nach der Sammlung Scri vener als Vaterland an. Ihre Entdeckung in Cubagibt ein neues Beispiel des Vorkommens verwandter Arten von diesseits und jenseits der Landenge von Panama. Othonia aculeata Gibbes (als Hyas), Proc. Am. Associat. advanc. scienc.III 1850 p. 171 von Florida scheint ähnlich, doch ist die eigenthüraliche Kleinheit des dritten Zahns nicht erwähnt. 9. Periceracornuta{UeYhst),M. Edw. I p. 335, pl. 14 bis Fig. 5; Cuv. ed. ill. 30, 1 (Männchen); Hughes nat. bist, of Barbadoes, 2b, 3. horncd crab. Parra 50, 2 (Männchen) und 3 (Weibchen) Cangrejo cornudo. — Cancer cornudo Herbst lII. 59. 6 (Weibchen); Maja taurus Lam. Das Weibchen hat nichtnur weit schwächere Scheeren, sondern auch nach dem Originalexemplar Herbstes (Berl. zool. Mus. 70) zu schliessen, stärker divergirende Hörner und einen reineren Rückenschild. In allen drei Rücksichten stimmt Parra's Figur 3 damit überein. P. spinosissima Saussure von Guadeloupe findet sich nicht unter unsern Exemplaren. 10. Perioera trispinosa Latr. ; Guerin iconogr. 8, 3; M. Edw. I p. 336; Saussure p. 10; — Browne bist, of Jamaica 482. (Taf. IV Fig. 4a und 4b). Zwei männliche und drei weibliche Exemplare, bei den beiden männlichen (4a) ist der hintere Seitcndorn stärker \ind mehr abgeflacht, auch derjenige in der Mitte des Hinterrandes stärker; bei einem der Weibchen (4b) sind dicgennnntenSeitendornenkürzer, mehr vertikal zusammen- gedrückt und enden zweispitzig. Die Hürner des Schnabels divergiren beim Weibchen weit stärker; endlich ist die äussere Ecke des Basalgllcdes der äussern Fühler beim Männchen in einen stärkern, die innere Augenhöhlenecke weit überragenden Dorn ausgezogen, beim Weibchen zwar auch dornförmig, aber viel schwächer, kaum von oben sichtbar und nicht weiter nach vorn ragend als die innere Augenhöhlenecke. Das zweite Weibchen gleicht in den stark divergirenden Hörnern noch dem ersten, das dritte hat die Hörner ganz wie die Männchen und beide treten in den zwei andern Charakteren auch näher an das Männchen lieber cubanische Crustaceen. 85 heran, so dass die anfänglich geboten scheinende Tren- nung in 2 Arten unmöglich wird. Die erwähnte Abbil- dung bei Guerin steht in allen drei Charakteren zwi- schen den vorliegenden Exemplaren ungefähr in der Mitte. 11. Pericera hiccruiiio. Latr.; M. Edw. 1, p. 337; Gue- rin cub. p. XII. (bicornuta); Saussure pl. 1. Fig. 3 (Taf. IV Fig. 5) Milnia bicornuta Stimpson nat. Am. Crust. p. 59; Crust. of the Golfstreara p. 111. 3 Weibchen, trocken, Rlickenschild nur 20 Mill. lang und 15 breit, Scheeren schwach und glatt, Hörner verhältnissmässig kürzer als in Saussure's Abbildung eines grössern Exemplars, nämlich nur Ye der ganzen Länge des Rückenschildes einnehmend. Bei dieser Art bildet, wie Saussure richtig bemerkt, die äussere Ecke des Basalgliedes der äusseren Fühler zugleich die innere Augenhöhlenecke. Das hiesige zoologische Museum hat dieselbe Art auch aus Surinam erhalten. Ein männliches Exemplar, ebenfalls aus Westindien, zeigt grosse roth- fleckige Scheeren mit Einem grossen stumpfen Zahn am beweglichen Finger, ähnlich denen von Mithrax. 12. ÄGantlienyx Petwerii M. Edw\ I, p. 343; Guerin cub. p. XI. — P aber mehr nach oben gerückt. Die obern Ränder der Schenkelglieder der Gangfüsse durch den Ansatz von Haarbüscheln etwas gekerbt, doch nicht förmlich gezähnt, die beiden untern Ränder der- selben, sowie die obern und untern der folgenden Glieder kontlnuirlich behaart ; die Endglieder gegen ihre Spitze hin lanzettförmig verbreitet. Nach den in der oben citirten späteren Monographie von Milne Edwards angegebenen Kennzeichen hat die Bestimmung als ai^enaria keinen Zweifel; die ausführ- lichere Beschreibung in dessen früherem Werke jedoch, bist. nat. d. Crust. 11 p. 44, enthält einige auf unser obiges Exemplar nicht passende Angaben, so ragen bei letzterem die äussern Augenhöhlenecken nicht mehr nach vorn vor, als der mittlere auch vorgebogene Theil dea 104 V. Märten s: obern Angenhöhlenrandes; der äussere Aiibschnitt des uütern Augenhöhlenrandes ist kaum als solcher vorhanden, die Scheerenflächen haben keine stachelförmigen ZUhne, und namentlich zeigt die x\bbildung Taf. 19 Fig. 13 eine bedeutend schmälere, ziemlich fjuadratische Form des Rückenschildes. Aber in seiner zweiten iVrbeit citirt er selbst diese seine eigene Abbildung nicht mehr und nennt den Rückenschild „assez large/^ Guerin nennt sowohl 0. arenaria, als rhombca von Cuba; die Beschreibung der letztern in Milne Edwards' erstem Werk passt in einigen Charakteren besser auf unser Exemplar, die in der zweiten Arbeit gar nicht. Nach Bosc lebt diese Art in Carolina „sur les berds de la mer ou des rivieres oü remonte la maree;^ nach Say an sandigen Gestaden, 32. Gelasimvs voöater Herbst III 59, 1, vgl. dieses Archiv XXXV 1869 S. 6. G. vocans M. E. II pr. 54 Cuv. ed. ill. 18, 1, G. palustris M. Edw. Ann. sc. nat. c. XVIII^ 4, 13. — Gelasiraus sp. Saussure 1. c, p. 24. Zahlreiche Exemplare in Spiritus und trocken; Saussure bemerkt, dass bei jüngeren Exemplaren der untere Augenhöhlenrand mehr gebogen sei, dass die jungen Weibchen nur kleine Scheeren, die jungen Männ- chen schon eine grosse haben. G u n dl ach' s Exemplare bestätigen dieses und ein weibliches Exemplar, dessen Rückenschild 22V2 Mill. breit 16 Hill, lang ist, zeigt, dass auch alte WeibcJ^en nur kleine, gleiche Scheeren haben; die Stirne dieses Weibchen ist merklich schmäler als die gleich grossen Männchen. Der unbewegliche Finger der grossen Scheere trägt nahe seiner Spitze zuweilen einen zweiten grössern Zahn, in der Regel nicht, und die letzten 2 — 3 Zähnchen bilden eine bald mehr bald minder schief von den andern zurückweichende Reihe; bei einem Exem- plar sind die Zähnchen der grossen Scheere fast ganz ver- kümmert. Diese Art lebt ohne Zweifel im Brackwasser, so ist sie wenigstens in Brasilien gefunden worden und auch von der sehr nahestehenden G. pugilator sagt Bosc: sur les bords de la mer ou des rivieres dans lesquelles il remonte la maree. Ueber cubanif^che Crustai.-een. 105 33. Pmnateres Giierini M. Edw. Ann. sc. nat. c) XX p. 219. pl. 11. Fig. 9. Mehrere Weibchen in Spiritus. Kieferfüsse und Scheereu, wie M. Edw. sie beschreibt. Die Form des weichen Klickenschildes, nahezu anderthalbmal breiter als lang, ist dieselbe wie bei P. ostreae Say Journ. iVcad. nat. Sc. PhiLad. I p. 64. pl. 4. Flg. 5^ welcher nach L. Gibbes auch bei Florida vorkommt (Proceed. Am. Associat. adv. scienc. III 1850 p. 179), nach Say's Beschreibung aber behaarte Scheeren hat; seine Kieferfüsse sind noch nicht untersucht. P. pinnophjlax Bosc bist. nat. d. Crust. p. 294 pl. 6. Fig. 3. aus Chama Lazarus von den ameri- kanischen Küsten scheint auch mit unserer Art überein- zustimmen. 34. Grapsiib (Goniopsis) cruentatus Latr. M. E. II p. 85. Ann. sc. nat. c) XX. p. 164 pl. 7. Fig. 2. Guerin cub. p. VIII. Goniopsis ruricola (Degeer) Saussure p. 30. pl. 2 fig. 18. Ein Männchen, Rückenschild 55 Mill. breit, 44 lang, Stirn zwischen den Augen 27, an ihrem untern Rande 26 Mill. breit. Rückenschild (getrocknet) dunkelpurpur- roth, nach hinten heller, mit blassgelben Punkten und kleinen Strichen, welche namentlich auf der Kiemen- gegend zahlreicher werden. Arme und Füsse ntehr ziegel- roth, die Hand nur an ihrer Oberseite noch röthlich, sonst blass gelb, auf den Schenkelgliedern runde blass- gelbe Flecken. Die von Saussure 1. c. S.31 angegebenen Unterschiede zwischen seinen Exemplaren von Cuba und zweien von Mexiko scheinen nicht konstant zu sein, denn auch unser cubanisches zeigt an den seitlichen Stirnlappen nicht mehrere, sondern nur eine gekörnte Leiste, der äussere Ausschnitt des ünteraugenhöhlenrandesistdreieckig, nicht quadratisch, und am ianern Ausschnitt desselben berühren sich beide Lappen, lauter Unterschiede, welche Saussure für den mexi- kanischen gegen den cubanischen anführt; dagegen stimmt es m der Breite der Stirne, der Länge der Augenstiele und der gefleckten Färbung des Rückenschildes zu den cubanischen gegen die mexikanischen. Die Scheereu 106 V. M a r t e n s : * tragen an ihrer i\ussenseite nur oben, an der Innenseite überall einzelne Höcker, ihr unterer Rand ist mit grösseren Höckern besetzt. Das Berliner zoologische Museum besitzt ausserdem ein Exemplar dieser Art von Caracas (Venezuela) durch Herrn Gollnier, und zwei von Liberia, Westafrika, beide kleiner. Bei keinem sehe ich wesentliche Differenzen von den westindischen ; der äussere Einschnitt des untern Augenhöhlenrandes ist bei demjenigen von Caracas seichter und mehr abgerundet, die Färbung fast einfarbig; bei jenen aus Liberia ist der innere Einschnitt jenes Randes etwas weiter, die Höcker auf dem niedergebogenen Theil der Stirne fliessen in Querlinien zusammen, der mittlere eingebogene Theil des Stirnrandes ist glatt und die Färbung des Rückenschildes mehr kleinfleckig; andere wesentliche Unterschiede finde ich nicht und stehe an die genannten für spezifisch zu halten. Bei allen mir vorliegenden Exemplaren ist der Lappen des untern Augenhöhlenrandes, welcher den innern Ein- schnitt nach innen begrenzt, blass gefärbt, wie der übrige Theil desselben Randes. 35. Grapsus pictus Latr. Desmarest 16, 1. M. E. II, 86. Cuv. ed. ill. 22, 1. Guerin cub. p. VIIL G. maculatus (Catesby) M. E. Ann. sc. nat. c) XX p. 167 pl. 6 Fig. 1. Saussure 1. c. p. 32. — Parra 48, 3. Cangrejo de Arrecife. — In der ausführlichen Beschreibung, welche Saussure gibt, findet sich nur wenig, was auf das von Gundlach eingesandte männliche getrocknete Exemplar nicht passt; bei diesem ist der Rückenschild 54 Mill. lang, in seiner Mitte 59 breit, zwischen den äussern Augenhöhlenecken 43, die Stirne (zwischen den innern Augenhöhlenecken) 24. Der Rückenschild ist also nicht besonders breit zu nennen. Die Falten der Kiemenregion sind einigermassen erhaben, die beiden mittlem Stirnlappen bilden eine in einer ge- raden Linie laufende mit Höckern besetzte Querkante, aber die äussern sind etwas weiter nach vorn gerückt. Die obere Kante des Armgliedes ist mit zwei Stacheln bewaffnet, beide nahe dem vordem Ende und der vorderste grösser, die untere Kante mit vier, welche auf deren lieber cubanische Crustaceen. 107 ganze Länge vertbeilt sind, die beiden vordem grösser und zwischen ihnen ein rudimentärer fünfter. An den Fingern liegen die Höcker am äussern Rande der ein- ander zugewandten schiefen Flächen, welche in die löffel- förmige Aushöhlung endigen. Gatcsby hat noch keine regelmässige binäre Nomen- clatur und daher sein von Milne Edwards wieder einge- führter Name maculatus kein Prioritätsrecht. Herbst's Cancer tcnuicrustatus. Bd. I S. 113 Taf. 3 Fig. 33, 34 ist nach den Originalexemplaren im Berliner zoologichen Museum (Nro. 555 und 557) nicht diese w^estindische Art, sondern eine nahe verwandte ostindische, G. rudis M. Edw.; in der That kommt eines seiner Exemplare nach der Etikette im Museum auch von Tranquebar. Guerin führt noch Grapsus lividus M. Ed. II. p. 85 aus Cuba an. Derselbe ist sonst auch von Martinique und Florida (Bartlett bei Gibbes) bekannt und unterscheidet sich von pictus, rugulosus und cruentatus durch den Mangel des Dorns am vordem Ende der Schenkelglieder, von rugulosus, mit w^elchem er in Färbung und Form des Rückenschildes Aehnlichkeit hat, ferner auch durch die längliche Gestalt des dritten Glieds der äussern Kiefer- füsse und die nicht löffeiförmig ausgehöhlten Scheeren- spitzen. 36. Grapstis (Leptograpsus) corrugaCus, sp. n. (Taf. V Fig. 8. Rückenschild nahezu quadratisch, (12 Mill. lang, 14 breit) mit geraden Seitenrändern und ziemlich stark, doch allmählig abwärtsgebogener Stirnc, Stirnrand fast gradlinig, vom Lappen des untern Augenhöhlenrandes weiter entfernt bleibend, als beim vorigen. Am Seiten- rand hinter der zahnförmigen äussern Augenhöhlenecke kein zweiter Zahn (im Gegensatz zu allen andern Grapsus- arten VVestindiens). Rückenschild, Arme und Scheeren, sowie Schenkclglieder der Füsse mit zahlreichen er- habenen scharfen Runzeln besetzt, dieselben laufen auf dem Rückenschild, einige über die ganze Breite desselben von links nach rechts und dann an beiden Seiten etwas nach vora sich wendend, andere kürzere dazwischen eingc- 108 V. Martens: schaltet, an den Schenkelgliedern in schiefer Riclitung, so dass wenn dieselben an die Seite des Körpers angeschmiegt werden^ sie ungefähr quer laufen, und die Verlängerung der Runzeln des Rückens bilden, indem dann die seitlichen Parthicen, an denen die Riickenrunzeln sich nach vorn wenden, von den Schenkelgliedern verdeckt werden ; ähnlich verhält es sich mit dem Armglied. Carpus gra- nulirt mit einem D.orn an der Innenseite. Drei längere und einige kürzere Längskiele an der Aussenfläche der Scheereri ; ihre Innenfläche glatt, Finger klaffend, stark gezähnt, ihre Spitzen löffelförmig ausgehöhlt. Oberrand der Schenkelglieder mit einzelnen starken kurzen Haaren und nahe seinem Ende mit einem massigen oder schwachen Zahn, ünterrand derselben glatt, an seinem Ende nur ganz unregelmässig und schwach gezähnelt. Oberrand der zwei folgenden Fussglieder mit einzelnen langen Haaren wie bei Grapsus crinipes Dana. Endglieder mit starken Dornen, die äussersten stärker, etwas gekrümmt, an der Spitze bernsteingelb. 37. Grapsvs fLepiograpsus) rugulosus M. Edw. Ann. sc. nat. c) XX p. 172. von Brasilien. Metopograpsus dubius Saussurc 1. c. p. 29. pl. 2. Fig. 16 von St. Thomas. Aus Cuba von Gundlach liegen mir nur kleinere männliche Exemplare vor, Rückenschild 14 V2 Mill. breit, 11 lang, Stirn 8 breit; in Rio Janeiro habe ich selbst grössere gesammelt, Rückenschild 18 Mill. breit, 13 lang, Stirn 11 breit. Der Habitus Ist der des europäischen G. varius Fabr., aber hinter der zahnförmigen äussern Augen- höhlenecke steht nur noch ein zweiter, kein dritter Seitenzahn. D.er ganze Rückenschild ist quergerunzelt, die Stirn wenig gesenkt, mit leicht welligem glattem Rand, die 4 Stirnhöcker der Protogastralregion schwach ausgeprägt. Die Scheeren, an beiden Flächen, sowie am obern abgerundeten und untern Rande glatt, nur an der Aussenfläche nach innen zu eine scharfe glatte Kante, von der Gegend des Carpalgelenkes nahe dem Unterrand bis fast zur Spitze des unbeweglichen Fingers verlaufend ; die Scheerenspitzen löffelförmig. Die Schenkelglieder der Füsse au ihrem Ende oben mit einem, unten mit mehreren Ueber cubanische Crustaceen. 109 Zähnen besetzt, ihr unterer Rand, sowie der obere und untere der folgenden Fussglieder mit einzelnen langen Haaren besetzt. Färbung blassgcib mit zahlreichen dunkel- rothen den Falten entsprechenden Qucrlinien auf dem Rückenschild; mehrere der brasilischen Spiritus-Exemplare sind in der vordem Hälfte dunkler braun, und alle haben den Rücken der Schecren und einen vcrhältnissmässig grossen Flecken der Aussenscite an der Basis des unbe- weglichen Fingers braun. Bei den cubanischen (getrock- neten) ist diese braune Färbung nicht (mehr?) zu erkennen. Es ist mir wahrscheinlich, dass Saussure's Metopo- grapsus dubius, 1. c. pl. 2 Fig. 16 dieselbe Art ist, Be- schreibung und Abbildung passt, auch, was er selbst von der Gattung aussagt, widerspricht nicht, nur bleibt es räthselhaft, wie er sie Metopograpsus nennen konnte, da diese durch die Vereinigung des Stirnrandes mit dem untern Augenhöhlenrand charakterisirt ist, was bei unsern Leptograpsus nicht zutrifft, von Saussure aber für seine Art weder positiv noch negativ erwähnt wird. 38. Grapsus {Leptograjpsus) miniatus Saussure (als Metopograpsus) 1. c. p. 28 pl. 1 Fig. 17 von St. Thomas. Sehr ähnlich dem vorigen, aber Seitenränder mehr convex, daher die Stirne weniger breit (3 Mill.) als die Hälfte der Breite des Rückenschildes (8 Mill.); Füsse lang und schlank. Zwei Männchen. 39. Grapsus (LeptograpsusJ graci'lts Saussure (als Metopograpsus) 1. c. p. 27 pl. 2. Fig. 15 von St. Thomas. Sehr ähnlich dem vorherge-henden, aber von den Stirnhöckern (lobes protogastjiques) fehlen die zwei äussern und der bewegliche Finger der Scheeren trägt auf seinem Rücken eine Reihe kleiner Höcker. Unter den vorliegenden trockenen Exemplaren von Cuba, Männchen und Weibchen, finden sich grössere, als bei der vorhergehenden Art, Rückenschild bis 19 Mill. breit, 14 lang, Stirne 11 breit. Die Färbung ist auch bei den getrockneten in der vordem Hälfte des Rückenschildes dunkler, im Uebrigen über- einstimmend. Es ist räthselhaft, wie Saussure diese Arten zu 110 V. Mart.ens: Metopograpsiis stellen konnte, welche Gattung durch die Verbindung des Stirnrandes mit dem untern Augenhöhlen- rande, die bei den vorliegenden Exemplaren nicht Statt findet, charakterisirt ist. Da er übrigens dieses wesent- lichen Charakters gar nicht erwähnt, dagegen Alles, was er im Text sagt und was in der Abbildung zu sehen ist, auf die vorliegenden ebenfalls westindischen Exemplare passt, so stehe ich nicht an, auch die Saussur€*schen für Leptograpsus zu halten. Derselbe unterscheidet drei Arten, konnte aber von gracilis und dubius, wie es scheint, nur Weibchen, von miniatus nur Männchen erhalten. Die mir vorliegenden Exemplare zeigen von gracilis aus Cuba, wie von rugulosus aus Rio Janeiro Männchen und Weib- chen, sein miniatus ist mir noch nicht vorgekommen. 40. Sesarma Uicordi M. Edw. Ann. sc. nat. c) XX. p. 183. S. cinerea (Bosc.) Guerin cub. p. YIII. Männchen und Weibchen, zahlreich, bei dem grössten, einem Weibchen, Rückenschild 20 Mill. lang, 21 breit, Stirne 11 breit, die Scheeren nur IIV2 lang. Beim grösstcn Männchen sind die Dimensionen des Rückenschildcs beziehungsweise I8V2, und 10, die Scheeren aber 13 lang. Diese Art scheint nahe verwandt mit cinerea Bosc, wovon mir übrigens kein sicher bestimmtes Exemplar vor- liegt, und früher nicht von ihr unterschieden worden zu sein; sie hat mit ihr gemeinsam den Mangel eines zweiten Seitenzahns, die kleinen Höcker auf dem Epistom, die kurzen, steifen, nicht sehr zahlreichen Haare an den Füssen, aber die Scheeren sind an beiden Flächen glatt, nur der breite Rücken des beweglichen Fingers durch seichte Vertiefungen und Erhöhungen etwas rauh, während sie bei S. cinerea nach Milne Edwards 1. c. ziemlich stark granulirt sein sollen, und der Rückenschild ist etwas gewölbt. Die Mittelfurche der Stirn zwischen den zwei mittlem Höckern ist wohl ausgebildet, dagegen diejenige zwischen den mittlem und äussern, schwach und nur ganz kurz angedeutet; vor den Höckern ist die Stirne vertikal und granulirt, ihr Rand in der Mitte merklich eingebuchtet, an den Seiten ist er scharf und horizontal, und an den Ecken verlängert. Carpus stark gerunzelt, mit einem eckigen üeber cubanische Crustaceen. 111 Vorsprung an der Innenseite. Sckenkelglieder der Füsse mit scLiippenförmigen Erhöhungen auf ihrer obern Fläche; die nächsten Glieder (tibia) mit zwei erhabenen Längslinien daselbst, welche sich aber nicht auf das folgende Glied (tarsus) fortsetzen. (Ebenso ist es bei andern Arten dieser Gattung.) Auf dem Rückenschild ziemlich zahlreiche auf- rechte kurze Haare zerstreut. Dr. Hilgendorf hat das Vorhandensein einer gekerbten Längsleiste auf dem Rücken des beweglichen Fingers als Artkennzeichen bei den Se- sarmen eingeführt (v. d. Decken, ostafrikanische Reisen, Band III, Crustaceen Taf. 3 Fig. 3 a. d.); eine solche fehlt Männchen und Weibchen unserer Art. Die Färbung der getrockneten Exemplare ist blassgelb mit kleinen un- gleichmässigen rothen , Flecken, welche in der Regel wenig zahlreich sind, bei einigen Exemplaren aber doch so zahlreich, dass dieselben eher roth mit blassgelben Flecken zu nennen sind. S. cinerea lebt nach Bosc sur le bord et dans les eaux saumätres de la Caroline, und unter Baumstämmen, i«t also eine Brackwasserkrabbe, wie so viele Sesarmen, und so dürfte auch S. Ricordi in ähn- lichen Verhältnissen leben. Saussure 's S. miniata von St. Thomas ist vielleicht dieselbe Art, nur gibt er die Stirne etwas schmäler an. 41. Sesarma (AratusJ Pisonis M. Edw. IIp.76. pl. 19 Fig. 14 15; Ann. sc. nat. c) XX. p. 187. Guerin cub. p. IX. Martens Trosch. Arch. XXXV 1869. S. 19 Taf. 1. Fig. 4 (Scheere). Mehrfach, trocken und in Spiritus, bei einem die Fundortsangabe: Cuasa bacoa en los mangles, also in den Rhizophorasümpfen, wie Uca und demnach beide auch hier Brackwasser- oder submarine Arten, wie ich es 1. c. schon in Bezug auf Brasilien ausgesprochen. Grösstes Exemplar, ein Weibchen: Rückenschild 21 lang, zwischen den äussern Augenhöhlen 22, über dem dritten Fusspaar aber nur 17 Mill. breit, Scheeren 14 lang, mit schönen schwarzen Haarbüscheln an der Aussenflächc. Einige der getrockneten glänzend dunkelbraun, etwas marmorirt, andere matt weiss. Alle vorliegenden Exem- plare sind Weibchen; das Glied des Postabdomens ist in das verletzte eingekeilt, wie bei den andern Sesarmen. 112 V. Martens : 42. riagiisia sqiiamosa Herbst I 20, 113. M. E. II p. 94. Ann. sc. nat. c) XX. p. 178. Dana I p. 368. PI. depressus (sie). Öay Jouni. Ac. Philadelpb. I. p. 100. PI. Sayi De Kay. Drei Männchen und ein junges Weibchen. Es ist mir nicht möglich zwischen diesen von Cuba, zwei von Brasilien, einigen von Madeira, lauter Männchen, und einem Weibchen und Männchen aus dem rothen Meer, von Ehrenberg gesammelt, konstante Unterschiede zu finden. Herbst's Originalexemplar scheint nicht mehr vorhanden zu sein, in seiner Figur fällt die Breite des Rückenschildes auf, welche dessen Länge beträchtlich übertrifi't, etwas mehr als bei den vorliegenden Exemplaren, bei denen übrigens hierin auch kleine Schwankungen vorkommen; bei den jungen Weibchen sind beide gleich (16 Milk); Exemplare aus der Südsee (PI. Orientalis Stimps.) konnte ich nicht vergleichen. Oxyst07na, 43. Calappa 7narmorata Fabr. M. E. I, 104; Guerin cub. p. XIII. Parra 47, 2. 3, Cangrejo gallo. — Herbst II 40, 2 Cancer flaramens. Die Zeichnung der vorliegenden Exem- plare wie in Parra' s Fig. 3. 44. Hepatus princeps Herbst II 38, 2 Calappa an- gustata F. H. fasciatus Latr. Desm. 9, 2.; M. E. II 117; Cuv. ed. 111. 13, 2 (mehr nur punktirt) ; Guerin cub. p. VI Calappa angustata Fabr. ; Hepatus calappoides Bosc crust. ed. 2. p. 209. Parra 48, Cangrejo gallo chiro. Eines der cubanischcn Exemplare von Gundlach gleicht durch die etwas breiten und ziemlich zusammen- hängenden Querbänder des Rückenschildes sehr gut der Herbst'schen Abbildung. Bei andern werden es nur Quer- reihen ganz kleiner Flecken, wie in der Abbildung bei Cuvier; Parra zeichnet nur ganz kleine Flecken ohne Ordnung in Querreihen und ähnlich finde ich es bei einem der Gundlach'schen Exemplare. Die Füsse bleiben dabei quergebändert. Rückenschild bis 85 Mill. breit und 59 lang. Bei erwachsenen seltener und schwächer, bei jüngeren (aus Brasilien) häufiger und relativ stärker lieber cubanische Crustaceen. 113 finden sich kleine runde Höcker gruppenweise in der Magen- und Kiemengegend, so dass ich sehr geneigt bin, H. taberculatus Saussure 1. c. Fig. 9. für den Jugendzu- stand und nicht für eine eigene Art zu halten, welche in der Mitte zwischen dieser quergcbänderten und der folgen- den augenfleckigen Art stehen würde. 54. Hepatus decorus Herbst II, 37, 6. — Parra 46, 2. — H. Vanbeneden u. Hecklots notic. earcinol. Fig. Ein Rückenschild aus Cuba von Gundlach 100 Mill. breit, 68 breit. Die Flecken wieder etwas anders an- geordnet als auf all den drei auch unter sich verschiedenen Abbildungen, übrigens auch auf beiden Öeitenhälften ver- schieden, indem mehrfach auf einer Seite zwei Flecken getrennt, auf der andern verbunden sind. Die Ausfüllung der Flecken ist bei diesem wie bei dem Herbst'schen Original- exemplar nicht gleich der Grundfarbe, sondern'ein blasseres Roth. Die Zähne des Seitenrandes ebenso unregelmässig. Das Herbst'che Originalexemplar zeigt noch einige schwache Höckerreihen auf dem Rückenschild. Zwischen- formen nach der vorigen Art hin sind mir nicht bekannt, obwohl der Unterschied nur in der Zeichnung liegt. 46. Persephone punctata Browne sp. M. E. II p. 127 alsGuaia, Gu6rin cub. p.X. Bell Trans. Linn. soc. XXI. 292. Cancer Mediterraneus Herbst II 37, 2. P. Latreillei und Lamarckii Leach nach Bell. 1. c. Parra 51, 2 Cangrejo tortuga. Männchen und Weibchen, trocken und in Spiritus, Rüekenschild bis 48 Mill. lang (nach Guerin bis 54) und 44 breit, Scheeren 35 Mill. lang, 11 hoch. Schceren rechts und links, sowie zwischen Männchen und Weibchen gleich. Die vorliegenden getrockneten Exemplare zeigen die rothen Flecken des Rückenschildcs nicht so deutlich und nicht so quadratähnlich, wie andere ebenfalls trockene aus Brasilien, .durch von Ol fers erhalten; zugleich ist ihre Körnelung durchgängig stärker und die drei Spitzen an ihrem hintern Ende bedeutend schwächer. Guerin 1. c. führt noch Ilia punctata (Herbst) und Myra fugax (F.) als cubanisch an; beide sind unter sich ähnlich und schon mehrmals mit einander verwechselt Archiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 8 114 V. Martens: worden (M. E. I p. 126); ein Exemplar aus der Herbst'- schen Sammlung, (Berl. zool. Mus. 2187), welches das Original zu Herbst's Beschreibung Band I S. 89 zu sein sclieint, ist die ächte Ilia punctata von Mi Ine Edwards^ die in der That eine westindische Art sein soll. Da- gegen stellt die Abbildung bei Herbst I, 2, 15. 16. offen- bar Myra fugax dar und auch hiezu ist ein Original in der Berliner Sammlung vorhanden, nro. 2190. Die Gat- tung Myra ist aber sonst nur in Indien und Australien gefunden und so dürfte auch G u er in s Angabe derselben aus Cuba wieder eine Verwechslung mit Ilia punctata sein. ' 47. Ebalia fLithadia) Cubensis sp. n. (Taf. V Fig. 9) Der Rückenschild hält etwa die Mitte zwischen Lithadia Cumingii Bell Trans. Linn. soc. XXI pl. 33 Fig. 6 und Oreophorus nodosus Bell ebenda 33, 8. Der ej;was mehr breite .als lange Gesammtumriss und die drei sehr stumpfen horizontalen Zähne des vordem Seitenrandes gleichen denen von Oreophorus nodosus, die tiefen Gruben auf dem Rückenschild in ihrer Anordnung auffallend denen von Lithadia Cumingii, nur si/id die hintern merklich kürzer, jede derselben in etwa halber Länge durch einen Damm im Niveau der sonstigen Schalenoberfläche in zwei getheilt und die hintern Theile nach innen zu durch einen schmalen Streifen in der Mittellinie vereinigt. Der Hinter- rand hat keine Vorsprünge. Das Armglied der Scheere ist auf seiner Unterseite gekörnt und sein äusserer Rand in eine flügeiförmige Kante zugeschärft; seine Oberseite in ihrer innern Hälfte mit grössern Höckern besetzt; über der Einfügung des Carpalglieds ein starker stumpfer Vorsprung. Carpalglied vieleckig, auf der untern Seite gekörnt, auf der obern glatt. Am Handglied der vordere (obere) Rand glatt, kiel- förmig, die Unterseite zeigt ein längliches gekörntes Feld von der Artikulation mit dem Carpalglied bis zur Basis des beweglichen Fingers, und ist im übrigen Theil glatt; an der Oberseite nahe dem Innenrande eine grobgekörnte Leiste. Unbeweglicher Finger mit einer Seitenfurche, beweglicher mit einem Knoten an seiner Rückenseite nahe der Basis. lieber cubanische Criistaceen. 115 An den übrigen Fusspaaren der obern Rand der Tibial- und Dorsalglieder mit starken zahlreicben Dornen, der untern Kand der Fcmoral- und Tibialglieder mit feinern Knötchen besetzt. Acussere Kieferfüsse ähnlich denen von Lithadia, der Palpus am Ende noch mehr abgerundet, das zweite Glied mit einer seichten Längsgrube in seiner Mitte. Pterygoi- dalgegend dicht gekörnt. • Am Abdomen des Weibchens das dritte bis sechste Segment in Ein Stück verwachsen, in der Mitte gekörnt, zu beiden Seiten der Mitte fünf kleine Gruben, die äusseren Parthieen mit unregclmässigeren und seichteren Vertie- fungen, Ein trockenes Weibchen, Rückenschild 11 M. lang, 13 breit, in der Mitte blassroth, im Uebrigen weiss; Scheeren 5 Mill. lang, 27-2 hoch. Als selten bezeichnet. L. cadaverosa Stimpson Crust. of the Gulf Stream im Bulletin of the Museum of comparative zoology, Cam- bridge, II. 2. p. 159 scheint der Beschreibung nach dieser Art ziemlich ähnlich (abgebildet ist sie nicht) aber in ein- zelnen Details, z. ß. den zwei starken abwärts gerichteten Zähnen des Seitenrandes verschieden zu sein. Es möge erlaubt sein, die Beschreibung einer zweiten südamerikanischen Art einzufügen: Ebalia fLitJtadiaJ Brasüiensis n. Taf. V Fig. 10. Ein starker abwärts gerichteter Zahn jederseits am vordem Seitenrande, hinter demselben eine Einbucht und darauf zwei schwächere nicht abwärts gerichtete Läpp- chen, deren zweites die Grenze zwischen dem vordem und dem hintern Seitenrand bildet; ein ähnliches stumpfes Läppchen, in der letzten Strecke des hintern Seiten- randes (posterior branchial lobe bei Bell, 3 R. bei Dana) Hinterrand (Intestinalgegend M. E., 2 P. Dana) aus jederseits einem grossen abgerundeten Lappen gebildet. Beweglicher und unbeweglicher Finger an der Innen- und an der Au.ssenseite mit je einer Längsrinne versehen. Farbe blassroth. Länge des Cephalothorax 0,014, Breite 0,015, Höhe 0,0105 Mill., Hand 0,0075 Mill. lang, wovon 0,09 116 V. Härtens: auf die Finger, 0,0035 hoch. Bai von Rio Janeiro, in 5 Fäden Tiefe, auf Thongrund. Gleicht im allgemeinen Aussehen der einzigen bis jetzt bekannten Art dieser Gattung, Lithadia Cumingii Bell Transact. Linn. soc. XXI 1855 p. 305, pl. 33 Fig. 6, unterscheidet sich aber von derselben durch die ange- gebenen Merkmale. Die granulirte und stark höckerige Oberfläche des Cephalothorax zeigt jederseits zwei tiefe ebenfalls granulirte Einsenkungen, die eine nahe dem vordem Seitenrande und diesem parallel, vorn und hinten erweitert, in der Mitte schriial und hinter der Mitte nur durch eine schwache Brücke von der Einbuchtung des vordem Seltenrandes hinter dem abwärts gerichteten Zahn getrennt; die zweite im hintern Tlieil des Cephalothorax, die regio cardiaca (1. P.) von den branchialcs (3. R.) sowohl als von der intestinalis (2. P.) abtrennend und den Hinterrand oberhalb der Einfügung des fünften Fusspaars erreichend. Gestalt der äussern Kieferfüsse und der Hände wie in der angeführten Abbildung von L. Cumingii, die erstem schwächer granulirt als die Aussenseite des Abdomens ; dieses ist sehr breit und gewölbt, eine geräu- mige Brusthöhle bildend; sein viertes, fünftes und sechstes Glied unter sich verwachsen zu einer grossen Platte, welche durch zwei Längsfurchen und ein mittleres schmales und je ein doppelt so breites äusseres Feld ge- theilt %vird. Ana m u r a. 48. Dromia lator M. E. II. p. 174. Guerin p. 13.— Parra 46. Cangrejo cargadore (Lastträger, daher der Name lator). Grösstes Exemplar (Männchen) 84 Mill. breit, 74 lang. ( lUickenschild). Mittleres Exemplar (Männchen) 59 Mill. breit, 52 lang. Kleinstes Exemplar (Männchen) 17 Mill. breit, 18 lang. Es passt daher nur auf die grösseren Exemplare, wennMilneEdwards diese Art in die Abtheilung setzt, deren Rückenschild viel breiter als lang ist. Uebrigens Ueber cubanische Crustaceeu. 117 ist dieöc Art der ciiropäiöclicn D. vulgaris M. E. recht ähnlicli. An einem der kleinen Exemplare zeigt sich nach Wegbiirstiing des Haarüberzuges, dass nur die zwei Zähne hinter der äussern Augcnhohlenecke spitzig sind, diese selbst und die zwei hintern ganz stumpf. Hypoconcha sabulosa Herbst, beide bei Guerin als cubanisch angeführt, und Homola spinipes Guilding, fehlen in der G undlach' sehen Sammlung. 49. Alhunea Paretii Guörin Revue et Mag. zooi. 1853 p. 48 pl. 1 Fig. 10. Rückenschild 28 Mill. lang, 26 breit. Die iVugen- träger spitziger als bei der sonst nahe verwandten A. symnista F. Dieselbe Art besitzt das Berliner Museum auch aus Caracas Alb. scutellata ebenfalls aus Venezuela. 50. Bemipes Citbensis Öaussure 1. c. 36, pl. 2 Fig. 19. Petiver Pterigraph Americ. 209 (von Barbados). Zahlreiche Spiritusexemplare. Zuweilen zeigen sich dunkle wellenförmige Längsstreifen auf dem Rückenschild. Diese Gattung ist beiden Oceanen gemein; R. testudinarius Latr. fand ich wiederholt im indischen Archipel, z. B. auf Batjan (Molukken) und bei Larentuka (auf Flor es). 51. Pagurics fClibanariusJ Cuhensis Saussure l. c. p. 39. Vgl. Cancer sclopetarius Herbst II 1791 S. 23. Taf. 23 Fig. 3 und P. vittatus Bosc bist. nat. crust. ed. 2. 1824 p. 327 pl. 12 Fig. 1. Mittelzahn des Stirnrandes am Rückenschild spitzig. Augenstiele länger als die Stiele der äussscrn Fühler und gleich der vordem Breite des Rückenschildes; die Schuppe an der Basis der Augenstiele relativ länger und spitziger als bei P. cinctipes. Der Palpus der äussern Antennen das letzte Stielglied derselben nur eben noch erreichend. Scheeren gleich, mit spitzigen Höckern ver- sehen. Die zwei folgenden Fusspaarß ziemlich behaart, ihr Tarsalglied lang, mit stumpf erhabener Längsleiste zwischen zwei Punktreihon. Farbe der vorliegenden Spirituscxemplare gleichmässig hellgelb, die Scheeren- spitzen und die Spitzen des zweiten und dritten Fuss- paares schwarz. 118 V. Mai'tens: Das Originalexemplar des Cancer sclopetariiis Herbst ist leider nicht Diebr im Berliner Museum nachzuweisen. Seine Abbildung stellt eine langtarsige x\rt mit Einem breiten Farbenstreifen über alle Glieder des zweiten und dritten Fusspaars vor; dieser Farbenstreifen ist in der Abbildung blau, nach dem Text ^^sächsisch grün". Das dritte Glied des Fühlcrstiels soll nach aussen in eine kleine Spitze endigen, was ich von keinem Clibanarius kenne. Ein Vaterland gibt Herbst nicht an. In dem Farbenstreifen stimmt damit auffällig ein Exemplar eines langtarsigen Clibanarius, das ich selbst zu Rio Janeiro gesammelt; die Farbe selbst des Streifens ist freilich in Spiritus nur ein dunkleres Roth. Formunterschiede von Cubensis finde ich an demselben nicht. Pagurus vittatus Bosc, aus Carolina, hat w-eisse Längslinien an den Füssen und ebenso gezeichnete — drei helle Längslinien an der Aussenseite der drei letzten Glieder des, zweiten und dritten Fusspaars — befinden sich, leider ohne Fundorts- angabe, im Berliner zoologischen Museum. Pag. tubereu- losus M. E. n p. 229 soll, wie es scheint, keine Haare an den Scheeren haben, was auf keinen der bisher ge- nannten passt, und die Farbe w^ird kurzweg als röthlich, gelb gestreift_, angegeben. Die Abbildung, Ann. sc. nat. seconde serie. vol. YI pl. 13 Fig. 1, stimmt ziemlich in den Verhältnissen zu unserer Art; die Zeichnung ist da- selbst nicht angegeben. Saussure beschreibt an seinem Cubensis braunviolette Längsbänder (in der Mehrzahl) in der ganzen Länge der Füsse. Wenn diese Zeichnung als Artunterschied brauch- bar ist und sich an Spiritusexemplaren immer erhält, so müsste ich aus den vorliegenden Exemplaren eine eigene Art machen. 52. Vagurus fCalciniisJ einet ijjcs Guerin bei Ramen cub. Crust. p. XIV pl. 1 Fig. 12—14. Drei Spiritusexemplare, die in der Färbung genau mit dieser Abbildung übereinstimmen; abcft' der Palpus der äussern Fühler erreicht nicht ganz die halbe Länge der Augenstiele und die Scheeren sind glatt, ohne Höcker, an der Spitze löffelförmig und die linke ist an allen viel lieber cubanische Crustaceen. 119 gröbser. Da alle klein sind, der Rückenscliild nur 8 Mill. lang, die grössere Scheere 6 lang und 4 hoch, so beruhen diese Unterschiede vielleicht auf dem Jüngern Alter. Die Farbe ist mehr oder weniger scharlachroth (an einem ge- trockneten Exemplar mehr violett) mit zahlreichen gelb- weissen Punkten, die Enden der Scheeren und ein oder zwei Querbänder am Ende der Füsse blassgelb, die Scheerenspitzen ganz blass, die Fussspitzen schwarz. 53. Fagurits insignis Saussure 1. c. 37. pl. 3 Fig. 20. Nächstverwandt mit dem folgenden P. granulatus, die Höcker an den Scheeren sind wie bei diesem mit einem ausgebildeten Halbkreis von Haaren umgeben, aber diese Höcker selbst sind durchschnittlich spitziger und mehr einfach als bei granulatus; die Spitzen der Scheeren bei jungen und alten Exemplaren schwarz und glatt. Die Augenstiele sind nicht so lang als der Rückenschild vorn breit ist, und kürzer als die Stiele der äussern Fühler, bei Einem ganz kleinen Exemplare dagegen so lang als der Rückenschild vorn breit, und etwas länger als die genannten Fühlerstiele: die Basalschuppe der Augcustieie hat mehrere (2 — 4) spitzige kleine Zähnchen; die Cornea nimmt ein Viertel der Länge der Augenstiele ein, also mehr als bei P. granulatus. An allen fünf vor- liegenden Exemplaren ist die linke Scheere die grössere, doch ist der Unterschied nicht bedeutend. Das zweite und das dritte Fusspaar sind glatt, mit zerstreuten Büscheln von wenigen starken Borsten; nur an der Aussenseite der zwei letzten Glieder des dritten linken Fusses finden sich ähnliche Höcker und Haarreihen wie an den Scheeren, und hier auch eine auffällige Längskante in der Mitte der Aussenseite, welche durch Querreihen von meist drei Höckern dachziegelartig geschuppt erscheint; die Aussen- seite dieses Fusspaars kommt beim Zusammenschmiegen des Krebses in die Schneckenschale neben die Scheere zu liegen und bleibt von aussen sichtbar, womit zusammen- hängt, dass sie auch deren äusseres Ansehen theilt. Rückenschild bis 54 Mill. lang und 22 breit, linke Scheere 24 Mill. lang und ebenso hoch; eine einzelne Scheere, die entweder zu dieser Art oder zu granulatus gehört, ist 120 V. Martens: sogar 88 Mill. laug und 44 hoch. Das zweite und das dritte Fusspaar haben Querbänder und feinere Nctzlinien, welche beide an 8pIritusexempLiren lebhaft ziegelroth sind. 54. Pagurus granulatus Ollvler M. E. II 225; Guerin cub. p. 14. Petrochirus g. Stimpson Proc Acad. Nat. Sc. Phlladelph. 1858. — P. miliarius Bosc bist. nat. d. crust. ed. 2 1828 p. 325 pl. 12 Fig. 1. — Parra Taf. 61 Macäö Augenstiele lang, länger als die Stiele der äussern Fühler und als die vordere Breite des Rückenschilds; ßasalschuppe der Augenstiele mit Einem starken Zahn. Scheeren stark, ihre Aussenselte zeigt Gruppen von 3 — 7 stumpfen Höckern, welche von einem Halbkreis anliegen- der Haare umgeben sind, ähnlich wie auf dem Rückenschild von Plagusia squamosa; dao, rechte Scheere etwas grösser, die Spitzen beider Scheeren stumpf, von derselben Skul- ptur und Farbe, wie die Scheere selbst (bei Alten; junge mir nicht bekannt). Am zweiten und dritten Fusspaar ähnliche Anordnung von Haaren, doch durchschnittlich in flacherem Bogen; an keinem dieser Füsse eine auf- fallende Seltenkante. Färbung in Spiritus einfarbig braun. Cephalothorax mit den welchen Seitenflügeln 50 Mill. lang, rechte Scheere 51 Mill. lang, 29 hoch ; eine einzelne noch grössere (auch rechte) Scheere 88 Mill. lang und 44 hoch. Stimpson hat eine eigene Gattung Petrochirus, für Pagurus granulatus errichtet 1858 p. 71), die Unter- schiede desselben von Pagurus im Sinne Dana's. (Pagurus B, b M. E.) sind aber unbedeutend und der vorliegende P. insignis Ist einerseits dem granulatus, andrerseits dem ostindischon punctulatus so ähnlich, dass die Trennung sich nicht empfiehlt ; die Anordnung der Haare an den Scheeren ist wie bei granulatus, die Scheerenspitzen, das Ueber- wlegen der linken Scheere und die Form der Augenstiele wie bei punctulatus ; die Bildung der Basalschuppe des Augenstiels genau In der Mitte zwischen beiden (bei einem Exemplar des P. granulatus von La Guayra zeigt der ein- zige Zahn noch ein Seitcnzähnchcn nahe seiner Spitze). üeber cubaiiische Crustaceen. 121 55. Coenohita Diogenes Latr., M. E. II p. 240 pl. 22 Fig. 11 — 13. Catesby nat. bist. Carolina II 83, 1.2. Guerin cub. p. XV. Cancer clypeatns Herbst 11 23 2. jung (non C. clypeat. M. E.) 2 Exemplare in Spiritus. Diese Art nähert sich dem C. clypeatus M. E. durch die Aiigcnstielc, die z^var nicht cylindrisch, sondern pris- matisch, doch nicht so stark zusammengeprcsst, ^vie bei C. rugosus sind, stimmt aber in der Anwesenheit eines doppelten Haarpolstcrs und der nicht abgetrennten Fühler- schuppe mit C. rugosus liberein und entfernt sich dadurch von clypeatus. V^l. Hilgendorf in v. d. Deckens Reisen in Ostafrika, Bd. III S. 98, 99. Lebt mehr auf dem Trocknen als im Wasser. 56. Percellana armata Gibbes Proceed. Am. Assoc. aderane sc. III 1850. S. 190. — P. galathina Bosc bist, nat. d. crust. ed. 2. 1828 p. 297. 298 pl. 6. Fig. 2. (Taf. y Fig. 11) Guerin cub. p. XVI pl. 2 Fig. 1. Mehrere Exemplare in Spiritus. Die Beschreibung von Gibbes passt vollkommen; Guerins Abbildung derjenigen Art, welche er erst als neue egregia nannte und dann im Text mit galathina Bosc identifizirt, weicht dadurch ab, dass der Carpus quere, die Scheeren starke schiefe Runzeln zeigen und ersterer an seinem innern oder vordem Rande vier Zähne trägt, während an den 7 mir vorliegenden Exemplaren stets nur 3 vorhanden sind, mit Ausnahme eines einzigen, das an Einem Arme, der übrigens verletzt und restaurirt scheint, 4 zeigt. Uebrigens scheint G uerlns Abbildung nicht sehr genau gezeichnet, da sie z. B. am Vorderrand des Schenkel- glieds des dritten Fusspaares links starke Zähne zeigt, rechts aber keine; endlich ist der Dorn hinter dem äussern Augenrande (Epibranchial-Dorn) bei dieser nicht gezeichnet, wohl aber bei der folgenden P. amoena, welche sich nach dem Text nur durch die Glätte des Rücken- schilds und der Scheeren, nicht durch An- oder Abwesen- heit von Seitenzähnen unserscheiden soll. Bosc's Be- schreibung von galathina ist ungenügend kurz und nennt die Schale längsgestreift, was wohl Schreibfehler für 122 V. Martens: queri^eötrcift ist; dca die Art desslialb mit GalatCca strigosa verglichen wird (dalier besser galateina zu schreiben); die Abbildung ist ziemlich roh und zeigt mehr Zähnchen am Carpiis. 57. Fercellana Sagrai Gueriu cub,. p. XVI pl. 2. Fig. 5. Ein Exemplar in Spiritus passt recht gut zu Guerins Abbildung, nur zeigt es einen deutlichen, wenn auch stumpfen Epibranchialzahn. Nach Guerins Text würde CS demnach nicht zu dieser 'Art, sondern zu P. punctata Guerin gehören, aber dessen eigene Abbildung von pun- ctata, Guerin iconogr. 18, 1 zeigt auch keinen Epibranchial- zahn und bedeutende Differenzen in der Gestalt der Stirne, der Schccren, sowie in der Färbung. Der Aussenrand der Scheeren ist an unseren Exemplaren mit Haaren besetzt. 58. Fercellana Gundlaclii sp. n. (Taf. V Fig. 12). Ein Exemplar in Spiritus. Stirne abgerundet drei- lappig. Cephalothorax in seiner vordem Hälfte querge- runzelt, in der hintern glatt, mit seichten die Regionen andeutenden Furchen, ohne Epibranchialzahn. Carpus und Hand mit flachen kreisförmigen Höckerchen besetzt, Carpus flach gedrückt, so lang wie der Palmartheii der Hand, mit zwei höckerigen Längskanten, die eine den hintern oder äussern Rand bildend und in einem stumpfen Zahn endigend; vorderer (innerer) Rand ohne Zähne. Ränder der Hand 'glatt und etwas w^ulstig. Beide Fingerspitzen hakenartig gegeneinander gebogen. Cephalothorax 5 Mill. lang, 4 breit. Macrura, Loricata. 59. Scyllarus latus Latr. Savigny Descr. Eg. 8, 1 M. E. H p. 284. Ein männliches Exemplar von 310 Mill. Länge (äussere Fühler mitgerechnet), aus der Sammlung von Gundlach Nro. 67, zeigt sich in allen von Milnc Ed- w^ards hervorgehobenen Unterschieden zu latus und nicht zu aequinoctialis gehörig; die Höcker des Rückenschilds sind stark behaart, in der Magengegend stehen awei üeber cubanische (Jrubtaccen. 123 stumpfe, aber ziemllcli starke Höcker Jiinter einander, die Zähnclungcn des 8oitcnrandcs sind deutlich ausgeprägt, das drittletzte Glied der äussern Fühler ist so lang wie breit und trägt starke Zähne, drei an seinem vordem, zwei neben einander am inneren Rande, (bei aequinoctialis nur 1 — 2 am vordei'n und alle schwächer), das letzte Glied ist beinahe so lang wie breit, 40:45 Mill. (bei aequinoctialis 26: 82, Unterschied zwischen beiden Ver- hältnissen nahezu Vis, also nicht viel). 60. ScijUarus aequinoctialis Fabr. M. E. II p. 285 pl. 24. Fig. 6; Gucrin p. XVII; Parra 54, 1 Langostino. Ein Weibchen, 284 Mill. lang. Der Vorderrand des drittletzten Glieds der äussern Fühler rechts mit 2, links mit nur 1, dem innern Zahn. Die rothen Flecken auf dem ersten iVbdominalsegment scheinen für diese Art charakteristisch. Unglücklicherweise besitzt das Berliner Museum nur Weibchen von dieser Art, auch aus Brasilien und Centralamerika, und nur Männchen von Sc. latus. 61. Scijllarits (Ärctus) GundlaGkis^. n. (Taf. V Fig. 13) Ein kleines Weibchen, 39 Mill. lang, sehr ähnlich mit dem europäischen Sc. arctus F., aber in Folgendem unterschieden: Sc. arctus Drei einfache Stacheln in der Medianlinie der vor- dem Hälfte des Rücken- Sc. Gundlachi. Keine einfachen Stacheln in der Medianlinie des Rückenschilds, sondern nur Schildes; ein aus einem drei je aus einem Höcker- Höckerpaar bestehe nderVor- paarbestchendeVorsprünge, Sprung in der Mittellinie zwei vor der Cervicalfurche, gleich hinter der Cervical- den beiden hintern Stacheln furche. von arctus entsprechend, und einer gleich hinter derselben. Erstes Glied des Stiels Dasselbe etwa zweimal der innern Fühler etwa drei- solang als breit, mal so lang als breit. Die Doppelreihe schup- Dieselben nicht von ein- penförmiger Höcker, welche ander getrennt, in der hin- vom inneren Augenhöhlen- tern Hälfte des Rücken- 12* M a r t e n s : Schildes unmittelbar anein- ander liegend, an der Cer- vicalfurche durch eingeschal- tete ähnliche Höcker ver- bunden. '/a Dasselbe reichlich der Länge des Segments in der Mittellinie einneh- mend. Nur zwei Paare Fiederblättchen. von rande nach hinten und aussen sich erstreckt, durch einen gleich breiten glatten Zwi- schenraum von der Ilöcker- reihe am Seitenrand des Rückenschildes getrennt. Das glatte Feld im vorderen Theil der 4 ersten Abdominalsegmente V4 oder weniger der Länge des Seg- ments in der Mittellinie ein- nehmend. Die Sculptur in der Mitte des zweiten bis fünften Segments das Bild eines gefiederten Blattes mit 3 — 4 Paaren von Fiederblättchen bildend. Das Mittelstück der Schwanzflosse (telson) da, wo sein kalkiger Theil in den häutigen übergeht, jeder- seits zwei Stacheln darbie- tend, einen am Seitenrand, einen mehr nach innen hinter den grossen schuppenför- migen Höckern. 62. Ibacus ayitarcticus Fabr. Rumph 2, C. Herbst H 30, 2. M. E. H p. 288. — Parra 54, 2 — ? Ib. Parrae M. E., Guerin p. XVH. Milne Edwards 1. c. unterscheidet die cubanische Art als L Parrae von der indischen. An dem Exemplar der G undlach'schcn Sammlung Nro. 68, einem Weib- chen, kann ich keinen Unterschied von einem antarcticus, den ich selbst in Ostindien erhalten, und zwar einem männlichen, linden. Der Dorn an der Basis des letzten Fusspaares, die Furchen der Femoralglieder, die Länge der Tarsalglicder und die Behaarung sind dieselben, und das cubanische Exemplar gehört demnach nach den von Diese Stacheln fehlen vollständig. lieber cubanischo Criistaceen. 125 Milne Edwcirds ang-egebenen Unterschieden zu I. ant- arcticus und nicht zu dessen Parrae. Doch passt auch Tarra's Figur dazu. Entweder leben zwei Arten in Westindien oder ist I. Parrae keine besondere Art. Auch Gibbes Proceed. Am. Assoc. 1850 S. 193 kommt zu einem ähnlichen Resultat. G3. Palinurus longimanus M. E. II. p. 294. Guerin p. XVII. Parra 55, 1 caraaron de lo alto. Durch das unverhältnissmässig grosse und etwas scheerenförmige erste Fusspaar ausgezeichnet. Das von Gundlach erhaltene Exemplar, ein Männchen, ist von der Stirn zur Schwanzflosse einschliesslich 134 Mill lang, das erste Fusspaar ist reichlich ebensolang, sein vorletztes (Tarsal) Glied 49 lang, fast so lang als das Femoralglied, und am vordem Ende 15 hoch, das sichelförmige End- glied in gerader Linie gemessen 17 Mill. lang, die obern Fühler etwa 200, die untern 75. Auf der Unterseite zeigt der hintere Rand des letzten Brust- und der sechs vordem xAbdominalsegmente jederseits ziemlich nahe der Mittellinie einen spitzigen Stachel. 64. Taliniirus guttatus Latr. M. E. II p. 297, pl. 23. Fig. 1. Ein Weibchen in Spiritus. Die sehr detaillirte Beschreibung des P. echinatus von S. Smith, Transact. Connecticut Acad. IL p. 20 von Pernambuco passt in beinahe allen Einzelnheiten, nament- lich auch in der Anordnung der Stacheln, auf das vor- liegende Exemplar; nur ist an unserm (Mq Querfurche der Abdominalsegmente auch am dritten, vierten und fünften nicht unterbrochen, das zweite Fusspaar ist ein klein wenig länger als das dritte und ich vermisse die beweglichen Stacheln am Endglied des vierten Fusspaars völlig. Dagegen liegt mir eine ostindische Art vor, welche bei grosser Aehnlichkeit sich in Folgendem unterscheidet. Palinurus guttatus M. E. Palmur us femoristriga n. von Cuba. von Amboina. Rückonschild zwischen Mehrere (3—5) starke den Tuberkeln mit Boffen kurze Borsten auf den 126 Martens: reihen von Haaren ähnlich wie bei squamosa bekleidet. filz- Plagusia Stacheln am Antennular- segment doppelt solang als die Entfernung ihrer Spitzen von einander, unter sich parallel. Am Vorderrand nach aussen von der Augenhöhle zwei grosse und dazwischen ein sehr kleiner Stachel über der Einfügung der äussern Fühler. Hinter jedem der beiden grossen Stacheln über dem Auge lässt sich eine ziem- lich regelmässige Längs- reihe von 8 nach hinten immer kleiner werdenden Stacheln bis zum Hinter- rande des Rückenschildes verfolgen, drei davon vor, fünf hinter der Cervical- furche. Der äussere Endfaden der innern Fühler von der Basis an dicker als der innere. Der Palpus der äussern Kieferfüsse ohne Flagellum. Epistom mit je zwei kleinen Zähnchen zwischen den drei grössern. kleinen Höckerndes Rücken- schildes, die Zwischenräume zwischen denselben ohne Haare. Dieselben kürzer und divergirend. Ebenda zwei kleine und ein grosser Stachel. Dieselben Stacheln vor- lianden, aber nicht in einer Linie, der zweite und dritte bedeutend mehr nach ein- wärts gerückt, hinter der Cervicalfurche die Stellung der Reihenfolge gar nicht mehr zu erkennen. Beide Endfäden in ihrem ersten Theil gleich dick. Derselbe mit einem halb- federförmigcn Flagellum ähnlich dem der vorherge- henden Kieferfüsse. Epistom mit je drei kleinen behaarten Zähnchen zwischen den drei grössern. Vnrderrand des grossen Derselbe glatt. lieber cubaiiische Crustaceen. 127 Seitenzahns der Abdominal- segmente gekerbt oder ge- zähnelt. Ilinterrand des vor- Derselbe fast glatt und letzten Segments stark ge- mit langen Haaren besetzt, kerbt und scbwacL beliaart. Femoralglleder mit run- Femoralglieder wie die den Flecken. Tarsalglieder mit Längs- bändern. Beides nach Weibchen nahezu gleicher Grösse. Da Mi Ine Edwards für seinen gattatus Westindien als Vaterland nennt, in der Beschreibung nur die vor- letzten Glieder der Füsse gestreift nennt, und auch in der Abbildung die Femoralglieder gefleckt zeichnet, so halte ich die cubanische Art für den ächten guttatus desselben. Ist dieses richtig, so lässt seine ^Abbildung einiges zu wünschen übrig; namentlich ist die Form des ersten Glieds der äussern Fühler verzeichnet, indem dessen Innenseite sich haarförmig zu verlängern scheint und in Figur 2 ist der Stachel am ersten Glied des fünften Fusspaars nicht gezeichet. Wenn dagegen De Haan von P. guttatus sagt, dass die Zwischenräume zwischen den Stacheln auf dem Rückenschild glatt seien, Fama japonica, p. 159, so könnte er unseren ostindischen femoristriga mei- nen, dagegen passt auf keinen von beiden, dass die Furchen der Abdominalsegmente unterbrochen sein sollen. Heller Novara~Exp. p. 95. hat die Worte spatium iiiter spinas lacve für guttatus vermuthlich von De Haan entlehnt. Die scheerenförmige Bildung am Gelenk zwischen dem vorletzten und letzten Glied des fünften Fusspaars, welche Smith für das Weibchen seines echinatus be- schreibt, findet sich in gleicher Weise bei den W^eibchen unseres guttatus und femoristriga. Ich finde dieselbe übrigens im hiesigen zoologischen Museum auch an den Weibchen von P. vulgaris, wo schon Milne Edwards sie angegeben, argus, penicillatus, dasypus, ornatus undja- ponicus, glaube daher, dass es die Regel in dieser Gattung ist; bei japonicus ist sogar am Männchen der Fortsatz am vorletzten Glied schon in etwas ähnlicher Weise vor- 128 V. Martens: banden, ohne dass ihm aber ein Fortsatz am letzten ent- spricht. Aebnlicb finde ich es bei einem kleinen Weib- chen von P. Lalandei; welches demnach die einzige Art wäre, die eine Ausnahme bildete, doch stehen mir keine grösseren Weibchen zu Gebote, so dass vielleicht mit dem Alter auch hier noch der andere Fortsatz sich ent- wickelt. Bei dem Weibchen von P. trigonus Siebold ist die Umbildung zu einer Scheere vollkommen, indem das Endglied nicht über dieselbe hinaus sich verlängert; ebenso bildet es De Haan ab ; wie es hier beim Männchen ist, weiss ich nicht. Bei den andern genannten Arten und bei P. frontalis, longimanus und fasciatus zeigt das Männchen keinen Ansatz zur Scheerenbildung am letzten Fusspaar. 65. Palinurus Argus Latr. M. E. II 300. Zwei Paar Zähne auf dem Antennalring, das hintere weiter vom vordem entfernt, als die Zähne desselben Paars unter sich. Abdominalsegmente mit Querfurche, die auf dem zweiten, dritten und vierten in der Mitte unterbrochen ist, auf den andern nicht. Kleine Exem- plare, in Spiritus einfarbig braun. 66. Palinurus sp. {or nahes Oliv.?) Stirnrand grade abgeschnitten. Auf dem Antennal- ring 4 grössere Stacheln uiid mehrere kleinere dazwischen; zwei grössere und mehrere kleine Stacheln am vordem Seitenrand über der Einfügung der grossen Fühler. Rückenschild mit grössern nicht sehr zahlreichen Stacheln und dazwischen kleinen mehr oder weniger spitzigen Plöckerchen besetzt, nach hinten so dicht, dass keine Zwischenräume bleiben, während vor der Cervicalfurche glatte oder fein gekörnte Zwischenräume sich finden. Die Abdominalsegmente ohne Querfurche, ihre Seiten- zähne ganzrandig, nach hinten von ihnen ein gezähnelter Lappen. Keine Dornen am hintern Ende. Ein kleines Männchen, in Spiritus, einfarbig braun. Es ist meines Wissens bis jetzt keine amerikanische Art mit uugefurchten Abdominalsegmenten beschrieben w^ordcn. Die vorliegende kommt dem ostindischen or- tfeber cubanische Crnstaceen. 12Ö natus Fabr. so nahe, dass ich ausser der Farbe keinen bestimmten Unterschied anzugeben wusste. Pah'nurus wird von den Spaniern auf Cuba ;,langosto/' Scyllarus und Ibacus ^langostino" genannt; vom altrömi- schen locusta für den Palinurus des Mittelmeers. Astacina. 67. Camharus Cubensis Erichson Arch. f. Naturgesch. 1846. S. 98 C. consobrinus Saussure 1. c. S. 41. Taf. 3. Fig. 21; Guerin cub. p. XYIII. Männliche und weibliche Exemplare verschiedener Grösse, aus süssen Gewässern. Bei den Männchen nur am dritten, nicht auch am vierten Fusspaar ein Hacken; die ersten Abdominalfüsse sind eigenthümlich gebildet; obwohl nur aus Einem Stück bestehend, lassen sich doch gegen ihr Ende zu zwei mit einander verwachsene Theile unterscheiden, ein äusserer, der in eine stumpfe Spitze endigt und dessen Vorderrand nahe derselben merklich anschwillt, und ein innerer, welcher nach hinten den vorigen überragt, nach innen eine ebene ovale Fläche bildet, welche sich an die des Anhangs der vordem Seite anlegt, und an seinem Ende zwei Lappen zeigt, einen an das Ende des äussern Theils angelegten und einen zweiten kürzeren frei nach vorn vorstehenden, mehr abgerundeten. Die Anhänge des ersten Abdominalsegments der Weibchen sind verhältnissmäsig länger als bei Astacus fluviatilis und sehr schlank. Die Zahl der Zähnchen am seitlichen Einschnitt des mittleren Schwanzstücks (telson) variirt von drei bis fünf, selbst zwischen beiden Seiten desselben Individuums. Die Scheeren sind mit ganz flachen Höckern besetzt. Am beweglichen Finger zeigt sich zu beiden Seiten der Schneide, sowie auf dem Rücken je eine, am unbeweglichen zu beiden Seiten der Schneide je eine, am Unterrand zwei etwas vorstehende, doch abgerundete glatte Längsleisten. Meist sind beide Scheeren von gleicher Grösse, doch sah Gundlach auch Exemplare, an denen die linke viel grösser war. Der Schnabel (rostrum) zeigt stets nahe seiner Spitze einen Seitenzahn (Seitenspitze); dieser ist ziemlich stumpf, doch Archiv für Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 9 130 V. Martens: variirt seine Ausbildung sowie diejenige der mittleren oder eigentlichen Schnabelspitze etwas. Die Verlängerung der Mittelspitze über die beiden Seitenspitzen übertrifft in der Regel nicht oder kaum die Entfernung beider Seitenspitzen von einander, nur bei einigen Weibchen ist sie etwas länger. Länge des grössten Männchens von Schnabelspitze zu Schwanzspitze 62 Mill., Länge der Scheeren 25, Breite der stärkeren 7, der schwächeren 6 Mill. Die Originalexemplare Erichson's, durch Otto in Cuba gesammelt, zeigen denselben Bau der ersten Abdo- minalfüsse des Männchens; die Weibchen sind noch etwas grösser als das oben gegebene Maass. Saussure hat von seinem Carabarus consobrinus nur den Schnabel abgebildet pl. 3. Fig. 21; hiernach, sowie nach zwei dem Berliner zoologischen Museum über- gebenen trockenen Exemplaren ist dessen Schnabel etwas spitziger, die Verlängerung der mittleren Spitze über die Seitenspitze merklich länger als die Entfernung beider Seitenspitzen von einander. Die beiden mitgetheilten Exem- plare sind Vv^eibchen und Saussure's Beschreibung ent- hält nichts über die männlichen Abdominalanhänge; es muss daher noch unentschieden bleiben, ob beide in Eine Art zusammenfallen. Eine neue Zusendung von Crusta- ceen, welche Dr. Gundlach dem Berliner Museum ge- macht, macht übrigens wahrscheinlich, dass in Cuba noch eine zweite Art von Cambarus, die zwar im Schnabel mit Cubcnsis übereinstimmt, aber im Geschlechtsapparat abweicht. Ich benutze diese Gelegenheit, um eines mexika- nischen Flusskrebses zu erwähnen, welchen das Berliner zoologische Museum vor kurzem zugleich mit C. Aztecus und typischem C. Montezumae, angeblich aus Puebla, er- halten hat und den ich als Cambarus Montezumae var. tridens bezeichne. Es liegen mir davon ein Männchen und sechs Weibchen vor, welche bei sonstiger Ueberein- stimmung mit A. Montezumae durch den dreizahnigen Schnabel von ihm abweichen; an jeder Seite tritt nämlich etwas hinter der Spitze ein Seitenzäh neben auf, doch ist Ueber cubamsche Crustacoeu. 131 dasselbe bei den verschiedenen Exemplaren nicht gleich stark und sogar an einzelnen auf einer Seite mehr als auf der anderen entwickelt, was den Werth dieses Unter- schiedes schw^ächt. Bei dem einzigen Männchen dieser Form ist übrigens noch der Fortsatz am zweiten Glied des zweiten und dritten Fusspaars verhältnissmässig be- deutend schwächer als bei dem unbezweifelten Montezumae. Von A. consobriuus Saussure, aus Cuba, w^ovon ich Exemplare aus Saussure's Hand im Berliner Museum vergleichen konnte, unterscheidet er sich nicht nur durch die weit mehr vorgezogene Mittelspitze des Schnabels, sondern auch durch die Körner und Stacheln an Scheere und Carpus, worin er A. Aztecus gleicht, während beide bei Montezumae unbewaffnet sind, und noch mehr dadurch, dass am Seiteneinschnifct des mittlem Schwanzflossenstückes (telson der Engländer), nicht nur ein, sondern 3 — 4 Zähnchen stehen, nach innen zu an Grösse abnehmend. Die von Erichson im Archiv für Naturgeschichte 1846 S. 99 beschriebenen zwei Astacusarten aus Mexiko kann ich leider in den Berliner Sammlungen nicht mehr er- mitteln; Erichsons Beschreibung nach hat keiner von beiden einen dreizähnigen Schnabel und stimmt keine seiner Arten mit einer von Saussure oder der mir vor- liegenden mexikanischen überein, wie folgende Zusammen- stellung zeigt: Ein hakenförmiger Fortsatz am zweiten Glied der folgenden Fusspaare beim Männchen Scheere Carpus am Innenrand Cnbensis Erichs. Aztecus Sauss. Wiegmanni Erichs. Mexicanus Erichs. Montezumae Sauss. dritten allein dritten allein dritten und vierten dritten allein zweiten und dritten flach-gekörnt gekörnt gekörnt dicht gekörnt punktirt, sonst glatt gezahnt gezahnt gezahnt nicht gezahnt nicht gezahnt Plagen hat in seiner gründlichen Monographie der nordamerikanischen Astaciden, lUustrated Catalogue of the museum of comparative zeology, No. IIJ. Cambridge 1870, die Verschiedenheit der erwähnten männlichen Anhänge erstlich zwischen den einzelnen Arten und zweitens 132 V. Martens: von zwei Formen innerhalb derselben Art hervorgehoben. Unsere cubanische Art lässt sich zu keiner der drei Gruppen, welche er in der Gattung Cambarus unter- scheidet, genau genommen bringen, da die Form jener Anhänge mit keiner recht stimmt; von der Gruppe von acutus unterscheidet sie auch noch der Mangel des Hakens am vierten Fusspaar. Die zweite Männchenform, mit gegliederten Anhängen und minder entwickelten Sclieeren finde ich unter den Gundlach'schen Exem- plaren nicht vertreten, doch deutet die Bemerkung Sau s- sure's, dass Männchen mit minder entwickelten Scheeren vorkommen, auf das Vorhandensein einer solchen. Cambarus sowohl als Palaemon wird von den Spaniern auf Cuba „camaron^ genannt. 68. Callianidea GtmdlacJd n. (Taf. V. Fig. 13.) Obwohl in einigen Prunkten merklich von der ty- pischen Art;der Gattung (Milne Edw. II p. 319 pl. 25»^*« Fig. 8 — 14) abweichend, sind doch die Unterschiede nicht so bedeutend, dass ich eine eigene Gattung darauf gründen möchte. Rückenschild länglich, ziemlich stark zusammenge- drückt; Cervicalfurche scharf ausgedrückt, an den Seiten unterhalb derselben eine zweite ungefähr ihr parallele Furche, welche nahe dem Vorderrande sich mit ihr ver- einigt. Schnab el platt, abgerundet, wohl die Augen, aber kaum das erste Glied der äussern Fühler nach vorn überragend, sein vorderer und seitlicher Rand mehrfach tief eingekerbt, wodurch eckige Läppchen entstehen, in den Einkerbungen stehen längere Haare; der Seitenrand des Schnabels verlängert sich nach hinten in eine glatte scharfe Kante, welche die obere Fläche des vorderen Theils des Rückenschildes von dessen seitlichen Parthieen trennt und nach hinten kurz vor der Cervical- furche aufhört. Obere Fläche des Schnabels mit kleinen runden Höckern besetzt, seine Mittellinie nur in der hintern Hälfte kielartig erhoben, dieser Kiel verliert sich auf dem Rückenschild selbst sehr bald, viel früher als die Seitenkanlen. Ueber cubanische Crustaceen. 13 Erstes und zweites Fusspaar ähnlich denen von CalHa- nassa; am ersten rechte und Unke Scheere gleich, Carpus nur wenig kürzer als der Palmartheil der Hand, vorn eben so hoch, aber nach liinten viel niedriger werdend; einzelne Borstenhaare an den Seiten der Scheere, stärkere Borstenbiindel an dem oberen Rande und an den Seiten der Finger; beide Finger ziemlich an einander schliessend, der bewegliche nicht aufFälh'g hakenförmig. Am dritten Fusspaar alle Glieder etwas mehr platt und weniger schlank als am vierten, doch das vorletzte (Tarsus) immer noch doppelt so lang als breit, und nach vorn nicht breiter werdend, während es bei Callianassa breiter als lang und bei C. typus M. Edw. nach vorn sich sehr ver- breitert; sowohl an seinen beiden Rändern, als an seiner äussern Fläche stehen Haarreihen. Dieses Tarsalglied ist am dritten und vierten Fusspaar etwas länger als das vorhergehende Tibialglied, etwas kürzer als das Femoral- glied. Das fünfte Fusspaar ist noch schlanker, aber nicht kürzer als das vierte; sein Tarsalglied ist 5— 6 mal länger als breit und sogar länger als sein Femöralglied, etwas sichelförmig gekrümmt, und an seiner Spitze behaart, das Klauenglied sehr klein, von den Haaren versteckt. Die sechs ersten Abdominalsegmente sind oben glatt, mit nur schwacher Andeutung einer stumpfen Längser- hebung an den Seiten; das letzte ist ebenfalls glatt, ohne Ausschnitt, abgerundet viereckig, etwas breiter als lang; die breiten Seitenblätter, w^elche mit ihm die Endflosse bilden, ebenso lang, die innere oval mit einem mittleren Längskiel, die äussere noch breiter, mit zwei etwas ge- bogenen Längskielen und ein Stück ihres Randes, w^o die Kiele auslaufen, mit vielen kleinen Zähnchen versehen. Der Rand all dieser Schwanzflossenblätter lang behaart. Abdominalfüsse des ersten Paars beim Weibchen schlank, platt gedrückt, spitz endigend. Diejenigen des zweiten, dritten und vierten Segments blattförmig, ihre beiden Endzweige gleichgebildet, am Aussenrande mit einer membranartigen Erweiterung, auf welcher sich ga- belnde Linien fächerförmig ausbreiten; der Aussenrand dieser Membran behaart. Die Kiemen au der Basis der 134 V. Martcns: Tlioraxfüsse unter dem Rückenschilde normal, am fünften Paar rudimentär. Länge vom vorderen Ende des Schnabels zum hintern Rande der Schwanzflosse 84 Mill., zum hintern Rande des Cephalothorax 31^ Länge der Scheere des ersten Fuss- paars 13, Höhe derselben 6 Mill. Nur ein Weibchen in Spiritus vorhanden. Leider sagt Milne Edwards nicht, ob er beide Geschlechter von Callianidea bei seiner Beschreibung kannte. Die AbdominaltÜsse unserer Art stehen gewissermassen in der Mitte zwischen denen seiner Gasterobranches und denen der normalen Thalassiniden, sie sind complicirter als letztere, aber ihre Anhänge sind nicht büschelförmig, wie Milne Edwards sie für Callianidea beschreibt und abgebildet, sondern in einer Ebene und durch eine Haut vereinigt, die gegabelten Linien in dieser Haut sind nämlich sehr wahrscheinlich den gegabelten Fäden bei Callianidea typus entsprechend. Die vorspringende ge- kerbte und höckerige Stirn- und die Formen des dritten und fünften Fusspaars bieten übrigens weitere Unterschiede von Callianidea, von einem Werthe, den man heut zu Tage meist schon als generisch betrachtet. Callianidea typus ist nach der Angabe von Milne Edwards an der Küste von Neu-Irland von Quoy und Gaimard gefunden, Callianisca elongata (Gu erin), welche er vorläufig noch trennt. Spätere als dieselbe Art betrachten, von den Marianen, und im britischen Museum sollen philippinische Exemplare von Callianidea typus sein, also derselben indisch-australischen Fauna zugehörig. Guerin selbst aber führt in seiner -späteren Bearbeitung der Crus- taceen von Cuba p. XVHI seine elongata unter diesen Cubanern an und vereinigt Callianidea typus damit; die von ihm daselbst gegebene Abbildung passt gar nicht zu unserer Art, dagegen ziemlich gut zu Callianidea typus, und ebenso erhielt das Berliner zoologische Museum auch ein mit dieser Art übereinstimmendes Exemplar von Naturalienhändler Wessel in Hamburg als aus den An- tillen stammend. Ueber cubauische Crustaceen. 135 Carides. 69. Alya scalva Leacb. M. p]dw. IL p. 348. pl. 24. Fig. 15—19. Ich finde keinen wesentlichen Unterschied zwischen diesen cubanischcn Exemplaren und den mexikanischen, welche das Berliner Museum früher durch Deppe erhalten hat; die zwei vorliegenden Exemplare sind Männchen. Von Guerin's Atyoida Poeyi unterscheiden sie sich neben der Stärke des dritten Fiisspaars, was Geschlechtscharakter sein könnte, wesentlicher durch die Form des Schnabels^ oben flach, mit zwei Seitenkielen wie bei Astacus. Länge des Cephalothorax 17, des Abdomens 35, des dritten Fuss- paars 19. 69^. Atya occidentalls Newport Ann. Mag. Nat. Hist. XVIII 1857 p. 158. Ein grösseres V^^eibchen dieser Gattung (die drei betreffenden Masse 21, 44 und 23) hat nicht nur das dritte Fusspaar ganz unbedeutend grösser als die beiden folgenden, nur V2 Mill. länger als das fünfte Paar, und kaum stachlig (Gattung Atyoida Randall), sondern die Seitenkiele des Schnabels laufen auch nicht in eine Spitze aus, sondern verlieren sich am Seitenrand, und der Schnabel wird an seiner Spitze zusammengedrückt mit zwei Zähn- chen am ünterrande, keine am obern ; dieser letztere Charakter ist der einzige, der es von Atj'-oida Poeyi Guerin cub 2, 7 unterscheidet. Ich wage nicht nach dem Einen Exemplar über dieSpecies abzuurtheilen, bin aber nach sonstigen Erfahrungen geneigt, die Differenz im Sehnabel für spezifisch zu halten. Sämmtliche Exemplare von Atya fand Gundlach in süssen Gewässern. 70. CaricUna AmeriGanal Guerin cub. p. 18 Taf. 2 Fiff. 13. Obwohl das eine Artkennzeichen, worauf Guerin Werth legt, die Erweiterung und Zähnelung an den Femoralgliedern des dritten und vierten Fusspaars an den Gundlach'schen Exemplaren nicht eintrifft, so passt doch 136 V. Martens: sonst Giierin's Figur in allem Uebrigen so sehr, dass ich Anstand nehme, sie als Art zu trennen. Die genannten Exemplare sind bis 20 Miil. lang, auch die Zähnchen an dem Unterrand des Schnabels sind sehr schwach. Das erste Fusspaar ist wie bei Atya, am zweiten die Scheere ebenso, aber der Carpus nicht mehr Vförraig sondern länglich und stielrund, wie gewöhnlich in dieser Familie. Bei C. Mexicana Saussure 1. c. pl. 4. Fig. 26 ist auch der Carpus des zweiten Fusspaars noch mehr Vförmig und der Schnabel ganz zahnlos. 71. Hippolyte Cubensis n. (Taf. Y. Fig. 14.) Schnabel kurz, das erste Glied des Stiels der obern Fühler kaum überragend, nach hinten als Kiel sich auf etwa 2/3 des Rückcnschilds erstreckend; 3 — 4 Zähne auf diesem Rückenkiel, 3 auf dem Schnabel selbst, an seinem Unterrande 3—4 sehr kleine Zähnchen. Am Vorder- rande des Rückenschildes ein Stachel über, einer unter der Einfügung der äussern Fühler (Antennal- und Bran- chiostegaldorn, nach Stimpson, dieselben wie bei den europUichen Palaemonen). Innerer Endfaden der obern Fühler die Fühlerschuppe etwas überragend, äusserer bedeutend länger als das ganze Thier. Erstes Fusspaar kurz, die Fühlerschuppe nicht überragend, Falmartheil der Hand angeschwollen, lV2mal so lang als die Finger, 72 oder Vs so lang als das Carpalglied; die Fingerspitzen breit, schwarz; alle folgenden Fusspaare sehr lang und schmal, Carpus des zweiten Paars geringelt, das fünfte das längste, nach vorn gelegt den Rückenschild um dessen ganze Länge überragend. Rückenschild 18, Abdomen 26 Mill. Von den bei Dana beschriebenen Arten kommt PL brevirostris, S. 566, Taf. 36 Fig. 5 derselben am nächsten, unterscheidet sich aber durch den Mangel der Zähne am Unterrande des Schnabels, und die geringere Anzahl am obern Rande. 72. Palaemon {Leander) vidgaris Say. Habitus des europäischen P. squilla, Schnabel un- gefähr so lang als die Fühlerschuppen, oben mit 7 — 8 Zähnen, wovon 2 noch auf dem Rückenschilde selbst stehen, Uebcr cubanischc Crustacceii. 137 unten 3 Zähne. Aeussere Kieferfüsse nach vorn gestreckt das Ende der Fühlerschuppc bei weitem nicht erreichend, zweites stärker und länger. Finger des zweiten Fuss- paars ein wenig kürzer als der Palmartheil der Scheere. Nur kleine Exemplare, von Schnabelspitze zu Schwanzspitze 27 MilL, docli ein Weibchen schon mit Eiern, in Gund- lachs Sammlung, unter Exemplaren von Xiphocaris. Meines Wissens der erste westindische Repräsentant der Palae- monen der ersten Section von Milne Edwards (Leander Stimps.). Say kennt ihn südwärts bis Ostilorida. 73. Palaemon [Macrohi^aGldori) Jamaice7isis Herbst. M. E. II. 398. Guerin cub. p. XX. Saussure 1. c. p. 49. Martens Troschels Archiv XXXV 1869 S. 22. Parra 55. 2. Camaron de Agua dulce. Ein grosses männliches Exemplar aus süssem Wasser, von der Schnabelspitze zur Sch^vanzspitze 262 MilL, zweites Fusspaar 410, beide Scheeren gleich, Hand 219, davon auf die Finger 109 Mill. Ein grosser Zahn auf der Schneide jedes Fingers, der des unbeweglichen näher der Basis; Breite des Palmartheils 30, Höhe 25 Mill. Das grösste Exemplar dieser Art, das ich bis jetzt gesehen. 74. Palaemon {Macrohr ach ion) Fdustinus Saussure 1. c. p. 53 pl. 4. Fig. 30. Mehrere Männchen und Weibchen in Spiritus, das grösste von Schnabelspitze zu Schwanzspitze 94 Mill., Länge des zweiten Fusspaars 122, Palmartheil der grossen Scheere 26 Mill. lang, 15 beit, Finger 20 Mill. lang. Bald die rechte, bald die linke Scheere die grössere. Sehr nahe dem P. spinimanus M. E. (dieses Archiv 1869 S. 26), durch den mit dem Stiele der obern Fühler gleich langen Schnabel und durch die dichte, lange Behaar- rung an der Hand. 74^. Zwei männliche Individuen, von G und lach selbst als Varietät des eben behandelten bezeichnet, stimmen im Schnabel vollständig überein, haben aber schwach ent- wickelte gleiche, fast cylindrische Scheeren; das Brachial- glied ist merklich länger als das Carpalglied, Palmartheil der Hand und Finger unter sich gleich und bedeutend länger als das Carpalglied; dieses Fusspaar gleicht dem- 138 V. Martens: nach ziemlich demjenigen von Pal. Montezumae Saussure 1. c. Taf. 4. Fig. 29, aber der Schnabel hat mehr Zähne (14). Der Körper des Individuums ist so gross wie der unserer grössern Faustinus. Obwohl nun sonst bei bereits er- wachsenen Individuen die Gestalt und die Gleichheit oder Ungleichheit der Scheeren spezifische Charaktere zu sein pflegen (dieses Archiv XXXIV 1868 S. 31), so möchte ich doch hier ausnahmsweise das fragliche Individuum als Faustinus mit abnorm gleichen und cylindrischen sozusagen jugendlich gebliebenen Scheeren betrachten. 75. Falaemoii Mexicaaus Saussure 1. c. p. 52 pl. 4. Fig. 27. Aus süssen Gewässern. Diese Art ist so nahe oder noch näher mit dem brasilischen P. forceps verwandt, als Faustinus mit spini- manus. Der Schnabel ist aufwärts gebogen, überragt ein wenig die Fühlerschuppen, zuweilen kaum merklich und hat oben 8 — 10 Zähne, einen noch auf dem Rückenschild selbst, zwei ganz nahe der Spitze; wo der letzte der- selben stark entw^ickelt ist, bildet er die Spitze selbst und wir zählen daher einen Zahn weniger am obern Rand; unten 5 Zähne, von Haaren verhüllt. Dies zweite Fusspaar minder verlängert als bei forceps. Das grösste Exemplar (ein Weibchen) zeigt folgende Maasse: Schnabel 26 Mill. Cephalothorax ohne denselben 31, Abdomen, 65, zweites Fusspaar 74, davon Brachialglied 15, Carpal- glied 21, Palmartheil der Hand 13, Finger verletzt, nach andern Exemplaren zu schliessen eben so lang. Pal. Amazonicus Heller (Sitzungsberichte Wien. Acad. XLV. p. 418 Fig. 45 ist sehr wenig verschieden. Merk- würdiger Weise sind alle eilf Exemplare der ersten Gundlach'schen Sendung Weibchen, die vier einer zweiten Sendung alle Männchen, als ob Männchen und Weibchen von einander getrennt lebten, während unter seinem Faustinus unter 14 13 Männchen und nur 1 Weib- chen sich befinden. Ebenso sind unter den brasilischen Exemplaren von P. forceps und spinimanus des Berliner Museums die grosse Mehrzahl des erstem Weibchen, des lieber cubanische Criistaccen. 139 letztern Männchen. Beide Artenpaare kommen an den- selben Fundorten vor. 76. Alphc7is lutariws Sanssuvc I. e. p. 45 pl. 3 Fig. 24. llalopsyclie 1. ejiisd. Revue zool. 1857 und Guerin cub. p. XVIII. Von Saussure richtig beschrieben, aber in seinen Abbildungen sind Fig. 24 d und 24 e nicht die beiden Maxillcn, wie es in der Erklärung heisst, sondern der zweite und erste Kieferfuss; bei 24 e könnte sogar beim Zeichnen eine Verwirrung eingetreten sein, da die Gliede- rung des Stamms und der auswärts gewandte runde Fortsatz auffällig dem Stiel der obern Fühler und dem einwärts gewandten Auge ähneln. 77. Xiphocaris gen. nov. Körper seitlich zusammen gedrückt, doch die Rücken- seite sowohl am Cephalothorax als an allen Abdominal- segmenten abgerundet (nicht gekielt); am Cephalothorax die Cervical- und Cardiacobranchialfurche nur schwach ausgedrückt, die andern fehlen; am Vorderrand Ein Stachel über der Einfügung der äussern Fühler (Anten- nalstachel). Schnabel sehr lang (länger als der Cephalothorax) und dünn, aufwärts sich biegend, nahe seiner Basis nur am obern, dann nur am untern Rande gezahnt. Obere Fühler mit zwei langen Geissein, die äussere nahe ihrer Basis merklich breiter als die innere; Fühlerschuppe der äussern Fühler mit nur Einem Zahn am Aussenraude, nahe dessen vorderem Ende (wäe bei Palaemon und vielen andern Gattungen im Gegen- satz zu Oplophorus). Mandibcl nicht tief zweitheillg, der obere Ast stark gezähnt, ohn c Palpus. Aeussere Kiefer- füsse fussförmig lang (länger als das erste Fusspaar). Erstes und zweites Fusspaar mit Scheeren, das erste kürzer (nach vorn bis zum Ende der gezahnten Parthie des Oberrandes des Schnabels ragend), aber stärker als das zweite ; am zweiten das Vorderarraglied sehr verlängert, dünn, das Carpalglied kürzer als das Handglied, nicht geringelt." Die drei folgenden Fusspaare mit einfacher Endklaue. Alle fünf Paare der Brustfüsse mit Anhängen (appendices palpiformes M. Edw., epipoda Stimps.). Vor- 140 V. Martens: letztes Abdominalsegment doppelt so lang, als das vorher- gehende, stielrund (ohne untere Seitenränder). Xiphocaris elongata. Hippolyte elongata Guerin in Ramon de le Sagra Cuba Crust. p. XX Taf. 2. Fig. 16. 1856. Oplophorus Americanus Saussure 1. c. p. 56 pl. 4. Fig. 31. 1858 (hier ist das zweite Fusspaar nicht nur länger, sondern auch kräftiger als das erste gezeichnet, was bei unsern Exemplaren nicht zutrifft). Hippolyte elongata Guerin in Ramon de le Sagra, Cuba p. XX. Taf. 2 Fig. 16. Mehrere Exemplare in Spiritus aus Cuba in der Gun dlach'schen Sammlung. Schnabel 14, Cephalothorax ohne denselben 10, Abdomen 30 Mill. Von Oplophorus unterscheidet sich diese Gattung sofort durch die Bildung der Fühlerschuppe, und den Mangel der Dornen auf den Abdominalsegmenten; auch die ßezahnung des Schnabels weicht sehr ab. Derselbe erinnert mehr an Xiphopeneus Smith (Transact. Con- necticut Acad. 1869) aus Brasilien, aber dieser hat wie Peneus, auch am dritten Fusspaar eine Scheere. Hippolyte, worunter auch sehr langschnablige Arten vorkommen, unterscheidet sich durch die Ringelung des Carpus am zweiten Fusspaar. Nach der Anordnung von Mi Ine Edwards wäre diese Gattung der Fussanhänge wegen zu den Peneiden zu stellen, nach derjenigen von Dana der geringen Stärke des zweiten Fusspaars wegen zu den Alpheinen neben Hippolyte. 78. Feneus Brasiliensis Latr. M. E. II. p. 414. Schnabel oben m'it 9 — 10 Zähnen, wovon unten der 4te von hinten ungefähr über dem Augenhöhlenrande oder ein wenig dahinter mit zwei, beide dem letzten der oberen gegenüber. Er reicht nach vorn bis zur Mitte oder dem Ende des zweiten Glieds des Stiels der obern Fühler. Sowohl der Mittelkiel als die beiden Seiten- kiele des Rückenschilds erstrecken sich nach hinten bis beinahe zum Hinterrande des Rückenschilds; der Mittel- kiel ist bei grössern Exemplaren in der hintern Hälfte mit einer medianen Längsfurche versehen. Ein Dorn am Basalglicd des ersten und zweiten, keiner an dem Ueber cubanisclie Crustaceeü. 141 des dritten und der folgenden Fusspaare. Mittelstock der Schwanzflosse mit einer starken mittlem Längsfurche, am Ende in eine biegsame Spitze ausgehend, ohne Seiten- zähne. Cephalothorax mit Schnabel 39 MilL, Abdomen 71, drittes Fusspaar 50 Mill., nach vorn bis zur Spitze der Fühlerschuppe reichend. Mi Ine Edwards führt als einzigen Unterschied dieser Art von dem nahe verwandten ostindischen P. canaliculatus Olivier an, dass er drei Zähne am untern Rande des Schnabels haben soll, während alle 22 Exemplare aus Cuba verschiedenen Alters, welche Gundlach dem Berliner Museum zugeschickt hat, nur zwei haben. Gibbes (Procecd. Am. Assoc. adv. sc. III p. 198. 1850) beschreibt einen Peneus von Südcarolina als P. Brasiliensis; was er davon sagt, passt auf die vorliegenden Exemplare, aber die Zahl der Zähne am Schnabel gibt er nicht an. Nach S. Smith findet sich dieselbe Art auch an der Westküste von Florida (also westindisches Meer) und bei Bahia, aber auch er sagt nicht, ob mit 2 oder 3 Zähnen am Unterrande des Schnabels. Der ostindische canaliculatus hat nur Einen Zahn unten, was sich aus der Vergleichung mit P. caramote bei Mi Ine Edwards ergibt, und für den japanischen von De Haan bestätigt wird; auch an Exemplaren des Ber- liner Museums von Java und Amboina, letztere von mir gesammelt, finde ich nur Einen. Da ich an allen ostindi- schen Exemplaren, 'die mir zu Gebote stehen, hierin keine Variation finde, so scheint allerdings die Zahl der Zähne einen artlichen Unterschied zu bilden, doch so, dass der indischen Art nur 1, der amerikanischen 2 bis 3 am Unter- rand zukommen. 79. Peneus setifer L. Seba III 17, 2. = Herbst II, 34. 3 (vers.) M. E. II, 414; Saussure 1. c. p. 54. P. fluvia- tilis Say Journ. Ac. Philad. I. p. 236. Ein Exemplar in Spiritus. Grösser, 156 Mill. lang, durch den längern Schnabel und die nur bis zur Hälfte des Rückenschildes gehenden Nebenkiele unterschieden; auch diese Art hat zwei Zähne am Unterrande des Schnabels; Say gibt an, dass auch zuweilen drei und vier daselbst vorkommen. Sein Artname 142 V. Martens: fluviatilis ist ans Seba entlehnt, der keine linneische No- menclatur hat^ und wie Say selbst zugibt, wenig passend, da die Art im Brackwasser lebt. Saussure ist zweifelhaft, ob er seine Peneus von der mexikanischen Küste und von Cuba zu setifer zählen dürfe, da der Schnabel nicht ganz so lang sei, als die Fühlerschuppe. Bei dem vorliegenden von Gundlach ist er sogar etwas länger, dagegen bei andern aus Rio Janeiro auch etwas kürzer. Das Mittelstück der Schwanz- flosse geht bei allen in einen langen spitzigen Dorn aus. 80. Sicyonia carinata Olivier. M. Edw. Ann. sc. nat. a) XIX. p. 344 pl. 9. Fig. 44. Dreizehn Exemplare verschiedener Grösse (Länge von Schnabelspitze bis Schwanzspitze von 29 — 83 MIll.) zeigen constant nur 2 Zähne auf dem eigentlichen Rücken- schild und den dritten (von hinten an gerechnet) zwar auch noch hinter dem vordem Rand desselben, doch schon auf der höhern Erhebung, mit welcher der Schnabel beginnt; dieser dritte entspricht dem vierten in der Ab- bildung von Saussure und dessen zweiter, immer von hinten gerechnet, fehlt allen unsern Exemplaren. Die Form der Schnabelspitze wechselt etwas, was in der Be- schreibung grössere Unterschiede darzustellen scheint, als bei Vergleichung der Exemplare der Fall ist; ausser jenem ersten trägt nämlich der Schnabel noch drei Zähne, zwei davon an der Spitze, einer über dem andern; wenn von diesen zweien der obere länger ist, so erscheint er als die Spitze selbst, der untere als der Unterseite an- gehörig und man erhält die Formel ; oben 2, unten 1 Zahn; ist der untere Endzahn länger, so erscheint der obere zurückstehend und es ergibt sich die Formel: oben 3, unten kein Zahn. Saussure zeichnet noch zwei Zähnchen mehr am Schnabel. Der Cephalothorax trägt einen Antennal- und einen Hepaticalstachel, wie die grossen Süsswasser-Palaemonen. Die Abdominalsegmente zeigen an den Seiten neben den schleifenartigen Furchen eine regelmässige Körnelung. Saussure hat eine eigene Art, S. cristata, 1. c. 55. pl. 3. Fig. 25, von Cuba, aufgestellt, welche einen Zahn lieber cubanische Crustaceen. 143 mehr auf dem Rückenschild und zwei mehr am Schnabel hat, im Uebrigen der carinata gleicht Es ist nicht un- möglich, dass es nur eine individuelle Variation von der eben besprochenen Art sei; jedenfalls darf der Name niclit bleiben, da schon früher (1833) De Haan eine japanische Art S. cristata genannt hat. 81. Stenopus liispidus Olivier. M. Edw. IL p. 407. pl. 25. Fig. 13; Cuv. ed. ill. 50, 2. Mehrere Exemplare in Spiritus, alle einfarbig braun und weichschalig, daher auch die Stacheln weich anzu- fühlen. Schnabel unten ohne Zähne/ nur ganz nahe der Spitze ein kleines Zähnchen, oben mit etwa 8 starken Zähnen, wovon 4 auf dem Rückenschilde selbst. Carpus und Hand des dritten Fusspaars prismatisch, indem neben der obern und der untern stark gezahnten Kante auch in der Mitte jeder Seitenfläche eine Längsanschwcliung mit einer einfachen Reihe von Zähnen auftritt. Ich weiss keinen erheblichen Unterschied zwischen diesen cubanischen Exemplaren und den indischen anzuge- ben, welch letztere ich bei Amboina selbst gesammelt habe und die mit der Abbildung in der Zoology of the voyage of H. M. Ship Samarang, Crust. pl. 12. Fig. 6. (von Borneo und den Philippinen) stimmen. Nur erscheinen die in- dischen im Leben bunt roth gezeichnet, in Spiritus blass orange und mehr hartschalig, endlich scheint Carpus und Hand des dritten Fusspaars bei ihnen mehr seitlich zu- sammengedrückt, minder vierseitig; doch ist dieser letztere Unterschied gering und fliessend. Im Allgemeinen gibt aber die oben erwähnte Abbildung in Cuv. ed. ill. den Habitus unserer cubanischen Exemplare weit besser. Es soll mich nicht wundern, wenn noch Artunterschiede zwischen beiden gefunden werden. Im Mittelmeer lebt eine ähnliche, doch nach Hell er (Crust. südl. Eur. S. 229) hinreichend verschiedene Art. gt. spinosus Risso. Eine zweite Art, angeblich auch aus Westindien, hat das Berliner zoologische Museum von Hrn. VVessel in Hamburg erhalten; da sie noch unbeschrieben scheint, so möge sie hier kurz charakterisirt werden. 144 V. Härtens: Stenopus semilaevis n. Cephalothorax bestachelt. Abdomen glatt. Schnabel kurz, den Stiel der obern Fühler nicht überragend, zu- sammengedrückt nach hinten als Kiel bis in die Nähe der scharf ausgeprägten Cervicalfurche verlängert, oben' mit 4 Zähnen, unten ohne Zahn. Carpus (Antibrachium) des dritten Fusspaars vierkantig, wie beim vorigen, aber die Scheere zusammengedrückt, mit glatten Seitenflächen und nicht so sehr verlängert, einschliesslich der Finger doppelt so lang als hoch; ihre obere Kante schärfer als die untere und glatt, die untere gekerbt; die Finger halb so lang als der Palmartheil, der Rücken des beweglichen Fingers kantig, gekerbt. Länge von Schnabelspitze zu Schwanzspitze 12 Mill. Länge der dritten Fusspaars 13, Höhe seiner Scheere 3 Mill.; viertes kürzer. Bildet durch die mehr starke;^, als langen Scheeren den Uebergang zur Gattung Spongicola De Haan und erinnert im Habitus dadurch auch an Pontonia, wenn man davon absieht, dass bei letzterer es das zweite und nicht das dritte Eusspaar ist, welches die grossen Scheeren trägt. Die Bedornung des Cephalothorax ist aber wie bei Stepopus hispidus. Bei dem einen Exemplar sind beide Scheeren gleich, bei einem zweiten etwas kleinern die rechte bedeutend schwächer. Stomapoda. 82. Squilla ricbr olmeata Dana crust. I, p. 618 pl. 41. Fig. 2. ~ ?. S. dubia M. Edw. II p. 522, Gibbes Broc. Am. Assoc. III. 1850 p. 200. Eine grössere Anzahl Exemplare in Spiritus erlaubt die Variationen innerhalb der Art etwas zu verfolgen. Die Anzahl der Zähne an den Raubfüssen schwankt zwischen fünf und sechs (die Endspitze eingerechnet, wie es Milne Edwards, Dana und A. thun); wo nur fünf, was häufiger scheint, fehlt der erste, der auch sonst bei weitem der kleinste ist; an Einem Exemplar zeigt der rechte Raubfuss sechs, der linke ist merklich kleiner und hat nur vier, er dürfte nachgewachsen oder verkümmert, jedenfalls als abnorm zu betrachten sein. An den Ab- dominalsegmenten enden nicht nur, wie Dana richtig Ueber cnbanische Criistaceen. 145 angibt, alle Längskiele des vorletzten und jcderseits die drei äussern des drittletzten Segments mit einem spitzigen Dörnclien, sondern an einigen Exemplaren auch noch die mittleren dieses Segments oder auch jederseits die zwei äussern des viertletzten. Oefter zeigt sich in der Mittellinie der Abdominalsegmente eine Spur eines neunten Kiels, stets schwächer und kürzer als die andern, und nirgends mit einer Spitze endigend. Auf der Oberfläche des Mittelstücks der Schwanzflosse (telson) stehen zerstreut seichte Grübchen ; der Längskiel desselben ist bald glatt, bald etwas höckerig oder gekerbt; zu seiner Seite tritt bald eine Reihe sehr schwacher Höckerchen auf, wie in D an a's Abbildung, bald eine eben so schwache zusammen- hängende Längsleiste, bald endlich ist keins von beiden zu bemerken. Am variabelsten ist die Zahl der Zähn- chen am Hinterrande dieses Stücks, doch auch zwischen bestimmten Gränzen: Dana gibt 8 spitzige Zähne da- selbst in der Beschreibung an, in seiner Abbildung sind auf der einen Seite vier, auf der andern (rechten) drei, indem der zweite fehlt. An den meisten der vorliegenden Exemplare sind nur drei jederseits vorhanden, indem der erste jederseits stumpf bleibt; bei einigen Exemplaren ist er aber auch etwas spitzig, so dass im Ganzen 8 her- auskommen. Die Zahl der stumpfen Zähnchen oder Höckerchen zwischen den beiden mittlem spitzigen End- zähnen variirt im Allgemeinen, wie Dana richtig angibt, zwischen 4 und 6, d. h. zwei oder drei jederseits, zu- weilen ist es aber auch nur einer jederseits, der dann in der Regel, doch nicht immer ein kleines Nebenhöcker- chen an seiner Seite zeigt, so dass, wenn man dieses mit- zählt, wieder 4 herauskommen; endlich ist zuweilen an einer Seite ein Höckerchen mehr als an der andern, so z. B. an einem Exemplar auf der einen Seite 3, auf der andern 4, das Maximum, das ich gesehen, und an einem andern ist nur an der einen Seite Ein Höckerchen, an der andern gar keines vorhanden, was als Abnormität gelten kann. Die absolute Gesammtzahl der Höckerchen zwischen den genannten zwei Zähnen ist somit, je nach den Exemplaren, 1, 2, 4, 5, 6 oder 7; wahrscheinlich Archiv für Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1 Bd. 10 146 V. Martens: dürften weitere Exemplare auch noch die Fülle von 3 und 8 ergeben. In ähnlicher Weise schwankt die Zahl der Zähnchen zwischen dem mittlem und dem letzten seitlichen spitzigen Zahn, welche Dana zu (jederseits) 4 angibt, an den vorliegenden Exemplaren zwischen 3Y2 (drei mit einem Nebenhöckerchen), 4, 5 und 6. Dana gibt ausser dem Seitenstachel am Antennal- segment noch einen solchen am Augenstiel an; ich finde einen solchen weder in seiner Abbildung, noch an den vorliegenden Exemplaren von Cuba. Sq. dubia M. Edw. „des cotes d'Am^rique" ist vielleicht dieselbe Art; doch stimmt damit nicht, dass er der vorhergehenden Art, scorpio, abgerundete Erhöhungen statt der Kiele auf dem vorletzten Abdominalsegment zuschreibt und seine dubia dieser höchst ähnlich nennt, hauptsächlich nur die Zahl der Zähne der Raubfüsse, sechs statt fünf, als Unterschied anführend. Die Squilla dubia von Charleston, Gibbes 1. c, ist wegen ihres be- nachbarten Fundortes noch wahrscheinlicher unsere Art. 83. Squilla {Pseudo squilla) stylifera Lam. M. Edw. IL 526. Guerin iconogr. 24, 1. Eine indische Art, durch Milnc Edwards von Isle de France angegeben und von mir auf Amboina ge- sammelt; aber das von Gundlach erhaltene Exemplar stimmt vollständig, sowohl zur Beschreibung als Abbil- dung. Meines Wissens das erste Beispiel einer Art dieser Unterabtheilung von den atlantischen Küsten Ameri- kas. Doch ist zu bemerken, dass Gibbes 1. c. S. 200, diese Art auch im zoologischen Kabinet zu Charleston fand, wo sonst hauptsächlich nur Crustaceen aus Südkarolina selbst oder auch Westindien sich fanden. Sq. ciliata Owen Zool. Beech. voj. p. 90 pl. 27 Fig. 5 von den Sandwichinseln scheint in keiner Weise ver- schieden; nur beschreibt Owen die zweistachlige Basalplatte der Seitenflossen als innere Seitenflosse (inner lamella). Sq. empusa De Haan fn. jap. 516. 1833 (nicht empusa Say 1818) ist dieser Art ungemein ähnlich, auch in den Kielen der beiden letzten Abdominalsegmente, und nur durch die noch breitere und vorn gerade abgeschnittene Kostralplatte verschieden. Ueber cubanische Crustaceen. 147 84. Gonodactylus chiragra L. Petiver Pterigraphia (nicht Petrigr.) Americcarica Nro. 373 tab. 20. Fig. 20 (von Barbados). Herbst IL 34. 2. M. E. II. p. 528. Ich finde au den G u ndlach'schen Exemplaren keinerlei stichhaltige Unterschiede von solchen aus Ost- indien, namentlich von Amboina, wo ich sie selbst ge- sammelt habe. Der Stachel der Stirnplatte ist verhalt- nissmässig kürzer als bei den freilich durchschnittlich auch absolut grössern indischen. Von den sechs Längs- höckern des sechsten Abdominalsegments gehen bei Einem nur die beiden äussern, bei einem zweiten fünf (nur der linke innerste nicht) in einen feinen Stachel aus; es er- öffnet das die Wahrscheinlichkeit einer grössern Reihe von Variationen, wie ich deren in der That an denjenigen von Amboina mehrere derartige bemerke. Die Farbe ist bei den cubanischen (in Spiritus) einfarbig braungrün, mit schwachen Spuren hellerer Flecken; unter den Am- boinesen finden sich neben ähnlich gefärbten noch andere, welche in Spiritus mehr grün, mehr gelb oder stärker gefleckt sind; an den Raubfüssen hat sich öfter die vio- lette Farbe kenntlich erhalten. In der Bearbeitung der Crustaceen der v. d. D e c k e n- schen Reise, S. 103, hatte ich geglaubt, die Verbreitung dieser Art auf das Gebiet des indischen und stillen Oceans vom rothenMeer bis Chile einschränken zu können; die von Gundlach erhaltenen Exemplare beweisen nun, dass sie allerdings auch im tropischen Theil des atlan- tischen Oceans vorkommt; aus dem Mittelmeer ist mir aber immer noch kein spezieller Fundort für sie bekannt und namentlich möchte ich vermuthen, dass auch Olivi's Cancer scyllarus, zoologia Adriatica p. 50 und 60, der häufig im Schlamme der venetianichen Lagunen sich finde, wo er sich Löcher von 3 — 4 Fuss Tiefe macht, gar nicht dieser Gattung angehöre, sondern vermuthlich Gebia litoralis Risso sei, welche Olivi nach der kurzen linnei- schen Diagnose der unvollkommenen Scheeren wegen als scyllarus bestimmte, wie auch schon mein seliger Vater, Reise nach Venedig, II. 1824 S. 495, angenommen hat. Heber Ascaris eristata nov. spec. Von Dr. 0. Tou Linstow in Ratzeburg. (Hierzu Taf. VI.) Die Hechte des Ratzeburger Sees enthalten constant eine Ascaris-Art, welche, im Winter klein und ohne ge- schlechtliche Entwicklung, im Sommer aber erwachsen, besonders zahlreich in den älteren Exemplaren auftritt. Die bis jetzt bekannten Nematoden von Esox lucius sind Cucullanus elegans, Ascaris adiposa, Ascaris mucronata und Ascaris acus, von welchen die erste Species hier nicht in Frage kommt, die zweite aber, im Fett lebend, eine durchaus zweifelhafte und unbestimmbare Art ist, und, vielleicht zu A. acus gehörend, auch in Schneider's Monographie der Nematoden nicht zu finden ist. Mit Ascaris acus und mucronata aber ist die von mir gefundene Species verwandt, und andererseits doch, wie der Ver- gleich zeigen wird, specifisch von ihnen verschieden, noch mehr aber von den übrigen bekannten Ascaris -Arten. Die Länge des erwachsenen Wurms beträgt beim Männchen bis 32, beim Weibchen bis 50 Mm., die Dicke bis 1 Mm., und zwar ist das Schwanzende dicker als das Kopfende. Nach Schneider, der die Ascarisarten in 3 Unter- abtheilungen theilt, nämlich in Arten, welche zeigen: a. Lippen mit Zahnleistcn, keine Zwischenlippen, b. Lippen mit Zahnleisten und Zwischenlippen, c. Lippen ohne Zahnleisten mit Aurikeln und Zwi- schenlippen, V. Linstow: lieber x^BCaris cristata. 149 gehören die 3 Arten, welche hier verglichen werden sollen, sämmtlich in die letzte Klasse. Die Oberlippe von A. cristata hat eine Pulpa von annähernd paralleler Begrenzung, nur nach vorn ist sie etwas ausgebuchtet, wo sich zwei Papillen befinden, während dieselbe bei A. acus rhombisch und bei A. mucronata oval ist. Der Lobus, d. h. der in den sogenannten Löffel der Vorderlippe hineinragende Theil entspringt breit und verschmälert sich dann, während er bei acus schmal entspringt und sich allmählich verbreitert, und bei mucronata ganz fehlt. Die Lobuli haben runde Vorwulstungen oder Verbreiterungen, die bei acus und mucronata fehlen. Es fehlen die strichförmigen Aus- strahlungen der Lobuli in den Vorderrand des Löffels, welche bei acus und mucronata vorhanden sind. Zur genauen Vergleichung füge ich die Masse der einzelnen Theile der Oberlippe hier an, wobei ich bemerke, dass ich bei A. acus und mucronata Schneider's ^) Abbil- dungen zu Grunde lege. Grösste Breite Basis der Länge der Gerader Vor- der Oberlippe. Oberlippe. Oberlippe. derrand des Löffels. A. cristata . . 0,1 0,04 0,07 0,02 A. acus ... 0,1 0,038 0,11 0,03 A. mucronata 0,15 0,1 0,08 0,046 (in Millimetern). Die grösste Breite der Oberlippe verhält sich zu deren Länge bei cristata etwa wie IV2 : 1 bei acus wie 1 : 1 bei mucronata wie 2:1 Die Lippenbasis zum geraden Vorrande des Löffels bei cristata wie 2 : 1 bei acus wie IV4 • 1 bei mucronata wie 2 : 1 Die grösste Breite der Oberlippe zu der ihrer Pulpa 1) Schneider, Monographie der Nematoden, tab. II, fig. 8 und 10. 150 V. Linstow: bei cristata wie 1,8 : 1 bei aciis wie 1,5 : 1 bei mucronata wie 1,7 : 1 Schneider zeichnet den äussern Theil des Löffels bei beiden Arten geradlinig, und bildet derselbe sowohl mit dem Vorderrande als auch mit dem bogenförmigen Seitenrande der eigentlichen Lippe Ecken, während die Contouren der Oberlippe von cristata überall sanft ge- rundet sind. Die übrigen Unterschiede ergeben sich am besten aus einer Vergleichung meiner Fig. 13 mit den beiden Schneid er'schen Abbildungen. Die Unterlippen sind, zum Unterschiede von A. mucronata, und in Uebereinstimmung mit A, acus, unsym- metrisch (Fig. 14) ; über ihre Form bei den beiden ge- nannten Arten ist mir nichts bekannt. Die starke Seitenmembran entspringt rund neben den Unterlippen (Fig. 14), und verläuft, an Breite nur wenig abnehmend, längs des ganzen Thieres. während bei mucronata dieselbe am Kopf breit beginnend, schon am Halse verschwindet ^), und bei acus „schwach ist wie Schneider angiebt 2), ohne dass wir über den Verlauf etwas erführen; nach Diesing^) sind die Seitenmem- branen jedoch auch hier auf den Kopf beschränkt. Die Seitenlinien haben einen keilförmigen Querschnitt mit gerundeter Spitze (Fig. 17) und schliessen ein stark- wandiges Seitengefäss ein. Das Schwanzende ist kegelförmig mit abgerundeter Spitze, beim Männchen kürzer als beim Weibchen. Die Quermuskeln der Körperwand entspringen häufig rechtwinklig aus den Längsmuskeln, oder ein Muskel- strang biegt rechtwinklig um. Zwischen den Muskeln, die sich noch lange nach Zerstückelung des Thieres con- trahiren, liegen ovale, drüsenartige Körper. Der Oesophagus ist ein sehr starkwandiges, cylin- drisches Rohr, ohne Anschwellung an seinem unteren Theile, und geht derselbe sich abschnürend in das aus 1) Schneider 1. c. pag. 46. 2) 1. c. pag. 47. 3) Systema helminthum IL pag. 185. Ueber Ascaris cristata. 151 polyedrischen Zellen mit Kern und Kernkörperchen ge- bildete Darmrohr über; an der Uebergangsstelle findet sich eine rundliche Drüse mit eingelagerten Kernen, ein Or- gan, das vielleicht als Speicheldrüse aufzufassen ist, und ausserdem entspringt liier ein neben dem Darm verlaufen- der Drüsenschlauch von etwa Vs der ganzen Körperlänge, mit einem feinen Hohlraum in der Axe und rundem Ende. Leuckart^) fand dieses Organ, welches er als Blind- schlauch bezeichnet, bei Asc. acus und giebt von dem- selben an, es in der angegebenen Ausdehnung nur bei A. acus gefunden zu haben, und ist dasselbe nach der Abbildung ^) zu urtheilen von derselben Länge wie bei A. cristata. Schneider 3) fasst dieses Organ, das er bei A. spiculigera, nasuta, osculata, lobulata, mucronata, acus erwähnt, als eine Fortsetzung des Oesophagus auf, was es in dem vorliegenden Falle entschieden nicht ist, da es mit jenem nur indirekt zusammenhängt, und auch nicht die charakteristische Muskelstreifung des Oeso- phagus zeigt. Eigenthümlich ist, dass alle genannten Arten Wasserthiere bewohnen. Der Darm endet rund und entspringt aus demselben das weit dünnere Rectum, welches an seinem vorderen Viertel drei gekernte, einzellige, auffallende Drüsen zeigt, die mit dünnem Ausmündungsgange dem Rectum auf- sitzen und flügeiförmig von demselben abstehen. Diese Drüsenzellen sind schon bei der unten zu schildernden Larve sehr deutlich und in die Augen fallend, und scheinen dieselben bei der Larve von A. acus zu fehlen, wenigstens macht Leuckart*), ein Beobachter, von dem wir mit Gewissheit annehmen können, dass ihm diese Gebilde nicht entgangen wären, bei Beschreibung der Larve von A. acus nicht auf dieselben aufmerksam. Vor der männlichen Cloake, aus der man die Spicula häufig mit den Spitzen hervorragen sieht, liegt ein quer- ovaler Saugnapf mit wulstigen Rändern (Fig. 19, a). Zwei Reihen Papillen zeigen sich an der Bauchseite des Männ- 1) Die menschlichen Parasiten II, pag. 118. 2) ibid. fig. 88. 3) 1. c. pag. 193. 4) 1. c. pag. 116, fig. 88. 152 V. Linstow; chens, von je 20 Papillen gebildet, von denen jederseits 4 liintcr der Cloake, 1 zwischen dieser und dem Saug- napf, und 15 vor letzterem liegen. Die 9 vordersten einer Reihe sind viel grösser als die anderen (vid. in Fig. 19 Papillen 3 bis 8, von hinten gezählt). Der Saugnapf ist ein Organ, das meines Wissens bei Ascariden noch nicht beobachtet ist. Das Spiculum des Männchens ist gebogen und ent- springen von demselben zwei membranartige Flügel, von denen der eine sich in der hinteren Hälfte über den Körper des Spiculum^s herumschlägt; es entspringt von einem grossen, eiförmigen Bulbus, an welchen sich nach hinten Musculi exsertores, nach vorn Mm. retractores spiculi ansetzen, und glaube ich zwischen den Bündeln der letzteren auch einzelne Nervenfäden gesehen zu haben (Fig. 15). Der quergestreifte Körper des Spiculum bildet nicht dessen äusserste Spitze, sondern die durchsichtigen Membranen (Fig. 16). Der ausgebildete Same (Fig. 18 a) ist kugelförmig, unbeweglich, mit centralem, glänzenden Kern und kleinen Stäbchen besetzt, die im microskopischen Bilde im Cen- trum jedes Samenkörpers kreisförmig, an der Peripherie linear erscheinen. Ganz anders sieht der Same im Innern der weiblichen Genitalien aus; hier besteht derselbe aus zwei morphologisch verschiedenen Elementen; der stäb- chentragende, dunklere Theil ist halbkuglig, während der andere, blasse, feingestreifte bald kugel-, glocken-, ei-, sanduhrförmig erscheint, und eine eigenthümliche Be- wegung zeigt, die ich nur mit der von schwimmenden Quallen vergleichen kann, und durch die ein steter Wechsel der Form hervorgerufen wird (Fig. 18 b.). Die erste Anlage der Eier (Fig. 1) in dem mit auf- fallenden, in gleichen Abständen hinziehenden, parallelen Längsinuskeln versehenen Ovarium besteht aus polyedri- schen Zellen mit hellerem Kern und Kernkörperchen ; diese Zellen wachsen nun und werden kegelförmig mit abgerundeter Basis (Fig 2 — 3), wobei die einzelnen Körper um eine Achse geordnet sind, doch habe ich nirgends eine eigentliche Rhachis auffinden können. Nun lösen lieber' Ascaris cristata. 153 sich die Eianlagen los, und bilden eiförmige Körper mit Anfangs feiner, dann stärkerer Umhüllungsmembran (Fig. 4), und in diesem Zustande ist es, in dem sie befruchtet werden, denn mit ihnen zusammen findet man zahllose Samen- körper, die man hie und da auch in einer Lage bemerkt, aus der hervorgeht, dass sie eben im Begriff waren, sich ihren Weg in's Innere des Ei's zu bahnen. Nach der Befruchtung sammelt sich der dunkle Eiinhalt im Cen- trum, und so entsteht eine durchsichtige Zone, welche das dunkle Innere umgiebt, und aus ersterer bildet sich die dicke Eihaut (Fig. 5), welche sehr stark ist, im Gegensatz zu den Eiern von A. acus, welche Art nach Schneider 1) dünnschalige Eier besitzt. Nunmehr be- ginnt die bekannte Dotterfurchung (Fig. 6 — 8), welche indessen im Weibchen nie bis zur Ausbildung des Em- bryo's im Ei fortschreitet. Die weibliche GeschlechtsöfFnung liegt bei einem 50 Mm. langen Thierc etwa 12 Mm. vom Kopfende entfernt. Die Eier legte ich in ein Gefäss mit Wasser, um ihre weitere Entwicklung zu beobachten, doch nach 24 Stunden schon war das Wasser trübe und übelriechend geworden; ich goss es daher vorsichtig ab und ersetzte es durch neues, that auch Elodea canadensis (Wasserpest) mit hinein, und nun blieb das Wasser frisch und geruchlos. In den nächsten Tagen konnte ich die Entwicklung nicht verfolgen, doch als ich am 4ten Tage nachsah, fanden sich in sämmlichcn Eiern lebhaft sich bewegende Em- bryonen (Fig. 9), und sind dieselben in diesem Zustande monatelang in den Eischalen am Leben geblieben. An dem Embryo unterscheidet man einen spitzen, bauchständigen Bohrzahn, Oesophagus, Darm, mitunter den Drüsenschlauch, immer aber die Afteröffnung, und besonders die Seitenraembranen, die sich beiderseits an dem durchsichtigen Körper von Anfang bis zu Ende verfolgen lassen. Während nun die mit einem Bohrzahn bewaflnete Larve von Ascaris acus nach Leuckart 2) als Trichina cyprinorum in der Leber und den Mesenterial- 1) 1. c. pag. 286. 2) 1. c. pag. 116. 154 V. Linstow: häuten von Alburnus lucidus^ nach Diesing^) ferner im Peritoneum und Mesenterium von Tinea chrysitis, Leucis- cus erythrophthalmus und Cyprinus carpio lebt und sich die vermuthliche Larve von Ascaris mucronata mit Lippen, ohne Bohrzahn, nach Schneider 2) in den Fettstreifen von Leuciscus erythrophthalmus findet, glaube ich die Larve von A. cristata in Abramis brama entdeckt zu haben. An der äusseren Darmwand dieses Fisches zeigen sich sehr häufig vsreisse Pünktchen, w^elche eine Ascariden- larve enthalten, die in allen Theilen vollständig mit der A. eristata stimmt. Die Thiere sind bis 3 Mm. lang, und 0,05 Mm. breit; einen ßohrzahn zeigen sie nicht, sondern 3 unvollständig ausgebildete Lippen (Fig. 11); die Cuticula, Cutis und Muskelschicht unterscheidet man deutlich, und harmoniren der Oesophagus, die Bauch- speicheldrüse, der lange Drüsenschlauch (Fig. 11 a), der aus Zellen bestehende Darm, das Rectum mit den 3 flügei- förmig abstehenden, einzelligen Drüsen, die Afteröffnung (Fig. 12), die von Anfang bis zu Ende sich hinziehenden Seitenmembranen vollständig mit den beschriebenen Theilen von A. cristata. Durch das Herausnehmen des Darmes aus dem Brassen platzen die die Larven enthaltenden Kapseln oft in Menge und man sieht dann auf der äusseren Darmwand ein lebhaftes Gewimmel kleiner Würmchen, wie sich auch die grössern Exemplare im Darm des Hechts sehr lebhaft zu bewegen pflegen. Die jüngsten Exemplare im Hecht lassen sich von den Larven aus den Follikeln am Darm des Brassen in nichts unterscheiden. Fütterungsversuche wollte ich mit den Eiern, in denen sich die Embryonen entwickelt hatten, machen, indessen erklärten mir die Fischer, das sei unmöglich, da sich die Brassen im Sommer, die am Grunde des See's leben, nur einige Stunden im Hause am Leben erhalten Hessen, und selbst im Fischkasten nach 1—2 Tagen stürben; im Winter, wo es möglich sein soll, kann man keine Eier des Wurms bekommen, da die Exemplare im 1) 1. c. pag. 115. 2) 1. c. pag. 295. üeber Ascaris cristata. 155 Hecht alle nur die ersten Anfänge der Geschlechtsent- wicklung zeigen. Diese Fütterungsversuche, sowie um- gekehrt solche der wurmhaltigen Kapseln aus dem Brassen an Hechte würden übrigens kaum ein brauchbares Re- sultat geben wegen der grossen Häufigkeit des Wurms, denn ich schneide fast nie den Darm eines Hechts auf, ohne die A. cristata darin zu finden. Erklärung der Abbilduugen. Tafel VI. Fig. 1—4. Vergrösserung 350. Eibildung. » 4. Vergr. 350. ein befruchtungsfähiges Ei. » 5. Vergr. 350. Eischalenbildung. » 6—8. Vergr. 350. Dotterfurchung. » 9. Vergr. 350. Ei mit Embryo. » 10. Vergr. 350. Freier Embryo, a. Drüsenschlauch. » 11. Vergr. 350. Kopftheil der Larve, a. Drüsenschlauch. » 12. Vergr. 350. Schwanztheil der Larve, a. einzellige Drüsen des Rectums. » 13. Vergr. 350. Oberlippe. * 14. Vergr. 350. Unterlippe. » ' 15. Vergr. 90. Spiculum mit Bulbus, Muskeln und Nerven. » 16. Vergr. 350. Spitze des Spiculum. » 17. Vergr. 350. Durchschnitt durch Seitenmembran, Seitenlinie, Seitengefäss (a) und Muskeln. » 18. Vergr. 350. Same, a. aus den männlichen, b. aus den weib- lichen Sexualorganen. » 19. Vergr. 35. Männliche Cloake. a. Saugnapf, b. Geschlechts- öffnung und After, c. Spiculum. Verzeichniss der vou Dr. Guudlach auf der Insel Ciiba gesammelten Rüsselkäfer. (Fortsetzung. Siehe Jahrg. XXXVII. S. 150.) Von Dr. E. Suffrian, Geheimerrath in Münster. Unter den Vorräthen der letzten Gundlach'schen Sendung hat sich noch ein grosser der Gattung Ster- nuchus angehörender Hylobide vorgefunden, welcher von mir früher übersehen, und im vorigen Jahrgange dieses Archivs Bd. 1. S. 166 als no. 41^ einzuschalten ist. Mit Rücksicht auf die von Schönherr gegebene Diag- nose seines St. insular is kann diese neue Art diag- nosirt werden als 4P (53). St. pectoralis m. Ovatus nigro-piceus, squamulis albidis parce adspersus, fronte canaliculata, tho- race crebre punctato antice angustato et constricto, elytris profunde punctato-striatis pone humeros unidentatis, in- terstitiis convexiusculis punctulatis transversim rugulosis, metasterni angulis posticis acuminato-productis. Long. 41/2'"; lat. 21/3'". Ein mehr durch seine Grösse als durch seine Fär- bung ausgezeichneter Käfer, in der Länge — den kürzeren Rüssel abgerechnet — dem grössten mir vorliegenden Stücke des Conotrachelus serpentinus Schh. gleichend, sonst aber im Habitus dem St. insularis Schh. nahe verwandt. Der wenig gekrümmte Rüssel ist vorn etwas erweitert, bis zu den am Ende des vorderen Drittels an- Suffrian: Verz. d. auf d. Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer. 157 gehefteten Fühlern glänzend und nur fein punktirt. Von da ab nach der Stirn zu werden die Punkte allmählich stärker bei abnehmendem Glänze des Zwischengrundes, und verfliessen zuletzt um die Augen zu feinen Runzeln; die Augen selbst sind durch eine schmale Längsfurche getrennt. Die Fühler selbst erreichen mit dem etwas ge- krümmten Schafte die Augen, an den Gliedern der Schnur ist das erste dreimal kürzer, aber am obern Ende dicker als der Schaft, das zweite etwa halb so lang als das erste, die folgenden noch kürzer aber allmählich breiter, alle mit zerstreuten und wenig abstehenden Borsten- häärchen besetzt, dunkel röthlichbraun, die gestrecktei- förmige, kurz zugespitzte Keule noch etwas dunkler. Das Halsschild kaum halb so lang als hinten breit, flach ge- wölbt und hinterwärts etwas niedergesenkt, mit dem, zwei stumpfe Höcker tragenden Seitenrande an der Wurzel wieder ein wenig eingezogen, vor dem vorderen Seiten- höcker plötzlich verschmälert und seitlich tiefer, oben flacher eingeschnürt, dicht aber ungleichmässig punktirt, mit einer nur schwach angedeuteten Mittellinie ; die Punkte mit überaus feinen weisslichen Schuppenhäärchen besetzt, die Farbe, wie die des ganzen Körpers, dunkelpechbraun. Das längliche Schildchen bis zu der kurz abgerundeten Spitze ziemlich gleichbreit, ebenfalls dünn beschuppt. Die hochgewölbten Deckschilde seitlich und hinterwärts stärker, nach vorn flacher abfallend, und hier dann zum Anschlüsse an den leicht zweibuchtigen Hinterrand des Halsschilds nochmals quer niedergedrückt, mit breit buckelig zugerundeten Schultern über das Halsschild hinausreichend, vor der abgerundeten Spitze schwach zu- sammengedrückt. Die Oberfläche punktstreifig, die Punkte grob und grübchenartig, erst auf dem letzten Drittel etwas feiner, dafür aber hier die über die ganze Oberseite nur sehr sparsam vertheilten Schuppenhäärchen etwas dichter und deutlicher, sodass die vordere Quergränze dieses deutlicher beschuppten Theils schon dem blossen Auge bemerkbar wird. Die Zwischenräume sehr schwach gewölbt, fein punktirt und noch feiner querrunzlig, kaum glänzend. Ausserdem trägt jede Flügeldecke noch an 158 Suffrian: der Seite schräg hinter und unter der Schulterbeule einen grossen gleichfalls in Gestalt einer stumpfen Beule quer vorspringenden Höcker im äussersten Punktstreifen, welcher letztere sich hier spaltet und mit einem Arme über, mit dem andern unter dem Höcker sich hinziehend, beide erst vor ihm, aber nur undeutlich, wieder zusammen- treffen lässt; der Höcker selbst ist dabei unten sehr fein punktirt, oben glatt und kahl. Die Unterseite ist gleichfalls punktirt, dünn gelblich behaart: die zwei vordem ßauchringe zusammen den drei hintern gleich, die Quer- furche zwischen dem gleich breiten 3ten und 4ten, sowie vor ersterem und hinter letzterem kenntlich und tief. Die Hinterbrust kurz und breit, hinten in Gestalt einer Mond- sichel flach ausgerandet, ihre Hinterenden breit dreieckig zugespitzt und vorgezogen, nicht auf der Fläche des Rumpfes aufliegend. Die Beine ziemlich dicht punktirt und dünn weisslich beschuppt, die Mittelschenkel mit einem schwächeren, die Hinterschenkel mit einem stärkeren Zahne besetzt. Die Schienen auf der Aussenseite längs- streifig, ein w^enig einwärts gekrümmt, die vorderen etwas länger, alle auf der Innenseite mit abstehenden, greisen Häärchen gewimpert, daselbst über der Mitte mit einem kräftigen, gerade abstehenden Zahne besetzt und von da ab bis zur Spitze durch kleine Höcker rauh ; die Spitze selbst unten abgeschrägt, die längere Vorderseite am Unterrande mit einem Kamme von schwarzen steifen Häärchen gesäumt und in einen scharfen Hornhaken ausgezogen. Das erste Fussglied mit seiner stark ver- schmälerten Wurzel auf der abgeschrägten Fläche befestigt, deren innerer Rand sich dann auch noch in einen derben abstehenden Zahn verlängert. Das dritte Fussglied sehr breit, tief gespalten und an Länge den beiden vorher- gehenden zusammen gleich, das lange Krallenglied mit verhältnissmässig sehr kurzen Krallenhäkchen. Die nun folgenden Gattungen bilden die Phanero- gnathen mit getrennten Vorderhüften nach Lac ordai- re's Anordnung, bei denen ich die Reihenfolge der ver- Verz, d. auf d. Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer. 159 schiedenen Gruppen nach dem 7ten Bande von Lacordai- re's Genera etc. beibehalte, ohne mich in der Vertheilung der Arten auf die einzelnen Gattungen diesem Werke auch da anzuschliessen, wo mir dieselbe bei dem genannten Autor nicht ausreichend genug begründet scheint. XX. Derelomus Schh. 54. D. albidus Mus. B er. Oblongus flavo-testaceus glaber, elytris subtiliter punctato-striatis, thorace subtilius elytrorum interstitiis densius punctulatis. Long. IV4'"; Jat. V2'". Von der Gestalt eines kleinen, gestreckten, oben ziemlich flachen Erirhinus , über doppelt länger als breit, einfarbig bleichgelb, nur die Augen schwarz, und auch diese auf ihrer Mitte verwaschen ins Bräunliche fallend. Der Rüssel massig gebogen, das lange Wurzel- glied der Fühler bis an die Augen reichend, oben leicht keulenförmig, die Fühlerkeule gestreckt eiförmig. Das Halsschild so lang als hinten breit, seitlich nach vorn im Bogen verschmälert und leicht eingeschnürt, flachgewölbt und mit einer dichten sehr feinen Punktirung bedeckt. Das schmal-elliptische Schildchen doppelt länger als breit. Die sehr flach gewölbten Deckschilde um die Hälfte länger als breit, regelmässig und gleichmässig punktstreifig, die flachen Zwischenräume dicht aber doppelt stärker als das Halsschild punktirt. Das Pygidium vollständig bedeckt. Auf dem fein und zerstreut punktirten Hinterleibe ist die gerade liegende Naht zwischen dem ersten und zweiten Ringe kaum wahrnehmbar, und der zweite Ring reichlich so breit, wie die beiden folgenden zusammengenommen. Die Beine sind von massiger Länge, und die Schenkel nur schwach verdickt. Der von Dr. G. im Bezirke Cardenas im Januar und Februar gefundene Käfer war in seinem Verzeichnisse noch mit dem handschriftlichen Synonym D. irregularis Chv. bezeichnet. 160 Suffrian: XXI. Euerges Schh. 55. E. diraidiatus Chv. Rufus, elytris pone medium luridc fuscis, subtilissime ptinctulatis. Long, ^e'" ; lat. 74'"- Dieser von Dr. G. nur in einem einzelnen Stücke eingesandte Käfer war in seinemVerzeiclinisse als Dere- lomus dimidiatus Chv. aufgeführt worden, kann aber nach dem Bau seiner Fühler dieser Gattung durchaus nicht angehören. Mit grösserem Rechte glaube ich ihn der Gattung Euerges Schh. zuzählen zu dürfen, wie- wohl er auch von dieser wieder durch die an der Wurzel nicht verdünnten Schenkel abweicht, wenn man überhaupt nach Lacordaire's Vorgange einen derartigen Bau der Schenkel als ein wesentliches Merkmal für die Begrän- zung von Gattungen gelten lassen will. Etwas Bestimm- teres wird sich jedoch erst feststellen lassen, wenn das Thier erst in einer grössern, das Zerbrechen eines und des andern Stückes gestattenden Anzahl von Exemplaren vorhanden ist. Aeusserlich zeigt der vorliegende Käfer einige habi- tuelle Aehnlichkeit mit einem winzigen Rhynchites; seine Farbe ist fuchsroth, und nur die grössere Hinterhälfte der Flügeldecken von einer nach vorn nur schlecht und ver- waschen begränzten schmutzig bräunlichen Färbung ein- genommen, die bei andern Stücken auch wohl ins Schwärz- liche fallen mag. Der lange Rüssel massig gekrümmt, auch die Fühler von nur massiger Länge, verhältniss- mässig derb, an der Wurzel des Rüssels dicht an den leicht quereirunden Augen in einer kürzeren Grube be- festigt, gekniet; das Wurzelglied derb und kräftig, das erste Glied der Schnur länglicheiförmig, das zweite kurz kegelförmig, die folgenden quer kreiseiförmig, nach oben allmählich breiter, die drei letzten eine stark abgesetzte, fast der Fühlerkeule mancher Psclaphiden ähnliche Keule bildend, deren unteres Glied das vorhergehende Fühler- glied um mehr als das doppelte an Länge und Breite übertrifft; das mittlere bei gleicher Breite nur wenig kürzer, von dem ersten durch einen deutlichen Zwischen- raum getrennt, das Endglied schmaler aber nicht kürzer, Verz. d, auf d. Insel Cuba gesammelten Eüsselkäfer. 161 kegelförmig zugespitzt, hell rotbgclb. Die ziemlich flache Stirn mit vereinzelten Punkten besetzt, der Nacken glatt, aber nicht glänzend. Das Halsschild etwas breiter als lang, nur sehr leicht quer übergewölbt, mit wenig vor- gezogenem Vorderrande und abgerundeten Vorder- und Hinterecken. Das Schildchen leicht zugerundet. Die Deck- schilde um die Hälfte länger als breit, sehr flach gewölbt, mit aufgeworfener Naht ; der Vorderrend seicht ausge- buchtet, mit abgerundeten aber doch etwas vortretenden Schultern, dicht und fein punktirt, vorn innerseits der Schulterbeule ein aus einem schwachen Längseindruck hervortretender Ansatz eines feinen Punktstreifens. Von demPygidium zeigt sich, vielleicht in Folge der Behandlung des Stückes beim Aufstecken, nur ein glänzend rothgelb- licher Rand, Die Unterseite ist etwas heller geröthet als die obere, und dabei glänzend, mit geraden Hinter- rändern der einzelnen Bauchringe, die beiden ersten nicht erheblich breiter als die beiden folgenden. Die Beine kurz und derb, die Schenkel, besonders die der Vorder- und dann wieder der Hinterbeine breit verdickt, an der Wurzel nicht eigentlich gestielt, die Schienen nach dem unteren Ende zu breit dreieckig erweitert. Die drei obern Fussglieder kurz und breit, das langgestielte Krallen- glied mit ziemlich weit gesperrten, einfachen Krallen - häkchen. XXH. Genus nov. Der folgende kleine Käfer, welcher in Dr. Gund- lach's letzter Sendung sich nicht wieder vorgefunden hat, ist von Herrn Lacordaire meinem Freunde R i e h 1 als eine neue Cryptorhynchlden-Gattung und Art bezeichnet worden. Ueber 'die Stellung derselben hat Hr. L. sich jedoch nicht näher ausgesprochen, wahrscheinlich weil die geringe Grösse und der nicht ganz unbeschädigte Zustand des einzigen vorliegenden Stückes ihm keine genauere Untersuchung gestattete. Durch dieselbe Rück- sicht halte ich mich verpflichtet, mich auch der Ertheilung eines eignen Namens an die an sich unzweifelhafte neue Gattung zu enthalten, es möge dies Demjenigen vorbe- Archiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. H 162 Suffrian: hcalten bleiben, der im Besitz einer grössern Anzahl von Exemplaren eins derselben der Zergliederung zum Opfer zu bringen und danach auch die Merkmale der neuen Gattung festzustellen im Stande ist, wahrend ich mich darauf beschränke, die Art für ein späteres Wieder- erkennen thunlichst zu sichern. 56. ? grisescens m. Elongatus nigricans, antennis tarsisque obscure ferrugincis, thorace antice angustato crcbre punctato, eljtris foveolato-strialis, interstitiis linea- ribus elevatis, femoribus muticis. Long, ^j^"' ; lat. ^W", Ein kleiner, gestreckter, bei oberflächlicher Betrach- tung einem schmalen O r c h e s t e s nicht unähnlicher Käfer, durch die Eigenthümlichkeit seiner Sculptur aber sehr ausgezeichnet. Die Farbe des Käfers ist ein mattes, wie mit einem Anfluge von Grau leicht überdecktes Schwarz, als ob der Körper durch Abreiben einer vorhanden gewesenen grauen Behaarung eine solche Färbung erhalten hätte. Der massig lange Rüssel ist nur sehr wenig ge- bogen, nach vorn kaum erweitert, flach gewölbt, überall feinpunktirt und längsstrichelig, an der Wurzel durch einen flahen Quereindruck vom Kopfe geschieden. Von den kurzen gedrungenen Fühlern ist nur wahrzunehmen, dass ihre Rinnen vor der Mitte des Rüssels beginnen und sich in grader Richtung oberwärts erstrecken, ihr Wurzel- glied unterwärts bis zu den kräftigen Augenlappen des llalsschilds reicht, ihre Keule kurz und breit eirund ist, und die dieser vorhergehenden Glieder sich gleichfalls stark zusammendrängen. Der Kopf selbst ist dicht und dabei fein runzlig punktirt; von den Augen ist Nichts zu sehen, und sie liegen wahrscheinlich unter den stark vor- tretenden Seitenlappen des Halsschilds verborgen. Das Halsschild selbst ist etwas länger als breit, aus dem W^alz- lichen nach vorn kegelförmig verschmälert und daselbst leicht eingeschnürt; die Oberfläche mit dicht zusammen- gedrängten, stellenweise zu Runzeln zusammenfliessenden Punkten bedeckt, mit schwacher Spur einer feinen ein- geschnittenen Längslinie, die man aber nur wahrnimmt, wenn man bei schwacher Vergrösserung den Käfer etwas vom Auge entfernt hält. Das überaus winzige Schildchen Verz. d. auf tl. Insel Cnba gesammelten Rüsselkäfer. 163 doch noch als dreieckig erkennbar. Die Deckschilde vorn nur wenig breiter als das PTalsschild, auch hinterwärts nur wenig verbreitert, hinton ganz kurz verschmälert und zugerundet, reichlich doppelt länger als breit, längs- streifig: diese Streifen bilden verhältnissmässig breite aber nur flache Furchen, in denen sich je eine Reihe von ziemlich grossen, aber auch nur flachen, durch feine Querbrücken getrennten Grübchen befindet, und zwischen denen die Zwischenräume nur als feine, linienförmige Längsrippen stehen geblieben sind. An den Seiten der Deckschilde ist diese Sculptur deutlicher ausgeprägt als auf dem Rücken. Auf der Unterseite ist die Rüssel- rinne der Vorderbrust nicht sehr tief, ohne scharfe Seiten- ränder, und zwischen den Vorderfüssen erheblich verengt, hinter diesen verschwindend, im Uebrigen die Unterseite dicht und deutlich-, auf den beiden ersten Ringen sowie dem letzten grubig punktirt. Der erste, breite Bauch- ring ara Hinterrande ausgebuchtet und tief eingedrückt, der zweite fast eben so breit, die beiden folgenden schmal und bandförmig, von einander und den angränzenden durch tiefe, grade Querfurchen getrennt, der fünfte wieder breit und an dem ins Pechbräunliche fallenden Hinter- rande querrnnzlig punktirt. Die Beine, besonders die hintern, schlank mit länger ausgezogenen Schenkel wur- zeln, die Hüften ungewöhnlich kräftig, die Schenkel wenig aufgetrieben, je mit einem kurzen stumpfen Zähnchen be- setzt; die Schienen gerade, durch feine weissliche und röthliche Schüppchen etwas uneben, unten mit einem kräf- tigen Hornhakcn, nebst den Fussglicdern röthlicb, wenn auch stellenweise nur röthlicb durchscheinend, das röthliche Krallenglied verhältnissmässig lang, mit sehr feinen, an- scheinend nicht verwachsenen Krallenhäkchen. XXIII. Constrachelus Schh. 57. C. serpentinus Schh. 1. 1. IV. p. 400 no. 9. Unter derselben Nummer (165) sind von G. zu verschie- denen Zeiten auch zwei verschiedene Thiere eingesandt worden, deren Verhältniss zu einander noch erst zu er- mitteln ist. Das eine derselben, welches von ihm schon 164 Suffrian: vor Jahren an Herrn Riehl und durch dessen frenndUche Mittheilung auch in meine Sammlung gelangt ist, ent- spricht genau der bei Schönherr a. a. O. von Bohe- man gegebenen Beschreibung, namentlich in dem flach- gewölbten, unscheinbar gekielten Halsschilde und der sehr charakteristischen hinteren Erhöhung des 2ten und 4ten Zwischenraums; hinzuzusetzen wäre nur noch, dass auch der hintere TheiJ der Naht in gleicher Weise kiel- artig erhöht ist, dass die bräunlichen Schüppchen auf den Zwischenräumen dem blossen Auge als bräunliche Längslinien bildend erscheinen, und dass (wenigstens bei den vorliegenden Stücken) der grobpunktirte und glän- zende erste Bauchring auf der Mitte in Gestalt einer flachen Längsmulde eingedrückt ist. An der Richtigkeit der Bestimmung zweifle ich jedoch nicht. Der zweite Käfer befand sich in der letzten (j.'schen Sendung, und war hier mit dem Namen C. verticalis Schh. bezeichnet. Er zeigt jedoch keine Spur von dem weisslichen Doppelfleck auf der Stirn, den diese Art nach der Beschreibung bei Schönherr haben soll, und den sie auch wirklich hat, gleicht vielmehr fast vollständig der oben angeführten Art, ist aber um die Hälfte grösser (etwa einem Balaninus nucum L. an Grösse gleich), das Halsschild etwas flacher, hinter dem Vorderrande stärker eingeschnürt, hinten jederseits der etwas deutlicheren Kiel- linie leicht eingedrückt, die Rippen auf den Deckschilden breiter und flacher; die bräunlichen Längslinien auf den- selben sind auch hier deutlich wahrzunehmen und auf den Schultern, innerseits des gemeinsamen Vorderrandes der 3ten und 4ten Rippe zu einem dichten bräunlichen Schuppenflecke 'zusammengeschoben. Die Unterseite ist stärker beschuppt und weniger glänzend als bei dem erstgenannten Thiere, von dem Eindruck auf dem ersten Bauchringe aber nur eine schwache Andeutung vorhanden, der Schenkelzahn dagegen merklich derber und zugleich spitzer als bei dem ersteren Käfer. Ueber das Verhältniss beider zu einander werden weitere Beobachtungen zu entscheiden haben; einstweilen bin ich geneigt, sie für die verschiedenen Geschlechter Verz. d. auf d. Insel Ciiba gesammelten Rüsselkäfer. 165 einer Art, und zwar das zuletzt charakterisirte für das d^ zu halten. Das letztere fand Dr. G. in den Bezirken Cicnfugos und Cardenaa, im Monate Juli. 58. C. verticalis Schh. 1. 1. IV. 451. no. 55. Der ächte Käfer dieses Namens, von dem mir auch nur ein früher von G. an PIcrrn Rieh 1 gesandtes Stück, aber sehr gut erhalten, vorliegt, ist um die Hälfte kürzer, aber nur wenig schmaler als die kleinsten Stücke des vor- hergehenden, zeigt daher einen sehr abweichenden Ha- bitus, und ist durch den grossen, aus weissen Schuppen gebildeten Doppelfleck auf der Stirn sehr leicht kennt- lich. Die ganze Oberseite ist mit vereinzelten bräunlich- gelben Borsten besetzt, die auf dem sehr fein gekielten, grobpunktirten Halsschilde mehr senkrecht stehen, auf den Deckschilden mehr hinterwärts gerichtet sind, und sich besonders auf dem, dem Abreiben weniger ausge- setzten abschüssigem Hinterende bemerkbar machen. Die geraden Zwischenräume sind viel stärker als bei dem vorhergehenden kielartig erhöht und glänzend, an den ungeraden die Vorderenden des 7ten und 9ten gleichfalls als kurze und bald abbrechende Kiellinien kenntlich. Die beiden von Boheman a. a. O. erwähnten, aber ziem- lich unscheinbaren gelblichen Schuppcnfleckchon an der Wurzel der Deckschilde liegen auf und an dem Vorder- ende der ersten Kiellinie jeder Flügeldecke, neben welcher innerseits auch das Vorderende des ersten Zwischenraumes schw^ach erhöht ist. Auf den schmalen Parapleuren be- merkt man auch jederseits eine kräftige, regelmässige Punktlinie, 59. C presbyta m. Brunneo-nigricans, squamulis nigris cinereisque variegatus, thorace carinato, ruguloso- punctulato, antice valde constricto, elytris bifariam punc- tato-striatis, macula postica albida comrauni utrinque emar- ginata, interstitiis alternis carinatis, femoribus dentatis. Long. 3'"; iat. IV3'". Den kleineren Stücken des C. serpentinus an Grösse gleich, von allen Verwandten an der eigenthüm- lichcn Zeichnung der Deckschilde leicht zu unterscheiden. Der lange Rüssel ist massig gekrümmt, schwarzbraun, 166 Suffrian: vorn kahl aber nicht glänzend, hinterwärts immer stärker mit Punkten und greisen Schuppen bedeckt. Auch die hingen, schlanken Fühler sind tief gebräunt. Das Hals- schild mit der Mitte des Vorderrandes zwischen den x\ugen stark hogig vorgezogen, daselbst besonders seitlich tief eingeschnürt und dahinter im Bogen eiweitert, fein runzlich punktirt und auf der Ilachen Mitte längskielig, mit gelblichen und greisen Schuppen ziemlich dicht be- deckt, von denen dann zwei gebräunte und hinterwärts divergirende schlecht begränzte weissliche Längslinien noch etwas stärker hervortreten. Das eingesenkte kleine Schildchen halb eiförmig und ziemlich kahl. Die Deck- schilde vorn fast doppelt breiter als das Halsschild,- mit abgestumpft-rechteckig vorstehenden Schultern, beinahe doppelt länger als breit, oben flach gewölbt, und hinten wie seitlich stark abfallend, mit schmutzig gelbgreisen, bei alten Stücken mehr oder weniger unscheinbar ge- wordenen Schüppchen ziemlich dicht bedeckt, grob dop- peltpunktstreitig; die geraden Zwischenräume kielig er- höht, die ungeraden auf dem Rücken flach, je weiter seitlich, desto mehr flach aufgewölbt, an der Wurzel jeder- scits zwei etwas deutlichere Schuppenflecke, der innere auf der Basis der ersten Kiellinie, die entsprechende hellere Längslinie des Halsschilds fortsetzend, der äussere zwischen der zweiten und dritten Kiellinie liegend. Ausser^ dem tragen die Deckschilde vor der Wölbung noch einen gemeinsamen grossen weissen Querfleck, der sich jedcr- scits bis zur zweiten Kiellinie erstreckt, sich mit dem Con- vergiren dieser Kiellinien hinterwärts etwas verschmälert, in der Mitte aber vorn und hinten in Gestalt einer bi- concaven Linse tief ausgebuchtet ist. Ausserhalb desselben lassen sich die greisen Schüppchen auch bei abgeschwächten Stücken deutlicher als auf der übrigen Obeifläche wahr- nehmen. Die punktirte Unterseite ist schwächer beschuppt als die obere, der vordere Theil des zweiten ßauchringes seicht quer eingedrückt, der hintere in schwachem Bogen hervortretend, der letztere mit zwei sehr flachen Erhö- hungen nebeneinander. Die Rüsselrinne ist zwischen den Vorderhüften kaum verengt; die etwas heller ge- Verz. d. auf d. Insel Cuba geBainmclten Rüsselkäfen 167 bräunten Beine sind gleichfalls mehr oder weniger be- schuppt, die Schienen, besonders die vorderen, leicht ge- schweift, und die (Schenkel mit einem derben, kräftigen Zahne besetzt. In den Bezirken Cienfuyob und Trinidad im April und Mai gefunden. 60. C. Lineola ni. Lactc brunneus, vix giiseo-squa- mu latus, thorace punctato-rugoso, carinulato, anticc con- stricto, elytris bifariam punctato-striatis, iinea obliqua humerali albida notatis, interstitiis alternis carinatis, femo- ribus dentatis. Long. 2 — 2V2'"; iat. 1 — VU'"- Erheblich kleiner als der vorhergehende, und eine durch ihre reinliche Färbung sehr zierliche Art. Der massig gekrümmte Rüssel vor den Fühlern etwas flach gedrückt, glatt und glänzend, hinter ihnen mit einer deut- lichen, von zwei feinen Längsfurchen begränzten Kiel- linie, welche bis zur IStirn reicht: letztere etwas mehr von feinen Schüppchen bedeckt. Die Fühler lang und dünn, bei dem vorliegenden kleinern Stücke (cT?) bis an das Vorderendc des Rüssels gerückt, sodass der vor ihnen liegende Theil nur etwa der Breite des Rüssels gleich kommt und ihr rückwärts gelegtes Wurzelglicd etwa dessen hinterem Thcile an Länge gleich kommt; bei dem grösseren ($?j Stücke reicht der vordere Theil des Rüssels an Länge um mehr als das Doppelte über die Breite des Rüssels hinaus, und die Fühler selbst sind merklich dünner als bei dem ersteren. Ihre Farbe ist hell braungelb. Der Halsschild ist mit seinem leicht wul- stigen Vorderrande etwas vorgezogen, dahinter oben schwä- cher-, seitlich stärker verengt, weiter hinterwärts seitlieh mit schwacher Rundung kegelförmig erweitert, nur vorn etwas stärker bräunlich beschuppt; der sonst abgeflachte Rücken dicht und deutlich runzlig punktirt, mit einer jederseits abgekürzten, etwas dunkl^rn und glänzenderen Kiellinie besetzt: bei dem muthmasslichen ^ zeigen auch die Seiten Andeutung einer weisslichen, sich an die Schulterlinien anschliessenden Beschuppung. Ebenso ist das etwas eingesenkte, schmal halb elliptische Schildchen mit feinen greisen Schüppchen besetzt. Die sehr flach 168 Suffrian: gewölbten Deckschildc vorn fast doppelt breiter als das Halsschild; mit hinterwärts leicht abgeschrägten, stark heraustretenden Schultern, vor der ziemlich steil ab- fallenden hinteren Wölbung kurz verschmälert und kaum zusammengedrückt, etwa I74 mal länger als vorn breit, hellbraun, überall mit einer feinen und dünnen, den Untergrund nicht deckenden greisen Bc&chuppung bestreut, grob doppelt punktstreilig; die geraden Zwischenräume kielartig erhöht, von den ungeraden nur der erste ganz flach, die folgenden von der Mitte ab sich nach vorn allmählich erhebend und bis zur Wurzel etwa die halbe Höhe der geraden erreichend. Auf dem schräg abge- schnittenen Rande der Schulter (eigentlich dem schräg nach vorn gebrochenen Vorderende der dritten Kiellinie) eine das dritte Streifenpaar vorn abschliessende dicht weiss beschuppte Linie. Unterseite und Beine gleichfalls braun, letztere dichter weisslich beschuppt, mit kräftig gezahnten Schenkeln und deutlich geschweiften Vorder- schienen; die Rüsselrinne zwischen den Vorderhüften wenig verengt. In den Bezirken Cienfugos und Bayamo, von April bis Juli. 61. C. albicans Chv. Oblongo-ovatus nigricans, brunneo-squamosus, antennis tibiis tarsisque ferrugineis, tho- racis vittis duabus incurvis, eiytrorum fascia lata niveo- squamosis, elytris punctato-striatis, interstitiis alternis cari- natis, secundo et quarto interruptis, femoribus albo-annu- latis bidentatis. Long. 2'" ; lat. ^/g'". An Gl estalt und Habitus etwa unserm Phytone mus variabilis gleich kommend, auch dem in Mexico (und Texas) einheimischen Con. leueophaeatus Chv. nicht unähnlich, von letzterem aber durch die abweichende Farbenvertheilung und die doppelt gezähnten Schenkel leicht zu unterscheiden. Die Grundfarbe ein, aber nur auf der ziemlich kahlen Unterseite und einigen erhöhten Stellen des Halsschilds zum Vorschein kommendes Schwarz, auf der ganzen Oberseite mehr oder weniger dicht mit angedrückten heller oder dunkler bräunlichen Schuppen bedeckt, zwischen denen auf der Stirn und mehr noch Verz. d. auf d. Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer. 169 in einzelnen eingedrückten Stellen des Halsschilds ver- einzelte kürzere bräunliche Häcärchen zu bemerken sind. Der stark gekrümmte Rüssel ist je weiter nach der ge- bräunten Spitze zu desto kahler^ auf der ganzen Ober- seite mit feinen Längsrunzeln besetzt, auf der Mitte ge- kielt, zwischen den Augen quer eingedrückt, die nahe hinter der Spitze des Rüssels angehefteten Fühler lang und schmal, mit sehr scharf begränzten Fülilerrinnen. Das abgestutzt-kegelförmige Halsschild hinter dem Vorderrande stark eingedrückt, mit deutlichen Augenläppchen, hinten zweibuchtig, oben flach gewölbt und dabei recht uneben, vor der Mitte breit gekielt und diese Kiellinie an beiden Enden stark verschmälert, auch seitlich und hinter ihr einige symmetrisch vertheilte flache Beulen, welche, wie die Kiellinie selbst, glänzend schwarz und schuppenlos erscheinen. Seitlich jederseits eine etwas gekrümmte, aus weissen Schüppchen bestehende, hell bräunlich gesäumte, in der Mitte nach Aussen erweiterte Längsbinde. Das etwas eingesenkte schmale Schild chen schwarz und glanz- los. Die Dcckschilde doppelt länger als breit, vorn merklich breiter als das Halsschild, oben sehr flach ge- wölbt, seitlich und hinterwärts stark abfallend, grob punktstreifig, die graden Zwischenräume fein kielförmig erhöht, die beiden obern derselben auf der weissen Schuppenbinde unterbrochen, die äusseren daselbst wenig- stens abgeschwächt, die bräunlichen Schuppen der Ober- fläche mehr oder weniger deutlich ins Fuchsröthliche oder Gelbliche übergehend; auf der hintern Hälfte eine gemeinsame, auf der Naht und hinten verengte, seitlich breitere und stärkere weisse Schuppen-Querbinde, deren Aussenenden, etwas abgeschwächt, auch wohl unterbrochen, sich zwischen den drei äussern Rippen bis zu den Schultern vorstrecken, und letztere da treffen, wo die Seiten- binden des Halsschilds je mit einem etwas dichtem Schup- penfleckchen abbrechen. Die Unterseite glänzend schwarz und nur vereinzelt punktirt, die Rüsselrinne zwischen den Vorderhüften stark verengt, die Bauchringe durch tiefe Querfurchen geschieden, und daher stark gewölbt; auf der Mitte des ersten bei den vorliegenden Stücken ein 170 Suffrian: schwächerer, des letzten ein stärkerer halbmondförmiger Eindruck; letzterer wahrscheinlich und vielleicht auch der erstere ein Geschlechtsmerkmal. XXIV. Cleogenus Schh.? 62. Gl.? grossulus m. Breviter ovatus ater niti- dulus, rostro basi strioiato, thorace subconico crebre pun- ctato, elytris profunde punctato-striatis, interstitiis conve- xiusculis, fcmoribus obsolete dentatis. Long. Vjoj lat. 1'". Der vorliegende Käfer war vor Jahren von Dr. G. an Herrn Rieh! unter der no. 1123 eingesandt worden; seine letzte Sendung brachte jedoch unter derselben Nummer eine ganz andere, überhaupt nicht hierher ge- hörige Art, und ich habe daher von der ersteren nur jenes einzige Stück aus der Riehl'schen Sammlung vor mir, welches aber in seinem wohlerhaltenen Zustande vollständig zu ihrem Wiederkennen ausreicht. Nach Ha- bitus und Sculptur gleicht dieselbe am meisten einem kleinen C halcodermus, und war desshalb auch von Herrn R. vorläufig in diese Gattung gestellt worden, zu welcher sie aber schon wegen ihres hinten gelappten Halsschilds nicht gehören kann. Am besten scheint der Käfer mir noch in der Gattung Cleogenus Schh. unter- gebracht v/erden zu können, wiewohl auch deren Merk- male, wie sie von Lacordaire 1. 1. VH. 67 festgestellt worden sind, nicht in allen Punkten zutreffen wollen. Etwas Sicheres wird sich allerdings erst bestimmen lassen, wenn die Art in mehreren Stücken und zwar in beiden Geschlechtern vorliegt. An Grösse gleicht dieselbe etwa unser d Gymnetron campanulae oder kleinern Stücken des G. Graminis, ist aber auf dem Rücken der Deckschildc hochgewölbt, und nach vorn stärker kegelförmig verschmälert. Der ver- hältnissmässig kurze und derbe Rüssel ist wenig gekrümmt, vor der Spitze abgeflacht und glatt, der grössere obere Theil der Länge nach mit feinen eingegrabenen Linien gestrichelt, übrigens, wie der ganze Käfer, schwarz und kahl. Die auch nur kurzen Fühler nahe vor der Spitze des Rüssels eingefügt, die Augen getrennt durch eine Verz. d. auf d. Insel Tuba gesammelten Rüsselkäfer. 171 schmale Erliöhiing, die sich iii gleicher Breite auf der Oberseite des Rüssels zwischen den beiden kräftigsten jener Längslinien fortsetzt. Das Halsschild ist mit dem Vorderraudc nicht vorgezogen, seitlich schwach gelappt, nach vorn mit wenig gekrümmten Seiten kegelförmig verschmälert, aber nicht eigentlich eingeschnürt, hinten wieder ein wenig eingezogen, an dem etwas eingesenkten Hinterrande jcderseits des Schildchens tief ausgebiichtet und dadurch einen stumpf-dreieckigen, buchtig heraus- tretenden Hinterlappen bildend; die Oberfläche gleich- massig und derb punktirt, auf der Mitte eine längliche punktfreie, aber nicht erhöhte, hinterwärts verschmälerte Stelle. Das schmale Schildchen tief eingesenkt. Die gewölbten Deckschilde hinter der Mitte noch etw^as er- weitert und dann sehr kurz und breit zugerundet, mit sehr stark abfallender Wölbung, die stumpfen Schultern wenig hervortretend, die Wurzel jederseits des Schildchens mit einem breiten Lappen in die Ausbuchtung des Hals- schilds eingreifend. Die Punktstreifen sehr regelmässig und derb, aus w^eit getrennten, grübchenartigen Punkten gebildet, die bis zu den Hinterenden in gleicher Stärke verlaufen. Die fein und zerstreut punktirten Zwischenräume oben mehr flach, seitlich, besonders an den Vorderenden leicht gewölbt, was bei schräger Beleuchtung etwas stärker in die Äugen fällt. Unterseite und Beine gleich- falls schwarz; die Vorderbrust, deren Längsrinne nur bis zu den einander vollständig berührenden Vorder- hüften reicht, durch letztere geschlossen wird und sich auch hinter ihnen nicht weiter fortsetzt, dicht und grob punktirt; der dritte und vierte Hinterleibring stark auf- gewölbt, der zweite so lang als beide zusammen; die massig verdickten Schenkel an der Wurzel merklich verschmälert, vor den Knieen mit einem kurzen, scharfen Zähnchen besetzt, die schmalen Schienen gerade, beson- ders die vordem an der Wurzel innerseits etwas ausge- buchtete, unten ohne vorspringende Ecken ; von den Fuss- gliedern besonders das dritte sehr breit. 172 Suffrian: XXV. Rhyssomatus Scbh. 66. Rh. crispicollis Sclih. 1. 1. IV. 367. no. 3. Die a. a. O. von Boheman gegebene Beschreibung ist treffend und gut: es könnte ihr etwa noch hinzugesetzt werden, dass die eigenthümliche Strichelung des Hals- schildcs jcdcrselts der feinlängskieh'gen Mittellinie schräg von vorn und aussen nach hinten und innen geht, die Stricheln selbst aber mehr oder weniger gekrümmt sind, soW'ie dass — wenigstens bei dem vorliegenden ötücke — auf dem ersten Bauchringe hintei' dessen breitem, fein kielig gesäumten Mittelzipfel sich ein schwacher, rund- licher Eindruck zeigt. Vielleicht Geschlechtsmerkmal. Im Bezirke Cardenas. 64. Rh. ebeninus Schh. Chalcodermus eb. Schh. L c. IV. 391. no. 13. In der Beschreibung von Bob e man bei Schönherr a. a. O. wird der Schenkelzahn als jparvus bezeichnet, und so finde ich ihn auch bei zwei mir vorliegenden Stücken dieser Art: bei einem dritten, etwas kleinern Stücke Ist er an den Vorderschenkeln erheblich grösser als an den hinteren, auch als an den Vorderschenkcln der grösseren Stücke, was man daher wohl als Geschlechtsmerkmal (des J'l) ansehen darf. Die grubige Punktirung des Halsschildes ist nicht bei allen Stücken gleich dicht und stark ; bei zweien jener Stücke, dem kleinern und einem der grössern, ist sie merklich stärker aber weniger dicht als bei dem andern grösseren, zeigt auf der Mitte Spuren einer glatten, stellenweise sanft erhöhten Mittellinie, und hinten jederseits derselben einen grössern punktfreien Fleck. Speclfische Merkmale aber vermag ich darin nicht zu erkennen. Bei Schönherr a. a. O. ist diese Art als ein Chalcodermus aufgeführt, und unter diesem Gattungs- namen hat sie, wie die folgende, auch Dr. Gundlach eingesandt. Es ist jedoch schon von Lacordaire (Gen. Col. VII. 68) nachgewiesen worden, dass von allen den Merkmalen, durch welche Schönherr die beiden (eigent- lich von Herrn C h e v r 6 1 a t errichteten) Gattungen Rhys- somatus und Chalcodermus zu unterscheiden sucht, auch nicht ein einziges als stichhaltig gelten kann, und Verz. d. auf d. Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer. 173 wie geringen Wertli jener Autor auf das einzige von ihm selbst aufgefundene Merkmal an den „corheilles^ der Hinlerschienen legt, zeigt der von ihm gebrauchte Ausdruck, er habe an diesen eine Differenz gefunden, „gm per m et de les reconnaitre (i, e, les deux geiiresj." Zur Beibehaltung der Gattung Chalcodermus schien mir desshalb eine ausreichende Veranlassung nicht vorhanden zu sein. Dr. Gundlach fand den vorlegenden Käfer in den Bezirken Bayarao und Cardenas im Juli. 65. Rh. pupillatus Chv. Brunnens parce griseo- pilosus, thorace crebre punctato, elytris pone humeros obtuse dilatatis, profunde punctato-striatis, interstitiis pun- ctulatis, femoribus dentatis. Long. 2'"; lat. 1'". Dem vorhergehenden im Habitus, auch dessen klei- nerem Stücke an Grösse gleich, von ihm aber durch die bräunliche Färbung, die dichtere aber weniger grobe Punktirung, und die vereinzelte kurze greise Behaarung der Oberseite verschieden. Der Rüssel wenig gekrümmt, vorn fein punktirt aber nicht grade glänzend; hinterwärts ist die zerstreute Punktirung deutlicher, und zwischen den Augen zeigt die Stirn ein paar, deutliche feine Kiel- linien darstellende Längsrunzeln, und der Nacken ist mit einer dichten und kräftigeren Punktirung besetzt. Das flach gewölbte Halsschild breiter als lang, nach vorn kegelförmig verschmälert und hinter dem Vorderrande seitlich breit eingedrückt, mit jederseits leicht ausge- schnittenem Hinterande; die Oberfläche dicht aber nicht tief punktirt. mit feinrunzlig punktirtem, massig glänzendem Zwischengrunde, auf welchem vereinzelte, aus den feinen Pünktchen hervortretende kurze gelblichgreise Häärchen bemerkbar werden. Das kleine Schildchen schmal eiförmig. Die Deck Schilde eirund, vorn jederseits hinter den abge- schrägten Schultern in Gestalt eines kurzen, breiten •Zähnchens erweitert, mit gekrümmt abfallender, das Pygidium bedeckender Spitze, innerseits der stumpfen Schulterbeulen leicht eingedrückt, grob punktstreifig, die Punkte dicht aneinander gerückt und durch mehr oder weniger deutliche Querbrücken geschieden, welche auf 174 Snffrian: die schmalen, gekerbten Zwischenräume übergreifen; letztere fein punktirt, mit ähnlichen Häärchen, wie das Halsschild bedeckt, und von geringem Glänze. Die Unter- seite kaum punktirt, der breite erste Bauchring flach dreieckig eingedrückt, welcher Eindruck mit seinem schwächern Hinterende auch noch auf den zweiten Ring übergreift. An den kurzen Beinen sind die massig ver- dickten Schenkel mit einem gleichfalls kurzen aber scharfen Zahn besetzt, mit den Schienen dicht punktirt und mit feinen greisen Häärchen bedeckt; die Vorderschienen zeigen innerseits in der Mitte ein kurzes aber deutliches Zähnchen, die mittlem sind daselbst nur schwach doppelt ausgerandet. • XXVI. Acalles Schh. Die hierher gehörigen Arten sind von Schönherr unter seine beiden Gattungen Acalles und Tylodes vertheilt worden. Hr. Lacordaire hat jedoch schon (a. a. O. VIT. 194) darauf hingewiesen, dass zur Unter- scheidung beider Gattungen nur ein einziges einigermassen ausreichendes Merkmal in der Beschaffenheit der Fühler- sch^iur vorhanden ist, in welcher sich bei Acalles die beiden, bei Tylodes die drei oder vier untern Glie- der gegen die folgenden verlängern. Lacordaire's Be- denken gegen die Beibehaltung beider Gattungen er- scheinen mir daher wohl begründet, zumal die Regeln einer richtigen Logik erfordern würden, bei Festhaltung derselben auch wiederum die Tylodcs-Arten mit drei verlängerten Basalgliedern der Fühlerschnur generisch von denen zu trennen, bei welchen vier dieser Glieder verlängert sind, und auch Schönherr selbst in der Vcrtheilung der Arten unter seine beiden Gattungen geschwankt, und in Bd. VHI eine ganze Reihe von Arten zu Tylodes versetzt hat, die er früher (Bd. IV) als Acalles-Arten aufgeführt hatte. Geht man der Sache auf den Grund, so ergiebt sich leicht, dass nur der Habitus, wie bei Schönherr so oft, die Veran- lassung zur Sonderung beider Gattungen gegeben hat; ich habe daher auch kein Bedenken, sie wieder zu vereinigen, rVerz, d. auf d. Insel Cuba gesammelteu Rüsselkäfer. 175 und behalte für die Gattung den Namen Acalles bei, der uns durch die zahlreichen hieher gehörigen Europäischen Arten der geläufigere ist. 66. A. apicalis Schh. 1. c. IV. 326. no. 1. Der von Boheman a. a. O. gegebenen Beschreibung habe ich weiter Nichts hinzuzufügen, als dass die grössten vor mir liegenden Stücke des anscheinend nicht seltenen Käfers den grössten Stücken unseres Crypt. Lapathi Fabr. an Länge gleich kommen, die kleinsten aber unsern Ac. hypocrita Creu tz. nur etwa um die Hälfte über- treffen, auch der dunkle Rückenfleck der Deckschilde nach Grösse und Schärfe der Begrenzung mancherlei Abänderungen unterliegt. Der Käfer findet sich in vielen von mir verglichenen Sammlungen, und wurde von Dr. G. in den Bezirken Cardenas, Cuha, Guantänamo an trockenen Zweigen im März und April gesammelt. 67. A. t er r OS US Chv. Oblongo-ovatus niger fusco- squamosus parce setulosus, antennis tarsisque ferrugineis, thoracis profunde punctati latcribus elytrorumque apice squamulis silacels tectus, elytris profunde punctato-striatis, interstitiis convexiusculis. Long. 1 — ^^W" '^ lat. Y2^^^ Vs'"- Dem unten beschriebenen A. stipulosus nicht un- ähnlich, aber etwas kleiner, in der Mitte der Deckschilde mehr bauchig erweitert; die Vv-eiteren Abweichungen beider Arten zeigen sich theils in der Färbung, theils in der Sculptur und der Beschaffenheit der Dörnchen auf der Oberseite. Die Farbe ist zwar auch ein schmutziges, glanzloses mit bräunlich gieisen Schüppchen dicht be- decktes Schwarz, aber auf den breiten Seiten des Ilals- schildcs fallen diese Schüppchen bei unbeschädigten Stücken deutlich ins Hellgelbgreise, oder vielmehr das Halsschild ist überall gelbgreis und zeigt nur auf seiner Mitte eine nach vorn dreieckig verschmälerte schwärzliche Längsbinde. Gleiche Schüppchen tragen die Schenkel und Schienen, sowie die kleinere, nach vorn ziemlich scharf begränzte Hinterhälfte der Deekschilde, von wo aus seitlich längs den beiden äussersten Punktstreifen sich ähnliche Schuppen bis zum Hinterrande des Flals- 176 , Suffrian: Schilds emporziehen. Bei abgeriebenen oder durch Nässe verdorbenen Stücken werden diese hellen Schuppen meist unscheinbar, oder lassen nur an der Spitze der Deck- schilde und vorn an der Gränzllnie des Hinterflecks eine mehr oder weniger kenntliche Spur zurück. Die Sculptur der Oberseite tritt erst bei den abgeriebenen Stücken deut- lich hervor. Sie bildet auf dem Halsschilde ziemlich grobe, grübchenartige Punkte mit glanzlosem Zwischengrunde, ist aber auch bei den besser erhaltenen Stücken auf der schwärzlichen Mitte des Halsschilds kenntlich. Ebenso bilden die Punkte auf den Dcckschilden gleichmässige grobe Punktstreifen, deren gleich breite matte Zwischen- räume oben flacher, seitlich mehr gewölbt erscheinen. Die emporgerichteten kleinen Borsten stehen auf Kopf und Halsschild mehr senkrecht, auf den Deckschilden etwas mehr nach hinten geneigt, sind länger als bei A. stipulosus, gelblich und nach der Spitze zu deutlich verdickt. Im Bezirke Cardenaa. 68. A. stipulosus M. Ber. Oblongo-ovatus niger cinereo-squamosus parce setosus, antennis tarsisque ferru- gineis, thorace profunde punctato anlice constricto, ely- tris bifariam punctato-striatis, interstitiis convexiusculis, alternis latioribus. Long. IV4— IV2'"; lat. '^k—^U". Der vorliegende Käfer ist von Dr. G. bald als ein Acalles, bald als ein Tyl ödes eingesandt worden, aber wenn man auch die nach dem oben Bemerkten höchst entbehrliche Gattung Tylod es beibehalten will, kann er nach dem Bau seiner Fühler doch nur den eigentlichen Acalles- Arten beigezählt werden. Die Grösse ist die der kleineren Stücke unseres Ac. Camelus, nur ist er an den Seiten sanfter gerundet, hinter den Schultern weniger erweitert, die Farbe bis auf die hell rothgelben Fühler und Fussglieder ein schmutziges Schwarz> mit dicht anliegenden helleren oder dunkleren greisen Schüppchen bedeckt, unter denen an den abgeriebenen Stellen die eigentliche glanzlose Körperfärbung hervortritt: ausserdem aber zeigen sich auf dem Halsschilde und den Dcck- schilden vereinzelte kurze aufrechte greise Borsten, die Verz. d, auf d. Insel Cuba gesammelten Rüsselkäfer. 177 sich aber auch sehr leicht abzureiben scheinen und daher nur selten auf der ganzen Oberfläche vorhanden sind. Der ziemlich kurze und dicke Rüssel ist an der Spitze etwas flach gedrückt und schuppcnlos, die Fühler von massiger Länge, das erste und zweite Glied der Schnur ziemlich gleich lang, und erheblich länger als die folgen- den, auch, besonders das erstere, oberwärts verdickt, die Keulen eiförmig, und die beiden zunächst liegenden Glieder dicker als die mittleren der Schnur. Das Hals- schild breit quer übergewölbt, vorn stark herabgesenkt und dadurch jederseits eine stumpfe Anschwellung bildend, grob und dicht punktirt, mit matt runzligem Unter- grunde, die Punktirung aber nur bei abgeriebener Be- schuppung deutlich. Die vor der Wurzel etwas einge- zogenen Deckschilde eng an das Halsschild angeschlossen, hinter den abgeschrägten Schultern erweitert und dann wieder hinterwärts stark verschmälert, grob punktstreifig, die Streifen paarweise einander genähert, wodurch die geraden Zwischenräume etwas breiter als die ungeraden erscheinen ; alle übrigens matt und glanzlos, überaus fein in die Quere gerunzelt. Auch die Unterseite mit den zahnlosen Schenkeln und Schienen ist schwärzlich, mehr oder weniger greis beschuppt, dadurch s-tellenweise wie mit feinen Höckern besetzt; der erste Bauchring bei einem etwas schmaleren (ob lungen. nur durch die andere Richtung, die es verfolgt. Der ganze beschriebene Apparat liegt nun theils in einer seichten Vertiefung der Haut, die von aussen stärker gewölbt erscheint, theils ragt er in den Fettkörper des Ab- domens hinein. Die Vertiefung der Haut, in der er Platz findet, hat an der Ausscnseite einen scharf vorspringenden Rand (m Fig. 1 links), der namentlich in seinem unteren Theile kräftigen Muskeln Ansatzstellen gewährt. Selten Ist er auch an der inneren Seite mit derselben Deutlich= keit ausgeprägt; letzteres ist besonders bei einigen The- ridien der Fall. Die Körperhaut ist an dieser Stelle von hellerer Farbe und durchsichtig, so dass das ganze Organ gelb oder röthlich durchscheint. Es fehlen ihr an dieser Stelle entweder alle Haare und sie ist nur w^ellenförmig gerunzelt (dies ist z. B. bei Zilla, Fig. 1, der Fall), oder sie hat einen Ersatz für den Mangel der gewöhnlichen Haare in einer eigenthümlichen Modifikation derselben, die in verästelten, sich auf der Haut verbreitenden, nicht über dieselbe erhebenden Verdickungen besteht. Diese Haare sind übrigens wie die gewöhnlichen von einem Kanal durchzogen (Fig. 3). Sie finden sich besonders schön und reich bei Oletera, Dolomedes, Ocyale, Lycosa, während sie bei den Thomisiden, Aüiden, überhaupt den kleineren Arten fehlen; bei Epeira verschmelzen mehrere derselben zu Querleisten. — Es ist oben bemerkt worden, dass je ein Stigma zu jeder Lunge, und nicht ein gemein- schaftlicher Spalt zu beiden führe. Die beiden Lungen treten aber doch in Kommunikation mit einander und zwar durch ein Band (g Fig. 1 u. 4), das als Anhang des Luftsackes an der inneren Ecke der beiderseitigen Stigmen erscheint und von derselben Haut gebildet ist wie dieser. Sein hinterer Rand gewährt in seiner gan- zen Ausdehnung, namentlich aber in der Mitte zwischen üeber die Respirationsorgane der Araneen. 218 beiden Stigmen kräftigen Muskeln geeignete Stützpunkte, In anderen Fällen (z. B. Thomisus Fig. 4) treten zwei stärkere, dicht neben den Stigmen befindliche Anheftungs- stellen von Muskeln deutlicher hervor. B. Die Tracheen. Dicht hinter den beiden Stigmen, die alle Spinnen besitzen und die zu den eben beschriebenen Lungen führen, finden sich bei einigen zwei ähnlich gebildete, die ent- weder ebenfalls zu Lungen führen (Mygaliden oder Te- trapneumones), oder zu Tracheen; das letztere ist, so weit unsere jetzigen Kenntnisse reichen, bei den Gattungen Dysdera, Segestria und Argyroneta der Fall. Ich gebe hier noch einmal eine Darstellung der Tracheen von Dys- dera und Segestria nach meinen Beobachtungen, weil die Beschreibung von Du g es etwas dürftig ist, und weil doch das Yerständniss der übrigen Arten, bei denen ent- wickelte Tracheen noch nicht bekannt sind, durch Ver- gleich mit diesen bedeutend erleichtert wird. Zu Gebote standen mir D. crythrina und D. rubicunda ; Segestria bavarica, S. perfida und S. senoculata, während mir das Tracheensystem von Argyroneta aquatica, die in der Um- gegend Bonns zu fehlen scheint, durch die Beschreibung Menge's bekannt geworden ist; nach derselben scheint es übrigens näher mit dem von Dysdera als Segestria verwandt zu sein. Auf die Stigmen, die ganz wie die Lungenstigmen gebildet sind, setzt sich zunächst eine schlaffe, struktur- lose Membran, ganz wie bei den Lungen, die aber auch hier bald durch Einlagerung stabähnlicher Chitingebilde an Festigkeit gewinnt. Der sehr kurze, von der struk-' turlosen Haut gebildete Gang führt nun zu einem kräf- tigen, sich noch etwas verbreiternden Tracheenstamm (Hauptstamm), der flach gedrückt ist, so dass sein Quer- schnitt nicht kreisrund erscheint, sondern einer Ellipse gleicht 1). Die Wand dieses Hauptstammes ist durch die 1) Danach ist auch die Abbildung Blanchard's (Annales d. Sc. nat. 1849, Tome 12, pl. 7, fig. 5) zu berichtigen. 214 Bertkau: Stäbchen besonders verstärkt. Bei Segestria bleiben diese unverbunden und unregelmässig angeordnet; bei Dys- dera und Argyroneta aber verschmelzen sie auf der In- nenseite der Röhre zu einem Ringe, der spiralig verläuft und dem Spiralfaden der Insektentracheen ganz analog ist. Zwar lässt er sich nicht auf seine ganze Länge ab- rollen, zerreisst vielmehr gewöhnlich, nachdem drei oder vier Windungen aufgewickelt sind ; auch befinden sich die Windungen dicht bei einander und sind hin und wieder durch Querbrücken mit einander verbunden ; im- merhin aber wird man darin eine Analogie des Spiral- fadens sehen; wie dieser ist er dazu bestimmt, die Elasti- cität der Tracheen zu erhöhen. Der grössere Theil des Hauptstammes geht nach vorn (Ccphalothoraxstamm), während ein kleinerer Anhang in Gestalt eines längeren (Dysdera) oder kürzeren (Segestria) Beutels nach hinten abgeht (Abdominalstamm). Nach der Zeichnung, die Menge von den Tracheen bei Argyroneta entwirft (Taf. I, Fig. 7 u. 10) fehlt dieser Anhang hier ganz. Bei Dysdera und Argyroneta gehen nun die beiden Cephalothoraxstämme, dicht an einander geschlossen, durch den schmalen Stiel, der Cephalothorax und Hin- terleib verbindet, in den ersteren und erreichen hier ihr Ende, indem sie kopfförmig anschwellen (Fig. 5) und eine überaus grosse Zahl feinwa.ndiger, unverästelter Röhrchen auvssenden. Bei Segestria bleiben die Hauptstämme im Abdomen, schwellen auch nicht in der Weise an wie bei Dysdera und Argyroneta, schicken aber ebenfalls von ihrem ganzen vorderen Theile dieselben zartwandigen Röhrchen aus, die nun ihrerseits, in zwei kräftige Bündel vereinigt, grossen Theils in den Cephalothorax hinauf- steigen; nur wenige gehen zu den im vorderen Theile des Hinterleibs befindlichen Organen ab. Von dem Ab- dominalstamm gehen ebenfalls sehr zahlreiche Röhrchen zu den Organen des Hinterleibes aus. Auch bei Dysdera entbehrt dieser Stamm der Andeutung eines Spiralfadens und unterscheidet sich auch noch dadurch von dem Cc- phalothoraxstamm, dass er in seinem ganzen Verlauf, nicht bloss an der Spitze, die Röhrchen entlässt. Diese von Ueber die Respirationsorgane der Araneen. 215 den Hauptstämmen ausgehenden Röhrchen gehen unver- ästelt und ohne mit einander in Anastomose zu treten, allmählich an Weite abnehmend bis in die äussersten En- den des Körpers. Die des Cephalothorax begeben sich in Bündeln von 30 — 40 Stück in die verschiedenen Glicd- maasseji : in die Beine, das Kinn, die Unterkiefer mit den Tastern, den Epipharynx, die Oberkiefer ; bald verlaufen sie gerade, bald vielfach gewunden zwischen den Muskel- bündeln her. Mit blossem Auge ist ein einzelnes Röhr- chen nicht sichtbar, in grösserer Menge vereinigt glänzen sie mit demselben weissen Lichte, welches die Lungen bei auffallendem Lichte zeigen, so lange sie mit Luft er- füllt sind ; bei durchfallendem Lichte erscheinen sie schwarz, so lange sie mit Luft erfüllt sind ; ist dieselbe ausgetrie- ben, so sind sie nur noch mit Mühe wchrnehmbar. Ihr Querdurchschnitt ist kreisförmig und selbst mit der stärk- sten Vergrösserung lässt sich keine Spur eines Spiral- fadens in ihnen entdecken. Die Hauptstämme sind bei Dysdera und Segestria un verbunden; bei Argyroneta befindet sich nach der Dar- stellung Menge's ein elastisches Band am Grunde der Hauptstämme, welches die einzelnen Stämme auseinander halten soll (Taf. I, Fig. 7 und 10 v) i). Wahrscheinlicher ist, dass sich an dieses Band Muskeln anheften, welche das Erweitern oder Verengern der Stigmen und Haupt- stämme zu bewerkstelligen haben, wie es bei den Lungen der Fall ist. Auch muss ich noch bemerken, dass bei Dvsdera und Segestria die Röhrchen nicht den Gift- kanal in der Klaue bis nahe zu seiner Ausmündungsstelle begleiten, wie Menge es von Argyroneta angiebt. Zwei- felhaft erscheint es mir auch bei der letzteren Spinne deshalb, weil nicht gut Platz für dieselben da ist, weil man ferner ihren Zweck nicht recht einsieht, da das Blut nicht bis in das Klauenglied hinein cirkulirt und endlich, weil wegen der faserigen Struktur der Wand des Gift- kanals die Möglichkeit einer Täuschung nahe liegt. Die Mygaliden und die angeführten drei Gattungen 1) Nicht 0, wie es in der Figuren erklärung (pag. 63, fig. 10) heisst. 216 Bertkau: sind die einzigen bis jetzt bekannten, welche 4 Stigmen haben ; alle übrigen Spinnen (auch Micryphantes und Salticus nicht ausgenommen, von denen Menge und nach ihm V. Si eb old 1) und Leuckart^) zwei Stigmen am Hinteiieibsende angiebt) besitzen dicht vor den Spinn- warzen einen längeren oder kürzeren Quorspalt, welcher, da er zu zwei symmetrisch gebildeten Tracheen führt, wohl aus der Verschmelzung zweier seitlicher Stigmen entstanden ist. Das durch diesen Spalt mit der Luft in Verbindung stehende Tracheensystem zeigt so grosse Ver- schiedenheiten, dass sich kaum etwas Allgemeines darüber sagen lässt und ich daher zu den einzelnen Gattungen übergehen werde. Am engsten an die vorhin beschriebenen, speciell an Dysdera und Argyroneta, schliesst sich die Gattung Dictyna Sund. an. Von diesen kleinen Spinnen hatte ich D. benigna in grosser Menge, D. latens und variabilis spärlicher zur Verfügung; alle drei leben auf niederem Gebüsch auf Blättern, wo sie ein sehr kunstloses, aus wenigen Fäden bestehendes Gespinnst machen. Fig. 7 stellt den unteren Theil des Tracheensystems dar. Der Spalt ist ziemlich breit; sein vorderer Rand wird von derselben Haut gebildet, die den grössten Theil des Hinterleibes überzieht und hier nur reichlicher mit Haaren besetzt ist, die das deutliche Erkennen aller Ver- hältnisse etwas erschweren. Der Spalt führt nun zunächst in eine geräumige, plattgedrückte Höhle, deren untere Wand von einer festen, in den vorderen Stigmenrand allmählich übergehenden Haut gebildet wird. Namentlich an den beiden Ecken des Spaltes verleihen hornartige Leisten (r p'ig. 7) diesem Theile eine besondere Festigkeit. Vom vorderen Ende der Lufthöhle gehen zwei seitliche starke Tracheenstämme aus, welche platt gedrückt sind und, nach aussen gebogen, durch den Hinterleib in den Cephalothorax steigen, nachdem sie im ersten an drei Stellen kleinere Aestchen haben abgehen lassen, die eine grosse Zahl der unverästelten Röhrchen aussenden, wie bei Dysdera 1) A. a. 0. pag. 535. 2) A. a. 0. pag. 253. üeber die Respirationsorgane der Araneen. 217 der Kopf des Hauptstammes. Gleich nachdem sie in den Cephalothorax eingetreten sind, lösen sie sich gleichfalls in eine grosse Zahl von Röhrchen auf, die zu den Extre- mitäten hinlaufen. Die Gestallt der im Allgemeinen flach zusammengedrückten Hauptstämme erleidet in der Nähe der Verzweigungen einige Aenderung, indem sie hier mehr cylindrisch werden. Die Wandung derselben ist ganz wie bei Dysdera durch Leisten elastisch gemacht, die aber hier noch weniger wie dort spiralig verlaufen, sieh verästeln und cylindrische Stäbchen, senkrecht zur Oberfläche gestellt, tragen, die sich in ihrer regelmässigen Anordnung in der ganzen Längenausdehnung der Stämme verfolgen lassen. Dieselbe Struktur hat auch der vordere ausgebuchtete Rand der Lufthöhle, während ihre obere Wand von einer strukturlosen, schlaffen Haut gebildet wird, die diese Beschaffenheit erst verliert, nachdem sie hinter dem vorderen Stigmenrande hervorgetreten ist und schon den Schutz der Körpertheile zu überneMmen hat. Unter den von den Hauptstämmen ausgehenden Aesten sind zwei ganz kurz; der mittlere ist länger, zweigt sich ungefähr in der Mitte des Hinterleibes ab und ent- sendet in der Nähe der Lungen seine Röhrchen. Da die Länge der Hauptstämrae die Entfernung der Spalte von dem Cephalothorax bedeutend übertrifft, so biegen sie sich nach aussen und aufwärts und dann wieder nach der Mittellinie und abwärts, um so den Cephalothorax zu erreichen. Abgesehen von der Zahl der Röhrchen, die hier allerdings viel geringer ist, als bei den drei ersten Gattungen steht dieses Tracheensystem hinter jenen in keiner Beziehung zurück. Ein schon weniger entwickeltes Tracheensystem findet sich bei den Gattungen Erigone Sav. und Micry- phantes Koch. Bei Micryphantcs hat es übrigens schon Menge aufgefunden, wenn auch nicht richtig darge- stellt. Fig. 9 giebt eine Abbildung von M. rubripes, mit dem die übrigen im Allgemeinen übereinstimmen. Der vordere Rand des Stigmas ist hier doppelt geschweift und von der starken Körperhaut gebildet, die auch hier wieder an den Enden eine hornige Beschaffenheit an- 218 Bertkau: nimmt. Auch hier ist zunächst ein kleiner Hohlraum vorhanden, der sich aber rasch verschmälert. Dicht ober dem Stigma, an dem scharfen Rande des flachgedrückten Hohlraumes, geht beiderseits eine einfache, unverästelte Röhre ab (a Fig. 9), die in eine feine Spitze ausläuft. Oberhalb der Stelle, wo die beiden dünnen Röhren aus- gehen, spaltet sich die Lufthöhle in zvrei gerade, kurze, aber breite Stämme (b Fig. 9), die ebenfalls abgeplattet sind und deren Wand durch senkrecht gestellte Stäbchen ungefähr dieselbe Struktur besitzt, wie die Hauptstämme bei Segestria. An dem Aussenrande setzen sich diese Stäbchen auch auf die Wandung der Lufthöhle bis dicht vor den Ecken des Stigmas fort, während oben und unten die Haut der Lufthöhle dieselbe Beschaffenheit zeigt wie bei Dictyna. Von der Mitte ihrer Länge an schicken diese Haupt- stämme nun die Röhrchen aus, die zum Theil im Ab- domen bleiben, zum Theil in den Caphalothorax gehen und sich in die Extremitäten verbreiten. Diese Tracheen zeigten Erigone dentipalpus, Micryphantes rubripes, cras- sipalpus, camelinus, bicuspidatus und andere Micryphantes- Arten, die specifisch wohl noch nicht recht unterschieden sind. Ein ähnliches Tracheensystem fand ich bei einer kleinen grünen Spinne, die in der Augenstellung und ihrer Lebensweise mit Dictyna übereinstimmt, von Koch aber noch nicht abgebildet und beschrieben ist. Dagegen besteht bei M. flavoniaculatus das Tracheensystem in 4 einfachen Schläuchen, wie sie bei den meisten Spinnen vorkommen; auf diesen Unterschied werde ich weiter unten zurückkommen. Ein ebenfalls vollkommen ausgebildetes Tracheen- system findet sich bei den xYttiden, wo es Menge bei Salticus beschreibt. Alle Gattungen, die ich habe unter- suchen können (es waren dies Dendryphantes, Salticus, Euophrys, Heliophanus) haben ein ziemlich übereinstim- mend gebautes Tracheensystem, welches in zwei sich wenig verzweigenden Stämmen an einer Spalte vor den Spinn- warzen seinen Ursprung nimmt und in Absätzen eine grosse Zahl von Röhrenbüscheln entsendet. Als Beispiel lieber die Respirationsorgane der Araneen. 219 wähle ich Dendryphantes muscosus, wo diese Verhältnisse wegen der Grösse der Spinne am besten zu erkennen sind (Fig. 10). Auch hier ist der vordere Rand der Spalte stark verdickt und eben solche hornige Leisten (r Fig. 10) finden sich hier wie bei Dictyna. Die Leisten neigen vorn etwas zusammen, und hier nehmen zwei platte Tra- cheenstämme ihren Ursprung, die in ihrem Verlauf nach vorn immer eine Hauptrichtung erkennen lassen, während kurze Seiteuäste eine verschiedene Richtung verfolgen. Die Struktur ihrer Wand ist dieselbe wie bei Mi- cryphantes. Diese Struktur beginnt auf der oberen Wand der Lufthöhle in Gestalt eines V; hinter dieser Stelle ist die obere Wand zart und gewinnt erst jenseits des vorderen Stigmenrandes jene Festigkeit, die sie zum Schutz der inneren Organe befähigt. Auf der unteren Wand der Lufthöhle gehen die Einlagerungen der Stäb- chen noch näher an das Stigma heran und hören ohne scharfe Grenze auf. Die beiden Stämme gehen, wenig divergirend, nach vorne bis zum Anfang des Hinterleibes und schicken aus kurzen Seitenästeu, so wie an ihrem Ende büschelförmig die zartwandigen Röhrchen aus. Wenn auch nicht unter allen Verhältnissen optisch wahrnehmbar, so scheint sich doch in diesen Röhrchen die innere Differenzirung eines Spiralfadens anzubahnen ; wenigstens bemerkt, man an den mit Luft erfüllten Röhrchen feine, quer zur Längs- richtung verlaufende Linien, die sich aber der An- schauung entziehen, sobald die Luft durch eine Flüssig- keit ersetzt ist. Im Verhältniss zur Grösse des ganzen Thieres sind diese Röhrchen die weitesten, die ich bei den verschiedenen Arten gefunden habe. An Zahl kom- men sie wohl denen von Micryphantes gleich, bleiben aber auf den Hinterleib beschränkt und erreichen folglich auch nicht die Länge der bei den bisherigen Arten. Meine Darstellung weicht in einigen wesentlichen Punkten von der Meng e's bei Micryphantes und Salticus ab, worüber ich mich noch aussprechen muss. Bei ihm heisst es (Neueste Schriften etc. p. 23) folgendermassen : „Seit ich die Tracheen bei Argyroneta gefunden, habe ich bei 220 ' Bertkau: mehreren Spinnen danach gesucht, und sie nur noch bei Salticus und Micryphantes angetroffen. Es ist zu ver- muthen, dass, wenn sie bei einer Art einer natürlichen Gattung vorkommen, sie auch den übrigen nicht fehlen werden. Ich habe Salticus scenicus und Blancardi unter- sucht und sie bei beiden ganz gleich gebildet gesehen. Die von Micr. rurestris waren denen von Salticus sehr ähnlich, beide aber von denen bei Argyroneta sehr ver- schieden. Es fehlen nämlich hier die Kanäle und sind nur zwei Tracheenstämme vorhanden, welche nicht am Anfange des Hinterleibes, sondern am Ende, nahe vor den Spinnwarzen ausmünden. An ihrem Grunde ent- springen zur Rechten und Linken Röhren-Bündel, sie selbst gehen nach vorne, zertheilen sich zuletzt ruthen- förmig und verbreiten sich auf den Organen des Bauches. In der Brust habe ich keine Spur derselben gefunden." Tracheenstämme nennt Menge die Gesammtheit der bei Argyroneta von dem Kopf der Hauptstämme (die er Ka- näle nennt) ausgehenden Röhrchen. Nach seiner Vor- stellung, in die man sich schwer hineindenken kann, wür- den demnach die Röhrchen unmittelbar am Stigma be- ginnen, ein Theil würde sich rechts und links wenden, die Hauptmasse, Anfangs vereinigt, nach vorne gehen und sich dann zertheilen. Von diesem allem findet sich nun keine Spur, bei Micryphantes eben so wenig wie bei Salticus. Zunächst sind hier keine zwei getrennten Stig- men, sondern eine gemeinsame Spalte vorhanden. Die Hauptstämme (Kanäle nach seiner Bezeichnung) existircn hier eben so gut wie bei Argyroneta, wenn sie auch nicht mit derselben Leichtigkeit wahrzunehmen sind. Ausser dem mit a bezeichneten Ast gehen bei Micryphantes keine Röhrchen in der Nähe des Stigmas ab, und bei Salticus entspringen dieselben aus den kurzen Seiten- ästen. Wenn er auch bei Micryphantes im Cephalothorax keine Röhrchen entdecken konnte, so hat er eben Un- glück gehabt: am einfachsten und mit der geringsten Mühe kann man sich von ihrer Anwesenheit dadurch überzeugen, dass man ein einzelnes Bein unter dem Mi- kroskop betrachtet; die Röhrchen sind bei frisch getöd- Ueber die Respirationsorgane der Araneen. 221 teten Thieren noch mit Luft gefüllt und fallen durch ihre schwarze Farbe sofort in die Augen; eine Verwechselung mit Muskelfasern hat man bei einiger Vorsicht nicht zu besorgen. Am ehesten ist noch ein Irrthum hinsichtlich der Duplicität der Stigmen möglich. Die weit aufklaffen- den Enden des Spaltes mit ihrem breiten Verdickungs- saum lassen leicht die verbindende Ritze übersehen und die sich nur am Aussenrande der Lufthöhle fast bis zu dem Stigma hinziehende Struktur der Tracheenstämme begünstigt diesen Irrthum, indem man glauben könnte, es gingen von den beiden kreisförmigen Oeffnungen rechts und links zwei engere Stämme aus, die sich vereinigten und dann wieder in zwei weitere Stämme spalteten, was allerdings immer noch ganz anders wäre, als wie Menge die Sache darstellt. Bei genauem Zusehen und nament- lich bei einer Betrachtung des Objekts von verschiedenen Seiten her wird man indess die üeberzeugung gewinnen, dass sich die Sache so verhält, wie ich es beschrieben habe. Bei allen bisherigen Gattungen Hessen sich durch die verschiedene Struktur ihrer Wand ausgezeichnete Hauptstämme unterscheiden, von denen an bestimmten, meist beschränkten Stellen die feinen Röhrchen büschel- förmig ausgingen; eine weitere Verkümmerung, zugleich mit einer räumlichen Reducirung des ganzen Apparates verbunden findet bei den Thomisiden Statt. In dieser Familie haben die Gattungen Thomisus, Xjsticus, Arta- mus und Philodromus am Ende des Hinterleibes eine schmale Spalte, die zu einer kleinen Lufthöhle führt, von der vier Aeste ausgehen (Fig. 11, Thomisus calycinus). Die beiden seitlichen (a) sind schwächer als die mittleren (b), alle vier aber schicken auf ihrem ganzen Verlauf, der auch hier auf den Hinterleib beschränkt bleibt, hin und wieder Aeste ab, die sich wieder verzweigen, oder unverzweigt in eine fadenförmige Spitze auslaufen. Die beiden Gattungen Thomisus und Xysticus haben noch in dieser Familie am höchsten entwickelte Tracheen, wäh- rend bei Artamus und Philodromus schon ein Rückschritt bemerkbar ist, der sich in einer geringeren Zahl der hier 222 Bertkau: unverästelten Seitenzweige, so wie in einer geringe- ren Längenentwickelung dieser und der Hauptstämme zeigt. Die Wand der Hauptstämme ist ebenso construirt wie die der Seitenzweige: eine dünne, aber feste Membran, der kleine punktförmige Körnchen eingelagert sind, ist äusserlich von einer weichen glashellen Haut überzogen. Ausserdem findet sich in ihnen, wie in den Lungenfächern und den Hauptstämmen der früheren Gattungen, die Luft ^ zwischen den Körnchen in feinzertheiltem Zustande, wäh- rend sie in den von den Hauptstäraraen der früheren Gat- tungen ausgehenden Röhrchen eine ununterbrochene Säule bildet. Der Struktur der Wand nach dem der Thomisiden gleich ist das Tracheensystem der übrigen Spinnen, steht aber in seiner Entwicklung auf noch niedrigerer Stufe, indem 4 einfache Röhren vorhanden sind. Eine schmale Spalte vor den Spinnwarzen führt zunächst in einen flach gedrückten Luftraum, der im Allgemeinen ebenso gebildet ist, wie der entsprechende Theil von Micrjphantes oder Dendryphantes : eine hornige Leiste am vorderen Stig- menrande und zu beiden Seiten des Luftraumes giebt auch hier dem Skelete eine grössere Festigkeit. An dem vor- deren Ende entspringen, Anfangs in einer Ebene liegend, vier einfache Röhren, welche bandartig abgeplattet sind und keine Spur eines Spiralfadens, vielmehr nur unregel- mässig zerstreut feine Körnchen in ihrer Membran ent- halten. So lange sie mit Luft erfüllt sind, die in ihnen ebenfalls in dem fein zertheilten Zustande ist, erscheinen sie bei aufi'allendem Lichte weiss und die der grösseren Arten sind schon mit blossem Auge wahrzunehmen. Ist die Luft ausgetrieben, so fallen sie wegen des geringen Brechungsunterschiedes nur wenig in die Augen; immer- hin aber lässt sich an den Körncheneinlagerungen ihr Verlauf vom Ursprung an verfolgen. Dass die Luft durch Druck ausgetrieben werde und bei aufgehobenem Drucke zurückkehre, wie v. Siebold i) angiebt, kann ich nicht 1) A. a. 0. pag. 536, Anmerk. 10. Ueber die Respirationsorgane der Araneen. 223 bestätigen. L<ässt man nicht die Flüssigkeit, in der sich das Präparat befindet, vollständig verdunsten, so füllen sich die einmal entleerten Kanäle nicht wieder mit Luft, was jedenfalls auf eine geringe Elasticität der Wand hin- weist. Ueberhaupt kann man nicht eigentlich von einem Austreiben der Luft reden; wenn man das Vordringen der Flüssigkeit unter dem Mikroskop beobachtet, so sieht man nie sich irgendwo Luftbläschen ansammeln, was wohl nur so zu erklären ist, dass sich die Luft, deren Menge ja in den flach gedrückten, schmalen Röhren gering ist, in der Flüssigkeit löst. Bei aller Uebereinstimmung in diesen allgemeinen Verhältnissen zeigen sich bei den verschiedenen Gattun- gen im einzelnen gewisse Abweichungen. Selten treten die 4 Röhren gleich am Grunde als gleichwerthig auf; am häufigsten sind die beiden rechts und links von der Mittellinie gelegenen mit einander verwachsen, so dass in diesem Falle von der kurzen Athemhöhle eigentlich zwei seitliche Röhren ausgehen, die sich früher oder später in zwei schwächere spalten. So ist es der Fall bei Tegenaria, Philoica, Agelena, Clubiona, Drassus, Cheir- acanthium, Melanophora, Lycosa, Dolomedes, Sparassus. Weniger häufig ist eine Verschmelzung der beiden in- neren Röhren, so dass in diesem Falle drei Röhren von der Athemhöhle ausgehen, von denen sich die mittlere, kräftigere bald in zwei Aeste spaltet; dies letztere Ver- hältniss findet namentlich bei kleineren Arten von Epeira, Theridium und besonders deutlich bei Zilla calophylla (Fig. 13) Statt. Gewöhnlich sind die äusseren Röhren schmäler, aber länger, wogegen die inneren breiter sind, dafür aber kürzer bleiben, oft sogar um das Doppelte und dreifache ihrer Länge von den äusseren übertroffen werden. Bei den grösseren Epeira-Arten und ebenfalls bei Zilla calophylla verbreitern sich die kurzen mittleren Röh- ren bald nach ihrer Trennung von dem gemeinsamen Ur- sprung blattförmig, und ihr vorderer Rand lässt 3—4 kleine Vorsprünge sehen, die man als den Beginn einer weiteren Verästelung ansehen kann. 224 Bertkau: Bei der Kleinheit dieser Organe und bei ihrer ausser- ordentlichen Zartheit ist es mir nie gelungen, ihren Ver- lauf im ganzen Hinterleib zu verfolgen ; so viel steht aber fest, dass sie, wie sie in der Nähe der Spinnwarzen ihren Ursprung nehmen, so auch die Spinngefässe noch vs^eiter- hin begleiten. Die äusseren gehen bis zu den Lungen, kehren dann um und laufen dicht vor den Spinnwarzen in eine feine Spitze aus, wogegen die inneren in der Nähe der Lungen mit einem stumpferen Ende aufhören. Eine angenäherte Vorstellung von ihrem Verlauf kann man bei den kleineren Theridien und bei Tetragnatha extensa gewinnen. Die crsteren kann man unterm Mikroskop betrachten, wo sie den Verlauf der schwarzen Fäden be- quem verfolgen lassen. Bei Tetragnatha extensa, nament- lich den wohlgenährten Exemplaren, ist die Haut des Ab- domens so durchsichtig, dass die weissen Tracheen, die eine Strecke lang dicht unter derselben verlaufen, schon mit blossem Auge sichtbar sind. Die äussere läuft, von der Spalte an sich der Seitenlinie des Abdomens nä- hernd, bis ungefähr zur Mitte, wo sie in der schrägen schwarzen Linie, dicj sich; hier vom Rücken her berab- zieht, aufwärts steigt, um sich dann ins Innere zu ver- lieren. Die innere läuft mehr an der Unterseite des Leibes hin und lässt sich bis vor die Lungen verfolgen, wo sie ebenfalls unsichtbar wird. Neben Tetragnatha extensa ist Sparassus virescens die einzige Art, bei der ich (an einzelnen günstigen Exemplaren) die Tracheen äusserlich habe wahrnehmen können. Bei Oletera, Dysdera und Segestria habe ich nach diesen einfachen Tracheen am Hinterleibsende vergeblich gesucht. Wenn dieser Umstand zu der Annahme berech- tigt, dass sie hier überhaupt fehlen, so liegt auch die Ver- muthung nahe, die Spalte sei aus der Verschmelzung zweier Stigmen entstanden, die den beiden hinteren Stig- men bei den Mygaliden, Dysdera, Segestria und Argy- roneta entsprechen ^). Diese Verschmelzung, die sich bei 1) Diese Ansicht scheint mir natürlicher zu sein, als die Leuckart's, der annimmt, dass die Spinnen in der Norm drei lieber die Respirationsorgane der Araneen. 225 allen Spinnen zeigt, bei denen die Tracheen am Hinter- leibsendc entspringen, ist nach der Verrückung der Stig- men eine einfache Forderung der Oekonomie geworden. Demnach würden also die Spinnen eigentlich 4 Stigmen besitzen, zwei vorn am Hinterleib und entweder zwei dicht dahinter oder in einiger Entfernung davon am Ende des Hinterleibes, in welchem letzteren Falle zugleich die laterale Duplicität verloren geht. Das erste Stigmenpaar führt nun immer zu Lungen, das zweite entweder zu Lungen oder Tracheen. Bei letzteren lassen sich immer je zwei Hauptstämme unterscheiden, von denen bei Dys- dera und Segestria der eine (b Fig. 6) nach vorn geht und den Cephalothorax, der andere (a) nach hinten geht und den Hinterleib mit Röhrentracheen versieht; bei den übrigen, bei denen sich eine Spalte am Hintcrleibsende befindet, müssen natürlich beide Stämme nach vorn ge- hen (a und b Fig. 9— 13) wo der äussere dem nach hinten gerichteten von Dysdera und Segestria entspricht. Es hat nun etwas Befremdendes, Lungen und Tra- cheen bei denselben Thieren zu finden ; ähnliche Lungen sind in dem ganzen Thierreich nicht bekannt, und über- dies ist man nicht gewohnt, bei den wirbellosen Thieren Lungen anzutreffen. Die Schwierigkeit, alle Verhältnisse klar zu durchschauen, hat übrigens lange Zeit die wahre Natur der bisher als Lungen bezeichneten Organe ver- kennen lassen. Aeltere Anatomen , wie Treviranus i), Meckel ^), Brandt und Ratzeburg ^) nahmen sie für Kie- men, wobei sie den dem Stigma unmittelbar aufsitzenden Paare von Stigmata besitzen, alle drei hinter einander an der Bauch- fläche des Abdomens, die beiden ersten im vorderen Theile, das dritte am Ende. Da nämlich bei keiner Spinne sich wirklich alle drei Stig- menpaare, wenn auch noch so verkümmert, vorfmden, so muss ein- mal das mittlere Paar, in anderen Fällen das hintere Paar ganz ausgefallen sein, was jedenfalls viel verwickelter ist, als eine ein- fache Verlegung. 1) lieber den Innern Bau der Arachniden, Nürnberg 1812 p. 7 und Vermischte Schriften, Göttingen 1816, p. 25. 2) Cuvier's Vorlesungen üb. vergl. Anatomie. Th. 4 p. 290 3) Mediz. Zoologie, p. 89. Archiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. l.Bd. 15 226 Bertkau: Luftsack vollständig ignorirten, seinen Boden (f Fig. 1) als Kiemenband bezeichneten und die Lungenfächer für einfache Blätter (Kiemenblätter) annahmen, die von aussen von der durch die Spalten zwischen den einzelnen Kie- menblättern eingetretenen Luft umspült werden sollten. Zwar vermochten weder Treviranus noch Meckel den Ver- lauf der Lungenarterieu bis zu den vermeintlichen Kie- men zu verfolgen ; aber bei einer so total verkehrten Auffassung darf es gar nicht Wunder nehmen, wenn Newport ^) auf den Blättern kernlose Zellen und ein zartes Kapillargefässsystem entdeckt haben wollte, welches von einem an dem Ursprung der Blätter hinlaufenden Ast der Lungenarterie seinen Ursprung nehmen sollte ; wahr- scheinlich hat er sich durch die Faserbildung in der Chitinhaut des Lungenskelets täuschen lassen. Der erste, der diese irrthümliche Auffassung berich- tigte, war J. Müller, zunächst bei den Skorpionen 2), dann auch bei den Araneen ^). Derselbe bewies durch ein eben so nahe liegendes, wie überzeugendes Experiment, dass es bei unverletzten Lungensäcken unmöglich sei, durch das Stigma Luft in den inneren Körperraum hin- einzutreiben, dass dabei vielmehr stets der Luftsack an- schwelle. Da es ihm übrigens eben so wenig wie seinen Nachfolgern gelang, auf der Wand der Lungen fächer die ^Ausbreitung eines Gefässsystems zu entdecken, so blieb die einzige Vermuthung, dass das von den Lungen- arterien herbeigeführte Blut sich frei in die Körperhöhle ergösse und so die Platten umspüle, ohne in besondere Gefässe eingeschlossen zu sein. Diese Vermuthung hat durch Untersuchungen französischer Anatomen ihre Be- stätigung gefunden. Allerdings sind die Beobachtungen B 1 a n c h a r d's '*), der zwar die vergleichende Anatomie v. Siebold's citirt, aber mit ihrem Inhalt gar nicht ver- traut zu sein scheint, aus letzterem Grunde von geringer Bedeutung für die Beantwortung der uns interessirenden 1) Philosoph, transact. for the year 1843. p. 295 pl. 14. 2) Meckel's Archiv 1828 p. 39, Taf. 2, Fig. 11-13. 3) Isis 1828 p. 709, Taf. 10, Fig. 4—6. 4) Annales d. Sc. nat. 3me serie. 1849 tome XII. p. 316. Ueber die Respirationsorgane der Araneeii. 227 Frage. Aber so viel lässt sich aus den Injectionsversucben Blanchard's mit Sicherheit entnehmen, dass sich das Blut aussen um die Lungenfächer ergiesse. Zu demselben Resultate führen die von C 1 a p a r e d e i) an lebendigen Jungen von Lycosa saccata angestellten Beobachtungen. Uebrigens bemerkt Menge 2) ganz richtig, dass man weder den x\us- noch Eintritt von Luft wahrnehme, w^enn man bei lebendigen Thieren den Spalt mit Wasser be- feuchtet, und eben so wenig eine Bewegung bei Spinnen, die eine Zeit lang wie todt im Wasser gelegen haben und sich nun an der Luft allmählich erholen. Aber diese Umstände rechtfertigen keineswegs die weiterhin von ihm ausgesprochenen Zweifel an der „angeblichen^ Respira- tion,^ beweisen vielmehr nur, dass das Einziehen der atmo- sphärischen Luft und das Ausathmen der Kohlensäure nicht in periodischen Stössen vor sich gehe. Wenn man nun die Enge der Lungenfächer bedenkt, so wird man sich über dieses Verhältniss gar nicht wundern können. Die sehr kräftigen, an dem verbindenden, Gange (g Fig. 1 und 4) und an dem Rande der Körperhaut angebrachten Muskeln müssen bei ihrer Zusammenziehung den Lungen- sack ausdehnen und zugleich eine Erweiterung der zu den Lungenfächern führenden Spalten herbeiführen. Die atmosphärische Luft füllt dann den Luftsack und die ein- zelnen Fächer vollständig an, wobei dann der Austausch zwischen ihr und der Kohlensäure durch Diffusion Statt haben mag. Und ganz in derselben Weise wird die Ath- mung durch die Tracheen vor sich gehen. Dass somit die vorderen Athmungsorgane keine Kie- men, sondern eher Lungen, d. h. Organe sind, bei denen die Vermehrung der athmendcn Fläche auf einer inneren Einstülpung beruht , kann nun nicht mehr bezweifelt werden. Im übrigen aber haben sie mit den Lungen der höheren Thiere nichts mehr gemeinsam, als dass die athmenden Flächen auf einen geringen Raum zusammen- 1) Memoires d. 1. Societe d. Phys. et d'Hist. nat. de Geneve^ tome XVII, Ire partie. 1863. 2) A. a. 0. pag. 22. 228 Bertkau: gedrängt sind: weder treten die einzelnen Fächer mit Ausnahme ihres gemeinsamen Ursprunges aus der Luft- höhle weiterhin in Kommunikation, noch gicbt es eine die Gesammtheit der Fächer umgebende gemeinsame Haut, so dass sich diese als Zellen desselben Sackes auffassen Hessen. Es wurde daher auch Leuckart nicht schwer, nachzuweisen, dass die sog. Lungen vollkommen genau in den Bau der Tracheen hineinpassen, allerdings der Tracheen, wie sie bei den Araneen üblich sind; nicht in Gestalt cylindrischer, baumartig verästelter, sondern band- förmig abgeplatteter Rohren, die des Spiralfadens voll- ständig entbehren und büschelförmig von einem durch seine Struktur ausgezeichneten Hauptstamme ausgehen. In der That lassen sich die einzelnen Theile der Lungen mit den entsprechenden der Tracheen in vollkommene Analogie setzen: der als Luftsack bezeichnete Theil ent- spricht dem Hauptstamme, der ja auch mit einer zarten Haut dem. Stigma aufsitzt; die einzelnen Fächer sind ein Analogen der von dem EnJe des Hauptstammes ausge- henden Röhrchen. Aus diesem Grunde scheint es daher auch angemessen, den Namen „Lungen'^, der von den höheren Thieren her eine falsche Vorstellung begünstigt, mit einem den thatsächlichen Verhältnissen mehr Rech- nung tragenden zu vertauschen; ich schlage daher für diese Organe den Namen „Fächertracheen '^ vor, den man nach den vorhergehenden Auseinandersetzungen gewiss billigen wird. Die gew^onnenen Resultate sind nun recht geeignet, Anhaltspunkte für die Beantwortung einiger systematischen Fragen zu liefern. Vielleicht wird man eine Berücksich- tigung der Respirationsorganc bei der Systematik aus demselben Grunde für unangemessen halten, aus welchem Duges die Eintheilung der Arachniden in Lungen- und Tracheenarachniden bemängelte: leur Situation int^rieure les rend peu propres ä fournir des caracteres zoologiques. Aber hierauf ist doch zu entgegnen, dass das natürliche System kein Repertorium für jede dem jedesmaligen Forscher unbekannte Gattung oder Art, sondern der ge- naue und übersichtliche Ausdruck unserer zeitweiligen Ueber die Respirationsorgane der Araneen. 229 Kenntniss vom Gesammtbau der Organismen sein soll. Deshalb benutzt es auch nicht nur die äusserlich erkenn- baren, sondern auch die inneren Organisationsverhältnisse, und keine einzelne, gesonderte Organe ausschliesslich, sondern immer nur im Zusammenhang mit den übrigen, so jedoch, dass den wichtigeren Organen auch ein grös- seres Gewicht bei der Klassifikation eingeräumt wird. Die Wichtigkeit der Respirationsorgane wird nun wohl Niemand in Abrede stellen; auch ist mit einer anderen Ausbildung derselben überdies ja eine Aenderung des Cirkulationssystems wiegen der Abhängigkeit beider von einander verbunden ^). Selten aber wird man eine Ver- schiedenheit der inneren Organe und die Bildung äusser- lich wahrnehmbarer Theile so Hand in Hand gehen sehen wie hier. Dazu kommt nun ferner noch eine überein- stimmende Bildung der Respirationsorgane bei unzweifel- haft zusammengehörigen Arten, wogegen die Abweichun- gen innerhalb einer Familie solche Gattungen und Species treffen, deren systematische Stellung schon aus anderen Gründen sehr bedenklich geworden ist. Wenige Andeu- tungen werden genügen, um die Richtigkeit der aufge- stellten Behauptungen einsehen zu lassen. Die Mygaliden, welche durch den Besitz von nur 4 Spinnwarzen, durch die eigenthümliche Bildung der Mandibeln ausgezeichnet sind, besitzen zwei Paar Fächer- tracheen. Die Attiden, welche in den Federhaarbüscheln ihrer Klauen, dem ungezähnten Klauenglied der Mandi- beln, die der Wimperhaare entbehren, dem eckigen Cc- phalothorax und in ihrem ganzen Habitus und ihrer ganzen Lebensweise so unverkennbar den Stempel der Familien- ähnlichkeit aufgedrückt tragen^ dass schon Aristoteles sie als Springspinnen zusammenfasste, besitzen auch in 1) Blanchard kommt durch eine Vergleichung des Cirkula- tionssystems bei Epeira und Tegenaria mit dem von Segestria zu dem Bchluss, dass dasselbe bei den mit Tracheen versehenen Arten auf einer niedrigeren Stufe steht als bei bloss mit Lungen athmenden (die einfachen Tracheen am Ende des Hinterleibes waren Blan- chard noch nicht bekannt). 230 Bertkau: den wohl entwickelten Tracheen des Hinterleibes ein ge- meinsames Kennzeichen. Die Drassiden, die in den der Afterkralle entbehrenden, mit Federhaarbüscheln verse- henen Klanen ein sie geg^n die anderen Familien deut- lich abgrenzendes Merkmal besitzen, haben vorn am Hin- terleib zwei wohl entwickelte Fächertracheen, am Ende desselben die einfachen Röhrentracheen. Ich komme nun zu den Abweichungen innerhalb der Familien. Da sind zunächst die Thomisiden. Von diesen hatten Thomisus, Xysticus, Artamus und Philodromus verästelte, Sparassus und Thanatus aber unverästelte Röhrentracheeu. Nun ist schon das ganze Aussehen eines lang gestreckten Sparassus oder Thanatus ein ganz anderes als das eines in die Breite gezogenen Xysticus etc. Wie ich ferner schon früher ^) gezeigt habe, ist die Klaue der Oberkiefer bei den ersten Gattungen gezähnt, bei Thanatus und Sparassus ungezähnt. Ein weiterer Umstand, der wenig für die Natürlichkeit der Thomlsiden- Familie in dem bisherigen Umfang spricht, ist die Klauen- bildung der Füsse. Während Thanatus und Sparassus, und allerdings auch Philodromus und Artamus in zwei Federhaarbüscheln Ersatz für den Mangel einer After- kralle haben, entbehren Thomisus und Xysticus auch der Federhaarbüschel. Immerhin aber wird man die Ueber- zeugung gewonnen haben, dass die Unterschiede in der Tracheenbildung mit anderen zusammenfallen. In der Familie der sechsäugigen Dysderiden haben wir hoch entwickelte Tracheen bei den Gattungen Dys- dera und Segestria, während bei Scytodes die gewöhn- liche Spalte am Hinterleibsende zu vier einfachen Röh- rentracheen führt. Ich brauche hier nur auf meine früher 2) ausgesprochenen Zweifel hinzuweisen, um sofort den nö- thigen Schluss ziehen zu lassen. Ferner sind schön ent- wickelte Tracheen bei Dictyna und einem Theil der Arten von Micryphantes vorhanden. Von der ersten Gattung sagt O h l ert 3) : „Durch die Bildung der After- 1) Dieses Archiv XXXVI. Jahrg. 1. Bd., 1870, pag. 112u. 115. 2) A. a. 0. pag. 105 u. 114. 3) Verh.dcsZool.-bot. Vereins in Wien, Bd. IV, Jahrg. 1854, p. 241. Ueber die Respirationsorganc der Aiaiieen. 231 kralle weicht Dietyna so weit von allen Theridides ab, dass sie kaum unter ihnen bleiben kann, und richtiger zu den Agelenides gestellt würde. Jedenfalls würde sie den Uebergang zu den letzteren bilden." Auch besitzt Dietyna den Basalfleck am Oberkiefer, der sonst bei den Theridides nicht vorkommt. Die schon vielfach ange- fochtene Gattung j\?icryphantcs Koch, die auf den sub- tilen Unterschied in der Augenstellung begründet ist, ist in ihrem von Koch angewandten Umfange ganz unna- türlich. (S. die Auseinandersetzungen Ohlert's a. a. O. pag. 241 u. 242.) Von besonderer Bedeutung für unsere Frage ist es ohne Zweifel, dass Erigone und Micryphan- tes (mit Ausnahme von M. flavomaculatus), deren Unter- scheidung von den übrigen Theridides bisher auf sehr unbestimmten und schwankenden Kennzeichen beruhte, durch den Mangel der Tasterkralle sich scharf und be- stimmt von allen anderen Theridides absondern. Die angestellten Betrachtungen werden keinen Zweifel darüber gelassen haben, dass diese Familien von den ihnen beigemischten fremden Elementen gereinigt werden müssen, für die die Aufstellung neuer Familien noth- wendig geworden ist. Sparassus und Thanatus (wahr- scheinlich auch Micrommata, die ich nicht habe untersu- chen können) würden dann eine den Uebergang von den Thoraisiden zu den Lycosiden vermittelnde Familie bilden. Scytodes würde vorläufig, bis genauere Unter- suchungen über amerikanische Gattungen (Nops u. a.) vorliegen, als einziger Repräsentant einer Familie da- stehen, während ein eingehenderes Studium der Gattungen Dietyna, Erigone und namentlich Micryphantes im Koch'- schen Öinne die Grenzen der für diese Gattungen zu er- richtenden Familie zu bestimmen hätte. Ob sich etwa die merkwürdige Argyroneta aquatica dieser Familie ein- reihen liesse, bleibt ebenfalls noch eine offene Frage. Diese Familien, nach ihren Hauptvertretern benannt, würden etwa durch folgende Merkmale charakterisirt sein. Farn. Scytodtdes. 6 Augen. Afterkralle fehlt; keine Federhaarbüschel. Mandibeln klein ; kein Basalfleck, 232 Bertkau: keine Wimperhaare ; die Klaue aus breiter Basis plötzlich verschmälert und ungezähnt. Zwei Fächertracheen vorne, 4 einfache Röhrentracheen am Ende des Hinterleibes. 1. Gattung : Scytodes. Farn. Micrypha7i tides. 8 Augen; Afterkralle vor- handen und gezähnt ; r^ ohne, $ mi| oder ohne Taster- kralle. Mandibeln mit Basalfleck, ohne Wimperhaare; Falzrand mit Zähnen ; Kralle gezähnt. Vorne am Hinter- leib zwei schwach entwickelte Fächertracheen ; vor den Spinnwarzen eine breite Spalte, die zu einem wohl ent- wickelten Tracheensystem führt, bestehend aus platt ge- drücktem Hauptstamm mit Verdickungsleisten und von diesem ausgehenden cylindrischen Röhrchen. Vorläufige Gattungen: Dictyna, Erigone, Micry- phantes. Fam. Sparassides. 8 Augen. Afterkralle fehlt, statt derselben zwei Federhaarbüschel, d^ ohne, $ mit Tasterkralle; Mandibeln mit Basalfleck, Kralle schwach gezähnt. Vorn am Hinterleib ein Paar Blättertracheen ; am Ende vier unverästelte Röhrentracheen. Gattungen: Thanatus, Sparassus (Micrommata ?). Die Berechtigung dieser Familie dürfte vielleicht wegen des durch Arta- mus und Philodromus von Thomisus und Xysticus ver- mittelten Ueberganges am ehesten in Zweifel gezogen werden. Mit Annahme dieser Familien würde sich dann eine übersichtliche Anordnung der Arachniden nach der Verschiedenheit ihrer Athmungsorgane folgendermaassen gestalten. 2 PaarFächertracheen: Mygalides (Tetrapneu- mones). 1 Paar Fächertracheen, 1 Paar büscheliger Röhrentracheen mit getrennten Stigmen: Dysderi- des und Argyroneta. 1 Paar Fächer trachoen, 1 Paar büscheliger Röhrentracheen mit gemeinsamer Oeffnung: Mi- cryphantides und Attides. Heber die Respirationsorgane der Araneen. 233 iPaar Fächertracheen; 1 Paar baumartig vcrästclter Röhrentracheen mit gemeinsamer Mün- dung: Thomisides. 1 Paar Fä c hertr ac he en, vi er einfach e Röh- re n mit gemeinsamer Oeffnung : Scytodides, Drassides, Agelenides (mit Ausschluss von Argyroneta), Epeirides, Theridides (grossentheils), Sparassides, Lycosides. Erklärung der Abbildungen. Tafel VIT. Fig. 1. Fächertracheen von Zilla calophylla. s Stigma, f Grund, c Spitze, b Fächer des Luftsackes, g Verbindender Gang zwischen den beiderseitigen Organen, m Ansatzstellen der Muskeln. » 2. Einzelne Fächer, stärker vergrössert. i> 3. Haar auf der Haut des Abdomens über den Fächertra- cheen von Oletera picea. » 4. Fächertracheen von Xysticus viaticus. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie in Fig. 1. » 5. Kopf des Cephalothoraxstammes der Röhrentracheen von Dysdera erythrina. » 6. Rechte Röhrentracheen von Segestria Bavarica. a Abdo- minal-, b Cephalothoraxstamra. » 7. Röhrentracheen von Dictyna benigna. r Yerdickungsleiste des Randes der Lufthöhle. T> 8. Stück eines Hauptstammes von Dictyna, stärker vergrössert. B 9. Röhrentracheen von Micryphantes rubripes. »10. » » » Dendryphantes muscosus. »11. » » D Thomisus calycinus. » 12. j) » B Melanophora subterranea. » 13. » D j> Zilla, calophylla. Die Buchstaben a und b in einer Fig. 6 entsprechenden Be- deutung; r wie in Fig. 7. Beobachtungen über mehrere Parasiten. Von Di\ 0. BütscUi in Frankfurt a. M. (Hierzu Taf. VIII u. IX.) 1. Der Verbindung skanal des Hoden und der weiblichen Organe bei Distomum endo- lobum, Duj. (Siehe Taf. VIll Fig. VllL) Im 1. Heft des Jahrgangs 1871 des Archivs für Anat. u. Physiologie theilt Stieda Beobachtungen über Amphistomum conicum mit, welche die bis jetzt allge- mein adoptirte Ansicht, dass bei vielen Trematoden ein Kanal existire, der die männlichen mit den weiblichen Organen in directe Verbindung setze, so dass eine innere Selbstbefruchtung möglich sei, wenigstens für diesen Tre- matoden widerlegen und es sehr wahrscheinlich machen, dass bei Distomum hepaticum sich ein Gleiches finde. Es wird dann weiter nachgewiesen, dass dieser Verbin- dungskanal beider Geschlechtsdrüsen, der nach seinem ersten Entdecker als Laurer'scher Kanal bezeichnet wird, auf der Rückenfläche des Amphistomum frei aus- mündet und dass er in Wirklichkeit die Vagina dieses Saugwurms sei. Da dieses Verhalten, wenn es sich be- wahrheitet und eine allgemeine Verbreitung unter den Trematoden besitzt, unsere seitherigen Vorstellungen über die Begattung und die Beschaffenheit der Geschlechts- Bütschli: Beobachtungen über mehrere Parasiten. 235 Organe bei diesen Würmern gründlich umgestalten würde, so halte ich es für nicht überflüssig, hier eine, wenn auch nur kleine, diesen Gegenstand besprechende Unter- suchung mitzutheilen, die ich im Laufe des vergangenen August anzustellen Gelegenheit hatte. Die von mir an Distomum endolobum gemachte Be- obachtung beschränkt sich im Wesentlichen auf den Nach- w^eis des von Stieda beschriebenen Kanals bei diesem Trematoden, wn'e denn nicht nur die allgemeinen Lage- verhältnisse dieses Kanals, sondern auch die Anordnung der gesammten w^eiblichen Geschlechtsorgane sehr viel AehnHchkeit mit den von Stieda bei Amphistomum ge- schilderten Verhältnissen besitzen. Ohne mich auf eine weitläufigere Beschreibung einzulassen, vorweise ich auf die dieser kurzen Notiz beigegebene Abbildung, die die Vereinigungsstelle der 4 Kanäle, des Laurer'schen Kanals (1), des aus dem Ovarium kommenden Kanals (ok), des Dottergangs (d) und des Eileiters oder Uterus, wenn man so will (ovd), darstellt ; diese 4 Kanäle stossen nicht unmittelbar in einem Punkt zusammen, sondern es findet wohl eine Vereinigung des Laurer'schen Kanals mit dem, aus dem Ovarium kommenden kurzen Kanal statt, von deren Vereinigungsstelle führt dann ein kurzer Kanal nach der Verbindungsstelle des Dottergangs mit dem Eileiter. Was ich über die nähere Beschaffenheit des sog. Laurer'schen Kanals sagen kann, ist nur weniges; von seiner Verbindungsstelle mit dem Ausführungsgang des Ovariums aus läuft er ziemlich direct, nur eine Ausbiegung nach hinten machend, quer durch den Körper des Thieres nach der Rückenfläche und mündet hier in der Mittellinie, soweit ich mich erinnere, ungefähr in der Höhe der ge- genüberliegenden Geschlechtsöffnungen auf der Bauch- seite, in der Oeffnung (m) aus. Der Kanal ist von einer vcrhältnissmässig recht starken Ringmuskulatur um- kleidet und war mit sehr beweglichen Spermatozoon deutlichst gefüllt; Spermatozoon fanden sich jedoch auch im Ausführungsgang des Ovariums und im obern Ende des Eileiters. 236 Bütschli: Aus dieser kurzen Mittheilung geht hervor, dass die von Stieda bei Amphistomum beschriebenen Ver- hältnisse auch noch anderwärts bei den Trematoden vor- kommen und dass sie demnach wahrscheinlich noch eine weitere Verbreitung besitzen werden. Lage und Beschaffenheit dieses Laurer'schen Kanals scheinen mir auch bei diesem Distomum für die Stieda'- sche Deutung desselben als Scheide zu sprechen. 2. lieber das Männchen des Trichosomum crassicauda Bellingh. (Siehe Taf. VIII Fig. I— VII.) Durch Leuckart wurde zuerst auf der Naturfor- scherversammlung in Frankfurt a. M. 1867 ^) das eigen- thümliche Verhältniss bekannt, in welchem sich das reife Männchen des Trichosomum crassicauda zu seinem Weib- chen befindet; er wies nach, dass die schon einige Jahre früher von Walter ^) zum ersten Male gesehenen kleinen Würmer, die sich im Uterus (nach Walter irrthümlich in der Leibeshöhle) finden, die erwachsenen geschlechts- reifen Männchen dieses Trichosomum seien. Diese Be- obachtung Leuckart's findet sich nur in Form einer kurzen Notiz, die jedoch sämmtliche hier einschlägigen Verhältnisse mit völliger Genauigkeit angibt, in dem Tagblatt der erwähnten Naturforscherversammlung, dem Leuckart'schen Jahresbericht für die Jahre 1866 und 67 und dem bekannten Parasitenwerk dieses Forschers. Ei- genthümlicher Weise hatte Herr Dr. A. Schmidt in Frankfurt a. M. mehrere Male neben den weiblichen Thieren in der Harnblase der Ratte auch grosse männ- liche Thiere gefunden und die hierdurch eventuell noch möglichen Zweifel an der Richtigkeit der Leuckart'schen Untersuchungen, ausserdem das hohe Interesse und die Neugierde, die ein so exceptioneller Fall wie der Para- sitismus des Männchens in dem Weibchen, denn mit an- 1) Tagblätter der Frankfurter Versammlung 1867. S. 55. 2) Walter, 5. Bericht des Offenbacher Vereins für Natur- kunde 1864. S. 76—77. Beobachtungen über mehrere Parasiten. 237 dem Worten lässt sich dieses Vorkommen doch eigcnth'ch nicht bezeichnen, in mir erregten, bestimmten mich diese Erscheinungen noch einmal zu prüfen und durch einige Abbildungen zu erläutern. Diese Untersuchungen liessen mich zu meiner grossen Genugthuung die Angaben meines verehrten Lehrers in allen Punkten bestätigen, wie im Verlauf dieser Mittheilung sich genügend ergeben wird. Die von mir gesehenen Weibchen, deren Uterus mit Eiern ganz erfüllt war, erreichten nie mehr als 17 Mm. Länge und die in ihnen gefundenen Männchen hatten als Maximum eine Länge von 2,5 Mm. Leuckart fand bis zu 5 Männchen in dem Uterus eines Weibchens, ich fand deren einmal 4, gewöhnlich jedoch nur 2 bis 3, meistens sah ich diese Männchen mit dem spitzeren Kopfende nach dem Hinterende des Weibchens schauend im Uterus liegen, jedoch bemerkte ich auch Ausnahmen von dieser Regel; jedenfalls geschieht die Einwanderung der Männchen durch die Vagina in den Uterus mit dem Kopfende vor- an, wodurch sich die eben erwähnte Lagerung der Männ- chen im Uterus erklärt, denn ein Umwenden möchte ihnen bei der verhältnissmässig geringen Breite des Uterus schwer fallen. Betrachten wir nun den anatomischen Bau des Männ- chens etwas näher; der Bau des Darmkanals entspricht vollständig den für die Trichotracheliden characteristi- schen Verhältnissen, an den verhältnissmässig kurzen muskulösen Thcil des Oesophagus schliesst sich ein langer Zellkörper, der bei dem Männchen regelmässiger gebaut ist, als bei dem V/eibchen, jede Zelle mit deutlichem Kern. An diesen Oesophagus, der wohl nicht viel we- niger als die Hälfte der Körperlänge erreicht, schliesst sich der Darm, dessen Vorderende etwas aufgetrieben ist, sich jedoch nicht mit seiner breiten Fläche dem Zell- körper direct anlegt, sondern mittels eines schmalen fa- denartigen Theils, in dem die Chitinröhre des Oesophagus zur Darmintima läuft. Das Epithel des Darms ist deut- lich, enthält ziemlich grosse Kerne und eine beträchtliche Menge feiner Körnchen, die den dadurch verdunkelten Darm von den neben ihm verlaufenden Hoden und Samen- 238 Bütschli: leiter unterscheiden. Ein beträchtliches Stück vor dem Hinterende des Thieres vereinigt sich der Darm mit dem Samenleiter zur Geschlechtskloake ; von einem besonderen Abschnitt, der als Rectum sich deuten Hesse, habe ich nichts bemerkt. Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem Hoden und einem Samenleiter, die beide die Lei- beshöhle von dem vordem Ende der Geschlechtskloake bis zu dem Hinterende des Zellenkörpers fast vollständig durchlaufen. Das blinde Ende des Hodens liegt da, wo sich der Samenleiter und Darm zur Geschlechtskloake ver- einigen (Taf. Vni Fig. II) und scheint in einen sich mehr und mehr verfeinernden Faden auszulaufen. Bis in dieses blinde Ende des Elodens hinein verfolgte ich deutlich die gekernten Zellen, die den Inhalt des Hoden- schlauchs bilden. Der feinere Bau des Hodens entspricht dem, was über den Hoden der Trichosomen und Tricho- cephalen bis jetzt überhaupt ermittelt ist; die Keimzellen der Spermatozoen, ich sehe hier wie auch im Ovarium überall nur deutliche Zellen, liegen der Wand des Ho- dens an, so dass sie in demselben einen weiten Hohlraum frei lassen (s. Fig. IV); es scheint mir diese Zellenlage wenigstens an vielen Stellen nicht ein-, sondern mehr- schichtig zu sein, was Leuckart auch vom Hoden des Trichocephalus dispar erwähnt *). Wie sich aus diesen Keimzellen die Spermatozoen hervorbilden, habe ich nicht verfolgt, hierzu eignet sich begreiflicher Weise dieses Objeet auch nur wenig ; hingegen fand ich deutlich schon an dem Hoden selbst ein der Membrana propria dicht anliegendes Epithel, das sich zwar nur durch seine, bei Zusatz verdünnter Essigsäure als dunkle Strichelchen er- scheinende Kerne erkennen lässt. Ob sich dieses Epithel über den gesaramten Hodenschlauch bis an sein blindes Ende verfolgen lässt, habe ich nicht festgestellt. Etwa hinter dem Anfang des Darmes biegt sich der Hoden in den Samenleiter über, oder es ist vielmehr der Samenleiter, welchem die Biegung angehört und der 1) Leuckart, Die menschlichen Parasiten. Bd. II. S. 480. Beobachtungen über mehrere Parasiten. 239 sich eine kurze Strecke nach der Umbiegimg mit dem Hoden vereinigt. Das Epithel des Hodenschlauchs setzt sich in d^s des Samenleiters fort, erscheint an diesem nur deutlicher und lässt jetzt auch ein deutliches Proto- plasma um die Kerne erkennen (Fig. III). Bei reifen Männchen sah ich den Samenleiter strotzend mit Sper- matozoen gefüllt, die sich an ihrem dunkeln, scharf her- vortretenden Kernkörperchen leicht erkennen lassen; im Samenleiter platten sie sich gegenseitig zu polygonalen Körpern ab, entleert haben sie hingegen eine ovale, manch- mal jedoch auch mit einem Schwänzchen versehene Ge- stalt; um das Kernkörperchen sieht man einen hellen Hof, ohne Zweifel der Kern (Flg. V). Die Geschlechtskloake läuft als ein gleichmässig w^eiter mit zelligen Wänden versehener Schlauch zum abgerundeten Hinterende, wo sie durch eine anscheinend sehr feine Oeffnung ausmündet, ßegattungsorgane sind, wie schon L euckart hervorhebt, bei der Lebensweise des Männchens höchst unnöthig, sie sind denn auch ausgefallen. Das Integument des männlichen Thieres zeigt wie das des Weibchens eine feine Ringelung und ebenso finden sich wie beim Weibchen breite Längslinien, ja noch viel breitere * als bei diesem. Ich habe die Lage dieser breiten Längsfelder (Fig. VI) nicht genau feststellen können, nach der Analogie mit dem weiblichen Bau sind es jedoch Seitenfelder, die hier eine so grosse Ausdehnung in der Quere erlangen, dass die Muskelfelder als verhält- nissmässig schmale Bänder erscheinen, in welchen ich eine Reihe hinter einander stehender kleiner kernartiger Gebilde gesehen habe. Von Muskelzellen konnte ich bei dem Männchen nichts wahrnehmen, die Muskelfelder zeigen eine einfache fibrilläre Längsstreifung. Die Sei- tenfelder sind wie bei dem Weibchen aus einer grossen Zahl kleiner Kernzellen gebildet (Fig. VI). Dies ist Alles was ich bis jstzt über das Männchen dieses interessanten Wurms ermitteln konnte und ich habe hier nur noch einer Beobachtung zu gedenken,, die schon Leuckart als entscheidend für die Beurtheilung der geschlechtlichen Bedeutung dieser männlichen Thiere hervorhebt, nämlich 240 Bütschli: die, dass Weibchen; welche durch Zufall von einer Ein- wanderung dieser Zwergmännchen verschont blieben, zwar Eier ausbilden, dass diese Eier jedoch nicht zur Entwicke- lung gelangen. Auch ich habe diese Beobachtung ge- macht, jedoch fand ich, dass die Eier ihre Furchung ur- sprünglich ganz regelmässig begannen, bis zum Stadium des maulbeerförmigen Dotters sich entwickelten, worauf aber der weitere Fortschritt sistirte und der Dotter in eine fettartige Masse zerfiel. Die Schalenbildung war während dieser Zeit anscheinend ganz regelmässig ver- laufen. An diese Betrachtung der Männchen von Tricho- somum crassicauda will ich einige Bemerkungen über das Weibchen anfügen. Um den muskulösen Theil des Oesophagus kann ich deutlich einen Nervenring von fase- riger Beschaffenheit wahrnehmen. In Betreff der Mus- kulatur muss ich mich der von Leuckart über die Muskulatur des Trichocephalus dispar geäusserten Ansicht anschllessen, wie Leuckart Trichocephalus so kann ich dieses Trichosomum für keinen Holomyarier halten, son- dern ich finde hier eine Zusammensetzung jedes Muskel- feldes aus zahlreichen langgestreckten, spindelförmigen bis faserartigen Muskel-Zellen, in wekhen ich zwar von Kernen nichts wahrgenommen habe, die ich jedoch in der Flächenansicht deutlichst verfolgen kann. Eberth^) hat uns mit der eigenthümlichen Beschaffenheit der Sei- tenfelder unseres Wurmes bekannt gemacht; es finden sich nämlich in dem Vordertheil des Körpers, jedoch deutlich erst ungefähr an der Vagina beginnend, kegel- förmige bis halbkugelige Erhebungen des Integuments über den Zellen der Seitenlinien, wie ich jedoch glaube nicht über allen. Diese Erhebungen sollen nachEberth mit einem centralen Grübchen verbunden sein. Ich möchte es jedoch für wahrscheinlich halten, dass nicht Grübchen sondern Oeffnungen in der Haut vorliegen, was ich daraus zu folgern glauben darf, dass bei Ausübung einigen Druckes auf das Thier aus diesen vermeintlichen Grübchen eine 1) Eberth. Untersuchungen über Nematoden S. 61. Beobaehtuügen üfcer metrere Parasiten. 24l secretarlige helle Masse hervortritt, während sonst an keiner Stelle sich etwas Aehnliches zeigt. Wahrschein- lich liegen demnach hier einzellige Drüsen vor, die ihr Secret durch die OefFnungen auf der Höhe der kegel- förmigen Erhebungen ergiessen (s. Fig. III). üebrigens finde ich diese kegelförmigen Erhebungen in allen mög- lichen Abstufungen in Bezug auf die Höhe der Erhebung, bis schliesslich die Oeffnung oder Eberth's Grübchen in der Ebene des Integuments liegt, von der früheren Erhe- bung sich keine Spur mehr wahrnehmen lässt. Das Ova- rium läuft fast bis zum Hinterende des Thieres, überall ziemlich gleich breit, an das anscheinend stumpf abge- rundete Hinterende desselben schliesst sich jedoch noch ein kurzes nach vorn gerichtetes zipfelförmiges Stück an. Wie schon Eberth ^) erwähnt, besitzt das Ovarium bis zu seinem blinden Ende ein sehr deutliches Epithel. Als Keime der Eier habe ich nur deutliche Zellen gesehen, die das ganze Ovarium zu erfüllen schienen, nicht nur, wie nach Analogie mit den übrigen Trichotracheliden zu erwarten wäre, auf der Rückenseite des Ovars liegen. Einzelne ohne Regelmässigkeit vertheilte Keimzellen ent- wickeln sich durch Vergrösserung und Bildung zahlreicher Dotterkörnchen zu den Eiern. 3. Einige Beobachtungen über den Dispharagus denu- tatus Duj. des Leuciscus erythrophtalmus. (Siehe Taf. VIII Fig. IX-XI.) Dieser von Dujardin^) entdeckte Nematode findet sich in den genannten Weissfischen des Mains recht häufig und seine Untersuchung hat mir einige Ergebnisse ge- liefert, die nicht ohne alles Interesse scheinen. Man be- gegnet den Weibchen dieses Nematoden im Dünndarm des Weissfisches viel häufiger als dem Männchen, von dem ich nur ein Exemplar zur Untersuchung hatte und über das ich daher auch nicht viel mehr als die 1) Eberth, a. a. 0. S. 53. 2) Dujardin, Histoire naturelle des helminthes p. 69, Taf. 3, Fig. 9. Archiv f. Naturg;. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 16 242 Bütschli: Stellung der Schwanzpapillen mitzutheilen vermag. Be- kanntlich zeiclinet sicli die Dujardin'sche Gattung Dis- pharagus dadurch aus, dass der Oesophagus aus zwei Abschnitten besteht, der vordere, helle und schmale ist muskulös, an ihn schliesst sich der hintere körnige breitere Abschnitt, der bei unserm Thier keine Spur von Muskeln zeigt und dessen eigenthümlichen Bau wir sogleich näher betrachten werden. Der muskulöse Abschnitt des Oeso- phagus besteht selbst wieder aus zwei in ihrer Dicke et- was verschiedenen Theilen ; einem dünneren und kürzeren vorderen Abschnitt und einem hinteren dickeren und längeren Theil. Der erstgenannte Theil besitzt ein weiteres Lumen als der letztere. Der hintere körnige Abschnitt des Oesophagus ist ein Repräsentant des sog. Drüsenmagens mehrerer Nematoden und wohl auch dem Zellkörper der Trichotracheliden vergleichbar. Inder Mittellinie wird dieser Theil des Oesophagus von einer zarten Chitinröhre durch- zogen und zeigt in grösserer oder geringerer Deutlichkeit eine Art Querstreifung, die eine Zeichnung hervorruft, als wenn derselbe aus einem Cjlinderepithel zusammengesetzt wäre. Nähere Untersuchung lässt jedoch nichts von Zellen erkennen; es war mir durch kein Mittel möglich einen Kern in diesem Abschnitt des Oesophagus zur Ansicht zu bringen und bei Anwendung von Druck überzeugt man sich nicht schwer, dass die gesammte Körnermasse dieses Abschnitts sehr leicht verschiebbar ist, sie fliesst so ungehindert durch denselben hin, dass von einer Zell- gränze keine Rede sein kann. Die feine Körnermasse ist nicht gleichmässig in diesem Theil des Oesophagus verbreitet, an seinen äussern Rändern läuft ein schmaler heller Streif, der manchmal und namentlich im vordem Theil des körnigen Oesophagus gegen den Innern dun- keln Theil in einer recht scharfen Linie abgesetzt ist. Vielleicht hängt dies mit einer sogleich zu erwähnenden Eigenthümlichkeit dieses Oesophagusabschnitts zusammen. Wenn derselbe nämlich stark gepresst wird, so sieht man an den Rändern in den Medianlinien hin ein feines ge- fässartiges Gebilde hinlaufen, weniger sicher bin ich dar- über, ob solche Gefässe auch in den lateralen Theilen Beobachtungen über mehrere Parasiten. 243 des körnigen Oesophagus sich finden, jedoch habe ich Bilder gesehen, die sich so deuten Hessen. Wie diese gefässartigen Bildungen sich im vordem und hintern Theil des körnigen Oesophagus verhalten, ist mir nicht zu ermitteln gelungen. Derartige Kanäle im Oesophagus sind bekannt von Eustrongylus gigas, wo sie in der Drei- zahl im vordem Ende beginnen, sich in ihrem Verlauf nach hinten mehrfach theilen, so dass schliesslich 6 — 10 derselben auf einem Querschnitt stehen ^). Der vor- dere muskulöse Theil des Oesophagus senkt sich, sich all- raählig verschmächtigend, eine Strecke weit in den kör- nigen Theil hinein (s. Fig. X). Um den hinteren, dickeren Abschnitt des muskulösen Oesophagus findet sich nun ein reich entwickeltes Cen- tralnervensystem, wenn man, was ich übrigens sehr be- zweifle, die Gesammtheit der in dieser Gegend den Oeso- phagus umhüllenden Zellen mit diesem Namen belegen darf. Nach hinten erstreckt sich dieser Zellenbeleg eine kleine Strecke über den Porus des Gefässsystems hinaus und scheint sich hier mit den Längslinien in Verbindung zu setzen; etwas vor der Mitte dieser zelligen Scheide findet sich der sog. Nervenring, ein deutlich fasriges, ziemlich breites Band, das von der Bauchseite nach dem Rücken etwas schief nach vom aufsteigend auf eine Verdickung der zelligen Scheide auf der Rückenseite des Oesophagus zuläuft, in welcher ich auch deutliche Zellen beobachtet habe (Fig. X g). Von der hinteren Grenze dieser Ver- dickung entspringt ein fadenartiges Gebilde, das nach der Medianlinie des Rückens läuft und sich in dieser, indem es sich vorher gabelt, verliert. Ob dieses Gebilde wirklich ein oder mehrere Nervenfasern repräsentirt oder ob hier nur eine der die Leibeshöhle vieler Nematoden so reichlich durchziehenden bindegewebartigen Fasern vorliegt, vermag ich nicht zu entscheiden; ähnliche von dem Nervenring ausgehende Fasern habe ich bei freile- benden Nematoden der Gattung Dorylaimus Duj. häufig beobachtet und werde hierauf in einer spätem Abhand- 1) S. Schneider, Monographie der Nematoden, p. 193. 244 Bütschli: lung über die freilebenden Nematoden der Gegend von Frankfurt a. M. ausführlicher zurückkommen. Die grosse Menge von Zellen, die den Oesophagus vor und hinter dem Nervenring scheidenartig umhüllen, können meiner Ansicht nach nur theilweise dem Centralnervensystem zugerechnet werden, wahrscheinlich finden sich darunter auch solche, die mehr eine drüsenzellenartige Beschaflfen- heit haben und die vielleicht mit dem Gefässsystem in näherer Verbindung stehen, auch hierüber muss ich auf die spätere ausführliche Besprechung dieses Gegenstands verweisen. Ohne Zweifel finden wir jedoch auch bei un- serm Dispharagus Zellen, die sich in nähere Verbindung mit dem Gefässsystem setzen, ich meine nämlich das beutelartige Gebilde (Fig. X b), das eine Anzahl Kerne einschliesst und das von der erweiterten, vielleicht als Ampulle zu deutenden Stelle des Gefässsystems nach hinten gleichsam herabhängt; nach hinten zu setzt es sich seitlich mit den Seitenlinien in Verbindung und vor ihm bemerkt man noch kleinere, ebenfalls Kerne ein- schliessende ähnliche Massen. Wir haben soeben Gelegenheit gehabt der Seiten- linien zu erwähnen, dieselben stellen körnige, nicht sehr breite Felder dar, in welchen man an den Rändern je eine Reihe kleiner Kerne herablaufen sieht, während in der Mittellinie sich eine Reihe in weiteren Abständen stehender grössere ovaler Kerne findet, sie besitzen dem- nach dieselbe Structur, wie ich sie schon früher von ge- wissen Oxyuriden zu schildern Gelegenheit hatte ^). Durch die Mitte der Seitenfelder verlaufen die geschlängelten, nicht sehr breiten Gefässe, die durch den schon erwähn- ten Porus (P) auf der Bauchseite ausmünden; ob auch noch vor dem Porus in den Seitenlinien ein Ast des Ge- fässsystems aufsteigt^ vermag ich nicht zu sagen. In Betreif der weiblichen Geschlechtsorgane habe ich nicht besonders viel zu bemerken, dieselben sind zweitheilig entwickelt, ein Zweig läuft nach vorn, der andere nach hinten, beide aus einer stark muskulösen 1) Zeitschrift f. w. Zoologie Bd. XXI S. 272. Beobachtungen über mehrere Parasiten. 245 nach hinten laufenden Vagina entspringend. Es findet sich im Verlaufe jeder weiblichen Geschlechtsröhre ein ziemlich langer Uterus, eine Tuba mit Samenblase und schliesslich das Ovar; das blinde Ende des letzteren, das mit deutlichen Kernzellen erfüllt ist, besitzt eine Eigen- thümlichkeit darin, dass die sich gewöhnlich im blinden Ende des Ovar's findende sog. Terminalzelle hier sehr stark entwickelt ist und sich von dem übrigen Ovarium durch eine Einschnürung absetzt (s. Taf. VIII Fig. IXj. Die Kerne eines das Ovarium auskleidenden Epithels verfolgt man bis fast in das blinde Ende desselben (Fig. IX k). Von einer Rhachis sah ich nichts, auch nehmen die Eier im untern Ende des Ovar's hier nicht die von vielen Nematoden bekannte geldroUenartige Lagerung ein, son- dern liegen immer zu mehreren neben einander, indem sie sich gegenseitig polyedrisch begrenzen. Ausgezeich- net sind die Eier durch die ungemein geringe Entwicke- lung die in ihnen die Dotterkörnchen finden, der Dotter bleibt daher stets hell und durchsichtig und es eignet sich diese Species daher wohl recht gut zu Untersuchungen der Entwickelung. Das Hinterende des Weibchens verschmälert sich vom After ab nur wenig und endet ziemlich stumpf abgerundet, welche Rundung jedoch noch ein kurzes ke- gelförmiges Spitzchen trägt. Das obere Ende des ziem- lich langen Rectum's ist durch Faserzüge mit den Seiten- linien verknüpft und von drei einzelligen Drüsen umge- ben. Die Muskulatur ist die eines Polymyarier's, die ein- zelnen spindelförmigen Muskelzellen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sie sich in ziemlich regelmässig auf- einanderfolgenden Abständen quer falten und so ein höchst eigenthümliches Aussehen der Muskulatur hervor- rufen. Von dem Hinterende des Männchens hat Duj ardin schon eine, bis auf die Zahl der Papillen recht gute Abbil- dung gegeben *), ich finde vor dem After in nach vorn sich allmählig vergrössernden Abständen 9 Paar ziemlich stark vorstehender , hinter dem After hingegen 5 Paar 1) Dujardin, a. a. 0. PI. gl. 246 Bütschli: allmählich sich verflachender Papillen. Diese Papillen besitzen eine faserig körnige Pulpa, durch die ich bei einigen sehr deutlich einen hellen etwas geschlängelten Faden verfolgen konnte, der sich in dem vordem Theil der Pulpa mit einem kernartigen Gebilde in Verbindung zu setzen schien (s. Fig. XT.). Denselben Faden konnte ich noch ein Stück weit vor seinem Eintritt in die Pa- pille verfolgen. Die Spermatozoon sind sehr kleine, unregelmässige bis viereckige Körperchen, von dunkelm, glänzendem Aussehen mit hellem, verhältnissmässig grossem Kern und einem oder mehreren dunkeln Kernkörperchen. 4, Parasitische Pflanze aus dem Magen von Asellus aquaticus. (S. Taf. IX Fig. I-II.) Hauptsächlich durch die Bemühungen von J. Ley- d y ') wurden wir mit einer ziemlichen Anzahl den Darm von Insekten und Myriopoden bewohnender, pflanzlicher Organismen bekannt, die wohl sämmtlich ziemlich nahe verwandte Pilzarten darstellen, über deren Lebensge- schichte jedoch bis jetzt nur sehr mangelhafte Beobach- tungen vorliegen. Bei der Untersuchung der Asellus aquaticus im Frühling des vergangenen Jahres fand ich den vorderen Theil des sog. Chylusdarmes bei vielen der untersuchten Thiere mit einer dichten Masse algenartig erscheinender Fäden angefüllt, die sich jedoch bei der Oeffnung des Darmes und der Entwirrung der verflochtenen Masse als/ nur verhältnissmässig wenig Individuen einer pilzartigen Pflanze angehörig erwiesen. Ein solches Individuum habe ich in seiner ganzen Ausdehnung, d. h. soweit nicht schon einzelne Stücke von den Fäden abgerissen waren, was sehr leicht geschieht, auf Taf. IX Fig. 1 abgebildet. Wir sehen auf dieser Abbildung deutlich, wie die ge- 1) Leidy, A flora and fauna within living animals. Smith. Contrib. to Knowledge. V. 5. S. 17. Beobachtungen über mehrere Parasiten. 247 sammte reiche Verästelung der aus langgestreckten Glie- derzellen zusammengesetzten Fäden, von einer eigenthüm- lich modificirten Zelle, die gleichsam einen Stiel reprä- sentirt, getragen wird (Fig. I st). Diese Zelle scheint nach ihrer Anheftungsstelle an der Wand des Darmkanals zu in zwei dicht an einander liegenden Ausläufern aus- gewachsen zu sein. Das entgegengesetzte Ende dieser Zelle trägt nicht weniger als 7 strahlcnartig geordnete Fäden, die sich selbst wieder nach sehr kurzem Verlauf, häufig nur aus einer einzigen Gliederzelle bestehend, ver- ästeln, indem sie wie die Figur zeigt in 2, 3 bis 6 Aeste auseinander fahren. Auch diese Aeste können sich von neuem verzweigen, jedoch finden wir bei unserra Exem- plar nur einen einzigen derartigen Fall. Die freien Enden der Zellfäden zeigen keine besonderen Eigenthümlichkeiten, die Terminalzellen spitzen sich ein klein wenig zu und sind nicht selten etwas aufgebläht. Die die Fäden zusammensetzenden Zellen lassen hauptsächlich zwei Modifikationen ihrer Ausbildung unter- scheiden, entweder sie besitzen einen wandständigen Pro- toplasmabelag mit einer ziemlichen Menge feiner Körn- chen in demselben {Fig, II a) und einem wasserhellen Zell- saft im Innern, oder die gesammte Inhaltsmasse der Zelle besteht aus einer hellen Flüssigkeit, in der sich neben feinen Körnchen auch eine zieijiliche Menge grösserer heller Bläschen oder Tropfen findet (Fig. II b). Der ge- sammte Zellinhalt ist, wie schon zu erwarten war, stets ganz farblos. Die Grössenverhältnisse der Zellen sind ziemlich schwankend, ich fand ihre Längenausdehnung zwischen 0,043 und 0,08 Mm. variirend, hingegen die Breite ziemlich constant 0,01 Mm. Ueber die Fortpflanzungsverhältnisse unserer Pilz- form habe ich nichts zu ermitteln vermocht, wenn man nicht etwa die Wahrnehmung, dass der hintere Theil des Magens, in dessen Vordergegend sich die ausgebil- deten Individuen fanden, mit einer grossen Zahl kurzer, aus wenig Gliedern bestehender Fäden erfüllt war, hier- herziehen will. In diesem Jahr habe ich, jedoch vergeblich diese 248 B ü t s c h 1 1 : Pflanze in dem Darm der Wasserrasseln gesucht, ich sehe mich daher genöthigt diese Untersuchung, die ich gerne in einer vollständigen Gestalt mitgetheilt hätte, in ihrem jetzigen mangelhaften Aussehen der Beurtheilung der Fachgenossen vorzulegen. Gelegentlich möchte ich noch mit einigen Worten einer eigenthüralichen Erscheinung gedenken, die mir bei der Untersuchung des Darmkanals von Porcellis scaber mehrfach auffiel und über deren Erklärung ich bis jetzt noch keinen Aufschluss erhalten konnte. Ich fand näm- lich in der Wand der hintern Gegend des Chylusdarmes dieses Thiers und zwar wie es mir schien, je in eine Epithelzelle desselben eingeschlossen, sonderbare cysten- artige Gebilde in verschiedenster Grösse, von welchen ich auf Taf. IX Fig. III eines abbilde. Der Inhalt der Zellen, in welche jene elgenthümlichen Körper einge- schlossen waren, zeigte eine strahlige Anordnung; der erwähnte Körper selbst bestand aus nicht weniger als 4 in einander steckenden Blasen, die inneren von bräun- licher Färbung, die äussern hingegen farblos und in der innersten dieser Blasen fand sich stets ein unregelmässig gestalteter dunkelbrauner Körper. Nicht selten fand ich auf der Aussenfläche der inneren Blasen eine beträcht- liche Menge feiner Körnchen gleichsam niedergeschlagen, namentlich sah ich dies häufig auf der zweitäussersten Blase. Wie schon erwähnt fand ich diese elgenthümlichen Körper in der verschiedensten Grösse, die umfangreichsten waren mit blossem Auge deutlich erkennbar. Wie ge- sagt ist es mir nicht möglich über die Bedeutung dieser sonderbaren Gebilde jetzt schon eine Ansicht zu äussern, jedoch wird es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass hier eine parasitische Bildung vorliegt. Frankfurt a. M., November 1871. Berichtigung. Durch ein Versehen wurde iri der Figur X das Centralnerven- system des Dispharagus denutatus um den körnigen hintern Theil des Oesophagus gelagert gezeichnet. Dasselbe umgibt, wie aus der Beschreibung hervorgeht, den vorderen Theil des hintern Abschnittes des muskulösen Schlundes. Beobachtungen über mehrere Parasiten. 249 Erklärung der Abbildungen. Taf. VIII. (Fig. I— VII von Trichosomum crassicauda.) Fig. I. Männchen von Trichosomum crassicauda Belligh. o Mund, oph Oesophagus, i Darm, cl Kloake, t Hoden, vd Samen- leiter. T> IL Vereinigungsstelle von Darm (i) und Samenleiter (vd) zu Kloake (cl), dazwischen sieht man das blinde Ende des Hodens (t). t III. Verbindungsstelle des Hodens (t) mit dem Samenleiter (vd). » IV. Ein kleines Stück des Hodens im optischen Längsschnitt. > V. Zwei Spermatozoon. » VI. Ein kleines Stück der Leibeswand des Männchens, ms Mus- kelfeld, sl Seitenfelder. * VII. Zwei der Erhebungen der Haut über den Zellen der Seiten- felder beim Weibchen im optischen Längsschnitt, aus der einen tritt die erwähnte helle secretartige Masse in Tropfen aus. » VIII. Vereinigungsstelle des Eileiters (ovd), des Dotterganges (d), des Laurer'schen Kanals (L) und des aus dem Ovarium kommenden Kanals (k) (bei Distomum clavigerum Rud-), m die Mündung des Laurer'schen Kanals auf dei* Rücken- seite des Thiers. B IX. Das blinde Ende eines Ovariums von Dispharagus denu- tatus, k Epithelkern. 9 X. Ein Stück des Oesophagus von Dispharagus denutatus mit der zelligen Scheide, dem Nervenring c der Anschwellung g auf der Rückenseite, dem Gefässporus P, der ampullen- artigen Erweiterung des Gefässes a, den mit dem Gefäss- system in Zusammenhang stehenden zelligen Massen b, k grosse Kerne der Seitenlinien. » IX. Eine Schwanzpapille des Männchens von Dispharagus de- nutatus. Taf. IX. Fig. I. Parasitische Pflanze aus dem Chylusdarm von Asellus aquaticus. » II. Zwei Gliederzellen derselbe^ stärker vergrössert. » III. Eigenthümliches, in den Zellen des Chylusdarmes von Poi'- cellis scaber eingeschlossenes Gebilde. IJebersicht der Glyptodonten. Von H. Burmeister. In seiner Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften Bd. III der neuen Folge (1871), hat Hr. Prof. Giebel S. 250, bei Gelegenheit der Vorlage des sie- benten Heftes meiner Anales de Museo Publico de Buenos- Aires im Naturwissenschaft!. Verein für Sachsen und Thüringen (Sitzung vom 8. März) sich über die verwandt- schaftlichen Beziehungen der Glyptodonten dahin ausge- sprochen, dass ihre Bildungsverhältnisse die Aufstellung einer eigenen Familie der Edentaten zwischen den Gravi- graden und Effodientien vollkommen rechtfertigen, und für diese angeblich neue Familie den Namen Dinochla- midea (zu schreiben: Dinochlamydea) vorgeschlagen. Mein Herr Amtsnachfolger hätte sich diese Mühe, und der Wissenschaft seinen neuen Namen, ersparen können, wenn er mit dem Inhalte des ersten Bandes der Anales vertraut gewesen wäre ; er würde darin S. 183 gefunden haben, dass ich ganz dasselbe sage und die neue Familie schon mit dem Gruppennamen: 'Biloricata belegte. Ich stützte meine Ansicht auf folgende fünf Punkte: 1. Auf die kolossalen Dimensionsverhältnisse des Körpers, im Vergleich mit dem der Armadillos. 2. Auf die ungetheilte, gürtellose Beschaffenheit des Rumpfpanzers. 3. Auf die Anwesenheit eines besonderen, ebenfalls sehr dicken Brustpanzers. Burmeister: üebersicht der Glyptodouten. 251 4. Auf die grosse Verschiedenheit im Zahntypus, der bei allen nach Form und Zahl der Zähne derselbe ist. 5. Auf die grosse Verschiedenheit im Bau des Skeletes. Wogender Anwesenheit des zweiten oder Brustpanzers nannte ich diese neue Gruppe Biloricata, im Gegensatz gegen die von Illiger mit dem Namen Loricata belegten Armadillos der Gegenwart, und schloss m^ine Aufzäh- lung der genannten Unterschiede mit einem Passus, den ich hier aus dem Spanischen in's Deutsche übertrage: ^ Wegen solcher Unterschiede ist es nicht gestattet, diese Thiere, welche Owen nach der Form ihrer Zähne sinn- reich Glyptodon genannt hat, mit den lebenden Arma- dillos in dieselbe Gruppe (Unterfamilie) zustellen; denn sie treten zu letztern ganz in dasselbe Verhältniss, wie die kolossalen Gravigraden zu den lebenden Faul- thieren; die wissenschaftliche Classifikation verlangt also für diese ebenfalls kolossalen Effodientien eine besondere Gruppe, welche ich nach dem eigenthümlichen Bau ihres Panzers glaube passend benannt zu haben." Hierin ist so ziemlich dasselbe gesagt, was Hr. Pr. G. a. a. O. äussert. Das dritte Heft der Anales, welchem die ausgezogene Stelle angehört, erschien aber im Jahre 1866, also 5 Jahre vor Prof. G. Besprechung des siebenten Heftes, auf dessen Inhalt seine Betrachtung sich grün- det. In derselben sind überdies einige Irrthümer ent- halten : 1) Der Orbitalrand ist nur bei einer Gattung der Glyptodonten (Panochthus) nach hinten geschlossen, bei allen anderen offen. 2) Eine völlige Verschmelzung der Wirbel in allen Gegenden der Wirbelsäule hat nicht Statt, sondern es bleiben stets isolirt der Atlas und gewöhnlich auch der sechste Halswirbel; ferner ist eine nie fehlende Gelen- kung zwischen dem zweiten und dritten Rückenwirbel vorhanden, und eine biegsame Stelle zwischen dem letzten Rücken- und ersten Lendenwirbel. Endlich sind die vor- dersten 6 oder 7 Schwanzwirbel stets für sich beweglich und unverwachsen. 3) Dass die als Eigenthümlichkeit der Glyptodonten 252 Burmeister: hervorgehobenen Berührungsflächen der Sternocostalkno- chen auch bei Armadillos vorkommen, lehrt das von mir dem Hallischen Zool. Mus, einverleibte Skelet von Dasypus villosus. Auch D. gigas hat sie. 4) Dass der Schwanz ein Stemmschv^anz sei und als Bohrapparat diene, wie Prof. G. annimmt, mag er nachweisen ; Gründe dafür kann ich in seinem Bau nicht entdecken. Um nun diese Notiz, welche das übereilte, auf einer lückenhaften Kenntnissnahme von meinen Arbeiten be- ruhende Verfahren meines ehemaligen Zuhörers und spä- teren Kollegen mir abnöthigt, für die Leser dieses Archivs werthvoller zu machen, will ich hier kurz zusammenstellen, was meine zehnjährige Beschäftigung mit den Glyptodonten mir erfahrungsgemäss eingetragen hat, obgleich schon mehrmals das Skelet dieser Thiere in Reichert's Ar- chiv, Jahrg. 1865 und 1872 von mir besprochen ist. Die Glyptodonten bilden ihrem ganzen Körperbaue nach eine den lebenden Armadillos zunächst stehende Gruppe der Edentaten, welche sich vermöge des Gesetzes der Analogie, in den massiven Bildungsverhältnissen sich aussprechend, den Gravigraden nähert, sonst aber nur eine einzige besondere Eigenschaft, den absteigenden Fort- satz am Jochbogen, mit ihnen gemein hat. Dieser Fort- satz ist indessen bei den Glyptodonten viel grösser und namentlich viel dicker, als bei den Gravigraden, und diente zum Schutz der kräftigen Backenmuskulatur beim Wühlen im Boden, welches die Thiere mit ihrer auffallend breiten, aber abweichend vom Typus der Armadillos kurzen dicken Nase bemerkstelligten, wobei ihnen die zum Scharren tauglichen langkralligen Vorderfüsse be- hülflich waren. Eigentliche Grabthiere, die in selbst ge- grabenen Höhlen lebten, wie die Armadillos, waren sie nicht; ihr kolossaler, viel mehr sphärischer als cylin- drischer Körper spricht dagegen; auch macht der unge- mein feste, an manchen Stellen über 1 Zoll dicke Panzer das Verstecken in Erdlöchern unnöthig ; die Thiere duck- ten sich vielmehr am Boden in offenen Gruben nieder, zogen die Beine an, klemmten den mit einem festen Uebersicbt der Glyptodonten. 253 Schilde gepanzerten Kopf in die vordere OefFnung des Rumpfpanzers, und waren schon durch das enorme Ge- wicht ihres schweren Körpers vor den Nachstellungen selbst starker Feinde gesichert. Unter diesen stand Ma- chaerodus neogaeus oben an; seine langen Eckzähne mit schneidenden Kanten zeigen darauf hin, dass er solche gepanzerte Thiere überwinden konnte und da auch die grossen Gravigraden mit einer harten, Knochenwarzen einschliessenden Haut, wie ich nachgewiesen habe (in Reichert's Archiv Jahrg. 1865. S. 334) bedeckt waren, so hilft uns eben dieser Umstand wohl mit zur Erklärung der Eigenthümlichkeiten dieses kräftigsten aller bekannten Raubthiere. Der Schädel der Biloricaten oder Glyptodonten weicht übrigens im Gesammtbau durch seine kurze, fast kubische Form ebenso sehr von dem der lebenden Arnia- dillos, wie von dem der fossilen Gravigraden ah ; seine sehr kurze aber breite, weit geöffnete Schnauze weist auf eine sehr kräftige fleischige Nase hin und die ganz un- gemein kleine Hirnhöhle ebenso sehr, wie der über alle Maassen grosse, namentlich hohe Unterkiefer, welcher das Ueberwiegen der vegetativen Funktionen andeutet, auf ein höchst stumpfsinniges, gleichgültiges Geschöpf. Das Gehirn hatte wahrscheinlich keine Windungen, wenigstens zeigen sich keine Spuren von Eindrücken derselben in die innere Oberfläche der Schädelhöhle ; wohl aber ergiebt sich aus der Betrachtung dieser Höhle, dass ein enorm grosser Riechkolben vorhanden war, welcher zu der sehr langen und weiten inneren Nasenhöhle in Beziehung steht. Das grosse Gehirn war von geringem Umfang und das kleine nach Verhältniss gross, wie sein Eindruck in dem Umfang der Schädelhöhle lehrt. — Die massig grossen Augenhöhlen haben einen nur bei einer Gattung (Pa- nochthus) geschlossenen Orbitalrand, bei allen andern sind sie nach hinten weit geöffnet. Eine von der hinteren Orbitalecke ausgehende, scharfe, schief nach hinten über den zur x\ugenhöhle gehörigen Theil des Stirnbeines herablaufende Leiste bedeckt eine tiefe Furche, welche der fissura orbitalis superior entspricht, und dem nervus 254 Burmeister: ^ opticus nebst dem ramus ophthalmicus das trigeminus zur Aufnalime diente. Das Ausgangsloch jenes (for. opticum) durchbohrt, wie bei den Armadillos, das Siebbein; letz- terer trat mit seiner grösseren den ersten und zweiten Ast umfassenden Portion durch eine grosse Oeffnung (fo- ramen rotundum) im Flügel des Keilbeines aus der Schä- delhöhle und theilte sich ausserhalb derselben in Zweige, hier in einer besonderen scharf umschriebenen Vertiefung am Keilbein gelagert, welche vom Eindruck eines grossen Ganglions herzurühren scheint. Der dritte hinterste Ast hatte dagegen seinen besonderen Ausgang durch ein etwas kleineres Loch (foramen ovale) hinter dem vorigen weiter nach oben. Während alle anderen Schädelknochen bald mit ein- ander verwachsen und die Nähte sich schon zeitig ver- lieren, bleibt das Felsenbein beständig durch Nähte ab- gesondert; es wurde nach aussen und unten von einer gewölbten Kapsel zur Bildung der Trommelhöhle bedeckt, welche mit den benachbarten Knochen nur lose verbunden war und darum an allen bisher gefundenen Schädeln fehlt, lieber dem Felsenbein befindet sich in der Schläfenbein- schuppe eine weite Höhle, durch welche die Orteria occi- pitalis in die Schädelhöhle hineindrang, dagegen ist kein äusserer Gehörgang bemerkbar, er fehlt mit der beschrie- benen Kapsel, bis auf eine kleine Stelle des Umfanges, welche sich am Rande des Schläfenbeines neben dem Felsenbein erkennen lässt. Von ganz enormer Länge ist der knöcherne Gaumen; sein hinterer Rand reicht bis zur Basis des Hinterhauptes, unter der die ebenfalls sehr weiten Choanen liegen. Je acht aus drei fast rhombischen Prismen zusammengesetzte, wurzellose, sehr lange Zähne kommen allen Glyptodonten zu, doch w^eichen die verschiedenen Gattungen, und selbst die Arten einer Gattung, merklich in der Ausführung des allen gemeinsamen Typus von einander ab. Der Unterkiefer unterscheidet sich durch die Höhe des hinteren aufsteigenden Astes und seine Neigung nach vorn sehr wesentlich von dem der Armadillos und übrigen Säugethiere; die Glyptodonten haben wahrscheinlich den Uebersicht der Glyptodonten. 255 relativ kräftigsten Unterkiefer von allen. Seine Zähne ähneln im Allgemeinen denen des Oberkiefers, sind aber stets etwas schmälerund in Beziehung auf die drei rhom- bischen Prismen entgegengesetzt ausgeführt, d. h. an den oberen Zähnen ist das vorderste Prisma das breiteste und das hinterste das dickste, an den unteren dagegen jenes das dickste und dieses das breiteste; stets sind die zwei ersten Zähne etwas kleiner als die folgenden und abwei- chend geformt. Das vorderste Ende beider Kiefer ist zahnlos, doch die zahnlose Strecke des Unterkiefers viel länger als die des Oberkiefers. An letzterem bildet diese Strecke zwei kleine abgerundete Vorsprünge, welche dem Zwischen- kiefer angehören. Hinter ihnen öffnen sich die grossen foramina incisiva. Diese Gegend ähnelt mehr dem Typus der Faulthiere, als dem der Gürtelthiere, daher ich ver- muthe, dass der Zwischenkiefer, wie bei jenen^ auf die Gaumenfläche beschränkt war und die Seitenränder der Nasenmündung dem Oberkiefer angehören. Die Eigenthümlichkeiten der Wirbelsäule habe ich schon in meinem ersten Aufsatze in Reiche rts und Du Bois Raimonds Archiv zur Genüge besprochen, daher ich sie jetzt nur kurz andeute. Die Wirbelsäule besteht aus fünf Hauptstücken, die einzeln in sich keine Beweg- lichkeit besitzen, indem ihre ursprünglich getrennten Wirbel allmählich mit einander verwachsen. Freie für sich bewegliche Wirbel giebt es nur im Halse und am Anfange des Schwanzes. Dort ist zuvörderst der Atlas immer selbstständig und für sich beweglich. Auf ihn folgt das aus vier oder fünf verwachsenen Wirbeln be- stehende Mittel nackenstück (os mediocervicale) und diesem im Falle von vier verwachsenen Halswirbeln ein freier sechster Wirbel, oder im andern Falle fliesst auch dieser sechste Halswirbel später mit dem Mittelnacken- stück zusammen. Der siebente Halswirbel bildet mit den beiden ersten Rückenwirbeln wieder einen zusammenhän- genden Abschnitt der Wirbelsäule, das Hinternacken- stück (os postcervicale), welches mit dem darauf folgen- den, aus 9—11 verwachsenen Wirbeln gebildeten Rücken- 256 Burmeister: röhr (tubus dorsalis) durch eine sehr bewegliche Gelen- kung in Verbindung steht. Darauf beruht hauptsächlich die Beweglichkeit des Kopfes, sein vor- und rückwärts Gehen, und das Einklemmen in die vordere Panzeröffnung. Alle diese verwachsenen Wirbel haben keine verdickten Wirbelkörper, sondern ihre untere W^and ist die dünnste des gesammten Umfanges. Dasselbe gilt noch von den Lenden- und Kreuzbeinwirbeln, welche alle zusammen ein einziges grosses Knochenrohr darstellen, woran das Becken in der Mitte und am Ende sich fest anheftet. Vor der mittleren Anheftungsstelle befinden sich 6 — 8 Lendenwirbel, von denen der vorderste durch eine eigen- thümliche elastische Verbindung mit dem Rückenrohr zusammenhängt. Der Theil dieses gemeinsamen Lumb o- sacral tubus, welcher das Becken trägt, besteht aus 9 oder 10 Wirbeln, von denen die drei vordersten an die Darmbeine stossen, der hinterste mit den Sitzbeinen durcb lange sehr kräftige Querfortsätze sich verbindet. Er allein hat einen förmlichen, sehr starken Wirbelkörper, ähnlich dem der darauf folgenden freien Schwanzwirbel, deren Zahl 6—9 zu sein pflegt. An sie reihet sich bei mehreren Arten mit langem Schwanz noch eine Anzahl verwachse- ner, in ein gemeinsames Panzerrohr eingeschlossener Wirbel, welche die Menge aller vorhandenen Schwanz- wirbel bis auf 21 steigert. Weniger als 11 und mehr als 21 habe ich bis jetzt nicht wahrgenommen. Alle Glyptodonten haben sehr dünne, oben flache, unten drehrunde Rippen, aber kräftige Sternocostalknochen, die durch mehrere Berührungsflächen fest aneinander hän- gen. Das Brustbein besitzt ein sehr breites Manubrium, mit dem das erste sehr kurze und sehr breite Rippenpaar innig verbunden ist, sogar verwachsen sein kann, ohne ein dazwischen tretendes Sternocostalstück ; auch das zweite Rippenpaar stösst noch an das Manubrium, hat aber schon einen Sternocostalknochen. Ihm folgen noch 4 — 5 Paare mit directer Verbindung des Brustbeins, dessen auf das Manubrium folgende 4 — 5 isolirte Abschnitte sehr klein und kurz sind, während ein ziemlich grosser proc xiphoi- deus vorhanden gewesen zu sein scheint. In allen diesen Uebersicht der Glyptodonten. 257 Verhältnissen harmoniren die Glyptodonten mit den Ar- madillos. Auch das Becken hat analoge Formen, ist aber durch seine enorme Grösse dem aller anderen Säuge- thiere relativ überlegen ; denn auf ihm und zwar auf den Darmbeinkämmen und einem besonderen hohen Sitzbein- flügel jederseits ruhet allein der an allen übrigen Punkten frei über dem Körper schwebende Panzer^ mit dessen Oberfläche er nur lose durch Zellgewebe verbunden ge- wesen zu sein scheint. Sehr kräftige Extremitäten trugen diesen schweren mehr kugeligen als ovalen, nie cylindrischen Körper Die vorderen, viel kürzeren und schwächeren, haben nie mehr als vier Zehen, welche ziemlieh lange, etwas ge- bogene Krallen trugen ; aber die fehlende Zehe ist bald die innerste (Panochthus, Hoplophorus), bald die äusserste (Glyptodon). Hiermit verbindet sieb ein anderes höchst merkwürdiges Verhältniss : der Oberarmknochen hat im Fall, wo der Daumen fehlt, die bekannte Brücke zwischen der Epitrochlea und der vorderen Mittelfläche, welche auch allen Armadillos zusteht; in dem andern Falle mit mangelndem Kleinfinger fehlt alle Spur dieser Knochen- brücke gänzlich. Jene Gestalten sind überhaupt etwas hochbeiniger und beträchtlich langfüssiger, als diese. An den sehr kräftigen Hinterbeinen ist der Schenkel enorm dick und breit wegen der grossen Trochanteren, von denen der trochanter tertius, welcher bei den Arma- dillos die Mitte des Knochens einnimmt, an das untere Ende gerückt und mit dem äusseren Gelenkknorren ver- bunden ist. Das viel kürzere Schienbein hat völlig oben wie unten zusammengewachsene tibia und fibula, die ein- ander an Stärke ziemlich gleich stehen. Der kurze aber breite Fuss war nicht plantigrad, obgleich der Hacken nur wenig über dem Boden erhaben ist; er ähnelt durch seine kurzen Zehen mit breiten hufförmigen Krallenglie- dern etwas dem Typus des Elephantenfusses. Die eine Gattung Glyptodon hat alle 5 Zehen in normalem Ver- hältniss zu einander, den anderen beiden fehlt die Innen- zehe ganz, und selbst die iVussenzehe ist bei Panochthus gegen die anderen drei im Rückstande. Archiv f. Naturg. XXXVUI. Jahrg. 1. Bd. 17 258 Burmeister: Vom Panzer, der diese Thiere bedeckte, können hier nur einige der allgemeinsten Eigenschaften bespro- chen werden, weil ein näheres Eingehen auf seinen Bau und dessen Verschiedenheiten uns zu weit abführen würde von dem eigentlichen Zweck dieses Aufsatzes, die bis jetzt bekannten Arten aufzuzählen und sie scharf zu un- terscheiden. Darum genügt es, zu erwähnen, dass nicht bloss der Rumpf in seinem dicken sphärischen oder ovalen, aber niemals schildförmigen Panzer steckte, sondern dass auch der Scheitel, die Backen, die Aussenfläche der Pfo- ten vom Ellenbogen und Knie abwärts, die Brust und der ganze Schwanz gepanzert waren ; letzterer ohne Aus- nahme mit einer Anzahl (6—7) beweglicher Panzerringe am Grunde, die wie die Glieder eines Fernrohres in ein- ander passen, nur sehr viel kürzer sind. Die grössten- theils sechseckigen Platten dieser Panzerthcile hingen durch Nähte oder zwischengelagertes Bindegewebe fest aneinander, und waren, mit Ausnahme derer der Brust, auf der freien Aussenseite eigenthümlich skulptirt und zu äusserst von Hornschildern bedeckt, welche nach der Form der Oberflächenskulptur der Panzerplatten in Ge- stalt und Grösse sich richteten. Nur die Brustpanzer- platten steckten im Zellgewebe unter der Cutis und sind deshalb stets von 3 — 6 grossen centralen Löchern durch- bohrt, welche den Blutgefässen und Nerven zum Durch- gange dienten. Mitunter sassen auch steife Borsten in den Panzerplatten, welche zu dem Ende Gruben von 2 — 3 Linien Durchmesser und ähnlicher Tiefe führen, in welchen die Matrix der Borsten eingeschlossen war. In- dessen scheinen diese Borsten nur an gewissen Stellen des Körpers gesessen zu haben und nicht bei allen Indivi- duen derselben Art gleich stark oder zahlreich gewesen zu sein. Eine besondere Eigenthümlichkeit des Panzers der meisten Glyptodonten liegt in der Andeutung einer Zerklüftung der vorderen Seitenränder, unmittelbar neben und hinter den Vorderpfoten. Hier sind die 3 — 4 unter- sten Platten jeder Querreihe mit ihren Rändern nicht durch Nähte verbunden, sondern übereinander geschoben, so dass eine gewisse Biegsamkeit des Randes einwärts Üebersicht der Glyptodonten. 259 und auswärts dadurch ermös^licht wird. Es Ist diese Ei- genschaft, auf welche Nodot seine Gattung Schistopleu- rum gründet, allen von mir untersuchten Arten eigen, mit alleiniger Ausnahme der Gatt. Hoplophorus, die diesen Bau entschieden nicht gehabt hat. **" Da es mir vergönnt war, acht fast vollständige Panzer zu untersuchen, von denen 6 in unserem Museum sich befinden, so kann ich nachweisen, dass alle früheren Abbildungen fehlerhaft sind, indem ihnen, mit alleiniger Ausnahme der Nodot's, die untere Hälfte der Seiten fehlt, welche die angegebene Zerklüftung zeigt. Ausser- dem ist, wie auch in Nodot's Abbildung, die Anzahl der Querreihen der Platten des Panzers nie richtig dar- gestellt, sondern stets deren zu wenig, weil die Platten einzeln zu gross. So hat Nodot's Figur nur 28 Platten- reihen, obwohl unser Panzer derselben Art deren 35 zeigt; in Pouchet's Figur von Hoplophorus euphractus sind 33 Plattenreihen angegeben, unser Panzer hat 42; — rich- tiger ist das Verhältniss in Owen's Figur von Gl. clavi- pes, aber der Rand ist auch in diesem Bilde ganz un- richtig dargestellt; ingleichen der Schwanz, dem die Ringe an der Basis fehlen. Was nun die bisher aufgestellten Arten betrifft, so sind dieselben, weil grösstentheils auf einzelne Panzer- platten gegründet, ohne Noth vervielfältigt worden; denn die Platten eines und desselben Panzers haben an den verschiedenen Stellen seines ümfanges ein sehr verschie- denes Ansehen und abweichende Grösse. Die grössten Platten sitzen in der Kreuzgegend, die kleinsten in den Seitenlappen des vorderen Eingangs; letztere betragen nur den vierten bis sechsten Theil des ümfanges der ersteren. Auch die Platten des Randes und die der Ringe des Schwanzes weichen von den übrigen in vielen Punkten ab. Ich bin daher in die Nothwendigkeit gerathen, die meisten der früher aufgestellten Arten, deren Nodot allein 14 unterscheidet, zu verwerfen und die mir be- kannten auf anderen Eigenschaften neu zu, begründen. Hiernach ist zwar die Menge der Arten kaum geringer, als die von Nodot angenommene, aber meine Begrenzung 260 Bürmeister: und Gruppirung ist eine ganz andere, zumal da dieselbe sich vorzugsweise auf anatomische Merkmale des Skelets gründet, welche Nodot nicht berücksichtigen konnte, weil ihm die mir zu Gebote stehenden reichen Hülfs- mittel fehlten. Zuvörderst theilen sich die Glyptodonten in zwei scharf unterschiedene ünterabtheilungen nach dem Bau ihrer Füsse. T. Die Einen haben vier Zehen an allen Füssen, indem ihnen sowohl vorn als auch hinten die innerste Zehe, oder der Daumen und die grosse Zehe des Menschen fehlen. Diese Gruppe zeigt noch mehrere wichtige ander- weitige Uebereinstimmungen. Es gehören dahin: 1. Der relativ grössere Kopf mit stark gewölbter Stirn, aber kleinerer Nase, kleineren Augenhöhlen, aber nach vorn sehr hohem Jochbogen, dessen erhabenste Ecke sich der hinteren Orbitalecke sehr nähert. 2. Die früher besprochene Brücke am Oberarm zwischen Epitrochlea und Mittelfläche. 3. Relativ etwas höhere Extremitäten und schlan- kere Füsse mit längeren Zehen, deren Phalangen nur massig verkürzt sind. 4. Das erste Rippenpaar ist nicht mit dem manu- brium sterni fest verwachsen, sondern durch Knorpel oder Gelenkung verbunden gewesen. Diese Gruppe theilt sich in 2 Gattungen: 1. Gatt. FoMOchtlius Nobis. Die hintere Orbitalecke ist mit dem Jochbogen durch eine feste Knochenbrücke verbunden. Die Panzerplatten haben auf der äusserei;i Oberfläche eine gleichförmige, kleinwarzige Skulptur; nur die Randplatten und einige Reihen vor ihnen besitzen ein grösseres Mittelfeld. Die vorderen Seiten des Panzers sind zerklüftet und ein sehr grosses Brustschild ist vor- handen. Der lange Schwanz steckt zur Hälfte in einem Rohr, das mit grossen Seitenrosetten geziert ist. Die äusscrste kleinste Zehe der Hinterfüsse ist ^Q^fin die übri- gen im Bau zurück. Der Körperbau ist sehr plump und Uebersicht der Glyptodonten. 261 die Form des Panzers kurz sphärisch, mit verlängertem hinteren Anhange. Je nach dem Bau der Schwanzspitze lassen sich wieder zwei Untergattungen aufstellen. 1. Untergatt.. Doedycura Nobis. Die Spitze des Schwanztubus ist kolbig erweitert, und der Panzer über- haupt enorm dick ; die Thiere haben die kolossalsten Di- mensionen. 1. Art. Glypt, giganieus Serres, Pouchet. Journ. d'auat. et de la phys. de Ch. Robin. Juli. 1866. — Anal. del Mus. Publ. IL 140. — Gl. clavicaudatus Nobis, Anal, del Mus. Piibl. I. 191. E« ist nicht unmöglich, dass unter dieser Art 2 Species stecken, indem die bekannten Schwanztuben in Grösse und Bau etwas von einander abweichen. Ein kürzlich hier gefundenes halbes Skelet hat mich mit dem Schädel und den Extremitäten der kleineren Form bekannt ge- macht. Darnach sind die übrigen Skelettheile ebenso verschieden von denen des Panochthus tuberculatus, wie das Becken beider Arten, und rechtfertigen die Aufstel- lung einer Untergattung sehr wohl. 2. Untergattung. Panochtkus Nobis. Die Spitze des Schwanztubus ist konisch zugerundet und der ganze Panzer, wie auch das Skelet, etwas zierlicher als in der vorigen Gruppe. 2. Art. Glypt. tuberculatus Owen, Pan. tub. Nobis. Anal. etc. I. 192. IL 147. Mit nur 2—3 Reihen von Platten am Umfange des Panzers, deren Mitte ein grösseres Feld zeigt. 3. Art. Pa7i. hullifer Nobis. Anal. etc. IL 149. — Mit 6 — 8 solcher Plattenreihen am Umfange, deren Fläche ein grösseres, gewölbtes Mittelfeld besitzt. 2. Gatt. Hoplophorus Lund. Die hintere Orbital- ecke Ist vom hohen Jochbogen durch eine schmale Lücke getrennt. Die Panzerplatten sind dünn und haben auf der äusseren Oberfläche ein 6 — 8eckiges Mittelfeld, um welches ebensoviel kleinere fünf- oder sechseckige Rand- felder herumliegen. Keine Gegend des Randes zeigt die früher beschriebene Zerklüftung. Ein besonderer Brust^ 262 Burmeister: panzer ist bis jetzt nicht wahrgenommen. Der Körper ist gestreckt oval, viel kleiner und der Skeletbau zier- licher als bei den übrigen Gattungen. 4. Art. HopL euphractub Lund. Anal. etc. II. 219. — Glypt. gracilis Nodot, Descr. etc. pag. 97. pl. IL fig. 2, 3. 5. Art. Hopl. ornatus Nobis, Anal. etc. ibid. 219 u. 224. 2. Gl. ornatus Owen, Anal. etc. I. 205. 8. — Hopl. euphractus Pouchet, 1. c. 6. Art. Hoplophorus elegans Nobis, Anal. etc. II. 219 und 224. 3. 7. Art. Hoplophorus pumilto Nobis, x\nal. etc. I. 77. 4. und 204. 7. II. 222 und 224. Ob hierher Hoplophorus minor Lund.? lieber die Unterschiede dieser 4 Arten, welche neben der Grösse in Einzelnheiten der Skulptur des Panzers liegen, muss ich auf die angezogenen Stellen meiner Anales verweisen. IL Die Anderen haben nur vorn vier Ze- hen, und hinten fünf; aber die dort fehlende Zehe ist die äussersle, nicht die innerste oder der Daumen. Diese zweite Gruppe bildet nach meinem Dafürhalten nur eine einzige Gattung, deren übereinstimmende Bil- dungsverhältnisse folgende sind. 3. Gatt. Glyptodon Owen. Der hochgewölbte, dicke, fast sphärische oder ovale Panzer hat auf jeder Platte ein sechseckiges Mittelfeld und ringsumher 6 andere Fel- der. Im mittleren Theile der Panzeroberfläche sind die ßandfelder jeder Platte ebenso gross, wie das Mittelfeld; aber nach den Seiten hin bis zum Rande wird das Mittel- feld allmählich imm^r grösser gegen die stets kleiner werdenden Randfelder, bis diese sich zuletzt fast ganz verlieren. Die Zerklüftung der vorderen Seitenränder des Panzers ist vorhanden, gleichwie auch ein grosses ßrustpanzerschild. — Am Skelet ist der Schädel von ge- ringerem Umfange, die Stirn nicht gewölbt, sondern mit dem Scheitel in gleicher Flucht, und die Nasenmündung viel welter, also war auch die fleischige Nase grösser. Die etwas grösseren Augenhöhlen bleiben hinten weit offen, denn der Jochbogen ist nach vorn sehr schmal, üebersicht der Glyptodonten. 263 schmäler als hinten. Das erste Rippenpaar ist mit dem raanubriiim sterni fest verwachsen. Dem Oberarm fehlt die beschriebene Knochenbrücke zwischen Epitrochlea und Mittelflächc ; der Vorderarm ist etwas kürzer und der Fuss sehr kurz, namentlich verkürzen sich die Pha- langen zu dünnen Scheibchen. Am Rumpf zeigt die Brusthöhle einen etwas grösseren Umfang, als in der ersten Gruppe, aber die Beckenhöhle ist etwas kleiner« Der Hinterfuss ähnelt dem Elephantentypus am meisten. Will man Nodots Gatt. Öchistopleurum festhalten, so ist das nur nach der Schwanzform zulässig; in allen anderen Punkten stimmen beide Gruppen mit einander überein. 1. Untergatt. Glyptodon Owen. Der lange Schwanz endet mit einem nach vorn kolbigen, sanft zugespitzten Panzerrohr und hat vor demselben sieben (ob mehr ?) bewegliche Ringe mit flachen Panzerplatten, von denen jede ein ovales oder kreisrundes Mittelfeld ziert. 8. Art. Gl. clampes Owen. Anales etc. 1. 195. 3. Es ist möglich, dass auch unter dieser Art mehrere sehr ähnliche Species stecken, aber mit den bisherigen Hülfs- mitteln lassen sich dieselben nicht scharf unterscheiden. Am meisten Anrechte auf eine besondere Art scheint mir zu haben: 9. Art. GL reticulatus Owen's — worüber Anales etc. I. 205. 9 und Nodot, a. a. 0. pag. 91 zu vergleichen. 2. Untergatt. Söhistopleurum Nodot. Der kurzko- nische sehr dicke Schwanz ist mit neun Ringen gepan- zert, deren obere Randplatten sich in hohe, konische Warzen oder Spitzen erheben, und endet mit einem kurzen zehnten, geschlossenen, ovalen Endringe. Eine besondere Beweglichkeit dieser konischen Ringplatten, welche Nodot annahm, findet nicht Statt; der von ihm beschriebene, sonderbare Bau ist eine krankhafte Bildung gewesen. Wir haben hier im Museum drei sehr gut unter- scheidbare Arten. 10. Art. GL asper Nobis. Anales I. 200. Körper- form kurz oval, fast sphärisch ; die Panzerplatten mit sehr rauher, stachelig granulirter Oberfläche, — Diese Art 264 Bur meisten üebersicht der Glyptodonten. ist identisch mit Schist. typus Nodot's, und wurde von mir früher Gl. spinicaudus genannt, ehe ich die beiden folgenden sehr ähnlichen Arten aufgefunden hatte. 11. Art. OL elongatus Nobis, Anales etc. I. 202. — Körperform länglicher, entschieden oval ; die Skulptur der Panzerplatten weniger rauh, vielmehr glattkörnig granulirt. 12. Art. Gl. laevis Nobis, Anales, I. 204. — Körper- form fast ganz sphärisch; die Panzerplatten glatter, ohne förmliche erhabene Granulation, vielmehr nur mit einge- drückten Grübchen. Dies sind die Arten der Glyptodonten, welche sich nach den mir vorliegenden Präparaten und Skelettheilen des hiesigen Museums mit Sicherheit unterscheiden lassen; die übrigen nominellen Species übergehe ich, weil ich über sie nichts mit Bestimmtheit anzugeben weiss. Buenos- Aires, den 9. Juni 1872. Staiirotypns marmoratus n. Sp. Von Job. Ton Fischer in St. Petersburg. Hierzu Taf. X. Caput magnum, pyramidatum, ante elongatum, ro- stratum, sub scuto ne retrahendum, supra planum, squa- ma rbomboidali obtectum, colore supra fusco, ex flavo albidis maculis quasi marmoratum, infra e griseo fusco ejusdem coloris maculis intermixtum. — Gula 2-barba- tula. ~ Collum longum, cjlindricum, supra colore fusco pallidis maculis intermixtum, infra pallide spadiceo ma- culis striis*que albidis marmoratum. Scutum ovatuni ante leviter truncatum, pone latius, supra convexum, tricari- natum, limbo posteriori leviter serratum, supra caudam profunde emarginatum depressumque^ colore spadiceo ni- gris maculis sfriisque hie et illic divergentibus striatum et marmoratum, limbo ex flavo albidis maculis cinctum. Sternum breve, ante rotundatum, pone angulatum, planum squamis pectoralibus mobilibus, 7-squamatum, ex albe flavum fusco marmoratum maoulatumque. Corpus cute nuda obtectum colore e griseo atro. Pedes palmati, cute nuda obtecti, breves. P. antici quinque P. postici quatuor unguiculis acutis, curvatis, colore fusco, armati. Cauda brevis sub scuto ne prostat, conica, superficie rugosa, fine Cornea. Colore corporis extremitatumque. Habitat. Mexico, Tejas. 266 V.Fischer: Vorliegende neue Art steht dem Staurotypus trlpor- catiis Wiegmann so nahe, dass ich dieselbe früher für ein junges Thier der letzteren Art ansah, doch nachdem ich junge Exempl. von S. triporcatus in den Händen gehabt fand ich, dass der Schwanz und die Extremitäten, sovs'ie der Kopf bei denselben verhältnissmässig viel grösser und länger als bei S. marmoratus sind. Auch waren die Unterscheidungscharaktere hervortretend. Durch Vergleich mit mehreren Exemplaren dieser Art fand ich diese Charaktere constant. Die Consistenz der Schale zeugt von einem verwachsenen Thier, da bei jungen dieselbe stets unter den Fingern federt. Hält man gleich grosse Exemplare von S. marmo- ratus und S. triporcatus aneinander, so ist eine Verwech- selung kaum möglich. Mit S. Salvinii Gray kann genannte Art gar nicht ver- wechselt werden. Gestalt und Bau zeugen von grössten Verschiedenheiten. Hinsichtlich der Benennung war ich lange unent- schlossen, ob ich dem Thier den x\rtennamen marmoratus oder dityscoides geben soll. Im Schwimmen und Laufen erinnert diese Art sehr an die Wasserkäfergattung Dityscus. Die kurzen Beine veranlassen das Thier beim Entkom- men sprung- und stossweise fortzuschreiten. Jedoch fand ich diese Bewegungsart auch bei andern Cheloniern, wie Clemmys leprosa u. a. Dagegen blieb die Benennung marmoratus haltbar, da selbst bei fast schwarzen Exem- plaren die marmorirten Stellen deutlich zu erkennen sind. Im Laufe der Beschreibung wird sich der Unterschied zwischen dieser und den verwandten Arten bald zeigen. Von oben gesehen ist der Kopf in der Hinterhaupts- gegend kolbenförmig verdickt, fällt von den beiden Mund- winkeln zur rüsselförmig verlängerten Schnauze stark ab und erscheint nach derselben zu stark gespitzt. (Bei St. triporcatus dagegen gedrungener). Von der Seite gesehen ist er oben flachgedrückt, zum Kinn von der Nasenscheibe unter sehr spitzem Winkel abfallend und mit der Kehle unter stumpfem, abgerun- deten Winkel zusammentreffend. Die Oberseite desselben Staiirotypus marmoratus n. Sp. 267 von einem hautüberzogenen Knochenschilde bedeckt, wel- ches rhombenförmig ist und mit dem einen spitzen Winkel tief ins Hinterhaupt greift. Alle Seiten des Rhomben geradlinig. Die übrige Bedeckung des Kopfes, sowie des ganzen Körpers und der Extremitäten mit Ausnahme des Schwanzes ist eine feinwarzige Haut ohne Schuppen. Färbung oben schwarzbraun mit braun-gelben Flecken marmorirt; unten graulich-braun mit schmutzig-weissen Tupfen. An den Wangen heller und umgekehrt marmorirt. Der Kopf ist wenig einziehbar und im ruhigen Zu- stande leicht nach unten gerichtet. Nasenscheibe kreisförmig, auf einer 1,5 Mm. langen Verlängerung der weichen, bräunlich-gelben Schnauze liegend. Nasenlöcher länglich-rund, rosshaarfein, mit dem grössern Diameter stehend. Dicke der Scheidewand un- gefähr 5 Nasenlochbreiten (bei S. trip. viel dünner). Augen rund, hervorquellend, leicht nach oben ge- richtet, im ersten Viertheil der Kopfhöhe und ersten Drittheil der Kopflänge liegend. Nickhaut stark ent- wickelt. Iris hell-braun an jeder Seite sowie ober- als unter- halb der Pupille, einen braunschwarzen Tupfen tragend. Tympanum kaum bemerkbar, nur durch leichte Vertiefung kenntlich. Kiefer hornig, bräunlich-horngelb, sich bis zur senkrecht vom hintern Augenwinkel gefällten Linie er- streckend. Oberkiefer vom Mundwinkel zur Spitze convex aufsteigend, vorn mit einem Ausschnitt für den Unter- kiefer versehen. Unterkiefer seiner ganzen Länge nach bogig aus- geschnitten, wodurch vorn ein spitzer hakiger Zahn entsteht, der in den Einschnitt des Oberkiefers passt. Hals ziemlich lang, dünn, stark-runzelig, braun- schwarz mit bräunlich-weissen Tupfen, unten heller mit schmutzig-weissen Flecken durchzogen. Extremitäten. Alle vier Schwimmfüsse kurz, 268 V.Fischer: fast nur mit dem Haud- und Fussgelenk unter der Rücken- schale hervorrag-end, fein- warzig, bräunlich-grau-schwarz. Stellung der Zehen divergirend mit grossen Schwimm- häuten verbunden. Diese bis zur Krallenwurzel reichend. Am freien Ende zwischen den Zehen mit kleinen Schüpp- chen besetzt, daher gezähnt erscheinend. Vorderfüsse an der innern Seite des Unterarms drei schmale, quer, mit der Concavität nach aussen liegende, halbmondför- mige, an Grösse zur Handwurzel abnehmende und um Ys ihrer Länge von einander abstehende, hornige Schilder, von horn-gelber Farbe, dunkel-braun gefleckt, tragend. 5 Zehen, 5 Krallen. Diese klein, gebogen, spitz, braun. Hinterfüsse. An der Ferse ebenfalls einige, un- regelmässig gestellte halbmondförmige Schilder. 5 Ze- hen, 4 Krallen. Schwanz sehr kurz, conisch, dick, mit feinen hor- nigen Wärzchen besetzt, Spitze hornig. Angedrückt kaum ein Drittheil der Inter-Caudalfurche erreichend. Von der Färbung der Beine. R ü c k e n s c h i 1 d. ümriss von oben : oval, nach hinten erweitert (bei S. trip. verschmälert). Vorn leicht ge- stutzt, hinten zwischen den Caudalen tief ausgebuchtet und leicht eingedrückt. Hinterrand leicht gezähnt. Von der Seite : bis zur Mitte der 3ten Vertebrale convex-wage- recht, bei der 4ten leicht, bei der 5ten stark convex abfallend. Von vorn : dachförmig, mit Unterbrechung durch die Rückenleisten, wo das Scutum zwischen Mittel- und Seitenkiel leicht ausgehöhlt ist. Ueber dem Kopf in der MarginocoUargegend stark, bogig ausgerandet. Von hinten: durch die geringe Höhe der Leisten daselbst vollständig dachförmig. Der Rand hinten durch die ganze Breite des Schildes gehoben, daher flach-bogig ausgeschnitten erscheinend. Sculptur. Von der Nuchale über die Mitte der Vertebralen bis zur Grenze (Vorderrand) der Caudal- plattcn ein gerader stumpfer und zu beiden Seiten des- selben von der Marginocollar-, über die Costalen, bis zum Aussenrande der Caudalplatten 2 minder hohe, je- doch scharfe, bogige, mit der Convexität nach aussen gc- Staurotypus marmoratus n. Bp. 269 richtete Längskiele verlaufend^ deren grösster Abstand 22,5 Mm. auf der Mitte der zweiten Costale ist. Vorn und hinten ist der Abstand derselben IS^l Mm. Aus vorliegenden Maassen folgt, dass die Seitengräthe sich vorn rasch von einander entfernen um sich hinten sanft wieder zu nähern. Uebrige Sculptur der Platten ziemlich glatt mit Spuren von concentrischen Furchen, sowie von diver- girenden Strahlen versehen. Bedeckung. Vertebralen. Itc V. gleicht einem in die Länge gezogenem Sechseck, dessen Obertheil ab- geflacht und die Hinterbasis in der Mitte ausgekerbt ist. Marginocollarseiten und Basis ^leichlang, Nuchalseite ein wfenig länger, dagegen die Costalseiten 2,75 Basis- längen einnehmend. 2te, 3te und 4te einander gleich, in die Breite gezogene Sechsecke, daher die beiden Verte- bralseiten klein und ausgekerbt. Costalseiten alle gleich- lang, 1,75 Basislängen. Die 4te Vertebrale durch die Ab- dachung des Schildes hinten leicht abgeflacht, daher fast fünfeckig. 5te Vertebrale ein in die Länge gezo- genes, umgekehrtes und an seiner Spitze abgeflachtes Fünfeck, dessen Basis an die 4te V. stösst. Costalseiten 2,3, Caudalseiten 2,0 Basislängen. Alle Seiten, bei allen Vertebralen geradlinig. Costalen an Grösse zum Schwänze abnehmend. Ite C. ein Trapez mit stark bogiger (convexer) Basis, die längste Seite; vordere Vertebralseite 2mal, obere 2,75, Inter-Costalseite l,8mal in der Basis enthalten. 2te und 3te gestreckte Fünfecke mit parallelen Inter-Costal- selten. Diese bei der 2ten Platte gleichlang 1,2 der Ba- sislängen, bei der 3ten die hintere 0,75. Vertebralseiten 0^6 der Basis. 4te C. Trapez mit geknickter Basis, In- ter-Costal- und hintere Vertebralseite 0,75 der Basis. Obere Vertebralseite 0,4 Basislänge. Limb US — 23 Platten (mit der Nackenpl.). Nuchale transversalliegend, viereckig mit ausge- kerbter Basis. Die übrigen Marginalplatten viereckig an Grösse zum Schwanz zunehmend. Margino femoral- sowie 270 V. Fischer: Caudalplatten die grössten, Cau dalplatten, Trapeze mit ihrer kleinern Basis zusammenstossend. Randseite convex. Sutur. Nur durch zusammenstossendc Axillar- und Inguinalplatten bewerkstelligt. Axillarplatte ein niedriges mit der Basis zur Achsel gekehrtes, unregelmässiges Fünfeck, dessen Spitze gestutzt ist. Inguinal platte ein wenig grösser, ganz unregel- raässig fünfseitig. Sternum im Ganzen ziemlich plan, die Mitte der Abdominalen und Femoralen leicht ausgehöhlt, Anale plan, dagegen die Pectoralen leicht convex daselbst. Kurz, bedeckt den Leib unvollkommen, reicht vorn, wo es abgerundet ist, bis zur Mitte der zweiten M argin o- brachialen, hinten, wo es zugespitzt, bis zum letzten Drittheil der vorletzten Mar gino fem oralen. Ober- fläche glatt. Auf jeder Platte eine den Seiten parallel- laufende, folglich concentrische Furche. Gularen und Brachialen fehlend. Pectoralen rechtwinklige Dreiecke mit abge- rundeter Spitze, convexer Hjpothenuse, geradlinigen grössern (gemeinschaftlichen) und concaven kleinern Ka- theten, bilden einen beweglichen, dreieckigen, vorn ge- rundeten, leicht sphärisch convexen Lappen. Abdominalen unregelmässig, kurz, dagegen sehr breit. Femoralen viereckig mit geraden Seiten. Sutu- ral Seite ebenso lang wie die Abdominal- und Mar- ginalseiten. Analseite 0,6 derselben. Analplatte einfach (nicht doppelt, wie bei S. tri- porcatus), rhombenförmig, mit einer kaum merklichen, nicht bei allen Exemplaren vorhandenen, Längsfurche in der Mitte. Das freie Ende winkelig-gcrundet. Hintere Seiten 1,8 der vordem. Demnach das Sternum 7-plattig. Färbung der Schale. Rückenschild hellbraun mit braun-schwarzen Flecken und divergirenden Strahlen marmorirt, in der Gegend der Rückenleisten heller, ins Gelbliche. Grösste Ansammlung der Flecken auf den Ötaurotypus tnärmoratus n. Sp. 271 Vertebralen, an der hinlern Basis, auf den Costalen in der hintern Oberecke des Polygons. Um das Scutum herum, den Limbus entlang zieht sich ein heller Schein, da die Mitte jeder Marglnalplatte einen gelblichen, mit schwarz-braunen Tupfen umsäumten Fleck trägt. Caudalfurche von dunkeln Flecken umsäumt. Sternum und Ster nalfl iigel, sowie die Unterseite des Limbus gelblich-weiss, grau-braun marmorirt. Auf der Caudalfurche ein dreieckiger brauner Tupfen. Am Aussenrande der Pectoralen nahe der Basis ein länglicher braun-schwarzer Fleck. In der Mitte der Abdominalen ein rundlicher, mit dem Aussenrande verschmolzener, grosser, gleichfarbener Tupfen. Anaiplatte in der End- hälfte ebenfalls braun-schwarz. Sehr oft variirt die Farbe, indem die ganze Schale oben und unten braun-schwarz ist, dagegen bleibt die Zeichnung stets dieselbe, nur auf dunklerm Grunde. Die Flecken und Tupfen sind bei einer solchen dunkeln Varietät tief-schwarz. Maasse. Millimeter. Nasenscheibe, Länge 2,5 „ „ Breite 2,9 Hornlippen, Länge (vom Mundwinkel zur Mitte) 9,4 Augenspalte, Länge 3,2 Krallen, Länge '. 2 — 2,2 Schwanz, Länge 6,0 Rückenschild, Länge (von dem Nacken zur Caud.) 63,0 „ nach der Wölbung auf dem Mittelkiel . . . 69,3 Breite auf der Mitte der Ster- nalfiiigel 48,0 » „ „ nach der Wölbung (da- selbst) 62,0 Grösste Breite (daselbst) . . 48,0 Höhe. In der Mitte der Sternalfl. 22,0 Grösste Höhe (auf der 72, Länge der convexen Pectoralen) . , 23,5 ft n T) n r> n 272 V.Fischer: Staurotypus marmoratus n. Sp. Millimeter. Brustschi Id, Länge nach der Mittelnath . . 38,5 Vorderlappen, Länge (n. d. Mittelnath) . . 13,0 ^ „ Breite (am Sternalflügel) . . 19,0 Hinterlappen^ Länge (n. d. Mittelnath) . . . 16,9 ^ „ Breite (am Sternalflügel) ... 15,0 Sternalflügel, Länge (an der kürzesten Stelle) 7,5 Ich erhielt das erste Exemplar dieser Art im Jahre 1870 durch Herrn Effeldt in Berlin, angeblich aus Texas. In Mexiko soll man später auch einige gefangen haben. Später habe ich mehrere in den Händen gehabt. Die Lebensweise ist eine nächtliche, am Tage da- gegen liegt das Thier auf dem Grunde des Behälters in der dunkelsten Ecke. Erst gegen Abend wird es mun- terer, schwimmt viel umher und frisst. Ausserhalb des Wassers bewegt es sich wie ein Dityscus, sprungweise das Weite suchend, scheint aber im Trocknen nicht lange auszuhalten. Während der ganzen Dauer der Gefangenschaft ver- liess es das Wasser höchst selten und nur auf ganz kurze Zeit. Kleine Kerb- und Weich-Thiere bilden seine Haupt- nahrung. Ausserdem frisst es auch sehr fein geschabtes Fleisch. Die beständige Temperatur des Wassers muss auf -f 22^ R. erhalten werden, da es sonst nicht frisst, son- dern regungslos, mit geschlossenen Augen, wie erstarrt auf dem Boden liegt. Es beisst, trotz seiner Kleinheit, wüthend in den vorgehaltenen Finger und bleibt an demselben so fest hängen, dass man es emporheben kann. lieber die Fortpflanzung ist mir Nichts bekannt. Beschreibiiugeii vou Plauarieii des Baikalgebietes. Von Prof. Dr. Ed. Grube in Breslau. (Hierzu Taf. XI und XII.) Die einzigen Nachrichten, die wir bisher über Pla- narien des Baikalgebietes besassen, hat Gerstfeldt ge- geben. Sie beziehen sich auf die von Maak in der An- gara gefundenen Arten, die bei uns so verbreitete PL torva 0. Fr. Müll, und zwei neue von Gerstfeldt auf- gestellte: PL Ängarensis und PL guttata^ deren Beschrei- bungen 1) er leider keine Abbildungen beigefügt hat. Vor Kurzem hat nun Dr. Dybowski den Baikalsee selbst in Angriff genommen und seinen dortigen Aufent- halt mit rühmlichstem Eifer dazu benutzt, dieses gewaltige Süsswasserbecken zu durchforschen und seine Fauna zu Studiren. Er ist bis auf Tiefen von 300, ja 800 und 1000 Meter vorgedrungen, hat mit besonderer Vorliebe seine Fisch- und Amphipodenfauna bearbeitet, mir aber eine Reihe von Planarien zugestellt, welche ebenso wohl durch ihre zum Theil auffallende Färbung als durch ihre Dimen- sionen mein Erstaunen erregten, und durch beides mehr an marine als an unsere bescheidenen Süsswasserformen 1) Ueber einige zum Theil neue Arten Platoden, Anneliden, Myriapoden und Crustaceen Sibiriens, Memoires des Savants etran- gers der Petersburger Akademie 1858 Tom. VIII, p. 261. Archiv für Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 18 274 Grube: erinnern. Dybowski's Sendungen enthalten 10 Arten, von denen 3 die oben genannten, auch in der Angara vorkommenden, die übrigen neu sind. Es befinden sich darunter Exemplare von Flanaria Angarensis und PL fDicotylusJ pulvinar, welche im Weingeist über 60 und 70 M. bei etwa halb so grosser Breite messen und im Leben gewiss eine Länge von 80 und 90 M. gehabt haben, eine Grösse, die nur von wenigen Meerplanarien, von einzel- nen Stylochrus-, Prostoceraeus-, Eurylepta- und Leptoplana- Arten erreicht oder übertrofFen wird. Von den meisten liegen zahlreiche Exemplare vor, so dass ich auch Ger st- f el d t's Beschreibungen in einigen Stücken ergänzen kann. Von allen füge ich Abbildungen hinzu, die freilich die Thiere nur in starker Contraction wiedergeben und man hat sie sich natürlich beim Kriechen viel gestreckter zu denken, doch ist immerhin auch die Form der Con- traction für die Species etwas charakteristisches und die Exemplare sind meistens so wohl erhalten, als kämen sie eben aus ihrem Elemente, selbst die Färbung dürfte sich nach meinen sonstigen Erfahrungen zu urtheilen, wenig verändert haben. Alle hier beschriebenen Arten besitzen nur 1 Geni- talöffnung (Sectio Monogonopora Dies.) und die Mund- öff'nung in der Mitte des Bauches oder bald dahinter, die Pharynxröhre, wo sie beobachtet werden konnte, war cylindrisch. Augenpunkte waren bei der Mehrzahl der Arten gar nicht zu entdecken, bei einigen derselben nur an kleineren Exemplaren, sie scheinen hier also mit dem Alter verloren zu gehen — ein Umstand, der die Erkennung der nach der Beschaff'enheit der Augen auf- gestellten Gattungen erschwert — , bei ein Paar Arten waren sie an allen Exemplaren sichtbar und zwar in mehrfacher Zahl jederseits eine einfache bis dreifache ge- drängte Bogenreihe bildend, wie bei manchen Leptoplanen- und Polycelis. Wenn man, wozu Schmarda geneigt ist, die Gattung Polycelis dahin beschränkt, dass die Augen nur am Seitenrande selbst stehen sollen, wie bei P. nigra^ so würde man PL nigrofasciata und guttata zu einer eigenen Gattung oder Untergattung Sorocelis er- Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. 275 beben müssen, da die Leptoplanen mit 2 GenltalöfFnungcn versehen, überdies auch Bewohner des Meeres sind. Bei PI. guttata und pulvinar kommen am Vorderrandc Haft- gruben oder Haftnäpfe vor, eine Eigenthümlichkeit, die sonst nur selten beobachtet ist, Fühler aber oder fühler- artige Stirnfalten zeigen sich bei keiner der Baikalarten, wie diese Organe denn überhaupt nur bei marinen Pla- narieen ausgeprägt sind. Planaria hepatizon Gr. Contraeta latissime ovata vel ovalis, dorso leniter convexo, margine piano, supra colore hepatico, concolor, linea fusca per longitudinem bipartita, parte frontali an- gusta a lateribus paulo seposita, haud producta, maculas albas 2 ferente, saepius medio crenata, subtus plana, al- bida concolor maculis ve subfuscis minutis, maxirae mar- ginem versus obfuscata, regione frontali late fusca. Pu n eta ocularia adultorum nuUa, in junioribus observata, in maculis albis illis frontalibus acervulum componentla. Os paulo pone medium situm, apertura genitalis aeque longe ab eo atque a margine posteriore distans. Im Baikalsee, in Tiefen von 50 bis 150 Meter. Fast alle Exemplare dieser auffallend consistenten Planarie sind sehr breit eiförmig, und zwar nach vorn, etliche nach hinten verschmälert, sehr wenige breit oval, fast kreisförmig, die Farbe leberbraun, selten dunkler in's Grauliche, fast nie und meist nur bei letzteren fehlen die beiden weissen Flecke hinter dem Stirnrande der Oberseite, die bei der Mehrzahl gegen die braune Fär- bung des Rückens lebhaft abstechen, zuweilen aber auch so verwischt sind, dass sie wxnig in's Auge fallen. Sie haben eine ovale Birnform und stehen auf einem schmalen, gewöhnlich mitten eingekerbten, rechts und links durch eine sch"wache Furche abgesetzten, unten leicht ausge- höhlten, aber durchaus nicht verlängerten Stirntheil. Mit- unter zeigt sich auch nach aussen von jenen beiden Fur- chen eine weissllche fleckenartige Färbung, doch ist sie immer viel schmäler. Obwohl ich schon über 30 Thiere dieser Species 276 Grube: untersucht hatte, tonnte ich doch niemals Augenpünkt- chen unterscheiden, bis ich zuletzt an einige kleinere Exemplare kam, und hier traten deutlich umschriebene winzige schwarze Pünktchen verschiedener Grösse auf den beiden inneren der weissen Stirnflecken hervor (die grösseren oft von halbovaler Form) und über 30 auf jedem Flecke, in ein längliches oder rundliches Häufchen grup- pirt. Diese Pünktchen schienen mir immer kleiner als bei PL nigro-fasciata. Demnach würde diese Art ent- weder zu Anocelis Stimpson oder zu Sorocelis Gr. (vgl. pag. 274) gehören, je nachdem man den jüngeren oder äl- teren Lebenszustand mehr berücksichtigt. Der Rücken ist durch eine feine schwärzliche, die ganze Länge durchlaufende Linie halbirt; ich habe sie kaum bei einem Exemplar vermissl, doch ist sie zuweilen nur äusserst schwach ausgeprägt, wie eine zarte Furche und ohne Pigment. Die platte Unterseite ist weisslich, bei vielen sowohl kleineren als grösseren, und namentlich gegen den Kand hin durch winzige graubraune Fleck- chen, bisweilen auf der ganzen Fläche rauchfarbig, die Stirnpartie in ziemlicher Ausdehnung gewöhnlich dunkler braun. Aus der in der Mitte selbst oder nahe dahinter gelegenen MundöfFnung tritt bei einigen eine weisse bis 3 M. lange Pharynxröhre hervor. Die Genitalötfnung befindet sich ziemlich in der Mitte zwischen dem Munde und dem Hinterrande. Die meisten Exemplare erreichen eine Länge von 18 M. bei 11 M. Breite und 2,5 M. Dicke. Das grösste aber misst 28 M. in der Länge, 21,5 in der Breite und 3,5 M. in der Dicke, seine Mundöffnung liegt 17 M. vom Vorderrande, die Genitalöffnung 5,5 M. hinter dem Munde und 5,5 vom Hinterrande entfernt. Eines der kleinsten, nur 12 M. lang, ist fast kreisrund, da die Breite 11,3 M. beträgt und nach vorn und hinten gleichmässig abnimmt; ihm fehlt das schwarze Pigment der mittleren Rücken- Unie und die dunkelbraune Färbung der Unterseite an der Stirnpartie. Das Exemplar, an welchem ich die Augenpünktchen entdeckte, gehört zu den kleinsten und ist nur 11,5 M. lang und 8 M. breit. Beschreibungen von Planai'ien des Baikalgebietes. 277 Längere Zeit war icli unschlüssig, ob ich eine an- sebnlicli grosse, oben einfarbig braune, unten weisslisbe Planarie, welche durch ihre zwar hinten breit gerundete, nach vorn aber langsam und stark verjüngte Gestalt auf- fallend abwich, zu dieser Art rechnen sollte. Sie hatte bei einer Länge von 38,5 M. eine grösste Breite von nur 16 M. hinter der Mitte, und eine Breite von 11,5 M. zwischen dem Iten und 2ten Viertel der Länge, und ihr Mund lag 28 M. vom Vorderende entfernt, also beträcht- lich weit hinter der Mitte, die (jfenitalöffnung 5 M. hinter dem Munde. Aus dieser GenitalöfFnung ragte ein weisser 4 M. langer 2 M. breiter, jetzt etwas plattgedrückter Körper vor, der wohl nichts anderes als das von v. Baer beschriebene Begattungsorgan sein kann. Es scheint von einem engen Kanal durchzogen. Diese Planarie drängte zu einem Vergleich mit den einfarbigen Exemplaren von PL guttata. Da sie aber weder eine Spur von Augen- punkten noch von der mittlem Stirngrube erkennen liess, die ich bei letzterer niemals vergeblich suchte, da ferner die Farbe ganz den leberbraunen Ton der PI. kepattson wiederholte, auch eine mittlere Längsfurche, wenn gleich nicht schwarz gefärbt, vorhanden war, und auch die Con- sistenz des Körpers mit jener übereinstimmte, konnte ich kaum zweifeln, dass ich eine PL hepaiizon vor mir hatte, die im Moment des Weiterkriechens mit gestreckter Vorderhälfte gestorben war: Forschern, die diese Thiere lebend zu beobachten Gelegenheit haben, möchte ich noch eine genaue Vergleichung mit PI. nigrofasciata empfehlen. Zu unserer Art gehören wohl auch die schwarzen kugelrunden Eikapseln, welche nicht weniger als 4 M. im Durchmesser haben und in demselben Glase lagen, Planaria [Änocelis Stimps.) tigrina Gr. Contraeta latissime ovata vel ovalis, paene orbicu- laris, dorso paulisper convexo, supra umbrina, striis transversis nigris medio multifariam interruptis 9 fere ad 12, parte frontalii medio plicata quasi crenata, minime a lateribus seposita, lata utrinquc macula rotunda lucidiore 278 Grube: vel subfulva ornata, vitta aiigusta nigra arcuata posteriore circumdata; subtus ex subfusco albida, parte frontall medio excavata. Puncta ocularia haud observata. Os proxime post medium situm, aper iura genitalis ab co paiilo minus quam a margine posteriore distans. Im Baikalsee, in Tiefen von 50 bis 150 Meter. Von Planaria tigrina liegen nicht eben viele Exem- plare vor, diese sind in Form und Färbung aber so über- einstimmend, dass ich sie mit grosser Sicherheit von PL hepattzon unterscheiden kann, mit der diese Art viele Aehnlichkeit hat. Der Umfang des Körpers ist bei den meisten breit oval, Vorder- und Hinterhälfte gleich stumpf gerundet, selten nach vorn etwas verschmälert, wie es bei PI. hepatizoii häufig vorkommt, der mittlere Einschnitt am Stirnrande geht tiefer als dort und es markirt sich kein durch Seitenfurchen abgesetzter mittlerer Stirntheil. In der Rückenfärbung erscheint niemals das leberfarbene Braun jener Art, sondern ein viel düsteres Umbrabraun; es fehlt die schwärzliche den Rücken halbirende Längs- linie, dagegen treten schwarze Qucrlinien auf, welche nahe oder an den Seitenrändern selbst beginnen und über den Rücken laufen, doch nie ohne mehrfach unterbrochen zu sein, die Streifen der mittleren Partie sind parallel, an der Vorder- und Hinterhälfte des Rückens gekrümmt. Die vordersten laufen concentrisch einer sehr markirten schwarzen schmalen Bogenbinde, welche den breiten Stirntheil von dem übrigen Rücken abgrenzt. Auf diesem Stirntheil zu beiden Seiten seiner mittleren Einkerbung steht ein ziemlich ansehnlicher hellerer rostgelblicher oder weisslicher, zuweilen etwas verwischter Fleck von runder Form, beide Flecke sind durch einen dreieckigen hinten breiten dunkeln Zwischenraum getrennt. Augen- punkte habe ich nirgend bemerken können. Der Rücken ist sehr schwach gewölbt, der Rand eben, nicht dünn genug, um durchscheinend zu werden, die Bauchseite bräunlich weiss, ohne jede Spur von bräunlichen Färbun- gen, wie sie bei PL hepatizon so häufig vorkommen, ebenso fehlt eine braune Färbung der Stirnpartie an der Bauchseite. Beschreibungen von Planarieii des Baikalgebietes. 279 Diese Art erreicht lange nicht die Hälfte der Di- mensionen, die wir bei der vorigen angegeben haben. Das grösste Exemplar ist 12 M. lang und 10 M. breit, das kleinste 9 M. lang und 8 M. breit : bei dem ersteren die MundöfFnung 7 M. von dem Vorderrande und 2 M. von der Genitalötfnung entfernt. Ein drittes war, als es getödtet wurde, gerade im Begriff eine hellbraune Eikapsel von etwa 2 M. Durch- messer zu legen. Planaria (Änocelis Stimps.) pardalma Gr. Contraeta latius ovalis, vel retrorsum paulo attenuata, foliacea, fronte medio crenata, supra gilva vel silacea ma- culis variae formae, plerumque crenatis vel ex minoribus compositis, saepe elongatis vel angulatis nigro-brunneis dense conspersa, subtus albida. Puncta ocularia haud ob- servata. Os submedium, apertura genitalis ab eo vix minus quam a margine posteriore distans. Im Baikalsee, in einer Tiefe von 50 bis 150 Meter. Diese Art fand sich nur in sehr spärlichen Exem- plaren zwischen den erst beschriebenen, und gehört wohl zu den kleinsten, da keines eine Länge von 6 M. über- schritt. In Gestalt und Färjbung zeigte sich eine grosse üebereinstimmung; alle waren verhältnissmässig weniger breit als PL tigrina, meist gleichmässig oval. Der Stirn- rand etwas eingezogen mit kleiner Kerbe, von einem ab- gesetzten ötirntheil und Augen keine Spur, der Rücken fast flach zu nennen, der Rand ganz eben, zuweilen mit leichten Ausbiegungen, die Oberseite licht ochergelb oder matter, überall dicht mit dunkeln Flecken verschiedener Ge- stalt überstreut, von denen viele gestreckt oder winklig ge- knickt, die meisten am Rande gekerbt oder wie zusammen- gerückte Fingertupfen aussehen, wie beim Pantherfell. Der Mund liegt in der Mitte der weisslichen ganz ein- farbigen Unterfläche, ein Rüssel war bei keinem Exem- plar vorgetreten, die Geschlechtsöffnung ein wenig hinter dem Munde, von ihm weniger als vom Hinterrande ab- stehend. 280 Grube: Länge 6 M., Breite 4,2 M., Entfernung des Mundes vom Stirnrande 3 M., der Gcschlechtsöffnung vom Munde etwa 1,2 M. Planaria (Anocelis Stimps.) lanceolata Gr. Contracia lanceolata, foliacea, fronte anguste truncata, subtus sulco mediano longitudinali brevi raunita, margine piano, fragilis, parte frontali band seposita, siipra pallide brunnea, interdum leviter violascens, concolor, raro striis longitudinalibus fuscis 2 vel 3 ornata, siibtus albida. Puncta ocularia band observata. Os paulo pone medium situm, apertura genitalis proxima, a margine posteriore raulto longius distans. Im Baikalsee in einer Tiefe von 50 — 150 Fuss. Eine im Gegensatz zu den bisber bescbriebenen wie es scheint leicht verletzbare und zerreissbare Art ; bei vielen Exemplaren finde ich namentlich die Rückenhaut längs den Seitenrändern aufgerissen, so dass der Inhalt des Leibes hervorgedrungen ist, bei anderen ist der Rüssel durch den Rücken herausgetreten, von noch andern gibt es nur Vorder- und Hinterhälften. Die Gestalt dieser Art ist eine von der vorhergehenden sehr abweichende, schmal und langgestreckt lanzettförmig, vorn schmal abgestutzt, etliche Exemplare sind etwas breiter und kürzer, manche an den Seiten unterwärts eingekrümmt, viele schief ge- dreht oder umgeknickt. Die Oberseite hat eine blass- braune, mitunter leicht in's Violete fallende eintönige, selten mit 2 dunkeln längs den Seitenrändern hinlaufenden oder auch noch mit einem Mittelstreif gezierte Färbung, auch bemerkt man wohl zuweilen noch eine Andeutung von zarten bräunlichen ästigen Streifen am Hinterrande. Mehrere kleinere Thiere, welche derselben Art anzuge- hören scheinen, sind ganz bleich oder weiss. Augenpunkte habe ich nie wahrnehmen können. Unterseite einfarbig weiss, am Stirntheil eine leichte kurze mittlere Längs- furche. Die Mundöffnung liegt bei manchen etwas vor, bei andern hinter der Mitte, die Genitalöffnung sehr nahe dahinter, weit vom Hinterrande, Beschreibuugen von Planarien des Baikalgebietes. 281 Diese Art erinnert In ihrer Gestalt am meisten an PL lactea, die doch aber bei mittelmässiger Streckung nicht über 10 M. lang zu sein pflegt und nie eine gleich- massig hellbraune Rückenfarbe zeigt, bei der vielmehr nur die dendritisch verzweigte verdauende Höhle braun oder violct durchschimmert. Die grössten Exemp^re der PL lanceolata sind contrahirt 19 bis 23 M. lang, 4 M. breit, bei jenen beträgt der Abstand des Mundes vom Stirnrand 9 M., bei dem 23 M. langen dagegen 12 M., die Genitalöffnung liegt 2,5 M. hinter dem Munde, die Schlundröhre ist öfter herausgetreten und bis 2,5 M. lang. Planaria {Sorocelis Gr.) mgrofasciata Gr. Contraeta ovalis, plerumque utrinque vel antrorsum acuminata, pars frontalis a lateribus paulo seposita trian- gularis seriebus punctorura ocularium 2 longitudinalibus, postcriora versus leniter extrorsum curvatis, lineam me- diam proximis. Pun cta ocularia utrinque fere 10 ad 24. Dorsum leniter convexum, badium vel paulo pallidius, fasciis nigris 4 (raro 3) plerumque stria quoque media, eas secante ornatum. Fasciae angustae, paene aeque di- stantes marginem lateralem haud attingentes, extremitatibus saepius dilatatis. Pars ventralis alba fronte saepius infuseata. Os proxime pone medium situm, ap er tura genitalis ab apice corporis posteriore longlus quam ab orie distans. Im Baikal, aus einer Tiefe von 50 bis 150 Meter. Man kann diese Art, welche ebenfalls zu den klei- neren gehört, und von der mir zahlreiche Exemplare ein- geschickt sind, am wenigsten mit einer andern verwech- seln, so charakteristisch ist Färbung und Zeichnung. Der Körper hat die Form eines schmäleren oder breiteren, an beiden Enden etwas verlängerten, wohl auch zugespitzten Ovals. Besonders ist der durch 2 seitliche Furchen ab- gesetzte Stirnthell vorgezogen, so dass er mit seiner vor- deren Hälfte wie ein schmäleres Läppchen vorragt. Man kann ihn, wenn man die Enden jener seitlichen Grenzen verbindet, als abgerundet dreieckig bezeichnen, eine hin- tere Begrenzung fehlt, er ist vorn nie eingekerbt, wohl 282 Grube: aber auf seiner Unterseite mit einer Längsfurche ver- sclien^ auch wohl rinnenartig ausgehöhlt, auf der Ober- seite gewahrt man 2 längliche weisse nach vorn conver- girende Flecken, welche von der Mitte der Länge eines dunkeln, etwas breiteren an der Stirnspitze beginnenden Mittelfeldchens ausgehen. Auf diesen weissen schmalen Flecken stehen die schwarzen Augenpünktchen zu 2 oder 3 Längsreihen gruppirt, selten weniger als 16, bisweilen 24 und mehr. Sie sind entschieden länglich und fehlen keinem Exemplar. Die Oberseite des Körpers ist kastanienbraun mit schwarzen Zeichnungen, welche fast regelmässig in einer schwarzen Mittellinie und 4 sie rechtwinklig schneidendeh schwarzen, den Seitenrand selbst nicht erreichenden und ziemlich gleich weit auseinander liegenden Querbinden bestehen. Der Abstand der ersten Binde vom Vorder- und der letzten vom Hinterende kommt den Entfernungen zwischen den einzelnen Binden selbst nahe, so dass der Rücken in 5 Abschnitte von ähnlicher Länge zerfällt. In der Ausdehnung der Querbinden von Rechts nach Links finden Unterschiede statt. Die zweite pflegt die breiteste, die dritte und erste minder breit, dagegen stärker zu sein, und sie erscheinen zuweilen wie 2 durch eine lineare Brücke verbundene Flecke oder als ein verschmolzener querer Fleck. Die zweite löst sich zuweilen in 2 getrennte Hälften auf, dasselbe gilt von der vierten, die an Breite die dritte zu übertreffen pflegt. An einem sehr kleinen Exemplar ist nur die zweite und dritte der 4 Querbinden vorhanden. Die mittlere Längslinie ist bisweilen in ihrer hinteren Hälfte nicht ausgeprägt, doch pflegt die End- spitze des Körpers selbst schw^arz gefärbt zusein, andrer- seits erscheint bei einzelnen Exemplaren noch eine rechte und linke parallele, die Enden der ersten und zweiten Querbinde verbindende Seitenlinie. Die Unterseite des Körpers ist weiss, die äusserste Vorder- und Hinterspitze oft schwarz gefärbt. Die Mund- öffnung befindet sich in oder etwas hinter der Mitte, die Genitalöftnung ihr etwas näher als dem Hinterendc. Bei wenigen war die Pharynxröhre etwas ausgestreckt. Eine Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. 28 3 braunschwarze kugelrunde Eikapsel, die unter diesen Pla- narien lag, hatte 2,5 M. im Durchmesser. Die kleinsten Exemplare messen 5 M. in der Länge und 2,5 M. in der Breite bis 7 M. in der Länge und 3,5 M. in der Breite, die mittleren und bei weitem mei- sten 12 M. in der Länge und 6 M. in der Breite, die grössten 20 M. in der Länge und 15 M. in der Breite und eines sogar 22 M. in der Länge und 12,5 M. in der Breite. Bei letzterem stand der Mund vom Vorderende des Leibes 11 M. und von der Genitalöfi'nung 4 M. ab. Jedenfalls bedarf PI. nigrofasciata einer noch eingehen- deren Vergleichung mit FL hepatizon an lebenden Thieren. Man könnte diese Art, da sie zahlreiche Augen- pünktchen besitzt, zur Gattung Folycelis Ehrb. stellen, wenn man nicht zu grosses Gewicht darauf legt, dass es Ocelli ma7'ginalis sein sollen, wie sie bei PL nigra vor- kommen und wie D i esing in die Gattungsdiagnose aufge- nommen, im entgegengesetzten Fall müsste man wie be- reits oben gesagt, sich zur Errichtung einer eignen Ab- theilung Sorocelis entschliessen, charakterisirt durch 2 einfache oder mehrfache ßogenreihen von Augenpunkten auf der Mitte des Vordertheils. Planaria {Sarocelis Gr.) guttata Gerstf. char. emend. Planaria guttata Gerstf. Mem. des sav. etrang. de St. Petersbourg 1858, p. 262. Contraeta ovalis vel oblonga utrinque obtusa, folia- cea, margine aequo, fronte haud crenata, fovea minuta media marginal! munita, parte frontali haud seposita, supra lutea, pallide brunnea, olivacea, murina vel cervina vel pallide ochracea, concolor vel subtilitcr fusce maculata, ordinibus 2 guttarum vel macularum albarum per totam corporis longitudinem patentibus: maculae minutae vel majores subrotundae minime semper per paria dispositae; 2 albae frontales in omnibus observatae, margine interiore et posteriore arcum punctorurp ocularium plerumque sim- plicem ferentes. Pars ventralis alba. O s paulo pone me- dium situm, apertura genitalis a margine corporis posteriore longius quam ab ore distaus. 284 Grube Theils dicht am Strande des Baikal, theils in grösseren Tiefen gesammelt. Als Gerstfeldt diese Planarie zu Gesichte bekam, glaubte er zuerst der Beschreibung nach Planaria torva Müll, vor sich zu haben, überzeugte sich dann aber durch Vergleichung mit Exemplaren dieser Art selbst von der Verschiedenheit beider, und fand sie theils in dem Zu- sammenschliessen der beiden weissen Stirnflecke, (die er Augenflecke nennt), was ihm bei PL torva nie begegnet war, theils in dem ebenen Körperrand, während derselbe bei den Weingeiatexemplaren von Fl. torva gekräuselt erschien. Den ersten Charakter kann ich nicht anerken- nen, ich sehe im Gegentheil bei allen dunkler gefärbten Individuen, wiesie Ge rstfel dt beschreibt, diese weissen Stirnflecke stets durch einen dunkeln Zwischenraum ge- trennt und nur bei sehr bleichen fehlt derselbe. Viel wichtiger erscheint, dassP/. ^orya joderseits nur 1 Augen- punkt besitzt, bei Fl. guttata hingegen jederseits eine ganze Reihe auftritt. Ausserdem hebt Gerstfeldt selbst hervor, dass er bei PI. guttata nie eine Doppelreihe heller Rückenflecken vermisst habe, die meines Wissens bei PL torva nie beobachtet ist. Endlich bildet bei letzterer der Stirnrand, worauf schon v. Baer aufmerksam macht ^), einen stumpfen Winkel. Auch PL guttata gehört zu den kleineren Arten, Ihr blattförmiger noch jetzt zuweilen etwas durchschei- nender Leib ist breiter oder schmäler oval, aber an den Enden nicht, wie öfter bei FL nigrofasciaia zugespitzt, und hat weniger consistente Wandungen als PL hepatizofi, wie man daraus ersieht, dass bei manchen Exemplaren die Pharynxröhre durch die Rückenwandung gedrungen ist. Die Färbung variirt nicht unbeträchtlich, stimmt je- doch darin bei allen Exemplaren überein, dass hinter dem Stirnrande 2 grössere helle, rostgelbliche oder weisse runde durch einen dunkleren rechts und links ausgeschnit- tenen Zwischenraum getrennte Flecken vorkommen, längs 1) Beiträge zur Kenutniss niederer Thierc. Nov. Act. Caesariae Leopold. Nat. Cuv. Vol. XIII. P. II. p. 705. Taf. XXXIII. F. 4—6. Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. 285 deren Innen- und Hinterrandc sich im Bogen eine ein- fache Reihe von sehr dcuüichen runden Augenpunkten hinzieht, so dass diese Bogen, wenn sie aneinander rückten, die Schenkel eines x zusammensetzen würden. Die Zahl der Augenpunkte in jedem Bogen beträgt meistens 7 bis 8, wobei dann die hintersten wohl auch in 2 Reihen ste- hen, kann aber auf 5 und selbst 2 sinken, und ist in beiden Bögen nicht immer dieselbe. Zuweilen sieht man nur einen rechten und linken kurzen Bogenstrich von schwarzer Farbe, ohne getrennte Punkte unterscheiden zu können. Der Stirntheil ist in keinerlei Weise abgesetzt, der Stirn- rand aber mit Ausnahme von ein paar Individuen, die nur eine Andeutung davon tragen, bei allen durch eine rundliche tiefe, von einem schwachen Wulst umgebene Grube ausgezeichnet, welche den Eindruck eines Haft- organs macht. Eine ähnliche Vertiefung gibt auch v. Baer bei Planaria lactea an, O. Fr. Müller wollte hier eine wirkliche Oeffnung gesehen haben. Die übrige Rücken- seite ist bald einfarbig olivengrau oder bräunlich, sehr fein schwärzlich punktirt, oder hellgelbbraun, mit grösseren Tüpfelchen dicht überstreut, in beiden Fällen laufen nahe der Mittellinie, die bisweilen auch durch einen lichten Streif markirt ist, 2 Reihen von rundlichen Fleckchen, im ersteren Fall sind sie gewöhnlich klein, wenig in's Auge fallend, von rostgelber Färbung, so dass die Stirnflecke viel mehr hervortreten, im andern Fall grösser, ganz ähn- lich den beiden Stirnflecken, die man dann als das Ite Paar dieser Reihen betrachten kann. Sehr selten erscheint eine ganz blasse gelbliche Färbung ohne Fleckenreihen, höchstens mit einer leichten Andeutung der Stirnflecken. Die Zahl der Flecken mit Ausschluss der letzteren schwankt in jeder Reihe zwischen 5 und 12, auch stehen sie sich keineswegs Immer paarig gegenüber, sind vielmehr öfter recht merklich ^QgQw einander verschoben. Die Bauch- seite Ist weisslich; bei einem Exemplar bemerkte ich 2 breite weisse, die ganze Länge durchziehende Binden. Der Mund liegt wenig hinter der Mitte, die Genitalöflfnung wohl 3mal so weit vom Hinterende als vom Munde. 286 Grube: Eine kugelige Eikapsel von etwas über 2 M. Durch- messer scheint zu dieser Art zu gehören. Ein olivengraues Exemplar mit 5 Paar rostgelben Fleckchen hinter den viel grösseren weisslichen Stirn- flecken 6 M. lang und 3 M. breit, und ein anderes von 7 M. Länge und 2,5 M. Breite sind die kleinsten, bei letzterem liegt der Mund 3,8 M. vom Vorderrande und 2,7 von der GenitalöfFnung, das grösste Exemplar misst 16 M. in der Länge und 7 M. in der Breite; die meisten sind etwa halb so lang und breit. Auch diese Art müsste man zu Sorocelis (s. p. 274) rechnen, sie schliesst sich jedenfalls in Bezug auf die Augenstellung am nächsten an PL nigrofasciata an, an- drerseits aber erinnert sie durch die mitten am Stirnrande stehende Haftgrube an die Gattung Procotyla Leidig, die freilich nur 2 Augen besitzt. Planaria Angarensis Gerstf. Planaria Angarensis Gerstf. 1. c. p. 261. Contraeta ovalis, anteriora versus plerumque sensim angustior, margine dense plicato crispata, coriacea, supra plana, pallidius ex griseo brunnea, maculis minutis fuscis ovalibus dense conspersa, pantherina, vel fuscior luteolo ma- culata, vel omnino concolor griseo-brunnea vel alutacea, subtus albida. Pars frontalis angustior, saepius producta, late rotundata, albida, an^ice fumigata, ad basin quasi auri- culata, albida, vitta transversa lata nigra a corpore sepa- rata, raro ab eo haud distinguenda. Puncta ocularia 2, late inter se distantia ad auriculas collocata. 0 s sub medium, apertura genitalis alterum tantum magis a margine posteriore quam ab ore distans. Gerstf eldt kennt diese Art nur aus der Angara, alle von Dr. Dybowski eingesandten Exemplare stam- men aus dem Baikalsee, wo sie in Tiefen von 50 bis 150 und 300 Meter, einzelne und zum Theil die grossesten selbst aus einer Tiefe von 800 bis 1000 Meter heraufgeholt sind. Alle Weingeistexemplare dieser blattförmigen Pla- narie sind oval, nur eines auffallend breitoval, die meisten Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. 287 kleineren langsam nacb vorn verscbmälert, und haben einen, wie eine Halskrause dicht gefalteten Rand, durch welchen sich diese Art vor allen hier beschriebenen Arten des Baikal auszeichnet. Die Haut ist von noch derberer Consistenz als bei PL heimtizon, das ganze Thier von lederartiger Consistenz wie auch schon G erstfei dt an- gibt, schwer zerreissbar, kein einziges Exemplar ist schwe- rer beschädigt, man sieht höchstens hier und da den Rand verletzt. Der Stirntheil ist nicht durch seitliche Furchen abgesetzt, bei kleineren Exemplaren vorgestreckt und schmäler als die angrenzende Partie des Körpers, vorn breit gerundet und rauchfarbig bräunlich, hinten weisslich, und hier jederseits wie geöhrt und durch eine braun- schwarze breite Binde von dem übrigen Rücken getrennt. Nach innen von dem Yorderrande dieser Verbreiterungen bemerkt man einen kleinen schwarzen Augenpunkt, von dem der anderen Seite durch einen breiten Zwischenraum getrennt, öfters nur sehr undeutlich, bei sehr grossen Exemplaren vermisst man dies alles und kann gar keine Augenpunkte erkennen, bei den jüngsten Exemplaren dagegen sin-d sie am deutlichsten und scheinen zuweilen sogar doppelt. Die mittelmässigen zeigen eine sanft braun- graue Rückenfärbung, durch sehr zahlreiche dunkle rund- liche Fleckchen gepanthert, oder mit nicht so dunkeln verwischten Tapfen bedeckt, andere und namentlich die grösseren sind ganz einfarbig, düster braun oder leder- gelb ohne alle Zeichnungen und dann nur an dem ge- krausten Rande erkennbar, aber auch bei kleinerem kann eine ganz bleiche Färbung vorkommen. Die Unterseite ist weisslich oder graulich, die Mund- öffnung bald vor bald hinter der Mitte gelegen und die Genitalöffnung steht viel weniger weit von ihr als vom Hinterrande ab. Ein kleines Exemplar, blass lehmgelb und ohne Augenpunkte, ist nur 10 M. lang und hinter der Mitte 5,5 M. breit, das kleinste hat nur 6 M. Länge und 3 M. Breite und ist mit deutlichen Augenpunkten versehen, Mittelwüchsige haben eine Länge von 29 M. bei einer Breite von 13 M. und einer Dicke von 3 M., ganz grosse 49 M. 288 Grube: Länge bei 39 M. Breite und 7 M. Dicke und ein wahres Riesenexemplar blass ledergelb und augenlos erreicht die für eine Süsswasserplanarie unerhörte Länge von 64 M. bei einer Breite von 39 M. und einer Dicke von 7 M. Sein Mund war vom Vorderrande 35 M., von der Geni- talöfFnung UM. entfernt. Auch der Rand des Leibes hatte eine ansehnliche Dicke, und ich zählte an ihm gegen 40 Falten. Planaria torvß (Müll.) Var. alhifrons Gr. ? Contraeta oblonga, crassior, minus foliacea, postice attenuata, saepius leniter acuminata, supra sordide nigri cans, fronte late rotundata utrinque alba; subtus albida. Os longius pone medium situm^ apertura genitalis paene aeque longe ab ore atque ab extremitate corporis posteriore distans. In den kleinen Seen um den Baikal. Die gesam- melten Exemplare sind spärlich, und die Erhaltung kaum bei zweien befriedigend. Eine sehr kleine Art, nur 4,5 M. lang, 2 M. breit aber 1 M. dick, deren Mund 3,4 M. vom Stirnrande ab- steht, Sie erinnert durch ihre Gestalt und Rückenfärbung, namentlich durch die beiden weissen seitlichen Stirnflecke an Mesostomum personatuiii^) 0. Schmidt, ist aber doch nicht drehrund wie diese, sondern hat eine plattere weisse Bauchfläche und einen gegen den starkgewölbten Rücken abgesetzten schmalen Seitenrand. Ich möchte sie nur als eine Yarietät von Planaria torva betrachten, bei unserer einheimisclien PI. torva habe ich nie die weissen Rand- flecken an der Stirn bemerkt und andrerseits konnte ich bei einzelnen Baikal-Exemplaren die beiden auf dem Scheitel der PI. torva stehenden winzigen weissen Fleckchen nicht wahrnehmen, in deren jedem 1 Augenpunkt steht, während sie bei anderen Exemplaren ganz deutlich sind. Planaria fulvifrons Gr. Contraeta ovalis teretiuscula raargine angusto corn- 1) Oscar Schmidt, die rhabdocölen Strudelwürmer p. 51. Taf. IV. Fig. 10. Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. 289 planata, supra umbrina vel ex olivaceo brunnea, obsolete fuscius maculata, parte frontaii haiid seposita pallide ochra- cea, fascia transversa alba inter trientem longitudinis pri- mum et secunduin apparente, a ceteio corpore sejuncta, subtus pallidius brunnea parte anteriore alba. Puncta ocularia 2 nigra aeque inter se atque a margine late- rali distantia, a margine frontaii minus remota. Os. sub- mediutti, apertiira genitalis proxime os sita. Aus den kleinen Seen um den Baikal. Da von dieser Art nur 2 vrinzige Exemplare einge- sandt sind, von denen das eine mit ausgestreckter Sclilund- röhre in der Mitte gebrochen, bin ich nicht im Stande eine genügende Beschreibung derselben zu geben. Sie ähnelt der Flanaria torva, welche nach Gerstfeldt in der Angara vorkommt, hat namentlich auch wie diese 2 schwarze Augenpunkte und eine braune Färbung, zeigt aber eine mehr drehrunde an Turbellarien erinnernde Gestalt, doch mit schmalem zusammengedrücktem Rande, wie ich sie nie an Weingeistexemplaren von P/, torva wahrgenommen. Bei dem einen Exemplar ist dieser Rand sogar vom Ende des ersten Drittheils an emporgeschlagen, wodurch an dieser Stelle der vorn breitgerundete Körper etwas verengt erscheint. Die Färbung weicht darin ab, dass sie nicht gleichmässig düster, sondern der vordere Theil blassochergelb und durch eine, wenig scharf be- grenzte weisse Binde von dem hinteren dunkel umbra- oder olivenbraunen undeutlich gefleckten geschieden ist. An der lichterbraunen Bauchfläche sieht man an der ent- sprechenden Stelle eine weissliche sich über den ganzen Yordertheil hinziehende Färbung. Das Hinterende ist oberhalb auch wieder gelblich und dem Vorderende ähn- lich gefärbt. Die Länge des besser erhaltenen Exemplars ist 3,2 M., die grösste Breite 1,3 M., die grösste Dicke 1 M., der Absland des Mundes vom Vorderende 2 M. Flanaria {Diootylus Gr.) pulvinar Gr. Contraeta ex ovali oblonga, crassius foliacea, margine non plicato, haud ita attenuato, mollis, minima fragilis^ Archiv für Naturg. XXXVJII. Jahrg. 1. Bd. 19 290 Grube: supra ex Inteo ochracea^ snbtiis per medlam longitudlnem paulo fuscior, vittis latis albidis 2 per totam longitudinem decurrentibus subparallells, pone frontem arcu postice an- gulo confluentibus tripartita. Pars frontalis neque producta, neque a lateribus seposita, satis lata, utrinqiie fovea profunda rotunda^ circumcirca tumida munita. Puneta ocularia band observata. Os longius pone medium situra. apertura genitalis aeque longe ab eo atque ab ex- tremitate corporis distans. Aus dem Baikalsee, ohne nähere Angabe der Tiefe. Von dieser ausgezeichneten Art liegt nur ein Thier vor, welches an Grösse den ansehnlichsten Exemplaren der Planaria angarensis gleich kommt. Es hat eine lehm- farbig-ochergelbe Färbung, weiche am dunkelsten in der Mittelgegend der Bauchfiäche ist. Zwei breite weissliche Längsbinden ziehen über die ganze Baucbfläche. Sie scheinen nicht sowohl oberflächh'ch, als in der Dicke der Wandung selbst zu liegen, gehen vorn hinter der Stirn durch einen breiten Bogen in einander über, begeben sich dann etwas aus einander, ebenso w^eit von einander als von den Seitenrändern abstehend, ^ nähern sich in der Mitte und verlaufen darnach ziemlich parallel bis an's Ende, wo sie sich begegnen. Die Seitenränder sind durch- aus nicht wellig gefaltet wie bei PL angarensis, sondern eben, die Consistenz des Körpers durchaus nicht leder- artig, wie dort, sondern weich und der ganze in der Mitte merklich verdickte Körper polsterartig, seine Oberfläche sehr glatt, und fast nirgend sieht man Spuren von Ver- letzungen. Der Stirntheil ist weder verlängert nach seit- lich abgesetzt, sein Vorderrand flach gerundet und sehr charakteristisch dadurch, dass er jederseits etwas nach der Bauchseite eine mit einem schwachen Ringwulst ein- gefasste tiefe Grube trägt, während bei andern Arten wie bei FL guttata nur eine einzige mittlere vorkommt; von diesen Gruben beginnen die eben beschriebenen weissen Längsbinden. Am Seitenrande, welcher eine ziemliche Dicke besitzt, bald hinter jeder Grube bemerke ich eine schwache Längsfurche oder Längsrinne von etwa 8 M. Beschreibungen von Planarien des Baikal gebietes. 291 Länge, welche nicht zufällig zu sein scheint. Nach Augen- punkten habe ich vergeblich gesucht. Die Länge dieser Planarie betrug nicht weniger als 77,5 M.; die grösste Breite 31,5 M., an den Stirngruben, welche durchaus den Eindruck von Haftorganen machen, 13 M., die Dicke in der Mitte des Leibes 4 M., der Ab- stand der Mundöffnung, die sich eben zum Hervortreten der Schlundröhre erweitert hatte, vom Stirnrande 50 M., von der Genitalöffnung 14,5 M. Die etwas ovalen Stirn- gruben hatten einen grösseren Durchmesser von 1,5 M. und eine Tiefe von mehr als 1 M. Diese Planarie verdient jedenfalls zu einer eigenen Gattung oder Untergattung Dicotylus erhoben zu werden, da sie 2 so deutlich ausgeprägte Haftgruben an der Stirn trägt; vielleicht gehört auch die hinter jeder derselben befindliche Rinne des Seitenrandes und die entschieden weit hinter der Mitte gelegene Geschlechtsöftnung zu den generischen Charakteren. Erklärung der Abbildungen. Tafel XI. Fig. 1. Planaria (Anocelis Sorocelis) hepaUzon Gr. von der Rük- kenseite, Exemplar ohne Augenpunkte, um die Hälfte vergrösser t. » 1 a. Ein anderes Exemplar derselben Art von der Bauchseite mit ausgestrecktem Pharynxrohr, ebenso vergrössert. » Ib. Eine Eikapsel dieser Art, in natürlicher Grösse. » 2. Planaria (Anocelis) tigrina Gr. von der Rückenseite, um die Hälfte vergrössert. » 3. Planaria (Anocelis) pardalina Gr. von der Rückenseite, d'^l^mo,] vergrössert. » 4. Planaria (Anocelis) lanceolata Gr. von der Rückenseite, 2mal vergrössert. > 4 a. Ein anderes Exemplar derselben Art von der Bauchseite, mit ausgestreckter Pharynxröhre. ebenso vergrössert. 292 Grube: Beschreibungen von Planarien des Baikalgebietes. Fig. 5. Planaria (Dicotylus) pulvinar Gr. von der Bauchseite in natürlicher Grösse. Man sieht nur die hinter dem linken Haftnapf gelegene Rinne des vorderen Seitenrandes. B 6. Planaria torva Müll. Var. albifrons Gr. von der Rücken- seite, gegen 7mal vergrössert. » 7. Planaria fulvifrons Gr. von der Rückenseite, gegen 8mal vergrössert. Die Seiteuränder sind, wie sie an diesem Exemplar erscheinen, emporgeschlagen gezeichnet. Taf. XII. Fig. 8. PZawana ^w^arewsisGerstf., ein mittelwüchsiges Exemplar von der Rückenseite, 2mal vergrössert. » Sa. Das grösste Exemplar derselben Art von der Bauchseite in natürlicher Grösse. B 9. Planaria (Sorocelis) nigrofasciata Gr. von der Rücken- seite, 2mal vergrössert. » 9a. Der Vordertheil desselben Thieres stärker vergrössert, um die Augenpünktchen zu zeigen. » 9 b. Ein anderes Exemplar derselben Art von der Bauchseite» mit vorgestreckter Pharynxröhre, 3mal vergrössert. » 10. Planaria (Sorocelis) guttata Gerstf. von der Rückenseite, 4mal vergrössert. » 10 a. Der Vordertheil desselben Thieres stärker vergrössert, um die Stellung der Augenpunkte zu zeigen. » 10b. Der Stirnrand mit seinem mittleren Haftnapf, noch stärker vergrössert. » 10 c. Ein anderes Exemplar derselben Art mit kleineren Flecken von der Rückenseite, 3mal vergrössert. Die Familie der Echinocldariden. Von Troschel. Wer sich jemals mit der gründlichen Bestimmung von Echiniden befasst hat, wird sich überzeugt haben, auf wie grosse Schwierigkeiten man dabei stösst, und ent- weder wird man sich mit einer muthmasslichen Bestim- mung begnügt, oder das Unternehmen muthlos aufgegeben haben. Die Seeigel bieten zahlreiche und constante Merk- male dar; also liegt die Schwierigkeit nicht an den Ob- jecten selbst, sondern an der Ungenauigkeit und Unzu- länglichkeit in der Benutzung der Charaktere. Dazu kommt die Schwierigkeit, sich die sehr zerstreute Literatur zugänglich zu machen. Solche Werke, die das vorhandene Material voll- ständig aufarbeiten, fehlen eigentlich ganz, denn der Ca- talogue raisonne von Agassiz und Desor in den An- nales des sciences naturelles reicht nicht aus, namentlich für die Bestimmung der Species, die nur sehr kurz, oft gar nicht charakterisirt sind, und Dujardin's und Hu- pe's Werk „Histoirc naturelle des Zoophytes Echino- dermes, Paris 1862^ fördert den Zweck wenig oder gar nicht. Es wäre ein grosses Verdienst gewesen, wenn diese Verfasser, denen ja in Paris so grosse Hülfsmittel 294 Troschel: zu Gebote standen, mit niehr Sorgfalt und (xründlichkeit zu Werke gegangen wären. So bleibt eine Arbeit über die Echiniden, mit ausreichender Untersclieidung der Species und naturgcmässer Gruppirung und Sichtung der Gattungen, bei gewissenhafter Benutzung der Lite- ratur, noch immer ein Desiderat. Freilich haben mehrere Forscher neuerlich durch einzelne Arbeiten einen rühmlichen Schritt zum Besseren gethan, wie Lütken in Bidrag til Kundscap om Echini- derne, Meddelelser for de naturh. Forening i Kjöben- havn 1863, p. 69,Bölsche Zusammenstellung der bis jetzt bekannten Echiniden aus der Gruppe der Diademiden, Archiv für Naturgesch. 1865, p. 345, und Andere, aber es fehlt immer noch ein durchgeführtes, auf gründlicher Forschung beruhendes Werk über die ganze Abtheilung. Ebenso ist die leonographie der Echiniden noch sehr im Argen. Es gibt einige schöne bildliche Darstellungen, wie die Abbildungen von Valenciennes in Voyage de la Venus, aber die meisten sonstigen, namentlich älteren Abbildungen genügen nicht den Anforderungen, die mau gegenwärtig zu machen berechtigt ist, weil sie die Fragen nach gewissen wichtigen Organen nicht beantworten. Wie ersehnt ist ein vollständiges, iconographisches Werk über die Echiniden! Wie dankbar würde es in weiten Kreisen willkommen geheissen werden ! Ein solches Work herauszugeben kann jedoch nur Jemand unternehmen, dem eine reiche Sammlung zu Ge- bote steht. Ich selbst bin nicht in der Lage, und meine Zeit ist ausserdem sowohl durch Berufsgeschäfte, wie andere begonnene wissenschaftliche Unternehmungen zu sehr in Anspruch genommen, als dass ich hoffen könnte, dereinst noch einer solchen neuen Aufgabe gewachsen zu werden. Ich habe mich jedoch mehrfach mit der Un- tersuchung von Echiniden beschäftigt, und möchte nicht gern die erlangten Resultate ganz unbenutzt bleiben lassen. Daher veröffentliche ich hier meine gewonnenen Ansichten über einige Gruppen, wie sie sich mir eben aufgedrängt haben, ohne Anspruch auf abgeschlossene Vollendung, nur in der Hoffnung, sie möchten künftigen Autoren als Die Familie der Echinocidariden. 295 Vorarbeit nicht ganz werthlos sein. Ich denke später Müsse zu finden, auch anderen Gruppen meine Aufmerk- samkeit zu widmen. Bei anderen Veranlassungen habe ich die angenehme Erfahrung gemacht, däss von allen Seiten Material her- beiströmt, von Freunden, von Sammlern und von Händ- lern, wenn man angefangen hat zu publiciren. Diese Er- fahrung hat nicht wenig au dem Entschlüsse beigetragen, schon jetzt einen Theii meiner Ergebnisse drucken zu lassen. Ich hoffe, dass manche Seeigel in meine Hände gelangen werden, sei es zur x\nsicht und Bestimmung, sei es zum Erwerb für das Bonner Museum, und dass ich dadurch allmählich ein reicheres Material als Grund- lage meiner Resultate werde rühmen können. Was bei der Bearbeitung der Echiniden die grössten Schwierigkeiten machen wird, das ist die Literatur. Zahl- reiche Schriften sind über die Seeigel verfasst, seit den ältesten Zeiten haben sie durch ihre wunderliche Gestalt die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gezogen; es gibt auch viele mehr oder weniger gute Abbildungen. Die Wissenschaft fordert nun mit Recht, soweit es mög- lich ist, die richtige Feststellung der Synonymie; indessen dieser Forderung stellen sich grosse Schwierigkeiten ent- gegen. Von vielen, vielleicht den meisten älteren Be- schreibungen und Abbildungen wird es kaum möglich sein, die Genera zu bestimmen, denen sie einzureihen sind, geschweige denn die Species. Dass nun unter den Synonymen, wie sie von den Schriftstellern geführt wer- den, viele sehr unsicher sind und bleiben werden, das ist eine Folge von der Mangelhaftigkeit der Beschrei- bungen und Abbildungen, und es ist doch auch wohl nicht viel daran gelegen, ob sie noch richtig bestimmt werden können. Indessen darf man sich dadurch nicht verleiten lassen, in der Vernachlässigung der älteren Lite- ratur zu weit zu gehen. Von vielen Arten älterer Schrift- steller lässt sich ganz bestimmt oder doch höchst wahr- scheinlich nachweisen, welcher Gattung der Neueren sie angehören, und in vielen Fällen wird sich auch bei recht sorgfältiger Untersuchung die Species nachweisen lassen. 296 Troschel: Erschwert wird solche Nachforschung einmal dadurch, dass die Original-Exemplare von den allerwenigsten äl- teren Schriftstellern noch nachweislich sind, was um so mehr zu bedauern ist, da sie gerade am sichersten und leichtesten zur Entscheidung führen müssten. Ferner muss ich leider bekennen, dass die Synonjmie, wie wir sie in alten und neuen Büchern, welche über Seeigel handeln, vorfinden, ausserordentlich im Argen liegt. Ob- gleich sich, soweit ich es bemerkt habe, wenigstens zu- weilen mit Bestimmtheit nachweisen lässt, dass Linne'- sche und Lamarck'sche Arten entschieden fälschlich citirt, selbst zu falschen Generibus gezogen worden sind, finden wir doch so häufig diese falschen Citate wieder abge- schrieben. Man sollte meinen, diese Annahme der Sy- nonyme bei einer Reihe von Schriftstellern müsste be- weisen, dass sie alle sie für richtig erkannt haben; eine strenge Kritik beweist aber nur, dass viele Schriftsteller sich gar nicht die Mühe genommen haben, die Citate zu vergleichen, und die Beschreibungen zu prüfen, son- dern dass sie nur leichtgläubig nachgeschrieben haben, ohne sich zu überzeugen, ob solche Deutungen auch ge- rechtfertigt waren. Nachdem ich mich mehrfach von der Richtigkeit meiner Behauptung überzeugt habe, darf ich wohl eine kritische Beleuchtung aller wichtigeren Schriften über Seeigel für höchst nothwendig erklären, um zu einer brauchbaren Synonymie zu gelangen. Jedoch ist eine Durchführung dieser Arbeit mit vielen Schwierigkeiten verbunden, und erfordert grossen Zeitaufwand. Hierin liegt der Hauptgrund, dass ich hier vorläufig nur mit einer einzigen kleinen Gruppe von Seeigeln die Ver- öffentlichung meiner Studien beginne. Bereits im Juni des Jahres 1871 habe ich die regu- lären Seeigel in eine Anzahl wohl zu unterscheidender Familien zerlegen zu dürfen geglaubt, deren Schema in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde p. 90 abgedruckt ist, und wel- ches ich hier wiederhole: Die Familie der Echinocidariden. 297 A. Höcker durchbohrt (Cidaris Lam.). a. Höcker glatt (bei den lebenden); Ambulakral- felder sehr schmal, ohne durchbohrte Höcker ; Interambulakralfelder mit zwei Reihen grosser durchbohrter Höcker; keine Ocularplatte erreicht das Periproct ; Mundohren nicht geschlossen; Po- renpaare in einer senkrechten Reihe ; keine Mund- . einschnitte 1. Fam. Cidaridae. b. Höcker crenulirt; Ambulakralfelder schmal, mit durchbohrten Höckern; Interambulakralfelder mit mehreren Reihen grosser durchbohrter Höcker; alle Ocularplatten erreichen das Periproct; Mund- ohren geschlossen, drei Porenpaare in schrägen Querreihen; Mundeinschnitte deutlich, nicht tiefer als breit 2. Fam. Diadematidae, B. Höcker nicht durchbohrt (Echinus Lam.). a. Höcker crenulirt ... 3. P^am. Salmacidae. b. Höcker glatt. a. Suturalporen ... 4. Fam. Mespiliadae. ß. Keine Suturalporen. * Vier Platten schliessen das Periproct. 5. Fam. Echinooidar idae. ** Viele Plättchen auf dem Periproct. t Körper kreisförmig oder pentagonal. I Drei Porenpaare in jedem Bogen. — Mundeinschnitte seicht, keine Ocu- larplatte erreicht das Periproct. 6. Fam. Eohiiiid ae. = Mundeinschnitte tiefer als breit, zwei Ocularplatten erreichen das Periproct. 7. Fam. Tr ip yi eust idae, II Mehr als drei Poren in jedem Bogen. 8. Fam. Toxo pneustidae. tt Körper elliptisch. 9. Fam. Echinometradae. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass die ge- nannten Familien nicht durch die kurzen Kennzeichen obiger Uebersicht charakterisirt sind, sondern dass noch andere Merkmale durchgreifend hinzutreten. Ich habe 298 Troschel: mich hier mit der Angabe derjenigen Charaktere begnügt, welche hinreichend sind, um jeden vorliegenden regulären Seeigel in seine Familie zu verweisen, und werde bei den einzelnen Familien die übrigen Differenzen erörtern. Meinen ersten Versuch mache ich mit der Familie Echi- nocidaridae, weil mir grade von ihr ein ziemlich reiches Material zu Gebote steht. Familie Echmomda9*idae. Reguläre Seeigel von kreisförmiger Gestalt mit un- durchbohrten, glatten Höckern, niedriger als hoch. Die Ambulakralfeider schmal, mit zwei Höckerreihen. Die Porenpaare der Ambuiacren bilden eine senkrechte Reihe, die sich auf der Bauchseite verbreitert, und dort drei bis fünf Poreupaare in, jeder schrägen Reihe erkennen lässt. Das Peristom ist sehr gross, grösser als der halbe Durch- messer der Schale^ pentagonal, mit abgerundeten Ecken. Keine Mundeinschnitte. Die Säulen der Aurikeln (Mund- ohren) getrennt. Ein Sphäridium (Loven) nahe dem Peristom in einer Nische am Grunde der x\mbulacren. Das Periproct ist durch vier dreieckige Platten geschlossen. Füsschen zweierlei Art: die unteren mit Saugplatten, die Dorsalen gefiedert. Diese Familie entspricht Blainville's Section A, sowie der Gattung Echinocidaris Desmoulins = Arbacia Gray. Es fällt für die Abtrennung und Sicherstellung der Echinocidariden als dgene Familie sehr ins Gewicht, dass nach den Untersuchungen Johannes MüUer's die Echinocidaris in dem Verhalten der Saugfüsse, die auf der Rückseite des Secigels> gefiedert sind und kiemen- artig werden, eine Verwandtschaft mit den Spatangen angedeutet ist, während sie anderseits mit den Diadema und Cidaris einige Beziehung haben. Da ein Hauptcharakter in den vier Platten liegt, welche das Periproct bedecken, so wird zunächst zu un- tersuchen sein, ob die Gattungen Teninotrema, Parasa- lenia, Podocidaris und Trigonocidaris, welche Alexander Die Familie der Eehinocidariden. • 299 Agassiz aufgestellt hat, und deDen er vier Analplatten zuschreibt, dieser Familie angehören. Die Gattung Temnotrema, Proceedings of the Aca- deniy of natural scicnces of Philadelphia 1863, p. 358, ist folgendermassen charakterisirt: „Small sea-urchin, almost globular, wiih marked grooves at the suture of the plates, as in Salmacis. Two principal vertical rows of tubercles; smaller tubercles crowded irregularly over the rest of the plate. Abactinal system pentagonal, with prominent angles, the anal system conslsting of four plates as in Echinocidaris. Spines like those of Salmacis, though finer in Proportion and more deeply grooved. Pairs of pores arranged in a singie vertical row'^. Im Berliner Museum habe ich mich überzeugt, dass Temnotrema sculpta A. Agass. nichts anderes ist, als der Jugendzustand von Temnopleurus japonicus v. Martens. Ein kleines Exemplar von 11 Mm. Durchmesser und 6 Mm. Höhe, vrelches A. Agassiz bei seiner Anwesen- heit in Berlin im Jahre 1870 selbst als Temnotrema sculpta bestimmt und anerkannt hatte, fiel mir dadurch auf, dass es nicht vier, sondern fünf Platten zum Ver- schlusse des Periproctes besitzt. Ein Exemplar von 19 Mm. Durchmesser und 11 Mm. Höhe, das als Temnopleurus japonicus richtig bestimmt ist, hat deren eine ganze Menge, doch so, dass die vorderen Platten viel grösser sind als die hinteren. Bei einem Exemplar voii 34 Mm. Durch- messer und 17 Mm. Höhe ist die Zahl der Periproctplatten noch viel grösser. Dass mit dem Wachsthum die Zahl der Periproctplatten bei den Seeigeln, welche nicht der Familie Echinocidaridae angehören, im Allgemeinen zu- i:immt, Ist nicht zu bezweifeln. Wir erfahren bestimmt durch Loven in seiner Abhandlung über den Bau der Seeigel, welche so eben erschienen ist, Öfversigt af kongi Vetenscaps Akademien« Förhandlingar 1871, Archiv für Naturgeschichte 1873, p. 16, dass bei ganz jungen Seeigeln das Periproct zuerst mit einer einzigea Platte bedeckt ist, und dass sich allmählich mehrere hinzubilden. Es ist daher anzunehmen, dass Alexander Agassiz junge Exemplare von Temnopleurus japonicus vor sich hatte, 300 Troschel: die sich auf einem Stadium befanden, wo ihr Periproct mit vier Platten verschlossen war, was ihn verleitete, eine neue Gattung darauf zu gründen. Diese Gattung muss demnach eingezogen werden. Eine andere Gattung Parasalenia stellte A. Agassiz, Bull. Museum comp. zool. 1863, p. 22, auf, und gab ihr folgende Diagnose : Resembles Salenia in having the abac- tinal System raised. There are only four anal plates, as in Echinocidaris, otherwise resembles Echinometra. The genital and ocular plates are smooth. Pores in pairs, forming an irregulär vertical line. Im Berliner Museum liegen zwei kleine Seeigel mit ziemlich langen Stacheln, die noch von der Handschrift Johannes Müller's als Tetrapygus bezeichnet, und im Jahr 1870 von Alexan- der Agassiz selbst als Parasalenia gratiosa bestimmt worden sind. Die Gattung Parasalenia hat nach der Diagnose von Agassiz als wesentlichen Charakter vor Echinometra nur die vier Periproctplatten voraus. Wie erstaunt musste ich sein, als ich bei beiden Exemplaren sehr deutlich fünf Platten auf dem Periproct sah, nicht vier, wie man nach Müller's Bezeichnung und nach Agassiz' Beschreibung doch vermuthen musste. Diese Sache interessirte mich um so lebhafter, als ich so eben bei dem angeblichen Temnotrema dasselbe gefunden hatte, und mich zu eigener grössten Ueberraschung überzeugen musste, dass Temnotrema der Jugendzustand von Temno- pleurus sei. Dieselben Gründe sprechen nun in der That auch für die Identität der Parasalenia mit Echinometra. Es ist bei der grossen Sachkenntniss und Zuverlässigkeit, deren sich Alexander Agassiz rühmen kann, nicht zu bezweifeln, dass ihm Exemplare mit vier Periproct- platten vorgelegen haben, aber eben so sicher besitzen die Berliner Exemplare fünf Platten zum Verschluss der dorsalen Oeffnung. Die ein wenig vom kreisrunden ab- weichende, also eUiptische Schale, die in Bogen gestellten Porenpaare, die Höcker, die Stacheln, — Alles spricht für eine junge Echinometra. So ist denn auch die Gat- tung Parasalenia zu tilgen, und dadurch wird die At- mosphäre der Familie der Echinocidariden vollends ge- Die Familie der Echinocidariden. 301 reinigt. Die sogenannten Uebergangsformen sind ab- gewiesen, nnd nicht nur die Echinocidariden bleiben schärfer geschieden, sondern auch die crenulirten Höcker, die geschlossenen Aurikeln, die elliptische Gestalt bleiben Charaktere mit vollem. Werth für ihre Familien. In welcher Beziehung die Echinometra Arbacia Lüt- ken, Vidensk. Meddelelser naturh. Foren, i Kjöbenhavn 1863, p. 160, zu Agassi z' Parasalenia steht, vermag ich nicht aufzuklären. Sie hat auch vier Periproctplatten. Man könnte sagen, der Charakter der vier Peri- proctplatten würde dadurch werthlos, dass junge Seeigel aus anderen Familien ebenfalls vier Platten besitzen, dass sie also während eines gewissen Stadium^^ ihres Lebens Echinocidaris waren. Das ist jedoch nicht richtig. Echi- nocidaris ist eben nur ein solcher Seeigel, bei dem die Zahl der Periproctplatten bis- zum Ende seines Lebens stets auf vier beschränkt bleibt, und der auch sonst noch Charaktere besitzt, welche ihn hinreichend von allen übrigen Seeigeln unterscheiden. Ich rauss hier noch eines sehr interessanten Seeigels erwähnen, der sich ebenfalls im Berliner Museum befindet, und den dasselbe unter dem Namen Parasalenia von Go- def froy in Hamburg erhalten hat. Herr Dr. v. Härtens theilte mir mit, dass Alexander Agassiz ihm gesagt hat, er wolle denselben als neue Gattung unter dem Namen Cladosalenia beschreiben. Das Exemplar ist in Weingeist aufbewahrt und vollständig gut erhalten. Das- selbe hat sehr deutlich vier Periproctplatten. Die Geni- talplatten sind in einer Weise geordnet, wie es mir noch von keinem lebenden Seeigel bekannt ist. Vier von ihnen, nämlich die Madreporenplatte, das hintere Paar, und die hintere unpaarige Geschlechtsplatte haben eine solche Aus- dehnung, dass nicht nur alle fünf Ocularplatten, sondern auch die linke Platte des vorderen Paares vom Periproctrande ausgeschlossen sind. Die Madreporenplatte und die linke Platte des hinteren Paares stossen in einer Naht anein- ander. Ich vermuthe, dass wir es hier auch mit einer jugendlichen Form zu thun haben, und dass sich später die jetzt noch ausgeschlossene Genitalplatte zwischen 302 Troaoheli die beiden benachbarten Platten einschieben werde, um dann auch den Periproctrand zu erreichen, und dass sich zu den vier Periproctplatten noch weitere Platten hinzu- bilden werden. Die Stachein sind dick, rund, stumpf, gestreift, roth und weiss geringelt, was mich^ in der Ver- muthuDg bestärkt, dies sei der Jugendzustand einer Art der Gattung Acrocladia. Hierfür spricht auch einiger- massen noch der Umstand, dass bei erwachsenen Acro- cladien zwar die linke Genitalplatte des vorderen Paares, alsovdie zunächst neben der Madreporenplatte liegende, das Periproct erreicht, aber immer mit einem Rande, der bei weitem kleiner ist^ als der der übrigen Genitalplatten, woraus hervorzugehen scheint, dass diese Platte sich erst später, wenn das Periproct grösser wird, hineinschiebt. Dann beschreibt A. Agassiz im Bulletin of the Museum of comparative zoology 1869 p. 258 noch eine neue Gattung Podocidaris, die ebenfalls vier Analplatten besitzt. Ich habe sie nicht gesehen, kann mich aber der Annahme nicht verwehren, dies sei ebenfalls der Jugend- zustand irgend welches anderen Seeigels. Die Mund- öff"nuDg ist gross mit seichten Einschnitten ; ihre Haut ist mit kleinen Platten bedeckt. Das dorsale Plattensjstem liegt in einer Einsenkung. Es sind vier Analplatten vor- handen, und grosse Genital- und Ocularplatten, die je- doch nicht nackt sind, sondern kleine rudimentäre knopf- förmige Stachein tragen; die Genitalöffnungen liegen nahe dem Periproct. Die Ambulacren haben eine Poren- reihe, die sich gegen das Peristoni nicht erweitert. Ob die Höcker der grossen Stacheln durchbohrt sind, ist nicht angegeben. Die Bestachelung der Schale wird sehr eigenthümlich geschildert. Die grossen Höcker allein tragen eine glatte Warze, während der übrige Theil der Schale mit rudimentären Stachein bedeckt ist, die in re- gelmässigen verticalen Reihen geordnet sind, von denen vier in der Mitte der Interambulakralfelder ein erhabenes Band bilden, begleitet von drei mehr oder weniger deut- lichen; auf den Ambulakralfcldern stehn bloss zwei sol- cher Reihen dicht an den Ambulacren. Diese rudimen- tären knopfförmigen Stacheln sind scharf gesägt, und Die Familie dev Echmocidariden. 303 stehen nicht auf Höckern, sondern entspringen direct von der Schale, wie bei sehr jungen Seeigeln, und sind an der Basis durch eine Leiste verbunden, die eine etwa viereckige Grube zwischen je vier Stachelchen lassen. Endlich stellt A. Agassiz ib. p. 263 noch eine Gat- tung Trigonocidaris auf, die auch vier Analplatten besitzt, von denen jedoch die eine viel grösser ist, als die an- deren. Die Mundöfifnung ist nur von massiger Grösse mit seichten Einschnitten, die Aurikeln sind offen ; die Ambulakren sind einreihig; die Bildung von Leisten Ist ähnlich wie bei Podocidaris. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch diese Gattung, schon wegen der klei- neren Mundöffnung nicht in die Familie der Echinocida- riden gehört. Es muss vorläufig dahin gestellt bleiben, ob nicht auch sie ein Jugendzustand einer anderen Gattung ist. Es scheint, als ob sie in die Familie Salmacidae gehöre. Wenn wir somit die Familie der Echinocidariden auf die Gattung Echinocidaris Desmoulins = Arbacia Gray beschränken müssen, so kommen wir zunächst zu der Er- örterung der Frage, ob die hierher gehörigen Arten in so wichtigen Charakteren von einander abweichen, dass es geboten oder doch erlaubt wäre, innerhalb derselben Genera zu unterscheiden. L. Agassiz hat bekanntlich die Gattung Echino- cidaris in zwei Gattungen gespalten, Agarites und Te- trapygus. Bei ersterer sind im oberen Theile der Inter- ambukralfelder nackte,, stachelfreie Stellen vorhanden, die einen Stern um den dorsalen Pol bilden; bei letz- teren treten die Stachelreihen bis an die Genitalplatten, ohne solche nackte Räume offen zu lassen. Dieser Un- terschied erscheint jedoch mehreren neueren Autoren nicht haltbar, weil sich Uebergänge finden. Bei einigen Arten ist allerdings eine Anzahl der oberen Platten der Interambulakralfelder sehr eigcnthümlich gebildet. Es lassen sich auf ihnen zwei Abschnitte unterscheiden, von denen der äussere in der Umgebung des Stachelhöckers mit kleinen Granulen besetzt ist, der innere gar keinen Stachelhöcker besitzt und durch feinere Granula gleich- sam punktirt erscheint. Dieser letztere Theil ist von den 304 Troschel: Autoren als nackt bezeichnet. Die Zahl der oberen Plat- ten, welche mit dieser Sculptur versehen sind, wodurch um den dorsalen Pol ein fünfstrahliger Stern gebildet wird, ist verschieden bei den Species, meist 6 bis 8. Der punktirte, nackte Theil nimmt an den oberen Platten die Hälfte derselben ein, wird aber nahe der Peripherie klei- ner, so dass es nicht leicht ist, genau zu bestimmen wo er ganz fehlt, und wie viele Platten ihn überhaupt be- sitzen. Zuweilen ist ein nackter kurzstrahliger Stern vorhanden, wo sich die nackte Stelle nicht auffallend durch die punktförmige Sculptur auszeichnet, z. B. bei Echinocidaris grandinosa Val. und bei Echinocidaris lo- cnlata Blainv. Man kann hier zweifelhaft sein, in welche der beiden Genera man die Art bringen soll. Ein anderer Charakter, auf welchen die Autoren bisher zu geringen Werth gelegt haben, obgleich er nicht unbe- achtet geblieben ist, liegt in dem Verhalten der Ocular- platten. Loven sagt in seiner Abhandlung über den Bau der Echinoideen, Ofversigt kongl. Yetensk. Akad. Förhandlingar 1871, Archiv für Naturgeschichte 1873, p.63, dass die Ocularplatten immer in der Jugend von dem Periproct ausgeschlossen seien, dass sie sich aber später zwischen die Genitalplatten einschieben, und alle oder zum Theil den Rand des Periproctes erreichen. Ich glaube, dass hierin ein sehr constantes Merkmal gefunden wird, welches sich vortrefflich zu generischer Trennung eignet, und welches ich auch hier, wie in anderen Familien be- nutze. Es gibt Familien, bei denen stets alle Ocular- platten von dem Periproct ausgeschlossen sind, die Cida- riden, Salmaciden, Echiniden, bei den Diademiden er- reichen alle Ocularplatten das Periproct, bei den Tri- pneustiden erreichen immer zwei Ocularplatten das Peri- proct, und bei den übrigen Familien scheint das Verhalten der Ocularplatten nicht constant zu sein, indem alle Ocu- larplatten vom Periproct ausgeschlossen sein können, oder einige bis an den Rand desselben vordringen. Da dieses Merkmal bei den Species ganz constant ist, so halte ich es für besonders geeignet, nicht nur für Bestimmung der Species, sondern auch für Gründung und Umgrenzung Die Familie der Echinocidariden, 305 der Gattungen. In unserer Familie der Echinocidariden sind die Ocularplatten bei den meisten Arten vom Peri- proct entfernt, weil die Genitalplatten gross genug sind, um sich mit ihren Seiten zu berühren, bei zwei Arten jedoch dringen zwei Ocularplatten bis an den Rand des Periprocts vor und trennen die benachbarten Genital- platten von einander. Dies ist der Fall bei Echinocidaris nigra und spatuligera. Ich halte mich um so mehr be- rechtigt sie generisch den andern Arten gegenüber zu stellen, als noch ein anderer Charakter hinzutritt. Wäh- rend nämlich bei den anderen Arten auf jeder Platte der Interambulakralfelder nur eine einzige Querreihe von Stachelhöckern steht, in der Zahl 2 bis 6, so trägt Echi- nocidaris nigra auf den Platten noch ausserdem kleinere Stachelhöcker, die eine zweite Reihe über der Hauptreihe bilden. Bei Echinocidaris spathutigera sind diese klei- neren Höcker zwar sehr sparsam, von Valenciennes in Voyage Venus Zoophytes pl. V, fig. 2 aber sehr deut- lich abgebildet; beiden meisten der von mir untersuchten Exemplare fehlen sie. Zu meinem Bedauern bin ich gezwungen einen neuen Gattungsnamen einzuführen, obgleich schon die Namen Echinocidaris, Arbacia, Agarites und Tetrapygus in unserer Familie figuriren. Echinocidaris Desm. und Arbacia Gray sind vollkommen identisch, sie entsprechen der Blainville'schen Section Echinus A. und dürfen daher nicht in verschiedenem Sinne angewendet werden. Mit dem Namen Arbacia ist zumal viel Unfug getrieben wor- den. Agassiz und Desor wendeten ihn in dem Catal. rais. auf eine fossile Gattung an; Alexander iigassiz gebraucht ihn im Sinne von Tetrapygus. Verrill setzt ihn für Echinocidaris nigra. Bei solcher willkürlichen Verschiedenheit der Verwendung kann nur Verwirrung die Folge sein. Echinocidaris spatuligera gehört in die Gattung Agarites Agass. und Echinocidaris nigra in Te- trapygus Agass. Daher würde keiner der beiden Agas- siz'schen Namen nach der von ihm gegebenen Definition, mit der meinigen zusammenfallen. Unter diesen Umstän- den erhalte ich für die meisten Arten, die ausserdem allein Archiv f. Naturg. XXXVIH. Jahr?. 1. Bd. 20 306 Troschel: Inder Section A bei Blainville aufgezählt sind den Namen E ohinocidarisy und gebe der neuen, hier zu- erst in diesem Sinne und Umfange abgetrennten Gattung den neuen Namen Pygomma M. wodurch ich auszudrücken beabsichtige, dass sich die Augen dem After nähern. Synopsis der Arten. Wir treten nun an die Aufgabe, die Species durch sichere Charaktere zu unterscheiden. Ich lasse vorläufig die Synonymie dahin gestellt, und beabsichtige in einem ferneren Abschnitt gründlich zu untersuchen, welche Ar- ten die zahlreichen Autoren vor Augen gehabt haben, soweit sich dies aus ihren Angaben ermitteln lässt. Dar- aus wird sich dann die Zusammenstellung /der Synonymie ergeben. Ich kenne aus eigener Ansicht folgende Arten. 1. Echinocidaris Desmoul. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct ; die Platten der Interambulakralfelder tragen nur eine Querreihe von Stachelhöckern. Aus dieser Gattung unterscheide ich mit völliger Sicherheit 8 Arten, die sich im Agassiz'schen Sinne in zwei Abtheilungen bringen lassen, und die man als Sub- genera ansehen kann. a. Die oberen Platten der Interambulakralfelder haben einen inneren stachellosen, fein punctirten Theil, wodurch ein nackter Stern um den dorsalen Pol entsteht. Agarites Ag. 1. E. punotulata Lam. Höcker der Ambulakral- felder mit der Basis sich fast berührend, nach oben ver- schwindend, wenige einzelne Granula zwischen den Hök- kern ; der dorsale Stern erstreckt sich über fünf Platten; an der Peripherie zwei (bei sehr grossen bis vier) grosse Stachelhöcker auf jeder Platte der Interambulakralfelder, welche mit ihren Basen sich berühren, und die ganze Höhe der Platten einnehmen; auch an den oberen Platten 1) TivyT] Steiss, o^fj-a Augej Die Familie der Echiiiocidariden. 307 nehiDcn diese Höcker fast die ganze Höhe der Plat- ten ein. 2. E. Dufresnii Blainv. Elöcker der Ambulakral- felder mit der Bcasis sich fast berührend, nach oben schwindet die eine der beiden Reihen; wenige Granula zwischen den beiden Höckern ; der dorsale Stern erstreckt sich über sieben Platten; an der Peripherie drei grosse Stachelhöcker auf jeder Platte der Interarabulakralfelder, welche mit ihren Basen sich berühren, und die ganze Höhe der Platten einnehmen ; an den oberen Platten neh- men die Höcker der äusseren Reihe die ganze Höhe der Platten ein, neben ihnen steht, mit Ausnahme der drei obersten Platten noch ein kleinerer Höcker, der auf die untere Hälfte seiner Platte beschränkt ist. Farbe des n«ickten Sterns grün. 3. E. alternans n. sp. Die Höcker der Ambulakral- felder stossen auf der Unterseite bis zur Peripherie an einander, oberhalb sind sie kleiner und beide Reihen von einander entfernt, zwischen ihnen sehr grobe, unregel- mässigc Granula, eine der beiden Reihen schwindet oben ; der nackte Stern erstreckt sich auf acht Platten ; an der Peripherie drei Höcker auf jeder Platte der Interam- bulakralfelder, oberhalb besteht die äussere Reihe alter- nirend aus grösseren und kleineren Höckern, und nur die Platten mit grösseren Höckern tragen noch einen zweiten kleineren nach innen. 4. E. locidata ßlainv. Die Höcker der Ambula- kralfelder berühren sich fast, lassen nur einen geringen Zwischenraum, in welchem nur einzelne Granula bemerkt werden; der dorsale Stern erstreckt sich über drei Plat- ten; an der Peripherie drei Höcker auf jeder Platte der Interambulakral Felder, welche sich mit ihren Basen be- rühren und die ganze Platte einnehmen; an den oberen Platten nehmen die" Höcker nur etwa zwei Drittel der Plattenhöhe ein, der freie Theil der Platten ist mit sehr groben getrennten Granula besetzt. Der nackte Theil der obersten Platten, welcher den Stern bildet, ist mit groben Querfurchen versehen. Man kann zweifelhaft sein, ob diese Art zu der Gruppe Agarites gehört. 308 Troschel: 5. E. stellatus Blainv. ist mir nicht aus eigener Anschauung bekannt. Ich kenne kein Exemplar, welches sich auf die ßlainville'sche Beschreibung beziehen Hesse. Aus ihr ergibt sich nicht, ob die Art zu Echinocidaris oder zu Agarites gehört; es scheint zu ersterer Gruppe. Aus den Beschreibungen von Lütken und Verrill er- giebt sich : Höcker der Ambuiakralfelder werden oben sebr klein, und schwinden bevor sie die Ocularplatten errei- chen ; der dorsale Stern erstreckt sich bis zur Hälfte der oberen Seite; an der Peripherie drei Höcker auf jeder Platte der Interradialfelder, die sich nicht berühren (which are not crowded. Verrill); Farbe des nackten Sterns roth. b. An den oberen Platten der Interambulakralfelder lässt sich kein fein punktirter Theil unterscheiden, kein nackter Stern um den dorsalen Pol. Echino- cidaris s. Str. 6. E. pustulosa Klein. Die Höckerreihen der Am- buiakralfelder berühren sich nicht, sind durch einen mit Granula leicht besetzten Raum getrennt, der an der Pe- ripherie fast halb so breit ist, wie die Basen der Höcker; beide Reihen werden oben durch höckerlose Platten un- terbrochen; auf jedei Platte der Interambulakralfelder fünf bis sechs Höcker, die fast die ganze Höhe ihrer Platten einnehmen, dazwischen wenige Granula; auf den oberen Platten der Interradialfelder sind die Höcker kleiner, neh- men nur die Hälfte der Plattenhöhe ein und sind über und unter sich mit groben Granula gepflastert. 7. E. aequituberoulaia Blainv. Die Höckerreihen der Ambuiakralfelder berühren sich fast, haben nur we- nige einzelne Granula zwischen sich, die eine Reihe schwindet oben ganz; auf jeder Platte der Interambula- kralfelder an der Peripherie vier bis fünf Höcker, die die ganze Höhe ihrer Platten einnehmen, dazwischen nur ver- einzelte Granula; auch auf den oberen Platten nehmen die Höcker fast die ganze Höhe ihrer Platten ein, so dass nur Raum für eine einfache Granula-Reihe bleibt. 8. E. grandmosa Val. Die Höckerreihen der Am- buiakralfelder berühren sich nicht, auf dem schmalen Zwischenraum stehen aber nur wenige Granula, beide Die Familie der Echinocidariden. 309 Reihen werden oben durch höckerlose Platten unter- brochen: auf jeder Platte der Interarabul^kralfelder an der Peripherie vier bis fünf Platten, welche die ganze Höhe ihrer Platte einnehmen, dazwischen nur vereinzelte Granula ; auf den oberen Platten nehmen die Höcker nicht die ganze Höhe ihrer Platten ein und lassen Raum für sehr grosse, langstreckige, flache Granula. 9. E. austrcdis n. sp. Die Höckerreihen der Ani- bulakralfclder sind durch einen Raum getrennt, der mit zwei welligen, dicht geschlossenen Reiheü grober Gra- nula besetzt ist, die durch die mittlere Zickzacklinie von einander deutlich geschieden sind; beide Reihen er- reichen ziemlich vollständig die Ocularplatten ; auf jeder Platte der Interanibulakralfelder sechs Höcker, welche an der Peripherie die ganze Höhe ihrer Platten einneh- men, zwischen ihnen ziemlich viele einzelne Granula, die zuweilen zwischen zwei benachbarten Höckern einer Platte zusammenhängende Binden bilden; auf den oberen Platten nehmen sie nicht die ganze Plattenhöhe ein und sind von groben, convexen Granula pflasterartig umgeben. 2. Pygomma Trosch. Eine oder mehrere Ocularplatten erreichen das Pe- riproct. a. DiQ oberen Platten der Interambulakralfelder haben einen inneren stachellosen, fein punktirten Theil, wodurch ein nackter Stern um den dorsalen Pol entsteht. Pyg om m a. 10. F. spatuligerum Yal. Die Höckerreihen der Ambulakralfelder berühren sich nicht, der unterhalb bis zur Peripherie schmale, oberhalb der Peripherie ziemlich breite Zwischenraum mit Granula besetzt, oben schwinden beide Reihen. Der dorsale Stern erstreckt sich über 11 Platten. Auf jeder Platte der Interambulakralfelder stehen an der Peripherie 4 bis 6 Höcker, von denen die vier äusseren die ganze Höhe ihrer Platten einnehmen, ausserdem zuweilen noch kleinere Höcker, die jedoch auch fehlen können und wenige Granula j auf der Oberseite 310 Troschel: sind alle Höcker kleiner, in der äusseren Reihe lassen sie über sich Baum für grobe Granula, die übrigen inne- ren Höcker stehen an der unteren Grenze des nackten Theils der Platten, sind sehr klein. b. Kein nackter Stern um den dorsalen Pol. Tetra- pygus Ag. ^ ^ ^ 11. P. nigrum Molina. Die beiden Höckerreihen der x\mbulakralfclder berühren sich fast, nur eine Reihe Hök- ker zwischen ihnen, die eine Reihe schwindet erst auf den obersten 3 bis 4 Platten. Auf den Interambulakral- feldern an der Peripherie vier grosse Höcker in einer Querreihe, ausserdem einige kleine Höcker über ihnen und mit ihnen alternirend; letztere werden oberhalb häu- figer, bilden eine zweite obere Reihe auf jeder Platte. In den Zwischenräumen überall Granula, welche die Höcker meist in einreihigem Kranze umgeben. Historisches. Um die Synönyraie möglichst sicher festzustellen habe ich die allermeisten älteren und neueren Schriften über Seeigel genau verglichen. Es ist eine zeitraubende und schwierige Arbeit gewesen, und ich will dorn Leser ira Folgenden dieselben vorführen, soweit sie sich auf unsere Familie beziehen, um zu zeigen, mit welcher Sorg- falt ich diese Arbeit ausgeführt habe. Ich hoffe dadurch den erlangten Resultaten grösseres Vertrauen zu ver- schaffen, als wenn ich einfach bei den einzelnen Arten die Synonymie zusammenstellen würde. Ich finde dadurch zugleich Gelegenheit, die Gründe für meine Deutungen darzulegen. 1705. Die erste Abbildung eines Seeigels, die allenfalls für eine Echinocidaris genommen werden kann, und auch genommen worden ist, findet sich in der Amboin'schen Ra- riteitkaraer von Rumphius Tafel XIV. Fig. A. Die Figur ist von oben dargestellt, so dass man die Gestalt des Peristoms nicht sieht, die Platten der Analöffnung fehlen, die Poren- Die Familie der Echinocidariden. 311 paare auf den Ambulakren sind nicht angegeben. So fehlt eigentlich jeder bestimmte Anhalt, ob wir wirklich eine Echinocidaris vor uns haben. Die Ambulakren sind aller- dings schmal, die Höcker sind so gestellt und in solcher Zahl vorhanden, dass man wohl vermuthen könnte, diese Abbildung sei einer Echinocidaris punctulata entnommen; es bleibt aber eben nur Vermuthung. Im Text pag. 31 wird die Art Echinus saxatilis genannt. Sie wird in der Grösse mit einer Wallnuss verglichen, hellroth und weiss von Farbe, nicht leicht zerbrechlich, die Höcker gross, die Stacheln ein Fingerglied lang, steif und scharf. Sie halten sich in Höhlungen der Korallen auf, in denen sie zuweilen derartig wachsen, dass man sie nicht heraus- hohlen kann. Als Nahrung sind sie nicht beliebt, da ihre Eier etwas bitter schmecken. Da nun Sicheres für die Bestimmung der Gattung oder Art sich weder aus der Figur noch aus dem Texte ergiebt, und da doch die Vermuthung nahe liegt, Rumphius habe einen Seeigel aus dem Meere bei Amboina abgebildet, wiewohl eine besondere Vaterlandsangabe nicht gemacht wird, es jeden- falls unwahrscheinlich ist, dass ihm ein Seeigel von den Antillen, wo Echinocidaris punctulata lebt, zugekommen sei, so erscheint es wohlgethan, die Bestimmung dieser Figur so lange auszusetzen, bis es gelingt eine Art von Amboina mit ihr zu identificiren. Da es ein unnützer Ballast ist, solche unsicheren Synonyme weiter fortzu- führen, so lassen wir lieber dieses Citat ganz auf sich beruhen. Selbstredend kann auch der Name Echinus saxatilis keinen Anspruch auf Berücksichtigung machen. 1734. Von Klein's Dispositio naturalis Echinodermatum, Gedani 1734, erschien eine französische Uebersetzung mit nebenstehendem lateinischen Texte, mit dem Titel Ordre naturel des oursins de mer, Paris 1754. Wie für die Ordnung der Seeigel überhaupt, ist dies Buch auch die erste Quelle für die Echinocidariden. Die Figuren C, D und E der Tafel VI stellen unzweifelhaft Arten unserer Familie dar, die Species zu bestimmen, wird gleichfalls 312 Troschel: möglich. Dass es Echinocidarls sind, lässt sich nanient-^ Jich an der Grösse und Gestalt des Peristoms erkennen, welches durch die ausgebuchtetc Form sich von allen übrigen Seeigeln unterscheidet. Im Text heisst es: Species V. Pustulosa. a, Densa, quasi pustulis maturis, subdiaphanis, scabra; ore magno, sinubus arcuatis. Tab. VI. C. /?, rarioribus pustulis; ore sinuoso. Tab. VI. D. y, rarissimis, ano et ore parvis; Thesauri Regii Dresd. Tab. VI. E. Aus diesen kurzen Angaben ist natürlich nicht viel zu entnehmen; indessen scheint sich durch einen glück- lichen Umstand die Sache völlig aufzuklären. Alexan- der Agassiz hat mir bei seiner Anwesenheit in Bonn im Jahre 1870 mitgetheilt, dass die Klein'sche Sammlung der Echinodermen sich in Erlangen befinde. Ich wandte mich daher an den Director des dortigen Museums, Herrn Professor Ehlers, und erhielt von ihm auf die zuvor- kommendste Weise nicht nur Auskunft, sondern er hatte auch die Güte, mir die entsprechenden Stücke zur An- sicht zu übersenden. Leider enthält die Sammlung kein authentisches Original-Exemplar, d. h. ein durch Klein'- sche Etiquette beglaubigtes. Die drei Exemplare stammen jedoch nach ihrem ganzen Aussehen, wie Ehlers be- merkt, aus der Klein'schen Zeit, und ich habe bei der Uebereinstimmung mit den Abbildungen keinen Zweifel, dass sie die Arten sind, welche Klein abgebildet hat. Es sind zwei verschiedene Species, das eine Exem- plar scheint wirklich für die Figuren C und D das Ori- ginal zu sein, und ich fühle mich vollkommen berechtigt, ihr den Namen E. pustulosus zu lassen. Die Ansicht des Exemplars war mir sehr interessant, denn da ich diese Art bisher nicht gesehen hatte, sie befindet sich nicht in den Museen zu Bonn, Stuttgart und Berlin, so war ich in Gefahr die Klein'schen Figuren anders zu deuten. Die beiden anderen Exemplare sind entschieden die E. punctulata, und geben also eine gute Sicherheit, dass Fig. E auf diese Art bezogen werden muss. Diese dri- durch erlangte Sicherheit für die Bestimmung der Klein'- Die Familie der Echinocidariden. 313 sehen Arten wird auch später für die Arten anderer Autoren maassgebend sein können, namentlich, wo die Klein'schen Figuren citirt sind. Citirt wird bei den meisten Autoren nur die Leske'sche Bearbeitung des Klein'schen Werkes. 1758. In dem berühmten Thesaurus von Seba, Locuple- tissimi rerum naturalium Thesauri accurata descriptio et iconibus artificiosissirais expressio per universam physices historiam, lassen sich die Figuren der Tafel X des dritten Bandes 8, 9, 10 und 15 als Echinocidaris erkennen, aber sie gehören zu den mindest gelungenen des ganzen Werkes. Die Figuren 8, 9 und 10 sollen sich nach Seba's Angabe nur durch die Farbe unterscheiden, 8 soll rosenfarbig, 9 orange, 10 purpurfarbig sein ; Fig. 15 ist Echinus marinus colore Kermesino venustus genannt. Es will mir scheinen als wären die Figuren 8, 9, 10 am ersten noch auf Echi- nocidaris punctulata, Fig. 15 auf Echinocidaris pustulosa zu beziehen, jedoch ist dies mit Sicherheit nicht zu be- haupten. So wird man sie denn als ziemlich überflüssiges Citat bei diesen Arten weiter zu führen haben. Ebenso wenig ist auf die Citate dieser P'iguren bei späteren Au- toren ein hoher Werth zu legen. 1765. Es erschien in diesem Jahre eine Encyclop^die ou Dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers, par une Societe de gens de lettres. Mis en ordre et publie par M. . . fol. Ich erwähne dieses Werk hier nur beiläufig, um an seine Existenz zu erinnern. Für die Ge- schichte der Echinocidariden ist es ohne Einfluss. Es hat im Tome XI, p. 717 einen Artikel „Oursin^ worin es heisst: Nous croyons, avec Mr. D'Argenville, qu'on peut rapporter tous les oursins sous six genres, savoir: 1. L'oursin de forme ronde; on en voit de la Mediterranee et de l'Ocean, de rouges, de verds, de violets. 2. L'oursin de forme ovale; il y en a de la grande et de la petite espece. 3. 314 Troschel: L'oursin de figure ä pans de couleur verte, il y a aussi de rougeatres et de giise cendre. 4. L'oursin de forme irreguli^re ; ce genre est tres-etendii, on connait des oiir- sins grands et petits, faits en forme de tonneau, d'autres en disque, d'autres applatis, formant une etoile, d'autres faits comme des fesses, d'autres en coeur ä quatre ou cinq rayons, et a doubles rayes. 5. L'oursin plat et etoil^. 6. L'oursin de couleur violettey de forme ronde ä piquans faits en pignons de pommes de pin ; ce dernier vient de i'ile de f'rance en Amerique. Eine andere Ausgabe in 8^, Mis en ordre et public par M. Diderot et d'Alembert ä Berne et a Lausanne 1780 enthält denselben Artikel in Tome XXIV. p. 192. Der vierte Band der Folio-Ausgabe p. 212 enthält einen Artikel Oursins de mer fossiles, worin der Verf. seine Eintheilung in sechs Klassen mit deren Unterabtheilungen, und die Uebersicht der Einthdlung von Klein giebt. Offenbar zählt der Verf., wenn er überhaupt eine Art unserer Familie gekannt hat, dieselbe in seine erste Gattung, von runder Form. Auf Arten lässt er sich je- doch gar nicht ein. Einige lebende Seeigel sind Tome VI pl. 59 — 61 abgebildet, darunter aber keine Echinocidaris. Band VIII, p. 160, bei dem Artikel H^risson de mer, werden die Schriftsteller citirt, welche Seeigel beschrieben oder abgebildet haben. Der Curiosität wegen sei hier noch angeführt, dass im X. Bande dieser Encyclopedic p. 860 in dem Artikel Multivalvees auch der Oursin figu- rirt, während er im Band VIII, p. 160 zu den Fischen gezählt wird. 1766. Die zwölfte Ausgabe vonLinne's Systema naturae enthält I. p. 1102 die Gattung Echinus. Er unterscheidet schon reguläres und irreguläres, und führt unter den reguläres elf Arten auf, unter denen jedoch keine Echi- nocidaris enthalten ist. 1767. Nicht unbeachtet möchte ich hier ein Buch lassen, obgleich es nicht direct auf die Geschichte der Gattung Die Familie der Echinocid ariden. 315 Echlnocidaris Bezug hat, nämlich Catalogue systematique et raisonne des Curiosites de la iiature et de i'art, qui composent le Cabinet de M. Davila. Paris 1767. Darin findet sich 1. p. 408 ein Artikel Oursins. Der Verf. theiit die Seeigel in sechs Genera, denen er auch Namen gibt. 1. Seeigel von hemisphärischer oder sphäroidaler Form. Cidaris. 2. Seeigel von ovaler Gestalt, an einer Seite ausge- schnitten, an der Basis ein wenig abgeplattet und oben gefurcht. Spatagus. 'S. Seeigel von ovaler Gestalt ohne Ausschnitt, und sehr convex von dem Munde bis zur abgestutzten Spitze, ßrissus. 4. Seeigel mit unregelmässigen Seiten {h pans irre- guliers), breit und wenig gewölbt, und auf ihrer convexen^ Partie mit einer Art Blume von fünf Blättern geziert. Scutum. 5. Seeigel von platter Gestalt, auf beiden Flächen mit fünf Blättern geziert, und von einigen länglichen Löchern durchbohrt, oder nicht. Placenta. 6. Seeigel von derselben Form, aber bei denen die Hälfte oder mehr des Umfanges strahlig oder rad- artig gezähnt ist, während die andere Hälfte ganz und abgerundet ist. ßotula. Alle diese Gattungen sind ganz gut charakterisirt, und man versteht vollkommen, was der Verf. gemeint hat. Während die irregulären Seeigel, deren Diffe'renzen leich- ter in die Augen fallen, in fünf Gattungen gespalten werden, fasst er alle regulären noch unter dem Namen Cidaris zusammen. Unter diesen würde auch Echino- cidaris enthalten sein; es war ihm jedoch keine Art dieser Gattung bekannt. 1778. Als ein sehr wichtiges Buch für die Kenntniss der Seeigel aus älterer Zeit ist immer Klein's Naturalis dispositio Echinodermatum, aucta a Nathanaele Godofredo Leske angesehen worden. Es ist die wichtigste ältere 316 Troschel: Quelle. Als Cidarls pustulosa sind auf tab. XI, fig. A, B, C, D Seeigel abgebildet, die zu Echinocidaris gehören, und die von den späteren Autoren zuweilen als verschie- dene Arten genommen sind. Trotz der ziemlich langen Beschreibung würde doch die Art nicht völlig sicher zu be- stimmen sein, wenn nicht die oben erwähnten Klein'schen Originalexemplare die Zweifel beseitigten. Die Höhe soll geringer sein als der halbe Durchmesser, die Höcker reichen bis gegen das Periproct hinauf. Die Figuren A, B, C stellen kenntlich E. pustulosa dar. Fig. D ist E. punctulata. Er citirt Seba III, tab. X, fig. 8—10; fig. 15 sei eine grössere Varietät. Die Anordnung der Poren beschreibt er nicht ganz richtig, indem er sagt, dass sie nahe dem Munde 4 — 5 Paare in schiefen Reihen bilden. Es sind vielmehr nur drei Porenpaare in einem Bogen. 1782. Von dem Molina'schen Werke, Saggio suUa storia naturale del Chili del Öignor Abate Giovanni Ignazio Molina, Bologna 1782, erschien eine französische Ueber- setzung, Essai sur l'histoire naturelle du Chili par M. l'Abbe Molina; traduit par Gruvel. Paris 1789, und eine englische Uebersetzung, The geographica!, natural and civil history of Chili, by Abbe Don I. Ignatius Molina, illustrated by a half sheet map of the country, with notes from the spanish and french versions and an appendix containing copious extracts from the Araucana of Don Alonzo de Ercilla. Transtaled from the original Italian, by an Ame- rican Gentleman. Vol. I, 1808. Aus dem Original- Werke übersetze ich folgende Stelle p. 200 (französische Ausgabe p. 175, englische p. 139) ins Deutsche, weil sie sich auf Seeigel bBzieht, von denen uns der eine hier besonders interessirt: „Von Seeigeln oder Seeeiern gibt es einige Species, aber vor allen sind der weisse und der schwarze zu nennen. Der weisse Seeigel (Echinus albus) ist von kugliger Gestalt und hat etwa drei Zoll im Durchmesser; Schale und Stacheln sind weiss, aber die innere Sub- stanz ist gelblich und von vortrefflichem Geschmack. Der Die Familie der Echinocidariden. 317 schwarze Seeigel (Echimis niger) ist etwas grösser als der weisse und von ovaler Gestalt; das Aeussere und die Eier sind schwarz ; er wird Teufels-Igel genannt, und wird niemals gegessen. Auf p. 348 in dem Abschnitt Vermes, Mollusca wer- den dann die beiden erwähnten Seeigel folgendermassen charakterisirt. Echinus albus hemisphaerico globosus, ambulacris denis, areis longitudinaliter verrucosis. Echinus niger ovatus, ambulacris quinis, areis mu- ricatis, verrucosis. In der ganzen neueren Literatur findet sich kein Zweifel darüber, dass die letztere Art, Echinus niger, eine Echinocidaris ist, und sie wird von allen Schriftstellern Echinocidaris nigra genannt. Ich zweifle auch nicht, dass diese Ansicht als die richtige festgehalten werden muss. Dass Molina diesen Seeigel eiförmig nennt, kann aller- dings auffallen, da Echinocidaris rund ist, aber es lässt sich vermuthen, dass dieser Forscher mit der eiförmigen Gestalt die seitliche Ansicht bezeichnen wollte, die viel länger als hoch ist, im Gegensatze zu dem viel höheren Echinus albus, der sich auch in der Seitenansicht dem runden nähert. Dass die weisse Art zehn, die schwarze nur fünf Ambulakren haben soll, ist unglücklich ausge- drückt, darf aber nicht als ein Widerspruch gegen die Bestimmung der Art angesehen werden. Die schwarze Farbe, das Vaterland und die Häufigkeit des dortigen Vorkommens berechtigen wohl zu der Annahme, dass Molina wirklich den unter dem Namen Echinocidaris nigra allbekannten Seeigel gemeint habe. Er wird also auch den Namen nigra behalten können und müssen. 1788. In Linne's Systema Naturae ed. XIII. cura J. F. Gmelin ist nur ein Echinus enthalten, welcher von den späteren Schriftstellern bei der Gattung Echinocidaris citirt wird, Echinus pustulosus p. 3179, No. 38. Bei der Berühmt- heit des Linne'schen Werkes wird es nicht ohne Interesse sein, zu prüfen, ob er wirklich eine Echinocidaris vor 318 Troscbel: sich gehabt hat, und ob sich vielleicht aus seinem Texte ein Schluss auf die Species ergeben dürfte. Dabei ist nicht zu übersehen, dass diese Species von Gmelin hin- zugefügt ist, und dass man nur diesen iVutor dafür ver- antwortlich machen darf. Die Diagnose der Art ist folgende: Echinus arearum majorum medio sutura interstincto ; verrucarum seriebus transversis plurimis medium versus numero increscenti- bus, areis minoribus elevatioribus. Hieraus ergibt sich nicht viel, denn diese Angaben möchten auf viele Seeigel passen. Sie widersprechen nicht der Gattung Echino- cidaris, sprechen aber auch in nichts für dieselbe. Die Naht in der Mitte der grossen Felder, der Interradien, bedeutet nicht viel ; dass viele Querreihen von Höckern vorhanden sind ist richtig, würde aber auch von anderen Seeigeln gesagt werden können, und dass sie nach der Mitte an Zahl zunehmen könnte nur etwa, angenommen dass Gmelin wirklich eine Echinocidaris vor hatte, die Anleitung geben, dass es nicht eine E. punctulata war, sondern eine andere Art. Bei punctulata sind auch in der Mitte, Gmelin meint doch gewiss mit der Mitte die Peripherie, nur vier höchstens sechs Höcker vorhanden, und das hätte ihn gewiss nicht zu dieser Aeusserung ver- leitet. Dass die kleineren Felder erhabener sein sollen, ist gleichfalls kein Charakter von Werth, denn dies kommt vielen Seeigeln zu und ist bei Echinocidaris nicht einmal sehr auffällig. Die Citate, welche dann folgen, müssen allerdings auf Echinocidaris führen, und sie sind auch unzweifelhaft die Ursache gewesen, dass man in G m e li n's E. pustulosus eine Echinocidaris erkannt hat. Zuerst wird Leske apud Klein echinod. p. 150, 1. 11 A, B, 0, D citirt. Diese Figuren stellen ohne Zweifel Echinocidaris pustulosa dar, wie wir oben bereits aner- kannt haben. Dann folgt unter den Citaten Phelsum Zee-eg. Leider kann ich d;es Buch nicht nachsehen, glaube mich aber zu erinnern, dass damit nicht viel zu machen ist. Von Seba Thesaurus wird III, tab. 10, fig. 8—10, 15 Die Familie der Echinocidariden. 319 citiri Auch in allen diesen Figuren ist Echinocidaris zu erkennen, die Species glaube ich, wie oben erörtert, nur mit Wahrscheinlichkeit so deuten zu dürfen, dass die Figuren 8, 9 und 10 Echinocidaris punctulata darstellen, 15 dagegen pustulosa. Das Vaterland, welches noch am besten über die Species Aufschluss geben würde, ist Gmelin leider un- bekannt gewesen. Nun folgt eine weitere Besehreibung, die wir vor- zugsweise zu prüfen haben, da uns alles Frühere nur auf die Gattung Echinocidaris geführt hat. Zuerst wird die Grösse und das Verhältniss der Höhe zum Durchmesser angegeben : „vix pollicem altus, diametri bipoUicaris.^ Die Höhe ist also etwas geringer als der halbe Durchmesser, das passt auf Echinocidaris pustulosa und aequituberculata. Die Farbe „ex brunneo cinereus, in rubrum vergens, areis minoribus dilutioribus, basi magis albida, verrucis rubellis^ bedeutet zwar nicht viel für die Unterscheidung der Species, schliesst aber doch E. pustulosa und aequi- tuberculata nicht aus. Die mehr weissliche Basis stimmt mehr für pustulosa, die röthlichen Höcker mehr für aequi- tuberculata. Auch die Beschreibung der Sculptur der Platten und die Vertheilung der Höcker passt am besten zu E. aequituberculata: „areis decem majorum disco aspero, sutura utrinque granulis minimis cincta, extimo utrinque verrucarum ordiue solitaria Verruca, altero duabus com- posito, ut in medio senarium numerum assequatur, areis minoribus verrucarum ordinibus 2, quibus linea serrata, et granula minima interjacent.^ Die Platten in den In- terradien sind also rauh, ihre Nähte jederseits mit kleinen Granula umgeben, die obersten haben nur einen Höcker, die zweiten zwei Höcker, und so nehmen die Höcker nach der Peripherie bis sechs zu, in den Ambulakralfeldern zwei Höckerreihen, zwischen denen sehr kleine Granula liegen. Hierdurch sind die Arten mit oben nackter Stelle in den Tnterradien ausgeschlossen, und wir werden auf 320 Troschel: pustulosa oder aequituberculala geleitet. Die Zahl sechs der Höcker an der Peripherie spricht mehr für pustulosa. Wenn aber nun Gmelin folgen lässt ^^pororum in ambulacris paribus 4 — 5, so ist das geradezu unbegreiflich. Das lässt sich nur auf eine Art aus der Familie Toxo- pneustidae deuten. Sollte Gmelin einen Toxopneustes für identisch untergemischt und verwechselt haben ? Sollte er somit Charaktere von sehr verschiedenen Arten ver- einigt und dadurch eine Beschreibung geschaffen haben, die widerspruchsvoll und räthselhaft ist? Vielleicht lässt sich aus L e s k e's Beschreibung der Poren eine Aufklärung finden. Derselbe sagt von den Poren, dass sie in einer senkrechten Reihe verlaufen, und dass sie nahe dem Munde 4 — 5 Paare in schiefen Reihen bilden. Möglich, dass Gmelin dies von L e s k e entnommen und im Streben nach Kürze die Hauptsache unberücksichtigt gelassen hat. Uebrigens stehen auch am Munde bei keiner Echinocidaris 4 — 5 Poren in einer Reihe, sondern immer nur drei. Allein E. nigra macht eine Ausnahme, sie hat deren vier in jedem Bogen. An diese Art ist jedoch weder bei Leske noch bei Gmelin zu denken. Was endlich den Schluss betrifft „ore late sinuoso," so passt er wieder vollkommen auf Echinocidaris. Wenn ich aus allen obigen Betrachtungen das Re- sultat ziehe, so muss ich anerkennen, dass der Gmelin'- sche Echinus pustulosus, trotz des einen Fehlers in Be- treff der Anordnung der Poren, zu der Gattung Echino- cidaris gehört. Bei der Feststellung der Species kann ich nur zwischen Echinocidaris aequituberculata und pustulosa zweifeln. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass Gmelin die mittelmeerische aequituberculata ge- meint hat. Dafür spricht die leichtere Zugänglichkeit und das häufigere Vorkommen in den Sammlungen. Ent- scheiden lässt es sich jedoch nicht, und ebenso gut wie Klein kann auch er die wirkliche pustulosa vor sich ge- habt haben. Wenn gleich sich aus den Citaten ergiebt, dass Gmelin's pustulosus eine Sammelart war, dass er mindestens zwei Arten, pustulosa und punctulata identi- ficirte, so ist es doch aus seiner Beschreibung erweislich, Die Familie der Echinocidariden. 321 dass diese sich auf eine Echinocidaris bezieht, da sie Agarites ausschliesst. Ich werde also die Gmelin'sche Art bei pustulosa citiren. 1797. In dem Atlas zu Voyage de la Perouse autour du monde public par Millet-Mureau. Paris 1797 ist eine Tafel No. 27 enthalten, auf welcher Seeigel abgebildet sind, die ich nirgends citirt sehe. Leider kann ich in dem vierbändigen Texte dieses berühmten Werkes keine Er- wähnung dieser Tafel finden. Es ist aufiPallend, dass alle Figuren sehr deutlich vier Periproctplatten zeigen, wo- durch man auf den ersten Blick verleitet sein wird, sie alle für Echinocidaris zu halten. Die Tafel enthält eine obere und eine untere Abtheilung, und ist unterschrieben: Oursins de la cote du N. O. de l'Amerique, die Seeigel stammen also, nach dem Gange der Reise zu schlicssen, aus Californien, wahrscheinlich von Monterey. Die obere Tafel ist wohl nicht zu verkennen, ihre Figuren stellen alle Podophora dar, die ja durch die niedrigen Stacheln der Oberseite so sehr ausgezeichnet ist; aber vier Peri- proctplatten sind deutlich zu sehen. Auf der unteren Abtheilung sind zwei Arten abgebildet. Fig. 1, 2 und 3 ist wohl ein Toxopneustes. Zwei Ocularplatten, die beiden hinteren, erreichen das Periproct; die Ambulakren sind zwar nicht sehr deutlich dargestellt, scheinen aber meh- rere Porenpaare in schrägen Reihen zu besitzen. Wieder hat der Zeichner, Prevost, vier Periproctplatten ge- macht. Die Figuren 5 bis 9 sind aber entschieden einem Echinocidaris angehörig, und, wie die ganze Tafel, gar nicht übel gezeichnet, und sogar in wesentlichen Details kenntlich dargestellt. Der Mund ist gross, fünfeckig mit ausgebuchteten, abgerundeten Ecken ; die Porenpaare in einer schmalen, senkrechten Reihe, am Munde verbreitert; auf den Ambulakralfeldern zwei Reihen Höcker, die nicht ganz die Ocularplatten zu erreichen scheinen; vier Peri- proctplatten; keine Ocularplatte erreicht das Periproct; auf den Interambulakralplatten nur eine Querreihe von Höckern auf jeder Platte, an der Peripherie deren fünf; Archiv für Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. B«i. 21 322 Troschel: kein nackter Stern um das Periproct ; die Stacheln (Fig. 8, 9) sind an der Spitze abgerundet, platt, gekielt, und man sieht deutlich, dass der Zeichner das Lakirte hat andeuten wollen. Da das Vaterland Nordwest-Amerika ist, so muss die Art entv/eder grandinosa sein, oder neu. Dass auch bei der Podophora und bei dem Toxopneustes vier Peri- proctplatten dargestellt sind, lässt freilich auf eine Un- genauigkeit des Zeichners schliessen; vielleicht lässt sich dieselbe dadurch erklären, dass an den Exemplaren das Periproct ausgebrochen, oder durch Stacheln verdeckt war, und dass derselbe sich hat verleiten lassen, nach dem Beispiel von der Echinocidaris den Mangel zu er- gänzen (?). 1816. Die erste Ausgabe von Lamarck's Histoire natu- relle des animaux sans vertebres macht in sofern für die Geschichte der Seeigel einen wesentlichen Fortschritt, als in ihr 1) die Arten mit Diagnosen versehen sind, 2) dass bei den meisten das Vaterland, wenn auch zuweilen nicht richtig, angegeben ist, 3) dass die regulären Seeigel in zwei Gattungen getheilt werden, je nachdem die Höcker undurchbohrt (Echinus) oder durchbohrt (Cidarites) sind. Die zweite Ausgabe dieses berühmten Werkes ist von Duj ardin besorgt, soweit es die Echinodermen an- geht, und der dritte Band, der die Seeigel enthält, 1840 erschienen. Dujardin hat, soweit es die uns jetzt inte- ressirenden Arten angeht, nur eine Anzahl von Syno- nymen hinzugefügt, und eine Anmerkung in Beziehung auf die Gattungen Arbacia und Echinocidaris gemacht. Von den Lamarck bekannten Arten sind nur zwei der Gattung Echinocidaris angehörig, nämlich No. 18 Echinus punctulatus und No. 24 Echinus pustulosus. Echinus punctulatus ist mit völliger Sicherheit zu erkennen: orbicularis, convexo-conoideus, assulatus, pur- purascens ; assulis punctulatis; fasciis pororum coloratis, nudis, biporis ; verrucis dorsalibus perpaucis. Die con- vexconoidische Gestalt und die sehr wenigen dorsalen Höcker deuten die Art an. Die Familie der Echinocidariden. 323 Auch das Synonym der ersten Ausgabe, Seba III, tab. 10, flg. 10, a, b, iässt sich nicht füglich anders als auf punctulata beziehen, so schlecht die Abbildungen sind. Die Synonyme der zweiten Ausgabe sind von Du j ardin richtig hierhergezogen. Als Vaterland gibt Lamarck „Ocean des Grandes Indes" an, ein offenbarer Irrthum, da die Art bei den An- tillen lebt. Indessen kann diese falsche Angabe nicht gegen die Deutung der Species sprechen. Die weitere Beschreibung Iässt dann gar keinen Zweifel mehr übrig. Die conoidische Form, die röthlich aschgraue Färbung, die fein punktirten Interradien mit einer Höckerreihe jederseits, die gegen die Basis zu vier und endlich zu sechs Reihen werden, sind für Echino- cidaris punctulata ganz charakteristisch. Anders verhält es sich mit Lamarck's Echinus pustulosus. Die Diagnose „E. hemisphaericus, assulatus, albido-rubellus, ambulacris angustis, verrucarum seriebus transversis versus marginem numero increscentibus^ Iässt kaum eine Echinocidaris, viel weniger eine Species er- kennen. Dass Lamarck in der ersten Ausgabe Leske apud Klein p. 150, tab. XI, Fig. D citirt, während er kurz vorher p. 364 bei E. punctulatus sagt, diese Figur könne vielleicht diese letztgenannte Art darstellen, hilft auch nicht weiter. Dass die Höcker in den Reihen nach dem Rande hin allmählich an Zahl zunehmen sollen, schliesst die Arten aus, bei denen die obere Mitte der Interradien höckerlos ist. So scheinen also pustulosa, aequitubercu- lata, australis und grandinosa übrig zu bleiben. In der ersten Ausgabe ist kein Vaterland angegeben ; in der zweiten Peru, und wenn man darauf einen Werth legen wollte, so müsste man grandinosa den Vorzug geben. Auf die Synonyme, welche Dujar di n der zweiten Ausgabe hinzugefügt hat, ist natürlich nicht viel zu geben. Dabei hat sich der Herausgeber offenbar durch den Na- men pustulosus leiten lassen. Es wird bei dieser Un- sicherheit am besten sein, das Citat fraglich zu pustu- losus zu stellen. Beiläufig sei bemerkt, dass sich Dujar din in der 324 Troschel: Note 1 unter dem Text eine kleine Nachlässigkeit hat zu Schulden kommen lassen, wenn er sagt ;,par la lar- geur de ses aires ambulacraires qui est au moins triple de Celle des autres aires*', da gerade umgekehrt die In- terambulakralfelder viel breiter sind als die Ambulakral- felder. r 1824. Der zweite Band der Encyclopedie m^thodique ist den Zoophytes ou animaux rayonnes gewidmet, und Ton D^slongchamps bearbeitet. Der Text hat gar keinen Werth, da er ein wörtlicher Abdruck aus Lamarck's Animaux sans vertebres ist. Wichtig sind also nur die Abbildungen. PI. 141, fig. 6 und 7 sind im Text gar nicht erwähnt. Die Figur 5 stellt eine Echinocidaris dar, wie aus der Gestalt des Peristoms zu erkennen ist. Diese Figuren sind Copien von Klein, Leske Tab. XI, Fig. A, ß, also ergibt sich die Bestimmung als Echinocidaris pu- stulosa von selbst. 1825. Delle Chiaje beschrieb in Memorie sulla storia e notomia degli animali scnza vertebre del Regno di Na- poli im zweiten Bande, p. 364 einen neuen Seeigel unter dem Namen Echinus neapolitanus. Die Diagnose lautet: Corpore hemisphaerico, fusco, superne spinis subcom- pressis, brevibus, apice cinereis, rotundato-ancipitibus, in- terne longissimis, subulatis, omnibus striatis; fasciis decem, rcctis, supra foveis porosis trifariam, subtus bifariam di- gestis, poris geminis; tuberculorum areis majorum ovalibus; ano valvulis quatuor triangularibus clause. Dass es sich hierum eine Echinocidaris handelt, daranist kein Zweifel. Die vier Analplatten sprechen dies deutlich aus, und die Abbildungen tav. XXII, fig. 11—22 bestätigen es. Weder Text noch Abbildungen ergeben eine Differenz von der im Mittelmeer so häufigen iVrt, die unter dem Namen E. aequituberculata allgemein bekannt ist. Was der Verf. mit den Worten „supra foveis porosis trifariam, subtus bifariam digestis" sagen will, ist mir nicht verständlich. Die Familie der Echinocidariden. 326 In demselben Jahre erschien eine der wichtigsten Arbeiten über die Seeigel von de Blainville im Dic- tionnaire des sciences naturelles Tome 37, p. 59 — 103 als Artikel Oursin, Echinus. In längerer Einleitung schildert der Verf. den Bau und die Zusammensetzung der Schale. Er unterscheidet die Coronalplatten und Terminalplatten, schliesst die Seeigel mit durchbohrten Höckern aus, und beschreibt dann auch die inneren Organe: die Kiefer mit ihren Muskeln, den Darmkanal, das Herz, die Geschlechts- organe, Nervensystem, ßewegungsorgane u. s. w. Diese Einleitung macht einen guten Fortschritt in der Erkennt- niss des Wesens der Seeigel gegen alle früheren Arbeiten und bildet die Grundlage, auf der Desmoulins und Andere später weiter gebaut haben. Was ferner die Species-Unterscheidung betrifft, so ist auch hierfür diese Arbeit als Hauptquelle anzusehen, obgleich es wohl schwer- lich gelingen möchte, danach die Arten mit Sicherheit zu bestimmen, namentlich, wenn man nur einzelne Arten vor sich hat. Wir sehen ja auch, wie vielfach die Blain- ville'sehen Arten verkannt und missverstanden sind. Nach- dem ich ein gründliches Studium der Literatur durch- gemacht und alle Blainville'schen Echinocidaris-Arten, mit Ausnahme von stellatus vor mir gehabt habe, glaube ich jedoch über die Bestimmung derselben ziemlich sicher zu sein. Schätzenswerth ist die Unterscheidung von acht Sectionen, welche die Grundlage für die späteren Gat- tungen geboten haben. Hätte Blainville diesen Sec- tionen Namen gegeben, dann wäre er der Gründer eines grossen Theils der neuen Gattungen, zum Theil der Fa- milien gewesen. Sein Verdienst ist es immerhin, eine solche Unterscheidung zuerst vorgenommen zu haben. Seine erste Section interessirt uns hier allein: A. Es- peces parfaitement regulieres, ordinairement deprimees; les aires tres inegales; les ambulacraires tres-etroites, bor- dees par d^s ambulacres presque droits etcomposes, ädroite et a gauche, d'une double serie de pores rapproches; les auricules divisecs et spatulees. Er fügt hinzu das sehr grosse Peristom und die vier Periproctplatten. Die Gat- tung Echinocidaris ist dadurch vollkommen bestimmt. 326 Troschel: Verf. unterscheidet in dieser Section sechs Arten: E. pustulosus Lam., punctulatus Lam., loculatus, stellatus, aequituberculatus und Dufresnii. Die vier letzteren sind von ihm gegründet. Bei der Unterscheidung dieser Arten bleibt man zuweilen rathlos. So citirt er Klein Leske's Figur tab. XI D sowohl bei pustulosus Lam., wie bei seinem loculatus. Das läset auf den Zweifel des Verf. schliessen, auf welche von seinen beiden Arten er die Figur beziehen sollte. Wir wollen die einzelnen Arten etwas näher betrachten, indem wir die brauchbaren Cha- raktere hervorheben. 1. E. pustulosus Lam. ,,Die beiden Höckerreihen der Ambulakralfelder stehen gedrängt. Zehn Höcker- reihen in den Ambulakralfeldern, auf dem Rücken wenig markirt; Farbe grau-röthlich, Höcker roth^. Obgleich diese Merkmale nicht viel errathen lassen, muss man die Art für pustulosa Klein, Lam. nehmen, weil kein direkter Widerspruch dagegen vorliegt. Gewonnen ist durch diese Diagnose nichts, wenn man nicht in dem „tubercules des aires ambulacraires serres'^ einen Gregensatz zu dem trös serres anderer Arten sehen will. Die später vonBlain- ville in seinem Manuel d'Actinologie gegebene Abbil- dung beseitigt jeden Zweifel. 2. E. punctulatus Lam. Schale ziemlich klein, kreis- förmig, etwas conoidisch, viel mehr Höcker an dem Um- fange als auf dem Rücken. Die Zwischenräume fein punktirt; zwei seitliche Reihen in der oberen Hälfte, die sich gQgQii. die Peripherie in den Interambulakralfeldern verdoppeln; Ambulakren schmal und purpurfarbig. Lässt kaum ein Bedenken gegen die Richtigkeit zu. Das Vater- land „Ocean des grandes Indes" ist irrthümlich. E. loculatus Blainv. Die Nähte sollen sehr markirt sein, zwei Reihen kleiner wenig gedrängter Höcker auf den Ambulakralfeldern, höchstens vier auf den Interam- bulakralfeldern ; die Doppelporen der Arabulak^^en in einer einzigen Vertiefung und wie confundirt. Auffallender Weise sagt Verf., er habe" diese Art nicht gesehen; wo- nach hat er sie aufgestellt? Ich nehme sie für die an Die Familie der Echinocidariden. 327 den südafrikanischen Küsten des atlantischen Oceans vor- kommende Art, und lasse ihr den Blainville'schen Namen. E. stellatus ßlainv. Die beiden Höckerreihen der Ambulakren sind deutlich und getrennt, und vier grössere in der ganzen Ausdehnung der Interambulakralfelder ; die obere Oeifnung ohne deutliche Porenplatte; Farbe rosenfarbig, mit einem hübschen Stern von dunklerem Roth auf der Mitte der Schale. Nach dieser Beschreibung müsste man die Art in die Abtheilung Echinocidaris s. Str. bringen, da ausdrücklich gesagt ist, dass vier grössere Höcker dans toute i'etendue des anambulacraires stehen. Dagegen spricht freilich wieder der dunkelrothe Stern auf der Mitte und die hinzugefügte Bemerkung, Verf. habe diese Art nach einem Exemplar der Sammlung des Mu- seums aufgestellt, die fälschlich mit punctulatus Lam. con- fundirt worden sei. Alle späteren Schriftsteller haben sie zu Agarites gesetzt, woraus ich schliessen möchte, dass dies nach Vergleichung des Original-Exemplars, na- mentlich durch Agassiz geschehen sei. Wenn sich nicht durch dieses Exemplar die Sache mit Sicherheit aufklären lässt, wird die Blainville'sche Art eine zweifel- hafte bleiben. Das Vaterland ist nicht angegeben. Mir ist kein Exemplar bekannt, welches sich hierauf beziehen Hesse. E. aequituberculata Blainv. Es ist nicht zweifelhaft, dass Blainville die mittelmeerische Art vor sich ge- habt hat, obgleich er ihr Vaterland nicht kennt. Die grossen Höcker, die vorstehenden Ambulakralfelder, welche das Ansehen der Schale pentagonal erscheinen lassen, die Farbe, Alles stimmt ganz gut. Die Art ist gewiss identisch mit E. neapolitanus Delle Chiaje. Welcher von beiden Arten die Priorität zukommt, wird schwer zu entscheiden sein, da beide Autoren die Species in demselben Jahre aufgestellt haben. Der Blainville'sche Name ist aligemein angenommen, und daher wollen auch wir ihn festhalten. E. Dufresiiii Blainv. Die Höcker der Interambula- kralfelder sind klein; auf jeder Seite der Interambula- kralfelder auf der ganzen Oberseite nur zwei Höeker, von denen der innere sehr klein, an der Peripherie stehen 328 Troschel: vier auf jeder Platte ; ein nackter Stern von grüner Farbe, die Höcker weiss. Die Farbe macht diese Art kenntlich. Ich erkenne für sie zwei Exemplare, w^elche meinem Freunde Dunker in Marburg gehören, und die derselbe aus Valdivia erhielt, ßlainville giebt Terre neuve als muthmasslichen Fundort an. 1826. Unter den Echiniden, welche Risso im 5. Bande seiner Histoire naturelle des principales productions de l'Europe meridionale et principalement de celles des en- virons de Nice et des Alpes maritimes aufzählt, scheint 'fast sein Echinus purpureus p. 227, No. 25 zu Echinoci- daris zu gehören. Er bezeichnet ihn als hemisphärisch mit ungetheilten Porenbändern, was wohl die Anordnung in einer Reihe bedeuten soll; die Stacheln sind verlängert, purpurfarbig. Man wird daher diese Risso'sche Art unter die Synonyme der Echinocidaris aequituberculata auf- nehmen können, wenn man sie nicht ganz der Vergessen- heit übergeben will. Desmoulins hält ihn für identisch mit Echinus vulgaris. 1830. In Dictionnaire des sciences naturelles Tom. 60, p. 207 hat Blainville wieder einen Artikel, Oursin, Echinus. Dies scheint nur ein Abdruck, resp. Auszug des früheren Artikels Oursin zu sein. 1834. Blainville zählt in seinem Manuel d'Actinologie ou de Zoophytologie p. 226 unter Echinus Sect. A. die sechs Arten auf, welche er im Dictionnaire des sciences naturelles tome 37 aufgestellt hatte, in derselben Reihen- folge und mit denselben Citaten, ohne Hinzufügung der Beschreibung. Auffallender Weise ist auch hier wieder die Figur Klein, Leske tab. XI, Fig. D sowohl bei pustu- losus, wie bei loculatus citirt, wie früher. Die Abbildung von Echinus pustulosus pl. 20, Fig. 2 ist werthvoll, weil sie die Art, Echinocidaris pustulosa, recht deutlich er- Die Familie der Echinocidariden. 329 kennen lässt. In Fig. 2 a ist richtig dargestellt, dass keine Ocularplatte das Periproct erreicht. Agassiz betrat in einer kurzen Notiz in Oken's Isis 1834, p. 254 für das Stadium der Echinodermen eine neue Bahn, indem er den Bau derselben eingehender zu untersuchen begann, als es bisher geschehen war. Er suchte nach der Gesetzmässigkeit in dieser Klasse, um die Analogie der verschiedenartig ausgebildeten Theile festzusetzen und eine allgemeine Terminologie schaffen zu können. Hauptsächlich macht er in dieser vorläufigen Notiz darauf aufmerksam, dass der Bau der Echinodermen nicht ein einfach strahliger sei, sondern dass sich bei ihnen überall ein vorn und hinten, ein rechts und links unter- scheiden lasse. Wenn er auch dabei nicht ganz das Richtige traf, so hat er doch dadurch -die erste Anregung zu weiteren folgenreichen Untersuchungen gegeben. Er deutete schon an, dass die von ihm angegebenen Ver- hältnisse eine andere Feststellung der Genera erheischen, und dass sie die Bestimmung der Arten ungemein er- leichtern. Unabhängig von ihm wurde sehr bald durch zwei andere Autoren ein anderer wichtiger Schritt für die Erkenntniss der Seeigel gethan, von denen der eine Des- moulins eine hervorragende Bedeutung hat. 1835. Das Jahr 1835 ist für die Geschichte der Echiniden wichtig geworden, und ist das Geburtsjahr der Gattung, welche der Familie der Echinocidariden zu Grunde liegt. Es erschienen zwei Abhandlungen, von J. E. Gray im April, von Desmoulins im August desselben Jahres. Dabei ist jedoch nicht ausser Acht zu lassen, dass Des- moulins die Tabelle vom Juli 1834 datirt. J. E. Gray, Proceedings of the zoological society of London, April 28, 1835, p. 57, verkündete seine An- sichten über die Unterabtheilungen der Gattung Echinus im Lamarck'schen Sinne, und theilt dieselbe- in vier Ge- nera. Er hält sie für natürliche, und sehr geeignet, die Unterscheidung der Arten dieser zahlreichen Gruppe zu 330 Troschel: erleichtern. Die bis dahin benutzten Charaktere, wie die Zahl der Platten und der Poren in den Ambulakren, hält er für unbrauchbar, weil sie mit dem Wachsthum der Individuen sich verändern. Die vier Gattungen sind: Arbacia, Salenia, Echinus und Echinometra. Von der Gattung Arbacia wird gesagt : Corpus de- pressum; Areae ambulacrorura angustissimae : ambulacra angusta, recta, singulo e serie simplici tesserarum bipo- rosarum superpositarum efformato; tesserae ovariales et interovariales mediocres ; anus valvis quatuor spiniferis tectus. Was kann deutlicher sein ? Die senkrechten Reihen der Poren in den Ambulakren und die vier Periproctplatten charakterisiren die Gattung hinreichend. Zum Ueberfluss fügt er noch hinzu : Diese Gattung entspricht der Section A von Blainville, und enthält Arbacia pustulosa (Echinus pustulosus Lam.) und Arbacia punctulata (Ech. punctulatus Lam.) etc. Ein Zweifel über den Umfang der Gattung ist kaum möglich. Ich will das Verdienst Gray's dabei nicht allzu hoch anschlagen, denn er hat eigentlich nur der bereits von Btainville zehn Jahre früher unter- schiedenen Gruppe einen Namen gegeben, aber nach den allgemein anerkannten Gesetzen für die Nomenclatur hat der Name seine volle Berechtigung. Gray's Ver- dienst wird vielleicht noch ein wenig dadurch geschmä- lert, dass er einige bereits von B 1 a i n v i 1 1 e ausgesprochene Charaktere mit Stillschweigen übergeht, namentlich die getrennten Säulen der Mundohren, und den grossen pen- tagonalen Mund, aber sein Streben nach Kürze und Deut- lichkeit wird ihn wohl geleitet haben. Er konnte die Wiederholung dieser Merkmale füglich unterlassen, da er ausdrücklich sich auf Blainville's Section A bezieht, und die beiden ersten von Blainville erwähnten Arten als ^ Typen seiner Gattung Arbacia nennt, die übrigen durch sein etcetcra einschliessend. Nicht verständlich ist mir, weshalb Agassiz und Desor später in ihrem Ca- talogue raisonne den Namen auf eine andere fossile Gruppe bezogen. Des Moulins veröffentlichte die erste seiner drei Die Familie der Echinocidarideii. 331 vortrefflichen und gründlichen Abhandlungen über die Echiniden in der vierten Lieferung des siebenten Bandes der Actes de la Society Linn^enne de Bordeaux, welche am 15. August 1835 erschien, datirt aber die Arbeit vom Juli 1834, um sich die Priorität zu sichern. In der Ta- belle No. I charakterisirt er die Gattung Echinocidaris folgendermassen: Bouche centrale, symmetrique, appareil buccal osseux complet. Point de supports osseux, am- bulacres complets. Cinq pores genitaux; Ouvertüre anale du test perpendiculairement opposee ä la bouche; cinq dents ; appareil masticatoire compose de 15 picces natu- rellement separables, savoir: 5 machoires dont les deux osselets sont soudes, et deux appareils intermaxillaires et differents, forme chacun de 5 pieces mobiles et pareilles. (Damit sind die regulären Seeigel charakterisirt, seine Gattungen Echinometra, Echinus, Echinocidaris, Diadema und Cidaris.) Dents trilamellaires; tubercnles spiniferes non perforös (wodurch Diadema und Cidaris ausgeschlossen werden); auricules imparfaites (apophyses rapproch^es mais non soudees au sommet), pieces terminales anales au nombre de quatre seulement. Forme generale circulaire, bouche enorme, pentagonale, a cötes regulierement et ob- tusement sinueux, a angles non fissures, appareil masti- catoire comme dans les oursins, si ce n'est que les cornes superieures des osselets sont largement separees, au lieu d'^tre soudees. In der Tabelle No. II, in welcher er be- absichtigt besonders die fossilen Seeigel zu unterscheiden, lässt er einige der Charaktere der ersten Tabelle fort, die an den fossilen Arten meist nicht zu beobachten sind. Hier sind die Charaktere: Bouche centrale symmetrique; point de supports osseux, ambulacres complets; 5 pores genitaux, anus perpendiculairement oppose ä la bouche, et beaucoup plus petit qu'elle; tubercules spiniferes non perfores; forme generale circulaire, bouche enorme, pen- tagonale, a cotes regulierement et obtusement sinueux, ä angles non fissures, aires anambukcraires au moins triples des ambulacraires. Es fällt vielleicht auf, dass der Verf. in dieser zweiten Tabelle einen Hauptcharakter weggelassen hat, nämlich 332 Troschel: die vier Periproctplattcn. Er hat dies offenbar gethan, weil bei fossilen Stücken das Periproct sehr oft verloren gegangen ist, also für die Bestimmung der Gattung nicht benutzt werden kann. Für die Gattung Echinocidaris selbst fällt dies nicht ins Gewicht, da aus ihr noch keine fossilen Arten bekannt geworden sind. Es spricht sehr für die Natürlichkeit der Gattung, dass sie sich auch ohne dieses Merkmal charakterisiren, und sicher von allen übrigen Echiniden unterscheiden lässt. Weiter im Texte p. 34 vrird den obigen Charakteren der Tabellen noch hinzugefügt: Forme generale parfaite- ment reguliere, circulaire, deprimee en dessus; surface inf^rieure applatie, legerement concave ; ambulacres com- plets, lanc^oles, droits, planes, bordes de chaque c6t6 d'une seule paire de pores; epines: les unes aciculaircs. les autres terminees par une bouton Emaille, tj-es cadue, subspatuliforme, en forme de fer de pique ä quatre aretes inegales ; anus rigoureusement median. Verf. kennt 6 Arten, alle lebend, von denen, eine an den französischen Küsten vorkommt. Die Beschreibung der Arten ist für die dritte Abhandlung vorbehalten. In einer Anmerkung p. 35 hebt er als die wesentlichsten Merkmale der Gattung hervor : die Trennung der oberen Hörner der Knöchel- chen am Kauapparat, die getrennten Säulen der Aurikel, und die vier Periproctplattcn. Er giebt ferner an, dass die Gattung der Section A von Blainville entspricht und wundert sich, dass dieser Gelehrte nicht eine eigene Gattung daraus gebildet hat. Es entsteht nun die Frage, ob man dem Namen Ar- bacia von Gray, oder Echinocidaris von Desmoulins die Priorität zusprechen müsse. Beide haben offenbar ganz unabhängig von einander die Gattung erkannt, beide sind auf Blainville's Schultern dazu gelangt, beide haben die Gattung vollkommen gleich umgrenzt, und beide haben dieselben wesentlichen Charaktere benutzt. In der Veröffentlichung geht Gray (April 1835) einige Monate vor Desmoulins (August 1835) voraus. Es kommt indessen hierbei noch der Umstand in Betracht, dass Desmoulins p. 3 seiner Abhandlung sich ausdrück- Die Familie der Echinocidariden. 333 lieh darauf beruft, um sich die Priorität zu wahren, dass er seine Arbeit bereits im Juli 1834 abgesandt hatte, um sie in den Suites ä ßuffon drucken zu lassen, und dass er die Tabellen seiner Abhandlung vom Juli 1834 datirt. Strenge genommen kann zwar das Datum erst von der wirklichen Veröffentlichung gelten, aber in diesem Punkte lässt sich auch die Publication des Gray'schen Artikels schwerlich mit Sicherheit feststellen. Er hat seine Re- sultate allerdings am 15. April der zoologischen Gesell- schaft in London mitgetheilt, aber wann die Proceedings erschienen sind, ist ungewiss. In neuerer Zeit wenigstens geht meist eine längere Zeit hin, bevor sie gedruckt und ausgegeben werden. So bleibt es zweifelhaft, welche von beiden Abhandlungen früher in den Händen des gelehrten Publicums war. Dazu kommt, dass doch auch wohl Desmoulins schon früher seiner Societe Linneenne de Bordeaux mag Mittheilung von seinen Untersuchungen gemacht haben, obgleich dazu freilich ein sicherer Anhalt fehlt, zumal der Verf. in Lanquais wohnte. Wenn ich mich bei dieser Ungewissheit entschliesse, dem Desmou- lins'schen Namen Echinocidaris den Vorrang zu geben, so lege ich dabei noch in die Waagschale, dass fast alle späteren Schriftsteller diesen Namen angenommen haben, und dass er also den Zoologen der geläufigste ist. In der zweiten Abhandlung, welche am 15. De- cember 1835 und gleichfalls in den Actes de la Societe Linneenne de Bordeaux erschien, behandelt Desmou- lins im Allgemeinen den Bau der festen Theile derEchi- niden, und auch diese Abhandlung verdient wegen ihrer Gründlichkeit, mit der sie allen Vorgängern voraus eilt, die grösste Beachtung. Ich hebe aus ihr hier nur dasjenige hervor, was unmittelbare Beziehung auf die Gattung Echi- nocidaris hat. Es wird p. 108 und p. 147 hervorgehoben, dass Echinocidaris die einzige Gattung sei, bei der der After wirklich genau in der Mitte liege, bei allen übrigen sei er ein wenig zur Seite gerückt. Er wiederholt dann p. 150, dass bei Echinocidaris der After rigoureusement median sei, in der Mitte der vier gleichen Afterplatten. Daran schliesst dann unser Verf. eine Bezeichnung für die 334 Troschel: Verschiedenheit der Lage der das Periproct umgebenden Platten, die er noch alle zehn für Genitalplatten nimmt. Wenn die kleineren (Ocularplatten) vom Periproct aus- geschlossen sind, nennt er den Apparat rosenförmig (rosa- ciforme) ; wenn alle das Periproct berühren, sternförmig (stelliforme) ; nur bei einer Art E. elegans sind alle zehn Platten zu einem Ringe verschmolzen, in dem man nur durch die Lupe die Platten und ihre hintere Verlängerung unterscheiden kann, das nennt er randförmig (margini- forme). Den Fall, wo ein Theil der Ocularplatten das Periproct berührt, hat er nicht gekannt, oder doch nicht berücksichtigt. Es wird dann hinzugefügt, bei Echinocidaris sei der Apparat rosenförmig, was jedoch für E. nigra und spatuligera nicht richtig ist. Bei der Beschreibung der Platten, welche das Periproct bedecken, und die Verf. einem Sphincter vergleicht, da nach Beendigung seiner Function derselbe immer geschlossen bleibt, wird p. 163 wiederholt, dass bei Echinocidaris nur vier Anal- platten vorhanden sind, sehr gross, regelmässig, kreuz- förmig gestellt, und dass der After genau die Mitte ein- nimmt. Von den Platten, welche sich in der Mundhaut finden, wird für Echinocidaris gesagt (p. 167), dass wie bei allen Echinus, Echinometra und Diadema fünf Paare rundlicher Schuppen nahe dem Munde und alternirend mit den Zähnen vorhanden sind, durchbohrt für den Durchtritt eines langen und kräftigen Tentakels. Ausser- dem trägt die Mundhaut eine Anzahl undurchbohrter Platten, die bei Echinocidaris ähnlich sind, wie bei Echi- nometra atrata, nur weitläufiger gestellt, d. h. sie sind quer verlängert, sehr klein, schwach, dünn, zahlreich, wenig deutlich. In Betrefi" des Kauapparates giebt Verf. für Echinocidaris an, dass er sich von dem der Echinus und Echinometra nur dadurch unterscheide (p. 194), dass 1) die oberen Hörner der Knöchelchen kurz und weit getrennt sind, anstatt an ihrem Ende verschmolzen zu sein, 2) dass die Aurikeln unvollständig sind, indem die Enden ihrer Apophysen sich kaum berühren, ohne ver- schmolzen zu sein. Er findet dann in dem Kauapparat einen vortrefflichen Charakter für die Unterscheidung Die Familie der Echinocidariden. 335 seiner Gattungen der regulären Echiniden, die er in fol- gendes Schenica bringt. A. Obere Hörner der Knöchelchen verschmolzen. Echi- nus und Echinometra. B. Obere Hörner nicht verschmolzen. a. Knöchelchen bis zur Mitte verschmolzen. 1. Zahn dreiblättrig Echinocidaris. 2, Zahn zweiblättrig ..... Diadema. b. Knöchelchen bis zur Spitze ver- wachsen Cidaris. 1837. Kein Theil der ganzen Literatur über Seeigel hat mir so viel Schwierigkeit gemacht zu beschaffen, wie die dritte Abhandlung vor^ Desmoulins, welche gleich- falls in den Actes de la Societe Linneenne de Bordeaux enthalten ist, und zwar im 9. Bande. Diese Zeitschrift scheint kaum in einer deutschen Bibliothek vollständig vorhanden zu sein, . wenigstens blieben meine Nachsu- chungen und Anfragen in Bonn, Berlin, Leipzig und Göttingen vergeblich. Directe Anfragen in Bordeaux blieben erfolglos. Endlich hat mir das Antiquariat von Friedlaender und Sohn in Berlin ein vollständiges Exemplar verschafft, wofür ich diesen Herren zu Dank verpflichtet bin. Die Abhandlung schliesst die Arbeit von Desmou- lins noch nicht ab, vielmehr wird für die ausführliche Beschreibung der Arten noch eine vierte und fünfte Ab- handlung in Aussicht gestellt, die niemals erschienen ist. Die vorliegende dritte Abhandlung ist der Erörterung der Synonymie gewidmet, und besteht hauptsächlich aus einer langen Tabelle, p. 211 — 413, mit fünf Spalten. In der ersten steht der^ acceptirte Name, in der zweiten die Synonymie der Autoren, welche Verf. selbst verglichen hat, in der dritten die Synonymie der Autoren, welche Verf. aus anderen entnommen hat, ohne sie selbst nach- sehen zu können, in der vierten das Vaterland, die fünfte ist Bemerkungen gewidmet. In Betreff der Gattung Echinocidaris sagt Verf. in 336 Trosohel: einer Note unter dem Text, sie sei synonym mit Arbacia Gray, die in dem Pbilosophical magasine für October 1835, p. 329, 330 publicirt sei. Er habe die Priorität, weil seine erste Abhandlung, worin'die Gattung aufgestellt, bereits im Juli 1834 ausgearbeitet und im August 1835 veröffentlicht sei. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass wie wir oben bereits erwähnt haben, die Gray'sche kleine Abhandlung bereits im April 1835 in den Pro- ceedings of the zoological Society of London erschienen ist. Es verdient besonders beachtet zu werden, dass Des- moulins bei drei Arten angiebt, dass er sie nicht aus eigener Ansicht kennt, bei E. punctiilata, stellata und Dufresnii. Ihm waren also nur E. pustulosa, loculata und aequituberculata bekannt. Ein ferneres Kapitel derselben x\bhandlung enthält dann ein Repertoir, in welchem er von 28 Schriften an- giebt, wie die Arten auf seine Nomenclatur zu beziehen sind. Diese Schriften sind nach den Autoren alphabetisch geordnet, und sind mit Uebergehung derjenigen, welche ausschliesslich fossile Arten behandelten, und soweit Echi- nocidaris darin zur Sprache kommt, die folgenden: Agassiz Prodrome, ßlainville Dictionnaire des sc. nat., Encyclo- pedie methodique, Favanne, Klein, Lamarck, Leske, Linne, Risso, Rumph, Seba. Die Bestimmung der Arten beruht auf der subjectiven Ansicht von Desmoulins, und ist nicht überall maassgebend. Der grosse Fleiss, welchen der Verf. auf diese Arbeit verwendet hat, ver- dient die vollste Anerkennung. Philippi hat im Archiv für Naturgeschichte Taf V, Fig. 8, als er über die Abweichung von der Symmetrie bei den regelmässigen Echiniden und von ihrem Wachs- thum sprach, einen Theil der Echinocidaris aequitubercu- lata abgebildet. Die Analgegend ist ziemlich gut ausge- fallen, die Höcker sind viel zu klein, und scheinen nur die Warze derselben darzustellen. Es kam ihm nur dar- auf an, die Anordnung in Reihen anzudeuten. 1840. üeber die zweite Ausgabe von Lamarck's Histoire Die Familie der Echinocidariden. 337 naturelle des animaux sans vertebres, worin Dnjardin die Echinodermen bearbeitet hat, ist hier nicht viel zu sagen, da die der Gattung Echinocidaris zufallenden Arten bis auf die Hinzufügung einiger Synonyme unverändert geblieben sind. Wir können einfach auf das verweisen, was oben bei der ersten Ausgabe gesagt ist. Grube beschrieb unter dem Namen Echinus nea- politanus Delle Chiaje eine Echinocidaris in seiner Schrift Actinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen und Mittelmeers, Königsberg 1840, p. 31. Es ist unzweifel- haft Echinocidaris aequituberculata. Grube findet den After von drei harten Klappen umgeben, erwähnt jedoch, dass Delle Chiaje deren vier zählte. Die Dreizahl kann sich nur auf eine Monstrosität beziehen. 1841. In Descrizione e Notoraia degli Animali Invertebrati della Sicilia citeriore. Tomo IV, Napoli 1841, p. 34 be- schreibt Delle Chiaje wieder seinen Echinus ncapoli- tanus, diesmal in italienischer Sprache. Die Abbildnagen Tav. 118, fig. 11—22 sind Copien des im Jahr 1825 er- schienenen Werkes. Ueber die Deutung der Species kann kein Zweifel bestehen. 1846. In dem berühmten Catalogue raisonne des famillcs, des genres et des esp^ces de la classe des Echinodermes par L. Agassiz et Desor, welcher in den Annales des Sciences naturelles, troisieme serie tome VI erschien, ist p. 353 für unsei'o Gruppe der Desmoulins'sche Name Echinocidaris gewählt, während der Gray'sche Name Ar- bacia für fossile Arten verwendet worden ist. Letzteres war eine nicht berechtigte Willkür, da die Gattungen Echinocidaris und Arbacia sich vollkommen decken. Die Verf. unterscheiden zwei Subgenera. Sie nennen dieje- nigen Arten, welche einen nackten Stern auf der Oberseite tragen, Agarites, die ohne solchen nackten Stern Tetrapygus. Zu Agarites zählen sie punctulata, stellata, Dufresnii, spatuligera und loculata. Ueber die Speciesbestimmung von punctulata und spatuligera hege ich keinen Zweifel. Ob die Verf. mit stellata dieselbe Art bezeichnet haben, Archiv f. Naturg. XXXVIII. Jahrg. 1. Bd. 2Q 338 Troschel: welche Blainville beschrieben hat, könnte zweifelhaft sein, wenn es nicht sehr wahrscheinlich wäre, dass Agassi z in Paris das Blainville'sche Exemplar in Händen gehabt hätte. Ich muss in dieser Art Seeigel vermuthen, die mit pimctulata nächst verwandt sind, und mit dieser verwechselt werden konnten. Von den mir zugänglichen Seeigeln kann ich keinen auf diese Art beziehen. Du- fresnii und ioculata sind kaum charakterisirt, man wird sie also ohne Schaden und unbedenklich als Synonyme führen können. Dass die Untergattung Tetrapygus ebenso, wie die Gattung Agarites Verschiedenartiges enthält, habe ich bereits oben p. 304 dargelegt. So wie bei dieser E. spa- tuligera Val. wegen des anderen Verhaltens der Ocular- platten auszuscheiden ist, so muss bei Tetrapygus E. nigra von den übrigen aus demselben Grunde getrennt werden. Sie, wie aequituberculata, pustulosa und grandinosa sind übrigens gut zu unterscheidende Arten. Valenciennes hat in Voyage autour du monde sur la fregate la Venus par Du Petit Thouars Zoophytes pl. V, fig. 2 eine vortreffliche Abbildung von Echinocidaris spatuliger geliefert. Drei Ocularplattcn erreichen das Periproct, auf den Platten der Interambulakralfelder an der Peripherie stehen ausser der Reihe der grossen Höcker noch einige kleinere Warzenhöcker, über und unter der Hauptreihe; die Aurikeln berühren sich am Ende nicht; die Rückenstacheln sind klein, oval, die übrigen meist am Ende breit, spateiförmig. Die Eigenthümlichkeit der Art ist also nicht zweifelhaft. Die Lage der Ocular- plattcn nähert die Art an Echinocidaris nigra an, und auch die Warzenhöcker ausser der Hauptreihe sprechen für die Annäherung an E. nigra. Freilich scheint diese Art einiger Variation unterworfen zu sein, da ich nicht bei allen Exemplaren die Nebenhöcker auf den luteram- bulakralplatten finde. Auch die Ocularplattcn dringen nicht immer alle bis an den Rand des Periprocts vor, zuweilen nur eine, die hintere der linken Seite. 1850. Aradas, Monographia degli Echinidi di Sicilia. Ca- Die Familie der Echinocidariden. 339 taniictatiä, margine acute denticidatis ; epipleuris vage punctatis. — long. 6 — 7, lat. 4 mill. Eurycliora platessa Gerst. Wieg. Arch, f. Nat. XXXII. Bd. 1 pg. 59. Zanzibar. See Jipe. Mus. Ber., meine Sammlung. Die kleinste Art der Gattung, an der flachen Ge- stalt, den kurzen Fühlarn und dem scharf crenulirtcu ganzen Umfange nicht zu verkennen. Fühler 3. Glied kaum grösser als das 4., 4. — 9. breiter als lang. Hals- schild seitlich verflacht, am Rande sehr spitz gezahnt, in der Mitte queer eingedrückt; Flügeldecken dicht an den Thorax schliessend, fast flach, kurz eiförmig, seitlich spitz crenulirt, einzeln punktirt; Behaarung rostfarben, an der Basis stärker. Epipleuren vereinzelt punktirt; Beine klein und kurz. 111. Pogonobasis. Sol. An. Fr. 1837. p. 161. — Lac. 1. c. p. 96. Die Unterschiede von den verwandten Gattungen sind weiter oben besprochen worden. Vergl. auch Lac. a.a.O. Wenn Lacordaire daselbst meint, diese Tbiere seien nicht den Ausschwitzungen unterworfen, so irrt er, denn dieselben kommen zwar selten vor, sind aber vor- handen und bestehen in dichten gelb und weissem flockigem Schimmel. Sämmtliche Arten haben grosse Aehnlichkeit unter einander, sind, wie es scheint, fast sämmtlich häufig Monographie der Eurychoriden'. 387 und sind den verschiedensten Variationen unterworfen. Sie finden sich am Senegal, in Acgjpten und in Arabien. üebersicht der Arten. 4. — 9. Fühlcrglied viel breiter als lang 1. verrucosa Er. 4. — 9. Fühlerglied kaum breiter als lang 1 1. Halsausschnitttief, die Vorderecken weit vorgezogen 2 „ zwar scharf, aber wenig tief, die Vorder- ecken weniger vorgezogen ... 5. JRaffrayi n. sp. 2. Käfer kurz^ gedrungen, Halsschildseiten stark ver~ breitert 3 Käfer lang, gestreckt, Halsschildseiten weniger ver- breitert , . . ^ . 4. ornata Sol. 3. Flügeldecken deutlich stark punktirt. ^2. rugulosa Guer. Flügeldecken matt runzelig ... 3. opaca n. sp. l.Pogonohasis verrucosaEr, Ohiongo ovalis, nigra, opaca, parce fulvo-pubescens ; thorace hrevi, margine düatato, leviter elevato,parce gramdato ; elytris suhovatis, dense fortiter- que punctato-rugosis, graniilis acutis, sparsis, praecipue versus latera asper aus, punctis suturam versus anterius suhseriatis; parapleuris minutissime granulatis; epipleuris rüde riigoso punctatis. — long. 9—12, lat. 5V2 — 7 milL Er. Wieg. Arch. 1843. I p. 240. ßenguela und Angola. Gemein. Ein Stück in der Marseul'schen Sammlung soll vom Cap. stammen ; ich halte aber diese Angabe für einen Irrthum. Die Art ist von allen andern durch die breiten mitt- leren Fühlerglieder zu unterscheiden, deren 5. — 9. viel breiter als lang sind ; ausserdem durch die grobe rauhe Punktirung der Flügeldecken, die nurRaffrayi in ähn- licher Weise aufzuweisen hat. Manchmal sieht man auf den Decken längs der Naht wie eine kleine Leiste hin- laufen. l.Pogonohasis rugulosa Gu er. Ohlongo-ovalis, ni- gra, parce pilosa, subnitida; thorace lateralitervalde explanato, B88 Haag-Rutenber^: elytris suboratis^ distincte grosse punctatis; parapleuris minutissime granulatis, epipleuris rüde punctatis. — long. 9—12, lat. 5—7 raill. Pogonohasis rugul, Guer. Ic. regn. an. p. 113. t. 28. F. 10. — Gast. Hist. nat II p. 192. E. opatroides. Sol. 1. cit p. 163. t. 7 F. 6—8. Die bekannte sehr gemeine Art vom Senegal, die, was Körperform betrifft, nur mit der vorhergehenden und folgenden Art verwechselt werden kann, von beiden, sich aber hinlänglich, von ersterer durch die Fühlerbildung und Sculptur, von letzterer durch die Sculptur unter- scheidet. Sehr häufig aber findet man diese Art mit or- nata Sol. verwechselt; die Unterschiede dieser beiden Arten werde ich bei ornata auseinandersetzen. Unter den vielen Exemplaren, die mir vorlagen, fanden sich auch einige als von Egypten und Arabien stammend, bezettelt. Ich halte beides nicht für wahr- scheinlich. 3. Po gonohasis opaca n. sp. Statur a praecedentis, cinerea, opaca, parce puhescens; elytris anterius indistincte rugoso-punctatis, posterius rugosis, opacis, sine uUa puncta- tione; epipleuris rüde punctatis. — long. 11, lat. 6 mill. Arabia. Meine Sammlung. Vollkommen von derselben Gestalt, wie die vorher- gehende Art, doch in folgendem verschieden: 1) der ganze Käfer dunkel matt grau, 2) die Flügeldecken zeigen auf der vorderen Hälfte undeutliche eingedrückte Punkte, welche durch leder- artige Runzeln verbunden sind; auf der hinteren Hälfte sieht man keine Spur von Punkten, dort ist die ganze Fläche verschwommen runzelig. Die Behaarung wie bei den übrigen Arten, an der Basis des Thorax und der Flügeldecken stärker auftretend. Es könnte diese Art immerhin möglicherweise eine Varietät von rugulosa sein, da ich ausser der Sculptur keine Unterschiede auffinden konnte. Da aber gar keine Uebergänge vorlagen und ausserdem das Vaterland ein anderes ist, so habe ich dieselbe vor der Hand als selbst- ständrg aufgestellt. . Monographie der Eurychoriden. 389 4. Pogonohasis ornata Sol. Elongata, nigra, parce puhescenSf nitida; thorace laterihiis minus explanatis, aequa- liter rotundatis; elytris distinde pundatis. — - long. 8 — 11, lat. 4V2— 5V2 mill. Pogonohasis ornata Sol. 1. c. p. 163. — elongata Klg. Dj. Cat. ed. 3 p. 201. var. major, pundis elytrorum majoribm. Diese in Aegypten sehr häufige Art stimmt in der Punktirung vollkommen mit rugulosa überein und wird sehr häufig mit ihr verwechselt. Sie unterscheidet sich aber in folgenden Punkten: 1) ist ornata viel gestreckter und länger, besonders in den Flügeldecken, welche lang eiförmig sind, während die von rugulosa nur eiförmig sind ; 2) ist der Seitenrand des Thorax bei ornata nicht s.o verbreitert wie bei rugulosa, seitlich auch fast ganz gleichmässig gerundet, während er bei rugulosa nach vornen zu mehr verengt ist, als nach hinten; 3) sind die Schultern bei rugulosa mehr vorgezogen, als bei ornata; 4) ist das Vaterland der letzteren Aegypten und sind mir keine Exemplare, welche sicher vom Senegal stammen, bekannt. Beide Arten nun vaiirren sehr bedeutend, sowohl in Grösse, als in Form und Punktirung. In den normalen Formen sind sie leicht auseinander zu halten, aber es ist oft schwer, kleinere schlankere cT der rugulosa von grös- seren breiteren $ der ornata zu trennen. So steckt z. B. selbst in der Gory'schen (jetzt durch Melly Genfer- Museums-) Sammlung ein von Soli er stammendes als ornata sibi bezetteltes Stück der rugulosa. Die grossen Stücke mit starker Punktirung kommen in Cordofan vor, sie entsprechen der var. a von Soli er. Ein ebenso grosses Stück, mit etwas schwächerer Punktirung, aber etwas breiteren Halsschildseiten, von Bahr el Abiad aus dem Stockholmer Museum, kann ich vor der Hand auch nur als eine Varietät dieser Art an- sehen. 390 ^ Haag-Rutenberg: 5. Pogonohasis Baffrayi n. sp. Elongata, nigra, opaca, parcepilosa; ihorace parum lateraliter düatato, antice minus excavato, angulis anticis parum prominulis, parce tuher- culato, medio transversim impresso; elytris elongatis, paral- lelis, rüde densissimeque punctatis; parce pilosis; para- pleuris disperse granulatis, epipleuris punctatione elytrorum. long 9l^— 11, lat. 5—51/2 mill. Abyssinien, von Raffraj gesammelt. Bogos (Keren) von Beccari gesammelt. Meine Sammlung. Fühlerbildung wie bei ornata, Kopf gross, sehr grob zusammenfliessend punktirt, mit stark vertieften Augen und in Folge dessen hoher Augenschwiele; Halsschild sehr klein, kaum doppelt so breit als der Kopf, mit ganz schmal abgesetztem schwach aufgebogenem Seitenrand bei dem hin und zwischen dieser und der etwas angeschwollenen Naht sieht man in der Regel auf der hintern Hälfte noch Spuren einer dritten ähnlichen Rippe. Die Sculptur der Flügeldecken besteht in nicht sehr dicht, theihveise fast in Reihen stehenden grob ein- gedrückten Punkten, zwischen welchen mikroskopisch feine Körnchen stehen. Ausserdem zeigen reine Exem- plare an den Rändern der Flügeldecken einzelne längere gelbliche Haare, welche sich an der Basis derselben, ähnlich wie an der Basis und dem Vorderrande des Thoraxes etwas dichter stellen. Die Epipleuren der Flü- geldecken sind grob, fast reihenweise punktirt. Vorder- und Mittelbrust und Segmente mehr oder weniger fein gekörnt.^ Die (/ sind kleiner und auf den Segmenten in. der Mitte etwas stärker gekörnt. lieber die Synonymie vergl. Haag a. a. 0. 2. Hidrosis Levaillantii Luc. JEJlongafa, depressa, obscure-brunnea ; thorace transverso, lateribus explanatis,postice bisimiato, siipra inaecjualis, breviter bicarinato; elytris elon- gatis, scabrosis, carina laterali simplici, tribusque costis plus mimisve distindis spiculosis, — long. 7, lat. 3V2 Qiilh Eurychora Levaillantii Luc. An. France 1850. Bull, pg. 7; Recap. Rev. Zool. 1853 pg. 33. t. 1 fg. 6-7. Von Djebel-Amour in Algier. Von Lucas an beiden a. 0. sehr ausführlich be- schrieben. Die Art unterscheidet sicji von der vol'her- gehendcn hauptsächlicli durch ihre langgestreckte Form, 398 Haag-Rutenberg: die einfache Randleiste und die rauhe Sculptur der Flü- geldecken. Ich sah nur ein Exemplar in der Bat es' sehen Sammlung und erkannte daraus, dass diese Art in diese Gattung einzureihen sei. x\us der ausführlichen Beschrei- bung selbst wäre dies nicht zu erkennen gewesen, da Lucas auffallender Weise gerade die 3 charakteristischen Kennzeichen dieser Gattung, nämlich Fühler, Fühlerrinne und Vorderschienen nicht erwähnt. Yl. Lycanthropa. Thoms. Mus. scient. 1860 pg. 20. Zygas, Pasc. Somn. of Entom. IL 1866 p. 487. Die Gattung ist, trotz ihrer eigenthümlichen runden und flachen Gestalt nicht scharf von Eurychora geschie- den. Von Steira allerdings, mit welcher sie Lacordaire (Anmerkg. pg. 98) und Thomson vergleichen, unter- scheidet sie sich sehr gut durch die Fühlerbildung, von Eurychora dagegen, mit welcher sie dieselbe vollkommen gemein hat, müsste sie durch andere Merkmale abge- schieden werden. Die einzige obigen Autoren nur be- kannte Art, die cimicoides Quens., nun unterscheidet sich allerdings durch ihre kreisrunde Form und besonders durch ihre vorgezogenen Schultern gut von derselben, die andern aber unterdessen bekannt gewordenen und hier beschriebenen Species zeigen diese Merkmale weit ■v^eniger entwickelt und erschweren das Auseinander- halten beider Gattungen. Ein Unterschied jedoch ist con- stant und sehr in die Augen fallend, das sind die ver- hältnissmässig sehr dünnen und zarten Fühler dieser Gat- tung, während dieselben bei Eurychora, Pogonobasis etc. weitaus massiver und kräftiger sind. Bei dieser Gelegen- heit will ich erwähnen, dass es ein Irrthum ist, wenn Thomson die Fühler als elfgliedrig angibt, sie haben ein- fach, wie bei allen Eurychoriden nur zehn Glieder. Uebersicht der Arten. Hinterer Rand des Thorax auf den Seiten ausgeschnitten und nach vorne gezogen 1 Monographie der Euryclioriden. 399 Hinterer Rand des Thorax fast gerade, höchstens seitlich ausgerandet, aber nicht nach vornen gezogen . . 3 1. Flügeldecken an den Schultern vorgezogen, zusam- mengenommen viel breiter als lang 1. cimicoides Quens. Flügeldecken an den Schultern nicht vorgezogen, zusammengenommen kaum breiter als lang oder so- gar länger als breit 2 2. Flügeldeckenrand kaum abgesetzt und aufgebogen 2. denticollis n. sp. derselbe sehr bemerklich abgesetzt und aufgebogen 3. depressa n. sp. 3. verbreiterter Rand der Flügeldecken quergefältelt 4. plicata n. sp. derselbe nicht quergefältelt ... 5. plana n. sp. 1. Lycanthropa cimic oides Quens. Eurych. cimicoides. Quens. Schönh. Syn. S. L. p. 137 not. t. 2 f. 5. EurycJi. rotundata Gast. Hist. nat. 11 pg. 192. Lyc. cimicoides Quens. Thoms. 1. c. pg. 20. Zygas. cimicoides Quens. Pasc. 1. c. pg. 487. Lac. Gen. F. pg. 98 not. Rotundata, nigra vel nigrohrunnea, opaca, parum pu- bescens, thorace valde dilatato, inaequali, laterihus foliaceis, crenulatis, elytris thorace latiorihus, latiorihus quam longio- rihus, medio suhconvexis, laterihus explanatis, praesertim versus humeros, dorso punctatis disperseque granulatis. — long. 6V2— 11, lat. 6—9 mill. Cap. Fast in allen Sammlungen vertreten. Die Art ist die bekannteste der Gattung und unter- scheidet sich von den anderen x\rten auf den ersten Blick durch die sehr kurzen breiten Flügeldecken und durch den besonders an den Schultern stark verbreiterten und daselbst vorgezogenen Rand derselben. Kopf tief in den Thorax eingelassen, zwischen Stirn und Cljpeus mit einem breiten flachen Quereindruck; Augen nicht vertieft sitzend, etwas vorstehend, kurz eiförmig mit kleinem Augenkiel, Kopfschild verbreitert, mit einer starken 400 Haag-Rutenberg: Ausrandung in dQr Mitte. Fühler schwach und dünn, 3. Glied so lang als 4. und 5. zusammengenommen, die folgenden an Länge langsam ab- und an Breite zuneh- mend, letztes, Glied etwas grösser, als das 9., nach zwei. Seiten abgestutzt, glänzend. Thorax vornen tief, fast wink- lich, ausgeschnitten sehr queer, mit sehr stark verbrei- terten nicht aufgebogenen Seiten und gekerbtem Seiten- rande. Der Hinterrand ist in der Schildchengegend sanft ausgeschnitten und von da ab nach vornen gezogen, so dass der Winkel, welchen er mit der Basis der Flügel- decken macht, recht bemerkbar ist. Scheibe mit^ tiefem Quereindruck, fast nicht sculptirt, Seitentheile einzeln mit spitzigen Granulationen besetzt. Flügeldecken breiter, als der Thorax, zusammen viel breiter als lang, seitlich gerundet, die hintere Spitze kaum vorstehend, Seitenrand stark verbreitert, an den Schultern abgerundet und da- selbst etwas vorgezogen und aufgebogen. Mitte des Rückens erhöht, der Rand fein crenulirt, die ganze Ober- fläche schwach punktirt und einzeln mit kleinen Granu- lationen besetzt. Frische Exemplare sind dürftig mit lan- gen weichen Haaren bedeckt, welche sich am Umkreise des Thoraxes und der Flügeldecke dichter stellen. Un- terseite durchaus einzeln und fein punktirt, die Segmente etwas kräftiger; Beine dünn, etwas gestreckt. Die Art variirt etwas in der Seulptur, indem die Granulationen der Flügeldecken und der Thoraxseiten .manchmal stärker hervortreten. Die (/ scheinen sich durch eine kleine Anhäufung von Granulationen auf der Mitte des ersten und zweiten Abdominalsegmentes auszuzeichnen. Ich besitze auch ein von Mouflet in Benguela gesammeltes Exemplar, das sich durch etwas gestrecktere Flügeldecken aus- zeichnet, aber sonst keine weiteren Verschiedenheiten bietet. 2. Lycantliropa denticollis Chev. i. 1. Ovalis, nigra vel nigropicea, opaca, parum puhescens ; thorace trans- verso, lateribus explanatis, recurvis, acute sed irregidariter dentatis, elytris longitudine vix latiorihus, humcris nonnuUimi Monographie der Eurychoriden. 401 dilatatis, subreflexis, medio suhconvexis^ punctatis et disperse granidatis, marginibus dentictdatis ; subtus iit in praecedenti. long. 8—9, lat. 6—7 mill. Cap. Coli Bates, Mus. Vind., Haag. Die Art unterscheidet sich von cimicoides durch das schmälere, seitlich mehr aufgebogene, daselbst sehr spitz gezähnelte Halsschild und durch die Flügeldecken, welche kaum breiter als lang und deren Ränder nur äus- serst wenig verbreitert sind. Kopf wie bei der vorigen Art; Fühler' lang und dünn, 3. Glied so gross als 4., 5. und 6. zusammengenommen. Thorax kürzer als bei cimi- coides, vornen tief ausgeschnitten, die Seitenränder stark verbreitert und leicht in die Höhe gebogen, der Rand selbst mit zahlreichen scharfen grossen und kleinen Zähn- chen besetzt; Scheibe stark queer eingedrückt, einzeln punktirt. Flügeldecken nur wenig breiter als der Thorax, so lang als breit, seitlich mehr parallel, hinten nicht so abgerundet, wie bei cimicoides, sondern deutlich in eine gemeinsame Spitze sanft auslaufend. Basis fast gerade, Seitenränder sehr schmal abgesetzt, mit ähnlichen Spitz- chen wie der Thorax besetzt, Oberfläche leicht aber gleichmässig gewölbt, fein punktirt, mit einzelnen grös- seren Granulationen bedeckt. Der ganze Käfer ist über- dies, wie die vorige Art, einzeln mit längeren Härchen besetzt, die an den Rändern dichter stehen. Unterseite wie bei cimicoides. 3. Lycanthropa depressa n. sp. Ovdlis, obscure bnmnea, opaca, parum pubescens; thorace transverso, la- teribus dilatatis, crenulatis; elytris vix devatis, longioribus quam latiorihus, lateribiis dilatatis, reflexis^ crenulatis, dorso punctatis et disperse granidatis. — long. 7V2— 10, lat. 51/2— 7 mill. Cap. Coli. Bates, Javet, Marseiil Mus. Holm, Mus. Vind., Haag. Fühler dünn und schlank, 3. Glied etwas länger als 4. und 5. zusammengenommen. Kopf und Halsschild ge- bildet und sculptirt, wie bei cimicoides, doch ist hier der Rand etwas ungleichartiger gezähnelt. Flügeldecken 402 Haag-Rutenberg: kaum breiter, als der Thorax, länger als breit, oben kaum gewölbt, Rand leicht verbreitert und etwas in die Höhe gebogen, besonders nach den Schultern zu ; diese selbst nicht vorgezogen, sondern eher etwas zurücktretend. Sculptur, Behaarung und Unterseite wie bei den vor- hergehenden Arten ; doch ist diese Species fast stets mit einer weisslichen oder erdfarbigen Ausschwitzung dicht überzogen, was ich bei keiner der anderen Arten gefun- den habe. Die Art unterscheidet sich, abgesehen von der Füh- lerbildung, von cimicoides durch die schmalen parallelen Flügeldecken, von denticollis durch die seitlich deutlich abgesetzten und etwas aufgebogenen Flügeldeckenränder und von beiden noch ausserdem durch ihre auffallend flache Gestalt, von den folgenden plana und plicata, end- lich durch den seitlich nach vorne vorgezogenen Hinter- rand des Thoraxes. 6V2 mill. ' Cap. Meine Sammlung. Fühler verhältnissmässig dicker erscheinend, als bei den vorhergehenden Arten; 3. Glied so lang als 4.-6. zusammen. Kopf wie bei cimicoides, die Vertiefung aber vor den Augen ist äusserst flach und kaum bemerkbar. Thorax tief ausgeschnitten mit sehr stark wagrecht ver- breitertem Seitenrande. Hinterrand fast grade, die Ecken spitz, etwas zurückgebogen; Scheibe leicht queereinge- drückt und dürftig punktirt, Seitenflügel fein spitz gra- nulirt, ihr Rand gekerbt. Flügeldecken so breit als der Thorax an seiner Basis, mit demselben ein vollkommen Monographie der Eurychoriden. 403 regelmässiges Eirund bildend; hintere Spitze kaum vor- gezogen. Seitenrand verbreitert, besonders nach der Schulter zu, daselbst aber nicht vorgezogen; Basis fast grade und eng an den Thorax anschliessend, so dass gar kein Winkel bemerkbar ist. Der Rücken ist nieder- gedrückt, mit dem Thorax fast eine Fläche bildend, zer- streut sehr fein spitzig granulirt und stellenweise durch etwas grössere Granulationen uneben; der Rand ist auf seiner Verbreiterung eng queergefältelt und crenulirt. Behaarung ist bei meinen Exemplaren fast nicht bemerk- bar, nur am Rande des Thorax und der Flügeldecken befinden sich einige dichter stehende gelbe Härchen. Die Unterseite ist wie bei den anderen Arten, nur dass hier auf dem äusseren Rand der Epipleuren die kleinen Queer- fältchen auftreten. ' ^ mit Granulationen auf dem 1. und 2. Abdominal- segmente. Die Art kann wegen ihrer niedergedrückten Form und dem seitlich nicht vorgezogenen Hinterrand des Thorax nur mit der folgenden verwechselt werden, wel- che diese Eigenschaften mit ihr gemein hat, von dieser aber unterscheidet sie die Grösse und die Sculptur des Flügeldeckenrandes. 5. Lycanthropa plana, n. sp. Breviter ovalis, hrun- nea, äepressa, parum nitida, tJiorace lateraliter valde foliaceo, lateribus cremdatis, hasi fere recto ; elytris tliorace paululum laüorihus, margine vix dilato, in dorso gramdationihus minu- tissimis piliformihus instructis. — long. 6V2, lat. 5 mill. Cap. Meine Sammlung. Diese Art Ist, wie schon bei der vorhergehenden erwähnt Ist, mit keiner andern, als mit dieser zu ver- wechseln und ich beschränke mich darauf, die Unter- schiede zwischen beiden aufzuführen. Die Fühler sind hier sehr fein, klein und dünn und das 3. Glied ist nur so lang, als 4. und 5. zusammengenommen. Die Flügel- decken sind an der Basis zwar nicht breiter als der Thorax, erweitern sich aber etwas nach hinten und bilden mit 404 Haag-Rutenberg: dem Thorax ein regelmässiges kurzes Eirund. Ihre Mitte ist nicht so flach, wie bei depressa, sondern leicht gleich- massig erhaben, ihre Seiten sind kaum verbreitert und nicht quergefältelt. Endlich sind die Beine weitaus schmäler und dünner. Yll. Aspila. Fahr. Col. Caffr. act. reg. ac. sc. holm 1870 p. 251. Ausführlich a. a. O. Vergessen ist der kleinen Epi- pleurenleiste Erwähnung zu thun. 1. Aspila hicosata. Fähr. Ohiongo ovata, atra, opa- Cüy epistome late emarginato, hidenticulato ; tJiorace hrevi, granulato-pundato, lateribus valde explanatiSj reflexo-margi- natis, regulariter rotundato ampliatis, posüce in dentem pro- dudis ; scutello trianguläre ; elytris profunde^ densissime punc- tatis, ovalihuSj Jmmeris parum ptromimdis, a thorace dis- junctis^ supra antice depressis, margine laterali carinisque duabus disci distincte cremdatis; parapleuris granulatis, epi- pleuris profunde densissimeque punctatis] pedes nigrobrun- nei. — long. 7— 8V2, lat. 2V3~4 mill. Caffraria. Mus. Holm. (Type), Mus. Vindob. Fähr. 1. c. p. 251. Die Art hat das Aussehen einer kleinen Pogono- basis und ist sehr kenntlich an ihrer Punktirung, den beiden Flügeldeckenleisten und an der Bildung des Thorax, der nicht an die Flügeldecken anschliesst, son- dern mit denselben einen starken Winkel bildet. Till. Geophanus 11. gen. yewqjavrjQ, wie Erde aussehend. PsarypMs Lac. a. a. O. p. 98 (nee Erichs.). ürda, Buq. i. 1. Fühler dünn ; 3. Glied etwas kleiner als 4. und 5. zusammengenommen; die folgenden etwas breiter als lang, an Länge langsam abnehmend; Endglied grösser, knopfförmig, an der Spitze beiderseits abgeschnitten. Monographie der Eurychoriden. 405 Kopfschild ausgerandet. Halsschild seitlich verbreitert, vornen tief ausgeschnitten, den Kopf aufnehmend, Hinter- rand fast grade mit 2 kleinen Ausschnitten, welche dem Rande des Eindrucks auf der Scheibe correspondiren. Fühlerfurchen tief, deutlich auf den Selten der Vorder- brust fortgesetzt. Flügeldecken parallel, an den Thorax anschliessend. Parapleuren derselben breit, mit einer klei- nen Leiste, welche von der Schulter aus schräg nach unten verläuft. Segmente an Länge abnehmend, die bei- den letzten an ihrer Basis mit einem tiefen Quereindruck. Beine klein und dünn ; Schenkel unten schwach gerinnt zur Aufnahme der Schienen; Tarsen kurz und dünn, erstes Glied der Hintertarsen fast doppelt so lang, als die beiden folgenden zusammengenommen. Die Gattung hat grosse äussere Achnlichkeit mit Psaryphis und Platysemus, von beiden ist sie aber durch die dünneren Fühler und von ersterer ausserdem durch die tiefen Fühlerrinnen gut geschieden. Lacord. hat am angeführten Ort« diese Gattung als Psaryphis Er. diagnosticirt, denn er kannte die Psa- ryphis nana Er. nicht und benutzte zur Beschreibung der Gattung die in den Sammlungen verbreitete ürda pyg- maea Reiche (den jetzigen Geophanus confusus Fahr.), von welcher Erich, a. a. O. sagt, es sei eine 2. Art von Psaryphis. Erichs on hatte sich hierin getäuscht, denn die beiden Gattungen Geophanus und Psaryphis bieten sehr bedeutende Unterschiede. Dass Lacord aire diese Spe- cies vor Augen hatte, geht deutlich aus seiner Be- schreibung hervor. Er gibt z. B. die Flügeldecken auf den Seiten gerandet an und beschreibt den Thorax als fortement echancre en avant und den Kopf als a moitie libre — alles Angaben, welche auf Geoph. pymaeus Reh. gut passen — während Er i c hs o n bei der Beschreibung von Psaryphis ausdrücklich sagt: die Flügeldecken fallen an den Seiten rundlich ab, ohne einen scharfen Rand zu bilden und weiter: und die Halsschildseiten sind nach vornen nicht so verlängert, dass sie den Kopf umfassen, daher ist der Kopf frei, wie bei Adelostoma. — L'acor- daire hat ohne Zweifel die Erichs on 'sehe Beschrei- 406 Haag-Rutenberg: bung der Gattung nicht nachgesehen, denn sonst hätte er diese widersprechenden Angaben nicht machen können. üebersicht der Arten. Rücken der Flügeldecken mit Leisten 1 „ „ ^ ohne Leisten 3. sepulchralis n. sp. 1. Seiten der 'Flügeldecken fast paro-llel 1. confusus Fähr. „ j, „ gerundet 2. tristis n. sp. l. Geophanus confusus Fahr, Psaryphis confusa Fähr. 1. c. pg. 252. „ pygmaea Erich. Wieg. Arch. 1843 I. pg. 242. „ pygmaea Buq., Lac. Gen. Atl. t. 49 f. 2. üräa pygmaea, Buq., Reiche, Gory. i. 1. „ longiuscula Chev. i. 1. OlilonguSy suhlinearis, niger vel nigro-piceuSj opacuSy parce pubescenSj capite thoraceque scahriSj hoc marginihus lateralihus foliaceiSj suhdeplanatis, crebre denticulafis; ely- tris parallelis, suhseriatim profunde punctatis, sutura leviter margine laterali carinisque duahus dorsalibus magis elevatis, crenidatis. - long. 4V2— 6, lat. 2V2— 3 mill. Die bekannteste Art der Gattung, in allen Samm- lungen vertreten und wie es scheint nicht selten. Sie ist hauptsächlich unter dem Namen Psaryphis oder Urda pygmaea Buquet verbreitet und auchErichson erwähnt ihrer am angeführten Orte, ohne sie näher zu beschrei- ben. Erst Fähr ae US gab eine ausführliche Beschreibung von derselben in seiner Ins. Caffr. und zwar unter dem Namen Psaryphis eonfusa, unter welcher Bezeichnung die Art schon längere Zeit von Bo bemann in den Samm- lungen verbreitet worden war. Diese letzteren Exemplare, welche aus Caffrarien stammen, sind zwar durchgängig etwas grösser, als diejenigen, die sich am Cap und am Natal vorfinden und welche hauptsächlich als Psaryphis pygmaea in den Sammlungen figurircn, ich war aber nicht im Stande bei einer grossen Anzahl von Exem- Monographie der Eurychoriden. 407 plaren irgend ein anderes Unterscheidungsmerkmal auf- zufinden. Die angeführte Abbildung in Lac. Atlas zu den Gen. ist gut und kenntlich. Die Art unterscheidet sich hauptsächlich von den verwandten durch die starken und deutlichen Rippen, welche sich übrigens manchmal auch verflachen und dann besteht der Unterschied zwischen ihr und Pin. tristis nur in der andern Bildung der Flügel- decken. Mit sepulchralis ist sie aus weiter unten anzu- führenden Gründen nicht zu verwechseln. 2. Geophanus tristis n. sp. Oblongo-ovalis, niger, opams, parce puhescens, capite thoraceque scahriSy inaequa- libus, hoc marginibus lateralihus foliaceis, subdeplanatiSj ro- tundatis, marginibus lateralibus dentictdatis ; elytris oblongo- ovalibus, subseriatim, praesertim in lateribus, profunde punc- tatis, indistincte unicarinatis, lateribus crenulatis, in dorso disperse lanuginosis ; suhtus punctis majoribns pilum ferren- tibus, sat dense impressus; pedibus obscure-ferrugineis. — long. 5, lat. 2V2 mill. Vom Cap. Seltener als die vorhergehende Art. Mus. Genf, Coli. Haag. Die Art hat grosse Aehnlichkeit mit der vorher- gehenden, unterscheidet sich aber vor allem durch ihre in den Flügeldecken bauchigere Gestalt und die Rippen- bildung. Kopf und Halsschild sind ähnlich, wie bei dem vorhergehenden, doch sind hier die Halsschildseiten gleich- massiger gerundet und nicht so stark verbreitert und aufgebogen, auch sind die Längserhabenheiten des letz- teren nicht so scharf, sondern verw^ischter, wie bei con- fusus. Die Flügeldecken selbst sind etwas breiter als der Thorax, eiförmig, nicht parallel und erscheinen kürzer als bei ersterer Art. Die Leiste auf der Scheibe ist wenig und besonders nur nach vornen angedeutet und die 2. Leiste zwischen der ersteren und dem gekerbten Rande fehlt gänzlich. Die Punktirung ist endlich nicht so regelmäs- sig, wie bei confusus, sondern etwas verwischter und in einanderfliessender. Die Behaarung besteht in einzelnen zerstreuten langen greisen Haaren, die übrigens gerade wie bei confusus nur bei reinen Exemplaren sichtbar Arcliiv f. Naturg. XXXVIU. Jahrg. l. Bd. 27 408 Haag-Kutenberg: sind. Unterseite mit ziemlicJi dicht stehenden eingedrück- ten Punkten besetzt, deren jeder ein kleines gelblich glänzendes Börstchen- trägt, ganz ähnlich wie bei con- fusus. Beine klein und dünn, und wie die Mundtheile und das letzte Fühlerglied bräunlich. 3. Geophanus s ep ul cJi r ali s ^oh. Ohlongus, niger, opacus^ parte piibescens, capite tJioraceque scahris^ inaequa- libus, Jioc marginihus lateralibus modice foliaceis, lateribus leviter rotimdatis, crebre denticulafis, elytris parällelis, sca- bris, epipleuris subseriatim profunde punctatis, disperse la- nuginosis; pedibus obscure-ferrugineis. — long. 6, lat. 2V2 mill. N'Gami. Mus. BeroL, Mus. Holm. Wiederum den vorhergehenden sehr ähnlich, aber an den vollkommen leistenlosen Flügeldecken leicht zu erkennen. Fühler noch dünner, als bei confusus, die mitt- leren Glieder kaum breiter als lang, Endglied und Taster bräunlich. Kopfschild schwäch ausgerandet, mit erhabe- nem Mittelkiel und beiderseits einer bogenförmige Stirn- schwiele. Halsschild bedeutend breiter als lang, vornen tief ausgeschnitten, mit abgerundeten Vorderecken, hin- ten fast grade, gleichfalls mit abgerundeten Hinterecken seitlich verbreitert und sanft gerundet, der Rand dicht gekerbt, auf der Scheibe uneben durch drei Längsein- drücke. Flügeldecken 90 breit als der Thorax, parallel, nicht ganz doppelt so lang als breit, auf dem Rücken etwas niedergedrückt. Der ganze Käfer ist durchaus gleichmässig rauh reibeisenartig gekörnelt und nur auf der Scheibe der Flügeldecken stehen die Körnchen stel- lenweise in unregelmässigen Reihen. Die ganze Ober- fläche ist einzeln mit langen weichen gelblichen Härchen besetzt und bei frischen Exemplaren ist eine leichte weiss- liche Ausschwitzung bemerkbar. Unterseite ähnlich, wie bei den vorhergehenden. Die Epipleuren der Flügel- decken zeigen einzelne grössere in Reihen stehende eingedrückte Punkte und sind haarlos, die übrige Unter- seite dagegen ist viel schwächer punktirt und mit kurzen Monographie der Eurychoriden. 409 gelblich glänzenden Börstchen bedeckt. Beine schmächtig und klein, dunkelbraun. IX. Psaryphis. Erichs. Archiv 1843, p. 241. Da, wie schon oben erwähnt, Lac. irrthümlieh eine andere Gattung anstatt Psaryphis beschrieben hat, so folgt desshalb hier nochmals eine genauere Diagnose. Kopf fast frei, wenig in das Brustschild eingelas- sen, nach hinten eingezogen, vornen ausgebuchtet. Thorax doppelt so breit als lang, vornen wenig ausgeschnitten, hinten gerade, seitlich fast gleichmässig gerundet. Flü- geldecken länglich, fast parallel, nicht ganz doppelt so lang als breit, mit abgerundeten Schultern und desshalb nicht so fest an den Thorax anschliessend, als bei den verwandten Genera's. Oberfläche nicht flach, sondern leicht gewölbt. Epipleuren der Flügeldecken massig breit, mit dem kleinen schon öfter erwähnten Querleistchen an der Schulter. Beine klöin und dünn. Stacheln der Schie- nen kaum bemerkbar. Hauptsächlich unterscheidet sich diese Gattung von Geophanus durch die hier nur schwach auf der Vor- derbrust angedeuteten Fühlerfurchen und durch die Fühler selbst, w^elche zwar hier dasselbe Längenverhält- niss haben, aber viel massiver und dicker sind. Es sind nämlich sämmtliche Glieder vom 3. anfangend gut dop- pelt so breit als lang, das 10. aber ist nicht wie bei Geo- phanus, breiter als das 9., sondern ist nur ebenso breit als dieses, nur etwas länger. Durch die etwas gewölbten Flügeldecken endlich, den nicht fest anschliessenden Thorax und den wenig eingelassenen Kopf wird der Habitus dieses Genus ein ganz anderer als bei Geophanus. Ich kenne nur die typische Art, die auf Angola und Benguela beschränkt und dort selten zu sein scheint. 1. 'Psaryphis nana Er. Ohlonga, nigra, opaca, sparsim puhesöens, capite thoraceque inaequalibus, scahris, hoc laterihus modi'ce explanaüs, leviter rotundatis, denticulatis ; elytris oblong o ovalibus, minus depressis, lineatim dense sca- 410 Haag-Rutenberg: hroso-punctatis, margine laterali denticulato, dorso carinis duahus indistinctis instructo. — long. 4 — 5, lat. 2 — 272 miH. Wieg. Arch. 1843. I. p. 241. Mus. Ber. (Type). Coli. Bates^ Haag (v. Mouflet ge- sammelt). Kopf vornen mit einem Längskicle und zwei bogen- förmigen Vertiefungen über den Augen. Thorax uneben durch einen Längseindruck und zwei flachen Gruben neben demselben. Flügeldecken mit zwei wenig bemerkbaren geschwungenen Leistchen. Der ganze Käfer ist matt, schwarz, hin und wieder mit einigen länglichen gelb- lichen Haaren besetzt und ziemlich dicht gleichmässig grob punktirt. X. Smiliotus. GfÄihwTogf messerartig. Kinn herzförmig, hinten leicht, vörnen tief ausge- randet; letztes Glied der Maxillartaster länglich eiförmig; Kopf tief in den Thorax eingelassen, oberhalb der Fühler winklig vorgezogen, und etwas aufgebogen, nach vornen zugerundet, in der Mitte tief halbmondförmig ausgeschnitten. Augen klein, oberhalb länglich, in einer Vertiefung sitzend, unterhalb klein, punktförmig, am Ende der tiefen Fühler- rinne sitzend und schwer zu sehen. Fühler kräftig und dick. Erstes Glied verkehrt kegelförmig, zweites Glied etwas kleiner, wie das dritte, doppelt so breit als lang, 4: — 7. Glied ungefähr von der Grösse des 2., 8. und 9. Glied etwas länger und schmäler, 10. Glied doppelt so lang als das 9., aber nicht schmäler, beiderseits an der Spitze abgestutzt, glänzend. Sämmtliche Glieder mit Aus- nahme des ersten und letzten sind breit, becherförmig ge- bildet, zeigen an ihrem oberen Rande einen kleinen gelb- lichen Borstenkranz und sitzen auf kleinen Stielchen in- einander. Thorax queer, vornen tief ausgeschnitten, seitlich ziemlich gleichmässig gerundet, hinten correspondirend eine Vertiefung auf der Scheibe gleichfalls scharf wink- Monographie der Eurychoriden. 411 Hg ausgeschnitten, die Ecken der Ausrandung in Form eines kleinen Ausschnittes in den Thorax hineinreichend. Flügeldecken kaum breiter als das Halsschild, eng an dasselbe anschliessend, mit fast parallelen Seiten, vor- stehendem Rande, erhabenei^ Naht und einer scharfen messer- artigen Leiste über die Scheibe. Epipleuren derselben breit, mit einer kleinen Leiste, welche vom Schulter- buckel aus schräg nach der Mittclbrust zieht. Fühlerfurche am untern Theil des Kopfes sehr tief, auf der Vorderbrust weniger ausgeprägt, aber sehr deutlich. Prosternalfort- satz die Hüften etWas überragend, Abdominalsegmente rasch an Länge abnehmend, das vorletzte sehr schmal, das letzte dreieckig. Beine kräftig, etwas zusammenge- drückt erscheinend ; sämmtliche Schenkel nach innen ab- geflacht und sämmtliche Schienen nach aussen mit einer» doppelten Reihe Börstchen besetzt; Stacheln derselben sehr klein. Eines meiner Exemplare hat auf dem ersten Abdo- minalsegment einen dreieckigen Eindruck und an dem vorletzten und letzten eine Quervertiefung; wahrscheinlich sind hierdurch die Geschlechtsverschiedenheiten ausge- drückt. Das Genus ist auffallend durch seine Fühler- und Thoraxbildung. Letztere hat es mit Acestus, dem es über- haupt im äussern Habitus sehr gleicht, gemein, aber die verschiedene Fühlerbildung lässt eine Verwechselung nicht zu. Ich kenne nur eine Art aus Caffrarien. 1. Smiliotus steiroides n. sp. Elongatiis, bruneus vel nigro hrunneus, opacus, parce pilis minutissimis tectiis, capite thoraceque inaequalihus, pimctatiSy hoc lateribus ex- planatis, margine crenulato, elytris oblongis, subparallelis , sutiira leviter, margine .singidaque costa in dorso cum op- posita conjtmcta alte elevatiSj crenulatis. — long. 6, lat. 3 mill. Caffraria, Meine Sammlung. Zu den Genusdiagnosen ist noch folgendes hinzu- zufügen. Kopf neben der Vertiefung, in welcher die 412 Haag-Rutenberg: Augen sitzen, mit zwei Längserhabenheiten, welche sich nach vornen verbinden, einen dreieckigen Raum einschlies- send, überall mit nicht sehr dicht stehenden, eingestochenen, kleine gelbliche Börstchen tragenden Punkten bedeckt. Thorax vornen tief ausgeschnitten, die Vorderecken abge- rundet, die Hinterwinkel fast rechtwinklig, aber nicht spitzig. Die Scheibe wird fast ganz von einer grossen ziemlich viereckigen Grube eingenommen, welche in ihrer Mitte selbst noch eine von zwei kleinen Längserhaben- heiten begrenzte Vertiefung zeigt. Ausserdem sieht man noch beiderseits derselben schon fast auf dem verbreiterten Rande je einen punktförmigen Eindruck. Die Seiten- ränder sind äusserst fein crenulirt, die Sculptur der Ober- seite aber ist dieselbe, wie die des Kopfes. Die Flügel- decken sind nicht ganz doppelt so lang als breit, haben etwas abgestutzte Vorderecken und laufen die Seiten fast bis zur äussersten Spitze, wo sie sich rasch zurunden, pa- rallel. Ihre Scheibe ist stark niedergedrückt, zwischen den Rippen vertieft erscheinend. Ausser der Naht, die schwach erhöht ist, und dem vorstehenden fein crenu- lirten Rand zieht sich von der Schulter eine scharf messer- artig erhabene Leiste über die Scheibe, parallel dem Rande und näher demselben, als der Naht, und vereinigt sich fast am Ende mit der correspondirenden. Der Raum zwischen dieser Leiste und dem Rande fällt ziemlich steil nach abw^ärts, besonders an dem Ende, wo er fast die Flügeldeckenspitze verdeckt. Die Sculptur besteht in nicht sehr dicht stehenden groben eingedrückten Punkten, zwischen welchen ebenso wie auf Naht, Rippe und Rand mikroskopisch kleine gelbliche Börstchen stehen. Unter- seite der Vorderbrust mit Ausnahme der Fü bierfurche, welche glatt ist, ebenso sculptirt wie die Oberseite des Thorax, Epipleuren der Flügeldecken grob in Reihen punktirt, Mittelbrust, Segmente und Beine fein gekörnelt und mit goldglänzenden kleinen Börstchen besetzt. Die Art gleicht durch ihre Rippenbildung einer kleinen länglichen Steira und ich habe desshalb den Namen gewählt. Monographie der Eurychoriden. 413 XI. Platysemus. TtXaTvorjfxoQ^ mit breitem Saume. Kopf und Augenbildung wie bei den vorhergehenden Gattungen. Fühler dick und kräftig; 1. Glied kegelförmig, 2. Glied länger als breit, nicht ganz so lang, als 3. und 4. zusammengenommen, 3. — 9. Glied kurz, breiter als lang, an Länge langsam, aber an Breite zunehmend, so dass das 9. fast doppelt so breit als lang ist, 10. ungefähr doppelt so lang als das 9. und etwas breiter als dasselbe, an der Spitze nach zwei Seiten abgeschnitten, glänzend. Thorax queer, nicht ganz doppelt so breit als lang, vornen ziem- lich tief, gleichmässig, nicht winklig, ausgerandet, Hinter- rand in der Mitte ausgeschnitten mit zwei kleinen Aus- buchtungen in den Ecken des Ausschnittes; Seitenrand leicht verbreitert und aufgebogen. Flügeldecken gestreckt, parallel, an den Thorax anschliessend, gerippt. Proster- nalfortsatz bis hinter die Vorderhüften reichend; Fühler- gruben tief, weit in die Vorderbrust ziehend. Epipleuren nicht übermässig breit, an der Schulter mit der kleinen queeren Leiste. Abdominalsegmente wie bei dem vorher- gehenden Genus mit Quereinschnitten auf der Naht des letzten und vorletzten Segments im männlichen Geschlechte. Beine klein und schwach; die Schenkel unten abgeplattet, die Scliienen nach aussen zu abgeflacht mit scharfen Kanten beiderseits, an ihrem Ende sind ein kleiner Borstenkranz, aber keine Stacheln bemerkbar. Dieses Genus ist mit den vorhergehenden nahe ver- wandt, unterscheidet sich aber von Smiliotus, Geophanus und Acestus, mit welchen es den Ausschnitt am Hinter- rande des Thorax gemein hat, durch die Fühlerbildung, von Psarjphis aber, dem es in der Fühlerbildung sehr nahe steht, durch die tiefe Fühlerfurche und das Vor- handensein des oben erwähnten Ausschnittes. 1. Platysemus hengiielensis n. sp. Elongatiis niger, opacus, seaber, parce setiäosuSj capite thoraceque in- aequalihus, hoc laterihus crenulaüs, elytris elongatis, sutura. 414 Haag-Rutenberg: margine duahusque costis in singulo plus minusve elevatis. — long. 6, lat 2V2 mill. Beüguela. Meine Sammlung, von Mouflet gesammelt. Kopf auf der Stirne mit einer dreieckigen Erhöhung, deren beide Seiten durch die Rinnen, in welchen die Augen sitzen, gebildet werden und deren Spitze sich in einen Kreis über den Clypeus fortsetzt. Halsschild seit- lich gleichmässig gerundet, auf der Scheibe mit zwei durchgehenden und beiderseits mit kleineren, vornen ab- gekürzten Längskielen. Flügeldecken doppelt so lang als breit, parallel, oben flach, mit kaum erhöhter Naht, vor- stehendem Seitenrand und zwei über die Scheibe lau- fenden nicht sehr hervorstehenden Längskielen, deren erster an der Basis beginnt und vor der Spitze endet, und deren 2. erst etwas von der Basis entfernt anfängt, sich aber hinten etwas weiter nach der Spitze erstreckt. Die Sculptur besteht auf Kopf, Thorax und Decken gleich- mässig aus kleinen dicht aber imregelmässig stehenden spitzigen Körnchen, zwischen welchen hin und wieder kleine gelbliche, aufrechtstehende Börstchen sichtbar sind. Vorderbrust und Segmente ähnlich sculptirt, Epipleuren der Flügeldecken unregelmässig reihenweise punktirt. XII. Acestus. oKsoTog, ungestachelt. Kinn vornen nicht ausgerandet, nach hinten verengt und daselbst gerade abgeschnitten. Fühler verhältniss- mässig schlank, 1. Glied kegelförmig, 2. knopfförmig, so lang als breit, 3. Glied gestreckt, so lang als 3. und 4. zusammengenommen, 4. bis 9. Glied knopfförmig, fast gleich gross, sämmtlich etw^as länger als breit, 10. Glied fast doppelt so lang ajs das 9., nach der Spitze zu etwas breiter werdend, daselbst abgestutzt, glänzend. Fühler- furchen tief, weit in die Vorderbrust reichend. Die Bil- dung des Kopfes, des Thorax und der Flügeldecken ist fast dieselbe, wie bei Smiliotus, und auch sind hier die Aus- schnitte am hinteren Rand des Thorax vorhanden. Unter- Monographie der Eurychoriden. 415 seite gleichfalls wie bei Smiliotus gebildet, doch sind die Füsse etwas schmächtiger und erscheinen nicht so zu- sammengedrückt. Auch bei diesem Genus scheinen die Männchen sich durch eine dreieckige Abplattung auf dem ersten und Querfurchen auf der Naht des vorletzten und letzten Ab- dominalsegmentes auszuzeichnen. Die Gattung, die wie gesagt sehr nahe mit Smiliotus verwandt ist, unterscheidet sich von demselben durch die gänzlich abweichende Fühlerbildung. Flügeldecken sehr kurz beborstet . . elongatus n. sp. Flügeldecken ziemlich lang behaart . lanuginosus n. sp. 1. Acestus elongatus Gory. Elongatus , niger, opacus, parce minutissime setulosus, capite thoraceque inae- qualihus, hoc lateribus explanatis, margine crenulato, elytris ohlongis, subparallelis, sutura leviter, margine dudbusque costis, prima cum opposita conjuncta, alte elevatis^ crenulatis. — long. 6—7, lat. 8—33/4 mill. TJrda elongata Gory, Reiche i. coli. Cap. Mus. Genf, Coli, ßates, Haag. Ausser der Fühlerbildung, gleicht diese Art in Be- treff der Formation und Sculptur des Kopfes, Halsschildes, und Flügeldecken dem Smiliotus steiroides m. derart, dass eine Wiederholung der Beschreibung- überflüssig er- scheint. Der Hauptunterschied zwischen beiden ist, dass sich zwischen der ersten scharfen Rückenleiste, welche sich fast am Ende der Flügeldecken mit der correspon- direnden vereinigt und dem Rande noch eine zweite scharfe crenulirte Leiste hinzieht, welche aber die Naht nicht vollkommen erreicht, so dass daselbst ein kleiner Zwischenraum frei bleibt. — Ebenso ist die Sculptur der Unterseite eine ganz gleiche. 2. Acestus lanuginosus n. sp. Elpngatus niger, opacus, pilis longis sparsis flavis tectus, capite thoraceque, inaequali, hoc lateribus modice explanatis, denticulatis, ely- tris oblongis, sublineatim rüde punctatis, sutura, margine duabmque costis in singulo^ prima cum opposita conjuncta, 416 Haag-Rutenberg: modice elevatis, leviter crenulatis ; pedibus obscure hrunneis. — long. 6^2, lat. 3 mill. Nur ein Exemplar im Stockholmer Museum aus Svakop Yon Wahlberg gesammelt. Form des Kopfes wie beim vorhergehenden, doch sind die Augenschwielen weniger bemerkbar und die Sculp- tur besteht aus kleinen, unregelmässig aber dicht anein- ander gedrängten Körnchen. Thorax vornen nicht so scharf winklig ausgeschnitten, sondern mehr halbkreisförmig, so dass der Kopf weniger eingelassen erscheint ; Hinter- rand fast gerade mit den betreffenden dem äusseren Rande des Eindrucks correspondirenden Einschnitten. Seiten massig verbreitert, sonst gleichmässig gerundet, nicht auf- gebogen, crehulirt, Vorder- und Hinterecken kaum abge- rundet, fast scharf. Der Eindruck auf der Scheibe ist etwas flacher als bei elongatus und die Grübchen beider- seits sind grösser und nicht so scharf begrenzt; die Sculp- tur ist wie die des Kopfes. Flügeldecken gestreckt, etwas breiter als der Thorax, von der Form derer des vorher- gehenden, aber etwas gewölbter und zwischen den Rippen nicht vertieft erscheinend, Naht breit, aber schwach er- höht, Rand kräftig crenulirt, erste Rückenleiste sich mit der correspondirenden verbindend, aber nicht scharf messer- artig vorstehend, sondern nur schwach angedeutet; zweite Rippe ähnlich wie die erste, etwas naher am Rande als an derselben hinlaufend, und sich mit der correspondi- renden nicht verbindend. Die Sculptur besteht aus groben in unregelmässigen Reihen stehenden Punkten, welchen sich zwischen der zweiten Rippe und dem Rande einzelne Körnchen zugesellen. Der ganze Käfer ist überdies noch mit einzelnen aufrechtstehenden ziemlich langen weichen gelblichen Härchen besetzt, welche am Rande des Thorax und den Flügeldecken sich etwas dichter stellen. Unterseite wie beim Vorhergehenden; die Beine sind dunkelbraun, aber nicht so kräftig wie bei elongatus. Die Aehnlichkcit zwischen dieser Art und elongatus ist bei Weitem nicht so bedeutend, als zwischen diesem und dem Smiliotus steiroides. Sie unterscheidet sich haupt- sächlich von diesen beiden durch das weniger verbreiterte, Monographie der Enrychoriden. 417 seitlich nicht, aufgebogene Halsschild, durch die zwischen den Rippen nicht vertieften Flügeldecken und endlich durch die viel schwächer erhabenen Leistchen und die andere Sculptur des Kopfes und des Thorax. XIU. Eutichus. ivrelxsog, wohl befestigt. Kinn länglich viereckig, hinten und vornen ausge- buchtet, die Mundtheile so verdeckend, dass nur die äusserste Spitze der Mandibeln und Taster sichtbar ist; letztes Glied der Maxillartaster gelblich, klein; Kopf gross, nicht in den Thorax eingelassen, vornen verbreitert, hinten stark zusammengezogen, mit zwei gebogenen tiefen Rinnen, die sich vornen fast vereinigen und an deren Basis die Augen sitzen. Diese selbst sehr klein, vollkommen ge- theilt, aber sehr schwer, wegen der ungemein rauhen Sculptur zu sehen; Fühler unter dem Kopfschild einge- fügt; 1. Glied das grösste, dick, knopfförraig, 2. Glied etwas kleiner als das 1. aber immer noch grösser, wie die folgenden; diese bis zum 9. länger als breit, sehr all- mählich an Länge abnehmend, 10. Glied wiederum gross, so gross, wie 8. und 9. zusammen genommen, birn- förmig, schwach abgestutzt. Thorax breiter als lang, seit- lich nicht verbreitert, nach hinten mehr als nach vornen verengt, an der Basis gerade, vornen leicht ausgebuchtet, Vorderecken leicht abgerundet. Hinterecken spitz. Schild- chen klein und undeutlich. Flügeldecken bedeutend breiter, wie der Thorax, fast doppelt so lang als breit, lang ei- förmig, auf der Scheibe platt, längs der erhabenen Naht stark niedergedrückt, an der Spitze vorgezogen und dann nach einwärts abfallend, die äusserste Spitze wieder- um etwas vorgezogen ; seitlich abgerundet, Epipleuren sehr breit, einwärts abfallend. Das kleine schräge Leist- chen ist auch hier vorhanden, aber schwer zu sehen. Prosternalfortsatz umgeschlagen^ Mittelbrust mit einer kleinen Ausrandung zur Aufnahme desselben. Segmente in der gewöhnlichen Weise gebildet, d. h. die drei ersten gross, an Länge abnehmend, das vierte sehr klein 418 Haag-Rutenberg: und das fünfte dreieckig. Beine klein, die Schienen, wie stets, viereckig; Tarsen klein. Es ist dies ein sehr ausgezeichnetes Genus und mit keinepi der ganzen Familie zu vergleichen. 1. Eutichus Wahlbergi n. sp. Ohlongus,ater,opa- cus, parce seUilosus ; capife rüde inaequaliter punctato, thorace lateraliter crenato, disco trisulcato, scrobiculato ; elytris, rüde densissimeque punctatis et foveolatis; ad latera suhseriatim scrohiculato-punctatis, in disco depressis^ sutura elevata ; para- pleuris epipleurisque punctatione disci; pedes nigro-hrunnei. — long 8, lat. 31/2. Süd- Afrika. Svakop von Wahlberg gesammelt. Mus. Holm, ßerol. Da die Körperform schon oben beschrieben, so habe ich nur noch einige Worte über die Sculptiir dieser so sehr ausgezeichneten Art hinzuzufügen. Die ganze Ober- fläche ist sehr grob, rauh, grubenartig, dicht punktirt und in jeder Grube und auf den Flügeldecken in den Kämmen die durch die Gruben gebildet w^erden, sitzt eine kurze dicke Borste. Die Stirn ist zvvischen den tiefen Augenfurchen, deren Grund glatt erscheint, grob rissig gekörnt und etwas erhaben; über die Scheibe des Thorax laufen drei breite, vornen verkürzte tiefe Längs- eindrücke, deren äussere sich an der Spitze etwas nach dem Rande zu biegen; die Flügeldecken endlich sind plattgedrückt, längs der Naht stark vertieft, grob rauh sculptirt, und von der Hälfte derselben an nach aussen zu, bis dahin, wo die Epipleuren abfallen, laufen um die- selben, an der Spitze sich gegenseitig vereinigend, vier tiefe Punktreihen hin^ zwischen sich scharf crenulirte Kämme bildend. Die Epipleuren fallen schräg nach innen, sind sehr breit und wie die Parapleurcn von ähnlicher Punktirung, wie die Scheibe der Flügeldecken. XIY. Adelostonia. D u p o n c h e 1. An. soc. Linn. Paris VI. 1827 p. 338. S ol. 1. c. (ex parte). Folyscopus Waitl. Reise nach Spanien II. p. 73. Monographie der Eurychoriden. 419 Die einzige Gattung der Familie, von welcher eine Art in Europa auftritt, ausgezeichnet durch den frei- stehenden Kopf. Ich habe die vonGuerin beschriebene Art rugosum generisch getrennt, wegen des fehlenden Raudies der Flügeldecken, das Thier macht aber im Gan- zen bei seiner Stenosisartigen Gestalt einen fremden Eindruck. Uebersicht der Arten. Leisten des Thorax sich vornen und hinten nähernd 3. ahhreviatum n. sp. f, „ . „ entweder parallel oder sich in der Mitte nähernd . 1 1. je 2 Leisten auf den Flügeldecken 2. abyssinicum n. sp. J® ^ 7i 75 » » 2 2. Randleiste gekerbt 4. pygmaeum n. sp. „ nicht gekerbt 7. siilcatum und Varietäten. 1. Adelostoma siilcatum Dup. Suhnigrum velrufo ohscurum, fronte antice carinata\ thorace hicarinato; elytris tricarinatis ; totum confuse rugosum, piUsque minutissimis parce ornatum, — long. 5 — 10, lat. IV4— 3V2 mill. Dup. 1. c. p. 338 t. 12. Sol. 1. c. p. 167 t. 7 Fig. 302. Jacq. Duv. gen. Col. IIL t. 61 F. 302. carinatum Esch. Zool. Atl. IV. p. 12. costatum Waltl. Reise Span. p. 74. Var. a. carinatum Sol. carinae dorsi elytrorumque minus elevatae, tuherculis thoracis distinctiorihus. Sol. 1. c. p. 168. Var. h. cristatum Esch. Fronte tota carinata. Esch. Zool. Atl. IV. 1831. p. 12. Var. c. nitidum Haag, carinis omnibus magis ele- vatis tuherculis multo distinctiorihus. Var. d. cordatum Sol., major, thorace lateraliter magis rotundato, elytris hreviorihus, ovalihus. Sol. \. c. p. 169. ' Var. e. parallelum Bch. i. L, major, thorace magis rotundato, elytris hreviorihus, parallelis. 420 Haag-Rutenberg: Var. f. deplanatuni Haag, e maximis, thorace ma- gis rotundato, elytris elongatis, dorso depressis^ parallelis. Spanien, Algier, Egypten, Cypern, Syrien, ü eberall gemein. Eine äusserst variabele Art, von welcher mir aus den genannten Gegenden eine grosse Reihe von Exemplaren vorlag. Trotz der Mühe, welche ich mir gab, wollte es mir indess nicht gelingen, die einzelnen Arten zu be- grenzen, da überall zahlreiche üeberga'nge vorhanden sind und es drängte sich mir schliesslich die Ueberzeu- gung auf, dass wir es hier, trotz der verschiedenen For- men, nur mit einer einzigen allerdings sehr veränder- lichen Art zu thun haben. Der Thorax, der mir übrigens nicht mit vollkommen parallelen Seiten vorgekommen ist, variirt auf das un- endlichste und geht langsam von leichter ganz gleich- massiger Seitenrundung bei den kleineren Exemplaren^ bis zur vollständigen Herzform bei den grösseren über; die Flügeldecken sind theils walzenförmig, seitlich voll- kommen parallel und ändern ab, bis zur kurzen Eiform oder werden gestreckt und niedergedrückt; die Sculptur ist in der Regel mehr oder weniger verschwommen run- zelig; ganz unabhängig von der Grösse des Thieres aber wird sie stärker oder schwächer, nicht selten sogar löst sie sich in einzelne Granulationen, in einer Varietät sogar in glänzende Körnchen auf; die Rippen endlich variiren sowohl in Stärke als Lage ; je nach der mehr oder min- deren Eiform der Flügeldecken sind sie parallel oder leicht gebogen, auf dem Thorax stehen sie häufig näher und auf dem Kopf endlich verlängert sich die Kante in einer Varietät bis über den Scheidel. Bei der Bearbeitung dieser Gruppe habe ich mein sämmtliches Material meinem Freunde von Heyden zur Revision übergeben, aber auch er konnte keine durchgreifenden Unterschiede der Varietäten auffinden. Die Art ist in einem grossen Theile des Mittelmeer- beckens, besonders auf der südöstlichen Hälfte desselben weit verbreitet und gemein und häufige Arten sind be- kanntlich am meisten der Veränderlichkeit unterworfen. Monographie der Eurychoriden. 421 Es bleibt mir mm noch übrig, die einzelnen Varie- täten zu betrachten. 1) sulcatiimDuY). Es gehören hierzu die kleinen und mittleren- Formen mit seitlich gleichmässig gerundetem Thorax, parallelen theils auf dem Rücken niedergedrück- ten, theils walzenförmigen Flügeldecken. Die Punktirung ist in der Regel normal, die Rippen ziemlich scharf. Man findet sie in Spanien, Algier, wo die Formen etwas grösser werden, Aegypten und Syrien. 2) carinattim Sol. Der vorigen Form ganz ähnlich, nur sind die Rippen sowohl des Thorax, als der Flügel- decken schwächer, die Punktirung aber stärker. Diese Varietät, von der schon der Beschreiber So Her a.a.O. vermuthet, dass es kaum eine lokale Form sei, ist eine ganz individuelle, und wo costatum sich findet, ist auch carinatum, aber seltener. Solier selbst, dessen Type von costatum aus der MarseuTschen Sammlung mir vorlag, bestimmte in der M eil y 'sehen Sammlung ganz genau dieselbe Varietät als carinatum und in sämmtlichen Samm- lungen herrscht hierin der grösste Wirrwar; hauptsäch- lich findet man, weil eben Solier das Vaterland so an- gibt, die Thiere aus Spanien, einerlei ob costatum oder carinatum, als costatum, und die aus Aegypten als cari- natum bestimmt. 3) Var. nitidum Haag. Eine sehr ausgezeichnete Varietät aus Algier, die mir aus dem Stockholmer Museum nur in 1 Exemplar vorlag. Sie hat die gewöhnliche Grösse, ist aber glänzend, die Rippen sind sehr hoch und scharf und die Sculptur löst sich auf dem Thorax in kleinere, auf den Flügeldecken in grössere kräftige Körnchen auf. 4) Var. cristatumEsch. Die Leiste des Kopfschil- des, die man schon bei einzelnen Exemplaren der vorher- gehenden Varietäten auch auf der Stirn ganz leicht ange- deutet findet, ist hier auf dem ganzen Kopfe scharf und deutlich. Die Flügeldecken sind nicht sehr gestreckt. Marocco, Tanger. -5) Var. parallelum Rehe i. 1. Eine kräftigere grössere Form mit seitlich stärker gerundetem Thorax und 422 Haag-Rutenberg: hältnissmässig kurzen, aber parallelen Flügeldecken. Cypern und Syrien. 6) Var. cordatum So\. Diese Form ist allerdings in ihren Extremen von der Stammform sehr verschieden. Das Halsschild wird, besonders bei den grösseren Exem- plaren, vollkommen herzförmig, die Flügeldecken nehmen eine kurze Eiform an und die Sculptur wird lichter und löst sich öfter in einzelne Granulationen auf. Hier liegen mir aber die vollkommenen Uebergänge vor. Aegyp- ten und Syrien, hier besonders häufig. 7) Var. deplanatum Haag. Eine der abweichendsten Formen. Sie ist sehr gross (9 — 10 mill.), hat das herz- förmige Halsschild von cordatum, langgestreckte parallele, auf dem Rücken niedergedrückte Flügeldecken, starke Rippen und endlich eine sehr kräftige Sculptur. Syrien, Aegypten, aber selten. 2. Adel 0 Stoma ahyssinicum n. sp. Elongatum, atrum, opacum, depressum. Capite carinato, thorace cordiforme, medio hicarinato, diffuse granidato ; elytris thorace latiorihtis, oilongo-ovalihuSy depressis, rüde punctatis granulatisqtie^ sutura, margine, duahusque costis in singtdo, postice confluen- tihus, elevatis; pedes nigropicei. — long. 5, lat. 2 mill. In Abyssinien von Raffray bei Asmara gesammelt. Meine Sammlung. Fühler von der gewöhnlichen Bildung; Kopf gross, vornen ausgeraudet, hinten stark verschmälert, mit kleinen Augenschwielen, aber kräftigem Längskiele bis an die Basis; verworren rauh granulirt. Halsschild breiter als lang, vornen stark erweitert, hinten eingezogen, voll- kommen herzförmig ; vornen nur sehr schwach ausgerau- det, hinten fast gerade, Seitenrand undeutlich crenulirt ; Oberseite wie der Kopf sculptirt mit 2 durchlaufenden sich in der Mitte etwas nähernden Leistchen. Flügeldecken breiter als der Thorax, lang regelmässig eiförmig; Naht, Rand und 2 Leisten auf einer jeden, welche etwas nach auswärts gebogen sind, erhaben; Zwischenräume undeut- lich, aber grob granulirt und punktirt. Beine kurz, dun- kelbraun. Monographie der Eurychoriden. 423 3. Aäelo Stoma ahhreviatum n. sp. Oblongum, nigropiceiim, opamm ; capite antice carinato^ dcnse granulato ; tJwrace longitudine latiore, laterihus nonmdlum dilatatis, recurvis, hicarinato, gramdato; elytris thorace patdlo latio- rihus, hrevihiis, sutiira vix elevata, singulo trihiis carinis, primo et tertio apice confliientibus, instructis ; parce seriatim punctatis; suhtiis grosse punctatum, parce pilosum, — long. 4, lat. P 4 mill. Bengnela. Mus. Berolin. Kopf klein, vornen rundlich ausgeschnitten. Augen- schwielen kurz, aber hoch ; Längsschwielc nicht ganz bis zur Basis reichend; durchaus dicht körnig punktirt. Tho- rax etwas breiter als lang, seitlich leicht verbreitert und aufgebogen, hinten gerade, vornen unbedeutend ausge- schnitten, seitlich nicht gezähnt ; über die Scheibe laufen 2 sehr scharfe Leisten, die sich vornen und hinten etwas nähern ; die Oberseite überall dicht und fein gekörnt. Flügeldecken Vj^K^dX so lang als breit, kurz, etwas brei- ter als der Thorax, bis zu ^3 parallel, dann kurz zuge- rundet. Naht kaum erhaben, dagegen aber sehr stark 3 Längskiele, von welchen sich der \. und 3. an der Spitze verbinden und den 2. einschliessen; längs densel- ben läuft auf beiden Seiten eine Reihe grösserer Punkte, zwischen welchen man wieder eine undeutliche 'Punkti- rung mit einzelnen Körnchen untermischt, bemerkt. Un- terseite grob, dicht blatternarbig sculptirt, sehr sparsam behaart. Beine sehr klein und kurz. ^. Adelostoma pygmaeitm n. sip. parallelum, nigrum opacum, totum distincte gramäattmi ; capite carmato ; thorace laterihus nonmdlimi explanatis, recurvis, hicarinato j elytris in dorso deplanatis, stdura, margine, trihusque carinis in singiüo crenatis; pedes picei. — long. 4, lat. IV2 mül. Das Vaterland kann ich nicht bestimmt angeben. Ich kaufte seiner Zeit diese Art mit der Mou fle t'schen Sammlung. Wahrscheinlich ist sie desshalb aus Benguela. Fühler gewöhnlich. Kopfschild am vorderen Rande etwas verflacht, vornen mit nicht sehr grossem rundlichem Ausschnitt, am Vorderrande bräunlich durchschimmernd ; ArchiT f. Natiirg. XXXVIU. Jahrg. 1. Bd. 28 424 Haag-Rutenberg: Augenschwielen kräftig, desgleichen die Längsscheibe, welche aber nicht bis zur Basis läuft ; Oberfläche dicht, aber nicht sehr stark granulirt. Thorax so breit als lang, die Seiten etwas verbreitert und schwach aufgebogen, bräun- lich durchschimmernd; vornen mit leicht vorgezogenen Ecken und Mitte, an der Basis gerade ; die nicht ge- kerbten Seitenränder sind in ihren ersten vier fünftel fast parallel, nur leicht nach hinten divergirend, von da sind sie plötzlich in einem stumpfen Winkel eingezogen und- bilden mit der Basis eine spitze Ecke ; Oberseite gleich- massig granulirt mit 2 parallelen dicht nebeneinander- stehenden durchlaufenden Längskielen. Flügeldecken, an der Basis so breit als der Thorax, seitlich ganz leicht lang eiförmig gerundet, auf dem Rücken etwas nieder- gedrückt, ungefähr doppelt so lang, als breit; der crenu- lirte Rand und die Naht sind massig erhaben, dagegen sehr stark 3 Längskiele, deren äusserster bis zur Spitze läuft und deren beiden innere unterhalb des Endbuckels aufhören, sich aber daselbst nicht vereinigen ; bei starker Vergrösserung erscheinen dieselben leicht crenulirt; die Sculptur der Oberfläche besteht aus einzelnen dicht ge- drängten grösseren Granulationen. Unterseite grob punk- tirt. Beine kurz, bräunlich. XV. Herpgis. r; €Q\pLg, das Kriechen. Fühler sehr kurz und gedrungen; 2. und 3. Glied gleichgross, die folgenden langsam an Länge abnehmend, aber sämmtlich doppelt so breit als lang, das 10. so gross als 8. und 9. zusammengenommen, viereckig, vorne ab- gestutzt; Thorax hinten und vornen vollkommen gerade; Flügeldecken wenig breiter als der Thorax, walzenför- mig, ohne Seitenrand ; das übrige wie bei Adelostoma. 1. Ilerpsis rugosa Gory. Elongata, opaca, nigra vel ohscure hrunnea; prothorace subcylindricOy rugoso, lateribus indistmcte crenatis, dorso bicarinato ; elgtris thorace pauUo latioresj confuse et dense nigosis; granulis elytrorum inter- Monographie der E urychorideii. 425 dum lineas formantihus; pcdihus riifo-öbscuris. — long. 5—51/2, lat. 2 mill. Ad. rugosum Gory. Gu6r., Sc reg. an, p. 112, t. 128, f. 12. Sol. 1. c. p. 170. Var, a. parva Sol., paullo minor y elytris nonnullum hre- vioribus. Adel, parvum. Sol. 1. c. p. 170. Senegal. Mus. Genf (Type), coli. Marseul (Type), coli. Bates, Haag. Die Art ist an ihren gestreckten walzenförmigen Flügeldecken, welchen der Seitenrand fehlt, leicht zu erkennen. Sie macht offenbar den Uebergang zu den Stenosiden. Es lagen mir die Typen der beiden Arten sowohl aus der Gory 'sehen als auch der Soli e raschen Sammlung vor und ich habe sie in Folge dessen zusam- mengezogen, da mir die letztere kaum eine Varietät der erstercn zu sein scheint, sondern vielleicht nur das andere Geschlecht. Bei parva sind die Flügeldecken ein klein wenig kürzer, sonst aber kann ich keinen Unterschied auffinden und was S 0 1 i e r über die kleinen erhabenen Zwischenräume der Flügeldecken sagt, ist genau auf rugosa anzuwenden, vielleicht dass individuell bei der Type der parva diese kleinen Leistchen etwas erhöhter erscheinen. Alles Uebrige ist bei beiden Arten vollkom- men gleich. l^achtrag. Während des Druckes dieser Monographie wurden mir von Herrn Fred. Bates noch folgende zwei neue Arten freundlichst mitgetheilt. Hidrosis incostata n. sp. Ovalis, hrunnea, parce pubescei^s, depressa; thorace transverso, lateribus dilatato, antice profunde emarginato, posfice hisinuatOj supra vix ca- rinatOj gramdato ; elytris tJioracis latitudine, parum convexiSj Jmmeris productis, actitis, incostatis; margine duplici spicu- loso; disperse mimdissime granulatis, — long. 6, lat. 4 mill. Kanak (Cap. verde). — Coli. Bates, Haag. 426 Haag-Rutenberg: Kopf und Fühler wie bei crenatocostata: Thorax sehr hreit, fast vier mal so breit als in der Mitte lang, seitlich stark verbreitert, nicht aufgebogen; vornen tief ausgeschnitten, hinten in der Mitte gerundet vorgezogen, so dass der Hinterrand beiderseits weit ausgeschnitten erscheint; Hiuterecken spitzig und etwas nach hinten ge- richtet, aber nicht so stark wie bei cren. cost. Der verbreiterte Seitenrand ist scharf und spitzig, seitlich gezähnt, oben deutlich granulirt und zwar bedeutend stärker als auf der Scheibe, auf welcher die beiden Längskiele kaum zu bemerken sind. Flügeldecken so breit, wie der Thorax an der Basis, kurz eiförmig, nach der Naht zu leicht ge- wölbt, mit fast gerader Basis, aber scharfen, etw^as auf- gebogenen Schultern. Der Seitenrand besteht aus zwei dicht nebeneinander laufenden mit kleinen Spitzen be- setzten Leistchen, welche an der Schulter entspringen und langsam bis zur Flügeldeckenspitze divergiren. Die Scheibe ist zerstreut fein granulirt und zeigt zwei bis drei Reihen einzelner grösserer Körnchen. Parapleuren grob, aber zerstreut punktirt und dazwischen undeutlich granulirt. Sämmtlichc Ränder, sowohl des lialsschildes, wie der Flügeldecken sind mit einzelnen gelblichen Haaren dünn besetzt. Die Art hat grosse Aehnlichkeifc mit crenato-costata, unterscheidet sich aber, ausser der verscihiedenen Sculptur von derselben, durch den kürzeren, hinten seitlich nicht so stark ausgeschnittenen Thorax, welchem die Mittel- leisten fast fehlen und durch die verhältnissmässig kür- zeren, nach der Naht zu gewölbten Flügeldecken, welche 'nicht schmäler sind, als das Halsschild und keine crenu- lirten Rippen haben. Mit Levaillanti ist die Art nicht zu verwechseln. Ädelo Stoma Bat esi n. sp. Elongata, nigra, opaca; thorace hicarinato, antice lateraliter valäe explanato^ postice subito contrado, angulis posticis aciitis\ elytrls hicarinatis, carinis postice - confluentihus ; supra indistincte pimctatis, granulisqile minimis ohsitis. — long. 5—6, lat. 2V2 mill. Yemen. — Coli. Bates, Haag. Monographie der Eurychoriden. 427 Fühler verliältiiissmässig dünn, die einzelnen Glieder vom 3. bis 9. kaum breiter als lang. Kopf rauh punktirt, mit starker Stirnleiste und Augenschwielen. Halsschild sehr breit, über doppelt so breit, als in der Mitte lang; vornen leicht ausgeschnitten mit etwas vorgezogener Mitte, hinten beiderseits leicht ausgebuchtet; seitlich nach vornen ungefähr auf -/s der Länge sehr stark verbreitert, von diesem Punkte an aber plötzlich fast in einen rechten Winkel eingezogen; PJinterecken spitzig; verbreiterter Theil des Thorax leicht aufgebogen, sein Rand etwas wellig geschwungen und leicht bräunlich durchscheinend; Oberfläche undeutlich dicht punktirt und granulirt mit zwei Längskielen über die Scheibe, welche nach hinten zu fast unmerklich divergiren. Flügeldecken an ihrer breitesten Stelle kaum breiter, als der Thorax, lang eiförmig; Naht und Rand leicht er- haben, dagegen laufen über die Scheibe zwei nach aus- wärts gebogene, ziemlich kräftige Kiele, deren innerer an der Basis und deren äusserer etwas unterhalb der Schulter beginnt und welche sich unterhalb des End- buckels verbinden, um von da ab als eine einzige Leiste sich mit der Randleiste zu verbinden. Oberfläche rauh, undeutlich punktirt und granulirt und sehr sparsam mit äusserst kleinen gelblichen Iläärchen besetzt, welche übrigens nur bei günstiger Beleuchtung zu sehen sind. Parapleuren mit ähnlicher Sculptur, wie die Oberfläche. Diese hübsche Art ist wegen ihrer eigenthümlichen Thorax- bildung mit keiner anderen zu verwecheln. Ve rzeichoiss. Äcestus 362, 414, elongatus 415, lanuginostis 415. Adelostoma 362, 418, ahbreviatum 423, ahyssinicum 422, Ba- tesi 4:26, carinatum 4:19, 421, corclatum 4:19, 422, crista- tmn 419, 421, deplamtum 421, 422, nitidimi 419, 421, parallelum 4:19, 421, parvum 425, pygmaeum 423, rugo- sum 425, sulcatmn 419. 428 Haag '-Rutenberg: Monographie der Eurychoriden. Äspüa 362, 404, hicostata 404. Etirychora 361, 363, angolensis 367, harbatd 375, Batest 366, ciliata 371, cimicoides 399, cinerea 375, complanata 392, convexiuscula ^ll,crenata 381, dilatata 364, FaJiraei 380, gramäosi pennis 375, 377, Äi^^a 375, 377, Levaillanti 397, luctuosa 372, ma/or 371, modesta 371, mucorea 381, murina 377, m^i(^a 375, 377, o«;a^a 385, planata 372, ^?a- ^e55a 386, punctata 381, punctipennis 379, pusilla 375, rotundata 399, similis 382, sqtialida 396, suturalis 368, terrestris 381, terrulenta 368, trklwptera 373, tumidula 372, z;27?05a 374. Ftttkhm 362, 417, Wahlhergi 418. Geophanus 362, 404, 406, confusus 406, sepulchralis 408, ^^'s^^^s 407. . Herpsis 362, 424, rugosa 424. Hidrosis 361, 395, crenato-costata 396, incostata 426, Levail- lanti 397. Lycanthrojm 361, 398, cimicoides 399, denticoUis 400, c^e- pressa 401, plicata 402, ^Zawa 403. JPeristeptus 361, 382, cribratus 385, laevigatiis 384, - Gestroi 385, owt^a 385, platessa 386. Flatysemus 362, 413, henguelensis 413. Pogonohasis 361, 386, crihrata 385, elongata 389, läevigata 384, ö^^aca 388, ojMtroides 388, ornata 389, Baffrayi 390, rugtdosa 387, 388, verrucosa 387. Folyscoptis 418, costatus 421. Fsarypliis 362, 409, confusa 406, wa?ia 405, 4:09,piygmaea 406. Smiliotu^ 362, 410, steiroides 411. ^Sifeira 361, 391, aegyptiaca 396, crenato-costata 396, costata 392, Do^rni 393, /S^??: 394. ZJrc?« 404, elongata 415, longiuscula 406, pygmaea 405, 406 -^^05 398, cimicoides 399. Druck von Carl öeorgi in Bonn. ■J Ta/r ^'^ m2. Ta/.m. t- -: i(3 s 9. /o ^^^■ /:i /^. I 0 c .L.gfez. C. F. Schmidt UtA. /^n. /5^ /b. Tct/JK /^"^. 9b ~\r C.F. Schmidt qex. ic. lieh. MYZ ra/:r CE Schmidt gex. io. lith. /S72. \:'^f^ 2'afFI. ^ X ©00 w* /S. Li'Tistom grez. C,F ScÄTnüit Zct/?i/. /SY?. TafelYM. in. ^ w. j ^,,fi!'mtnrm,^ \ Cj-.- ^'^' '^^ J*. > 'A^'tV /'y Fij 2 I'/V/.d J^u^.S. i'i^.y. ■X /'r^. /-? Äy. /O. Ä, ^jr.^. Ay// lithinsf.v.UjpcldKrastz.ßjflir TafJI. OBiäschUn d 3f giex. e FSckrmcÜi lUh- ■/g73. Taf.X ^. \^-^-^ ^ 1^ ^C''% 'k^ ' ■;^5^^^:i.i ß^§ Na^h d. Mit. ^ez. wn Herrn. ICeil Zitk. z>. C.F Schmidt. /S72. Tafja /* ^ ü 7 ^^ Aßmcmn etHoßi^dd. fi". F Schmidt 7it/i. A PR b :^-t:C 'M 4^ s^fe^^ m&M W^^^rvM I t .;;^^, ^m