..fr^^ -^--*0. -=:^^^ ^Ä^: t^^^ ^*^ 'M J^^^'lX'^. ARCHrr FÜR NATURGESCHICHTE GEGRÜNDET VON A. F. A. WIE GM ANN FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR- LEU CK ART IN LEIPZIG HERAUSGEGEBEN Db. f. h. troschsz., PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BONN. NEUN UND DREISSiaSTER JAHRaANG. Erister Band. Mit 13 Tafeln. Berlin, • Nicolaische Verlagsbuchhandlung. ' 1873. Druck von Carl Georgi in Bonn. Inhalt des ersten Bandes. Seite lieber die Entwickelungsgeschichte des Distomiim nodulosum Zed. Von Dr. 0. vonLinstow in Ratzeburg. Hierzu Taf. 1 1 Ueber Felis GuiQa Molina und über die Schädelbildung bei Felis Pajeros und Felis Colocolo. Von Dr. R. A. Phi- lipp i. Hierzu Taf. II und III 8 Ueber den Bau der Echinoideen. Von S. Loven. Aus dem Schwedischen übersetzt von Troschel. . . • . . 16 Ueber die Familie Triglidae nebst einigen Worten über die Classification. Von J. J. Kaup. , . . . . 71 Einige neue Distomen und Bemerkungen über die weiblichen Sexualorgane der Trematoden. Von Dr. 0. von Lin- st o w in Ratzeburg. Hierzu Taf. V. . . . . 95 Die Cetoniden der Philippinischen Inseln, beschrieben von Dr. Otto Mohnike. Hierzu: Taf. VI— XI. . . .109 Von den Sinnesorganen der Insecten im Allgemeinen, von Gehör- und Geruchsorganen im Besondern. Von Dr. A. Paasch .... 248 Einige Bemerkungen zur Metamorphose des Pilidium. Von 0. Bütschli. Hierzu Tafel XII. Fig. 1—9. . . 276 :i:io9S IV Inhalt. Seite Beitrag zur Keimtniss der inneren Struktur der Tubipora musica L. Von Mag. W. D y b o \v s k i. Hierzu Taf. XII. Fig. I und II , .284 Einige neue Nematoden nebst Bemerkungen über bekannte Arten. Von Dr. von L in stow in Ratzeburg. Hierzu Taf. Xni 293 Die Familie der Echinocidariden. Von Troschel. (Schluss) . 308 lieber die Entwickelungsgeschichte des Distouiiiui nodulosum Zed. Von Dr. 0. TOD Liust«w in Ratzeburg. Hierzu Taf. I. Mit der Entwickelungsgescliichte der Trematoden haben sich so zahlreiche wie hervorragende Forscher be- schäftigt (v. Sie hol d, Steenstrup, deFilippi, Mou- linie, de la Valette, Wagener, Pagenstecher, Leu ckart), dass wir über das Allgemeine derselben völlig aufgeklärt sind, doch ist die Zahl der Trematoden-, spe- ciell der Distomen-Species noch immer eine verschwin- dend kleine, deren Naturgeschichte wir ohne Lücken kennen, d. h. wir unterscheiden eine grosse Zahl von Di- stomen, sowie eine weit kleinere von Cercarien, ,ohne zu wissen, wie die einzelnen Formen zu einer Species zu- sammengehören.- Fast überall liest man daher in Die- sing's „Berichtigungen und Zusätzen zur Revision der Cercarinen" unter der Beschreibung der einzelnen Arten: „Status perfectus ignotus^, und diejenigen, die hiervon eine Ausnahme machen, sind besonders : Glenocercaria flava Dies. Jugeudzust. v. Monostoraum flavum Mehlis. Cercaria armata v. Sieb. » > Distomum endolobum Duj. Cercaria microcotyla de Fil. » » Distomum tetracystis Gast. Cercaria macrocerca de Fil. » » Distomum cyguoides Zed. Cercaria ornata de la Val. » » Distomum clavigerum Rud. Cercaria echinata v. Sieb. » » Distomum echinatum Zed. . Diplocotyle mutabilis Dies. » » DiplodiscussubclavatusPies. Cercariacum Paludinae im- purae inerme de FiJ. » i> Distomum perlatum Nordm. Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 1 2 V. Linstow: Ausserdem wird von manchen Cercarien vermuthet, sie möchten den Jugendzustand dieses oder jenes Disto- mum vorstellen, was Behauptungen ohne grossen wissen- schafth'chenWerth bleiben. Der einzige Weg, hier klar zu sehen, ist natürlich nur der des Experiments, indem man ein- gekapselte Cercarien an dasjenige Thier verfüttert, welches als Wirth des Distomum bekannt ist, das man zu erziehen hojfft; die Erziehung der Cercarien in Schnecken oder Muscheln durch Verfütterung von Trematodeneiern an dieselben stösst auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Diesen Weg betrat ich zuerst, indem ich eine grosse Anzahl Exemplare mit Eiern gefüllter Distomum nodu- losum in ein Gefäss mit Wasser that, welches ich durch Hineinlegen von Elodea canadensis (Anacharis alsinastrum) frisch erhielt, und dann verschiedene Wasserschnecken hineinthat, in der Hoffnung, in denselben Redien oder Sporocysten aus den Embryonen der Distomeneier er- wachsen sehen zu können. Zuförderst untersuchte ich nun die Eier öfter, in denen sich ein Embryo entwickelte (Fig. 1), der sich lebhaft bewegte und durch einen grossen, schwarzen Pigmentfleck in der Mitte des Körpers sehr ausgezeichnet ist Die Distomen selber lösten sich bald im Wasser auf, nur die Eier übrig lassend. Auf die Em- bryonalentwicklung brauche ich nicht weiter einzugehen, da Wagener ^) dieselbe genau angibt, doch fand W. statt des einen Pigmentfleckes deren zwei, was ich nie gesehen habe, auch zeichnet er (1. c. Fig. 6) nur einen. Nach 2 bis 3 Tagen verlassen schon die ersten Embryonen die ge- deckten Eier, doch ist es sehr schwer, sie zu beobachten, weil sie schnell über das Gesichtsfeld des Mikroskopes hinschwimmen mittels ihres Wimpcrkleides; ihre Gestalt ist sehr wechselnd, bald ist sie langgestreckt, bald mehr viereckig (Fig. 2), und zeigen sie an der Vorderseite des Körpers einen zurückgezogenen Kopfzapfen. Die beste Gelegenheit zur näheren Beobachtung der Embryonen gaben mir einige durchsichtige Borstenwürmer, welche 1) Naturkundige Verhandelingen der Wetenschappen te Har- lem, XIII. Deel, pag. 2G, 27 u. 102. tab. XXI. fig. 3—7. tJeber die Entwicklungsgesch. des Distomum nodulosum Zed. 3 dieselben verschlungen hatten; im Magen oder Darm dieser Thiere verloren jene sofort ihr Flimmerkleid, der Kopfzapfen stülpte sich constant vor, und am hinteren Körperende zeigte sich eine helle Blase (Fig. 3). Da die Form bei 6 oder 8 in dieser Lage beobachteten Exem- plaren constant dieselbe war, so glaube ich, dass diese Form auch die ist, welche der Embryo in der Schnecke annimmt, in der er sich weiter entwickelt, denn auch in den Borstenwürmern lebten sie, und hatten wohl keine Ah- nung davon, dass es ihr Schicksal sei, verdaut zu werden. Meine Untersuchungen der mit den Eiern zusammenleben- den Schnecken (Lymnaeus, Paludina, Planorbis, Valvata etc.) lehrten mich bald, dass auf diesem Wege kein Resultat zu erzielen sei, denn die meisten Exemplare enthielten Cercarien, aber immer andere Arten, so dass nicht zu sagen war, ob eine resp. welche von den Eiern des Di- stomum nodulosum abstammte. — Bei weitem am häufig- sten aber fand ich eine mit einem Bohrstachel bewaffnete Art in Paludina impura, deren Bildung des Mundsaug- napfes an die von Distomum nodulosum erinnerte. Diese Cercarie (Fig. 5), die ich Gercaria nodulosa zu nennen vorschlage, hat einen sich nach vorn verjüngenden ßohrstachel (Fig. 6), welcher im hintersten Drittel am dicksten ist, und hier eine etwas vorspringende Leiste zeigt; er sieht nur mit der Spitze aus den allgemeinen Decken hervor. Der Mundsaugnapf ist grösser als der Bauchsaugnapf, und zeigt am unteren Rande eine eigen- thümliche Bildung, die mich an das Dist. nodulosum er- innerte ; es sind das 4 stark lichtbrechende nach vorn sich verjüngende, eiförmige Körper, und von den 4 Stielen, in die sie auslaufen, gehen vorn je zwei ineinander über; hierüber unten mehr. — Hinter dem Bauchsaugnapf liegt ein heller, hufeisenförmiger Körper, der zum Excretions- apparat zu gehören scheint. Der Schwanz ist wellenför- mig begrenzt mit dunkler Mittellinie und heller Hüll- membran, und zeigt, wie das ganze Thier, bei Bewegungen die grössten Formveränderungen. Die Haut ist mit reihen- weis gestellten feinen Pünktchen besetzt, die ich aber nicht als Stacheln erkennen kann. Diese Cercarien ent- 4 V. Linstow: stehen in ganz strukturlosen Sporocysten, die oftmals einen an den oben beschriebenen Kopfzapfen erinnernden Vorsprimg zeigen (Fig. 4), und sich, wie ich oftmals be- merkt habe, durch Quertheilung vermehren. Die Zahl der in ihnen enthaltenen Cercarien ist immer eine geringe, manchmal beherbergen sie nur eine einzige. Die Cerca- rien werden auch von den oben erwähnten ßorstenwür- mern gefressen, wie ich aus halb verdauten Resten im Innern derselben sehen konnte. In Paludina impura kap- seln sich die Cercarien unter Verlust des Schwanzes ein (Fig. 7), wobei auch der Bohrstachel aufgelöst wird; ich habe die Einkapselung mehrere Stunden lang beobachtet und dabei den Stachel unter meinen Augen verschwind-en sehen. Die Kapsel ist stark, doppelt, und ist die innere dünnwandiger und zugleich dunkler als die äussoi-e. Man findet Exemplare von Paludina impura, welche nur Sporo- cysten und freie Cercarien, oder solche, die nur einge- kapselte Cercarien, oder solche, die alle drei Formen zu- gleich enthalten. Die Kapseln nun verfütterte ich in massiger Menge an vier kleine Barsche, welche aber alle 2 Stunden nach dieser Mahlzeit starben. Den ersten secirte ich 6 Stunden^ nach dem Experiment, fand aber nichts in ihm, was an die Kapseln oder deren Insassen erinnerte. Die anderen drei Opfer der Wissenschaft behielt ich in frischem Wasser 48 Stunden, worauf ich sie, freilfch mit wenig Hoffnung auf ein positives Resultat, untersuchte. Einige Parasiten des Darms, wie Echinorhyachus angustatus, Triaenophorus nodulosus, Cucullanus elegans waren noch am Leben, was mir neuen Muth gab, und in der That fand ich in dem Darmschleim bei zweien der Fische eine Anzahl ebenfalls noch lebendor ganz kleiner Distomen (fig. 11), die sich deutlich als Distomum nodulosum auswiesen. Ihre Länge betrug nur Vs Millimeter, der Mundsaugnapf, mit 6 Wülsten besetzt, war grösser als der Bauchsaug- napf; zwischen beiden zeigte sich schwarzes Pigment in zwei Gruppen geordnet, und am Schwanzende waren stark lichtbrechende kleine Kugeln zu bemerken; ausser- dem fanden sich Schlundkopf und Darm in gewöhnlicher lieber die Entwickluno-soesch. des Distomum nodulosum Zed. ö ö Form. Im Darm des Barsches werden die DIstomen nuix gcsclilecLtsrcIf, die Eier gelangen mit den Fäces in's Wasser, und so ist der Kreislauf ^obne Zwisebenwirth'' hergestellt. Zur Charakteristik der Art bemerke ich noch Fol- gendes: Der ßauchsaugnapf ist stets kleiner als der Mund- saugnapf, und zwischen beiden findet sich immer schwarzes, körniges Pigment, das bald diffus vcrtheilt ist, bald sich sym- metrisch links und rechts in zwei Haufen sammelt (Fig. 9 und 11), und mitunter bilden zwei grössere Pigmentkörner den Mittelpunkt dieser Haufen (Fig. 10). Am Hinterleibsende zeigen sich zahlreiche, aus mehreren Zonen bestehende, stark lichtbrcchendc Kugeln (Fig. 8, 10, 11), die mit dem Excrctionsgcfässsystem in Verbindung zu stehen scheinen. Betreffend die specifische Ausstattung des Mundsaug- napfes, so ist dieser eigentlich nicht, wie Di csing ^) sagt, „(os) nodulis sex cinctum^, sondern es sind nur vier, und die knieförmig geknickte Verbindung zwischen jo zweien bildet D ie sing's mittlere noduli (Fig. 9 — 11). Denkt man sich nun die 4 ovalen Körper der Cercarie (fig. 5) vor- gestülpt, so dass sie aus dem Inneren des Saugnapfes an dessen Rand treten, so hat man dieselbe Bildung, wie das Distomum sie zeigt. Gefunden habe ich letzteres seltner in Acerina cernua, häufig in Perca fluviatilis, und zwar nur in grossen Exemplaren dieses Fisches, so dass das Auffinden in jenen beiden kleinen Individuen um so mehr auf deren Ursprung hinweist. Diesing^) führt als Fundort ferner Aspro vulgaris, Aspro Zingel, Lucio- perca Sandra, Esox lucius und Barbus communis an. Sehr auffallend war es mir nun aber, das Distomum noch unter einer anderen Form zu finden; an der Aussen- fläche des Darras nämlich von Acerina cernua fand ich dünne Kapseln, welche zerdrückt junge Exemplare von Distomum nodulosum austreten liessen (Fig. 8 — 10) alle Charaktere desselben zeigend, und waren in einigen Dotter- und Keimstock, Hoden und Cirrusbeutel bereits entwickelt 1) "Systema helminthum, Band I, pag. 380. 2) L. c. pag. 380. 6 V. Linstow: (Fig. 8 und 10). — Ganz dieselben Kapseln mit demselben Inhalte fand ich neben freien jungen Distom. nodul. der- selben Entwicklungsstufe im Darm von Perca fluviatilis, wohin sie offenbar mit einem dieselben enthaltenden Exemplar von Acerina cernua gekommen waren, das be- reits verdaut war. Die Kapseln sind viel dünnwandiger als die aus Paludina impura, ferner viel grösser (0,4 Mm. im Durchmesser zeigend, während letztere nur 0,07 Mm. haben), und endlich ist wie bemerkt der Insasse viel weiter entwickelt als bei jenen (vergleiche Fig. 10 und 11). Diese Thatsache erkläre ich mir so : es wird zwei Arten der Uebertragung von den Cercarien in die Fische geben; bei der ersten frisst ein solcher eine Paludina im- pura, welche eingekapselte Cercarien enthält, deren Kap- seln verdaut und dadurch die Insassen befreit werden, die sich dann im Darm zu Geschlechtsreife entwickeln; bei der zweiten verschlingt Acerina cernua eine Schnecke, die freie Cercarien enthält, oder solche wandern selbst- ständig in den Fisch ein, w'orauf sie sich mittels ihres Bohrstachels durch die Darmw^and hindurchbohren, und sich an deren Aussenseite einkapseln, bei welcher Wan- derung durch den Darm sie an Grösse zunehmen, weil sie in dem für sie bestimmten Ernährungsmaterial sich befinden. Auf diese Weise kommt auch der Bohrstachel zur Geltung, der sonst ganz überflüssig scheint, und halte ich somit Leuckart's ^) Ansicht, dass nur eingekapselte Distomen übertragbar sind, nur in sofern für richtig, als man hinzufügen muss : „übertragbar, um sich frei im Darm zu entwickeln^, denn eine Einkapselung muss aller- dings immer erst stattfinden. Geräth also eine noch freie Cercarie in ihren definitiven Wirth, so kann sie auch in demselben am Leben bleiben, kapselt sich aber in dem- selben ein. Die Ansicht Filippi's ^), nach der das Distoma 1) Menschliche Parasiten, Band I, pag. 518. 2) Troisieme Memoire pour sorvir ä l'histoire genetique des Trematodes (M. de l'Ac. d. sc. de Turin, serie II, tom. XVIII, pag. 14, tab. II, flg. 12—13. Ueber die Entwicklungsgesch. des Distomum nodiilosum Zed. ^ Planorbis carlnati der Jugendzustand von Distomum no dulosum sein soll, ist mithin eine irrthümliche. 1. Vergr. 350. 2. » 350. 3. » 350. Erklärung der Abbiltluugeu. Taf. I. Fig. 1. Vergr. 350. Ei mit entwickeltem Embryo. Embryo mit Flimmerkleid. Embryo ohne Flimmerkleid mit vorgestülptem Kopfzapfen. 4. » 90. Keimschlauch mit 2 Cercarien aus Paludina impura. Freie Cercarie. Deren Bohrstachel. Eingekapseltes Distomum aus Paludina impura. Eingekapseltes Distomum, frei im Darm von Perca fluviatilis. a. Hoden. 9u. 10. B 90. Aus solchen Kapseln herausgedrückte Disto- men aus Acerina cernua u. Perca fluviatilis. a. Hoden, b. Keimstock, c. Cirrusbeutel. 11. » 90. Angefüttertes Distomum aus dem Darm von Perca fluviatilis. 5. » 350. 6. » 500. 7. » 350. 8. » 90. lieber Felis (üiiiiia Noliiiii iiihI über die Schädel- biidiiiig bei Felis Pajeros und Felis Colocolo. Von Dr. R. A. Fhilippi. Hierzu Tafel II und III. Molina sagt in der ersten Ausgabe seines Saggio sulla storia natnial del Chili p. 295: ;,Die Guigna (ita- lienische Schreibart für das Spanische guiiia, sprich Giiinja) ist von falber (fulvo) Farbe, angenehm verziert mit schwar- zen runden Flecken von vier bis fünf Linien Durchmesser, welche sich auf den Schwanz ausbreiten", und p. 341 sagt er: ^Felis Guigna cauda elongata, corporis maculis Omni- bus orbiculatis. Dies ist Alles, indessen ist es hinrei- chend, um in der guina die kleine wilde Katze der süd- lichen Provinzen Chilc's zu erkennen. Molina sagt zwar auf derselben Seite: „die Guigna und der Colo,colo . . . ähneln in der Gestalt der Hauskatze, aber sind etwas grösser, und ihr Kopf und ihr Schwanz sind dicker", wählend die wilde Katze Valdlvia's, welche, meines Er- achtens, Molina mit dem Namen Cruigna bezeichnet hat, bedeutend kleiner ist; allein Moli na hat es nie sehr genau mit den Massen genommen, und bekanntlich sein Werk grösstentheils aus dem Gedächtniss geschrieben, so dass auf diese Verschiedenheit kein Gewicht zu legen ist. In Gay's bekanntem Werk über die Fauna Chile* s Philippi; Ueb. Felis Guiua Molina u. üb. d. Schädelbild, etc 9 lesen wir Vol. I, p. 70 von unserer Katze : ;,di*ese Art, welche wir nach Herrn Pö pp ig (Fr oriep's Notizen, welche ich nicht nachsehen kann Ph.) beschreiben, ist von Molina in seinem Compendio de la Historia natural de Chile angezeigt worden, der ihr ein Fell von bren- nend hochrot her Farbe (encendido) zuschreibt, das auf angejiehme Weis mit runden, schwarzen Flecken von 4 bis 5 Linien Durchmesser verziert ist, die sich auch, sagt der Verf., bis zum Ende des Schwanzes erstrecken. [Wie man fulvo durch encendido, d. h. brennend roth übersetzen kann ist mir unbegrciliich Ph.] Obgleich die Art, welche wir unter dem Namen guina erhalten haben, und die wir für identisch mit der Felis Pajeros der Zoologen halten, der runden schwarzen Flecken auf dem Rücken e r mang e 1 1, so haben wir doch einige Gründe [welche ? Ph.] um zu glauben, dass es dieselbe Art wie die des Molina ist. Herr Popp ig hält sie im Gegentheil für eine blosse Varietät des Marnay Azara's, d. h. der Felis tigrina der Autoren. Den reisenden oder einhei- mischen Zoologen liegt es ob, unsere Zweifel aufzuklären, und aus dem Verzeichniss der Säugetbiere diese Art aus- zustreichen, w^enn unsere Meinung sich bestätigt.^ Diese Meinung der Herrn Gay und Gervais ist aber eine irrige; zwischen der in Gay's Werk gut ab- gebildeten F. pajeros und der Molina'schen Guiiia ist kaum eine andre als die generische Aehnlichkeit. Die Herrn haben letztere gar nicht gekannt, und sich durch den einheimischen Namen Guina oder Huiiia verführen lassen, welcher im Lande beiden Katzenarten gegeben wird, und welcher — sonderbarer Weise — in dem Wörterbuch der chilenischen Sprache des Jesuiten Andres Febres fehlt. Ich gebe nun eine Uebersetzung der Beschreibung, wie sie bei Gay a. a. O. nach Pöppig gefunden wird. „DasThicr hat die Oberseite des Körpers von gelb- lich grauer Farbe, und ebenso die Vorderseite der Füsse. Kinn, Brust, Bauch und Unterseite des Schwanzes sind weisslich. Zahlreiche, unregelmässige Flocke von drei bis fünf Linien Durchmesser und von russbrauner Farbe 10 PhililJpi: sind auf dem Rücken und auf den Seiten so gestellt, dass sie schiefe Linien bilden. Die Stirn [richtiger wäre wohl: die Nase und die Gegend zwischen den Augen — Ph.] ist ungefleckt, von einem schwärzlichen Ring umgeben, der von einem Ohr bis zum andern reicht. [Dieser schwärzliche Ring fehlt dem von mir abgebildeten Exem- plar gänzlich.] Die Schniirrborsten sind weiss. Ein weiss- lieber, dreieckiger Fleck an jeder Seite neben den Nasen- löchern [der sich beim abgebildeten Exemplar bis zum vordem Augenwinkel hinzieht Ph.]. Die Gegend zwischen den Nasenlöchern und dem Innern Augenwinkel ist schwarz. [Dieser schwarze Fleck ist sehr auffallend Ph.] Die Backen haben drei bis fünf deutliche, schmale, schwarze Streifen. Vier bis fünf ununterbrochene Streifen auf dem Hinter- haupt, die zwischen den Ohren [bei meinem Exemplar schon bald über den Augen Ph.] anfangen, und sich bis auf die Schultern fortziehen, wo sie in den Rückenflecken übergehen. Die [dunkelbraunen] Ringel des Schwanzes sind unten unterbrochen; [ich zähle deren 10 bis 11 Ph.] Krallen weiss. Augen sehr schwarz. — Länge 2 Fuss 8 Zoll, wovon der Schwanz beinah ein Drittel ist^. Das von mir gezeichnete, nicht völlig ausgewachsene Exem- plar ist mit dem Band mass gemessen nur 2672 Zoll lang, und kommen auf den Schwanz davon 8 Zoll. Die Ober- lippe ist an den Seiten von den Hundszähnen an schwärz- lich. Die Vorderbeine haben aussen vier bis sechs braune Binden, gebildet aus mehr oder weniger zusammenfliessen- den Flecken, auf der Innern Seite sind nur etwa drei ununterbrochene Binden. Aehnlich verhalten sich die Hin- terbeine, doch sind die dunkeln Binden der innern Seite weniger ausgeprägt. Die Füssc selbst sind hellbraun. Der obere Rand der ziemlich kurzen Ohren ist aussen mit einem breiten schwarzen Saum eingefasst. Das Woll- haar ist braungrau ; das Borstenhaar am Grunde von der- selben Farbe nach oben halb oder schwarzbraun mit fal- bem Ring vor der Spitze; auf dem Rücken ist es 1 Zoll 4 Linien lang. Mit den beiden andern wilden Katzen Chile's, der F. Pajeros und F. Colocolo, hat die kleine F. Guina keine üeb. Felis Guiüa Molina u. üb. d. Schädelbild, bei Felis Pajeros etc. 11 Aehnlichkelt in der Färbung; F. Geoffroyi unterscheidet sieb sogleich durch bedeutendere Grösse; wie es sich aber mit den Unterschieden zwischen F. Guiiia und F. tigrina verhält, und ob Popp ig recht hat, wenn er die erstere für eine Varietät der letzteren zu nehmen geneigt ist, kann ich nicht sagen, üeber das Vorkommen dieser Katzenart kan^i ich nur sagen, dass sie in der Provinz Valdivia sehr häufig ist, und oft in die Höfe kommt, um Hühner zu rauben, ja selbst in die Häuser schleicht sie sich um Fleisch zu stehlen. In einzelnen Jahren erscheint sie schaarenweis, und man hat mir erzählt, dass ein Mal über 20 in dem grossen Fleischscharren der Stadt Valdivia in einem Morgen erschlagen sind. Das Thier wird leicht zahm und zutraulich, während F. Pajeros gefangen eine ungemeine Wildheit bewahrt, und selbst wenn sie schon mehrere Monate im Käfig zugebracht hat, noch jedesmal, sobald jemand in ihre Nähe kommt, faucht und gegen das Gitter anspringt. Merkwürdig ist es, dass F. Guina sehr häufig in einer kohlschwarzen Varietät vorkommt, an der man mit Mühe die Spuren der dunkleren Flecke entdeckt. In unserm Museum sind zwei helle gefleckte und zwei schwarze einfarbige Exemplare aufgestellt; von der ersteren ist das ältere, vollkommen ausgewachsene, in sitzender Stellung ausgestopft, daher ich es vorgezogen habe, das jüngere Exemplar abzubilden. Ich besitze von F. Guiiia leider nur einen nicht aus- gewachsenen Schädel, dem das Hinterhauptsbein fehlt. Derselbe ist etwa 2 Zoll 10 bis 11 Linien lang gewesen bei einer Breite von 1 Zoll 9V2 Linien zwischen den Jochbogen. Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Schläfenmuskel sehr schwach gewiesen ist; denn der Joch- bogen zeigt eine geringe Wölbung nach aussen, und die Ansatzstelle des Muskels auf Stirn und Scheitelbein ist nicht wohl zu erkennen, während sie bei den mir vor- liegenden Schädeln von F. Colocolo eine merklich erha- bene Kante, bei dem von F. Pajeros auf dem Scheitel eine ziemlich hohe crista bildet. In der Seitenansicht er° blickt man auf dem Scheitelbein die Andeutung einer erhabenen Linie, welche vielleicht die Begrenzung des 12 Philippi: öchläfenniuskcls iiiulcutct, und von der der andern Seite volle 16 Linien entfernt ist, dies winde einen ausseror- dentlich sclnvachen Muskel ergeben. Betrachtet man den Schädel von oben so fällt sogleich die sehr tiefe Grube auf, welche sich zwischen beiden Stirnbeinen da zeigt, w^o die Nasenbeine sich anfügen, und sich bis auf das erste Viertel der letzteren fortsetzt. Die Nasenbeine sind sehr kurz, und ist die Naht zwischen beiden Stirnbeinen 2V2mal so lang wie die Nasenbeine, während sie bei der Hauskatze etwa lV2nial so lang, bei F. Colocolo 2mal so lang ist. Bei F. Pajeros sind die Nasenbeine verhältniss- mässig noch kleiner. Die Nasenbeine der F. Guiiia sind breiter als bei den andern beiden chilenischen wilden Katzen. Betrachtet man den Schädel von der Seile, so fällt die starke Wölbung des Schädeltheiles auf, und dass der vordere Theil vom obern Drittheil des Stirnbeins bis zur Spitze des Nasenbeins eine grade Linie bildet; die Gehirnhöhle ist demnach verhältnissmässig gross, doch sind diese Verhältnisse wohl bei einem vollständig aus- gewachsenen Schädel verschieden. Das Foramen infra- orbitale steht sehr schief. Die Hinterränder der Gaumen- beine stossen unter einem sehr spitzen Winkel zusammen. Der untere Reisszahn zeigt hinten heinen Ansatz an sei- nem Gründe. Die Zeichnung gibt die Unterschiede dieses Schädels von denen der F. Pajeros und F. Colocolo genügend zu erkennen, und will ich daher nur auf die Ilauptunter- schiede aufmerksam machen, die ihn von dem der flaus- katze unterscheiden. Erstens: Stirn- und Nasengegend sind bei F. Guiiia stark gewölbt, w^is besonders in der Seitenansicht des Schädels auffällt; zweitens: die Nasen- beine sind sehr viel kürzer; drittens: bei der Hauskatze treten der Jochfortsatz des Stirnbeins und der Stirnfort- satz des Jochbeins nahe an einander, während sie bei der Guiiift ziemlich weit von einander entfernt bleiben; vier- tens: der Jochbogon ist bei der Hauskatze viel breiter, und tritt viel weiter nach aussen vor, indem der Sehläfen- muskel weit stärker ist; fünftens: der Unterkiefer ist bei der Hauskatze weit länger; sechstcns: der Hinterrand Üeb. Felis Guiua Molina u. üb. d. Schädelbild. bei Felis Pajeros etc. 13 der beiden Gaumenbeine erscheint im Ganzen quer ab- gestutzt, wenn er auch einen doppelten Bogen zeigt, während — wie oben bereits bemerkt ist — bei F. Guina die Ränder beider Gaumenbeine einen spitzen Winkel bilden. Was nun die Schädel von F. Pajeros und F. Colo- colo betrifft, so haben beide ziemlich die gleiche Länge, der von Pajeros ist aber weit höher und im Seheitel ge- wölbt, während F. Colocolo einen flachen Scheitel hat. Die beiden erhabenen Linien, welche die Schläfenmuskei begrenzen, vereini'gen sich beim Colocolo erst an der Spitze des Hinterhauptsbeines, und stehen, wo sie über die Naht zwischen Stirnbein und Scheitelbein laufen, 7 Linien auseinander ; im vordem Drittheil bilden sie eine stark erhabene Kante. Ganz anders ist dies bei F. Pa- jeros; hier vereinigen sie sich bereits dicht hinter der erwähnten Naht, bis wohin sie sehr schwach sind, und bilden dann eine wahre, lamellartige crista, die auf dem Hinterhauptsbein drei Linien hoch ist. Bei dieser Art ist auch die quere crista des Hinterhauptsbeines weit stärker erhaben als bei F. Colocolo. Die Ursache dieser Ver- schiedenheit ist offenbar die grössere Entwickehing des musculus temporalis bei F. Pajeros, womit auch die stär- kere Ausbiegung des Jochbogens zusammenhängt, daher der Kopf in der Gegend des Jochbogens bei dieser Art weit breiter als bei F. Colocolo ist. Bei letzterer ist die Entfernung zwischen den beiden Rändern der Augen- höhlen weit breiter als bei F. Pajeros, und die Nasen- beine sind in ihrer Hälfte dreimal so breit wie bei dieser, und flach, wogegen bei F. Pajeros der Schnauzentheil des Gesichtes auffallend zusammengedrückt erscheint; auch ist er kürzer als bei F. Colocolo, namentlich die Nasenbeine. Die Augenhöhlen sind beim Colocolo weiter. Die Schneidezähne stehen bei F. Colocolo geneigt, und sind — entsprechend der grösseren Breite der Schnauze — etwas breiter als bei F. Pajeros, wo sie vollkommen senkrecht stehen. Die Backenzähne sind bei F. Colocolo entschieden dicker und kräftiger, und ihre Zacken etwas breiter als bei F. Pajeros. Der Höckerzahn des Ober- 14 Philippi: kiefers ist bei F. Colocolo zweimal so gross als bei der andern. In den Eckzähnen kann ich keinen Unterschied entdecken. Betrachtet man die Schädel von der Seite, so fällt vor allen Dingen die grössere Höhe der Stirngegend bei F. Pajeros auf, welche sich in einer gleichmässig gebo- genen Wölbung bis zur Nasenöffnung fortsetzt, während bei F. Colocolo die Stirn etwas niedriger als der Hinter- kopf und dann bis zur Nasenöffnung in gerader Linie abfallend erscheint. In der Quere sind die Stirnbeine bei F. Colocolo flach, bei F. Pajeros stark gewölbt. Der Jochbogen ist bei F. Pajeros nicht nur, wie oben ange- geben, weit mehr nach aussen gebogen, sondern auch weit kräftiger, namentlich der Jochfortsatz des Stirnbeins und der Jochfortsatz des Schläfenbeins, und der erstere nähert sich dem Stirnfortsatz des Jochbeines mehr als bei F. Colocolo. Von unten betrachtet zeigen die Schädel geringere Verschiedenheiten; am auffallendsten ist die grössere Länge des Gauraentheiles des Zwischenkieferknochens bei F. Colocolo, und die bedeutendere Grösse seines Loches. Der Unterkiefer zeigt weniger Verschiedenheit, doch ist er bei F. Pajeros entschieden kürzer und kräftiger; seine Höhe in der Gegend des zweiten Backenzahns be- trägt 6 Linien, bei F. Colocolo nur ÖVs Linien; die Länge des untern Randes vom hintern untern Winkel bis zum Kinnwinkel gemessen bei F. Pajeros 2 Zoll und eine halbe Linie, bei F. Colocolo eine Linie mehr. Mit einem Wort die Beisswerkzeuge sind bei F. Pajeros weit kräf- tiger entwickelt als bei F. Colocolo, womit seine grosse Wildheit zusammenhängt ; am schwächsten sind sie offen- bar bei F. Guiria. Unser Museum besitzt von F. Pajeros noch einen jungen Schädel, der nur 3 Zoll 3 Linien lang ist, und noch keine cri- stas auf dem Hinterkopf zeigt. Man sieht aber an ihm die zusammengedrückte Nasengegend und die senkrechte Stel- lung der Schneidezähne so gut wie an dem ausgewachse- nen, ebenso ist die Stirn bereits stark gewölbt. Der Joch- bogen ist noch schwach, dünn und schmal. Ueb. Felis Guißa Moliua u. üb. d. Schädelbild, bei Felis Pajeros etc. 15 Ich füge scliliessHeh die Dimensionen der beiden Schädel von F. Colocolo und F. Pajeros bei: F. Colocolo. F. Pajeros. Länge des Schädels . . 3 Zoll 11 Lin. 4 Zoll — Lin. Breite in der Gegend der Jochbogen 2 „ 9^2 ^ 11 „ Höhe des hintern Theiles 1 „ 6 „ 1 „ 1^/2 „ „ „ vordem über den Backenzähnen 1 „ 6 „ 1 „ 8V2 r Erklärung der Abbildungen. Taf. II. Fig. 1. Felis guiGa Mol. » 2. Schädel derselben Art von oben gesehen. » 3. Derselbe von der Seite gesehen. Taf. III. Fig. 1. Schädel von Felis Colocolo von olien gesehen. » 2. Derselbe von der Seite gesehen. B 3. Schädel von Felis Pajeros von oben gesehen. » 4. Derselbe von der Seite gesehen. Santiago im April 1872. ^ Tebei* den Bau der Echinoideen. Von S. Loyeii. Aus Ofversigt af kongl. Vetensk. Akad. Förliandlingar 1871. No. 7. übersetzt von Troscbel. Hierzu Taf. IV. Ausser den bekannten äusseren Organen^ Augen, Stacbeln, Pedicellarlen, Clavulae der Fasciolen, Tenta- keln, Kiemen, besitzen die jetzt lebenden Ecbinoideen ein Organ anderer Art, welcbes bisher übersehen worden ist, obgleich es so allgemein vorkommt, dass man es nur bei Cidaris vergebens sucht. Es sind sehr kleine knopf- förmige Körper, sphäroidische, ellipsoidische oder etwas unregelmässige Kugeln, 0,11 bis 0,375 Mm. in der grössten Dimension, mit einem kurzen Stiel versehen, der beweg- lich auf einem kleinen wenig vorstehenden Höcker be- festigt ist. Sie dürften nicht ganz unpassend Sphäridien genannt werden können. Sie sind glashell, glänzend, hart, solid, und mit pigmentreichem Bindegewebe, Epi- thelium und einer flimmernden Cuticula bekleidet. Ihr Stiel hat die für die Ecbinoideen typische Netztextur, welclie mehr oder minder deutlich und zusammenhängend sich um ihren Ausgangspunkt ausbreitet. In der Rich- tung der Axe der Kugel sieht man nicht selten eine Röhre, die sich in ihrem oberen Pol öffnet, und einfach Loven: lieber den Bau der Echinoideen. 17 oder mehr oder minder regelmässig verästelt ist. Sehr viele Kugeln haben auf ihrer Oberfläche kleine Erhaben- heiten, Höcker, Spitzen, und viele zugleich Vertiefungen, die bald seicht sind, bald sich konisch tief einsenken, gegen die Axe. Aber der grösste Thcil der Kugelmasse ist aus sehr zahlreichen und sehr dünnen concentrischen Schichten gebildet, und es gibt solche, die nichts anderes als diese enthalten. Von einer schwachen Säure wird ihr fester Inhalt aufgelöst, so dass nur das Epithel übrig bleibt. Die Sphäridien gehören ausschliesslich den Ambu- lakren (Radien) an, und bei allen Gattungen, die sie be- sitzen, vermisst man sie niemals auf den peristomialen Platten, aber sie sind ungleich an Zahl und Verbreitung in der Richtung vom Munde. Sie nehmen immer eine be- stimmte Stelle ein. Bei den Spatangiden stehen sie, meist unbedeckt, eine, zwei oder mehrere in einer kleinen Gruppe, am Fuss der Cirrtentakel der Mundarea, an ihrer gegen die Mittelsutur des Ambulacrums gewendeten Seite, um so entfernter von da, je weiter vom Munde, besonders auf dem Bivium, nicht selten auf jeder der ersten Platten vier, drei oder zwei, auf jeder der nächstfolgenden ge- wöhnlich nur eine, bei Plagionotus, Brissus, Schizaster und Moera (Gualtieria?) auf dem Bivium zahlreicher, in Vertiefungen, oder wie Perlreihen in kleinen verlängerten wohl begrenzten Rinnen. Aber bei Lovenia sind die einzelnen Sphäridien unter Hügeln verborgen, welche an ihrer Spitze eine kleine schmale Queröffnuug haben. Eine solche Bedeckung, bei den Spatangiden eine Ausnahme, ist die Regel bei den Cassiduliden und Cly- peastriden. Rhyncholampas caribaearum Lam., Pygor- rhynchus pacificus Agass. und andere haben auf jeder Platte der fünf ersten Paare in jedem Ambulacrum ein Sphärid, welches allmählich von der äusseren Lage der Schalensubstanz überwachsen wird, die endlich bloss eine feine Ritze offen lässt. Die Clypeastriden zeigen 2 Typen. Echinarachnius, Dendraster, Lobophora, Mellita, Encope, Rotula, Laga- num, Scaphechinus, Echinocyamus haben in jedem Radius Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 2 18 Loven: bloss ein einziges Sphärid^ gemeinsam für seine beiden Peristomplatten; und meist, bereits bei sehr jungen Indi- viduen; in einer Crypta in der Schalenmasse verborgen. In der Nähe des Peristomrandes, welcher in der Mitte eine über die zv^rei grossen Mundtentakelporen etvsras vorsprin- gende Partie hat, sieht man hinter derselben eine kleine mehr oder weniger deutlich gewölbte Erhöhung. Wenn man diese aufbricht, findet man ein Sphärid mit dem Stiele an der inneren gegen den Mund gelegenen Oberfläche einer gerundeten Höhle angeheftet, welche die Verbindung nach aussen entweder nur durch einen feinen Kanal hat, oder, bei Rotnla, durch eine ziemlich weite Oeffnung, welche zum Theil von aus ihrem Rande hervorschiessendcn Spitzen verdeckt wird. Bei Echinarachnius ist diese Höhle durch ein vertikales sehr dünnes Häutchen in zwei Hälften ge- theilt, welches von den in der Naht vereinigten Kanten der Platten auszugehen scheint. Anders ist es bei Cly- peaster und Arachnoides; sie haben zwei Sphäridien in jedem Ambulacrum, eins in jeder seiner zwei Peristom- platten. Bei beiden fehlt am Rande die vorstehende Partie, und die beiden Poren der grossen Tentakeln lie- gen sichtbar, nicht wie bei den vorigen an einer gegen den Mund qner abschüssigen Fläche, aussen an einer mehr ebenen und offenen Oberfläche, welche nirgends den Anschein von der Gegenwart von Sphäridien dar- bietet. Bei Clypeaster kann man nur bemerken, dass auf einen Abstand von den Tentakelporen, doppelt so gross wie der vom Rande, die grossen Stachelhöcker einen Zwischenraum zwischen sich lassen, unbedeutend grösser als anderwärts, aber nicht getrenn.t durch die Anordnung kleiner Höckerchen und Poren. Durchbricht man die äusserste Lage der Schale, dann findet man in beiden Platten eine kleine Höhle, und in dieser ein Sphä- rid, wie bei den vorigen gestellt. In der breiten glatten Rinne, welche bei Arachnoides die Mitte jedes Ambula- crums einnimmt, deutet nichts die Lage von Sphäridien an, aber man findet sie verborgen in der Schale in dem- selben Abstand von den Poren wie bei Clypeaster. Echinoneus hat, an den Tentakelporen auf der ersten Ueber den Bau der Echinoideen. 19 und zweiten Platte, einzelne kugelrunde Sphärldien, welche unbedeckt in seichten Vertiefungen sitzen. Sie gleichen darin, wie in vielem Anderen, den regulären Echinoideen. Bei den meisten von diesen sind die Sphäridien zahl- reich und abwechselnd auf die beiden Plattenränder der Ambulakren vertheilt. Echinus Flemingi, E. esculentus, Toxopneustes dröbachensis, Loxechinus albus, Tripneustes ventricosus, Echinometra lucunter, Amblypneustes ovum haben ihre meist ellipsoidischen Sphäridien in den Nähten geordnet, mit der Längsachse fast parallel mit der Ober- fläche der Schale. Bei Temnopleurus, Salmacis und Mes- pilia ist ihre Form sphäroidisch und sie stehen in den Mündungen der tiefen Gruben in den Winkeln der Plat- ten. Bei allen diesen Echiniden ist die Reihe der Sphä- ridien auf beiden Seiten getrennt von den Tentakelporen durch die Beihen der grossen Stachelhöcker. Bei Dia- dema dagegen (Astropyga) sitzen die Sphäridien an den Tentakelporen, und die Höckerreihe der Stacheln liegt zwischen ihnen und der Naht. Allerdings ist Echinoci- daris abweichend, welcher in jedem Ambulacrum bloss ein einziges Sphärid hat, in einer runden Nische in der Naht, ganz nahe dem Rande. Bei Cidaris sind die Sphä- ridien nicht aufgefunden. Dieses Organ, bei mehreren Gattungen so wohl und eigenthümlich verwahrt, — Brissopsis lyrifera scheint seine unbedeckten Sphäridien durch Zusammenneigen der näch- sten kleinen Stachelchen über ihnen zu schützen, — kann nichts anderes sein als ein Sinneswerkzeug, vermuthlich dazu bestimmt, die Veränderungen wahrzunehmen, welche in dem umgebenden Wasser vorgehen und die Stoffe, welche dasselbe aufgelöst oder angeschlemmt enthält, also ein Geschmacksorgan. Brissopsis lyrifera hielt sie von Zeit zu Zeit ganz stille, darauf folgte eine halbe Drehung, plötzlich hörte die Bewegung um die Anhef- tung auf. Der starke Nervenstamm, welcher inwendig neben der Naht in jedem Ambulacrum verläuft, gibt ab- wechselnd Zweige ab, einen auf jeder Platte. Jeder sol- cher Zweig geht neben dem Tentakelgefäss in den Platten- Perus hinein, und durch diesen hinaus auf die äussere 20 L o V e n : Seite der Schcalc. Auf diesem Wege düi^fte er beide, Tentakel und Sphärid, mit Nerven versehen, obgleich es nicht geh'ngt diese darzustellen. Leichter ist es, bei Bris- sopsis lyrifera, besonders auf dem Bivium, zu beobachten, wie sich der Nerv, in der Nähe wo er durch den Perus heraustritt, auf der äussern Seite der Kalklage, unter dem darüber liegenden Bindegewebe, in eine grosse An- zahl Zweige theilt, welche strahlförmig und in diagonaler Richtung den vordem Theil der Platte durchlaufen, um sich zu den dabei gelegenen Stacheln des Interradiums und andern äusseren Theilen zu verbreiten. Am deutlich- sten zeigt sich diese Verzweigung auf der dritten am Sternum gelegenen Platte des ßiviums, welche mehr als andere frei von Stacheln sind. Die Sphäridien treten^ wie es scheint, später als die Stacheln und Pedicellarien auf, bei sehr jungen Spatan- giden (Brissopsis lyrifera, Echinocardium ovatum) zuerst ein einziges auf einer peristomialen Platte des Ambula- crums, darauf eins auf der andern Platte u. s. w., alles in Uebereinstimmung mit der Ordnung, welche für die Dis- position der Ambulacralplatten in der ganzen Klasse herrscht, und welche, wenigstens bei allen jetztlebenden Echinoideen, durch eine für alle gemeinsame Formel aus- gedrückt werden kann. Diese Ordnung ist folgende: Wenn man einen Spatangus, welche Art es sei, mit dem Munde nach oben hält und das unpaarige Interradium nach hinten, und zählt die zehn Peristomplatten der Ambu- lacren, indem man von links nach rechts geht (d. h. von des Thieres rechter Seite nach seiner linken) um die Mundöffnung der Schale herum , und bezeichnet zu- gleich in jedem Ambulacrum I, II, III, IV, V, die Platte, welche man zuerst antrifft mit a, die andere mit b, dann wird man finden, dass die Platten la, IIa, Illb, IVa, IVb grösser sind, und zwei Poren, zwei Tentakel tragen, wäh- rend Ib, IIb, Illa, IVb, Va kleiner und mit nur einem Perus, einem Tentakel versehen sind. Unter der An- nahme, daas jede Ambulacralplatte ursprünglich nur einen Tentakel, einen Perus hätte, würden also die Platten der ersteren Reihe, obgleich keine Naht entdeckt werden üeber den Bau der Echinoideen. 21 kann, zusammengesetzt oder binär sein, die der letzteren einfach oder primär, wie alle übrigen Ambulacralplatten. Ganz auf dieselbe Weise verhalten sich die Cassiduliden ; auf den binären Platten liegt der eine Porus in der äus- seren Ecke.der Platte. Dass bei den Ciypeastriden die Peri- stomplatten der Ambulacren derselben Regel folgen, sieht man an ihrer ungleichen Grösse, indem la, IIa, Illb, IVa, Vb grösser sind als Ib, IIb, Illa, IVb, Va, und Clypeaster rosaceus hat an den kleineren einen einzigen, an den grösseren zwei Tentakelporen, welche sich durch ihre Grösse von den zahlreichen locomotiven Tentakeln unterscheiden. Hält man einen Echinoneus in der ange- gebenen Stellung lind zählt auf dieselbe Weise, dann tritt dieselbe Ordnung hervor. Die Peristomplatten la, IIa, Illb, IVa, Vb sind grösser, haben zwei Poren, einen vollständigen Doppelporus und einen, welcher marginal und zur Hälfte abgebrochen ist ; Ib, IIb, Illa, IVb, Va dagegen sind kleiner und tragen bloss einen einzigen Doppelporus. So ist bei den irregulären Echinoideen das Peristora des Triviums unsymmetrisch im Verhalten zu der vorn-hinten Achse ; von ihren sechs Ambulakralplatten hat die rechte Seite des Thieres zwei einfache und eine binäre, die linke zwei binäre und eine einfache. Das Bivium dagegen schliesst symmetrisch das unpaarige In- terradium ein. Rechts und links bestimmt sich hier durch die Lage der Analöffnung ; daneben, mit Ausnahme der Ciypeastriden, durch die Platte des Madreporiten, bei den regulären zeither durch diese allein. Von den fünf Scheitelplatten (Genitalplatten) fehlt den Spatangiden die hintere, welche sonst ihre Stelle am Ende des unpaarigen, analen, Interradiums hat. Sie ist nicht zur Entwickelung gekommen, wie auch nicht die Geschlechtsdrüse, welche sonst wie die vier anderen durch sie ihren Ausführungsgang haben würde. Bei allen bekannten jetzt lebenden Spatangiden, wie es mit Ausnahme einer einzigen Gattung scheint, ist ihre Stelle von dem Madreporiten, dem Seihapparat des Wasserge- fässsystemes, eingenommen, welcher sich im hintern Theile des Scheitels ausbreitet, meist einen grösseren Platz ein- 22 Lo ven: nimmt als eine der vier Scheitelplatten, nach hinten un- mittelbar an die letzten Platten des analen Interradiums anstösst, von denen er umfasst wird, imd die Augen- platten des Biviums und die seitlichen Scheitelplatten von einander trennt. Keine Naht bezeichnet eine Grenze Fig. 1. Echinocardium cordatum Penn. Abatus Philippii n. Schizaster fragilis Dub. Kor. Hemiaster expergitiis n. zwischen der rechten vordem Scheitelplatte und dem Ma- dreporiten und wenn dieser eine grössere Ausbreitung hat, ist es diese Platte, welche zuerst darin eingeht, bei einigen zu einem geringen Theil, wie bei Meoma ventricosa, bei anderen, z. ß. Brissopsis, zu einem grösseren Theil, hier und da, z. B. Schizaster fragilis Düb. Kor. so vollständig, dass der Genitalporus ausbleibt und mit ihm die Geschlechts- drüse des vorderen rechten Interradiums. Die nächsten in der Reihenfolge zu verschwinden sind der Genitalporus und die Geschlechtsdrüse der linken vorderen Scheitel- platte, und wenn, wie bei Abatus Philippii n. und Palae- ostoma mirabile Gray nur zwei Genitalporen übrig bleiben, dann liegen diese in den lateralen Scheitelplatten. Eine Anordnung wie diese, dass der Madreporit, nach hinten Ueber der Bau der Echinoideen. 23 ausgedehnt; die Augenplatten des Biviums von einander trennt, kommt unter den Spatangiden der Eocen-Zeit vor, nicht allein bei den meisten von denen, welche auch der Jetztzeit angehören, sondern zugleich bei gewissen, z. B. Prenaster, Macropneustes, welche bereits in der jüngeren Schicht der Kreideformation aufgetreten sind. Die Gat- tungen dagegen, welche eigentlich dieser Formatien an- gehören, und darin ihre höchste Entwickelung erreichen, zeigen durchgehends eine andere Disposition der Schei- telplatten und des Madreporiten; indem dieser nicht das hintere Interradium öffnet, sondern davon durch die Ocu- larplatten des Biviums getrennt ist, welche sich begeg- nen und einander berühren, w^ie auch bei den meisten die lateralen Scheitelplatten. Unter den bekannten Spa- tangiden der Jetztzeit hat nur einer diesen antiken Cha- rakter, Hemiaster expergitus n., der während der Reise der schwedischen Korvette Josephine im Jahr 1869 von Smitt und Ljungman auf Josephinas Bank entdeckt wurde, 38^ 7' u. Br., 9« 18' w. L., 550 Faden tief, auf Lehmboden. Diese Gattung, von vsj^elcher man bisher meinte, als sei sie während der miocenen Tertiärperiode ausgestorben und als habe sie ihre höchste Entwickelung in der Kreideperiode erreicht, ist charakterisirt durch den rundlich' ovalen Umfang, welcher bei einer Länge von 14 Mm. eine Breite von 13 Mm. hat, durch die an- sehnliche Höhe nach hinten zu von 10 Mm., durch die Lage des Pcriprocts hoch oben auf der hinteren Seite, die einzige peripetale breite Fasciole, welche einen ovalen Kreis bildet, die kurzen breiten Petala, die Bivium-Hälfte so lang wie die vordere, und, zum grossen Unterschied von Abatus, durch den Madreporiten, welcher die vordere rechte Scheitelplatte einnimmt,^ aber nach hinten nicht das unpaarige Interradium öffnet, sondern davon durch die beiden Ocularplatten des Biviums und die lateralen Scheitelplatten abgesperrt ist. Das Individuum ist jung, so dass die vier Genitalporen die Scheitelplatten noch nicht durchbrochen haben, und der Madreporit nur wenige Poren hatj aber das Peristom ist nierenförmig und die Lippe steht vor. Die Ambulakren sind auffallend schmal, 24 Loven: WO sie unter die Fasciole gehen. Die Schale ist äusserst dütin und zerbrechlich. Bei den regulären Echinoideen öffnet sich der After innerhalb des senkrecht über dem Munde durch die Scheitel- und Ocularplatten gebildeten Kreises, und die Corona, welche davon in keinem Theile berührt wird, entwickelt ihre Arabulakren und Interradien gleichmässig. Die scheinbar regelmässig strahlige Form ist ursprünglich durch den Madreporen-Apparai gestört, welcher mit sei- nem Siebe eine der Scheitelplatten durchdringt, welche alle später während des ersten Wachsthums des Thieres von den Ausführungsgängen der Genitaldrüsen durchbohrt werden. Dass gerade hier die Scheitelplatte, welche den Madreporiten enthält, die vordere rechte ist, und dass, wie daraus hervorgeht, die ideale Längsachse durch das unpaarige Ambulakrum geht, das wird dadurch bestätigt, dass einzig und allein durch eine solche Theilung zwischen rechts und links dieselbe Formel für die Platten des Pe- ristomrandes bei den regulären wie für die irregulären gültig ist. Am deutlichsten sieht man das bei sehr jungen Individuen, wo die primären Platten noch unterschieden werden können. Wenn man einen jungen Toxopneustes dröbachensis von 3 bis 6 Mm. Durchmesser aufwärts hält, und das so bestimmte unpaarige Ambulacrum nach vorn, und man geht die Peristomplatten in derselben Reihenfolge durch, welche bei der Untersuchung der irregulären Echinoideen befolgt wurde, dann findet man nicht bloss, dass alle Peristomplatten zusammengesetzt sind, — sie mögen da- her Grossplatten heissen — , sondern auch, dass la, IIa, Illb, IVa, Vb alle ternär sind, d. h. jede besteht aus drei noch unterscheidbaren Primärplatten, während Ib, IIb, Illa, IVb, Va binär sind, aus zwei Primärplatten gebildet. So sind auch hier die Peristomplatten der Reihe la . . . Vb grösser als die der Reihe Ib . . . Va, und haben auch mehr Poren. In beiden Reihen hat die erste Primärplatte zwei Poren, ein vollständiges Porenpaar und eine, welche nur aus einer Bucht am Rande selbst besteht, und es kann angenommen werden, dass diese Primärplatte eine Ueber den Bau der Echinoideen. 25 Vereinigung von zwei auf einem noch weit jüngeren Sta- dium getrennten Platten ist, von denen die zuerst ge- bildete, wie alle anderen, einen vollständigen Doppel- porus hatte, welcher dann beim Wachsthum an den Rand gerückt, reducirt worden ist, indem ihr oberes Rohr ge- schlossen, das untere abgescheuert, und dadurch in nur eine mehr oder minder tiefe Buchf verwandelt wurde. Siehe Taf. IV, Fig. 2—8. Die primären Ambulacralplatten sind bei den Lati- stellae theils ganz, d. h. solche, welche den ganzen Ab- stand zwischen dem Interradium und der Mittelnaht des Ambulacrums einnehmen, theils halbe, solche, welche von dem Interradium bis etwa zur Mitte der ganzen reichen, und da in mehr oder weniger deutlicher Spitze endigen Die Grossplatten des Peristoms der Ambulakralreihe la . . . Vb bestehen bei sehr jungen Individuen meist aus einer ganzen adoralen, einer halben intermediären und einer ganzen aboralen Primärplatte, aber bisweilen sind alle drei ganz; in der Reihe Ib . . . Va sind beide Primär- platten immer ganz. Die Ordnung, welche in dem Ambulacrum an dem Peristom herrscht^ kehrt auch an dessen Spitze wieder. Die Corona eines jungen Toxopneustes dröbachensis von 4 Mm. Durchmesser und 2,4 Mm. Stoma, zeigt das Verhal- ten, wie es aus untenstehender Tabelle hervorgeht, welche für jede Grossplatte die Anzahl ihrer Primärplatten an- gibt, von denen die halben in Parenthese eingeschlossen sind. Gross- platten 1 2 3 4 5 6 7 la l.(2.)3. l.(2.)3. l.(2.3.)4. l.(2.3.4.)5. l.(2.3.4.)5. 1.(2. IIa » l.(2.3.)4.^ 1.(2.3.4. Illb l.(2.3.)4.^ 1.(2.3.4. IVa » » l.(2.3.)4. l.(2.3.)4. 1.(2.3.4. Vb » l.(2.3.)4. l.(2.3.4.)5. 1.(2. Ib 1.2. l.(2.)3. l.(2.3.)4. l.(2.3.)4. l.(2.3.4.)5. l.(2.3.4.)5. 0. IIb » B » » 1. Illa » »BD 1.2 IVb y> » B » 1. Va )> » » .» » »1. Man sieht, dass die Anzahl der Primärplatten in 26 Loven: jeder Grossplatte sich vom Peristom gegen den Scheitel hin vergrössert. In den Reihen der Serie la . . . Vb ist die Zunahme nicht ganz regelmässig, sondern in den Grossplatten 3 und 4 etwas ungleich, was individuell sein mag, aber die Reihen des Bivium la und Vb stimmen vollkommen überein, selbst in der letzten Platte, da auch das Trivium eine Gruppe von gleich ausgebildeten Platten bildet. In der Serie Ib . . . Va dagegen ist die Zunahme überall dieselbe. In der Grossplatte 3 haben einige In- dividuen l.(2.)3. Die älteste in der Corona ist in jeder Reihe die Peristomplatte 1, jünger jede davon entferntere Platte, und die jüngste ist die, welche an die Ocularplatte des Scheitels stösst. Die jüngste hat nicht dieselbe Ordnungs- zahl in beiden Reihen der Serien. In den Reihen def Serie la . . . Vb ist es die sechste, in denen der Serie Ib . . . Va die siebente, mit der vielleicht individuellen Ausnahme Ib, so dass diese Serie, welche im Peristom eine Primärplatte weniger hat als die Serie la . . ♦ Vb, in ihrem hinzuwachsenden Ende eine oder mehrere mehr hat als diese, indem nicht nur die G rossplatte 6 vollendet, sondern auch die Grossplatte 7 angelegt ist. Jede Grossplatte entsteht so, dass an dem aboralen Rande einer vorhergehenden abgeschlossenen Grossplatte sich die erste Primärplatte der neuen absetzt, an diese die zweite u. s. w. Alle Primärplatten, selbst die halben, sind ursprünglich in ihrer ersten Anlage ganze Platten, d. h. sie reichen von dem Interradium bis zur Mittelnaht des Ambulakrums. Später, während der ganze Complex von Primärplatten, welcher die Grossplatte bildet, in die Breite wächst, und schon ehe er durch die letzte Primär- platte abgeschlossen ist, nimmt die intermediäre in ihrem Wachsthum ab, und während sie ihre Lage in der Grenze des Ambulakrums gegen das Interradium beibehält, ent- fernt sich ihr verschmälertes Ende von ihrer Mittelnaht. Die zuerst gebildete von diesen Intermediären ist stets die kleinste, die später hinzugekommene allmählich grösser, und daher kommt es, dass die ganze Gruppe von inter- mediären Primärplatten die Gestalt einer dreiseitigen lieber den Bau der Echinoideen. 27 Figur erhält, deren Spitze gegen die Mitte der Gross- platte nur aus dem zuletzt hervorschiessenden Ende be- stellt. Es ist auch aus allem diesem deutlich, dass diese intermediären Platten nicht später hinzukommen, nicht sekundär oder eingekeilt, sondern dass sie in der Reihen- folge mit den zwei äussern ganzen Platten gebildet wer- den. x\ber diese wachsen in weit höherem Verhältniss, so dass sie bald einander berühren, wo die intermediären aufhören, den grössten Theil der Area der Grossplatte und ihren ganzen Rand an der Mittelsutur ausmachen. Die jüngsten Grossplatten sind merklich länger in der Richtung vom Scheitel zum Peristom, als breit. Aber in dem Maasse, wie jede Grossplatte wächst und gleich- zeitig sich vom Scheitel entfernt, wird sie breiter im Verhältniss zu ihrer Länge. Die grösste Peripherie der Corona ist immer so gelegen, dass die halbe Anzahl der Platten, und etwas darüber, ventral ist, d. h. zwischen ihr und dem Peristom liegt, während der Abstand von ihr bis zum Peristom immer geringer ist, als bis zum Scheitelringe. Während des Wachsthums schreitet somit eine Zusammendrückung der ventralen Platten von oben nach unten fort, und so stärker je älter sie sind, und im Verein mit der Bewegung, welche daneben in jeder Grossplatte stattfindet, bildet sich ihre Form auf eine re- gelmässige Weise um, und verändert zugleich die Lage der Poren. Bei den jüngsten Individuen, welche unter- sucht worden sind, haben alle Tentakelporen (mit Aus- nahme der allerersten abgebrochenen) ihre Stelle an der Naht gegen das Interradium, und die, welche einer und derselben Grossplatte angehören, bilden zusammen einen Bogen von schwacher nach aussen convexer Bie- gung. Dies sind die primordialen Porenbogen. Aber die Tentakelporen beginnen sehr bald sich zu verschieben, und eine andere Lage einzunehmen und schliesslich andere secundäre Bogen zu bilden, welche für das ganze Leben des Thieres dieselben bleiben, und sind so bezeichnend, dass man sie zu Gattungscharakteren benutzt hat. Das Charakteristische für das Endresultat dieser Verschiebung ist, dass die Poren der ganzen Primärplatten, auch im Ver- 28 Loven: hältniss zu der Grösse der Platte, eine grössere Bewe- gung haben als die halben. Jeder Porus, welcher zu einer ganzen Primärplatte gehört, entfernt sich allmählich von ihrem Rande und nähert sich der Mitte. Innerhalb jeder Grossplatte ist diese Bewegung am stärksten auf der ersten adoralen Primärplatte, und vereint mit einem Ziehen nach unten; auf der letzten aboralen Primärplatte findet dieselbe Verstossung statt, jedoch in geringerem Grade. Unter den intermediären halben Platten ist die Verschiebung der Poren gar nicht oder fast unmerklich auf der ersten, bedeutender und zunehmend bei den fol- genden. Somit verschiebt sich, wenn eine Grossplatte aus einer ersten ganzen Primärplatte, 1, drei interme- diären (2, 3, 4) und noch einer ganzen Platte 5 zusam- mengesetzt ist, der erste Porus am weitesten nach innen, fast bis zur Mitte der Platte, der zweite behält seine ur- sprüngliche Stelle bei, der dritte hat sich ganz unbedeu- tend nach innen gezogen, der vierte etwas mehr, der fünfte noch mehr. Aber von dieser ungleichen Bewegung wird es eine Folge, dass der erste Porus nicht mehr dem ursprünglichen Porenbogen angehört^ sondern sich davon getrennt hat, und in einen neuen Bogen eingegangen ist und ihn abschliesst, einen secundären, dessen übrige Glieder aus den Poren der vorhergehenden Grossplatte bestehen, mit Ausnahme der ersten. Die Bogen von 3, 4, 5, 6 oder 7 Poren, welche Toxopneustes charakterisiren, und in denen die Anzahl der Poren auf der Zahl der in- termediären Platten beruht, wird also immer von dem zweiten Porus in einer Grossplatte bis zu dem ersten der folgenden einschliesslich gerechnet. Diese Veränderun- gen des Ambulakrums sind in Fig. 2 — 8 dargestellt. Im Peristom scheint, selbst bei Individuen von ge- ringer Grösse, durch die Verschiebungen alle Ordnung verschwunden zu sein. Das ist jedoch nur scheinbar so. Eine genaue Untersuchung zeigt, dass sich Alles nach demselben Gesetz ordnet. Die Peristomplatten der Serie la . . . Vb zeigen folgende Umbildungen. Der rudimentäre Doppelporus 1, welcher nur als eine Bucht am Rande selbst übrig bleibt, üeber den Bau der Echinoideen. 29 schiebt sicli allmählicli vor der Mitte der ersten Platte vorbei und wird immer mehr unansehnlich. Denn wäh- rend die Corona gegen ihren Scheitelpol hin wächst, ver- schwindet Etwas von ihrer festen Substanz am Rande des PeristomS; wo ihre Kalklage langsam resorbirt wird, was zur Folge hat, dass der Porennapf; welcher sich dahin zieht, gleichsam angefressen wird, und einen grösseren oder kleineren Theil seines Walles verliert. Der voll- ständige Doppelporus, 2, in der ersten Primärplatte (l,i), welche eine Ganzplatte ist, schiebt sich, wie sie, von der Naht gegen die Mitte und nähert sich zugleich dem Rande, um da nach und nach einen guten Theil des Walles um seine untere Röhre zu verlieren, nachdem die obere all- mählich angefüllt und blind geworden ist. Diese beiden Poren, 1 und 2, bilden fortdauernd ein Paar für sich. Die zweite Primärplatte (1,0) ist eine Halbplatte; ihr Perus (3), entfernt sich sehr unbedeutend von seinem ursprünglichen Ort, beginnt den ersten deutlichen secun- dären Bogen, aber nähert sich, durch starke Abnahme und Unterdrückung der ersten Primärplatte, dem Rande, wo auch er in seiner Reihe einen Theil seines Walles verliert. Die dritte und letzte Primärplatte der ersten Grossplatte (1,3) ist wieder Ganzplatte, und ihr Perus, 4, schiebt sich auch nach innen, und weiter als der vor- hergehende. Der Perus 5, welcher zu der ersten Primär- platte der zweiten Grössplatte gehört (2,i), ist als solcher wieder der meist bewegliche, wandert weit von der Naht, und schliesst den ersten secundären Bogen der drei Poren 3, 4, 5. Der Porus 6, der auf der intermediären Halb- platte 2,2 liegt, bleibt auf seiner Stelle wie der erste des zweiten Bogens, wieder von drei Poren, von welchen der zweite, 7, in der Primärplatte 2,3 sich nicht unbedeu- tend nach innen zieht, obwohl nicht so sehr wie der dritte, Porus 8, welcher zur Primärplatte 3,i gehört. Mit dem Porus 9, Primärplatte 3,2, fängt wieder ein dritter Secundärbogen von vier Poren an, welcher sich nach derselben Regel bewegt wie die vorigen, nämlich 9, Platte 3,2, 10, Platte 3,3, 11, Platte 3,4 und 12, Platte 4,i. Wäh- rend dessen, dass diese Verschiebungen vor sich gingen, .30 L o V e n : sind gleichzeitig die Grossplatten 1, 2 und 3 immer stärker zusammengedrückt worden. Bei einem Individuum, Fig. 2, machen sie zwei Drittel der ganzen Höhe der Corona aus, und die grösste Peripherie fällt in die Nähe der Naht zwischen 2 und 3; bei Fig. 3 liegen sie alle unter der Linie der grössten Peripherie, nehmen weniger als die Hälfte der Höhe der Corona ein und ihre Breite ist etwas grösser als ihre Höhe. Besonders die erste Gross- platte, 1, die Peristomplatte, wird stark zusammengedrückt, ihre Poren bleiben zurück im Wachsthum, ihre obere Röhre wird kleiner oder schliesst sich, Perus 2 verliert im Peristomrande immer mehr von seinem Wall, Perus 3 geht allmählich denselben Weg, die Stachelhöcker ver- schwinden ganz und gar oder zum grössten Theil, und bei dem Individuum Fig. 6 ist die Naht zwischen den Grossplatten 1 und 2 verschwunden, sie sind verschmolzen zu einer einzigen binären Grossplatte der zweiten Ord- nung, 1+2, zusammengesetzt aus sechs Primärplatten, welche nun nicht mehr unterschieden werden können, und der grosse Staöhelknopf, den sie trägt, ist der, welcher ursprünglich der Grossplatte 2 angehörte. Bei dem In- dividuum Fig. 7 ist diese doppelte Grossplatte 1+2 noch mehr zusammengedrückt worden, von dem Perus 2 ist nur die Hälfte übrig, vom Perus 5 wenig mehr. Nun versehwinden immer mehr die Nähte der Primärplatten innerhalb der Grossplatte 3 und in dem Individuum Fig. 8 ist auch diese vollständig mit 1 + 2 zusammengeschmol- zen zu einer einzigen ternären Platte der dritten Ordnung, 1 + 2 + 3, zusammengesetzt aus elf Primärplatten, folg- lich mit 11 Poren versehen, so gestellt, dass sie gezählt werden können 1, 2; 3, 4, 5; 6, 7, 8; 9, 10, 11 und, um diesen Bogen zu beschliessen, 12 auf der folgenden Gross- platte, 4, d. h. in Gruppen von 2, 3, 3, 4 u. s. w. Die Gestalt dieser grossen zusammengesetzten Platte ist nun so geworden, dass sich die Breite zur Höhe ungefähr wie 1 : 0,7 verhält. Bei dem jüngsten Exemplare Fig. 2, wo die drei Platten freilich getrennt sind, verhält sich die Breite zu ihrer gemeinschaftlichen Länge wie 1 : 2,25. In den ersten Coronalplatten, welche zur Serie Ueber den Bau der Echinoideen. 31 Ib . . . Vca gehören, gehen entsprechende Umsetzungen vor, mit nur solchen Abweichungen, die darauf beruhen, dass die Grossplatte 1 aus nur zwei Primärplatten be- steht. Auch hier verschmelzen, wie es scheint, fast früher als in der Serie la . . . Vb, die Platten 1, 2 und 3 mit- einander. Die durch Verschmelzung schliesslich entste- hende ternäre Grossplatte der dritten Ordnung hat dann zehn Poren so geordnet, dass sie gezählt werden können 1,2; 3,4; 5,6,7; 8,9,10, und um den Bogen abzuschliessen 11 auf der nächsten Grossplatte 4; — folglich 2,2,3,4 u. s. w. Man erkennt die Peristomplatten der Serie Jb . . . Va an der zweiten Ziffer; sie ist 2, aber 3 in der Serie la . . . Vb, und dies Kennzeichen ist constant bei den Latistellae, welche sich dadurch orientiren lassen. Der vierte Bogen, welcher hier vier Poren hat, hat bei einem oder dem andern Individuum nur drei, d. h. die Gross- platte 3 hat nur eine intermediäre Primärplatte. Einige Variabilität scheint hierin zu herrschen. Bei den Echiniden sind die Tentakelporen Doppel- poren. Innerhalb eines von einem mehr oder weniger erhöhten Wall begrenzten ovalen Hof oder Napf münden zwei aufrechte Gänge aus, durch welche die Wasserlei- tung zu dem Tentakel geht. Ihre Mündungen auf der Innenseite der Schale sind bedeutend weiter entfernt als die äusseren. Diese Gänge durchbohren also die Dicke der Schale in schiefer Richtung. Vergleicht man die Stellung der äusseren Mündungen mit den inneren auf derselben Platte von ungleichem Alter und Dicke, so findet man, dass die inneren nicht so sehr ihre Lage ver- ändern, wie die äusseren, so dass die Gänge, welche bei den jüngeren den kürzesten Weg von innen nach aussen nehmen, beim Wachsthum allmählich in schiefer Richtung nach der Mitte gezogen werden, in demselben Maasse, wie die äussern Mündungen sich verschieben. Die Be- wegung, welche in der Substanz der Platte stattfindet, ist also nicht in ihrer ganzen Masse dieselbe, und hat je näher der äusseren Seite eine überwiegende Richtung nach der Mittelnaht des Ambulakrums. 32 L 0 V e n : So wächst, bei Toxopnenstes dröbachensis, das Am- bulakrum uDtcr gleicLmässig fortschreitenden Verände- rungen der Platten und Poren, aber selbst bei dem grösstea Individuum erkennt man an ihrer Form und Gruppirung im Peristom den verschiedenen Charakter der beiden un- gleichen Serien. Die Zahl, mit w^elcher die Disposition der Poren bei dieser Art bezeichnet werden kann, in der Serie la . . . Vb : 2,3,3,4 u. s. w. und in der Serie ; Ib . . . Va : 2,2,3,4 u. s. w., findet sich nicht bloss bei den gattungs- verwandten Arten wieder, wie Toxopnenstes brevispino- sus, T. lividus, sondern auch bei Loxechinus albus, Echi- nus esculentus, Lyteqhinus variegatus, Tripneustes ven- tricosus, Boletia heteropora, Amblypneustes ovum, Temno- pleurus toreumaticus, in der That überall bei den Lati- stellae, sogar bei den Echinometrae. In der Disposition der Poren um das Peristom kehrt bei der westindischen Echinoraetra lucunter L. dieselbe Zahl mit in die Augen fallender Deutlichkeit wieder. Der Madreporit liegt, wie bei allen andern, im vordem rechten Interradium, und die vorn-hinten Achse des Thieres fällt nicht, wie Job. Müller zu finden vermeinte, mit dem längsten Durch- messer der ovalen Schale zusammen, sondern ist schief, wie Agassiz annahm, denn der Längsdurchmesser geht durch das Ambulakrum 1 und das entsprechende Interra- dium 3, und in seiner senkrechten Ebene liegt die Bo- genlinie für die Wölbung der Schale. Symmetrisch sind dagegen Heterocentrus und Colobocentrus, bei welchen der kurze Schalendurchmesser zugleich die vorn-hinten Achse ist, in deren Richtung auch das Peristom verlän- gert ist, an der hinteren Bucht am tiefsten. Es ist die Stellung, welche Joh. Müller bei dieser Gattung als die richtige annahm. Aber die Lage, welche der Madre- porit dadurch erhält, hielt er für eine Ausnahme von der, welche er als die normale sowohl bei Echinus wie bei Cidaris ansah, im linken hinteren Interradium. Das ver- hält sich nicht so. Mit Ausnahme von den Clypeastriden ist bei allen Echinoideen der Zusammenhang des Madre- poriten mit der vorderen rechten Scheitelplatte constant. Üeber den Bau der Ecbinoideen. 33 Ist seine Lage zu fäll Igor weise unbekannt, so findet man sie bei den Latistellae aus der Formel für die PorensteK lung der peristomialen Platten, und damit die vorn-hintere Achse der Schale, und die Eintheilung in ein Trivium und ein Bivium. Die Latistellae haben in der Mundhaut zehn freie Porenplatten. Man könnte fragen, ob nicht diese sehr frühzeitig von der Corona abgelöst worden sind, ehe sich noch die Auriculao entwickelten. Genaue Untersuchungen unter günstigen Umständen müssen die Antwort geben. Ein kleiner Toxopneustes dröbachensis, 2 Mm. im Durch- messer, hat bereits die fünf Paare grosser Platten in der Mundhaut, jedes Paar vor einem Ambulakrum, Fig. 9. Von diesen zehn Platten sind die der Serie Li . . . Vb grösser, aber entbehren der Tentakelporen, die anderen fünf der Reihe Ib . . . Va dagegen kleiner und jede mit ihrem Perus und ihrem Tentakel versehen, d. h. diese letztere Reihe ist hier, wie immer der ersteren an Grösse nachstehend, an Entwickelung voraus. Auf einem noch viel früheren Stadium, Fig. 10, wenn das Echinus-Junge, 0,6 Mm. im Durchmesser, keinen Ueberrest seines Pluteus mehr zeigt, aber noch keine Andeutung weder von Mund noch von After verräth, bewegt es sich, wie wir durch Job. M ü 1 1 e r's Untersuchungen erfahren haben, vermittels fünf grosser mit Saugscheiben versehener primordialen Tentakeln, welche in gleichem gegenseitigen Abstände aus unbedeutenden Vertiefungen nicht weit vom Rande der ventralen Oberfläche des linsenförmigen Körpers her- vorgehen, w^elche gegen den Pluteus gewendet gewesen war. Innerhalb dieser grossen Tentakel liegen in einem Kreise fünf Paar Kalknetz-Schciben von rundlicher, nach innen länglicher Gestalt. Jede Scheibe hat nahe ihrem aboralen Ende eine deutliche, gleich begrenzte, ovale, nach aussen spitzige OeiJ'nung, über welcher einer von den zehn kleineren Tentakeln steht, Fig. 12, 13. Diese fünf Paar Scheiben können nichts anderes sein, als die Anlagen der ersten primären Ambulakralplatten, um so viel mehr, als zwischen den Paaren, nahe der Peripherie, fünf kleinere fast trianguläre Scheiben sich einschieben, Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 3 34 Loven: welche dann der erste Anfang der Interradien sein wer- den. Jeder der fünf grossen primordialen Tentakeln hat seine Basis in der Linie, welche jedes. Paar der zehn kleineren später hinzugekommenen theilt, da wo die Mit- telsutur des Ambulakruras künftig ausgehen soll. Können diese fünf einzelnen Tentakel etwas gemeinsames mit den Tentakeln der Mundhant haben, welche auch zuerst ein- zeln auftreten? Krohn sagt, sie werden resorbirt, ver- schwinden, früher als der Mund sich öffnet, und die zehn paarigen Tentakel werden an ihrer Stelle Bewegungs- organ ^). Die hier gegebene Erörterung von der Entwicke- lung und den Veränderungen der Ambulakren bei den Latistellae zeigt, dass beim Wachsthum des Echinus beide Reihen der Primärplatten, gleichsam getragen von einem langsam fortschreitenden Strom, sich von den Punkten an den Ocularplatten, wo sie entstehen, wie von ihrer Quelle sich gegen das Peristom nieder bewegen. Da begegnen sie den Aurikeln, welche zu den Kauorganen gehören, nicht zur Corona, mit ihren an der Innenseite der ältesten Platten festgewachsenen Basen. Durch ihren Widerstand geschieht es, dass bei den Latistellae das Peristom die feste Grrenze der Corona gegen die Mund- haut wird, und dass bei ihrem Wachsthum und dem gleich- zeitigen Druck der Primärplatten nach unten, das Ge- dränge entsteht, welches die regelmässigen Vorschiebun- gen, Verrückungen und festen Verschmelzungen der Platten zur Folge hat, die die Lage der Poren scheinbar verwirrt machen. Anders verhalten sich die Angustistellae, die Cida- riden. Bei ihnen sind alle Primärplatten der iimbulakren ganz, bleiben es immer, und unter einander deutlich un- terscheidbar durch Nähte, die durch keine Verschmelzung vertilgt werden. Sie sind daher während des ganzen Lebens so, wie die Primärplatten bei den Jungen der Latistellae in ihrer ersten Anlage, und bilden eine schmale, fast gleich breite, einfache und ungestörte Folge, welche 1) Müller's Archiv 1851, p. 351. lieber den Bau der Echinoideen. 35 mit regelmässigen Biegungen, die nicht ursprüngliche Bogen sind, sondern von den alternirenden Rändern der grossen Interradialplatten bestimmt werden, zwischen diesen langsam in der Richtung gegen den Rand der Corona herabrücken. Da leisten die Basen der Aurikeln keinen Widerstand. Sie ruhen ganz und gar auf den In- terradien, zu den Seiten der Ambulakralstrasse, die sie so offen lassen, dass kein Hinderniss eine Verschiebung oder Ausdehnung in die Breite hervorruft. Im Gegentheil, wenn eine Primärplatle im Ambulakrum den Rand der Corona erreicht, löst sich die Naht auf, welche sie bisher mit der nächstfolgenden Platte verband, sie wird frei, und fliesst wie aus einer Flussmündung heraus in die Mundhaut. Zu gleicher Zeit erfolgt eine Veränderung Fig. 2. Cidaris hystrix, Ambulacrum III; die neunte Platte Ib ist im Begriff sich abzulösen ; ihre Nebenplatte la ist bereits frei und ist in eine Lamelle übergegangen. 36 Loven: in ihrer Form. Der bogenförmige Auswuchs an der Innen- seite jeder Platte, welcher um so höher ist je näher dem Peristom, wird resorbirt^ wenn er sich iöst^ und ver- schwindet schnell. Die Platte nimmt an ihrem unteren Rande ab und ihr Stachelhöcker vermindert sich, aber sie nimmt stark an Breite gegen das Tnterradium zu, und an Höhe, und verdünnt sich auf diese Weise zu einer Lamelle, einer Schuppe, welche sieb mit ihrem unteren Rande über ihre Vorgängerin legt. Die Poren kommen dadurch in einer allmählich tieferen Einsenkung zu liegen, werden transversal ausgezogen, und verändern ihre gegen- seitige Stellung zur longitudinalen. In den auf diese Weise entstehenden Schuppenreihen in der Mundhaut der Cidariden sind die Paare, welche den Mund zunächst umgeben, die ältesten Platten, die übrigen haben sich, jede in ihrer Reihenfolge, von der Corona abgelöst, und nach und nach die Anzahl der Lamellen in jeder Reihe vermehrt. Der grosse Unterschied zwischen den Cidariden und Latistellae liegt in dieser verschiedenen Bewegung der Ambulakren. Darin, dass diese bei den ersteren am Peri- stom das Ambulakrum in seine Elemente, die Primärplatten, auflöst, und sie in freie dachziegelartige Lamellen über- gehen lässt, ist sie allerdings der homologen Bewegung ent- gegengesetzt, welche bei den Latistellae mit ihrer Vereini- gung zu Grossplatten endigt, welche im Peristom zu einem festen Ringe verschmelzen. Und doch herrscht darin auf das deutlichste dasselbe Gesetz wie bei allen übrigen Echi- noideen. Eine genaue L^ntcrsuchung zeigt, dass von den ältesten Schuppen, welche zunächst den Mund umgeben, die der Serie la, IIa, Illb, IVa, Vb angehörigcn ein wenig grösser sind als die, welche die Serie Ib, IIb, Illa, IVb, Va ausmachen. Verfolgt man die Reihen aufwärts, gegen die Corona hin, so findet man, dass die früheren überall mit ihren Seitenrändern die späteren bedecken und wenn man die Corona erreicht, sieht man, dass diese Lage der- selben davon herrührt, dass die Platten der ersteren Serie später an den Rand kommen, und nicht eher anfangen sich abzulösen, als nachdem ihre Nebenplatten aus der späteren Serie bereits vollständig frei sind und sich in üeber* den Bau der Echinoideen. 37 die dachziegelartigen Reihen derMimdhautzii ordnen begin- nen. Und diese Verschiedenheit lässt sich durch das ganze Ambulakriim erkennen. Von jedem Plattenpaar kommt immer die, welche der Serie la . . . Vb angehört, nach der aus der Serie Ib . . . Va, und von dem an den Ocu- larplatten neugebildeten Paar ist immer die Platte der ersten Serie minder ausgebildet als die der späteren, oder sogar noch nicht angelegt. Bei einer Cidaris hystrix von 28 Mm. Durchmesser ist die Anzahl der Platten vom Munde zum Scheitel in la : 54 aber in Ib : 55 „ IIa:54V3 „ „ IIb:55V2 ;, Illb : 54 „ „ Illa : 54 V2 „ IVa : 56 „ „ IVb : 56 V2 „ Vb : 56 „ ,, Va : 56V2. Vergleicht man mit den Latistellae die verschiedenen Gruppen der irregulären Echinoideen, dann kommt Echi- noneus ihnen im Bau der Ambulakren am nächsten. Alle Poren sind Doppelporen. Ebenso haben bei den Spa- tangiden und Cassiduliden die Peristomplatten der Serie la . . . Vb zwei Poren, d. h. sie bestehen aus zwei sehr frühzeitig verschmolzenen Primärplatten, die der Serie Ib . . . Va bloss einen, und in der ersteren ist der un- terste Porus marginal und abgebrochen, und hat oft seine obere Röhre obliterirt, wie bei den Echiniden. Aber die Mundhaut ist ohne Porenplatten. Obgleich die Poren- reihe einfach ist, wechseln doch ganze und halbe Platten mit einander in regelmässiger Reihenfolge, welche nicht dieselbe bleibt vom Scheitel bis zum Peristom. Die neu- gebildeten Platten sind ganz, darauf ordnen sie sich in Gruppen von drei, zwei halbe aborale und eine ganze adorale. Allmählich wächst die obere der ersten aus und wird ganz^ und umfasst zusammen mit der adoralen die halbe intermediäre. Aber diese Gruppen vereinigen sich nicht in der Nähe des Peristoms zu Grossplatten durch die Verschmelzung der Nähte, wie bei den Latistellae. Darin stimmt wieder Ecbinoncus mit diesen überein, dass die Veränderung der Platten, welche eine Folge ihres Wachsthums unter Hinzukommen neuer nach oben 38 Loveii: bin ist, auf eine gleichmässige Weise ilurch das ganze Ambulakrum vor sich geht, welches auch vom Pcristom bis zum Scheitel überall keine anderen Tentakel trägt als cylindrischc mit Saugscheiben, in welchen ein Kalk- nctz-Ring liegt. So ist es nicht bei den andern drei Gruppen von irregulären Echinoideen, wo die Kiemen, bei den Cassiduliden und Clypeastriden in allen fünf Am- bulakren, bei den Spatangiden in den meisten Fällen in den vier paarigen, einen Antheil haben, die beim Wachs- thum die blattartigc Form annehmen, welche den Namen Petalum bekommen hat, während die Platten der Seiten fast ihre erste Form behalten, und die der Mundarea mit ihren elgenthümlichen Tentakeln allmählich zusammen- gedrückt und verändert werden. Während bei den Echi- niden und Clypeastriden das Perlstom in seinem nahen Zusammenhang mit den Kauwerkzeugen kreisförmig oder fünfeckig bleibt, wie es von Anfang an war, wenn es auch bei einigen, z. ß. Echinometra oder Echinocidaris, mit dem Alter davon einigermassen abweicht, ist sein Verhalten bei den Cassiduliden und Spatangiden, welche keinen Kauapparat besitzen, ein ganz anderes. Bei beiden verändert es im Wachsthum seine P^rm, — wie es bei Echinoneus sein mag, bleibt noch zu ergründen. Wenn Cassidulus noch ganz jung ist, ist das Peristom pentagonal mit abgerundeten Ecken, und von seinem Rande nehmen die Ambulakren grössere Theile ein als die Intorradien, mit Ausnahme des Labrum; bei den Erwachsenen ist das Verhältniss umgekehrt, indem die Peristomplatten der Interradien, insonderheit in 2 und 3, beim Wachsthum aufschwellen und dem Pentagon die eingebogenen Seiten geben, wie sie für diese Gruppe bezeichnend sind, und zwischen welchen die keilförmig zusammengedrückten ersten Platten der Ambulakren die vorspringenden Winkel umschliessen. iVber der Mund, allmählich transversal ver- längert, verbleibt in der Mitte seiner nackten Haut. Im Zusammenhang mit dieser Umbildung des Peristoms steht die mit dem Alter eintretende Verrückung und Verschie- bung der näher dem Peristom belegenen Primärplatten, und die bedeutende Veränderung ihres anfänglichen Verhaltens, lieber eleu Bau der Echinoideen. 39 wodurch die Disposition entsteht, welche D es or Phyllod nennt. Es bleibt noch übrig an Individuum von verschiede- nem Alter ihreEntstehimg und ihrenFortgang zu untersuchen. Bei den allermeisten jetzt lebenden Spatangiden stimmen die vier paarigen Ambulakren darin mit einander überein, dass sie gegen den Scheitel mit Petala endigen, während das unpaarige vordere Ambulakrum seinen eige- nen Bau, und bei einer Gattung, Echinocardium, sogar die sonst nicht vorkommende Abwechslung von ganzen und halben Platten hat. Es dürften nicht mehr als zwei Gattun- gen gefunden werden, die hierin eine Ausnahme machen. Die eine ist Lissonotus fragilis Alex. Agassiz aus grosser Tiefe zwischen Cuba und Florida. Die andere wurde bei der Expedition der Corvette Josephine im Jahr 1869 von Smitt und Ljungmanbei den Azoren vor Villa Franca in 200—300 Faden Tiefe entdeckt. Eine Aehnlichkeit, welche dieser Spatangid auf den ersten Anblick von oben mit gewissen Formen von Ananchytes ovata hat, veran- lasst den Namen Palaeotropus ; die Art mag P. Josephinae heissen. Alle fünf Ambulakren liegen in der Ebene der Schale, ohne die geringste Einsenkung, und sind apetal, so dass sie alle gegen den Scheitel gleichförmig auf die Weise endigen, dass ihre jüngsten fünf oder sechs Platten eine einfache und schmale Reihe bilden, wie man es sonst nirgends sieht, in welcher jedoch die abwechselnde Lage der Poren angiebt, zu welcher Seite jede Platte zurechnen ist. Die Reihen des Triviums stimmen allerdings überein, die unpaarige ist nicht vertieft, und die dorsale Wölbung der Schale gleichförmig innerhalb des verkehrt eiförmigen Umkreises. Diese Charaktere weichen sehr von den jetzt lebenden Spatangiden ab ; andere stimmen mit ihnen über- ein. Der Mund hat eine vorstehende Lippe, und das etwas plattgedrückte Hinterende eine infraanale Fasciola. Die zwei Genitalöffnungen entsprechen den paarigen hin- teren Interradien 1 und 4; die Ocularplatten sind sehr deutlich, aber die Scheitelplatten können nicht unterschie- den werden, die rechte vordere hat jedoch eine begrenzte unregelmässige Oeffnung, welche der Madreporit ist. Die Länge des beschriebenen Thieres ist 11,7 M., die Breite 40 Luven: 9;l Mm. Die Gegenwart einer Fasciola und ein ausge- bildetes Labrnm vereinigen Palaeotropus mit den Spa- tangiden, wenn man von ihrer Charakteristik die Petala und die Verschiedenheit des unpaaren frontah3n Ambula- krums von den übrigen ausschliesst. Es gibt keinen jetzt lebenden Öpatangiden, welcher den Tentakelporus in irgend einer der Platten des fron- talen Ambnlakrnms entbehrt. Bei allen sind ihre ältesten ventralen Platten, innerhalb der Mundarea, gleich den übrigen des Ambulakruras, und die jüngeren näher dem Scheitel gelegenen, haben mehr oder weniger deutliche Doppelporen, dadurch dass die langgezogenen Oeffnungen in der Mitte durch eine von den Rändern hervorgewach- sene Partie geschlossen sind. Weil die Spatangiden im Allgemeinen nicht gleich viel in den verschiedenen Radien wachsen, sondern meist mehr in der Richtung des Biviums als in der des Tri- viums, verhalten sich ihre xAmbulakralplatten, welche mit Ausnahme der peristomialen la . . . Vb immer einfach oder primär sind, verschieden. Wie bei allen irregulären Echinoideen hat die Corona eine feste Grenze im Peristom. Sehr junge Spatangiden von wenigen Millimetern Länge, welche mehr abgerundet sind als die älteren und den Mund näher der Mitte haben, haben ein fünfeckiges Pe- ristom und so nahezu gleichseitig, dass es vermuthlich auf einem noch früheren Stadium vollkommen gleichseitig gewesen ist, s. den Holzschnitt Fig. 3. Seine Seiten liegen alle in der Schalenebene, oder sind, wie bei Hemiaster, und andern, eben darin eingesenkt. In Uebercinstimmung mit dieser Form des Peristoms bleiben auch die Antheile der Ambulakren und Interradien daran. Im Gegensatze zu dem was bei Cassidulus stattfindet, nehmen die ersten nur einen geringen Theil ein^ indem sie die Winkel des Penta- gone umschliessen, die letzteren viel breiter und untereinan- der fast gleichbreit, bilden den grössten Theil seiner Seiten. Der Mund ist nun in der Mitte der Mundhaut. Die be- deutende Veränderung, welcher das Peristom demnächst unterworfen ist, besteht darin, dass seine Arabulakralplatten an Breite zunehmen, besonders im Trivium, w^ahrend die Ueber den Bau der Echinoideen. 41 Peristom platten der paarigen Intcrradien nicht in dem- selben Maassc in die Breite wachsen, besonders nicht die des hinteren Paares, und die des unpaarigen Interradiiiins, des Labrum, sich ausbreitet, hervortritt und sich wölbt, zu gleicher Zeit wie der Mund, nach und nach verlängert, sich allmählich nach hinten zieht, so dass dergrössteTheil der mit Platten belegten Mundhaut vor ihm zu liegen kommt, bloss ein schmaler Rand hinterwärts, und von der vortretenden Lippe verborgen wird. Wenn das Individuum ausgewachsen ist, sind mit Ausnahme des Labrum die Ambulakren des Triviums am Peristom breiter als die Interradien, bei Breynia sind sogar die Peristomplatten der paarigen In- terradien 2 und 3, 1 und 4 ganz und gar vom Peristom fortgedrängt, und bei Atrapus grandis, Moera atropos und Micraster cor anguinum die des Paares 1 und 4. Es sind besonders die paarigen Ambulakren II und IV, deren Pe- ristomplatten, bei Jungen länger als breit und fast keil- förmig, bei den älteren breiter als lang sind, und so ver- schoben, dass, während bei kleinen Individuen von Bris- sopsis lyrifera von 4,6 Mm. Länge der vordere Rand der Peristomplatte in den Interradien 1 und 4 fast ganz von zwei Platten in den Ambulakren II und IV entsprochen wird, sie bei älteren Individuen drei Platten aufnehmen. Eine Bewegung findet somit auch hier in den Ambulakren, gegen das Peristom, zwischen den Interradien statt. Sie ist nur in geringem Verhältniss kleiner in dem unpaa- rigen Ambulakrum. Im Bivium ist es anders. Da sind die beiden ältesten Platten am meisten verdrückt; die fol- genden behalten noch bei älteren ihre langgezogene Form. Ein besonderes Verhalten steht damit in Zusammenhang. Die meisten jetzt lebenden Gattungen der Spatangiden haben eine infraanale Fasciola, die unter dem Periproct einen ovalen Kreis bildet, in welchem, wie Johannes Müller zuerst bei Brissopsis lyrifera beobachtete, lange Cirrtentakel hervortreten, deren Poren also auch innerhalb ihrer Umgebung liegen. Hiermit verhält es sich so, dass bei allen mit Infraanaler Fasciola versehenen Gattungen In beiden inneren Reihen des Biviums die sechste Platte und von den folgenden : zwei bei Palaeotropus, Spatangus, 42 L o V e n : Meoma — welche eine unvollständige Fasciola haben ; drei bei Maretia, Echinocardium, Lovenia, Brissopsis; Eu- patagus; vier bei Brissus, Kleinia, Plagionotus, Xantlio- brissus; und sogar sechs bei Breynia, eine von den übrigen abweichende Gestalt haben, indem sie gegen die Mittel- linie der Schale ausgezogen sind, und zusammen einen vorgestreckten Keil bilden. In der siebenten und fol- genden Platten ist zugleich der Tentakelporus so verscho- ben, dass er in die Fasciola gekommen ist. Bei allen diesen Gattungen ist es nun auch Regel, dass die sechs ersten Platten der inneren Reihen des Biviums den äusseren Rändern von Labrum, Sternum und Episternum entsprechen, den drei ventralen Theilen des unpaarigen Tnterradiums, und dass das Plattenpaar des Episternums mit dem nächsten Paar der abdominalen Platten auf beiden Seiten einen Winkel bildet, Angulus episternalis, welcher diesen Keil von ausgezogenen Platten aufnimmt, und bei den verschiedenen Gattungen mehr oder weniger tief oder offen ist. Ein junges von Brissopsis lyrifera von 4,6 Mm. Länge, zeigt nun in dieser Hinsicht dasselbe Verhalten wie ein ausgewachsenes Individuum; bei beiden ist es die fünfte Ambulakralplatte, welche dem Winkel zwischen Sternum und Episternum entspricht, und die sechste bis einschliesslich der neunten, welche in den Episternal- Winkel eingehen, und es ergibt sich daraus, dass in diesem Theil des Biviums im Wachsthum bei diesen Platten keine Verschiebung in der Richtung gegen das Peristom stattfindet, vielmehr sieht man hier die Ani- bulakralplatten, mit Ausnahme des Peristoms, mit dem Alter etwas verlängert. Bei den Gattungen, welche keine Fasciola infraanalis besitzen, wie Schizaster fragilis, De- soria, Agassizia, Abatus, Atrapus, Ilemiaster, sind die dem kaum merkbaren, nicht immer auf beiden Seiten gleichen Angulus episternalis entsprechenden Platten wenig oder nicht in der Richtung gegQii die Mittellinie der Schale ausgezogen, sondern haben fast vollkommen die Gestalt der vorhergehenden, und die Zahl der Platten des Bi- viums, welche die ganze Länge der drei ventralen Theile des unpaaren Intcrradiums einnehmen, ist unbestimmt, Ueber den Bau der Echinoidecii. 43 bei Schizaster sieben, bei Atrapus sechs, bei Abatus sieben und eine halbe auf der linken, sechs und eine halbe auf der rechten Seite, bei Desoria acht und eine halbe, bei x\gassizia sechs und eine halbe. Am bedeutendsten ist diese Unregelmässigkeit bei Palaeostoma Gray, wenigstens bei jungen Individuen, Erwachsene stehen nicht zu Ge- bote. In dieser ganzen Gruppe ist somit die Ordnung besonders in den Interradien viel weniger strenge und symmetrisch^ als bei denen mit einer infraanalen Fasciola. Diese letzteren scheinen vorherrschend unter den lebenden Spatangiden zu sein, aber waren, wie es scheint, unter denen der Kreideperiode nur durch eine Gattung, Micraster, vertreten, deren übrige Gattungen entweder die Fasciola entbehren, oder sie penpetal oder zusammengesetzt, und somit wahrscheinlich eine minder regelmässige Anordnung der Platten haben. Eine stark niedergedrückte Körperform, die Nähe der beiden Flächen, der ventralen und der dorsalen zu einander, ihre Verbindung inwendig durch Vorsprünge, Pfeiler, Bogen und Kämme; die Ausbreitung der sehr zahlreichen Tentakelporen auch auf den Interradien ; der Madreporit, welcher bei den meisten alle fünf Scheitel- platten aufnimmt; die Lage der Genitalporen nicht immer in den Scheitelplatten, sondern von ihnen getrennt in den Interradien, alles dies sind Charaktere, welche unter andern die Clypeastriden von den übrigen irregulären Echinoideen entfernen. Sie nähern sich andererseits den regulären durch die Gegenwart von Kiefern, durch die darauf beruhende geringe Veränderlichkeit des Peristoms zur Gestalt im Wachsthum, und deren centrale Lage auf der ventralen Oberfläche, gegenüber dem Fünfeck der Scheitelplatten und Ocularplatten auf der dorsalen, worin bloss der abnorme Dendraster und einige wenige andere abweichen. Erwachsene haben auch in mehreren Gat- tungen alle fünf Ambulakren gleich, während in anderen das Bivium sich einigermassen geltend macht, bereits früh oder allmählich mit den Bewegungen und Veränderungen in Gestalt und Grösse der Platten, welche hier beim Wachsthum bedeutender sind als bei anderen Echinoi- 44 L 0 V e n : dcen. L. Agassiz und Johannes Müller beobach- teten wie bei den Clypcastriden die Corona sieh am Munde „vereinfacht", wie die Platten mehr an Breite als an Länge zunehmen, wie bereits Philipp i über Echi- nus anmerkt, und wie dies am meisten von den Ambu- iakralplatten gilt, welche ;,sich mit eiannder verbinden." Regulär, bei denen alle fünf AmbuJakren gleich sind, — und mit Ausnahme des Periproctes im Wesent- lichen auch alle Interradien — , sind im entwickelten Zustande Echinocyamus pusillus und Laganum depressum, welche beide alle fünf Interradien zusammenhängend ha- ben, in ununterbrochener Plattenfolge, nebst Encope Va- lenciennesi und E. Stockesi, Clypeaster rosaceus und Sto- lonoclypus prostratus, bei welchen in allen Ambulakren, Bivium wie Trivium, die Platte 2 bei den ersteren, die Platten 2 und 3 bei den letzteren so in der Breite aus- gedehnt sind, dass zwischen ihnen, in ihren äusseren Kanten, alle Ambulakren einander gegenseitig berühren, einen geschlossenen Kreis bilden, und die Interradial- platte 2 und folgende von 1 trennen, die am Peristom Thoil nimmt, welches hier, wie bei allen diesen Gattungen vollständig ist, d. h. aus zehn Ambulakralplatten und fünf Interradialplatten zusammengesetzt. Irregulär, mit einem vom Trivium verschiedenen Bi- vium, sind Mellita (hexapora) und Rotula (Rumphii), bei welchen die Platte 2 in la und Vb sich nicht nach innen erweitert, und deshalb das unpaarige Interradium nicht unterbricht, dessen Plattenfolge zusammenhängend ist, w^ährend die erstere im Trivium und in Ib und Va die Platten 2 und 3, die letztere im Trivium die Platte 2 und und in Ib und Va die Platten 2 und 3 so erweitert hat, dass sie einen bloss in dem unpaarigen Interradium offenen Ring bilden, durch welchen die Plattenfolgen der vier paarigen Interradien unterbrochen werden und in jeder von denselben die Peristomplatte 1 weit von den folgenden getrennt wird. In einer entgegengesetzten Weise sind Echinorachnius parma und Lobophora irregulär, bei wel- chen die Platten 2 in la und Vb mehr erw^eitert sind als die im Trivium und in Ib und Va, so dass das unpaarige lieber den Bau der Echinoideen. 45 Interradium in weit grösserem Maasse unterbrochen ist als die paarigen. Auch alle diese haben das Peristom vollständig, zusammengesetzt aus zehn Ambulakralplatten und fünf Interradialen. Arachnoides steht darin allein, dass seine ältesten Ambulakralplatten so stark in die Breite erweitert sind, dass in allen fünf Interradien die Platte 1 vom Peristom verschwunden ist, v/elches nur aus den zehn ersten Ambulakralplatten besteht, welche mit den zwei oder drei folgenden einen breiten geschlos- senen Ring bilden, der die Interradien weit entfernt. Aber auch hier macht das Bivium sich geltend, wenn auch in geringem Maasse. Zwischen den Platten 2 in la und Vb ist ein kleiner Raum offen gelassen für die zwei ganz kleinen und verschobenen Platten des unpaa- rigen Interradiums. Während bei den Echiniden, Echinoneus und den Cassiduliden die Schale nahezu regelmässig ist, und in stetigem Wechsel zwischen Ambulakren und Interradien, und bei den Spatangiden die ersteren nur selten so über- hand nehmen, dass sie die letzteren vom Peristom ver- drängen, ist also bei den Clypeastriden der Uebergriff der Ambulakren Regel, und die Interradien sind bei den meisten derselben durch sie unterbrochen. Es ist von Wichtigkeit nachzusehen, ob diese Eigenthümllchkeiten bereits dem frühsten Alter zukommen, oder beim Wachs- thum entstehen. Eine Meilita hexapora von 6,5 Mm. Länge hat grossen Abstand zwischen den Reihen la und Vb, so dass das Interradium zwischen ihnen frei liegt und breiter als bei den älteren, aber die Platten 2 in Ib und Va des Biviums und im ganzen Trivium sind bereits so erweitert worden, dass sie einen zusammenhängenden Kreis bilden, der von den Peristom-Interradialen 1 die folgenden ausschliesst. Jedoch erst bei noch bedeutenderer Grösse ist auch die Platte 2 so verbreitert, dass sie in diesen Kreis eingeht, und diese Zunahme deutet an, dass Meilita bei einer noch geringeren Grösse alle ihre Ambulakren getrennt haben dürfte. Dies findet in der That bei Echinarachnius parma statt. Ein junges Individuum desselben von 6,5 Mm. 46 L o V e n : Länge, hat alle fünf Ambulakren gleich, nnd ihre Platten 2 sind noch nicht so breit, dass sie auf die Gestalt der Interradien einwiikcn, \velche alle frei sind, zusammen- hängend in ununterbrochener Folge. Aber bei 34 Mm. Länge haben im Bivium die Platten 2 von la und Vb so zugenommen, dass sie einander berühren und das un- paarige Interradium unterbrechen, jedoch ist noch bloss in den Interradien 1 und 4 die eine von Platte 2 von der Berührung mit Platte 1 ausgesperrt. Es lässt sich hiernach also annehmen, dass die reguläre Gestalt mit fünf gleichen Interradien bei den Clypeastriden die pri- mordiale ist, die von Echinocyamus und Laganum beibe- halten wird, aber von welcher Encope, Clypeaster und Stolonoclypus, Mellita und Rotula, Echinarachnius und Lobophora, nebst x\rachnoides im Wachsthum abweichen, die fünf letztgenannten unter gleichzeitiger Anlage eines Biviums. Das Drücken gegen das Peristom beim Heran- wachsen und die Zunahme und starke Vermehrung neuer Platten in den für die Kiemen bestimmten Petala, haben an diesen Veränderungen grossen Antheil. Der „Aequa- tor" ist nicht derselbe während des ganzen Lebens des Thieres. Man sieht durch Vergleichung mehrerer Echi- narachnien von verschiedenem Alter, wie von der Platte, durch welche die Peripherie geht, ein grösserer Theii allmählich nach der ventralen Fläche übergeht, bis die folgende da sichtbar wird, und das Periproct, welches anfangs dorsal ist, wird schliesslich zur grösseren Hälfte ventral. Auf diese Weise wird das Stoma der Schale, wie bei den Echinen, kleiner im Verhältniss zum ganzen Thier. Bei einer Mellita hexapora von 6 Mm. Breite ist das Quermaass des Stoma etwa 0,13 der Scheibe, bei 8 Mm. 0,1, bei 35 Mm. 0,04, bei 80 Mm. 0,034. Dieselbe Ordnung, welche durch die Formel für die beiden Serien der ambulakralen Peristomplatten aus- gedrückt wird, macht sich auch im Auftreten der Sphä- ridien geltend. Bei den Spatangiden, z. B. Brissopsis lyrifcra, zeigt sich die erste auf der einporigen Peristom- platte in jedem Ambulakrum, ganz nahe der Naht, und neigt gewöhnlich nach der zweiporigen Platte hinüber.. Ueber den Bau der Echinoideen. 47 Während noch das Peristom fünfeckig und der Mund nur sehr wenig von der Mitte der Mundhaut entfernt ist, ist bei Echinocardium ovatum auch auf der zweiporigen Peristomplatte ein Sphäridium aufgetreten, welches jedoch noch viel kleiner ist als das erste. Die Serie la . . . Vb kommt also auch hier nach der Serie Ib . . . Va. Hat sich der Mund so sehr nach hinten geschoben, dass er fast die Lippe berührt, dann zeigt fedes Ambulakrum ein drittes Sphärid auf Platte 2 in der Serie Ib . . . Va, und wenn der Mund anfängt von der überneigenden Lippe verdunkelt zu werden, kommt, wie es scheint zuerst auf den paarigen Reihen des Triviums, die vierte hinzu, auf Platte 2 in der Serie la . . . Vb. Ein ganz junger Cassidulus Caribaeorum von 4 Mm. Länge hat bereits zwei Sphäridien, — deren verschiedene Grösse kenn- zeichnet, dass das der einporigen Peristomplatte das ältere ist, — und von 7 Mm. vier, alle sichtbar in tiefen Gruben. Hat er zwölf Mm. Länge erlangt, dann sind, sechs Sphä- ridien vorhanden, aber dann ist auch die für diese Gruppe eigenthümliche Ueberwachsung eingetreten. Eine äussere Lage Schalensubstanz von unregelmässig netzförmigem Gewebe, fast einem Schaum ähnlich, breitet sich auf der Oberfläche der Schale aus; man sieht es am deutlichsten auf der Sternalregion des unpaarigen Interradiums, wo es von der Mitte jeder Platte ausgeht und sich über ihre Grenzen erstreckt, in kleinen schlängelnden unregel- mässigen Bergketten, um schliesslich bei den Erwachsenen die ebene Oberfläche mit kleinen zerstreuten Löchern zu bilden, welche dieser Gattung eigen ist. Auf dem Am- bulakrum sieht man diese überwachsende Lage erst die Ränder der Vertiefungen erhöhen, in denen die Sphäridien sitzen, und dann Auswüchse davon bilden, welche die- selben nach und nach bedecken, und gleichwie das erste Sphärid jeden Paares in der Serie Ib . . . Va auftritt, so ist es auch dieses, welches in seiner Ordnung zuerst bedeckt wird, und dann das der Serie la . . . Vb, so dass sie in der Ordnung, wie sie entstanden sind, über- wachsen werden. Toxopneustes dröbachensis mag wieder zeigen, wie die Sphäridien bei den Latistellae entstehen, 48 L o V e n : s. Taf. Fig. 1 — 8. Ein Individuum von drei Mm. hat auf jedem Ambulakrum zwei Spliäridlen, eins, das älteste, 1, auf der ersten Prlmaiplaltc dei binären der Serie Ib . . . Va, nahe ihrem Rande; ein zweites auf der ternären der Serie la . . . Vb. Bei einer Grösse von sechs Mm. ist ihre Anzahl vier, 1 steht noch näher dem Rande seiner Primärplatte 1, und 2 wie vorher, und zwei neue sind aufgetreten: 3 auf der ^zweiten Primärplatte der binären Grossplatte der Serie Ib . . . Va, und 4 auf der dritten Primärplatte der ternären der Serie la . . . Vb, 3, welche ganz ist, nicht auf 2, welche intermediär und halb ist. Wenn das Thier noch ein wenig gewachsen ist, hat es auch vier Sphäridien, aber nicht 1, 2, 3, 4, son- dern 2, 3, 4, 5. Die binäre Grossplatte der Serie Ib . . . Va, deren beide Primärplatten verschmolzen, ist in hohem Grade niedergedrückt worden, und ihr Sphärid, das zuerst entstandene, welches am Rande ihrer Primär- platte 1 stand, ist verschwunden. Das Sphärid 2 ist noch übrig, aber hat sich unter dem fortschreitenden Verschie- ben dem Rande genähert, 3 steht wie vorher auf der binären Grossplatte der Serie Ib . . . Va, und 4 auf der ternären der Serie la . . . Vb; und ein neues ist auf der Primärplatte 1 der Grossplatte 2 von Ib . . . Va hinzu- gekommen. Diese Sphäridien 2, 3, 4, 5 sind noch gegen- wärtig, nachdem die Grossplatten 1 und 2 beider Serien zu secundären Grossplatten verschmolzen sind, und das Thier elf Mm. gross geworden ist (Fig. 6). Aber bei einem etwas grösseren von fünfzehn Mm. Durchmesser, welches fünf Sphäridien hat, sind diese nicht 2, 3, 4, 5, 6, sondern 3, 4, 5, 6, 7, denn das Sphärid 2, welches sich immer mehr dem Rande genähert hat, ist verschwunden, ein Sphärid 6 ist hinzugekommen, vor- muthlich auf der Primärplatte 1 der (jrossplatte 2 in der Serie la . . . Vb, und noch eins, 7, vermuthlich auf der Primärplatte 1 der Grossplatte 2 in der Serie Ib . . . Va. Schliesslich bei einer Grösse von 52 Mm., wenn die Pe- ristomplatten der Ambulakren Grossplatten der dritten Ordnung sind, welche aus 1, 2 und 3 vereinigt bestehen, dann haben ihre sechs Sphäridien die Ordnungsnummern Ueber den Ban der Echinoideen. 49 3, 4, 5, 6, ly 8, von denen die letzte^ wie es scheint, der Primärplatte 1 der Grossplatte 3angehört. So sind bei der Re- sorption, welche am Rande des Peristoms stattfindet, zwei Sphäridien verloren gegangen und ein Stachel mit sei- nem Höcker. So ist die Asymmetrie im Skelett der Echinoideen im Verhalten zu ihrer vorn-hinten Achse, ausgedrückt in jedem Ambulakrum in ihren beiden nebengeordneten Plattenreihen, am auffallendsten in der Anlage, Grösse, Gestalt, Veränderung und Bewegung der Peristomplatten und der nächst folgenden w^ährend des Wachsthums, in der Zahl und Lage ihrer Poren, in der Reihenfolge des Entstehens und Verschwindens der Sphäridien, und sie wird wahrscheinlich nicht trügen, wenn sie naher er- forscht wird, in dem Verhalten der Stacheln und der Pedicellarien. Sie hebt in der That den radiären Bauplan auf, und legt die Homologien zwischen den Spatangiden und Echiniden an den Tag, dass selbst unter der späteren scheinbar strahligen Form, im ßivium, welches symme- trisch ein unpaariges Interradium umfasst, eine bilaterale Anlage auf beiden Seiten um eine vorn-hintere Achse gefunden wird, welche in allen verschiedenen Gruppen der Klasse dieselbe bei dem ausgebildeten Thierc ist. Wenn man im Peristom von Toxopneustes dröba- chensis, Fig. 1, oder irgend eines andern Echiniden die fünf Platten la, IIa, Hib, IVa, Vb und die fünf Ib, IIb, Illa, IVb, Va mit geraden Linien verbindet, w^erdon in dem Kreise zwei untereinander gleich grosse, ähnliche Fünfecke eingeschrieben, von denen jedes drei benach- barte Winkel gleich gross hat. Diese zwei Fünfecke sind so gestellt, dass die Seite ^la Vb dem unpaarigen Interradium gegenübersteht, und dem Madreporiten gegen- über die mit ihm homologe Seite IIb Illa; dass die vier Seiten, welche in beiden Fünfecken gleich grosse aber nicht homologe Winkel umfassen, zwei und zwei parallel sind, aber die Seiten, welche für die zwei verschieden grossen aber homologen Winkel gemeinsam sind, einander schnei- den ; und zugleich so, dass die beiden Fünfecke mit ihren ^Aussenlinien eine Figur bilden, welche symmetrisch ist, Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. liä. 4 50 Loven: nicht im Verhältniss zu dem Durchmesser des Stoma, welches mit der vorn-hinteren Achse des Thieres zusam- menfällt, sondern nur im Verhältniss zu einem Durch- messer ato^ welcher durch den Punkt geht, wo diese zu- letzt genannten Seiten einander schneiden, so dass alle Linien, welche die homologen Winkel der beiden Fünf- ecke verbinden, nämlich IVa mit IVb, Illb mit Va, Vb mit Illa, la mit IIb, Ib mit IIa, einander parallel sind und senkrecht gegen denselben Durchmesser, und dass folglich, wenn das eine Fünfeck um diesen Durchmesser Fig. 3. Mundarten bei einem Jungen von Brissopsis lyrifera. Sph. bedeutet die Spliäriden. wie um eine Achse gedreht wird, es mit dem andern zusammenfällt. Auf dieselbe Weise erhält man in dem pentagonalen Peristom mit abgerundeten Ecken eines Spatangus-Jungen zwei Fünfecke von gleicher Beschaffen- heit, 8. Fig. 3, und es leuchtet ein, dass dasselbe bei dem typischen, ebenfalls pentagonalen Peristom der Clypea- striden und Cassiduliden der Fall ist. Der Diameter aw lieber den Bau der Echinoideeii. 51 geht, wenn er verlängert wird, durch das Ambulakrum IV und das Interradiura I. Die Interradien sind die Plattenreihen des Perisoms, verschiedenartig von dem Ambulakrum in VVachsthum und Bewegung. Wenn man durch Kochen in Soda- lauge vorsichtig ihre Platten bei Spatangus purpureus, Brissopsis lyrifera und Echinocardium ovatum trennt, findet man, dass mehrere Platten an den adoralen Kanten mit einer halbmondförmigen Lamelle versehen sind, welche innerhalb des aboralen Randes der vorhergehenden Platte hineinschliesst, die an ihrer Innenseite eine entsprechende Vertiefung hat. Spatangus hat eine solche Lamelle an der dritten und vierten Platte der frontalen, an der dritten, vierten und fünften der lateralen; Brissopsis an der dritten und vierten der frontalen, an der dritten, vierten, fünften und sechsten der lateralen in der hintern Reihe ; Echino- cardium an der dritten Platte der lateralen in der vor- deren Reihe. Ohne Zweifel findet dasselbe bei vielen Spatangiden statt, vielleicht auch bei anderen irregulären Echinoideen. Es ist ein Zeichen, dass die Platten der Interradien gewissermassen Schuppen sind, obgleich sie vielleicht niemals so fungiren, wie die Schuppen im Pe- risom der Holothurien und Crinoideen. In hohem Grade gegenseitig übereinstimmend sind die Interradien bei den Echiniden, in deren Perisom sie immer mit zwei Platten eingehen, einer grossen und einer kleinen. Man kann ihre Lage meist nur bei jungen Echi- niden beobachten. Toxopneustes dröbachensis zeigt bei Jungen constant, dass, wenn man das rechte laterale In- terradium des Thieres mit 1 bezeichnet und somit das unpaarige mit 5, die kleinere Perisomplatte und die grössere neugebildete an der Scheitelplatte zu la, 2a, 3b, 4a, 5a, die grössere peristomiale und die kleinere neuge- bildete an der Scheitelplatte zu Ib, 2b, 3a, 4b, 5b gehört. Es ist das Interradium 3, das linke frontale des Thieres, welches die Lage der Platten umtauscht, s. Fig. 1. Man findet leicht, dass eine solche Disposition symmetrisch auf beiden Seiten um einen Durchmesser ist, welcher durch das Ambulakrum I und das Interradium 3 geht, derselbe 52 Loven: welcher die Längsaclise bei Ecliinometra ist, und in deren senkrechter Ebene sie die Bogealinie der Wölbung hat. Während bei Echinoneus die Interradicn in den Formen und dem gegenseitigen Grössenverhältniss der Platten viel Aehniichkeit mit den Echiniden haben, so dass sogar das unpaarige, obgleich durchbohrt von dem grossen Periproct, doch in hohem Grade mit den paarigen übereinstimmt, findet indessen in Beziehung auf die Pe- ristomplatten eine bemerkenswerthe Verschiedenheit statt, welche verzeichnet zu werden verdient, damit sie bei jungen Individuen näher untersucht werde, gleichwie so vieles andere bei diesem Thier, der schiefe Mund, die Kiemen u. s. w. In das Peristom gehen nämlich die In- terradicn 1, 3, und 5 mit einer einzigen Platte ein, 2 und 4 mit zwei Platten, und wenn man das Peristom des Echinoneus auf einen Kreis reducirt, ist auch diese Stel- lung symmetrisch zu dem Durchmesser, welcher durch das Ambulakrum 1 und das Interradium 3 geht. Alle übrigen irregulären Echinoideen haben in je- dem Interradium nur eine einzige Platte im Peristom. Die Disposition der Interradicn ist symmetrisch im Ver- hältniss zur vorn-hinteren Achse des Thieres, welche auch seine Längsaxe ist, und durch das unpaarige Am- bulakrum III und das paarige Interradium 5 geht, — mit einer constanten Abweichung bei den Spatangiden, ohne Abweichung bei den Clypeastriden und Cassiduliden. Während in diesen beiden Familien alle vier paarige In- terradicn in hohem Grade einander gleichen, sind überall die zwei frontalen gegenseitig und die beiden lateralen untereinander vollkommen symmetriscli, und das unpaa- rige Interradium ist von ihnen wenig verschieden, die Platten nach Maass und Form analog, an einer Stelle ausgescheuert, gleichsam zerfressen, für das Periproct, welches während des ganzen Lebens des Thieres von den- selben Platten umgeben ist. So in hohem Grade bei Laganum und Echinocyamus, welche die eine der jüngsten Platten, die an die Scheitelplatte stösst, gross und zuge- spitzt haben. So auch bei Clypeaster, Stolonoclypus, En- cope, Mellita, Echinarachnius, Arachnoides, bei welchen lieber den Bau der Echinoideen, 53 die jüngeren Platten immer kleiner und kleiner sind, und die, welche an den Schcitelplatten liegen, sehr klein und gleich gross, divergirend und zwisch'en sich die Genital- porcn aufnehmend. Vieles von allem diesem ist ganz anders bei den Öpatangidcn. Die frontalen Interradien sind bei allen lebenden Gattungen symmetrisch, und zwischen ihnen und den lateralen ist eine deutliche Uebereinstimmung. Sind die Platten 2 in den frontalen sehr gross, die fol- genden sehr kurz, wie bei Breynia, Lovenia, Eupatagus, Plagionotus, Maretia, Öpatangus, Echinocardium, dann zeigt sich dasselbe Verhalten in den lateralen Interradien, nähern sich die Platten der frontalen, einer fast gleich- seitig pentagonalen oder hexagonalen Form, dann gilt dasselbe bei den lateralen. Aber umgekehrt sind die lateralen Interradien nicht ganz gleich, stets unsymme- trisch auf beiden Seiten der Längslinie, und immer ist es das rechte seitliche Interradium, 1, welches das ab- weichende ist. Die Spatangiden, welche unter den jetzt lebenden die zahlreicheren zu sein scheinen, aber in der ältesten Zeit der Familie ganz wenig vertreten waren, Prymnodesmii, welche eine Fasciola infraanalis und die Ambulakren meist regelmässig haben, sind eben die, bei denen diese Asymmetrie am strengsten eingehalten ist. Alle ihre Gattungen haben in dem rechten lateralen In- terradium, in seiner hinteren Reihe, la, eine Platte we- niger als in derselben Reihe des linken, 4b; die drei ersten Platten des rechten, die Peristomplatte 1 und die zwei folgenden, entsprechen den vier ersten der linken, der Peristomplatte 1 und den drei folgenden, 2, 3, 4. Eine der drei im Interradium la muss daher als aus zwei Platten zusam- mengesetzt angesehen werden, und es ist deutlich, dass es die zweite ist, welche also mit 2 -f 3 bezeichnet werden muss, aber sowohl die Platte 1 wie die Platte 4 und zuweilen die Platte 5 tragen dazu bei, die Lücke zu ergänzen, welche entsteht, da die linke 2 + 3 nicht so gross ist wie die rechte 2 und 3 zusammen genommen. In den meisten Fällen ist die erstcre ebenso gross wie die beiden fol- genden, so bei Brissopsis, Maretia, Lovenia, Eupatagus, 54 Loven: Echinocardium, und bei diesen ist zugleich die Platte 4 an beiden Seiten gleich gross; bei Breynia, Plagionotus, Spatangus, Xanthobrissus, Micraster, Palaeotropus, Meoma — welche bloss eine halbe Fasciola infraanalis haben — ist die Platte 2 -f 3 der rechten Seite etwas kleiner als 2 und 3 der linken zusammen genommen, und da ist es die Platte 4 der rechten, bei Micraster, Echinocardium und Palaeotropus mit dieser auch Platte 1, bei Meoma Platte 5, welche grösser ist als die entsprechende Platte auf der linken Seite, und die Lücke ausfüllt. Bei Brissus ist auf beiden Seiten die Platte 2 in Ib und 4a so gross und so nahezu gleichseitig pentagonal, dass sie die Platte 2 in la und 4b von jeder Berührung mit Platte 1 weg- drängt, und zugleich ist Platte 2 in Ib viel grösser als in 4a, so dass sie einen nicht geringen Theil von dem Maass beträgt, welches erfüllt werden muss um 2, 3, 4 in 4b zu entsprechen ; auch ist hier 2 4- 3 in la bedeu- tend kleiner als 2 und 3 in 4b zusammen genommen, und 4 in la grösser als 4 in 4b. Die andere Gruppe von Spatangiden, welche jetzt, so weit wir weissen, weniger reich an Gattungsformen ist, Prymnadeti, welche keine Fasciola infraanalis haben, ist in der Hinsicht, um die es sich liier handelt, viel we- niger regelmässig. Fünf Gattungen gleichen darin meh- reren der Prymnodesmii, dass sie Platte 2 + 3 der rechten Seite im Interradium la ebenso gross haben wie 2 und 3 der linken zusammen genommen, und zugleich Platte 4 auf beiden Seiten gleich gross, so Agassizia und Schi- zaster, oder, wie Moera, Abatus und Plemiaster, Platte 2 4- 3 in la kleiner als 2 und 3 in 4b, und daher die Platten 1 und 4 der rechten Seite, bei Hemlastcr auch 5, etwas grösser als die der linken. Aber drei andere Gat- tungen sind viel abweichender. Desoria hat Platte 2 des Interradiums la verschmolzen, nicht mit Platte 3 in der- selben Reihe, sondern mit Platte 2 in Ib, und dasselbe findet bei Atrapus statt, und bei der vorigen ist zugleich Platte 2 in 4b von Platte 1 getrennt. Aber am meisten abweichend ist Palaeostoma. Während alle anderen Spa- tangiden, in jedem Interradium, zunächst hinter der Pe- lieber den Bau der Echinoideen. 55 risomialplatte 1 ein Paar Platten haben, 2, hat diese die Platte 2 einfach sowohl in den frontalen wie in den la- teralen Interradien, und daher ist es, im Interradium 1, nicht in la wo die Platten 2 und 3 verschmolzen sind, sondern in der Reihe Ib. Dieses ist die Verschiedenheit, welche das rechte Interradium 1 bei allen bekannten Gattungen der jetzt lebenden Spatangiden zeigt. Es ist allerdings deutlich, dass es nicht die linke Seite ist, welche eine Platte mehr hat, sondern die rechte, welche eine weniger hat, und dass da, innerhalb eines Bezirkes nicht weit vom Peri- stom, aber getrennt davon, die normale Bildung der Platten gestört wird. Es ist in der Richtung des Inter- radiums, wo der Diameter liegt, in Beziehung zu welchem die Ambulakren symmetrisch angelegt sind. Ob dieser Diameter möglicherweise die heterologe Stellung angibt, welche das noch in seiner Larve weilende Echinoderm zu dieser gehabt hat, eine Primordialachse, von welcher es später zu einer anderen übergegangen ist, vorn-hinten Achse ; ob diese abweichende Verschmelzung gewisser Platten an einer Seite des Thieres möglicherweise einen Zusammenhang mit dem Ereigniss haben kann, wo das Echinoderm Magen und Darm seiner Larve in sich auf- nahm, das sind Fragen, welche bei den weiteren Unter- suchungen über die Entwickelung der Echinodermen, die wir gegenwärtig nur in allgemeinen Zügen kennen, in Erinnerung gebracht zu werden verdienen. Das unpaarige Interradium weicht weit mehr von den paarigen bei den Spatangiden ab, als bei den übri- gen irregulären Echinoideen. Es hat einen viel selbst- ständigeren Bau, und seine ungleichen Platten sind im Wesentlichen symmetrisch, diiFerenziren sich für ver- schiedene Functionen. Die erste, die Perisomplatte, bei Jungen kaum abweichend von denen der paarigen Am- bulakren, bildet sich zum Labrum aus, mit welchem das Thier bei seiner Wanderung in den weichen Meeresboden die Masse von Schlamm aufsammelt, welche beständig seinen Darmkanal füllt. Hinter dem Labrum folgt das Sternum, gleichsam alle folgenden Glieder von zwei paa- 56 Luven: rigcn [Matten, verselieii mit kräftig beweglichen, mehr oder weniger niderföi migen Stacheln, mit denen das Thier sich fortbewegt; und hinter dem Stcinum das Epi- sternum, und die lange Reihe der meist zahlreichen ab- dominalen Platten, welche bei den meisten jetzt lebenden Gattungen an dem Madreporiten endigt, oder bei He- mlastcr und manchen ausgestorbenen von ihm durch die Angenplatten oder Schcitelplattcn getrennt ist, wenn diese sich hinter dem Madrepriten berühren. Das Labrum ist bei den meisten sehr kurz, so dass es mit seinen äusseren Rändern nur die erste zweiporige Radialplatte aufnimmt, bei anderen, Maretia, Lovenia, Breynia, Eupatagus, Atrapus, Palaeostoma, so nach hinten verlängert, dass es den zwei oder drei ersten Radialplatten entspricht. Das Sternum bietet, am deutlichsten bei den Prvmnodesmii , einen gewissen Gegensatz gegen die Platten 2 der paarigen Interradien dar, indem es gewöhn- lich klein ist, wenn diese sehr gross sind, so bei Breynia, Plagionotus, Enpatagus, Lovenia. Sein Verhältniss zum ßivium ist bereits erwähnt. Die Platten des Episternum sind bei derselben Gruppe nach hinten verschmälert oder zugespitzt, und ihr äusserer Rand bildet mit dem äusseren Rande des ersten Paares der Abdominalen an jeder Seite den Angulus episternalis, in welchen die ausgezogenen Platten des Biviums hineinschli essen. Sehr tief ist dieser Winkel bei Eupatagus, Breynia, Plagionotus, Maretia, Echinocardium, Xanthobrissus, Palaeotropus, weniger tief bei Lovenia, Brissus, Meoma, Brissopsis, Spatangus. Ganz gering ist er bei Micraster aus der Kreide, wo er sich zuerst zeigt, und welcher die Episternalplatten von bei- nahe derselben Form hat wie die übrigen Abdominal- platten, so wie das Verhalten bei den Prymnadeti ist, wo der ganze hintere Theil des unpaarigen Interradiums, z. ß. bei Hemiaster, durch seine Einförmigkeit eine ge- wisse Aehulichkeit mit derselben Partie bei den Cassi- duliden hat. Diese Gruppe der Spatangiden hat auch darin eine Verschiedenheit von den Prymnodesmii, dass die Platten des unpaarigen Interradiums, wclclie der linken Seite angchöron, merklich länger sind als die der rechten lieber den Bau der Echiiioideen. 57 Seite. Schon die linke SteiJialpIatte scliiesst bei den meisten nach hinten vor der recliten vorbei, wenn nicht, sind Epiöternnm und alle folgenden Glieder verlängert. Bei Palaeostoma geht diese Verschiedenheit noch weiter, indem die linke Platte des Episterniims mit nahezu ihrer ganzen Länge hinter der rechten liegt, nnd fast ebenso alle folgenden. Eine Folge davon ist ein Vorschiessen, durch welches das Periproct, welches auch hier während des ganzen Lebens des Thieres wenigstens vorn von den- selben Platten begrenzt wird, nicht immer symmetrisch cingcfasst ist, d. h. an einer Seite eine geringere Anzahl Platten seinen Rand erreicht, und dann ist es immer die linke Seite, welche eine Platte mehr giebt als die rechte, üeberhaupt bemerkt man, dass bei den Spatangiden die linke Seite die überwiegende ist. Vergleicht man eine ganz junge Brissopsis lyrifera^ 4,6 Mm. lang, mit einer erwachsenen, dann sieht man, dass die paarigen Interradien bei ihr bereits ihre bleibende Form angenommen haben, nur dass die ältesten Platten, die des Peristoms, verhältnissmässig breiter sind, die Platten 2 ein w'enig länger als bei der Erwachsenen, und dass in der frontalen die kleine elf oder zehn Platten; die grosse dreizehn hat, weil am Ende zwei kleine Platten hinzu gekommen sind. In den lateralen zählt man bei beiden zehn Platten. Weit mehr hat sich das unpaarige Interradium verändert. Labium und Sternum sind bei beiden gleich, das Episternum bei der kleinen sehr kurz^ sein hinterer Rand sehr schmal, und die präanale Platte, die welche nicht in das Periproct eingeht und welche von allen Platten der Schale sich am meisten verändert, ist noch dreimal so lang wie breit, während bei der er- wachsenen ihre Länge und Breite fast gleich sind. Anale sind bei dieser 5—8, bei der jungen 5 — 9; die ganze An- zahl der Platten bei der jungen vierzehn, bei der älteren fünfzehn. Es zeigt sich hier, dass die Interradien bei den Spatangiden sich hauptsächlich durch das Wachsthum der einzelnen Platten vergrössern, sehr wenig durch das Hinzukommen neuer Platten bei den Scheitelplatten. Jede Platte hat einen Nucleus, der sich oft als ihr Umbo 58 L o V e 11 ; zu erkennen gibt und inwendig von Anwachsciirven um- geben ist. Untersucht man eine MelHta hexapora von 6,5 Mm. Länge neben einer erwachsenen von 85 Mm., dann findet man, — abgesehen von den Veränderungen in den Inter- radien der Ventralseite, welche eine Folge des Auswachsens der Ambulakren auf ihre Kosten sind, — dass alle Inter- radien bei der kleinen neun bis zehn Platten haben, bei der grossen dreizehn oder vielleicht zwölf, weil es kaum möglich ist, sich zu überzeugen, in wiefern die Platte, durch welche die Peripherie geht, durch eine Naht in zwei getheilt ist, oder nicht. Auch hier ist das unpaarige Interradium, obschon nicht so sehr wie bei Brissopsis, von den übrigen verschieden. Der Hiatus (Lunula), wel- cher sich früh in diesem Interradium findet, — alle übrigen liegen in den Ambulakren, und sind noch nicht entstan- den — ist bei der jungen fast zirkelrund, bei der er- wachsenen lang und schmal, und verrückt sich beim Wachsthum so, dass er bei der ersten von den ventralen Platten 2 und 3 begrenzt ist, und von den dorsalen 5, 6 und 7, jedoch bei der erw^achsenen von denselben ven- tralen 2 und 3, aber von den dorsalen 6, 7 und 8, weil die dorsalen sich allmählich dem Rande nähern, und da sogar gewissermassen ventral werden. Das Periproct, welches wie das Stoma bei der jungen verhältnissmässig viel grösser ist, . als bei der erwachsenen, ist rund bei der ersteren und vorn von einem schmalen Rande der Platte 2 umgeben, welcher allmählich vei'schwindet, so dass schliess- lich die Platte 1 die vordere Grenze der bei der erwachse- nen ovalen OefFnung ausmacht. Das Verhalten, dass die Anzahl der Plattenpaare in den Interradiea bei den Er- wachsenen bloss in geringem Maasse dieselbe bei den jüngsten übersteigt, ist auch bei den Cassiduliden und regulären Echiniden leicht zu beobachten, während bei allen die Vermehrung innerhalb der Ambulakren weit bedeutender ist, und ausserordentlich gross in den Petala der irregulären, in welchen sie vervielfacht wird. Man überzeugt sich bald, dass bei allen Echinoideen die Inter- radien und die Ambulakren selbstständig jedes für sich lieber den Bau der Echinoideen, 59 wachsen und sich bewegen, die ersteren als das platten- belegte Perisom, die letzteren als unfreie Arme. Bei Brissopsis lässt sich leicht sehen, dass die peri- petale Fasciola über dieselben Interradialplatten bei den Erwachsenen wie bei den Jungen streichen^ über die Platten 4 und 5 in den frontalen, 6 und 7 in den late- ralen, und über die zehnte Platte des unpaarigen, und sie hält sich bei beiden auf derselben Ambulakralplatte im ßivium, der 14ten oder löten, in den paarigen Radien des Triviums auf der 9ten oder lOten, aber schiebt sich, wie es scheint, in dem unpaarigen Ambulakrum von den Platten 4 und 5 auf 5 und 6. So geht auch die Fasciola infraanalis bei jung und alt über die Platte 3 des unpaa- rigen Interradiums, das Episternura, nnd seine Platten 4 und 5, so wie über die Platten 6, 7, 8, 9 der inneren Reihen des Biviums. Die Fasciola wächst also fast gleich mit den Platten der Schale, aber nicht vollkommen, da sie sich ein wenig auf der Platte verrückt, innerhalb deren Grenzen sie verbleibt. Auf der Innenseite der Schale sieht man keine Andeutung von ihr, sie nimmt nicht einen Zwischenraum zwischen den Platten der Schale ein, sondern ist ganz und gar äusserlich, gehört einer Schichte der Schale an, welche nach aussen von der d-er Stacheln liegt. Denn man sieht bisweilen, z. B. bei Agassizia, wie sie, vollkommen unbeschädigt und ganz, Gruppen von Stachelhöckern bedeckt, welche wie durch einen Flor vollkommen wieder zu erkennen sind nach Form und Anordnung, und an Grösse denen der- selben Gruppe, die unmittelbar ausserhalb ihres Randes Stacheln tragen, wenig nachstehen. Oder man sieht, z. B. bei Plagionotus, einen Riss in ihr; und durch diesen sticht die unterliegende Lage mit ihren Stachelhöckern hervor. Sie hat den quergehenden während des Wachsthumes entstandenen Bruch ausgebessert, da verändern ihre dich- ten Höckerreihen die Richtung, und zuweilen fällt eine solche Fuge mit der Naht zwischen den unterliegenden Platten zusammen, zuweilen nicht, dann geht die Fasciola unverändert darüber. Die peripctale wie die infraanale Fasciola umzäunen bestimmte Tentakelformen, deren Gren- 60 Luven: zen sie nicht übersteigen. Die peripetalc schliesst bei ßrlssopsis in dem unpaarigen Ambiilakrum die kräftigen Tentakeln mit ringförmigen Kalkscheiben ein, in den paarigen die Kiemen ; die infraanale bildet die Grenze zwischen den grossen mit Girren besetzten, den Platten der inneren Reihen des Biviums angehörenden Tentakel, welche so ausgezogen sind, dass ihre Poren innerhalb des Kreises fallen, und den einfach fingerförmigen^ welche von den iVmbulakralplatten der Seiten ausgehen. Wenn man die ganz äussere Lage der Faseiola sieht, wie sie über bereits ausgebildete Stachelhöckcr fortgeht, wie das kräftigste äussere Grgan nur innerhalb ihres Kreises her- vorsteht; wie bei gewissen Gattungen, Plagionotus, Eu- patagus, ßreynia, die Höcker der Schale, welche auf einer Seite um die von ihr bezeichnete Grenze klein und wenig entwackelt sind, auf der andern plötzlich gross und stark ausgeprägt auftreten, und wenn man zugleich den Gegensatz zwischen den Verschiedenheiten der so ge- schiedenen Bezirke bei den Spatangiden, und der durchge- henden Einförmigkeit bei den Cidariden, Cassiduliden und Echinoneus, welche gar keineFasciolahabenjbetrachtet, dann wird man zu der Frage veranlasst, ob nicht ein Pläutchen, welches vielleicht den grössten Umkreis der Schale er- reicht, die Seiten der dorsalen Oberfläche bedeckt, und da bei einigen Formen die Entwickelung der Stacheln hemmt, aber vor seinem Rande, der die Faseiola ist, zwei Felder für die äusseren Organe und die harten Bildungen der Schale frei lässt, eins um den Scheitel herum, ein infraanales. Aber damit ist wenig gesagt; die Faseiola ist ein noch unerklärtes Organ. Sie ist eine Randlinic (., Saumlinie"), sagt Johanne s M üller, mit dem Flimmer- saum der Larven darin vergleichbar, dass sie geschlossene Schlingen bildet, und darin, dass sie eine äusserst leb- hafte Flimmerbewegung zeigt. Ihre sammetartig dichten und gleich hohen Clavulae, deren Stiel es ist, welcher flimmert, nicht der gerundete und weiche Kopf, wie be- reits J. Müller beobachtete, sind in hohem Grade em- pfindlich, und wenn einige wenige berührt werden, kom- men sofort mehrere in eine gemeinsame Wellenbewegung. Ueber den Bau der Echinoideen. 61 P'ür die wiclitige Frage, ob das Echinoderm sie nnd das sie begrenzende Häutchen aus seiner Larve herübergebracht hat, verdient es erinnert zu werden, dass die infraanale Fasciola und die laterale (Desor) einander ausschliessen. Auf der dorsalen Oberfläche kommen bei allen jetzt lebenden Echinoideen die fünf Ambulakren und die fünf Interradien mit einem Kreise von fünf Augenplatten und typisch fünf Scheitelplatten zusammen. Die letzteren sind Genitalplatten genannt worden, weil in den allermeisten Fällen die Ausführungsgänge der Geschlechtsdrüsen in Ihnen ihre äusseren Oeffnungen haben, die Genitalporen, und sie sind als zu den Fortpflan^ungsorganen gehörig aufgefasst worden. Aber sie sind nicht mehr ein Theil derselben als die Platten des unpaarigen Interradiums von den Ernährungsorganen, deswegen weil sie der After bei den irregulären Echinoideen durchbohrt. Man kann sich leicht überzeugen, dass die Platten, welche hier bis- her Scheitelplatten genannt worden sind, bei den noch nicht fruchtbaren Jungen vorhanden und fertig gebildet sind, und beobachten wir erst später, wenn die Geschlechts- drüsen reif sind, ihre Ausführungsgänge, Eileiter oder Vasa deferentia, sie von innen durchbohren. Der Madre- porit dagegen wird zeitig angelegt, während des Larven- zustandes, und ist untrennbar von den Scheitelplatten, während die Genitalporen in gewissen Fällen sich von ihnen entfernen. Je grösseren Antheil das Wassergefäss- system an den Scheitelplatten hat, desto geringer ist der der Geschlechtsorgane, und umgekehrt, wenn der Antheil des ersteren gering ist, iist der der letzteren gross. Bei den Spatangiden bleibt der Genitalporus in der Platte aus, dahin breitet sich der Seihapparat von seinem centralen Gebiete aus, so dass von den normalen fünf niemals mehr als vier übrig bleiben, bei einigen nicht mehr als zwei. Wenn, wie bei Laganum, der Madreporit, welcher sich bei einigen Arten dieser Gattung in einer verzweigten Spalte öiFnet, die Mitte des sternförmigen Kreises ein- nimmt, oder, wie bei Echinocyamus, aus nur einem ein- zigen Perus besteht, und wenn zugleich, wie in diesen beiden Gattungen, die Interradien mit der einen sehr 62 L o V e n : grossen und keilförmigen Platte des letzten Paares endigen, liegen die Genitalporen in den Scheitelplatten nahe ihrem Rande, aber wenn der Madreporit weiter ausgebreitet ist, so dass er den ganzen Stern des Scheitels einnimmt, liegen sie, wie bei Mellita, zwischen den Scheitelplatten und Interradien, oder wie bei Clypeaster, gänzlich in diesen und von dem Scheitel durch deren zwei oder drei letzte Platten getrennt. Cotto hat vor langer Zeit die wichtige Beobachtung gemacht, dass auch ein Echinid, Goniopygus, die Genitalporen ausserhalb der Scheitel- platten an deren Spitze hat ^), aber bei allen übrigen Echiniden führen alle fünf Scheitelplatten jede ihren Genitalporus, und der Madreporit ist auf nur eine von ihnen beschränkt, 2, die vordere rechts. Es lässt sich nicht bezweifeln, dass der Madreporit und der Steinkanal dadurch in diese gebracht sind, dass der Darmkanal, der bei den irregulären seine vom Periproct umgebene Anal- öffnung in dem unpaarigen Interradium nimmt, und nur in diesem, aber da auf jedem Punkte von der Nähe des Mundes bis er den Kreis der Scheitelplatten und Augenplatten durchschneidet, sich bei den Echiniden in der Mitte dieses Kreises öffnet, der sich um ihn herum schliesst. Während der Mund, welcher sich früher öffnet, bei allen Echinoideen dieselbe Lage im Verhältniss zu den Ambulakren und Interradien, und sein Peristom selbst- ständig aus dazu geeigneten und regelmässig denselben Platten in einer gesetzmässigen Ordnung gebildet hat, hat die Analöffnung einen in hohem Grade veränderlichen Platz, umgeben von ausgescheuerten Platten, in welchen er beimWachsthum einen allmählich grösseren Raum einnimmt. Bei einem Jungen von Toxopneustes dröbachensis von 5 Mm. bilden die Scheitelplatten einen geschlossenen Kreis, jeder vor ihrem Interradium, und in ihren ein- springenden Winkeln sitzen gleich regelmässig die fünf Platten, welche die Augen tragen. Ebenso ist auch das 1) Echinides fossiles du departement de la Sarthe. 152, t, 2G f. 2. 154, t. 27f. 25. Echinides fossiles du Dep. de l'Yonne II. p. 50, t. 52, flg. 14. Bull. Soc. geol. 2. serie, XVI, p. 162. lieber den Bau der Echinoideen. 63 Verhalten bei völlig ausgewachsenen Individuen von Echi- nus, Sphaerechinus und Psammechinus, wie bei den Sale- niden. Aber bei Toxopneustes und den meisten anderen wird diese primordiale und normale Anordnung bald gestört. Die Augenplatten des Biviums werden allmählich in den Kreis hineingedrängt, an beiden Seiten um die unpaarige Scheitelplatte des Interradiums, 6, zwischen dieser und 1 auf der rechten Seite und 4 auf der linken. Die Augenplatte I ist es, welche zuerst den inneren Um- kreis erreicht, demnächst die Augenplatte Y, so bei den meisten Gattungen, Loxechinus, Lytechinus, Heliocidaris, Tripneustes, ßoletia, Salraacis, Echinocidaris, Acrocladia, Echinometra; bei Amblypneustes und Mespilia kommen sie dem ganz nahe. Von den Augenplatten des Triviums nähert sich IV dem inneren Umkreise, welche ihn bei mehreren erreicht, auch II nähert sich ihm, aber in ge- ringerem Maasse, und III, die Augenplatte des unpaarigen Ambulakrums ist beständig davon entfernt. Bei Diadema berühren dagegen alle Augenplatten mehr oder weniger vollständig die Afterhaut. Diese Veränderung rührt un- zweifelhaft davon her, dass das Periproct durch Resorption besonders der Scheitelplatten 1 und 5, und durch Aus- spannung, schneller und stärker erweitert wird, als die Breite der Scheitelplatten zunimmt, und dass die Augen- platten, auf welche das Wachsthum wie eine vis a tergo wirkt, in ihren Zwischenraum hinein schiessen. Die Scheitelplatte 2, welche den Madreporiten birgt, ver- grössert sich mehr als die anderen und hält die Augen- platten II und III zurück. Die Analöffnung kommt bei den Spatangiden und Echiniden auf verschiedene Art vor. Ganz junge Indi- viduen der ersteren haben das Periproct viel mehr dorsal als die älteren, so in hohem Grade bei einem 2,025 Mm. langen Spatangus purpureus, welche Art keine peripetale Fasciola hat. In so frühem Stadium ist das Periproct fast rund, mit dem After ziemlich in der Mitte. Die Anal- haut ist dicht mit dünnen dachziegelartigen Schuppen be- legt, welche Kreise bilden, zu innerst einen von langen schmalen spitzigen Lamellen, die um den After conniviren, 64 L o V e n : um diesen einen oder mehrere v.on grösseren dreikantigen Schuppen, zu äusserst einen Kreis von noch grösseren Stücken. Bei nicLieren Gattungen wachsen von diesen später vorzugsweise die adoralen, so dass sich das Peri- proct allmählich verlängert^ und der After mehr excen- trisch in aboraler Richtung zu liegen kommt. Anders ist es bei den Echiniden. In seiner Schrift über die von Pourtal es in grosser Tiefe zwischen Florida und Cuba gesammelten Echinoi- deen the.ilte Alexander Agassiz mit, dass in einem sehr frühzeitigen Stadium, wo jedoch der Mund mit seinen Kiefern bereits entwickelt ist, bei den Echiniden das Analsystem von einer einzigen subanalen Platte geschlossen ist, welche sich vor den Genital- und Augenplatten zeigt, und lange mehr vorstehend bleibt als die anderen Platten, welche hinzukommen, um das erweiterte anale System zu bedecken ^). Der pentagonale oder etwas gerundete Raum, welcher von den fünf Scheitelplatten umgeben ist, wird nämlich in diesem Stadium von einer einzigen unpaarigen Scheibe eingenommen. Wenn darauf bei einem jungen Toxopneustes dröbachensis die Stelle sich für den After vorzubereiten beginnt, geschieht dies nicht in ihrer Mitte, sondern excentiisch, ausserhalb von ihr. Der Rand der Scheitelplatten 1 und 5 wird resorbirt, und zwischen ihm und der centralen Scheibe entsteht ein Zwischenraum, der von der weichen durchscheinenden Haut erfüllt wird. In diesem bildet sich ein Paar freier länglich runder Kalk- stücke, welche nicht mitderScheibe verschmelzen, als ihren Zuvvachs. Während das Periproct sich erweitert, so dass es oval in einer schiefen Richtung wird, und die Scheibe sich ein wenig an ihrem freien Rande hebt, aber beständig mit dem entgegengesetzten an der Scheitel platte 3 be- festigt bleibt, tritt in dem erweiterten Zwischenraum wieder ein Paar rundlicher Stücke auf, und ein anderes an den Scheitelplatten 2 und 4, und dadurch dass mehrere solche hinzukommen, immer kleiner und kleiner, vermehrt l) Contributions of the Fauna of the Gulf stream etc. p. 281, 284, 285. Aus Mem. Amer. Acad. IX. 12. lieber den Bau der Echinoideen. 65 sich ihre Anzahl, während die ursprüngliche Centralscheibe, welche selbst unbedeutend wächst, noch lange durch ihre Lage und Grösse erkennbar ist. Endlich ist das Periproct zu einer grossen ovalen Ocffnung ausgescheuert, die Kalk- stücke, welche seine bedeckende Haut dicht erfüllen, sind sehr zahlreich, und die umgebenden Platten sind stark erodirt. Die AnalöfFnung, welche nicht eher fertig wird, als bis die Vermehrung der Kalkutücke in der Haut ziemlich vorgeschritten ist, liegt immer in der Spitze der allmählich konisch in die Höhe stehenden Haut mehr oder weniger excentrisch, normal in der Richtung gegen das Ambula- krum I, und das ovale Periproct hat in der Regel seinen längsten Durchmesser in derselben Richtung, vom Inter- radium 3 zum Ambulakrum I, derselben mit der Längs- achse der Schale bei Echinometra, und in Beziehung auf welche die Peristomplatten der Interradien bei den Lati- stellae symmetrisch geordnet sind. Diese in dem centralen Gebiete innerhalb des Kreises der Scheitelplatten auftretende Bildung von harten Kalk- gewebestücken, welche in dem frühsten Stadium einer einzigen Scheibe den Ursprung giebt, aber demnächst beim Wachsthum sich mit Regelmässigkeit aufgetrennte Centra zur Bildung zahlreicher freien immer kleineren, in ihrer Textur mit der ersten Scheibe übereinstimmenden Stücke, vertheilt, diese ganze Bildung, obschon in nahem Zusam- hange mit dem Austreten des Analrohres, gehört doch nicht zu seiner Entwickelung, sondern zu der des Haut- skelettes, und der Complex von harten Theilen, welche daraus entstehen, ist ein selbstständiger Theil von diesem. Sie findet sich bei den Saleniden, nicht frühzeitig aufge- löst in getrennte kleinere Theilc, sondern auf immer zu- sammenhängend und fest, in der pentagonalen Scheibe wieder, welche hier regelmässig den centralen Raum ein- nimmt. Beim Austreten des Analrohres wird sie zum Thcil durch Resorption an ihrem hinteren Rande erodirt, aber noch mehr die hinter ihr liegende Scheitelplatte, bei Heterosalenia und Salenia 1 und 5, in der normalen Rich- tung zum Ambulakrum I, bei Acrosalenia, Goniophorus und Peltastes nur die Scheitelplatte 5, wie es von C o 1 1 e a u Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 5 66 Loven: erörtert worden ist, welcher zuerst diese wie sämmtliche übrigen Formen der Echiniden- richtig orientirte, wie es hier bestätigt worden ist Es ist nicht eine bei dieser Gattung hinzugekommene überzählige Platte, sondern ein normales Skeletstück, welches bei ihnen während des ganzen Lebens des Thieres seine ursprüngliche, durch das Andrängen des Analrohres nur wenig veränderte Gestalt beibehält, während es bei den übrigen Echiniden sich sehr frühzeitig zu einer biegsamen Bedeckung um- ändert, oder, wie bei Diadema, ganz verschwindet. Es erscheint wahrscheinlich, dass sorgfältige Untersuchungen zeigen werden, dass diese selbstständige Centralscheibe bei den irregulären Echiniden in dem, bei manchen von ihnen, Pygurus, Clypeus u. s. w. sehr grossen, von dem Madreporiten durchdrungenen Mittelfelde des Scheitels wieder gefunden werden kann. Weist man die Vorstellung ab, dass die Scheitel- platten ein Anhang der Geschlechtsorgane, und die Cen- tralscheibe des Darmkanales sind, sieht man diese bei jungen Echiniden in ihrem ursprünglichen Zustand, und betrachtet man zugleich den Scheitel der Saleniden als ganz, nicht vom Periproct ausgescheuert, dann erhält man eine Disposition dieser Skelettheile, deren Homologie zu- nächst bei einem Echinodcrm von einer Klasse zu suchen ist, welche als weit getrennt von den Echinoideen angesehen wird. Der nur als fossil bekannte Marsupites, ein Crinoid ohne Stiele hat in dem dem Munde entgegen gesetzten Pol eine einzige fünfeckige dicht von den fünf Basalia umschlossene Scheibe. Das ist dieselbe Anordnung, wie bei den Echinus-Jungen und bei den Saleniden. Die Centralscheibe und die Basalia, wie die übrigen Platten bei Marsupites, haben Streifen und Rinnen, welche, win- kelrecht gegen die Nähte, bis auf die Mitte der Platte verfolgt werden können, und aufs deutlichste hervortreten, wenn ihre äusserste Kalklage angefressen ist. Aber dieses Verhalten ist keine Eigenthümlichkeit für Marsupites oder die zahlreichen Crinoideen, bei welchen sie vorkommt. Untersucht man genau die Centralscheibe und die Schei- telplatten bei kleinen Echiniden, so findet man vollkommen Ueber den Bau der Echinoideen. 67 dieselbe Structur. Sie kann schon auf der Oberfläche bei auffallendem Licht wahrgenommen werden, aber ist in hohem Grade deutlich bei durchgehendem Licht und zweckmässiger Behandlung. Man sieht die fünfeckige Platte in fünf dreieckige Felder getheilt, welche deren fünf Seiten zu Basen, und ihre Spitzen in deren Mitte vereinigt haben, und das netzartige Gewebe ist in jedem Felde so geordnet, dass gerade und parallele Stäbe, senk- recht gegen die Basis schmale Zwischenräume zwischen sich haben. In der Mitte der Platte kommen die Stäbe und Zwischenräume der verschiedenen Felder zusammen, und vereinigen sich, indem sie einander kreuzen, in ein dichtes und scheinbar geordnetes Maschenwerk, aber in den Nähten sieht man die der einen Platte denen der andern mit derselben Richtung sich begegnen. Dieser Bau findet sich in allen Platten bei den Echinoideen regulären und irregulären, wieder, und ist derselbe wie der bei den Cystideen längst bekannte. Bei den fossilen Saleniden sieht man diese Streifen sehr allgemein, und der parallele Stabbau im Innern ist in hohem Grade deutlich bei einer lebenden Salenia aus grosser Tiefe bei den Antillen, welche, gleichwie einen Pygaster aus der- selben Tiefe und zahlreiche andere werthvoUe Gegen- stände, unser Reichsmuseum den gewissenhaften und un- ermüdlichen Forschungen des Dr. Axel Goes zu dan- ken hat. Ein anderer Zug, welcher die Homologie zwischen der Basis des Marsupites mit dem Scheitel der Saleniden ausdrückt, liegt in den erhöhten Leisten, welche bei beiden die Mittelpunkte der Platten verbinden. Kaum bieten die kräftig ausgebildeten Scheitelplatten der Saleniden irgend welche „Sculptur'^, die nicht in gleicher Form sich bei den Crinoideen wiederfindet. Weil nun die Cen- tralscheibe bei den Echiniden-Jungen und Saleniden als homolog mit der bei Marsupites anzusehen ist, sind die fünf Platten, welche sie einfassen, und welche hier Schei- telplatten heissen, aber sonst Genitalplatten genannt wer- den, in der That als Basalstücke, Basalia, zu deuten, und die Augenplattcn in ihren einspringenden Winkeln als 68 L o V e n : Radialstücke, Radialia. Ein Calyx ist in seinen wesent- lichen Theilen vorhanden, durch seine Lage in dem dem Munde entgegengesetzten Pole, seine Zusammen- setzung und seine den Crinoideen homologe Ötructur. Aber weil ein Echinoidee ein freies Thier ist, das seinen Mund gegen die Fläche wendet, wo es seine Nahrung nimmt, wird der Calyx zum Scheitel des Hautskeletes an- statt seiner Basis. Er nimmt die^ neugebildeten Platten der Corona auf, die Basalia begegnen den Enden der Interradien, die Radialia denen der zuwachsenden Ambu- lakren. Bei den P]chiniden, welche ihre AnalöfFnung da haben, wo der Stiel der Crinoideen befestigt ist, ist der Kelch nach seiner Form normal und wieder zuerkennen, bei den Clypeastriden ist er meist ganz und gar von dem Madreporiten durchdrungen, der die Nähte der Stücke vertilgt, und bei den irregulären, mit verlängerter Vorn-hin- ten-Axe und einem ausgebildeten Bivium, Echinoneus, Cassiduliden und Spatangiden, wird er immer mehr ab- norm, und war in der Jura- und Kreide-Zeit, bei den Collyritiden, aufgelöst, so dass die zwei Radialen, welche dem. Bivium begegnen, durch das Peristom von ihm ge- trennt wurden. Er fehlt jedoch bei keiner Form von Echinoideen. Erklärung der Abbildungen Tafel lY. Fig. 1. . Ein junger Toxopneustes dröbachensis von 4 Mm. vom Pe- ristom gesehen. I, II, III, IV, V Ambulakren, 1, 2, 3, 4, 5 Inter- radien In der Mitte des Mundes mit den Zähnen; um ihn herum in der Mundhaut zehn freie Porenplatten, zwei für jedes Ambula- krum, von denen die fünf, welche vor la, IIa, Illb, IVa, Vb liegeu, merklich grösser sind als die andern. Die Peristomplatten la . . . Vb und Ib . . . Va sind durch gerade Linien verbunden, und dadurch in dem kreisrunden Stoma zwei Fünfecke eingeschrieben, symmetrisch nur im Verhalten zu dem Durchmesser «w. Die Platten des Scheitels. am Interradium 2 anhängend, wo der Madreporit seine Stelle hat, mit der Centralsclieibe d c. Der innere Umkreis bereits erweitert Ueber den Bau der Echinoideeri. 69 und verläng-ert in der Richtung gegen das Ambulakrum I, durch Resorption der Scheitelplatten 1 und 5 an ihren inneren Kanten ; in dem Zwischenraum zeigen sich kleine Stücke von Kalkgewebe. Die Scheitelplatten sind noch nicht von den Genitalporen durchbohrt. Von den Augenplatten hat sich I bereits zwischen 1 und 5 einge- drängt, und II nähert sich dem inneren Umfange. Fig. 2—8. Toxopneustes dröbachensis, Ambulakrum III; seine Verän- derungen während des Wachsthums, 1, 2, 3 u. s. w. Primärplatten und Tentakelporen; 1, 2. 3 u. s. w. Grossplatten; 1, 2, 3 u. s.w. Sphäridien; 1, 2, 3 Stachelhöcker, Fig. 2. Junges von 3 Mm. Tentakelporen noch in fast ganz unveränderten primordialen Bogen. Zwei Sphäridien. Fig. 3. Junges von 6 Mm. Tentakelporen bereits deutlich in secundären Bogen geordnet. Vier Sphäridien 1, 2, 3, 4. Peri- stomplatten unterdrückt. Stachelhöcker 1 in al sehr im Abnehmen begriffen. Fig. 4. Junges, etwas grösser. Die Peristomplatten mehr unterdrückt; in al sind beide Primärplatten verschmolzen. Das Sphäridium 1 ist verschwunden, 5 hinzugekommen. Der Stachel- höcker 1 in a sehr klein, der in b im Abnehmen. Fig. 5. Junges, noch etwas grösser. In a sind die Gross- platten 1 und 2 zu einer binären Peristomplatte verschmolzen; in b sind die Nähte der Primärplatten verschwunden. Der Stachel- höcker 1 in al ist fort, in bl im Abnehmen. Fig. 6. Junges von 11 Mm. Durchmesser. Bei diesem, wie bei den folgenden hat die Grossplatte o in a nur drei Primärplatten. Die Grossplatten 1 und 2 auch in b zu einer Binärplatte verschmol- zen. Stachelhöcker 1 verschwunden sowohl in a wie in b. Fig. 7. Junges Individuum von 15 Mm. Die binären Gross- platten 1 -f 2 in beiden Reihen unterdrückt. Stachelhöcker 2 im Abnehmen. Fig. 8. Erwachsenes Individuum von 52 Mm. Durchmesser. Die Grossplatteu 1, 2 und 3 in beiden Reihen zu ternären Peristom- platten verschmolzen. Ein Sphäridium, 8, hinzugekommen. In b noch; wie es scheint, ein Ueberbleibsel vom Stachelhöcker 1. Fig. 9. Stoma eines ganz jungen Toxopneustes dröbachensis von 2 Mm. Durchmesser. Von den freien Platten in der Mundhaut haben die, welche la, IIa, Illb, IVa, Vb angehören, noch keine Poren gebildet. Ein Sphärid in jedem xVmbulakrura, auf Ib . . . Va. 70 Loven: Ueber den Bau der Echinoideen. Fig. 10. Junges von einem nordischen Echiniden von 0,6 Mm. Durch- messer. Bauchseite. Pigraentflecke fortgelassen. Stacheln bloss zum Theil ausgeführt. Kein üeberbleibsel der Larve. Keine Spur von Kiefern, weder Mund noch After. Fünf grosse primordiale Tentakel, welche nach Krohn bald verschwinden. Innerhalb derselben fünf Paar kleinere, permanente. Ein jeder solcher steht über einer Kalk- netz-Scheibe, der ersten Primärplatte im Ambulakrum. Aussen und zwischen ihren Paaren liegen andere Scheiben, wahrscheinlich die Anlagen der Interradien. Nach einem in Weingeist aufbewahrten Individuum. Fig. 11. Einer der fünf grossen primordialen Tentakeln mit Scheibe, und in dieser ein Kalknetzring. In der Wand der Röhre Muskel- fäden in der Länge und Quere. Fig. 12. Einer der kleineren permanenten Tentakeln des Jungen Fig. 10, mit der Scheibe und einem Theil des Kalknetzes, welches unter seinem Boden liegt. Fig. 13. Die längliche, nach aussen spitzige Oeffnung in dem Kalknetz, der Porus, p, über welchem der Tentakel steht. lieber die Familie Triglidae nebst einigen Worten über die Classification. Von J. J. Kaup. Die Anordnung der Fische bei Cuvier, nach wel- cher die Percoidae an dem Anfang stehen, kann und darf man eine völlig ungerechtfertigte nennen. Sie ist zwar sehr zu entschuldigen, denn die Per- coidae enthalten in der That eine Menge Genera, die durch äussere Schönheit und Regelmässigkeit das Auge eines jeden Systematikers nothwendig bestechen müssen. Aeussere Schönheit und Regelmässigkeit kann jedoch keinen Maasstab abgeben, nach welchem man mit grosser Sicherheit die Formen zu ordnen im Stande ist. In der Systematik kann nur das Eine Gesetz gelten, dass diejenigen Formen die höchste Stufe in ihrer Classe einnehmen können, welche am deutlichsten das höchste anatomische System, das der Nerven, das erste Sinnesorgan (Auge), die erste Körperregion (Kopf,) ma- nifestiren. Nach diesem steht die Familie der Hominidae an der Spitze der Säugethiere und der ganzen Schöpfung, die grosse Familie der Psittacoidae am Anfang aller Vögel, die Chamaeleonidae an der Spitze aller Amphibien, die Papageyfische, Scaroidae, mit den Labridae am Anfang aller Fische und endlich die Cephalopodoidae an der Spitze aller Mollusken. Schluss des ersten Reichs der 72 Raup: wahren Tbiere. Um zu beweisen, dass die Percoidac nicbt an den Anfang aller Fische gehören können, darf man nur die Unterfamilie Dactylopterinae der Familie Triglidae betrachten, in welcher am schlagendsten das zweite anatomische System, das der Athmung, das 2te Sinnesorgan das Ohr und die 2te Kör- perregion die Brust mit den vorder en Ex tr emi- täten zur praed ominirenden Entfaltung ge- kommen ist. Gehören nun die Dactylopterinae zu der Unterord- nung Trigloidae und letztere zu der grossen Abtheilung Percoidae, so können letztere nicht an die Spitze der ganzen Classe der Fische gestellt werden, sondern müssen sich mit dem 2ten Rang in ihrer Classe begnügen. Da der Name Acanthopterygiae ein nicht genügender ist, so musste ich diese Benennung in Sternichthyes (Brustfische) umwandeln. Eine Benennung, die eine tiefere Begrün- dung in sich trägt, als die ältere. Es kann nach den anatomischen Systemen zu schliessen nicht gleichgültig sein, welche Ordnung am Anfang, welche am Ende ihrer Classe gestellt ist. Steht nämlich eine solche irrig an der Spitze oder Ende ihrer Classe, so ist es doch handgreiflich, dass alle übrigen nothwendig falsche Stellungen einnehmen müssen. Ein vollkommen schlagendes Beispiel geben die Rapaces an dem Anfang aller Vögel. So lange diese an der Spitze der Vögel stehen, ist an eine natürliche Classification der ganzen Classe nicht im entferntesten zu denken. Man betrachte nur die Reihenfolge, welche der grosse Cuvier einzuhalten gezwungen war, indem derselbe nach veralteten Ansichten die Rapaces an die Spitze stellte, und auf diese die Passeres folgen Hess, die er mit dem Raubvogeltypus der Passeres, mit den Würgern Laniidae nach Linn^schen x\nsichten zu verbinden sich bestrebte. Andere, nicht weniger glücklich, glauben den Stein der Weisen gefunden zu haben, indem sie den Raubvogel- oder Pelikantypus der Schwalben — die Ca- primulgidac, als Verbindungsglied der Rapaces und Passeres fälschlich betrachteten. Durch die irrige Stellung Ueb. d. Familie Trig-lidae nebst einig Worten üb. d. Classification. 73 der Passeres nächst den Rapaces war Cu vi er nothwendig gezwungen, die sogenannten Scansores hinter die Passeres zu stellen. Die Folge davon war, dass die Papageien ans Ende derselben gedrängt und durch analoge Formen mit den Hühnern verbunden wurden. Formen, die das aller klei n st e Gehirn und in Folge von diesem die dümmsten von allen Vögeln sind. Eine unnatürlichere, allein consequentere Eintheilung ist doch wohl kaum denkbar, und diese hätte doch schon längst jedem Naturforscher die Augen öffnen können, dass auf diesem vielbetretenen Wege, mit analogen For- men Ordnungen, Familien u. s. w. zu verbinden, Nichts auszurichten ist. Ein Hauptanstoss, welchen man an meiner Eintheilung nimmt, ist der, dass ich die Ra- paces, als Nerven-, Augen- und Kopfvögel über die Nata- tores gestellt habe. Vielleicht hätte diese Stellung einiges Glück gemacht, wenn ich mit den jetzigen Ansichten geliebäugelt hätte, indem ich die fischfressenden und stoss- tauchenden Pandioninae ans Ende aller Rapaces gequetscht und die Haliaetinae diesen hätte vorangehenlassen. Ausser dem Eckzahn des Schnabels und ihre meist räuberische Lebensart haben die Laniidae nichts mit den Rapaces zu schaffen. Ebenso haben die Caprimulgidac ausser dem düsteren Gefieder und nächtlicher Lebensart keine un- mittelbare Verwandtschaft mit den Strigidae. Was ge- nannte Formen gemeinschaftlich zeigen, sind Analogien und keine Affinitäten. Diese Analogien mussten auftreten, indem sie dieselbe Grundform offenbarten. Etwas anders ist es mit den räuberischen Lestridae, denn diese zeigen als Vorspiele der Rapaces die sehr entwickelte Wachshaut des Schnabels, die wir bei allen Psittacoidae und bei allen Rapaces wiederfinden. Diese Schnabeiwachshaut ist ein Zeichen ersten Ranges und dieses Zeichen ist mit ein Grund, den Rapaces als Sub- ordo der Ichthyornithes und den Lestridae als Fann'lie der Longipennen den ersten Rang zu ertheilen i). In der ganzen Ordo Passeres gibt es nur eine 1) Alle Rapaces mit Ausnahme von Paudion haben die äussere 74 Kaup: kleine Gruppe bei den Alcedidae, die Stosstaucher und Fischfresser sind, während bei allen Familien der Falconoidae Genera auftreten, die Fischfresser sind. Pandion als reinster Fischfresser ist zugleich ein ge- wandter Stosstaucher und Rostrharaus zeigt bei alleiniger Fischnahrung den charakterischen Kammnagel an der Mittelzehe wie alle Totipalmati; ob er Stosstaucher ist. konnte bis jetzt nicht ermittelt werden. Nach den jetzigen Ansichten haben meine Gründe, die Rapaces an die Spitze der Natatores zu stellen, grade so viel Werth, als die, nach welchen die Laniidae oder Caprimulgidae als Verknüpfungspunkte mit Familien der Passeres mit den Rapaces betrachtet werden. Meine Methode hat jedoch vor allen älteren den Vorzug, dass sie nach philosophischen Gründen die Ra- paces als Frass oder Ernährungsvögel an den Anfang des 4ten Stammes als Nerven-, Augen- und Kopfvögel ge- stellt hat und dass konsequent alle 4 Subordines, die unter ihnen stehen, die übrigen niederen Systeme offenbaren. Meine Eintheilung des 4ten Stammes der Vögel ist folgende; IV. Stamm Ichthyornithes. I. Subordo : Rapaces als Nerven-, Augen- und Kopfvögel, — Carnivora. IL „ Longipennes, Cuv. als Respiration-, Ohr- und Brustvögel, — Pinnipedia. III. „ ßrachypteri, Cuv. als Knochen-, Nase- und Rumpfvögel, = Sirenia. IV. „ Totipalmati, Cuv. als Ernahrungs-, Zunge- und Bauchvögel, = Zeuglodontia. V. „ Lamellirostres, Cuv. als Haut-, Sexual- und Beckenvögel, = Cetacea ^). Zehe mit der mittleren durch eine Spannhaut verbunden, die ein Rest der Schwimmliäute der Palmipedes ist. Letztere sind bei Ta- chypetes schon äusserst verkürzt. Bei keinem Passeres ist eine solche entwickelte Spannhaut nachzuweisen, ausser bei den Capri- mulgidae, die den Pelikantypus manifestiren. 1) Die Illiger'sche Reihenfolge von den Cetaceen durch die Ueb. d. Familie Triglidae nebst einig. Worten üb. d. Classification. 75 Jeder Yerguch die Rapaces oder die Carnivora anders stellen zu wollen, miiss mit strengster Nothwendigkeit scheitern. Bonaparte, der mir folgte, indem er die Edelfalken an die Spitze aller Rapaces versetzte, beging jedoch einen schwer zu entschuldigenden Fehler, indem er die Rapaces direkt unter die Psittacoidae ordnete; er schnitt zwei total verschiedenen Stämmen die Köpfe ab und trennte so die übrigen Scansores von den Papageien und die Raub- oder Frassvögel von den Longipennen etc. Wie lange trotz allen meinen Erörterungen gegen die handgreiflich richtige Stellung der Papagaien an die Spitze aller Vögel noch, allein hoflPentlich vergeblich, operirt wird, das wissen allein die Götter. Dasselbe Schicksal mit den Papagaien werden die Papagaifische, Scaridae, verbunden mit den Labridae theilen und Jahr- zehnte werden noch vergehen, bis man zur allgemeinen Einsicht gelangt, dass diese und nicht die sogenannten Percoidae an den Anfang aller Fische gehören. So gewiss das anatomische System der Athmung unter das System der Nerven, das Sinnesorgan Ohr unter das Aug, die Körperregion Brust mit den vorderen Extremitäten unter die Region Kopf, sich ordnet, so sicher wie die Classe der Vögel , als Manifestationen der Athmung, des Ohres und der Brustregion den 2ten Rang einnimmt, ebenso sicher muss den Passeres als den Offenbarungen desselben anatomischen Sy- stems, desselben Sinnesorgans und derselben Körper- region als Ordo der 2te Rang gegeben werden. Nach denselben Gesetzen müssen die Fissirostres (1. Musci- capoidae, 2. Hirundinoidae, 3. Eurylaimoidae, 4. Cora- cioidae, 5. Ampeloidae) die 2te Unterordnung bei den Passeres bilden, ebenso müssen 2) die Hirundinoidae in die 5 Familien: a) Hirundinidae, b) Cypselidae, c) Podargidae, 4. Caprimulgidae und 5. Steathornidae zer- fallen. Nach vollkommen gleichen Gesetzen müssen die Pinnipedia zu den Carnivora ist eine wohlbegründete. Schon der Parallelismus der Ichthyornithes mit dem 4ten Stamm der Mam- malien beweist die Richtigkeit der Stellung der Rapaces etc.!! 76 ' Raup: Cypvseilclae Nro. II in 5 ünterfnmilien getrennt werden. A u f d i e s e m allein richtigen Wege kommt man zu dem Endresultat, dass in den Salanganen, Collo- calia G. Gray die Grundform von allen Vögeln zn finden ist, d.h. in welcher am deutlichsten der Respiration-, Ohr- und Brustvogel mit den längsten Flü- geln, auf Kosten sehr kurzer Füsse, sich offenbaret hat. Ebenso augenscheinlich ist bei den Säugcthieren in den Chiioptera das Respiration-, Ohr- und Brustthier mit den längsten vorderen Extremitäten, d. h. Vogeltypus, zum Vorschein gekommen und ich betrachte den Plecotus auritus als die Grundform der ganzen Unterordnung, so lange bis eine andere Art entdeckt sein wird, die noch längere und noch komplicirtere Ohren besitzt. Dieses Genus Plecotus und die Unterordnung Chiroptera gibt sich und allen Glires: 1) Noctugrada^ 2) Chiroptera, 3) Mar- supialia, 4) Insectivora und 5) Rodentia den 2ten Rang in der Classe der Säugethiere. Alle hierher zu zählende Formen machen auf das für keine falsche Systematik be- fangene Auge den Eindruck von Mäusen oder Ratten ^) und fast in allen Subordines treten Formen mit Schweb- häuten zwischen den Extremitäten, als Nachklänge des Vespertilion- oder Vogeltypus auf. Die nämliche Manifestation des Respiration-, Ohr- und Brustthiers oder kürzer gesagt Vogeltypus tritt in der Classe der Amphibien und zwar in den Pterodac- tylidae der Pterosaurier auf und diese geben sich als Subordo und der noch festzustellenden Ordo den 2ten Rang. In diese zweite Ordo der Amphibien, die ich Pneuma- tosaurii nenne, gehört als eiste Subordo die Geckonen, welche J. G r a y Nyctysaura als Tribus genannt hat und ich Nyctysaurii als Subordo nennen werdcr. Diese Formen zeigen mit der ersten Subordo des 2ten Stammes Glires der Säugethiere mit den Noctugrada (Lemuren) durch vor- springende nächtliche Augen mit kurzen Augenliedern 1) Was schou der Sprachgebrauch ausdrückt: Fledermäuse, Beutelratteu. Kanguruhratlen, Spitzmäuse u. s. w. Ueb. d. Familie Triglidae nebst einig. Worten üb. d. Classification. 77 \md durch nächtliche Lebensart und Insektennahrung in die Augen fallende Analogien. Wie bei den Lemuren noch eine Andeutung zum Flugthier in den (jaleopithe- cidac vorhanden ist, so finden sich bei den Geckonen zwei (jrenera Üroplates fimbriatus Sehn, von Madagaskar und Ptychozoon honiolocephala Kühl von Java, welche Spannhäute zwischen den vorderen und hinteren Extremitäten be- sitzen, die sie beim Springen von h ö h e r e n P u n k- ten als Fallschirm wi e Galeo p ithecus benutzen« Durch ihre nächtliche Lebensart, grosse glanzlose Augen, sind beide Gruppen von zwei total verschiedenen Classen unheimliche Geschöpfe, wie alle Nachtthiere. In der ganzen Olasse der Fische mögen wir suchen, wie bereits erwähnt ist, so lange wir wollen, so werden wir kein anderes Genus finden, welches deutlicher und handgreif- licher das Respiration-, Ohr- und Brustthier, d. h. den Vogeltypus vorstellt, als das Genus oder die Subfamilie D acty lo pt erinae\ ! Die nah verwandten Subfamilien Peristethinae, Prio- notinae und Triglinae zeigen 2 — 3 fingerähnlich gebildete Strahlen vor der Pectoral, mit welchen sie auf dem Boden des Meeres herumkriechen. Die, Stellung und der Ge- brauch dieser Finger erinnert an den Gebrauch des Dau- mens der Chiropteren, mit dessen Hülfe sie auf Ebenen sich ziemlich rasch fort bewegen und sich überall anhän- gen können. Die Dactylopterinae zeigen die grösslen in zwei Parthien getheilte Brustflossen ^), deren Strahlen bis an die Wurzel in zwei dünne elastische getrennt sind. Ihre Membranen haben eine solche Dehnbarkeit, dass sie aus- gebreitet so breit als lang sind und fast die Schwanz- spitze erreichen. Mit solchen flügelartigen Pectoralen er- heben sich die bekannten Arten in die Luft, um eine kurze Strecke in grader Richtung zu fliegen. Ausser 1) Eine analoge Flossenbildung zeigen die Exocoetinae der Bauchflosser: ebenso Apistus alatus, welcher jedoch zu den Tri- gloidae gehört. 78 Kaup: dieser vogelartigen Eigenschaft ist die Brustflosse, wie der Flügel der schönsten Vögel, rait den brillantesten P^arben geschmückt. Die Knochen, welche dem Carpiis entsprechen, sind mehr verlängert, als bei den Triglen (Ciiv.). Die Mus- keln des Carpus müssen ebenfalls stärker sein, sonst könnten sie sich nicht aus dem Wasser erheben und fliegen. Man darf sie daher mit Fug und Recht Brust- oder Flugfische nennen. Die Schwimmblase, Anfang der Lunge, ist klein und in zwei Lappen getheilt, die abgerundet sind. Jeder Lappen mit einer Verlängerung, die in einer Höhle des Kopfes endigt (Cuv.). Es ist zu bedauern, dass Cuvier diese Höhle nicht genauer beschrieben und keine Ohr- steine nachgewiesen hat. Günther, Vol. I, p. 23, be- schrieb bei Myripristis adustus Bleek. den Zusammenhang der Schwimmblase mit den Gehörorganen viel genauer. Man vergl. ferner Rud. W^agner's Lehrbuch der vergl. Anatomie. Man kann daher alle Genera, die eine ähnliche Bil- dung, öfters noch komplicirter besitzen, Ohr- und Ath- mungsfische nennen und denselben den 2ten Rang geben. Die Notizen zur Begründung des 2ten Ranges der Dactylopterinae könnten bei weitem gründlicher sein, wenn z. B. die 5 Subfamilien der Triglinae nach ihren praedominirenden anatomischen Systemen genau unter- sucht wären. So raüsste das Gehirn des Cephalacanthus mit den Gehirnen der 4 übrigen Familien mit Bild und Wort versinnlicht sein. Da es nun keinem Zweifel unterworfen sein kann, dass die Trigloidae die nächsten Verwandten der Per- coidae sind, und beide einer in sich rund abgeschlossenen Ordnung angehören, die ich Sternichthyes nenne ^), so 1) Die Benennung Acanthopterygii muss nothwendig im Laufe der Zeit ganz aufgehoben werden, da es zu viele Fische gibt, bei denen man in Verlegenheit kommt, ob man ihre Strahlen Stacheln oder weiche Strahlen nennen soll. Ueb. d. Familie Triglidae nebst einig. Worten üb. d. Classification. 79 muss diese Ordo, was die Benennung schon andeutet, als die Offenbarungen des Respirations-, Ohr- und Brust- fisches, den2ten und keinen andern Rang ein- nehmen. Dagegen muss in dieser zweiten Ordo Ster- nichthyes die Unterordnung, wohin Dactjlopterus gehört, mit Nothwendigkeit den 2ten Rang ebenfalls erhalten. Diese Unterordnung nenne ich Trigloidae, weicheich in fol- gende 5 grössere Familien zerfalle. Da die Mehrzahl der Ge- nera sich in kleinere Gruppen zertheilen lässt, denen man früher oder später den Rang von Genera nicht ver- sagen kann, so erlaube ich mir, die typischen Genera als Subfamilien aufzuführen. Wer gegenseitiger Meinung ist^ kann unbeschadet bei den altern Benennungen vor der Hand verweilen, bis ihn ein tieferes Eingehen bei mono- graphischen Bearbeitungen eines andern belehren wird. II. Ordo Sternichthyes. II. Subordo. Trigloidae. Acanthopterygiens ä joue cuirassee, Cuv. (part.) 1. Hauptfamilie : 2. Hauptfamlne: 3. Hauptfamilie : Berycidae : Triglidae. Platycephalidae : 1. Holocentrinae. 1. Cephalacanthinae. 1. 2. Hoplostethinae ^). 2. Dactylopterinae. 2. Bembrasinae. 3. Monocentrinae. 3. Peristethinae. 3. Hbplichthinae 4 Polymixinae. 4. Prionotinae. 4. Platycephalinae. 5 Berycinae. 5. Triglinae. 5. Heraerocoetinae. 4. Hauptfamilie : 5. Hauptfamilie Scorpaenidae : Agriopodidae. 1. Sebastinae. 1. 2. Pteroinae. 2. Apistinae. 3. Oreosominae. 3. Oreosominae. 4. Scorpaeninae. 4. Tjrichodontinae. 5. Synance inae. 5. Agrioj )odinae. Die Grundformen der Trigloidae sind in folgenden Familien zu finden: 1. Agriopodinae, 2. Scorpaeninae, 1) Hoplostetbus und Monocentris stehen bei Cuvier richtig in der Nähe von den Triglen, 80 K a u p : 3. Hoplichthinae, 4. Dactylopterinae, 5. Holocentrinae. Nach den von diesen abstrahirten Merkmalen müssen die einzelnen Subfamilien ihren Rang erhalten, sobald diese eine grössere oder minder grössere Zahl dieser Charaktere wiederholen. Die Agriopodinae ^ind meist mittelgross und gestreckt mit glatter oder rauher Haut und zeigen die grösste Zahl von Dorsalstrahlen (28 — 34), wovon 16 — 20 dornig sind. Letztere beginnen über den hochste- henden Augen und der 2te bis 5te Stachel ist ungewöhn- lich hoch und bildet einen förmlichen Kamm. Der Kopf zeigt eine vorgestreckte Schnauze mit engem Munde. Alle seitlichen Knochen des Kopfes besitzen keine Dornen als Waffe. Die Pectoral zeigt nur 9 einfache Strahlen, indem die verästelten fehlen. Die Anal mit 8 — 10 Strah- len, wovon 1—2 einfach sind ohne Stacheln zu bilden. Die wohlgebildete Ventral hinter dem Anfang der Pec- toral ist von der Anal weit entfernt. Diese Charakte- ristik wird jedoch bedeutende Modifikationen erleiden müssen, wenn in dieser noch sehr armen Familie mehr Formen entdeckt sein werden. So erhalten bei den Api- stinae die zwei Arten : A. taenianotus Cuv. und Tetra- roge crista-galli Günth. den 5ten Rang als Genus Abla- bys, Kp. Durch die 17 Dorsalatacheln, von weichen der 2te— 4te sehr hoch ist und einen Kamm über den Augen bilden ; ferner durch die stumpfe Bewaffnung des Kopfes, klein und rauhschuppige Haut und lang gestreckte Ge- stalt. Die Entdeckung der drei fehlenden Arten wird die Existenz dieses Genus bestätigen. In der 4ten Fa- milie Scorpaenidae zeigen die Synanceinae und nament- lich Pelor durch 15—17 Stacheln in der Dorsal, nackte Haut, vorgestreckte Schnauze, hochsitzende Augen Ana- logien mit Agriopus. In der 3ten Familie zeigen die Hemerocoetinae durch sehr grosse Zahl von Dorsalstrahlcn (39) entfernte Ana- logien mit Agriopus. xVlle Strahlen sind weich und ge- gliedert. Dr. G ünth er entfernt dieselben von den Acan- thopterygii, ob mit Recht oder Unrecht kann nur die Zu- kunft entscheiden; er zeigt allerdings Aehnlichkeit mit den Ophioceplialidae, allein Günthcj' gesteht selbst, Ueb. d. Familie Triglidae nebst eini^. Worten üb. d. Classification. 81 dass es zweifelhaft sei, ob es ein Acantho- oder Mala- copterygii ist. Vol. III, p. 484. In der 2ten Familie Triglidae zeigt das 5te Genus von den Triglinae die grösste Zahl Dornen und weiche Strahlen in der Dorsal und zwei Arten fast nackte Haut mit Querfältchen. In der Iten Familie Berycidae zeigt Günther's Genus Anoplogaster eine nackte Haut mit Tuberkeln und steht desshalb in der 2ten Subfamilie Hoplostethinae auf der 5ten Stelle. Der 4te Tvpus ist unter den Scorpaeninae und zwar unter denen mit Palatinzähnen zu finden. Sie zeigen einen grossen Kopf mit ungewöhnlicher dorniger Bewaffnung und eine sattelförmige Vertiefung hinter den Augen- kreisen. Nach einem von diesen Charakteren stellt sich die Familie Trichodontinae in der 5ten Familie an die 4te Stelle. Zu bedauern ist es, dass wir so wenige Formen aus dem Meer von Kamtschatka kennen, das noch eine reiche Ausbeute verspricht und sicher noch ähnliche Ge- nera birgt. Bei der 3ten Familie Tlatycephalidae stellt sich die Unterfamilie Platycephalinae an die 4te Stelle durch die starke Bewaffnung des Kopfes, namentlich am Praeoperculum. In der 2ten Familie Triglidae zeigen die Prionitinae den dornigsten Kopf und nur sie zeigen ausgebildete Pa- latinzähne. In der ersten Familie Berycidae zeigt die Subfamilie Polymyxinae ausser Palatin- auch Pterogoid- zähne. In dem Genus Polymyxia zeigt sich die geringste Bewaffnung des Kopfes und es ist daher zu vermuthen, dass in dieser Unterfamilie noch Genera sich finden wer- den, die eine stärkere Bewaffnung aufzuweisen haben. Der 3te Typus, d. h. der Knochenfisch ist deutlich in den Monocentrinae der Berycidae, in den Peristethinae der Triglidae, in den Hoplichthinae der Platycephalidae und in den Oreosominae der Scorpaenidae ausgesprochen. Nur bei den Agriopodidae ist derselbe noch aufzufinden. Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 6 82 Knnp: Den 2ten Typws^ den Respiration, Ohr oder den ßrustfisch sehen wir in Hoplostethinae ^)^ Dactylopterinae, Ptcroinae und Apistinae seiir deutlich. Bei den Platy- cephalinae scheint dieser Typus zu fehlen, wenn nicht ßembras ein untergeordnetes Genus ist, bei weichem die Pectoral nicht entwickelt ist und welches sich daher wie die meisten Genera der Apistinae zu dem Apistus alatus verhält. Der erste Typus enthält nur wohlgeformte Unter- Familien, wie die schönen Holocentrinae, Cephalocanthinae und Sebastinae. Bei den Platycephalidae und Agriopo- didae fehlt diesei" Typus bis jetzt. Andeutungen zu Divisionen sind bei folgenden Fa- milien zu finden. Bei den Dactylopterinae zeigen die Arten Orientalis Cuv., macracanthus und chirophthalmus Bleek., einen isolirten langen Stachel im Winkel der Flügel des Hin- terkopfs und sie unterscheiden sich allein hierdurch von dem europäischen. Ich nenne dieses Genus Mastig o- p kor US. Bei den Peristethinae zeigt der P. orientalis, Schleg. einen völlig dornenlosen Kopf und eine einzige niedrig fortlaufende Dorsal, die wie die Anal nur Stacheln zu haben scheint. Man kann dieselben unter dem Namen Poly cantiGit f hys abtrennen. Der breit- köpfige Peristethus RiefFeli -) mit einem Dorn am hinteren Theil der Augenhöhle und Hinterkopf, langem runden Dorn am Praeoperkel und Dörnchen auf der Mitte der Stirn, dessen erste Dorsal sich von der 2ten wenig unter- scheidet, bildet ebenfalls ein eignes Genus, das man Sa- tyr iGhtltys nennen kann. Hierher ist noch zu zählen: 1) Cuv. et Val., Tom IV. p. 478, beschreiben ziemlich aus- führlich die Gehörorgane von Hoplostethus. 2) Bei meinem Exemplar kreuzt sich der rechte Praeoperkei- vorspruiig mit dem linken, was nur zufällige Monstrosität ist. Diese ist durch keinen Fehler des Trocknens entstanden, da der ganze Kopf knöchern und in einem seiner Theile sich ganz unmöglich ver- schieben konnte. üeb. d. Familie Triglidae nebst einiof. Worten üb. d Classification. 83 Peristethus laticeps, Schleg. ? moluccensis Bleeker. Unter den Prionotinae finden sich einige, die an Scor- paena durch die sattelförmige Vertiefung hinter den Augen erinnern und wohin Prionotus carolinus und japo- nicus Bleek. gehören. Ich nenne diese Sag efiocephalus, Sie zeigen die Pectorale sehr verlängert Bei andern Arten sind die Pectorale so kurz, dass sie kaum den An- fang der Anal erreichen. Hierher gehören horrens, bi- rostratus. Man könnte sie Dinichthys nennen. Bei den Triglinen habe ich eine genauere Trennung vorgenommen und alle Arten kurz beschrieben. Die Ver- anlassung zu dieser speciellen Durchführung war die neue Art von Barbados, welcher ich ihren positiven Rang zu geben mich bemüht habe. Es wäre zu wünschen, wenn jeder Zoologe bei jeder Beschreibung einer neuen Art ähnlich verfahren wollte. Auf diesem zwar etwas schwierigen W"eg würden wir auf dem schnellsten Wege zu einem natürlichen System gelangen und jede Willkür verbannen können. Ueber- blicken wir zum Schluss alle Familien und ünterfamiiien der Trigloidae, so ergibt sich, dass alle diese Formen eine wohl ausgebildete Bauchflosse haben, die meistens 5 weiche Strahlen besitzt. Nur bei Monocentris reduciren sich die weichen Strahlen auf drei, indem der Dorn sich auf Kosten der Zahl und Bildung der weichen entwickelt hat. Bei Dactylopterus zeigen sich ebenfalls nur vier weiche Strahlen, die sich ebenfalls auf Kosten der ungeheuer ent- wickelten Brustflossen vermindert haben. Bei den Ho- locentrinae mit den Genera Holocentrus, Myripristis und Rhynchichthys sehen wir 7 ; bei den Hoplostethinae (Ho- plostethus, Trachichthys und Anoplogaster) 6 ; bei Poly- mixinae 6 — 7, allein bei den Berycinae 7 — 13 Ventral- strahlen! Aus der Unterordnung Trigloidae habe ich die Heterolepidina als nicht hierher gehörig entfernt. Ebenso die Genera Enneopterygius Rüpp., Aploactis Schleg., Trichopleura Kp., Hemiptripterus Cuv., Amphi- prionichthys Blkr. und Micropus Gray, (vielfach verge- bener Name). Alle diese meist kleinen Genera gehören nicht zu 84 Kaup: den Trigloidae, sondern sind Theile der grossen Familie Cottoidae. Nehmen wir nach den vorausgegangenen Bemer- kungen die Famih'e Trigh'clae In Angriff, in welcher das Genus Dactylopterus die (Grundform ist. Dieses Genus oder Subfamilie gibt sich als solche, der Familie Triglidac und der Unterordnung Trigloidae, so wie der Ordo Ster- nichthyes den 2ten und keinen andern Rang. Die 8ubfamilicn der Triglidae stellen sich, je nach- dem sie höhere oder niedere anatomische Systeme, Sinnes- organe und Körperregionen manifestiren, wie folgt: 1. Die Cephalocanthinae mit grossem x\uge, kurz und steil abfallendem Kopf offenbaren den Nerven-, Augen- und Kopffisch. II. Die Dac tylop t erinae mit den möglichst grössten Pectoralen, mit welchen sie vogelartig aus dem Wasser sich erheben und eine kurze Strecke in der Luft fliegen können, offenbaren den Vogeltypus, d. h. das Respirations-, Ohr- und ßrustthier. HI. Die Peristethinae mit Knochenpanzer sind die Re- präsentationen des Knochensystems, der Nase und des Rumpfes, mahnen an die Amphibien. IV. Die Prionitinae sind die einzigen mit deutlichen Palatinzähnen und dokumentiren den eigentlichen Raubfisch. V. Die Triglinae. Sie repräsentiren den eigentlichen Haut-, Sexual- und Heckenfisch und nur bei ihnen treten Formen auf, die fast nackt sind; sie zeigen die grösste Zahl von Rücken- und Analstrahlen. Aus dieser Rangordnung, welche bei Cuvier die umgedrehte ist, ergibt sich, dass die Günther'sche Abtren- nung von Peristethus, Dactylopterus und Cephalacanthus und die Zufiigung der Cottusähnlichen Agonidae keine glückliche genannt werden kann, denn die nahe Verwandt- schaft dieser fünf Sectionen ist eine längst erkannte und durch Cuvier eine sanktionirte. Selbst die zweitheilige Pectorale bei Cephalacanthus und Dactylopterus weist auf die nahe Verwandtschaft mit Peristethus mit 2 ge- trennten fingerähnlichen Strahlen hin. Eine Anordnung, lieb, d Familie Triglidae nebst einig. Worten üb. d. Classification. 85 wclcLc letztere von den Trlglen trennt, zeigt eine grosse Neigung zu einem künstlichen System. Das Genus Lepidotrigla Günth. musste ich über- gehen, da es nicht gleichwerthig mit den übrigen ist. Vergleicht man es mit Trigla und streicht alle gemein- schaftlichen Charaktere durch, so bleiben nur die etwas grösseren Schuppen übrig. Selbst als Genus war es nicht verwendbar, da es aus verschiedenen Elementen zusammen gesetzt ist. Streng genommen müsste meinen Palaenichthys der Name Le- pidotrigla, mit aspera an der Spitze, gegeben werden, allein aspera ausgenommen, zeigt weder poeciloptera noch polvommata die grösseren Schuppen der aspera oder des Genus Lepidotrigla. Die grösseren Schuppen, Dornen an den ersten Stacheln der vorderen Dorsale, sowie Kleinheit des Körpers ist für mich ein Zeichen des ersten Rangs. Ich habe desshalb die folgenden *Ä.rten : Peronii, vanessa, aspera und lineata in ihren ent- sprechenden Abtheilungen an die Spitze gestellt. Nach meiner Meinung zeigten bei der Schöpfung alle Sub- familien u. s. w. eine gleiche Zahl von Arten, welche die Zeit von vielleicht Millionen Jahren sehr gelichtet hat. Obgleich seit vielen Jahrzehnten nur der einzige Cephalacanthus entdeckt ist, so ist trotzdem noch Hoff- nung vorhanden, dass noch einige Arten aufgefunden werden. Cuvier und Valenciennes kannten im Jahr 1829 nur den einen Peristethus cataphractus, während Günther im Jahr 1860 sechs Arten aufzählt. Die Zahl der Prionotus-, Dactylopterusarten ist seit Cuvier auf das Doppelte gestiegen. Die Unterfamilien aus Dacty- lopterus, Peristethus und Prionotus gebildet, lassen wie Trigla eine feinere Eintheilung zu. Es ist vorderhand gleichgültig, ob man diese Genera oder Subgenera nennt, und denselben Namen gibt, oder ob dieselben mit Zahlen oder Buchstaben bezeichnet werden. Die feinere Ein- theilung hat den Vortheil, dass die verwandten Arten zusammen kommen und dass man bei der Charakteri- sirung der Arten nicht bei jeder Art das zu wiederholen braucht, was bereits in der Sectio oder in dem Genus 86 Kaup: gesagt Ist, wodurch alle Lehrbücher eine so unaöthige Weitschweifigkeit erhalten. Manche Werke könnten un- beschadet der Deutlichkeit auf ein Drittel des Raums reducirt werden. V. Subfamilie Triglinae der 2ten Haupt- familic Triglidae. Diagn.: Keine Palatinzähne oder nur Spuren der- selben. Körper gestreckt. Drei freie Finger vor den Pectoralen. Sie zerfallen in 5 Genera, die in allen Oceanen vorkommen. 1. Genus Micro tri gl a. Kleine Formen von 4 — 5 Zoll Länge, schief abfal- lendem Kopf ohne lyraförmig Miisgeschnittene Schnauze. Schuppen von massiger Grösse und am Rand gezähnelt. Lateral mit starken Dornen bewaffnet. Erste Dorsal mit 9 Stacheln, 2te mit 14 selten 15 weichen Strahlen. Auf der ersten Dorsal ein schwarzer Fleck, der weiss begrenzt ist. 1. Art, die wie aspera und lineata einen steil ab- fallenden Kopf zeigen wird, fehlt bis jetzt und existirt möglicherweise bereits in Sammlungen. 2. Art. Trigla papilio Cuv. et Val. IV, p. 80, pl. 73. Erster und zweiter Dorsal stachel stark, etwas ge- knickt gebogen und deutlich gezähnelt. Ein nierenför- miger schwarzer Fleck zwischen dem 4ten bis 7ten Stachel. Stacheln der Rückenkante deutlich und aufgerichtet. Die Pectoral reicht bis zum 7ten i\nalstrahl. Länge 5 Zoll. Indien. 3. Art. Trigla Sphynx Cuv. et V. p. 83. Die Stacheln der ersten Dorsal schwach, allein die der Rückenkante stark und aufgerichtet. Ein runder schwarzer Fleck zwischen dem 4ten und 6ten Dorsal- stachel. Länge 472 Zoll. ? Indien. 4. Art. Trigla phalaena C. et V. p. 83. Die Stacheln der ersten Dorsal schlank, allein die der Rückenkante kaum vorragend. Fleck auf der ersten üeb. d. Familie Triglidae nebst eiuiy. Worten üb. d. Classification. 87 Dorsal wie bei Papilio, allein rund. Dorsal mit 15 wei- chen Strahlen. Länge 5 Zoll. ? Indien. 5. Art. Trigla plen racan thi ca Rieh., Er. et Terr. pl. XVI, fig. 1-4. Die Stacheln der ersten Dorsal stark, die 2 ersten stark gezähnelt. Rückenkante mit starken deutlich auf- gerichteten Stacheln. Lateral mit ziegeiförmigen Schuppen und nach oben gerichteten Stacheln. Das von Sir Richardson beschriebene Exemplar wurde in Zinnchlorid gesandt, in weichem der Dorsalfleck erloschen ist. Länge 5 Zoll. Sidney. 2. Subgenus Chelidonichthys. Die Praeorbitalplatten der schief abfallenden Schnauze etwas vorspringend mit stumpfen Zähnchen. Stacheln des Pracoperculum und Operculum kurz. Erste Dorsal mit schlanken Stacheln; der vordere völlig glatt, oder etwas rauh. Erste Dorsal mit 9 — 10, 2te mit 1.16 wei- chen Strahlen. Anal mit 15 — 16 Strahlen. Schuppen sehr klein. Lateral etwas verspringend ohne Dornen. Sie erreichen eine Länge von 8 Zoll bis zu einem Fuss und darüber. 1) Trigla Peronii Cuv. p. 53. Pectoral auf der Körperseite nach der Wurzel hin mit grossem schw^arzen Fleck, der mit weissen Tropfen umgeben ist. Spitze der ersten Dorsal schwarz. 7 — 8 Zoll. Indien. 2) Trigla Kumu, Less. et Garn. Coq. pl. 19, Cuv. p. 50, Fauna jap. pl. 14a, f. 3. Pectoral wie vorige gezeichnet, reicht bis zum 10. Dorsalstrahl. Erste Dorsal einfarbig. Obere Körper- theile aurora-, untere silberfarbig; auf ersterer dunkler röthere Flecken. 11 — 15 Zoll. Neuseeland und Australien. 3) Trigla hirijndo Bl. t. 60, Cuv. p. 40. Pectoral auf der Körperseite schwarz mit blauem breiten Saum am Ende, reicht bis zum 7ten und 8ten Analstrahl. Längs des Rückens ohne Flecken. Länge 19". Europa. 4) Trigla pictipinnis Kp. nov. spec. 8H Kaup: Pcctoral auf der Köiperscitc wie Pcronil und Kumii gezeichnet und reicht bis zum 7ten und 8ten Analstrahl. Erste Dorsal einfarbig mit glatten Ötncheln. Vier schwarze Flecken längs der Stachelkante des Rückens und 2 Flecken auf der Lateral, den 2 ersten Dorsal flecken parallel. Ein schwarzer Punktfleck vor dem ersten Dorsalstachel; ein ähnlicher Fleck unter der hinteren Hälfte des Auges. Oben röth- lich braun, längs der Mitte gelb und am Bauch weiss. Länge 1 Fuss. Barbados. Hamburger Museum. 5) Trigla capensis Cuv. p. 55. Pectoral auf der Körperseite einfarbig schwarz wie bei hirundo. Erster Dorsalstachcl etwas rauh. Der 2te länger als der Raum zwischen dem vorderen Nasenloch und dem Winkel des Praeoperculum. Die Pectoral reicht bis zum 7ten Dorsalstrahl. Körper bräunlich roth. Er- reicht eine Länge von 20 Zoll. 3. Subgenus Lyrichthys. Lepidotrigla (part.) Günther. Die Praeorbitalplatten springen über der Schnauze vor, was an Feristcthus mahnt. Tr. lyra zeigt Spuren von Palatinzäbnen ^). In dieser Section treten unverhältnissmässig grosse Augen auf. l)Tr. vanessa Rieh., Trans. Zool. Soc. p. 83, pl. 5, f. 1. Lepidotrigla vanessa Günth. p. 197. Mit regelmässiger Beschuppung, dorniger Lateral, kurzer Schnauze mit konkavem oberen Profil. Die Prae- orbitale mit einem divergirenden dreieckigen Dorn. Die gefleckte Pectorale reichen bis zum 7ten Analstrahl. Auf der ersten Dorsal mit schwarzem Fleck zwischen dem 5ten und Sten Stachel. Keine Dornen an den Augen- kreisen. Die Dornen der Rückenkante deutlich vorragend und nach hinten gerichtet. D. 11.17, A. 17. (Günther) Richardson gab durch 1) Nur an getrockneten Exemplaren oder Skeletten zu sehen. Uel>. li. Familie Triglidae nebst einig. Worten üb. d Classification. 89 einen Schreibfehler fast die nämliche Formel von polyom- niata, die er kurz zuvor beschrieben hatte. Australien. Wie Peronii wiederholt diese Art die Microtrigla. 2) Trigla Bürge ri Öchleg. Fauna jap. pl. 14, f. 1 u. 2. Lepidotrigla Bürgeri Günth. p. 198. Mit normalen Augen, deren Diameter IV2 in die Höhe des Kopfes unter den Augen gemessen geht. Stirn zwischen den Augen etwas breiter als die Augenhöhle. Die Schnauze fällt wie bei hirundo schief ab, ohne einen Buckel wie bei lyra und hemisticta zu bilden. Die sehr divergirenden kurzen etwas gebogenen Vorsprünge der Praeorbitalen sind 2 Augenhöhlendiameter von einander entfernt. Dorn des Praeoperkels wie Operkel kurz. Schulterdorn mit scharfem Kiel zweimal so lang als der Diameter der Augenhöhle. Die Dornen der Rückenkante so deutlich wie bei lyra. Die Dornen der ersten Dorsal lang und schlank. Die Pectoral ohne Flecken reicht bis zum 4ten Anal- strah 1, Oberkörper röthlich, unterer weisslich, ohne jede Spur von Flecken. Länge 11". D. 9.16. An. 16. Japan. 3) Trigla hemisticta Schieg. Fn. jap. pl. 14, B. pl. 14, f. 3 u. 4. Die abnorm grossen Augen ohne Dornen am oberen Rand der Augenhöhle sind so gross, da SS der Diameterdcr Augenhöhle so gross ist, als die ganzeSeite des Kopfes unter den Augen gemessen hoch ist. Die Vorsprünge der Praeorbitale sind kurz, fein gezähnelt und stehen einen halben Dia- meter dei* Augenhöhle von einander entfernt. Der Dorn des Praeoperkels ist kurz und sein Kiel geht nicht bis zum Anfang derselben. Der Dorn des Operkels dagegen ist sehr lang und hat eine Länge mit dem Operkel, die IV2 dem Augenhöhlendiameter gleich ist; er läuft fast parallel mit der Rückenkante und ist bedeutender als der der Schulter. Die Stacheln der ersten Dorsal ungewöhn- lich stark und gedrungen. Die gewöhnlichen Dornen 90 Kau}): der Riic kenkante bilden gewöhnliche iSchild- chcn, die nicht über die Haut voisp ringen : Beide Dorsale wie der rothbrannc Rücken schwarz gefleckt. Pectorale gelbh'ch, die mittleren Membranen schwarz. D. 7. 11. A. 11, Länge 11". Japan. 4) Trigla lyra L. Augen gross. Augenhöhle vorn und hinten gedornt und so lang als unter dem Auge der Kopf hoch ist. Zwn'schen den Augen so breit als der V2 Diameter der Augenhöhle. Die Vorsprünge der Praeorbitale divergiren und stossen in einem stumpfen Winkel zusammen und zeigen unter kleineren 4 transparente Dornen, wovon die mittelsten die längsten sind. Der Dorn des Praeoperkulum ist kurz, allein sein gezähnelter Kiel geht tief in die Wangen hinein. Der Dorn des Operkeis schief nach unten gerichtet, ist mit dem Operkel so lang, als der Diameter der Augenhöhle. Schulterdorn ganz abnorm lang, dolchartig mit rauhem Kiel und fast doppelt so lang als der Praeoperkeldoru mit dem Praeoperkel. Die Dornen der ersten Dorsal stark, allein schlanker als bei voriger. Iter und 2ter am vorderen Rand gezähnelt. Die Dornen der Rückenkante sehr deutlich. Die Pectoral reicht bis zum 4ten Anai- strahl. Einfarbig roth. Länge 15—24". D. 9. 16—17. A. 16—17. Mitteimer und England. 4. Subgenus Palaenichthys. Lepidotrigla (part) Günther. Ohne lyraförmige Verlängerung der Schnauze. Kopf ungewöhnlich bewaffnet, wodurch sie sich leicht von Chelidonichthys unterscheiden, die in überspringender Verwandtschaft zu ihnen stehen. Die Mehrzahl zeigt ungewöhnlich feine Schuppen. Bei keiner Art zeigt sich in der ersten Dorsal ein schwarzer Fleck, noch eine be- waffnete Lateral. 1) Trigla asper a Cuv. p. 77. Lepidotrigla aspera Günth. p. 196. Kopf kurz und steil abfallend» An dem vorderen Rand der Augenhöhle 2 und an dem hinteren 1 Dorn. Hinter diesem ein tiefer sattelförmiger Einschnitt (der Ueb. d. Familie Triglidae nebst einig. Worten üb, die Classification. 9l an Scorpaena- und einige Prionotusarten erinnert). Auf den Schläfen ein Dorn. Der Dorn des Praeoperkcls ist klein ohne Criste. Der Operkel hat einen sehr spitzen Dorn, ohne sehr verlängert zu sein. Das Scapularbein ist sehr spitz und am inneren Rand gezähnelt. Der Stachel des Humerus ist ziemlich lang und zugespitzt. Dornen der Rückenkante deutlich. Schuppen grösser wie gewöhnlich, am Rand gezähnelt. Dorsalstacheln schlank, die 2 vor- deren gezähnelt. Pcctorale etwas gebändert, reichen bis zum 4ten Analstrahl. Farbe roth. D. 9. 15—16. A. 15. Länge 4". Mittelmeer. 2) Trigla poeciloptera Val. Cuv. p. 47. Kopf schief abfallend. Der Kiel des Praeoperkel geht mit in die Wangen hinein und endigt mit 2 kleinen Dornen. Ausser den zwei vorderen Dornen der Augen- höhle zeigt sich noch ein Dorn am hinteren Ende und hinter diesem auf der Seite des Kopfes noch zwei scharfe hinter einander stehend. Auf dem hinteren Rand des Kopfes befinden sich noch zwei Dornen und ein iso- lirter auf der Mitte der Schnauze. Rückenkante deutlich gezähnelt. Die Pectoral reicht bis zum 4ten Analstrahl und zeigt auf der Körperseite und nach der Wurzel hin einen schwarzen grossen Fleck, mit weissen Tropfen. Schuppen sehr klein. D. 9. 17. A. 15. Grösse 4 Zoll. Mittelmeer — Canal und schwarzes Meer. 3) Trigla polyommata Rieh. Trans. ZooL Soc. IIl, p. 87, t. 5, f. 2. Praeorbital, Suprascapula, Coracoid, Operculum und Praeoperculum mit sehr starken und langen Stacheln. Der sehr konkave Raum zwischen den Augen so breit als der Durchmesser des Auges. Dorsal mit derben Stacheln und ohne Randstacheln an der entsprechenden Rückenkante. Die Pectoral mit verschiedenen schwarzen, weisseckigen Flecken auf der Körperseite, reicht bis zum 10. Analstrahl. Schuppen sehr klein. D. 7. 13. An. 12. Van Diemensland. 4) Trigla pauciradiata ßennett. Proceed. Zool. Soc. 1835, p. 91. Trigla pinna priore dorsali sex radiata; sulco dor- 92 Kaup: sali foitltc)' anuato: pinnis pectoralibu« ina*i;ni.s, interne coenilei«, fasciis iindiilatis apiccm versus niaciilaque infra medium saturatioribiis^ hac albo guttulata. D. 6.16. A. 15. Long. tot. IOV2 nnc. ; capitis 2V2; capitis alt. I72; cranii lat. 1. Caput leniter declive: ossa suborbitalia an- tice Tix promineritia tuberculisve parvis 4 — 5 munita. Kleinasien, Trapezunt. Dr. Günther glaubt, dass diese Art poeciloptera sein könnte, wenn die Zahl der Dorsalstacheln eine zu- fällige sein sollte. Gegen diese Meinung spricht die Grösse von pauciradiata, w^elche die kleine poeciloptera niemals erreicht. Polyommata zeigt 7 Dorsal stacheln und CS kann daher ailch eine Art mit 6 geben. 5. Genus Tri gl a (wahre Triglen). öie zeigen die feinsten Schuppen, allein die Lateral mit grösseren, die gekielt oder gestrichelt, sind. Die Praeorbitale nicht vorragend mit stumpfen Zähnen. Die Bewaffnung des Kopfes ist gering. Bei ihnen tritt die möglichst grösste Zahl von Dor- sal- und Analstrahlen auf und sie zeigen die kürzesten Pcctorale, die auf der Körperseite niemals den schwarzen weiss getropften Plecken besitzen. Alle Arten leben in den europäischen Meeren. 1) Trigla 1 ine ata Linn. Mit kurzem steil abfallenden Kopf und sehr hohen Wangen. Dornen des Praeoperkel wie Operkel kaum erkennbar. Die Schuppen der Lateral ziemlich gross und rund mit gezähneltem Kiel. Die Körper- seiten mit vertikalen Hau t fält clien. Erster, zwei- ter und zuweilen der dritte Dorsalstachel rauh. Die Pectoral reicht bis an den 7ten oder 8ten Analstrahl, Membranen der ersten Dorsal ohne Flecken. Körper roth, braun gefleckt. Pectoral mit blau gefleckten Bän- dern. D. 10— 11. 16—17. An. 16. Erreicht selten einen Fuss. 2) Trigla obscura L., lucerna Brunn. Mit schief abfallendem Kopf, die Schuppen der Lateral breit und gestrichelt. Stacheln der ersten Dorsal schlank und glatt; der 2te Dorn zeigt Ya der Kör- üeb. d. Familie Trig^lidae nebst einig. Worten üb. d. Classification. 93 perlänge. Die Dornen der Rückenkante springen wenig vor und haben eine einfache JSpitze. D. 10.17 — 18. A. 17, Erreicht 8". Der lange 2te Stachel der ersten Dorsal erinnert entfernt an Dactylopterus. 3) Trigla gurnardus Linn. Mit schief abfallendem Kopf. Dornen des Kopfes am stärksten entwickelt. Die 4 — 5 ersten Stacheln der ersten Dorsal sind rauh. Die Dornen des Rückens sprin- gen unbedeutend vor. Erster Dorsal mit schwarzem Fleck gegen die Spitze zu. Die graue Pectoral erreicht nicht die Anal und ist so liäng als die Ventral. D. 8—9.19. A. 18—19. Länge 1 Fuss. 4) Trigla cuculus Bloch. Aehnelt sehr dem vorigen, allein zeigt kaum be- merkbare Dornen an dem ersten und zweiten Dorsal- Stachel. Die Stacheln der Rückenkante sind nicht gekerbt. D. 9. 19. A. 19. Ob Jugend der vorigen bleibt noch sehr zweifelhaft. 5) Trigla Pini Bloch. Mit kurzem steil abfallenden Kopf. Die fast glatte Lateral wird wie bei lineaKis von Hautfältchen vertikal durchschnitten. Dornen der Rückenkante vorspringend. Die Pectoral reicht bis zum otcn und 4ten Analstrahl. Einfarbig röthlich. D. 8—9.18. A. 16—17. 94 Kaup: Ueb. d. Farn. Tri^lid. nebst einig. Wort üb, d. (Jlassifioation. Vergleich der Aufzählung der Arten nach Cuvier, Günther und Kaup. Cuvier et Val. Trigla pini. 1) lineata. » hirundo. » poeciloptera. K Kumu. )^ Peronii. » capensis. 5> lyra. » gurnardus. » cuculus. >' lucerna. )' aspera. » papilio. » phalaena. y> sphynx. G ü u t h e r, 1. Lepido trigla aspera. 2. » papilio. 3. '- phalaena. 4. )> sphynx. 5. » vanessa. 6. » Bürgeri. 7. Trigla Pini. 8. » lineata. 9. « hemisticta, 10. » pleuracanthica. 11. » hirundo. 12. » capensis, 13. « poeciloptera. 14. )- pauciradiata. 15. » Kumu. 16. y> polyommata. 17. » guruardus. 18. » cuculus. 19. » lyra. 20. » obscura. Die Trigla Brandesii Bleek. kenne ich leider nicht. Kaup. 1. Micro trigla papilio. 2. » sphynx. 3. )) phalaena. 4. » pleuracanthica. 5. Chelidonichthys Peronii. 6. » Kumu. 7. » hirundo. 8. p pictipinnis. 9. y> capensis. 10. Lyrichthys vanessa. 11. » Bürgeri. 12. » hemisticta. 13. » lyra. 14. Palaenichthys aspera. 15. 1 poeciloptera. 16. » polyommata. 17. » pauciradiata. 18. Trigla lineata. 19. » obscura. 20. » gurnardus. 21. » cuculus. 22. "» Pini. I Einige neue Distomen und ßeinerkungen über die neiblielien Sexualorgane der Trematoden. Von Dr. von LiiistoM in Ratzeburg. Hierzu Tafel V. 1. Distomiim pellucidum nov. spec. Diese grosse, schöne Art, fleischfarbig und mit durchscheinendem Körperparenchym, fand ich im Oeso- phagus von Gallus domesticus, den sie in 5 Exemplaren bewohnte, und hielt ich die Art Anfangs für identisch mit Distomum ovatum, mit dem sie nahe verwandt ist. Eine genauere Untersuchung belehrte mich indessen eines besseren, zu der schon der Fundort aufforderte, da Di- stomum ovatum zwar auch im Haushuhn, aber nur, wie in allen von demselben bewohnten Arten, in der Bursa Fabricii zu finden ist. Der in die Augen fallendste Unterschied zwischen beiden Arten liegt in der relativen Grösse der beiden Saugnäpfe, indem der Durchmesser des Mundsaugnapfes sich zu dem des ßauchsaugnapfes verhält bei Dist. pellu- cidum wie 1 : 1, bei Dist. ovatum aber wie 1 : 2. Da ich die Art nicht besser als durch einen genauen Ver- 96 L i n s t o w gleich mit dem allbekannten D. ovatum schildern ,zu können glaube, so gebe ich im folgenden einen solchen: D i s t o m u m p e 1 1 ri c i d ii m . Liiuge 9 Mm. Breite 5 Mm. Durchmesser des Mundsaug'- iiapies 0,18 Mm. Durchmesser des Bauclisaug- napfes 0,2 Mm. Verhältuiss beider Durchmesser zu einander wie 1 : 1,18. Die Darmschenkel überragen die Hoden um deren duppelte Länge. Die Dotterstöcke reichen von hinten gerechnet bis zum hinteren Rande des Bauchsaugnapfes. Längendurchmesser der Eier 0,0311-0,0344 Mm. Die Eileiterwindungen sind locker neben und durcheinander hergeschlungen, so dass das Thier im hinteren Drittel völlig durch- sichtig ist. An der hinteren Körperhäli'te mit starken 0,043 Mm. langen Stacheln besetzt. Distomum ovatum. Länge 6,5 Mm. Breite 3 Mm. ] Durchmesser des Mundsaug- napfes 0.06 Mm. ; Durchmesser des Bauchsaug- } napfes 0,126 Mm. j Verhältniss beider Durchmesser [ zu einander wie 1 : 2,1. I Die Darmschenkel überragen '. die Hoden um deren einfache i oder halbe Länge. ! Die Dotterstöcke reichen von hinten gerechnet bis an den wov- j deren Rand oder an die Mitte I des Bauchsaugnapfes. j Längendurchmesser der Eier 1 0,0246—0.0262 Mm. I Die Eileiter Windungen sind im I hinteren Drittel des Thieres eng j an einander gepresst, wodurch I dieses hier gelb und völlig uu- j durchsichtig wird. I Im ausgewachsenen Zustande i ohne Stacheln. WedP) ist der < einzigste, der eine Bewaffnung angibt; ich habe sie nie gesehen. obgleich ich viele Exemplare untersucht habe. 1) Anatomische Bemerkungen über Trematoden. Sitzungsber. d. k. Akad. XXVI, 1857, pag. 241—42. tab. I. fig. 1. Die Beschrei- bung und Abbildung sind übrigens voller Irrthümer, wenn Dist. ovatum gemeint ist, so dass ich fast vermuthe, dass eine andere Art beobachtet ist. Der Darm theilt sich bei D. ovatum nicht, wie Wedl für seine Species ausdrücklich bemerkt und zeichnet, gleich hinter dem Bulbus, sondern in halber Entfernung zwischen diesem und Bauchsaugnapf; der Darm ist viel kürzer bei D. ovatum, als in der Fig. 1 gezeichnet ist; die Dotterstöcke in der Wedl'schen Art Einig. Distom. u. Bemerk, üb. d. weiblich. Sexualorg. d. Trematod. 97 Ausser den bereits angegebenen Charakteren ist, um die Beschreibung zu vervollständigen, noch folgendes zu be- merken. Der Darm gabelt sich in der Mitte zwischen den beiden Saugnäpfen, und zeigt in seinen beiden Schen- keln grosse, blasige Ausbuchtungen; sein Inhalt, wahr- scheinlich halbverdautes Hühnei'blut, Ist, wie bei Dist. ovatum, dunkelbraun, an den ausgebuchteten Stellen tief schwarz. Die Hoden, eiförmig und etwa von der Grösse der Saugnäpfe, liegen neben einander. Die beiden Vasa deferentia vereinigen sich über dem Bauchsaugnapf zu einem gemeinsamen Gang, der in die obere Samenblase tritt; diese liegt links vom Mundsaugnapf, ist sehr lang und reicht fast bis an den Vorderrand des ßauchsaug- napfes. Die beiden langen Ausführungsgänge der Dotter- stöcke treffen sich in der Mitte des Körpers und ergiessen ihren Inhalt in den kleinen kugelförmigen Eibildungs- raum; in diesen führt auch der durch eine mehrlappige Drüse gebildete Keimstock sein Product, dessen Ausfüh- rungsgang vorher die Mündung der unteren Samenblase aufgenommen hat. Der Eibildungsraum ist von der blassen strahlenförmig gebauten, aus gekernten Zellen gebildeten Schalendrüse umgeben; von ersterem aus entspringt nUn der Eileiter, der Anfangs sehr dünnwandig ist, später aber eine sehr dicke, muskulöse Wandung bekommt, und nach vielen Krümmungen, in denen sich nach dem Ende zu eiförmige Ausbuchtungen zeigen, vorn dicht neben und nach aussen von der männlichen Geschlechtsöffnung endet. Die Eier sind schon beim Heraustreten aus dem Eibildungsraum mit einer blassen Schale umgeben, und ist ihr Inhalt Anfangs körnig und schwärzlich von Farbe, später erscheinen sie graulich und endlich gelb. Die reifen Eier sind gedeckelt und erscheinen an der Deckel- seite abgeplattet, an der anderen Seite spitz. Muskelfa- sern, meistens einige eng an einander gelagert, durch- ziehen den Körper nach allen Richtungen, doch sind an viel weiter noch vormals bei D. ovatum; Vesicula seminalis inferior und Keimstock werden übrigens zusammengeworfen und mit ersterem Namen belegt. Archiv f. Xatiivg. XXXIX. Jahr?. 1. I5n. 7 98 V. Linstow: der Körperoborfläche 4 Richtungen vorwaltond, die longi- tudinale, die transversale und 2 schräge, die sich zu den ersteren in denselben Winkel stellen. Die untere Samen- blase ist ein sehr dickwandiges, auffallendes Organ, das aus dem Eileiter mit Samen gespeist wird, und seinen Inhalt in den Ausmündungsgang des Keimstocks ergiesst. Die weiblichen Geschlechtsorgane in ihrem Zusam- menhange habe ich noch bei keiner Distomum-Art so klar übersehen können, wie bei der vorliegenden, auch D. ovatum ist dazu wegen der massenhaften Anhäufung von Eiern, die das Gesichtsfeld verdunkeln, sehr wenig geeignet, und will ich im Anschluss an das Gefundene die weiblichen Fortpflanzungsorgane der Trcmatoden, be- sonders der Distomen, einer kurzen kritischen Revision unterwerfen. Der Dotterstock hat bei Dist. pellucidum die ge- wöhnliche Form, ist aber im Verhältniss zu andern Arten sehr wenig ausgedehnt, wie überhaupt die Eierproduction eine wenig reichliche ist. Der Keimstok liegt, wenn wir die Vereinigungs- stellc der beiden Ausführungsgänge des Dotterstockes als Mittelpunkt ansehen, rechts und unterhalb dieser Stelle, und ist eine aus Lappen bestehende Drüse, in der man schon die Keimbläschen von aussen durchschimmern sieht. Früher ist dieses Organ häufig verkannt; so zeich- nete Küchenmeister^) für Dist. hepaticum auf tab. V, fig. 2 g', dasselbe irrthümlich doppelt und hielt es für Hodenwindungen, welche die Vesicula seminalis interna verträten, während Mehlis 2) es bei Dist. lanceolatum für einen dritten Hoden hielt; bei Dist. lanceolatum be- zeichnet Küchenmeister den Keimstock als Vesicula seminalis interior, und Wedl ^) bei Dist. echinatnm als innere Samenblase, wie derselbe^) meiner Vermuthung 1) Die in und an dem Körper des lebenden Menschou vor- kommenden Parasiten. 2) Leuckart. Die menschlichen Parasiten l, pag. 597. 3) Anatomische Untersuchungen über Trematoden. Sitzungsber. a. k. Akad. d. W. XXVI, pag. 245, tab. I, fig. 5 d. 4) Ibid. fig. 4, n und d. Einig. Distom. u. Bemerk, üb. d. weihlich. Sexualorg. d. Trematod. 99 nach bei D. crassiusculum innere Samenblase und Keim- stock mit einander verwechselt. Die zum weiblichen Genitalapparat gehörige Samen- blase (Vesicula scminalis inferior oder interior oder in- terna, Receptaculum seminis) erinnert sehr an das gleich- namige Organ der Insekten, z. B. der Schmetterlinge, hat aber hier die Aufgabe, die Keimblaso vor der Um- hüllung mit Dottersubstanz zu befruchten, wie solches von van Beneden ^) bei Distomum aeglefini beobachtet ist, während bei den Insekten der Same beim Vorbei- gleiten der Eier bei dem Ausführungsgange der Blase mit diesen in Berührung tritt und durch die" Älicropyle des fertig gebildeten Eies in dasselbe hineinschlüpft. Küchenmeister kennt die Samenblase bei Dist. hepa- ticum nicht und bezeichnet, wie oben angeführt, den Keim- stock als Vesicula seminalis interna, ebenso wenig bei Dist. lanceolatum, wo der Keimstock, wie bereits bemerkt, für die Vesicula seminalis interior gehalten wird (tab. V, flg. 111). Leuckart dagegen beschreibt die Samenblase bei Dist. lanceolatum neben dem Keimstock (p. 598, fig. 199), und bemerkt dabei, dass sie direct aus dem hin- teren Hoden gespeist werde. Eine directe Verbindung zwischen Hoden und Samenblase sind ferner beobachtet von Walter ^) bei x\mphistomum, von Wage n er ^) bei einer in Uranoscopus scaber vorkommenden Art, von dem- selben^) bei Dactylogyrus amphibothrium, von Melni- ko w ^) bei Distomum ocreatum, von Zell er ^) bei Disto- mum squamula ; dagegen stellt Wagen er dies Verhält- niss als die Ausnahme hin, van Beneden läugnete 1858 eine solche Communication ganz und Stein '') stellt bei D. polymorphum die Communication zwischen männliclien 1) Bull. Acad. roy. Beige tome IV, No. 4. l'Tnstit. 1858, p. 159 u. 223. 2) Archiv für Naturgeschichte 1858, I, pag. 269—297. 3) Ibid. 1860, I, pag. 165—194. 4) Natuurkundige Verhandelingen etc. XIII pag. 90. 5) Archiv für Naturgeschichte 1865, I, pag. 49 — 55. 6) Zeit8chr. für wissensch. Zoologie XVII, pag. 215 — 220. 7) Carus, Icon. zootom. tab. VII, fig. 23. 100 V. Linstow: und weiblichen Geschlechtsorganen genau so dar, wie ich sie bei der beschriebenen Art gefunden habe, d. h. die Samenblase empfängt ihren Inhalt ans der Vagina (dem vorderen Theile des Eileiters) und steht mit dem Hoden durchaus in keiner Verbindung. Es ist klar^ dass diese Art, den Samen aufzunehmen, die einfachste und am leichtesten erklärliche ist; derselbe wird bei der Copula in die Vagina, d. h. in das Ende des Eileiters ergossen, und von diesem in die Samenblasc geführt, aus der er gelegenth'ch zur Befruchtung der Keimbläschen heraus- tritt; dem entsprechend ist auch das Ende des Eileiters bis zu dem Ausmündungsgange in die Samenblase bei D. pellucidum ganz von Samen erfüllt, der in dem langen folgenden Abschnitte derselben gänzlich fohlt; schon bei schwachen Vergrösserungen sieht man die Eier in dem kleinen vorderen Abschnitt des Eileiters von der bräun- lichen Samenflüssigkeit umgeben, während dieselben den langen hinteren Abschnitt allein erfüllen. Bei den Arten, die eine directe Verbindung zwischen Hoden und Samen- blase zeigen, ist nicht recht ersichtlich, wozu hier noch eine vordere Samenblase nebst Cirrusbeutel und Cirrus dienen sollen (Dist. lanceolatum), da ja die Copula zur Befruchtung unnöthig ist, und ist auch hier vielleicht eine Selbstbefruchtung wohl nur die Ausnahme, gleichsam ein Nothbehelf, der zur Geltung kommt, wenn nur ein Individuum den betreffenden Wirth zur Zeit bewohnt, se dass eine Copula nicht möglich ist, die übrigens von Cobböld ^) bei Distomum conjunctura direot beobachtet ist. Eine Befruchtung von aussen, d. h. per vaginam, scheint mir überhaupt nur bei Anwesenheit eines Recepta- culum seminis von Erfolg sein zu können, welches also wohl ein sehr häufig vorkommendes aber oft übersehenes Organ ist; denn dass der Same von der Mündung des weiblichen Geschlechtscanales durch alle Windungen des Eileiters hindurch nach dessen x^nfangspunkt, wo doch die Befruchtung geschieht, geführt werden sollte, ist kaum denkbar. Auch Distomum ovatura hat diese Snmenblasc, 1) Journ. proceed. Limi. Soc. Zool. Vol. V, pag. 255. £iijig. Diötum. u. Bemerk, üb. d. weiblich. Sexualorg. d. Ti-ciuatod. IUI WO sie aber schon schwerer aufzufinden ist, und leicht für einen Lappen des Keimstocks gehalten werden kann, von dem sie sich nur durch eine etwas röthlichere Fär- bung und Mangel der Keimbläschen unterscheidet, wo- durch sie ein gleichförmiges Aussehen bekommt. Eine Öamenblase (Vesicuia seminalis Inferior) habe ich ferner beobachtet bei Dist. nodulosum, arrectum, echinatum, re- curvatum, trigonocephalum, wo sie zwischen Keimstock und voiderera Hoden Hegt ; bei Dist. mesosternum findet sie sich zwischen Keimstock und linkem Hoden, der etwas weiter nach hinten liegt als der rechte. Wag euer ^) bildet sie für Dist. xanthosomum ab. Bei einem jungen Exemplare von Dist. ovatum habe ich auch ihre Ent- wicklung beobachten können. Die Drüse ist in ihrer ersten Anlage durchsichtig und farblos und stellt eine Mutterzelle dar, die in ihrem Innern zahlreiche Toch- terzellen von verschiedener Grösse mit Kern und Kern- körperchen enthält, durch deren Auflösung der Hohl- raum hergestellt wird. Um den Vereinigungspunkt der beiden Dottergänge ist nun ferner eine nicht unbeträcht- liche Drüse gelagert, welche ohne Zweifel die Function hat, die Eischale abzusondern, und die ich daher Scha- lendrüse benenne. Sie ist von unregelmässig-rundlicher Gestalt, die Dottergänge gehen mitten durch sie hindurch; sie besteht aus blassen, gekernten, strahlenförmig ange-' ordneten Zellen von 0,0197 Mm. Durchmesser, der Kern von 0,005 Mm. ; die Strahlen sind nach dem Mittelpunkte, der Vereinigungsstelle der beiden Dottergänge, gerichtet. Das ganze Organ ist durchscheinend und farblos, und schwer aufzufinden. Dem entsprechend ist auch Dist. ovatum die einzige Art, bei der ich ausserdem die Scha- lendrüse habe sehen können, obgleich ich einige 60 hie- sige Arten des Genus Distomum darauf untersucht habe. Küchenmeister hat, wie mir scheint, in seinem Werke über menschlich-e Parasiten dieses Organ bei Dist. hepa- ticum gesehen und als Keimstock beschrieben (1. c.pag. 189) und abgebildet (tab. V, fig. 3b). Lcuckart deutet den 1) NatuurkundigG Veruaudelmgen XIII, tab. XXII, fig. 4. lü-J V. Lmstü \v : ^kiigligeii Körper", welcher mit unserer 8chalendrüse identisch ist, ohne Zweifel richtig, und geht aus dessen Beschreibung (Menschl. Parasiten I^ pag. 482 — 483, 561, 557 — 558) hervor, dass dieses Organ bisher nur bei Dist. hepaticum und lanceolatum gesehen ist, dass ferner Kü- chenmeister dasselbe nicht ganz richtig gezeichnet hat, insofern nämlich „die Ausführungsgänge der Drüsen strahlenartig auf den gemeinschaftlichen Innenraum ge- richtet sind", während die Drüsenzellen bei D. lanceo- latum sich über eine längere Strecke des Eierganges ver- breiten. Ijeider hat Leuckart keine Abbildung dieses Körpers gegeben, wohl aber bemerkt derselbe, dass dieser bei dem Genus Cystotaenia sich allgemein finde, und be- sitzen wir seit jüngster Zeit eine vorzügliche Schilderung der Schalendrüse bei Bothriocephalus latus von Sommer und Landois^), wo sie ebenfalls strahlenförmig gebildet ist, und sich halbmondförmig um den Ausgangspunkt der Dotterstöcke und des Keimstoeks legt; früher wurde der Körper „Knäueldrüse" genannt, und erlitt die mannig- fachsten Deutungen. Die jüngsten Eier, welche sich im Anfangstheile dos Eileiters befinden, haben bereits eine deutliche starke Schale, welche Anfangs glashell, in üebereinstimmung mit der Schalendrüse, ist. Da man nun den Bildungsort für Keim und Dotter kennt, musste es nahe liegen, auch für die Schale der Eier den Ent- stehungsort aufzusuchen, und ist die Deutung des „kug- ligen Körpers" und der „Knäueldrüse" wohl eine zweifellos richtige. Im Centrum der Schalendrüse ist ein kleiner, kugel- förmiger Hohlraum, den ich E i bi 1 d u n g s r a u m zu nennen vorschlage; er ist es wohl, den Leuckart (Menschl. Paras. p. 561) meint, wenn er bei der Schilderung von Dist. he- paticum sagt: „Die Eier, die einzeln in dem engen Cen- tralraum der Schalendrüsc ihren Ursprung nehmen" etc. — In diesen Raum münden die bereits befruchteten Keim- bläschen sowie der Dotter ; um ihn ist, wie gesagt, die 1) Beiträge zur Anatomie der Plattwürmer. Heft 1, pag. 23— 24, 48—50, tab. I u. II, o, tab. III, üg. 1, n, o, tab. V, fig. 2, k. Einig. Distom. u. Bemerk, üb. d. weiblich. Sexualorg. d. Trematod. 103 Schalen drüse gelagert, und aus ihm nimmt der Eileiter seinen Ursprung, indem sich nun die ersten fertigen Eier zeigen. Nach der Diesing'schen Eintheilung der Distomen würde D. pellucidum zur Abtheilung B, a, y gehören, (Armatum, corpus planum v. depressum, acetabulum ses- silc, magnitudine oris), während D. ovatum unter A, f, a, «, steht, (Inerrae, os haud nodulosum, corpus planum V. depressum, acetabulum sessile, ore maius). Eine Ein- theilung, die so nah verwandte Arten trennt, ist aber nicht haltbar, und würde es wünschenswerth sein, von der BewaiFnung des Körpers, weil dieselbe nur zu häufig in der Jugend besteht und in späterer Zeit verloren geht, ganz abzusehen. Bessere Unterscheidungsmerkmale sind jedenfalls die Bewaffnung der Umgebung des Mundsaug- napfes, die Stellung der Hoden hinter- oder nebenein- ander, gestreckte oder rückwärts gebogene Richtung des Kopfendes, Lage der männlichen und weiblichen Ge- schlechtsöffnung in Bezug auf einander und auf die Saug- näpfe, und deren relative Grösse. 2. Distomum caudatum nov. spec. In ausgestrecktem Zustande bis 4 Mm. lang und 1 Mm. breit, Körper cylindrisch, nach Art eines Holosto- rnum gekrümmt; bewohnt den Dünndarm von Erinaceus europacus. Mundsaugnapf etwas grösser als Bauchsaug- napf, ersterer 0^31 Mm., letzterer 0,27 Mm. im Durch- messer; aus dem Schlundkopf entspringt der sich gleich hier gabelnde Darm; dessen Schenkel ungemein dick- w^andig sind und ganz bis zum äussersten Hinterleibsende verlaufen. Beide Saugnäpfe liegen nahe an einander, kaum um den doppelten Durchmesser des Mundsaugnapfes von einander entfernt, und liegt der Bauchsaugnapf an der Concavität der Körperkrümmung. Die Hoden liegen hinter einander und nehmen den hintersten Raum am Körper ein. Die grosse Strecke zwischen Bauchsaugnapf und Hoden füllen die weiblichen Sexualorgane aus. Der Vereini- gungspunkt der Dottergänge liegt eigenthümlicher Weise zwischen den beiden Hoden, während die männliche und 104 V. Linstü w: weibliche GcschlechtsöfFnuDg neben einander diclit vor dem ersten Hoden sich finden, also weit hinter dem Bauch- saugnapfe. Körper und Umgebung des Mundsaugnapfes sind unbewaffnet. Die Eier haben 0,033 Mm. im längsten Durchmesser. Eigenthümlich ist ein 0,07 Mm. langer, einziehbarer, schwanzartiger Anhang am Hinterleibsende von cylindrischer Gestalt mit conischer Spitze. 3. Distomum tectum nov. spec. Diese Art bewohnt den Darm von Osmerus eper- lanus; Länge 2 Mm., Breite 0,8 Mm.; der ganze Körper ist dicht dachziegelförmig mit 0,024 Mm. langen, keilför- migen Schuppen oder Stacheln besetzt, die eine breite Basis haben, so dass die Körpercontour einer Säge gleicht. Die beiden Saugnäpfe stehen einander sehr genähert, nur um ihren Durchmesser von einander entfernt. Der Mundsaugnapf hat 0,2 Mm., der ßauchsaugnapf 0,24 Mm. im Durchmesser. Die massenhaft angehäuften Eier sind 0,025 Mm. lang und 0,013 Mm. breit. Die Hoden liegen schräg neben einander. Männliche und \v eiblich eGeschlechts- öffnung neben einander, links vom Mundsaugnapf, dessen Umgebung unbewaffnet ist. 4. Distomum beleocep halum nov. spec. In grosser Menge im Dünndarm von Ardea cinerea gefunden. Der Körper ist 0,7 Mm. lang und 0,3 Mm. breit und an der vorderen Hälfte mit kleinen Stacheln besetzt, wozu ich jedoch bemerken muss, dass von den Geschlechtsorganen nur erst die männlichen entwickelt waren, und die Thiere daher vielleicht eine beträcht- lichere Grösse erreichen. Mundsaugnapf mit breiten} nierenförmig ausgeschnittenen Kragen, der mit 24 Stacheln besetzt ist, die in 2 Reihen angeordnet und alle 0,033 Mm. lang sind ; der Mundsaugnapf ist rundlich vorstehend, wodurch der Kopf Aehnlichkeit mit einer Pfeilspitze be- kommt. Breite des Kopfes 0,17 Mm.,, des Mundsaugnapfes 0,030 Mm. des Bauchsaugnapfes 0,13 Mm. Die Hoden liegen hinter einander; unmittelbar vor dem ßauchsaugnapf liegt Einig. Distom. u. Bemerk, üb. d. weiblich. Sexualorg. d. Trematod. 105 der Cirrusbeutel. Muiidsaugnapf und Schluadkopf sind durch einen langen canalförmigen Pharynx verbunden. 5. Distom um recurvatum nov. spec. Aus dem Dünndarm von Anas marila. Das erste, mit 8tacheln besetzte, Viertel des Körpers ist, ähnlich wie bei Dist. caudatum, über die Bauchfläche nach hinten gekrümmt. Diese Körperform und die Grösse der Eier erinnern an Holostomum. Länge des Thieres, wenn man es sich gestreckt denkt, 3 Mm., Breite 0,7 Mm. An der Convexität der Krümmung, also an der Stelle, die von der Schwanzs'pitze am entferntesten ist, liegt der 0,24 Mm. lange und 0,14 Mm. breite Cirrusbeutel ; dann folgt, wenn man nach hinten geht, der kreisrunde Bauchsaugnapf, der 0,32 Mm. im Durchmesser hält; hierauf die ovale (innere) Samenblase, die nur anderthalb Mal so 'gross wie ein Ei ist, dann der bedeutend grössere Keimstock, und hierauf die hinter einander liegenden Hoden. Sehr beträchtlich ist die Länge des Cirrus (0,5 Mm.), der nach der Concavität der Krümmung austritt, und den Körper quer von einer Seite nach der andern durchsetzend ziem- lich weit über den Körper herausragt. Die wenig zahl- reichen Eier sind gross, 0,11 Mm. lang und 0,08 Mm. breit. Kopf 0,36 Mm. breit, herzförmig, mit 44 Stacheln besetzt, von denen jederseits die 4 äussersten der Reihe grösser sind; die 36 kleineren stehen in 2 Reihen, und zwar so, dass je einer aus den beiden Reihen einander genähert sind; die grösseren messen 0,07 Mm., die klei- neren 0,049 Mm. — Kopfsaugnapf 0,13 Mm. im Durch- messer; der sogenannte Hals ist an der concaven Seite rinnenförmig ausgehöhlt. •» Distomumechinatum Zeder hat 36 Stacheln von gleicher Grösse, in 2 Reihen gestellt, welche häufig im Alter verloren gehen, ähnlich den Haken mancher Tänienarten, und das Distomum oxyce- phalum Rud. ist gewiss nichts anderes als ein solches stachelloses Dist. echinatum, wie schon Diesing^) ver- 1) Systema Helminthum I, 346. lOG V. L in stow: niiitliet; iiäufig habe ich in Eaten Exemphire mit und ohne Stacheln am Kopfe gefunden, die übrigens in keiner Weise zu unterscheiden waren. In Gallus domesticus habe ich auch Distomum echiiiatum gefunden, und ver- muthe dalior, dass auch Dist. diLitatum Miram. mit D. echinatum identisch ist. Um die Arten des Subgenus Echinostomum gehörig zu unterscheiden, ist es durchaus nöthig, die Stacheln des Kopfes zu messen und zu zählen, wie auch zu be- stimmen, ob die 4 Endhaken an jeder Seite der Reihe grösser sind als die übrigen, was viel vorkommt, und ob die übrigen Stacheln in einer oder in zwei Reihen ste- hen. Eine Uebersicht über diese Verhältnisse bei einigen Arten gibt die folgende Tabelle: Wohnort. stacheln im Umkreise des M iTiiclsaugnapfes. Name des i Wohnort, i J«f«^dzu- Distomum. i i stand. 05 oj lii Zahl. aj ÖD j Länge in Mm. J). echina- j Anas bo- tum Zed. j schas pp. i Cercaria echinata v. Sieb. Planorbis corneus. Paludina vi- vipara. Lymnaeus stagnalis. X 1 1 1 36 0,048. D. militare Rud. Scolopaxgal-C. echinifera Paludina vi- linula pp. de la Valette. vipara. 1 X i 28-38. 0,04 u. 0,016 '). D. recurva- tum m. Anas marila.' i ! X 44. 0,07 u. 0,049. D. beleoce- | Ardea | phalum m. i cinerea, i 1 i X 24. i i 0,033. T> frin-nnr» ' | Paludina vi- cenhalum ^oetorius C. echina- '; vipara. Rud Iputorins pp.toidesdeFil.| Paludina 1 achatina. Xi 26. O.ll u, 6,075. D. ferox Zed Ciconia alba pp. X 26. 0,2 u. 0,12. 1) An Cercaria echinifera gemessen. Einig. Distom. u. Bemerk, üb. d. weiblich. Sexualorg. d. Trematod. 107 lieber die im Jahrgang 1872 pag. 57—58 dieses Ar- chives beschriebene Taenia hepatica darf ich mir erlauben^ hier einige Bemerkungen zu machen, weil dieselbe von einigen Seiten für identisch mit Cysticercus fasciolaris gehalten wird. Diese Vermuthung muss nahe liegen, weil ich es leider versäumt habe, sie mit dieser seit Ru- dolph] allgemein bekannten und sehr geraeinen Öpecies zu vergleichen, und die Unterschiede anzugeben, was ich hier nachholen will. Wenn ich die vorliegende Art, die, wie ich schon bemerkte, offenbar eine Tänienlarve darstellt, nicht Cysticercus benannt habe, so geschah das aus dem Grunde, weil ich keine öpur einer Blase, auch die bei Cysticercus fasciolaris nie fehlende Schwanzblase, gesehen habe. Was nun die Unterschiede von dieser Art anbelangt, so finde ich dieselben sowohl in der Form der Haken als auch in deren Anzahl; vergleicht man meine Abbildung 1. c. tab. III, fig. 1, mit Leuckart's fig. 1, a und b auf tab. II seines Werkes „die ßlasenbandwürmer" so wird man die Unterschiede auffallend genug finden; noch mehr aber bestimmte mich zur Trennung die Anzahl der Haken, die bei T. hepatica 34, bei Taenia crassicollis und Cysticercus fasciolaris aber 50 beträgt, eine Diffe- renz, die sonst bei einer und derselben Art des Genus Cystotaenia nicht vorkommt. Erklärung der Abbildungen. Tafel V. Fig. 1. Vcrgr. 20. Distomum recarvatum. a. Vcsicula seminalis inferior. » 2. » 140. Kopf von Dist. beleocephalum. a. Mundaaug- napf, b. Schlundkopf. »3. i> 170. Schwanzartiger Anhang am Hinterleibsende v. Dist. caudatum. » .4. j 150. Schuppenzähne der äusseren Bedeckung von Dist. tectum. 108 V. Liustüvv: Einig. Dist. u. Bern. üb. d. weiblich. Sexiialorg. etc. Fig. 5. VergT. 5. Distomum pelliicidum. Bei a. die Samenblase, bei b. der Keimstock. » 6. » 90. Weiblicher Genitalapparat von Distomum pellu- cidum. a. Endtheil des Eileiters (Vagina), ausser den reifen Eiern auch Samen enthaltend, a' Anschwellung desselben, hier bereits ohne Samen, b. Verbindungsgang zwischen Eileiter und Samenblase, c. Sameublase (Vesicula se- minalis inferior), d. Keimstock, e. Schalen- drüse, f. f. Ausführungsgänge der Dotterstöcke, g. Ausmündungsgang der Samenblase in den Keimstock, h. Eibildungsraum. c. Anfangs- theil des Eileiters, neugebildete Eier enthaltend. Die Cetoniden der Philippiiiiseheii Inseln beschrieben von Dr. Otto ilohuike. Hierzu Tafel VI-XI. Die nachfolgende Bearbeitung der Cetoniden der Philippinen und theilweiae auch der Sulu-Inseln schHesst sich in mehr als einer Beziehung an die Uebersicht an, welche ich in TroschePs Archiv für Naturgeschichte von den auf den Sunda-Inseln und Molukken vorkom- menden Mitgliedern dieser ünterabtheilung der LamelH- cornien gegeben habe, und kann gewissermassen als ihre Fortsetzung angesehen werden. Wie ich in der Einleitung zu jener Abhandlung bemerkte, war allein der Mangel an zureichendem Material die Ursache, weshalb ich damals die Cetoniden der Phi- lippinen unberührt lassen musste. Seitdem aber habe ich Gelegenheit gehabt dieselben, und zwar nicht allein fast alle bis jetzt bekannten und beschriebenen, sondern auch noch eine beträchtlich grössere Anzahl neuer Arten kennen zu lernen. Hierzu trug besonders der Umstand bei, dass Herr (jreorg Semper in Altena die Güte hatte, mir für den Zweck ihrer Bearbeitung alle von seinem Bruder in jener östlichsten Provinz des Indisch p. \n-c]' meeres gesammelten Melitophilen zuzusenden. 110 Mohnike: Diese Sammlung, deren Reichhaltigkeit mich über- raschte, enthält in 195 Exemplaren 66 Arten, worunter 41 oder vielleicht 42 neue. Herr A. R. Wallace führt in seinem 1868 er- schienenen Catologe der Malaiischen Cetoniden, worin auch die von den Philippinen aufgenommen sind, 32 als daselbst vorkommende an. Ich halte diese Angabe aber für nicht ganz genau. Unter den darin erwähnten finden sich nämlich erstens zwei Arten, von denen es kaum mehr zweifelhaft ist, dass sie Bengalen als Vaterland besitzen. Es sind He- terorrliina dives Westw., {Gnathocera Mac Leay Gor. et Perch. ; Mystrooeros Biardi Burm.) und Het'erorrMna C07ifusa WenUx. fCetonia öimac?^/« Wiedem. ; Gnathocera bwiaculata Gor. et Perch.). Zweitens hat Wallace die Heterorrlt. biguttata Westw., welche nichts als eine Farben- varietät von Heterorrh. {Diceros) ornata Hope ist, als selbstständige Art angeführt. Drittens aber findet sich in seinem Cataloge nicht der schon 1862 von Gerst- aecker beschriebene Fhaedimus fMycteristesJ Jagori und sind von ihm, wie es mir scheint, mit Unrecht Cc- tonia querula Newman zu Cef, maiidarinea Weber, Cet. fProtaetia) chlorotica und Cet. ambigua Burm. zu Get. Mayiillarum Chevrol. gezogen worden. Auch Cet. Rogeri Burm. halte ich für eine selbstständige und nicht mit Cet. Guerini Eydoux und Souleyet, identische Art. Nach dieser Correction des von Wallace gegebenen Verzeichnisses Philippinischer Cetoniden und mit Hinzu- zählung der erst neuerdings von We stv/ o od C'a//?/wow«(s niveo-sparsa genannten, bis jetzt einzigen auf jenen Inseln entdeckten Cremastochiliden-Art, betrug die Gesammt- summe aller bekannten und beschriebenen Cetoniden von denselben 35 Arten, wozu jetzt aus der Semper'scben Sammlung 41 neue kommen. Ihre Zahl wird hierdurch also mehr als verdoppelt. Unter diesen letzteren befindet sich nicht nur eine beträchtliche Anzahl auffallend schöner und für die be- schreibende Entomologie merkwürdiger Arten, sondern es wird auch unsere Kenntniss von der geographischen Die Cetoiiiden der Philippinischen Insebi. 111 Verbreitung der Cetoiiidoa -Gattungen über die ver- schiedenen Regionen oder Provinzen des Indischen Insel- meeres, durch diese ßereicherimg sehr erweitert. Ln letzterer Beziehung ergeben sieh einige interessante That- sachen. Es zeigt sich nämlich, dass, wenn man den In- dischen i\rchipel in fünf zoologische Bezirke theilt, von denen der erste Java, Sumatra . und Borneo mit den in der Nähe von ihnen gelegenen kleineren Inseln; der zweite Timor mit den Nachbar-Inseln Flores u.s. w. ; der dritte die Molukken mit Inbegriff von Neu-Guinea und den Aru-Inseln; der vierte Celebes; der fünfte aber die Philippinen und Sulu-Inseln umfasst, die Jetztgenannte Region, was die Cetoniden betriiFt_, wie überhaupt in en- tomologischer Beziehung, eine grössere üebereinstimmung mit der am weitesten westlich von ihr entfernten erst- .genannten Region, namentlich mit Java, besitzt, als mit den ihr viel näher gelegenen, die dritte und vierte Re- gion bildenden Inseln, nämlich mit Celebes und den Mo- lukken, besonders aber mit letzteren. Von den drei bis jetzt bekannten Gattungen wirk- licher Goliathiden des Indischen Archipels kommen zwei, Mycteristes und Prigeniaj jede mit einer Art, auf Java, die dritte aber, PhaedunuSj mit zwei, vielleicht mit drei Arten, auf Luzon vor. Von den beiden Arten der Gat- tung Plectroiie findet sich auf jeder der genannten Inseln eine. Die Macronotiden-Gattungen Clerota und Chal- cothea gehören der ersten Region ausschliesslich an und sind auf den Philippinen nicht vertreten, während von der Gattung Macro7ioia daselbst 14, auf Celebes 5, in den Molukken 2, auf Timor keine, auf den Sunda- Inseln dagegen 25 Arten vorkonnmen. Die östlichste und die westlichste Region des Indischen Archipels be- sitzen also beide die grosste Anzahl von Vertretern dieser interessanten Gattung. Ein ähnliches Verhältniss zeigt die Gattung Cetonia fProtaetia Buvm.J. Von dieser kommen nämlich auf den Philippinen 32 Arten, worunter ganz besonders grosse nnd. schöne; auf den Sunda-Insoln 16; auf Timor und Flores 3; in den MolukLcn 1 iin] auf Celebes 5 vor. Dagegen besitzen die Philippinen 112 Mohnike: nur 7, die Mohikken 13, die Sunda-Inseln aber 26 Gly- cyphana- Arten. Eine grössere Uebereinstimmung zwischen der ersten Region, namentlich Java, und der fünften ergibt sich wieder in der Verbreitung der Gattung Lomaptera, Von dieser finden sich nämlich zwei x\rten, L. striata und L. pulla auf Java, eine dritte aber, L. cupripes, (L. agni VVallace), zugleich auf Borneo, Sincapur und Luzon. In der zweiten Region kommt 'nur eine, auf Celebes keine Lomaptera-Art vor, während die Molukken mit den Aru- Inseln und Neu-Guinea 16 Arten dieser für die letzt- genannte Region charakteristischen Gattung besitzen. Diese wenigen Bemerkungen genügen für den Be- weis dessen, was ich oben bemerkte, dass nämlich die Philippinen, hinsichtlich der auf ihnen vorkommenden Cetoniden-Gattungen und der Anzahl ihrer Arten, eine grössere üebereinstimmung mit den Sunda-Inseln, na- mentlich Java, als mit der Timor-Gruppe, Celebes und den Molukken zeigen. Alle sich hierauf beziehenden Einzelnheiten finden sich in der zum Schlüsse dieser Arbeit mitgetheilten üebersichtstabelle der Verbreitung der einzelnen Abtheilungen und Gattungen der Cetoniden über den ganzen Indischeu Archipel. Ich füge nur noch hinzu, dass die erwähnte üebereinstimmung zwischen den Philippinen und den Sunda-Inseln sich allein auf die Gat- tungen, nicht aber zugleich auch auf die Arten bezieht. In dieser Beziehung besteht eine bemerkenswerthe Ver- schiedenheit. Es kommen nämlich im Ganzen nur drei Arten auf den Philippinen und andern Indischen Inseln zu- gleich vor, und zwar Lomaptera cupripes Waterh. (L. viridi-aenea Gory et Percli. ; L, iilgro-aenea Waterh. ; Z. pulla Wallace); Macronoia regia Fs^hv. und Ceto?iia {Hro- taetia Burm.) mandarinea Weber. Diese Arten sind nicht nur über alle Regionen des Indischen Archipels, sondern auch über die nächstgelegenen Küstengegenden des Hinter- indischen und Indo-Chinesischen Festlandes verbreitet. Was die Classification betriifft, so finden sich in Nachstehendem keine Abweichungen von derjenigen, welche ich meiner oben erwähnten „üebersicht der Ce- Die Cetoniden der Philippinischen Inseln. 113 tpniden der Sunda-Inseln und Molukken'^ zum Grunde legte und worin ich im Grossen und Ganzen Lacor- daire folgte. Allein habe ich mich genöthigt gesehen, zwei neue Gattungen genuiner Cetoniden den schon be- stehenden hinzuzufügen. Es sind dieses die Genera Astraea und Euglypta. Zu ersteren gehört die Cetonia francolina Dupont, von welcher schon Burmeister — Handb. d. Ent. Bd. III, S. 795 — bemerkte, dass sie mit der Cet. felina Gor. et Perch. von Celebes und der Cei. Rogeri Dup. von Luzon eine eigene, sich am meisten an Glycyphana anschliessende Gattung bilden dürfte. Eine genaue, vergleichende Un- tersuchung auch der Mundtheile dieser drei Arten hat mir aber gezeigt, dass sie keineswegs zusammengehören. Cet. felina ist eine wirkliche Glycyphana, da sie alle dieser Gattung, welche in Nachfolgung von Laco rdaire gegenwärtig ziemlich allgemein, wie es mir aber scheint nicht ganz mit Recht, mit der Gattung Euryomia Burm. vereinigt wird, eigenthümlichen Merkmale besitzt. Cet, Rogeri dagegen ist, ebenso wie die ihr sehr nahe stehende, aber doch nicht mit ihr identische Cet. Guerini Eydoux et Souleyet, eine wirkliche Cetonia oder, wenn man lieber w^ill, Frotaetia. Cet. francolina aber bildet mit drei andern Arten, von welchen eine, die von mir Astraea tigrina genannte, von Blanchard, wie ich glauben möchte, als Macronota flavopunctata beschrieben ist, unzweifelhaft eine besondere, sich an Glycyphana zunächst anschliessende, in einigen Punkten aber auch an Macronota annähernde Gattung. Das zweite von mir aufgestellte, Euglypta genannte Genus, umfasst, gleichwie Astraea, vier Philippinische Arten. Eine von ihnen wurde von Wallace als Cet. megaspilota beschrieben. Sehr mit Recht setzte Herr W., als Zeichen des Zweifels, ob diese Art auch wohl wirk- lich der Gattung Cetonia angehöre, ein Fragezeichen hinter den Gattungsnamen. Schon bei oberflächlicher Betrachtung der Euglypta megasjjüota sowie der drei andern, dieser neuen Gattung von mir beigezählten Arten, noch mehr aber bei der Untersuchung ihrer Innern Mund- Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 8 114 Mohnike: theile, ergiebt sich dass sie nicht zu Cetonia gerechnet werden können. Schliesslich erwähne ich noch, dass ich in dieser Arbeit, in Abweichung von meiner früheren über die Cetoniden der Sunda-Inseln und Molukken, statt des Bur m ei s te r'schen Gattungsnamens Profaef IGT, wie solches auch von Lacordaire und den meisten Entomologen nach ihm geschehen ist_, den Namen Cetonia gewählt habe. Als Bur meist er die Gattung Protaetia creirte, bemerkte er dass ^,der äussere Habitus dieser Gattung sie so allmählich mit der vorigen (Cetonia) verbinde, dass es kaum möglich sein würde^ beide von einander zu unter- scheiden, wenn sich nicht in der Form der galea, des Kopfes und des Fliigeldeckenendes ziemlich sichere und konstante Unterscheidungsmerkmale darböten." Je grösser aber die Anzahl der von mir untersuchten Cetoniden ist, welche nach ßurmeister zu Protaetia gehören oder, so weit es neue sind, nach ihm dieser Gattung zugezählt werden müssten, um so mehr habe ich mich überzeugen können, dass der Unterschied zwi- schen den Gattungen Cetonia und Protaetia kein natur- historischer, sondern wesentlich nur ein geographischer ist. Alle von Burmeister als charakteristisch für Protaetia angeführten Merkmale sind durchaus nicht stichhaltig und constant. Es lässt sich daher das Verhältniss zwischen dieser Gattung und Cetonia im Ganzen und Grossen so darstellen, dass die letztere mit wenigen Ausnahmen die der gemässigten Zone angehörenden, Protaetia dagegen fast ausschliesslich die zwischen den Wendekreisen vor- kommenden Arten ein und derselben Gattung umfasst. Es besteht daher kein Grund die Gattung Protaetia als solche beizubehalten. Sectio I. Goliatbidae. Genus I. P haedimus Westwood. Westwood. Arcan. entom. I, p. 5. 1. Phaedimus Cumingi Waterhouse. Phaedimus Cumingi Waterh. Ann. nat. Hist. 1841. Die Cetonidea der Philippinischen Inseln. 115 p. 221; Transactions entom. Society 1845. p. 36. — Phaedim. Cumingi AVestwood, Arcana entomologica 1843. I. p. 5, t. 1. f. 1. to, antice sinuato, angulis reflexis, iuxta marginem tomento flavescente dense tecto, medio piano, subtiliter punctato; fronte viridi ; an- tennis viridibus ; thorace subconvexo, dense et subtiliter punctato, linea intra-marginali, antice non interrupta, vittis duabus medianis totidemque maculis infer has et lineam iutra marginalem huic saepius coniunctis, flavis, ornato ; scapulis postice flavo-marginatis, punctatis; elytris sub- convexis, subparallelis ; sutura prominente, postice pro- ducta, acuminata; iuxta scutellum, Inter hoc et humerum, prope suturam, apice margineque laterali maculis nume- rosis, forma magnitudineque variis, flavis, tomentosis varie- gatis; pygidio tomento flavo tecto, viridi tri-vittato ; ab- domine in utroque latere maculis flavis octo, duplici serie ordinatis, alternantibus, anticis maioribus, medium versus acuminatis, signato; coxis posticis flavo-tomentosis; pecto- ris lateribus magis minusve tomento tectis; processu me- sosterni apice rotundato, non dilatato, parvo ; pedibus aeneis; femoribus tomento flavo-marginatis, anticis et me- Die C^toniden der Philippinischen Inseln. 223 diis flavo-fimbriatis, tibiis anticis maris ac foeminae biden- tatis; raediis et posticis flavo-fimbriatis. Longitudo Mm. 20. Habitat in insula Camigiiin de Mindanao. ^ $. Diese Art unterscheidet sich von der Cet. anovittata sehr wesentlich, wiewohl sie in der Gestalt einige Aehn- lichkeit mit derselben zeigt. Sie ist oben lebhaft, bald hel- ler, bald dunkler braungrün, durchaus ohne Glanz und mit einem so dichten filzigen Ueberziige versehen, dass die Sculptur des Thorax und der Flügeldecken sich nur unter einer starken Loupe erkennen lässt. Der Clypeus ist viereckig, höher umrandet vorn tiefer ausgebuchtet und mehr aufgebogen, wie bei der anovittata. Seine Mitte ist ganz flach, fein punktirt. Eigenthümlich sind bei ihr zwei breite, weissgelbliche, schillernde Streifen, die zwischen den Augen ihren Anfang nehmend, sich von dem Rande bis zu den aufgebogenen Winkeln neben der vor- deren Ausbuchtung erstrecken und nur einen schmalen Raum zwischen sich unbedeckt lassen. Die Stirn ist grün, matt, ungefleckt; die Fühlhörner sind dunkelgrün. Der Thorax ist etwas gewölbt, allenthalben fein nnd dicht punktirt, seitlich von einem breiten, oberhalb der Schul- tern anfangenden, hinter dem Kopfe ununterbrochenen, vertieften gelben Randstreifen eingefasst. Auf der Mitte des Thorax liegen zwei Längsbinden, die gleichfalls ver- tieft, bald Länger bald kürzer, meistens aber ziemlich breit und von unregelmässiger Gestalt sind; unterhalb derselben zwei Flecken und zwischen diesen und der Randlinie zwei andere. Nicht selten sind dieselben in einander verschmolzen, wie auf der Abbildung. Das Schildchen ist grösser wie das der anovittata, wie bei dieser ungefleckt. Die Schulterblätter haben einen gelben Randsaum. Die Flügeldecken verschmälern sich etwas nach der Spitze zu und sind auch mehr gewölbt und verhältnissmässig kürzer wie bei der anovittata ; die Naht ragt beträchtlich hervor und endigt hinten in einer län- geren Spitze wie bei letztgenannter. Die Mittelrippen sind nur niedrig. Die Flügeldecken sind neben dem Schildchen, zwischen diesem und der Schulter, neben der 224 Mohüike: Naht und an den Seitenrändern so wie auf ihrer Spitze mit zahlreichen grösseren und kleineren gelben Filzflek- ken, in deren Gestalt, Grösse und Anzahl eine grosse individuelle Verschiedenheit besteht, bedeckt. Das Pygi- diura zeigt, in einer dichten gelben Filzdecke, drei schmale grüne, nicht ganz nach oben reichende Längsbinden. Der Unterleib ist sehr glänzend, an den Seiten zerstreut punk- tirt, und daselbst mit zwei Reihen von je vier, nach der Mitte hin scharfe zugespitzten gelben Längsflecken verziert, von denen die der hinteren Reihe sich mit der Spitze an den unteren, die der vorderen aber mit derselben an den oberen Rand der betreffenden Bauchringe anlegen. Die Hinterhüften sind ganz mit gelbem Filze überzogen, wie auch die Pleuren, die Unterseite der Schultern und der umgeschlagene Theil des Thorax. Die Mesosternalplatten sind punktirt, nadelrissig, mit feinen gelben Härchen be- setzt und am vorderen und hinteren Rande mit Filz be- deckt. Der Mesosternalfortsatz ist kurz und endigt in einem runden, seitlich'" nicht d^weiterten Knopfe, der viel kleiner ist wie bei der anovittata. Die Beine sind erz- farben, glänzend, Schenkel und Schienen nadelrissig und punktirt. Die erstem haben gelbe Randstreifen, die bei einzelnen Stücken fast den ganzen Schenkel einnehmen, und sind an dem vorderen und mittleren Paare gelblich gewimpert, eben wie die mittleren und hinteren Schienen. Die letzteren haben gelbe Kniepunkte und bei beiden Geschlechtern am Torderrande nur einen Zahn oberhalb der Endspitze. 25. Cet07iia chlor otica Burmeister. Protaetia cidoroiica Burmeister, Handb. d. Eatom. Bd. III. S. 500. — Cetonia suhviridis Newman, The En- tomol. 1841. Art. XXXIX. p. 170. — Cef., germana New- man, 1. c. — Cet. Manülarum Lacordaire Gen. d. coUopt. Tom. III. p. 536. Not. 1. — Cef. Manülarum Wailace, Transact. entora. Soc. 3. Ser. Vol. IV. 1868. p. 584. — Cet. subviridis Gemminger et de Harold, Catal. Coleopt. Tom. IV. p. 1330. C. supra aut viridis aut viridi-brunnea, opaca ; sub- Die Cetonider» der Philippinischen Inseln. 225 tus viridi-aenea nitidissima ; clypeo quadrato, marginato, antice sinuato, subtiliter ac dense punctato, medio piano ; antennis brunneis ; thorace triangulari^ subconvexo, b'nea tenui intramarginab punctisque duobiis disci minimis, albo-flavescentibus distincto ; scapubs punctatis, postice albo-marginatls; scutello brevi, immaculato; elytris paral- leb's, subconvexis, apice rotundatis, siitura prominenti^ acu- minata; inter scutellum et humerum, iuxta suturum, apice margineque laterab punctatis et b'neoHs albo-flavescenti- bus ornatis ; pygidio tomento flavo dense tecto; abdomi- nis lateribus maculis sedecim flavo-tomentosis, quadruplici Serie, variatls; pectore, sterno excepto, densissime tomento flavo obducto, processu mesosterni brevi, dilatato, pedibus viridi-aeneis, nitidis. Longitudo Mm. 17. Habitat in insula Luzon. (^ $. Diese Art, von welcher ich das von ßurmeister bestimmte Original-Exemplar vor mir habe, gleicht auf den ersten Blick in hohem Grade jener, die van mir — üebers. d. Cet. d. Sunda-Inseln und Molukken S. 76 — als Protaetia Ternatana beschrieben wurde, wiewohl sie in der Form des Clypeus und des Brustschildes, so wie auch noch in einigen andern Punkten, sich wesentlich von ihr unterscheidet. Der Clypeus ist quadratisch, seitlich niedriger als vorn umrandet, daselbst nicht unbeträchtlich ausgebuchtet, mit abgerundeten, aufgebogenen Ecken, in der Mitte wenig erhaben, punktirt, matt ; die Stirne etwas gewölbter und gleichfalls matt, zwischen den Fühlhörnern feiner punktirt. Die letzteren sind braungrün. Der Thorax ist fast dreieckig, ziemlich gewölbt, an den Seiten zer- streut und gröber, nach der Mitte zu, feiner punktirt, matt, mit seitlicher, feiner gelblicher ilandlinie, die aber erst oberhalb der Schulter beginnt, und zwei kleinen, gelbli- chen Punkten in der Mitte des Discus. Die etwas dunk- leren, stark punktlrten Schulterblätter haben eine hintere gelbliche Randeinfa&sung. Das Schildchen ist ziemlich kurz, matt, unpunktirt, ungefleckt. Die Flügeldecken sind nicht ganz unbeträchtlich gewölbt, parallel, hinten gerundet , mit hervorragender, hinten stark zugespitzter Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 15 22n Mohnike: Naht. Die Vertiefung zu beiden Seiten derselben ist sehr gering. Neben der Naht zeigen sich verschiedene concentrische, bogenförmige, nach aussen concave, stumpfe, erhabene Linien. Die Flügeldecken sind allenthalben, am stärksten aber an den Seiten, ziemlich grob punk- tirt. Auf jeder von ihnen befindet sich ein kleiner gelb- licher Punkt zwischen Schildchen und Schulter, zwei kleine neben einander stehende, mitunter mit einander verbundene und so eine kleine Querbinde bildende, in ihrer Mitte neben der Naht; in der Mitte zwischen die- sen und der Spitze, ebenfalls ein Paar Punkte oder eine kleine Querbinde, nicht selten von halbmondförmiger Gestalt ; ausserdem einige Punkte an der Spitze, so wie einige Strichelchen und Punkte am Seitenrande. Hin- sichtlich dieser Zeichnung besteht grosse individuelle Verschiedenheit. Häufig fehlen einige der genannten, oder aber es ist statt des einzelnen Punktes eine Gruppe von Punkten vorhanden und es sind dieselben bald stärker bald schwächer. Die ganze Oberseite hat eine hellere oder dunklere, mitunter in das Olivenbraune übergehende, grüne Fär- bung, ist matt, an abgeriebenen Stellen aber hell metal- lisch grün schimmernd. Das Pygidium ist fein quer gestrichelt und derge- stalt mit gelbem Filze bedeckt, dass allein in der Mitte kleinere oder grössere grüne Stellen durchschimmern. Die Unterseite ist in der Mitte sehr glatt und glänzend, hell metallisch grün, oder mehr kupferfarben. Die Brust- seiten sind bis zum Sternum mit einer ununterbrochenen dichten, gelben Filzdecke überzogen ; am Bauche finden sich jederseits zwei Reihen von je vier Randflecken, von denen die in der inneren Reihe vorn und hinten zuge- spitzt sind. Der Mesosternalfortsatz ist seitlich nur wenig erweitert. Die Beine sind schlank, grün metaUisch glän- zend, die Schenkel mit gelben Randflecken und gewim- pert. Die Schienen haben gelbe Kniepunkte; die mitt- leren und hinteren sind gelb gewimpert, die vorderen haben auch bei den Männchen drei Randzähne. Die Getoniden der Philippinischer Inseln. • 227 26. Cetoma Manillarum Chevrolat. Cetonia Manillarum Chevrolat in Guerin Revue zool. Tom. IV. 1841. p. 213. — Protaetia Ma7iillärum Burmei- ster, Handb. d. Entom. Bd. III. S. 497. C. supra obscura aenea, aliquid viridescens, subni- tida; subtus obscure-fusca, nitida; clypeo quadrato, margi- nato, antice vix sinuato, angulis rotundatis, medio eleva- tiore, undique punctato ; antennis bHinneis ; thorace sub- convexo, linea intra-marginali alba, disco punctis duobus albis ornato, dense punctato ; scutello subtriangulari, im- maculato, non punctato; scapulis punctatls, postice albo- marginatis ; elytris subparallelis, subconvexis, densissime subtiliter punctato-striatis , sutura non acuminata, hac et carinis medianis prominentibus, iuxta scutelli basin et apicem, inter hunc et humerum, prope suturara, apice et margine laterali, albo-maculatis ; pygidio striolato, basi et apice albo-maculato ; abdomine maculis albis sedecim, qua- druplici serie positis, non alternantibus, distincto ; pectoris lateribus magis minusve albo-maculatis; processu meso- sterni parum dilatato ; pedibus fortibus, fusco-nigris, ni- tidis; tibiis anticis maris et feminae tridentatis. Longitudo Mm. 17—18. Habitat in insula Luzon. (^ $. Die von Burmeister 1. c. als Cetonia Manillarum Chevrol. beschriebene Art wird von Schaum — Annal. d. 1. öoc. Entom. de France, 1849. p. 279. — mit der von Chevrolat selbst, unter diesem Namen in Guerin's zoologisoher Revue Vol. IV. 1841. p. 223 bekannt ge- machten, für nicht identisch gehalten, sondern zu Cet. anovittata Chevrol. gezogen. Ihm stimmen auch Gem- mi nger und von Harold in ihrem Cataloge Tom. IV, p. 1321 bei. Nach genauer Vergleichung aber der von Burmeister selbst als Cet. Manillarum bestimmten Stücke im Museum zu Halle und anderer mir vorliegen- der, denselben vollkommen gleichender, mit der in Gue- rin's Revue mitgetheilten Beschreibung der Cet. Manilla- rum, finde ich, dass diese Beschreibung weniger mit der anovittata, als mit den mir vorliegenden Exemplaren der 228 Mohnike: B 11 r meist er' sehen Cet Manillarum übereinstimmt. Die letztere ist jedenfalls eine eigenthümliche, unter den vie- len verwandten Arten von den Philippinen, welche ich in einer beträchtlichen Anzahl von Exemplaren vor mir habe, sich als selbstständig darstellende Art. Sie hat einen ziemlich schlanken und gestreckten Körperbau, ist dabei aber gewölbter als die Cet. anovit- tata; oben dunkel erzbraun, matt, bei einigen Stücken jedoch etwas glänzender, mit einem leichten metallischen Anfluge. Der Clypeus ist viereckig, massig hoch ge- randet, vorn sehr wenig ausgebuchtet, mit abgerundeten Ecken, in der Mitte breit erhaben, allenthalben dicht, aber ziemlich grob punktirt. Braune Fühlhörner. Der Thorax ist gewölbt, mit etwas vorspringenden Winkeln in der Mitte seiner Seitenränder, vor denselben aber kei- neswegs sehr verschmälert, allenthalben fein und dicht punktirt, mit ziemlich breiten, schon neben der Basis der Flügeldecken beginnenden, hinter dem Kopfe nicht zu- sammenhängenden weissen Randstreifen und zwei grös- seren weissen Punkten in der Mitte des Discus. Das Schildchen ist ohne Punktirung und nicht gefleckt, etwas glänzend. Die stark punktirten Schulterblätter haben eine weisse hintere Randeinfassung. Die Flügeldecken sind fast parallel, hinten etwas gerundet, mit stark hervortretender Naht und eben solchen mittleren Leisten. Der Raum zwi- schen letztern und der Naht ist stark vertieft ; diese etwas glänzend, nicht sehr gefurcht, am Ende ohne Spitze. Die Flügeldecken sind sehr dicht, aber fein punktirt; hauptsächlich in der Vertiefung bilden diese Punkte deut- lichere Längsreihen. Auf jeder von ihnen liegen ein grösserer weisser Filzfleck neben der Basis des Schild- chens, ein kleinerer, mehr linienförmiger, neben dessen Spitze und ein dritter zwischen letzterer und der Schul- ter. Letztere hat, von der dcapula an, eine weisse Rand- einfassung, die unterhalb des Scitenausschnittes in einen grösseren Querfleek übergeht. Auf diesen folgen, fast in gleichen Abständen von einander, längs dem äusseren und unteren Rande bis zur Nahtspitzc, noch fünf andere, grössere Querflecken. Der dritte von ihnen ist der Die Cetoniden der Philippinischen Inseln. • 229 grösste. Seine Lage entspricht der Mitte von zwei grös- sern neben der Naht liegenden Flecken. Im Allgemeinen ist die Zeichnung bei dieser Art mehr constant und in- dividuell nicht so verschieden, wie bei der anovittata und andern. Das Pygidium ist Orange-farbig gestrichelt und mit vier weissen Flecken auf seiner Basis, so wie zweien auf seiner Spitze, gezeichnet. Der Bauch hat auf jeder Seite die bekannten zwei Reihen von je vier weissen Randflecken, die aber nicht alterniren und kleiner sind wie bei der anovittata und andern verwandten Arten. Auch die Brustseiten sind viel weniger mit Filz überzo- gen und zeigen nur einzelne weisse Flecken. Sie sind punktirt und nadelrissig. Der Mesosternalfortsatz endigt knopfförmig und ist seitlich wenig erweitert. Die Beine sind schwarzbraun, glänzend, nicht sehr lang aber kräf- tig. Die vorderen und mittleren sind gelb gewimpert, die hinteren haben einen weissen Randflecken neben dem Kniegelenke. Die vorderen Schienen sind bei beiden Geschlechtern dreigezähnt, die mittleren und hinteren fein gelb gewimpert und alle mit weissen Kniepunkten versehen. Die Tarsi sind kur^. 27. Cetonia vener abilis n. sp. Mohnike. Taf. XI. Fig. 3. C. supra laete viridis, sericea; subtus cuprea, nitida;, clypeo qnadrato, marginato, antice profundius sinuato, an- gulis rotundatis, nitido, medio elevato, saepius tomento viridi tecto, punctato; antennis brunneis; thorace sub- convexo, flavo-marginato, disco saepius bipunctato ; sca- pulis grosse punctatis, aut viridibus aut cupreis, saepius postice flavo marginatis; scutello immaculato, non punc- tato; elytris subconvexis, parum convergentibus, iuxta suturam, apice, margineque laterali, maculis flavo-tomen- tosis magis minusve ornatis ; pygidio basi et lateribus flavo-tomentosis; abdomine lateribus quadruplici ordine flavo-maculato ; pectore tomento flavo magis minusve ves- tito; processu mesosterni dilatato ; pedibus robustis, viridi- cupreo- micantibus, ,tibiis anticis in utroque sexu triden- tatis. 230 • M 0 h n i k e : Longitudo Mm. 21 — 23. Habitat in insula Luzon. ^ $. Ich habe die drei mir vorliegenden Exemplare die- ser Art sowohl mit allen von New man im ;,Entomologi- sten^ gegebenen Beschreibungen Philippinischer Cetoniden, als auch mit zahlreichen Varietäten der Cet. ferruginea, anovittata, chlorotica ßurm. und anderer, sehr sorgfältig verglichen. Hieraus ergab sich als Resultat, dass ich diese Art für eine selbstständige, bis jetzt noch nicht be- schriebene halten muss. Sie ist oben allenthalben lebhaft blattgrün gefärbt; matt, sammtartig; unten stark me- tallisch, je nachdem man sie gegen das Licht hält, mehr grün oder mehr kupferroth glänzend. Der Clypeus ist quadratisch, massig hoch umrandet, in der Mitte breit, polsterartig erhaben, punktirt, bis zu dem Vorderrande matt, mit grünem Ueberzuge. Der Vorderrand allein ist, mehr oder weniger stark, glänzend, sehr beträchtlich aus- gebuchtet, mit stumpfen, etwas aufgebogenen Ecken. Fühlhörner braun. Thorax ziemlich gewölbt, mit gleich- massig gebogenen, in der Mitte nicht eckigen Seitenrän- dern und abgerundeten Schulterecken. Neben dem Rande verläuft ein gelber Streifen, der sich mitunter mit dem der andern Seite hinter dem Kopfe vereinigt. Seine Mitte ist entweder leer oder es zeigen sich auf ihr zwei grössere oder kleinere, mitunter kaum sichtbare gelbe Punkte. Das Schildchen ist ungefleckt; die entweder grünen oder kupferbraunen, stark punktirten Schulterblät- ter haben einen hinteren gelben Rand. Derselbe fehlt aber dem einen, übrigens durchaus frischen Stücke der mir vorliegenden. Die Flügeldecken sind ziemlich con- vex, verschmälern sich nach der Spitze zu ein wenig und haben eine sehr beträchtliche Vertiefung neben der ^, Naht, da diese und die mittlere Längsrippe stark hervor- ragen. Erstere hat nur eine sehr kurze Spitze. Alle drei mir vorliegenden Exemplare sind verschieden gezeichnet. Bei dem am stärksten gezeichneten finden sich auf jeder Flügeldecke ein gelber , rundlicher Flecken zwischen Schulter und Naht, zwei grössere, viereckige neben letz terer und ein kleinerer neben ihrer Spitze, ausserdem Die Cetoniden der Philippinischen Inseln. 231 vier grössere, von denen der dritte am längsten ist, am Seitenrande. Bei dem zweiten Stücke befinden sich nur der untere Nahtflecken, der kleinere neben ihrer Spitze, so wie die vier Randflecken. Das dritte Stück endlich hat nur den oberen, aber zu einem Punkte ver- kümmerten Nahtflecken, einen Punkt unter dem End- buckel, so wie einen etwas grösseren Randflecken unter- halb des Nahtpunktes. Diese Flecken sind bei allen gelbfilzig. Die Flügeldecken sind überall, aber sehr fein und ziemlich weitläuftig punktirt. Das Pygidium ist ent- weder an den Seiten ganz mit gelbem Filze überzogen, so dass nur ein mittlerer grüner Längsstreifen übrig bleibt, oder es hat vier Flecken auf dem Grunde und zwei auf der Spitze ; oder aber die unteren sind mit den mittleren auf dem Grunde verbunden. Der Bauch ist an den Seiten und an seiner Spitze zerstreut punktirt und hat die bekannten vier Reihen von je vier, alterni- renden Randflecken. Die Brustseiten sind bei dem einen Stücke fast ganz, bei den andern nur hier und da mit gelbem Filze überzogen. Sie sind nadelrissig und auch mit einzelnen röthlichen Härchen besetzt. Vor den Tro- chanteren der Hinterschenkel liegt ein gelber Doppelfleck und auch die Hinterhüften sind entweder ganz oder theilweise gelbfilzig. Der Mesosternalfortsatz ist ziemlich breit und seitlich erweitert. Die Beine sind massig lang aber sehr kräftig. Die Schenkel haben längere oder kürzere gelbe Randstreifen, die Schienen solche Knie- punkte. Die letzteren sind an dem ersten Paare bei dem Weibchen vorn breit, bei dem Männchen schmäler, bei beiden dreigezähnt. Die mittleren und hinteren haben wie die vorderen und mittleren Schenkel einen gelben Haarsaum. Auch die Tarsi sind kurz aber stark gebaut. 28. Cetonia Bohgltca n. sp. Mohnike. Taf. XI. Fig. 4. C. supra viridis, opaca; subtus obscure aenea, nitida; clypeo vix marginato, feminae quadrato, maris longiore, antice profunde sinuato, medio piano, punctato, viridi; autennis brunneis; clypeo subconvexo, angulis anticis saepius flavo-aureo maculato ; scutello immaculato; scapulis 232 Mohnike: punctatis , obscure viridibus, rarius postice aut flavo-punc- tato ant flavo-marginato, elytris ferainac quadratis, planiori- biis, raaris snbconvexis, parum convergentibns; in utroque, inter siituram carinasqiie medianas valde prominentes, pro- funde depressis, singulo infra medium, iuxtasutnram, macu- lis duabus magnis hamatis, margine vero maculis aut tribus aut quattuor, quarum inferiores duo maiores, flavo-aureis ornato ; sutura feminae inermi, maris acutissime acumi- nata; pygidio viridi, lateribus magis minusve flavo-tomen- tosis; feminae abdoraine lateribus quadruplici serie ma- cularura tomentosarum distincto , maris vero tomento flavo-aureo dense vestito; pectoris lateribus maris undi- que dense , feminae partim solum et distanter tomen- tosis ; processu mesosterni subgloboso, dilatato; pedibus fortibus, femoribus anticis et mediis , tibiis mediis et posticis dense flavo-fimbriatis, feminae tibiis anticis tri- dentatis maris vero bidentatis. Longitudo . Mm. 20—23. Habitat in insula ßohol. 3. » leucogramma Mohn. $. j 4. » plebeja Mohn. $. » 5. » lineata Mohn. $. D 6. » flavomarginata Mohn. <^, Taf. XL Fig. 1. Cetonia purpurissata Mohn. ^. »2. » Satrapa Mohn. <^. »3. » venerabilis Mohn. (/*. »4. B Boholica Mohn. $. »5. » compacta Mohn. $. »6. » tenuicoUis Mohn. $. »7. » moerens Mohn. » 8. B incerta Mohn. (/. i)ie Cetoniden der Philippinischen'^lnsein. 24^ Tabellarisclie Uebersiclit der in den verschiedenen Regionen des Indischen Archipels vorkommenden Cetoniden-Gattungen nebst Angabe der Anzahl von Arten, dm-ch welche sie daselbst ver- treten werden. 1. Region. 1 2. Region. 3. Region. 4. Region. 's. Region. Systematische Uebersiclit. Java, Sumatra, Borneo, Banka, mit den nächst- gelegenen klei- neren Inseln. Timor, Flores. Die Molukken mit Einschluss vonNeu-Guinea und den Aru- In- seln. Celebes nebst den in der Nähe davon gelege- nen kleinereu Inseln. Die Philip- pinen u. Su- lu-Inseln. I. Goliathidae gennini. Gen. 1. Mycteristes B 2, Phaedimiis » 3. Prigenia 1 1 — — 2(3?) II. Coryphoceridae. Gen. 1. Diceros » 2. 'Coryphocera . . . 6 5 2 — 1 1 3 III. Gymnetidae. Gen. 1. Clinteria B 2. Agestrata » 3. Lomaptera 11 3 3 2 1 18 1 1 2 1 IV. Macronotidae. Gen. 1. Clerota B 2. Plectrone B 3. Chalcothea B 4. Macronota 1 1 3 25 — 2 5 1 14 V. Schizorrhinidae. Gen. 1. Hemipharis . . . . , » 2. Anacamptorrhina » 3. Eupoecila E 1 2 3 — E VI. Cetonidae genuini. Gen. 1. Sternoplus » 2. Glycyphana B 3. Astraea » 4. Euglypta B 5. Cetonia 26 16 r 3 13 4 1 5 5 7 4 4 32 VII. CremastocMlidae. Gen. 1. Macroma B 2. Euremina B 3. Rhagopteryx . . . B 4. Centrognathus . . B 5. Cholerastoma . . » 6. Callynomes 4 1 1 1 1 — — — 1 110 9 43 18 74 Von den Sinnesorganen der Insekten im Allgemeinen, von (lehör- und Geruehsorganen im Besondern* Von Dr. A. Paasch. Der nachfolgende Aufsatz liegt bereits seit 1846 nach seinen Hauptzügen in meinem Schreibtisch. Er wurde veranlasst durch eine Arbeit v. Siebold*s in MüUer's Archiv 1839. p. 49, in welcher er ein eigenthüm- lichcs Organ am hinteren Kopfganglion bei Cyclas und einigen anderen Bivalven beschreibt, und es einem Auge vergleicht. Später (Wiegmann's Archiv 1841. p. 148) nahm er diese Organe oder Bläschen als Gehörbläschen in Anspruch. Diese Arbeiten regten mich zu eigenen Untersuchungen an, und ich legte 1847 das Ergebniss derselben Herrn Prof. Dr. Erichson zur Begutachtung vor, der sie mir bald darauf freundlich lächelnd mit den Worten zurückgab, die Sache könne sich auch wohl noch anders verhalten. Eine Besprechung wurde durch den Hinzutritt eines Dritten abgeschnitten, — doch erhielt ich gewissermassen eine weitere Antwort durch die Ueber- sendung der Jubelschrift Erich son's für seinen Schwie- gervater Klug: De fabrica et usu antcnnainm in in- sectis, in welcher er bekanntlich die Fühlhörner der In- sekten für deren Geruchsorgane erklärt. Ich zweifelte nicht daran, dass diese Schrift die Erwiderung von Fach- männern herbeiführen würde, — dass befähigtere Federn Paasch: Von den Sinnesoroanen der Insekten u, s. w. 249 die ünwahrscheinlichkeit von Erichson's Schlussfolge- rnng darlegen würden, und legte meine Arbeit bei Seite. Viel später las ich in Frorlep's Notizen 1856. 3. Bd. No. 4 folgende Bemerkung: dass die Antennen der Insekten nicht bloss zum Fühlen dienen, sondern zugleich auch als Geruchsorgan fungiren, ist gegenwärtig durch das Experiment und die mikroskopische Untersuchung aus- ser Zweifel gesetzt. Erichson entdeckte u. s. w. Es war also bis dahin eine Widerlegung Erichs on's nicht erfolgt. Seitdem sind nun aber eine Menge sehr sorgfältiger und schöner Arbeiten erschienen, die uns vertraut machen mit der Morphologie und Histologie der betreffenden Theile; allein zum Abschluss ist die Frage: wo befindet sich das Gehör- und wo das Geruchsorgan? nicht gekommen. Allgemein anerkannt ist nur, dass die Antennen der Sitz eines Sinnesorgans seien. Auf dem bisher eingeschlagenen Wege wird es auch stets zweifel- haft bleiben, ob man den einen oder den anderen Sinn hinein verlegen soll. Ich habe deshalb versucht auf einem andern Wege der Entscheidung näher zu treten. Es sei mir erlaubt meinen Aufsatz^ so wie ich ihn damals schrieb, wiederzugeben, und ihn in einer Nachschrift mit Berück- sichtigung der neueren Arbeiten und eigener Beobach- tungen wo möglich fester zu begründen. Wenn wir uns über die Sinnesorgane der niederen Thiere Rechenschaft geben wollen, so müssen wir sie durchaus im Zusammenhang mit denen der höheren Thiere betrachten. Bei den Organen , deren Verrichtungen wir beobachten können, werden wir, bei aller Formverschiedenheit, nie in Zweifel sein, was sie sind. Wir werden in den Flügeln der Vögel die Aequivalente der vordem Gliedmassen anderer Thiere erkennen, nicht blos weil wir sie als Fort- bewegungsorgane erkennen, von den fliegenden Vögeln an bis zum Strauss und Pinguin, sondern weil auch die Anatomie sie als solche ausweist ; — wir werden in den Flossen der Fische die Aequivalente der Extremitäten der Säugethiere erkennen, weil schon ein Vergleich mit den Walen, den Robben, dem Wallross sie unzweifelhaft als solche hinstellt, auch wenn wir die Anatomie nicht 250 Paasch: zu Hülfe nähmen. Bei den Gllederthieren zeigt der Ge- brauch hinlängh'ch die Bedeutung. — Nicht so liegt es bei den Sinnesorganen. Die Verrichtungen dieser Organe liegen unserer unmittelbaren Beobachtung nicht so deut- lich vor , mit Ausnahme etwa des Geschmacksorganes, und es bedarf bei ihnen anderer Hülfsmittel, um sie als das hinzustellen, was sie sind; wir können nur einen Ana- logien-Beweis führen. Das kann nur dadurch geschehen, dass wir diese Organe überall da, wo w^ir sie kennen, genau vergleichen, ihre Formveränderung bei den ver- schiedenen Thiergruppen, ihre Lage zu einander verzeich- nen und uns bewusst zu werden streben, wie der Sinnes- eindruck zur Wahrnehmung kommt. Gehen wir hierin recht streng zu Werke, weisen wir vor Allem jede will- kührliche Annahme, jede vorgefasste Meinung von der Hand, so müssen wir uns mindestens dem Ziele nähern. Fassen wir zunächst die Sinnesorgane der Wirbelthiere in's Auge; als solche können wir nur die für Gesicht, Gehör, Geruch und Geschmack bezeichnen. Das Gefühl gehört nicht hierher, zur Vermittelung desselben giebt es kein besonderes Organ; als Gefühlsorgan kann jeder Körpertheil dienen, der geeignet ist uns durch die un- mittelbare Berührung mit einem anderen Gegenstand Kenntniss von dessen Vorhandensein zu geben, — es ist gewissermassen der ganz allgemeine Ausdruck des Lebens. Die mit einer harten Umkleidung versehenen Insekten sind hiervon nicht ausgenommen, da der harte Chitin- Panzer, der an verschiedenen Stellen von Poren durch- brochen an der inneren Fläche mit einer empfindenden Haut ausgekleidet ist, auf welcher über die Chitinhaut hervorragende Haare stehen , die das Gefühl vermit- teln. Fassen wir also noch einmal die vier Sinnesorgane der Wirbelthiere in's Auge, so fällt uns zunächst auf, dass sie alle am Kopfe^ in unmittelbarer Nähe des Ge- hirns liegen, und wir sehen sie unmittelbar mit diesem in Verbindung. Die Lage zu einander ist bei allen dieselbe: in der Mittellinie sehen wir als G e- schmacksorgan die Zunge, die durch eine erkenn- bare Linie andeutet, dass sie eigentlich ein doppeltes Von den Sinnesorganen der Insekten im Allgemeinen, 251 Organ ist, welches durch Verwachsung zu einem einfachen geworden ist. Ebenfalls in der Mittellinie, oberhalb der Zunge, liegt das Geruchsorgan, die Nase, die schon durch eine Scheidewand in zwei Hälften geschieden ist. Etwas weiter nach aussen liegt der Gesichtssinn, die Augen, und noch etwas weiter nach aussen das Gehörorgan, die Ohren. Bei allen niederen Thieren, bei denen wir ein oder das andere dieser Organe mit einiger Sicherheit kennen, haben sie dieselbe Lage, — ich erinnere an Zunge und Augen bei den Articulaten und Mollusken, an das Gehörorgan bei Sepien und Mol- lusken. Ich glaube hiernach ein vollkommenes Recht zu haben, wenn ich behaupte, dass auch die uns noch un- bekannten Organe ebenso liegen müssen, und dass alle diejenigen Gebilde, die man als Sinnesorgane bezeichnet hat und nicht in ähnlicher Lage nahe am Gehirn und mit ihm in Ve r bin düng liegen, nicht Sinnesorgane sind. Die so benannten Organe am Knie des ersten Fusspaares der Locustiden ist nicht Gehörorgan, ebenso wenig wie das dafür gehaltene Organ am Metathorax der Acridier! Da ich hiernach dem Gehirn zur Bestimmung der Sinnesorgane eine grosse Bedeutung beilege, so sei mir erlaubt die Bildung des Gehirnes schematisch in Erinne- rung zu bringen. Bei den Wirbelthieren besteht dasselbe aus grösseren Gehirnmassen, gewissermassen Knoten, die durch verbindende Theile zu Ringen vereinigt sind: die beiden grossen Hemisphären sind die oberen Gehirnan- schwellungen, die durch den Balken mit einander verei- nigt sind. Unter diesen liegt die Brücke mit den Vier- bügeln und das kleine Gehirn, die unter sich und mit dem grossen Gehirn durch Aeste^ (Commissuren) verbun- den sind. Bei allen Wirbelthieren sind diese Theile in verschiedener Entwickelung sehr leicht wiederzuerken- nen. Der sogenannte Schlundring der niederen Thiere besteht ebenso aus Hirnanschwellungen, die durch Stränge zu Ringen verbunden sind, wie man dies besonders deut- lich bei einigen Mollusken, z. B. bei Planorbis corneus sehen kann. Von der unteren Seite des Gehirns, von 252 Paasch: der Brücke ans, entwickelt sich das Rückenmark ; in gleicherweise geht aus dem unteren Knoten des Schhind- ringes der sogenannte Banchstrang hervor, dessen ähn- liche Bildung und Anlage mit dem Rückenmark nicht zu verkennen ist. Vom Gehirn gehen bei den Wirbelthie- ren in sich entsprechender Lage alle Sinnesnerven aus ; die vom Schhindring ausgehenden Nerven wrerden uns den Weg zeigen müssen zu den uns noch unbekannten Sinnesorganen der niederen Thiere ; die uns bereits be- kannten Sinnesorgane , Augen und Zunge , bekommen ihre Nerven — erstere aus dem oberen Gehirnknoten, letztere aus dem unteren. Nach diesen Vorerinnerungen wollen wir jetzt die uns zunächst angehenden Gliederthiere betrachten. Die Zunge giebt sich als solche leicht zu erkennen, da wir den Mund kennen, und wir sie bei einigen Insekten, z. B. bei den von ausfliessendem Baumsaft lebenden Käfern selbst in Thätigkeit sehen können. Obiger Auseinandersetzung gemäss finden wir sie in der Mittellinie als ein symme- trisch gebautes häutiges Organ. Die Augen geben sich, obgleich morphologisch durchaus verschieden von den gleichnamigen Organen der Wirbelthiere, als solche zu erkennen — als der Lichtbrechung dienende Gebilde von halbkugliger Form, und in ähnlicher Lage zum Kopf, wie die Augen bei den höheren Thieren. Wo liegen nun aber die Ohren, wo liegt die Nase? Diese beiden Organe sind noch immer der Gegenstand verschiedener Behauptungen gewesen. Für mich steht so viel fest : die Nase muss in der Mittellinie oder doch ihr zunächst, am Kopfe liegen, die Ohren müssen eben- falls am Kopfe und mehr nach aussen liegen. — Zunächst will ich versuchen unsere Insekten bei den Ohren zu greifen. Wie ist das Gehörorgan bei den höheren Thie- ren gebildet? Nach akustischen Gesetzen wird die Ue- bertragung von Schallwellen von einem dünneren Medium auf ein dichteres, also aus der Luft auf Flüssigkeit oder feste Körper, am besten durch gespannte Membranen vermittelt. Demnach wird der aus der Luft herandrin- gende Sch'iÜ von einer gespannten Membran, dem Trom- Von den Siunesorganeri der Insekten im Allgemeinen, 253 mclfell, aufgenommen und auf feste Körperchen, die Ge- hörknöchelclien, übertragen, die ihn, beweglich unter sich verbunden, wiederum durch eine gespannte Membran dem Labyrinthwasser im inneren Ohre mittheilen , von welchem aus er auf die in der Schnecke verbreiteten Endigungen des Gehörnerven wirkt. Schematisch be- trachtet, ist also das Gehörorgan eine Aneinanderkettung fester Theile durch gespannte Membranen, die mit dem Gehörnerven, der unmittelbar aus dem Gehirn kommt, in Berührung stehen. Noch etwas anderes verdient be- rücksichtigt zu werden : im Labyrinthwasser findet sich der sogenannte Gehörsand, der bei verschiedenen Thier- klassen sehr verschieden ausgebildet ist und in einer ge- wissen Beziehung zum äusseren Ohre, und zwar dem Schallfang desselben, zu stehen scheint, so zwar, dass er um so stärker wird, je mehr der Schallfang zurücktritt. Bei den Säugethieren wie beim Menschen,, bei denen sich eine mehr oder weniger grosse, knorpelige Ohrmuschel findet, bestehen diese Gehörsteinchen aus einem äusserst feinen, dem Labyrinthwasser beigemischten Staube. Die Vögel haben dadurch einen Schallfang, dass die die äus- sere Ohröffhung umstehenden Federn aufgerichtet werden können ; — der Gehörsand macht sich schon etwas mehr bemerkbar. Bei den Amphibien fehlt der Schallfang schon ganz, allein an dessen Stelle tritt eine Vertiefung als äusserer Gehörgang, dafür ist der Gehörsand schon sehr deutlich. Bei den Fischen endlich fehlt Schallfang und Vertiefung und das Trommelfell liegt in gleicher Ebene mit der Kopfhaut; — der Gehörsand wird zu Gehörstei- nen, die oft recht gross sind, z. B. beim Barsch, — die sogenannten Barschsteiue. Hier ist nun aber die Bil- dung des mittleren und inneren Ohres schon sehr ver- einfacht, sie beschränkt sich bei den Myxinoiden auf zwei halbzirkelförmige Kanäle, die auf einer mit Flüssigkeit gefüllten Blase befestigt sind. Weiter hinab kennen wir noch das Gehörorgan der Sepien, welches aus zwei con- ccntrisch in einander liegenden Bläschen besteht, die unter sich durch zwischen gelegte Hautcylinder verbun- den sind ; das Ganze liegt in einer Knorpelkapsel. Hieran 254 Paasch. schlieööcn yich nun die von v. Siebold zuerst als Ge- hörorgan beschriebenen Bläschen am unteren Schlund- ringknoten der Mollusken, und in der That aus dem Ver- gleich mit dem Gehörorgan der Sepien, der Myxinoiden und schrittweise \^eiter hinauf nach Bildung und Lage sind wir berechtigt diese Bläschen als Gehörorgan zu betrachten. Hierdurch gewinnen wir eine fortlaufende Reihe von Bildungen: ein allein aus einem Bläschen mit schwingenden Steinchen bestehendes inneres Ohr ohne jede Spur eines äusseren Ohres; dann treten feste Theile in allmählich die späteren Formen vorbildender Gestalt hinzu, wobei die Steinchen noch bleiben ; dann die Kette von Gehörknöchelchen mit noch fehlendem Schallfang; endlich tritt ein Schallfang hinzu und die Steinchen verschwinden in dem Maasse als jener sich ausbildet. Gehen wir nun noch einen Schritt weiter, denken wir uns das aus beweglich mit einander verbun- denen Gehörknöchelchen bestehende mittlere Ohr nach aussen gerückt mit noch w^eiterem Zurücktreten des in- neren Ohres, so würden wir in den Fühlhörnern der In- sekten das Bild eines solchen Ohres haben, welches sich ungezwungen als folgendes Glied der oben genannten Reihenfolge anschliessen würde. Längst beobachtet ist, dass aus dem oberen Gehirnknoten dicht neben und unter den Augennerven jederseits ein starker Nerv zu den Fühl- hörnern tritt. Der Apparat des zur Schallvermehrung dienenden Labyrinthes wird hier sehr wohl fehlen dürfen, da es durch die meist sehr grosse Zahl von Fühlergliedcr mit ihren zahlreichen Trommelfellen ersetzt wird ; auch kann die feste Umkapselung des Gehirns zur Verstär- kung des Schalles beitragen. Erichson's Beobachtung, dass die ersten Fühlhornglieder keine Poren haben und auch frei sind von dem feinen Haarüberzug, könnte dar- auf hindeuten, dass diese Glieder eine andere Bestimmung haben ; ich halte es nicht für unmöglich, dass sie zur Klärung des Schalles dienen können, indem sieden durch die Porenmembranen der übrigen Glieder allseitig aufge- nommenen Schall von Nebenschwingungen befreien und ihn, gleichsam beruhigt, dem Gehirne zuführen. Von den Siunesorganen der lusekten im AUgememen. 255 Hat man die Sache so aufgefasst, und beobachtet man hiernach verschiedene Insekten bei Schallerregung, so kann man sich in dieser Auffassung nur bestärkt füh- len. Eine Fliege, die ruhig dahinkriecht, lässt das grosse, dritte Fühlhornglied am Kopfe herabhängen; erregt man plötzlich einen Schall, so bleibt sie stehen und erhebt dieses Fühlhornglied, — sie spitzt die Ohren! In ähnlicher Weise kann man es bei Bienen, Ichneumonen, bei Käfern beobachten. Bedingung zu einem deutlichen und sicheren Hören ist, dass das Ohr oder vielmehr dessen Trommelfell rein gehal- ten wird und einen massigen Grad von Trockenheit habe ; ist uns z. B. beim Baden Wasser in die Ohren gedrungen, so hören wir nur schlecht und undeutlich ; ist das Trom- melfell auf andere Weise durch Feuchtigkeit geschwellt (wie beim Ohrenfluss), so ist das Gehör vermindert. Das Ohrenschmalz , eine emulsions-artige Substanz, und die Haare dienen dazu das Eindringen von Wasser, Staub oder sonstigen ünreinigkeiten möglichst zu verhüten. Sind die Fühlhörner eines Insektes nass geworden oder durch Staub überschüttet , so können wir täglich beobachten, wie sorgfältig sich das Thier dieselben mit Hülfe der Vorderfüsse reinigt. Schon hier will ich darauf hinwei- sen, dass die Trommelfelle trocken sein müssen, wenn sie ihrer Function vollständig sollen vorstehen können, während die Riechhaut aller Thiere, bei denen wir eine solche bereits kennen, feucht sein muss. Nachdem ich hiermit meine Ansicht entschieden da- hin ausgesprochen habe, dass die Fühlhörner der Insek- ten deren Gehörorgane sind, bleibt mir noch übrig an- zugeben, wofür andere Forscher dieselben gehalten ha- ben, oder wo sie das Gehörorgan^ suchten. S trau SS - Dürckhcim sagt: das Vorhandensein der Fühlhörner bei fast allen Gliederthieren mit einei* festen Haut,, und die grossen Nervenstämme, die zu ihnen gehen, lassen wohl keinen Zweifel, dass sie der Sitz eines Sinnes seien. Unwahrscheinlich ist es, dass sie der Sitz des Geruchssinnes seien, wie Reaumur (Memoire pour servir ä Fhistoire des insectes, Tom. I. p. 643) es will, 256 Paasch: oder des Tastsinnes. Dafür, dass sie der Sitz des Ge- liörsinnes seien, spricht viel, und allgemein hält man dafür, dass bei Astacus im ersten Gliede der äusseren Fühler der Sitz des Gehörsinnes sei. Den Arachniden fehlen die Fühler, bei ihnen mnss daher der Gehörsinn anderswo gesucht werden. Trcviraniis (Annalen der Wctterauischen Gesell- schaft f. d. gesammte Naturkunde, 1. Bd. 2. Heft, 1809) entdeckte und beschrieb das Gehörorgan der Blatta als ein einfaches dünnes Trommelfell auf der Stirn vor dem Grunde jedes Fühlhorns, an welches sich ohne Vermit- telung eines wasserhaltigen Gehörbläschens die GehÖrner- venäste der Fühlhornnerven verbreiten. Johannes Müller (Vergleichende Physiologie des Gesichtssinnes, p. 438) beschrieb das eigcnthümliche, am Grunde des Thorax, über dem Ursprünge des letzten Fusspaares gelegene Organ der Heuschrecken als Ge- hörorgan. Ramdo h r (Magazin d. Gesellschaft naturf. Freunde in Berlin 1811. p. 389) hielt die vorderen Speicheldrüsen der Bienen für Gehörorgane, — was indessen später ent- schieden zurückgewiesen wurde. Comparetti (Schelver's Zeitschrift) spricht von Säulen und Gängen im Kopfe, die als Gehörorgan dienen sollen. Sulzer, Scarpa, Schneider, ßorkhausen, Reaumur an einer anderen Stelle, Bonsdorf, Bur- meister in früherer Zeit hielten die Fühlhörner für Ge- hörorgane, da man das untere Glied der längeren F^ühl- hörner der Krebse schon immer dafür gehalten habe. Auch Car US und Ok en sprechen sich in diesem Sinne aus. Dass von den beschreibenden Entomologen häufig die Fühlhörner als Ohren betrachtet worden sind, darauf deuten viele nach der Beschaffenheit der Antennen ge- bildete Namen; Mann er heim bildete Oligota, Home- lota; selbst Er ichson bildet Amptotis nach dem gleich- sam ohrförmig erweiterten ersten Fühlhorngliede dieses Thieres. Von den Sinnesorganen der Insekten im Allgemeinen. 257 Wenn nun die Fühlhörner wirklich das Gehörorgan sind, wo wird dann das Geruchsorgan zu suchen sein ? Nach den vorn aufgestellten Sätzen wird es am Kopf liegen müssen und zwar zwischen den Fühlhörnern und nahe am Gehirn. Auch hierbei sei es mir erlaubt, um uns das Verhältniss des Geruchssinnes zum übrigen Or- ganismus in Erinnerung zu bringen, bei den Wirbel- thieren anzuknüpfen und in schneller Kürze bis zu den Insekten zu kommen. Bei allen Wirbelthieren, die durch Lungen athmen, finden wir das Geruchsorgan mit den Athmungsorganen in Verbindung, und zwar bildet es gewissermaassen den Eingang zu denselben. Wir werden deshalb diese mit in den Kreis unsrer Betrachtung ziehen müssen. Die Art der Athmung ist bei den Wirbelthieren eine doppelte, sie athmen entw^edor durch Lungen oder durch Kiemen. Durch Lungen athmen alle Säugethiere, alle Vögel und die meisten Amphibien. Durch Kiemen athmen die Fische. Manche Amphibien athmen im jugendlichen Zustande durch Kiemen, später durch Lungen (Triton); andere haben beständig Lungen und Kiemen (Proteus, Menobranchus, SIredon, Siren). Ebenso haben viele Fische neben Ihren Kiemen acces- sorlsche Organe, die in einigen Fällen zweifellos als Lungen betrachtet werden können, in andern nicht (die Schwimmblase). Im Allgemeinen kann man sagen, alle Säugethiere und die In der Luft lebenden Wirbelthiere athmen durch Lungen und die Geruchsorgane bilden den Eingang zu denselben. Die Fische athmen durch Kiemen, und das Geruchsorgan, die Nase, steht mit den Kiemen nicht in Verbindung. Während die Lungen, wie ein Blasebalg wirkend, die Luft über die Riechhaut hin- und herstreichen lassen, und dadurcjj, durch das Einziehen, den Geruch vermitteln, wird die Nase gleichsam eine Schutzwehr für die Lungen, indem sie riechende und unathmenbare Stoffe sofort verräth. Die Geruchsorgane liegen nun überall In Höhlen, deren innere Auskleidung durch Oberflächenvermehrung mehr oder weniger er- weitert ist. Je nach dem Geruchsvermögen der Thiere befinden sich in diesen Höhlen verschieden gestaltete Archiv f. Naturg. XXXIX Jahrg. 1. Bd. 17 258 Paasch: Knorpelvorsprünge, die mit Schleimhaut (der Riechhaiit) überkleidet sind^ auf welcher sich die Riechnerven, deren Stämme unmittelbar über dem Siebbein liegen, verbreiten. Bei den Säugethieren mit starkem Spürvermögen, Hunden, Katzen, sind es baumförmig und vielfach verzweigte Blätter, bei den Wiederkäuern Rollen, die sich mehrfach nach oben und unten rollen, bei dem Menschen und bei den Affen reduciren sich diese Rollen bis auf den Anfang einer Windung (die Nasenmuscheln). Noch weiter ver- mindern sich diese Muscheln bei den Vögeln, den Cro- kodilen und Schildkröten. Bei . den andern Amphibien ist die Nase ebenfalls durchbohrt, und führt in den Mund, allein die Durchbohrung ist nicht immer mit Knorpel um- geben; sie geht z. B. als blosse Durchbohrung durch die fleischigen Lippen bei Proteus, der darin schon die Blätter- nase der Fische erkennen lässt, und Menobranchus, ver- bindet sich aber schon beim Axoloth (Siredon) mit Choanen. Bei den meisten Fischen liegen die Nasen- löcher in Form einer Grube oben am Schädel ; sie haben zur Flächenvermehrung Im Inneren viele Falten, die sich zu sehr verschiedenen Formen gruppiren : Querblätter, die durch ein Längsblatt getheilt werden (Rochen), wobei die einzelnen Blätter oft Nebenblättchen, wie eine Kieme, haben ; aber die einzelnen Blätter stehen sternförmig gegen einen centralen Zapfen (Störe) etc. Nun tritt aber in der Klasse der Fische ein weiterer fundamentaler Unter- schied hervor, indem zwischen Nasenhöhle und Mund- höhle eine offene Communication besteht oder nicht. Die Cyclostomen, Petromyzon und Ammocoetes, haben eine einfache mittlere Nasenhöhle ohne Scheidewand; von hier aus ist blos der harte Gaumen durchbohrt und über der Gaumen-Membran zieht sich eine Röhre hin, die in einen langen Blindsack ausläuft, ein Spritzsack, zur Herbei- führung der In diesem Falle, wo die Nase in einer langen Röhre liegt, zum Riechen nothwcndigen Strömung des Wassers. Bei den Myxinolden ist der ganze Gaumen, harter Gaumen und Schleimhaut, durchbohrt, so dass eine offene Communication mit -der Mundhöhle stattfindet; die Nasenhöhle ist sehr lang und auch sie kann Wasser Von den Sinnesorganen der Insekten im Allgemeinen. 259 ausspritzen. Wir finden also in der Klasse der Fische einen stufenförmigen üebergang von der nicht nach dem Schlünde hin durchbrochenen Nase durch Petromyzon, Ammocoeteszu Myxine, zur offenen Comnumicatiou mit dem Munde und — den Kiemen. Die Verbindung der Geruchs- organe mit dem Respirations-System ist also nicht gerade nothwendig, sondern scheint nur bedingt zu werden durch die Oeconomie des Organismus. Zu diesem Schluss wären wir durch die Betrachtung der höheren Thiere gelangt. Gehen wir nun zu den Insccten über, so finden wir sofort eine ganz andere Art der Athmung, — sie athmen durch Tracheen. Die Tracheen sind cylindrische Röhren, die aus zwei Blättern bestehen, zwischen denen sich eine Spiralfaser befindet, und deren OefFuungen sich zu beiden Seiten an den Ringen des Leibes befinden und hier nicht selten mit einem etwas aufgewulsteten Rand umgeben sind, Stigmata. Die in diesen OefFnungen beginnenden Röhren führen in zwei Hauptkanäle, die an beiden Seiten des Körpers hinlaufen. Aus diesen Behältern führen feinere Kanälchen in alle Theile des Körpers, wo sie sich auf das vielfachste und feinste zertheilen. Die Athmung kommt zu Stande theils durch die Contraction und Ex- pansion der Spiralfaser, theils durch das Aus- und Ein- schieben der Leibesringe. Diese ganze Anlage des durch den ganzen Körper verbreiteten Athmungsorganes wird durch den sehr eingeschränkten Säfteumlauf bei den In- sekten bedingt, der sich ausser dem grossen pulsirenden Rückengefäss auf einige grössere Blutgefässstämme be- schränkt, die zu den Beinen führen. — Physiologisch würde sich nun beim ersten Blick nichts dagegen sagen lassen, wenn man behauptete, im Eingang der Tracheen befinde sich der Sitz des Geruchssinnes, um so mehr, wenn man die interessante, oft complicirte Bildung der Stigmata bei verschiedenen Insekten betrachtet. Und in der That haben manche Physiologen den Geruchssinn dorthin verlegen wollen, so auch S traus s -Dürckheim. Allein abgesehen davon, dass man durchaus keine Nerven hat nachweisen können, die vom Gehirn aus zu ihnen 260 Paasch: gehen, widerspricht die zweifellose Thatsache, dass die Insekten spüren können, dieser Annahme durchaus. Wo ein Spürvermögen beobachtet wird, kann unmöglich an- genommen werden, dass der gespürte Stoff allseitig in den Organismus eindringt. Wir dürfen hier wohl nicht vergessen, dass bei den Lungen- und Kiemon- Athmern alle geathmete Luft und alles geathmete Wasser von einer Seite her, durch Mund und Nase zu den Lungen oder Kiemen gelangt, und dass auch bei nicht durchbohrter Nase die den Geruch erregende PMüssig- keit nur von einer Seite her durch die Nase zur Nasenschleimhaut kommt. Dies letztere Verhältniss zeigt uns aber, dass das Geruchsorgan nicht nothwendig mit den Athmungsorganen verbunden sein müsse; allein die mit nicht durchbohrter Nase versehenen Fische leben im Wasser, in welchem der Riechstoff aufgelöst ist und welches mit dem in einer Grube gelegenen Geruchsorgan hinlänglich in Berührung kommen kann. Wir werden uns jetzt am Kopfe der Insekten diejenigen Gegenden genau ansehen müssen, w^o bei den höheren Thieren die Nase liegt. Als ich bei Beobachtung der Stubenfliege das „Spitzen der Ohren^, wie ich es vorher nannte, be- merkte, beobachtete ich sofort eine zweite Erscheinung, nämh'ch eine Bewegung im Gesicht der Fliege. Bei ge- nauerer Betrachtung fand ich, dass zwischen den Augen, unterhalb der Fühler bis zum Anfang des Saugrüssels eine verschiebbare Platte liegt, und dass zwischen dieser Platte und den Augen eine spaltförmige Höhle sich einsenkt, die bei eingezogenem Rüssel sich vorn um diese Platte herumzieht; der Rand dieser Rinne ist mit steifen Borsten besetzt. Untersucht man die diese Rinne auskleidende Haut näher, so ist sie ziemlich regelmässig gefaltet, und sie enthält zalilreiche Traclieen-Aestchen und Nerven. Bin ich nun auch nicht im Staude, eine Luftströmung durch diese Rinne nachzuweisen, der ähnlich wie sie durch eine Lunge bewirkt wird, so ist doch klar, dass durch jede Bewegung der genannten Platte jene Rinne erweitert oder verengt werden kann, eben so wie durch jede Bewegung des Rüssels, und dass der dadurch noth- Vou den Sinnesorganeu der Insekten im Allgemeinen. 261 wendig herbeigeführte Luftwechsel in derselben verhält- nissmässig eben so starke jca viel stärker ist als bei den obengenannten Amphibien mit durchbohrten fleischi- gen Lippen. Ich nehme keinen Anstand in der diese Rinne auskleidenden Membran das Geruchsorgan der Fliege zu sehen, Fragen wir uns nun nach der morphologischen Be- deutung der beschriebenen P Latte in Vergleich mit den Mundtheilen der beisscnden "Insekten, zunächst der Käfer, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sie der Ober- lippe, dem labrum supcrius (clypeus Fabr.) der letzteren entspricht. Vorn am Kopfe eines Käfers, vor der Stirn und von dieser gewöhnlich durch eine Naht geschieden, liegt eine Chitinplatte von versehiedener Gestalt, die Oberlippe; unter dieser Platte liegt eine zweite, zartere, mehr-weniger pergamentartige oder häutige, von mehrern Autoren Lefze genannt. Diese Phatte, die die Mundhöhle von oben deckt, steht häufig vor der derberen Oberlippe weit hervor (Geotrupes), oft ist sie gegen dieselbe zurück- gezogen (Copris), immer ist sie, am Umfange wenigstens, mit Borstenhaaren eingefasst, die in Gruben stehen auf der dieselbe unten abschliessenden Haut, immer Ist sie, bei aller sonstigen Verschiedenheit, symmetrisch gebaut, oft zweitheilig. Zwischen Oberlippe und Lefze liegt hier also eine ähnliche rinnenartige Vertiefung, wie bei den Fliegen zwischen dem labrum superius und den Augen und dem Saugrüssel. Hat man eine grössere Reihe dieses Organes bei den Coleopteren untersucht, so wird man sich nicht der Vermuthung entschlagen können, dass dasselbe eine höhere Bedeutung habe. Bei den Nekrophoren, die sich bekanntlich durch ein scharfes Geruchsorgan auszeichnen, ist ^auf der Stirn, von deren vorderem Rande beginnend, eine bei den verschiedenen Arten verschieden gestaltete Platte ausgezeicbnet, die, von gerundeten Rändoi-n umgefasst, selbst etwas vertieft liegt, auf der Oberfläche spiegelblank ist, und namentlich bei den schwarzen Arten, germanicus und humator, durch ihre blassgelbe Farbe sich sehr bemerkbar macht. Unter 262 Paasch: dieser Platte liegt der von der häutigen Lefze nach unten geschlossene Raum. Beobnchtct man nun einen Käfer, der seinem Frasse zustjebt, z. B. einen Nekrophorus oder Geotrupes, so wird man stets bemerken, wie er den Kopf erhebt und vor- streckt, und wie sich die Lefze von der Oberlippe ent- fernt. Auf mich hat dies stets den Eindruck gemacht, als ob das Tliier die Nase zum besseren Riechen öffne, — es schnüffelt. Gewiss ist es bei den höheren Thieren nicht ohne Bedeutung, dass die Nase unmittelbar über dem Munde liegt ; sehen wir doch, wie die Thiere ihre Nährstoffe erst beriechen ehe sie davon fressen. Für die Insekten hätten wir dann dasselbe Verhältniss. Selbst die Erscheinung hätten wir als eine gemeinsame, dass die Nasenöffnung aller luftlebigen Thiere jjiit borsten- artigen Haaren, Vibrissen, verschen ist. Ich sehe also in der zarten Haut dieser zwischen labrum supcrius und Lefze gelegenen Hohle das Geruchsorgan der Insekten. Beim Nachlesen in der Liteiatiir fand ich in Reil's Archiv für Physiologie, Bd. X, pag. 427 einen Aufsatz von Rosenthal, in welchem er eine an der Stirn unter den Fühlern liegende faltige Membran bei der Schmeiss- und Stubenfliege beschreibt, zu welcher feine Nerven gehen, und welche er als das Geruchsorgan dieser Thiere betrachtet. Ich glaube in dieser Membran die von mir beschriebene wieder erkennen zu müssen. Rosenthal will auch Verlust der Geruchsempfindung nach Zerstörung dieser Membran beobachtet haben. Der Versuch erscheint mir indess zu gewaltsam, als dass man den darauf folgenden Beobaclitungen noch Beweiskraft zuerkennen dürfte. Lyon et suchte den Geruchssinn in den Fühlern, fand abei' seiner Zeit wenig Anhang. Erst später fanden sich mehrere Vertreter seiner Ansicht. Bast er und später Dumeril, gestützt auf die Analogie mit höheren Thieren, suchten das Geruchs- organ im Eintritt in den Respirations-Apparat, ohne ihre Ansicht durch anatomische Thatsachen oder Versuche begründen zu können. S t r a u s s - D ü r c k h e i m in seinem vortrefflichen Werke (Considerations generals sur l'ana- Von den Sinnesorganen der Insekten im Allgemeinen. 263 tomle comparee des animaux articules, auxquelles on a Joint l'anatomie descnptlve du Melolontlia vulgaris. Paris 1828) neigt, wie schon oben angeführt, dieser An- sicht zn, gesteh!; aber selbst zu, dass er keine Nerven habe finden könijien, die er als Geruchsnerven hätte in Anspruch nehmen dürfen. Tre viranus suchte in der Schleimhaut des Mundes das Gcruchsorgan. Bonsdorff de fabrica et usu palparum in Inscctis, und spater Marcel d e Ö e r r e s (Annales du Mubcum d'histoire naturelle, toro 17, pag. 427) sucht den Geruchs- sinn in den. Palpen, und sucht zu beweisen, dass er in den Stigma-Oeffnungen nicht liegen könne. Er sagt: das letzte Glied der Palpen sei an der Spitze häutig und wie ein Sieb durchlöchert, um der äusseren Luft den Eintritt in's Innere zu gestatten; auf jener häutigen Spitze verbreiten sich zahlreiche Nerven, auch soll eine Trachee sich dort finden, die an dieser Stelle eine geräumige Tasche bildet, von welcher aus zahlreiche Zweige sich in den Palpen verbreiten, andere sich in den Mund öffnen. Nach Strauss-Dürck heims Beobachtungen besteht aber die genannte Communicatlon mit der Mund- höhle keineswegs. Der Inhalt vorstehenden Aufsatzes war es, den ich Professor E rieh so n zur Prüfung vorlegte und aufweichen ich dessen Arbeit als Antwort erhielt. Da ich glaube die in meinem Aufsatze ausgesprochene Ansicht in ihrem ganze Umfange aufrecht erhalten zu können, so werde ich mich in den folgenden Zeilen mit Erichson's und den seitdem erschienenen Arbeiten beschäftigen, und die mir entgegen stehenden Ansichten zu entkräften suchen. Der morphologische Theil der Erichson'schen Arbeit ist durch die folgenden Untersuchungen so vollständig berichtigt und erweitert, dass ich dem nichts hinzuzu- fügen habe; dagegen werde ich über die Gründe, die E r i c h s 0 n zu Gunsten des Goruchsorganes beibringt, einige Bemerkungen machen. In § 13 fragt er: quis est qui dubitet, quin (foramina) ab aere penetrentur? Nach- 264 Paasch: dem er selbst im § 2 sehr richtig gesagt hat, porös ab interiore parte membrana teniii clausos esse, so leuchtet ein, dass von einem Durchstiömen von Luft, wie sie bei den Geruchsorganen der luftlebigen Thiere vorkommt, keine Rede sein kann. In § 15 sagt er, dass diejenigen, die sich geg des Nemertes. m. Muskelscmchten I Fig. 1. Eine Zelle der Epidermis des Pilidium in der Flächen- ansicht. » 2. Eine Zelle der Epidermis des Pilidium direct neben der Geissei im optischen Durchschnitt. » 3. Basaler Theil einer zerfaserten Geissei mit den beiden Muskelsträngen; dieselben sind etwas contrahirt, daher er- scheint die Geisseibasis tief eingesenkt. » 4. Vorderes Ende einer der hinteren Platten des sich ent- wickelnden Nemertes. B 5. Pilidium gyrans, seitliche Ansicht. Die vorderen und hin- teren Platten haben sich schon vereinigt zu der bekannten kahnförmigen Anlage des jungen Wurms. » 6. Pilidium auriculatum mit ziemlich hoch entwickeltem Ne- mertes. Von oben gesehen, f. die beiden Stränge, welche den jungen Nemertes noch mit der Leibeswand in Verbin- dung setzen. > 7. Junger Nemertes des Pilidium gyrans direct nach dem Verlassen der Larve gezeichnet. » 8. Seitliche Ansicht eines reifen Nemertes des P. gyrans in seiner natürlichen Lage im Pilidium. B 9. Junges Pilidium gyrans mit den vier Saugnäpfen, snj die vorderen und sug die hinteren. Beitrag zur Kenntniss der inueren Struktur der Tubipora musica L. Von Mag. W. Dybowski. Hierzu Taf. XII Fig. I und II. Obwohl die Gattung Tubipora L. schon seit dem XVI. Jahrhundert der Wissenschaft bekannt ist ^) und die Arten derselben meistentheils zu den allgemein be- kannten und gewöhnlichsten Formen der Jetztwelt ge- hören, so sind doch die ihren anatomischen Bau betreffen- den Verhältnisse noch keineswegs hinreichend erforscht. Es werden in der That die Tubipora-Arten fast in keiner Monographie der Korallen und in keinem allge- meinen zoologischen Werke vermisst. In jeder zoolo- gischen Sammlung wird die Tubipora wenigstens durch eine ihrer Arten repräsentirt. Die Anatomie dieser so sehr interessanten Koralle ist ebenfalls öfters geschildert worden, doch sind die wichtigsten Verhältnisse ihres Baues bis jetzt der Aufmerksamkeit der neueren Forscher ganz entgangen, obgleich schon von den älteren Autoren -) eine Hinweisung auf dieselben gemacht worden ist. Diese Angaben sind jedoch ganz der Vergessenheit anheimge- fallen. Daher denke ich, dass einige Bemerkungen über den 1) Imperato, Hist. nat. 1599. p. 723. Aldrowandi, Mu- seum metallicum 1648. p. 290. 2)Ellis et Solander, The Natural Hist. of Zoophytes 1786. p. 143. Tab. 27. Parkinson, Or^anic remains of the vege- tables and animals etc. Vol. 2. Second edit. 1833. p. 57. Tab. 3 P^ig. 2. Beitr. z. Kenntniss d. inneren Struktur d. Tubipora musica L. 285 inneren Bau der Tubipora, durch welchen sie mit dem Syringophyllum Organum L. und mit den Syringopora- Arten (Auct.) aus der palaeozoischen Gruppe manche Analogie zeigt, nicht ohne Interesse sein werden. Leider fand ich bis jetzt keine Gelegenheit, das Thier selbst zu untersuchen ^) ; ich konnte mich nur auf die Untersuchung seines Gerüstes beschränken; hoffe jedoch dadurch die Aufmerksamkeit der späteren Forscher auf diesen Gegen- stand zu lenken. Die Gattung Tubipora bildet allein unter den Al- cyonarien die Familie Tubiporidae, M. Edwards (Hist. naturelle des Coral. Tora. I. p. 130) und besteht aus sieben ungenau bekannten und meistentheils mangelhaft charakterisirten Arten. Die allergewöhnlichste Art dieser Gattung Tubipora musica L., welche mir in einer be- trächtlichen Anzahl von, aus dem Indischen Ocean stammenden Exemplaren, zur Untersuchung vorliegt, zeigt folgende Verhältnisse. Tubipora musica L. Halcyonium rubrum indicum; Rumph, Herbarium amboineuse. T. V. p. 236. Tab. 85. Fig. 2; Tubipora musica, V/right, 1. c. p. 377—383. Tab. 23. Corallum tubulatum, Seba, .Thes. T. III. Tab. 110. Fig. 89. Tubipora musica (pars), Linn^, Syst. nat. edit. 10 p. 789. Tubipora musica, Ehrenberg, Korallenthiere p. 56. Tubipora musica, Dana, Explor.exped. Zooph. p. 633. Tubipora musica, M. Edwards, Hist. nat, des cor. Tome I. p. 182. Der Polypenstock 2) dieser Art zeichnet sich vor Allem durch eine der Gattung Tubipora eigenthümliche 1) Vgl. darüber: Perceval Wright, Notes on the Animal of the Organ-pipe Coral (in The annals and Magaz. of nat. Hist. 4. Ser. Vol. 3. 1869. p. 377—383. Tab. 23). 2) Vgl. Dybowski, Monogr. der Zoanth. sclerod. rugosa etc. (aus dem Archiv der Naturkunde Liv-, Est- und Kurland. Ser. I. Bl. 5, besonders abgedruckt) p. 12. 286 W. Dybowski: rothe Farbe und poröse Textur des kalkigen Scleren- chyms*) aus. Die Form oder Gestalt des Polypenstockes wird im Allgemeinen durch die Tendenz zur Bildung verschiedener sphärischer Körper, welche offenbar mit der Art und Weise ihrer Yermehrung (Knospung) im Zusammenhange steht, bedingt. Der Polypenstock erscheint demnach in halb kuge- ligen, knolligen oder cylindrischen Massen, und nur selten stellt er mehr oder weniger dicke abgerundete Platten dar. Die obere Fläche des Polypenstockes ist entweder ganz flach oder gewölbt. Es zeigen sich auf derselben zahlreiche kreisrunde, entfernt von einander stehende Ocffnungen, welche von den oberen Enden cylindrischer Röhrchen, die über die allgemeine Ober- fläche des Stockes hervorragen, gebildet werden. Die Zwischenräume dieser Oeffnungen sind poröse und ganz ebene. Der Durchmesser der Oeffnungen schwankt zwischen 0,8 — 1,5 Mm.; ihre Entfernung von einander ist ziemlich gering und übersteigt nur selten die Dimen- sion ihres Durchmessers. Betrachtet man den Polypen- stock von der Seite, so überzeugt man sich, dass er aus zahlreichen, langen, cylindrischen, vertical und in einiger Entfernung von einander gestellten, röhrenartigen Indi- viduen (Sprossenpolypen), von 0,8 — 1,5 Mm. im Durch- messer, gebildet wird. Die einzelnen Sprossenpolypen sind durch horizon- tale, 0,5 Mm. dicke Lamellen verbunden. Diese Lamellen {Verbindungslamellen) entspringen an der äusseren Pe- ripherie der Sprossenpolypen in der Weise, dass sie, deren Zwischenraum ausfüllend, stets auf demselben Niveau, aber je nach der Tiefe in einer ziemlich ungleichen Entfernung über einander angeordnet stehen. Die Ent- fernung der einzelnen Verbindungslamellen von einander beträgt 2—3 Mm. Der ganze Polypenstock erscheint somit durch Ver- bindungslamellen ziemlich gleichmässig geschichtet. Jede einzelne der neu auftretenden Schichten der Verbindungs- 1) Dybowski, ibid. p, 11. Beitr. z. Kenntniss d. inneren Struktur d. Tubipora musica L. 287 lamellen hat also bei stätigem Fortwachsen des Stockes eine gemeinschaftliche Oberfläche gebildet und erscheint bei der Ansicht von oben als eine die Zwischenräume der Sprossenpolypen ausfüllende, zusammenhängende Zwischenmasse. Ein vertical zur Oberfläche des Stockes gelegener Schnitt (Längsschnitt) zeigt, dass die Verbindungslamellen nicht eine compacte, gleichmässige Struktur besitzen, sondern horizontal sie durchziehende Canälchen enthal- ten 1). Diese Canälchen erscheinen auf Längsschnitten als schmale, dicht gedrängte, spaltenförmige Oeflfnungen. (Fig. I, £.) Betrachtet man einen der Aussenw^and der Sprossen- polypen zunächst entnommenen Schnitt, so sieht man diese Oeffnungen die Aussenwand selbst durchsetzen und also die Ausmündung der horizontalen Canälchen der Verbindungslamellen in die Visceralhöhle der Sprossen- polypen vermitteln. (Fig. I, £', x, £, C) Die Ausmündung der Canälchen lässt sich noch viel deutlicher wahrnehmen, wenn durch Eröffnung der Vi- sceralhöhle eines Sprossenpolypen die innere Oberfläche blosgelegt wird. Man sieht innerhalb der Visceralhöhle horizontale Reihen der die ganze Dicke der Aussenwand durchbohrenden Löcher. (Fig. I, d-.) Diese Reihen wiederholen sich so oft und so genau in derselben Höhe, als die Verbindungslamellen (oder die Verbindungsröh- rensysteme) von aussen entspringen. Die innere Ober- fläche der Visceralhöhle ist ganz glatt und zeigt keine besonderen, den Längsscheidewänden entsprechenden Gebilde. Innerhalb der Visceralhöhle verlaufen verticale, die ganze Länge derselben einnehmende, äusserst enge, aber verhältnissmässig dickwandige Röhrchen, welche einer- seits gegliedert, anderseits zahlreiche in sie ausmündende Seitenröhrchen tragen (Fig. I, ß), so dass sie eigentlich einen Röhrenapparat darstellen. Das Sclerenchym, aus 1) Solch eine Art von Verbindungsorganen habe ich Com- municationsröhrensysteme genannt. (1. c. p. 48 ) 288 W. Dybowski: welchem der ganze Apparat besteht, zeichnet sich durch weisse, sehr schwach ins Rothe spielende Farbe ans. Die Gliederung kommt dadurch zu Stande, dass die Röhre sich von Stufe zu Stufe ampullenartig- aufbläht oder aufgetrieben ist. (Fig. I. ö, y, ö'.) Die Ampullen sind ziemlich verschieden gestaltet, gewöhnlich aber er- scheinen sie als runde, kugelförmige, von oben nach unten abgeflachte (Fig. I, a) oder nach derselben Rich- tung zugespitzte, spindelförmige (Fig. I, /i) Blasen. Ihre Wandungen sind in der mittleren Zone ringsum durch eine horizontale Reihe kleiner Löcher (Fig. I, gl) durch- bohrt, wenn der Durchmesser der Ampullen demjenigen der Visceralhöhle gleich ist, oder es entspringen daselbst kleine, horizontal gerichtete Röhrchen {ß), wenn jener Durchmesser geringer ist. Von oben betrachtet ersciieint die Ampulle im letzten Falle wie ein sechs- bis acht- strahliger Stern (Fig. II) dessen Strahlen (/?) die Seiten- röhrchen sind und die im Centrum befindliche OefFnung (y) der Einmündung der Röhre entspricht. Besitzt nun aber die ^Ampulle keine Seitenröhrchen, so erscheint sie bei der Ansicht von oben als eine in der Mitte durch- bohrte, gewölbte Lamelle, welche dem Boden der Zoantharia rugosa, oder Z. tabulata nicht unähnlich ist. Dieses Verhalten allein scheint M. Edwards gekannt zu haben, da er in der Charakteristik der Gattung Tubi- pora (Hist. nat. des Coral. Tome I. p. 131.) sagt: „A l'inte- rieur il y a d'espace en espace un plancher rudimentaire.^ In seiner ^), wie auch in anderen Abbildungen (ausgenommen die von Ellis und Solander, a. a. O.) werden diese Böden ganz falsch dargestellt 2). Die einzelnen zwischen den Ampullen befindlichen Abschnitte oder Glieder der Röhren sind kaum 0,2 Mm. dick, und gehen an beiden Enden in die Ampullen selbst, entweder unverändert (Fig. I, «) oder allmählich sich er- weiternd {ß) über. 1) Hist. nat. des Cor. Atlas. Tb. B'. Fig. 6a. 2) Es scheinen alle Abbildungen der neueren Autoren, lauter Copien von M. E dwards'schen zu sein. Beitr. z. Kenntniss d. inneren Struktur d. Tubipora musica L. 289 Da die Ampullen mit ihren OefFnungen oder Seiten- röhrchen genau mit den Verbindungslamellen ;in gleichem Niveau stehen und diese Oeffnungen oder Seitenröhrchen den die Wand durchbohrenden Reihen der Löcher ent- sprecheU; so setzen sie auch die Röhrenapparate im ganzen Stocke in eine unmittelbare Communication mit einander. Die Communication wird durch Canälchen der Vcrbin- dungslamellen (Communicationsröhrensystem) Termittelt. Die Verbindungslamellen dienen somit zur Verbindung der Individuen, ferner zur Communication der Röhrenappa- rate und endlich als ürsprungsstellen der neuen Genera- tionen. Es geschieht die Neubildung bei Tubipora nicht durch Kelch- oder Seitensprossung, sondern auf den Vcrbindungslamellen. Aus dieser Betrachtung ergeben sich einige Fragen, deren*^ Entscheidung sehr erwünscht wäre. 1) Welche physiologische Function hat der Röhren- apparat? 2) In welcher Beziehung steht dieser Apparat zu den übrigen Organen des Thicres? 3) Aus welchen Theilen des thierischen Körpers wird der Röhrenapparat ausgeschieden? 4) Entstehen die einzelnen Glieder des Röhrenappa- rates mit der Aussenwand gleichzeitig oder stehen sie (wie die Böden der Zoantharia rugosa) mit dem Zurückschrciten des Thieres in directer Beziehung? Eine sehr analoge Erscheinung in Betreff der ana- tomischen Struktur der Tubipora zeigt die silurische Gattung Syringophyllum M. Edw. et J. Hai me ^), welche beide jedoch so sehr verscliieden sind, dass man sie nicht als verwandt ansehen darf. Der Polypenstock von Synngophyllum Organum L. besteht aus cylindrischcn, verticalen, entfernt von ein- ander gestellten Sprossenpolypen. Die Communicatioiisröhrensysteme dieser Art werden aus einer Anzahl (24) seitlich sich einander schliessender 1) Monographie des Polypiers fossiles. (Extrait du tome V des Arch. du Museum d'Hist. nat. p. 449. 1852. Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. l.Iid. 19 290 W. Dybowski: und auf's Innigste verwachsener Rölirchen gebildet, wel- che, unmittelbar in die Visceralhöhlen der einzelnen In- dividuen ausmündend; alle Individuen in eine unmittel- bare Communication setzen. Die Röhrensysteme der einzelnen Individuen treten in der Weise auf, dass sie, die Zwischenräume derselben ausfüllend und stets auf derselben Höhe nach aussen entspringend, mit den entsprechenden Rührensystemen der benachbarten Sprossenpolypen verwachsen. An der Verwachsungsgrenze der benachbarten Röh- rensysteme bildet sich eine schmale, seichte, aber deut- liche Furche, wodurch ein jedes Individuum auf der oberen Fläche des Stockes ein polygonales (fünf- bis sechsseitiges) Feld, welches vollständig durch jene Furche begrenzt ist, darstellt. Die äusseren Röhrenöffnungen der einzelnen Röh- rensysteme schliesen sich an ihrer Verwachsungsgrenze genau an die der benachbarten an. Es entstehen demnach im ganzen Polypenstockc schiclitenartig über einander angeordnete Verbindungen der Sprossenpolypen. Die letzte (oberste) Schicht bildet somit die obere Fläche des ganzen Stockes. Auf dieser Fläche erscheinen zahlreiche, kreisförmige, etwas hervor- ragende Röhrchen (Kelchöffnungen), Innerhalb der Kelchöffnungen zeigen sich: eine horizontale Reihe von Poren ^) (Ausmündung der Röh- rensysteme) und alternirend grössere und kleinere dor- nige Vorsprünge; äusserlich ist eine jede Kelchöffnung mit 20—24 radiär angeordneten und nach der Peripherie divergirenden Runzeln (Leisten) umgeben, welche durch seichte Furchen von einander getrennt sind. Die Furchen entsprechen denVerwachsungsgrenzen der seitlich verbun- denen Röhrchen. Die ganze obere Fläche des Stockes ist daher mit zahlreichen, sechsseitigen, gefalteten Feldern bedeckt, welche durch seichte Furchen von einander ge- 1) Bronn et Römer, Lethaea geognostica. Atlas Tah. V. Fig. 12 c. Römer, die fossile Fauna etc. Tal). IV. Fig. 2, Beitr. z, Kenntiiiss d. inneren Struktur d. Tubipora musica L. 291 trennt werden. In der Mitte eines jeden Feldes steht die KelchöfFnung. Auf der inneren Oberfläche der Visceralhöhle stehen zahlreiche dornige Vorsprünge, welche, in 24 Längs- reihen angeordnet, die auf der niedrigsten Stufe der Aus- bildung stehenden Längsscheidewände darstellen. Die alternirende Anordnung der stärker und schwächer ausge- bildeten Dornenreihen drückt offenbar den allgemeinen Charakter der Längssoheidewände aus i). Die Visceralhöhle der Sprossenpolypcn ist ausserdem noch mit horizontalen und ganz ebenen Querscheidewänden (ßöden) 2) versehen. Mi 1 n e Edward s et J. 11 a i m e, welchen die innere Struktur des Syringophyllum Orga- num L. ganz unbekannt war, haben es (1. c.) den Zoan- tharia rugosa unter ihre Familie Cyathophyllidae einge- reiht. Dass es ab'cr mit den Cyathophylliden nichts Ge- meinschaftliches hat, zeigte uns schon Römer (1. c.) und dass es auch zu den Rugosen nicht gehören kann, davon überzeugt uns* der allgemeine Habitus des Thicres. Mir scheint Syringophyllum Organum viel näher den Zoantharia tabulata verwandt zu sein, unter denen CS eine besondere Unterfamilie bilden muss, die neben der Unterfamilie Halysitinae M. Edwards et J. Haime (I. c.) p. 280 zu stellen ist. Ausserdem darf man die Analogie der Tubipora mit Syringopora Goldfuss^) nicht verkennen. Es müssen aber alle drei hier genannten Gattungen nur als ana- loge und ja nicht als zusammengehörige a n g e- sehcn werden. 1) Vergl. Dybowski a. a. O. p, 31. 2) Dybowski, 1. c. p. 55. 3) Petref. germ. Bd. I. p. 75. 1826. 292 W. Dyboswki: Beitr. z. Kenntniss d. inneren Struktur etc. Erkläruug der Abbildungen^ welche in Smaliger Vergrösserung dargestellt sind. Taf. XII. Fig. I. Tubipora musica L. A. B. Zwei neben einander stehende Sprossenpolypen, deren Visceralhöhle bei A. ganz, bei B. nur im oberen Theile ge- öfifnet ist. J. ö'. Der Röhrenapparat. «. eine kugelförmige, mit Löchern versehene Ampulle; ß. eine spindelförmige, mit Seitenröhrchen versehene Ampulle; y. der zwischen zwei Ampullen befindliche Theil der Röhre (Glied der Röhre). x, C> *• Der Quere nach durchschnittene Verbindungsla- mellen, deren horizontal verlaufende Canälchen als Löcher erscheinen. ^. Eine Reihe der die Aussenwand durchbohrenden Poren. Fig. IL Ein Sprossenpolyp von oben betrachtet. «. Die Aussenwand. ß. Seitenröhre der Ampulle. y. Ampulle in einer Ansicht von oben. d\ Einmündungsöffnung der abgebrochenen Röhre. Einige neue Nematoden nebst Bemerkungen über bekannte Arten. Von Dr. ?on Liustow in Ratzeburg. (Hierzu Tafel XIII. 1. TricJiosoma ^) brevispiculum nov. spec. In fünf Exemplaren fand ich diese Art im Darm von ßlicca bjoerkna; es waren zwei Männchen und drei Weib- chen, welche ersteren 3,3, die letzteren dagegen 7,8 Mm. lang sind ; die grösste Breite beträgt beim Männchen 0,06, beim Weibchen 0,1 Mm. Zwei auffallende Stachelbänder trägt diese Art, die seitlich stehen und sich zur Körper- breite verhalten wie 1 : 2,5 ; sie zeigen an manchen Stellen Qiierfalten. Sehr gross ist der Raum, den der Zellen- körper einnimmt, nämlich ^/s der ganzen Körperlänge beim Weibchen ; beim Männchen ist dieses Organ relativ weniger ausgedehnt, da seine Länge sich zu dem übrigen, nicht vom Zellenkörper erfüllten Leibesraum verhält wie 22 : 21. Die einzelnen Zellen sind auffallend kurz, und verhält sich ihr Längs- zum Querdurchmesser wie 1 : 8, 1) Der gute Rudolphi'sche Name Trichosoma ist später durch Creplin in Trichosomura latinisirt, durch Schneider aber wieder eingeführt, und mit Recht, da es kein lateinisches Wort »sojoaum» gibt, sondern nur das griechische csäfiu. 294 V. Linstüw: was daiaiif ychliessen lässi, dasö die Exemplare noch nicht völh'g ausgewachsen sind, wie auch die Weibchen noch keine Eier zeigen. Das Spicuhnn ist auffallend kurz und derb, nur 0/25 Mm. lang; die Scheide, die manchmal mit hervortritt, ist giatt; das Hinterleibsendc zeigt zwei runde Vorwulstimgen, ähnlich Avie bei der folgenden Art, nur nicht so stark hervortretend. An der Verbindungsstelle zwischen Darm und Zellenkörper ste- hen zwei ovale Bauchspeicheldrüsen. Unmittelbar hinter dieser Stelle findet sidh beim Weibciicn die Vulva, die ich nie vorgestülpt gefunden habe; der Körper des Weib- chens, nach hinten allmählig etwas an Dicke zunehmend, endet rund. Von Trichosoma- Arten aus Süsswasserfischen ist mir nur Tr. tomentosum Dujardin bekannt, das mit der oben beschriebenen Art nicht identisch Ist; tomentosum, was wohl so viel wie haarig, w^oUig bezeichnen soll, ist unsere Art nicht, und mit einem auffallenden liaarbesatz bildet Dujardin ^) seine Art auch ab; abgesehen von dieser eigenthümlichen Behaarung ist Dujardin's Art schmaler, die Vulva liegt weiter nach vorn, und sind die Wohnthiere andere. 2. Tricliosonta collare nov. spec. Im Darm von Gallus doinesticus in grosser Menge gefunden. Das Männehen misst 8,9 Mm. in der Länge und 0,043 Mm. in der Breite^ das Weibchen resp. 9,5 und 0,066 Mm. Es finden sich zwei Stachelbändcr, die seitlich stehen , und deren Breite sich zu der des Körpers verhält w^ie 1 : 3,6; bei überreifen Exemplaren werden die Bänder undeutlich und verschwinden die Stacheln. Der Zellenkörpcr nimmt beim Weibchen 2/3 der ganzen Thierlänge ein, beim Männchen verhält sich die Länge desselben zum übrigen hinteren Abschnitt des Leibes wie 41 : 48. Die einzelnen Zellen sind bei un- reifen Exemplaren kürzer als breit. Indem das Verhält- 1) Histoire naturelle des Holminthcs ou vers intestinaux. p. 22, pl. 2, Fig. E. Eioige neue Neiiuitoden, 295 nis8 des Längs- zum Querdurchmesser wie 1 : 4 ist, später sind sie dagegen dreimal so laug wie breit. An dem Orte, wo der Zellenkörper aufhört, liegen neben ein- ander zwei grosse, ovale ßauchspeicheldrüssen, welche fast den ganzen Hohlraum des Körpers ausfüllen, und zwischen sich nur den dünnen Verbindungsgang zwischen Zellenkörper und Darm hindurchlassen. Das Kopfende ist stumpf kegelförmig, und zeigt sich 0,006 Mm. vom Mundende entfernt eine Haisbandlinie. Der Cirrus des Männchens ist 1,38 Mm. lang, die Scheide desselben ist mit ungemein feinen, nach dem Kopfende hin gerichteten Borsten besetzt (vid. Fig. 1), und tritt oft weit mit dem Cirrus hervor, bei einem meiner Exemplare 0,48 Mm. weit; das Hinterleibsende ist zweitheilig mit halbkuge- ligen Vorsprüngen (Fig. 1), einigermassen ähnlich dem Schwänzende eines männlichen Gordius aquaticus. Die Vulva liegt dicht hinter dem Aufhörungspunkte des Zellenkörpers, und ist bei unreifen Weibchen oft weit hervorgestülpt; sobald Eier ausgebildet sind, findet sich dies Heraustreten nicht mehr; das weibliche Hinterleibs- ende ist abgerundet. Die Eier sind 0,066 Mm. lang und 0,03 Mm. breit. Die aus Gallus domesticus bekannten Trichosoma- Arten sind Tr. longicolle Rud. und annulatum Molin. Von ersterer Art ist diese Spccies darin verschieden, dass sie au den Echinothecae gehört, während nach Eberth ^) Tr. longicolle zu den Gymnothccae rechnet, ein breites ßauchband hat, und die Seitenbänder nur 1 : 6 breit sind ; Tr. annulatum dagegen wohnt unter dem Epithel des Oesophagus, und werden übrigens die wichtigen Unter- scheidungsmerkmale, als die Stachelbänder, die Beschaffen- heit der Cirrusscheide, nicht erwähnt 2); dagegen stimmt die Angabe : „apertura vulvae in anterior! corporis parte^, sowie das „caput epidermide in annulum inflata discretum" entschieden nicht mit der vorstehend beschriebenen Art. 1) Untersuchungen über Nematoden, p. 57, Tab. VI, Fig. 11. 2) Molin, Prospectus helminthum etc. Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. Wien, 1858. Bd. XXX. p. 156. 296 V. Lins low: 3. Triohosoma oiwpunctatum nov. spec Im Darm von Sturnus vulgaris gefunden. Es zeigen sich zwei breite ötachelbändcr, die Scitenbändcr sind, und im Verhältniss zur Körperbreite einen Durchmesser von 1 : 2,1 haben. Die Länge des Zellcnkörpers ist sehr beträchtlich und verhält sich zum übrigen hinteren Körperabschnitt beim Männchen wie 5 : 4, beim Weib- chen wie 5:7; ersteres ist G,24 Mm. lang und 0,048 Mm. breit, letzteres hat eine Länge von 9,5 Mm. und eine Breite von 0,084 Mm. Am Endpunkte des Zellcnkörpers stehen zwei Bauchspeicheldrüsen, und mündet hier die Vulva, die bei unreifen Weibchen glockenartig hervor- gestülpt ist, bis zu 0,15 Mm. weit. Der Cirrus misst 0,9 Mm; seine Scheide ist glatt und im zurückgezogenen Zu- stande regelmässig und schön gewellt. Das männliche Hinterleibsende hat eine deutliche, zweilappige Bursa, gestützt von einer Pulpa, die jedcrseits zwei runde Vor- sprünge zeigt (Fig. 2). Das weibliehe Schwanzende ver- jüngt sich nach hinten zu etwas und endet rund. Die Eier sind 0,059 Mm. lang und 0,029 Mm. breit; ihre Schale ist dicht mit nach dem Eimittelpunkt gerichteten Stäbchen durchsetzt, so dass die Oberfläche punktirt aus- sieht. Für Trichosoma cofitorium Creplin. kann ich als neuen Wohnort den Oesophagus von Stur- nus vulgaris anführen. 4. Cucullanus pachystomiis nov. spec. Aus dem Darm von Bliccopsis rutiloidcs (vgl. den Anhang). Das Männchen ist 2,9 Mm. lang und 0,11 Mm. breit, das (unreife) Weibchen misst 3 Mm. in der Länge und beträgt die grösstc Breite 0,14 Mm. Ersteres besitzt zwei gleiche, 0,36 Mm. lange Girren, die am vorderen Ende einen deutlichen Musculus protractor zeigen (Fig. 4). Das männliche Schw^anzende ist nach der Bauchseite ge- krümmt und läuft in eine konische Spitze aus ; es zeigt acht präanale und sehs postanale, vorspringende Pa- Einige neue Nematoden. 297 pilien jederseitö, welche erstereii in einer Linie stehen, während von den postnnalcn die erste Papille nach der MitteHinie, die zweite von derselben etwas abgerückt ist (Fig. 4). Die Vulva liegt etwas hinter der Körpermitte, und verhält sich die Länge des durch sie gebildeten vor- deren Körperabscbnittes zum hinteren wie 14 : 11. Die Mundöffnung ist trichterförmig (Fig. 3), von sehr starken Muskelwandungcn umgeben, die direct in den Oesopha- gus übergehen ; an der Innenwand derselben, an der 8telle ihres grössten Umfanges, zeigt sich eine ringför- mige Verstärkung. Der Oesophagus besteht aus einem 0,131 Mm. langen und 0,013 Mm. im Durchmesser haben- den dünneren und einem 0,447 Mm. langen und 0,026 Mm. im Durchmesser haltenden dickeren, starkwandigeren Theile, der in den 0,042 Mm. starken Darm übergeht. Diese Art glaube ich nur im Genus Cucullanus unterbringen zu können, weil sie zu den Polymyariern gehört, zwei gleichlange Spicula und acht präanalc Pa- pillen besitzt, und wenngleich Schneider^) die Zahl der präanalen Papillen für dieses Genus auf sieben fest- stellt, so kommen doch bei Cucullanus elegans oft genug Männchen mit acht vor, wie auch Schneider 1. c. pag. 111 ein Exemplar abbildet, das rechts sieben und links acht präanale Papillen zeigt; die Mundbildung ist allerdings eine durchaus andere, als bei Cucallanus elegans, in- dessen ist dieselbe von Schneider nirgend zur Be- stimmung der Gattungs- Charactere benutzt worden, und zeigen auch andere in eine Gattung zusammengestellte Arten die grössten Verschiedenheiten in diesem Punkte, w^ie z. ß. Heterakis inflexa und foveolata. 5. Füaria anthuris Sehn. Zwischen den Magenhäuten von Corvus cornix fand ich mehrfach eine Filaria, die Männchen 9,5 Mm., die Weibchen 18—23 Mm. lang, die mit Fil. anthuris nahe verwandt, aber doch von dieser Art verschieden zu sein 1) Monographie der Nematoden, p. 110. 298 V. Linstow: schicij, weil die Zahl der Papillen des Mäuncbenö nicht wie Schneider 1) für genannte Art angicbt 20, sondern 24 beträgt; die Cirren, an Länge ungleich, resp. 22 und 18 Mm. lang, die bis auf etwa Vi ^^^' Körperlänge zurück- reichenden Halskrausen, die etwas vor der Körpermitte be- findliche Vulva, die elliptischen, starkschaligen, 0,0926 Mm. langen, 0,0262 Mm. breiten Eier, Alles dieses stimmte so aulfallend mit Filaria anthuris, dass ich Bedenken trug, die gefundene Art von ersterer zu trennen. Die Anord- nung der Pappillen stimmt ebenfalls mit Sclineider's Abbildung und sind bei meinen Exemplaren nur Papille 8 und 12, vom Kopfende an gerechnet, mehr vorhanden als in Schneider's Beschreibung und Abbildung, und habe ich bei näherer Untersuchung bald Männchen gefun- den, bei denen die Papille 8 entartet war oder fehlte, und bei denen die Papille 12 nicht vorhanden oder undeutlich war; andererseits finde ich meistens die Verhältnisse so, wie ich sie Fig. 5 abgebildet habe, in welcher Zeichnung alle x\bstände der Papillen unter einander einzeln ge- messen und genau eingetragen sind; dass in meiner Figur, die ich nach Obigem für den eigentlichen Typus für Fil. anthuris halte, die Cirren zurückgezogen, in der ISchneider'schen in vorgestrecktem Zustande gezeich- net sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Auch das Weibchen von Fil.. anthuris besitzt am Hinterleibs- ende zwei Papillen (Fig. 6). Hieran schliese ich die Beschreibung zweier Nema- toden, die ich nur im geschlechtlich unentwickelten Zu- stande beobachtet habe, und deren Unterbringung in die richtige Gattung daher eine zweifelhafte bleibt. Nichts destoweniger bieten beide so auffallende Artmerkmale, dass ihre W^iedererkennung eine leichte sein wird. 6. (?) Filaria hioolor nov. spec. Lebt zahlreich unter dem Peritonäalüberzuge des Magens von Silurus glanis, ein grosser auffallender Nema- 1) 1. c. p. 96. Einige neue Nematoden. 299 tode von 20 Mm. Länge und 0,38 Mm. Breite. Ein Exem- plar fand ich auch im Daim von Esox lucius, doch war auch hier, wie bei den übrigen Individuen aus dem Wels, die Entwickelung der Geschlechtsorgane eine erst be- ginnende, so dass ich das Exemplar an diesem Orte für einen Pseudoparasiten halten muss. Der Körper ist blut- roth, der Darminhalt schwärzlich, der sehr lange, über Vi der ganzen Körperlänge einnehmende Oesophagus ist be- deutend heller gefärbt, als der übrige Körper. Der Ge- schlecbtstract ist soweit entwickelt, dass man sicher ist, keine Larve vor sich zu haben, doch lässt er noch nichts Öpecielles erkennen. Sehr ausgezeichnet ist der Kopf, der auffallend an einige Filarien erinnert; die Mundöff- nung nämlich ist von sechs Wülsten umgeben (Fig. 7), auf deren jedem ein schräg abgeschnittener, griö'elför- miger Fortsatz steht, und dahinter zeigen sich sechs von der Oberhaut bedeckte kegelförmige Papillen, die hinter der Vereinigungsstelie von je zweien der obengenannten Wülste angebracht sind. 7. (?) Äscaris fissilahium nov. spec. In dem Darm von Sturnus vulgaris lebend, 3 Mm. lang und 0,28 Mm, breit. Kopf mit drei. Lippen, deren jede zwei cjiindrische, abgerundete He rvorragungen trägt (Fig. 8). Die Vereinigungstellen von je zwei Lippen sind durch bogenförmige, zierliche Leisten verbunden, deren Anordnung sich am besten aus einer Betrachtung der Abbildung ergiebt. Der Schwanz ist stumpf kegel- förmig, das Rectum mündet 0,18 Mm. von der Schwanz- spitze entfernt nach Aussen, und ist das Rectum von drei Drüsen umgeben, wie Schneider (1. c.),für Ascaris mu- cronata es Tab. XXI. Fig. 11 abbildet. Die Länge des Oesophagus beträgt 0,48 Mm. 8. Sptroptera euryoptera Rud. Zwischen den Magenhäuten von Lanius collurio. Männchen 4 Mm. lang, 0,16 Mm. breit, Weibchen 7 Mm. lang, 0,25 Mm. breit. Zwischen dem Munde und dem 300 V. Li n stow: muskulösen Ocöopliagus ein beträchtliclics Vestibu lum. Das Kopfende ist schlank zugespitzt, und ist der Mund oben von einer kreisrunden Scheibe bedeckt, die rings am Rande die allgemeine Körperbedeckung dachförmig etwas über- ragt; dahinter folgt ein schräger, nach rückwärts gerich- teter Ring, dessen Hinterrand ebenfalls frei absteht. Die beiden Spicula sind merkwürdig verschieden an Länge, da das rechte 0,23 Mm., das linke 0,66 Mm. lang ist; dem entsprechend ist auch die Breite der beiden die Bursa bildenden Membranen eine sehr ungleiche, indem die rechte 0,013 Mm. breit ist, die linke dagegen 0,033 Mm., und ist die linke Hälfte wie ein Mantel nach der Bauchseite umgeschlagen, und in der iMittc zeigt sie sich durch eine Längsnaht getheilt. Es finden sich acht präanale und zwei postanale Papillen mit langgestielter Pulpa jeder- seits in einer Reihe. Das Schwanzende des Weibchens läuft in einen abgestumpften Kegel aus. Die elliptischen Eier haben starke Schalen und sind 0,036 Mm. lang, und 0,023 Mm. breit. Die Art, die in Sc hneider*s Mono- graphie fehlt, kann nicht in das Genus Filaria gestellt werden, das durch „zwei ungleiche Spicula und vier präanale Papillen^ gekennzeichnet wird. Mit vielen früher unter Spiroptera aufgeführten Arten ist die vor- stehend beschriebene sehr nahe- verwandt und schlage ich daher vor, die Gattungscharactere des Genus Spiro- ptera in Zukunft so zu bestimmen : Poiymyarier, zwei un- gleiche,Spicula, acht präanale Papillen, Flügel der Bursa ungleich. 9. Fiiaroides Micslelarum van Ben. 4 Redi: Aniai. viv. 23, vers. 34. Gordius Martis Werner. Brev. expos. Contin. \, 9, Tab. VHI, Fig. 20—21. Ascaris bronchialis Gmelin. Syst. nat. 3031. Nr. 15. Fusaria bronchialis Zeder, Naturgesch. 116. Dubium Mustelae Foinae, Martis et Putorii Rudolphi. Entozoor. bist. III, 263. Filaria Mustelarum puhnonalis Rudolphi, Synops. 8 Einige neue Nematoden. 301 u. 216. Dujardin Hist. nat. des Helm. pag. 47. Diesing Syst. heim. II, p. 280. Mölln, Monographia etc. p. 419. Spiroptera nasicola F. S. Leuckart, Zoolog. Bruchst. III, pag. 43, Tab. I, Fig. 9, a— b, Tab. II, Fig. 4, a— g. Dujardin, HIst. nat. des Helm. pag. 88. Diesing, Syst. heim. II, pag. 225. Filaroides Mustelarnm van Beneden. Mem. vers. intest, pag. 267, Tab. XXIII. Gervais et Beneden Zoolog, med. II, pag. 152. Diesing, Revis. d. Nematoden, pag. 705. Weijenbergh. Notice sur le Filaroides Must. Archives neerlandaises III, pag. 428, Tab. XVI. R. Leuckart, Bericht über die wissensch. Leist. in d. Naturgesch. d. nied. Thiere, 1868—69. pag. 86. — Ders. Menschliche Para- siten II, 402. Diese sehr umfangreiche Litteratur sollte glauben machen, dass unsere Kenntniss dieses Nematoden zum Abschluss gekommen sei, und doch ist dieses so wenig der Fall, dass weder die Bildung des Mundes noch der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane, noch der Embryoneu richtig beschrieben ist. Ich fand diese Art dreimal, zuerst in der Trachea von Mustela foina, dann in der Nasenhöhle von Foetorius putorius und endlich in einer Knochenhöhle an der hintern Grenze des Stirnbeins von Foetorius vulgaris, an der rechten Kopfseite, ziemlich der Stelle entsprechend, die Weijenbergh in seiner Fig. I. mit b bezeichnet; es fand sich hier, als ich den Schädel scelettirte, eine patho- logische Knochenhöhle, welche die Grenze der Nasen- höhle beträchtlich überschritten, und so einen Theil des Gehirns nach hinten verdrängt hatte; die Höhle steht mit der Nasenhöhle in directer Verbindung, und beher- Ibergte drei männliche und drei weibliche Exemplare des Helminthen. Derselbe scheint somit in allen Ath- mungsorganen des Mardergeschlechtes vorzukommen, und meistens in Colonieen zusammen zu wohnen. Die Länge meiner Exemplare beträgt bei den Männ- chen 8, bei den Weibchen 26 Mm., die Dicke bei ersteren 0,46, bei letzteren 1 Mm., und hat F. S. Leuckart den Ne- matoden in seiner natürlichen Grösse 1. c. Tab. I, Fig. 9, 302 V. Linst ow: a — b erkennbar abgebildet. Die Mundtheile sind noch nicht richtig beschrieben und abgebildet worden, am wenigsten von Weijcnbergh; die hier geschilderten beiden appendices triangnlaires haben eine ganz andere Form als sie Tab. XYI, Fig. 4. n, gezeichnet sind, und mnss man überhaupt nach Anschauung der Figuren auf der angeführten Tafel vermuthen, dass dieselben nach einem sehr mangelhaften Miscroscope gearbeitet sind. Die Mund- höhle zerfällt in einen äusseren und inneren Theil; der erste wird gebildet durch eine Einstülpung der äusseren Decken, der andere, innere aber hat den Oesophagus zum Boden, und steht als Verstärkung der Seitenwand seit- lich je ein hakenförmiger Körper, so dass das Ganze, von oben oder unten betrachtet, wie die Branchen einer soge- nannten Kneifzange aussieht (Fig. 9). Der sehr stark- wandige und kurze, nur 0,G2 Mm. lange Oesophagus zeigt ein deutliches Lumen, wie man es ja meistens bei den Nematoden sieht, doch deutet Weijenber gh diese beiden Linien als ein Muskelbündel (un faisceau musculaire dans les parois du canal). Die Linie p in Fig. 4 desselben Forschers, die für einen kleinen Canal gehalten wird, ist nichts anderes als die Muskelschicht. Die Excretions- gefässöffming ist bauchständig, nahe am Kopfe, bei den Männchen 0,38, bei den Weibchen 0,56 Mm. von dem Kopfende entfernt; die Cutis ist hier trichterförmig ein- gestülpt. Das Männchen hat, wie Weijenbergh riclitig angiebt, zwei gleiche Spicula von 0,23 Mm. Länge, — die aber nicht Frangen tragen, wie Weijenbergh meint (1. c. p. 432, Fig. 7, z), denn diese Striche stehen auf den Seitenlamellen der Cirrcn, — und besitzt ausserdem zwei bauchständige, niercnförmige Wülste, welche jeder fünf Papillen tragen, von denen zwei seitlich, drei bauchstän- dig sind (Fig. 10 — 12); die letzteren sind von allen ünter- suchern bisher übersehen; das Schwanzende läuft in eine sehr feine Spitze aus (Fig. 10— 12), was schon F. S. Leu- ckart (1. c. Fig. 4, c) abgebildet, Weijenbergh dage- gen übersehen hat (1. c. Fig. 7). Die weibliche Ocschlechtsöffnung hat bisher eben- Einige neue Nematoden. 303 falls Keiner richtig beschrieben ; van Beneden vermu- thet sie dicht beim Munde, offenbar eine Verwechslung mit der Excretionsgefässöffnung, VV e i j e n b e r g h da- gegen ^4 ^^^ ^^^'^ Kopfe entfernt; die Wahrheit liegt zwischen beiden Meinungen, denn sie findet sich etwas hinter der Mitte, so dass der durch sie gebildete vordere Körperabschnitt sich zum hinteren verhält wie 31 : 29. Auch hier führt eine trichterförmige ^Einstülpung der Haut (Fig. 13) in die doppelte Vulva (Fig. 13, a), die mit einem schwärzlichen Kitt ausgefüllt ist. 8ie führt in einen autfallenden, cylindrischen Uterus (Fig. 13, b), der an seinen beiden Endpunkten einige drüsenartige Körper, trägt (Fig. 13, c); dann folgt zu beiden Seiten je ein aus einer starken Muskelwand gebildeter kugeliger Körper (Fig. 13, d), auf den jedcrseits das ebenfalls starkwandige Ovarium (Fig. 13, e) sich inserirt. Unmittelbar hinter der Analöffnung des Weibchens befindet sich eine grosse Papille (Fig. 14, a), die Weijenbergh für die eigent- liche Analöffnung hält (1. c. p. 431, Fig. 5, f). Die bekanntlich schon im Weibchen ausschlüpfenden Embryonen sind 0,246 Mm. lang und 0,015 Mm. breit: man bemerkt (Fig. 15) eine deutliche Mundhöhle, den kurzen Oesophagus, den Darmtract mit der Analöffnung und eine feine, sich plötzlich verjüngende,. pfriemenförmige Schwanzspitze, endlich jederseits eine Seitenlinie. Die Embryonen lebten acht Tage lang' nach dem Tode des Weibchens im Wasser, und bemerkte ich ein Vorstossen des Pharynx, der als Bohrzahn zu dienen scheint. Ich verfütterte sie ohne Erfolg an eine Maus , glaube aber eher, dass die Larve in Fröschen lebt, die ich seiner Zeit nicht zur Hand hatte. Dass diese Species ein ^besonderes Genus bilden muss, steht ausser Zweifel, und dürfte daher kein Grund vorliegen, den von van Beneden eingeführten Namen Filaroides abzuändern, die älteren aber (Gordius, Ascaris, Fusaria, Dubium, Filaria, Spiroptera) sind sämmtlich un- passend. Die Aehnlichkeit mit Strongylus (im Sinne Schnei- ders) ist auffallend, nur dass bei dieser Art die Bursa 304 V. Ti i n s t 0 w : gleichsam auf zwei getrennte, papillentragende Wülste eingeseliränkt ist. Die Gattimgsdiagnose für Filaroides würde daher lauten: Meromyarier, zwei gleiche Spicula, zwei papillentragende, nierenförmige Wülste, das Weib- chen mit einem deutlichen Uterus. - * Nachschrift. In der Milz von Rana temporaria fand ich nachträg- lich eine kleine Kapsel, die einen Nematoden einschloss, welcher höchst wahrscheinlich den Larvenzustand van Filaroides Mustelarum darstellt. Der 1/2 Mm. lange und 0,049 Mm. breite Wurm hat ein abgerundetes und an der Spitze trichterförmig eingezogenes Kopfende; das Schwanz- ende ist conisch zugespitzt. Der Oesophagus hat eine Länge von 0,197 Mm. und endet mit einer kolbigen An- schwellung ; auf denselben folgt der Darm und zwischen diesem und der Muskelschicht findet sich hinter der Kör- permitte ein kleines, länglich-eiförmiges Organ, offenbar die Genitalanlage, wie Leuckart dieselbe für mehrere Nematodenlarven in ähnlicher Weise abgebildet und be- schrieben hat. Es zeigt sich ferner eine Art Mundkapsel, die von zwei hellen, zangenförmigen Hervorragungen be- grenzt wird, welche auffallend an die entsprechenden Organe von Filaroides Mustelarum erinnern. Dieser Nematode dürfte identisch sein mit dem von Hannover ^) unter Nr. 3 (Lille rund Nematodc-Kapsel, Tab. I Fig. 3) beschriebenen. Genannter Forscher giebt an, dergleichen Würmer an der äussern Darmwand von Fröschen gefunden zu haben, aber selten ; er vermulhet in ihnen den Larvenzustand einer Filarie, und bemerkt, dass der Einwohner im Verhältniss zur Kapsel gross sei, was auch auf die von mir gefundene Art passt, so wie, dass am vorderen Ende des Oesophagus (der übrigens für die „Leber^ gehalten wird), zwei kleine Knötchen (to sma Knopper) sitzen, ferner, dass dies Organ nach 1) Jagttagelser over indkapslede Involdsonno hos Froeu. Kjöben- havn 1864, p. 9. Einige neue Nematoden. 305 hinten zu kolbig anschwillt, was Alles mit meiner Species übereinstimmt. An der Aftermündnng findet Hannover ein kleines Knötchen (en lille Knop), das auffallend an die Papille am After des Weibchens von Filaroides Muste- larura erinnert. (Vergl. H.'s Abbildung Tab. I, Fig. 3, die Zeichnung rechts mit meiner Fig. 14, a.) Hannover's Art Nr. 2 (Stör rund Nematode-Kap- sel, Tab. I, Fig. 2), die ich oft in der Leber und an der Darmwand von Rana temporaria gefunden habe, ist, wie bereits von Leuckart^) angegeben wurde, eine Ascaris- Larve, deren Bohrzahn ich deutlich gesehen habe. Durch Verfütterung von lebenden Embryonen der Filaroides Mustelarum an Frösche müsste man die Larven erziehen können; es hat mir aber bisher nicht gelingen wollen, im Sommer Wiesel, Marder oder Iltisse zu er- halten, weil deren Pelz nur im W^inter brauchbar ist, und die hiesigen Förster sich nicht entschliessen können, die- selben zur Sommerzeit zu erlegen; vielleicht ist ein anderer Forscher hierin glücklicher. Die Gelegenheit zur Uebertragung ist häufig genug, denn dass sich die hiesigen Repräsentanten des Marder- geschlechts viel von Fröschen nähren, ist allgemein be- kannt , wie ja auch das Distomum squamula des Iltis seinen Larvenzustand im braunen Grasfrosch encystirt verlebt. Erklärung der Abbildungen. Tafel XIII. Fig. 1. Vergrösserimg 500. Männliches Hinterleibsende von Tricho- soma collare mit einem Bruchstücke des Cirrus und des- sen Scheide. 3> 2. V. 500. Männliches Hinterleibsende von Trichosoma ovo- punctatum mit vorgetretenem Cirrus nebst Scheide. » 3. V. 500. Mundende von Cucullanus pachystomus. » 4. V. 125. Schwanzende des Männchens von Cucullanus pachy- stomus , von der Bauchseite gesehen , um die Längsaxe 1) Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in d. Natur- gesch. d. niederen Thiere, 1864-65, p. 68. Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 20 306 V. Linst ow: etwas nach^ rechts gedreht um das Vorspringen der Pa- pillen zu zeigen. Fig. 5. V. 90. Männliches Hinterleibsende von Filaria anthuris. V 6. V. 200. Weibliches Hinterleibsende von Filaria anthuris. » 7. V. 100. Kopfende von (?) Filaria bicolor. » 8. V. 100. Kopfende von (?) Ascaris fissilabium. Fig. 9—15. Filaroides Mustelarum. » 9. V. 300. Kopfende. Fig. 10—12. V. 350. Männliches Schwanzende. » 10. von oben. B 11. von unten. » 12. von der rechten Seite. »13. V.90. Weibliche Geschlechtsöffnung, a. Vulva, b. Uterus c. Drüssen, d. kugliger Körper, e. Ovarium. 9 14. V. 350. Weibliches Hinterleibsende, a. Papille. »15. V. 300. Embryo. » 16. V. 330. Kopfende der muthmasslichen Larve von Filaroi- des Mustelarum aus einer Kapsel in der Milz von Rana teraporaria. Ichthyologischer Anhang. Bliccopsis abramo-rutilus H. Diesen Bastard von Blicca bjoerkna und Leuciscus rutilus fand ich in zwei Exemplaren zwischen einer grösseren Anzahl Stücke von Blicca bjoerkna, Leuciscus ru- tilus, Perca fluviatilis, Alburnus lucidus, Acerina cernua. öie waren schlank gebaut, der Rücken war gerade, die Schuppen silberglänzend, am Rücken blau. Iris ohne Roth, Mundöffnung oben, dabei eine lange, hinten abge- stutzte Afterflosse, wie bei den Blicken. Die Länge be- trug 17,5 und 13,5 Cm., die Höhe 3,2 und 2,3 Cm. Die Schuppenzahl belief sich in der Längsrichtung auf 50 und 51, von oben nach unten auf Ve und ^s- Di^ Zahn- formel war 1 . 5—5 . 2 und 5- -5 . 1. Die Zahlen der Flossen- strahlen waren folgende: rust- Bauch- After- Schwanz- Rückenflosse. Vit. V8 Vie 19 % Vis Vs V.9 19 V8. Einige neue Nematoden. 307 Von besonderem Interesse schien es mir, zu unter- suchen, ob und welche Parasiten diese Bastarde bewohn- ten, und ob sie etwa dieselben Arten wie die Stamm- formen beherbergten. Ich fand nun im Darm den oben beschriebenen CucuUanus pachystomus, Diplostomum cuti- cola an Haut, Flossen und Kiemen, Diplostomum spec. ? in der Linse, Agamonema bicolor im Darm, frei und ein- gekapselt, Gasterostomum fimbriätum (Larve) eingekap- selt im Fettstreifen. Bliccopsis erythrophthalmoides JäcJc, Bastard von Blicca bjoerkna und Scardinius erv- throphthalmus. Von dieser Form, die eine Blicken-Ge- stalt und dabei Rothfeder- Färbung trägt, fand ich eben- falls zwei Exemplare. Sie massen I3V2 und 15 Cm. in der Länge und 4 und 4V2 Cm. in der Breite. In der Längsrichtung hatten sie 42 und 43, in der Quere Vs und Vg Schuppen; die Zahnformel war 3.5 — 5 .3 in beiden Fällen. Zahl der Flossenstrahlen: Brust- Bauch- After- Schwanz- Rückenflosse. \'i5 Vs V12 19 3/ Vi5 Vs Vii 19 % Die Iris war roth, die Schuppen hatten Messing- glanz, die Schwanz- und Afterflosse waren intensiv roth, die Bauchflosse zeigte hochrothe Strahlen, die Brust- und Rückenflosse waren an der Vorderhälfte roth. Als einzigen Parasiten fand ich Diplostomum cuticola. Die Familie der Eehinocidarideii. Von Troschel. Fortsetzung von S. 356 des vor. Jahrganges. Es erübrigt noch, die im vorigen Jahrgange dieses Archivs p. 306 bereits kurz charakterisirten Arten genauer zu beschreiben, und dabei alle Theile der Thiere ins Auge zu fassen, soweit sie in dem vorliegenden Material dargeboten sind. Es werden sieb dabei mehr oder minder brauchbare Differenzen ergeben, diie zum Theil in der obigen Uebersicht nicht berücksichtigt sind. Es war nicht wohl thunlich bei diesen Beschrei- bungen Wiederholungen zu vermeiden, da manche Arten mit anderen in gewissen Beziehungen übereinstimmen; auch sind diese Beschreibungen zum Theil vielleicht zu individuell, zumal in den Fällen, wo nur ein Exemplar vorlag- Indessen konnte ich mich dieser Beschreibungen um so weniger enthalten, als ich durch sie die Aufrecht- haltung mehrerer Arten rechtfertigen muss. Mir sind seit dem Erscheinen meiner Abhandlung im vorigen Jahre einige Einwendungen gegen meine Auffa.ssung der Gattungen und Arten von Echinocidari- den von sehr achtbaren Forschern zugekommen, die ich wohl bedenken zu müssen glaubte. Da es ja bei der Naturforschung niemals auf Rechthaberei ankommen darf, so würde ich gern einen Irrthum einräumen oder eine falsche Auffassung zurücknehmen, wenn ich vom Gegen- Troschel: Die Familie der Echinocidariden. 309 theil überzeugt worden wäre. Ich gehe hier nur auf die Punkte ein, die sich auf die Haltbarkeit der Gattungen und Species beziehen. Ich könnte freilich meine Er- widerungen primatim erledigen, da sie mir brieflich und sehr freundlich zugekommen sind, glaube aber, dass die Erörterung dieser Controverse zur Ermittelung des natür- lichen Sachverhaltes auch in weitern Kreisen nützlich sein werde. 1. In Betreff der Schwierigkeit die Gattungen Agarites und Tetrapygus zu unterscheiden wird mir ein- gewandt, dass Exemplare von derselben Grösse, von der- selben Localität auf den Interambulacralf eidern nackt, oder mit Höckern versehen seien und daher für ver- schiedene Genera gehalten werden könnten. — Ich kenne solche Exemplare nicht, und würde sie eher für ver- schiedene Genera halten, als annehmen, dass die nackten Felder durch Resorption in derselben Art entstanden wären. 2. Man zweifelt, dass die Lage der Ocularplatten als generischer Charakter haltbar sei, zumal bei jungen Echinocidaris nigra alle Ocularplatten von dem Analsystem ausgeschlossen gefunden würden; bekanntlich sei dieses Merkmal unter den echten Echinus und den Echinometra auch sehr variabel. — Soweit meine Beobachtung enreichcn, ist jedoch die Lage der Ocularplatten sehr constant, nicht bloss bei den Echinocidaris, sondern auch bei allen übrigen Seeigeln. Mag sein, dass die früheren Jugend- zustände den hierin ausgesprochenen Gattungscharaktcr noch nicht zeigen, weil die dorsale Oeffnung sich erst allmählich durch Abreiben der Ränder vergrössert, so finde ich doch denselben bei allen verwachsenen Exem- plaren vollkommen entscheidend. Es kommen wohl kleine Abweichungen vor, aber trotzdem erkennt man immer leicht, dass es sich um eine Abnormität handelt. Ich meine, dass auch in allen übrigen Familien der See- igel dieses Merkmal generischen Werth habe, weil es in derselben Species constant ist. 3. Eine grosse Reihe sogenannter E. loculata von Liberia sei entschieden nichts anderes als aequituberculata, 310 Troschel: und viele Exemplare von Westindien und Brasilien seien mit den mittelmeerischen identisch, woraus es sicher sei, dass auch pustulosa nichts anderes als aequituberculata sei. — Frühere Autoren haben die genannten Arten unter- schieden, das verschiedene Vaterland unterstützt diese Anschauung, und da ich doch auch bei den mir vor- liegenden Exemplaren Differenzen finde, wie sie in den nachfolgenden Beschreibungen angegeben sind, so kann ich nicht anders, als noch an der Verschiedenheit der freilich sehr nahe verwandten Arten festhalten. Es kann hier nicht auf die Erörterung des Begriffes der Species ankommen, sondern es fragt sich nur, ob die Exemplare der verschiedenen Localitäten Verschiedenheiten zeigen, und letzteres glaube ich durch die folgenden Beschrei- bungen dargethan zu haben. Eine andere Frage ist, ob diese Verschiedenheiten hinreichend sind, darauf Species zu gründen. Die Beantwortung derselben will ich der Zukunft überlassen. Möglich, dass man dafür stimmen wird, diese Arten als Localvarietäten zu einer Species zu vereingen. Es wäre recht bequem, nur vier Arten anzu- nehmen, die unseren vier Subgenera entsprächen. Würde aber das die Kenntniss der Echinocidariden erschöpfen? Eine andere Frage ist die, ob die Synonymie von Echinocidaris loculata zu der Art gehört, die ich als lo- culata beschreibe. Ich muss zugeben, dass dafür wenige Anhaltspunkte vorhanden sind, und es mag w^ohl richtiger sein. Alles was bisher loculata genannt wurde, nach dem Vorgange von A. Agassiz, mit aequituberculata zu ver- einigen. Dann muss ich meiner Art von der Goldküste einen neuen Namen geben. So wird mir von einer sehr schätzbaren Seite her gerathen. Ich folge diesem Rathe, und nenne die Art E. africana. 1. Echinocidaris (Agarites) punctulata. Synonymie. 1734. Cidaris pustulosa Var. Klein Dispos. nat. Echinod. tab. VI. Fig. E. 1758. ?Echi7ms nodiformis Seba Thesaurus III. tab. X. Fig. 8, 9, 10. Die Familie der Echinocidariden. 311 1778. Gidaris pustulosa Var. Klein, Leske tab. XL Fig. D. 1816. Ecki'nus pufictulatus Lamarc k Hist. nat. des anim. Sans vertebres III. p. 47. 1824. Deslongchauips Encycl. method. Zoophytes 11. pl. 141. Fig. 5, 6. 1825. Echinus punotulatus Blainville Dict. des sciences nat. 37. p. 75. 1834. Echinus punctulatus Blainville Manuel d'Actin. p. 226. 1837. Echinocidaris punotulata Des Mo ii lins Actes de la soc. Linneenne de Bordeaux Sept. 1837. (Sepa- ratabdruck p. 306). 1840. Echinus punctulatus hamsirck Hist. nat. des anim. Sans. Vertebres. 2 Edit. III. p. 363 No. 18. 1846. Echinocidaris (Agarites) punctulatus Agassiz et Desor Annaies des sciences nat. VI. p. 353. 1862. Echinocidaris punctulata Dujardin et Hup 6 Echi- nodermes p. 520. No. 2. 1863. Echinocidaris punctulata A. Agassiz Bulletin Mu- seum comp. zool. No. 2. p. 20. 1863. Echinocidaris Davisii A. Agassiz. Bulletin Mu- seum comp. zool. No. 2. p. 20. 1863. Echinocidaris punctulata Lütken Vidensk. Med- delelser fra nat. foren. i Kjöbenhavn p. 97. 1869. Echinocidaris punctulata A. Agassiz Bulletin Museum comp, zool, No. 9. p. 257. 1869. Echinocidaris punctulata Des Moulins Actes de la soc. Linneenne de Bordeaux 27. 2. Livrais. pl. 10. Fig. 1, 2. (Stacheln.) 1872. Arhaoia punctulata A. Agassiz Illustr. Catalogue of the Mus. of comparat. zool. No. VII. p. 91 und 263 pl. II. Fig. 4, pl. V. Fig. 1-18. Die Körpergestalt ist rund, zum Pentagonalen ge- neigt, unten concav mit vertieft liegendem Peristom, oben niedrig gewölbt, zuweilen kegelförmig. Die Höhe beträgt fast genau die Hälfte des Durchmessers, oder übertrifft dieselbe. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist gewölbt. Das Periproct ist unregelmässig eiförmig. Die vier 312 _ Troschel: Analplatteii fehlen bei den meisten mir vorliegenden Exemplaren, und bei dem grössten Exemplare, welches dem Erlanger Museum angehört, dem Klein'schen Orgi- nalexemplare, sind sie unvollständig erhalten. Nach der vortrefflichen Abbildung von A. Agassiz, pl. IL Fig. 4 sind sie rechtwinklig und die sie trennenden Li- nien bilden den grossen und kleinen Durchmesser des eiförmigen Periprocts. Der kleine Durchmesser geht von der Mitte der Madreporenplatte zur linken Ocularplatte des hinteren Paares, der grosse Durchmesser vom äusseren Drittel der linken Genitalplatte des vorderen Paares zum inneren Drittel der rechten Genitalplatte des hin- teren Paares. Die Analplatten sind ziemlich fein granulirt. Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang-, und berühren sich alle mit ihren Seitenrändern (Nach A. Aggassiz, Illustrated Catalogue p, 263 sollen sie häufig durch die Ocularplatten getrennt sein?). Sie sind gröber granulirt, als die Analplatten, die Granula sind durch deutliche Zwischenräume von einander getrennt, und stehen zerstreut, ohne Neigung zur Linienbildung. Die Genitalöffnungen sind meist rund, seltner oval, nahe dem Aussenrande; ihre Entfernung vom Periproct beträgt meist das vierfache, wie die vom Aussenrande (bei dem grossen Exemplare des Erlanger Museums stehen sie et- was weiter vom Aussenrande ab, als an den kleineren Exemplaren). Die Madreporenplatte ist meist etwas grösser als die übrigen (jcnitalplatten; sie ist nur am inneren Rande granulirt wie die übrigen Genitalplatten, der übrige Theil ist wie von feinen Nadelstichen punk- tirt, und auf der Oberfläche oft wie abgenutzt. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct. Sie sind ganz ebenso granulirt wie die Genitalplatten. Sie sind fünfseitig ; zwei Seiten liegen den Genitalplatten an, zwei andere grenzen an die jüngsten Interambulacralplatten, und so würden sie fast genau Quadrate bilden, wenn nicht durch den Herantritt der Ambulacren die hintere Ecke dieses Quadrates abgeschnitten wäre, und so die fünfte Seite entstände. Diese äussere Seite ist dreispitzig, weil jedcrseits ein Ambulacralporus in sie eintritt, und Die Familie der Echinocidariden. 313 in der Mitte ein kleiner Fortsatz die erste Ambulacral- platte berührt. An diesem scheint der sehr kleine kaum bemerkbare Augenporus angebracht zu sein. Auf der Oberfläche der Ocularplatten sind mehr oder weniger deut- lich vertiefte Linien bemerkbar, welche der Platte das Ansehen geben, als wäre sie aus mehreren Stücken ziTsammengesetzt. Bei dem grössten Exemplar sind sechs solcher Abtheilungen von rhomboidischer Gestalt deut- lich: eines an der inneren Spitze, eines an der äussern Spitze und zwei an jeder Seite. Die Ambulacra bilden einfache Reihen der Porenpaare, die sich zuweilen etwas bogig zwischen den benachbarten Platten hinabziehen. An der Peripherie sieht es aus, als müssten sie sich durch einen engeren Raum hindurch- drängen, werden daselbst unregclmässiger und auf der Unterseite, wo ihr Raum breiter wird, ordnen sie sich in schräge Reihen von je drei Porenpaaren. Die Entfer- nung beider Ambulacren von einander unter der Nische für das Sphärid ist grösser als der Durchmesser einer benachbarten Porenplatte. Die Höcker der Ambulacralfelder bilden zwei Rei- hen. An der Peripherie sind sie sehr gross; sie stossen mit ihren Basen an die Höcker derselben Reihe und an die der andern Reihe, so dass nur einzelne Granula in den Winkeln zwischen ihnen Platz behalten, die dann haarförmige Sta- chelchen tragen. Nach demPeristom hin verkleinern sich die Höcker allmählich, so jedoch, dass sich die derselben Reihe mit ihren Basen berühren ; zwischen den bei den Rei- hen wird etwas mehr Raum, so dass hier die Granula eher eine zusammenhängende Reihe bilden, üeber der Periphe- rie nehmen die Höcker auch allmählich an Grösse ab, und bald fehlen sie auf einzelnen Platten ganz, so dass sie weiter von einander stehen, und dann gänzlich schwinden, 80 dass keine Reihe die Ocularplatte erreicht. Auf den Interambuiacralfeldern stehen bei kleineren und mittleren Exemplaren meist nur zwei Höcker auf jeder Platte an der Peripherie, die dann nahezu die ganze Höhe der Platte einnehmen. An einer Seite tritt ge- wöhnlich noch ein kleinerer Höcker hinzu, der dann die 314 Troschel: Mitte des Feldes einniramt. Eine Regelmässigkeit, welche Seite die Platte mit diesem überzähligen unsymmetrischen Höcker einnimmt, findet nicht statt, denn an den vier eben vorliegenden Exemplaren stimmt keines mit dem andern übcrein, obgleich in allen Feldern an der Peri- pherie eine Platte mit drei gegenüber (jedoch alterni- rend) einer mit zwei Höckern steht, bald an der einen, bald an der anderen Seite. Bei grossen Exemplaren ver- mehrt sich die Zahl der Höcker an den Platten der Peri- pherie auf vier und drei, aber dann in ähnlichem Ver- hältniss, dass der mittlere kleinere vierte Höcker immer nur einer Seite des Feldes angehört, derselben Seite wenn auch mehrere Platten vier Höcker tragen. Auf der Unterseite werden die Höcker kleiner nach dem Peristom hin, aber alle nehmen die Höhe ihrer Platten ein, so dass nur wenige Granula in den frei bleibenden Ecken stehn können. Ueber der Peripherie sind jeder- seits nur zwei Platten mit zwei Höckern vorhanden, die nicht mehr die ganze Plattenhöhe einnehmen, und von einander getrennt sind, so dass ausser ihnen noch mehrere grobe Granula auf der Platte stehen. Die übrigen Platten tragen nur einen Höcker dicht am Aussenrande der Platte und allmählich nach oben kleiner werdend. Umgeben sind diese von zerstreuten groben Granula. Schon an den mit zwei Höckern besetzten Platten über der Peri- pherie zeichnet sich das innere Ende der Platte durch den Mangel der groben Granula aus und ist mit viel kleinerer Granulation bedeckt, die der Stulptur der Ocu- lar- und Genitalplatten gleich kommt. Nach oben wird diese nakte Stelle immer grösser. Mit blossen iVugen sichtbar und deutlich ausgebildet ist der nackte Stern an den obern fünf Platten, bei genauer Untersuchung sieht man jedoch, dass er sich über die oberen sieben Plattenpaare ausdehnt. Bei dem grossen Exemplare, welches an der Pheripherie vier und drei Höcker auf den Platten trägt, folgen nach oben jederseits zwei Platten mit je drei Höckern, dann noch eine oder zwei mit zwei Höckern und nur drei Platten sind einhöckerig, aber auch hier reicht der nackte Stern bis auf die fünfte Die Familie der Echinocidariden. 315 Platte deutlich hinab; mit der Lupe lässt er sich bis auf die siebente verfolgen. Die kleine Nische für das Sphärid in jedem Arabulacralfelde, dicht am Peristom, ist reichlich von Grösse der benachbarten Porenplatten, massig vertieft, und nicht gleichmässig umwandet, viel- mehr scheint jederseits über der Basis eine seichte Furche nach aussen zu gehen, wodurch das Piedestal des Sphärid mehr vorsteht, als sonst gewöhnlich. Das Peristom ist gross; sein Durchmesser ist unbe- deutend grösser als die Hälfte des Schalendurchmessers. Die Säulen der Mundohren sind am Gipfel ver- breitert, berühren sich jedoch nicht. Die Stacheln fehlen bei den meisten der Exemplare, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, ganz; an dem grossen (Klein'schen) Exemplare sind noch einige vor- handen, aber mit abgebrochener Spitze, so dass sich ihre Länge nicht beurtheilen lässt. A. Agassiz nennt sie lang, massig dick, häufig den Durchmesser der Schale über- treffend. An einem Exemplar des Berliner Museums von Carolina durch Ewald haben die Stacheln etwa die Länge des halben Durchmessers der Schale, sind rund, meist am Ende abgestutzt und dort ausgehöhlt, die der Unterseite glatt und an der Spitze lackirt. Die Farbe der getrockneten Exemplare ist bräunlieh grau, die Ambulacren sind dunkler. Die Warzen der Höcker sind glänzend und heller als die Grundfarbe der Schale. An einem Exemplar des Stuttgarter Museums sind die Stacheln am Grunde hell braungelb, nach der Spitze röthlich braun; die Stacheln der Bauchseite an der Spitze lackirt, gelblich mit einem Stich ins Violette. Das Vaterland ist die Westküste Amerikas, Antillen, Südcarolina und weiter nördlich. Zwei Exemplare im Museum zu Erlangen aus der Klein'schen Sammlung; ein Exemplar in der D u n k e r'schen Sammlung von den Antillen; ein Exemplar im Museum zu Bonn, angeblich von Surinam, ein anderes von den Antillen; sieben Exem- plare im Museum zu Berlin von den Antillen, Carolina und Jamaica; zwei Exemplare im Museum zu Stuttgart; ein Exemplar im Museum zu Frankfurt a. M. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 45 25 32 31 22 38 48 40 24 13 18 17 11 20 30 23 22 12 16 16 10 20 23 19 7 5 6 6 4 5 _ _ 316 TroscheJ: Es folgen die Maasse in Millimetern; 1. und 2. aus der Klein'schen Sammlung; 3. und 4. aus dem Museum zu Bonn; 5. aus der Dunker'schen Sammlung; 6. aus dem Museum zu Frankfurt a. M.; 7. und 8. aus dem Mu- seum zu Stuttgart ; Durchmesser . . . Höhe Durchmesser des Pe- ristoms .... Breite der Ambula- cralfelder . . . Breite der Interam- bulacralfelder .. 19 10 13 13 9 16 — — Längste vorhandene Stacheln ... -_ — _ — — _ 30 — 2. Echinocidaris (Agarites) stellata. S V n 0 n y m i e. 1825. Echinus stellattis Blainville Dict. des sc. nat. 37 p. 76. 1834. Echiiius stellatus Bla,'inYi\lG Manuel d'Actinologie p. 226. 1837. Eckinocidaris stellata Des Moulins Actes de la Soc. Linneenne de Bordeaux Sept. 1837 (Separat- abdruck p. 306. 1846. Echinocidaris (Agarites) stellaius Agassi z et D c- sor Annales des sc. nat. VI. p. 353. 1862. Echinocidaris stellata Duj ardin et Hupe Echi- nodermes p. 520. No. 1. 1863. ? Echinocidaris longispina Lütken Vidensk. Medde- lelser nat. Foren, i Kjöbenliavn p. 130. 1867. Echinocidaris stellata Verrill Transact. Connecticut Acad. I. Part. 2. p. 298. Die Körpergestalt ist rund, durch die an der Peri- pherie vorspringenden Ambulacralfelder zum Pentago- nalen geneigt, unten flach convex, aber mit vertieftem Peristom, oben niedrig gewölbt. Die Höhe übertrifft die Hälfte des Durchmessers um ein Geringes. Das Profil Die Familie der Echinocidariden. 317 vom dorsalen Pole zur Peripherie ist nicht gleichmässig gewölbt, sondern zum Theil abgeflacht, wodurch sich die Gestalt dem Pyramidalen nähert. Das Periproct fast rhombisch. Die vier Analplatten sind verloren gegangen. Die Genitalplatten sind so breit wie lang, nur die hintere unpaarige ist breiter als lang. Sie berühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Ihre Granulation ist an dem einzigen vorliegenden Exemplare abgerieben. Die Geni- talöffmingen sind eiförmig, etwas länger als breit, näher dem Aussenrande als dem Periproct; ihre Entfernung vom Periproct ist etwa doppelt so gross, wie die vom Aussenrande. Die Madreporenplatte ist etwas grösser als die übrigen Genitalplatten, mit kleinen Erhabenheiten bedeckt, und zwischen diesen mit feinen Löchern sieb- artig durchbohrt. Auf ihr ist die Genital Öffnung weiter vom Aussenrande abgerückt, so dass diese Entfernung grösser ist als die Hälfte der Entfernung vom Periproct. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct. Auch an ihnen ist die Granulation abgerieben, doch scheinen sie drei Höckerchen getragen zu haben. Sie sind von dreieckiger Gestalt. Ihre den Genitalplatten anliegenden Seiten sind ein wenig convex, an ihrer Aussenseite treten drei Vorsprünge hervor, von denen der mittlere viel kleiner ist, als die beiden äussern. Die Augenöffnung liegt hinter dem mittleren kleinen Vorsprunge. Die Ambulacren bilden einfache gerade Reihen der Porenpaare, die an der Peripherie wellig werden, indem je drei Paare sich zu steilen Bogen gruppiren. In dem in der Nähe des Peristoms erweiterten Theile der Ambu- lacren lassen sich drei Porenpaare in jeder schrägen Reihe unterscheiden. Der Zwischenraum zwischen beiden Am- bulacren unter der Nische für das Sphärid ist so breit wie eine Porenplatte. Die Höcker auf den Ambulacralfeldern sind in beiden Reihen an der Peripherie gross, und nehmen nach dem Pcristom hin allmählich an Grösse ab. Die Höcker derselben Reihe berühren sich mit ihren Basen; zwischen beiden Reihen bleibt ein schmaler geschlängelter Raum, auf welchem sich eine Reihe Granula hinzieht. Oberhalb 318 Troschel: der Peripherie werden die Höcker plötzlich kleiner, lassen grosse Zwischenräume zwischen sich und schwinden erst in der Nähe des Periprocts in beiden Reihen ganz. In den Interambulacralfeldern stehn an der Peri- pherie drei grosse Höcker auf jeder Platte; nur eine Platte jeder Reihe trägt innen noch einen viel kleineren Höcker. Diese kleinen Höcker der beiden correspondi- renden Platten stehn senkrecht über einander und nehmen die Mitte der Interambulacralfelder ein. So ist es an allen fünf Feldern des vorliegenden Exemplares. An der Unterseite werden die Platten und die auf ihnen stehenden Höcker allmählich kleiner, die Zahl von drei Höckern auf jeder Platte erhält sich bis auf die letzten zwei oder drei Platten. Alle diese Höcker nehmen fast die ganze Höhe ihrer Platten ein, natürlich mit Ausnahme der oben erwähnten beiden kleinen, die auf der inneren Spitze ihrer Platten stehen, aber sie lassen doch noch soviel Platz am ^oberen Rande ihrer Platten frei, dass da- selbst eine wenngleich nicht überall ganz vollständige Reihe Granula Platz findet, die sich zwischen je zwei Höckern zu Häufchen vermehren, und die sich aussen längs der Ambulacra und innen über die ganze Platte herabziehen. Auf der Oberseite stehn auch noch eine oder zwei Platten mit drei Höckern über der Peripherie, von denen aber der innere Höcker klein ist, dann folgt in jeder Reihe noch eine oder zwei Platten mit zwei Höckern, deren innerer sehr klein ist, und endlich folgen oben noch drei Platten, die nur einen Höcker aussen nahe den Ambulacren tragen. Diese Höcker der Oberseite sind von einem Kranze von Granula umgeben. Der nackte Stern erstreckt sich auf sechs Platten; die Granulation der nackten Stellen ist abgerieben. Die Nischen für das Sphärid in den Ambulacral- feldern sind von Grösse der benachbarten Porenplatten, vertieft und gleichmässig umrandet. Die Sphäridien selbst sind an dem vorliegenden Exemplare sämmtlich verloren gegangen. Das Peristom hat einen Durchmesser, der ein wenig kleiner ist, als der Radius der Schale. Die Familie der Echinocidariden. 319 Die Säulen der Mundohren sind am Gipfel ver- breitert und berühren sich. Die Stacheln sind sämrntlich verloren gegangen. Die Farbe des getrockneten Exemplares ist gelb- lich grau, der nackte Stern ist roth gefärbt, ebenso die Genital- und Ocularplatten. Auch die Ambulacra haben einen Anflug von dieser rothen Farbe. Vaterland: Panama. Ein Exemplar aus der Samm- lung des Herrn F. de Loriol ist mir von dem Besitzer gütigst mitgetheilt v^orden, und nach demselben ist diese Beschreibung entworfen. Ich habe keinen Zweifel, dass dies die echte Echinocidaris stellata ist, und ebensowenig zweifle ich an der specifischen Verschiedenheit von den übrigen Arten der Unterabtheilung Agarites. Es ist ein grosses schönes Exemplar, aber leider ist es auf der ganzen Oberfläche angegriff'en, wie abgescheuert. Maas&e in Millimetern: Durchmesser 53 Höhe 27 Durchmesser des Peristoms 24 Breite der Ambulacralfelder ..... 9 Breite der Interambulacralfelder .... 22 3. Echinocidaris (Agarites) Duftesnii. Synony mie. 1825. Echinus Bufresnii Blainville Dict. des sciences nat. 37. p. 76. 1834. Echinus Dufresnn Blainville Manuel d'ActinoL p. 226. 1837. Echinocidaris Diifresnii Des Moulins Actes de la Soc. Linn. de Bordeaux Sept. 1873. Separatab- druck p. 306. 1846. Echinocidaris {Agarites) Dufresnii Agassiz et Desor Annales des sc. nat. VI. p. 353. 1862. Echinocidaris Dufresnii Du j ardin etHup^ Echi- nodermes p. 520. Nr. 3. 1872. Echinocidaris Dufresnii Alensrnder Agassiz lUustr. Catalogue of the Museum of compar. zoologie No. VII. p. 91. 320 Troschel: Ich glaube diese Art auf zwei Exemplare beziehen zu dürfen; die Herrn Geh. Rath D unk er in Marburg gehören; sie bilden die Grundlage der folgenden Be- schreibung. Die Körpergestalt ist rund, unten flach, oben niedrig gewölbt. Die Höhe erreicht nicht ganz die Hälfte des Durchmessers. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peri- pherie ist gleichmässig gewölbt. Das Periproct ist fast rhombisch. Die vier Anal- platten sind rechtwinkelige Dreiecke, die sie trennenden Linien sind die Diagonalen des Rhombus. Die kleinere Diagonale geht von der Mitte der Madreporenplatte genau nach der linken Ocularplatte des hinteren Paares, die grössere Diagonale vom äusseren Drittel der linken Ge- nitalplatte des vorderen Paares nach dem inneren Drittel der rechten Genitalplatte des hinteren Paares. Bei dem kleineren Exemplare ist das Ganze ein wenig ver- schoben, so dass die kleinere Diagonale eine etwas ge- brochene Linie bildet, und die grössere von der linken Ocularplatte des vorderen Paares nach der Mitte der rechten Genitalplatte des hinteren Paares verläuft. Die Analplatten sind fein granulirt. Die Genitalplatten sind breiter als lang und be- rühren sich alle mit ihren Seitenrändern, sie sind fein, aber doch etwas gröber granulirt als die Analplatten. Die Genitalöffnungen sind rund, näher dem Aussenrande als dem Periproct; ihre Entfernung vom Periproct ist etwa doppelt so gross, wie die vom Aussenrande. Die Madreporenplatte ist etwas grösser als die übrigen Ge- nitalplatten, und von feinen Oeffnungen, wie von Nadel- stichen durchbohrt. Auf ihr liegt die Genitalöffnung viel näher dem Aussenrande. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct. Sie sind fast noch gröber granulirt als die Genitalplatten und von dreieckiger Gestalt. Ihre den Genitalplatten anliegen- den Seiten sind ein wenig convex, an ihrer Aussenseite sind drei höckerartige Erhebungen sichtbar, wodurch ihr Ansehen fast breit herzförmig wird. Die Augenöffnungen sind wenig bemerklieh, sie liegen hinter der mittleren Die Familie der Echinocidariden. 321 höckerartigen Erhebung des Aussenrandes verborg en. Die Ambulacra bilden einfache gerade Reihen der Poren- paare bis zur Peripherie hinab; an der Peripherie selbst erkennt man schon, dass sie sich in sehr steilen Reihen von je drei Porenpaaren ordnen, und unterhalb, wo sie breiter werden, liegen die Reihen von drei Porenpaaren in schrägen Reihen. Der Zwischraum unter der Spha- ridnische zwischen beiden Ambulacren gleicht der Breite einer benachbarten Porenplatte. Die Höcker der Ambulacralfeider bilden zwei Reihen. An der Peripherie sind sie gross und hoch und die Ränder ihrer Basen sind theilweise deutlich crenuiirt. Die Höcker derselben Reihe berühren sich mit ihren Basen und zwischen beiden Reihen bleibt ein ganz schmaler geschlängelter rinnenartiger Raum, in welchem einzelne zerstreute Granula stehen, die haarförmige Stachelchen tragen. An der Unterseite werden die Höcker allmählich kleiner, doch berühren sich diejenigen der- selben Reihe mit ihren Basen ; zwischen beiden Reihen bleibt der rinnenartige Raum, der ähnlich wie an der Peripherie zerstreute Granula trägt. Oberhalb der Peri- pherie werden die Höcker bald kleiner und von einander in derselben Reihe entfeint; die eine Reihe schwindet bald ganz, oder ist nur durch einzelne, bald grössere, bald viel kleinere Höcker vertreten. Hier und da folgt auf einen kleineren Höcker wieder ein grö'sserer, doch ist das Alterniren nicht regelmässig. Auf den Interambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie drei Höcker, deren grosse Basen sich berühren, die ganze Höhe ihrer Platten einnehmen und an ihrem Rande theilweise fein crenuiirt sind. Auch an unserem kleineren Exemplare sind schon drei Höcker auf jeder Platte vorhanden, nur dass der innere Höcker an Grösse den anderen noch sehr nachsteht. Zwischen diesen Höckern finden sich nur einzelne zerstreute Gra- nula mit haarförmigen Stachelchen. Nirgends findet sich eine Andeutung der unpaarigen Höcker, wie sie bei E. punctulata so allgemein sind. An der Unterseite, nach dem Peristom hin, werden die Platten und mit ihnen Archiv f. Naturg. XXXrx. Jahrg. 1. Bd. - 21 322 Troschel: die Höcker alJmählieh kleiner, wobei sich die Zahl von drei Höckern auf den einzelnen Platten mit Ausnahme der beiden letzten erhält. lieber der Peripherie ist noch in jeder Plattenreihe eine Platte mit drei Höckern, von denen der an der innersten Spitze der Platte ge- legene oft sehr klein ist und weniger als die Hälfte der Plattenhöhe einnimmt. Darüber folgen in jeder Reihe vier Platten mit je zwei Höckern, deren äusserer gross von ganzer Plattenhöhe, deren innerer klein ist von halber Plattenhöhe, nach oben sehr klein werdend; dann folgen noch zwei Platten mit nur einem Höcker, dem äusseren, der jedoch auch die ganze Plattenhöhe ein- nimmt; und zuletzt schiebt sich noch eine kleine Platte ein, die ge.gen die Genitalplatte stösst, die Mittellinie der Interambulacralfelder nicht erreicht, und höckerlos ist. Dies sind die im Wachsthum neu sich hinzubildenden Platten. Auf diesen oberen sechs bis sieben Platten stehn zwischen den Höckern sparsame zerstreute grobe Granula; ihre innere kleinere Hälfte ist nackt, mit feiner Granu- lation bedeckt, wodurch der sogenannte nackte Stern ge- gebildet wird. Diese Granulation gleicht auf der Platten- mitte an Feinheit der Granulation der Genitalplatten, wird aber am Rande etwas feiner. An unseren beiden Exemplaren ist in einigen Nischen am Grunde der xAmbulacren noch das Sphärid erhalten. Es ist kugelrund, glänzend, stark lichtbrechend und steht mit einem kleinen Stielchen auf seinem Piede- stal. Die Nische ist reichlich so gross wie die benach- barten Porenplatten, tief ausgehöhlt, allseitig umschlossen. Das Peristom ist wie gewöhnlich gross, pentagonal mit abgerundeten Ecken, und sein Durchmesser über- trifft die Hälfte des Schalendurchmessers. Die Mundohren sind an beiden vorliegenden Exem- plaren verloren gegangen. Ebenso sind fast alle Stacheln verloren gegangen. Nur an der Unterseite haften noch einige Reste abge- brochener Stacheln, von denen nur die Basis übrig ge- blieben ist, so dass man auf die Länge der Stacheln nicht schliessen kann. Man erkennt nur, dass diese Stacheln Die Familie der Echinocidariden. 323 schlank, cylindrisch, längsgestreift und von violetter Farbe waren. Die Farbe der beiden Exemplare ist durchaus über- einstimmend und eigenthümlich, so dass es scheint die Art könne daran erkannt werden; namentlich ist die grüne Farbe des nackten Sternes sclion von Blainville als Kennzeichen der Art angegeben. Die Grundfarbe der Schale ist bräunlich gelb an den getrockneten Exem- plaren, ebenso die Höcker und ihre glänzenden Warzen; der nackte Stern ist gleichmässig grün ; die Ocular- und Genitalplattcn' sind von derselben grünen Farbe. Die vier Analplatten sind gelblich mit violetter Spitze. Vaterland: Chile. Maasse der beiden Dunker'schcn Exemplare in Millimetern. 1. 2. Durchmesser 33 22 Höhe 16 10 Durchmesser des Peristoms ... 18 13 Breite der Ambulacr alfelder ... 64 Breite der Interambulacralfelder . 14 9 4. Echinocidaris (Agarites) alternans n. sp. Die Körpergestalt ist rund, unten flach, oben nie- drig kegelförmig. Die Höhe beträgt ungefähr die Hälfte des Durchmessers; bei dem giössten Exemplar ist sie geringer, bei den beiden kleineren etwas grösser als der halbe Durchmesser. Die Wölbung vom dorsalen Pole zur Peripherie ist geringe, fast flach. Das Periproct ist fast rhombisch an Gestalt. Die vier Platten, welche es bedecken, sind rechtwinklige Dreiecke, und die sie trennenden Linien sind die Diagonalen des Rhombus. Die kleinere Diagonale geht von der Madreporenplatte zur linken Ocularplatte des hinteren Paares, die grössere von dem äusseren Rande der linken Genitalplatte des vorderen Paares zur rechten Genitalplatte des hinteren Paares. Die vier Analplatten sind fein granulirt. Die fünf Genitalplatten sind breiter als lang, und 324 Troschel: berühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Sie sind ebenso fein granulirt wie die Analplatten. Die Genital- öfFnuugen sind rund, näher dem Aiisscnrande als dem Periproct; ihre Entfernung vom Periproet ist fast doppelt so gross, wie die vom Aussenrande. An einem Exem- plare zeigt sich die Monstrosität, dags zwei Oeffnungen in der linken Platte des hinteren Paares vorhanden sind, die dicht neben einander liegen, nur durch eine schmale Brücke von einander getrennt. Die Madreporenplatte ist von den übrigen Genitalplatten w^enig ausgezeichnet; sie ist jedoch etwas grösser, und dadurch sind die Ränder, in denen sie mit den benachbarten Genitalplatten zu- sanimenstösst, etwas länger als zwischen den übrigen Genitalplatten, auch ist ihre Oberfläche durch kleine Grübchen unebener. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct. Sie sind ebenso granulirt, wie die Analplatten und die Genital- platten. Sie sind dreieckig; die beiden Seiten, welche den Genitalplatten anliegen, sind gradlinig, die äussere Seite ist stark gewölbt, w^as den Platten öfters ein rhom- boidisches Aasehen giebt. Die AugenöfFnung ist wenig deutlich sichtbar, und liegt ganz am äusseren Rande. Die Ambulacra bilden einfache Reihen der Poren- paare von den Ocularplattcn hinab bis über die Peri- pherie. Gegen den Mund verbreitern sie sich; dort liegen je drei Paare in einer schrägen Reihe. Die Höcker in den Ambulacralfeldern bilden zwei Reihen. An der Peripherie sind sie sehr gross und hoch; sie berühren sich mit den Höcker derselben Reihe mit ihren Basen, zwischen den beiden Reihen bleibt ein kleiner Zwischenraum, der von einer Reihe Granula ein- genommen wird, auf welchen kleine haarförmige Stachel- chen stehen. Nach dem Peristom hin werden die Höcker allmählich kleiner, doch berühren sich die benachbarten jeder Reihe mit ihren Basen. lieber der Peripherie werden die Höcker plötzlich kleiner und stehen weiter von einander entfernt, so dass zwischen denen einer Reihe ein Raum von mehreren Porenpaaren bleibt, der ebenso wie der Zwischenraum zwischen beiden Reihen mit groben Die Familie der Echinocidariden. 325 Granula besetzt ist. Die Höcker beider Reihen stehen meist alternirend^ und gegen die Ocularplatte hin schwin- det die eine Reihe ineist ganz. Auf den Intcrambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie je drei Höcker von nicht ganz gleicher Grösse. Die grössten sind" ebensogross wie die ent- sprechenden der Ambulacralfelder. Sie berühren sich und in den Zwischenräumen stehen wenige Granula. Das gilt auch von den etwas kleineren der Unterseite. Die Platten oberhalb der Peripherie haben alle eine grosse höckerlose Fläche, die mit punktförmiger Granulation bedeckt ist, und einen grossen nackten Stern bildet, der sich auf 8 bis 9 Platten ausdehnt. Die erste Platte über der Peripherie hat noch drei Höcker, von denen der äussere gross ist und fast die ganze Plattenhöhe ein- nimmt, der mittlere ist kleiner und nimmt mehr als die Hälfte der Plattenhöhe ein, der innere noch kleiner, meist nur ein Drittel der Plattenhöhe. Zwischen diesen Höckern liegen grobe Granula, aber schon an diesen Platten, den letzten mit drei Höckern, ist deutlich an der oberen und inneren Ecke ein Raum fein granulirt. Dann folgt eine Platte mit zwei kleinen Höckern etwa von ein Drittel der Plattenhöhe, dann kommt eine Platte mit zwei Höckern, deren äusserer sehr gross ist, fast von ganzer Plattenhöhe, der innere klein. Die nächste Platte hat nur einen kleinen Plöcker am Aussenrande, die fol- gende wieder zwei, von denen der äussere gross, der innere sehr klein ist. Die folgenden Platten tragen nur einen kleinen Höckei*. Durch diese Anordnung entstehn also auf der Oberseite der Interambulacralfelder jeder- seits neben dem nackten grossen Raum zwei Höckerreihen; die Höcker der Innenreihe sind alle klein und stehn nur auf den alternirenden Platten, die der Aussenreihe fehlen auf keiner Platte, sind aber alternirend gross und klein. Hierin stimmen alle drei Exemplare überein. In jedem Ambulacralfelde ist, wie bei allen Echino- cidaris, dicht am Peristom eine kleine Nische deutlich, in der das Sphärid liegt, wie es Loven beschrieben hat. Das Peristom iit gross, pentagonal mit abgerundeten 326 Trosohel: Ecken. Es hat einen Durchmesser, der etwas geringer ist, als zwei Drittel des Öchalendnrclimessers. Die Säulen der Mundohren sind am Gipfel ver- breitert und berühren sich, wenigstens an dem einen Exemplare, an welchem sie vollständig erhalten sind. Von Stacheln ist an den vorliegenden Exemplaren nicht viel erhalten. Die der Oberseite scheinen alle kurz, cylindrisch, am Ende abgerundet gewesen zu sein ; die vorhandenen haben nur eine Länge von 3 Mm. Die läng- sten vorhandenen Stacheln, die freilich abgebrochen sind, scheinen an der Peripherie gesessen zu haben. Sie haben die Länge des halben Schalendurchmessers und besitzen die lackirte Spitze. An dieser finde ich an einzelnen Stacheln deutlich drei Längsleisten auf der Unterseite, der glänzende Ueberzug greift nur wenig auf die dor- sale Seite herüber. An andern Stacheln ist auch der Lack der Unterseite glatt, ohne Leisten. Die Farbe der getrockneten Exemplare ist braun; die Höcker sind hellbraun, mit glänzender Warze. Das Vaterland scheint Chili zu sein. Ich kenne drei Exemplare des Berliner zoologischen Museums. Auf der Etiquette des grössten Exemplare^; steht von Johannes Müller's Handschrift „Echinocidaris (Agarites) nov. sp. Fundort Chili. Lag in einem Kästchen zusammen mit E. albus Molina. ^' Auch auf den Etiquetten der beiden anderen Exemplare steht, ebenfalls von Johannes Müller geschrieben „Echinocidaris (Agarites) nov. sp." Diese Eti- quetten sind mit Bleistift geschrieben. Später ist mit Tinte darauf gesetzt: stellata Blv. Wenn es wirklich stellata wäre, von der ich erst jüngst ein Exemplar aus eigener Anschauung kenne, dann würden die Beschreiber unfehl- bar das Alterniren der Höcker in der äusseren Reihe der Interambulacralfelder beachtet und angemerkt haben. Nach Lütken und V er rill soll sich bei E. stellata der nackte Stern nur bis auf die Hälfte der Oberseite er- strecken, und die Farbe des nackten Sterns wird schon von ßlainville als roth angegeben. Alles stimmt dagegen, unsere Art für stellata zu nehmen. Ich gebe die Maasse der drei vorhandenen Arten : Die Familie der Echinocidariden. 327 1. 2. 3. Durchmesser 37 Mm. 29 27 Höhe 17 16 15 Durchmesser des Peristoms . 19 16 14 Breite der Ambulacralfelder .6 6 5 Breite der Interambulacral - felder 15 12 12 Längste vorhandene Stacheln 18 — — Öchliessllch sei noch bemerkt, dass das grösste dieser Berliner Exemplare monströs ist. Es hat hinten an der Peripherie eine starke Eindrückiing, die sich auf das hintere Interambulacralfeld und auf das rechte Am- bulacralfeld des hinteren Paares erstreckt. Dadurch sind die Platten dieser Region an der Peripherie verdrückt und unregelmässig verschoben. 5. Echinocidaris (Ägarites) africana d. sp. Öynonymie. 1872. Eohmocidaris [Ägarites) loculata Troschel Archiv für Naturgesch. 39. p. 307 i). Die Körpergestalt ist rund mit geringer Neigung zum Pentagonalen wegen der etwas vorspringenden Höcker der Ambulacralfelder, unten wenig concav, fast flach, oben niedrig gewölbt. Die Höhe entspricht der Hälfte des Durchmessers. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist gewölbt. Das Periproct ist kreisrund oder eiförmig, jedoch so dass in letzterem Falle der kleine Durchmesser dem grösseren wenig nachsteht. Der kleine Durchmesser läuft von der Mitte der Madreporenplatte zu der linken Ocu- larplatte des hinteren Paares, oder trifft auch wohl auf das linke Drittel der hinteren Genitalplatte; der grössere Durchmessei', oder die Linie zwischen den Analplatten erstreckt sich vom äusseren Drittel oder Viertel der 1) Wie bereits im Eingänge dieses Aufsatzes erwähnt, glaube ich die früher für E. loculata genommenen Exemplare von der Goldküste, richtiger als neue Art beschreiben, und die Blainville'- sche Art von La Rochelle mit aequituberculata vereinigen zu sollen. 328 Troschel: Unken Genital platte des vorderen Paares gegen die Mitte der rechten Genitalplatte des hinteren Paares. Die Anal- platten sind spitzwinklig und heben sich gegen die After- ötfniing empor, einen kleinen Kegel bildend; es scheint, als ob sie sich nicht ganz flach niederlegen könnten. Die Granulation der Analplatten ist an der Basis der- selben gröber als an ihrer Spitze. — Das kleinste der vorliegenden Exemplare zeigt eine Unregelmässigkeit der Analplatten, indem deren sieben vorhanden zu sein scheinen. Es ist jedoch nicht sicher, ob die sie trennen- den Furchen ganz durchgehen, oder sich bloss auf die 'Oberfläche beschränken. Die trennenden Linien verlaufen so, dass die dem kleinen Durchmesser entsprechenden wie gewöhnlich von der Mitte der Madreporenplatte nach der äusseren Ecke der hinteren Genitalplatte hinziehen; schräg nach vorn liegen dann drei, schräg nach hinten vier kleinere Platten. Dies ist der einzige mir bekannte Fall, dass bei einer Echinocidaris ein Zerfallen der Anal- platten vorkommt. Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang und berühren sich alle mit ihren Rändern (nur bei einem Exemplare dringt die linke Ocularplatte des vorderen Paares mit der abgestutzten Spitze trennend bis an das Periproct vor). Sie sind grob granulirt mit der Neigung der Granula zu radienartiger Reihoubildung bis zum Ver- schmelzen der Granula zu kleinen Leisten. Die Genital- öfl^'nungen sind klein, rund, nahe dem Aussenrande, ihre Entfernung vom Periproct beträgt das Dreifache, wie die vom Aussenrande. Die Madreporenplatte ist etwas grösser als die übrigen Genitalplatten, und sehr grob granulirt, höckerig. Die Ocularplatten erreichen das Periproct nicht, nur an einem Exemplare drängt sich die linke Ocurlar- platte des vorderen Paares, wie schon so eben erwähnt, bis an das Periproct, jedoch nur mit der inneren etwas abgestutzten Spitze. Dies ist auf Kosten der neben ihr liegenden linken Genitalplatte des hinteren Paares ge- schehen, die in diesem Falle auffallend klein ist. Es muss als eine Monstrosität angesehen werden. Die Ocularplatten Die Familie der Echinocidariden. 329 sind fünfeckig. Die den Genita! platten anliegenden Seiten sind etwas convex, die Aussenseite hat drei Vor- spriinge. Die Granulation der Ocularplatten ist eben so grob wie die der Genitalplatten und ähnlich wie sie zur Linien- bildung geneigt. Ausgezeichnet aber sind die Ocular- platten durch den Besitz eines grösseren rauhen Höckers, der sich in der Mitte der Platte erhebt, und einem winzigen fast kugligcn Staeheichen gleicht. Er sitzt auf der Platte sehr fest, so dass einige Kraft dazu gehört, um ihn abzubrechen. Ein Stachel ist es nicht, da er unter sich keinen Höcker als Basis hat. Ich vermisse diese eigenthiimlichen Gebilde an keinem meiner Ex- emplare. Die Ambulacra treten in einfacher Porenreihe von den Ocularplatten bis zur Peripherie hinab, dann stellen sie sich in schräge Reihen von je drei Poren, erweitern sich gegen das Peristora und kommen dem benachbarten Ambulacrum unter dem Sphärid sehr nahe, so dass der Zwischenraum viel kleiner ist, als der Durchmesser einer PorenpLatte. Die Höcker in den Ambulacralfeldern berühren sich an der Peripherie mit ihren Basen in derselben Reihe, zwischen beiden Reihen bleibt ein sehr kleiner Zwischen- raum, in dem nur wenige zerstreute Granula Platz haben. Auf der Unterseite w^erden sie schnell kleiner, und lassen einen etwas breiteren Zwischenraum zwischen beiden Reihen. Nach oben nehmen sie allmählich an Grösse ab, und lassen immer grössere Zwischenräume zwischen sich in derselben Reihe, die mit mehrern groben Granula be- setzt sind. Beide Reihen setzen sich bis zu den Ocular- platten fort, schieben sich aber alternirend zwischen die der anderen Reihe. Auf den Interambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie drei Höcker, die sich mit ihren Basen berühren und die ganze Höhe ihrer Platten einnehmen. Auch an unserem kleinsten Exemplare sind an der Peri- pherie schon drei Höcker vorhanden, nur dass der in- nerste derselben viel kleiner ist, als die beiden anderen. Unter der Peiipherie folgt zuerst ein Plattenpaar, welches 330 Troschcl: vier Höcker trägt, von denen jedoch der innerste und äusserste sehr klein sind, dann folgt nur noch ein Platten- paar mit je zwei Höckern. Zwischen den Höckern der Unterseite stehn einzelne grobe Granula. Ueber der Peripherie ist noch eine oder zwei Platten mit drei Höckern, die aber nicht mehr die ganze Plattenhöhe ein- nehmen, sondern über sich noch Raum für eine Reihe Granula übrig lassen 5 der innerste Höcker ist klein. Dann folgen zwei oder drei Platten mit zwei Höckern, die über sich Raum für einen Zug von mindestens zwei Reihen Granula lassen, und deren Innenrand horizontal tief gefurcht ist; den Beschluss nach oben machen drei oder zwei Platten mit einem Höcker, der am Aussen- rande der Platte steht, und von einem Kranze Granula umgeben ist; die innere Hälfte dieser letzten Platten entbehrt der Granula der bisher erwähnten Art, und ist feiner granulirt, oder horizontal gefurcht, indem sich die feineren Granula zu horizontalen Leistchen aneinander schliessen. Zuweilen sind auch wohl jederseits drei bis vier Platten mit nur einem Höcker vorhanden, und dann entsteht ein deutlicherer nackter Stern um den dorsalen Pol; in andern Fällen ist der Stern nur schwach ent- wickelt. Obgleich man zweifelhaft sein kann, ob die Art wirklich zu Agarites zu rechnen sei, glaube ich sie doch am besten hier unterzubringen, üeber die ersterwähnten Granula, die zwischen den Stachelhöckern stehen und den äusseren Theil der Platten bedecken, sei noch bemerkt, dass sie sehr grob, und höher als breit sind, sie sind kugelige abgerundete Erhabenheiten, die den oben be- schriebenen Granula auf der Mitte der Ocularplatten ähn- lich und fast von gleicher Grösse sind. Die Nische, in welcher das kugelige Sphärid auf seinem Stielchen steht, ist kleiner als die benachbarten Porenplatten, und tief ausgehöhlt, allseitig umschlossen. Das pentagonale Peristom mit seinen abgerundeten Ecken hat einen Durchmesser, der halb so lang ist wie der Durchmesser der Schale. Die Mundhaut ist nackt. Die Säulen der Mundohren erweitern sich an dem Gipfel und sind weit von einander entfernt;, ihre Ent- Die Familie der PiChiuocidaiiden. 331 fernung von einander ist ungefähr gleich der Breite der erweiterten Enden. Die Stacheln sind an der Peripherie am längsten, und halb so lang wie der Durchmesser der Schale. Hier sind sie rnnd, von der Basis aus ganz allmählich verschmälert, mit rundlicher Spitze, fein längsgestreift. Die Stacheln der Bauchseite/sind platt, an der Unterseite der glänzenden, wie mit Lack* überzogenen Spitze mit er- habenen Längsleisten (1 — 4) versehen. Oberhalb werden die Stacheln plötzlich viel kürzer, dick, in der Nähe des Periproctes bis zum Eiförmigen, namentlich auf den Am- bulacren. Um dies Verhältniss sicherer festzustellen, gebe ich die Länge der Stacheln einer Reihe des Ambu- lacrums vom Peristom bis zur Ocularplatte, deren Zahl 14 beträgt, folgender Weise in Millimetern: 3, 4, 5, 6V2; 8, 8V2; 5, 2, 2, IV2; IV2; IV4, 1, 1. Diese Maasse passen freilich nicht für alle Stücke, aber sie geben doch einen Anhalt für die plötzliche Abnahme der Länge oberhalb der Peripherie. Die Farbe aller vorliegenden Exemplare stimmt vollkommen überein. Die Schale nach Entfernung des Ueberzuges ist weisslich, die Höckerwarzen sind röth- lich oder braungelb. Die überziehende Haut ist bei getrockneten Exemplaren schwarz. Die Stacheln sind schwärzlich, an der Spitze stets heller. Vaterland: Küsten des Atlantischen Oceans. Vier Exemplare von der Goldküste im Bonner Museum, durch Finsch. Maasse in Millimetern. 1. 2. 3. 4. Durchmesser 22 22 20 15 Höhe 11 10 10 7 Durchmesser des Peristoms .. 11 12 10 8 Breite der Ambulacralfelder ..5443 Breite der Interambulacralfelder 10 10 8 5 Längste Stacheln 11 11 9 8 332 Troschel: 6. Echinocidaris (Echinocidaris) pustulosa. öynonymie. 1734. Cidaris pustulosa Klein Dispos. nat. Echinoderma- tum Tab. VI. Fig. C, D. 1758. 1 EcMims marimis colore Kermesino venusius Scba Thesaurus III. Tab. X. Fig. 15. 1778. Cidaris imstulosa Klein, Leske Tab. XL Fig. A, ß, C. 1788. Echinus pustulosus \j\nn^ (am aWn p. 3179 No. 38. 1816. 1 Echinus pusiulosus Lamarck Hist. nat. des ani- maux Sans vertebres III. p. 49. 1824. Encycl. raethod. pl. 141. Fig. 6, 7. Copie von Klein, Leske XL Fig. A, B. 1825. Echinus pustulosus Blainville Dict. des sc. nat. 37 p. 75. 1 834. Eclmms pustulosus B 1 a i n v i ] 1 c Manuel d' Act. p. 226. pl. 20. Fig. 2. 1837. EchinoGidaris pustulosa Des Moulins Actes de la soc. de Bordeaux Sept. 1837. Separatabbdruck p. 304. No. 1. 1840. Echinus pustulosus Lamarck Hist. nat. des ani- maux sans vertebres 2. edit. III. p. 365. No. 24. 1846. Echinocidaris ( Tetrapygus) pustulosa x\gassiz, Desor Annales des sc. nat. VI. p. 354. 1859. Echinocidaris pustulosa Castelnaii Animanx re- cuellis dans l'Amerique du Sud VIL p. 97. 1862. Echinocidaris pustulosa Dujardin et Hupe Eclii- nodermes p. 521. No. 7. 1872. Arbacia pustulosa Alexander Agassi z lllustra- ted Catalogue of tbe Museum of comp. zool. VIT. p. 92. z. Tb. Die folgende Beschreibung entwerfe ich nach dem Klein'schen Original-Exemplar der Sammlung in Er- langen, dem einzigen, welches mir von dieser Art zu Gebote steht. Die Körpergestalt ist rund, mit der Neigung zum pentagonalen, unten w^enlgconcav nn't etwas vertieft liegen- dem Peristom, oben niedrig gewölbt. Die Höhe ist ge- ringer als der halbe Durchmesser der Schale. Das Pro- Die Familie der Echinocidariden. 333 fil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist nach allen Seiten hin gleichmassig gewölbt. Das Periproct ist eiförmig. Die Analplatten sind nicht mehr vorhanden. . Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang nnd berühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Sie sind ziemlich grob graniilirt. Die Genitalöffnimgen sind vrund, verhältnissmässig gross, und sind weniger weit vom Au&senrande entfernt als ihr eigener Durchmesser. Die Platten sind pentagonal mit ausgeschweiftem Innenrande, und von den beiden äusseren seitlichen Ecken verläuft eine schwache vertiefte Linie zur Mitte des Innenrandes, wo- durch die Platte in drei Felder zerfällt, in deren äusserem die Genitalöffnung liegt. Dies erinnert sehr an E. aequi- tuberculata, obgleich das kleine innere Feld dieser Art verschwindend klein ist. Die Ocularplatten erreichen das Periproct nicht. Sie sind fünfeckig, breiter als lang, ihre den Genital- platten anliegenden Ränder etwas convex, der Aussen- rand ausgeschweift, weil der mittlere Vorsprung weniger weit hervortritt, als die seitlichen. An dem Aussenrande liegt eine Stelle, die durch gröbere Granula ausgezeichnet ist; sie ist nach dem Periproct zu umgeben von einem hufeisenförmigen Räume mit feinerer Granulation, die etwa mit der Granulation der Genitalplatten überein- stimmt. Die Ambulacra verlaufen in gerader Linie vom Peri- proct zur Peripherie, ordnen sich hier in dem verengten Räume zwischen den grossen Höckern in steile Bogen von je drei Porenpaaren und erweitern sich auf der Unter- seite, wo man je drei Porenpaare in jeder Querreihe unterscheidet. Der Raum zwischen ihnen unter dem Sphärid ist nicht erkennbar, da das Peristom durch Zer- brechen der Schale rundum erweitert ist. Die Höcker der Ambulacralfelder berühren sich an der Peripherie mit den benachbarten derselben Reihe mit ihren Basen. Auf der Unterseite werden sie allmäh- lich viel kleiner und es tritt eine einfache Reihe Granula zwischen sie. Auf der Oberseite werden sie ebenfalls 334 Troschel: nach oben allmählich kleiner bis zum sehr kleinen, und ihre Zwischenräume werden In demselben Maasse allmäh- lich grösser, Indem nicht alle Platten mit Höckern ver- sehen sind. Eine der beiden Reihen schwindet ohne die Ocularplatten zu erreichen ; dies ist im vorderen Ambu- lacrum die linke Reihe^ in den beiden Arabulacren des vorderen Paares die vordere, in den beiden Ambulacren des hinteren Paares die hintere Reihe. Es muss dahin gestellt bleiben, ob andere Exemplare sich in dieser Be- ziehung ebenso verhalten. Der Raum zwischen den beiden Reihen ist überall breit, halb so breit wie die Basen der Höcker, und mit einem Zuge von mehreren Reihen grober Granula besetzt, eine Erscheinung, die ich bei den zahlreichen Exemplaren von E. aequituberculata niemals gefunden habe. Auf den Interarabulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie fünf bis sechs Höcker. Auch über der Peripherie folgen noch zwei Platten mit fünf Höckern, dann eine mit vier, eine mit drei, eine oder zwei mit zwei und zwei mit einem Höcker. Als eine Monstrosität sehe ich es an, dass auf den Platten oberhalb nahe der Peripherie zuweilen ein grosser Höcker über der gewöhn- lichen Höckerreihe dicht an dem nächstliegenden Ambu- lacrum vorkömmt. Solcher Plöcker steht noch ausserhalb der äussersten senkrechten Höckerreihe, und bildet den Anfang einer zweiten horizontalen Höckerreihe auf seiner Platte. An dem vorliegenden Exemplare finden sich solche überzählige Höcker in jedem paarigen Interambu- lacralfelde, nicht jedoch in dem hinteren unpaarigen. So entsteht allerdings eine Art von Symmetrie, und es muss dahin gestellt bleiben ob solche überzählige Höcker etwa die Regel bei dieser Art sein möchten. An der Peri- pherie nehmen zwar die Höcker so ziemlich die ganze Plattenhöhe ein, es finden sich jedoch zwischen den Reihen mehr Granula als bei aequituberculata und schon dicht über der Peripherie bilden diese Granula eine zu- sammenhängende Reihe am oberen Plattenrande. Bereits auf den Platten mit vier Höckern bleibt über den Höckern Platz für zwei oder selbst drei Granulareihen, und weiter Die Familie der Echinocidariden. 335 obeu nehmen die Höcker mir die halbe Plattenhöhe ein, so dass über ihnen mehrere Reihen, nnter ihnen eine Reihe Granula steht. Auch zwischen den Höckern der- selben Platten zieht sich senkrecht eine Reihe Granula hin. Alle diese Granula sind grob und abgeplattet. An den drei obersten Platten sind die Granula, welche die Spitze der Platte bedecken mit einander verschmolzen, und werden der Granulation der Genitalplatton ähnlich. Die Nische für das Sphärid ist nur in einem Ambula- crum, und hier auch nur unvollkommen erJialtcn. Sie scheint kaum die Grösse ihrer benachbarten Porenplatten zu haben. Ueber ihre Tiefe und Umgrenzung lässt sich nicht urtheilen. Der Durchmesser des Peristoms ist nicht zu er- mitteln, da die Ränder abgebrochen sind. Von den Mundohren ist keine Spur mehr vorhanden Die Stacheln fehlen gänzlich. Die Farbe des alten, seit sehr langer Zeit in der Sammlung liegenden, von jedem thierischen Ueberzuge entblössten Stückes ist braun, unterhalb sehr hell, gelb- lich. Die Höckerwarzen sind olivengrünlich. Vaterland: Brasilien. Ein Exemplar in dem zoolo- gischen Museum zu Erlangen, welches das Original der Klein'schen Beschreibung zu sein scheint. Maasse in Millimetern. Durchmesser 42 Höhe 18 Durchmesser des Peristoms — Breite der Ambulacralfelder .... 6 Breite der Interambulacralfelder ... 20. 7. Echinocidaris (£chinocidari§) aequituberculata. Synonym ie. 1825. Echiniis aeqiiiüiberculaUis Blainville DIction. des sc. nat. 37. p. 76. 1825. Eohinus loculatus Blainville Diction, des sc. nat. 37. p. 75. 336 Troschel: 1825. Eckmus neapolitanus Delle Chiaje Mem. sulla storia e notoraia degli animali senza vertebre II. p. 364. Tav. 23. Fig. 11—22. 1826. ? Eckmus ])urpureus Risso Hist. uat. de l'Europe merid. V. p. 227. No. 25. 1834. Echinus aequituheroulatus B 1 a i n vi 1 1 e Manuel d'ActinoI. p. 226. 1834. Echinus loculatus Blainville Manuel d'Actinol. p. 226. 1837. Echinocidaris aequiUihereiilata Des Moulins Actes de la Sog. Linneenne de Bordeaux Sept. 137 (Se- paratabdr. p. 306). 1837. Echijiocidaris loculata Des Moulins Actes de la SOG. Linn. de Bordeaux p. 306. 1837. EcJiinus aequituherculaius Philippi Archiv für Naturgesch. III. 1. p. 245. Taf. V. Fig. 8. 1840. Echinus neapolitanus Gru be Actinien und Würmer des x\driat. und Mittelmeeres p. 31. 1841. Echinus neapolitanus Delle (yhiaje Descr. e Notom. dcgli Animali Invcrtebrati IV. p. 34. Tav. 118. Fig. 11—22. 1846. Echinocidaris (Tetrapygus) aequitnherculaia Agas- si z et Desor Annales des sc. nat. VI. p. 354. 1851. Echinocidaris neapolitanus Busch Beobacht. über Anatomie und Entwickelung einiger v^rirbellosen Thiere p. 88. (Entwickelung.) 1853.. Echinocidaris aequituberculata Ära das Atti dell' Accademia Gioenia di Catania VIII. p. 172. 1855. Echinocidaris aequituberculata J. Müller Siebente Abhandl. über die Metamorphose der Echinodermen p. 10. (Entwickelung.) 1857. Echinocidaris aequituherculaius Sars ßidrag. Mid- delh. Littoralfauna. Njt Magazin for Naturviden- skaberne p. 110. 1859. ? Echitiocidaris aequituherctdatus Castelnau A ni- maux rec. dans l'Amörique du Süd. VII. p. 97. 1861. Echinocidaris aequituberculata Grube, Ein Aus- flug nach Tricst und dem Quarnero p. 130. Die Familie dei Echinocidarideu. 337 1862. Echw ocidaris aeqicituhercnlata Du j ardin et Hupe Echinodermes p. 521. No. 6. 1862. Echinocidaris loculaia Dujardin et Hupe Echi- nodermes p. 521. No. 5. 1863. Arhacia aequituberculata Alexander Agassi z Bull. Museum Gomp. zool. No. 2. p. 20. 1863. Arhacia aequituberculata Alex. Agassiz Proceed. Acad. of Philadelphia p. 355. 1868. Echinocidaris aegtcituherculatus Fl e 11 e r Zoophyten und Echinodermen des adriatischen Meeres p. 67. 1872. Arhacia pustulosa Alexander Agassiz lUustra- ted Catalogue of the Museum of comp. zool. VH. p. 82. z. Th. Die Körpergestalt ist rund, unten concav mit ver- tieft liegendem Peristom, oben niedrig gewölbt. Die Höhe ist etwas geringer als der halbe Durchmesser der Schale, selten erreicht sie dessen Länge; nie habe ich sie den Halbmesser übersteigend gefunden. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist gewölbt; zuweilen ist es nach vorne ein wenig steiler gewölbt, als nach hinten, so dass die vordere Partie etwas höher erscheint als die hintere. Dies ist nicht sehr in die Augen fallend, es fiel mir erst bei sorgfältiger Betrachtung auf. Indessen ist es doch so, dass wenn ich ohne auf die Madreporen- platte zu achten, an dem entstachelten Seeigel die steiler gewölbte Seite aufsuchte, dieselbe dem vorderen Ambula- crum entsprach. Das Periproct ist eiförmig. Die Analplatten sind spitzwinklig, und können sich nicht flach niederlegen, sondern bilden eine kleine vorragende Pyramide. Die kleine Diagonale geht wie gewöhnlich von der Mitte der Madreporenplatte zu der linken Ocularplatte des hinteren Paares, wodurch sich die Lage der grösseren Diagonale, wie bei den vorhergehenden Species von selbst ergiebt. Man kann demnach immer eine vordere und eine hintere, eine rechte und eine linke Analplatte bezeichnen. Die Analplatten sind feiner granulirt als die Genitalplatten, mit der Neigung zu radialer Linienbildung. Archiv für Naturg. XXXIX. Jahrg. 1. Bd. 22 338 Troschel: Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang, und berühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Sie sind etwas gröber granulirt als die Analplatten. Die Genital- öffnungen sind rund, verhältnissmässig gross, und liegen so nahe am Aussenrande, dass ihre Entfernung von diesem fast immer geringer, niemals grösser ist, als ihr eigener Durchmesser. An einem Exemplare, das ich selbst in Messina gesammelt habe, sind an der hinteren Genital- platte drei Oeffnungen vorhanden, die im Grunde einer herzförmigen gemeinschaftlichen Oeffnung durch schmale Brücken getrennt sind. Zwei dieser Oeffnungen sind dem Periproct zugewendet, eine, die mittlere, dem Aussen- rande. Kleine, also jüngere Exemplare haben viel klei- nere Genitalöffnungen. Die Madreporenplatte ist etwas grösser als die übrigen Genitalplatten. Sie ist auf der Oberfläche bei ervv^achsenen Exemplaren rauh. Bei den grösseren Exemplaren bemerkt man auf den Genital- platten ziemlich deutlich vertiefte Linien, durch welche die Platte in vier Felder zerfällt. Das innen in der Mitte liegende ist klein, zuweilen verschwindend ; das äussere ist ziemlich gross, und enthält die Genitalöffnung, oft wie von einem deutlichen Wall umgeben ; die beiden seitlichen Felder nehmen den übrigen vorderen Theil der Platte ein. — Die Ocularplatten erreichen das Periproct nicht, unter den zahlreichen untersuchten Exemplaren nicht in einem einzigen Falle. Sie sind fünfeckig, ihre den Ge- nitalplatten anliegenden Ränder etwas convex, der Aussen- rand mit drei Vorsprüngen. Ihre Granulation gleicht der der Genitalplatten, und ist wie sie ohne Neigung zur Li- nienbildung. An jüngeren Exemplaren bis 24 Mm. Durch- messer findet sich auf der Mitte der Platten ein grösserer rauher Höcker, ganz ähnlich wie bei E. loculata, bei grösseren Exemplaren ist er nicht mehr vorhanden. Die Ambulacra erstrecken sich in ziemlich gerader, schwach welligen einfachen Porenreihe bis zur Peripherie, ordnen sich hier in der engen Strasse zwischen den grossen Höckern in steile etwas schräg gestellte Bogen von je drei Porenpaaren, und auf der verbreiterten Unter- Die Familie der Echinocidariden. 339 Seite stehn die Porenpaare in fast horizontalen Reihen von je drei Porenpaaren. Der Raum zwischen den beiden Ambulacren unter dem 8phärid ist nicht vöHig der Breite einer benachbarten Porenplatte gleich; doch auch nicht viel schmaler. Die Höcker auf den Ambnlacralfeldern berühren sich an der Peripherie mit den benachbarten derselben Reihe mit ihren Basen. Auch auf der Unterseite^ wo sie gegen den Mund hin viel kleiner werden, berühren sie sich. Auf der Oberseite^ wo sie ebenfalls nach den Ocularplatten hin allmählich kleiner werden, bis zum sehr kleinen, lassen sie bald über der Peripherie einen kleinen Zwischenraum zwischen sich, der nach oben in demselben Maasse grösser wird, wie die Höcker kleiner werden» An den meisten Exemplaren schwindet die eine Reihe ohne die Ocularplatten zu erreichen. Eine Regel, welche der beiden Reihen schwindet, lässt sich nicht feststellen, da es bei den verschiedenen Exemplaren bald die eine, bald die andere ist. In dem vorderen Ambulacrum ist es gev/öhnlich die rechte, welche schwindet, in den paarigen Ambulacren ist es bald die vordere bald die hintere, und selbst so, dass keinesweges hierdurch immer eine Symmetrie in den Ambulacren desselben Paares entstände. Es giebt jedoch auch Exemplare, an denen sich beide Reihen bis zu den Ocularplatten verfolgen lassen, wo die Höcker alternirend zw'ischen einander treten. Ich habe auch Exemplare in Messina gesammelt, wo die eine Reihe schwindet, und auf den obersten Platten wieder mit zwei ziemlich grossen Höckern auftritt. Zwischen den beiden Reihen ist nur ein ganz schmaler Zwischenraum, in dem nur sparsam einzelne Granula stehen, meist in den Winkeln zwischen drei zusammen- stossenden Platten. Auf den Interambulacralfeldern tragen die Platten der Peripherie bei grossen Exemplaren fünf Höcker, zu denen wohl in der Mitte des Feldes noch ein winzig kleiner hinzukommt. Mittlere Exemplare haben vier, kleinere nur drei Höcker auf jeder Platte. Nach oben nimmt die Zahl der Höcker allmählich ab; auf die 340 Troschel: fünfhöckerigen Platten folgen zwei oder drei vierhöckerige, dann zwei dreihöckerige, dann zwei zweihöckerige und nur eine oder zwei oberste Platten jeder Reihe sind einhöckerig. An der Peripherie nehmen die Höcker die ganze Platten- höhe ein, und berühren sich mit ihren Basen auch mit den benachbarten derselben Platte, so dass hier und an der Unterseite nur einzelne Granula, namentlich in den Winkeln zwischen drei zusammenstossenden Höckern, Platz haben. Oberhalb der Peripherie lassen die Höcker über und unter sich einen schmalen Streifen ihrer PJatte frei, der mit einer einfachen Reihe grober abgeplatteter Granula besetzt ist, und indem sich diese Höckerreihen auch zwischen die Höcker derselben Platte erstrecken, ist jeder Höcker mehr oder weniger regelmässig von einem Kranze grober Granula umgeben. Selbst an den obersten Platten finde ich nicht mehr als eine Körner- reihe über den Höckern. Die innere Spitze der Platten, soweit sie vor dem Höcker hervorsteht, ist immer mit den gleichen Granula bedeckt, wie der Umfang der Höcker, es ist kein sogenannter nackter Theil der Platte zu unter- scheiden, und daher ist keine Spur von nacktem Stern angedeutet. Die Nische für das Sphärid ist ungefähr so gross wie die benachbarten Porenplatten, tief ausgehöhlt, all- seitig umschlossen. Der Durchmesser des Peristoms ist halb so gross wie der Durchmesser der Schale. Die Mundhaut ist nackt. Die Säulen der Mundohren erweitern sich am Ende nur wenig, und stehen weit von einander. Die Stacheln sind an der Peripherie am längsten, halb so lang wie der Durchmesser der Schale. Sie sind rund, nach der Spitze allmählich verschmälert, spitz, fein längsgestreift. Die Stacheln der Bauchseite sind platt, an der Unterseite der glänzenden mit lackartigem Ueber- zuge versehenen Spitze mit einigen erhabenen Längs- leisten (meist 4, zwei mittleren und zwei marginalen). Auch oberhalb der Peripherie sind alle Stacheln gleich- massig zugespitzt, werden aber nach dem dorsalen Pole hin allmählich kürzer. Die Familie der Echinocidariden. 341 Die Farbe ist dunkel, schwärzlich. Nach Entfer- nung des Ueberzuges ist die Schale lichtbraun, die Am- bulacron dunkler. Die Höckerwarzen sind braungrau, häufig röthlicb. Die Stacheln sind schwärzlich mit einem Stich ins Rothe. Vaterland: Mittelmeer, bis zu den Canarischen Inseln und Madeira. Zahlreiche Exemplare im Bonner Museum, die ich selbst in Messina sammelte; einige andere im Bonner Museum aus dem Mittelmeer; eins von den Ca- narischen Inseln durch Prof. Greeff. Ich wähle für die Maasse fünf Stücke von ver- schiedener Grösse von Messina (1 — 5), eins aus dem Mittelmeer (6), und eins von den Canaren. (7.) Maasse in Millimetern. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Durchmesser ... 51 43 39 24 14 45 48 Höhe 23 21 16 11 6 21 23 Durchmesser des Pe- ristoms .... 24 22 19 13 8 23 22 Breite der Ambula- cralfelder ... 7 7 6 4 3 7 8 Breite der Interam- bulacralfelder . 22 19 17 10 6 21 21 Längste Stacheln . 22 — —— — — — 22 8. Echinocidaris (Echinocidaris) grandinosa. S y n 0 n y m i e. 1797. Voyage de la Perouse autour du raonde. Atlas pl. 27 Fig. 5—9, ohne Text. 1846. Echinus grandinosus Valenciennes Voyage au- tour du monde sur la fregate la Venus, Zoophytes pl. XL Fig. 1. 1846. Echinocidaris (Tetrapygus) grandinosa Agassiz et Desor Annales des sciences naturelles VI, p. 354. 1857. Echinocidaris spathtiJiger Philippi iVrchiv für Naturgeschichte XXIII. I. p. 132. 1859. Echinocidaris grandinosus Castelnau Animaux recueillis dans l'Amerique du Sud VII. p. 97. 342 T r o s c h e 1 : 1862. Echinocidaris grandinosa D u j a r d i n et Hupe Echinodermes p. 521. No. 9. 1872. Arhaoia inistulosa Alexander Agasslz IIKistr. Cataloji^ue of the Museum of comparative zoology. No. VlI. p. 92. z. Tb. Verril] zieht In Transactions of the Connecticut Aeademy I. 2. p. 301 E. grandinosa Vaienc. fraglich zu E. nigra, was nach allen Charakteren gewiss falsch ist. Die Körpergestalt ist rund, wegen der mehr vor- stehenden Höcker der Ambulacralfelder mit einiger Nei- gung zum Pentagonalen, unten concav mit vertieft liegen- dem Peristom, oben niedrig gewölbt. Die Plöhe ist gleich dem halben Durchmesser der Schale. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist gleichmässig gewölbt. Das Periproct ist eiförmig. Die Anal platten sind an dem Dunker'schen Exemplare nicht erhalten; an dem Loriol'schen sind sie vorhanden. Sie sind fein granu- lirt, mit Neigung zur Reihenbildung. Ihre Gestalt ist spitzwinklig mit abgerundeten Spitzen. Die Lagen der Diagonalen wie bei E. aequituberculata. Die Genitalplatten sind breiter n\s lang und be- rühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Sie sind grob granulirt mit entschiedener Neigung zur Reihenbildung, wobei die niedrigen dicht an einanderstossenden Granula vielfach verschmelzen, so dass flache erhabene Reihen entstehen, die sich strahlenartig um die GenitalöfFnung ordnen. Auf dem Raum innerhalb der Oeifnung sind die Granula rundlich und nicht verschmolzen. Die Ge- nitalöffnungcn sind rund , gross und etwa um ihren Durchmesser von dem Aussenrande entfernt. Die Madre- porenplatte ist grösser als die übrigen Geni talplatten, nur am Innen- und Aussenrande granulirt, dazwischen dicht fein punktirt. Eine Eintheilung der Genitalplatten in Felder ist an unserem Exemplare nicht zu bemerken. Die Ocularplatten erreichen das Periproct nicht. Sie sind fünfeckig, ihre den Genitalplatten anliegenden Ränder wenig convex, fast gerade, ihr Aussenrand hat drei Vorsprünge, die fast gleich weit vorragen. Ihre Granulation gleicht der der Genitalplatten, indem sich von Die Familie der Echinocidariden. 343 den Seiten, welche den Genitalplatten anliegen, längere flache Reifen stralilenartig nach innen ziehen, so dass nur aussen in der Mitte ein kleiner Haufen wirklicher Granula vorhanden ist. Diese Reifen sind ebenfalls als verschmolzene Granula zu deuten. Die Augenötfnung ist ausserordentlich fein und selbst durch die Lupe nur bei durchscheinendem Licht zu bemerken; sie liegt hinter dem mittleren Vorsprunge des Aussenrandes verborgen. Die Anibulacra bilden auf der oberen Hälfte der Rückenseite grade Linien; werden dann bogig, wo die Höcker der Arabulacra grösser werden, ordnen sich an der Peripherie in der engeren Strasse in steile Bogen von je drei Porenpaaren, und erweitern sich gegen das Peristom wie gewöhnlich. Auch hier stchn drei Poren- paare in einer schrägen Reihe. Der Raum zwischen den beiden Ambulacren unter dem Sphärid ist breiter als die benachbarten Porenplatten. Die Höcker auf den Ambulacralfeldern berühren sich an der Peripherie mit den benachbarten derselben Reihe mit ihren Basen, xluch auf der Unterseite, wo sie schnell kleiner werden, berühren sie sich. Auf der untern Hälfte dei" Oberseite lassen sie einen sehr schmalen Zwischenraum zwischen sich, in den sich jedoch nur selten einzelne Granula hinein drängen;, weiter oben sind die Höcker dadurch weiter entfernt, dass höckerlose Platten die beiden Reihen unterbrechen, und so schwinden beide Reihen, ohne die Ocularplatte zu erreichen. Der Raum zwischen beiden Reihen ist ganz schmal mit spar- samen einzelnen Granula, meist in den Winkeln zwischen drei zusammenstossenden Platten, ganz wie bei E. aequi- tuberculata; an dem Loriol'schen Exemplare treten die Reihen etwas weiter auseinander .und lassen an der Peri- pherie und dicht über derselben zwei Reihen Granula zwischen sich. Auf den Literambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie an einer Seite fünf, an der andern nur vier Höcker, und zwar liegen die fünfhöckerigen Platten bei dem Dunker'schen Exemplar in beiden paarigen Feldern hinten, in dem hinteren unpaarigen Felde rechts j 344 T r o s c h e 1 : bei dem Loiiol'schen Exemplare liegen sie in den vor- deren paarigen Feldern vorn, im hinteren rechten paa- rigen Felde vorn , im linken hinten, im hintern un- paarigen Felde rechts. Nach oben folgen zwei bis drei vierhöckerige, zwei bis drei dreihöckerige, zwei. bis drei zweihöckerige und zwei einhöckerige Platten. An der Peripherie nehmen die Höcker die ganze Plattenhöhe ein, und berühren sich mit ihren Basen auch mit den benach- barten derselben Platte, so dass hier und an der Unter- seite nur einzelne Granula in den Winkeln zwischen den Höckern gefunden w^erden. Oberhalb der Peripherie lassen die Höcker über sich einen schmalen Streifen ihrer Platte frei, der mit einer Reihe grober abgeplatteter 'Granula besetzt ist; auch zwischen die Höcker derselben Platte drängt sich eine ähnliche Höckerreihe ein, so dass jeder Höcker von einem Kranze grober Granula umgeben ist. Noch weiter nach oben tritt auch unter den Höckern eine Reihe Granula hinzu. Die Granula beider Reihen werden nach oben immer grösser, namentlich länger, so dass sie senkrechte platte, dicht aneinander geschobene Leisten darstellen. Diese sind am längsten über den äusseren Höckern und in dem Zwischenraum unterhalb der beiden äusseren Plöcker. Der höckerlose innere Raum der beiden obersten Platten ist mit ähnlichen Gra- nula bedeckt. Die Nische für das Sphärid ist kleiner als die be- nachbarten Porenplatten, tief ausgehöhlt, am Grunde jederseits mit einem kanalartigen Ausschnitte. Der Durchmesser des Peristoms ist grösser als der halbe Durchmesser der Schale. Die Säulen der Mund obren erweitern sich am Ende besonders nach innen, und stossen bei dem D unk er' sehen Exemplare an einander, bei dem Loriol'schen bleiben sie von einander entfernt. Die Stacheln sind an beiden Exemplaren sämmtlich verloren gegangen. Die Farbe ist im Allgemeinen roth. Die Poren- reihen sind dunkelroth, die Genitalplatten und die Ocu- larplatten sind grau und diese Farbe dehnt sich bis auf Die Familie der Echinocidariden. 345 den oberen Theil der Interambulacralfelder cius, wodurch ein grauer Stern auf dem dorsalen Pole entsteht. Die Coronalplatten sind oben roth, unten grau gefärbt, welche Farbe sich auf die Höcker erstreckt. Dies ist die Veran- lassung, dass wenn man den Seeigel von oben her be- trachtet, er ziegelroth aussieht; blickt man ihn von der Seite und etwas mehr von unten her an, dann erscheint er heller, mehr graulich. Die Unterseite der Schale ist weisslich, nur die rothe Farbe der Ambulacren tritt über die Peripherie herab, um jedoch noch fern vom Peristom zu verschwinden. Die Warzen der Höcker sind auf der Oberseite der Schale ziegelroth, auf der Unterseite grün- lich braun. Vaterland: Chili. Ein Exemplar in der Dunker'- schen Sammlung; ein zweites in der Loriol'schen Samm- Maasse in Millimetern, 1. des D unker'schen, 2. des Loriol'schen Exemplares. 1. 2, Durchmesser 36 41 Höhe 18 2t Durchmesser des Peristoms ... 21 22 Breite der Ambulacralfelder ... 5 7 Breite der Interambulacralfelder . 17 18 Längste Stacheln — — 9. Echinocidaris (Echiaocidaris) aastralis n, sp. Die Körpergestalt ist rund, unten flach mit kaum vertieft liegendem Peristom, oben hoch gewölbt. Die Höhe übertrifft den halben Durchmesser der Schale. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist steil gewölbt. Das Periproct ist eiförmig-. Die Analplattcn sind spitzwinklig, abgerundet. Die kleine Diagonale wie ge- wöhnlich von der Mitte der Madreporenplatte zur linken Ocularplatte des hinteren Paares; die grössere Diagonale geht ziemlich genau von der Mitte der linken Genital- platte des vorderen Paares zur rechten Ocularplatte des hinteren Paares. Die Granulation der Analplatten zeigt grosse Neigung zur Reihenbildung. 346 Troschel: Die Gcnitalplatten sind breiter als lang, und be- rühren sich alle mit ihren Seitenrändern. Sie sind viel gröber graniilirt als die Analplatten, und zwischen der platten verschmolzenen Granulation erheben sich einzelne zerstreute gewölbte Gi'anula, welche lang gestielte Pedi- cellarien tragen. Die GenitalöiFnungen sind gross, rund, ihre Entfernung vom Aussenrande ist geringer als ihr Durchmesser. Die Madreporenplatte ist grösser als die übrigen Genitalplatten, nur am Innenrande und an der äusseren Spitze, zwischen dieser und der Oefi'nung granu- lirt, übrigens von den Durchbohrungen fein punktirt. Eine Eintheilung der Gcnitalplatten in B^elder ist nicht deutlich. Die Ocularplatten erreichen alle das Periproct nicht. Sie sind fünfeckig' und grob granulirt mit Granula, die Pedicellarien tragen. Die an die Gcnitalplatten stossenden Ränder sind geradlinig, nicht convex; am Aussenrande treten die beiden seitlichen Spitzen viel weiter hervor als die mittlere, die sich jedoch in eine dornartige Spitze auszieht. Die Ambulacra gehn geradlinig bis zur Peripherie herab, wo ihre Strasse enger wird. Auf der Unterseite erweitern sie sich und ihre Porenpaare stehn zu dreien in Querreihen. Auf dieser erweiterten Partie stehn ein- zelne Granula zwischen den Porenplatten. Dies finde ich bei den verwandten Arten, E. aequituberculata, pustulosa und grandinosa nur ausnahmsweise und ganz vereinzelt. Der Raum zwischen den beiden Ambulacren unter dem Sphärid ist doppelt so breit wie die benachbarten Poren- platten. Die Höcker auf den Ambulacralfeldern an der Peri- pherie berühren sich mit ihren Nachbaren in derselben Reihe mit den Basen; ebenso auf der Unterseite, wo sie allmählich sehr klein werden. Oberhalb treten sie all- mählich mehr aus einander, so dass sich anfänglich eine, weiterhin mehrere Granulareihen zwischen sie schieben. Beide Reihen erreichen ziemlich vollständig die Ocular- platten. Der Raum zwischen beiden Höckerreihen ist beträchtlich, fast so breit wie die Höcker mit ihren Basen. Die Familie der Echinocidariden. 347 Auf ihm ziehen sich zwei Reihen grober Granula herab, die um ihre Höcker Bogen bilden und zwischen sich noch eine schmale Furche lassen, wodurch beide Granula- Reihen deutlich getrennt werden. An der Peripherie werden diese Granulareiheu undeutlicher und auf der Unterseite sind nur zerstreute Granula in einer Reihe vorhanden. Auf den Interambulacralfeldcrn tragen die Platten an der Peripherie sechs Höcker. Nach oben folgen auf die sechshöckerigen Platten drei oder vier fünfhöckerige, dann zwei oder drei vierhöckerige, dann zwei oder drei dreihöckerige, ferner zwei oder drei zweihöckerige und endlich eine oder zwei einhöckerige. Ein ganz bestimmtes Gesetz in der Anordnung und Zahl dieser Platten scheint nicht zu bestehen. An der Peripherie nehmen die Höcker die ganze Plattenhöhe ein und berühren sich mit ihren Basen auch mit den benachbarten derselben Platte, so dass hier und an der Unterseite nur einzelne Pedicellarien tragende Granula in den V/inkeln zwischen den Höckern stehen. Oberhalb der Peripherie bleibt über und zwischen den Höckern Raum für eine Reihe grober, platter, an einander gedrängter Granula, die sich bald, und zw^ar schon auf den fünfhöckerigen Platten zu zwei und mehr unregelmässigen Reihen vermehren. Oben nehmen die Höcker nur etwa drei Viertel von der Plattenhöhe ein, und lassen auch entsprechende Räume zwischen sich. Die Granula, welche die ganze von den Höckern freie Fläche der Platten pflasterartig bedecken, sind sehr grob, stehen unregelmässig an einander gedrängt und sind flach gewölbt. Die Nische für das Sphärid ist sehr flach, kaum ver- tieft, seitiich nicht deutlich umgrenzt und gross, so dass das öphärid ziemlich frei liegt. Der Durchmesser des Peristoms ist halb so gross wie der Durchmesser der Schale. Die Säulen der Mundohren erweitern sich am Ende mehr nach aussen, und stehn ziemlich weit von einander. Von Stacheln sind nur wenige Reste erhalten, einige 348 Troschel: Stumpfe abgebrochener. Daher lässt sich über die Länge derselben nichts sagen. Die Farbe des trockenen Exemplares ist braun, unten heller. Die Höcker sind gleichfalls braun mit einem Stich ins Grüne. Vaterland : Australien. Ein Exemplar in der Samm- lung des Geheimen Bergrathes D unk er in Marburg. Auf meine Anfrage wegen der Zuverlässigkeit der Vater- landsangabe erhielt ich die Antwort, dass Herr Dun k er nicht daran zweifele, da er das Stück mit vielen anderen australischen Naturalien zusammen in Hamburg gekauft habe. Maasse in Millimetern. Durchmesser 59 Höhe 35 Durchmesser des Peristoms 29 Breite der Ambulacralfelder .... 9 Breite der Interambulacralfelder ... 26 Längste Stacheln ^. . . . — 10. Pygomma (Pygomma) spatuligerum. Synonymie. 1846. Cidarites spatuUger Valenciennes Voyage Venus, Zoophytes pl. V. Fig. 2. 1846. Echmoöidaris (Agarites) spaiuUgera Agasaiz et Desor Annales des sc. nat. VL p. 353. 1854. Echinocidaris spatuUger Gay Historia fisica y poli- tica de Chile VHL p. 417. 1862. EchmoGidaris spatulifera D u j a r d i n et Hupe Echinodermcs p. 520. No. 4. 1867. EcldiioGidaris spatuUger a Verrill Transact. Con- necticut Aead. 1. 2. p. 300. 1872. Arhacia spatuUgera Alexander Agassiz Illustra- ted Catalogue Museum comp. zool. No. VU. p. 93. Die Körpergestalt ist rund, unten etwas concav mit wenig vertieft liegendem Peristom, oben niedrig gewölbt. Die Höhe gleicht dem halben Schalendurchmesser. Das Profil vom dorsalen Pole zur Peripherie ist flach gewölbt. Die Familie der Echinociariden. 349 Dcas Periproct ist imregelmässig elliptisch. Die vier Analplatten sind spitzwinklig mit etwas ausgeschweiften Seiten und stumpfer oder abgestutzter Spitze. Die die Platten trennenden Linien bilden wie gewöhnlich die beiden Durchmesser der Ellipse des Periproct. Der kleine Durch- messer geht von der Mitte der Madreporenplatte zur Mitte der linken Ocularplatte des hinteren Paares, der grosse von der linken Basalecke der linken Genitalplatte des vorderen Paares zur rechten Ocularplatte des hinteren Paares. Die Analplatten sind fein granulirt mit entschie- dener Neigung zur Reihenbildung; die Reihen ziehen sich von der Spitze zur Basis der Platten. Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang. Sie berühren sich meist mit ihren Basen,, nur die der Madreporenplatte gegenüber liegende linke Ocularplatte des hinteren Paares schiebt sich mit ganzer Breite zwischen ihre benachbarten Genitalplatten ein, und tritt mit breitem Rande an das Periproct. Die Genitalplatten sind eben- so fein granulirt wie die Analplatten und lassen auch eine Neigung zur Reihenbildung erkennen, im Allge- meinen radienartig, doch nicht so deutlich wie auf den Analplatten. Die Genitalöffnungen sind rund und stehen etwa um ihren Durchmesser von dem Aussenrande ihrer Platte entfernt ; ihre Entfernung vom Periproct ist etwa doppelt so gross, wie ihr Durchmesser. Die Madreporen- platte ist etwas grösser als die übrigen Genitalplatten und ihre Seitenränder sind mehr concav ausgebuchtet. Von den Ocularplatten erreicht die linke des hinteren Paares das Periproct. Dieselbe ist sechseckig, mit con- cavem Basalrande, wie er an das Periproct stösst, mit geradlinigen fast gleich langen Seitenrändern, von denen jedoch die vorderen nach innen convergirenden die äusseren nach aussen convergirenden ein wenig über- treffen, und mit unregelmässig ausgeschnittenem Aussen- rande, an den die Ambulacren anstossen. Die inneren Seitenränder nach innen verlängert bilden einen Winkel von etwa--60^. Die linke Ocularplatte des vorderen Paares und die rechte des hinteren Paares gleichen einander an Gestalt. Ihre innere Spitze tritt zwar dem Periproct B50 Troschel: ziemlich nahe, erreicht es jedoch nicht; ihre Seitenränder sind fast geradlinig und stossen in einem Winkel zu- sammen, der wenig kleiner ist als ein rechter, so dass die ganzen Platten ein Quadrat bilden, dessen äussere Ecke unregelmässig abgestutzt ist. Die vordere Ocularplatte und die rechte des vorderen Paares bleiben v^^eiter vom Periproct entfernt, als die soeben beschriebenen, und sie werden selbst unregelmässiger gestaltet, weil der Seiten- rand, welcher der Madreporenplatte anliegt, mehr convex ist, ate der auf der entgegengesetzten Seite liegende Alle Ocularplatten sind gleichfalls fein granulirt, jedoch durch tiefe Furchen in viele unregelmässige Feldchen getheilt, die hier und da das Ansehen sehr grober Gra- nulation annehmen. Die Ambulacren bilden einfache Reihen der Poren- paare von den Ocularplatten hinab bis an die Peripherie; an derselben ordnen sie sich in sehr steile Bogen von je drei Paaren, unterhalb erweitern sie sich, und ihre Reihen von drei Porenpaaren sind schräg, viel weniger steil. Der Raum zwischen beiden Ambulacren unter der Nische für das Sphärid ist doppelt so gross wie der Durchmes- ser einer benachbarten Porenplatte. Die Höcker in den Ambulacralfeldern stehn in zwei Reihen. An der Peripherie berühren sich die derselben Reihe mit ihren Basen; ebenso auf der Unterseite, ob- gleich sie nach dem Peristom hin allmählich kleiner werden. UnmittelBar über der Peripherie werden sie plötzlich viel kleiner, und lassen Zwischenräume zwischen sich, die mit mehreren Reihen Granula besetzt sind. Die eine Reihe schwindet bald, ohne die Hälfte der Entfer- nung vom Periproct zu erreichen, die andere schwindet auf drei Viertel dieser Entfernung, so dass der oberste Theil des Feldes ganz höckerlos ist. Da die Höcker an der Peripherie am grössten sind, lassen sie hier zwischen beiden fleihen nur einen schmalen Raum für eine nicht sehr gedrängt stehende Reihe Granula. Unterhalb ist der Zwischenraum wenig breiter. Oberhalb wird zwischen den kleineren Höckern der Zwischenraum ebenfalls plötz- lich breiter und breit ffenuo^ um vier Granula-Reihen Die Familie der Echinocidariden. 351 aufzunehmen. Von da an, wo die eine Reihe schwindet, hören auch die Granula auf, da die Breite der Felder sehr gering wird, und nur Raum für die Höcker der übrig bleibenden Reihe bietet. Auf den Interambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie vier grosse Höcker, zu denen innen noch ein auffallend kleinerer Höcker hinzutritt. Auf der Unterseite behalten die Höcker dieselbe Grösse, und nehmen nur allmählich gegen das Peristom hin an Grösse ab. Selbstredend werden sie auch auf den Platten am Peristom geringer an Zahl. lieber der Peripherie folgen noch drei Platten mit fünf Höckern, dann eine vier- höckerige, zwei dreihöckerige, eine zweihöckerige und drei einhöckerige. Nur die unterste der fünfhöckerigen über der Peripherie besitzt noch drei grössere Höcker, ihre beiden inneren Höcker sind sehr klein; auf den sämmtlichea übrigen Platten ist nur der eine äussere Höcker ziemlich gross, alle übrigen sind klein. Nirgends ist aber ein Alterniren in der Grösse der Höcker be- merkbar, wie bei E. alternans, sondern die Höcker bilden gleichmässige zierliche, senkrechte Reihen. Die Höcker an der Peripherie und an der Unterseite nehmen die ganze Höhe ihrer Platten ein, und berühren sich auch mit ihren Nachbaren derselben Platte, weshalb die Granula, welche die haarförmigen Pedicellarien-Stiele tragen, nur eine Reihe bilden und sich nur in den Winkeln zwischen den Höckern etwas mehr anhäufen. Oberhalb der Peri- pherie nehmen die Höcker nur einen geringen Theil der Plattenhöhe ein und stehen am unteren Rande ihrer Platte. Nur die äusseren Höcker sind noch von Granula umgeben, die sparsam und unregelmässig bis an den oberen Platten- rand reichen, über den kleineren Höckern bleibt der ganze Raum der Platte nackt, oder ist vielmehr ganz fein granulirt, noch feiner als die Genital- und Anal- platten, mit deutlichen Querreihen. Der so entstehende nackte Stern ist eingesenkt und reicht bis in die Nähe der Peripherie. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Valen- ciennes'sche Abbildung auf den Platten der Interambula- 352 Troschel: cralfelder an der Pcriplieric ausser der Reihe der grossen Höcker noch einige kleinere Warzenhöcker, über und unter der Hauptreihe^ anzeigt. Unsere Bonner Exemplare zeigen dergleichen nicht, aber ein schönes Exemplar des Berliner Museums durch von dem Busch hat allerdings nahe der Peripherie ausser der Hauptreihe noch einige kleine Höckerchen, die winzige, keulenförmige Stacheln tragen. Die Nische für das Sphärid ist vertieft, und nicht viel grösser als die nächstliegenden Porenpiatten. Das Peristom ist gross, pentagonal mit abgerundeten Ecken; sein Durchmesser ist etwas kleiner als die Hälfte des Schalendurchmessers. Die auskleidende Haut ist dicht beschuppt. Die zehn um den Mund gelegenen grösseren Platten sind grob granulirt, und dicht mit Pe- dicellarien bedeckt. Die Säulen der Mundohren sind am Ende stark verbreitert, und berühren sich. Die Stacheln der grossen Höcker an der Peripherie und an der Bauchseite sind an den vorliegenden Exem- plaren nicht vollständig erhalten, so dass sich über ihre Länge nicht urtheilen lässt. Die Stacheln der Oberseite über der Peripherie sind alle kurz, dick, am Ende abge- rundet, fast keulenförmig. Die dicksten und längsten Stacheln stehn hier auf den grössten Höckern, also in den äussersten Reihen der Interambulacralfelder, und da erreichen sie höchstens eine Länge von 10 Mm.; auf ;den kleineren Höckern sind sie viel kleiner, bis zum winzigen. Die Farbe ist dunkelbraun, ins Röthliche; die von dem dunkelen üeberzuge entblösste Schale ist gelblich weiss, auch die Höcker sind von derselben Farbe. Vaterland: Peru. Drei Exemplare im Museum zu Bonn, ein Exemplar im Museum zu Berlin durch von dem Busch. Maasse in Millimetern. Durchmesser 64 Höhe 33 Durchmesser des Peristoms 30 Breite der Ambulacralfelder 10 Breite der Interambulacralfelder ... 26. Die Familie der Echinocidariden. 353 11. Pygomma (Tetrapygus) nigrum. Synonymi e. 1782. Eohinus niger Moli na Saggio sulla storia naturale del Chile p. 200 und p. 348. 1 846. Echinus purpurascens Valenciennes Voya ge Venus pl. 5. Fig. 1. 1846. Echmocidaris {Tetrapygus) nigra Agassiz et De- sor Annales des sc. nat. VI. p. 354. 1854. Eohinocidaris nigra G a y HIstoria fisica y politica de Chile VIII. p. 417. 1862. EohinoGidaris nigra Dujardin et Hupe Echino- dermes p. 521. No. 8. 1867. Arhacia nigra Verrill Transact. Connecticut Acad. I. 2. p. 301. Die Körpergestalt ist rund, unten flach, nicht concav, oben niedrig gewölbt. Die Höhe entspricht dem i halben Durchmesser der Schale. Das Profil vom dorsalen; Pole zur Peripherie ist gleichmässig gewölbt. Das Periproct ist eiförmig, an der Seite der Madre- porenplatte flacher gebogen, als an der entgegengesetzten Seite. Die Analplatten fehlen an den Exemplaren des Bonner Museums. Die Genitalplatten sind ungefähr so breit wie lang. Sie sind durch die Ocularplatten getrennt, nur die Ma- dreporenplatte berührt ihre Nachbarn in einer kleinen Naht, da sie grösser ist als die übrigen Genitalplatten. Die Genitalplatten sind fein granulirt, ohne irgend welche Neigung zur ßeihenbildung. Zuweilen sind sie grob runzelig und uneben, wodurch dann die Granulirung weniger deutlich hervortritt. Die Genitalöffnungen sind gross, rund und stehen sehr nahQ dem Aussenrande, so dass sie nach aussen nur von einem schmalen Ringe um- geben sind, der etwa ein Viertel des Durchmessers der GenitalöfFnung breit ist ; dies gilt auch von der Madreporen- platte. Die Entfernnng der Genitalöffnung vom Periproct ist nicht viel grösser als ihr Durchmesser, mit x\usnahme der Madreporenplatte, wo diese Entfernung wohl das Dreifache des Durchmessers beträgt. Archiv f. Naturg. XXXIX. Jahrg. l.Bd. 23 354 Troschel: Von den Ocularplatten erreichen drei das Periproet, die linke des vorderen Paares und beide des hinteren Paares. Diese sind an der inneren dem Periproet an- liegenden Seite breit, verbreitern sich nach anssen nur wenig, und stellen breite Vierecke dar, deren Aussen- seite in der Mitte einen Vorsprung hat. Ihre Oberfläche ist ähnlich granulirt, v^ie die Genitalplatten; auf dem äusseren Vorsprunge erhebt sich ein hohes abgerundetes fast stachelartiges Granulum. Die beiden Ocularplatten, welche das Periproet nicht erreichen, also die vordere und die rechte des vorderen Paares sind kleiner als die übrigen und von dreieckiger Gestalt; in Sculptur sind sie den anderen ähnlich. An den Ambulacren lassen sich steile Bogen von je vier Porenpaaren unterscheiden, wodurch die Ambu- lacren wellig werden bis an die Peripherie, wo der Raum zwischen den Höckern enger wird. Unterhalb erweitern sie sich und ordnen sich in schräge Reihen von vier bis fünf Porenpaaren, die sich oft unregelmässig an einander fügen, so dass man zweifelhaft sein kann, ob man je fünf oder je vier zu einer Reihe zählen soll. Der Raum zwischen beiden Ambulacren unter der Nische für das Sphärid ist doppelt so gross wie der Durchmesser einer benachbarten Porenplatte. Die Höcker in den Ambulacralfeldern stehn in zwei Reihen. Die Höcker derselben Reihe berühren sich an der Peripherie mit ihren Basen. Unterhalb lassen sie einen kleinen Zwischenraum zwischen sich, in welchem jedoch keine Granula stehen, die drei oder vier nächst dem Peristom stehenden Höcker berühren sich wieder. Auf der Oberseite entfernen sich die Höcker mehr und mehr von einander, so dass nahe der Peripherie eine Reihe Granula sich zwischen sie drängt, weiter nach oben ein Häufchen Granula zwischen ihnen steht, in welchem man meist zwei Querreihen unterscheiden kann. Die Höcker sind an der Peripherie am grössten, nach oben und unten nehmen sie allmählich an Grösse ab. Zwischen beiden Reihen stehen oben bis zur Hälfte der Entfernung von den Ocularplatten bis zur Peripherie gar keine Gra- Die Familie der Echinocidariden. 355 nula, indem sich die alternirenden Höcker beider Reihen zwischen einander schieben , dann bemerkt man eine Reihe Granula zwischen beiden Reihen, die jedoch nicht sehr vollständig ist, auf der Unterseite vermehren sich die Granula, imd bilden in der Nähe des Peristoms zwei deutliche und getrennte Reiben. Beide Höckerreihen erreichen fast vollständig die Ocularplatten. In einer der beiden Reihen fehlen nur ein oder zwei Höcker, und'zwar bei verschiedenen Stücken bald links bald rechts. Auf den Interambulacralfeldern tragen die Platten an der Peripherie vier grosse Haupthöcker in einer Reihe, in welcher nach innen sich ein kleinerer fünfter an- schliesst. Letzterer steht ganz an der inneren Spitze der Platte, und dadurch, dass die inneren Plattenspitzen beider Reihen alternirend ineinandergreifen, bilden diese kleineren Höcker in der Mittellinie der Felder zuweilen eine ziemlich grade enge Reihe, die sich von der Peri- pherie eine Strecke weit nach oben und unten erstreckt; in anderen Fällen treten sie aber auch nicht so nahe in einander. Die Höcker der Hauptreihe stossen mit ihren Basen ziemlich nahe aneinander, so dass keine Granula oder doch nur wenige zwischen ihnen Platz finden. Die grossen Höcker nehmen fast die ganze Plattenhöhe ein, aber schon an der Peripherie schieben sich über ihnen in dem frei bleibenden Winkel zwischen je zweien viel kleinere Höcker ein, die jedoch gleichfalls deutlich mit Warzen verschen sind. Diese kleinen Höckerchen bilden schon dicht über der Peripherie eine zweite Reihe über den grossen Höckern, aus vier bis sieben Höckerchen bestehend, und weiter nach oben lassen sich drei, auch zuweilen vier, unregelmässige Höckerreihen auf den ein- zelnen Platten unterscheiden. Dadurch bekommt diese Art ein Ansehen, welches sie auf den ersten Blick von allen übrigen Echinocidaris- Arten unterscheiden lässt. Selbstredend nimmt die Zahl der grossen Höcker auf den Platten nach oben allmählich ab, da die Platten selbst kleiner werden. Zuerst folgen Platten mit vier, dann mit drei, endlich mit zwei Haupthöckern, und von nacktem Stern um das Periproct ist keine Andeutung vorhanden. 356 Troschel: Auf der Unterseite stelm Granula über und unter den grossen Höckern, jedoch zerstreut, zuweilen Haufen bil- dend, auf der Oberseite werden die Granula in allen Zwischenräumen zwischen den Höckern zahlreicher, stehen aber nirgends dicht gedrängt. Sie umgeben häufig die Höcker kranzförmig. Die Nische für das Sphärid ist vertieft und kleiner als die benachbarten Porenplatten. Vom Grunde der Nische läuft eine vertiefte Furche nach aussen. Das Peristom ist gross, pentagonal mit abgerundeten Ecken; sein Durchmesser ist etwas kleiner als die Hälfte des Schalendurchmessers. Die auskleidende Haut des Peristoms ist an keinem der vorliegendeu Exemplare er- halten. Die Säulen der Mundohren sind am Ende stark ver- breitert, und berühren sieb. - Von den Stacheln kann ich nichts berichten. Die Farbe ist dunkelbraun oder violett; die helleren Basen der Höcker tragen meist violette, zuweilen braune Warzen. Vaterland: Peru. Drei Exemplare im Museum zu Bonn, ein Exemplar im Museum zu Stuttgart, ein mon- ströses Exemplar im Museum zu Berlin. Letzteres ist sehr niedrig, die linke hintere Ocularplatte erreicht kaum das Periproct, die rechte und die linke des vorderen Paares gar nicht. Die Höckerstellung ist wie bei nigra. Maasse in Millimetern, 1 — 3 der Bonner Exemplare, 4 des Stuttgarter Exemplares. Durchmesser ....... Höhe Durchmesser des Peristoms . . Breite der Ambulacralfelder . . Breite der Interambulacralfelder 1. 2. 3. 4. 50 51 40 65 26 24 18 33 21 22 18 27 7 7 7 9 22 22 17 28 Beriehtiguugen. Seite 1 Zeile 13 v. u. statt Cercarinen lies Cercarieen. . 1 3 V. u. Cercariacum » Cercariaeum. . 2 10 V. u. gedeckten » gedeckelten. B 2 2 V. u. Naturkundige lies Natuurkundige. X. 2 2 V. u. Harlem lies Haarlem. » 16 3 V. u. ihren lies seinen. D 17 18 V. 0. Gruppe lies Grube. » 18 17 V. u. aussen » sondern. » 18 10 V. u. getrennt lies verschieden. » 19 5 V. 0. Plattenränder lies Platten reihen. » 19 4 V. u. neben lies längs. r, 21 19 V. u. ihren » seinen. » 23 11 V. 0. öfifnet » erreicht. I. 23 7 V. u. öffnet 3> erreicht. » 27 2 V. u. Charakteristische lies Bestimmende. D 29 20 V. 0. Unterdrückung lies Verdrückung. » 29 10 V. u. wie lies als. . 30 2 V. u. Länge lies Höhe. » 33 7 V. u. gleich » eben. . 34 1 V. 0. werden » würden. D 36 3 V. 0. er sich löst lies diese sich ablöst. » 36 7 V. u. die früheren » jene. I. 36 6 V. 11. .späteren lies letzteren. D 37 19 V. u. haben lies wie. » 37 20 V. u. die lies haben die. D 38 15 V. 0. nahen lies festen. 2. 40 11 V. u. eben lies gleichmässig. i» 43 10 V. u. tilge die Worte zur Gestalt. » 44 17 V. 0. statt zwischen ihnen lies durch sie. » 47 13 V. u. > Bergketten lies Figuren. » 49 12 V. u. ■D ähnliche lies gleichförmige. !> 50 9 V. u. Mundarten lies Mundarea. » 53 18 V. 0. seitliche lies laterale. » 54 4 V. 0. haben lies hat. !> 54 6 V. 0. da lies dann. )) 55 3 V. 0. daher lies dazu. 358 Berichtigungen. Seite 55 Zeile 8 v. o. statt allerdings lies ganz. »55 »21 t. u. » vorn-hinten lies zu der vorn-hinten. »55 » 9 V. u. » ungleichen lies verschiedenen. »55 B 7 V. u. » Perisomplatte lies Perist omplatte. »55 » 1 V. u. » gleichsam lies so wie. »56 » 9 V. o. » Madrepriten lies Madreporiten. » 56 » 15 V. u. » hineinschliessen lies hineinschiessen. »56 » 8 V. u. » Anale lies Anal. »59 » 7 V. u. lies : Sie hat quergehende während des Wachs- thums entstandene Brüche, wo ihre dichten Höckerreihen ihre Pachtung verändern, statt Cotto lies Cotteau. 7 V. o. lies Scheitelplatte des unpaarigen Interradiums. statt ihn lies sie. » Wachsthum lies Wachsthum der Ambu- lacren. » vor lies hervor. » Kalkgewebestücken lies Kalkgewebe. » des Mundes lies der Mund. » unterdrückt » niedergedrückt. » unterdrückt » niedergedrückt. » unterdrückt » niedergedrückt. » gebildet lies erhalten. » Dotterstöcke lies Dotterstöcke reichen. » noch vormals » nach vorn als. » unterhalb lies oberhalb. » mesosternum lies mesostomum. » ; lies , Im vorigen Jahrgange: Seite 308 Zeile 19 v. o. statt leicht lies dicht. 62 » 8 V. 0. 63 » 7 V. 0. 63 15 V. 0. 63 15 V. u. 63 9 V. u. 65 20 V. 0. 68 9 V. u. 69 16 V. 0. 69 19 V. 0. 69 11 V. u. 69 2 V. u. 96 1 V. u. 97 4 V. u. 98 18 V. u. 101 10 V. 0. 103 11 V. u. mj. raf.T. J. % o Linstorv del. C. F. Schmidts Uth. e5 % 'Sy< 5)%i! ms. Ta/V \ LiTistorB del C F Schmust Utk,. 7^/3. Taf.ri. Br Mfec. Fig. 5. C.F Schmidt Uth' ms. Ta/m. /%. / Fi^^. r^z. / 1 \ Fuf.S. \ Flg. 9. Dr.M.fec. M.fec \ 1S7S. TafJW Fi^.f. C.F Sch.7iudö Utk. /s/s. Ta/:ßr. ri^.6 Drßlfu C.FSrh/nidt If/^ /srd Taf.X. Fi^l Fiff.3 Fz^.^. Br.M.ßc. C FSckm,idt- Icth^- /srs Taf.jr. Fig.S. CFSchrmdb lith /»/■.l// Tafinr. . Linstow gez MBL WHOI LIBRARY yH löPS P '^M^ ^^^=^ '% 2 n^ ^^ ^^ ^^■'^'' fefci i ^' mm ^;:^ IMiy'P-'':-: pS ... _ -^ ".^ - ^z< *^=. L sr ■ "^?^::^ 2^^^^'"^^ 3^ L. .7*^^^^^^^^ p^tes ^b^ '^^^^^^T^^^^^^^^^^^^^P^K ^ ■.^^^^"^^^^^ ^^^^^^ ^V, ^.>..^,.^.^" i^^g'';Bf4^- ^--,^v^^^2^ ^^^^^v^^^ -.S-i^ ns^^wi -S^-^^fcJ;-«:- •^:iiiC°>w-^ ^^~ jhi^^V^^ -^^ -^i;^-^ ^ "v^ ^^S c^i'Ä^^S— -^4^^^ *^^^^^^*^ ~">r^^%^^ ^^^''^ ^j-: ■ ^^y^ ^^ "^l^iP'WVk" f^ 3M • ^-.^^^^ ^<. •:' N.V^o^.^-air^-^-p «? L^a 3^^^^