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ARCHIV

FÜR

NATURGESCHICHTE.

GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON.

IN VERBINDUNG MIT

PROF. DR. LE UCK ART IN LEIPZIG

HERAUSGEGEBEN

Dr. f. H. TROSCBEI.,

professor an der friedrich-wilhelms-universität zu bonn.

VIEBZiaSTER JAHBGANa.

Erster Band.

Mit 9 Tafeln.

Berlin

Nicolaische Verlagsbiichliandlung.

(Stricker.)

1874.

Hoiin, Druck von f'ail Georgi.

Inhalt des ersten Randes.

Seite. Beitrag zur Kenntniss einiger Insectenlarven. Von Dr. W.

Rolph aus Berlin. Hierzu Tafel 1 1

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis sy-

stematica et synonymica. Auetore A. Gerstaecker 41

lieber Kaumuskeln und Kauraechanismus bei den Wirbelthieren Von Dr. Ernst von Teut leben. Dazu Tafel II

Zur Ornithologie Chiles. Von L. Landbeck

lieber eine neue Art Trachypterus aus dem Chilenischen Meere Von Dr. R. A. Philip pi. Hierzu Tafel III.

lieber Ichthyonema sanguineum (Filaria sanguinea Rud.). Von Dr. vonLinstow in Ratzeburg. Hierzu Tafel IV Fig. 1—9

78 112

117 122

lieber die Muskulatur, Haut and Seitenfelder von Filaroides Mustelarum van Ben. Von Dr. von Li n stow. Hierzu Tafel IV. Fig. 10-12 . ^ 135

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. Von Dr. W.

Säle nsky, Prof. in Kasan. Hierzu Tafel V. . . 137

Neue Spatangiden des Hamburger Museums. Von Dr. Hein- rich Bolau in Hamburg. Hierzu Tafel VI. . . 175

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. Von Dr. 0. Rein- hardt in Berlin 179

ä^O^f

IV Inhalt.

lieber einen neuen Ringelwurm des Rheins. Von Dr. F. C Noll in Frankfurt a. M. Hierzu Tafel VII. .

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell. (Trichosoma crassicauda Aut.) Von Dr. v. L instow in Ratzeburg Hierzu Tafel VIII

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika. Von Dr. Ant. Reichenow. Hierzu Tafel IX.

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis sy stematica et synonymica. Auetore A.^Ger st aecker, Fortsetzung

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. Die Kopffüssler Von M. Ussow

Seite. 260

271

287

299

329

Beitrag zur Kenntniss eiuiger lusekteularTen.

Von

Dr. W. Rolph

aus Berlin.

(Hierzu Taf. I.)

Die Kenntniss der Insektenlarven, wenngleich in den letzten Jahren durch viele schätzbare Arbeiten be- deutend erweitert, ist noch immer weit davon entfernt, auch nur annähernd den Erwartungen zu entsprechen, welche man in Anbetracht ihrer Wichtigkeit für die all- gemeine und spezielle Entomologie an sie stellen könnte. Während jedes Jahr uns mit einer Fülle neuer „Species^ beschenkt, suchen wir vergebens nach einer entsprechen- den Vermehrung unserer Kenntniss von den Verwand- lungsständen, welche doch sicher nicht weniger Aufmerk- samkeit beanspruchen, als das reife Insekt. Diese Ver- nachlässigung ist um so mehr zu verwundern, als gerade die Larven durch die Eigenthümlichkeiten der äusseren Verhältnisse und Bedingungen ihres Lebens, sowie durch ihre vielfach an andere Thierordnungen und Klassen er- innernde Form und Organisation -unser Interesse heraus- fordern.

Letzterer Umstand kommt in hervorragendem Grade den Larven von Psephenus, einer zu der Familie der Parnidae zu stellenden Coleopterengaltung zu Gute, welche den Anstoss zu dieser Arbeit gegeben hat, und auf welche ich durch Herrn Professor Leuckart auf- merksam gemacht worden bin. Ich fühle mich ge- Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 1

2 Rolph:

drungen meinem hochverehrten Lehrer für seine hülfreiche Anleitung und das Interesse, mit welchem derselbe meine Untersuchung fortdauernd begleitet hat, meinen wärmsten Dank auszusprechen.

Bei der Vergleichung der mir vorliegenden Larven mit den vorhandenen wenigen Beschreibungen verwandter Formen, nämlich von Elmis, ^lacronychus und Potamo- philus, stellte sich bald das Bedürfniss nach einer Revision und Erweiterung jener Beobachtungen heraus. Es war daher meine erste Sorge, in den Besitz einer Zahl gut konservirter Larven von Elmis zu gelangen. Dass mir dieses gelungen ist, verdanke ich nur der Güte des Herrn Geh. Reg.-Rath. von Kiesenwetter in Dresden, dem ich für seine freundlichen Bemühungen höchlichst ver- pflichtet bin. Zu gleicher Zeit jedoch richtete sich meine Aufmerksamkeit auf einige andere Insektenlarven, welche allerdings dem eigentlichen Zweck dieser Arbeit ferner lagen, deren Berücksichtigung aber vielleicht diesem oder jenem meiner Fachgenossen nicht überflüssig er- scheinen dürfte.

Im Interesse der leichteren Vergleichung, sowie thunlichster Vollständigkeit scheint es nöthig, zuvörderst eine detaillirte Beschreibung der Larve von Elmis zu geben, wobei ich manches Bekannte wiederholen muss, aber auch Gelegenheit haben werde, eine Reihe von An- gaben zu berichtigen und Einiges genauer darzustellen.

Später lasse ich, gleichfalls zum Zwecke der Ver- gleichung, eine Darstellung der Larven von Helodes und Cyphon, eine kurze Beschreibung des ausgebildeten Pse- phenus, und schliesslich noch ein Paar Worte über eine mehrfach ähnliche, jedoch in eine ganz andere Tnsekten- gruppe gehörige Larve folgen.

Die Lanen von Elmis aeneus uud E. Yolkmari.

Literatur.

Die erste Notiz über die Larven der Gattung Elmis verdanken wir Müller (lUig. Magaz. V. p. 194) , wäh-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 3

rend wir die erste Abbildung derselben, von einer ober- flächlichen Beschreibung begleitet, in Westwood (Introd. to modern. Classif. of Ins. p. 118. Fig. 7 Nr. 16 u. 17) finden. Die Aehnlichkeit mit der Larve einer Silpha tritt bei dieser nur im Umriss gegebenen Zeichnung deut- licher hervor, als sie in Wirklichkeit besteht. Eine ge- nauere Beschreibung erhielten wir erst durch Erichson (Wiegm. Arch. VII. 1841. I. p. 106), der jedoch unrich- tig neun ventrale Stigmenpaare angiebt, von denen das erste am Mesothorax, die übrigen an den acht ersten Ab- dominalringen gelegen seien. Er glaubt, dass die Thiere die Fähigkeit haben, unter ihrer konkaven von zierlichen Börstchen eingefassten Bauchdecke eine Quantität Luft abzuschliessen, welche sie unter Wasser mit dem nöthi- gen Sauerstoff versorgt.

Auf derselben Beschreibung, welche Erichson in „die Käfer Deutschlands" (III. p. 524 f.) wiederholt und erweitert, basiren auch die Angaben Stur m's (Deutschl. Fauna. Käfer. XXIII. p. 4). Im Jahre 1860 giebt Ko- lon ati (Wiener Entom. Monat. VI. p. 88) eine kurze und sehr mangelhafte Beschreibung, begleitet von einer eben- so unvollkommenen Abbildung der Larve von E. Man- geti, welche er am Altvater bis zu einer Höhe von 9040' häufig fand. Er hält die schon erwähnten Fieder- haare für Kiemen. Die wahren Kiemen sah zuerst La- boulbene (Ann. soc. ent. Fr. 4. s6rie. X. 1870. p. 405. Tab. 9), der uns eine detaillirte Beschreibung von E. ae- neus im Larvenstadium gibt, die bis auf wenige Irrthümer korrekt ist. Der Vollständigkeit halber sei noch der Er- wähnung der Elmidenlarven im Catal. d. larves d. Co- leopt. (Chapuis et Candeze» Mem. soc. roy. d. Liege VIII. p. 450) gedacht. Besonders zu. erwähnen sind aber die ausführlichen und genauen Arbeiten von Dufour über Potamophilus (Ann. sc. nat. Zool. 4. Serie. XVII. 1862. p. 64) und Perez über Macronychus (Ann. soc. ent. Fr. 1863. p. 621). Erstere ist hervorzuheben als die einzige, welche auch die inneren Organe berücksichtigt, letztere, weil sie uns eine Beschreibung der Puppe giebt.

4 Holph:

Die von mir untersuchten Larven gehören zwei ver- schiedenen Arten an, unterscheiden sich jedoch nur sehr unwesentlich von einander: einmal durch ihre Grösse, dann durch ihre Färbung, die jedoch auch in derselben Art nach ihrem Alter varirrt. Die jüngeren sind gelb bis hellbraun, die älteren dunkelbraun, fast schwarz gefärbt.

Die grössere Art variirt in der Länge von 27^ bis 3V4 Mm., in der Breite von ^4 bis IY4 Mm. Sie ist lang- oval, nach hinten allmählich zugespitzt; die Färbung der beiden ersten Abdominalsegmente weicht nicht von der der übrigen Segmente ab. Sie ist auf E. Volkmari öder auch möglicherweise Germari zu beziehen. Da die entwickelten Formen beider Arten sich nur durch äus- serst feine Merkmale unterscheiden, so dürfen wir dem über die sichere Artangehörigkeit herrschenden Zweifel jede Bedeutung absprechen.

Die* andere Art ist als die Larve von E. aeneus zu deuten; sie ist kürzer und von gedrungenerer Form, 1^4 bis 2^4 Mm. lang, 2/3 bis IV3 Mm. breit. Der Kopf ist tiefer in den Prothorax eingesenkt, die Abdominalseg- mente sind schneller verschmälert, die Seitenfortsätze spitzer ausgezogen und stärker gekrümmt; der Rücken der beiden ersten Segmente ist einen Ton heller gefärbt, als der der übrigen Körperringe. Andere Unterschiede bin ich nicht zu entdecken im Stande gewesen, vielmehr treffen alle im Folgenden von mir angegebenen Ver- hältnisse für beide Arten zu.

Beschreibung. (E. aeneus tab. I. fig. 14, E. Volkmari fig. 1.)

Körper länglich oval, nach hinten allmählich zuge- spitzt, der Rücken hoch gewölbt und in massive Fort- sätze ausgezogen, welche, direkte Fortsetzungen der Rückenwölbung, die flache Unterseite weit überragen und am Rande mit zahlreich zierlichen gefiederten Börstchen besetzt sind. Abbildungen dieser Börstchen hat L aboul- b^ne auf Tafel IX Fig. 8—10 gegeben, doch finde ich,

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 5

dass dieselben nicht ganz zutreffend sind. Nack den Hinterecken des Segmentes zu verlieren nämlich die Härchen ihre gleichmässige Form, indem sich die Fiede- rung immer mehr auf den nach hinten gerichteten Rand beschränkt, bis sie, wie es namentlich an den Abdominal- ringen hervortritt, völh'g einseitig wird (Fig. 2). Die Seitenfortsätze nehmen an den Thorakalsegmenten den ganzen Seitenrand ein, während sie an den Abdominal- ringen nur einem Abschnitte derselben aufsitzen, sich mehr und mehr nach hinten richten und verkleinern; zu gleicher Zeit nähern sie sich dem Hinterrande des Seg- mentes, ohne denselben jedoch zu erreichen. Das vor- letzte Segment trägt daher nur noch einen kleinen scharfen Zahn, während das letzte eines solchen Fort- satzes gänzlich entbehrt.

In der Mittellinie des Rückens verläuft eine im vorletzten Segment verlöschende , feine aber scharfe Rinne, Der sehr harte Rückenpanzer ist durch eine grosse Zahl dunkler, runder oder ovaler, eingelagerter Chitin- körner, die höckerartig hervorspringen und zuweilen von einem halbmondförmigen Wall umgeben sind, aus- gezeichnet. Diese tragen in einer punkt- oder .linieri- förmigen Einsenkung ein plattes am Ende gefranztes Härchen und bilden nur am Hinterrande des Segmentes eine gleichmässige Reihe grösserer über die scharfe Kante übergreifender Höcker. Der Rücken erhält durch diese Gebilde das eigenthümliche Aussehen, welches Perez auch bei der Larve von Macronychus beobachtet und ab- gebildet hat. Sie finden sich zahlreicher am Thorax als am Abdomen. Auf den durchsichtigen Seitenfortsätzen sind sie viel heller, eben und ohne Haar, während die Bauchdecke derselben gänzlich entbehrt. Doch ist auch sie, wenn schon spärlicher, mit ähnlichen Haaren besetzt. Kopf in einen tiefen Ausschnitt des Prothorax ein- gesenkt, so lang als breit," seine Seiten fast parallel, die Augen wenig hervorragend. Von der inneren Wurzel der Antennen bis etwas hinter die Mitte des Kopfes zieht eine helle Nath, sich dort V-förmig mit der der anderen Seite verbindend. Die Antennen sind vor den Augen

6 Rolph:

eingefügt, kürzer als der Kopf, dreigliedrig. Das erste Glied kurz und breit, das zweite halb so breit und etwa dreimal so lang als jenes. Auf diesem sitzen zwei sehr feine und gleichgrosse Gliedchen, von denen das innere an seiner Spitze ein äusserst zartes und kurzes Härchen trägt.

Augen (Fig. 12 a) zusammengesetzt, von einer ein- zigen stark konvexen Cornea überdeckt, unter welcher sechs Krystallkegel (Fig. 12 b) sichtbar sind. Diese mit ihrer Spitze in Pigment eingebettet, welches bis zum An- satz der Cornea reicht, liegen in zwei etwas nach innen gerichteten Längsreihen zu drei zusammen. Man könnte dieselben, da sie viereckig sind, eher als Pyramiden mit konvexer Basis bezeichnen. Dufour giebt für Pota- mophilus nur fünf Kegel an, ebenso auch irrthümlich Laboulbene für Elmis.

Oberlippe (Fig. 4) breit und kurz, vorne schwach eingebuchtet und auf der Oberfläche mit einer Reihe ge- fiederter Haare versehen; die Seiten stärker chitinisirt und von dem mittleren Theii abgesetzt. Letzteres Merk- mal vermisse ich bei Laboulbene, welcher auch die Fiederhaare zu auffallend wiedergegeben hat.

Oberkiefer (Fig. 5) denen von Macronychus äusserst ähnlich, dreieckig, sehr kräftig, an der Spitze einge- schnitten, so dass sie zweizähnig erscheinen; der innere Zahn weniger verhornt als der äussere. Nahe der Basis der Kiefer sitzt ein bewegliches, allseitig behaartes Börst- clien. Laboulbene giebt eine ganz verfehlte Zeichnung der Mandibeln ; vermuthlich hat er das Objekt einem un- vorsichtigen Druck ausgesetzt, durch welchen eine Spal- tung bewirkt wurde.

Unterkiefer (Fig. 6) aus zwei Laden zusammengesetzt, einen dreigliedrigen Palpus tragend, auf dessen Spitze noch zwei winzige von einander abstehende Knöpfchen sitzen. Die innere Lade ist mit dem Stipes verwachsen und trägt auf einer Längsfirste eine Reihe kräftiger nach innen gebo- gener Borsten. Der äussere Lobus scheint kaum beweglich und ist nur an seiner Spitze behaart. Unterlippe quer, sehr breit und kurz, vorn flach eingebuchtet, sehr fein be- haart. Bei jüngeren Individuen ist die Einbuchtung

Beitrag zur Kenntniss einigei* Insektenlarven. 7

stärker, während sie bei älteren fast^ wenn auch nicht ganz, verschwindet. Ein gleichfalls erwähnenswerther Altersunterschied spricht sich in den zweigliedrigen La- bialtastern ans. Während bei jüngeren Exemplaren das zweite Glied kugelig und so gross als das erste, auch rings von Borsten umstellt ist, und über den Vorder- rand der Lippen hinausragt, finden wir dasselbe bei älte- ren Individuen sehr reduzirt, knopfförmig und viel klei- ner als das Basalglied, den Lippenrand nicht erreichend. Zugleich verschwinden die Borsten.

Prothorax so lang als Meso- und Metathorax zusam- men und hinten ebenso breit als diese, nach vorn stark verschmälert, an den Seiten abgerundet. Der Vorder- rand zur Aufnahme des Kopfes trapezförmig ausge- schnitten, der Hinterrand gerade. Vorder- und Hinter- ecken scharf, erstere spitz, letztere fast rechtwinklig. Meso- und Metathorax von gleicher Grösse und Gestalt, quer viereckig mit abgerundeten Vorder- und scharfen Hinterecken.

Abdomen aus neun Ringen bestehend, welche all- mählich an Breite abnehmen. Die sieben ersten quer- viereckig, der achte fast so lang als breit, der letzte noch einmal so lang als jener, bis zur Mitte gleichbreit, dann ver- schmälert und in zwei gerade nach hinten gerichtete Spitzen ausgezogen. Die Unterseite des letzten Segmentes zeigt einen tiefen Ausschnitt, in welchem eine dreieckige Platte artikulirt, an deren abgerundeter Spitze zwei divergirende scharf nach unten gekrümmte Haken befestigt sind, die offenbar als Haftapparate dienen. Zwischen den Seiten- rändern dieser Platte und denen des sie überdeckenden Rückenschildes ist eine feine Membran ausgespannt, welche durch je einen der Rückenplatte anliegenden Chitinstab gestützt wird, und. die Bestimmung hat, den eingeschlossenen zarten Kiemenstämmen mechanischen Schutz zu gewähren.

Die kurzen aber kräftigen Beine (Fig. 3) stehen gleichweit von einander ab. Ihre Coxa ist kegelförmig, der Trochanter kurz und dreieckig. Diesem folgt ein nach der Spitze verbreitetes Femur und eine ebenso all-

8 Rolph:

mählich verschmälerte Tibia. Die sehr kräftige Klaue, scharf gebogen und an ihrer Basis eine starke Borste tragend, vervollständigt das Bild eines kräftigen Klammer- apparates, wohl geeignet den leichten Körper auch in reissendem Wasser fest an Holz oder Steine zu heften.

Die Stigmen, sämmtlich dorsal gelegen, finden sich bei den erwachsenen Larven in zehn Paaren am Meso- und Metathorax sowie den acht ersten Abdominalseg- menten, an deren Seiten sie sich auf der Spitze kleiner Höcker Öifnen (Fig. 2, 8, 14.) Am deutlichsten ist das des Mesothorax, während das des Metathorax in der Grösse am meisten zurückbleibt und nicht leicht von aussen zu erkennen ist. Erst die Anatomie hat mich von der Existenz derselben überzeugt. Den ganz jungen Individuen gehen die Stigmen überhaupt ab, sie besitzen ein geschlossenes Tracheensystem, während etwas ältere schon die Mesothorax und die Abdominalstigmen zeigen. Die Thorakalstigmen liegen der Mediane sowie dem Vorderrande des betrefienden Segmentes viel näher als die Abdomiualstigmen, welche letztere, je mehr sie sich vom Thorax entfernen, um so näher an den Seitenrand treten. Sie halten sich stets in gleicher Höhe mit dem oberen Ansatz der Seitenfortsätze.

Wenn Erichson die Stigmen als bauchständig be- schreibt, so beruht dies auf einem Irrthum, dessen Ur- sache ich allerdings nicht zu erklären im Stande bin. Laboulbene hat das Stigma des Mesothorax übersehen, obgleich er durch die Angaben von Dufour und Perez auf die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines solchen hätte aufmerksam werden müssen.

Schon Dufour hat in der oft erwähnten Arbeit über Potamophilus auf die Seltenheit eines Stigma an Meso- thorax von Coleopterenlarven aufmerksam gemacht. Wir kennen solche jedoch schon bei einer ganzen Reihe von Käferlarven und dürfen erwarten, dass genauere Unter- suchungen die Zahl noch veruiehren werden. Stigmen am Mesothorax finden sich bei Carabus, Potamophilus, Elmis, Macronychus, Buprestis, Elater, Lampyris, Lycus, Triphyllus, Eucinetus, Dascillus, ferner auch bei Psephe-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 9

nus. Stigmen am Metathorax erscheinen noch seltener, und sind bis jetzt nur bei gleichzeitigem Auftreten der Mesothorakalstigmen bekannt. Es ist dies der Fall bei einer von Perty ^) (Observat. nonn. in Col. Ind. or. Mo- nach 1831. p. 43. fig. 8 u. 9) und von West wo od (Introd. p. 254. fig. 27 Nr. 1) beschriebenen, vermuthlich auf Lycus zu beziehenden Larve aus Java, sowie einer an- deren ebenfalls aus Java stammenden und von West- wood beschriebenen (Lycus? 1. c. p. 255. fig. 28. Nr. 1), und endlich bei Elmis. Die von Gegenbaur (Grund- züge. 2te Aufl. p. 441) gemachte Angabe, dass bei keiner Insektenlarve an den Segmenten, welche später Körper- anhänge d. h. Flügel tragen, Stigmen vorkämen, ist da- her zu berichtigen.

Das Nervensystem, welches in toto zu erhalten mir leider nie hat gelingen wollen, indem stets die Schlundkommissuren zerrissen, ist von grosser Zartheit. Es besteht, wie bei Potamophilus, aus einem oberen zwei- theiligen und einem einfachen unteren Schlundganglion, drei Thorakalganglien und einer Reihe von fünf Abdo- minalganglien, weiche durch kurze Längskomissuren mit einander verbunden sind. Von den Thorakalganglien ist das erste das kleinste, das dritte das grösste; von den AbdominaJganglien jedoch ist das erste von auffallender Grösse, grösser als das letzte Ganglion des Thorax. Die letzten vier sind von ziemlich gleicher Gestalt und Grösse. Die Figur 10 stellt unter a die drei Brust- und das erste Bauchganglion, unter b das letzte Bauchganglion dar.

Der Respirationsapparat ist einer eingehenderen Be- trachtung werth, da er sich mit dem Wachsthum der Thiere nicht unbedeutend verändert. Während nämlich das Tracheensystem anfänglich als ein geschlossenes be- zeichnet werden muss, bildet les sich später zu einem oft'enen um, eine Einrichtung, welche den Thieren auch ein längeres Verweilen in der Luft gestattet. Dennoch behalten unstreitig die schön entfalteten Kiemen (Fig. 9)

1) P e r t y giebt irrthümlich eilf Stigmenpaare an, während seine Abbildimg richtig nur zehn zeigt.

10 Rolph:

die bedeutendste Wichtigkeit für den Gasaustausch. Diese gleichen vollkommen jenen bei Potamophilus und Macro- nychus beschriebenen^ und liegen hier wie dort in dem letzten Abdorainalsegment, aus dessen oben beschriebener Oeffnung sie nach Belieben hervorgestülpt werden. Sie bestehen bei Elmis aus drei Büscheln, welche aus einem oberhalb des Rektum liegenden gemeinsamen Stamm ent- springen und von denen zwei seitlich, eines in der Mitte zwischen den beiden Spitzen des Analsegmentes hervor- treten. Die Zahl der die einzelnen Büschel zusammen- setzenden Filamente ist verschieden; sie betrug selten unter zehn und über zwölf. Der gemeinsame Stamm der Kiemen ist von einer zarten Chitinhülle umschlossen, welche durch zwei für den Mechanismus des Hervor- stülpens und Einziehens wichtige Stäbe gestützt wird.

Während sich nämlich an der besagten Membran die Retraktoren des Kiemenapparates, welche von der inneren Wand des Skeletes ihren Ursprung nehmen, inseriren, finden die Antagonisten derselben ihre Insertion an den erwähnten Stäben. Man kann demnach nicht eigentlich von einer Einstülpung der Kiemen reden. Nur der Stamm derselben wird eingestülpt, während die Kiemen selbst eingezogen werden.

Erst nach vieler Mühe ist es mir gelungen, befrie- digenden Aufschluss darüber zu erlangen, wie die late- ralen Tracheenstämme sich in die Kiemen vertheilen, in deren mittlerem Zweig ich stets zwei Tracheen liegen sah, während ich in den beiden seitlichen drei bemerkte. Dieses Verhalten wird in der That sehr einfach auf die Weise hervorgerufen, dass von den Lateralstämmen sich im letzten Segment je ein nach innen verlaufender Ast abzweigt (Fig. 9). Diese beiden übernehmen die mittlem Kiemen, während die seitlichen durch die direkten Fort- setzungen der Hauptstämme, welche sich jedoch zuvör- derst in drei Zw^eige spalten, versorgt werden. Nur bei Anwendung einer sehr starken Vergrösserung ist es möglich, an den feinsten, in den einzelnen Kiemenfäden verlaufenden Tracheenzweigen eine Andeutung des Spi- ralfadens zu erkennen.

Beitrag zur Kenntniss einiger Insecktenlarven. 11

Die lateralen Tracheenstämme ziehen, viele feine Zweige an die inneren Organe entsendend, gleichmässig divergirend nach vorn; im ersten Abdoaiinalsegment bie- gen sie sich nach innen, um sich nun innerhalb der Hüften, und allmählich enger werdend, bis in den Kopf fortzusetzen.

Während dieses Verhalten die Jüngern Larven aus- zeichnet, sieht man bei etwas älteren in allen Segmenten mit Ausnahme des Pro- und Metathorax sowie des Anal- segmentes einen feinen massiven Faden von der Stelle der Körperwand, wo sich später das Stigma öffnet, an die Hauptstämme treten. Bei noch etwas älteren Indivi- duen sieht man nun zuerst das nach dem Hauptstamme zu liegende Ende des Fadens sich aushöhlen , während zugleich eine Verdickung an der inneren Wand des Körpers die Bildung des Stigmenhöckers bekundet. Endlich, vermuthlich nach einer neuen Häutung, erscheint der ganze Faden hohl und das Stigma geöffnet. Am schnellsten schreitet die Bildung der Stigmentracheen am Mesothorax vor, wo sie auch den bedeutendsten Quer- schnitt erlangt; am Metathorax findet das Gegentheil statt.

Derartige Veränderungen des Tracheen- und Stig- menapparates kommen auch bei anderen Inseckten im Lar- venzustand vor. So beobachtete Weissmann bei Musca die Bildung neuer Stigmen am zweiten Körpersegment bei der ersten Häutung, während zu gleicher Zeit das Abdominalstigma eine zweite Oeffnung und bei der fol- genden Häutung eine dritte erhielt.

Im Verhältniss zu den eben geschilderten Entwick- lungsvorgängen sehen wir nun auch an den die inneren Organe versorgenden Tracheenästen Veränderungen auf- treten, welche sich mehr und mehr kompliziren. Diese entsprangen bis dahin theils mit einzelnen, theils mit ge- meinsamen Wurzeln aus den Longitudinalstämmen. Mit der Entwicklung des Stigmenstammes verändern sie je- doch ihre Ursprungsstelle in der Weise, dass sie auf diesen übergehep, und daher eine Abzweigung desselben vor seiner Mündung in den Lateralstaram zu sein scheinen (Fig. 8). Unmittelbar nach seinem Ursprung theilt sich

12 Rolph:

dieser Ast in vier Zweige, von denen jeder eine beson- dere Bestimmung zu haben scheint. Die zwei äusseren, d. h. der oberste und der unterste, bilden eine Verbin- dung mit dem vorhergehenden und dem folgenden Stig- menstamm, so dass sie in ihrer Fortsetzung ein den primi- tiven Längsstämmen paralleles Röhrensystem bilden. Von ihnen gehen zahlreiche feine Tracheen an die Muskulatur.

Der zweite der gedachten vier Zweige dagegen zieht unverästelt weit nach vorn und erweitert sich neben dem Magen plötzlich in eine ^ sehr umfangreiche Blase, welche besonders durch den äusserst deutlichen Spiral- faden auffällt. Gegenüber der Eintrittsstelle setzt sich die Trachee in einen ganz kurzen Zweig fort, welcher in die Muskelschicht des Magens eintritt, um sich hier plötzlich in sehr feine Zweige aufzulösen.

Der dritte Zweig bildet die Querkommissur und scheint erst in der Mitte seines Verlaufes feine Ausläufer abzugeben, welche, wie ich vermuthe, an das Nervensy- stem treten, analog dem später zu schildernden Verhalten bei Psephenus.

Betreffs der Tracheenblasen ist zu bemerken, dass solche sich nicht in allen Segmenten finden, auch variirt die Zahl derselben je nach dem Alter des Individuums. Ich fand deren überhaupt nur bei älteren Larven, und zwar zu drei bis fünf Paaren, welche dem zweiten bis vierten resp. bis sechsten Segment zugehörten, obgleich sie in der That viel weiter vorn liegen, indem die ersten schon auf der Grenze zwischen Meso- und Metathorax ihre Stellung finden. Der entsprechende Tracheenzweig verläuft übrigens in den übrigen Segmenten in ganz der- selben Weise unverästelt an den Darmtractus, und unter- scheidet sich überhaupt nur durch den Mangel der bla- sigen Erweiterung.

Der Durchmesser der Ballons (Fig. 15), welche von ziemlich gleicher Grösse sind, beträgt etwa 0,15 Mm. Sie dürften vorzugsweise eine hydrostatische Bedeutung haben und den nur in heftig strömendem Wasser leben- den Thieren von ebenso grosser Wichtigkeit sein, wie den Fischen die Schwimmblase. Die Larve gewinnt dadurch

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 13

die Fähigkeit nach Belieben im Wasser aufzusteigen und hinabzutauchen, was von um so grösserer Bedeutung für sie ist als ihre Beine ja nicht Schwimm- sondern Klam- merapparate sind.

Diese so eben geschilderten Verhältnisse schliessen sich eng dem an, was Dufour bei Potamophilus beobach- tet hat. Auch bei dieser Eimis so nahe verwandten Form finden sich von den Stigoienstämmen ausgehende Tracheen, die sich in Tracheenblasen erweitern, um sich nachher an dem Darm zu verzweigen. Auch hier stehen dieselben nicht in direkter Beziehung zu den Längsstäm- men, kommen nur dem Abdomen zu, und senden ihre feinsten Zweige nur zum Darm. Doch zeigen sich auf der anderen Seite auch bemerkenswerthe Unterschiede. So korrespondirt bei Potamophilus ein Stigmenstamm stets mit vier Ballons, die ausserdem eine cylindrische Form haben. Sehr auffallend ist mir endlich die Angabe, dass die Stigmenstämme im Abdomen ganz ausser Ver- bindung mit den Längsstämmen stehen sollen, dass die letzteren nur mit dem Stigmenstamm des Mesothorax kommuniziren. Ich möchte fast glauben, dass hier ein Irrthum des sonst so genauen Beobachters vorliegt. Auch ich bin, getäuscht durch die Abzweigung des betreffenden Tracheenastes von dem Stigmenstamm, zuerst einer ähn- lichen Ansicht gewesen, bis es mir gelang, die Verbin-^ düng, welche in der That sehr kurz und leicht zu über- sehen ist, aufzufinden.

Das Darmrohr (Fig. 7) zieht in gerader Richtung durch die Leibeshöhle unseres Thieres. Es zerfällt wie gewöhnlich in drei Abschnitte: den Vorderdarm, beste- hend aus Oesophagus und Proventriculus, den Chylus- Magen und den Enddarm.

Der Oesophagus erweitert sich schon im Kopfe er- heblich und geht so in den Kaumagen (Fig. 13) über, der von ihm nicht deutlich geschieden ist. Letzterer ist im Inneren mit einer grossen Zahl chitinisirter Hervorra- gungen ausgestattet, bestimmt die aufgenommenen Nah- rungsstoffe zu zerkleinern.

Es lassen sich deren besonders drei Formen unter-

14 Rolph:

scheiden, welchen es indess an Uebergängen nicht fehlt. Zuerst treten scharfe nach hinten zugespitzte sägezahn- förmige Messer auf (Fig. 11 a), dann kurze nach vorn gerichtete Kolben (Fig. Hb), welche dicht mit erhabe- nen Knöpfen besetzt sind, endlich scharf gezähnte, nach innen gebogene Raspeln (Fig. 11 c). Gegen den Chylus- magen schliesst sich der Kaumagen durch eindringende Wülste ab, welche mit Hülfe eines darüberliegenden Zapfens das Lumen gänzlich zu sperren im Stande sind. (Fig. 13.)

Der Chylus- Magen, anfänglich von der Weite des Proventriculus, verschmälert sich allmählich und nimmt an seinem Ende die vier langen Vasa Malpighi auf. Das sehr kurze Rectum, anfänglich eng^ erweitert sich ziem- lich erheblich und mündet unterhalb der Kiemen , di- rekt auf der Analplatte nach aussen.

Speicheldrüsen, welche Dufour bei Potamophilus beschreibt, habe ich nicht gefunden.

Der ganze Leibesraum ist bei älteren Individuen vom Fettkörper erfüllt, welcher sich besonders dicht um die Tracheenblasen gruppirt.

Die Larren tou Psephenus Hald. (Eurypalpus Leconte.)

Literatur.

In seinem Versuch einer systematischen Eintheilung der Käferlarven giebt uns Erichson (Wiegm. Arch. VII. 1841. p. 107) die erste Nachricht über eine von Zimmer- mann aus Pensylvanien gesendete Larve, welche unver- kennbar mit der von Psephenus identisch ist, und in welcher der scharfe Blick dieses ausgezeichneten Ento- mologen sofort eine nahe Verwandtschaft zu Elmis er- kannte. Er hielt sie daher für die Larve der Elmis (Helichus) lithophila, eines in Pensylvanien nicht seltenen Parniden.

Weniger glücklich in seinem Urtheil war De Kay (Nat. Hist. of New- York. Zool. 1844. V. p. 53) , welcher unter dem Namen Fluvicola Herricki und tuberculata

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 15

zwei vermeintliche Krebse beschrieb, von denen der er- stere sicher mit unserer Larve identisch, der andere ihr wenigstens nahe verwandt ist. Es bleibt unerklärlich, wie De Kay dieses mit drei Beinpaaren und einem vom Thorax getrennten Kopf ausgestattete Thier für einen Krebs halten konnte; wie er im Stande war, den Pro- thorax als „head or anterior segment^ anzusehen, da aus seiner Besehreibung hervorgeht, dass der wirkliche Kopf ihm nicht entgangen war, ja da er ihn in der Ab- bildung zwar roh aber erkennbar wiedergiebt. Da das umfangreiche Kupferwerk nicht leicht zu erhalten ist, lasse ich eine Uebersetzung der bezüglichen Stelle fol- gen. Einen mir unverständlichen Passus gebe ich im Text wieder.

Genus Fluvicola.

Körper elliptisch oder oval, nach hinten verengt. Vier unter dem Schilde verborgene Antennen, deren äusseres längeres Paar gebogen ist und aus drei Gliedern besteht, während das innere grade ist und kaum halb so lang als jenes. Die Körpersegmente in drei Abschnitte getbeilt (trilobate). Drei Fusspaare. Im Flusswasser lebend. F. Herricki.

Körper breit elliptisch, häutig und biegsam, aus zwölf Segmenten bestehend, die in der Mitte gewölbt sind und an den Seiten dünn und durchsichtig werden. Der ganze Körperrand ist mit ziemlich gleichlangen, aneinanderliegenden Haaren umsäumt. Der Kopf, oder das erste Segment, durch schwache Näthe in drei Stücke getheilt, trägt nahe der Verbindung mit dem ersten Körpersegment einen dunkelgefärbten Fleck, welcher unter der Linse ein höckeriges Aussehen hat. Die beiden nächsten Segmente sind breiter .als die acht folgenden, und alle sind mit Ausnahme des letzten durch zwei Längsnäthe in drei Reihen von Platten getheilt, die dem Thiere eine auffallende Aehnlichkeit mit den Trilobiten geben. Die Ränder der Mittelschilde sind, wo sie ein- ander berühren, erheblich erhöht, die Seitenplatten je- doch frei und im Stande sich übereinander zu schieben; die gesammte Oberfläche ist unregelmässig von Schlangen-

16 Rolph:

linien durchzogen und mit kleinen runden Flecken be- setzt. Beneath a short sac or tube with a transverse ope- ning; and on each side two dark processes apparently the rudiments of jaws. Vier Antennen. Die vorderen länger, gebogen, den äusseren Rand des Schildes nicht erreichend, die hinteren gerade. Gleich hinter dem Munde entsprin- gen drei Paar krallentragende Beine, deren letztes Paar das kürzeste ist, und welche mit starren Haaren und einer einfachen dunkelen Klaue ausgestattet sind. Hinter diesen Beinen folgen fünf Paare kiemenfussartige An- hänge, Kiemen aus weissen häutigen Filamenten ähnlich sehend. Unter einer starken Linse kann man auf jeder Seite ein dorsales Gefäss erkennen, welches mit jeder Kieme kommunizirt. Jede dieser letzteren scheint zwei- reihig, und jede Reihe aus sieben oder acht einzelnen Schläuchen zu bestehen. Farbe graubraun. Länge 0,2 0,3". Westcanada. Dieses merkwürdige krebsartige Thier findet man in und nahe den Gewässern von Westcanada creek an Steinen sitzend. Nur mit erheblicher Mühe löst man es ab, worauf es sich unvollkommen zusammen- kugelt. Es scheint ein bemerkenswerther Umstand, dass Geschöpfe von so grosser Aehnlicbkeit mit den Trilobiten, gerade an der durch diese untergegangenen Thiere be- sonders ausgezeichneten Lokalität der Vereinigten Staa- ten gefunden werden. Dass sie zu dieser Gruppe, wel- cher sie sich allerdings durch ihre Form anschliessen, wirklich gehören, vermuthe ich nicht; abev die Form ihres Mundes bewog mich sie unter die Branchipoden oder Crustacees suceurs der neueren Autoren zu stellen. F. tuberculata. Körper länglich abgerundet, fast linear, in der Mittellinie gewölbt. Erstes Segment nach vorn gerundet, die Hinterecken jederseits in eine ausgezogene Spitze endend. Zweites und drittes Segment breiter als die folgenden, welche allmählich schmäler werden. Die Seitenschilde länglich viereckig. Der ganze Körperrand mit dichten Haaren, wie beim vorigen, bekleidet. Jeder- seits des Rückenkiels und nahe an ihn gedrängt läuft eine Longitudinal reihe von abgekürzten länglichen Er-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insectenlarven. 17

hebungeü, welche auf den drei ersten Segmenten höher sind und daher an Stelle eines Kiels eine Rinne zwischen sich lassen. Nahe dieser Reihe und parallel zu derselben läuft eine zweite Reihe mehr querer Höcker, und eine dritte, weiter abstehende, welche die Grenze gegen die Lateralplatten bezeichnet. An getrockneten Exemplaren theilen diese Höckerreihen, indem sie die erhabenen Ränder der Segmente kreuzen, die Oberfläche derselben in eine Reihe viereckiger Felder. In sonstiger Beziehung dem vorigen ähnlich. Farbe rothbraun. Länge 0,2 0,5". Westchestercounty. In Bächen ari Steine angeklammert. In der Versammlung der Naturforscher in Cambridge gab Le Conte eine kurze Notitz über diese Thiere, in- dem er die Meinung aussprach, dass man dieselben als Neuropterenlarven anzusehen habe. Bei einer genaueren Untersuchung jedoch, welche er in der Folge anstellte, und bei welcher ihm auch die Puppen zu Gebote standen, erkannte er in ihnen die Larven eines Käfers, und zwar der Psephenus Lecontei aus der Familie der Parnidae. Die Beschreibung, enthalten in dem ,jLake superior'^ von Agas- siz (p. 241 ff.) ^), ist jedoch bei weitem nicht erschöpfend. Sie bezieht sich wie Laboulbene's Abhandlung über Elmis nur auf das Aeusserliche. Da eine Uebersetzung des Aufsatzes von Ohapuis und Cand^ze (Mem. de Liege. VIII. p. 495) gegeben ist, so verzichte ich hier auf die Wieder- gabe desselben. Es sei nur erwähnt, dass statt des Namens Harris in der Uebersetzung überall De Kay zu lesen ist. Eodlich sei noch der ganz kurzen Angabe Le Conte's in seinem „Beitrag zur Kenntniss der Par- niden von New York (Proc. of the Acad. of natural sc. ofPhilad. VI. 1852. p. 41) und einer gleichen in den Proc. of the Acad. of natural history of London (new series VI. 1853. January. p. 65) gedacht.

1) In dieser Beschreibung wird eines Thieres mit Namen Scutel- leria Ammerlandia Erwähnung gethan.

Scutelligera Ammerlandia lautet der Name richtig, unter welchem v. Spix eine Dipterenlarve (Microdon) als Landschnecke beschrieb. (Denkschr. d. König!. Acad. d. Wissensch. Math, phys, Cl. Bd. 9. p. 14. 1823/24' München).

Archiv f. Naturg. XXXX, Jahrg. 1 Bd. 2

18 Rolph:

Die von mir untersuchten Larven stammen aus Flo- rida und gehören der Sammlung des hiesigen zoologischen Mu&eums an.

Beschreibung.

(Fig. 16 und 22.)

Körper völlig elliptisch aus zwölf Segmenten und dem unter dem Prothorax verborgenen, frei beweglichen Kopf bestehend. Auf dem Rücken stark gewölbt, die Unterseite konkav, da die Bauchdecke von den herabge- bogenen Seitentheilen der Rückendecke weit überragt wird. Der Rand des Körpers in seinem ganzen Um- fange mit engschiiessenden Haaren bekleidet. Fünf Paar Tracheenkiemen, an dem zweiten bis sechsten Abdomi- nalsegment. Zwei Paar Stigmen, das eine auf dem Meso- thorax, das andere auf dem vorletzten Abdominalsegment, beide dorsal gelegen. Long. 4 8 Mm. Lat. 3—5,5 Mm.

Die zwölf Körpersegmente haben grosse Aehnlich- keit miteinander, da sie alle, mit einziger Ausnahme der beiden letzten, die sowohl von De Kay als Le Conte erwähnte auffallende Theilung in drei Abschnitte zeigen, auf welcher die von ihnen so sehr in den Vordergrund gestellte Aehnlichkeit mit den Trilobiten beruht. Eine solche Theilung in Pleurae und Rhachis finden wir mehr oder weniger deutlich bei vielen Crustaceen und In- sekten ausgesprochen, welche in grösserem oder gerin- gerem Grade die Fähigkeit besitzen sich zusammenzu- kugeln, oder welche sehr flach gebaut sind. Wenn ich diese Bezeichnungen hier brauche, so geschieht dies nur, weil ich glaube, dass die Beschreibung dadurch einfacher und leichter verständlich wird. Sämmtliche inneren Or- gane haben ihre Lage unter der Rhachis, nur einige wenige Muskeln, welche zur Bewegung der Pleurae die- nen, reichen in diese hinein oder liegen ganz in ihnen. Die Beweglichkeit der letzteren, welche im Abdomen durch ein falsches Gelenk vermehrt wird, bedingt auch eine besondere Anschlussvorrichtung untereinander. Die aufeinanderfolgenden Pleurae sind daher bis nahe zu.

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 19

ihrer Mitte durch eingeschaltete Membranen mit einander verbunden, welche die Ränder nicht weit auseinander- weichen lassen. Der Rückenpanzer ist durch kugelige dunkle Einlagerungen, ähnlich wie bei Elmis und Macro- nychus, doch hier in unregelmässfg gewundenen Reihen angeordnet, ausgezeichnet (Fig. 16 und 17), und erhält durch fein granulirte Scheiben, welche der inneren Wand anliegen und oft mit Kanälchen, denen ein Haar aufsitzt, kominuniziren, ein noch auffallenderes Aussehen. Die Bauch decke ist von bedeutend gringerer Resistenz als die Rlickendecke, und nur dort, wo die Insertion der Körperanhänge eine stärkere Muskulatur und daher auch grössere Festigkeit verlangt, durch Chitinleisten gestützt. Während wir daher in den die Beine tragenden Seg- menten ein System solcher Stützen auftreten sehen, be- merken wir an den Abdominalsegmenten nur jederseits einen von der Basis der Kiemen unter einem sehr spitzen Winkel nach innen ziehenden Stab, welcher zur Insertion der die Kiemen bewegenden Muskulatur dient.

Die den Rand des Körpers einfassenden Borsten schliessen sehr eng aufeinander. Sie haben die Form zweischneidiger Messer mit dachziegelförmig übergreifen- den Rändern. Ungefähr in der Mitte ihrer 0,7 bis 0,8 Mm. betragenden Länge isoliren sie sich und verlieren ihre Starrheit. Zwischen ihnen und von ihnen verdeckt, so dass sie erst nach der Ablösung sichtbar werden, findet man viel kleinere schuppenförmige Haare, welche sich bei starker Vergrösserung als gezähnelt erweisen. Durch ihre Vermittelung wird der sehr geringe Zwischenraum zwischen den Wurzeln der langen Haare ausgefüllt, so dass ein völlig dichter Schluss des Körperrandes auf der Unterlage ermöglicht wird. Während diese Haarformen den Seitenrand der Pleurac einfassen, findet sich eine noch auffallendere, welche sich jedoch durch Uebergänge als nur eine Modifikation der ersteren bekundet, an dem freien Hinterrande derselben. Die Form dieser Schüpp- chen lässt sich am besten mit einem geöffneten Fächer vergleichen, dessen Fläche sich eng auf das folgende Segment auflegt, und der zugleich auf seinen Nachbar

20 Rolph:

SO eng aufschliesst, dass er denselben bis zur Mitte deckt. Fig. 17.)

Kopf abgerundet viereckig, frei beweglich in den Prothorax eingelenkt, und von diesem weit überragt. Die wenig hervortretenden Augen bestehen, wie bei Elmis, aus gemeinsamer Cornea, unter welcher sechs in Pigment eingebettete Krystallkegel liegen.

Die Antennen sind schmal, länger als der Kopf, vor den Augen eingefügt, und erreichen wenn ausge- streckt gerade den vorderen Rand des Prothorax.

Das erste Glied ist um den dritten Theil länger als das zweite, und nur unbedeutend stärker. Letzteres trägt, genau dem bei Elmis gefundenen Verhalten ent- sprechend, zwei sehr kleine dicht an einander schlies- sende Glieder, deren einem ein feines Tastbörstchen aufsitzt.

Labium keilförmig in die Stirn eingesenkt, breit, vorn schwach ausgebuchiet ; die Ecken tragen zwei oder drei nach innen gebogene und eine grössere Zahl gerader kräftiger Borsten, während der Vorderrand sowie die innere Fläche dicht mit feinen Haaren bekleidet ist, welche nur die Mittellinie frei lassen. (Fig. 18.)

Mandibeln dreieckig; ihre an der Basis mit einem Haarbüschel ausgestattete Schneide scharf, ihre Spitze sehr kräftig, mit einer feinen Rinne versehen. (Fig. 19.)

Die schmalen und langen Maxillen (Fig. 20) zeigen eine mit dem stipes verwachsene innere Lade, während die weichhäutigere äussere, die kaum beweglich sein dürfte, nur als ein Anhang jener erscheint. Beide sind an ihrer gerade abgestutzten, in gleicher Höhe gelegenen Spitze mit Borsten versehen. Die äussere Lade ist ausserdem noch durch sehr lange und biegsame, band- förmig getheilte Haare ausgestattet, deren lange Zweige sich verworren in einander schlingen. Aehnliche Haare finden sich auch an der Wurzel des Tasters, welcher aus drei gleichmässig an Länge und Stärke abnehmenden Gliedern besteht. Nach Le Conte's Angabe sind die Maxillartaster halb so lang als die Antennen, bei jünge- ren Thieren jedoch viel kürzer. Zu den letzteren ge-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 21

hören daher die von mir untersuchten Exemplare, bei denen dieselben nur halb so lang als das erste Antennen- glied waren. Auch giebt derselbe Autor alle drei Glie- der als gleichlang an, ein Verhalten welches ich nie ge- funden habe und wohl auch nur älteren Individuen zu- kommen mag. Labium (Fig. 21) so breit als die Ober- lippe, vorn in eine abgerundete Spitze ausgezogen und beiderseits leicht ausgebuchtet. Die abgerundeten Ecken wie der Vorderrand dicht, aber länger behaart. Einige der oben beschriebenen bandförmige Haare finden sich auch hier an der Basis der Taster. Letztere selbst sind zweigliedrig und überragen kaum die Ecken des Labium. Das zweite knopfförmige Glied ist viel kürzer als das^ erste.

Die Füsse (cf. Fig. 22) sind denen von Elmis so ähnlich, dass eine besondere Beschreibung überflüssig scheint. Doch ist die coxa länger und nach ihrer Spitze etwas verdickt.

Die Thorakalsegmente bilden die eine Hälfte des elliptischen Thieres, und ihr Umriss entspricht genau dem der Abdominalsegmente zusammen. Der fast gerade Hin- terrand des Metathorax bezeichnet daher annähernd die Mitte des Thieres. Von hier aus erhalten die Pleurae des Thorax eine zunehmende Richtung nach vorn, die der Abdominalsegmente nach hinten. Es bleibt hiernach für die Form der einzelnen Segmente nur wenig zu sagen übrig.

Am Prothorax erlangen die Pleurae eine bei weitem bedeutendere Entwicklung als an den übrigen Abschnitten, indem dieselben hier über dem Kopf, den sie überwölben, zusammenstossen. Eine in der Mediane bis zum Ansatz des Kopfes verlaufende Nath bezeichnet die Verwach- sungslinie. Ausserdem kann man noch zwei paarige Näthe unterscheiden, von denen das vordere Paar von den Hinterecken der den Kopf aufnehmenden Höhlung nach vorn gerichtet ist und kurz vor dem Rande mit dem zweiten Paare, welches von den Hinterecken der Brust ausgeht, zusammenstösst. Meso- und Metathorax unter- scheiden sich nur durch die Gestalt der Pleurae, die bei

22 Rolph:

dem ersteren nach dem Bande zu bedeutend verbreitert sind, bei dem letzteren gleicbbreit bleiben, und durch das dem Mesothorax zukommende Stigmenpaar, welches dorsal am Vorderrande, nahe dem Ansatz der Pleurae gelegen ist (Fig. 22). Zu erwähnen ist noch ein in den Pleurae liegendes Nathpaar, welches vom Mesothorax an auftritt. Es entspringt an der Längsnath und durchzieht, dem Vorderrande mehr oder weniger parallel, den ganzen Seitenfortsatz.

Die ersten sieben Abdominalsegmente, von denen das zweite bis sechste je ein Kiemenpaar tragen, unter- scheiden sich ebenfalls nur unwesentlich, besonders durch die Form der Pleurae, welche sich der elliptischen Kör- perform entsprechend immer mehr nach hinten richten, bis sie im siebenten Segment fast einen rechten Winkel gegen den Mittelkörper bilden. Die Näthe zwischen diesem und jenen werden sehr deutlich und behalten ihre Longitudinalrichtung, bilden aber in Folge der Ver- schmälerung des Körpers zusammen eine gezähnte Linie. Nur die Nath des siebenten Segmentes zeigt eine starke Convergenz nach hinten. Die Quernäthe der Pleurae, im ersten Segment des Abdomens noch parallel dem Vorder- rand; convergiren gegen diesen immer mehr, indem ihr Ursprung nach den Hinterecken der Rhachis rückt, ohne dieselben jedoch zu erreichen. Das achte Segment, wie das neunte der Pleurae entbehrend, trägt in seinen Hinterecken das zweite Stigmenpaar und an seinem Hinter- rande die Analöffnung, während jenes als solide Schuppe den Ausschnitt zwischen den Seitentheilen des drittletz- ten Körperringes ausfüllt.

Das Nervensystem (Fig. 22) besteht aus dem oberen und unteren Schlundganglion, sowie drei Thorakal- und sieben Abdominalganglien. Das Ganglion supraoesopha- geum ist zweitheilig und bildet durch Vcrmittelung der Längskommissuren mit dem Ganglion infraoesophageum den Schlundring. Hierauf folgen in etwa gleichen Abständen die ziemlich gleichgrossen Thorakalganglien, deren letztem sich die dicht an einander gedrängten sieben Abdominal- ganglien eng anschliessen. Es bilden daher diese mit dem

Beitrag zur Keiintniss einiger Insektenlarven. 23

Ganglion des Metatliorax eine zussmmcnhängende Gruppe^ welcher die sonst üblichen Läng'skommissuren fehlen, ohne dass jedoch eine Verschmelzung eintritt. Ans dem letzten, welches im Gegensatz zu den ersten sechs queren Ab- dominalganglien eine längliche Gestalt hat, entspringen zahlreiche Nerven, welche eine sogenannte cauda equina bilden. Was das Lagerungsverhältniss der Ganglien zu den Körpersegmenten betrifft, so finden wir die beiden grsten Ganglien des Thorax ganz an den Hinterrand der betreffenden Segmente gerückt, während das dritte et- was hinter der Mitte des Metathorax liegt, und die Ab- dominalganglien mit Ausnahme der letzten zwei oder drei noch in demselben Segmente Platz finden. Die cauda equina erreicht daher eine beträchtliche Länge.

Die Respirationsorgane ermöglichen, indem die Larve sowohl Stigmen als Kiemen besitzt, eine Athmung so- wohl im Wasser als auf dem Lande. Die Lage der Stigmen ist schon beschrieben, es sei nur noch bemerkt, dass das des achten Abdominalsegmentes das grössere ist. Die fünf Paare Tracheenkiemen, die an der Bauch- seite des zweiten bis sechsten Abdominalringes gelegen sind und den vorderen Rand, nahe den Vorderecken des eigentlichen Körpers einnehmen, haben die Gestalt einer ungleichmässig zweireihigen Franse. Ihr Stamm nimmt eine beim Eintritt sich mehrfach spaltende Trachee auf, welche ihre der spiraligen Verdickungen entbehrenden Zweige in die einzelnen Fäden entsendet. (Fig. 23.)

Von einer Analkieme, welche Le Conte erwähnt, habe ich nichts gefunden, und dieser Umstand würde mich fast an der Identität unserer Larve mit der von jenem Autor beschriebenen zweifeln machen, wenn nicht alle übrigen Merkmale genau übereinstimmten. Da die Analkiemen einziehbar sein sx)llen, so mögen sie mir, der ich nur Exemplare vor mir hatte, welche lange Jahre hindurch in Spiritus gelegen, entgangen sein ; andrerseits scheint mir die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass hier ein Irrthum Le Conte's vorliegt, zumal weder Erich so n noch De Kay derselben Erwähnung thut.

Die Kiementrachee entspringt aus dem Längsstamm,

24 Rolph:

welcher wie gewöhnlich als paariges Organ den ganzen Körper durchzieht. Ausgehend von dem Abdominalstig- ma, wo sein Lumen am bedeutendsten ist, und die Längs- näthe begleitend, wendet er sich im ersten Bauchseg- ment nach innen, um sich innerhalb der Hüften in gera- der Linie bis in den Kopf fortzusetzen.

Die in jedem Segment die Längsstämme verbinden- den Querkommissuren, deren erste schon im Kopfe liegt, bleiben in ihrem mehr oder minder gebogenen Verlauf^ bis zur Mitte ungetheilt. Hier jedoch senden sie zwei Aeste ab, welche in das der Lage der Querkommissur entsprechende Ganglion treten. Diese Zweige sind im Abdomen schwer zu verfolgen, da, wegen der Bauch- ganglien erheblicher Entfernung von den ihnen ent- sprechenden Segmenten, diese Tracheen in grösserer Zahl untereinander, und den die cauda equina bildenden Nerven parallel verlaufen. Doch habe ich mich über- zeugen können, dass auch hier das Verhalten dasselbe als im Thorax ist. Im achten Segment, welchem kein Ganglion zukommt, verläuft die Kommissur ungetheilt.

Die die Eingeweide und die Muskeln versorgenden Tracheen entspringen zum Theil aus derselben Wurzel mit den Kiementracheen oder den Querkommissuren, zum Theil selbstständig ; es scheint hierin keine Regel vorzu- walten.

Der Darmtraktus, bis zum fünften Abdominalseg- ment gerade verlaufend, bildet hier abweichend von El- mis eine sich bis in das zweite Segment des Abdomens hineinerstreckende Schlinge, die den Mittel oder Chylus- Darm rcpräsentirt, während die übrigen Darmabschnitte gerade bleiben. Vier vasa Malpighi lassen sich auch hier erkennen, mit ihren Windungen dem Darm eng anlie- gend. Der Proventriculus setzt sich nicht so deutlich wie bei Elmis vom Magen ab, indem eine Einschnürung fehlt. Doch wird er deutlich genug durch charakteristi- sche Chitinvorsprünge bezeichnet, welche hier zuerst in Form von langen Nadeln, dann von mosaikartig anein- ander gelegten Platten, dann als gezähnelte Schuppen auftreten, Bildungen, die denen bei Elmis ähnlich sind.

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 25

Der dem Magen folgende Abschnitt des Chylus- Darmes, an Länge etwa dem Magen gleich, besitzt ein weit geringeres Lumen als jener oder der Mastdarm.

Die LaiTen Ton Uelodes und Cyphon.

Da von einigen Autoren Psephenus zu den Dascil- liden, in nahe Verwandtschaft zu Helodes und Cyphon gestellt wird, so war es mir wünschenswerth, auch die Larven dieser Gattungen mit denen der ersteren zu ver- gleichen. Nachdem ich zuerst nur in der Lage gewesen war, einige in Spiritus konservirte Exemplare von He- lodes zu untersuchen, bin ich unlängst in den Besitz lebender Thiere gelangt, deren Untersuchung meine früheren, erheblich von denen des Verfassers der Mono- graphie der Dascilliden abweichenden, Beobachtungen be- stätigte und mir erlaubte dieselben zu vervollständigen.

Was wir bis jetzt über die früheren Stände der Dascilliden wissen, ist von Tournier in der eben ge- nannten Schrift (Descr. des Dascillides du lac Leman. Bale et Genöve 1868) zusammengestellt worden, doch ohne genaue Quellenangabe. Die bezüglichen Arbeiten sind von Erichson (Dascillus cervinus und Cyphon spec. Wiegm. Arch. 1841. L p. 88 und 1847 I. p. 281.), Perris (Eucinetus meridionalis. Ann. soc. ent. Fr. IX. 2. serie. 1851 p. 48), Chapuis et Cand^zc. Helodes pallidus F. Mem. soc. roy. Liege VIII. 1853 p. 495), Frauenfeld (Cyphon varia- bilis. Zool. bot. Ver. Wien. XVI. 1866. p. 969). Diesen fügt Tournier die Beschreibung der Larve von Helodes marginata (1. c. p. 13) und Hydrocyphon deflexcicollis (1. c. p. 14) hinzu. Leider beziehen sich alle Angaben Tour- nier's sowohl als seiner Vorgänger nur auf das Exte- rieur, ohne selbst dieses zu erschöpfen. Denn gerade die Eigenschaften der Larven, welche vor allem unsere Be- achtung verdienen sind übersehen oder falsch dargestellt worden.

Zur Untersuchung dienten mir einige wenige todte Exemplare von Helodes marginata und zahlreiche lebende von Cyphon, vermuthlich variabilis. Da meine Beobach-

26 Rolph:

tungen an der ersteren Art weniger vollständig sind, so werde ich raich vorzüglicli an die Larven von Cyphon halten. Ich bemerke dabei, dass die Aehnlichkeit beider eine so grosse ist, dass die Beschreibung fast überall auf beiden Formen passt. Wo dieses nicht der Fall ist, oder wo ich mich von der üebereinstimmung nicht habe durch direkte Beobachtung überzeugen können, findet sich eine Beschreibung der Abweichungen oder eine bezügliche Angabe.

Die Larven von Cyphon leben in stehenden oder träge strömenden Gewässern nahe der Oberfläche, wo sie an Pflanzen und Holz lebhaft herumkriechen.

Diejenigen von Helodes dagegen leben nach Tour- nier in rasch strömendem Wasser, halten sich bei Tage mit Vorliebe am Boden desselben und pflegen erst gegen Abend an die Oberfläche zu steigen. Beide nähren sich von vegetabilischen Stoffen, besonders von Holzmulm, welcher feinzerrieben ihren Darm in Masse anfüllt.

Körper länglich, zugespitzt, aus dem Kopf und zwölf Segmenten bestehend, welche vom Thorax ab all- mählich an Breite abnehmen. Der Rücken hart und stark gewölbt, die Bauchdecke w^eniger resistent und schwächer gewölbt, fast platt. Drei Beinpaare. Ein Stigmenpaar am vorletzten Abdominalring. Analkiemen. Farbe heilgelb bis, braun. Helodes margiiiata, long. 6 7 Mm., lat 2,5 3 Mm. Cyphon, long. 4—6 Mm. lat. 2—2,5 Mm.

Die Körperhülle entbehrt, abgesehen von ihrem Borstenbesatz, bei Cyphon jeder besonderen Auszeich- nung ; bei eben gehäuteten Thieren ganz weich und schneeweiss, nimmt sie bald grössere Resistenz und dunk- lere Farbe an. Bei Helodes jedoch finden sich an ver- schiedenen Stellen des Körpers, so auf der Unterlippe zwei, und auf jedem Segment etwa drei seitliche, ver- schwommene, dunklere Flecken.

Kopf (cf. Tournier 1. c. PL L Fig. 1 a) breit vier- eckig, tief in den Prothorax eingesenkt, nach hinten deut- lich verschmälert, zwischen den Augen, die in den her-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 27

vortretenden Vorderecken liegen, am breitesten und hier quer abgestutzt. Antennen dicht neben den Augen nach innen eingefügt, vielgliedrig. Das erste Glied etwa drei- viertel so lang als das zweite, aber viel länger als die folgenden, deren Zahl sehr verschieden ist. Ich fand bei Cyphon in einem Falle 22, in einem anderen 71 Glieder, gewöhnlich, "wie bei Helodes, zwischen 20 und 50. Augen gehäuft und in verschiedener Anordnung an den Vorder- ecken des Kopfes gelegen.

Oberlippe (Fig. 26) so lang als breit, viel schmaler als der Kopfschild, vorn tief eingebuchtet, so dass durch Abrundung des Seitenrandes zwei scharfe seitliche Spit- zen entstehen, welche je mit einer starken, etwas nach innen gebogenen und an der Aussenseite schwach gezah- nelten Borste bewehrt sind. Die weichhäutigere Innen- fläche der Oberlippe zeigt zwei quere kurze Spangen, in deren Zwischenraum eine Reihe von sechs kleinen Zäh- nen steht. An die untere Spange schliesst sich eine mit härteren Einlagerungen und starren resp. buschigen Haar- gruppen ausgestattete Membran, welche die obere Mund- decke bildet, direkt in den Oesophagus überführt, und welche ich in Gemeinschaft mit jenen Spangen als Epi- pharynx bezeichne. Bei Helodes (Fig. 25) ist die Ober- lippe breiter als lang, es fehlen ihr, wie auch Tour ni er angiebt, die beiden Borsten. Das Organ hat hier einen grösseren Querschnitt, indem Innen- und Aussenfläche nicht so eng aufeinander liegen. Der Seitenrand bildet daher nicht wie bei Cyphon eine scharfe, sondern eine ab- gerundete Kante. Dagegen zeigt der ausgeschnittene Vorderrand, der bei Cyphon gleichfalls scharf ist, bei Helodes eine concave Abplattung.

Mandibeln (Fig. 28 und 29) dreieckig, ihre Spitze bei jüngeren Thieren stumpf abgerundet, bei älteren ge- zähnelt. Ihr gebogener Aussenrand mit starren Borsten, ihr Innenrand mit sehr feinen gefiederten Haaren besetzt, welche in zwei Büscheln gruppirt sind. Das kleinere ist an der Spitze befestigt, das grössere, durch eine geringe bei älteren Individuen fast verschwindende Lücke von jenem getrennt, bekleidet die ganze Schneide. '.^Die Basis

28 Rolph:

der Mandibsln ist ferner noch durch einen dreieckigen scharfen Vorsprung ausgezeichnet (Fig. 28 a), welcher in einer schrägen Rinne eine Reihe von etwa acht bis zehn sensenförmigen Zähnen trägt. Besondere Wichtigkeit für das Zerreiben der Nahrung gewinnt die unterste Spitze der Mandibel, welche einen feilenartig gekerbten, sehr stark verhornten Fortsatz bildet. Derselbe wirkt bei der Aktion des Kauens gegen die gleichfalls stark chiti- nisirte Basis des Epi- und Hypopharjnx. Die Oberkiefer von Helodes (Fig. 27) sind denen von Cyphon äusseret ähnlich; weichen jedoch dadurch ab, dass ihre Schneide weniger ausgeschweift ist, und ihre stumpfe Spitze bei älteren Thieren durch einen sehr grossen, scharf geboge- nen Zahn ersetzt wird, wie Tournier abgebildet hat, und ich durch die punktirte Linie angegeben habe.

Die Maxillen (Fig. 30) tragen auf einem dreieckigen stipes die mit diesem und untereinander fest verbundenen Laden. Die äussere und grössere ist in ihrer oberen Parthie äusserst dicht mit zarten Haaren bekleidet, welche theils einfach, theils kammförmig sind. Letztere Form (Fig. 30 a) kommt besonders der inneren Parthie und den oberflächlichen Lagen zu, und geht allmählich durch Verschwinden der Zähne in die einfache über. Die innere Lade hat die Gestalt eines Dreiecks mit scharfer nach vorn gerichteter freier Spitze, welche wie eine Säge mit kleinen Zähnen besetzt ist. Der Taster ist dreigliedrig.

Tournier' s Zeichnung beruht auf einer falschen Deutung der einzelnen Theile, welche ganz analog seiner für Hydrocyphon gegebenen Abbildung zu sondern sind. Bei der Betrachtung dieses Organes, welches an seiner Basis mit sehr kräftiger Muskulatur ausgestattet ist, fällt von vornherein seine bedeutende Längen- und Flächenent- wicklung auf, eine Bildung, deren Wichtigkeit bei der Beobachtung des lebenden Thieres deutlich wird. Die Maxillen werden nämlich weit hervorgestreckt und bür- sten, auf der Oberfläche eines Blattes oder Holzstückes hingeführt, den hier abgesetzten Detritus in die Mund- höhle. Am schönsten lässt sich diese Manipulation beob-

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 29

achten, wenn die Larven, wie oft gesehieKt, gleich den Schnecken und Strudelwürmern an der Oberfläche des Wassers hinkriechen und die hier massenhaft flottirenden Nahrungsstoffe abbürsten.

Das Labium (Fig. 31) ist von bedeutender Grösse und verhüllt von unten die Mundtheile, woraus das üeber- sehen des dünnhäutigen Hypopharynx zu erklären ist, dessen die späteren Autoren gar nicht erwähnen, obgleich sie durch die Angaben Erich son's darauf hätten auf- merksam werden müssen. Dieses zarte Organ, eine der zierlichsten Arabesken, ist in seinen einzelnen Theilen, namentlich den zwei seitlichen Lappen, frei beweglich und liegt dicht der Unterlippe auf, mit deren Rändern es sich durch eine dünne Haut in Verbindung setzt. Eine Beschreibung desselben lässt sich bei seiner Komplikation schwer geben, und ich beschränke mich daher auf sorg- fältige Abbildungen, für Cyphon (Fig. 32) und Helodes (Fig. 31), mit dem Bemerken, dass die Basis des Hypo- pharynx, sich mit der des Epipharynx verbindend, die Mundhöhle seitlich abschliesst und in den Oesophagus überführt.

Was das Verhältniss dieses Organes gegenüber der Unterlippe betrifft, so glaube ich, dass man es nur als ein durch Ausstülpung oder Verdickung aus der sehr dünnhäutigen Innenwand des Labium hervorgegangenes Gebilde anzusehen hat. Auf ersterem Wege werden sich die beweglichen Lappen, auf letzterem die festen Borsten, Zähne, Leisten und Höcker gebildet haben.

Der Rand des Labium ist behaart, die Taster sind zweigliedrig.

Die Thorakalringe (cf. Fig 24) sind quer, ihr Seiten- rand abgerundet und abgeflacht; der Prothorax ist nach hinten stark verbreitert und fast so lang als Meso- und Metathorax zusammen, welche weniger deutlich nach hinten erweitert sind, aber an Breite den ersteren über- treffen. Zahlreiche kräftige Borsten, von denen die grössten an den Hinterecken sitzen, bekleiden den Seiten- rand dieser, sowie der Abdominalringe. Von letzteren nehmen die vorderen sieben an Breite allmählich ab, so-

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dass der siebente nur doppelt so breit ist als lang, wäh- rend im ersten die Breite wohl um das sechsfache die Länge übertrifft. Das achte Segment, von der Gestalt eines konischen Zapfens (Fig. 33), ist an seiner Basis so breit als lang, und trägt unter seinen spitzen Hinterecken die Stigmen, welche, wenn auch nur wenig, hervorgestülpt werden können. Dieselben liegen also eigentlich in der Verbindungshaut der beiden letzten Segmente, eine Stel- lung, die uns nicht erstaunen darf, da sie bei vielen In- sekten, namentlich am Thorax, gefunden wird. Die ven- trale Platte dieses Segmentes ist kurz und quer; sie bil- det so, indem sie den grösseren Theil der Unterseite un- bedeckt lässt, einen Ausschnitt, in welchen sich das letzte, neunte Segment einfügt, welches bis auf seine äusserste Spitze von der dorsalen Platte des vorhergehenden über- deckt wird.

Rücken und Bauchseite sind in diesem Segment umgestaltet, doch nähern sie sich in ihrer Form dem vor- letzten, indem auch hier die ventrale Decke von der dorsalen weit überragt wird. Die letztere tritt uns in einer Form entgegen, die man am besten mit einem flachen Pantoffel vergleichen kann, dessen Oeffnung von einem halbkreisförmigen beweglichen Deckel, der Bauch- platte, verschlossen wird. (Fig. 34 und 35.) Der bei dem Abheben dieses Deckels entstehende sichelförmige Schlitz bildet die Afteröffnung, aus welcher auch die Kiemen hervorgestülpt werden.

Die Köpersegmente von Helodes sind den eben ge- schilderten äusserst ähnlich, auch die Lage der Stigmen und die Umformung der letzten Abdominalsegmente ist übereinstimmend, doch zeichnet sich das letzte Segment durch eine verhältnissmässig bedeutendere Breite aus. (Fig. 36.) Die Beine, vom ersten bis dritten Paare an Grösse zunehmend, sind gleichförmig gebildete Schreit- beine und mit zahlreichen Borsten besetzt. Die Coxa ist kegelförmig; der Trochanter kurz und schief abgestutzt, das Femur so lang und nur wenig breiter als die tibia. Die platte Klaue trägt nahe ihrer Spitze jederseits eine kräftige Borste.

Beitrag zur Kenntniss einiger Inecktenlarven. 31

Das Nervensystem (Fig. 39) besteht aus den beiden Schlundganglien und zehn Körperganglien, Das zwei- theilige Ganglion supraoesophageum wird durch sehr kurze den Oesophagus umfassende Komissuren mit dem von ihm zum grossen Theil verdeckten unteren Schlund- ganglion verbunden. Diesem folgen in gleichen Abstän- den die drei et^vas queren Thorakalganglien, und end- lich in näherer Folge sieben längliche Abdominalgang- lien. Von diesen ist das letzte das grösste und dem kleinen vorhergehenden eng angedrängt Bei Helodes ist es mir leider nicht gelungen das obere Schlundgang- lion zu präpariren^ doch glaube ich, dass dieses ebenso- wenig als die übrigen von dem bei Cyphon geschilder- ten Verhalten abweichen wird.

Als Respirationsorgane dienen Stigmen und Kiemen. T 0 u r n i e r schreibt den Larven von Helodes und Hydro- cyphon neun Stigmenpaare zu, während er diesen Ver- hältnissen bei Cyphon nicht nachgeforscht zu habo'h scheint. Die Kiemen hat er bei Flydrocyphon zwar ab- gebildet, scheint jedoch ihre Natur nicht erkannt zu haben; bei Helodes und Cyphon hat er dieselben über- sehen. Da Erichson (1. c. p. 282) die Kiemen von Cyphon, wenn er auch über ihre Stellung nicht gut unterrichtet ist, erwähnt und dazu ausdrücklich bemerkt, dass er keine Stigmen gefunden habe, so scheint die Ausserachtlassung dieser Frage auffallend. Nach sorg- fältiger Untersuchung aller von Tournier als Stigmen angesehenen dunklen Stellen des Integumentes kommt man bald zu der Ueberzeugung, dass dieselben eben nichts anderes als dunkle Flecke sind.

Wie schon bemerkt und beschrieben kommt sowohl Cyphon als Helodes nur ein Stigmenpaar zu, welches unter den Hinterecken des vorletzten Segmentes gelegen ist. Sehr auffallend sind die Umwandlungen des Tracheen- systems. Der vom Stigma ausgehende seitliche Längs- stamm zeigt nur bis zu dem Verschlussapparat, einer kräftigen, jener von Landois bei Musca beschriebenen sehr ähnlichen Klammer, unregelmässige spiralige Ver- dickungen, welche noch mit kleinen in das Lumfen hin-

32 Rolph:

einragenden Spitzen besetzt sind. Die so entstandene Röhre, von grosser Festigkeit und in geringem Grade hervorstreckbar, erweitert sich plötzlich und unvermittelt in einen sehr^umfangrcichen, des Spiralfadens entbehren- den Schlauch, welcher die ganze Seite einnimmt und sich im Metathorax mit dem der anderen Seite zu einem grossen Luftraum vereinigt. (Fig. 24.) Diese beiden Schläuche, die modifizirten Längsstämme, nehmen einen sehr beträchtlichen Theil der Leibeshöhle ein und liegen dicht unter der Rückendecke. In gefülltem Zustand zeigen sie in den Abdominalsegmenten je eine äussere und eine innere Einschnürung, hervorgerufen durch kräftige Dorsoventralmuskeln. Im Thorax fallen die inneren Muskelpaare fort, während die äusseren einen grösseren Querschnitt gewinnen und, wenigstens in Meso- und Metathorax, den Luftraum zu durchbohren scheinen; ein Anschein der dadurch entsteht, dass dieselben von Aussackungen jenes umfasst w^erden. Im Prothorax schnürt sich der Luftraum plötzlich ein und sendet einen media- nen Blindschlauch bis an den Ansatz des Kopfes. Ne- ben der Basis dieses Blindsackes entspringen die verhält- nissmässig starken in den Kopf tretenden Tracheen, welche einen deutlichen Spiralfaden zeigen, und die man als die Enden der Längsstämme aufzufassen hat.

Von den gewaltigen Luftreservoiren, die unzweifel- haft eine hervorragend hydrostatische Bedeutung haben, geht nun eine grosse Zahl feiner und feinster Tracheen- äste ab, von denen nur die ersteren einen Spiralfaden tragen. Querkommissuren kommen jedem Segment zu, und von diesen gehen auch hier nahe der Mediane die kürzeren oder längeren Zweige ab, welche die entspre- chenden Ganglien versorgen. Die an den Darm und die Kiemen, sowie an das Herz tretenden Aeste scheinen mit den Querkommissuren aus derselben Wurzel zu ent- springen, während andrerseits der Fettkörper durch über- all austretende, jedoch verhältnissmässig spärliehe und kurze Zweige versorgt wird.

Durch die Auffindung dieser Luftreservoire, sowie der in derselben Höhe mit dem After gelegenen Stigmen,

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 33

findet auch eine Notiz von Tonrnier (I.e. p. 8) ihre Erklärung, welcher angiebt, dass die Larven von Helo- des, die Hinterleibsspitze an die Oberfläche des Wassers hebend, durch Pumpbewegungen sich mit Luft versehen, und dann untertauchend eine Luftblase aus der Hinter- leibsspitze austreten lassen. Nach der vorherigen Aus- einandersetzung ist es klar, dass die Luft in die Tracheen- schläuche eingepumpt wird, und nicht, wie Tournier glaubt, in das Rectum. Es ist dieses im Grunde dieselbe Erscheinung, die wir auch bei den Wasserkäfern kennen, nur dass dort die Luft unter den Flügeldecken, wo auch die Stigmen liegen, abgeschlossen wird. Dass Tournier dieselbe Art der Luftversorgung bei Hydrocyphon nicht hat beobachten können, erklärt sich vielleicht durch die Annahme, dass mit der bedeutenderen Entfaltung der Kiemen dieser Thiere wohl auch eine mehr normale Bildung des Tracheensystems verbunden sein dürfte.

Die Kiemen (Fig. 38) sind sehr klein und von grosser Feinheit; sie erreichen nur die Länge von 0,15 Mm. und stehen im Halbkreise am Ende des Rec- tum, wo sie zu drei oder vier Paaren als zarte Blättchen die ventrale Wand einnehmen. Die feinen Tracheen, welche sich in ihnen verästeln, durchbohren die musku- löse Wand des Rectum und entspringen dicht vor dem Verschlussapparat der Stigmen aus den Längsstämmen.

Die respiratorische Bedeutung der Kiemen tritt, wie schon die geringe Zahl und der unbedeutende Quer- schnitt der Kiementracheen bezeugt, jedenfalls gegen- über der Stigmen - Athmuag sehr zurück , und scheint nur in den Fällen eine Wichtigkeit für unsere Thiere zu erlangen, wenn die in den Längsschläuchen ent- haltene Luft erschöpft ist und nicht unmittelbar durch Hilfe der Stigmen ersetzt werden kann. Ich bemerkte, dass die Kiemen nur dann hervorgestülpt wurden, wenn die Luftreservoire stark koUabirt waren und den Thie- ren die Möglichkeit sich mit frischer Luft zu verse- hen genommen war , z. B. durch Druck unter dem Deckgläschen, wodurch eine Thätigkeit der dorsoven- tralen Muskeln verhindert wurde, oder durch längeren

Archiv für Naturg; XXXX. Jahrg. 1. Bd. 3

34 Rolph:

völligen Abschluss von der Luft. Die Kiemen werden daher nur dann zur Tiiätigkeit kommen, wenn die Larven genöthigt sind länger unter Wasser zu verweilen, ein Umstand, der nur in sehr seltenen Fällen eintreten wird, da dieselben vermöge ihrer Leichtigkeit nach Verlust eines Anhaltes wie ein Kork an die Oberfläche steigen. Sie sind gar nicht im Stande sich freiwillig in die Tiefe zu versenken, nur an einer festen Unterlage hinkletternd ist es ihnen möglich tiefer hinal^zusteigen. Ein solcher hydrostatischer Apparat bietet unseren Thieren mannig- fache Vortheile. Sie werden dadurch in den Stand ge- setzt, wenn an der Oberfläche des Wassers Mangel an Nahrung eintreten sollte, solche aus der Tiefe heraufzu- schaffen; und während andere in der Luft lebende und langsam bewegliche Insekten ihren Feinden dadurch zu entgehen wissen, dass sie den Zweig oder das Blatt los- lassen und sofort zu Boden stürzen, wo sie, wie jeder Sammler zu seinem Verdruss schon oft erfahren hat, so- fort dem Auge entschwinden, werden diese jählings em- porsteigen, und durch die an der Oberfläche sich aus- breitenden und treibenden Wasserpflanzen dem Blick ihrer Feinde entzogen werden.

Der Darmtraktus ist von ansehnlicher Länge, wohl um die Hälfte länger als der Körper. Der kurze und enge Oesophagus öffnet sich plötzlich in den umfang- reichen Magen, welcher mit ziemlich gleichbleibendem Durchmesser fast den ganzen Leibesraum durchzieht. Sein vorderer Abschnitt ist mit äusserst kräftiger Ring- muskulatur ausgestattet, deren Stärke jedoch nach hinten zu rasch abnimmt, so dass die Mitte und das Ende keine stärkere Muskulatur zeigen als der Enddarm. Dieser, durch die Insertion der vier langen vasa Malpighi be- zeichnet, bildet mit seinem vorderen Abschnitte, dem Dünndarm, eine Schlinge, welche bis in den ersten Bauch- ring hinaufreicht. Ein eigentlicher Kaumagen, welcher so vielen Insekten zukommt, fehlt in diesem Falle; die Zerreibung des an sich schon feinen Nahrungsmaterials wird bei unseren Thieren durch die Mundorgane, die Kiefer und Pharyngealgebilde übernommen , welche

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 35

durch Entwicklung von festen Mahlplatten dieser Funk- tion besonders angepasst erscheinen.

Der Fettkörper gruppirt sich besonders dicht im Umkreise des Darmes und der Tracheenschläuche.

Das Herz, welches äusserst lebhaft pulsirt, scheint drei paarige Spaltöffnungen zu besitzen, welche alle auf den im Abdomen liegenden Theil entfallen, wo dasselbe ziemlich dicht von Pericardialzellen eingehült wird. Der im Thorax liegende arterielle Abschnitt zeigt weder seit- liche Oeffnungen noch eine Verzweigung und erstreckt sich, unter dem Luftraum hinziehend, bis an die Basis des Kopfes.

Sehr bemerkenswerth ist endlich die Existenz einer paarigen Speicheldrüse, welche auf der Unterlippe, zwischen dieser und dem Hypopharynx liegt, in dessen Basis sie mündet. Der unverästelte, aus der äusseren Stützleiste des Hypopharynx (Fig. 32) aufsteigende Stamm ist verhältnissmässig kurz und beugt sich bald nach unten, um sich dann in zwei absteigende Aeste, einen äusseren und einen inneren, zu theiien, von denen der erstere stets eine bedeutendere Ausbildung erlangt und im Sub- mentum endigt. Auf dem ganzen Verlaufe derselben zweigen sich überall kleinere oder grössere gebogene Seitenzweige ab. Das durch eine chitinige Intima deut- lich markirte Lumen schwillt am Ende der Zweige ge- wöhnlich zu einem Bläschen an, und die Struktur des ganzen Organes entspricht völlig der von Leydig^) für das grösste Speicheldrüsenpaar der Bienen gegebenen Beschreibung.

Psepheous Lecontei^ Lee.

(Eurypalpus Lee.) Hald. Mels. Can. 1853. p. 34. Lee Proc. of the Acad. of nat. sc. Philad. VI. 1852. p. 41.

Diagnose von Lecönte: Subdepressus, ater, subtiliter punctatus et pubescens, thorace antice fortiter angustato, basi bisinuata, angulis

1) Leydig, Zur Anat. der Ins. Berlin 1859. p. 28 f.

36 Rolph:

posticis acutis; elytris marginatis, lineis elevatis minus distinctis, pedibus rufis. Long. 2 lin.

Körper mit feinen Härchen dicht bekleidet, läng- lich oval, flach. Halsschild kaum halb so lang als breit, halbmondförmig, mit abgerundeten Hinterecken. Sein Hinterrand beiderseits leicht gebuchtet, seine Scheibe nahe der Mittellinie mit jederseits zwei schwachen Ein- drücken versehen, deren erstes Paar ebenso nahe dem Vorderrand, als das zweite dem Hinterrande steht. Flügeldecken um die Hälfte länger als zusammen, breit, ihr Seitenrand schwach gerundet.

Kopf in den Prothorax tief eingesenkt, viereckig. Fühler eilfgliedrig, das erste Glied so lang als das letzte, dieses spitz eiförmig. Die übrigen nur wenig kürzer, umgekehrt kegelförmig. (Fig. 41.) Oberlippe quer, vorn schwach gebuchtet. Mandibeln (Fig. 42) klein, mit ge- rader pfriemförmiger Spitze. Maxillen (Fig. 43, 43 a) ebenfalls von unbedeutender Grösse ; ihre innere Lade etwas nach aussen gekrümmt und dort in eine Spitze ver- längert, die äussere Lade, jene kaum überragend, abge- rundet und an ihrer Spitze mit zwei feinen Stiftchen ver- sehen, zwischen denen eine längere Borste sitzt. Maxillar- taster sehr gross, fast so lang als die Antennen, fünf- gliedrig;; das dritte Glied das längste, das zweite das kürzeste, das letzte beilförmig, quer abgestutzt. Eine in dieses eingesenkte Platte dient als Tastorgan und ist am Rande mit dichten äusserst kleinen Tasthärchen einge- fasst. Unterlippe trapezförmig, nach aussen erweitert, der Vorderrand in der Mitte scharf eingeschnitten. Tas- ter viergliedrig, das erste und dritte Glied gleichlang, das letzte knopfförmig. (Fig. 44 und 44 a.)

Beine (Fig. 45) kräftig, die Schenkel verdickt, "so lang als die schlanke Tibia. Der Tarsus, fünfgliedrig, das letzte Glied mit zwei einfachen Klauen bewehrt.

An den Mundtheilen lässt sich trotz mancher Ab- weichungen die Aehnlichkeit mit den Parniden nicht ver- kennen, auch die Unterflügel (Fig. 46) gleichen völh'g

Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven. 37

denen dieser Familie, namentlich denen von Potamophi- lus, mit welcher Gattung Psephenus noch die meiste Aehnlichkeit zu haben scheint, und in deren Nähe wohl auch der passendste Platz für diese Form wäre.

Binociihis heniispbaericus Geoffr.

(Prosopistoma punctifrons Latr.)

Im Verlaufe meiner Arbeit wurde ich auf ein Thier aufmerksam, welches, ähnlich wie die Larve von Psephe- nus, das Schicksal gehabt hat als Krebs angesehen zu werden.

Geoffroy beschreibt in seiner „Histoire abregöe des Insectes des environs de Paris" ^) als Binoculus hemis- phaericus, le binocle ä queue en plumet, ein Insekt, welches, obgleich viel kleiner, oberflächlich an Apus er- innert, und das er deshalb auch für einen diesem ver- wandten Krebs ansieht. Die von G eo f froy hinzugefügte Synonyraie jedoch bezieht sich auf Argulus, so dass der erste Entdecker selbst den Grund gelegt hat zu der Ver- wirrung, welche bis zum Jahre 1833 über dieses Thier geherrscht hat. Es ist während dieser Zeit stets als Synonym zu Caligus, Cyclops, selbst Daphnia, am häufig- sten aber zu Argulus gestellt worden. Endlich erhält Latreille aus Madagaskar ein Thier, welches mit jenem von G e 0 ff r o y beschriebenen die grösste Aehnlichkeit hat, und beschreibt dasselbe (Nouv. annales du Mus. d'hist. nat. II p. 23. Paris. 1833) unter dem Namen Prosopistoma variegatum als eine neue Branchiopoden-Gattung, während er die aus Frankreich stammende Art Geoffroy's als P. punctifrons derselben Gattung anfügt. Der vermeint- liche Mangel eines getrennten Prothorax, sowie die Exi- stenz von fünf Paaren Abdominalkiemen, die er als Kie- menfüsse in Anspruch nimmt, sind die Hauptmomente, welche ihn bewogen die Thiere unter die Crustaceen zu stellen.

Erst die Wiederentdeckung des Binoculus hemis-

1) Paris 1762. II. p. 660. Tab. 21. fig. 3.

38 Rolph:

pliaericus Geoffroy führt zu einer richtigeren Beur- theilung der interessanten Form. Noil beobachtete die Larven im Rhein und berichtete über dieselben bei der Frankfurter Naturforscherversammkmg im Jahre 1867. Endlich erhalten wir nach einer kurzen Notiz in den M^moires de Cherbourg (XVI. 1871) von Joly eine ge- nauere durch Abbildungen illustrirte Beschreibung (An- nales des sc. nat. Fr. 5. Serie. Zool. XVI. 1872), Vielehe beide Arten der Gattung Prosopistoma Latr. als Larven von Pseudoneuropteren anspricht.

Leider ist auch diese Arbeit durchaus noch nicht im Stande uns ein klares Bild des Thieres zu geben, trotz der beigefügten Abbildungen, welche äusserst man- gelhaft sind. Es sei in Bezug hierauf nur erwähnt, dass, von Labialtastern, obgleich sie gezeichet sind, gar nicht gesprochen wird, dass während für die Antennen fünf Glieder angegeben werden, die Zeichnung in Fig. 14 vier, in Fig. 2 auf der einen Seite fünf, auf der anderen sechs Glieder giebt.

Soviel jedoch scheint aus der Beschreibung hervor- zugehen, dass wir es hier in der That mit Pseudoneurop- teren Larven zu thun haben, vermuthlich aus der Fami- lie der Ephemeriden, eine xlnsicht, welche besonders durch die Gestalt der Mundtheile und der Kiemen be- gründet wird.

Hoffentlich bleibt die Arbeit von Joly nicht die letzte, welche sich die Untersuchung dieser bemerkens- werthen Thiere zur Aufgabe macht, deren anatomische Charaktere und Verwandlungsgeschichte noch völlig un- bekannt sind.

Erklärung der Abbildungeu.

Fig. 1. Elmis Volkmari von unten. Vergr. 30.

» 2. Dieselbe. Seite des dritten Abdominalsegraentes mit dem

Stigma; von innen. Vergr. 250. » 3. Bein des ersten Paares. Vergr. 120. » 4. Oberlippe. Vergr. 60.

Beitrag zur Kenntniss einiger lusektenlarven. . 39

Fig. 5. Oberkiefer. Vergr. 120.

j> 6. Unterkiefer ; etwas stärker vergr.

» 7. Darmtraktus. Yergr. 45.

B 8. Sechstes Abdominalsegment mit Eintragung des Tracheen-

veriaufes. Vergr. 150. )> 9. Letztes Abdominalsegraent mit den Kiemen sowie den

Endigungen der Tracheenstämme. Vergr. 90. B 10. a Ganglien des Thorax und das erste des Abdomen, » 10. b Das letzte Abdominalganglion. » 11. Zerkleinerungs Werkzeuge des Proventriculus. a. Zähne,

b. Kolben, c. Raspeln. Vergr. 750. » 12. a Auge.

B 12. b Isolirter Crystallkegel desselben. Vergr, 750. »13. Proventriculus.

j> 14, Larve von E. aeneus. Vergr. etwa 18. »15. Tracheenblase. Vergr. 150,

»16. Larve von Psephenus Hold. Vergr, 10.

17. Dieselbe. Integument der Pleurae mit den fächerförmigen

Haaren. Vergr, 150, » 18, Oberlippe. Vergr. 60. » 19. Oberkiefer. Vergr. 40. » 20. Unterkiefer. Vergr. 40. »21. Unterlippe, Vergr. 60. » 22, Larve v. Psephenus, grösseres Exemplar, mit Eintragung

des Nervensystems und des Tracheenverlaufes. Vergr. 15. » 23, Eine isolirte Kieme derselben. Vergr. 60.

» 24. Larve von Oyphon, Vergr. 15, mit Eintragung der Tracheen- schläuche, br. Kiemen.

» 25. Oberlippe und Epipharynx von Helodes. Vergr, 60.

» 26, Dasselbe von Cyphon. Vergr. 60.

» 27, Oberkiefer von Helodes. Dies. Vergr.

» 28 u. 29. Derselbe von Cyphon. Dies. Vergr.

» 28. a Der Fortsatz an der Basis der Mandibel mit den seiisen- förmigen Zähnen. Stark vergrössert.

» 80. Unterkiefer. Vergr. 60.

» 30. a Ein kammförmiges Haar. Stark vergrössert.

» 31. Unterlippe und Hypopharynx v. Helodes. Vergr. 60.

» 32. Hypopharynx von Cyphon. Dies. Vergr.

» 33. Vorletztes Abdominalsegment von unten gesehen mit den Stigmen. (Cyphon.) Vergr. 40.

» 34. Letztes Abdominalsegment v. Cyphon von unten gesehen. Dies. Vergr.

40 Rolpb: Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven.

Fig. 35. Ventrale Platte desselben.

B 36. Letztes Abdominalsegment von Helodes von unten gesehen.

Vergr. 40. » 37. Schematischer Sagittalschnitt durch die letzten beiden Ab-

domiualsegmente von Cyphon. Dies. Vergr.

a und a' Rücken und Bauchdecke des vorletzten Segmentes.

b und b' Rücken und Bauchdecke des letzten Segmentes. » 38. Die inneren zwei Kiemenpaare des Rectum. » 39. Nervensystem von Cyphon. » 40. Speicheldrüse. Vergr. etwa 150.

» 41. Antenne von Psephemis Lecontei. Lee.

» 42, Oberkiefer.

» 43. Unterkiefer.

» 43. a Derselbe mit Fortiassung des Palpus, stärker vergr.

» 44. Unterlippe von unten gesehen.

» 44. a Dieselbe mit Fortlassung des Palpus.

3) 45. Bein des zweiten Paares.

» 46. ünterflügel.

(41—46. Vergr. 20.)

ffliitillariim Americae meridionalis indigenarum Synopsis systematica et syuouymica.

Auetore

A. Gerstaecker.

Während die Mutillen der alten Welt (Europa, Asien und Afrika) durchweg flache und deutlich facettirte, beim Weibchen ovale, beim Männchen mehr oder weni- ger tief ausgerandete Augen besitzen, treten in Amerika und Australien neben solchen auch Arten mit stark ge- wölbten, glänzenden, in beiden Geschlechtern nahezu oder völlig kreisrunden Augen auf, welche nach diesem Merk- male eine unverkennbare Annäherung an die Gattung Apterogyna Klug bekunden. Diese sich von den Arten der alten Welt auffällig genug unterscheidenden Arten sind, was besonders hervorgehoben zu werden verdient, in Australien ebensowohl wie in Süd-Amerika (mit Ein- schluss Central- Amerika' s und Mexiko's) an Zahl die bei weitem überwiegenden, während sie in Nord-Amerika mit Mut. nigripes Fab., occidentalis Lin. (coccinea Fab.) u. A. eine ebenso entschiedene Minorität einhalten. Es haben daher diese spezifisch Australischen und Süd- Amerikanischen Mutillen im Grossen und Ganzen eine sehr übereinstimmende geographische Verbreitung wie die Thynniden, welche, in der alten Welt bekanntlich nur durch sehr vereinzelte Formen repräsentirt, sich der Hauptmasse nach auf Australien und Süd- Amerika con- centriren, in dieser Beziehung ihrerseits aber wieder an

42 Gerstaecker:

die Marsupialien erinnern, und auch darin mit diesen über- einstimmen, dass sie im Gegensatz zu den Mutillen, welche in Süd-Amerika an Artenzahi dominiren, sich in zahlreicheren, grösseren und auffallenderen Formen in Australien vorfinden. Beiläufig mag bemerkt sein, dass die zwischen den Australischen und Süd-Amerikanischen Mutillen bestehenden Analogieen sich noch über jene mit hemisphärischen Augen versehene Arten hinaus er- strecken, indem z. B. metallisch gefärbte Arten, wie sie bis jetzt nur aus Australien (Mut. blanda Er., concinna Westw., metallica Smith u. A.) vorlagen, nach einer diesen sehr ähnlichen Chilenischen Art auch Süd-Amerika nicht ganz fehlen. Ob andererseits auch in Australien Arten mit flachen, beim Männchen aber nicht ausgerandeten Augen, wie sie Süd-x\merika (Gruppe der Mut. cephalo- tes Swed.) besitzt, vorkommen, mag vorläufig dahin ge- stellt bleiben.

Ergiebt sich nun aus einem Vergleich jener mit hemi- sphärischen Augen versehenen Australischen und Süd- Amerikanischen Mutillen, besonders z. B. aus demjenigen der Mut. rugicollis Westw. (^ abdominalis Westw.) mit den Süd- Amerikanischen Arten aus der Gruppe der Mut. spinosa Swed. unschwer, dass dieselben auch in der Bildung des Kopfes, Thorax u. s. w. einander viel näher verwandt sind, als jede derselben mit den Arten der alten Welt, so weichen sie andererseits doch in dem, be- sonders bei den Amerikanischen Arten sehr charakteristi- schen und gleichsam typischen Colorit, zum Theil auch in der Bildung des ersten Hinterleibssegmentes so wesent- lich von einander ab, dass sie bei einem Versuch, die Mutillen nach ihren natürlichen Merkmalen zu gliedern, jedenfalls besonderen Gruppen zugewiesen zu werden verdienen. Es erscheint dies um so mehr geboten, als die Australischen Arten, trotz ihrer mit den Süd-Ameri- kanischen übereinstimmenden Augenbildung, sich den- jenigen der alten Welt durch eine weniger auffallende Färbungsdifterenz der beiden Geschlechter entschieden näher anschliessen als den Brasilianischen und Columbi- schen, für welche letztere bereits von Burmeister die bis

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. "^43

zur völligen Unkenntlichkeit gesteigerte GeschlechtsdiiFe- renz mit Recht als charakteristisch geltend gemacht wor- den ist.

Die im Folgenden nach ihrer natürlichen Verwandt- schaft zu gruppirenden und aufzuführenden Süd- Ameri- kanischen Mutillen sind ungleich artenreicher als man es bisher gemuthmasst und als es aus den bisher über die- selben existirenden Verzeichnissen den Anschein hat. Wenn von Smith im Catal, Hymenopt. Ins. of the British Museum v. J. 1855 im Ganzen nur 96 Süd- Amerikani- sche (incl. Mexiko) Arten verzeichnet werden und diese Zahl durch die seitdem von ihm selbst und von de Saus- sure bekannt gemachten keine ansehnliche Steigerung erfahren hat, so liegen mir gegenwärtig schon allein in der hiesigen und der Flalenser Universitäts-Sammlung gegen 200 aus Süd-Amerika in weiterer Ausdehnung stammende Arten vor, welche allerdings nach Vereinigung der in gleicher Weise wie bei Smith besonders aufgeführ- ten Männchen mit ihren Weibchen nicht unbeträchtlich reducirt werden dürften. Während B u r m e is t e r i. J. 1854 auf Grund der von Klug bekannt gemachten und später von ihm selbst gesammelten Arten die Zahl der Brasilia- nischen Mutillen auf 50 veranschlagte, diese Zahl aber rücksichtlich der einzeln beschriebenen Männchen und Weibchen noch als zu hoch gegriffen ansah, lassen sich die in den beiden genannten Sammlungen gegenwärtig vorhandenen, spcciell Brasilianischen Mutillen bei allei- niger Berücksichtigung der weiblichen Formen als nahe an 90 verschiedene Arten repräsentirend feststellen. Dass aber auch diese Artenzahlen gegen den wirklichen Bestand noch weit zurückstehen, ist ebenso unzweifelhaft, als dass kein anderer Erdtheil sich in seinem Reichthum an Mutillen auch nur entfernt mit Süd-Amerika messen kann.

Bei der Existenz einer so grossen Anzahl, zum Theil einander überdies sehr ähnlicher Arten schien dem Verf. die Kenntlichmachung der neuen nur in der Weise thunlich, dass sie im Verein mit den bereits bekannten aufgeführt, auf eine grössere Reihe natürlicher Gruppen

44 Gerstaecker:

vertheilt und innerhalb dieser so angeordnet wurden, dass aus ihrer Stellung sofort auf ihre näheren verwandtschaft- lichen Beziehungen geschlossen werden könne. Es wird dies für die Zukunft der einzige Weg sein, in den über- grossen Reichthum der 8üd- Amerikanischen Mutillen eine üebersicht hineinzubringen und die Bestimmung der- selben zu ermöglichen. Eine Mitaufnahme der bereits bekannten Arten, so weit sie dem Verf. aus eigener An- schauung bekannt oder nach den Beschreibungen früherer Autoren zu ermitteln waren, erschien ausserdem auch deshalb erforderlich, weil bei vielen derselben die Syno- nymie festzustellen und die Nomenklatur zu berichtigen war. Vor Allem ist dies hier durch den besonders wün- schenswerthen Vergleich der typischen Exemplare Klug's und Bur meiste r's, von denen letztere dem Verf. durch Hrn. Prof. Dr. Giebel mit dankenswerther Bereitwillig- keit zugleich mit den sonst in der Halenser Sammlung befindlichen Süd-Amerikanischen Mutillen zur Ansicht und Bearbeitung anvertraut wurden, ermöglicht worden, während die von Smith (a.a.O.) aus dem British Mu- seum in buntester Reihenfolge und ohne Eingehen auf ihre wesentlichen Merkmale beschriebenen, weil ihre Stellung nicht zu ermitteln war, der Mehrzahl nach unberück- sichtigt bleiben musste. Vielleicht sieht sich Hr. Smith durch die folgende Üebersicht veranlasst, den von ihm aufgestellten Arten noch nachträglich ihren Platz neben den ihnen zunächst verwandten anzuweisen.

Für einige der hier behandelten Gruppen, unter denen sich die bei weitem artenreichsten der Mut. spi- nosa Swed. und Indica Lin. (diadema Fab.) befinden, er- schien eine besondere Charakteristik in sofern nicht er- forderlich, als die wesentlichen Merkmale derselben sich aus den zahlreichen bereits bekannten Arten dem Kenner von selbst ergeben, sie überdies aber wenigstens der Hauptsache nach mit den von Bur me ister aufgestell- ten Sektionen, resp. Ünter-Abtheilungen zusammenfallen. Fehlen in denselben einzelne ihnen von ßurmeister zugewiesene Arten, so sind eben ihre Grenzen enger ge-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 45

zogen und die betreffenden Arten dann aus besonderen Gründen anderweitig placirt oder zu eigenen Gruppen abgegrenzt worden.

Die völlige Verschiedenheit der beiden Geschlechter bei der grossen Mehrzahl der Süd-Amerikanischen Mu- tillen lässt es zur Zeit als eine Unmöglichkeit erscheinen, die in den Samminngen vorhandenen Männchen und Weibchen als zusammengehörig nachzuweisen; sind doch noch nicht einmal für alle auf weibliche Individuen ba- sirte Gruppen die Männchen nach ihren plastischen Merkmalen überhaupt zu ermitteln. Unter solchen Um- ständen bleibt, wenn man sich nicht auf die Bekanntma- chung der Arten nach weiblichen Individuen, als der sehr viel charakteristischeren, beschränken will, kein anderer Ausweg, als nach dem Vorgange von Klug und Smith die Männchen vorläufig unter besonderen Namen zu be- schreiben, um sie dann später, auf Grund direkt beob- achteter Copulation, den Weibchen zuzuweisen. Der hierin liegende Uebelstand ist gewiss nicht zu verkennen, offenbar aber ein geringfügigerer, als Männchen und Weibchen auf blosse Vermuthungen hin als zusammen- gehörig zu betrachten. Abweichend von ßurmeister, welcher bekanntlich auf Grund ihres gemeinsam beob- achteten Vorkommens wiederholt männliche und weib- liche Mutillen als einer und derselben Art angehörig hin- gestellt hat, habe ich im Folgenden den entgegengesetz- ten Weg einzuschlagen für zweckmässig gehalten und mit Ausnahme der Gruppe der Mut. cephalotes Swed. vorläufig überhaupt nur weibliche Individuen charakteri- sirt, um die Männchen später besonders folgen zu lassen. In Betreff der von Bur meist er vorgenommenen Ver- einigungen, welche in keinem einzigem Fall auf direkt beobachteter Copulation beruhen, ist nach Ansicht der von ihm beschriebenen Exemplare zu bemerken, dass sie bei einigen Arten möglicher Weise richtig sind und selbst viele Wahrscheinlichkeit für sich haben^ bei ande- ren dagegen, nach der Analogie zu urtheilen, entschieden zu beanstanden sind. Ersteres ist der Fall bei M. myops (No. 5), affinis (No. 9), furonina (No. 36) und lineola (No. 39),

46 öerstaecker:

vielleicht auch bei M. megacephala (No.25), obschon hier die Zugehörigkeit des Männchens zu einer zweiten, nahe ver- wandten Art keineswegs ausgeschlossen ist. In allen diesen Fällen gehören zum mindesten Männchen und Weibchen einer und derselben engeren Artengruppe an^ was da- gegen bei M. felina (No. 27) und concinna (No. 34) kaum glaublich ist. Die Weibchen dieser beiden Arten sowohl wie von M. ichneumonea, deren richtige Stellung von Burme ister verkannt worden ist, verbinden mit einem nicht abgeschnürten ersten Hinterleibssegment stark ge- wölbte und sehr fein facettirte, daher fast glatt erschei- nende Augen und würden hiernach zur Gruppe der Mut. spinosa Swed. ^) gehören, deren Männchen in der Bildung des Hinterleibs und der Augen mit den Weibchen stets übereinstimmen. Die von Bur m eister zu beiden Arten gestellten Männchen haben dagegen einerseits einen lang und dünn gestielten Hinterleib, andererseits flache, grob facettirte und nierenförmige Augen, so dass sie nur zu Weibchen mit analog gebildeten Augen gehören können. Während sie selbst in der dritten Burmei- ster'sehen Gruppe ihre Stelle finden, sind die ihnen zu getheilten Weibchen von derselben auszuschliessen.

1. Gruppe der Mut. cephalotes Swed. und ar- mata Klug.

A. Weibchen. Sekt. I. Hinterhauptswinkel oberhalb abgestumpft, unterhalb zahnartig ausgezogen ; Backen unbewehrt.

1. Mut. cephalotes Sweder (Vetensk. Acad. nja Handling. VÜI. p. 284, No. 40 *Klug, Entom. Brasil, spec. p. 46, No. 26. tab. 23, fig. 11. Lepeletier, Hyme- nopt. in. p. 611, No. 26. = Mut. megacephala * Burmeister,

1) Ob Mut. angulosa und fronticornis Burm. (No. 29 und 30) gleichfalls zur Gruppe der Mut. spinosa Swed. gehören, ist zwar zu vermuthen, aber nicht festzustellen, da das typische Exemplar der ersteren sich in der Halenser Sammlung nicht mehr vorgefunden hat, dasjenige der letzteren des Kopfes leider beraubt ist. Es sind daher diese beiden Arten in die folgende üebersicht nicht mit auf- genommen worden.

Mutillarum America e meridionalis indigenarum Synopsis etc. 47

Brasil. Mutill. p. 9, No. 25). Patria: Bahia (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Burm.).

2. Mut. miles * Burmeister , (a. a. 0. p. 9, No. 24). Patria: Brasil, merid. (Mus. Berol.), Lagoa santa (Burm.)

3. Mut. specularis (=^ Mut, cephalotes *B u r- meister, a. a. O. p. 9, No. 26). Mut. millti *ßurm. simil- lima, differt capite unicolori, occipitis dente inferiore recto, fronte brevius corniculata, mesonoto angustiore, acutan- gulo , supra bimaculatim flavescenti - sericeo , segmenti abdominalis secundi macula purpureo- sericea multo ma- iore, rhomboidea. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.), Bahia, Rio de Janeiro (Bnrm.).

Sekt. II. Hinterhauptswinkel stark seitlich comprimirt, dorn- artig ausgezogen; Backen bewehrt, a) Backen zweizähnig, Kehle unbewehrt.

4. Mut. armata *Klug (a. a. O. p. 47, Nr. 27. tab. 23, fig. 12. Burmeister, a. a. 0. p. 8, No. 23). Pa- tria: Para, Caraccas (Mus. Berol.).

5. Mut. monacha. Mut. armatae *Klug ut ovum ovo sirailis, differt vero clypei processu angusto, lingui- formi, horizontali, fronte supra antennas obsoletius bicor- nuta, verticis maculis duabus argenteo-serieeis angustiori- bus, genarum dente posteriore longiore, hamato, thorace perspicue angustiore, anterius vix dilatato, segmenti ab- dominalis secundi macula central! argenteo - sericea bre- viore. Long. 17 V2 mill. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.).

6. Mut. voluptuosa. Clypeo refiexo, fronte su- pra antennas brevissime corniculata, genarum dente po- steriore hamato, anteriore conico, capite abdomineque ut in Mut. armata et monacha pictis: ab.his differt maculis dua- bus verticis aurichalceo-sericeis maioribus, magis approxi- matis et genas versus descendentibus, thoracis disco cin- nabarino, rufo-piloso, mesonoto acutangulo. Long. 15V2mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

b) Backen mit einem, Kehle mit zwei Zähnen bewehrt.

7. Mut. moneta. Cl jpeo reflexo, bidentato. fronte supra antennas breviter corniculata, genarum dente valido,

48 Gerstaecker:

angusto, obtusinsculo : atra, mandibiilis, antennarum basi, ventre pedibusque griseo-pilosis, verticis fascia amplissima, continua vel vix interrupta, mesonoti dimidio posteriore-, segmenti abdominalis secundi macula dorsali basali ovata, 1. 3. marginibus aurichalceo-sericeis: antennarum funi- culo infra, genubus tarsisque rufo-piceis. Long. 14 171/2 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.). B. Männchen.

8. Mut. erythraspis. Occipitis anguh's inferiori- bus obtuse vel vix dentatis, genis inermibus : atra, scu- tello postscutelloque miniaceis, pleuris, metanoti segmenti- que abdominalis secundi basi utrinque griseo-pilosis, pri- mi margine aurichalceo-sericeo: alis totis saturate fuscis. Long. 13 16 mill. Variat segmenti abdominalis secundi margine supra, 3. et 4. utrinque plus minusve griseo-ci- liato. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Burm.).

Anmerkung. Vielleicht zieht Burmeister (Brasil. Mutill. p. 9, No. 25) diese Art nicht mit Unrecht als Männ- chen zu Mut. cephalotes Sv^ed. (— megacephala *Burm.), mit welcher er sie bei Neu-Freiburg zusammen antraf. Da sie mir zugleich mit Mut. specularis (= cephalotes *Burm.) von Salto grande vorliegt, so könnte sie eben- sowohl letzterer angehören und es möchte dieses sogar das Wahrscheinlichere sein. Jedenfalls muss sie vorläu- fig, bis ihr Weibchen durch direkte Beobachtung sicher gestellt ist, unter einem besonderen Namen aufgeführt werden.

9. Mut. mystica. Occipitis angulis inferioribus acute dentatis, genis inermibus : atra, scutelio miniaceo, ore, pleuris, metanoto pedibusque dense cano-pilosis, seg- menti abdominalis primi dimidio postico, secundi basi utrinque aurichalceo-sericeis : alis saturate fuscis, anticarum cellula basali et cubitali prima, posticarum basi hyalinis. Long. IIV2— 141/2 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

10. Mut. dulcis. Occipitis angulis inferioribus rotundatis, genis dente anteriore parvo, acuto armatis: atra, mesonoti disco scutelloque pilis decumbentibus coc- cineis vestitis, fronte, ore, segmenti abdominalis primi

Mutillarura Americae meridionalis indigenarum syiiopsis etc. 49

margine, secundi et quinti lateribus, tertio et quarto su- pra totis dense cano-, pleuris, metanoti lateribus pedibus- que parcius griseo-pilosis : alis fuscis, basin versus dilutio- ribus. Long. 11 mill. Patria: Porto Allegre Brasiliae (Mus. Berol.) Forsan mas Mut. sumptuosae, a praecedentibus duobus abdominis basi vix constricta discedens.

2. Gruppe der Mut. bucepbala Perty. (Weibchen mit denen der vorstehenden Gruppe in der Kopf- und Augenbilduug ganz übereinstimmend , aber durch den zwischen 1. und 2. Segment nicht eingeschnür- ten, sondern regulär eiförmigen Hinterleib abwei- chend.

1. Mut. bucephala *Perty (Delect. anim. arti- cul. Brasil, p. 137. tab. 27, Fig. 8). Patria: Minas Geraes. (Mus. Monac.)

2. Mut. sumptuosa. Capite lato, transverso, retrorsum subangustato, cum thoracc fortiter punctato, occipitis angulis rotundatis, genis dente anteriore oblique, fronte supra antennas corniculis duobus triquetris, re- curvis, apice nodosis armatis: atra, infra et lateribus cano-hirta, verticis vittis duabus latis, obliquis postocula- ribus, metanoti totidem angustis , rectis , in abdominis basin continuatis, tribus denique segmentorum abdomina- lium posticorum submacularibus flavescenti- vel albido-pi- losis: mesonoti plaga magna, oblonga discali, segmenti abdominalis primi macula minore secundique altera multo maiore rhombica, apicali coccineis, i. e. pilis decumbenti- bus laete rußs formatis. Variat maculis duabus coc- cineis abdominalibus in basi segmenti secundi confluenti- bus. Long. 9 13 mill. Patria: Allegrette Brasiliae, Paranä (Mus. Berol.).

3. Gruppe der Mut. empyrea (Weibchen). Hinterleib von gleicher Bildung wie bei Mut. sumptuosa, auch mit entsprechender Zeichnung und Farbenverthei- luDg. Kopf klein, schmaler als der Thorax; Augen

rcMv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. * 4

50 Gerstaecker:

gross, flach gewölbt, deutlich facettirt. Thorax kurz, trapezoidal, mit tiefer, die Metathoraxstigmen verbindender oberer Querfurche, auf welche eine erhabene Leiste folgt. Hinterer Absturz des Brust- kastens fast senkrecht, die Metapleuren ausgehöhlt, glatt und glänzend.

1. Mut. empyrea. Atra, infra cum pedibus al- bido-hirta, mandibularum basi antennisque (aut totis aut scapo piceo excepto) rufis, capite thoraceque supra nigro- setosis, illius fascia verticali, in oculorum margine interno magis ampliata, huius vittis duabus marginalibus po- stice fasciatim coniunctis dense flavescenti-pilosis: abdomi- nis vitta dorsali segmenta tria anteriora occupante et in margine secundi dilatata aureo- vel coccineo-sericea, seg- mentis 1. 3. utrinque, 5. toto supra argenteo-sericeis. Varipi capite inferiore, pleuris, ventre toto anoque rufis. Long. 5V2 9 milL Patria: AllegretteBrasiliae (Mus. BeroL).

2. Mut. pretiosa. Praecedenti simillima, differt capite supra toto ad antennarum usque ortum aequaliter sed subtilius flavescenti-sericeo, thorace minus lato et re- trorsum fortius angustato, macula magna anteriore trian- gulari excepta supra ubique pallide sericeo, abdominis vitta media rufo-aurea in basi segmenti secundi late inter- rupta et in margine eiusdem haud dilatata. Forsan varietas Mut. empyreae. Long. 5 7V2 mill. Patria: Alle- grette ßrasiliae (Mus. Berol.). Catamarca (Burm.), Mus. Halens,

4. Gruppe der Mut. chrysodora Perty, pachycne- mis (subtilis) Burm. und tene IIa Burra. (Weib- chen.) Hinterleib mit deutlich abgeschnürtem, schmalem Basalsegment. Pleuren leicht gewölbt oder wenigstens nicht ausgehöhlt, gleich dem Tho- raxrücken dicht und gleichmässig punktirt. Augen flach gewölbt, deutlich facettirt.

a) Augen gross, abgerundet dreieckig oder stumpf oval. 1. Mut pachycnemis *Burmcister (Brasil. Mutill. p. 11, No. 40. =var. Mut. subtilis *Burm., ebenda p. 11, No. 41). Variat longit. 5V2— 9 mill., pedibus ple-

Mutillarum Americae raeridionalis indigenarum Synopsis etc. 51

rumque totis rufis, rarius genubus, tibiis tarsisque nigro- piceis. Patria: Minas Geraes (Mus. BeroL), Novo Frl- burgo, Rio de Janeiro (Burm.).

2. Mut. tenella *Burmeister (a. a. 0. p. 11, No. 42). Patria: Novo Friburgo (Burm.), Mus. Halens.

3. Mut. leptothorax. Clypeo obsolete quadri- dentato, genis anticii dentato-dilatatis, thorace angusto, latitudine plus duplo longiore, retrorsum fortiter attenuato, confertim granoso - punctato, subtilissiine albo-setuloso, supra pilis longioribus nigris parce obsito, cum pedibus abdominisque segmento primo laete rufo : capite abdomi- nisque segmento secundo atro, opaco, huius lateribus fascia- que marginali flavescenti-tonientosis, segmentis 3. 6. rufo- brunneis, supra nigro-, utrinque albido-pilosis: antennis piceis, articulis quatuor basalibus rufis. Long. 7 mill. Patria: Cayenna (Mus. Berol.).

4. Mut. subula. Clypeo quadridentato, genis an- ticis dentato-dilatatis, tborace oblongo-ovato, retrorsum fortius attenuato, confertim granoso-punctato, subtilissirae albo-setuloso pilisque erectis fuscis supra parce obsito, cum pedibus, capite, antennarum basi abdominisque seg- mento primo rufo: huius secundo atro, opaco, confertim et profunde punctato, sequentibus nigro-piceis, nitidulis: secundi lateribus fasciaque marginali, reliquorum vitta maculari media flavescenti-tomentosis. Long. 5 mill. Pa- tria: Bogota (Mus. Berol.).

5. Mut. statua. Thorace oblongo-ovato, retror- sum fortius angustato^ supra cum capite abdominisque segmento secundo fusco-setoso et confertim profunde punctato : picea, antennis pedibusque ferrugineis, fronte aureo-sericea nee non thoracis abdominisque segmenti secundi disco rufo-brunneo, huius segmento primo et qua- tuor ultimis rufo-ferrugineis, cum secundi maculis dua- bus dorsalibus, ante medium sitis fasciaque marginali dense aurichalceo-sericeis. Long. Ö'/s mill. Patria: La Guayra (Mus. Berol.).

6. Mut. tricondyloides. Antennarum funiculo brevi, basin versub incrassato, oculis maximis, capite re- trorsum fortiter angustato , genis anticis dentatim pro-

52 Gerstaecker:

ductis, clypeo reflexo, fisso, utrinque quadridentato, tho- race longissimo, angusto, subparallelo , abdominis seg- mento primo cubico, latitudine paullo longiore ; nigra, parum nitida, capite, thorace abdominisque segmentis duobus primis confertim et profunde punctatis, supra ca- no- nigroque setosis, vertice, segmenti abdominalis primi apice, secundi maculis duabus basalibus fasciaque lata marginali nee non reliquis (subtiliter punctatis) totis au- richalceo-sericeis. Long. 10 V2 oaill. Patria: Bogotd (Mus. Berol.). Species capitis forma singulari, fronte inter oculos amplissimos angustata, supra antennas fortiter binodosa, spiraculis metatkoracicis rotundis, prominenti- bus maxime insignis.

7. Mut. scenica. Antennarum funiculo brevius- culo, capite transverso, retrorsum sat angustato, genis anticis dentato-productis, clypeo quadridentato, thorace oblongo-ovato, retrorsum fortius attenuato, cum abdominis segmentis duobus primis laete rufo, confertim punctato nigroque setoso: antennis pedibusque rufo-piceis, capitis nigri macula verticali magna aurichalceo-, segmenti abdo- minalis secundi maculis duabus obliquis marginalibus, spatio nigro separatis limboque laterali argenteo-sericeis, segmentis reliquis piceis, nitidulis, tertio nigro-, ultimis supra albido-pilosis. Long. 71/3 mill. Patria: Brasil, merid. (Mus. Berol.).

8. Mut. chrysodora *Perty (Delect. anim. artic. Brasil, p. 137. tab. XXVIL fig. 7. = Mut. furonina *Bur- me ister, Brasil. MutilL p. 10, No. 36). Patria: Minas Ge- raes (Perty, Mus. Monac), Novo Friburgo (Burm.) Mus. Halens.

9. Mut. hepatica. Capite brevi, transverso, re- trorsum parum angustato, clypeo quadrilobo, thorace ovato, cum segmento abdominali secundo confertim granoso- punctato, supra cano- nigroque setoso : rufo-brunnea, opaca, mandibulis, antennarum basi pedibusque rufo-ferrugineis, antennarum flagello supra, thoracis vittis duabus margi- nalibus segmentique abdominalis secundi parte posteriore nigro-piceis : capite supra (ad antennarum ortum usque), segmenti abdominalis secundi punctis duobus basalibus.

Mutillarum Americae raeridionalis indigenarum Synopsis etc. 53

ante medium sitis vittaque segmentorum 3. 6. maculari gemina aureo-sericeis, genis, metanoti lateribus, segmento abdorainali primo toto, secimdi lateribus fasciaque lata marginali interruptaflavescenti-tomentosis. Long. 10V2niill. Patria: Rio de Janeiro (Mus. Halens.).

10. Mut. u ra b r a t i c a. Capite brevi, transverso, retrorsum parum angustato, clypeo sexdentato, thorace oblongo, fere rectangulo, abdomen versus sat fortiter attenuato, cum segmento abdominali secundo confertim et subrugose punctato: nigro-picea, opaca, raandibulis, antennis, pedibus , ventre segmentique abdominalis se- cundi disco rufo-brunneis, verticis plaga magna transverse quadrata aureo-sericea, pleurarum macula anteriore, meta- noti vittis tribus, segmenti abdominalis primi margine, se- cundi punctis duobus dorsalibus, ante medium sitis fas- ciaque marginali interrupta, 3.-5. punctis quaternis ano- que albido- vel aurichalceo-tomentosis. Long. 10 ISmill. Patria: Brasil, merid. (Mus. Berol.).

11. Mut. clirysocephala Smith (Catal. Hyme- nopt. p, 45, No. 223) , für welche die Bildung der Au- gen und des ersten Hinterleibsringes nicht erwähnt wird, scheint den beiden vorhergehenden Arten nahe verwandt zu sein.

b) Augen klein, rundlich.

12. Mut. versatilis *Burmeister (Brasil. Mu- till. p. 11, No. 38). Patria: Lagoa santa (Burm.).

13. Mut. leucogramma. Capite parvo, trans- verse ovato, genis clypeoque edentatis, thorace breviter ovato, cum pleuris confertim granoso-punctato, abdominis segmento primo magno, trapezoideo, convexo, secundo campanulato: atra, opaca, infra cum pedibus albo-hirta, supra parce fusco-setosa, capite albo-squamuloso cum an- tennis, tibiis tarsisque anticis laete rufo-ferrugineo : meta- noti strigis duabus postice arcuatim coniunctis, segmenti abdominalis primi secundique fascia marginali, huius in- super vitta media angusta cano-tomentosis, ano rufescenti- piloso. Long. 6V3 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

54 Gerstaecker:

5. Gruppe der Mut. spinosa Swed., perspicil- laris und larvata Klug. (Weibchen.)

Sekt. I. Erstes Hinterleibssegment mit gezähnelter Querleiste vor dem Hinterrande, durch diese in einen aufsteigenden vorderen und horizontalen hinteren Theil zerfallend. A. Zweites Hinterleibssegment durch scharfe, glatte Längs- kiele feilenartig erscheinend, a) dasselbe mit zwei rundlichen oder queren Flecken von

lichter Färbung, t) Scheitel in Form einer (kaum unterbrochenen) Quer- binde hell befilzt.

1. Mut. pardalis. Capite minore, transverso, mesonoti angulis lateralibus obtusis: atra, or«, antennarum basi, fascia verticis ampla, meso- et metanoti angustiore segmentisque abdominis 3. 6. cinereo-pilosis: prirai apice utrinque albo-sericeo, secundi maoulis duabus suborbicula- ribus vel rotundato-quadratis aurantiacis. Long. 12 15mill. Patria: Nov. Granada, Bogota, Columbia (Mus» Berol.).

2. Mut. patricialis. Capite minore, transverso, mesonoto acutangulo: atra, ore, antennarum basi, fronte, fascia verticis vix interrupta, mesonoti postica ferc recta, metanoti vittis duabus lateralibus, segmento abdominali primo utrinque maculatim, 3. 6. linea media excepta to- tis aurichalceo-sericeis : secundi maculis duabus suborbi- cularibus minoribus, aurantiacis. (Tibiae posteriores bre- vius rufescenti-spinosae.) Long. 18 20 mill. Patria : Nov. Granada, Bogota (Mus. Berol.).

ff) Scheitel in Form zweier Querflecke licht befilzt.

3. Mut. superba. Capite maiore, transverse qua- drato, mesonoto acutangulo : atra, ore, antennarum basi, verticis maculis duabus magnis, mesonoti fascia postica arcuata, metanoti vittis duabus aibdominisque segmentis 1. et 3. 6. utrinque aurichalceo-sericeis : secundi maculis duabus post medium sitis minoribus, suborbicularibus, au- rantiacis. (Tibiae posteriores longius nigro-spinosae.) Long. 17 19 mill. Patria : Nova Granada, Bogota (Mus. Berol.).

var. Gracilior, mesonoti fascia aurichalcea interrupta. Patria: Columbia, Caraccas (Mus. Berol.).

Mutillarum Americae meridionalis indigcnarum Synopsis etc. 55

4. Mut. larvata *Klug (Entora. Brasil, spcc. p. 34; No. 19. tab. 22, Fig. 6. Biir meis ter, Brasil. Miitill. p. 5, No. 1. Mut. lanata Lepeletier, Hym^nopt. III. p. 644, No. 77). Patria: Parä, Guyana (Mns. BeroL).

5. Mut. pe rspi ci llaris *Klug (a. a. 0. p. 33, No. 8. tab. 22, Fig. 5. Lepeleti er p. 643, No. 75. *Bu r- nie ist er p. 6, No. 4.) Patria: Cayenna, Guyana (Mus. BeroL).

6. Mut. myops * Burmeister (a. a. O. p. 6, No. 5). Patria: Lagoa santa (ßurm.), Salto grande Bra- siliae (Mus. Berol.).

tff) Scheitel ohne helle Befilzung.

7. Mut. spinosa Sweder (Vetensk. Academ. nya Handling. VlII. 1787. p. 283, No. 39. --*Klug p. 35, No. 7. tab. 22, Fig. 4. Lepeletier p. 621, No. 40.— * Burm. p. 6, No. 3. Mut. derasa Fabricius, Syst. Piezat. p. 429, No. 2.). Patria: Babia (Mus. Berol.).

8. Mut. obliquata *Klug (a. a. O. p. 35, No. 10. tab. 22, Fig. 7). Patria: Par^ (Mus. Berol.).

9. Mu t. ser ena. (= Mutilla derasa * Burm eiste r, a.a.O. p. 6, No. 2. ? Mut. sabulosa Smith, Catal. Hymenopt. Brit. Mus. III. p. 49, No. 234.) Capite thora- cisque dorso immaculatis, atra, pleuris, metanoti vittis duabus angustis abdominisque segmentis 1. et 3. 6. utrin- que aurichalceo-sericeis, secundi maculis duabus suborbi- cularibus minoribus, rubicundis. Long. 15 20 mill. Patria: Congonhas (Burm.), San Paolo Brasiliae (Mus. Berol.).

Anmerkung. Die von Burmeister auf vor- stehende Art bezogene Mut, derasa Fab. gehört zu Mut. spinosa Swed., bei welcher sie schon von Klug mit Recht citirt wird. Die IVIut. sabulosa Smith soll zwei silberhaarige Flecke an den Hintei'winkeln des Meso- thorax haben; sonst würde ihre Beschreibung sehr wohl auf Mut. serena anzuwenden sein, nicht aber ihr Name, welcher bereits von Klug (1835) an eine Spanische Art vergeben worden ist.

10. Mut. fenestr ata* Klug (a. a. O. p. 35, No. 11 tab. 22, Fig. 8). —Patria: Parä (Mus. Berol.).

11. Mut. stygia Smith (Catal. Hymenopt. III.

56 Gerstaecker:

p. 47, No. 229.) von Santarem, scheint der vorhergehen- den Art sehr nahe verv^andt zu sein.

12. Mut. valida Smith (a.a. O.p.47, No. 230) von TapajoS; mir unbekannt, gehört nach der Beschrei- bung gleichfalls der Abtheilung A, a an.

b) Zweites Hinterleibssegment mit zwei licht befilzten, beiderseits abgekürzten Längsstriemen.

13. Mut, gigantea *Perty (Delect. anim. artic. Brasil, p. 138. tab. 27, Fig. 9). Patria: Brasil, intcr. (Mus. Berol. et Monac.).

B, Zweites Hinterleibssegment ohne glatte Längskiele, nur punktirt. a) Dasselbe mit zwei lichten, seidig behaarten Flecken,

14. Mut. xanthocerata Smith (Transact. entom. soc. of London 3. ser. I. p. 35). Patria: Costarica, Vera- gua (Mus. Berol.).

15. Mut. insignis Smith (Catal. Hymenopt. Brit. Mus. III. p. 56, No. 277). Patria: Bogota (Mus. Berol.).

16. Mut. rotifera. Atra, fascia verticis ampla, intra oculos utrinque frontem versus descendente, mesonoti fascia posteriore, pleuris totis, metanoto" linea media ex- cepta, pedibus abdominisque segmentis 1. et 3. 6. dense cano-sericeis: secundi maculis duabus suborbicularibus, sat magnis aurantiacis. Long. 13 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol).

Species admodum insignis, praecedentibus duabus multo minor, difFert occipite haud inflato, fere semicircu- lari^ thorace inermi, debili, compresso, apicem versus sen- sim angustato, metanoto deplanato et anteriore thoracis parte haud breviore, abdomine inter segmenta 1. et 2. sat fortiter constricto, segmenti primi parte horizontali ele- vato-naarginato denticulisque octo erectis supra armato.

b) Zweites Hinterleibssegment mit drei grossen, grob pimk- tirten hellen Flecken.

17. Mut. prionophora *Burmeister (Brasil. Mutill. p. 10, No. 37). Patria : Novo Friburgo (Burm.) Species segmenti abdominalis secundi cristis duabus longi- tudinalibus, fortiter dentatis admodum insignis et distinc- tissima.

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 57

Sekt. II. Erstes Hinterleibssegment ohne gezähnelte Quer- leiste vor dem Hinterrande.

A. Zweites Hinterleibssegment mit vier licht gefärbten Flecken.

18. Mut. verticalis Smith (Catal. Hymenopt. p. 63, No. 311). -— Patria: Mexico (Smith), Costarica (Mus. Berol.).

19. Mut. Hecate. A praecedente, cui simillima, differt statura graciliore, capite magis transverso, minus inflato, post oculos haud tumido, thorace debiliore, meso- noto utriuque dentato, fronte atra, verticis macula media rufo-tomentosa multo minore, segmenti abdominalis se- cundi maculis miniaceis posterioribus duabus minus am- ph's, ovatis, obliquis. Long. 13 mill. Patria: Costarica (Mus. Berol.).

20. Mut. hilaris. (= Mut. laeta Smith, Catal. Hymenopt. III. p. 57, No. 278). Atra, ore, genis, verticis macula magna media, mesonoti et metanoti binis, pedibus abdominisque segmentis 1. et 3. 6. utrinque argenteo-seri- ceis, secundi maculis quatuor rubris. Long. 11 15 mill. Patria : Nov. Granada, Bogota (Mus. Berol.).

Anmerkung. Der S m i t h's c h e Name kann dies er Art nicht verbleiben, weil er von demselben Autor einige Seiten vorher (p. 46, No. 225) schon einer Brasilianischen beigelegt worden ist.

21. Mut. tetraspilota. Capite minore, transverso: atra, confertim punctata, thorace abdominisque basi sca- briusculis: ore, fronte, genis, mesonoti parte posteriore, metanoto, segmenti abdominalis primi lateribus, 3. 6. to- tis aurichaiceo-pilosis, secundi maculis quatuor aurantiacis, anterioribus minutis, admodum inter se remotis, posteri- oribus approximatis, magnis, transverse quadratis, latera versus subattenuatis. Long. 11 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

B, Zweites Hinterleibssegment nur mit zwei licht gefärbten Flecken.

22. Mut. Crocsus. Capite maximo, transverso, quam thorax fere duplo latiore, occipitis marginati angu- lis inferioribus dentatim productis, genis anticis dente

58 Gerstaecker:

validisslmo, acuto, perpendiculariter descendente armatis, fronte supra antennas siilcata, clypei lateribus reciirvis et dentatim acuminatis, mandibulis processu basali lamelH- formi^ laüceolato, retrorsum verso instructis, antennarum scapo elongato, tenui, apicem versus fortiter arcuato, funi- ciili acuminati articiilo secundo elongato: atra, verticis mucula transversa amplissima, mesonoti fascia posteriore arcuata, metanoti vittis dnabus segmentique abdominalis seciindi maculis duabus magnis suborbicnlaribus croceis aureo-sericeis: ore pedibusque griseo-hirtis, pleuris argen- teo- pruinosis, genis cinereo-^ abdominis segmento primo utrinque, 8.-6. totis aurichalceo-sericeis. Long. 15 Ißmill. Patria: Xalappa (Mus. ßerol.).

23. Mut. nodifrons. Capite maximo, transverso, occipitis profunde emarginati angulis inferioribus den- tatim productis, genis anticis dente validissimo, late trun- cato, perpendiculari armatis, vertice longitudinaliter sul- cato, fronte supra antennas fortiter bituberculata , cly- pei lateribus in dentem latum, obtuse triquetrum, apice leviter recurvum productis, mandibulis processu basali lamclliformi lato, triangulari, retrorsum verso instructis, antennarum scapo elongato, tenui, apicem versus fortiter arcuato, funiculi articulo secundo elongato, basin versus styliformi: atra. verticis macula ampla, obtuse triangulari, in frontis latera descendente, occipitis angulis posticis, mesonoti fascia posteriore, antice emarginata, metanoti vittis duabus abdominisque segmentis 1. et 3. 6. linea media excepta aureo-sericeis, segmenti secundi maculis duabus suborbicnlaribus croceis, ore, genis, antennarum basi, pedibus ventreque pilis flavescenti-griseis vestitis. Long. 16 mill. Patria: Bogota (Mus. BeroL).

24. Mut. capitata Smith (Catal. Hymenopt. IlL p. 58, No. 284) aus Mexico, scheint den beiden vor- hergehenden Arten zunächst verwandt zu sein. Der Name, bereits von Lucas (1849) an eine Algerische Art ver- geben, ist zu ändern.

25. Mut. felina *Burmeister (Brasil. Mutill. p. 9, No. 27). Species insignis, thorace graciliore, utrin- quo acute dentato, mesonoto atro, segmenti abdominalis

Mutillarum Americae meridioualis indigenarum Synopsis etc. 59

secundi maculis aiirantiacis maximis, tomentosis, reliquo- riim fasciis aiireo- serieeis haiid interriiptis a sequenti discedens. Variat femoribus ad genua usque rufo-fer- rugineis. Patria: Novo Friburgo Brasiliae (Burm.).

26. Mut. macropis. Capite mediocri, transverso^ mandibulis genisque inermibus, his acute carinatis, thorace latitudine parum longiore, modice constricto, lateribus inermi: atra^ mesonoti dimidio posteriore, metanoti vittis duabus latis segmentisque abdominalibus 1. et 3. 6. vitta media excepta aureo- serieeis, secundi maculis duabus magnis, rotundato-quadratis, confertim punctatis subtiliter- que setulosis laete aurantiacis: ore, antennarum basi pedi- busque eano-birtis. Long. IOV2— 13 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

27. Mut. argyrospila. Capitis transversi angulis posticis acntiusciilis, genis carinatis, thorace latitudine pa- rum longiore, ante stricturam denticulato : atra, vittis dua- bus verticis lateralibus, meso-et metanoti latioribus, for- titer abbreviatis abdominisque segmentis 1. et 3.-6. utrin- que argenteo-sericeis, secundi maculis duabus minoribus, ovatis, distantibus sanguineis, confertim punctatis. Long. 11 mill. Patria: Minas Geraes (Mus. Berol.).

28. Mut. confinis. Capitis transversi angulis posticis obtusiusculis, genis carinatis, thorace breviusculo, ante stricturam denticulato: atra, metanoti vittis duabus abbreviatis abdominisque segmentis 1. et 3. 6. utrinque auriclialceo-sericeis, secundi maculis duabus suborbiculari- bus vel breviter ovatis rufis, confertim punctatis. Long. 8V2— 9 mill. Patria: Brasilia merid. (Mus. Berol.).

Anmerkung. Mut. vaga Smith (Catal. Hymenopt. IIL p. 44, No. 220) scheint mit den vorhergehenden Arten nahe verwandt zu sein und besonders zwischen Mut. macropis und argyrospila die Mitte zu halten. Die Flecken des zweiten Hinterleibssegments sind goldig, die folgenden silberweiss behaart, der Thorax, wie es scheint, ganz schwarz.

29. Mut. ce r a si n a. Capite transverso, fronte tumi- dula, oecipite rectangulo, thorace latitudine parum longi- ore, ante stricturam denticulato, sanguineo, in dorso an-

60 Gerstaecker:

teriore setis decumbentibus nigris vestito : ceterum atra, griseo-hirta, vittis duabus verticis postocularibus, retror- sum leviter conniventibus, thoracis totidem abbreviatis ab- dominisque segmentis 1. et 3. 6. utrinque aurichalceo-se- riceis, secundi maculis duabus suborbicularibus aurantiacis, confertim punctatis breviterque setulosis. Long. 9V2 miH. Patria : Parana (Buim.) Mus. Halens.

30. Mut. cruenta. Capite transverso, genis cari- natis, occipitis angulis rotundatis, thorace ante stricturam fortiter unidentato, metanoti lateribus serratis : atra, griseo- hirta, mesonoti maculis duabus magnis lateralibus, seg-' menti abdominalis secundi totidem dorsalibus maximis biramosis, i. e. basin versus profunde excisis dilute san- guineis: segmentis abdominalibus 3. 6. linea media ex* cepta argenteo- vel aurichalceo-sericeis. Long. 11 mill. Patria: Brasil, merid. (Mus. BeroL).

31. Mut. debilis. Capite minore, transverso, re- trörsum leviter angustato, fronte distincte sulcata, thorace oblongiusculo, ante stricturam denticulato, sanguineo, an- tennarum basi, trocbanteribus, tibiarum basi tarsisque ru- fis : ceterum nigra, genis, verticis fascia subarcuata, seg- menti abdominalis secundi maculis duabus, pone medium sitis, suborbicularibus, 3,-5. supra totis aurichalceo-seri- ceis. Variat segmentis abdominalibus l.et2. supra rubris, nigro-limbatis. Long. 7V2 mül. Patria: Allegrette Bra- siliae (Mus. BeroL).

32. Mut. succincta Smith (Catal. Hymenopt. III. p. 44, No. 218) von Parä scheint der vorhergehenden Art nahe zu stehen.

33. Mut. cu()iceps. Capite maiore, transverso, crassiusculo, occipitis angulis rotundatis, mesonoto utrln- que acute dentato: mandibulis, antennarum basi pedibus- que rufis, genubus piceis, occipite thoraceque hoc margine antico sat lato cxcepto sanguineis : ceterum nigra, verticis fascia semilunari abdominisque segmenti secundi maculis duabus, pone medium sitis, transversis flavescentibus, aureo-sericeis, 3. 5. linea media excepta aurichalceo-pilo- sis. Long. 7 V2 mill. Patria: Allegrette Brasiliae (Mus. BeroL).

Mutillarum Americae meridionalis iudigen ariim Synopsis etc. 61

34. M u t. c 0 m e ta. Capite crassiusculo, transverso, occipitis angulis rotundatis, mesonoto utrinque obsolete dentato: rufa^ antennarum femorumque apice, tibiis tarsis- que piceis, abdominis segraentis 2. 6. supra nigris, 3. 5. linea media excepta aurichalceo-sericeis, secundi maculis duabus distantibuS; transverse ovatis aurantiacis strigisque duabus cum Ulis connexis et basin versus percurrentibus aureo-tomentosis : fronte thoracisque dorso atro-setulosis, verticis fascia semilunari ampla aurichalceo-sericea. Long.

6 mill. Patria : Paranä (Burm.) Mus. Halens.

35. Mut. fissiceps Smith (Catal. Hymenopt. III. p. 48, No. 232) von Tapajos scheint den beiden vor- hergehenden Arten nahe zu stehen.

36. Mut. pythagorea. Capite transverso, fere rectangulo, thoracis cordati fortiterque constricti lateribus bidenticulatis, metanoti serrulatis: cum antennis pedibus- que totis rufa, verticis fascia semilunari aurichalceo-tomen- tosa, abdominis segmentis 2. 6. supra nigris vel nigro- fuscis, 1. et 2. in margine postico, sequentibus totis auri- chalceo-sericeis, secundi maculis duabus distantibus et pone medium sitis, triangularibus aurantiacis. Variat capite cum antennis, thorace pedibusque nigro-piceis. Long. 6

7 mill. Patria: Paranä (Burm.) Mus. Halens.

37. Mut. ichneumonea '^'Bur meiste r (Brasil. Mutill. p. 9 No. 28). Patria: Lagoa santa (Burm.).

38. Mut. melanocephala^Perty (Delect. anim. artic. Brasil, p. 137. tab. 27, Fig. 6 = Mut. bilunata *Bur- meister, Brasil. Mutill. p. 10, No. 33). Patria: Novo Friburgo (Burm.), Rio de Janeiro (Mus. Berol.).

39. Mut. pumila *Burmeister (a.a.O. p. 10, No. 35). Patria: Minas Geraes (Mus. Berol.), Novo Fri- burgo (Burm.).

40. Mut. multicolor. Capite minore, transverso, genis carinatis, ocuiis sat magnis, thorace breviusculo, constricto, ante stricturam obsolete denticulato: nigra, antennarum dimidio basali, fronte, vertice, thoracis fascia lata anteapicali, pedibus totis, segmenti abdominalis se- cundi maculis duabus posterioribus sat magnis, transverse quadratis, 3.-6. dorso medio rufis, aureo-sericeis. (Pleu-

62 Gerstaecker:

rae laeves, nitidae, infra griseo-pubescentes. Vertex tho- racisque dorsum parcius, segmenti abdominalis seeundi maculae fasciaque apicalis utrinque abbreviata, reliquorum dorsum totum dense aureo-sericea. Venter cum pedibus cano-hirtus.) Long. 8 mili. Patria : Venezuela (Mus. Halens.).

C, Zweites Hinterleibssegment ohne scharf abgegrenzte Scheibenflecke, entweder im Bereich der hinteren Hälfte oder überhaupt (wenigstens vorwiegend) licht gefärbt.

41. Mut. brevis *Burmeister (a.a.O. p. 10, No. 33). Patria: Novo Friburgo (ßurm.), Brasilia (Mus. Berol.).

42. M u t. c h r y s o m a 1 1 a. Capite crassiusculo, trans- verso, occipitls angulis late rotundatis, pro- et mesonoto aQutangulis, metanoti lateribus argute dentato-serratis: laete rufa, antennarum funiculo basi excepta piceo, man- dibulis, capite, thoracis limbo antico sat lato abdominisque segmentis 2. 6. supra, 3. 6. infra atris, nigro-setosis: se- eundi maculis duabus posterioribus transverse ovatis, sat distantibus aurantiacis ornati linea media dimidioque po- steriore tenuiter aureo-setulosis, margine postico segmentis- que sequentibus vitta media excepta dense auricbalceo- sericeis. Variat vertice rufo-vario, thoracis limbo nigro angustiore, segmenti abdominalis seeundi maculis auran- tiacis confluentibus. Long. 6 10 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

43. Mut. pectoralis (= Mut. concinna *Bur- m eist er, Brasil. Mutill. p. 10^ No. 34). Patria: Bahia (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Burm.) Der Burm ei- st er's che Name ist als schon von West wo od (1843) an eine Australische Art vergeben, zu ändern.

44. M u t. s t a p h yl 0 m a. Oculis exsertis, admodum convexis, capite retrorsum rotundato-angustato, pro- et mesonoto acutangulis, metanoti lateribus argute dentato- serratis: laete rufa, antennis basi excepta piceis, capite, pronoti angulis lateraübus abdominisque segmenti seeundi dimidio anteriore maiore atris, huius linea media dimidio- que posteriore (rufo) tenuiter auricbalceo-setulosis, primi margine postico, 3. 6. vitta media excepta ubique auri-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 63

chalceo - serieeis. Long. 9 raill. Patria: Brasil, merid. (Mus. Berol.).

45. Mut. argyr ocephala. Capite crassiusculo, transverso, occipitis angulis rotundatis, tliorace latitudine parum longiore, mutico, metanoti fortiter declivis lateri- bus supra tantum denticulatis: rufo-ferruginea, thorace toto abdominisque maculis duabus dorsalibus anteriore biloba basin, posteriore transverse ovata apicem segmenti secundi occupante - piceis, capite toto candido-sericeo, segmento abdominali secundo inter maculas setulis aureis consperso, sequentibus denae aurichalceo-villosis. Long. 6 mill. Patria: Lisula 8t. Jean (Mus, Berol.).

46. Mut. nummularis. Capite magno, transverso, tumidulo, occipitis emarginati angulis genisque acute cari- natis, bis dente valido. retrorsum verso armatis, thorace angulato, supra obsolete punctato, metanoto fortiter con- stricto, inermi : rufo-brunnea, supra sat dense nigro-, infra cano-birta, antennarum funiculo, fronte, mesonoto anteriore abdomineque plaga magna segmenti secundi biloba, media excepta piceis: verticis maculis duabus amplis obliquis, thoracis vittis totidem marginalibus, segmento- rum abdominalium 1. 3. macula media apicali, ceterorum dorso toto aureo-sericeis. Long. TVeniill. Patria: Porto Allegre Brasiliae (Mus. Berol.).

47. Mut. a m a b i 1 i s. Capitis transversi angulis posticis rectis, genis carinatis, inermibus, thorace latitu- dine fere dimidio longiore, ante stricturam obsolete den- ticulato : atra, infra cum pedibus cano-hirta, verticis ma- cula permagna, transversa aureo-sericea, thoracis supra interdum picei vittis duabus, in mesonoti dimidio anteri- ore abbreviatis maculaque dorsali media segmentorum ab- dominalium 3. 5. argenteo-sericeis : segmentis L et 2. ru- fis, margine apicali setis atris deeumbentibus vestito. Varlat segmenti abdominalis secundi linea media nigri- canti. Long. 7 8 mill. Patria: Paranä (Burm.), Alle- grette Brasiliae (Mus. Berol.).

48. Mut. haematodes. Capite valido, transverso, pone oculos perspicue ampliato, occipitis angulis rotun- datis, thorace subcordato, antice fere rectangulo, abdo-

64 Gerstaecker:

mine inter segmenta 1. et 2. fortiter constricto: nigra, in- fra cum pedibus albo-hirta, supra cano-fuscoque setosa, capite segmentoque abdominali secimdo Imius macula magna media basaii subtriangiüari, apice triloba fasciaqne raarginali, pilis decumbentibus atris vestitis, exceptis sanguineis, grosse et minus confertim punctatis, subnitidis, thoracis strigis duabus dorsalibus cano- vel aurichalceo-, pleuris anterioribus segmentorumque abdominalium 3. 5. vittis tribus macularibus argenteo-sericeis, ano fusco-pi- loso. Long. IOV2 ISmill. Patria; Montevideo (Mus. Berol.), Paranä (Burm.). Species capitis oculorumque confor- matione cum praecedentibus congruens, at abdomine pe- tioiato divergens.

49. Mut. polyspila. Capite mcdiocri, transverso, occipitis truncati angulis rotundatis, genis carinatis, iner- raibus, oculis sat magnis, tliorace subangulato, cum ca- pite confertim punctato, subnitido: rufa, infra parce aibo- setosa, antennarum apice segmentorumque abdominalium margine utrinque piceo, verticis plagis duabus postocu- laribus parce, segmenti abdominalis primi et secundi ma- cula media apicali, secundi insuper duabus oblongis late- ralibus, 3. 5. fascia utrinque marginali dense argenteo- sericeis, ano rufescenti-piloso. Long. 7^/3 mill. Patria: AUegrette Brasiliae (Mus. BeroL).

50. Mut. micr oph thalma. Capite transverso, fronte tumidula, occipitis angulis cum genis acute carina- tis, oculis sat parvis, thorace oblongo-cordato, inermi: rufa, unicolor, fronte verticeque sat dense aurichalceo - villo- sis, thoracis abdominisque lateribus albo-hirtis, huius seg- menti secundi fascia pone medium sita, arcuata strigisque duabus ex illa basin versus prodeuntibus, segmentisque 3. 5. supra totis argenteo-sei?iceis, secundi margine po- stico setis decumbentibus nigro-fuscis vestito. Long. 9mill. Patria; Mexico (Mus. ßeroL).

51. Mut. cardinalis. Capite valido, transverso, retrorsum perspicue arapliato, fronte utrinque supra an- tennas carinata, occipitis profunde emarginati angulis acute carinatis, carina genas versus arcuatim descendente ibique in dentem acutum excurrcnte; thorace subpenta-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 65

gono, latltudine parum longiore, mntico, supra deplanato, metanoto decllvi : coccinea, mandibulis^ antennis pedibus- que picels, segmenti abdominalis secnndl basi apiceque late atris, hnins disco cum capite tlioracisque dorso aureo- sericeis, ore, occipite, metanoto abdominisque basi, lateri- bus et segmentis apicalibus griseo-birtis. Long. 10 mill. Patria : Mexico (Mus. Berol.).

52. Mut. satrapa. Capite valido, transverso, re- trorsum perspicue ampliato, occipitis angulis posticis ge- nisque acute carlnatis et in dentem communem productis, thorace transverso, antice recte truncato, postice fortiter trapezoideo-angustato, utrinque acute marginato et denta- tim inciso, metanoto brevissimo, perpendiculari: coccinea, mandibularum apice, antennis pedibusque nigro-piceis, pleuris posterioribus, metanoto abdominisque segmentis 1. et 3. 6. nigris: capite thoracisque dorso rufo-birtis et cum segmento abdominali secundo aureo- vel coccineo-se- riceis, metanoto et abdominis basi nigro-hirtis, huius seg- mentis 3. 6. fusco-hirsutis griseoque ciliatis. Long. 11 14 mill. Patria: Mexico (Mus. Berol.).

D. Zweites Hinterleibssegment auf dunkelem Grunde in Form eines Kreuzes oder wenigstens einer mittleren Längsstrieme licht befilzt.

53. Mut. barpyia. Capite maximo, transverso, thoracis latitudinem plus dimidio superante, occipitis an- gulis genisque acute carinatis, bis fortiter inflatis oculos- que lateraliter excedentibus, fronte profunde sulcata et supra antennas fortiter bicornuta, antennarum scapo arcuato, thorace debili, parallelo, inermi, metanoto fere perpendi- culari : atra, mandibulis ante apicem femorumque basi rufo- piceis, verticis vittis duabus postocularibus thoracisque totidem latioribus aureo-sericeis, genis, segmenti abdomi- nalis primi maculis tribus marginalibus, secundi linea media, ante apicem abbreviata et cum fascia pone medium sita, latiore coniuncta, quarti quintique fascia utrinque ab- breviata aurichalceo-tomentosis : ventre pedibusque cano- hirtis. Long. 16 mill. Patria : Brasil, inter. (Mus. Berol.).

54. Mut. plag lata. Capite minore, transverso, fronte tumidula, subsulcata, genis leviter carinatis, thorace

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 5

6G Gerstaecker:

latitudine parum longiore, ante stricturam angulato et denticulato, metanoti lateribus rotundatis: atra, mandibuia- rum antennarumque basi nifo-bnmnea, fronte tota^ verticis parte anteriore thoraceque huius mesopleuris exceptis

laete miniaceis, aureo-setulosis, abdominis strigis tri- bus dorsalibus percurrentibus fasciaque seeundi segmenti pone medium sita, angusta argenteo- vel aurichalceo-seri- ceis: segmentis ventralibus medio rufescentibus dense al- bido-fimbriatis. Long. 8 milL Patria : Aragua Columbiae (Mus. BeroL).

55. Mut. dissoluta. Capite thoraceque ut in praecedente formatis : atra, fronte, genis anticis, mandibu- larum basi, antennarum articulis tribus primis, thorace toto pedibusque laete rufis, verticis vittis duabus intra- ocularibus, abdominis vitta dorsali maculari, in segmento secundo late interrupta, fascia eiusdem segmenti et ipsa interrupta et utrinque abbreviata, pone medium sita seg- mentorumque 2. 5. maculis lateralibus argenteo-sericeis.

Variat vertice quoque vel etiam capite toto rufescente. Long. 7 9 mill. Patria : Carthagena, Bogota (Mus. Berol.).

56. Mut. crucigera *Burmeister (a. a. O. p. 10; No. 31.) Species capite subquadrato, occipitis emarginati angulis alte carinatis et retrorsum productis admodum in- signis. Patria: Novo Friburgo (Burm.) Mus. Halens.

57. Mut. temporalis. Capite magno, cubico, occipitis profunde emarginati angulis retrorsum productis et cum genis alte carinatis, bis fortiter descendentibus, infra angulatis et lamellatim appendiculatis, thorace an- gustulo, subcompresso, ante stricturam denticulato : rufo- brunnea, fronte, genis inferioribus, antennis, pcdibus, tho- racis limbo antico abdomineque piceis, huius segmenti primi puncto medio marginali, seeundi maculis tribus (media marginali, lateralibus pone medium sitis), 3. 5. gutta media et lateribus argenteo- vel aurichalceo-sericeis : fronte aureo- vel cano-pilosa, genis pleurisque albo-prui- nosis. Long. 6V2— 9 mill. Patria: S. Joäo del Key Brasiliae (Mus. Berol.).

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 67

6. Gruppe der Mut. Indio a Lin. (diadema Fab.), parallela und quadrinotata Klug (Weibchen).

Sekt. I. Zweites Hinterleibssegment nur mit zwei lichten Flecken.

1. Mut. diopbthalma *Klug (Entom. Brasil, spec. p. 42, No. 21. tab. 23, fig. 6). Patria: Bahia (Mus. Berol.).

2. Mut. ocellaris *Klug (ebenda p. 45, No. 24. tab. 23, fig. 9). Patria: Cametä (Mus. Berol.).

3. Mut. trochanterata (= Mut. diophthalma *Burm., Brasil. Mutlll. p. 6, No. 6). Trochanteribus, femo- rum basi segmentique abdominalis secundi maculis dua- bus sanguineis, vertice fronteque totis, thoracis vittis dua- bus, segmenti abdominalis primi macula media, secundi punctis tribus apicalibus margineque lateralis aurichalceo- sericeis. Long. 8V2 luill. Patria: Lagoa santa (Burm.) Mus. Halens.

4. Mut. virginalis. Segmenti abdominalis secundi maculis duabus truncato-ovatis, laete rufis, albo-setulosis, vertice tboracisque vitta media parcius, pleuris, segmento abdominali primo supra toto, sequentium trium lateribus, nee non 3. 5. vitta dorsali maculari dense aurichalceo- sericeis, antennarum funiculo infra ventreque rufo-piceis. Long. 12V2mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

5. Mut. lusca *Klug (a.a.O. p. 45, No. 25. tab. 23, fig. 10). Patria : Cametä (Mus. Berol.).

6. Mut. auriculata. Capitis transversi vertice carinato, supra oculos utrinque calloso-elevato, thorace ob- tuse ovato, retrorsura vix compresso, dorso inter Stigmata metathoracica anguste carinato: atra, opaca, infra cum pedibus flavescenti-hirta, fronte, thoracis dimidio postico segmentorumque abdominalium omnium fascia marginali (1. 5. in medio interrupta) dense auriclialceo-pilosis, se- cundi maculis duabus magnis basalibus, truncato-ovatis, e setis crassis, decumbentibus formatis, laete aurantiacis. Species, Mut. felinae Burm. coloribus haud dissimilis, capitis, thoracis segmentique abdominalis primi confor- matione distinctissima. Long. 14 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

G8 Gerstaecker:

7. M 11 1. a r a n e oi d e s Smith (Transact. entom. soc. of London 3. ser. I. p. 35). Patiia: Costarica (Mus. Berol.).

Sekt. II. Zweites Hinterleib ssegment mit vier lichten Flecken. A. Diese vier Flecken in der Weise mit einander ver- bunden, dass einerseits die beiden hinteren, andererseits die (getrennten) vorderen je mit den hinteren zusam- menfliessen.

8. Mut. trinacria. Thorace ovato : atra, infra cum pedibus albo-hirta, tibiarum calcaribus albidis, anten- narum scapo, capite, thoracis vittis duabus marginalibus, antice abbreviatis, pleuris inferioribus, segmentorum ab- dominalium 1. 5. maculis lateralibus , 3. 5. insuper vitta maculari media argenteo-sericeis: segmenti secundi maculis quatuor confluentibus laete rufis, nitidis, disperse punctatis. Long. 10 mill. Patria: Paranä (Burm.), Mus. Halens.

9. Mut. calycina. Thorace cuneiformi, compresso: atra, infra cum pedibus albo-hirta, tibiarum calcaribus nigris vel piceis, antennarum scapo, capite, thoracis vitta percurrente media, pleuris inferioribus, segmenti abdo- minalis primi sat angusti disco, secundi et tertii maculis marginalibus Jateralibus, quarti et quinti macula dorsali dense flavescenti- vel albo-tomentosis, secundi maculis qua- tuor confluentibus laete rufis, nitidis, grosse punctatis al- boque setosis. Long. 10 mill. Patria : Allegrette et Porto AUegre Brasiliae (Mus. Berol.).

B. Die vier lichten Flecke des zweiten Hinterleibssegmen- tes getrennt.

a) Die hintere Thoraxhälfte fast ganz oder wenigstens vorwiegend licht (gelblich) seidenhaarig.

10. Mut. q ua drin ot ata *Klug (Entom. Brasil, specim. p. 40, No. 18. tab. 23, fig. 3. *Burmeister, Brasil. Mutill. p. 7, No. 10. Mut. micans et Americana Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt. III. p. 622. flg., No. 42 und 43. Mut. micans Burm., a. a. 0. p. 7, No. 11). Patria: Bahia (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Burm.).

11. Mut. inermis *Klug (a.a.O. p. 41, No. 19. tab. 23, fig. 4. Lepeletier, a. a. 0. III. p. 642, No. 74. Mut. affinis Burmeister, a.a.O. p. 7, No. 9). Patria:

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 69

Bahia, Rio de Janeiro (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Biirm.).

b) Die hintere Thoraxhälfte auf schwarzem Grunde nur striemenförmig licht behaart.

*) Scheitel mit lichter, meist binden- oder fleckenförmiger Behaarung.

12. Mut. t et rastigm a. Atra, infra cum pedibus albo-hirta, antennarum scapo, vertice toto, mesonoti fascia postica, metanoti vittis duabus, pleuris inferioribus, seg- menti abdominalis primi lateribus, 2. et 3. maculis tribus marginalibus, 4. et 5. dorso toto auricbalceo-sericeis : seg- menti secundi maculis quatuor rubris, grosse punctatis, nitidis, anticis suborbicularibus, posticis fere duplo ma- ioribus transversis, postice truncatis. Variat fascia meso- noti interrupta, segmento abdominali quarto et ipso au- richalceo-trimaculato. Long. 13 15 mill. Patria: Monte- video (Mus. BeroL).

13. Mut. trivirgata. Atra, infra cum pedibus albo-hirta, antennarum scapo, vertice, mesonoti plagis dua- bus posticis, metanoti vittis totidem abbreviatis, pleuris inferioribus, segmenti abdominab's primi lateribus, 2. 4. maculis tribus marginalibus, quinti unica media anoque auricbalceo-sericeis: segmenti secundi maculis quatuor rufis, nitidis, parce punctatis, anticis oblongo-, posticis maioribus transverse quadratis. (A specie praecedente i. a. differt thorace breviore, metanoto latiore, rotundato- triquetro.) Long. 13 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

14. Mut. lunigera. Atra, infra cum pedibus flave- scenti-hirta, antennarum scapo, fascia verticis postica, tho- racis vittis duabus lateralibus antice abbreviatis, pleuris inferioribus segmentorumque abdominalium 1. 3. lateri- bus, quarti maculis tribus, quinti unica media auricbalceo- sericeis : segmenti secundi maculis quatuor rubris, nitidis, disperse punctatis, anticis breviter ovatis, posticis maiori- bus transverse triquetris. Long. 10 13 mill. Patria: Allc- grette Brasiliae (Mus. Berol.).

15. Mut. gemina. A praecedente differt capite supra toto auricbalceo-sericeo, antennarum funiculo dilutius rufo- piceo, mesonoto latiore, distinctius angulato, thoracis vit-

70 Gerstaecker:

tis amplioribus, segmenti abdominalis secundi maculis ru- bris posticis maioribus, approximatis, fere contigiiis. Long. 8 llV2miIl. Patria: Allegrette et Porto Allegre Brasi- liae (Mus. Berol.).

16. Mut. obsoleta *Klug (Entom. Brasil, spec. p. 43, No. 22. tab. 23, fig. 7). Patria: Para (Mus. Berol.).

17. Mut. hybrida *Burmeister (Brasil. Mutill. p. 8, No. 17). Patria: Brasil, merid. (Mus. Berol), Ouro- preto (Burm.).

18. Mut. quadrum *Klug (a. a. 0. p. 44, No. 23. tab. 23, fig. 8). Patria : Bahia (Mus. Berol.).

19. Mut. vi Vax (= Mut. quadrum *Burmeister, Brasil. Mutill. p. 7^ No. 16). A praecedente differt capite multo breviore et latiore, oculis convexioribus, vertice medio tantum aurichalceo-sericeo, thorace debiliore, ma- gis compresso, fere cuneiformi, segmentp abdorainali primo utrinque albido-tomentoso, secundi maculis quatuor rubris vel fulvis multo minoribus latiusque distantibus, sequen- tium vittis tribus macularibus aurichalceo-sericeis. Long. 9 mill. Patria : Salto grande ßrasiliae (Mus. Berol.), Lagoa Santa (Burm.).

20. Mut. au st CT a. Atra, opaca, infra cum pedi- bus cano-hirta, capitis parvuli macula verticali media tri- quetra, mesonoti duabus lateralibus posticis, metanoti pleurarumque vittis binis, segmenti abdominalis primi angulis posticis, 2. et 3. fascia apicali laterali, 2. 5. puncto dorsali medio (secundi minimo) aurichalceo-sericeis, ano fusco'piloso : segmenti secundi maculis quatuor rubris mi- noribus, late distantibus, anticis longitudinaliter, posticis transverse ovatis. Long. 13 I4V2 mill. Patria; Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.).

21. Mut. sigillata. Atra, opaca, infra cum pedi- bus fusco-hirta, capitis parvuli macula verticali transversa maiore, oculos fere attingente, mesonoti fascia postica angulatim excisa, pleurarum posteriorum vitta inferiore, segraentorum abdominalium 2. et 3. macula apicali late- rali, secundi puncto medio minuto, 4. et 5. maiore macu- lari aurichalceo-sericeis, ano nigro-fuscoque piloso: seg- menti secundi maculis quatuor rubris ut in specie prae-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 71

cedente formatis. Long. 16 mill. Patria: Cassapava Bra- siliae (Mus. Berol.).

22. Mut abrupt a. Capite parvtllo, vertice ele- vato carinaque longitudinali abbreviata instructo: atra, opaca, infra cum pedibus cano-hirta, fascia verticali ar- cuata, mesonoti maculis duabus posticis distantibus, meta- noti pleurarumque iiiferiorum vittis binis percurrentibus segmentique abdominalis primi lateribus cano-tomentosis: segmentorum 2. et 3. fascia ventrali marginali^ in dorsi latera continuata, 2.-6. vitta maculari communi, in ul- timis tribus multo iatiore^ dense flavescenti-pilosis : seg- menti secundi maculis quatuor laete sanguineis, disperse et grosse punctatis , anticis suborbicularibus , posticis maioribus transverse quadratis. Long. 15Y2 niilL Patria: Allegrette Brasiliae (Mus. Berol.)

23. Mut. hemicycla. Atra, infra cum pedibus cano-lrirta, vertice toto, thoracis vittis duabus antice abbre- viatis et in dorso postico confluentibus, pleuris inferiori- bus, segmenti abdominalis primi disco, secundi tertiique lateribus, quarti quintique dorso toto aurichalceo-sericeis, ano rnfescenti-piloso: segmenti secundi maculis quatuor laete sanguineis, multipunctatis, anticis rotundato-trique- tris, obliquis, posticis maioribus sat approximatis, intus et postice truncatis. Long. 11 mill. Patria: Sta. Cruz Bra- siliae (Mus. Berol.).

24. Mut. vitelligera. Atra, opaca, sat longo nigro-setosa, vertice toto, pedibus, pleuris metanoti lateri- bus, segmenti abdominalis primi dorso, 2. 4. lateribus ventreque dense cano-pilosis, quinti macula magna media dorsali nee non ani circuitu antico aurichalceo-sericeis: segmenti secundi maculis quatuor minoribus, late distanti- bus vitellinis, disperse punctatis, anticis breviter, posticis transverse ovatis. (Anus maxima pro parte nudus, con- fertim coriaceo-rugosus.) Long. 16 mill. Patria: Peru (Mus. Berol.).

25. Mut. simul ans Smith (Catal. Hymenopt, in. p. 57, No. 279). Patria: Aragua Columbiae (Mus. Berol.).

26. Mut. aequinoctialis. Atra, opaca, infra cum pedibus albido-setosa, verticis fascia arcuata, meso-

72 Gerstaecker:

noti maculis duabus posticis, metanoti vittis totidem for- titer abbreviatis, pleuris inferioribus, segmentorum abdo- mlnalium 2. 4. lateribus fasciaque apicali ventrali, 2. 6. vitta dorsali maculari argenteo-sericeis : segraenti secundi maculis quatuor minoribus, late distantibus vitellinis^ fere impunctatis, anticis basalibus, oblonge-, posticis transverse et obtuse ovatis. Long. ISYa 17 mill. Patria: Aragua Columbiae, Orinoco (Mus. ßerol.).

27. Mut. Indica Linne (Syst. nat. ed. X. p. 583, No. 3. Mus. Ludov. Ulric. p. 419, No. 1. Mut. dia- demaFabricius, Entom. syst. II. p. 367, No. 4. Syst. Piezat. p. 429, No. 5. *Klug, Entom. Brasil, spec. p. 38, No. 15. tab. 22, fig. 12. Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt. III. p. 619, No. 39. Burmeister, Brasil. Mutill. p. 8, No. 20.) Patria : Bahia, Para, Cayenna, Ori- noco, Bolivia, Bogota (Mus. Berol.).

28. Mut. puella. Atra, opaca, infra cum pedibus albido-setosa, verticis fascia subtriangulari, thoracis vittis duabus latiusculis, ante marginem anticum abbreviatis sed in latera segmenti abdominalis primi continuatis, pleuris inferioribus, segmentorum abdominalium 2. et. 3. lateribus fasciaque apicali ventrali, 2. 6. vitta communi maculari dorsali argenteo-sericeis : segmenti secundi maculis qua- tuor angustis, late distantibus fulvis, parum punctatis, ba- salibus oblongis, posticis transversis. Long. 10 mill. Pa- tria: Brasil, inter. (Mus. Berol.).

29. Mut. bivittata. (= Mut. obsoleta * Bur- meister, Brasil. Mutill. p. 7, No. 14.) Atra, opaca, infra cum pedibus cano-hirta, capitis vittis duabus supra anten- nas conniventibus, thoracis totidem antice abbreviatis, sed in segmenti abdominalis primi latera continuatis, pleura» rum posticarum macula inferiore, segmentorum abdomi- nalium 2. 4. lateribus fasciaque apicali ventrali, 3. 5, vitta communi dorsali maculari argenteo-sericeis : segraenti secundi maculis quatuor late distantibus vitellinis, disperse punctatis, anticis obliquis, ovatis, posticis maioribus trans- verse quadratis. Long. 15 mill. Patria: Lagoa santa (Mus. Berol. et Halens.)."

30. Mut. duplicata. (= Mut. Americana *Bur-

Mutillarum Amcricae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 73

meist er, Brasil. Mutiil. p. 7, No. 13.) Atra, opaca, in- fra cum pedibus albo-hirta, capitis vittis duabus antice abbreviatis^ mesonoti maculis totidem obliquis posticis, metanoti strigis duabus lateralibus, pleurarum posticarum parte inferiore, segmenti abdominalis primi angulis posticis, 2. 4. lateribus fasciaque apicali ventrali, 3. 5. vitta dor- sali communi maculari argenteo-sericeis: segmenti secundi maculis quatuor rubris sat magnisj grosse et parce pun- ctatis, anticis suborbicularibus, posticis transversis, rotun- dato-quadratis. Long. 14 17 mill. Patria: Allegrette Brasiliae (Mus. BeroL), Novo Friburgo (Burm.).

Adnotatio. Mut. Americana Lin. secundum descri- ptionem capite unicolori, immaculato differt.

31. Mut. gross a. Atra, opaca, infra cum pedi- bus cano-pilosa, verticis fascia semilunari, subdivisa, meso- noti plagis duabus obliquis, subovatis posticis, metanoti vittis totidem abbreviatis, pleuris inferioribus, segmenti abdominalis primi macula laterali, 2. 4. lateribus fascia- que apicali ventrali, 2. 6. vitta dorsali communi macu- lari aurichalceo-sericeis: segmenti secundi maculis qua- tuor rubris, disperse punctatis late distantibus, anticis sub- orbicularibus, posticis paullo maioribus transverse ovatis. Long. 18 20 mill. Patria: Cassapava et Porto Allegre Brasiliae (Mus. Berol.).

32. Mut. spilota. Atra, opaca, infra cum pedibus nigro-hirta, vertice toto, mesonoti plagis duabus subova- tis posticis obliquis, metanoti vittis totidem sat latis et in segmenti abdominalis primi latera continuatis, pleuris in- ferioribus, segmentorum abdominalium 2. 6. lateribus, fascia apicali ventrali vittaque dorsali communi maculari aurichalceo-sericeis: segmenti secundi maculis quatuor sat magnis rufescente-fulvis, multipunctatis, anticis bre- viter ovatis, obliquis, posticis transversis. Long. 11 I2V2 rnill. Patria: Surinam (Mus. Berol.).

33. Mut. spcctabilis (= Mut. tristis *Bur- meister, Brasil. Mutill. p. 7, No. 12). A Mutilla tristi *Klug differt statura maiore, fascia verticis semilunari cano- vel ochraceo-tomentosa, thoracis vittis obsoletioribus, segmenti abdominalis quarti quoque macula laterali auri-

74 Gerstaecker:

chalceo-sericea, secundi maculis rubris posticis brevioribus, transversis. Long. 14 18 mill. Patria: San Paolo Brasi- liae (Mus. BeroL), Lagoa santa (Burm.).

**) Scheitel einfarbig schwarz, ohne helle Fleckung.

34. Mut. zebrata. Atra, opaca, infra cum pedi- bus flavescenti-hirta, pleuris, metanoti strigis duabus, seg- mentorum abdominalium 1. 4. lateribus^ 2. 5. vitta dor- sali communi maculari margineque ventrali aurichalceo- sericeis, segmenti secundi maculis quatuor rubris pluri- punctatis, distantibus, anticis ovatis, posticis maioribus transverse quadratis. Variat interdum puncto verticis intraoculari aurichalceo-sericeo, metanoti strigis latioribus et in mesonoti partem posteriorem continuatis. Long. 13 14 mill. Patria: San Paolo ßrasiliae (Mus. Berol.).

35. Mut. scripta (? = Mut. Americana Lin., Syst. nat. ed. XII. p. 966/ No. 2. de Geer, Memoires IIL p. 591; pl. 30, fig, 10.) Atra, opaca, infra cum pedibus cano-birta, genis griseo-sericeis, mesonoti strigis duabus rectis, utrinque fortiter abbreviatis, metanoti vittis totidem, pleuris inferioribus totis, segmentorum abdominalium 1. 4. lateribus, 2. et 3. fascia apicali ventrali, 2.-6. vitta dor- sali communi maculari argenteo- vel aurichalceo-sericeis : segmenti secundi maculis quatuor laete rufis parumpun- ctatis, nitidissimis, anticis elongato-ovatis, leviter obliquis, posticis magnis, transversis, parum distantibus. Long. 18 20 naill. Patria: Allegrette et Porto Allegre Brasiliae (Mus. Berol.).

3G. Mut, graphica. A Mut. scripta, cui admo- dum aflPinis, differt segmenti abdominalis secundi maculis quatuor duplo minoribus ideoque late distantibus, fuivis vel aurantiacis, posticis imprimis multo brevioribus. Long. 16— 18 mill. Patria: Rio de Janeiro (Mus. Berol.).

37. Mut. tristis ^^Klug (Entom. Brasil, spec. p.42, No. 20. tab. 23, fig, 5). Patria: Parä (Mus. Berol.).

38. Mut. u r s i n a. Atra, opaca, infra cum pedibus fusco-birta, capite thoracisque dorso densissime nigro- hirsutis, abdominis segmeniis 3.-5. utrinque longo seto- sis: pleurarum posticarum vitta inferiore, tboracis duabus dorsalibus antice abbreviatis, segmentorum abdominalium

Mutillarum Americae meridionalis indigeaarura Synopsis etc. 75

1. 4. lateribus^ 2. et 3. fascia apicali ventrali, 2. 5. vitta dorsali communi maculari aurlchalceo-lanuginosis: seg- menti secimdi maculis quatuor linearibus, impunctatis vitellinis, posticis transversis, brevissimis, spatio pleuraJi inter maculam anteriorem et marginem lateralem sito glabro, laevissimo, lucido. Long. 18 V2 miH. Patria: Bra- silia (Mus. BeroL).

39. Mut. parallela *Klug (Entom. Brasil, spec. p.39, No. 16. tab.23, fig. 1. *Burmeister, Brasil. Mutill. p. 7, No. 15). Variat vittis thoracicis anterius longius productis, segmenti abdominalis secundi maculis flavis posticis (sicut in Mut. Indica Lin.) fasciam vix in- terruptam formantibus. Patria: Parä, Rio de Janeiro, Orinoco (Mus. BeroL).

40. Mut. juvenilis. A Mut. parallela * Klug, cui simillima, difFert statura minore, fronte supra anten- nas genisque cano- (nee atro-) pilosis, abdominis seg- mento secundo apice haud argenteo-maculato, segmento quinto (cum 2. 4.) utrinque et infra albo-sericeo. Long. 12 mill. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. BeroL).

41. Mut. funebris. Thorace ante stricturam utrinque conico-angulato : atra, opaca, infra cum pedibus flavescenti-hirta, capite thoracisque dimidio anteriore uni- coloribus, ubique nigro-setosis, pleuris posticis, metanoti strigis duabus, segmentorum abdominalium 2. 4. lateri- bus fasciaque apicali ventrali, 4. 6. vitta dorsali communi maculari secundique puncto apicali medio aurichalceo- sericeis : huius maculis quatuor maioribus, grosse et dis- perse punctatis, nitidis rubris, anticis rotundato-, posticis transverse quadratis. Long. 17 mill. Patria: Minas Ge- raes (Mus. BeroL).

42. Mut. mini ata. Capite angustiore, cum genis nigro-piloso, thorace anteriore utrinque dentatim angu- lato : atra, opaca, infra cum pedibus cinereo-hirta, metanoti vittis duabus, segmento abdominali primo plaga media excepta, segmentorum 2. 4. lateribus fasciaque apicali ventrali, 2. 5. vitta dorsali communi maculari cretaceo- villosis : segmenti secundi maculis quatuor miniaceis mag- nis, approximatis, grosse et disperse punctatis, anticis

76 Gerstaecker:

rhomboideis, posticis triquetris, intus rectangulis, extus rotundafis. Long. 15mill. Patria: Catamarca (Burm.), Mus. Halens.

43. Mut. diabolica. Capite latiore, supra nigro-, in genis griseo-piloso, thorace anteriore inerrai: atra, opaca, infra cum pedibus cinereo-hirta, segmentorum ab- dominalium 1. 3. lateribus, 2. et 4. fascia apicali ventrali vittaque dorsali communi (in segm. 4.-5. latiore) albido- villosis: segmenti secundi maculis quatuor laete rufis, multipunctatis sat magnis, approximatis, anticis obtuse ovatis, posticis rotundato-quadratis. Long. I2V2 niill. Pa- tria: Rozario (Burm.), Mus. Halens.

44. Mut. moesta. Oculis sat magnis, nigra, infra cum pedibus parce cano-pilosa, capite tboraceque subnu- dis, unicoloribus, illo confertim granoso-, hoc rüde areo- lato-punctato, segmentis abdomiiialibus 2.~ 5. utrinque argenteo-sericeis, secundi maculis quatuor fulvis minori- bus, suborbicularibus, late distantibus, ano vittaque macu- iari dorsali ad marginem segmenti secundi usque conti- nuata aurichalceo-pilosis. Long. 9 mill. Patria: Bahia (Mus. Berol.).

45. Mut. lug u bris *Burm eiste r (Brasil. Mutill. p. 8, No. 19). Patria: San Paolo Brasiliae (Mus. Berol.), Lagoa Santa, Ouropreto (Burm.).

46. Mut. quadripustulata * Klug (Entotn. Bra- sil, spec. p. 40, No. 17. tab. 23, Fig. 2. ? Mut. atripes Smith, Catal. Hjmenopt. IIL p. 45, No. 222.) Patria: Parä (Mus. Berol.).

7. Gruppe der Mut. paradoxa. (Weibchen). Augen gross,^rund, stark gewölbt, glatt. Thorax langstreckig, mit ganz allmählig nach hinten abfallendem und sich verscb malerndem Rücken. Erster Hinterleibs- ring kubisch, von den zusammen kurz eiförmigen übrigen scharf abgesetzt. Backen ihrer ganzen Länge nach scharf gekielt.

Mut. paradoxa. Ponerae speciebus quibusdam

haud dissimilis. Atra, opaca, infra cum pedibus flava-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 77

scenti-, supra pro parte nigro-setosa. Antennarum funicu- lus dilute ferruglneus. Capitis transversi vertex totus, tlioracis pars anterior, pleurae segmentorumque abdomi- nalium 2. 5. margo apicalis supra et infra aurichalceo- villosi. Metanotum abdominisque segmenta dua anteriora supra scabro-punctata, parce flavescenti-setulosa, secundi linea media nee non fasciola subbasalis auriclialceo-seri- ceae: huius maculae quatuor sat magnae fulvae, anticae basales, transverse ovatae, nitidissimae, sublaeves, posticae maiores, fere fasciatim confluentes, fortiter punetatae. Long. ISmill. Patria: Bogota (Mus. Berol.). 1. August 1873.

(Fortsetzung folgt.)

Veber Kaumuskeln und Kaumechanismus bei den Wirbelthieren.

Von Dr. Ernst vou Teutleben.

(Dazu Tafel II.)

Im November vorigen Jahres theilte mir Herr Dr. N.itsche die auffallende Beobachtung mit, dass das Mur- melthier und Eichhorn im Stande seien ihre Unterkiefer- hälften seitlich von einander zu entfernen. Er schlug mir vor mit ihm gemeinschaftlich einige Untersuchungen über die einschlägigen Verhältnisse anzustellen, und dieselben dann zu veröffentlichen. Da sich im Laufe der ver- gleichenden Untersuchungen manche interessante Ver- hältnisse herausstellten, auch einige bisher gültige An- schauungen zu berichtigen erschienen, so beschloss ich die angefangene Untersuchung über die Kaumuskeln der Hauptgruppen der Wirbelthiere auszudehnen, und zum Gegenstande meiner Dissertation zu machen. Ich bat Hrn. Dr. Nitsche von einer vorläufigen Veröffentlichung über die Verhältnisse bei den oben erwähnten Nagern abzustehen, um deren Darstellung in meiner Arbeit mit geben zu können, natürlich unter Wahrung der Priorität der ersten Angabe seinerseits. Ich erfülle hiermit die angenehme Pflicht ihm für die Bereitwilligkeit, mit der er meinem Wunsch entgegen kam, meinen besten Dank abzustatten.

Ebenso sage ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Leuckart für die Theilnahme, die er meiner Arbeit gewidmet hat, meinen verbindlichsten Dank.

V. Teutleben: üeb. Kaumuskeln u. Kaumechanism. u. s. w. 79

Zur Ausführung der zum Ergreifen oder Zerkleinern der Nahrung nöthigen Bewegungen dienen bei denWir- belthiercn im Allgemeinen zwei Knochenbogen, zwischen denen Lageverschiebungen stattfinden. Bei den niederen Wirbelthieren sind gewöhnlich beide Bogenstücke be- weglich, bei den höhern ist der obere Bogen in der Regel mehr weniger fest mit dem Schädel verbunden, und nur der untere führt Bewegungen nach oben aus. Den obern Bogen bezeichnet man als Oberkiefer, den untern als Unterkiefer; beide sind gewöhnlich mit Zäh- nen besetzt. Bei den höheren Wirbelthieren artikulirt der Unterkiefer direkt mit dem Schädel, bei den nie- deren schiebt sich zwischen beide noch ein besonderes gelenkendes Zwischenstück. Zur Ausführung der Bewe- gungen des Unterkiefers dienen verschiedene Muskeln, von denen der eine die Bewegung desselben nach unten vermittelt und den Mund öjffnet, während die andern den Unterkiefer an den Oberkiefer anpressen und den Mund schliessen. Den Muskel, der die zuerst genannte Funk- tion ausübt^ nennt man allgemein Herabzieher des Unter- kiefers oder digastricus ; die Muskeln, die die zweite Bewe- gung vermitteln, bezeichnet man als Kaumuskeln im Allge- meinen, oder, je nach ihrer Lage verschieden als temporalis, masseter und pterygoideus. Beide Muskeln rcsp. Muskelbün- del gehen bei den höhern Wirbelthieren von dem Schädel zum Unterkiefer, während bei den niederen der Herabzieher resp. ein Thcil desselben sehr oft an andere Nebentheile z. B. am Brustbein oder an Dornfortsätzen der Halswirbel sich inserirt. Der Unterkiefer wird dadurch in einen Hebel verwandelt. Da die Grösse der Muskelkraft von dem Querschnitte, die Ausgiebigkeit der Zusammenziehung von der Länge des Muskels abhängt, und da es sich hier weniger um eine ausgiebige Bewegung, als um Leistung einer bedeutenden Kraft handelt, so finden wir unter den Kaumuskeln vorherrschend gedrungene Muskelbündel. Der Herabzieher des Unterkiefers, der eine nur geringe Leistung zu vollziehen hat, da der Unterkiefer schon durch seine eigne Schwere nach unten gezogen wird, ist der bei weitem schwächere Muskel, die eigentlichen Kau-

80 V. Teutleben:

muskeln, die eine beträchtliche Kraft zu entwickeln haben, sind Muskeln von bedeutendem Querschnitt. Die Wir- kung, die ein Muskel an einem Gelenkhebel ausübt, ist ausser von der Grösse der aufgewendeten Muskelkraft bei der zu bewegenden Last von der Richtung abhängig, in welcher der Zug des Muskels auf den Hebel stattfindet. Je spitzer der Winkel ist, in dem ein Muskel an ein zu bewegendes Knochenstück sich inserirt, und je näher dem Drehpunkte, resp. dem Gelenke diese Insertion statt- findet, um so ausgiebigere Excursionen wird das betref- fende Knochenstück auszuführen im Stande sein; wir haben es in diesem Falle mit einem Geschwindigkeits- hebel zu thun. Je senkrechter ein Muskel an einem Ge- lenkhebel sich inserirt, und je weiter von dem Gelenk entfernt, desto grösser wird die Kraftleistung sein, die der betreffende Muskel auszuführen vermag; wir haben in' diesem Falle einen Krafthebel vor uns. Nach dieser Art sind die Kaumuskeln angeordnet; sie inseriren sich an einer ziemlich weit vom Drehpunkte entfernten Stelle und ziemlich senkrecht am Unterkiefer; sie sind also im Stande bedeutende Kraftleistung zu entwickeln.

Die Anordnung dieser Muskeln, wie überhaupt der ganze Kaumechanismus ist natürlich bei den verschie- denen Gruppen der Wirbelthiere selTr verschieden, und es wird Gegenstand der folgenden Darstellung sein, et- was genauer auf die interessanteren Verhältnisse einzu- gehen. Es liegt dies um so näher, als das hier behan- delte Thema bis jetzt erst wenig ventilirt, nur im Zu- sammenhange vielleicht von Nusser (Mechanismus der Kinnladen. Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft zu Basel VI, 1844 S. 73 ff.) wenn auch in einer die Art des Mechanismus wenig berührenden Weise be- handelt worden ist. Da besonders die höheren Gruppen in den Kreis der Untersuchung gezogen wurden, während die Verhältnisse bei den niedern nur einer mehr kurso- rischen Behandlung unterworfen werden konnten, so er- scheint es zweckmässig, mit der Darstellung der Verhält- nisse bei den erstgenannten zu beginnen. Wir wenden uns zunächst zu den Fleischfressern, die die einfachste

lieber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 81

Anordnung darbieten, und beginnen mit der Beschrei- bung der Anordnung der hierher gehörigen Muskeln.

Hund. M. masseter. Starker, kräftiger Muskel, von glänzender Sehnenhaut bedeckt. Er besteht aus zwei Portionen. Die äussere stärkere entspringt von dem untern Rande des Jochbogens, und inscrirt sich an der äusseren Fläche des Fortsatzes, in den das Ende des Unterkiefers ausläuft; ihre Fasern verlaufen schräg von oben und vorn nach unten und hinten. Die zweite Por- tion entspringt unter der ersten vom untern Rande des Jochbogens, und inserirt sich an der äussern Seite des aufsteigenden Astes des Unterkiefers; ihre Fasern ver- laufen gerade von oben nach unten.

M. temporalis. Sehr mächtig entwickelter Mus- kel, ebenfalls von glänzender Schneehaut bedeckt. Er entspringt vom Hinterhauptsbein, von der Seite des Scheitelbeines und Stirnbeines, füllt den hintern äussern Theil der orbita aus, und zerfällt in zwei Portionen; die oberflächliche, dünnere inserirt sich an der äussern, die innere weit stärkere an der innern Seite des Kronenfort- satzes des Unterkiefers.

M. digastricus. Ein rundlicher Muskel, der vom Processus styloideus entspringt, und sich am hintern Rande des Unterkiefers in der Gegend der letzen Back- zähne inserirt.

M. ptery goideus. Er besteht aus zwei Por- tionen. Die innere stärkere entspringt an der untern und äussern Fläche des Flügelbeines, und inserirt sich an der innern Fläche des hintern Theiles des Unterkieferastes; ihre Fasern verlaufen schräg von vorn und innen nach hinten und aussen. Die zweite, nach aussen von der ersten gelegene Portion entspringt von der äussern seit- lichen Fläche des Flügelbeines, und inserirt sich an der innern Seite des Gelenkfortsatzes des Unterkiefers; ihre Fasern verlaufen schräg von vorn nach hinten.

Der Unterkiefer der Fleischfresser artikulirt mit- telst einer Knorpelscheibe auf der glatten untern Fläche des porcessus zygoraaticus ossis temporum, w^elcher an

Archiv für Naturg. XXXX, Jahrg. 1. Bd. Q

82 . V. Teutleben:

seinem hinteren Ende neben und vor der bnlla ossea einen nach vorn nach dem processus condyloideus des Unterkiefers übergebogenen Fortsatz besitzt. Bei Lutra findet sich eine stark von vorn nach hinten komprimirte, nach den Seiten ausgedehnte fossa glenoidalis; die ausser dem hintern, innern, nach vorn gekrümmten Fortsatz noch einen äussern nach hinten gekrümmten besitzt, so dass auf der untern Fläche des processus zygomaticus ossis temporum sich eine mit gegen einander gebogenen Rän- dern versehene Rinne findet, von der der Unterkiefer in seinem Gelenktheil so fest umschlossen wird, dass er am macerirten Schädel frei herabhängt, ohne herauszufallen, und erst nach starkem seitlichen Druck herausgezogen werden kann. Das Unterkiefergelenk ist hier ein rei- nes Scharniergelenk. Der Kaumechanisraus bei den Fleischfressern ist ein sehr einfacher. Die Bewegungen des Unterkiefers geschehen um eine durch beide Kiefer- gelenke gelegte Axe von unten nach oben und umge- kehrt. M. digastricus zieht den Unterkiefer herab, m. m. temporalis, masseter und pterygoideus drücken denselben an den Oberkiefer an. Bewegungen des Unterkiefers nach den Seiten sind gar nicht, oder nur in sehr geringem Grade möglich, solche von vorn nach hinten sind unmög- lich; ebenso sind mahlende, oder vorwärts und rückwärts gleitende Bewegungen der Zähne auf einander ausge- schlossen.

Pferd. Das Pferd schliesst sich, was die Anord- nung und Art der Wirkung seiner Kaumuskeln betrilBPt, eng an die Wiederkäuer an; bei den letztern sind die seitlichen Bewegungen des Unterkiefers nur in grösserem Maasse ausgeprägt. Es mag desshalb die Beschreibung der betreffenden Muskeln des Pferdes der Darstellung der Verhältnisse bei den W^iederkäuern vorausgeschickt werden.

M. masseter. Er besteht aus drei Portionen. Die innerste und hinterste geht vom hintern Ende des Jochbeins an den ramus des Unterkiefers; ihre Fasern verlaufen von oben gerade nach unten; nach innen zu treffen sie auf die des m. temporalis. Die mittlere Por-

lieber Kaumuskeln u. Kaumechanismus l3ei d. Wirbelthieren. 83

tion entspringt vom Jochbein in dessen ganzer Länge, und setzt sich an den untern Theil des ramus des Unter- kiefers; ihre Fasern verlaufen etwas von vorn nach hin- ten. Die dritte äusserste Portion inserirt sich an einem Vorsprunge des Unterkieferbeins, und am Jochbein in dessen ganzer Ausdehnung, und heftet sich an den äussern Rand der Firste des Unterkiefers; ihre Fasern verlaufen von vorn schräg nach hinten; nach vorn zu verschmelzen sie theilweise mit denen der mittleren Portion.

M. p t e r y g 0 i d cu s. Ein sehr kräftiger^ von star- ken Sehnen durchsetzter Muskel, bei dem man drei Portionen unterscheiden kann. Die innerste entspringt aus der fossa pterygoidea, und von dem processus ptery- goideus, und inserirt sich am Innern Rande der Firste des Unterkiefers; ihre Fasern verlaufen von oben nach unten. Zvv^ischen der Insertionsstelle dieser Portion, und derjenigen der äussersten Portion des m. masseter bleibt ein ansehnlicher Theil der Firste des Unterkiefers ganz frei. Die äussere Portion geht vom hintersten Theil des ramus des Unterkiefers nach der fossa pterygoi- dea; ihre Fasern verlaufen horizontal in der Richtung der Schädelbasis von hinten etwas schräg nach vorn und innen.

M. t e m p 0 r a 1 i s. Er entspringt vom Hinterhaupts- bein, vom oberen Rande der innern Fläche des Jochfort- satzes des Schläfenbeines, und vom Keilbein, ist von einer kräftigen Sehne durchsetzt, und inserirt sich am proces- sus coronoideus des Unterkiefers, besonders an dessen innerer Fläche.

M. digastric US. (Nach Gurlt i). Er ist verbunden mit dem Griffelzungenbeinmuskel ^m. masto-styloideus. (Gurlt). Er entspringt von dem processus styloideus des Hinterhauptsbeines, und läuft nach vorn und aussen an den Unterkieferast seiner Seite. Er theilt sich in zwei verschiedene Muskeln. Die hintere Abtheilung, in der

1) Anatomie der Haussäugethiere von Gurlt, Leisenring und Müller.

84 V. Teilt leben:

speziellen Anatomie des Pferdes GrifFelkinnbackenmuskel, m. stylo-maxillaris, oder jngo-maxillaris genannt, ein Mus- kel, der dem Pferde eigenthümlieh ist, geht als ein star- ker, runder, dunkelrother Muskel von dem processus ju- gularis an den angulus der Unterkieferbälfte seiner Seite. Von der inneren Fläche desselben geht ein besonderer Muskel ab, der als oberer Bauch des eigentlichen diga- stricus bezeichnet wird, er geht in zwei rundliche Sehnen aus, die unter einander durch einen sehnigen Bogen ver- bunden sind; die untere hintere Sehne heftet sich an den angulus des Unterkiefers an, die obere vordere geht zwischen den inneren Flügelmuskeln und dem Schlund- kopf nach vorn und unten, durchbohrt die Sehne des langen Zungenbeinmuskels, und bildet einen zweiten stärkern Muskelbauch, der als unterer Bauch des digasti- cus bezeichnet wird, und sich am untern Rande des Un- terkiefers bis gegen den Vereinigungswinkel der beiden Kieferhälften inserirt.

Der Processus condyloideus des Unterkiefers ist schwach konvex, und artikulirt mit bikonkavem Zwischen- knorpel in einer konkaven Grube des processus zygo- maticus ossis temporum.

Wiederkäuer. Schaf. M. masseter. Er be- steht aus drei Portionen. Die innerste geht vom Joch- bein nach dem ramus des Unterkiefers; ihre Fasern ver- laufen in dem vordem grösseren Theile von oben nach unten, im hintersten Theile etwas schräg nach vorne. Die mittlere Portion bedeckt die vorige vollständig bis auf den hintersten Theil; sie geht ebenfalls von dem Jochbein nach dem ramus des Unterkiefers, ihre Fasern verlaufen von oben nach unten. Die dritte äusserste Portion entspringt mit starker glänzender Sehne von einer ziemlich stark prominirenden spina des Oberkiefers, und inserirt sich auf der Mitte der Firste des ramus des Unterkiefers. Ihre Fasern verlaufen von vorn und oben nach hinten und unten.

M. pterygoideus. Er besteht aus zwei Portionen. Die innere entspringt mit starker Sehne vom hintersten Ende des Gaumenbeines, da, wo der processus ptery-

Ueber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 85

goideiis anfängt, und geht mit schräg von vorn und oben nach hinten und unten gerichteten EVisern nach der Mitte der Firste des Unterkiefers, wo sie sich dicht neben der äussersten Portion des raasseter inserirt.

M. temporalis. Er entspringt vom Hinterhaupts- bein und von der Seite des Scheitelbeines, ist von einer Sehne durchsetzt, und inserirt sich am processus coro- noideus des Unterkiefers.

M. digastricus. Er geht vom processus styloi- deus nach dem untern Rande des Unterkieferastes seiner Seite.

Die Anatomie der Wiederkäuer, mehr noch die des Pferdes ist in neuerer Zeit sorgfältig bearbeitet wor- den ; die Art der Wirkung der Kaumuskeln ist aber bis jetzt noch nicht genau dargelegt.

Gurlt sagt^): „Der äussere Kaumuskel ist nur auf einer Seite thätig; der thätige Muskel, das heisst der- jenige, welcher das Futter unter den Backenzahnreihen seiner Seite zermalmt, zieht den Unterkiefer nach oben und führt ihn gleichzeitig von innen nach aussen unter die obere ßackenzahnreihe. Die innern Kaumuskeln sind, da sie bei gemeinschaftlicher Wirkung den Unterkiefer nach der entgegengesetzten Seite führen, Gehülfen des äusseren Kaumuskels der anderen Seite.^

Diese Auffassung scheint mir die richtige nicht zu sein. Zuerst ist festzuhalten, dass, wie auch schon Gurlt bemerkt, wegen der in verschiedener Richtung schief gestellten Reibfläche der Backenzähne, und der Einrichtung , dass der äussere Rand der oberen und der innere Rand der unteren Backzähne der höhere ist, ein Zermalmen des Futters nur in der Richtung von innen nach aussen stattfinden kann. Dasselbe lässt sich aus der eigenthümlichen Stellung der sogenann- ten Schmelzleisten der Backenzähne schliossen. Pferd und W^iederkäuer besitzen sehmelzfaltige Zähne , das heisst Zähne, bei denen sich während der Entwicklung die den Schmelz bildenden Epidermiszellen^ bald in ein-

1) In dem oben erwähnten Werke.

86 V. Teutleben:

facher, bald in mehr weniger kompliairter Art in das Innere der durch ihre Vei^knöcherung das Dentin bilden- den Zahn-Pulpa hineingeschlagen haben, so dass dann auf der Kauüäche des ausgebildeten Zahnes die für jede Art charakteristischen Schmelzleisten zu Tage treten. Diese bilden bei dem Pferde ziemlich komplizirte Linien, die eine Figur darstellen, als deren Typus sich halb- mondförmige oder rundliche Zeichnungen erkennen lassen. Bei den Wiederkäuern stellen diese Schmelzleisten ein- fache, halbmondförmige^ nach der einen Seite konvexe, nach der andern konkave Bogen dar, die auf den Zähnen des Oberkiefers die Convexität nach innen, auf denen des Unterkiefers nach aussen haben. Da die Kaubewe- gungen stets in der Richtung geschehn, die zu den Schmelzleisten der Zähne in einem rechten Winkel steht, so wird bei der Bewegung des Unterkiefers von innen nach aussen der Futterbrei mit einer möglichst grossen Oberfläche der harten Schmelzschicht in Berührung ge- bracht, und dadurch eine vollkommene Zerkleinerung desselben ermöglicht.

Die Verschiedenheit in der Höhe des innern und äusseren Randes der Backenzähne, die sich bei dem Pferde durch eine allmählich aufsteigende, resp. abfal- lende Fläche der gesammten Zahnoberfläche zu erkennen giebt, spricht sich bei den Wiederkäuern besonders deut- lich aus in einem scharf abgesetzten Absätze, von dem aus der aufsteigende Rand des Zahnes schroff empor- springt. xAm ausgeprägtesten Ist dies bei der Gemse.

Was nun die Art der Wirkung der Kaumuskeln betrifft, so muss zunächst darauf hingewiesen werden, dass bei der sehr kompllzirten Anordnung der betreffen- den Muskeln, bei der Art, wie die Fasern der einzelnen Muskelportionen In einander übergehen, und dem Um- stände, dass fast alle hierher gehörigen Muskeln mit Sehnen in der verschiedensten Weise durchsetzt sind, eine erschöpfende Einsicht in die Wirkungswelse jeder einzelnen Muskelpartie wohl schwerlich zu erreichen sein dürfte. Am einfachsten ist die Anordnung der be- treffenden Muskeln noch bei dem Schaf. Es wurde

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schon oben erwähnt, dass die x\rtikulation des Unter- kiefers mit dem Oberkiefer nicht in einer fossa glenoida- lis statt hat, sondern dass der schwach konkave Proces- sus condyloideus des Unterkiefers auf dem konvexen Pro- cessus zvgomaticus ossis temporum artikulirt: ein Um- stand, der die sehr freien und ausgiebigen Bewegungen des Unterkiefers nach den Seiten ermöglicht.

Die innerste Portion des Flügelmuskels, die von der Firste des Unterkieferastes nach dem processus ptery- goideus geht, treibt bei ihrer Contraktion in Folge der eigenthümlichen Articulation zwischen Unter- und Ober- kiefer ihre Unterkieferhälfte, d.h. diejenige, an der sie sich inserirt von innen nach aussen, sie kann ihre Unterkiefer- hälfte nie nach innen ziehen, wie Gurlt angiebt; ihr kom- plementärer Muskel ist der hinterste Theil der innersten Portion des m. masseter ihrer Seite, und die äusserste Por- tion des masseter der anderen Seite; ihr Antagonist ist die äusserste Portion des masseter ihrer Seite. Die innerste Por- tion des masseter drückt in ihrem grössern vordem Theile den Unterkiefer an den Oberkiefer; die gleiche Funktion haben die mittlere Portion des masseter, der m. temporalis, und die äussere Portion des Flügelmuskels. Die äusserste Portion des masseter, die sich mit glänzender, starker Sehne an die Spina des Oberkiefers ansetzt, und sich an der Firste des Unterkieferastes inserirt, treibt bei ihrer Contraktion den Unterkiefer in Folge der erwähnten Artikulationseigenthümlichkeit desselben nach aussen, aber nicht die Kieferhälfte, an der sie sich inserirt, also ihre Kieferhälfte, wie Gurlt annimmt, sondern die ent- gegengesetzte. Wenn das Thier z. B. auf der linken Seite wiederkaut, so führen die innere Portion des Flü- gelmuskels, der linken Seite, und die äusserste Portion des masseter der rechten Seite den Unterkiefer von rechts nach links. Diese beiden Muskeln sind also kom- plementär ; die äussere Portion des Flügelmuskels, und die inneren Portionen des masseter der linken Seite drücken den Unterkiefer an den Oberkiefer; sie sind ebenfalls komplementär. Die gleiche Funktion besitzt der m. tem- poralis. Auf der Seite, auf welcher das Thier wieder-

88 V. Teilt leben:

kaut, also in dem hier angeuommenen Falle auf der lin- ken wird der Unterkiefer nur venig über den Oberkiefer seitlich hinausgeführt, weil es hier nur darauf ankommt, das Futter zw^ischen den Zähnen zu zerquetschen; be- deutend ist dagegen die Exkursion des Unterkiefers nach der andern Seite, hier also nach der rechten hin- aus. Diese Bewegung vermitteln die äusserste Portion des masseter der linken, und die innere Portion des Flügelmu^kels der rechten Seite. Es wird hierdurch 'Raum gew^onnen, den Bissen mit der Zunge in die rechte Lage zu bringen, resp. die fein gedrückte Portion des- selben durch eine gröbere zu ersetzen, und die Möglich- keit gegeben, dass auch die hinteren Zähne mit wirksam agiren können.

^enn beide Flügelmuskeln gleichzeitig wirken, können sie den Unterkiefer etwas nach vorne ziehen, doch wird diese Bewegung eine nur wenig ausgiebige sein.

Ganz auf dieselbe Weise, wie bei den Wieder- käuern funktioniren die einzelnen Muskeln auch bei dem Pferde. Die äusserste Portion des masseter, die sich ebenfalls mit einer starken Sehne an der Spina des Oberkiefers ansetzt, inserirt sich hier nicht auf der Spitze der Firste des Unterkieferastes, wie bei den Wiederkäuern, sondern an der Seite desselben, so dass, wie bereits erwähnt, zwischen ihrer Insertion, und der- jenigen der innersten Portion des Flügelmuskels ein Zoll breiter Zwischenraum bleibt. Dieser Muskel muss bei seiner Contraktion, vermöge dieser Eigenthümlichkeit, den Unterkiefer nach der entgegengesetzten Seite hinaus- treiben, er kann nie seine Unter kieferhälfte von innen, nach aussen führen, ganz abgesehen davon, dass die nach innen zu aufsteigende Kaufläche der Zahnreihen des Unterkiefers eine derartige Wirkungsweise auf den ersten Blick schon für mehr als unwahrscheinlich erscheinen lassen müssen; sein komplementärer Muskel ist ebenfalls die innere Portion des Flügelmuskels auf der entgegen- gesetzten Seite. M. temporalis, die mittlere Portion des masseter, und die mittlere des Flügelmuskels drücken einfach den Unterkiefer an den Oberkiefer. Die hinter-

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ste Portion des Flügelmnskels, welche von dem inneren Theile des Gelenkkopfes des Unterkiefers entspringt und sich am proccssus pterygoideus inserirt, kann den Unter- kiefer etwas nach innen ziehen; bei gleichzeitiger Wir- kung ziehen die Flügelmuskeln den Unterkiefer nach vorn, doch wird auch diese Bewegung eine nur wenig ausgiebige sein.

Zwischen den Kaubewegungen des Pferdes und denen des Wiederkäuers findet sich der Unterschied, dass ersteres mehr mahlende, letzterer mehr quetschende Be- wegungen ausübt. Ueberwicgend mahlende Bewegungen wird das Thier ausführen, dessen breite Zähne eine grosse , wenn auch abfallende, resp. aufsteigende, so doch kontinuirliche Kauääche darbieten, wie dies das Pferd, wenn auch nicht in so ausgezeichneter Weise wie z. B. der Elcphant zeigt. Bei dem Wiederkäuer, dessen seitlich koraprimirte Zähne einen scharf aufsteigenden Absatz besitzen^ tritt zu der mahlenden eine überwie- gend quetschende Bewegung. Zwischen dem äussern höhern Rande der obern und dem innern höhern Rande der untern Backenzähne wird der Futterbrei gewisser- massen angehäuft oder angesammelt, und dann durch eine nur geringe Bewegung des Unterkiefers nach aussen, und durch einen sehr energischen Druck desselben nach oben zerquetscht. Aus diesem Grunde wird, wie schon oben bemerkt, der Unterkiefer auf der Seite, auf der das Thier wiederkaut, nur sehr wenig, bei manchen In- dividuen kaum merkbar über den Oberkiefer seitlich hin- aus geführt.

Die Nagethiere. Als Typus kann das Kaninchen gelten.

M. masseter. Krause (Anatomie des Kaninchens) unterscheidet an demselben nur zwei Portionen, eine me- diale, und eine laterale. Meiner Ansicht nach kann man deren vier unterscheiden.

Die äusserste, von Krause die laterale genannt (Taf. II Fig. 6, a) entspringt an der äussern, unteren Fläche des Jochbogens, aber nicht in dessen ganzer Ausdeh- nung, sondern nur von den vorderen zwei Dritttheiien

90 V. Teut leben:

desselben, während das hinterste Drittel einer besondern Portion zur Insertion dient, und inserirt sich am äussern Rande des ünterkieferastes; ihre Fasern verlaufen von oben schräg nach unten und hinten. Die mittlere, von Krause mediale Portion genannt, entspringt unter der vorigen von dem Jochbogen in derselben Ausdehnung, und inserirt sich auf der Fläche des Unterkieferastes. Die dritte Portion (Fig. 6, b). ist ein kurzes, ziemlich dickes Muskelbündel, welches vom hintern Drittel des Jochbeins entspringt, schräg nach vorne und unten verläuft, und sich am äussern oberen Theile der ünterkieferastes, et- was bedeckt von der äusseren Portion inserirt. Die vierte Portion (Fig. 6, c), endlich repräsentirt ein schmales längliches Muskelband, welches an der Firste des angu- lus des Unterkiefers, und etwas nach innen umschlagend am innern Rande desselben sich inserirt, und nach vorne in die äusserste Portion des masseter übergeht.

M. temporalis. Er entspringt mit seinem oberen Theile von der pars squamosa ossis temporum, mit einer tiefer liegenden Portion vom hintern äussern Rande der orbita, und inserirt sich an dem processus coronoideus des Unterkiefers.

M. pterygoideus. Er besteht aus zwei Portionen. Pterygoideus internus entspringt aus der fossa pterygoi- dea, und inserirt sich am untern Theile der innern Fläche des ramus des Unterkiefers; pterygoideus externus ist kräftiger, liegt unter der vorigen, entspringt von der lamina lateralis processus pterygoidei, und inserirt sich an der innern Fläche des ramus des Unterkiefers; der Faserverlauf beider Portionen ist von oben nach unten gerichtet.

M. digastricus entspringt vom processus styloi- deus, und inserirt sich an der innern Seite des Unter- kiefers nach vorne hin bis zur Vereinigungssteile beider Unterkieferhälften.

Der Unterkiefer artikulirt mit dem processus con- dyloideus in einer fossa glenoidalis, die durch den pro- cessus zygomaticus ossis temporum gebildet wird. Die Aestc des Unterkiefers liegen dicht an den Seiten des

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Schläfenbeines an, so dass eine seitliche Verschiebung nicht, oder doch nur in sehr geringem Grade stattfinden kann. Die bei dem Kauen wirksamen Bewegungen sind reine Schlittcnbewegungen, sie geschehen von vorn nach hinten, und umgekehrt, wie auch schon die quer ge- stellten Schmelzleisten auf den Backzähnen schliessen lassen.

M. t e m p 0 r a l i s, und die dritte Portion des masseter vermittelt die Rückwiirtsbewegung, die erste und vierte Portion des masseter, und vielleicht auch noch etwas der buccinator, der mit schief von oben nach unten verlau- fenden Fasern zwischen Ober- und Unterkiefer ausge- spannt ist, ziehen den Unterkiefer nach vorne. Die Flügelmuskeln, die innere Portion des masseter, und theilweise auch die innere Schicht des temporalis drücken Unterkiefer an Oberkiefer.

Das Meerschweinchen. Das Meerschweinchen zeigt eine ziemlich komplizirte Anordnung der Kau- muskeln, und ausserdem noch manche Eigenthümlich- keiten, die es gerechtfertigt erscheinen lassen, etwas näher darauf einzugehen.

M. masseter. Sehr kräftiger, in seiner hintern Portion von einer schwachen Sehne durchsetzter Muskel. Er entspringt von dem unteren Rande des Jochbogens, und mit einer starken glänzenden Sehne von einer kleinen, dicht über dem Arm des Jochbogens gelegenen Spina des Oberkiefers, und schlägt sieh mit von vorn und oben nach hinten und unten gerichtetem Faserver- lauf um den unteren Theil des angulus des Unterkiefers weit nach innen herum, ganz in derselben Weise, wie wir dies später bei dem Eichhorn wieder finden werden ; er besitzt an der Stelle, wo die^ Sehne in den Muskel- bauch übergeht eine runde kleine Knorpelscheibe, welche unter einem Vorsprunge des Unterkiefers diesem ver- schiebar aufliegt. Nach innen zu trifft er auf einen Muskel, der dem Meerschweinchen eigenthümlich ist. Dieser, von Cuvier mandibulo-maxillaris (Fig. 5, d) ge- nannt, entspringt als ziemlich starker Muskelbauch aus einer vor der orbita im Oberkieferbein gelegenen Grube

92 V. Teiitleben:

und am Oberkiefer selbst, geht durch das foramen, wel- ches durch das Auseinanderweichen des processus zygo- maticus maxillae superioris in zwei Arme gebildet wird, und inserirt sich in dem breiten sulcus des Unterkiefers, der an der äussern Seite der Backzähne von dem Grunde des Processus condjloideus nach vorne bis ungefähr zum zweiten Backzahn verläuft, in dessen ganzer Ausdehnung, und zwar an dem vorderen Ende mit einer glänzenden Sehne, die ebenfalls an der Stelle, wo sie in den Mus- kel übergeht, ein Knorpelscheibchen besitzt. Die Fasern dieses Muskels verlaufen von vorn nach hinten. Nach innen trifft er auf den m. temporalis, der vom Hinter- hauptsbein und Scheitelbein entspringt, und sich mit glänzender Sehne an dem innern scharfen Rande des sulcus des Unterkiefers, von den Backenzähnen durch den weit nach hinten gehenden buccinator getrennt, in- serirt; seine Fasern verlaufen von hinten und oben nach vorne und unten-

M. pterygoidcus. Er besteht aus zwei Portionen, die aus der fossa pterygoidea entspringen, und sich an der innern Fläche des angulus des Unterkiefers inse- riren; ihre Fasern verlaufen von oben nach unten.

M. digastricus. Er entspringt vom processus styloideus, und inserirt sich am hinteren unteren Rande des Unterkiefers; er ist deutlich zweibäuchig.

Der schwache walzenförmige processus condyloi- deus, des Unterkiefers artikulirt in der langen, seitlich komprimirten Grube des processus zygomaticus ossis tem- porum mit einfacher Knorpelscheibe. Er wird von der Gelenkgrube so vollständig umschlossen, dass Bewe- gungen nach den Seiten hin unmöglich sind.

Bei den Meerschweinchen tritt unter den Nagern wohl mit am deutlichsten die für diese Gruppe charak- teristische schlittenförmige Bewegung des Unterkiefers von vorne nach hinten und umgekehrt hervor, wobei vorzugsweise der. m. mandibulo- maxillaris den Unter- kiefer nach vorne, der temporalis nach hinten zieht, während der masseter den Unterkiefer ebensowohl nach

lieber Kaumuskeln u. Kanmecbanismus bei d. Wirbelthieren. 93

vorn als auch nach oben führt, und die Flügelmuskeln den Unterkiefer an den Oberkiefer andrücken.

Die Zähne des Meerschweinchens zeigen nun noch eine besondere Eigenthümlichkeit. Die beiden Zahn- reihen des Oberkiefers (Fig. 4, a.) konvergiren nach vorne sehr stark, so dass die beiden vordersten Zähne nur durch eine dünne Knochenleiste des Gaumenbeines von einander getrennt sind. Ihre Kaufläche ist nicht gerade nach unten, wie bei den meisten übrigen Nagern^ sondern schief nach aussen gerichtet, während diejenige der Zähne des Unterkiefers (Fig. 4, b) deren 'beide Reihen ebenfalls nach vorne konvergiren, schief nach innen ge- richtet ist, so dass eine durch die Kauflächen der obern und untern ßackzahnreihe von oben nach unten gelegte Ebene nicht gerade von oben nach unten, sondern ziem- lich schief von innen nach aussen gerichtet sein würde. Diese auffallende Stellung der Zähne, und die ebenso auffällige Richtung ihrer Kaufiächen findet sich noch bei Lagidium, Coelogenys, Rhyzomys, Dasyprocta, stark aus- geprägt bei Castor Fiber, und am ausgeprägtesten bei Hydrochoerus Capybara, mit dem das Meerschweinchen überhaupt grosse xlehnlichkeit zu haben scheint.

Durch diese Eigenthümlichkeit in der Richtung der Kaufläche der Zähne ist auch die abw^eichende Art der Insertion des m. masseter bedingt. Bei den Kaninchen, überhaupt bei allen Nagern, deren Zähne eine wage- rechte Kaufläche besitzen, inserirt sich der masseter an der äusseren Seite des Astes des Unterkiefers bis zur Firste desselben hinab; er drückt bei seiner Contraktion den Unterkiefer einfach von unten nach oben an den Oberkiefer; bei dem Meerschweinchen, bei dem die durch die Kaufläche der Zähne gelegte Ebene schief von innen nach aussen gerichtet ist, wirkt der masseter, der sich um den angulus des Unterkiefers weit nach innen her- umschlägt, auch in der Richtung derselben schiefen Ebene ; d. h. er drückt den Unterkiefer von aussen und unten nach innen und oben.

Einige Gruppen der Nager zeigen nun die in der Einleitung erwähnte merkwürdige Eigenthümlichkeit.

94 V. Teutleben:

Während bisher die feste Verwachsung der beiden Hälf- ten des Unterkiefers als charakteristisch für die Säuge- thiere galt, sind die betreffenden Thiere im Stande, die beiden Unterkieferhälften nach den Seiten hin von ein- ander zu entfernen, und wieder fest auf einander zu drücken. Diese Eigenthümlichkeit wird bedingt durch den Umstand, dass die beiden Kieferhälften nur durch nachgiebige, federnde Knorpel- und Bindegewebsmasse mit einander verbunden sind, urfd durch die Anwesen- heit eines besondern Muskels, der quer von einer ünter- kieferhälfte zur andern gehend, in dem Winkel, den beide Kieferhälften mit einander bilden, dicht hinter dem Vereirfigungspunkte derselben gefunden wird. Die Exis- tenz dieses Muskels war bereits M eck cl ^) bekannt, doch scheint seine W^irkungsweise bis jetzt übersehen worden zu sein 2). Meckel sagt: „Bei mehreren Nagern, nament- lich besonders x\rctomys, Bathyergus scheint der Kiefer- beinmuskel auf ähnliche Weise wie bei mehrern Amphi- bien in zwei ganz getrennte Hälften zerfallen, von denen die vordere, kürzere, aber weit stärkere, ganz quere von einer Unterkieferhälfte zur andern geht, die hintere, weit längere, aber dünnere mehr schief von vorn und aussen nach unten und hinten gerichtete sich von dem Unterkiefer zu dem Zungenbein begiebt/^

Bei den Nagern, die diesen Muskel besitzen, findet sich eine konstante Eigenthümlichkeit in Bezug auf die Anordnung der beiden Portionen des masseter. Die übrigen Muskeln bieten nichts Besonderes dar. Die m. pterygoidei bestehen aus zwei Portionen, die von der fossa pterygoidea, resp. dem processus pterygoideus nach der inneren Seite des ramus des Unterkiefers gehen; ihre Fasern verlaufen von oben nach unten. Der m. temporalis, wie bei allen Nagern stark entwickelt, ent- springt von dem Schläfenbein, Scheitelbein und Hinter-

1) System der vergleichenden Anatomie IV, 628.

2) Auch in dem neuen Werke über: Die Osteologie und Myo- logie von Sciurus vulgaris von Dr. Hoffmann und Weyenbergh (Haarlem 1870) wird dieser Muskel nicht erwähnt.

Ueber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 95

hanptsbein, und i'nserirt sich oben an den Unterkiefer, be- sonders an dessen innerer Seite.

Der masseter besteht aus zwei Portionen; die innere weit stärkere, besonders mächtig bei Sciuriis entwickelte entspringt ans der Vertiefimg zwischen Jochbogen und Oberkiefer, und von dem Jochbogen selbst in dessen ganzer Länge, zugleich von dem äussern und innern Rande, und inserirt sich auf der ganzen äussern Fläche des ramus des Unterkiefers; ihre Fasern verlaufen von oben nach unten; nach innen zu stösst sie auf den m. temporalis. Die äussere, viel schwächere, dünnere Por- tion entspringt mit einer Sehne vom Oberkieferbein, bei manchen, so bei Arctomys an einer starken spina desselben, und inserirt sich mit schräg von vorn und oben nach hinten und unten gerichteten Fasern entweder an die Firste des angulus des Unterkiefers, wie z. ß. bei Arctomys ludovicana, und Hypudacus, oder sie schlägt sich weit um den angulus des Unterkiefers nach innen herum, um sich an dessen innere Fläche zu inseriren, wie z. B. bei Arctomys Marnota, und Sciurus, ganz in ähn- licher Weise wie wir dies auch bei dem Meerschweinchen gesehen haben. Der Muskel, der die beiden Unterkiefer- hälften von einander entfernt, den man passend als m. transversus ma?^c/^6?^Zae bezeichnen kann (Fig.l t. m.), geht, wie schon bemerkt in dem Winkel, den die beiden Kie- feräste mit einander bilden, quer von dem einen zum andern. Vor demselben, da, wo die beiden Schneide- zähne aus ihren Alveolen treten, liegt auf der Innen- seite der beiden Kieferäste der durch eine geringe, mit Faserknorpel bedeckte Verdickung der knöchernen Innen- fläche derselben bedingte Drehpunkt, um welchen die Kieferhälften von einander entfernt, resp. wieder ein- ander genähert werden. Bei Contraction des transver- sus mandibulae werden die Unterkieferäste hinter dem Drehpunkte einander genähert, die vor dem&elben be- findlichen Zähne folglich von einander entfernt, so dass zwischen ihnen ein ziemlich bedeutender Zwischenraum entsteht (Fig. 2); bei Contraktion der obersten Portion des masseter, des „Zusammendrückers" der Kieferhälften,

96 V. Teutleben:

werden die Kieferäste hinter dem Drehpunkte von ein- ander entfernt, die vor demselben befindlichen Schneide- zähne mithin einander genähert, resp. fest auf einander gedrückt (Fig. 3). Ein solcher transversus mandibulae findet sich bei Arctomys ludoviciana und Marmota, bei echten Mäusen, so bei Mus musculus, und Mus decuma- nus, bei Wühlmäusen z. B. Hypudaeus amphibius, nnd arvicola arvalis, ferner bei Hesperomys, bei Sciurus, Cri- cetus, auch bei Lemmus, wenn auch hier nicht sehr aus- gebildet, wahrscheinlich wird er sich, nach dem Gcbiss an ausgestopften Exemplaren zu schliessen, ebenfalls bei Chthonergus, Ondatra und Georhychus finden.

Was die Bedeutung der Beweglichkeit der Unter- kieferhälften betrifft, so lässt sich etwas Bestimmtes dar- über wohl kaum sagen. Da dieser Mechanismus sich bei Thieren findet; wie Cricetus, so dürfte die Annahme, dass dieselben mit den zusammengedrückten unteren Schneide- zähnen vorzugsweise Baustoffe, oder Nahrung nach dem Neste trügen, wenigstens nicht allgemein gültig sein ; möglich ist indess immerhin, dass das Eichhorn einen ähnlichen Gebrauch davon macht. Ob der Mechanismus für den Akt der Nahrungsaufnahme Bedeutung hat, steht auch noch dahin. Das Eichhörnchen knackt zuweilen die Nüsse so auf, dass die Schale in zwei gleich grosse Theile zerspringt ; dies geschieht in der Regel sehr schnell, und an der Spitze der wieder zusammengelegten Schale findet sich nur eine kleine Oeffnung. Es ist nicht unmöglich, dass das Thier in diese die untern Schneidezähne einführt, diese mit einem plötzlichen Ruck von einander drängt, und so die obere Hälfte der Schale abhebt, oder absprengt, in ähnlicher Weise, wie es der Kreuzschnabel mit den Tannenzapfen macht; in andern Fällen aber bricht das Thier von der Schale einzelne unregelmässige Stücke los in derselben Weise, wie man mit der Zange einzelne Knochenstücke abbricht, so dass auch hier etwas übereinstimmendes nicht gefunden wird. Dagegen scheint dieser Mechanismus sich konstant bei den Nagern zu finden, die lange und verhältnissmässig schwache untere Schneidezähne besitzen, und dabei eine

lieber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 97

ausgiebige Bewegung mit denselben während des Nagens ausführen. Diese Merkmale finden sich bis jetzt wenig- stens bei denThieren, bei denen auch dieser Mechanismus vorkommt, und es lässt sich für diese wenigstens die Be- deutung des .^Zusammendrückers^ der Kieferhiilften er- kennen. Dieser wird bei jeder einzelnen Nagebewegung die langen, schwachen Zähne fest an einander drücken, so dass sie hierdurch eine kräftigere Bewegung ausführen können, als sie es vermöchten, wenn sie durch einen Zwischenraum von einander getrennt blieben, besonders da ihre Alveolen nach der Mittellinie hin sehr sehwache Wände besitzen, ein Durchbrechen also leicht möglich wäre.

Die Bedeutung des transversus mandibulae lässt sich aber auch hier noch nicht erkennen.

Bei Coelogenys, Aulacodus, Capybara, Castor Fiber, diesen ausgezeichnetsten Nagern, bei denen die Unterkie- ferhälften fest mit einander verwachsen sind, findet sich dieser Mechanismus natürlich nicht.

Nach einer Mittheilung vonSclater soll das Kän- guruh ebenfalls die unteren Schneidezähne gegen einander bewegen können, und auf diese Weise z. B, das Gras ab- schneiden; diese Bewegung soll vermittelt werden durch Contraktion des m. orbicularis oris. Die untern Schneide- zähne des Känguruh sind durch einen bedeutenden Zwischenraum von einander getrennt, sie sind fast hori- zontal, vorne ein wenig aufsteigend von hinten nach vorne gerichtet, und ihre innern einander zugekehrten Seiten laufen in eine scharfe Kante aus. Eine ganz ähnliche Stellung der unteren Schneidzähne findet sich bei manchen unserer Insektivoren, so bei Sorex und Erinaceus, bei letzterem besonders ausgeprägt; doch fehlt hier die der Mitte zugekehrte scharfe Kante.

Bis jetzt habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, ein Känguruh zu untersuchen; vielleicht kann ich spä-, ter noch einmal einige darauf bezügliche Mittheilungen machen. Cf. Nachtrag.

Die Vögel. Wahrend bei den Säugern der Unter- kiefer direkt mit dem Oberkiefer articulirt, schiebt sich

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. l.Bd. 7

98 V. Teutleben:

bei den Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen noch ein besonderes, gelenkendes Stück zwischen beide ein, das sogenannte Quadratbein. Die Vögel zeigen nun die Ei- genthümlichkeit, dass der Oberkiefer beweglich mit dem Stirnbein verbunden ist. Der Papagei besitzt an dieser Stelle sogar ein echtes Gelenk, andere Vögel w^ie P]nte, Gans, Grauammer ein falsches. Bei den Raubvögeln ist diese Beweglichkeit nur wenig ausgebildet, bei andern, so bei den zuletzt genannten sehr bedeutend entwickelt. Flügel- und Gaumenbein sind nämlich mit dem die orbita als eine senkrechte Knochenlamelle von oben nach unten durchziehenden vorderen Keilbeinflügel beweglich verbun- den, so dass sie an dessen unterer und seitlicher Fläche mit Leichtigkeit hingleitend sich ziemlich weit nach vorne verschieben lassen. Wenn nun der m. digastricus den Unterkiefer herabzieht, drückt dessen hinteres Ende auf die untere Fläche des Quadratbeines; dieses schiebt, dem Drucke ausweichend, das mit ihm verbundene Jochbein, so wie das ebenfalls mit ihm verwachsene Flügel-Gau- menbein nach vorn und oben; dadurch wird der mit diesen Knochenstücken verbundene Oberkiefer, resp. der Schnabel nach oben gedrückt und aufgerichtet. Unter unseren einheimischen Vögeln zeigt diesen Mechanismus sehr hübsch der allbekannte Grauammer.

Da die Vögel ihre Nahrung nicht kauen, so bietet die Anordnung der Kaumuskeln auch sehr wenig Be- merkens werthes.

M. masseter fehlt.

M. temporalis besteht aus mehreren Portionen. Die äusserste entspringt von dem Scheitelbein und der äus- sern hintern Wand der orbita, geht unter dem Jochbein hinweg, und inserirt sich an dem untern Rande des Unter- kiefers; die innere Portion kommt aus dem hintern innern Winkel der orbita, und zerfällt in einen hintern und vordem Theil^ von denen der hintere an das obere Ende des Quadratb eines sich inserirt, während der vor- dere unmittelbar an diesen sich anschliessd von dem oberen Ende des Quadratbeines entspringt, und sich an die innere Seite des Unterkiefers, besonders an den nach

Üeber Kaumuskelu u. Kaumechanismus bei d. Wirbeithieren. 99

innen gerichteten Fortsatz desselben inserirt. Durch diese beiden Miiskelpartieen wird das Quadratbein fester in seiner bestimmten Lage fixirt. Bisweilen findet sich über diese beiden Muskeln noch eine dünne Muskel- schiclit^ die von dem inneren Winkel der orbita direkt nach der inneren Seite des Unterkiefers geht.

Der digastricus entspringt von den bei manchen Vögeln etwas hervorragenden Seitentheilen des Hinter- hauptsbeines, und inserirt sich am hinteren Ende des Unterkiefers. Es mag hier bemerkt werden, dass bei allen Thieren, die ein Quadratbein besitzen, und einen Herabzieher, der von den Seitentheilen des Schädels nach dem Unterkiefer geht, dieser Muskel sich hinter dem Drehpunkte des letzteren an denselben inserirt; so ist es bei allen Wirbclthieren mit Ausnahme der Säuger, bei denen der digastricus stets vor dem Drehpunkte des Unterkiefers seine Insertion an denselben findet.

Bei Gans, Ente, Grauamm'er findet sich noch ein besonderer Muskel, der vom oberen Rande des Flügel- beines entspringt, schräg nach oben und vorn verläuft, und sich an die Seite der die orbita durchsetzenden Keilbeinplatte inserirt. Er wird bei seiner Contraktion Flügel- und Gaumenbein, und damit den Oberkiefer nach vorn und oben drücken, und so den Schnabel aufrichten, doch wird diese Wirkung nicht so ausgiebig sein, wie diejenige, welche durch den Druck des herabgezogenen Unterkiefers durch Vermittlung des Quadratbeines auf Flügel- und Gaumenbein ausgeübt wird. Wahrscheinlich wird dieser Muskel sich bei allen Vögeln finden, bei denen die Beweglichkeit des Schnabels am Stirnbein sehr ausgebildet ist; bei den Raubvögeln fehlt er.

Die Schlangen. Bei den Schlangen findet sich eine sehr komplizirte Anordnung der Kaumuskeln. Die- selbe ist bedingt durch die Verschiebbarkeit der Schädel- knochen unter einander, durch die Beweglichkeit der Unterkieferhälften nach der Seite, und jeder einzelnen Hälfte unabhängig von der andern nach vorne, durch die stark nach hinten gerichtete Krümmung der Zähne, wodurch die Thiere nicht im Stande sind eine einmal

100 V. Teutlebent

erfasste Beute, die den Rachen vollständig ausfüllt, wieder fahren zu lassen, und durch den Umstand endlich, dass das Quadratbein in der x\rt mit dem os squamosum ver- bunden ist, dass dasselbe Excursionen nach der Seite, also von innen nach aussen, und umgekehrt ausführen kann.

Durch die Anwesenheit einer Giftdrüsse wird die Anordnung der betreffenden Muskeln bei den Giftschlan- gen noch komplizirter. Zur besseren Orientirung ist es zweckmässig, einiges über die Lage derselben voraus zu schicken.

Untersucht wurde Crotalus durissus.

Die Giftdrüse ist eine grosse, hell gefärbte Drüse von der Gestalt eines Dreiecks, dessen Grundfläche nach unten, dessen Spitze nach oben gerichtet ist, welche in der Schlafgrube dicht hinter der orbita liegt. Sie ist befestigt mit einer oberen stärkeren Sehne am Seitentheile des Hinterhauptsbeines, mit einer hintern, dünnern Sehne an der Verbindungsstelle des Unterkiefers mit dem Quadratbein, und mit einer vordem Sehne an dem Ober- kiefer. Dieser letzteren dicht angelagert, und durch Bindegewebe verbunden läuft der Ausfühningsgang der Giftdrüse von der vordem untern Spitze derselben nach dem Oberkiefer, wo er sich um die durchbohrte Wurzel des Giftzahnes fest anlegt.

Die Giftdrüse liegt auf dem m. pterygoideus exter- nus, der an ihre untere Fläche ein Faserbündel abgiebt, so dass dieselbe dadurch fest auf ihn zu liegen kommt, auf dem m. temporalis, und dem oberen Theile des grossen Hebers des Unterkiefers, welcher nach hinten sich um dieselbe herumschlagend sie auch noch von oben hör in ihrem hinteren Theile bedeckt.

Die Anordnung der Kaumuskeln ist nun folgende.

M. temporalis. Er entspringt aus der Schläfen- grube dicht hinter der orbita, und yerläuft von oben nach unten, bis seine Fasern in die des grossen Hebers des Unterkiefers übergehen. Dieser, dem man wohl kaum den Namen masseter geben kann, obwohl er dieselbe Funktion besitzt, entspringt von dem oberen Rande des Unterkiefers in dessen ganzer Ausdehnung, und theilt

üeber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthiereu. 101

sich nach hinten in zwei Portionen. Die oberste (mas- seter^ Owen ^) schlägt sich nach vorne um die Giftdrüse herum, wie schon bemerkt wairde; ihre vordere Sehne geht in die Sehne über, welche die Giftdrüse an dem Oberkiefer befestigt. Bei Contraktion dieses Muskels wird ein Druck auf die Giftdrüse ausgeübt, in Folge dessen das Gift in den Ausführungsgang hinein gepresst wird. Die hinterste Portion des grossen Hebers (post- tempoi'aiis. Owen) liegt dicht unter der vorigen, mit der sie in der vorderen Hälfte des Unterkiefers verschmilzt, und inserirt sich an der vorderen Fläche des Quadrat- beines. Unmittelbar hinter dieser verläuft längs der Aussenseite des Quadratbeincs, von diesem, und in geringer Ausdehnung vom Hinterhauptsbeine entspringend zum hinteren Ende des Unterkiefers herab ein länglicher Muskel, von Owen tympano-mandibularis genannt; er verläuft ziemlich schräg von vorn und innen nach hinten und aussen. Er zieht den Unterkiefer nach unten, ent- spricht also dem digastricus. Unterstützt wird er in dieser Wirkung durch einen langen, dünnen Muskel, der jederseits in d- r ISackengegcnd von den langen Hals- muskeln entspringt, schief nach vorn verläuft, und sich an dem unteren vorderen Theile des Unterkiefers inse- rirt. Owen bezeichnet seine beiden parallel neben ein- ander her laufenden Portionen als neuromandibularis und costomandibularis. Vor diesem findet sich ein glatter, dünner, nicht sehr kräftiger Muskel vor, der sich nicht bei allen Schlangen findet, bei denjenigen aber, bei denen eine sehr ausgiebige Beweglichkeit der Unterkieferhälf- ten nach den Seiten hin statt hat, konstant zu sein scheint ^j. Dieser, von Cuvier cervicomandibularis genannt (Fig. 7, a), entspringt von den Dornfortsätzen einiger Hals- wirbel, und von den langen Halsmuskeln, und inserirt sich jederseits an dem hinteren Ende des Unterkiefers. Jeder dieser beiden Muskeln, einzeln wirkend, zieht seine Unterkieferhälfte in ihrem vorderen Theile nach aussen,

1) Owen: On the Anathomy of Vertebrates 1, S. 227 ff.

2) Owen besclu'eibt diesen Muskel nicht.

102 V. Teiitieben:

bei gleichzeitiger Wirkung beider werden die nur durch nachgiebiges Bindegewebe unter einander verbundenen Unterkieferliälften bedeutend von einander entfernt.

Pterygoideus extern us. Kräftiger Muskel. Er entspringt von dem Oberkiefer und dem oberen und äusseren Rande des os transversum, welches das Flügel- Gaumenbein mit dem Oberkiefer verbindet, verläuft nach hinten, schlägt sich um den hinteren Theil des Unter- kiefers nach oben herum, und inserirt sich an dessen äusserer und hinterer Fläche. Bei fixirtem Oberkiefer zieht er seine Unterkieferhälfte nach vorne und aussen; bei fixirtem Unterkiefer zieht er den Oberkiefer, und mit diesem den Giftzahn nach unten und hinten.

Pterygoideus internus. Er liegt unter dem temporalis, entspringt vom hinteren Rande der orbita und der Seite des Scheitelbeines, und inserirt sich am oberen Rande des hintern grössern Theiles des Flügelbeines, welcher nach aufwärts gekrümmt ist. Von dem vorderen Theile des Flügelbeincs, der ebenfalls nach oben gebogen erscheint, entspringt ein platter Muskel, der nach dem Scheitelbein verläuft; seine Fasern verlaufen entgegen- gesetzt denen des pterygoideus internus von vorn und unten nach hinten und oben ; er hebt den vorderen auf- wärts steigenden Theil des Flügelbcines, und zieht die diesem aufsitzenden Zähne nach oben, resp. aus der Beute heraus. Zwischen den beiden Flügelbeinen verläuft noch jederseits ein Muskel, von Owen prespheno-pterygoideus genannt; er entspringt von der untern Fläche des Keil- beins, und verläuft nach hinten, um sich an der inneren hinteren Hälfte des Flügelbeines zu inseriren.

Der Schlingakt bei den Schlangen ist sehr ver- wickelter Natur 1). Die Nahrung wird nicht gekaut, sondern unzerkleinert hinunter geschluckt. Ist der Bissen klein, so verschwindet er schnell durch das weit aufge- rissene Maul. Allein sehr oft würgen die Schlangen eine unverhältnissmässig grosse Beute hinunter. Dabei ist die

1) Cf. Duges: Recherches anatomiques et physiologiques sur deglutition dans les Reptiles. Annales des sciences nat. 12. p. 337 ff.

Uebe r Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthiercn. 103

Mundhöhle von dem gewaltigen Bissen oft ganz kolos- sal ausgedehnt, das Thier ist nicht im Stande die Beute einfach hinunter zu schlingen; es muss gewissermafsen langsam um seine Beute herumkriechen, indem es ab- wechselnd Ober- und Unterkiefer nach vorwärts schiebt, und dicöelbe so in den Schlund hinabdrängen. Da die Rachenhöhle von dem Bissen vollständig ausgefüllt ist, so ist die Möglichkeit gegeben, die Kiefer und Flügel- Gaumenbeine bei dem Vorwärtsschieben derselben in allen möglichen Punkten zu fixiren; aus diesem Grunde ist auch ersichtlich, wie die einzelnen Muskeln verschieden funktioniren können, je nachdem sie an ihrem vorderen, oder hinteren Ende fixirt sind. Die einzelnen Muskeln wirken während des Schlingens in folgender Weise. M. m. digastricus, costo- und neuromandibularis ziehen die Unterkiefer herab und nach hinten, m. cervicomandi- bularis zieht seine Unterkieferhälfte nach aussen, m. pterjgoideus externus zieht bei fixirtem Oberkiefer seine ünterkieferhäifte nach vorn und oben, m. m. temporalis und posttcmporalis drücken den Unterkiefer an den Ober- kiefer, die Zähne schlagen sich ein, und der Unterkiefer ist jetzt fixirt. M. m. pterygoideus internus und presphenop- terygoideus ziehen das Flügelbein, und mit diesem das OS transversum^ und den mit demselben, verbundenen Oberkiefer nach oben, und heben dadurch Zähne und Giftzäline empor; gleichzeitig ziehen dieselben Muskeln die Kiefer und Flügel-Gaumenbeine, und mit diesen na- türlich die Zähne nach vorne, so dass der ganze obere Kieferapparat um eine bestimmte Länge vor den fixirten Unterkiefer rückt; m. pterygoideus externus zieht jetzt den Oberkiefer, und mit diesem die Giftzähne nach un- ten und hinten, eine Bewegung, der sich auch die Flügel- und Gaumenbeine anschliessen müssen, die Zähne schlagen sich ein, der Oberkieferapparat ist jeszt fixirt, und es muss nun der Unterkiefer ein Stück wiederum nach vorne geschoben werden. Bei diesem Vorwärtsschieben der einzelnen Theile des oberen Kieferapparates ist na- türlich die eigentliche Schädelkapsel durch die langen rialsmuskeln genügend fixirt.

104 V. Teutleben:

Auf diese Weise wird die Beute langsam ver- schlungen.

Die Saurier. Bei den einzelnen Gruppen der Saurier konimen zwar verschiedene unterscheidende Merk- male vor, doch ist im Grossen die Anordnung der Kau- muskeln sehr einfach, und bietet wenig Bemerkenswerthes. Die Krokodile, gewaltige Beisser, besitzen ähnlich wie die Säugcthiere einen sehr starken Oberkieferapparat, der fest mit dem Schädel verbunden ist. Bei den Ei- dechsen ist dieser Apparat viel leichter gebaut, die Seiten- theile des Stirn- und Scheitelbeines sind durch falsche Gelenke verbunden, so dass sich bei Verschiebung des Quadratbeines die ganze Schädeldecke auf den Keilbein- flügeln verschiebt. Von den Kaumuskeln ist der Flügel- muskel bei weitem am stärksten entwickelt.

Alligator. M. mnsseter fehlt. M. temporalis entspringt aus der Schläfengrube, geht unter dem Joch- bogen hinweg, und inserirt sich an der inneren und äusseren Seite des Unterkiefers.

M. p terygoi deus. Sehr starker Muskel. Er be- steht aus zwei Portionen ; die äussere schwächere ent- springt von dem processus pterygoideus, die innere stär- kere aus der fossa pterygoidea, und mit einer Sehne vom Processus pterygoideus; beide schlagen sich vereint um den angulus des Unterkiefers weit nach aussen herum, wo sie als dicker bauchiger Wulst hervortreten. Sie sind die Hauptkaumuskeln, da ein masseter fehlt, und der m. temporalis nur schwach entwickelt ist. Da diese Flügel muskeln sich in einem sehr spitzen Winkel an dem Unterkiefer inseriren, so wurde durch die Masse ersetzt, was durch die ungünstige Insertion an Hebelkraft ver- loren ging ^).

M. digastricus entspringt vom hinteren Rande des Hinterhauptsbeines, und inserirt sich am hinteren Ende des Unterkiefers, er verläuft etwas schräge von vorne nach hinten. Bei fixirtem Schädel zieht er den

1) Cf. Nusser a. a. 0.

Üeber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 105

Unterkiefer herab, bei fixirtem Unterkiefer hebt er den ISchädel empor; eine Eigenthümlichkeit, die man früher dem Krokodile allein vindicirte, die aber allen Sauriern zukommt. Unterstützt wird er bei dem Herabziehen des Unterkiefers durch zwei Muskeln, die am sternum, einer dicht neben dem andern entspringen, und sich an der untern, mittlem Fläche des Unterkiefers inseriren ; ein jeder dieser Muskeln ist deutlich zweibäuchig.

Der Kaumechanismus ist bei diesen Thieren ein sehr einfacher, da die Beute ohne gekaut zu werden verschlungen wird; m. digastricus zieht den Unterkiefer herab, und öffnet den Rachen, temporalis und pterygoideus schlicssen denselben, und drücken Unterkiefer an Ober- kiefer. Bei einigen Sauriern, z. B. Monitor Tcgu und Lacerta inserirt sich der Herabzicher des Unterkiefers als ein dreieckiger platter Muskel nur in seinem vorderen Theile an dem hinteren Ende des Hinterhauptsbeines; mit der bei weitem grösseren Portion, welche dem m. cervicomandibularis der Schlangen entspricht, entspringt er von der oberen, und seitlichen Fläche der langen Halsmuskeln, mit denen er durch Bindegewebe verbunden ist. Beide Portionen setzen sich vereinigt an das hintere Ende des Unterkiefers. Nach hinten und unten zu ver- einigt er sich mit einem platten dünnen Muskel, der in der Gegend des Brustbeines und etwas oberhalb des- selben von den tiefen Halsmuskeln entspringt, und sich am untern Rande des Unterkiefers inserirt; beide Mus- keln treffen in der Mitte zusammen; sie wirken eben- falls, wenn auch in geringerem Grade als Flerabzieher des Unterkiefers.

Die Amphibien. Der Frosch. Die Anordnung der Kaumuskeln bei dem Frosch bietet nichts Bemerkens- werthes dar; sie ist bereits vielfach sehr sorgfältig be- schrieben worden, und würde hier ganz übergangen worden sein, hätte ich nicht den m. submentalis erwäh- nen müssen. Hierdurch wurde eine, wenn auch nur sehr kurze Beschreibung auch der übrigen nöthig. Der mas- seter geht von dem Jochbein nach der äusseren Seite des Unterkiefers; der temporalis entspringt von der

106 V. Teutleben:

oberen Fläche des os petrosum, und inserirt sich mit einer breiten glatten Sehne an der Innern Seite des Unter- kiefers an dem processus coronoideus. Der m. ptery- goidens liegt unter dem temporalis, entspringt vom Keil- bein im hinteren Theile der orbita, und setzt sich mit dünner Sehne hinter dem m. temporalis an die innere Fläche des Unterkiefers dicht vor dem Gelenke; m. di- gastricus ist ein dreieckiger, oben breiter, nach unten sich zuspitzender Muskel, der aus zwei Portionen be- steht, von denen die grössere von der fascia dorsalls, die andere vom hintern und oberen Theile des os tympani- cum entspringt; beide setzen sich vereinigt an den hin- teren Winkel des Unterkiefers an. Nur die vordere entspricht, wie schon Cuvier bemerkt, dem eigentlichen digastricus, die hintere ist analog dem cervicomandibu- laris der Schlangen.

M. s üb mentalis (Ecker.). Dies ist ein kleiner, den schwanzlosen Lurchen, wie es scheint eigenthümlicher Muskel, der, nach unten bedeckt von dem vordersten Theile des m. submaxillaris in dem Winkel, den die Un- terkieferäste mit einander bilden, sich vorfindet, ungefähr an der Stelle, an welcher der oben beschriebene eigen- thümliche Muskel mancher Nagethiere sich findet. Er besteht aus queren Fasern , die von einem Kieferaste zum anderen verlaufen. Er nähert die beweglichen Unterkieferäste einander. Nach Duges soll er mittelbar auf die Schliessung der Nasenlöcher dadurch einwirken, dass er den unteren Rand der ossa dentalia nähert, und deren mediales Ende, und damit die ossa intermaxiilaria hebt. (Ecker, Anatomie des Frosches.)

Die Art der Wirkung der Kaumuskeln bei dem Frosch ist sehr einfach um so mehr, da er die Nahrung nicht kaut; der m. digastricus zieht den Unterkiefer her- ab, die übrigen drücken Unterkiefer an Oberkiefer und schliessen das Maul.

Die Fische ^), Die Fische sind im Stande ihre Mund-

1) Es sind nur die Verhältnisse bei den Knochenfischen be- rücksichtigt. <*

lieber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 107

höhle sehr bedeutend zu erweitern. Es hängt dies von mehreren anatomischen Eigenthümlichkeiten ab. Der Unter- kiefer ist mittelst eines Zwischenstückes, oder Suspen- soriums mit dem Oberkiefer beweglich verbunden. Dieses Suspensorium ist aus mehreren Knochen zusammenge- setzt, von denen der oberste mit dem Schädel artikulirende als hyomandibulare bezeichnete dem temporale von Cu vi er entspricht, während das praeoperculum den mittleren, und das quadratum, oder quadrato-jugale den unteren, an das ünterkiefergelenk sich ansetzenden Abschnitt des Suspensoriums bilden, welches funktionell dem Quadrat- bein bei Amphibien, Reptilien und Vögeln entspricht. Dieses platte Knochenstück bildet nach hinten, wo es mit dem operculum zusammentrifft, einen prominirenden Wulst, sein vorderer Theil stellt eine dünne Knochen- platte dar, die sich mit dem Flügel- Gaumenbein ver- bindet. Das hyomandibulare kann nur seitlich am Schädel artikulireu. Bewegungen von hinten nach vorn, wie solche das Qudratbein der Vögel ausführt, sind nicht möglich. Das Zungenbein, welches durch einen läng- lichen, platten Knochen, der als copula bezeichnet wird ^), mit dem Schultergürtel in Verbindung steht, besitzt zwei grosse seitliche, nach hinten stark divergirende Hörner, deren Enden durch Gelenke in Verbindung mit der inncrn Fläche des Quadratum stehen. Ober- und Zwischen- kiefer sind bald sehr bedeutend entwickelt, wie bei den Cyprinoiden, bald sehr rudimentär, wie bei dem Hecht. Die langen Bauchmuskeln inserircn sich am hinteren Ende und an den Seiten des als copula bezeichneten Kno- chenstückes.

Hecht. Der Hecht lässt als Raubfisch schon von vorn herein auf eine gewisse Ausbildung der Kau- resp. ßeissmuskeln schliessen.

M. temporalis. Als solchen kann man einen Mus- kel bezeichnen, der an der Seite des Schädels dicht hinter und unter der orbita gelegen bei dem Andrücken des Unterkiefers an den Oberkiefer am meisten in Be-

1) Stannius, Handbuch der Zootomie II, 83.

108 V. Teutlebeii:

tracht kommt. Er besteht aus zwei Portionen. Die äussere entspringt von dem vorderen Rande des hintern, vorspringenden Theiles des Kiefersuspensoriums, uud dem seitlichen Thcile des Hinterhauptsbeines, und inse- rirt sich an der innern Seite des Unterkiefers; sie er- streckt sichi sehr weit nach vorne, fast bis zu den ersten Zähnen. Die innere Portion entspringt von demselben Knochenstück dicht unter der vorigen, und inserirt sich mit einer breiten Sehne an dem oberen Theile des auf- steigenden hintern Astes des Unterkiefers, und mit einer langen dünnen Sehne an einer kleinen spina des untern innern Theiles desselben. Dieser Muskel drückt den Unterkiefer an den Oberkiefer. Sein Antagonist ist der Kieferzungenbeiamuskel, m. geniohyoideus. Beide genio- hyoidei entspringen dicht neben einander an der Ver- einigungsstelle beider Unterkieferhälften, und verlaufen vereinigt bis zum Zungenbein, an dessen, vorderem und unterem Theile sie sich inseriren. Unmittelbar darauf trennen sie sieh in zwei Muskeln, von denen jeder an der äussern Seite dos Zungenbeinhornes seiner Seite sich inserirt. Die Wirkungsweise dieser Muskeln hängt zum Theil mit ab von derjenigen der langen Bauchmuskeln, welche, wie wir gesehen haben an dem, copnla genannten Knochenstücke sich inseriren. Diese Bauchmuskeln ziehen das Zungenbein, und den mit demselben verbundenen gesammten visceralen Apparat nach unten und hinten, und bewirken dadurch eine Erweiterung der Mundhöhle. Bei dieser Bewegung drücken gleichzeitig die Scitenhör- ner des Zungenbeins die mit ihnen verbundenen Quadrat- beine nach aussen, so dass dadurch das lumen der Ra- chenhöhle an Breite zunimmt. Bei Contraktion der Kieferzungenbeinmuskeln Avird, wenn das Zungenbein durch die langen Bauchmuskeln bereits fixirt, oder mit dem gesammten visceralen Apparat schon nach unten gezogen ist, der Unterkiefer herabgezogen. Bei nicht fixirtem Zungenbein werden die Seitenhörner desselben mit den radii branchiostegi und der Kiemenhaut nach aussen und oben gehoben, und dadurch die Kiemenöffnung er- weitert. Da die Fische ihre Nahrung unzerkleinert ver-

üeber Kaumuskem u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 109

schlucken, so ist auch die Wirkungsweise der Kaumus- keln eine sehr einfache; sie beschränkt sich auf Oeffnen und Schliessen der Rachenhöhle.

Weissfisch. Die Cyprinoiden besitzen einen wohl entwickelten Ober- und Zwischenkiefer, und da- durcl) mit bedingt eine, von vielen anderen Fischen sie unterscheidende Beweglichkeit des vorderen oberen Mund- abschnittes. Der Oberkiefer bildet eine länglich runde Knochenspange, und ist mit dem vor ihm liegenden, fast gleich grossen Zwischenkiefer durch eine derbe ßindegevv^ebshaut verbunden. Der Oberkiefer ist mit dem oberen Ende des ziemlich hohen aufsteigenden Astes des Unterkiefers beweglich verbunden. Zwischen O ber- und Zwischenkiefer einerseits, und Unterkiefer anderer- seits ist eine derbe faserige Lamelle ausgespannt, so dass zwischen ihnen eine ununterbrochene Verbindung besteht. Der Unterkiefer ist kurz.

M. temporalis. Er besteht aus drei Portionen. Die äusserste entspringt von der unteren und vorderen Fläche des Kiefersuspensoriums, und inserirt sich an dem Oberkiefer. Die mittlere entspringt unter der vorigen, läuft unter derselben hinweg nach vorne, und inserirt sich am oberen Ende des ramus des Unterkiefers. Die dritte, innerste Portion entspringt von der oberen und inneren Fläche desselben Knochenstückes, und inserirt sich mit einer Sehne am untern und inneren Theile des ramus des Unterkiefers.

Die äusserste Portion des m. temporalis zieht den Oberkiefer nach unten und hinten. Bei dieser Bewegung wird der ramus, so wie der hintere Theil des Unter- kiefers in Folge der erwähnten Verbindung mit dem Oberkiefer nach unten und hinten gezogen, der vordere Theil des Unterkiefers also nach oben emporgehoben, und dem Ober- und Zwischenkiefer genähert. Die mitt- lere und innerste Portion des masseter bewirken dann den vollkommenen Verschluss der Mundhöhle. Wird der Unterkiefer herabgezogen, so rückt der ramus des Unterkiefers nach vorne, und treibt den mit ihm verbun- denen Oberkiefer gleichfalls nach vorwärts; die Zwischen-

110 V. Teutleben:

und Oberkiefer mit dem Unterkiefer verbindende ßinde- gewebslamelie wird stark ausgedehnt, und zieht die oberen Kieferstücke nach vorn, so dass, wenn der Unter- kiefer auf seinem tiefsten Punkte angekommen ist, Ober- und Zwischenkiefer fast vollständig senkrecht herab- hängen; gleichzeitig sind dieselben um ein mehr weniger grosses Stück nach vorn gerückt. Den Mechanismus bei den Labroi'dfischen, welche im Stande sind Ober- und Zwischenkiefer, die mittelst stielförmiger Fortsätze auf dem Nasenbein einhergleiten, weit nach vorn zu proji- ciren, habe ich nicht Gelegenheit gehabt näher unter- suchen zu können.

Nachtrag. Kurz bevor ich die Correkturbogen er- hielt, habe ich gefunden, dass ein, und zwar sehr stark entwickelter m. transversus mandibulae sich auch bei dem Igel findet, für dessen untere Schneidezähne die als für die Nager möglicherweise giltig hingestellte Ansicht natürlich keinen Anspruch auf Anwendbarkeit machen kann. Bei den dem Igel im Systeme ziemlich nahe stehenden Spitzmäusen fehlt ein transversus mandibulae; die beiden ünterkieferhälften sind aber auch bei diesen nur locker mit einander verbunden, so dass bei geringem Drucke auf die Unterkieferäste die unteren Schneide- zähne, wenn auch nicht bedeutend, aus einander weichen. Sollten diese Thiere im Leben eine solche Bewegung ausführen, so würden als die dieselbe vermittelnden Muskeln die inneren Flügelmuskeln angesehen werden müssen.

Nach Analogie in der Anordnung der unteren Schneidezähne zu schliessen, wird sich ein m. transversus mandibulae auch bei Petaurus, Phalangista, Phascolarctos (?) und Hypsiprimnus finden.

Ueber Kaumuskeln u. Kaumechanismus bei d. Wirbelthieren. 111

Erklärung der Abbildungen.

Tafel II.

Fig. 1 3. Arctomys Marmota,

» 1. Kopf mit präparirter Muskulatur von unten.

» 2. Untere Schneidzähne auseinander gespreizt.

» 3. Untere Schneidzähne zusammen gedrückt.

Figur 2 und 3 verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. Nitsche. Fig. 4 5. Cavia Cobaya.

»4 a. Zähne des Oberkiefers.

» 4 b. Zähne des Unterkiefers.

» 5 d. m. mandibulo-maxillaris. Fig. 6. Lepus cuniculus.

»6 a. äusserste Portion des masseter.

»6b. dritte Portion desselben.

»6 c. vierte Portion desselben. Fig. 7. Crotalus durissus.

»7 a. m. cervicomandibularis.

Zur Ornithologie Chiles.

Von L. Landbeck.

In der sonst sehr verdienstlichen Arbeit der Herrn Sclater und Salvin „\ revised List of the Neotropical Laridae," welche in den Proceedings of the Zoological Society of London 1871 Seite 564 u. f. abgedruckt ist, ward eine von Dr. Philippi und mir in Wiegmanns Ar- chiv von 1863 S. 125 als neue Art beschriebene See- schwalbe, die Sterna Frobenii, durch Auiführung dieses Namens als Synonym der Sterna Trudeaui Aud. aus der Reihe der selbstständigen Arten gestrichen, und mit der letzteren vereinigt. Da unser Museum von beiden frag- lichen Arten eine zur Feststellung der unterscheidenden Merkmale hinlängliche Anzahl von Exemplaren, sowohl im Sommer- wie im Winterkleid besitzt, so kann ich die bestimmte Versicherung geben, dass die Herrn Sclater und Salvin sich im Irrthum befanden, als sie beide leicht zu unterscheidende Arten vereinigten. Dieser Irrthum kann nur dadurch entstanden sein, dass diesen erfahrenen Ornithologen keine Exemplare der Sterna Frobenii zur Vergleichung zu Gebote standen, und unsere Beschreibung zu wenig beachtet wurde. In Grösse und Gestalt sind beide Arten einander ziemlich ähnlich, nur ist bei Sterna Trudeaui der Tarsus um etwa zwei Linien länger als bei unserer Art. Auch die Färbung beider hat grosse Aehnlichkeit, so dass bei oberflächlicher Ansicht die

Zur Ornithologie Chiles. llS

Meinung sich aufdrängen kann, die beiden möchten nur verschiedene Trachten repräsentiren. Bei näherer und genauer Besichtigung verschwindet jedoch die schein- bare Gleichartigkeit.

Bei St. Trudeani ist der Schnabel an der Basis bis über die Nasengruben hinaus gelb, dann folgt ein breites^ nach der Spitze zu scharf begrenztes schwarzes Band, wo- rauf der Schnabel in eine hornweissige, durchsichtige, vier Linien lange Spitze endigt. Bei St. Frobenii ist der Schnabel einfarbig, tief purpurschwarz^ und nur ein schmaler Streif vom Nagel bis zur hornfarbigen Spitze blutroth. Bei St. Trudeaui ist die Stirn, der Scheitel bis zum Plinterkopf und ein Fleck unter dem Auge rein weiss, im Winter sieht man einen bleigrauen Fleck vor dem Auge, und einen licht bleigrauen verwaschenen schmalen Streifen vom Auge bis hinter das Ohr hinab, im Sommer dagegen ein schwarzes Band, welches durch das Auge geht und sich über dem Ohr hinweg bis zum Genick hinab zieht; der ganze übrige Körper ist schön silber- oder perlgrau. Bei St. Frobenii ist Gesicht, Hals und die ganze Unterseite schneeweiss, vor dem Auge be- findet sich ein schwarzgrauer Fleck, dessen Farbe sich auch über Genick und Oberhals ausdehnt, und theils ganz schwarz theils mehr oder weniger schwarz gefleckt ist. Das Grau der Oberseite des Körpers und der Flügel ist dunkler und mehr ein reines Aschgrau als bei der vorigen Art. Der stark ausgeschnittene Gabelschwanz ist bei St. Trudeaui einfarbig weiss mit graulichem Schimmer; bei St. Frobenii ebenfalls weiss, aber die drei äusseren Schwanzfedern jeder Seite sind auf der Aussenfahne bleigrau, auf der äussersten ist die Farbe am dunkelsten, nach der Spitze zu fast schwarz.

Wenn die geschilderten Verschiedenheiten nur einigermassen berücksichtigt werden, so ist für künftig eine Verwechselung oder Vereinigung beider Arten nicht mehr möglich. Nebenbei bemerken wir, dass St. Fro- benii, von der wir bei der ersten Beschreibung nur ein peruanisches Exemplar besassen, an verschiedenen Punk- Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 8

114 Landbeck:

ten Chiles, und namentlich im März 1864 mehrfach im Hafen vom Corral erlegt ist.

lieber Sterna galericulata Licht., welche auf Seite 569 der Proceedings für einerlei mit St. comata Ph. und Ldbk. erklärt wird, bemerken wir, dass wir noch kein Exemplar unserer Art gesehen haben, welches eine schwarze Stirn gehabt hätte, wie die Abbildung im oben citirten Werke. Wir besitzen Exemplare, welche im Januar, Februar, November und December erlegt sind, aber alle mit weisser Stirn, was also jedenfalls die Farbe des Sommerkleides ist. Da bekanntlich alle schwarz- kappigen mövenartigen Vögel im Winter weisse Köpfe mit einem verwaschenen schwarzen Fleck in der Augen- und Ohrengegend haben, niemals aber in dieser Jahres- zeit eine schwarze Kappe besitzen, so müssen wir an- nehmen, dass entweder der Maler sich geirrt hat, oder zwei Arten Vögel vereinigt wurden, die beide selbst- ständig sind. Uebrigens ist diese Seeschwalbe im Hafen von Corral häufig genug, und daher leicht in grösserer Anzahl zu erlegen. In Beziehung auf den Schnabel dieser schönen Seeschwalbe bemerken wir, dass die Farbe desselben ein schönes Roth ist, und dass derselbe hin- sichtlich der Form bedeutende Abweichung zeigt, indem er bald länger, bald kürzer, bald gerade, bald gebogen ist.

Ueber Conurus cyanolyscos und Conurus patagonus.

Verchiedene Ornithologen, darunter Herr Bur- meister, halten diese beiden von Molina und Vieillot aufgestellten Arten für identisch, und vereinigen die- selben einfach in der Synonymie. Da wir jedoch in Folge genauer Vergleichung vieler Exemplare beider Arten anderer Ansicht sind, so theilen wir in Folgendem das Resultat unserer Untersuchung mit.

Zur Ornithologie Chiles. 115

Was die Dimensionen betrifft, so misst

bei C. cyanolyseos. bei C. patagonus. die ganze Länge .... 1' 7'' 4"' 1' 6" der Schnabel mit der Schnur

gemessen ist lang . .

.

1

6

1

breit . .

. ,

10

8

hoch . .

.

1

8

1

4

der Tarsus

.

10

8

die vordere Aussenzehe

.

1

3

1

3

^ Innenzehe .

.

10

7V2

y, hintere Aussenzehe

.

1

1

IIV2

Innenzehe .

,

9

7

der Flügel vom Bug bis

zur

Spitze

10 10

2

7

9 9

der Schwanz . . . .

1

Der C. cyanolyseos zeigt im obern Drittel des Oberschnabels eine schwach erhabene Längsleiste, welche dem C. patagonus fehlt, auch ist der Haken des Ober- schnabels beim ersten verhältnissmässig länger als beim zweiten. Die Färbung ist im Allgemeinen bei beiden Arten dieselbe, weicht aber doch in so fern ab, als dem C. patagonus der weisse Halbmond, welcher die Brust des C. cyanolyseos ziert, gänzlich fehlt, und nur durch einige fahle Federn an den Brustseiten angedeutet wird. Unter dem weissen Halbmond folgt bei C. cyanolyseos ein breites, dunkelgrünes, scharf abgeschnittenes Quer- band, worauf der übrige Theil des Unterleibes lebhaft gelb und in der Mitte roth gefärbt ist. Bei C. patago- nus verläuft die erdgrüne Brust allnjählich in die gelb- grüne Färbung des Unterleibes, in dessen Mitte ebenfalls ein rother Fleck sich befindet.

Ob diese Verschiedenheiten in den Grössenverhält- nissen und die abweichende Zeichnung von Brust und Bauch Verschiedenheiten, welche wir constant an einer grossen Anzahl von Exemplaren beider Formen beobach- tet haben , zur Aufstellung zweier Arten berechtigen, muss ich dahin gestellt sein lassen, da die meisten Orni- thologen der gegentheiligen Meinung sind.

il6 Landbeck;

Wir haben übrigens Analogien, dass chilenische Vögel andere Grössenverhältnisse zeigen als die argentinischen derselben Art. So ist z. B. Ageloius Thilius Mol. in den La Plata-Staaten weit kleiner als in Chile, weshalb Ca- banis den ersteren bei seinem Namen belassen, den zweiten aber A. chrysopterus taufen will. Wenn solche Grössenunterschiede beständig und immer mit andern, wenn auch nicht gerade sehr auffallenden Merkmalen verbunden sind, wie dies bei C. cyanolyseos und C. pata- gonus der Fall ist, so glaube ich, dass diese Verschieden- heiten berechtigen, zwei selbständige Arten aufzustellen, wenn man nicht auf den bisherigen Begriff von Art ver- zichten will.

lieber eine neue Art Trachypterus aus dem Chilenischen lUeere.

Von

Dr. R. A. Philipp!.

Hierzu Tafel III.

Bis jetzt ist meines Wissens noch kein Bandfisch aus dem chilenischen Meere bekannt gewesen, und so sei es mir erlaubt hier die Beschreibung eines solchen aus dem Geschlecht Trachypterus zu geben, wenn sie auch unvollständig und nur nach einer Photographie ge- macht ist.

Herr Carl Weychardt in Valparaiso hatte diesen eben so seltenen wie schönen Fisch erhalten, und dem Santiaginer Museum zugedacht. Im Sommer d. J. habe ich denselben bei ihm gesehn; er war sehr wohl in Spiritus erhalten. Ein junger angehender Apotheker, der von Valparaiso nach Santiago reiste, übernahm es mir den Fisch zu überbringen, allein das Gefäss, in welchem dieser enthalten war, zerbrach ihm unterweges, worauf er den Fisch wegwarf, indem er wegen seiner Weichheit glaubte, er sei ja doch verdorben. Glück- licherweise hatte Herr Weychardt eine Photographie dieses merkwürdigen Geschöpfes machen lassen, und einige Notizen aufgeschrieben, die er mir freundlich mit- getheilt hat, daher ich mir erlaube demselben seinen Namen beizulegen.'

Der Trachypterus Weychardti ist wie seine Ge-

118 Philippi:

schleclitsgenosscn bandartig zusammengedrückt und sil- berweiss mit einigen runden schwärzlichen Flecken. Nach einer Skizze des Herrn Weychardt liegt einer dieser Flecke dicht über den Brustflossen, ein zweiter in der Mitte der Länge hart an der Seitenlinie, ein dritter zwischen dem zweiten und dem Schwänze, aber unterhalb der Seitenlienie. Nach der Photographie wären aber vier Flecke vorhanden, drei oberhalb der Seiten- linie, und zwar der vorderste im dritten Theil der Kör- perlänge, und dem Rückenrand näher als der Seiten- linie, der zweite und grösste von allen etwas weniges hinter dem zweiten Drittel, der dritte in der Mitte zwischen dem zweiten und dem Beginn der Schwanzflosse; diese beiden liegen gleichweit von der Rücken- wie von der Seitenlinie. Der vierte Fleck befindet sich unterhalb der Seitenlinie nahe dem Bauchrande und etwas vor dem dritten Fleck. Die Flossen sind tief fleischroth mit etwas höher gefärbten Strahlen. Was die Gestalt anbetrifft, so ist die Höhe knapp viermal in der Länge enthalten, und befindet sich die grösste Höhe in der Gegend des hinteren Winkels des Kiemendeckels; die Rückenlinie verläuft vollkommen gradlinigt bis zum letzten Viertel der Länge, um sich dann allmählich nach dem Schwänze hin zu senken. Die Bauchiinie bildet vom Kinn an bis zur Schwanzflosse einen sanften Bogen, dessen Krüm- mung im Anfang am stärksten ist. Der Kopf (vom Kinn bis zum hintern Winkel des Kiemendeckels gemessen) nimmt kaum mehr als den sechsten Theil der gesammten Körperlänge ein ; die Linie von der Stirngegend, die allmählich in die Rückenlinie übergeht, bis zum Kinn ist schwach concav; die Mundöffnung liegt in gleicher Plöhe mit dem Centrum des Auges, und der Mundwinkel liegt in der halben Höhe zwischen der Mundöffnung und der Linie der Kehlgegend. Das Kinn ist weit vorspringend, hoch und abgerundet. Das Auge nimmt den dritten Theil der Kopflänge ein. Der hintere Winkel des Kie- mendeckels ist wohl abgerundet, und der Vorderdeckel verläuft mit seinem Rande beinahe dem Rand der Kie- menspalte parallel; die Trennungslinien zwischen den

Ueber eine neue Art Trachypterus. 119

drei übrigen Knochen des Kiemendeckels sind nicht zu sehen. Die Seitenlinie verläuft vollkommen geradlinig, und scheint sich vorn, von der Gegend der Brustflossen an aufsteigend bis über das Auge fortzusetzen. Es hat in der Photographie den Anschein, als ob sie von stark höckerartig vorstehenden Schuppen gebildet sei. Nach Valenciennes sind die Schuppen der Seitenlinie jede mit einem spitzen Höcker versehen, und dieser Bildung widerspricht wenigstens die Seitenlinie in der Photogra- phie nicht.

Was nun die Flossen anbetrifft, so ist die Brust- flosse klein, nicht länger als der Durchmesser des Auges, wie u. a. bei Trachypterus Spinolae Val. bist, nat. des poissons. X. p. 330. t. 296, entspringt aber sicherlich hoher als sie auf dieser Tafel gezeichnet ist. Die Photographie lässt die Zahl der Strahlen nicht er- kennen, und ist überhaupt unter dem Auge, dicht hinter demselben, zwischen der Seitenlinie und den Bauchflossen bis zur Mitte des Leibes fleckig und undeutlich. Desto grösser sind die Bauchflossen, welche kaum ein Ge- ringes weiter nach hinten als die Brustflossen entspringen, denn sie messen fast zwei Drittel der Körperlänge. Die Photographie zeigt sie von der Seite gesehen, fast wie einen Faden, Herr Weychardt hat aber 14 Strahlen in derselben gezählt, und in der Zeichnung habe ich mir erlaubt, sie ausgebreitet darzustellen. Die erste Rük- ken flösse beginnt über dem hintern Augenrand, und ihr vorderer Strahl erreicht zwei Siebentel der Körper- länge und ist bogenförmig gekrümmt. Herr Weychardt hat 12 Strahlen in derselben gezählt, und die Photogra- phie zeigt ganz deutlich, dass die 8 letzten Strahlen kurz gewesen sind. Die zweite Rückenflosse be- ginnt in einer Entfernung von der ersten Rückenflosse, welche der halben Länge dieser geichkommt; die Ent- fernung zwischen ihrem hintern Ende und der Schwanz- flosse ist beinahe doppelt so gross wie der Durchmesser des Auges ; ihre grösste Höhe erreicht sie im hintern Drittheil der Körperlänge, von wo sie fast in gerader Linie nach hinten abfällt, nach vorn wird sie sehr allmäh-

120 Philippi:

lieh schmäler, um erst dicht bei dem vorderen Endpunkt rasch abzufallen. Die grösste Höhe der Strahlen beträgt eine Kleinigkeit mehr als die Entfernung der Rücken- linie von der Seitenlinie. Ich habe 97 Strahlen gerzählt, es mögen aber ein paar mehr sein. Die Schwanz- flosse ist gabelförmig, und die beiden Hälften sehr un- gleich; die obere Hälfte misst die halbe Körperlänge, die untere ist nur zwei Mal so lang wie der Durch- messer des Auges. Herr Weychardt gibt ihr 9 Strahlen, und habe ich in meiner Zeichnung der oberen Hälfte 5, der unteren 4 zugetheilt, denn wenn die Photographie auch nicht die Zahl der Strahlen erkennen lässt, so zeigt sie doch deutlich, dass die beiden Hälften am Grunde beinah ganz gleich sind. Es ist ganz entschieden nicht der Fall, dass die obere Hälfte der Flosse senkrecht gegen die untere Hälfte steht, wie das Valenciennes in der oben citirten Figur von Trachypterus Spinolae, so wie ähnlich in der von Tr. Iris tab, 297 bei p. 342 abbildet, was er für ein Kennzeichen des Genus zu halten scheint, denn er sagt p. 314: „II nous a paru que les premiers (les Trachypteres) avaient tous une caudale singuliöre- ment situee, non pas au bout de la queue, mais au dessus de son extremite, et dirigee vers le haut." Bei unserer Art ist die Stellung der Schwanzflosse vollkommen nor- mal. Denn wenn auch die Photographie die obere Hälfte derselben aufgerichtet zeigt, so lehrt die genauere Be- trachtung sogleich, dass die untere Hälfte dieselbe Rich- .tung hat, und dass nicht die Flosse allein, sondern die Extremität des Rumpfes selbst nach oben umgebogen ist, höchst wahrscheinlich weil der Fisch im Spiritus auf dem Schwanzende gestanden hat.

Aus obiger Beschreibung geht hervor, dass das von Herrn Weichardt erhaltene Exemplar so vollständig wohl erhalten war, wie kaum eines der sechs von V a- lenciennes beschriebenen Arten, und es ist daher dop- pelt zu beklagen, dass es auf eine solche Weise verloren gegangen ist.

Nach der Mittheilung des Herrn Weychardt war der Fisch 125 Mill. lang; meine Zeichnung ist IV2 iiia 1

lieber eine neue Art Trachypterus. 121

so gross wie die Photographie. In meiner Beschreibung habe ich genau angegeben, wo und weshalb meine Zeich- nung von der Photographie abweicht, damit jeder den Grad von Zuverlässigkeit derselben beurtheilen kann. Santiago, den 24. August 1873,

Aus einem später von Herrn Weychardt erhalte- nen Brief kann ich nachtragen, dass derselbe den Fisch ungefähr zwei Stunden lebendig hatte. Er schien vom Angreifen etwas verletzt zu sein, «nd zwar hinter dem Kiemendeckel; trotzdem schwamm er Anfangs noch ziem- lich munter im Becken umher. Es sah wunderhübsch aus, wenn das Thierchen eine Wendung machte ; es blitzte dann, als ob es mit Silber und Purpur übergössen wäre. Die Schwanzflosse trug es auf den Rücken zu- rückgeschlagen und ausgebreitet , etwa wie es in der Figur die rothen Linien angeben. Das Thierchen war so zart wie ein Spinngewebe und gar nicht anzufassen, (wie dies auch von andern Bandfischen bekannt ist. Ph.).

lieber Ichthyonema sanguineum (Filaria sanguinea Rud.).

Von

Dr. TOD Liostow

in Ratzeburg.

Hierzu Tafel IV. Fig. 1—9.

In den letzten Jabren fand ich in der Leibeshöhle von Abramis brama und Leuciscus rutilus öfter einen Nematoden, den Rudolphi unter dem Namen Filaria sanguinea beschrieben hat, der aber offenbar keine Fila- rie war, und eher an Gordius und Mermis in seinem Habitus erinnerte. Die gefundenen Exemplare waren lediglich erwachsene Weibchen, die indessen augenschein- lich unbefruchtet waren, da die Entwicklung der Eier noch nicht begonnen hatte: übrigens fiel mir nur auf, dass die Thiere sofort platzten, sobald sie in's Wasser kamen, und war mir ihre Unterbringung im System völlig räthselhaft, bis ich durch die Kenntniss von von Willemoes-S uhm's Arbelt „Ueber Ichthyonema glo- biceps Rud. ^y auf die ungemeine Aehnlichkeit dieses Nematoden mit meiner ,,Filaria sanguinea*^ aufmerksam wurde, und es mir, geleitet von der erwähnten Arbeit, durch unausgesetztes Suchen endlich gelungen ist, Männ- chen und befruchtete Weibchen dieser früher als Filarie

1) üeber einige Treraatoden und Nemathelminthen, pag. 16 26, tab. XIII.

V. Linstow: Ueber Ichthyonema aangiimeum. 123

bezeichneten Art zu finden, die mit Ichthyonema globi- ceps auf das Engste verwandt ist, "wie die nachfolgende Beschreibung zeigen wird, und also in Zukunft als Ich- thyonema sanguineum bezeichnet werden muss.

Wenn dieser Wurm nicht zu den sehr seltnen ge- hört, so haben wenigstens nur drei Forscher über den Fund desselben berichtet, von denen einer vielleicht nicht den hier besprochenen Nematoden vor sich hatte, näm- lich Baird, welcher ^) berichtet, fünf Exemplare von Fila- ria sanguinea in einer Abscesshöhle neben der linken Brusthöhle von Galaxias scriba, die mit der Leibeshöhle communicirte und offenbar den Tod des Fisches zur Folge gehabt hatte, gefunden zu haben, eine Angabe, welche ich nur aus Leuckart's bekannten Jahresberichten (pro 1861—62, pag. 60) kenne, und aus dem Grunde anzweifle, weil Filaria sanguinea bisher nur einzeln und in deutschen Süsswasserfischen gefunden ist, und daher vielleicht eine andere Art beobachtet ist, was um so eher möglich ist, als die bisherige Beschreibung von „Filaria sanguinea*' so unvollkommen ist, dass Verwechslungen nur zu leicht möglich sind.

Die beiden übrigen Beobachter sindRudolphi und Crepiin.

Rudolphi^) machte folgende Angaben über unse- ren Helminthen:

„F. crassiuscula, sanguinea, utrinque obtusa, cauda feminae tenuiore. Cyprinus Gibelio, digitum longus, Martii d. XIV. 1818 allatus est, cujus pinnae caudali Filaria incrat viva, coloris sanguinei, contorta, cujusque motus praeseitim in utraque extremitate recta observaba- tur. Color saepe hac illave parte subito magis intensus redditus est, ac si sanguis subito stagnaret, dein propel- leretur.

Die XXIX. ejusdem mensis pisce adhuc vivo Fila- riam utroque fine tunicas pinnae egressam, mortuam,

1) Proc. zool. Soc. 1861. pag. 207. Ann. and Mag. nat. bist. T. VIIL pag. 269.

2) Synops. pag. 5 und 211, tab. I. Fig. 1.

124 V. Linstow:

partesque propendentes albas reperi, ut integram extri- care non concederetur. Microscopio subjectam praeter intestinum fuscum totam quantam foetubus vivis repletam observavi. Hi uti et reliquarum Filariarum majores ac illi Cucullanorum, neque undique pellucidi sunt, sed partem posteriorem (ante caudam longuisculam) opacam exhibent, quo sc magis evolutos esse, forsan diutius ge- stari, testantur. Caudis facile invicem adhaerent, et ma- teriam tantum grumosam (placentulas) neque ova ulla vidi, quibus adnecterentur.^

Creplin's Beschreibung ^) lautet folgendermassen :

„Filaria Cyprini rutili.

In abdomine piscis dicti Octobri et Novembri 1823 saepius una cum Ligula simplicissima Filariam liberam inveni ad octo lineas longam, colore brunneo gaudentem, exceptis extremitatibus, quae erant subalbidae, interdum etiam sanguineae. Corpus mediocris crassitiei, utrinque, retrorsum autem magis, attenuatum, utraque fine subin- crassato, obtuso. Os orbiculare, parvum, nudum. Anus non conspicuus. Canab's alimentarius recte descendens ad finem caudae. Praeter hunc in vermibus nimls opacis alia Organa interna discernibilia non erant.

Cutis eorum tenerrima est, ut aquae vivi immissi, in qua agilissime primum se movebant, aliquot horae minutis secundis elapsis, jam diruperint et intestina effuderint, quod evitabatur, si statim spiritui frumenti immittebantur.

Ab ill. Rudolphi (in Mantissa Synopsis p. 213. n. 12) eadem forsan Filaria e Cyprino Gibelione, a cl. Gaede sibi allata, mox autem disrupta, sub Filaria ovata adducta est. Corpus eins descripsit antrorsum attenuatum, et caudam emarginatam; sed in animalculo rupto, corrugato et collapso error circa finem anteriorem et posteriorem lo- cum facile habere potuit. Quo minus autem Filariam meam ad ovatam Zederi referam, nie impediunt huius, a Goezio (Naturgeschichte der Eingeweidewürmer p. 126) descriptae color albus, et magnitudo, qua meam ter vel quater superat. Caeterum Goeze caput etiam pro cauda sumsisse potest, os

1) Observat. de Entozois. pag. 5—6.

lieber Ichthyonema saiiguineum. 125

cnim non descripsit, ut haec species, ab illo detecta, inter dubias tantum ponenda sit. Magis, quam cum Filaria ovata cum Filaria sanguinea in pinna caudali Cyprini Gibelionis ab ill. Rudolphi (vid. eius Synops. p. 5 et 211. No. 9. tab. I. fig. 1) semel reperta mea foisan convenit. Magnitudine qui- dem etiam a mea discrepat, verum attenuatioretrorsum magis quam antrorsum, colorque quodammodo conveniens maio- rem utriusque similitudinem arguere videtur. Filaria san- guinea interlm, quam clarissimus detector inter membranas pinnae caudalis dicti piscis sanam quidem et integram, et Lac autem egressam mortuam tantum et ruptam vidit, ulteriore examine indiget, quo melius hac de re judican- dum sit."

Desselben Angabe im Artikel „Filaria*^ i) ist sehr kurz.

„Filaria sanguinea Rud. (Synops. pag. 5 Nr. 9). Rudolphi fand ein Weibchen in der Schwanzflosse von Cyprinus Gibelio (das. Taf. I, Fig. 1). Nach der Zeichnung etwa IV2" lang, bei nicht geringer Dicke. Farbe blutroth. Vielleicht ist die von mir (Obss. de Entoz. pag. 5 und 6) beschriebene Filarie aus Cyprinus rutilus, welche ich später auch im Blei gefunden habe, dieselbe Art. Bei beiden Fischen kam sie indessen frei im ßauche vor.*^

Alle anderen Autoren schweigen entweder über unseren Nematoden ganz oder wiederholen nur die Be- schreibung von Rudolphi und Creplin, und haben daher höchst wahrscheinlich denselben nicht in natura gesehen.

Dujardin^) referirt nur in folgenden Worten über die Beobachtung Rudolphi's:

„Rudolphi a trouve un ou deux fois, dans le nageoire caudale du Cyprinus gibelio, une filaire rouge logee entre les töguments. Cette filaire, egalement obtuse aux deux extremites, est vivipare."

1) Er seh und Grub er, Allgem. Encyclop. d. Wissensch. 1846. 1. Sect. XLIV. Theil, pag. 173.

2) Hist. nat. des Helm. pag. 61.

126 V. Linstow:

Die sing *) berichtet ebenfalls nur über die Be- schreibung von Rudolphi und Creplin mit den Worten:

„Corpus feminae crassiusculum, utrinque obtusura, sanguineo-rubrum. Yivipara. Longit. ad IV2". Habita- cnlum. Carassius gibelio: in pinna candali, Martio, Be- rolini. Leuciscus rutilus: in, cavo abdominis, Octobri et Novembri, Gryphiae.^

Molin 2) wiederholt wörtlich die Angaben Diesing's. Der Vollständigkeit wegen habe ich Obiges in ex- tenso wiedergegeben, denn damit ist, soweit mir bekannt, die ganze Litteratur über diese Nematoden-Species er- schöpft.

Das W eibchen

ist bis zu 40 Mm. lang und 1 Mm. breit; die beiden Körperenden sind etwas kuglig angeschwollen und rund abgestumpft und ist das Schwanzende etwas dünner als das Kopfende. Die Mundöffnung ist dreieckig und führt in einen 1,56 Mm. langen Oesophagus (dieses Mass und die folgenden sind von einem 17 Mm. langen und 0,084 Mm. dicken Exemplar genommen), der sich nach dem Munde zu trichterförmig erweitert, und sich in den sehr stark- wandigen Darm fortsetzt, dessen braunpigmentirte Wand übrigens nur aus Zellen besteht und keine Muskeln zeigt. Das Mundende ist durch vier um die Mundöffnung her- umstehende flache, kreisrunde Erhabenheiten ausgezeich- net, die schwer zu sehen sind, weil sie im Umkreis schwach markirt sind, und zeigen sie sich am besten an frischen Exemplaren bei auffallendem Licht. Der Oeso- phagus, welcher bulbusartig angeschwollen sich in diese vier Erhabenheiten hineinerstreckt, besteht aus drei in ein- ander geschobenen Röhren, von denen die äussere mus- kulös ist, und an der Grenze des zweiten und dritten

1) Syst Helm. II, pag. 285.

2) Versuch einer Monographie der Filarien, pag. 71.

üeber Ichthyonema sanguineum. 127

Diittheils eine ovale Blase einscliHesst, die mittlere die Mundöffnun^ bildet und die innere die Wandung des Lumens darstellt. Der Darm endet nicht weit vom Schwanzende blind und sendet eine strangartige Ver- längerung an die Muskulatur resp. die Seitenfelder. Am Schwanzende zeigen sich zwei rundliche Vorragungen, wie aus der Abbildung ersichtlich ist. Die äusseren Be- deckungen bestehen aus einer structurlosen Cuticula und einer sehr viel mächtigeren, rechtwinklig zur Längsaxe höchst fein gestreiften Cutis. Was die von der Haut zunächst bedeckten Organe betrifft, so finden sich zwei breite Seitenfelder, die von in Längsreihen hinter ein- ander liegenden Zellen gebildet werden, und ein Seiten- gefäss in ihrer Mitte führen, das auf Querschnitten schlitz- förmig erscheint. Zwischen diesen Seitenfeldern ver- laufen parallel mit ihnen oben und unten je zwei Längs- muskelbündel, welche nach Art der Holomyraier Schnei- der's aus ungethellten, parallel neben einander verlau- fenden Muskelfasern bestehen, und nach Innen zu in eine fein gekörnelte Marksubstanz übergehen; die die beiden an einander grenzenden Muskelfelder trennende Median- linie ist verhältnissmässig schmal. Auf Querschnitten zeigen die einz -inen platten Muskelfasern eine eigen- thümliche, wellige Structur. Der Querdurchmesser eines Seitenfeldes verhält sich zu dem eines Muskelfeldes wie 14 : 9. Uebrigens wird die Leibeshöhle ausser dem Ver- dauungskanal von dem voluminösen, dünnwandigen Ute- rus ausgefüllt, welcher Eizellen resp. Embryonen ent- hält und keine Oeffnung nach aussen besitzt; oben und unten an den beiden Endpolcn treten weit dünnere, cy- lindrische Gebilde von 3,6 Mm. Länge an denselben her- an, welche die Ovarien darstellen, und eine feine, struc- turlose Hüllmembran, sowie eine sich an diese legende keim- bereitende Schicht zeigen. 0,26 Mm. vom Kopfende ent- fernt umgiebt den Oesophagus ein deutlicher Nervenring, der seine Ausläufer an die Muskulatur schickt. Die innere Auskleidung der Leibeshöhle besteht aus einer fein granulirten, in der queren Richtung punktirten, hyali- nen Membran, die grosse ovale Zellen, welche einen Kern

128«' V. Linstowl

mit grossem, glänzenden Kernkörperchen enthalten, so- wie ausser den Zellen eine Menge glänzender Kerne führt; diese Membran, die so dünn ist, dass ich sie auf Querschnitten nicht zur Anschauung bringen konnte, hat ausserdem in querer Richtung verlaufende bandartige Verstärkungen, die spindelförmige Zellen mit Kern und Kernkörperchen enthalten.

Die Weibchen, blutroth von Farbe, bewegen sich sehr lebhaft; ich fand sie nirgend anders, als in der Leibeshöhle von Leuciscus rutilus und Abramis brama, und platzen sie, in Wasser gelegt, sofort, den Darm und Uterus sowie dessen Inhalt in's Freie ergiessend.

Auffallend war es mir, viele abgestorbene Weibchen, meistens an der Aussenseite des Darms von Leuciscus rutilus zn finden; die Structur war meistens noch gut' erhalten, und besonders deutlich waren mitunter die Em- bryonen, welche, durch längeres Liegen in Glycerin auf- geklärt und gequollen, noch völlig deutliche Bilder gaben. Nicht selten waren diese abgestorbenen Weibchen mit dem Kopfende in die Darmwandung eingebohrt und in dieser Stellung fest eingewachsen. Dasselbe erwähnt V., W illemoes-Suhm von Ichthyonema globiceps. Das Männchen

ist bisher ganz unbekannt gewesen; es ist winzig klein im Verhältniss zum Weibchen, bis 2,3 Mm. lang, aber nur 0,036 Mm. breit, so dass es isolirt mit unbewaffnetem Auge kaum zu bemerken, von andern Körpern umgeben aber völlig unsichtbar ist. Das Kopfende ist abgerundet, etwas knopfförmig verdickt und zeigt keine Pigmentab- lagerung. Das Schwanzende schliesst mit zwei rund- liehen Lappen ab, zwischen denen die Spicula heraus- treten. Diese letzteren sind braun von Farbe, ungleich lang und in zweifacher Zahl vorhanden, die mit unge- mein fein zugespitzten Enden, welche neben einander liegen, nach aussen treten; die Längenverhältnisse sind 0,^4 und 0,197 Mm. An die Girren legt sich ein kurzer, scheinbar chitinöser Körper mit doppelten Contouren, der nicht die braune Farbe der ersteren trägt, sondern

lieber Ichthyonema sanguineum. 129

farblos ist, und ein Stützapparat oder eine Verstärkung derselben zu sein scheint; wenigstens hat er keine freie Spitze und kann daher nicht als dritter Cirrus aufgefasst werden. Der Oesophagus, der Darm, der Hoden nebst Ausmündungsgan^ sind deutlich in dem farblosem Thiere zu bemerken. Die Muskulatur ist relativ sehr mächtig. Ich fand das Männchen eingekapselt in der Leibes- höhle von Leuciscus rutilus. Es lebt in einer 2 Mm. im Durchmesser haltenden, kugelförmigen Cyste, die im Vergleich zum Insassen sehr geräumig ist, welcher in Folge dessen bei seiner grossen Zartheit und Dünnheit ungemein schwer aufzufinden ist. Die Kapsel ist übrigens von denen aller bekannten Nematodenlarven dadurch verschieden, dass sie aus einer sehr feinen, hyalinen, dicht mit glänzenden Kernen besetzten Membran besteht, die eine körnige bröcklige Masse einschliesst, und bleibt der Wurm in dieser so lange unsichtbar, bis die Hüll- membran gesprengt und er frei herausgetreten ist. Nach Analogie von Ichthyonema globiceps erwartete ich ein feines, zwerghaftes Männchen, habe aber eine gewaltige Menge von Rothaugen, wie hier Leuciscus rutilus genannt wird, auf's sorgfältigste untersuchen müssen, bis ich den gehofften Fund wirklich machte.

Entwicklungs- und Lebensgeschichte.

Die Eizellen, ihre Veränderungen bis zur Embryo- nalbildung und die Embryonen entsprechen so voll- ständig denen von Ichthyonema globiceps, wie v. Wille- moes-Suhm angiebt, dass ich auf dessen Beschreibung verweisen kann. Die Eizellen, kuglig von Gestalt, haben 0,028 Mm. im Durchmesser, der Kern 0,015 und das stark lichtbrechendc Kernkörperchen 0,005 Mm. Der Kern entspricht dem Bildungsdotter und er allein geht die Furchung ein. Die Embryonen erinnern an die von CucuUanus elegans und „Filaria^ medinensis; sie sind vorn abgerundet, haben einen langen, allmählich fein zu- gespitzten Schwanz und sind am Kopfende 0,026 Mm. dick, die Länge beträgt 0,5 Mm. Die sie umhüllende Cutis ist derbe. Sie können frei im Wasser leben.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jalirg. 1. Bd. 9

ISO V. Liiistow:

Diese letztere Eigenschaft, sowie der Umstand, dass sich die Embryonen häufig mit den langen, pfriemenförmigen Schwänzen . gegenseitig in einander verwickeln, findet sich ebenfalls bei Cucullanus elegans wieder, die Lebens- fähigkeit im Wasser auch bei „Filaria" medinensis.

Bei weitem die grösste Mehrzahl der Weibchen ist unbefruchtet, was auf eine grosse Seltenheit der Männchen schliessen lässt; in diesen Exemplaren ist der Uterus prall mit den beschriebenen Eizellen gefüllt.

Da eine Vulva fehlt, so scheint mir die Befruchtung nur in der Weise möglich zu sein, dass das Männchen sich mit seinen Endlappen an eine beliebige Stelle des weiblichen Körpers legt, und die nadelspitzen Spicula in den letzteren einbohrend, den Samen einfliessen lässt. Die Befruchtung der Eizelle kann nur im Uterus erfolgen, und dieser füllt den Leibesraum so aus, dass er jedesmal getroffen wird, man mag den Körper anstechen, wo man will.

Ueber die weitere Entwicklung habe ich folgende Vermuthungen. Die Embryonen können nicht von selbst den mütterlichen Körper verlassen, einmal, weil die natürliche Oeffnung fehlt und ferner habe ich, wie be- reits erwähnt, abgestorbene Weibchen mit ebenfalls ab- gestorbenen, völlig entwickelten Embryonen strotzend gefüllt, gefunden. Die weitere Entwicklung dürfte daher durch ein Auswandern des Weibchens vermittelt werden. Der natürlichste Weg scheint der zu sein, dass ein be- fruchtetes Weibchen die W^and des Darms durchbohrend in diesen hinein und von da mit den Excrcmenten in's Wasser gelangt, wo es dann sofort platzt und das Heer der Embryonen, die im Wasser leben können, in Frei- heit setzt. Die abgestorbenen, mit dem Kopfende in der Darmwand verwachsenen Weibchen werden auf diesem Wege begriffen, aber vor der Vollendung ge- storben sein ; vielleicht setzen sich dem völligen Durch- bohren zu grosse Hindernisse in den Weg. Die beiden von Rudolphi gefundenen Exemplare sind auch ohne Zweifel auf dem Wege der Auswanderung begriffen; das eine fand sich in der Schwanzflosse von Carassius

lieber Ichthyonema sanguineum. 131

vulgaris eingeschlossen, während das andere aus der- selben mit beiden Enden hervorragte, die im Wasser geplatzt waren und die inneren Theile sowie zahlreiche lebende Embryonen in's Wasser gelangen Hessen.

Ein Zwischenwirth wird nun von den im Wasser fortschwimmenden Embryonen ohne Zweifel aufgesucht, und will ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich eine Nematodenlarve mit einer den Embryonen von Ichthyonema sanguineum gleichenden Körperform uneingekapselt in der Leibeshöhle von Asellus aqiiaticus gefunden habe. Das Thier ist 0,6 Mm. lang und 0,033 Mm. breit. Das rund abgestutzte Mundende scheint einen kleinen seitlich stehenden Bohrzahn zu tragen, nur ist das Schwanzende verhältnissmässig viel kürzer als bei den genannten Embryonen, und kann ich übrigens mit Gewissheit nur das constatiren, dass das Thier seiner Muskulatur nach zu den Holomyariern gehört.

Uneingekapselt leben bekanntlich die Larven von Mermis und Gordius auch, sowie von Cucullanus elegans und „Filaria*' medinensis. Diesen genannten Geschlechtern und Arten sowie Sphaerularie fehlt bekanntlich, mit Ausnahme von Cucullanus, auch der After, was für Ich- thyonema sanguineum bei dem Aufenthalt in der Leibes- höhle der Fische nur als eine zweckmässige Einrichtung angesehen werden kann, denn wohin sollten die Excre- mente auch gelangen ohne das Peritoneum des Wohn- thiers zu reizen ! Durch den Aufenthalt in der Leibes- höhle ist auch das häufige Vorkommen von abgestorbenen Exemplaren erklärt, bei Darmbewohnern wird man solche kaum finden, da sie mit den Excrementen nach aussen befördert werden.

lieber die Girren des Männchens von Ichthyonema globiceps herrscht bei den Autoren keine üeberein- stimmung. Wagener, der erste Beobachter, sagt ^) : „Der Penis ist einfach; sein im Leibe des Thieres be- findliches Ende ist in drei Muskelfortsätze gespalten,

1) Natuurkundige Verhandelingen XIII, pag. 4, tab. XXXVI, Fig. 14.

132 V. Linstow:

welche nicht in einer Ebene liegen, vielmehr würden sie in ihrer Lage zu einander den Kanten eines Tetraeders entsprechen.^ Aus seiner Abbildung indessen entnehme ich mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um zwei gleichlange Girren handelt, die zufällig mit der Spitze an einander liegen; der dritte „Muskelfortsatz" aber dürfte meinem Stützapparat entsprechen. Schnei- der giebt ^) als Gattungsmerkmal für Ichthyonema an: „Holomyarier, Seitenfelder, Hauptmedianlinien, kein After, zwei ungleiche Spicula, Schwanzende des Männchens abgestumpft"; dagegen steht 2) in der Artbeschreibung für Ichthyonema globiceps ; „Ein Spiculum." Die Ab- bildung zeigt auch zwei Spicula von derselben Formation wie die von Wagner abgebildeten, und den Stützappa- rat. V. Willemoes-Suhm ^) endlich erkennt die drei Muskelgebilde Wagener's als Ghitinkörper, und be- merkt, dass das Spiculum sich an der Spitze gabiig theilt; seine Abbildung stimmt übrigens genau bis auf den letzteren Punkt mit der der beiden erstgenannten Forscher.

Bei Ichthyonema sanguineum glaubte ich auch erst ein Spiculum mit drei ungleich langen Wurzeln vor mir zu haben, sah aber bald, dass die Spitze zweitheilig war, und wenn ich nun das Deckglas etwas verschob, so dass sich der Schwanztheil etwas um seine Längsachse drehte, sah ich, dass die zwei Spicula vollständig getrennt waren, und sich oft in der Lage _kreuzten ; somit glaube ich, dass auch Ichthyonema globiceps zwei Spicula be- sitzt wegen der sonstigen auffallenden Aehnlichkeiten der beiden hier besprochenen Arten, und widersprechen die drei citirten Abbildungen dieser Annahme nicht.

Gattungsmerkmalc von Ichthyonema. Holomyarier; Seitenfelder, Hauptmedianlinien; im

i) Monographie der Nematoden, pag. 30.

2) ibid. pag. 176, tab. XII, Fig. 11.

3) 1. c. pag. 23. tab. XIV, Fig. 5.

Ueber Ichthyonema sanguineum. 138

hinteren Drittel des Oesophagus eine Blase; Darm ohne Muskulatur, kein After; MundöfPnung dreieckig, Oeso- phaguslumen oben trichterförmig erweitert ; um die Mund- öffnung herum vier flache, kreisförmige Erhabenheiten. Beim Weibchen füllt der Uterus fast die ganze Leibes- höhle aus; oben und unten setzt sich an ihn je ein weit dünneres Ovarium ; keine Vulva. Die reifen Eier stellen Zellen mit Kern und Kernkörperchen dar; der Kern geht eine Furchung ein und entspricht dem Bildungs- dotter der Trematoden ; die Embryonen sind vorn rund- lich und hinten lang und fein zugespitzt; sie können im Wasser leben, während die erwachsenen Weibchen im Was- ser platzen ; letztere sind roth von Farbe und haben ein ab- gerundetes Schwänzende. Das Männchen ist V33 V20 so lang als das Weibchen ; der Schwanz endet mit zwei rundlichen Lappen; Girren doppelt mit einem Stütz- apparat. Sie bewohnen Fische.

Sehr naturgemäss hat Schneider Ichthyonema zwischen Gordius, Mermis und Sphaerularia einerseits und die Trichotrachelidcn andererseits gestellt; die Aehnlichkeit mit den ersteren Gattungen liegt besonders im Fehlen des Afters, die beiden runden Lappen am Schwanzende des Männchens erinnern sehr an die ana- logen Bildungen am Schwanzende vieler männlicher Trichosomen-A rten.

Die Gattung Ichthyonema schliesst sich übrigens hinsichtlich der Formation des Uterus, der Ovarien, der Eier, der Embryonen, des Fehlens der Vulva und des Anus genau an „Filaria" medinensis an.

Artunterschiede zwischen Ichthyonema globiceps und Ichthyonema sanguineum.

Weibchen 200 Mm., Mann- Weibchen 40 Mm., Männ- chen 6 Mm. lang. chen 2 Mm. lang.

Männchen am Kopfende Männchen ohne Pigment

pigmentirt. am Kopfende.

Männchen mit zwei gleich- Männchen mit zwei ge-

134 V. Linstow: lieber Ichthyonema sanguinea.

langen Girren (? getrennt trennten ungleichlangenCir-

oder in der Mitte verwach- ren.

sen.)

Medianlinien breit. Medianlinien schmal.

Der Biidungsdotter hat Der Bildungsdotter hat

den vierten bis fünften mehr als die Hälfte des

Theil des Durchmessers Durchmessers der Eizelle, der Eizelle.

Wohnt in Uranoscopus Wohnt in Carassius vul-

scaber: Ovarium, Darm- garis (— Leuciscus gibelio),

canal; Gallenblase. Leuciscus rutilus, Abramis

brama, ? Galaxias scriba: Leibeshöhle, Flossen.

Erklärung der Abbildungen auf Taf. IV, Fig. 1-9.

(Eine Darstellung der Eientwicklung, der Embryonen, des Uterus, der Ovarien, des Nervenringes habe ich unterlassen, da die genannten Organe so vollständig mit Ichthyonema globiceps über- einstimmen, dass meine Zeichnungen nur den Werth von Copieen von denen v. Willemoes-Suhm's haben würden.) Fig. 1. Durchschnitt durch ein unbefruchtetes Weibchen.

a. Cuticula, f. Seitenfeld.

b. Cutis. g. Seitengefäss.

c. Medianlinie. h. Uterus mit Eizellen.

d. Muskel. i. Darm.

e. dessen Marksubstanz.

Fig. 2. Kopf mit Mundöffnung und vier Papillen.

Fig. 3. Schv^ranzende des Weibchens.

Fig. 4. Schwanzende des Männchens.

a. die beiden Spicula. b. Stützapparat.

B'ig. 5. Die hyaline Membran zwischen Marksubstanz der Muskeln und Seitenfelder einerseits und Darm und Uterus anderer- seits, a. Verstärkungsband.

Fig. 6. Unbefruchtete Eizelle, a. Kern (Bildungs- oder Furchungs- dotter), b. Kernkörperchen.

Fig. 7. Muskel im Querschnitt.

a. Cuticula. c. Muskel.

b. Cutis. d. Marksubstanz. Fig. 8. Theil eines Ovariums.

a. Hüllmembran, b. keimbereitende Schicht, c. Eikeime. Fig. 9. Muskel und Haut, ersterer ohne Marksubstanz, von der Fläche und zwar von der Innenseite gesehen, nach rechts hin abgeschärft, a. Muskeln, b. Cutis, c Cuticula.

[leber die Miiskuiatar^ Haut nnd Seitenfelder von Filaroides Nustelarum van Ben.

Von

Dr. TOD Linstow

in Ratzeburg.

Hierzu Taf. IV, Fig. 10—12.

In meiner Beschreibung dieses Nematoden habe ich irrthümlich angegeben, dass die Gattung Filaroides zu den Merorayarieen im Seh nei der'schen Sinne gehöre, während die Muskulatur völlig mit den Polvmyariern übereinstimmt. Man findet bei Durchschnitten schmale Medianlinien und sehr breite Seitenfelder, welche ein ge- schlängelt verlaufendes Gefäss in sich einschliessen. Der Querdurchmesser eines Seitenfeldes verhält sich zu dem eines Muskelfeldes wie 11 : 10.

Die Muskclstränge, die nicht von dem einen Ende des Thieres zu dem andern ununterbrochen verlaufen, sondern von nicht grosser Länge sind und spitzwinklig enden, also von spindelförmigem Längsschnitt sind, zeigen einen eigenthümlichen Querschnitt, der aus der Abbildung er- sichtlich ist, und sehr an dem Muskehjuerschnitt von Filaria radula (Schneider, Monographie der Nematoden Tab. XVII, Fig. 6) erinnert.

Auffallend dick ist die Cutis; sie besteht aus einer inneren, mächtigen, fein punktirten und zwei äusseren, dünneren hyalinen Schichten. Eine feine Cuticula um- kleidet sie von aussen.

136 V. Linstow: Ueb. d.Muskul., Haut u. Seitenfelder v. Filaroides.

Trotz dieser mächtigen Cutis und obgleich das Thier in lufthaltigen Organen seines Wirthes lebt, ist es doch nicht luftbeständig, sondern trocknet an der Luft bald ein.

Die Bewegung ist entsprechend der winzigen Mus- kulatur fast null.

Erklärung der Abbildungen auf Taf. IV. Fig. 10—12.

Fig. 10. a. Theil des Seitenfeldes.

b. Seitenlinie.

c. Gefäss. Fig. 11. Durchschnitt.

a. Cnticula.

b. Cutis.

c. Medianlinie*

d. Muskelstrang.

e. Marksubstanz.

f. Seitenfeld.

g. Gefäss. h. Darm.

Fig. 12. Einzelne, stärker vergrösserte Muskelstränge.

Beiuerkungen aber HaeckeFs Gastraea-Theorie.

Von

Dr. W. Salensky^

Prof. in Kasan.

Hierzu Tafel V.

Haeckel's Untersuchungen über die Kalkschwäm- me, welche in seiner vortrefflichen Monographie zu- sammengestellt sind, haben ihn zu einer Theorie geführt, welcher er eine grosse Bedeutung für die Auffassung der phylogenetischen Verhältnisse der Thier-Typen zu- schreibt und als Gastraea-Theorie bezeichnet. Zuerst wurde diese Theorie in dem entwiekelungsgeschichtiichen Theile der Monographie in ihren Hauptzügen dargestellt, später hat aber Ha e ekel einen besondern Aufsatz dar- über publicirt und sie viel ausführlicher und in Beziehung zu der Keimblättertheorie auseinandergesetzt i).

In ihren Hauptzügen kann diese Theorie kurz zu- sammengefasst werden. Sie besteht nämlich hauptsäch- lich darin, dass in der ontogenetischen Entwickelung aller Repräsentanten der verschiedenen Thierstämme eine Embryonalform vorkommt, die eine länglich ovale Gestalt besitzt, aus zwei Schichten (Exoderm und Ento- derm) besteht und eine Höhle, die Magenhöhle, einschliesst.

1) Haeckel, die Gastraea-Theorie, die phylogenetische Classi- fication und die Homologie der Keimblätter.

138 Salensky:

Eine so gebaute Larve hat Haeckel bei den Kalk- schwämmen entdeckt und dieselbe „Gastrula^ genannt.

^Aus der Identität der Gastrula bei Repräsentanten der verschiedensten Thierstämme, von den Spongien bis zu den Vertebraten^, schliesst Haeckel „nach dem bio- genetischen Grundgesetze auf eine gemeinsame Descen- denz der animalen Phylen von einer einzigen unbekann- ten Stammform, welche im Wesentlichen der Gastrula gleichgebildet war: Gastrea ^)".

In der Monographie der Kalkschwämme führt Haeckel indessen nur wenige Thatsachen als Beweis für seine Theorie an. Er bezeichnet nur einige Thiere, bei welchen nach seiner Meinung diese Form im Cyclus der embryonalen Formen eintritt. Man dürfte natürlich erwarten, dass in dem dieser Theorie speciell gewidme- ten und später erschienenen Aufsatze solche Thatsachen genau aufgeführt werden. Aber das ist durchaus nicht der Fall. Das einzige, was für die thatsächliche Be- gründung der Gastraea-Theorie von Seite Haeckel's gethan wurde, ist, dass er acht zum Theil schematische Abbildungen giebt und bei einigen Typen noch einige Thiere erwähnt, bei welchen das Gastrulastadium auch vorkommen soll (vergl. „Die Kalkschwämme*' Bd. I. S. 467 und „Die Gastraea Theorie" etc. S. 18). Solche neuen Beiträge zu den in der Monographie der Kalkschwämme bezeichneten Thatsachen beziehen sich auf verschiedene Thiertypen. Ich erlaube mir diese Beiträge mit den Ci- taten für die leichtere Orientirung anzuführen. Unter den Würmern soll das Gastrulastadium nach der Mono- graphie: bei Phoronis, Sagitta, Euaxes, Ascidia etc., nach der Gastraea-Theorie: bei den Plattwürmern (Turbellarien und Trematoden), Rundwürmern (Nematoden, Sagitten), bei den Bryozoen und Tunicaten, bei den Gephyreen und Anneliden (Phoronis, Euaxes, Lumbricus, Chaeto- poden) vorkommen. Unter den Echinodermen führt Ha eck el in der „Gastraea-Theorie'^ ausser den Ästenden die Holothurien an. Ueber die Arthropoden sagt er in

1) Haeckel, die Kalkschwämme Bd. I. S. 467.

BemerkuDgen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 139

der Monographie; „Embryonal formen, welche aus der Gastrula ohne Schwierigkeiten abzuleiten sind, finden sich auch bei den Arthropoden" (Crustaceen sowohl als Tracheaten). In der „Gastraea-Theorie" gibt er die Ab- bildung von einer, aus der frühesten Entwickelungsform des Nauplius reducirten, Gastrula. Bei den Mollusken beschränkt sich in der Monographie die Gastrula nur auf die Entwickelung des Limnaeus, in der „Gastraea- Theorie" scheint „die Gastrula in den Classen der Muscheln und Schnecken sehr verbreitet zu sein." Bei den Vertebraten führt Haeckel in beiden Werken nur den Amphioxus an, obgleich er bemerkt, dass „die Con- tinuität, welche zwischen der Ontogenie des Amphioxus und der übrigen Wirbelthiere existirt, keinen Zweifel darüber bestehen lasse, dass auch die Vorfahren der letzteren in früheren Zeiten der Erdgeschichte im Be- ginne ihrer Ontogenese die Gastrula durchlaufen haben." Das lässt sich natürlich durch die Thatsachen nicht be- weisen.

Wenn die Theorie richtig ist, so muss sie mit den Thatsachen im Einklänge stehen und dieselben erklären. Wenn sie eine so grosse Bedeutung für die Erklärung des phylogenetischen Zusammenhanges der Thiere hat; so muss Folgendes erwartet werden: 1. dass das Ga- strula-Stadium in der ontogenetischen Entwickelung der Thiere wirklich sehr oft auftritt; oder wenn es nicht so allgemein verbreitet ist, wenn es z. ß. in der Onto- genie einiger Thiere übersprungen wäre, so müssten doch einige darauf folgende Erscheinungen und die Analogien in der Entwickelung verschiedener Thiere uns schon zeigen, dass dieses Stadium mit Gewissheit einst existirte und nur übersprungen worden ist. 2. Wenn die Theorie eine solche Bedeutung für die Erklärung der wahren Deutung der ontogenetischen Sinne hat, so muss die Entwickelung derjenigen Thiere, bei denen das Gastrula- stadium als solches nicht vorkommt, von diesem abge- leitet und erklärt werden, denn die Bedeutung der Ga- straea-Theorie wird durchaus nicht nur dadurch bewiesen, dass wir bei einigen Repräsentanten der verschiedenen

140 Salensky:

Tliier-Typen das Gastrulastadium auffinden. Die Forde- rungen an die Gastraea-Theorie müssen also bestehen: 1) in der thatsächlichen Begründung des Vorkommens des Gaslrulastadiums in der Ontogenie verschiedener Thiere ; 2) in dem thatsächlichen Beweise der Bedeutung desselben für die Erklärung der ontogenetischen Erschei- nungen. Wäre das der Fall^ so müssten alle complicirten Erscheinungen, welche wir durch die Beobachtungen kennen lernen, viel bessere Erklärung in dieser Theorie finden, als in der früherer Anschauungen.

Zuerst wenden wir uns zu den Thatsachen, welche nach Ha e ekel das Vorkommen des Gastrulastadiums in verschiedenen Thierstämmen beweisen sollen.

I. Thatsächliche Begründung der Gastraea-Theorie.

Die Gastraea ist von Haeckel mit folgenden Worten definirt; „die Gastraea ist ein kugeliger oder länglichrunder Körper mit Magenhöhl e und Mund- öffnung, dessen Magenwand aus zwei differenten Zellen schichten gebildet wird, aus dem inneren nicht flimmernden Gastral-Blatt oder Entoderm und aus dem äusseren flimmernden Dermalblatt oder Exoderm.^ Diese Definition ist so klar und deutlich, dass wir gleich das Gastrulastadium , wenn solches in der Ontogenie eines Thieres existirt, erkennen können.

Beginnen wir nun unsere üebersicht der embryo- logischen Thatsachen mit der Ontogenie der Co el en- ter aten. Dass hier das Gastrulastadium ein ungemein verbreitetes Vorkommen hat und eine sehr wichtige Rolle spielt, geht schon daraus hervor, dass die Coelenteraten (Hydroidpoljpen, Schwämme) sogar in ihrem ausgebilde- ten Zustande sehr wenig von der Gastraeaform abweichen. Es zeichnen sich aber schon in diesem Thier-Typus die Ctenophoren von den übrigen Coelenteraten durch einige sehr wichtige embryologische Erscheinungen aus, indem bei diesen nach den bekannten Untersuchungen von K o-

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 141

walevskv^) das Gastrovascularsystem zuerst in Form eines soliden Zellenstranges oder eines Cjlinders aus dem Exoderm entsteht, welcher erst später, wenn die Meridio- nalreifen schon angelegt sind, eine Höhlung bekommt. Die sehr wichtige Störung, weiche dieser Fall der Ga- straea-Theorie entgegenstellt, besteht darin, dass er sich nicht auf einen der beiden von Ha e ekel berührten Ent- stehungsmodus der Gastrula zurückführen lässt und dass hier ein Gastrulastadium nicht existirt.

Würmer. „Im Stamme der Würmer findet sich die Gastrula (der sogenannte „infusorien-artige Embryo*^) bald in ganz derselben, bald in mehr oder minder modi- ficirter Form bei den Plattwürmern (Turbellaria und Trematoden), bei den Rundwürmern (Nematoden, Sagitta), bei den Bryozoen, Gephyreen und Anneliden (Phoronis, Euaxes, Lumbricus, Chaetopoden).*^

Schon daraus, dass man unter den sogenannten „in- fusorienartigen Embryonen^ Embryonen mit sehr ver- schiedener Organisation versteht, kann man von vorn herein vermuthen, dass in einigen Fällen diese Em- bryonen der Gastrula ähnlich, in anderen unähnlich sind. Solche Verschiedenheiten ergeben sich oft zwischen den Embryonen einer und derselben Classe der Würmer z. B. zwischen den verschiedenen Trematoden. Bei einigen der digeneen Trematoden hat man im embryo- nalen Zustande den Mund und Darmkanal nachgewiesen, bei den anderen (den meisten) nicht. In den späteren Stadien der Entwickelung unterscheidet man bekanntlich nach diesen Kennzeichen die Redien von den Sporocysten. Die Entwickelung der monogenen Trematoden ist so wenig bekannt, dass wir bis jetzt .nicht im Stande sind, nach den ermittelten Thatsachen zu sagen, ob bei diesen Thieren ein Stadium existirt, welches der Gastraea ähn- lich ist, oder nicht. Die ausführlichsten Untersuchungen

1) Meraoires de l'Acad. Imp. de St. Petersbourg T. X.

2) Leuckart, die menschlichen Parasiten Bd. I. S. 491.

142 Salensky:

in dieser Beziehung, welche von E. van Beneden *), Zeller 2) und Willemoes-Suhm 3) herrühren, geben so wenig über die embryonale Entwiekelungsgeschichte dieser Tremaioden an, dass wir aus denselben nur die Thatsache erfahren, dass die Thiere beim Auskriechen aus der Eihülle alle Organe (ausser den Geschlechtsor- ganen) bereits besitzen.

Von der embryonalen Entwickelung der Turbel- larien wissen wir auch sehr wenig, und was in dieser Beziehung bekannt ist beweist nicht, dass diese Thiere ein Gastrulastadium durchlaufen. Es sind bis jetzt meines Wissens nur zwei Untersuchungen vorhanden, welche eingehend und ausführlich die Embryologie und nament- lich die Entstehung der Organe der Turbellarien dar- stellen. In den Untersuchungen von E. v. Beneden (Recherches etc.) ist hauptsächlich der Furchungsprocess berücksichtigt. Die beiden anderen Untersuchungen rühren von Kef er st ein ^) und Knapp er t ^) her. Nach diesen letztern durchläuft die Dottermasse die Furchung und schichtet sich sodann in eine centrale und periphe- rische Lage, von denen die letztere durch abermah'ge Spaltung ein animalisches Blatt liefert, das sich in die Leibeswand mit Muskelschicht und Epithelien verwandelt und ein vegetatives, das sich zur Darmhaut entwickelt. Von der Entstehung der Mundöffnung und Darmhöhle findet sich in dieser Schrift wenig. Die Untersuchungen von Kefer stein stimmen mit den Knapper t'schen ziemlich überein, indem der erste auch die Körperwand und die Darmwand durch Spaltung einer Schichte, der

1) E. V. Beneden, Recherches sur la comp, et la signif. de l'oeuf in Mem. couronnees publ. var. PAcad. royale de Belgique T. XXXIV.

2) 1. c.

3) Zeitschr. für wiss. Zoologie Bd. XXII.

4) Keferstein, Beiträge zur Anatomie und Entwiekelungsge- schichte einiger Seeplanarien von S. Malo 1868.

5) Knappert Embryogenie des Planaires d'eau douce, in Archiv es neerlandaises de Sc. exact. etc. Diese Arbeit ist mir nur aus den Berichten von Keferstein und Leuckart bekannt.

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 143

oberen Schichte, entstehen lässt. Es scheint mir aber, dass bei den Turbellarien mit grosser Gewissheit das Gastrulastadium deswegen vermuthet werden kann, weil sie im ungeschlechtsreifen Zustande sehr wenig in ihrer Organisation von dem Gastriilatypus abweichen.

Anders ist es bei den Nemertinen, bei welchen, durch ausgezeichnete Untersuchungen von Mecznik off i), die frühesten Entwickelungsvorgänge aufgeklärt sind. Wir erfahren aus diesen interessanten Untersuchungen ausser- dem die wichtige Thatsache, dass die Larve in Form einer einschichtigen Blase ausschlüpft und ein freies Leben führt. Nach ihm entsteht aus dem Eie der Ne- mertine zuerst eine einschichtige Blase, die sich mit Ci- lien bedeckt und dann aus dem Eie ausschlüpft. An dieser einschichtigen Blase entsteht dann eine Einstülpung, welche später in zwei Theile: den Vorderdarm und den Magen sich differenzirt. Wir haben hier also einen Ga- strulazustand. Die Nemertinen müssen aber von den übrigen Turbellarien abgetrennt werden, da sie zu den Coelomati, jene aber zu den Acoelomi gerechnet werden müssen.

Ob bei den Nematoden eine Gastrulaform in der Ontogenie cxistire, das ist nicht bewiesen. Aus den Untersuchungen von Leuckart^) kann man ein solches Stadium bei Strongylus filaria und Cucullanus vermuthen. Bei allen Nematoden bildet sich nach dem Abschluss des Furchungsprocesses ein aus zwei Schichten bestehen- der Embryo. Aus der äusseren Schichte bildet sich die Körperwand, aus der inneren der Darm. Die Entstehung der Darrahöhle fällt in die Zeit der Ausbildung der Leibeshöhle.

Die Untersuchungen von Kowalevsky über die

1) Memoires de l'Academie Imp. de S. Petersbourg T. XIII.

2) Leuckart, die menschlichen Parasiten Bd. II. Lief. I. S. 93. E. V. Ben e den (Recherches etc. S. 102) nimmt die innere opake Masse des Embryos als Nahrungsdotter an; dies scheint mir durchaus nicht bewiesen zu sein.

144 Salensky:

Embryologie der Sagltta ^) stellen ohne Zweifel fest, dass bei diesena Wurme ein üastrulastadium in der Em- bryologie angenommen werden kann.

Die Angabe Haeckel's es komme bei den Bryo- zoen ein Gastrulastadium vor, stimmen mit den be- kannten Untersuchungen nicht überein. Aus den Unter- suchungen von Nitsche 2), Claparedc 3) und Mecz- nikoff ist bekannt geworden, dass wenigstens bei den Bicellarien, Bugula, keine Magenhöhle in der Larve ge- bildet wird. Ueber die embryonale Entwicklung der Cyphonautesähnlichen Larven, welche bekanntlich einen Darmkanal besitzen, haben wir keine Angaben. In der postembryonalen Entwickelungsgeschichte der Bryozoen, welche überhaupt besser erforscht ist, als die embryonale, findet man auch keinen Zustand, welcher mit dem Ga- strulazustand irgend eine Aehnlichkeit hätte. Bekannt- lich bildet sich hier der Darmkanal (Polypid) in einer von den übrigen Thieren sehr abweichenden Weise aus.

Aus der Classe der Gephyreen, wenn man Pho- ronis zu denselben rechnet, ist bei diesem Wurme ein Gastrulastadium vorhanden.

Die Angabe Haeckel's, dass auch Euaxes in seiner Ontogenie eie Gastrulastadium durchlaufe, ist ent- schieden nicht richtig. Die ausgezeichneten Unter- suchungen von Kowalevsky, auf welche Haeckel sich bezieht, beweisen es am besten. Aus der Embryologie der Oligochaeten erfährt man auch, dass Fälle vorkommen können, wo in einer ^nd derselben Thiergruppe ein Thier ein entschiedenes Gastrulastadium in seiner Onto- genie durchläuft, ein anderes nicht. Diese Thatsache beweist schon zu Genüge, dass man bei der Begründung der Gastraea-Theorie durchaus nicht nur mit einigen Re- präsentanten der Thiertypen sich begnügen konnte. Die beiden Oligochaeten, welche Kowalevsky zum Gegen-

1) Embryologische Stadien an Würmern und Arthropoden in Mem. de l'Aead. Imp. de St. Petersb. T. XYI.

2) Zeitschr. f. wiss. zool. Bd. XX.

3) ebendas. Bd. XXI.

Bermerkuiigen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 145

stand seiner Untersuchungen gewählt hat, Euaxes und Lurabricus (die Ontogenie des Tubifcx ist gleich der des Euaxes) zeigen sehr wesentliche Unterschiede in ihren ersten embryonalen Stadien. Bei Euaxes geschieht die Furchung in der Weise, wie es für einige Würmer und Mollusken sehr characteristisch ist. Nach der ersten Zelltheilung bilden sich 4 grosse Furchungskugeln, auf denen bald ein Haufen von kleineren zum Vorschein kommt. Die ersteren bilden später den Darmdrüsen- keim (Entoderm), die letzteren das Hautblatt. Zwischen diesen beiden Anlagen der Keimblätter entsteht sogleich eine dritte Zellenlage, welche das mittlere Keimblatt bildet. Daraus ergiebt sich, dass beim Euaxes kein Sta- dium vorkommt, welches mit der Gastraea irgend eine Aehnlichkeit hätte und dass dasselbe sogar nicht vor- kommen kann, weil die Gastrula nur aus zwei Schichten bestehen soll. Hier aber sind schon vor dem Ende des Furchungsprocesses alle drei Keimblätter angelegt. Beim Lumbricus aber, der dem Euaxes systematisch sehr nahe steht, kommt ein Gastrulastadium vor.

In der Ontogenie der Chaetopoden scheint ein Gastrulastadium gar nicht aufzutreten. Aus den Unter- suchungen von Claparede und Meczniko.ff ^) ergiebt sich, dass nach der Furchung des Chaetopodeneies sich ein, aus zwei Keimblättern bestehender, Embryo bildet, welcher bald die Wirapergürtel, oder Wimperbüschel etc. bekommt und dann, ohne die Magenhöhle zu be- sitzen,- das Ei verlässt. Darauf bilden sich am Embryo die Augen, difierenziien sich die Körpersegmente und schliesslich entsteht die Magenhöhle mit der Mund- und AfteröfFnung. Das letztere geschieht also nach der Zeit, wenn schon der Embryo seine Larvenorgane längst be- sitzt. (Spio fuliginosus, Lumbriconereis sp. ? Dasychone lucullana.)

Ich brauche kaum zu erwähnen, dass Ascidien in

1) Claparede und Mecznikoff, Beiträge zur Erkenntniss der Entwickelungsgeschiehte der Chaetopoden in Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XIX. S. 169, 182 und 197.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. l.Bd. 10

146 Salensky:

ihrer Ontogenie ein Gastrulastadmm durchlaufen. Es ist durch wohlbekannte Untersuchungen von Kowalevsky vollständig bewiesen. Nach dieser Betrachtung des Stammes der Würmer können wir das Gastrulastadium mit Gewissheit nur bei 8agitta, Phoronis, Lumbricus, Ascidia und Nemertinen auffinden. Bei den anderen Würmern ist die Existenz des Gastrulastadiums durch embryologische LFntersuchungen durchaus nicht bewiesen. Wir haben gesehen, dass in der Ontogenie der meisten Tiematoden, wahrscheinlich der meisten Nematoden, ßryozoen, des Euaxes und der Chaetopoden es nicht auf- tritt. Vielleicht könnte man zu den Würmern, welche das Gastrulastadium durchlaufen noch den Blutegel zählen (Leuckart, Die menschlichen Parasiten, Bd. T. S. 689). Bevor wir zu den anderen Thier-Typen übergehen, müssen wir zuerst eine wichtige Erscheinung berück- sichtigen, welche für die richtige Beurtheilung der fac- tischen Beweismittel eine grosse Bedeutung hat. Es ist nämlich der Entstehungsweise der Mundöffnung und des Vorderdarms zu erwähnen, bei welcher Erscheinungen hervortreten, welche zu der Annahme eines Gastrula- stadiums in solchen Fällen führen könnten, in welchen dasselbe in der That nicht existirt. In der Ontogenie aller Thiere (ausgenommen der Spongien, einiger Coe- lenteraten und Würmer) entsteht die Mundöffnung als eine Einstülpung des oberen Keimblattes und zwar zu- erst in Form eines hinten geschlossenen Röhrchens, welches sich nur sehr spät (in manchen wenn nicht in allen Fällen nach der Bildung des Afters) in die später sich bildende Darmhöhle öffnet. Ich erwähne dies nur darum, weil diese Mundeinstülpung in einigen Fällen mit der Einstülpung des oberen Keimblattes des Am- phioxus, der Ascidien und anderer Thiere verwechselt werden kann, welche zur Bildung der Magenhöhle führt. Beide Vorgänge sind aber wesentlich verschieden. Die Einstülpung bei dem Amphioxus und anderen ist ein Vorgang, mit dem beide Keimblätter eine bestimmte Form und Lage bekommen und die Darmhöhle gebildet wird; zur Zeit derjenigen Einstülpung dagegen, welche

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 147

zur Bildung des Vorderdarms und der Mundöffnung führt, haben die beiden Keimblätter ihre Form und Lage schon längst bekommen; durch diese letztere Einstülpung bildet sich nur der Vorderdarm, resp. Oesophagus, Kau- magen etc. Allerdings hat Ha eck ei diesen Umstand be- rücksichtigt, indem er sagt, dass die Mundöffnungen der Vertebraten, der Arthropoden, der Echinodermen (man kann dazu auch die Mollusken zählen) eigenthümliche Neubildungen und sicher nicht dem ürmund homolog seien. Die Verwechselung scheint mir aber von Ray Lancaster ^) gemacht, indem er bei Gelegenheit der Besprechung der Entwickelungsgeschichte der Nudi- branchiaten sagt: „and ils (the invagination or in pushing of cells at one pole, just as Kowalevsky has drawn it in Amphioxus and Phalusia) occurence in a similar stage in certain marine Lamellibranchs is char from Loven's admiralle figures, though he has mistaken its significance.^' Nach den Angaben von Loven und nach den Abbil- dungen zu seinen Untersuchungen sieht man gleich, dass bei den von ihm untersuchten Lameilibranchiaten durch Einstülpung die Mundöffnung und der Vorderdarm sich bilden, und also diese Einstülpungen mit jenen, welche von Kowalevsky beschrieben wurden, nicht verglichen werden können. Um die Verhältnisse klar zu machen, gebe ich Fig. 1, 2 und 3 (Taf. V) die Abbildungen von drei in dieser Beziehung characteristischen Entwickelungsstadien der Auster.

Was die Echinodermen anbetrifft, so muss man aus den schönen Untersuchungen von A gassiz 2), Mecz- nikoff 3) und Kowalevsky ^) den Schluss ziehen, dass das Gastrulastadium in der Entwickelungsgeschichte dieser Thiere sehr verbreitet ist.

„Im Stamme der xYrthropoden ist die Gastrula zwar nirgends in der ursprünglichen reinen Form mehr

1) Annais and Magaz. of nat. Hist. Febr. 1873.

2) Contributions to the nat. Hist. etc. Bd. V.

3) Memoires de l'Acad. Imp. de St. Petersb. T. XIII.

4) ebendas. T. XI.

148 Salensky:

vollständig conservirt; allein es ist sehr leicht, die frühe- sten Entwickelungsformen des Nauplius (als der geraein- samen Crustaceen-Stamraform) und vieler anderen Tra- cheaten auf die Gastrula zu reduciren.^ ^) In dieser Be- ziehung verweist Haeckel auf die ontogenetischen Ar- beiten von E. van Beneden und Bessels und auf die Arbeiten von Weissmann. Die Vergleichung der früheren Entwickelungsstadien des Nauplius mit den Annelidenlarven ist von E. van Beneden in seinen Untersuchungen über die Entwickelung der Anchorella, Lernaeopoda, Branchiella und Hessia ausgeführt. Leider konnte ich mir diese Arbeit nicht verschaffen; sie ist mir nur aus den Berichten von Nitsche bekannt. Aus den cmbrjologischen Thatsachen, welche in Bezug auf die Entwickelungsgeschichte der Arthropoden mir bekannt sind und mit diesen auch die Angaben von E. van Be- neden über die Entwickelung der oben genannten Krebse, zeigen die Existenz des Gastrulastadiums in der Ontogenie dieser Thiere nicht an. Die Entwickelungs- vorgänge der niederen Crustaceen, so wie überhaupt der Arthropoden stimmen mit derjenigen der Aneliden darin überein, dass das erste Stadium nach dem Ende des Furchungsprocess bei den Repräsentanten dieser beiden Thiertjpen einen Körper darstellt, welcher aus zwei Schichten besteht, aber im Innern keine Höhle besitzt. Die darauf folgenden Erscheinungen bestehen darin, dass bei den Anneliden so wie bei den Crustaceen auf der Oberfläche eines so gebauten Embryo die Bewegungsor- gane auftreten; bei den ersteren die Wimperreifen, bei den letzteren die Gliedmassen. Dann stülpt sich der Mund und After ein und schliesslich bildet sich die Darmhöhle. Wir haben dieselbe Reihe der Entwicke- lungserscheinungen bei den Chaetopoden gesehen. Genau dieselbe Reihe ist bei den verschiedenen Arthropoden constatirt, was namentlich durch die Untersuchungen bewiesen werden kann, welche auf die Bildungsgeschichte der inneren Organe etwas näher eingehen. In Bezug

1) Haeckel loc, cit.

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 149

auf den Naupllus ist es aus den Untersuchungen von E. van Beneden und Bessels ^) und namentlich aus den Abbildungen zu der Entwickelungsgeschichte der Ancho- rella uncinata und Clivella hypoglossi, auch aus meinen -) Untersuchungen über die Entwickelung der Sphaeronella Leuckarti bevriesen. In Bezug auf die höheren Krebse kann es ebenfalls durch die Untersuchungen von E. van Beneden und Bessels (ebendas. Gammarus locusta, wo ein Stadium auf Taf. IL Fig. 6 im Beginne der Bil- dung des Schwanzes abgebildet ist), von A. Dohrn ^) (Asellus aquaticus) von Mecznikoff ^) (Nebalia); von B o- bretzky ^) (Astacus fluviatilis, Palaemon) als bewiesen an- gesehen werden.

„Im Stamme der Mollusken scheint die Gastrula namentlich in den Classcn der Muscheln und Schnecken sehr verbreitet zu sein, wahrscheinlich auch bei den Spirobranchien; unter den Schnecken ist sie zuerst bei Limnaeus beobachtet worden. ^^) Als Beweis dieses Satzes beruft sich Haeckel auf die Abhandlung von E. Ray Lankaster (Annais and Mag. nat. bist. February 1873, S. 86 und 87). Was die Beobachtungen von Ray Lan- kaster an Aplysia betrifft, welche am ausführlichsten beschrieben sind, so kann man dort nicht ein Gastrula- stadium sehen, indem nach den Angaben dieses Forschers dort sehr früh die äusseren Organe auftreten (Mantel, u. s. w.) und es ist nicht angedeutet, wann die Magenhöhle auftritt. Was aber die anderen Mollusken: Doris, Tethys, Pleurobranchus, Polycera quadrilineata und Eolis exigua anbetrifft, welche von Ray Lankaster auch mit einigen Worten berührt sind, so muss man gestehen, dass diese wenigen Worte; „l was able to determine in these that the first step in developpment of the mass of embryo-

1) Momoires couronnees de l'Acad. royale de Belgique T. XXYI.

2) Archiv für Naturgeschichte 1869.

3j Zeitschr. für wiss. Zoologie. Bd. XVII.

4) Zanucku Hunepamopckon Akademin Hayky 1869.

5) Zanucku Kiebckaro Oduzecmba Ecmecni boucu bimame ceu

1873.

6) Haeckel Gastraea-Theorie.

150 Salensky:

cells or ^polyblast" is the invaglnation or in-pushing of these cells at one pole, just as Kowalevskj Las drawn it in Amphioxus and Phallusla, and as seen also in the Heteropod mollusk Atlanta^ sehr wenig beweiskräftig sind. Diese Angaben sind weder durch Abbildungen, noch durch eine ausführliche Beschreibung des Beobachteten bestätigt. Ich bin sehr weit davon entfernt, die Richtig- keit der Ray Lankaster'schen Angaben zu bezweifeln ; ich kann es schon deshalb nicht, weil wir jetzt mehrere Fälle kennen, wo bei systematisch nahe stehenden Thieren bei einigen die Einstülpung (auch das Gastrulastadium) vorkommt, bei anderen nicht (z. B. Euaxes und Lumbricus). Aber sie sind für mich zu wenig beweiskräftig, als dass man darauf die Anwesenheit des Gastrulazustandes bei den Mollusken stützen könnte. Es ist um so nothwendiger, solche Beobachtungen ausführlicher auseinander zu setzen, als in Bezug auf die Entwickelungsgeschichte der Mol- lusken eine Masse von Angaben existirt, die einander sehr widersprechend sind. In Bezug auf die Lamelli- branchiaten sind die Angaben von verschiedenen For- schern ziemlich übereinstimmend. Den grössten Theil der Beobachtungen verdanken wir den ausgezeichneten, obgleich schon alten, Untersuchungen Loven's, welche das ausführlichste Bild der Entwickelung mehrer See- muscheln darstellen. Aus diesen Beobachtungen und aus den beigefügten Abbildungen sehen wir, dass das erste Stadium der Entwickelung ein Embryo ist, welcher aus zwei Schichten besteht und im Inneren keine Höhle trägt ; dass sich dann verschiedene äussere Organe und eine Mundeinstülpung bilden und schliesslich im Inneren des Entoderms eine Darmhöhle entsteht. Die Erschei- nungen sind sehr übereinstimmend mit dem, was wir schon mehrmals bei anderen Thieren zu erwähnen Ge- legenheit hatten. Sie sind durch die drei vorne gegebenen Holzschnitte, welche drei characteristische Entwickelungs- momente der Auster darstellen, erläutert.

Was aber die Cephalophoren anbetrifft, so stimmt der grösste Theil der Beobachtungen über diese Ciasso der Mollusken darin überein, dass nach der Klüftung

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 151

sich das Ei dieser Tbicre in einen Körper verwandelt, der aus zwei differenten Elementen besteht, nämlich aus grobkörnigen, welche im Inneren des Embryos liegen, und aus blasseren, welche die ersteren umgeben. Solche Entwickelungsstadien sind durch die ausführlichsten und ausgezeichneten Beobachtungen von Gegenbaur^) bei den Pteropoden (Tiedemannia und Cavolinia) und Hetero- poden (Pterotracbea coronata) nachgewiesen; dieselben Verhältnisse stellt die Entoconcha mirabilis nach J. Mül- ler 2) dar und ähnlich ist aucb die Entwickelung des Dentalium nach Lacaze-D u thiers ^). Ich ^) selbst habe denselben zuerst nach der Furchung auftretenden Planulazustand bei den Prosobrachiern (Caljptraea, Nassa und Trochus) beschrieben. Bei allen genannten Thieren gehen auch die darauf folgenden Erscheinungen in einer ziemlich übereinstimmenden Weise vor sich. Zuerst bilden sich die Bewegungsorgane, dann bildet sich der Fuss, stülpt sich der Mund und Oesophagus ein, und scbliess- lich bildet sich der Darm.

Etwas abweichend von diesen Mollusken entwickeln sich: Ampullaria (nach Semp er), Ancylus (nachStepa- noff), Limnaeus (nach Lerebouillet). Wenn man die Angaben dieser letztgenannten Forscher vergleicht, so kommt man zu der Ueberzeugung, dass der Gastrula- zustand nur in der Ontogenie von Limnaeus nach der Beobachtungen von Lerebouille t ^) vorkommt. Diesen Beobachtungen stehen aber aus der neuesten Zeit die schönen (leider aber ohne Abbildungen mitgetlieilten) Beobachtungen von Ganin*^) gegenüber. Aus diesen

1) Untersuchungen über die Pteropoden und Heteropoden.

2) Ueber Synapter digitata und über die Erzeug, der Schneik. in Holothurien.

3) Eine Reihe von Abhandlungen in Ann. des sc. nat. 1854— 1857.

4) Zeitschr. für wiss. Zoologie Bd. XXII.

5) Recberches sur le developpement de la traite, du lezard et de la limnee.

6) Warschauer Universitäts-Nachrichten; auch Nitsche's Be- richte 1872.

152 Salensky:

letzteren folgt, dass die Einstülpung des Limnacns nicht derjenigen des Ampliioxns, Ascidien etc. entspricht, son- dern vielmehr der Einstülpung von Calyptraea-Embryonen, welche bei Calyptraea die Anlagen der Vela, des Fusses und der Kopfblase von einander trennt, homolog ist. Am Boden dieser Einstülpung bildet sich hier, ebenfalls wie bei Colyptraea die Oesophagealeinstülpung.

Bei den Cephalopoden kann gewiss keine Rede von einem Gastrulazustand sein.

Im Stamme der Vertebraten kommt ein Gastrulazu- stand nur beim Amphioxus lanceoiatus vor.

Aus diesem kurzen Ueberbllcke lässt sich schliessen, dass die Verbreitung des Gastrulazustandes in der Onto- genie der Thiere sich beschränkt auf folgende Thiere; auf die Coelenteraten (ausgenommen die Ctenophoren), Echinoderracn, wahrscheinlich einige Nemertinen, Lum- bricus, Öagitta, Ascidien, vielleicht einige Mollusken (?) und Amphioxus lanceoiatus.

2. Die Bedeutung des Gast rulastadi ums.

Nachdem wir im vorhergehenden Abschnitte gezeigt haben, dass das Gastrulastadlum in der Ontogenie der Thiere nicht so allgemein verbreitet ist, wie es Haeckel behauptet, haben wir schon zum Theil den Beweis ge- liefert, dass seine Bedeutung in der Ontogenie nicht so gross ist, wie das Haeckel anglebt. Doch kann gegen diese x\ufFassung der an sich ganz richtige Einwurf ge- macht werden, dass, obgleich die Gastrula nicht so all- gemeine Verbreitung zeigt, sie dennoch eine bedeutende Rolle als Stammform für die Erklärung der phylogene- tischen Verhältnisse der Thiere spielen kann. Das Ga- strulastadlum könnte bei einigen Thiören übersprungen sein, oder durch einige secundäre ontogenetische Er- scheinungen verdunkelt sein. Wir müssteu dann dies Ueberspringen des Gastrula-Stadium aus irgend einer weiteren embryonalen Erscheinung ersehen. Das Nau- pliusstadium, welches als Stammform der Crustaceen mit vollem Rechte angenommen werden kann, können wir

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 153

bei den verschiedensten Ordnungen dieser Classe sehen, wir können bei den verschiedensten Repräsentanten dieser Ordnungen die weiteren Veränderungen, die Fortschritte und Rückschritte der Entwickelung mit grösster Bestimmt- heit aus diesem Stadium ableiten. Solche Forderungen müssen wir auch an das Gastrulastadium stellen, wenn wir die Gastraea als Stammform der Metazoen annehmen wollen. Wir müssten also sein Vorkommen bei mehreren Thieren finden und in der Entwickelung der Thiere die Geschichte von stufenmässigcn Veränderungen aus dieser Stammform lesen können. Jedoch können wir dies in Wirklichkeit nicht. Wir kennen keinen einzigen Fall, wo bei der Abwesenheit des Gastrulastadiums doch die späteren embryonalen Erscheinungen durch dieses er- klärt werden können; wir kennen auch keine Fälle, wo der primitive Darm (ürdarm) durch einen spätem er- setzt würde. Im Gegentheil, wir sehen immer dass in denjenigen Fällen, wo das Gastrulastadium vorkommt, dieser Urdarm in den bleibenden Darm übergeht und der Urmund als beständiger Mund bei diesen Formen (ausser der Sagitta) bleibt. Warum sollen wir diese Darmhöhle als primitiven Darm, oder ürdarm bezeichnen, wenn wir in keinem Falle einen secundärcn Darm sehen können? In den Fällen aber wo wir kein Gastrulasta- dium auffinden können, z. ß. bei den Arthropoden, Mol- lusken, den meisten Würmern etc., sehen wir die Ent- stehung des Darmes in einem viel späteren Stadium, wo bereits mehrere Keimblätter existiren, wo der Embryo schon die für seinen Typus charakteristischen Organe oder die Anlagen für dieselben besitzt. Warum sollen wir in diesen letzteren Fällen das Gastrulastadium an- nehmen, wenn wir keine Spuren von einem solchen ent- decken können? Das könnte unserem Verständnisse der Entw^ickelungsvorgänge nur dann helfen, wenn wir diese Fälle von späterer Darmhöhlenbildung durch eine Reihe von Uebergängen aus dem Stadium ableiten könnten, welches einen Urdarm besässe und zwei Keimblätter hätte, resp. von der Gastrula. Wir können aber diese stufenweise Differenzirung nur bei den Thieren vor-

154 Salensky:

folgen, welche einen wirklichen Gastrulazustand durch- laufen (z. B. Amphioxus, Ascidien etc.). Bei den meisten anderen können wir nicht die embryonalen Vorgänge mit der Gastrula in Zusammenhang bringen, wir können sie nicht als abhängig von der Gastraea betrachten (bei mehreren Würmern, Mollusken, Arthropoden und den meisten Vertebraten). Das zeigt schon, dass das Gastrula- stadium nur einigen Thiercn eigen ist, bei den anderen gar nicht vorkommt; und diese anderen Thiere durch- laufen ihre embryonale Entwicklung, ihre spätere Diffe- renzirung des Darmes in etwas anderer Weise, als jene. Kann eine solche Form als Stammform aller Metazoen betrachtet werden? Wenigstens haben wir für den Be- weis dieser Behauptung keine Thatsachen.

Aus theoretischen Gründen können wir das Gastrula- stadium als allgemein verbreitet nicht erwarten; erstens darum, weil die Darmhöhle bei verschiedenen Thieren in verschiedener Zeit ihrer Entwickelung zur Ausbildung kommt; dieser Darm ist aber derselbe, wie der Darm derjenigen Thiere, welche ein Gastrulastadium haben, und der ist doch nicht an ein bestimmtes Stadium resp. an bestimmte zeitweilige Organisationsverhältnisse des Embryos (wie z. B. die Existenz zweier primären Keim- blätter) geknüpft. Zweitens können wir das Gastrula- stadium deshalb nicht als allgemein verbreitet erwarten, weil es Thiere giebt, welche niemals zur Ausbildung der Darmhöhle kommen. Ich meine nicht die Parasiten, welche in Folge der regressiven Metamorphose ihren Darm verloren haben, obgleich dieser Verlust auch nicht bei allen Parasiten als ontogenetisch bewiesen betrachtet werden darf, z. B. bei den Cestoden. Ich meine die darmlosen Turbellarien, welche unter denselben äusseren Bedingungen leben, wie die Rhabdocoelen und Dendro- coelen, welche sich in derselben Weise bewegen, wie jene und keinen Darm besitzen. Uli an in hat sie mit vollem Rechte als Acoela von den anderen abgetrennt ^).

1) Convoluta, Schizoprora, Nadina u. a. Siehe: 0. Schmidt Untersuchungen über Turbellarien von Corfu und Cephalonia (Zeit-

BemerkuDgen über Hatckers Gastraea-Theorie. 155

Anstatt des Darmes haben diese Turbellarien eine Sar- codenähnliche Körpermasse, in welche verschiedene kleine Organismen als Nahrung gelangen und in derselben Weise wie bei den Infusorien verdaut werden. Sie haben also eine Mundöffnung und die Darmanlage, entbehren aber die Magenhöhle. Wir haben keine Gründe die Ab- wesenheit der Darmhöhle bei diesen Thieren für eine Folge der regressiven Metamorphose zu erklären ^). Diese beiden Umstände: 1. die Organisationsverschieden- heit der Embryonen verschiedener Thiere zur Zeit der Bildung der Darmhöhle und 2. die Darmlosigkeit einiger Turbellarien zeigen schon zu Genüge, dass wir nicht im Stande sind, von der Gastrula die embryonalen Vorgänge abzuleiten und folglich die Gastraea als Stammform für die phylogenetische Entwickelung der Metazoen anzu- nehmen. Sie zeigen, dass die Thiere die Darmanlage besitzen können, ohne zur Bildung der Darm- und Magen- höhle zu gelangen. Daraus folgt, dass wir überhaupt kaum einen Grund haben, in der Stammform aller Meta- zoen die Magenhöhle zu vermuthen.

sehr. f. wiss. Zoologie Bd. XI); Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entw. wirbelloser Thiere, und besonders Ulianin, Turbellarien des Schwarzen Meeres (russisch).

2) Man könnte mir den Einwurf machen, dass die regressive Metamorphose durchaus nicht immer vom Parasitismus abhängt, dass es Thiere giebt, welche ein freies Leben führen und doch eine regreosive Metamorphose durchlaufen, z. B. die Männchen der Ro- tatorien. Die gewöhnlich als rückschreitend angenommene Meta- morphose der Rotatorienmännchen ist aber nur die Verhinderung der Entwickelung und besteht darin, dass die Entwickelung dieser Thiere auf einem gewissen Stadium zurückbleibt, auf dem nämlich, wo sie keine Darmhöhle, sondern nur die Anlagen für den Darm besitzen. Bei den Weibchen bildet sich in dieser Anlage eine Höhle, die Darmhöhle, bei den Männchen nicht. Diese Art der Entwicke- lung bietet wesentliche Unterschiede gegen die rückschreitende Me- tamorphose dar, bei welcher letzteren die Thiere zuerst eine höhere Organisation zeigen und später sie verlieren. (Yergl. meine Bei- träge zur Entwickelung des Brachionus urceolaris in Zeitschr. für wiss. Zoologie Bd. XXII.)

156 Salensky:

Dasselbe gilt auch in Bezug auf die beiden primären Keimblätter, welche das zweite wichtige Merkmal des Gastrulastadiums darstellen. Soll das mittlere Keimblatt nur sich erst dann entwickeln, wenn die beiden primären Keimblätter: Exoderm und Entoderm, wenn nicht eine Gastrulaform zusammen bilden, so doch wenigstens schon vollkommen gebildet sind? Durchaus nicht. Man könnte nur sagen, dass das Mitteiblatt etwas später entsteht, als die beiden anderen Keimblätter, aber es entsteht in der Mehrzahl der Fälle viel früher als die Magenhöhle ge- bildet wird, es kann sogar entstehen zu der Zeit, wo der Furchungsprocess noch nicht vollkommen beendigt ist. Die Furchung kann nach dieser Differenzirung der ersten Furchungszellen in allen drei Zellenlagen weiter gehen. Solche Fälle kennen wir mit grösster Gewissheit aus solchen Untersuchungen, die mit voller Exacthcit ausge- führt sind. Einen solchen Fall kennen wir beim Euaxes nach den Untersuchungen von Kowalevsky ^). Aehn- lich verhält sich auch der Scorpion nach den Unter- suchungen von Meczniko ff 2).

Wollen wir die verschiedenen ontogenetischen Er- scheinungen zusammenfassen, aus den Beobachtungen die Folgerungen über die Entwickelungsprocesse ziehen und dieselben als Basis für unsere folgenden Beobachtungen hinstellen, so müssen wir zuerst die wichtigsten, allen Thieren in der Entwickelungsgeschichte ihrer Organisa- tion gemeinsamen Erscheinungen auswählen und sie von den secundären, später und in verschiedener Weise auf- tretenden Erscheinungen unterscheiden. Die Entwicke- lungsprocesse aller Thiere stellen eine stufenweise Diffe- renzirung der zuerst sich bildenden Zellen dar, welche in mehreren Fällen schon zur Zeit der Furchung beginnt. Durch den Furchungsprocess bilden sich entweder gleiche, oder verschiedene Zellen. Die Unterschiede zwischen den Furchungszellen können bei einigen Thieren schon zur Zeit der Zweitheilung der Eizelle auftreten, bei

1) Memoires de l'Acad. Imp. de St. Petersbourg. T. XVI.

2) Zeitschr. für wiss. Zoologie Bd. XXI.

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 157

anderen Thieren erst viel später. Dies zeigt, dass der Beginn der Differenzinmg, zu verschiedener Zeit der Entwickelnng bei verschiedenen Thieren auftritt. Die darauf folgenden Erscheinungen halten aber bei ver- schiedenen Thieren eine bestimmte gleiche Richtung ein, welche darin besteht, dass die heterogenen Zellen sich in zwei oder drei Schichten zusammenlagern. In diesen Schichten sind die Zellen einander gleich. Am Ende dieser ersten DIfFerenzIrung kann eine bestimmte Körper- form des Embryo entstehen; aus der Vergleichung dieser Formen bei verschiedenen Thieren ziehen wir den Schluss, ob diese Form allen Thieren gemein ist oder nicht. Ist sie gemein, so hat es ein grosses Gewicht für unsere allgemeinen Anschauungen. Können wir aus dieser all- gemeinen Form die späteren Differenzirungserschcinungen bei den verschiedenen Thieren ableiten, so hat diese Form einen grossen phylogenetischen Werth, weil diese Ver- schiedenheit uns den Weg der verschiedenen Abwei- chungen von einer gemeinsamen Grundform zeigt. Wollen wir in der Betrachtung der ontogenetischen Erscheinungen ganz consequent sein, so müssen wir diese wichtigsten Erscheinungen allein in Betracht ziehen, ohne ihnen andere später vorkommende Organe beizumischen. We- sentlich für alle Organismen sind die DlÖerenzirungen der Keimblätter darum, weil sie bei allen Thieren zuerst erscheinen und einen Grund für weitere Organisations- entwickelung legen.

Allgemeine Ucbersicht der ersten embryo- logischen Vorgänge der Thiere.

Um sich über die allgemeinen embryologischen Vor- gänge zu Orientiren, müssen wir von den ersten Vor- gängen des Furchungsprocesses anfangen. Leider ist dies schwierig. Die Embryologie der Thiere und be- sonders die Embryologie der Wirbellosen ist erst seit kurzer Zeit Gegenstand der eifrigsten Forschung gewor- den. Seit zehn Jahren haben wir in diesem Gebiete der Wissenschaft ein so grosses Material von Thatsachen kennen gelernt, und dieses Material ist so zerstreut in

158 Salensky:

verschiedenen naturwissenschaftlichen Zeitschriften, dass ein genügendes Zusammenbringen Alles dessen, was über die Entwickelungsgeschichte seit dieser Zeit pnblicirt worden ist, mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. Und selbst wenn man diese Schwierigkeiten überwältigt, hat man mit widersprechenden Angaben von verschiede- nen Forschern zu thun, so dass es beinahe unmöglich ist, die allgemeinen Schlussfolgerungen aus dem vorhan- denen Materiale zu ziehen.

Fangen wir zuerst unsere Betrachtung des Fur- chungsprocesses und der Bildung der Keimblätter mit solchen Formen an, in welchen der Differenzirungspro- cess am frühesten eintritt. Solche Fälle kommen bei den Rotatorien vor, wo nach der ersten Zweitheilung der Ei- zelle schon die DifFerenzirung der beiden Keimblätter; des animalen und vegetativen, angedeutet ist. An diesen ersten zwei Furchungszellen geht die Furchung bei jedem in sehr verschiedener Weise vor sich. Die kleinere Zelle theilt sich immerwährend weiter fort und über- zieht schliesslich mit ihren Abkömmlingen die grössere Zelle, welche später auch in mehrere Zellen zerfällt. Wir bekommen die Endfoim der Differenzirung in zwei Keimblätter, welche Form mit der Planula eine voll- kommene Aehnlichkeit hat. Die Fälle der DifFerenzirung in einem etwas späteren Stadium, nachdem die Furchung in vier gleichartige Furchungszellen fortgeschritten ist, kennen wir in viel grösserer Zahl. Dieselben kommen vor, wie es scheint ziemlich gewöhnlich. Bei den Mol- lusken (bei den Opisthobranchien , Prosobranchien, La- mellibranchien u. s. w.), bei den Würmern: Turbellarien (Kef erst ein. Knapp ert), bei einigen Anneliden (Eu- axes und mehreren von Claparede und Mecznikoff beobachteten Anneliden), bei mehreren Krebsen, wo aber zwischen den verschiedenen Gattungen und selbst Arten sehr verschiedene Furchungsarten beobachtet werden können. (Mecznikoff Embr. Studien an Insecten, Ent- wickel. der Nebalia (russisch), vanBeneden und B e s s e l s loc. cit). Diese spätere Differenzirung hat dasselbe Re- sultat wie bei den Rotatorien; die kleineren Zellen um-

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 159

wachsen die grösseren fettreicheren. Es entsteht als Re- sultat der Eifurchung ein zwei- oder dreischichtiger (wie bei Euaxes) solider, meistens ovoider oder kugelförmiger Körper, der ebenfalls als Planula bezeichnet werden kann, obgleich er von der echten zweischichtigen Planula der Coelenteraten durch die Anwesenheit der drei Keimes- blätter in manchen Fällen sich unterscheidet.

Dieser Process der DifFerenzirung der Keimsblätter kann in mehreren Fällen in viel späterer Zeit eintreten, nach Beendigung der Furchung. Die Furchungszellen bilden sich in den meisten solchen Fällen regelmässig aus ; es kommen 2, 4, 8, 16 u. s. w. Zellen, die in solcher Regelmässigkeit sich weiter theilen; es geht mit einem Worte eine regelmässige Furchung voraus, nach welcher eine solide, aus gleichartigen Zellen bestehende Kugel entsteht. Für dieses Stadium können wir den Ausdruck „Morula" behalten, mit welchem Haeckel das sogenannte Maulbeerstadium der Furchung bezeichnet. Die Morula kann sich v/eiterhin in verschiedener Weise difFerenziren. Sie kann schon den Embryo selbst bilden, indem sie mit einer cuticularen Haut und Wimpern sich bedeckt und als Larve ausschlüpft, wie es z. B. bei den digeneen Tre- matoden ^) (Amphistomum subclavatum und and.) nach den Beobachtungen von E. van Beneden der Fall ist. Die Larve dieser Thiere besteht aus gleichartigen Zellen und ist nach Aussen von einer Wimperhaut bedeckt. Die Larve der Trematoden kann wahrscheinlich sich weiter differenziren und sogar eine Magenhöhle bekommen. Die Cestoden durchlaufen das Morula-Stadium im Ei. Bevor der Embryo aus dem Eie ausschlüpft, tritt an dem- selben die DifFerenzirung seiner Zellen ein. Diese Dif- ferenzirung unterscheidet sich durch ihre Folgen von der DiflPerenzirung der Keimblätter, obgleich die Vor-

1) Eigentlich ist schon hier eine Differenzirung eingetreten, indem die peripherischen Zellen die Cilien haben, die centralen nicht. Doch ist diese Differenziriing von der der Cestoden und anderer Thiere wesentlich verschieden und führt nicht zur Bildung der Keimblätter. *

160 Salenskj^:

gänge in beiden Fällen gleich sind. In Folge der Diflfe- renzirung entsteht ein ans zwei Schichten (einer centralen und peripherischen) bestehender Körper. Diese beide Schichten durchlaufen aber ihre weitere Ausbildung in etwas anderer Weise, als bei den analogen Differenzi- rungsprocessen der anderen Thiere. Die peripherische Schicht verwandelt sich bei den Cestoden in eine Wim- perhülle (oder deren Homologon), die centrale in einen sechshakigen Embryo. Durch die Untersuchungen von E. van Beneden gewinnt man den Anhaltspunkt für die Vergleichuug der Entwickelangsgeschichte der Tae- nien mit derjenigen der Bothriocephaliden. Dieser Forscher hat gezeigt, dass nachdem das Ei der Cestoden (Taenien so wie Bothriocephalen) einen Morulazustand (Manlbeerform) durchlaufen hat, es sich in zwei Schichten differenzirt : eine peripherische und eine centrale ^). (Solche Vorgänge bei den Bothriocephaliden wurden schon früher beobachtet von 11 ick er, Mecznikoff und Knoch.) Diese beiden Schichten bilden sich darauf in verschiedener W^eise aus: aus der äusseren wird bei Bothriocephaliden die Embryonalhülle gebildet (bei den Taenien verschwindet sie gänzlich), die innere bildet sich in einen sogen, sechshakigen Embryo aus, welcher nur aus homogenen Zellen bestehen soll.

Wir können gewiss den Zustand der Taenien und der Bothriocephaliden-Embryonen, in welchem sie einen zweischichtigen Körper darstellen (also vor der Ausbil- dung des Embryos und der Embryonalhaut) mit einer Planula vergleichen.

Bei den anderen Thieren, welche den Morulazustand durchlaufen, geht die Differenzirung der Keimblätter in ganz analoger Weise, wie in den oben erwähnten Fällen vor sich (einige Copepoden, einige (jrammariden, wahr- scheinlich die Ctenophoren, die Coelenteraten (Hydroid- polypen und Schwämme). Nach der Furchung theilen sich die gleichartigen Zellen in zwei Schichten, welche

1) Recherches etc. in Memoires conronnes de l'Academie Im-

periale de Belgique. T. XXVI.

Bemerkungen über HaeckeFs Gastraea-Theorie. 161

zwei Keimblätter darstellen und weiter sich zu den Or- ganen ausbilden. Leider ist bei den Untersuchungen über die Entwickelung mancher von diesen Thiereh die Frage über die Bildung der Keimblätter sehr wenig berück- sichtigt. Es scheint mir, dass in manchen Fällen das Entoderra für den Nahrungsdotter erklärt worden ist. Bevor aber die Bildung des Darmepithels bei den niede- ren Crustaceen nicht weiter erforscht ist, kann man mit vollem Rechte, nach der Analogie mit den Entwickelungs- vorgängen bei den besser untersuchten Thieren, vermuthen, dass die centralen fettreichen Kugeln der Crustaceen-Em- bryonen wirklich das Entoderm und nicht den Nahrungsdot- ter bilden. Dass man in manchen Fällen in diesem Theile keine Zellen sieht, kommt von dessen Undurchsichtigkeit. Beim Astacus fluviatilis sind die peripherischen Theile der Entodermzcllen, aus denen das Darmepithel gebildet wird, auch sehr schwer zu beobachten, und werden nur dann ganz deutlich, wenn man sie mit Carmin oder einem anderen Tinctionsmittel färbt. Jedenfalls bekommen wir als Resultat der Diffcrenzirung auch in diesem Falle die- selbe zeitweilige Körperform, welche aus zwei Schichten besteht und im Inneren keine Hohle beträgt, das ist : die Planula.

In einigen Fällen, wo wir entschieden denselben Process vor Augen haben, kann derselbe durch einige Nebenerscheinungen etwas verdunkelt werden. In den meisten Fällen ist diese Fälschung durch das Vorkommen des Nahruugsdotters bedingt, welcher im Eie in grösserer oder geringerer Menge angehäuft wird. Solche Fälle sind z. B. bei den Cephalopoden, bei den Reptilien und Vögeln und auch bei den Fischen vorhanden. Dort liegt an einem Pole des Eies diö Eizelle, welche sich furcht. Die Furchung kann mit der regelmässigen Fur- chung verglichen werden, indem die Zellen, welche durch die Furchung entstanden sind, zuerst gleichartig sind und später von einander differiren. Erst in späterer Zeit tritt in diesem Zellenhaufen die Diffcrenzirung der Keimblätter ein, welche letzteren in einer von echter Planulaform abweichenden Weise zu einander gelagert

Archiv für Naturg-. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 11

16Ö Salensky:

sind, aber den Keimblättern der Planula vollkommen homolog bleiben. In ähnlicher Weise scheinen diese Vorgänge auch beim Scorpion vorzukommen.

Es können aber die Fälle vorkommen, wo nach der Furchung nicht gleich eine Planulaform entsteht. Die mei- sten von diesen Fällen sind seit kurzer Zeit durch die Unter- suchungen von Kowalevsky und Mecznikoff bei den Ascidien, Amphioxus, Nemertinen etc. bekannt ge- worden. Bei diesen Thieren durchläuft das Ei eine sog. regelmässige Furchung und bildet sich zum Schluss der- selben in eine von gleichartigen Zellen umschlossene Blase aus, welche wir zum Unterschiede von der Planula als Blastula bezeichnen können. Die Unterschiede zwischen Planula und Blastula bestehen darin, dass die erstere schon zwei Keimblätter besitzt, die letztere die- selben noch bilden muss. Wie die Planulaform bei den Coelenteraten aus dem Ei herauskommt und ins freie Leben sich begiebt, so kann auch die Blastula ins Freie kommen und als Larve im Wasser frei umherschwimmen, wie es z. B. bei den Nemertinen der Fall ist (Meczni- koff, Memoires de l'Acad. Imp. de St. Petersbourg T. XIII.) In solchem Larven- oder Entwickelungsstadium kann weder vom Exoderm, noch vom Entoderm die Rede sein. Die beiden Blätter sind noch gar nicht differen- zirt; diese Difi'erenzirung tritt etwas später auf, und führt zu einer Form, die von der Planulaform etwas verschie- den ist. Diese Blastulaform kann in einigen Fällen vor der Diiferenzirung in beide Keimblätter eine Verdickung an einer Stelle ihrer Oberfläche bilden, auf der sich die darauf auftretende Differenzirung beschränkt, wie es z. ß. bei den Säugethieren der Fall zu sein scheint. Gewöhn- lich tritt die Differenzirung in der Blastula dadurch auf, dass einige ihrer Zellen von den anderen durch irgend ein Kennzeichen sich zu unterscheiden beginnen.

Beginnen wir unsere Betrachtung mit den Vor- gängen, welche bei der Ascidienblastula die Differen- zirung andeuten; dieselben sind am besten untersucht. Die erste Veränderung in der Blastula besteht darin,

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 163

dass dieselbe sich auf einer Seite abflacht ^). Aus den Abbildungen von Kowalevsky ersieht man, dass die beiden Keimblätter auf diesem Stadium (s. Kowalevsky loc. cit. Fig. 5, auch Täf. V. Fig. 4) schon differen- zirt sind. In derselben Weise tritt die Differenzirung beim Lumbricus auf, wo auch dieselbe Abilachung der Blastula zuerst zum Vorschein kommt. Ich muss diese erste Form der Differenzirung der Keimblätter darum besonders hervorheben, weil man in den meisten Fällen die Differenzirung der Keimblätter bei den genannten Thieren mit der darauf folgenden Einstülpung verwech- selt; die letztere ist aber eine secundäre Erscheinung, wie wir es weiter sehen werden. Das Stadium, in welchem die erste Differenzirung der Keimblätter auftritt, ist des- wegen von grosser Wichtigkeit, weil dasselbe zur Ver- gleichung mit den entsprechenden Stadien anderer Thiere dienen kann, welche auch einen Blastulazustand in ihrer Ontogenie durchlaufen. Durch die aufgetretene Differen- zirung wird die Blastula der Planula gleichwerthig sein. Um diesen Zustand von der eigentlichen Blastula, welche nur aus gleichartigen Zellen besteht, zu unterscheiden, kann man ihn Diblastula (s. Taf. V. Fig. 4) nennen. Derselbe Differenzirungsprocess scheint auch bei den Insecten sehr gemein zu sein ; nur ist er hier durch die Anwesenheit des Nahrungsdotters etwas gefälscht. W^enn man aber an die Hauptmerkmale des jetzt ausein- andergesetzten Falles, nämlich 1) an das Vorkommen einer einschichtigen Blase und 2) an die Differenzirungs- art der Keimblätter sich hält, so könnten auch die ersten Vorgänge der Insectenentwickelung in analoger Weise erklärt werden. Die letzteren sind seit Zaddach, Weissmann und Mecznikow bekannt geworden. Die Differenzirung der Keimblätter bei den Insecten ist genau von Kowalevsky untersucht. Kowalevsky ist aber in seinen Untersuchungen zu der Ueberzeugung gekommen, dass das untere Keimblatt der Insecten eine eigenthüm-

1) Kowalevsky, Weitere Studien über die Entwickelung der einfachen Ascidien in Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 7 S. 105.

164 Salensky:

liehe Bildung darstellt und nicht mit demselben der * Wirbelthiere verglichen werden kann. Er vergleicht das später sich bildende Rückenrohr des Hvdrophilus und der Phryganiden mit dem Darmdrüscnblatte der Wirbel- thiere. Ich kann diese Ansicht durchaus nicht theilen. Mir scheinen die Vorgänge der Keimblätterbildung bei den Ascidien mit denen des Hydrophilus so überein- stimmend zu sein, dass ich wenigstens kein Hinderniss finden kann, um das untere Keimblatt des Hydrophilus mit dem der Ascidien (und also auch des Amphioxus) für homolog zu halten. Wir haben gesehen, dass bei den Ascidien die Difierenzirung des unteren Keimblattes da- durch zu Stande kommt, dass einige Zellen der Blastula (die Zellen des Entoderms) von den anderen (den Zellen des Exoderms) sich zu unterscheiden beginnen. Nach den Untersuchungen von Kowalevsky beginnt diese Diffe- renzirung beim Hydrophylus in vollkommen gleicher Weise. Um sich in der Homologie dieser beiden Bil- dungen leichter zu orientiren, füge ich zwei Abbildungen aus den Abhandlungen von Kowalevsky bei (Fig. 4 u. 5)

Bei den Ascidien entsteht zuerst aus den Furchungs- zellen eine Blase, welche aus gleichartigen Zellen be- steht; bei den Insecten entsteht ebenfalls dieselbe Blase> die nur dadurch von der ersten sich unterscheidet, dass sie mit dem Dotter erfüllt ist. Bei den Ascidien kommt die Differenzirung der Keimblätter dadurch ^ju Stande, dass einige Zellen dieser Blase von den anderen sich zu unterscheiden beginnen und somit die Anlage des unteren Keimblattes darstellen ; beim Hydrophilus tritt genau der- selbe Vorgang bei der Bildung der Keimblätter auf. Bei den Ascidien bildet sich aus dem unteren Keimblatte das Darmdrüsenblatt und das mittlere Keimblatt; bei dem Hydrophilus tritt dieselbe Differenzirung im unteren Keimblatte auf.

Die beiden Formen, in denen der Differenzirungs- process der Keimblätter eintritt: 1) die Planula, wo die beiden Keimblätter bereits differenzirt sind, und 2) die Blastula, wo sich eine indifferente, später sich differen- zirende Zellenlage bildet, scheinen eine in die andere

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 165

überzugehen. Solche Uebergänge werden hoffentlich spä- ter in grösserer Zahl bekannt; als Beispiel könnte jetzt die Entwickelung der Campanularien (aus den Eiern von Eu- cope polystjla) ^) dienen. Die Eier dieser Meduse durch- laufen einen regelmässigen Furchungsprocess, welcher zur Ausbildung eines Blastulastadiums führt. Diese letz- tere Form geht dann später in die Planula über in der Weise, dass im Inneren der Blastula sich die Zellen des unteren Keimblattes (Entoderms) bilden, welche sich immer mehr und mehr anhäufen, bis sie endlich die Höhle der Blastula vollkommen ausfüllen. Durch diese Ent- wickeluugsart entsteht aus der Blastula eine Form, die aus zwei Keimblättern besteht und im Inneren keine Höhle, besitzt d. h. eine Planulaform. Einen solchen Ueber- gang in die Planulaform zeigt auch während seiner Ent- wickelung Palaemon; bei diesem bildet sich jedoch eine Einstülpung, bevor die Umwandlung geschieht. Das Sta- dium mit der Einstülpung kann grosse Aehulichkeit mit dem Gastrulastadium haben; es unterscheidet sich aber von diesem letzteren sehr wesentlich dadurch, dass der eingestülpte Theil bei Palaemon nicht das Entoderm bildet, wie es bei anderen echten Gastrulaformen der Fall ist, sondern immer Exoderm bleibt.

Diese eben hervorgehobenen Uebergänge können die Wechselbeziehung der Planula und der Blastula gewisser- massen erklären. Am häufigsten tritt in der Ontogenie der Thiere die Planulaform auf und deswegen kann sie als Grundform betrachtet werden. Die Fälle, wo die Blastula in die Planula übergeht, scheinen diese Behaup- tung nochmals zu bestärken. Die anderen Fälle, wo, wie z. B. bei Amphioxus, Ascidia etc., eine Gastrula aus Blas- tula entsteht, sind schon durch das Blastulastadium mit dem Fall der Eucope verbunden und unterscheiden sich von dem letzteren Fall dadurch, dass sie sehr bald zur Entwickelung des Darmes führen; hier wird also die Planulaform, welche bekanntlich keinen Darm besitzt,

1) Kowalewsky Beobachtungen über die Entwickelungsge- schichte der Coelenteraten (russisch).

166 Salensky:

überschlagen. Die Entstehung der Gastrula aus der Blas- tulaform kann als eine Verkürzung der Entwickelung be- trachtet werden.

Wir haben bis jetzt die Differenzirungsvorgänge der Keimblätter betrachtet und haben gesehen, dass diese auf zwei Formen zurückgeführt werden können, auf die Planula und Diblastula. Von nun an treten bei den ver- schiedenen Thieren weitere Vorgänge in verschiedener Weise auf, deren Betrachtung uns helfen kann, um in Bezug auf die Bedeutung des Gastrulastadiums in der Ontogenie der Thiere eine Vorstellung zu gewinnen.

Fangen wir unsere Betrachtung mit den Thieren an, welche in ihrer Entwickelungsgeschichte ein Planula- Stadium in reiner Form durchlaufen resp. in früherer Zeit ihrer Entwickelung einen Körper darstellen, welcher aus zwei oder drei Keimblättern besteht und im Inneren keine Höhle trägt. In solcher Form verlassen die Em- bryonen der Coelenteraten ihre Elhüllen und sind in diesem Zustande unter diesem Namen schon längst be- kannt.

Die Entwickelung der Gastrula aus der Planula ist bei den Schwämmen vonHaeckel am genauesten unter- sucht und in seiner Monographie ausführlich beschrieben. Die Erscheinungen bei diesem Processe bestehen darin, dass im Entoderm der Planula sich zuerst eine Höhle bildet; diesen Zustand hat Haeckel mit dem Namen „Planogastrula^^ bezeichnet. In dieser Höhle bricht dann der Mund von aussen hinein, womit die Verwandlung der Planogastrula in die Gastrula vermittelt wird. Bei den Hydroidpolypen ist diese Umwandlung schon längst bekannt. Durch die Umwandlung der Planula in die Gastrula sind schon die hauptsächlichsten Vorgänge der Bildung des Körpers der Coelenteraten geschehen. Der Leib dieser Thiere (Hydroidpolypen, Schwämme u. s. w.) besteht während des ganzen Lebens aus diesen beiden Schichten, welche die Höhle umschliessen; nur bilden sich später die Organe, welche die verschiedenen Gruppen der Coelenteraten von einander unterscheiden: Tentakel, Poren, Skelettheile u= s. w. aus.

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 167

Vermuthlich werden auch bei den Turbellarien solche einfache Vorgänge bei der Bildung der Magen- höhle vor sich gehen; indessen da über ihre Entwicke- lung sehr wenig bekannt ist, können wir dies nicht be- haupten. Nach den Angaben von Kef erst ein soll die Magenwand dieser Thiere durch die Differenzirung der oberen Zellenlage (Exoderm) entstehen. Leider ist uns die Entwickelungsgeschichte der darmlosen Turbellarien (Oonvoluta, Schizoprora etc.) nicht bekannt. Ihrer Organi- sation nach unterscheiden sich diese letzteren von der Planula nur durch das Vorhandensein des Mundes. Man kön-nte daraus vermuthen, dass die Umwandlung dieser Thiere aus der Planula nur in dem Durchbrechen der Mundöffnung bestehe.

Bei allen übrigen Thiercn, welche die Planulaform in ihrer Entwickelungsgeschichte durchlaufen, folgen die Entwickelungserscheinungen etwa in folgender Ordnung: nach dem Pianulastadium bilden sich die Anlagen von verschiedenen äusseren und inneren Organen, welche bei diesen Thieren als typische bleibende oder Larvenorgane erscheinen, z. B. die Gliedmassen, die Schale, Velum, u. s. w. ; dann stülpt sich der Vorderdarm und Anus ein^ und schliesslich bildet sich im Innern des vegetativen Blattes die Darmhöhle aus. Diese Reihe habe ich durch die oben angeführten drei Stadien der Entwickelung der Auster darzustellen versucht. In Bezug auf die Vorder- darmeinstülpung habe ich oben darauf aufmerksam ge- macht, dass es eine secundäre Erscheinung ist, welche mit der sogen. Einstülpung des äusseren Blattes der As- cidien, Amphioxus etc., also mit dem Gastrulazustand dieser Thiere nicht verglichen werden kann. Der Mittel- darm, welcher der Magenhöhle der Gastrula (der Coe- lenteraten) entspricht, bildet sich in unseren Fällen nur dann aus, wenn schon die typischen Organe gebildet sind und das Mittelblatt differenzirt ist. lieber das Vorhan- densein dieses letzteren kann man aus den Angaben schliessen, welche durch sehr gründliche Untersuchungen erhalten sind (Euaxes, Tubifex etc.). Es bildet sich also in diesen Fällen kein Gastrulastadium.

168 Salensky:

Wenn wir die Würmer zuerst in Betracht ziehen, so haben wir das Beispiel dafür in dem schon mehrmals erwähnten Euaxes. Da über die Bildung der Darrahöhle bei diesem Thiere schon oben die Rede war, so werde ich hier nur erwähnen, dass die Einstülpvmgen für den Mund und After (Vorderdarm und Hinterdarm) hier ziem- lich früh entstehen. Von den Chaetopoden war auch oben die Rede. Wir haben gesehen, dass hier ebenfalls am frühesten sich die Wimperreifen, Wimperbüschel etc. bilden, dann stülpt sich wahrscheinlich der Mund ein und schliesslich entsteht im Inneren eine Magenhöhle (s. Cla- parede et Mecznikow loc. cit.).

üeber die Mollusken haben wir auch oben die. An- gaben von Loven, Lacaze-Duthiers, Gegenbaur und die meinigen erwähnt. Obgleich wir dort gesehen haben, dass die Angaben von verschiedenen Beobachtern in Bezug auf diesen Thiertypus von einander etwas ab- weichen, und dass nach einigen der Darm aus dem En- toderm, nach den anderen aus dem Exoderm entstehen soll , so ist doch wahrscheinlich, dass für die meisten Thiere dieses Thiertypus die Reihenfolge der Entwicke- lungserscheinungen übereinstimmt. Wenn die Entwik- kelung in solcher Weise vor sich geht, wie ,bei der Ostrea, so erscheint zuerst die Schale, Velum und Mundeinstülpung, dann tiitt erst die Darmhöhle auf. In derselben Weise geht die Entwiekelung der Pteropoden, Heteropoden und Prosobranchien (Calyptraea, Trochus, Vermetus, Entoconcha etc.) vor sich.

Die weiteren Entwickelungserscheinungcn der Thiere, welche das Blastulastadium im Gange ihrer Onto- genie durchlaufen, können auf verschiedene Weise vor sich gehen. Wenn wir mit dem Embryonalzustande der Ascidien anfangen, welcher eine abgeflachte Blase dar- stellt (Taf. V. Fig. 4) und in welcher die Differenzirung in zwei Keimblätter schon geschehen ist, so sehen wir, dass die darauffolgenden Erscheinungen darin bestehen, dass der ganze Embryo eine tassenförmige Gestalt annimmt (Figur 5). Diese aus zwei Schichten bestehende Schale geht später in das Gastrulastadium über (wie es für die

Bemerkuugen über Haeckcrs Gastraea-Theorie. 169

Ascidien, Amphloxus, Lumbricus etc. bekannt ist). In Folge dieser Veränderungen (der Einstülpung) entsteht die Magenhöhle der Gastrula; die Magenwand ist aber früher, bei der Abflachung, diiFerenzirt worden.

Indem in den letzt besprochenen Fällen der Em- bryo (Diblastiila) in die Gastrulafoim verwandelt ist, er- leidet die entsprechende Diblastulaform der Insekten ganz andere Veränderungen. Bei diesen sinkt das Entoderm in den Nahrungsdotter hinein und wird allmählich durch das Exoderm von aussen bedeckt. Die Divergenz der bei- den entsprechenden Entwickelungsstadien : der Ascidien und des Hvdrophilus, welche beide aus einer gemein- samen Diblastulaform sich ableiten lassen, wird durch die beiden Figuren 6 und 7 auf Taf. V. erläutet ^).

Diese Unterschiede in der Entwickeliing führen schliesslich zu den ganz abweichenden Verhältnissen der späteren embryonalen Erscheinungen dieser beiden Thicre. Indem bei der Gastrula (Ascidien) die Darmhöhle schon angelegt ist, wird sie bei den Insecten erst später sich bilden und zwar in ganz verschiedener Weise als in der Gastrula.

Es ist daraus ersichtHch, dass die Bildung der Ma- genhöhle in diesen beiden Fällen eine secundäre Erschei- nung ist, welche von verschiedenem späteren Verhalten der Exoderm- und Entodermschichtcn bedingt wird. Die hauptsächlichste Erscheinung in beiden Fällen ist die Differenzirung der Keimblätter aus einer indifferenten Zel- lenlage, also das Stadium der Entwickelung, welche auf den Fig. 4 u. 5 Taf. V. abgebildet sind. Sie sind hauptsäch- lich darum von grosser Wichtigkeit, weil sie die ersten Vorgänge darstellen, welche den beiden Formen (Asci-

1) Die Entwickelungstadien, welche zur Zeit der Schliessung der Rinne beim Hydrophilus vorkommen (s. Kowalevsky loc. cit. Taf. IX. Fig. 21—25) können als Gelegenheit zur Annahme des Ga- strulazustandes bei diesem Thiere dienen. Mir scheint aber diese Annahme kaum gerechtfertigt zu sein, weil derselbe Process bei Gastropacha pini (s. Kowalevsky Taf. XII. Fig. 1-6) ohne solchen Formenzustand vor sich geht.

170 Salensky:

dien etc. und Insecten) gemein sind, und von welchen die Divergenz der weiteren Entwickelungsformen auftritt. Wenn wir die DifFerenzirung der Keimblätter als Haupterscheinung betrachten, und die Bildung der Darm- höhle für eine secundäre halten, so wird es klar, dass die Gastrulaform mit der Magenhöhle auch in diesen Fällen rcsp. bei der Entwickelung aus der Blastula als Grundform nicht angenommen werden kann.

Aus dieser kurzen Uebersicht der ersten embryo- nalen Erscheinungen bei den Thieren folgt:. dass das Ga- strulastadium aus der Planula oder Blastula in Folge se- cundärer, später auftretender Veränderungen derselben entstehen kann; in den meisten Fällen entsteht es nicht. Nach diesen Bemerkungen brauche ich kaum zu fragen: kann eine solche nur einigen Thieren eigene Form die Stammform aller Metazoen darstellen, vorausgesetzt dass wir bei den anderen Thieren die Entwickelung ganz un- abhängig von dieser Form vor sich gehen sehen? Der Grund der Unrichtigkeit der Gastraea-Theorie besteht darin, dass in der Stammform der Gastraea eine secun- däre embryonale Erscheinung (die Bildung der Magen- höhle) mit den primären und wichtigsten (der Bildung der Keimblätter) zusammengestellt ist. Die Unrichtigkeit liegt in der Voraussetzung, dass die Gastrula derjenige frühzeitige Entwickelungszustand ist, „in welchem der embryonale Thierkörper die denkbar einfachste Form der Person darstellt^ (S. 17 Gastraea-Theorie etc.). Wa- rum sollen wir als einfachstes Wesen uns ein Thier vor- stellen, welches mit einer Magenhöhle schon versehen ist, wenn wir doch Metazoen kennen, welche (die darm- losen Turbellarien) keine Magenhöhle besitzen? Solche darmlosen Metazoen stellt auch die Gastrula dar, bevor sie die Magenhöhle bekommt und als Planulaform (bei den Coelenteraten) umherschwimmt. Diese Planula hat Haeckel zwischen die Thiere gestellt, welche keine Keimblätter haben, zwischen die Protozoen (s. die synop- tische Tabelle in der ^Gastraea-Theorie"). Solche Zu- sammenstellung kommt mir ganz unverständlich vor, denn

Bemerkungen über HaeckeFs Gastraea-Theorie. 171

Haeckel selbst sagt in seiner Monographie der Kalk- schwämme, dass in diesem Stadium die DifFerenzirung der Keimblätter schon auftritt. Das beweist die Künst- lichkeit des Begriffes der ,,Gastriila," dass sie als „schei- dende Grenzmarke'' zwischen den Protozoen und Meta- zoen stehen soll. Wenn die Plannia der Coelenteraten eine Magenhöhle und einen Mund erhält, so verwandelt sie sich in eine Coelenterate (Metazoon); warum sollte sie doch als Planula einen Protozoon darstellen, wenn sie die beiden Keimblätter besitzt, welche die Protozoen nicht haben und die erst durch den Furchungsprocess entstanden sind, welchen die Infusorieneier oder Keime nicht durchlaufen?

In der oben dargestellten kurzen Uebersicht der ersten embryonalen Vorgänge bei den Thieren haben wir gesehen, dass in den meisten Fällen die beiden Keim- blätter eine Form zusammenstellen, welche der Planula- form der Coelenteraten ähnlich ist und nur bei einigen Thieren von dieser Form durch weitergehende Ditferen- zirung des mittleren Keimblattes sich unterscheidet. Die andere Form, von welcher die Differenzirung erst beginnt und welche deswegen nicht mit der Planula zu ver- gleichen ist, habe ich Blastula genannt, um nur mit diesem Namen denjenigen Entwickelungszüstand einiger Thiere zu bezeichnen, von welchem ausgehend die Diffe- renzirung der Keimblätter in etwas abweichender Form als in der Planula auftritt. Wir haben diese Form bei verschiedenen Thieren getroffen und ihren weiteren Dif- ferenzirungsprocess kurz auseinandergesetzt. Die ein- fachste Differenzirung besteht darin, dass einige Zellen der Blastula von den anderen sich zu unterscheiden be- ginnen. Damit sind schon zwei Keimblätter angedeutet und die Organisationsstufe erreicht, welche jener der Planula gleich ist. Die beiden Keimblätter können weiter in verschiedener Weise sich entwickeln: entweder einen Körper darstellen, welcher die Gastrula ist (wie bei Amphioxus, Ascidien etc.), oder es kann das innere Keimblatt durch das äussere bedeckt werden, wodurch keine Gastrulaform entsteht {wie bei den Insecten).

172 Salensky:

In diesen kurzen Bemerkungen über die Gastraea- Theorle wollte ich nur die Thatsachen zusammenstellen, mit welchen ich für mich selbst mir die Bedeutung der Gastraea-Theorie klar zu machen versuchte. Das nega- tive Resultat, zu dem ich gelangte, beruht auf den That- sachen, nämlich auf jenen, dass die Gastrula nicht all- gemein verbreitet ist und dass die embryologischen Er- scheinungen mit dieser Grundform nicht in einen causalen Zusammenhang gebracht werden können. Wäre die Gastrula selbst so allgemein verbreitet, wie es Ha e ekel angiebt, so wäre damit durchaus noch nicht bewiesen, dass sie wirklich eine ontogenetische Grundform ist; denn was gewinnen wir mit der Annahme, dass die Gastrula eine Grundform der Entwickelung aller Metazoen ist, wenn wir mit dieser Form die Unterschiede in der Entwicke- lung nahe stehender Thiere (z. B. Amphloxus und an- derer Vertebraten, Ctenobranchlen und der übrigen Prosobranchien etc.) nicht erklären können ? Wir können nicht mit der Gastraeatheorle die Verschiedenheit in der Entwickelung des Lumbricus und Euaxes erklären. Solche Beispiele existiren aber sehr viele und sie zeigen dass zwischen den systematisch nahe stehenden Thieren wesentliche Verschiedenheiten In der Anlage ihrer Or- gane vorkommen können. Diese Thatsache sieht aber so paradox nur darum aus, weil wir jetzt gewöhnt sind, die Verwandtschaft der Thiere nur aus anatomischen Thatsachen abzuleiten und aus der Aehnlichkeit der Or- ganisation schon auf die Aehnlichkeit der Entwickelungs- proccsse schliessen. Um aber die Wechselbeziehung der organisirten Formen zu finden sollen wir alle Disci- plinen der Naturwissenschaft herbeiziehen ; wir müssen den Bau der ausgebildeten organischen Formen als Re- sultat der ontogenetischen Vorgänge betrachten und nicht nach der nur aus den anatomischen Thatsachen ge- wonnenen Meinung die ontogenetischen Thatsachen beur- theilen. Wenn wir objeetiv sein wollen, können wir nicht sagen, dass wenn zwei verschiedene Weisen der Entwickelung i,bei sehr nahe verwandten Formen vor- kommen''^ so sind sie wegen ihrer Verwandtschaft für

Bemerkungen über Haeckel's Gastraea-Theorie. 173

uns ganz unwesentlich ^). Wenn das phylogenetische Grundgesetz richtig ist, so muss die Verwandtschaft der Thiere erst aus der Ontogenie aufgefunden werden; sonst ist der Begriff der Verwandtschaft, welchen wir nur aus tectologischen Thatsachen entnehmen, eine vorge- fasste Meinung.

Wenn ich jetzt meine Bemerkungen schliesse, so hoffe ich in diesen wenigen Worten den thatsächlichen Beweis geliefert zu haben, dass:

1. das wichtigste Moment in der Ontogenie der Thiere die erste Differenzirung der Keimblätter ist;

2. dass diese Differenzirung bei verschiedenen Thieren zu verschiedener Zeit ihrer Entwickelung beginnt und in den meisten Fällen zur Planulaform führt, welche entweder in reinem (bei den meisten Thieren), oder in modificirtem (Vertebrata und einige wirbellose Thiere) Zustande bei allen Thieren vorkommt und selbst als freilebende Thier- formen existirt. In manchen Fällen kann die Planula- form übersprungen und durch Diblastula ersetzt werden.

3. dass die Ausbildung der Magenhöhle eine spätere, secundäre Entwickelungserscheinung ist, welche bei den verschiedenen Thieren in verschiedenen Entwickelungs- zuständen auftritt und im Begriffe der Grundform der Entwickelung nicht einen Platz einnehmen kann, dass also

4. die Gastrulaform nicht als Grundform in der Entwickelungsgeschichte aller Metazoen, und folglich

5. die problematische Form „Gastraea^ nicht als „Stammform*^ für die höheren Thierstämme angenommen werden kann.

Graz, 24. Januar 1874.

1) II ae ekel, die Kalkschwämme Bd. I. S. 467.

174 Salensky:

Erkläruug der Abbilduugeu.

Tafel V.

Fig. 1, 2, und 3. Drei Entwickelimgszustände der Auster (Original) Ex Exoderm, En Entoderm, V Yelum, S Schale, M Ein- stülpung des Vorderdarms, D Darm.

Fig. 4. Diblastula von einer Aseidie (nach Kowalevsky : Weitere Studien ct. in Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. VII. Taf X. Fig. 5) Ex Exoderm, En Entoderm.

Fig. 5. Diblastula des Hydrophilus (nach Kowalevsky: Embr. Studien ct. in Mem. de l'Acad. Imp, de St. Peter sbourg Taf. IX. Fig. 20) Ex Exoderm, En Entoderm.

Fig. 6. Gastrula einer Aseidie (nach Kowalevsky 1. c. Taf. X. Fig. 6) Ex Exoderm, En Entoderm.

Fig. 7. Querschnitt durch den Embryo von Hydrophilus (nach Ko- walevsky I.e. Taf. IX. Fig. 26) Ex Exoderm, En Ento- derm.

Neue Spataiigiden des Hamburger iHuseiims.

Von

Dr. Heinrich Bolau

in Hamburg.

Hierzu Tafel YI.

Wenige Wochen nach Beendigung meiner kleinen Arbeit über die Spatangiden des Hamburger Museums (erschienen in den Abhandlungen des naturwissenschaft- lichen Vereins zu Hamburg-Altona V. Band 4. Abthlg. und im Osterprogramm der Realschule des Johanneums zu Hamburg 1873) hatte unser Museum Gelegenheit, einige neue interessante Stücke dieser schönen Seeigel- gruppe zu erwerben, darunter zwei ganz neue Arten, von denen im folgenden die Beschreibung gegeben werden soll.

1. Maretia ellipttca n. sp. (Fig. 1 u. 2.)

Die Schale ist sehr regelmässig länglichrund und hat in der Mitte ihre grösste Breite. Die vier paarigen Ambulacren sind an ihrem Ende nicht geschlossen und bis nahe an den Scheitel wohl entwickelt; im äussern Viertel ihres Verlaufes gehen die Porenreihen fast paral- lel neben einander her. Das fünfte vordere Ambulacrum scheint auf den ersten Blick zu fehlen ; von innen sieht man aber bei durchfallendem Licht sehr deutlich auf den Ambulacralplatten statt der Poren durchscheinende Punkte in zwei einfachen, also nicht doppelten Reihen verlaufen. Von aussen ist von dieser Bildung nur mit

176 Bolau:

der Lupe In der Nähe des Scheitels eine schwache Spur zu entdecken in der Form von kaum bemerkbaren Ein- drücken. Die Unterseite der Schale zei^t die bei Mare- tia gewöhnliche Bildung: ein Sternalfeld ohne Stacheln, umgeben von grösseren durchbohrten Stachelwarzen, deren jede von einem schwach angedeuteten kleinen, glatten, polygonalen Felde umgeben ist; dazwischen zerstreut sehr kleine Stachelwarzen. Von dem Sternum nimmt die Grösse der Stacheln nach dem Rande der Schale hin ab. Von der subanalen Semita ist nur die obere Hälfte deutlich vorhanden; sie umschliesst den obern Rand des wohlentwickelten in einem kleinen Höcker vorspringen- den Subanalfeldes. Die Genitalporen liegen wie gewöhn- lich, die vorderen einander etwas mehr genähert, als die hinteren. Augenporen fünf, kaum bemerkbar. Von der Madreporenplatte geht eine kurze Röhre im Innern der Schale nach hinten.

Die Länge der ganzen Schale beträgt 78 Mm., ihre Breite 56,5 Mm., ihre hinten über dem Höcker des Subanal- feldes gelegene grösste Höhe 25 Mm., ihre Höhe im Schei- tel 24 Mm. Abstand des Scheitels vom Hinterrand der Schale 45,5 Mm. vom Vorderrand 32,5 Mm., Das vordere Ambulacrum enthält in der vordem Porenreihe 17, in der hintern 18 19, das hintere Ambulacrum in der vor- deren Reihe 27, in der hinteren ebenfalls 27 Porenpaare. Die grösste Breite des vorderen Ambulacrums ist 5,5 Mm. (in der Fig. 1 etwas zu breit), seine Länge 20 Mm., die grösste Breite des hintern 5,5 Mm., seine Länge 32 Mm.

Die neue Art ist von Maretia planulata Lam. und meiner M. carinata mit Leichtigkeit zu unterscheiden: von einem Kiel zwischen den beiden hinteren Ambula- cren zeigt sich keine Spur; das anale Feld, das bei den beiden anderen Arten schräge nach unten geneigt ist, ist hier fast senkrecht. Die grossen Stachelwarzen sind bei der neuen Art sehr zahlreich und liegen oben auf der Schale, also nicht in Vertiefungen oder doch in kaum bemerkbaren.

Unser Stück kam durch Kauf von Herrn C. W es sei an unser Museum und stammt von der Maldon-Insel,

Neue Spatangiden des Hamburger Museums. 17?

die in der Südsee ungefähr unter S. B. und 136^ W. L. von Ferro liegt.

Es mag sein, dass man bei späterer genauerer Kennt- niss der Gattung Maretia Gray diese Art als Typus einer neuen Gattung von Maretia abzweigen wird: vorläufig halte ich es für richtig, sie zu Maretia, die ihre Ver- breitung' im Indischen und Grossen Ocean hat, zu stellen.

2. Brissiis sternaloides n. sp. (Fig. 3.)

Bei der Betrachtung von oben hat die- Schale einen regelmässigen länglichrunden Umriss, von der Seite ge- sehen springt die sehr bedeutende Höhe des hintern Theils besonders in die Augen. Sie hat ihre Ursache darin, dass das Sternum sich etwas wölbt und nament- lich, dass das subanale Schild sehr stark hervortritt, so stark, dass das Hinterende der Schale dadurch schief ge- stutzt erscheint und zwar mit Hervortreten der untern Hälfte. Die Oberfläche ist schwach, aber gleichmässig gewölbt. Die vordem Ambulacren sind grade und unter einem Winkel von etwa 45^ ^^^^^ einander geneigt, die hintern bilden einen solchen von etwa 135^ miteinander und nehmen ebenfalls einen graden Verlauf, so dass also die hintern und vordem Ambulacren unter einem Winkel von etwa 90^ zusammenstossen. Die hintern Ambulacren sind etwa Ya länger, als die vordem. Genitalöffnungen und Augenporen, wie bei Brissus gewöhnlich.

Länge der ganzen Schale 51 Mm., grösste Breite (in der Mitte) 45 Mm., grösste Höhe V3 ^^^ Hinterende entfernt 31 Mm., Höhe Va vom Vorderende entfernt 25,5 Mm., Länge der hintern Ambulacren 20,5 Mm., der vorderen 15 Mm.

Unsere Art ist am leichtesten an der bedeutenden Höhe im hintern Theil der Schale und dem stark vorge- zogenen Subanalscbild zu erkennen; sie ist am nächsten mit Br. sternalis verwandt, von dem sie sich jedoch durch die eben wiederholten Charaktere leicht und sicher unter- scheiden lässt.

Wir erhielten unser Spiritusexemplar aus der Bai von Siam durch Kauf von Herrn Salmin.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jatirg. 1. Bd.

12

178 Bolau: Neue Spatangiden des Hamburger Museums.

3. Agassizia scrohiculata Valenc.

Von dieser schönen Art besitzet wir jetzt ausser dem, schon vorhandenen noch 8 neue Stücke in ver- schiedenen Grössen. Sie kamen durch Herrn H. Stre- bel an unser Museum und wurden in La Paz in Mexico gesammelt. Die Grösse der Stücke schwankt in der Länge zwischen 18 und 48 Mm., in der Breite zwischen 16 und 44 Mm.

Erklärung der Figuren.

Tafel VL

1. Maretia elliptica n. sp. Obere Ansicht.

2. Dieselbe. After und Umgebung, schräge von unten gesehen.

3. ümriss von Brissus sternaloides n. sp. von der Seite.

a. Mund.

b. Scheitel.

Heber die Nolluskenfauna der Sudeten.

Von Dr. 0. Reinharilt

in Berlin.

Mit dem Namen Sudeten (im weiteren Sinne) be- zeichnet man das Gebirgsländ, welches sich von den Quellen der Oder bis zu denen der Iser in einer Länge von beinahe 40 Meilen erstreckt und Schlesien auf der nordöstlichen von Mähren und Böhmen auf der südwest- lichen Seite scheidet. Dieser ausgedehnte Gebirgszug ist indessen kein gleichmässig und ununterbrochen fort- laufendes Ganzes, sondern zerfällt in eine Anzahl von Gebirgsgruppen, als deren Hauptglieder folgende ange- sehen werden können:

I. Das Mährische Gesenke (oder die Sudeten im engeren Sinne) nimmt den südöstlichen Theil des ganzen Zuges von den Quellen der Oder bis zur Glatzer Neisse ein und bildet die Wasserscheide zwischen der Oder und der Donau (während die folgenden Glieder die Flussgebiete der Oder und der Elbe scheiden). Das Glatzer Schneegebirge mit den Quellen der March ist als der nordwestliche Flügel dieses Gebirges anzusehen.

IL An den Schneeberg reihen sich die Glatzer Gebirge, welche auf der westlichen Seite der Graf- schaft Glatz unter dem Namen des Habelschwerdter, des Mense- und des Heuscheuergebirges hinziehen, während

IIL auf der östlichen Seite der Glatzer Kessel durch

180 Reinhardt:

den Kamm des .Eulengebirges begrenzt wird, das sich in gleicher (nordwestlicher) Richtung, wie die vor- hergehenden Glieder, zwischen der Neisse und der Wei- stritz erstreckt. Oestlich vom Nordende dieses Gebirges liegt

IV. die kleine, abgesonderte Gebirgsmasse des Zobten.

V. Nördlich schliesst sich an das Eulengebirge ein Bergland ohne Kammbildung, welches sich westlich bis zu den Ausläufern des Glatzer Gebirges hinüberstreckt, das VV aldenburger (oder Waldenburg-Landeshuter) Gebirge. x\n dies reiht sich

VI. weiter nördlich und nordwestlich, vom Bober und der Katzbach eingeschlossen, das Bober-Katzbach- Gebirge, ebenfalls ein niedriges Bergland mit wenigen Gipfeln über 2000' Höhe. Durch das Hirschberger Thal wird von demselben getrennt

VIL das Riese ngebirge , das, an das Landeshuter Gebirge sich anschliessend, in fast westlicher Richtung verläuft, bis endlich

VIII. das Isergebirge als letztes Glied nach Nordwesten den Abschluss des ganzen Zuges bildet.

Von diesen Theilen sind nur das Mährische Gesenke und das Riesengebirge (und allenfalls das Isergebirge) Kochgebirge; die übrigen Glieder haben nur einzelne wenige Spitzen über 3000' Höhe aufzuweisen.

Was über die Molluskenfauna dieses Gebietes bekannt ist, findet sich zusammengetragen in dem vortrefflichen Werke: Schlesiens Land- und Wassermollusken, syste- matisch geordnet und beschrieben von Dr. IL Scholtz. Breslau 1843; Supplement 1853. Sucht man sich nach diesem Buche durch Zusammenstellung der Fundorte aus den einzelnen Abtheilungen des Gebirges ein Bild der gesammten Sudetenfauna zu entwerfen, so findet man bald, dass dasselbe noch ein recht mangelhaftes ist. Einige der oben angeführten Gebirgsgruppen sind in malakologischer Hinsicht noch gänzlich unbekannt, wie z. B. das Isergebirge und die böhmische Seite des Riesen- gebirges (welche natürlich bei Scholtz keine Berück-

Ueber die Molluskenfauiia der Sudeten. " 181

sichtignng finden konnte); von anderen Theilen, wie von dem Mährischen Gesenke, den Glatzer Gebirgen, der Eule, liegen nur sehr spärliche Angaben vor; am besten bekannt sind die schlesische Seite des Riesengebirges sammt dem Hirschberger Thal und die sich der Ebene zuwendenden Partieon der Vorgebirge, also das Walden- burger und das Bobcr-Katzbach- Gebirge. Es ist mithin nur ein kleiner Theil des Gesammtgebirges soweit erforscht, dass man über seine Fauna ein einigermassen zutreffen- des ürtheil sich erlauben könnte. Und doch erscheinen gerade die Sudeten vor allen andern mitteldeutschen Ge- birgen der Beachtung werth, nicht allein deshalb, weil kein anderes derselben sich zu so bedeutender Höhe er- hebt, und schon aus diesem Grunde eine grössere Man- nichfaltigkeit im Vorkommen der Mollusken zu erwarten ist, sondern auch ihrer geographischen Lage wegen, in- dem sie als nordöstlicher Grenzwall dieses Berglandes gei:^en die Ebene und als Nachbar der mächtigen Kar- pathenkette mit ihrer zum Theil cigenthümlichen Fauna interessante Verhältnisse hinsichtlich der Verbreitung einzelner Arten darzubieten versprechen. Es erschien somit der Mühe werth, eine eingehendere Durchforschung dieses Gebirgs vorzunehmen, als es bisher geschehen; ich habe inich bestrebt, mir auf vielfachen Reisen von der Molluskenfauna der Sudeten so genau als möglich Kenntniss zu verschaffen, und stelle nun die Ergebnisse dieser Forschungen in Nachstehendem zusammen. Aller- dings machte es die bedeutende Ausdehnung des Gebie- tes, die Entfernung desselben von Berlin und die mir knapp zugemessene Zeit unmöglich, allen Theilen des Gebirges gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, und mancher Punkt, au dem vielleicht interessante Fragen zu lösen gewesen wären, musste zu meinem lebhaften Bedauern unbesucht bleiben. Bei der Beschränkung, die ich mir nothgedrungen auferlegen musste, habe ich zu- nächst die beiden Hauptglieder der Sudeten, das Mäh- rische Gesenke und das Riesengebirge gründlicher kennen zu lernen gesucht, ferner das ganz unbekannte Iserge- birge und einzelne Theilc der Vorgebirge durchforscht.

182 Reinhardt:

Von denjenigen Theilen, die ich selbst nicht besuchen konnte, habe ich die Fundortsangaben unter Benutzung des oben citirten Werkes von Scholtz und einiger anderer Arbeiten, die später Erwähnung finden werden, zusammengestellt, um so ein Bild ihrer Fauna zu ge- winnen.

In den folgenden, nach den oben namhaft gemachten Gebirgsgruppen geordneten Listen habe ich bei jeder Art sämmtliche Fundorte angeführt, die mir bekannt gewurden sind. Dadurch erhält man am besten einen Ueberblick über die Verbreitung der Art in dem betreffenden Gebiet, sowie über ihre Häufigkeit in demselben, die ja durch die grössere oder geringere x\nzahl der Fundorte be- stimmt wird. Etwas anderes ist es mit dem mehr oder minder zahlreichen Auftreten der Individuen an einem Orte; das Verhalten der Arten in dieser Hinsicht ist durch die Ausdrücke: zahlreich, gesellig, vereinzelt an- gedeutet. Dem Namen der Fundorte, an welchen ich selbst nicht sammelte, ist der Name des Sammlers, als des Bürgen für die Angabe beigefügt; doch sind der Einfachheit wegen sämmtliche aus dem Werke von Scholtz entlehnte Fundorte unter dem Namen Scholtz aufgenommen worden, auch wenn dieser selbst nicht der Sammler war. Haben mehrere dieselbe Art am gleichen Orte gefunden, so ist nur der letzte Beobachter namhaft gemacht.

1. Das mährische (leseuke.

Von dem höchsten Punkte dieses Gebirges, dem zweithöchsten der gesammten Sudeten, dem Altvater (c. 4600') zieht sich in nordwestlicher Richtung der Haupt- kamm in einer durchschnittlichen Höhe von etwa 4000' bis zum Hockschar (4110'). Ueber die tiefste Stelle dieses Kammes, den Pass am Rothenbcrge (3232'), führt eine Verbindungsstrasse zwischen Schlesien und Mähren; zwischen dem Passe und dem Ilockschar erhebt sich der Kamm zu den Kuppen der Brünnelhaide (4200'), des Fuhr- mannssteines (4318') und des Kepernicks (4462'). Nach- dem nördlich vom Hockschar sich das Gebirge plötzlich

Ueber die Molluskeufauna der Sudeten. * 183

zum Ramsauer Passe (c. 2500', Verbindungsstrasse zwischen Freiwaldau in Schlesien und Goldenstein in Mähren) her- abgesenkt hat, streicht ein Theil desselben weiter in nord- westlicher Richtung bei Lindewiese und Setzdorf vorbei bis nach Reichenstein und Wartha, wo ihm durch die Neisse eine Grenze gesetzt wird, während ein anderer Theil in westlichem Streichen sich zum Glatzer (Spieg- h'tzer) Schneeberg (4400') erhebt, der seine westlichen und nordwestlichen Ausläufer ebenfalls bis an die hier entspringende Neisse sendet. Nach Süden vom Alt- vater setzt sich der Kamm fort über den Petersstein (4402') und die nach S. W. streichende Hohe oder Jano- witzer Haide, ein Hochplateau, das nach Süden plötzlich steil abfällt zu dem sogenannten Kessel, in welchem aus zahlreichen Qnellbächen die Mohra, ein Nebenfluss der Oppa, ihren Ursprung nimmt. Vom Altvater und seinen Ausläufern entspringen die Biele, die weisse Oppa und die Tess ; erstere, deren einer Zufluss vom Leiterberge her den Hohen Fall oder Hufall bildet, fliesst, dem Zuge des Haiiptkammes folgend, nördlich über Waidenburg, Thomasdorf, Buchelsdorf und Preiwaldau, um sich dann nordwestlich zu wenden und endlich in die Neisse zu fallen. Ihr rechtes Ufer wird von einem Höhenzuge be- gleitet, auf welchem in der Nähe von Freiwaldau die Goldkoppe' emporsteigt, von dem ferner östlich von Bu- chelsdorf ein Bach entspringt, der den Zeiskengrund durchfliesst, und auf dem endlich bei Reiwiesen, östlich von Freiwaldau, 2379' hoch ein Hochmoor liegt, welches durch das Vorkommen der Pinus obliqua Sauter aus- gezeichnet ist, und in welchem aus einem nach dem Glauben der Eingeborenen unergründlichen Teiche die schwärze Oppa entspringt. Diese fliesst iuerst eine kurze Strecke östlich, sodann südlich bei dem Dorfe Einsiedel vorbei, um bei Würbenthai den zweiten der vom Altvater herabkommenden Flüsse, die weisse Oppa, aufzunehmen, die bald nach ihrem Ursprünge den Oppa- fall gebildet und sodann den kleinen Badeort Karlsbrunn durchströmt hat. Die Tess endlich, deren Quellen an den westlichen Lehnen des Altvaters liegen, fliesst zuerst

184 Reinhardt:

westlich, dann südwestlich und ergiesst sich in die March, welche auf der südlichen Seite des Glatzer Schneebergs entspringt und das Wasser sämmtlicher auf der mähri- schen Seite des Gebirges herabtiiessenden Gewässer der Donau zuführt. Von weiteren Bergzügen sei noch er- wähnt der nördlich von Freiwaldau und der ßiele ge- legene Hirschbadkamm (3000'); an dessen Gehängen der bekannte Badeort Gräfenberg liegt, so wie die südlich von der Biele und östlich von der Oppaquelle steil sich erhebende Bischofskoppe bei Zuckmantel (2750'); an der Grenze von preussisch und österreichisch Schlesien.

Die geognostischen Verhältnisse des Mährischen Ge- senkes sind sehr einfach. Als Hauptgestein tritt Glim- merschiefer auf, nächstdem Gneis (z. B. am Hockschar, bei Goldenstein); die Bischofskoppe zeigt Thonschiefer. In dem Glimmerschiefer finden sich an verschiedenen Stellen Lager von ürkalk, mitunter von bedeutender Ausdehnung, wie dasjenige von Setzdorf bis Lindewiese; andere Stellen, wo Kalk auftritt, sind der Spitzstein bei Saubsdorf östlich von Freiwaldau, Einsiedel bei Würben- thal und Endersdorf bei Zuckmantel; meistentheils zeich- nen sie sich durch eine reiche Molluskenfauna aus, na- mentlich wo sie mit Laubholz bewaldet sind. Vulka- nische Gesteine finden sich in diesem Theile der Sudeten selten; nur der Köhlerberg bei Freudenthal stellt sich als ein ehemaliger Vulkan dar.

Fast nirgends im Gesenke liegt das Gestein blos, so dass gewaltige Fels- und Trümmerraassen, wie sie im Riesengebirge so häufig angetrofi'en werden, hier fast ganz fehlen. Die Bergkuppen bilden meist sanftgewölbte, oft lang dahin gestreckte, begraste Rücken mit üppiger Krautvegetation, höchstens dass an einer einzelnen Stelle des Gipfels kahle Felspartieen, sogenannte „Steine", auf- treten, wie die Altvatersteine, der Petersstein, der Keper- nik- und Fuhrmannsstein u. a.

Die Berge des Mährischen Gesenkes sind durch- weg bewaldet, und wenn auch wohl die Fichte vor- herrscht, so ist doch die Buche ebenfalls recht häufig ; vielfach findet sich auch der Bergahorn (Acer Fseudo-

üeber die Molluskenfaima der Sudeten. , 185

plataiius L.) Die Bewaldung geht bis ziemlich weit hinauf; bis c. 3500' findet sich noch Hochwald, von da an nimmt das Längenwachsthiim der Bäume ab, dieselben werden strauchartig, nm endlich zwischen 3800' 4000' ganz zu verschwinden. In der oberen Waldregion ge- sellt sich der Fichte sehr häufig die Eberesche zu und bildet dort einen förmlichen Gürtel. Charakteristisch für das Gesenke und hierin besteht einer der auffallendsten Unterschiede vom Kiesengebirge ist der gänzliche Mangel an Knieholz, das doch im Riesengebirge bei 4000' Höhe ganz allgemein auftritt. An Stelle der Knie- holzregion findet sich hier eine baumlose Zone, die nur Kräuter und Stauden in üppigster Fülle und von Holz- gewächsen höchstens einige Weiden (unter ihnen Salix {herbaceaL. und Vaccmium-AYten aufzuweisen hat.

Uebcr die Schneckenfauna des Mährischen Gesenkes finden sich in der Litteratur nur wenige und vereinzelte Angaben, die meisten noch bei Scholtz, der nach den Mittheilungen der Herren Schneider und D i 1 1 r i c h etwa 12 Arten von dorther namentlich aufführt. Ausser- dem ist mir, abgesehen von einigen Angaben über das Vorkommen von Clausilien in A. Schmidt's kritischen Gruppen der europäischen Clausilien, nur noch ein „Ver- zeichniss der Mollusken des Altvaters von 3700' 4680' Höhe'^ von dem unermüdlichen Erforscher dieses Ge- birges, Prof. Kolenati, bekannt geworden, das einen Theil einer „Fauna des Altvalers (hohen Gesenkes der Sudeten)" bildet, abgedruckt im Jahresheft der natur- wissensch. Sect. der k. k. Mähr. Schles. Gesellsch. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes- kunde für das Jahr 1858 (auch als Seperatabdruck er- schienen). In diesem, wie es scheint, wenig bekannten Verzeichnisse (v. Martens erwähnt es in seinem Litte- raturnachweis im Nachrichtsblatt d. deutschen malakol. Gesellsch. nicht) werden nur 7 Arten aufgeführt, näm- lich Helix arhustorum, hortensis, rotundala, Succmea oh- longa var. sudeiica Kolen., Viirina dia)/hana, Clausula hidens und dubia var. trivia Parr. Wie weit die Rich- tigkeit der Bestimmungen Vertrauen verdient, ist ohne

186 Reinhardt: '^

Ansicht der Exemplare natürlich schwer zu beurtheilen ; bemerken will ich jedoch, dass ich in dem bezeichneten Höhengürtel Helix hortensiü nnd H. rotundato. nicht ge- sehen habe. Letztere wird hier durch Helix rtiderata vertreten, nnd fast scheint mir die beigefügte Beschrei- bung Kolenatis (;, braun (ohne Erwähnung der Flecke), sehr dicht scharf querriefig etc. sehr häufig unter Rinden abgestorbener, morscher Bäume bis nahe an die Kuppen") auf 11. ruderata zu deuten. Viirina diaphonaj, die sehr häufig unter Steinen und faulem Holz bis an die Kuppen des Altvaters sein soll, habe ich im ganzen Gesenke nicht gefunden, sondern nur Vitrina elongatOy diese auch noch auf dem Altvater. Clausüia dubia end- lich (die var. trivia ist mir gänzlich unbekannt) ist im Mäh- rischen Gesenke überhaupt nicht zu häufig und nament- lich in dem angegebenen Höhcngürtel von mir nirgends beobachtet; sollte damit vielleicht GL oruciata gemeint sein, die mit GL plicatula bis zu den höchsten Spitzen hinauf- steigt?

Folgende Mollusken sind bis jetzt im Mährischen Gesenke beobachtet worden: I. Arion Fer.

1. A. empiricoruwt Fer., meist die var. rufu8\ bis hinauf an die obere Grenze der Bergregion. Freiwaldau, Reymanns Anlagen. Am Stechgraben bei VValden- burg. An morschen Baumstümpfen zwischen der Schäferei am Petersstein und dem Vatergraben.

2. J.. fuscus Müll. In Wäldern, unter Steinen und Moos; bis über die ßauraregion hinaus. Am Spitzstein bei Saubsdorf unweit Freiwaldau. Oberhalb Waiden- burg am Stechgraben. Bei der Schäferei unterhalb des Peterssteines und an diesem selbst.

3. A. hortensis Fer. (var. alpicola Fer.) Wie vor. Frei- waldau, Reymanns Aulagen. Unterhalb der Schäfe- rei am Petersstein in der Nähe des Vatergrabens. ^

4. /l. melanocephalus Faure - Biguet. An feuchten Stellen zwischen Laub. Am Stechgraben oberhalb Waidenburg.

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 187

IL Lima X L.

5. L. chiereo-niger Wolff. In den Waldungen ver- breitet, meist jedocli einzeln vorkommend. Die Fär- bung variirt

a) schwarz, höchstens mit hellfarbenem Rücken- kiel : Hirschbadkamm oberhalb Gräfenberg. Fichten- stein bei Nieder-Lindewicse. Endersdorf bei Zuck- mantel. Bischofskoppe. Frankenhau b. Freiwaldau.

b) dunkie Grundfarbe mit hellen Längsstreifen: Spitz- stein bei Saubsdorf. Goldkoppe b. Freiwaldau. Rey- manns Anlagen (hellbraun).

c) ganz hellfarbig oder rein weiss: Oberhalb Wai- denburg, beim Hinaufsteigen nach dem Altvater. Karlsbrunn, hier ein sehr grosses, ganz weisses Exem- plar, nur die Fühler zeigen einen Anflug von Grau.

6. L. cinereus List. Seltener als vor. Am Hirschbad- kamm oberhalb Gräfenberg. Im Buchenwalde am Stechgraben oberhalb Waidenburg.

7. L. marginatus Müll, (arborum Bouch.) An Buchen- stämmen, Mauern und Felsen bis über die Baum- grenze hinauf; meist gesellig. Freiwaldau, Reymanns Anlagen. Spitzstein bei Saubsdorf. Setzdorf bei Friedberg. Hirschbadkamm und Goldkoppe bei Frei- waldau. Am Stechgraben bei Waidenburg. Am Vatergraben unterhalb der Schäferei. Am Petersstein.

8. L. agrestis L. In Gärten etc., meist sehr gesellig. Freiwaldau, im Telegraphenamtsgarten; im Schloss- garten. Hutberg bei Buchelsdorf und Zeiskengrund bei Freiwaldau.

9. L. teyielluö Nilss. Für diese Art halte ich mehrere Stücke eines bis c. 3 Ctm. langen Limax von hell- gelber Farbe, etwas dunklerem Schilde, mit dunklem Kopf und Fühlern, sehr langem spitzen und scharf gekielten Schwanzende, die ich oberhalb Waidenburg im feuchten Buchenwalde am Wege nach dem Stech- graben sammelte.

10. L. laevis Müll, (brunneus Drap.) Auf einer feuchten Wiese im Zeiskengrunde bei Freiwaldau, am Rande eines Baches.

188 Reinhardt:

III. I)au debardia Hartm.

11. D. hrevipes Drap. Im abgefallenen Laube bei 8etz- dorf und am Fichtenstein b.ei Nieder-Lind ewiese einzeln; an beiden Lokalitäten auf Kalk.

12. P. riifa Drap. Lebt wie vor.; am Spitzstein bei Saubs- dorf (Kalk) und im Walde zwischen der Goldkoppe und Kaltseifen.

IV. Vitrina Drap.

13. V. elofigata Drap. An feuchten Stellen in Wäldern, unter Steinen, an feuchten Holzstückchen, bis auf die höchsten Spitzen hinauf; meist vereinzelt gefunden; Goldkoppe bei Freiwaldau, und zwischen derselben und Kaltseifen mit 12. Am Stechgraben oberhalb Waidenburg, ßrünnelhaide. Petersstein. Gipfel des Altvaters.

lieber V. diapliana Drap., welche von Kolenati sehr häufig bis an die Kuppen des Aitvaters ange- geben wird, s. die Bemerkung oben p. 187.

14. F. ])ellucida Müll. Grasige und moosige Stellen, bis an die obere Grenze der Baumvegetation. Gesellig. Freiwaldau, Schlossgarten. Spitzstein b. Saubsdorf. Fichtenstein b. Nieder-Liadewiese. Setzdorf (Kalk). Hutberg b. Buchelsdorf. Endersdorf bei Zuckmantel (Kalk). Auf dem Köhlerberge b. Freudenthal (Ba- salt). Schlossruine in Goldenstein. Im oberen Theil des Kessels.

V. Hyalina Gray.

15. H. cellaria Müll. Unter Steinen, meist einzeln. Frei- waldau, Schlossgarten ; Wesselenigarten. Saubsdorf. Goldenstein, altes Schioss.

10. H. glahra Stud. Unter Hecken und Steinen, eben- falls meist einzeln, oft an ziemlich trockenen Orten. Hutberg bei Buchelsdorf. Goldkoppe b. Freiwaldau. Zeiskengrund, oben bei der Kapelle. Fichtenstein bei Nieder- Lindewiese. Setzdorf. Einsiedel bei Würbenthai. Häufig, doch nicht ausschliesslich auf Kalk.

17. H, radiatula Alder., (striatula Gray, nitidosa Fer. Rossm.) Unter Laub und Steinen, in Hecken, gewöhnlich

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. 189

gesellig. Freiwaldau, Schlossgarten. Zwischen Nieder- Lindewiese und Setzdorf. Am Stechgraben bei Waidenburg. Zwischen der Schäferei am Peters- stein und dem Vatergraben. Im Kessel, bis zum oberen Rande, ßrünnelhaide. Einsattlung zwischen dem Kepernikstcin und dem Hockschar. Ammichstein, var. alhina. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

18. H. pura Alder. Wie vorige, häufig mit ihr zusammen, und wie diese bis zu den Kämmen hinaufsteigend. Spitzstein bei Saubsdorf. Goldkoppe b. Freiwaldau. Zeiskengrund bei der Kapelle. Am Stechgraben bei Waidenburg. Bischofskoppe bei Zuckmantel, bis zum Gipfel hinauf. Zwischen dem Kepernikstcin und dem Hockschar. Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

19. H. 7iite?is ^Uch. Im Laub und unter Steinen, gesellig; nur in der Vorgebirgsregion gefunden. Spitzstein bei Saubsdorf. Hutberg bei Buchelsdorf. Fichten- stein b. Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Endersdorf bei Zuckmantel. Bischofskoppe. Goldenstein am alten Schloss.

20. H. nitidula Drap. Im abgefallenen Laube, scheint höher als vor. aufzusteigen. Goldkoppe bei Freiwal- dau ; zwischen dieser und Kaltseifen. Köhlerberg b. Freudenthal, in Hecken unter ßasalttrümmern. Im Kessel im untern Theil.

var. albtna. Im Kessel einige Stücke.

21. H. diaphana Stud. Nur am Wölfelsfall in der Graf- schaft Glatz gefunden.

{H. crystallina Müll, ist von mir im Mährischen Ge- senke gar nicht beobachtet worden.)

22. H. suhrimaia Reinh. Ueber diese neue Art habe ich in der Sitzung der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin vom 16. Mai 1871 berichtet und daselbst die Diagnose und Verbreitung mitgetheilt. Ich habe seitdem Gelegenheit gehabt, eine grosse Anzahl Ex- emplare von weiteren Fundorten zu prüfen und mich von der Selbstständigkeit dieser Art immer mehr zu überzeugen. Sie sieht am meisten der H. diaphana ähnlich (ist auch stets mit dieser verwechselt worden),

190 Reinhardt:

namentlich durch den scheinbaren Mangel des Na- bels; eine genauere Untersuchung zeigt jedoch, dass bei H, suhrimata stets ein deutlicher Nabelritz vor- handen ist, während bei H. dia^hana der Nabel, auch bei ganz jungen Stücken bereits, gänzlich fehlt. (Bemerkt sei hier, dass die Kärnthner Exemplare, welche Dr. Lehmann in seinem letzten Aufsatze „Hyat. crystallina und H. suhterranea" im Nach- richtsbl. 1871 p. 76 erwähnt und die er für junge H. diaphana hält, bei denen der Nabel noch nabelritzig bestand, zu H. suhrimata gehören, wie ich itiich durch Ansicht der Exemplare selbst überzeugte.) Dazu kommen noch fernere Unterschiede in der Form, Grösse und Farbe. H. stcbrimata ist stets kleiner als H. diaphana; sie ist auf der Ober- wie auf der Unter- seite convexer, als die namentlich oberseits fast flache H. diaphana. Die Windungen nehmen bei ihr schneller an Breite zu, als bei dieser, so dass gleich grosse Exemplare der H. diaphana mehr Windungen zeigen, als die der H. suhrimata. Die Farbe endlich, bei H. diaphana rein weiss, zeigt bei H. suhrimata einen Stich ins Grünliche, gerade so wie die Schalen des H. suhterranea^ der unsere Schnecke überhaupt sehr nahe steht. Wollte man die 4 deutschen Hya- lina-Arten aus der Crystallina-Gruppe naturgemäss gruppiren, so würde man 2 Reihen aufstellen können, nämlich :

1) Schalen mit flachem Gewinde, enger Windung, von weisser P^arbe:

a) deutlich genabelt: H. crystallina,

b) ungenabelt: H. diaphana.

2) Schalen mit convcxem Gewinde, schnell zu- nehmenden Windungen, von grünlich weisser Farbe :

a) mit deutlich offenem Nabel : H. suhterranea,

b) mit Nabelritz: H. suhrimata. Interessant und wichtig ist, dass auch durch die Zungenbewaffnung sich die beiden Reihen deutlich und wesentlich unterscheiden, indem hei der ersten

Ueber die Molliiskenfauna der Sudeten. 191

Reihe die Znngenzähne verschwommene, abgerundete Contouren zeigen, während sie bei der zweiten Reihe sehr markirt hervortreten; auch in der Form des Mittelzahnes finden sich Abweichungen, so dass auch in dieser Hinsicht H, subrimata sich auf das deutlichste von H. diaphana scheidet und sich der H. suhterranea nähert. Was den Aufenthalt dieser Schnecke anbetrifft, so lebt sie in nicht zu feuchten Laubwäldern der montanen Region, bis ziemlich zur obern Waldgrenze hin, zwischen dem abgefallenen, verwesenden Laube in Gesellschaft anderer Hyalinen {radiatula, -pura, fulva), kleiner Helices pygmaea, aculeata etc.), Piipen und öfters auch Carychium ; dass sie irgend einer Gesteinsart den Vorzug gebe, habe ich nicht bemerkt, da ich sie ebensowohl auf Kalk, wie auf Glimmerschiefer, Granit und Basalt an- traf. Unter den ihr verwandten Arten ist H. subri- mata nicht allein im Mährischen Gesenke, sondern in der ganzen Sudetenkette die verbreitetste; sonst findet sie sich noch in den Karpathen, Siebenbürgen, Bosnien und den Alpen (namentlich in dem östlichen Theile derselben) ; auch in den Apenninen scheint sie aufzutreten, doch hatte ich von hier nicht genügen- des Material zu einer gründlichen Prüfung zur Hand, die um so nothwendiger erscheint, als in Italien, namentlich dem südlichen Theile und Sicilien, nahe verwandte Arten von etwas grösseren Dimensionen aufzutreten scheinen. Folgende Fundorte kenne ich im Mährischen Gesenke: Fichtenstein bei Nieder- Lindewiese. S'etzdorf. Goldkoppe bei Freiwaldau ; zwischen dieser und Kaltseifen. Zeiskengrund bei Freiwaldau. Westseite der Bischofskoppe bei Zuck- mantel. Waidenburg, im Walde nach dem Stech- graben zu; zwischen der Petersbaude und dem Vatergraben, im Kessel. Einsattlung zw. dem Keper- nik und dem Hockschar. Fast an allen Fundorten kommt sie gesellig vor. 23. H, subterranea Bourg. An feuchten Stellen in Laub- wäldern ; ziemlich gesellig am Stechgraben bei Waiden-

192 Reinhardt:

bürg. Unterer Theil des Kessels. Ziemlich zahlreich und gross noch auf der ßrünnelhaide an der äussersten Grenze der Waldregion.

24. H. fulva Drap. Meist gesellig unter Laub und Steinen bis hinauf über die Waldregion. Spitzstein bei Saubsdorf. Goldkoppe bei Freiwaldau. Zwischen Nieder-Lindewiese und Setzdorf; Fichtenstein. Am Stechgraben bei Waidenburg. Unterhalb der Schafe-, rei am Vatergraben. Unterer Theil des Kessels. Am Petersstein ; auf der ßrünnelhaide. Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

25. H. nitida Müll. Nur im Schlossgarten bei Freiwal- dau am Rande des Schlossgrabens von mir gefunden,

VI. Helix L.

26. H. pygmaea Drap. Ueberall zwischen Laub und unter Steinen; sehr gesellig; geht bis hinauf auf die Kämme. Spitzstein bei Saubsdorf. Fichtenstein zwischen Nieder-Lindewiese und Setzdorf. Setz- dorf. Goldkoppe bei Freiwaldau; zwischen der Goldkoppe und Kaltseifen. Hutberg bei ßuchelsdorf. Zeiskengrund, bei der Kapelle. Bischofskoppe. Köhlerberg bei Freudenthal. Am Stechgraben ober- halb Waidenburg. Unterer Theil des Kessels Peters- stein, ßrünnelhaide. Zwischen dem Kepernikstein und dem Plockschar. Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

27. H. ruderata Stud. Gern unter der Rinde und im Mulm faulender ßaumstümpfe; geht bis an die obere Grenze der Waldregion. Fichtenstein bei Nieder- Lindewiese. Am Stechgraben bei Waidenburg. Unterhalb der Schäferei am Petersstein am Wege nach dem Vatergraben. Im Kessel. Ammichsteine (am Hockschar).

28. H. rotundata Müll. Unter ßaumrinde, Laub, Steinen, an alten Gemäuern und dergl. Geht nach meinen ßeobachtungen nicht so hoch als vor,, mit welcher sie mitunter vergesellschaftet vorkommt. Meist sehr zahl- reich Spitzstein bei Saubsdorf. Freiwaldau im Schloss- garten; Rejmanns Anlagen. Goldkoppe. Zeisken- grund. Gräfenberg. Fichtenstein bei Nieder-Linde-

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 193

wiese; Setzdorf. Am Stechgraben bei Waldenbnrg. Einsiedel bei Wiirbenthal. Gipfel der Bischofskoppe bei Ziickmantel. Goldenstein am alten Schloss.

In Betreff der Angabe Kolenati's^ dass diese Art am Altvater vorkomme, s. die Bemerkung oben S. 186.

29. H. holosericea Stnd. In Laub- und Nadelwäldern, meist unter Steinen; vereinzelt. I'is an die Grenze der Waldregion hinaufgehend. Spitzstein bei Saubs- dorf. Goidkoppe bei Freiwaldau. Ilutberg bei Bu- chelsdorF. Zeiskengrund, bei der Kapelle. Grafen-

' berg, an der Priessnitzquelle. Fichtenstein bei Nicder- Lindewiese; Setzdorf. Endersdorf bei Zuckmantel. Ammichsteine. Hoekschar. Zwischen dem Keper- nikstein und Hoekschar. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

30. U. per Sonata Lam. Vorkommen wie vor., sehr einzeln ; nur in der untern Bergregion. Spitzstein bei Saubs- dorf. Fichtenstein bei Nieder -Lindewiese. Setz- dorf. Am Stechgraben bei Waidenburg.

31. jET. aculeata Müll. Unter abgefallenem Laub, doch fast nie so zahlreich beisammen, wie in den Laub- wäldern der Ebene. Zwischen der Goldkoppe und Kaltseifen. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese und zwischen hier und Setzdorf. Am Stech graben ober- halb Waidenburg. Bischofskoppe (westliche Seite). Im Kessel. An der letztgenannten sehr hoch ge- legenen Lokalität findet sich mit der Flauptart und ungefähr in gleichem Zahlenverhältnisse mit ihr ein Blendling von bleichgrüulicher Färbung, muf. viri- dida.

32. H. Gostata Müll. An trockenen, grasigen Stellen, häufig auf Kalk; gesellig. Nur in der Hügelregion. Freiw^aldau, im Schlossgarten. Spitzstein bei Saubs- dorf. Fichtenstein zwischen Nieder- Lindewiese und Setzdorf. Goldenstein.

33. //. ijulcitella Müll. Weniger häufig als vor., mit der sie zusammen vorkommt. Setzdorf. Zwischen Setzdorf und Nieder-Lindewiese an einem Bache

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 18

194 Reinhardt:

Fichten stein. Zeiskengrund bei Freiwaldau, an einer kahlen Berglehne.

34. H. fruticum Müll. Gebüsche, schattige Waldstellen; vereinzelt auftretend. Ist bis an die obere Wald- grenze verbreitet. Spitzstein bei Saubsdorf. Fich- tenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Enders- dorf bei Zuckmantel. Im Kessel.

36, H. granulata Alder. Diese auch von H. Rohrmann in der schlesischen Ebene gefundene Art (s. Nach- richtsbl. 1871 p. 77) fand ich bei Einsiedel unweit Würbenthai an einem mit Trümmern von Kalkstein und mit spärlicher Vegetation bedeckten Abhänge in wenigen Stücken, so wie ein weiteres Exemplar im Schlossgarten zu Freiwaldau. Die Schnecke stimmt ganz mit H. sericea Drap, überein, nur dass sie der Haarbekleidung entbehrt. {U. hispida L. wurde nicht beobachtet.)

36. H. Cobresiana Alten. In Laubwäldern am Boden zwischen dem Laube; vereinzelt lebend. Spitzstein bei Saubsdorf. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Rei wiesen (nach Seh oltz). Bischofskoppe, östl. Seite. Brünnelhaide, hier bis an die Grenze der Baumvegetation aufsteigend.

37. /f. incarnata Müll. In Wäldern, unter Steinen, an Mauern. In Saubsdorf. Spitzstein bei Saubsdorf. Freiwaldau, Reymanns Anlagen. Gräfenberg, bei der Priessnitzquelle. Zeiskengrund b. Freiwaldau. Hut- berg bei Buchelsdorf. Fichtenstein b. Nieder-Linde- wiese. Setzdorf. Endersdorf b. Zuckmantel, ßischofs- koppe. Am Stechgraben bei Waidenburg. Unterer Theil des Kessels. (Zwischen der Schäferei am Pe- tersstein und dem Vatergraben?) Brünnelhaide, beim Herabsteigen nach der rauschenden Tess (höchster beobachteter Fundort). Goldenstein, am alten Schloss. Am Wölfeisfall (Grafsch. Glatz.)

38. H. carpatica Friv. {vicina Rossm., iecia Zgl.) Im feuchten Laube, vereinzelt. Nur in der Vorgebirgs- region. Spitzstein bei Saubsdorf. Setzdorf.

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 195

39. H. ohvia Ziegl. Nur in der Nähe der Kalkbrüche bei Setzdorf, hier aber in grosser Menge.

40. H. faustina Ziegl. *) An Felsen und Mauern, auf Pflanzen und feuchtem Laube, sehr geseHig. Nur in der Vorgebirgsregion. Spitzstein bei Saubsdorf. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. En- dersdorf bei Zuckrnantel. Einsicdel bei Würbenthai. Am alten Schloss zu Goldenstein. Wölfeisfall in der Grafsch. Glatz.

Diese Art findet sich zwar meistentheils, jedoch nicht ausschliesslich auf Kalk (z. B. nicht an den beiden zuletzt genannten Fundorten).

41. H. la^icida L. An Baumstämmen, Mauern, Felsen, meist ziemlich gesellig. Ist in der obern montanen Region nicht mehr zu finden. Spitzstein b. Saubs- dorf. Gräfenberg, an mehreren Stellen. Hutberg bei Buchelsdorf. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Endersdorf bei Zuckmantel. Einsiedel bei Würbenthai. Goldenstein. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

42. Ä arhustorum L. Zwischen abgefallenem Laube, auf Pflanzenblättern, feuchtem Moos, an Felsen. Unter den grösseren Helices' steigt sie am höchsten, wird jedoch oben vereinzelter gefunden, als in den tieferen Regionen. Spitzstein bei Saubsdorf. Zeis- kengrund bei Freiwaldau, auf Pef«si/es-Blättern. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Bischofskoppe bei Zuckmantel. Stechgraben bei Waidenburg. Bei der Schweizerei am Altvater und der Schäferei am Petersstein. Auf dem Bärenkamp. An den Ur- sprungsquellen der Tess, besonders an Adenostylium

1) Diese schöne Schnecke sah ich in Einsiedel zusammen mit Hei. hortensis als Verzierung an Consolen angewendet, die aus grossen Baurapilzen {Polyp orus- Arien) hergestellt waren. In der Nähe von Einsiedel findet sich H. faustina nicht; man sagte mir, dass die Exemplare aus dem Zeiskengrunde bei Freiwaldau stammen sollten, doch habe ich daselbst die Art nicht finden können.

196 Reinhardt:

alhtfr ons (Kolenatl). Briinnelhaide. Kepernikstem. Hockschar. Goldenstein, im Schlossgarten. Am Wölfeisfall (Grafsch. Glatz).

var. albina, von durchscheinend gelber Farbe, am obern Rande des Kessels,

43. R. hortensis Müll. In Laubwäldern, an Felsen und Mauern, ziemlich gesellig. Spitzstein bei Saubsdorf. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Gra- fenberg, bei der Priessnitzquelle. Endersdorf bei Zuckmantel. Am Stechgraben bei Waidenburg. Goldenstein. Selten an den Ursprungsqucllen der Tess, nachKolenati. Mit Ausnahme eines zerbroche- nen Schalenrestes, den ich auf der Briinnelhaide fand, habe ich diese Art in dem oberen Theil der Bergregion nicht beobachtet. *

var. mit hyalinen Binden: 1 Stück bei Setzdorf. (H. nemoralis L. wnirde nirgends angetroffen.}

44. H. pomatia L. Grasige, schattige Plätze, gewöhnlich sehr gesellig. Bischofskoppe. Endersdorf bei Zuck- mantel. Zwischen Nieder-Lindewiese und Setzdorf und bei letzterem Orte sehr viel. Goldenstein, im Schlossgarten. Am Wölfelsfall.

VII. Buliminus Ehrenb.

45. jB. montanus Drap. An Baumstämmen, Felsen und unter Steinen; in nicht zu grosser Anzahl beisammen; wurde nur in der Vorgebirgsregion gesammelt. Spitzstein bei Saubsdorf, Fichtenstein bei Nieder- Lindewiese. Setzdorf. Bischofskoppe, Ostseitc. En- dersdorf bei Zuckmantel. Einsiedel bei Würbenthai.

VIIL Cionella Jeffr.

46. C. Luhrica Müll. Bald an begrasten, trockneren Stellen, bald auf feuchteren Wiesen oder zwischen feuchtem Laub; ziemlich gesellig; vorzugsweise in der unteren Berg- und Hügelregion. Freiwaldau, im Schlossgarten. In Saubsdorf. Spitzstein bei Saubsdorf. Nieder-Lindewiese; Fichtenstein bis Setzdorf. Zeiskengrund bei Freiwaldau. Köhler- berg bei Freudenthal. Goldenstein. Ammichsteine

üeber die Molluske ufauna der Sudeten. 197

am Hockschar. Brnnnelliaide (höchster Fundort an der oberen Grenze der ßaumvegetation).

IX. Piipa Drap.

Von Torquülcn wurde im ganzen Gebiete keine beobachtet; ebenso scheint auffallender Weise P. mu- scorum zu fehlen, die ich trotz eifrigen Suchens auch an geeignet scheinenden Stellen niigends gefunden habe. 47. P. minutissima Hartm. An trockenen, grasigen Plätzen, sehr gesellig. Nur in der Hügelregion. Spitzstein bei Saubsdorf. Setzdorf. Köhlerberg bei Freudenthal. Goldenstein.

48i P. edentula Drap. Zwischen abgefallenem Laube und unter Steinen, ziemlich gesellig. Durch die ganze montane Region bis hinauf zu den höchsten Spitzen. Am Stechgraben bei Waidenburg. Fich- tenstein bei Nieder-Lindewiese. Unterer Theil des Kessels. Petersstein. Brünnelhaide. Kepernikstein. Einsattlung zwischen Kepernik und Hockschar.

49. P. aiitivertigo Drap. Auf feuchten Wiesen, an Bach- rändern; nur in der Hügelregion. Im Zeiskengrund bei Freiwaldau. An einem Bachrande zwischen Nie- der-Lindewiese und Setzdorf.

50. P. pygniaea Drap. Wie vorige und mit ihr zu- sammen. Zeiskengrund bei Freiwaldau ; zwischen Nieder-Lindewiese und Setzdorf. Hutberg bei Bu- chelsdorf, an diesem Fundorte an ziemlich trockenen Stellen, wie diese Art sich auch in der Ebene öfters an trockenen, begrasten Abhängen vorfindet.

51. P. aljjestris Aid. Zwischen abgefallenem Laub, unter Steinen, meist in zahlreichen Exemplaren; von der Hügelregion bis hinauf auf die Kämme. Spitzstein bei Saubsdorf. Setzdorf. Zeiskengrund bei Frei- waldau. Petersstein. Brünnelhaide. Am Wölfels- fall (Grafsch. Glatz).

52. P. suhstriata Jeffr. Zwischen vermoderndem Laube in der montanen Region ; nur in vereinzelten Stücken gefunden. Zeiskengrund bei Freiwaldau. Unterer Theil des Kessels.

198 Reinhardt:

r

53. l\ jpiinlla Müll. An trockneren Stellen zwischen Laub, in der Hügelregion; lebt gesellig. Spitz- stein bei Saubsdorf. Goldkoppe bei Freiwaldau. Zeiskengrund bei der Kapelle. Hutberg bei Buchels- dorf. Setzdorf. Wölfelsfall (Grafsch. Glatz.)

54. P. doiiohim Brug. An trockenen, grasigen Stellen der Hügelregion, sehr gesellig. Setzdorf. Golden- stein bei der alten Burg.

X. C 1 a u s 11 i a Drap.

55. C. laminata Mont. An Baumstämmen und Felsen durch die ganze montane Region bis an die obere Grenze der Baumvegetation; gesellig. Spitzstein bei Saubsdorf. Hirschbadkamm oberhalb Gräfenberg. Zwischen der Goldkoppe und Kaltseifen. Fichten- stein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Im Kessel bis ziemlich weit hinauf. Häufig unter Steinen und Moos am Altvater und Petersstein (Kolenati). Zwischen dem Kepernikstein und dem Hockschar.

' Ammichsteine. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

56. C. orthostoma Menke. An Felsen, seltener an Baum- stämmen, durch die montane Region ; gesellig. Spitz- stein bei Saubsdorf. Fichtenstein bei JSieder-Linde- wiese, Setzdorf. Am Stechgraben bei Waidenburg (kurze, etwas plumpe Form). Brünnelhaide (höchster Fundort; die Exemplare zeigen ziemlich starke Strei- fung).

57. Cl. biplicata Mont. An Felsen, Mauern und unter Steinen, nur in der untern Berg- und der Hügel- region; sehr gesellig. Spitzstein bei Saubsdorf. Freiwaldau, Schlossgarten. Hirschbadkamm oberhalb Gräfenberg. Fichtenstein. Setzdorf. Reiwiesen (nach Scholtz). Endersdorf bei Zuckmantel. Ein- siedel bei Würbenthai. Köhlerberg bei Freuden- thal. Stechgraben bei W^aldenburg. Goldenstein am alten Schloss. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

58. CL plicata Drap. An Felsen der Vorgebirgsregion, sehr gesellig. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese. Setzdorf. Am langen Berge bei Setzdorf.

59. CL ventricosa Drap. An feuchten Stellen zwischen

lieber die Molluskenfauna der Sudeten. 199

Laub und Moos. Reiwiesen (ucach Scholtz). Im Kessel. Wölfeisgrund (nach A. Schmidt, krit. Gruppen p. 12).

60. Cl. tiimida Ziegl. var. mmor findet sich nach A. Schmidt (krit. Gruppen p. 14) am Wölfeisfall in der Grafsch. Glatz mit voriger.

61. 0/. plicatula Drap. An Felsen und Baumstämmen durch die ganze montane Region, bis über die Baum- grenze hinaus; meist gesellig. Sie ist diejenige Clausilia, welche am höchsten aufsteigt. Wie schon A. Schmidt (krit. Gruppen p. 26) bemerkt, tritt diese Art hier in einer eigenthümlichen Modification, von gedrungenem, bau- chigen Wüchse, mit feineren Rippen und stärkerem Glanz als gewöhnlich auf, eine Form, die in den Karpathen die herrschende ist. Spitzstein bei Saubs- dorf. Fichtenstein bei Nieder-Lindewiese, Hirsch- badkamm oberhalb Gräfenberg. Bischofskoppe bei Zuckmantel. Am Stechgraben oberhalb Waiden- burg. Im Kessel. Zwischen der Schäferei und dem Vatergraben. Petersstein. Brünnelhaide. Zwischen Kepernikstcin und dem Hockschar. Ammichsteine. Am Wölfelsfalle und höher hinauf im Wölfeisgrunde.

62. CL dubia Drap. An schattigen Felsen, nur in der Vorgebirgsregion gesammelt. Am Spitzstein bei Saubsdorf ziemlich zahlreich. Wölfelsfall, vereinzelt.

63. Gl. nigricans Pult. Wie vorige und mit ihr an den gleichen Fundorten.

64. CL cruciata Stud. {CL pusüla Ziegl.) An Baum- stämmen, bemoosten Felsen, unter Steinen; von mir fast immer vereinzelt gefunden (wogegen sie Scholtz in grossen Massen angetroffen haben will). Sie scheint die obere Bergregion? vorzuziehen und steigt mit Cl. plicatula bis auf die höchsten Kämme. Reiwiesen (nach Scholtz). Hirsch badkamm ober- halb Gräfenberg. Karlsbrunn (nach S choltz.) Am Stechgraben oberhalb Waidenburg. Im Kessel. Am Petersstein. Auf der Brünnelhaide. Im höher gelegenen Theile des Wölfeisgrundes beim Herab- steigen vom Glatzer Schneeberg.

200 Reinhardt:

65. CL parmäa Stud. Nur an Kalkfelscn bei Setzdorf sehr zahlreich.

66. GL filograna Ziegl. Nur an g-rasigcn Stellen des Kessels in einigen Exemplaren gefunden.

XI. S u c c i n e a Drap. ^

67. S. putris L. Nur einmal an Steinen im Wasser bei Dittershof unweit Freiwaldau gefunden.

68. Ä'. ohlonga Drap. An grasigen Abhängen unter Hecken am Hutberg bei ßuchelsdorf vereinzelt.

Kolenati charakterisirt in seiner oben citirten Fauna des Altvaters eine Varietät dieser Art unter dem Namen var. sudetica Kolen. folgendermassen: Gehäus läüglich-eiförmig, zugespitzt, grünlieh-braun oder braungelb; wenig glänzend, sehr fein unter- brochen-querstreifig, mit 4 Umgängen, von denen der erste äusserst klein, der letzte sehr bauchig ist; Mündung schief gerundet-eiförmig. Länge I-/3'"; grösste Breite V". Häufig im Knoblauchbrünndel an den Ursprungsquelien der Mitteloppa, zwischen Sinter und Schlamm, am Altvater.

XII. Gary Chi um Müll.

69. C. minimum Müll. An feuchten Stellen zwischen Laub und Moos, gewöhnlich sehr zahlreich beisammen; geht bis in die montane Region. Im Zeiskcngrund bei Freiwaldau. Zwischen Nieder-Liudewiese und Setzdorf an einem Bachrande. Am Stechgraben bei Waldenbnrg. Im unteren Theil des Kessels. Am Wölfeisfall ^(Grafsch. Glatz).

XIII. Pupula Agassiz.

70. P. polita Hartm. In wenigen Exemplaren im Buchen- walde oberhalb Waidenburg am Stechgraben. Am Wölfelsfall (Grafsch. Glatz).

XIY. Limnaca Lam.

71. L. sta(j)ialia L. Nur in einem Tümpel bei Kunzcn- dorf gegen die Ebene hin gefunden.

72. L. mimcta Drap. Nasse W^iesen im Zeiskcngrund bei Freiwaldau. Dittershof bei Freiwaldau. Im und am Bache an der Strasse zwischen Nieder^Linde- wiese und Setzdorf.

üeber die Molliiskenfauiia der Sudeten. 201

73. L. peregra Drap. Freiwaidaii, im Schlossgartcn. Im Bache zwischen Niedei-Lindewiese und Setzdorf.

var. thcrniaiis Boube. Landecker Thermen (Grafsch. Ghatz, S choltz).

74. L. ovata Drap. An Steinen in der Biele bei Freiwaldau.

XV. Phvsa Drap.

75. F. fohtinalis Drap. In einer mit zahlreichen Con- fervenfädcn angefüllten Quelle bei Landeck (Grafsch. Glatz, S choltz).

XVI. Planorbis Müll.

76. PL albus Müll. Zahlreich im Schlossgraben bei Freiwaldau.

77. PL leucostoma Mich. Mit vor. im Schlossgraben zu Freiwaldau. Im Graben an der Strasse zwischen Nieder- Linde wiese und Setzdorf, z. Th. an Phryga- ncen-Gehäusen.

XVII Ancylus Geoffr.

78. Ä. fliwiatilis L. An Steinen in der Biele bei Frei- waldau; im Zeiskengrunde und im Bache zwischen Buchelsdorf und Dittershof. In der Biele bei Schreckendorf (Grafsch. Glatz, Scholtz).

XVIll. Hydrobia Hartm.

79. //. spec. novl Eine kleine, wahrscheinlich neue Hydrobia fand ich in zwei Exemplaren im Zeisken- grunde bei Freiwaldau. Die Schalen haben ein kurzes Gewinde und einen sehr grossen letzten Um- gang, der dem Gewinde an Grösse gleichkommt, wo- durch die Form derselben kugelig-bauchig wird und an die einer Valvata erinnert. Umgänge sind 3 vor- handen ; die Nath ist tief, der Nabel ziemlich gross und offen, die Mündung fast rund, etwas höher als breit; der Mundsaum geradeaus; der Deckel sehr dünn, papier- artig. Höhe kaum P^Mm., Breite 1 Mm. Ueberhaupt gleicht die Hydrobia, abgesehen von der geringeren Grösse, auffallend der von v. Möllendorf in seinen Beiträgen zur Fauna Bosniens p. 59 beschriebenen H. valvaiaeformls. Da ich nur zwei Stücke fand und nicht ganz sicher bin, ob dieselben ausgewachsen sind, so unterlasse ich es vorläufig, ihnen einen

'2W. ttiHiili.i I dl.:

N/iMM'ii AM ^'(ilxw), hin iiicli ( jcIc^c.iiImuI liiMlrl, ciiio ^rilHHoio An/.iilil von Mx(mii|>1/umwi am pillftin. \l\. l'iHidinin l'IcilV.

HO. /'. ftuili/HiJc ri'oill. I'V<'iv\'ul<hin, im S('IiI<»hh|,i;'i;iI)(mj. ZwiMrlicii Nicdcir-LiiulcwIoMO niul Hol/(l<n i im H/uIi an

|)i(^ v(>rHt(^lMMi(in LiHl<^ (\vv MolhiHkoii drs MHIhIhcIiom (loN(MiK<'M woihI. oino voi liIllliilMMmi(,NHi^ ^',(M'in;.';<^ Znl»! vom WnHMonnolliiMkdii »ml', miioi' HO Ail.(^ii imr 10. DicMcu* OmhlniKi iM. ItMolil <M'KlUrli('.li (Inrc.li drii Mfio^rl at\ shdioii- (l(Mi ( )rw}(HH(>i II, (Irin lil(^Minf;'M)tll^olll.lt(ll^ «l(-r m(UHt(Mi WuMMinnrliiHicivcii. I )/i.H (JcNdiilid InI, mcIh K'irhlicli 1)0- w)Uh(^rl ; mIm^i- nlln IüIcIk^ iimiihmiIIIcI) in ilircm olx^roi) lidiilV, hIiiiI iniHMomI und ^'CHhiitc^n (IohIwiH) dnn M(>IIiihI((mi koiiHMi AufiMitiuilt. So lindoit Hicli WaNNiMMiHdliiiduMi riHl, d(i, wo dio (i(^w)lHH(M' «MMiMi 111 li i/i^tnciü Liiuf nn/^'cnomnicii) h/d»on, d. li. in dnn nicjjcirn llrr^i(>^';ion<ni. Der woitoi'o IVI/m^(d i\M lomdiliMi Wii^Hon HtdilioNNl, (li(\j(ini;;(Mi Ait(Mi H«iN oder iniM'hi mh^ wiMii^HlrtiH /n S^dliuiliritcn, v\(dcli(^ anl ditvMMi iliio Liiddin^Hplilixo lialtrn. S(» f'iddt /. lt. ^}(n/li(di Ih'fi.r ruhii/i/nmti und t>i((U)in<ui rjt'ijlrri; mmv Nvcni^o l''nndoil<^ ImiImmi Arh'ii, wir iSff.fuu'ticd fUflnn, llya- litut nilida, /*///'rr <t/ihrcrl it/o niul />if</ni<i<<( /uiC/n W(MH(^n. II)tnli;><M' Html dio AiI(mi, \v(d(lio ilirrn AiiriMiilwill an hocKnoKMi ()il<Mi, an ^►••'"''•^^"•' jjrluum, ^lnl<^^ llcckon, /in nllrm ( JoinlInfM' n. H. Nv. ihIiiihmi, \vi<^ l'itriim /c/iNniih.f Ihlitl. <'i-//<tn'n, llr/iiV rvluiidadt, (uinhihi, intU^hrlldj tihfu'a^ hortrutiia, junnttiia, (^iont^lht /((hrioit, Ptf/xt ininKtit<t*iiHitt i/o/io/unt, (!laitnHiti Ji/o(/r(wn, Sitoointui. i>h/<>/n/<i; dotdi wiM'diMi /iiicli aiiH di<'M(^r Ornppo olni^i^ AiltMi voiiniMHl, HO nainonllicli llr/. hin/n'iitt und rt(/Ki iin/fn'orfnn, di(^ noiinI f^crado /n di^n ;,'(nvJ)lmli(ihNlon liowcduM rn .stdchof Orlr ;';<diiinMi; violl<Mrlil hat dlrn HJMni^n ( i rnnd mit daiin, daMM al<(^ llnr/^rnimMi im ( {<»m<miKo imcIiI Hidlonnind; iidi IwiIm^ nur t^in«' 1mm ( ioldciiHU^in an^c^lrolVon. Am /aldriMcIiHlon Mind die Laiil) nnd l^'rlNHcluM'olvon v(Mli(>ltMi, und sio Itildt^n denn nnrli diiN (ipoh dct- ;.!:<\samm(('n l'anna ; idt^r- hcr Hind /m roohnrn dio moiaU>n NacktHtdinoidvOn, dio

Ifnl.cr dir Moll.lMKriir.Mnil. .Irr Sudrl.Ml. 208

I lya/üftn^ vij^lo i/r/inrH^ HhIiiuuh inmilit uuti, dio. I rrli(jO- Arh'ii imhI die (!/nuni/ini. Iliir VciIh ••ilijii«^ durch <ln,H (h^Ih"(iI IhI riiHi /icinlicli ^InicIniuiHHi^''") <l<'<'l» werden <li« lüillvdlHlil(l(^ von iliiKni lM'V(H/,ii^t. Ilicir liiiu^<'n (lio Claunt/tm in virici» Aifcn und /alilloHon liHlivi<ln<n nn <lrn l'VlHwHndrn; Ihl. /a.i>i.ci.J(i, /nt/oHrrixwa, J nnatinUy uHuir- tmia /^('Hcllrn Hich \\\\\v\\ zu, willncml //. /fcrHonala hIcI» lirlx'i- unirr dir. Siriiic /ui ii<kzi( !il. und //. (Utr/fatioa und CohrtHKiiKt jiuC dem /ili^j^rrnllcncn, rcu«dil<'n I^iiuIm^ utulior-^ kii<'(rli<'n ndcr nirli dn/wiailirn vciHtr.cluwi. Wenn nun ,'iu<li dicHC y\i((Mi vni /Uf'H\v(UH(i niif luilk vnikdiurnrn, ho nind sir dorli nir.hl miish( lilIi'MHlicIi /m liin ^(diundcn ; virl- inrlii' will icli Jiusdi iicklicdi licrvoilirlieu, duHs i<di /.. B. II. fdUHluKi Hiicli ;iur()ln<'iH (( {(ddcnsfcin, WüirclHlnll), //<•/. (!<>hrfsi,(fn(t n\H'\\ auf 'riion.siliicTrf ( I )iHcliorMlco|i|>(i) .in^cli oUru linl)(\ Dir ( IcHfcinsnil. Iiaf, »luf dnn Voikoininrn (In MolluHlum IjJicIiHtcuM rinrn inill(II»;ii cn Min(luHM, inuo- Irin hIt uKrulicIi di<i Vc/i^rlMlion hrcinlluHnt, ; nur liiwAx dic^Hcr ri(d»h',n niid» dld McdluHkcn und (in^i'.u woni^ nacdi (ior |)ot,i'o^rft|)hiH( ln'n lic HcliaJlVnlM'il <I('m r.o<l<iiH.

n«d)(',r dio VcrllM'ihin;^ der Mollu.-tk<Mi niMdi <I<mi IIüIkmi JHt fol^<*nd<'M /AI l»(in<'ikcn. Am Ihm linlrn H<dicin(. Vürina rlinKja.hi Muf/UHtoi^cn ; h\{\ ihI, von tnir no<li .'lul d(!r IiImIihIcu KupjM', d(!H AllvjihuH /^(d"und(^n woidrn. Sonnl, linden siel» in der h/i.undoHen I(i'|;Ion von v. lOOO' aulw/iilH nocli folgende y\i(en; Arimi Hf/.hj UHCifn, Lvmax ni,(i.r(jui(il K,H^ Ih/dliiifi Vitd ialit.ldy iiiluluJd v/if. tillnna^ fuliHlf lli'li..r, pyiiuuit'dy (irhHHiorinn j l^ufni. tul/'/ituhtf fz//>'HlriHf (Unil- Hi.lut jdioaluJftj orn.i'.uihi..

y\lle dIcHe Allen kommen aueli in der» llrjerei» lt<i- /^ione.n vol., .40 dan.M die, l»/iumloH(5 (Muhal|»ine) Ke^'ion düH <iOH(Uik(m Keine eif_';(',nt liiinilicli«', All. .'1.111/11 weiH<',n li.if.

Mit <lem He;.',inn d(M iJniimre^ion, /unH<li.Ml nller- din^M Str/iu( ljn|j;ion, Hiellen niidi lol/^n-nde, Arien ein:

Arüni riifuHf lidrlrnHiH^ hiinnx (u./irrci/n^ iuncrro- niij<r, VilriiKi prUncüldj Hydlina. jtuvdf Huhrirndld,, nuhlrr- rantfiy II r/ix riidf'.rdlftj lioloHirtCrd^ anuh at(i <;. var. nirldiilof ( lohrrsidnd^ J rHlümm^ dioiirlld lithrir.n^ rttjxi Hithniriahi, OiaUöiiia /aitmidfd, or-l/iotifrmKt, nmfricoHay Ji/.0(/ra/ni,

204

Reinhardt:

Carychiitm minimum. Dieser oberen Bergregion, etwa zwischen 3000' 4000', ist nur Hei. aculeaia var. viridula eigenthtimlich; alle übrigen Arten finden sich in der fol- genden Region wieder. In dieser untern Bergregion, von 3000 2000'y treten zu den obigen Arten nur w^enige hinzu, hauptsächlich Arion melanocejphalus, himax tenel- lusy Hei. rotmidata (H, ruderaia wird selten), ])ersonata, lapiciday incarnata, Clausilia hiplicataj Fupula ficsca. Von 2000' abwärts^ in der Vorgebirgs- oder Hügolregion, treten endlich hinzu: Limax acfrestia^ laevis, Hyaliiia cel- lariaj glahra, nitens, nitida^ Helix costata, ptdchella, gra- niilata, carpatica, obvta, faustina, pomatia, Bulimus mon- tamts, Fupa minutissima, antivertigo, pygmaea, piisilla, do- liolunty Clausilia plicata j tumidaj dubia, nigricans ^ farvtßAa, die SuGcineen und die Wasserschnecken.

Die nachstehende Tabelle soll die Uebersicht über die in den einzelnen Regionen vorkommenden Arten er- leichtern.

I.

Tabelle der Mollusken des Mährischen Gesenkes,

mit Angabe der Höhenzonen, in denen sie vorkommen.

J>^

Namen,

bßO

4) O

P4

. o ^

o Sg

O CO

2.

<X) o

'^ -^

c3

O fl

t>.2 bo 4.

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

18

14

15

Ar/on ruf US

» suhfuscus

» hortensis

» melanocephalus Limax cinereo-niger . .

y> cinereus ......

» marginatus . . . .

» agrestis

» tenellus

i laevis ........

Daudehardia brevipes

» rufa . . .

Vitrina elongata

» pellucida . . . . Hyalina cellaria . . . . .

Ueber die Molluskenfauua der Sudeten.

205

Namen.

üfllose (subal- e) Region, ber 4000'

Obere

Bergregion, zw.

3000—4000'.

Untere gregion, zw. ÖO— 3000'.

■äs

es o,

O Ö

1.

2.

3.

4.

4

2

3

4

2

3

4

. .

4

2

..

4

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4

2

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4

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4

2

3

4

2

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3

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3

4

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3

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4

2

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4

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4

2

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4

2

3

4

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4

••

4 4

. .

3

4

2

3

4

, .

3

4

, ,

4

. ,

, ,

4

2

3

4

..

4

i

2

3

4

••

••

4 4

1

2

4

, .

2

4

, ,

..

4

. ,

, .

4

2

3

4

2

3

4

. ,

. ,

3

4

, .

4

Hyalina gldbra

T> radiätula

» piira

» jiitens

B nüidula

» var. älbina

» diaphana

» subrimata

> subterranea

» /"wZtJa

» nitida

iZeZiOJ pygmaea

» rüder ata

» rotundata

» holoserica

» personata

> aculeata

1) B var. viridula

B costata

» pulcJiella

» fruticum

» granulata

» Cobresiana

» incarnata

» carpatica

» o&V2a

B faustina

9 lapicida

> arbustorum

» hortensis

B pomatia

BuUminus montanus

Cionella liibrica

Pupa minutissima

B edentula

B antiVertigo

B pygmaea

» alpestris

» substriata

B pusilla

B doliolum

Clausilia laminata

j> orthostoma

» hiplicata

» plicata

206

Reinhardt:

J)^

Namen.

«1.

Mg

5 CO

fl o

o -^

"So I

2.

O CO

'So I

cq 3.

« o g o

•^^ !3

>.2

4.

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83

Clausula ventricosa.

» tumida . . .

» plicatula . .

» dubia . . . .

» nigricans . . .

» cruciata ....

B parvula

» ßograna. . . . Succinea putris

D oblonga

» var. sudetica Carychium minimum . .

Pupula poUta

Limnaea stagnalis

> minuta

» peregra

» ovaia

Planorhis leucostoma . .

T> albus

Physa fontinalis

Äncylus fluviatiUs ....

Hydrobia sp

Pisidium fontinale ....

Summa

13 34

34

74

Die Tabelle zeigt den auffallenden Reichthiim der Hügelregion gegenüber den andern Regionen. Von den 74 Arten, die in der Hügelregion gefunden sind, gehen nur 29 in die untere, ebensoviel (29) in die obere Berg- region und nur 10 in die subalpine. Eigenthümlich sind der Hügelregion von den 74 Arten 39, die zum grössten Theil bereits oben aufgezählt wurden. Zu den 29 Species, die aus der Hügelregion in die untere mon- tane Region übergehen, treten in dieser nur 5 hinzu, Arion melanocepkalus, Limax cinereusy tenellus, Hyalina subterranea, Clausula cruciata. Da die 4 ersten an andern Orten auch in der Ebene gefunden werden, so ist cha- rakteristisch nur das Hinzutreten der Clausula cruciata, welche auch durch alle folgenden Regionen zu finden ist.

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. 207

In der oberen montanen Region treten nur Hei. aculeata var. viridula und Olausilia fitograna als neu hinzu (letz- tere an andern Orten auch bis zur Ebene hinab gefunden), -während Arion melaiioce'plialuSj Lijuax tenellus und He- Ux rotundata wieder verschwinden. In der obersten Re- gion endlich, in welcher alle Arten des vorhergehenden Gürtels bis auf 11 verschwinden, treten nur 2 Varietäten früher schon vorhanden gewesener Art auf, nämlich Hyalina nitidula var. alhina und Succinea oblongaYar. sude- tioa.

II. Die Glatzer Gebirge.

Diesen Theil der Sudeten kenne ich aus eigener Anschauung nicht. Angaben über die Molluskenfauna desselben liegen nur sehr spärlich vor; ich beschränke mich darauf, dieselben nach Scholtz hier zusammenzu- stellen :

1. Arion rufus L. „in der Grafschaf Glatz.*'

2. Vitrina elongata Drap. Heuscheuer, Fern ssac, vergl.

Nachrichtsbl. 1870 p. 66.

3. c?^V^p//a7^a Drap. Grunewalder Thal bei Reinerz.

4. Helix incarnatu Müll. Grafschaft Glatz.

5. faustina Ziegl. bei Habelschwcrdt auf Nesseln

und Tussüago Petasites L.

6. lapicida L. am Fusse eines Kalkgebirges bei

Erbersdorf.

7. BuUmitius detritus Müll, am Fusse der hohen Mense.

8. Pupa frumeniwm Drap, „im Glätzischen.*'

9. minutissima Hartm. an den Kalkbrüchen der

Wiedekuppe zwischen Mölling und Eisersdorf unfern Habelschwerdt.

10. Clausula ornata Ziegl. an Kaljvfelsen am Hausberge

bei Mölling unfern Habelschwerdt.

11. bipUcata Mont. um Reinerz.

12. plicatula Drap. Grafschaft Glatz.

13. cruciata Stud. Grafsch. Glatz.

So gering die Anzahl der hier gesammelten Arten auch ist, so sind diese doch geeignet, ein hohes Interesse in Anspruch zu nehmen, indem einzelne, wie Clausula

208 Reinhardt:

ornata, in dem ganzen Sudetenzuge nur hier vorkommen, andere, wie B21L detritus und Pupa frumentum, fast nur in diesem Theile gefunden wurden. Jedenfalls verspricht die genauere Durchforschung dieses Gebietes noch inter- essante Aufschlüsse über Vorkommen und Verbreitung gewisser Arten.

111. Das Euleugebirge

ist ein von S. O. nach N. W. streichender Gebirgszug mit entschiedener Kammbildung, der am südlichen Ende von den Ausläufern des Mährischen Gesenkes durch den Neissedurchbruch bei Wartha abgegrenzt wird, im Norden aber an das Waldcnburger Gebirge stösst, von welchem ihn die Weistritz trennt. Seine höchste Erhebung ist die hohe Eule (3160'). Das Hauptgestein in diesem Ge- birge ist Gneis; die Bewaldung, welche bis zu den höch- sten Punkten aufsteigt, besteht zumeist in Nadelholz (über die Vegetationsverhältnisse s. Sadebeck in d. Ver- handl. d. bot. Vereins f. d. Prov. Brandenburg VT. p. 138 ff). Malakologisch ist das Gebirge so gut wie unbekannt; nur von 3 Punkten, die noch dazu an den äussersten Grenzen liegen, sind Fundortsangaben bekannt geworden: von Wartha an der Südgrenze und von Gnadonfrei im Osten (c. 950' hoch, also fast schon in der Ebene), an welchen beiden Punkten v. 0 h a r p e n t i e r beobachtete, end- lich von der Kyhnsburg und dem Schlesierthal im Norden, wo das Eulengebirge mit dem Waldcnburger Gebirge grenzt. Letztere Angaben, von Scholtz herrührend, sind in neuerer Zeit von Rohrmann (Eine Excursion ins Riesengebirge, im Nachrichtsbl. d. deutsch, malak, Ges. II, 1870 p. 172 ff.) bestätigt und durch einige neue ergänzt worden. Rohrmann's Funde sind durch ein beigesetztes R. in dem folgenden Verzeichnisse kennt- lich gemacht.

1. Arion empiriconim Fer. var. ater. Schlesierthal; Kyhns-

burg.

2. Daudebardia brevipes Drap. Schlesierthal.

3. Vitrina diaphana Drap. Schlesierthal ; Kyhnsburg R.

4. pelluGida Müll. Kyhnsburg R, Gnadenfrei.

Üeber die Molluskenfaima der Sudeten. 209

5. Uyalina cellaria Müll. Kyhnsburg R.

6. glabra Stud. Kyhnsburg R.

7. radiatula Aid. Schlesierthal R.

8. pura Aid. Scblesierthal R.

9. nitidula Drap. Schobergrund bei Gnadenfrei.

10. crystallina Müll? Gnadenfrei.

11. diaphana Stud.? Kyhnsburg.

Ich führe die beiden vorhergehenden Species mit Fragezeichen an, weil zu der Zeit, als Scholtz schrieb, weder H. subterranea noch H. subrimata unterschieden waren.

12. Hyalina subterranea Bourg. Schlesierthal R.

13. fulva Drap. Kyhnsburg R.

14. Helix rotundata Müll. Kyhnsburg R. Gnadenfrei.

15. obvoluia Müll. Kyhnsburg.

16. personata Lam. Kyhnsburg.

17. strigella Müll. Kyhnsburg R.

18. hispida L. ura Gnadenfrei unter Erlen.

19. incarnaia Müll. Kyhnsburg R.

20. carpatica Friv. Kyhnsburg R.

21. carthusianella Drap, in der Gegend von Gna-

denfrei.

22. obvia Ziegl. Kyhnsburg. Scholtz nennt

diese Art Li. ericetorum; ich glaube jedoch nicht zu irren, wenn ich in Anbetracht der Verbreitungsbezirke dieser beiden Arten an- nehme, dass hier von Scholtz eine Ver- wechselung beider begangen ist. Auch im Mährischen Gesenke und im östlichen Böhmen findet sich nur H. obvia.

23. faustina Ziegl. Wartha.

24. lapicida L. Kyhnsburg^ R. Wartha.

25. hortetiais Müll. Kyhnsburg R.

26. Buliminus montanus Drap. Kyhnsburg R. Gnadenfrei.

27. detritus Müll. Kyhnsburg.

28. Cionella lubrica Müll. Kyhnsburg.

29. Clausilia laminata Mont. Kyhnsburg R. Im tiefen

Grunde bei Gnadenfrei.

30. orthostoma Menke. Kyhnsburg R.

Archv für Naturg. XXXX. Jahrg. 1 Bd. 14

210 Reinhardt:

31. Clausula hiplicata Mont. Kyhnsburg R.

32. plicata Drap. Wartha.

33. ventricosa Drap. Gnadenfrei^ im tiefen

Grunde.

34. plicatula Drap. Kyhnsburg.

35. duhia Drap. Kyhnsburg.

36. parvuld Stud. Kyhnsburg R. Bei Wartha.

37. filograna Ziegl. Kyhnsburg.

38. Succinea ohlonga Drap. Unter Weiden an der Feld-

bach bei Rothenhof bei Gnadenfrei.

39. Limnaea mtnuta Drap. Im Graben am Wege nach

dem Lukashofe bei Gnadenfrei.

40. peregra Drap. Schlesierthal R. In der Wei-

stritz bei Kyhnau. Dittmannsdorf zw. Kyhnau und Fürstenstein.

41. ovata Drap. Mühlenteich unterhalb Haunold

bei Gnadenfrei.

42. Tlanorhis nitidus Müll. Oberster Teich in Peilau bei

Gnadenfrei.

43. Physa fontinalis Drap. Bei Gnadenfrei im Gi'aben

am Wege nach dem Lukashofe.

44. hypnorum Drap, mit der vor.

45. Pisidium fontinale Pfeiff. Schlesierthal, in einer

Quelle R.

46. Ä7iodonta. cygnea L. bei Gnadenfrei.

Die interessanteste Schnecke dieses Gebietes ist jedenfalls Helix carthusianella, die an keinem andern Punkte der Sudeten wieder auftritt und auch in den un- mittelbar an die Sudeten grenzenden Ländern (Schlesien, Galizlcn, Mähren, Böhmen) nirgends gefunden ist. Mit dem Mährischen Gesenke hat die Eule ausser andern gewöhnlicheren Arten Daudebardia brevipes, Hyalina glahrtty Heiix carpatica, faustina und ohina gemeinsam, mit dem Glatzer Gebirge Buliminus detritus. Der ver- hältnissmässige Reichthum an WassermoUuskcn (8 unter 46), die fast alle bei Gnadenfrei gesammelt sind, hängt wohl mit der Nähe der Ebene und dem dadurch be- günstigten Auftreten stehender oder wenigstens ruhigerer Gewässer zusammen.

Ueher die Molluskenfauna der Sudeten. 211

lY. Das Zobtengebirge.

Die Molluskenfauna des Zobten habe ich in einem früheren Aufsatze im Nachrichtsblatt d. deutschen malak. Gesellsch. II. 1870 p. 185 ff. ausführlich geschildert. Da mir seitdem neue Beobachtungen über diesen Theil der Sudeten nicht bekannt geworden sind^ so verweise ich auf diese Abhandlung. Bemerken will ich nur noch, dass das von mir p. 188 erwähnte Pisidium in der That mit P. roseum Scholtz, namentlich mit den grösseren Formen, die ich bei der Wiesenbaude sammelte, übereinstimmt. Die Liste der auf dem Zobten vorkommenden Mollusken findet man weiter unten in der Uebeisichtstabelle IV.

V. Das Waldenburger Gebirge.

Von diesem, einem Berglande ohne Kammbildung, dessen höchste Spitzen kaum 3000' erreichen, ist nur der östliche Theil, namentlich die Umgebung von Salzbriinn bekannt; vorzugsweise ist der viel besuchte Fürstensteiner Grund, ein schmales, tief in die Grauwackenfelsen einge- schnittenes Thal, dessen Sohle der Hellebach durch- rauscht, auch malakologisch sehr ergiebig, was ich aus eigener Anschauung bestätigen kann. Ausser von diesem und einigen anderen Punkten in der Nähe von Salzbrunn existiren noch Angaben über V^orkommnisse bei Char- lottenbrunn (Scholtz) und von Burg Neuhaus (Melaphyr) in der Nähe von Dittersbach (Rohrmann 1. c.) Alles zusammengestellt, ergiebt sich für das Waldenburger Gebirge folgende Liste von Mollusken:

1. Arion empiricorum Fer. var. ater. Burg Neuhaus

(Rohr mann).

2. Limax einer eo-nig er Wolff. Fürstensteiner Grund.

3. marginatus Müll, ebenda.

4. DcQidehardia rufa Drap. Fürstensteiner Grund

(Scholtz).

5. Vitrina elongata Drap. Fürstenst. Grund (Sc hol tz).

6. jjellucida Müll, ebenda.

7. Ryalina cellariaM.Vi\\, Fürstenst. ; Zeisburg (Scholtz).

8. glahra Stud. An Mauern der alten Burg

212 Reinhardt:

zu Fürstenstefn (Scholtz, Rohrmann). Zeisburg (S c h o 1 1 z). 9. Hyalina radiatula Aid. Fürstenstein. Zeisburg (Scholtz).

10. pura Aid. Fürstensteiner Grund.

11. mWc/w/a Drap, ebenda. Zeisburg (S c holt z).

12. diaphana Stud. (!) Fürstensteiner Grund.

13. Helix pygmaea Drap. Bei Salzbrunn (Scholtz).

Fürstensteiner Grund.

14. rotundata Müll. Fürstensteiner Grund. Zeis-

burg (Scholtz).

15. ohvoluta Müll. Fürstensteiner Grund (nach

Rohrmann). Zeisburg (S c ho Itz).

16. holoserica Stud. Fürstensteiner Grund.

17. - personata Lam. Fürstensteiner Grund; Zeis-

burg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr- mann).

18. aouleata Müll. Fürstensteiner Grund. Auf

dem langen Berge zwischen Donnerau und demHornschlossbeiCharlottenbrunn(Scholtz).

19. fruticum Müll. var. fasciata. Fürstenstein

(Scholtz).

20. incarnata Müll. Fürstensteiner Grund. Salz-

grund (Rohrmann). Zeisburg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr mann).

21. car^aficaFriv.FürstensteinerGrund (Scholtz).

Salzgrund (Rohr mann).

22. lapicida L. Fürstensteiner Grund. Salzgrund

(Rohrmann). Zeisburg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr mann).

23. arhustorum L. Fürstensteiner Grund. Salz-

grund (Rohr mann).

24. Buliminus montanus Drap. Fürstensteiner Grund

(Scholtz). Zeisburg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr mann).

25. ohsGurus Müll. Fürstensteiner Grund.

26. detritus Müll. Fürstenstein (Scholtz).

27. Cionella luhrioa Müll. Fürstensteiiver Grund.

Ueber die Molluskenfauua der Sudeten. 213

28. Pupa edenUda Drap. Fürstensteiner Grund. Ober-

Salzbrunn (Scholtz).

29. suhstriata Jeffr. Fürstensteiner Grund.

30. pusüla Müll. Fürstensteiner Grund. Höllen-

grund zwischen Ober-Öalzbrunn und Altwasser.

31. Balea fragiUs Drap, var. minor. FürstensteinerGrund

(Scboltz).

32. Glausüia laminata Mont. Fürstensteiner Grund. Zeis-

burg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr- mann).

33. orf/i osioma Menke. Fürstensteiner Grund an

bemoosten Felswänden. Salzgrund (Rohr- mann). Zeisburg, ungemein häufig(S c h o 1 1 z). Am Hornschloss bei Charlottenbrunn an Basaltitfelsen eine kleinere, mehr gedrungene, mit einer tiefern Nath versehene Form, die der GL Moussoni gleicht (Scholtz).

34. hiplicata Mont. Fürstensteiner Grund.» Salz-

grund (Rohr mann). Zeisburg (Scholtz). Burg Neuhaus (Rohr mann).

35. plicata Drap. Fürstenstein (Scholtz).

36. plicatula Drap. Fürstensteiner Grund. Salz-

grund (Rohr mann).

37. duhiaDraip. Im Fürstensteiner und im Salz-

grunde (Rohr mann).

38. pumila Ziegl. Charlottenbrunn und Freuden-

schloss (A. Schmidt, krit. Gruppen p. 52).

39. parvula Stud. Fürstensteiner Grund, an

Felswänden.

40. Sucoinea Ffeifferi Rossm. Am Rande des Liska-

teiches im Zeisgrunde (Scholtz).

41. putris L. Am Rande etc. (wie oben.)

42. Fupula polita Hartm. Auf dem langen Berge

zwischen Charlottenbrunn und dem Horn- schloss (Scholtz). Diesem Gebirgstheile eigenthümlich, d. h. in den ganzen Sudeten bisher nur hier gefunden, ist Glausilia pumilä, eine Schnecke von zwar weiter Verbreitung, aber von sehr zerstreutem Vorkommen^ und Succinea

214 Reinhardt:

Fferfferi. Von dem Mährischen (icscnke verbreitet sich bis in dieses Gebiet Hyalina glahra und Helix carpatica, aber nicht mehr Helix fausima. Bemerkenswerth ist hier ferner das Zusammenvorkommen von Arten an einem Fundorte, die sich sonst in den Sudeten immer getrennt finden; so Helix holoserica und H. obvoluia, ferner Buli- minus montanus und obscuv^us-^ letzterer gehört im ganzen Sudetengebiete zu den Seltenlieiten.

VI. Das Bober-Katzbach-Ciobirge nordwärts von der Linie Hohenfriedberg-Kupferberg- Hirschberg, wird südwestlich und westlich vom Bober eingeschlossen und von der Katzbach, die in diesem Theile entspringt, durchflössen. Es ist ein niedriges Hügelland, dessen höchste Erhebungen (die Hohgulge südl. von Schönau) 2000' nicht viel überschreiten. Von den mannichfach auftretenden Gesteinsarten intcressirt den Malakologen am meisten das Kalkinger bei Kaufungen, wo Sc'holtz mehrere interessante Arten, unter andern die nur hier gefundene Helix rupestris sammelte. Ausser dem eben genannten Punkte sind noch durchsucht die Umgebungen der Buig Schweinhaus, der Bolkoburg und Nimmersatt, alle von Scholtz; an letzterem Orte sam- melte auch Rohr mann (s. Eine Excursion ins Riesen- gebirge etc.)

Folgende Species wurden beobachtet:

1. Ario7t fuscus Müll. Bolkoburg.

2. Vitrina pellucida Müll. Nimmersatt.

3. Hyalina cellar-ia Müll. Nimmersatt (Rohr mann).

4. radiatula Aid. Kitzelberg und Mühlberg

bei Ober-Kaufungen. Nimmersatt.

5. nitens Mich. Kitzelberg und Mühlberg bei

Ober-Kaufungen.

6. nitidula Drap. Kitzelberg und Mühlberg

bei Ober-Kaufungen. Nimmersatt. Schwein- haus.

7. diaphaiia Stud. (?) Nimmersatt.

8. Helix rupeatris Drap. Kalkfelsen des Marmorbruchs

am Kitzelberg bei Ober-Kaufungen.

9. rotundata Müll. Nimmersatt. Bolkoburg.

Ueber die Molluskenfauiia der Sudeten. 215

10. Helix fruticum Müll. Nimmersatt.

11. strigella Müll. Bolkoburg.

12. hispida L. Nimmersatt (Rohr mann).

13. incarnata Müll. Kitzelberg und Mühlberg bei

Ober-Kaufungen. Nimmersatt. Schweiuhaus.

14. lapicida L. Nimmersatt (Rohr mann). Bolko-

burg. Schweinhaus.

15. arbustorum L. Nimmersatt (R ohrmann) mit

den var. depressa und alhina.

16. pomatia L. Nimmersatt (Rohr mann).

17. Buliininus montanus Drap, Im Marmorbruch des

Kitzelberges bei Ober-Kaufungen. Nim- mersatt (R ohr mann). Bolkoburg.

18. obscurus Müll. An der Lehne des Mühl-

bergs bei Ober-Kaufungen an Kalkfelsen. Ruinen der Bolkoburg. Schweinhaus.

19. Cionella lubrica Müll. Nimmersatt (Rohr mann).

Bolkoburg. Schweinhaus.

20. Pupa frumentum Drap. In den Katzbachthälern

(Scholtz).

21. doliolum Brug. An den Lehnen des Mühl-

berges bei Ober-Kaufungen, an Wurzeln der Gräser, die aus den Kalkfelsen hervorsprossen. Ruinen der Burg Schweinbaus.

22. Claicsilia laminata Mont. var. granatina. Nimmersatt.

23. ȟesiaca A. Schmidt (67. laminata var.

oylindrica). Kalkfelsen des Marmorbruches am Kitzelberg bei Ober-Kaufungen. var. minor j Nimmersatt (A. Schmidt, System der Clausilien p. 33).

24. ortkostoma Menke. Nimmersatt.

25. biplicata Mont. Mühlberg und Kitzelberg

bei Ober-Kaufungen. Nimmersatt (Rohr- mann). Bolkoburg. Schweinhaus.

26. ' plicata Drap. Nimmersatt (Rohr mann).

27. plioatula Drap. Nimmersatt (A. Schmidt,

krit. Gruppen p. 26.)

28. dubia Drap. Nimmersatt (Rohr mann).

Schweinhaus.

216 Reinhardt:

29. Glausilia parvuia Stud. Kitzelberg und Mühlberg

bei Ober-Kaufungen.

30. filograna Ziegl. Nimmersatt, an der Nord-

lehne in grosser Menge.

31. Sucoinea ohlofiga Drap. Nimmersatt.

32. Limnaea minuta Drap. Nimmersatt, am Wege nach

Nieder- Würgsdorf im Strassengraben.

33. 'peregra Drap. Bolkenhain am Wege nach

Baumgarten.

34. Ancylus fluviatüis L. In der Katzbach.

Ausser Helix rupestris, die, wie oben bereits an- geführt wurde, nur in diesem Gebiete vorkommt, interes- sirt besonders noch Glausilia silesiaca A. Schmidt, die hier einen der wenigen Fundorte hat, die überhaupt von ihr bekannt sind. In den Sudeten ist sie noch auf dem Zobten und im Riesengebige gefunden, anderweitig nur in Krain und Kärnthen. Die dem Gesenke eigen- thümlichen Helioes, H. faustina und H, carpaticay treten hier nicht mehr auf, dagegen findet sich Pupa doliolum aus dem Gesenke wieder, und Tupa frwmentum, die ein- zige Torq?iilla, die überhaupt in den Sudeten vorkommt, hat das Bober Katzbach-Gebirge mit dem Glatzer Gebirge gemeinsam.

YU. Das Riesengebirge

ist der bekannteste Theil der Sudeten, und' es werden daher wenige Worte zur Orientirung genügen. Von der Schneekoppe, dem höchsten deutschen Berge dies- scit der Donau, 4960', zieht sich der Kamm in einer durch- schnittlichen Höhe von 4200' in nordwestlicher Rich- tung, sich bald hebend, bald senkend, bis zum Reif- träger. Auf der nördlichen (schlesischcn) Seite fällt er steil ab und bildet hier unterhalb des hohen Rades die beiden Schneegruben, weiter östlich ausser verschiedenen anderen „Gründen^ die Abstürze, auf deren ^ohle die beiden Teiche, der grosse und der kleine, liegen. Oest- lich schliesst sich an die Schneekoppe zunächst der Schmiedeberger, dann der niedrigere Landshuter Kamm, der in der Gegend von Kupferberg den Bober erreicht.

Ueoer die Molluskenfauna der Sudeten 217

Zwischen dem Kaniro, dem Bober und dem am Reif- träger entspringenden Zacken dehnt sich das Hirsch- berger Thal aus mit seinen zahlreichen Yorbergen, die 2000' nicht überragen, meistentheils aber durch ihre prachtvolle Aussicht berühmt sind, wie der Kynast, die Bismarkshöhe u. a. Auf der südlichen Seite der Schneekoppe befindet sich eine tiefe, jäh abfallende Ein- senkung, der Riesengrund, eingeschlossen von der Koppe und dem Rosenberge auf der östlichen und dem Brunnen- berge auf der westlichen Seite; an den Lehnen des letzteren liegt am oberen Rande und schwer zugänglich das durch seinen Pfianzenreichthum berühmte Teufels- gärtchen. Im Riesengrunde entspringt die Aupa und fliesst in südlicher Richtung in dem nach ihr benannten Thale durch Gr. Aupa und Marschendorf in der Nähe von dem Badeorte Johannisbad vorüber, um bei Freiheit das Gebirge zu verlassen. Der Koppenplan senkt sich nach Westen zu allmählich zur Weissen Wiese ab, auf der die Wiesenbaude und die Quellen des Weisswassers liegen; dies letztere fliesst in einem wilden, schmalen Grunde zwischen dem Hauptkamm und dem Ziegen- rücken nach Westen, bis es auf den Eibseifen trifft, welcher, auf der Eibwiese an den südlichen Gehängen des Hohen Rades entspringend und den bekannten Elb- fall bildend, von Westen her in einer ebenso wilden Schlucht zwischen dem Hauptkamm und dem Krokonosch ihm entgegen kommt. Nach der Vereinigung des Elb- seifens und des Weissw^assers fliesst die Elbe in süd- licher Richtung bei Spindelmühl (St. Peter) und Hakels- dorf vorüber in einem engen, felsigen Thale, das sich bei Hohenclbe in die Ebene öffnet. Der Raum zwischen den beiden Querthälern der Aupa und Elbe ist von ziemlich hohen Bergen eingenommen, die jedoch meist ausserhalb der Knieholzregion liegen.

Das A-uftreten des Knieholzes (Ptmts Pumilio Haenke) ist eine der charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Riesengebirges. Von c. 4000' aufwärts bedeckt es aus- gedehnte Flächen der feuchten Wiesen auf den Kämmen und schon von der Ebene aus zeichnen sich die Knie-

218 Reinhardt:

holzgruppen durch ihre dunkle, fast schwarze Farbe auf dem helleren Wiesengrün scharf ab. An besonders geeigneten Stellen, zumal der Nordseite, wie in den Schneegruben und an den Teichen, geht es bedeutend unter 4000' herab, und die Sohle der kleinen Schnee- grube (c. 3450') ist dicht damit überkleidet. Unterhalb der Knieholzregion trifft man auf die Fichte, zunächst in Strauchform, der sich, wie im Gesenke, gern die Eberesche zugesellt; die tieferen Theile des Gebirges sind fast ausschliesslich mit einem Hochwalde von Fichten bedeckt, und nur selten tritt, wenigstens auf der schlcsi- schen Seite, die Buche auf; der Granit, der hier vorherrscht, ist ihrem Gedeihen nicht günstig. Doch finden sich im Zackenthaie und oberhalb Seidorf bei der Annakapelle Buchen so zahlreich mit den Fichten vermischt, dass sich eine Laubwaldfauna zu entwickeln vermag ; indessen werden sich solche Stellen nicht viel über 2000' hinaus finden lassen. Anders verhält sich die Sache auf der böhmischen Seite. Hier tritt als vorherrschendes Ge- stein Glimmerschiefer auf, der in Folge leichterer Ver- witterung das Gedeihen der Buche sehr begünstigt. Man trifft hier die Buche nicht allein häufiger und in reineren Beständen, sondern sie geht auch höher hinauf als auf der nördlichen Seite; z. B. begegnet man ihr schon im obern Elb- und Weisswassergrund, sowie unterhalb der Bchüssel- bauden am Wege nach St. Peter. Dieses häufigere und höhere Vorkommen der Buche trägt wohl dazu bei, der böhmischen Seite des Riesengebirges eine gewisse x\ehnlichkeit mit dem Mährischen Gesenke zu geben, die noch dadurch erhöht wird, dass auch hier, wie dort, im Glimmerschiefer Lager von Urkalk auftreten, z. B. bei Schwarzenthai zwischen Hohenelbe und Johannisbad. Diese Verschiedenheit der beiden Seiten des Gebirges hat mich veranlasst, in dem folgenden Verzeichnisse die schlesischen Fundorte von den böhmischen zu trennen; jene sind durch S, diese durch B bezeichnet.

Im Riesengebirge kommen nach den bisherigen Beob- achtungen folgende Arten vor:

lieber die Molluskenfauna der Sudeten. 219

I. Arion Fer.

1. A. empiriGorum Fer.

a) ater S. Hartenberg in Gärten, häufig. Nur in der Hügelregion.

b) rufus. Bis in die Knieholzregion. S. A\xi dem Wege von den Korallensteinen oberhalb Agne- tendorf bis zur kleinen Schneegrube.

B. Im Weisswassergrunde. An Felsen im Aupa- thale beim Zusammenfluss der grossen und kleinen Aupa.

2. A. albus Fer. findet sich nach 8choltz in Bier- und Milchkellern in Haselbach bei Schmiedeberg und an Felsen am Wege von dem Schreiberhauer Vi- triolwerke nach dem Kochelfall (ganz weiss).

3. A. fuso?ts Müll. Durch die montane Region. S. Am Kynast. ß. Im Weisswassergrunde an Felsen.

L A. horten sis Fer. var. alpicolaFer. Auf dem Gipfel der Schneekoppe unter Steinen. B. Im Riesengrunde unter Steinen in der Nähe des Aupafalles. Am Elbfall.

5. A. melanoGeplalus Faurc-Biguet. S. Zwischen feuch- tem Bucheulaube am Buchhübel unweit des Vitriol- werks bei Schreiberhau.

II. Lima X L.

6. L. cinereo-niger Wolfi". S. Zwischen Petersdorf und dem Vitriolwerk an Baumstämmen (gross, grau und rothbraun). Kirche Wang (hellfarbig mit dunkelen Streifen). ^ Am Wege von den Korallensteinen nach der kleinen Schneegrube.

7. Z. einer eiis L. Bis in die Knieholzregion. S. Am Kyn- ast nach Scholtz. Bei der neuen schlesischen Baude an der untern Grenze der Knieholzregion (hell mit dunklen Längsstreifen). Am kleinen Teich (ebenfalls bunt durch Längsstreifung). Schwarze Koppe oberhalb Schmiedeberg.

B. Am Elbfall. Im Elbthal zwischen St. Peter und Hohenelbe (unterhalb Hakeisdorf).

8. L. marginatus Müll. An Felsen und Baumstämmen, bis in die Knieholzregion. S. Am Kynast. Schreiber-

220 Reinhardt:

bau beim Vitriolwerk. Neue scblesiscbe Baude. Am kleinen Teicb. Scbwarze Koppe oberbalb Scbmiedeberg.

B. Am Elbfall. Zwischen 8t. Peter und Hohen-

elbe. Im Aupatbal bei der Kreuzscbenke (am

Zusammenfluss der grossen und kleinen Aupa.)

9. L. agrestis L. S. Schreiberhau. B. Im Aupatbal bei

der Kreuzschenke.

III. Vitrina Drap.

10. F. elongata Drap. Von der Hügelregion bis hinauf auf die höchsten Spitzen. Ist fast die einzige Ge- häusschnecke, welche zwischen dem Knieholz zu finden ist. S. Auf dem Kynast. Schreiberhau beim Vitriolwerk. Am Buchhübel. Kochelfall. Neue scblesiscbe Baude. In der kleinen Schneegrube. Am kleinen Teich (Scholtz.) Auf dem Gipfel der Schneekoppe dicht beim Koppenhause.

B. Oberes Elbthal bis hinauf zum Elbfall. Im Weisswassergrunde und an den Abhängen des Ziegenrückens. Im Buchenwalde zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Zwischen St. Peter und Hohenelbe. Johannisbad. Im Aupathal bei der Kreuzschenke.

11. F. ijellucida Müll. Hauptsächlich in den niedren Re- gionen. S. Kynast. Schreiberhau beim Vitriolwerk. Am Kochelfall. Kiesewald. Prudelberg bei Stohns- dorf. Zwischen Stohnsdorf und Erdmannsdorf. Fisch- bach. Park von Buchwald. Buschvorwerk bei Schmiedeberg. Annakapelle oberhalb Seidorf. In der kleinen Schneegrube (höchster beobachteter Fundort).

B. Schwarzenthai bei Johannisbad. Im Aupathal bei der Kreuzschenke.

IV. Hyalina Gray.

12. H. cellaria Müll. Nur in tiefer gelegenen Gegenden, einzeln. S. Kynast. Schreiberhau in der Nähe des Vi- triolwerks.

? H. glahra. Eine junge Hyalina, die ich bei der Annakapelle bei Seidorf fand, scheint hierher zu ge-

Ueber die Mollußkenfauna der Sudeten. 221

hören; doch wage ich, da die Schale nur 2 Win- dungen zeigt und H. glabra sonst im Riesengebirge nirgends beobachtet ist, keine definitive Bestimmung.

13. U. radiatula Aid. Von der Vorgebirgs- bis in die Knieholzregion. S. Kynast (öcholtz). Am Kochel- fall, ßuchhübel unweit des Vitriolwerks. Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Zwischen Erd- mannsdorf und Stohnsdorf. Park von Buchwald. Buschvorwerk bei Schmiedeberg. Bei der Annaka- pelle oberhalb Seidorf.

B. Im oberen Elbthal. Zwischen den Schüssel- bauden und St. Peter. Johannisbad. var. alhina {viridula Menke). S. Zwischen Kiese- wald und der Bismarkshöhe. In der kleinen Schneegrube. B. Am Elbfall.

14. H. pura Aid. Von der Ebene bis in Knieholzregion. S. Kynast. Schreiberhau beim Vitriolwerk; Buch- hiibel. Kochelfall. Zwischen Erdmannsdorf und Stohnsdorf (var. alhina). Annakapelle bei Seidorf. Zwi- schen den Korallensteinen oberhalb Agnetendorf und der kleinen Schneegrube, und in dieser selbst.

B. im Weisswassergrunde und an den Abhängen des Ziegenrückens. Oberes Elbthal bis hinauf zum Elbfall. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Zwischen St. Peter und Hohen- elbe (bei Hakelsdorf). Schwarzenthai bei Johan- nisbad. Johannisbad. Im Aupathal bei der Kreuzschenke. ' Im Riesengrunde unterhalb des Teufelsgärtchens. 16, H. nitidula Drap. Am Kynast (Sc holt z). Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Auf dem Prudel- berge bei Stohnsdorf. Fischbach, Luisenberg. Busch- vorwerk bei Schmiedeberg. Annakapelle bei Sei- dorf. 16. H. diafhana Stud. Nur S. Buschvorwerk bei Schmie- deberg. B. Im Elbthal zwischen St. Peter und Hohenelbe unterhalb Hakelsdorf, an einem mit Laub- holzgestrüpp bedeckten Abhänge.

222 Reinhardt:

17. H. suhrimata Reinh. Durch die ganze Bergregion. S. Am Biichhübel unweit des Vitriolwerks. Am Kochelfall. Zwischen Kiesewald und der Bismarks- höhe.

B. Im Weisswassergrunde und im oberen Eib- grunde. Im Buchwalde zwischen den Schüssel- bauden und St. Peter. Johannisbad. Im Aupa- thal bei der Kreuzschenke.

18. H. subterranea Bourg. Nur S. Im Park von Buch- wald gefunden.

19.^. fulva Drap. Von der Hügel- bis In die Knieholz- region. S. Buchhübel unweit des Vitriolwerks. Am Kochelfall. Zwischen Kiesewald und der Bismarks- höhe. Annakapelle bei Seidorf. In der kleinen Schneegrube.

B. Im Weisswassergrunde und im oberen Eib- grunde. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Johannisbad. var. pallescens. S. In der kleinen Schneegrube (Scholtz). B, Oberer Theil des Elbgrundes. V. Helix L. 20. H. pygmaea Drap. Die verbreitetste und häufigste Schnecke des Gebirges. S. Schreiberhau beim Vi- triolwerk. Buchhübel. Am Kochelfall. Zwischen Kiesewald und Bismarkshöhe, Prudelberg bei Stohns- dorf. Zwischen Stohnsdorf und Erdmannsdorf. Fisch- bach, beim Wartthurm. Park von Buchwald. Busch- vorwerk bei Schmiedeberg. Annakapelle bei Sei- dorf. In der kleinen Schneegrube.

B. Im Weisswassergrunde und im Eibgrunde. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Schwar- zenthai zwischen Johannisbad und Hohenelbe. Jo- hannisbad.

var. alhina. Nur in der subalpinen Region an einigen

Stellen mit der Hauptart. S. In der kleinen

Schneegrube (zahlreicher als die Hauptart).

B. Im Weisswassergrunde an den Abhängen des

üeber die Molluskenfaima der Sudeten. 223

Ziegenrückens und am Elbfall in vereinzelten Stücken.

21. H. ruderata Stud. 8. Kleine Schneegrube zahlreich. B. In den oberen Partieen des Eibthals spärlich.

22. H, rotundata Müll. Bis in die obere Bergregion. S.Kynast (Scholtz). Schreiberhau, beim Vitriolwerk. Beim Kochelfall. Kiesewald. Fischbach. Annaka- pelle bei Seidorf.

B. Im Weisswassergrund. Oberes Eibthal. Zwi- schen den Schüsselbauden und St. Peter. Zwi- schen St Peter und Hohenelbe. Schwarzen- thal zwischen Johannisbad und Hohenelbe. Johannisbad. Im Aupathal bei der Kreuz- schenke. Im Riesengrunde unterhalb des Teufelsgärtchens.

23. H, holoserica Stud. S.Kynast (Scholtz). Am Kochel- fall. In der kleinen Schneegrube; am kleinen Teich (Scholtz), an letzteren beiden Orten eine kleinere Form, var. minor Scholtz.

24. H, aculeata Müll. Durch die Vorgebirgs- und Berg- region, vereinzelt. S. Schreiberhau, beim Vitriol- werk. Am Buchhübel. Beim Kochelfall. Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Buschvorwerk bei Schmiedeberg. Annakapelle bei Seidorf.

B. Im Weisswassergrunde bei der Vereinigung mit der Elbe. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter.

25. H. costata Müll. Nur in der Hügelregion. S. Kyn- ast. Buschvorwerk bei Schmiedeberg.

26. H. pulchella Müll. S. Auf dem Kynast. Hirschberg. Von H. fruilcum habe ich keinen Fundort notirt. Es ist indessen wohl kaum zu bezweifeln, dass diese Art vorkommen wird. Ebensowenig ist H. his-pida von mir beobachtet worden.

27. H. incarnata Müll. Nur in der unteren montanen Re^^ion. S.Kynast. Schreiberhau beim Vitriol werk. Buchhübel. Beim Kochelfall. Zwischen Kiesewald und Bis- markshöhe. Prudelberg bei Stohnsdorf (Scholtz).

224 Reinhardt:

Annakapelle bei Sci'dorf. Buschvorwerk bei Schmie- deberg.

B. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Zwischen St. Peter und Hohenelbe. Schwar- zentbai zwischen Johannisbad und Hohenelbe. Johannisbad. Im Aupathal bei der Kreuz- schenke.

28. H. lapicida L. S. Kynast. Prudelberg bei Stohns- dorf. Gräbersteine bei Seidorf.

29. E. arhustorum L. Von der Ebene bis in die subal- pine Region, S. Vitriolwerk bei Schreiberhau. In der kleinen Schneegrube ; am kleinen Teich (S ch o 1 tz), an beiden letztern Stellen die var. subalpina.

B. Im Weisswassergrunde. Am Elbfalle. An den Abhängen des Krokonosch. Zwischen den Schüsselbauden und St. Peter. Zwischen St. Peter und Hohenelbe. Johannisbad. Im Aupa- thal bei der Kreuzschenke. Im Riesengrunde bei der Bergschmiede,

30. H. hortensis Müll. In der Hügel- und Bergregion. S. Am Kynast. Beim Kochelfall. Schreiberhau beim Vitriolwerk. Hartenberg. Kiesewald.

B. Zwischen St. Peter und Hohenelbe. Schwarzen-

thal bei Johannisbad (hier auch 1 Stück

mit hyalinen Binden). Im Aupathal bei der

Kreuzschenke.

var. hyhrida (braun mit violettem Mundsaum.) An

begrasten Wegabhäugen bei Hirschberg.

31. H. iiemoralis L. S. Warmbrunn. Petersdorf. Schrei- berhau beim Vitriolwerk.

32. H. pomatia L. S. Kynast. Vitriolwerk bei Schrei- berhau. Kiesewald. Im Park von Fischbach. Busch- vorwerk bei Schmiedeberg.

B. Schwarzenthai bei Johannisbad. Herr Pohl, Director der Josephinenhütte, theilte mir mit, dass er versucht hätte, auf seinen Besitzungen H. pomatia einzubürgern und zu cultiviren, jedoch mit ungünstigem Erfolge, da vielleicht das Klima dort schon zu rauh sei (?). In dem benachbarten Kiesewald lebt die

(Jeher die Molluskenfauna der Sudeten. 206

Schnecke in gleicher Höhe zahlreich). Auch sollen nach den Beobachtungen des genannten Herrn die Maulwürfe den Eiern dieser Art nachstellen. VI. Buliminus Ehrenb.

33. B. montariiis Drap. Nur auf der Böhmischen Seite bei Johannisbad und im Aupathale unweit der Kreuz- schenke gefunden.

VH. Cionella Jeffr.

34. C. htbrica Müll. S. Hirschberg. Kynast. Schreiber- hau, beim Vitriolwerk. Kicsewald. Zwischen Erd- mannsdorf und Stohnsdorf. Annakapellc bei Seidorf. In der kleinen Schneegrube (höchster beobachteter Fundort).

B. Schwarzenthai bei Johannisbad. VIII. Pupa Drap.

35. F. mirmiüsima Hartm. Nur auf dem Kynast an den Ruinen der Burg beobachtet.

36. P. edentula Drap. Steigt bis in die Knieholzregion auf S. Am Buchhübel unweit des Vitriolwerks. Beim Kochelfall. Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Annakapelle bei Seidorf. In der kleinen Schneegrube.

B. Im Weisswassergrunde. Im oberen Elbthale bis hinauf zum Eibfall. Johannisbad. var. alhina: In der kleinen Schneegrube; am Elbfall, einzeln.

37. P. pygmaea Drap. Zwischen Erdmannsdorf und Stohnsdorf an Wegabhängen einzeln.

38. P. alpestris Aid. S. Annakapelle bei Seidorf. In der kleinen Schneegrube.

B. Im Aupathale bei der Kreuzschenke.

39. P. arctica Wallenb. Nur in der kleinen Schnee- grube mit der var. alhiiia, diese sogar vorherrschend.

Ueber das Vorkommen dieser zuerst von Herrn Hieronymus in Görlitz aufgefundenen Schnecke habe ich in der Sitzung der Ges. naturf. Freunde vom 21. April 1868 bereits berichtet. Die Schnecke lebt, wie ich mich später selbst überzeugt habe, namentlich zwi- schen den Basalttrümmern, welche die Sohle der kleinen

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 15

226 Reinhardt:

Schneegnibe unterhalb des Basaltganges bedecken und zwischen denen die reiche, üppige Vegetation manns- hoher Kräuter und Stauden aufschiesst, welche die Schnee- grube bei den Botanikern in so hohen Ruf gebracht hat. Die Exemplare sitzen gewöhnlich an der Unterseite der Steine oder zwischen dem Mulm, der von den vermoder- ten Blättern der Pflanzen herrührt, in der Gesellschaft von P. alpestris und edentula, Clausilia pHcatula) Hei. pygmaea, ruderata und holoserica. Sie sind nicht zahl- reich und namentlich sind braune Exemplare äusserst selten. Uebrigens stimmen die Stücke ganz mit Wallen- berg's Beschreibung und den im Berliner Museum auf- bewahrten Originalexemplaren des Autors überein.

40. P. substriata Jeffr. Nur vereinzelt gefunden. S. Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Im Park von Buchwald.

B. Im Elbthale zwischen St. Peter und Hohenelbe (bei Hakeisdorf).

41. P. pusiila Müll. Meist einzeln. S. Kynast. Schrei- berhau beim Vitriolwerk. Buchhübel. Beim Kochel- fall. Park von Buchwald. Zwischen Erdmannsdorf und Stohnsdorf. Annakapelle bei Seidorf. In der kleinen Schneegrube.

IX. Balea Prid.

42. B. fragilis Drap. An Felsen und altem Gemäuer. Nur S. Ruinen des Kynast. Moosige Granitfelsen der Gräbersteine; nicht zahlreich.

X. Clausilia Drap.

43.6V. laminata Mont. S. Kynast (Scholtz). B. Johannisbad.

44. Cl. silesiaca A. Schmidt var. minor. An Urkalkfelsen um das alte Bergwerk im Riesengrunde (nach A. Schmidt System d. europ. Claus, p. 33).

45. CL biph'oata Mont. Nirgends zahlreich. S. Kynast. Agnetendorf (Scholtz). Gräbersteine oberhalb Sei- dorf.

B. Schwarzenthai bei Johannisbad.

46. Cl. plicata Drap. Nur S. Kynast in wenigen Stücken.

47. Cl. plicatula Drap. S. In der kleinen Schneegrube

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 227

sehr zahlreich in einer etwas gedrungenen Form

(var. nana bei Scholtz).

R. Oberes Elbthal und am Elbfall einzeln. Im Welsswassergrnndc. Zwischen St. Peter nnd Hohenelbe unterhalb Hakeisdorf. Im Aupathal bei der Kreuzschenke. Ueberall vereinzelt.

48. 67. dubia Drap. Nicht zahlreich. S. Am Pvynast. Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe.

B. Im Aupathal bei der Kreuzschenke.

49. GL cruciata Stud. 8. In der kleinen Schneegrube (nach A. Schmidt).

B. Im Aupathale in der Nähe der Kreuzschenke; einzeln.

50. C/. parvula Stvii]. v. Möllendorf sandte mir Exem- plare, -die aus der kleinen Schneegrube stammen. Ich selbst habe diese Art im Riesengebirge nirgends gefunden.

XI. Succinea Drap.

61. S. putris L. Warmbrunn (Scholtz). Dorf Quirl bei Schmiedeberg, wenige Stücke.

XII. Carychium Müll.

52.(7. minim.um Müll. S. Schreiberhau/ beim Vitriol werk; Buchhübel. Beim KochelfalL Zwischen Kiesewald und der Bismarkshöhe. Im Park von Buchwald ; hier überall meist vereinzelt.

B. Zwischen St. Peter und Hohenelbe (bei Hakels- dorf). Johannisbad, zahlreich.

XIII. Pupula Agass.

53. F. polita Hartm. In wenigen Stücken am Buchhübel in der Nähe des Vitriol werks. Beim Kochelfall.

B. W a s s e r m 0 1 1 u s k c n.

XIV. Limnaea Lam.

54. L. stagnalis L. S. In einem Teich bei Stohnsdorf.

55. L. minuta Dr. S. Wiesengräben bei Warmbrunn (Sc holtz).

56. L. peregra Dr. S. In Gräben, Lachen und Tümpeln um Warmbrunn, z. B. am Kynast, am Weihrichs- berg, am Fusswegc von Giersdorf nach W^armbrunn u. a. O. (Scholtz). In einem Bacac bei Seidorf.

228 Reinhardt:

B. In einer Lache an der Strasse zwischen St. Peter und Hohenelbe.

57. L. ozjaia Drap. S. In Teichen bei Giersdorf (Sc holt z). Im Teiche bei Stohnsdorf.

XV. Planorbis Müll.

58. iV. corneus L. S. Um Warmbriinn nach Scholtz.

59. PZ. spirorhü Müll.? findet sich nach Scholtz in einem kleinen Teiche zwischen Warmbrunn, Giers- dorf und Hermsdorf. Sollte nicht vielleicht der von Scholtz gar nicht aufgeführte und doch häufigere TL leucostoma gemeint sein?

60. PL albus Müll. S. In Gräben und Teichen bei Warm- brunn und Giersdorf (Scholtz).

61. FL nitidus Müll. In einem kleinen Teiche zwischen Hermsdorf und Giersdorf (Scholtz). Im Teiche bei Stohnsdorf.

XYI. Ancylus Geofi-r.

62. A, fluviatiiis L. S. Im grossen Zacken unweit des Vitriolwerks. Im Bache beim Dorf Quirl bei Schmie- deberg.

XVII. Cyclas Brug.

63. G. calyoulata Drap. S. In einem kleinen Teiche zwi- schen Hermsdorf und Giersdorf (Scholtz).

XVIII. Pisidium Pfeifi^.

64. F. fontinale Pfeiff. S, Im Teiche zwischen Herms- dorf und Giersdorf (Scholtz). Oberhalb Seidorf in einem Bache.

65. P. roseum Scholtz. S. Im Kochelteiche in der kleinen Schneegrubc. B. In Moorlöchern bei der Wiesenbaude (c. 4360') in einer grösseren Form, als in der Schneegrube.

Das Riesengebirge zeigt sich an Wassermollusken reicher als das Mährische Gesenke, indem hier auf nur 65 Arten überhaupt 12 im Wasser lebende kommen. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass das Hirsch- berger Thal eine grosse Menge kleiner Teiche aufzu- weisen hat, welche die Hauptfundstätten für solche Arten

lieber die Molluskenfauna der Sudeten. 229

bilden. Alle Wassermollusken finden sich auch hier wieder in den niederen Regionen ; nur JPisiditmi roaeum steigt bis in die subalpine Region hinauf. An Land- schnecken ist das Riesengebirge gerade nicht sehr reich, und es rnuss auffallen, wie wenig Fundorte manche sonst verbreitete Arten haben, und in wie geringer Individuen- zahl dieselben auftreten. So fehlt beispielsweise Helix fruticum\ die anderwärts so häufige Hei. hortensis findet sich meist einzeln, ebenso //. lapicidaj sonst die ver- breitetste Gebirgsschnecke. Auffallend ist weiter das Zurücktreten der Clausilien; in den Wäldern wird man fast immer vergeblich nach ihnen suchen, an den Felsen sie nur spärlich entdecken. Die häufigste Art ist noch GL plicatula, die sich z. B. in der kleinen Schneegrube auch recht zahlreich bei einander findet; von allen übri- gen kann man sicher behaupten, dass sie zu den Sel- tenheiten gehören. Wie häufig pflegt sonst Cl. laminata zu sein, und sie ist nur von 2 Fundorten bekannt; wie gesellig leben anderwärts CL plicata und biplicatOy und sie wurden nur in wenigen Stücken beobachtet. Am verbreitetsten sind noch, was man kaum erwarten sollte, die kleinen Laub- oder besser Mulmschnecken, und zwar sow ohl auf der schlesischen Seite, in den Laubgebüschen des Hirsch- berger Thals, als auch auf der böhmischen Seite. Helix pyrjmaca darf als die gemeinste Schnecke des Riesen- gebirges angesehen werden, die man auf Schritt und Tritt, häufig zu Hunderten beisammen, findet. Auch die zwischen dem modernden Laube lebenden Hyalinen sind häufig, am meisten Hyal. radiatulüfpura und fulva, sodann wieder H suhrimata. H. diaphana ist selten und nur einzeln; am seltensten H. auhterranea. H. crystallina fehlt; sie scheint vorzugsweise der Ebene anzugehören. Helix aculeata tritt an mehreren Stellen auf, doch mei- stentheils einzeln und niemals in der Anzahl, wie in den Buchenwäldern der Ebene. Von den Pupen, die sich den oben besprochenen Arten so gern zugesellen, ist nur P. edentula häufig, alle andern, namentlich auch P. suhstriata und pusillay selten und vereinzelt. Vergleicht man die beiden Seiten des Gebirges in Bezug auf ihre Fauna, so

230

Reinhardt:

ergeben sich einige Verschiedenheiten; die mir der Er- wähnung werth scheinen. Eine Anzahl Schnecken hat sich bis jetzt nur auf der nördlichen (häufiger und besser durchsuchten) Seite gefunden; unter diesen mochte ich namentlich hervorheben Arion albus, Pupa arctica und Ba- lea fragilis, die als vorzugsweise nordische Species be- sondere Beachtung verdienen. Nur auf der südlichen Seite sind bis jetzt gefunden Bulmms UbO ntaiius (und auch dieser nur selten) und Glausilia silesiaGa, von denen der erste im Mährischen Gesenke sehr häufig ist; letztere eine südliche Art ist. Aber auch die beiden Seiten ge- meinsamen Species zeigen eio verschiedenes Verhalten, das jedenfalls mit der oben angedeuteten Verschieden- heit der Vegetation zusammenhängt. Da auf der südlichen Seite die Buche weit höher hinaufsteigt, als auf der nördlichen, so folgen ihr auch die Laubschnecken und wir finden diese in Böhmen bereits in der oberen Berg- region, während sie in Schlesien gewöhnlich erst in der Hügel-, höchstens in der untern f^ergregion auftreten. Um die Vertheilung der Mollusken nach den Höhen- zonen übersichtlich zu machen, möge die folgende Tabelle dienen.

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Tabelle der Mollusken des Riesengebirges, mit Angabe

der Höhenzonen, die sie bewohnen.

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» melanocephalus Limax cinereo-niger . .

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» marginatus. . . .

» agrestis

Ueber die MolluskeDfauna der Sudeten.

231

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B var. albina

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» var. albina

D niiidula

D diaphana

» subrimata

» subterranea

B fulva

» var. pallescens . .

Helix pygmaea.

D var, albina

» rüder ata

j rotundata

B holoserica

B acideata

» costata

B pulchella

» incarnata

5 lapicida

» arbustorum

» hortensis

B nemoralis

B pomatia

Biüiminus montanus

Cionella lubrica

Pupa minutissima

» edentula

B var. albina

B pygmaea

B alpestris

B arctica

B substriata

B pusilla

Balea fragilis

Clausilia laminata. . . .

B silesiaca ....

» bipUcata. . . .

B plicata

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B dubia

B cniciata ....

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Glausilia parvula . . . ,

Succinea piitris

Carychium minimum .

Pupula polita

Limnaea stagnalis . . .

* minuta

» peregra . . . .

» ovata

Planorbis corneus . . . .

B spirorbis {?)

» albus

B nitidus . . . . Ancylus fluviatiUs . . .

Cyclas calyculata

Pisidium fontinale . . .

i roseum . . . .

Summa :

24

18

28

59

Die Knieholzregion (subalpine Region, Analogen der baumlosen Region im Mährischen Gesenke) zeigt einen verhältnissmässigen Keichthum an Arten (und Va- rietäten)^ nämlich 18 von 71 ; ihr eigenthümlich, d. h. in den folgenden Regionen nicht wieder auftretend, sind nur: Hyalina fulva var. paUescens^ Helix pyyrnaea var. al- hinaj Pupa ede7ificlayi\r. alhina, Fupa arciica (cvar. alhina)^ Clausula parvidaj Pisidium roseum. Es muss hier sofort der Umstand in die Augen fallen, dass es zum grossen Theil albine Varietäten gewöhnlicher Arten sind, die dieser Region im Riesengebirge ihren CharacteV auf- drücken, und zwar treten dieselben entweder allein ohne die Hauptform [Hyal. radiatula albina —H. viridula) oder mit dieser zusammen, aber häufiger als dieselbe auf. So ver- halten sich die Albinos von Hei pygmaea zur Hauptart etwa wie 3 : 2 (unter 63 gesammelten Stücken waren 39 albin), Pupa artica findet sich fast nur albin. Bei Uyal. fulva und Pupa edentula überwiegt die gewöhnliche Färbung, und die albinen Stücke finden sich nur einzeln.

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. 233

Unwillkürlich drängt sich die Frage nach der Ursache dieser eigenthümlichen Erscheinung auf; allein es ist nicht leicht, hier eine genügende Erklärung zu geben. Wenn Thiere, die für gewöhnlich dunkel gefärbt sind, ihre Farbe verlieren und albin werden, so haben wir den Grund davon theils in ihnen selbst, theils in äusseren Umständen zu suchen. Es giebt eine Anzahl Schnecken, die ihre Farbe äusserst leicht und häufig ohne erkenn- baren äusseren Grund ändern, wie z. B. Hyalina ^ura, die mindestens ebenso oft weiss, wie braun auftritt; eben- so werden Schnecken, wie Hyal. radiatulaj Hei. rotun- data, einige Clausilien (z. B. Gl. ortkostoma) leicht albin. Bei vielen andern x'^rten, ja bei den meisten, sind albine Stücke die grössten Seltenheiten; man wird daher diesen nicht eine Neigung zum Albinismus, wie den oben ge- nannten, zuschreiben können, sondern, wo sich einmal ausnahmsweise Albinos finden, den Grund der Farben- äk^derung in den äusseren Verhältnissen, unter denen solche Exemplare leben, suchen müssen. Die vorher er- wähnten Arten in der subalpinen Region des Riesenge- birges gehören in diese letztere Kategorie; von ihnen sind albine Varietäten, soweit mir bekannt ist, noch nicht beschrieben worden. Die Gesteinsart, auf welcher sie vorkommen (Basalt in der kleinen Schneegrube, Granit am Eibfall und im V^^eisswassergrunde), kann nicht als Ursache angenommen werden; es bleibt nur noch das Klima als Erklärungsgrund übrig, das in dieser Höhe, wo die mittlere Jahrestemperatur höchstens 0,5^ R. (auf der Koppe 0,2^ R.) beträgt, wo kalte Winde ungehindert über die kahlen Kämme dahin streichen, wo feuchte Nebel den Einfiuss der Sonnenstrahlen vom Boden ab- halten und der Schnee einen grossen Theil des Jahres alles bedeckt, gewiss von einem mächtigen Einfluss auf das organische Leben sein muss. Soll man nun den Albinismus als einen krankhaften Zustand auffassen, her- vorgerufen durch die Härte des Klimas? Dagegen spricht die normale, kräftige Ausbildung der Schalen, die namentlich bei Hei. pygmaea oft eine Grösse er- reichen, wie kaum in der Ebene. Oder sollte nicht viel-

234 Reinhardt:

mehr die weisse Farbe durch eine Reaction gegen das Klima hervorgerufen werden und als Schutzmittel gegen dasselbe dienen, indem, namentlich da, wo sich der weissen Farbe noch der Glanz zugesellt, einerseits die Wärmestrahlen abgehalten werden, zu dem Thierc ein- zudringen und so das Austrocknen verhütet wird, ander- seits aber auch die Wärmeausstrahlung verhindert und so dem Erfrieren vorgebeugt wird? In dem ersten Falle belinden sich, wie mir scheint, viele südliche Schnecken (z. ß. die Leucoc]iroen)j und unsere Vitrinen im Sommer; im letzteren Falle unsere Vitrinen und die jungen Helioes mit ihrer noch ungefärbten, glashellen Schale im Herbste und Winter; und als Schutz gegen die Unbilden des Klimas werden vielleicht auch manche von den in der subalpinen Region des Riesengebirges vorkommenden Arten, wie viele Bewohner des Nordens und der Alpen aus andern Thierklassen, ein weisses Kleid angezogen haben. Unter den 17 in der Knieholzregion gesammel- ten Arten von Gehäusschnecken ti'eten 7 weissgcfärbte auf; unter 278 in der kleinen Schneegrube gesammelten Individuen (aller Arten) waren 107 weissgcfärbte.

Kehren wir nach dieser Abschweifung zu den übri- gen Bewohnern der Knieholzregion zurück, so ist es unter den selbstständigen Arten besonders Pupa ariica Wall., die das Interesse in Anspruch nimmt. Diese Art findet sich sonst nur noch in den nördlichen Theilen Schwedens, wo sie bei Quickjok in Luleä-Lappland von Wallenberg entdeckt wurde. Es ist gewiss ein seltsames Zusammentreffen, dass gerade au demselben Fundorte, an dem Basaltgange der kleinen Schneegrube, sich Saxi- fraga nivalis L. findet, eine Pflanze, die im hohen Nor- den verbreitet ist, in Deutschland aber nur hier vor- kommt. Dabei mag gleich des weiteren Umstandes ge- dacht werden, dass ausser der Saxifraga nivalis noch eine Reihe anderer Pflanzen, wenn auch nicht an dem- selben Fundort, so doch im Riesengebirge gefunden werden, die ebenfalls einen nordischen Ursprung ver- rathcn (Rubus Chamaemoms, Fedicularis sudetica, Diche- lyma falcatwm und viele andere Moose). Indem so die

lieber die MoUuskenfaima der Sudeten. 235

Resultate botanischer und conchyllologischer Forschung sich gegenseitig ergänzen, erhält das Vorkommen der Fupa arctica eine erhöhte Bedeutung und die Hypothese, dass in einer früheren Erdperiode gleichartige klimatische Bedingungen im Riesengebirge eine gleiche Flora und Fauna wie im hohen Norden hervorgerufen haben, deren Reste wir jetzt noch vereinzelt antreffen, eine wesent- liche Stütze. Es ist vielleicht nicht uninteressant, die Fauna Quickjock's (nach Walle nb er g und Wester- lund) mit derjenigen der subapinen Region des Riesen- geWrges in Vergleich zu bringen. Es finden sich da- selbst (an Landschnecken) : Vitrina pellucida, Hyalina viridula, ficlva, Helix py^maea, raderata, harpa, arhusto- rum, Gionella hcbrioa, Fupa edentula (columella), alpestris, arctica, Succinea putris.

Alle diese Schnecken, mit Ausnahme der iSuccinea, für welche in den oberen Regionen des Riesengebirges wohl wenig geeignete Plätze vorhanden sind, und der Helix harpa, treten im Riesengebirge wieder auf. Ich habe mir viele Mühe gegeben, die letztgenannte Schnecke auch im Riesengebirge aufzufinden, allein bis jetzt ohne Erfolg; unmöglich wäre ihr Vorkommen nicht (in Ame- rika geht sie bis in die Vereinigten Staaten hinab) ; ihre Entdeckung würde von hohem Werthe für die Wissen- schaft sein.

Was die beiden andern in der Knieholzregion noch vorkommenden Species betrifft, so ist Glausilia parvula nicht als characteristisch für dieselbe aufzufassen, da in andern Theilen des Gebiets diese Schnecke bis in die Hügelregion hinabgeht. Fisidium roseum ist ebenfalls nicht auf die Knieholzregion beschränkt, da ich dieselbe Form, die ich bei der Wiesenbaude^ antraf, auch im Gor- kauer Grunde am Zobten früher gefunden habe.

Steigt man aus der Knieholzregion in die obere Bergregion hinab, so treten hier nur wenige Arten neu hinzu, nämlich Ärio7i rufus, Limax cmereo-niger, Hya- lina radiatula (in gewöhnlicher Färbung), suhr imata, Helix rotundata, aculeat a, Glausilia silesiaca. Da ein grosser Theil der Arten aus der subalpinen Region in

236 Reinhardt:

dieser verschwindet, so tritt hier der cigenthümliche Fall ein, dass die obere montane Region sich ärmer an Arten zeigt^ als die subalpine. Diese Armuth zeigt sich namentlich auf der schlcsischen Seite ; die durch die Schrift hervorgehobenen Arten finden sich in dieser Re- gion nur in Böhmen. Nur in dieser Region ist Clausilia sitesiaca gefunden; doch geht diese Species auf dem Zobten und im Bober-Katzbach -Gebirge auch tiefer hinab.

In der untern montanen Region treten folgende Arten neu hinzu: Arion fusciis, Limax agrestisy Hyaliaa nitidula, diap Ji a7ia, Helix in Garnaiay hortensiSf Bu- Itmus monta^iuSj Pwpa substriata^ Clausilia du- hiay Carychiumminimumy Limnaea per egra. Auch in diesem Gürtel zeigt sich wieder der auffallende Unter- schied der schlesischen und böhmischen Seite, indem auch hier die gesperrt gedruckten Arten nur auf der letzteren sich finden, in Schlesien aber erst in der fol- genden Region vorkommen. Eigenthümliche Arten hat diese Region keine aufzuweisen.

Die Vorgebirgsregion ist auch im Riesengebirge die artenreichste und hat die meisten eigenthümlichen Arten, nämlich 29; Arion ater, albus, melanocephaiub, Hyalina cel- laria, pura Ydiwalhina^ suhterranea. Helix costato, pulchella^ lapicida, nemoralis, pomatia, Pupa minutissima, pygmaea^ Balea fragilis, Clausilia laminata, biplicatay plicata, Suc- cinea putris, Pupula poUia und die Wassersebnecken. Bei der Vergleichung beider Seiten des Gebirges neigt sich diesmal die Wage zu Gunsten der schlesischen Seite, die in dieser Region bei weitem die böhmische an Artenreichthum übertriöt. Die meisten der eben aufgezählten Species finden sich nur in Schlesien. Für die Wassermollusken ist der Grund dieses Ueberwiegens schon angeführt und durch das reichliche Vorhandensein geeigneter Lokalitäten erklärt. Bei den Landmollusken kann ich nur in der besseren und häufigeren Durch- forschung des schlesischen Antheils des Riesengebirges eine Erklärung dieses Umstandes finden.

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. 237

Vlll. Das Isergebirge.

Das Isergebirge wird von dem Riesengebirge durch den Hochstein (2800') getrennt, der in der Richtung von 0. nach W. streicht, um dann nach NW. in den hohen Iserkamm überzugehen, welcher in der Tafelfichte (3498'), dem höchsten Punkte dieses Gebirges, endet. Auf der nördlichen Seite dieses Zuges liegen am Preisselbeer- berge die Quellen des kleinen Zacken und des Queis, von denen der erstere östlich, der letztere nach N.W. fliesst. Durch beide Flüsse wird von dem Hauptkamm der nordöstlich sich vorlagernde Kemnitzkamm geschie- den, dessen östliche Ausläufer bis in die Gegend von Warmbrunn reichen (die Bibersteine z. B.), während nördl. der Queis die Grenze bildet. Als Vorberg zu diesem Zuge kann der Greifenstein angesehen werden, ein c. 1300' hoher Basaltkegel, mit schöner Ruine, der von weither die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auf der südlichen Seite des hohen Iserkammes entspringt die Iser, deren Lauf dem des Queis gerade entgegengesetzt ist. An ihrer Vereinigung mit der kleinen Iser, von welcher sie durch den Mitteliserkamm getrennt ist, er- hebt sich ein imposanter Basaltkegel, der keulichte Buch- berg (c. 3100'), der bei seiner Höhe und seiner eigen- thümlichen Gestalt einen trefflichen Orientirungspunkt abgiebt. In der Nähe der Quellen der kleinen Iser liegen die Quellen der Wittig (Wüthig), welche wieder, wie der Queis, die Richtung nach N.W. hat, also ent- gegengesetzt der Iser. Das Wittigthal, auf der nörd- lichen Seite von der Tafelfichte, dem Wohlischen und Mitteliserkamm begrenzt, wird auf der entgegengesetzten Seite durch eine Kette von Bergen eingeschlossen, unter denen einige, wie die Vogelkoppe, das Taubenhaus und vor allem der Sieghübel der Tafelfichte an Höhe nicht viel nachgeben; letzterer erhebt sich zu 3457'. Wo die Wittig aus dem Gebirge austritt, liegt auf einem Basalt- felsen das durch Wallenstein berühmt gewordene Schloss Frfedland. Das Gestein, aus welchem dies Gebirge gebildet ist, ist Granit und Glimmerschiefer; selten treten.

238 Reinhardt:

wie bei Raspenau im Wittigthale, Lager von Urkalk auf, die jedoch conchyliologisch höchst Dnerg:iebig sind, weil ihnen die Laubwaldvegetation fehlt. Fast überall im Isergebirge sind die Berge bewaldet^ und zwar zum grössten Theil mit Nadelholz ; doch fehlt auch die Buche nicht, und bildet z. B. an einzelnen Partieen der Tafel- fichte, sowie namentlich in der Bergreihe südl. von der "Wittig, geschlossene Bestände. Nirgends erheben sich die Spitzen über die Baumregion, und die Tafelfichte trägt auf ihrem Gipfel einen schönen Hochwald von Fichten. Eigenthümlich und für das Isergebirge charac- teristisch ist deshalb das tief herabgedrückte Vorkommen des Knieholzes, das an mehrern Punkten, namentlich auf den feuchten Wiesen, welche die grosse und kleine Iser durchfliessen, ausgedehnte Strecken überzieht; auch in der Nähe des Sieghübel, sowie zwischen der Vogel- koppe und der sogenannten Nase (einer Felspartie am Schwarzbachfall, die vom Thal aus gesehen einem Kopfe mit grosser Nase ähnlich sieht) habe ich Knieholzwiesen oder, wie die Leute sie kürzer nennen, Kniewiesen ange- troff'en. An Schnecken sind sie arm ; nur Arion rufus und Viirina elongata habe ich beobachtet. Das Iser- gebirge ist nie von einem Conchyliologen besucht worden, wenigstens ist nie etwas über dasselbe veröfi'entlicht worden; nur vom Greifenstein führt Scholtz ein paar Arten an. Meine Excursionen dehnten sich noch etwas nordwärts von der Tafelfichte aus bis zu dem Queisdurch- bruch zwischen dem Schloss Tschocha und Marklissa, einer höchst romantischen Partie, wo der Queis in einer engen Felsspalte schäumend und tosend dahin braust und stellenweise die ganze Breite derselben einnimmt, so dass ein Vordringen unmöglich wird. Diese Gegend grenzt bereits an das benachbarte Lausitzer Gebirgsland. Im Isergebirge habe ich folgende Mollusken ge- sammelt : I. Arion Fer.

1.-4. empiriGorum Fer.

a) ater. S. Friedeberg am Queis. B. Raspenau, in den alten Kalkbrüchcn.

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten. 239

b) rufus. S. FHnsberg, in den Anlagen beim Brunnen. B. Auf der kleinen Iserwiese zwischen Knieholz. In der Nähe des Taubenhauses.

2. A. albus F4r. kommt nach Scholtz auf der Ober- wiese bei Greifenstein vor.

3. A. fuscus Müll. S. Auf dem Greifenstein. Geb- hardsdorfer Büsche bei Friedebergam Queis (Scholtz). Schloss Tschocha am Queis. Wiegandsthal im Schloss- garten. Tafelfichte. Auf dem Preisselbeerberg. B. Schloss Friedland in Böhmen. Auf dem alten Kirchhof zu Haindorf unter Brettern in Menge.

IL Limax L.

4. L, einer eo-7iig er Wolff. S. Tafelfichte, ziemlich auf dem Gipfel am Ursprung des Schwarzbaches. B. Raspenau (dunkel mit hellem Kiel, daneben mit dunklen Streifen). Bei der Nase (ebenfalls auf dem Rücken mit hellen und dunklen Längsstreifen).

5. L. Giner eus List. S. Auf der Tafelfichte mit vor.

B. Liebwerda.

6. L. marginatus Müll. S. An den Bibersteinen.

B. Weissbach an Mauern. Oberhalb Ferdinands- thal (bei Haindorf) in der Nähe des Erzlochs. Bei der Nase.

7. L. agrestis L. S. Greifenstein. Bibersteine.

B. Auf dem alten Kirchhofe zu Haindorf. III. V itrina Drap.

8. V. elongata Drap. S. Gipfel der Tafelfichte und am Nordabhang derselben in der sogen, alten Kohl- statt. Flinsberg, Abhänge nach dem Queisthal. Preisselbeerberg. B. Riegelberg oberhalb Haindorf. Auf dem Sieghübel. Kleine Iserwiese zwischen dem Knieholz. Buchberg bei Klein-Iser.

9. V. diaphana Drap. S. Einzeln am Queisufer bei Schloss Tschocha. Am nördl, Abhang der Tafel- fichte beim sogenannten Prippspfeiferstein (Glimmer- schiefer).

10. F. pellucida Müll. S. Greifenstein. Am Rietstein bei Gebhardsdorf (Basaltfelsen). Tschocha. Wie-

240 Reinhardt:

gandsthal, im Schlossgartcn. Queisthal bei Flins- berg. Bibersteine. B. Schloss Friedland.

IV. Hyalina Gray.

11. H. cellaria Müll. S. Herrnsdorf bei Wiegandsthal einzeln.

B. Schloss Friedland einzeln. Auf dem alten Kirchhof zu Haindorf unter Brettern, zahlreich.

12. H. radiatula Aid. S. Rietstein bei Gebhardsdorf. Glimmerschieferfelsen am Dresslerberge bei Schwarz- bach. Gipfel der Tafelfichte. Queisthal bei Flins- berg. Preisselbeerberg. Bibersteine.

B. Liebwerda. Riegelberg oberhalb Haindorf. Bei der Nase.

13. H. pura Aid. Meist gesellig. S. Tafelfichte, auf dem Gipfel, wie an den nördlichen Abhängen, z. ß. der alten Kohlstatt. Queisthal bei Flinsberg. Preis- selbeerberg. Bibersteine.

B. Riegelberg oberhalb Haindorf. Bei der Nase. Sieghübel. iVuf dem keulichten Buchberge bei Klein-Iser.

14. jy. niiens Mich. Einzeln. S. Greifenstein. B. Ras- penau.

15. H. ^uhrtmata Reinh. B. Nase beim Schwarzbach- fall. Keulichte Buchberg bei Klein-Iser, nicht sehr zahlreich.

16. H. subterranea Bourg. Vereinzelt. S. Am Queis- ufer beim Schloss Tschocha. B. Nase beim Schwarz- bachfall.

17. H. fulva Draip. S. Gipfel der Tafelfichte; alte Kohl- statt. Queisthal bei Flinsberg. Preisselbeerberg. Bibersteine.

B. Riegelberg oberhalb Haindorf. Nase. Sieg- hübel.

V. Helix L.

18. H, pygmaea Drap. S. Greifenstein. Rietstein bei Gebhardsdorf. Schloss Tschocha. Tafelfichte bis zum Gipfel (alte Kohlstatt; Prippspfeiferstein ). Queisthal bei Flinsberg. Preisselbeerberg.

lieber die Mollnskenfauna der Sudeten. 241

B. Raspenau. Liebwerda. Alter Kirchhof zn Hain- dorf. Riegelberg oberhalb Haindorf. Nase. Sieghübel. Buchberg bei Klein-Iser.

19. ruderata Stiid. Einzeln. S. Preisselbeerberg.

B. Riegelberg bei Haindorf. Sieghübel. Buch- berg bei Klein-Iser.

20. H. rotundata Müll. S. Greifenstein, in ungeheurer Menge. Rietstein bei Gebhardsdorf. SchlossTschocha. Wiegandsthal im Schlossgarten. Herrnsdorf bei Wicgandsthal. Tafelfichte, Gipfel; alte Kohlstatt. Queisthal bei Flinsberg. Preisselbeerberg. Biber- steine.

B. Schloss Friedland. Raspenau. Liebwerda. Hain- dorf, hinter der Kirche und auf dem alten Kirchhof. Riegelberg oberhalb Haindorf. Nase. Sieghübel. Buchberg bei Klein-Iser.

21. H. holoserica Stud. S. Preisselbeerberg.

B. Beim Erzloch oberhalb Ferdinandsthal bei Hain- dorf. Sieghübel. Ueberall vereinzelt.

22. ff. personata Lam. soll nach Neu mann bei Greifen - berg vorkommen (Scholtz p. 22), Ich selbst habe sie nirgend beobachtet.

23. H. acideata Müll. Nicht sehr zahlreich. S. Tafel- fichte, alte Kohlstatt ; beim sogen. Prippspfeiferstein. Queisthal bei Flinsberg in Laubgebüschen. Preissel- beerberg.

B. Riegelberg oberhalb Haindorf. Nase.

24. H. costata Müll. S. Greifenstein.

B. Schloss Friedland. Haindorf, an der Kloster- mauer und auf dem alten Kirchhof.

25. ff. pulcJiella Müll. S. Greifenstein. Rietstein bei Gebhardsdorf.

26. H. fruticum Müll. Nur beim Schloss Friedland in einigen Stücken gefunden.

27. ff, umbrosa Partsch. Ebenfalls nur bei Schloss Fried- land einzeln.

28. ff, hispida L. S. Greifenstein, zahlreich. Schloss Tschocha am Queis.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 16

242 Reinhardt:

B. Schloss Friedland. Auf dem alten Kirchhof zu Haindorf.

29. FT. inoarnata Müll. Meist gesellig. S. Greifenstein. Schloss Tschocha. Queisthal bei Flinsberg. Preissel- beerberg. Bibersteine.

B. Schloss Friedland. Raspenau. Liebwerda. Bei der Nase. Buchberg bei Klein-Iser.

30. H. laficida L. S. Greifenstein. Schloss Tschocha.

B. Schloss Friedland. Raspenau. Haindorf, an der Klostermauer.

31. TJ. arbustorum L. S. Greifenstein. Schloss Tschocha. Gipfel der Tafelfichte. Preisselbeerberg.

B. Raspenau. Riegelberg bei Haindorf. Nase. Sieghübel. ßuchberg bei Klein-Iser.

32. H. hortensis Müll. S. Greifenstein. Schloss Tschocha.

B. Schloss Friedland. Haindorf an der Kloster- mauer.

33. H. nemoralis L. Nur in Gärten bei Friedeberg am Queis.

34. H. pomatia L. S. Greifenstein. Schloss Tschocha.

B. Schloss Friedland. Auf dem alten Kirchhof zu Haindorf.

VI. Buli minus Ehrenb.

35. B. mo7itanus Drap. S. Schloss Tschocha.

B. Raspenau in den alten Kalkbrüchen, sehr einzeln.

VII. Cionella Jeffr.

36. C. luhrica Müll. S. Greifenstein. Rietstein bei Gebhardsdorf. Schloss Tschocha. Queisthal bei Flinsberg. Bibersteine.

B. Haindorf, an der Klostermauer und auf dem alten Kirchhofe. VHI. Pupa Drap.

37. P. muscorum L. Greifenstein, zahlreich ; auch einige albine Stücke wurden gefunden.

38. P. minutissima Hartm. S. Greifenstein, sehr zahl- reich. B. Schloss Friedland, einzeln.

39. P. edentula Drap. S. Schloss Tschocha. Tafelfichte, alte Kohlstatt; auch auf dem Gipfel. Queisthal bei Flinsberg. Preisselbeerberg. Bibersteine.

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 243

B. Liebwerda. Riegelberg bei Haindorf. Bei der Nase. Sieghübel.

40. P. pygmaea Drap. S. Rietstein bei Gebhardsdorf. ß. Haindorf, feuchte Stellen hinter der Kirche; ver- einzelt.

41. P. alpestris Aid. Nur auf dem keulichten Buchberge bei Klein-Iser, an Basalttrümmern sitzend, sehr spar- sam gefunden.

42. P. substriata Jeffr. S. Queisthal bei Flinsberg in Laubgebüschen, ß. Bei der Nase. Immer vereinzelt.

4:3, P. pusilla Müll. S. Greifenstein (einzeln). Schloss Tschocha. Queisthal bei Flinsberg. B. Bei der Nase.

IX. Clausilia Drap.

44. Cl. laminata Mont. Greifenstein. Tschocha. Preis- selbeerberg. Ueberall einzeln.

45. CL hipUcata Mont. S. Greifenstein (vereinzelt). Schloss Tschocha.

B. Friedland. Haindorf, an der Klostermauer und auf dem alten Kirchhof. Nirgends zahlreich.

46. CL plicata Drap. S. Greifenstein, in grosser Menge. Schloss Tschocha.

B. Schloss Friedland.

47. CL plicatula Drap. S . Schloss Tschocha. Preissel- beerberg.

B. Riegclberg bei Haindorf. Bei der Nase. Auf dem Buchberg bei Klein-Iser. Vereinzelt. 48.(7/. duhia Drap. S. Greifenstein (nach Scholtz). Schloss Tschocha. Preisselbeerberg.

B. Schloss Friedland.

49. CL filograna Ziegl. Einige Exemplare im Park von Tschocha am Fusse alter Mauern.

X. Succinea Drap.

50. S. putris L. Friedeberg am Queis. In der Schwarz- bach bei Gebhardsdorf (an Steinen im Wasser). Am Queisufer bei Tschocha.

51. S. ohlonga Drap. Nur am Rietstein bei Gebhards- dorf einzeln.

244

Reinhardt:

XI. Carychiura Müll.

52. C. minimum Müll. S. Greifenstein (1 Exemplar). Schloss Tschocba, am Queisufer.

B. Liebwerda. Auf dem alten Kirchhof zu Ilain- dorf. Bei der Nase.

XII. Limnaea Lam.

53. L, peregra Drap. Nur in einem kleinen Teiche im Schlossgarten von Friedland.

XIII. Ancylus Geoffr.

54. A. fluviatüis L. In einem Bache zwischen Regens- berg und Krobsdorf. Im kleinen Zacken.

Um den Ueberblick über die Vertheilung der Arten nach den Höhen zu erleichtern, lasse ich sogleich die nachstehende Tabelle folgen; die subalpine Region fehlt hier; allerdings kommt, wie schon erwähnt, an einzelnen Stellen das Knieholz tief herabgedrückt vor, aber diese Kniewiesen bilden keinen zusammenhängenden Gürtel oberhalb der Baumvegetation; ausserdem ist ihre Schne- cken-Fauna fast gleich 0, da ich nur 2 auch sonst vor- kommende Arten daselbst sammelte, nämlich Arion ru- fus und Vitrina elongata.

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Tabelle der im Isergebirge beobachteten Mollusken, mit Angabe der Höhenzonen, welche sie bewohnen.

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» albus

4

» fuscus

4

5

Limax cinereo-niger

4

6

» cinereus

4

Ueber die Molluekenfauna der Sudeten.

245

Limax marginatus

» agrestis . . . Vitrina elongata . .

y> diaphana .

» pelhicida . Hyalina cellaria . .

» radiatula .

» pura

B nitens

» subrimata .. » subterranea

» fulva

Helix pygmaea

» ruderata

» rotundata

» holoserica ....

» personata ....

» aculeata

B costata

» pidchella

3) fruticum

T> unibrosa .....

» hispida

D incarnata . . . .

» lapicida

» arbustorum. . .

» hortensis

» nemoralis ....

j) pomatia

BiiUminus montanus Gionella lubrica .... Pupa miiscorum, . . .

» minutissima . .

j> edentula

» pygmaea

» alpestris

B substriata ....

B pusilla ,

Glausüia laminata.. biplicata. .

plicata , plicatula dubia. . . filogräna

246

Reinhardt:

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51 52 53 54 55

Succinea putris

» ohlonga

Garychium minimmn . Limnaea 'peregra ... Äncylus fluviatiUs . . ,

Summa:

16

25

51

Vergleicht man die vorstehende Tabelle mit der sub. II über das Riesengebirge gegebenen, so ergiebt sich eine fast vollständige Uebereinstimmung beider in den Faunen der gesammten Bergregion. Nur wenige Arten hat das Riesengebirge voraus, und so stellt sich die Fauna der Bergregion des Isergebirges als eine ab- geschwächte Riesengebirgsfauna dar. In der Hügelre- gion findet im Grossen und Ganzen ebenfalls Ueberein- stimmung statt, doch tritt hier schon eine grössere Diffe- renz zu Tage. Einige Arten des Riesengebirges (z. B. Balea) fehlen im Isergebirge; doch finden sich hier wiederum andere Arten, die im Riesengebirge nicht vor- kommen; so Vitrina diaphana, Helix fruticimij personata (?), umhrosa, hispida, Pupa muscorum, Claus Uta filograiiQj Succinea ohlonga. Die meisten dieser Species sind im Vorgebirge %^g^^ die Ebene zu gesammelt. Von be- sonderem Interesse ist nur das Auftreten der Helix um- hrosa bei Friedland, da diese Species sonst nirgends in den Sudeten gesammelt ist und auch in der schlesischen Ebene fehlt. Helix umhrosa ist von den Kärnthener und Tiroler Alpen nordwärts bis Böhmen und Sachsen ver- breitet; in Böhmen ist sie selten gefunden, häufiger noch im Eibsandstein- und im Lausitzer Gebirge, wo sie (nach Peck) im Laubaner Hochwalde und auf der Landskrone vorkommt. An diese Fundorte reiht sich der im Iser- gebirge an. Der Sudetenkamm scheint ihr nach NO. eine Grenze zu setzen, wie sie überhaupt weiter nach

üeber die Molluskenfaima der Sudeten.

247

Osten hin zu den seltenen Schnecken zu rechnen ist. Jachno fand sie noch ziemlich häufig im Krakauer Ge- biet, Bielz nur an einer Stelle in Siebenbürgen, v. M ei- lend orf um Serajewo in Bosnien. Neuerdings lehrten die Gebrüder Krause einen weit von den übrigen ent- fernten Fundort in der Ebene um Bromberg (zusammen mit He lix austriaca \) kennen. Im Allgemeinen darf man die Art wohl als eine vorwiegend ostalpine ansehen, die sich von dort aus, wie andere, nach Norden verbreitet hat.

Nachdem im Vorhergehenden die Mollusken der einzelnen Theile der Sudeten systematisch verzeichnet sind, bleibt es noch übrig, das gegenseitige Verhältniss dieser Theile in Betracht zu ziehen. Damit eine bes- sere üebersicht erzielt werde, sind in der folgenden Tabelle sämmtliche in den Sudeten bisher gefundenen Mollusken zusammengestellt mit Angabe der Abtheilungen, in denen sie bisher beobachtet wurden.

IV.

üebersichtstabelle der in den Sudeten beobachteten Mollusken.

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12

13

Ärion empiricorum Fer

D albus Fer

B fuscus Müll o . .

» hortensis Fer ,

» melanocephdlus F. B. Limax cinereo-niger Wolff.

B cinereus List

» marginatus Müll. . .

» agrestis L

» tenelhts Nilss

» laevis Müll

Baudebardia brevipes Drap. B rufa Drap. . . .

248

Reinhardt:

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Vitrina elongata Drap

» diaphana Drap

» pelhicida Müll |

TJiiolinn, ppllfiTid Müll

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18

» nlfibvo, Stud

19

» rfidicituld Aid .

8

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» riiiTCi Aid

8

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» nitens Mich

8

22 23 24 25 26 27 ^8

» nitidula Drap

» crystallina Müll

» diaphana Stud

» subrimata Reinh

» subterranea Bourg

3> /"itZva Drap , . . . .

» nitida Müll

2

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80

fleZia; rupestris Drap

B pygmaea Drap .

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31

» Tudpvata Stud. . .

8

82

» rotundata Müll

8

33 34 35

» solaria Menke

B obvoluta Müll. . . ,

» lioloserica Stud

8

36

37

B personata Lam

» aculeata Müll

8

8

88

» costata Müll

8

89

» pulchella Müll

8

40

» fruticum Müll

8

41 42

48

D strigella Müll

» umbrosa Partsch

» granulata Aid

's

44

» hdsnida L

8

45 46

» Cobresiana Alten

» incarnata Müll

ii^:

's

47

B carpatica Friv

48 40

D carthusianella Drap

» obvia Ziegl

••

50 51

B faustina Ziegl

B lapicida L

's

52 53 54

B arbustorum L

B nemoralis L

B hortensis Müll

8 8 8

55

B potnatia L

8

56 57

58

Buliminus montanus Drap

» obscurns Müll

B detritus Müll

8

Ueber die Molluskenfauna der Sudeten.

249

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8

60 61 62 63

Ptipa frumentum Drap

B miiscorum L

» minutissima Hartm

» adßntiilo, Drat)

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8 8

64 65

» antivertigo Drap

» ni/üuineci Drap

8

66

alpestris Aid

8

67

68

» arctica Wallenb

» suhstricita Jeffr

*8

69

» pusilla Müll

8

70

» doUolum Bru^

71 72

73 74 75 76

77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87

Glausilia laminata Mont

» ortlwstoma Menke. . . .

j> silesiaca A. Schmidt.

» ornata Ziegl

» hiplicata Mont

» plicata Drap

B ventricosa Drap

» tumida Ziegl

» plicatula Drap

» dubia Drap

B nigricans Pult

» cruciata Stud

» pumila Ziegl

» parvula Stud

» filograna Ziegl

J5aZert fragilis Drap

Succinea putris L

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88 89 90 91 92

» Pfeifferi Rossra

» ohlonga Drap, ...-..,.

Carycliium minimum Müll

Pupula polita Hartm

's

8

98

» minuta Drap

94 95

» peregra Drap

B ovata Drap .

96 97 98 99

Planorhis corneiis L

B spirorbis Müll. (?)...

B leucostoma Mich

» aZ^?t6' Müll

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B nitidus Müll.. . ,

Äncylus flwüiatilis L

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Physa fontinalis L- . .

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» hypnorum L

250

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104 105 106 107 108

Hydrohia {suäeticd)

Cyclas calyculata Drap

Pisidium fontinale Pfeiff.

» roseum Scholtz

Änodonta cygnea

1

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7

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Summa :

1 80

13

|46|51| 42

134

65

54

Wir vergleichen zunächst die beiden Hauptglieder der Sudeten, das Mährische Gesenke und das Riesenge- birge (incl. des Isergebirges, das sich, wie oben gezeigt, im Wesentlichen dem Riesengebirge ganz gleich verhält) mit einander.

I. In beiden Gebirgen kommen folgende Arten ge- meinschaftlich vor:

Arion empir worum, fusous, hortensis, melanocephalus,

Limax einer eo-nig er, cinereus, marginatusy agrestis.

Vitrina elongata, 'pellucida.

Hyalina cellaria, radiatulay pura, nitens (Isergeb.), nitidula, diaphana, subrimataj suhterranea, fulva.

Helix pygmaeaj ruderata, rotundatay holoserica, per- Sonata (Isergeb.), aculeata, pulchella, costata, friitiGum (Isergeb.), mcarnata, lapicida, arbustorum, hortensts, po- matia.

Buliminus montamis.

Gionella luhrica.

Pupa minutissimo, edentula, pygmaea, alpestris, sub- striata, pusilla.

Clausula laminata, biplicata, plicata j plicatula, dubia, cruciata, parvula, filograna (Isergeb.).

Succinea putris, oblonga (Isergeb.).

Garychium minimum.

Pupula polita.

Limnaea stagnalis, minuta, peregra, ovata»

Ancylus fluviatilis.

üeber die Molluskenfauna der Sudeten. 251

PlaJiorhis albuSy leiicostoma.

Pisidium fontxnale.

In Summa: 61 Arten.

Die meisten dieser Arten finden sich auch in den andern Theilen der Sudeten wieder, wir dürfen sie daher als die allgemein verbreiteten, als den Stamm der ge- sammten Sudetenfauna ansehen. Es sind dies aber auch mit wenigen Ausnahmen diejenigen Arten, welche die Su- deten mit den x\lpen und sämmtlichcn deutschen Bergländern gemeinsam haben, also der Stamm der gesammten mittel- europäischen Molluskenfauna. Die wenigen unter diesen Schnecken, welche nicht allgemein durch alle deutschen Bergländer verbreitet sind, sind nur folgende : Hyalina suhrimata^ lielix holoserica, Clausilia cruciata und Gl. filograna. Diese 4 Species finden sich nur in dem öst- lichen Theile des Gebiets, sie können als vorherrschend ostalpine bezeichnet werden.

II. Im Riesengebirge (incl. Isergebirge), nicht aber im Gesenke, wurden folgende Arten beobachtet.

Arton albus.

Vitrina diaphana.

Helix umbrosa, iiispida, nemoralis.

Balea fragil is.

Clausilia silesiaca.

Pujpa muscorumj arctica.

Planorbis corneuSj nitidus.

Cyclas Galyoulata.

Pis idiu m ros eum .

Unter diesen findet sich wiederum eine Anzahl von Schnecken, die allgemein in den deutschen Bergländern verbreitet sind, und deren Fehlen im Gesenke w^ohl nur durch den Mangel geeigneter Lokalitäten oder durch ein Uebersehen derselben motivirt wird. Als solche Arten sind aufzufassen:

Vitrina diaphana, in den Sudeten sonst noch aus Glatz und der Eule bekannt;

Helix hispida, sonst noch im Bober-Katzbach-Ge- birge, auf dem Zobten und in der Eule gefunden;

Helix nemoralis, im Riesengebirge wohl sicher ein-

252 Reinhardt:

geschleppt, da sie sich nur in der Nähe menschlicher Wohnplätze findet;

Balea fragilisy noch im Waldenburger Gebirge und auf dem Zobten ;

Fupa musoorumj noch auf dem Zobten gefunden; die Wasserschnecken mit Ausnahme von Ptsidium roseum. Es sei indessen noch erwähnt, dass Balea fragilis nach Osten hin nicht weiter vordringt; sie fehlt in Ga- lizien, Russland; Siebenbürgen, Bosnien, erreicht also in den Sudeten einen ihrer Grenzpunkte nach Osten. Eben- so scheint Helix hispida nach Osten zu an Häufigkeit abzunehmen. Jachno kennt sie zwar noch aus dem westlichen, nicht aber aus dem östlichen Gah'zien; aus Siebenbürgen führt Bielz nur einen Fundort an.

Was die nach Abzug dieser noch übrig bleibenden Species anbetrifft, so ist von Hdix umhrosa schon oben ausführlicher die Rede gewiesen und zu zeigen versucht, dass diese Art eine ostalpine ist, sich also der Gruppe der 4 vorher genannten {Hei. holoserica etc.) anschliesst. Derselben Kategorie gehört Clausula silesiaca an. Diese, ausser im Riesengebirge noch auf dem Gipfel des Zobten und im ßober-Katzbach-Gebirge gefunden, kommt sonst nur noch in den Ostalpenländern (Krain, Kärnthcn) und in Bosnien (v. Möllendorff) vor, und zwar, was besonders hervorzuheben ist, ohne dass sich zwischen diesen beiden Verbreitungsgebieten bis jetzt Zwischenstationen gefunden hätten. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Molluskenfauna der dazwischen liegenden Länder, namentlich Mährens und der kleinen Karpathen, so gut wie unbekannt ist.

Von den 3 weiteren Arten ist Fisidium roseum bis jetzt den Sudeten eigenthümlich; es ist indessen wohl anzunehmen, dass bei genauerem Studiuoi der Pisidie7i, das erst in neuerer Zeit begonnen hat, diese Art sich auch an andern Punkten wird auffinden lassen. Von Pupa arctica w^ar schon früher die Rede; sie ist eine nordische Art, und ihr darf man wohl Arion albus an die Seite stellen, der in Skandinavien häufiger als anders- wo auftritt. Im Riesengebirge scheint die Art ziemlich

üeber die Molluskenfauiia der Sudeten. 253

selten zu sein; ich selbst hatte nicht Gelegenheit, sie dort zu sammeln.

Die Molluskenfauna des Riesengebirges setzt sich nach dem Vorstehenden zusammen:

1) aus allgemein verbreiteten alpinen Arten ;

2) aus ostalpinen Arten, z. Th. mit sprungweiser Verbreitung.

3) aus nordischen Arten:

4) aus ihr eigenthiimlichen Arten.

III. Im Mährischen Gesenke, nicht aber im Riesen- gebirge, kommen folgende Arten vor:

Li7nax tenellus, hrunneus.

Daudehardia hrevisus, rufa.

Hyalina glabra, nitida.

Ilelix granulata, Cohresianay carpatica, faustina.

Clausilia ortltostomoj ventricosay tumidaj nigricans.

Pupa doliolum, antivertigo.

Physa foyitinalis.

Hydrohia spec. nov.

Diese Liste weist zunächst wiederum eine Anzahl allgemein verbreiteter Arten auf, die deshalb nicht als Eigenthümlichkeiten des Mährischen Gesenkes angesehen werden dürfen, und von denen bei fortgesetzter Durch- forschung des Riesengebirges sich wohl noch manche dort werden finden lassen. Dazu gehören die Nacktschnecken, von denen Limax hrunneus auch im Zobtengebirge vor- kommt, Daudehardia brevipes, auch in der Eule, D. rufa, auch im Waldenburger Gebirge gefunden; Hyalina nitida^ eine vorzugsweise der Ebene angehörige Species; Clau- silia ventrioosa, die in der Enle, CL nigricans, die auf dem Zobtcn wieder auftritt; Pupa doliolum, im Bober- Katzbach-Gebirge wiederkehrend,^ und P. antivertigo, welche mehr die Ebene liebt; endlich Physa fontinalis^ die sich in der Eule wiederfindet. Die Daudebardien sind zwar überall selten gefunden, da sie sehr versteckt leben, doch durch das ganze deutsche Bergland verbreitet; östlich scheinen sie nicht viel weiter vorzudringen, da Daudebardia brevijpes zwar noch bei Krakau gesammelt wurde, im östlichen Galizien und in Siebenbürgen da-

254 Reinhardt:

gegen beide Arten fehlen. Ancli Pu]pa doliolwn ist nicht gerade von vielen Fundorten bekannt, dieselben liegen jedoch über ganz Deutschland und Mitteleuropa zerstreut. Zu den allgemein verbreiteten Schnecken darf endlich wohl auch Helix grayiiilata gerechnet werden, die nichts anderes darstellt, als eine unbehaarte Form der Helix serioea Drap., welche, wie die vorige, zwar zerstreut- aber doch durch das ganze gebirgige Deutschland, Frank- reich und England vorkommt. Ich vermuthe, dass die albinen Exemplare der Helix sericea, welche A. Schmidt vom Zobten anführt, ebenfalls H. granulata sind.

Die Gruppe der vorzugsweise ostalpinen Schnecken ist im Mährischen Gesenke durch Hyalina glabra, Helix obviaj Cobresiana und durch Clauailia orthostoma ver- treten. Erstere beide gehen sehr weit nach Osten und gehören z. B. noch in Siebenbürgen zu den häufigen Schnecken. Aehnlich verhält sich Clausilia orthostoma, die in Deutschland hauptsächlich in den östlichen Ländern auftritt, nach Westen aber mehr und mehr verschwindet. Helix Cobresiana hingegen ist von beschränkterer Ver- breitung. Sie findet sich zwar im ganzen Alpenzuge, doch namentlich häufig im östlichen Theile, fehlt aber in den westdeutschen Bergländern, während sie in den öst- lichen, in Böhmen, in den sächsischen Gebirgen und auch noch in der Tatra häufig ist. Hier erreicht sie aber auch ihre Grenze nach Osten; in Siebenbürgen und Bosnien ist sie nicht mehr gefunden.

Zu diesen beiden Gruppen alpiner Schnecken ge- sellt sich nun eine dritte, die in den Alpen vergebens gesucht wird, dagegen in den Karpathen, und nur in diesen, sich vorfindet. Hierher gehören vor allen Helix fausti^ia und H. carpatica^ und vielleicht auch Ciaicsilia tumida. Diese letztere Art ist wahrscheinlich eine öst- liche, da sie in Siebenbürgen und der Bukowina ihre Hauptverbreitung hat; nach A. Schmidt soll sie jedoch auch westlich bis Baiern und Würtemberg vordringen (A. Schmidt nennt sie den östlichen Pendant zu der westlicheren Öl. Rolphii.) Es ist bei solchen Arten, die, wie diese, nur wenige Fundorte zeigen, schwierig

Ueber die MoUuskenfaima der Sudeten. 255

zu bestimmen, wohin der Hanptbezirk ihrer Verbreitung fällt; ich kann diese Art deshalb auch nur fraglich als eine karpathische bezeichnen. Entschieden karpatische Species sind dagegen die beiden Helicesy die in dem ganzen Karpathenzuge von Siebenbürgen bis zur Tatra häufig sind und sich über denselben hinaus nur wenig verbreiten. Helix faustina ist im Mährischen Gesenke nicht selten, geht aber nur noch in die zunächst angren- zenden Gebirgsgruppcn der Eule und der Glatzer Ge- birge über; weiter westlich in Böhmen findet sie sich auch nur in nächster Nähe dieses Gebirges, nämlich bei Brandeis a. d. Adler (Slavik). Helix carpatica verbreitet sich etwas weiter; sie geht in den Sudeten über die Eule hinaus bis ins Waldenburger Gebirge und nach dem Zobten; in Böhmen findet sie sich nur an dem gleichen Fundorte mit Hei. fausiina. Wenn man, durch diese Vorkommnisse veranlasst, eine eingehendere Vergleichung der Fauna des Mährischen Gesenkes mit jener der Kar- pathen anstellt, so tritt eine frappante Aehnlichkeit, man könnte fast sagen, Uebereinstimmung beider, nament- lich der nächstgelegenen Theile der Karpathen, der hohen Tatra, hervor. Mit geringen Ausnahmen treten sämmt- liche im Gesenke gefundene Arten in den Karpathen wie- der auf; diese haben jedoch, und zwar je weiter östlich, desto mehr, einen immer grösseren Reichthum an Arten, und namentlich auch an eigenthümlichen, aufzuweisen, so dass die Fauna des Mährischen Gesenkes sich als eine abge- schwächte Karpathenfauna oder als deren westlichster Ausläufer darstellt. Als dem Mährischen Gesenke bis jetzt eigenthümlich ist nur die schon früher besprochene Hydrohia zu nennen, die ich für eine neue, noch unbe- schriebene Art halte; es ist indessen wohl auch von dieser anzunehmen, dass sie sich anderwärts ebenfalls finden wird, namentlich wären die Fundorte in den Karpathen zu suchen. Dass sie in auffallender Weise an eine süd- östliche Species, die von v. Möllendorf beschriebene Hydrohia valvataeformis erinnert, ist schon erwähnt worden. Die Molluskenfauna des Mährischen Gesenkes setzt sich demnach zusammen:

256 Reinhardt:

1) aus alpinen Arten von allgemeiner Verbreitung,

2) aus vorwiegend ostalpinen Arten,

3) aus karpathischen Arten und

4) aus ihr eigenthümlichen Arten. Riesengebirge und Mährisches Gesenke unterscheiden

sich in ihrer Molluskenfauna hauptsächlich dadurch, dass zu den alpinen Arten im ersteren arktische, im letzteren karpathische hinzutreten. Man kann die Fauna des Riesen- gebirges als eine arktisch-alpine, die des Gesenkes als eine karpathisc h-a 1 p i n e charakterisiren. Dies Resul- tat steht in genauester üebereinstimmung mit den Resultaten der botanischen Forschung, welche im Riesengebirge eine arktisch-alpine, im Mährischen Gesenke eine karpathisch- alpine Flora nachgewiesen hat. Der räumlichen Aus- dehung nach hat die karpathischalpine Fauna in den Su- deten das Uebergewicht über die arktisch-alpine, indem erstere ihren Einfluss in den meisten Gebirgsgruppen, nämlich dem Gesenke, dem Glatzer Gebirge, dem Eulen- gebirge, dem Zobten und dem Waldenburger Gebirge geltend macht, während letztere nur im Riesengebirge, und zwar auf der nördlichen Seite desselben auftritt.

IV. Es bleiben zum Schluss noch diejenigen Arten zu besprechen, welche nicht in den beiden Hauptgebirgen der Sudeten, sondern nur in den anderen Gruppen vor- kommen. Es sind dies folgende:

Hyalina crystallina.

Helix rwpestris, solaria, ohvolutaj strigella, cartku- sianella.

Buliminus ohscuruSy detritus,

Clausilia or7iata, pumila.

Pupa frumentum.

Succinea Ffeifferi.

Physa hypnorum.

Ä7iodonta cygnea.

Diese Liste zeigt zum grössten Theil wiederum Arten, die durch das ganze deutsche Gebirgsland ver- breitet sind, von denen jedoch viele mit Vorliebe in den

lieber die Molluskenfäuna der Sudeten. 257

niedrigeren Regionen auftreten; einzelne, wie Hyal. cry- stallina, Succinea Pfeifferi und die Wasserschnecken, ziehen sogar entschieden die Ebene vor. Ausser den genannten Schnecken sind als hierher gehörig anzuführen :

Helix rupestrisy die hier einen ihrer nördlichen Grenzpunkte hat.

Helix ohvolutaj welche in den Sudeten ihre Ost- grenze zu erreichen scheint, da sie in Galizien und Sie- benbürgen nicht mehr auftritt.

Helix strigella.

Helix Garthusianellaj eine Art von weiter Verbrei- tung, namentlich im Süden von Europa. Ihr Fundort in den Sudeten ist ein isolirter, da die Schnecke in Galizien, Mähren und Böhmen nicht gefunden ist und zunächst erst wieder in Siebenbürgen, bei Wien und dann am Rhein auftritt. Sie soll auch in Sibirien ge- funden sein (?). Endlich:

Buliminus ohscuruSy detritus und Pupa frumentum.

Die wenigen noch übrig bleibenden Species, nämlich Helix solaria, Clausilia ornata und fumila sind zu der Gruppe der ostalpinen Arten zu rechnen, von denen sich namentlich die beiden ersten. Hei. solaria und Clausilia ornata in ihrer sprungweisen Verbreitung der Clausilia silesiaca und der Helix carthusianella anschliessen. Clau- silia ornata, in Krain und Kärnthen heimisch, findet sich im Glatzer Gebirge bei Habelschwerdt, und hat in der Nähe desselben in Böhmen noch einen zweiten Fund- ort aufzuweisen, bei ßrandeis a. d. Adler (Slavik), und zwar hier in Gesellschaft mit dem ebenfalls ostalpinen Zoni- tes verticillus. Gerade; diese Arten, welche die Sudeten mit den Ostalpen allein gemeinsam haben, ohne dass sie, wie viele andere ostalpine, auch in den Earpathen vorkommen, haben eine besondere Wichtigkeit, da sie eine direkte Einwanderung von Süden her (ohne den Umweg über Siebenbürgen und die Karpathen) bekunden. Der Weg ist offenbar über den Wiener Wald gegangen, wo sich die meisten der Arten noch finden; wie von dort weiter bis in die Sudeten, ist bei unserer Unbekanntschaft mit den Faunen Mährens und der Gebirge zwischen dem

Archiv für Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 17

Ö58 Reinhardt:

Wiener Walde und den Sudeten bis jetzt noch nicht festzustellen.

Da, wie im Vorhergehenden gezeigt worden, bei der Bildung der Sudetenfauna Einwirkungen von Norden, Süden und Osten her stattgefunden haben, so ist es wohl zu erwarten, dass viele der eingewanderten Arten in den Sudeten ihrer Wanderung ein Ziel gesetzt und hier die Grenzen ihrer Verbreitung erreicht haben. Da die Haupt- einwanderung von den Alpen, also von Süden resp. Südwesten her, stattgefunden hat, so sind es auch haupt- sächlich südliche Arten (von den Sudeten aus gerechnet) die hier ihre Grenze nach Norden (NO,) gegen die Ebene zu finden, nämlich folgende,:

Daudehardia hrevipes und rufa; Vitrina elongata] Hyalina glahr a , diaphana, eubr im ata^ Helix rupestriSj solaria^ olyvoluta, holoaerica, personata^)y um- hrosa*)j Cobresiana^ cavpatica , carthusianella, oh- vih*), faustina; Buliminus detritus, (monianus tritt erst in Skandinavien wieder auf); Pupa doliolum*); Clausula orthostoma *)f silesiaca, ornata, tumida"^), cru- ciata*), pumila*), 'parvula, filo gr ana ^).

Unter diesen befinden sich, wie man sieht, sämmt- liche früher als ostalpine bezeichneten Arten, sowie die karpathischen; sie sind durch den Druck kenntlich ge- macht.

Nach Osten gehen über die Sudeten nicht hinaus: Daudehardia rufa; Helix obvoluta; Balea fragilis; Glau- silia silesiaca^ ornata.

Nach Westen bilden die Sudeten die Grenze von Helix carpatica und faustina:

Ihre Südgrenze endlich erreichen hier Ärion a^bus und Pupa arctica.

*) Abgesehen von einzelnen sporadischen Fundorten in der Ebene. Es ist auffallend, dass fast alle diese Fundorte in der Pro- vinz Preussen oder in ihrer Nachbarschaft (Posen, Livland) liegen. Wahrscheinlich ist die Wanderung hierher von den Karpathen aus, dem Laufe der Weichsel folgend vor sich gegangen.

tJeber die Molluskenfauna der Sudeten. 259

Fassen wir die Resultate vorstehender Unter- suchungen in kurzen Worten zusammen, so ergiebt sich folgendes :

Die Sudetenfauna ist keine ursprüngliche und selbst- ständige, da ihr eigenthümliche Arten (fast) gänzlich fehlen.

Die Sudeten sind colonisirt worden von den x\lpen (beziehungsweise Ostalpen), von den Karpathen und von Skandinavien aus. Die alpinen Arten bilden die über- wiegende Mehrzahl und verbreiten sich annährend gleich- massig durch die ganzen Sudeten. Die karpathischen Arten bewohnen den südöstlichen Theil der Sudeten, namentlich das Mährische Gesenke; die arktischen Arten sind auf den nordwestlichen Theil, besonders auf die Nordseite des Riesengebirges beschränkt.

Heber einen neuen Ringelwurm des Rheins. *)

Von

Dr. F. C. Noil

in Frankfurt a. M.

(Mit Taf. VII.)

Phreoryctes Heydeni N.

In den Sammlungen der Scnckenbergischen natur- forschenden Gesellschaft befinden sich Exemplare eines dünnen Wurmes, den der verstorbene Senator C. von Hey den im Jahre 1835 im Sande des Rheines bei Rü- desheim sammelte und Lumbricogordius Hartmanni be- nannte.

Denselben Wurm fand ich zuerst im April 1871 am Rheinufer bei St. Goar, als das fallende Wasser ein Um- wenden der tieferen Steinlagen gestattete. An dem- selben Platze, bis jetzt aber auch nur an ihm, erbeutete ich den Wurm in grösserer Anzahl im October 1873, am 3. Januar und Ostern 1874.

Räumt man in der Nähe des Wasserspiegels das Geschiebe, das hier aus kleineren und grösseren Thon- schieferplatten besteht, weg bis zum Niveau des Rheines,

1) Die erste Mittheilung über diesen Gegenstand wurde in einer Sitzung der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden 1873 gemacht. Vergl. das Tageblatt der 46. Ver- ammlung u. s. w. Wiesbaden 1878. S. 131.

Noll: üeber einen neuen Ringelwurm des Rheins. 261

SO dass das Wasser in den Vertiefungen sich zu sammeln beginnt, dann findet man mehrfach in dem feinen thon- haltigen Sande, der unter den Steinen liegt, das hell- rothe fadenförmige Thier, das gewöhnlich auf der von dem Steine bedeckten Fläche mit dem grösyten Theile seines Körpers in Krümmungen ausgestreckt liegt, theil- weise aber im Sande steckt und langsam seine Rückzugs- bewegungen beginnt. Unter einem Steine fand ich fast stets nur ein Exemplar, seltener zwei zusammen. Im October sammelte ich in einer Stunde etwa ein Dutzend Würmer ein, während ich im Januar binnen einer Vier- telstunde etwa 20 Stück erbeutete. Das Thier muss den grösseren Theil des Jahres völlig unter Wasser sein; die Stelle wenigstens, an der ich es fand, lässt dies ver- muthen. Schräg aus dem Flusse steigende Felsmassen, die mehrere Fuss hoch aus dem Geschiebe hervorstehen, tragen an ihrem Abhänge, der dem Wasser zugewendet ist, die Steinablagerungen, in denen der Wurm vorkommt, und verhindern diesen, dem sinkenden Wasser von fern- her nachzuwandern oder vor dem steigenden sich zurück- zuziehen. Sein Vorhandensein nur an dieser Stelle spricht deutlich für diese Ansicht, wie auch das Verhalten des Wurmes im Aquarium den Beweis liefert (s. unten), dass er sich im Wasser wohl befindet und nicht nur zu- fällig dahin geräth, wie Schlotthauber dies von Phreo- ryctes Menkeanus und seinem Ph. Lichtensteinii an- nehmen zu müssen glaubt ^). Als ich Pfingsten 1874 während eines höheren Wasserstandes an die Stelle kam, w^o der Wurm sonst häufig ist, suchte ich vielfach unter den Steinen, die eben erst von dem wieder fallenden Wasser verlassen waren, wie auch unter solchen, die weiter ab liegend nicht von der Flut betroffen worden waren, vergeblich. Es fand sich nicht ein einziges Exem- plar, was ebenfalls wieder dafür spricht, dass sämmtliche

1) Amtlicher Bericht über die 31. Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte zu Göttingen. Göttingen 1860. S. 123. Schlott- hauber's Umwandlung des Namens Phreoryctes in Georyctes ist deshalb überflüssig.

262 Noll:

Phreoryctes auf ihrem jetzt seit Wochen überschwemm- ten Platze geblieben sein mussten und sich nicht vor dem steigenden Wasset das Ufer herauf gezogen hatten. Die langgestreckte fadenförmige Gestalt des Wurmes, die rosenrothe Färbung der prallen, schwach irisirenden Haut, die Neigung sich zusammenzurollen, noch mehr aber die Kopfbildung, die Segmentirung und die vierzeilig gestellten, hakenförmigen Borsten beweisen, dass wir es mit einemGliede der Gattung Phreoryctes zu thun haben, und ich sehe mich deshalb veranlasst, den ohnehin von C. von Hey den nicht ganz glücklich gewählten Namen Lum- bricogordius aufzugeben und den Wurm seinem ersten Entdecker zu Ehren als Phreoryctes Heydeni zu be- zeichnen.

Phreoryctes Heydeni hat eine Länge von 13 Ctm. bei einer Dicke von nicht ganz einem Millimeter. Bis jetzt habe ich noch keine stärkeren Exemplare gesehen, wie auch die durch v. Hey den gesammelten und im Frankfurter Museum aufbewahrten Stücke (auf der Eti- quette ist nicht angegeben, in welcher Jahreszeit sie ge- sammelt wurden) mit diesen Grössenangaben überein- stimmen. Wie die Breite des Körpers, so ist auch die Länge der einzelnen Segmente, deren ich bei grösseren Exemplaren 220—230 zählte, eine sehr geringe; sie be- trägt bei den stärksten Gliedern etwa 0,6 bis 0,7 Mm.

Das Kopfende des Wurmes ist etwas derber als das Hinterleibsende, das mit schwachen, wenig entwickelten Gliedern endigt. Der Kopflappen bildet eine sich all- mälig zuspitzende Verlängerung und enthält das Gehirn- ganglion nebst den zwei vordersten Gefässschlingen, die das Rückengefäss mit dem Bauchgefässe verbinden. Der an der Bauchseite am Ende des Kopflappens gelegene Mund ist eine querverlaufende Oeffnung ohne alle Be- waffnung.

Bei Betrachtung des anatomischen und histologischen Baues können wir uns im Ganzen kurz fassen, da Phreo- ryctes Heydeni sich in dieser Hinsicht nahe an Phr. Menkeanusanschliesst, dessen Körperverhältnisse uns durch

lieber einen neuen Ringelwurm des Rheins. 263

Fr. V. Leydig in einer gründlichen Arbeit vortrefflich geschildert worden sind *).

Um ein für die Systematik wichtiges Merkmal her- vorzuheben, erwähnen wir zuerst der Haken borsten, die in vier Reihen über den Körper sich hinziehen. An- fangs gleich hinter dem Kopfe sind die Zeilen ausein- ander gerückt, die zwei unteren Reihen stehen in Bauch- lage, während die oberen Reihen, in denen anfangs weit schwächere Borsten als unten sind, an den Seiten des Rückens sich hinziehen, später aber an die Seiten der Segmente herabrücken und dadurch den Bauchhaken näher kommen. Die Borsten stehen einzeln in jeder Tasche; doch sieht man in diesen vielfach Borsten in der Neubildung begriffen, derart, dass man die Entwicklung derselben leicht an demselben Wurme verfolgen kann (Fig. 2 u. 4). Sie unterscheiden sich sowohl in der Grösse wie auch in der Form von den Haken des Phr. Menkeanus, denn während dessen Haken bei ausge- wachsenen Exemplaren eine Grösse von 3,0 bis 3,6 Mm. besitzen, haben sie bei Phr. Heydeni eine Länge von 2 Mm. und nur weniges darüber; die Dicke der ersteren beträgt 0,2 Mm., die der letzteren 0,1 Mm. Bei beiden Würmern zeigen die Haken ein ziemlich gerade gestreck- tes, nur leise gebogenes Basalstück, das etwa zwei Dritt- theiie von der ganzen Länge der Borste einnimmt und, am Grunde spitz beginnend, mit einer kleinen Anschwel- lung endet, der die Spitze aufgesetzt ist. Diese ist bei Phr. Menkeanus (Fig. 5) nur schwach rückwärts gebogen und im Ganzen ziemlich gerade, während die Spitze der Borste von Phr. Heydeni (Fig. 4) an ihrem ersten Drittel gerade verläuft und dann einen flach sichelförmigen Haken bildet, dessen charakteristische Form sogleich von der des Phr. Menkeanus zu unterscheiden ist.

Die äussere Körperbedeckung lässt über einer schwächer entwickelten Matrix eine derbe Cuticula er- kennen (Fig. 2 u. 3, a). Diese hebt sich besonders deut-

1) Fr. Leydig, Phreoryctes Menkeanus Hoffm. in Max Schultze's Archiv für mikroskop. Anatomie. Band I.

264 Noll:

lieh ab, wenn man einen in Weingeist getödteten Wurm in einer nicht zu stark gefärbten Lösung von Karmin in Ammoniak etwa 24 Stunden liegen lässt und ihn dann in Essigsäure aufhellt. Die Cuticula zeigt sich in diesem Falle wasserhell und hebt sich klar von ihrer dunkel gefärbten Matrix (b) ab. Sie ist an dem Kopflappen dünner als auf dem ganzen übrigen Körper. Üeber den ganzen Körper zerstreut finden sich die Hautdrüsen, die bei unserem Wurm am Kopflappen weniger ent- wickelt sind, während sie v. Leydig bei Phr. Menkea- nus gerade da als sehr zahlreich auftretend angegeben werden. An den Segmenten des Körpers bilden sie, wie auch von Phr. Menkeanus bemerkt, deutlich eine oder zwei Ringzonen, indem die Drüsen an dem vorderen und oft auch an dem hinteren Rande des Segmentes quer- über in Reihen gestellt sind, während die Mitte desselben nur wenige Drüsen trägt. Uebrigens sind diese Haut- drüsen bei verschiedenen Exemplaren sehr ungleich ent- wickelt, denn während sie bei dem einen Wurm nur in sehr geringer Zahl auftreten, sind sie bei anderen Thieren dieser Art so häufig, dass sie die ganzen Glieder, be- sonders in der Mitte des Leibes, bedecken. Bei Würmern, die ich in Essigsäure tödtete, zeigten die Drüsen ein eigenes Verhalten; sie lassen bei stärkerer Vergrösserung am Rande des Körpers eine von diesem wie eine kleine Borste abstehende hyaline Spitze erkennen, die von dem im Tode austretenden und in der Säure gerinnenden Drüsensecret gebildet zu sein scheint.

Die Muskelschicht zeigt im Vergleich mit Phr. Menkeanus keine Besonderheiten. Sie bildet einen ziem- lich derben Schlauch mit besonders stark entwickelten Längsmuskein, der in dem Kopflappen an Dicke abnimmt, in welchem sich zwischen die Muskellage und die Haut eine zellig-schwammige Masse einlagert (Fig. 2 u. 3).

Auch die Verhältnisse des Nervensystems sind denen bei Phr. Menkeanus ähnlich. Das starke und leicht in das Auge fallende „Gehirnganglion", die obere Partie des Nervenschlundringes (Fig. 2 u. 3 d), ist etwas eiförmig, von oben gesehen fast kugelig und zeigt nie-

lieber einen neuen Ringelwurm des Rheins. 265

mals die in die Breite gezogene Form, wie sie Leydig von Phr. Menkeanus zeichnet (Taf. XVI. Fig. 5. loc. cit.). Die von diesem Ganglion ausgehenden seitlichen Commissuren bilden einen breiten um den Schlund herum führenden Bogen. Die drei ersten Ganglien des Bauchmarkes (e, e) sind etwas näher zusammengerückt als die darauf folgenden und unterscheiden sich von diesen noch durch ihre grössere Dicke und mehr abgerundete Form; sie sind durch tiefe Einschnürungen deutlich von einander abgesetzt, während der übrige Theil des Bauch- markes nur eine schwache Anschwellung in der Mitte eines jeden Gliedes zeigt (e').

Der Mund auf der Unterseite des Körpers, hinter dem allmälich sich nach vorn zuspitzenden Kopflappen liegend, kann kreisförmig sehr erweitert werden und lässt bei geöff- neter Stellung zahlreiche zarte Papillen erkennen, die den Schlund an seinem Anfange auskleiden (f.) Die Speiseröhre kann weit aus dem Munde hervorge- stülpt werden. Sie erstreckt sich durch die ersten fünf Leibesringe, vom Munde an gezählt, und ist in ihrem vorderen Drittel dünnwandig, während ihr grösserer hinterer Abschnitt durch die stark entwickelten Ring- muskelfasern eine sehr starke Wand erhält (g). Mit dem 6ten Leibesringe beginnt der Darm (Magendarm^ h) der in der Regel an der Verbindungsstelle der Glieder eng zu- sammengeschnürt ist, so dass er in ebensoviele für sich abgeschlossene Stücke zerfällt, als der Leib Glieder hat. Leydig hat bei Phr. Menkeanus nachgewiesen, dass die Einschnürungen des Darmes nicht auf Einschnürungen der Muskeln beruhen, sondern in der Anordnung des Darmes selber liegen.

Um den Verlauf der Blutgefässe und ihrer Schlingen genauer zu verfolgen, was bei frischen Exem- plaren wegen ihrer geringen Durchsichtigkeit nicht leicht möglich ist, empfiehlt es sich, Würmer, die in Wein- geist getödtet wurden, in eine nicht zu starke Karmin- lösung zu bringen und sie nach ihrer Färbung in Essig- säure aufzuhellen. Gerade die Blutgefässe erscheinen dann häufig schön roth gefärbt, als ob sie mit Blut ge-

266 Noll:

füllt seien, und besonders im Kopfende lässt sich die Ver- bindung des Rückengefässes mit dem Bauchgefässe sehr schön erkennen. In den Bauchringen sind die von dem Bauchgefässe entspringenden Gefässschlingen^ die in mehrfachen Windungen bis nach der Mitte des Rückens gehen, dort aber wieder nach dem Bauchgefässe umbiegen, jedesmal auf einen einzelnen Ring beschränkt; sie treten nicht durch die Einschnürungen zwischen zwei Gliedern hindurch in ein anderes Glied. Anders aber ist die Sache in den ersten Körperringen (Fig. 3). Das Rücken- gefäss i (die Zeichnung der Fig. 3. ist von der Bauch- seite genommen; Rückengefäss und Nervenstrang sind nur so weit wiedergegeben, dass sie die Darstellung des Bauchgefässes nicht stören) geht bis dicht an das Hirn- ganglion heran, vor dem es sich gabelig theilt. Seine beiden Aeste laufen über das Ganglion hin bis in die Spitze des Kopfes, wo sie in ungleicher Länge umbiegen, um in zwei langen Schenkeln, die erst unter den beiden Comraissuren dann nach kurzer Ausbiegung seitlich von denselben verlaufen, sich zu dem Bauchgefässe zu ver- einigen, das seinen Anfang zwischen den ersten, nach dem Munde auftretenden Borsten, also am Ende des ersten Ringes nach dem Munde hat (Fig. 3 k). Auch die nächsten drei Körperringe lassen noch eine directe Verbindung durch Queräste zwischen Rücken- und Bauch- gefäss erkennen, und besonders bei einem wohlgelunge- nen Präparate, nach welchem Fig. 3 gezeichnet ist, liessen sich bei Umwenden des Präparates die Einmün- dungen der Verbindungsäste sowohl in das Rücken- wie in das Bauchgefäss deutlich erkennen. Diese Verbin- dungen unterscheiden sich von den Gefässschlingen in den übrigen Segmenten auch dadurch, dass sie nicht auf Ein Glied beschränkt sind, sondern von dem stärke- ren Bauchgefässe (Fig. 3) etwa in der Mitte des Glie- des entspringen, nach vorn durch das vorhergehende Segment durch und zuweilen sogar noch über dasselbe etwas hinaus führen und dann in einem absteigenden Bogen, etwa in gleicher Hohe wie ihr Ursprung, in das Rückengefäss einmünden. Konnte so mit Sicherheit die

lieber einen neuen Ringelwurm des Rheins. 267

vordere Verbindung des schwächeren Rückengefässes mit dem stärkeren Bauchgefässe nachgewiesen werden, so war es mir dagegen nicht möglich, die sackartigen Organe, die in der Mittelh'nie des Körpers am Rücken beiPhr. Menkeanus liegen und mehrere Blutgefässschlingen einschliessen i), aufzufinden.

Die ^schleifen förmigen Kanäle" sind am stärk- sten in den mittleren Körperringen entwickelt; sie füllen die Ringe dort so an, dass diese prall rund erscheinen und ein milchiges Ansehen gewinnen. Im Uebrigen zeigt ihr Verhalten keine Verschiedenheit von dem der Schleifenkanäle bei Phr. Menkeanus.

Auffallend war es mir, dass ich bei Phreoryctes Hey- deni nichts von Gcnerations Organen aufzufinden ver- mochte. V. Leydig erwähnt und bildet ab 2) 3 Paar kleiner Blindsäcke, im 6 8ten Körperringe an der Bauch- seite gelegen, die er als Samentaschen bezeichnet. Nur in einem einzigen Falle, wo diese Taschen einen krümm- ligen Inhalt* hatten, glaubte ich solche zu erkennen; es waren aber nur 2 Paare im 5ten und fiten Körperringe. Dagegen vermochte ich weder von Hoden, deren v. Ley- dig im 9 Uten Ringe gesehen hat, noch von Eier- stöcken auch nur eine Spur aufzufinden und zwar eben- sowenig in dem durch v. H e y d e n gesammelten Material, wie in den frisch aufgefundenen Thieren. Auch ein Gürtel, wie er von Schlotthauber seinem Ph. Lich- tensteinii zugeschrieben wird, war niemals vorhanden, wie ein solcher mir auch von Ph. Menkeanus, von dem ich mehrfach lebende und Weingeistexemplare in Hän- den hatte, nicht bekannt und auch von Leydig nicht beo- bachtet ist.

V. Leydig, der ausser den erwähnten Samenta- schen und den lappigen Hoden (in denen Zoospermien aber nicht vorhanden waren) auch nichts weiter von Ge- schlechtsorganen auffinden konnte, vermuthet, „dass die Geschlechtsreife des Phreoryctes nicht in den Frühling

1) Leydig 1. c. S. 277.

2) loa. cit. S. 289.

268 NoU:

und Sommer, sondern in den Herbst und Winter fällt.^ Ich habe darum im October und dann wieder im Januar unseren Wurm auf die geschlechth'chen Verhältnisse hin untersucht, aber mit ebensowenig Erfolg wie im Frühjahre. Doch werde ich, so oft mir Gelegenheit dazu gegeben ist, die ISache weiter zu verfolgen suchen. Dass deshalb, wie etwa vermuthet werden könnte, Phreoryctes Heydeni ;ils eine unreife Jugendform angesehen werden müsste, scheint mir trotzdem nicht anzunehmen. Einmal waren die von Leydig untersuchten Exemplare des Phr. Men- keanus auch noch nicht gesehlechtsreif (von einem Eier- stocke konnte keine Spur gefunden werden), und dann zeigten die von mir gefundenen Stücke des Phr. Heydeni in allen Jahreszeiten constant dieselbe Grösse, wie auch die durch von Heyden gesammelten ganz mit den meinigen übereinstimmten. Immerhin wäre der Fall denk- bar, dass gerade nur die jugendlichen Exemplare des Phr. Heydeni sich nahe der Oberfläche des Wasser- spiegels in dem feuchten Grunde aufhalten, »während die geschlechtsreifen (und wohl auch grösseren?) Thiep sich vielleicht tiefer in den Boden oder auch in das Wasser hinab begeben und dort der Beobachtung entziehen. Doch ist zu hoffen, dass nun, nachdem auf den Wurm einmal aufmerksam gemacht ist, es an dem Rheine woh- nenden Beobachtern gelingen möchte, die weitere Lebens- geschichte des kleinen Phreoryctes aufzuklären. In den im Herbste eingesammelten Würmern fanden sich mehr- fach Gregarinen, die in der Leibeshöhle gegen das hintere Ende des Körpers zu eingekapselt lagen und von einer starken Cyste umgeben waren.

Noch muss ich über das Verhalten des Phreoryctes Heydeni im Aquarium Weniges bemerken. Am 6ten Ja- nuar brachte ich einige lebende Würmer in ein Aquarium, dessen Boden aus einer 3 Cent, hohen Lehmschicht be- steht, die etwa 1 Ctm. stark von einer Schicht Mainkies bedeckt ist. Die eingesetzten Würmer streckten sich auf dem Boden aus und fingen sogleich an mit dem Kopf- ende zu bohren, bis sie ganz in dem Grunde verschwunden waren. Darin wühlen sie nun unter der Kiesschicht

Ueber einen neuen Ring^elwurm des Rheins. 269

ihre Gänge, ohne sicli wieder an der Oberfläche blicken zu lassen. Dass sie munter und gesund in dem Wasser leben, sah ich an einem am Morgen des 14. März auf dem Boden des (jcfässes sich bewegenden Stücke eines Wurmes, der wohl in der Nacht herausgekommen und von einer Agrionlarve zerbissen worden sein mochte. Es zeigte durchaus kein von den gesunden Würmern ver- schiedenes Verhalten. An den ersten Tagen nach Ein- setzung des Phreoryctes in das Aquarium hatte ich auch (Telegenheit zu bemerken, wie der Wurm kleinen Fischen, die ihn zu verzehren suchen, lästig und verderblich zu werden vermag. Ein Goldiisch von 3 Cent. Länge er- griff ein In das Wasser geworfenes vorderes Ende eines Phreoryctes lleydeni, um es zu verschlucken. Der Wurm aber wickelte sich auf einen Knäuel zusammen, legte sich unter den einen Klomendeckel des Fisches, krümrate sich hin und her, wandt sich um den Kopf, hing bald als langer Faden zur Kiemenspalte bald zum Mundo heraus und brachte, als er sich ganz in den Rachen des Fisches zurückgezogen hatte, diesen dem Ersticken nahe. Dann hing der Wurm matter werdend den ganzen zweiten Tag dem Fische zum Munde heraus und konnte erst ara Abende dieses Tages, nachdem der Fisch sich etwas er- holt hatte, völlig verschluckt werden. Ein zweiter eben- sogrosser Fisch wurde wirklich von einem Stücke Phreo- ryctes, das zudem noch aus der Mitte gerissen war, also keinen Kopf hatte, erstickt, während ein doppelt so grosser (ioldfisch einen ganzen aber kleinen Phreoryctes ohne Schaden verschlang.

Erkläriiug «Icr Abbilduiig(Mi.

Tafel VIL

Fig. 1. Phreoryctes lleydeni. Der Wurm in natürl. Grosso.

Fig. 2. Das vordere Endo von der Seite gesehen. Von dem Bliit-

getasssysteme sind nur das Rücken- und^Iiauchgelass, nicht

aber die Gefässsohlingen gezeichnet. Fig. 3. Das Kopfende von der BauchHäche gesehen, um die das

Rücken- und Bauchgefäss verbindenden Seitenäste und

270 Noll:

ihren Verlauf zu zeigen. Die Bedeutung der Buchstaben ist bei Fig. 2 u. 3 dieselbe:

a. Cuticula.

b. Matrix derselben.

c. Muskellage.

d. Gehirnganglion.

e. e. Die 3 ersten Ganglien des Bauchmarkes, e'. Bauchganglienkette.

f. Mund. g. Speiseröhre, h. Darm. i. Rückengefäss. k. Bauchgefäss.

Fig. 4. Borsten von Phr. Heydeni in verschiedener Ausbildung. Fig. 5. Borste von Phr. Menkeanus im Grössenverhältniss zu vor.

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell.

(Trichosoma crassicauda Aut.) Von

Dr. ?. Linstow

in Ratzeburg.

Hierzu Tafel VIII.

Die interessante Thatsache, dass in den seit längerer Zeit bekannten und häufig vorkommenden Weibchen dieser Art vielfach kleine lebende Nematoden gefunden werden, die bald für Embryonen, bald für geschlechts- reife Männchen gehalten sind, veranlasste mich, beson- ders da ausserdem grosse männliche Trichosomen neben den genannten Weibchen aufgefunden sind, die mit dieser Art ebenfalls vereinigt wurden, so dass zweierlei Männ- chen auf dieselbe bezogen werden, diesen Nematoden genauer zu untersuchen, und will ich zuerst die auf den- selben bezügliche nicht umfangreiche Litteratur anführen.

Der erste, welcher diese Art benannt und beschrie- ben hat, ist Bellingham, der fx)lgendes angiebt: ^)

This species of Trichosoma I have frequentlj found in the urinary bladder of the common Norwey rat; in some cases only one or two occurred, in the other six, eight or upwards. Many were free in the bladder; others so firmly attached by their anterior extremity to

1) The annals and magazine of natural history. Vol. XIV. London 1844, pag. 476.

272 V. L in stow:

the mucous membrane, that they broke across when pul- led ; and some even remained adherent after having been placed in spirits of wine. They are the largest specics of Trichosoma which I have scen, the posterior division of the body in some being so thick as in a certain degree to resembie this part in the Trichocephalus, from which, however, they are readily distinguished, the increase in diameter being gradual, and not sudden. They are about 8 lines in length, the body white and cylin- drical, the posterior extremity rounded; in the thicker part of the body the alimentary canal appears to be some what Spiral, and is surrounded by the convoluted ovaries. All the specimens -which I have appear to be females. This species has not, I believe, hitherto been described, although it is very common, and I have frequently raet with it. It occurs in the urinary bladder, both of the male and female rat, and is quite distinct from the spe- cies which inhabits the small intestine of the same animal.

From the thickness of the posterior part of the body compared with other species of Trichosoma, 1 would ven- ture to suggest for this species the name Trichosoma crassicauda.

Ray er giebt an ^):

Trichosoma muris deoumam.

J'ai rencontrö fr^quemment ces vers, pendant les mois de novembre, decembre 1842, et janvier 1843, dans la vessie des surmulots, surtout chez ceux qui provenaient des environs des clos d'equarrissage, On trouve aussi plus frequemment les vers chez les vieux surmulots que chez les jeunes- Je n'en ai point observ^ chez le rat noir (mus rattus), qui est beaucaup plus rare, h Paris, et qu'il est plus difficile de se procurer. Cependant, j*ai disseque ce rat un nombre de fois süffisant pour en inf^rer que, si ces vers existent quelquefois dans cette esp^ce, ils doivent y etre rares. Pour donner une idöe de leur frequence chez le surmulot, il me suffira de dire, qu'il

1) Archives de Medecine comparee I, 1843, pag. 180—182, pl. XII, Fig. 12—19.

Beobachtungen an Trichodes crassickuda Bell. ä7S

m'est arriv6 d'en trouver dans plus des deux tiers des vieux surmulots. Ces vers, enveloppes de mucus, roules sur eux-memes, n'^talent point en Suspension dans Purine; ils sernblaient colles aux parois de la vessie, et on les d^couvrit en detachant le raueus. La proportion des fe- melles doit etre tres considerablC; car sur plus de cent trichosomes de surmulot, examines au microscope, je n'ai- pas rencontre un seul male; la meme chose est arrivee ä Creplin, pour d'autres trichosomes.

On trouve ce ver dans la vessie des surmulots ma- les et femelies, et meme dans les calices et les art6res, mais plus rarement et toujours en plus petit nombre dans les conduits que dans la vessie. Dans les cas nombreux que j'ai observes, la presence de ces vers n'avait deter- min^ aucune rougeur, aucune alteration notable de la membrane muqueuse de la vessie, seulement cette mem- brane etait enduite de plus de mucus que lorsqu'il n*y avait pas de vers. Le nombre de ces vers est variable; quelquefois on les trouve seulement deux on trois, plus souveut une dizaine: quelquefois j'en ai rencontre une vingtaine. Soit que ces vers ne soient pas tres-vivaces, soit que je les aie extraits de la vessie des surmulots trop long-temps apres la mort, le fait est que je ne les ai jamais vus se mouvoir dans l'eau, ni sur les lames de verre, lorsque je les plagais sous le microscope.

La longueur de ces vers varie de 12 ä 16 millime- tres. Leur corps est d'un blanc grisätre, arrondi, 61asti- que, tres-fin, capillaire k sa partie anterieure. II s'accroit insensiblement en largueur d'avant en arriere et se ter- mine par une extremite obtuse et arrondie, et ä l'exstre- mite de la partie anterieure ou capillaire on voit, a l'aide d'un verre grossissent, une petite couverture circulaire (ostium) d'oii le canal intestinal, d'abord presque filiforme, part et s'etant directement sous la forme d'un petit tuyau jusqu'ä l'anus, dont l'ouverture est situee ä l'extremitö du corps du ver.

A partir de la reunion du cinquieme avec les quatre cinquiömes posterieurs du corps, le canal intestinal se trouve couvert par la masse de l'oviducte, qui forme

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. Bd. 1. 18

2^4 V. Linstow:

inf^rieurement autour de lui une sorte de spirale. Les oeufs, et sp^cialement ceux qui sc trouvent dans la portion de l'oviducte la plus voisine de la vulve, sont ovales, apla- tis et offrent aux extremites de leur grand diametre de petits saillies spheroides. Ces oeufs contiennent le plus souvent de petits trichosomes enroules et qu'on di- stingne h travers les membranes de l'oeuf. Ces petits vers ne sont pas capillaires dans leur partie anterieure comme les individus adultes.

Dujardin scheint diesen Helminthen selber nicht gefunden zu haben, wenigstens stützt seine Beschreibung ^) sich lediglich auf die vorstehenden Angaben von ßel- Hngham und Rayer.

Dasselbe gilt von Diesing's Beschreibung 2).

Der nächste Autor, der selbstständige Beobachtungen über diese Art gemacht hat, ist Eberth, der Folgendes schreibt ^) :

Trichosomum crassicauda gehört zu den Arten, vsrelche Seiten-, Bauch- und Rückenband haben, und zwar sind Bauch- und Rückenband gleich breit, und schmaler als die Seitenbänder. Die Verhältnisszahlen in Bezug auf die Eörperdurchmesser sind folgende:

Seitenband. Bauchband. Rückenband.

1:3 1:5 1:5

Das untere und obere seitliche Muskelfeld sind gleich, jedes schwächer als die Seitenlinie, stärker als Bauch- oder Rückenlinie.

Die weibliche Geschlechtsöffnung liegt unter dem Anfang des Darms.

Die Art ist vivipar.

Nachstehende i^rtbeschreibung wird gegeben:

1) Histoire naturelle des Helminthes pag. 11.

2) Systema Helminthum II, pag. 259.

3) Untersuchungen über Nematoden, pag. 48, 50, 53, 54, 61.

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell. 275

Triohosomum crassicauda. Tab. VI, Fig. 3, Tab. VII, Fig. 9-11.

Körper am Hinterende stärker angeschwollen, letz- teres stumpf geendigt. Haut glatt; 2 Seitenbänder, deren Durchmesser unter der Vagina etwa Vs des Körper- durchmessers beträgt. Nach abwärts atrophiren dieselben zu schmalen Strängen. Sie bestehen aus schönen poly- gonalen mit Kern versehenen stumpfkegelförmigen Zellen, lieber diesen bildet die Haut, aber nur im vorderen Drittheil des Thieres, mit einem centralen Grübchen ver- sehene kegelförmige Erhebungen.

Am Hinterleibe stellen die Seitenlinien 2 feinkörnige schmale Stränge dar, die aus körniger Substanz und in dieselbe eingelagerten Kernen bestehen.

Bauch- und Rückenlinien sind schmal, gleichbreit und scheinen ähnlich gebaut wie die Seitenlinien des Hinterkörpers.

Verdauungsorgane. Der den Oesophagus umgebende Zellkörper besteht hier nicht aus grösseren in kleine Säckchen abgeschnürten Zellen, sondern aus einfachen rundlichen in die Quere verlängerten und mit Kern ver- sehenen Zellen, die den Oesophagus von 3 Seiten um- geben. Die birnförmigen Drüsen am Eingange in den Oesophagus sehr klein. Anus terminal.

Vaginalöffnung auf der Bauchseite, eine Strecke unter dem Anfange des Darms, quer in Gestalt eines stumpfen Conus prominirend.

Vivipar.

Männchen ?

Fundort. Harnblase von Mus decumanus.

Der erste Forscher, welcher die Männchen erwähnt, freilich ohne sie als solche zu erkennen, ist W^ alter; derselbe giebt an: ^)

Trichosomum crassicauda Bellingham (tab. I, fig. 4 A B) habe ich am 13. Februar in der Flarnblase unserer jetzt so gewöhnlichen W^anderratte, Mus decumanus, iso-

1) VII . Bericht des Ofifenbacher Vereins für Naturkunde 1866, pag. 76—77.

276 V. Linstow:

lirt und neben einem Conglomerate gefunden. Die Ei- genthümlichkeit des letzteren veranlasst mich zu näherer Beschreibung desselben. Schon bei der äusseren Unter- suchung der Harnblase war dasselbe als ein härtlicher Körper durch die Wandungen durchzufühlen und er- innerte an einen Blasenstein. Es stellte, herausgenommen, ein eiuem gekochten Reiskorn ähnliches, weissgefärbtes Gebilde dar, das, etwas zerzupft und in Wasser gelegt mehrere sehr dünne weisse flottirende Fäden erkennen Hess. Unter dem Microscope zeigte es sich, dass diese Fäden feine Würmer waren, von welchen jedoch nur die Hintertheile aufgefunden werden konnten. Das Innere derselben war erfüllt mit länglichen, dünnschaligen Eiern, die in langen Schläuchen sich befanden, aber nichts Cha- rakteristisches darboten. Neben diesen sah man aber in dem freien Räume verhältnissmässig ausserordentlich grosse Junge. Diese mit Brut erfüllten Bruchstücke waren nicht geeignet, eine genaue Bestimmung zuzu- lassen, und auch Herr Prof. Leuckart, dem ich mein Präparat sandte, musste es zweifelhaft lassen, ob die- selben Trichosomen zugehörten. Ich habe unterdessen diesen Thieren weiter nachgespürt, aber erst am 12. Juni ist es mir gelungen, einen Fund zu machen, der den früheren aufzuklären im Stande sein möchte. Ich fand nämlich an diesem Tage in der Harnblase einer männ- lichen Ratte eine grosse Anzahl weiblicher Trichosomen, welche in ihrem hinteren Theile dicht mit ovalen, durch- sichtigen Eiern erfüllt waren. Nach dem Vordertheile zu, das im Verhältniss zum dicker werdenden Hinter- theile fadenförmig sich zuspitzt, nehmen die Eier all- mählich den Charakter der Trichosomeneier an, und werden zuletzt hartschalig und braun gefärbt. Neben diesen Eiern aber, von denen letztere ausgebildete Em- bryonen enthielten, sind in mehreren meiner Präparate auffallend grosse Junge, mindestens zehnmal so lang und beträchtlich breiter als die Embryonen der Eier^ deutlich sichtbar, über deren unzweifelhaftes Vorhandensein ich mich diesmal um so weniger täuschen konnte, als ich die- selben in dem noch lebenden Mutterthiere sehr lebhafte

Beobachtungen an Trichodes crassicanda Bell. 277

Bewegungen längere Zeit hindurch machen sah. Sie lie- gen, wie es scheint, im freien Räume der Leibeshöhle. Am 28. Juni konnte ich bei einer abermaligen Auffindung sehr zahlreicher Trichosomen in der Harnblase der Ratte alle diese Einzelheiten bestätigen. Möglich, dass bei unserem Trichosomum eine zweifache Generation statt- findet. Einmal, dass grosse Junge entstehen, welche vielleicht am Orte ihrer Ausbildung, in der Harnblase, bleiben und sich weiter entwickeln, und zweitens Eier, welche mit dem Urin nach aussen geführt, vielleicht erst auf Umwegen wiedei^ in die Harnblase einer anderen Ratte gelangen. Ich habe wenigstens solche Junge bei dem ersten Funde im Schleime der Harnblase frei ange- troffen neben Eiern, welche Embryonen enthielten.

Es scheint, dass bisher nur weibliche Exemplare des Trichosomum crassicauda in der Harnblase der Ratte gefunden worden sind. Nirgends wenigstens in der mir zugänglichen Literatur findet sich ein männliches Thier beschrieben oder auch nur erwähnt, so dass sich an- nehmen lässt, dass es nicht gekannt ist. Der (jrund scheint darin zu liegen, dass die Männchen ausserordent- lich selten sind und sich desshalb neben den zahlreichen Weibchen, welche die Harnblase fast aller erwachsenen am hiesigen Orte untersuchten Ratten erfüllten, der Beo- bachtung leicht entziehen. Ich selbst besitze nur e i n Exemplar eines männlichen Trichosomum crassicauda^ das ich Herrn Dr. A. Schmidt in Frankfurt a. M. ver- danke, das unzweifelhaft dieser Species angehört, da es in der Harnblase neben den Weibchen gefunden wurde. Dasselbe weicht in mancher Hinsicht von den Weibchen ab. Es besitzt eine colossale Länge bei verhältniss- mässig ausserordentlicher Feinheit. Es trägt im Hinter- theile eine ziemlich lange dünne Spicula, welche am- unterstenEnde fein zugespitzt und hakenförmig gekrümmt erscheint und in einer besonderen Scheide ruht. Das hintere Ende, aus welchem dieser Haken hervorragt, ist von einer Gestalt, wie sie auch sonst bei Trichosomum vorkommt, und wie sie Dujardin z. B. auf PI. 1, B. 5 von der Trichosome der Wiesenlerche abbildet. Es erscheint mir

278 V. Linstow:

auf der einen Seite wie der umgebogene Rand einer Trompete gestaltet, während gegenüber sich zwei zapfen- artige Gebilde befinden.

Am 20teu September 1867 hielt Leuckart in der 2. Sitzung der Section B. für Zoologie und vergleichende Anatomie der 41. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Frankfurt a. M. folgenden Vortrag ^): Ueber Trichosoma crassicaudatum aus der Harnblase der Wanderratte.

Längst kennt man im Fruchtbehälter dieses Wurms neben den Eiern kleine Würmchen, die man meistens für ausgeschlüpfte Embryonen ansah. Genauere Beo- bachtungen haben aber dargethan, dass diese Würmchen geschlechtsreife Männchen sind, die in der Vagina des Weibchens l6ben und die in den Eileiter eintretenden Eier befruchten. Diese Männchen sind nicht partheno- genetlsch aus den unbefruchteten Eiern entstanden, son- dern offenbar eingewandert, denn man fand sie 1. in noch unentwickelten Weibchen, 2. in einem Falle ein solches Männchen jioch frei neben einem jungen Weib- chen in der Harnblase der Wanderratte. Dr. A. Schmidt fand in wenigen Fällen und in geringer Anzahl frei neben den Weibchen lebende Männer, die von den in der Vagina lebenden verschieden sind, woraus auf einen hier vorliegenden Dimorphismus zu schliessen wäre.

Hierzu bemerkt ferner Leuckart 2): Walter beo- bachtet (1. c.) bei dem in der Harnblase der Wander- ratte so häufigen Trichosomum crassicauda im Innern des Körpers (der Leibeshöhle, wie Verf. sagt) einige kleinere Würmer, die er für „grosse Junge^ hält, welche, von den in harte Eierschalen eingeschlossenen Embryo- nen verschieden, vielleicht dazu dienten, in der Harn- blase zu verweilen und ohne Wanderung auszuwachsen. Ref., der diese Geschöpfe näher untersuchte (Tagesbit.

1) Correspondenzblatt des zoolog. mineralog. Vereins in Regens- burg, 21. Jahrgang No, 12, pag. 148.

2) Bericht über die wissensch. Leist. in d. Naturgesch. d. niederen Thiere während der Jahre 1866—67, pag. 99.

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell. 279

der Fankfurter Natnrforscherversammlung 1867, pag. 55) gewann dagegen die Ueberzeugiing, dass sie keine Em- bryonen, sondern männliche Thiere seien, die in ver- schiedener Anzahl (1 5) in der Vagina der Weibchen verweilen und trotz der Abwesenheit besonderer Begat- tungsapparate daselbst ihren Samen deponiren. Die Ein- wanderung dieser Zwergmännchen, die in seltenen Fällen auch frei in der Harnblase gefunden wurden, geschieht, wenn die Weibchen etwa das Dreifache des jungen Männchens (8—9 Mm.) messen und noch keine reifen Eier enthalten. Wo keine Einwanderung stattfindet, da bleiben die Eier ohne Schale und Embryonen. Auffallen- der Weise hat übrigens, wie auch Walter erwähnt, Dr. A. S ch midt neben den Weibchen einmal einige freie Männchen gefunden, die sich von den parasitisch leben- den Zwergmännchen deren anatomische Structur nach den Beobachtungen des Ref. gar keinen Zweifel an ihrer Natur als Männchen aufkommen lässt durch eine sehr ansehnliche Grösse und die Anwesenheit äusserer Begattungsorgane unterscheidet. Ref. hat diese Männchen selbst untersucht und muss die Möglichkeit zugeben, dass dieselben zu Trichosomum crassicauda gehören, hat selbst aber niemals, obgleich er einige Hundert Ratten secirte und mehr als Tausend Weibchen auffand, ein derar- tiges Thier beobachtet. Sollte die Vermuthung S c h m i d t's, der die Thiere zu Tr. crassicauda zählt, gegründet sein, dann bliebe nichts übrig, als die Annahme eines Dimor- phismus für die Männchen unseres Parasiten.

Vorstehende Angaben habe ich wörtlich wiederge- geben, da nicht jedem Leser die Quellen zur Hand sein dürften, und den übrigen die Mühe des Nachschlagens somit erspart ist; es war mein Bestreben, etwas Voll- ständiges in dieser kleinen Monographie zu geben, und ist es gewiss nicht ohne Interesse, den allmähligen Fort- schritt in der Beschreibung und Kenntniss dieser Species zu verfolgen.

280 V. L i n 8 1 0 w :

Die erwachsenen Weibchen

finden sich häufig in der Harnblase der Wanderratte; ihre Länge beträgt durchschnittlich 10,5 11,5 Mm., wovon auf den Zellkörper nur 1,3 Mm. kommt ; derjenige Theil des Körpers, welcher dem unteren Dritteides Zellkörpers ent- spricht, ist knaulförmig aufgewickelt; das Kopfende ist ab- gerundet, das äusserste Schwanzende dagegen pflegt etwas spitzig vorgezogen zu sein, die Seiten- und Medianlinien sind von Eberth so beschrieben, dassich diesen Angaben nichts hinzuzufügen weiss, doch beginnen diese Linien erst von der Vulva an abwärts; vom Kopfende bis zu diesem Punkte wird die Cutis ringsherum von hyalinen, halb- kugelförmigen, regelmässig gestellten kleinen Erhaben- heiten bedeckt, und erst dicht hinter der Vulva beginnen plötzlich die von Eberth geschilderten und abgebildeten napfartigen Erhabenheiten, die von der Cutis selbst ge- bildet werden, und viel grösser sind als jene kleinen Er- habenheiten, die der Cuticula angehören; die reifen Eier sind von aufiPallend veränderlicher Gestalt, indem sie bald mehr kugel- bald mehr cylinderförmig sind. Folgende Zahlen mögen die Variationen am besten kennzeichnen :

igsduichmesser Querdurchmeser,

0,072 Mm.

0,029 Mm.

0,065

0,039 ,

0,075 ,

- 0,043 ,

0,072 ,

0,046

0,062

- 0,056 ,

Männchen.

In der Vulva derjenigen Weibchen, die entwickelte Eier enthalten, trifi't man kleine Würmer an, welche, wie aus der vorstehenden Litteratur ersichtlich ist, bald für Embryonen, bald für Männchen gehalten werden. Ihre Länge beträgt 1,46— 1,7— 1,9— 2,4— 2,5 Mm., während der Durchmesser durchschnittlich 0,033 Mm. beträgt und bald vorn und hinten gleich ist, bald vorn etwas geringer wird; so mass ich an einem Exemplar in der Nähe des

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell. 281

Kopfes 0,013 Mui.;, am Schwaazende 0,023 Mm. ; der Zell- körper misst die Hälfte der ganzen Körperlänge; die Haut ist ohne alle Auszeichnung. In der hinteren Hälfte des Körpers bemerkt man nun neben dem Darm, dessen Wand sich durch feine, lichtbrechende Kerne auszeichnet, ein langgestrecktes Organ, das mit Spermatozoen ge- füllt ist, und erleidet es daher keinen Zweifel, dass diese Thiere reife Männehen sind. Die Spermatozoen sind klein und zeigen einen sehr kleinen, scharf dunkeln, ku- gelförmigen Kern. Kopf- sowohl wie Schwanzende sind gerundet, und fehlen an letzterem alle äusseren Copula- tionsorgane. Der Oesophagus ist in einer Länge von 0,16 Mm. vom Mundende an gerechnet noch ohne Belag der bekannten Zellen des Zellkörpers; seine Wandung ist Anfangs sehr dünn, wird aber bald allmählig stärker. Eine eigenthümliche Beobachtung machte ich an den Zellen des Zellkörpers; an manchen Stellen desselben wechselten dunklere, von grösseren Kernen erfüllte Zellen mit blasseren, in welchen letzteren sieh ganz kleine, punktförmige Kernchen zeigten, die in einer überaus lebhaften Molekularbewegung begriffen waren, ihr Inhalt musste also noch flüssig sein. Die Cu- tis wird von einer Cuticula überzogen, die indessen so fein ist, dass sie nicht immer zu erkennen ist; die bei den Weibchen beschriebenen hyalinen, halbkugelför- migen Erhabenheiten sowie die Längslinien mit ihren napfartigen Bildungen fehlen, wie mir scheint, den Männchen gänzlich.

Um diese Männchen genauer zu studiren rauss man nicht die Einwohner der Harnblase, sondern der Nierenbec- ken und Harnleiter aufsuchen. Hier findet man ganz junge, noch geschlechtlich unentwickelte Exemplare beider Ge- schlechter, und im Ureter wird die Copula zuerst voll- zogen. Hier trifft man nämlich Männchen und Weibchen, welche ersteren nur wenig kleiner als letztere sind, und wird die Copula in der Weise vollzogen, dass das Männchen vollständig in den Eileiter des Weibchens hin- einkriecht. Ein solches Pärchen traf ich z. B., dessen Weibchen 4 Mm. lang und 0,08 Mm. dick, das in dem-

282 V. Linstow:

selben befindliche Männchen 2,4 Mm. lang und 0,033 Mm. dick war (siehe die Abbildung). Beim Betrachten unter dem Microscop schlüpfte das Männchen, wahrscheinlich durch den Druck des I)cckglases turbirt, aus der Gc- schlcchtsruhrc des Weibchens heraus, und hinter ihm her ergoss sich eine Wolke, aus Öamen bestehend, üebrigens fand ich freie Männchen neben den grossen, eierführen- den Weibchen auch in der Hainblase der Ratte.

Die jungen Weibchen.

Das ganz junge Weibchen zeigt schon deutliche Stachclbändcr, sowie die oben geschilderten hyalinen Knöpfchen an dem vordersten Körpertheile bis zur Vulva. Von beginnender Eibildung ist hier noch keine Spur zu bemerken. Die Vulva hat vorstehende, aufgewulstete Ränder, was den Männchen das Eindringen wohl erleich- tern mag; der Zellkörper nimmt ein Dritttheil der ganzen Thicrlänge ein und endet genau da, wo die Vulva liegt, im Gegensatz zu den erwachsenen Weibchen, bei denen zwischen dem Endpunkte des Zellkörpors und der Vulva ein kleiner Zwischenraum ist. Ebenso wie bei den Männchen ist auch hier der 0,2 Mm. lange Anfangstheil des Oesophagus noch nicht von Zellen umkleidet, und an diesem, dem Mundende zunächst liegenden Theile be- merkt man zarte Fasern als Aufhängebänder des Oeso- phagus an die Musculatur der Körperwand gehen.

Die befruchteten Weibchen steigen* nun in die Harnblase hinab, um bedeutend auszuwachsen, an welchem Wachsthum der Zellkörper einen relativ sehr geringen Antheil nimmt, und bildet Eier mit Embryonen aus, die man in den Eischalen sich bewegen sieht; dieselben werden bis 0,4 Mm. lang. Das Weibchen ist also nur ovipar. Wahrscheinlich machen die Embryonen keinen Zwischenwirth durch, sondern die Ratten werden wohl die mit lebenden Embryonen versehenen Eier, die mit dem Urin zu Tage befördert werden, gelegentlich ver- schlucken, deren Schale wahrscheinlich im Magen ge- löst wird, worauf die Embryonen sich in die Arterien durchbohren, und, in den Nierenarterien angekommen,

Beobachtung über Trichodes crassicauda Bell. 283

in die Nierenbecken gelangen ; wenigstens trifft man hier die jüngsten Individuen. Wenn die Weibchen grösser werden, so drängen sich noch einige Männchen mehr in die Vulva des Weibchens, in der Anfangs nur ein Männ- chen Platz findet, und habe ich bis zu 6 Exemplaren in einem Weibchen beisammen gefunden. Das erste Männ- chen, welches in ein junges Weibchen eindringt, muss sich mühsam in dem Eileiter umwenden, denn während es doch ohne Zweifel mit dem Kopfe voran eindringt, findet man es in dem Weibchen so liegen, dass der Kopf nach der Kopfseite des Weibchens liegt. Diese Art der Begattung ist meines Wissens noch bei keinem Helmin- then beobachtet.

Sehr begierig war ich nun, zu erfahren, wie jene grossen Männchen construirt wären, welche von Herrn Dr. A. »Schmidt gefunden waren. Die Gelegenheit der Untersuchung verdanke ich der grossen Liebens- würdigkeit des Herrn Dr. Walter in Offenbach, dem ich hiemit meinen herzlichsten Dank ausspreche.

Eins der gesendeten Präparate enthielt neben einigen Weibchen von Trich. crassicauda zwei unvollständige Männchen einer Trichosoma-Art, von denen eins ohne Kopfende, das andere ohne Schwanz war; dass die beiden Bruchstücke nicht zu einem Individuum gehören, geht daraus hervor, dass derjenige Körpertheil, in welchem das Ende des Zellkörpers und der Anfang des Darms aneinander stossen, in beiden Bruchstücken deutlich ist.

Der Kopf ist gerade abgeschnitten und zeigt drei schwache Vorragungen. Der langgestreckte Körper ist in der Mitte am dicksten, 0,03 Mm. im Durchmesser, am Kopfende 0,01 Mm., am Schwänzende 0,02 Mm.; am Hinterende zeigt sich ein 1,4 Mm. langer, am Ende hakenförmig gebogener Cirrus in glatter quergestreifter Scheide, der am Ende höchst fein, zugespitzt ist, und nach oben zu dicker wird, bis zu 0,006 Mm. im Durch- messer. Der Körper ohne den Zellkörper ist 12,3 Mm. lang, der Zellkörper des anderen Männchens misst 4,8 Mm.,

284 V. Linstow:

und wenn man die Masse dieser beiden Individuen com- binirt^ was darum wohl erlaubt ist, weil die Querdurch- messer dieselben sind, so kommt man auf eine Gesammt- länge von 17,1 Mm. Am Schwanzende ist eine zwei- lappige Bursa.

Ein anderes Präparat enthält ein grösseres Männchen, das 21 Mm. lang ist; das Kopfende ist 0,016 Mm., das Mittelstück 0,052, das Schwänzende 0,033 Mm. dick; der Cirrus ist 1,2 Mm. lang und ist hier die Scheide 0,9 Mm. lang vorgestreckt. Die Länge des Zellkörpers beträgt 7,2 Mm. Diese Männchen haben keine Längsbänder da- gegen trägt die Haut ringsherum, besonders deutlich nach hinten zu, Querringel, die aus kleinen, paralle- len Längsstrichen bestehen, wie ich sie ähnlich bei keinem Trichosoma kenne; die Zellen des Zellkörpers sind un- gefähr achtmal länger als breit.

Es ist klar, dass diese Männchen in Nichts an die Weibchen von Trichosoma crassicauda erinnern.

Die grösste Dicke findet sich in der Mitte (bei Trieb, crassicauda am Hinterende), das Kopfende ist gerade abgeschnitten (bei Trieb, crass. gerundet), Längsbänder fehlen, dafür zeigen sich eigenthümliche Querringel (Trieb, crass. hat sehr deutliche Längsbänder und keine Quer- ringel), die Zellen des Zellkörpers sind langgestreckt (bei Trieb, crass. sehr kurz, birnförmig, den Oesophagus von 3 Seiten umgebend), der Körper ist 17—21 Mm. lang (beim Weibchen von Trieb, crass. durchschnittlich 11 Mm.).

Zur Beleuchtung des letzten Punktes erlaube ich mir, die Längenverhältnisse einiger Trichosoma-Arten in beiden Geschlechtern anzuführen;

Trichosoma exiguum Duj. 7,6 Mm. 15 Mm.

contortum Crepl.

obtusum Rud.

inflexum Rud.

exile Duj.

rigidulum Duj.

curvicauda Duj.

angustum Duj.

13-

-15

n

17-

-36

n

13

»

18-

-27

71

13-

-18

n

22-

-25

n

10,4

n

14/2

n

12

n

24

n

5

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6

n

11

7)

14,6

n

^

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11-

-13 Mm

.über 13,5 Mm

12-

-14

n

25-

-31 ,

11-

-13

n

21-

-25

11-

-13

n

24-

-37 ,

15

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30 ,

14

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21 ,

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10

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17

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18

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n

15 ,

15

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80 ,

3,a

n

7,8,

8,9

n

9,5

6,24,

9,5 ,

Beobachtungen an Trichodes crassicauda Bell. 285

Trichosoma resectum Duj.

obtnsiusculum Rud.

,, brevicolle Rud.

splenaceum Duj.

plica Rud.

annulosum Dies.

ornatura Duj.

tenuissimum Duj.

incrassatum Duj.

aerophilum Crepl.

tenue Dies.

alatum Molin.

y, annulatum Molin.

collare m.

brevispiculum m.

ovopunctatum m.

Es sind also ausnahmslos alle männlichen Tricho- somen kleiner als die dazugehörigen Weibchen, was wohl für alle Nematoden gilt, bei denen übrigens ein Dimorphismus einer geschlechtlich entwickelten Form etwas bisher Unerhörtes ist, und scheint es mir daher ausser allem Zweifel, dass diese viel längeren Männchen, die so auffallend von den Weibchen von Trich. crassi- cauda abweichen, und Nichts mit ihnen gemein habeil als den gemeinsamen Fundort, zu einem bisher noch nicht aufgefundenen Weibchen gehören, und schlage ich vor, die Art, die äusserst selten zu sein scheint,

Trichosoma Schmidtii zu nennen. Die winzig kleinen Männchen sind ja nicht ohne Analogie unter den Nematoden, wie das von Wagener ^) gefundene Männchen von Ichthyonema glo- biccps, sowie das von mir 2) gefundene von Ichthyonema sanguineum ebenfalls so auffallend klein sind; das Gegen- theil ist mir bei den parasitisch lebenden Nematoden nicht bekannt.

1) Natuurkundige Verhandelingen XIII, Haarlem, pag. 4.

2) Troschel's Archiv für Naturgesch. 1873, tab. IV.

286 V. Linst ow:

Allein die Bildung der Haut ist übrigens so eigen- thümlich und charakteristisch, dass eine Vereinigung mit Trichos. crassicauda unthunlich ist.

In dem S chn ei de r'schen System, das wohl stets massgebend bleiben wird, kann nun die Art crassicauda nicht unter Trichosoma stehen wegen der fehlenden Be- gattungsorgane, und schlage ich daher vor, für dieselbe die Gattung

Trichodes zu begründen mit der Diagnose: Seitenfelder und Haupt- medianlinie (bei den Männchen nicht zu erkennen), ohne Spiculum und Bursa, zur Copula kriecht das Männchen in den Eileiter des Weibchens.

Die Gattung wäre zwischen Trichina und Tricho- soma zu stellen.

Erklärung der Abbildungen.

Tafel VHI.

Fig. 1. Männchen und Weibchen von Trichodes crassicauda, erste- es im Oviduct des letzteren befindlich.

a. Kopf, b. Anus des Weibchens, c. dessen Vulva, d.

dessen Darm, e. Zellkörper, f. Kopf-, g. Schwanzende des Männchens, h. dessen Zell- körper, i. dessen Darm, k. dessen Hoden. Fig. 2. Theil des Zellkörpers eines jungen Männchens derselben Art. a. eine Zelle, deren Inhalt lebhafte Molekularbewegung zeigt. Fig. 3. a n. Eibildung von Trichodes crassicauda; die Figuren erklären sich von selbst; m und n verschiedene Formen von reifen Eiern. Fig. 4—6. Männchen von Trichosoma Schmidtii. Fig. 4. Kopfende. Fig. 5. Schwanzende mit Oirrus, Cirrusscheide und zweilappiger

Bursa. Fig. 6. Querstreifung der Haut.

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika.

/ Von

Dr. Ant. Reichenow.

Hierzu Tafel IX.

Meine Reise nach Guinea während der Jahre 72 und 73, auf welcher ich in Begleitung meines verstorbenen Gefährten, Dr. Lühder, einen grossen Theil der Küsten- districte Westafrikas besuchte und an verschiedenen Punkten zoologische Sammlungen anstellte, hat an Rep- tilien und Lurchen nur geringe Ausbeute geh'efert. Wenn ich aber mit nachfolgenden Zeilen, in welchen ich die gesammelten Arten mit den bezüglichen Notizen meines Tagebuches aufführe, auch nicht durch zahlreiche neue Formen die Wissenschaft bereichern kann, so dürf- ten doch einzelne Bemerkungen von Interesse, die An- gaben der Fundorte für die Kenntniss der geographischen Verbreitung der einzelnen Arten ein willkommener Bei- trag sein.

Die Naturverhältnisse Westafrikas erscheinen für die in Rede stehenden Thiergruppen als vorzugsweise günstige. Durch die starke Verdunstung der zahlreichen grösseren und kleineren Flüsse ist die Luft überall und zu allen Zeiten mit Wasserdunst geschwängert. Die ge- waltigen Niederschläge, welche nur wenige Wochen im Jahre aussetzen, schaffen vereint mit den glühenden Strahlen der Sonne ein Pflanzenleben, wie es üppiger

28S R e i 0 h e i\ o w :

nicht gedacht werden kann. Dichter Ur\Yald. von Was- serstrassen häutig durchsclinitten, hin und wieder freiere Steppengegend, mit mannshohem Grase und zerstreuten Büschen und ßSumen bedeckt, Lagunen oder Binnen- teiche einschliessend. bilden im Grossen und Ganzen den landwirthschat'tliclien Charakter Westafrikas ^). Dürre Ebenen fehlen fast vollstiindig; überall die gleiche Fülle der Vegetation : Verhältnisse, welche höchst günstige Lebensbedingungen für die Kriechthiere und Lurche bieten. Die Thatsächlichkeit entspricht jedoch nicht diesen Voraus- setzungen. Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kennt- niss erscheint der kleine Süden Afrika's artenreicher als der Westen, obwohl letzerer, abgesehen von der weite- ren Ausdehnung, den scheinbar günstigeren Naturver- hältnissen, durch die in der Regel an Mannigfaltigkeit der Formen reicheren äquatorialen Districte jenem be- vorzugt ist.

Von Batrachiern sind die Laubfrösche am zahlreich- sten vertreten, dürftig die Teichfrösche. In der Frosch- musik entbehren die westafrikanisehen Landschaften einen der schönsten Reize. Nur selten vernimmt man das Ge- quak einzelner Frösche oder dumpfe Krötenlaute. Nie- mals hörte ich die so einförmigen und doch so angenehm harmonischen Concerte. welche in unseren Frühlings- abenden und Nächten den Naturbeobachter zu entzücken vermögen. Die Kriechthiere entziehen sich durch ihre Lebensweise sehr den Blicken des Reisenden. Als ge- wöhnliche Erscheinungen fallen in den Ortschaften der Neger die an einigen Stellen zahlreichen Agamen (colo- norum\ an anderen Euprepes- Arten auf. Auch den Gecko, öemidactvlus guineensis, tindet man hier immer. In der Steppenlandschaft begegnet man häutig der Brillenschlange. In den Flüssen sind Crokodile zahlreich; auch Warans und Lederschildkröten sieht man häutig. Die Fortptlan-

1) In einem demnächst im Journal für Ornithologie (Juli-Heft 1874) erscheinendem Anfsat^ze habe ich die Xaturverhältnisse West- afrikas. soweit sie für das Thierlebeu von Bedeutung sind, ausführ- licher behandelt, worauf ich verweise.

Kine SamiriluDg Ltjrch<i und Kriechthiere von W^-iafrika. 289

zung, die Paarung der Batrachier und Reptilien fällt in den Beginn der Regen, also je nach der Lage der be- treffenden Oertlichkeit nördlich oder südlich vom Aerjaa- tor, in unsere Sommer- oder Wintermonate, doch beo- bachtete ich auch mehrmals Schlangen in der Paarung: während der Trockenmonate.

Zum pVjlgenden ist noch zu bemerken, dass die Farbenangaben sich auf lebende Individuen beziehen.

Amphibia.

Farn. Aglossa.

Dactylethra Mülleri Pet.

Ooerseite hellolivenbraun; Unterseite gelblichweiss; Krallen schwarz. Das grosste der gesammelten Exem- plare misst 10 Ctm. vom Kopf bis zur Zehenspitze.

Die Thiere sind ungemein beweglich und flink. Wir erhielten eine Anzahl derselben aus einem kleinen Tümpel am Camerunfiusse. Das so constatirte Vor- kommen am Camerun dürfte wohl die nördlichste Ver- breitung dieses Frosches sein.

Fam. Bufones.

ßufo guineensis Schi.

Oberseite halbgraubraun mit schwarzen Flecken, Unterseite schmutzigweiss. Erreicht 17 bis 18 Ctm. Länge.

Die gemeinste und verbreitetste Kröte in West- afrika, vertritt in den südlicheren Districten den nur in den nördlichsten vorkommenden pantherinus. Wir fanden sie häutig an der Goldküste und am Camerun, in Ge- bäuden und in der Steppe ah Bewohner alter Termiten- bügel.

Fam. lianae.

Ptana Bibroni Hall.

Oben hellgraubraun mit schwarzen Flecken, auf den Schenkein zwei hellgrüne Längsstreifen, die im Al- kohol gelb werden, Unterseite weiss.

Am Camerun gefunden. Die gesammelten Exem- plare messen vom Kopf bis zur Zehenspitze 13 Ctm.

Rana occipitalis Günth.

Archiv t Naturg. XiXX, Jahrg. 1. B<L 19

290 Reichenow:

Oberseite erdbraun mit schwarzer Marmorirung ; Un- terseite weiss mit grauen Flecken; Seiten des Körpers und der Füsse weissgelb mit grauen, an den Schenkeln schwarzen Flecken. Erreicht 32 Ctm. Länge. Bei Accra an der Goldküste fanden wir diesen Froscli häufig in einer Lagune und in kleinen Binnenteichen. Er lebt nach Art unseres grünen Teichfrosches^ hält sich meistens im Wasser auf, kommt selten und nur auf kurze Zeit ans Land.

Fam. Hylae.

Petropedetes n. gen.

Zunge länglich herzförmig, hinten frei, ausgekerbt; Gaumenzähne hinter den Nasenlöchern, den hintern Rand derselben nicht berührend und einander mehr genähert als diese; Zehenscheiben flach, aber ausgeprägt; Finger frei; Zehen durch kurze Schwimmhäute verbunden; Pau- kenfell deutlich.

Hinsichtlich der Zungenbildung und der Stellung der Gaumenzähne stimmt diese neue Gattung mit der Gattung Platymantis (vergl. Günther Cat. Batr. Sal. pag. 93) überein, unterscheidet sich von derselben aber durch die ausgeprägteren Zehen- und Fingerscheiben und die Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Petropedetes cameronensis Rchw. n. sp. Taf. IX, Fig. 11 a. b.

Zehen durch kurze Schwimmhäute verbunden, welche bei den beiden ersten Zehen bis an das Nagelglied reichen; von der fünften I72; von der dritten 2, von der vierten 3 Glieder frei; dritte Zehe wenig länger als fünfte, vierte bedeutend länger; Finger frei, Folge derselben: 1. 2. 4. 3; Haut der Oberseite feinkörnig, auf dem Rücken wenige in vier undeutliche Längsreihen gestellte Drüsen; Haut der Unterseite glatt; oben rostbraun mit schwarzer Zeich- nung, unten weiss. Länge vom Kopf bis zur Zehen- spitze 12 Ctm.

Wurde an einem Gcbirgsbachc bei Bimbia, in den Vorbergen des Camerun gefangen, wo die Thiere zahl- reich auf den Felsen umherhüpften.

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika. 291

Leptopelis rufus Rchw, n, sp. Taf. IX. Fig. I a. b.

Finger durch kurze Schwimmhäute verbunden, welche zwei Glieder frei lassen; Folge der Finger: 1. 2. 4. 3; Zehen bis an die Nagelglieder verbunden, nur von der vierten zwei Glieder frei ; fünfte Zehe kaum länger als dritte, vierte bedeutend länger: Zunge herz- förmig, hinten frei und ausgekerbt ; Gaumenzähne zwischen den beiden Nasenlöehern, dieselben nicht berührend ; Haut der Oberseite sehr fein granulirt, ebenso die Kehle und Unterseite der Extremitäten; Brust und Bauch stärker gekörnt; oben einfarbig rothbraun, unten weiss, auf den Körperseiten und Unterseiten der Schenkel dunkel gefleckt, unter jeder Achsel ein runder dunkler Fleck. Länge 12 Ctm.

In der Zungenbildung, der Stellung der Gaumen- zähne wie in der ganzen Gestalt ist diese Art sehr ähn- lich der Aubryi Schleg., unterscheidet sich von der- selben aber durch die stärkeren Schwimmhäute zwischen den Fingern und durch die Färbung.

Gefunden wurde die Art von uns im Walde bei Victoria, am Fusse der Camerunberge.

Reptilia. Ophidia.

Fam. Typiilopidae.

Onychocephalus Kraussi Jan.

Ein grosses Exemplar von 60 Ctm. Länge in den Bergen von Äguapim an der Goldküste gesammelt.

Unterseite gelbbraun; Oberseite dunkelgoldbraun mit zwölf Längsreihen gelbbrauner Flecke. Die einzelnen Schuppen haben gelbbraunen Saum und dunkelen Mittel- fleck an der Basis. Nach anhaltendem Regen findet man die Blödaugen nicht selten auf den Wegen umherkriechen. Eingehenderes über die Lebensweise konnten wir auch durch die Eingeborenen nicht erfahren.

Onychocephalus liberiensis Hallow.

Gelbbraun, auf der Oberseite mit unregelmässigen, dunkel goldbraunen Flecken.

292 Heichenowt

Wir fanden diese Art sehr häufig in Aquapim. Es möchte dieselbe wohl nur eine Varietät von Kraussi sein.

Farn. Dendrophidae,

Hapsidrophis smaragdinus Boie.

An der Goldküste und in der Camerungegend an- getroffen. Oberkörper grün ; Oberkieferrand und Unter- körper weiss, an den Seiten eine grüne Längslinie; ein Strich durch das Auge schwarz. Im ^Alkohol wird die grüne Farbe blau. Länge der gesammelten Exemplare 90 Ctm.

Ahaetulla irregularis Leach.

An der Goldküste und in der Camerungegend nicht selten. In Accra fanden wir diese Schlange oft in den Gebäuden. Oberseite grün, zuweilen mit schmutzig gelb- grünen Flecken; Unterseite gelb. Die einzelnen Rücken- schuppen haben einen weissen Randfleck am unteren Saume, der bei gewöhnlicher Lage der Schuppen, am lebenden Thiere, nicht sichtbar ist ; die Haut zwischen den Schuppen ist schwarz. Im Alkohol verwandelt sich die grüne Farbe in blau.

Das grösste Exemplar, welches ich mass, hatte eine Länge von 90 Ctm.

Farn. Dryophidae,

Cladophis Kirtlandi Dum.

Am Gabun gesammelt, wo diese schöne Schlange oftmals in die Gebäude kommt.

Oberkopf und Kopfseite grün; Kehle und Obcrkiefer- rand weiss; der übrige Körper von unbestimmt grünlich- grauer Farbe, braun marmorirt. Die Brust ist blasser, der Bauch intensiver braun marmorirt. Iris goldgelb. Länge 1,1 Mtr.

Fam. Lycodontidae. Heterolepis poensis Smith. Am Camerun gefunden.

Oben schwarz, unten weiss, mit Perlmutterglanz. Länge des einen gesammelten Exemplares 1 Mtr. Boodon unicolor Boie.

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika. 293

An der Goldküste und am Camerun gesammelt. Lg. 60 Ctm.

Boodon nigrum Fisch.

Am Camerun gefunden. Länge 70 Ctm.

Fam. Elapidae.

Causus rhombeatus Wagl.

Diese weit verbreitete Schlange sammelte ich in mehreren jüngeren Exemplaren am Gabun.

Die Färbung ist aschgrau mit schwarzen, grösseren, V^-förmigen und kleineren Flecken auf dem Rücken; Unterseite blasser.

Naja haje L.

Sehr häufig im Galande an der Goldküste und auch in der Camerungegend. Ich fand mehrmals Exemplare von etwa 2 Meter Länge, alle von dunkler Färbung : Oberseite schwarz; Schnauzenspitze hornbraun; Kopfseite, Kinn und Kehle gelblich; Brust breit schwarz und gelb quergebändert; übrige Unterseite schwarz.

Die Brillenschlangen bewohnen die gemischte Steppe; im dichten Walde kommen sie nicht vor. In der Mit- tagshitze kriechen sie, wie die Puffottern, gern auf die Wege, um sich zu sonnen. Stösst man dann plötzlich auf sie, so richten sie sich steil empor, zischen, blasen den Flals auf und speien eine Flüssigkeit auf die Ent- fernung von mehreren Füssen auf den Ruhestörer, wobei sie nach den Augen zu zielen scheinen. Die Quantität dieser Flüssigkeit, wohl Speichel und jedenfalls mit dem Gifte der Zahndrüsen gemischt, ist ziemlich bedeutend, da die Thiere oft dreimal hintereinander speien, und schliess- lich der Saft vom Maule herabtropft. Nach Angabe der Missionäre an der Goldküste, sowie der Eingeborenen, erfolgt Erblindung, wenn jener Saft in das Auge kommt. Zufolge analoger, an Klapperschlangen gemachter Er- fahrungen, welche mir die Herren Effeldt und Wagen- führ in Berlin mittheilten, scheint es mir indessen zwei- felhaft, dass solcher Speichel, bezüglich Schlangengift, eine andere Wirkung auf die Hornhaut ausübe als irgend welche ätzende Flüssigkeit.

294 Reichenow:

Farn. Viperidae.

Atractaspis ßibroni Smith.

Ein Exeniplar am Camerun gesammelt. Lg. 65 Ctm.

Echidua aiietans Merrem.

Die Puffoter, diese giftigste der afrikanischen Schlan- gen, trafen wir vielfach an der Goldküste. Am Camerun ist sie mir nicht vorgekommen.

Wie die Brillenschlange meidet sie den Wald; die gemischte Steppe sagt ihr zu. Während des Tages ruht sie unter dichtem Gestrüppe; nur zur Mittagszeit kriecht sie wohl hervor auf eine kahle Stelle, auf die schmalen durch das Gras führenden Fusssteige, um sich an den glühenden Strahlen der Tropensonne zu erfreuen. Wie wohlthuend solche Glühhitze den Schlangen ist, zeigt die Munterkeit dieser bei Tage im Allgemeinen trägen Nacht- thiere in solchen Verhältnissen. Ich stiess mehrmals auf Puffottern, welche zusammengerollt sich behaglich sonn- ten. Aber kaum dass ich sie gesehen, verschwanden die gestörten Thiere pfeilschnell im Grase.

Ein von Negern erlegtes und uns gebrachtes Exem- plar mass 1,6 Mtr.

Sauria.

Fam. Sci7ici.

Euprepes Reichenowi Pet.

Diese von mir in den Camerunbergen gesammelte Art wurde von Herrn Prof. Peters als neu erkannt und in den Monatsberichten der Kgl. Academio der Wissen- schaften zu Berlin (Jahrg. 1874 Februar) unter vorstehen- dem Namen beschrieben. Ich fand die Art nur in den Bergen, während ich in der Ebene an der gleichen Lo- kalität die nachfolgende Art ausschliesslich antraf.

Euprepes breviceps Pet.

Oberseite kupferbraun, längs des Rückens vier Reihen kleiner weisser oder gelblicher Flecke, die mehr oder weniger deutlich von dunkelbraunen Flecken um- säumt sind; Unterseite weiss. Die Färbung ändert ab; die beiden äusseren Fleckenreihen des Rückens sind

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika. 295

oft undeutlich. Die Länge' der ausgewachsenen Indivi- duen beträgt 12 bis 15 Ctm.

Diese Art ist sehr gemein in der Camerungegend und südlich bis zum Gabun. In den Ortschaften, an den Hütten der Eingeborenen, in den Plantagen und Feldern sind sie anzutreffen und leben ganz nach Art der Eidech- sen. Sie halten sich ausschliesslich auf dem Boden auf und klettern nicht, wie die Agamen, auf die Dächer der Hütten oder auf Bäume.

Farn. Acjamae,

Agama colonorum Daud.

Sehr häufig an der Goldküste, weniger zahlreich in den südlicheren Küstendistricten bis zum Gabun.

Ich fand diese Agame in den Ortschaften oder in den Feldern und Plantagen in der Nähe derselben. Im Walde dagegen traf ich die nachstehend beschriebene Varietät. In Accra war jede Lehmmauer, die Wände und Dächer der Negerhütten und die Bäume mit diesen Thieren geschmückt. Ich sage geschmückt, denn die Männclicn mit ihren feuerrothen Köpfen und Schwanz- enden gewähren in der That einen prächtigen Anblick. Lauernd sitzen sie in der Sonne, mit den Köpfen nickend, bei jeder auffallenden Erscheinung den Oberkörper auf und abwärts bewegend, und schiessen pfeilschnell auf die erspähte Beute, wie sie überhaupt ungemein schnell in ihren Bewegungen sind.

Das alte (/ im Prachtkleide hat feuerrothen Kopf, Kehle gelb gesprenkelt; Körper und Beine glänzend dunkel stahlblau, über dem Kücken ein heller Längsstrich, der bisweilen fehlt; Unterseite des Schwanzes vom After bis zur Mitte strohgelb, die entsprechende Oberseite an der Basis hellstahlblau, dann feuerroth, die zweite Hälfte des Schwanzes dunkelstahlblau.

Vorstehende Beschreibung nach einem Exemplare vom Camerun. Bei solchen von der Goldküste fehlt die strohgelbe Färbung an der Unterseite des Schwanzes. Der letztere ist an der Basalhälfte (oben und unten) hell- stahlblau; darauf folgt das feuerrothe Band, welches nur

296 Reichenow:

eine kurze dunkelstahlblaiie Spitze übrig lässt. Sie er- reichen eine Länge von 35 Ctm. Das Weibchen ist hell- braun mit hellerer Rückenlinie und dunkleren Flecken auf dem Rücken; Unterseite blasser; Kehle weisslich, dunkel marmorirt.

Die Jungen gleichen den Weibchen, haben aber hellgelbe Flecken auf Kopf und Nacken.

In den Bergen von Aquapim fand ich eine schöne Varietät dieser Art, welche ich immer nur in Waldlich- tungen auf Bäumen antraf. Bei den Männchen derselben war der Kopf und das sonst rothe Schwanzband rein weiss.

Im Alkohol gehen die schönen Farben der männ- lichen Exemplare vollständig verloren.

Farn. Qeckones. Hemidactylus guineensis Pet.

Schmutzig fleischfarben, Oberseite braun marmorirt. Gemein an allen von mir besuchten Punkten West- afrikas.

Erreicht eine Ijänge von 12 Ctm.

Farn. Monitoren.

Varanus niloticus Dum. ßib.

Dieser über ganz Afrika verbreitete Waram war ge- mein an allen von mir besuchten Punkten, in Lagunen und Flüssen. Um die Mittagszeit sieht man die Thiere häufig ausserhalb des Wassers auf den Wurzeln oder Aesten der Mangrove sitzen und sich sonnen. Die Nah- rung besteht vorzugsweise in Fischen; doch fressen sie auch Säugethiere. Gefangene nahmen Ratten uud Mäuse sehr begierig.

Die Färbung ändert hinsichtlich der Zeichnung viel- fach ab. Im Allgemeinen ist die Oberseite schwarz, bei Alten schwarzbraun, mit Querreiheu oft abgezirkelt runder, gelber Flecke; auf dem Kopfe feine gelbe Zeichnung; Unterseite weissgelb mit schwarzen oder schwärzlichen Querbinden; Schwanz schwarz mit breiten, gelben Quer- binden oder aus einzelnen Flecken gebildeten Querreihen. Ich sah Exemplare von 1,5 Mtr. Lg.

Eine Sammlung Lurche und Kriechthiere von Westafrika. 297

Farn. Chamaeleorites.

Chamaeleo senegalensis Cuv.

Von der Goldküste.

Die Färbung ist im gewöhnlichen Zustande grau braun mit schwarzer Seitenbänderung.

Chamaeleo dilepis Leach.

Eine sehr häufige Art am Gabun.

In der Ruhe ist die Farbe der Thiere hellgrün mit dunkleren Streifen, welche über die Seiten vom Rücken auslaufen; Brustkamm weiss; Iris hellgelb bis rothbraun.

Wird das Chamäleon gereizt, so ändert sich die grüne Farbe in grau; später erscheinen schwarze Punkte und Streifen ; der Kehlsack wird gelbbraun mit schwarzen Punkten. Im Zustande höchster Erregung des jähzornigen Geschöpfes ist dasselbe vollständig schwarz; zuweilen erscheinen dann auf den Körperseiten noch kleine gelbe Flecken.

Chamaeleo cristatus Stutch.

Am Camerun und Gabun nicht häufig.

Chamaeleo Owenii Gray.

Nur einmal in Victoria am Fusse der Camerunberge erhalten.

Fam. Crocodüina

Crocodilus cataphractus Cuv.

Gemein im Camerundelta, wie im oberen Flusse, sehr häufig im Wuri. Im Gabun erhielt ich die Art ebenfalls.

Vielfach erhielt ich den Beweis, dass die Krokodile im seichten Wasser den Menschen und so jedenfalls auch grössere Thiere nicht angreifen. Eine Fürth, welche durch eine Lagune bei Accra führte, wurde beständig von den Negern benutzt, obwohl die Krokodile zahlreich in dem Wasser waren, und niemals war ein Unglücksfall vorgekommen. Ebenso sah ich die Eingeborenen im Wuri an seichten Stellen ohne Furcht vor den allenthalben sichtbaren Krokodilen baden. Mehrfach dagegen kam es daselbst während unserer Anwesenheit vor, dass Neger an tiefen Stellen des Flusses sogar aus den Canoes von Krokodi- len weggeschnappt wurden, indem die Thiere plötzlich aus

298 Reichenow:

dem Wasser hervorschossen, den Mann beim Arme oder am Beine ergriffen und hinunterzogen. Jedenfalls greifen die Thiere deshalb nicht gern im seichten Wasser an, weil das Opfer hier W^iderstand leisten kann, während sie dasselbe im tiefen Wasser sofort ertränken. Das schmackhafte Fleisch der Krokodile wird von den Ein- geborenen sehr geschätzt.

Chelonia.

Fam. Trionychidae. Trionyx aegyptiacus Geoffr.

In einer Lagune bei Accra gefangen und später, wahrscheinlich diese Art, im Camerundelta bemerkt.

Fam. Chelydidae, Pentonyx gabonensis Dum. Vom Camerun.

Diese Art scheint nur geringe Grösse zu erreichen. Lg. des Rückenschildes 7 Ctm.

Fam. Chersemydae. Cinixys erosa Gray.

Nicht selten am Camerun. Wir sammelten nur jüngere Exemplare.

Erklärung der ibbüduDgen.

Tafel IX.

Fig. I. Leptopelis rufiis: Geöffnetes Maul, zeigt die Zungenbildung und Stellung der Gaumenzähne.

a. Hand. b. Fuss. Fig. II. Petropedetes cameronensis :

Ganze Figur, a. Geöffnetes Maul. b. Fuss.

nntillariim Americae meridionalis iudigeiiarum Synopsis systematica et syuouymica.

Auetore A. CJerstaecker.

(Fortsetzung von p. 77.)

Gruppe der Mut. lineola Fab., bilineata und phalerata Klug (Weibchen). Augen oval, flach, deut- lich facettirt. Thorax beim Beginn des Metanötum mit deutlicher Scuteliar-Lamelle. Hinterleib zwischen Segment 1. und 2. nicht eingeschnürt.

A. Kopf (gleich dem Thorax) roth.

1. Mut. heterospila. Lamina scutellari angusta, antennarum articulis quatuor basalibus, capite, thorace pedibusque laete rufis, genubus antennarumque flagello subtus piceis , abdominis atro-velutini segmentis duobus primis apice utrinque niveo-fasciatis, secundo insuper mäculis tribus discoidalibus ovatis duabus, tertia rhom- boidea apicali media sequentibus tribus maculis binis marginalibus et ipsis uiveis signatis, ventralibus 2. 5. pi- ceis, cano-fimbriatis. (Thoracis setae longiores apicem "ver- sus nigricantes, abdominis tiorsales omnes atrae.) Long. 6V3 mill. Patria: Bogota (Mus. BeroL).

2. Mut. suspensa. Lamina scutellari latiore, anten- narum articulis tribus basalibus, capite, thorace, femoribus anticis coxisque Omnibus rufis, pedibus ceternm piceis: abdominis atro-velutini segmentis duobus primis fascia marginali continua, 2. 5. vittis duabus in segmeuto

300 Gerstaecker:

secimdo angustis, dein multo latioribus et submacularibus

argenteo-cinereis ornatis, ventralibus piceis, albo-fim- briatis, ano flavescenti-piloso, (Capitis thoracisque se- tae omnes rufae.) Long. 8 mill. Patria: Mexico. (Mus.

BeroL).

B. Kopf (gleich dem Hinterleib) schwarz.

3. Mut. lineola *Fab. (Syst. Piezat. p. 437, No. 42.

*Klug, Entom. Brasil, spec. p. 31, No. 4. tab. 22, fig. 1. *ßurm., Brasil. Mutill. p. 11, No. 39. Mut. zonata Spinola, Annal. soc. entom. de France X. p. 89, No. 53.) Patria. Cayenna, Parä, Minas Geraes (Mus. Berol. et Halens.). Var, Capite fortius punctato, seg- menti abdominalis secundi fascia marginali flavescenti latiore, scquentium maculis lateralibus semifasciatira con- fluentibus. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

4. Mut. bilineata *Klug (a. a. O. p. 31, No. 5. tab. 22, fig. 2). Patria: Cametä (Mus. Berol.).

5. Mut bilineipunctata Spinola (Memor. accad. d. Torino 2. ser. Xlll. p. 63. No. 46). Patria: Parä.

6. Mut. phalerata *Klug (a. a. O. p. 32, No. 6, tab. 22, fig. 3). Patria: Camelä (Mus. BeroL).

7. Mut. rectangulum Spinola (Annal. soc. en- tom. X. p. 91, No. 55). Patria: Columbia, Bogota (Mus. Berol.).

8. Mut. bitaeniata Spinola (ibid. X. p. 91, No. 54).

Patria: Cayenna (Mus. Berol.). Var. Segmenti ab- dominalis secundi margine apicali aurichalceo- vel ar- genteo-fasciato. Patria: Nov. Valencia, Caracas (Mus. Berol.).

Gruppe der Mut. spinosa Swed., Weibchen (p. 54fF.). Nachträge.

58. (31a). Mut. h o p 1 i t e s. Capite transverso, re- trorsum leviter angustato, fronte vix sulcata, thoracis ca- pite parum angustioris lateribus ante et post stricturam subtiliter denticulatis, dorso anteriore confertim punctato, posteriore (i. e. in metanoti perpendicularis basi) spinulis 5 7 horizontalibus armato : nigra, opaca, capite plerum- que piceo, interdum macula frontali rufa signato, mandi-

Mutillarum Americae meridionalis indigeuarum Synopsis etc. 301

bulls, thorace abdominisque basi et ventre sat laete rufis, segmenti abdominalis secundi vittulis duabus dorsalibus utrinque abbreviatis, subarcuatis, 3. 5. fascia in medio interruptaargenteo-velaurichalceo-sericeis. Long. 6 7 mill. Patria: Paranä^ Burm. (Mus. Halens.).

59. (31b). Mut. imbecilla. Fronte distincte sul- cata, capite minore, transverso, retrorsum rotundato-angu- stato, ^um thoracis dorso anteriore confertim punctato, metanoti fortiter reticulato-clathrati lateribus subserratis: rufa, parce flavescenti-setulosa et sericea, abdominis dorso petiolo secundique segmenti maculis duabus ba- salibus et margine apicali aurichalceo-scriceis exceptis atro, opaco: segmentis 3. 5. et ipsis supra fasciatim au- richalceo-sericeis, infra albido-fimbriatis. Long. 6V2 mill. Patria: AUegrette Brasiliae (Mus. Berol.).

60. (31c). Mut. denticeps Spinola (Memor. acca- dem. diTorino 2. ser. XIII. p. 62. No. 45). Patria; Parä. Species mihi ignota.

61. (56a). Mut. pulicaria. Capite sat valido, trans- verso, retrorsum trapezoideo-angustato, cum thoracis dorso anteriore confertim punctato, metanoti areolati lateribus obsolete serrulatis, mesonoti margine acuto ante strictu- ram denticulato: atra, opaca, antennarum articulis duobus primis, mandibulis, thorace toto, abdominis petiolo coxis- que rufis, antennarum flagello, pedibus ventreque piceis: fronte umbrino-, vertice genisque cinereo-sericeis, se- gmenti abdominalis secundi fascia dorsali media, sat lata, continua segmentisque 2. 5. supra totis argenteo-tomen- tosis. Long. 4 mill. Patria: Aragua Columbiae (Mus. Berol.).

Gruppe der Mut. suavissima (Weibchen). Augen fast kreisrund, ziemlich gewölbt, deutlich facettirt. Kopf plump, quer viereckig, fast doppelt so breit als der Thorax, nach hinten unter stumpfer Abrundung leicht verschmälert. Backen geschwollen, unbewehrt. Mandibeln sich kreu- zend, mit breit dreieckigem Zahnvorsprung bei der Mitte des Lmenrandes. Thorax schmächtig, verkehrt birnför- mig, reichlieh um die Hälfte länger als vorn breit; Kücken gewölbt, Metapieuren ausgehöhlt, glatt und glänzend.

302 Gerstaecker:

Metathoraxstigmerv stark nach oben hervorspringend. Hin- terleib kurz eiförmig, zwischen Segment 1. und 2. nicht eingeschnürt; erstes Segment quer, unterhalb scharf ge- kielt. Beine schlank. Körperfärbung metallisch.

1. Mut. suavissima. Cyanea, parce nigro-pilosa, mandibulis, antennis, pedibus abdominisque apice piceis, an- tennarum flagello subtus, trochanteribus, femorum basi tar- sorumque apice ferrugineis : capite thoracisque dorsa subti- liter aciculatis et confertim punctatis, metanoti postice reticulati marginibus serrulatis, segmenti abdominalis primi dorso, secundi lateribus nitidis, disperse punctatis, huius fasciola interrupta et utrinque abbreviata, subobliqua, an- tice sulco profunde terminata dense aurichalceo-sericea, segmentis 3. 5. supra interrupte et parcius aurichalceo- sericeis , ano fulvo-, ventre cum pedibus cano-piloso. (Segmenti abdominalis secundi dorsum plerumque nigro-, rarius umbrino-pubescens). Long. 7 8 mill. Puerto Montt, Chile merid. (Mus. Berol.).

Gruppe der Mut. Indica Lin., Weibchen (p. 67 ff.). Nachträge.

47. (39a). Mut. geographica (= Mut. parallela var. *Gerst., Archiv f. Naturgesch. XL. p. 75, No, 39). A Mut. parallela Klug, cui simillima, differt tibiarum calca- ribus nigris *), antennarum scapo, libiis tarsisque nigro-pi- losis, thoracis vittis duabus dorsalibus antrorsum longius productis et flavescenti-sericeis, segmenti abdominalis se- cundi maculis duabus basalibus elongatis posticis fasciam angustam, vix interruptam (ut in Mut. Indica Lin.) for- mantibus, striga supramarginali laterali albo-sericea nuUa,

1) Abweichend von den meisten Arten der Gruppe, welche weiss- liche Schiensporen haben, besitzen folgende solche von schwärzlicher oder pechbrauner, mit dem Integument übereinstimmender Färbung : Mut. calycina Gerst. (No. 9), austera Gerst. (No. 20), sigillata Gerst. (No. 21), ursina Gerst. (No. 38), funebris Gerst. (No. 41) und lugu- bris Burm. (No. 45). Diesen reihen sich noch die beiden oben an- geführten Arten an, ohne dass die durch dieses Merkmal verbundenen in näherer verwandtschaftlicher Beziehung mit einander ständen. Bei Mut. quadripustulata Klug (No. 46) sind die Schiensporen licht gelbbraun.

Mutillarura Americae meridionalis indigenarnm Synopsis etc. 303

venire cano-bifasciato. Long. 16 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

48. (39 b). Mut. sancta (= Mut. parallela *Burm., Brasil. Mutill. p. 7, No. 15). A. Mut. parailela Klug, cui ut Ovum ovo similis, difFert tibiarum calcaribus nigris, antennarum scapo, tibiiö tarsisque fusco-pilosis, segmenti abdominalis primi vittls dorsalibus serieeis obsoletis, sub- macularibus, secundi maculis basalibus vitellinis latioribus, fere ovatis, fasciis ventralibus cano-sericeis late inter- ruptis. Long. 15 mill. Patria: Lagoa santa Brasiliae (Mus. Berol. et Halens.).

Die männlichen Süd- A m erikaaische n Mu- tillen auf Grund plastischer Merkmale in Gruppen zu vertheilen, sind bisher nur von Klug (Entomol. Brasil, specimen p. 29 ff.) und Burmeister (üebersicht der Brasil. Mutillen p. 5 ff.) Versuche und zwar, wie es bei dem geringen, ihnen zu Gebote stehenden Material kaum anders zu erwarten war, mit nur theilweise glück- lichem Erfolge gemacht worden. In eingehenderer Weise hat sich mit den Form-Unterschieden einiger Arten sonst nur noch Spinola (Annales soc. entom. de France X. p. 85 ff.) beschäftigt, während Lepeletier (Hist. nat. d. Hym^nopt. in.) und F. Smith (Catal. Hymenopt. Ins. Brit. Mus. III.) sich in ihren Beschreibungen fast ganz auf Färbungs-Angaben beschränken und bei manchen Ar- ten (z. B.Mut, inaurata, squamata und andreniformis Smith) nicht einmal der Form der Augen Erwähnung thun. In Betreff der von Klug einerseits auf dieses letztere Merk- mal, andererseits auf die Bildung des Hinterleibes ba- sirten Eintheilung ist zu bemerken, dass die erste (a. a. O. p. 29 ff.) von ihm errichtete Gruppe: „Oculi emarginati, abdomen petiolo nullo distincto^ die Charak- tere der drei darunter vereinigten Arten: Mut. argyrea, argentata und rufiventris Klug (letztere = Dorylus me- diatus Fab.) gewissermassen vergewaltigt , indem Mut. argyrea keine ausgeschnittenen Augen, Mut. argentata dagegen einen deutlich g estielten, d, h. mit einem

304 Gerstaecker:

scharf abgeschnürten Basalring versehenen Hinterleib be- sitzt. Es gehört daher erstere Art einer von den beiden an- deren ganz und gar verschiedenen Gruppe an und hatte ihrer Augenbildung nach mit grösserem Recht der zwei- ten Klug'schen Sektion: „Oculi integri, abdomen pe- tiolo brevi distincto" zugetheilt werden können. Wie sich aus dem Nachstehenden ergeben wird, fallen jedoch diese vier von Klug ausschliesslich bekannt gemachten Männ- chen drei Haupt- und sogar vier Untergruppen zu, welche sie mit zahlreichen anderen, seitdem zur Kenntniss ge- kommenen Arten constituiren. Nach Klug hat Bur- meister die Augenbildung der männlichen Mutillen in sofern richtiger systematisch verwerthet, als er die bei Klug in verschiedene Sektionen vertheilten Mut. vidua und argyrea in nähere Beziehung zu einander setzte und aus denselben seine erste Hauptgruppe mit kreisrunden, glatten Augen (a. a. 0. p. 5) bildete, eine dritte Gruppe ferner mit zwar nicht ausgeschnittenen, aber flachen und deutlich facettirten Augen aus den Männchen der Gruppe M. cephalotes Swed. (a. a. 0. p. 8) schuf. Die letzte B urme ister'sche Gruppe, welche (p. 9 ff.) der ersten Klug'schen mit Ausschluss der Mut: argyrea J entspricht, umfasst sodann Männchen mit ausgeschnittenen Augen, enthält aber eine Anzahl weiblicher Mutillen, welche we- der dieser Gruppe, noch zum Theil (Mut. felina und con- cinna Burm.) den mit ihnen vereinigten Männchen an- gehören.

Der Vergleich eines reicheren Materiales an Süd- Amerikanischen Mutillen-Männchen kann es nun auch in der That nicht einen Augenblick zweifelhaft lassen, dass diesen verschiedenen Augenbildungen, auf welche von Klug, Spinola und Bur m eiste r ein besonderes Ge- wicht gelegt wird, eine hervorragende systematische Be- deutung zuerkannt werden darf und dass sie sogar in erster Reihe zur Abgrenzung natürlicher Gruppen zu ver- werthen sind. Sie ergeben sich als ein um so willkomm- neres Eintheilungsmoment, als sie sich einerseits einander scharf getrennt gegenüberstehen, andererseits sich aber mit Regelmässigkeit an Arten binden, welche nebenher

Mutillarum Americae meridionalis indigenaram Synopsis etc. 305

auch durch andere, zum Theil gleich prägnante Merk- male vereinigt werden. So stimmt z. B. eine ganze Reihe männlicher Arten, welche der Hauptgruppe mit ausge- randeten Augen angehört und zugleich ein scharf abge- schnürtes erstes Hinterleibssegment besitzt, in sich durch- aus gleich bleibender Weise darin überein, dass das 4te bis 7te Hintcrleibssegment mit einem scharfen Längskiel in der Mitte des Rückens i) versehen ist; während dage- gen bei solchen mit ausgerandeten Augen versehenen Männchen, deren erstes Hinterleibssegment sich von den folgenden nicht scharf absetzt, jener Rückenkiel durchweg fehlt. In ähnlicher Weise gehen forner bei den Männ- chen aus den Gruppen der Mut. cephalotes Swed. und sumptuosa Gerst. mit einer bestimmten Augenbildung andere in der Form des Kopfes und Hinterleibes liegende Merkmale Hand in Hand.

So hoch indessen hiernach dieser in der Augenbil- dung liegende Charakter für die Sonderung der Arten in Gruppen zu schätzen ist, so reicht er doch zur Auf- stellung der letzteren für sich allein keineswegs aus: durch die kreisrunden , stark gewölbten und „glatten*' (d. h, schwach facettirten Augen) würde z. B. mehr als die Hälfte der bis jetzt überhaupt bekannten Süd- Ame- rikanischen Mutillen-Männchen vereinigt werden, ohne dass dieselben einer einzigen, natürlich in sich abge- schlossenen Gruppe angehörten. Zu einer weiteren Ver-

1) Da dieses Merkmal bei siebenzehn mir bekannten, auch sonst nahe mit einander verwandten Arten in übereinstimmender Weise vorhanden ist, bei allen übrigen Süd-Amerikanischen Mutillen- Männchen aber fehlt, so ist es als ein sehr schätzenswerther Grup- pencharakter, nicht, wie es bisher von Burmeister und Smith geschehen ist, als eine Art-Eigenthümlichkeit aufzufassen. Smith erwähnt es für seine Mut. simpiex (No. 228) und inaurata (No. 268), welche durch vierzig der heterogensten Arten von einander getrennt aufgeführt werden, Bur meist er für seine Mut. felina (No. 27), während er es für seine Mut. concinna (No. 34) und furonina (No. 36) mit Stillschweigen übergeht. Auch für Mut. argentata Klug und singularis Spin., welchen dieser Kiel gleichfalls eigen ist, geschieht desselben von Seiten der betreffenden Autoren keine Erwähnung.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 20

Boß Gerstaecker:

theilung solcher in diesem Merkmal übereinstimmender Arten werden mithin noch andere Unterschiede, an denen es den männlichen Mutillen Süd-Amerika's bei genauerer Betrachtung keineswegs fehlt, in Anwendung zu bringen sein. Auch unter diesen, welche in der Form des Ko- pfes, der Bildung des Metanotum, des Schildchens, der Tegulae, der Form und Kielung des ersten Hinterleibs- ringes, eigenthümlicher Höcker- und Grubenbildungen an der Bauchseite des zweiten Abdominalsegmentes u. s.w. nachweisbar sind, erweisen sich manche als für eine ganze Reihe von Arten bis zu einem gewissen Grade constant und daher als systematisch verwerthbar. So unterschei- den sich z. B. die in der Augenbildung sehr übereinstim- menden Männchen aus den Gruppen der Mut. Indica Lin. (diadema Fab.) und der Mut. spinosa Swed. ausser der verschiedenen Bildung des Kopfes und der Form des ersten Hinterleibsringes (bei ersteren schmal und scharf von dem zweiten abgesetzt, bei letzteren breit und nicht abgeschnürt) leicht dadurch, dass bei jenen (Mut. Indica) die Bauchseite des ersten Segmentes (Petiolus) mit einem hohen, oft zahn- oder nasenförmigen Kiel versehen, bei diesen (Mut. spinosa) dagegen entweder nur sehr schwach oder ganz ungekielt ist.

Bei der systematischen Verwerthung aller dieser den männlichen Mutillen zukommenden plastischen Merkmale ist begreiflicher Weise als das hauptsächlichste Ziel in's Auge zu fassen, dass dieselben solche natürlichen Arten- Gruppen ergeben, welche den auf die weiblichen Indi- viduen basirten möglichst genau entsprechen ; denn nur auf diese Weise wird es mit der Zelt möglich werden, männliche und weibliche Individuen zu Arten zu verei- nigen. So wenig wir nun bei der totalen Verschieden- heit der beiden Geschlechter, wie sie den Süd-Amerika- nischen Mutillen durchweg eigen -zu sein scheint, gegen- wärtig im Stande sind, Männchen und Weibchen der Art nach aufeinander zurückzuführen, so glaube ich doch durch die hier versuchte Sonderung der männlichen und weiblichen Formen nach ihrer natürlichen Verwandt- schaft vorläufig wenigstens dahin gelangt zu sein, die bei-

Mutillarum Americae meridioiialis iiidigenarum Synopsis etc. 307

derseitigen Individuen in der ^I ehrzahl der Fälle grup- penweise vereinigen , d. h. nachvreisen zu können, dass Männehen mit diesen und jenen plastischen Merkmalen zu einer in ähnlicher Weise festgestellten Gruppe weib- licher Mutillen gehören müssen. Da für eine solche Ver- einigung Colorit und Sculptur überhaupt keinen Anhalt bieten, der Gesammtbau des Körpers bei Männchen und Weibchen bis auf vereinzelte Uebereinstimmungen oder Analogieen aber gleichfalls weit auseinander geht, so wird man sich zunächst an solche Gruppen zu halten ha- ben, bei welchen solche Uebereistimmungen überhaupt noch, wie z. B. in gewissen Fällen an den Augen, vor- handen sind. Nach letzterem Merkmal lässt sich zuvör- derst eine grössere Anzahl männlicher Mutillen mit Si- cherheit als den weiblichen Gruppen der Mut. Indica Lin. und spinosa Swed. angehörend erkennen, mit welchen allein sie die rundlichen, stark gewölbten und glatten Augen gemein haben. Die durch dieses Merkmal verei- nigten Männchen lassen sich dann aber wieder mit glei- cher Sicherheit nach der Form des ersten Hinterleibsrin- ges, welcher bei ihnen ähnliche Verschiedenheiten wie bei jenen beiden Weibchen - Gruppen zeigt, auf diese vertheilen ; und dafür, dass diese Vertheilung eine correcte ist, d. h. den natürlichen Beziehungen entspricht, bietet einerseits das numerische Vcrhältniss zwischen Männchen und Weibchen innerhalb jeder dieser Gruppen eine Ga- rantie da, andererseits aber der Umstand, dass in der Gruppe der Mut. Indica Lin. unter den Weibchen sowohl wie unter den Männchen die kleinere Zahl mit schwärz- lichen, die grössere dagegen mit welsslichen Schienspo- ren versehen ist. Es lässt sich. daher selbst innerhalb der Gruppe der Mut. Indica Lin. eine nähere Verwandt- schaft zwizchcn gewissen Männchen und gewissen Weib- chen ermitteln und eine Vereinigung derselben zu Un- terabtheilungen zu Wege bringen, ohne dass man zu be- fürchten hat, damit fehl zu greifen.

Nach Vorwegnahme dieser die Majorität bildenden „glattäuglgcn^ Männchen und Weibchen bleiben von beiden Geschlechtern noch Arten mit flachen und deut-

3Ö8 * Gerstaeckeri

lieh facettirten Augen übrig. Von diesen weichen die Weibchen untereinander durch den Grössenumfang, die Männchen zugleich durch die Form dieser Augen kb, indem unter ihnen solche mjt ausgerandeten und solche mit ovalen Augen vorkommen. Letztere stehen an Ar- tenzahl gegen erstere sehr beträchtlich zurück und sind zum Theil schon nach ihrer Kopfbildung als zwei gleich- falls artenarmen Gruppen weiblicher Mutillen angehörig nachzuweisen, welche sich gleich den Männchen unter- einander hauptsächlich durch die Form des ersten Hin- terleibsringes unterscheiden. Es sind dies die Gruppen der Mut. cephalotes Swed. (Mutill. synops. p. 46) und M. bucephala (p. 49), von denen erstere Mut. erythraspis und mjstica, letztere dagegen Mut. dulcis (p. 48) als männ- liche Form für sich in Anspruch zu nehmen hat. Von den sonst noch zur Zeit bekannten, mit flachen und ova- len Augen versehenen Süd - Amerikanischen Mutillen- Männchen können diejenigen, welche der Gruppe Mut. tenuiventris Spin, angehören und sich durch die auffal- lende Grösse der Ocellen hervorthuen, vor der Hand keiner Weibchen-Gruppe mit Sicherheit zugewiesen wer- den, vielleicht, weil ihre Weibchen überhaupt noch nicht zur Kenntniss gekommen sind. Diejenigen der Gruppe Mut. tenebrosa dagegen sind deshalb mit ziemlicher Si- cherheit als die Männchen der Gruppe Mut. empyrea (p. 49) in Anspruch zu nehmen, weil sie zu der Mut. dulcis (cT) in demselben Verhältniss stehen (d. h. sich durch ähnliche Merkmale unterscheiden), wie die Mut. empyrea ($) zu der Mut. sumptuosa (p. 49). üeberdies spricht aber für diese Zugehörigkeit, abgesehen von der den Weibchen recht analogen reichen und filzigen Kör- perbehaarung, der Umstand, dass, während in den Grup- pen Mut. cephalotes und bucephala beide Geschlechter stets dunkle (schwärzliche) Schiensporen besitzen, diese in der Männchen - Gruppe Mut. tenebrosa wie bei der Weibchen-Gruppe Mut. empyrea durchgehends weisslich gefärbt sind.

Sonach blieben von männlichen Mutillen nur noch diejenigen übrig, welche an der Innenseite ihrer flachen

Mutillarura Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 309

und deutlich facettirten Augen einen Ausschnitt zeigen und durch dieses Merkmal mit den Mutillen-Männchen der alten Welt übereinstimmen; von weiblichen (Süd-Arne- rika's) aber ausser den die Gruppe Mut. chrysodora (p. 50 ff.) bildenden noch diejenigen, welche sich um Mut. lineola Fab., bilineata und phalerata Klug, bitaeniata, zo- nata (= lineola Fab.) und rectangulum Spin, gruppiren und von der letztgenannten Gruppe sich leicht durch das nicht abgeschnürte erste Hinterleibssegment, so wie durch die Anwesenheit einer erhabenen Querleiste (Scutellar- Lamelle) auf der vorderen Grenze des Metanotum unter- scheiden. Auf diese beiden Weibchen-Gruppen haben sich nun, falls nicht noch weitere entdeckt werden, jene mit ausgeschnittenen Augen versehenen Männchen zu ver- theilen ; und abgesehen davon, dass sich dies auf dem Wege der Exclusion als nothwendig ergiebt, spricht hier- für die leicht zu constatirende Thatsache, dass auch diese Männchen zwei durch die Hinterleibsbildung scharf ge- schiedene Gruppen, welche denjenigen der Weibchen genau entsprechen, bilden. Es zeigt nämlich auch unter ihnen die kleinere Zahl ein nicht abgeschnürtes erstes Hinterleibssegment (Gruppe der Mut. mediata Fab.), die grössere dagegen, welche zugleich auf den vier letzten Hinterleibsringen einen scharfen Rückenkiel erkennen lässt , ein von dem zweiten scharf abgesetztes (Gruppe der Mut. argentata Klug). Letztere würde mithin die Männchen der Gruppe Mut. chrysodora Perty (p. 50 ff.), erstere (Mut. mediata Fab.), wie dies schon Burmeister richtig erkannt hat, die Männchen der Weibchen-Gruppe Mut. lineola Fab. enthalten. Das einzige Bedenken, wel- ches dieser Vereinigung männlicher und weiblicher For- men etwa entgegenstehen könnte, wäre in dem allerdings auffallenden Umstand zu finden, dass, während aus den Gruppen der Mut. Indica Lin. und spinosa Swed. ungleich mehr weibliche als männliche Arten vorliegen, besonders in der Gruppe der Mut. chrysodora die Männchen (aus der Verwandtschaft der Mut. argentata Klug) numerisch überwiegen. Es kann dies jedoch ebensowohl rein zu- fällig sein, als es sich möglicher Weise aus einem ver-

310 Gerstaecker:

schiedenen Verhalten der betreffenden Arten während des Lebens, z. B. einem mehr verborgenen Aufenthalt der

überdies meist kleinen und wenig aiilTallend gefärbten

VV eibeheu erklären Hesse.

1. Gruppe der Mut. argyrea Klug. Oculi he- misphaerici, laevigati. Caput transversuni. Abdomen in- ter segmenta 1. et 2. haud constrictum, segmento primo subtus haud vol vix carinato. CcUulae cubitales comple- tae tres.

(Sie gehören als Männchen zu den Arten der Gruppe Mut. spinosa Swed. p. 54 66).

Sect. I. Scutellam conico- elevatum, tuberciiio laevi instru- ctum. (Tibiarum calcaria alba).

1. Mut. acutangula. Alis hyalinis, apice Infu- scatis, mesopleuris supra fortiter dentatim dilatatis carina- que laevi instructis, segmento vcntrali secundo basi rect- angulariter truncato et tuberculatim producto: nigra, sub- nitida, confertim rugoso-punctata, clypeo genisque den- sissime albo-viüosis, fronte, occipitis lateribus, pronoto, pleuris, metanoto, abdominis fasciis tribus dorsalibus an- teriore segmenti primi marginem posticum occupantc et in latera secundi maculatim extensa, posterioribus duabus segmentorum 3. et 4. late interruptis lineaque segmenti secundi laterali aurichalceo-sericeis. (Segmenta ventralia 2. 4. densius, soquentia parcius albo-limbriata : abdomen supra nigro-tomentosum , apice utrinque albo -pilosum. Long. I3V2 niill. Patria: Aragua Columbiae (Mus- Berol.).

2. Mut. argyrea *Klug (Entom. Bras. spec. p. 29. No. 1. tab. 2L iig. 10). Patria : Parä. (Mus. Berol).

3. Mut. leucocycla. Alis saturate fuscis, summa basi llturaque discoidali subhyalinis, mesopleuris tubcrculo superiorc obtuso, mastoidco instructis, segmento ventrali secundo basiu versus obsolete carinato et utrimjue leviter comprcsso : nigra, confertim rugoso-punctata, segmenti abdominalis scciuidi dimidio anteriore supra et infra nitido^ disperse punctato, ore, genis pedibusque cano-hirtis, ver- tice toto fasciatim, pro-et metanoto abdomiuisque fasciis duabus dorsalibus anteriore segmenti primi dimidium

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 311

posterius, posterioribiis scgmenta 4. et 5. occupantibus aurichalceo'sericeis. (Segmeata ventralia 2. 4. dense albo-fiiiibriata, abdoniinis scgmenta apicalia supra et infia nigro-setosa). Long. 17 mill. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

A d n o t a ti 0. Forsan mas Mutillae patricialis Gei st. (p. 54. No. 2).

4. Mut. callizona. Alis satuiate fuscis, basi di- lutioribus, anticarum disco limpide liturato, mesopleuris tu- berculo superiore papillfformi instructis, segmento ventiali primo basin versus carinato, secundo subtruncato: nigra, opaca, coufertim rugoso- punctata, segmento abdominali secundo infra nitido, supra dense subtiliterque granulato punctis(]ue niaioribus obsito: togulis rufo-castaneis, ore, pectore pedibusque griseo-hirtis, metanoti maculis duabus transversis fasciaque segmenti abdominalis primi apicali interrupta, in basin secundi utrinque extensa auricbal- ceo-, segmentis 3. et 4. supra totis, 5. ante apicem fasciatini laete aurantiaco-sericeis. (Scgmenta ventralia 2. 4. parcius flavescenti -fimbriata, apicalia cum dor- salibus atro-setosa). Long. 14 mill. Patria: San Paolo Brasiliae (Mus. Berol.).

5. M u t. c o rpülcn ta (— Mut. spinosa Swed. mas *ßurm., Brasil. Mutill. p. 6. No. 3). Alis saturate fuscis, basi latc hyalinis, anticarum disco limpide liturato, meso- pleuris protuberantia superiore crassa, mastoidca instructis, segmento vontrali primo subcarinato, secundo obtusc tu- berculatO;, basin versus declivi: nigra, opaca, confertim gianoso-punctata, segmento abdominali secundo infra toto, supra ultra medium usque nitido, disperse punctato: ore, pectore, pedibus, scutelli apice .(longissime) ventrequc cano-birtls, pleuris, mctanoto, segmenti abdominalis prioji margine postico, secundi macula utrinque basali tiigona flavesccnti-sericeis. (Abdominis dorsum atro-velutinum). Long. 16 17 V2 fßill- Patria: Rio de Janeiro (Mus. Berol.).

Adnotatio. Forsan, ut Burmeister opinatur, mas Mutillae spinosae Swed. (p. 55. No. 7).

6. Mut. anthracina. Alis saturate fuscis, anti-

312 Gerstaecker:

carum disco limpidc liturato, mesopleuris protuberantia superiore obtusa instructis, segmento ventrali seciuido parum inflato, basin versus declivi: atra, opaca, confertim granoso-punctata, segmento abdominali secundo ultra me- dium usque nitido : ore, metanoto, ventre tarsisque cano-, pectore, femoribus tibiisque fusco-hirtis, segmenti abdo- minalis primi fascia interrupta, secundi linea laterali fla- vescenti-sericeis. (Abdomen supra atro-vclutinum et pilo- sum, segmentum ventrale secundura densius cano-fimbria- tum). Long. 12 15 mill. Patria : Brasilia merid. (Mus. Berol.).

7. Mut. melana Spinola (Annal. d. 1. soc. entom. de France X. p. 87. No. 52). Patria: Cayenna. Spe- cies mihi ignota.

Sect. IL Scutellum aequaliter convexum, haud tuberculatum. a) Segmentum abdominale primum breve, transversum.

8. Mut. mucida. Alis dilute fuscis, anticarum cellulis cubitallbus limpide signatis, mesopleuris simplici- bus, abdominis segmento ventrali secundo tumidulo, basin versus declivi: nigra, subnitida, cano-pilosa, capite thorace- que confertim, abdomine parcius punctato, fronte scutello- que longius flavescenti-hirtis, metanoto superiore abdomi- nisque fasciis quatuor dorsalibus (in segmenti primi mar- gine continua, in 3. et 4. pilis nigris interruptis) flavescenti- sericeis. (Segmenta ventralia 2. 5. flavescenti-fimbriata : tibiarum calcaria alba). Long. IOV2 mill. —Patria: Bra- silia merid. (Mus. ßerol.).

9. Mut. semirubra. Alis dilute fuscis, perspicue pliosis, anticarum cellula cubitali tertia subobsoleta, meso- pleuris abdominisque segmento ventrali secundo simplici- bus; nigra, confertim granoso-punctata, opaca, nlgro-hirta, abdominis laxiiis punctati, nitiduli segmento secundo laete rufo, utrin<jue nigro-lineato, vertice summo, pro- et meso- noto cum scutello longe cano-pilosis, abdominis segmentis 2. 4. dense flavo-finibriatis. (Abdominis segmenta 1. et 2. sicut apicalia supra nigro pilosa: pedes fusco-hirti, tibia- rum calcaria nigra). Long. 10 mill. Patria: Mexico (Mus. ßeroL).

10. Mut. leporina. Alis dilute fuscis, perspicue

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 313

pilosis, anticarum cellula cubitali tertia subobsoleta, abdo- tiiinis segmento ventrali basin versus subtubeiciilato: nigra, confertim granoso-punctata, opaca^ cano-hirta, abdomine laxius punctato, nitidulo, fronte, anteanarum scapo, plcuris segmentoriimque abdominaliiim 1. et 2. disco nigro-, huius (2.) lateribus flavescenti-pilosis, segmentis 2. 5. dense pallide fimbriatis. (Tibiariim calcaria nigra). Variat segmento abdominali secundo: a) rufo-piceo. b) supra laete rufe, infra piceo vel castaneo. c) llnea laterali nigra ex- cepta, toto laete rufe. Long. 8 13 mill. Patria: Mexico (Mus. BeroL),

Adnotatio. Mut. semirubra et ieporina, tibiarum calcaribus nigris praeditae, cum Mut. satrapa Gerst. (p. 65. No. 62), et ipsa Mexicana, calcarium colore conveniunt. Marera igitur Mut. satrapae inter species duas praece- dentes quaerendum esse sat verosimile videtur.

b) Segmentum abdominale primum aeque latum ac longuni, trapezoideum. (Tibiarum calcaria alba).

11. Mut. subuliventris. Alis saturate fuscis, laete violaceo-micantibus, anticarum cellulis cubitaiibus limpide lituratis, abdominis segmento ventrali secundo convexo, basin versus utrinque depresso: tota nigra, ca- pite thoraceque confertim granoso-punctatis, fere opacis, supra nigro-pilosis, metanoto areolato, abdominis nitidi segmento primo toto, secundo ultra medium usque di- sperse punctato: ore, genis, verticis protlioracisque lateri- bus^ pleuris, metanoto, pedibus nee non abdominis basi utrinque albo-hirtis, segmentis abdominalibus 1. et 3. 6. cano-, 2. supra nigro-fimbriatis. Long. 15 mill. Patria: Bogota (Mus. BeroL).

12. Mut. angustiventris.. A praecedente, cui simillima, ditfert statura minore et paullo graciiiore, ver- tice pronotoque totis nigro-pilosis, segraentorum abdomi- nalium 2. et 3. margine apicali toto interdum 4. quo- que medio nigro-fimbriato. Long. 11 12 mill. Pa- tria: Bogota (Mus. BeroL).

13. Mut. dasypyga. Alis dilutc fuscis, anticis limpide lituratis, cellula radiali obscuriore : antennis gra- cilibus, abdominis segmento ventrali secundo deplanato ;

314 Gerstaecker:

nigra, confeitiiii et subtiliter punctata, subnitida, rufo-hirta, antennarum scapo pedibusqiic totis laete rufo-testaceis, illaruoi articulo secundo obscure rufo : segnienti abdomi- nalis secundl margine postico, sequentibus supra totis dense lanuginosis, ventrali septimo longe fasciculatim pi- loso, anteccdentibus fimbriatis, pilis fimbriisque omuibus rufis. Long. 7V2 miW. Patria: Novo Friburgo (Mus. Haleus.).

2. Gruppe der Mut. vidua Klug. Oculi bemi- sphaerici, laevigati*. Caput angustura. Mesonotum quadri- sulcatum, in utroquc scutelli latere appendiculatum. Ab- domen inter segmenta 1. et 2. constrictum, segmento primo oblongo, subtus acute carinato. Cellulae cubitales completae tres.

(Sie gehören als Männchen zu den Arten der Gruppe Mut. Indica Lin. p. 67—76).

Sect. I. Tibiarum calcaria nigra.

1. Mut. pompiliformis. Mesonoti appendicibus magnis, obtuse conicis, scuteilo tumidulo, fere perpendi- culari, segmenti ventralis primi carina ante apicem den- tatim producta, secuudi ante medium abbreviata : alis saturate fuscis, omniuni basi, anticaium disco dilutiore et limpide signato: nigra, atro-pilosa, confertim punctata, opaca, abdominis segmento secundo nitidulo, parce pun- ctato, pedibus, metanoto areolato, segmento abdominali primo toto, secundi basi ventreque nitido (apice excepto) albo-liirtis, ore, metanoti lateribus segmentique abdomina- lis primi dimidio postico insuper dense argeuteo-sericeis. Long. 19 niill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

2. Mut. floccosa. Mesonoti appendicibus brevibus, scuteilo carinato, segmenti ventralis primi carina ante api- cem dentatim producta, secundi ante medium abbreviata, alis saturate fuscis, basi dilutioribus, anticarum disco lim- pide liturato: nigra, atro-pilosa, confertim punctata, opaca, segmenti abdominalis secundi disco nitidulo: metanoti augulis posticis, segmento abdominali primo toto, secundi basi extrema fiavescenti-hirtis, priuii fascia apicali insuper aurichalceo-sericea, secundi tertiique margine utrinquc

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 315

flavescenti-fasciculato. Long. 14 niill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

3. Mut. cbrysozona. Mesonoti appendicibus auri- culatis, acute marginatis, scutello carinato^ segmenti ven- tralis primi carina vix dentatim producta, alis saturate fuscis, anticarum disco dilutiore, limpide signato: nigra, atro-pilosa, confertini punctata, opaca, segmenti abdomina- lis secundi disco nitidulo, primi sccundique margine po- stico, tertio quartoque supra totis dense croceo-toraentosis et setosis, ventralibus 2. et 3. utrinque croceo-timbriatis. Long. 13—15 mill. Patria: 8an Paolo Brasiliae (Mus. Berol.).

4. Mut. colorata. Mesonoti appendicibus brevi- bus, angulatis, scutello obsolete carinato, segmenti ventra- lis primi carina abbreviata, angulatim producta, alis fuscis, basin versus subhyalinis, anticarum disco dilutiore limpide signato: nigra, confertim punctata, antennarum basi, ca- pite, prothorace, scutello, metanoto, abdominis basi, pe- ctore pedibusquc dense cano- aibidoque hirtis, segmenti ab- dominalis secundi plagis duabus dorsalibus magnis, rotun- datis, postiee truucatis aurantiacis, flavescenti-pilosis, quarti quintiquc fascia dorsali late interrupta niveo-tomentosa et sctosa. (Abdominis segmenta 2. apice, 3., 6.., 7. tota atro- pilosa, ventralia 2.-4. albo-fimbriata.) Long. 11 13 V2 mill. Patria: Brasilia (Mus, Berol.).

Sect. II. Tibiarum calcaria alba.

a) Segmeutum abdominale secundura rubro-maculatum.

5. Mut. vulnerata. Mesonoti appendicibus angu- stis, apice truncatis, segmenti vcntralis primi carina utrin- que dentatim producta, secundi disco fovea oblonga, albo- sericca instructo, alis fuscis, ba^sin versus dilutioribus, anticarum disco lim])ide liturato: nigra, confertim pun- ctata, atro-pilosa, opaca, segmento abdominali secundo ni- tidulo, pedibus, metanoto abdominisque basi albo-birtis, segmenti primi fascia lata apicali sccundique basi insuper argenteo-sericeis, huius disco maculis duabus magnis, ro- tuudato-quadratis rufis ornato : segmentis 2. et 3. infra et utrinque, 3. etiam supra albo-ciliatis. Long. 11 15 iwiH- Patria: Sta. Cruz Brasiliae et Montevideo (Mus. Berol.).

316 Gerstaecker:

6. Mut. Burmelsteri (= Mut. lugubris, mas: Bur- meister, Brasil. Mutill. p. 8. No. 19) Patria: Ouropreto ßrasiliae. (Species mihi ignota, aut praecedenti, aut Mu- tillae coloratae affinis videtur: quum specimen typicum in Museo Halensi desit, de colore calcarium certius fieri nihil potuit.)

b) Segmenturn abdominale secundum immaculatum. *) Segmenta abdominalia 3. et 4. atro-pilosa.

7. Mut. vidua *Klug (Entom. Brasil, spec. p. 37. ISo. 14. tab. 22. Fig. 11). Patria: Parä (Mus. Berol.). A sequentibus differt segmentis ventralibus l.~3. parce albo-setosis, primi carina ante apicem fortiter nasuto-pro- ducta, secundi in foveam discoidalem sat magnam, ob- longam, atro-velutinam exeunte, denique segmenti abdo- minalis secundi linea laterali albo-sericea.

8. Mut. melaleuca. A Mut. vidua Klug differt statura graciliore, metanoti basi bimaculatim albo-tomen- tosa, segmenti abdominalis secundi linea laterali concolori, ventralis primi carina ante apicem acutius, sed minus longo dentata, secundi fovea discoidali atro-velutiua bre- viore, ovata, ventre toto dense atro-setoso. Long. 17 V2 niill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

9. Mut. funesta (= Mut. myops, mas *Burm., Brasil. Mutill. p. 6. No. 5). A praecedentibus differt se- gmenti ventralis primi carina utrinque leviter dentatim elevata, secundi ante medium abbreviata et in foveam minutam et fere obsoletam exeunte : secundi et tertii mar- gine apicali toto albo-fimbriato. Long. 18 19 mill. Pa- tria: Lagoa Santa Brasiliae (Mus. Halens.).

Adnotatio. Specimen masculum a Burraeistero cum Mut. myope $ (p. 6. No, 5) coniunctum, a femina differt segmento abdorainali primo distincte constricto: ideo se- ctioni Mutillae Indicae Lin. attribuendum.

10. Mut. foveiventris. Alis saturate fuscis, an- ticis limpide lituratis, segmenti ventralis primi carina ante apicem acute dentata, secundi in foveam sat magnam, ova- tam, albido-sericeam exeunte: atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, metanoto, abdominis basi pedumque posticorum femoribus subtus, tibiis intus albo-pilosis, se-

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 317

gmenti abdominalis primi apice, secundibasiutrinqueinsuper cano-tomentosis, segmentorum ventralium 1. et 2. margine apicali dense albo-fimbriato. Long. 17 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

11. Mut. er ist ata. Alis saturate fuscis, anticis limpide lituratis^ segmenti ventralis primi carina ante apicem subdentata, secundi in foveam elongatam^ subuli- formem, pilis albis cristatim elevatis rcpletam exeunte : atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, metanoto, abdominis basi tibiisque posticis intus albido-hirtis, se- gmenti abdominalis primi apice, secundi basi utrinque in- super cano-tomentosis, secundi tcrtiique margine apicali utrinque et infra albo-fimbriato, ventralibua 1. et 2. ubique cano-setosis. Long. 16 mill. Patria: Sta. Cruz Brasiliae (Mus. Berol.).

12. Mut. mesol euca. Alis saturate fuscis, basin versus dilutioribus, anticis limpide lituratis, segmenti ven- tralis primi carina basin et apicem versus dentatim ele- vata, secundi fere obsoleta, sed in foveam angustulam, ultra medium sitam, albo-tomentosam exeunte: atra, con- fertim punctata, opaca, nigro-pilosa, metanoto areolato, supra fusco-, utrinque et apicem versus cano-hirto, petioli nitidi, foveato-punctati dimidio postico segmentique abdo- minalis secundi basi aurichalceo-sericeis niveoque pilosis, segmentorum 2. 5. margine ventrali et laterali cano-fim- briato. (Coxae et femora cano-pilosa). Long. 10—15 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

13. Mut. aethiops (= Mut. affinis, mas *Burm., Brasil. Mutill. p..7. No. 9). A praecedente, cui simillima, differt metanoto parcius, sed ubique cano-hirto, petioli ante apicem perspicue inflati carina ventrali vix dentatim elevata, segmenti ventralis secundi fovea maiore, ovata, densius albo-tomentosa, secundi tertiique margine apicali (sicut sequentium) nigro-fimbriato, setis vero nonnullis longioribus canis obsito. (Coxae et femora albo-pilosa). Long. 15 mill. Patria: Novo Friburgo Brasiliae (Mus. Halens.).

Adnotatio. Mutillam affinem (</), quamquam uni

318 Oerstaecker:

eidemque sectioni ac $ pertlnentem, cum femina recte conliinctam esse, adhuc luillo modo demonstratum est.

14. M u t. in f e r n a 1 i s. Alis saturatc fuscis, anti- cis limpide litiiratis, segmcnti ventralis primi carina basin et apicem versus in dentem minutum elevata, seciindi ante medium abbreviata foveaque nulla terminata: atra, confer- tim punctata, opaca, cum pedibus nigro-pilosa, metanoto areolato supra nigro-, infra cano-hirto, petioli dimidio api- cali segmentique secundi basi aurichalceo-tomentosis albi- doque pilosis. (8egmenta ventralia omnia nlgro-fimbriata: latera segmentorum 2. et 3. interdum cano-fasciculata). Long. 12 ISmill. Patria: Brasilia merid. (Mus. Berol.).

15. Mut. protuberans. Alis nigro- fuscis, violaceo- micantibus, nnticis limpide lituratis, segmenti ventralis primi carina in dentem fortissimum, acutum elevata, se- cundi sat alta, sed ante medium in foveam oblongam, ni~ gro-velutinam exeunte: atra, confertim punctata, opaca, cum pedibus nigro-pilosa, metanoti areolati lateribus albo- fuscoque, segmento abdominali primo toto, secundo in baseos lateribus albo-hirtis, tibiis posticis cum metatarsi basi intus dense viridescenti-pilosis, segmentorum abdomi- nalium 2. et 3. angulls lateralibus posticis albido-setosis. Long. 17Y2 niill. Patria: Cataraarca Argentinae (Mus. Ilalens.).

IG. Mut. aterrima. Alis saturate fuscis, violaceo- micantibus, anticis limpide lituratis, segmenti ventralis primi carina basin et apicem versus subdentato-elevata, secundi abbreviata et in foveam clongatam, subuliformem, cristatira nigro-pilosam exeunte: atra, confertim punctata, cum pedibus nigro-pilosa, scutello et metanoto areolato ubique nigro-, segmenti abdominalis primi lateribus tan- tum cano-hirtis: segmentorum abdominalium 1. 3. ventre, 2. et 3. angulis lateralibus fasciculatim albido-setosis. Long. 19 mill. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.).

17. Mut. rorida. Alis fuscis, basin versus dilu- tioribus, segmenti ventralis primi carina ante apicem sub- dentato-elevata, secundi obsoleta et in depressionem parum perspicuam exeunte : atra, confertim punctata, opaca, nigro- pilosa, genis, pedibus, "metanoto abdominisque basi albo-

Mutillarum Americae meridioiialis indigenarum Synopsis etc. 319

hirtis, metnnotl aroolntl fnscia nioilia lata, scj^menti abdo- minalis primi diiiildio postico, secundi basi insuper auri- chalceo-sericeis, ventralimu 2. et 3. margine apicali parce cano-setoso. Long. 8 mill. Patria: Salto grandc Bra» 81*1 iae (^Mus. BeroL).

**) Segmeiita abdominalia 3. et 4. caiio- vel albido-tomentosa.

18. Mut. characterca. Alis snbhyalinis, late fnsco-lin\batis, segnienti ventralis primi carina basi apice- (jue subdentata, secnndi in i'ovcam sat magnam, elUpticam, cano-tomentosam exeiinte: nigra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, vertice, fronte media, antennarum scapo, pronoti margine postico, scutelli apice, metanoto, abdomi- nis basi, pectore pedibnsqne cauo-birtis, segmcnti abdomi- nalis primi margino, secundi niaculis duabus basalibus sat amplis margineque apicali, 4. G. tascia communi, supra Interrupta dense flavescenti-sericcis ot sctosis. (Segmen- tum ventrale primum longe albo-pilosum, secundum sat dense cano-setosum). Long. 20 mill. Patria: Porto Allegre Brasiliae (Mus. BeroL).

19. Mut. sphegeaFab. (Syst. Piezat. p. 435. No. 31 = Mut. argyra Spinola, Annal. soc. ent. de France X. p. 85. No. 51. = Mut. argentea Lepelctier, Flist. d. Hy- ra^nopt. IIL p. 636. No. 62). Patria: Surinam, Cayenna (Mus. Berol.).

Adnotatio. Segmenti ventralis primi carina in den- teni fortissimum, acute triangulärem producta, secundi in foveam ellipticam, cano-tomentosam exiens.

20. Mut. selligera. Alis saturate fuscis, basi liyalinis, anticarum disco dilutiore et limpide liturato, se- gmenti ventralis primi carina in dentem magnura, acute tri- quetrum elevata, secundi fortiter -abbreviata et a Fovea minuta, albo-tomcntosa, ponc medium sita longe separata: atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, regione ocel- lari, postscutello, metanoto, pedibus abdominisque basi albo-hirtis, metauoti fascia anteriore, petioli dimidio po- steriore, segmenti abdominalis secundi maculis duabus mn- gnis basalibus, fere confluentibus margineque apicali, tertii quartique fascia communi continua, ncc non pedum po- steriorum tibiis tarsisque dense albido-tomentosis. (Se-

320 Gerstaecker:

gmentimi dorsale qnintum utrinqne, ventralla 2. 4. fascia- tim, 5. et 6. interrupte albo-setosa.) Long. 18 niill. Pa- tria: Columbia (Mns. BeroL).

21. Mut. musculus. Alis fuscis, omnium basi, anticarum etiam disco subhyalino, segmenti ventralis primi carina basin et apicem versus subdentato-elevata, secundi sat acuta et in foveam centralem, cano-tomentosam exeunte: atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, antennarum scapo, fronte, postscutello, metanoto, pedibus abdominis- que basi cano-hirtis, metanoti fascia, segmenti abdominalis primi diraidio apicali, secundi basali (hoc retrorsum angu- lariter exciso) margineque postico, quarti fascia continua, quinti basi cinereo-tomcntosis. (Venter nitidus, nigro-se- tosus, segmenta 3. 5. albo-fimbriata). Long. 10 mill. Patria: Rio de Janeiro (Mus. Halens.).

22. Mut. soricina. Alis saturate fuscis, basin ver- sus dilutioribus, segmenti ventralis primi carina ante apicem subdentato-elevata, secundi obsoleta et a fovea, pone me- dium sita, maiore, cano-tomentosa longe separata: atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, ore, fronte, scutelli apice, metanoto, pedibus abdominisque basi cano hirtis, metanoto fere toto, segmenti abdominalis primi dimidio apicali, secundi fascia basali sinuata margineque postico, tertii quartique fascia communi continua cano-tomentosis. (Segmenta abdominalia 2. 4. supra et infra setis albidis fimbriata, ventrale s.ecundum cano-setosum. Long. 11 V2 mill. Patria: Brasilia (Mus. Berol.).

23. Mut. pruinosa Smith (Catal. Hymenopt. Brit. Mus. in. p. 43. No. 216). —Patria: Parä. Species mihi ignota, huic sectioni adscribenda?

3. Gruppe der Mut. erjthraspis Gcrst. ($ Gruppe der Mut. cephalotes Swed.)

1. Mut. erythraspis Gerst. (vide supra p. 48. No. 8).

2. Mut. mystica Gerst. (ibid. p. 48. No, 9).

4. Gruppe der Mut. dulcis Gerst. ($ Gruppe der Mut. bucephala Perty).

Mutillarum Araericae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 3Ö1

1. Mut. dulcis Gerst. (vide supra p. 48. No. 10). Hanc speciem marem esse Mut. sumptuosae Gerst. (p. 49. No. 2), vix dubium.

5. Gruppe der Mut. tenebrosa. Oculi ovales, pa- rum convexi, perspicue areolati. Caput angustulum^ sim- plex. Metapleurae excavatae, laeves, nitidae. Abdomen inter segmenta 1. et 2. subconstrictum, segmeoto primo transverso, subtus alte carinato. Alae anticae perspicue pilosae, cellulis cubitalibus completis duabus. Tibiaruin calcaria alba. (Die muthmassliclien Männchen der $ Gruppe der Mut. empyrea Gerst., p. 49 f.)

1. Mut. tenebrosa. Nigra, confertim subtiliter- que punctata, fere opaca, nigro-hirta, tegulis piceis, alis saturate fuscis, anticis limpide lituratls: fronte, vertice, pronoto, scutello, metanoto, abdominis basi, antennarum scapo pedibusque albido-hirtis, segmento abdominali primo supra, 2. et 3. supra et infra, quarti lateribus dense albo- fimbriatis. Long. 11 mill. Patria; Col. del Sacramento ßrasiliae (Mus. Berol.).

2. Mut. disjuncta. A praecedente differt statura graciliore, alis basin versus subhyalinis, regione postocel- lari laevi, nitida, genis cum fronte cano-sericeis, mesopleu- ris albido-pilosis, segmento abdominali primo perspicue longiore, 2. 4. in margine apicali supra et infra albo- fimbriatis, septimo supra flavescenti-setoso. Long. 10 mill. Patria: Parank (Mus. Halens.).

6. Gruppe der Mut. tenuiventris 8pin. Oculi magni, rotundati, convexi, perspicue areolati. Ocelli pcr- magni, vesiculosi. Antennae palpique graciles. Corpus tenue, pallidum, abdominis petiolus elongatus, infra sub- carinatus. Alae anticae hirtae, cellulis. cubitalibus com- pletis duabus.

1. Mut. tenuiventris Spinola (in Gay, Hist. de Chile, Zoologia VI. p. 280. No. 9, Hymenopt. tab. 3. Fig. 4). Patria: Chile. Species mihi ignota, 7 lin. longa, tota ferruginea, macula tantum frontali fusca signata.

2. Mut. aegrota. Alis vitreis, testaceo-venosis,

Archiv f. Natiirg. XXXX. Jahrg^. 1.3d. 21

322 Gerstaecker:

stigmate rufo-brunneo : ferruginea, longe albido-setosa, macula ocellari, abdomine petioli basi anoque exceptis femoribusque posticis apicem versus nigro-piceis, anten- narum basi, palpis, tibiis tarsisque testaceis: mesonoto utrinque bisulco, ubique profunde punctato, capite et pro- thorace urabilicato-cicatricosis, metanoto areolato, petiolo segmentique abdominalis scciindi lateribus grosse reticu- lato-pnnctatis, huius disco fere laevi, nitido. (Abdominis hirsuties supra et infra sat longa et copiosa). Long. 572 mill. Patria: Mendoza (Mus. Halens.).

7. Gruppe der Mut. mediata Fab. (= rufiventris Klug). Oculi emarginati, parum convexi, perspicue areo- lati. Abdomen inter segmenta 1. et 2. haud vel vix con- strictum, segmento septimo callo longitudinali, subapicali laevi instrueto. Tegulae breviter ovatae, apice subtrun- catae. Metanoti basis bicarinata. (Tibiarum calcaria alba).

(Sie gehören als Männchen zu der $ Gruppe der Mut. lineola Fab.).

1. Mut. scoparia. Alis leviter infuscatis, late fusco-limbatis, scutello callo subbasali laevi instrueto: nigra, confertim punctata, cano-pilosa, tegulis piceis, ab- dominis segmentis 2. et 3. rufis, nitidulis, 2. 6. flavo-fim- briatis, ore, fronte, pronoto densius fulvo-pilosis, pronoti margine postico insuper aurichalceo-sericeo. Long. 11 mill. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. Berol.).

2. Mut. gas tri ca. A praecedente, sui simillima, differt statura paullo maiore, alis saturatius fuscis, meta- noti lateribus distinctius carinatis et dense fulvescenti-pi- losis, abdominis segmento secundo subtilius et fere aequa- liter punctato, tertio fusco marginato, omnibus apicc nigro- fimbriatis. Long. 12 V2 mill. Patria: Salto grande Bra- silei3i (Mus. Berol.).

8. Mut. lucidiventris. Alis saturate fuscis, basin versus dilutioribus, scutello basin versus calloso-elevato: nigra, confertim punctata, cano-pilosa, abdominis segmento secundo cum primi apice tertiique dimidio basali rubicundo, nitidissimo, disperse punctato, tegulis nigro-piceis: ore.

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 323

fronte, occipite, pronoto nee non scutelli apice densius fulvo-, vertice, mesonoto margineque segmentorum abdo- minalium 2.~7. nigro-pilosis. Long. 12 mili. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. BeroL).

4. Mut. terminalis. Alis subhyalinis, late fusco- limbatis, scutello callo subbasali laevi instructo : atra, con- fertim punctata, cano-pilosa, tegulis concoloribus, abdomi- nis segmentis 2. 6. cum primi marglne apicali laete rufis, disperse punctatis, nitidis, pilis aureo-rufis fimbriatis; me- sonoto atro-, capite, pronoto, pleuris, scutello et metanoto longius fulvo-pilosis. Long. 8V2 miH. Patria: Santos et Rio de Janeiro (Mus. Berol. et Halens.).

5. Mut. mediata Fab. (= Dorylus mediatus Fab., Syst. Piezat. p. 428, No. 3). Var. Abdomine toto rufo (Mut. rufiventris * Klug, Entom. Brasil, spec. p. 30, No. 3. tab. 21, fig. 12. = Mut. lineola, mas *Burm., Brasil. Mutill. p. 11, No. 39). Patria: Cayenna, Demerary, Columbia, Bahia, Novo Friburgo (Mus. Berol.).

6. Mut. ardens. Alis fuscis, basin versus vix di- lutioribus, anticis limpide lituratis, scutello haud calloso, cum thorace confertim et subaequaliter punctato: nigra, capite, pronoto, scutello, pleuris pedibusque densius flave- scenti-pilosis, abdominis segmentis 2. 7. laete rufis, sub- nitidis, pilis fulvo-aureis hirtis. Long. U mill. Patria: Mexico (Mus. Berol.).

7. Mut. fulvi ventris. Alis saturate fuscis, vio- laceo-micantibus, anticis limpide lituratis, scutello convexo, vix calloso: atra, confertim punctata, opaca, nigro-pilosa, genis mandibulisque albido-sericeis, antennarum scapo apicem versus subdilatato et cano-fimbriato, femorum po- sticorum apice albido-hirto, tibiis posticis totis fulvo-cano- que setosis, tarsorum posticorum articulis 1. 3. intus dense flavescenti-tomentosis, abdominis segmentis 2.-7. laete rufis, subnitidis, dense aureo-sericeis et fimbriatis. Long. 13 mill. Patria: Mexico (Mus. BeroL).

8. Gruppe der Mut. argentata Klug. Oculi cmarginati, parum convexi, perspicue areolati. Abdomen

824 Gerstaecker:

inter segmenta 1. et 2, constrictum, segmentis 4. 7. supra carina longitudinali media instructis. Tegulae produetae, apice rotiiudatae vel subacuminatae. (Tibiarum calcaria alba.)

(Sie gehören als Männchen zu der $ Gruppe der Mut. chrysodora Perty, p. 50 ff.)

Sect. I. Tegulae longitudinaliter carinatae.

1. Mut. bembicina. Alis dilute fuscis, basin ver- sus subhyalinis, apice obscurius limbatis, anticis ümpide lituratis, antennis breviusculis, validis, capite transverse quadrato, clypeo basin versus acute bicarinato, prothorace exciso-trapezoideO; ante tegulas acuminato-producto, meta- noti Jateribus subspinosis, segmenti ventralis primi carina acuta et basin versus dentatim producta: nigra, profunde et subrugose punctata, parum nitida, mesonoto utrinque profunde bisulco carinaque media, in scutellum continuata, instructo, fronte, ore, genis, pronoto, pleuris et metanoto dense aurichalceo-sericeis, occipitis lateribus, scutello, pe- ctore pedibusque sat longe cano-pilosis, abdominis segmen- tis 2. et 3. rufis, illo confertim punctato et rufescenti-se- tuloso, 2. 6. apice flavescenti-, utrinque et infra albido- fimbriatis. Long. 10 V2 16 niill. Patria: Brasilia (Mus.

BeroL).

Sect. II. Tegulae ecarinatae.

2. Mut. cribrosa. Antennis validiusculis, meso- noto obsolete sulcato, scutello ecarinato, metanoti lateribus muticis, alis dilute fuscis, basi hyalinis: nigra, profunde et confertim punctata, antennarum basi, capite, pro- et metanoto, pleuris tibiisque dense argenteo-sericeis, tegu- lis scutellique apice cano-pilosis, abdominis segniento se- cundo rufe, cribrato-punctato, basi et utrinque albo-hirto, huius limbo apicali sat lato laevi, testaceo, aureo-sericeo: segmento tertio ferrugineo, rufo-setoso, reliquis parce cano-fimbriatis, ventre ubique albo-setuloso. Long. 6 raill. Patria: Sta. Cruz Brasiliae (Mus. BeroL).

3. Mut. pygmaea. A praecedente differt statu ra minore, capite thoraceque parcius serieeis, segmenti abdo- minalis secundi (rufi) margine apicali sicut segmentorum 3. et 4. nigro-piceo, dense flavescenti-fimbriato, carina

Mutillarum Americae meridionalis indigenarum Synopsis etc. 325

abdominis dorsali in segmeiitnra tertium continiiata. Long. 5 mill. Patiia: San Joao del Rey Brasiliae (Mus. BeroL).

4. M u t. s i m p 1 e X Smith (Catal. Hymenopt. Brit. Mus. II L p. 47, No. 228). Patria: Santarem Brasiliae. - Species mihi ignota, praecedentibus duabus affinis apparet.

5. Mut. polydora. Antennis validiusculis, meso- noto profunde sulcato et basin versus subcarinato, meta- noti lateribus rotundätis, inermibus, alis subhyalinis^ lato fusco-limbatis: nigra, confertim cribroso-punctata, infra cum pcdibus cano-pilosa, fronte, ore, metanoto segmentique abdominalis primi fascia apicali deuse aurichalceo-, pronoto, segmenti abdominalis secundi limbo apicali lato, sequentium dorso toto splendide aureo-sericeis et setosis. (Segmenta ventralia 2. 4. albo-fimbriata). Variat abdominis colore: a) nigro, segmenti secundi tantum dimidio anteriore et lateribus cerasinis. b) rufo, petiolo tantum nigro. Long. 10 14 mill. Patria: Buenos Aires (Mus. BeroL), Rio de Janeiro (Mus. Halens.).

6. Mut. fastuosa. Antennis validiusculis, clypei basi alte bicarinata, mesonoto rüde punctato et obsolete sulcato, scutello tumido, metanoto utrinque dentato-angu- lato, supra pone medium tuberculo laevi instructo, alis in- fuscatis, basin versus dilutioribus: nigra, subnitida, ore, fronte, metanoto, pleuris abdominisque petiolo argenteo-, segmenti abdominalis secundi macula magna, gemina ba- sal! fasciaque lata marginali, tertii dorso toto, quarti fa- scia utrinque abbreviata aureo-sericeis, segmenti secundi disco pilis incumbentibus rufis vestito, ultimis tribus atro- setulosis, ventralibus 2. et 3. cano-limbriatis. Long. 13 mill. Patria: Salto grande Brasiliae (Mus. BeroL).

7. Mut. fulvipennis (= Mut. furonina, mas *Burm., Brasil. Mutill. p. 10, No. 36). Antennis breviu- sculis, clypei basi alte bicarinata, mesonoto rüde punctato, longitudinaliter septemcarinato, scutello tumido, metanoto dcplanato, supra areolato et distincte tricarinato, utrinque acutangulo, alis dilute fuscis et laete fulvo-venosis : nigra, opaca, ore, metanoto, pleuris abdominisque petiolo dense aurichalceo-sericeis, segmenti abdominalis secundi basi

326 Gorstaecker:

angulisqup laioralibiis posticis, vontraliiini '2. 1. laterlbiie auroo-tomeutosis, scgnioiiti scciindi margiue postico siipra rufe-, seqiiontium nigro-sotoso, ventraliiini 2. 1>. tiilvo- timbriato. Long'. 10 niill. Patria: Novo Fribingo (Mus. Haie 118.).

Adnotatio. Forsan, iit Biirmeister opinatur, iiias Mutillae chrysodorae Porty (fiironinac Biirm.), quam- quam huic spocici marem Äliit. fastuosam (No. 6) attribucii- dam esse verosirailiiis mihi videtur.

8. Mut. inauratti Smith (Catal. Ilymenopt. Brit. Mus. 111. p. 54, No. 268. = Mut. feliiia, mas *Burm., Brasil. Mutill. p. 0, No. 27). Patria: Rio de Janeiro (Mus. Berol.), Novo Friburgo (Mus. Halens.).

A dnotatio. Mut. felina Burm. fem., oculis scmiglobo- sis segmentoque abdominali primo haud coustricto prae- dita, a iuare, quocum coniuncta est, valde diversa, Mutil- lae spinosae Svved. magis aflinls et sectioni eins attri- ll^ucnda.

9. Mut. holoehrysa. A praccedente, cui simil- lima, dittert statura graeiliore, alls obsouriorlbus, fronte supra antennas cum orc aureo-sericea, metanoto utrinque obtusius augulato, supra vix tuberculato, cum abdominis potiolo ubique aurichaloeo-sericeo, segmentorum abdomi- naliuni 2. 7. dorso toto aureo-tomentoso, secundi basi liaud denudata et latera versus coufertim punctata, ven- tralis primi carina humiliore et apiconi versus vix elevata, 2. ii. margine apicali aureo-timbriato. Long. 11 mill. Patria: Lagoa santa Brasiliae (Burm.).

10. Mut. deaurata. Alis dilute fuscis, anticis limpido lituratis, mesonoti disco distincte sulcato, meta- noti latoribus subtuberculatis, antennarum nrticulis quatuoi' basalibus, mandibulis, palpis pedibusque laeto rutis: nigra, rüde punctata, opaca, capitc toto, pro- et metanoto, pleuris, abdominis petiolo, segmonti secundi limbo lato, sequeutium dorso toto aureo-tomentosis, ventralis primi carina basin versus dentatim elevata, secundi et sequentium margine apicali rufo-timbriato, utrinque insuper aureo-sericeo. Long. 8 mill. Patria : Lagoa santa Brasiliae (Burm.).

11. Mut. dichrocera (= Mut. concinna, mas

Mutillarura Americac mcridionaÜH indigenanim «ynopüiB etc. 327

*Burm., Brasil. Mutill. p. 10, No. 34). A pracccdentc ditJ'crt statura paullo minore, antcnnarum articulis tribus tantum primis rufis, mesonoto obsoletius, abdominis seg- mciito sccundo parcius et subtilius puiictato, nitidulo, pro- noto plcurisque tenuiter aureo -scriceis, scgmcntorum abdominalium 2. 6. margine tantum apicali pilis aurco- rufis fimbriato. Long. GV2 mill. Patria: Novo Friburgo (Mus. Halens.j.

Adnotatio. Mut. concinna Burni. fem. et ipaa (sicut Mut. felina) oculorum et abdominis conformationc nonnisi sectioni Mut. spinosac Swod. attribui potest et a maro, quocum coniuncta est, omnino divcrsa.

12. Mut. argen tata *Klug (Entom. Brasil, spec. p. 29, No. 2, tab. 21, Fig. 11). Patria: Bahia, Rio de Janeiro (Mus. BeroL).

13. Mut. trifida. Mesonoto rüde punetato, longi- tudinalitcr sexsulcato, scutcllo tumido, metanoto excavato, acute trispinoso, femoribus posterioribus apice spinoso-di- latatis, tibiarum calcaribus elongatis, gracillimis, alis infu- scatis, basin versus subhyalinis, anticis obscurius limbatis et limpide lituratis: nigra, subnitida, antennarum basi, fronte, occipite, pronoto, pleuris, metanoto, abdominis pe- tiolo secundique segmenti (confertim punctati) margine apicali hoc fasciatim cinereo-tomentosis et pilosis, abdomiae supra parcius, infra densius pcdibusque albido- setosis. Long. 9 mill. Patria; Surinam (Mus. Berol.), Venezuela (Mus. Halens.).

14. Mut. singularis Spinola CAnnal. soc. entom. de France X. p. 95, No. 57. pl, 3, Fig. 1. Lepeletier, Hist. nat. d. Hym6nopt. II L p. 685, No. 79). Patria: Cayenna. Species mihi ignota, praecedentibus duabus perspicue aflinis.

15. Mut. psilogastra. Mesonoto utrinque bisulco carinaque media instructo, scutello convexo, metanoti ex- cavati lateribus fortiter tuberculato-angulatis, linca media laevi pone medium subtuberculata, abdominis petiolo lati- tudine duplo longiore, alis saturate fuscis, violaceo-mican- tibus, basin versus hyalinis : nigra, subnitida, confertim et subrugose punctata, albido-setosa, antennarum basi,

328 Gerstaecker: Mutillarum Americae meridionalis indigen. etc.

fronte, orc, pro- et metanoto, pleuris, abdominis petiolo scgmentique sccundi margine apicali latius argenteo-to- mentosis; segmentis ventralibus albido-fimbriatis. Long. 6V2— 10 mill. Patria: Bogota (Mus. BeroL).

16. Mut. CO ei es tis. Mesonoto utrinque vix sul- cato, carina antica media obsoleta instructo, scutello con- vexo, metanoto deplanato utrinque vix angulato, area media antica laevi excepta aequalitcr areolato, abdominis petiolo latitudine apicali plus duplo longiore, apicem ver- sus tumidulo : alis fusco-hyalinis, anticarum cellula radiali margineque apicali late infuscatis cyaneoque micantibus: gracillima/ laete coerulea, albo-pilosa, tegulis violaceis, segmento ventrali septimo stramineo, antennarum funiculo tarsisque nigris: capite, thorace scutelloque confertim et granoso-, segmento abdominal! secundo supra disperse punctato, nitido, huius et petiolo margine apicali lateri- busque densius albo-sericeis. Long. 9V2 IIV2 niül. Patria: Bogota (Mus. Berol.).

17. Mut. signati ventris. Mesonoto utrinque profunde bisulco, scutello convexo, metanoto brevi, lateri- bus obtuse angulatis, dorso fere piano foveolisque multi- fariam impresso, abdominis petiolo latitudine parum lon- giore, subcubico, ante apicem distincte constricto : alis di- lute infuscatis, nigra, confertim punctata, albo-griseoque pilosa, segmento ventrali septimo testaceo, apice piceo, antennarum basi mandibulisque rufo-piceis, ore, fronte, pleuris, metanoto, petiolo segmentique abdominalis securidi fortius punctati margine apicali densc albo-sericeis. Long. 6V2 mill. Patria: Venezuela (Mus. Halens.).

Juni 1874.

Zoologisek-eiiibrjologische lliitersiicliiiugeii.

Von ffl, Ussow.

»■Die Entwickehingsgesehichte ist der wahre Lichtträger für Untersuchungen iiber or- ganische Körper. -<

C. V. Baer (Üb. d. Entwickeliingsgesch. d. Thiere. 1828. Bd. 1. pag. 231.)

Während meines Aufenthalts in Neapel und Mes- sina (1871 73) habe ich mein Augenmerk vorzüglich auf die genauere Erforschung der Anatomie und der Entwickehingsgesehichte zweier höchst interessanter Klas- sen der wirbellosen Thiere, nämlich der Kopffüssler (Cephalopoda y Cuv.) und der Mantelthiere {Tunicata^ Lamk.) gerichtet. Bei verschiedenen Arten der Cephalo- poden habe ich den Bau der weiblichen Geschlechtsor- gane und die Bildung der Eier studirt -^ und dann bei vier Arten derselben die Embryoualentwickelung, von der Befruchtung des Eies an, bis zur vollständigen Aus- bildung des Jungen verfolgt.

Bei den verschiedenen Arten der Tunicaten aber habe ich zu erforschen mich bestrebt: 1) die Anatomie, den feinen Bau uud den postembryonalen ümbildungs- process des centralen und des peripherischen Nervensy- stems, 2) den Bau und zum Theil auch die Bildungsweise der Sinnesorgane, 3) die Körperwand (den äusseren und den inneren Mantel, 4) das Circulationssystem und end- lich 5) den Verdauungsapparat mit allen seinen drüsenar- tigen Anhängen.

330 Ussow:

Gegenwärtig mit der ausführlichen Beschreibung der von mir beobachteten, nicht uninteressanten That- sachen beschäftigt, glaube ich, dass eine kurze Zusammen- stellung der erhaltenen Resultate, wie ich sie hier zu geben beabsichtige, nicht nutzlos sein wird.

Die Kopffüssler.

Keine Gruppe der wirbellosen Thiere bietet uns in Rücksicht auf den complicirten Körperbau der ihr zuge- hörigen Formen ein so hohes Interesse wie die der Kopf- füssler. Und in der That werden sie seit Cuvier^), der die genauen Daten der vergleichenden Anatomie in Be- tracht ziehend, sie zuerst von den übrigen Klassen der Mollusken getrennt und scharf begränzt hat, von den meisten Zoologen ^) an die Spitze aller Invertebraten gestellt. Einige Forscher ^), die die zoologische Klassi- fication auf embryologischen (zu jener Zeit noch wenig bekannten, und oft missverstandenen) Thatsachen be- gründet wissen wollten, glaubten, dass es möglich wäre die Kopffüssler aus dem Molluskentypus ganz auszuschei- den, und aus ihnen einen besonderen Typus zu bilden. Noch vor dieser eigenthüra liehen Meinung wurde, wie bekannt, für die Cephalopoden und einige andere Mol- lusken eine besondere Art (Evolutio radiata) *) der s. g. einseitigen Entwickelung aufgestellt. Ohne die Verdienste dieser, zu ihrer Zeit sehr schätzbaren Anschauungen über die systematische Stellung der KopiFüssler im Thierreiche

1) Mem. p. serv. ä l'hist. de l'Anat. d. Mollusques. 1817 Mem. I.

2) Lamarck, Hist. nat. d. anim. sans vert. 2de edit. V. XI. p. 165. R. Leuckart, Ueb. d. Morphol. u. d. Verwandtschafts-, verhältn. d, wirbellosen Thiere 1848. Huxley, Lect. on the elem. of comp. Anat. 1864 p. 85. Gegenbau r, Vergl. Anal 2. Aufl. 1870 p. 78, Haeckel, Gener. Morphol. Bd. II. p. CXV, 408 u. f. Claus, Grundz. d. Zool. 2. Aufl. 1873 p. 43, 44, 766 u. f.

3) Vogt, C. Zool. Briefe 1851 Bd. I, p. 298.

4) Baer, Beitr. z. Kenntn. d. niederen Thiere, Nov. Act. Acad. nat. cur. V. XIII. p. II. 1827. Kölliker Entwickelungsgesch. d. Ce- phalopodeii 1844 p. 175.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 331

zu verneinen, Ist es eulaubt die Frage zu stellen, ob wir die wichtigsten Entwickelungsweisen des Organismus der Kopffüssler genügend kennen, und ob wir im Stande sind, uns auf embryologische Thatsachen stützend, genau die am schärfsten ausgeprägten Züge ihres phylogenetischen Zusammenhanges, nicht schon mit allen anderen Typen des Thierreichs, sondern nur allein mit den übrigen Klassen der Mollusken, z. B. mit den ßauchfüsslern und besonders mit den Pteropoden ^) anzugeben? Bei ge- nauerem Einblick in diese letztere hochwichtige wissen- schaftliche Frage erweist es sich aber, dass die bis jetzt uns bekannten, auf die Entwickelungsgeschichte der Kopf- füssler sich beziehenden, positiven Thatsachen lange nicht genügen, um selbst nur annähernd ihren genealogischen Zusammenhang aufzuklären. Unerachtet der interessanten Aufschlüsse, welche von der Erforschung der Entwick- lungsgeschichte möglichst vieler Cephalopodenarten zu erwarten standen, besitzen wir bis jetzt nur drei, mehr oder weniger ausführliche und genaue Arbeiten, welche hauptsächlich der Embryologie der Zehnfüssler gewidmet sind.

Noch im Jahre 1841 veröffentlichte Van -Ben e- den ^) seine Untersuchungen über die Sepiola Ronde- letn. Im Jahre 1844 bereicherte A. Kölliker^) die Wissenschaft mit seiner bekannten Arbeit über die Ent- wickelung verchiedener Zehn- und Achtfüsslerarten. Fast ein Vierteljahrhundert später (1867) machte El. Metsch- nikoff *) seine Forschungen über die Sepiola bekannt

1) cf. Leuckart, loc. cit. p. 154. Gegenbaur^ loc. cit. p. 473, Haeckel, loc. cit. p. CIV, CXV. Keferstein, Klassen und Ordn. d. Weichth. p. 1472.

2) Rech. s. TErabryog. d. SepioL, Mem. d. TAcad. d. Brux. V. XIV. 1841.

3) Loc. cit. 1844.

4) Gesch. d. embr. Entw. v. Sepiola (in d. russ. Spr.), 1867 Arch. f. Nat.-Gesch. Bd. 2. 1868. p. 130. Arch. d. sc. phys. et nat. V. XXX. p. 186. 1867. In den folgenden Citaten halte ich mich an die ausführliche russische Arbeit.

332 tJßsow:

und im vorigen Jahre veröffentlichte Ray Lancester^) eine kurze Mittheiiung über dieEntvrickelung von Loligo Ich finde es kaum nöthig, die älteren kuf diesen Gegen- stand sich beziehenden Beobachtungen Cuvier's^)^ Du- ge's, ^) und Delle Chiaj e's *) aufzuzählen, da dieselben in den meisten Fällen sehr ungenügende und fehler- hafte ^) Angaben über den Embryonalprocess enthalten. Da es mir unmöglich ist in dieser kurzen Uebersicht die von Van-Bene den und von A. KöUiker erlangten Resultate einer Kritik zu unterwerfen, und da ich über- dies in dem unten folgenden Berichte über meine Unter- suchungen auf die wichtigsten Irrthümer dieser Gelehrten hinweise, werde ich nur einen Augenblick bei der ge- nauesten aller Arbeiten, der von El. Metschnikof f, verweilen.

Als eins der grössten Verdienste der genannten wichtigen, aber einige Lücken enthaltenden Arbeit, die nur eine Art der Kopffüssler berücksichtigt, kann die von El. Metschnikoff zum ersten Mal gemachte Be- schreibung zweier Keimblätter, und die mehr oder weniger genaue Hinweisung auf ihren Antheil an der darauffol- genden Bildung der verschiedenen Organe, angesehen werden. Die Entwickelung der Sepiola und die Bil- dungsweise des Centralnervensystems, des Darmkanales und der centralen Kreislaufsorgane, ausschliesslich an lebenden ^) Embryonen, ohne Hilfe von Schnittpräparaten studirend, musste Met schniko ff noth wendiger Weise, selbst in Bezug auf die von ihm erforschte Art der Deca- poden, viele w^ichtige Thatsachen sich entgehen lassen.

1) Ann. and Magaz. of nat. bist. 1873. No. 62 p. 81. .

2) Ann. d. mus. 1832 V. I. p. 153.

3) Ann. d. sc. nat. V. VIII p. 107, 1837.

4) Memorie 2. Aufl. p. 39, 1829. Notom. degli anim. in- vertebr. 1841 V. I. p. 83 Tb. XXIX f. 4, 5.

5) Kölliker loc. cit. p. 110, 111.

6) Wenigstens erwähnt Metschnikoff in seiner Arbeit nir- gends, dass er Schnitte, ohne welche es unmöglich ist die Bildung der Darmfaser schiebt zu verfolgen und ein klares Bild von der Ent- wickelung einiger Organe sich vorzuführen, studirt habe.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 333

Da es ihm weiter wegen Mangels an Material unmöglich war, die Entwickelung der Eier und besonders ihren Furchungsprocess zu verfolgen, konnte leider dieser aus- gezeichnete Forscher weder die von Kolli k er erlangten Resultate einer eingehenden Prüfung unterwerfen, noch die Entstehung des zweiten Keimblattes (^parenchyma- töses Blatt'^) ^) etwas genauer beschreiben, noch endlich die ßildungsweise des Darmdrüsenblattes ergründen. Sehr werthvoU sind unstreitig Metschnik off's Beo- bachtungen über die, von seinen Vorgängern so ober- flächlich und ungenau beschriebene, Bildungsweise der Seh- und Gehörorgane.

Bei meinem längeren Aufenthalte in Neapel und Messina, hatte ich mir als eine Hauptaufgabe gestellt, möglichst vollständig die Entwickelung mehrerer Kopf- füsslerarten zu erforschen, oder mit andern Worten alle früheren, auf diesen Gegenstand sich beziehenden Beo- bachtungen einer genauen Prüfung zu unterwerfen, um womöglich unsere höchst mangelhaften Kenntnisse der Embryologie dieser interessanten Thiere zu erweitern. Durch unmittelbare Beobachtung verschiedener Stadien lebender Embryonen, durch Anwendung der verdienst- vollen Methode der vergleichenden Untersuchung ver- schiedener Schnitte, und endlich durch Erforschung eines, auf besondere Weise vom Nahrungsdotter herunter- genommenen -), in seinen Theilen fester verbundenen

1) loc. cit. p. 67.

2) Im Allgemeinen besteht diese Methode in Folgendem: zu- förderst wird das befruchtete Ei sammt seiner Kapsel auf 5 10 Minuten in eine schwachprocentige Chromsäurelösung gelegt, wo- selbst die Kapsel abgelöst wird. Sodann wird das Ei für 2 3 Mi- nuten in süsses, mit 2—3 Tropfen Essigsäure vermengtes Wasser übertragen. In einer neuen Portion süssen Wassers wird das Cho- rion abgelöst. Der zähe, halbflüssige Nahrungsdotter fliesst sofort aus, und steigt zur Oberfläche hinauf, während der bereits etwas erhärtete Keim auf den Boden des ührgläschens niederfällt. Nach der Entfernung des Wassers wird der letztere vorsichtig auf einem Objectträger ausgebreitet und nach seiner Färbung mit Carmin in Glycerin eingefasst. Diese ganze Bearbeitung hat zum Zwecke, dass

334 Ussow:

Bildungsdotters, der sich später in die s. g. Keimstelle (Fruchthof), und dann in den Embryo verwandelt, habe ich fast Schritt für Schritt den vollen Entwickelungscy- clus einiger KopfFüsslerformen verfolgen können. Einige Schwierigkeiten, welche sich mir auf diesem, noch wenig betretenen Wege der Untersuchung entgegengestellt haben, werden völlig cOmpensirt durch eine Reihe neuer, interessanter, vielfach von mir bestätigter Thatsachen, die aufzudecken und zu erklären mir gelungen ist.

Es ist mir bereits gelungen, die Entwickelung des Embryos bei vier Arten der Kopffüssler ziemlich genau zu erforschen, nämlich bei drei Decapoden (Sepia offici- nalis Lim., Sepiola Uondeletii Leach., und Loligo sa- gittata Lamk.) und bei einem Octopoden (Ärgonauta argo Lin.).

Der bequemeren Aufzählung der von mir gefunde- nen Thatsachen halber, werde ich diese kurze Mitthei- lung in zwei Hälften eintheilen. 1) Anatomisch-physio- logische Daten, die sich auf die Kenntniss des Baues der weiblichen Geschlechtsorgane und auf die Biidungsweise der Eier beziehen ^); 2) die Ergebnisseimeiner embryolo- gischen Forschungen über a) den Segmentationsprocess, b) die Bildung der Keimhaut, Blastoderma und die Entste- hung der Keimblätter (erste Entwickelungsperiode) und c) die ursprüngliche Anlage der Organe bis zum Hervortreten der typischen Kopffüsslerform ^) (zweite Entwickelungs-

der Keim rascher sich erhärte als die peripherische Schicht des Nahrungsdotters, denn nur in solchem Falle löst sich dieser von allen Einstülpungen des letzteren ab. Mit Hilfe derselben ist es mir gelungen, den Bildungsdotter, der den ganzen Nahrungsdotter um- schliesst, von dem letzteren zu trennen und eine ansehnliche Samm- lung von Präparaten verschiedener Entwickelungsstadien der Kopf- füssler anzufertigen.

1) Ausser den genannten Arten habe ich die Bildungsweise der Eier und einige Entwickelungsstadien bei Ommastrephes todarus, Bossia macrosoma und Sepia hisserialis Montf. erforscht.

2) Mit dem Studium der letzten Entwickelungsperiode der Kopffüssler, nämlich der Entwickelung des Embryo, beschäftige ich mich gegenwärtig, was mir Dank einem grossen Vorrath von aus-

Zoologisch- embryologische Untersuchungen. 335

periode). Da die Entwickelung der obengenannten Kopf- füssler in den wesentlichsten Punkten sehr überein- stimmend ist, so werde ich, um möglichst bündig zu sein, nicht die Entwickelung der einzelnen, sondern den Ent- wickelungsgang bei allen vier Arten zugleich beschreiben.

1. Der Bau der Eierstöcke und die ßilduDgsweise der Cephalopodeneier.

Bei mehr oder weniger jungen weiblichen Indivi- duen verschiedener Kopffüsslerarten besteht ihr unpaa- riger im unteren, engeren Theile des Mantels liegender, ziemlich grosser, vom Peritonealsack umschlossener Eier- stock, aus vielen blinden, sich verzweigenden Röhrchen, welche sein drüsiges Parenchym bilden, üeberhaupt ist der Bau des Eierstockes demjenigen der Eierstöcke bei den Wirbelthieren, und besonders bei den Vögeln und Schildkröten ^) ähnlich. In ihm können unterschieden werden: a) die sehr dünne, aus faserigem Bindege- webe bestehende Scheide (Tkeca folliculi)^ b) die in- nere einschichtige EpithelialhüUe, Membrana grajiu- losa, welche ganz gleichmässig die inneren Flächen ge- nannter röhren- und blasenförmiger Eierstockräume aus- kleidet. In der ersten der genannten Hüllen verzweigt sich die dünne Arterie (Genital-Arterie), die vom unteren Theile der Herzkammer ihren Anfang nimmt. Die Graaf- schen Follikel bilden sich zu verschiedenen Zeiten des Laichens (wie man nach der grösseren oder kleineren Reife der in ihnen eingeschlossenen Eier urtheilen kann), fortwährend (da sich in ihnen stets ganz junge Eier fin- den), und zwar als Ausstülpungen der EpithelialhüUe des Eierstockes. Die primitive Eizelle oder der zukünf- tige s. g. Bildungsdotter des zusammengesetzten Eies

gezeichnet gut conservirtem Material möglich geworden ist. Von besonderer Wichtigkeit für die vergleichende Embryologie ist die Entstehung der Organe, worauf ich denn auch mein Augenmerk vor- züglich gerichtet habe.

1) Wie es bekannt geworden durch Gegenbaur's Forschungen (Arch. f. Anat. p. 491, 1861).

Hiss, Erste Anlage der Wirbelthiere p. 19 u. f. Taf. II. und Waldeier's, der Eierstock, p. 48, 69 Taf. IV.

336 Ussow:

ist nichts weiter als eine mehr entwickelte Zelle der Epithelialhülie des Eierstockes, welche stets wachsende Zelle zugleich mit dem sie uraschliessenden Epithel sich immer mehr und mehr von den Eierstocksräumen absondert, und endlich nur vermittelst eines mehr oder minder langen Stieles mit der Centralmasse des Eierstockes verbunden bleibt. Bei der weiteren Entwickelung des Eierstockes hängt von der Zahl solcher, an Stielen befestigter Gtaaf - sehen Follikel und der Zahl der in ihnen eingeschlosse- nen jungen unreifen Eier, die trauben- oder iappenför- mige Gestalt dieses Organes ab. Die Entwickelung der Eier beginnt immer im Centraltheile des Eierstockes und nimmt ziemlich regelmässig gegen die Peripherie des- selben zu, wo die Graafschen Follikel und die Eier (1 6 Mm. gross) ihre volle Entwickelung erreichen. Das Vcrhältniss des Eingangs in den unpaarigen {Sepia Loligo, Sepiola, Rossia), seltener paarigen (Omma- strephes , Argonauta) Eileiter (paarige Eileiter sind immer gleich entwickelt), zum Eierstock ist bei allen von mir untersuchten KopfFüsslern immer dasselbe, und die Art des Ausfallens reifer Eier zuerst in die Bauchhöhle, und dann ihr allmählicher Uebergang in den, peristaltisch sich verengernden ^) {Argonauta), zuweilen vielfach verschlungenen und gekrümmten Eileitern er- innern an die ähnlichen Vorgänge bei manchen Fleisch- fressern (Lutra). Die nackte {Oymnocyta) Eizelle ^j (mit dem Kern = Keimbläschen und dem Kernkörperchen = Keimfleck) wächst gleichzeitig mit dem Graafschen Fol- likel, so dass im Anfange beide in ihrem Grösserwerden ziemlich gleichmässig fortschreiten. Bald aber schreitet das Wachsthum des Graafschen Follikels durch Ver- mehrung (Längstheilung) der Zellen der Membrana gra-

1) Die aug^ dem Leibe herausgenommenen und in's Wasser ge- legten Eileiter dieses Thieres fahren noch lange Zeit fort sich zu- sammenzuziehen, wodurch es möglich wird, ganz frische, verschie- denen Segmentationsstadien zugehörende Eier zu bekommen. Auf diese Weise erlangte, ja selbst aus ganz reifen Graafschen Follikeln herausgenommene Eier entwickeln sich meistentheils weiter.

2) Bei LoUgo und Argonauta zu dieser Zeit 0,008 Mm. gross.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 337

?iulosa^ die auf der inneren Fläche eine Reihe in die Blase eindringender Längs- und Querfalten i) bildet, rascher vorwärts. Die auf der Oberfläche der Epithelial- hüUe liegenden Blutgefässzweige dringen in die Zwi- schenräume der genannten Falten, wodurch sowohl die beträchtlich gewachsenen Zellen der granulosa 'als auch die von den Falten zum oberen Pol des anfangs runden Graafschen Follikels verdrängte Eizelle, reichlich mit Nahrungsstoff versehen werden. Zu dieser Zeit d. h. in der Periode der „Faltungen*^ (A. Kölliker) fangen die Zellen der Epithelialhülle an den flüssigen, fettartigen, durchsichtigen Nahrungsdotter auszuscheiden. Folglich dient die Faltenbildung der granulosa nur zur zeit- weiligen Vergrösserung der inneren, den Nahrungsdotter ausscheidenden Fläche des Graafschen Follikels. In diesem Zustande kann ein jedes Graafsches Follikel als eine unabhängige Drüse betrachtet werden. Von der Dotterhaut (Chorion) 2) findet man zu dieser Zeit nicht die leiseste Spur, so dass die Beschreibung der Art und Weise des s. g. „Faltungsprocesses,^ wie sie von andereu ^) Forschern gemacht worden ist, sich als eine sehr oberflächliche und irrthümliche (wovon ich mich völlig überzeugt habe) erweist. Das Chorion bildet sich später, wann der Nahrungsdotter ganz ausgeschieden ist, und das Ei die Gränze seiner vollkommenen Entwicke- lung erreicht hat. Das anfangs flüssige und klebrige Chorion ist auch nichts Anderes als ein ausgeschiedenes

1) Bei Sepia sind diese Falten doppelt, aber nur die inneren bilden die unten beschriebenen Ausstülpungen ; die äusseren dagegen lagern sich in einer gleichmässig vertheilten Schicht zwischen den inneren und der dünnen Theca folliculr. Zwischen den zweierlei Falten verzweigen sich die Blutgefässe und entstehen neue Eizellen.

2) Kölliker (loc. cit. p. 15) und andere Forscher (Klassen u. Ordn. Bd. IL p. 1405) nehmen ganz irrthümlich die äussere viel- schichtige Kapsel der Kopffüsslereier für das Chorion, und das wirkliche, noch im Graafschen Follikel gebildete, stets mit dem Micropyl versehene Chorion für die Dotterhaut an.

3) Kölliker loc. cit. p. 2— 13, Brandt, Medic. Zool. Bd. II. p. 300 Taf. XXXII f. 27, - Owen Mem. on the Pearli Nau- tilus p. 42.

Archiv f. Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 22

338 üssow:

Product der grannlosa des Graafschen Follikels, was u. a. auch dadurch bewiesen werden kann, dass im Anfange seiner Bildung, vorzüglich am oberen etwas zu- gespitzten Pole, seine Zusammensetzung aus einigen dünnen, auf einander liegenden Schichten deutlich be- merkt werden kann. Zugleich bildet sich auf dem ge- nannten, verdickten Theile des Chorion, wie ich ge- stehen muss, auf eine für mich ziemlich dunkle Weise ^), sein röhrenförmiges, im oberen Theile mehr oder minder breites, trichterförmiges' Mi er opyl, das ich bei allen obengenannten Arten und Sippen der Kopifüssier ge- funden habe.

Auf einer recht frühen Entwickelungsstufe verändert das Graafsche Follikel allmählich seine kugelige Form und nimmt die Gestalt eines am oberen, freien Pole zu- gespitzten Eies an. Das eingeschlossene Ei folgt in seiner Form derjenigen des Graafschen Follikels, Die primi- tive Eizelle, mit dem Kern =: Keimbläschen, bewegt sich, wie gesagt, zu dem oberen, jetzt ziemlich spitzen {LoligOy Sepiolaf Ärgoiiauta) Pole des Graafschen Follikels, dessen granulosa an dieser Stelle fast keine Falten hat und ganz glatt erscheint. Hier also findet sich das feinkörnige Protoplasma der primitiven Eizelle, wobei es die Form einer sehr flachen, conischen Scheibe, in deren verdicktem Centraltheüe das Keimbläschen liegt, annimmt. Die oben beschriebenen Falten der granulosa ebnen sich mit der Vergrösserung des Eies allmählich aus, und verschwinden endlich ganz, so dass sie zuletzt sowohl von innen als auch von aussen ganz glatt wird. Das ganze reife Ei zerreisst durch sein eige- nes Gewicht den am oberen Pole sehr dünnen Theil der Hülle (s. g. Stigma), und wird in dem Augenblicke, wo es in die Bauchhöhle fällt, befruchtet ^j (Argo7iauta),

1) Wo das Micro pyl liegt, finden sich keine Falten (»freier Raum« Kölliker) und die Membrana granulosa lagert sich dort in einer dünnen Schicht.

2) Mit Bestimmtheit kann ich das in Bezug auf die Befruch- tung der Argonautaeier behaupten. Obgleich ich auch bei allen übrigen Arten in den Eierstöcken ganz reife Spermatophoren vor-

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 339

Zur Erklärung der obenerwähnten Frage über die fort- währende, zu verschiedenen Zeiten beginnende Entwicke- lung der Cephalopodeneier, werde ich noch hinzufügen, dass es mir gelungen ist zu beobachten, dass zur Zeit der stärksten Faltenentwickeiung sich in den Graafschen Follikeln neue Eier aus beliebigen Zellen der Epithe- lialhülle entwickeln. Ein Theil der inneren Oberfläche der Falte bedeckt alimählich das neugebildete Ei, das bei seiner Vergrösserung an die Oberfläche hinaustritt, sich vom Graafschen Follikel abschnürt, und endlich nur mit der Theca Folliculi vermittelst eines kurzen Stieles verbunden bleibt. Es können also in Folge einer mehr oder weniger reichhaltigen Nahrung die Granulosa- zellen eines Graafschen Follikels in einem kurzen Zeit- räume die primitive Eizelle zur Ausbildung bringen, die ganze Masse des Nahrungsdotters und endlich das durch- sichtige Chorion ^) absondern. Dieses ist in ihren liaupt- ziigen die Bildungsweise der Graafschen Follikel und der Eier der Kopffüssler, von deren Richtigkeit ich nach aufmerksamem, mehrfach wiederholten Studium des Vor- ganges völlig überzeugt bin. Was die ursprüngliche Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane der Ce- phalopoden anbetrifft, so konnte ich sie nicht verfolgen, da es sich wie es scheint als richtig erweist, dass der reife Embryo nach seinem Hervorkriechen aus dem Ei, und selbst das junge Thier am 1.— 3. Tage seines Lebens noch keine Spur ^) von diesen Organen besitzt. Nach drei Tagen aber, während welcher es den ganzen äusseren und einen Theil des inneren Nahrungsdotters verbraucht hat, kommt das Thier um, und raubt uns folglich alle

fand, so geht doch die Segmentation stets ausserhalb des Körpers vor sich; was auf eine Pause zwischen der Befruchtung und dem Beginn der Entwickelung hindeutet.

1) Bei Ärgonauta auch den mehr oder weniger langen faden- förmigen Fortsatz.

2) Dieselben Resultate erlangten auch Kölliker loc. cit. p. 110 u. Metschnikoff 1. c. p. 65. Am Ende der 3. Periode habe ich bei Sepia und Loligo unter der Herzkammer ein Zellenhäufchen beobachtet, aus dem sich möglicherweise die Geschlechtsorgane ent- wickeln.

340 üssow:

Möglichkeit, die Entwickelung der Geschlechtsorgane und die Theilnahme der Keimblätter an ihrem Bau zu er- forschen. Was die Laichzeit ^), die Zahl der reifen Eier, und andere Details in der Bildung und Entwickelung der Gi-raaf'schen P^ollikel und anderer accessorischen, drüsen- artigen Organe (Eiweiss- oder Nidamentaldrüse der Kopf- füssler) anbetrifft, so behalte ich mir deren Darlegung für eine ausführlichere Arbeit über die genannten Thiere vor.

II. Furchung der Cephalopodeueier und Bildung des einschichtigen Keimes (Blastodernia).

Die ganze Zahl der reifen, aus den Graafschen Follikeln in die Bauchhöhle herausfallenden Eier wird, wie es scheint, ohne Ausnahme -) befruchtet. Das reife, der l^orm nach dem Hühnereie sehr ähnliche Kopffüss- lerei enthält folgende Theile: 1) eine sehr geringe Masse des s. g. ßildungsdotters, welcher, wie wir gesehen haben, dem feinkörnigen Protoplasma der primitiven Eizelle mit ihrem Kern (Keimbläschen) entspricht; 2) eine mehr oder weniger grosse Menge des ziemlich klebrigen, fett- artigen Nahrungsdotters; 3) eine ganz durchsichtige Ei- v/eisssubstanz, die den Raum zwischen dem Dotter und der 4) mehrschichtigen Dotterhaut (Chorion) mit ihrem tubenförmigen Micropyl ausfüllt, und endlich 5) eine mehr oder weniger dicke, vielschichtige Eikapsel, die bald in einen elastischen, zur Befestigung der Eier an verschiedene, unter dem Wasser liegende Gegenstände dienenden Faden ausläuft (Argonauta ^), Sepia) bald einen mehr oder weniger Id^ugQUj 10 100 und mehr Eier enthaltenden Sack bildet {ßepiolay Loligo).

1) Bei Ärgonauta dauert die Laichzeit vom Mai bis zum Au- gust, bei Loligo, Sepiola und OmmastrepJies vom März bis zum Juni; reife Sepiaeier bekam ich aber in Neapel fast während des ganzen Jahres, den August ausgenommen.

2) Unter den Tausenden von Kopffüsslereiern, die ich unter- sucht habe, fanden sich kaum einige unbefruchtete vor.

3) Bei der Ärgonauta auf dem Apex ihrer Schale, so dass das Weibchen, welches in der Schale sitzt, mit seinem Hintertheile die traubenförmigen, in der Windung liegenden Eiergruppen bedeckt.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 341

Im Bcfruchtungsmomeiit verschwindet die Keiniblase nicht und die Fnrchung des, an seiner etwas dunkleren Färbung vom Nahrungsdotter leicht zu unterscheidenden, feinkörnigen Protoplasma der primitiven Eizelle^ oder de« s. g. Biidungsdotters beginnt stets mit der Theilung des Keimbläschens. Bei der Argonauta geht der Furchungs- process grösstentheils im Mutterleibe, und zwar während der Bewegung der Eier in den schlingenförmigen Ei- leitern *)^ vor sich, während bei allen übrigen von mir beobachteten Cephalopoden die Segmentation immer ausserhalb des Mutterleibes anzufangen scheint. Die Segmentation des Biidungsdotters der Kopffüssler erinnert sehr, was ihre Form anbetriö't, an die Öegmentation der Vogel- -) und Schildkröteneier ^). Bei allen vier von mir untersuchten Kopffiisslerarten ist sie unregelmässig. Die Theilung des Protoplasmas des Biidungsdotters fängt in seinem verdickten Centraltheile an, und setzt sich fort gegen den verdünnten peripherischen Theil, der gleich- massig die ganze Oberfläche des Nahrungsdotters umschliesst. Dieser letztere nimait am Segmentations- process keinen Antheil („partielle Furchung"). Eine der Hauptursachen der Segmentation des Biidungsdotters scheinen die grosse Beweglichkeit seines Protoplasmas und die Ortsveränderungen von dessen schw^ersten Thei- len^ den am dunkelsten gefärbten Körnchen, auszumachen. Die Theilung beginnt immer in der Nähe der Kerne der Furchungszellen („Furchungskugeln" Kölliker) oder der Segmente und der Abschluss der völligen Theilung (durch Längs- oder später Querth eilung, was sich gleich bleibt) fällt mit der völligen Absonderung der Kerne zusammen. Anfangs erscheinen alle Furchuugen nur an der Oberfläche des Biidungsdotters, .dringen dann

1) Das erste Segmentationsstadium beobachtete ich au Eiern, die aus dem Ein gange in die Eileiter genommen waren, während an den, bei der Mündung liegenden Eiern schon acht, ja auch sechs- zehn Segmente vorhanden sind.

2) Coste, Hist. part. et gener. d. corps organ. p. 287. PI. IJ.

3) Agassiz, Coutrib. to tbe nat. hist. of the Unit. Stat. V. 11.

342 üssow:

aber allmählich sich vertiefend bis in die untersten Schichten des Protoplasma ein.

Die ursprüngliche, erste Furche i), die den ganzen Bildungsdotter in zwei gleiche, einander anliegende Seg- mente theilt, wird bald (annähernd nach zwei Stunden) unter einem rechten Winkel von einer zweiten Furche durchschnitten. Als Resultat dieser Theilung entstehen vier einander gleiche Segmente, mit vier, von ihnen eingeschlossenen, hellen Kernen (die Kernkörperchen fehlen gänzlich). Im Mittelpunkte entsteht ein sehr un- bedeutender, heller Zwischenraum, der in der Folge bald verschwindet. Die weiter nachfolgenden Furchungen des Bildungsdotters sind unregelmässig; aus 4 Segmenten bilden sich (in 4 Stunden) zuerst sechs und dann acht gleiche Segmente. In der Zeit zwischen der Bildung der 6 und der 8 Segmente bilden sich im Vereinigungs- centrum der Furchen, im frühesten Momente des Auf- tretens der zwei schmälsten Segmente, durch Abschnü- rung ihrer Spitzen, zwei primitive Furchungszellen oder -kugeln (annähernd zwischen der 3. und der 4. Stunde des Segmentationsprocesses). Von den beiden der 8 Seg- mente, welche den eben genannten, schmalen Segmenten gegenüber liegen, schnüren sich nun noch (während der 4. Stunde) zwei recht umfangreiche Furchungskugeln ab, welche sich den beiden primitiven gerade gegenüber- stellen. Auf diese Weise entstehen annähernd in 4 Stun- den von dem Beginne der Segmentation acht Segmente und vier Furchungskugeln. Aus diesen vier und zehn später hinzutretenden Furchungskugeln entsteht auf dem Wege der fernem selbstständigen Theihmg (Längsthei- lung) der Centraltheil der Keimscheibe.

1) Bei Loligo, Sepiola und Argonauta erscheint diese Furche gerade unter dem Micropyl, im Centrum des Bildungsdotters; bei Se- pia bisweilen etwas seitwärts, was ich für eine anormale Erschei- nung halte, ebenso wie auch das, dass ich einmal bei Sepiola die Segmentation auf dem unteren, stumpfen Pole des Eies fand. Die folgenden in der Beschreibung des Furchungsprocesses genannten Stunden beziehen sich auf Sepiola und Loligo.

Zoologisch-embryologiscbe üntcTsuchurigen. 343

In den darauf foI,fi:cndcn Stadien bemerken wir fol- j^endes: 1) eine rasche Vermehrung der Central turchungs kugeln a) durch selbstständige Längstheilung und b) durch das ziemlich rasch fortschreitende Abschnüren der Segment- spitzen, und 2) eine Vermehrung der Segmente durch ihre langsamere Längstheiking. Auf diese Art entstehen,jim die 7. Stunde des Furchungsprocesses 10 12 strahlenförmige Seg- mente, während noch immer nur 4 Centralfurchungskugcln vorhanden sind; weiter in der 11. Stunde giebt es 18 Seg- mente und zugleich schon 14 Furchungskugein (8 durch Thcilung der4genannten, 6 neu abgeschnürte Spitzen der 2 Längs und 4 Seitensegmente). In der nächsten Stunde (12) schnürt sich vermittelst der s. g. Meridianfurchung von einem jeden Segmente eine Kugel ab; alle diese Kugeln lagern sich um die vorhergebildeten, und somit beträgt auf diesem Stadium die Zahl der Segmente 18, die der Furchungskugein 32 Stück. Auf der nächsten Segmen- tationsstufe wächst die Zahl der Segmente bis auf 32, welche die Keimscheibe umgeben. Diese letztere aber besteht jetzt aus 108 HO nach der Peripherie hin grös- seren, im Centrum kleineren Zellen, die durch zugenom- mene Theilung sich dergestalt vermehrt haben. Die Zahl der Kerne der Furchungskugein und der Segmente wächst ebenfalls, und zwar so, dass in einer jeden Kugel und in einem jeden Segmente je ein Kern enthalten ist. Beide Arten von Zellen haben keine Spur von Hüllen, ihr feinkörniges Protoplasma wird immer dunkler, und verwandelt sich aus einem durchsichtigen in ein durchscheinendes.

Während der ganzen Dauer des Segmentationspro- cesses ist die nach aussen gewandte Oberfläche aller Segmente, und besonders aller Furchungskugein recht erhaben, wobei im Centrum des ßildungsdotters die höchsten gelegen sind. Am Ende des ganzen Processes, in den letzten Stadien, werden ihre Wölbungen lange nicht so bemerkbar, und endlich wird die hügelige Ober- fläche des Bildungsdotters ganz glatt. Als Endresultat aller dieser Theilungen entsteht die einschichtige Keimscheibe („Keimstelle," A. Kölliker), in der, was

344 Ussow:

die Grösse und die Form der sie bildenden Zellen, und auch ihre Vertheilung anbetrifft, folgende zwei Abthei- lungen unterschieden werden können: 1) Das Centrum der Keimscheibe, welches die Gestalt eines convexen Kreises darbietet, und sich durch die Vermehrung der hohen, zylinderförmigen, primitiven Furchungszellen (s. das Stadium der 8 Segmente) gebildet hat, und 2) der anfangs sehr schmale, allmählich breiter werdende, auf die genannte Scheibe unmittelbar folgende Ring, dessen etwas breitere, aber mehr fliache, 5- oder Geckige Zellen sich hauptsächlich aus den durch die Meridianfurche ab- geschnürten Segmentspitzen gebildet haben (s. das Sta- dium der Meridianfurche).

Unmittelbar mit diesem Ringe verbindet sich der untere Theil, der bis zum unteren Pole des Nah- rungsdotters sich hinzieht und ihn umschiiesst Dieser Theil besteht aus in ihrer Theilung langsam fortfahrenden Segmentspitzen ^), und aus den hier (am unteren Pole) nicht scharf getrennten, sogar oft in einander verfliessen- den Segmenten selbst. Ihre Zahl bleibt die frühere (32). Ihr feinkörniges Protoplasma bedeckt mit einer sehr dünnen Schicht die ganze Masse des Nahrungsdotters, der auf diese Weise schon seit dem Anfange der Seg- mentation in dem s. g. Bildungsdotter, oder um genauer zu sein in dem auf seiner Oberfläche mit Ausnahme des oberen Pols, wo es sich merklich verdickt, gleichmässig aufliegenden Protoplasma der primitiven Eizelle, gleichsam wie in einer Hülle, eingeschlossen ist. Das s. g. Schwinden der Segmente findet in der That nie Statt. Früher oder später theilen sie sich alle, wie wir es sehen werden und ergeben eine gew^isse Anzahl das einschichtige Blastoderma bildender Zellen 2).

Aus dem beschriebenen, wirklichen Verlaufe des

1) In dem letzten Furchungsstadium theilt sich eine jede Seg- mentspitze in Zellengruppen, welche in parallelen Eeihen sich auf dem Aequator lagern.

2) Bei Se^pia schliesst sich das Blastoderma am unteren Pole des Nahrungsdotters erst in der zweiten Periode ab, wie es auch Kölliker beschrieben hat.

Zoologisch -embryologische Untersuchungen. 345

Furchun^sprocesses der Cephalopodeneier, den ich in allen seinen Einzelnheiten verfolgt liabe^ kann man sich leicht von der Ungenauigkeit der Kölliker'schen, in Bezug auf diese Frage ausgesprochenen Meinung über- zeugen. Und wirklich habe ich mich durch eine Reihe vielfach von mir wiederholter Untersuchungen vollkommen überzeugt, dass der genannte Gelehrte ganz von ein- ander unabhängige Entwickelungsstadien der Sepeaeier beobachtet ha!, und dass dessen Forschungen bei unnor- malen Bedingungen vorgenommen wurden, wo die Ver- bindung der Segmente und der Segmentationsspitzen be- reits stark geschädigt war. So z. ß. weist Kölliker im Vereinigungscentrum der Furchungskugeln dermaassen unbestimmte und unregelmässige Zwischenräume auf, wie ich sie bei keiner von mir erforschten x^rt gefunden habe. Die Art und Weise der Embryonalzellenbildung ist eben- falls, wie sich aus dem Vorhergehenden ergiebt, von dem genannten Gelehrten irrthümlich beschrieben worden.

111. Bildung der Keimblätter.

Das obengenannte Schlussstadium des ' Furchungs- processes, d. h. das Auftreten der Keimscheibe, oder des einschichtigen, aus dem oberen Keim blatte bestehen- den Keimes, welcher am oberen zugespitzten Theile des Nahrungsdotters erscheint, und seinen zwölften Theii be- deckt, findet bei den meisten von mir beobachteten Kopf- füsslern ^) am zweiten Tage seit dem Beginn der Ent- wicklung statt. Das wichtige Moment der Erscheinung des zweiten Keimblattes fällt auf den Anfang des dritten Tages {Sepia, Loligo, Oinmastrephes). Die ursprüng- liche x\bsonderung des zweiten Keimblattes geht auf folgende Weise vor sich: im mittleren Theile des obengenannten, einschichtigen, unmittelbar unter dem Ceutrum des Keimes liegenden Ringes (jetzt sehr ähnlich der Area opaca) beginnen die Zellen, die sich in der Längsrichtung immer weiter theilen, auch in der Querrichtung sich allmählich zu theilen, wobei

1) Bei Ärgonauta bildet sich die Keimscheibe schon in der 7. oder 8. Stunde von dem Beginn der Segmentation.

346 Ussow:

diese Theilung (\n der unteren Peripherie den Anfang nimmt, und sich gegen das Centrum fortsetzt. Der Kern einer jeden Zelle des oberen einschichtigen Keimblattes verlängert sich, und zugleich verlängert sich auch tropfen- artig nach unten das Protoplasma^ worauf sich dann von der Mutterzelle eine neue Zelle abschnürt. Als Ergeb- niss dieser Qnertheilung entsteht anfangs nur im mittleren Ringe der Keimscheibe, später auch in dem Centraltheile und in dem Segmententheiie, ein zweites Keimblatt. An den Stellen, wo dasselbe entstanden ist, wird die Keirascheibe bald ganz undurchsichtig, und erscheint bei auffallendem Lichte matt weiss und milchfarbig.

In den folgenden (annähernd bis zum 4. oder 5.) Tagen setzt sich der beschriebene Wachsthumsprocess, und zwar in allen Theilen der Keimscheibe fort, wobei 1) der Durchmesser ihres noch immer einschichtigen Cen- traltheiles sich ziemlich vergrössert, 2) der mittlere, zwei- oder mehrschichtige, dicke Theil (Area opaca) sich immer mehr gegen den unteren Pol hin verbreitet, 3) die unmittelbar auf den Ring folgende Region der in Zellen- gruppen sich theilenden Segmente, jetzt am Aequator des Dotters (also viel niedriger als früher) beginnt. Die verdickte, innere Schicht der Area opaca, die aus runden; zerstreut liegenden, sich selbstständig (heilen- den 1) Zellen (des zweiten Keimblattes) besteht, bildet an der Gränze des Centraltheiles der Keimscheibe einen Wall, der mehr oder weniger in den Nahrungsdotter hin- eindringt. In Folge dieses Druckes dringt der Nahrungs- dotter seinerseits in den sich ein wenig hebenden Cen- traltheil der Keimscheibe (ähnlich dem „Dotterpfropfe" der Froscheier). Zu derselben Zeit bildet sich aus den von den Segmenten abgeschnürten Zellen noch ein sehr schmaler zweiter Ring, der zwischen dem ersten Ringe und den Segmenten zu liegen kommt. Am 6. und 7. Tage umlagert dieser neue Ring gerade den Aequator

1) Die Zellen theilen sich, sowohl in der Längs- als auch Querrichtung, wodurch ihre Schicht dicker und zum stumpfen Pol hin breiter wird.

Zoologisch-embi^ologische UntersuchungeB. 347

des Dotters. Seine vier- oder fünfeckigen Zellen^ die ziemlich gross sind, liegen in aufeinander folgenden Reihen. Ueberhaiipt ordnen sich alle Zellen, sowohl des inneren als auch des äusseren Keimblattes in solche auf- einander folgende Reihen, wobei die letzteren bei ihrer Theilung, z. B. iVbschnürung, wenn sie für eine kurze Zeit frei werden, vermittelst ihres contractilen Protoplas- mas und der mehr oder weniger kurzen Pseudopodien auf der Oberfläche des Nahrungsdotters sich bewegen. Zu Ende des 7. Tages vermehren sich durch Längs- theilung (Sepiola, LoligOj Argonauta) die Zellen des cen- tralen, conischen Theiles des oberen Keimblattes sehr rasch. Dadurch entsteht eine Verdickung, die aber lange nicht den ganzen Centraltheil der Keimscheibe einnimmt, sondern nur am Rande derselben eine ovale Falte bil- det, welche in der Polarrichtung sich ausbreitend, den Centraltheil allmählich zu überdecken anfängt. Zugleich mit der Bildung dieser Falte senkt sich der von der Falte umschlossene Theil der Keimscheibe ein wenig und bildet eine in der Mitte breitere und tiefere Rinne, die die Form eines gedehnten Rhomboids hat. In dem Rhomboid be- steht die Keimscheibe aus einer einzigen Schicht von Zellen des oberen Keimblattes. Unter der ovalen Falte aber beginnt die Zellenschicht des dort verdickten zweiten Keimblattes durch Quertheilung sich zu ver- doppeln und bildet so zwei Schichten: die obere Haut- muskel- und die untere Darmfaserschicht. Am deutlichsten lassen sich diese beiden Schichten auf der Gränze der früheren Area opaca und des Centraltheiles der Keimscheibe, und zwar auf der zukünftigen Bauch- seite des Embryo beobachten, während sie anfangs so- wohl nach dem Aequator hin, als auch dem Pole zu all- mählich mit einander verschmelzen, und gar nicht unter- schieden werden können. Die fernere Spaltung des zweiten Keimblattes in zwei auf einander liegende Schich- ten geschieht zu der Zeit, wann der Nahrungsdotter am unteren Pole, von den durch endliche Theilung der Seg- mente gebildeten Zellen des oberen Keimblattes, und von der oberen Schicht- länglicher, spindelförmiger Zellen

348 Ussow:

des zweiten Keimblattes ganz umschlossen ist ^).

Am 7. und 8. Tage verändert allmählich der den Nahrungsdotter umschliessende Keim seine ovale Form zu einer vollkommen kugelförmigen. Bei Lotigoy ße- piolaj Ommastrephes bedeckt sich die Oberfläche der meisten Zellen (die an der Stelle, wo die Augenovale sich bilden werden, liegenden und einige andere ausgenommen) des oberen Keimblattes (kugelförmiger Embryo) mit Flimmerhaaren, welche durch ihre fortwährende Bewe- gung die Rotation des Embryo bei den aufgezählten Arten bedingen. Bei Sepia und Argoiiauta rotirt der Embryo weder auf dieser^ noch auf der folgenden Ent- wickelungsstufe. Die Periode der Bildung des Blasto- derma dauert (den Segmentationsprocess eingerechnet) 4 (Argonauia) bis 9 {LoligOj Sepiola), und mehr Tage (? Sepia).

Es bedeckt also zu Anfange der Rotation, mit der die zweite Entwickelungsperiode, die der Entstehung der Organe, beginnt, der Keim den ganzen NahrungsHotter und besteht aus zwei, stellenweise vielschichtigea Keim- blättern: 1) Aus dem Blastoderma oder dem oberen Keim- blatte (Hornblatte). Die Dicke dieses noch immer ein- schichtigen Keimblattes, nimmt mit der Annäherung an den oberen Pol des Nahrungsdotters etwas zu ^), und zwar da, wo die ovale den rhomboidalen, auf der Rücken- seite des Embryo liegenden Theil des Keimes bede- ckende Falte sich bildet. Das rhomboidale, anfangs runde Centrum des Keimes und die ovale, mehr oder weniger breite ringförmige Falte entstehen aus dem, an die s. g. Area opaca gränzenden, auf dem spitzen Pole liegenden, bedeutend gewachsenen Centraltheile der Keimscheibe:

1) Bei Loligo, Sepiola und Ar gonauta] bei Sepia schliesst sich das Blastoderma, wie oben bemerkt, erst in der zweiten Entwicke- lungsperiode ab.

2) Durch Quertheilung seiner Zellen, die cylinderförmig werden, und meistentheils zwei scharf markirte Kerne enthalten.

Zoologisch- embryolögische Untersuchungen. 349

dieser Tlieil aber ist aus den rasch an Zahl gewach-' senen, zu verschiedenen Zeiten erschienenen^ primitiven 14 Furchungskugeln entstanden. Der njittlere Theil des Keimes, der jetzt fast die halbe Oberfläche des Nahrungs- dotters (von dem Rande der oben genannten Falte an bis zum Aequator) bedeckt, und seine grösste Breite auf der Rückenseite erreicht, entspricht dem beträchtlich breiter gewordenen mittleren Ringe der Keimscheibe, welcher Ring aus der Vermehrung der hauptsächlich durch die Meridianfurche von den Segmenten abgeschnür- ten Zellen entstanden ist. Auch hier verdickt sich das erste Keimblatt vorzüglich an den Seiten- und an der Rückenfläche dadurch, dass seine Zellen sich rasch der Länge nach theilen, wobei sie höher und cylinder- förmig werden.

Unmittelbar auf diesen Theil folgt der ziemlich enge, gürtelähnliche, aus den von allen 32 Segmenten gleichmässig abgeschnürten Furciiungskugeln entstandene Theil, welcher den Aequator des Dotters einnimmt, nach oben von dem mittleren Theil (dem zukünftigen Rumpfe des Thieres) und nach unten von dem überall gleich- mässig dünnen, zweischichtigen, am unteren Pole geschlos- senen Blastoderma (Rudiment des Dottersackes) begrenzt wird. In dem genannten, peripherischen, gürtelähnlichen Theile des kugelförmigen Keimes sind die Zellen recht breit, aber zugleich flach, so dass dieser Theil eben so dünn wie das Rudiment des Dottersackes ist. Alle Zellen des oberen Keimblattes unterscheiden sich zu Ende der ersten Periode nur durch ihre Höhe und Breite, was da- gegen ihre Form anbetrifft, so giebt es keine besondere, nur gewissen Theilen des genan^nten Keimblattes eigen- thümliche. Zugleich mit 3- oder 4eckigen finden sich 5-, 6-, 7- ja selbst Seckige Zellen. 2) Aus dem zweiten oder mittleren, an der ovalen Falte die grösste Dicke erreichenden Keimblatte, welches in. zwei Schichten, die Hautmuskelschicht und die Darmfaserschicht, zerfällt. Mit der Entwickelung des Keimes wächst diese Spaltung des zweiten Keimblattes sowohl durch Quertheilung seiner Zellen, als auch durch die Verbreiterung beider Schich-

350 Ussow:

ten, welche in der Richtung vom rhomboidalen Centrum zum Dottersack stattfindet.

Die beiden Schichten des zweiten Keimblattes lagern sich folgendermaassen: a) Die Hautmuskelschicht ver- dickt sich etwas im Centraltheile des Keimes und in dem gürteiähnlich auf dem Aequator des Dotters liegenden Ringe desselben. Durch allmähliche fortgesetzte Theilung der Biastodermazellen (s. den Aufangsmoment der Bil- dung des zweiten Keimblattes) und durch selbstständige Längstheiliing ihrer Zellen, wächst diese Schicht ziemlich schnell unter dem oberen Keimblatte, und schliesst sich am untern Pole des ^ahrungsdotters ab. b) Die Darm- faserschicht findet sich mit der Entwickelung des Keimes nicht nur auf der Bauchseite vor (unter der ringförmigen, ovalen Falte des rhomboidalen Centrums), sondern ihre ziemlich losen, unmittelbar auf dem Nahrungsdotter auf- liegenden Zellenreihen, vermehren sich im mittleren Theile des Keimes auöh gegen die Rückenseite hin. Verschiedene Keimschnitte aus früheren Stadien (z. B. des 10. Tages) zeigen, dass die Zellen der Darmfaser- schicht sich am stärksten an den Seiten der Längsaxe des Keimes, nämlich dort, wo sich später der Verdauungs- apparat entwickeln wird, häufen. Nahe an der Gränze des mittleren und des gürtelförmigen Theiles hört diese Schicht ganz auf, und in dem gürtelähnlichen Theile (Region der Bildung der Arme) und weiter zum Pole des Nahrungsdotters hin, und um denselben herum werden nur die Zellen der Hautmuskelschicht, wie schon oben bemerkt worden ist, angetroffen. P'olglich entsteht die untere oder Darmfaserschicht des zweiten Keimblattes, wie es leicht ersichtlich ist, durch Querspaltung des an- fangs einschichtigen zweiten Keimblattes, also auf die- selbe Weise wie dieses Blatt aus den Zellen des ein- schichtigen Blastoderma oder dem oberen Keimblatte sich gebildet hat. Die Zellen beider Schichten des mittleren Keimblattes sind stets etwas kleiner, aber zahlreicher als die des oberen. Der Form nach sind sie meistentheils oval, nicht selten gedehnt (in der Wand des Dotter- sackes); ihr Protoplasma ist ziemlich dunkel, fettartig.

Zoologisch-embryologische üntersiichuDgeri. 351

und der in einer jeden Zelle eingeschlossene Kern (oft zwei) kann ohne Reagentien fast nicht wahrgenommen werden. Alle Zellen, sowohl des zweiten, als auch des oberen Keimblattes enthalten keine Spur von Hüllen.

JNicht ohne Absicht habe ich so lange bei der Bil- dungsweise, der Selbstständigkeit und der Verbreitung der beiden ersten Keimblätter verweilt, indem die einzige bis jetzt vorhandene, diesen Gegenstand berührende, von El. Mets chnikoff ^) gelieferte, bekannte Abhandlung nicht ganz befriedigend ist. Erstens hat dieser Forscher das zweite, untere ßlatt („parenchymatöse") nicht als das mittlere erkannt, und zweitens auf seine Spaltung in die zwei oben beschriebenen, in der Bildung des Embryonal- organismus eine so wichtige iiolie spielenden Schichten, nicht hingewiesen, ich glaube es ist unnütz hinzuzu- fügen, dasö meine langwierigen Forschungen über die Entwickelung von vier verschiedenen Kopltüsslerarten, die von Kolliker-j aufgestellte einsieht, welche den Kopliüsslern beide Keimblätter abspricht, vollständig wi- derlegen.

iV. Aut'treteu der Orgaue.

Gehen wir jetzt zu der zweiten Periode ^), derjenigen der Entstehung der Organe über. Am ersten Tage dieser Periode (bei LoLigo und tSepioia dem neunten Tage seit Beginn des Furchuugsprocesses; wird die oben beschrie- bene Khomboidalrinne allmählich tiefer und von der läng- lich ovalen, stets wachsenden, die Form eines Schildes annehmenden, an der Bauchseite sich abschnürenden Falte überdeckt. Die Ränder der Falte fangen gegen das Ende dieser Periode an zusammenzuwachsen, und die

1) loc. cit. p. 19.

2) loc. cit. p. 167.

3) Bei Loligo, Sepiola und Argonauta dauert die zweite Ent- wickelungsperiode 5 Tage. lu dieser Mittheilung folge ich Met- schnikofis Eintheilung der Kopffüsblerentwickelung in drei fol- gende Perioden: die erste Bildung der Keimblätter, die zweite Auftreten der Organe, die dritte allmähliche weitere Ent- wickelung der Organe.

352 r s s o w :

rhomboidale Rinne Terwandelt sich in eine flache, im mittleren Theile etwas breitere (besonders bei Sepia) Röhre.

Die schildförmige über der Röhre, hauptsächlich auf der Rückenfläche liegende (aus der zusammenwach- senden Falte entstandene ) hügelförmige Erhebung, die sich aiimählich abschnürt, ist das Rudiment des Mantels, während in der genannten, an beiden Enden geschlosse- nen, in der Mitte breiteren Röhre sich später das Os se- piae {Sepia, Loligo, Sepiola. Ommastrephes, liossia) bilden wird. Die an der Bauchseite sich abschnürende Erhebung wächst sowohl nach oben als auch nach unten, und nimmt anfangs die Form einer Tasse, später die eines Cvlinders an.

Die Wandungen der genannten Primitivrinne *), die sich auf obenangegebene Weise in eine Röhre umbildet, bestehen aus einer einzigen Zeilenschicht -) des oberen

1; Die Lage dieser rhomboidalen YertiefaDg auf der Rücken- seite, ihr frühzeitiges Auftreten (vor allen Organen), ihre fernere Entwickelungsweise, alle diese Thatsachen. weiche an die Primitiv- rinne der Wirbelthiere erinnern, in Betracht ziehend, möchte ich sie ebenfalb Primitivrinne benennen, wobei jedoch selbstverständlich von einer näheren Yergleichung derselben mit der Primitivrinne der Wirbel- thiere nicht die Rede sem kann, da beide Rudimente grundverschiedene Organe darstellen. Obgleich bei den Octopoden {Ärgonauta) sich eben- falls anfangs eine Rinne bildet, so schliesst sich dieselbe doch nicht (die Gattung Cirrhoteuthis ausgenommen?), sondern glättet sich all- mählich aus und verschwindet endlich ganz. In Bezug auf Ärgo- nauta muss ich bemerken, dass Kölliker die Rinne beschrieben (loc. cit. p. 163j und abgebildet (Taf. VI. f. 71— 73) hat, als »eine ziemlich tiefe trichterförmige Grube, <

2) Die cylinderförmigen, den Boden der Rinne auskleidenden Zellen sind ziemlich hoch, während die die Rinne überdeckende und später zusammenwachsende Schicht aus kleinen flachen Zellen be- steht. Einige Uebereinstimmung in der Entstehung dieser Rinne und der des Darmdrüsen blattes gewisser Thiere (z. B. der Artbropoda) und dann die grosse Aehnlichkeit ihrer unter dem oberen Keim- blatte liegenden Zellen mit denen des genannten Darmdrüsenblattes hat mich anfangs irre geleitet und mich glauben gemacht, dass viel- leicht auch bei den Kopfiusslem ein Theil des Darmtractus, ähnlich wie z. B. bei den Krehisen sich bilde (s. die ausgezeichnete, in russischer Sprache erschienene Arbeit Bobrezky's: »Ueber die

Zoologisch-embryologi^che rntersnchungen. 3d3

Keimblattes, während in der ovalen Falte i Rudiment des Mantelsi ausser den verlängerten, cvlinderförmigen, auf ihrer Obertiäche liegenden Zellen noch zwei Zellen- schichten des mittleren Keimblattes sich tinden. Die erste dieser Schichten Hautmuskelschicht' wird, mit der Entwickelung der Falte sich stets vergrössernd, unfer ihren Rändern mehrschichtig ^\ also auch dicker, und diese Verdickung ist die unmittelbare Ursache der Aus- stülpung der Falte über das Blastoderraa und ihrer Ab- schnürung an der Bauchseite.

Ausser den genannten Organen treten zu dieser Zeit auch die Rudimente der Augenövale und der Mund Öffnung auf. Die Mundöffnung. die von aussen nur mit Mühe wahrgenommen werden kann, stellt sich auf den Längsschnitten dieses Stadiums als eine sehr dache Vertiefung des oberen Keimblattes dar. Die Augenrudi- mente, die symmetrisch an den Seiten der Riickendäche Hegen, entwickeln sich vorzüglich aus den länglichen Zellen des oberen Keimblattes, deren einzige Reihe eine liinglich-ovale Wölbung -) über dem Blastoderma bildet.

Der auf die angegebene Weise (s. oben S. 333 Anm. 2) vom Xahrungsdottor in diesem ersten Stadium der Entste- hung der Organe abgehobene Cephalopodenembryo hat die Form einer an vielen Stellen mehr oder minder ver- dickten, mehrschichtigen convexen Scheibe, oder genauer einer hohlen Halbkugel. Die früheste und bedeutendste

Eutwick eluiig des Astacus und des Palaemon«). Krst eine lange Reihe vielfach wiederhoher Beobachtungen hat mich von meinem anfänglichen Irithum überzeugt.

1) Der Theil der llautmuskelschicht, welcher zwischen der Rinne und der Obertiäche des Mantels liegt, bildet sich ^iu der dritten Periodel /u der Cutis mit ihrer muskulöse« und faserigen Schicht um.

2) Diese Entwickelungsweise der primitiven Augenovale, die bald von einer zweiten Falte des obeivn Rlattes bedeckt werden, und dann sich allmählich zu senken beginnen, hat Metschnikoff g^nt richtig bei Sepiola beobachtet (loc. cit. p. 43 49). Für die übrigen Tephalöpoden bestätigen dieselbe meine Untersuchungen und folg- lich erweisen sich die Mein\mgen Kölliker's (loc. cit. p. 99) u. Hensen's (Z. f. wiss. Z. Rd. XV. p. 1S3) als irrthümlich

Arohiv f. Naturg. XXXX Jahrg. Bd. l. 23

354 TT s s o w :

Verdickung entspricht dem schildförmigen, auf der Rü- ckenseite zugespitzten, auf der Bauchseite bogenförmig be- gränzten Mantelrudimente mit der beschriebenen Rhom- boidalrinne, welche auf Querschnitten in der Form einer flachen aber breiten Vertiefung des oberen Keimblattes sich darstellt. Das Mantelrudiment liegt zur Zeit seines Auftretens in der Mitte der ursprünglichen Keimscheibe (Centrum) mit seinem bei weitem grösseren Theile auf der Rückenseite, während der etwas gehobene (sich ab- schnürende) später die Bauchseite umwachsende Theil *nur einen sehr unbedeutenden Raum auf der letzteren einnimmt.

lieber dem Mantel liegen symmetrisch zu beiden Seiten der Rückenfläche die zwei Augenovale und zwi- schen ihnen, an der Gränze der Region der Arme das oben genannte Rudiment der MundöfFnung. Die Seiten- flächen des Embryo entsprechen den später auftretenden s. g. Kopflappen.

Am folgenden Tage traten bei allen von mir unter- suchten Cephalopoden die Kiemen, der Trichter, die Arme und der Anal- oder Afterhügel auf. Zu der Zeit, wann das Mantelrudiment sich von dem Blastoderma an der Bauchseite etwas mehr abgeschnürt hat, wird die Zellenschicht des oberen Keimblattes an den Seiten des Embryo etwas dicker (anfangs durch Längstheilung, wo- durch die Zellen höher werden, dann auch durch Querthei- lung) und bildet zwei anfangs unbedeutende, allmählich wachsende Erhöhungen, die die Rudimente der beiden s. g. Kopflappen sind.

Was die, anfangs an der Bauchseite des Embryo, unweit von dem Rande des Mantels liegenden Kiemen- rudimente anbetrifft, so entwickeln sich dieselben aus der mehrschichtigen Verdickung ^) der Hautmuskelschicht des

1) Am Ende der zweiten und in der dritten Periode lockern sich allmählich die Zellen in der Mitte der soliden Kiemenrudimente und es entstehen netzartige geschlängelte Gänge, in welchen die Kiemenarterien und -venen mit ihren zahlreichen Zweigen sich bilden, cf. van Beneden loc. cit. p. 9. Kölliker loc. cit. p. 89. Metschnikoff loc. cit. p, 61.

Zooiogisch-embryologische Üntersuchungeü. 355

mittleren Keimblattes, die von den Zellen des oberen Blattes bedeckt ist.

Auf der Gränze des vorderen Kopflappens und des Mantelrudiments tritt auf jeder Seite des Embryo eine balbtoondförmige Falte auf, die aus einer Verdickung der Hautmuskelscbiclit entsteht, und wie alle genannten Or- gane, von Zellen des oberen Blattes bedeckt ist. Dieses ist das Rudiment des Trichters, der aus zwei Hälften, deren Ränder auf der Bauchseite sehr spät und zwar am Anfange der dritten Periode zusammenwachsen ^), besteht.

Fast gleichzeitig mit dem Auftreten der Kiemen bildet sich zwischen ihren birnförmigen Rudimenten in der mittleren Linie-) des Embryo ein ziemlich unbe- deutender Hügel, der ebenso wie die meisten Auswüchse aus dem zweiten Keimblatte (in diesem Falle vorzüglich aus der Darmfaserschicht) hervorgeht und ebenfalls von dem oberen bedeckt ist. Dieser Hügel bildet die erste Anlage des Afters. Um dieselbe Zeit treten bei allen von mir untersuchten Kopffüsslern die vier (Argonauta) oder fünf Paare der Armrudimente sehr rasch (höchstens in zwei Tagen) nacheinander, bei einigen die drei ersten Paare gleichzeitig ^), auf. Dieses scheint die von K Ol- li ker^) und darauf von Metschnikoff^) verworfene Beobachtung van B eneden's ^) zu bestätigen. Die Arm- rudimente entwickeln sich als halbkugelige, vorzüglich aus der Hautmuskelschicht bestehende und von Zellen des Blastoderma bedeckte Auswüchse. Sie treten alle an dem ringförmigen, auf dem Aequator liegenden Theile

1) Auf der Rückenseite nähern sich die beiden Trichterhälften schon am vierten Tage der zweiten Periode.

2) In der Längslinie welche durch die Mundöffnung und die Mitte des Mantels geht, und den Embryo in zwei symmetrische Hälften theilt.

3) Bei Loligo, Sepiola und Argonauta.

4) KöUiker loc. cit. p. 60.

5) Metschnikoff loc. cit. p. 35.

6) V an Beneden loc. cit. p. 7 f. 9,

B56 üssow:

der Keimscheibe auf, welcher sich aus einigen (3 4) concentrischen Reihen grosser, aber flacher, von den Seg- menten nach der Meridianfurchung abgeschnürten, an- fangs in isolirten Gruppen zerstreut liegenden Zellen *), gebildet hat.

Am dritten Tage der zweiten Periode treten zu den aufgezählten, sich weiter entwickelnden Organen die Rudimente der Gehörorgane, des Pharynx, der Speicheldrüsen, der Afteröffnung und der äusse- ren Falte der Augenovale hinzu.

Zwischen dem äusseren Rande des Trichterrudiments (da wo seine Knorpel, wenn auch undeutlich, zu bilden sich beginnen) und dem Anfange des vorderen Kopf- lappens, auf beiden Seiten der Bauchfläche des Embryo vertieft sich das obere Keimblatt ein wenig und bildet zwei, anfangs sehr kleine auf Längs- und Querschnitten scharf markirte Grübchen, welche die Rudimente der Gehörorgane darstellen, und erst am Ende der dritten Periode sich einander nähern. Ihre tubenförmigen Stiele, die sich am Ende der zweiten Periode von dem oberen Blatte ganz abschnüren, verwandeln sich in Canäle, die auf den, von der äusseren Oberfläche völlig getrennten Gehörbläschen zu liegen kommen. Die Wände dieser letzteren werden bald an manchen Stellen dicker ^).

Die grubenähnliche Vertiefung des oberen Blattes,

1) S. Furchungsprocess.

2) Im Anfange der dritten Periode bilden sich bei allen von mir untersuchten Kopffüsslern in der Höhle eines jeden Gehörbläs- chens (bei Loligo 0,32 Mm. gross) an deren oberen Wand glän- zende, sich unter einander bald vereinigende, aus einer kalkigen Aussonderung der cylinderförmigen Epithelialzellen (0,04 Mm. gross), bestehende Körnchen, aus welchen die beiden Otolithen (0,048 Mm. gross) hervorgehen. Die Canäle, die auf den Gehörbläschen liegen, krümmen sich (in der dritten Periode) und ihre inneren Epithelial- wände bedecken sich mit Flimmerhärchen. Ueberhaupt stimmen meine Beobachtungen über die Entwickelung der Gehörorgane mit den von Metschnikoff für Sepiola erlangten Resultaten (loc. cit. p. 49—53) überein, weichen aber bedeutend von denjenigen Köl- liker's) loc. cit. p. 168) ab.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 357

welche die Mimdöffnuni^ bildet, dringt immer tiefer (zwischen die zwei sie umringenden Schichten spindel- förmiger Zellen der Darmfaserschicht, welche zwischen dem Nahrungsdotter und der HautmUvskelschicht liegt) vor, und auf dem Boden dieser flachen, taschenförmigen Grube bildet sich ein kleiner, aus Zellen des mittleren Keimblattes (Hautmuskelschicht) bestehender Hügel. Dieser Hügel, der seitwärts, an der hinteren Wand der Grube liegt, und ebenso wie diese von Zellen des oberen Keim- blattes bedeckt ist, stellt den hinteren Theil des Pharynx dar, und bildet sich später (in der dritten Periode) zu dem s. g. Geschmacksorgan mit seinem Muskelgewebe und der hakenförmigen Radula um. Zwischen der hin- teren Wand der ursprünglichen Mundhöhle und dem ge- nannten Hügel schliesst sich die obere Zellenschicht des letzteren zu einer dünnen und kurzen blinden Röhre ab. Diese Röhre verlängert sich ziemlich rasch, theilt sich dann gabelförmig, und bildet so das Rudiment des Aus- führungsganges der Speicheldrüsen, die sich am Ende der beiden Zweige der genannten Röhre ent- wickeln (in der dritten Periode). Die ursprüngliche, im oberen Theile breitere, trichterförmige Grube aber stellt in ihrem oberen Theile das Rudiment der Mundhöhle, im unteren das der Speiseröhre oder des Vorderdarmes dar. Was die übrigen Theile des Pharynx, wie den Unter- und den Oberkiefer und den dicken Muskel des letzteren anbetrifft, so entwickeln sich dieselben in der dritten Periode und zwar die Kiefer als eine Chitinaussonderung der Epithelialhülle der Mund- höhle, und der Muskel als eine Verdickung der Haut- muskelschicht, die der Vorderwand der ursprünglichen Mundgrube anliegt.

Die Veränderung, welche an diesem (3.) Tage im Afterhügel vorgeht, besteht darin, dass in seinem Centrura die Zellen des oberen Blattes eine sich vergrössernde Vertiefung, welche das Rudiment der Afteröffnung ist, bilden.

Ueber einem jeden der dickeiv gewordenen, die ur- sprüngliche Netzhaut bildenden Augenovale erscheint

358 ÜBSOw:

eine Falte (aus Zellen des oberen Blattes), die schnell wächst, am Ende dieser zweiten Periode die ganzen Ovale bedeckt, wobei aber im Centrum der Falte eine kleine Oeffnung übrig bleibt; gleichzeitig entstehen auf der Oberfläche der Netzhaut kleine gelbe Pigmentkörnchen *).

Die beiden beträchtlich dicker gewordenen Kopf- lappen heben sich immer mehr über den Nahrungsdotter empor, während die auf dem Acquator liegende Region der Arme sich zusammenschnürt, und so eine engere Gränze zwischen dem Embryo und dem kugelförmigen Dottersack bildet. Der von der Bauch- oder Rückenseite betrachtete Embryo hat eine leierförmige Gestalt; sein unterer Theil (Mantel) ist von der Bauchseite bedeutend abgeschnürt, der mittlere -) ziemlich breit, und die Re- gion der Arme bildet einen recht merklichen Einschnitt zwischen dem Dottersack und dem eigentlichen Embryo. Der in dem Embryo eingeschlossene Nahrungsdotter hat die Form einer Halbkugel mit einem hügelförmigen Fort- satz, der in den Mantel auf der Rückenseite eindringt.

Der vierte Tag der zweiten Entwickelungsperiodc wird charakterisirt durch das Auftreten zweier kugel- förmigen Zellenhaufen der Darmfaserschjcht des mittleren Blattes, welche Haufen auf der Bauchseite des Embryo,

1) In Bezug auf die Entwickelung der Sehorgane muss ich noch hinzufügen, dass die Linse am Anfange der dritten Periode als eine flüssige, allmählich erhärtende Ausscheidung des aus der genannten Falte entstehenden Corpus ciliare sich bildet. Ihre Gestalt' ver- wandelt sich ziemlich rasch aus einer cylindrischen in eine ovale, und wird endlich kugelförmig. Auf Längs- und Querschnitten der Embryone von Argonauta, Loligo u. a. besteht die Linse aus con- centrischen Schichten einer structurlosen, durchsichtigen Substanz. In der dritten Periode senkt sich allmählich die anfangs convexe, aus zwei Schichten cylinderförmiger Zellen bestehende Netzhaut und wird halbmondförmig concav; das dunkelbraune Pigment bleibt merkwürdiger Weise bis an's Ende des Embryonallebens auf der Oberfläche der Retina.

2) Aus diesem Theile bilden sich allmählich: der Kopf, alle in ihm eingeschlossenen (Organe und einige Organe des Rumpfes.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 359

nahe an den »Seiten der Kiemen, auf deren Spitzen zu dieser Zeit zwei Hügel entstehen, liegen. Diese soliden Zellenhäufchen bilden das Rudiment der Vorhöfe des Herzens, die später von einem Pericardium umgeben sind. Dieses letztere besteht aus einer Zellenschicht des oberen Blattes, die zwischen den Mantel und den Trich- ter eindringt, und die Häufchen ganz umkleidet ^). Das Rudiment der Herzkammer liegt zwischen den Rudi- menten der Vorhöfe, kann nur mit Mühe wahrgenommen w^erden ^) und besteht auch aus einem soliden, anfangs kugelförmigen, dann in einen Cylinder sich verwandeln- den Zellenhäufchen der Darmfaserschicht. Allmählich lösen sich im Centrum eines jeden Häufchens die Zellen von einander, so dass daselbst eine sich vergrösserndc Höhle entsteht, während die Zellen sich spindelförmig verlängern, und ziemlich dicke, muskulöse Wände um die Höhle bilden. Erst in der dritten Periode finden sich z. B. bei den Sepiaembryonen, welche nur 3 4 Mal kleiner als ihr Dottersack sind, ausser den bedeutend entwickelten, schon pulsirenden, eben erwähnten centralen Kreislaufsorganen, auch zwei s. g. Kiemenherzen, die in den beiden vielhügeligen Kiemen, an deren breiter Basis gelegen sind. Die Wandungen der Aorta und alle übrigen, später auftretenden grossen Arterien (z. B. der Augenganglien), Venen und deren Ein- gänge (sog. Nieren) entwickeln sich aus den sich ver- längernden und aneinander reihenden Zellen des mittle- ren Blattes. An demselben Tage sondert sich hinter einem jeden der Augenovale ein kugelförmiges Zellen- häufchen des mittleren Keimblattes ab, welche Häufchen

1) Die recht grosse Pericardialhöhle ist recht deutlich be- merkbar in der ersten Hälfte der dritten Periode.

2) Vorzüglich deutlich stellt sie sich auf den Flächenschnitten aus der ersten Hälfte der dritten Periode dar, und zwar in der Form eines ovalen Zellenhäufchens. Die von dünnen Wänden umschlos- sene Höhle bildet sich sehr langsam, so dass die Entwickelung der Vorböfe um einen bedeutenden Zeitraum derjenigen der Herzkammer vorausgeht.

360 Ü880w:

die Rudimente der Gang Ha optica darstellen. Näher werde ich auf dieselben bei der Beschreibung der Bil- dung des Nervensystems eingehen.

Am Ende des vierten Tages nähern sich die Kopf- lappen einander bedeutend, und der Embryo erhebt sich über den Nahrungsdotter, dessen Wände nur aus einer Schicht cylinderförmiger Zellen des oberen Keimblattes und einer mit ersterer mittelst dünner, contractiler, pro- toplasmatischer Fortsätze verbundenen Schicht des mitt- leien Blattes bestehen und sich rhythmisch zu bewegen anfangen, wodurch die Resorption des Nahrungsdotters beschleunigt wird.

Zu derselben Zeit bilden sich die Zellen des mitt- leren Keimblattes (der Hautmuskelschicht), welche den, vermittelst ihrer Stiele mit der Ausscnwelt in Verbindung stehenden Gehörbläschen anliegen, zu deren Hüllen um.

Am fünften und letzten Tage der zweiten Periode wird die dünne Speiseröhre immer tiefer und erstreckt sich beinahe bis zum Mantel, der zu dieser Zeit auch auf dem Rücken sich etwas emporhebt. In der, etwas tiefer gewordenen, das Aussehen einer blinden Röhre annehmenden Aftergrube geht eine in so fern wichtige Veränderung vor sich, als sie nahe am Eingange sich in zwei Röhren theilt ^): in eine obere das Rudiment des D inten beuteis, der anfangs die Form einer dünnen, kurzen, an ihrem blinden Ende verdickten Röhre

1) Diese Theilung geschieht dadurch, dass unter dem Boden der Aftergrube, der von zwei oder drei Schichten der Darmfaser- schicht bedeckt ist, ein kleiner Auswuchs sich bildet, der allmählich den Boden der Grube beinahe bis an den Eingang emporhebt und auf diese Weise die Grube gleichsam wie durch eine Scheidewand in zwei, unter einem spitzen Winkel sich verzweigende Röhren scheidet. Der Boden der oberen Röhre wird bald breiter, wobei die Zellen seiner Wände bedeutend länger und dicker werden. So entsteht ein Sack, der mit einem kurzen Ausführungsgange versehen ist. Die Wände der Grube werden höher und bilden den s. g. Anal- lappen {Sepia, Sepiola). Die einst von van Beneden (loc. cit. p. 10) beschriebene Verbindung des Dintenbeutels mit der Leber existirt nicht.

Zoologisch-embrj'ologische Untersuchungen. 361

hat, lind in eine untere das ganz gerade, am Ende geschlossene Rudiment des eigentlichen Mastdarmes. Die Wände dieser beiden Röhren, ebenso wie auch die des Oesophagus bestehen aus einer Schicht mehr oder weniger hoher cylinderförmiger Zellen des eingestülpten oberen Blattes, welche von ein oder zwei Schichten spindelförmiger Zellen der Darmfaserschicht des mittleren Keimblattes umgeben sind.

Die fernere Entwickelung des Darmcanals, die in der dritten Periode vor sich geht, besteht im fortwähren- den Wachsen und Tieferwerden seiner genannten Theile. Der Magen bildet sich anfangs als eine Erweiterung des hinteren Theiles der Speiseröhre, welche, nachdem sie sich parallel dem Riickentheile des Mantels, bis zur Hälfte desselben verlängert hat, sich unter einem fast rechten Winkel nach der Bauchseite hin umbiegt und mit dem ursprüni; liehen, länger gewordenen und zum Rücken emporgekrümmten Mastdarme zusammenwächst ').

An der Stelle, wo die Magenverlängerung mit dem Mastdarme zusammentrifft, entsteht eine kleine Erweite- rung, aus der sich in der Folge der Blinddarm bildet. Am Schluss der ersten Hälfte der dritten Periode liegen auf Quer- und Längsschnitten der von mir erforschten Cephalopodcn, hinter dem schon bedeutend entwickelten Dintensack, anfangs näher der Bauchseite des Embryo zwei blinde, keulenförmige, mit dicken W^änden versehene Röhrchen, die sich aus einer Erweiterung des hinteren Theiles des Darmcanals entwickelt haben und das Rudi- ment der Leber darstellen. Erst in der postembryonalen

1) Den Moment des unmittelbaren Zusammenwachsens zu be- obachten ist mir bis jetzt nicht gelungen; mich aber auf Längs- schnitte sehr naher Stadien, und zwar solcher Embryone, bei denen der lange, am Ende verdickte Vorderdarm bis zu zwei Dritteln der Mantelhöhe sich erstreckt (erste Hälfte der dritten Periode) und der Mastdarm sich bogenförmig nach der Rückenseite hinaufkrümmt, und dann auf einige Schnitte (aus der zweiten Hälfte der dritten Periode), wo der wenig verschlungene Darmtractus in seiner ganzen Länge sichtbar ist, stützend, glaube ich fest behaupten zu dürfen, dass dieses Zusammenwachsen in der That stattfindet.

362 üssow:

Zeit, nachdem der Nahrungsdotter ganz resorbirt ist, vergrössern sich die beiden Leberhälften sehr rasch, nähern sich einander und nehmen an der Rückenseite ihren gewöhnlichen Platz ein.

Was den Vormagen oder s. g. Kropf anbetrifft, so entwickelt er sich bei dem Argonautaembryo in der ersten Hälfte der dritten Periode auch als eine unter dem Cerebralganglion liegende Erweiterung der Speiseröhre. Die Wände aller genannten, zu verschiedenen Zeiten ent- standenen Erweiterungen, aus denen die verschiedenen Haupt- und Nebentheile des Darmtractus sich bilden, be- stehen aus ein oder zwei Reihen spindelförmiger Zellen der Darmfaserschicht und aus den cylinderförmigen Zellen des nach innen eingebogenen oberen Keimblattes, welches dann die Rolle des Darmdrüsenblattes der Embryone anderer Thiere zu spielen scheint und, wie ich glaube, dem eingestülpten Theile des oberen Blattes, aus dem bei Amphioxus ^), den einfachen Ascidien 2), einigen Coc- lenteraten 3), ßrachiopoden '*), Würmern ^) u. s. w. die Darmhöhle sich bildet, entspricht.

Auf keinem einzigen Entwickelungsstadium des Kopf- füsslerembryo steht der Nahrungsdotter in irgend welcher unmittelbaren Verbindung mit der von ihm vollständig getrennten Höhle des Darmtractus, was schon von K ö 1- liker^) und Metschnikoff'^j in W^iderspruch mit den irrthümlichen Behauptungen älterer Forscher ^) bemerkt

1) Mem. d. l'Acad. d. St. Petersb. T. XL Tf. I. f. 6, Tf. II. f. 20.

2) Mem. d. l'Acad. d. St. Petersb. T. X. Tf. I. f. 10, 16.

3) Götting. Nachr. p. 154 11. f. 1868. Beobacht. üb. d. Entw. d. Coelent. (in russ. Spr.) Tf. II, III, IV, VI. 1873.

4) Beob. üb. d. Entw. d. Brachiop. (in russ. Spr.) Tf. I. f. 3, 10. 1874.

5) Mem. d. l'Acad. d. St. Petersb. T. XVI, Tf. I, VI. S. auch die oben citirte Arbeit Bobrezky's Tf. I. f. 1 8.

6) loc. cit. p. 86.

7) loc. cit. p. 64.

8) van Beneden loc. cit. p. 8. Chiaje Mem. 2te Auö. Bd. I. p. 40.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 363

worden ist. Arn Ende der zweiteu Periode hat der innere Nahrung«dotter die Form eines Cylinders, von welchem drei Fortsätze auslaufen. Der untere, spitz zu- laufende Fortsatz ist wie früher im Mantel eingebettet, während die beiden sichelähnlichen Seitenfortsätze in die Kopflappen hinter den Augen unter die Ganglia optica eindringen. Aus dem Dottersack in den Embryo gelangt der Nahrungsdotter durch einen cylinderförmigen, sich allmählich verengernden, durch das Zusammenwachsen der Kopflappen gebildeten Canal, der zwischen dem Oe- sophagus, dem Ganglion pedale und dem Ganglion vi- scerale liegt. Während der ganzen Dauer der Entwickc- lung wird die ganze Masse sow^ohl des inneren als auch des fortwährend in den Embryo übergehenden äusseren Nahrungsdotters all mählich von den Zellen verschiedener ihm anliegender Organe und Gewebe resorbirt.

Diese kurze Darlegung der Resultate meiner lang- wierigen Untersuchungen (an lebenden Embryonen und verschiedenartigen Schnitten derselben) über die Ent- wickclung des Verdauungsapparates der Cephalopoden wi- derspricht in allen ihren Theilen der irrthümlichen Mei- nung Kolli ker's ^), als ob der ganze Darmtractus sich ursprünglich als ein solider Strang, in welchem erst nach- träglich Höhlungen entstehen, sich bilde, und bestä- tigt die genauen A^ngaben Metschnikoff s 2) über die Entstehung des Darmtractus bei Sepiola aus zwei, sich gegenüberliegenden Einstülpungen des oberen Keimblattes.

Was die Leibeshöhle anbelangt, so glaube ich dass es am richtigsten ist, so den ziemlich engen und unbedeutenden Raum, welcher zwischen der peripherischen Schicht der Hautmuskelschicht und 1 2 Reihen der, die muskulöse Hülle des Darmtractus bildenden Darmfaser- schieht sich findet, zu nennen. Diese ganze, vollständig abgeschlossene Leibeshöhle ist von länglichen, das s. g. Bauchfell oder den Peritonealsack (in welchem

1) loc. cit. p. 93.

2) loc. cit. p. 58, 67.

364 Ussow:

der Verdauungsapparat, die Ceniralorgane des Blutsy- stems und später auch die Geschlechtsorgane liegen) bil- denden Zellen der Hautmuskelschicht begränzt. Der innere Nahrungsdotter ist nie von einer besonderen ;,Ab- grenzungsschichte", wie es Kölliker meint ^), umschlos- seu; sondern liegt frei in der Leibeshöhle und der seit dem Beginn der Entwickelung von ihm eingenommene Raum entspricht der Segmentationshöhle der holopla- stischen Eier mit totaler Furchung vieler anderen Thiere. Die Athmungsorgane beide Kiemen und der Trichter liegen in einer besonderen, offenen Athemhöhle, die nur von dem Bauchtheile des Mantels bedeckt und von innen mit einfachem, dünnen, die Fortsetzung des oberen Keimblattes bildenden, auf den frühesten Ent- wickelungsstadien des Mantels, bei seiner Abschnürung von der Bauchseite hier eindringenden Epithel ausge- kleidet ist.

Noch bleibt mir jetzt die Zeit des Auftretens des Nervensystems und seiner Bildungsweise bei den Kopf- füsslern zu erwähnen. Nach einer langen Reihe viel- fach wiederholter und stets dasselbe Ergebniss liefernder, auf diese Frage sich beziehender Beobachtungen, muss ich wohl für immer dem Wunsche entsagen, in der Ent- wickelung des Nervensystems der Cephalopoden irgend eine Aehnlichkeit mit der Entwickelung desselben bei den Wirbel-, Mantel-, Glieder- und Weichthieren zu fin- den. Während sogar bei vielen dem Typus der Arthro- poden und Mollusken zugehörenden Arten wenigstens einige Nervenknoten, wie das bewiesen ist ^), sich zwei- felsohne aus dem oberen Keimblatte entwickeln, ent- stehen alle Nervenknoten der KopfFüssler aus mehr oder

1) loc. cit. p. 61, 87, 167. In Bezug auf Sepiola hat Metsch- üikoff diese Ansicht mit Recht verworfen.

2) S. die obengenannte, ausgezeichnete Arbeit Kowalevsky's, Mem. d. l'Acad. d. St. Petersb. T. XVI p. 19 Tf. V p. 24 Tf. VII auch die genannte Arbeit Bobrezky's Tf. III. M. Ganin War- schauer Universitätsberichte 1873. 1. S. auch Bericht f. Anat. u. Phys. 1873 p. 360.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 365

weniger compacten Verdickungen des mittleren Keim- blattes (Ilautmuskelschicht), folglich nach der Bildungs- weise der peripherischen Ganglien bei den Wirbelthieren und Wirbellosen, worauf auch schon Metschniko f f 0 in Bezug auf Sepiola theilweise hingewiesen hat. Nach dieser Vorbemerkung werde ich nun in wenigen Worten die Reihenfolge, in der die Nervenknoten auftreten, ihre anfängliche Form und ihre ursprüngliche Lage im Kopf- füsslerembryo besprechen.

Oben schon habe ich der Zeit des Auftretens des paarigen Augenganglion erwähnt. Die anfangs wenigen, sich rasch vermehrenden Zellen des mittleren Blattes, von denen sich allmählich die zwei ovalen Häuf- chen (die Rudimente genannter Ganglien) iabsondern, sind schon beim frühesten Auftreten der Augenovale bemerk- bar. Am Ende der zweiten Periode haben diese recht umfangreichen, an den Seiten des breiten viereckineg Kopfes des Embryo liegenden Rudimentarganglien die Form zweier unregelmässiger Halbkugeln, deren gewölbte Oberfläche an die zu dieser Zeit schon concav werdende Netzhaut angränzt, während die flachen Seiten sich den Rudimenten des Cerebral- und des Visceraigan- glion zuwenden. Das erste von diesen beiden, so eben genannten Ganglien das am fünften Tage der zweiten Periode erscheinende Cerebralganglion entsteht ebenfalls aus zwei compacten Zellenhäufchen der Haut- muskelschicht, welche durch eine breite aber kurze, aus einigen Schichten ebensolcher Zellen bestehende Commis- sur verbunden sind. Das Rudiment des anfangs paarigen Cerebralganglion, das auf der Rückenseite, zu den Seiten des blinden Oesophagusrudiments liegt, wird mit der Ent- wickelung des Embryo immer breiter und dicker, so dass gegen das Ende der dritten Periode die anfangs scharf markirte Commissur der beiden Hälften verschwindet und der Knoten eine ziemlich umfangreiche, compacte Masse darstellt. Zwei, schon am vierten Tage der zweiten Pe- riode bemerkbare, paarige, compacte Zellenhäufchen des

1) loc. cit. p. 41, 67.

366 Ussow:

mittleren Blattes, die hinter den von einander ziemlich entfernten Rudimenten der Gehörorgane liegen, sondern sich allmählich in der ersten Hälfte der dritten Periode, zu den paarigen Rudimenten der Pedal- und Visce- ralganglien. Die beiden Hälften des ersteren wachsen ziemlich rasch, und in der zweiten Hälfte der dritten Periode, wann die Kopflappen sich einander mehr nähern, vereinigen sie sich zu einem halbmondförmigen, den grösseren Theil des vorderen Kopflappens einnehmenden, über den Gehörorganen liegenden Nervenknoten. Sein oberer Theil liegt auf gleicher Höhe mit der Mundöffnung, etwas höher als das ihm gegenüberliegende Cerebralgan- glion, an das es mit seinen Seiten anstösst.

Das gleich hinter ihm liegende, anfangs aus zwei, später zusammenwachsenden Hälften bestehende Visce- ralganglion entwickelt sich auf dieselbe Weise. Alle drei obengenannte, anfangs paarige Ganglien (Cerebral-, Pedal- und Visceralganglion) nähern sich einander all- mählich und verbinden sich zu einer Schlundnervenmasse erst gegen das Ende des Embryonallebens. Ihre Ver- bindung geht sehr langsam, mit der Verminderung des zwischen ihnen, im Kopf und in dem sog. Halse liegen- den Nahrungsdotters Schritt haltend, vor sich. In der zweiten Hälfte der dritten Periode erscheinen die paarigen aus kleinen, kugelförmigen, compacten Zellenhäufchen des mittleren Keimblattes bestehenden, an beiden Seiten des Pharynx liegenden Rudimente des oberen und des unteren Buccalganglion. Gleichzeitig und auf ähn- liche Weise entstehen die paarigen Ganglia stellata an denselben Stellen, wo sie bei erwachsenen Kopffüss- lern gefunden werden, und auch das recht grosse, kugel- förmige Ganglion splanchnicum, das zwischen dem Magen und den beiden Hälften der Leber liegt.

Der innere Bau aller genannten Nervenknoten fängt bald nach ihrem Auftreten sich zu differenziren an. Im Centraltheile der, anfangs aus rundlichen, einförmigen Zellen des mittleren Blattes bestehenden Ganglien er- scheint eine dunkle feinkörnige Masse („Punktsubstanz^), die aus sehr feinen, verschieden sich kreuzenden Fibrillar-

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 367

fasern feinen Fortsätzen der sich allmählich zu kleinen braunen Nervenzellen umbildenden ursprünglichen Zellen des mittleren Blattes besteht. Schon am Ende der ersten Hälfte der dritten Periode kann man, besonders im peripherischen Theile der Augenganglien, an ver- schiedenen Stell6n der Cerebralganglien und später auch an allen übrigen Knoten, sowohl das Entstehen der inne- ren, als Commissur den verschiedenen Ganglientheilen die- nenden, als auch das der nach aussen fortlaufenden dünnen Nervenbündel (z. B. der breiten aber kurzen Nervi optici, die den peripherischen Theil der Augenganglien mit der Netzhaut vereinigen) deutlich beobachten. Die periphe- rischen Hautnerven entwickeln sich gegen das Ende des Embryonallebens unabhängig von den Ganglien, an den Stellen, die sie auch später einnehmen, aus den länglich gewordeneu, unter sich sich verbindenden Zellen der Hautmuskelschicht.

Alle diese kurz dargestellten Ergebnisse habe ich hauptsächlich auf dem Wege des vergleichenden Studiums verschiedener, verschiedenen Entwickelungsstadien zuge- höriger Schnitte erlangt, während eine mehr oder weni- ger genaue Untersuchung des Nervensystems an lebenden Embryonen ihrer ündurchsichtigkeit wegen fast unmög- lich ist. Da es ziemlich schwierig ist, ohne Abbildungen die verschiedenen Veränderungen in der Form und der Lage aller Theile des Nervensystems zu beschreiben, schliesse ich hier meine Darstellung des Nervensystems, alle Details für eine ausführlichere mit Tafeln versehene Arbeit, die bald erscheinen wird, aufsparend.

An der Bildung der verschiedenen Hautschichten nimmt bei allen von mir untersu^chten Kopffüsslern nicht allein das obere Keimblatt, wie es Metschnikoff ^) glaubt, sondern auch und zwar vorzüglich die Hautmus- kelschicht des mittleren Blattes Antheil. Die Haut fängt an sich zu differenziren in den ersten Tagen der dritten Periode (bei Loligo und Sepiola annähernd am 19ten, bei Argonauta am 14— I5ten Entwickelungstage). Das obere

1) loc. cit. p. 37.

368 TIssow:

Keimblatt bildet nur die aus cylindrischen, überall gleichen Zellen bestehende, bei den rotirenden Embryonen an vielen Stellen (vorzüglich auf dem Mantel) von Flimmer- haaren bedeckte Epidermis. Die äussere, sehr dünne Schicht länglich gev^rordener Zellen der Hautmuskel- schicht bildet die s. g. faserige Schicht, während aus den unteren Schichten die Chromatop hören und vorzüglich die Muskel- und Bindegew^eb efasern, die in der Lederhaut (Cutis) liegen, sich bilden. Die Chromatophoren entstehen in der ersten Hälfte der dritten Periode aus grossen runden, anfangs Kerne ent- haltenden Zellen der Hautmuskelschicht. Das gefärbte Protoplasma dieser Zellen schrumpft zu der Zeit, wann auf der Zelle eine recht dicke Hülle erscheint, zusammen, wobei der Kern unsichtbar wird. Solche neu gebildete, anfangs auf dem Mantel, später auf dem Kopf und den Armen erscheinende Chromatophoren fangen sich zu con- trahiren an, wann die strahlenförmig um dieselben ge- lagerten Zellen sich spindelförmig ausdehnen, und so ihre längst von Keferstein^) und Bohl 2) beschriebenen, contractilen Muskelfasern bilden.

Ich erachte es hier nicht für nothwendig, die Bil- dung der Knorpel in ihren Einzelnheiten zu beschreiben, da alles was ich in Bezug darauf bei Sepia, Loligo und Argonauta beobachtet habe, vollkommen mit den von Metschnikoff ^) für Sepiola erlangten Resultaten über- einstimmt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass alle in der dritten Periode sich differenzirenden Knorpel (die napfförmigen, die Augendeck-, die Kopf-, die Flossenknorpel u. a.j sich aus bedeutenden Ver- dickungen (z. B. im vorderen Kopflappen, unweit der Augen) des oberen Keimblattes, an den Stellen, wo sie auch später bei den erwachsenen Thieren gefunden werden, entwickeln.

Was die Entwickelungsweise des paarigen G eru chs-

1) Bronn's Klassen u. Ordn. Bd. III. Abth. II. p. 1324

2) Beitr. z. vergl. Histol. p. 70 Tf. III. f. 40, 41.

3) loc. cit. p. 39 u. f.

Zoologisch-embryologische Untersuchungen. 369

Organs der Kopffüssler, welches auf der Baucböeite, hinter den Augen liegt, und gegen das Ende der dritten Periode (Sepia, Loligo, Septold) ursprünglich in der Form eines Hügels und dann einer grubenähnlichen Vertiefung des oberen Blattes erscheint, anbetrifft, kann ich nur die darauf sich beziehenden Forschungen Kölliker's ^), Metschnikoffs -) und Tsch er nof f's ^) bestätigen.

Damit schliesse ich die Aufzählung der Resultate meiner fast zweijährigen, ununterbrochenen Untersu- chungen über die Entwickelung der vier genannten Kopf- füsslerarten ab. Gegenwärtig diese Studien weiterführend und ergänzend, hoffe ich bald eine ausführlichere Arbeit veröffentlichen zu können.

Der grösseren Uebersichtlichkeit aller von mir be- sprochenen Vorgänge halber, glaube ich dass es nicht unnütz sein wird, hier nochmals die Hauptmomente der Embryonalentwickelung der oben genannten Kopffüss- lerarten in ihrer Aufeinanderfolge aufzuzählen.

Nachdem der grössere Theil des Protoplasma der primitiven Eizelle oder des, die ganze Masse der durch- sichtigen, fettartigen Flüssigkeit (Nahrungsdotter) gleich- sam wie mit einer Hülle umgebenden Bildungsdotters auf die oben beschriebene Weise (s. Furchungsprocess) in eine Schicht flacher oder cylinderförmiger (am oberen, zugespitzten Pole des Eies höherer). das Blastoderma oder das obere Keimblatt (Hornblatt, Sinnesblatt) bildenden Zellen umgewandelt hat, entsteht am 2ten (Argonauta) oder 3ten {Loligo, Sepiola) Entwickelungstage in dem mittleren Theile (Area opaca) dör Keimscheibe durch Quertheilung des oberen Keimblattes ein zweites Blatt, das in der Periode des Auftretens der Organe die Rolle des mittleren Blattes der Wirbel-, Glieder-, Weich- thiere u. a. spielt und ebenso wie jenes Blatt bei einigen

1) loc. cit. p. 107 u. f.

2) loc. cit. p. 53.

3) Bull, de la soc. d. nat. de Moscou p. 87 Tf. I. 1869. Archiv für Naturg. XXXX. Jahrg. 1. Bd. 24

370 Ussow:

der geuannteu Thierc sich bald in zwei verschiedene Schichten, die llautmuskel- und die Darmfaserschicht, spaltet.

Aus dem sich derait spaltenden, und auch aus dem oberen auf den zwei entgegengesetzten (der Bauch- und der Rückenseite) Seiten des Embryo sich einstülpenden ersten Blatte entwickelt sich auf der breiten, bis zum Aequator des Eies sich erstreckenden halbkugeligen Keimstelle oder -scheibe im Zeiträume von 25 {Argonauta) bis 40 {Loligo) Tagen das Kopffüsslerjunge. Der untere, bei den meisten der genannten Arten auf dem stumpfen Eipole am Ende der ersten Periode sich abschliessende Theil des Keimes bildet sich zu dem aus dem oberen Keimblatte und der Hautmuskelschicht zusammengesetz- ten Dottersack um.

Die Entwickelung beginnt imCentraltheile der Keim- scheibe und zwar durch das Auftreten auf der zukünf- tigen Rückenseite des Thieres der anfangs unbedeuten- den Furche, weiche ziemlich rasch die Gestalt einer Rinne annimmt, und später sich in eine völlig geschlos- sene Röhre verwandelt.

Gleichzeitig mit der Primitivrinne erscheint das sie umgebende, allmählich über ihr zusammenwachsende, zu- erst von der Bauch-, später und langsamer auch von der Rückenseite sich abschnürende Rudiment des Mantels.

Dann erscheinen nach einander die iVugenovale, das Rudiment des vorderen Theiles des Darmtractus, die paarigen Rudimente der Kiemen, des Trichters, der Arme, der Gehörorgane, und in dem anfangs soliden Afterhügel die grubenähnliche, sich später in den Dintenboutel und den hinteren Theil des Darmcanals (Mastdarm, Rectum) umbildende Vertiefung.

Später als die genannten Organe treten die Cen- traltheile des Kreislaufs (die Vorhöfe, die Herzkammer u. a.) und diejenigen des Nervensystems (die paarigen Ganglien: optica, cerebralia pedalia, visceralia, buccalia, stellata und das unpaarige Ganglion splanchnicum) auf.

Alle in der aufgezählten Reihenfolge auftretenden Organe entwickeln sich aus drei verschiedenen Keim-

Zoologisch-embryologische Uutersuchungen.

371

blättern auf doppelte Weise: entweder als eine Local- verdickung (Auswüchse und innere Verdickungen) bald des oberen Keimblattes, bald der einen oder der anderen Schiebt des mittleren Blattes, oder als eine Einstülpung des oberen Blattes. Im ersteren Falle spielt das obere Blatt häufig die Rolle einer dünnen äusseren Hülle des aus der Hautmuskel- oder der Darmfaserschicht bestehen- den Organrudiments, oder dasselbe spaltet sich in meh- rere Schichten; von welchen die unteren das eigentliche Or^an bilden. Im zweiten Falle bildet das obere Blatt an verschiedenen Theilen der Keimscheibe verschiedene Vertiefungen und dringt in das mittlere Blatt ein, welches dann die Hülle des Organs bildet.

Die folgende Tabelle giebt eine Uebcrsicht der Art und Weise des Auftretens eines jeden Organes.

a

I Des oberen Keim- blattes.

Die Augenovale.

der Haut- 1 ^^^^ Mantel, die Flossen, die muskel- JKiemen, der Trichter, die Arme, Schicht. das Geschmacksorgan.

der Darm- faserschicht.

Der Afterhügel (Anallappen).

Des oberen Keim- blattes.

Alle Knorpeln.

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der Haut- muskel- schicht.

: Alle centralen und periphe- 'rischen I^ ervenknoten.

der Darm- faserschicht.

Die Vorhöfe, die Herzkammer.

Einstül- pung oder Vertie- fung.

Des oberen Keim- blattes.

I Die Primitivrinne, die Ge- ihörorgane, die Geruchsorgane, der Vorder- und der Hinter- theil des Darmtractus, der Din- Itenbeutel, die Ausführungsgänge j der Speicheldrüsen.

W^as den Magen (und auch den s. g. Kropf), den Blinddarm und die Leber anbetrifft^ so sind dies secun- däre Bildungen, die aus Erweiterungen der ursprüng- lichen Darmröhre entstanden sind; zu den secundären Organen müssen auch die Speicheldrüsen und die sog. Kiemenherzen hinzugerechnet werden.

372 üssow: Zoologisch -embryologische Untersuchungen.

Zur Uebersicht des Antheils, den die verschiedenen Keimblätter an der Bildung der einzelnen Organe nehmen, flige ich noch folgende Tabelle bei:

Das obere Keimblatt.

Die Wände der Röhre, in der das Os se- piae sich bildet, die Epidermis (die obere Haut des ganzen Körpers und die äussere Bedeckung des Trichters und der Kiemen) die Seh-, Gehör- und Geruchsorgane, das Pericardium, alle Knorpel (die Kopf-, Au- jgendeck-, Trichterknorpel u. a.).

Das mittlere Keimblatt.

Die Haut-

muskel- schicht.

Die Darm- faserschicht.

Die Kiemen, die Arme mit ihren Saug- näpfen, alle Muskeln, die Cutis (faserige Schicht, Chromatophoren, Muskelfasern u.a.), das Bauchfell, die Kiemenherzen, die Nieren und alle Blutgefässe, das Geschmacksorgan, die Hülle der Gehörorgane, das periphe- rische und das centrale Nervensystem.

Die Wände des centralen Kreislaufsys-

tems, die Vorhöfe, die Herzkammer, kulöse Hülle des Darmtractus und tenbeutels.

die mus- des Din-

T^ TW j .. 11^.1 Die innere Epithelialhülle des Darmtrac- Das Darmdmsenblatt L^^ ^^^ ^j^^^ ^^.^^^ Nebenorgane (Blind- (das emgest^ulpte obere ^^^m, Leber), der Speicheldrüsen und des Dintenbeutels.

Keimblatt).

Die Entwickelung der drei von mir untersuchten Zehnfüssler, mit der Entwickelung des einzigen Acht- füsslers, w^elcher mir zugänglich war, vergleichend, finde ich eine grosse Uebereinstimmmiing in derselben mit der Ausnahme jedoch, dass die Primitivrinne, welche ich oben für die Zehnfüssler beschrieben habe, sich bei Ar- gonauta nicht schliesst. Was die Zeit und die Art und Weise des Auftretens der Hauptorgane (Verdauuugsappa- rat, Centralnervensjstem, Kreislaufsorgane u. s. w.) bei den Embryonen der beiden Gruppen anbetrifft, so ent- sprechen sie einander vollkommen.

Die keine Wichtigkeit habende Thatsache des späten Auftretens des Dottersackes bei Sepia, welche schon von Kölliker^) bemerkt worden ist, bildet die einzige, bei den übrigen Zehnfüsslern sich nicht wiederholende Ei- genthümlichkeit jener Gattung.

1) loc. cit. p. 60.

(Fortsetzung im nächsten Jahrgange.)

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